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German Pages 53 Year 1823
Heinrich
der
von
Plauen,
Führer
durch das
Ordenshaus
in
Marienburg
Preußen.
Danzig , gedruckt bei Carl Heinrich Eduard Müller.
1 8 2 3.
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ey mir gegrüßt im alten Ordenshause ! rief Heinrich von Plauen dem alten Jugendfreunde , Dieterich von Thierberg, freundlich zu; ſey herzlich mir willkommen im alten Sie unserer Ahnen !
Wie wunderbar ist doch
das Spiel der Schicksale im Kreise dieſes Lebens !
Dich,
den späten Sprößling des Gründers dieses Hauses , der weit in den Landen alter Kunst und Wissenschaft umher: gewandert, der die ewige Stadt und Griechenlands Rui: nen gesehen , den die Liebe zur Betrachtung der Werke der Kunst von Land zu Land getrieben und nun auch ins alte Ordensland geführet, die Burg zu besuchen, wo unsere Ahnen den Meisternamen trugen, Dich gerade, den frühen Jugendgenossen einer fröhlichen Zeit , muß nach vieler Jahre Verlauf ich
ein spåter Nachkömm
ling jenes braven Heinrichs von Plauen , des tapfern Erretters dieses Fürstenhauses, nach so langer Trennung hier gerade zum erstenmale wiederum begrüßen !
Noch
einmal, mein theurer Dieterich, ſey herzlich mir willkom: men in dieser Burg , die uns beiden um unserer Våter 1 *
willen so nahe angehört !
Welcher Wechsel der Zeiten
liegt zwischen dem Jeht und jenem heiteren Jahre, als wir auf Thüringens deutscher Burg, wo einst Herrmann von Salza gewohnt, uns in unserer Freundschaft und Liebe zuerst begegneten !
Welches Wechselspiel seitdem
in Deinem Lebensgange !
Und welche Ruhe und Ein;
samkeit in dem meinigen !
Siehe , zwanzig Jahre schon
ſind es , als ein schweres Unglück mich aus meiner Hei: math hinwegtrieb.
Die Erinnerung an meinen edlen Urs
ahn, den Meister Heinrich, rief mich hierher.
Da wohne
ich unfern von der Burg unserer Båter einsam und in ländlicher Stille , aus der zuweilen nur die immer neu : erweckte Sehnsucht nach dem alten Ordenshause und die immer erhebende Erinnerung an jenen tapfern Meiſter aus meinem Stamme mich hierher ziehen.
In meinem
stillen Wohnsihe ist es die Geschichte alter Jahrhunderte und der Schicksale dieses Ordenshauses , die mir die Tage wie zu Stunden macht und die Einsamkeit vers füßt.
Es ist ein herrliches Studium !
Es hat mir vie
les von dem , was lange Zeit den Meisten als dunkeles Räthsel dalag , endlich zur helleren Erkenntniß gebracht und nun finde ich meinen schönsten Lohn in dem Um stande, daß ich Dir gerade die Erfolgnisse langer Stu: dien mittheilen kann.
Siehe, drei Burgen standen hier einſt neben einans der.
Jenes oberste Haus , zunächſt der Stadt gelegen,
dasselbige , welches Dein Ahnherr , der Landmeiſter Con rad von Thierberg , in den Jahren 1274 und 1275 er: baute, ( - es stehet also fast schon 550 Jahre da — ) hatte sonst auf dem Raume, wo Du jeht in der mittles ren der drei Burgen den alten Wohnsiß des Ordensmei:
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fters siehst , seine Vorburg mit ihren Gebäuden für die Bedürfnisse wie des Krieges , so des gemeinen Lebens. Als aber der Meister Siegfried von Feuchtwangen be schloß, seinen Siß hier im Ordenslande zu nehmen, ließ er auf dem Raume der Vorburg , deren Mauern zur Grundlage benußend, eine zweite Burg zu seiner Behau; fung erbauen, die so schnell vollendet war, daß der Mei; ster, wie ich erforscht habe, ſchon zwischen dem 9ten und 21. September des Jahres 1309 ſeinen Einzug halten Es ist dieselbige Burg , welche hundert Jahre fonnte. nachher mein Vorfahr so ritterlich vertheidigte.
Die
Vorburg wurde damals weiter hinaus gerückt , da wo noch jeht ein Theil des Gemåuers und Ruinen altey \ Thürme die Begränzung bezeichnen. Die mittlere Burg , das eigentliche Haus des Glan : zes, von fürstlicher Pracht, wo alle die Männer wohnten, die einst als Meister des Ordens dem Lande so manche Quelle des Heils und des Wohlstandes eröffneten , hat die Zeit mit ihrem die Werke des Alterthums sonst so gerne verderbenden Geiste wie aus Dank für jene ed: Dahin folge len Ordensmeister am meisten geschont. mir zuerst! Zur Rechten dort im Vorsprunge des oberen Gebäus des siehst Du vorerst des Meisters Kapelle und unter ihr den Eingang in des Meisters Wohnung.
Mir ist es im
mer nicht ohne Bedeutung geweſen, daß man durch eine Halle unter jenem heiligen Orte in des Meisters Wohns haus eintreten mußte. Die Inbrunst eines heiligen Glau bens und fremmer Sinn waren es ja zuerst, welche des Ordens älteste Brüder in jenes fromme Spital des Hau: ses zu Jerusalem zur ersten Erfüllung der Ordenspflicht
hintrieben.
Durch die Kirche und auf geheiligtem Bo:
den ging in seinem Entstehen der . Orden zuerst in die Welt ein.
Vielleicht mag auch der Meister bei Erbauung
seines Wohnhauses in alter Erinnerung an des Ordens Ursprung jenen Gedanken in der Seele gehegt haben ; der Mensch verwirklicht ja so gerne die liebsten Gedan: ten seines Geistes in irgend einer äußeren Erscheinung und im irdischen Stoffe. Man meint auch, daß vielleicht schon vor dem Erbaue dieses Pracht:Hauses einstmals hier ein Kirchlein der alten Vorburg gestanden habe und so aus alter Zeit her der Boden schon geweiht gewesen sey. Der erste Raum, in welchen we hier eintreten ( 1 ), war einst bestimmt zum Aufenthalt des Thürhüters ; man nannte
ihn in jenen Zeiten des
Meisters
Thorwart.
Denke also nicht an eine bewaffnete Wache , die etwa nöthig gewesen wäre , des Meisters Leben in Sicherheit zu erhalten ; ein einziger Mensch, mit einigen andern´in seinem Amte nach Stunden abwechselnd, saß hier als der Thüre Hüter.
Bei ihm verweilte, wer bei dem Meister
Gehör zu finden verlangte , bis auf geschehene Anzeige eines angekommenen Fremden des Meisters Kompan, sein nächster Getreuer, seinem Herrn des Angekommenen Na: men gemeldet hatte.
Dieser Kompan , dessen Gemach
gerade hinter dem des Thorwarts lag ( 2 ), konnte leicht und schnell durch seine Hinterkammer ( 3 ) zu dem Meis fter gelangen , ohne daß der Fremdling die Meldung vernahm, Links in des . Thorwarts Gemach führt eine Thüre zu der Haupt:Treppe des Hauses, die oben in einem groz ßen, würdigen Eingang unter dem hohen Spißbogen en: digt.
Sonst fiel beim Eintritte der erste Blick auf eine
mit fünf schönen Spitbogen gewölbte Hausflur , an die sich die erhabene und prächtige Bogenflur ( 4 ) , anschloß, welche vormals in einfacher Benennung der Gang geheis Ben, in alter und in neuer Zeit den Fremdling immer so ergößt, wie zur Bewunderung hingezogen hat. Ich habe oft schon hier, in einsamen Stunden mich über die Ge genwart und über des Lebens kurzen Raum hinwegtrâu: mend, bald dieſes Kunstspiel der Bogenformen betrachtet, bald in jenes herrliche Gewölbe hineingeblickt, und ſo oft und je långer ich dieß that, desto mehr ist immer in mei ner Seele eine gewiſſe ſchmerzlichsüße Wehmuth erweckt worden. Der Blick in ein schönes Bogengewölbe schlägt ja so manchmal im Buſen eine Saite an , die man oft lange Zeit im Weltgetümmel im Innern des Herzens nicht erklingen hört.
Und so ist mir im Spiele der Ge
fühle, die diese Burg schon vielmal in mir aufgeregt, die Stimmung, die dieses Gewölbe in meinem Innern erz zeugt, immer die erste Saiten : Schwingung der Empfin dungen in der Erinnerung an manches Große und Edle der vorigen Zeiten.
Es geschieht hier die erste Erhe
bung der Seele zum Genuß des wahrhaft Schönen und Erhabenen, zu dem sie an diesem Orte erst wie vorbes reitet wird. Aber auch das Einzelne entgeht dem sinnigen Bes trachter nicht.
Siehe jenen starken, viereckigen Stein:
pfeiler , des Gewölbes kräftigen Tråger ; er ist in seiner auffallenden Bildung der einzige in der ganzen Burg. Weiter hinwärts in dem Gange bemerkest Du zwei freis stehende Granitpfeiler an der abgeschwächten Mauer und einen dritten , der seine Ruhe auf einem starken Krag: ſtein findet.
Sie verdienen wohl beachtet zu werden.
Hinter diesen Pfeilern ist alles , Mauer , Sizbänke und Fenstergewånde aus gewaltigen Kalksteinmaſſen gebildet. In der Breite jener Mauer geht fünf und funfzig Fuß in die Tiefe hinab ein schön ausgelegter Brunnen durch alle Stockwerke der Burg hindurch , so eingerichtet , daß in allen Stockwerken aus ihm geschöpft werden kann. Hier im obersten Gange stand einst diesem Brunnen zur Seite ,,Meisters Handfaß," mit vieler Kunst aus Stein gearbeitet , worin das geschöpfte Wasser bis zum Ver: brauch aufbehalten wurde.
Die schöngezierten Fenster
dieses Ganges deuten schon von selbst in ihren Bildnis: fen auf die spendenden Geber hin, durch deren Mithülfe fie zu solchem Glanze gelangt find.
Die gelehrten Schu;
len Westpreußens, Litthauens und Ostpreußens hatten die drei ersten , das vierte , der Kunst geweiht , ein Mann, dessen Namen das Lamm hier deutet, und das fünfte im Vorblicke des Ganges die hohe Schule zu Königsberg zur Wiederherstellung ausgewählt.
Und die Wahl hat
ihre sinnige Deutung , denn nur durch Kunst und Wiſ: senschaft gelangt man zu dem Erhabensten und Herr: lichsten. Du ahnest schon aus der stolzen Pracht dieses Eins ganges hier zur Linken und aus jener Empore über ihm, von wo sonst bei hoher Festlichkeit Trompeten und Pau: ken erschallten, daß es ein fürſtliches Gemach ist, in wels ches wir jeht eintreten.
Ein altes Buch nannte mir es
,, des Meisters großes Remter " (5).
Hier war es, wo
mein Ahn , jener Heinrich von Plauen , in hart bedrån: gender Noth, wie die Meister, die vor ihm dieses Haus bewohnten , seine Ordensgebietiger versammelte, wenn er über Verhältnisse
des Ordens
oder
des Landes ihre
Stimmen vernehmen wollte ; hier empfing er aus fremder Reichen die Gesandten und pflog mit ihnen die nöthigen Verhandlungen ; da hat so mancher zu seiner Zeit bes rühmte Mann aus England und Schweden, aus Då nemark und Frankreich , aus Deutſchland und Italien vor des Ordens Meiſter gestanden.
Hier berieth er sich
auch mit den Stånden des Landes.
Mit solchem Ernſte
aber wechselte in diesem Gemache auch Lust und Freude. Hier empfing der Meister auch die fürstlichen Gäste, die nicht selten in dem Lande erschienen , um die sonderbare Verfassung und Gestaltung aller Dinge in dem Ordenss Staate kennen zu lernen ; hier gab er ihnen die festlichen Mahle, bei deren einem einstmals ein Baiern : Herzog den Thorner. Landwein so kräftig deutsch lobte ; und wäh rend dann die Glåser erklangen, rauschte der Liedsprecher zur Ergöhung der Gåste in den Saiten seiner Harfe. a mochte es wohl oft recht heiter und fröhlich zugez hen.
Und wie auch anders ?
Der freie Aussprung des
Seitenflügels , worin ſich dieses Gemach befindet, giebt ihm von selbst schon einen so frohen und heiteren und zur Freude und Lust stimmenden Character , daß. wohl schwerlich je das empfängliche Herz unberührt bleiben konnte. Auf drei Seiten öffnet sich durch die dicht an
einander
gestellten Fenster
die
weite
Aussicht in
die schönsten , üppigen Fluren , deren Betrachtung das einfachere Gemüth so manchen Ritters wohl sehr er: göht haben mag.
Um dem Auge den Ausblick noch
freier zu erhalten , hatte man sogleich bei dem Aufbau der Burg die breit vortretenden Strebepfeiler durchbros chen und zwischen die Fenster jene schlanken , achteckigen Granitpfeiler gestellt , die den oberen Theil des Strebe:
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pfeilers tragen müſſen : ein Beweis , wie gerne auch der deutsche Ritter sich an der Betrachtung der Natur und durch den Hinblick auf die weite Gottes : Welt ergößte. Das hoch aufstrebende Gewölbe trågt ein mächtiger Granitpfeiler, dessen Durchmesser 17 Zoll und Höhe auf 12
Fuß gemessen ist.
deſſen
Vormals schlugen vier
Anker, von deren Ankerhaken am Pfeiler einer noch zu sehen ist, in die vier Seitenwände ein, damit diese, un geachtet der 10 großen Fenster in den Wånden, dennoch dem Gewölbe widerstreben konnten.
Nun steht er schon Er ist
längst auch ohne diese Anker fest und sicher da.
es auch, auf den es einst der Polen : König abgesehen. Denn als im Jahre 1410 sein Kriegsvolk dort drüben jenseits der Nogat lag und mein Ahnherr, Meister Heinz rich, in diesem Remter die Ordensbrüder zur Berathung versammelt hatte, ließ der König eine starke Steinbüchse gegen diesen Pfeiler richten , um, wie ein feiler Bube, der dem Könige die Versammlung der Ordensritter vera rieth, mit ihm verabredet, alle Brüder durch des Pfei: lers Umsturz unter dem Gewölbe zu vergraben.
Der
Schuß geschah und die Herren erschraken nicht wenig ob des fremden Gaſtes , der ihnen ins Gemach flog.
Die
Steinkugel traf indessen nicht den Pfeiler, sondern das gegenüber befindliche Kamin , über welchem Du sie, zur Zeit Heinrichs von Plauen eingemauert, noch jest siehst. Aber wie? Dich So erzählte mir's eine alte Chronik. feſſelt ja , wie ich sehe, noch mehr als die Kugel die Betrachtung des Kamins ! Hast wohl Recht! Es ist ein kräftiges Stück Arbeit ; wie aus Einem Stein gegoſſen ! Und wie dieser Kamin, so sind die Wände zwischen den Fenstern , die Fenstergewände und Fensterkreuze , so ist
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auch diese Schenkbank hier aus gewaltigen Steinmassen aufgerichtet.
Auf dieser leßtern wurden bei großen, fests
lichen Mahlen die Speisen und Getränke durch jenen Zus gang von außenher ( 6 ) zugereicht.
Früher waren neben
dieser Schenkbank an der Wand Wappengemålde mit Ins schriften zu ſehen und unter den obern Fensterreihen und in den Fensterblenden an den dunklen Wänden las man finnreiche Sprüchlein , vielleicht auch wie noch jekt zu Lochstädt zu lesen ist : ,,Maaße ist zu allen Dingen gut!" Bald wird der Saal mit den Fenstern seine Zierde er halten, da unsere Königliche Familie seinen Ausschmuck übernommen hat.
Auch hier , wie bei allem Guten,
Schönen und Erhabenen ist sie Vorbild. Doch ich sehe Deinen Blick in der Höhe des Gewölbes ruhen ; und in der That die ernste Erhabenheit , die hohe Würde, die stolze Haltung des månnlich großen Characters , mit denen mit vernehmlichen Lauten
das
durchaus fürſtli/
che Gemach den Geist des Betrachters
anspricht,
ich fühle ſie Dir nach, die Gefühle , die jene geheimen Laute in Deiner Seele antlingen und ich ahnde in dem Ernste Deines Blickes und in der Stille Deiner Betrach; tung die Welt der Gedanken, die in Deinem Geiste, wie schon oft auch in dem meinigen , erwachen.
Lernt denn
der Mensch nur in den Büchern des Menschen Ge schichte ?
Nein , auch die Steine reden von des Mens
schen Größe in der Weltgeschichte dem , der die Steine versteht. Doch folge mir nun weiter!
Einige Schritte den
Gang zurückgehend gelangen wir zum Eingang ( 7 ) des anstoßenden kleinen Remters des Meisters. Alte Schrif ten nennen es gemeinhin ,, des Meisters Remter. " (8 )
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Zuerst betreten wir eine kleine Vorhalle ,
von welcher
rechtshin der Gang zu der Schenkbank des großen Remz ters , links ein anderer Gang zu der Schenkbank des kleinen Remters und zu einer Treppe in die tiefen Kela lerräume führt.
Du scheinst Dir fast, wie ich merke,
von diesem Gemache wenig zu versprechen, da die niez drige Thüre, die im Innern dieser Vorhalle das Ge: mach eröffnet, allerdings nichts von Auszeichnung zu vers rathen scheint.
Freilich mit allem Rechte bewundertest
du jenes prachtvollere Steingerüßte des Einganges in das große Remter mit seinen Pfeilern und Sißbänken. tritt hinein !
Doch
Vielleicht mag der Anblick und des Ge
maches Zweck und Bestimmung den kleinen Eingang auch bei Dir rechtfertigen.
Es war des Meiſters Speiſe:Ge:
mach, wo zugleich mit ihm die Gebietiger und des Ora dens Komthure , wenn sie zur hochmeisterlichen Burg hatten kommen müssen, oder auch andere Gäste aus der Ritterschaft des Landes und die Bürgermeister der Städte mit ihrem Landesfürsten zu Tische saßen.
Mir ist es,
als wenn das Gastfreundliche und Wohnliche im Cha; racter dieses Gemaches, der angenehme Eindruck des Heis mathlichen und des Zu : Hauſe : Seyns , der sich hier der auf ein heilt und so wohl thut, schon von selbst auch Seele auf eine solche Bestimmung des Gemaches hindeutete. Und in der
alten Zeit mag wohl auch so manches
Andere jenes Gefühl des Heimathlichen noch lebendiger erweckt haben.
So schmückten sonst die jest leeren Wände
rings umher die Bildnisse aller der Meister, die diese Burg bewohnt hatten; und sie mögen wohl oft im Ge spräche an des Meisters Tafel der Gegenstand ernſter und fröhlicher Unterhaltung gewesen seyn.
Jezt hat man
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t
die Andeutung des einstigen Daseyns dieser Bildnisse durch die Stammwappen der Hochmeister, die in Ma rienburg ihren Siß gehabt, wiedergeben wollen.
Siehst
du dort im Fenster im schwarzen Felde den goldnen Ld: wen?
Das ist der Plauen Sinnbild.
Den Löwen trug
schon der Plauen auf der Brust, der mit dem Polen: Könige stritt.
Jener Pfeiler , der das liebliche Ge
wölbe wie ein heiteres Gewölk trågt , ist in seiner Form der einzige in der Burg.
Er hat die Urgestalt des alt:
deutschen Pfeilers beibehälten ; darum fehlt ihm noch das Gurtenband, welches sonst die Gewölbegurten zuſammen: hält.
Hier, scheint es , wollen die Gurten am Pfeilers
stamm sich unsichtbar verlieren.
Dort zur Linken be
merkst du in dem Stuckboden, der wie die umlaufenden ſteinernen Sißbänke nach alten übrig gebliebenen Spur ren wieder erneuert ist, eine dir wohl noch ganz fremde Vorrichtung zur Erwärmung des Gemachs durch den Fußboden , wie du sie noch öfter in der Burg finden wirst.
Der Zweck dieses Gemachs förderte eben so eine
Schenkbank, wie wir sie im großen Remter fanden. Wiederherstellung
dieses freundlichen
Die
Gemachs geschah
durch die Beiträge der ostpreußischen Stände. Durch diese niedrige Seitenthüre nahe an der Heis zung kommen wir in des Meisters Stube (9) ; so wurde dieses Gemach schon in alter Zeit genannt.
Hier findest
du dieselbige Anlage zur Erwärmung in dem Fußboden. Das Gewölbe trågt ein einzelner Pfeiler.
Der Name
des Gemachs deutet schon von selbst auf seinen Zweck hin.
Die Stadt Königsberg übernahm es , dieses Ge;
mach, wo einst der Meister Tag für Tag war, zu ſet? ner alten Würde und Schönheit wieder auszubauen.
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Von hier aus gelangen wir durch einen Gang ( 10 ) neben der Hausflur ( 11 ) in des Meisters Gemach (12), in welchem zwei Fenster auf der Seite nach der hohen Burg, drei andere auf den weiten Burghof hin dem Ges mache seinen heiteren und freundlichen Character geben. Es ist das Gemach, wo mein Ahnherr , der schwerbe: kümmerte Heinrich , wohl manche Stunde in drückenden Sorgen über die Bedrängnisse seines geliebten Ordensz landes hingebracht.
Und als habe man gerade an dies
sem Gemache, aus welchem so manche betrübte Zeit für das Volk der Polen ausgegangen war , eine vergeltende Rache nehmen wollen : -in diesem Gemache gerade, in der anstoßenden Stube des Meiſters und in der nas Hen Hausflur ließ einer der Polen:Könige, die zum Theil vormals ihre Residenz hier hatten , einst die Gewölbe ausschlagen und die Räume nach Polnischer Mode für fich neu ausbauen.
Zum Glück blieben noch in den
Kragſteinen, die du hier noch siehst, die Spuren übrig, daß zwei Pfeiler das Gewölbe einst getragen.
Sonst
war hier alles mit Wappenbildern , vielen andern bildli: chen Darstellungen und mit Weinranken zierlich ausge malt und es mag sa mancher Meister in alter Zeit auf dieses sein tägliches Wohngemach große Sorgfalt vers wendet haben, wie schon der äußere Glanz der freistes henden, herrlich geformten Granitpfeiler bezeichnen kann, von denen aus jener Zeit noch einer vorhanden war. Aber, wenn man auch nur dieses Gemach in seinem einstigen Glanze, in allen seinen Verwandlungen und nun in ſei: nem jeßigen Zustande überblickt
was liegt auch hier
nicht alles zwischen dem Einst und Jeßt ; dem Einst → wo von diesem Orte aus Gebote und Verordnungen in
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die Ordenshäuser aller Lånder Europas , selbst bis nach Aften hinüber gingen , und dem Jeßt
wo hier alles
todt und ausgestorben und die alte Herrlichkeit zerworfen und zertreten ist! Hatten Sorgen und Kummer des Meisters Muth, der in jenen mitunter sehr rohen Zeiten wohl zuweilen auch dem Stärksten zu' ſinken anfing, gebeugt, ſo ging er
• durch jene breite , flachbogige Thüre ( 13 ) , durch die Flur und die einst schön gezierte und , wie ich früher selbst noch gesehen , niedlich ausgemalte Vorhalle, wo, wie man meint, einst Werner von Orseln, der treffliche Meister, von einem Ordensbruder ermordet wurde, in seine Haus:Kapelle ( 15) zu stiller Andacht und erhebens dem Gebete. Es war ein heiliger Ort und mancher Mei: ster des Ordens hat hier vor diesem Altare für des Lan des Heil und Gedeihen dem Ewigen seine Wünsche und Gelübde ausgesprochen.
Die alte Weihe hat auch jest
noch, wie mir es scheint , ihre Kraft.
Ich wenigstens
kann noch jest die geweihte Ståtte, wo sonst so mancher fromme, edle Mann sich demüthigte vor der Allmacht des ewig Lebendigen , nie betreten ohne die Stimmung der Andacht und Erhebung ; und wenn ich mich denn frage, wie das komme, so deuten mir freilich schon jene zwei hoch aufsteigende Bogen , durch die man eintritt in das alte Heiligthum , die einstige hohe Bedeutung des Ortes an ; aber es ist mir oft, als wären auch die Stim: men noch nicht ganz verstummt , die hier einft für das Glück und Wohl des Landes beteten, und wenn ich das Land, wie es so rings umher in üppiger Fülle feines Er: trags daliegt, überblicke, so ist es mir, als hörte ich die Worte der Wünsche und Gebete, die einst die Meister
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hier aussprachen, im Segen und Gedeihen des Landes und der Städte noch immer wiedertönen. Das Alles stimmt mich oft zu erfreuenden und doch auch ernſten Gedanken und in der That selbst das matte Licht, durch jene drei kleinen spißbogigen Fenster und jenes vierte mit alter Verzierung sparsam zugelaſſen , wirkt in der Seele auf ernste Betrachtungen hin .
Sonst standen zwei
Altåre an dem heiligen Orte ; das hier neu wieder erz richtete war das Haupt : Altar , in alter Zeit mit ſchönen Bildnissen aus Bernstein und heiligen Reliquien versehen. Ihm gegenüber führt jene Thüre in des Meiſters Schlafgemach (16) , nicht ohne Absicht so nahe der Kai pelle gelegen, weil der Meister am Morgen vom Schlafe erwacht nicht eher sein Wohngemach, betrat, bevor er nicht in seiner Kapelle sein Gebet verrichtet.
Die Wandblenz
den , auf die ich Dich fragend blicken fehe, dienten einſt zu Wandschränken, und auch hier findest Du wieder die nehmliche Veranstaltung zur Erwärmung des Gemachs durch den Fußboden.
Das Wappen in jenem Fenster
mag Dir wohl bekannt ſeyn.
Es ist das Stammwappen
des gråflichen Hauses der Dohna hier in Preußen, wels ches dieses Gemach hat wiederherstellen lassen .
Die rit
terlichen Namen dort benennen Dir die Glieder dieſes Hauses, die einst dem Orden dienten oder dessen Brüder waren.
Die Thüre zur rechten Seite dieses Gemachs
führt zu des Meisters Hinterkammer ( 17), bestimmt zur Aufbewahrung der Meßgewande und anderer zum Gotz tesdienst gehöriger Dinge, die zum Theil vielleicht in dem da befindlichen Stein:Schranke ( 18) verſchloſſen werden • konnten. Durch jene Seitenthüre, die in des Meisters Kapelle führt, konnte das zum Gottesdienst Bendthigte leicht
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leicht herbeigebracht werden.
Das Gewölbe dieses Wer
machs ist, wie Du siehst, ganz anderer Art, als wir ſie bisher gefunden.
Es ist nur ein Tonnengewölbe.
Gehen wir wieder zurück durch des Meiſters Schlaf; kammer, so gelangen wir zu jenem schmalen Gange ( 19), aus welchem zur linken eine Thüre in des Meisters Dienerkammer (20), zur rechten eine andere in des Meiz fters Stübchen ( 21 ) führen , denn so sind diese kleinen Gemache in alten Schriften bezeichnet gefunden. Es haben sich Gründe zu der Vermuthung ergeben, daß der Meister sich dieſes kleinen Gemachs im Winter, wie zur Sommerzeit zum Baden bedient habe ,
wozu es wohl
auch passend war, da es durch den Ofen im Fußboden leicht erwärmt werden konnte. Aus dem schmalen Gange gelangen wir wieder durch das schöne Flurgewölbe (4) hindurch, an der Thüre von Meisters Remter vorüber zu einer Windeltreppe ( 22 ). Steigen wir auf derselben aufwärts , so treffen wir auf einen weiten Raum , der uns den Rücken der Gewölbe vom großen und kleinern Nemter des Meisters zeigt ; zur linken dehnt sich der Gewölbe : Rücken des großen Gan; ges aus : - alles in einem kleinen Bilde wie Berg und Thal.
Sie machen einen eigenen Eindruck auf den Be
trachter, diese gewaltigen aufgehäuften Maſſen. Daneben in der Mauer siehst Du noch die alten Vorrichtungen zur Vertheidigung der Burg durch Schießscharten.
Stei
gen wir noch höher hinauf, so kommen wir zu den Zin nen, mit denen einst das ganze Ordenshaus ringsum ges front war.
Der Treppe abwärts folgend gelangen wir zuerst in das sogenannte Erdgeschoß (B) und vom geraden Austritt
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der Treppe zunächst zu einer Vorhalle, aus welcher und zur linken hin eine große Thüre zu einem Gange führt ( 23 ) , der gerade unter dem oberen prachtvollen Gange mit dem schönen Gewölbe liegt.
Das beweiset Dir
auch schon der Brunnen , der, wie Du siehst , uns hier abermals begegnet.
An Ende des Ganges führt und
zur linken eine Thüre in vier sich völlig ähnliche , neben einander liegende und unter des Meisters großem Rem; ter befindliche Gemache (24).
In jedem trägt ein Gras
nitpfeiler ein schönes spitbogiges Gewölbe und wo die innern Wandmauern dieser Gemäche sich durchkreußen. (25), ruht die gewaltige Lastschwere des großen Pfeilers im großen Remter mit allem , was er trägt.
Der Ges
mache einstmalige Bestimmung und Bennßung ist schwer zu ermitteln. Die Verbindung, in welcher sie durch meh rere Thüren zu einander stehen , dürfte wohl auf einen gemeinsamen Zweck hinweisen.
Zimmer für den täglichen
Aufenthalt bestimmter Ordens Beamten waren es gewiß, darauf deuten uns in zweien derselben die Einrichtungen zur Erwärmung durch den Fußboden und in den beiden andern zwei Camine hin , von denen der eine bereits wieder hergestellt ist.
Jene Familien : Wappen , die Du
in den Fenstern von zweien der Gemache dargestellt fin: best, geben uns weiter keine Auskunft, denn es sind die Wappen aller der Meister des Ordens, die noch nicht in diesem Hauſe wohnten und theils im Morgenlande, theils in Italien und Deutschland vor dieses Hauses Aufbau gestorben sind.
Ich meine, daß" hier des Meisters Ju
rist , ( denn er hatte seinen besondern Haus : Juristen), feine Notarien und Schreiber , welche die alten Docu: mente und Privilegien ausfertigten, des Meisters Grieft
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wechsel führten u. s. w. , gearbeitet haben mögen.
Sit
mußten ſich in des Meisters Nähe aufhalten , da er ihr rer oft jede Stunde bedurfte , weil der Meister alles, was zu schreiben war, nie selbst abfaßte.
Es bewegt mich
zu dieser Meinung auch die Nähe und Bestimmung etnų ger Nebengemache, zu denen ich Dich nun weiter führen will.
Aus dem vierten jener Gemache, die ihre Wieder;
Herstellung den vier preußischen Regierungen verdanken; gelangen wir durch eine Thüre ( 26) in ein anderes grot Beres Gemach, welches uns in alten Schriften bald der Gebietiger Gemach , bald des Meisters Rathsstube (27) genannt wird.
Gebietiger des Ordens hießen , wie Dir
vtelleicht auch schon bekannt ist, die fünf obersten Ori dens Beamten : der Großkomthur, der Oberst:Marschall, (der in Königsberg wohnte) , der Oberst : Spittler, (der seinen Siß im Ordenshause zu Elbing hätte ) , der Or: dens:Trappier, (der meist zugleich Komthur in Christburg war) und der Ordens : Treßler , ( der oberste Verwalter des Ordens:Schakes , der mit dem Großkomthur bestån dig in diesem Haupthause Marienburg wohnte ) .
Jene
Siegelbilder, die Du in den Fenstern dieses Gemaches dargestellt findest, haben daher auch ihre geschichtliche Be deutung, denn es sind die Amts: Siegel der genannten Ger bietiger, verbunden mit des Ordens Hauptſiegel und des Hochmeisters und des vormaligen Landmeisters Amts Siegeln.
Der Name schon , den dieses Gemach führt,
deutet klar darauf hin, daß hier der Meister mit seinen Gebietigern zu Rathe ging und mit den höchsten Ov dens : Beamten des Landes sich hier versammelte, wenn er über wichtige Verhältnisse des Ordens und über Ver: ordnungen zu des Landes Gedeihen und Glück ihre Meiz
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nung und ihr Gutachten vernehmen wollte.
Bie mans
ches mag daher einst auch an diesem Orte verhandelt und berathen worden seyn, was den Urvåtern des Landes zu Wohlstand und Segen ihrer Arbeit und auch uns noch, den spåten Enkeln, in seinen Folgen zu Heil und Freude gereicht!
Darum schon verweile ich gerne an diesem Orte,
hingegeben der Betrachtung und Erinnerung an die Zei; ten, in denen so viel Heil und Glück aus diesem Hause auf das ganze Land ausfloß.
Und wie der Mensch denn
einmal ist : er knüpft so gerne die sinnigen Gedanken und Gefühle an Dinge der irdischen Welt !
So blicke auch
ich oft lange in meiner Betrachtung in dieses Gewölbe hinein , und schaue die drei Pfeiler an , die diese Wöl bung tragen und finde dann in ihnen bald dieses und bald jenes. Die eine der beiden Seitenthüren , die das Gemach in seiner linken Wandmauer hat, führt zu einem Gange, der nach dem vorderen Hauptgange geht ( 28 ) , die an dere leitet uns zu einem andern Gemache ( 29 ) , deſſen Gewölbe, nur auf einem Pfeiler ruhend, ohne die Spik bogen, die wir in den bisher besuchten Gemachen doch immer fanden, dastehet und an sich schon einen ganz eis genthümlichen Character trägt.
Jener daran stoßende
Raum mit dem S. g. Tonnengewölbe (30) scheint seiner Bestimmung nach mit dem vorderen Gemache verbunden gewesen zu seyn.
Das Ganze aber diente, so vermu:
thet man zur Aufbewahrung alter Documente , Privile gien und allerlei Briefschaften ; man nannte damals ein solches Gemach die Briefkammer oder auch die Brief ſtube ; es ist das nehmliche, was wir jeßt das Archiv des Ordens nennen würden. Somit scheint auch in alle
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bisher besuchten Gemache dieses Erdgeschoffes ( 24 , 27% 29, 30) in Rücksicht ihrer Bestimmung eine gewiffe Eins heit und Planmäßigkeit zu kommen , und wir im obern Geschosse (A) alles auf das tägliche Leben und was zu seinen Bedürfnissen gehörte, Beziehung hatte, ſo zielt hier in seinem Zwecke alles auf des Landes Pflege und Verwaltung hin. Aus diesem Tonnengewölbe (30) führt uns jeht eine Thüre in· den Dir schon bezeichneten Nebengang ( 28), der uns in den früher genannten Hauptgang (23 ) zu rückbringt.
Aus diesem Hauptgange eröffnet zur rechten
hin eine Thüre den Ausgang auf den Burgplak ( 31 ). Wenden wir uns dahin, so siehst Du links bei den Stu fen im Gange eine kleine Thûre , welche zu dem Ofen führt, der die darüber liegende Schlafkammer des Meiz fters und das Stübchen erwärmte.
Weiterhin befindet
fich gleichfalls zur linken eine Thüre ,
die durch eine
Vorhalle zu der Dir früher schon bezeichneten Stube des Compans führt ; die Thüre zur rechten dagegen bringt uns zu einem Holzraume und durch diesen zu einer Küche, die wahrscheinlich die Küche des Meisters war ; neben ihr die dazu gehörigen Kammern alles mit Sonnena gewölben überwölbt.
Wir kehren zurück in den Gang
und wenden uns zu der großen Thüre links , durch die wir zu dem Gebietiger : Gemach gelangten.
Wir finden
da zur rechten die nehmliche Treppe wieder, auf welcher wir in dieses Erdgeschoß herabgestiegen sind. Wir folgen ihr jest weiter hinab. Den Raum, in welchem wir uns nun befinden, nen nen wir das obere Kellergeschoß (C).
Ob es diesen Na:
men auch in alter Zeit gehabt , weiß ich nicht zu sagen.
Aber ohne Zweifel haft auch Du schon manchmal davon reden hören, daß Marienburg, das Schloß, eben so tief in die Erde hineingebaut ſey , als es hoch über sie em porrage.
Und siehe, das ist gar nicht so unwahr ; denn
gegen die Seite des Burgplahes sind wir jetzt auch wirk: lich schon unter der Oberfläche der Erde und wir werden bald noch tiefer hinunter steigen müssen. Nord
Gegen die
und West : Seite aber siehst Du hier noch Fen
ker und Sonnenschein und Tageslicht. Der Gang (32) , in welchem wir uns jet befinden, ist die Wiederholung der beiden oberen Hauptgånge ( 4 und 25 ) , wie Du auch hier wieder aus dem Brunnen teicht schließen kannst. ziemlich flache Bogen.
Das Gewölbe aber hat schon Auch hier erblickt Du wieder die
starken Stein ; und Mauermassen, und alles um so kräf tiger und von so gewaltigerem Umfange, je mehr in der Tiefe der Burg die ungeheuere Laft der darauf ruhenden Masse zunimmt. Von der Treppe aus wenden wir uns zur linken an den Eingang zu vier Gemachen ( 33 ) , ganz denen åhns lich , wie wir sie im f. 9. Erdgeschoß gefunden haben, und auch gerade unter ihnen liegend. Auch hier bemerkst Du ein sehr flaches Bogen : Gewölbe in allen vier Ge machen, jedes auf einem Granitpfeiler ruhend.
Ihre
Erwärmung geschah wahrscheinlich durch Kacheldfen, denn man vermuthet, daß hier des Meisters gemeinere Die: nerschaft und Hofgesinde gewohnt habe.
Sie stehen das
her auch nicht, wie die vier über ihnen liegenden Ge mache, durch Thüren mit einander in Verbindung. Gehen wir zurück in den Gang an der Treppe vor: über und an einem Raume vorbei, den man in alter
Seit den Danze nannte, ein heimliches Gemach ( 34 ), fo gelangen wir in einen schmalen Seitengang ( 35 ), der uns rechts in • einen großen Raum bringt (36), wek cher unter dem Gebietiger:Gemach ( 27 ) liegt und deſſen fehr flaches Gewölbe , wie in jenem , von drei starken Granitpfeilern getragen wird.
Das Merkwürdigste in
diesem Raume ist die Anstalt zur Heizung , die ich Dir hier erklären will. Du bemerkest dort an der rechten Seite ein Ofenloch, in welches eingefeuert wurde.
Ueber dem Feuer befindet
sich eine Vorrichtung, die ich einen gewölbten Rost nen: nen möchte, durch dessen Oeffnungen die Flamme hindurch; spielen kann. Der Raum über diesem Roste ist mit eis , ner großen Masse von Feldsteinen von verschiedener Größe angefüllt, die durch das Feuer glühend heiß gemacht werden. Ueber diesen Steinen ist ein anderes Gewölbe geschlagen, durch welches die Züge oder Röhren durch die Mauer hinauf bis in die Gemache gehen, die erwärmt werden follen.
Dort strömt dann durch die durchlöcherten Heiz
steine in dem Fußboden, wenn sie geöffnet werden , die reine Wärme in die Gemache ein. Der Rauch findet wäh; rend der Feuerung seinen Ausgang durch den Schornstein. Sobald das Feuer ausgebrannt ist, werden die Kohlen her: ausgenommen , damit der Kohlendampf sich nicht in die Gemache ziehe, der Schornstein wird verschlossen und so die reine Wärme zusammengehalten und nach Gefallen in größeren oder minderen Graden in die Gemache einges laſſen. Ueber dem Heizloche befindet sich eine Blende, lassen. die geöffnet werden kann, um die etwa verbrannten Steine herauszunehmen und neue Feldsteine hineinzubringen. Auf solche Weise werden durch diesen einzigen Ofen zugleich
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drei Gemache im Erdgeschoß, nehmlich das Gebletiger? Gemach ( 27) und die zwei nächsten von den vier danez ben liegenden Gemachen (24 ) erwärmt. Eine gleiche • Heiz- Anſtalt finden wir hier in dem Gange ( 37 ), welche die über diesem Raume befindliche Briefſtube im Erdgeschoß ( 29 ) und im obern Geschoß des Meisters kleines Remter (8) und das anstoßende Ge mach des Meisters (9) erwärmt ; es steigt also, wie Du stehst, die Hiße aus dem Kellergeschoß ( C) hinauf durch das Erdgeschoß (B) bis ins obere Geschoß (A).
Das
zu diesen Heizungen benöthigte Holz wurde in dem Nez benraume ( 38 ) verwahrt. Der Gang ( 35 ) führt uns wieder zurück zu dem uns nun schon bekannten Hauptgange (32 ).
Hier stos
ßen wir auf eine Steintreppe (39) , die in aufſteigender Richtung nach jenem Eingange vom Burgplaße aus führt (40).
Von hier aus konnte alles, was von jenem Plake
aus in die Keller des Hauses zu bringen war , mit Be quemlichkeit auf diesen Treppen herab geschafft werden, denn es leitet uns diese Treppe in gerader Richtung noch tiefer hinab in das untere Kellergeschoß ( D ) , wo wir den Austritt wiederum in einem Gange ( 41 ) nehmen, welcher den vierten Hauptgang des Hauses bildet und den obigen ähnlich ist, nur daß er nicht mehr dieselbige Långe und ein weit flacheres Gewölbe hat.
An dem Brunnen,
dem wir auch hier wieder begegnen, vorübergehend, tref fen wir am Ende des Ganges auf den Eingang zu vier ziemlich bedeutenden Kellerräumen ( 42 ).
Sie ſind den
vier über ihnen liegenden Gemachen ( 33 ) im übrigen völlig ähnlich, nur daß ihre Gewölbe noch etwas flacher und niedriger find , als die der oberen Gemache.
Sie
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ruhen auf viereckigen Granitpfeilern , die aber nicht ges glåttet sind.
Wozu auch hätte ihre feinere Bearbeitung dienen sollen in Räumen, die nur zur Aufbewahrung des
Weins , Bieres und des Methes bestimmt waren , wesz halb auch hier nirgends Fenster , sondern bloße Kellers 1dcher zu finden sind. Kehren wir auf dem Hauptgange ( 41 ) bis an den Austritt der Treppe zurück, so stoßen wir hier auf einen langen Gang ( 43 ) , der uns zu einem andern großen Kellerraume (44) führt, dessen flaches und niedriges Ges wölbe von drei viereckigen, gleichfalls ungeglätteten Gras nitpfeilern von ſtarker Steinmaſſe getragen wird.
Alles,
was wir bisher durchwandelt haben, und selbst mehr noch als dieſes — der ganze gewaltige Bau von seiner höch sten Zinne bis herab in diese Tiefe ruhet mit seiner ganz zen ungeheueren Last auf diesen Gewölben und auf dies sen Steinpfeilern. Und doch ruhen selbst auch diese Pfeiler noch nicht einmal auf ganz fester Erde.
Unter ihnen ist
noch ein mächtiges Gewölbe geschlagen, in welchem in al ter Zeit der Mühlengraben, nachdem er zuvor die Stadt und Burggraben mit Wasser gefüllt, hinfloß und unten in der Vorburg bei jenem noch dort stehenden runden Thurme in die Nogat ging.
Der Gedanke an die Kühn;
heit, mit welcher die Menschen damals Massen auf Mass sen håuften und die ungeheuersten Lasten auf Ein Ges wölbe und einige Pfeiler ftüßten ,
in der That , er
ist beinahe fürchterlich , jener Gedanke! Jeht folge mir auf dieser Treppe ( 45) aufwärts, uns auf dem freien Burgplaße vorerst ein wenig zu ers quicken an des Tages freundlichem Lichte!
Ich hoffe,
mein Dieterich, es steht Dir jest von allen durchwans
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derten Räumen und Gemachen ein ziemlich klares Bild vor der Seele. dem ganzen Baue.
Es ist in der That viel Harmonie in Vier Hauptgånge liegen in dreifacher
Wiederholung über einander ( A. 4. B. 23. C. 32. D. 41).
Dreimal wiederholen sich auch unter des Meisters
großem Remter (A. 5. ) die vier kleineren Gemache und Räume (B. 24. C. 33. D. 42. ) und eben so oftmal Kindest Du unter des Meisters kleinem Remter ( A. 8 ) ein långliches Gemach auf drei Pfeilern ruhend ( B. 27. C. 36. D. 44).
Das alles gehörte zu des Meiſters eis
gentlichem Wohnsiße.
Es war des Meisters eigentliches
Haus, in welchem kein anderer als Er mit seiner Dies nerſchaft wohnen durfte.
Dieses Gemach hier oben,
vor deſſen Fenstern die prächtige Pfeilerreihe steht, war, wie Du Dich leicht erinnern wirst, des Meisters tåglis ches Wohngemach ( 12).
Mein Ahnherr, Meister Heinz
rich von Plauen , mußte es nach der schweren Schlacht auf dem Tannenberge, als der Polen : König hier vor des Ordens Haupthaus zog und vor allem, aus Grimm gegen den ritterlich tapfern Heinrich, deſſen Wohngemach zerschießen ließ, beinahe ganz neu wieder herstellen lassen. Ich finde in alten Schriften darüber genaue Berechnuns gen und freue mich immer, meinen Ahn gewissermassen den zweiten Erbauer dieses sonstigen Prachtgemaches nens nen zu können.
Es hatten aber außer dem Meister, wie Du wohl schon weißt,
auch viele Ordensbrüder ihren Wohnſik
øder , wie man solchen in alten Zeiten nannte , ihren Convent in diesem Ordenshause.
Um zu den Theilen
der Burg, die diesen Ordensbrüdern zugewiesen waren, zu gelangen , folge mir wieder durch den Dir nun schon
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bekannten Eingang unter des Meisters Kapelle, die Treppo hinauf, die uns wieder in das oberste Hausgeschoß (4). bringt.
Vom Flurgange aus uns rechts wendend koms
men wir wieder in den schmalen Gang ( 19) neben Meis sters:Stübchen (21 ) vorbei, durch des Meisters Schlafs kammer ( 16 ) und durch dessen Hinterkammer ( 17 ) , in welcher wir rechts auf eine Treppe stoßen, die in alter Zeit des Meisters Treppe (46 ) hieß und mitten in der Mauer liegt. Sie führt uns hinab in das sogenannte Convents : Remter ( 47). Wir wenden uns am besten sogleich nach jenem Wins tel zur linken Hand, denn ich habe durch öftere Bea trachtung gefunden , daß von dort aus der Eindruck diez ses erhabenen und kühnen, wie dem Himmel mit seinem Gewölke nachgebildeten Gewölbes am lebendigsten und Was sich Dir hier freundlichsten in die Seele dringt. darbietet , mein Dieterich, ist das Schönste und Reiz zendste, was dieser alte Bau noch in ſich aufbewahrt. Es ist in der That ein großes Feld für den denkenden Geist zu mancherlei Betrachtungen, für das empfängliche Gemüth zu tiefen Gefühlen und für die rege Seele zur Hingebung in das Nachdenken über Größe und Bildung von Zeiten, die wir wohl oft bei verdunkeltem Blicke die ro Hen und finstern Zeiten der Nacht des Mittelalters genannt finden.
Mir ist es immer, als möchten jene Zeiten doch
wohl zuweilen auch ganz andere gewesen seyn , wenn ich in stiller Betrachtung in dieses lichte Gewölbe hineinblicke. Es leuchtet mir dann aus jener dunkelen Zeit ein Licht herauf, welches meinem Auge bei seinem Hinblick auf Menschenbildung und Menschenwerth immer unendlich wohlthut.
Und wenn ich die Idee betrachte, die hier iu
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dem Gesteine ruhet, und auf die schöne Harmonie achte, die hier der Künstler wie im Spiele seiner großen Kunst in der Ordnung des Einzelnen zum Ganzen und des Ganzen zum Einzelnen vernehmen läßt, und wenn ich überhaupt der Erhabenheit und Großartigkeit des Gedan; kens nachgehe, wie er in dem Geiste des Mannes lag, der vor nunmehr über fünf Jahrhunderte dieß alles schuf, mit solcher Kunst ordnete, mit solchem Fluge des Geistes erhob und mit solcher Kraft der Seele umfaßte : so thut fich mir, ich gestehe es offen , ein freundlicher Blick in ein Jahrhundert auf, welches auch ich in anderer Be trachtung nicht immer als die sonst durchaus gerühmte Zeit des Mittelalters gefunden habe. So halte ich es denn auch immer mit meinen Ansichten und Meinungen über den Geist und die Gestaltung der Zeiten.
Wo Fin
sterniß und Rohheit ist, muß die Liebe zur Wahrheit ihr Daseyn redlich zugestehen. Wo aber auch das Licht leuch tet und die Sterne durchbrechen, muß der Geist sich er: freuen und die Seele sich zur Heiterkeit erwecken lassen durch den tröstenden, schönen Gedanken, daß der Himmel des Lebens der Völker nie ohne Licht und ohne freund liche Sterne gewesen.
In allen Zeiten hat das Leben seinen düsteren Ernst wie sein heiteres Spiel, und wenn ich so bei meinen Wanderungen durch die Gemache die ses Ordenshauses wohl hier und da zur ernsten Betrach tung und zu einer Stimmung geleitet werde , die ich nicht immer eine freundliche nennen möchte : so ist es immer, als gehe, sobald ich diesen Ort betrete, eine ganz neue Welt von Gedanken und Empfindungen in mir auf; und in der That wem hier das Herz nicht zur Freude erwacht und sich hingiebt den Stimmungen der Heiter,
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keit, der Freundlichkeit ,
des Wohlgefallens an allem, was ihm hier aus dem Gebiete des Schönen und Gro Ben, des Hochgedachten und Tiefgefühlten entgegen tritt : wo soll denn je ſein Geist vom Edlen erhoben und sein Gemüth vom Schönen ergriffen werden ! Nach ernsten Stunden der Andacht und Betrachtung
in den Gotteshäusern dieser Burg und nach ernſten Bes schäftigungen hier auch des Lebens Lust und Heiterkeit wieder zu finden, dazu war dieses geräumige und freunds liche Gemach den Ordensbrüdern angewiesen.
Labung
des Körpers durch Speise und Getränk, Erheiterung des Geistes durch Spiele und Gespräch, Erquickung und Ers holung durch Mittheilung des Freundes mit dem Freunde, des Bruders mit dem Bruder fiehe ! das al: les war dieses Gemaches eigentlicher Zweck.
Hier war
der Ordensbruder Tag für Tag , und alle Stunden, die nicht der Gottesdienst , die ernstere Pflicht des Ordens und die strenge Regel des Lebens in Anspruch nahmen, gingen ihm hier unter der Luft des Lebens und der Hei terfeit des Tages leicht und schnell hin. Auch hier war, ་ wie im großen Leben, nach dem Ernste Lust und Spiel. Darauf deutet, wenn Du das Einzelne beachten willst, auch jetzt noch so manches in diesem Gemache hin.
Be
trachte nur einmal jene drei kühn aufstrebenden, achtecki; gen Pfeiler, die gleichsam wie zur Lust das leicht hin: schwebende Gewölbe tragen.
An dem erstern ſchon be;
merkst Du oben eine Rotte von tanzendem Gesindel, sich so wunderlich geberdend , als wolle es mit seinen Mars renkappen wie aus dem Leben hinauslaufen , und die nachziehenden Spielleute spielen zum Narrenjubel recht wacker auf.
Dort an jenem zweiten Pfeiler rankt sich
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oben, wie an's Zechen erinnernd , dem die Ritter wohl hier auch weidlich nachgingen, üppiges Weinlaub umher. An dem dritten Pfeiler siehst Du, wirklich mehr zum Las chen als zum Ernste, der ersten Eltern Sündenfall darges stellt.
Zunächst Fräulein Eva mit dem gewaltigen Apfel
in der Hand, den sie wie zur Neckerei dem gutmüthigen Adam zum Abbeißen darreicht.
Aber leider! dem nez
ckenden Spiele folgt die Strafe auf dem Fuße : da jagt schon der Engel mit dem Schwerdte das Pärchen aus dem Paradiese und das gestrenge Wort: Im Schweiße deines Angesichts sollst du von nun ab dein Brod essent wird an dem Armen hter auch sogleich vollführt.
Sieh'
nur den allgewaltigen Felsen, an den sie ihn gebückt und gebeugt mit der Feldhacke dahingestellt haben. Aber auch Evchen hat ihr Theil bekommen ! Wie ernsthaft sist sie da hinter dem Spinnrocken neben der geschaukelten Wiege, worin ein schon größerer Sohn einen neuen kleineren Adam einzududeln fucht. Was dem Ritter an Leibes Nahrung und Nothdurft zukam , erhielt er aus jener Schenkbank (48) zugereicht, auf welcher aus der anstoßenden Conventsküche (49) Speise und Trank leicht herbeizubringen war.
Zur wohnlichen
Erwärmung des großen Rauns diente auch hier jener Ofen in dem Fußboden, der zwischen dem zweiten und dritten Pfeiler liegt. In alter Zeit waren in diesem Remter die Gurten des Gewalbes mit blauen und roth; gelben Streifen bemalt, eben so die Schluß : und Krag steine, von welchen erstern freilich nur noch jener einzige, der leicht bemerkbar ist, sich aus jener Seit erhalten hat. Er stellt die Flucht der heiligen Eltern nach Aegypten dar.
Die bunte Welt aber, die Du da in den Fenstern
1
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dieses Prachtsaales bemerkest, hat zwar keine geschicht liche Beziehung auf seine einstmalige Bestimmung.
Du
stehst in ihnen der Reihe nach die Kreise von Westpreus Ben , wie sie zur Wiederherstellung dieses Remters zur fammentraten und jeder mit seinen Städten den Auss schmuck
eines
Fensters
übernahm.”
als Zeichen der Erinnerung eingeſeßt. Kreises.
Deßhalb wurden
diese Wappenbilder hier
Die Inschriften besagen den Namen jedes Aber Ehre, dem Ehre gebührt !
Jenes mitts
lere ( 50 ) bat zur Wiederherstellung sich der verstorbené Fürst Staatskanzler von Hardenberg aus.
Es steht der
Thüre gegenüber, die so , wie Du sie jest siehst , mit dem äußeren Gewölbe die Stadt Marienburg hat auss bauen lassen ; daher zum Andenken oben in diesem Ge wölbe an bescheidenem Orte das Wappen der Stadt ani gebracht ist (51 ). Durch diese Thüre gelangen wir wież der auf den großen Burgplak. b Wenn Du von hier aus die Lage des Convents: Rem ters mit dem Burgplaße zusammenstellest , so wirst Du kaum vermuthen, daß der Bau sich noch mit einem dops Zum erstern zu pelten Geschoß in die Erde hinabfenkt. gelangen, wenden wir uns hier rechts an dem Conventsi Remter zu jenem Kellerhalse (52) hin, der uns zuerst za einem kleinen Raume im oberen Kellergeschoß führet (C. 53). Rechts hin auf einer kleinen Treppe hinab gelangen wie zum Eingang (54) in einen großen Kellerraum (55)) dec gerade die Hälfte des Convents: Remters umfaßt und die Grundlage des ersten Pfeilers dieses Remters bildet. Es ist in der That ein ganz eigenes Menschenwerk, wels ches uns hier entgegentritt.
Der allgewaltige Steinpfeis
ler, der in der Mitte des schauerlich dunklen Gewölbes
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zur Erde sich herabfenkt, zieht wohl mit Recht zuerst den Staunenden Blick auf sich.
Es ist , als habe eine Welt,
die auf ihm ruhet, mit einer Riesenschwere das Wachs: thum eines Stammes mit ſeinem wölbigten Geranke und Gezweige nicht zum Aufschwung kommen lassen und die gehinderte Strebekraft in die Breite der gewaltigen Maſſe und der riesengliederigen Steingurten zusammengedrückt. Wie
eine schwerbeladene Gewitterwolke liegt das Ges
wölbe mit seinem fürchterlichen Ernste auf den Boden herabgesenkt.
Das lustige , heitere Remter über ihm,
und hier das Schauerliche aller Gestalten und das duns kele Schimmerlicht können wohl den Gedanken erzeugen, als wenn nach altem Glauben dort über der Erde das freundlichlichte Himmelgezelt und hier wie in der Tiefe der Erde die düstere Unterwelt dem Menschen habe nå: her gebracht werden sollen. Eigentlich ist dieses ganze Gewölbe in seiner Fortses Hung, die hier nur durch den Ofen des Convents : Rem: ters (56) unterbrochen und unsichtbar wird , jenſetts des Ofens aber , wie wir spåter sehen werden , weiter fort: läuft, nur die Wiederholung des obern Remter : Gewöl bes und ruht, wie dieses , auf drei Pfeilern (57, 58. 59) , von welchen die zwei leßtern nur durch den Ofen des Convents : Remters verbaut sind .
An den Wånden
des Gewölbes aber bemerkst Du auf dem . Fußboden ſie: ben starke Kragsteine auf den Boden aufgefeht, aus de nen das Gewölbe mit ſeinen gewaltigen Steingurten gleich: fam wie herauswächst und sich emporhebt.
Wozu dieser
schauerlich düstere Raum einstmals gedient habe , ob er ein bloßer Kellertaum für die Bedürfnisse des Ritters Cons
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Convents gewesen , das zu erforschen ist mir bis jeht noch nicht möglich gewesen. auch zu Schießscharten
Die Kellerlöcher , zugleich
eingerichtet ,
deuten wenigstens
auch auf Vertheidigung des Hauses von diesem Raume aus hin. Jeht folge mir wieder zurück auf der Treppe durch den vorderen Kellerraum in das Gewölbe ( 60 ) unter dem Gemache des Thorwarts ( 1 ).
Daneben läuft eine
Treppe ( 61 ) schråg hinab in einen andern großen Kel ferraum mit einem Kreuzgewölbe, der unter dem Haupt: gebäude fortläuft ( 62 ).
Es war des Meisters Keller.
Hier wenden wir uns rechts und kommen so in das un; tere Kellergeschoß ( D ) , welches unter dem Convents: Remter und unter dem weiten Raume liegt, wo wir ehen den mächtigen Pfeiler stehen sahen.
Früher führte hier
rechts eine Treppe von dem Burgplaße herab in dieſe Räume.
Zunächst bemerkst Du hier zwei große Tonnen;
Gewölbe (63, 64), auf deren Scheidewand jener gewal tige Pfeiler seinen Ruhepunkt hat.
Der erstere dieser
Räume (63 ) wird durch den Ofen des Convents : Rem: ters ( 65) , der vom ersten Kellergeschoß ( C. 56 ) , bis in dieses zweite herabgeht, hinten geschlossen.
In dem
zweiten Raum ( 64 ) können wir weiter gehen , zuerst durch einen andern Raum hindurch, der hinter dem Ofen des Convents : Remters liegt ( 65) , bis wir dahin ge langen, wo oben das Convents : Remter sich endigte.
In
diesem Raume ( 66 ) erblicken wir ſeitwårts die Grund; lage des dritten Pfeiters im Convents : Remter , der zu nächst auf dem halb vermauerten Pfeiler an dem Ofen des Convents : Remters ( 59 ) , durch diesen aber wieder auf dieser Wandmauer dieses Ofens (67) ruhet.
In
3
J
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früherer Zeit aber war in diesem großen Raume alles ganz anders.
Dieses Gewölbe , welches Du jekt von
hier aus unmittelbar unter dem Convents :Remter bemers kest, war sonst von hier aus nicht sichtbar.
Es lag, wie
Du selbst noch an der Mauer in Spuren erkennen kannſt, ein Zwischen : Gewölbe da , welches diesen untern Raum (66 ) von jenem obern im ersten Kellergeschoß ( C. 68 ) abschied.
In diesen führte eine Treppe ( 69 ) aus dem
Burgplaße herab. Eine Seitenthüre führt uns zunächst zu den Keller: räumen unter der Convents : Küche und der Küchenstube ( 70 und 71 ) .
Das Gewölbe verdient auch hier der
Beachtung und wechselt zwischen Kreuz ; und Tonnen : Gewölbe. Auch diese Räume waren vormals in ihrer Höhe getheilt, aber nur durch eine Balkenlage.
Jene
starke, viereckige Mauer , die Du in der Mitte bemer: kest , ist die Grundlage des Heerdes und des Schorn: ſteines ; ſie trågt alſo eine ganz ansehnliche Last. C Alle diese Räume unter dem Convents:Remter im oberen und untern Geschoß waren Convents : Keller und dienten zur Aufbewahrung der großen Masse von Vorråthen, die das Jahr hindurch zur Unterhaltung der Ordensbrüder dieses • Hauses erforderlich war.
In die untern gelangte man
auf dem von uns jeßt genommenen Wege oder von je; ner Treppe aus , die nicht mehr vorhanden ist und uns nur noch ihre Grundmauern zeigt. Kehren wir von hier zurück in den nächsten . Raum (66 ) unter dem Convents:Remter, so bemerkest Du zur rechten Seite eine große, aber erst in spåterer Zeit ein: gehauene Thüre ( 72 ) , die uns hinaus auf den Plat an der Seite der Nogat führt. Nach dieser Wanderung
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durch die innern freundlichen Gemache und die wohl zum Theil auch etwas unbehaglichen Räume der düstern Erd geschosse wird Dir nun, mein theuerer Dieterich, der ers hebende und erfreuende Anblick des äußeren Bildes des großen Ordenshauses gewiß sehr willkommen seyn.
Und
in der That auch in ihren äußeren Formungen und Ger stalten verdient die Ordensburg ihre eigene Betrachtung. Wahrlich es ist ein Bild voll Idee und Gedanke, mit hohen Geiste gefaßt und mit der kühnßten Kunst voll: führt und vollendet. Hier diese acht großen und erha; benen Fenstern des Convents Remters in schöner harmos nischer Form ,
oben in gefälliger . Bogenwölbung zuge:
spist; vor Zeiten über ihnen der Kranz stolzer Zinnen rings um die Burg herum, wie zum Schmucke , ſo zur Vertheidigung bestimmt. Dort vor dem Blicke wie über einander gethürmt im ſinnigſten Einklange der Kunst die vier Gånge in des Meisters Wohnung am hervorsprins genden Flügel, wie ein steinernes Zellengewebe ; ein Theil des großen fürstlichen Remters mit seinen Zierden , seis nem künstlichen Bildwerke und seiner ganzen stolzen Pracht. Und weiter aufwärts die alten grauen Brustwehren, wo neben auf jenem kühnen Gestein einſt noch kühnaufgerich; tete Erker prangten.
Und je höher der Bau hinaufſteigt,
desto größer die Kühnheit, und je kühner das Gestein dort oben zu schweben scheint, desto leichter und gefålli ger mit aller seiner ungeheueren Masse !
Du magst wohl
niemals auf Deinen weiten Wanderungen an einem welt; lichen Bau so viel Größe und Würde, so viel Erhabens heit und Einklang, so viel Masse und Kraft vereint mit so viel Freiheit und Leichtigkeit im kühnen Aufschwung gefunden haben.
Ich selbst kenne wohl auch die deuts
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fchen herrlichen Dome und weiß sie zu würdigen in ih rem Geiste und in ihrem großgedachten Character.
Durch
diese ganze Ordensburg aber geht doch ein ganz anderer Gedanke und in allem ſpricht hier ein anderer Geist. Dort ist die Kirche in einer großsinnigen Idee verkör pert; die Idee geht aber auch einzig nur auf die Kirche. Hier ist die Kirche mit der Welt vereinigt und die Re ligion mit dem Leben wie in Ein großes Bild gebracht. Nicht minder die Seele erhebend und das Auge er: gößend ist der Anblick, wenn wir , um jene Seitenecke uns wendend, die eigentliche wahre Prachtſeite des großen Remters in gerader Richtung vor uns haben und den ganzen Bau im vollen Bilde von seinen untersten Râu: men und Bodenlagen bis dort hinauf an die hochragen. Wiederum ein Bild den Zinnen in die Seele faffen. voll würdiger Größe und Erhabenheit!
Die gewaltige
Kraft des unerschütterlichen Mauerwerks in der Grunds lage, der Ernst in den Anstalten der Vertheidigung, die Heitere Ansprache der Kunst und Pracht in dem rings umher gewundenen Kranze der Fenster mit ihrem Auss schmuck, die Freiheit der schlanken Strebepfeiler im durchbrochenen Mauerwerke , die Kühnheit der Zinnens brüstung , der Einklang und die Ordnung , in welcher alles Einzelne zu einander steht, und die Würde endlich und der Stolz, den der ganze Bau in seinem ganzen Character hier verkündiger : in Wahrheit , es ist ein ſel: tenes, großes Bild, welches hier der Betrachtung sich Darbietet. Und als habe diesem Theile des Ordenshauses die Zeit selbst des Sieges Freude zu feinem Stolze noch ers höhen wollen :
da liegen rings um ihn hes die trqua
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rigen Trummer und Reste alter zerbrochener und zerfal lener Mauerwerke, einst zu seinem Schuhe und zu seis ner Vertheidigung bestimmt.
Die Wehren freilich find
schon längst dahin und seit Jahrhunderten geben die Mauern dem Hause ketne Sicherheit mehr. die Zeit mit ihrem Verderben obgefiegt.
Ueber sie hat
Rings in ihren
Ruinen aber steht das Haus noch selbst da in seiner alten Würde und wohl auch bald in seinem ganzen alten Glanze! Weiterhin um jene andere Eckseite gewendet finden wir das Bild wiederum verändert, wiewohl in der Größe feines Characters nicht weniger der Bewunderung werth. Es ist der Anblick} der Nord : Seite des oberen Hauses, des schönsten und erhabensten Theiles dieser höher geler genen Burg , mit seinen Thürmen , seinem hochaufstret benden und schön gezierten Gemẫure. erhebendes Gemälde!
In der That ein
Wie Du siehst, bildet hier die Wandmauer des mitts lern Hauses mit einer gegenüberstehenden alten Vertheis bigungsmauer einen trockenen Graben, aus welchem jezt tein Ausgang mehr nach jener vorderen Seite hin vors handen ist.
Wir wenden uns alſo dorthin nach jener
Thüre in der Wandmauer des mittlern Hauses (73), die uns in das hohe Kreuz : Gewölbe ( 62 ) , Meisters Keller, zurückführt,
in welchen wir vorhin auf jener
Treppe herabstiegen , als wir die Wanderung durch die Keller antraten. Wir wenden uns jetzt zu jener Thüre links in einen kleineren Kellerraum (74), wo wir zu ei ner steinernen Windeltreppe kommen, die uns wieder hins auf in das obere Geschoß (A) und zunächst in die kleine Vorhalle zu des Meisters kleinem Remter ( 7 ) bringt. Dies sind Dir nun schon wohl bekannte Räume, in die
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Du auch gerne wohl noch einmal einen Blick wirfft : hier des Meisters kleines (8), dort des Meisters großes . Remter (5). Um neben diesen auch das dritte Remter noch einmal zu überblicken, folgen wir dem einmal schon betretenen Weg durch den großen Gang ( 4 ), an des Meisters Stübchen ( 21 ) vorüber, durch den schmalen Gang ( 19 ), in des Meisters Vorder : und Hinterkam; mer ( 16 , 17 ) , des Meisters Treppe ( 46 ) hinab in das Convents : Remter (46 ) , aus dem wir dann durch die große Thüre (51 ) auf den Burgplak gelangen. Von der Thüre aus zur linken Seite hin gewendet treffen wir zuerst auf die Vorrichtung zur Heizung des Convents : Remters ( 75 ).
Sie ist in ihrer innern Eins
richtung eben so , wie ich sie Dir oben schon, beschrieben habe.
Weiter hin siehst Du einen Eingang ( 76 ) zu eis
ner Treppe, die zu dem ehemaligen oberen Kellerraum unter dem Convents Remter ( 68 ), dessen Gewölbe jetzt abgebrochen ist, hinführte.
An diesem Eingang vorübers
gehend gelangen wir in die Convents : Küche ( 49 ) , wo alles zubereitet wurde, was an Speisen in das nahe Con vents : Remter kommen sollte. Der Convent hatte, so zu fagen , seine ganz eigene, von der des Meisters ganz ge trennte Wirthschaft, wiewohl nach dem alten Gesetze des Ordens der Meister regelmäßig an dem Tische der Or densbrüder effen mußte, welches freilich in spåterer Zeit, vielleicht schon seitdem der Meister hier in Marienburg wohnte, selten mehr geschah.
Er hatte hier schon seine
eigene Küche, Keller und überhaupt seine ganz getrennte Haushaltung.
Der Convent hatte daher auch seinen ei
genen Küchmeister und besondern Koch , dessen lehtern Wohnung hier diese Nebengemache ( 77 ) seyn mochten.
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Aus jenem Hintern Theile der Küche führt, wie Du iehst, eine Treppe ( 78 ) in der Mauer auf den Raum iber der Küche ,
der zum Theil, wie Du schon aus
den großen Schießscharten ersehen kannst, zur Vertheidi: zung des Hauses mit großen Büchsen (so nannten die Ritter ihr grobes Geschüß) dienen mochte.
Weiter hin:
ufsteigend gelangt man zu den Vertheidigungs : Umgån: zen , die noch über den Raum der Küche hinausgehen and über die ganze Weite des Convents : Remters fort: aufen.
Rings in diesem Raume siehst, Du auch die
Schießscharten auf seine Bestimmung hindeuten.
Frü:
serhin war dieser Gang zur Vertheidigung bedeckt und iber ihm ragten als Brustwehre die Zinnen empor, hin: er denen sich oben noch ein anderer offener Vertheidi zungs : Gang befand. Das Haus konnte also , wie Du leht, aufs trefflichste vertheidigt werden und Marien; jurg hat ja auch, so lange die frische und muthige Kraft ›er Menschen zu dieser trohigen Kraft des Steins und Hemauers hinzutrat, nie mit Sturmesgewalt erobert wer ›en können.
Wohnung und Festung waren also hier
ins ; aus allen Räumen war Vertheidigung möglich, das Dach eine Schuhwehr zugleich gegen Elemente wie gegen Feinde; Zweck vereinte sich überall mit Zweck! Durch die Küche zurück kommen wir wieder auf den reien Burghof.
Und so hätten wir jetzt den ganzen nord:
pestlichen Theil des Ordenshauses durchwandert. eiden andern Seitenflügel,
Die
die diesen Hof zu einem
Biereck bilden , hatten einstmals gleiche Gemache und leiche Gewölbe mit ähnlicher Pracht und Schönheit, die ben so auf den herrlichsten Granitpfeilern ruhten.
Die
Sebietiger des Ordens, der Großkomthur, der Treßler, der
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Hauskomthur , die Gebietiger und Meister aus Deutsch land und Liefland , der Ordens : Marschall , der Oberst Spittler und Trapier, wenn sie zu Berathungen oder zi großen Versammlungen (man nannte diese Capitel) nach Marienburg kamen , hatten theils hier , theils im ober ften Hause ihre beständigen oder zeitbestimmten Wohnun gen ; diese lehtern hießen Gastkammern . Alle Prach aber und Kunst , die auch in ihnen vordem den Fremd ling ergôht haben mag , ist verschwunden und ein Raul vernichtender Zeiten geworden. Jenes obere Haus aber, die älteste der drei Burgen Das hoh verdient noch einer nåheren Betrachtung. Burgthor , dem wir sogleich von dieser Brücke aus ent gegen treten, in früher Zeit mit einem schönen Gewölb versehen, führt uns zunächst auf den viereckigen , enge ren Burgplatz, in dessen Mitte sich ein Brunnen tief ir die Erde hinabsenkt. Leider aber läßt sich auch hier mehi nur auf das einst Dagewesene hinweisen, da auch hie die Zeit gegen die Werke der Menschen den Sieg davor. getragen hat.
Hier an dem Thore rechts war ehemali
der Aufgang in den prachtvollen, erhabenen Capitel:Saal wo die Gebietiger des Ordens aus allen Landen zu gro Ben Versammlungen , zur Berathung über das Gedeiher des Landes , über das Wohl und heil des Ordens, zi den Wahlen der Ordens : Meister zusammentraten.
Alt
Berichte geben uns eine Menge von Hindeutungen au dieſes Ortes einstige Pracht und Schönheit.
Noch jetz
lieset man einzelne Ueberreste von Inschriften in Reimer verfaßt an den Seitenwänden.
Sonst ist alle Pracht
die diesen wichtigen Ort des Hauses einst schmückte, långt. nun schon verschwunden und das leere Gestein , welche
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jeßt noch dasteht, mahnt uns kaum noch an die einstige Bestimmung des großen Gemaches, aus dem einst so manches Wort vernommen wurde , welches dem Lande Heil und Gedeihen gebracht hat.
Alles ist in dieser einst
auch so herrlichen Burg umgewandelt.
Der weitere Umz
gang, den Du hier auf drei Seiten der Burg noch stehst, ist erst in ſpåter Zeit ( 1772) neugewölbt und auf gemauert und die widrige Luken : Einrichtung nachmals ( 1801-1803 ) hinzugekommen. Von dem ehemaligen Umgange, den die Ritter , wie in Klöstern , den Kreuz gang nannten, bemerkst Du hier zur linken Seite in der Ecke des Hofs noch einige Ueberreste, und selbst hier noch an dieser Seitenwand , links vom Thore , siehst Du an Gewölbewiderlagen und an den zierlichen Kragsteinen in der Mauer die Spuren, daß auch hier ein gewölbter. Gang in zwei Geschossen vorhanden war , der in dem oberen Geschoß von der Thüre des Capitel : Saales zum Eingang in die Kirche führte.
So waren vordem auch
in dieser ganzen hohen Burg alle Räume und Gemache mit schönen Gewölben geschmückt, und der große Capiz tel:Saal soll ein so kühnes und erhabenes gehabt haben, wie es kaum in der ganzen Burg hier wieder zu finden war.
Allein in den ersten drei Jahren unseres Jahrhun: -- ich schâme mich fast, Dir diese Sünde unserer derts Zeit zu gestehen ist alle diese Pracht und Herrlichkeit
vernichtet worden , die schönen Gewölbe wurden såmmts. lich durchgeschlagen , die weiten Räume sind in Korn schüttungen verwandelt worden und nur in einigen verz schütteten Kellerräumen und im Erdgeschoffe unter der Kirche noch einige Gewölbe stehen geblieben.
Mehrere Theile dieser Burg enthielten einst die Woh,
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nungen der Ordensbrüder , die dem Hause Marienburg ganz besonders zugehörten und den sogenannten Convent des Haupthauses zu Marienburg bildeten. Ob vor der Hochmeister Ankunft in Preußen die alten Landmeiſter, die damaligen Oberverwalter des Landes , ob also auch schon Deine Urahnen, Meister Conrad von Thierberg der Weltere , der Erbauer dieser Burg und der andere Meister gleichen Namens, der Jüngere zubenannt, ſchon ihren festen Wohnsitz hier gehabt, ist mir in meinen Fors schungen über des Landes älteste Zeiten zweifelhaft gewors den.
Doch stolz darfst Du wohl seyn , mein theuerer
Dieterich, daß in einem alten Sproß Deines Stammes der Gedanke zum Erbau eines so erhabenen Hauses er wachte und zur Ausführung reifte. anders ist hier alles geworden !
Aber wie ganz
Die einzelnen Räume
nach ihrem Zwecke genau zu bezeichnen und zu sagen, wo hier des Ordens oberster Treßler, der des Ordens Schat kammer vorstand , oder der Hauskomthur , der die häuss lichen Verhältnisse der Ordensbrüder zu besorgen hatte, gewohnt haben , das alles und anders ist nach solchen schrecklichen Umwandlungen nicht mehr möglich.
Auch
jenes Thor , welches jeht zur Stadt führt, ist erst in ſpåterer Zeit ( 1773) gebrochen worden und es hatte frü her die Burg nur das einzige Thor , durch welches wir in dieselbe eingetreten sind.
Kehren wir durch dasselbige zurück, so stellt sich beim Anblick des Aeußern zuerst das Thor selbst mit seinem hohen Spitbogen , der mannigfach verziert ist, der Be: trachtung dar.
Von der äußern Mauer an, wo , wenn
man um die Ecke zur rechten Hand tritt, noch ein gro Bes zugemauertes spitbogiges Fenster zu sehen ist, lief
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der genannte Capitel: Saal durch das Gebäude durch bis dort an jene etwas hervorspringende Hälfte, von welcher aus die Hauptkirche des Hauses, der Mutter Gottes ge weiht, ihren Anfang nimmt, wie es schon hier von au: Ben die hohen Kirchenfenster verrathen.
Anfangs war
diese Hauptkirche des Hauses von geringerem Umfang und reichte nur bis dorthin , wo Du an der Mauer einen Absatz bemerkest.
Zur Zeit aber, als Dieterich von Als
tenburg das Meisteramt führte, wurde sie verlängert und im untern Theile dieser Verlängerung die St. Annens Kapelle zur Ruheståtte der Hochmeister eingerichtet. Schon der Eingang in dieſe ſtille Todtengruft der Meister bereitet den Betrachter vor zum Ernste und zur Sammlung, wenn er hinsicht auf die bildlichen Darſtel: lungen und auf die sinnigen Blumen und Laubgewinde, die wie ein Trauerkranz den Eingang überall umgeben. Aus allem spricht ein feierlicher Ernst und die Seele wird zu eigenen Betrachtungen gestimmt , wenn sie hins blickt auf diese Leichensteine, unter denen einst die Mån: ner ruhten , die diesem Lande sein Gedeihen , seine Bil dung, seinen Ruhm und seine Freiheit gebracht und ers halten haben.
Jener Dieterich von Altenburg , der
erste hier zur Ruhe beigesette Meister , im Leben bis " zum hohen Greiſenalter unter Kämpfen und Mühen um: hergetrieben , und im schweren Sturme seiner Zeit doch auch um des Friedens Künste , um die Bildung seines getreuen Volks und um des Landes Wohlfahrt durch Förderung der Gewerbe , wie kaum ein anderer aus der Reihe der Meister, auf's eifrigste bemüht : er ruht nun schon bald fünfhundert Jahre unter jenem Todtenſteine, als habe die vernichtende Zeit in der Schonung und Ers
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haltung seines Denksteines ihm dankbar ihre Huldigung Und dieser andere Denkstein hier bringen wollen. deckt nun über vierhundert Jahre schon meinen Ahn, den edlen Heinrich von Plauen, den Retter der Mariens burg gegen den grimmigen Polenkönig , den hochherzigen Meister , wie kein anderer im Leben mit Undank und Verläumdung gekränkt, des schweren Amtes entſeßt, das man in hoher Noth ihm angetragen , aus dem Hauſë selbst verstoßen, welches er doch, da alles vor dem Feinde zitterte und zagte , mit ritterlicher Hand und eisernem Muthe vertheidigte und rettete.
Ihm, dem Helden, der
in drückender Armuth auf einem einsamen Schlosse Sams lands , wo er nichts als die Wellen des ewigen Meeres sehen konnte, sterben mußte, dem wahren Ritter der Kös nigin der Ehren, dem braven Manne, dem seine Tugend im Leben wenig Lohn gewährte , ihm gerade auch hat , die Zeit aus Anerkennung seines Verdienstes den trauris gen Denkstein in dem Hause erhalten wollen , aus wel chem Neid und Mißgunßt ihn verbannt und verwiesen hatten.
So hat dieser Ort der Ruhe, wenn ich hier
am Grabe dieses Meisters stand , schon so manchmal als lerlei Betrachtungen über Menschen:Lohn und Menschent Lob in meiner Seele aufgeregt.
So ruhten sie alle
hier neben einander , die einstigen Meister des Ordens, und täglich wurden zum Heile ihrer Seelen Messen und Vigilien gehalten und Tag und Nacht brannten die ges weihten Lichter.
Aber auch hier ist die Zeit mit ihrer
vernichtenden Gewalt nicht ohne Zerstörung vorüberges gangen ; vieles, was sonst dem Orte seine Heiligkeit und feinen Ernst gab, selbst die Leichenſteine der übrigen Mei: fter und so manches andere , 100 was an ihre Namen und
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Verdienste erinnern mochte, ist verschwunden, und testen. sie nicht durch ihre Thaten in dem Buche der Geschichte und durch ihre Werke in der Bildung des Landes , kein Mund würde ihre Namen mehr nennen können. Treten wir aus jener Gegenthüre, so stehen wir ebens falls auf einem Leichensteine.
Er ist das Denkmal eines
getreuen Ordensfreundes, des edlen Ritters Dieterich von Logendorf, eines wohlthätigen Mannes, der zur Zeit meis nes Ahns hier lebte. Auf diesem freien Raume , den Du hier neben der Burg bis an die Grabenmauer sich ausbreiten siehst , ruhten einst die Rittersbrüder , die im Convente des Hauses starben. So bleibt uns denn in diesem oberen Hauſe nur noch der Besuch der Hauptkirche der Ordensburg übrig. Jene in der Seitenecke neu angelegte Treppe führt uns zu ihrem herrlichen Eingang ,
den wir kunstvoll durch
Darstellungen aus gebranntem Thone geschmückt finden. Das schöne hohe Kirchen: Gewölbe thut dem Auge unges mein wohl und hebt die Seele empor zur Andacht und göttlichen Begeisterung .
Ueberall verkündigt Kunst und
Zierlichkeit die alte Zeit mit ihrem eigenen Geiſte.
Jene
künstlichen und mannichfaltigen Kragsteine , jene niedlis chen Gestalten unter den zierlichen Himmelchen, oder dort oben am Ende der Kirche jene aus Kalksteinen gearbeis tete Empore, wie versteinertes Schnißwerk, alles deutet hin auf die alte Zeit und auf der Ordensbrüder Liebe zu Kunst und Pracht.
Unter diefer Empore bemerkst Du
wohl einen Vorsprung oder eine herausgebaute Wöl bung auf zwet runden Pfeilern ruhend : da ſoll, wie man vermuther, der Hochmeister zum Gottesdienste gesessen has ben.
Hinten in der Mauer dieses Vorsprungs war eine
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kleine Thüre, durch die der Meister nach abgehaltenem Capitel aus dem Capitel : Saale hier zur Kirche gelans gen konnte, wenn er nicht im feierlichen Aufzuge, wie es bei der Meisterwahl zu geschehen pflegte , mit den übris gen Ordensbrüdern über den äußern Gang ( den ich Dir im Hofe der Burg gezeigt ) und durch die große, ſchön: gezierte Kirchthüre einzog. Das Schönste aber und Herrlichste, was dieses Gote teshaus aus alter Zeit bewahrt , befindet sich dort am heiligsten Orte.
Im hohen Altare siehst Du aus alten
Jahrhunderten noch wohl erhalten ein wunderſchönes Muts ter:Gottes:Bild mit dem Jeſus-Kinde, welches der Glaube früherer Zeiten für wunderthätig hielt, als es noch in seis nem schönen Glanze, ohne dieſes entstellende Silberkleid, in seiner eigenen Kapelle, auf dem sogenannten Fähr thore, dem äußeren Marienthore, stand , wohin damals Tausende und aber Tausende in frommen Pilgerfahrten zu dem Bilde wanderten. Dort stiftete deshalb auch der fromme Meister Conrad von Erlichshausen zu des Bil: des Anbetung eine ewige Seelenmesse.
Mag der Glaube
an solche Bildnisse in vielen längst verschwunden seyn, wie er denn auch in meinem Innern nie hat aufkeimen können ; dennoch , wenn ich bedenke , wie viele Tausende einst in tiefer Andacht und begeisternder Frömmigkeit, vor diesem Bilde auf den Knieen gelegen , wie manches in: brünstige Gelübde , wie manches heiße Gebet , oft wohl mit schwer bekümmertem Herzen von Leidenden vor ihm mag ausgesprochen seyn, so bleibt mir immer, auch wenn ich absehe von der hohen Kunst , mit der es geschaffen ist, ein solches Heiligen : Bild eine achtungswerthe und ehrwürdige Erscheinung.
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Du mahust mich aber noch an ein anderes großes Mutter : Gottes ; Bild , von welchem die Sage selbst in Deutschland und Italien vieles zu erzählen weiß , und dessen, wie Du sagst, Du auch auf Deinen weiten Wans derungen öfter haft erwähnen hören. Zu diesem zu ge: langen, gehen wir auf dem nehmlichen Wege zurück. Beim Austritt aus der Kirche , wo ich Dir vorhin die Begräbnisse der Ordensbrüder bezeichnete, gehen wir der Burgmauer entlang bis an ihr Ende.
Weiter fortgehend
wenden wir uns an dem Eingange in die Stadt zur lin ken hin, den Weg verfolgend bis wir , den Burggraben immer nahe zur Seite behaltend, den Vorsprung der St. Annen : Kapelle in geradem Blicke vor uns haben. Da steht das wunderbare, mächtige Bild, das seines gleichen nirgends wieder findet.
Se öfter ich des Bil
des Würde und Herrlichkeit betrachtet habe , desto tiefer ist mir der Gedanke eingedrungen : das hehre Wunder: bild gehöre nicht der Burg allein , an der es steht, auch nicht dem Lande allein , das schon Jahrhunderte dasselbe hat prangen sehen ; vielmehr es gehöre feiner Schöpfung, seinem Wesen, seiner Bedeutung und seiner Idee nach Das der ganzen christlichen Welt des Abendlandes an. Land der Kunst, Italien , gab den irdischen Stoff her ; ein deutscher Geist schuf es in seiner Frömmigkeit und Anbetung ,
und Pilgrime und Kriegsvölker aus allen
Ländern Europas , zur Vertheidigung des Glaubens an die Königin der Ehren herbeigezogen , brachten ihr bei diesem Bilde den Zoll ihrer Demuth und Verehrung. Und wenn ich den Geist und Character des Christenthums bedenke , wie er mit Innigkeit und heiliger Wärme in den Menschen waltete und wirkte, die einst dieses Bild
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mit seinem Jeſuskinde nicht etwa in dem Sinne eines bloßen wunderbaren Kunstgebildes , sondern in den tiefs ften Gefühlen der Frömmigkeit und Anbetung und mit dem begeisternden Glauben hier aufrichten ließen , daß alles, was heilig und erhaben ist, das Christenthum mit dem deutschen Geiste , der wie kein anderer Völkergeist Bildung und Menschlichkeit fördert und erhebt, daß das Wort des Kreuzes und der Laut der deutschen Zunge und die Art deutscher Sitte und der Geist deutscher Gesins nung und deutschen Gesetzes , daß alles , was im Götts lichen und Weltlichen an Segen , Heil und Gedeihen durch den Gedanken an die Mutter Gottes mit ihrem göttlichen Kinde in dieses Land an der Sonne Aufgang gekommen ist : wenn ich dieß alles bedenke, so ist es auch mir noch heute eine wahrhaft heilige Bedeutung, die mir das Bild bewahrt.
Es ist mir wie in irdischer Erschei
nung die allgewaltige Idee, die vor nun bald ſechshun: dert Jahren die Menschen von Habe und Heimath hin wegtrieb und alles , was am våterlichen Heerde theuer und lieb hieß , um des Glaubens willen aufzugeben gez bot, auf daß das Wort der christlichen Verkündigung mit der Fülle seiner Liebe und seines Segens für Menschen: glück verpflanzt werde bis an die Küsten des Meeres. Das todte Holz des Kreuzes, lebendig gemacht durch den Geist jenes Glaubens an das göttliche Kind mit seiner Mutter , slegte über die ewiggrünende Eiche blinder Gö; hen und in der Herrlichkeit dieses Sieges des Glaubens steht nun die Idee in diesem Bilde noch da bis auf den heutigen Tag, und mit jedem Sonnen : Aufgang wirft es neue Strahlen , wie Strahlen des Segens und des Glücks , auf das Land hin, welches durch seine Kraft dem
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dem Heidenthum und dem Slavischen Geiste entrissen worden ist.
So sind denn auch alle Zeiten mit ihren
Stürmen, mit Scheu und Schonung vor dem Wunders bilde vorübergegangen und es liegt mir selbst in den Sa gen , die auf die frevelnden Versuche,
das heilige Bild
zu verlegen , stets schwere Strafen gegen die Uebelthåter erfolgen laſſen, ein überausſchöner Gedanke.
Schon oft
hat mich in stillen Forschungen des Bildes Ursprung be: schäftigt; aber die Zeit hat seinen Bildner vergessen und nun es dasteht in seiner Würde und Herrlichkeit, bedarf es nicht mehr des Namens eines Künstlers, der es durch seinen Ruhm etwa noch verherrlichte. So hätten wir die Wanderung durch des Ordens Haupthaus vollendet.
Wie der Nitter, der des Ordens
Glied war, das Kreuz mit dem Schwerdte vereinigte und das Schwerdt durch das Kreuz heiligte, so auch in diesem ganzen Ordenshause eine Vereinigung des Heili: gen und Weltlichen , des Göttlichen und Jrdischen , des Glaubens und des Menschenlebens . Das Haus war Burg, eine Wehr des Landes gegen des Feindes Ge walt und Wohnsiß des Fürsten ; es war aber auch Kirche mit geheiligten und geweihten Ståtten , denn außer den genannten heiligen Orten hatte im mittlern Hause auch der heil. Bartholomäus , in der Vorburg der heil. Laus rentius, und in dem andern Theile der Vorburg unfern dem Nogatstrome der heil. Nicolaus , jeder seine eigene, ihm geweihte Kapelle.
Nun kehre mit mir heim, mein Dieterich , in meine stille Wohnung.
Es soll ein Festtag seyn, den Freund
der frühen Jugend in meinem Hause zu sehen. 4
Da wol:
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len wir die alten Tage heraufrufen im traulichen Ges spräche und die Gläser sollen blinken bei unsern Erinner rungen an alte Liebe und Freundschaft.
24MA65
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Maaßbestimmungen im Betreff Marienburgs.
1.
Das mittlere Haus.
a. Das Gebäude an der füdöstl. Seite lang 276 Fuß, an der nordöstl. 265 F. , an der nordwestl. 308 Fuß. b. Der Burgplak 350 Fuß lang , 165 bis 184 F. breit. c. Die Hausflur 58 F. lang , 21 F. breit. d. Der Gang 63 F. lang , 10
F. breit.
e. Meisters Brunnen 55 F. tief. f. Meisters großes Remter 45 F. lang und breit ; 30 F. hoch. Der Pfeiler 123 F. hoch , 17 Zoll im Durchmesser. g. Kleines Nemter 40 F. lang und breit ; 21 F. hoch. Der Pfeiler von Granit 74 F. lang , 14 3. im Durchmesser. h. Meisters Stube 274 F. lang , 24 F. breit.
i. Meisters Gemach 344 F. lang , 24 F. breit. k. Meisters Kapelle 34 F. lang , 19 und 17 F. breit. 1. Meisters Schlafkammer 345 F. lang , 17 Fuß breit. m. Meisters Hinterkammer 48 F. lang , 124 F. breit. n. Die vier Gemache im Erdgeschoß jedes 21 F. lang und breit , 15 F. hoch. o. Die Rathstube oder Gebietiger - Gemach 39 F. lang , 184 F. breit , 15 F. hoch.
p. Das Konvents- Nemter 963 F. lang , 483 F. breit, 283 F. hoch. Jeder Granitpfeiler 10% F. hoch, 144 3. im Durchmeffer.
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2.
Das
obere
Haus.
a. Das Gebäude 192 F. lang , 168 F. breit, 70 F. hoch ; auf der kürzern Nordostseite springt die Kirche 69 F. vor.
b. Burghof 84 F. lang, 101 F. breit. e. Der Brunnen 55 F. tief.
d. Das Burgthor 9 F. hoch , 10 F. breit. e. Der Kapitel- Saal 70 F. lang , 34 F. breit. f. Die Kirche 131 F. lang , 30 F. breit, 45 F. hoch. g. Die Annenkapelle 50 F. lang , 28
F. breit , 17 F. hoch.
h. Das große Marienbild 25 F. hoch. i. Der Schloßthurm , 35 F. lang , 22 F. breit , 154 F. hoch im Mauerwerke. 3.
Die
Borburg.
a. Der Raum zwischen den innern Mauern , 882 F. lang, 588 F. breit.
b. Der Theil der Vorburg um das mittlere und hohe Haus auf der Südost -Seite , 792 F. lang , 120 F. breit , auf der Nordwest- Seite 924 F. lang , 144 F. breit.
24MA 65
1
71. 77
77 70
49
78
66
72
76
48
67
68 47 59
65
56
65
75
38 50
64
63
57
47
55
47 152 46
17 53
46 3
B. A.
16
60
C
15 21
45 41
14
22
39
4
23
42
42
62 05
73
24
94
33
28
36
30 9
12 24
10 101519
33
27
120 130 140
33
74
38 42
42
37
29
24
ss heinl 50 60 70 180 190 1100 410 190 130 140 150 160 170 180 190 200 210 220 230 240 Fu Fuss R
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