Journal für Hirnforschung: Band 1, Heft 4/5 1954 [Reprint 2021 ed.]
 9783112526903, 9783112526897

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JOURNAL FÜR HIRNFORSCHUNG Organ des Instituts für Hirnforschung und Allgemeine Biologie in Neustadt (Schwarzwald)

Herausgegeben von

Cécile und O s k a r Vogt

BAND 1 • HEFT 4/5 • 1954

A K A D E M I E - V E R L A G

D a s J o u r n a l e r s c h e i n t In z w a n g l o s e r F o l g e

• B E R L I N

in H e f t e n v o n v e r s c h i e d e n e m U m f a n g . 12,-

DM, ein B a n d 7 2 , -

DM.

ff

8

6 H e f t e bilden einen B a n d . Ein E i n z e l h e f t kostet

Inhalt des Heftes 4 5 des 1. Bandes BALTHASAR,

K.,

Lebensgeschichte der vier größten Pyramidenzellarten in der

Schicht

V

der menschlichen Area gigantopyramidalis SCHIFFER,

v.

Seite

281

D., Sur l'action réparatrice du noyau des cellules nerveuses

326

K., Zur Lebensgeschichte des Nucleus basalis, tuberomammillaris, supraopticus und paraventricularis unter normalen und pathogenen Bedingungen

BUTTLAR BRENTANO,

337

D as „Journal für Hirnforschung" wird — wie bis 1942 das „Journal für Psychologie und Neurologie" — die Forschungsergebnisse des Institutes für Hirnforschung und allgemeine Biologie in Neustadt/Schwarzwald veröffentlichen. I m Mittelpunkt der Forschungen dieses Institutes steht die Hirnanatomie, und zwar jene Teile derselben, die die wichtigsten Erkenntnisquellen für die räumlichen Beziehungen zwischen materiellem Hirngeschehen und Bewußtseinserscheinungen darstellen. Vertiefung der architektonischen Gliederung des Gehirns, Aufdeckung des anatomischen Ausdrucks individueller Besonderheiten Gesunder, Kranker und „zurechnungsfähiger" Asozialer, Ausnutzung der pathologischen Anatomie für die Schaffung einer ätiologischen Klassifikation der sogenannten funktionellen Neurosen und Psychosen, Klärung der aufbauenden und reparatorischen Funktionen des metamitotischen Arbeitskernes der Nervenzellen: das sind gegenwärtig die Hauptforschungsgebiete des Institutes. Bestellungen an eine Buchhandlung erbeten Wenn Sie unsere Literatur nicht in Ihrer Buchhandlung erhalten können oder Schwierigkeiten bei der Beschaffung haben, dann wenden Sie sich bitte an eine der nachstehenden Auslieferungsstellen oder direkt an den Verlag. Auslieferung für die Deutsche Demokratische Republik: L K G Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel Leipzig C 1, Leninstraße 16

Auslieferung für die Bundesrepublik: Buchhandlung K u n s t u n d W i s s e n , Inhaber: E r i c h Stuttgart N, Eduard-Pfeiffer-Straße 99 a

Bieber

Auslieferung für das gesamte Ausland: Deutscher Buch-Export und -Import, GmbH, Leipzig C 1, Postschließfach 276 *

Akademie - Verlag, B e r l i n W 8 , Mohrenstraße 39, Ruf 20 03 86 Sammelnummer Telegramm-Adresse : Akademieverlag Berlin H e r a u s g e b e r u n d v e r a n t w o r t l i c h f ü r den I n h a l t : und allgemeine Biologie, Neustadt/Schwarzwald. (Fernruf: 2003 86); Postscheckkonto:

Dr. Cécile und P r o f . Oskar V o g t , I n s t i t u t

Berlin 3 5 0 2 1 .

Bestell-und Verlagsnummer

dieses

Jena.

Preis

je

E i n z e l h e i t 12,— D M .

Ein B a n d 72,— DM.

V e r ö f f e n t l i c h t u n t e r der L i z e n z n u m m e r Demokratischen

Satz

und

Druck:

Hirnforschung

Mohrenstraße 39

Heftes:

„ J o u r n a l f ü r H i r n f o r s c h u n g " e r s c h e i n t in z w a n g l o s e n H e f t e n v o n v e r s c h i e d e n e m U m f a n g . Band.

für

Verlag: Akademie-Verlag G m b H . , Berlin W 8 ,

1018/1/4-5.

Druckerei

„Magnus

1 2 3 0 des A m t e s f ü r L i t e r a t u r und V e r l a g s w e s e n der Republik.

P r i n t e d in

Germany.

Das

6 H e f t e b i l d e n einen Poser",

Deutschen

J O U R N A L FÜR

HIRNFORSCHUNG

B A N D 1 • H E F T 4/5

1954

(Aus dem Institut für Hirnforschung und allgemeine Biologie, Neustadt/Sclvwarzwald)

Lebensgeschichte der vier größten Pyramidenzellarten in der V. Schicht der menschlichen Area gigantopyramidalis Von

K.

Balthasar

Mit 2 Tabellen und 105 Kleinbildern

Inhaltsangabe

Seile 282

Einleitung A. B i s h e r i g e B e f u n d e : Unterschiede der vier Nervenzellarten

282

1. im normalen adulten Zustand (Fälle A 58 und A 43)

282

2. im Reifungsprozeß (Fälle F 80, E 119, E 115)

283

3. im normalen Altern (Fälle A 49, A 76, Li)

284

4. bei der amaurotischen Idiotie (Fall Me 3)

286

B . N e u e B e f u n d e : Die Veränderungen der vier Nervenzellarten

287

1. bei den sogenannten Systemkrankheiten (Fälle Cg 36, B u 4 0 , B u 91, S p a 4 und 5, T I ,

288 Roe,

Schio)

2. bei der chronisch-progressiven Chorea: a) bei der unkomplizierten H u n t i n g t o n s c h e n K r a n k h e i t (Fälle B u 5, C l l , C 14, C 26, C 32, C 35)

288

b) bei der H u n t i n g t o n s c h e n Chorea mit sekundärem Ödem (Fälle E m , C 4 5 , C 47, c)

F r o 4)

290

bei H u n t i n g t o n s c h e r Chorea mit sekundärer Dyshorie (Fall C 33)

297

3. bei der W e r n i c k e s c h e n Pseudoencephalitis (Fälle Gr 3, C 54)

299

4 . bei der Pellagra (Fälle B u 24, A 53)

301

5. bei Kreislaufstörungen: a) bei der Ischämie (Fälle C 7, C 9)

304

b) bei der Krampfhypoxie (Fall C 55)

308

c) bei akuter CO-Vergiftung (Fall U 2)

309

6. bei der Epilepsie (Fälle B u 45, Gr 1, Me 2)

311

7. bei der Schizophrenie (Beispiele: B u 19, B u 46, B u 42)

312

C. Besprechung

314

1. Häufigkeit und Art der pathologischen Zellveränderungen in bezug auf die klinischen Diagnosen der Fälle

315

2. Ungleiche Veränderungen der vier Zellarten

319

a) zellörtliche ( = lokozelluläre) Differenzen

319

b) ganzzellige ( = totozelluläre) Differenzen

320

3. Die Ursachen der Zelldifferenzen

321

Zusammenfassung

323

Literaturverzeichnis Vogt,

Hirnforschung.

324 B d . 1.

19

282

K. BALTHASAR

für

Journal Hirnforscluing

Einleitung Die großen Ganglienzellen in der V. Schicht der Area gigantopyramidalis — es sind die Betzschen Riesenzellen (RZ) und die etwas kleineren sog. großen Pyramidenzellen {PZ) — stellen eine gut abgrenzbare Gruppe von Nervenzellen des Gehirns dar, die sich durch ihre besondere Größe, ihren Reichtum an Nisslsubstanz und ihre deutlichen Kernstrukturen zum Studium histologischer Gesetzlichkeiten besonders gut eignen. Seit mehreren Jahren mit ihrem Feinbau beschäftigt, bemühte ich mich, neben der Morphologie des adulten Zustandes dieser Zellen auch ihren o r t h o k l i n e n Veränderungen nachzugehen, d. h. denjenigen Strukturumwandlungen, die die normale Lebensgeschichte mit sich bringt. So wurden die uns hier interessierenden vier Zellarten nicht nur in ihrem adulten Zustand, sondern in verschiedenen embryonalen, frühkindlichen und vor allem in differenten Altersstadien untersucht. Schließlich lag mir daran, die bei den mannigfachen Krankheiten entstehenden gesetzmäßigen, also p a t h o k l i n e n Strukturveränderungen dieser Zellen aufzuklären. Einiges hiervon wurde bereits 1949 (1) und 1953 (2) veröffentlicht. Für unsere Gesamtdarstellung war es unumgänglich, zunächst diese früheren Befunde noch einmal kurz zusammenzufassen. Im darauf folgenden Hauptteil wird dann von den neuen Befunden die Rede sein. A. B i s h e r i g e B e f u n d e

1. Unterschiede der vier Nervenzeliarien im normalen adulten Zustand (Fälle A 58 und A 43, Abb. 1) C. und O. V o g t hatten die Betzschen Riesenpyramiden {RZ) und die großen Pyramidenzellen {PZ) in der V. Schicht der Area gigantopyra.midalis (Gig) in je zwei Nervenzellarten gegliedert. Sie unterscheiden sich nach der Lage ihres Kerns wie derjenigen der lipophilen Zone. Bei der einen der beiden Zellgruppen liegt der Kern in der Mitte — wir nennen diese Zellart deshalb centro-nucleär (abgekürzt cn) — und das durch Armut an Nisslsubstanz charakterisierte helle oder lipophile Zentrum basal; bei der anderen liegt der Nucleus basal — wir nennen diese Zellart deshalb basinucleär (abgekürzt bn) — und das lipophile Zentrum apikal. So ergaben sich zwei Arten von RZ und zwei Arten von PZ. Ich nenne sie im folgenden kurz: Ren, Rbn, Pen und Pbn. Sie werden in den Abbildungen der Arbeit jeweils mit a, b, c und d bezeichnet. Es handelt sich stets um mit Kresylviolett gefärbte Paraffinschnitte. In den Abb. la — ld sind die typischen Vertreter dieser vier Zellarten dargestellt. Wir sehen bei den cn-Typen, den Ren und Pen (Abb. la und 1c), die helle (lipophile) Zone in der Zellbasis, bei den 6n-Typen, den Rbn und Pbn (Abb. 1 b und ld), in der Zellspitze. Die übrigen Zellabschnitte enthalten bei allen vier Zellarten eine gut ausgebildete Nisslsubstanz, vornehmlich um den Kern herum. Der Nucleolus zeigt bei allen Vertretern je eine kleine Vakuole. Vergr. 1000:1. Es bedurfte nun der Aufklärung, ob diese vier Nervenzellarten auch durchgehend und scharf voneinander getrennt sind. Auf Grund einer Untersuchung von 562 normalen Exemplaren dieser vier Nervenzellformen mußte ich dies bejahen. Gleichzeitig wurde damals die verschiedene Häufigkeit der

283

L E B E N S G E S C H I C H T E D E R V I E R G R Ö S S T E N usw.

vier Zelltypen ermittelt. Die 562 Nervenzellen teilten sich auf in: 227 Ren, 81 Rbn, 45 Pen und 209 Pbn; das bedeutete in Prozenten (bei Vernachlässigung der Dezimalstellen) ein Verhältnis von 4 0 % Ren, 1 4 % Rbn, 8 % Pen und 3 7 % Pbn.

A b b . 1. Die vier Zellarten im normalen adulten Zustand.

2. Unterschiede der vier Zellarten im Reifungsprozeß (Fälle F 80, E 119, E 115; Abb. 2) Das bisher Gesagte betraf die RZ und PZ in ihrem ausgewachsenen adulten Zustand. E s entstand die Frage, ob sich die vier Zellarten auch in ihrer L e b e n s g e s c h i c h t e verschie- Hrsg»-»®® den verhalten. Bei Durchsicht der 2aä 2b3 kindlichen und embryonalen Fälle der V o g t sehen Sammlung konnte ich hierzu feststellen, daß das starke jjjP 2b2 W f m Jtt t A. Überwiegen der Ren gegenüber den Rbn erst im zweiten Lebensjahr in ¡¡¡f^fr Erscheinung tritt, während das Zahlenverhältnis Pen : Pbn der Er- ( P M JMK wachsenen schon bei der Geburt existiert. In Abb. 2 habe ich die Entwicklung der

RZ

v o m 7. E m b r y o n a l m o n a t

an

A b b . 2. Die RZ im embryonalen und friihkind-

in den einzelnen Stadien festzuhalten

liehen Zustand: 1. im 7. Schwangerschaftsmonat,

v e r s u c h t . I n A b b . 2 b 1 s e h e n wir die RZ

1. bei der Geburt, 3. im 2. postnatalen Monat. 19*

K. BALTHASAR

284

für

Journal Hirnforschung

des 7. Embryonalmonats. Die Nisslsubstanz ist noch nicht angelegt, wodurch das Zellplasma hell und wenig abgrenzbar erscheint. Der Kern liegt einwandfrei basal. So ist es bei allen RZ und PZ dieses Entwicklungsalters der Fall. Dieselbe basale Kernlage finden wir noch bei den RZ des Neugeborenen (Abb. 2b 2), während es im 2. postnatalen Monat schon RZ mit zentralem Kern gibt (Abb. 2a 3). Es sind hier charakteristischerweise stets die größten RZ, die diesen Beginn der zentralen Kernlage ahnen lassen, während die RZ, die die basale Kernlage beibehalten, in der Größe hinter diesen etwas zurückbleiben (Abb. 2b3). Es zeigte sich somit, daß die RZ und die PZ auch bezüglich ihres Reifungsprozesses differieren. 3. Unterschiede

der vier Zellarten im normalen

Altem

(Abb. 3)

Weitere Unterschiede zwischen den erwähnten Nervenzellarten ließen sich dann sowohl durch das verschiedene zeitliche Einsetzen der ersten Herde des sog. Alterspigmentes wie auch durch dessen topisch verschiedenes Auftreten im Zellraum ermitteln. Das Lipofuscin erscheint in Spuren bekanntlich schon lange vor dem Senium, und ich habe diese ersten praesenilen Lipofuscinherde an unseren vier Zellen etwas genauer untersucht. Bei einem 24jährigen Manne zeigten von 196 Ren bereits 51 deutliches Lipofuscin in ihrer hellen (lipophilen) Zone. Unter 68 untersuchten Rbn enthielten 18 ebenfalls bereits deutliche Lipofuscinwaben, von 41 untersuchten Pen erwies sich lediglich eine als lipofuscinhaltig, von insgesamt 199 Pbn 36. Damit waren neue, und zwar o r t h o k l i n e Unterschiede, wenigstens zwischen RZ, Pen und Pbn gefunden. Das fortschreitende Altern wurde dann an 1212 Vertretern normaler Alterszellen untersucht, wobei stärkste Grade der Altersveränderung zunächst noch nicht berücksichtigt wurden. C. und O. V o g t hatten schon gefunden, daß das Lipofuscin in der hellen (lipophilen) Zone bei den cw-Typen also basal, bei den ¿m-Typen apikal auftritt. Bei einzelnen Ren stellten sie im fortschreitenden Altersprozeß ein zusätzliches weiteres Auftreten im apikalen Zellabschnitt fest. Über das Zahlenverhältnis der Pigmentherde solcher Alterszellen konnte ich bei unseren vier Arten dann folgendes ermitteln: unter 44 6 Ren zeigten 382, von 105 Alters-/«?} 89, unter 246 Pen 169 und unter 415 Pbn 251 eine gesteigerte Lipofuscinbildung auf. Damit wurde bei der Altersinvolution der RZ und der PZ auch hinsichtlich der Zahl der von ihr befallenen Zellen ein deutlicher Unterschied ermittelt. Auf die Zehnerreihe reduziert beträgt das oben erwähnte Verhältnis der lipofuscinhaltigen Alterszellen zu den noch pigmentfreien bei den Ren 4 , 5 : 1, bei den Rbn 5 , 1 : 1 , dagegen bei den Pen 2,2 : 1 und bei den Pbn sogar nur 1,5 : 1. Besonderes Interesse hatte nun hinsichtlich der Pigmentanhäufung der bei unseren vier Zellformen je verschiedene Zellort. Während die cw-Typen, vornehmlich die Ren, außer dem schon erwähnten monopolaren, auf das (basale) lipophile Zentrum der Zelle beschränkten Pigmentherd bei fortschreitender Altersinvolution einen zusätzlichen Lipofuscinherd auch in der Zellspitze erkennen lassen, wurde ein solches bipolares Auftreten des Lipofuscins bei den &w-Typen, d. h. bei den Rbn und bei den Pbn, nur in ver-

B d . 1, Heft 4/5 1954

L E B E N S G E S C H I C H T E D E R V I E R G R Ö S S T E N usw.

285

einzelten zweifelhaften Fällen beobachtet, so daß hierin allenfalls ein Ausnahmefall, jedoch keineswegs ein gesetzmäßiges Geschehen zu sehen war. Es zeigte sich ferner, daß bei stärkeren Altersprozessen die KZ auch noch große lipofuscinfreie Zellteile aufweisen, die PZ dagegen zu den ganzen Plasmaraum ausfüllenden „holoplasmatischen" Veränderungen neigen.

Abb. 3. Die normalen Altersveränderungen der vier Zellarten.

Die A b b . 3 a — 3 d demonstrieren die vorbesprochenen Involutionsformen unserer vier Zellarten. Man sieht überall die gut abgegrenzten Lipofuscinherde, deren Lage vom Zellkern und der ihr entsprechenden lipophilen Zone abhängt. Bei den cw-Typen, den Ren und Pen (Abb. 3a 1 und 3c), befinden sich die hellen

für

Journal Hirnforscluing

Lipofuscinwaben an der Zellbasis, bei den ¿m-Typen, den Rbn und Pbn (Abb. 3b und 3d), in der Zellspitze. Abb. 3a 2 zeigt bei einer Ren den erst bei stärksten Involutionsgraden auftretenden zusätzlichen apikalen Lipofuscinherd. Von den Pigmentwaben abgesehen, erscheinen die Zellstrukturen kaum verändert. Insbesondere sind um den Kern herum überall noch gut erhaltene Nisslschollen erkennbar. Die Nucleoli erweisen sich in Abb. 3b und 3c, mit den Normalzellen l b und l c verglichen, als etwas vergrößert und mehr als gewöhnlich vakuolisiert. 4. Das unterschiedliche

Verhalten der vier Nervenzellarten Idiotie (Fall Me 3, Abb. 4)

bei der

amaurotischen

N a c h d e m bezüglich der Altersinvolution unserer vier Zellen eine so entschiedene Differenz gefunden war, lag es nahe, diese nun auch bei den sog. Speicherkrankheiten zu untersuchen. F ü r die Ren einer juvenilen amaurotischen Idiotie h a t t e n C. und 0 . V o g t schon festgestellt, daß der Speicherungsstoff (das Gerobrosid) hier zunächst lediglich in der lipophilen basalen Zone der Zelle a u f t r i t t und erst in fortschreitendem Krankheitsprozeß dann außerdem noch apikal ermittelt werden kann, an den gleichen Stellen also und in der typisch gleichen Reihenfolge, wie es bei der Lipofuscininvolution normaler Altersgehirne der Fall ist. Es b e d u r f t e der Prüfung, ob die drei anderen Zellarten der G i g sich analog verhalten und ich konnte dies 1953 (2) vollauf bejahen. Es wurde damals zugleich aufgezeigt, daß wie beim Altern, so auch bei der amaurotischen Idiotie allein die cn-Typen {Ren und Pen) die bipolare Herdbildung aufwiesen, die ¿«-Typen dagegen, abgesehen von vereinzelten Pbn lediglich monopolare Cerebrosidspeicherungen erkennen lassen. In meiner damaligen Mitteilung h a t t e ich bei den PZ noch einige fragliche Fälle als doppelpolige Cerebrosidspeicherung aufgeführt, die nach wiederholter Inspektion jedoch nunmehr in die Gruppe der holoplasmatischen Speicherung eingereiht werden müssen. Darüber hinaus ergab sich noch insofern eine zusätzliche Typendifferenz, als die PZ ü b e r h a u p t eine wesentlich größere Neigung zu dieser holoplasmatischen Cerebrosidanfüllung dokumentieren als die RZ. Die topischen Gesetzmäßigkeiten dieser Krankheitsvorgänge werden in den Abb. 4a—4e demonstriert. Man sieht auch hier die das Cerebrosid enthaltenden Aufhellungen bei den cm-Typen (Ren und Pen) (Abb. 4al und 4c) im Basalkörper, bei den fen-Typen (Rbn und Pbn) (Abb. 4b und 4d) im Spitzenbereich der Zelle. Entsprechend der Ausdehnung der Cerebrosidwaben nimmt die Nisslsubstanz ab. Zunächst tritt aber eine perinucleäre Hypertrophie in Erscheinung. Die Nucleoli sind überall stark ausgehöhlt. Im Kernsaft finden sich vermehrte Thymonukleotide. Ein Beispiel der wieder nur bei den Ren vorkommenden doppelpoligen Herde wird in Abb. 4a 2 gezeigt. In allen Zellen sieht m a n eine verstärkte Kernzeichnung. Die Nucleoli sind durchgehend stark vakuolisiert, wobei die Rbn (Abb. 4b) im Durchschnitt größere Höhlen als die Ren (Abb. 4a 1 und 4a 2) erkennen lassen. In Abb. 4 a 3 bringe ich den Nucleolus einer Ren unseres Falles bei 2000facher Vergrößerung, in Abb. 4 a 4 den eines mit 6 Jahren an Diphtherie gestorbenen

Bd. 1, Heft 4/5 1954

L E B E N S G E S C H I C H T E D E R V I E R GRÖSSTEN usw.

287

sonst normalen Kindes (E 105) mit der für den Normalzustand kennzeichnenden solitären Vakuole. Auch dieser Nucleolus wurde bei 2000facher Vergrö(3erung aufgenommen.

A b b . 4. Die \ ier Zollarten bei der amaurotischen Idiotie.

B. N e u e B e f u n d e

Die bisherigen Feststellungen regten die Frage an, in welcher F o r m sich die durch andere Ursachen hervorgerufenen p a t h o l o g i s c h e n Prozesse an unseren vier Zellarten auswirken. Auf diese Frage sei im folgenden nunmehr näher eingegangen.

288

K. BALTHASAR

Journal für Hirnforschunti

1. Die Veränderungen bei den cerebralen „Systemkrankheiten" (Bulbärparalyse, P i c k s c h e Atrophie, Paralysis agitans, Fälle: Cg 36, Bu 40, Bu 91, Spa 4, 5, T 1, Roe, Schlo) Über diese Fälle kann ich zusammenfassend berichten, da sich bei allen die gleichen Befunde unserer vier Zellarten ergaben. In allen waren die RZ und PZ in der V. Schicht der Gig im Sinne der mit Verdunklung der Zelle einhergehenden Z e l l s c h r u m p f u n g verändert. Die RZ zeigten dabei in der Regel ein erheblich dunkleres Aussehen als die PZ. Bezüglich der Verschmälerung gab es jedoch keine deutlichen Unterschiede. Auf Mikrophotogramme wird verzichtet, da prinzipiell die gleichen Zellbilder auch bei der H u n t i n g t o n schen Krankheit zu sehen waren, die im Zusammenhang mit verschiedenen anderen Choreaformen nachfolgend etwas genauer beschrieben werden soll. 2. Die vier Zellarten bei der chronisch-progressiven Chorea Die Untersuchung der Choreatikergehirne der V o g t sehen Sammlung — ich habe insgesamt 43 Fälle derselben daraufhin geprüft •— ergab, daß die RZ und PZ aller chronischen Choreatiker verändert sind. Die Art der Veränderungen ist bei den erblichen und histologisch phänotypischen H u n t in gton-Fällen •—• diese sind durch eine starke Schrumpfung des Corpus striatum bei Vermehrung der Oligodendro- und Makrogliazellen ausgezeichnet •— eine andere als bei den durch zusätzliche encephalitische oder Ödemeinwirkungen komplizierten erblichen Fällen einerseits und bei den symptomatischen Choreaformen andererseits. Während die sekundäre Encephalitis in den charakteristischen Striatumbefund der H u n t i n g t o n s c h e n Krankheit zusätzliche Gefäßinfiltrate und Gliaknötchen hineinbringt, kommen bei sekundären Ödemen und Plasmaaustritten aus den Gefäßen zu dem spezifisch H u n t i n g t o n s c h e n Striatumbefund noch zusätzliche Gliawucherungen, perivasale Lücken und Auflockerungen des Grundgewebes hinzu. Ich zeige nachfolgend zunächst die vier Zellarten bei der unkomplizierten klassischen H u n t i n g t o n s c h e n Chorea. Sodann werden drei Fälle von H u n t i n g t o n s c h e r Krankheit mit sekundärem Ödem, ein weiterer mit zusätzlichen Plasmaaustritten demonstriert und schließlich zwei Beispiele von symptomatischer Chorea (einer sog. Schwangerschaftschorea und einer alkoholisch bedingten Form) •— alles in Hinsicht auf die Veränderungen unserer vier Zellformen •— gebracht. a) D i e v i e r Z e l l a r t e n b e i der u n k o m p l i z i e r t e n H u n t i n g t o n s c h e n K r a n k h e i t (Fälle Bu 5, C 11, C 14, C 26, C 32, C 35. Dargestellt am Fall C 11, Abb. 5) In Abb. 5 a sehen wir eine im ganzen dunkle Ren mit zentral gelegenem Kern, deren Nisslschollen verschmälert und zusammengedrängt sind, wodurch die allgemein dunkle Zellfärbung im Nisslbild zustande kommt. Daß es sich wirklich hier um eine Verdunkelung durch zusammengelagerte Nisslkörper und nicht etwa bloß um eine sogenannte pyknomorphe Zelle handelt, ist an den stichochromen Nisslkörpern des Spitzenfortsatzes zu sehen. Da diese sich hier infolge des im Vergleich zum Zellkörper geringeren Querschnittes besser voneinander abheben, ersieht man deutlich ihre Volumenabnahme. Alle Zellfortsätze sind trotz

289 der Verschmälerung abnorm weit ins Gewebe hinein verfolgbar. Im Zelluntergeschoß unserer Zelle findet sich ein für den cn-Typus gemäßer basaler Lipofuscinherd. Der Nucleolus ist — das lehrt ein Vergleich mit dem der Normalzelle in Abb. l a — im gleichen Maße wie die Nisslkörper verkleinert. Es handelt sich nach alledem hier um die einfache S c h r u m p f u n g S p i e l m e y e r s oder chronische Zellveränderung Nissls. Um den in der Bezeichnung „chronisch" liegenden Bezug auf das klinische Verlaufsbild hier nach Möglichkeit herauszuhalten, verwende ich den S p i e l m e y e r s e h e n Terminus. In Abb. 5 b haben wir, der basalen Kernlage und dem apikalen Lipofuscinherd entsprechend, eine Rbn vor uns. Auch sie ist dunkel und gegenüber der Normalform (Abb. lb) deutlich verschmälert. Die Zellfortsätze sind auffallend dünn und abnorm weit angefärbt.

A b b . 5. Die vier Zellen bei den Systemkrankheiten des Gehirns (hier bei der unkomplizierten H u n t i n g t o n sehen Chorea, F a l l C 11).

Die PZ der Abb. 5c und 5 d weisen die soeben von den RZ beschriebenen Veränderungen im gleichen Maße auf. Auch hier haben wir neben den orthotopen Lipofuscinherden wieder gegenüber der Norm auffallend verschmälerte Zellen vor uns mit aneinander gedrängten, ebenfalls schmalen Nisslschollen und dünnen, in das Gewebe weithin verfolgbaren Fortsätzen. Die vier Zellarten zeigen wie beim einfachen Altern Lipofuscinansammlungen in der für jede Zellform typischen lipophilen Zone. Das spezifisch Neue, die einfache Schrumpfung, befällt die vier Zellarten in gleicher Weise. Was ich vorstehend beschrieb, waren die für die einfache unkomplizierte H u n t i n g t o n sehe Krankheit typischen Zellbilder unserer vier Zellformen. C. und O. V o g t (31—33) haben, wie erwähnt, von dieser klassischen

290

K. B A L T H A S A R

Journal für Mirnforsclinng

H u n t i n g t o n s c h e n Krankheit, allein vom histologischen Striatumbefund her, eine Reihe sekundär veränderter, komplizierter H u n t i n g t o n - G r u p p e n abgegrenzt. Im Vordergrunde stehen hier vor allem die GewebsVorgänge, die durch das Hirnödem einerseits und plasmatische Blutaustritte andererseits zustande kommen und das von der einfachen Chorea bekannte histologische Bild in der oben erwähnten Form verändern. E s war nicht ohne Interesse, zu untersuchen, ob sich diese am Striatum abgelesenen Unterschiede auch an den vier Zellarten der Gig auswirken können, mit anderen Worten, ob sich auch an unseren vier Zellarten entsprechende Differenzen zeigen. E s bedarf der Erwähnung, daß alle drei nunmehr zu behandelnden durch sekundäres Striatumödem komplizierten H u n t i n g t o n - F ä l l e auch in den unteren Rindenschichten der Gig die typischen Ödemveränderungen erkennen lassen. b) D i e v i e r Z e l l a r t e n b e i der H u n t i n g t o n s c h e n C h o r e a m i t s e k u n d ä r e m Ö d e m (Fälle: E m , C 45, C 47, Fro 4, Abb. 6—8) u) Fall 1 (Em, Abb. 6) Die 56jährige Patientin war sechs Jahre vor ihrem Ableben an Chorea erkrankt. Es handelt sich um eine sicher erbliche Form. Die Kranke starb im Anschluß an ein Schädeltrauma. Bei der Sektion wurde ein Hirnödem festgestellt, das histologisch sowohl im Striatum wie auch in den unteren Rindenschichten, unter anderen in der Zentralwindung, nachweisbar war. Abb. 6 a 1 bringt eine Ren dieses Falles, die im ganzen außerordentlich groß ist und deren Nisslkörper ebenfalls als vergrößert bezeichnet werden dürfen. Am Zellplasma zeigt sich sonst nichts Abnormes. Ein Lipofuscinherd ist noch nicht nachweisbar. Der große lichte Kern erscheint vom Zellplasma durch einen schmalen hellen Ring abgesetzt. Der Nucleolus erweist sich gleichsinnig mit dem Umfang der Zelle wie mit dem der Nisslkörper als deutlich vergrößert. Von dieser Hypertrophie und dem erwähnten Kernring abgesehen, haben wir eine normale Ren vor uns und 50% aller Ren unseres Falles sehen genauso aus. Daneben gibt es aber eine große Reihe von Ren, die das in Abb. 6a 2 gezeigte Aussehen haben. Die im ganzen wesentlich kleinere Zelle sieht auffallend hell aus und ist in großen Plasmabezirken frei von jedem Tigroid. Letzteres hat sich nur an den Zellrändern und in der Spitze erhalten. Das gesamte übrige Plasma ist, von einigen Lipofuscinwaben an der äußersten Basis abgesehen, homogen, d. h. ohne Strukturierung. Wohl läßt das Mikrophotogramm in der Zellmitte noch einige Granula erkennen. Die mikroskopische Untersuchung dieser erweist jedoch, daß es sich bei diesen nicht um aufgelöste Nisslschollen, sondern um aus tieferen Zellschichten, vornehmlich vom unteren Zellrand her durchscheinendes Tigroid handelt. Der helle Kern wird vom basalen Plasmaraum durch eine stärkere Membrananlagerung abgesetzt. Was die Ken der Abb. 6 a 2 demonstriert, ist aber nicht der Prozeß der sogenannten „zentralen" Homogenisierung. Wir kennen diese von der retrograden Degeneration als eine helle durchscheinende und überall scharf begrenzte Zellveränderung, bei der die Homogenisierung, wie der Name sagt, nur gewisse mittlere Bezirke der Zelle einzunehmen pflegt. Doch werden wir noch an einem anderen Falle sehen, daß es sich dabei keineswegs immer um wirklich zentrale Zellabschnitte handelt. Auf jeden Fall ist die Homogenisierung bei dieser klassischen Form scharf abgegrenzt und zugleich klar und durchscheinend. Die an unserer Zelle 6a 2 zutage tretende Homogeni-

L E B E N S G E S C H I C H T E D E R V I E R G R Ö S S T E N usw.

sierung h a t demgegenüber aber einen anderen Charakter.

Die veränderten

Zonen sind keineswegs e x a k t abgrenzbar, sondern unscharf begrenzt auch nicht klar und transparent, sondern milchig trüb.

291

r,nd

Die Zelle sieht wie

Abb. 6. Die vier Zellarten bei der durch sekundäres Ödem komplizierten Eorm der H u n t i n g t o n schen Krankheit (Fall Em).

292

K.BALTHASAR

... Hirnforschung Journal für

koaguliert aus. Ich schlage vor, diese von der „ z e n t r a l e n " so verschiedene Homogenisierungsform auch in der Bezeichnung von dieser abzutrennen und sie o p a k - d e f o r m i e r e n d e H o m o g e n i s i e r u n g zu nennen. E t w a 40% aller Ren unseres Falles zeigen diese Veränderung. Der verbleibende Rest von 10% sind im Sinne der S c h r u m p f u n g v e r ä n d e r t e Zellen. Bei den Rbn ist diese Schrumpfung nun eine wesentlich häufigere Erscheinung. Die Rbn von Abb. 6b 1 zeigt z. B. ein solches hier sehr charakteristisches Zellbild. Die im ganzen dunkle Zelle weist verschmälerte Tigroidschollen auf, was wiederum am Spitzenfortsatz kenntlich wird, der sich durch eine abnorme Anfärbung der schmalen stichochromen Nisslkörper weit ins Gewebe hinein verfolgen läßt. Wenn die Zelle hier für eine Schrumpfung noch etwas zu groß erscheint, so wird bei Berücksichtigung der allgemeinen Hypertrophie der RZ dieses Falles hier eine Schrumpfung nicht in Frage gestellt werden können. Neben dieser aus Zellschrumpfungen bestehenden H a u p t g r u p p e gibt es bei den Rbn aber noch gänzlich andere Veränderungen. Die stark angeschwollene Zelle von Abb. 6b 2 weist in den Randpartien noch einige wenige Nisslschollen auf. Das gesamte übrige Tigroid ist hier aber in feinste staubförmige Teilchen aufgelöst, und zwar in allen Abschnitten der Zelle in nahezu gleicher Intensität, darüber hinaus auch in den Zellfortsätzen, die ebenfalls geschwollen sind und sich abnorm weit in das Gewebe hinein verfolgen lassen. Im Kernsaft gibt es eine gesteigerte Anfärbung von Thymonukleotiden. Der Nucleolus ist gegenüber der Norm — vgl. Abb. 1 b — deutlich vergrößert. Wir haben hier das typische Bild der s t a u b f ö r m i g e n T i g r o l y s e vor uns, der a k u t e n S c h w e l l u n g der Lehrbücher. Nahezu alle Rbn unseres Falles teilen sich in die erwähnten zwei Prozeßformen auf. Eine zentrale Homogenisierung habe ich dagegen nur in zwei Rbn des Falles gesehen. In beiden erwies sie sich lediglich als angedeutet. Eine normale Rbn wurde nicht gefunden. Abb. 6c 1 zeigt nun eine Pen unseres Falles. Die im ganzen leicht vergrößerte Zelle läßt an den Rändern wie vor allem auch in der Zellspitze noch kräftige Nisslschollen erkennen. Die Zellbasis ist jedoch hell und homogen. Der vom Plasma durch einen hellen Ring abgesetzte Kern erscheint im ganzen leicht dunkel granuliert. Links unten finden sich im freien Kernraum fast kegelförmig imponierende Nukleotide. Das beschriebene Zellbild ist wieder das der o p a k deformierenden Homogenisierung. Ein fortgeschritteneres Stadium dieses Prozesses sehen wir in der Pen der Abb. 6c2. Die Zelle ist im ganzen kleiner, die Nisslsubstanz noch weiter auf den Zellrand beschränkt. Dagegen hat die Aufhellung des Plasmas um den Kern herum, vornehmlich basal, und ebenso die feine Granulierung des Kernsaftes gegenüber der vorigen Zelle an Intensität zugenommen. Noch stärker verändert ist die Pbn der Abb. 6d, deren Nisslsubstanz nur noch an den äußersten Randschichten der Zelle nachweislich ist und deren Kern hochgradig geschrumpft wie in der ganzen Ausdehnung dunkel granuliert erscheint, während die Homogenisierung sich nahezu über den gesamten Plasmaraum erstreckt. Man beachte die Vergröberung der Umrisse und die hierin zum Ausdruck kommende Deformierung der Zelle. Alle PZ weisen diesen Prozeß der opak-deformierenden Homogenisierung auf. Schrumpfende oder staubförmig-tigrolytische PZ habe ich nicht gefunden. Dieser Fall zeigt somit eine pathokline Differenz zwischen den RZ und PZ, d a r ü b e r hinaus innerhalb der A'Z-Gruppe auch wiederum eine solche

293 zwischen den Ren und Rbn. Es ergab sich ferner in den vier Zellarten ein von dem unkomplizierten H u n t i n g t o n verschiedenes Zellbild. Worauf die besondere Größe der RZ unseres Falles beruhen kann, soll in der „Besprechung" diskutiert werden. Aus der Sammlung der H u n t i n g t o n - F ä l l e mit sekundärem Ödem habe ich dann noch vier weitere Fälle (Bu 97, C 45, Fro 4 und C 47) untersucht. Bei der 67jährigen Bu 97 fand sich in der Lamina VI und VII der Gig ebenfalls ein leichtes Hirnödem. In der V. Schicht waren jedoch keine Veränderungen dieser Art nachweisbar. Unsere vier Zellarten zeigten hier übereinstimmend das Bild der Schrumpfung, zu der außerdem noch eine hochgradige Lipofuscininvolution hinzukam. Intercelluläre Differenzen konnten in diesem Falle nicht gefunden werden. ß) F a l l 2 (C 45) Wesentlich ausgebreiteter war das Rindenödem in den drei anderen Fällen. Bei C 45 handelte es sich um einen 67 jährigen Patienten, der seit dem 61. Lebensjahre choreatische Zuckungen hatte. Die Krankheit verlief langsam progredient. Der Patient starb mit 67 Jahren an Herzinsuffizienz. In der gliareichen V. Schicht der Gig, deren Gefäße leichte perivasale Lücken erkennen ließen, gab es neben dunklen geschrumpften Zellen auch einige histologisch abweichende Bilder, meist hellere Zellen mit angedeuteten wabigen Plasmaveränderungen, die im ganzen gesehen der Registrierung nicht geringe Schwierigkeiten verursachten. Mit Rücksicht auf die hier verhältnismäßig wenig deutlichen Differenzen habe ich von Mikrophotogrammen abgesehen. y) F a l l 3 (Fro 4, Abb. 7) Die beim Ableben 56 jährige Patientin hatte eine choreatische Mutter und erkrankte mit 40 Jahren selbst an Chorea, die langsam progredient verlief. Die Kranke magerte im Verlauf der Krankheit exzessiv ab und ging an Kachexie zugrunde. In Abb. 7a 1 sehen wir eine tief dunkle und wesentlich verschmälerte RZ, deren zentraler Kern durch die stark zusammengedrängten Nisslschollen gerade noch durchscheint. Die Fortsätze sind verschmälert und nach allen Richtungen weithin verfolgbar. Es handelt sich hier um eine typische Zellschrumpfung. Abb. 7 a 2 zeigt nun eine Ren mit gänzlich anderen Veränderungen. Die eher geschwollene als geschrumpfte Zelle ist im ganzen weitgehend homogenisiert. Nur die Zellränder und die Zellspitze enthalten noch etwas Tigroid, das jedoch nirgends in deutlich abgrenzbaren Schollen auftritt. Alle Zellstrukturen sind hier milchig-opak-homogen. Die Zelle ist im ganzen deformiert. Der verkleinerte Kern erscheint dunkel und gleichmäßig feingranuliert. Was das Zellbild von 7a 2 demonstriert, ist die typische o p a k - d e f o r m i e r e n d e Homogenisierung. Abb. 7b 1 zeigt eine Rbn wieder mit den Merkmalen der Zellschrumpfung. Außer der Verschmälerung der Zelle wird hier die Schrumpfung auch aus den korkzieherartig gewundenen Dendriten erkennbar. Alle Zellfortsätze sind abnorm weit angefärbt. Die zytophagischen Prozesse deuten einen bereits sehr fortgeschrittenen Fall der Zellschrumpfung an.

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Daneben sehen wir in 7 b 2 nun eine wieder wesentlich hellere und homogenisierte Rbn mit unscharfen deformierten Zellrändern und einem milchig getrübten Zellplasma. In der Zellspitze rechts einige Waben (Lipofuscin). Es handelt sich auch hier wieder um eine o p a k - d e f o r m i e r e n d e H o m o g e n i s i e r u n g . Beide Veränderungen, dieZellschrumpiung und die Homogenisierung, sind bei den Ren nahezu gleich häufig. Dagegen überwiegen bei den Rbn deut-

Abb. 7.

Zweiter Fall von H u n t i n g t o n s c h e r

Krankheit

mit

sekundärem

Öd.rn

(l'"ro 4).

B d . 1, H e f t 4 / 5 1954

L E B E N S G E S C H I C H T E D E R V I E R GRÖSSTEN usw.

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lieh die Schrumpfungsprozesse. Wenn auch nicht bezüglich der Veränderungsqualität, so bestehen hier zwischen den Ren und Rbn doch der Häufigkeit nach auch wieder pathokline Differenzen. Bei den PZ gab es ebenfalls deutlich geschrumpfte Zellen. Die große Mehrzahl von ihnen zeigt jedoch andere Bilder. In Abb. 7c 1 zeige ich eine im ganzen helle Pen unseres Falles, deren Plasma trotz erhaltener Nisslschollen bereits stark homogenisiert ist. Die Ränder sind unscharf; die Homogenisierung ist alles andere als durchscheinend. Wir haben auch hier die Merkmale der o p a k - d e f o r m i e r e n d e n H o m o g e n i s i e r u n g , zu der auch der dunkle feingranulierte Kern passen dürfte. Die Pen von Abb 7 c 2 verliert nun an den Rändern wie um den Kern herum noch weiter an Konturen und vom Spitzenfortsatz sind nur noch einige Schatten erkennbar, während sich an anderen Stellen schon Glia in die Zelle hineindrängt. Was wir hier sehen, ist schon nicht mehr ein reiner Fall von opak-deformierender Homogenisierung; sondern bereits der Übergang zu der sogenannten schweren Zellerkrankung; wir sprechen von Z e r f a l l s p r o z e s s e n oder von Z e l l a u f l ö s u n g . Die Pbn von Abb. 7d ist demgegenüber wieder eine Form typischer opak-deformierender Homogenisierung. Beide Zellprozesse, die Homogenisierung wie aie Zellaullösung, sind bei den PZ nahezu gleich häufig nachweisbar. Anzeichen schwerer Zellerkrankung gibt es dagegen bei den RZ nicht. Außer der schon erwähnten Häufigkeitsverschiedenheit zwischen den Ren und Rbn besteht bei Fro 4 eine Besonderheit der PZ in Zellauflösungen, mögen diese nun nach Stärke oder Art spezifisch sein. d) F a l l 4 (C 47, Abb. 8) Die beim Ableben 41jährige Patientin, die ebenfalls durch direkte Erblichkeit belastet war, zeigte schon in ihrer Jugend Gang- und Hantierungsstörungen. Seit dem 30. Lebensjahr bestand eine deutliche choreatische Hyperkinese, die an Intensität und Ausbreitung ständig zunahm. Wegen dazutretender intellektueller Störungen befand sich Patientin in den letzten 7 Lebensjahren in Heilanstalten. Sie starb an hypostatischer Pneumonie und Pleuritis. Auch anatomisch handelte es sich im Striatum um eine einwandfreie H u n t i n g t o n s c h e Krankheit. Im subkortikalen Mark gab es eine so starke Oligodendrogliavermehrung, daß im Kresylbild der Unterschied zwischen Rinde und Mark kaum nachweisbar war. Die ödematösen Veränderungen lassen sich in der G i g bis in die III. Schicht hinauf verfolgen. Abb. 8a 1 bringt eine hochgradig verdunkelte und verschmälerte Ren mit den weithin sichtbaren verschmälerten Fortsätzen und den ebenfalls schmalen, stark zusammengedrängten Nisslkörpern und Spitzendendriten. Es ist wieder die typische Z e l l s c h r u m p f u n g . Von ihr ist die große Mehrzahl der Ren betroffen. Einige wenige erscheinen dagegen hell und homogenisiert. Auch die Rbn von Abb. 8b 1 ist pathologisch dunkel und verschmälert. Ihre gewundenen weithin sichtbaren Fortsätze bestätigen auch hier das Vorliegen der Zellschrumpfung. Die Mehrzahl der Ron weist jedoch entsprechend der Abb. 8b 2 hellere Plasmafärbungen auf, und die Nisslschollen sind, von einigen randständigen Brocken abgesehen, hier in der ganzen Zelle in staubförmige Partikel aufgelöst. Was sich hier zeigt, ist also die e i n f a c h e T i g r o l y s e , die „ a k u t e Zellschwellung" der Lehrbücher, mit anderen Worten ein Prozeß, der sich

296 durch den allörtlichen Zellbefall von der immer nur auf bestimmte Zellabschnitte beschränkten Homogenisierung sicher unterscheiden läßt. Auch die PZ bieten wieder eine Besonderheit. Wir sehen hier weder eine Schrumpfung noch eine Tigrolyse oder Homogenisierung, sondern in beiden Gruppen überwiegend die sogenannte s c h w e r e Z e l l e r k r a n k u n g .

A b b . 8. Dritter Fall von H u n t i n g t o n s c h e r Krankheit mit sekundärem Ödem (C47).

In Abb. 8c 1 und 8d sind die Umrisse der Zellen bereits großenteils unterbrochen. Um den dunkel-granulierten und verkleinerten Kern finden sich bereits größere Lücken, an deren Rändern das Zellplasma in feinste Bröckel aufgelöst ist. Soweit die H u n t i n g t o n - F ä l l e mit sekundärem Ödem. Tritt statt des Ödems auch stärker eiweißhaltige Flüssigkeit aus den Gefäßen in das Hirngewebe über, so entsteht das Bild der s e k u n d ä r e n D y s h o r i e . Ein H u n -

Bd.

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4/5

t i n g t o n - F a l l mit diesen Striatumverändeningen befindet sich ebenfalls in der Vogtschen Sammlung. c) D i e v i e r Z e l l a r t e n b e i H u n t i n g t o n s c h e r K r a n k h e i t m i t s e k u n d ä r e r D y s h o r i e (Fall C 33, Abb. 9) Die beim Ableben 62jährige Patientin hatte eine choreatische Mutter. Sie selbst war sieben Jahre krank. Außer der choreatischen Hyperkinese und allgemeinen Unruhezuständen wurde von Anfang an eine schwere Demenz festgestellt. Nach längerem Decubitus ging die Patientin an Kachexie zugrunde. In der gesamten Gig ließen sich hier zahlreiche perivasale Lückenherde nachweisen, in denen es zum Untergang der Zellen gekommen war. Die unteren Rindenschichten erscheinen gliareich und aufgelockert. Abb. 9a 1 zeigt eine ßcwmit den typischen Merkmalen der Zellschrumpfung. Bezüglich der Einzelheiten dieser Zellveränderung wird auf die obigen Fälle verwiesen. Zirka 80°/0 aller Ren boten dieses Zustandsbild. Die restlichen 2 0 % der Ren erweisen sich demgegenüber geschwollen und aufgehellt (Abb. 9a2). Nur an den Rändern und im Zellobergeschoß sieht man Reste von Nisslsubstanz. Das gesamte übrige Tigroid ist in staubförmige Teilchen aufgelöst und der Kern zeigt eine vermehrte Gerüstzeichnung sowie einen leicht vergrößerten Nucleolus. (Die im Basalkörper der Zelle hervortretenden Waben enthalten Lipofuscin.) Diese Ren zeigen somit das typische Bild der s t a u b f ö r m i g e n Tigrolyse. Eine ähnlich veränderte Rbn sehen wir in Abb. 9b 1. Auch hier handelt es sich um eine das ganze Zellplasma gleichmäßig betreffende einfach-tigrolytische Zellveränderung, für die auch hier wiederum die Vermehrung der Kernnukleotide und die weithin sichtbaren geschwollenen Fortsätze sprechen. Eine leichte Lipofuscininvolution ist durch die Waben in der Zellspitze angedeutet. Daß es neben der staubförmigen Tigrolyse bei den Rbn auch noch schwerere Zerstörungen gibt, wird durch Abb. 9b 2 exemplifiziert. Das Zellplasma ist hier großenteils schon in blasse Bröckel aufgelöst, die Konturen sind verschwommen und allseitig unterbrochen. Im verdunkelten Kern kann man Nucleolus und von diesem ausgehende Diffusionskegel kaum noch unterscheiden. Wir haben damit — abweichend von der Tigrolyse der Abb. 9b 1 — das Bild des Zellauflösungsprozesses, der sogenannten s c h w e r e n Z e l l e r k r a n k u n g Nissls vor uns. Auch bei den PZ gibt es Differenzen, und zwar wieder von einer anderen Art. Die Hälfte von ihnen ist dunkel und verschmälert. Sie bietet somit das Bild der Zellschrumpfung. Die übrige Hälfte zeigt jedoch die t y p i s c h e opake Homogenisierung. Abb. 9c bringt eine Pen, Abb. 9d eine Pbn mit dieser homogenen Zellveränderung. Auf eine Darstellung der Einzelheiten darf ich nach obigem wohl hier verzichten. Daß Abb. 9 c gegenüber 9 d bereits ein fortgeschritteneres Stadium darstellt, braucht wohl kaum noch einmal betont zu werden. Im vorliegenden Fall ergeben sich somit als Veränderungen der Ren Z e l l s c h r u m p f u n g und staubförmige T i g r o l y s e . Die Rbn zeigen demgegenüber fast durchgehend staubförmige Tigrolyse mit zum Teil noch schwereren Zerstörungen, die sich dem Bild der Zellauflösung, der sogenannten s c h w e r e n Z e l l e r k r a n k u n g N i s s l s , nähern. Die PZ sind dagegen mehr im Sinne der H o m o g e n i s i e r u n g verändert. Die besonders dunkel granulierten Kerne und das helle strukturlose Plasma lassen an homogene ReVogt,

Hirnforschung.

B d . 1.

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gressionen denken, doch bleiben die PZ in der Größe unverändert. Die Verschwommenheit der Umrisse und die unscharfen, z. T. deformierten Ränder zeigen bereits beginnende opak-deformierende Prozesse an.

A b b . 9. Die vier Zellarten bei H u n t i n g t o n s c h c r K r a n k h e i t mit sekundärer Dvshorie.

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3. Die

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vier

Zellarten bei der Wemickeschen Pseudoencephalitis (Fälle Gr 3 und C 54, Abb. 10 und 11) Auch bei den beiden folgenden Fällen handelte es sich klinisch um Choreatiker; bei Gr 3 um eine Chorea gravidarum, bei C 54 um die Chorea eines Alkoholisten. Beiden Fällen lag pathologisch-anatomisch das charakteristische Bild der W e m i c k e s c h e n Pseudoencephalitis zugrunde.

Abb. 10. Die Veränderungen der vier Zellarten bei einer klinisch als Schwangerschaftschorea verlaufenen W e m i c k e s c h e n Pseudoencephalitis.

a) Die Veränderungen bei der Schwangerschaftschorea

(Fall Gr 3, Abb. 10)

Die beim Ableben 29 jährige Patientin war hereditär unbelastet und litt in ihrer ersten Schwangerschaft an schwerstem Erbrechen, das wochenlang andauerte, wonach sie plötzlich an Chorea und Verwirrtheitszuständen erkrankte. 11 Tage nach Einsetzen dieser Erscheinungen trat der Tod ein. Die histologische Untersuchung ( S t o c h d o r p h ) deckte eine typische Wernickesche Pseudoencephalitis auf. Die Veränderungen fanden sich u. a. auch im Striatum, dessen relativ dicht gelagerte Zellen auffallend klein erschienen. Auf Grund dieses Zwergwuchses war es hier zu einer bei der W e m i c k e s c h e n Krankheit sonst durchaus ungewöhnlichen Chorea gekommen. In der Zentralrinde fanden sich im Übersichtsbild keine auffälligen Veränderungen. Abb. 10a zeigt eine geschrumpfte und hochgradig verdunkelte Ren. Alle Exemplare dieser Zellart sind hier im gleichen Sinne verändert. Auch die Rbn sind teilweise dunkel und geschrumpft. Der größere Teil von ihnen bietet jedoch das in Abb. 10b demonstrierte Bild der staubförmigen Tigrolyse. Die feinen Waben in der Zellspitze und am linken Zellrand enthalten Lipofuscin. Unter den PZ ist ein kleinerer Teil dunkel und verschmälert, die Mehrzahl jedoch hell und in allen Abschnitten feinwabig strukturiert (Abb. 10c und lOd). Die Waben enthalten hier keinerlei Lipofuscin. Was die Veränderungen aber von 20*

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der Lipofuscininvolution noch weit deutlicher scheidet, ist, daß sie den gesamten Plasmaraum einnehmen. Beide PZ weisen im übrigen hochgradig durchhöhlte Nucleoli auf. Auch dieser symptomatische Fall von Chorea zeigt somit deutlich pathokline Differenzen nicht nur zwischen den RZ und PZ, sondern darüber hinaus auch zwischen den Ren und Rbn. Endlich lehrt der F a l l erneut, daß die sogenannte „chronische" Zellschrumpfung auch bei klinisch einwandfrei akut verlaufenden Krankheiten wie der vorliegenden Schwangerschaftschorea vorherrschen kann.

Abb. 11. Veränderungen der vier Zellarten bei W e r n i c k e s c h e r Krankheit nach chronischem Alkoholismus.

b) Die vier Zellarten bei der symptomatischen Chorea infolge alkohologener Pseudoencephalitis (Fall C 54, Abb. 11) Der beim Ableben 70 jährige Patient hatte schon von Jugend auf getrunken. Seit dem 35. Lebensjahr litt er an choreatischen Zuckungen. Infolge hochgradiger Korsakow-Störungen verlor er später die Orientierung. Völlig dement und hilflos ging er in einem Hospital an Pneumonie zugrunde. Abb. I I a zeigt eine typische Ren dieses Falles. Neben dem beträchtlichen Lipofuscinherd in der Zellbasis sehen wir die klassischen Merkmale der Z e l l s c h r u m p f u n g . Es gibt in unserem Falle keine Ren mit Zeichen anderer Erkrankung.

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Auch bei der Rbn treffen wir diese Zellschrumpfung an. Eine große Anzahl der Rbn hat jedoch ein helles Aussehen; das Tigroid ist in allen Zellabschnitten gleichmäßig aufgelöst, die Zellfortsätze sind geschwollen und weithin in das Gewebe hinein verfolgbar. Eine solche Zelle wird in Abb. I I b demonstriert. Sie zeigt das typische Bild der s t a u b f ö r m i g e n T i g r o l y s e . Auch bei den PZ begegnet uns hier dieselbe Aufteilung in geschrumpfte und tigrolytisch veränderte Zellen. Abb. 11c und l l d bringen nur Beispiele der staubförmigen Tigrolyse. Die Ren zeigen hier lediglich Schrumpfung, die drei anderen Zellarten daneben staubförmige Tigrolyse. Diese letztgenannte, gewöhnlich als „akute" Schwellung bezeichnete Zellveränderung, bestand hier bei einem Hirnleiden, das sich mehr als 30 Jahre hinzog. Als Grundlage sowohl der alkoholischen wie auch der Schwangerschaftsform der W e r n i c k e s c h e n Krankheit werden A v i t a m i n o s e n angenommen. Es ergab sich die Frage, wie sich die vier Zellarten der Gig bei anderen Vitaminschäden verhalten, z. B. bei der Pellagra. 4. Die vier Zellarten bei der Pellagra (Fälle Bu 24 und A 53, Abb. 12) Die beim Ableben 28 jährige Patientin (Bu 24) war zwei Jahre vor dem Tode schizophren erkrankt und hatte wegen ihrer Psychose das letzte Jahr in Anstalten verbracht, wo sie hartnäckig die Nahrung verweigerte. Sie bekam die typischen pellagrösen Hautausschläge, hatte braune Durchfälle, starb schließlich nach mehreren Kollapsanfällen an Herzmuskellähmung. Abb. 12a 1 zeigt die typische Ren dieses Falles. Die Nisslschollen der ihrer Größe nach unveränderten Zellen sind lediglich in der Spitze und in den Randbezirken erhalten. Der gesamte Basalkörper erscheint dagegen hochgradig aufgehellt und homogenisiert. Nur einige wenige Lipofuscinwaben sind innerhalb der Homogenisierungszone abgrenzbar. Im hellen Kern befindet sich ein verkleinerter Nucleolus, der zahlreiche feinkammerige Vakuolen enthält. Es handelt sich hier um die klassische Homogenisierungsform, die wir von der retrograden Degeneration her kennen. Im Gegensatz zu der oben geschilderten opak-deformierenden Homogenisierung sind die Zellkonturen hier erhalten, sogar auffallend scharf betont und die Homogenisierungszone selbst erscheint nicht trüb und undurchsichtig, sondern hell und durchscheinend. Der wichtigste Unterschied gegenüber der bei den Ödemfällen beschriebenen opak-deformierenden Zellveränderung besteht wohl darin, daß die Homogenisierung hier sich nur über bestimmte Bezirke der Zelle ausbreitet •— es sind die Bereiche des lipophilen Zentrums —, während die opak-deformierende Homogenisierung schon im Beginn alle Abschnitte der Zelle im gleichen Maße befällt. Schließlich ist die Kernveränderung in beiden Formen eine grundverschiedene. Bei der sogenannten „zentralen" Form zeigt der Kern keine Hyperchromasie, bei der opak-deformierenden gibt es dagegen dunkle Granulierungen, wie wir sie von der sogenannten „ischämischen" Zellveränderung S p i e l m e y e r s her kennen. Es sei nur nebenbei bemerkt, daß die im Schrifttum übliche Bezeichnung „zentrale" Homogenisierung den Tatsachen nicht gerecht wird. In unserer Ren der Abb. 12a 1 liegt der Homogenisierungs-

herd z. B . nicht zentral, sondern basal, bei den libn des gleichen Falles aber apikal; das bedeutet: die Homogenisierung richtet sich hier nach der Lage des lipophilen Zentrums. Wir sprechen deshalb von einer jokalen, transparenten Form der Homogenisierung.

A b b . 12. Die Veränderungen der vier Zellarten bei der Pellagra: obere zwei Kcihen bei einer leichteren F o r m

(Fall

B u 24), 3. Bildreihe

bei eineil)

schwerer

heimgesuchten Fall (A 53).

Ein fortgeschritteneres Stadium des Prozesses sehen wir in der Ren der Abb. 12a2. Das Zellplasma ist hier schon im ganzen beträchtlich heller, die ganze Zelle etwas aufgetrieben, der Kern abgeflacht und an d : e Seite gedrängt. Das Bild ähnelt dem der retrograden Degeneration, der primären Reizung Nissls, derart, daß zunächst kaum Unterschiede ermittelt werden können. Es verdient

Bd. 1, Hüft 4/5 1954

303

immerhin Beachtung, daß auch in diesem fortgeschrittenen Homogenisierungsstadium die Zellränder, vor allem aber die Zellspitze relativ scharf begrenzte Strukturen erkennen lassen, daß mit anderen Worten der Prozeß auch hier noch herdförmig bleibt. Die anderen drei Zellarten verhalten sich grundsätzlich gleich. In Abb. 12b haben wir eine Rbn unseres Falles vor uns. Es handelt sich bereits wieder um ein etwas fortgeschritteneres Stadium des Prozesses. Wieder sind die Zellränder wie vor allem hier auch die Zellbasis gut erhalten und scharf konturiert. Die Homogenisierung breitet sich, der basalen Kernlage entsprechend, hier apikal aus, d. h. in einer Herdzone, die dem lipophilen Zentrum dieser Zellart entspricht. Der Kern ist wieder, von einer leichten Abplattung abgesehen, kaum verändert. Im Gegensatz zu den Kern Veränderungen der opak-deformierenden Homogenisierungsform zeigt sich nicht die Spur von Verdunkelung oder Granulierung des Kernsaftes. Auch die PZ ergeben gegenüber den beschriebenen Bildern der RZ nichts grundsätzlich Neues. D a ß hier das Randtigroid weniger deutlich herauskommt, ist durch die schon normalerweise geringere Ausstattung dieser Zellarten mit Nisslkörpern bedingt. Die Abb. 12c und 12d bringen je eine typische Pen und Pbn mit den von den RZ beschriebenen transparenten und fokalen, für die jeweilige Kernlage kennzeichnenden orthotopen Homogenisierungsherden. Die Abb. 1 2 a 3 — 1 2 a 5 und 12a 9 zeigen den Krankheitsfortgang bei einem weit schwereren Fall von Pellagra (A 53). E s handelt sich um einen 51 jährigen Patienten, der am Ende einer Psychose Lähmungserscheinungen hatte. Abb. 1 2 a 3 bringt eine Rbn (keine Rcnl) dieses Falles. Ganz ventral befindet sich rechts der kleine abgeplattete Kern. Sein Nudeolus zeigt im Mikroskop eine sehr große zentrale Vakuole, die von zahlreithen kleineren umgeben ist. Vom Kern bis zur Spitze ist die rechte Zelleibseite hellhomogen verändert, die linke enthält — etwa von dem linken oberen Gliakern an — Lipofuscin in kleinen Waben. Die beiden Makrogliakerne sind von annähernd normaler Größe und von einem schmalen hellen Rand umgeben. Der linke Kern ist in Abb. 12a 7 bei 2000facher Vergrößerung wiedergegeben. Ein Vergleich mit dem normalen Nucleolus der Abb. 12a 6 zeigt sein Größenverhältnis zu diesem und seine ganz andersartige Struktur, so daß Verwechslungen zwischen beiden Gebilden nicht vorkommen dürften. (Der dunkle bogenförmige Strich quer durch das Bild ist ein Plattenfehler.) Bei nur vereinzelten kleinen, dunklen Oligodendrogliakernen finden sich viele Makrogliakerne in der ganzen Rinde dieser Gig. Sie sind hell und haben ein deutliches „Kerngerüst". Sie kommen in der Größe des linken Gliakerns der Abb. 12a 3, aber auch sehr viel kleiner vor. Als beachtenswertes Faktum für die Klärung der Beziehungen zwischen Makro- und Oligodendrogliazellen ist ein solcher kleiner Kern in der Mitte des Zelleibs der Abb. 12a 4 bei Vergrößerung 1 0 0 0 : 1 und in Abb. 12a 8 bei Vergrößerung 2 0 0 0 : 1 abgebildet. Abb. 12a 5 bringt eine homogenisierte Ren. Der nicht abgebildete Kern befindet sich in der Mitte des rechten Zelleibrandes. Ganz apikal findet man bei mikroskopischer Betrachtung Lipofuscinwaben. Der dunkle apikale Fleck ist ein Kunstprodukt. Ein Zellrest wieder von 1 2 a 5 wird dann von Glia weggeräumt (Abb. 1 2 a 9 ) .

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fär

¿ S t a ,

Die beiden Pellagra-Fälle lehren einmal, daß diese Avitaminose nicht nur, wie es im Schrifttum so oft heißt, die KZ, sondern nahezu im gleichen Ausmaß auch die PZ befällt. Zum anderen wurde uns aber gezeigt, daß die Homogenisierung bei allen vier Zellarten stets herdförmig auftritt, und zwar beginnt die Veränderung nicht, wie in der Literatur behauptet wird, an der Stelle des Axonaustrittes, sondern an der von der Kernlage abhängigen l i p o p h i l e n Zone. Diese topistische Gesetzlichkeit wird so lange gewahrt, wie überhaupt ein Kern in der Zelle erhalten bleibt. Pathokline Differenzen, die über diese topischen Verschiedenheiten hinausgehen, gibt es bei der Pellagra nicht. Auch sah ich hier nie die von den Alterspigment- und Cerebrosidherden her bekannten doppelpoligen Fälle. 5. Die vier Zellarten

bei den

Kreislaufstörungen

Daß bei Kreislaufstörungen des Gehirns pathokline, d. h. von Systemeinheiten des Gehirns herstammende Differenzen vorkommen, ist lange Zeit bestritten worden. Der Grund hierfür lag darin, daß man zumeist verhältnismäßig grobe Durchblutungsstörungen untersuchte, bei denen sich Reaktionsunterschiede der einzelnen Zentren wie auch einzelner Nervenzellarten schon auf Grund der Massivität des Krankheitsgeschehens gar nicht ausdrücken können. Am Beispiel des Ammonshorns wiesen C. und O. V o g t aber schon vor langer Zeit darauf hin, daß bei den verschiedensten Kreislaufprozessen, vornehmlich geringeren Grades, einem alle Felder dieser Region in gleicher Weise treffenden Schaden zum Trotz, elektiv zunächst immer das Feld h 1 betroffen wird und erst bei schwererem Krankheitsbefall bestimmte andere Felder folgen, für welche Vulnerabilitätsordnung sich keinerlei angioarchitektonische Grundlagen ergaben. Was für die Zellen des Ammonshorns hier so deutlich gezeigt werden konnte, war nun auch in bezug auf unsere vier Zellarten zu prüfen. Zeigen sie ebenfalls pathokline Differenzen bei Kreislaufstörungen ? a) D i e v i e r Z e l l a r t e n b e i der I s c h ä m i e (Fälle C 7 und C9, Abb. 13—15) Das beim Ableben 4 jährige Kind (C 7) war asphyktisch zur Welt gekommen, hatte zeit seines Lebens Krämpfe gehabt und blieb schwachsinnig. Im rechten Arm zeigten sich häufig Hemiballismus-ähnliche Hyperkinesen. Im Anschluß an einen epileptischen Anfall trat ein 2 % Tage andauerndes tiefes Coma ein, dem der Exitus folgte, ohne daß das Kind wieder zu sich kam. Die Gig zeigt — wie die schon früher (28) von C. und 0. Vogt veröffentlichte Abb. 13 lehrt — im Nisslbild stärkste Homogenisierung der Nz der übrigen Schichten. Nur die RZ und einige PZ sind besser erhalten. Abb. 14a bringt eine Ren. Sie ist schmal, dunkel und zweifellos hochgradig geschrumpft. Die erhaltenen Nisslkörper erscheinen verschmälert und zusammengedrängt. In der unteren Hälfte finden sich Nisslschollen neben fleckförmigen Aufhellungen. Die Membran des ebenfalls verschmälerten Kerns ist nur stellenweise nachweisbar. Der ziemlich große Nucleolus zeigt einige feinkammerige Vakuolen mit einem ihm rechts unten anliegenden Randkörper. Fast gleichartig ist die Veränderung der Rbn (Abb. 14b). Auch hier sieht man einige verdichtete dunkle Stellen, vornehmlich in der Zellspitze und an den

Bd. 1, Heft 4/5 1954

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Randgebieten der Zelle. Es gibt auch hier einige aufgehellte fleckige Bezirke. Man stellt auch im Spitzengebiet einige Waben fest. Von der Homogenisierung ist hier jedoch ebensowenig wie in Abb. 14 a die Rede. Versuchen wir die Veränderungen der RZ unseres Falles zu kennzeichnen, so könnte man an eine S c h r u m p f u n g denken. Um eine klassische ischämische Zellveränderung handelt es sich jedenfalls hier trotz des vorliegenden ischämischen Schadens nicht. Immerhin sind möglicherweise die Aufhellungen in

A b b , 13. Die Area gigantopyramidalis eines 4 54jährigen epileptischen Kindes, das nach einem 2%tägigen Coma zugrunde ging (C 7). Vergrößerung 1 0 0 : 1 .

der basalen Hälfte von Abb. 14a und 14b bereits Anfänge der für die ischämische Veränderung charakteristischen Entfärbung. Doch fehlen für eine solche Deutung noch die nötigen Grundlagen. Wie haben sich nun die PZ dem vorliegenden Kreislaufschaden gegenüber verhalten ? Abb. 14c zeigt eine Pen unseres Falles. Der Zelleib erscheint im ganzen hochgradig abgeblaßt und homogenisiert. Der demgegenüber leicht verdunkelte Kern ist verschmälert und im gesamten Querschnitt fein-granuliert. Der eigenartige Nucleolusbefund wird anderweitig besprochen werden. Hier interessiert uns lediglich, daß die Pen abweichend von den Veränderungen der RZ zweifellos die klassische „ i s c h ä m i s c h e " Z e l l e r k r a n k u n g S p i e l m e y e r s erkennen lassen.

306

K. BALTHASAR

,,4 u ", n ' al ,

für Hirnforschmig

Eine „ischämische" Zellerkrankung haben wir ebenfalls in der Pbn der Abb. 14d. Schmalheit des Zelleibs und die längliche Gestalt des pyknotischen Kerns sind die genügend charakteristischen Merkmale. Das teilweise noch fleckige Zellplasma läßt auch hier einen unter Umständen noch nicht zu Ende geführten deletären Prozeß annehmen, wie es überhaupt noch nicht gesichert erscheint, die ischämische Zellveränderung bereits als Zellnekrose anzusehen. Daß die Homogenisierung bei der sogenannten ischämischen Zellveränderung nicht nur bestimmte Zellabschnitte, sondern die g a n z e Zelle im gleichen Maße betrifft und zugleich mit einer Kernpyknose einhergeht, bringt diese Veränderung mit der vornehmlich bei Hirnödem beobachteten opakdeformierenden Homogenisierungsform in Zusammenhang. Im übrigen sagt uns dieser Fall, daß selbst solche schwersten Kreislaufstörungen, die ein

Abb. 14. Die RZ und PZ der Abb. 13 bei lOOOfacher Vergrößerung.

2 y 2 Tage andauerndes tiefes Coma und den unmittelbar anschließenden Exitus zur Folge hatten, nicht zu einer einwandfreien ischämischen Zellveränderung aller vier Zellarten der Gig zu führen brauchen. Wahrscheinlich liegt bei den von den RZ unseres Falles gezeigten Bildern der Zellschrumpfung ein im Vergleich zu den völlig homogenisierten Zellveränderungen der PZ geringerer Schädigungsgrad vor, dem damit eine relative Widerstandsfähigkeit der RZ gegenüber dem ischämischen Schaden zugrunde zu legen wäre. Auch bei der Ischämie gibt es also spezifische intercelluläre Differenzen der vier Zellformen. Bei unserem zweiten F a l l von Ischämie (C 9) handelt es sich um die im 40. Lebensjahr verstorbene Schwester der drei Geschwister, die Schwalbe und Ziehen 1908 als „Neurose" veröffentlicht hatten. Unsere Patientin starb an Sepsis. Dem Exitus ging eine dreitägige Agone mit tiefem Coma voraus. Histologisch hatten C. und 0 . V o g t (28) in diesem Fall bereits pathokline Differenzen verschiedener Grisea des Gehirns festgestellt. Die ausgesprochensten fanden sich zwischen den Unterkernen des Nucleus centralis

307

thalami, wobei im centralis parvocellularis sich die Nervenzellen als nahezu völlig zugrunde gegangen erwiesen. Auch in der Gig war es in vielen Schichten zu einem Untergang fast sämtlicher Ganglienzellen gekommen. Die relativ erhaltenen RZ und PZ bieten hier nun aber in charakteristischem Gegensatz zum vorigen Falle die übereinstimmenden Bilder der „ischämischen" Zellveränderung (Abb. 15), und Differenzen lassen sich hier nur insofern feststellen, als die RZ das zu dieser Zellveränderung zugehörige Symptom der Verschmälerung des Zellleibs nicht erkennen lassen. Worauf dies beruht, wird man zunächst unauf15a

Abb. 15. Die vier Zellarten bei agonaler Ischämie längerer Dauer (Fall CO).

geklärt lassen müssen. Auf jeden Fall werden wir durch diese unsere zweite Beobachtung darüber belehrt, daß bei genügend langer Dauer der Schädlichkeit •— die Agone war hier, wie berichtet, eine noch längere als bei C 7 •— auch die RZ in demselben Sinne erkranken können wie die PZ, daß die pathoklinen Differenzen zwischen den RZ und PZ also sehr wahrscheinlich nur bei schwächerer Schädigung manifest werden. So lange andauernde Unterbrechungen der Bluternährung des Gehirns, wie sie in den beiden vorbeschriebenen Fällen zu vermuten waren, kommen aber relativ selten vor. Soweit es sich um Krampfschäden, d. h. um Folgen der Krampfhypoxie handelt, sind weit kürzere Hypoxien die Regel und nur bei Wiederholung solcher kommt es zu bleibenden Zellveränderungen des Gehirns, unter anderen auch des Cortex. Wenig beachtet wurde diesbezüglich bisher gerade die Zentralregion. Als Beispiel solcher Krampf schaden in

K. B A L T H A S A R

fiir

Journal Hirnforschung

der Gig bringe ich nachfolgend einige Zellbilder einer juvenilen Paralyse, die klinisch besonders durch häufig auftretende epileptische Anfälle gekennzeichnet war.

Abb. 16. Die vier Zellarten bei Krampfhypoxie.

b) D i e v i e r Z e l l a r t e n b e i d e r K r a m p f h y p o x i e (Fall C 55, Abb. 16) Der beim Ableben 21 jährige Patient litt von Jugend auf an juveniler Paralyse, in deren Verlauf es in den letzten Lebensjahren zu häufigen kurzdauernden generalisierten K r a m p f a n f ä l l e n kam. Auch einige Status epileptici traten auf. Im Gefolge eines solchen kam es zu einer hypostatischen Pneumonie, an der der Kranke einging. Abb. 16a bringt eine stark vergrößerte Ren. In der Zellspitze und am rechten Zellrand finden sich noch einige normale Nisslschollen. Um den Kern herum sehen wir sogar eine hypertigrotische Zone. Die hochgradige Verwaschenheit

L E B E N S G E S C H I C H T E D E R V I E R G R Ö S S T E N usw.

309

dieser Nisslkörper zeigt jedoch bereits eine Erkrankung an. Der auffallendste Befund bietet sich in der Homogenisierung des basalen Zellabschnittes, der lipophilen Zone. Diese ist nicht überall durchscheinend, wie es bei der Pellagra der Fall war. Einige Bezirke weisen schon eine milchig trübe Form der Homogenisierung auf, die in der schon erwähnten Verwaschenheit der perinuklealen Partien zutage trat. Einige Waben im rechten Basalkörper deuten auf eine leichte Lipofuscininvolution hin. Dieselben Veränderungen finden wir bei den Rbn (Abb. 16b). Auch hier gibt es die Hypertigrose um den Kern herum und die strukturarme, dabei schon leicht trübe Plasmazeichnung im Bereich des lipophilen Zentrums. Daß auch die PZ den gleichen Prozeß aufweisen, wird aus den Abb. 16 c und 16 d deutlich. In 16c erscheint die Homogenisierung etwas transparenter als in 16 d. Das von der sogenannten „zentralen" Homogenisierung gewohnte Bild sehen wir aber auch hier nicht. Eine Kontrolle des Rindenübersichtsbildes ließ uns die Ursache des beschriebenen Überganges von der transparenten zu der opak-deformierenden Form der Homogenisierung vermuten. Die unteren Rindenschichten der Gig erwiesen sich nämlich als reichlich mit Oligodendroglia besetzt. Da auch einige Gewebslichtungen feststellbar und um die Gefäße Lückenräume zu finden waren, dürfen wir der Eigenart unserer Zellveränderung wohl das gleichzeitige Vorliegen der Krampfhypoxie und eines zusätzlichen H i r n ö d e m s zugrunde legen. Daß alle vier Zellarten hier gleichartig verändert sind, hat aller Wahrscheinlichkeit nach in der besonderen Schwere und Dauer der mit den Anfällen verbundenen Kreislaufschäden seine Ursache. Hypoxischer Natur sind auch die Hirnschäden bei der C o - V e r g i f t u n g , von der seit langem auch laminäre Erbleichungen und elektive Parenchymnekrosen, vornehmlich in der Großhirnrinde, beschrieben sind (5, 7—9). Über die Veränderungen der Zentralregion wurde bisher nicht eingehender berichtet. Da mir aus der V o g t sehen Sammlung ein frischer Fall von CO-Vergiftung zur Verfügung stand, sollen von diesem nunmehr die vier Zellarten gezeigt werden. c) D i e v i e r Z e l l a r t e n b e i d e r a k u t e n (Fall U 2, Abb. 17)

CO-Vergiftung

Der beim Ableben 18jährige Patient war früher immer gesund gewesen. Vier Tage vor dem Tode hatte er nach einem seelischen Konflikt in suicidaler Absicht den Gashahn geöffnet und starb an den Vergiftungsfolgen, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Die Ren der Abb. 17a 1 kann bis auf eine helle Zone in der Zellbasis noch als normal bezeichnet werden. Worauf diese basale Aufhellung beruht, wird erst am Beispiel der nächsten Zelle deutlich. In Abb. 17a2 sehen wir nämlich einen fortgeschritteneren Zustand. Die helle Zone an der Basis hat hier an Umfang und Intensität zugenommen. Jedoch sind Zellränder und Zellspitze noch immer von kräftigen Nisslschollen besetzt. Sehr deutlich zeigt sich eine Nucleolusvergrößerung mit außerordentlich zahlreichen feinkammerigen Vakuolen. Die helle Zone in der Basis ist völlig strukturlos,

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für

Journal Hirnforschung

homogen. Einige Bröckel in der Nähe der Randzonen stellen durchscheinende Nisslbrocken des unteren Zellrandes dar.

A b b . 17. Die vier Zellarten bei a k u t e r CO-Vergiftung.

Schreitet der Prozeß noch weiter fort, dann kommt es noch zu höher hinaufreichenden Homogenisierungen.

Bd

'''1954

4/5

L E B E N S G E S C H I C H T E D E R V I E R G R Ö S S T E N usw.

3H

Die Ren der Abb. 17a 3 wurde nicht in der Mitte, sondern oberflächlich durchschnitten, so daß vom Kern auch nicht der Nucleolus getroffen wurde, sondern lediglich die Kernwand sichtbar wird. Trotz der fortgeschrittenen Homogenisierung gibt es auch in dieser Zelle von Abb. 17a3 an den Rändern immer noch einige gut erhaltene Nisslkörper. Bei allen drei vorgenannten Ren liegt das typische Bild der sogenannten t r a n s p a r e n t e n u n d f o k a l e n H o m o g e n i s i e r u n g vor. Abb. 17b 1,17b2 und 17b 3 bringen nun drei typische Beispiele der Rbn. Von der fokalen Homogenisierung der Ren findet sich hier keine Spur. Statt dessen sehen wir bei allen drei Zellen — ich kann dies bezüglich der übrigen Rbn des Falles bestätigen — eine die ganze Zelle gleich affizierende s t a u b f ö r m i g e T i g r o lyse. Nur am Zellrand gibt es bei Abb. 17b 1 noch einige verkleinerte Nisslkörper; in den beiden anderen Rbn sind auch diese normalen Reste aufgelöst. Alle Rbn sind im übrigen geschwollen, ebenso die Fortsätze, die sich weithin ins Gewebe verfolgen lassen. Die Kerne der Rbn weisen eine vermehrte Anfärbung des Kerngerüstes auf. Die nur wenig vergrößerten Nucleoli der Rbn zeigen gegenüber denen der Ren eine zahlenmäßig weit geringere Durchhöhlung. Während ich bei einigen Ren über 30 voneinander differenzierbare Vakuolen zählte, kommen bei den Rbn in einer Zelle nicht über 12 vor. Die Nucleolushöhlen selbst sind dafür bei den Rbn durchschnittlich größer und im Nisslbild weniger angefärbt bzw. wasserklar, während diejenigen der Ren im Durchschnitt von kleinerem Umfang sind und im Nisslbild violett durchscheinen. Die erwähnten Unterschiede werden in den Abb. a5 und b 4 demonstriert (2000fache Vergrößerung). In a5 haben wir den typischen Nucleolus der Ren mit den sehr zahlreichen feinkammerigen Vakuolen, in b 4 den einer Rbn mit den durchschnittlich größeren und helleren Höhlen, die unter anderen auch dem ganzen Kernkörperchen eine durchschnittlich hellere Gesamtfärbung verleihen. Die normale Durchhöhlung — ich zeige den Nucleolus der Ren eines normalen 24 jährigen Menschen — ist aus a 4 zu ersehen. Die PZ verhalten sich in unserem Falle genau wie die Rbn. Wir sehen sowohl bei den Pen wie bei den Pbn ausschließlich staubförmige Tigrolysen mit leichten Anschwellungen der Zellkörper und weithin verfolgbaren Dendriten. Die Nukleotide des Kernsaftes sind auch hier teilweise abnorm stark angefärbt (Abb. 17 c u n d 17 d). So zeigt auch dieser Fall von Kreislaufstörung des Gehirns deutliche pathokline Differenzen unserer Zellarten. Wie schon in mehreren anderen Fällen gehen auch hier die Rbn mit den PZ konform. Lediglich die Ren fallen durch den Homogenisierungsprozeß aus dem R a h m e n heraus.

6. D i e v i e r Z e l l a r t e n b e i d e r E p i l e p s i e (Fälle Bu 45, Gr 1 und Me 2) Ich habe dann noch drei Fälle von Epilepsie untersucht, eine J a c k s o n sche F o r m bei Porencephalie (Bu 45) und zwei genuine Epilepsien (Gr 1 und Me 2) und bei allen dreien eine e i n f a c h e s t a u b f ö r m i g e T i g r o l y s e der vier Zellarten gefunden. Einige Ren des Falles Gr 1 wiesen eine Zellschrumpfung auf. Homogenisierungen waren nirgends feststellbar. Was die klinischen Besonderheiten dieser Fälle anbetrifft, so ging aus den Krankengeschichten hervor, d a ß die Krampfanfälle sehr viel seltener a u f t r a t e n als bei der vorbeschriebenen juvenilen Paralyse.

312

K. BALTHASAR

für

Journal Hirnforschung

7. D i e v i e r Z e l l a r t e n b e i der S c h i z o p h r e n i e (Beispiele: Bu 19, Bu 46, Bu 42) Die gleichen tigrolytischen Prozesse fand ich bei den zahlreichen S c h i z o p h r e n i e n der Vogtschen Sammlung. Die Fälle sind aus den Veröffentlichungen von C. und 0 . V o g t wie ihren Mitarbeitern schon bekannt (33). Nahezu alle Formen der Schizophrenie sind hier vertreten und es war überraschend genug, daß die vier Nervenzellarten, diesen zum Teil bedeutenden klinischen Unterschieden zum Trotz, fast durchgehend im Sinne der e i n f a c h e n T i g r o l y s e verändert waren. Die von C. und O. V o g t und ihren Mitarbeitern im IM

m IH Abb. 18. Die vier Zellarten bei chronischer Katatonie (Bu 19).

Thalamus wie in Teilen des Cortex gefundenen Schwundzellen wurden in der Gig stets vermißt. Außer den einfachen Tigrolysen gab es zwar noch einige zusätzliche Schrumpfungen, wie vor allem auch Z e r f a l l s p r o z e s s e , d. h. „schwere" Zellerkrankungen im Sinne N i s s l s ; die einfache Tigrolyse war jedoch in allen Fällen zu finden. Ich hatte 1949 (1) von diesen Veränderungen bereits beiläufig berichtet. Inzwischen wurden diese Befunde an weiteren Fällen bestätigt. Die damals mit erwähnte A l z h e i m e r s c h e Fibrillenerkrankung betraf eine einzige Zelle, die noch dazu von einem Fall herrührt, über dessen Zugehörigkeit zum schizophrenen Formenkreis einige Zweifel möglich sind. Auf keinen Fall kann dieser damalige solitäre Befund als für die Schizophrenie charakteristisch angesehen werden. a) D i e v i e r Z e l l a r t e n b e i e i n e r c h r o n i s c h e n K a t a t o n i e (Fall Bu 19, Abb. 18) Die beim Ableben 44 jährige Patientin litt schon seit vielen Jahren an paranoiden Wahnideen, an Sinnestäuschungen und Zerfahrenheit. Sie ging an Bronchopneumonie zugrunde.

B ü . 1, H e f t 4 / 5 1954

L E B E N S G E S C H I C H T E D E R V I E R G R Ü S S T E N usw.

313

Die vier Zellarten zeigen übereinstimmend eine staubförmige T i g r o l y s e . Nicht alle Zellen sind dabei im ganzen geschwollen; die Fortsätze lassen sich jedoch überall weit hin ins Gewebe hinein verfolgen. Im Kern sieht man, vornehmlich bei den PZ, vermehrte Nukleotide. b) D i e v i e r Z e l l a r t e n b e i d e r a k u t e n (Fall B u 46, Abb. 19)

Katatonie

Die beim Ableben 18 jährige Patientin war 25 Tage vor dem Exitus an akuter Katatonie erkrankt. In der Klinik bot sie eine hochgradige psychomotorische Erregung mit Sinnestäuschungen, Wahnideen und Zerfahrenheit. Sie starb an Bronchopneumonie.

Abb. 19. Die vier Zellarten bei akuter Katatonie (Bu46).

Auch bei diesem F a l l waren zahlreiche RZ und PZ an einfacher s t a u b f ö r m i g e r T i g r o l y s e erkrankt. In vielen Exemplaren sieht man jedoch schon Abschmelzungsvorgänge und Z e r f a l l s p r o z e s s e im Zellplasma. I n den Kernen werden dann vermehrte Nukleotide festgestellt. Verdunkelungen und Verkleinerungen der Zellkerne habe ich in solchen Fällen freilich nie gesehen. E s handelt sich hier im Zelleib zweifellos um Zerfallsprozesse, wie sie von der sogenannten schweren Zellerkrankung beschrieben worden sind. Da der Kernbefund in unseren Fällen mit dem der schweren Zellerkrankung nicht übereinstimmt, spreche ich lediglich von Zellauflösung. c) D i e V e r ä n d e r u n g e n u n s e r e r Z e l l a r t e n b e i e i n e r u n g e w ö h n l i c h v e r l a u f e n e n , d u r c h C h o r e a k o m p l i z i e r t e n S c h i z o p h r e n i e (?) (Fall B u 42, Abb. 20) Die durch Blutsverwandtschaft hereditär belastete Patientin kam normal zur Welt, lernte aber spät laufen und sprechen und blieb schwachsinnig. Seit der frühen Kindheit bestanden Zuckungen in den Händen. Im 19. Lebensjahr akut ausgesprochene choreatische Hyperkinese mit psychischen Störungen. Einige Krampfanfälle. Tod nach 2 Monaten an Pneumonie (vgl. 8). Vogt,

Hirnforschung.

B d . 1.

21

K. B A L T H A S A R

314

für

Journal Hirnforschung

Der Striatumbefund dieses Falles — er wurde kürzlich von Hopf (8) genauer beschrieben — war für Chorea sehr ungewöhnlich. Auch dort zeigten die großen und kleinen Nervenzellen die Veränderungen der staubförmigen Tigrolyse mit und ohne gleichzeitige Zellschwellung. Die vier Zellarten der Gig sind im gleichen Sinne verändert. Während die Chorea unserer Patientin durch die von Hopf beschriebene Zwergwuchsbildung der kleinen Striatumzellen genügend erklärt werden konnte, spricht die gleichzeitig im Striatum wie in der Zentralrinde festgestellte Tigrolyse mit Rücksicht auf die psychischen Störungen der Patientin 20 a

Abb. 20. Die vier Zellarten bei durch Chorea komplizierter Schizophrenie (?) Bu 42.

nicht gegen eine außerdem vorhandene Schizophrenie, wobei aber der (in der Gehirnpathologie außerordentlich verbreitete) tigrolytische Prozeß nicht allgemein als Substrat der Schizophrenie betrachtet werden soll. Die einfache Tigrolyse ist bei der Schizophrenie zwar eine häufige — nach Untersuchung unserer 20 Fälle dürfen wir sogar annehmen: die häufigste — Erkrankungsform der RZ und PZ, aber keine für die Schizophrenie pathognomonische Zellveränderung. C. B e s p r e c h u n g .

Wenden wir uns nach diesen neuen Befunden zu unserer Ausgangsfrage zurück. Wir gingen von der These aus, daß die RZ und PZ der Gig nicht nur in den feinbaulichen Strukturen des adulten Zustandes verschieden sind, sondern sich auch in ihrer Lebensgeschichte, d. h. im Reifungsprozeß wie im

B d . 1, H e f t 4 / 5 1954

LEBENSGESCHICHTE DER VIER GRÜSSTEN usw.

315

Altern, schließlich aber auch im Krankheitsfalle verschieden verhalten müssen. Hinsichtlich der Lebensgeschichte konnten wir dies bereits in unseren früheren Arbeiten weitgehend bestätigen. Es verbleibt uns die Prüfung, ob die RZ und PZ auch in der K r a n k h e i t ein ähnliches formatives Sonderverhalten erkennen lassen. Dazu bedarf es zunächst einer Ordnung der oben beschriebenen pathologischen Befunde. Diese werden zunächst erst einmal nach Art und Häufigkeit und unter Bezug auf die klinischen Diagnosen der betreffenden Fälle zusammengestellt und nachfolgend die vorkommenden Zellveränderungen für jede Zellart gesondert geprüft. 1. Häufigkeit

und Art der pathologischen Zellveränderungen klinischen Diagnosen der Fälle

in bezug auf die

Wie uns schon ein grober Überblick über die obigen Fälle zeigt, konnte bei allen beschriebenen Krankheiten an den RZ und PZ ein pathologischer Befund erhoben werden. Bei einigen Erkrankungen gab es zwar einige noch als normal zu bezeichnende Vertreter, vornehmlich unter den Ren) zahlenmäßig standen diese jedoch hinter den krankhaft veränderten Exemplaren zurück. An Hand der T a b e l l e 1 wollen wir, vorerst unter Absehen von den zwischen einzelnen Zellarten bestehenden Differenzen, die Häufigkeit der bei den erwähnten Erkrankungen vorkommenden Zellprozesse überhaupt ins Auge fassen und versuchen, für die sich schon hierbei zeigenden Gesetzlichkeiten eine Begründung zu finden. Wie T a b e l l e 1 zeigt, wurde von uns am häufigsten die mit Verdunkelung verknüpfte Z e l l s c h r u m p f u n g beobachtet, was sich durch das große Kontingent der untersuchten chronisch-degenerativen Krankheiten erklärt. Daß gerade diese Krankheiten im Gehirn die Prozesse der Zellschrumpfung zeigen, gehört zu den immer wieder bestätigten Erkenntnissen der Nissischen Schule. Worauf die Häufung der Zellschrumpfungen bei solchen chronischen Erkrankungen beruht, läßt sich freilich nur vermuten. Ich habe dieselben Schrumpfungsvorgänge im Verein mit Lipofuscinherden recht oft beim normalen Altern der RZ und PZ gesehen. Die besonders hochgradige Anfärbung der nicht vom Alterspigment besetzten Zellabschnitte versuchte ich hier mit der Abwehr des lokalverrnehrten Tigroids gegen das Involutionsgeschehen zu erklären. Daß bei einem so chronischen, sich oft über Jahrzehnte hinziehenden Kampf gegen das Involutionsgeschehen die erhaltene Nisslsubstanz trotz ihrer durch die intensive Anfärbung kenntlichen Abwehrkraft schließlich doch einmal zum Erliegen kommt und schwindet, bereitet dem Verständnis keine Schwierigkeiten. Man darf wohl annehmen, daß das von den Abwehrvorgängen gegenüber dem Involutionsvorgang Gesagte auch für die Systemkrankheiten zutrifft. Als zweithäufigste Zellveränderung rangiert in unserer Statistik dann die einfache s t a u b f ö r m i g e T i g r o l y s e . Die lehrbuchmäßige Bezeichnung „akute Schwellung" habe ich in der Tabelle wie auch in meiner obigen Beschreibung nicht übernommen, weil eine Zellschwellung nur in einem Teil unserer Fälle zu beobachten war, die tigrolytischen Veränderungen hier also 21*

Journal für Hirnforschung

K. BALTHASAR

316

Tabelle 1 Häufigkeit u n d Art der pathologischen Zellprozesse u n t e r Bezug auf die klinischen Diagnosen der Fälle Klinische Diagnose

Zahl der Fälle

Bezeichnung der Fälle

Homogsnisieru ng

ZellSchrumpfung

Iranspar, ! fok.

Staubförm. Tigrol.

opak-

, deform.

ohne regress.

Bulbärparalyse

1

Cg 36

1

Paralysis agitans

2

Schlo, R o e

2

5

Bu 40, B u 91, Spa 4, 5, T 1

5

6

Bu 5, C 11, C 1 4 C 26, C 32, C 35

6

E r b c h o r e a mit sek. Ödem . .

3

E m , C 47 Fro 4

3

Erbchorea m i t sek. Dyshorie

1

C 33

1

1

Wernickesche Krankheit. . .

2

Gr 3, C 54

2

2

Pellagra.

. .

2

Bu 24, A 53

Agonale Ischämie

. . .

2

C 7, C 9

Krampfkrankht. (juv. Paral.) .

1

C 55

CO-Vergiftung

1

U 2

Jackson-Epil.

1

Bu 45

Genuine Epil.

2

Gr 1, Me 2

3

B u 19, 46, 42

Huntingtonsche K r a n k h e i t

Schizophrenie

33

Zellauflösung

Wabige

Cere-

Zell-

Zellver-

brosid-

hyper-

änderung

speidig.

trophie

1

Me 3

Picksche Atrophie . . .

mit

Zellschwellung

1

A m a u r o t . Idiotie

1

1

Em Fro 4

C 47

Em

Em C 47

Em

1

Gr 3

2 2

C 7 1

1

1

1

1

2

Gr 1 22

1

1

3

3

2

B 46

8u19 Bu42

B u 46

8

5

4

1

1

z. T. ohne gleichzeitige Schwellung einhergehen. Ich sehe darin keine Besonderheit der KZ und PZ. S p i e l m e y e r zeigt in seinem Lehrbuch auf der die akuten Schwellungsvorgänge abbildenden Tafel neben deutlich geschwollenen Zellen auch Exemplare, die zwar ebenfalls tigrolytisch, gegenüber der Norm aber im ganzen nicht vergrößert sind. A. J a k o b grenzt diesen Frühzustand der akuten Schwellung noch etwas schärfer ab. Ich möchte hier noch einen Schritt weitergehen und diese einfache Tigrolyse auch in der Bezeichnung von der Tigrolyse mit Schwellung abgrenzen. Wir wissen, daß Tigrolyse nicht nur der sogenannten akuten Zellerkrankung Nissls, sondern auch verschiedenen anderen Zellprozessen, beispielsweise den Homogenisierungen, der sogenannten schweren Zellerkrankung und der sogenannten ischämischen Zellveränderung zugrunde liegt. Trotzdem spricht man hier, um die Eigenheit dieser Prozesse zu kennzeichnen, nicht von Trigolyse, sondern von Homogenisierung, schwerer Zellerkrankung usw. So scheint es mir richtiger zu sein, wenn man auch der hier besprochenen Sonderform der sogenannten

2

B d . 1, H e f t 4 / 5 1954

L E B E N S G E S C H I C H T E D E R V I E R GRÖSSTEN usw.

317

akuten Zellerkrankung noch ein Kennwort anfügt, das über die histologische Eigenart des Prozesses etwas aussagt. Aus diesen Gründen spreche ich bei dem beschriebenen Zellprozeß im Interesse einer lediglich im histologischen Bereich bleibenden Terminologie von „staubförmiger Tigrolyse" und unterscheide dann noch solche Formen ohne gleichzeitige Schwellung von denen m i t gleichzeitiger Zellschwellung. Die erste Form sah ich achtmal, die zweite fünfmal. Ferner sei auf die im Text beschriebenen Ausdehnungsverschiedenheiten hingewiesen. Auf die staubförmige Tigrolyse folgt als dritthäufigster Prozeß die H o m o g e n i s i e r u n g . Ich habe diese Zellveränderung auf der Tabelle in drei Untergruppen geteilt, erstens in die „ t r a n s p a r e n t - f o k a l e " Form, zweitens in eine , , o p a k - d e f o r m i e r e n d e " und drittens in eine „ r e g r e s s i v e " Form. Die erste dieser drei ist die sogenannte „zentrale" Homogenisierung der Lehrbücher. Wir kennen sie am besten von der retrograden Zellveränderung, der primären Reizung N i s s l s . Meine beiden Pellagra-Fällc (Abb. 12) zeigten die für diese Erkrankung charakteristischen Zellbilder. Daß die transparentfokale Homogenisierung bei der Pellagra elektiv gerade die größten Pyramidenzellen der Gig befällt, ist ebenfalls bekannt. Den Beweis dafür, daß es sich hier um eine retrograde Degeneration handelt, konnte man jedoch bisher nicht erbringen. Die bei der Pellagra hin und wieder zu beobachtenden Gefäßveränderungen wie auch der meist intervalläre klinische Verlauf lassen unter Umständen an zusätzliche über die Gefäße in das Hirngewebe eindringende toxische Einwirkungen denken ( P e n t s c h e w , 16). Wenn sich diese Toxin-Gefäßtheorie bestätigen sollte, würde sie die Homogenisierung unserer Pellagra-Fälle in die Nähe nicht nur der CO-Vergiftung, sondern auch der übrigen Kreislaufstörungen bringen, die, wie unsere Beobachtungen erweisen, besonders zu Homogenisierungsprozessen der RZ und der PZ zu führen scheinen. Daß die transparent-fokale Homogenisierung bei der akuten CO-Vergiftung vorkommt, ist relativ wenig bekannt. A. Meyer (12) erwähnt in seinen Fällen lediglich Veränderungen nach Art der „akuten" oder „schweren" Zellerkrankung. H i l l e r (7) hebt sogar hervor, daß unter den im allgemeinen etwas schlecht angefärbten Rindenzellen gerade die großen Pyramiden der Zentralregion einen auffallend gut erhaltenen Zustand zeigen. G r i n k e r (4) spricht in seinen Befunden von verwaschener Zeichnung der Ganglienzellen. Daneben hatte er chronisch veränderte, „sklerotische" und fettigwabig-degenerierte Ganglienzellen beobachtet. Immerhin fügte er diesen seinen Befunden hinzu: „Manche Ganglienzellen, namentlich in den unteren Rindenschichten, sind chromolytisch mit exzentrischem Kern und machen einen primär gereizten Eindruck." A. J a k o b (11) erwähnt in seinem Lehrbuch beiläufig, daß er die homogenisierende Zellerkrankung in herdförmigen Lichtungen der Großhirnrinde gefunden hätte. Schließlich werden in einer Arbeit von H s ü and Ch'Eng (36) einige geschwollene Ganglienzellen der Rinde erwähnt. Das ist aber auch alles, was ich über ähnliche Zellveränderungen in der CO-Literatur finden konnte. Leider sagen die letzterwähnten Autoren nicht, welche Ganglienzellen sie untersucht hatten, wie ja leider in den ausführlichen Beschreibungen der umfangreichen CO-Literatur auf die Zellverände-

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für

Journal Hirnforschung

rungen des Cortex merkwürdig wenig eingegangen wird und Abbildungen von diesen überhaupt gänzlich fehlen. Als zweite Homogenisierungsform tritt in unseren obigen Fällen die o p a k d e f o r m i e r e n d e Form auf. Auch bei dieser Zellveränderung schwillt die Zelle an. Sie wird aber im Gegensatz zur transparenten Homogenisierung nie besonders aufgehellt, zeigt vielmehr gewöhnlich im Kresylbild ein undurchsichtiges, trüb graurotes Aussehen. Die Zellen sind in eigenartiger Weise deformiert. An Stelle der normalen geschwungenen Zellkonturen sieht man hier klobige oder eckige Umrisse. Die Veränderung betrifft im Gegensatz zur transparent-fokalen Form immer alle Zellabschnitte im gleichen Maße. Der meist verkleinerte Kern zeigt eine dunkle Granulierung, so wie sie bei der sogenannten „ischämischen" Zellerkrankung die Regel ist. In der Literatur bin ich diesen Zellveränderungen bisher kaum begegnet. Die von C r e u t z f e l d t (3) in seinem berühmten Fall der nach ihm und J a k o b genannten Krankheit vom Jahre 1920 gezeigten Bilder sehen den meinigen teilweise ähnlich, und vielleicht kommen auch die von Scholz (19) beschriebenen Degenerationsformen denen unserer Fälle nahe, obwohl ich Deforimerungen von dem in den Scholzschen Bildein hervortretenden Ausmaß an unseren vier Zellen nicht beobachten konnte. Scholz sah die Zellveränderungen in Gebieten plasmatischer Infiltrationen. Das würde zu der Pathogenese meiner Fälle passen. Wenn Scholz ferner hervorhebt, daß seine regressiven Zellbilder teilweise mit den Veränderungen der primären Reizung, d. h. also mit einer transparenten Homogenisierung beginnen können, so trifft auch dies für meine Fälle zu. Die trotzdem noch zwischen meinen Zellbildern und den Degenerationsformen der Scholzschen Zellen bestehenden Differenzen erklären sich unter Umständen daraus, daß ich lediglich die großen Pyramiden der Gig untersuchte, die sich ja bekanntlich vielen Prozessen gegenüber als relativ stabil erweisen (36). Die eigenen Fälle wie auch die erwähnten Hinweise der Literatur lassen auf jeden Fall den Schluß zu, daß es sich bei den beschriebenen Veränderungen histologisch wie ätiologisch um etwas anderes als um die gewöhnliche „zentrale", unsere transparent-fokale Homogenisierung handelt, von der man sie zur schärferen Bestimmung der Krankheitsprozesse deshalb wohl auch abtrennen muß. Die von mir unterschiedene dritte Homogenisierungsform, die „regressive" — es ist die „ischämische" Zellveränderung der Literatur — tritt mit den übrigen (der „schweren" und der wabigen) in unserem Krankenmaterial zahlenmäßig zurück. Daß diese „ischämische" Erkrankung als einzige spezifische Form von kreislaufbedingter Zellveränderung aufgefaßt werden soll, wirkt nach den obigen eigenen Beobachtungen wie nach denen der Literatur nicht mehr überzeugend. In unseren zahlreichen Fällen mit Kreislaufschäden kam sie nur einmal vor, während die übrigen Homogenisierungsformen eine weit größere Häufigkeit zeigten. Ätiologische Bezeichnungen sind in der Histologie immer etwas Mißliches, zumal wenn sie nicht konsequent für alle Veränderungen eingeführt sind. So möchte ich auch hier vorziehen, in der Bezeichnung dieser eigenartigen Zellveränderung lediglich von den histologischen Merkmalen auszugehen und von einer r e g r e s s i v e n H o m o g e n i s i e r u n g zu sprechen.

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Bei der ebenfalls relativ seltenen „schweren" Zellerkrankung spreche ich unter demselben Gesichtspunkt von Z e l l a u f l ö s u n g bzw. von Z e r f a l l s p r o z e s s e n . In meinen schizophrenen Fällen sah ich diese nicht selten mit der einfachen Tigrolyse gekoppelt. Die PZ scheinen zu dieser Zellerkrankung eher zu neigen als die RZ. Von den letzteren erkranken, wenn überhaupt, nur die Rbn, wie ich es z. B. auch bei einem durch Dyshorie komplizierten Choreafall (Abb. 9b 2) sah. Der in unserem Beobachtungsgut noch selteneren w a b i g e n Zellerkrankung (Abb. 10c und lOd) liegen anscheinend mehr schleichend verlaufende Degenerationsvorgänge zugrunde. Ein Wort noch zu den Z e l l h y p e r t r o p h i e n der Chorea Em (Abb. 6a 1 und 6b 2). Hier waren nur die RZ von der Veränderung betroffen, nicht dagegen die PZ. Ren und Rbn waren gleich stark vergrößert. Über die Ursachen dieser Hypertrophien können vorerst nur Vermutungen geäußert werden. Die Choreatikerin Em dürfte —- nach Analogie mit entsprechenden Feststellungen an anderen erblichen Choreafällen — von Jugend an eine Subchorea gehabt haben. Es ist deshalb daran zu denken, daß Patientin starke Versuche gemacht hat, die vereinzelten choreatischen Zuckungen zu unterdrücken und so die daran aktiv beteiligten RZ hypertrophiert sind. 2. Ungleiche Veränderungen der vier Zettarten Von den besprochenen Zellveränderungen wurden nur in einem Teil der Fälle alle vier Zellformen gleichermaßen betroffen. So war es bei allen sogenannten Systemkrankheiten des Gehirns, soweit sie sich nicht durch sekundäre Kreislauf- oder Permeabilitätsstörungen kompliziert erwiesen. Nahezu alle Schizophrenien wirkten sich, wie erwähnt, ebenfalls gleichförmig in allen vier Zellarten, und zwar als Tigrolysen aus, die in einigen nur noch zusätzliche Merkmale der Zellauflösung erkennen ließen (Abb. 18—20). Auch die drei Epilepsien waren von dieser Art und unter den Kreislaufstörungen gab es zwei Fälle (C 9 und C 55, Abb. 15 und 16), deren vier Zellformen infolge der besonderen Schwere der Anfälle bzw. der agonalen Kreislaufstörungen ebenfalls gleichartig verändert wurden. Bei allen ü b r i g e n Erkrankungen sahen wir jedoch deutliche Prozeßd i f f e r e n z e n zwischen den einzelnen Zellarten wie auch zwischen den Angehörigen einer oder einiger dieser Arten. Diese Differenzen waren verschiedener Natur. Aus den Zuordnungen solcher differenter Zellprozesse zu der betreffenden Zellart einerseits und zu den Krankheitsfaktoren andererseits mußten sich auch über die Ursachen der Differenzen Hinweise ergeben. a) Z e l l ö r t l i c h e ( = t e i l z e l l i g e o d e r l o k o c e l l u l ä r e ) D i f f e r e n z e n Schon bei den Altersvorgängen wurde deutlich, daß die Lipofuscineinlagerungen lediglich einen bestimmten Zellabschnitt, nämlich das lipophile Zentrum, betrafen. Da dieses in den vier Zellarten entsprechend der Kernlage je einen anderen Zellort inne hat, bekamen wir hierdurch bereits celluläre Differenzen in Gestalt der bei jedem Zelltyp verschiedenörtlichen Lipofuscinherde (s. Abb. 3).

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Genau die gleichen Herdgesetzlichkeiten fanden wir dann auch bei den Cerebrosidspeicherungen der amaurotischen Idiotie, deren Zellbilder — trotz der völlig divergierenden Prozeßgrundlagen — die gleiche Topistik der Lipofuscinherde zeigten (Abb. 4). Herdveränderungen waren schließlich auch die transparent-fokalen Homogenisierungen in unseren Pellagra-Fällen (Abb. 12) sowie bei den Ren der akuten CO-Vergiftung (Abb. 17a 1—17a 3). In allen diesen Fällen betreffen die Zelldifferenzen solche des i n n e r e n Z e l l b a u e s . Ich bezeichne sie zur Unterscheidung von den nachfolgend zu schildernden Differenzen als l o c o c e l l u l ä r e ( z e l l ö r t l i c h e ) Differenzen systematischer Natur. b) G a n z z e l l i g e ( = t o t o c e l l u l ä r e ) D i f f e r e n z e n Daneben gibt es nun aber noch Differenzen unserer vier Zellformen hinsichtlich der A r t des von ihnen gebotenen Zellprozesses. Dieser macht keineswegs immer an bestimmten Zellorten (wie an den Grenzen des lipophilen Zentrums) Halt, er breitet sich viel häufiger über die g a n z e Zelle aus und ist in diesem Falle dann weniger durch die topischen Besonderheiten einzelner Zellteile bedingt als durch Verschiedenheiten der ganzen Zelle, vermittels deren diese als g a n z e auf das sie treffende Pathos mit differenten histologischen Prozessen reagiert. Ich bezeichne diese zweite Gruppe von Differenzen als t o t o c e l l u l ä r e D i f f e r e n z e n z e l l s p e z i f i s c h e r o d e r s y s t e matischer Natur. In T a b e l l e 2 habe ich die an jeder der vier Zellarten beobachteten Veränderungen nach der Häufigkeit ihres Vorkommens zusammengestellt. Es zeigt sich hier, daß bei den Ren die Z e l l s c h r u m p f u n g alle anderen Zellveränderungen überwiegt. Als zweithäufigste Zellerkrankung rangieren bei den Ren die H o m o g e n i s i e r u n g s p r o z e s s e , während die staubförmige Tigrolyse hier einen relativ seltenen Fall darstellt. Tabelle 2 Häufigkeit des Vorkommens der verschiedenen Zellprozesse in bezug der Gig

Zellart

Zahl der Gehirne

Zell-

Homogenisierung

schrump-

transpar.

opak,

fung

fok.

deform. 3

Ren

21

10

2

Rbn

21

8

1

Pen

21

6

1

Pbn

21

6

1

1

3

1

2

1

2

Siaublörm. Tigrol. ohne

ri'ress

j

!

'

;

auf die vier Zellarten

läsung

Zellsdiwellung 1

!

Wabig:

Cere-

Zell-

Zellver-

brosid-

hyper-

änderung

spei dig.

trophie

Zellauf-

mit

l

j

6

2

j

2

5

2

5

' 1

j

1

3

1!

1

1

3

j

1

1

1

1

1

1

1

l

1 1

l

1

Ganz anders sieht das bei den Rbn aus. Hier finden sich zwar auch acht Fälle von Z e l l s c h r u m p f u n g •— sie stammen wieder von den in unserem Material relativ zahlreichen heredodegenerativen und,, Systemkrankheiten" —; genau gleich stark sind hier aber die s t a u b f ö r m i g e n T i g r o l y s e n vertreten.

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Sechsmal begegnen wir der einfachen Tigrolyseform ohne Schwellung und zweimal derjenigen mit gleichzeitiger Zellschwellung, während die Homogenisierung bei den Rbn lediglich viermal vertreten ist. Bei den PZ sind dann Z e l l s c h r u m p f u n g e n und e i n f a c h - t i g r o l y t i s c h e Prozesse gleich häufig. Es folgen mit je drei Vertretern in beiden Unterformen (Pen und Pbn) die A u f l ö s u n g s p r o z e s s e , d. h. Fälle von sogenannter „schwerer" Zellerkrankung N i s s l s , an die sich mit zwei Fällen die h o m o g e n - r e g r e s s i v e („ischämische") und mit einem Fall die w a b i g e Z e l l v e r ä n d e r u n g anschließen. Wir sehen somit, daß die KZ im Erkrankungsfall am ehesten zur Zellschrumpfung neigen, die PZ zur einfachen Tigrolyse oder zur Zellauflösung, daß die Ken in zweiter Linie eine Disposition zur zentralen Homogenisierung haben, die Rbn dagegen eine solche zur einfachen Tigrolyse. Das sind bereits zwei wichtige Gruppen von Differenzen. Eine dritte Gruppe ergibt sich aus der Tatsache, daß die homogen-regressive („ischämische") und die wabige Zellveränderung vornehmliche Erkrankungen der PZ und nicht der KZ sind. 3. Die Ursachen der pathoklinen

Zelldifferenzen

Sehen wir uns die Fälle mit den eklatantesten Differenzen etwas näher an, so müssen wir zunächst feststellen, daß es sich bei allen um K r e i s l a u f s t ö r u n g e n oder um unmittelbare Folgen dieser handelt. Die Krampfschäden und die der CO-Vergiftung werden hier den neueren Vorstellungen entsprechend, dabei unbeschadet der Möglichkeit, eine zusätzliche toxische Wirkung anzunehmen, in diese große Gruppe der Kreislaufschäden mit eingereiht. Es besteht für unsere Fälle ungefähr die gleiche Problematik, die auch schon für die klassischen Fälle des Pathokliseproblems, nämlich für die systematischen Ammonshornerkrankungen, maßgeblich war. Auch bei der Ammonshornsklerose handelt es sich — teilweise — um von Kreislaufschäden ausgelöste Prozesse. Dasselbe gilt für die symmetrischen Pallidumnekrosen und gewisse laminare Rindenausfälle (35). Um so beachtlicher ist die Tatsache, daß die früher für die entsprechenden Ausfälle immer wieder angeschuldigten angioarchitektonischen Besonderheiten dieser Grisea.sich zur Erklärung der Ausfälle als nicht ausreichend erwiesen und selbst der Pathokliselehre bisher ferner stehende Schulen bei der Deutung dieser Herdstörungen immer nachdrücklicher auf im Hirngewebe selbst liegende, also areal- oder schichtenspezifische Krankheitsursachen hinweisen. Was für die gröberen architektonischen Ausfälle gilt, dürfte aber nunmehr auch für unsere differenten Z e l l Veränderungen Geltung haben. Daß bei unserer CO-Vergiftung z. B. allein die Ren homogenisieren, die unmittelbar neben ihnen in derselben Rindenschicht gelegenen Rbn und PZ aber eine staubförmige Tigrolyse erleiden, ist mit angioarchitektonischen oder vasomotorischen Besonderheiten nicht zu begründen, und bei den bloß quantitativen Differenzen eines Großteils unserer übrigen Fälle dürfte dies erst recht nicht möglich sein. Hier kann man nur auf Eigenheiten des Zellgewebes

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Journal Hirnforschung

selbst rekurrieren, d. h. es muß hier im Kleinen eine ähnliche Auswahl bestimmter Hirnabschnitte vor sich gehen, wie wir sie im Großen von gewissen elektiven Ammonshornsklerosen, den symmetrischen Pallidumerweichungen und einzelnen laminären Rindenausfällen her kennen. Ein solches Zusammenwirken zugrunde liegender Kreislaufschäden mit in Gewebsfaktoren selbst liegenden Ursachen hatte Scholz bei der Aufstellung seiner „disseminierten G a n g l i e n z e l l n e k r o s e " ins Auge gefaßt. Der Autor sagt freilich noch nichts darüber aus, ob er die Systemfaktoren hierbei in den Zellen selbst sieht oder überzelluläre Eigenheiten der Gewebe anschuldigen will. Wir erfahren bei ihm auch nicht, ob es sich bei den in der Art der Veränderung differierenden Zellen um Angehörige desselben Griseums oder um solche verschiedener architektonischer Einheiten handelt. Pathogenetisch meint Scholz mit der disseminierten Ganglienzellnekrose aber wohl ungefähr das gleiche, was der Verfasser mit der vorliegenden Arbeit deutlich zu machen versucht, daß nämlich differente Zellprozesse im Gehirn auch bei zugrunde liegenden Kreislaufstörungen nicht allein auf vasale Faktoren, sondern auch auf im Gewebe selbst liegende Empfindlichkeiten zurückgeführt werden müssen. Man darf Scholz nur beipflichten, wenn er das Zusammenwirken beider Faktoren sich damit erklärt, daß bei allen kreislaufbedingten Gewebsschäden dessen Ausbildung zwar von angioarchitektonischen Kategorien, die Ausformung des histologischen Musters innerhalb des zirkulatorischen Störungsbereiches aber von immanenten Faktoren des betreffenden Griseums bzw. einer seiner Zellarten bestimmt wird. In einem Punkte glaube ich von Scholz freilich grundsätzlich abweichen zu müssen. Seine disseminierten Ganglienzellnekrosen wurden ähnlich wie einige unserer pathoklinen Prozeßdifferenzen bei mit Kreislaufschäden einhergehenden Krankheiten wie bei Permeabilitätsstörungen der verschiedensten Art beobachtet. Nach der Scholzschen Formulierung wäre ihr Vorkommen lediglich auf Kreislauf oder Permeabilitätsschäden beschränkt, bei letzteren sogar nur auf solche Fälle, in denen das Ödem zu einer Erstickung des Gewebes führt. Dieser Einschränkung kann ich auf Grund meiner Beobachtungen an den vier Zellarten der Gig nicht beipflichten. Ohne Rücksicht auf die je zugrunde liegenden Krankheitsvorgänge fand ich mehr oder weniger in jedem Gehirn einzelne RZ- und PZ-Zellen, die eher erkranken oder zugrunde gehen als andere, so z. B. beim normalen Altern. Hier kommen Gefäß-, Kreislauf- oder Schrankenstörungen ätiologisch sicher nicht in Betracht und so muß man sich wohl hüten, Prozeßdifferenzen in einzelnen Griseis oder Zellarten auch bei tatsächlich zugrunde liegenden Kreislaufschäden mit diesen in eine allzu enge ätiologische Verbindung zu bringen. Daß die einschlägigsten Differenzen bei den Kreislaufschäden so besonders gut zu beobachten sind und bei diesen vielleicht auch häufiger als bei anderen Krankheiten vorkommen, liegt nur an der hier meist zeitlich begrenzten Einwirkung der Schädlichkeit. Für alle biologischen Vorgänge gilt das Gesetz, daß je geringer und zeitlich begrenzter ein Schaden das Gewebe trifft, um so stärker im resultierenden Prozeßbild die immanenten

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Gewebsdifferenzen herauskommen. So ist in den zeitlich begrenzten Kreislaufund Permeabilitätsstörungen lediglich ein die M a n i f e s t i e r u n g der pathoklinen Differenzen begünstigendes Moment zu sehen. Die Differenzen selbst sind in den je verschiedenen physiko-chemischen Besonderheiten der Grisea und Zellarten selbst zu suchen, d. h. echte pathokline Differenzen. Die erwähnte große Verbreitung dieser ist auch nur mit der Annahme maßgeblicher Gewebsfaktoren zu begründen.

Zusammenfassung 1. Die B e t z sehen Riesenzellen und die großen Pyramidenzellen in der V. Schicht der Area gigantopyramidalis des Menschen werden nach dem Vorgang von C. und O. V o g t auf Grund der im adulten Zustand vorhandenen differenten Lage des Kerns bzw. des lipophilen Zentrums in vier Zellarten geschieden: in die zentronukleären Riesen- und Pyramidenzellen und in die basinukleären Riesen- und Pyramidenzellen. 2. Die Unterschiede dieser vier Zellformen werden durch den Reifungsprozeß insofern bestätigt, als die basinukleären Typen schon bei der Geburt existieren, während die zentronukleären Gruppen in der Entwicklung erst später auftreten. 3. Beim normalen Altern zeigen die vier Zellarten von der Lage des lipophilen Zentrums abhängige, verschieden örtliche Ansammlungen des Lipofuscins. 4. Zu den orthoklinen kommen pathokline Differenzen, die an verschiedenen Krankheiten nachgewiesen werden. 5. Die pathoklinen Differenzen bestehen einmal darin, daß die Zellveränderungen bei jeder der vier Zellarten in der lipophilen Zone beginnen bzw. sich auf diese überhaupt beschränken. Ich brachte für diese Gruppe die Bezeichnung „lokocelluläre (zellörtliche) Differenzen systematischer Natur" in Vorschlag. Als Beispiele wurden Fälle von amaurotischer Idiotie und Pellagra gezeigt. 6. Daneben gibt es noch Differenzen zwischen den vier Zellarten, die weniger durch Besonderheiten der intracellulären Teilstrukturen als durch diffuser verteilte Zellstrukturen bedingt sind. Ich schlage für diese Gruppe die Bezeichnung „totocelluläre (ganzzellige) Differenzen systematischer Natur" vor. 7. Hinsichtlich der Verbreitung gibt es zwei Gruppen pathokliner Differenzen dieser zweiten Art: einmal eine solche zwischen den Riesenzellen und den großen Pyramidenzellen, und zum anderen eine solche zwischen den zentronukleären und den basinukleären Riesenzellen. 8. Die entschiedensten Differenzen dieser Art wurden bei Kreislaufstörungen des Gehirns, bei Ödem- und Dyshorieschäden festgestellt. Bei allen

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diesen Fällen handelt es sich nicht um von einzelnen Gefäßverläufen abhängige oder etwa durch vasomotorische Eigenheiten bestimmte Unterschiede. Sie wurden vielmehr in der gesamten Ausbreitung der Area gigantopyramidalis angetroffen und sind damit ihrem Wesen nach als pathokline aufzufassen. 9. Unter Hinweis auf die „disseminierte Ganglienzellnekrose" von S c h o l z wird die Bedeutung der dieser zugrunde gelegten Kreislaufschäden eingeschränkt. Diese stellen infolge der meist zeitlichen Begrenztheit ihrer Einwirkung auf das Gehirn (Krampfhypoxie, agonale Ischämie usw.) nur ein die Manifestierung der Differenzen besonders begünstigendes Moment dar. Die Differenzen selbst sind systematischer Natur, demzufolge auch bei nicht kreislaufbedingten Krankheitsprozessen verbreitet.

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Sur l'action réparatrice du noyau des cellules nerveuses par

Davide

Schiffer

Avec 33 tigures

Introduction L'Institut du cerveau étudie depuis 1942 la fonction réparatrice du noyau des cellules nerveuses. Un des résultats de cette étude est le suivant : on trouve un agrandissement des nucléoles avec ou sans augmentation du nombre de leurs vacuoles, une augmentation des nucléotides dans la membrane nucléaire (Einlagerung), en dedans de la membrane (Anlagerung) et en dehors (Auflagerung). On le voit surtout dans la partie de cette membrane située en face de la plus grande partie du corps cellulaire (Special abschnitt de B e h e i m , décrit dans le nucleus coeruleus). Tous ces faits sont des signes de réparation. Dans les cas de réparation plus intense on voit l'hyperchromatose. On trouve cette réparation toutes les fois que la substance de N i s s l est diminuée; on la trouve déjà quand la fonction est normale. Si une cellule passe de l'état apycnomorphe à l'état pyenomorphe, on observe un agrandissement passager du nucléole. L'intensité de cette réaction varie d'un individu à l'autre. L'Institut voit dans cette variabilité de la réactivité d'une espèce de cellules nerveuses une expression de sa vitalité. I. K l a t z o a déjà interprété dans ce sens la différence de la réaction nucléaire des cellules nerveuses du globus pallidus chez deux vieillards (Cp 60 et A 76). J e vais étudier cette question sur les grandes cellules du noyau latéro-ventral intermédiare externe du thalamus.

Matériel et Technique J ' a i utilisé pour cette étude des séries formol-paraffine de l'Institut, colorées par le crésylviolet : A 58 = 24 ans : individu adulte normal. Md 1 = 34 ans, Md 2 = 26 ans, A 74 = 40 ans: criminels exécutés.

• 1-,î115c4ft

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S U R L'ACTION R É P A R A T R I C E DU NOYAU D E S C E L L U L E S etc.

327

Cp 60 = 93 ans, Bu 48 = 91 ans, Toe = 81 ans, Ru = 87 ans, Wt = 91 ans, fiche = 86 ans, ^ s = 76 ans, Hô 4= 82 ans et A 76 = 100 ans: vieillards qui ne présentaient aucune altération de la motilité. C 3 = 55 ans, C 5 = 55 ans et C 21 = 62 ans: artérioscléreux. G 11 — 48 ans: chorée de H u n t i n g t o n , C 12= 89 ans: sub-chorée et démence sénile, G 24 = 62 ans: chorée de H u n t i n g t o n . A 53= 51 ans et Ba 24— 28 ans: psychose schizophrénique terminée par une pellagra venant de troubles gastro-intestinaux et de mauvaise alimentation, conséquence de la maladie mentale. Description A. Involution sénile La fié- 1 montre la situation topografique ( + ) du noyau latéro-ventral intermédiare externe du thalamus au grossissement de 3 : 1 . La f i é . 2 montre les deux types cellulaires de ce noyau: les petites cellules (k) et les grosses cellules (a). Nous avons concentré notre attention sur ces dernières.

La fig. 3 montre une cellule d'un des cas normaux (Md 1). F i g . 3 — 7 (Cp 60) Les cellules sont plus petites si on les compare avec les cellules normales. Elles ont une forme arrondie. La lipofuscine, présente dans tous les corps cellulaires en quantité variable, est située dans le pôle opposé à celui dans lequel est placé le noyau. Dans la f i g . 4, on peut observer une cellule dans laquelle la substance de N i s s l est diminuée et le nucléole est plus petit, moins foncé et vacuolisé. Dans la membrane nucléaire et en dedans de cette membrane on trouve de la chromatine qui constitue 1',,Einlagerung" et 1',,Anlagerung". A côté de ces cellules, qui sont rares, on peut en voir d'autres

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DAVIDE

SCHIFFER

für

Journal Hirnforschung

qui se comportent différemment (fig. 5): la lipofuscine est en quantité plus grande et toute la cellule est plus faiblement colorée; la substance de N i s s l a presque disparu. Le noyau, toujours aminci et excentrique, possède un nucléole pâle et plus petit; en dedans de la membrane nucléaire on n'observe que des traces de chromatine. Dans la fig. 6 nous voyons une cellule qui est arrivée à un stade involutif plus avancé: le corps cellulaire est toujours faiblement coloré, rempli de lipofuscine et montre dans le noyau excentrique et clair un nucléole encore plus petit et plus pâle que dans la figure précédente. E n suivant le processus on arrive à voir des cellules (fié- 7) dans lesquelles on peut mal distinguer la structure. 3

8 Fig. 3.

4

9 Md 1 14 374.

Fig. 4—7. Toe 13 1052.

5

6

10 Cp 60 13 100.

11 Fig. 8.

Fig. 12. W t 13 802.

7

12 Bu 48 13 1400.

Fig. 9—11.

1000:1.

Dans ce cas nous avons observé tous les stades à partir d'un début de réaction à la lipofuscine jusqu'à la disparition de la cellule. Le nucléole est devenu progressivement plus petit et plus pâle en même temps que la substance de N i s s l a disparu. Dans les cas Bu 48 (fig. 8) et Toe (fig. 9—11), toutes les cellules sont très petites allongées, chargées de lipofuscine, bien colorées au cresylviolet. Dans quelques cellules, on peut voir un noyau excentrique et une réaction de l'appareil nucléolaire, même faible: le nucléole est petit (comme en fig. 4), pâle, vacuolisé, tandis qu'on peut remarquer la présence d'une ,,An-, Ein- und Auflagerung" (fig. 8). A côté de ces cellules il y en a d'autres de forme encore plus allongée, remplies au trois quarts de lipofuscine, avec un noyau petit, déplacé à un



4/5

S U R L'ACTION R É P A R A T R I C E DU NOYAU D E S C E L L U L E S etc.

329

pôle du corps cellulaire et partiellement caché par l'uniformité de coloration de la partie de la cellule sans lipofuscine. Dans le noyau le nucléole est pâle et presque pas visible, tandis qu'on voit une augmentation de la chromatine signe d'une plus forte réaction de 1 appareil nucléolaire (fié- 9 et 10; Toe). Dans la fig. 11 nous avons encore une cellule qui est très faiblement colorée, contenant beaucoup de lipofuscine, avec un noyau clair et à peine visible, dans lequel on ne peut pas voir de nucléole. En outre, on remarque souvent des restes de cellules, très pâles, reconnaissables seulement par la lipofuscine qu'elles contiennent. Dans ce cas, donc, à côté de cellules qui ont réagit à la lipofuscine, toujours d'une façon faible, on en voit d'autres qui, au contraire, ont involué. Wt (fig. 12). Dans ce cas une pneumonie finale nous a empêché de bien voir comment le noyau avait réagi dans la vieillesse. Le fait qu'une réaction de l'appareil nucléolaire ait été trouvée, dans un certain nombre d'éléments, bien qu'au vieillissement se sont ajoutées les altérations d'une maladie aigùe, parle pour une bonne vitalité des cellules en question. Les éléments cellulaires sont gros et ils ont l'air gonflés. La lipofuscine est en grande quantité. La substance de N i s s l a disparu et dans le cytoplasme on ne voit pas la moindre structure. Cependant le noyau, pas toujours excentrique, montre quelques fois un nucléole très gros, foncé et plein de vacuoles. De la membrane nucléaire se détachent des plis minces et ramifiés de „Anlagerung" en direction du nucléole. Cette réaction se produit avec une intensité différente dans les différentes cellules. Mais, à côté d'elles il y en a d'autres dans lesquelles, au contraire, il n'y a pas de réaction: le noyau poussé à la périphérie, est toujours clair et sans chromatine, tandis que le nucléole est quelque fois présent, pâle et plus petit, et quelque fois il a disparu. On trouve beaucoup d'ombres cellulaires. Fig. 13 et 14 (Sche). Dans ce cas plusieurs cellules montrent une réaction nette du noyau. Les cellules, un peu ationdies, ont de la lipofuscine en quantité différente. La fig. 13 montre une cellule dans laquelle la tigroide est bien diminuée et en petits grains; le noyau, situé dans un pôle du corps cellulaire, possède un nucléole foncé et gros. Les nucléotides sont remarquablement augmentées dans la membrane nucleaire, en dedans et en dehors. La fig. 14 montre une cellule fortement chargée de lipofuscine dans laquelle la substance de N i s s l a presque disparu. Le noyau, situé à la périphérie, a un nucléole plus gros et plus foncé que dans la cellule précédente. Les nucléoiides nucléaires ont beaucoup augmenté. Dans la moitié plus claire du noyau on peut voir de petits grains foncés: ce sont les grains de désoxyribosenucléotide qui sont le premier stade de l'hyperchromatose. La réaction de l'appareil nucléolaire a une intensité différente. Les cellules qui ont atteint le premier stade de l'hyperchromatose sont très rares. On trouve par contre des cellules pâles et en train d'involuer sans réaction réparatrice du noyau. Fig. 15—17 [Ru). Plusieurs cellules sont encore bien conservées (fig. 15): il y a une petite quantité de lipofuscine à une extrémité de la cellule, la Vogt,

Hirnforschung.

B d . 1.

22

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fur

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substance de N i s s l est en gros grains, le noyau est au centre. Il y a un nucléole gros, foncé et vacuolisé. A côté de ces cellules on en observe d'autres montrant une plus grande quantité de lipofuscine répandue dans presque tout le cytoplasme jusqu'au noyau, une dimirution de la substance de N i s s l et une réaction de l'appareil nucléolaire (fig. 16) : on peut distinguer les nucléotides en dedans et en dehors de la membrane nucléaire, la grandeur, l'intensité de coloration et la vacuolisation du nucléole. Dans la fig. 17 la lipofuscine occupe presque toute la cellule; la tigroide est encore diminuée et le noyau, à la périphérie, montre encore une très vive réaction avec ,,Ein-, An- und Auflagerung" bien évidentes.

15 Fig. 13—14. Sehe 13 475.

16 Fig. 15 —17. Ru 13 925.

17 1000:1.

Fig. 18—23 (^4s). La fig. IS montre une cellule contenant beaucoup de lipofuscine. On peut encore voir de petits amas de substance de N i s s l à la périphérie du corps cellulaire. Le noyau, déjà situé de côté, a un nucléole central et vacuolisé. Dans la membrane nucléaire et en dedans de cette membrane, on commence à voir une augmentation des nucléotides. Ce fait est plus évident dans d'autres cellules (fig. 19). Fig. 20 montre une cellule dans laquelle la disparition de la tigroïde est accompagnée d'un grossissement du nucléole, qui est foncé et vacuolisé, et de manifestations plus claires de ,,Ein-, An- und Auflagerung". Dans la fig. 21 le noyau est en train de se remplir de nucléotides qui empêchent de bien distinguer le nucléole. Ce sont les premiers stades de l'hyperchromatose qui commencent par une apparition de grains de désoxyribosenucléotides. La fig. 22 montre une plus grande extension de la lipofuscine dans le corps cellulaire et une progression de l'hyper-

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chromatose: il est difficile de distinguer le nucléole qui d'ailleurs est gros et bien foncé. Dans la fig. 23 la cellule est arrivée à la pycnose: le noyau est sombre et uniformément coloré. Son volume est visiblement diminué. L a plupart des cellules m o n t r e n t des „Ein-, An- und Auflagerungen" comme dans les fig. 19 et 20, tandis que les cellules qui ont atteint l'hyperchromatose sont en t r è s petit nombre. A côté des cellules avec une réaction de l'appareil nucléolaire on peut voir des cellules qui subissent ¡'involution de lipofuscine sans réaction du noyau. Ces cellules sont moins nombreuses que dans les cas précédents. 18

23

19

20

24 Fig. 18—23.

25 As 1 3 550.

Fig. 24—27.

21

22

26 H ö 4 13 1001.

27 1000:1.

Il f a u t remarquer que souvent (principalement dans ce cas, mais aussi dans les cas déjà cités) une forte réaction du noyau est associée à de grandes altérations de l'involution de lipofuscine. Il y a des cellules à un stade d'involution déjà avancé qui présentent encore une réaction nette de l'appareil nucléolaire. Fig. 24—27 (Ho 4). Les cellules, plus petites que dans les cas normaux, ont une forme arrondie et ont beaucoup de lipofuscine. Toutes les cellules se trouvent dans le stade de l'hyperchromatose et plusieurs sont arrivés à la pycnose. L a fig. 24 m o n t r e une de ces cellules: la lipofuscine est en petite q u a n t i t é ; la substance de N i s s l est très diminuée: on en trouve seulement quelques grains à la périphérie de la cellule. Dans la m e m b r a n e nucléaire il y a beaucoup de chromatine. Le nucléole est très gros et foncé. 22*

DAVIDE S C H I F F E R

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fiir

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Dans le noyau commencent à paraître les grains de désoxyribosenucléotides. Ce fait est plus marqué dans la fig. 25 : ici le corps cellulaire est arrondi et il est plein de lipofuscine. La substance de N i s s l a disparu. Dans le noyau fortement coloré, les grains de désoxyribosenucléotides entourent un nucléole foncé et un peu plus petit que dans la figure précédente. Dans la fig. 26 la cellule est encore plus arrondie. Le noyau est plus sombre parceque des ribosenucléotides se sont développées. Le nucléole, situé de côté, est foncé et encore un peu plus petit. Dans la fig. 27 le noyau a diminué de volume et a une coloration uniforme (pycnose). Il faut souligner la réaction intense de ce cas. 28

Fig. 2 8 - 2 9 .

A 76 12 1024.

29

30

31

32

33

Fig. 30—31. C 5 r 3 821.

Fig. 3 2 - 3 3 .

A 53 13 350.

1000:1.

Fig. 28 et 29 (A 76). Ici toutes les cellules sont dans un état de réaction plus avancé encore que dans le cas précédent. On voit dans la fig. 28 une cellule dans laquelle la lipofuscine occupe presque tout le corps cellulaire. Le noyau, poussé à une extremité de la cellule, a diminué et est foncé; en dedans on peut à peine distinguer un nucléole, d'ailleurs pas très gros. On peut faire les mêmes observations sur la cellule de la fig. 29, dans laquelle le noyau est encore plus petit et le nucléole n'est preque pas visible. Toutes les cellules sont arrivées à ce stade.

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S U R L'ACTION R É P A R A T R I C E DU NOYAU D E S C E L L U L E S etc.

B.

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Artériosclérose

Fig. 30 et 31 (C 5). La figure 30 montre une cellule choisie parmi les mieux conservées de ce cas. Le corps cellulaire est un peu arrondi et toute la cellule est plus fortement colorée que normalement. La lipofuscine occupe une bonne moitié du cytoplasme. La substance de N i s s l est ratatinée en grains foncés qui lui donnent l'aspect hypercoloré. On voit une ,,Ein- und Anlagerung" et un nucléole plutôt gros et sombre. Dans la fig. 31 nous voyons unecellule plus involuée. Le corps cellulaire est ovale et plus petit. Autour du noyau il y a de la substance de N i s s l en plus petits grains. Le nucléole est petit dans un noyau ratatiné. Nous voyons dans cette altération de la cellule une liposclérose. Le noyau n'a pas pu empêcher cette régression. Dans ce cas seulement un petit nombre de cellules est comme dans la fig. 30. La plupart n'ont pas de réaction du noyau ou si elles l'ont, il s'agit d'une réaction faible et insuffisante. Dans les cas C3 et C 21 les altérations histologiques sont à peu près les mêmes. Elles diffèrent seulement dans le fait que C 3 a plus et C 5 a moins de cellules du type de la fig. 30. C. Chorée Dans C 11 nous voyons des cellules plus petites que normalement, de forme allongée, avec de la lipofuscine et à un pôle du corps cellulaire, une substance de N i s s l en grains très petits ou en poussière, et, presque toujours, une réaction du noyau sous forme d'une hyperchromatose qui va jusqu'à la pycnose. Le noyau des cellules, dans la première période, a de nombreux petits grains foncés (désoxyribosenucléotides), bien visibles. Dans d'autres cellules le processus est plus avancé et les espaces entre ces grains ont été remplis de ribosenucléotides. Le noyau est devenu plus foncé et uniforme jusqu'au stade de la pycnose. On peut voir encore d'autres cellules dans lesquelles le noyau est redevenu clair à cause de la disparition des ribosenucléotides et présente de nouveau les petits grains que nous avons décrits pour la première période; toute la cellule alors est devenue petite et faiblement colorée. C 12. Les cellules sont petites et très chargées de graisse. La substance de N i s s l est en petits grains ou en poussière. Le noyau montre dans quelques cellules une faible réaction avec quelques plis de „Anlagerung" et un nucléole petit et pâle. Bien rarement la réaction arrive au premier stade de l'hyperchromatose. Le noyau de la plupart des cellules n'a pas réagi à l'involution de lipofuscine. C 24. La plupart des cellules gardent leur forme et montrent une substance de N i s s l encore en grands amas. Le corps cellulaire présente un peu de lipofuscine à un pôle de la cellule. Le noyau montre un nucléole gros et foncé et une réaction assez vive. A côté de ces cellules il y en a d'autres dans lesquelles la substance de N i s s l a diminué ainsi que le nucléole, parallèlement à une augmentation de la lipofuscine. La réaction du noyau est

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(tir

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généralement beaucoup moins intense. On trouve des cellules complètement chargées de lipofuscine, très faiblement colorées, avec un noyau clair dont le nucléole est à peine visible. D. Pella-gra Fig. 32 et 33 (A 53). Presque toutes les cellules sont gonflées et ont une forme arrondie. Dans la fig. 32 on voit une de ces cellules: le cytoplasme est très faiblement et uniformément coloré et ne montre pas la moindre trace de structure. La lipofuscine entoure à moitié le noyau. Ce dernier est petit en comparaison avec le corps cellulaire et possède une membrane difficile à voir et en dedans de laquelle il y a quelque chose de plus coloré qui correspond à une faible réaction de l'appareil nucléaire. Le nucléole est gros, sombre et fortement vacuolisé. Des auteurs, p. ex. H. B à u m e r , qui a aussi étudié le noyau ventral du thalamus du même cas, nomment ces cellules: „Ballonzellen", à cause de leur forme. La figure 33 nous montre une cellule dans un stade plus avancé: le corps cellulaire toujours rond, faiblement coloré et sans signes de structure dans le cytoplasme, montre un amas de lipofuscine dans sa partie supérieure. Le noyau, dont la membrane n'est pas visible montre dans sa moitié une substance plus foncée dans laquelle un nucléole est difficile à voir. Au microscope, on peut encore observer plusieurs ombres cellulaires, pâles et remplies de lipofuscine, dans lesquelles il est impossible de reconnaître quelque structure. Dans Bu 24 les altérations sont les mêmes, mais elles n'arrivent pas à un degré aussi avancé: les cellules ne sont pas si gonflées et n'ont pas tant de lipofuscine, tandis que la réaction de l'appareil nucléolaire est plus intense. Le nombre des cellules qui vont disparaître est beaucoup plus petit. Il faut remarquer que dans ce cas la pellagra était au début, tandis que dans le cas précédent elle était beaucoup plus avancée. Conclusions Nous avons vu que les cellules du noyau latéro-ventral externe intermédiaire du thalamus présentent dans la réaction de l'appareil nucléolaire un comportement différent selon les individus étudiés. L'intensité de la réaction du noyau se montre progressivement plus forte à partir de Cp 60 jusqu'à A 76. Dans Cp 60 nous avons vu que presque toutes les cellules présentent l'involution de lipofuscine à différents degrés. Les cellules dont le noyau a réagi à l'altération sont très rares et ne montrent qu'une faible réaction. C'est un processus ordinaire de vieillissement histologique pendant lequel les cellules s'altèrent jusqu'à la disparition. Dans Bu 48 et Toe, le nombre des cellules qui réagissent est augmenté et la réaction est plus intense, même si elle n'arrive pas aux stades présentés par les cas qui suivent.

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Dans Sche le noyau commence à se remplir de grains de désoxyribosenucléotides qui représentent le premier degré de l'hyperchromatose. Ce processus est plus évident dans As: l'hyperchromatose augmente et arrive jusqu'à la pycnose bien que la pycnose est encore rare. Dans Ho 4 la presque totalité des cellules montrent l'hyperchromatose et quelques unes la pycnose. Mais la plupart des cellules montrent la deuxième étape de l'hyperchromatose. Dans le noyau les espaces entre les grains de désoxyribosenucléotides sont occupés par les ribosenucléotides qui obscurcissent le noyau et lui donnent une coloration uniforme. Dans A 76 le nombre des cellules qui sont arrivées à la pycnose est encore plus grand. De cette façon nous avons pu suivre tout le processus défensif de l'hyperchromatose, comme il a été décrit par C. und O. V o g t et O l s z e w s k i . D'abord apparaissent dans le noyau de petits grains de désoxyribosenucléotides, ensuite les espaces vides entre ces grains sont remplis par les ribosenucléotides jusqu'à ce que le noyau devienne petit, foncé et uniformément coloré. Il faut remarquer que Ru présentait encore des cellules bien conservées avec beaucoup de substance de Ni s si. La réaction du noyau commence à paraître dans les cellules qui présentent un commencement de diminution de la tigroïde. Dans les cas d'artériosclérose, la réaction était plus forte en C 3 qu'en C 5 et dans ce dernier elle était plus intense qu'en C 21. Mais dans les trois cas la réaction était faible. Elle n'empêchait pas la disparition d'un grand nombre de cellules. Pour les cas de chorée c'est C i l qui a la plus forte réaction, tandis que C 21 a la plus faible. Dans ce dernier cas les cellules étaient mieux conservées avec une substance de N i s s l encore en gros grains. Les cas de pellagra montrent des altérations d'intensité différente suivant la durée du processus. Le cas dans lequel la pellagra avait commencé plus tôt était le plus âgé. La réaction du noyau était la plus faible. Dans le cas plus jeune et de pellagra au début les cellules sont mieux conservées et présentent une plus forte réaction de l'appareil nucléolaire. Il n'y a nulle part des hyperchromatoses et l'activité du noyau n'avait pas empêché la disparition de certaines cellules dans le cas le plus malade. Nous avons donc vu comment les cellules de nos cas réagissent différemment aux altérations et comment la réaction nucléaire a une intensité différente dans les différentes cellules. Par exemple, la réaction de Cfi 60 et de Bu 48 est beaucoup moins intense que celle de Hô4 et A 76. On doit par conséquent dire que ces cellules ont une possibilité de défense différente et le variable comportement de l'appareil nucléaire est une expression de la différente vitalité des cellules étudiées.

336

DAVIDE SCHIFFER, SUR L'ACTION R É P A R A T R I C E etc.

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H^nfoTschimg

Résumé L'auteur a étudié dans les grandes cellules du noyau latéro-ventral externe intermédiaire du thalamus le comportement du noyau cellulaire dans sa fonction réparatrice dans des cas de vieillesse, d'artériosclérose, de chorée et de pellagra. Il a montré les différentes réactions du noyau et son comportement variable comme l'expression d'une différente vitalité des cellules étudiées. Litéraiure v. A l t m a n n , H. W., Morphologische Bemerkungen zur Funktion des Ganglienzellkernes. Naturwissenschafteil 15, 348 — 349 (1952). — B a l t h a s a r , K., Anatomie und Lebensgeschichte der Riesenzellen und der großen Pyramidenzellen in der Area gigantopyramidalis. Nervenarzt 20,11 (1949). — D e r s . , Zur Topik der lipofuscininvolution und Cerebrosidspeicherung der großen Zellen in der V. Schicht der menschlichen Area gigantopyramidalis. J. of nervous and mental disease 116, Nr. 6 (1952). -- B ä u m e r , H., Veränderungen des Thalamus bei Schizophrenie. J. f. Hirnforschg 1, Nr. 1, 156 — 169 (1953). — B e h e i m - S c h w a r z b a c h , D., Lebensgeschichte der melaninhaltigen Nervenzellen des Nucleus coeruleus unter normalen und pathogenen Bedingungen. J. f. Hirnforschg., März 1950. — v. B r e n t a n o - B u t t l a r , K., Zur Lebensgeschichte des Nucleus basalis und einiger „neurosekretorischer" Kerne des Hypothalamus unter Berücksichtigung eines Sekretionszyklus. Diss. Mai 1948, Universität Freiburg/B. — K l a t z o , I., Über das Verhalten des Nucleolapparat in den menschlichen Pallidumzellen. J. f . Hirnforschg. 51, Nr. 1 /2 (1947). — O l s z e w s k i , J., Zur Morphologie und Entwicklung des Arbeitskerns unter besonderer Berücksichtigung des Nervenzellkerns. Biol. Zbl. 66, Nr. 9/10 265 (1947). - V o g t , C„ La myéloarchitecture du thalamus du cercophitéque. J. f. Psychol, u. Neur. XII, 285 (1909). — V o g t , C. u. O., Precipitating and modifying agents in chorea. J. of nerv, and ment, disease 116, Nr. 6, 601 (1952). — Dies., Lebensgeschichte, Funktion und Tätigkeitsregulierung des Nucleolus. Theoret. Med. 1, 2/3, Nr. 25, I I I (1947). — Dies., Eine neue histologische Beleuchtung der Nucleolusfunktion. Biol. Zbl. 65, Nr. 1/3 (1946). — Dies., Morphologische Gestaltungen unter normalen und pathologen Bedingungen. J. f. Psych, u. Neur. 50, 3—6 (1942). — Dies., Ageing of nerve cells. Nature 158, 304 (1S)46). Addresse de l'auteur: Clinica della Malattie nervöse e mentali dell'Università — Via Cherasco 15 — Torino.

(Aus dem Institut für Hirnforschung und allgemeine Biologie Neustadt/Schwarzwald)

Zur Lebensgeschichte des Nucleus basalis, tuberomammillaris, supraopticus und paraventricularis unter normalen und pathogenen Bedingungen

Von

K a r i n von

Buttlar-Brentano

Mit 242 Kleinbildern und 2 Tabellen im Text

Inhaltsangabe Einleitung I. Geschichte und Ziel der Veröffentlichung I I . Historisches I I I . Die Probleme und ihre Bearbeitung Hauptteil I. Material und Methodik II. Befunde 1. Evolution a) Normalentwicklung aj) Beschreibung der Einzelfälle a2) Zusammenfassung b) Pathologische Abweichungen bj) Beschreibung der Einzelfälle b2) Zusammenfassung 2. Maturität a) Normale Maturität b) Pathologische Gehirne 3. Involution a) Allgemeine Befunde b) Einige cytologische Besonderheiten im N. supraopticus und X. paraventricularis b,) Drei besondere Alterserscheinungen a) Die Riesenzellen ß) Die Mehrkernigkeit y) Nebennucleoli

Seite 338 338 338 341 342 342 343 343 343 343 358 362 362 364 367 367 369 371 371 388 388 388 390 392

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b 2 ) Nucleolusbilder

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Juurnal Hirnforschung

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b 3 ) Kerneinschlüsse

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b 4 ) Kernmembraneinstülpungen

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b 5 ) Kernmembrannucleotide

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b 6 ) Das besonders große Randkörperchen

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b 7 ) Zum Kolloidproblem

400

b 8 ) Zellen und Blutgefäße

403

c) Spezielle Befunde

404

Schluß

411

I I I . Zusammenfassung der B e f u n d e .

411

I V . Allgemeinere Bedeutung der Ergebnisse

415

Schrifttum

418

Einleitung I. Geschichte und Ziel der Veröffentlichung Unter dem Titel Z u r L e b e n s g e s c h i c h t e d e s N u c l e u s b a s a l i s u n d e i n i g e r „ n e u r o s e k r e t o r i s c h e r " K e r n e des H y p o t h a l a m u s u n t e r B e r ü c k s i c h t i g u n g e i n e s S e k r e t i o n s z y k l u s habe ich 1948 ähnliche Ausführungen wie die folgenden bei der Freiburger Medizinischen Fakultät als Doktorarbeit eingereicht. Text, Bildband (umfassend 362 Abbildungen) und 5 Tabellen, befinden sich im dortigen Archiv. Ein zweites Exemplar befindet sich im Neustädter Hirnforschungsinstitut. E s war mir bisher nicht möglich, die Arbeit zu veröffentlichen. E s erscheint erst im folgenden meine D a r s t e l l u n g der L e b e n s g e s c h i c h t e d e s N u c l e u s b a s a l i s (B), t u b e r o m a m m i l l a r i s (TM), s u p r a o p t i c u s (sll) u n d p a r a v e n t r i c u l a r i s (Pv). Sic bildet eine Neuüberarbeitung mit E r gänzung, aber auch teilweiser Kürzung des Textes und Verminderung der Abbildungen. Unerwartet war bei meinen Studien die Feststellung anatomischer Veränderungen des Nucleus basalis bei Schizophrenie. Sie veranlaßte die Aufnahme einer systematischen Untersuchung der vorhandenen Gehirnserien Schizophrener im Neustädter Hirnforschungsinstitut — vor der Zeit, in der sie nach dem Arbeitsprogramm aufgenommen werden sollte. Auf dem Neuropathologenkongreß in Rom (1952) haben C. und O. V o g t auch über meine Befunde am Nucleus basalis Schizophrener berichtet. Sie haben dabei die Deutung der „gracilen" Zellen diskutiert. Der Kongreßbericht ist noch nicht erschienen. Ich selbst habe 1952 über meine Befunde am Nucleus basalis Schizophrener berichtet. II. Historisches Die genaue Lage der vier Kerne ist vielfach in der Literatur beschrieben worden und wohlbekannt. In jüngerer Zeit hat B r o c k h a u s (1941) in einer umfassenden Arbeit unter anderen ihre Topographie und Architektonik beschrieben (siehe dort weitere Literaturangaben). Die topographische Skizze (Abb. 1) zeigt schematisch die Lage der vier Kerne. B liegt in der Substantia perforata anterior, ventral von Putamen und Pallidum. Phylogenetisch gehört er dem Endhirn an, während die drei anderen Kerne dem

339 Zwischenhirn zugehörig sind. Die von B r o c k h a u s gegebene Unterteilung des eigentlichen Basalkerns in pars diffusa und pars compacta wird in den Untersuchungen nicht berücksichtigt, da beide Teile cytologisch nicht wesentlich unterschieden sind. Der Basalkern stellt somit emGriseum im Sinne von C. und O.Vogt dar. Über die feinere Histologie des Basalkerns liegen bereits Untersuchungen älterer Anatomen sowie aus neuerer Zeit von F. H. L e w y (1921), F o i x - N i c o l e s c u (1925), R o u s s y - M o s i n g e r (1933, 1934, 1935) und H a s s l e r (1938) vor. F. H. L e w y und H a s s l e r beschreiben Zellveränderungen bei der Paralysis agitans, bei welcher B im Sinne einer vorzeitigen Altersinvolution (Hassler) erkrankt. Auch weisen H a s s l e r und C. u. O. V o g t (1941) auf die starke normale Altersinvolution des Kernes hin, die sich sowohl in hochgradiger Lipofuscinspeicherung mit allen Zeichen der Pigmentdegeneration als auch in Zellausfällen äußern kann.

Nach S p a t z gehört B bezüglich seines geringen Eisengehaltes der gleichen Gruppe an, wie die hypothalamischen Zentren (besonders der Pv und sll) und steht dem Pallidum, dem er topisch doch so nahe liegt, darin fern. B r o c k h a u s charakterisiert die wesentlichen Struktureigentümlichkeiten der Zellen des B durch ,,dic große, meist ovoide Gestalt, die im Verhältnis zum Zellleib nur auf kurze Strecke gefärbten Dendriten, den großen, hellen, exzentrisch liegenden Kern mit dem auffallend großen Nucleolus, der . . .stets eine auffallend deutliche, meist peripher sitzende vacuolenartige Aufhellung besitzt". Ferner beschreibt er die periphere Ansammlung der Nisslsubstanz und die dadurch bedingte perinucleäre Aufhellung des Zelleibs. Als neuester Befund sei der O l s z e w s k i s (1947) erwähnt, demzufolge im Nisslbild die Nucleoli der großen Zellen des Basalkerns normalerweise keine Randkörperchen erkennen lassen, während die Nuclealfärbung nach F e u I g e n eine Anzahl kleiner Randkörperchen zeigt. TM liegt im ventrolateralen Teil des Hypothalamus und in unmittelbarer Umgebung des Nucleus tuberis lateralis, mit seinem Hauptteil dorsolateral und oral vom Corpus mammillare und umgibt dieses aber auch mit seinen in der Markkapsel verstreuten Zellen lateral, ventral und caudal. Der Kern „schiebt" sich mit zahlreichen Ausläufern in alle Richtungen zwischen die ihn umgebenden Strukturen. Im Hinblick auf diese Gestalteigentümlichkeit, sowie in gewissen

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K A R I N VON

BUTTLAR-BRENTANO

für

Journal Hirnforschung

feineren Zellstrukturen besteht eine erhebliche Ähnlichkeit mit B. B r o c k h a u s unterscheidet drei Zellarten. Nach ihm bestehen die Hauptmerkmale der großen Zellen in dem großen, ziemlich dunkel gefärbten und sich vom Zelleib oft nur schwer abhebenden Zellkern und der randständigen Ansammlung großer Tigroidschollen bei allgemein feinwabiger Struktur des übrigen Zelleibs. Dabei überragen die Nisslschollen vielfach die übrige Zelleiboberfläche, so daß diese wie stellenweise angenagt erscheint. Nur selten ist ein breitbasiger, schwachgefärbter Fortsatz auf kurze Strecke hin sichtbar. Der Nucleolus ist auffallend groß, kreisrund und glattrandig und besitzt oft ein bis mehrere große Vacuolen. Die von B r o c k h a u s ferner beschriebenen, weniger häufigen kleinen Zellen werden in dennachfolgenden Ausführungen nicht berücksichtigt. Erinnert sei noch an den von S p a t z und D r i g g s beschriebenen Fall von Pubertas praecox bei einer hyperplastischen Mißbildung im Tuber cinereum, denn es wurden u. a. in dieser Geschwulst die großen TM-Zellen gefunden. Den s l l teilt B r o c k h a u s entgegen G r ü n t h a l und K o i k e g a m i noch in einen dorsolateralen, dorsomedialen, ventr(¡medialen Teil. Er rechnet s l l und P v in A n l e h n u n g a n K o i k e g a m i zu der besonderen

Kerngruppe

des

Hypothalamus.

Zytoarchitektonisch sind s l l und P v sich sehr ähnlich, doch konnte ich bei den Serienuntersuchungen beobachten, daß bei s l l die Nz von medialwärts kleiner werden und ferner die Nz, welche den Tractus opticus ein Stück weit caudal begleiten, länglich und meistens mit Randblasen versehen sind. Myeloarchitektonisch weist B r o c k h a u s auf die s l l und P v gemeinsame Armut an Eigenfasern hin. Der feinere Bau der Nz dessll ist durch die zahlreichen Arbeiten von S c h a r r e r und G a u p p , wie auch aus Untersuchungen von G a g e l , G r e v i n g , D i v r y , R o u s s y - M o s i n g e r und P e t e r s bekannt. B r o c k h a u s bezeichnet ihren Bau als isomorph. Doch schwanken die Zellgrößen beträchtlich. Im Nisslbild besitzen die nz bekanntlich auch randständige Anhäufung von Tigroidschollen, einen großen ovalen Kern mit relativ viel chromatophiler Substanz in bröckeliger und netzartiger Anordnung. Die Nucleoli sind nach B r o c k h a u s dunkel, aufgerauht, oftmals maulbeerartig aus verschiedenen kleinen Teilen zusammengesetzt. Seine Ansicht, daß weder im Nissl- noch im Heidenhainbild Vacuolen sichtbar sind, wurde von C. und O. V o g t widerlegt. Die „Aufrauhung" des Nucleolus konnte O l s z e w s k i (1947) auf das Vorhandensein mittelgroßer, den Nucleolus ringsum umgebender Randkörperchen zurückführen. Mehrkernigkeit fand B r o c k h a u s in den von ihm untersuchten Normalserien nur selten. Über Gliareichtum, Zellleibvacuolen, intracelluläre Kapillaren sowie Amitosen und Kolloidvorkommen berichten die oben zitierten Arbeiten von S c h a r r e r und G a u p p , G r e v i n g , G a g e l , D i v r y , R o u s s y - M o s i n g e r und P e t e r s . R o u s s y und M o s i n g e r weisen übrigens auch auf Kolloidvorkommen in B und T M hin. Der Pv wird von B r o c k h a u s in einen großzelligen und einen kleinzelligen Teil gegliedert. Außerdem beschreibt er noch zwei kleine Unterkerne. „Die Nervenzellen des großzelligen Anteils sind sehr ähnlich dem des sll, zum Teil etwas schlanker. Die Tigroidsubstanz ist mehr gleichmäßig über den Zelleib verteilt, so daß die Zellen etwas dunkler erscheinen." Auch hier beschreibt B r o c k h a u s keinerlei Nucleolusvacuolen. Kapillar- und Gliareichtum ist so groß wie in sll, auch sonst gilt weitgehend das oben für s l l Gesagte. Obgleich, wie B r o c k h a u s schreibt, der für die Funktion des Kernes so bedeutungsvolle Gefäßreichtum fast nur auf den Teil mit großen Zellen beschränkt ist, ferner die kleinen Nz sich sehr von den großen unterscheiden, muß man wegen der engen Vermischung dieser beiden Zellarten und ihrer gemeinsamen räumlichen Absonderung vom übrigen Grau mit B r o c k h a u s eine enge funktionelle Zusammengehörigkeit dieser beiden strukturell verschiedenen Teile annehmen. Die kleinen Zellen werden in den nachfolgenden Befunden höchstens als Gegensatz zu den vorkommenden Riesenzellen berücksichtigt.

'i954,t4/5

Z U R

L E B E N S G I i S C H I C H T K D E S N I X L E U S B A S A L I S usw.

341

III. Die Probleme und ihre Bearbeitung Diese Arbeit soll ein Versuch sein, für die behandelten vier Abarten die histologischen Umwandlungsprozesse in Form von L e b e n s g e s c h i c h t e n darzustellen und durch in bestimmte Reihen sedierte Mikroaufnahmen der betreffenden Nz zu stützen. Es fordert schon Riess (1938) dazu auf, sich mehr mit der Lebensgeschichte von Zellen zu befassen, und zwar sollte die statische Betrachtungsweise in der Zellkunde für die Zukunft durch Erforschung ihrer D y n a m i k ersetzt werden. Das gilt nach R i e s s einerseits für die Untersuchung des Arbeitsrhythmus von Zellen, dessen Erkenntnis hier an zwei, als innersekretorisch wirksam beschriebenen Kernen des Zwischenhirns in Form eines „ S e k r e t i o n s z y k l u s " angestrebt wird. Die oben bereits genannten Autoren haben immer wieder bestimmte Zellformen und ihre Variationen nebeneinander beschrieben, so daß die Frage nach dem Zyklus, wie er großenteils bei Drüsenzellen erkannt ist, unter Beteiligung sowohl vom Zelleib als auch vom Kerne sich aufdrängt. Andererseits betont Riess die Wichtigkeit der Untersuchung des gesamten Lebenszyklus von Zellen. Im Bezug auf Nervenzellen hat das Neustädter Institut neben dem Studium anatomisch feststellbarer Zyklen gesunder Funktionen oder reversibler Funktionsstörungen vor allem ein Studium der normalen und annormalen lebensgeschichtlichen Umformungen, also der gesamten Phänogenie (C. und 0 . Vogt), durchzuführen begonnen. Die Bedeutung solcher Studien ist eine vielseitige. folgendes hingewiesen:

Hier sei nur auf

1. Aus zeitlichen Differenzen in der Lebensgeschichte zweier Nervenzellarten lassen sich Unterschiede in der zeitlichen Bedeutung ihrer Funktion ableiten. So spricht die frühzeitige Differenzierung einer Nervenzellart für frühen Funktionsbeginn und Spätaltern für die Lebenswichtigkeit der betreffenden Zellart. 2. Solche zeitlichen Differenzen können wie die ungleiche Reaktion auf modizifierende Faktoren (Manifestierung ungleicher Klisen) zur Aussonderung einer bisher noch nicht erkannten Nervenzellart führen oder eine bereits erfolgte Aussonderung stützen. Damit ist die Vertiefung der Cytoarchitektonik wie auch der Funktionslehre gegeben. 3. Lebensgeschichtliche Gleichheiten differenter Nervenzellarten legen andererseits die Existenz gemeinsamer konstitutioneller Eigenarten nahe. 4. Dazu kommt der Erkenntniswert individueller Besonderheiten in der Lebensgeschichte einzelner Nervenzellarten. Ein Nichterreichen des durchschnittlichen maturen Stadiums — also ein Zwergwuchs — führt z. B. zu Unterfunktion und herabgesetzter Vitalität. Es sei ferner auf das umgekehrt proportionale Wachstum zwischen benachbarten Nervenzellarten hingewiesen. 5. Das Verfolgen eines funktionellen Zyklus oder des ganzen Lebenszyklus mit allen pathologischen Abweichungen deckt — wie wir auch in den folgenden Ausführungen sehen werden — starke Schwankungen des Gehaltes an Nucleotiden in Kern und Zelleib auf. Diese Schwankungen vermitteln Einblicke in die Bedeutung der Nucleotide und in die ein Bewirkungssystem

342 aufdeckende gegenseitige Abhängigkeit der Nucleotide verschiedener Zellgebiete. 6. Die Tatsache, daß wir oft in einem Gehirn oder gar nur in einem Hirnschnitt einen ganzen Funktionszyklus einer Nervenzellart oder fast alle Stadien einer Erkrankung beobachten können, weist auf lebensgeschichtliche Besonderheiten einzelner Vertreter oder auch kleinerer Gruppen der gleichen Zellart hin. Diese mannigfachen Bedeutungen lebensgeschichtlicher Forschung hat bei meinen Untersuchungen zur besonderen Beachtung solcher Befunde geführt, die für den einen oder andern der aufgezählten Punkte wichtig waren. Im Mittelpunkt meiner Feststellungen stehen diejenigen, die das unter 5 berührte Problem betreffen: Das Bewirkungssystem N u c l e o l u s - K e r n m e m b r a n n u c l e o t i d e einerseits und N i s s l s u b s t a n z andererseits als greifbarster Ausdruck des inneren Lebens der einzelnen Nervenzellart. Von besonderer Wichtigkeit ist ferner, ob und worin Unterschiede zwischen den vier untersuchten Kernen bestehen, d. h. ob und wodurch sie strukturell einander ähnlich sind. Von weiterem Interesse ist die Frage, wann und wie die untersuchten Azarten altern und ob sie überhaupt altern. Endlich war der „ S e k r e t i o n s z y k l u s " des sll und Pv Gegenstand der Untersuchung. Neben der Erfassung der besonderen Gestaltung dieses Zyklus galt es zu klären, welche spezifischen Gestaltungen von Zellteilen der beiden A'zarten die inkretorisch wirksamen Momente darstellen. Daran schließt sich noch die Frage, ob morphologische Feststellungen zu machen sind, die für eine inkretorische Tätigkeit auch von B und TM sprechen. Eine Vertiefung der Kenntnis der Lebensgeschichte der einzelnen Azarten wurde noch durch weitgehende Heranziehung pathologisch veränderter Gehirne angestrebt, mochten diese Veränderungen nun exogen oder endogen bedingt sein. E s handelt sich dabei um Zellschädigungen teilweise bei nicht neurologischen Krankheiten (insbesondere durch die letale Erkrankung bedingte), teilweise um solche bei Hirnerkrankungen. E s war dabei beabsichtigt, auf die einzelne Erkrankung oder gar ihre Symptome nicht näher einzugehen, sondern nur ein ungleiches Verhalten der untersuchten Azarten des gleichen Gehirnes festzustellen, um mittels dieser pathoklinen Erscheinungen tiefer in die Wesensart der einzelnen Azart einzudringen.

Hauptteil I. Material und Methodik Die folgenden Ausführungen stützen sich auf die Untersuchung von 64 Gehirnen (63 Frontalschnittserien und eine Sagittalschnittserie). E s entfallen davon auf das Alter:

B d . 1, H e f t 4 / 5 1954

ZUR LEBENSGESCHICHTE D E S NUCLEUS BASALIS usw.

6. Embryonalmonat bis 1. Lebensjahr 2.-5. „ 6—14. 16.—25. 33.-41. 45.-52. f)0.—67. 69.-74. 77.-82. 83.-87. 88.—100.

343

= 6 Gehirne = 4 -- 4 •= 6 -8 5 (> 6 :.. 6 7 6

Es handelt sich um Hirnschnitte der Sammlung von C. und O. V o g t im Institut für Hirnforschung in Neustadt/Schwarzwald. Die Gehirne sind in Formol fixiert und in Paraffin eingebettet. Die Schnittdicken betragen 10 oder 20/y. Die Zellfärbung ist mit Cresylviolett durchgeführt. In Sonderfällen wurde nach vorheriger Entfärbung der mit Cresylviolett gefärbten Schnitte die Trichomfärbung nach M a s s o n verwendet oder nach v a n G i e s o n gefärbt, welch letzteres aber nicht so gute Ergebnisse brachte. Dann wurde in zwei Fällen zur Darstellung der Corpora amylacea in Altersgehirnen eine Amyloidfärbung mit Methylviolett nach P. M a y e r durchgeführt. Ferner wurden zum Studium von Kern- und Nucleolusstrukturen die Nuclealfärbung nach F e u I g e n und die Doppelfärbung mit Säurefuchsin-Lichtgrün angewandt. Nur insofern eine bestimmte Färbung neue Befunde erkennen ließ, wurde diese im Text besonders erwähnt. Die Zellen wurden in lOOOfacher Vergrößerung photographiert, nachdem zunächst von den Kerngebieten Übersichtsaufnahmen in 100—200facher Vergrößerung gemacht worden sind, auf denen zur besseren Wiederorientierung die verwerteten Zellen numeriert wurden. Die Übersichten sind für Nachuntersuchungen im Institut bewahrt. Ich möchte an dieser Stelle den Mitarbeitern der verschiedenen Abteilungen des Instituts für ihre Hilfe meinen herzlichen Dank sagen. II. Befunde 1.

Evolution

a) N o r m a l e n t w i c k l u n g Der erste Teil befaßt sich mit der Untersuchung der Zellen des B, TM s l l und Pv von der Embryonalzeit bis zur Reife. Die Schilderung der Normalentwicklung der vier Abarten stützt sich zum Teil auf pathologische Fälle. Dieses war möglich, weil die in den betreffenden Fällen vorliegenden krankhaften Veränderungen die vier Abarten nicht betroffen hatten. Es hängt dieses mit der besonderen Pathoklise dieser Abarten zusammen. aj) B e s c h r e i b u n g der E i n z e l f ä l l e Zunächst 3 embryonale Gehirne. Gehirn (= G) 1: 7 M o n a t e a l t e r E m b r y o (F 80). Die Nz dieses Gehirns sind in ihrer Entwicklung zurückgeblieben und werden deshalb einem 6 Monate alten Embryo (E 120) vorangestellt. Die Abb. 2—5 zeigen das derzeitige Entwicklungsstadium der vier Abarten.

344

K A R I N VON B U T T L A R - B R E N T A N O

Journal für Hirnforschung

B : Seine Nz (Abb. 2) sind bereits relativ groß und vorwiegend von ovaler Form. Der Zelleib ist in diesem Stadium schon scharf umrandet, und das Cytoplasma färbt sich mit Cresylviolett blaß. Dieses ist in der Aufsicht fein rosa granuliert und mit dunklen Nisslkörnern untermischt. Am Rande verdichten sich diese Nisslgranula zu einem breiten Saum, stellen aber noch nicht die dunkle, schollige Nisslsubstanz dar. Die meisten Zellen haben, oft in den stärker gefärbten Randpartien große und kleine helle Randbläschen (Abb. 2 : 5 h —9 h ). Einmal fand sich in einem dieser Bläschen ein großer homogener hellrosa Tropfen. Fortsätze sind nur auf ganz kurze Strecken sichtbar. Der Kern ist hell, rund, blasig, kernsaftreich und im Verhältnis zum Zelleib groß. E r liegt mit einem großen Teil der Zellperipherie an. Die Kernmembran scheint in der Aufsicht aus feinsten aneinander gereihten Körnchen zu bestehen. Im Kernplasma befindet sich ein zartes Gerüstwerk (von den Autoren vielfach als Linin bezeichnet). Vereinzelt sieht man hyperchromatische Zellkerne. Der Nucleolus ist bei allen Zellen annähernd von gleicher C.röße und meist schon dunkel gefärbt. An seiner Peripherie sind Randkörperchen sichtbar. Speziell in der Abb. 2 sieht man deutlich ein Randkörperchen den Nucleolus flankieren, ein Chromozentrum liegt der Kernmembran bei 3 h an. Alle Nucleoli enthalten Vacuolen. Man sieht auch schon etwas weiter differenzierte Zellen und in deren Zellkernen dunklere Nucleoli, deren eine Vacuole leuchtend scharf und hell ist und deren Randkörperchen kleiner sind. Manchmal liegt ein Randkörperchen etwas entfernt vom Nucleolus und scheint mit einem dünnen „ F a d e n " mit ihm verbunden (Abb. 2, 5 h ). Es ist größer als die anderen Randkörperchen. Ferner sieht man hier einen vom Nucleolus aus bei 12 h zur Kernmembran sich schlängelnden perlschnurartigen „Faden". Bei manchen Zellen sieht man im Zellplasma neben dem Hauptnucleolus Abb. 3. Abb. 4. Abb. 5. Abb. 2. auch an der Kernmembran ein bis zwei kleinste Nebennucleoli, die meistens nur noch aus einem gedrängten Kranz von Randkörperchen bestehen, die einen hellen Bezirk umschließen. T M : Die Ns (Abb. 3) sind im allgemeinen etwas kleiner als die des B, doch sind sie reicher an Nisslschollen. Sie stehen indessen in ihrer Differenzierung auf fast gleicher Stufe. Man sieht am Rande so wie bei den B-Zellen vereinzelt kleine helle Blasen. Noch fehlt das typisch ausgefranste Aussehen des Zelleibes. Der Zellkern, recht groß im Verhältnis zum Zelleib, aber meist etwas kleiner als der der B-Zellen, ist ähnlich gebaut wie bei B, jedoch mehr in der Mitte des Zelleibes gelegen. Die TM-Zelle ist rundlicher als die B-Zelle. Die Nucleoli erscheinen dunkler als die des B und haben stets mehrere, ganz schwach erkennbare Vacuolen. Neben einer Mehrzahl winziger Randkörperchen beobachtet man auch bei den TM-Zellen häufig ein großes. Gelegentlich sieht man in einer mehr oder minder großen Entfernung vom Nucleolus ein derartiges Gebilde, das durch einen feinen „ F a d e n " mit diesem verbunden ist wie in Abb. 2 und späteren Stadien von T M . Ferner sieht man in einzelnen Zellen wie bei B neben dem Hauptnucleolus nahe dem Kernrand Reste von Nucleoli in Form von ringförmig angeordneten Randkörperchen, die helle Bezirke umschließen. Die Fortsätze der Zellen sind etwas weiter zu verfolgen als b e i B . Ferner erscheint hier ein größerer Gefäß- und Gliareichtum als bei B. s l l : Die Ns (Abb. 4) zeigen ein recht verschiedenes Bild gegenüber denen des B und T M . Wir finden kleine Zellkerne, die innerhalb blasser, wirr verzweigter Protoplasmateile liegen, welche die kaum voneinander zu trennenden Zellleiber darstellen. Diese schmalen Protoplasmasäume und -ringe um die Zellkerne entsenden feinste Brücken in die umliegende Grundsubstanz (vgl. auch Abb. 15)

345 u n d scheinen sich mit den protoplasmatischen Ausläufern anderer Zellen zu berühren. Man h a t oft Mühe, ü b e r h a u p t einen Zelleib zu erkennen, wenn nicht in den Zellkernen bereits ein Nucleolus zu finden ist. Die Nisslsubstanz fehlt noch. Die Kerne sind zu dieser Zeit noch klein und unterscheiden sich n u r dadurch von Makrogliakernen, daß sie bei oft gleicher Größe vielfach nicht deren rundliche Form zeigen, vor allem aber durch das Vorhandensein eines Nucleolus. U n t e r den Zellkernen fallen einige durch ihren Chromatinreichtum auf. P v : Seine großen Zellen (Abb. 5), die bekanntlich im Reifestadium denen des s l l sehr ähnlich sind, unterscheiden sich hier noch wie folgt. Während die Zelleiber in s l l aus stark verzweigten, an ein Syncytium erinnernden Cytoplasmateilen bestehen, liegen in P v die Nz deutlich getrennt voneinander. Der Nucleolus ist meistens schon etwas dunkler gefärbt als im s l l . Neben kleineren Randkörperchen am Nucleolus sieht man auch hier ein Chromozentrum an der durch Dunkelheit sich abhebenden K e r n m e m b r a n in Abb. 5 bei 8 h . Fernerlassen manche Zellen noch einen zweiten, dem Kernrand eng anliegenden kleinen Nucleolus erkennen, der nur noch als heller kleiner Kreis mit dunklem Rande erscheint. Die Zellkerne sind hier bereits etwas größer als die der umliegenden Makroglia u n d auch damit denen des s l l voraus. Doch ist im Gegensatz zu B und T M hier, genau so wie bei s l l noch nichts von färbbarer Nisslsubstanz im eben angedeuteten Zelleib sichtbar. Es ergibt sich aus diesen Befunden, daß bei dem 7 Monate alten F e t u s vor allem der s l l , aber auch noch der Pv b e t r ä c h t l i c h h i n t e r B und T M in d e r Z e l l e n t w i c k l u n g z u r ü c k s t e h e n . G 2: E m b r y o v o n 6 M o n a t e n (E 120, Zwilling). D a s G e h i r n ist m a k r o s k o p i s c h kleiner u n d weniger entwickelt als d a s des vorh e r g e h e n d e n F e t u s . E s e n t s p r i c h t einem F e t u s von 6 M o n a t e n . E s zeigt a b e r m i k r o s k o p i s c h b e r e i t s eine e t w a s weiter f o r t g e s c h r i t t e n e Differenzierung. B : Nz weiter entwickelt (Abb. 6 und 7). Man kann jetzt schon deutlich drei typische Zellformen unterscheiden, u n d zwar: polygonale, ovoide (6) u n d längliche (7). Die ZeJleiber sind zum Teil von wolkig gestalteter Nisslsubstanz erfüllt, zum Teil bilden sich aber auch schon an der Peripherie der Nz Nisslschollen. Die Nz der Abb. 6 h a t noch wenig Nisslsubstanz, aber an ihrem basalen R a n d e zwei umschriebene Randbläschen (durch Pfeil markiert). Der Zellkern zeigt eine von 3 bis 7 h durch Einlagerung stärker angefärbte Kernmembran. Am Nucleolus liegt bei 7 h ein besonders großes Randkörperchen. Bei 3, 7 u n d 9 h , aber besonders deutlich bei 3 h , verläuft ein feiner Strang vom Nucleolus bis an die Kernmembran, dort in einem Chromozentrum endend. Abb. 7 zeigt schon deutlich gefärbte Nisslschollen am R a n d e der Zelle. Der dunkle R a n d s a u m weist oftmals kleine Lücken auf, zwischen denen helles Zellplasma gelegen ist. Man darf diese nicht mit den Randbläschen verwechseln, deren Zahl in vielen Zellen sehr groß ist. Sie können perlschnurartig angeordnet sein. In vereinzelten Nz sieht m a n größere Randblasen. Es ergeben sich hier Ähnlichkeiten mit den später in der Regel bei s l l auftretenden Blasenbildungen. Der Zellkern ist im Verhältnis zum Zelleib noch recht groß, oft exzentrisch gelegen. Die K e r n m e m b r a n läßt links in der Abb. 7 bei stärkerer Vergrößerung von 9 bis 12 h Kernfalten und von 6 bis 9 h eine Membranan- u n d einlagerung erkennen. Der Kern h a t in seinem Innern eine feine fädige S t r u k t u r . Der Nucleolus ist dem Zellvolumen u n d der bereits ausgebildeten Menge von Nisslsubstanz entsprechend groß, oft dunkler als bei dem ersten E m b r y o (wegen härterer Kopie der Abb. 2 nicht aus den folgenden Abb. ersichtlich), doch k a n n m a n mikroskopisch deutlich im K o n t r a s t dazu die noch dunkleren Randkörperchen sehen. Die Nucleolusvakuolen sind in vielen Nz gut sichtbar. Meistens findet sich eine große, seltener mehrere kleine. E s gibt n u r noch vereinzelt Nz mit zwei bis drei Nucleoli. Vogt,

Hirnforschung.

B d . 1.

23

346

KARIN VON BUTTLAR-BRENTANO

für

Journal Hirnforschung

T M (Abb. 8 ) : Die Zellen ähneln auch hier in bezug auf den Grad ihrer E n t wicklung denen des B . Dabei sieht man einen deutlichen Wechsel des Zelltypus mit der Lagerung. Die lateral vom corpus mammillare liegenden sind schmal, blaß und im ganzen etwas kleiner. E i n schmaler K r a n z dunkel gefärbter Nisslbrocken umschließt ein schon recht ausgedehntes helles Zentrum, das von wolkiger, zart violett gefärbter Nisslsubstanz durchzogen ist. In Kernnähe ist meistens das Cytoplasma frei davon und fein granuliert. In der randständigen Nisslsubstanz finden sich viele kleine helle Bläschen, ähnlich wie sie später bei s l l in allen Lebensaltern vorkommen. Viele Nz zeigen schon Übergänge von der glattwandig ovoiden in eine ausgefranste F o r m . Fortsätze sind nur in ihren Anfängen sichtbar. Zellkerne sind noch groß und vereinzelt ziemlich dunkel (Abb. 8). Ihre Membran ist zuweilen eingebuchtet und gefältelt. Sie haben einen großen Nucleolus; von seinen dunklen Randkörperchen sind ein bis zwei besonders groß.

Abb. 9.

Abb. 10.

Abb. 6

f

Abb. 7.

Abb. 8.

s l l (Abb. 9 ) : Die Zellkerne sind durchweg etwas umfangreicher und heller als die von G 1. Sie sind größer als jene der eher entwickelten Makroglia. Sie sind fast alle rund, wenige nur etwas eingebuchtet. Die K e r n m e m b r a n ist scharf und dunkel. Das Kernplasma ist hell. Zu K e t t e n angeordnete, dunkle Granula hängen mit dem Nucleolus zusammen und bilden ein feines Gerüst. Der Nucleolus erscheint schwach gefärbt, so daß man mehrere noch große dunkle Randkörperchen erkennen kann. Manchen Nucleoli liegen besonders helle, umschriebene kleine Bezirke an, eine Beobachtung, die in späteren Stadien immer wieder gemacht wurde. E s sind auch bei s l l kleine Nucleolusvacuolen erkennbar. Die Zelleiber sind schon deutlich gegen die Umgebung abgegrenzt, bei mannigfacher äußerer F o r m . Sie sind dabei homogen blaß rosa und nach allen Seiten ausgefranst. Bei manchen Zellen sind schon Fortsätze wie S c h a t t e n angedeutet. Dabei bilden diese aber noch untereinander ein regelloses Gitterwerk, so daß der syncytiumähnliche Charakter des s l l , wie er bei G 1 zu erkennen war, noch nicht vollständig geschwunden ist. B e i der Durchsicht der Serie wurde eine vierkernige und eine dreikernige Nz gefunden, deren Kerne eng zusammengepfercht den kleinen Zelleib ausfüllen und in der Differenzierung weit hinter den anderen Kernen zurückstehen. Die Zellkerne sind der Oligodendroglia ähnlich, nur kleiner und heller. Die vierkernige Nz hat die kleinsten Zellkerne, die a n s t a t t Nucleoli nur ganz schwach einen K r a n z kleiner Randkörperchen erkennen lassen. Die dreikernige Nz hat schon sehr zart angedeutete Nucleoli; in dem einen Kern befinden sich zwei besonders winzige. Diese Zellen stellen „ K ü m m e r f o r m e n " dar, die sich, wie wir später sehen werden, infolge extrem verlangsamter Entwicklung noch bis in die ersten Lebens-

Bd. 1, H e f t 4/5 1954

347

Z U R L E B E N S G E S C H I C H T E D E S N U C L E I ' S B A S A L I S usw.

jähre verfolgen lassen. Später treffen wir sie nur noch selten. Dagegen begegnen wir im Alter wieder einer gehäuften aber andersartigen Mehrkernigkeit. Pv (Abb. 10): Die Nz sind auch hier etwas weiter differenziert als die des Sil (vgl. Abb. 9). Das Zellplasma enthält vereinzelt schon staubförmige Nisslsubstanz und sieht dadurch dunkler aus. Die Kernmembran ist stärker chromatisch, der Nucleolus meist größer als in den Zellen des s l l . Mehrfach sieht man in den Zellkernen noch einen zweiten Nucleolus. Bei der Untersuchung dieser Serie fällt die geringe Anzahl der Pv-Zellen auf. G3: 8 Monate alte F r ü h g e b u r t

(F 79) (Abb. 11—16a).

B (Abb. 11, 12 und 13): Die Nz sind weiter gewachsen und haben sich noch mehr in bezug auf die jetzt betont randständigen Nisslschollen differenziert, wobei der helle blasige Kern immer noch auffallend groß erscheint. Bei manchen Zellen ist der äußere Kranz dunkel gefärbter Nisslschollen noch von unregelmäßig verzogenen, hellen Bläschen durchsetzt. Sie dürfen — wie schon früher A b b . 11.

Abb. 12.

* * rm mfr

Abb. 13.

\ 49|m Wim mwmst

Abb. 14.

f

Abb. 15.

Abb. 16.

Abb. 16

a.

betont — nicht mit jenen, zwischen den Nisslschollen bestehenden Lücken verwechselt werden, an denen die helle Eigenfarbe des Cytoplasmas sichtbar wird. Die Zellen haben apical vom Kern ein ausgesprochenes helles Zentrum, das blaß rosa violett granuliert ist (Abb. 11 und 12). Die Fortsätze lassen sich schon etwas weiter verfolgen. Der scharfrandige Zellkern mit einem Gerüst feiner Chromatinkörner (die in das sogenannte Liningerüst eingelagert sind) h a t einen schon recht kräftig gefärbten Nucleolus mit einem Kranz feiner dunkler Randkörperchen, von denen, wie in Abb. 13 sichtbar, eines besonders groß und dunkel ist. Dieses kann auch etwas entfernt vom Nucleolus liegen und durch einen „ F a d e n " mit letzterem verbunden sein (Abb. 11). Die Nucleoli haben eine große Vacuole; die Zellkerne liegen wiederum meist peripher. Im ganzen deuten diese Zellen schon auf die endgültige Formung hin: o v o i d (Abb. 11), l ä n g l i c h (Abb. 13) und p o l y g o n a l (Abb. 12). Die Abb. 13 läßt außerdem besonders streifig angeordnete Nisslschollen erkennen. T M (Abb. 14): Die Zellen sind etwas kleiner als ihrer feineren Ausbildung. Der helle blasige Kern Zellen noch groß und vielfach randständig gelegen. ein besonders kräftiges Randkörperchen neben den allerdings unsichtbaren auf.

die des B, doch ebensoweit in ist wiederum in den meisten An den Nucleoli fällt wieder anderen kleinen, in Abb. 14 23*

348

K A R I X

V O X

T H T T L A R - B R E N T A N O

für

Journal Hirnforschung

s l l (Abb. 15): Die Zelleiber zeigen jetzt scharfe Umgrenzungen und liegen isolierter im Gewebe, als bei G 1 und G 2. Manchmal ist ein langer Fortsatz, doch noch nichts von Nisslschollen zu erkennen. Die Zellkerne sind groß, rundlich und zum Teil an der dem Zelleib zugewandten Seite eingebuchtet. E s sind deutlich Chromatinkörner und fädige Strukturen im Kernplasma sichtbar. Der Nucleolus ist blaß, von dunklen Randkörperchen umgeben, unter denen öfter ein besonders großes auffällt. Manchmal liegt der Nucleolus noch zwischen zwei großen dunklen Chromozentren „eingekeilt", die sich hernach, wie schon früher gesagt zu Randkörperchen verkleinern. Betont sei, daß auch in den Nz, die den entwickeltsten Nucleolus zeigen, noch keine Nisslsubstanz vorhanden ist, d. h. also, daß die E n t s t e h u n g des N u c l e o l u s b e t r ä c h t l i c h e Z e i t d e r j e n i g e n der N i s s l substanz vorangeht. P v : Die Nz sind sehr ähnlich denen des s l l ; jedoch sieht man hier vereinzelt bereits eine schwache Andeutung kleinster Nisslschollen am Rande. Abb. 16 und 1 6 a zeigen eine Zelle bei der üblichen 1000fachen Vergrößerung und dieselbe bei 2000facher Vergrößerung. Bei der stärkeren Vergrößerung sieht man deutlich (mikroskopisch) bei der noch relativen Chromatinarmut des Nucleolus

Abb. 17.

Abb. 18.

Abb. 19

v. o. : Abb. 20—22

von einem Randkörperchen e i n e n d ü n n e n „ F a d e n " d u r c h d e n N u c l e o l u s zum anderen Randkörperchen ziehen. Nach außen von beiden Randkörperchen sieht man auch noch eine kurze Strecke eine Art Faden sich fortsetzen. G 4: N e u g e b o r e n e s M ä d c h e n

(E 123).

Todesursache: akuter Sauerstoffmangel infolge Geburtsblutungen(Abb. 17—22). K e i n e der vier Abarten ist in ihrer E n t w i c k l u n g beeinträchtigt. In B sind jetzt schon gut drei Zelltypen voneinander zu unterscheiden: polygonale (Abb. 17), ovoide (Abb. 18) und längliche (Abb. 19). Die TM-Zellen sind kleiner und rundlicher und haben in ihrem hellen großen Kern einen vielfach etwas größeren, dunkleren Nucleolus als die B-Zellen sowie häufig Kernmembrannucleotide. Abb. 21 zeigt eine Ns des s l l . Hier überwiegen noch die großen Zellkerne im Verhältnis zu den kleinen Zelleibern. Die Pv-Zellen (Abb. 22) sind vorwiegend etwas dunkler und kleiner. G5: 8 Wochen alter ^-Zwilling

( E 115).

T o d e s u r s a c h e : Dyspepsie (Abb. 2 3 — 2 6 ) . I n allen vier Abarten h a t sich der Zelleib unter Verkleinerung des K e r n e s vergrößert.

349 B (Abb. 23): Die Nz haben sich weiter entwickelt, und zwar besonders in Hinsicht auf die stark gefärbten klumpigen Nisslschollen, die am Rande des Zelleibes unter Freilassung eines schmalen apikalen hellen Zentrums zwischen ihnen und dem Kerne zu finden sind. Es sind keine Randblasen mehr zu erkennen. Der oft etwas exzentrisch liegende Kern hat einen dunklen Nucleolus mit scharf abgegrenzter Vakuole. Eine nicht abgebildete Nz zeigte noch deutlich einen zweiten, an der Kernmembran gelegenen, sehr klein gewordenen Nucleolus. TM (Abb. 24): Die Zellen zeigen bereits den TM-Zelltypus. Der Zellrand erscheint ausgezackt, durch lückenhafte Lagerung der Nisslbrocken. Nach innen von ihnen liegt ein großes helles Zentrum, in der Abbildung im basalen Zellteil gelegen. Der Kern, hier auch stets an einer Stelle den Zellrand berührend, hat meist einen mehrfach und fein vakuolisierten Nucleolus, welcher sehr groß ist und einen Kranz kleiner Randkörperchen zeigt, von denen oft wieder ein bis zwei größere auffallen. Die Zellen zeigen weiter den früheren Größenunterschied gegenüber den B-Zellen. s l l (Abb. 25): Die Zellen haben nunmehr in der Ausbildung ihrer feineren Struktur die des B eingeholt: sie zeigen, obwohl wesentlich kleiner, in bezug r.uf ihre am Zellrand besonders dicht gelegenen Nisslschollen etwa die gleiche Entwicklungsstufe. Entsprechend den nunmehr deutlich entwickelten Nisslschollen am Zellrande finden wir ein sich stark abhebendes helles Zentrum apikal vom Kerne. Die Nucleoli sind dunkel mit großen RandAbb. 23. Abb. 24. Abb. 25. Abb. 26. körperchen und schwach erkennbaren kleinen Vakuolen. Bei der Durchsicht der Serie fallen zwei- und dreikernige Zellen auf. Bei den dreikernigen findet sich wiederum die gedrängte Lage der Zellkerne bei nur geringer Entwicklung des Zelleibs. In einigen Zellen finden sich zweite Nucleoli im Kern. Pv (Abb. 26): Die Zellen sind sehr ähnlich denen des sll, doch zeigen sie untereinander merkliche Größenunterschiede und sind im ganzen etwas kleiner und dunkler. Abgebildet ist eine Nz, deren apikaler Teil dunkel ist und noch kein helles Zentrum zeigt. E s s i n d j e t z t die Z e l l e n des Pv h i n t e r d e n e n des s l l in i h r e m W a c h s t u m z u r ü c k g e b l i e b e n . G 6: E i n j ä h r i g e s M ä d c h e n (E 101). Todesursache: Pneumonie. Lokalisiert ischämische Zellerkrankung anderer Abarten (Abb. 27—31). B (Abb. 27): Die Z e l l f o r m u n g ist beendet, aber das Wachstum geht weiter. Die Nisslsubstanz ist in feinen Brocken und streifig an den Zellrändern gelegen. Manchmal sind die hellen Zentren von wolkiger Nisslsubstanz durchzogen. Das definitive Größenverhältnis von Zellkern zu Zelleib ist hergestellt. Der helle Zellkern hat feine Falten und der dunkle gefärbte Nucleolus zeigt neben der großen Vakuole winzige Randkörperchen, von denen ein bis zwei deutlich größer sind als die anderen. TM (Abb. 28): Typische Formung mit nur teilweiser Bestückung des Zellrandes mit Nisslschollen. Nucleoli haben mehrere große und kleine Vakuolen und größere Randkörperchen als in B. Die Zellen sind im ganzen etwas kleiner und rundlicher als bei diesem.

K A R I N VON B l ' T T L A R - B R E N T A N O

350

s l l (Abb. 29 und 3 0 ) : Die dicht gelegenen Zellen haben ihre endgültige Form, jedoch noch nicht ihre spätere Größe erreicht. In ihrer Größe verhalten sich hier die Zellen von s l l zu denen von B ungefähr wie 1 : 3 . Die Fortsätze der Zellen kann man schon eine Strecke lang in die Grundsubstanz hinein verfolgen. In Kernnähe ist das Cytoplasma hell violett granuliert. Die Nisslsubstanz ist spongiös aufgelockert und vereinzelt von größeren homogenen, hellen Bläschen durchsetzt. In manchen Zellen sieht man große Blasen, die bis an den Kernrand reichen. Der noch relativ große helle Zellkern, Abb. 28. Abb. 31. meist in der Zellperipherie gelagert, hat oft eine zum Zellinnern zu eingedellte dunkle Kernmembran. Der Nucleolus ist unregelmäßig aufgehellt und hat einen Kranz kleiner Randkörperchen. Ein bis zwei dunklere größere Chromozentren fallen auf, die auch im Kernplasma und an der Kernmembran als dunkle Punkte liegen können. Manchmal sieht man sehr verkleinerte zweite und dritte Nucleoli, ebenfalls an der Peripherie des Zellkernes gelegen. Abb. 30 zeigt die schon früher erwähnte „ K ü m m e r f o r m " : eine dreikernige Ns mit für dieses Stadium ausgesprochen zurückgebliebenen Zellkernen, diedicht gedrängt in einem ebenAbb. 27. Abb. 29. Abb. 30. falls noch recht kleinen Zelleib liegen. P v (Abb. 31): Ähnlich wie s l l , aber etwas betontere Größenunterschiede der Ns und nicht so dichte Lagerung. Vereinzelt leichte Kernhyperchromatosen. Keine Randbläschenbildung. G7\ ( E p 2).

16 M o n a t e

alter Knabe

mit angeborener

Retinaatrophie

T o d e s u r s a c h e : Mega-Colon, Pädiatrophie (ohne Abbildung). Keine Entwicklungsstörungen in den vier untersuchten Abarten. B : Die Ns des B sind weiter gewachsen. Das Verhältnis von Kern zu Zellleibgröße ist erst fast das definitive geworden. Die Zellen sehen im ganzen etwas transparent aus. In allen Zellkernen sind mehrfach vakuolisierte Nucleoli. Man sieht bisweilen Kernauflagerungen in Form von Kernkappen. An den Zellrändern befindet sich sehr feinkörnige, spongiös aufgelockerte Nisslsubstanz. E s schimmert ganz helles Cytoplasma hindurch. Der Mangel an Nisslsubstanz und die mehrfache Vacuolisierung des Nucleolus sind als jüngere pathologische Veränderungen aufzufassen. T M : Die Ns, etwas kleiner als jene d e s B , in der vorwiegend rund-ovalen Form, zeigen in einigen Kernen leichte Kernhyperchromatosen (Vermehrung der Chromatingranula). Die Membran dieser Kerne besitzt oft eine Auflagerung, die meist von hellen Bläschen durchsetzt ist. Mit einer Auflagerung verbindet sich eine verstärkte Membraneinlagerung. Die Nucleoli sind stark vacuolisiert. Die am Rande gelegenen Nisslschollen sind in den meisten Fällen von Bläschen durchsetzt und erfahren dadurch eine gewisse (hier wohl später pathologische) Substanzminderung. Man sieht neben recht großen runden Ns mit glatt durchgehendem Zellrand gezackte Ns, die bereits an das normale Bild erwachsener TM-Zellen erinnern. sII/Pv: Die Ns zeigen eine feinblasige Durchsetzung des breiten, gut abgesetzten Nisslsubstanzsaumes. Vereinzelt sieht man größere Blasen. Die teil-

Bd

- 'iJ^S"

4/5

Z l ' R L E B E N S G E S C H I C H T E D E S NUCLEUS B A S A L I S usw.

351

weise fetzenartige Gestaltung des Zellrandes macht es wahrscheinlich, daß diese durch Platzen der Randblasen verursacht ist. Andere benachbarte Abarten zeigen diese Randblasenbildnng nicht. G 8: Z w e i j ä h r i g e s K i n d (Bu 13). Auf partieller Entwicklungshemmung beruhende Idiotie. Todesursache: Bronchopneumonie (Abb. 32—35). In bezug auf die Angehörigen der vier untersuchten Abarten sind offenbar keine Entwicklungsstörungen zu beobachten, so daß dieses Gehirn für die Schilderung der normalen Entwicklung benutzt werden konnte. Alle vier Ausarten sind schon größer und reicher an Nisslsubstanz. Alle weisen das helle Zentrum auf. Abb. 32 zeigt in einer Nz des B nadeiförmiges Formolpigment (grünlich-braun bei Cresylviolettfärbung). G 9: D r e i e i n h a l b ] ä h r i g e s M ä d c h e n (Me 1). Entwicklungsstörungen infolge einer Hirnblutung. Epileptische Anfälle (Abb. 36—38). Von diesem Gehirn bringe ich nur drei Bilder aus dem s l l . Keine der untersuchten vier Abarten zeigt eine merkliche Störung der normalen E n t wicklung. Abb. 36 zeigt in großer Nz eine besondere Ausbildung des hellen Zentrums auf Kosten der randständigen Nisslsubstanz, wie ich es in jüngeren Serien noch nicht gefunden habe. Den stark hyperchromatischen Kern, der im Mikroskop einen gut sichtbaren großen dunklen Nucleolus zeigt, möchte ich nicht für pathologisch ansprechen, da ich weder hier noch in anderen Gehirnen, die in s l l und Pv derartige Kernhy per ehr omatosen zeigten, Zelluntergänge fand. Den schon an s l l Zellen von G 5 erhobenen Abb. 36. Abb. 37. Abb. 38. Befund zeigt die Nz in Abb. 37 und 38. Man sieht in ihrem hellen Zentrum eine, dieses zum großen Teil ausfüllende, sich scharf absetzende, dunklere kompakte Substanz. Diese sieht (Abb. 38) grobkörnig und wabig aus und erscheint nach ihrem Verhalten gegen Cresylviolett nicht mit Nisslsubstanz identisch. Es finden sich in diesem s l l außerdem zweikernige Zellen, deren Kerne normal groß sind und nicht so gedrängt liegen wie in den schon beschriebenen „Kümmer-

352

K A R 1 X VOX

IH'TTLAR-BREXTAXO

für

Journal Hirnforschung

formen". Sie sind auch in Pv häufig, wobei endlich hier noch hervorgehoben sei, daß schon in diesem Gehirn in deutlicher Weise zyklisch variierende Zellbilder zu beobachten sind, wie sie später in einem „Sekretionszyklus" eines normalen Erwachsenen gezeigt werden. Man sieht hier eine starke Randblasenb\\Am\g auf Kosten von Zelleibsubstanz. Wenn bei derartigen Zellen der ganze Zelleib kleinblasig (spongiös) durchsetzt oder gar auch die Kernauflagerung in Bläschen verwandelt ist, finde ich den Nucleolus vergrößert. Dabei kann er ganz dunkel oder stärker vakuolisiert sein. Erreicht die Blasenbildung in der Zelle extreme Grade, so erfährt der Nucleolus schließlich eine Verkleinerung und Aufhellung. Daneben beobachtet man andere Nz, die durch den Schwund der Nisslsubstanz eine Aufhellung des ganzen Zelleibs zeigen. Derartige Ns können gleichzeitig einen stark hyperchromatischen Kern aufweisen (Abb. 36). G 10: 4 J a h r e a l t e s M ä d c h e n (C 7). Großer, länger zurückliegender Erweichungsherd. Schwachsinn. Epileptische Anfälle (ohne Abbildung). Abb. 43.

Abb. 39.

Abb. 40.

Abb. 41.

Abb. 42.

Abb. 44.

Der E x i t u s erfolgte im Anschluß an ein außergewöhnlich tiefes, zweieinhalbtägiges K o m a nach einem epileptischen Anfall. Das Gehirn zeigt teilweise (besonders in der Hirnrinde) extreme Grade der S p i e l m e y e r s c h e n ischämischen Zellerkrankung. E s ist dabei interessant, daß hier alle vier Abarten weder von einer Entwicklungsstörung noch von der ischämischen Zellerkrankung betroffen sind. Andere F ä r b u n g : Von den Kindergehirnen ist dieses das erste, welches nach M a s s o n u m g e f ä r b t wurde. E s ergab sich dabei f ü r die einzelnen Abarten folgendes: B : M e h r e r e Z e l l e n z e i g e n in i h r e n Z e l l e i b e r n z i e m l i c h w a h l l o s verteilt vereinzelte rote Tropfen. sII/Pv: Bei vielen Zellen kann man sehen, wie sie sich mit großen Blasen nach dicht anliegenden Gefäßen zu öffnen, was ganz besonders deutlich durch die Trichromfärbung zum Ausdruck kommt. Man sieht ferner öfter bei dieser Färbung Zellkerne, die — schmaler als die anderen — mit kräftig blauen wolkigen Massen gefüllt sind und oft den hier dunkelroten Nucleolus überdecken. (Bei Cresylviolettfärbung sind diese Kerne „hyperchromatisch".) Dann ist die sonst zart graublaue Nisslsubstanz am Rande des Zelleibs kräftig blau oder rot wie der Nucleolus,

L1,

19^4

ZUR L E B E N SGE SCHICHTE D E S NUCLliUS B A S A L I S usw.

4/5

353

dessen Vakuole hell bleibt. I n d e n h e l l e n , r u n d e n Z e l l k e r n e n i s t z u w e i l e n e i n k l e i n e r l e u c h t e n d r o t e r T r o p f e n e r k e n n b a r . Dunkle, sich vom kernfernen Restteil des hellen Zentrums scharf absetzende Massen (vgl. Abb. 37 und 38) haben auch bei M a s s o n - F ä r b u n g eine indifferente graubräunliche Tönung. Das helle Zentrum selbst hat einen rötlichen Schimmer. G 11: G e s u n d e r 7 j ä h r i g e r J u n g e ( E 105). T o d e s u r s a c h e : Diphtherie. E r war angeblich ein sehr intelligentes

Kind.

Abb. 3 9 — 4 4 : Die vier Abarten haben alle annähernd ihre definitive typenunterscheidende Zellgröße erreicht, und zwar: B > T M > s I I > P v . B : In Abb. 39 ist eine ausgesprochene Kernkappe zu sehen. Abb. 40 zeigt, wie auch Abb. 41 ein gut entwickeltes helles Zentrum. In Abb. 41 liegt teilweise über dem Kern ein rundlicher durchsichtiger Einschluß unbekannter Natur. T M (Abb. 4 2 ) : Hier sieht man deutlich kleinere, nisslsubstanzärmere und zum Teil rundlichere Nz als in B . Sie haben einen stärker vakuolisierten Nucleolus und auch normalerweise eine reichere Kernmembranfältelung als die B-Zellen. Abb. 49.

Abb. 45.

Abb. 46.

Abb. 47.

Abb. 48.

Abb. 50.

s I I / P v (Abb. 43 und 44): E s ist hier in diesem Gebiet des s l l besonders auffällig: a) d i e V e r k l e i n e r u n g d e r Z e l l e n v o n l a t e r a l n a c h m e d i a l und b) e i n e s c h o n ö f t e r in d i e s e r R i c h t u n g b e o b a c h t e t e S t r u k t u r ä n d e r u n g , und zwar sieht man lateral ein Stadium mit scharf abgegrenztem Nisslbrockenrand und hellem Zentrum. In den medialen Anteilen des Kerngebietes ist. die Nisslsubstanz eher staubförmig über die Zelleiber verteilt. Auch zeigen diese Zellen zum Teil zerrissene Ränder als habe ein Substanzverlust stattgefunden. Die mediocaudal am tractus opticus liegenden Zellen sind klein, länglich und mit Randbläschen versehen. ^ ^Der P v enthält zum Teil Randblasen in kleinen nisslsubstanzreichen, dadurch dunkleren Zellen mit dem gleichen hellen Zentrum wie e s s l l hat. Die Nz der Abb. 44 hat einen dunklen Zellkern und eine dunkle, scharf abgesetzte Substanz innerhalb des hellen Zentrums (vgl. Abb. 37 und 38). G 12:

1 3 j ä h r i g e r J u n g e (C 23).

Allgemeine Atrophie.

S t a t u s dysmyelinisatus nach schwerem I c t e r u s neona-

torum (wohl Rhesuserkrankung). Todesursache:

Athetose.

Pneumonie.

Abb. 4 5 — 5 0 : B e i dieser schweren E r k r a n k u n g zeigt sich ein n o r m a l e r Entwicklungszustand

der vier in F r a g e kommenden Abarten.

354 ^^^

KARIN VOX BT TT L A R-BR ENTA X O

J u uforse I n a l hung . fur Hirn

Die Abb. 45 stellt eine Nz des B dar, Abb. 46 eine Ns des TM. Die Abb. 47 und 48 zeigen je eine Nz des sii. In der Ns der Abb. 47 sieht man einen etwas blasseren Nucleolus mit deutlich sichtbarem Randkörperchenkranz. Nach 12h zu verlaufen vom Nucleolus bis zur Kernmembran parallel zwei feine Linien, die in Abständen mit chromatinhaltigen Partikeln besetzt sind. Die Ns der Abb. 48 zeigt eine Kernkappe bei 5 h . Abb. 49 und 50 stellen Nz des Pv dar. G 12 läßt das Größenverhältnis der vier JVaarten zueinander erkennen. G 13: l ö j ä h r i g e s M ä d c h e n (Cn 10). Erblicher État marbré. Vater und fünf Brüder krank. (Fall P a t z i g s ) (Abb. 51—55). Abb. 51: ovoide B-Zelle. Abb. 52: längliche B-Zelle. Abb. 53: TM-Zelle mit typischer Eindellung des Kernes an der dem hellen Zentrum zugekehrten Seite, mit dichter Kernmembranan- und -einlagerung. Die Zellen aller vier Abarten haben in diesem Falle bereits die Größe des Erwachsenen erreicht und zeigen trotz der schweren Nervenerkrankung k e i n e A n o m a l i e n . Die Zellen von sii und Pv zeigen Stadien des Sekreiionssyklus, wie ich sie bei G IS im einzelnen beschreiben werde. Abb. 54 : Ns des sii mit vaeuolig umgewandeltem Anteil. Abb. 55 : zwei Nz des Pv mit gegensätzlich gestaltetem Zelleib und Kern.

Abb. 51.

Abb. 52.

o: Abb. 53, u : Abb. 54.

Abb. 55.

G 14: G e s u n d e r 2 4 j ä h r i g e r (A 58). Todesursache: Unglücksfall (Abb. 56—82). Wir haben hier ein in der Entwicklung vollendetes, normales Gehirn vor uns, welches an das Ende des ersten Teiles und damit an den Beginn des zweiten Teiles, der Reife, zu stellen ist. Die Abb. 56—59 zeigen in Übersichten bei 200facher Vergrößerung die Ns aller vier Kerngebiete (Abb.56 = B, Abb. 57 = T M , Abb. 58 = sll, Abb. 59 = Pv) in ihrer Anordnung (geeignet zu ihrer Auffindung durch Markierung der später photographierten Einzelzellen). Abb. 60 zeigt eine große, tripolare Nz. Die auf kurze Strecken sichtbaren Denriten sind nur im Anfangsteil von der sich sehr dunkel färbenden, in Schollen und Streifen liegenden Nisslsubstanz erfüllt. Eine besondere Anhäufung liegt im basalen Teil der Zellperipherie. Die Nisslsubstanz setzt sich in vereinzelten Streifen und Körnchen in das Zellinnere fort und ist in Kernnähe kaum mehr vorhanden. Das helle Zentrum zeigt ein feines Maschengerüst, in welchem — bei jeder Färbung sichtbar — bereits in diesem Alter ein zartbrauner Schimmer auffällt. Der große, rundliche Kern ist hell und ziemlich transparent. Seine Membran ist blaß und



'

1954

4/5

Z U R

L E B E X S G E S C H I C H T I i D E S N l ' C L E U S B A S A L I S usw.

355

frei von An- u n d Auflagerungen. Im Kerninnern ist ein feines Gerüstwerk zu sehen. In der Mitte liegt der große dunkle Nucleolus. Abb. 61 zeigt eine Nz von deutlich ovoidem Typus mit auf kurzer Strecke gefärbten, dicken Fortsätzen an beiden Polen. Auch hier ist die Nisslsubstanz nur wenig weit in die Fortsätze eingelagert und im Zelleib peripher gelegen. Das helle Zentrum ist von kleinmaschiger Netzstruktur, in die sandfarbene („körnige") Substanzen eingelagert sind. Der Kern liegt leicht exzentrisch. E r zeigt auf zwei Membranseiten die Anfänge einer Einlagerung. Der Nucleolus liegt zentral mit peripherer Vakuole. Abb. 62 zeigt eine längliche Zelle als dritten Typus. Der auch Abb. 56.

Abb. 58.

Abb. 57.

Abb. 59.

hier etwas exzentrisch liegende Zellkern hat nach dem cytoplasmareichen Zellleibanteil zu eine Membranein- u n d -auflagerung, in deren unmittelbarer Nähe einige stärker gefärbte Nisslschollen liegen. Das helle Zentrum ist granuliert u n d von leicht bräunlicher Tönung. Bei der U m f ä r b u n g nach M a s s o n fanden sich besonders in Zellen mit großem hellem Zentrum A n s a m m l u n g e n l e u c h t e n d r o t e r T r o p f e n (Abb. 68), wie in Gll u n d G17. Jedoch haben die meisten Zellen bei dieser F ä r b u n g in ihrem hellen Zentrum nur einen leicht rötlichen Schimmer. In einzelnen Ns stößt m a n auf schmale, so stark bläulich gefärbte Kerne, daß die Nucleoli davon bedeckt sind. Dabei ist die randständige Nisslsubstanz ebenfalls blau oder wie der Nucleolus rot gefärbt (vgl. die Befunde bei Kernhyperchromatose in s l l u n d P v von Gll). T M : Die Abb. 63 u n d 64 zeigen zwei typische TM-Zellen (vgl. auch Übersicht Abb. 57). Ihr Zelleib ist kleiner als der der B-Zellen, K e r n u n d Nucleolus sind spurweise größer. Die meisten Zellen, d. h. die großen vom eigentlichen

356

K A R I N VON

Journal für Himforschung

BUTTLAR-BRENTANO

T M - T y p u s , haben im Gegensatz zu B mit seinen drei Typen und zu s l l sowie P v mit ihren oft bizarren Formen und auffälligen Größendifferenzen eine rundliche Form von ziemlich konstanter Größe. So wie in B sind die Nucleolusgrößen in den TM-Zellen eines Gehirnes ziemlich konstant. Die Nz sind nisslsubstanzärmer, was in dem schmalen, typisch ausgefransten, dunklen Saum zum Ausdruck kommt. Die wenigen Nisslbrocken sind fleckweise an der Peripherie des Zelleibs verteilt. Gemeinsam mit B ist ihnen das große helle Zentrum um den Abb. 60.

Abb. 61.

Abb. 62.

I

Abb. 63.

Abb. 64.

M i t t e : Abb. 65. Abb. 66.

Abb. 67.

Kern, doch zeigt T M in seinen Zellen ein etwas lichteres, feiner granuliertes Cytoplasma. Im Mikroskop sieht man, daß der Nucleolus im allgemeinen mehrere Vakuolen aufweist und durchschnittlich größer als der Nucleolus der B-Zellen ist. Die Umfärbung nach M a s s o n deckte ebenfalls H a u f e n g r o ß e r r o t e r T r o p f e n z e n t r a l o d e r p e r i p h e r in d e n Z e l l e i b e r n auf. Sie sind reichlicher als bei B. Abb. 70 zeigt einige Tropfen, Abb. 71 eine dichtere Ansammlung von Tropfen im hellen Zentrum, Abb. 72 eine lockere Anordnung an der linken Zellperipherie.

Z U R L E B E N S G E S C H I C H T E D E S N l ' C L E U S B A S A L I S usw.

357

Abb. 69 u n d 73 bringen von einem 59 jährigen (Bu 64) analoge Befunde. Abb. 69 läßt drei große Tropfen links vom Kern in einer Linie erkennen. Weiter liegen in Abb. 73 rechts und unterhalb des hyperchromatischen schmalen Zellkernes zahlreiche Tropfen. Die Zellen der Abb. 69 u n d 73 sind gleichzeitig arm an Nisslsubstanz.

Abb., 68.

Abb. 69.

Abb. 70.

Abb. 71.

Abb. 72.

Abb. 73.

s I I / P v : Abb. 65 u n d 66 bringen Zellen des s l l u n d Abb. 67 zwei des P v . Sie mögen das durchschnittliche Größenverhältnis dieser Ns zueinander u n d zu denen des B u n d T M demonstrieren. E s wird n u n a n H a n d dieser N o r m a l s e r i e der Versuch g e m a c h t , bei s l l (ebenfalls gültig f ü r Pv) die hier n e b e n e i n a n d e r b e s t e h e n d e n u n d i m m e r wieder in ä h n l i c h e r Weise a u f t r e t e n d e n Zellbilder z u m Aufzeigen eines Sekretionszyklus zu seriieren. Abb. 74.

A b b . 75.

Abb. 81

A b b . 76.

A b b . 77.

A b b . 78.

Abb. 79.

Abb. 80.

Abb.

Die Nz in Abb. 78 h a t in ihrem, im oberen Anteil leicht hyperchromatischen Zellkern einen dunklen Nucleolus. Es ist ein ausgesprochen helles, feinkörniges, großes, halbmondförmiges Zentrum zu sehen. Das Cytoplasma des hellen Zentrums ist in den Nz der Abb. 79 in eine große Vakuole verwandelt, bei gleichzeitigem Schwund der Nisslsubstanz. In Abb. 80 hat die Größe der Vakuole einen extremen Grad erreicht. Die Nisslsubstanz am R a n d e ist reduziert u n d gleichzeitig in Brocken wie auseinander gedrängt. Die K e r n m e m b r a n ist ohne Einlagerung. Der Inhalt des Kernes ist stark aufgehellt, der Nucleolus verkleinert. I n vielen Fällen erreicht die Cytoplasmavakuole nicht dieses Ausmaß. Es k o m m t vielmehr schon f r ü h e r zu einer „ E n t l e e r u n g " .

358

K A R I N VON

BUTTLAR-BRENTANO

für

Journal Hirnforschung

Die Umwandlung des Zellplasmas setzt sich bis zu dieser Entleerung fort, so daß nur noch der Zellkern mit wenig Plasma zurückbleibt (Abb. 81 und 82). Wir finden Nz, in deren relativ vergrößerten, hellen Kernen sich ein ganz auffällig verkleinerter Nucleolus befindet. Abb. 82 gibt ein solches Bild wieder. In diesem Zusammenhang möchte ich auf ähnliche Befunde hinweisen, die D i t t u s (1940) am Interrenalorgan von Selachiern erhoben hat. Abb. 74—76 lehren, wie allmählich ein N e u a u f b a u des Zelleibes beginnt. In dem im Vergleich zu Abb. 81 und 82 vergrößertem Zelleib haben sich verhältnismäßig reiche Nisslschollen entwickelt, während der Kern noch nicht entsprechend vergrößert ist und auch der Nucleolus eine nur geringe Zunahme erfahren hat. Im Gebiet der Nisslschollen sieht man eine Reihe von Randbläschen (Abb. 76), wie sie bei wachsenden Zellen (vgl. embryonale Gehirne) schon zu beobachten waren! Das helle Zentrum tritt von neuem hervor. Die Nz in Abb. 77 ist wieder von Ausgangsgröße, wobei Nucleolus und Zellkern besonders gewachsen erscheinen. Dabei zeigt die randständige Nisslsubstanz noch einige wenige helle Lücken. An dieses Stadium schließt sich dann die im Anfang dieser Beschreibung wiedergegebene Phase an, in der der stark vergrößerte Nucleolus und die Vermehrung des Chromatins und der Kernmembrannucleotide auf eine gesteigerte Tätigkeit des Nucleolarapparates ( C a s p e r s s o n ) hinweisen. a2) Z u s a m m e n f a s s u n g B: G 1: Unser jüngstes Gehirn, das eines 7 Monate alten, in der Entwicklung zurückgebliebenen Fetus, zeigt die Nz des B im Vergleich zu den anderen Abarten schon recht groß. Die Zelleiber liegen isoliert voneinander, an den Rändern finden sich bereits zarte Nisslschollen. Diese Zellränder zeigen deutliche Bläschenbildung innerhalb der Nisslsubstanz. Der Zellkern, im Verhältnis zum Zelleib größer als später, h a t einen großen Nucleolus, welcher sich noch nicht sehr dunkel f ä r b t . E s finden sich außerdem noch vereinzelt zweite und dritte kleine Nucleoli 1 ). G 2: E i n 6 Monate alter E m b r y o von normaler Entwicklung. Die iVzleiber sind umfangreicher. Sie zeigen schon die f ü r den späteren B typischen drei Zellformen (die ovoide, längliche u n d polygonale), dabei Bläschenbildung in der randständigen Nisslsubstanz. I n den Zellkernen sind m a n c h m a l noch zweite Nucleoli zu beobachten. Speziell hervorzuheben ist der Zellkern der Abb. 6. E r zeichnet sich durch besonderen Chrom atinr eich t u m der Kernm e m b r a n u n d des Kernsaftes aus. G 3: I m 8. E m b r y o n a l m o n a t haben sich die Zellen s t a r k vergrößert. Die Differenzierung der Nisslsubstanz in Schollen und Streifen am Zellrand ist deutlich geworden. D a d u r c h t r i t t ein helles Zentrum besonders hervor. An dem jetzt kräftig gefärbten Nucleolus sitzt ein auffällig großes Randkörperchen neben anderen, winzig kleinen. G 4: Die Nz aller vier Nervenzellarten sind bei dem Neugeborenen weiter gewachsen und haben sich in B deutlich zu drei Zellformen: p o l y g o n a l , o v o i d und l ä n g l i c h differenziert. 1) N a c h C. u n d O. V o g t u n d O l s z e w s k i f i n d e n

sich in

einer

bestimmten

Entwick-

l u n g s p h a s e v o n N e r v e n z e l l k e r n e n bis zu vier Nucleoli, v o n d e n e n m e i s t a l l m ä h l i c h drei z u g u n s t e n des wachsenden, bleibenden z u g r u n d e gehen.

Bd

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G 5: Ein bereits 8 Wochen altes Kind zeigt weit fortgeschrittene Differenzierung der B-Zellen, die hier doppelt so groß wie die größten Zellen des benachbarten sll und Pv erscheinen. G 6: Mit dem ersten Lebensjahre ist die Zellformung beendet. Das Größenverhältnis von Zellkern zu Cytoplasma hat eine annähernde Konstanz erreicht, wenn auch weiterhin interkurrente Schwankungen der Zellkerngröße vorkommen. G 7 und 8: Mit zwei Lebensjahren hat sich das Verhältnis der Zellgrößen zu dem der anderen Abarten stabilisiert: B >TM > s l l > P v . G 10: Bei einem vierjährigen Kinde fanden sich in den B-Zellen bei erstmaliger Umfärbung nach M a s s o n kleine leuchtend rote Einschlüsse, die zum Teil im Bereich der randständigen Nisslsubstanz und zum größeren Teil im hellen Zentrum locker verteilt sind. G 11: Die Größe der Zellen eines 7 jährigen steht nur noch wenig hinter derjenigen des Erwachsenen zurück. Bei einer 16jährigen (G 13) sind die B-Zellen voll entwickelt. G 14: Die Zellen eines gesunden 24jährigen geben das Bild vollendeter Reife. TM: G 1: Diese Nzaxt steht bei dem 7 Monate alten Embryo mit den B-Zellen auf ungefähr gleicher Entwicklungsstufe, jedoch färben sich Nisslsubstanz und Nucleolus schon kräftiger an. Die glattrandigen Nz, denen das typische Ausgefranste noch fehlt, unterscheiden sich schon hier durch geringere Größe und rundlichere Form von den B-Zellen. Noch sieht man untergehende zweite und dritte Nucleoli. Es finden sich auch hier wie bei B innerhalb der randständigen Nisslsubstanz Bläschen. G 2: Die Randbläschenbildung hat etwas abgenommen, statt dessen zeigen sich bei manchen Zellen bereits die für spätere Stadien typischen Randzacken, denen eine lückenhafte Anordnung der Nisslschollen parallel geht. G 5 (8 Monate): An der inzwischen erfolgten starken Vergrößerung der Nz ist der Kern wesentlich weniger beteiligt als der Zelleib. Es ist dieses der Beginn der Ausbildung des späteren Massenverhältnisses. Die Zellkerne sind meistens dunkel granuliert und enthalten einen großen mehrfach vakuolisierten Nucleolus. G 6: Im Alter von einem Jahre hat sich nach abgeschlossener Zellformung in der weiter vergrößerten Nz das Größenverhältnis Zellkern zu Zelleib noch mehr zugunsten des letzteren verschoben (vgl. Abb. 28). G 11 (7jährig): Hier sind die Nz fast vollentwickelt, etwas kleiner als die B-Zellen, mit einem mehrfach vakuolisierten Nucleolus und einzelnen Kernmembranfalten. G 14: Der 24jährige Gesunde zeigt die reife TM-Zelle. Es ergibt hier die Umfärbung nach M a s s o n in den hellen Zentren vieler Nz noch öfter als in B eine Ansammlung leuchtend roter tropfiger Einschlüsse. Diese sind von verschiedener Größe und liegen vielfach in rundlichen An-

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häufungen zusammen (Abb. 70, 71 und 72). Im ganzen zeigte der TM einen größeren Gefäßreichtum als der B. s l l und Pv 1 ): G 1: Während die B-Zellen und TM-Zellen des in seiner Entwicklung zurückgebliebenen 7 Monate alten Fetus bereits weit differenziert sind, hat man in s l l noch Schwierigkeiten, die Zelleiber voneinander zu trennen. Die Zellkerne zeigen teilweise noch keinen Nucleolus (Neuroblastenstadium). Auch dort, wo schon ein Nucleolus vorhanden ist, fehlt noch die Nisslsubstanz. Die Zellen des Pv sind schon einen kleinen Schritt weiter. Sie liegen isolierter voneinander und haben vereinzelt schon eine Andeutung eines dunkler gefärbten Randes. Bei beiden Abarten kann man gut die Entwicklung des Nucleolus verfolgen, vielfach sieht man Zellkerne mit zwei Nucleoli. Es liegen kleine dunkle stark granulierte und größere aufgehellte Kerne nebeneinander. Die leichten Kernhyperchromatosen könnten auf einen Beginn der Nisslsubstanzbildung hindeuten, die sich, wie O l s z e w s k i als erster beobachten konnte, erst nach Nucleolusentwicklung in der Nz zeigt. G 2 : Normal entwickelter, 6 Monate alter Fetus. Jetzt kann man schon im s l l gut abgegrenzte kleine Zelleiber erkennen, die jedoch noch blaß sind und trotz einer gewissen Weiterentwicklung der Nucleoli noch keine Spur von Nisslsubstanz zeigen. Diese Weiterentwicklung besteht im Dunklerwerden und in Vergrößerung des Kernkörperchens, bei Verkleinerung der Chromozentren zu Randkörperchen. G 3 (8. Fetalmonat): Es ist jetzt auch in s l l die erste Andeutung von Nisslsubstanz an den Zellrändern zu sehen, ferner ein starkes Nucleolus- und Kernwachstum, wobei der Zellkern noch im Verhältnis zum Zelleib größer ist als später. Im Pv ist die Weiterentwicklung der Nz hier nicht sehr fortgeschritten. Hervorzuheben ist, daß in manchen Zellen dem Nucleolus je ein heller, rundlicher kleiner umschriebener Bezirk anliegt. (Cresylviolettbild. Wahrscheinlicher Zusammenhang mit dem „Kerntropfen" bei s l l und Pv, vgl. G 11 und spätere Befunde.) Die noch helle Färbung des Nucleolus gestattet in einzelnen Nz die Feststellung, daß zwei Randkörperchen durch einen schmalen, den Nucleolus durchziehenden „Faden" miteinander verbunden sind (vgl. Abb. 16 und 16a). Es handelt sich um einen Befund, den H e i t z , K a u f f m a n n und G e i t l e r an anderen Zellen und C. und O. V o g t an einer Nervenzelle schon erhoben haben und der von den genannten Autoren dahin gedeutet wird, daß es sich hier um die Entstehung des Nucleolus am nackten Achsenfaden (sekundäre Einschnürung) eines Chromosoms handelt. G 4: Große Zellkerne in s l l und Pv im Verhältnis zu den noch wenig gewachsenen Zelleibern. G 5: Bei dem zwei Monate alten Kinde haben die Zellen des s l l und Pv in der Differenzierung des Zellkernes und besonders der randständigen dunklen 1) Bei der großen morphologischen Verwandtschaft behandle ich die beiden Abarten in ihren Einzelbefunden hier gemeinsam.

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Nisslschollen (jedoch nicht in der Zelleibgröße!) die Zellen des B und TM inzwischen, also in großer Schnelligkeit, eingeholt. Noch erscheinen die Zellkerne sehr groß im Zelleib. Die Randständigkeit der Nisslsubstanz hat auch hier zur Ausbildung eines hellen Zentrums geführt. Häufig finden sich zwei- bis dreikernige, kleingebliebene, „Kümmerformen" darstellende Zellen. Die dicht gedrängt zusammenliegenden Kerne sind ebenfalls unterentwickelt. Der Pv weist im Gegensatz zum sll kleinere und dunklere Zellen auf, was er im allgemeinen beibehält. G 6 (Einjährig): Es zeigen die Zellkerngrößen noch ein relatives Überwiegen in beiden Abarten. Zudem sieht man noch zweite und dritte Nucleoli an der Kernmembran liegen und ferner kleine dreikernige Zellen als „Kümmerformen". G 7 (16 Monate): Das Wachstum des Zelleibes hat sich gegenüber dem des Zellkernes verstärkt. GH (2 Jahre): Es haben sich die Zellgrößenverhältnisse von sll und Pv gegenüber B und TM stabilisiert, wobei sll in der Schnittfläche ungefähr halb so große, Pv ein Drittel so große Zellen wie B hat. G 9 (3i/2 Jahre): Hier kann man bereits aus den starken Variationen im Aussehen von Kern, Nucleolus und Zelleib auf eine zyklische Funktion schließen. Dabei kommen auch mit Bläschen durchsetzte Kernmembranauflagerungen vor, die, wie weitere Befunde zeigen werden, bei sll und Pv besonders im Alter häufig sind. G 10: Bei dem vierjährigen Kinde ergibt die Umfärbung nach M a s s o n in den Zellkernen von sll und Pv leuchtend rote, scharfrandige, tropfige Einschlüsse, oft innerhalb einer sehr hellen Zone neben dem Nucleolus, was ebenfalls einen häufigen Befund bei beiden Abarten darstellt (besonders zur Zeit der Evolution und Maturität). Die schon inG 3 beobachteten, neben dem Nucleolus liegenden hellen Stellen hängen vielleicht mit diesen Gebilden zusammen. G 13 (16 Jahre): Man sieht hier verschiedene Zellbilder nebeneinander, die durchaus an jene des bei G 14 beschriebenen Zyklus erinnern. G 14 (24 Jahre): Es ist an dieser Normalserie an Zellen des sll versucht worden, die in sll wie in Pv nebeneinander vorkommenden und sich auch in anderen Serien wiederholenden Zellbilder zu einem Sekretionszyklus zu sedieren. Bei den dargestellten zyklischen Vorgängen steht ein Umwandlungsprozeß im zentralen Anteil der Zelle im Vordergrund. Aus gewissen Befunden (vgl. Abb. 74—82) und aus besonders zerfetzten Zellen dürfen wir schließen, daß d i e s e z e n t r a l e M a s s e d u r c h P l a t z e n v o n b e i a l l e n a n g e w a n d t e n F ä r b u n g e n optisch leeren Blasen nach außen abgeschieden wird. Der mit der Bildung der zentralen Substanz einhergehende V e r l u s t a n Z e l l p l a s m a u n d N i s s l s u b s t a n z weist auf die Beteiligung dieser beiden Vogt,

H i r n f o r s c h u n g . B d . 1.

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Substanzen an der „Bildung" eines Sekretes hin. Das bei „Beginn der Sekretbildung" starke G r ö ß e r w e r d e n des N u c l e o l u s mit Vermehrung der Kernmembran nucleotide und die darauffolgende starke Abnahme läßt s e i n e B e t e i l i g u n g an den m e t a b o l i s c h e n P r o z e s s e n in der Zelle erkennen. Am Schluß der „Sekretausscheidung" existiert nur noch ein verkleinerter Nucleolus in ziemlich kleinem (später auch vergrößertem!) Zellkern mit einem Rest Nisslsubstanz in schmalem Cytoplasmasaum. Mit diesem Stadium beginnt die Größenzunahme des Zelleibes wieder unter Wachstum des Nucleolus und des Zellkernes, sowie der Neubildung von Kernmembrannucleotiden. Bei den wieder wachsenden Zellen beobachtet man außerdem die Randbläschen in der peripheren Nisslsubstanz. Aus den Feststellungen geht hervor, daß hier ein färberisches Erfassen des aus dem hellen Zentrum gebildeten Sekretes nicht möglich gewesen ist. Es bleibt zu klären, ob das sichtbar in ein Sekret umgewandelte helle Zentrum bereits ein Inkret ist oder nur an der Bildung eines solchen teilnimmt. Ich werde auf diese Frage auf Grund einiger in späteren Lebensaltern erhobenen Befunde zurückkommen. Auf alle Fälle stützt die Tatsache, daß die verschiedenen Zellbilder zu einem Zyklus seriiert werden konnten, die Annahme eines sekretorischen Charakters dieser Zellen und damit eine Auffassung, wie sie S c h a r r e r und G a u p p entwickelt haben. Die Bläschenbildung in der randständigen Nisslsubstanz möchte ich von den Vorgängen im hellen Zentrum im Gegensatz zu der Auffassung von S c h a r r e r und G a u p p trennen. Es wurde von diesen Autoren nach v a n G i e s o n rot gefärbtes „Kolloid" besonders in den Randbläschen tierischer Zellen gefunden, während ich die R a n d b l ä s c h e n hier bis auf eine Ausnahme bei allen angewandten Färbungen o p t i s c h l e e r fand. Sie sind meiner Meinung nach e h e r A u s d r u c k e i n e s e r h ö h t e n U m s a t z e s der N i s s l s u b s t a n z in der Z e l l e , wie er b e i w a c h s e n d e n Z e l l e n (s. oben) und b e i e r k r a n k t e n Z e l l e n zu b e o b a c h t e n ist. (Es sei noch darauf hingewiesen, daß diese Randbläschen scharf von Schrumpfhöhlen nach Fixierung unterschieden werden müssen; eine Forderung, die nicht immer leicht zu erfüllen ist.) b) P a t h o l o g i s c h e A b w e i c h u n g e n Die Erörterung pathologischer Abweichungen der normalen Evolution der Gehirne der Vogtschen Sammlung werde ich in einem gesonderten Aufsatz behandeln. Hier beschränke ich mich, Fälle von gehemmtem Wachstum, Tigrolyse, Vakuolisierung des Zelleibs und Kernveränderungen zu schildern, bj) B e s c h r e i b u n g der E i n z e l f ä l l e G 15: Z w e i j ä h r i g e s M ä d c h e n (CIO). Idiotie. Todesursache: Grippe (ohne Abbildung). Bei diesem zweijährigen Kinde findet sich in allen vier A'sarten ein gewisser Grad von Tigrolyse, welche durch die über den ganzen Zelleib staubförmig verteilte Nisslsubstanz zum Ausdruck kommt bei gleichzeitig stärkerer Vakuolisierung der Nucleoli.

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G 16: N e u n j ä h r i g e r J u n g e (C 69). Status dysmyelinisatus. (Kein Ikterus neonatorum, also wohl keine Rhesuserkrankung.) Angeborene Lues. Entwicklungshemmung. Todesursache: Sinusthrombose, Kachexie (Abb. 83—92). Die hier vorgelegten Bilder sind nicht gebracht worden um ihre zweifellos komplizierte Gestaltung zu klären, sondern sie möchten zur Aufdeckung der verschiedenen Gestaltung von Zellveränderungen in den untersuchten Abarten dienen.

Abb. 83.

Abb. 84.

Abb. 85.

o: A b b . 86, u : Abb. 87.

Das ganze Gehirn zeigt zunächst makroskopisch eine Unterentwicklung. Hier fällt in B ein besonderer Gliareichtum auf. Die Zellen sind etwas kleiner als die eines normalen 7 jährigen Jungen, der an einer Diphtherie starb. Ferner erscheinen sie sämtlich von allen Seiten wie „angenagt". In großen Verflüssigungsvakuolen und Einbuchtungen an den Zellrändern sitzen hauptsächlich Makrogliazellen (Abb. 83—85). Die Grenzen vom hellen Zentrum zur randständig liegenden Nisslsubstanz sind etwas verwaschen. Die Zellkerne haben eine sehr geringe Zeichnung und dunkle, schwach sichtbar vakuolisierte Nucleoli. Es findet sich eine gut ausgebildete zweikernige Zelle.

Abi). 88.

Abb. 89.

Abb. 90.

Abb. 92.

Abb. 91.

TM: Hat stark zerfetzte Zellränder, von denen aus vielfach Verflüssigungshöhlen bis zum umliegenden Grundgewebe reichen. Dabei sind die Zellen blaß und die Nucleoli sehr verkleinert. Sil (Abb. 86—92) und Pv: Hier geben die krankhaft gesteigerte Auflösung der Nisslsubstanz und die Lockerung der Ränder durch Verflüssigungshöhlen ein sich überschneidendes Bild. Bei manchen Zellen liegen nur noch verkleinerte, hyperchromatische Kerne mit noch deutlich großem dunklem Nucleolus inmitten 24*

K A R I N VON

BUTTLAR-BRENTANO

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Journal Hirnforschung

eines wasserhellen H o h l r a u m e s und sind mit zarten, blassen, protoplasmatischen Balken mit dem peripheren, noch wenig Nisslsubstanz enthaltendem Zellrand verbunden (Abb. 88—92). Eine andere Gruppe von Zellen ist in Abb. 86 und 87 wiedergegeben. Hier ist jeweils ein Rest des Zelleibes mit sehr kleinem Kern und relativ großem Nucleolus infolge großer Zelleibvakuolen übriggeblieben. G 17: 11 J a h r e , 7 M o n a t e a l t e s M ä d c h e n (C 2). Schwachsinn. Todesursache: Tbc (ohne Abbildung). Bei diesem Kinde sind die Zellen des B von ungefähr gleicher Größe wie bei dem 7jährigen normalen Jungen. Die Nisslsubstanz bildet am Rande kleine Brocken und im hellen Zentrum feinste Körnchen. Es wird bereits als Besonderheit beobachtet, daß das Plasma der Zellen einen bräunlichen Schimmer hat, welcher sich auch beim Umfärben nach Masson erhält (pulverförmiges Auftreten des Fuscinpigmentes als Folge des Marasmus?). Die drei anderen Nervenzellarten zeigen keine außer der Norm liegende Veränderung. G 18: 1 8 j ä h r i g e r (U 2). CO-Vergiftung. Er starb nach 4 Tagen. (Ohne Abbildung.) B : Voll entwickelte Nz: jedoch ist überall die Nisslsubstanz am Rande vermindert und die hellen Zentren sind feinstaubig und netzartig davon ausgefüllt. Die Nz mit besonders wenig Nisslsubstanz haben in ihren Zellkernen helle, vergrößerte und über die Norm vakuolisierte Nucleoli. Es sind ferner vereinzelt Kernmembranauflagerungen zu beobachten. Einige Zellkerne zeigen eine beginnende Hyperchromatose. Bei der Umfärbung nach Masson sieht man als normalen B e f u n d in den großen hellen Zentren kleine l e u c h t e n d rote T r o p f e n , die nach dem Zellrande zu vermehrt sind. TM: Die Nz haben in ihrem hellen Zentrumst&ubiörmxg verteilte Nisslsubstanz. Ganz vereinzelt sieht man in den Zelleibern und auch an den Zellrändern große transparente Blasen. Die Nucleoli sind bei Nz mit besonders wenig Nisslsubstanz, in denen also schon eine gewisse Tigrolyse stattge.unden hat, über die Norm vakuolisiert, und zwar sieht man meistens eine große und mehrere kleine Vakuolen. Die Kernfaltenbildung übersteige nicht die Norm. In Sil und Pv wurde die Tigrolyse, verbunden mit einer extremen Vakuolisierung der Nucleoli, wie man sie in B und TM sehen konnte, nicht beobachtet. b2) Z u s a m m e n f a s s u n g Entsprechend den Bemerkungen in der Einleitung habe ich zur Beleuchtung von Einzelheiten der Beziehungen z w i s c h e n N u c l e o l a r a p p a r a t und N i s s l s u b s t a n z einige pathologische Fälle herangezogen. Es seien im folgenden die mitgeteilten Befunde besprochen. In den herangezogenen Gehirnen ist der Gang der Entwicklung der vier Abarten wesentlich nur in G 16 gehemmt. Indessen zeigt sich ein ungleiches Verhalten der vier Abarten gegenüber dem gleichen pathologischen Einfluß. Damit ist es möglich, Verschiedenheiten und Ähnlichkeiten zwischen ihnen auf weitere Art zu beleuchten. G 15: 2 J a h r e . Idiotie (Todesursache Grippe). Es zeigen die B-Zellen eine beginnende Tigrolyse in Form von staubförmiger und zart netzartiger Verteilung der Nisslsubstanz und eine Aktivierung des Nucleolarapparates in Form einer starken Vakuolisierung des normal nur

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eine leuchtend große Vakuole enthaltenden Nucleolus. Einige Zellkerne haben eine Membranauflagerung, es fehlen in den Nz Randbläschen der Nisslsubstanz. Die TM-Zellen zeigen eine Verarmung an Nisslsubstanz, dabei eine geringe Steigerung der Nucleolusvakuolisierung. s l l und Pv reagieren auch mit verstärkter Vakuolisierung ihrer Nucleoli. In diesem Falle haben alle vier Abarten gleichsinnige Reaktionen, d. h. beginnende Tigrolyse bei gleichzeitiger ungleich starker Steigerung der physiologischen Vakuolenbildung in den Nucleoli. G16: 9 J a h r e . Status dysmyelinisatus. Angeborene Lues. (Todesursache: Sinusthrombose, Kachexie.) Hier ist unter anderem im Bereich des B ein großer Gliareichtum (besonders vermehrt Makrogliazellen) auffällig. Die B-Zellen sind klein und zeigen oftmals große Randblasen. Etwas Besonderes ist hier außerdem an den Zellrändern zu beobachten. In scharfen Zellrandeinbuchtungen liegen hauptsächlich Makrogliazellen so, als hätten sie die Zellen aktiv angenagt. Es liegt der Gedanke nahe, daß es sich um eine Andauung seitens cytolytischer Fermente handelt. Die Befunde sprechen gegen ausschließliche postmortale Veränderungen. Auch in TM zeigen die Zellen eine starke Randblasenbildung, wie sie meistens unter noch normalen Umständen s l l und Pv aufweisen können. Es ergibt sich so ein ähnliches histologisches Bild für fraglos kausal ungleiche Zustände. s l l und Pv haben in diesem Falle eine extrem starke Randblasenbildung. Man erkennt deutlich den besonders großen Verlust an Zelleibsubstanz in beiden Abarten. Oft sieht man nur noch Zellkerne inmitten eines wasserhellen Hohlraumes liegen. Es finden sich dabei gehäuft Kernhyperchromatosen, auch Pyknosen, was in diesem Falle defensive Vorgänge von Seiten des Kernes in den erkrankten Zellen anzeigen dürfte. Gerade bei diesen beiden Abarten, die unter physiologischen Bedingungen innerhalb ihres Sekretionszyklus immer wieder durch hyperchromatische Kerne ausgezeichnet sind (oft bei gleichzeitiger Vergrößerung des Nucleolus), ferner aus nisslsubstanzreichen und daneben sehr nisslsubstanzarmen Zellen bestehen und oftmals starke Vakuolisierung bei Verlust von Zelleibsubstanz erkennen lassen, ist es sehr erschwert, die Grenze zwischen noch in der Norm liegenden und pathologischen Veränderungen zu ziehen. Gehäuft dunkle pyknotische Zellkerne zeigen meiner Meinung nach an, daß es sich um einen pathologischen Prozeß handelt. G 18: 1 8 j ä h r i g e r .

CO-Vergiftung. Tod nach 4 Tagen.

Die B-Zellen lassen eine beginnende Tigrolyse erkennen. In den Nucleoli finden sich mehrere Vakuolen, gegenüber einer normalen Vakuolisierung im Gehirn G 14. Zudem zeigen sich vermehrt Kernmembranauflagerungen. Beide Erscheinungen sind als Anzeichen einer anormal g e s t e i g e r t e n Nucleolustätigkeit anzusehen.

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Journal Hirnforschung

Die TM-Zellen reagieren auf die CO-Vergiftung mit einer stärkeren Tigrolyse, wobei es teilweise sogar zu Blasenbildung im Zelleib gekommen ist. Die Zellen von sll und Pv zeigen keine Anomalien. Wir sehen also hier als Reaktion auf eine CO-Vergiftung, bei der der Tod nach 4 Tagen eintrat, TM am stärksten, B weniger und sll und Pv nicht affiziert. Bei Neufärbung einzelner Schnitte nach M a s s o n zeigten sich, wie immer wieder bei dieser Färbung, die leuchtend roten, tropfenähnlichen Einschlüsse in den B-Zellen. Die in B und TM beobachtete Tigrolyse und die starke Vakuolisierung der Nucleoli und auch die beginnenden Kernhyperchromatosen und Kernmembranauflagerungen in B sind als Folgen der Krankheit aufzufassen, die in diesem Falle vier Tage gedauert hat. Interessant ist dabei die morphologische Reaktionslosigkeit, also wohl größere Widerstandskraft in sll und Pv. Ich möchte noch auf einen, bisher noch nicht erwähnten Befund an einem 6jährigen Knaben (Bu 6) hinweisen, bei dem es sich um eine Form des Status dysmyelinisatus handelte. Bei ihm zeigen die Nz des B und TM noch einen zweiten und dritten Nucleolus in ihrem Zellkern, während das Vorhandensein derartiger Nebennucleoli in sll und Pv die für diese iVzarten normale Häufigkeit nicht überschreiten. Hier zeigen wohl die Zellen vonB und TM eine abnorme H e m m u n g des in der E n t w i c k l u n g p h y s i o l o g i s c h e n Nucleolischwundes. Es sei noch hervorgehoben, daß die Gehirne G 12 und G 13 (Status dysmyelinisatus mit schweren Veränderungen im Pallidum und Status marmoratus des Putamens) keine Veränderungen in B und TM erkennen ließen. Es sei noch einiges allgemein über die Bildung von Randblasen (Verflüssigungsbezirke) innerhalb der randständigen Nisslsubstanz gesagt. Wie die bisherigen Befunde zeigten, sehen wir zunächst in dem bekanntlich sehr wasserreichen embryonalen Gewebe an den untersuchten Nz — besonders denen des B und TM — Bläschenbildung in der randständigen Nisslsubstanz. Diese Zellen befanden sich in starken W a c h s t u m s p h ä s e n und dementsprechend in einer besonderen Stoffwechsellage. Ferner fanden sich bei E r k r a n k t e n wiederum Randblasen an Nz, die sie normalerweise verloren hatten. Die RandblasenhilAung gehört zu dem normalen Funktionsbild von sll und Pv. Aus diesen Befunden scheint mir hervorzugehen, daß diese Randblasenbildung allgemein einen gesteigerten V e r b r a u c h der N i s s l s u b s t a n z a n z e i g t , und zwar: a) bei w a c h s e n d e n Zellen b) bei Zellen mit k r a n k h a f t gesteigerter Tigrolyse c) bei Nervenzellen mit s e k r e t o r i s c h e r Funktion, wie sie jene des sll und Pv darstellen. Es wurde bereits die stärkere Inanspruchnahme der Nisslsubstanz in den Drüsennervenzellen hervorgehoben.

367 2.

Maturität

Es wurden acht Gehirne gesunder und erkrankter Menschen im Alter von 32 bis 51 Jahren untersucht. Die vier „Gesunden" (G 19, 22, 23, 24) sind tödlich Verunglückte im Alter von 32 bis 40 Jahren. Diese sollen die weitere Gestaltung des maturen Zustandes aufzeigen. Daneben habe ich vier pathologische Fälle herangezogen. Von diesen zeigte eine Epilepsie (G 21, Todesursache Bronchopneumonie), eine P i c k sehe Atrophie (G 25, Todesursache Pneumonie) und eine Bulbärparalyse (G 26, Todesursache Atemlähmung) keine für eine bestimmte iVzart spezifische Veränderung. Ein Parkinsonismus (G 20, Todesursache Pneumonie) wies dagegen solche auf. Die Abb. 93—95 entstammen dem 36 jährigen G 22 und zeigen reife Nz des TM. Sie weisen in zunehmendem Maße eine außergewöhnlich geringe Menge von Nisslsubstanz am Rande, bröckelig verteilt, auf. Dabei sieht man ein in den drei Abbildungen zunehmend gesteigertes Auftreten von K e r n m e m b r a n Abb. 94. Abb. 95. Abb. 93. n u c l e o t i d e n , welche zunächst in Form einer starken Kernmembran,,fältelung" und dann einer Verdeckung dieser „Fältelung" durch Ausbildung einer Kernmembranan-, -ein- und -auflagerung deutlich werden. Bei stärkster Ausbildung der letzteren ist der Nucleolus verkleinert und besonders deutlich vakuolisiert. Fassen wir die an G 19—26 erhobenen und in der Beschreibung der Abb. 93—95 dargelegten Befunde zusammen, ergibt sich folgendes: a) Z u s a m m e n f a s s u n g «) Normale Maturität B : Die vier Gehirne zeigen im wesentlichen die bei G 18 erhobenen Befunde. Dabei hat das jüngste (G 19) eine reine Weißfärbung des fein- bis mittelwabigen Cytoplasmas. In den drei anderen Fällen kann man eine schwache Gelbfärbung des Wabeninhaltes beobachten und daraus auf f r ü h e s V o r h a n d e n s e i n von L i p o f u s c i n schließen. Ich hatte inzwischen Gelegenheit, in dem Pathologischen Institut der Universität Freiburg Gefrierschnitte des N. basalis und einiger Kerne des Hypothalamus von zwei rasch Verstorbenen Hirngesunden (2/48, 17jährig und 409/47, 37jährig) nach Fettfärbung (Hämat.Sudan) zu untersuchen, wofür ich meinen besonderen Dank Herrn Prof. B ü c h n e r aussprechen möchte.

Es fand sich dabei, dem feinwabigen Bau des Cytoplasmas normaler ausgewachsener (alkoholfixierter) B-Zellen entsprechend, ein ausgesprochener Reichtum an hellroten Fetttropfen, die in das Zellplasma eingelagert waren. Die Zellen machten förmlich einen „überladenen" Eindruck. Es wurde damit ein Befund von S p a t z (1922) bestätigt, der in einer Bemerkung bereits auf den normal

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hohen Lipoidgehalt der Zellen des Nucleus basalis hinweist, sowie unsere Vermutung verifiziert. Im Gegensatz dazu fielen die TM-, sll- und Pv-Zellen durch ihre Armut an Fettsubstanzen auf. Das Zellplasma der TM-Zellen war nur vereinzelt rot-gelblich getönt. Die Randblasen der sll- und Pv-Zellen zeigten genau den gleichen hellen, milchig-glasigen Inhalt wie in den Paraffin-Präparaten unserer Sammlung. Zur weiteren Prüfung des Fettgehaltes der maturen Ns des B, TM, sll und Pv und um festzustellen, inwieweit unsere Formol-Alkohol-Vorbehandlung Fettsubstanz aus den Schnitten herausgelöst hat, wurde noch die Fettfärbung mit Sudanschwarz-Kernechtrot angestellt. Es ergab sich für die B-Zellen in ihren Zelleibern Ansammlungen schwarzer kugeliger Haufen in wechselnder Stärke, weniger noch bei dem 24 jährigen normalen (G 14), mehr bereits bei dem 40 jährigen normalen (G 23). TM, sll, Pv hatten in ihren Nz einen negativen Befund. Abb. 95a und 95b zeigen je eine mit Sudanschwarz gefärbte Nz des B des 24jährigen (A 58) und de -, 40 jährigen (A 78) mit deutlichen kugeligen, schwarzen Einlagerungen in den Zelleibern als Hinweis auf Gehalt an Lipoiden. In den Gehirnen, an denen ich Umfärbungen mit Säurefuchsin angewandt habe (G 23 Masson, G 24 Säurefuchsin-Lichtgrün) zeigten sich die gleichen leuchtendroten t r o p f i g e n E i n s c h l ü s s e in den Z e l l e i b e r n von B, die schon früher von G 10, 14, 18 und in den Abb. 68 bis 73 beschrieben wurden. Wir Abb. 95 b. Abb. 95 a. dürfen daher ein a l l g e m e i n e s Vork o m m e n derselben annehmen. TM: Anstatt der auffällig wabigen Struktur des Zellplasmas der B-Zellen ist jenes der TM-Zellen fein hell granuliert. Auch ist die Neigung zur Gelbfärbung des Zellplasmas geringer als bei B. Es zeigt sich weiter als charakteristisch für TM, daß die Zellkerne ausgesprochene Membranfältelung haben, wobei es in Fällen eines starken funktionellen (?) Schwundes der Nisslsubstanz zu gesteigerten Kernmembranan-, -ein- und -auflagerungen kommen kann (vgl. Abb. 93—95). Es erhält sich auch in maturem Zustande im Gegensatz zu den B-Zellen die Neigung des Nucleolus zur Bildung einer Mehrzahl von Vakuolen. Nach Masson-Färbung fanden sich noch gehäufter als bei B leuchtend rote, tropfenähnliche Einschlüsse (vgl. Abb. 70—72). Wichtig ist, daß in Nz benachbarter Kerngebiete diese Einschlüsse nicht zur Beobachtung kamen. Diese neuen Befunde stützen die Auffassung, daß TM an f u c h s i n o p h i l e n T r o p f e n r e i c h e r i s t als B und diesen R e i c h t u m a l l g e m e i n zeigt. sll und Pv: Die Zellen des sll und Pv bieten nichts Besonderes gegenüber denen des Sekretionszyklus von G 14. Es lehrten im Gegenteil die Bilder der einzelnen Gehirne immer wieder, daß man auf alle Stadien des Sekretionszyklus stößt, die ich von G 14 beschrieben habe. Ferner lassen diese Fälle erkennen, daß das Stadium des Zyklus, welches ich in Abb. 74—78 wieder-

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ZUR L E B E N S G E S C H I C H T E D E S NUCLEUS B A S A L I S usw.

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gegeben habe, d. h. die Bildung eines sich noch nicht vakuolig verwandelten hellen Zentrums gegenüber anderen Stadien wesentlich verbreiteter ist. Ich möchte daher annehmen, daß dieses Stadium innerhalb des Zyklus von verlängerter Dauer ist und bezeichne daher den Zelltypus dieser Phase als Latexzfortn.

Bei Masson-Färbung zeigen beide Abarten im Zellkern neben dem Nucleolus einen kugeligen, leuchtend roten, glattrandigen E i n s c h l u ß innerhalb eines helleren Bezirkes. Es zeigt die Masson-Färbung ferner bei G 23 im Cytoplasma, besonders an den Zellrändern der sll- und Pv-Zcllen, kleine rote Granula. ß) Mature pathologische Gehirne B: G 20 (Parkinsonismus, 32 jährig) zeigt neben einer vereinzelten glasigen Zellveränderung etwas gesteigerte Wabenbildung des hellen Zentrums und eine deutliche Gelbfärung der Wabeninhalte, ohne daß es jedoch zu einer körnigen Lipofuscineinlagerung gekommen ist. Man sieht daneben eine gewisse Tigrolyse und helle Nucleoli. Dieser abweichende Befund kann bei dem 32jährigen Erkrankten als der Beginn eines „vorzeitigen Alterns" der B-Zellen gedeutet werden. Es weist zudem der für B anormale Befund von ziemlich vielen dunkelen Zellkernen und Kernmembranfalten auf eine gesteigerte „reparative" Reaktion von seiten des Nucleolarapparates hin. G 21: Der 33jährige Epileptiker hat in den medialen Anteilen des Kerngebietes blassere kleine Nucleoli und eine geringere Zellgröße und Zelldichte. Es könnte sich hier um einen Anlagedefekt handeln. Ein 48jähriger (G 25), welcher an Pickscher Krankheit litt, zeigt in den B-Zellen, außer einer geringen Abnahme der Nisslschollen, vereinzelt in den Zelleibern runde, zentrale und häufiger noch Randvakuolen. Eine „reparative" Reaktion der Zellkerne ist nicht erkennbar. Ein 51 jähriger (G 26) mit einer Bulbärparalyse zeigt vereinzelt schon etwas körniges Lipofuscin in den Zellen. Zwei Zellen zeigen die glasige Zellveränderung F. H. L e w y s . T M : Alle vier Fälle zeigen eine schwache Gelbfärbung des fein granulierten Zellplasmas. G 20 (Parkinsonismus) und G 26 (Bulbärparalyse) zeigen keine Abweichung von normalen Befunden. Bei dem Epileptiker (G 21) fällt auf, daß — wie bei B — die Nucleoli klein sind und nur eine Vakuole besitzen. Der 48jährige Pick (G 25) zeigt einen gewissen Grad von Tigrolyse. s l l und Pv: Die vier pathologischen Fälle zeigen hier gegenüber den normalen Gehirnen keine wesentlichen Abweichungen. Es dürfte daraus hervorgehen, daß die beiden Abarten im Vergleich zu TM und vor allem zu B eine größere Widerstandskraft gegenüber pathogenen Faktoren zeigen. Der Gesamteindruck, den die acht Fälle für sll und Pv geben, ist der, daß mit zunehmendem Alter bei ihnen folgende Tendenzen stärker werden:

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Journal Hirnforschung

1. Zunahme der Größendifferenzen untereinander. 2. Stärkere Trennung von dunkleren und hellen Zellen mit „reaktiven" Zeichen des Nucleolarapparates (Nucleolusvergrößerung, Kernmembrannucleotide, Kernhyferchromatosen). 3. Verstärktes Auftreten von Randblasen (öfter zerfetzte Ränder). 4. Größenzunahme der zentralen Vakuolen. Die Betrachtung von Punkt 1—4 lehrt, daß die Nz von sll und Pv in zunehmendem Alter einen erhöhten Zellstoffwechsel aufzeigen — vielleicht infolge einer Steigerung der sekretorischen Vorgänge. Nach den für alle vier Abarten in der Maturität erhobenen Befunden bei gesunden und kranken Menschen zeigen die B-Zellen schon sehr frühzeitig eine gewisse Gelbfärbung des Inhaltes der feinen bis mittelgroßen (Fett-) Waben des Cytoplasmas. In einigen Fällen treten sogar schon Lipofuscinkörner auf, welche in den anderen drei Azarten der betreffenden Gehirne fehlen. Es findet sich bei B als Reaktion auf irgendwelche Noxen nach einiger Zeit, in der eine mehrfache Vakuolisierung des Nucleolus eingetreten ist, eine Abblassung und Verkleinerung von diesem, ohne daß eine Vermehrung der Kernmembrannucleotide oder Kernhyperchromatosen sichtbar wurde. Die letzteren beiden Erscheinungen sind in den B-Zellen nur vereinzelt zu finden. I c h s c h l i e ß e d a r a u s auf ein s c h n e l l e r e s E r l a h m e n der N u c l e o l a r t ä t i g k e i t bei B. Für zyklische Veränderungen an den Zellen im Sinne eines fand sich kein Anhalt.

Sekretionszyklus

Bei TM zeigt sich die von B abweichende Funktion des Nucleolarapparates bereits an der normal starken Mehrfachvakuolisierung des großen dunklen Nucleolus und einer größeren Menge von Kernmembrannucleotiden. Dieses spricht wohl für eine g e s t e i g e r t e R e p a r a t i o n s t e n d e n z oder - f ä h i g k e i t des N u c l e o l a r a p p a r a t e s bei TM. Wenn die wabige Struktur des Zellplasmas bei B mit einer Fettspeicherung in Verbindung zu bringen ist, so kann man diese beiTM vermissen; auch fand sich bei den TM-Zellen eine geringere Neigung zu Fuscinspeicherung. Bei sll und Pv erfährt die reaktive Tendenz des Nucleolarapparates noch eine Steigerung, in dem daselbst in durchaus gesunden Zellen vielfach hier wohl funktionsbedingte, „reparative" Kernhyferchromatosen auftreten. Vergleichen wir endlich die Reaktionen der vier maturen Azarten auf die herangezogenen pathogenen Faktoren, so erscheint (wie während der Evolution außer bei G 18) B am stärksten und sll und Pv am geringsten affizierbar. TM nimmt im allgemeinen eine Mittelstellung ein. Der Zunahme gewisser Merkmale im Laufe der Maturität begegnen wir bei allen vier Abarten während der nunmehr zu erörternden Involutionsprozesse in noch stärkerem Maße.

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3. Involution. Uie Untersuchungen sind für alle vier iVzarten an 30 Altersgehirnen von 69 bis 100 Lebensjahren durchgeführt worden, und zwar wurde das normale Altern an 11 geistig frischen und „motorisch unauffälligen" alten Leuten in verschiedenen Altersstufen (darunter Elitegehirne der V o g t sehen Sammlung) und das pathologisch vorzeitige Altern an 3 Fällen von Paralysis agitans und 2 Fällen von seniler Demenz, ferner das Altern von 12 gemischten Erkrankungsfällen studiert. Es ergaben sich für das Altern der verschiedenen Abarten folgende allgemeine Befunde. a) A l l g e m e i n e B e f u n d e B: Die Nz aus dem Kerngebiet des B zeigen vier verschiedene Formen von regressiven Veränderungen 1 ) im Alter, von denen jede auf ihre Art zum Zelluntergang führt. Diese Veränderungen kommen oftmals alle gleichzeitig nebeneinander vor und werden nach der Erscheinungshäufigkeit dargestellt, wobei hervorgehoben sei, daß die vierte Form äußerst selten ist. 1. D i e e i n f a c h e L i p o f u s c i n s c h r u m p f u n g (dem Begriff der Pigmentdegeneration des Schrifttums gleichzusetzen). Abb. %—101 bringen seriiert eine Reihe zunehmender Fuscininvolution. Es handelt sich dabei hier um Zusammenstellung von Zellen verschiedener Altersgehirne in der Folge: A 76, Os, C 42, Ax, As, C 61. In Abb. 96 sieht man eine Nz, welche dunkelschollige Nisslsubstanz an den Rändern hat und deren Fortsätze sich wohlausgebildet in verschiedene Richtung verfolgen lassen. Zentral liegt ein großer runder Kern mit kräftig gefärbtem Nucleolus und heller Vakuole. Der Zellkern ist von einem noch hellen protoplasmatischen Bezirk umgeben. Abb. 97 zeigt bereits eine Umwandlung eines Teiles des hellen Gebietes sowie eines anstoßenden Teiles, ursprünglicher, aber jetzt aufgelöster Nisslsubstanz der Nz in Lipofuscingewebe. Es handelt sich dabei um braungelbe körnige Gebilde, die in ein feines Plasmanetz oder in Waben eingelagert sind. Die Fortsätze der Nz treten infolge einer gewissen Tigrolyse weniger hervor. Der Nucleolus ist etwas verkleinert. Es besteht nach der linken Seite zu eine deutliche Ansammlung von Nucleotiden an der Kernmembran. In Abb. 98 ist die Tigrolyse weiter fortgeschritten. Im gesamten Zelleib sieht man körniges Lipofuscin. Die Kernmembran ist hier fast frei von Ein- und Anlagerungen. In Abb. 99 sind die Fortsätze infolge der Tigrolyse nicht mehr sichtbar. Der Zelleib selbst hat eine Abrundung erfahren und läßt nunmehr sehr viel schärfere Ränder erkennen. Er ist von Lipofuscingewebe vollends erfüllt. Der stark verkleinerte und leicht eckig gewordene Kern ist polar gelegen und zeigt zum großen Teil eine deutlich verdickte dunkle Kernmembrar. Der Nucleolus ist beträchtlich verkleinert und vakuolisiert. Abb. 100 läßt erkennen, wie Oligodendroglia der Zelloberlläche unmittelbar anliegt (wahrscheinlich erstes Stadium einer echten Neuronophagie durch größere 1) Mit C. u n d O. V o g t teile ich die regressiven Prozesse (oder Regressionen) in h o m o m o r p h e Hypotrophien und heteromorphe Regressionen. Die letzteren zerfallen dann weiter in I n v o l u t i o n e n und s t e t s p a t h o l o g i s c h e R e g r e s s i o n e n . Jene umfassen die histologischen Prozesse der betreffenden Zellart im normalen u n d vorzeitigem Alter — diese anders gestaltete U m f o r m u n g e n von besonderer pathogener Ätiologie.

K A R I N VON B U T T L A R - B R E N T A N O

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Journal für Hirnforschung

Gliazellen). Der Zelleib ist in Auflösung begriffen. Die Lipofuscinkörner sind teilweise vergröbert bei partieller Verdickung der Maschenwände. Abb. 101 gibt die Phagocytose einer lipofuscinin vol vierten Nz wieder. Abb. 96.

Abb. 97.

Abb. 99.

Abb. 100.

Abb. 98.

Abb. 101.

Abb. 102 zeigt die lipofuscininvolvierte Ns einer 76 jährigen. Hier hat der Zellkern eine polare Lage erreicht. E r ist ferner dadurch ausgezeichnet, daß seine Membran eine ganze Reihe von Falten wieder in jenem Teile zeigt, der dem Hauptteil des Zelleibes zugewandt ist. Der Nucleolus ij|. ist verkleinert und enthält zwei Vakuolen, von

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welchen eine bei l l h über den Nucleolusrand vorgewölbt ist. Bei Zunahme der nucleolaren Vakuolisierung kann man von einer „MaulbeerAbb. 103 (die gleiche 76 jährige C 31) zeigt p§ die zunehmend erfolgte Lipofuscinspeicherung ständigem Nisslschwund und damit zusammen• hängender Scharfrandigkeit der Zelleibober^ fläche. Das Bild läßt einen weiter verkleinerten und teilweise infolge Vakuolisierung abgeblaßten, Abb. 102. Abb. 103. nunmehr „sternförmig" gestalteten Nucleolus erkennen. Diese „ S t e r n f o r m " kommt dadurch zustande, daß sich die an der Oberfläche des Nucleolus gelegenen Randkörperchen infolge der Verkleinerung und Aufhellung der Nucleolarmasse jetzt deutlich abheben (vgl. auch Nucleolusevolution).

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2. Die zweithäufigste F o r m der regressiven Prozesse bei den alternden B-Zellen ist die g r o b w a b i g e Z e l l v e r ä n d e r u n g ( V e r f e t t u n g ) 1 ) . Man sieht hier besonders deutlich nach Lösung des nicht an Fuscin gebundenen Fettes durch die histologische Technik in den Zelleibern n u r noch das G e r ü s t in Gestalt eines groben Maschenwerkes. E s ergibt sich das Bild eines weißen, grobwabig geblähten Zelleibes bei ebenfalls extrem peripherer Lage des Zellkerns. Bei F ä r b u n g nach v a n G i e s o n leuchten diese grobwabig verfetteten Zellen im Gegensatz zu den feinwabig strukturierten, braungelb gekörnten, lipofuscinbeladenen Nz grell weiß auf. Es k o m m t bei dieser starken Verfettung niemals noch sekundär das Auftreten von echtem Lipofuscingewebe in der Zelle vor.

Abb. 104.

A b b . 105.

Abb. 106.

A b b . 107.

Dieser Regressionsvorgang der grobwabigen Verfettung der B-Zelle ist in einer Reihe dargestellt, die wieder zum Teil eine Seriierung aus verschiedenen Altersgehirnen bringt (Sehe, A 76) und damit immer in ähnlicher Weise nebeneinander bestehende Stadien zu einem kontinuierlichen Ablauf zusammenfaßt. Wenn wir wieder als Ausgangszelle das Exemplar der Abb. 96 nehmen, so stellt bereits Abb. 104 Reduktion der Fortsätze und periphere Verlagerung des Zellkernes dar. Die Tigrolyse h a t begonnen und die ganze rechte Hälfte der Zelle erfährt eine starke Aufhellung mit schwach angedeuteter, ziemlich grobwabiger Auflockerung des Zellplasmas. In Abb. 105 erkennt man, daß der Zelleib über seine Hälfte hinaus bereits von einem groben weißen Wabenwerk erfüllt ist. Die Waben werden von feinem, sich im Nisslpräparat violett anfärbenden Wänden untereinander abgegrenzt. Der Gegensatz zu dem feinwabigen Lipofuscingewebe geht sehr klar aus einem Vergleich mit der Nz in Abb. 97 hervor. In der linken Seite des Zelleibs sind noch Nisslschollen sichtbar und Fortsätze angedeutet. 1) Ich spreche hier von Verfettung. E s ist nach dem Bau der W a b e n d a m i t zu rechnen, d a ß sie F e t t enthalten. Eine F ä r b u n g einzelner Schnitte mit Sudanschwarz verlief bei den grobwabigen Zellen negativ. Ich nehme daher an, daß das v e r m u t e t e F e t t durch die vorangehende histologische Technik herausgelöst worden ist und somit nur die W a b e n w ä n d e in Gestalt eines groben Maschenwerkes erhalten sind. Dagegen zeigten alle l i p o f u s c i n i n v o l v i e r t e n Nz nach dieser F ä r b u n g Anhäufungen- tiefschwarzer, kleinerer oder größerer Kugeln je nach Grad der Involution (vgl. auch Abb. 9 5 a u n d 95b).

K A R I N VON B I J T X L A R - B R K N T A N O

Im seitlich verlagerten Kern ist dessen zum fettbeladenen Zellteil gewandte Hälfte abgeplattet. In Abb. 106 hat die Ausbildung des Wabenwerkes sowie die Blähung und Abrundung der ganzen Zelle zugenommen. Fortsätze sind nicht mehr sichtbar. Der abgeplattete Zellkern ist jetzt ganz an den Rand verlagert und verkleinert. Es zeigt sich in seiner Umgebung noch ein Rest von Nisslsubstanz. Die feinen, die hellen Waben abgrenzenden Wände sind gut zu erkennen. Abb. 107 zeigt eine verkleinerte, grobwabige Zellmasse. Am unteren Pol ist noch undeutlich ein Kernrest zu erkennen. Der große runde Fleck oben in der Zelle ist ein unscharf eingestellter Gliakern. In fortgeschrittenen Stadien der Involution kann es zu Kernhyperchromatosen und zum Auftreten von Kernmembrannucleotiden mit temporärer Vergrößerung und Verdunkelung des Nucleolus kommen. I n progredienteren Stadien ist auch die P y k n o s e des Zellkerns (Kleinheit, Dunkelheit, ohne jede erkennbare Struktur) zu beobachten. Diese, gegen die totale Tigrolyse einsetzende Reaktion des Nucleolarapparates ist eine Erscheinung des sich im „Abwehrkampf" befindenden Zellkernes.

Abb. 108.

Abb. 109.

Abb. 110.

Abb. 108 — 110 lassen bei B-Zellen einer 89 jährigen und eines 76 jährigen (C 12, As) einen im „Abwehrkampf" stehenden Zellkern erkennen. Der Nucleolus erfährt, wie Abb. 108 zeigt, eine temporäre Vergrößerung und Verdunkelung. Es finden sich im, dem Zelleib zugewandten Kernmembranabschnitt unregelmäßige Anlagerungen. Abb. 109 gibt die deutliche Vergrößerung und eine Vakuolisierung des Nucleolus in einem schon verkleinerten Kern wieder. Abb. 110 zeigt die Kernpyknose. Jedes stellt eine gegen die totale Tigrolyse eingreifende Reaktion des Nucleolarapparates dar. In Zellen, die bereits eine Lipofuscininvolution zeigen, kann nun eine weitere Veränderung, die glasige Zellveränderung, hinzutreten. 3. Die dritte und schwerste Form der regressiven Prozesse u. a. in den alternden B-Zellen ist die g l a s i g e Z e l l v e r ä n d e r u n g (F. H. L e w y s ) , welche am direktesten und schnellsten zum Zelluntergang führt. So beobachteten wir bei häufigem Vorhandensein dieser glasigen Nz innerhalb des Kerngebietes des B stets eine Lichtung im Zellverband, d. h. es haben v e r s t ä r k t e Z e l l a u s f ä l l e stattgefunden.

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375

LEBENSGESCHICHTE DES NUCLEUS BASALIS usw.

Dieser glasigen V e r ä n d e r u n g geht s t e t s eine f e i n w a b i g e , körnige L i p o f u s c i n s p e i c h e r u n g oder eine m i t t e l w a b i g e V e r f e t t u n g voraus. Es war i m m e r eine G e l b t ö n u n g des C y t o p l a s m a s zu b e o b a c h t e n , w ä h r e n d sich die w e i ß e n , g r o b w a b i g v e r f e t t e t e n Zellen kaum mehr glasig v e r ä n d e r n . Das Auftreten der glasigen Umwandlung k a n n an verschiedenen Stellen beginnen, d. h. an ungleichen Stellen des fuscinhaltigen Gewebes, und zwar: a) zentral, b) kernnah, c) in diffuser F o r m , schlierig den Zelleib durchsetzend. Alle drei Arten führen letztlich zur glasigen Homogenisierung des Zelleibes. Abb. 111.

Abb. 115.

Abb. 112.

Abb. 116.

Abb. 113.

Abb. 117.

Abb. 114.

Abb. 118.

Abb. 119.

Abb. 111—119 bilden eine Reihe von der normal alternden 100 jährigen (A 76). Man sieht gegenüber der intakten Zelle der Abb. 111, deren helles Zentrum schon eine mittelwabige Struktur in gelblicher Tönung zeigt (Übergang zur Lipofuscininvolution), in Abb. 112 schon eine gewisse Strukturlosigkeit des hellen Zentrums mit einzelnen Lipofuscinkörnern in feinen Waben. Der Zelleib zeigt eine beginnende Abrundung. Der Zellkern ist an die Zellperipherie verlagert. Es zeigt sich in Abb. 113 innerhalb einer zentralen sehr hellen gelblichen Zone eine im Nisslbild homogen rosa erscheinende „Kugel", in Abb. 114 bereits vergrößert, das nunmehr lipofuscininvolvierte, gekörnte helle Zentrum durchdringend. Abb. 115: Die Nisslsubstanz ist weiter geschwunden, der Zellkern nimmt jetzt die polare Stellung ein. In Abb. 116 ist die Nisslsubstanz völlig geschwunden,

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der Zelleib hat sich verkleinert. Der polar gelegene Zellkern hat Membrannucleotide im Bereich des dem Zelleib zugekehrten Teiles. Die Randkörperchen des Nucleolus heben sich durch dessen Aufhellung deutlicher ab. In Abb. 117 ist der Nucleolus noch kleiner, und sehr blaß geworden. Der geschrumpfte Zelleib ist rosa-glasig. Abb. 119 stellt ein Beispiel kernnaher kugeliger Homogenisierung in lipofuscingespeichertem Zelleib dar (C 65, 60 jährige). Abb. 118 läßt den Beginn der als dritte Form genannten schlierigen Homogenisierung des Zelleibes erkennen. Es beginnt hier der Prozeß an verschiedenen Stellen des lipofuscinerfüllten hellen Zentrums. Der Zelleib ist stark abgerundet, die NLslsubstanz weitgehend geschwunden. Der Zellkern ist polar gelegen und nach dem Zelleib zu halbmondförmig abgeplattet, die Kernmembran zeigt in diesem Gebiete Faltungen mit Einlagerungen. Der verkleinerte Nucleolus hat neben einer großen Vakuole eine Reihe kleinerer am unteren Rande.

Abb. 120.

Abb. 121.

Abb. 122.

Abb. 123.

Abb. 120 zeigt deutlich neben der glasigen Zellveränderung körniges Lipofuscin. Der Kern ist pyknotisch (89jährige, C 12). Abb. 121—123. In Abb. 121 hat die glasige Zellveränderung den ganzen Zellleib ergriffen. Dieser bildet damit eine scharf umgrenzte Kugel. Der polar gelegene Zellkern zeigt an seinem dem Zelleib zugewandten leicht eingebuchteten Membranabschnitt dunkle Anlagerungen, zum Teil innerhalb von Kernfalten und Verbindungen, die bis zum Nucleolus reichen. Restliche Nisslsubstanz findet sich perinucleär. Im weiteren Verlauf glasiger Zellveränderung kann es zu Abschnürungen der glasig veränderten Zelleibmasse kommen. Abb. 122 zeigt eine solche Ns einer 60 jährigen (C 61), in deren Basalkern sich eine Anzahl gleicher Zustandsbilder fand. Man sieht die Abschnürung des Hauptteils der glasigen Zelleibkugel. Im Zellkern ist eine Nucleotidbriicke zwischen Nucleolus und Membran zu beobachten. Abb. 123 zeigt ein mögliches späteres Stadium (89jährige, C 12). 4. Einen Prozeß ganz besonderer F o r m fand ich in drei verschiedenen Altersgehirnen an einzelnen Zellen des B. Es waren dort grobe helle i n t r a z e l l u l ä r e V e r f l ü s s i g u n g e n zu beobachten (Abb. 124 und 125). In diesen Fällen h a t t e die Zelle zunächst körniges Lipofuscin gespeichert, wie besonders deutlich aus der Figur 124 hervorgeht. In Abb. 125 sieht m a n einen bereits pyknotischen Zellkern. Vgl. v. B u t t l a r (1952). Alle vier Zellveränderungen führen jede auf ihre Weise zum Zelluntergang. E s i s t i m a l l g e m e i n e n d i e g l a s i g e Z e l l v e r ä n d e r u n g d e r j e n i g e regressive Prozeß, welcher den sogenannten „ F r ü h s c h w u n d " nach sich ziehen kann.

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Entscheidend für die Lebensdauer der Zelle jedoch ist der Grad ihrer Tigrolyse und der der Kernveränderung und hier besonders das Verhalten des Nucleolus. Dabei ist die Umgestaltung dieser Zellorganellen bei allen vier regressiven Prozessen so gleichartig, daß sie gemeinsam erörtert werden können. Der Beginn ist ein gewisser Grad von Tigrolyse. Dann wird der Kern im Zellleib extrem randständig. Er ist noch hell und rund, hat eine scharfrandige Kernmembran und im Innern einige feine Chromatinkörner. Der Nucleolus mit seiner für B typischen hellen Vakuole ist dunkel und in seiner Größe entsprechend dem Gehalt an Nisslsubstanz. Im Verlauf der weiteren Tigrolyse ist der nunmehr polar liegende, zuweilen Kernmembranfalten und -nucleotide aufweisende Kern allmählich durch Eindellung des dem Zelleib zugewandten Teiles halbmondförmig geworden (vgl. Abb. 118). Er wird dann eckig und färbt sich zuweilen dunkler, d. h. es kommt unter Umständen zu einer Kernhyperchromatose. Es führt jedoch bei den B-Zellen der Prozeß selten zu einer ausgesprochenen Kernhyperchromatose, was mit einer schwächeren „reparativen" Leistungsfähigkeit des Kernes zusammenhängen mag, wie schon oben bemerkt wurde. Der Nucleolus ist zeitweise A b b . 124. A b b . 125. vergrößert (Abb. 108 und 109). Gleichzeitig beobachtet man an dem dem Zellplasma zugewandten Teil der Kernmembran eine Zunahme der Ribosenucleotide und weiterhin eine An- und Auflagerung. Die manchmal dabei auftretenden Kernmembraneinlagerungen rufen Verdickung derselben innerhalb des dem Zelleib zugewandten Bereiches hervor. Die Zunahme dieser Nucleotide zeigt sich weiter an Kcrnmembranan- und -auflagerungen. Die Tigrolyse schreitet indessen fort. In Kerimähe hält sich die Nisslsubstanz bis zuletzt. Nach den oben erwähnten Wandlungen im Zellkern (Nucleolusvergrößerung, Auftreten von Kernmembranfalten und -nucleotiden) kann es schließlich zur Kernhyperchromatose kommen. Nun wird der Zellkern dunkler, schmal und eckig (pyknotisch, Abb. 110) und ragt zuweilen über den Zellrand hinaus 1 ). Inzwischen hat der Nucleolus eine Verkleinerung und 1) Die Pyknose wird vielfach als Degenerationszeichen, also als Absterbeerscheinung des Zellkerns aufgefaßt. Die Y o g t s c h e Auffassung lehrt, d a ß die l'yknose den extremsten R e p a r a tionsversuch des Kernes darstellt und leitet diese Auffassung aus der Tatsache ab, daß die gesamten Ribosenucleotide der l'yknose unter Wiederaufhellung des pyknotischen Kernes noch an den Zelleib abgegeben werden können. Die E n t s t e h u n g des pyknotischen Kernes, d. h. die Verkleinerung des hyperchromatischen Kernes k o m m t nach O. V o g t durch Wasserabgabe zustande, welche durch den Untergang von Zelleibsubstanz, d. h. durch einen osmotisch wirksamen Zerfall von Makromolekülen in Mikromoleküle, begünstigt werden d ü r f t e . V o R t , Hirnforschung. Bd. 1.

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Aufhellung erfahren und ist zuweilen so stark vakuolisiert, daß er wie ein Sieb oder bei Vorwölbung der Vakuolen wie eine „Maulbeere" aussieht. Die dunklen Randkörperchen sind jetzt öfters sichtbar („Sternform", Abb. 103). Im letzten Abschnitt des Regressionsprozesses ist keine Nisslsubstanz mehr im Zelleib vorhanden. Der extrem abgeblaßte Nucleolus hat jetzt, wenn man sein Verhalten als Widerstand gegen den drohenden Zelluntergang ansehen will, seine Teilnahme an der Bildung von Nisslsubstanz verloren. Der regressive Prozeß erfährt seinen Abschluß im Zellschwund, evtl. unter der Form einer Neuronophagie des Zelleibrestes (Abb. 101). Anhangweise sei noch hervorgehoben, daß die für die kindliche und reife B-Zelle beschriebenen leuchtend roten Tropfen sich auch bis in das hohe Lebensalter (100jährige A 76) finden, wie stichprobenweise Umfärbungen nach M a s s o n und mit Säurefuchsin-Lichtgrün jedesmal zeigten. Diese Tropfen waren noch in den grobwabigen sowie in den schwach mit Lipofuscin beladenen Zellen vorhanden, jedoch nicht mehr in den stark mit körnigem braungelben Lipofuscin gefüllten und den glasig veränderten Zellen. T M : Diese Zellen haben im Gegensatz zu B nur z w e i F o r m e n d e r A l t e r s regression : 1. die L i p o f u s c i n s p e i c h e r u n g (sehr spät, und selten Volumenverminderung), 2. die g l a s i g e Z e l l v e r ä n d e r u n g (auf dem Boden einer Lipofuscinspeicherung), ganz vereinzelt auftretend. Es sind sehr geringe Zellausfälle zu beobachten. Und damit begegnet man auch seltener als bei B den letzten Stadien des Zelluntergangs. Die bei B vorkommende grobwabige V e r f e t t u n g findet sich bei TM n i c h t . Auch fand ich nie die seltene Form der Zellverflüssigung in Form intrazellulärer Vakuolen mit milchigem Inhalt. Überhaupt hat diese A^art wenig Neigung zur Speicherung von Fettsubstanzen, wie in der Maturität erwähnt wurde. Normalerweise ist das Zellplasma der TM-Zellen von feiner granulierter Struktur als das der B-Zellen. Wir begegnen dagegen während der Maturität in den TM-Zellen öfter Kernmembrannucleotiden und starken Kernmembranfalten (vgl. Abb. 93—95) sowie auch Kernhyperchromatosen. Die TM-Zellen, kleiner und nisslsubstanzärmer als die B-Zellen, haben auch im Alter einen größeren und dunkleren Nucleolus als jene. Seine während der Reifezeit normal in Mehrzahl vorhandenen Vakuolen reduzieren sich im normalen Altern auf eine Vakuole, wie es die B-Zellen normalerweise ständig aufweisen. Die in der Reifezeit häufigen, großen Kernmembranfaltenbildungen bleiben auch eine Erscheinung der Alterszellen. Durchweg zeigen die TM-Zellen in ihrem großen hellen Zentrum im Verlaufe des Alterns eine zunehmende feinkörnige Speicherung von dunkel-

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bräunlichem Lipofuscin. E s ergibt sich jedoch manchmal ein etwas grobwandigeres Bild des Lipofuscingewebes als bei den B-Zellen. Abb. 126—132 zeigen die Altersveränderungen der TM-Zelle in kontinuierlichem Ablauf, und zwar Lipofuscininvolution der Zellen und Abb. 133—137 die glasige Zellveränderung auf dem Boden der Lipofuscinspeicherung 1 ). Dabei gestalten sich Tigrolysc und Kernveränderungen bis zum Zelluntergang wie bei B.

A b b . 126.

A b b . 127.

A b b . 128.

A b b . 129.

Abb. 126 bringt eine der noch gut erhaltenen Zellen aus dem TM der 100jährigen mit zentral liegendem Kern und einem, den Kern umgebenden hellen Zentrum. Der Nucleolus ist von typischer Größe. Die Nz unterscheidet sich von den maturen (Abb. 63, 64) durch weniger „kantige" Nisslsubstanz, jedoch weist sie noch relativ viel davon auf und gleicht in der Lage des Kernes der Ns in Abb. 63. Abb. 127 und 128 zeigt die gleiche Nz in verschiedener Ebene. Das wabige Gewebe ist hier im Zellzentrum grobwandig, im peripheren Teil feinwandiger. Der polar gelegene Kern zeigt in der dem Hauptteil des Zelleibes zugewandten Membranstrecke eine deutliche Ein-, An- und Auflagerung. Der noch nicht wesentlich verkleinerte Nucleolus hat noch neben einer großen Vakuole mehrere kleine. Abb. 129: Der Zelleib hat sich abgerundet und ist nunmehrweitgehend von Lipofusc'n erfüllt. Dabei ist die Tigrolyse weiter fortgeschritten. Der Zellkern liegt exzentrisch und weist in stärkerem Maße MembranA b b . 130. Abb. 1 3 1 . Abb. 132. nucleotide auf. Abb. 130: Stellenweise ist hier das Lipofuscingewebe als Vorstufe der Homogenisierung schlierig umgewandelt. Am rechten unteren Rande liegt nur noch wenig Nisslsubstanz. Der Kern ist leicht entrundet. Er hat fast in der ganzen 1) Nur hat die glasige Zellveränderung hier mehr die schlierig durchsetzende (vgl. Abb. 118) als die kugeligen Formen (vgl. Abb. 119). 25*

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Journal Hirnforschung

Ausdehnung starke Membrannucleotide. Der Nucleolus liegt hier nahe dem dem Zelleib zugewandten Bereich der Kernmembran. Abb. 131 zeigt das zentrale Gebiet, Abb. 132 die Peripherie der gleichen Zelle einer 89 jährigen, Cn 2. Das deutliche Lipofuscingewebe ist ebenfalls schon teilweise in das schlierige Stadium umgewandelt. Der Zellkern befindet sich in einem Endstadium mit ausgesprochene: Pyknose und stark verkleinertem Nucleolus. Abb. 133 zeigt eine noch recht gut erhaltene TM-Zelle einer 60jährigen. Abb. 134 stellt eine Nz aus dem TM der 100jährigen dar, die eine kernnahe kugelig beginnende glasige Zellveränderung zeigt. Dabei ist der Kern deutlich halbmondförmig verformt und an die Peripherie verdrängt. Das Cytoplasma außerhalb des glasigen Bezirkes enthält Lipofuscin. In Richtung auf 11h ist eine Mischung beider Involutionsformen sichtbar.

A b b . 133.

A b b . 134.

A b b . 135.

A b b . 136.

A b b . 137.

Abb. 135 — 137 zeigen die glasige Zellveränderung bereits bei einer 60jährigen Involutionspsychose; hier sieht man deutlich einen „Frühschwund" der Zellen. Neben der noch recht intakten Nz des gleichen Gehirns, die nur ein etwas gelb getöntes Zellplasma hat (Abb. 133), zeigen Abb. 135 — 137 dagegen deutlich glasige Zellregressionen auf dem Boden feinwabigen Lipofuscingewebes mit schwerer, damit parallel gehender Kernveränderung. Es finden sich auch im Alter in den hellen Zentren der großen TM-Zellen, wie die Umfärbungen nach M a s s o n zeigen, noch gehäufter als in den B-Zellen leuchtende f u c h s i n o p h i l e t r o p f ige E i n s c h l ü s s e bis in das hohe Alter der 100jährigen (vgl. die Befunde von Evolution und Maturität und die Abb. 68—73). s l l und Pv: Es seien im folgenden die an 30 normalen und erkrankten Altersgehirnen erhobenen Befunde in die verschiedenen Zellbilder (Stadien des Zyklus) gegliedert und mehr oder minder übergangslos aus dem Gesamtzyklus heraus in Bildserion nebeneinander gestellt. Die Tabellen 1 a und 1 b (S. 406,407) geben neben den Involutionsformell in B und TM auch einen Überblick über das Vorkommen dieser Zellbilder des s l l und Pv in den einzelnen Gehirnen. Es gilt, wenn nicht eigens hervorgehoben, das für s l l Gefundene in sehr ähnlicher Weise auch für die Zellen des Pv.

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L E B E N S G E S C H I C H T E D E S NUCLEUS B A S A L I S usw.

Latenzform Abb. 138 (32jähriger Normaler) und Abb. 139 (96jährig) bringen iVzdes sll und Pv in der Gestaltbreite der Latenzform, d . h . des „Vorstadiums": Sehr ähnliche Nz mit großem hellen Zentrum, kompaktem Nisslsubstanzsaum und einem wenig strukturierten „ruhenden" Zellkern ohne Membrannucleotide. •Ä, 'jäHRf^

Abb. 138.

Abb. 139.

Abb. 140.

Abb. 141.

Abb. 142.

Abb. 140—142 (60 jähriger, der vor Jahren eine CO-Vergiftung überstanden hat) stellen eine Seriierung dar, und zwar zeigt diese d e Ausbildung und Massenzunahme des hellen Zentrums unter fortgesetzter Größenabnahme, Endrundung und letztlich starker Verschmälerung des Zellkerns. Die Kernmembran hat rundum Einbuchtungen. E s ist im letzten Bilde eine ,,Schwellung" des Nucleolus zu beobachten. Die entrundeten Zellkerne sind im Innern leicht granuliert und haben kaum Membrannucleotide. Der schmale gebuchtete Kern der letzten Zelle' ist gänzlich frei von diesen. In dieser Reihe ist auffällig, daß der Zellkern schon sehr früh durch die Massenzunahme des hellen Zentrums an die Peripherie gedrängt erscheint und auch, wie die Verkleinerung, Entrundung und mehrfache Einbuchtung vermuten läßt, an Kernsaft verliert. Die Nz mit dem hellen Zentrum der größtmöglichen Ausdehnung, aber noch in typischer Struktur, erscheint uns als die letzte Etappe des Latenzstadiums- — vor der möglichen Sekretion. E s fanden sich in diesem Gehirn im Pv die gleichen Bilder, dabei metachromaAbb. 1+3. Abb. 144. tische (grün- bis dunkelblaue) große Tropfen und Schollen in den hellen Zentren sowie im Gewebe (vgl. spätere Abb. 226—229), auf welche ich gesondert zurückkommen werde. Zentrale Vakuolen Abb. 143 und 144 zeigen je eine Nz einer 69 jährigen und einer 91jährigen, die eine extreme U m w a n d l u n g des hellen Zentrums in e i n e e i n z i g e g r o ß e zentrale Vakuole, wie sie schon im Zyklus des gesunden 24jährigen (vgl. Abb. 80) wiedergegeben sind, aufweisen. Es geht daraus hervor, daß

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K A R I N VON B U T T L A R - B R E N T A N O

sich auch in Altersgehirnen die Stadien des Zyklus Form finden.

für

Journal Hirnforschung

bis zu dieser extremen

Randblasen Die in Abb. 76 des Zyklus wiedergegebene Ausbildung von Randblasen zeigt sich im A l t e r v e r m e h r t , und zwar in verstärkter Form und gleicher Gestaltung. Abb. 145 (87jähriger, normal Alternder) zeigt eine der häufigeren Zellen mit kleinblasiger wasserheller Durchsetzung des randständigen Nisslsaumes. Abb. 146 (68jähriger, Paralysis agitans) zeigt eine Zelle mit Blasen bis an die Kernmembran, um welche diese konfluieren. Der Kern ist leicht entrundet, zudem zeigt er einen sehr kleinen Nucleolus. An der Peripherie des Nucleolus erkennt man deutlich einen Kreis von Randkörperchen und etwa bei 3 h einen geschlossenen Chromatinstreifen vom Nucleolus bis zur Kernmembran reichend.

o: Abb. 145, u: Abb. 146.

Abb. 147.

Abb. 148.

Abb. 147 (70jähriger, normal Alternder) stellt eine Zelle mit peripherer „traubiger" Durchsetzung der Nisslsubstanz durch weißliche Waben dar. Bei diesen Bildern ist eine gewisse Ähnlichkeit mit Fettvakuolen nicht zu verleugnen. Diese Frage bleibt allerdings durch die technische Vorbehandlung unseres Sammlungsmaterials unentschieden, jedoch sprechen die morphologischen Befunde an den Zellen des sll und Pv zum großen Teil g e g e n eine Verfettung nach Art der B-Zellen. Abb. 148 zeigt die Ausbildung größerer Blasen in der Zellperipherie, im Bereich der stärksten Anhäufung von Nisslsubstanz. Abb. 149 (100jährige) läßt starke Blasenbildung innerhalb der randständigen Nisslsubstanz unter Abnahme der letzteren erkennen. Man könnte aus der Lage der Blasen auf eine kausale Beziehung zur Nisslsubstanz wie in Abb. 78—81 und Abb. 143 — 144 auf eine solche zwischen der zentralen Vakuole und dem hellen Zentrum schließen. Abb. 150 (84 jähriger, Tremor senilis) bringt eine extrem starkeBlasenbildung auf der rechten Zellseite bis an den verkleinerten dunklen Kern reichend. Dabei ist der Nucleolus groß und dunkel.

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LEBEXSGESCHICHTE

D E S N U C L E U S B A S A L I S usw.

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In Abb. 151 (82jährige, normal Alternde) findet sich eine enorm große Randblase von der Zellperipherie ins umliegende Gewebe reichend. Abb. 152 (87jähriger, normal Alternder) mit recht großer Randblase ergänzt die bisherigen Bilder, indem sie die enge Beziehung von Gliazellen (hauptsächlich Makroglia) zu großen Randblasen erkennen lassen, so wie auch später eine solche der Blutgefäße zu letzteren aufgezeigt werden soll.

A b b . 149.

A b b . 150.

A b b . 151.

A b b . 152.

Mit Ausnahme weniger Zellen (vgl. spätere Befunde), waren zentrale Vakuolen und Randblasen auch nach Fettfärbung der Paraffinschnitte o p t i s c h leer. Helle und dunkle

Zellen

Dem Zyklus entsprechend finden wir in den Zellen des sll und Pv der Altersgehirne die verschiedenen Stadien des An- und Abbaues in der Zelle im Sinne vermehrten Schwundes und gesteigerter Neubildung von Nisslsubstanz, auch ohne Blasenbildung. So finden wir in ausgesprochenerem Maße helle, n i s s l s u b s t a n z a r m e n e b e n dunklen, nisslsubstanzreichen Z e l l e n (apyknomorphe und pyknomorphe Zellen Nissls) 1 ). Abb. 153—155 bringen Zellen eines 87jährigen normal Alternden (Ru), bei welchem sich in einem Schnitt eng benachbart helle und dunkle Zellen fanden. Abb. 153 zeigt eine auffällig dunkle, nisslsubstanzreiche Nz. In Abb. 154 sieht man eine benachbarte Nz, in der ein Schwund der Nisslsubstanz bis auf den schmalen Saum links vorliegt. Der Nucleolus ist größer als der der dunklen Nz. Abb. 155 zeigt eine vollkommen nisslschollenfreie Nz. Sie hat jedoch nunmehr im Gegensatz zu den „ruhenden" Zellkernen der beiden Nachbarzellen einen großen, chromatinreichen (bereits leicht hyperchromatischen) Zellkern mit großem, dunklem, einen Kranz von Randkörperchen zeigenden Nucleolus. Die Kernmembran ist durch feinste Einlagerungen dunkel gezeichnet. Im Zelleib zeigt sich besonders rechts am Rande staubförmig verteilte dunklere Substanz. Dieses Bild könnte man für einen schon im Gang befindlichen Wiederaufbau von Nisslsubstanz ansehen. Inwieweit dieser Grad von Apyknomorphie noch zu dem normalen Zyklus des Verbrauchs und der Anreicherung von Nisslsubstanz gehört, muß unentschieden bleiben. 1) Auf die Existenz dieser beiden Zellformen und ihre Gegensätzlichkeit innerhalb eines von ihnen vermuteten zyklischen Geschehens weisen R o u s s y und M o s i n g e r bereits 1934 hin.

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Journal Hirnforsclumg

Abb. 156 — 158 stellen vergrößerte Zellen eines 70 jährigen (So), 73 jährigen (Gs) u n d 8 1 j ä h r i g e n (Toe) n o r m a l A l t e r n d e n dar, u m das h ä u f i g v o r k o m m e n d e Nebeneinander von dunkler, nisslsubstanzreicher Zelle, Latenzjorm m i t hellem Zentrum u n d Nisslschollen a m R a n d e , u n d gänzlich nisslsubstanzfreier heller Zelle m i t fein rosa g r a n u l i e r t e m P l a s m a zu zeigen. In solcher Folge wird der Nucleolus kleiner. In der hellen nisslsubstanzfreien Zelle (Abb. 158) ist der rechts gelegene Zellkern

A b b . 153.

A b b . 154.

A b b . 155.

A b b . 156.

A b b . 157.

A b b . 158.

ganz in die L ä n g e verzogen u n d der Nucleolus sitzt a m u n t e r e n Pol. Auch sieht m a n in dieser Zelle, d a ß in K e r n n ä h e schon eine Art Homogenisierung 1 ) s t a t t g e f u n d e n h a t . Die Nz zeigt somit einen Prozeß, den ich hier jedoch bei dem n o r m a l Alternden bereits als regressiv d e u t e n m ö c h t e . Kernhyfierchr omatosen I s t d e r V e r b r a u c h d e r N i s s l s u b s t a n z in d e n Nz des s l l u n d P v n u n d u r c h starke Blasenbildung bei gleichzeitigem Verlust von Zelleibsubstanz bed i n g t o d e r e r f o l g t die „ f u n k t i o n e l l e " T i g r o l y s e o h n e B l a s e n b i l d u n g , es

A b b . 159.

A b b . 160.

A b b . 161.

f ü h r t in j e d e m F a l l e in d e r l e i s t u n g s f ä h i g e n Zelle ein s t a r k e r V e r l u s t a n C y t o p l a s m a n u c l e o t i d e n , wie i m b e s o n d e r e n b e r e i t s f ü r s l l u n d P v e r w ä h n t , z u r „ r e p a r a t i v e n " Kemhyferchromatose. D i e s e t r i t t i m h o h e n A l t e r u n d bei zusätzlicher K r a n k h e i t v e r m e h r t auf. 1) Nicht zu verwechseln mit der g l a s i g e n Zellveränderung der B- und

TM-Zellen.

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' ''iqid'

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Z U R L E B E N S G E S C H I C H T E D E S NUCUEUS HASALIS usw.

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Abb. 159 — 161 zeigen an Zellen einer 72jährigen Chorea H u n t i n g t o n (C 32) Tigrolyse und extrem starke Blasenbildung unter Verlust cytoplasmatischer Bestandteile. Entsprechend der zunehmenden Vakuolisierung und Tigrolyse der Nz zeigt sich eine immer stärkere Kernhyperchromatose und Pyknose. Dabei behalten die Nucleoli trotz Verkleinerung des Zellkernes und Reduktion des Zellplasmas eine beträchtliche Größe und tiefdunkle Färbung. E s muß offen bleiben, wieweit der Verlust an Nisslsubstanz und blasig umgewandelten Zelleibbestandteilen durch das Verhalten der F u n k t i o n s e i n h e i t N u c l e o l u s - K e r n m e m b r a n wieder ergänzt werden kann. Hier berühren sich also bei den Befunden vermehrter Kernhyperchromatosen und Pyknosen die Grenzen zwischen gesteigerter Funktion und Regression.

Abb. 162.

Abb. 163.

Abb. 164.

Abb. 165.

Abb. 162 — 165 bringen Zellbilder des sll einer 82 jährigen normal Alternden (A62), welche bei starker Tigrolyse Stadien der Hyperchroviatose und Pykncse des Zellkernes zeigen. Abb. 162 zeigt einen großen Zellkern mit deutlicher einseitiger H y per ehr omatose, welche vom Nucleolus aus fächerförmig in Richtung auf die Kernmembran zu deutlich sichtbar sich erstreckt. Dieser hyperchromatische Abschnitt enthält zahlreiche dunkle Körner (in Analogie mit anderen F e u l g e n gefärbten Zellkernen wohl Desoxyribose) und in seinem zentralen Teil zwischen diesen Körnern bereits diffuses Chromatin (wohl Ribosenucleotide) (Lupenbetrachtung!). In Abb. 163 ist an dem Kleiner- und Dunklerwerden des Zellkernes bereits die beginnende Kernpyknose zu erkennen. Über Abb. 164 kommt es dann in Abb. 165 zu einer P y k n o s e des Z e l l k e r n e s . Die nahezu nisslsubstanzfreie Nz zeigt gleichzeitig die öfter zu beobachtende Tendenz zu einer auffälligen D r e i e c k bildung. Es erinnert auch hier die wabige Struktur des Cytoplasmas an eine leichte Verfettung (speziell Abb. 165), wie es die B-Zellen schon in der Maturität zeigen. Abb. 166 — 169: vergrößerte Nz der normal Alternden, geistig frischen 100 jähr. Abb. 166 stellt eine dunkle Nz mit noch reichlicher Nisslsubstanz, kleinem auffällig rundem hellem Zentrum, einigen Randblasen und großem rundem Nucleolus in hellem Kern dar. Abb. 167 zeigt eine tigroidfreie Nz- der Zellkern ist oval und hyperchromatisch und hat einen großen dunklen Nucleolus. Abb. 168 läßt extreme Ausbildung kernnaher zentraler Vakuolen in vollkommen nisslsubstanzfreier Zelle erkennen. Der Zellkern erscheint durch ihn zum Teil überlagernde Vakuolen verkleinert. Er ist hyperchromatisch und hat einen großen Nucleolus. In Abb. 169 sieht man einen schwach rosa-violett gefärbten Kranz (neugebildeter ?)

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K A R I N VON B U T T L A R - B R E N T A N O

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Journal Hirnforschung

Nisslsubstanz am Rande des Zelleibs. Der große runde Zellkern zeigt eine „reparative" Kernhyperchromatose. Das Besondere ist, daß sich von l l h bis 6 h um den stark hyperchromatischen Kern eine blasig durchsetzte Membranauflagerung findet. Wir haben also hier einen hohen Grad von Ansammlung färbbarer Substanz innerhalb des Kernes und um denselben herum mit blasiger „Umwandlung" dieser vor uns, wobei nach Umfärbung nach F e u l g e n neben der des Ribosenucleotide enthaltenden Nucleolus die starke Anfärbung des Zellkernes schwand, sowie die Membranauflagerung sich als F e u l g e n - n e g a t i v erwies. E s ergibt sich so eine vornehmlich F e u l g e n - n e g a t i v e Kernhyperchromatose. Dabei zeigen derartige Kerne aber auch eine (wohl primäre) deutliche Vermehrung der F e u l g e n - p o s i t i v e n Thymochromatinkörner (vgl. das Cresylviolettbild einer nachträglich nach F e u l g e n umgefärbten beginnen-

den Kernhyperchromatose

Abb. 166.

in der hellen Zelle, Abb. 155).

Abb. 167.

Abb. 168.

Abb. 169.

E s erhebt sich nun die Frage, ob im Verlaufe des Zyklus hier wieder das Zustandsbild der Latenzform (Abb. 157) erreicht wird, oder ob eine mögliche Regression, wie sie in Abb. 172 unter Wiederaufhellung des Kernes zu sehen ist, folgt. Abb. 170 zeigt eine nisslsubstanzfreie Zelle mit wenig reagierendem Zellkern bei einem normal Alternden 86jährigen (Sehe). Dagegen zeigt Abb. 171 eine Zelle eines normal Alternden 70jährigen (So), deren auffällig großer Nucleolus ganz besonders stark vakuolisiert ist. Man hat den Eindruck, als sei dieser von hellen konfluierenden Straßen durchzogen. Um den Zellkern herum finden sich entsprechend dem Verhalten und wohl im Zusammenhang mit der besonderen Gestaltung des Nucleolus noch Spuren färbbarer Substanz, während die Zellperipherie vollkommen nisslsubstanzfrei ist. Eine 69jährige Arteriosklerose (Bu 81) zeigt einige dreieckförmige abgeblaßte Nz, von denen eine in der Abb. 172 dargestellt ist. Der wiederaufgehellte (?) Kern zeigt einen blassen Nucleolus, der durch die deutlich gewordenen Randkörperchen sternförmig aussieht. Das Zellplasma zeigt eine ähnlich wabenförmige Struktur wie die Zelle in Abb. 165. Was nunmehr eine mögliche wabige Verfettung anbelangt, fanden wir in den Nz von s l l und Pv nur einzelne Vertreter der in Abb. 172 beschriebenen

B d '''1954

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Veränderung, die vielleicht als solche gedeutet werden können. Es muß jedoch betont werden, daß derartige Nz in den beiden Abarten auffallend selten vorkommen. Falls diese Veränderungen eine Involution darstellen, weist ihre Seltenheit darauf hin, daß wenn überhaupt, diese in s l l und Pv sehr spät in Erscheinung tritt. Die Zelle eines 72 jährigen, normal Alternden zeigt in Abb. 173 die typische Dreieckform und ist vollkommen nisslsubstanzfrei. Sie hat einen kleinen dunklen Nucleolus in hyperchromatischem Kern und feine Membraneinlagerungen (sogenannte Randhyperchromatose der Autoren). Endlich läßt die Zelle des Pv einer 81jährigen (angeborene Athetose) in Abb. 174 weitgehende wabige Auflösung des abgeblaßten Zelleibes mit stark pyknotischem peripher verlagertem Zellkern, dessen Nucleolus noch eben sichtbar ist, erkennen. Bei s l l und Pv zeigten die Untersuchungen an 30 normalen und kranken Altersgehirnen, daß bei ihnen derartige regressive Veränderungen, wie sie •"B® -- T

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Abb. 170.

Abb. 171.

Abb. 172.

Abb. 173.

Abb. 174.

sich bei B und TM in Gestalt der Lipofuscinspeicherung und glasigen Zellveränderung zeigten, n i c h t vorkommen. Ü b e r h a u p t f i n d e t s i c h ein G e s a m t a l t e r n , wie es z. B. die Z e l l e n des B z e i g e n , in k e i n e r F o r m b e i s l l und Pv, w a s f ü r d i e L e b e n s w i c h t i g k e i t d i e s e r b e i d e n A b a r t e n sprechen dürfte. Im allgemeinen sehen wir in s l l und Pv im A l t e r g l e i c h e Z e l l b i l d e r wie in der M a t u r i t ä t . Es besteht aber insofern ein Unterschied, als wir im Alter vielfach auf eine g e s t e i g e r t e T ä t i g k e i t des Z e l l k e r n e s bei vermehrter Tigrolyse stoßen, welches durch folgendes begründet sein könnte. Aus dem Sekretionszyklus der reifen sll-Zelle ging hervor, daß der Verbrauch von Nisslsubstanz in diesen Zellen mit „besonderer Funktion" ein viel stärkerer als bei anderen Abarten ist (z. B. die Randblasenbildung). Der nun allgemein bei alternden Nz erhobene Befund einer allmählichen i n v o l u t i v e n T i g r o l y s e dürfte auch für die neurosekretorischen Nz des s l l und Pv Gültigkeit haben. Diese Tatsache hat hier, verbunden mit der f u n k t i o n e l l e n T i g r o l y s e , eine besonders ausgesprochene Regeneration von Nisslsubstanz zufolge. Dem drohenden Schwund dieser Substanz und der dadurch bedingten Beschränkung lebenswichtiger Funktionen wirkt nun im Alter (für welches

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K A R I N VON

BUTTLAR-BRENTANO

für

Journal Hirnforscliung

von einigen Autoren sogar eine Steigerung der Sekretionsvorgänge angenommen wird, vgl. P e t e r s 1935) eine gesteigerte Tätigkeit des Zellkernes entgegen. So sieht man helle und dunkle Nz (extremer: apyknomorphe und pyknomorphe Nz) nebeneinander deutlich ausgeprägt, sowie vermehrt Kernhyferchromatosen und Membrannucleotide, bei starkem Variieren der Nucleolusfunktionsbilder. Es ergab sich dabei öfter zunächst eine Vergrößerung des Nucleolus und dann allgemein eine P a r a l l e l e z w i s c h e n der A b n a h m e d e s N u c l e o l a r v o l u m e n s und dem S c h w u n d der Nissl- sowie Zelleibs u b s t a n z (Ausbildung und Massenzunahme des hellen Zentrums, Blasenbildung und Sekretion). Das Gesagte gilt verstärkt für sehr alte oder zusätzlich erkrankte Gehirne (siehe auch spezielle Befunde). Bei letzteren sieht man Veränderungen z. B. in Form gesteigerter Blasenbildung (vgl. Abb. 159—161), bei welcher das Verhalten des Zellkernes anzeigen konnte, daß allzu starker Verlust an Zellleibsubstanz irreparabel und damit die betreffende Zelle erkrankt ist. Es ist jedoch bei den Zellen von s l l und Pv besonders schwer zu beurteilen, wann die Grenze der Regenerationsfähigkeit überschritten ist. I n bezug auf das n o r m a l e A l t e r n einzelner Nz des s l l und P v kann folgendes gesagt werden. Es versagt schließlich auch in diesen Nz in hohem Alter (oft zusätzlich durch die Endkrankheit gefördert) der normale Ersatz der Nisslsubstanz, so daß hin und wieder eine völlig nisslsubstanzfreie Nz zu finden ist, die manchmal eine wabige Struktur, welche histologisch der Fettinvolution ähnelt, aufweist (vgl. Text und Abb. 165, 172, 174 im Vergleich zu den lediglich vollkommen abgeblaßten Nz der Abb. 167 und 173). b) Einige cytologische Besonderheiten

der Zellen des s l l und Pv

bj) D r e i b e s o n d e r e A l t e r s e r s c h e i n u n g e n Es sei zunächst auf jene erwähnten Abbilder näher eingegangen, welche bei s l l und Pv besonders in Altersgehirnen auftreten oder dort eine Zunahme erfahren. Zu diesen gehören die Riesenzellen, die mehrkernigen Nz und die Nebennucleoli. a) Die Riesenzellen Abb. 175 — 181 zeigen typische Riesenzellen aus s l l und Pv von Altersgehirnen neben Nz, die weder zu den kleinsten noch zu den größten des normalen Zyklus gehören und die in den histologischen Schnitten den abgebildeten Riesenzellen eng benachbart liegen. Abb. 175, 177, 178 sind benachbarte Nz des s l l einer 81jährigen (Cn 6). Die beiden Nz der Abb. 180 stammen vomPv, die der Abb. 179 v o m s l l eines 86 jährigen normalen Greises (Sehe) Abb. 176 und 181 vom s l l eines 73 jährigen normalen Greises (Gs). Aus den Abbildungen 175, 178, 180 und 181 geht hervor, daß der Zelleib der Riesenzellen bei nur geringer Menge Nisslsubstanz in der Hauptsache von einem stark v e r g r ö ß e r t e n hellen Zentrum gebildet wird. Dabei kann, wie dieAbbildung weiter zeigt, allein die Flächengröße das 8 —lOfache normaler Nz betragen. Ein weiterer Vergleich der Abb. 175 mit den Abb. 176 und 177 lehrt, daß zwischen Nucleolus und Zelleibvolumen eine weitgehende Größenrelation besteht. Dabei muß allerdings hervorgehoben werden, daß, wie Abb. 179 zeigt, der Zellkern nicht konstant an dieser Relation teilnimmt.

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Der Befund einer immerhin weitverbreiteten Nucleolus-Zelleibrelation, die sich auch in der Verkleinerung des Nucleolus am Ende der Sekretansammlung Abb. 176.

M i t t e : A b b . 177. Abb. 178.

Abb. 175.

• I

Abl>. 1 8 2 - 1 8 4 a.

Abb. 179.

M i t t e : Abb. ISO. A b b . 181.

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K A R I N VON

BUTTLAR-BRENTANO

für

Journal Hirnforschung

(vgl. Zyklus Abb. 74—82) und weiter bei der Sekretausscheidung äußert, steht hier scheinbar im Gegensatz zu den Befunden C. und O. V o g t s , daß eine Relation nicht zwischen Nucleolus und Zelleib, sondern zwischen Nucleolus und dem Gehalt der Nisslsubstanz bestünde. Die hier bei den neurokrinen Zellen von s l l und P v bestehende Ausnahme dürfte aber nur eine scheinbare sein. Auch bei ihnen ist im Sekretionszyklus zunächst der Vergrößerung eine Zunahme der Nisslsubstanz parallel gegangen. Diese vermehrte Nisslsubstanz wird dann aber wohl zugunsten einer Massenzunahme des hellen Zentrums verbraucht. E s hat infolgedessen der Nucleolus sein Massenverhältnis zur Menge der Nisslsubstanz indirekt beibehalten. Eine einseitige Zellvergrößerung kann auch durch anormale Volumenzunahme eines Dendriten erfolgen. Abb. 182 bringt eine Nz, in der bei normale.n Zellkern und Zelleib ein Dendrit ein ganz außergewöhnliches Volumen zeigt. In Abb. 183 dürfte es sich um eine ähnliche Nz handeln, die nur weitgehend einer sekundären Rückbildung verfallen ist. Der Zelleib ist ganz reduziert, der Zellkern ausgesprochen pyknotisch, der verdickte Dendrit geschrumpft, reich an Vakuolen und teilweise von Gliakernen besetzt. Anschließend seien in Abb. 184 und 184a Bilder einer Nz hinzugefügt, die sich durch ihre außergewöhnliche „hanteiförmige" Gestalt des Zelleibs mit je einem Kern in den Endstücken der „ H a n t e l " ausgezeichnet. ß) Die Mehrkernigkeit E s ergibt sich aus den T a b e l l e n 1 a und 1 b eine gewisse Zunahme der Mehrkernigkeit

in höherem

Lebensalter

(durch

Auszählen dieser Nz in je

zwei S c h n i t t p r ä p a r a t e n b e s t i m m t ; dabei bedeutet die nicht Zahl die Anzahl der mehrkernigen

Nz,

eingeklammerte

die eingeklammerte die Anzahl der

K e r n e in diesen). E s m u ß hervorgehoben werden, daß die Mehrkernigkeit in den Altersgehirnen m i t einer gewissen Größenzunahme des Zelleibs parallel geht, wobei der einzelne Zellkern voll entwickelt ist. I m Gegensatz dazu stehen die Bilder j e n e r kleinen „ K ü m m e r f o r m e n " , wie sie sich häufig bei Säuglingen fanden und hier nur einmal bei einem 66 jährigen mit P a r a l y s i s agitans (Roe) zu sehen sind (Abb. 188). E s lehrt auch ein Vergleich mit der A b b . 31 einer ähnlichen Nz eines einjährigen Kindes, daß diese „ K ü m m e r f o r m e n " oft bis zu vier unterentwickelte Zellkerne m i t punktförmigen Nucleoli haben. Diese K e r n e liegen dicht gedrängt in einem nisslsubstanzarmen Zelleib. Abb. 185a—d zeigen die gleiche zweikernige Zelle des s l l eines 86jährigen (Sehe), die einmal mit Cresylviolett (oben, a und b), dann mit der Doppelfärbung Säurefuchsin-Lichtgrün und zum dritten nach F e u l g e n gefärbt wurde (unten, c und d). E s fällt, wie Abb. 185 oben im Nisslbild zeigt, der deutliche Strukturunterschied zwischen dem im Bilde links und dem rechts gelegenen Zellkern auf. Der linke Zellkern hat ein besonders stark ausgeprägtes Chromatingerüst. Die einzelnen „ F ä d e n " , an denen die Chromatinkörner wie gereiht liegen, sind vielfach gekreuzt; ferner hat dieser Zellkern, obwohl er nicht größer als sein Nachbar erscheint, einen viel mächtigeren Nucleolus mit großer zentraler Vakuple, daneben einen deutlichen Randkörperchenkranz. Der andere Kern zeigt nur ganz geringe Chromatinstruktur und einen kleinen, glatten Nucleolus, in dem keine Vakuole zu erkennen ist und der höchstens zwei sichtbare Randkörperchen hat. Die Umfärbung der Nz mit Säurefuchsin-Lichtgrün ergab Rotfärbung der Nucleoli beider Kerne.

Bd

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L E I D E N S G E S C H I C H T E D E S N U C L E l ' S B A S A L I S usw.

391

Die Nuclealfärbung nach F e u l g e n (Abb. 185 unten), die den Nucleolus blaß läßt 1 ) und das im Kern vorhandene Th.ymochrom.atin (Randkörperchen, Chromozentren) tief dunkelrot färbt, fiel für den in der TVs links gelegenen Zellkern stark positiv aus, wobei seine netzartige Struktur noch deutlicher zu erkennen war. E s ergibt sich aus einem Vergleich der Cresylviolettbilder m i t den F e u l g e n - B i l d e r n der A b b . 185, d a ß l e t z t e r e ein feiner begrenztes Chromatinnetzwerk zeigen. Auch bei echter F e u l g e n n e g a t i v e r Hyper ehr omatose erscheinen die d a b e i g e f ä r b t e n Thymochromatinkömer stets kleiner u n d schärfer als im Cresylviolettbild. Man k ö n n t e diesem B e f u n d als H y p o t h e s e anschließen, d a ß hier die T h y m o c h r o m a t i n k ö m e r v o n einem Mantel F e u l gen-negativen Chromatins umgeben sind. E s k a n n aber a u c h eine S c h r u m p f u n g dieser K ö r n e r infolge der technischen Prozed u r e n (Hydrolyse usw.) einget r e t e n sein.

Abb. 185 a.

Abb. 185 b.

E s h a n d e l t sich also hier i m Gegensatz zu d e m f a s t F e u l g e n Abb. 185 c. Abb. 185 d. n e g a t i v e n N a c h b a r k e r n u m eine b e t r ä c h t l i c h e A n s a m m l u n g von Thymochromatin (Pseudo-spirem = Pseudoprophase). E i n d e r a r t i g e r R e i c h t u m an Thymochromatinmassen ist in der L i t e r a t u r ö f t e r als A n f a n g einer Mitose beschrieben worden. Ich m ö c h t e i m Gegensatz d a z u n a c h f r ü h e r e n u n d den v o r s t e h e n d e n B e f u n d e n diese Bilder auf eine r e a k t i v e V e r m e h r u n g des Thymochromatins z u r ü c k f ü h r e n , welche der E n t s t e h u n g der F e u l g e n - n e g a t i v e n Hyper ehr omatose v o r a n g e h t , so wie die thymochromatinhaltigen R a n d k ö r p e r c h e n der des ribosechromatinhaltigen Nucleolus. E n t s p r e c h e n d der oben e r w ä h n t e n Ähnlichkeit des g e f ä r b t e n Kerngerüstes m i t F e u l g e n - P r ä p a r a t e n beginnender Kernhyper ehr omatose (prim ä r e V e r m e h r u n g des Thymochromatins) m ö c h t e ich also hier nicht e t w a einen a b o r t i v e n Beginn einer K e r n t e i l u n g sehen, sondern den A u s d r u c k der Beteiligung des „ A r b e i t s k e r n s " ( O l s z e w s k i 1947) an A u f b a u p r o z e s s e n innerh a l b des Zelleibes. Als S t ü t z e f ü r diese A u f f a s s u n g k ö n n t e vielleicht e r w ä h n t werden, d a ß , wie das Nisslbild der Abb. 185 zeigt, hier der dem linken s t a r k 1) Die geringe A n f ä r b u n g der Nucleoli erklärt sich durch die vorangegangene Säurefuchsinf ä r b u n g des P r ä p a r a t e s .

K A l i l N VON

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BUTTI.AR-BRENTANO

für

Journal HirnforschnnS

F e u l g e n - p o s i t i v e n Zellkern b e n a c h b a r t e Zelleibrand Nisslsubstanz aufweist, w ä h r e n d der d e m anderen K e r n anliegende Zelleibrand f a s t frei d a v o n ist. So m ö c h t e ich diesen so unterschiedlichen Zellkernen in der als Beispiel beschriebenen zweikernigen Nz die Bezeichnung H a u p t - u n d N e b e n k e r n geben, wobei es ungewiß bleibt, ob diese sich in der F u n k t i o n abwechseln oder k o n s t a n t die Verschiedenheit aufweisen. Die T a t s a c h e , d a ß n u r ein Zellkern in einer m e h r k e r n i g e n Zelle zeitweilig als H a u p t f u n k t i o n s t r ä g e r erscheint, wiederholt sich i m m e r wieder. 186b*

Abb. 190a.

Abi). 1 9 0 b .

Abb. l'Jüc.

Abb. 1 9 0 d .

Abb. 186a und b und 187 zeigen je eine zweikernige, Abb. 189a und b eine drei- und Abb. 190a —d eine vierkernige Ns, welche alle eine starke Differenz in dem Aussehen ihrer Kerne zeigen. Es hat hier bei allen Na der Abbildungen zufällig jeweils der untere Zellkern den größten, dunkelsten Nucleolus, den stärksten Chromatingehalt und zumeist noch eine durch Einlagerung verdickte Kernmembran. Abb. 187 zeigt in der zweikernigen Nz, wie durch se!ne Strukturlosigkeit der Nebenkern porzellanweiß aussieht und wie punktförmig der Nucleolus darin sein kann. Auffällig sind auch die drei blassen „Nebenkerne" der vierkernigen Zelle Abb. 100a —d durch gleich kleine, hell vakuolisiertc Nucleoli. y) Nebennucleoli Wie auch aus der Evolutionsperiode (vgl. l . T e i l ) b e k a n n t ist, t r e t e n in e m b r y o n a l e n Nervenzellen nach den B e f u n d e n von O l s z e w s k i u n d C. u n d O. V o g t bis zu vier Nucleoli im Zellkerne auf. F a s t i m m e r gehen drei d a v o n z u g u n s t e n des bleibenden u n t e r .

B d . 1, H e f t 4 / 5 1954

ZUR L E B E N S G E S C H I C H T E D E S NUCLEUS B A S A L I S usw.

393

Es konnte nun in s l l und Pv beobachtet werden, daß besonders in den ersten Lebensjahren (vermehrt bei erkrankten Kindern) diese Nebennucleoli in mehr oder minder rückgebildetem Zustand noch sichtbar waren. In der Reifeperiode des s l l und Pv wurden nur ganz vereinzelt zwei bis drei Nucleoli in den Zellkernen gefunden, von denen stets einer, meist in der Mitte gelegen, groß, dunkel und mit einem Kranz von Randkörperchen umgeben, dagegen die Nebennucleoli oftmals sehr hell, vakuolisiert und mit wenig Randkörperchen bestückt waren. Die hierorts durchgeführten Umfärbungen von Zellkernen mit mehreren Nucleoli hatten bisher folgende Ergebnisse. O l s z e w s k i fand in jungen Nz, daß der sich entwickelnde Nucleolus nach der Doppelfärbung mit Säurefuchsin-Lichtgrün zunächst grün ist, seine Randkörperchen sind rot. Erst in der weiteren Entwicklung färbt sich der Nucleolus allmählich rot, dagegen sind jetzt die Randkörperchen grün. Die von mir in s l l und Pv der Maturität beobachteten Nebennucleoli, die im Nisslbild entweder blaß, klein, stark vakuolisiert, randkörperchenarm, entrundet oder nur peripher gefärbt erscheinen, waren alle bei der Doppelfärbung im Gegensatz zu dem großen roten Hauptnucleolus grün.

Abb. 191.

o: Abb. 192, u: Abb. 193.

Diese Erscheinung der Unfähigkeit der meisten Nebennucleoli, Säurefuchsin anzunehmen, wiederholt sich nun an den untersuchten A l t e r s g e h i r nen, bei denen, wie schon erwähnt, eine auffällige Z u n a h m e der Nebennucleoli, meistens verbunden mit dem Auftreten von Riesenzellen und Mehrkernigen im Bereich des jeweiligen s l l und Pv gefunden wurde. Es fanden sich Nz, deren Kerne zwei, drei, vier und selbst sechs Nucleoli aufwiesen! Abb. 191—193 bringen aus dem sll von Altersgehirnen je eine Zelle mit mehreren Nucleoli: Abb. 191 und 193 zeigen sicher drei, Abb. 192 zwei Nucleoli. Dabei findet sich immer ein meist zentral gelegener H a u p t n u c l e o l u s , welcher größer, dunkler und randkörperchenreicher als die öfter der Kernmembran benachbarten kleinen hellen, oft vakuolisierten und randkörperchenarmen Nebennucleoli ist. Nach Doppelfärbung dieser und ähnlicher Nz mit SäurefuchsinLichtgrün wurde jeweils der große H a u p t n u c l e o l u s rot, die Nebennucleoli blieben grün. Abb. 194a—f stellen eine größere Nz des sll einer 91 jährigen beginnenden senilen Demenz (Bu 48) dar, in deren Zellkern vier Nucleoli sichtbar sind (4 liegt über 3 und konnte nur bei besonderer Einstellung sichtbar gemacht werden). Alle vier Nucleoli sehen, obwohl sie strukturell sehr verschieden sind, bei Cresylviolettfärbung gleich dunkel aus. Allerdings wirkt sogar der größte unter ihnen (wohl infolge starker Vakuolisierung) eine Schattierung heller. Wie Abb. 194b, d und f zeigen, ist dieser größte, zentral gelegene, etwas hellere Nucleolus mit einem Mantel kleiner dunkler Randkörperchen bespickt. Bei Vogt,

Hirnforschung.

Bd. 1

26

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K A R I N VON B U T T L A R - B R E N T A N O

ffüü r

JHr 0inrun( rfoonr^' schung

Nucleolus 3 sieht man zwei große Randkörperchen, jene von 2 und 4 sind kleiner. 2, 3 und 4 haben einige deutliche, helle Vakuolen. Die Doppelfärbung mit Säurefuchsin-Lichtgrün (Abb. 194 e, f) ergab lediglich Rotfärbung des mittleren, großen Nucleolus, die drei Nebennucleoli waren grün. Der rote zentrale erscheint damit als vollentwickelter Nucleolus H a u p t f u n k t i o n s t r ä g e r in dem Zellkern zu sein. E s entsteht nun die Frage, ob es sich hier um Grünfärbung e n t s t e h e n der oder u n t e r g e h e n d e r N u c l e o l i handelt, da nach O l s z e k w s i beide Stadien Grünfärbung zeigen. Wir stoßen nämlich bisweilen auf Gestaltungen der Nebennucleoli, welche morphologisch gleichzeitig als Neuentstehung und Untergang gedeutet werden können (vgl. Abb. 194 b und d: Nucleolus 3 und die spätere Abb. 201, welche beide chromozentrumähnliche Randkörperchen — wie in der Evolution — besitzen). Abb. 194 a.

Abb. 1 9 4 c .

Abb. 194 c.

Abb. 194 b.

Abb. 194 d.

Abb. 194 f.

Es ist schwer zu entscheiden, ob es hier in den s l l und Pv der Altersgehirne neu entstandene, oder aus der Embryonalzeit erhaltene Gebilde sind. Für ein Neuauftreten könnte die Tatsache sprechen, daß ich vornehmlich in den A l t e r s g e h i r n e n e i n e b e s o n d e r e Z u n a h m e der Nebennucleoli beobachten konnte, ferner die Tatsache, daß der Nucleolus 3 in Abb. 194b und d noch zwei sehr große chromozentrumähnliche Randkörperchen zeigt (vgl. auch Abb. 201 und Nucleolusentwicklung, Abb. 6, 16 und 16 a). | Gegen ein Neuauf treten der Nucleoli spräche, daß bei allen beobachteten Nebennucleoli die Randkörperchen bei der Färbung mit Säurefuchsin-Lichtgrün niemals rot, wie es O l s z e w s k i für einige jugendliche Randkörperchen zeigte, sondern grün gefärbt waren. Im s l l eines normal Alternden, 87jährigen (Ru) fand sich eine Nz, die in ihrem im Vergleich mit anderen Nz nicht wesentlich größerem Zellkern s e c h s Nucleoli zeigte, von denen drei extrem kernrandnahe, deutlich untergehende sind (Nr. 4, 5, 6 in Abb. 195a—e) 1 ). Vergrößerung 2000:1. 1) Ich konnte immer wieder beobachten, dai3 untergehende Nebennucleoli zum Zellkernrand abwandern oder passiv dahin verlagert werden.

in der Regel

Bd

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Es war wegen Beschattung durch darüberliegende Nisslsubstanz schwierig, die schon etwas reduzierten Nucleoli 4—6 zu photographieren. Zur Verdeutlichung der einzelnen Nucleoli wurden drei Färbungen an der gleichen Nz vorgenommen. Die Doppelfärbung mit Säurefuchsin-Lichtgrün ergab Rotfärbung von 1—3, welche in der Mitte untereinander liegen. 4 und 6 waren grün und zeigten darüber nur einen schwachen rötlichen Schimmer, dagegen war 5 nur noch ein grüner Ring um eine zentrale Aufhellung. Die dritte Färbung nach F e u l g e n sollte durch besondere Darstellung der Randkörperchen noch die einzelnen Nucleoli verdeutlichen, doch kommt eigentlich nur 5 besser als bei den vorhergehenden Färbungen zur Darstellung. 6, ganz am obersten Kernrande zu sehen, ist so winzig, daß er nur in Abb. 195 c bei Cresylviolettfärbung am deutlichsten sichtbar wurde und somit nur als Fragment eines Nucleolus angesprochen werden kann.

Abb. 195 a.

Abb. 195 b.

Abb. 195 c.

Abb. 195 d.

Abb. 195 e.

Es muß hier hervorgehoben werden, daß ich, abgesehen von der eben beschriebenen Nz, im ganzen nie mehr als vier Nucleoli, wie es C. und O. V o g t schon für andere jugendliche Nz beschrieben haben, beobachten konnte. Ich möchte jedoch betonen, daß ich überzeugt bin, daß 5 und 6 nicht etwa Chromozentren, sondern tatsächlich echte, allerdings im Schwinden begriffene Nucleoli darstellen. Die Entstehung einer solchen Sechszahl von Nucleoli bedarf noch einer Klärung. E s m u ß j e d e n f a l l s als e i n e B e s o n d e r h e i t der Nz von sll und Pv a l s „ D r ü s e n - N z " h e r v o r g e h o b e n w e r d e n , d a ß sie b i s zu v i e r N u c l e o l i und in d i e s e m b e s o n d e r e n F a l l s o g a r s e c h s N u c l e o l i in e r w a c h s e n e n u n d in g e s t e i g e r t e m M a ß e in a l t e r n d e n Nz b e s i t z e n , da dieses hier bisher an keiner anderen A^art beobachtet worden ist. Dieser Befund dürfte mit der endokrinen Leistung dieser Nz zusammenhängen, da wir j a in anderen Drüsenzellen einer Mehrzahl von Nucleoli häufig begegnen. In allen bisherigen Abbildungen waren Nebennucleoli zu sehen, welche durchweg kleiner als der Hauptnucleolus waren. Aus dem Gehirn einer 81 jährigen, deren Mutter während der Gravidität eine CO-Vergiftung überstand (Cn 6), bringe ich eine Serie von Nz des Pv, die einen sich bei der Doppelfärbung mit Säurefuchsin-Lichtgrün grün färbenden Nebennucleolus haben, der größer als der Hauptnucleolus und auffallend glattrandig, randkörperchenarm und groß vakuolisiert ist. Abb. 196 zeigt dicht neben dem kleinen Hauptnucleolus einen auffällig großen Nebennucleolus mit großer Vakuole und nur einem einzigen, besonders großen 26*

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Journal Hirnforschung

Randkörperchen auf einer Seite. In Abb. 197 und 198 liegt dicht neben dem Hauptnucleolus ebenfalls je ein größerer, durch stärkere Vakuolisierung wie gebläht erscheinender Nebennucleolus. Es sei dabei hervorgehoben, daß in Abb. 198 ein deutliches Chromozentrum, wegen seiner Länge ein vielleicht besonders großes Randkörperchen, in gewisser Entfernung vom kleinen dunklen Hauptnucleolus liegt. In Abb. 199 sieht man den Nebennucleolus entfernt vom Hauptnucleolus nahe der Kernmembran liegen. Er ist auffällig stark vakuolisiert und erscheint entrundet. In Abb. 200 befindet sich der ebenfalls vom Hauptnucleolus entfernte Nebennucleolus, evtl. nach Zunahme der Vakuolisierung, in Zerfall. Inwieweit die noch gefärbten Teile Randkörperchen darstellen, läßt sich aus der Abb. 200 nicht deutlich ersehen. Abb. 201 bringt, wie schon ober, kurz erwähnt, einen, dem Hauptnucleolus direkt anliegenden Nebennucleolus mit völlig abgeblaßtem Zentrum und zu beiden Seiten halbmondförmigen gefärbten Massen. Solchen Bildern begegnet man bei der Entstehung des Nucleolus (vgl. Abb. 6, 16 und Km), wo jedoch die randständigen gefärbten Massen Chromozentren darstellen, welche im Begriffe sind, sich in Randkörperchen umzuwandeln. Es gibt wohl auch solche Bilder bei zugrunde gehenden Nucleoli, die dadurch zustande kommen, daß unter Zurückbleiben der Randkörperchen die Nucleolarmasse unter Aufhellung abnimmt („Sternform").

Abb. 196.

Abb. 197.

Abb. 198.

Abb. 199.

Abb. 200.

Abb. 201

Aus der Tabelle 1 b geht hervor, daß die Riesenzellen n u r in A l t e r s g e h i r n e n g e f u n d e n w u r d e n . Mehrkernigkeit und das Vorkommen v o n Nebennucleoli e r f a h r e n in a l t e r n d e n G e h i r n e n e i n e Z u n a h m e . In hohem Alter und in „vorzeitig alternden" Gehirnen sind diese Erscheinungen noch gesteigert. Riesenzellen, mehrkernige Nz und Nz mit Nebennucleoli treten bei den in Frage kommenden Gehirnen meistens gemeinsam auf, wenn auch manchmal mehrkernige Nz allein oder Riesenzellen und solche mit Nebennucleoli ohne die mehrkernigen Nz erscheinen können. Daneben gibt es gelegentlich Riesenzellen, die zugleich mehrkernig sind oder in ihren Kernen mehrere Nucleoli aufweisen. Auch sieht man viele normal große mehrkernige oder normal große bis kleine Nz, die in ihren Kernen mehrere, höchstens bis zu vier, in einem einzigen Falle sechs Nucleoli haben. Bei den mehrkernigen Nz konnten deutlich bis zu vier Kerne in der Nz gefunden werden. Dieses gemeinsame, oft eng gekoppelte Vorkommen innerhalb des sll und Pv der einzelnen Gehirne läßt einen inneren Zusammenhang dieser E r scheinungsbilder vermuten und erinnert gleichzeitig an ähnliches Vorkommen

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bei einfachen Drüsenzellen. D a z u k o m m t als Besonderheit der beiden neurokrinen A b a r t e n eine Z u n a h m e dieser Erscheinungsbilder in h ö h e r e m Alter oder bei d u r c h zusätzliche E r k r a n k u n g Belasteten. b2) N u c l e o l u s b i l d e r U m einen Einblick in einige F u n k t i o n s s t a d i e n u n d d e m e n t s p r e c h e n d differente Bilder des K e r n k ö r p e r c h e n s beider A b a r t e n zu erhalten, w u r d e n diese a n Zellen des s l l eines 70jährigen, n o r m a l A l t e r n d e n (So) s t u d i e r t , welcher Verschiedenheiten in N u c l e o l u s s t r u k t u r u n d -große besonders g u t erkennen läßt. Abb. 202.

Abb. 205 a.

Abb. 203.

Abb. 205 b.

Abb. 204.

Abb. 206.

Abb. 207.

Abb. 208.

Abb. 202 und 203 zeigen ganz besonders stark vakuolisiertc, in der Größe variierende Nucleoli („Maulbeerform"). Abb. 204 stellt in einer Kiesenzelle mit großem hellem Zentrum einen sehr umfangreichen dunklen, feinvakuolisierten Nucleolus mit zahlreichen Randkörperchen dar. Der Zellkern zeigt einen nur geringen Umfang und eine längliche, dabei ungewöhnlich gelappte Form. Er wirkt dunkel durch den Gehalt an vielen kleinsten Chromatinkörnern, die zum Teil an der Kernmembran liegen. Eine Kapillarschlinge verläuft unterhalb der Zelle. (Nucleolusvakuolen in Abb. 202—204 nicht erkennbar.) Abb. 205a zeigt einen Zellkern mit einem großen, unregelmäßig aufgehellten Nucleolus. Der Kern zeigt ein ausgesprochen dunkles, klumpiges Kerngerüst im Vergleich zu den Zellkernen der Abb. 202 und 203. Das F e u l g e n b i l d (Abb. 205b) lehrt, daß die unregelmäßige F ä r b u n g des Nucleolus teilweise durch Auflagerung dunkler größerer Chromozentren (von thymochromatischer Substanz) zustande kommt. Die dunklen Massen im Kerngerüst erweisen sich ebenfalls als F e u l g e n positiv und damit also aus Thymochromatin bestehend. Der übrige Kern ist stark

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Juurnal Hirnforschung

aufgehellt, ähnlich dem Nucleolus und enthält dementsprechend Ribosenucleotide. Man ist daher wohl berechtigt, sowie schon oben erwähnt, in diesem Feulgen-positiven Kerngerüst nicht etwa eine beginnende Kernteilung, sondern ein Vorstadium Feulgen-negativer Hyperchromatose zu erblicken. Abb. 206 zeigt einen Nucleolus, dessen Aufhellung ein besonders starkes Hervortreten des dunklen Randkörperchenkranzes zur Folge hat („Sternform"). Abb. 207 bringt in einer nicht wesentlich kleineren, aber fast nisslsubstanzfreien Nz einen hellen kleinen Nucleolus, durch dessen Volumenabnahme der Kranz von Randkörperchen direkt von ihm getrennt erscheint. Abb. 208 zeigt oben eine kleine Nz mit kleinem Nucleolus und zum Vergleich unten eine gleich große Nz, die in ihrem oval gestreckten großen Kern an beiden Polen je einen vakuolisierten Nucleolus beherbergt. b3) K e r n e i n s c h l ü s s e Als weitere Besonderheit fiel in den Zellkernen des s l l u n d P v ein tropfenähnlicher Kerneinschluß auf, der n a h e d e m Nucleolus gelegen sich m i t Säuref u c h s i n - L i c h t g r ü n hellgrün u n d s c h a r f r a n d i g darstellt, u n d n a c h M a s s o n F ä r b u n g r o t wird, w ä h r e n d er im Cresylviolettbild u n s i c h t b a r bleibt.

Abb. 2 0 9 a .

Abb. 2 0 9 b .

Abb. 2 1 0 a .

Abb. 2 1 0 b .

Abb. 211.

Abb. 209a und b zeigen einen Zellkern des s l l eines 40 jährigen gesunden Mannes (A 74). Abb. 209 a stellt diesen Kern im Nisslbild dar. Neben dem scharf abgebildeten Hauptnucleolus sind nach unten und nach rechts von diesem unscharf getroffene Nebennucleoli zu sehen. Links von ihm ist das Kernplasma hell und wenig strukturiert. Nach Doppelfärbung mit Säurefuchsin-Lichtgrün erscheint jetzt an dieser Stelle im Kernplasma (um 180 gedrehte Abb. 209b) ein scharfrandiges, hellgrünes, nicht ganz rundes Gebilde, welches vorher im Nisslbild nicht zu sehen war. Die danach durchgeführte Färbung nach M a s s o n ließ diesen Einschluß rot erscheinen. A u ß e r bei einem 5 9 j ä h r i g e n f a n d ich die t r o p f e n ä h n l i c h e n Kerneinschlüsse im s l l u n d Pv einzelner K i n d e r u n d a m h ä u f i g s t e n v o n M a t u r e n . E s w a r e n diese d a n n in den meisten Zellkernen zu finden. E s ist e r w ä h n e n s w e r t , d a ß in B u n d T M u n d in a n d e r e n umliegenden iVzarten diese tropfenähnlichen nucleolusnahen Kerneinschlüsse nicht b e o b a c h t e t werden k o n n t e n . b4) K e r n m e m b r a n e i n s t ü l p u n g e n Als besondere E i g e n t ü m l i c h k e i t der Zellkerne des s l l u n d P v w u r d e n von S c h a r r e r u n d G a u p p (1933) des ö f t e r e n gelegentliche M e m b r a n e i n s t ü l p u n gen beschrieben, welche f r ü h e r schon von C e r l e t t i „ B o n f i g l i o s c h e B i n n e n körper" genannt wurden.

Bd. I, Heft 4/5 1954

ZUR L E B E N S G E S C H I C H T E D E S NUCLEUS B A S A L I S

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Abb. 211 zeigt eine Zelle des Pv der 81jährigen (Cn6), in deren Zellkern in der Aufsicht eine kreisrunde Kernmembraneinstülpung zu sehen ist. Abb. 210a und b stellt eine Zelle aus dem des 87 jährigen (Ru) dar, deren Zellkern auch eine Kernmembraneinstülpung zeigt, welche hier jedoch mit färbbarer Substanz erfüllt ist. Man sieht bei Cresylviolettfärbung dabei eine dem benachbarten Nucleolus gleichdunkle Tönung des Inhaltes der Einstülpung und eine leichte seitliche Aufhellung mit punktförmigem dunklen Zentrum. Die Färbung mit SäurefuchsinLichtgrün ließ dieses Gebilde hellgrün erscheinen, und um auszuschließen, daß es sich hier um einen geblähten Nebennucleolus (vgl. Abb. 196) handelt, wurde noch die Feulgensche Nuclealreaktion hinzugezogen. Es zeigt sich dabei kein Randkörperchen, sondern die Begrenzung des runden Gebildes glich der Kernmembran und es hob sich nunmehr ein schwach rosa Inhalt ab. Diese gefüllten Kernmembraneinstülpungen erinnern an Befunde, die S c h a r r er 1937 an Zellkernen der Nuclei tuberis laterales von Fischen machte. b5) K e r n m e m b r a n n u c l c o t i d e Nachdem, wie nun schon öfter betont, sich der „Kreislauf der Nisslsubstanz" in den Nz des sll und Pv durch das Erscheinen von Randblasen, Zelleibvakuolen, hellen und dunklen Zellen, Kernhy per ehr omatosen und sehr variierenden Nucleolusfunktionsbildern besonders stark zu erkennen gibt, ist er auch aus entsprechend auftretenden Kernmembrannucleotiden in verschiedenster Anordnung an zahlreichen Nz ersichtlich.

Abb. 212.

Abb. 213.

Abb. 214.

Abb. 215.

Abb. 216.

Abb. 212—216 bringen Zellen verschiedener Altersgehirne mit reichen Kernmembrannucleotiden in Form von Anlagerungen, Einlagerungen und Auflagerungen. Abb. 212 zeigt eine Kernmembranan- und -Einlagerung und Abb. 213 eine Einund Auflagerung innerhalb eines bestimmten Abschnittes der Kernmembran: bei peripher liegendem Kern ist dieser Abschnitt die dem Zelleib zugekehrte Strecke. Die nächste Nz (Abb. 214) hat einen zentral liegenden Kern und demgemäß umgrenzen die Kernmembrannucleotide hier gleichmäßig den Kern. Abb. 215 und 216 bringen zwei Nz, die beide in Richtung eines Hauptfortsatzes eine pyramidenartige Kernkappe und polar dazu an der Zellbasis uncharakteristisch geformte, breite Anlagerungen haben. Es bestehen in beiden Zellkernen chromatinreiche Verbindungen zwischen Nucleolus und Kernmembran. Bläschendurchsetzte Kernmembranauflagerungen: Wie schon erwähnt, findet sich hier und da in den Nz von sll und Pv, besonders bei stark gealterten normalen Greisen und bei durch Erkrankung „vorzeitig Alternden", in der Kernmembranauflagerung eine feinblasige Durch-

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setzung, so wie sie in den Zellen des sll und Pv gewöhnlich nur in der vor allem randständigen Nisslsubstanz auftritt. In der Abb. 217 (89jährige, C 12) sieht man feine Bläschen an der rechten Kernmembranseite, die den oben schon eingehend beschriebenen und innerhalb des Zyklus einen normalen Befund darstellenden Randbläschen in der peripheren Nisslsubstanz (hier rechts gelegen) gleichen. Ganz besonders ausgeprägt sieht man in einer Nz des Pv eines 87 jährigen normalen Greises (Ru, Abb. 218) eine vollkommen feinblasig durchsetzte halbmondförmige Kernmembranauflagerung. Bei einer anderen Nz der 89 jährigen (C 12, Abb.219) besteht die Auflagerung aus einer einzigen großen Blase. Es sei hier noch auf das besonders eindrucksvolle Bild in der fast abgeblaßten Nz der 100jährigen (Abb. 169) hingewiesen, deren hyperchromatischer, großer Zellkern von einer bläschenreichen Auflagerung umgeben ist. Ähnliche Bilder fand ich in einzelnen Fällen auch bei B und TM im Evolutionsstadium. Es legen diese Bilder entsprechend der RandblasenbilAbb. 217. Abb. 218. Abb. 219. dung und der dadurch verursachten Umwandlung von Nisslsubstanz in der Zelle den Gedanken eines gesteigerten Abbaues der Kernmembrannucleotide nahe und könnte man sie ebenfalls als einen am R e p a r a t i v - und D e f e n s i v p r o z e ß der F u n k t i o n s e i n h e i t N u c l e o l u s - K e r n m e m b r a n beteiligten Vorgang ansehen. b6) D a s b e s o n d e r s g r o ß e R a n d k ö r p e r c h e n Bei allen vier untersuchten iVzarten fiel in wechselnder Stärke und Häufigkeit ein zum Nucleolus gehöriges besonders großes Randkörperchen auf. Ein ähnliches Gebilde (Chromozentrum) kann auch zwischen Nucleolus und der Kernmembran oder an letzterer liegen (in manchen Fällen erscheint es wie durch einen feinen „Faden" mit dem Nucleolus verbunden. Vgl. Abb. 16, 16a). Abb. 220—222 zeigen dieses große Randkörperchen an Zellen des sll und Pv von verAbb. 220. Abb. 221. Abb. 222. schiedenen Altersgehirnen demonstriert. b 7 ) Zum „ K o l l o i d p r o b l e m " S c h a r r e r , G a u p p und P e t e r s fanden bei v a n - G i e s o n - F ä r b u n g in Nz des sll und Pv hauptsächlich von Tieren rote, in Randvakuolen liegende Tropfen, die von diesen Autoren als „Kolloid" gedeutet wurden.

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401

Abb. 223a undb (87 jähriger, Ru) zeigen einen solchen Tropfen in einer Randblase, Er färbt sich mit Cresylviolett (a) schwach rosa und bei der Doppelfärbung mit Säurefuchsin-Lichtgrün leuchtend grün (b). In Abb. 224 tritt ein solches Gebilde aus einer ZelleibVakuole aus (59 jähriger Parkinsonismus, Bu 73 — Pv). Nur in zwei Fällen fand ich jene Substanzmassen, die den von den genannten Autoren als „Kolloid" bezeichneten ähnlich sind.

Abb. 223 a.

Abb. 223 b.

Abb. 224.

Abb. 225.

Dagegen habe ich von zwei anderen Beobachtungen zu berichten. erste derselben ist in Abb. 225 wiedergegeben.

Die

Wir sehen im hellen Zentrum kernnahe ein dunkleres Gebilde liegen. Dieses ist scharf abgegrenzt, von wabiger Struktur ünd im Cresylviolettbild bräunlichviolett. Es ist heller und anders strukturiert als die Nisslschollen, jedoch verhält es sich bei Umfärbung nach Masson und mit Säurefuchsin-Lichtgrün färberisch so wie diese.

o: Abb. 226, u: Abb. 227.

Abb. 228.

Abb. 229.

Dieses schon S. 351 und S. 353 erwähnte Gebilde fand sich oftmals in den hellen Zentren der Nz des sll und Pv, und zwar in allen Altersstufen (vgl. auch die Abb. 37, 38, 44). Das helle Zentrum, welches schon eine gewisse Rolle für das Auftreten fuchsinroter Tropfen bei B und TM spielt, hat, wie folgende Befunde zeigen, für die Zellen des sll und Pv noch eine weitere Bedeutung. Wir begegnen nämlich auch dem „Kolloid" in den Abb. 226—232.

402

K A R I N VON B U T T L A R - B R E N T A N O

für

Journal Hirnforschung

Abb. 226 zeigt die Nz einer 81jährigen (Cn 6), welche ganz von scholligen, tropfigen metachromatischen (grün bis dunkelblauen) Massen1) erfüllt ist. Abb. 227 (87jähriger, Ru) zeigt ein „Ausstoßen" dieser Substanz aus einer Nz und Abb. 229 diese schließlich feintropfig im Gewebe gelegen. Abb. 228 (Ru) zeigt eine Zelle mit optisch leerer großer Randblase und außerhalb der Zelle im Gewebe zwei leuchtend blaue dicke „Tropfen". Die eben beschriebenen Bilder sind Cresylviolettbilder und stammen von S II. Abb. 230 a und b stellen eine große runde Nz aus dem Pv der 100 jährigen vor 2 ), wobei Abb. 230a die Zelle in Cresylviolettfärbung und Abb. 230b diese nach M a s s o n gefärbt zeigt. Man kann in der Abb. 320a in der Richtung des Pfeiles am unteren Zellpol einen deutlich umschriebenen scholligen Tropfen innerhalb einer helleren Zone erkennen, welcher hier im Cresylviolettbild metachromatisch hellblau ist. Darüber ist ein hellkörniges, optisch leeres helles Zentrum zu erkennen sowie ein wenig Nisslsubstanz am Rande.

Bei Umfärbung dieser Zelle nach M a s s o n (Abb. 230b) sieht man nun diesen bei Cresylviolettfärbung hellblauen, scholligen Tropfen l e u c h t e n d r o t und w e s e n t l i c h v e r g r ö ß e r t , mit einem nach außen dringenden Anteil. Dabei ist das vorher „leere" helle Zentrum jetzt von einer stark roten, aus einzelnen tropfenartigen Elementen zusammengesetzten Masse erfüllt (Vorstufen der austretenden Masse?). Abb. 231 und 232 zeigen zwei weitere Zellen des Pv der 100jährigen nach M a s s o n umgefärbt, welche im vorher optisch leeren hellen Zentrum eine Anzahl kleiner roter Tropfen (Granula) in geringer und, wie Abb. 232 zeigt, bereits vergrößert in deutlich vermehrter Anzahl erkennen lassen. Die kleinen Tropfen in Abb. 231 erinnern an die fuchsinophilen Tropfen (Granula) der hellen Zentren der B- und TM-Zellen aller Altersklassen. Inwiefern sich hier Analogien ergeben und ob es sich um s e z e r n i e r t e o d e r d e g e n e r a t i v e Zellprodukte handelt, muß offen bleiben. Die bisher beschriebenen Zelleibeinschlüsse sind nicht mit den kugeligen C o r p o r a a m y l a c e a (vgl. S p i e l m e y e r ) zu verwechseln. 1) Vgl. D i v r y (1934) und H a s s l e r (1938). G a u p p (1944) beschreibt metachromatische Massen in den, den s l l - und Pv-Zellen histologisch ähnelnden Adenopituicyten des Hypophysenhinterlappens. 2) Außer bei Alternden und „vorzeitig Alternden" fand ich die metachromatischcn Gebilde noch im P v einer 34jährigen Frau mit Psychose auf encephalitischer Basis (Bu 4).

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''i954ft

4/5

Z r K

l ' I Î B E N S G E S C H I C H T K D E S N l ' C L K l ' S BASALTS usw.

403

Abb. 233 zeigt eine Menge dieser „Kugeln" im Gewebe im Bereich des sll einer 69jährigen (Arteriosklerose, état criblé). Abb. 234 läßt in einer sll-Zelle des gleichen Gehirns ein solches enorm großes Gebilde erkennen, welches von ihr „umschlossen" wird.

Abb. 233.

Abb. 234.

Diese Corpora amylacea fand ich in Alter sgehirnen, und zwar uncharakteristisch verteilt in Zellen oder auch im Gewebe angehäuft. Eine spezielle Amyloidfärbung mit Methylviolett (P. M a y e r ) färbt die Kugeln isoliert stark blau-rot an. b8) Z e l l e n u n d B l u t g e f ä ß e Als letztes sollen noch die wohlbekannten engen Beziehungen zwischen den Nz des s l l und Pv und kleinsten Kapillaren erwähnt und in einigen Bildern dargestellt werden. Abb. 23G.

Abb. 235.

Abb. 239.

Abb. 237.

Abb. 238.

Abb. 240.

Abb. 241.

Abb. 235 zeigt zwei Kapillaren im Querschnitt und eine Zelle, deren vakuolärer Teil nach diesen zu offen ist (unmittelbar an die untere Kapillare grenzt ein vakuolig umgewandelter Teil des hellen Zentrums). In Abb. 236 berührt eine kleine, längs verlaufende Kapillare den rechten Zellpol. In Abb. 237 ist eine Zelle in oft beobachteter N i e r e n f o r m zu sehen, welche den Anfang einer Umschließung

404

K A R I N VON

BUTTLAR-BRENTANO

für

Journal Hirnforschung

anzeigt. Abb. 238 zeigt eine Nz, die sich „fischförmig" um ein quer getroffenes größeres Gefäß legt. Abb. 239 ist das Masson-Bild einer Zelle, welche scheinbar „amöboid" ein besonders kleines starres Gefäßröhrchen umschließt. Es ist schon deutlich ein kleiner Steg zwischen den beiden sich nähernden Zellpolen zu sehen (Pfeil!). Wenn sich eine solche Zelle nun vollends darum schließt, hat man den Eindruck, als sei diese von dem Gefäß „durchbohrt". Siehe auch Abb. 240/241. Abb. 242 stellt vier Zellen des Pv dar, welche in einer Reihe sämtlich mit großen wasserhellen Randblasen auf ein Gefäß zu geöffnet erscheinen. c) S p e z i e l l e B e f u n d e Die f ü r die vier untersuchten Abarten erhobenen Befunde an 30 normalen und e r k r a n k t e n Altersgehirnen wurden in die Tabellen 1 a u. 1 b S. 406 u. 407 gebracht, und zwar ist die Reihenfolge der Gehirne durch das Lebensalter bestimmt. Zeichenerklärung: Die Gehirne der elf geistig frischen „motorisch unauffälligen"Alternden (u. a. Elitegehirne der V o g t sehen Sammlung) Abb. 242. sind mit einem kleinen schwarzen Quadrat versehen. Die an Paralysis agitans erkrankten Gehirne sind als Hinweis für das hier schon bekannte „vorzeitige Altern" des Basalkernes mit einem schwarzen Stern bezeichnet. In den einzelnen Sparten bedeuten für die Altersveränderungen bei B und T M -(- = mäßiges, -|—(- = mittelstarkes, - | — | — = häufiges Vorhandensein der betreffenden Zellveränderung. Ein (-(-) zeigt eine geringe Entwicklung des Prozesses oder auch nur einen gewissen Übergang in diesen an. Für s l l und Pv gibt die Anzahl und Art der Kreuze die Häufigkeit und Stärke der in den einzelnen Sparten verzeichneten Zellveränderungen an. Die Mehrkernigkeit wurde zahlenmäßig zu bestimmen versucht. Jene Gehirne, die in den Nz von s l l und Pv blasig durchsetzte Kernmembranauflagerungen zeigten, sind mit einem schwarzen Dreieck versehen. B : F ü r den B ergab sich an speziellen Veränderungen 1. an normalen Altersgehirnen, T 2. an Altersgehirnen, die zusätzlich anderweitige Hirnveränderungen aufwiesen u n d damit eine oder eine Mehrzähl von Noxen erkennen lassen, die unter Umständen das Altern des Basalkerns beeinflussen, folgendes: 1. Beim normalen Altern der B-Zellen erhalten wir eine gewisse Häufigkeitskonstanz der einfachen Lipofuscininvolution. E s verhalten sich durchschnittlich die lipofuscinbeladenen Nz zu den grobwabig verfetteten wie 2 : 1 . Bei einem 70 jährigen, normal Alternden (So) ist als Ausnahme dieses Verhältnis 1 : 2, bei einem 76 jährigen (As) ist es 1 : 1 und sind die Veränderungen sehr stark. Das Verhältnis verschiebt sich durch eine Zunahme der grobwabig ver-

Bd

''l954ft

4/5

Z U R

L E B E N S G E S C H I C H T E D E S N U C L E U S B A S A L I S usw.

405

fetteten Nz um das 80. Lebensjahr (Toe, Sehe). Bei einem 81jährigen (Toe), einem 87jährigen (Ru) und bei dem 76jährigen (As) kommen ganz vereinzelt glasige Zellveränderungen vor. Diese finden sich in gesteigertem Maße bei der 100jährigen, welche bis kurz vor ihrem Tode energisch und frisch war. Man kann also für das n o r m a l e A l t e r n d e r B - Z e l l e n s a g e n , d a ß n e b e n d e r L i p o f u s c i n i n v o l u t i o n sich die g r o b w a b i g e V e r f e t t u n g als e i n von v o r n h e r e i n s e l b s t ä n d i g e r R e g r e s s i o n s p r o z e ß darstellt. Entsprechend den Befunden des allgemeinen Teiles tritt die g l a s i g e V e r ä n d e r u n g v o r w i e g e n d n u r in b e r e i t s L i p o f u s c i n enthaltenden Z e l l e n auf. Die L i p o f u s c i n i n v o l u t i o n dürfte ohne weiteres als n o r m a l e r I n v o l u t i o n s p r o z e ß anzusehen sein. E s entsteht nun die Frage, ob auch die g r o b w a b i g e V e r f e t t u n g als ein für B normaler Altersprozeß anzusehen oder als pathologisch bedingte Regression aufzufassen ist. Diese Unterscheidung ist bekanntlich in der allgemeinen Pathologie äußerst schwierig. Ich neige hier bei der Häufigkeit des Prozesses dazu, in diesem für B eine z w e i t e F o r m n o r m a l e r I n v o l u t i o n zu s e h e n . Was nun die g l a s i g e Z e l l v e r ä n d e r u n g betrifft, scheint mir die Frage noch unentschieden. Sie kommt bei den normal Alternden außer bei der 100jährigen nur in drei Fällen, und zwar ganz vereinzelt vor 1 ). Man k a n n also von der glasigen Z e l l v e r ä n d e r u n g wegen ihres s e l t e n e n V o r k o m m e n s bei n o r m a l A l t e r n d e n n i c h t u n b e d i n g t als von einer n o r m a l e n I n v o l u t i o n s f o r m der B - Z e l l e n sprechen. 2. Bei den an Paralysis agitans Erkrankten finden sich alle drei Regressionsformen in wechselnder Stärke. Von diesen Fällen zeigt ein 66jähriger (Roe) die schwersten Veränderungen bei vielen glasigen Nz, starkem Zellausfall, kugeligen Zelleinlagerungen und K l e i n h e i t der Nz im Gesamtbild. Außer bei der Paralysis agitans zeigt ein Fall von senilem Tremor (84jähriger, C 59) in schwächerem Maße auch die glasige Zellveränderung. Auffällige Kleinheit der Nz war wie bei dem Fall von Paralysis agitans (Roe), bei einem von Parkinsonismus (Bu 64) und in dem Fall von senilem Tremor (C59) zu beobachten. Ein 66 jähriger mit Paralysis agitans (Bu47) hatin seinen A?zauch kugelige Zelleinlagerungen, ebenso eine dritte Paralysis agitans (Cn 2, 88jährig) mit sehr lockerem Zellverband und glasig veränderten Nz. Die Zellveränderungen bei seniler Demenz erstrecken sich in zwei Fällen (L 2, Bu 48) auf alle drei Involutionsformen, wobei auffällt, daß sie beide neben einer 72 jährigen mit Chorea H u n t i n g t o n (C 32) die stärkste Lipofuscinspeicherung innerhalb der untersuchten Serien haben. Dabei ist die Zellzahl bei der 82 jährigen (L 2) gelichtet ; ferner fanden sich bei ihr in einer Nz kleine blaue metachromatische Schollen (bei Cresylviolettfärbung). Sehr ausgeprägte Veränderungen fanden sich bei einer schweren Involutionspsychose (C 65, 60jährig). Man sieht hier neben starken lipofuscinbeladenen viele glasig veränderte Nz. Dabei ist ein starker Zellausfall zu beobachten. Die restlichen Nz fallen durch ihre K l e i n h e i t auf. Ferner ist auffällig, daß hier noch k e i n e Nz die grobwabige Verfettung zeigt. Eine 69 jährige senile Arteriosklerose (état criblé, Bu 81) zeigt dagegen keine derartig verstärkten Altersver1) Unter erschwerenden Umständen

(zusätzliche Krankheit) tritt sie jedoch häufig auf.

Sie ist fast immer mit Zellausfällen verbunden und führt damit oft zu einem „ F r ü h s c h w u n d " der Zellen.

406

KARIN VON BUTTLAR-BRENTANO

Journal Hirnforschung

für

Tabelle 1 a Tuberoa m m i 11 a r i s

++

kugelige Zelleinlagerungen

++

+



++

+

++

+ ++

+ (+)

+



73jgr (Gs) • 76jgr (As) • 76jge A p r a x i e ( C 3 1 ) 78jgr (Ax) • 78jgr (Os) B 81jgr. (Toe) H 81jge angeborene A t h e t o s e (Cn 6) A (CO-Vergiftung der Mutter) 82jge D e m e n t i a senilis (L 2) 82jge (A 62) m 83jgr Psychose (Spa 2) Herd im rechten Striatum 84jgr T r e m o r senilis (C 59)

A



87jgr (Ru) H



88jge T r e m o r senilis (Cn 2) (Paralysis agitans ?)



89jge s t a t u s s u b c h o r e a t u s (C 12) • 91jge D e m e n t i a senilis (Bu 48) 93jgr F a m i l i ä r , s t a t . m a r m . (Cp 60) •

(+) (+)



72 j g e Chorea H u n t i n g t o n (C 32) •

lOOjge (A 76)

starker Zellausfall

(+) (+)

69jge sen. Arteriosklerose (Bu 8L é t a t criblé

86jgr (Sehe)

++

+ (+) +

68jgr P a r k i n s o n i s m u s (Bu 85)

85jgr T r e m o r senilis (C 39)

kleine Zellen

++

61jgr Kehlkopf-Carzinom (A 56)

70jgr (So)

1

(+)

60jge s t a t u s m a r m o r a t u s (C 61) Athetose, „vorzeitiges A l t e r n "

68jgr Paralysis a g i t a n s (Roe)

++

(+) (+)

60jgr Alte CO-Vergiftung (C 42)

66jgr P a r a l y s i s a g i t a n s (Bu 47)

glasig

60jge vorzeitige D e m e n z (C 65)

Lipofuscin

++ ++

59jgr P a r k i n s o n i s m u s (Bu 64)

.5? 'cn a 'S

Besonderes

Lipofuscin

Gehirn

grobwabige Verfettung

1

M

kugelige Zelleinlagerungen Zellausfälle kleineNz, kugel. Einlagerungen

(+) (+) (+) +

(+)

(+) (+)

(+)

+

+++ ++ ++

(+) (+) +

+ + (+)

++ + (+) + (+) + (+) +

+

(+)

++

+

+ + + + + + (+) + + ++ +

(+) (+) ++ + (+) (+)

+ +

i

lockere Zellagerung blasse Nuclcoli stellenweise Zellausfälle kleine

Zellen

(+) +

+ +

+ (2)

+

+ +++ ++ ++ ++ ++ ++ + +

+ (+) + + (+) ++ ++

|

B asa1is

(+)

+

+ + (+) + + + ++ ++ 1

lockere, kugelige Z e l l e i n l a g e rungen

+ + (+) ++ + + + ++ ++ + ++ + (+) ++

Bd

" '' 1954

4/5

ZUR L E B E N S G E S C H I C H T E D E S NUCLEUS BASALIS usw.

407

Tabelle 1 b

59jgr Parkinsonismus (Bu 64) 60jge Arteriosklerose (C65) Pallidumbeteiligung 60jgr Alte CO-Vergiftung (C 42) 60jge status marmoratus (C 61) v. Geburt an rechtss. gelähmt 61jgr Kehlkopf-Carcinom ( 56) 66jgr Paralysis agitans (Bu 47) -fr 68jgr Paralysis agitans (Roe) -jç 68jgr Parkinsonismus (Bu 85) 69jgesen. Arteriosklerose (Bu Sl) état criblé

++ +

+ + ++ + + + (+) (+) +

(+) + ++ + + + + (+) +

+ + + (+) (+) + (+ ) ++ + + + (+) + + ( + ) (+) + + (+) + +

++ 72j ge Chorea Huntington (C 32) A ( + ) + ++ (+) + 73jgr (Gs) • + + (+) 76jgr (As) • ++ + 76jge Apraxie (C 31) + + (+) + + 78jgr (Ax) • + ++ 76jgr (Os) • ++ + (+) 81jgr (Toe) • ++ + + 81jge angeb. Athetose (Cn6) A ++++ + VOjgr (So) •

(+)

(CO-Vergiftung der Mutter)

++ ++ ++

82jge Dementia senilis (L 2) 82jge (A 62)



83jgr Psychose (Spa 2) Herd im rechten Striatum 84jgr Tremor senilis (C59) 85jgr Tremor senilis (C 39) 86jgr (Sehe)

A



87jgr (Ru) •

A

88jge Tremor senilis (Cn2) -fc (Paralysis agitans) 89jge status subchoreatus (C12)

A

91jge Dementia senilis (Bu48) 93jgr Familiär, stat.marm. (Cp60) lOOjge (A 76)



+ +

1 (2)

+

+ +

(+)

+

++

+ !+

+

[

+ +

i

+

+ + +

++ + + ++

1 (2) 1 (4)

+ + +++ (+)

+ + ++ + + +++++ + +++ + + + + + (+) + + + + + i

10 (2) 1 (3) + + + 1 (4) 2(2) 5 (2)

1 (4) 1 (2)

++ + +

(+)

+++

1 (2)

+ +++ ++ + +

1 (2) 3(2) 2(2)

+

(+) + + +

+

metachromatisches Kolloid

Nebennucleoli

Mehrkernige

Riesenzellen

zentrale Vakuolen helle Zellen j dunkle Zellen Kern- j hyperchro- i matosen

Gehirn

Randblasen

helle Z e n t r e n (Ruheform j oder : Latenzform)

S u p r a o p t i c u s und P a r a v e n t r i c u l a r i s

+ (+) (+) +

++

+ + ( + ) + + (+) + 1 (2) ++ + + ( + ) + + + + (+) + ++ + ( + ) ;5(2) + + + + + -M++ (+) + (+) + + + + (+) + + + 1 5(2) (6) +) + (+) (+) (+) ++ + +

+ (+)

+

+++

+ + ++ (+ ) + + + + (+) + + + + + ++ ++ + +(+)

(+)

(+)

-f

'

!

+

-f 4-

( V

+) +) •f

+

408

K A R I N VOX

BUTTLAR-BRENTANO

für

Journal Hirnforschung

änderungen, sondern eine dem Alter entsprechende Lipofuscinspeicherung und einige grobwabig veränderte Nz. Dagegen treffen wir bei einem 83 jährigen (Spa 2), der einen Herd im rechten Striatum und außerdem eine Psychose hatte, auf weit über dieses Alter hinausgehende Veränderungen mit örtlichem Zellausfall (Lipofuscinspeicherung, grobwabige Verfettung und vermehrte glasige Zellveränderung). Zellveränderungen aller drei Formen finden sich noch bei einer 81jährigen (Cn 6) mit angeborener Athetose infolge einer von der Mutter während der Gravidität überstandenen CO-Vergiftung. Viele glasig veränderte Nz und Nz mit kugeligen Einschlüssen im Zellplasma finden sich in ausgesprochen lockerer Verteilung bei einer 60 jährigen (C 61) mit Status marmoratus und Athetose. Bei ihr zeigten sich ein verfrühtes Altern sowie Halluzinationen und Verfolgungsideen. Eine 89jährige (C 12), welche senil war und subchoreatische Symptome zeigte, hat ebenfalls Veränderungen aller drei Formen. E s kann also weiterhin von der g l a s i g e n Z e l l v e r ä n d e r u n g als der schwersten Regressionsform gesagt werden, daß diese v o r n e h m l i c h b e i besonderen, allgemein z u m „ v o r z e i t i g e n " A l t e r n f ü h r e n d e n B e l a s t u n g e n oder gewissen E r k r a n k u n g e n vorkommt. E s ist nun auffällig, daß gerade diese schweren Zellveränderungen erstens bei Frühsenilen mit zum Teil psychotischen Zuständen, zweitens bei E r griffensein des Striatum oder Pallidum in irgendeiner F o r m ' z u beobachten sind. Ob diesem letzten Parallelismus fasersystematische Beziehungen zugrunde liegen, konnte ich auf Grund meines Beobachtungsgutes nicht entscheiden. Jedenfalls liegt in den Nz des B außer einer sehr frühen Neigung zu F e t t und Pigmentspeicherung eine Disposition zur glasigen Zellveränderung, welche verbunden mit raschem frühzeitigem Zelluntergang durch gewisse Erkrankungen manifest wird. Will man nun die glasige Zellveränderung neben der Lipofuscinspeicherung und der grobwabigen Verfettung auch zur Altersinvolution rechnen, so muß man von ihr feststellen, daß sie zweifellos bei normal Alternden vereinzelt, wenn auch sehr spät, auftritt. Das häufigste Vorhandensein dieser Veränderung bei pathologisch „verfrühtem Altern" steht mit dieser Feststellung in gewissem Einklang. Trotzdem neige ich dazu, im Gegensatz zu H a s s l e r (1937), der die g l a s i g e Z e l l v e r ä n d e r u n g als eine typische n o r m a l e Altersveränderung für die B-Zellen ansieht, in dieser eher einen durch besondere Faktoren bestimmten und den lipofuscininvolierten Nz zusätzlich aufgepfropften Regressionsprozeß zu sehen. T M : Die für diese Nzaxt charakteristische Altersveränderung, die einfache Lipofuscinspeicherung, erfährt im Verlaufe des normalen Alterns, wie die Tabelle zeigt, eine ganz allmähliche Steigerung. Diese Altersveränderung ist bei „vorzeitig" Alternden und Erkrankten (s. oben) gelegentlich verstärkt 1 ). 1) Die Kreuze in der Tabelle bedeuten hier das Verhältnis der lipofuscinhaltigen zu den normalen Zellen, während sie bei B das Verhältnis der Zahl der lipofuscinhaltigen zu den grobwabig verfetteten und glasig veränderten Zellen zum Ausdruck bringen.

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' ''19154"

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Z U R

L E B E N S G E S C H I C H T E D E S N U C L E U S B A S A L I S usw.

409

I n k e i n e m F a l l e f a n d i c h e i n e g r o b w a b i g v e r f e t t e t e Nz. Dagegen sah man auch die für T M zwar viel seltenere aber typische glasige Zellveränderung, und zwar: Vereinzelt in einem Fall von Paralysis agitans und zwei Fällen von Parkinsonismus (Bu 47, Bu 64, Bu 85), seltener bei einer 76jährigen Apraxie (C 31) und stärker bei der 60 jährigen früh Dementen (C 65), ferner bei der 89 jährigen Senilen mit subchoreatischen Symptomen (C 12). Was die Einordnung der g l a s i g e n Z e l l v e r ä n d e r u n g im T M unter normale oder krankhafte Regression angeht, fand sich hier jene Regressionsform n u r in p a t h o l o g i s c h v e r ä n d e r t e n Altersgehirnen. Es gelten daher noch mehr die Ausführungen, wie sie soeben für die glasige Zellveränderung bei B gemacht wurden. Auffällig ist das Fehlen der grobwabigen Verfettung bei den TM-Zellen. s l l und Pv

Latenzform

s l l und Pv 1 ): Die Zellen der 'Latenzform mit dunklem, nicht blasig durchsetztem Nisslsubstanzsaum und hellem Zentrum, welches sich innerhalb eines zyklischen Ablaufes auf Kosten der Nisslsubstanz unter Beteiligung des Zellkerns in seiner hellkörnigen Masse vermehren und damit vergrößern kann, sind in charakteristischer Verteilung bis einschließlich der 100jährigen vorhanden und stellen mengenmäßig das Hauptfunktionsbild der beiden Abarten dar. Randblasen Weiter interessiert hier die Verteilung der Randblasenbi\A.UTig der zwei Abarten innerhalb der 30 untersuchten Altersgehirne. Diese Randblasenbildxmg ist nach S c h a r r e r und G a u p p ein Ausdruck der normalen Zellsekretionsleistung. Sie findet sich aber bei manchen Erkrankungen extrem vermehrt und mit einem starken Zelleibsubstanzverlust verbunden. Auch die dabei auftretenden Kemhyfer ehr omatosen und Pyknosen sind anormal stark und häufig. Es bleibt dabei fraglich, ob mit diesen krankhaften Vorgängen stets auch vermehrte Sekretion einhergeht. Die stärkste Randblasenbiläxmg fand sich bei der 72jährigen H u n t i n g t o n Chorea (C 32) und bei der 81jährigen mit angeborener Athetose infolge CO-Vergiftung der graviden Mutter (Cn6). Ferner fand sich starke Randblasenbildung in den drei Fällen von Paralysis agitans, einem Fall von Parkinsonismus (Bu 64) und in den zwei Fällen von senilem Tremor, ferner bei der 60 jährigen schweren Demenz (C65). Etwas weniger starke Randblasenbi\ä\\v,g hatte die 76 jährige Apraxie (C 31), die 89 jährige, leicht senile mit Status subchoreaticus (C 12) und die 100 jährige. 1) In den Spalten des s l l und P v habe ich in der Tabelle 1 b (S. 407) in den ersten drei die Zahl der Nz der Latenzform besitzen.

F ü r die zentralen

Häufigkeit.

mit denjenigen verglichen, die Randblasen Vakuolen

In der 4. und 5. Spalte ist die Zahl der hellen Zellen

übergestellt.

oder zentrale

Vakuolen

bedeutet ( + ) eine über vereinzelte Male hinausgehende der der dunklen

In der 6. Spalte ist die Häufigkeit der Kernhyperchromatosen

zu bemerken, daß einzelne Kernhyperchromatosen

Zellen

markiert.

gegen-

Dazu ist

in S i l und P v aller Gehirne vorkommen.

bedeutet daher ( + ) eine gewisse Vermehrung der Kernhyperchromatosen,

ist, daß ein Drittel der untersuchten Altersgehirne nicht einmal diese Vermehrung zeigen. V o g t ,

Hirnforschung.

B d . 1.

Es

wobei bemerkenswert 27

410

K A R I N YOX

BUTTLAR-BRKXTAXO

für

Journal Hirnforschung

Zentrale Vakuolen Die zentralen Vakuolen der Nz von sll und Pv in den Altersgehirnen sind sehr ungleich ausgebildet und nicht immer leicht von den Randblasen zu trennen. Etwas vermehrt und deutlicher fand sie sich bei der 69 jährigen senilen Arteriosklerose (Bu 81), bei der 81jährigen angeborenen Athetose (Cn 6) und bei dem 83jährigen mit Psychose und einem Herde im rechten Striatum. Helle und dunkle Zellen Die Einteilung in helle und dunkle Zellen (apyknomorphe und pyknomorphe Nissls) konnte außer bei dem 62jährigen (A 56) und dem 76jährigen (As) durchweg gemacht werden. Bei folgenden normalen Altersgehirnen fanden sich etwas vermehrt helle, nisslsubstanzarme Nz im sll und Pv: 70jähriger (So), 82jähriger (A 62), 86jähriger (Sehe), 87jähriger (Ru), lOOjährige (A76), ferner unter krankhaften Bedingungen bei einem Fall von Parkinsonismus (86 jähriger, Bu 85), bei einem senilen Tremor (85 jähriger, C 39) sowie bei einer Dementia senilis (82 jährige, L2). Unter den 11 normalen Altersgehirnen der Tabelle gehören die soeben aufgezählten zu den stark Alternden, wenn man die Veränderungen in den beiden anderen Abarten betrachtet. Die hier erwähnten Erkrankten gehören zu den „vorzeitig" Alternden. Man kann hier von dem vermehrten Auftreten der hellen (gänzlich abgeblaßten) Zellen, besonders bei den Normalen als von einer e c h t e n A l t e r s i n v o l u t i o n sprechen. Dieses stützt meinen früheren Schluß, daß wir in den g ä n z l i c h a b g e b l a ß t e n Z e l l e n e i n e A r t I n v o l u t i o n für sll und Pv zu erblicken haben. Dabei ist noch zu betonen, daß diese Zellveränderung neben möglicher Fettinvolution die einzige ist, die wir bei sll und Pv als involutive ansprechen können. Es ergibt sich daraus, daß sll und Pv sehr spät altern! Diese Tatsache äußert sich auch darin, daß die gänzliche Abblassung und wabige Veränderung in unserem Beobachtungsgut weder massiert auftritt (wie z. B. die Lipofuscininvolution und grobwabige Verfettung bei B und TM) noch je zu nachweislicher Zelluntergang geführt hat. Kernhyperehr omatosen Die durch Kreuze angezeigte Vermehrung von Kernhyperchromatosen weist auf ein Bedürfnis der sll- und Pv-Zellen nach gesteigerter Reparativund Defensivtätigkeit des Zellkernes hin. So ist ein gehäuftes Vorkommen von Kernhyperchromatosen charakteristisch für den Lebenszustand dieser Nz. Diese finden sich hier stark vermehrt bei der Huntington-Chorea (C 32), welche auch die auffällige Randblasenbildung zeigte, ebenfalls sehr gehäuft bei dem 59jährigen Parkinsonismus (Bu 64), bei dem 85 jährigen Tremor senilis (C 39), bei der 82 jährigen Greisin (A 62) und bei der 100jährigen (A 76), ferner vermehrt bei einem Fall von Paralysis agitans (Bu 47) und einem Fall von Parkinsonismus (Bu 85), bei einem 70jährigen normal Alternden (So), bei der 81jährigen angeborenen Athetose (Cn 6), bei der 89 jährigen Dementen mit Status subchoreaticus (C 12) und bei der 91jährigen senilen Demenz (Bu48). Die Kernhyperchromatosen sind hier außer in den stark vakuolisierten Nz in einigen nisslsubstanzfreien, hellen Zellen zu finden (Bu 85, So, A 62, C 39, A 76).

411 Wir haben also die gleiche Kernreaktion auf den Schwund der Nisslsubstanz wie unter anderen bei der S p i e l m e y e r sehen ischämischen Zellerkrankung vor uns. In beiden Fällen hat die vollständige Tigrolyse eine Hyferchr omatose bis zur Pyknose als stärkstem „Reparativ- und Defensivvorgang" ausgelöst. Die in der Tabelle besonders verzeichneten Altersmerkmale von Nz des s l i und Pv wie Riesenzellen, Mehrkernigkeit, Nebennucleoli, sowie Auftreten von metachromatischen Schollen und Tropfen wurden unter anderem im vorausgehenden Kapitel schon dargelegt.

Schluß 1. 2.

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1. Die Befunde an den einzelnen Nzarten a) N u c l e u s b a s a l i s Diese A^art zeigt in ihrer Evolution im 7. Fötalmonat bereits eine gewisse Größe des Zelleibes und Differenziertheit von Kern und Nisslsubstanz. Schon die B-Zellen des Neugeborenen weisen drei Gestalttypen auf: polygonale, ovoide und längliche Nz. Sie zeichnen sich durch Ausbildung eines hellen Zentrums aus. Im Gegensatz zu den drei anderen Abarten hat der Zelleib der maturen B-Zelle einen hohen Lipoidgehalt, auf den nach Vorbehandlung mit Alkohol die kleinwabige Struktur des Zellplasmas noch hinweist. Die B-Zellen enthalten, unabhängig von Alter und Erkrankung, und zwar vorwiegend in ihrem hellen Zentrum, spärlich verteilte f u c h s i n o p h i l e Granula. Als für den Nucleus basalis pathokline Erscheinung ist das relativ rasche Erlahmen der F u n k t i o n s e i n h e i t N u c l e o l u s - K e r n m e m b r a n nach Einwirkung irgendwelcher Noxen anzusehen. Bei der n o r m a l e n , stets mit Tigrolyse beginnenden Altersinvolution sind zwei Hauptformen zu unterscheiden: 1. die L i p o f u s c i n i n v o l u t i o n (mit relativ frühem Auftreten des Fuscinpigmentes), 2. die g r o b w a b i g e F e t t i n v o l u t i o n . Eine dritte, zu besonders raschen Zellausfällen führende Regressionsform ist die g l a s i g e Z e l l v e r ä n d e r u n g . Vorwiegend durch zusätzlich pathogene Faktoren bedingt, läßt sich die g l a s i g e Z e l l v e r ä n d e r u n g e h e r zu den p a t h o l o g i s c h e n als zu den n o r m a l i n v o l u t i v e n P r o z e s s e n z ä h l e n . Sie tritt n i c h t in grobwabig involvierten Zellen auf, sondern entwickelt sich allgemein innerhalb eines schon Lipofuscin enthaltenden Zelleibanteils. Es fanden sich viertens als nur zusätzlicher Prozeß vereinzelt grobe Verflüssigungen in lipofuscininvolvierten Zellen. Ähnliche Verflüssigungen kommen aber auch in jüngeren Stadien vor. b) N u c l e u s t u b e r o m a m m i l l a r i s

1. Diese A^art steht im 7. Fötalmonat bezüglich ihrer Zellgröße und Differenzierung auf gleicher Stufe mit den B-Zellen. 27*

412 2. Die mature TM-Zelle gleicht den B-Zellen vor allem in der Ausbildung eines besonders großen hellen Zentrums, das bereits häufig eine leichte Gelbfärbung zeigt. Sie ist jedoch rundlich und kleiner als jene und unterscheidet sich von ihnen durch ein helleres feinkörniges Zytoplasma, in dem das Fehlen von Fetteinlagerungen nachgewiesen werden konnte, sowie durch Nisslsubstanzarmut. Die Nisslsubstanz tritt vornehmlich in einzelnen, sich vorwölbenden Randbrocken auf, was den Nz ein eigenartiges „gezacktes" Aussehen verleiht. Die Zellkerne haben einen größeren, mehrfach vakuolisierten Nucleolus und sind reicher an Membran-Falten und -Nucleotiden. 3. In allen Altersstufen und unabhängig von Krankheiten weisen die TMZellen mehr als die B-Zelle und zum T e i l auch g r ö ß e r e f u c h s i n o p h i l e T r o p f e n (Granula) — meist zu Haufen gelagert — in ihren hellen Zentren auf. 4. Als pathokline Erscheinung konnte eine stärkere Aktivität der Funktionseinheit N u c l e o l u s - K e r n m e m b r a n gegenüber pathogenen Einflüssen beobachtet werden. Es liegt in dieser Hinsicht eine funktionelle Mittelstellung zwischen B und sII/Pv vor. 5. Für das n o r m a l e Altern der TM-Zelle ist die L i p o f u s c i n i n v o l u t i o n typisch. Eine grobwabige (Fett-) Involution kommt n i c h t vor. Diese Tatsache dürfte mit dem Fehlen des Fettes in der maturen Zelle in Beziehung stehen. 6. Bei zusätzlich kranken Alternden fand sich neben einer Verstärkung des Fuscininvolutionsprozesses die g l a s i g e Z e l l v e r ä n d e r u n g . Letztere tritt hier jedoch seltener als bei den B-Zellen auf. c) N u c l e u s s u p r a o p t i c u s und N u c l e u s p a r a v e n t r i c u l a r i s 1. Beide morphologisch sich sehr ähnelnden Abarten stehen in der Embryonalentwicklung weit hinter B und TM zurück, wobei sll Pv darin noch übertrifft. Sehr bald nach der Geburt holen sie die B- und TM-Zellen in bezug auf Differenziertheit ein und zeigen mit diesen Ähnlichkeiten, besonders in der Ausbildung des hellen Zentrums (wobei ihre feinkörnige Plasmastruktur an die der TM-Zellen erinnert). Im dritten Lebensjahr hat sich ihr Größenverhältnis zu den beiden anderen Abarten stabilisiert: P v < sII