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German Pages 180 [182] Year 2005
BAUSTEINE ZUR SLAVISCHEN PHILOLOGIE UND KULTURGESCHICHTE NEUE FOLGE Begründet von HANS-BERND HÄRDER (f) und HANS ROTHE Herausgegeben von KARL GUTSCHMIDT, ROLAND MARTI, PETER THIERGEN, LUDGER UDOLPH und BODO ZELINSKY
Reihe B: EDITIONEN Band 20, 3
Aeneas Silvius Piccolomini
Historia Bohemica Herausgegeben von Joseph Hejnic und Hans Rothe
Band 3: Die erste alttschechische Übersetzung (1487) des katholischen Priesters Jan Hüska Herausgegeben von Jaroslav Kolär
i 2005 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN
Gedruckt mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Umschlagabbildung: Die „Weltkarte" (Ausschnitt). Aus: Hartmann Schedel, Liber cronicarum 1493. © 2005 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Ursulaplatz 1, D-50668 Köln Telefon (0221) 91 39 00, Fax (0221) 91 39 011 [email protected] Alle Rechte vorbehalten Gedruckt auf säurefreiem Papier Satz: Euroslavica, Prag Druck und Bindung: Druckerei Runge GmbH, Cloppenburg Printed in Germany ISBN 3-412-15704-X (Band 3) ISBN 3-412-15404-0 (Gesamtwerk)
Inhalt Die erste tschechische Übersetzung der Böhmischen Geschichte des Eneas Silvius Piccolomini
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Text von Hüskas Ubersetzung der H I S T O R I A B O H E M I C A
17
PREDMLUVA
19
KNIHA PRVNi
23
KNIHA DRUHÄ
53
KNIHA T l E T i
79
KNIHA CTVRTÄ
107
KNIHA PÄTÄ
141
Namenregister
161
Wörterverzeichnis
173
Literatur
177
Die erste tschechische Übersetzung der Böhmischen Geschichte des Eneas Silvius Piccolomini Das berühmteste historiographische Werk des italienischen Humanisten Aeneas Silvius Piccolomini, die Historia Bohemica, die im Jahr 1458 entstand und bald im gesamten gebildeten Europa verbreitet war, besaß alle Voraussetzungen, um gerade in Böhmen außergewöhnliches Interesse hervorzurufen, in dem Land, von dem es handelte und dessen Geschichte es als zusammenhängenden Prozeß von den mythischen Anfangen bis zur Zeit des Autors präsentierte, wobei es sich verhältnismäßig eingehend an den politischen Ereignissen in den böhmischen Ländern und auf der mitteleuropäischen Szene gerade im vorausgegangenen halben Jahrhundert aufhielt - zum Teil auch auf der Basis der dem Autor eigenen politischen und diplomatischen Erfahrungen. Es überrascht daher nicht, daß das Werk Eneas' - so wurde der Autor in Böhmen bereits seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts genannt - bald ins Tschechische übersetzt wurde. Bemerkenswert ist jedoch die Tatsache, daß dies nicht in Prag oder einem anderen Mittelpunkt des damaligen politischen und kulturellen Lebens geschah, sondern auf mährischem Gebiet, das weder zu den bedeutenden Zentren zeitgenössischer Kultur gehörte, noch zu den Bereichen zählte, die Eneas' besonderes historiographisches Interesse fanden. Das Werk übersetzte - wie aus dem Schlußwort des einzigen bislang bekannten Textes des Denkmals hervorgeht - der katholische Priester Jan Hüska aus Südmähren auf Wunsch (eigentlich wahrscheinlich auf als Anordnung zu verstehende Bestellung) führender mährischer Adeliger, der Brüder DobeäS und BeneS ¿ernohorsky z Boskovic; er vollendete seine zweifellos zeitaufwendige Arbeit zu Beginn (um die Fastnacht) des Jahres 1487, und zwar in dem Dorf Boritov unweit von ¿ernä Hora. 1 Über den Verfasser der Übersetzung ist nicht mehr als 1 Bofitov gehörte den Brüdern Cernohorsky damals nicht, erst 1492 kaufte BeneS Cernohorsky die Hälfte Bofitovs von Ctibor z Cimburka, 1502 die zweite Hälfte von Ladislav z Boskovic (vgl. Sembera 1870, 83).
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Húskas Historia Bohémica
das bekannt, was er über sich selbst in in der erwähnten Schlußbemerkung angibt: „Priester Jan genannt Hüska aus Uhersky Brod, Pfarrer ebenda und Erzpriester von Bfeclav und Domherr von Brno [Brünn]." Der Übersetzer liefert hier im Grunde - nicht ohne eine gewisse Portion Selbstgefälligkeit - einen Abriß seiner kirchlichen Kariere; aus der Formulierung geht jedoch nicht hervor, ob die angeführten Funktionen aufeinander folgten und mit einem Wechsel der Wirkungsstätten Hüskas verbunden waren (wie es z.B. B. Dudik 1855, 215 aufgefaßt hat), oder ob es sich dabei um eine allmähliche Kumulierung von Funktionen (und Pfründen) bei fortdauerndem pfarramtlichen Wirken in Uhersky Brod handelte. Die Tatsache, daß das Schlußwort der Ubersetzungsarbeit auf Bofitov bei Cernä Hora lokalisiert wird, läßt sich nicht eindeutig als Erkenntnisquelle über den Charakter der Beziehungen zwischen J a n Hüska und den Auftraggebern der Ubersetzung auslegen 2 ; sie deutet lediglich an, daß eine solche Beziehung existierte, über ihre Art sagt sie jedoch nichts Genaues aus. Anderweitige literarische Aktivitäten J a n Hüskas sind nicht belegt, weshalb es möglich ist, daß es sich dabei nur um eine Gelegenheitsarbeit eines ansonsten auf dem Gebiet literarischer Kultur nicht weiter exponierten Mannes bzw. um die Erfüllung des Willens vornehmer Auftraggeber handelte. Dobes und Benes Cernohorsky z Boskovic zählten zu einem fuhrenden mährischen Herrschergeschlecht, neben den Pernstejns und ¿erotins das bedeutendste, eines von den fünfzehn, die den Herrenstand in Mähren bildeten und deren Angehörige regelmäßig die höchsten Ämter des Landes besetzten. Die Herren z Boskovic bekannten sich ursprünglich seit der Hussitenzeit zum Utraquismus, im Jahr 1451 konvertierte jedoch der damalige fuhrende Repräsentant des Hauses, der mährische Unterkämmerer BeneS z Boskovic (f 1473), unter dem Einfluß Johann Capistrans feierlich zum Katholizismus und seit dieser Zeit gehörten die Boskovics zu den fuhrenden Stützen der katholischen Kirche in Mähren. Die Brüder, von denen hier die Rede ist, waren Söhne des erwähnten Konvertiten BeneS. DobeS Cernohorsky z Boskovic (f 1493) war Soldat und Diplomat in Diensten Matthias Corvinus', 1485 trug er zu Corvinus' Eroberung Wiens bei, fiel jedoch Die Schlußfolgerung J. Skutils (1961,217), daß Hüska 1487 Pfarrer von Bofitov war, ist weder begründet noch belegt.
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im selben Jahr von König Matthias ab, als in Wien sein Vetter Jaroslav z Boskovic hingerichtet wurde, und trat in den Kriegs- und diplomatischen Dienst bei Kaiser Friedrich III. Beneä (II.) Cernohorsky z Boskovic (t 1507) war 1473 Burggraf auf der Brünner Burg, 1481 mährischer Unterkämmerer und 1506 Hauptmannstelvertreter. Ihr älterer Bruder Protasius (Tas) z Boskovic (f 1482) war seit dem Jahr 1457 Bischof von Olmütz, und als Adeliger, der sich Bildung und freundschaftliche Verbindungen mit den Humanisten in Italien erworben hatte, gehörte er zu den ersten Anhängern und Propagandisten des Humanismus in Mähren. Das Interesse der Brüder z Boskovic - die im Gegensatz zum älteren Verwandten, Bischof Tas, wahrscheinlich weniger vertraut mit der literarischen Kultur des italienischen Humanismus waren - an einer Ubersetzung von Eneas' Werk läßt sich offenbar besonders mit einer Stelle im Schlußteil der Schrift verbinden. Der Autor schreibt dort im Zusammenhang mit der Darstellung vom Ende Ladislav Pohrobeks über einen Streit, der auf der letzten Sitzung des Landtags, dem König Ladislav zur Zeit des Ausbruchs seiner tödlichen Krankheit vorsaß, verhandelt wurde. Eneas zufolge handelte es sich dabei um die Auseinandersetzung zwischen Cernohorsky und dem Landesverweser Jifi z Podebrad über den Vorrang des Adelsstandes, einen Streit, der so heftig war, daß er in die gegenseitige Aufforderung zum Duell mündete. „Sedebat in iudicio rex", schreibt Eneas, „quod de nobilitate inter Pogiebratium et Cernahoram Moravum magnis contentionibus agebatur, ita ut alter alterum ad duellum provocavit." Hüska übersetzt: „SediiSe na südu kräl, kteryzto o urozeni mezi Podibradskym neb KunStacskym a mezi Cernätajnskym Moravinem velikymi svary a hadanim jednän byl, takze jeden druheho k samotny bitce pobiziSe." Der neuzeitlichen historischen Interpretation R. Urbaneks (Urbanek 1924, 130-131) zufolge handelt es sich hier um einen Irrtum Eneas': In Wirklichkeit ging es um den langwierigen Streit zwischen Procek z KunJtätu (also einem Angehörigen des Geschlechts, aus dem auch Jifi z Podibrad stammte) und Hynek Bitovsky z Lichtenburka um die Olmützer Kämmererschaft, in dem die Bitovskys Procek bereits früher die Zugehörigkeit zum Herrenstand streitig gemacht hatten, und der auf der erwähnten Landtagssitzung in die Aufforderung zum Duell mündete. Dieser Umstand war denen von Cernohorsky z Boskovic
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Húskas Historia Bohémica
allerdings kaum bekannt, auf der anderen Seite läßt sich jedoch schwerlich annehmen, daß der genannte Abschnitt der Aufmerksamkeit der Mitglieder des Adelsgeschlechts, zu dem auch der humanistisch orientierte Bischof Tas gehörte, entgangen wäre: Es entsprach dem Geist zeitgenössischer Gepflogenheit, den Worten eines Chronisten zu glauben, zumal sie in diesem Fall sowohl durch seine europaweite literarische Berühmtheit, als auch durch seine Autorität als Oberhaupt der katholischen Kirche (die er - nach Annahme des Papstnamens Pius II. - in eben dem Jahr erhielt, in dem die Historia Bohemica entstand) sanktioniert wurden. Eneas zufolge geriet hier ein Angehöriger ihres Geschlechts, wahrscheinlich ihr leiblicher Vater (wenn er auch nicht genau identifiziert ist), in einen Streit mit dem mächtigen Verweser des Königreichs und (betrachtet aus der Sicht der Zeit, in der die Ubersetzung angefertigt wurde) zukünftigen böhmischen König, und zwar in einen Streit über den Vorrang des Adelsstandes. Dieser Umstand mußte die Mitglieder des mächtigen mährischen Geschlechts in ihren eigenen Augen ins Licht der Majestät stellen, sie in bislang unerreichte gesellschaftliche Höhe erheben. Die Ubersetzung wurde - wie am Schluß des Textes angegeben wird - anhand einer gedruckten Vorlage, die 1475 in Rom erschienen war, also anhand des ersten gesicherten Drucks des Werkes, angefertigt. Die Vermutung liegt nahe, daß dieses Buch den Auftraggebern und durch ihre Vermittlung dem Ubersetzer am ehesten ihr älterer Bruder hatte zur Verfugung stellen können, der humanistisch orientierte Olmützer Bischof Tas z Boskovic, der im übrigen im gleichen Sinne an der Sache interessiert war.3 Hüskas Ubersetzung ist in bislang einer einzigen bekannten Aufzeichnung erhalten. FrantiSek Palacky entdeckte sie 1837 während einer Forschungsreise nach Italien in der Bibliothek des Vatikan zwischen Handschriften, die aus dem Besitz der schwedischen Königin 3 In der Erzbischöflichen Bibliothek in Kromifiz ist unter der Sign. A 2 I I / 2 20 / 2 1 3 9 9 ein Exemplar dieser Ausgabe von Eneas' Werk aufbewahrt, es läßt sich jedoch nicht ermitteln, ob es sich schon seit Tas' Zeit in der Bibliothek der Olmützer Bischöfe und Erzbischöfe befindet oder ob es erst später dorthin gelangte. Zu großer Dankbarkeit bin ich den Olmützer und Kromifizer Bibliothekaren, den Herren Bohuslav Smejkal, Antonin LukaS und Dr. Vaclav Pumprla für die tatkräftige Unterstützung bei der Mühe verpflichtet, die entsprechenden Stellen aus dieser Inkunabel zu überprüfen.
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Kristina dorthin gelangt waren (sign. Regin. lat. 601), und gab im gedruckten Bericht über seine Reise knappe Auskunft davon (Palacky 1838, 65-66). Man kann annehmen, daß die Handschrift am Beginn des Dreißigjährigen Kriegs als Teil schwedischer Beute aus Böhmen in den Besitz der Königin Kristina geraten ist; sie trägt jedoch kein Zeichen ihrer ursprünglichen Provenienz. 4 Uber die Qualität der Ubersetzung äußerte Palacky sich nicht ausdrücklich, er charakterisierte sie ohne Wertung lediglich durch beispielhaftes Anführen eines Zitates, an dem die offenbar vorherrschende Wortwörtlichkeit der Ubersetzung deutlich wird; Palackys Wertung ist implizit in der Tatsache enthalten, daß er diese Ubersetzung weder in seinen Dljiny
narodu
¿eskeho v Cechdch
a v Morave
n o c h i n irgendeiner
anderen seiner historischen Arbeiten erwähnt. Auch bei späteren Forschern weckte das Textdenkmal
kein
größeres Interesse. Zwar finden sich Erwähnungen in einer Reihe von speziellen und synthetischen Arbeiten (Dudik 1855, 215; Wolny 1859, 301; Truhläf 1894, 62; Zibrt 1902, c. 1195; W e k 1951, 283; Krejdik 1906, 76; Kraus 1917, 125; Pekaf 1924, 121; Jakubec 1929, 547; Noväk 1936-39, 74; Kristen 1948, 82, 88; Skutil 1961, 217; Kopecky 1979, 59; Rothe 1991, 31; Hlobil - Petra 1992, 27), doch handelt es sich nirgendwo um mehr als um eine bibliographische Registrierung, die gemäß Palacky und Dudik, bzw. später Krejdik, wiederholt wird. In diese Reihe gehört im wesentlichen auch die bislang einzige Edition des Textdenkmals
in
einem
unvollendeten
und
t r i b u i e r t e n B a n d der R e i h e Fontes rerum Bohemicamm
a zprdvy k dijindm
offiziell
nicht
- Drobnißi
diskroniky
üeskym, geschrieben hauptsächlich in der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts, der auf der Grundlage einer Abschrift Ferdinand Tadras und Vojtich Jaromir Novädeks eine lediglich gut gelesene, lautlich jedoch unpräzise interpretierte Transkription Emiers in sinnvoller synoptischer Gegenüberstellung mit dem lateinischen Es ist nicht ausgeschlossen, daß solche Spuren bei der Umbindung der Handschrift in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verloren gingen - vgl. unten die kodikologische Beschreibung der Handschrift. Die Vermutung liegt nahe, daß die Handschrift als Teil der berühmten Roimberker Bibliothek nach Schweden gelangte, der handschriftliche Katalog von Bfezan (vgl. die Fotokopie in der Zdkladni krtihovna der AV CR) ermöglicht jedoch keine eindeutige Identifizierung. 4
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Húskas Historia Bohémica
Text und der jüngeren Übersetzung des MikuläS Konäc z Hodiikova (1510) liefert; der fragmentarische Band (gedruckt 1895-1899) enthält keinerlei Kommentar zu den aufgenommenen Texten (Kristen 1948, 82). Erst in der letzten Zeit kam es zum Versuch einer literarhistorischen Beschreibung von Hüskas Ubersetzung (Kolär 1994, 807). Bestandteile eines Kommentars zur neuen Edition des Denkmals müssen unbedingt kodikologische Beschreibung und Analyse der einzigen bekannten Handschrift sein. Beides besorgte auf die Bitte des Herausgebers Frau Dr. Zdenka Hledikovä während ihres Studienaufenthaltes in Rom im September 1995: „Regin. lat. 601 - Papierener Kodex 212 x 147 mm mit insgesamt 118 Folien, von denen fol. 111-118 nicht beschrieben sind. Ein Spiegel ist (auch auf den unbeschriebenen Folien) mit schwachen Federstrichen angedeutet, senkrechte Striche verlaufen bis zum Rand des Papiers, waagerechte berühren die senkrechten Striche und enden bei ihnen. Die Foliierung ist neu, mit Bleistift geschrieben. Feste Bindung in weißem, schmucklosen Leder, nur im Rücken sind vergoldete Verzierungen eingeprägt in der Reihenfolge von oben: das Zeichen Papst Pius VI. (1775-1799 - im Wappen im oberen Drittel drei Sterne, im unteren irgendeine Pflanze); die arabische Ziffer „601", zweimal ein Apfel, hiervon im oberen Bereich der größte Teil mit einem Papierschild mit der Signatur überklebt; das Zeichen eines unbekannten Bischofs (im Wappen ein Baum). Auf dem vorderen papierenen Einbanddeckel klebt das Schild „Bibliotheca apostolica Vaticana - Reg. lat. 601". Auf fol. la am oberen Rand in der Mitte: „601", unten ein ovaler Stempel der Vatikan-Bibliothek, auf fol. 110b unter dem Text ein runder Stempel derselben Bibliothek. Anordnung der Handschrift: eine Quinterne und neun völlig regelmäßige Sexternen, Reihung mittels Kennzeichnung eines bis zweier Wörter aus dem Text der ersten Seite des nachfolgenden Teils am unteren Rand der letzten Seite des vorhergehenden Teils. Papier in der gesamten Handschrift einheitlich. Filigran durchgängig in der Bindung der Handschrift. Es handelt sich um ein Waagezeichen in einem Kreis, aufgehangen an einer Stange, die durch einen dekorativen Rhombus zwischen drei, jeweils 3 cm voneinander entfernten Bindedrähten abgeschlosen ist. Dem Zeichen kommt Nr. VIII 172 bei Piccard V (Wasserzeichen, Waage, Stuttgart 1978) am nächsten, welches ein in Ischl und Linz im Jahr 1505 und 1506 hergestelltes Papier ist. Es handelt sich jedoch nicht um absolute Identität, immerhin wurden alle
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durch das Zeichen einander nahen Papiere im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts hergestellt. Der Text wurde von einem Schreiber mit später Bastarda geschrieben. Majuskeln im Text, hauptsächlich am Satzanfang, mit roter Farbe hervorgehoben, Personen- und manchmal Ortsnamen rot unterstrichen. Auf fol. la ausgelassener Platz für die Initiale (3 Zeilen f zwei unbeschriebene Zeilen am oberen Seitenrand), die noch nicht ergänzt ist. Rote, vergrößerte Majuskeln über drei Zeilen auf fol. 3b, 27b, 48a, 69a, 95b, großenteils Unzialen, ohne Verzierungen, nur auf 95b eine Letter mäßig verziert. Auf fol. 19b, 21a, 22b, 49b, 50a, 59a, 64b, 70b, 76a, 78ab, 82a, 88b, 90a, 94b Marginalglossen mit Ubersetzungsvarianten, Ergänzungen und (fehlerhaften) Sacherläuterungen. Dergleichen an einer Reihe von Stellen auch interlinear."5 Durch die wertvolle kodikologische Datierung des Papiers, auf dem die Handschrift geschrieben ist, bestätigt Dr. Hledikovä die Auffassung des Herausgebers, daß es sich - charakteristischen Fehlern des Schreibers zufolge: die am Anfang nicht ausgeschriebene Dedikation, für die Platz gelassen wurde und die wohl rot zu schreiben gewesen wäre, fehlendes Verbum, skoda svobodnycb femesl anstelle von skola, ein irrtümlich wiederholter Satz, hyzdnych statt jtzdnych, potok statt potom u.a. - um eine Abschrift handelt; sie entstand offenbar nach dem Jahr 1505, dem Charakter der Schrift nach jedoch kaum später als im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, also etwa drei Jahrzehnte nach Entstehung der Ubersetzung (die Abschrift ist somit praktisch zeitgenössisch mit dem Erscheinen der jüngeren Ubersetzung Konads von 1510). Ein derartiger zeitlicher Abstand war kaum von Enfluß auf die Sprache der überlieferten Fassung des Textdenkmals und so läßt sich auf ihrer Grundlage relativ verläßlich sowohl die Sprache der Ubersetzung, als auch die Ubersetzungstechnik charakterisieren und zu einem Schluß über den Wert des Denkmals kommen. Die Sprache der Ubersetzung trägt charakteristische Züge einer Phase des Ubergangs sprachlicher Entwicklung, sehr auffallig zeigen sich darin Erscheinungen, die kennzeichnend sind für die verschiedenen - und öfters sogar relativ weit voneinander entfernten - Etappen 5
Frau Hledikovä danke ich für ihre freundliche Hilfeleistung und dafür, daß ich ihre kodikologische Beschreibung in vollem Umfang in diese Einfuhrung aufnehmen durfte.
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Húskas Historia Bohémica
in der Entwicklung des Alttschechischen. Auf dem Gebiet der Lautlehre verweist die Sprache der Ubersetzung auf die beträchtlich fortgeschrittene, praktisch abgeschlossene Monophtongisierung von ie > i, Wörter mit diphtongischen -ie- treten jedoch trotzdem verhältnismäßig oft auf. Ahnlich ist der Wechsel o > uo > ü in allen seinen Phasen mit auffallend hoher Frequenz des finalen -ü und geringster Frequenz des in mittlerer Position auftretenden -uo- im Text belegt (zu beidem vgl. Maredkovä 1957-58, 232 und 85). Nur sporadisch erscheint im Text die praktisch bereits aufgehobene Iotation. Die nicht umgelautete und umgelautete Form des Adjektivpräfixes im Superlativ naj-/nej- ist im Textdenkmal annähernd gleich oft vertreten. Aus morphologischer Sicht ist für den Text der häufige Gebrauch einfacher Vergangenheitsformen, vor allem des Imperfekts, kennzeichnend (die fortgeschrittene Monophtongisierung ie > i ist durch eine sehr hohe Frequenz der imperfektiven Formen btse, bichu belegt), wenn auch der Aorist häufiger erscheint als in anderen Texten aus der Zeit der Entstehung der Ubersetzung. Zu den archaischen Zügen zählt auch die zeitweilige, unsystematische Verwendung des Duals („dvt&o>uv 15 stoleti, Listyfilologicke'80, S. 232-236 und 81, S. 85-97,
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Literatur
Novak, A. 1936-39 Pfehlednédéjinyàskéliteratuiy, Olomouc. Palacky F. 1838 Literarische Reise nach Italien, Prag Pekaf, J. 1924 Jestë k sporn o rodiâtë Husovo, Cesky casopis historicky 30, S. 109-132. Piccard, G. 1978 Wasserzeichen - Waage, Stuttgart. Porâk, J. 1983 Humanistickd festina, Praha. Rothe, H. 1991 Uber die kritische Ausgabe der Historia Bohemica des Enea Silvio Piccolomini, Studien sum Humanismus in den böhmischen Ländern. Ergänzungsheft, Köln/Wien, S. 29-48. Skutil, J. 1961 Moravsky Boritov v historii ceskych pfekladû Enealovy Ceské historié, Casopis Spolecnosti pfdtel starozitnosti 69, S. 217-
220. Sembera, A. V. 1870 Pani z Boskovic a potomnidrzitelé hradu boskowického na Moravi, 2. vyd., Viden [Wien]. Smahel, F. 1963 Humanismus v dobépodëhradské, Praha. Truhlar, J. 1894 Humanismus a humaniste v Cechdch za krdle Vadislava II., Praha. Urbanek, R. 1924 Konec Ladislava Pohrobka, Praha. Vilka, J. 1987 Stavovskd Morava 1440-1620, Praha. Vliek, J. 1951 Déjiny àské literatuiy I, ed. F. Svejkovsky, Praha. Wolny, G. 1859 Kirchliche Topographie von Mähren, 1. Abt., 3. Band, Brünn. Zibrt, t . 1902 Bibliografie ceské historié II
Bausteine zur Slavischen Philologie u n d Kulturgeschichte. N e u e Folge. H e r a u s g e g e b e n v o n Karl G u t s c h m i d t , R o l a n d Marti, Peter T h i e r g e n , L u d g e r U d o l p h u n d B o d o Zelinsky Reihe A: Slavistische F o r s c h u n g e n . - Eine A u s w a h l -
42: L e o n i d Luks, A l e x e i R y b a k o v (Hg.), Interviews v. Marina R a c h m a n o v a u. Irina Zimina: R u s s i s c h e Kultur im U m b r u c h . 3 0 aktuelle P o s i t i o n e n . 2004. 314 S. Gb. € 39,90/SFr 69.40 ISBN 3-412-06803-9 43: Paul Suter: Alfurkan Tatarski. Der litauisch-tataris c h e Koran-Tefsir. 2004. XXI, 555 S. Gb. € 59,90/ SFr 102,ISBN 3-412-13403-1
38: Martin L u b e n o w : F r a n z ö s i s c h e Kultur in R u s s l a n d . Entwicklungslinie n in G e s c h i c h t e und Literatur. 2002. IX, 340 S. Gb. € 41,-/ SFr 68,50 ISBN 3-412-13601-8
44: P e t e r T h i e r g e n (Hg.): S c h o l a e et S y m p o s i u m . Festschrift für H a n s R o t h e z u m 75. G e b u r t s t a g . 2003. XII, 250 S. Gb. € 34,90/ SFr 57,70 ISBN 3-412-08803-X
39: Emily Klenin: T h e Poetics of A f a n a s y Fet 2002. XIII, 410 S. Gb. € 49,90/ SFr 81,50 ISBN 3-412-16901 -3
45: W o l f g a n g S t e p h a n Kissel: Der Kult d e s toten Dichters u n d die r u s s i s c h e M o d e r ne. Puäkin - Blok - M a j a kovskij. 2004. VII, 318 S. Gb. € 34,90/ SFr 60,40 ISBN 3-412-16503-4
40, 1 - 4 : B o d o Z e l i n s k y (Hg.): R u s s i s c h e Literatur in Einzelinterpretationen. Bei Abnahme aller 4 Bde. je € 29,90/SFr 50,20 pro Band. B a n d 1: Die r u s s i s c h e Lyrik 2002. X, 491 S. Gb. mit SU. € 34,90/SFr 57,70 ISBN 3-412-15801-1 B a n d 2: Der r u s s i s c h e R o m a n . 2005. Ca. 400 S. Gb. mit SU. Ca. € 34,90/SFr 57,70 ISBN 3-412-18001-7 B a n d 3: D a s r u s s i s c h e Dram a . 2005. Ca. 400 S. Gb. mit SU. Ca. € 35,50/SFr 6 3 ISBN 3-412-18101-3 B a n d 4: Die r u s s i s c h e Erzählung. 2005. Ca. 400 S. Gb. mit SU. Ca. € 35,50/SFr 63,ISBN 3-412-18201-X 41: Gun-Britt Kohler: Boris d e S c h l o e z e r (1881 - 1 9 6 9 ) . W e g e a u s d e r r u s s i s c h e n Emigration. 2003. VII, 395 S. Gb. € 44,90/ SFr 74,- ISBN 3-412-13302-7
46: J a n Feilerer: M e h r s p r a c h i g k e i t im galizischen Verwaltungswesen (1772-1914). Eine historischs o z i o l i n g u i s t i s c h e Studie z u m P o l n i s c h e n und Ruth e n i s c h e n . 2005. X, 396 S. Gb. Ca. € 44,90/SFr 77,ISBN 3-412-10004-8 47: J e n s Herith: Ein S ä n g e r g e b r o c h e n e r Linien, losif B r o d s k i j s dichterische S e l b s t s c h ö p f u n g . 2004. IX, 435 S. Gb. € 49,90/ SFr 85,50 ISBN 3-412-12704-3 48: Slavistische F o r s c h u n gen. In m e m o r i a m R e i n h o l d O l e s c h . Hg. von Angelika Lauhus und B o d o Zelinsky. 2005. Ca. 346 S. inkl. 6 s/w-Abb. und 3 Karten. Ca. 12 s/w-Abb. auf 8 Taf. Gb. Ca. € 39,90/ SFr 69,40 ISBN 3-412-12305-6
URSULAPLATZ I, D-50668 KÖLN, TELEFON (0221)913900, FAX 9139011
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