Handbuch Samengärtnerei: Sorten erhalten, Vielfalt vermehren, Gemüse genießen 3800169916, 9783800169917

Der eigene Garten - aus eigenem Saatgut - Kleines Einmaleins des Gemüse-Samenbaus - Samenbau und Samenernte - Für Einste

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German Pages 424 [431] Year 2003

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Handbuch Samengärtnerei: Sorten erhalten, Vielfalt vermehren, Gemüse genießen
 3800169916, 9783800169917

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Andrea Heistinger Arche Noah Pro Specie Rara

Handbuch Samengärtnerei Sorten erhalten e Vielfalt vermehren e Gemüse genießen

Nehmen Sie die Saat wieder selbst in die Hand Dieses Handbuch zeigt Ihnen, wie Sie vom eigenen Gemüse nicht nur die Früchte, sondern auch die Samen fürs kommende Jahr ernten können:

« « ° «

Welches Werkzeug brauche ich? Wie lange dauert das Keimen und die Aufzucht? Wie kann ich zum Erhalt der Sortenvielfalt beitragen? Wissenwertes zu Kreuzungsverfahren, Auslesekriterien und Pflanzenkrankheiten.

Finden Sie mit diesem Einmaleins des Gemüse-Samenbaus zu einem kostbaren Schatz in Ihrem Garten.

ISBN 978-3-83001-6991-7

www.ulmer.de 783800!169917

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Samen der Haferwurzel in 200-facher Vergrößerung

Fenchel blüht in zarten gelben Dolden, auf denen sich gerne Mistbienen tummeln.

Text: Andrea Heistinger Am ganzen Buch haben mitgearbeitet: Beate Koller und Peter Zipser (Verein Arche Noah) Kurt Eichenberger (Verein Pro Specie Rara) An einzelnen Kapiteln haben mitgearbeitet: Andreas Emmerling-Skala und Ursula Reinhard (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt): Fenchel, Gartenmelde, Getreide, Hirse, Hülsenfrüchtler, Karotte/Möhre, Kren/Meerrettich,

Korbblütler, Kürbisgewächse und Nachtschatten-

gewächse Penny Lichtenecker (Verein Arche Noah): Kürbis Ludwig Watschong (Verein Dreschflegel): Artischocke, Amarant, Ampfer, Buchweizen,

Kichererbse, Spargelerbse, Erdmandel, Gemüse-

malve, Guter Heinrich, Haferwurzel, Kerbelrübe, Speiseklette, Quinoa, Feldsalat, Erdbeerspinat, Tomatillo, Topinambur, Zuckerwurzel

Kürbisgewächse, Lein, Mais, Mangold, Mohn,

Quirin Wember (Verein Dreschflegel):

Nachtschattengewächse, Petersilie, Rhabarber, Rote Rübe/Rote Bete, Schwarzwurzel, Sellerie,

Die Art Brassica oleracea, Die Art Brassica rapa,

Sonnenblume, Spargel, Spinat, Zwiebelgewächse Bernd Horneburg (Verein Dreschflegel): Kartoffel/Erdäpfel, Linsen, Salat (Lactuca), Pastinake, Radieschen und Rettich, Tomate

Peter Lassnig (Verein Arche Noah): Doldenblütler,

Endivie und Zichorie Reinhard Ehrentraut (Verein Dreschflegel): Andenbeere, Barbarakresse, Portulak

Friedmunt Sonnemann (Verein Dreschflegel): Salatchrysantheme Gerald Krebs (Verein Dreschflegel): Rukola

Die in diesem Buch enthaltenen Empfehlungen und Angaben sind von den Autoren mit größter Sorgfalt zusammengestellt und geprüft worden. Eine Garantie für die Richtigkeit der Angaben kann aber nicht gegeben werden. Autoren und Verlag übernehmen keinerlei Haftung für Schäden und Unfälle.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Ungekürzte Lizenzausgabe der Eugen Ulmer KG Wollgrasweg 41, 70599 Stuttgart (Hohenheim) E-Mail: [email protected] Internet: www.ulmer.de Titelbild: Markus Zuber Umschlaggestaltung: Stefan Rasberger, www.labsal.at © 2003, 2010 by loewenzahn in der Studienverlag Ges.m.b.H. E-Mail: [email protected] Internet: www.loewenzahn.at

Buchgestaltung und grafische Umsetzung: Kurt Höretzeder Büro für Grafische Gestaltung, Scheffau/Tirol, Mitarbeit: Ines Graus

Bildnachweis: Alle Fotos Markus (Arche

Zuber mit Ausnahme von S. 26, 80, 305, 313

Noah) und S. 236, 241, 289, 324, 326, 351, 352 (Andrea

Zeichnungen: Stefan Emmelmann ISBN 978-3-8001-6991-7

Heistinger).

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Andrea Heistinger | Arche Noah | Pro Specie Rara (Hrsg.)

Handbuch

DSamengartnerei |

> Sorten erhalten » > Vielfalt vermehren > Gemüse genießen

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6

Handbuch Samengärtnerei

ı1

14 16 20

Vorwort Vorwort zur ersten Auflage

Welche Sorten können sich verkreuzen? Isolation einzelner Samenträger Räumliche Isolation

Zeitliche Isolation

Warum Gemüse selbst vermehren? Zur Bedeutung der Kulturpflanzenvieifalt

Mechanische Isolation

Bestäuberinsekten

Handbestäubung

Bestandesgröße und lebendige

Veränderung

Auslese ist stetige Sortenbegleitung

Auslese der Samenträger aus dem Bestand

Auslese durch Nutzung

28

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

28

Pflanzen vermehren über Samen

28

Woran erkenne ich samenfeste Sorten? Grundlagenwissen für die sortenechte

Saatgutaufbereitung Nassreinigung

Die Blüte Zwitterblüte Einhäusigkeit

Saatgut lagern

30

30 31 31 31 32 32 32 32 33

oder Ableger

Vermehrung

Zweihäusigkeit

Der Fruchtknoten Der Pollen

Bestäubung und Befruchtung Selbstbefruchtung

Fremdbefruchtung

Kulturdauer im Gemüse-Samenbau

Kulturführung im Gemüse-Samenbau Ein Samenkorn reift Der richtige Zeitpunkt für die Samenernte Trockenreinigung

Beschriften des Saatguts und Dokumentation

Keimfähigkeit und Keimkraft Keimprobe

Saatgutgesundheit und Saatgutqualität

Pflanzenkrankheiten Beizen von Saatgut

Gentechnik aus der Perspektive der gärtnerischen Pflanzenzüchtung und der Kulturpflanzenvielfalt

Karottendolde > Seite 60

Stangenbohne

Verzeichnis der Kulturarten 64

Baldriangewächse

65

Feldsalat/Vogerlsalat, Rapunzel, Nüsslisalat

67

Basellgewächse

68

Malabarspinat, Indischer Spinat

70

Doldenblütler

73 79

Karotte/Möhre Petersilie

81

Sellerie, Eppich

84 87

Pastinake Gemüsefenchel

90

Zuckerwurzel, Süßwurzel

92

Kerbelrübe

> Seite 126

Radicchio > Seite 178

104

Gänsefußgewächse

106

Spinat Rote Rübe[/Rote Bete Blattmangold, Schnittmangold,

109 113 116

119 121 124

Stielmangold

Gartenmelde Guter Heinrich Quinoa, Reismelde, Reisspinat

Erdbeerspinat

128

Hülsenfrüchtler/ Schmetterlingsblütler

130

Gartenbohne: Stangenbohne,

138 142

Buschbohne Feuerbohne, Prunkbohne, Käferbohne

Für Exrperimentierfreudige:

unbekannters Bohnenarten Helmbohne, Hyazinthenbohne; Mondbohne, Limabohne; Augenbohne, Kuh-

erbse; Spaghettibohne, Spargelbohne;

96

Eiskrautgewächse

97

Neuseeländerspinat

148

Saubohne, Dicke Bohne 151

99 100

Fuchsschwanzgewächse Amarant

Mungbohne; Spargelerbse, Flügelerbse Puffbohne, Ackerbohne, Pferdebohne,

155 158 160

Erbse

Sojabohne

Kichererbse Linse

Kohlrabi >Seite 218

Feigenblatikürbis

Knöterichgewächse Buchweizen, Heidekorn Rhabarber Ampfer

Korbblütler Salat Endivie, Escariol

Zichorie, Zuckerhut, Chicoree Artischocke Kardone, Cardy

Schwarzwurzel Haferwurzel Große Klette, Speiseklette Salatchrysantheme Topinambur, Erdbirne

Sonnenblume

Kreuzblütler Die Art Brassica oleracea Weißkohl/Weißkraut

Rotkohl/Rotkraut

>Seite 277

Mohn

236

Die Art Brassica rapa

237

Wasserrübe, Stoppelrübe, Herbstrübe,

242 243 244 244

Chinakohl, Pekingkohl

Pak Choi Rübsen, Rübsaat und Broccoletto Mizuna

245

Die Art Brassica napus

246

Räbe und Rübstiel

Kohlrübe, Wruke, Steckrübe,

Bodenkohlrabi und Raps

248

Brauner Senf, Sareptasenf, Indischer Senf

250 252

Weißer Senf Rettich, Radieschen Kren/Meerrettich Rukola, Rauke, Ölrauke

258 260 263

Meerkohl

265

Gartenkresse

268

Barbarakresse, Winterkresse

269 271

Löffelkraut, Löffelkresse

Brunnenkresse

274 Kürbisgewächse 276 284

Kürbis

Blumenkohl/Karfiol

285

Maxima-Kürbis Moschuskürbis

Sprossenkohl/Rosenkohl

286 288

Wirsing|Welschkohl Kohlrabi Brokkoli

Grünkohl, Braunkohl, Krauskohl, Federkohl Markstammkohl

>Seite 310

285

Pepo-Kürbis

Feigenblattkürbis

288

Silbersamenkürbis Wachskürbis

290

Flaschenkürbis, Kalebasse

294 300

Gurke

303

Wassermelone

Zucker- und Honigmelone

Inhaltsübersicht

Malvengewächse

>Seite 306

Nachtschattengewächse

> Seite 316

Tomatillo

> Seite 337

308

Leingewächse

362

Süßgräser, Echte Gräser

309

Lein, Flachs

364 367

Getreide Hirse

312

Lippenblütler

313

Knollenziest

316

Malvengewächse

317

Gemüsemalve

370

Mais

378

Zwiebelgewächse

380

Küchenzwiebel, Speisezwiebel,

386

Schalotte, Familienzwiebel

388

Etagenzwiebel, Luftzwiebel,

389

Winterheckezwiebel, Winterzwiebel,

Sommerzwiebel, Bolle

Johanniszwiebel

320 321

Mohngewächse Schlafmohn

326

Nachtschattengewächse

328

Tomate/Paradeiser

332 339

343

Paprika, Chili

Aubergine/Melanzani, Eierfrucht

391 395

396 400 402

404

Stängelzwiebel, Lauchzwiebel Lauch/Porree

Perlzwiebel Knoblauch Schnittlauch Knolau, Schnittknoblauch, Chinesischer Schnittlauch

Gartenspargel, Gemüsespargel

Andenbeere, Kapstachelbeere

346 348

Tomatillo

Kartoffel/Erdapfel

410

Bezugsquellen für Saatgut und Zubehör

354

Portulakgewächse

415

355

356

Sommerportulak, Gemüseportulak Winterportulak

Verwendete und weiterführende Literatur

416

Glossar

358

Sauergräser, Binsengewächse

419

Register

359

Erdmandel

423

Zu den Herausgebern

10

Handbuch Samengärtnerei Malabarspinat (> Seite 57)

de Vergangenheit = für die Dokumentation der

Saatgutvermehrung .



haben, insbesondere Nancy Arrowsmi eh

en Arten und Sorten gesammelt S und damit ein das vorliegende Buch gelegt hat

issen zur Erhaltung

gen Grundstein für

— Sativa (Amadeus Tschunke), ReinSaat (Reinhild Frech-Emmelmann), Rebekka Herzog

und Lukas Heilingsetzer für die vielen schönen Fotos, die wir bei ihnen machen konnten

- — Thomas Gladis für die Beratung zu den botanischen Namen und Befruchtungsverhältnissen — Robert Holenweger, Gärtner des Schlossgartens Wildegg, für seine unermüdlichen Auskünfte an den Fotografen — Stefan Emmelmann und Markus Zuber für ihren Einsatz, die Pflanzen mit Zeichenstift und Kamera zu porträtieren . den Gärtnerinnen und Gärtnern der Vergangenheit, welche die Sortenvielfalt ebracht haben, von der dieses Buch handelt

Vorwort Seit dem Erscheinen der ersten Auflage des Handbuchs Samengärtnerei sind nun fünf Jahre vergangen. Fünf Jahre, auf die wir mit Freude zurückblicken können: Die Deutsche

Gesellschaft für Gartenbau hat das Buch im Jahr 2005 mit ihrem

Buchpreis ausgezeichnet. Über 10.000 Exemplare wurden

inzwischen verkauft, eine Taschenbuch-Ausgabe ist erschienen,

eine schwedische Übersetzung in Vorbereitung und weitere fremdsprachige Ausgaben geplant.

Dies ist ein großer Erfolg für ein Sachbuch. Und es zeigt uns, dass heute ein Thema wieder Menschen begeistert, das in

den vergangenen Jahrzehnten aus dem gärtnerischen Bewusstsein verschwunden schien, ja als „rückständig“ abgetan wurde: die eigenständige gärtnerische Saatgutgewinnung. Für Arche Noah und Pro Specie Rara ist dieses fast verlorene

Wissen ein kostbarer Schatz, ohne den die Weiterentwicklung der

Kulturpflanzen immens gefährdet ist. Wir wollen zu einem neuen Selbstbewusstsein von GärtnerInnen und Bäuerinnen beitragen: Sich selbst wieder als diejenigen zu sehen, die Sorten kreieren die schöpferisch unsere Ernährungsgrundlage weiterentwickeln, und die Kulturpflanzen der Zukunft züchten. Die das Saatgut im wahrsten Sinn des Wortes wieder in die eigenen Hände nehmen. Bis vor wenigen Jahrzehnten war dies selbstverständlich!

Jede Erbse, die Sie in der Hand halten, ist das Schlussglied einer jahrtausendelangen Kette von Nutzen, Vermehren und Züchten.

Handbuch Samengärtnerei

Die professionelle Pflanzenzüchtung hat diese Einheit aufgebrochen: Hoch spezialisierte Zächtungsmethoden wie die Hybridzüchtung oder die gentechnische Veränderung von Kulturpflanzen unterbrechen diese Kette. Eine Sortenentwicklung unter „Normalbedingungen“ ist mit diesen Sorten nicht mehr möglich. So wird ein altes Gemeingut und grundlegendes Produktionsmittel dem allgemeinen Zugriff entzogen. Wir hoffen, dass dieses Buch weiterhin dazu beitragen wird, dass Gärtnerinnen und Gärtner, Bäuerinnen und Bauern sich mit

Kulturpflanzen verbinden und Verantwortung für die Bewahrung des Wissens übernehmen, auf dem unsere Ernährung basiert.

Wir wünschen allen Samengärtnerinnen und -gärtnern viel Vergnügen beim Vermehren und Experimentieren. Eigenes Saatgut weiterzuschenken macht die Freude noch größer! Beate Koller Arche Noah

Bela Bartha Pro Specie Rara

14

Handbuch Samengärtnerei

Vorwort zur ersten Auflage Welche Philosophie steht hinter diesem Buch? Wir wollen Ihnen klare, praktikable Anleitungen zur Saatgutvermehrung

in die Hand geben. Anfängerinnen und Anfänger der Saatgutvermehrung sollen ebenso auf ihre Kosten kommen wie

Erfahrene. Daher haben wir neben den uns bekannten „Regeln“ auch die Ausnahmen von denselben beschrieben, die überall

auftreten, wo mit Lebendigem gearbeitet wird. Unser Anspruch

ist nicht, sämtliches dokumentierte Wissen zusammenzufassen denn die Methoden der Vermehrung sind so vielfältig wie die

Regionen und die Gärtnerinnen und Gärtner selbst.

Dieses Buch ist ein Praxisbuch, in dem die jahrelangen Erfahrungen von Arche Noah und Pro Specie Rara zusammengefasst sind. Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt und der Verein Dreschflegel haben die Texte zu den einzelnen Kulturpflanzen um die Sortenerfahrungen aus ihren Gärten ergänzt. Das Buch versteht sich nicht als endgültiges Werk, in dem alles, was es zur Vermehrung von Gemüse zu sagen gibt, niedergeschrieben ist. Wäre alles mit diesem Buch geschrieben,

dann wäre das Buch bestenfalls ein historisches Inventar des

Gemüse-Samenbaus. Wir sind sicher, dass es neben allen Techniken, die wir beschreiben, noch viele weitere gibt, und

freuen uns, wenn Sie die beschriebenen Rezepte weiterentwickeln und den Gegebenheiten Ihres Gartens und Ihren eigenen Vorlieben anpassen. Die Erhaltung der typischen Merkmale einer Sorte ist eine Möglichkeit, eine andere ist, die dynamische

Veränderung einer Sorte zuzulassen und über die Jahre eine

eigene Sorte zu entwickeln.

Eines der letzten Bücher zum Gemüse-Samenbau, das auf dem deutschen Buchmarkt erschien, ist das Buch von Karl Reichelt: „Der Gemüsesamenbau im landwirtschaftlichen Betrieb“ aus dem

Jahr 1946. Danach war das Thema der Samengewinnung für den Buchmarkt nicht mehr interessant, denn das Wissen über Ver-

mehrung und Auslese einer Sorte wurde zum Spezialwissen einiger weniger Züchterinnen und Züchter und die in der Sortenzüchtung angewandten Methoden zu Firmengeheimnissen, die man nicht einfach in Büchern niederschrieb. Ingeborg Haensel ist eine der großen Vorreiterinnen in der Erhaltung und Auslese von Gemüsesorten. Sie ist Autodidaktin. Im Jahr 1974 bestellte sie das Büchlein von Karl Reichelt, um die

Grundlagen der Saatgutvermehrung zu erlernen. Der Verlag

sandte ihr das Buch mit folgendem Schreiben zu: „Sehr geehrte

Frau Haensel, wir danken für Ihre Karte vom 11. August 1974 und

übersenden Ihnen kostenlos unser letztes Exemplar (sogenannter ‚Ladenhüter‘) ‚Der Gemüsesamenbau‘. Mit freundlichen Grüßen

CV. Engelhard & Co.“ Dieses Exemplar wanderte dann jahrelang als Kopiervorlage von einem Samengärtner zum nächsten. Beinahe drei Jahrzehnte später können wir Ihnen nun das neue Handbuch Samengärtnerei vorlegen. Die Zeiten haben sich geändert. Mit dem loewenzahn verlag haben wir einen engagierten Verlag gefunden, der das Thema mit Begeisterung aufgegriffen hat. Viele Menschen, die einen Garten haben, wollen nicht nur Gemüse, sondern auch Samen ernten. Wollen keine Designersorten, die für alle Gärten als Standard-Inventar gezüchtet

wurden, sondern ihre eigenen Lieblingssorten anbauen und ernten. Sorten erhalten, Vielfalt vermehren, Gemüse genießen: das ist Inhalt und Ziel dieses neuen Handbuchs des GemüseSamenbaus. Wir wünschen dem Buch viele wissbegierige Leserinnen und Leser und viele weitere Auflagen. Den Leserinnen und Lesern wünschen wir viel Freude mit der

Vermehrung und Nutzung der Vielfalt in ihren Gärten! Arche Noah, Pro Specie Rara und Andrea Heistinger,

Schiltern und Aarau im September 2003

)

|

Handbuch Samengärtnerei

Warum Gemüse selbst vermehren? Diese Frage drängt sich scheinbar auf, wenn man in die bunten Samenkataloge vieler Saatgutfirmen blickt. Nicht aber den vielen

Gärtnerinnen und Gärtnern, die bereits seit

langem ihre eigenen Sorten vermehren.

Viele alte und seltene Sorten sind im Saat-

guthandel gar nicht erhältlich. Sie können

nur selbst vermehrt und auf diese Weise

auch erhalten und weitergegeben werden.

Viele Gärtnerinnen und Gärtner erzählen mit Freude von „ihren“ Sorten, ihrem Be-

mühen um eine außergewöhnlich schöne

Pflanze, einer besonders reichlichen Samenernte oder besonderen Techniken der

Saatgutgewinnung. Der Lebenszyklus einer Pflanze beginnt und endet im Samenkorn.

Wer Pflanzen anbaut, ausliest und ihre rei-

fen Samen erntet, kann so den ganzen Le-

In jedem Samenkorn schlummert eine Pflanze Jede Pflanze bildet für ihre Art typische Sa-

menkörner aus. Form, Größe und Farbe kennzeichnen die Samen einer Art. Jeder kennt Bohnen, sei es im unreifen oder im reifen Zustand, oder die Samen von Paprika

oder Kürbissen. Samengärtner und -gärtnerinnen legen die Samen mancher Früchte sorgsam zur Seite, reinigen und trocknen

sie, um sie in den nächsten Jahren wieder aussäen zu können. Wir haben viele Samenkörner der einzelnen Pflanzen, deren Ver-

mehrung wir beschreiben, in diesem Buch abgebildet.

Kulturpflanzenvielfalt ist lebendig

benszyklus einer Pflanze erleben. Bis vor wenigen Jahrzehnten war es üb-

Wir möchten Ihnen mit diesem Buch Lust machen, es selbst mit der Saatgutvermehrung und Züchtung im eigenen Garten zu

wurden gemeinsam mit Haus, Garten und

versuchen. Sorten sind eigentlich nie „fer-

Familie, waren den Anbaubedingungen und der Kochkultur durch langjährige Auslese

In diesem Sinne gibt es keine „alten Sorten“,

lich, Haus- und Hofsorten anzubauen; sie

Feld weitervererbt. Sie gehörten quasi zur

tig“, sondern können sich stetig verändern.

angepasst. Das Wissen um die Vermehrung der Pflanzen ist eng mit einzelnen Sorten

sondern nur Sorten der Gegenwart - solange die Sorten in den Gärten angebaut und genutzt werden. Saatgutvermehrung ist auch

und mit dem Standort verwachsen, an dem die Pflanzen kultiviert werden. Je besser eine Sorte einem Standort

angepasst ist, umso

leichter gelingt auch die Vermehrung dieser Sorte.

eine

züchterische

eine

Kürbispflanze,

Tätigkeit.

Man

lernt,

Pflanzen genau zu beobachten und ihre Eigenschaften wahrzunehmen. Schmecken die Früchte aller Paprikastauden in meinem Garten gleich? Wächst in meinem Garten die

besonders

viele

Früchte trägt? Schmecken einige der geernteten Karotten besonders süß? Sind einige Selleriepflanzen besonders wuchskräftig? Welche Salatpflanze macht den schönsten Kopf ? Sind die Pflanzen, die aus den Samen

dieser auserlesenen Pflanzen wachsen, im

nächsten Jahr genauso schön? Wer immer

17

Warum Gemüse selbst vermehren?

Pflanzen als Samenträger für die nächste Generation auswählt, tut dies mit seinen eige-

nen Vorstellungen, wie die Sorte „ideal“ aus-

sehen soll. Sind die runderen oder die länglicheren Rüben die schöneren? Sind diejenigen besser,

die den feineren

Geschmack

haben, oder diejenigen, die eine besonders glatte Schale haben? In der Konsumgesellschaft sind solch lebendige Beziehungen zu dem, was wir nutzen und benutzen, eine Seltenheit. Nicht nur zu konsumieren, was angeboten ist, sondern mitzugestalten, selbst

Saatgut zu vermehren bedeutet einerseits altes Wissen lebendig zu halten und andererseits kreativtätig zu sein. Wer einmal anfängt mit Kulturpflanzen und ihrer Auslese zu experimentieren, kann leicht süchtigund der eigene Garten schnell zu klein werden. Durch Anbau und Vermehrung geben wir den Kulturpflanzen eine Chance, nicht zu Museumsobjekten zu verkommen, sondern sich mit uns Menschen weiter zu entwickeln.

Saatgut in Fülle Wer einmal Kulturpflanzen vermehrt hat, der weiß: Von einer Pflanze kann man viel mehr Samen ernten, als man im kommenden Jahr anbauen kann. Pflanzen bilden Samenkörner in Hülle und Fülle, um den Fortbestand ihrer Art zu sichern. Für uns Sa-

mengärtner und -gärtnerinnen bedeutet

dies, dass wir bei vielen Gemüsen nicht nur

für das kommende, sondern gleich für das über- und überübernächste Gartenjahr genügend Saatgut haben und darüber hinaus viel Saatgut über den Gartenzaun mit der Nachbarin oder Freunden tauschen und verschenken können.

Vielfalt hat mit Zeit zutun Es hat viel Zeit gebraucht, damit die große

Vielfalt der Kulturpflanzen entstehen konnte. Viele Kulturpflanzen blicken auf eine Jahrtausende lange Kultivierung zu-

rück. Ihre Auslese und Vermehrung lag seit Anbeginn in der Hand der Bauern und Bäuerinnen, Gärtnerinnen und Gärtner. Kulturpflanzenvielfalt entstand über zahllose Generationen und basiert oft auf einer lebens-

langen Verbindung zwischen Menschen und einzelnen Sorten. Bis vor ca. 150 Jahren gab

es keine Trennung zwischen BäuerInnen

und ZüchterInnen. Die Zeitspanne, in der sich eine eigenständige Profession der

Pflanzenzüchtung herausgebildet hat, ist somit erst relativ kurz.

Sorten sind verschwunden In den letzten Jahrzehnten verschwanden

Hunderte von Kulturpflanzensorten vom

Markt und aus den Gärten. Sortenkataloge um die Jahrhundertwende vom ı9. in das 20. Jahrhundert boten eine Fülle von für Hausgärten geeigneten und interessanten

Sorten an, die heute gänzlich unbekannt

sind. Allein die Auswahl von Formen und

Farben (violette Erdäpfel, weiße und gelbe Tomaten, blauhülsige Erbsen) war gegenüber heutigen Angeboten überwältigend. Einzelne Sorten waren oft nur kleinräumig verbreitet, sie unterschieden sich von Tal zu

Tal, von Landstrich zu Landstrich.

Vor dem Beginn der Industrialisierung in

der Landwirtschaft, und noch vor der Tren-

nung von biologischer und konventioneller

Landwirtschaft, war auch bei uns die Sor-

tenvielfalt um ein Vielfaches größer. In exak-

ten Zahlen lässt sich diese Vielfalt nicht festmachen, aber es gibt zahlreiche Beispiele,

die sie belegen. So lagern in der ehemaligen

Landesanstalt für Pflanzenzucht und Sa-

menprüfung Tirols über 400 verschiedene Getreidelandsorten,

die noch in den 20er

und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in den

Tälern der Westalpen angebaut wurden.

Diese Landsorten weisen eine wesentlich größere genetische Variabilität auf als die

modernen Sorten. Gegenwärtig ist nur eine Handvoll von ihnen mehr im Anbau finden.

zu

18

Handbuch Samengärtnerei

Auch heute scheint am Markt eine große Vielfalt vorhanden zu sein. Das große Angebot an exotischen Gemüsen und Früchten täuscht jedoch über die Verarmung an unterschiedlichen Sorten hinweg. Man

interessanter Sorten zugunsten von Hochleistungssorten und Hybridsorten verschwunden. Die Sortenzulassung istzudem

bis vier Sorten das gesamte Angebot dominieren. Die modernen Sortenzüchtungen

sollte, führt heute eher zu einer Bevormun-

lässt vielfach zu wünschen übrig. Für Hausgärten finden sich in Saatgutkatalogen heute nur mehr wenige besonders geeignete Sorten, da sich die teure Züchtungsarbeit nur für den Erwerbsgartenbau rentiert. Gleichwohl sind Höchsterträge, maschinelle Beerntbarkeit, Transport- und Lagerfähigkeit für Hausgärtner und -gärtnerinnen wenig relevant, vielmehr eine lange Ernteperiode, guter Geschmack und Ange-

polisierung der Züchtungsunternehmen führt.

denke nur an Äpfel und Tomaten, wo drei

unterscheiden sich zudem äußerlich oft kaum voneinander, auch der Geschmack

passtheit an den Anbaustandort, ihre Vita-

lität und Widerstandkraft gegen Krankheiten und Schädlinge. Diese Angepasstheit der Sorten wäre aus ökologischen Gründen auch für den Erwerbsgartenbau ein wichtiges Kriterium, damit mit weniger Pestiziden und Düngemitteln als bisher gewirtschaftet werden kann. Das Saatgut der meisten Gemüsesor-

ten wird gegenwärtig in klimatisch günstig gelegenen Billiglohnländern produziert. Heimische Züchter müssen der Marktkonkurrenz großer Unternehmen weichen. Eine Ausnahme sind neu gegründete Züchtungsfirmen, die Saatgut biologisch an-

bauen und vermehren. Diese haben aber, bis

sich eine starke Biosorten-Züchtung entwickelt hat, noch mit dem verhältnismäßig

einfältigen Sortenspektrum der konventionellen Züchtung zu kämpfen. Die restriktiven Bestimmungen der Saatgutgesetze haben ebenfalls stark zum Verschwinden der Sortenvielfalt beigetragen. Es dürfen nur solche Sorten als Saatgut gehandelt werden, die ein behördliches Zulas-

sungsverfahren passieren. Dadurch sind in den letzten Jahrzehnten in Europa hunderte

sehr teuer, sodass mancher kleinere Züchter

allein daran scheitern muss. Ein Gesetz, das einst Konsumenten und Züchter schützen dung des Konsumenten und verstärkt den ohnehin großen Konkurrenzdruck am Sor-

tenmarkt, der zu einer zunehmenden Mono-

... Sorten werden erhalten... und neue Vielfalt entsteht Die Vielfaltsgärtner und -gärtnerinnen von Arche Noah in Österreich, Pro Specie Rara

in der Schweiz und vieler Vereine in Deutschland vermehren und erhalten gefährdete Sorten, die in der gewerblichen

Züchtung keinen Platz mehr haben. Die Hausgärten und Felder ihrer Mitglieder stel-

len dabei sozusagen „ökologische Nischen“

für die Kulturpflanzenvielfalt außerhalb des ökonomischen Druckes der marktorientierten Produktion dar. Durch die Sortenerhaltung in vielen verstreuten Gärten kann auch gleichzeitig neue Vielfalt entstehen: Eine Sorte kann sich den Gegebenheiten eines Standortes anpassen. Der Gärtner oder die Gärtnerin greift aktiv in das Erscheinungsbild einer Sorte ein und entwickelt mit den Jahren eigene Sorten-Auslesen. Bei dieser Sortenentwicklung sind dann meist Eigenschaften wie Geschmack, Kocheignung, Attraktivität und Standorteignung ausschlaggebend. Im Gegensatz zur Züchtung für den Erwerbsanbau, wo Ertrag, Transportfähigkeit, synchrone Abreife oder maschinelle Bearbeitungsmöglichkeiten die größte Rolle spielen.

Warum Gemüse selbst vermehren?

Züchtung zurück in

die Gärten und auf die Felder Das Wissen zur Saatgutvermehrung ist für Arche Noah und Pro Specie Rara äußerst wichtig: Es ist die Grundlage der Sortenerhaltung schlechthin. Im Gegensatz zu Bildern, Büchern oder anderem Kulturgut sind

Kulturpflanzen ja ein lebendiges Erbe, wandeln und verändern sich beständig. Will man eine Sorte mit ihren typischen Eigen-

schaften in gutem Zustand erhalten, so ist dazu ein wenig „Fachkunde“ von Nöten -

und diese vermitteln wir mit diesem Buch

kompakt und übersichtlich. So schließt das Buch dort an, wo die bäuerliche und gärtne-

rische Pflanzenzüchtung aufgehört hat. Es versteht sich als Wegweiser zur weiteren Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt. Das Buch gibt einen Rahmen, den man mit

eigenen Erfahrungen füllen kann.

Zum Aufbau des Buches Zu jeder Gemüsekultur gibt es ein eigenes Kapitel. Die Gemüse sind nach ihrer botanischen Zugehörigkeit zu Familien zusammengefasst. In der jeweiligen Einleitung sind die für diese Familie charakteristischen Eigenschaften für die Vermehrung zusammengefasst. Die Kapitel zu den einzelnen Gemüsearten folgen einem Schema: Einleitend die „Zutaten“,

die Sie für die Saatguigewinnung brauchen. Dann folgen eine kurze Beschreibung des Gemüses, die

Bestäubungsbiologie, Samenbau und Samenernte, Sortenmerkmale und Auslesekriterien, Pflanzenkrankhei-

Züchtung braucht Zeit Wir empfehlen, mit der Vermehrung von ein oder zwei Sorten anzufangen und im ersten Jahr vielleicht einen Salat und eine Ka-

rottensorte zu vermehren und diesen Sorten

besonders viel Aufmerksamkeit zu schen-

ken. Welche Eigenschaften soll die Karotte haben? Welche Eigenschaften gibt sie an ihre Nachkommen weiter und welche haben mit der Kulturführung zu tun? Wie lagere ich die Karotten richtig über den Winter,

mit den Möglichkeiten, die ich zur Verfü-

gung habe? Wie setze ich die als Samenträ-

ger der tig die

auserlesenen Karotten im Frühjahr wieein? Gehen alle Salatpflanzen gleichzeiin Blüte oder gibt es einzelne Pflanzen, besonders lange einen schönen Kopf und

süße, schmackhafte Blätter behalten? Diese

Fragen schärfen die Beobachtungsgabe und unweigerlich beginnt man langsam aber sicher, sämtliche Pflanzen im Garten noch

etwas genauer unter die Lupe zunehmen.

ten und Schädlinge und die Kulturund Züchtungsgeschichte. Bei einigen Arten sind darüber hinaus noch Geschichten zu einzelnen Sorten dokumentiert, interessante Kultur-

anleitungen aus der antiquarischen Samenbauliteratur wiedergegeben oder einfach Rezepte, die lokal für einzelne Kulturpflanzen typisch sind. Vorweg das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus. In diesem Kapitel ist zusammengefasst, was sich über die Vermehrung der

Gemüse allgemein sagen lässt. Die botanische Terminologie wurde übernommen aus: Zander 1993: Handwörterbuch der Pflanzennamen (14. Auflage) und Mansfela’s World

Database of Agricultural and Horticultural Crops.

20

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Handbuch Samengärtnerei

Zur Bedeutung der Kulturpflanzenvielfalt Die Vielfalt unserer Kulturpflanzen ist in den Händen von Bäuerinnen und Bauern, Gärtnerinnen und Gärtnern entstanden. Ein Beispiel, das die Zunahme der Formenviel-

falt durch gärtnerische Pflanzenzüchtung

eindrucksvoll vor Augen führt, ist die Kohlart Brassica oleracea: Weißkraut, Rotkraut, Kohlrabi, Brokkoli, Karfiol, Rosenkohl und

Grünkohl gehen auf eine einzige Wildart zurück (siehe Abbildung). Durch die unterschiedliche Nutzung und Auslese verschie-

schaftliche Pflanzenzüchtung hat ihr Verständnis von Züchtung im ausgehenden 19. Jahrhundert von diesem Verständnis

abgegrenzt. Dies wird etwa deutlich in einem Zitat Carl Fruwirths, der als einer der

ersten wissenschaftlichen Pflanzenzüchter gilt. Er beklagte im Jahre 1896: „... man hört oft von einem Landwirte sagen, er züchtet Hopfen,

er ist Leinzüchter‘,

während

in

Wirklichkeit der Betreffende nur Hopfen oder Lein baut.“

dener Teile der Pflanze - Blatt, Stamm,

Knospenanlage - entstanden diese verschie-

denen Gemüse zu verschiedenen Zeitenund an verschiedenen Orten: stets im Kontext

einer bäuerlichen/gärtnerischen pflanzenzüchtung.

Kultur-

Lokalsorten sind geprägt von Standorten ... Indem Kulturpflanzen auf den Äckern und

in den Gärten, in denen sie angebaut werden, auch vermehrt werden, können sie

an diesem Standort zur Samenreife gelangen. Sie bilden eine nächste Generation von

Züchten ist Anbauen In dieser bäuerlichen/gärtnerischen Pflan-

zenzüchtung sind Züchten und Anbauen nicht zwei voneinander getrennte Tätigkei-

ten, sie sind eng miteinander verzahnt und

beeinflussen sich wechselseitig: In diesem

Verständnis züchtet jeder, der Pflanzen kultiviert, pflegt und ihre Früchte und Samen erntet. Das Verständnis,

dass Bäuerinnen

und Bauern Kulturpflanzen züchten, findet sich in vielen Dialekten und Alltagssprachen im Wort „Zigeln“ wieder. Der Hinweis: „Sie züchtet in ihrem Garten Zucchini“

meint nicht, dass eine Gärtnerin professio-

nelle Pflanzenzüchterin ist, sondern dass sie in ihrem Garten Zucchini anbaut. Doch die

Vermehrung und züchterische Bearbeitung

Züchten heißt, jährlich aus einem großen

implizit enthalten sein. Die naturwissen-

auszuwählen.

von Sorten kann in diesem Anbau stets

Bestand

die schönsten

Pflanzen

Zur Bedeutung der Kulturpfianzenvielfalt Samenkörnern. Diese Sorten sind die Sorten der bäuerlichen Pflanzenzüchtung. Man geht davon aus, dass ab einem Zeitraum von 30 Jahren sich eine Sorte einem neuen Standort anpassen kann und neue Sorten

- die so genannten Land- oder Lokalsorten -

entstehen. Doch auch in viel kürzeren Zeiträumen können sich Sorten verändern und

neue Eigenschaften ausprägen. In dieser Zeitspanne wirkt die Auslese durch die natürliche Umwelt: die Dauer der Vegetationsperiode, Art und Verteilung der Niederschläge, Trockenheits- und Kälteperioden,

Intensität der Sonneneinstrahlung,

um einige Beispiele zunennen. Gleichzeitig lesen Menschen jährlich jene Pflanzen als Samenträger für das nächste Jahr aus, die ihren Kriterien am besten entsprechen,

Samenfeste Sorten - Vielfalt im Überfluss

die besonderen Geschmack und Gefallen finden: Eigenschaften der Pflanzen, die für

die Eigenversorgung (z.B. gute Haltbarkeit der Früchte) oder die Vermarktung (z.B. Frühreife) besonders wichtig sind.

... und Agrarkultur Landsorten sind stets in den Kontext des

Landbausystems, in dem sie angebaut werden, eingebettet: So kommen die meisten Landsorten mit wenig Dünger aus, da sie in Wirtschaftssystemen

entstanden sind,

in denen keine Düngemittel auf den Hof zugekauft wurden, sondern die Äcker mit dem Mist der Tiere aus dem Stall versorgt wurden. Die bäuerliche Pflanzenzüchtung,

in der die angebauten Kulturpflanzen auch

vermehrt werden, hat die Sortenvielfalt hervorgebracht.

Bio-Kommunikation Ein bedeutender Aspekt der bäuerlichen Pflanzenzüchtung ist, dass Pflanzen, wenn

sie an einem Standort angebaut und vermehrt werden, sich auch den an diesem konkreten Standort auftretenden Krankheiten

und Schädlingen anpassen können. Der For-

schungszweig der „Bio-Kommunikation“,

der chemischen Ökologie ist noch ein sehr

junger. Doch man weiß mittlerweile, dass Pflanzen bestimmte Abwehrmechanismen gegen Schädlinge entwickeln können oder zum Beispiel Nützlinge durch Duftsignale aktiv gegen einen Schädlingsbefall zu Hilfe holen können. Der Getreidezüchter Peter

Kunz bezeichnet diese Mechanismen, die Pflanzen entwickeln können, als „Nachhal-

tige Resistenzen“, die auf dem Prinzip des

„Lebens und Leben-Lassens“ basieren. Bei

dieser Art von Resistenz findet zum Beispiel ein Schadpilz zwar eine gewisse

Verbreitung, die Pflanzen sind jedoch so robust, dass der Pilz nicht oder kaum

ertragsmindernd wirken kann. In der professionellen Pflanzenzüchtung hat diese Form der Co-Evolution von Pflanze und

Krankheit kaum einen Platz, da hier die

meisten Züchtungsschritte der ResistenzZüchtung im Labor stattfinden. Eine CoEvolution von Pflanzen und Schädlingen hingegen braucht den Anbau der Pflanzen auf den Äckern und kann nicht ins Labor verlagert werden. Der Pflanzenzüchter

22

Handbuch Samengärtnerei

Gegenüberstellung der wesentlichen Charakteristika der bäuerlichen /gärtnerischen Pflanzenzüchtung und der professionellen Pflanzenzüchtung Charakteristika der bäuerlichen /gärtnerischen Pfianzenzüchtung

Charakteristika der professionellen Pflanzenzüchtung

Betrachtungsgegenstand

» Die Kulturpflanze in ihrer

» Gene als „kleinste Einheit“

Reproduktionsfähigkeit der Sorten

>» Hoch > Samenfeste Sorten Sorten sind nie „fertig“, jede/r kann damit weiter-

auf sie einwirkenden Umwelt

des Lebens („Genotyp“)

(„Phänotyp“)

züchten

» Nieder oder nicht mehr vorhanden (Hybridzüchtung, „Terminatortechnologie“) > Sorten sind ein „Einmal-

produkt“

Züchtungsziele

» Angepasstheit an lokale Bedingungen > Ertragssicherheit

» Ertragssteigerung > Uniformität > Neuheit der Sorte

Wissen und Methoden

» Das Wissen, wie Kulturpflanzen

» Naturwissenschaftliches Wissen » Methoden erneuern sich abrupt > Allgemein gültige Regeln und Züchtungsschemata

angebaut und vermehrt werden, ist tradiertes Erfahrungswissen sowie selbst angeeignetes Wissen > Es gibt keine allgemein gültigen

Regeln, aber „Grundrezepte"

> Improvisieren und Ausprobieren spielen eine große Rolle

Ökonomische Rahmen-

bedingungen

Verfügungsrechte

» Das Züchten von Kulturpflanzen ist in das Wirtschaften bäuerlicher Versorgungsgemeinschaften eingebettet

>» Das Züchten von Kulturpflanzen ist marktwirtschaftlichen Bedingungen unterworfen

> Bauern und Bäuerinnen verstehen Saatgut als Gemeingut - Sorten werden ausgetauscht und weitergegeben

> Saatgut wird als Privatgut verstanden (rechtliche Schutzmechanismen: Sortenschutz,

Patente und biologische Schutzmechanismen: Hybridzüchtung, Terminatortechnologie). Neue Entwicklung: Open-SourceBreeding

Zur Bedeutung der Kulturpflanzenvielfalt Akteurinnen und Akteure

> Das Anbauen, Pflegen, ren und Züchten findet Händen der Bäuerinnen ern in ihren Gärten und

Vermehin den und BauÄckern

> Eigener Berufsstand > international verflochtene Konzerne

statt: Züchterinnen/Züchter sind

gleichzeitig Bäuerinnen/Bauern oder Gärtnerinnen und Gärtner

Ausrichtung

> Züchten und Anbauen sind eins > Es gibt eine direkte Verbindung zu den Küchen und Speisen > Geschmack und besondere Verarbeitungsqualitäten der Sorten spielen eine große Rolle

> Merkmale der konventionellen Landwirtschaft (Mechanisierbarkeit, Transport- und Lagerfähigkeit, Resistenzen) > Der Geschmack spielt eine untergeordnete Rolle > Isolierbare, bekannte und

messbare Inhaltsstoffe

Zeit

>» Sorten haben keinen Anfangs- und Endpunkt » Die Züchtungsdauer spielt daher eine untergeordnete Rolle

> Zeit ist ein ökonomischer Faktor („Zeit ist Geld“) > Verkürzung der Züchtungsdauer ist auch ein Ziel der Züchtung

Quelle: Eigene Darstellung; ausführliche Erläuterung siehe Andrea Heistinger: Die Saat der Bäuerinnen, 2001:38-73.

Formenvielfalt entsteht durch gärtnerische Züchtung: Weißkraut, Rotkraut, Rosenkohl und Grünkohl gehen auf eine einzige Wildart (Mitte) zurück.

24

Handbuch Samengärtnerei tisiert wird, oder wenn Sorten dahingehend

manipuliert werden, dass sie ihre Fruchtbarkeit verlieren.

Das Manifest zur Zukunft

des Saatguts

Weltweit haben Menschen begonnen, sich

gegen die Privatisierung ihrer Kulturpflan-

zen zur Wehr zu setzen. In Indien schließen [_

Samen ernten, Samen weitergeben

Raoul A. Robinson propagiert die Züchtung von Kulturpflanzen in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit zwischen Pflanzenzüch-

tern und Bauern in Form von „plant bree-

ding clubs."

Die Ent-Privatisierung der Kulturpflanzen In den letzten Jahren hat die professionelle Pflanzenzüchtung die Verfügungsrechte über Sorten schrittweise eingeengt. Sorten,

die per Sortenschutz oder Patentschutz

geschützt oder als Hybrid-Sorten „biologisch patentiert“ sind, sind nicht Gemeingut, das von anderen Bäuerinnen und Bau-

ern, Züchterinnen und Züchtern frei für

ihre Zwecke verwenden kann. Die Vielfalt an Kulturpflanzen ist aber gerade durch diese freie Verfügbarkeit entstanden. Samen gelangten mit Menschen an neue Orte, fanden neue Standortbedingungen vor, wurden

nach anderen Gesichtspunkten ausgelesen und veränderten sich. Vor allem Bäuerinnen und Bauern der Länder des Südens wissen,

was es bedeutet, wenn Saatgut kein frei verfügbares Gemeingut mehr ist, wenn Sorten durch Patente mit Eigentumsrechten versehen werden,

wenn

aus dem

lebendigen

Samenkorn eine leblose Ware gemacht wird. Viele Menschen in den Ländern des Südens reagieren

mit

Empörung,

wenn

Sorten

patentiert werden, wenn Gemeingut priva-

sich Frauen zusammen, um in regionalen, selbst verwalteten Pflanzenbörsen ihre lokale Pflanzenwelt für ihre Dorfgemeinschaften zu erhalten. Sie haben die Vertretungen multinationaler Saatgutkonzerne aus ihrer Region vertrieben. In Mexiko protestieren die Bauern gegen die Patentierung ihrer traditionellen Maissorten durch USKonzerne. In Mali hat die Versammlung der Bauern beschlossen,

keine

gentechnisch

veränderten Pflanzen in ihrem Land zuzulassen und die einheimischen Kulturpflanzen als Grundlage ihrer Ernährungssouveränität zu schützen. In Europa mehren sich Initiativen zur Rekultivierung so genannter „alter“ Landsorten, Bauern und Bäuerinnen fordern ihr uraltes Recht ein, die Samen der

von ihnen angebauten Pflanzen wieder aussäen und frei untereinander tauschen zu dürfen. Die indische Aktivistin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises Vandana Shiva engagiert sich seit drei Jahrzehnten für die Rechte der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Unterstützt von zahlreichen engagierten Menschen hat sie gemeinsam mit dem Präsidenten der Region Toskana, Claudio Martini,

die „Internationale

Kommission

zur Zukunft der Lebensmittelund der Landwirtschaft“ gegründet. Diese hat im Frühjahr 2007 das „Manifest zur Zukunft des Saatguts“ verfasst, ein Aufruf zum freien Austausch von Saatgut unter Bäuerinnen und Bauern: „Saatgut ist ein Geschenk der Natur, vergangener Generationen und unterschiedlicher Kulturen. Wir haben die Verantwortung, es zu schüt-

Zur Bedeutung der Kulturpflanzenvielfalt

zen und an zukünftige Generationen weiter zu geben. Saatgut steht am Anfang der Nahrungskette, ist Ausdruck der biologischen und kultu-

rellen Vielfalt und Ausgangspunkt künftiger Entwicklung und Evolution. Seit der Neolithi-

schen Revolution vor etwa 10.000 Jahren arbei-

teten Bäuerinnen und Bauern in ihren Gemeinschaften und Gemeinden an der Verbesserung der Erträge, des Geschmacks und der Ernährungsqualität der Kulturpflanzen. Sie entwickelten sich bald zu Expertinnen für den gesundheitlichen Wert und die Heilkraft ihrer Pflanzen,

aber auch für deren Wachstumsbedingungen und ihre wechselseitige Wirkung mit anderen

Pflanzen, Tieren, Boden und Wasser. Seltene und

oft zufällige Kreuzungsereignisse führten bei einzelnen Pflanzenarten rasch zu einer weiten Verbreitung in ihrem primären Ursprungszentren (z.B. beim Weizen in Mesopotamien, beim Reis in Indien und Indochina, bei Mais und Kartoffel in Zentralamerika), und später über die ganze Welt.

nologien bedroht. Saatgut droht von einem Gemeinschaftsgut der Bäuerinnen und Bauern in einen Rohstoff verwandelt zu werden, dessen Nutzen und Handel von einigen wenigen Konzernen monopolisiert wird. Das Aussterben unzähliger Kulturpflanzenarten und Sorten, bei gleichzeitiger Entwicklung von geschützten Hybridsorten und Züchtungen mit unfruchtbaren Samen („Terminatortechnologie“), gefährdet die Zukunft des Saatgutes und unsere Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln. (...) Es bedarf heute der Entwicklung neuer Systeme von Rechten und Pflichten, die sowohl die kollektiven Rechte lokaler Gemeinden und Gemeinschaften und die Saatgutsouveränität der Bauern und Bäuerinnen anerkennen, als auch die globale wechselseitige Abhängigkeit unterschiedlicher Kulturen und Nationen berücksichtigen.“ Quelle: www.arche-noah.at und im

chen Original ©

www.navdanya.org und www.futurefood.org

Der freie Austausch von Saatgut unter Bauern war die Grundlage für die Erhaltung und Entwicklung von Vielfalt und Ernährungssicherheit. Er beruht auf Zusammenarbeit und Wechselseitigkeit und dem Austausch unter Gleichen. Diese Freiheit geht weit über den reinen Austausch von Samen hinaus: Es geht auch um den freien Austausch von Ideen, Wissen, Kultur und Traditionen. Diesen Wissens- und Erfahrungsschatz haben unzählige Generationen von Bauern und Bäuerinnen durch Beobachtung im eigenen und in Nachbars Garten und Acker angehäuft. Die kulinarische, kulturelle und religiöse Bedeutung

einer Pflanze, die Kenntnisse über ihre Widerstandskraft gegen Trockenheit, Krankheiten und Schädlinge, über ihre Pflege und Lagerungsfähigkeit und vieles mehr formen das gemeinschaftliche Wissen über Anbau und Nutzen bestimmter Kulturpflanzen. (...) Die Freiheit der Saat und die Freiheit der Bauern und Bäuerinnen werden durch neue Formen von Eigentumsrechten und neue Tech-

Vandana Shiva und Peter Zipser, Obmann von Arche Noah, präsentieren das Manifest zur Zukunft des Saatguts.

26

‚Handbuch Samengärtnerei Schaugarten der Arche Noah in Schiltern (Niederösterreich)

28

|

Handbuch Samengärtnerei

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus Pflanzen vermehren

über Samen oder Ableger Es gibt zwei Wege, Pflanzen zu vermehren: Die Vermehrung über Pflanzenteile und die Vermehrung über Samen. Die Vermehrung über einzelne Pflanzenteile wird auch vegetative oder ungeschlechtliche Vermehrung, die Vermehrung über Samen generative oder geschlechtliche Vermehrung genannt. Bei der vegetativen Vermehrung schneidet man Wurzel- oder Blattstecklinge, verwendet Ausläufer, unterirdische Sprossknollen oder Zwiebeln, um neue Pflanzen

heranzuziehen und alte Pflanzen zu verjüngen. Beimanchen Pflanzen ist die vegetative Vermehrung einfacher als die Vermehrung über Samen,

andere - wie zum Beispiel

Knollenziest - bilden gar keine Samen aus und können nur auf diesem Weg vermehrt werden. Gemüsepflanzen, die vorwiegend oder ausschließlich vegetativ vermehrt werden:

> Kartoffel, Erdmandel, Knollenziest

> > >» > > >

(Sprossknolle) Knoblauch, Etagenzwiebel (Brutknolle) Schnittlauch, viele Stauden (Stockteilung) Meerrettich (Wurzelschnittlinge) Minzen (Ausläufer) Spargel (Rhizomteilung) Schalotte (Teilzwiebeln)

Bei der vegetativen Vermehrung entstehen aus einer Pflanze mehrere, die genetisch mit der Mutterpflanze identisch sind. Sieunterscheiden sich nur darin, dass sie jünger sind als ihre Mutterpflanze. Anders ist dies bei der Vermehrung über Samen. Ein Samenkorn entsteht aus der Ver-

N

einigung von männlichem Erbgut (im Pollen enthalten) und weiblichem Erbgut (in der Samenanlage enthalten). Dabei wird das Erbgut der Eltern neu „aufgemischt“ (rekombiniert). Aus einem Samenkorn erwächst daher eine Pflanze, die den Eltern-

pflanzen zwar sehr ähnlich, aber nicht mit

diesen identisch ist. Genauso unterscheiden sich die Nachkommen untereinander; bei Fremdbefruchtern können die Samen einer

Pflanze zudem aus Befruchtungen mit Pollen unterschiedlicher Vaterpflanzen stammen.

Woran erkenne ich samenfeste Sorten? Die sichere Vermehrungüber Samen gelingt

nur mit samenfesten Sorten. Samenfeste Sorten, auch als „offen abblühende“ Sorten bezeichnet, geben ihre Eigenschaften in einem kontinuierlichen Erbstrom an ihre Nachkommen weiter. Die Nachkommen ähneln den Eltern, die Sorteneigenschaften än-

dern sich nicht abrupt, sondern verlaufend. Anders ist dies bei Hybridsorten (>Hybrid-

saatgut). Einem Samenkorn ist die Technik, mit der es gezüchtet wurde, äußerlich nicht anzusehen. Auch, ob es sich um eine samen-

feste Sorte oder um Hybridsaatgut handelt,

kann man am Samenkorn selbst nicht er-

kennen. Bei folgenden Sorten kann man davon ausgehen, dass sie samenfest und somit auch im Hausgarten vermehrbar sind: Lokalsorten. Sorten, die über einen langen

Zeitraum auf einem Hof oder in einem Gar-

ten angebaut und vermehrt wurden. Viele

dieser Sorten haben keinen Namen, sie sind einfach „Die Bohnen“ oder „Der Wintersalat“.

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

> Hybridsaatgut (= Fi1-Saatgut) Hybridsorten sind „Einmalsorten“. Hybridsaatgut kann im Hausgarten nicht sinnvoll weiter vermehrt werden und muss jährlich neu gekauft werden. Wird eine Hybridsorte weiter vermehrt, bildet sie nur

Küttiger Landfrauen ernten die Sorte „Küttiger Ruebli“. Eine Lokalsorte, die typisch für den Ort ist und sich von anderen Karotten-Sorten deutlich unterscheidet.

unfruchtbare Samen aus oder spaltet sie in verschiedene Formen auf: Die Sorte als solche ist nicht beständig. Darin liegt für die Saatgut-Firmen ein Vorteil: Die Hybridzüchtung kann als eingebautes „Copyright“ einer Sorte bezeichnet werden. Da Hybride nur einmal gesät werden können, können sie

Diese Sorten lassen sich in jenem Gebiet, in

dem sie entstanden sind, besonders leicht vermehren.

Alte gärtnerische Zuchtsorten. Manche

Sortennamen waren bereits unseren Großmüttern und Großvätern bekannt. Der Blu-

menkohl ‚Erfurter Zwerg‘ zum Beispiel oder

der Kopfsalat ‚Maikönig‘, der im Jahr 1902 als Neuheit vorgestellt wurde. Viele dieser

Sorten tragen den Namen des Gemüsebaugebiets, in denen sie gezüchtet wurden: So

der Weißkohl ‚Stuttgarter Filderkraut‘, der Rotkohl

‚Erfurter Schwarzkopf‘

oder

der

Kohlrabi ‚Wiener frostsicherer Allerfrühes-

ter‘. Andere ältere gärtnerische Sorten haben malerische Namen wie der bereits genannte ‚Maikönig‘, die Stangenbohne namens ‚Ohne Gleichen‘ oder die Palerbse namens ‚Riesen-Mai-Wunder‘. Und wer würde

nicht auf die Blattgröße und Winterhärte des Spinats ‚Riesen-Eskimo‘ vertrauen?

Neue Sorten aus biologischer Züchtung. Die biologische und insbesondere die biologisch-dynamische Züchtung arbeitet mit samenfesten Sorten. Die biologische Landwirtschaft strebt ein System der geschlosse-

nen Kreislaufwirtschaft an. Umgelegt auf die Pflanzenzüchtung bedeutet dies, dass

Sorten eine natürliche Reproduktionskraft

und eine hohe Vitalität haben müssen, um

sich nicht verändern oder einem Standort anpassen. Sie bieten keine Grundlage für eine weitere Entwicklung der Kulturpflanzen und der Sortenvielfalt. Zur Zeit werden viele samenfeste Sorten von der EU-Sortenliste gestrichen. Der Anteil an gelisteten Hybridsorten steigt rasant. Zum

Beispiel waren im Jahr 1985

204 F1-Karottensorten im gemeinsamen Sortenkatalog der EU gelistet (= 43% aller Karottensorten). Im Jahr 1999 lag der Anteil bereits bei 366 Sorten und 73%. Bei Tomate,

Paprika und Chinakohl liegen die Anteile mittlerweile bei ca. 80%. Hybridsaatgut steht am Ende eines mehrere Schritte umfassenden Vermehrungszyklus. Am Beginn steht das Erstellen von so genannten Inzuchtlinien. Einzelne Pflanzenindividuen werden mit sich selbst gekreuzt, um reinerbige (homozygote) Linien zu erhalten. Da die meisten Gemüsekulturarten Fremdbefruchter sind, muss die

Pflanze gezwungen werden, sich mit sich selbst zu kreuzen. Dies geschieht bei vielen Kulturarten mittels Einsatz biotechnischer Methoden in den Labors der Züchtungsfirmen.

Durch Hybridzüchtung wird die Abhängigkeit zwischen Züchtung und Saatgutproduktion auf der einen und landwirtschaftlicher Produktion auf der anderen Seite weiter fortgeschrieben. Der großflächige Anbau der sehr homogenen Hybridsorten kann auch ökologische Probleme mit sich bringen (Schädlingsdruck, Krankheitsdruck).

30

Handbuch Samengärtnerei

wieder Samen hervorbringen und sich somit einem Standort anpassen zu können. Samenfeste Sorten waren und sind die Grundlage der Kulturpflanzenvielfalt.

Grundlagenwissen für die sortenechte Vermehrung Warum

ist es wichtig,

über

die Bestäu-

bungsverhältnisse einer Art Bescheid zu

wissen? Die Art der Bestäubung bestimmt,

ob sich verschiedene Sorten einer Art verkreuzen können oder nicht. Sie bestimmt auch, wie groß die Wahrscheinlichkeit einer Verkreuzung ist und worauf man achten muss, wenn man Samen ernten will. Durch Verkreuzungen gehen die sortentypischen Eigenschaften verloren, im Extremfall sogar die typischen Eigenschaften einer Gemüsekultur. Einige Beispiele: Viele Kürbissorten kreuzen sich untereinander. Dabei können dann auch die (giftigen) Bitterstoffe eines Zierkürbisses in einen Speisekürbis eingekreuzt werden; oder die typische Form und Farbe

einer Sorte verschwindet. Ein anderes Beispiel: Kulturkarotten können sich mit den heimischen Wildkarotten kreuzen. Der Effekt: Die Nachkommen beginnen schon im ersten Jahr zu blühen, sie bilden blasse, zähe, kleine Wurzeln aus. Oder: Wenn Man-

goldsorten sich mit Roten Rüben verkreuzen, gehen die Nutzungseigenschaften beider Kulturen verloren. Wer eine Gemüseart im Garten anbaut

r u

nun.

und von dieser Samen gewinnt, erwartet sich also, dass die Sorte im kommenden Jahr wieder so aussieht wie jene Pflanzen, von

denen das Saatgut geerntet wurde (außer, man will gezielt etwas Neues züchten). Daher erfahren Sie in diesem Kapitel das Wichtigste über die biologischen Grundlagen der Samenvermehrung und lernen Methoden kennen, mit denen man sortenechtes Saatgut gewinnen kann.

Die Blüte Blüten stechen ins Auge durch ihre meist auffälligen, bunten Schauapparate, die Menschen und Insekten gleichermaßen locken und erfreuen. Die für die Fortpflanzung der Pflanzen wichtigsten Teile sindim Inneren der Blüte verborgen: der Fruchtknoten mit der weiblichen Ei-Anlage und die Staubgefäße, die den männlichen Pollen bilden. Die Blüten können sehr unterschiedlich aufgebaut sein; ihr Aufbau ist für die Pflanzenfamilien aber jeweils typisch:

Zum Beispiel haben alle Kreuzblütler vier,

einander wie ein Kreuz gegenüberstehende Kronblätter, bei allen Lippenblütler hingegen sind die Kronblüten wie eine Ober- und eine Unterlippe geformt. Trotz der Vielgestaltigkeit des Blütenschauapparates folgt der innere Aufbau der Blüte stets einem der drei folgenden Schemata: 1. Zwitterblüte: Die Blüte enthält männ-

liche und weibliche Blütenorgane. Einige Beispiele: > Kreuzblütler - Radieschen, Kohlgemüse, Senf

> Schmetterlingsblütler -

Bohnen, Erbsen, Linsen $ Doldenblütler - Karotte, Pastinak, Fenchel > Korbblütler - Salat, Sonnenblume, Schwarzwurzel

> Zwiebelgewächse - Küchenzwiebel,

Porree, Schnittlauch > Nachtschattengewächse - Tomaten,

Paprika, Auberginen

2. Einhäusigkeit (Getrennt-geschlechtliche Blüten an einer Pflanze): Bei diesen Pflanzen gibt es rein weibliche und rein männliche Blüten. Eines der eindrücklichsten Beispiele ist der Kürbis: Im Inneren der lang gestielten männlichen Blüten ist deutlich die aus den Staubgefäßen zusammengewachsene

Staubröhre zu sehen, die den Pollen freigibt.

Die weiblichen Blüten erscheinen meist später an der Pflanze. Der Fruchtknoten ist

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

Blütenorgane einer Zwitterblüte

Staubbeutel \ Staubfaden

©

Narbe \

Pa

Griffel

-

Die Zwitterblüten der Zwiebelgewächse haben weibliche und männliche Blüten-

organe.

f

/

Blütenblätter Kelchblätter —

|

s

=

Diga

Fruchtknoten mit Samenanlage

schon an der Blüte deutlich ausgeprägt und hat bereits die Form der späteren Kürbisfrucht, ist allerdings noch sehr klein. Das

Innenleben der getrennt-geschlechtlichen Kürbisblüten: Links weibliche, rechts männliche Kürbisblüte

Innenleben der weiblichen Blüten unterscheidet sich deutlich von den männlichen: Die Narbe ist ringförmig und breit aufgewölbt. Trägt eine Pflanze getrennt-geschlechtliche männliche und weibliche Blüten, bezeichnet man sie als einhäusig. Einige Beispiele: > Kürbisse, Gurken, Melonen > Mais

3. Zweihäusigkeit (Getrennt-geschlecht-

liche Blüten auf verschiedenen Pflanzen): Wenn Pflanzen nur männliche oder nur weibliche Blüten ausbilden, bezeichnet man

sie als zweihäusig. Es gibt hier sozusagen männliche und weibliche Pflanzen. Einige Beispiele:

Die kleinen männlichen Blüten der männlichen Spargelpflanzen (links) und die kugelrunden

(rechts).

Früchte an den weiblichen

Pflanzen

> Spinat > Spargel > Hanf

32

Handbuch Samengärtnerei

Der Fruchtknoten Die Verlängerung des Fruchtknotens ist der Griffel. An seinem oberen Ende befindet sich ein verschiedenartig gestaltetes Organ, die Narbe, die den Pollen aufnimmt. Fruchtknoten, Griffelund Narbe bilden zusammen

den so genannten Stempel einer Blüte. Im Inneren des Fruchtknotens sitzen die weiblichen Samenanlagen. Die Anzahl der Samenanlagen ist stark unterschiedlich: Der Fruchtknoten des Mohns enthält ca. 2000 Samenanlagen, jener des Spinats nur eine, zwei der von Petersilie.

Der Pollen (Blütenstaub) Die Pollenkörner entstehen in den Staubgefäßen und werden freigegeben, wenn sie reif und bestäubungsfähig sind. Sei sind mikroskopisch klein und enthalten das väterliche Erbgut.

Eizelle. Diese Vereinigung wird Befruchtung genannt. Zur Zeit der Blüte sind die Samenanlagen mikroskopisch klein und mit freiem Auge nicht sichtbar. Nach erfolgter Befruchtung beginnt die Zellteilung; die Samenanlage schwillt, der Keimling wächst heran.

Das Samenkorn enthält nicht nur den

Keimling, sondern auch die Nährgewebe (Endosperm), die der Embryo zu seiner Ent-

wicklung und für die Keimung braucht.

1. Selbstbefruchtung: Hier bestäubt der blüteneigene Pollen die Narbe und die Pflanze befruchtet sich selbst. Beimanchen Arten kann die Bestäubung gar in der geschlossenen Knospe erfolgen, noch bevor

sich die Blüte öffnet (Kleistogamie). Beispiele dafür sind: Salat, Erbsen, Busch- und

Stangenbohnen der Art Phaseolus vulgaris, Sojabohnen, Tomaten.

die männlichen Pollenkörner auf die weibli-

Potentielle Selbstbefruchter sind solche Arten, die sich selbst bestäuben können und dies unter Isolation (im Gewächshaus oder Isolierkäfig) auch tun. Im Freiland werden sie aber gerne von Insekten aufgesucht und es kann zu Verkreuzungen kommen. Bei-

denste Weise geschehen - man unterschei-

Aubergine. Manche Selbstbestäuber brau-

in der Natur sind die Grenzen zwischen beiden fließend, bei vielen Pflanzen kann bei-

fallen kann. Ein Beispiel dafür sind Tomaten: Sie setzen in windstillen Gewächshäusern oft keine oder weniger Früchte als im Freiland an. Der Grund dafür ist, dass ohne ein Rütteln keine Bestäubung und somit keine

Bestäubung und Befruchtung Die Bestäubung ist jener Vorgang, bei dem

che Narbe gelangen. Dies kann auf verschie-

det grob zwischen Selbstbefruchtung und Fremdbefruchtung (siehe unten). Wie so oft des vorkommen. Fremdbefruchtung und Selbstbefruchtung haben genetisch sehr unterschiedliche Auswirkungen: Fremdbe-

fruchter sind wesentlich variabler als Selbstbefruchter; Sorten können sich wesentlich rascher verändern, dadurch ist auch eine Auslese leichter.

Hat ein Pollenkorn die empfängnisbe-

reite Narbe erreicht, wird es dort zum Aus-

keimen

angeregt.

Aus

dem

Pollenkorn

wächst ein Schlauch, durch den langen Griffel bis in eine Samenanlage hinein. Dorttritt die männliche Geschlechtszelle aus dem Pol-

lenschlauch aus und vereinigt sich mit der

spiele dafür sind: Mohn, Paprika, Puffbohne,

chen Insekten oder den Wind zum „Rütteln“ der Blüten, damit der Pollen auf die Narbe

Fruchtbildung stattfindet. Im Erwerbgemü-

sebau werden daher Hummelvölker in Gewächshäusern eingesetzt, welche dann für das Bewegen der Blüten sorgen. Arten, die sich zu hundert Prozent selbst

befruchten, kommen so gut wie nicht vor. Wie hoch der Anteil an Fremdbefruchtung ist, hängt von den Rahmenbedingungen ab, beispielsweise davon, ob überhaupt potentielle Kreuzungspartner oder Bestäuberinsekten vorhanden sind.

re

ns

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

2. Fremdbefruchtung: Hier wird auf der Narbe einer Pflanze der Pollen einer anderen Pflanze deponiert. Es kommt dadurch zur Fremdbefruchtung. Da Pflanzen ja bei weitem nicht so mobil sind wie Tiere und Men-

können zu neuen Bestäubern werden. Ein Beispiel dafür ist der Paprika: Ursprünglich

Bestäubung verschiedener Helfer bedienen und sich an diese anpassen. Diese Helfer sind viele verschiedene Insekten und der Wind. Auch Regentropfen können für eine

handelt.

schen, müssen sich Fremdbefruchter für die

Fremdbestäubung sorgen.

Für Samengärtner und -gärtnerinnen ist

wichtig, die Kulturen, die man vermehren

will, genau zu beobachten: Fliegen Insekten auf die Blüten oder nicht? Wenn ja, welche? Insekten sind ein wesentlicher Teil des Gemüse-Samenbaus. Vor allem Honigbienen sind fleißige Bestäuber, die die Samenerträge kräftig erhöhen können. Bleiben die Insekten aus, bilden einige Arten gar keine

oder nur kümmerliche Samen. Ein Garten, in dem Samen geerntet werden sollen, soll daher ein insektenfreundlicher, blütenreicher Garten sein, der viele Insekten anlockt.

Von Insekten bestäubte Arten: Viele Arten haben sich im Laufe der Evolution an Insekten angepasst, diemit demPollen zwischen den einzelnen Blüten hin- und herfliegen. Sie locken die Insekten mit süßem Nektar und auffälligen Schauapparaten an. Die wichtigsten Bestäuberinsekten sind Wild- und Honigbienen,

Schwebfliegen,

Hummeln und Wespen, aber auch Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten können für die Bestäubung sorgen. Beispiele für diese Gemüse sind: Kohl, Radieschen, Basi-

likum, Kürbis, Feuerbohne.

Die Anpassungen zwischen Pflanzen und Insekten sind oft sehr spezifisch. Wenn der Mensch eine Kulturpflanze aus der Herkunftsregion in neue Gebiete bringt, kann

aus einem Fremdbefruchter ein vorwiegender Selbstbefruchter werden - einfach weil in der neuen Region die angepassten Bestäuberinsekten fehlen. Die Ko-Evolution geht aber weiter, und heimische Insekten

aus Südamerika stammend, gilt er in Mittel-

europa als Selbstbefruchter. In Ungarn jedoch, wo er seit langem großflächig ange-

baut wird, wird er als Fremdbefruchter be-

Vom Wind bestäubte Arten: Manche Arten haben so feinen Pollen, dass dieser vom Wind leicht verfrachtet werden kann. Pflanzen, die auf eine Bestäubung durch den

Wind eingestellt sind, bilden keine auffälligen Blüten und auch keinen Nektar aus. Beispiele dafür sind: Rote Rübe und Mangold, Mais, Amarant.

Selbstunfruchtbarkeit: Bei manchen Pflanzen hat die Natur eine genetische Bar-

riere gegen die Selbstbefruchtung eingebaut. Bei diesen strengen Fremdbefruchtern

muss die Narbe mit dem Pollen einer anderen Pflanze bestäubt werden, damit es zu

einer Befruchtung kommen kann. Es ist na-

hezu unmöglich, eine Bestäubung zwischen

den Blüten einer Pflanze (= Selbstung) her-

beizuführen.

Dieses

Phänomen

ist

ein

Schutzmechanismus gegen Inzucht und ge-

währleistet eine natürliche Vielfalt. Diese

Selbstunfruchtbarkeit tritt häufig bei Kohlgewächsen auf. Auch bei manchen Kürbisarten, welche bei einer Selbstung oft keine Früchte oder nur schlecht entwickelte Samen ansetzen. Dies ist auch der Grund,

warum zum Beispiel eine einzelne Zucchinipflanze im Garten keine oder schlecht entwickelte Früchte trägt, während mehrere

Zucchinipflanzen durch Insekten gegenseitig bestäubt werden und viele Früchte ansetzen.

Welche Sorten können sich verkreuzen? Relativ einfach ist die Sache bei den vorwie-

genden

Selbstbefruchtern: Werden

hier

mehrere Sorten einer Artnebeneinander an-

Handbuch Samengärtnerei gebaut, kommt es selten zu Verkreuzungen.

Anders ist dies bei Fremdbefruchtern - hier können sich verschiedene Sorten einer Art verkreuzen. Es ist daher wichtig zu wissen, welche Gemüsekulturen Selbstbefruchter und welche Fremdbefruchter sind. Weiters sollte man in Erfahrung bringen, zu welcher bota-

nischen Art die Sorte gehört, die man vermehren will. Hier hilft der botanische Name

(er steht in den einzelnen Kapiteln neben den deutschen Namen der Gemüse). Bei gekauftem Saatgut ist er meist auf dem Samenpäckchen aufgedruckt.

Der botanische Name besteht aus zwei Teilen, ähnlich wie Vor- und Nachname: Der Gattungsname und der Artname. Dazu zwei

Beispiele:

> Kürbisse: Die Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) setzt sich aus zahlreichen Gattungen (Genera) zusammen.

Eine davon

ist die Gattung Kürbis (Cucurbita). Zu dieser

Gattung zählen verschiedene Kürbisarten: Cucurbita maxima, Cucurbita pepo, Cucurbita moschata usw. Sorten, die zur selben Art gehören, können sich untereinander kreuzen. Sorten, die zu verschiedenen Arten zählen,

können sich meist nicht verkreuzen (> Kürbisgewächse).

> Kohlgemüse: Viele Kohlgemüse zählen zu einer einzigen botanischen Art: Brassica oleracea. Brassica oleracea ist der Artname für Weißkohl, Rotkohl, Blumenkohl, Brokkoli,

Kohlrabi und einige andere Kohlgemüse (> Die Art Brassica oleracea). Alle Kohlgemüse dieser Art können sich daher untereinander verkreuzen: zum Beispiel Kohlrabi mit Weißkohl. In dieser Nachkommenschaft sind alle Formen von Kohlrabi bis Weißkohl

mit fließenden Übergängen

vorhanden.

Viele Pflanzen bilden weder einen saftigen,

verdickten Stängel wie Kohlrabi noch einen Kopf aus.

Checkliste zur Bewahrung der Sortenechtheit: an? { Gehören mehrere zu vermehrende Sorten botanisch der gleichen Art O nein: keine Verkreuzungsgefahr* O ja: potentielle Verkreuzungsgefahr a5)

34

Sind die Pflanzen Selbst- oder Fremdbefruchter?

O Selbstbefruchter: keine oder sehr geringe Verkreuzungsgefahr O Fremdbefruchter: Verkreuzungsgefahr

3

Wind bestäubt? Wenn Fremdbefruchter: Werden die Pflanzen von Insekten oder vom

O Wind: ausreichende räumliche Isolierung oder dichte Vlieshauben O Insekten: ausreichende räumliche Isolierung oder Isolierkäfige bestäuben? 4 Bei Vermehrung in Isolierkäfigen: Können die Pflanzen sich auch selbst O ja: keine Bestäuberinsekten nötig O nein: Bestäuberinsekten nötig * In seltenen Fällen, die wir bei den einzelnen Kapitel besprechen, gibt es auch hier Ausnahmen.

MM wi

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

Isolation einzelner Samenträger Um zu verhindern, dass sich unterschiedli-

che Sorten, die zu einer Art gehören, ver-

kreuzen, können die Samenträger auf unterschiedliche Art und Weise voneinander isoliert werden. Räumliche Isolation: Das Prinzip ist, dass die Sorten so weit voneinander entfernt blühen, dass es zu keinem Pollenaustausch kommen kann. Bei von Insekten bestäubten Arten ist das jene Distanz, dienichtmehrim

Aktionsradius der Insekten liegt. Bei vom

Wind bestäubten Arten ist es jene Strecke,

über welche die Pollenkörner mit dem Wind nicht mehr verfrachtet werden können. Die

räumliche Isolation gelingt im Hausgarten selten, da meist größere Distanzen notwen-

dig sind als von einer Ecke des Gartens zur anderen. Es ist auch sehr schwer, Mindestabstände anzugeben, da diese von verschie-

denen Rahmenbedingungen abhängig sind:

> Geländegestaltung: Gibt es Hecken oder höhere Pflanzen, die zwischen den Samen-

trägern wachsen und den Pollen abfangen

können? Gibt es künstliche Barrieren, etwa

ein Haus, eine Gartenhütte?

> Anzahl der Samenträger: Jemehr Pflanzen zweier unterschiedlicher Sorten vermehrt

werden, umso weiter müssen die Abstände

gewählt werden.

> Blütenangebot: Wenn in einem Garten viele verschiedene Pflanzen gleichzeitig blühen, werden Insekten immer wieder zu anderen Blüten „umgelenkt“ und die Wahr-

> Attraktivität der Blüten für Insekten: Größe, Farbe und Nektargehalt der Blüten.

+ Hauptwindrichtung: Bei allen Fremdbefruchtern gilt: In der Hauptwindrichtung müssen die Isolationsdistanzen größer sein als quer zur Hauptwindrichtung. Im großflächigen, kommerziellen Samen-

bau werden Mindestabstände von 2500m

eingehalten, um Verkreuzungen zu verhindern. Im Hausgarten können wir viel geringere Abstände als sicher betrachten. Bei günstiger Gartengestaltung (siehe oben) gelten für die bei der Vermehrung im Hausgarten üblichen Kleinparzellen (bis zu 5m?) folgende Richtwerte:

> Von Insekten bestäubte Arten:

ein Abstand von 100 bis ısom > Vom Wind bestäubte Arten: z70m

Vermutlich wird das eine oder andere Experiment notwendig sein, um für den eigenen

Garten die richtigen Entfernungen herauszufinden. Miteinzubeziehen sind auch die Pflanzen, die im nachbarlichen Garten wachsen. Weder Bienen noch der Wind lassen sich von einem Gartenzaun abhalten.

Zeitliche Isolation: Die zeitliche Isolation kann eine einfache Methode sein, Verkreuzungen zu verhindern. Sie gelingt allerdings nur bei Arten, die eine kurze Kulturdauer

haben, und in Klimagebieten mit längerer Vegetationsdauer, die zwei oder drei zeitlich versetzte Aussaaten zulassen. Durch einen gestaffelten Anbau kann man die Sorten zeitlich versetzt zur Blüte bringen. Bei Arche Noah haben wir positive Erfahrungen ge-

scheinlichkeit, dass sie von der Blüte einer

macht bei: Feldsalat, Spinat.

ren Sorte der gleichen Art fliegt, sinkt. Blü-

innerhalb eines Jahres ist es, jedes Jahr nur

Sorte geradewegs zu einer Blüte einer ande-

hen zum Beispiel in einem Garten zwei Feu-

erbohnensorten und sonst gar nichts, wird

auch eine Entfernung von 200m eine Verkreuzung nicht verhindern.

Einfacher als eine zeitliche Isolation

eine Sortepro Artanzubauen. Also zum Beispiel ein Jahr Ziermais, das kommende Jahr Polentamais und das übernächste Jahr Popcornmais. Oder: erstes Jahr Kohlrabi, zwei-

tes Jahr Weißkohl, drittes Jahr Wirsing.

36

|

Handbuch Samengärtnerei

Bestäuberinsekten Keinesfalls sollteman versuchen, Honigbie-

nen in Isolierkäfige einzusetzen. Sie sind soziale Lebewesen, wollen nur zu ihrem Bie-

nenvolk zurückfliegen und leisten in Gefangenschaft keine Bestäubungsarbeit. Als Bestäuberinsekten eignen sich: In diesen Isoliertunnels baut Arche Noah Fremdbefruchter aus der Gemüse-Sammlung an. Kleinere Isoliertunnels für einzelne Kulturen können auch im Hausgarten einfach gefertigt werden.

Mechanische Isolation: Die mechanische Isolation kann man auch in kleinen Gärten praktizieren, sie erfordert etwas Zeit für das Errichten der Isolationsvorrichtungen. Durch den Anbau unter „Käfigen“ oderim

Isoliertunnel sind die Pflanzen durch Kulturschutznetze von freifliegenden Insekten getrennt. Auf diese Weise kann eine große Anzahl von Sorten derselben Art sortenecht erhalten werden. Voraussetzung ist aber der Einsatz von Bestäuberinsekten in den Käfigen (außer es handelt sich dabei um einen potentiellen Selbstbefruchter >Bestäubung und Befruchtung). Am besten bewährt haben sich biegsame Stäbe (aus dem Garten-

fachhandel), die über der Kultur wie Zelt-

stangen in den Boden gesteckt und mit einem Kulturschutznetz überspannt werden. Windbestäubte Kulturen können in die-

sen Käfigen nicht vermehrt werden, da ein

Insektenschutznetz für die fliegenden Pollen keine Barriere ist. Hier müssen dicht gewebte Polyestervliese verwendet werden. Bei diesen Kulturen sind keine Bestäuberinsekten notwendig. Allerdings können sich unter den dicht gesponnenen Vliesen Pilzkrankheiten und Schädlinge leicht ausbreiten. Diese Kulturen muss man besonders sorgfältig kontrollieren. Beispiele sind Mangold und Rote Rübe oder Amarant.

Schmeißfliegen (Calliphora spp.): Sie sind als Maden in vielen Anglergeschäften erhältlich (Köder!). Es dauert aber ca. 3 Wo-

chen, bis sich dieMaden bei Zimmertemperatur verpuppen und die Fliegen schlüpfen. Daher rechtzeitig vor Blühbeginn einkaufen.

> Mauerbienen (Osmiarufa): Die Mauerbiene ist eine Solitärbiene (lebt alleine und nicht im Volk). Mauerbienen können relativ einfach in einer Erhaltungszucht vermehrt werden und gezielt zur Bestäubung in Isolierkäfigen eingesetzt werden. Auch andere,

wildlebende Solitärbienen eignen sich für die Bestäubung. > Mistbienen (Scheinbienen, Eristalis tenar):

Eine große Schwebfliegenart, die ihre Eierin der Jauche bei Misthaufen ablegt. Ihre Lar-

ven (Rattenschwanzlarven) entwickeln sich im Misthaufen und können dort eingesammelt werden. Dies ist der einfachste Weg, zu Mistbienen zu kommen. Das Schlüpfen der Mistbienen kann auch einigeWoche dauern. Die Erhaltungszucht ist aufwendig. > Erdhummeln (Bombus terrestris): Kleine, königinnenlose Hummelvölker können im Gartenbedarf per Versand gekauft werden (Nützlingsfirmen). Aus diesen Völkern kann man Hummeln herausfangen und in die Isolierkäfige einbringen. Diese Hummeln sind nicht so „staatenfixiert“ wie die Honig-

bienen. Sie stellen sich rasch auf die neue Situation ein undlleisten gute Bestäubungsarbeit bei jenen Kulturen, für die sie geeignet sind. Keinesfalls im Frühling oder Frühsommer selbstgefangene Hummeln in

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

Bestandesgröße und

lebendige Veränderung Wieviele Pflanzen einer Kulturart oder einer Sorte im Garten Platz finden, ist neben der

Platzfrage (und die meisten Gärten sind jährlich aufs Neue zu klein) auch eine Frage von persönlichen Vorlieben und Notwendigkeiten. Grundsätzlich gilt: Je größer ein Bestand an Samenträgern ist, umso besser

für die natürliche Vielfalt der Sorte. Je grö-

ßer der Bestand für die Gemüsenutzung,

desto besser kann man eine ausreichende Anzahl besonders schöner Samenträger auswählen. Die Anzahl der Pflanzen, die wir

als Minimum für die Vermehrung erachten, ist bei der jeweiligen Kulturart angegeben. Kulturpflanzen sind im Freiland Jahr für Jahr wechselnden Bedingungen ausgesetzt. In einem Jahr kann der Sommer heiß und trocken, im nächsten kühler und mit höheren Niederschlägen

Schwebfliege auf Rettichblüte

ausfallen,

die letzten

Fröste können früh oder spät kommen, die Witterung schwankt jährlich. Auch Bodenverhältnisse, Nährstoffverfügbarkeit, Schäd-

Isolierkäfige setzen. Die Hummeln, die zu dieser Jahreszeit fliegen, sind ausnahmslos Königinnen, die man dadurch an der Aufzucht ihres Volkes hindert. Das heißt, mit

jeder gefangenen Königin geht ein ganzer Hummelstaat zu Grunde.

Handbestäubung Bei manchen Kulturarten erweisen sich Techniken der Handbestäubung als effizienter und kostengünstiger als die mechanische Isolation. Bei getrennt-geschlechtlichen Blüten ist die Handbestäubung auch für die Vermehrung im Hausgarten praktikabel. Diese Methoden sind ausführlich beim >Mais und beim > Kürbis beschrieben. Die Handbestäubung von Pflanzen mit zwittrigen Blüten ist sehr aufwendig und wird nur in der gewerblichen Züchtung eingesetzt, um gezielt Sorten zu verkreuzen.

lings- und Krankheitsdruck können sich jedes Jahr ändern. Im Laufe eines Jahres können wir beobachten, dass einzelne Pflanzen besser, andere schlechter mit den jeweiligen

Kulturbedingungen zurechtkommen. Je größer die genetische Variabilität innerhalb einer Sorte ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jedes Jahr wieder Pflanzen dabei sind, die mit den herrschenden

Umwelteinflüssen gut zurechtkommen. Diese Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit ist ein elementares Kennzeichen aller Lebewesen. Hybridsorten sind relativ uniform, sie zeigen keine Vielgestaltigkeit, aus der ausgelesen werden kann. Da ihre Eigenschaften in der Folgegeneration stark aufspalten, ist eine Vermehrung dieser Sorten auch nicht interessant. Hybridsorten stehen außerhalb natürlicher Lebenskreisläufe, sie sind „Einbahn-Sorten“, die sich nicht weiterent-

wickeln können (> Hybridsaatgut).

38

Handbuch Samengärtnerei

Auslese ist stetige Sortenbegleitung

können. Besonders bei einer strengen, oder

Die oft sehr hohe Variabilität von fremdbe-

wie Züchter und Züchterinnen sagen, „scharfen Auslese“, bei der mit wenigen Ein-

fruchteten, samenfesten Sorten kann auch dazu führen, dass Sorten sich schon nach

züchtet wird, die alle gewünschten Eigen-

einigen Vermehrungszyklen verändern, obwohl keine bewusste Auslese vorgenommen wurde. So können feste Krautköpfe immer loser werden, Salatköpfe von Jahr zu Jahr kleiner, Gartenmelden oder Gemüsefenchel

gehen immer rascher in Blüte. Kulturpflan-

zen zeigen häufig die Neigung, sich wieder

ihren wilden Vorfahren anzunähern, und

jene Eigenschaften, die Menschen an ihnen ausgelesen haben, wieder zu verlieren. Oder

aber der Mensch wählt unbewusst Pflanzen

aus, die eigentlich keine guten Samenträger sind. Was passiert zum Beispiel, wenn man

immer den ersten Salat, der zu schießen be-

ginnt, als Samenträger stehen lässt? - Eine

Auslese auf früh schießenden Salat. Das heißt also: Alle Gärtner und Gärtne-

rinnen, die jährlich Sorten anbauen und ver-

mehren, sind gleichzeitig Züchter und Züchterinnen - bewusst oder unbewusst!

Auch im Hausgarten müssen wir durch die Auswahl der Vermehrungspflanzen ständig züchterisch tätig sein, wollen wir eine Sorte so erhalten, wie wir sieübernommen haben. Und natürlich können wir die Sorten - mit

etwas Erfahrung und einem geübten Blick in eine bestimmte Richtung weiter ent-

wickeln: in Form oder Farbe, Größe oder Geschmack der Früchte, in der Widerstands-

fähigkeit der Pflanzen gegen Nässe, Trockenheit oder bestimmte Schädlinge.

Durch Auslese haben Menschen über Jahrhunderte und Jahrtausende Kultur-

pflanzen entwickelt, manche sind für ihre Vermehrung ganz und gar auf die gärtnerische Unterstützung angewiesen. Einige Eissalate bilden zum Beispiel so feste Köpfe aus, dass der Blütentrieb sich nicht mehr durch das feste Blattwerk schieben kann. Der Gärt-

ner muss den Kopf kreuzweise einschneiden. Die Auslese ist umso wirkungsvoller, je größer ein Bestand ist, aus dem wir auswählen

zelpflanzen aus einem Bestand weiterge-

schaften in optimaler Ausprägung in sich vereinigen. Manche Sorten gehen auf die Auslese von nur zwei oder gar einer Pflanze eines Bestandes zurück. Eine derart strenge Auslese darf jedoch nur einmal und aus einem sehr großen Bestand durchgeführt werden, da es sonst zu Inzuchterscheinun-

gen kommt und die Sorte ihre Vitalität verliert. Im Hausgarten ist es durchaus üblich,

eine Vielfalt an verschiedenen Formen im Bestand zuzulassen, solange dadurch die Nutzungsansprüche erfüllt werden. Oft erfüllt eine große Formenvielfalt einer Gemüsekultur die Nutzungsbedürfnisse für die Selbstversorgung besser als eine sehr einheitliche Sorte. Verschiedene Reifezeitpunkte sind zum Beispiel im Hausgarten meist von Vorteil.

Auslese der Samenträger aus dem Bestand Grundsätzlich kann in zwei verschiedene Richtungen ausgelesen werden. In der gärtnerischen Praxis findet an einer Kultur sowohl eine negative wie auch eine positive Auslese statt: Schwach entwickelte, küm-

merliche Jungpflanzen werden verworfen (= negative Auslese), kräftigund gedrungen wachsende Pflanzen werden sich bereits streckenden Jungpflanzen vorgezogen (= positive Auslese). Die endgültigen Samenträger werden am Weg zur Nutzungs-

reife ausgewählt:

> Negative Auslese:

Alle Pflanzen werden

weitervermehrt, außer jenen, die dem ge-

wünschten Sortenbild nicht entsprechen

(z.B. andere Blattform, Stängelfarbe, Fruchtfarbe etc.), kümmerlich oder krank sind.

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

nicht immer leicht. Viel lieber würde man den schönsten Salatkopf ernten und in die Küche tragen. Wenn wir aber zusehen, wie gerade dieser Salatkopf in Blüte geht, können wir uns gleichzeitig auf die schönen Salatköpfe des kommenden Jahres freuen.

Auslese am Beispiel des Weißkohls

Kulturdauer im Gemüse-Samenbau Die Kulturdauer zur Samengewinnung unterscheidet sich bei vielen Gemüsearten deutlich von der Dauer für die Gemüseproduktion. > Einjährige Pflanzen: Diese Gemüse bilden das nutzungsreife Gemüse und die Samen in einer Anbausaison aus. Beispiele dafür sind:

positive Auslese

Salat, Bohnen, Erbsen, Tomaten, Paprika,

> Positive Auslese: Meist aus einem größeren Bestand,

aus dem

ausgelesen werden

kann: Nur die besten weitervermehrt.

Pflanzen

werden

Auslese durch Nutzung Um gesunde und reichtragende Samenträger kultivieren zu können, muss man zu-

nächst gesundes Gemüse ziehen. Bis zur Nutzungsreife haben Samenträger die gleichen Ansprüche wie die Pflanzen, die für die

Speisenutzung vorgesehen sind. Gut ist,

wenn der Anbau für die Vermehrung möglichst dem Anbau für die Nutzung entspricht,

da so automatisch nach

den ge-

wünschten Nutzungseigenschaften ausgelesen werden kann. Bei der Jungpflanzenan-

zucht liest der Gärtner, die Gärtnerin auto-

matisch auch aus. Ein Beispiel: Entnimmt

man die Kürbissamen jenen Früchten, die

sich am längsten im Winterlager gehalten haben, liest man gleichzeitig auf Lagerfähigkeit der Früchte aus. Umgekehrt müssen wir bei manchen Pflanzen im Auge behal-

ten, dass wir nicht die schönsten Pflanzen

verspeisen, sondern gerade diese Pflanzen im Garten Samen tragen lassen. Dies fällt

Kürbis, Gurke, Melone, Basilikum, Gartenmelde, Gartenkresse, Spinat...

> Zweijährige Pflanzen: Diese Gemüse bilden im ersten Jahr das nutzungsreife Ge-

müse und im zweiten Jahr die Samen. Beispiele dafür sind: Küchenzwiebel, Lauch, Karotte, Gemüsefenchel, Pastinak, Sellerie, Rote Rübe, Mangold, Haferwurz, Schwarzwurz, Kohlrabi, Weißkohl. Hier müssen die

Samenträger überwintert werden (Näheres >Kulturführung im Gemüse-Samenbau).

> Ein- oder Zweijährige Pflanzen: In Abhängigkeit von Sorte oder unterschiedlichen Kulturverfahren/Klima kann eine Gemüseart entweder in der ersten oder in der zweiten Anbausaison Samen bringen. Beispiele dafür sind: Endivie, Zichorie, Rettich, Brokkoli, Chinakohl.

> Mehrjährige Pflanzen: Diese Gemüse können jährlich über mehrere Jahre Samen ausbilden. Beispiele sind: Schnittlauch, Schnittknoblauch, Ampfer, Spargel, Artischocke, Kardone, Meerkohl, Winterhecke-

zwiebel,

Kräuter.

Zuckerwurz,

viele mehrjährige

40

Handbuch Samengärtnerei Schema der Vermehrung von ein- und zweijährigen Kulturen

Samenträger nicht mit zu viel Stickstoff versorgt werden. Besonders bei der Vermehrung von zweijährigen Kulturpflanzen auf sparsame Stickstoffdüngung achten. Mastige Pflanzen nehmen viel Wasser auf. Dies kann das Pilz- und Fäulnisrisiko im Winterquartier stark erhöhen. Zweijährige Pflanzen wie Karotten und andere Wurzelgemüse, Kohlrabi oder Sellerie bringen auch noch ein Nährstoffdepot aus dem Vorjahr mit, das sie auf dem Weg zur Samenbildung aufzehren. > Wasser: Mit dem Ende der Vollblüte soll

die Bewässerung stark zurückgenommen werden. Die Samenreifen dann schneller ab. (Eine Ausnahme sind natürlich Fruchtgemüse wie Tomate, Kürbis oder Paprika). Bei Gemüse, das im Winterquartier eingelagert

Von oben nach unten: Salat und Radieschen

gelangen im ersten Jahr zur Nutzungs- und zur Samenreife. Rüben, Weißkohl und Karotten müssen einmal überwintert werden, bevor sie im

zweiten Jahr zur Blüte und Samenreife gelangen.

wird, erhöht eine sparsame Bewässerung im Herbst die Lagerfähigkeit entscheidend. Kein regennasses Gemüse (Krautköpfe, Wurzelgemüse etc.) einlagern. In Gebieten mit hohen Herbstniederschlägen kann es sinnvoll sein, die Pflanzen einige Wochen

vor der Einwinterung mit einem Regen-

schutz (Dach, Folie) zu überdachen, damit

sie nicht mehr viel Wasser aufnehmen können.

Kulturführung im Gemüse-Samenbau Im Folgenden haben wir einige Punkte zusammengestellt, die in der Kulturführung

für die Saatgutgewinnung wichtig sind.

> Sonne und Wärme: Kulturpflanzen benötigen für die Saatgutreife mehr Sonnenstunden und höhere Temperatursummen als für die Nutzungsreife. So gedeihen zum Beispiel Radieschen oder Salate für den Verzehr auch im Halbschatten und bei feuchter Wetterlage. Solche Bedingungen würden aber für die Saatgutreife nicht ausreichen. > Nährstoffe:

Samenträger

sollen ausrei-

chend mit Nährstoffen versorgt sein, damit

die Samen sich gut entwickeln können. Extremer Nährstoffmangel kann zu verkümmerten und damit weniger keimkräftigen Samen führen. Gleichzeitig dürfen

> Stütze: Allen aufstängelnden Pflanzen eine ausreichende Stützmöglichkeit bieten. Einzelne samentragende Äste können sehr schwer werden. Samenstände, dieam Boden liegen, sind bei Niederschlägen besonders pilzgefährdet. Bei Kulturpflanzen, die große und schwere Samenständebilden, ist es gut,

jedem einzelnen Samenträger eine Stütze zu geben (Kohlarten, Rüben etc.). Andere Arten, deren Samenträger auch dichter stehen, können mit einem horizontal gespannten Rankgitter gestützt werden. Dazu eignen sich Bohnenrankgitter. Sie werden an vier, in den Ecken des Beetes eingeschlage-

nen Pfosten befestigt, die Samenträger wachsen durch und sind durch die Spannung des Netzes gestützt. Eine weitere Mög-

lichkeit ist, um vier Eckpfosten außen eine

=

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

Schnur zu spannen, die die Samenträger zusammenhält (Rote Rübe, Gartenmelden, Sa-

late etc.) Welche Stützmöglichkeiten wir empfehlen,

haben wir bei den einzelnen

Kulturarten angegeben. Kreativen Lösungsmöglichkeiten sind hier aber keine Grenzen gesetzt.

> Platzbedarf: Samenträger können hoch werden und ein großes Volumen einnehmen. Aus einem unscheinbaren Radieschen wird ein großer Strauch, dernach vielen Seiten sperrige Äste bildet. Aus niederen Salatköpfen werden bisweilen über einen Meter hohe Samenträger. Besonders wichtig ist daher ein ausreichender Pflanzabstand. Dies

Dieser Braunkohl wird ei er vor dem Umfallen geschützt.

nn

erleichtert die Auslese, verringert das Ri-

siko, dass die Pflanzen verpilzen, weil sie

nach Regen oder Taubildung rascher abtrocknen - und die Samen können besser ausreifen.

> Regenschutz: Manche Kulturen sind in der Abreife der Samen besonders empfindlich: Die Samenträger können verpilzen und die Samen vom Regen ausgewaschen werden. Besonders bei Korbblütlern (Salate, Artischocken etc.) ist es wichtig, dass die Sa-

menträger in der Abreife überdacht werden.

An vier Stäben ist in zwei Höhen eine Schnur kreuz und quer gespannt

und hält

die Karottenblütenstände zusammen.

Meist reicht eine einfache starke Folie, die

über Metallbögen oder Holzgerüste gespannt wird. Gute Dienste leisten auch transparente Kunststoffplatten, zum Beispiel Doppelstegplatten, die auf einige Pfosten über der Kultur wie ein Pultdach befestigtwerden. Samenträger niemals von oben,

sondern zwischen den Pflanzen gießen oder eine Tröpfchenbewässerung verwenden.

> Winterquartier: Ein gutes Winterquartier

ist frostsicher, hat konstante Temperaturen idealerweise von ı bis 5°C. Bei Wurzelge-

müse sollten die Winterquartiere stockdunkel

sein

(Keller,

Frühbeete).

Bei

Erdmieten,

manchen

(einige Kohlgewächse,

verdunkelte

Blattgemüsen

Se nmerla

etc.)

und bei der Überwinterung von Jungpflan-

zen als Samenträger sind auch helle, frost-

ou,

u

Im Bild vorne die für Erbsen und Bohnen

üblichen vertikalen

Rankgitter.

Horizontal

gespannt können sie auch für das Stützen von Samenträgern verwendet werden.

D

Handbuch Samengärtnerei

freie Räumlichkeiten (ungeheizter Winter-

garten, Folienhaus) schr hilfreich. Zum Einwintern des Gemüses nur schönes, gesun-

des und unverletztes Gemüse verwenden. Sonst besteht

die Gefahr,

dass gesunde

Pflanzen im Lager von kranken Pflanzen angesteckt werden. Anfangs muss das Winterquartier wöchentlich kontrolliert werden. Erkrankte oder faulende Pflanzen oder Pflanzenteile sofort entfernen. Ausgeschnittene Stellen mit Tierkohle oder Asche desinfizieren. > Wiederaussetzen im zweiten Jahr: Beim

Aussetzen der Pflanzen aus dem Winter-

quartier in den Garten ist es gut, die Pflan-

zen langsam wieder an Sonne und Licht zu gewöhnen. Wurzelgemüse kann man ca. eine Woche vor dem Setzen aus dem Keller holen, damit das Chlorophyll in den Blättern sich wieder neu bilden kann. Für das Setzen der Pflanzen ist ein bewölkter, milder, regnerischer Tag ideal. Setzt man die Pflanze an wolkenlosen, son-

nigen Tagen, können die jungen, noch nicht an das Sonnenlicht gewöhnten Pflanzen

einen „Sonnenbrand“ bekommen. Ist kein

bewölkter Tag in Sicht, kann die ersten Tage ein Beschattungsnetz über die Pflanze gespannt werden. Besonders wichtig: Alle gesetzten Pflanzen gut wässern. Besonders Kohlrabi, Rüben, Sellerie und andere Wurzelgemüse müssen ausreichend gegossen werden, bis sie wieder

neue Wurzeln gebildet haben. Zuerst in den Topf, dann ins Freiland: Passt das Wetter noch nicht für das Auspflanzen und treiben die Pflanzen im Winterquartier schon heftig los, so können die Pflanzen in

Töpfen vorkultiviert werden. An einem

frostsicheren, kühlen und nicht zu sonnigen

Ort vorkultivieren und schrittweise bis zum Auspflanzen abhärten. Dies ist zwar zeitaufwendig, aber sehr hilfreich. Vorsicht bei von Insekten bestäubten Arten wie Kohlgewächsen: Die Pflanzen dürfen erst dann blühen, wenn auch Bienen und andere Insekten

fliegen (in der Regel ab Mitte April).

Ein Samenkorn reift Samenkörner dehnen sich durch das Heranwachsen des Keimlings und das Einlagern der Nährstoffe nach und nach aus. Sie neh-

men in dieser Phase mehr Raum ein als später das reife Samenkorn. Der Grund ist der hohe Wassergehalt. Wasser transportiert die Nährstoffe aus der Pflanze in das Samenkorn. „Grünreife“ nennt man den Zeitpunkt,

zu dem der Keimling vollausgebildet ist und die Vorratskammern mit Nährstoffen gefüllt sind, der Wassergehalt aber noch sehr hoch ist. In dieser Phase ist die Frucht (Hülse der Bohne, Schote bei Kohlgewächsen) bereits voll ausgewachsen, aber noch grün. Die Samen sind gleichfalls noch grün mit weißlicher Haut, sie sind sehr saftreich,

weich und sitzen fest an der Fruchtwand.

Nun folgt ein Trocknungsvorgang. Die Sa-

menanlage gibt das überschüssige Wasser

ab, die Samenkörner ziehen sich zusammen, werden kleiner und fester. Die äußere Haut wird zäher und härter, nimmt die cha-

rakteristische Färbung an und wird zur Samenhaut. Bei vielen Pflanzen unterliegt auch die Frucht einem Trocknungsvorgang (Erbsen, Bohnen, Rettich, Kohlgewächse).

Dies geht so lange fort, bis die reifen Samen nur noch von vollständig strohig gewordenen Hülsen beziehungsweise Schoten umschlossen sind, die mit der Zeit (dies kann innerhalb weniger Tage passieren) aufreißen und die Samen herauskugeln lassen. Diese Reifephase heißt „Vollreife“ oder „Totreife“.

Zu diesem Zeitpunkt geerntetes Saatgut ist das beste Saatgut. Leider können die Samengärtner und Samengärtnerinnen bei vielen Pflanzen nicht bis zu diesem Zeitpunkt warten. Denn dann würde ein Großteil der Ernte bereits auf den Boden liegen. Dies ist vor allem bei Pflanzen der Fall, deren Samenstände nicht gleichzeitig, sondern nach und nach abreifen, zum Beispiel bei

Kohlgewächsen. Bei diesen Pflanzen beginnt man mit dem Schneiden der Samenstände

in der Phase der „Milchreife“ (auch „Gelb-

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

reife“ genannt). In dieser Phase sind die Ausbildung des Keimlings und die Nährstoffeinlagerung bereits abgeschlossen, die Samenschale zeigt eine Verfärbung (wenn auch noch um einige Töne heller als zum Zeitpunkt der Vollreife).

und von der Sorte. Manche Kulturarten und Sorten, die einem Standort gut angepasst

sind, reifen sicher ab, auch wenn der Herbst einmal besonders früh anbricht. Andere Sorten, die in wärmeren Gebieten entstan-

den und dann in kühleren Gebieten angebaut werden, gelangen nur mit Glück und

etwas Nachhelfen des Gärtners oder der Gärtnerin zur Samenreife. Eine Sorte kann

Der richtige Zeitpunkt für die Samenernte Anders als bei der Aussaat kann der richtige Zeitpunkt für die Samenernte nicht so einfach angegeben werden. Er hängt von der Witterung ab (Kälteperiode, Hitzeperiode, Nässe, Trockenheit, Frostgefahr), genauso

wievon der Lage des Gartens (hohe/niedrige Luftfeuchtigkeit, sonnig, schattig, windig)

sich einem Standort nur dann anpassen, wenn sie regelmäßig an diesem Standort zur Samenreife gelangt. So entstanden durch die züchterische Arbeit der Gärtner und Gärtnerinnen vielelokale Sorten. Hier einige

Angaben für das Bestimmen des richtigen Erntezeitpunktes:

Bestimmen des richtigen Zeitpunkts der Samenernte Fruchtgemüse

Saatgut nur von vollreifen Früchten abnehmen. Den Farbumschlag der Früchte abwarten: Gurken: grün > gelb Tomaten: grün > gelb, grün > rot, grün > orange Paprika: grün/gelb > rot/orange, gelb > rot, violett > orange/rot Auberginen: violett, grün oder weiß > gold-gelb Spargel: grün > rot Monatserdbeeren: weiß — rot

Körbehen Salat, Haferwurz und andere Korbblütler

Ernte knapp bevor der Samen von selber ausfällt; die Körbchen sollen nicht längeren Regenperioden ausgesetzt sein (in der Reifephase eventuell überdachen)

Hülsen

Ernte, wenn vollkommen trocken und brüchig (Ausnahme: Zuckererbsen

Erbse, Bohnen und andere Hülsenfrüchtler

und manche Bohnensorten, die nicht brüchig, sondern zäh werden)

Schote

Ernte, wenn die ersten Schoten trocken und die Mehrzahl der Schoten

Kohl, Radieschen und

goldbraun, aber noch weich sind

andere Kreuzblütler Sonderbehandlungen

Bei zu langer Reifezeit/Frühfrösten kann man die Pflanzen zu einer Notreife der Samen anregen: Die ganzen Pflanzen ausraufen oder abschneiden und zum Trocknen unter Dach aufhängen. Dies funktioniert nur, wenn die Samen bereits in der Gelbreife sind. Notfalls können unreife Doldenblütler (z.B. Gemüsefenchel) oder Kreuzblütler (z.B. Brokkoli), wenn sie in der Phase der Grünreife sind, ausgegraben und getopft und an einem frostfreien Standort zum Reifen gebracht werden.

44

Handbuch Samengärtnerei

Saatgutaufbereitung

Nassreinigung mit Gärung

Unter der Saatgutaufbereitung versteht man die Arbeitsschritte zwischen Ernte und Lagerung. Grundsätzlich gibt es zwei Methoden, die je nach Kulturart angewandt werden:

ins: Die Samen der Tomate oder Gurke mit dem anhaftenden Fruchtfleisch mit einem Löffel aus der Frucht in ein Glas aus-

kratzen und etwas Wasser zugeben (keine angefaulten Früchte zur Samengewinnung

> Nassreinigung bei Fruchtgemüse > Trockenreinigung bei allen anderen

verwenden). Ein Glas verwendet man, damit

1. Nassreinigung: Diese Methode wird ange-

da sich sonst durch die Gärung im Glas Druck aufbaut. Wer noch keine Erfahrung mit dem Vergären von Samen hat, sollte anfangs vorsichtig sein und die Samen genau

Samenträgern

wandt bei Tomaten, Gurken, Kürbissen, Andenbeere, Monatserdbeere,

Schwarzbeere

und anderem Fruchtgemüse. Die Nassreinigung kann mit und ohne Gärung erfolgen. > Mit Gärung: Bei Tomaten und Gurken. Der Gärungsvorgang dient dazu, die keimhemmende Schicht, die das Samenkorn umgibt, zu entfernen.

> Ohne Gärung: Bei allem anderen Fruchtgemüse. Dafür notwendige Arbeitsgeräte sind:

Messer, Kaffeelöffel, Gläser, Kübel, Siebe, Kaffeefilter.

man von außen sehen kann, ob die Samen

schon zu Boden sinken. Das Glas keinesfalls dicht abschließen, sondern nur abdecken,

beobachten. Ist die Keimschutzschicht einmalabgebaut, finden die Samenkörner beste

Bedingungen zum Auskeimen (Feuchtigkeit und Wärme) - die Samen wären kaputt. Wir verlassen uns daher auf eine Fingerprobe: Die Samen greifen sich nicht mehr glitschig,

sondern rau an. Meist ist dies nach ein bis zwei Tagen der Fall. Die Keimschutzschicht ist auch dann abgebaut, wenn die Samen zu

Boden sinken und das Fruchtfleisch sich im oberen Teil des Glases sammelt.

Nassreinigung mit (oben) und ohne (unten) Gärung

un

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

Tomatenreinigung und Gärung bei Rebekka Herzog Die Tomaten aufschneiden und die Samen herausschaben. In ein Marmeladeglas oder wie hier im Bild eine Petrischale füllen. Mit dem Fruchtfleisch vergären. Es kann sich eine dünne Hefeschicht an der Oberfläche bilden. Wenn die Samenhülle abgebaut ist (Fingerprobe), in einem Becher mit Wasser aufgießen. Umrühren und das Wasser mit dem Fruchtfleisch abgießen. So oft wiederholen,

bis das Wasser klar bleibt. Eventuell im Sieb nachreinigen. Auf einem Filterpapier oder in einem Kaffeefilter zügig trocknen.

46

Handbuch Samengärtnerei

An der Oberfläche kann ein gräulich-weißer Belag entstehen. Gut ist es, öfters umzurüh-

ren, damit die Gärung gleichmäßig erfolgt und sich keine dicken Schimmelschichten bilden, die eventuell zu Sameninfektionen führen können. Ist wenig Fruchtfleisch im Glas, eine Messerspitze Zucker (als Ersatz für den Fruchtzucker) zugeben. Dadurch kommt es zu einer vollständigen Vergärung und Unterdrückung von Schimmelpilzen. Lösen sich die Samen noch nicht vom Fruchtfleisch, ist die Gärung noch nicht ab-

geschlossen. Das Vergären erfolgt optimal bei Temperaturen von 23-30°C.

ı: Die vergorene Brühe mit Wasser aufgießen. Warten, bis die Samen zu Boden gesunken sind, das Fruchtfleisch und die tauben Samen abgießen. Abwechselnd mit Wasser spülen und abgießen, bis das Wasser klar bleibt. Eventuell im Sieb mit einem scharfen Wasserstrahl reinigen. Meist ist diese Reinigung ausreichend. Nun ist es wichtig, dass die Sa-

menkörner rasch wieder trocknen können. Wir geben sie in Kaffeefilter, diese leiten die Feuchtigkeit rasch von den Samen ab. Achtung: nicht ausdrücken - sonst verkleben die Samen zu einem harten Klumpen. Maximal einen Kaffeelöffel Samen pro Filter abfüllen. Die Samen können auch in einem kleinen Teller getrocknet werden. An einem

warmen, aber nicht heißen Ort (23-30°C)

luftig aufstellen und beschriften. Die Samen sollen nach maximal zwei Tagen trocken sein. Bei Bedarf können die Samen auch nach der Trocknung noch in Sieben endgereinigt werden. Nassreinigung ohne Gärung Bei der Nassreinigung ohne Gärung werden

die der Frucht entnommenen Samen einfach unter fließendem Wasser in einem Sieb ausgewaschen. Beispiele: Melone, Aubergine,

Andenbeere. Lässt sich dabei das Fruchtfleisch nur schwer vom Samen trennen,

Bei Arche Noah trocknen wir die Samen in Kaffeefiltern. Den Sortennamen mit einem wasserfesten

Stift auf den Filter schreiben.

Hier trocknen verschiedene Samen auf einem Wäschetrockner, der nicht in der prallen Sonne, sondern im Schatten aufgestellt ist.

kann ein ı2- bis 24-stündiges Wasserbad

hilfreich sein (nicht warmstellen; keine Gä-

rung, sondern Auflösen des Gewebes). Anschließend die Samen zügig trocknen.

. Trockenreinigung: Die Trockenreinigung erfolgt in drei Schritten: dem Trocknen der Samenträger oder des Saatguts, dem Dre-

schen und dem Reinigen. Saatgut trocknen >7TT d

de

e: Bei

Bohnen, Erbsen, Zichorie, Getreide, Mohn

und manchen Paprikasorten trocknen die Samen schon in den Früchten relativ gut. Vorsicht ist geboten bei lang anhaltenden Feuchtwetterlagen kurz vor der Ernte. Die Samen sind bereits keimfähig und können bei manchen Gemüsen, statt zu trocknen,

gleich wieder auskeimen!

Oft lässt man die Samen an den gerauften oder abgeschnittenen Samenstände und in Samenkapseln, Hülsen oder Schoten nach-

reifen. Typischerweise geschieht das bei Kohlgewächsen, Feldsalat, Winterportulak oder Rukola. Manche Vielfaltsgärtnerinnen

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

berichten, dass ein Aufhängen der Pflanzen mitsamt den Wurzeln eine bessere Nachreife erbringt. Dann die Wurzeln gut einpacken, damit sich die an den Wurzeln haf-

tende Erde nicht mit den Samen vermischen kann.

fe

2: Gerät der Sommer zu

kurz oder der Herbst zu feucht, können Sa-

menträger über dem Boden abgeschnitten und unter Dach kopfüber aufgehängt wer-

den. Dies aktiviert eine Notreife der Samen.

Zum Beispiel bei Stangenbohnen, die in hö-

heren Lagen Samen tragen sollen, kann dies

notwendig sein.

Bei anderen Pflanzen können die Samen-

träger auch getopft werden und an einem frostfreien Ort zum Abreifen gestellt werden. Bei späten Brokkolisorten oder bei Gemüsefenchel kann dies notwendig werden. : Die gesäuberten Samen mindestens eine Woche lang trocknen. Dabei darf die Trocknungstemperatur

gel ist in Form kleiner Kügelchen in der Apotheke erhältlich. Die Samen in offenen Gläsern oder in Stoffsäcken in eine luftdicht verschließbare Kiste stellen. Die gleiche Menge Silikagel wie Saatgut in die Kiste legen und ca. eine Woche trocknen lassen. Nicht direkt mit den Samen in Berührung bringen! Für die Trocknung eignet sich das im Handel erhältliche orangefarbene Silikagel. Saatgut dreschen Das Ausdreschen von Samenkörnern ist vom Getreide bekannt. Aber auch viele Ge-

müsesamenträger werden ausgedroschen.

Dreschen heißt, die Samenkörner aus ihren Hüllen zu befreien. Bei kleinen Samenmen-

gen passiert dies am einfachsten von Hand:

Erbsen oder Bohnen werden aus den Hüllen ausgelöst oder aus den Blattachseln gelöst (Mangold, Spinat), Salatsamen noch an der

Pflanze aus den Körbchen gezupft.

Bei größeren Mengen sind andere Methoden einfacher und schneller:

nicht langfristig über 35°C steigen, da sonst

die Keimlinge Schaden erleiden. Möglichkeiten zum Trocken sind: Dachboden, Ofennähe, Heizräume, Brutkasten. Sind keine ge-

eigneten Räume vorhanden, kann Saatgut

über Silikagel getrocknet werden. Silika-

Trockenreinigung

(Lein,

Spinat ...): Die Samenstände in einem Sack (z.B. alter Kopfpolsterbezug) gegen die Wand schlagen: Die Samen fallen aus und sammeln sich am Boden des Sackes.

48

Handbuch Samengärtnerei

träger in einem Sack auf einer relativ festen Unterlage (z.B. alte Decke oder Rosshaar-

Sieben und mit dem Wind reinigen. Um gute Reinigungserfolge zu erzielen, sind oft mehrere Wiederholungen der Reinigungsvorgänge nötig, oft werden verschiedene Methoden auch miteinander kombiniert.

Füßen austreten.

Für das Reinigen von Saatgut eignen sich folgende Methoden:

(Zichorie, Endivie, Radieschen und Rettich, Mohn, Artischocken...): Samen-

matratze) mit einem Dreschflegel (z.B. ein alter Hackenstiel) ausdreschen oder mit den

sı Hand: Kleine Mengen Saatgut können von Hand gereinigt werden. ‚en (Bohnen, Erbsen, Salate, Kohle...): Ausdreschen im Sack auf einer weichen

Unterlage oder mit den Füßen austreten.

Bei größeren Mengen können auch Dreschmaschinen verwendet werden. Erhältlich ist auch eine spezielle Hand-Dreschmaschine für die Saatgutgewinnung im Hausgarten (> Bezugsquellen für Saatgut und Zubehör). Eine eigene Maschine ist aber nur notwendig, wenn jährlich größere Mengen vermehrt und ausgedroschen werden. Für den durchschnittlichen Bedarf im Hausgarten sind folgende Arbeitsgeräte ausreichend: > Matratze oder alte Decke als Unterlage > Dreschflegel (z.B. alter Spaten- oder Hackenstiel) > alte Bettwäsche (stopfen, wenn sie Löcher hat) > Planen zum Unterlegen > Abfülltrichter und dichte Papiersäcke > Schüsseln und Schalen Saatgut reinigen Besonders bei feinkörnigen Samen ist auf Sauberkeit des Saatguts zu achten, damit nicht zuviel (feinkrümeliger) Schmutz neben dem Saatgut im Samensäckchen landet. Mit Erde oder Stängel- und Blattresten können auch Krankheitserregerübertragen werden. Besonders bei Kulturen, bei denen ein Krankheitsbefall aufgetreten ist,

sollte das Saatgut sehr sauber gereinigt werden. Nach dem Dreschen das Saatgut in

{

Das Aussieben ist eineseine Zn

sasche Methode, um Saatgut zu reinigen.

Siebe sind mit verschiedenen Maschenweiten erhältlich. Sie können so verwendet werden, dass die Samen im Sieb bleiben und feiner Schmutz und Kümmerkorn durchfallen, oder dass die Samen durchfallen und die größeren Pflanzenteile im Sieb bleiben.

sem: Diese Methode erfordert etwas Geschiicke. Gut geeignet sind größere feinmaschige Siebe („Schwungsiebe“), in denen sich schwere und leichte Samen durch ihr spezifisches Gewicht voneinander trennen. Die Siebe kreisförmig und leicht schräg schwingen. Zusätzlich kann man die Samen in einer Schüssel kreisend und stoßend bewegen. Die Pflanzenteile schwimmen meist an der Oberfläche und können abgelesen werden. Wenn trotzdem ein paar Stängel im Saatgut verbleiben, schadet das natürlich nicht.

Yind: Siebe in eine Fallbewegung bringen: Die feinen Pflanzenteile steigen hoch. Indem man anschließend das Sieb rasch zur Seite zieht, fallen sie daneben. Die schweren Samen fallen in das Sieb zurück. Dazu ein feinmaschiges Sieb verwenden.

Unbedingt ein Leintuch unterlegen, falls Samen herunterfallen, und üben, üben,

üben ... (siehe Abbildungen S. 42).

49

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

Schütten des Saatguts von einem Gefäß in ein anderes. Leichte Teile werden vom Wind verblasen, die schweren Samen fallen in das

Auffanggefäß. Dies gelingt gut mit großen Samen wie zum Beispiel Getreide oder Bohnen.

> Blasen: Sind noch kleine, leichte Verunrei-

nigungen im Saatgut, können sie einfach sanft aus einer flachen Schüssel weggebla-

sen werden. Wer größere Mengen reinigen will, kann es auch sanft mit einem Haarföhn

versuchen.

> Mit Wasser: Nach der Trockenreinigung

können manche Samen auch noch einmal im Wasser getrennt werden: Die schweren, keimfähigen Samen sinken meist zu Boden, die Pflanzenreste und eventuell taube Samen schwimmen oben. Dies ist zum Bei-

spiel bei Zwiebelsamen eine einfache Methode, um keimfähige von tauben Samen zu trennen. Die Samen müssen anschließend

sofort wieder getrocknet werden (Filterpapier oder Teller). Siebe

an

Entscheidend ist die Gittergröße. Die Gitter

Saatgut-Reinigungssiebe mit verschiedenen

gröbste Sieb hat die Gittergröße Nr. 2: Es

hinten: feinmaschiges Sieb Nr. 40.

sind eingeteilt in Größen von 2 bis 40. Das

Maschenweiten. Vorne: Sieb Nr. 2, rechts

lässt kleine Bohnen noch durchfallen. Gitter Nr. 40 („Schwungsieb“) lässt auch die kleinsten Samen (z.B. Glockenblumensamen)

nicht mehr durch. Wir empfehlen folgenden Siebsatz als Erstausstattung:

> > > >

Grobe Siebe Nr. 2 und 12 Mittlere Siebe Nr. 14 und 18 Feine Siebe Nr. 24 und 40 Schlitzsieb (1,0-1,2mm breite Schlitze) Je mehr verschiedene Samen Sie reinigen, umso mehr verschiedene Siebe sind hilf-

reich. Siebe können entweder selbst gebas-

telt oder im Handel bezogen werden (> Be-

zugsquellen für Saatgut und Zubehör).

Schlitzsieb - eignet sich besonders gut zum

Reinigen von Salatsamen.

Handbuch Samengärtnerei a

50

Dreschen und Reinigen bei Arche Noah am Beispiel von Salat Die reifen und trockenen Salat-Samenstände in ein Tuch einschlagen und mit einem alten Spatenstiel ausdreschen. Der nächste Schritt - Reinigung im Sieb. Durch das obere Sieb fallen die Samen und kleine Verunreinigungen durch, Stängelreste bleiben zurück. Im Schlitzsieb werden Samen von Verunreinigungen getrennt. Die Saatgut-Reinigung mit Schwung-Sieben ist äußerst effizient, doch

ein Meisterstück der Samen-Reinigung.

Taube Samen sind leichter als keimfähige. Durch eine rasche Abwärtsbewegung steigen die leichten Pflanzenteile und tauben Samen hoch. Durch rasches Wegziehen des Siebes zur Seite fallen diese zu Boden, die keimfähigen

Samen bleiben im Sieb. Eine Frage der Übung! Anfängerlnnen legen ein Leintuch unter. Eine letzte Reinigung durch Ausblasen ... Und nun sind die Salatsamen für das kommende Jahr fertig gereinigt.

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

Saatgut von Hand auslesen Das gereinigte Saatgut sollte noch einmal genau unter die Lupe genommen werden. So sind an den Samenkörnern vieler Arten Verkreuzungen oder ein Pilzbefall feststellbar. Um die geernteten Samen mit dem Originalsaatgut vergleichen zu können, ist es immer hilfreich, einige Samen vom Originalsaatgut auf die Seite zu legen. Bei der Beurteilung der Samenkörner achten auf: > die Farbe des Saatguts (sortenecht, krank

oder gesund, Pilzbefall?) > die Größe des Saatguts (Kümmerlinge,

taube Samen entfernen...) > den Geruch des Saatguts (muffig riechen-

des Saatgut kann verpilzt oder alt sein; frisches Saatgut hat bei manchen Arten einen ganz typischen Geruch) > Feuchtigkeit der Samen (ist das Saatgut zu

feucht, fühlt es sich klamm an. Dann nach-

trocknen.)

Saatgut lagern Wichtig für eine erfolgreiche Saatgutlagerungist: > Trockenes Saatgut: Je trockener Saatgut ist, desto länger behält es die Keimkraft. Keinesfalls darf sich Saatgut beim Einlagern

> Mäusesicher: Samen müssen vor Mäusen und anderen Schädlingen geschützt werden. Mehlmotten, Bohnenkäfer und andere Insekten, Mäuse und Ratten sind die wich-

tigsten Lagerschädlinge.

Aufbewahrungsgefäße > Gut verschließbare Behälter wie Marmeladegläser, Glasflaschen mit luftdichtem Ver-

schluss, Einkochgläser mit Gummidichtun-

gen. Besonders bewährt haben sich mit Bügeln verschließbare Gläser.

> Platzsparend ist die Aufbewahrung von mehreren Samensäckchen in einem großen Glas.

> Kühle Aufbewahrung, am besten trockene

kühle Räume.

> Tiefkühllagerung ist nur bei sehr gut getrocknetem Saatgut möglich, sonst zerstört

man den Keimling. Dazu muss das Saatgut unbedingt über Silikagel getrocknetwerden

(> Saatguttrocknen) und in metallbeschichteten Säckchen eingeschweißt werden. Bei -18°C halten sich dann Samen mindestens 10, bei manchen Sorten auch über 20 Jahre

mit ausreichender Keimfähigkeit. > Holzkisten, Nylon/Plastiktüten, Papptüten oder -schachteln sind ungeeignet, da sie kein Hindernis für Feuchtigkeit und Schädlinge darstellen.

klamm anfühlen, da es sonst im Lager ver-

schimmelt. > Dichte Lagergefäße: Wenn Saatgut mög-

lichst wenig Luftkontakt hat, atmet es nicht

so viel und altert nicht so rasch. > Kühle Lagerung: Optimal sind Temperaturen zwischen 0°C und 10°C. Wichtig ist auch, dass die Temperaturen möglichst nicht kurzfristig schwanken. > Dunkle Lagerung: Saatgut am besten in einem dunklen Raum oder in dichten GefäSen in einer dunklen Schachtel aufbewahren.

> Trockene Lagerung: Beim Zusammentreffen von Feuchtigkeit und Wärme ist es nicht

nur mit der Keimruhe vorbei, es fühlen sich auch Pilze und Bakterien wohl, die die

Samen schädigen.

Beschriften des Saatguts

und Dokumentation

Die Samensäckchen oder Gläser unbedingt gut beschriften. Auf einem Säckchen soll vermerkt sein: > die Kulturart > der Sortenname > Jahr der Ernte > eventuell: Auffälligkeiten der Samen,

Krankheiten der Samenträger

Also zum Beispiel: „Karotte ‚Syrische Vio-

lette‘ 2003, Samen gut abgereift“

Handbuch Samengärtnerei

Darüber hinaus legen viele Samengärtner und Samengärtnerinnen ein Heftchen an, in dem sie die Besonderheiten der Vermehrung notieren: > einfache Merkmale der Sorten (um die Veränderung einer Sorte über die Jahre zu dokumentieren) > von wem sie Saatgut einzelner Sorten bezogen haben (um Vergleiche anzustellen und Verwechslungen vorzubeugen) > die Menge des geernteten Saatguts Keimfähigkeit und Keimkraft Bei der Lagerung lässt die Keimfähigkeit der Samen nach, je nach Art unterschiedlich

rasch. Bei guten Lagerbedingungen können einige Arten jahrelang keimfähig bleiben, andere nur sehr kurz. Die tatsächliche Lagerfähigkeit ist abhängig von der Samenreife (gute ausgereifte Samen sind länger lagerfähig als schlecht entwickelte) und von den Lagerbedingungen (>Saatgut lagern). Saatgut ist lebendig und erscheint nur

äußerlich unbeweglich, im Inneren eines

Samenkorns spielen sich - wenn auch stark reduziert - Lebensprozesse ab. Auch wenn die Keimfähigkeit oft noch gegeben ist, kann die Keimkraft schon deutlich nachlassen; die Pflanzen wachsen dann nach der Keimung zögerlich, zeigen während der Kultur verringerte Vitalität und er-

höhte Krankheitsanfälligkeit und bringen keine gute Ernte. Auch die Zeit, die das Samenkorn benötigt um zu keimen, ist verlängert. In dieser Phase - zwischen Keimung und guter Ausbildung der Keimblätter und der ersten Wurzeln - sind die Pflanzen besonders anfällig für Krankheitserreger, die

im Boden oder im Substrat vorhanden sein können. Je schneller ein Samenkorn keimt,

umso besser. Gut ausgereifte und gut gelagerte Samen haben eine hohe Keimkraft. Für eine gärtnerische Nutzung der Gemüse ist eine Keimfähigkeit des Saatguts von über 70% auch im Hausgarten wichtig. Erwerbsgärtner, die viele Gemüsekulturen über Einzelkornaussaat anbauen, geben sich mit dieser Keimfähigkeit meist nicht zufrieden und verlangen Keimfähigkeiten über 90 %.

Wenn Sie Saatgut einer Sorte, die nicht

mehr im Handel ist, erhalten und das Saat-

gut schon einige Jahre als ist, probieren Sie trotzdem aus, ob noch einige Samenkörner keimen. Manche Sorte ist erhalten geblieben, weil aus einer größeren Saatgutmenge noch einzelne Körner zum Keimen gebracht werden konnten. Wenn Sie auf eine alte Sorte stoßen, die bereits seit vielen Jahren in

einer Samenkiste unbemerkt aufbewahrt

wurde, dann wenden Sie sich bitte an eine

der Erhaltungsorganisationen. Arche Noah, Pro Specie Rara und andere Organisationen haben viel Erfahrung, die optimalen Keimbedingungen für einzelne Arten zu schaffen.

Vielleicht helfen Sie so, einzelne Sorten vor

> Tipp Niemals das gesamte Saatgut einer Sorte aussäen. Von allem Saatgut sollten Sie sich eine Original-Saatgutprobe aufheben. Einerseits kann eine Original-Saatgutprobe bei der Identifizierung der Sorte hilfreich sein (wenn es zu einer Verwechslung oder einer Verkreuzung gekommen ist). Andererseits kann es

dem Aussterben zu bewahren. Wenn das Saatgut noch keimfähig ist, erhalten Sie dann wieder frisch vermehrtes Saatgut zurück. In der folgenden Tabelle ist die Lebensdauer

von Samen verschiedener Gemüsearten in

sein, dass die Ernte eines Jahres komplett

vier verschiedenen Kategorien angegeben. Da die Lagerfähigkeit von vielen Faktoren

ausfällt und eine Sorte damit vielleicht für immer verloren wäre.

datum“.

abhängt, haben Samen kein fixes „Ablauf-

Lagerfähigkeit von Gemüsesämereien Gemüseart

Aubergine/Melanzani

Kategorie

4

Gurke Karotte/Möhre

@

Gartenmelde

3-4

Mangold, Rote Rübe/Rote Bete



Gemüsefenchel

2-3

Melone



Feldsalat

Mais (Zuckermais)

Paprika

a

Erbse

1

Pastinake

1

N

Endivie

Lauch/Porree

Radieschen, Rettich

3

+

Bohne

Kategorie

Schnittlauch

1

>P

Brokkoli

»>

Blumenkohl,

Gemüseart

Salat

3

ND

w

in

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

Schwarzwurzel

1

4

3-4

Kerbelrübe

Sellerie

2-3

Knoblauch

Spinat, Neuseeländerspinat

2-3

Kohlarten

Tomate

inkl. Kohlrabi

Zwiebelgewächse (außer Schnittlauch)

Kürbis

4 1-2

1 Sehr empfindliche Samen: Sie müssen sofort oder innerhalb von wenigen Monaten wieder ausgesät werden (bei diesen Samen kann das Tieffrieren hilfreich sein). 2 Kurze Lebensdauer: Die Samen bleiben

2-3 Jahre ausreichend keimfähig. 3 Mittlere Lebensdauer: Die Samen bleiben 4-5 Jahre ausreichend keimfähig. 4 Lange Lebensdauer: Die Samen bleiben noch länger keimfähig. Für Lagerfähigkeit der weiteren Arten siehe auch das dem Buch beiliegende Blatt.

54

Handbuch Samengärtnerei

Keimprobe Keimtests sollten auf jeden Fall bei älterem Saatgut, aber auch bei Saatgut, das bei un-

günstiger Witterung oder nicht ganz vollreif geerntet wurde, durchgeführt werden. Am

besten regelmäßig. 100 Samenkörner (notfalls auch weniger,

mindestens 20) auf einem gut durchfeuchteten Papierhandtuch oder einer Küchenrolle einzeln auflegen. Im Optimalfall sollen sich die einzelnen Samenkörner nicht be-

rühren, damit Pilzinfektionen, wenn vor-

handen, nicht von einem auf das nächste Sa-

menkorn übertragen werden können. Dieses „Keimpaket“ zusammenrollen und in eine Plastiktüte mit Luftlöchern packen. Bei konstanten Temperaturen zwischen 20 und 25°C verwahren (z.B. unter einer 40-WattBirne; Temperatur sollte mit Thermometer

kontrolliert werden). Arten brauchen andere keimen Temperaturen. raturen sind in

Achtung:

Manche

relativhohe Temperaturen, auch bereits bei niedrigeren Die optimalen Keimtempeder Tabelle auf der nächsten

Seite aufgelistet. Wenn Sie mehrere Sorten oder Saatgut-

Voll ausgereifte Samen haben eine höhere Keimkraft.

endgültig in Prozent festgelegt: Wenn von 100 Körnern 50 nicht gekeimt haben, ergibt das eine Keimfähigkeit von 50%.

partien testen, aufjeden Fall die Gemüseart,

den Sortennamen und das Datum notieren. Je nach Gemüseart erfolgt die erste Kontrolle nach wenigen Tagen oder Wochen: Zeigen sich Wurzelspitze, Spross und eventuell schon Keimblatt, ist der Samen keimfähig

und hat eine gute Keimkraft. Da Samen nicht immer zur gleichen Zeit keimen, muss

noch einige Male kontrolliert werden und unter Umständen noch mit einer Sprüh-

flasche befeuchtet werden. Wenn Sie den Eindruck haben, dass alles gekeimt ist, was keimen konnte (Richtwerte zur Keimdauer: alle Doldenblütler 3-4 Wo-

chen, Paprika und Tomaten ı-2 Wochen,

Hülsenfrüchtler ı Woche), warten Sie noch

ein paar Tage und zählen dann das Verhältnis gekeimte/ungekeimte Samen aus. Eine zweite Zählung kann nach wenigen Tagen erfolgen, die Ergebnisse werden addiert und

Saatgutgesundheit und Saatgutqualität Gesunde Samen sind wichtig, um gesundes Gemüse anbauen und ernten zu können. Grundvoraussetzung für gesunde Pflanzen ist konsequentes biologisches Wirtschaften. Die Vitalität von Kulturpflanzen spiegelt

sich auch in ihrer „Reproduktionswilligkeit“ wider, das heißt, auch in ihrem Samener-

trag. Wichtigste Voraussetzung für den Anbau und die Vermehrung von Gemüse sind gesunde und lebendige (-humusreiche) Böden. Grundlage des biologischen Gemüsebaus ist die Entwicklung und Erhaltung einer lebendigen Humusschicht. Ein guter Bodenaufbau und weit gestellte Fruchtfolgen wirken gegen einseitige Bodenausnutzung und bodenbürtige Krankheitserreger.

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

Keimtemperatur einzelner Gemüsearten* Kulturart

Mindesttemperatur in °C

Optimaltemperatur in °C

Aubergine/Melanzani

12,1

25-28

Busch- und Stangenbohne

2

25

Chicoree

5,3

15-18

Endivie

2,2

20

Feldsalat/Vogerlsalat

0,0

20

Gartenkresse

1,0

20

12,7

25-28

1,9

20

12,1

25-28

Karotte/Möhre

1,3

22

Palerbse

16

20

Paprika

6,7

25-28

Petersilie

0,0

25

Porree

1,7

20-25

Portulak

11

20

Puffbohne

0,4

20

Rettich, Radieschen

1,2

20

Rote Rübe/Rote Bete

2,1

20

Salat

3,5

15-18

Schwarzwurzel

2,0

20

Sellerie

4,6

20

Spinat

0,1

15-20

Tomate

8,7

20-25

Zuckererbse

3,2

20

Zwiebel

1,4

15-20

Gurken

Kohl Melone

*leicht verändert nach Fritz/Stolze 1989

Handbuch Samengärtnerei

Pflanzenkrankheiten Pflanzenkrankheiten und Schädlinge treten im Gemüsebau immer wieder auf. Je leben-

diger der Boden und je besser eine Kulturart dem Standort angepasst ist, umso weniger Krankheiten und Schädlinge treten auf. Während Schädlinge (mit Ausnahme von manchen Lagerschädlingen) nicht mit dem Samen übertragen werden können, können

manche Pflanzenkrankheiten wieder mit dem Samenkorn mit ausgesät werden. Diese Krankheiten heißen samenbürtige Krankheiten. Die wichtigsten Pflanzenkrankheiten haben wir bei den einzelnen Kulturpflanzen beschrieben. Wenn Siemanche Krankheiten nicht erkennen und ihre Unbedenklichkeit in Bezug auf die Saatgutgewinnung nicht erkennen können, empfehlen wir, den Ratvon

> Kleine Hilfe zum Erkennen von Krankheiten: Pilzerkrankungen treten häufig bei jungen und keimenden Pflanzen auf („Auflaufkrankheiten“) oder aber an älteren Pflanzenteilen („Abbaufunktion“) und führen oft zum raschen Tod der Pflanzen. Bakterienerkrankungen verbreiten sich meist im Inneren einer Pflanze über die Saftbahnen, die sich dann auch häufig verstopfen und zum Absterben der Pflanze führen.

Bakterienkrankheiten der Gemüsepflanzen können sich in Form von Nass- oder Weich-

fäule, als Welke oder als Stängel- und Fruchtflecken zeigen. Viruserkrankungen werden vor allem an Jungen Pflanzenteilen (z.B. jungen Blättern) durch Farbveränderung, Kräuselungen und Krüppelwuchs etc. sichtbar. Virosen brauchen lebende Zellen um sich zu vermehren und führen meist zu schlecht entwickelten bzw. zu nicht nutzbaren Pflanzen, aber nicht zum raschen Pflanzentod.

erfahrenen Gärtnern und Gärtnerinnen einzuholen. Befallene Pflanzenteile oder Samen, von denen man vermutet, dass zum

Beispiel Pilzsporen an ihnen haften, können auch an verschiedene Beratungsstellen eingeschickt werden. Dort werden die Samen auf einen Krankheitsbefall untersucht. Dieses Service ist kostenpflichtig. Einige

Adressen für Österreich, Deutschland, die

Schweiz und Südtirol finden Sie im Anhang. Prinzipiell empfiehlt es sich bei allen Pflanzenkrankheiten vorsichtig und über-

legt umzugehen, um eine Infektion weiterer

Pflanzen zu vermeiden. Häufig spielen bei der Verbreitung von Pflanzenkrankheiten Blattläuse und andere saugende Insekten eine wichtige Rolle. Aber auch durch Kulturund Erntearbeiten im Bestand können wir Gärtner und Gärtnerinnen selbst Krankheiten rasch von Pflanze zu Pflanze weiterverbreiten. Viele Pilzsporen werden auch durch Wind und Regen weiter verbreitet. Nicht wenige lauern auch im Boden auf die richtige Wirtspflanze (z.B. „bodenbürtige Pilzkrank-

heiten“). Daher prinzipiell immer auf Sauberkeit

von Gartenwerkzeugen achten, diese immer

wieder waschen und zeitweise auch desinfizieren. Bodenbürtige Pilze können auch über das Schuhwerk verbreitet werden. Achtung: Raucher und Raucherinnen können mit den Fingern das Tabakmosaikvirus von den Zigaretten auf dafür empfindliche Gemüsepflanzen

(z.B. Tomate,

Pa-

prika) übertragen. Daher sollten Sie sich vor der Gartenarbeit immer die Hände gründlich waschen. Die uns bekannten pflanzlichen Krankheitserreger stellen für Menschen keine Infektionsgefahr dar und sind im Gegensatz zu den Rückständen von zahlreichen Pflanzenschutzmitteln bei Verzehr kein Gesundheitsrisiko.

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

schwankungen kommt). Die Heißwasser-

Beizen von Saatgut

beize eignet sich nur für sehr vitales und frisches Saatgut. Älteres und keimschwaches Saatgut kann bei der Wärmebehandlung kaputt gehen. Daher immer erst mit einer Kleinmenge eine Probebeizung unternehmen und danach die Keimfähigkeit des Saatguts überprüfen. Für einige Gemüse wurden optimale Temperaturen und Behandlungszeiten festgelegt (siehe nachfolgende Tabelle). Eine Heißwasserbehandlung bei 50°C mit einer Behandlungszeit

Das Beizen von Saatgut ist eine chemische,

physikalische oder biologische Saatgutbehandlung zur Abtötung von am Samen haftenden (=samenbürtigen) Krankheitserregern. Im konventionellen Landbau gibt es chemisch-synthetische Beizverfahren gegen verschiedene Erreger. Im biologischen Anbau sind diese Mittel nicht zugelassen. Jedoch eine altbekannte und erprobte Methode im biologischen Landbau ist die Heißwasserbeize.

von 30 Minuten ist gegen alle untersuchten

Entscheidend für diese Wasserbehandlungist, dass die Temperaturen über den gesamten Zeitraum exakt eingehalten werden. Dazu ist ein genaues Thermometer

Krankheitserreger gut bis sehr gut wirksam, ohne dass die Keimfähigkeit beeinträchtigt

wird. Nach einer Heißwasserbehandlung

keimt das Saatgut zügiger, es treten weniger

Krankheiten aufund die Erträge sind höher.

notwendig und eine Hitzequelle, die kon-

stante und regelbare Temperaturen abgibt (nur ein sehr großer Wasserbehälter garantiert, dass es zu keinenraschen Temperatur-

Keinesfalls darf Saatgut über 53°C erhitzt werden, da es dabei zerstört wird.

Gemüsearten, deren samenbürtige Krankheiten mittels Heißwasserbeize behandelt werden können* Kulturart

Heißwasserbehandlung

Wirkungsgrad in %

Karotte/

50°C 30 min

Alternaria dauci

Alternaria

Xanthomonas

94-100

radicina

campestris

64-100

pv. carotae

Möhre

97-99 Kohl

50°C 30 min

Alternaria brassicicola 98-100

Phoma lingam 84-100

Sellerie

53°C 10 min

Septoria aplicola 68-84

Phoma apiicola 83-87

Petersilie

50°C 30 min

Feldsalat

50°C 30 min

Septoria

Alternaria

petroselini

radicina

68-91

91-94

Phoma valerianellae 74-98

*Quelle Marta Jahn 2003

8

Handbuch Samengärtnerei

Checkliste zur Vermehrung einer Sorte 1

2

Vegetative oder Generative Vermehrung? Zu welcher Art gehört die Kultur und mit welchen anderen Gemüsen kann sie sich verkreuzen?

3

Selbst- oder Fremdbefruchter? Von Insekten oder Wind bestäubte Arten?

4

Ist eine Isolierung notwendig? Welche Form der Isolierung kommt für mich in Frage?

5

Richtiger Aussaatzeitpunkt?

6

Notwendige Bestandesgröße?

7

Einjährige oder zweijährige Kultur?

8

Wie werden die zweijährigen überwintert?

9

Wichtige Ausiesekriterien?.

10

Wichtige Krankheiten und Schädlinge?

11

Ernte: Reifezeichen - Richtiger Erntezeitpunkt?

sg

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

Gentechnik aus der Perspektive der gärtnerischen Pflanzenzüchtung und der Kulturpflanzenvielfalt Eine Züchtungstechnologie hat in den letzten Jahrzehnten die Felder erobert: Die Gen-

technologie. Keine neue Züchtungstechnologie zuvor hat eine derart rasante Verbreitung gefunden - und dies obwohl die meisten Menschen gentechnologisch verändertes Saatgut und gentechnologisch verän-

derte Lebensmittel ablehnen. Im Jahr 1953

legen die Naturwissenschafter James D. Wat-

son und Francis Crick den Grundstein für die Methoden der Gentechnik, sie klären die Struktur der Erbsubstanz von Lebe-wesen

und schaffen damit die Basis für einen direkten Eingriffin diese. Gentechnologie ist eine

Technologie zur Übertragung fremder DNA-

Sequenzen in das Erbgut von Lebewesen.

Meist wäre diese Übertragung auf natürli-

chem Wege nicht möglich. Die kleinste Einheit der Züchtung ist nicht mehr primär der ganze Organismus, sondern das in seine Gene und Genwirkungen aufgespaltene Lebewesen. Bereits 20 Jahre später, im Jahr

1973, gelangt die Gentechnologie zur praktischen Anwendung. Im Jahr 1986 werden

erstmals gentechnisch veränderte Pflanzen

freigesetzt und gegenwärtig werden unvorstellbare go Millionen Hektar jährlich mit gentechnisch veränderten Pflanzen ange-

baut. Ihr Anbau konzentriert sich zu 90% auf nur fünf Länder (USA, Kanada, Argentinien, Brasilien und China), den größten Anteil an

gentechnologisch veränderten Pflanzen nehmen Sojabohne, Mais, Raps und Baumwolle ein - Pflanzen, die als Cash-Crop-Kulturen angebaut werden.

Gentechnisch veränderte Pflanzen in Europa In der EU sind verschiedene Sorten von gentechnisch verändertem Mais und Raps für den Anbau zugelassen. Österreich hat den Anbau dieser Sorten verboten. Doch aus

der Perspektive der World Trade Organiza-

tion (WTO)

verstoßen nationale Verbote

gegen internationales Handelsrecht. In der wissenschaftlichen Züchtung gibt es zahlreiche Versuche mit gentechnologisch veränderten Sorten. Die Liste reicht von Apfel über Melanzani zu Zuckerrübe. Mit dem Anbau von gentechnisch veränderten Kulturpflanzen verändert sich die Situation der Sortenzüchtung und der Sortenerhaltung grundlegend. Um in dieser Situation Handlungsoptionen zu erarbeiten, haben Arche Noah und Pro Specie Rara gemeinsam mit anderen Erhaltungsorganisationen und professionellen Züchtungsunternehmen die Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit gegründet. Vor allem mit einem Problem ist die Interessensgemeinschaft konfrontiert: Gentechnikfrei arbeitende Züchtungsorganisationen müssen Gentechnik-Freiheit garantieren. Wenn gentechnisch veränderte und gentechnikfreie Pflanzen nebeneinander angebaut werden, kommt es unweigerlich zu Auskreuzungen. Dadurch müssten nicht mehr die gentechnisch veränderten Pflanzen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen angebaut werden, sondern die vor Einkreuzungen zu schützenden Kulturpflanzen. Damit werden Organisationen wie Arche Noah und Bio-Züchtern Aufwand,

Risiko und Folgekosten einer Technologie aufgebürdet, die sie selbst nicht anwenden und darüber hinaus ablehnen. Durch gentechnische Verunreinigungen sind große und teilweise irreversible Verluste an alten Sorten zu befürchten. Gentechnische Verunreinigungen könnten damit unwiederbringlich Kulturpflanzenvielfalt zerstören. Eine Strategie, welche die Politik verfolgt, ist die so genannte Koexistenz von Gentechnik und gentechnikfreiem

Landbau. In einer - wie in Österreich - klein strukturierten

Landwirtschaft,

ist

ein

Nebeneinander von Gentech-Pflanzen und gentechnikfreiem Landbau nicht möglich. Vor allem bei Fremdbefruchtern - wie Mais und Raps - ist es im Feldanbau nicht zu ver-

60

Handbuch Samengärtnerei hindern, dass Sorten sich verkreuzen. Viele

Regionen haben sich daher als gentechnik-

frei erklärt: Im Jahr 2003 haben sich zehn

Regionen Europas zusammengeschlossen, die aufgrund ihrer klein strukturierten Landwirtschaft ähnliche Probleme hinsichtlich der Koexistenz, d.h. dem Neben-

einander von gentechnikfreier und Gentechnik-Landwirtschaft haben und appellierten an die EU-Kommission, gentechnikfreie Landwirtschaft zu ermöglichen und nicht durch mangelhafte Regelungen zu gefährden. Gegründet wurde das Netzwerk von Oberösterreich und der Toskana. Inzwi-

nun in unmittelbarer Nähe zu Vermehrungsbeständen der Genbank Gatersleben mit gentechnisch veränderten Pflanzen im Freiland und im Gewächshaus experimentiert wird. Somit ignoriert die Genbank ihre ureigenste Aufgabe: die Erhaltung der gentechnikfreien Kulturpflanzenvielfalt. Die Weizensammlung der Gaterslebener Genbank ist akut bedroht, von gentechnisch

verändertem Weizen kontaminiert zu wer-

den. Seit über 10 Jahren setzt das IPK einen

Forschungsschwerpunkt auf Molekularge-

netik. Deshalb kommt es auch, trotz massi-

ver Proteste, zu Freisetzungen gentechnisch

schen ist das Netzwerk auf über 35 Regionen

veränderter Pflanzen, und zwar in unmittel-

und Oberösterreich beispielsweise auch Salzburg oder Niederösterreich Mitglieder

ten angebaut und vermehrt werden. „Rettet

angewachsen. In Österreich sind außer Wien

in diesem internationalen Netzwerk, das

aber auch die Bretagne (Frankreich), das Baskenland (Spanien) oder die Emiglia Romana (Italien) umfasst.

Gentechnik in Genbanken Vor einigen Jahren wurde bekannt, dass die weltweit größte Mais-Sammlung in Mexiko (CIMMYT) durch gentechnologisch veränderte Sorten kontaminiert worden war. Auch die Landsorten vieler Bauern und Bäuerinnen Mexikos haben sich auf den Milpas,

auf denen sie ihre Maissorten zur Selbstversorgung angebaut haben, mit aus den USA importierten, gentechnisch veränderten Maissorten verkreuzt. Auch in Europa ist eine Genbank - die Genbank Gatersleben in Deutschland - ins Kreuzfeuer der Kritik

barer Nähe von Flächen, auf denen alte Sor-

die Genbank Gatersleben!”, forderten dagegen am 21. Mai 2007 die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer internationalen Kundgebung, die auf die Gefahr einer Kontamination von Genbank-Beständen hin-

wiesen, und ein Verbot gentechnischer Frei-

setzungs- und Gewächshausversuche in öffentlichen Genbanken und die Errichtung gentechnikfreier Schutzgebiete rund um diese forderten. Umweltauswirkungen von gentechnisch veränderten Sorten Die vielfältigen potenziellen Auswirkungen von gentechnisch veränderten Pflanzen auf das Ökosystem sind derzeit weitestgehend unbekannt. Eine Studie aus dem Jahr 2000,

die im Auftrag des österreichischen Um-

weltbundesamtes erstellt wurde, kam zu

geraten, weil sie auf ihren Äckern gentech-

dem Ergebnis, dass weltweit bei weniger als 1% aller Freisetzungen von gentechnisch veränderten Organismen überhaupt ökologische Daten erhoben worden sind. Bisher

bisher, insbesondere in Mitteleuropa, bei

ist die genaue Wirkung der Mechanismen,

nologisch veränderte Sorten neben den Vermehrungsflächen für die alten Sorten ihrer Sammlung anbauen. Die Genbanken waren der Erhaltung der Sortenvielfalt eine wichtige Stütze. Sammeln, Erhalten, Vergleichen, Beschreiben und Weitergeben

der

zum Teil unüberschaubar großen Anzahl an Sorten sind in diesem Zusammenhang die wichtigsten Aufgaben der Genbanken. Dass

mit denen bei Pflanzen und Tieren das Erbgut verändert wird, unklar. Immer wieder tauchen bei gentechnisch veränderten Pflanzen unerwartete Eigenschaften auf. Die Forschung hat noch nicht geklärt, wie sich der Verzehr von gentechnisch verän-

61

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

derten Organismen (GVOs) langfristig auf die Gesundheit der Menschen auswirkt. Es hat keine Versuche gegeben. Somit werden alle

Konsumenten

gemacht.

zu

Testpersonen

Besonders bedenklich sind die

Antibiotika-Resistenzen, die in viele bisher

entwickelte Gen-Pflanzen eingebaut wurden. Sie können auf Bakterien übergehen und resistente Keime hervorbringen. Keiner

will für mögliche Schäden aufkommen, nicht die Industrie, die sie herstellt, nicht die Bauern, die sie anbauen, und auch keine

Versicherung.

Hybrid-Saatgut eine Hintertür für die Gentechnik? Arche Noah und Pro Sepcie Rara sprechen sich gegen die Verwendung von Hybridsaatgut aus. Nicht nur deswegen, weil Hybride nicht dem Grundsatz des Ökologischen Landbaus der Kreislaufwirtschaft entsprechen und Einmal-Sorten sind. Nicht nur

deswegen, weil der „Siegeszug“ der Hybridsorten in den letzten Jahren zu großen Ver-

lusten in der Vielfalt samenfester Sorten geführt hat. Sondern vor allem auch deswegen, weil mit dieser Zächtungstechnolo-

gie verstärkt biotechnologische Züchtungs-

methoden zum Einsatz kommen,

die eine

klare Grenzziehung zur im Ökolandbau absolut verbotenen Gentechnologie oft nur schwer möglich machen. Eine besondere Rolle spielt dabei die immer häufiger angewandte Züchtungstechnik der Protoplastenfusion. Diese Züchtungstechnik wurde von der IFOAM (WeltBio-Dachverband) für die Bio-Hybridzüchtung noch immer nicht verboten, obwohl

diese Technologie mittlerweile selbst vom Bundesverband der Deutschen Pflanzenzüchter als gentechnische Methode eingestuft wird.

Ein Mythos: „Gentechnik

stillt den Hunger der Welt“ Viele Vertreter der Gentechnologie argumentieren, dass sich mit gentechnologisch veränderten Sorten höhere Erträge erwirt-

schaften ließen und dass diese Form der

Züchtung daher wichtig für die weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln sei. Die NGO Food-First-Network meint dazu: „Hunger ist kein Mythos, aber Mythen halten uns davon ab, den Hunger zu beenden“, und vergleicht die Versprechen der Gentechnik-Konzerne mit der Grünen Revolution. Die „Grüne Revolution" hat über 30 Jahre

lang versucht, mit viel Kapital-, Pestizid-

und Düngereinsatz das Hungerproblem zu lösen. Ohne Erfolg. Die Nahrungsmittelknappheit ist nach wie vor in erster Linie ein Verteilungsproblem und kein Mengen- oder Technologieproblem. Trotz Bevölkerungswachstum stehen der Welt heute 15 Prozent

mehr Nahrung zur Verfügung als noch vor 20 Jahren. Doch die höheren Erträge sind nicht bei den Hungernden gelandet. Derzeit wird fast die Hälfte der potenziellen pflanzlichen Nahrungsmittel als Viehfutter verwendet (in erster Linie Mais und Soja). Gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere unterliegen dem Patentrecht. In ihre Entwicklung und Zulassung müssen die Produktionsfirmen erhebliche Summen investieren. Die Folge: Das so entstandene Saatgut und die Produkte einer gentechnischen Nahrungsmittelproduktion kosten mehr und sind deshalb in der so genannten Dritten Welt nur noch für Devisenbesitzer erschwinglich. Die Bauern würden in nahezu vollständige Abhängigkeit von den Saatgutlieferanten geraten.

Handbuch Samengärtnerei Insekten lieben die großen, violetten

lütenstände der Artischocke (> Seite 180)

64

Handbuch Samengärtnerei

Baldriangewächse (Valerianaceae)

Die Familie der Baldriangewächse umfasst acht Gattungen und ca. 400 Arten. Die meisten Arten kommen in den gemäßigten Breiten der nördlichen Halbkugel vor. Es sind meist Kräuter mit gegenständigen, oft fiederspaltigen Blättern. Charakteristisch für die Familie ist die Reduktion der Staubblätter. Die bekanntesten Gattungen sind Baldrian (Valeriana) und Feldsalat (Valerianella). Aus der getrockneten Wurzel des Gemeinen Baldrian (V. officinalis) gewinnt man ätherische Öle, die vor allem als Beru-

higungsmittel (Baldriantropfen) Verwendung finden. Valerianella bedeutet wörtlich

„kleiner Baldrian“. Zwei Arten dieser Gattung werden als Feldsalat bezeichnet: Die

häufigere ist Valerianella locusta, die selte-

nere Valerianella eriocarpa. Beide sind auch heimische Wildpflanzen, die man als Beikräuter in Weingärten und ähnlichen Standorten entdecken kann. Sicherlich wurden sie ursprünglich wild gesammelt. Die Samenstände entwickeln beim Trocknen den charakteristischen Baldriangeruch. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft verwendet Baldriangewächse als Licht- und Wärmepflanzen und stellt aus Baldrian ein Präparat her.

65

|

Baldriangewächse

> Feldsalat/ Vogerlsalat, Rapunzel, Nüsslisalat

(Valerianella locusta)

zwischen höhere Kulturen pflanzt. Zeitliche Isolierung: Eine Sorte im Herbst und eine im Frühjahr anbauen - dann blühen diese zeitlich versetzt und es kann nicht zu Verkreuzungen kommen. Samenbau Anbau für die Saatgutgewinnung: Aussaat Anfang September oder ganz zeitig im Frühjahr, sobald der Boden offen ist. Von Samenträgern über den Winter keine Blätter ernten.

Samenernte

Die Reifezeit der Samen liegt zwischen Ende Mai und bei späteren Frühjahrsaussaaten im Juni. Feldsalat-Samen reifen sehr ungleich-

zeitig und über einen langen Zeitraum ab.

Daher häufig und genau kontrollieren und sobald mehr als die Hälfte der Samen reif sind (Samenkapseln platzen auf) mit der Ernte beginnen. Da die reifen Samen schon bei leichter Berührung ausfallen, am besten

lostreiben, als erstes frisches Grün geerntet

auf den Beeten direkt auf Tücher (oder Folien) legen und in diesen Tüchern trocken aufhängen. Die getrockneten Pflanzen wer-

der Schweiz heißt er aufgrund seines nuss-

mehr über der Unterlage ausgeklopft. Die so

Feldsalat kann im Winter oder zeitigen Frühjahr, bevor noch die anderen Kräuter

werden; die Blattrosetten sind winterhart. In artigen Geschmackes Nüssler, in Österreich

Vogerlsalat; eine altertümliche Bezeichnung ist auch Rapunzel, die der Feldsalat mit der Rapunzel-Glockenblume teilt. Die Pflanzen enthalten viel Vitamin C und A und helfen,

die Frihjahrsmüdigkeit zu vertreiben. Was Sie brauchen:

> 5o Pflanzen (ca. ım?)

Bestäubungsbiologie Feldsalat ist Selbstbefruchter und in der Praxis auch Fremdbefruchter, da er auch gerne von Insekten besucht wird. Die Blüten sind

zwittrig. Räumliche Isolierung: Isolations-

abstände von 30-50 m zwischen zwei Sorten

sollten auf artenreichen Kleingärten ausrei-

chen, vor allem, wenn man den Feldsalat

den nicht mehr gedroschen, sondern nur

gewonnenen Samen sind die besten. Solche, die erst mit Drusch zu gewinnen wären, sind kleiner, schlechter ausgereift und

haben weniger Keimkraft. Anschließend mit einem Sieb reinigen. Frische Samen sind oft noch schlecht ausgefärbt und dunkeln im Lager nach. Die Samen keimen nicht gleich nach der Ernte, sondern erst nach ein bis zwei Monaten Ruhephase; nach einem Jahr

ist die Keimfähigkeit noch höher. Daher

immer das „überlagerte“ Saatgut der Vor-

jahresernte verwenden.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > Widerstandskraft gegen Pilzkrankheiten > Größe, Form und Farbe des Blattes

> Schossfestigkeit > Winterhärte > kräftige und große Blattrosetten

66

Kultur- und Züchtungsgeschichte Feldsalat ist eine der wenigen Pflanzen, die

in Europa in Kultur genommen wurden. Vermutlich gelangte er bereits in der Jungsteinzeit im Getreidesaatgut vom Mittelmeergebiet nach Mitteleuropa, wurde dann gemeinsam mit dem Getreide ausgesät und entwickelte sich erst auf den abgeernteten Stoppelfeldern voll, daher auch sein Name. Aus der Zeit der Griechen und Römer und auch aus dem Mittelalter ist keine gezielte Kultivierung überliefert.

|

Erst um 1700 begannen Gärtner und Gärtnerinnen, den Feldsalat im Garten zu kulti-

vieren. Seit dieser Zeit wurden auch die ersten Kultursorten ausgelesen. Erwerbsmäßig wird Feldsalat erst seit Beginn des 20. JahrFeldsalat in voller Blüte

P flanzenkrankheiten

und Schädlinge

Zwei Krankheiten des Feldsalates sind samenbürtig: Die Phoma-Fäule (Phoma valeri-

anellae) und der Falsche Mehltau (Peronos-

pora valerianellae). Infiziertes Saatgut kann, muss aber nicht durch eine dunkle Verfärbung auffallen. Schadbild: Manchmal sterben die Keimlinge bereits kurz nach dem Keimen ab oder es bilden sich rote Striche auf Wurzeln, Blättern und Stängeln, denen

braune bis schwarze Blattflecken folgen. An älteren Pflanzen sterben die unteren Blätter durch Fäulnis ab. Vorbeugung: Heißwasserbeize (>Beizen von Saatgut). Falscher Mehltau tritt vor allem bei feuchter Witterung im Herbst auf. Schadbild: Vergilbung, Pflanzen bleiben klein und blassgrün, blattunterseits

wird ein blassgraues Myzel sichtbar. Vorbeugung: In der Früh bewässern. Sorten des Wuchstyps ‚Dunkelgrüner Vollherziger‘ sind widerstandsfähiger gegen den Falschen Mehltau.

hunderts angebaut. Auch gegenwärtig wird

Feldsalat in vielen Gebieten wild auf den Feldern gesammelt. Allerdings wächst er nur dort, wo keine Mineraldünger hingelangen: auf Brachflächen, in den Weinbergen oder

biologisch bewirtschafteten Äckern und Gärten. €

(e)) SI

Basellgewächse

(Basellaceae)

Zu dieser Familie gehören nur wenige Gattungen und Arten. Diese sind im tropischen Amerika und in Asien beheimatet. Die krautigen Kletterpflanzen haben meist große, fleischige Blätter. Drei Vertreter der Familie werden als Gemüse genutzt: Die stärkehaltigen Knollen von Ulluco (Ullucus tuberosus) werden von vielen Indios der Andenhochländer von Ecuador bis Nordargentinien ge-

nutzt. Bei der in Süd- und Mittelamerika

kultivierten Basellkartoffel (Anredera cordifolia) werden Blätter und Knollen genutzt. Bei uns ist sie als im Winter blühende Zim-

merpflanze bekannt. Die dritte Gemüseart ist der Malabarspinat (Basella alba). Er

stammt aus Indien und ist bei uns ebenso selten kultiviert, aber doch der bekannteste Vertreter dieser Familie.

68

|

Handbuch Samengärtnerei

Was Sie brauchen:

> Malabarspinat, Indischer Spinat

> 5-15 schöne Pflanzen > Rankhilfe

> Handschuhe für die Samenreinigung

(Basella alba)

> Glashaus oder Weinbauklima

Bestäubungsbiologie Die Blüten des Malabarspinates sind Zwitterblüten. Er bestäubt sich weitgehend

selbst, Fremdbestäubung kommt sehr selten vor. Verschiedene Sorten können sich nicht verkreuzen. Die Blüten sind weiß oder rosa und erscheinen in kurzen Ähren in den Blattachseln. Die Blüte erfolgt unter Kurz-

tagsbedingungen (bei weniger als 13 Stunden Tageslicht). Samenbau Malabarspinat zählt zu den bei uns weitgehend unbekannten Gemüsen. Die schöne Kletterpflanze ist mehrjährig, doch bei uns nicht

winterhart.

Er bevorzugt

heißes,

feuchtes Klima und bildet fleischig-saftige Blätter. Diese schmecken nach jungen Mais-

kolben, sind nicht bitter und können zu Spi-

natgemüse und Salaten verwendet werden. Beim Kochen entwickelt er eine schleimige Konsistenz. Malabarspinat wird von einigen

Liebhabern im Garten kultiviert, in vielen

Gebieten ist ein Anbau nur im Glashaus lohnend,

wo

er dann

mit

seinem

schönen

Wuchs fasziniert. In Indien, der Heimat des Malabarspinats, wird er nicht nur als Spi-

natgemüse genutzt: Aus den reifen schwar-

zen Früchten wird ein Saft gepresst, der als Tintenersatz, zum Färben von Speisen und

in Kosmetika Verwendung findet. Einige Sorten haben leuchtend rote Stängel, diese sind auch als Zierpflanzen interessant. Ein Vorteil gegenüber dem heimischen Spinat ist, dass er laufend beerntet werden kann.

Malabarspinat wird Ende April/Anfang Mai ausgesät, in Töpfen vorkultiviert und

ab

Ende Mai ins Freiland oder Gewächshaus gepflanzt. Wichtig ist eine sehr warme Vorkultur. Den Pflanzen eine Rankhilfe anbieten. Die Samen reifen sehr spät im Jahr. Da

die Pflanzen mehrjährig sind, ist eine Über-

winterung im Haus - nach einem starken Rückschnitt - möglich. Die Pflanzen können auch vegetativ über Stecklinge vermehrt werden. Samenernte

Jeder Same ist in eine Einzelfrucht eingebettet. Die Früchte sind zunächst grün, reif dann schwarz. Von möglichst vielen Pflanzen die schwarzen Früchte ernten. In einem Mixer mit viel Wasser die Beeren zerkleinern. Eine weitere Methode hat sich bewährt: Die Samen durch ein Küchensieb mit

den Fingern (Handschuhe anziehen) oder

einem Stößel zerreiben und 24 Stunden im kalten Wasser stehen lassen (> Nassreini-

gung ohne Gärung). Abschließend gut aus-

waschen und löffelweise in Kaffeefiltern

zügigtrocknen. In seiner Heimat Indien ernten und verbreiten Vögel die Samen.

69

Basellgewächse

Malabarspinat ist eine rankende Gemüsepflanze, die gleichzeitig als Zierpflanze wunderschön anzusehen ist (Anfang September).

Sortenmerkmale und Auslesekriterien In Europa sind keine Sortenbezeichnungen

bekannt, wohl aber gibt es verschiedene

Herkünfte mit verschieden gefärbten Blättern und Stängeln und unterschiedlich geformten Blättern. Auslesekriterien können sein:

> große, gute fleischige Blätter

> Kältetoleranz

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Im Anbau bei Arche Noah sind bislang keine Krankheiten oder Schädlinge aufgetreten.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Wild kommt Malabarspinat in Indien vor. Als Kulturpflanze ist er in vielen Gebieten der Tropen und Subtropen zu Hause, wo er für die Zubereitung von Gemüsegerichten und Salaten genutzt wird. In Frankreich

kannte man die Pflanze bereits im 19. Jahrhundert, als Ersatz für den Spinat konnte er

sich in Europa nicht durchsetzen. €

70

|

Handbuch Samengärtnerei

)oldenblütler

(Apiaceae, Umbelliferae)

Der Familienname „Doldenblütler“ weist

auf den schirmförmigen Blütenaufbau hin. Der alte Familienname „Umbelliferae“ bedeutet wörtlich übersetzt „Schirmträger“.

Der Blütenstand der Doldenblütler besteht aus kleinen Döldchen, die symmetrisch an-

geordnet sind und gemeinsam die Blüten-

dolde bilden. Die Doldenblütler eint, dass

sie stets krautige Pflanzen sind, meist reich

an ätherischen Ölen, derentwegen wir sie als Gewürze nutzen. Unter den Doldenblütlern

sind aber auch zahlreiche Arznei- und Gift-

pflanzen zu finden. Viele Kulturpflanzen

entstammen dieser Familie: die Karotte als

prominentestes Beispiel, die Pastinake als wieder entdecktes und wohlschmeckendes Wurzelgemüse, Petersilie, Fenchel und andere mehr. In unserer Wildflora sind zahlreiche Pflanzen der Familie vertreten: wilde Karotte, wilder Pastinak, Wiesenkümmel, Engelwurz oder Bärenklau etwa.

71

Doldenblütler

Allgemeine Vermehrungsmerkmale Alle Doldenblütler, deren Wurzeln oder Knollen genutzt werden, werden für den Sa-

menbau zweijährig kultiviert. Eine Ausnahme ist die Zuckerwurzel (Sium sisarum). Sie blüht bereits im ersten Jahr. Bei man-

chen anderen Vertretern dieser Familie, besonders bei den Gewürzpflanzen mit Blattoder Samennutzung, können Samen im ersten Jahr gewonnen werden: z.B. bei Kerbel,

Koriander, Gewürzfenchel oder Dill. Alle

Doldenblütler sind Fremdbefruchter. Sie sind sehr verkreuzungsanfällig, zwei Sorten einer Art sollen nie gleichzeitig in einem Garten vermehrt werden. Die großen Blütendolden werden von zahlreichen Insekten besucht. Vor allem große Schwebfliegenarten gewährleisten eine sichere Bestäubung. Bei manchen Doldenblütlern kann - selten,

aber doch - Selbstbefruchtung vorkommen.

Überblick über die Familie Deutscher Name

Gattung

Art

Nutzung

Lebensdauer

Karotte/Möhre

Daucus

carota

Wurzel

2-jährig

Petersilie

Petroselinum

crispum

Wurzel, Blatt

2-jährig

Sellerie, Eppich

Apium

graveolens

Blatt, Knolle,

2-jährig

Pastinake

Pastinaca

sativa

Wurzel

2-jährig

Gemüsefenchel

Foeniculum

vulgare

Blatt, „Knolle“, Samen

2-jährig bis ausdauernd

Zuckerwurzel,

Sium

sisarum

Wurzel

ausdauernd

Chaerophyllum

bulbosum

Blatt, Rübe

2-jährig

Blattstiele

Süßwurzel Kerbelrübe

Handbuch Samengärtnerei

Die Samenstände von Karotten sind zum Trocknen aufgehängt. Sie sind schön und duften aromatisch.

Doldenblütler

> Karotte/ Möhre

(Daucus carota)

Hier blühen verschiedene Karottensorten unter eigenen Kulturschutznetzen. Als Bestäuberinsekten werden in der Isolierung Schwebfliegen eingesetzt.

Was Sie brauchen: > mindestens 30 gesunde, gut ausgebildete Karotten, besser 50-100 > mildes Klima oder Überwinterungsmöglichkeiten > keine wilden Karotten in der Nähe,

die gleichzeitig blühen > Stützgerüst für die Samenstände > Leintuch oder Stoffsack

Bestäubungsbiologie Die Karotte ist wie alle Doldenblütler ein

Fremdbefruchter. Sie ist weitgehend selbststeril. Wegen der Verkreuzungsgefahr zwischen den Karottensorten ohne Isolierung nur eine Sorte pro Jahr vermehren.

Die großen Blütendolden locken mit ihrem Nektar allerlei Insekten, vor allem Käfer, Bienen, Wespen und Schwebfliegen an. Vielerorts wachsen in Wiesen und Rainen auch wilde Karotten. Da die Wild-

karotten zur selben Art gehören, können sie

sich mit der Kulturform verkreuzen. Die weißen Dolden der Wildformen unterscheidet ein kleines, unverkennbares Merkmal

von allen anderen Doldenblütlern: Im Zentrum der Dolde steht meist eine kleine schwarzpurpurne Blüte. Selbst bei Saatgut, das im Handel angeboten wird, kommen

Verkreuzungen mit der Wildform des Öfteren vor. Diese ist an der faserigen, weißen

Wurzel und daran, dass diese Pflanzen bereits im ersten Jahr blühen, zu erkennen.

Diese Typen sollte man nicht weiterver-

mehren und die Wurzeln ausstechen, damit

sie nicht erneut austreiben können. Je nach Größe des Bestandes und Lage des Gartens müssen Isolierabstände von mindestens 100-150m eingehalten werden (>Räumliche Isolation). Bei einer Vermehrung in Isolierkäfigen verwendet man am besten Schwebfliegen, aber auch Schmeißfliegen sind einigermaßen geeignet. Honigbienen bestäuben die Karotte eher schlecht. Samenbau Die Aussaat für die Vermehrung sollte nicht zu früh erfolgen - außer man will auf Frühzeitigkeit auslesen. Als Grundregel gilt: Die Samenträger sollen bis zur Herbsternte ihre volle Nutzungsreife erreicht haben. Daher frühe Sorten spät (Juni) und späte Sorten früh (Anfang Mai) aussäen. Werden z.B. Treibkarotten zu früh angebaut, sind sie be-

reits verwachsen und „überreif“, können

74

Handbuch Samengärtnerei =

a

z

Auch im Winterquartier kann es zu Verwechslungen der Samenträger einzelner Sorten kommen. Daher gut beschriften.

Frauen aus Küttigen in der Schweiz setzen Samenträger des ‚Küttiger Rüebli‘.

nicht gut ausgelesen werden und wachsen im Frühjahr auch nicht gut an. Die zur Vermehrung vorgesehenen Karotten werden im Herbst so spät als möglich gemeinsam mit den Speisekarotten geerntet; sie sollen voll ausgereift sein. Nach der Ernte erfolgt die erste Auslese. Die unverletzten und sauberen Wurzeln werden in ein frostsicheres Überwinterungsquartier eingelagert; das

Licht zu gewöhnen und sie vor dem Aussetzen einige Tage in den Schatten zu legen. Günstig ist ein Auspflanzen an milden, bedeckten Tagen bei wenig Wind und an-

Laub wird auf ca. 3-5cm eingekürzt. Wichtig: Das „Herz“ (den Blattansatz) nicht be-

schädigen. Die Karotten müssen im Winterquartier vor zwei Gefahren geschützt werden: vor dem Austrocknen und vor zuviel Wärme. Die optimale Lagertemperatur beträgt 1-3°C bei einer Luftfeuchtigkeit von rund 90%. Vor dem Auspflanzen im zweiten Kulturjahr wird ein weiteres Mal ausgelesen: Die Lagerfähigkeit und die Erhaltung von Geschmack und Saftigkeit im Lager werden nun geprüft. Im zweiten Jahr erfolgt das Wiederauspflanzen der Wurzeln, sobald der Boden offen und einigermaßen abgetrocknet ist (je nach klimatischen Bedingungen von Mitte März bis Mitte April). Insbesondere bei sandigen/trockenen Böden besteht die Gefahr der Austrocknung der Wurzel. Daher ausreichend gießen, bei sonnigem Wetter schattieren und im Optimalfall mit Vlies vor austrocknenden Winden schützen. Auch ist es gut, die Karotten wieder langsam an das

schließend regnerischem Wetter. Pflanzabstand: Reihenabstand 40-65 cm, in der Reihe 20-30cm - je nach Größe der

Sorte. Die Wurzeln so einsetzen, dass nur das Herz der Karotten frei bleibt und die Wurzeln fest und senkrecht im Boden sitzen. Nach dem Durchtreiben 2-3-mal hacken, beim letzten Mal anhäufeln, damit die

Samenträger festeren Stand haben. Die Samenträger müssen nicht einzeln festgebunden werden, sondern werden „eingespannt“:

Um die „Karotten-Familie“ Stützstäbe im Abstand von ca. 50-100 cm einschlagen. Die Karotten werden - zwischen Schnüren „eingespannt“ - vor dem Umfallen geschützt. Wer Verkreuzungen mit der wilden Karotte zu 100% vermeiden will, kann Karot-

ten (wie auch anderes Wurzelgemüse) bereits im Februar an einem geschützten Ort (frostfrei, aber kühl) in Kübeln pflanzen: 5-6 Wurzeln in einem 10 |-Kübel. Die so vor-

getriebenen Pflanzen werden nach langsamem Abhärten Ende März ausgepflanzt. Durch diese Verfrühung ergibt sich gegenüber den Wildformen ein zeitlicher BlühVorsprung von mehreren Wochen. So wird eine Verkreuzung mit den wilden Karotten verhindert.

un

Doldenblütler

Die Karotten könnten in den meisten Lagen

problemlos auch im Freien überwintern;

allerdings sollten sie für eine Auslese zunächst geerntet und die auserlesenen Wurzeln zu einer Befruchtungsgruppe zusammengesetzt werden (bei extremer Frostgefahr mit Strohschutz bedecken). Eine zweite Auslese im Frühjahr ist bei dieser

Überwinterungsform allerdings nicht mehr möglich.

Samenernte Wie bei vielen Doldenblütlern ergeben auch bei den Karotten die ersten Dolden, die auf

dem Hauptstängel wachsen, die besten Samen. Sie sollten als erste geerntet werden. Späte und kleine Dolden, die an den Seiten-

ästen reifen, sollten eher verworfen werden. In älterer Samenbauliteratur ist immer wieder der Hinweis zu finden, dass die kleinen Nebendolden abgeschnitten werden sollten, damit die Samen der Mitteldolde von der Pflanze besser ernährt werden können und

somit größer werden und eine höhere Keimkraft aufweisen. Pflanzungen mit geringem Abstand ergeben mehr Saatgut an den ersten Dolden, da sich die Blütenstände nicht

so reich verzweigen.

Karottensamen reifen über eine lange Zeitspanne ab; daher sollte man öfters beernten. Wenn die ersten Dolden braun und trocken sind, kann man das erste Mal - am

besten mit einer Schere - die ganzen Dolden

ernten; im Idealfall an warmen und trocke-

nen Tagen. Für höhere Lagen: Das Abreifen

der Samen kann durch das Herausziehen der

Samenträger aus der Erde im September beschleunigt werden. Die Dolden auf Tüchern

ausbreiten; 2-3 Wochen nachtrocknen las-

sen. Die trockenen Dolden vorsichtig in einem Stoffsack dreschen oder auf einem weitmaschigen Sieb abrebeln; die Samen in Sie-

ben und im Wind (Schwung-Sieb) reinigen. Das Saatgut ist bei der Aussaat besser riesel-

freudig, wenn durch ein Gegeneinander-Reiben der Samenkörner in einem Stoffsack die „Wimpern“ der Samen entfernt werden.

Die abgeschnittenen Dolden 2-3 Wochen nachtrocknen lassen.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge In der Vermehrung kann die samenbürtige Möhrenschwärze Probleme verursachen. Erreger sind Alternaria-Pilze (Alternaria dauci; Alternaria radicina). Um einem Befall vorzubeugen, kann Saatgut mit einer Heißwasserbeize behandelt werden (>Saatgutgesundheit und Saatgutqualität). Bei einem Befall mit Möhrenschwärze verfärben sich zunächst einzelne Fiederblätter braun bis schwarz, die Blätter sterben in Folge frühzeitig ab, auch Flecken an der Wurzel kön-

nen auftreten. Der Pilz kann sowohl über Saatgut als auch über den Boden übertragen werden. Ebenfalls samenbürtig, aber seltener anzutreffen ist der Pilz Alternaria radicina. Dieser verursacht - meist erstim Lager - schwarze Flecken, die tief in das Gewebe

hineinreichen. Nicht samenbürtig sind der Echte Mehltau und der Grauschimmel. Im Lager können verschiedene Pilzkrankheiten auftreten. Meist wird die Pilzinfektion bereits mit den Karotten ins Lager gebracht. So können mit der Lagerfäule Thielaviopsis infizierte Karotten bei der Ernte noch gesund aussehen. Nur ausgereifte, sorgsam geerntete und ungewaschene Karotten einlagern; nicht zu dichte Schichten

einlagern; Erdmieten nicht am gleichen Platz wie im Vorjahr anlegen.

Die Möhrenfliege (Psila rosae) ist ein weit

verbreiteter Schädling im Karottenanbau. Sie bringt zwei Generationen hervor: Die

76

Handbuch Samengärtnerei

erstetritt in der Regel ab Mitte Mai auf. Starker Befall im Jugendstadium kann die Karotten absterben lassen. Die zweite Generation schlüpft ab Mitte August. Diese Generation ist die gefährlichste. Sie kann die Karotten im Winterlager weiter schädigen. Die Eier werden oberflächlich auf dem Boden abgelegt, wo sich die Maden entwickelt und in die Karotten einfressen, die Fraßgänge mit Kot füllen, die sich dann rostbraun verfärben („Eisenmadigkeit“). Vorbeugung: Kulturschutzgitter verwenden; windige Lagen wählen, diese werden von den Fliegen meist gemieden; gute Fruchtfolge. Heißes und trockenes Wetter hemmt die Entwicklung der Junglarven. Mischkultur mit Zwiebelgewächsen (klassischer Mischkulturpartner) bringt wenig. Empfeh-

lenswert ist jedoch folgender Kulturtipp: Durch eine Untersaat von Erdklee (Trifolium subterraneum) kann der Befall beinahe gänzlich verhindert werden. Diese Form der Mischkultur ist leicht zu praktizieren und verdient Nachahmung. Erdklee ist im Saatguthandel erhältlich. Erdklee samt nicht aus und friert im Winter aus. Sortenmerkmale und Auslesekriterien Die Karotte kann hinsichtlich ihrer Nutzung in zwei Gruppen eingeteilt werden: In die Speise- und in die Futterkarotten. Die Futtertypen sind späte, lagerfähige Sorten mit weißem oder gelb-rotem Fleisch. Die Speisetypen unterscheiden sich in der Reifezeit und in den Nutzungseigenschaften.

Hinsichtlich der Wurzelform werden fünf Typen unterschieden:

a) b) c) d) e)

lange, große Wurzel (Futterkarotten), spitz zulaufende Wurzel („Valery Typ“) stumpfe, walzenförmige Wurzel („Nantaiser Typ“) stumpf kegelförmige Wurzel („Duwicker Typ“) rundliche Wurzel („Pariser Typ“)

Die Karotte ‚St. Valery‘ wird ausgelesen: Diese Wurzeln werden als Samenträger für das kommende Jahr verwendet. Nicht im Bild, aber genauso wichtig wie die Form: die Geschmacks-Auslese. In der professionellen Züchtung entspricht meist nur 1-5% der Karotten dem gewünschten Typus. Im Hausgarten muss man nicht gar so streng mit den geernteten Karotten sein.

Diese Wurzeltypen sollen nicht weitervermehrt werden: beinige Karotten, aufgeplatzte Wurzeln, kleine Wurzeln...

SL je}

Handbuch Samengärtnerei

Da es sowohl weiße als auch gelbe, orange,

rote und violette Sorten gibt, die wiederum

unterschiedlich geformt sein können, sind

die Auswahlkriterien vielfältig:

> Blattausbildung, Wüchsigkeit für raschen Bestandesschluss (evt. auch als Ausdruck

für gute Trockenheitstoleranz) > Blattform und -farbe (als Sortenmerkmal) > Widerstandsfähigkeit gegen Mehltau, Alternaria und andere Krankheiten

> sortentypische Wurzelform (kegelförmig, spitz, stumpf, walzlich, kurz oder lang)

> Blattansatz: ausgeformte „Schultern“ der Karotte, kein „Senkkopf“, festes Laub,

guter Laubansatz

> kein Grünkragen (oberster Anteil grün oder violett gefärbt; diese Eigenheit kann der Karotte abgezüchtet werden,

außer es handelt sich um eine sortentypische Eigenheit - wie bei der weißwurze-

ligen Sorte ‚Blanche

collet vert‘, die weit

aus der Erde, schlangenförmig gewunden und grün gefärbt herausragt) > Glattschaligkeit > Platzfestigkeit > gerade Wurzeln ohne Nebenwurzeln > Süße und Aroma (Karotten sind Fremdbefruchter, daher können die einzelnen

Pflanzen eines Bestandes unterschiedlich schmecken: süß, karotten-typisch, neutral, aromatisch oder bitter, seifig). Für den Ge-

schmackstest gibt es zwei Möglichkeiten:

Entweder man schneidet das untere Drittel der Karotte ab und verkostet dieses;

oder man stanzt einen Zylinder aus der un-

teren Hälfte der Wurzel. Feinschmecker verkosten die Stücke sowohl roh wie auch

gedünstet. Nach der Geschmacksverkostung muss die Wunde wieder antrocknen,

> feinfaseriges Fleisch > Farbe der Wurzel innen und außen

> Lagerfähigkeit bei späten Sorten

> kurzes Laub bei frühen Treibkarotten

Nicht ausgelesen werden kann auf das Vorhandensein von feinen Haarwurzeln. Diese entstehen bei einer zu langen Kulturdauer. Die Wurzel hat ihr Wachstum eigentlich abgeschlossen und die Pflanze bereitet sich auf die Nahrungsaufnahme für das Aufstängeln vor.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Kulturkarotte geht vermutlich auf zwei

oder drei Unterarten zurück, eine davon ist

auch bei uns heimisch. Die wilden Verwandten der Karotte sind ursprünglich von Europa über Vorder- bis Zentralasien verbreitet. Bei den Kulturkarotten werden ein asiatischer und ein westlicher Typ unterschieden. Der asiatische Typ dürfte in Zentralasien in Kultur genommen worden sein. Aus der dort verbreiteten Wildform wurden violettrote und gelbe Sorten selektiert. Wegen des rot-violetten Farbstoffes wird er auch als Anthocyan-Typ bezeichnet. Im Unterschied dazu wurde der westliche

Typ vermutlich in Anatolien in Kultur genommen. Dieser ist zweijährig und hat unverzweigte weiße, gelbe oder orange Wurzeln. Die heute weit verbreiteten Sorten mit orangen Wurzeln, die unser Bild der Karotte

prägen, gehen aufholländische Züchtungen

aus dem 17. Jahrhundert zurück. Der hohe

Anteil am Inhaltsstoff Beta-Karotin verursacht die orange Färbung. Die bei uns gebräuchlichen Speise-Zuchtsorten stammen meist

aus Holland,

England

oder Frank-

dann mit Tierkohle oder Holzasche desin-

reich. Frankreich hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Karotten-Züchtungsim-

fiziert werden, die ausgelesenen Wurzeln

perium

können dann zur Lagerung ins Winterquartier gebracht werden. > schöne Herzausformung (außer bei der herzlosen Sorte ‚Lange Stumpfe ohne Herz‘)

entwickelt.

Sorten wie

‚Nantaise‘

oder ‚Pariser Treib‘ erzählen von der französischen Herkunft. Die blassgelben Karottensorten kamen im Laufe des 20. Jahrhun-

derts aus der Mode und finden heute hauptsächlich als Suppengrün Verwendung. €

Doldenblütler

> Petersilie

(Petroselinum crispum)

die Verwendung von Isolierkäfigen. Als Bestäuberinsekten können Schwebfliegen ebenso wie Schmeiß- oder Stubenfliegen eingesetzt werden. Samenbau Alle Formen der Petersilie werden zweijährig vermehrt und wie für die Gemüsenut-

zung angebaut. Um Saatgut von Blattpeter-

Zwei Nutzungsformen der Petersiliewerden unterschieden: die Wurzelpetersilie (convar. radicosum) und die Blattpetersilie (convar. crispum). Die Blattpetersilie ist weltweit gebräuchlich und wird als Gewürz verwendet. Blattpetersiliensorten kommen in mehreren Formen vor: glatt & kleinblättrig, glatt & großblättrig und gekraust. In der bäuerlichen/hausgärtnerischen Praxis dürften nicht selten auch „Übergangsformen“ für Blatt- und Wurzelnutzung angebaut worden sein. Daraus wurden Sorten mit einem verstärkten Wurzelwachstum ausgelesen. Was Sie brauchen: > mindestens 20 gut ausgeformte Petersilienwurzeln > ev. Überwinterungsmöglichkeit > Stützstäbe und Schnur Bestäubungsbiologie Petersilienblüten werden gerne von Insekten besucht. Blatt- und Wurzelpetersilien und alle Sorten untereinander können sich verkreuzen. Als Isolierabstand haben sich 100-150m bewährt. Eine arbeitsintensivere

Vermehrungsweise in kleineren Gärten ist

silie zu gewinnen, sollte im ersten Jahr nur wenig Blatt beerntet werden, damit sich eine kräftigere Wurzel bildet. In den meisten Gebieten können Wurzel- wie Blattformen im Freien überwintern. Im Kontinentalklima mit starken Kahlfrösten benötigen sie im Freiland aber dringend einen Schutz. Vor allem im beginnenden Frühjahr (Anfang März) können die Pflanzen Schaden leiden. Daher sollten Wurzelpetersilien Ende Oktober/Anfang November ausgegraben, die schönsten Wurzeln ausgelesen und im Keller oder einer Erdmiete überwintert werden. Die Blätter werden bis auf die Herzblätter entfernt. Im Frühjahr werden die Wurzeln auf ca. 30x25 cm ausgepflanzt. Doch auch Blattpetersilien können auf ein kräftiges Wurzelwerk ausgelesen werden, um die Trockenheitstoleranz und die Wüchsigkeit zu verbessern. Samenernte Die reifen Dolden der Petersilierasch ernten und nachtrocknen lassen. Überreife Petersi-

liensamen fallen nach einiger Zeit durch

Wind oder Regen aus. (Ernte, Drusch und

Reinigung >Karotte|Möhre). Petersiliensamen sind nur über kurze Zeit keimfähig (2 bis maximal 3 Jahre).

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Auch an Petersilie kann eine Pilzkrankheit auftreten, die über Samen übertragen werden kann: die Septoria-Blattfleckenkrankheit (Septoria petroselini). Befallenes Saatgut ist mit den Sporenträgern (Pyknidien) des

Pilzes behaftet, diese sind mit freiem Auge

80

Handbuch Samengärtnerei sichtbar. Manche

Sorten sind im Herbst

sehr mehltauanfällig. Rechtzeitigreagieren:

Blätter zurückschneiden und Befallsnester entfernen. Durch Bewässern kann eine Ver-

minderung des Befalls erreicht werden.

aA

Petersilie

PE

(Peiroselinum erispum convar radicosum)

Berliner Halblange

Wurzelpetersilie ‚Berliner Halblange‘

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Bei der Wurzelpetersilie werden generell schwache Wurzeln ausgeschieden. Weitere mögliche Auslesekriterien: > Wurzel: glattschalig und unverzweigt; sortentypische Wuchsform (z.B.: kurzdick-stumpf; mittellang-kegelförmig; lang-spitz); Ausbildung der „Schultern“

> Laub: sortentypische Wuchsform und Farbe. Bei der Blattpetersilie muss bei den gekräuselten Sorten fortwährend auf die Kräuselung selektiert werden; bei allen

> Chinesischer Samenbau-Trick Eduard Lucas beschreibt im Jahre 1905 einen chinesischen Samenbautrick, auf den er in einer Mitteilung des steiermärkischen Gartenbauvereins (!) gestoßen ist: „Es ist bekannt, dass von der guten Bewurzelung

der Samenträger die Quantität und vielfach auch die Qualität der Samenernte abhängig ist. Um die Bildung von Saugwurzeln zu befördern, befolgen die Chinesen folgendes eigentümliche Verfahren, das Nachahmung verdient. Bevor sie nämlich im Frühjahr die Wurzelgewächse, wie Rettiche, Möhren, Rüben, Runkeln usw., zum Samentragen aussetzen, machen sie an drei oder vier Stellen mit dem Messer leichte Einschnitte, die am

Halse beginnen und unten an der Wurzelspitze endigen. An diesen Einschnitten bilden sich kleine Wülste, aus denen eine Menge feiner Faserwurzeln hervortreten, welche

sehr wesentlich zur Ernährung und üppigen Entwicklung der Pflanzen beitragen.“ (Aus: Mitteilungen des steiermärkischen Gartenbauvereins

1880 S. 748; zitiert in:

Lucas Eduard: Der Gemüsebau; Stuttgart 1905)

Sorten ist die Wüchsigkeit und das Nachwuchsvermögen nach dem Schnitt ebenfalls ein Kriterium. > Raschwüchsigkeit des Laubs für raschen Bestandesschluss

> Mehltau-Toleranz im Herbst > Blattpetersilien: Üppigkeit und Raschwüchsigkeit des Laubs > Schnittpetersilien: Zartheit und

kräftiges Aroma des Blatts

Kultur- und Züchtungsgeschichte Der Ursprung der wilden Petersilie ist nicht sicher belegt, er liegt vermutlich im Mittel-

meergebiet oder in Westasien. In vielen Gebieten Europas ist die Petersilie aus Hausgärten verwildert. Wurzelpetersilie wurde bereits im Altertum genutzt, durch die Römer gelangte sie auch nördlich der Alpen.

Vor allem in Österreich, Deutschland, Polen

und Holland konnte sich der Anbau von Wurzelpetersilie etablieren. In Österreich und Deutschland ist sie ein wichtiger Bestandteil des „Suppengrüns“. Nach England gelangte die Petersilie erst im 18. Jahrhundert. Dortwird das Gemüse heute noch nach

der ersten Sorte, die eingeführt wurde, benannt: ‚Hamburg Parsley‘. €

Doldenblütler

Die Sellerieblüten werden von Insekten bestäubt. Zwischen den einzelnen Sorten sind - bei günstigen Gartenverhältnissen - mindestens ı00-ı5om Isolierabstand nötig. Wenn dieser Abstand nicht eingehalten werden kann, erfolgt die Vermehrung in Isolierkäfigen. Für die Bestäubung eignen sich, wie

> Sellerie, Eppich (Apium graveolens)

bei allen Doldenblütlern, am besten große

Schwebfliegenarten (z.B. Mistbiene oder Scheinbiene)

etwas

schlechter

Schmeiß-

und Stubenfliegen. Honigbienen bestäuben mangelhaft. Samenbau Alle Varietäten werden für den Samenbau zweijährig kultiviert. Im ersten Jahr erfolgt der Anbau für den Samenbau gleich wie für die Speisenutzung. Die Jungpflanzen des Knollenselleries keinesfalls zu tiefpflanzen,

Zwei Formen der Gemüsekultur werden unterschieden: der Knollensellerie (var. ra-

paceum) und der Stangen- oder Bleichsellerie

(var.

dulce).

Als

Gewürzkraut

wird

Schnittsellerie (var. secalinum) kultiviert.

Was Sie brauchen: > 15 schön ausgeformte, gesunde Selleriepflanzen > Stützpfähle und Schnur

> frostfreie Überwinterungsmöglichkeit

Bestäubungsbiologie

(s.u.) mit einem Abstand von 70x 70cm setzen, sonst 50x5ocm. Der weite Pflanzab-

stand beugt der Ausbreitung von Pilzbefall vor. Es können direkt aus dem Nutzungsbestand die Samenträger gewählt werden. Bei der Auslese der Samenträger jede Verletzung vermeiden, bei Knollensellerie neigen die beschädigten Stellen im Winterquartier oft zum Faulen. Die Knollen mit einem Grabspaten ausheben, die Wurzeln an den Knollen der Samenträger weitgehend belas-

sen, sie wachsen dann im kommenden Jahr

Alle Kulturformen des Selleries kreuzen sich miteinander. Da der wilde Sellerie nur sehr vereinzelt an Meeresküsten (bis zu den Britischen Inseln und nach Dänemark) wächst,

ist ein Verkreuzen mit diesem praktisch

nicht möglich. Selten, aber doch allerdings verkreuzt sich Sellerie mit Petersilie und bricht damit die Regel, dass sich Gemüse, die unterschiedlichen Arten angehören,

nicht kreuzen können. Im Saatguthandel

wird Saatgut dieser Kreuzung als ‚Parcel‘

angeboten: Die Pflanzen haben ein petersilähnliches Blatt mit deutlichem aroma.

da sie sonst zu viele Seitenwurzeln ausbilden. Bei häufigem Vorkommen von Septoria

Sellerie-

besser an. Bei Knollen- und Stangensellerie alle Blätter bis auf die Herzblätter entfernen,

bei Stangen- und Schnittsellerie bis auf wenige Zentimeter einkürzen; so einlagern, dass sich die einzelnen Pflanzen nicht berühren, um die Fäulnisgefahr zu verringern.

Wenn Sie die Knollen im Keller einwintern,

achten Sie darauf, dass die Knollen trocken

ins Lager kommen. Je niedriger der Wasser-

gehalt der Knolle, umso besser gelingt das Überwintern.

-

82

Handbuch Samengärtnerei

Samenernte

Diese Selleriepflanzen haben den Winter im Sandeinschlag gut überstanden (Ende März).

In Gegenden mit milden, frostfreien Wintern können die Samenträger gut im Freien überwintern. Die Frosthärte dürfte auch sortenabhängig sein. Peter Lassnig, langjähriger Sortenerhalter von Arche Noah, hat die Erfahrung gemacht, dass sich kleine Selleriepflanzen unter Vliesabdeckung im Freiland besser überwintern lassen als voll ausgereifte im Winterquartier. Eventuell mit Laub oder Stroh abdecken. Bei andauernd nassem Wetter den Schutz etwas von den Pflanzen ziehen, damit sie nicht faulen. Bei warmem Wetter schützt das Stroh auch vor einem frühzeitigen Austreiben der Knollen. Ende März/Anfang April die Abdeckung entfernen. Der Samenertrag von nicht verpflanzten Samenträgern ist höher. Im Gegenzug werden Pflanzen, die man versetzt, meist besser beobachtet und daher

strenger ausgelesen. Beim Auspflanzen im Frühjahr darauf achten, dass die Knollen fest (tiefer als bei der Ernte im Herbst) im Boden sitzen; nur

die Herzblätter sollen an der freien Luft sein. Pflanzabstand: 60x 60cm im Quadrat. Die Bewurzelung geht nur langsam vor sich, bei trockener Witterung die Pflanzen anfangs reichlich gießen. Ein Anbinden der Samenträger ist vorteilhaft.

Bei der Samenernte nicht zu lange warten; gut ausgereifte Samen fallen bei Wind oder Regen bald aus. Entweder die einzelnen grau-braun gefärbten Dolden nach und nach abschneiden oder die ganzen Samenträger ernten, sobald der größere Teil der Samen reif geworden ist. Diese zur Nachreife und Trocknung kopfüber aufhängen (Tuch darunter aufbreiten). Werden alle Dolden aufeinmal und nicht diereifennach und nach geerntet, dann müssen kleinere oder noch nichtreife Samen mit einem weiteren Reinigungsschritt entfernt werden (weitere Angaben >Karotte/Möhre). Sortenmerkmale und Auslesekriterien 1. Knoliensellerie In der gewerblichen Züchtung haben sich in den letzten Jahren „schneeweiße“ Sorten

durchgesetzt; dieses Züchtungsziel ist insofern paradox, als die geschmacksgebenden ätherischen Öle in den gelblichen Flecken der Knolle eingelagert sind und so der Selleriegeschmack und andere Inhaltsstoffe weggezüchtet werden. Auslesekriterien können sein: > Laub: sortentypische Haltung und

Größe (Laubform, -farbe und -ausbildung, rasches Wachstum; eher eng umschriebener Ansatz an der Knolle)

> Knolle: sortentypische Ausformung

(rund, platt, hochoval, kegelförmig); keine Hohlräume (diese treten vor allem

bei übermäßig großen Knollen auf; Probe mit einem Stanzzylinder)

> Fleisch: feinfaserig und fest

(nicht schwammig)

> Wurzeln: nicht seitlich, nur am

unteren Ende der Knolle; gut umschriebene Ansetzstellen der Wurzeln an der Knolle (erleichtert die Verarbeitung). Ein

3

Doldenblütler

kräftiges Wurzelwerk ist jedoch für eine gute Versorgung und das Pflanzenwachstum wichtig. > guter, sellerietypischer Geschmack (nicht bitter) > Gesundheit, keine Krankheiten

das Infektionsvermögen des Pilzes, Pflanzen nicht mit kaltem Wasser gießen; bei feuchter Witterung Pflanzen wiederholt mit Schachtelhalmbrühe spritzen. Wer die technischen Mitteln für eine Heißwasserbeize

(> Saatgutgesundheit und Saatgutqualität)

hat, dem sei diese empfohlen.

2. Stangensellerie

Auslesekriterien können sein: > Blattstiele: Feinheit der Haut und des

Stängelfleisches; Saftigkeit und Aroma > sortentypische Farbe (grün, grün-gelb, goldgelb, rosa) > gute Eignung zum Bleichen oder Eigenschaft „selbstbleichend“ > lange (bis zu 40-50cm) und dicke

(bis zu 4-5 cm) Stiele > Schossfestigkeit

Kultur- und Züchtungsgeschichte Sellerie ist eine alte Nutzpflanze: für Kult-,

Heil- und Gewürzzwecke. In Ägypten ist sie mindestens seit 1325 v.Chr. bekannt. Ver-

mutlich wurde der wild wachsende Sellerie - der direkte Vorfahre des Kulturselleries genutzt, der ausschließlich auf salzhaltigen Böden, besonders an Meeresküsten, wächst.

Die älteste Kulturform ist der Schnitt-

sellerie, der spätestens seit der Römerzeit

> Gesundheit

zu den Pflanzen des mediterranen Gewürzgartens gehört (und auch in China ab dem

3. Schnittsellerie

2. Jh.v.Chr. nachweisbar

Auslesekriterien können sein:

ist). Durch

die

turen besondere Vorsicht walten lassen: Ein

Römer gelangte der Sellerie ins Gebiet nördlich der Alpen. Das Bleichen des Selleries geht schon in die Römerzeit zurück, aber die Kulturformen lassen sich nicht weiter als bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen und entstanden durch Auslesezüchtung. Im 18. Jahrhundert verdrängte der Knollensellerie die Pastinake und gewann an Bedeutung. Gegenwärtig zählt er in Europa zu den wichtigsten Kul-

zu 2mm

er außerhalb Europas nahezu unbekannt ist. Viele Stangenselleriesorten kommen

> gutes Nachwuchsvermögen

> Blattreichtum, Frohwüchsigkeit

> kräftiges Aroma

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Die beiden bedeutendsten Krankheiten des Selleries können auch über Samen übertra-

gen werden, daher in den Vermehrungskul-

Befall mit Sellerieschorf (Phoma apiicola) macht sich durch zunächst graue, später bis dicke,

rotbraune,

borkenartige

Krusten an der Knolle bemerkbar, die aufbrechen. Die Pilzkrankheit kann vor allem in feuchten Jahren auftreten, ist jedoch eher selten; einzelne Sorten sind unterschiedlich

empfindlich.

Die

Septoria-Blattflecken-

krankheit (Septoria apiicola) wird ebenfalls

von einem Pilz verursacht; sie zeigt sich

durch hellbraune bis graubraune Flecken

mit schwarzen Punkten auf den Blättern (sowohl Unter- wie Oberseite), das Gewebe

trocknet ein. Gegenmaßnahmen: Überlagern des Saatguts; dadurch verringert sich

turen im Freilandgemüseanbau, während

aus England, wo dieser seit dem 19. Jahr-

hundert angebaut und gezüchtet wird.
Pastinake

Samenbau Die Samen benötigen sehr lange zum Keimen (bis zu drei Wochen). Bei später Saat (Mitte April bis Anfang Mai) keimen Pastinaken-Samen schneller und gleichmäßiger als bei früher Saat. Die Pastinake ist eine sehr widerstandsfähige Pflanze, deren Wurzeln ohne zu erfrieren über den Winter in der Erde bleiben können. Dort sind sie leider auch für Wühlmäuse eine geschätzte Winterkost. Auch

(Pastinaca sativa)

um auslesen zu können, ist eine Ernte im

Spätherbst sinnvoll. Die Auspflanzung der Samenträger erfolgt entweder unmittelbar nach der Auslese oder nach einer Überwinterung im Keller (oder in Erdmieten) im Frühjahr. Die Wurzeln werden im Abstand von 40-50cm gesetzt.

Die Pastinake ist ein typisch europäisches Wurzelgemüse. In der asiatischen Küche ist sie kaum bekannt und auf den amerikanischen Kontinent gelangte sie erst mit den Europäern.

Die Samenstände können bis zu 1,5m

hoch werden und müssen daher gestützt werden. Von der Blüte bis zur Samenreife vergehen bei normaler Witterung ca. eineinhalb Monate. Die Pflanzen müssen etwa dreimal beerntet werden:

Was Sie brauchen:

> mindestens 15-20 gesunde Pastinakwurzeln

> Stützpfähle und Schnur

> Handschuhe zur Samenernte

Bestäubungsbiologie

das erste Mal,

wenn die ersten Dolden eine gelb-braune Färbung aufweisen. Die ersten Dolden bringen die größten und vitalsten Samen. Pastinaken-Samen haben eine kurze Keimdauer und sollen bereits im Jahr nach der Ernte wieder ausgesät werden. Samenernte

Fremdbefruchter,

Die Samenträger der Pastinake haben eine

denziell werden die letzten Dolden einer Pflanze nicht mehr befruchtet. Kulturformen können sich mit den wild wachsenden

ein ätherisches Öl, das an den Händen bei Einfall von Sonnenlicht Blasen verursachen kann. Bei der Ernte daher Handschuhe tra-

Die

Pastinake

ist ein

Selbstbefruchtung kommt selten vor. Ten-

unangenehme Eigenschaft: Sie enthalten

Pastinakenpflanzen verkreuzen. Die Blüten sind gelb. Bei einer günstigen Gartengestal-

gen oder unmittelbar danach die Hände waschen. Detaillierte Angaben zu Anbau und Ernte >Karotte/Möhre.

tung muss ein Isolierabstand von 100-150m zu Wildbeständen oder anderen Sorten ein-

gehalten werden, andernfalls einige hundert

Meter.

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

In feucht-kühlen Lagen ist eine Dammkultur wie bei den Karotten empfehlenswert, um Pilzerkrankungen vorzubeugen. Bei

00 {071

Doldenblütler

lang anhaltenden Niederschlägen kann das Wasser so leichter abfließen. Im Lager kann

der Becherpilz (Sclerotinia sclerotiorum) auftreten, der sich durch ein dichtes, wattear-

tiges Mycel an den Wurzeln und schwarzen Tupfen (den Sklerotien) bemerkbar macht. Eine Kopffäule verursacht der Pilz Phoma complanata. Vorbeugung: Pastinake bei Temperaturen von o bis 10°C einlagern; im Lager regelmäßig kontrollieren und befallene Wurzeln entfernen. Im ersten und zwei-

ten Jahr können Blatt- und Wurzelläuse die

Samenträger stark schwächen und auch Viren übertragen.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Nach 1928 gab es in Deutschland sechs ver-

schiedene Sorten, von denen einige für Speisezwecke, andere als Mastfutter ange-

Wurzelgemüse wird im Keller in Sand (wie im Bild) oder in einer Mischung von Sägemehl und Torf überwintert.

baut wurden. In seinem Standard-Werk zu Anbau und Vermehrung von Gemüse unterscheidet Becker-Dillingen (Becker-Dillingen 1938) 5 Typen:

1. lang und weiß (bis 40cm)

2. lang und am Hals verdickt (ca. 40cm lang,

am Hals 6-8cm dick; vertiefter Blattansatz) 3. halblang und reich beblättert

4. halblang, kurzlaubig und frühreif (bis ı5 cm lang) 5. rund (8-10 cm lang und 12-15 cm breit) für schwere Böden

Mittlerweile sind - vor allem in Großbritan-

nien - viel mehr Sorten bekannt. Es gibt natürlich auch Übergangsformen der oben erwähnten Einteilung. Die runden Formen scheinen verloren gegangen zu sein. Nach folgenden Kriterien kann ausgelesen werden:

> Wüchsigkeit, Farbe und Gesundheit

des Laubs > sortentypische Wurzelform und -größe > sortentypische Färbung: weiß oder cremefarben

Pastinaken sind ein wohlschmeckendes Lagergemüse. Im Bild der Sortentyp ‚Halblange‘.

Handbuch Samengärtnerei

Hier hat der Wind schon einige Samen geerntet, nun aber rasch...

> > > >

Glattschaligkeit Wurzel unverzweigt gutes Aroma der Wurzel (> Karotte/Möhre) Lagerfähigkeit (diese ist bei Pastinaken bei weitem nicht so ausgeprägt wie etwa bei Karotten) > Frosthärte bei Überwinterung auf dem Acker

14. Jahrhundert. Pastinake wurde vom 17. bis ins 19. Jahrhundert vor allem in Frankreich, Holland und England als Speiserübe und

Viehfutter angebaut. Später wurde sie durch andere Kulturpflanzen - Karotten, Sellerie und Kartoffeln - verdrängt. In England ist die Pastinake bis zum heutigen Tag ein geschätztes Küchengemüse. Gegenwärtig er-

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Wildform der Pastinake ist in Europa heimisch, sie hat im Vergleich zur Kulturform verzweigte, zähe Wurzeln von ca.

schwer zu rekonstruieren. In Frankreich

finden sich Kulturanleitungen seit dem

ıcm

Durchmesser. Pastinaken wurden vermutlich in Italien in Kultur genommen. Von der römischen Zeit bis ins 17. Jh. wurde für Pas-

tinake zum Teil dieselbe Bezeichnung wie für Karotte oder Zuckerwurz verwendet; auch Verwechslungen dürften vorkommen. Daher ist die Kulturgeschichte der Pastinake

lebt die Kultur dieses schmackhaften und gesunden Lagergemüses auch in Mitteleuropa eine Renaissance. €

(6) NG

Doldenblütler

> Gemüsefenchel

(Foeniculum vulgare ssp. vulgare var. azoricum)

Samenbau 1. Gemüsefenchel ist in der Vermehrung zweijährig. Fenchel ist von Natur aus eine Langtagspflanze und geht bei einem Frühjahrsanbau leicht in Blüte. In den 7oer Jahren des 20. Jahrhunderts wurden schosstolerante

Sorten gezüchtet,

die auch einen

Frühjahrsanbau erlauben. Die Samenvermehrung dieser Sorten für den Frühjahrsanbau kann auch einjährig erfolgen. Frühe

Aussaaten kommen im ersten Jahr zumindest im Weinbauklima noch gut zur Reife,

zugleich lässt sich dabei auf Schossfestigkeit auslesen. Die Samen benötigen sehr lange bis zur Ausreife. Herrscht im Spätsommer/Herbst kühles und feuchtes Wetter,

Der Gemüsefenchel und der Gewürzfenchel (var. dulce) sind botanisch die gleiche Art und können sich daher auch verkreuzen. Beim Gemüsefenchel bilden die verdickten Blattscheiden die so genannte Fenchel-

„Knolle“. Beim Gewürzfenchel werden Sa-

men und Blätter zum Würzen von Speisen oder als verdauungsfördernder Tee genutzt. Was Sie brauchen: > 15 bis 20 schön ausgeformte Fenchelknollen > Stützpfähle und Schnur > lange frostfreie Vegetationsperiode oder

frostfreie Überwinterungsmöglichkeit

Bestäubungsbiologie Fenchel blüht in zart-gelben Dolden. Er ist ein Fremdbefruchter, der von zahllosen In-

sekten besucht wird. Besonders gut wird er von Schwebfliegen bestäubt. Auch Selbstbefruchtung kann vorkommen.

kann es sein, dass die Samen nicht mehr abreifen. Dann die Stängel auf ca. 20cm einkürzen, die Pflanzen topfen und im frostfreien Kalthaus überwintern. Erdkeller sind zu feucht für eine Überwinterung, die Knollen verpilzen hier sehr rasch. Ein Einschlagen der Knollen im Freien gelingt ebenfalls nicht. Im zweiten Jahr stängelt Fenchel dann weitaus früher auf und die Samenausreife ist problemlos möglich. Anders sieht es aus bei alten - meist italienischen - Landsorten: Sie gehen, wenn sie zu früh angebaut werden, sehr leicht in Blüte und eignen sich daher nur für eine Aussaat von Juli bis August. Solche Sorten auch für den Samenbau im August säen und frostfrei - eventuell in Töpfen - überwintern. In wintermilden Gebieten überwintert Gemüsefenchel im Freien (Fenchel verträgt leichte Fröste). Die Fenchelknolle im Herbst zum Verzehr beernten. Im Frühjahr bildet die Pflanze dann kleine „Nebenknollen“.

Diese nicht beernten, aus ihnen wachsen die

Blütentriebe. In wintermilden Gegenden

kann der Gemüsefenchel auch 3-4 Jahre an

Ort und Stelle stehen bleiben und einige

Jahre hindurch beerntet werden.

88

Handbuch Samengärtnerei

2. Gewürzfenchel kann in den meisten Gebieten mehrjährig kultiviert werden. Gewürzfenchel ist frosthärter als Gemüsefenchel. Er kann im Frühjahr angebaut werden, geht direkt (ohne den „Umweg“ der Knollenbildung) in Blüte und kann daher noch im selben Jahr beerntet werden. Eine Sa-

menernte im Folgejahr ist allerdings ertragreicher. Es gibt grüne und rot-bronzefarbene Formen des Gewürzfenchels.

Knolle ausbilden und möglichst spät in

Blüte übergehen.

Weitere mögliche Auslesekriterien: > schön ausgeformte (runde) Knolle > gleichmäßige und einheitliche Laubausformung > helle Knollenfarbe > keine ausgeprägte Fasrigkeit in Blattscheiden und Stielen (lässt sich bei zweiJährigem Anbau gut auslesen, weil man die Knolle im ersten Jahr abernten kann;

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Fenchel ist eine beliebte Wirtspflanze für die Raupen des Schwalbenschwanzes. Die resultierenden Schäden sind kaum erwähnenswert. Die Freude über diesen schönen und äußerst selten gewordenen Schmetterling überwiegt bei weitem. Sortenmerkmale und Auslesekriterien Wichtigstes Auslesekriterium ist > die Schossfestigkeit: Der Gemüsefenchel muss jedenfalls zunächst eine schöne

> Schosstolerante

Sorten

Ab den 70er Jahren wurden einige schosstolerante Sorten gezüchtet. Die Knollenbildung ist nicht nur eine Frage der Züchtung, sondern wird stark von Witterungseinflüssen (Trocken- und Hitzestress) sowie vom Alter und der Größe der Jungpflanzen bei der Auspflanzung bestimmt. Ein Züchtungsdurchbruch gelang der Schweizer Forschungsanstalt Wädenswil mit der 1979 angemeldeten Sorte ‚Zefa Fino‘. Diese Sorte wurde aus den einzigen zwei (!) nicht schossenden Pflanzen eines großen Feldbestandes aufgebaut. Sie ist nach wie vor im Handel erhältlich und wird von biologischen Samenbaufirmen angeboten.

> > > >

nicht zu tief schneiden.) Auslesekriterien für Gewürzfenchel: Standfestigkeit (v.a. im feldmäßigen Anbau) gleichzeitige Abreife der Samenstände fester Halt der Samen an den Dolden Samengröße|Ertrag|Aroma

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Heimat des wilden Fenchels ist das

Mittelmeergebiet, Vorder- bis Mittelasien

und Nepal. Fenchel wurde bereits um 3000 v.Chr. im Zweistromland genutzt. Doch erst

für das ı. Jahrhundert n.Chr. haben wir si-

chere Nachweise, die aus Ägypten stammen. Angebaut wurde er in Griechenland und später bei den Römern. Samen und Blätter wurden als Arzneimittel genutzt (krampflösend und beruhigend) und als Gewürz. Mit den Römern gelangte der Fenchel nördlich der Alpen. Seit dem Mittelalter wurde er zunehmend beliebt. Über die Entstehung unseres Gemüsefenchels aber ist nicht mehr bekannt als seine wahrscheinliche Herkunft: Italien. Vermutlich hat man hier den wild wachsenden Fenchel bereits im Frühjahr gesammelt, bevor er in Kultur genommen und züchterisch verbessert wurde. Daher wird Gemüsefenchel auch Florentinischer oder Bologneser Fenchel genannt. In Mitteleuropa ist er eine sehr junge Kulturpflanze. Mit der Verbreitung der italienischen Küche hat er bei uns eine Renaissance erfahren.
Zuckerwurzel,

Süßwurzel (Sium sisarum)

fingerdick sind und 20-30 cm lang werden können. Die Zuckerwurzel gedeiht gut auf feuchten, nahrhaften Böden und kann auch

dort angebaut werden, wo aufgrund zu hoher Bodenfeuchtigkeit kein anderes Wurzelgemüse mehr gedeiht (daher auch ein anderer Name „Wassermerk“). Zuckerwurzel

Die Zuckerwurzel ist heute ein relativ unbekanntes Gemüse. Bei vielen, die alte Gemüsearten neu entdecken, gilt sie bereits als besondere Delikatesse. Das Fleisch der Wur-

zeln schmeckt angenehm süßlich und ist sehr bekömmlich. Es enthält 4-8% Zucker (Saccharose).

Was Sie brauchen: > Pflanze mit schön ausgeformten, starken Wurzeln

ist völlig winterhart und kann über den Winter im Boden bleiben. Allerdings sollte man die Wurzeln im Herbst ausgraben und nur die Pflanzen mit den stärksten Wurzeln für Saatgutvermehrung verwenden. Diese frostfrei überwintern. Von einmal auserlesenen Pflanzen kann man vom zweiten Jahr weg über mehrere Jahre Saatgut gewinnen. Allerdings ist dann eine jährliche Auslese auf die Wurzelstärke nicht möglich, was bei dieser untergenutzten Kulturart sicher eine viel versprechende Züchtungsarbeit ist. Für eine Herbsternte wird im März/April ausgesät. Noch besser entwickeln sich die Wurzeln bei einer Aussaat im August. Bei der Vermehrung über Samen haben wir bei Arche Noah die besten Erfahrungen ge-

macht, wenn das Saatgut im November in

Aussaatschalen (in frostfreien Räumen überwintern) gesät wird und im Frühjahr die Jungpflanzen gesetzt werden. Die Samen

keimen sehr langsam (bis zu 35 Tage). Die Blütenstängel des ersten Jahres entfernen.

> Stützstäbe für die Samenträger

Samen erst von zweijährigen Pflanzen nach einer Wurzelauslese - abnehmen. Der

Bestäubungsbiologie

tember (Auswahl des Erntegutes >Karotte]

Die Zuckerwurz ist ein Fremdbefruchter, der wie alle Doldenblütler von Insekten bestäubt wird. Verschiedene Herkünfte (ei-

gentliche Sorten gibt es nicht) können sich also verkreuzen.

Samenbau und vegetative Vermehrung Die Zuckerwurz bildet nur im ersten Jahr eine Hauptwurzel, ab dem 2. Jahr 10-15 Wur-

zeln, die unregelmäßig geformt und etwa

Samen reift in den Monaten August-Sep-

Möhre). Oft sind viele Samen taub, auch ist

die Keimfähigkeit von Zuckerwurzsaatgut meist extrem niedrig. Daher beschreiben wir auch die vegetative Vermehrung, die in der gärtnerischen Praxis meist einfacher ist. Zuckerwurz kann vegetativ über einzelne Wurzeln mit Spross vermehrt werden. Bei einigem Geschick kann man die einzelnen Wurzeln mit ihren Sprossen „entflechten“

und vereinzeln: diesewachsen dann wesentlich zügiger. Dazu werden im Frühjahr kleine Sprosstriebe mit etwas Wurzeln

i

Doldenblütler

Links: gewaschene Zuckerwurzel für die Küche. Rechts: Am Übergang von Wurzel zu Spross wachsen neue kleine Zuckerwurzpflanzen. Auch diese können abgenommen und getopft werden.

daran mit einem scharfen Messer abge-

trennt und eingesetzt. In trockenen Gegen-

den ist es empfehlenswert, die kleinen Wurzelschosse bis zur ausreichenden Bewurzelung im Töpfchen - wie Stecklinge - vorzukultivieren (ab Anfang März). Einfach für den Anbau im Hausgarten ist auch das Verpflanzen der durch Selbstaussaat aufgegangenen Jungpflanzen.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Erkrankungen der Zuckerwurzel kommen selten vor. Auftreten können Septoria und] oder Alternaria sowie Rosterkrankungen. Befallene Pflanzen entfernen. Auslesekriterien Wichtigstes Auslesekriterium ist ein schön ausgebildeter Wurzelstock. Da das Reinigen und Verarbeiten von Zuckerwurzeln in der Küche meist sehr aufwendig ist, wäre es viel versprechend, auf die Ausbildung einer oder

weniger und dafür stärkerer Wurzeln zu selektieren. Weitere Auslesekriterien können sein: wenige/nicht zähe Innenfasern; glatte Wurzeln und wenige Seitenverzweigungen.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Der genaue Ursprung der Zuckerwurzel ist unbekannt. Sie wurde vermutlich aus Russland nach Mittel- und Westeuropa gebracht. Die Kulturpflanzenforscherin Ursula Körber-Grohne vermutet, dass das 16. und ı7.

Jahrhundert die Zeitspanne des stärksten Anbaus war und dass die Zuckerwurzel davor kaum bekannt war. Nach dieser Zeit waren Anbau und Verbreitung wieder stark rückläufig; auch der Siegeszug der Zuckerrübe dürfte dabei eine Rolle gespielt haben. Diese wurde ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert in Deutschland und Frankreich aus einer Kreuzung der gemeinen Futterrübe mit der schlesischen weißen Bete ausgelesen. €

Handbuch Samengärtnerei

> Kerbelrübe

(Chaerophylium bulbosum)

Die Kerbelrübe ist etwas aufwendig zu kultivieren und daher nur in wenigen Gärten zu finden. Sie ist ein geschätztes Feinschmeckergemüse. Allerdings entwickelt sie ihren feinen Geschmack erst einige Monate nachdem sie ihre Blätter eingezogen hat. Beim Rohgenuss ist sie saftig knackig mit etwas Schärfe. Im gekochten Zustand wird sie sehr mehlig, hat eine feine Konsistenz und erinnert im Geschmack an gare Kastanien. Was Sie brauchen:

> 15-20 schön ausgeformte Kerbelrüben > Stützpfähle und Schnur

Bestäubungsbiologie Kerbelrüben sind Fremdbefruchter, die von Insekten, vor allem Schwebfliegen bestäubt werden. Die Kerbelrübe ist in vielen Gebieten an feuchten Standorten heimisch. Ein-

kreuzungen mit der wilden Kerbelrübe sind möglich, kommen aber selten vor. Abstände

für die räumliche Isolation: 100-150m.

Samenbau Kerbelrüben sind Frostkeimer, daher ist eine

Herbstaussaat günstig. Sie keimen dann früher als bei einer Frühjahrsaussaat. Zur Aussaat sollte das frisch geerntete Saatgut verwendet werden, da schon ein Jahr altes Saat-

gut nur noch minimal keimfähig ist. Eine Aussaat im Frühjahr (Februar bis Ende März) ist möglich. Mit fein gesiebter Erde und eventuell Reisig bedecken. Die Kerbelrübe liebt einen halbschattigen Ort und soll nicht der prallen Sonne ausgesetzt sein. Wesentliche Kulturbedingungen sind: eine gleichmäßige Bodenfeuchte bis in den Sommer und eine gute, leichte Bodenqualität. Unter diesen Bedingungen erreichen

die Rüben in etwa vier Monaten eine ansprechende Größe. Nach mehrjähriger Auslese haben wir im Arche Noah Garten 1012cm lange Kerbelrüben geerntet. Häufig bekommt man Herkünfte, die nur wenige Zentimeter groß werden. In Gegenden mit kaltem Frühjahr und spät einsetzendem Sommer

ist es ratsam,

die Pflanzen

mit

einem Vlies oder kleinen Folientunnel zu bedecken. Im Juni/Juli ziehen die Rüben ein. Für den Verzehr sind sie erst Ende Oktober/Anfang November geeignet. Die Rüben können bis dahin in der Erde belassen werden (außer bei Problemen mit Wühl-

mäusen). Die schönsten (größten, unverzweigten) und gleichmäßigsten Rüben für die Vermehrung auswählen und gleich wieder im Abstand von 25x30 cm auspflanzen.

Die Überwinterung ist problemlos. Im Früh-

jahr stängeln die Pflanzen rasch auf und erbringen im Regelfall eine große Samenernte. Samenernte

Siehe >Karotte|Möhre.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Wildpflanze der Kerbelrübe kommt in Mittel- und Westeuropa selten vor. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde sie als Kultur-

pflanze von Botanikern in Österreich, der Schweiz und Deutschland beschrieben; auch damals war sie eine rare Delikatesse,

die auf den Tischen der Adeligen und Wohl-

habenden serviert wurde. Die historisch überlieferte Größe der Rüben übertrifft bei Weitem die derzeit erreichbare. Dies ist ein Hinweis auf den erneuten Auslesebedarf dieser Art.

Eine

eng

verwandte

Art,

die

etwas größere Rüben (8-10cm Länge) ausbildet, ist die Sibirische Kerbelrübe (Chaero-

phyllumprescottii), diese reicht allerdings im Aroma nicht ganz an die eigentliche Kerbelrübe heran. €

Doldenblütler

Kerbelrüben sind kleine Delikatess-Rübchen.

| || |

Handbuch Samengärtnerei

Eiskrautgewächse (Aizoaceae)

Die meisten Arten dieser Familie sind sukkulente Pflanzen, die in den Trockengebieten des südlichen Afrika und Australien zu Hause sind. Der botanische Name der Familie leitet sich vom griechischen „aizoon“ (= ewig leben) ab, weil viele Vertreter auch

unter extremen Bedingungen gedeihen. Be-

kannte Vertreter dieser Familie sind die „Lebenden Steine“, die oft als Gag in Blumenläden verkauft werden. Der Neuseelän-

derspinat ist eine der wenigen Gemüsearten

dieser Familie. Das Eiskraut (Mesembryan-

themum crystallinum) ist ein weiterer Ver-

treter, der bei uns relativ unbekannt ist. Eis-

kraut dient als spinatähnliches Gemüse und als Zierpflanze. Eiskraut verdankt seinen

Namen den Salzkristallen, die sich auf Blät-

tern und Stielen durch Verdunstungen bilden. Bei uns ist dieses Gemüse weitgehend unbekannt, in Australien, Neuseeland, aber auch im südwestlichen Europa, insbeson-

dere Frankreich und Spanien ist es auch auf den Märkten zu finden. Eiskraut ist wärmebedürftiger als der Neuseeländerspinat.

97

|

Eiskrautgewächse

> Neuseeländerspinat (Tetragonia tetragonioides)

Samenbau Das Saatgut hat eine extrem lange Keimdauer von bis zu sechs Wochen. Deshalb ist ein 24-stündiges Vorquellen der Samen sehr hilfreich. Je wärmer der Boden ist, umso rascher keimen die Samen. Ab 25°C Boden-

temperatur wächst die Pflanze zügig und

deckt bis zu einem Quadratmeter Beetfläche

ab. Bis dahin ist es wichtig, den Boden unkrautfrei zu halten. Für die Vorkultur die Pflanzen bereits ab Februar aussäen und nach den Eisheiligen ins Beet pflanzen. Obwohl der Neuseeländerspinat zu den Trockenheitskünstlern zählt, gedeiht er üppiger und liefert bessere Erträge, wenn er reichlich bewässert wird. Samenernte

Neuseeländerspinat ist eine trockenheitsresistente Pflanze, die auch bei Hitze im Som-

mer, wenn gerade kein Spinat geerntet werden kann, wächst und Spinatgemüse liefert. Zwei bis drei Pflanzen decken den Spinatbedarf einer ganzen Familie. Die Pflanzen sind inihrer Heimat ausdauernd, bei uns werden

sie einjährig kultiviert. Sie verzweigen sich reichlich und wachsen zu kleinen, nieder

liegenden Büschen mit bis zu einen Meter langen Sprossen. Die dreieckigen, fleischigen Blätter, die in schraubiger Anordnung am Stängel sitzen, können laufend beerntet

werden.

Was Sie brauchen:

> 10 schöne Pflanzen

Bestäubungsbiologie Neuseeländerspinat hat Zwitterblüten und ist ein Selbstbefruchter. Selten kann Fremd-

befruchtung durch Insekten vorkommen.

Die kleinen Blüten sitzen einzeln in den Blattachseln.

Die Samen sitzen einzeln in den Kapseln der Blattachseln. Die reifen Kapseln fallen leicht ab, daher die Kapseln ernten, wenn sie braun sind und dann nachtrocknen; dabei verfär-

ben sie sich schwarz.

Die großen, harten

Samen tragen vier Spitzen oder Hörner, was

der Pflanze auch den Namen „Vierhorn“ und

den botanischen Namen „tetragonia“ eingebracht hat. Die Pflanzen können auch ganz abgeschnitten und zum Trocknen auf eine Unterlage gelegt werden. Eine weitere Reinigung der Samen ist nicht notwendig. Neuseeländerspinat samt sich leicht selbst aus, bildet dann aber im Folgejahr erst später erntereife Blätter. Sortenmerkmale und Auslesekriterien In Europa sind keine Sorten bekannt, da Neuseeländerspinat züchterisch kaum bearbeitet wurde. Auslesemöglichkeiten sind: > Frohwüchsigkeit > Kältetoleranz > zartes Blatt

98

Handbuch Samengärtnerei

Blätter und Blüten des Neuseeländerspinats

Neuseeländerspinat und Tomaten in Mischkultur Im Arche Noah Schaugarten haben wir eine spezielle Mischkultur mit Tomaten entwickelt: Neuseeländerspinat deckt den Boden zwischen den Tomatenpflanzen ab und fungiert quasi als lebendige Mulchschicht. Die gute Bodenabdeckung ist gleichzeitig eine biologische Pflanzenschutzmaßnahme gegen Kraut- und Braunfäule an der Tomate. Die Blätter des Neuseeländerspinats verhindern bei Regen, dass das Wasser samt

Pilzsporen vom Boden auf die Pflanzen spritzt. Als Schwachzehrer macht Neuseeländerspinat den Tomaten keine Nährstoffkonkurrenz. Da man an das Gießen der Tomaten im Garten kaum vergisst, hat auch

der Neuseeländerspinat einen Vorteil aus dieser Mischkulturgemeinschaft.

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Bei Arche Noah haben wir bislang keine Pro-

blemkrankheiten beobachtet. Blattläuse, die vereinzelt auftreten, können das Gurken-

mosaikvirus übertragen.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Neuseeland

gab

diesem

Spinat

seinen

Namen, doch wild wächst er ebenso an den

Küsten Australiens, Japans und Chinas. Der Naturwissenschaftler Sir Joseph Banks brachte den Neuseeländerspinat im Jahre

1770 mit nach England und seit dem 19. Jahr-

hundert wird die Pflanze in Europa als Gemüse mit geringerer Bedeutung angebaut.
Amarant

(Amaranthus spp.)

Kräuter oder mehrjährige, nicht verholzende Pflanzen (Stauden). Die Blätter sind einfach, wechselständig

und gegenständig. Fuchsschwanzgewächse bilden meist endständige, verzweigte ährige bis knäuelige Blütenstäinde.e

Der

Name

Fuchs-

schwanzgewächselleitet sich von den bei vielen Arten sehr langen und dann überhängenden Blütenständen

ab. Fuchsschwanzgewächse sind einhäusig, die Blüten unscheinbar. Die männlichen Blüten sitzen an der

Basis, die weiblichen an der Spitze

der Blütenstände. Bei den Kulturformen wurde nicht - wie etwa bei den echten Getreiden - die Größe des

Korns züchterisch vergrößert, sondern ihre Anzahl stark erhöht.

Allgemeine Vermehrungsmerkmale Fuchsschwanzgewächse sind Fremd-

befruchter, die vom Wind bestäubt werden. Indischer Fachliteratur zu-

folge werden die Getreide-Amarante

mit bunten Blütenständen auch von Bienen bestäubt. Der Fruchtknoten

wächst nach der Befruchtung selten zu einer kleinen Nuss, bei der Mehr-

zahl der Arten zu einer Kapsel heran. Diese springt in der Mitte quer auf

und entlässt nur ein Samenkorn.

Was Sie brauchen:

> 10-15 schöne Pflanzen

> eventuell selbst genähte Vliessäcke

Ein bisschen Ordnung Da verschiedene Amarant-Arten als Kulturpflanzen genutzt werden, hier zunächst ein

Überblick über die Gattung Amaranthus.

Nach der Nutzung werden Körner- und Gemüse-Amarant, Arten mit mehrfacher Nut-

zung und Zier-Amarante unterschieden: A. lividus ist eine in Europa bereits seit

Jahrtausenden kultivierte Art. „Blitum“ oder „Meyer“ sind die herkömmlichen Bezeich-

nungen der in Europa heimischen Arten. Viele Sorten bilden große Massen an weichen, feinen Blättern, die sich hervorragend verarbeiten lassen. Die Blätter sind grün bis rot gefärbt. Blätter und Sprossen können zu Suppen und als Kochgemüse verwendet werden. In Indien werden die frischen Triebe oder die geschälten Seitentriebe der älteren Pflanzen wie Spargel genutzt. Dunkelrote Formen von A. cruentus werden in Indien und in anderen Teilen der Welt bis heute als Färbepflanze genutzt.

101

Fuchsschwanzgewächse

Art

Deutscher Name

Nutzung {je nach Sorte)

A. lividus

Chinesischer Spinat, Roter Meier,

Blattgemüse, Zierpflanze

Roter Heinrich, Küchen-Amarant, Gemüse-Amarant A. tricolor

Dreifarbiger Fuchsschwanz, Tausendschön

Blattgemüse, Zierpflanze

A. cruentus

Rispen-Fuchsschwanz

Getreidepflanze, Blattgemüse, Zier-

pflanze Getreidepflanze

A. hypochondriacus

Inkaweizen, Roter Fuchsschwanz

A. hybridus

Bastard-Fuchsschwanz

A. caudatus ssp. caudatus

Gartenfuchsschwanz

Zierpflanze

Amaranthus caudatus ssp. mantegazzianus

Inkaweizen

Getreidepflanze

Getreide-Amarante sind alte Kulturpflanzen, die hauptsächlich in den Anden entstanden sind. Sie sind von zunehmender Bedeutung für die Welternährung. Die Samen können wie Reis gekocht, gedämpft, geröstet oder gemahlen, als Suppeneinlage oder Müslizutat verwendet werden. Immer beliebter wird in Europa gepoppter Amarant, der zu Müsliriegeln und Keksen verarbeitet wird. Zu den Getreide-Amaranten zählen A. hypochondriacus und A. caudatus. Zu letzterer Art gehört der sogenannte Inkaweizen,

eine der bedeutendsten Nahrungsmittel der alten Indianer Südamerikas.

In Quechua,

der alten Inkasprache, die in den Anden bis heute gesprochen wird, heißt er „kiwicha“ (ausgesprochen „kee-wee-cha“).

Blattgemüse,

Getreidepflanze

Bestäubungsbiologie Der Amarant ist eine vom Wind bestäubte Art. Viele Sorten sind nur von geübten Sortenbestimmern eindeutig einer Art zuzuordnen. Wer sich nicht sicher ist und mehrere Sorte erhalten will, soll im kleinparzelligen Anbau für die sortenreine Vermehrung Abstände von 200m zwischen einzelnen Sorten einhalten. Alternativ können jeweils

2-3 Blütenstände einer Sorte in große Vlies-

säcke eingehüllt werden. Auch ist es emp-

fehlenswert nachzufragen, ob in Nachbargärten Zierarten wachsen, die sich dann

möglicherweise verkreuzen. Die Blütenstände der Zier-Amarante sind sehr lang und können bis zum Boden herab hängen.

Samenbau Eine Vorkultur der Pflanzen ist möglich; die

e

Pflanzen spätestens im 2-3-Blattstadium auspflanzen, sonst kommt es zu Zwerg-

“#

Die Blütenstände des Amarant können weiß, gelb oder rot sein.

wuchs. Direktsaat im Freiland ab Anfang Mai. Sobald der Boden ausreichend erwärmt ist, keimt der Amarant. Um große, kräftige Pflanzen zu erhalten, auf mindestens 20cm

vereinzeln. Getreide-Amarant ist widerstandsfähig gegen Trockenheit und kann auch auf nährstoffarmen Böden angebaut werden. Gemüse-Amarant gedeiht hingegen besser auf gut mit Wasser und Nähr-

stoffen versorgten Böden und ist wärmebedürftig. Die Blätter des Gemüse-Amarants können bereits 20-30 Tage nach der Aussaat beerntet werden; von Samenträgern nur we-

nige Blätter ernten. Amarant kann sich leicht selbst aussäen; unter den Samenträ-

gern gehen meist im kommenden Jahr üppige Bestände auf, die als Blattgemüse beerntet werden können.

Fuchsschwanzgewächse

103

Samenernte Nach der Blüte kann ein eventuell verwendetes Vlies wieder abgenommen werden, die Samen reifen sehr schnell ab. Laufend kontrollieren, ob die Samen bereits ausfallen

(die Samenstände

zwischen den Händen

klopfen). Die ganzen Samenstände ernten und auf einer Unterlage einige Tage an einem warmen, trockenen Ort nachtrocknen. Im Sack ausdreschen, in einem feinen

Sieb aussieben und mit dem Wind reinigen.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien In den Herkunftsländern gibt es viele Selektionen

und

Landsorten,

die sich im

Ge-

schmack, im Wuchs und in anderen Eigenschaften unterscheiden. Viele Sorten des Getreide-Amarants haben im Blütenstand

Farbgemische von weiß über gelb bis rot. Das Saatgut ist trotzdem einheitlich gefärbt.

Auslesekriterien bei Gemüse-Amarant können sein: > gute, saftige Blätter

> lange Beerntbarkeit, bevor er in Blüte geht

> > > >

Auslesekriterien bei Getreide-Amarant können sein: gleichzeitige Abreife des Korns, Korn bleibt lange an der Pflanze Einheitlichkeit im Wuchs Standfestigkeit frühe Abreife

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Aus dem Anbau bei Arche Noah sind bislang keine Schädlinge oder Krankheiten bekannt. Bei den Getreide-Amaranten könnte es in kühleren Lagen Probleme mit der Abreife geben (frühreife Sorten wählen).

Kultur- und Züchtungsgeschichte Da die Amarant-Arten aus vielen verschiedenen Gebieten der Erde stammen und zu verschiedenen Zeiten in Kultur genommen wurden, ist die Kulturgeschichte insgesamt sehr umfangreich. Die andinen Amarante sind seit Jahrtausenden wichtige Kulturpflanzen. Für viele indianische Gemeinschaften war der Amarant eines der wichtigsten Getreide. Aufgrund seines hohen Gehalts an der essentiellen Aminosäure Lysin ist Amarant eine ideale Ergänzung zum Mais. Die Spanier wunderten sich, dass die Ureinwohner Mexikos und Perus immer wieder neue Kraft schöpfen konnten, um sich zur Wehr zu setzen. Die Spanier fanden heraus, dass sie eine Frucht essen, die „nicht

größer als ein Stecknadelkopf“ ist. Um die Widerspenstigkeit der Indios endgültig zu brechen, sollte die „teuflische Pflanze“ ausgerottet werden. So kam es, dass der Getreide-Amarant nicht wie Mais, Bohnen oder

Kartoffel den Weg in unsere Ernährung fand, sondern beinahe in Vergessenheit geriet. Einer jener Amarante, der in Europa bereits eine längere Tradition hat, ist A. tricolor. In der Renaissance gelangte er vermutlich aus Indien nach Europa. Noch Ende des 19. Jahrhunderts war der Anbau in vielen

Ländern Europas sehr beliebt. In China wird die Pflanze seit Jahrtausenden kultiviert,

hierher gehören wichtige Gemüsesorten Süd(ost)asiens. Der alte europäische Amarant istA. lividus. Bereits der griechische Botaniker Teophrast berichtete im 3. Jahrhundert v.Chr., dass „Bliton“ als Gemüse angebaut wird. Auch Karl der Große ließ „Blidas“

auf die Liste der in den Ländereien anzubauenden Pflanzen setzen. €

104

Handbuch Samengärtnerei

Gänsefußgewächse (Chenopodlaceae)

Viele Arten dieser Pflanzenfamilie besiedeln als Meeresstrandbewohner salz- und stickstoffhaltige Standorte. Ihr Name leitet sich von den Blättern, die in ihrem Umriss an die breiten Schwimmfüße der Gans erinnern, ab. Viele Arten dieser Familie sind charakte-

ristisch eingefärbt: Magentarot. Die Rote

Rübe, die leuchtenden roten Blattstiele eini-

ger Mangoldsorten (‚Roter Vulkan‘) oder die

roten Blätter der roten Gartenmelde. Auch

an dieser Eigenschaft ist die Verwandtschaft

der Gänsefußgewächse leicht zu erkennen; nur der Rhabarber aus der Familie der Knöterichgewächse oder manche Vetreter der

Fuchsschwanzgewächse erscheinen in ähn-

licher Farbtracht. Ein weiterer sekundärer

Inhaltsstoff, der in vielen Gänsefußgewäch-

sen enthalten ist, bereitet weniger Freude: die Oxalsäure. Eine beträchtliche Menge Oxalsäure kann zum Beispiel in Spinat enthalten sein. Diese verbindet sich mit dem körpereigenen Kalzium und Magnesium, wodurch es bei Überkonsum praktisch zur „Entkalkung“ der Knochen kommen kann. Die Kalziumoxalate, die dabei entstehen,

sind winzige spitze Kristalle, welche in hoher Konzentration zu Nierensteinen führen können. Viele Gemüse dieser Familie neigen auch dazu, Nitrat zu speichern. Vor allem auf sehr nährstoffreichen Standorten sollten die Pflanzen daher vorzugsweise am Nachmittag eines sonnigen Tages geerntet werden, dann ist der Nitratgehalt niedriger.

105

Gänsefußgewächse

Allgemeine Vermehrungsmerkmale Alle Pflanzen dieser Familie sind vom Wind bestäubte Arten. Ein Indiz dafür ist, dass sie nur in kleinen, unscheinbaren Blüten blühen, da sie esnicht nötig haben, mit großen,

auffälligen Blüten Insekten anzuwerben.

Daher bestäuben Insekten diese Pflanzen nur vereinzelt. Manche Vertreter dieser Familie (Spinat, Gartenmelde, Quinoa) blühen bereits im ersten Jahr, andere erst im zweiten (Rote Rübe, Mangold, Guter Heinrich). Mehrere Sorten einer Art müssen entweder mechanisch mit einem Vlies oder räumlich mit ausreichenden Isolierabständen von-

einander getrennt werden. In vielgestaltigen Hausgärten, in denen räumliche Barrieren

wie Häuser, Sträucher oder andere Pflanzen

Pollen abfangen, sind jenach Art100-300m Isolierabstand ausreichend. In den großen Feldkulturen der gewerblichen Saatgutgewinnung rechnet man mit Sicherheitsabständen von bis zu sieben Kilometern.

Typisches Magentarot vieler Gänsefußgewächse. Im Bild der Stängel von Baumspinat Chenopodium giganteum

Überblick über die Familie Deutscher Name

Gattung

Art

Spinat

Spinacia

oleracea

Rote Rübe/ Rote Bete

Beta

vulgaris ssp. vulgaris convar. vulgari var. vulgaris

Blattmangold, Schnittmangold

Beta

vulgaris ssp. vulgaris convar. cicla var. cicla

Stielmangold

Beta

vulgaris ssp. vulgaris convar. cicla var. flavenscens

Gartenmelde

Atriplex

hortensis

Guter Heinrich

Chenopodium

bonus-henricus

Quinoa

Chenopodium

quinoa

Erdbeerspinat

Blitum

capitatum und virgatum

106

|

Handbuch Samengärtnerei

> Spinat

(Spinacia oleracea)

Bestäubungsbiologie Spinat ist zweihäusig: Jede Pflanze ist entweder weiblich oder männlich. Da für eine Befruchtung männliche und weibliche Pflanzen nötig sind, ist eine ausreichende Pflanzenanzahl besonders wichtig. Spinat ist ein Fremdbefruchter und wird vom Wind bestäubt. Saatgut kann nur von den weiblichen Pflanzen geerntet werden. Die männlichen Pflanzen

sind daran zu erkennen,

dass sie bereits vor den weiblichen zu blühen beginnen. Sie verteilen im Zeitraum von zwei bis drei Wochen ihren Pollen kräftig. Die weiblichen Pflanzen blühen unscheinbar mit kleinen gelb-grünen Blüten in den

Blattachseln, die männlichen Blüten sind

Spinat ist ein einjähriges Gemüse, welches bei kühl-feuchter Witterung eine schnelle Blatternte erbringt. Beizunehmender Tageslänge und heißen Temperaturen schossen die Pflanzen extrem schnell und bringen Blüten statt Blätter. Um dieses Spinat-SommerLoch zu schließen, eignet sich der extrem hitzeverträgliche > Neuseeländerspinat oder die >Gartenmelde. Dass der Spinat viel Eisen enthält, ist übrigens ein Mythos! Ein einfacher Tippfehler in den ersten Analysen der Inhaltsstoffe soll den Eisengehalt „verzehn-

facht“ haben. Spinatverweigernden Kindern sollte daher nicht mit pädagogischer Überzeugungsarbeit der „so gesunde Spinat“ aufgezwungen werden, der außerdem viel Oxalsäure enthält und damit das für das Knochenwachstum wichtige Kalzium bindet. Andere Gemüse sind genauso gesund. Trotzdem ist Spinat ein interessantes Blattgemüse, das im Garten auch noch als Grün-

düngungspflanze gute Dienste leistet.

Was Sie brauchen: > mindestens 25-30 Pflanzen

> horizontales Rankgitter > Handschuhe bei scharf-samigen Sorten

deutlich sichtbar in unterbrochenen Scheinähren. Einzelpflanzen können zwittrige Blü-

ten haben; neueste Züchtungen sind ein-

häusig, um einen regelmäßigeren Ertrag zu gewährleisten. Verschiedene Sorten können entweder > zeitlich (siehe nächster Absatz) > räumlich (mindestens 2oom Abstand zur nächsten blühenden Sorte) oder > mechanisch mit Vliesen isoliert werden.

Samenbau Spinat im Spätsommer oder im zeitigen Frühjahr anbauen. Pflanzen der Spätsommer-Aussaat blühen im April des nächsten Jahres. Saatgut wird dann im Mai geerntet. Pflanzen der Frühjahrsaussaat blühen im Juni und tragen reife Samen im Juli. Baut man zwei Sorten wie beschrieben zeitlich versetzt an, können diese auch innerhalb

einer Saison vermehrt werden. Manche ten sind nicht winterhart und eignen daher nur für eine Frühjahrs-Aussaat. Samenträgern nur wenige Blätter als natgemüse ernten.

Sorsich Von Spi-

Spinat ist eine Langtagspflanze: wenn die Tage länger werden, steigt die Neigung zum

Gänsefußgewächse

PIERRE

nen

Ki

Spinat ist zweihäusig, die männlichen Pflanzen blühen vor den weiblichen. Die weiblichen Blüten sitzen in den Blattachseln (Foto unten).

Handbuch Samengärtnerei

Schossen (die kritische Tageslänge liegt zwischen ı0 und ı4 Stunden). Manche Sorten

neigen mehr, andere weniger zum Schossen. Gemüsebaulich betrachtet sind die männlichen Pflanzen weniger wertvoll als die weiblichen, da sie früher schossen und we-

niger Blattmasse bilden.

Samenernte Mit der Ernte wartet man bis zum vollständigen Ausreifen der Samenstände. Die männlichen Pflanzen, die absterben, bevor die Samen an den weiblichen Pflanzen reif sind, entfernen. Die Samenstände abschneiden, kurz nachtrocknen und ausdreschen.

Die Samen im Sieb reinigen. Feuchte Früchte sind zäh und lassen sich nicht gut dreschen. Die meisten Sorten neuerer Züch-

tungen gehören der Varietät inermis an und haben runde Samen. Einige ältere Züchtungen gehören der Varietät oleracea an und

haben spitze Samen, die bei Ernte und Rei-

nigung sehr unangenehm schuhe schaffen Abhilfe.

sind.

Hand-

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Die häufigste Erkrankung des Spinats ist der Falsche Mehltau (Pilz: Peronospora farinosa ssp. spinaciae). Er tritt vor allem bei feuchter Witterung und bei Anbau in Gewächshäusern auf. Die Hauptinfektion geht von überwinternden Spinatpflanzen aus, der Pilz befällt ausschließlich Spinat. Schadbild:

Blattoberseits helle, leicht aufgewölbte Blattflecken, auf der Blattunterseite ein

grauviolettes Pilzgeflecht. Die Krankheit ist nicht saatgutbürtig. Gegenmaßnahmen: Nach starkem Befall mindestens dreijähriger Fruchtwechsel, ausreichende Pflanzen-

abstände, kranke Pflanzenreste entsorgen

oder gut kompostieren.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Auslesekriterien können sein: sortentypische Blattform und -größe kräftige Ausbildung der Blattrosette bei Winterspinat: Winterfestigkeit bei Sommerspinat: Frühzeitigkeit Widerstandsfähigkeit gegen Falschen Mehltau > Schosstoleranz

> > > > >

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Wildform des Spinats ist nicht bekannt. Vermutlich wurde er im Iran in Kultur genommen. Über Indien gelangte er nach

Asien. Im 12. Jahrhundert brachten ihn die

Araber nach Spanien. Von dort gelangte er in andere Länder Europas. In Mitteleuropa

wird er das erste Mal im 13. Jahrhundert von

Albertus Magnus dokumentiert. Erst im ausgehenden Mittelalter hat er auch in den Gärten Mitteleuropas weite Verbreitung gefunden. Aufgrund seiner Eigenschaften eine weite Anbaueignung, hohe Erträge, geschmacklich gutes Blatt, rasche Kulturdauer - verdrängte er einige andere BlattgemüseArten

wie

Gartenampfer,

Gartenmelde,

Guter Heinrich oder den Blattmangold.
Rote Rübe/ Rote Bete

(Beta vulgaris ssp. vulgaris convar. vulgaris var. vulgaris)

Bestäubungsbiologie Rote Rübe und Mangold sind Fremdbe-

fruchter, die vom Wind bestäubt werden. Beta-Gewächse blühen sehr unscheinbar

und über eine lange Zeitspanne. Der feine

Pollen wird mit dem Wind zu anderen BetaBlüten kilometerweit verfrachtet. Rote Rüben können sich mit Mangold, der Gemeinen Futterrübe und der Zuckerrübe verkreuzen.

Samenträger müssen isoliert werden:

> räumlich (Abstände von mindestens 300m

%

in vielgestaltigen Hausgärten; in der gewerblichen Züchtung rechnet man mit Abständen von bis zu sieben Kilometern)

> mechanisch durch den Anbau unter Vlies

Die Art Beta vulgaris ist ein faszinierendes Beispiel, welche Formenvielfalt Menschen

aus der ursprünglichen Stammform gezüchtet haben. Sowohl das Blattgemüse

Mangold, wie auch die Rote Rübe, die Futter- oder Runkelrübe und die Zuckerrübe

gehören zur Art Beta vulgaris. Menschen be-

fanden verschiedene Pflanzenorgane als nützlich und über die Jahrhunderte ent-

standen so durch bäuerliche und gärtnerische Züchtung verschiedenste Gemüsekul-

turen und viele Landsorten. Futter- und Zu-

ckerrüben werden genauso wie die Roten Rüben vermehrt.

Was Sie brauchen:

> 10 Pflanzen als Samenträger

> Überwinterungsmöglichkeit > 4 Pflöcke und Schnur

> Vlies für die Isolierung im zweiten Jahr

Samenbau Rote Rüben für die Vermehrung nicht vor

Ende Juni aussäen. Die Rüben werden sonst

für die Einlagerung zu groß und unförmig; eine gute Auslese im Herbst ist dann nicht möglich. Bei zu früher Aussaat schossen die Pflanzen, da ein Kältereiz die Blütenbildung

anregt. Auf ausreichenden Abstand zwi-

schen den Pflanzen achten, damit sich die

einzelnen Rüben gut entwickeln können. Das ist eine Voraussetzung für die Selektion der zukünftigen Samenträger. Bei Direktsaat müssen die Pflanzen vereinzelt werden,

da aus einem Samenknäuel zwei und mehr Pflanzen keimen können. Die Schosser des ersten Jahres und Pflanzen mit untypischer Wuchsform (Blattform, Blattfarbe) entfernen. Im Herbst bei der Ernte der Pflanzen mindestens zehn Pflanzen als Samenträger auslesen. Diese zehn Pflanzen erbringen viel mehr Saatgut, als wir durchschnittlich im

Hausgarten brauchen. Diese Pflanzenanzahl ist aber notwendig, um die genetische Breite der Sorten zu erhalten. Die auserlesenen Pflanzen am besten in einem kühlen und absolut dunklen Keller (um o-5°C) lagern.

x

eg

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&

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Im Vordergrund der Samenstand, im Hintergrund das Blattwerk der Roten Rübe

Die Samenträger vor dem Wiederauspflanzen oder dem Topfen der Pflanzen noch einmal auslesen (Lagerfestigkeit und Gesundheit der Rüben). Die Rüben im Frühjahr an einem bedeckten Tag bis zum Blattansatz einsetzen und gut angießen. Die Rüben erst auspflanzen, wenn kein Risiko schwerer

Spätfröste mehr besteht. In wintermilden Regionen können Rote Rüben auch im Freien überwintern. Sie werden dann erst im August oder September gesät und über den Winter im Beet belassen. Eine Auslese der Pflanzen erfolgt dann im Frühjahr, bevor sie beginnen, Blütentriebe

auszubilden. Samenernte

Die ausgereiften Samenknäuel enthalten meist 2-5 Samen (=polygermes Saatgut).

Das reife Saatgut (-braune Samenknäuel) fällt nicht aus, daher kann man mit der Ernte durchaus zuwarten, bis die Samen an

der Pflanze gut ausgereift sind. Das ist der optimale Zeitpunkt für die Saatguternte. Die Samenträger an einem warmen, luftigen Ort nachtrocknen, im Sack dreschen und im

Sieb reinigen. Die Samen verbleiben im Knäuel.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge In den klassischen Rübenanbaugebieten kann eine Vielzahl verschiedener Krankheiten vorkommen. Welche Krankheiten in einer Region vorherrschen, kann man am

besten bei den örtlichen landwirtschaftlichen Genossenschaften erfragen. Außerhalb der Rübenanbaugebiete kommen deutlich weniger Krankheiten vor. Die Blattfleckenkrankheit der Roten Rübe und des Mangolds (Pilz: Cercospora beticola) ist saatgutbürtig oder wird von befallenen Pflanzenresten übertragen. Sie tritt hauptsächlich in den Trockengebieten Ostösterreichs, in an-

deren Rübenanbaugebieten in warmen, tro-

Gänsefußgewächse ckenen Sommern

auf. Schadbild: Runde,

graubraune, später schwarzbraune Flecken mit rötlichem Rand. Die Flecken sind unregelmäßig über das Blatt verteilt und können bei starkem Befall das Blatt absterben lassen. Gegenmaßnahmen: Anbau von Gänsefußgewächsen höchstens alle vier Jahre.

Verschiedene Arten des Falschen Mehltaus (Pilz: Peronosporafarinosat. sp. betae und f. sp. spinacea) können bei nasser und kalter Witterung Rote Rüben und Mangold befallen. Schadbild: Sporenrasen auf der Blatt-

unterseite, die Herzblätter rollen sich ein.

Gegenmaßnahmen: Anbau in feuchten Lagen meiden, Pflanzen vorbeugend mit Schachtelhalmbrühe spritzen, Nachbarschaft zu Futter- und Zuckerrübenfeldern meiden; größere Pflanzabstände wählen und eventuell Dammkultur. An den Samenträgern kann die Silberblattkrankheit (Bakterium: Corynebakterium betae) vorkommen. Diese Krankheit ist samenbürtig. Schadbild: silbrig glänzende Blattpartien. Gegenmaßnahme: Befallene Pflanzen aus den Samenträger-Beständen entfernen. Vorkommen kann auch das Rübenmosaikvirus. Dieses Virus ist nicht samenbürtig, sondern wird von Blattläusen über-

tragen. Schadbild: Insbesondere die Herzblätter sind mosaikartig gescheckt, ältere Blätter welken und sterben vorzeitig ab. Ein Befall führt selten zu einer Ertragsminderung. Gegenmaßnahmen: sorgfältige Blattlausbekämpfung, Samenträger nicht neben überwinterndem Spinat anbauen. Auftreten kann auch der Wurzelbrand (Phoma betae). Der Pilz verursacht Flecken an allen Pflanzenteilen und ruft Lagerfäule hervor. Er überwintert an Pflanzenresten und im Boden. Bei einer Isolierung kann es unter dem Vlies zu unbemerkten Blattlauskatastrophen kommen: Unbedingt regelmäßig kontrollieren, mit frühzeitigem Nützlingseinsatz vorbeugen oder mit SchmierseifenSpritzungen behandeln.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Sorten unterscheiden sich vor allem in Form und Farbe der Rüben und Blätter: Es gibt hell- bis dunkelrotfleischige Sorten, aber auch Sorten mit gelbem oder weißem Fleisch und Sorten, die rot-weiß gebändert sind. Meist wurde auf eine möglichst einheitliche Ausfärbung geachtet. Die hellfleischigen Typen eignen sich besonders zum Einlegen gemeinsam mit anderen Gemüsen, da sienicht abfärben. Die kugeligen Formen sind schnellwüchsiger als die langen, zylindrischen. Auslesekriterien können sein: > ganze Pflanze: sortentypischer Wuchs (bereits während der Kultur im ersten Jahr alle sortenuntypischen und kranken Pflanzen rechtzeitigentfernen) _ > Gesundheit der eingelagerten Rüben: keine Pflanzen mit Cercospora-Befall vermehren (saatgutbürtig), auf Empfindlichkeit gegen Echten und Falschen Mehltau achten > Blatt: gute Belaubung, dichter Blattansatz > äußere Eigenschaften der Rübe: Größe, Festigkeit, Rübenform, Glattheit, wenige

Nebenwurzeln > innere Eigenschaften der Rübe: Diese können am besten mit einem Stanzmesser (3-5mm Durchmesser) festgestellt werden. Ist dies nicht zur Hand, können kleine

Spalten der Rübe herausgeschnitten werden. Die entstandenen Wunden mit Holzasche oder Tierkohle desinfizieren und nachtrocknen lassen. Auslese auf: Farbe des Fleisches, einheitliche Ausfärbung oder deutlich sichtbare Zonierung, Geschmack und Lagerfähigkeit. Rote Rüben neigen so wie andere Vertreter

der Gänsefußgewächse dazu, Nitrat zu speichern. In der biologischen Züchtung werden Sorten mit einem geringen Nitrat-Speichervermögen gezüchtet.

112

Handbuch Samengärtnerei

Übersicht über die Formenvielfalt der Roten Rübe

a) flachrund, am Boden aufsitzend b) kugelförmig c) zylindrisch, kurz

d) spindelförmig, dick e) zylindrisch, lang f) kegelförmig

Kultur- und Züchtungsgeschichte Das Verbreitungsgebiet der wilden Rübe (Beta vulgaris ssp. maritima) erstreckt sich von den Küsten des Mittelmeeres bis an die Atlantikküste Europas. Die wilde Rübe ist ein mehrjähriges Strandgewächs mit stark verzweigtem Spross. Vermutlich stand die Nutzung als Wildgemüse am Beginn der Entwicklung zur Kulturpflanze. Die Römer brachten diese Pflanzen aus dem Mittelmeerraum in den kühleren Norden, wo Germanen und Kelten die Weiße Rübe (Brassica

rapa) kultivierten. In der mittelalterlichen Literatur finden „beta“ und „cicla“ Erwäh-

nung. Für beide Namen lässt sich aber keine klare Differenzierung nach der Nutzungsform ausmachen. Crescentius erwähnte die Rote Rübe als gewöhnliche Gartenpflanze in Bologna/Norditalien im 13. Jahrhundert. Seit dem 16. und 17. Jahrhundert steigt die Bedeutung der Roten Rübe. Gegenwärtig gibt es viele Sorten unterschiedlicher Größe,

Farbe und Form. €

113

|

Gänsefußgewächse

> Blattmangold, Schnittmangold

(Beta vulgaris ssp. vulgaris convar. cicla var. cicla)

> Stielmangold

(Beta vulgaris ssp. vulgaris convar. cicla var. flavenscens)

Was Sie brauchen: > 10 Pflanzen als Samenträger > Überwinterungsmöglichkeit > 4 Pflöcke und Schnur

> Vlies

Bestäubungsbiologie >Rote Rübe/Rote Bete. Samenbau Mangold wird für den Samenbau wie für die normale Nutzung angebaut. So spät wie möglich (meist im November, jedenfalls vor starken Winterfrösten) die Pflanze aus der Erde nehmen, in einer Kiste mit zum Beispiel Kokosfasern und Hobelspänen einschlagen (das Substrat soll leicht feucht,

Es gibt zwei verschiedene Sorten-Gruppen: den Schnitt- oder Blattmangold und den Stielmangold. Stielmangold bildet bis zu zehn Zentimeter breite, gerippte Stiele; Blattmangold ein großes glattes oder gekraustes Blatt. Diese Einteilung geht von der Schwerpunktnutzung aus, von Blattmangold können genauso die Stiele gegessen werden wie vom Stielmangold die Blätter. Und natürlich gibt es auch Übergangsformen. Viele Mangoldsorten sind in der Schweiz entstanden; im Englischen wird Blattmangold

aber nicht nass sein) und im Keller einlagern. Die Blätter abbrechen oder abschneiden, die Rübe und die Herzblätter dabei nicht beschädigen. Die Pflanzen im Winterquartier regelmäßig auf Fäulnis kontrollieren. Treiben die Pflanzen im Frühling be-

reits los, noch bevor der Boden offen ist,

können sie zunächst auch getopft werden. An einem bedeckten Tag auspflanzen und gut angießen.

Die rot, orange, rosa und gelb gefärbten

Sorten sind nicht so winterhart wie die grün- und weißstieligen. Letztere überstehen auch einige Minusgrade. Manche SamengärtnerInnen überwintern diese Sorten im Freien. In wintermilden Regionen können alle Sorten im Freien belassen werden.

gar als „Swiss Chard“ be-

zeichnet. Die Blattstiele können in vielen

verschiedenen Farbtönen gefärbt sein, feu-

rig rot wie die Stiele der Sorte ‚Roter Vulkan‘,

Samenernte

>Rote Rübe/Rote Bete.

weiß bis silbrig wie die Sorte ‚Schweizer Sil-

ber‘ oder in einer bunten Mischung der Sorte ‚Swiss Chard Rhubarb‘. Die ornamen-

talen Pflanzen eignen sich auch als bunte Einfassungen oder als Blickfang in Zierbeeten.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge >Rote Rübe/Rote Bete.

114

Handbuch Samengärtnerei Bin — =

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > Blattmangold: Blattform und Größe der Blattspreite; einheitliche Ausfärbung der Blätter (hellgrün, grüngelb, grün, dunkelgrün, silbrig-grün, orange, rot, purpur, violett), blasige oder glatt-glänzende Blattoberfläche > Stielmangold: Stieldicke und Länge;

Ausbildung großer, zarter Einzelstiele oder einer kompakten Pflanze, die im Ganzen

geerntet wird; Ausfärbung der Stiele (weiß,

weiß-silbrig, gelb, orange, rot, purpur) > Gesundheit: keine Pflanzen mit Cercospora-Blattfleckenkrankheit vermehren > keine einjährigen Schosser beernten (besonders rote Mangoldformen reagieren bei Kältereiz rasch mit vorzeitiger Blüte). An Blüten (und Samen) ist erkennbar, dass Rote Rübe und Mangold zur selben Art gehören.

> Gebhard’s Mangoldrouladen (Rezept für Blattmangold für 4 Personen) 12 große Mangoldblätter 12 feine Scheiben Schinken

Käse |

Tomatensugo

Butter und Gewürze Die groben Stielanteile des Blattes herausschneiden. Für eine Roulade ein großes Mangoldblatt mitje einer Scheibe Schinken und einer Scheibe Käse belegen, salzen und

pfeffern. Das Blatt an den seitlichen Rändern einklappen, vom Blattansatz beginnend einrollen und mit Zahnstochern fixieren. Butter in einer Pfanne erhitzen, die Rouladen auf

jeder Seite drei Minuten anschwitzen. Tomatensugo zugeben, mit Salz und Majoran würzen und bei kleiner Flamme 10 Minuten sanft köcheln. Feines Mittagessen für den kleinen Hunger, das der Gärtner in der Mittagspause rasch zubereiten kann.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Mangold ist eine sehr alte Kulturpflanze, die bereits seit dem 2. Jahrtausend v.Chr. bekannt ist, vermutlich wurde sie im Mittel-

meerraum in Kultur genommen. Von dort gelangte die Gemüsepflanze nach Syrien und Babylonien, wo er als „silg“ bezeichnet

wurde. Mangold war bei den Griechen und Römern eine bekannte Kulturpflanze. Mit der Ausdehnung des Römischen Reiches nach Norden gelangte auch der Mangold nach Mitteleuropa. Vermutlich war er bis ins 16. Jahrhundert eine verbreitete Garten-

pflanze. Bis 1931 finden bunte Mangoldsorten ih der einschlägigen Literatur des Zierpflanzenbaus noch Erwähnung. Seither sind ihre dekorativen Qualitäten in der Gartengestaltung weitgehend in Vergessenheit geraten. Blattmangold wurde vielerorts von Spinat verdrängt, zählt aber zum Beispiel in Italien und am ganzen Balkan nach wie vor zu den gängigen Gemüsekulturen.
Gartenmelde (Atriplex hortensis)

darauf achten, dass sie nicht gleichzeitig blühen. Eine Isolierung mit einem Vlies ist möglich, aber etwas komplizierter als bei anderen Windbestäubern, da die Samen-

stände über zwei Meter hoch werden können. Isolierabstand: 100m. >Rote Rübe/Rote Bete.

Samenbau Die erste Aussaat erfolgt so früh wie mög-

lich, sobald der Boden offen ist (März, in

milden Regionen bereits im Februar). Aussaat breitwürfig oder in Reihen. Schneidet man die Pflanze im Juni, bevor sie Blüten-

stände bildet, oberhalb der untersten Blattachsel ab, treibt sie ein weiteres Malaus und

vier Wochen später kann eine zweite Blatternte eingebracht werden. Wer den ganzen Die Gartenmelde ist eine alte europäische

Spinatpflanze. Sie wächst rasch, hat ein fei-

neres Blatt als der Spinat und milden Geschmack. Die grünen Formen (var. hortensis)

haben meist fleischigere Blätter, die roten

Formen (var. rubra) sind in der Küche inter-

essant, da sie zum Färben von Speisen oder

für bunte Blattsalat-Arrangements genutzt werden können. Auch gelbe Formen kommen vor (var. lutea). Die jungen Blätter können auch roh gegessen werden. Durch ihre Schnellwüchsigkeit erhält man rasch große Blattmassen. Im Hausgarten unkompliziert

zu kultivieren, ist sie doch auf unseren Märkten kaum zu finden, da die Blätter rasch

welken und dann unansehnlich werden. Was Sie brauchen: > 5-10 Pflanzen > Pflöcke und Schnur oder horizontales Stützgerüst

Bestäubungsbiologie Die Gartenmelde ist ein Fremdbefruchter, der vom Wind bestäubt wird. Rote, gelbe

und grüne Formen können sich verkreuzen

und damit die „Farbechtheit“ verlieren. Baut man mehrere Sorten nebeneinander an,

Sommer frische Blätter ernten will, kann

monatlich bis in den August nachsäen. Gartenmelde bevorzugt einen sonnigen Standort, verträgt aber auch Halbschatten. Sie kann auch am Beetrand zur Beschattung anderer Kulturen oder als Zwischenfrucht gesät werden. Für die Saatgutgewinnung die jungen Pflanzen auf 20x25 cm auslichten. Von

den

zu Samenträgern

auserlesenen

Pflanzen keine Blätter als Gemüse ernten. Sobald die Pflanze zu blühen beginnt, werden die Blätter bitter und sind nicht mehr so schmackhaft. Die ersten Samen reifen Ende

Juli.

Unkompliziert ist die Selbstaussaat: Die

Samen verteilen sich rasch im Garten und

werden im nächsten Gartenjahr dort belas-

sen, wo sie Platz haben. Die Keimlinge der roten Sorten sind leicht erkennbar, doch mit

einem geübten Auge sind auch Keimlinge der grünen und gelben Sorten leicht von denen der zahlreichen verwandten Unkräu-

ter zu unterscheiden. Die Pflanzen aus der

Selbstaussaat sind meist die schönsten und üppigsten. Die Gartenmelde kann wie ihre Verwandten, die wilden Melden, zum Un-

kraut werden; ob lästig oder willkommen,

wird vom Gärtner oder der Gärtnerin ab-

hängen.

Gänsefußgewächse

Samenernte Sobald die äußeren Hüllen der Samen (Valven) trocken und braun sind, die Samen-

stände zügig ernten, um größere Ernteaus-

fälle zu vermeiden. Die Samenstände kurz nachtrocknen, im Sack ausdreschen und im

Sieb reinigen. Die äußeren Hüllen nicht entfernen, da dies die Keimfähigkeit stark mindert.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Krankheiten treten so gut wie nie auf. Grundsätzlich können die gleichen Krankheiten wie beim >Spinat auftreten. Jedoch kann ein Befall mit der Schwarzen Bohnenblattlaus die Samenstände stark in Mitleidenschaft ziehen. Gegenmaßnahme: Blattläuse mit kaltem Wasserstrahl abspritzen, befallene Triebe auszwicken. Sortenmerkmale und Auslesekriterien > Blatt: Größe, saftige, knackige Blätter,

Die Samen der Gartenmelde sind eingehüllt in so genannte Valven, welche die Samen im Sonnenlicht durchschimmern lassen.

> Kochen mit

Roter Melde

sortentypische Farbe (manche roten

Sorten neigen dazu, in eine grüne Blatt-

Die Blätter der Roten Melde geben beim Kochen den Farbstoff an das Kochwasser

farbe umzuschlagen) > gesamte Pflanze: rasches Nachwuchs-

oder an andere Gemüse, die mitgekocht

werden, ab: So können Soßen rosa eingefärbt werden oder ein köstlicher MeldenErdäpfelstrudel bereitet werden.

vermögen

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Gartenmelde ist nur in Kultur bekannt.

Ihr Anbau im alten Griechenland ist belegt

durch Teophrast (371-287 v.Chr.), der Anbau bei den Römern durch Palladius. Die Römer brachten sie auch nach Mitteleuropa, wo sie

Y

117

MeldenErdäpfelstrudel

de villis im 9.Jh. findet sie ebenso Erwäh-

Zwiebel anrösten, gewaschene und geschnittene Melde in beliebiger Menge zugeben, leicht anschwitzen. Kleine gekochte

In den Kräuterbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts wird sie nur selten erwähnt, was

Stücke schneiden und zugeben. In Strudelteig einfüllen und ab ins Backrohr.

bald große Verbreitung fand. Im Capitulare

nung wie bei Hildegard von Bingen (11.Jh.). daran liegen mag,

dass ab dem späten

Mittelalter viele verschiedene Pflanzen als

Blattgemüse verwendet wurden, die bald der Gartenmelde vorgezogen wurden.
Guter Heinrich

(Chenopodium bonus-henricus)

Bestäubungsbiologie Guter Heinrich ist ein Fremdbefruchter. Die unscheinbaren Blüten werden vom Wind bestäubt und bilden Knäuel, die sich zu

einer endständigen Rispe vereinigen.

Samenbau In Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit wie in den Alpen wird Guter Heinrich bis jocm hoch, in Trockengebieten maximal 40cm.

Er kann ausgesät werden oder, da er eine

mehrjährige Staude ist, durch Stockteilung vermehrt werden. Sowohl Frühjahrsaussaat (April/Mai) wie auch Herbstaussaat (August-Oktober) sind möglich. Bei Herbstaussaat gehen die Samen besser und sicherer auf. Zu dichte Bestände vereinzeln. Ab dem Guter Heinrich zählt zu jenen Blattgemüsen, die der Spinat mit seinem Erscheinen in den Hausgärten im Laufe des Mittelalters verdrängt hat. Aufanderen Standorten ist er geblieben: Er ist eine alte Dorfpflanze, ein so genannter Kulturfolger des Menschen. Er samt sich selbst aus und liebt stickstoffreiche Standorte, die er entlang von Wegen bis hinauf in alpine Höhen vor Sennereien und Almhütten findet. Die jungen Blätter sind auf der Unterseite mehlig bestäubt und ergeben ein geschmackvolles Spinatgemüse. Beachtlich ist sein hoher Vitamin C-Gehalt,

der mit jenem von Paprika oder Blattpetersilie vergleichbar ist. Eine andere Nutzung ist weniger bekannt: Die jungen Triebe können bereits Anfang April ungebleicht oder gebleicht wie Spargel zubereitet werden. Die jungen unreifen Blütenstände können wie Blumenkohl zubereitet werden. Was Sie brauchen: > 5-10 schöne Pflanzen

zweiten Jahr können Samen geerntet werden, diese fallen sehr leicht aus.

Samenernte

Die Samen des Guten Heinrichs werden wie jene des > Feldsalates geerntet. Die geernteten Samen gut nachtrocknen. Sortenmerkmale und Auslesekriterien Guter Heinrich wurde bislang kaum züchterisch bearbeitet, es sind keine Sorten bekannt. Auslesemöglichkeiten sind: > Frohwüchsigkeit > zarter Geschmack > Frühzeitigkeit für die frischkostarme Zeit Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Guter Heinrich ist einerobuste Pflanze. Uns

sind keine Krankheiten und Schädlinge bekannt, die aufgetreten wären. Lediglich Älp-

ler und Älplerinnen, die den Guten Heinrich, der vor der Hütte wächst, nutzen wollen, müssen darauf achten, dass Ziegen oder Schafe die Pflanzen nicht vor ihnen mit Putz und Stängel „abernten“. Auch Wühlmäusen schmeckt der Gute Heinrich.

120

Handbuch Samengärtnerei

Kultur- und Züchtungsgeschichte Das Ursprungsgebiet des Guten Heinrichs ist vermutlich der östliche Mittelmeerraum. Ehe der Spinat in Erscheinung trat, war Guter Heinrich in Europa eines der beliebtesten Blattgemüse. Vermutlich wurden ursprünglich die Wildpflanzen genutzt, diein der Nähe menschlicher Siedlungen wuchsen. Gegenwärtig ist Guter Heinrich eine selten angebaute Pflanze in unseren Hausgärten. Auch auf den Märkten ist er nicht zu finden. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war er vorallem in England ein begehrtes Marktgemüse. Auch als Heilkraut bei offenen Wunden, Geschwülsten aufgelegt oder als Salbe bei Entzündungen aufgetragen, war er lange Zeit in Verwendung.
Quinoa, Reismelde, Reisspinat

(Chenopodium quinoa)

Bestäubungsbiologie Quinoa-Blüten haben keine Kronblätter und blühen in Rispen. Quinoa wird als Fremdund als Selbstbefruchter angesehen. In der Literatur gibt es widersprüchliche Angaben, die Wahrscheinlichkeit der Verkreu-

zung scheint vom Standort (Temperatur, Windverhältnisse, Barrieren) und von der Sorte abhängig zu sein. Beieinerräumlichen Isolierung sollten mindestens 10om Abstand eingehalten werden. Bei Arche Noah arbeitet man mit mechanischer Isolierung mittels Vliesen, um die Sorten rein zu vermehren. Samenbau Quinoa gedeiht auch auf mageren Standor-

ten und liebt grundsätzlich warmes Klima, kommt aber mit dem Wetter in den meisten

Quinoa ist eine so genannte Pseudocerealie: Es ist kein echtes Getreide, hat aber ähnliche Inhaltsstoffe und kann wie Getreide zu

Mehl, Brei oder Aufläufen verarbeitet wer-

den. Da es glutenfrei ist, kann aus Quinoa

kein Brot gebacken werden. Für Menschen, die eine Allergie auf Getreide-Eiweiß haben,

ist es genau aus diesem Grund interessant. Doch Quinoa ist generell aufgrund seiner Inhaltsstoffe ein sehr wertvolles Nahrungsmittel: durch den hohen Gehalt an essentiellen Aminosäuren (vor allem Lysin) und ungesättigten Fettsäuren sowie hohe Gehalte an Magnesium, Calcium und Eisen.

Gebieten Mitteleuropas zurecht. Die Aussaat erfolgt Ende April/Anfang Mai, sobald der Boden ausreichend warm ist. Im Jugendstadium ist regelmäßiges Hacken notwendig, da Quinoa eine langsamere Jugendentwicklung als die meisten Unkräuter hat. Bei Aussaat in Reihen: Reihenabstand 25-30 cm, in der Reihe ı5cm. Die Pflanzen können

auch vorkultiviert werden: dann im ZweiBlatt-Stadium pikieren und auspflanzen,

wenn die Pflanzen 10-15 cm hoch sind. Samenernte

Trockenheit ab Ende August wirkt sich vorteilhaft auf die Reife des Korns aus. Bereits ab Mitte August, unmittelbar im Anschluss

Aus den jungen Blättern und Trieben kann ein schmackhaftes Spinatgemüse bereitet werden. Quinoa ist eng mit dem indigenen

an die Blüte, beginnen die ersten Körner zu reifen. Quinoa reift über einen sehr langen

dianische Bezeichnung der Pflanze.

Ernte ist, wenn Samen beim Reiben des

Ackerbau verbunden: „Quinoa“ ist eine in-

Was Sie brauchen:

> 1,5 m? Quinoa-Pflanzen oder einen Acker

Zeitraum ab, die reifen Körner fallen nicht

leicht aus. Der richtige Zeitpunkt für die Samenstandes ausfallen. Dies ist meist Anfang September der Fall. Die gut getrockneten Rispen im Sack dreschen und im Sieb reinigen.

122

Handbuch Samengärtnerei

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Die Auslesekriterien sind je nach Sorte sehr verschieden. Für den Anbau in Europa ist vermutlich das wichtigste Auslesekriterium ein niedriger Gehalt an Saponinen, die den bitteren - europäischen Zungen nicht zugänglichen Geschmack - verursachen.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Feuchtes Sommerwetter kann zu großen Er-

tragsausfällen bei Quinoa führen. Ein bislang unbekannter Pilz, der von außen an der Pflanze nicht sichtbar ist, bewirkt dann, dass die Pflanzen keine Samen ausbilden

können. Alsttierische Schädlinge sind Vögel zu nennen, die sich gerne an den reifen Samenständen und mit Vorliebe an bitter-

stoffarmen Sorten laben. Ein Vogelschutznetz schafft Abhilfe.

Quinoa in der Küche Quinoa enthält in der Schale natürliche Bitterstoffe (Saponine). Diese schäumen beim Kochen und wirken blutverdünnend. Quinoa

daher vor dem Kochen mehrmals mit heißem Wasser waschen. Der Gehalt an Bitterstoffen

ist von der Sorte abhängig.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Quinoa ist nur als Kulturpflanze bekannt;

seine Kultur erstreckt sich in Bolivien und Peru über einige tausend Jahre. Die Inkas

nannten die Pflanze „Mutter aller Getreide“, Quinoa war für sie eine heilige Pflanze und

neben Kartoffeln und Mais das wichtigste Nahrungsmittel. Mit der Kolonisierung durch die Spanier verschwand die Pflanze an vielen Orten gemeinsam mit jenen Men-

schen, die sie über Jahrtausende gezüchtet

hatten. Die Spanier wussten mit der Pflanze nicht viel anzufangen, da sich aus Quinoa

kein Brot, der Hauptbestandteil europäi-

scher Mahlzeiten, backen lässt. Es ist indigenen Gemeinschaften zu verdanken, dass

diese Pflanze erhalten blieb. Gegenwärtig wird sie in vielen indigenen Gemeinden der Hochländer Perus und Boliviens bis in Höhen von 4200m angebaut. Seit den 70er

Jahren haben auch Agrarwissenschaftler die Pflanze der Anden entdeckt und propagieren ihren Anbau aufgrund des hohen Gehalts an Proteinen und Aminosäuren. In Europa wurde Quinoa vereinzelt bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Futterpflanze angebaut. In den letzten Jahren wird Quinoa als Getreide-Ersatzpflanze, genauso wie Amarant, in Europa erneut landwirtschaft-

lich kultiviert, auch eine eigene Sortenzüchtung hat sich entwickelt.
Erdbeerspinat (Blitum virgatum)

Bestäubungsbiologie Erdbeerspinat ist ein Fremdbefruchter. Die

unscheinbaren Blüten werden vom Wind bestäubt. Zwischen mehreren Sorten 100m Isolierabstand einhalten. Nach der Blüte entwi-

ckeln sich die kugeligen Früchte. Der Fruchtstand des echten Erdbeerspinats ist mit Blättern durchsetzt, der Fruchtstand des Ähri-

gen Erdbeerspinats trägt im oberen Bereich keine Blätter.

Samenbau Erdbeerspinat hat keinen hohen Nährstoffbedarf und kann auf allen Böden angebaut

werden. Er hat eine Keimdauer von 15-20

Dieser Vertreter der Gänsefußgewächse hat einen klingenden Namen, der sich von seinen kugeligen, erdbeerartigen Früchten ableitet. Geschmacklich haben die Beeren nicht allzu viel zu bieten, aber die Früchte,

die die Farberreifer Erdbeeren haben, eignen sich hervorragend zum Dekorieren von Speisen. Die auffällige Pflanze ist auch eine interessante Zierde im Garten oder als Topfpflanze. Die Blätter des Erdbeerspinats eignen sich als Spinatgemüse und roh für Salate und für die Tiefkühlung. Die Blätter

sind dreieckig, wesentlich kleiner als die

Blätter des Spinats und müssen einzeln gepflückt werden. Im Frühjahr können die jungen Rosetten geerntet werden. Eng ver-

wandt ist der Ährige Erdbeerspinat (Chenopodium capitatum).

Tagen. Frühjahrsaussaaten (März-April) schossen relativ rasch. Herbstaussaaten (Ende August/Anfang September) und Pflanzen aus Selbstaussaaten bilden im nächsten Jahr kräftige Rosetten, bevor siein Blüte gehen. Drei Monate nach der Aussaat können die Blätter des Erdbeerspinats beerntet werden. Von jenen Pflanzen, die Samen tragen sollen, keine Blätter ernten. Für die Saatguternte die roten Früchte an der Pflanze belassen, bis sie beginnt abzu-

welken.

Samenernte

Die Samen müssen aus den Früchten herausgelöst werden, damit sielagerfähig sind. Dazu die Früchte in ein Gefäß mit Wasser

geben und mit einem Mixer vorsichtig pürieren oder die Früchte durch ein engmaschiges Sieb passieren, auswaschen und

trocknen. Oder zerdrücken, 1-2 Tage im kalWas Sie brauchen: > ım? schöne Pflanzen

ten Wasser stehen lassen (>Nassreinigung ohne Gärung) und dann auswaschen.

125

Gänsefußgewächse

Die roten Früchte des Erdbeerspinats eignen sich gut zum Dekorieren von Speisen.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Bislang wurde

der Erdbeerspinat kaum

züchterisch bearbeitet, es gibt keine Sorten,

lediglich verschiedene Herkünfte.

ten oder Schädlinge auf. Uns sind jedenfalls

keine bekannt. Wenn, dann ist mit den glei-

chen Schaderregern zu rechnen wie bei anderen Gänsefußgewächsen.

Kultur- und Züchtungsgeschichte

Auslesekriterien können sein: > Ausbildung einer kräftigen Blattrosette

Die Heimat des Erdbeerspinats ist Südeuropa und Zentralasien. In europäischen Gär-

> Ertrag > guter Geschmack > dekorative Fruchtstände

und Zierpflanze kultiviert. Er zählt zu jenen Blattgemüsen, die der Spinat im Laufe des Mittelalters aus den Gärten verdrängt hat. Durch den früheren Anbau in Europa kommt der Erdbeerspinat gelegentlich auf Schutthalden oder an Wegrändern verwildert vor. Seine wunderschönen Fruchtstände dürften ihm wieder zu einer Renais-

> Schosstoleranz

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Da Erdbeerspinat zu den untergenutzten

Kulturarten gehört, treten kaum Krankhei-

ten wurde er über Jahrhunderte als Gemüse-

sance verhelfen. €

Hülsenfrüchtler/ Schmetterlingsblütler (Fabaceae)

Hülsenfrüchtler sind nach den Korbblütlern (Asteraceae) und den Orchideen (Orchidaceae) die drittgrößte Pflanzenfamilie der Erde. Die Familie ist über den ganzen Globus ver-

breitet und zählt über 17.000 Arten. Drei

Unterfamilien werden unterschieden: Unter den Mimosengewächsen (Mimosaceae) und den Johannisbrotgewächsen (Caesalpinaceae) sind viele mehrjährige und verholzende Arten zu finden. Die meisten Gemüse zählen zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Fabaceae). In beinahe allen Agrarkulturen weltweit werden Schmetterlingsblütler als

Die Früchte der Hülsenfrüchtler sind die Hülsen, umgangssprachlich auch „Fisolen“ oder „Schoten“ genannt. Im Bild die Hülsen der Helmbohne.

wichtige Quelle von pflanzlichen Eiweiß intensiv genutzt. Die Schmetterlingsblütler leben in Symbiose mit bestimmten Bakterien (Rhizobium-Species). Dadurch besitzen sie die Fähigkeit, Luftstickstoff in chen der Wurzeln zu binden, sich Stickstoff zu versorgen und auch früchte noch Stickstoff im Boden lassen.

den Knöllselbst mit für Nachzu hinter-

>

Hülsenfrüchtler

beinahe ausschließlich Selbstbestäubung

Botanische Charakteristika Hülsenfrüchtler bilden, so wie ihr Name sagt, typische Früchte aus: die Hülsen. Die

vor. Viele Arten winden sich in die Höhe. Aus manchen Formen haben Menschen

nicht rankende Sorten ausgelesen: So ent-

Blüten der Hülsenfrüchtler werden von In-

standen Buschbohnen aus den Ranken bil-

befruchter.

vulgaris und auch bei der Feuerbohne (Phase-

sekten gerne besucht und sind meist Fremd-

Bei einzelnen Arten wie der

Gartenbohne oder der Sojabohne kommt

denden Stangenbohnen der Art Phaseolus olus coccineus) gibt esnicht rankende Sorten.

Überblick über die Familie Deutscher Name

Gattung

Art

Gartenbohne, Fisole (Stangen- und Buschbohne)

Phaseolus

vulgaris ssp. vulgaris var. vulgaris und var. nanus

Feuerbohne, Prunkbohne, Käferbohne

Phaseolus

coccineus

Helmbohne, Hyazinthenbohne

Dolichos

lablab

Mondbohne, Limabohne

Phaseolus

unatus

Puffbohne, Ackerbohne,

Vicia

faba

Erbse

Pisum

sativum

Vignabohne: Augenbohne, Spaghettibohne

Vigna

unguiculata

Mungbohne

Vigna

radiata

Sojabohne

Glycine

max

Kichererbse

Cicer

arietinum

Spargelerbse, Flügelerbse

Tetragonolobus

purpureus

Linse

Lens

culinaris

Pferdebohne, Saubohne

130

|

Handbuch Samengärtnerei

>

Gartenbohne

(Phaseolus vulgaris ssp. vulgaris):

Stangenbohne \var. vulgaris) Buschbohne (var. nanus)

Zur Art Phaseolus vulgaris gehören sowohl Busch- wie auch Stangenbohnen. Beide wer-

den meist schlicht als „Gartenbohnen“ bezeichnet. Stangenbohnen heißen auch „rankende“ Bohnen. Botanisch betrachtet ist

dies nicht ganz richtig, da die Stangenbohne

keine Ranken ausbildet, sondern eine windende Pflanze ist. Buschbohnen haben ein begrenztes Wachstum und sind an den

Boden anspruchsloser. Es gibt auch Übergangsformen zwischen den beiden: die so genannten Reiserbohnen. Sie bilden kurze,

schwachwüchsige Ranken von ein bis eineinhalb Meter Länge aus und eignen sich daher für eine Mischkultur mit Maispflanzen: Mais ist die Rankhilfe für dieBohne und

die Bohne versorgt den Mais mit Luftstickstoff, eine harmonische Pflanzensymbiose,

die zum Beispiel die mexikanische Milpa charakterisiert. Auch in der Südsteiermark,

Kroatien und vielen anderen Ländern Süd-

osteuropas war und ist diese Anbauform typisch. In der Schweiz ist der Anbau von zwei Reiserbohnen bekannt, der ‚Schwefleren‘ und der ‚Schnutzla‘.

Was Sie brauchen: > mindestens 10 gesunde, reich tragende Pflanzen > Klima, das ein Ausreifen der Bohnen bis zur Samenreife ermöglicht > für Stangenbohnen: Stangen oder Ranknetze Bestäubungsbiologie Die Gartenbohne ist in Europa ein relativ strenger Selbstbefruchter. Meist findet die Bestäubung statt, noch bevor sich die Blüten

öffnen (Kleistogamie). In der Fachliteratur wird von höchstens 1% Verkreuzungen aus-

Hülsenfrüchtler

Hülsen verschiedener Sorten

gegangen. In blütenarmen Gegenden und wenn vor allem Wildbienen und Hummeln fliegen, kommt es jedoch vermehrt zu Verkreuzungen (bis zu 20%!). Insbesondere

Hummeln können durch das Aufbeißen der

Blütenknospen zu Kreuzungen führen, andere große Insekten wie die Holzbiene (Xylocopa sp.) können so weit in die Blüte eindringen, dass sie bis zum Griffel vordringen und diesen bestäuben. Mindestabstände von 5-ıom sind jedenfalls zwischen verschiedenen Sorten ratsam. Verkreuzungen sind an Hülsen und Samen bereits im ersten Jahr sichtbar: untypische Bohnenkörner entfernen. Die Blüten der Bohnen können je nach Sorte weiß, cremefarben, violett oder lachs-

farben sein. Die Pflanze blüht 20 bis 26 Tage lang. Das Aufblühen erfolgt in der Zeit von 6 Uhr bis 10 Uhr morgens. Die geöffneten Blüten schließen sich nicht mehr.

Samenbau Da Gartenbohnen aus subtropischen oder

tropischen Gebieten stammen, sind sie sehr

frost- und kälteempfindlich und dürfen erst nach den letzten Spätfrösten - in den meisten Gebieten sind dies die Eisheiligen Mitte Mai - im Freiland gelegt werden (die minimale Keimtemperatur beträgt 8°C). Das Vor-

quellen der Bohnen ist in den meisten Lagen nicht zu empfehlen: Bei feuchtkaltem Wetter nach der Aussaat können die Samen ver-

faulen, bei trockenem Wetter trocknen die

Keimlinge leicht aus. Nach dem Auflaufen kann besonders bei Buschbohnen angehäu-

feltwerden, um die Standfestigkeit zu erhöhen.

Bei höheren Temperaturen keimen die

Bohnen schneller. Je schneller Bohnen keimen, desto weniger werden sie von den zahlreichen Pilzen befallen, die zu Fäulnis und

Absterben der Keimlinge führen können,

und desto weniger können die Maden verschiedener Wurzelfliegen (vor allem Delia florilega und Delia platura) am keimenden Samen nagen. Fehlende Keimblätter oder angefressene Stängel an den aufgelaufenen Pflanzen sind dann die Folge. Vorbeugend kann man die Aussaaten leicht mit Algenkalk bestäuben oder mit Algenextrakten be-

gießen. Man sagt oft, Bohnen „wollen die Glocken läuten hören“, d.h. sie sollen nur flach gesät werden, damit sie schneller aus

der Erde kommen. Grundsätzlich ist es rat-

sam, weite Fruchtfolgen einzuhalten und

offene windige Lagen zu wählen. Die Wachstumszeit bis zur Ernte ist bei den Stangenbohnen länger als bei den

Buschbohnen, sie reifen über einen längeren

13 2

Handbuch Samengärtnerei gen, da die Hülsen bei den ersten Herbst-

frösten glasig werden und die Samen nicht

mehr weiter reifen. Ein kleiner Trick hilft dann weiter: vor den ersten Nachtfrösten die

ganzen Pflanzen - samt den Wurzeln - aus der Erde ziehen und verkehrt unter Dach

aufhängen. Die Pflanzen aktivieren so einen Notreife-Prozess, sodass die Samen oftmals noch abreifen können. Die dürren Hülsen bei trockenem Wetter Hülsen in verschiedenen Reifestadien: links samenreife Hülse

Zeitraum ab. Für die Samengewinnung die ersten kräftigen Hülsen an der Pflanze ausreifen lassen und für die Küche erst die folgenden Hülsengenerationen pflücken (vor allem in höheren Lagen ist dies wichtig, da spätere Hülsen nicht immer bis zur Samenreife gelangen). Wer die einzelnen Pflanzen

besser beurteilen will (Frohwüchsigkeit, Er-

trag) sollte einen weiteren Pflanzabstand wählen als beim Anbau für die Gemüsenutzung, sodass die Pflanzen nicht durchein-

ernten und 2-3 Wochen an einem luftigen

warmen Ort nachtrocknen lassen (nicht in

der Sonne oder in zu großer Hitze): Dies ist einerseits ein weiterer Trocknungsschritt,

andererseits ein Nachreife-Prozess, der die

Keimfähigkeit der Bohnen deutlich erhöht.

Die Bohnen dann auslösen, wenn die Hülsen

so trocken sind, dass sie leicht gebrochen werden können. Die Bohnen sind gut lagerfähig, wenn sie mit dem Fingernagel nicht mehr eingeritzt werden können. Ist dies beim Auslösen noch nicht der Fall, die Bohnen noch einmal nachtrocknen.

ander wachsen: Nur eine Pflanze pro Stütze oder die Bohnen entlang eines Rankgitters anbauen. Pflanzabstände für Stangenboh-

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Die Gartenbohne ist ein Beispiel für eine fast

100m. Pflanzabstände für Buschbohnen: in

können in allen erdenklichen Tönen gefärbt

den Anbau an Stangen (in der Schweiz nennt man sie Stickeln) kommt es nicht sehr dar-

auch bei den Hülsen gibt es verschiedene

Reihenabstand

unüberschaubare Sortenvielfalt: Ihre Samen

der Reihe ı5cm, Reihenabstand 4ocm. Für

sein, seies einfärbig oder gescheckt, sie können groß oder klein, flach oder kugelig sein,

nen: in der Reihe 4ocm,

auf an, ob man nun 2, 4 oder gar 10 Bohnen

um einen Stange anordnet. Die Ernte bleibt stets in etwas dieselbe, da sie abhängig von

Nahrungsangebot und Licht ist. Ideal ist, die

Stangenbohnen bei 2m Höhe abzuschneiden - entsprechend wird dann die Verzweigung der Pflanzen gefördert, die dann wieder Bohnen in guter Pflückhöhe trägt.

Samenernte

Farben: grüne Hülsen, gelbe („Wachsboh-

nen“), blauhülsige und geflammte Sorten. Bei den flachhülsigen Formen werden die Schwertbohnen von geligen Samen, die nen, unterschieden, flachovalen-ovalen

den Perlbohnen mit kusich deutlich abzeichwährend die Sorten mit Querschnitten meist als

„Flageolettbohnen“ bezeichnet werden. Verschiedene Sorten sind gänzlich verschiedenen Witterungseinflüssen angepasst und

Die Bohnen sind reif, wenn sich die Hülsen an der Pflanze deutlich verfärbt haben und

schließlich haben Menschen viele verschiedene Zuchtziele angestrebt: Reifezeit, Fa-

kann es sein, dass Sorten mit längerer Kulturdauer nicht mehr zur Samenreife gelan-

nur einige zu nennen.

brüchig und trocken sind. In höheren Lagen

denlosigkeit, Verwendung als zarte, grüne Fisole, Verwendung als Trockenbohne, um

Hülsenfrüchtler

Weitere allgemeine Auslesekriterien sind: > ganze Pflanze: Anpassung an die jeweiligen Anbaubedingungen (Tageslänge, Temperatur), Reifezeit (Frühreife), gesundes und

kräftiges Laub, das lange an der Pflanze

bleibt; Höhe der Pflanze, Widerstandsfä-

higkeit der Pflanze gegen Krankheiten und Schädlinge, kräftige Bewurzelung (hohe Symbioseaktivität mit den Knöllchenbakterien)

> Hülse: hohe Zahl an angesetzten Hülsen,

guter Geschmack, Fadenlosigkeit, Dickfleischigkeit, Zartheit, Länge und Breite der Hülsen, Anzahl der Bohnen pro Hülse,

Bohnengröße > Samen: sortentypische Form und Farbe > Buschbohnen: keine „Ranken“bildung, gute Beerntbarkeit der Hülsen, gleichzeitige Pflückreife > vor allem Stangenbohnen: „Remontierfähigkeit“ d.h. das Ansetzen neuer Hülsen nach dem Pflücken für eine weitere Ernte > Verwendungszweck: z.B. Mischkultur mit Mais: Schwachwüchsige Stangenbohnen, die gleichzeitig mit dem Mais abreifen („Reiserbohnen“)

Die für die Saatgutgewinnung auserlesenen Pflanzen mit einem Bindfaden markieren, da die Pflanzen bei der Samenernte nicht mehr beurteilt werden können.

Die Brennfleckenkrankheit (Pilz: Colletotrichumlindemuthianum) befällt hauptsächlich Buschbohnen, die meisten Stangenbohnensorten erkranken nicht. Schadbild: Sowohl Blätter als auch Stängel, Hülsen und Samenkörner können von der Krankheit befallen werden. Es entstehen braune Flecken,

die dunkel oder rötlich umrandet und etwas in das Gewebe eingesunken sind. Feuchte Witterung fördert die Ausbreitung und Intensität der Krankheit. Vorbeugung und Behandlung: Befallenes Saatgut nicht weiter verwenden. Nach einern Befall eine mindestens 3-jährige Anbaupause einhalten, befallenes Bohnenlaub vernichten oder gut kompostieren. Die Fettfleckenkrankheit (Bakterium Pseudomonas syringae) ist eine Bakterienkrankheit. Schadbild: Sie verursacht an Blättern,

Stängeln

und

Hülsen

„Fettfle-

cken“: glasige Stellen, die sich ausdehnen. Stangenbohnen werden seltener befallen. Das Bakterium kann bei der Saatgutreinigung von befallenen auf gesunde Samen übertragen werden. Gegenmaßnahmen: Nur gesundes Saatgut verwenden, Pflanzen

nicht zu dicht anbauen, feuchte Lagen mei-

den. Befallene Pflanzen aus dem Bestand entfernen, bei Befall einer Fläche erst nach drei Jahren wieder Bohnen anbauen. Auch

Von den Krankheiten, die im Bohnenanbau

die Bohnenblattlaus kann die Gartenbohne befallen (> Ackerbohne). Unter den Viruserkrankungen hat der gewöhnliche Bohnenmosaikvirus die größte Bedeutung. Er wird meist von Blattläusen

auftreten können, sind einige samenbürtig: Die bedeutendsten davon sind Brennfle-

menbürtig sein. Schadbild: Aufhellung der

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

ckenkrankheit, Fettfleckenkrankheit und Virosen. Auch der Speisebohnenkäfer kann mit dem Saatgutübertragen werden. Deran Stangenbohnen auftretende Bohnenrost (Pilz Uromyces appendiculatus) ist nicht saatgutbürtig. Schadbild: im Frühjahr weiße, im Sommer rostbraune Pusteln auf Blättern,

Stängeln und Hülsen. Vorbeugung und Behandlung: Befallene Pflanzen nicht auf den Kompost geben, Desinfektion der Bohnenstangen.

übertragen, ein Befall kann aber auch saBlätter, später entsteht ein deutliches hell-

und dunkelgrünes Mosaik. Die dunkelgrünen Blattpartien sind blasig aufgewölbt. Infektionen zum Zeitpunkt der Hülsenausbildung wirken sich nicht mehr auf den Ertrag aus, das Virus kann

trotzdem

mit dem

Samen weiter übertragen werden. Gegenmaßnahmen: Virusverdächtige Pflanzen aus dem Bestand entfernen, sorgfältige Blattlausbekämpfung.

Handbuch Samengärtnerei

meisten gefürchtete tierische ist der Speisebohnenkäfer (Acanobtectus). Der Lagerschädling geamerikanischen Hilfslieferungen 2. Weltkrieg nach Europa. Der

Samen legen. Dies kann noch an der Pflanze

erkennen ist ein Befall durch kreisrunde Fraßstellen im Bohnensamen. Er verträgt

Hülsen nicht zu lange an der Pflanze belas-

Der am Schädling thoscelides langte mit nach dem

Käfer ist schwarzbraun und 3-5 mm lang. Zu

keine tiefen

Temperaturen, in Speisekam-

mern oder im Saatgutlager fühlt er sich hingegen auch im Winter wohl und befällt ein Bohnenkorn nach dem anderen. Ein Erstbefall findet meist statt, indem die Weibchen

ihre Eier durch aufgeplatzte Hülsen an die

geschehen oder auch, wenn die bereits geernteten Hülsen zum Nachtrocknen auflie-

gen. Die Larven fressen sich dann in den Bohnensamen hinein. Gegenmaßnahmen:

Kein befallenes Saatgut aussäen, die reifen sen, Trocknen der Hülsen unter einem Vlies,

Lagergefäße dicht verschließen, Saatgut trocken, kühl (unter 12°C) und sauber lagern.

Befallenes Saatgut für 14 Tage in der Tief-

kühltruhe bei -20°C einfrieren. Die Bohnen müssen dafür gut getrocknet sein, sonst ver-

lieren sie ihre Keimfähigkeit.

Kultur- und Züchtungsgeschichte

> Jedes Böhnchen ein Tönchen?

Bohnen wird nachgesagt, dass sie schwer verdaulich sind. Vielleicht ist das ein Grund, warum sie in den Rankings der beliebtesten Gemüse kaum vorkommen. Zu unrecht, denn die eiweißreiche Bohnenkost bedarf nur der richtigen Zubereitung, damit das Sprichwort vom Böhnchen mit Tönchen sich nicht bewahrheitet. Kulturen mit hülsenfrüchtereicher Kost haben gelernt, damit umzugehen. Eine der wichtigsten Regeln der bäuerlichen Kost ist, Bohnen nie mit Salz oder

Säure (z.B. Essig, Tomaten) zu kochen, denn dies verhindert das Garwerden und macht die Bohnen unverdaulich. Bohnen stets einweichen (Wasser dann wegschütten) und danach in ungesalzenem Wasser, eventuell mit Kräutern, garkochen. Salz oder säurehältiges Gemüse zugeben, wenn die Bohnen gar sind. Dadurch wird der Garprozess gestoppt, die Bohnen zerfallen bei der weiteren Zubereitung nicht. Wenn Bohnengerichte häufig genossen werden, beginnt sich auch die Verdauung daran zu gewöhnen! Auch durch die Zugabe des aromatischen Bohnenkrauts (Satureja hortensis und Satureja montana) können Bohnengerichte leichter bekömmlich werden. Die in ihnen enthaltenen ätherischen Öle entfalten eine sanfte verdauungsstärkende Wirkung.

Die Wildformen der Gartenbohne sind in Mittel- und Südamerika zu finden: von Mexiko über Costa Rica bis Kolumbien und

Zentralargentinien. Die Gartenbohne wurde

im 16. Jahrhundert aus Zentralamerika zunächst nach Spanien gebracht, ab 1534 kann

sie für Deutschland nachgewiesen werden, da aus dieser Zeit erste Abbildungen vorliegen. Zunächst wurde sie jedoch - wie viele neuweltliche Kulturpflanzen - als Kuriosität

behandelt und erfuhr erst im 17. Jahrhundert

weite Verbreitung. In den wenigen Jahrhunderten der Bohnenkultur in Europa entstand eine enorme Vielfalt an regionalen Bohnentypen. Dies ist dadurch erklärbar, dass am

Samen Färbung und Zeichnung sehr auffallend sind und stark variieren können: Schon

durch geringfügige natürliche Mutationen

können neue Farben und Muster entstehen,

die von den Gärtnerinnen und Gärtnern auf-

grund ihrer Attraktivität häufig ausgelesen

wurden. Buschbohnen wurden aus Stan-

genbohnen gezüchtet. Eine Eigenschaft, die ab den 1940er Jahren verstärkt züchterisch

ausgelesen wurde, ist die Fadenlosigkeit.

Köchen und Köchinnen sind die Fäden in den Hülsen unlieb, für die Pflanze sind sie wichtig, da die Fäden das Stützgerüst der Hülse sind.
Feuerbohne, Prunkbohne,

Käferbohne

(Phaseolus coccineus)

unter der Erde (hypogäische Keimung) im Gegensatz zur Gartenbohne, die ihre Keim-

blätter über die Erde hebt (epigäische Kei-

mung). Feuerbohnen sind weniger formenreich als Gartenbohnen; es gibt jedoch auch buschförmig

wachsende

Sorten,

Zierpflanzen angebaut werden.

die als

Was Sie brauchen: > mindestens 10 gesunde, reich

tragende Pflanzen

> Klima, das ein Ausreifen der Bohnen

bis zur Samenreife ermöglicht

Bestäubungsbiologie Feuerbohnen sind Fremdbefruchter, dievon

Insekten - hauptsächlich Honigbienen und Hummeln - bestäubt werden. Verschiedene

Sorten verkreuzen sich mit großer Sicherheit. Im kleinparzelligen Anbau müssen verUmgangssprachlich werden Feuerbohnen oft als Stangenbohnen bezeichnet. Diese Bezeichnung entspricht zwar ihrer Wuchs-

schiedene Sorten daher mindestens im Abstand von ı5om kultiviert werden. Sind keine natürlichen Barrieren wie Hecken, hohe Pflanzen oder Häuser vorhanden,

eine eigene Art ist. Ihr richtiger Name, Feu-

Selten, aber doch können sich Feuerbohnen

form, ist aber botanisch nichtrichtig, da sie erbohne, rührt wohl von den feuerroten Blü-

ten vieler Sorten her. Es gibt aber auch Sorten mit weißen, rotweißen oder lachsfarbi-

gen Blüten. Die langen, stets grünen Hülsen der Feuerbohne sind derb und etwas rau. Feuerbohnen sind wüchsig, robust, wenig

anspruchsvoll an die Witterung und aufgrund ihrer leuchtenden Blütentrauben auch als Zierpflanze interessant. Als Sommerbegrünung können sie bei Gartenlauben, schattigen Sitzplätzen oder entlang von Zäunen gepflanzt werden. Feuerbohnen werden meist als Trockenbohne gegessen, die jungen Hülsen können wie Fisolen zubereitet werden, rechtzeitig geerntet sind sie sehr geschmackvoll. Auch die Blüten sind essbar. Außer im Erscheinungsbild unterscheidet sich die Feuerbohne von der Gartenbohne auch in ihrem Keimverhalten: Bei der Keimung bleiben die Keimblätter

müssen soom Abstand eingehalten werden.

als männliche Partner mit Gartenbohnen als

weibliche Partner verkreuzen. Einige der weißblütigen Sorten können sich auch selbst bestäuben. Im heißen Sommer 2003

gab es in vielen Regionen Mitteleuropas aufgrund der großen Hitze starke Ernteausfälle, da Feuerbohnen bei hohen Temperaturen zwar blühen, aber keine Hülsen ansetzen.

Samenbau Feuerbohnen haben geringere Temperaturansprüche als ihre Verwandte, die Garten-

bohne. Sie können bereits ausgesät werden, wenn der Boden 8-10°C hat, lieben kühl-

feuchtes Klima und gedeihen daher in Höhenlagen besser als die Gartenbohne. An heißen Standorten gedeihen die Feuerbohnen nicht gut. Feuerbohnen sind starkwüchsige Pflanzen, die ein hohes Rankge-

Hülsenfrüchtler

rüst benötigen. Selten kommen auch nicht rankende, buschig wachsende Formen vor.

Da Feuerbohnen mehrjährig sind, aber unsere kalten Winter nicht im Freien überstehen, können sie mit ihren kräftigen Pfahl-

wurzeln im Herbst ausgegraben und wie Dahlien im Keller überwintert werden. Im Folgejahr nach den letzten Frösten ausge-

pflanzt, sind sie früher beerntbar als die

frisch gesäten Pflanzen.

Samenernte

Da die Feuerbohnen eine längere Reifezeit haben als Stangenbohnen, müssen jeden-

falls die ersten angesetzten Hülsen zur Samenernte an der Pflanze belassen werden.

Für den Frischverzehr erst die später angesetzten Hülsen beernten. Es empfiehlt sich jedoch, einige Pflanzen für die Vermehrung zu reservieren, denn wenn die ersten Samen abgereift sind, hört die Pflanze auf zu blü-

hen. Die Samen können geerntet werden,

wenn sie in der trockenen Hülse deutlich „rasseln“. Alle weiteren Angaben >Gartenbohne. Die Farbe der Samen ist violett bis rotbraun in verschiedenen Abstufungen,

mit dunklerer Marmorierung und Scheckung, auch rein weiße, hellgrüne schwarze Samen kommen vor.

und

Sortenmerkmale und Auslesekriterien >Gartenbohne.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Feuerbohnen sind in der Regel robuster als Gartenbohnen. Speisebohnenkäfer und Bohnenrost können Feuerbohnen aber gleichermaßen befallen. >Gartenbohne.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die drei wilden Unterarten der Feuerbohne wachsen in den kühl-feuchten Bergregionen

Die Hülsen der Feuerbohnen

sind rau und

nur jung als Fisolen zu verwenden.

von Nord-Mexiko bis Panama auf einer Mee-

reshöhe zwischen 1000 und 3000m. Sowohl

Wild- wie auch die Kulturformen sind dort mehrjährig. Sie gelangte später als die Gar-

tenbohne - erst Mitte des 17. Jahrhunderts nach Europa. In Paris wurde sie angeblich sehr rasch als Schnittstaude für Sträuße und Girlanden geschätzt. Seit etwa 1654 hat sich

die

Feuerbohne

infolge

ihrer

geringen

Krankheitsanfälligkeit, Robustheit und An-

passungsfähigkeit über ganz Europa ausgebreitet. Das Hauptanbaugebiet liegt in Mittel- und Nordeuropa, wo sie als Nutz-

und Zierpflanze angebaut wird. In Südeuropa und in Nordafrika wird sie seltener kultiviert. Dank ihrer geringeren Wärmeansprüche als Phaseolus vulgaris kann sie noch im Süden Norwegens und in Südtirol in Gärten bis 1200m Meereshöhe abreifen. €

140

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Handbuch Samengärtnerei

> Südschweizer „Fasöi dalla minestra

da Dumega“

Aus dem südschweizerischen Puschlav stammt diese Sorte, die in der Schweiz noch aus anderen Landesteilen bekannt ist. Die reifen Kerne, eine Mischung weißer und violett-schwarz gesprenkelter Samen, dienten im Puschlav als Beilagen für Gerstensuppen. Erstere blühen rot, letztere weiß. Feuerboh-

nen waren in der Schweiz offenbar stets verbreitet, brachten aber keine eigenständige kulinarische Tradition hervor wie in der Steiermark, obwohl der Anbau in vielen Ge-

bieten problemlos gelingt.

> Steirischer Käferbohnensalat In der Steiermark heißen die Feuerbohnen „Käferbohnen“ und genießen gemeinsam mit den Steirischen Ölkürbissen den Status eines steirischen Nationalgemüses. Für den Steirischen Käferbohnensalat braucht es beide Zutaten. Doppelt steirisch sozusagen. Käferbohnen weich kochen, abkühlen lassen, Zwiebel, Schwarzen

Rettich und eventuell

gekochtes Rindfleisch in feine Scheiben schneiden und zugeben, salzen und pfeffern und mit Essig und Kürbiskernöl anrichten. Der Anbau der Käferbohnen war bis in die 1990er Jahre in der Steiermark stark rückläufig. Bis regionale Bauern den kombinierten Anbau von Mais und Feuerbohnen neu eingeführt haben, was eine schnelle maschinelle

Beerntbarkeit der Bohnen ermöglicht. Zu-

sammen mit einer funktionierenden regionalen Vermarktung der Käferbohne als typisches Produkt der Region wurde so der Anbau wieder interessant. Käferbohnensalat mit schwarzem Rettich und Kernöl ist heute wieder salonfähig.

=

;

-

Feuerbohnen blühen feuerrot, weiß oder rosarot.

Hülsenfrüchtler

142

|

Handbuch Samengärtnerei

> Für Experimentierfreudige: unbekanntere

Bohnenarten

Neben der Gartenbohne und der Feuerbohne

gibt es noch zahlreiche weitere Bohnen, die

im Hausgarten eine Bereicherung sein können. In wärmeren Ländern der Erde werden sie als wichtige Gemüsekulturen genutzt. Aufgrund ihres höheren Wärmebedarfs konnten sie sich bislang in Mitteleuropa nicht durchsetzen. Viele dieser Bohnen sind

bei uns relativ unbekannt, verdienen aber

mehr Aufmerksamkeit, da sie als Zierpflanzen, Bodendecker oder für extravagante Gerichte oder Keimsprossen Verwendung finden können. Blüten und Hülsen der Helmbohnen sind eine farbprächtige Zierde, die wunderschönen Samen der Mondbohne eignen sich als Spielsteine, die Blüten der Au-

genbohne verströmen einen herrlichen Duft, die Spaghettibohnen bilden lange, ihrem Namen gerecht werdende Hülsen und die jungen Hülsen der Spargelerbse schmecken, wie der Name sagt, nach Spargel.

Was Sie brauchen: > 10 schöne Pflanzen > für windende Sorten: Rankschnüre oder Rankgerüst > für die meisten Arten: Gewächshaus oder Weinbauklima oder einen (besonders) warmen Sommer

Bestäubungsbiologie Die genannten Arten können sich untereinander nicht verkreuzen. Sehr wohl aber können sich einzelne Sorten einer Art untereinander verkreuzen, wenn sie nicht voneinan-

der isoliert angebaut werden. Für eineräum-

liche Isolation mindestens ısom Abstand

einplanen, oder ganze Pflanzen oder einzelne Blüten mit einem Vlies isolieren. > Helmbohne: Selbstverträglicher Fremdbestäuber. Die großen Blüten locken viele

Insekten an. Durch Isolation oder Einsacken der Blüten mit Teefiltern kann man die Sortenreinheit garantieren. > Mondbohne: Selbstverträglicher Fremdbestäuber, Verkreuzungen seltener als

bei Feuerbohnen, werden gerne von Honigbienen besucht. > Augenbohne und Spaghettibohne: Selbstbefruchtung. Da sie von Honigbienen besucht werden, ist mit einer geringen Fremdbestäubung zu rechnen. Die Blüten verströmen einen herrlichen Duft. > Mungbohne: Selbstbefruchtung, Fremd-

bestäubung durch Insekten kommt äußerst selten vor. > Spargelerbse: Überwiegend Selbstbefruchtung, Fremdbestäubung durch Insekten

(Honigbienen) kann vorkommen.

Samenbau Bei allen Bohnen empfiehlt sich in Regionen außerhalb des Weinbauklimas eine Vorkul-

tur mit Aussaat Mitte April bis Anfang Mai und ein Auspflanzen nach den letzten Frösten. Bei allen Arten haben einzelne Sorten sehr unterschiedliche Wärmeansprüche. Die Samen der Mondbohne und der Helmbohne reifen meist ab Ende August. Augenbohne, Spaghettibohne und vor allem die Mungbohne benötigen einen besonderslangen Sommer zum Ausreifen. Wenn die Kultur einer Sorte einer Kulturart nicht gelingt, weil die Samen nicht mehr zur Abreife gelangen, lohnt es sich daher auch andere Sorten auszuprobieren. Nur die Kultur der Mungbohne gelingt in Mitteleuropa nahezu ausschließlich im Gewächshaus. Klimatisch

weniger anspruchsvoll ist die Spargelerbse. Bei den meisten Bohnen gibt es buschig wachsende und windende Formen.

Hülsenfrüchtler

Samen

der verschiedenen

Bohnenarten

Helmbohne, Hyazinthenbohne

Mondbohne, Limabohne

Dolichos lablab

Phaseolus lunatus

Augenbohne, Kuherbse Vigna unguiculata ssp. unguiculata

Spargelerbse, Flügelerbse Tetragonolobus purpureus

Mungbohne Vigna radiata

144

Handbuch Samengärtnerei

Samenernte Die Hülsen ernten, wenn sie trocken und

brüchig und - bei den meisten Arten braun sind. Die Hülsen der Augenbohne,

der Spaghettibohne und der Mungbohne springen leicht auf, daher behutsam und kurz vor der Vollreife ernten und nachreifen lassen. Die Hülsen der Helmbohne hingegen lassen sich nicht leicht ausdreschen und werden am besten händisch geöffnet. Ernte und Trocknung der Bohnen > Gartenbohne. Sortenmerkmale und Auslesekriterien Die Blüten der Helmbohne sind purpurfarben, weiß, gelb oder rosa und stehen traubenförmig.

> Helmbohne Kulinarium

-

In unseren Gärten ist die Zier-Nutzung der Helmbohne wahrscheinlich die reizvollste. In jenen Ländern, in denen sie am häufigsten

kultiviert wird, ist die Speisenutzung die

bedeutendere, teilweise wird sie auch zu

Futterzwecken angebaut. In Indien ist die direkte Verwertung der grünen Hülsen und unreifen Samen verbreitet, ferner spaltet

man die Helmbohnen zu „Dhal“. In Indonesien werden auch Blüten als Gemüse gegessen. Die reifen Samen können ein cyanhaltiges Toxin enthalten und sollten deswegen gewässert und gekocht werden. Häufig werden die Bohnen auch eingeweicht und zum Keimen gebracht, dann getrocknet und bis zum Verbrauch gelagert. Sie werden dann als Gemüse oder Mehl verzehrt. Geschält werden sie zu einer Paste verrieben, die dann nach kräftigem Würzen gebraten wird. In Ägypten gibt es ein spezielles Gebäck, „Tauniah“, das aus Helmbohnen-

oder Puffbohnen-Mehl hergestellt wird. Auch geröstete Körner werden verzehrt, ebenso

der dicke Wurzelstock. Helmbohnen spielen auch in der traditionellen Medizin der Hauptanbauländer eine bedeutende Rolle.

> > > >

Bei den meisten der genannten Bohnen sind bei uns selten Sortenbezeichnungen bekannt. In den Hauptanbaugebieten gibt es eine große Formenvielfalt. Für alle Formen können die bei der Gartenbohne genannten Auslesekriterien beachtet werden (> Gartenbohne). Darüber hinaus: Anpassung an mitteleuropäische Kulturbedingungen (Tageslänge, Temperatur) Frühzeitigkeit Kältetoleranz Zartheit der Hülsen

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Alle genannten Bohnen (außer die Spargelerbse) kann der Bohnenkäfer befallen (> Gartenbohne). Die Mondbohne, die Spargelerbse und die Helmbohne sind relativ robust. Wir haben bislang keine Krankheiten und Schädlinge beobachtet. In den Herkunftsländern der einzelnen Pflanzen treten jedoch verschiedene Krankheiten und Schädlinge auf. Da die Augenbohne, die Spaghettibohne und die Mungbohne wegen ihrer Wärmebedürftigkeit oft im Gewächs-

haus kultiviert werden, kommt es nicht sel-

ten zu einem Befall mit Spinnmilben. Vorbeugend: Gewächshaus gut lüften, Pflanzen gut wässern. Behandlung: Gezielter Einsatz

von Nützlingen (Raubmilben).

Blüten der Spaghettibohne

Die Hülsen der Spargelerbse haben vier Längsrippen („Flügel“), die symmetrisch um die Hülse angeordnet sind.

Die Hülsen der Mondbohne

enthalten meist nur 1-3 Samen.

47

Hülsenfrüchtler en

Kultur- und Züchtungsgeschichte Über die Heimat der Helmbohne gehen die Meinungen auseinander. Einerseits wird angenommen, sie stamme aus Ostafrika, denn

hier findet sich die wilde Unterart. Andererseits stammen die ältesten (prähistorischen) Funde vom

indischen Subkontinent, wo

auch eine große Formenmannigfaltigkeit zu finden ist und die Pflanze häufig angebaut wird. Mondbohnen haben ihren Ursprung in Mittelamerika (Mexiko, Guatemala) und Südamerika (Peru, Ecuador) und wurden wohl zweimal domestiziert. Die wild wachsende Mondbohne war eine wichtige Nah-

rungspflanze lokaler Indianerstämme, deren Wurzel sie auch medizinal nutzten. Spanier und Portugiesen brachten auch diese Bohne nach Europa, später nach Asien und Afrika. Die Augenbohne ist eine der traditionellen Bohnenarten der Alten Welt. Ihre Heimat liegt in Afrika südlich der Sahara. Die „phase(o)lus“ genannte Augenbohne war

die Bohne der Griechen und Römer. Um 1250

hat Albertus Magnus - Dominikanermönch und Naturforscher - eine gute Beschreibung von ihr gegeben. Nach der Einführung der neuweltlichen Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) wurde der Name Phaseolus auf diese Artübertragen - eine Quelle zahlreicher Verwechslungen. Die Spaghettibohne dürfte in Südostasien gezüchtet worden sein. Die wilde Mungbohne (var. sylvestris) wächst im Norden des indischen Bundesstaates Maharashtra. Archäologische Funde dokumentieren in Indien eine Nutzung seit 3500-3000 v.Chr.

Die Spargelerbse wächst wild in Ländern des Mittelmeerraums bis Transkaukasien. In

Deutschland wird sie seit dem ı7. Jahrhundert kultiviert. In Indien, Bangladesch, Indonesien, Burma und Neuguinea wird sie

als Speisepflanze in vielen Hausgärten kultiviert. €

148

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Handbuch Samengärtnerei Was Sie brauchen: > mindestens 10 gesunde,

> Puffbohne,

reichtragende Pflanzen

Ackerbohne,

Pferdebohne, Saubohne,

Bestäubungsbiologie Bei der Ackerbohne kann sowohl Fremd-, als auch Selbstbefruchtung vorkommen. Die meisten Sorten sind allerdings Selbstbefruchter. Da sie gerne von Insekten besucht

Dicke Bohne (Vicia faba)

werden,

NZ 8

kommen

Verkreuzungen

relativ

häufig vor. Daher Isolierabstände von ısom einhalten oder die Pflanzen mit Käfigen isolieren. Ackerbohnen haben weiße, selten

purpurrote Blüten mit kleinen, schwarzen Tupfern am Grund der Kronblätter. Samenbau Die Ackerbohne verträgt tiefere Temperatu-

ren (je nach Sorte bis zu -8°C) als Gartenbohnen oder Erbsen und kann in den meis-

ten Lagen ab Mitte Februar|Anfang März gesät werden. Erträge und Pflanzengesund-

Die Ackerbohne ist eine sehr alte Eiweißpflanze, die im Nahen Osten bereits seit dem

späten Neolithikum angebaut wurde. Sie hat einen festen Stängel und einen aufrechten Wuchs. Meist wird pro Pflanze ein Stängel ausgebildet, es existieren jedoch auch mehrtriebige Formen. Die Variabilität ist groß, für verschiedenste Gebiete und Nutzungsrichtungen wurden unterschiedliche Formen und Sorten gezüchtet. Es werden vor allem anhand ihres Tausendkorngewichtes verschiedene Varietäten der Ackerbohne unterschieden:

> die kleinkörnige, var. minor (Ackerbohne,

Taubenbohne). Nutzung meist als Kraftfutter für Vieh > die mittelgroße var. equina (Pferdebohne, Saubohne) > die großkörnige, var. faba (Puffbohne,

Dicke Bohne). Nutzung der grünen

Bohnen als Gemüse und der ausgereiften,

getrockneten Bohnen.

heit sind bei frühen Aussaaten besser. Pflanzabstände: in der Reihe 15-20cm, Reihenabstand: 50-60cm. Die unteren Hülsen

sind meist größer und enthalten keimkräftigere Samen. Bei zu hohen Temperaturen

setzt die Ackerbohne keine Hülsen mehr an, in der Blütezeit hat sie einen besonders hohen Wasserbedarf. Samenernte Die

Hülsen

werden

geerntet,

wenn

sie

schwarz geworden sind. Bei einigen Sorten springen die Hülsen beim Abreifen auf.

Meist können die Hülsen an der Pflanze trocknen. Bei anhaltend feuchtem Wetter auch die halbreifen Hülsen ernten und an einem trockenen Ort nachreifen lassen. Die Bohnen von Hand auslösen oder vor-

sichtig ausdreschen. Die Kerne können sehr unterschiedlich gefärbt sein, überwiegend sind in Europa braune und grüne Formen verbreitet. Es gibt jedoch auch rot-braune, schwarze und lila Formen.

149

Hülsenfrüchtler

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > ganze Pflanze: Frühzeitigkeit, Wuchshöhe und Einheitlichkeit des Bestandes; gute

Wurzelausbildung (Standfestigkeit), Widerstandsfähigkeit gegen Krankheitsbefall, kein Virusbefall, gleichzeitige Abreife der Hülsen

> Hülsen: Hülsenzahl pro Pflanze, Bohnenzahl pro Hülse, Bohnengröße und -farbe,

guter Geschmack, aufrechte oder hän-

gende Hülsen, fest schließende Hülsen

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Es können einige Keimlings- und Fußkrankheiten auftreten. Besonders anfällig sind vorgequollene Samen oder im Warmhaus getriebene Setzlinge, die in zu kalte Böden gebracht werden. Generell gilt: Für zügiges Wachstum sorgen, Saatgut nicht vorquellen, in der Fruchtfolge nicht nach Erbsen oder Gartenbohnen

stellen, so früh wie

möglich aussäen. Häufigste Plage ist der Befall mit der Schwarzen Bohnenblattlaus (Aphis fabae). Befallene Triebspitzen frühzeitig ausbrechen. Wichtigste Vorbeugemaßnahme ist eine frühe Aussaat, bei geringem Befall Rhabarbertee spritzen; bei starkem Befall können Pyrethrum-Mittel oder andere biologische Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Blattläuse übertragen Virosen, die sich

durch einen verkrüppelten Wuchs der Pflanzen bemerkbar machen. Die Ausscheidungen der Blattläuse fördern die Ansiedlung von Schwärzepilzen und das Auftreten der Schokoladefleckenkrankheit. Befallene Pflanzen keinesfalls weitervermehren. Die

Schokoladenfleckenkrankheit (Pilz: Botrytis

fabae) zeigt sich durch zahlreiche, bis etwa 5 mm große, schokoladenfarbige Flecken,

die oft ein helles Zentrum aufweisen. Der Pilz infiziert Pflanzen nur bei hoher Luftfeuchtigkeit. Tief liegende, vom Wind geschützte, dichte Bestände sind besonders

Die ‚Großbohne vom Lötschental‘ blüht weiß mit schwarzen

Flecken.

>» Oststeirisches Ritschert Basis dieses deftigen Eintopfes sind Rollgerste, Hirse und Puffbohnen. Geselchtes

Schweinefleisch oder gebratenes Gänsefleisch oder so genanntes Kachelfleisch (Füße, Ohren, Schädel, Stelzen) werden

mitgekocht. Suppengrün, Salz, Pfeffer, Knoblauch, Zwiebel, Essig und viele Kräuter

geben die nötige Würze. Das Gericht soll nicht suppig sein, sondern im Ofen zu körnig weicher Substanz ausdünsten.

Archäologische Funde in den ehemaligen Stollen des Bergwerkes Hallstatt zeigen, dass die Puffbohne mit Hirse und Gerste gekocht bereits die Hauptnahrung der Althallstädter Bergleute waren. Das steirische Ritschert stimmt mit diesen Funden so gut überein, dass man den Schluss wagen könnte, es handle sich um eine drei Jahrtausende alte Kochtradition. (Aus: Arche Noah 2001: Gemüse Inkognito)

Handbuch Samengärtnerei

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Wildform der Ackerbohne ist unbekannt, sie wurde vermutlich im Nahen

Osten oder östlichen Mittelmeergebiet in Kultur genommen. Die ältesten Funde der

Ackerbohne

(Israel)

stammen

aus

dem

7. Jahrtausend v.Chr. In Mitteleuropa wurde

sie erst im letzten Abschnitt der Bronzezeit

eingeführt, in der Jungsteinzeit baute man

als Hülsenfrüchte nur Erbsen und Linsen Puffbohne mit Schlupfloch des Pferdebohnenkäfers

gefährdet. Der Pilz überwintert auf befallenen Pflanzenteilen im Boden. Diese relativ verbreitete Pilzkrankheit ist samenübertragbar, Pflanzen entfernen und entsorgen

(nicht auf den Kompost). Vorbeugung: Nicht zu dicht säen, früher Anbau.

Das samenübertragbare Ackerbohnenmosaikvirus wird von Blattläusen übertragen. Die Blätter zeigen eine mosaikartige Aufhellung. Sie stehen auffallend senkrecht und sind missgestaltet. Befallene Pflanzen entfernen: Das Virus ist auch auf andere Hülsenfrüchte übertragbar. Auch der Falsche Mehltau (Pilz: Peronosporaviciae) überdauert auf befallenem Pflanzenmaterial im Boden. Günstige Ausbreitungsbedingungen findet er bei 15-20°C.

Gefährdet sind nur Bestände, in denen sich

der Befall frühzeitig auszubreiten beginnt. Schadbild: Zunächst auf den unteren Blät-

tern, später überall, zeigen sich rötlich braune, unregelmäßig geformte Flecken,

auf der Blattunterseite ein heller Sporenbelag. Der Rost (Uromyces sp.) ist nicht samenübertragbar. Schadbild: Auf den Blättern und Hülsen befinden sich kleine braune Sporenlager. Die geernteten Samen auf einen Befall mit dem Pferdebohnenkäfer (Bruchus rufimanus) kontrollieren, befallene Bohnen ent-

fernen (> Gartenbohne).

an. Für das ı. Jahrtausend v.Chr. gibt esmeh-

rere Funde aus Österreich, Südwestdeutschland, der Schweiz und Ostdeutschland. Bis ins 16. und 17. Jahrhundert war die Acker-

bohne eine der wichtigsten Kulturpflanzen

und die „Bohne“ schlechthin. Erst mit der Ankunft der Gartenbohne wurde die Acker-

bohne zur Pferde- oder Saubohne degradiert. In einigen Gegenden Griechenlands, Süditaliens,

Portugals,

Großbritanniens,

Frankreichs und Norddeutschlands, aber auch in einzelnen Tälern Südtirols (Ultental) hat sich eine Nutzungstradition der Puff-

bohne erhalten. In Mitteleuropa wurde sie im Laufe des 20. Jahrhunderts als Speisebohne wieder entdeckt. €

|

Hülsenfrüchtler

> Erbse

(Pisum sativum)

der Hülse keine Pergamentschicht ausbilden. Die unreifen Hülsen sind besonders

zart, wenn die Samen erst im Ansatz entwi-

ckelt sind. Sie können roh oder gedünstet

verzehrt werden. Die Körner der Mark- und

Zuckererbsen bleiben im ausgereiften Zu-

stand beim Kochen hart. Diese Form kann noch weiter unterteilt werden: Hülsen ohne Pergamentschicht = gemeine Zuckererbse;

die Samen füllen die Hülse nicht ganz aus = Zuckerschwerterbse; die Hülsenwände sind besonders dick = Zuckerbrecherbse.

Was Sie brauchen: > 5o Pflanzen, aus denen Samen

der Markerbse

ausgelesen werden kann

> Rankgitter oder Reiser

> Erbsenkäferfreies Anbaugebiet (sehr selten)

Bestäubungsbiologie Erbsen sind relativ strenge Selbstbefruchter. Fremdbefruchtung durch Insekten (Hummeln und Bienen) kann jedoch vorkommen. Daher sollten einzelne Sorten mit einem Ab-

stand von ı5s m angebaut werden. Die Blüten

Samen

der Zuckererbse

Erbse ist nicht gleich Erbse: Es gibt Erbsen mit - in trockenem Zustand - runzligen

Samen, die so genannten Markerbsen (convar. medullare). Die Hülsen dieser Erbse haben wie die zweite Form, die Palerbsen,

eine Pergamentschicht. Markerbsen werden noch grün beerntet und ausgekernt. Im Er-

werbsanbau sind die Markerbsen die Tiefkühl- und Konservenerbsen. Die zweite Form, die Palerbsen (convar. sativum) haben

glattschaligen Samen, die gelb oder grün ge-

färbt und besonders stärkereich sind. Diese Erbsen, oft auch „Rollerbsen“ genannt, werden als Trockenerbse gekocht („Erbsensup-

pen-Erbsen“). Die dritte Form sind die Zuckererbsen (convar. axiphium), diemit Hülse gegessen werden, da sie auf der Innenseite

sind weiß-grünlich, rosa oder purpurrot bis violett gefärbt. Samenbau Für den Samenbau werden Erbsen nicht so dicht angebaut wie für die Speisenutzung - Aussaat in 20cm Abstand - die einzelnen Pflanzen können so besser beurteilt werden. Ein Rankgerüst oder Reiser anbieten. Palerbsen vertragen leichte Fröste und werden möglichst früh, beiBodentemperaturen um

2 bis 5°C, gelegt (März). Markerbsen und Zuckererbsen sind kälteempfindlicher und sollen erst bei Bodentemperaturen von 5 bis 8°C (ab April) gelegt werden. Auch für Erbsen gilt: je wärmer der Boden, umso rascher die Keimung. Jedoch alle Erbsensorten so früh wie möglich aussäen, damit die Pflanze im Kurztag möglichst lange wachsen kann.

Handbuch Samengärtnerei

Erbsen sind Langtagspflanzen: Die Blütenanlage wird durch lange Tage gefördert und durch kürzere Tage gehemmt. Werden Erbsen später ausgesät, sind die Temperaturen

während der Blüte oft bereits zu hoch. Steigen diese gar tagelang über 30°C, setzen sie keine neuen Hülsen an. Erbsen nicht nach sich selbst oder anderen Hülsenfrüchten anbauen. Am besten hat sich bewährt, einzelne Pflanzen als Saatgutträger auszusuchen. Die auserlesenen Pflanzen ausschließ-

lich für die Saatgutgewinnung heranziehen (die noch grünen Pflanzen mit einem Bindfaden markieren), Speiseerbsen von anderen

Pflanzen pflücken. In der Schweiz gibt es auch einige Wintererbsen- oder -kefensorten. Diese werden im September/Oktober gesät und überwintern als kleine Pflanzen. Sie können, müssen aber nicht mit Plastik-

hütchen oder Stroh geschützt werden. Die Winterkefe bei Pro Specie Rara verträgt Winter wie den von 2001/2002 mit ca. 6 Wochen zwischen o und -ı5°C problemlos. Die Ernte fällt so im folgenden Jahr ca. ı Monat

früher aus (Zürich: ab Mitte Mai) als bei Sommererbsen. Samenernte

Die Hülsen erst nach vollständiger Abreife ernten; sie müssen ganz trocken (brüchigknackig) sein. Da sie im Sommer relativ früh reifen, können sie an der Pflanze getrocknet

werden. Die Erbsen entweder händisch auslesen oder auf einer weichen Unterlage dreschen. Vorsicht: Die großen Samen können durch zu heftiges Dreschen leicht beschädigt werden. Wichtig ist nach dem Dreschen eine Kontrolle auf einen Befall mit Erbsenkäfern (diese nicht entkommen lassen!). Befallene Erbsen sind an einem kleinen, dunklen Fleck oder einem kreisrunden Loch zu erkennen; diese jedenfalls aussortieren. Ebenso die geernteten Erbsen auf die Sortenechtheit überprüfen (typische Farbe, charakteristische Nabelfärbung).

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Zunächst auf die Erhaltung sortentypischer Merkmale achten. Darüber hinaus können folgende Auslesekriterien beachtet werden: > ganze Pflanze: Reifezeit (Frühreife), Höhe der Pflanze, Widerstandsfähigkeit

der Pflanze gegen Pilzkrankheiten und

Virosen, kräftige Bewurzelung, gute

Standfestigkeit, gleichzeitige Abreife der Hülsen oder lange Beerntbarkeit > Hülse: guter Geschmack, Anzahl der Hülsen, Länge und Breite der Hülsen, Anzahl der Erbsen pro Hülse, Größe der Erbsen > Markerbsen: hier kann zusätzlich die Eignung der Sorten zum Tiefgefrieren und Konservieren eine Rolle spielen (auch nach dem Einlegen noch ansprechende Grünfärbung) Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Es ist im Erbsenanbau besonders wichtig,

große Anbaupausen einzuhalten, um allden erwähnten Krankheiten vorzubeugen. Empfehlung: mindestens 5 Jahre.

Bei anhaltender kühlfeuchter Witterung kann die Erbse Auflaufschwierigkeiten haben und dann anfälliger für pilzliche und bakterielle Krankheiten werden. Stauende Nässe und Luftmangel infolge von Verkrustungen des Bodens können derartige Schäden

fördern.

Alle

Maßnahmen,

die

ein

schnelles Auflaufen der Erbsen begünsti-

gen, und ein ausreichender Fruchtwechsel

wirken diesen Keimlingskrankheiten entge-

gen: offenes, sonniges Beet, hacken, keine

Stickstoffdüngung. Wahrscheinlich nicht saatgutbürtig sind der Falsche Mehltau (Peronospora pisi) und der Echte Mehltau (Erysiphe pisi). Auch Virosen wie Frühe Bräune (pea early browning virus) und das Blattrollmosaikvirus (pea seedborne mosaic virus) werden meist nicht über das Saatgut, sondern durch Blattläuse über-

Hülsenfrüchtler

tragen. Der Falsche Mehltau ist nur dann ertragsmindernd, wenn er bereits die jungen Pflanzen befällt. Er tritt besonders bei küh-

ler und feuchter Witterung auf. Schadbild:

Auf der Blattoberseite verursacht er gelbe Flecken, auf der Blattunterseite einen Spo-

renrasen.

Gegenmaßnahmen:

3-jährigen

Fruchtwechsel einhalten. Der Echte Mehltau tritt bei trockenem und warmem Wetter

und meist erst im Spätsommer auf, sodass

er in den seltensten Fällen Schäden verursacht. Schadbild: Er verursacht an der Blatt-

oberseite einen mehligen, weißen Belag. Im Spätsommer kann auch der Erbsenrost (Uromyces pisi) auftreten. Auch dieser ist nicht

saatgutbürtig. Der wichtigste tierische Schädling ist der bereits genannte Erbsenkäfer (Bruchus piso-

Südtiroler Gersterbsen

kann sich im Lager nicht weitervermehren und ist ein echter Freilandschädling. Ein Be-

In Südtirol wurden Erbsen (Palerbsen) früher in Mischkultur mit Gerste angebaut. Die über lange Zeit in dieser Mischkultur angebauten Sorten reifen gleichzeitig mit der

rum), der direkt den Samen schädigt. Er

fall mit Erbsenkäfern ist an einem kreisrunden Loch, das vor dem Schlüpfen der Larve

mit einer dünnen Haut verschlossen ist, zu

erkennen. Befallene Erbsen aussortieren. Auftreten kann auch der Erbsenwickler

(Laspeyresiannigricana). Der Erbsenwickler ist ein olivbrauner Schmetterling, der seine Eier auf die Unterseite der Laubblätter legt.

Die Larven fressen sich in die jungen Hülsen hinein, laben sich an den Erbsensamen und verschmutzen die Hülsen durch ihren

bräunlich-krümeligen Kot. Befallene Hülsen platzen oft auf. Er kommt vor allem bei Trockenerbsen vor. Vorbeugung: frühe Aussaat,

Anbau auf windoffenen Lagen, regelmäßig

Gerste ab, während

moderne Sorten länger

zum Abreifen brauchen und sich daher

für

diese Nutzung nicht eignen. Eine Bäuerin aus Altrei erzählt zu ihrer Erbsen-Lokalsorte, die ein gelbes Korn hat: „Und das sind Erbsen, ganz eine besondere Sorte. Die Erbsen, die

haben wir früher mit der Gerste mitgesät, (...) und das wurde auch mit der Gerste verwendet. Die Erbsen wurden mit der Gersten-

suppe mitgekocht.“ (Aus: Heistinger 2001)

Lötschentaler Erbsen

Hacken, Fruchtwechsel einhalten, Kultur-

Palerbsen wurden seit jeher auch im Alpenraum der Schweiz angebaut. Bekannt sind

An den Blättern kann vor allem bei warmem, trockenem Wetter der Erbsenblattrandkäfer (Sitona lineatus) Fraßschäden ver-

die ‚Sommer‘ oder ‚Lötschentaler Erbsen‘

schutzgitter verwenden.

ursachen. Der Käfer fliegt im Mai und Juni und frisst bogenförmige Löcher am Blattrand bis zu einer Pflanzenhöhe von ıocm.

Gegenmaßnahmen: für zügiges Wachstum sorgen. Weitere tierische Schädlinge wie die Grüne Erbsenblattlaus (Acyrtosiphon pisum);

aus Tälern des trockenheißen Wallis. Auch dort war die Hauptnutzung der höhentauglichen Sorten als Beilage zu Suppen. Es handelt sich bei diesen Sorten um heute in Vergessenheit geratene hoch wachsende Sorten. Unter wärmeren Anbaubedingungen werden sie bis zu 1,60m hoch, in Berglagen bis ca. 1,20m.

154

Handbuch Samengärtnerei

Die weißen Blüten der Schweizer Landsorte ‚Gommer‘ (Palerbse)

Thripse (Trips sp.) und die Erbsengallmücke (Cotrinia pisi) können ebenfalls Schäden hervorrufen. Von stark befallenen Pflanzen kein Saatgut nehmen. Sie sind in ihrem Wachstum gestört.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Erbsen waren ebenso wie Linsen bereits

Grundnahrungsmittel der ältesten Ackerbauern in Mitteleuropa. Gemeinsam mit Emmer,

Einkorn und gebietsweise Gerste

oder Hirse bildeten sie den Grundstock der

pflanzlichen Nahrungsmittel und zählen damit zu den ältesten Kulturpflanzen in Europa. Über Jahrtausende haben sich in verschiedenen Ländern die verschiedenen Erbsen-Gruppen entwickelt: In Asien wurden in erster Linie Zuckererbsen und Sorten mit zarten Trieben gezüchtet. Sorten mit essba-

ren Blättern und Ranken werden dort seit langem genutzt. Zuckererbsen sind in Europa erst seit dem 19. Jahrhundert populär, insbesondere seit der Markteinführung der Brechzuckererbsen 1906. £

15

|

Hülsenfrüchtler

> Sojabohne (Glycine max)

Was Sie brauchen:

> 10 schöne Pflanzen

Bestäubungsbiologie Die Sojabohne ist vorwiegend selbstbefruchtend. Die Narbe ist schon 24 Stunden

vor der Blütenöffnung empfängnisfähig; eine Befruchtung findet daher oft bereits in der Knospe statt. Eine Fremdbestäubung durch Insekten kommt nur zu 0,5% vor. Die

Sojabohnen sind tageslängenempfindlich, es gibt allerdings Sorten, die für Langtagsund Kurztagsgebiete geeignet sind. Die So-

jabohne ist mengenmäßig die wichtigste Ölund Eiweißpflanze der Welt. Die Samen

haben einen Ölgehalt von 13-25% und einen Eiweißgehalt von 30-50%. Diese Kombina-

tion verleiht ihr beinahe unerschöpfliche Verwendungsmöglichkeiten. Wir kennen

sie als Soja-Milch, Tofu, Soßen und Soja-

Sprossen. Doch auch im Fleisch kann Soja indirekt enthalten sein: Soja hat sich zu einem der bedeutendsten Bestandteile der Futterrationen der intensiven Schweine-,

Hühner- und Rindermast entwickelt. Die Hauptproduktionsländer der cash-crop Produktion sind USA, Brasilien, China und Ar-

gentinien. In diesen Ländern werden auch die meisten gentechnologisch veränderten Sorten angebaut. In Ostasien und den USA werden die unreifen Samen wie jene von Erbsen oder Bohnen als Gemüse zubereitet. Die reifen Samen sind roh giftig und benötigen lange Kochzeiten. Sojaöl ist ein wertvolles Speiseöl, das vornehmlich aus gelbkörnigen Formen gewonnen wird, schwarzsamige Formen besitzen meist höhere Eiweißgehalte.

Blüten der Sojabohne sind klein und für Insekten uninteressant. Die Blüten stehen gepaart oder zu mehreren in den Blattachseln und öffnen sich früh am Morgen. Unter kühlen Wachstumsbedingungen zeigen einige Sorten überhaupt keine Blütenblätter und blühen in der geschlossenen Knospe ab. Ein Blütenstand blüht 6-8 Tage und eine Pflanze 2-6 Wochen. Samenbau Soja wird in Mitteleuropa Ende April] Anfang Mai gesät. Spätere Aussaaten führen zur Reifeverzögerung und Ertragsminderung. Frühe Sorten reifen - jenachLage-im August/September, späte im Oktober. Die Sojabohne bildet eine tiefgehende Pfahl-

wurzel, die bis zu 2m in den Boden ein-

dringt und zahlreiche Nebenwurzeln aus-

bildet. Pflanzabstände: in der Reihe 5-8cm, zwischen den Reihen: 25 bis 35cm. (Oder

aber deutlich mehr, je nach Verzweigungsfähigkeit der Sorte). Das Setzen von vorkultivierten Jungpflanzen im Hausgarten ist möglich. Kulturmaßnahmen (Bodenlockerung, Düngung, Bewässerung) wie bei der

Gartenbohne. Wichtig ist ein regelmäßiges

Unkrautjäten

in den ersten Wochen,

da

Sojabohnenbestände erst spät schließen und den Boden bedecken.

Handbuch Samengärtnerei

die zum Beispiel in Wuchsform (buschige

Samenernte

Bei der Sojabohne werden nicht einzelne

oder windende Formen) und Wuchshöhe, Blütenfarbe, Samengröße und -form, Reife-

Die Hülsen sind scharf und kantig und händisch schwer auszulösen. Kleine Mengen werden im Sack ausgedroschen. Für größere

ieren. Nur wenige Sorten sind für den Anbau in Mitteleuropa geeignet (Frühsorten mit kurzer Entwicklungszeit).

Hülsen, sondern die ganze Pflanze geerntet.

Samenmengen ist eine Saatgutreinigungs-

maschine

zu empfehlen.

Die Kornfarbe

kann hellgelb, goldgelb bis braun, grün, schwarz, teilweise gescheckt, gesprenkelt

oder marmoriert sein.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Die Sojabohne ist eine sehr formenreiche Kulturart. Es gibt geschätzte 15.000 Sorten,

Soja versteckt sich in vielen Lebensmitteln

Auf der ganzen Welt wurden viele verschiedene Nutzungen dieser Bohne entwickelt: Die ganze Pflanze kann als Grünfutter oder Gründüngung genutzt werden; das Mehl hat einen Siegeszug angetreten, da seine Nutzungsmöglichkeiten von Flocken über Gewürzpulver, Milch bis zu Imprägniermitteln und Papierleimen reichen. Das Öl kann sich in Kerzen, Bonbons, Kosmetika oder in Mayonnaise wieder finden. Die unreifen Bohnen

können getrocknet, eingelegt oder für Konserven verwendet werden. Die reifen Bohnen können als Gemüse gegessen werden, doch auch in Tofu, Eiscreme oder Teigwaren stecken. Doch selbst diese Aufzählung bleibt lückenhaft. In den vergangenen Jahren wurden von der Lebensmittelindustrie große Mengen gentechnologisch veränderter Sojabohnen verarbeitet. Meist handelt es sich dabei um die so genannte „Roundup-ReadySojabohne“. Sie ist resistent gegen das Totalherbizid Roundup und ist mittlerweile eine der mengenmäßig bedeutendsten Sorten in den Hauptanbauländern USA und Brasilien.

zeit und dem Gehalt an Inhaltsstoffen vari-

Auslesekriterien können sein: > Frühreife > hoher Hülsenansatz, Anzahl der

Samen/Hülsen, Platzfestigkeit der Hülsen

> großes Korn > Gesundheit > Kältetoleranz

> gute Standfestigkeit

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge In Europa treten bisher keine Krankheiten oder Schädlingen auf, da die Anbaugebiete noch sehr klein sind; das entspricht auch den Erfahrungen von Arche Noah. Kultur- und Züchtungsgeschichte Stammform der Sojabohne ist die Wildart Glycine soja, die im russischen Amur- und Ussuri-Gebiet, Korea, Japan, Taiwan sowie

in China beheimatet ist. Die Sojabohne selbst ist nur in Kultur bekannt. Dieältesten Belege stammen aus dem östlichen Nordchina des ıı. Jahrhunderts v.Chr. Sojaboh-

nen sind in Süd-, Südost- und Südasien tra-

ditionell ein wichtiger Eiweißlieferant. Um 1740 wurden Sojabohnen in die botanischen Gärten Europas eingeführt. Um 1840 wurden die ersten landwirtschaftlichen Anbau-

versuche in Frankreich, Österreich-Ungarn, Oberitalien, vor allem in Istrien und Südtirol, in der Ukraine und auch in Deutschland

durchgeführt. Seit der Züchtung kältetoleranterer Sorten werden Sojabohnen auch in den gemäßigten Breiten Europas und Nordamerikas kultiviert (in Nordamerika seit 1924 im Großanbau). Gegenwärtig gibt esin Mitteleuropa einen landwirtschaftlichen Soja-Anbau im kleineren Stil, der Großteil wird aus den Vereinigten Staaten und Brasilien importiert.
Kichererbse (Cicer arletinum)

Bestäubungsbiologie Kichererbsen

sind

Selbstbefruchter

mit

einem gewissen Potential zur Fremdbefruchtung, da sie gerne von Insekten besucht werden. Die „Association Kokopelli“,

eine französische Erhaltungsorganisation,

gibt an, dass mit einer Verkreuzungsrate von

0-1% zu rechnen ist. Die Blüten der Kichererbse sind weiß, rosa oder blau und stehen einzeln oder zu zweit in den Blattachseln.

Samenbau Kichererbsen kommen mit Gartenböden gut zurecht, benötigen aber einen warmen und

Es gibt wenige Sorten der Kichererbse, die in Mitteleuropa gut ausreifen, da sie sehr wärmebedürftig ist. In einigen Ländern der warm-temperierten und subtropischen Regionen zählen Kichererbsen zu den wichtigsten Hülsenfrüchten. Monika Sahling, die in der Toskana lebt und seit vielen

Jahren begeistert Lokalsorten anbaut, nutzt

und über das Arche Noah-Sortennetzwerk

anbietet, vermehrt auch eine KichererbsenLokalsorte aus der Toskana. Sie erzählte uns,

dass Kichererbsen bis vor wenigen Jahren in der Toskana sehr verbreitet waren und ihnen der Ruf eines „Arme-Leute-Essens“

trockenen Sommer. Sie reagieren sehr empfindlich auf Bewässerung und Staunässe. Einige Sorten können vor den letzten Spätfrösten, andere erst nach den letzten Spät-

frösten im Frühjahr angebaut werden. In warmen Gebieten reifen die Samen Ende

Juni/Anfang Juli, in kühlen Gebieten kann sich die Reife bis zu den ersten Frösten hinziehen. Die Kultur gleicht jener der Buschbohnen. Das Vorkultivieren von Jungpflan-

zen bringt im mitteleuropäischen Klima gegenüber der Direktsaat frühe und sichere

Erträge.

Samenernte

Die Samenernte erfolgt abhängig von der

anhaftete. Gegessen werden die Samen gekocht oder püriert als Aufstrich (am bekanntesten

Sorte. BeiSorten, dieüber einen langen Zeitraum blühen, empfiehlt es sich, die reifen Einzelhülsen zu ernten. Von Sorten, deren

jungen Hülsen und Blätter sind essbar. Kichererbsen können auch für Keimsprossen verwendet werden.

ckenen Pflanzen raufen, nachtrocknen und dreschen. In beiden Fällen die Hülsen kurz vor der Vollreife ernten, da die Samen mancher Sorten sonst ausfallen. Bei Gefahr von

ist das arabische „Humus“), doch auch die

Was Sie brauchen: > 10-15 Pflanzen > trockenes Sommerwetter

Hülsen relativ gleichzeitig abreifen, die tro-

Frühfrösten die ganzen Pflanzen ernten und an einem frostgeschützten Ort nachreifen

lassen. Je nach Sorte können die Samen gelblich, bräunlich bis dunkelbraun oder

schwarz gefärbt sein.

Hülsenfrüchtler

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Kichererbsen sind an die raueren Verhältnisse in Mitteleuropa gegenüber ihren Herkunftsländern kaum gewöhnt. Wichtigstes Auslesekriterium ist daher sicherlich die klimatische Anpassung an mitteleuropäische Standorte:

> Kältetoleranz > guter Ertrag

> Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten > gutes und gleichmäßiges Ausreifevermögen > Gerader-aufrechter Wuchs

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Kichererbsen sind mit sich selbst unverträglich, daher vier- bis fünfjährige Anbaupausen einhalten. Bei zu enger Fruchtfolge treten oft Fußkrankheiten (Pilzinfektionen) auf. Kichererbsen können von Pilzkrankhei-

ten befallen werden, die bewirken, dass die

Pflanzen innerhalb von wenigen Tagen wie „vom Schlag getroffen“ eingehen.

Kichererbsenaufstrich „Humus“ und Kichererbsen-

bratlinge ®

Ludwig Watschong, der beim Verein Dresch-

flegel auch seltene Kulturpflanzen anbaut und vermehrt, hat uns folgende Rezepte mitgeteilt: Zubereitung des türkischen Humus: Die trockenen Samen über Nacht einweichen und am nächsten Tag in Wasser weich kochen. Das Wasser abgießen, pürieren und Knoblauch, etwas Zitronensaft, Sesampaste

(Tahin), und gemahlenen Kreuzkümmel zugeben. Je nach Geschmack Salz und Chili und, falls die Masse noch zu fest ist, etwas

Olivenöl zugeben. Ein europäisiertes Rezept sind Bratlinge (Laibchen) aus Kichererbsen, die laut Ludwig Watschong „sehr lecker“ sind. Wie oben zu Brei pürieren und folgende Zutaten zugeben: Eier, geriebenen festen Käse, gehackte Walnüsse und als Gewürze Muskatnuss und Basilikum, Salz und gemahlenen

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Kichererbse zählt zur neolithischen Kulturpflanzenausstattung des Nahen Ostens; archäologische Funde aus Israel und Syrien wurden auf das 7. Jahrtausend v.Chr. datiert. Vermutlich stammen diese Funde

bereits von kultivierten Formen, wobei die

Ursprungsform der Kichererbse nicht be-

kannt ist. Im3. oder 4. Jahrtausend v.Chr. ge-

langte die Kichererbse nach Griechenland, 2000 v.Chr. nach Indien. Als traditionelle Kulturpflanze mit abnehmender Bedeutung wird sie im Mittelmeergebiet, im Nahen

und Mittleren Osten genutzt. Die größte Anbaubedeutung hat die Kichererbse gegenwärtig in Indien. Weitere Länder mit großen Anbauflächen sind Pakistan, Äthiopien, die Türkei und Spanien.
10-15 Pflanzen

> Linse

(Lens culinaris)

> trockenes Sommerwetter

> magere Böden

Bestäubungsbiologie Linsen sind Selbstbefruchter mit einem Po-

tential zur Fremdbefruchtung. In der Lite-

ratur werden sie oft als Selbstbefruchter behandelt, bei Arche Noah wurde Fremdbe-

fruchtung bereits mehrfach beobachtet.

Bernd Horneburg, der einen umfangreichen Linsenversuch über drei Jahre betreute, gibt

0,05 bis über

5% Fremdbefruchtung an. Blü-

hende Linsenpflanzen werden auch von Honigbienen und Hummeln besucht. Samenbau Linsen zählen zur Ur-Kulturpflanzenausstattung der Alten Welt. Die eiweißreiche Pflanze mit kurzer Kulturdauer ist die ideale Kultur für sandige, magere Böden in Trockengebieten. Linsen lieben kalkhaltige Böden, gedeihen aber auch auf weniger mit Kalk versorgten Böden. Feuchte Sommer bekommen ihr ganz und gar nicht, während sie bei Trockenheit gute Erträge liefert. Linsen werden in zwei Untergruppen eingeteilt:

Linsen werden Ende April/Anfang Mai ausgesät. Reihenabstände: ı5 bis 2ocm oder

breitwürfige Aussaat. Ein Anbau ist nur auf

sandigen Böden mit gutem Wasserabzug möglich. Auf den meist nährstoffreichen Gartenböden sind Linsen für Pilzkrankheiten sehr anfällig. In der Reifephase benötigen sie trockenes Wetter.

Für die ackerbauliche Nutzung ist ein

zählen zur „Ma-

Mischanbau mit Getreide - vor allem Gerste und Hafer - sehr empfehlenswert: Die Lin-

schen beiden Formen ist fließend. In Indien,

und lagern nicht. Die Linsen reifen besser ab als in Reinsaat und setzen weniger und dafür

Die großsamigen

Formen

crosperma Gruppe“, die kleinsamigen zur „Microsperma Gruppe“. Der Übergang zwi-

wo Linsen bedeutende Kulturpflanzen sind, werden die reifen Samen ganz oder gespalten für Mehl, Suppen und andere Gerichte verwendet, die jungen Hülsen als Gemüse geerntet und die ganzen Samen gesalzen und frittiert. Doch auch in einigen niederschlagsarmen Gebieten Mitteleuropas hatte der Linsenanbau Tradition. Bezeichnend

dafür sind einige Sortennamen: ‚Steinfelder

Tellerlinse‘ in Österreich oder die ‚Kyffhäu-

ser Linse‘ und

die ‚Mährische

Linse‘ in

Deutschland. In der Schweiz gibt es kein historisches Anbaugebiet.

sen können sich an den Halmen festranken

größere Samen an. Gemenge sind konkur-

renzkräftiger gegen Beikräuter und auch als

Ökosystem stabiler. Und noch einen Vorteil

bietet diese Mischkultur: In trockenen Jahren

bringt

die

Linse

höhere

Erträge,

in

feuchteren Jahren das Getreide. Die Getrei-

desorte sollte eine der Linse entsprechende Reifezeit haben und nicht zu hochwüchsig sein. Ausführliche Informationen zum Mischanbau im Speziellen und zum Anbau

und zur Geschichte von Linsen bietet die

Broschüre des Linsen-Fachmanns Horneburg (Horneburg 2003).

Bernd

161

Hülsenfrüchtler

Linsen sind eine zierliche Erscheinung.

Samenernte Wenn die Pflanzen vertrocknet sind, die ganzen Pflanzen ausraufen, auf einem Tuch

einige Tage nachtrocknen und mit dem Stroh dreschen. Die Samen im Sieb reinigen.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Samenkörner, dienichtmehr dem ursprünglichen Linsentyp entsprechen, entfernen. Weitere Auslesekriterien können sein: > Geschmack, Speisequalität und Aussehen der Linsen > gutes, zügiges Wachstum > rasche Abreife > guter Hülsenansatz > Standfestigkeit > guter Ertrag

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Linsen haben ein schwach ausgebildetes

Wurzelsystem, das bei feucht-kalter Witte-

rung leicht von Fußkrankheiten befallen wird. Vorbeugend einen fünf- bis sechsjährigen Fruchtwechsel einhalten. In der Zwischenzeit auch keine anderen Hülsenfrüchte anbauen.

Kultur- und Züchtungsgeschichte In der Alten Welt zählt die Linse zu den

„Gründungspflanzen“ der Sesshaftwerdung.

Sie wurde im Nahen Osten in Kultur genommen; dort wächst auch jene Pflanze bis in die Gegenwart, von der die Kulturlinse ab-

stammt: Die Wilde Linse Lens culinaris ssp. orientalis.
Buchweizen, Heidekorn

(Fagopyrum esculentum)

ist in den letzten Jahrzehnten stark zurück-

gegangen; eine Nische hat sich im biologischen Anbau aufgetan und auch im Hausgarten kann die hübsche Pflanze als Bodenverbesserer oder Bienenweide gute Dienste leisten. Buchweizen kann wie echtes Getreide verwendet werden. Da die Samen glutenfrei sind, können auch Menschen, die die

Eiweiße der echten Getreide nicht vertragen, Buchweizengerichte essen. In den Beständen der Lokalsorten kommen immer wieder einzelne Pflanzen des Tartarischen Buchweizens (Fagopyrum tataricum) vor. Dieser wurde früher als Mehlfrucht und Viehfutter in eigener Kultur angebaut und ist mit der Intensivierung der Landwirtschaft in Westeuropa aus dem Anbau verschwunden. Was Sie brauchen:

> 1-2 m? Buchweizen oder ein Buchweizenacker

Bestäubungsbiologie Der Buchweizen ist ein Fremdbefruchter, der von Insekten bestäubt wird. Die Blüten des Buchweizens sind weiß, rosarot bis rötlich. Der Tartarische Buchweizen ist ein Selbstbefruchter, die Blüten sind grünlichweiß, er wird auch nicht von Bienen besucht.

Samenbau Samen des Tartarischen Buchweizens

Buchweizen ist eine alte Kulturpflanze der alpinen Berglandwirtschaft, wo sie meist als Zweitfrucht nach Getreide um Mitte Juli an-

gebaut wurde. In den ostösterreichischen Bundesländern wurde Buchweizen als Hauptfrucht angebaut: Traditionell wurde Buchweizen als Speisefrucht und als Viehfutter angebaut. Der Anbau von Buchweizen

Buchweizen wird direkt im Freiland breit-, würfig oder in Reihen angebaut. Er kann auch auf armen Böden angebaut werden. Buchweizen kann im Frühjahr (Mitte bis Ende Mai) oder im Sommer (Mitte Juli) gesät werden. Die Sommeraussaat ist möglich, da

Buchweizen sehr schnellwüchsig ist (Kul-

turdauer 3 bis 4 Monate) und auch auf rela-

tivtrockenen Böden keimen kann. Wir emp-

fehlen jenen Anbauzeitpunkt, der sich in

der Region traditionell am besten bewährt

Knöterichgewächse hat. Aussaatdichte: Zwischen 200 und 250 Körner/m?. Bei einer Sommeraussaat muss Buchweizen so angebaut werden, dass er

noch vor den ersten Herbstfrösten geerntet werden kann, da er frostempfindlich ist. Gleichzeitig verträgt er aber keine extreme

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Buchweizen ist wenig krankheitsanfällig und wird auch im konventionellen Landbau nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt.

Sommerhitze. Buchweizen blüht ca. 5 Wo-

chen nach der Keimung, die Blüte dauert etwa 6 Wochen, die meisten Samen werden in den ersten 2-3 Wochen gebildet. Für die Befruchtung ist mildes Wetter wichtig, bei Temperaturen über 25°C nimmt die Samenbildung um 40% ab. Auch Wind, Regen und

Trockenheit können die Befruchtung vermindern. Buchweizen gedeiht nur bei ihm optimal entsprechenden Witterungsbedingungen. In Gebieten, die diese Witterungsansprüche nicht erfüllen, ist regelmäßig mit Ernteausfällen zu rechnen.

Samenernte

Der Zeitpunkt der Ernte ist schwierig zu bestimmen, da die Samen nach und nach ab-

reifen. Der beste Zeitpunkt ist, wenn die un-

teren Blätter abgefallen sind und etwa 3/4 der Körner eine gewisse Härte und Reifefärbung aufweisen. Buchweizen morgens im taunassen Zustand ernten, da die Körner

leicht abfallen. Die ganzen Pflanzen schneiden, sofort dreschen und reinigen und erst das lose Korn trocknen. Die Samen des Buchweizens können silbergrau, braun oder

schwarz sein. Sortenmerkmale und Auslesekriterien > Ertrag > Korngröße

> Standfestigkeit > gleichmäßige Abreife (kein Dauerblüher) > Trockenheitstoleranz

Kultur- und Züchtungsgeschichte Buchweizen

stammt

aus

Südwest-China,

von wo er sich allmählich südlich des Hima-

layas verbreitete. In Bhutan und Nepal ist Buchweizen neben Kartoffel und Gerste eine

der wichtigsten Feldfrüchte. Er gedeihtnoch

in 3000m Seehöhe. Mehrere Autoren ver-

muten, dass Mongolen im 13. Jahrhundert den Buchweizen nach Osteuropa brachten.

Pizochels aus dem Bündnerland Pizochels sind eine fast vergessene Speise aus dem Bündnerland. Sie wurden meist samstags zusammen mit Resten der Woche zubereitet. Traditionell bestehen die dunklen Teigwaren aus Weizen- oder Gerstenmehl,

gemischt mit dunklem Buchweizenmehl. Alternativ kann auch Roggenmehl verwendet werden. 300 g Mehl 2 di Wasser 2 Eiern 1 TL Salz 2 EL frisch geschnittene Minze Aus den Zutaten einen Teig kneten. Den Teig ruhen lassen und danach zu Spätzle schneiden. Diese werden im Salzwasser gar gekocht. Die fertigen Teigwaren mit Zwiebelschweize (geröstete Zwiebeln) und Bergkäse anrichten.

Handbuch

Samengärtnerei

Buchweizen geht von der Blüte in die Samenbildung über.

Im 15. und 16. Jahrhundert verbreitete sich

der Buchweizen in ganz Europa, im 16.Jahrhundert gelangte er auch in die Schweizer Gebiete nördlich der Alpen. Daes in Europa immer wieder Hungersnöte gab, war er dank seiner extrem kurzen Vegetationszeit und seiner geringen Ansprüche an den Boden bald eingebürgert. Er wurde vornehmlich auf von Getreide ausgelaugten Böden oder auf sandigen sowie sauren Moorböden angebaut. So auch auf SilikatBöden der Bündner und Südschweizer Täler. Die größte Ausdehnung erreichte der Buch-

weizenanbau im 17. und im 18. Jahrhundert,

danach wurde die Pflanze von der ertragssichereren Kartoffel mehr und mehr verdrängt. In Slowenien haben sowohl der

Anbau von Buchweizen, wie auch die Züch-

tung und Forschung eine große Bedeutung. Gegenwärtig hat die Pharmaindustrie gesteigertes Interesse an der Pflanze: Aus Blättern und Körnern können verschiedene sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe extrahiert

werden - in erster Linie Rutin, das bei venö-

sen Erkrankungen eingesetzt wird. Eine aus-

führliche Darstellung des Anbaus, der his-

torischen Bedeutung in einigen Ländern Europas und Buchweizenrezepte aus aller Welt finden Sie in: Das Buchweizenbuch (Hrsg.: Islek ohne Grenzen 1999). €

Knöterichgewächse

> Rhabarber (Rheum rhabarbarum/

Rheum rhaponticum)

Rhabarber ist eine Staude, die in vielen

Hausgärten bereits seit Jahren ihr festes

Plätzchen hat. Die Pflanzen wachsen meist auf einem Beet am Rand des Gartens, die

Blattstiele werden im Frühjahr beerntet. Die Gattung Rheum umfasst 50 Arten, bei uns

sind meist zwei Arten vertreten: Der Gemüse-Rhabarber oder Krause Rhabarber

(R. rhabarbarum) und der Rhapontik oder Bulgarische Rhabarber (R. rhaponticum). Der große Chinesische Medizinalrhabarber

Rheum palmatum ist in vielen Gärten als Zierpflanze zu finden. Um kräftige Blatt-

Bestäubungsbiologie Rhabarber ist ein Fremdbefruchter, der vom

Wind und Insekten bestäubt wird. Die Blü-

ten sind zwittrig und unscheinbar. Stehen mehrere Sorten im Garten und will man

Samen gewinnen, immer nur eine Sorte blü-

hen lassen. Meist wird Rhabarber vegetativ

vermehrt. Die beiden Arten Rheum rhabar-

barum und Rheum rhaponticum können sich

verkreuzen.

Vermehrung Rhabarber benötigt einen nährstoffreichen

Standort mit hoher Luftfeuchtigkeit. Voll-

sonnige Plätzchen mag er nicht, er gedeiht

besser im Halbschatten. Rhabarber-Pflanzen können 8 bis ı2 Jahre alt werden, dann

Blattstängeln können auch die großen, noch geschlossenen Blütenknospen wie Brokkoli

sollten sie verjüngt werden. Im Gewächshaus kann Rhabarber auch als Treibgemüse angebaut werden. Rhabarber wird meist vegetativ ver-

nungsbedürftig!). Die Staude wird meist vegetativ vermehrt. Wer einmal ausprobie-

werden. Die Pflanzen entweder im Herbst teilen und wieder setzen oder von den zwei

ren möchte, den Rhabarber über Samen zu vermehren, muss die Blütenstände stehen

bis vier Rhizom-Stücke abnehmen, die Rhi-

stiele ernten zu können, müssen die Blütenstiele ausgebrochen werden. Neben den

gedünstet werden (sehr sauer und gewöh-

lassen. Rhabarber enthält Oxalsäure. Der Gehalt steigt im Laufe des Sommers an, sodass

es sich eingebürgert hat, nach Johanni keinen Rhabarber mehr zu ernten. So kann sich die Pflanze auch wieder stärken für das

nächste Jahr. Im August ziehen die Pflanzen ein und überwintern mit unterirdischen Knospen.

Was Sie brauchen: > 3-4 Pflanzen > feucht-kühler Standort

mehrt, so können die Sorten leicht erhalten

bis drei Jahre alten Mutterpflanzen je drei zome längs mit mindestens einer Knospe

teilen, die Blätter entfernen und topfen. Nach ca. sechs Wochen können die Pflanzen

gesetzt werden. Rhabarber kann vom Frühjahr bis in den Herbst gepflanzt werden. Eine Vermehrung über Samen ist möglich, doch nur für Experimentierfreudige zu empfehlen, da die Sorten stark aufspalten.

Aus Samen kultivierte Jungpflanzen sind

sehr uneinheitlich und können frühestens ab dem zweiten, besser erst ab dem dritten Jahr beerntet werden. Samenernte Die Samen ernten, sobald sie bräunlich sind. Die Samen am Samenstand nachtrocknen, dreschen oder abrebeln, im Sieb und mit

dem Wind reinigen.

Handbuch Samengärtnerei

170

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Einzelne Sorten unterscheiden sich in der

inneren und äußeren Farbe der Blattstiele, der Wuchslänge, der Stieldicke und der

Frühzeitigkeit.

> > > >

sein:

Auslesekriterien

können

Frühzeitigkeit späte Blüte Stärke und Länge der Stängel Ausfärbung der Stängel (z.B. blutrote Färbung im Innern) > rasches Nachwuchsvermögen

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge In den meisten Gärten wird Rhabarber kaum von Krankheiten befallen. Auftreten können jedoch verschiedene Virosen und Falscher Mehltau (Peronospora jaapiana). Im Erwerbsanbau gefürchtet ist die Rhabarbermosaikkrankheit, die von mehreren Viren verur-

sacht wird. Schadbild: Auf den jungen Blättern bildet sich ein helles Mosaik oder leicht aufgewölbte Blattpartien. Es kann auch zu intensiven Gelbfärbungen kommen.

Behandlung: Da sich Virosen nicht kurieren lassen, befallene Pflanzen entfernen.

Der

Falsche Mehltau verursacht keine großen Schäden. Gelegentlich tritt der Rhabarberrost (Puccina phragmitis Körn.) auf, vor allem

in Gärten in der Nähe von Schilfbeständen. Schadbild: rundliche, rotumrandete Blattflecken, unterseits weiße Sporenhaufen.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Der Name Rhabarbarum entstammt dem

griechischen rha = Name des Flusses Wolga

sowie barbaron = fremd und bedeutet wörtlich „Pflanze aus dem fremden Wolgage-

biet“. Diese Namensgebung ist rätselhaft, da an der Wolga keine Rheum-Art wächst. Die ca. 50 Arten der Gattung Rheum sind in Asien beheimatet, viele von ihnen in den

Bergen des Grenzgebietes zwischen China

und Tibet in den Hochstaudenfluren der obersten Waldstufe. Als erste Art gelangte

der Medizinalrhabarber nach Europa. Seine

Wurzeln verwendet die chinesische Medizin als Abführmittel. Den Gemüse- oder Garten-

rhabarber kennt man in Europa erst seit dem 18. Jahrhundert.
Ampfer

(Rumex spp.)

schmeckt säuerlich. Der gewöhnliche Sauerampfer (R. acetosa) kann als Wildgemüse

beerntet oder im Garten wie Gemüseampfer

kultiviert werden. Drei weitere heimische

Wildarten, die auch im Garten kultiviert werden können, sind der Zwerg-Saueramp-

fer (R. acetosella), der Blutampfer (R. sangui-

neus) und der Alpenampfer (R.alpinus). Ersterer ist zarter als der Sauerampfer. Der

Blutampfer hat wunderschöne, blutrot ge-

aderte Blätter und schmeckt nicht sauer. Ei-

nige Ampferarten sind auch Färbepflanzen, meist wird dazu die Wurzel der Pflanzen genutzt.

Was Sie brauchen:

> 5-10 schöne Pflanzen

Viele Ampferarten sind alte Kulturpflanzen

oder Pflanzen, die bereits seit langem als

Wildgemüse besammelt werden. Ampfer ist nicht gleich Ampfer: es gibt einige verschiedene Arten, die sich in der Wuchsform des Blattes, im Geschmack und in der Ernte-

periode unterscheiden. Für alle Ampferar-

ten gilt, dass sie aufgrund ihres hohen Ge-

haltes an Oxalsäure nur mäßig genossen werden sollen. Ampfer sind ein frühes Frischgemüse. Sie sind mehrjährig und kön-

nen bereits früh beerntet werden, lange vor

den ersten Salaten - meist bereits ab Anfang April. Wer auch später im Jahr frische Blät-

ter ernten will, muss die Pflanzen 3-4mal im Jahr zurückschneiden (Herzblätter stehen

lassen). Der Römische Sauerampfer oder Schildampfer (R. scutatus) schmeckt fein säuerlich, hat kleine pfeilförmige Blätter

und kann von April bis November beerntet werden. Der Gemüseampfer oder Ewige Spinat (R. patientia) bildet große Blätter, die nicht säuerlich schmecken und nur im Frühjahr beerntet werden können. Der Gemüseampfer kann nur gekocht gegessen werden und lässt sich zu guten Suppen ver-

arbeiten. Der Garten-Sauerampfer (R. rugosus) ist die Kulturform des Sauerampfers, er

Bestäubungsbiologie Alle Ampferarten sind Fremdbefruchter, die entweder vom Wind oder von Insekten bestäubt werden. Die Wildformen können sich mit ihren Kulturformen kreuzen, die einzel-

nen Ampferarten untereinander nicht. Die Blütezeit liegt zwischen Mai und Juli. Die

weiß-rosa-farbenen

Blüten

sind auf röt-

lichen Stielen angeordnet. Alle Arten sind sehr unterschiedlich groß.

Vermehrung Alle Arten sind mehrjährig und können im Frühling oder Herbst vegetativ vermehrt werden. Aussaatin Reihen oder als Horstsaat im Spätsommer (August) oder im Frühling (März/April). Ampferarten sind Lichtkeimer, daher nur schwach mit Erde bedecken. Da Ampferarten unterschiedlich wüchsig sind, hängen die Pflanzabstände von der Art ab. Die kleinwüchsigen Arten Schildampfer, Blutampfer,

Garten-Sauerampfer

und

der

Zwerg-Sauerampfer werden auf 25x15cm

gesetzt, den Gemüseampfer in einem Rei-

henabstand

von

25-40cm

aussäen.

Alle

Ampferarten bevorzugen feuchte Standorte und lieben regelmäßiges Gießen. Im Halb-

Handbuch Samengärtnerei

vr

> Frohwüchsigkeit

(rascher Nachwuchs nach dem Schnitt)

> späte Blüte

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Eine häufige Pilzkrankheit ist die Blattfleckenkrankheit Cercospora sp. Schadbild: rundliche, graubraune, später schwarzbraune Flecken. Behandlung: Da der Pilz samenbürtig ist, befallene Pflanzen entfernen

und kein Saatgut gewinnen. Als tierische Schädlinge sind der Amp-

ferblattkäfer (Gastroidea viridula) und ver-

Ampferblätter frisch für die Ernte

schiedene Blattlausarten zu nennen.

schatten bleiben die Blätter länger zart und

werden saurer. Nach drei Jahren auf einen neuen Standort umsetzen. Samenernte

Ampfersamen reifen in fast allen Lagen leicht aus. Samenstände, wenn sie trocken

sind, abschneiden und nachtrocknen. Nicht

zu lange zuwarten, sonst fallen die Samen ab, bevor sie geerntet sind. Die Samen lassen sich abrebeln oder ausdreschen und sind leicht zu reinigen (Wind, Siebe). Da die Samen hygroskopisch sind (sie ziehen

Feuchtigkeit an), gut und eventuell mit Sili-

kagel trocknen, gut verschlossen lagern oder noch im gleichen Jahr wieder aussäen. Sortenmerkmale und Auslesekriterien Nur

beim

Garten-Sauerampfer

gibt

es

unterschiedliche Sorten, die meist nach der Ortschaft, in der die Auslese entstanden ist, bezeichnet

werden

(‚Großblättriger

von

Belleville‘, ‚Goldgelber von Lyon‘). Bei allen Ampferarten gibt es verschiedene Herkünfte, die sich in der Blattgröße unter-

scheiden können. Beim Schildampfer ist das

wichtigste Auslesekriterium die Blattgröße,

bei allen anderen Ampferarten können die Auslesekriterien sein:

> Weichheit und Zartheit der Blätter > rasches und zeitiges Wachstum

Der

Ampferblattkäfer ist ein kleiner goldgrüner

Käfer, dessen Larven in kleinen Beständen mit ihrem Lochfraß massive Schäden an-

richten können. Die Käfer fliegen nur über

kurze Strecken, sodass ein Befall sich nicht schnell ausdehnt, dafür kommt es auf kleinen Flächen rasch zu einer Massenvermehrung. Behandlung: Käfer einsammeln,

Neem-Präparate spritzen.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Der Alpenampfer wächst auf sehr nährstoffreichen Lägerfluren um Almhütten und auf den Plätzen, auf denen das Alpvieh gerne rastet und seine Kuhfladen hinterlässt. Bauern und Hirten haben die oberirdischen Teile der Blätter als Sauerkraut vergoren oder als Spinat genutzt, die Blattstiele wie jene des verwandten Rhabarbers zubereitet. In der Schweiz ist zusätzlich überliefert, dass die gekochten Blätter in Teig eingewickelt gebacken wurden. Die getrockneten oder gesäuerten Blätter wurden als Schweinefutter verwendet. Die frischen Blätter werden vom Vieh gemieden. Doch auch alle anderen heimischen Ampfer - der Sauerampfer, der Zwerg-Sauerampfer, der Schildampfer und andere Ampferarten des Gebirges fanden in der Küche Verwendung und wurden zum Teil auch in den Gärten gepflanzt und ausgelesen. Ausführlich dokumentiert Michael Machatschek diese Nutzungen (Machatschek 1999). €

Knöterichgewächse

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Handbuch Samengärtnerei

Korbblütler (Asteraceae)

Zur Familie der Korbblütler gehören viele unserer Gemüsepflanzen. Einige Gemüsekulturen wie der Salat sind aus unseren Gärten nicht wegzudenken;

andere,

wie

die

Speiseklette, sind bei uns kaum bekannt.

Die Asteraceae gehören zu den artenreichsten Familien und sind weltweit verbreitet. Die Anzahl der Zierpflanzen ist schier unbegrenzt: Von A wie Aster über G wie Gän-

seblümchen, S wie Sonnenblume bis zu Z

wie Zinnien. Die Gattungen, aus denen Ge-

müsepflanzen gezüchtet wurden, sind hingegen überschaubar. Viele Korbblütler ent-

Die Einzelblüten der Korbblütler sind in kleinen oder großen „Körbchen“ angeordnet.

halten vor allem in den Wurzeln anstelle von Stärke den Reservestoff Inulin (nicht zu verwechseln mit Insulin). Inulin ist ein Zucker,

den auch Diabetiker problemlos zu sich

nehmen können. Weiteres Charakteristikum bei den Vertretern dieser Familie kann

ein weißer oder cremefarbiger Milchsaft sein. Die meisten

einen

aromatischen

schmack.

dieser Arten besitzen

und

würzigen

Ge-

Korbblütler

Allgemeine Vermehrungsmerkmale

Botanische Charakteristika Die Einzelblüten stehen auf kugeligen oder schüsselförmigen, meist vertieften Korb-

Asteraceaen-Blüten sind Zwitterblüten. Die meisten Korbblütler sind so genannte

bezeichnen, ist botanisch gesehen meist ein körbchenförmiger Blütenstand aus zahlreichen einzelnen, strahlenförmig angeordneten Zungenblüten. Aus jeder Einzelblüte entsteht nach der Befruchtung ein Samenkorn. Ein weiteres gemeinsames Merkmal ist der so genannte Pappus, ein Haarkranz, der bei vielen Arten dem Samenkorn zur Verbreitung dient. Die Samen sind auf eine Verbreitung durch den Wind spezialisiert.

Bandbreite reicht von beinahe ausschließ-

böden. Daher der Name. Was wir als „Blüte“

selbstverträgliche

Fremdbestäuber.

Die

licher Selbstbefruchtung bis hin zur überwiegenden Fremdbefruchtung: Salat ist ein typischer Selbstbefruchter, bei dem Fremd-

befruchtung sehr selten vorkommt. Die einzelnen Blüten eines Blütenstandes können

sich zum Teil auch gegenseitig bestäuben.

Bei

Sonnenblume,

Haferwurz

oder

Schwarzwurzel überwiegt Fremdbefruchtung, doch kann Selbstbefruchtung vor-

kommen. Und weiters gibt es Arten, die ausschließlich durch Insekten bestäubt werden (z.B. Artischocke und Kardone).

Überblick über die Familie Deutscher Name

Gattung

Art

Salat

Lactuca

sativa

Endivie, Escariol

Cichorium

endivia

Zichorie, Zuckerhut, Chicoree

Cichorium

intybus

Artischocke

Cynara

scolymus

Kardone, Cardy,

Cynara

cardunculus

Schwarzwurzel

Scorzonera

hispanica

Haferwurzel

Tragopogon

porrifolius

Große Klette, Speiseklette

Arctium

lappa

Salatchrysantheme

Chrysanthemum

coronarium

Topinambur, Erdbirne

Helianthus

tuberosus

Sonnenblume

Helianthus

annuus

Gemüse-Artischocke

176

|

Handbuch Samengärtnerei

Samenbau Für den Samenbau sollen im Beet die schönsten Pflanzen mit einem Stab markiert werden, um später von diesen Saatgut zu ge-

> Salat

(Lactuca sativa)

winnen. Niemals sollte man jene Salate, wel-

cheals erste schossen, zur Vermehrung auswählen - sonst liest man auf die Eigenschaft „Frühes Schossen“. Legt man ein eigenes Beet für die Saatgutgewinnung an, ist einzuplanen, dass blühende Salatpflanzen etwa doppelt soviel Platz in alle Richtungen brauchen wie genussreife Salatpflanzen. Für die Samengewinnung ist ein frühzeitiges Auspflanzen besonders wichtig. Alle Salatsorten (auch diejenigen, die sonst später angebaut werden) werden für die Vermehrung Ende Februar|Anfang März ausgesät. Die Saatgutreife muss in die trockenste

Salatsamen sind je nach Sorte weiß, schwarz oder gelb-braun gefärbt

Jahreszeit fallen. Ausnahme sind die Win-

Was Sie brauchen:

tersalate: Bei ihnen sollte die Selektion nur nach einem Spätsommeranbau erfolgen. Oft brauchen Salatköpfe beim Aufstän-

Rankgitter

bes, Hilfe. Bei Eissalaten kann dem Blüten-

> 10 schöne Salatköpfe > Markierstäbe oder horizontal gespannte

stand beim Durchstoßen der festen Blätter

Bestäubungsbiologie Salat ist ein Selbstbefruchter,

Fremdbe-

fruchtung (vor allem durch Schwebfliegen)

kommt sehr selten vor. (Es ist mit 1,5-2 %

Fremdbefruchtung

zu

rechnen.)

Einige

Meter Sicherheitsabstand zwischen den Bee-

ten einzelner Sorten sind ausreichend. Mög-

liche Ausreißer fallen im Nachbau sofort auf und können, wenn sie unerwünscht sind,

verspeist anstatt vermehrt werden. Wenn sie Gefallen finden, können die Samen dieser

Pflanze(n) natürlich auch getrennt geerntet und angebaut werden. Auf diese Art und

Weise sind so manche unserer Salatformen entstanden und durch kontinuierliche Aus-

lese zu eigenständigen Sorten geworden. So zum Beispiel die bekannte Sorte ‚Maikönig‘,

die 1913 aus einem Findling in einer anderen Salatsorte entstand.

geln, also dem Durchschieben des Blühtrie-

geholfen werden, indem der Salatkopf kreuzweise eingeschnitten wird. Dieser Schnitt darf aber nicht zu tief geführt werden, um den Vegetationskegel (= Spitze des Strunkes) nicht zu verletzen. Geht der Salat in Blüte, sollte man laufend die unteren

Stängelblätter auf Fäulnis kontrollieren und sie gegebenenfalls entfernen. Sonst besteht Gefahr, dass der Stängel anfault und der Blühtrieb umfällt. Blühende Salate sollten zusätzlich gestützt werden, zum Beispiel

kann man sie gleich an den Markierstäben anbinden. Bei größeren Beständen zwischen vier Pflöcken horizontal ein sehr weitmaschiges Rankgitter in etwa 60-70cm Höhe spannen, durch das die Salate beim Aufstängeln durchwachsen und so vor einem Umfallen geschützt sind. In der letzten Phase der Samenreife ist besondere Vorsicht geboten: Die Samen

Korbblütler

können sehr leicht vom Regen ausgespült werden oder die reifenden Samenträger durch feuchte Witterung verpilzen. Daher ist es günstig, zu Beginn der Blüte ein einfaches Foliendach über die Kultur zu spannen oder eine Doppelstegplatte darüber zu befestigen. Auch die „Selbstaussaat“ eines Salates

kann erprobt werden: Die Samen keimen einfach dort, wo sie hingefallen sind. So erspart man sich die Aussaat und Anzucht der Jungpflanzen für einen Sommersatz. Die schönsten und kräftigsten Pflanzen aus dieser Selbstaussaat einfach verpflanzen oder laufend die rasenartig wachsenden „Babyleaf-Salate“ ernten.

Die ersten Samen sind reif für eine

„Zupfernte“

Folgende Sortengruppen

werden

beim Salat unterschieden*

Deutsche Bezeichnung

Botanische Varietät

Schwerpunkt der Kultivierung

Bindesalat (Römischer

var. longifolia

Mittelmeerraum

Kopfsalat (Butterkopfsalat)

var. capitata nidus jaggeri

Europa und USA

Bataviasalat (=Krachsalat), Eissalat

var. capitata nidus tenerimma

Europa und USA

Schnittsalat (Pflücksalat)

var. crispa

Europa

Spargelsalat (Stängelsalat)

var. angustana syn. var. asparagina

Asien

Grasse-Typen (Latin-group)

ungeklärt

Mittelmeerraum, Nordafrika, Südamerika

Öl-Typen (Cow lettuce)

ungeklärt

Südliches Ägypten

Salat, Kochsalat)

*nach Bailey in Helm 1954

Handbuch Samengärtnerei

Es ist Ende August: Dieser Salat hat sich selbst ausgesät. Die Jungpflanzen können noch versetzt und bis zum Wintereinbruch beerntet werden.

Korbblütler

Handbuch Samengärtnerei noch nicht möglich, weil erst zu wenige Sa-

menträger reif sind. In einem zweiten und eventuell weiteren Erntedurchgang wird in einen Behälter hinein abgerebelt. Dazu beugt man die Samenträger vorsichtig über einen großen Kübel (oder Sieb) und klopft die Samen in das Gefäß. Leichter geht dies

zu zweit: Eine Person hält das Auffanggefäß, eine zweite zieht die Samenträger vorsichtig darüber und verreibt sie behutsam zwischen den flachen Händen. (Achtung: Die

Sorten sind unterschiedlich elastisch, die

Samenträger sollen nicht abbrechen).

Die geernteten Samen werden in einem

Stoffsack an einem luftigen Ort gutnachgetrocknet. Mehr als die Hälfte des Sackinhal-

tes besteht aus tauben Samen, Härchen und

Blattresten. Reifen die Samen während einer ungünstigen, feucht-nassen Wetterperiode, kann man die Samen am abgeernteten Samenstand nachreifen lassen. Dazu die Pflanzen

Hier geht der Pflücksalat ‚Lollo Rossa‘ in Blüte.

Samenernte

Die Samen reifen unregelmäßig und sind 12-24 Tage nach der Blüte erntereif. Test für die Saatgutreife: Die reifende Samenkapsel vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefin-

samt Wurzeln ausreißen und unter Dach

aufhängen (diese müssen entweder erdfrei sein, abgeschnitten oder eingesackt werden,

sonst landet das Erdreich beim Nachtrocknen gemeinsam mit den Samen in den Auffangtüchern und lässt sich nur unter gro-

Rem Aufwand von den Samen trennen). Die

nicht

in die Auffangtücher

gefallenen

Samen werden schließlich noch ausgedro-

lingt und sich der Samenträger noch „tei-

schen. Die Reinigung beginnt immer mit einem sehr ausgiebigen Dreschvorgang (> Saatgut reinigen, S. 42). Das Erntematerial soll sehr trocken sein. Dann erfolgt eine Reinigung

Laufe der Jahre im Arche Noah Garten am

langt. Die Reinigung von Salatsamen zählt wohl zu den Meisterstücken der Reinigungskunst. Zunächst erfolgt ein erstes Aussieben der groben Stängelteile. Danach durch ein Schlitzsieb sieben (die Samen fal-

ger reiben, der Samen ist ausreichend reif,

wenn die Samenkapsel zerfällt und die Samen leicht freigibt; wenn das nicht ge-

gig“ anfühlt, dann warten. Bestes Saatgut wird von den zentral (oben am Hauptstamm) reifenden Blüten geerntet. Es gibt viele Möglichkeiten, Salatsamen zu ernten. Folgende Variante hat sich im

mit Sieben, die Geschick und Erfahrung ver-

besten bewährt: Die erste Ernte ist meistens eine „Zupfernte“ von einzelnen gut ausgebildeten Samenträgern (um einmal eine erste sichere Ernte einzufahren). In diesem Zustand ist ein Schütteln oder Ausklopfen

len durch; am besten haben sich Schlitzsiebe mit 1,0 bis 1,2mm breiten Schlitzen be-

währt; auch andere Siebe können verwendet werden). Schließlich erfolgt in kleinen Portionen die Reinigung im Wind.

Korbblütler

Welche Methode die größere Bedeutung im Reinigungsablauf einnimmt, ist zum einen

sortenabhängig, außerdem spielt die Erntemethode (Zupfen oder Schnitternte) eine Rolle, ebenso der Kulturverlauf, Wetterbe-

dingungen beim Erntezeitpunkt etc.

> Toleranz gegen Falschen Mehltau und andere Krankheiten

> spätes Schossen

> weiches Blatt bei Buttersalaten oder „sprödes Blatt“ (= Knackigkeit) bei Bataviasalaten

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Bei der Vermehrung von Salaten können die

gleichen Krankheiten vorkommen wie während dem Anbau zur Ernte der Köpfe. Das

Mosaikvirus wird meist von Blattläusen übertragen oder haftet bereits am Samen-

korn. Der Befall zeigt sich in mosaikartig hell- bis dunkelgrün gescheckten Blättern.

> „Selbstschließende Cos-Salate“

mit gutem Kopfschluss

> frostfeste Wintersalate

Kultur- und Züchtungsgeschichte Ob es einen direkten Vorfahren des KulturLattichs, also des Salates, gibt, ist nicht zufrieden stellend geklärt. Lange Zeit hatman vermutet, dass der Kompass-Lattich (Lac-

Befallene Pflanzen nicht weitervermehren!

tuca serriola) die Ursprungsart des Salates

kann ein Kulturschutznetz verwendet wer-

sativa erst in Kultur

Vorbeugend

gegen einen Blattlausbefall

den. Eine heimtückische Erkrankung im Samenbau ist der Becherpilz Sclerotinia sclerotiorum, wenn er Salatsamenstände befällt.

Vorbeugung: Gesundes Bodenleben, Stand-

ortwechsel, gute Fruchtfolge. Behandlung: Bei

erhöhtem

Befallsdruck

können

die

Böden mit dem im biologischen Landbau

zugelassenen Mittel Contans WG behandelt werden.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Freiland-Kopfsalate sollten nicht in Folien-

häusern/Glashäusern vermehrt werden, da

die Entwicklungsbedingungen deutlich anders sind.

Auslesekriterien können sein:

> kräftige Pflanzen > typische oder besondere Blattform und -größe > Größe und Festigkeit des Kopfes > Gesundheit und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten > Geschmack (späte Neigung zur Bitterkeit = Lactucarinbildung) > Ausfärbung des Blattes > Anthozyangehalt (rote Färbung des Blattes) > Trockenheits-, Kälte- oder Hitzetoleranz

ist. Heute geht man davon aus, dass Lactuca entstanden

ist, und

neben dem Kompass-Lattich noch andere Latticharten (wie Gift-Lattich und WeidenLattich) an seiner Entstehung in den Ackerbaugebieten des fruchtbaren Halbmonds beteiligt waren. Kopfsalat ist für seine Vermehrung gänzlich auf den Menschen angewiesen und verwildert nicht. In der Züchtungsgeschichte des Salates dürften die ersten Zuchtziele das Wegzüchten der Borstenstacheln an der Mittelrippe der Blattunterseite und eine Reduzierung des bitteren Milchsaftes gewesen sein. Doch auch die Verzögerung des Schossens war und ist ein wichtiges Selektionskriterium,

um eine gute (blattreiche) Ausbildung der Salatpflanze zu gewährleisten und sie möglichst lange in Genussreife zu halten. In Ägypten wurden Lattiche bereits vor

4000 Jahren zur Ölgewinnung (aus den Samen), als Heilpflanze und zum Verzehr

für Mensch und Tier angebaut. In Mitteleuropa ist die Kultur des Lattichs erst seit 800 n.Chr. bekannt. Der weltweit erste Kopfsalat

wurde erst 1543 von Leonhart Fuchs be-

schrieben: Die kopfbildenden Varietäten sind vermutlich aus einem Zusammenspiel von spontanen Mutationen und gärtnerischer Auslesetätigkeit in Mitteleuropa entstanden. €

Handbuch Samengärtnerei

Blühender Salat

183

|

Korbblütler

> Endivie,

Escariol

(Cichorium endivia)

Bestäubungsbiologie Endivien sind Fremdbefruchter, die von In-

sekten bestäubt werden. Verschiedene ten können durch Insekten verkreuzt den, daher im kleinparzelligen Anbau bei günstiger Gartengestaltung einen

Sorwerund Iso-

lierabstand von ı5som einhalten oder nur

eine Sorte pro Jahr vermehren. Die wilde En-

diviekommt in Mitteleuropanicht wild vor,

daher besteht auch keine Einkreuzungsgefahr. Zichoriensorten (Cichorium intybus) kreuzen sich nicht in Endiviensorten ein. Bei einem Anbau im Isolierkäfig können als Bestäuberinsekten Mauerbienen, Hummeln und auch bestimmte Schwebfliegenarten verwendet werden. Nur am Vormittag sind die Blüten geöffnet, mittags verwelken sie und am nächsten Morgen öffnen sich neue. Die Blühphase dauert mehrere Wochen. An den Samen ist Endivie deutlich von den Lactuca-Salaten zu unterscheiden.

Folgende Formen werden unterschieden:

Die Winterendivie (var. crispum), die Schnittendivie (var. endivia) und der Escariol (var. latifolium). Die Varietäten der Endivie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Wuchs-

form, dem Aussaat- und dem Erntezeit-

punkt und der Nutzungsart. Die Winterendivien haben oft fein geschlitzte bis gekrauste Blätter und eignen sich für den Anbau als Herbstsalat, die ganzrandigen Escariolsorten sind besser lagerfähig. Die Schnittendivie wird aufgrund ihrer jahreszeitlichen Nutzung auch Sommerendivie genannt. Sie hat eine kurze Entwicklungszeit, schmale Blätter und bildet keinen Kopf.

Was Sie brauchen: > 10-15 schön ausgeformte und gut überwinterte Pflanzen

> Überwinterungsmöglichkeit > Stützgerüst

Auch Handbestäubung ist möglich: Ähn-

lich wie bei der Kürbisbestäubung werden am Abend vor dem Aufblühen die Knospen der ausgesuchten Pflanzen mit einem Kreppband vorsichtig zugeklebt oder in Vliessäckchen gehüllt. Am nächsten Vormittag mit einem Pinsel bestäuben und wieder einhüllen. Samenbau Endivien werden im Regelfall für Saatgut zweijährig kultiviert. Einige Endiviensorten

(vor allem Escariol und Schnittendivie) können auch schon im ersten Jahr in Blüte

gehen. Im gemäßigten Klima gelangen sie aber nicht zur Samenreife. Ausnahmen be-

stätigen die Regel: Bei Dreschflegel wird die Krause Endivie früh ausgesät und einjährig

vermehrt. Sollen die Pflanzen im Keller überwintert werden, ist der optimale Aus-

saatzeitpunkt Ende Juli/[Anfang August.

Sind die Winter frostfrei und nicht zu feucht, können Endivien im Freien über-

wintern. Für die Überwinterung im Keller oder in einem frostfreien Kalthaus die Pflan-

zen Ende Oktober/Anfang November aus-

graben, die Blätter auf ca. 5scm einkürzen,

184

Handbuch Samengärtnerei

Endivie und Zuckerhut haben die gleichen strahlend blauen Blüten.

kleinere und verzweigte Wurzeln abzwicken. Die Pflanzen in Sand oder sandiger Erde im Keller überwintern, sie bleiben bei o-4°C undbei ca. 8oxiger Luftfeuchtigkeit drei oder vier Monate lagerfähig. In den meisten Kellern ist die Überwinterung von großen Pflanzen nicht möglich, sie faulen leicht. Frisee-Typen faulen schneller als Typen mit einem gröberen Blatt. Arche Noah sät aus diesem Grund erst Anfang September und überwintert große Jungpflanzen in Töpfen im frostfreien Tunnel oder im gut abgedichteten Frühbeet. Eine Auslese der schönsten Pflanzen erfolgt im Frühjahr, nachdem sie noch vor der Blüte weitere Blätter gebildet haben. Die Pflanzen blühen ab Juni und werden 60-120cm hoch; die Blü-

tenstände sind sperrig verzweigt und haben jeweils in den Blattachseln hellblaue Blütenköpfe. Eine Auslese ist wie bei der einjährigen Vermehrung dann allerdings kaum möglich.

Samenernte

Die Bestimmung des richtigen Erntezeitpunktes verlangt große Aufmerksamkeit. Die Pflanzen blühen bis spät in den Herbst,

dies verleitet, mit der Ernte ebenso zuzu-

warten. Das Hinausschieben kann aber ins Auge gehen: Wie bei den meisten Kulturpflanzen bringt die erste Blütenphase die vitalsten Samen. Ein langes Zuwarten birgt die Gefahr, dass die Samen von Vögeln gefressen werden (Distelfink) oder durch Verpilzung verloren gehen. Daher auch schon die ersten reifen Samenbehälter laufend abzupfen oder die ganzen Samenständer abschneiden und unter Dach nachtrocknen. Bei der „Zupfernte“ daraufachten, dass man wirklich nur die fertilen „Samenbehälter“

herunterholt. Es gibt zum Beispiel im Gefolge von Schlechtwetter immer wieder gröRere Mengen an leeren Samenbehältern (Unterschied ertasten).

[6,7] in

Korbblütler

Die festen Früchte mit einem Nudelwalker auswalken, damit die Samen frei werden;

danach mit Sieb und Wind von Stängelresten reinigen. Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

An den Samenträgern haben wir noch selten Krankheiten beobachtet. In der Fachliteratur wird das Auftreten des Endivienrostes (Puccinia hieracii) beschrieben. Vor allem an

Endiviensamenträgern kann er auftreten.

{ f Mittelstark gekrauster Escariol

Auf allen oberirdischen Pflanzenteilen, auch auf den Blütenblättern, zeigen sich dann helle Flecken.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > typische oder besondere

Blattform und -größe > typische und gut ausgebildete, feste Rosette > spätes Schossen > Pflanzen mit einem hohen Gelbanteil (= bitterstoffarm)

Kultur- und Züchtungsgeschichte Der Vorfahre der Schnittendivie ist die wilde Endivie (ssp. pumilum), die im Mittelmeerraum heimisch ist; die Verwandtschaftsver-

hältnisse der beiden anderen Kulturformen sind nicht ganz geklärt. Dieälteste Nutzung lässt sich in Italien um Christi Geburt belegen. In Mitteleuropa wird die Endivie im Capitulare de Villis das erste Mal genannt. Doch erst im 19. Jahrhundert werden End-

ivien in mehreren Sorten und mengenmäKig bedeutender angebaut.


4

'@ ie I v-ä Schnittendivie bildet keinen Kopf.

|

Handbuch Samengärtnerei

Bereits verblühte Samenträger der Endivie

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188

|

Handbuch Samengärtnerei

> Zichorie, Zuckerhut,

Was Sie brauchen: > ı5 schön ausgebildete und gut überwinterte Pflanzen

> Überwinterungsmöglichkeit

Chicor&e

> Stützpfähle und Schnur

(Cichorium intybus)

Bestäubungsbiologie Hier gilt im Wesentlichen das für die Endivie Gesagte. Im Unterschied zur Endivie sollten Verkreuzungen mit der Wildform, der Wegwarte, nicht ausgeschlossen werden. Zudem können Endiviensorten in Zichoriensorten einkreuzen, daher nur eine

Zichoriensorte pro Jahr vermehren oder auf ausreichende Abstände zu allen Endivienund Zichoriensorten achten (150m bei günstiger Gartengestaltung) oder Isolierkäfige verwenden. Samenbau

Die Wegwarte (Cichorium intybus var. intybus), die entlang von Wegen und Straßen den

Sommer lang mit hübschen blauen Korbblüten ins Auge sticht, ist der Vorfahre aller Kulturzichorien: Das ist einerseits der rotweiße oder gelbgrüne Radicchio, der in Italien, insbesondere in der Provinz Veneto, an-

gebaut wird. Unterschieden werden kopfundrosettenbildende Formen. Des Weiteren

Zuckerhut, der früher auch Fleischkraut ge-

nannt wurde und gerne als Herbst- und Wintersalat angebaut wird. Der dritte Typus ist der gebleichte Chicoree oder Brüsseler. Dieser wird heute meist zur Produktion von Treibchicoree angebaut. Alle Zichorien-Varietäten enthalten den verdauungsfördern-

den Bitterstoff Intybin; der Radicchio aller-

dings wesentlich mehr als der Treibchicoree. Alle drei genannten Gemüse gehören der Varietät foliosum, Blattzichorien, an. Diese wird unterschieden von der Varietät sativum, der Wurzel- oder Kaffeezichorie.

Durch Kälteeinwirkung kann es bereits im ersten Jahr zu Schosserbildung kommen. Die Empfindlichkeit dafür ist sortenspezifisch. Diese Pflanzen nicht weitervermehren! Ansonsten gelten die Angaben bei der Endivie auch für Radicchio und alle Blattzichorien. Wurzelzichorien im Keller mit zurück geschnittenem Laub überwintern. Chicoree erst nach dem Treiben in Dunkelheit (im Februar) selektieren und direkt ins Freiland setzen. Wichtig dabei ist, dass sie nur langsam wieder dem Sonnenlicht ausgesetzt werden, da es sonst zu Verbrennungen kom-

men kann.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > typische oder besondere Blattform,

-farbe und -größe > typische und gut ausgebildete, feste Rosette > spätes Schossen > kräftige kegelförmige Pfahlwurzel bei Treibzichorie

> große und besonders feste „Pfeifen“

bei getriebenen Zichorien

Der rote Radicchio kann runde oder spitze Formen haben. Immer sind die Köpfe von vielen Umblättern eingehüllt.

> lange und gleichmäßig dicke Wurzeln bei Wurzelzichorien > gutes Aroma und ausreichender Bitterstoffgehalt bei Kaffeezichorien

Kultur- und Züchtungsgeschichte Das Austreiben eines einmal geschnittenen Chicorees und Bleichen der Triebe wurde

1850 zufällig im Brüsseler Botanischen Gar-

ten entdeckt und dann weiterentwickelt. Für die Produktion von Treibzichorien werden

die Wurzeln von im Freiland angebauten Pflanzen in geschlossenen Räumen getrieben, um gebleichten Chicoree zu erhalten. Die Wurzelzichorie wurde ab Ende des 18. Jahrhunderts in Deutschland und Österreich im großen Umfang für Zichorienkaffee angebaut. Bitterstoffarme Wurzelzichorien werden in Italien auch als Gemüse angebaut und sind im Winter auf den Gemüsemärkten als „Sonchino“ erhältlich. €

190

|

Handbuch Samengärtnerei

> Artischocke (Cynara scolymus)

ausreichend. Eine andere Methode wäre die Handbestäubung: Die Blüten möglichst vieler Pflanzen einsacken. Dafür verwendet man Vlies- oder Papiersäcke. Eine Blüte nach der anderen wird täglich mit einer Bürste bearbeitet, um die Samenanlagen zu befruchten. In sehr milden Gegenden können sich Artischocken auch selbst aussäen und sogar zu Unkraut werden. Will man keine

Samen ernten, schneidet man die Blüten einfach ab.

Artischocken sind botanisch betrachtet ein sehr ungewöhnliches Gemüse: der verdickte Blütenboden der Knospen und die verdickten Knospenschuppen werden gegessen. Ar-

tischocken sind nur in Kulturform bekannt, vermutlich stammen sie von der Wildform der Kardone ab (Cynara cardunculus). Was Sie brauchen:

> 10-15 Pflanzen > Weinbauklima

Bestäubungsbiologie Was umgangssprachlich als Artischocken-

Samenbau Der Samenbau der Artischocke gelingt nur in warmen Gebieten mit einer langen Vegetationsperiode. Artischocken wachsen in Mitteleuropa gut auf sandigen Böden, die sich schneller erwärmen als schwerere Böden. Sorten, die schon im ersten Jahr blühen, müssen für den Samenbau zeitig gesät

werden (Ende Februar/Anfang März). Bei einer späteren Aussaat läuft man Gefahr,

dass die Samen nicht mehr im gleichen Jahr abreifen können (viele Sorten blühen auch bei zeitiger Aussaat im ersten Jahr noch nicht). In Gegenden mit milden Wintern können Artischockenstauden über mehrere

Jahre beerntet werden. Die Artischocke ist

nicht frostfest. Artischocken können durch Samen oder vegetativ durch basale Seitensprossen vermehrt werden. Die Vermehrung

über Saatgut ist sinnvoll, um die Pflanzen zu

blüte bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit

verjüngen, genetisch wieder aufzumischen

nen Einzelblüten. Diese einzelnen Artischockenblütchen sind selbstunfruchtbar: Die

wiederum ausgelesen werden kann. Die besten Pflanzen aus einer generativen Vermehrung können wiederum vegetativ vermehrt werden. Bei einer generativen Vermehrung spalten sich die meisten Artischockensorten stark auf und müssen dann gut ausgelesen werden. Die Artischockenblütenköpfe bzw. Fruchtstände sind sehr anfällig für Pilzbefall, da sich die dicht gedrängten Pappushaare leicht mit Feuchtigkeit voll saugen und im Spätherbst nicht mehr gut abtrocknen können.

ein ganzer Blütenstand aus dutzenden kleiStaubbeutel spenden den Pollen fünf Tage

bevor ihn die Narbe aufnehmen kann. Die Einzelblüten eines Blütenstandes können

sich gegenseitig befruchten. Die Blüten werden gerne von Bienen und Hummeln angeflogen. Einzelne Artischockensorten kreu-

zen sich untereinander und mit Kardonensorten, daher müssen sie räumlich isoliert

werden: Bei kleinparzelligem Anbau und vielseitiger Gartengestaltung sind 200-250

Meter Abstand zwischen einzelnen Sorten

und eine neue Vielfalt zu erhalten, aus der

191

Korbblütler

Insekten lieben die großen, violetten Blütenstände der Artischocke.

Vegetative Vermehrung

Samenernte

Die Artischockenköpfe werden geerntet, sobald sich in den offenen Blütenknospen Flaum bildet. Die ganzen Blütenköpfe abschneiden und an einem trockenen Ort nachtrocknen. Wenn die Stängel dürr sind,

werden die Köpfe mit mechanischer Krafteinwirkung aufgebrochen: Blütenköpfe einzeln in einen festen Sack geben und ihn mit einem breiten Gummihammer oder dicken Dreschstock auf die dickste Stelle schlagen. Bitte

nur

auf fester,

aber

nachgiebiger

Unterlage arbeiten (z.B. Rosshaar-Matratze). Die schweren Samen sammeln sich am Sackgrund. Bevor man die nächste Blüte so beerntet, die Samen aus dem Sack entfer-

nen, um siebeim Drusch der nächsten Blüte

nicht zu beschädigen.

Die Pflanzen können im Freiland überwintern, wenn man sie ziemlich hoch mit Laub und Erde bedeckt. In Gegenden mit Win-

terfrösten, hohen Niederschlägen undrasch

wechselnden Temperaturen können die Pflanzen bei einer Überwinterung im Freiland eingehen. Insbesondere über die geschnittenen Stängel des Vorjahres, die hohl sind und quasi als „Kanal“ bis in den Wur-

zelstock reichen, dringt Wasser und Eis in

die Pflanze ein und führt rasch zur Fäulnis. Wenn der Wurzelstock wasserdicht abgedeckt ist oder noch besser im Folienhaus steht (siehe unten), spielen tiefe Temperaturen kaum eine Rolle. Bei Arche Noah hat sich folgende Vermehrungsmethode bewährt: Die Artischockenpflanzen werden Ende Oktober/Anfang

Handbuch Samengärtnerei

November ausgegraben und im unbeheiz-

ten Folienhaus überwintert. (Die Überwin-

Ausleseskriterien

meist schon im Februar, also viel zu früh für

>

terung im Keller hat sich nicht bewährt.) Im Folienhaus treiben die Pflanzen allerdings

ein Auspflanzen im Freiland, los. Diese Neuantriebe sind im Gegensatz zum Wurzelstock extrem frostempfindlich (und wenn die Triebe erfrieren, geht in Folge auch immer der ganze Wurzelstock zu Grunde). Daher ist esnotwendig, die Wurzelstöcke zu Beginn ihres Neuaustriebes aus dem Boden zu holen und an einen frostsicheren Ort zu bringen. Dann die 10-15 cm langen Neuaustriebe, die „knieartig“ aus dem Wurzelstock wachsen, mit einem scharfen, sauberen

Messer mit glattem Schnitt aus dem Wurzelstock herausschneiden. Dabei sollte, für eine raschere Bewurzelung, beim Schnitt ein kleines Stück aus dem Wurzelstock mitgehen. Die so herausgeschnittenen Neuaustriebe („Kindel“) können wie Stecklinge zur Bewurzelung in Töpfe gesteckt werden. Bis zum Auspflanzen (nach den letzten Frösten) an einen kühlen, aber frostfreien Ort stellen.

So erhält man bis zum Auspflanzen schöne

und kräftige Jungpflanzen, die in jedem Fall

schon im ersten Jahr wieder Blütenköpfe bilden. Dem Wurzelstock selbst belässt man 24.der kräftigsten Austriebe. Man kann ihn allenfalls auch teilen.

> > > >

Auf folgende Merkmale kann ausgelesen werden: Größe der Knospen, breite Knospenform, Fleischigkeit des Blütenbodens und der Knospenschuppen Frühreife einheitliche Knospenfarbe zügiges Wachstum Widerstandsfähigkeit gegen Fröste und Fäulnis

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Artischocke kommt aus dem östlichen Mittelmeerraum und wurde bereits in der

Antike genutzt. In Deutschland lernte man

die Artischocke um die Mitte des 17. Jahrhunderts kennen, sie galt schon damals als teures und delikates Gemüse. In Wien haben

einige Gärtner bereits gegen Ende des 18.

Jahrhunderts mit dem Anbau von Artischo-

cken begonnen. Sie entwickelten sich als-

bald zu einem beliebten Gemüse der Ober-

schicht und waren so begehrt, dass die Gärtner gar nicht genügend Artischocken auf den Markt bringen konnten und sehr gute Preise erzielten. Ein solchermaßen wohlha-

bend gewordener Gärtner kaufte sich in

Wien ein Haus und benannte es nach dem Gemüse, das ihm den neuen Reichtum beschert hatte: „Zur goldenen Artischocke“. Ende des 19. Jahrhunderts verlor die Arti-

schocke in Wien wieder an Bedeutung. €

193

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Korbblütler

> Kardone, Cardy

(Cynara cardunculus)

Samenbau

Die Kardone wird stets über Samen vermehrt. Die Kardone ist eine ausdauernde

Pflanze, siewird als Gemüse bei uns nur ein-

jährig, als Samenpflanze zweijährig und als Zierpflanze mehrjährig gezogen. Unter mitteleuropäischen Klimabedingungen empfiehlt sich eine Vorkultur mit Aussaat ab Mitte Februar. Im Freiland können Kardonen Ende April/Anfang Mai gesät werden

(3-4 Samen in ein Setzloch 6cm tief setzen, ım im Geviert; nur die stärksten Pflanzen pro Setzloch belassen). In Frankreich, Italien

Die Kardone unterscheidet sich von der Artischocke durch die wesentlich kleineren und zahlreicheren Blütenknospen (diese haben keinen fleischigen Blütenboden) und durch die Nutzung: Bei der Kardone werden die fleischigen und gebleichten Blattstiele als Delikatessgemüse genutzt, die Samen zur Fermentation in der Ziegenkäseherstellung. Die Kardone enthält wie die Artischocke den verdauungsfördernden und die Gallentätigkeit anregenden Bitterstoff Cynarin. Es gibt zwei Formen: Sorten mit stacheligen, wollig behaarten Blättern (var. ermis) und Sorten ohne Stacheln (var. inermis). Was Sie brauchen: > Mindestens 10, besser 15 Pflanzen > Laub- oder Strohschutz für den Winter

oder Winterquartier

Bestäubungsbiologie > Artischocke. Kardonen können sich mit Artischocken verkreuzen. Isolierabstände: 200-250M.

und Spanien, wo Kardonen feldmäßig kultiviert werden, ist dies die gängige Anbauform. Die Pflanzen beginnen bereits im Herbst zu blühen. Da die Samen aber nicht mehr abreifen können - und man jaauf gute

Blattstielbildung selektieren will -, die Blütentriebe des ersten Jahres entfernen. Ende

Oktober|Anfang November mit dem Wurzelballen ausheben und frostfrei einlagern.

» Kardone als

Sortenspezialität in der Schweiz

In Genf gehört die Kardone zum traditionellen Weihnachtsessen. Sie wird nicht gekocht, sondern mit kochendem Salzwasser und einem Schuss Milch überbrüht. Die Sorte ‚Cardon &pineux Argente de Plainpalais‘ hat seit kurzem eine AOC erhalten, darf also als Spezialität mit Herkunftsbezeichnung nur im Raum Genf produziert werden. Diese Sorte entstand vor zweihundert Jahren, sie wird bis zu 1,5m hoch. Die fleischigen Blattnerven und Stängel dieser Sorte haben Stacheln. Aufwendiger in Kultur und Zubereitung, gilt diese stachelige Sorte allerdings als die kulinarisch beste.

194

Handbuch Samengärtnerei

Die Knospe der Kardone erinnert an jene der Artischocke. Sie bildet aber keine verdickten Knospenschuppen.

Die Kardone ist weniger frostempfindlich als die Artischocke. Die Pflanzen überstehen den Winter meist auch im Freien: Dazu die

und anschließende Vermehrung) > Widerstandfestigkeit gegen Fröste (und Fäulnis)

schneiden (ca. 10-ı15cm über dem Boden) und mit Laub oder Stroh bedecken. Zu emp-

Samenernte

Blätter bis

auf die Herzblätter

zurück-

fehlen ist ein Regendach, denn nasses Laub und Stroh führen leicht zu Fäulnis. Im fol-

genden Jahr können die Samen geerntet

werden.

> Artischocke

Das Bleichen

Gegessen werden die gebleichten Blattstiele

ei

Auslesekriterien Auf folgende Merkmale kann ausgelesen werden: > Dickfleischigkeit und geringe Faserbildung der Blattstiele > geringer Bitterstoffgehalt (Verkostung der gebleichten Pflanzen

der Kardone. Das Bleichen nimmt den Kar-

donen den etwas strengen, bitteren Geschmack. Der Bleichvorgang ist etwas zeitaufwendig, belohnt aber mit einem delikaten Wintergemüse: Ab September werden die Stauden an mehreren Stellen lose zusammengebunden und mit Stroh, Mulchfolie oder Wellpappe umhüllt. Die Blattstiele

Korbblütler

Kardonen-Überwinterung im Keller (hier in der Französischen Schweiz): Die großen Pflanzen der Sorte ‚Cardon &pineux Argente& de Plainpalais‘ sind im Keller zum Bleichen aufgestellt.

dürfen dabei nicht verletzt werden. Die Pflanzen eventuell mit etwas Erde anhäufeln, um die Standfestigkeit zu erhöhen. In

Abhängigkeit von der Temperatur können nach 2-4 Wochen gebleichte Triebe geerntet werden. Ab Mitte Oktober gelingt das Bleichen

im

Freiland

nicht

mehr.

Die

zu-

sammengebundenen Pflanzen mit dem Erd-

ballen aus dem Boden nehmen und von November bis Februar in Kellern oder dunklen Räumen bleichen.

Kultur- und

Züchtungsgeschichte Die Wildform der Kardone ist erkennbar an ihrer extremen Bestachelung von Laub,

Stängel und Blüte. Sie ist in den Mittel-

meerländern zu Hause, die Kulturform ge-

langte vermutlich über Spanien und Südfrankreich nach Mitteleuropa. In Deutschland wurde sie bereits seit dem 17. Jahrhun-

dert kultiviert. Immer wieder geriet sie in Vergessenheit und kam wieder in Mode. In der Westschweiz wird die Kardone heute noch in größerem Umfang kultiviert.
Schwarzwurzel (Scorzonera hispanica)

chanisch isolieren. Als Bestäuberinsekten eignen sich Mauerbienen,

große Schwebfliegen.

Hummeln

und

Samenbau

Für den Samenbau sind die Schwarzwurzeln zweijährig. Schwarzwurzeln sind ausdauernd und bilden erst im zweiten Jahr Samen.

Sie müssen möglichst früh gesät werden. Bei manchen - züchterisch wenig bearbeite-

ten - Sorten kommen Pflanzen vor, die bereits im ersten Jahr schossen. Diese sollten

nicht zur Vermehrung verwendet werden. Die Wurzeln überwintern auch bei tiefen Temperaturen problemlos. Um auslesen zu können, die Wurzeln jedoch im Herbst aus-

Meist werden nur die langen weichen Pfahlwurzeln der Schwarzwurzel gegessen. Aber auch die jungen Triebe und Blütenknospen können wie Spargel gekocht werden und ergeben ein ausgezeichnetes Gemüse. Die jungen Blätter ergeben geschnitten im Frühjahr einen guten Blattsalat. Die Blätter können auch gebleicht werden. Die Blütenknospen röstet man in Butter und streut sie auf den

Salat. Schwarzwurzeln sind nur äußerlich

graben und mit eingekürzten Blättern in feuchten Sägespänen oder Sand einlagern („feucht“ meint die Feuchtigkeit von frisch geschlägertem Holz). Bei o-4°C und rund goxsiger Luftfeuchtigkeit halten sie dann bis zu vier Monaten. Im Frühling (März) die auf Größe und Form ausgelesenen Wurzeln wie-

der auspflanzen. Möglich ist auch eine Auslese im Frühjahr. Will man Samen gewinnen, darf man die Triebe im Frühjahr nicht ernten.

schwarz, innen sind sie weiß und haben ein

milchreiches Fleisch, der innert manche an Spargel, menkohl und wieder andere Falls Sie die Schwarzwurzel nen: Einfach ausprobieren.

Geschmack erandere an Bluan Artischocke. noch nicht ken-

Was Sie brauchen: > 15 schön ausgeformte Wurzeln

Bestäubungsbiologie Die Blüten der Schwarzwurzeln sind gelbe, sternförmige, nach Vanille duftende Korb-

blüten. Sie öffnen sich zeitig am Morgen und schließen sich gegen Mittag. Verschie-

dene Sorten werden durch Insekten verkreuzt, daher sollten Sie einzelne Sorten in

einem Abstand von ı5om pflanzen oder me-

Samenernte

Der Samen der Schwarzwurzel bildet sich wie bei allen Korbblütlern am Ansatz des Blütenbodens. Wenn der Samen reif ist, löst

er sich leicht vom Blütenboden ab und fällt zu Boden. Am einfachsten ist es, Samenträ-

ger zu beernten, die fast, aber nicht ganz reif sind. Bestimmen des richtigen Erntezeitpunktes: Die Schirmchen an der Spitze des Blütenkörbchens beginnen sich zu öffnen. Es kann ab Juli über einige Wochen laufend geerntet werden. Lassen Sie das Erntegut 23 Tage im Schatten nachreifen. Die langen Samen werden von den federartigen Schirmchen durch Reiben und vorsichtiges Dreschen in einem Stoffsack getrennt. Sie erkennen taube Samen daran, dass sieleicht

(bis zu icm lange Dauersporen). Der gleiche Pilz kann im Lager und im Feld zu Fäulnis führen (Bodenbehandlung mit Contans WG,

einem im Bioanbau zugelassenen Antagonistenpilz). Ferner können verschiedene Arten von Rostpilzen (roter Rost Puccinia scorzonerae und weißer Rost Albugo candida) zum Problem werden. Im Hausgarten an kleineren Beständen ist die Gefahr jedoch meist gering.

Massiver Blattlausbefall auf den Blütenständen und insbesondere an den Knospen oder auch Fraßschäden der Raupen verschiedener Eulenarten kann zu Ertragseinbußen bei der Samengewinnung führen. Im Notfall (bei einem starken Befall) biologische Pflanzenschutzmaßnahmen einsetzen.

Wurzeln

und Blüten der Schwarzwurzel

zu knicken sind, während die fruchtbaren Samen fest sind. Der Samen ist trocken

genug für die Einlagerung, wenn er nicht mehr biegsam ist.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Auf den Schwarzwurzelbeständen kann der Echte Mehltau (Erysiphe cichoracearum), eine

Pilzkrankheit, auftreten. Meist ist dies erst ab Ende Juli der Fall und führt dann zu kei-

nem verminderten Wurzelertrag. RegelmäRiges Bewässern hat sich als Gegenmaßnahme bewährt und fördert auch dierasche Bildung neuer Blätter. Problematischer ist starker Befall mit Echten Mehltau im zweiten Jahr am Samenträger; dabei kann die Blüten- und Samenausbildung beeinträchtigt werden. Samenübertragbar ist der Pilz Sclerotinia sclerotiorum. Die oberen Stängelteile und die Blüten verfärben sich bei einem Befall braun, die Blüten brechen teilweise

frühzeitig ab. In den Stängeln finden sich die bohnenförmigen, schwarzen Sclerotien

Auslesekriterien > Wurzel: lang und gleichmäßig dick, unverzweigt und nicht hohl > Haut: schöne Schwarzfärbung und feine Oberfläche > guter Geschmack und keine Fasern > geringe Mehltauanfälligkeit

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Herkunftsregion dieser Kulturpflanze ist Südeuropa; wilde Schwarzwurzeln wachsen in trockenen Feldern und offenen Wäldern. Die Kultur ist vermutlich in Spanien entstanden, erste Nachrichten über den

Anbau stammen aus Italien (2. Hälfte 16. Jh.).

Zunächst wurde sie als Heilpflanze verwendet, seit 1600 in Frankreich auch als Gemüse.

Ab dem späten 17. Jahrhundert wird sie in England angebaut. Im deutschsprachigen Mitteleuropa hat sie sich als Küchenpflanze ebenfalls erst im ausgehenden ı7. Jahrhundert einen Platz erobert.
Haferwurzel

(Tragopogon porrifolius)

Bestäubungsbiologie Die Haferwurzel ist ein Fremdbefruchter, der von Juni bis Juli mit äußerst dekorativen lila Korbblüten blüht. Die einzelnen Blüten

sind zwittrigund werden durch Insekten bestäubt. Zur Erhaltung der Sortenreinheit ist ein Isolationsabstand von 150 m oder eine

mechanische Isolierung nötig. Laut älterer

Samenbauliteratur können sie auch mit dem Wiesenbocksbart verkreuzen, wir

haben im Arche Noah Vermehrungsgarten diese Erfahrung bislang nicht gemacht.

Samenbau Haferwurzel ist in der Vermehrung zweijäh-

rig. Pflanzen, die bereits im ersten Jahr blühen, nicht weitervermehren (Auslese auf

Die Haferwurzel gehört zu den in Vergessenheit geratenen und wieder entdeckten Kulturpflanzen. Sie wird immer wieder mit der Schwarzwurzel verglichen, was ihr auch

den Namen Weißwurzel eingebracht hat. Doch im Geschmack unterscheidet sie sich deutlich von der Schwarzwurzel. Die Wurzeln können 15-30 cm lang und 2-4 cm dick

werden. Nicht nur die Wurzel der Haferwurz ist genießbar. Als Gemüse nutzbar sind auch die jungen Blätter. Sie sind frisch sehr schmackhaft und können zu Salaten verwendet oder als Spinat zubereitet werden. Knospen und Blüten können als bunter Salat verspeist, die jungen Triebe können gebleicht oder ungebleicht wie Spargel zubereitet werden - eine Delikatesse. Im Frühjahr von März bis Mai war und ist es sehr schwer sich mit frischem Gemüse regional

zu versorgen, deshalb hat man früher die

Triebe sehr vieler 2-jähriger Pflanzen, so auch der Haferwurzel genutzt. Was Sie brauchen:

> 15 schön ausgeformte Wurzeln > hasensicherer Gartenzaun

Schossfestigkeit). Haferwurzeln werden im Gegensatz zu den Schwarzwurzeln nach der

Blüte holzig, hart und ungenießbar.

Die

Wurzeln können problemlos im Freien überwintern. Im Frühjahr ausgraben, auslesen und die Samenträger wieder setzen. Sowohl im Keller eingelagerte als auch in Töpfen überwinterte Wurzeln sind anfällig für Krankheiten (Verfaulen und/oder Trauermückenbefall). Samenernte Die Samen der Haferwurzel bilden sich wie bei allen Korbblütlern am Ansatz des Blütenbodens. Sie sind reif, wenn sie sich samt Schirmchen leicht vom Blütenboden ablö-

sen. Die Saatguternte erstreckt sich von Juli

bis September und sollte laufend erfolgen,

da die reifen Samen leicht davonfliegen. Da

die Schirmchen sehr leicht verkleben und mit den Samen einen Knäuel bilden, ist es ratsam vormittags, gerade wenn sich die Samenstände öffnen wollen, die noch kom-

pakten Schirmchen zu fassen und von den Samen abzudrehen. (Weiteres >Schwarzwurzel).

Korbblütler

Über lange Zeit auf große und unverzweigte Wurzeln ausgelesene Haferwurzel

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

An Haferwurzel treten selten Krankheiten

auf, die Schäden verursachen können. Le-

diglich Mäuse und Wühlmäuse verspeisen die delikaten Wurzeln im Winter gerne, wenn diese im Boden bleiben. An den Blütenständen und besonders an Knospen kann zeitweise ein massiver Blattlausbefall (meist schwarze Bohnenlaus) auftreten. Rechtzeitig behandeln. Manche Haferwurzelsorten (wie auch Schwarzwurzelsorten) zeigen sich anfällig für den Echten Mehltau. Dann größere Pflanzabstände wählen, dies bringt eine bessere Durchlüftung. Knospen und Blüten werden liebend gerne im Frühsommer von Hasen abgefressen.

Erntereife Samen der Haferwurzel

Auslesekriterien > Wurzel: lang, gerade und möglichst dick und unverzweigt > Haut: glattschalig und fein > guter Geschmack > Schossfestigkeit > Widerstandsfähigkeit gegen Echten Mehltau

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Haferwurzel ist in Südosteuropa und in Nordafrika beheimatet und eine bereits sehr alte Kulturpflanze. Die Griechen dürften sie gekannt und genutzt haben; in der Renaissance wurde sie in vielen Kräuterbüchern erwähnt. Seither dürfte sie in Mitteleuropa immer wieder kultiviert und wieder in Vergessenheit geraten sein. Die Haferwurzel ist mit dem heimischen Wiesenbocksbart (Tragopogon pratense) verwandt. Auch dessen Wurzeln können genutzt werden, sie sind allerdings weitaus dünner als die der Haferwurzel. €

Handbuch Samengärtnerei

Dekorative Blüten und formschöne Knospen der Haferwurzel

Korbblütler

> Große Klette, Speiseklette

(Arctium lappa)

Samenbau Die große Klette wird für die Herbsternte Mitte bis Ende Mai gesät. Bei einer zu frühen Aussaat wird die Wurzel zu dick und innen hohl. Die Pflanzen sind zweijährig und vertragen sowohl sehr warme wie auch kalte Temperaturen. Die Wurzeln im Herbst zur Auslese vorsichtig aus der Erde holen. Die

Herzblätter an den Wurzeln auf 3-4cm zu-

rückschneiden. Eingeschlagen in feuchtem Sand oder einer Mischung aus Hobelspänen und Kokosfasern können die Wurzeln wie Karotten in einem kühlen Keller überwintern. Im zeitigen Frühjahr im Abstand von 100% 80cm auspflanzen. Die kräftigen Blütenstängel, die bis über 2m hoch werden können, benötigen in der weichen Garten-

Die Wurzeln der großen Klette können bis zu gocm lang werden. Erntereif sind sie bereits im ersten Kulturjahr. In Ostasien und Australien wird die Speiseklette auch im Erwerbsgemüsebau kultiviert. Im professionellen Anbau werden oft Dammkulturen angelegt, die eine leichtere Beerntbarkeit er-

möglichen. Junge Triebe und das Mark der jungen Stängel im zweiten Jahr ergeben ein delikates Gemüse.

Yin Bichesuchen: > 15 schön ausgeformte Klettenwurzeln > kräftige Stangen zur Befestigung der Samenstände

Bestäubungsbiologie Die Blüten sind selbstbefruchtend, verschiedene Sorten können aber durch Insekten verkreuzt werden. Da die Pflanzen sehr auffäl-

lig sind und gerne von Honigbienen besucht

werden, einen Isolierabstand von mindestens 300m einhalten. Die Kulturklette kann sich mit der wilden Klette kreuzen.

erde unbedingt kräftige Stangen zur Befestigung.

Samenernte Die Früchte („Klettenkugeln“) rechtzeitig ernten, wenn sietrocken-bräunlich werden.

Distelfinken und andere Vögel vergreifen sich gerne an den schmackhaften Samen. Eventuell ist ein Vogelschutzgitter während der Reifezeit nötig. Nur vollkommen trockene Früchte lassen sich gut ausdreschen.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Auf den Samenträgern der Kletten kann der

Echte Mehltau (Erysiphe cichoracearum), eine

Pilzkrankheit, auftreten. Obwohl dieser Pilz eigentlich nicht samenbürtig ist, kann der Befall so heftig sein, dass Sporen auch an den Samen haften. Ein weiter Pflanzabstand kann vorbeugen (=eine Pflanze pro m’). Massiver Blattlausbefall auf den Blütenständen und insbesondere an den Knospen kann zu Ertragseinbußen bei der Samengewinnung führen. Rechtzeitig Pflanzenschutzmaßnahmen durchführen.

Handbuch Samengärtnerei

Japanische Kochkultur Die Speiseklette heißt in Japan Gobo. Kletten können nicht roh verzehrt werden, sondern werden über Dampf gegart, frittiert oder gekocht. Ein japanisches Gericht wollen

Y

wir vorstellen:

Kinpira Gobo Ya kg Klettenwurzeln

2 mittelgroße Karotten 1 TL Sojasoße Die Blüte der Klette ist unverwechselbar.

1 TL Zucker

1/2 TL Mirin (Süßer Reiswein) 2 TL Sake (Reiswein) 1 TL Sesamsamen 2 TL Pflanzenöl nach Belieben: Chili-Paste,

Sortenmerkmale und Auslesekriterien

Knoblauch, frischer Ingwer

Klettenwurzeln und Karotten mit Gemüsebürste reinigen und mit einem Gemüseschäler in sehr dünne Streifen schneiden. Die geschnittenen Klettenwurzeln kurz in Wasser einweichen und gut abtropfen lassen. Öl in einer Pfanne bei großer Flamme erhitzen.

Klettenwurzeln in das heiße Öl geben und

ca. 10 Minuten anbraten, Karotten dazugeben und eine weitere Minute anbraten. Dann alle weiteren Zutaten beigeben, gut umrühren, die Pfanne vom Herd nehmen

gedeckt 10 Minuten ziehen lassen.

Wesentlichstes Kriterium ist die leichte Bearbeitbarkeit der Wurzeln in der Küche: glatte und unverzweigte Wurzeln auswäh-

len. Was die Größe anbelangt, kommt es auf

die Nutzungswünsche an. Um die Wurzeln

heil aus der Erde zu bekommen ist es günstig, eher dicke, kurze Wurzeln auszulesen.

Im professionellen Anbau gibt es verschiedene Sortierungen.

und ab-

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Große Klette ist eine verbreitete Wild-

pflanze rasiger Plätze und offener Wälder in ganz Europa. Obwohl in der Vergangenheit als Heilpflanze genutzt, wurde sie selten gegessen. Lediglich Karl der Große empfahl sie in seinem Capitulare de Villis unter dem Namen Parduna. In den Ländern Ostasiens ist sie hingegen ein verbreitetes Gemüse mit zahlreichen Kultursorten, die kleinere Blätter und ertragreichere Wurzeln ausbilden, zum Beispiel die Sorten ‚Ovion‘ und ‚Toki-

nowa‘. Überraschenderweise ist die Große Klette in Japan nicht heimisch, sehr wohl jedoch die Speiseklette.
Salatchrysantheme (Chrysanthemum coronarium)

Was Sie brauchen: > 5o Pflanzen

Bestäubungsbiologie Die Salatchrysantheme blüht in einfachen gelben Blütenkörben. Die Blüten sind selbst-

befruchtend, einzelne Sorten können aber

auch von Insekten verkreuzt werden. Werden

mehrere Sorten vermehrt, einen Isolierabstand von 300m einhalten. Alternativ kön-

nen die Blüten in Vlieshäubchen eingesackt oder in einen Isolierkäfig gestellt werden. Bestäuberinsekten sind nicht notwendig.

Die Salatchrysantheme ist verwandt mit den Zierformen, die wir als bunt blühende Stauden des Herbst kennen. Von der Salatchrysantheme gibt es drei Typen: . mit dünnen, feingeteilten und dunklen Blättern (aus Nordchina) 2. mit mittelgroßen Blättern (aus Japan)

3. mit breiten, hellgrünen Blättern (aus

dem Südwesten Chinas)

Die breitblättrigen Sorten gedeihen am besten in wärmeren Gebieten; für Mitteleuropa

Samenbau Die Salatchrysantheme ist einjährig und wird 20-40cm hoch. Für eine Blattnutzung kann sie von Ende März bis Anfang September gesät werden. Für die Vermehrung ist eine Aussaat Mitte April ideal. Sie schosst dann nicht so rasch, kann auf eine gute Blattausbildung ausgelesen werden und die Samen reifen noch sicher aus. Bei der Saatguternte und Reinigung ähnlich vorgehen wie bei >Salat (Lactuca sativa).

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

können sie bereits 30 Tage nach der Aussaat

Unter guten Kulturbedingungen sind Krankheiten und Schädlinge selten. Gelegentlich kann die Brennfleckenkrankheit (Gloeosporium chrysanthemi) und die Blattfleckenkrankheit (Cerocospora chrysanthemi) auftreten. Da beide über Saatgut verbreitet werden

werden die gesamten Rosetten geschnitten

weitervermehren.

sind die Herkünfte aus Japan am besten geeignet. Die zarten Triebe und jungen Blätter werden durchgehend beerntet. In milden Gegenden kann sie auch über den Winter hindurch beerntet werden. Das erste Mal beerntet werden. Im kommerziellen Anbau

können, bei einem Krankheitsbefall nicht

und im Bund vermarktet.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Diese Chrysanthemenart stammt aus dem Mittelmeergebiet, vermutlich aus Portugal. In Japan und China wird sie häufig als Gemüse- und Würzpflanze kultiviert.
Topinambur, Erdbirne

(Helianthus tuberosus) Topinambur ist botanisch gesehen eine Sprossknolle. Es gibt Topinambur in vielen

Variationen: karottenförmige gelbe Knollen, weiße und rote Sorten mit hellem Fleisch, länglich oder runder, sowie in jeder erdenklichen Gestalt. In den letzten Jahrzehnten hat die südamerikanische Verwandte der Som-

menblume wieder Popularität erlangt, auch als nachwachsende Rohstoffpflanze. Gleich-

zeitig kommt sie immer häufiger, zum Bei-

spiel entlang von Flussläufen, verwildert vor

Auslesekriterien Eine Auslese ist nur dann Erfolg versprechend, wenn jedes Jahr ein neuer Standort

gewählt wird, da meist Knollenreste im Boden verbleiben und wieder austreiben. > Form der Knolle: groß, sortentypisch ausgebildet, glatt (je glatter, umso leichter sind sie zu waschen) > Geschmack: angenehm mild und nicht bitter, nicht seifig > leichte Beerntbarkeit: Knollen liegen in der Erde eng zusammen und sind nicht weitläufig verteilt

und kann zum Problemkraut werden, das

viele einheimische Arten verdrängt.

Was Sie brauchen: > 10-15 schön ausgebildete Knollen > viel Platz oder mechanische Begrenzung (Brunnenringe, ausgediente Waschmaschinentrommel)

Vermehrung Obwohl manche Sorten in Mitteleuropa zur

Blüte kommen, können sie keine fruchtba-

ren Samen bilden. Topinambur wird daher über ganze oder geteilte Knollen oder über

Wurzeln vermehrt. Die Knollen überwintern

im Boden sehr gut; ausgegraben beginnen

sie oft schon nach wenigen Wochen zu vertrocknen. Wenn keine Gefahr durch Wühlmäuse besteht, also am besten an Ort und Stelle überwintern. Ansonsten werden sie an einem kühlen Ort in feuchtem Sand, ge-

mischt mit feuchtigkeitshaltenden Fasern

(z.B. Kokosfasern), gelagert. Da die Pflanzen sehr leicht aus kleinen, im Boden verbliebenen Wurzeln wieder austreiben, nicht mitten in den Gemüsegarten

setzen. Sie werden sehr schnell zum unge-

liebten,

alles überwuchernden

Unkraut.

Wenn sie einmal zum Problem geworden

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Topinambur gilt bislang als wenig krankheitsanfällig und wird auch von tierischen Schädlingen kaum befallen. Zu einem großen Problem bei der Vermehrung können allerdings Wühlmäuse werden. Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Heimat dieses Knollengemüses ist Nordamerika. Topinambur wurde von der indigenen Bevölkerung bereits lange vor der Eroberung Nordamerikas durch die Europäer genutzt. Im Jahr 1607 gelangte sie nach Europa - zunächst nach Frankreich. Im ı7. Jahrhundert erlangte sie als Gartenpflanze in vielen anderen Regionen Europas eine gewisse Bedeutung. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie zunehmend von den Kartoffeln aus dem Anbau verdrängt. Topinambur wurde und wird im schweizerischen Jura zur Erzeugung von jungen Sprossen angebaut, die wie Spargeln angehäufelt, gebleicht und gekocht werden. Die jungen Sprossen sind sehr schmackhaft. Mitte der

30er Jahre des 20. Jahrhunderts erfolgte in

Deutschland eine intensive züchterische Arbeit (Sortensichtung).
Sonnenblume (Helianthus annuus)

Was Sie brauchen: > 10-15 schöne Pflanzen > werden mehrere Sorten angebaut:

Vliessäcke, in denen die Blütenköpfe Platz haben

Bestäubungsbiologie Sonnenblumen sind Fremdbefruchter, die

von vielen Insekten besucht werden. Der große Blütenkopf einer Sonnenblume besteht aus 700-8000 Einzelblüten, die jeweils

ca. zwei Tage lang offen sind. Am ersten Tag geben die Staubbeutel Pollen ab, am zweiten

Tag schiebt sich die Narbe hoch und ist be-

reit, den Pollen aufzunehmen. Erst nach 5-

Sonnenblumen

zählen zu jenen Pflanzen,

die in kaum einem Hausgarten fehlen: als Schmuckpflanze, Schnittblume oder Vogelfutterpflanze. Der Namelleitet sich nicht nur von der meist gelben Blütenfarbe ab, sondern auch von ihrer Eigenschaft, den Blü-

tenkopf mit der wandernden Sonne zu drehen. Sonnenblumen werden ackerbaulich

für die Gewinnung von Öl und Samen ange-

baut. Diese Sorten sind aufbesonders hohen Ölgehalt oder besonders große Samen gezüchtet worden. Die Samen können frisch oder geröstet gegessen werden. Sie sind je nach Sorten schwarz, gestreift, marmoriert,

gepunktet, weiß oder grau gefärbt, manche Wildarten haben kleine behaarte Kerne. Die Samen werden frisch oder geröstet verwendet, die jungen Blüten können als Gemüse

gegessen werden. Für den Hausgarten sind

besonders hochwüchsige, bunt blühende

und reich verzweigte Sorten interessant. Die Gattung Helianthus umfasst 67 Arten, darunter einjährige und mehrjährige (z.B. H.tuberosus, Topinambur, oder H. maximiliani, die wegen ihrer dünnen, wohlschmecken-

den Wurzel angebaut wird).

10 Tagen haben sich alle Einzelblüten geöffnet. Ein typischer Blütenkopf hat am Rand eingetrocknete Einzelblüten, dann einen

Kreis aufnahmefähiger Blüten, danach Pol-

len spendende Einzelblüten und schließlich in der Blütenmitte einige ungeöffnete Blüten. Einige Sorten sind selbstverträglich das heißt, dass Insekten den Pollen einfach

von einer Einzelblüte auf eine andere übertragen können. Andere Sorten sind selbstunfruchtbar und strenge Fremdbefruchter. Um Sonnenblumen sortenrein zu erhalten,

ist im kleinparzelligen Anbau ein Abstand von 300m zwischen zwei Sorten nötig. Im Erwerbsanbau werden Abstände von einigen Kilometern eingehalten. Eine andere Methode ist die >Handbestäubung. Diese ist zwar zeitaufwendig, aber einfach durchzuführen: Die Blütenköpfe - bevor sich die ersten Blüten öffnen - einzeln oder in Gruppen in Säcke aus Vlies oder einem feinmaschigen Kulturschutzgitter einpacken und unten zubinden. Zum Bestäuben täglich die Säcke abnehmen und die Blütenköpfe vorsichtig gegeneinander reiben, um eine gute Bestäubung zu erreichen. Vorsicht vor den bereits lauernden Bienen und Hummeln! Wer

Lust und

Experimentierfreude

hat,

kann zwei Sorten auch gezielt kreuzen (nebeneinander abblühen lassen) und auf das kommende Jahr warten.

Korbblütler

Pflanzenkrankheiten

Samenbau Abgesehen von den Isolierungsmaßnahmen unterscheidet sich der Anbau für die Vermehrung nicht vom gewohnten Anbau.

Im Hausgarten treten selten Probleme mit Krankheiten und Schädlingen auf. Vögel picken gerne die Samen nach der Aussaat aus dem Boden und auch aus den Köpfen, sobald

Ernte Nach der Befruchtung wachsen die Samen,

bis die Sonnenblumen-Köpfe prall gefüllt sind. Sobald die Blütenblätter abgefallen sind, die Blütenköpfe abschneiden und mit

der Samenseite nach oben nachtrocknen

lassen. Dazu einen vogelsicheren Platz wählen, manche Vögel sind so gierig nach den Kernen, dass sie sogar in Zimmer hinein fliegen, um diese zu erbeuten. Die Samen

auslösen, sobald sie nicht mehr feucht sind.

Kleinere Mengen können leicht von Hand ausgelöst werden. Für größere Mengen empfehlen wir, ein Stück Maschendraht

und Schädlinge

über

einen Eimer zu spannen und gut zu befestigen; dann den Eimer zwischen den Knien

festhalten und die Sonnenblumenköpfe

gegen den Maschendraht reiben, bis die

sie zu reifen beginnen. Eventuell ein Kulturschutzgitter über die reifenden Sonnenblumen befestigen. Probleme kann es auch mit den Jungpflanzen geben, sie sind in Jahren mit feuchtem Frühjahr eine der Lieblingsspeise der Schnecken. Bei zu dichtem Stand und windstiller Lage kann es auch zum Befall mit Echtem Mehltau kommen. Beim großflächigen, ackerbaulichen Anbau können zahlreiche Krankheiten große Schäden hervorrufen. Kultur- und Züchtungsgeschichte Sonnenblumen zählen zu den wenigen Kulturpflanzen mit Ursprung in Nordamerika. Sie sind alte indianische Kulturpflanzen. Archäologische Funde wurden auf ein Alter

Samen in den Eimer fallen. Trocknungstest:

von 4.000-5.000 Jahren datiert. Im Jahr 2001

genug für die Einlagerung. Zum Trocknen die Kerne in dünnen Lagen in flache Schach-

brachte manche Forscher auf den Gedanken,

Versuchen Sie, die Samen zu biegen. Erst wenn die Samen brechen, sind sie trocken

teln schichten. An einem warmen, lichtgeschützten und mäusesicheren Ort trocknen.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Es gibt eine Vielzahl von Sorten, die sich in

äußeren Eigenschaften (Größe, Farbe der Blüten, Anzahl der Blütenköpfe, Größe des Blütenkopfs, gefüllte Blüten etc.) und innere

Eigenschaften (Ölgehalt, Faseranteil etc.) unterscheiden. Hausgärtner und Hausgärtnerinnen bauen meist Sorten an, die eine besonders schöne und auffällige Blüte bilden.

Sortentypische Exemplare für den Nachbau auslesen. Wichtiges Auslesekriterium ist auch im Hausgarten die Standfestigkeit.

hat ein Forscherteam einen(!) Samen in einer archäologischen Grabungsstätte in Tabasco/Mexiko entdeckt. Dieser Fund dass die Sonnenblume doch in Mittelamerika in Kultur genommen wurde. Nach Europa gelangte die Sonnenblume als Zierpflanze vermutlich im Jahr 1510 durch die Spanier. Ihre Eignung als Ölfrucht entdeckte zunächst ein Engländer 1716, doch sein Pa-

tent fand keine Beachtung. Erst 1830/1840 nahm die kommerzielle Ölgewinnung in Russland (Ukraine) ihren Anfang. Die Kultur dieser ertragreichen Ölfrucht ist weltweit verbreitet. Seit mehreren Jahren wird

der Anbau von der EU als nachwachsender Rohstoff subventioniert. Auch als Gründünger und Bienenweidepflanze spielt die Art zunehmend eine Rolle. Die Samen der neueren Züchtungen haben einen Ölgehalt von über 50%. Bei modernen Sonnenblumen-

sorten steigt der Anteil an Hybridsorten. €

214

Handbuch Samengärtnerei

Kreuzblütler

(Cruciferae Brassicaceae)

Die Familie der Kreuzblütler oder Kohlgewächse umfasst 350 Gattungen, darunter

viele, die gärtnerisch oder landwirtschaft-

lich genutzt werden. Die Kohlgewächse der Art Brassica oleracea zählen zu den wichtigsten Kulturpflanzen im Garten: Weißkohl und Rotkohl, Kohlrabi, Blumenkohl, Spros-

senkohl und Brokkoli. Doch auch Öl-, Gemüse- und Futterpflanzen der Arten Brassica napus und Brassicarapa gehören zu dieser Familie, genauso wie Radieschen und Rettich. Auch einige Arten, die aufgrund der geschmackvollen Würze ihrer Blätter kultiviert werden, schließen sich dieser Familie

Die Kronblätter der Kreuzblütler stehen sich kreuzförmig gegenüber.

an: Rukola, Gartenkresse, Brunnenkresse

und Barbarakresse. Viele Kohlgewächse sind ausgesprochene Hitzeflüchtlinge, gedeihen im Frühjahr und im Herbst gut und fühlen sich in kühl-gemäßigten Lagen (Hänge, Mittelgebirge) besonders wohl. Der Name Kreuzblütler leitet sich von den vier Kronblättern der Blüte ab, die sich kreuzartig gegenüberstehen. Die Blüte ist meist gelb, seltener weiß. Weiteres Charakteristikum ist die Form der Frucht: Sie istals Schote oder Schötchen ausgebildet.

Kreuzblütler

Allgemeine Vermehrungsmerkmale Viele Kohlgewächse werden für die Vermehrung zweijährig kultiviert. Einige Vertreter

bilden bereits im ersten Jahr Samen aus (z.B. Rukola, Radieschen, Rübstiel, Blumenkohl, Brokkoli). Alle Kreuzblütler sind Fremdbe-

fruchter. Sie sind meist selbstunfruchtbar;

der Pollen der Pflanze kann die eigenen Blüten nicht befruchten. Dadurch wird einenatürliche Vielfalt garantiert. Kreuzblütler können für die Vermehrung nur inGruppen angebaut werden. Wir empfehlen 10-15 Pflanzen als Samenträger auszulesen. Von Einzelpflanzen kann kein brauchbares Saatgut gewonnen werden.

Überblick über die Familie Deutscher Name

Gattung

Art

Weißkohl/Weißkraut, Rotkohl/ Rotkraut, Blumenkohl /Karfiol, Brokkoli, Wirsing/Welschkohl,

Brassica

oleracea ssp. oleracea

Brassica

rapa

Kohlrübe, Steckrübe, Raps

Brassica

napus

Brauner Senf, Sarepta- oder

Brassica

Juncea

Weißer Senf

Sinapis

alba

Rettich und Radieschen

Raphanus

sativus

Kren/Meerrettich

Armoracia

rusticana

Rukola, Rauke, Ölrauke

Eruca

sativa

Wilde Rauke, Schmalblättriger Doppelsame

Diplotaxis

tenuifolia

Meerkohl

Crambe

maritima

Gartenkresse

Lepidium

sativum

Barbarakraut, Winterkresse,

Barbarea

vulgaris

Brunnenkresse

Nasturtium

officinale und microphylium

Echtes Löffelkraut

Cochlearia

officinalis

Kohlrabi, Sprossenkohl/ Rosen-

kohl, Grünkohl/Krauskohl, Markstammkohl

Herbstrübe, Mairübe, Chinakohl, Pak Choi, Rübsen, Broccoletto, Mizuna

Indischer Senf

Barbarakresse

216

|

Handbuch Samengärtnerei

> Die Art Brassica oleracea Obwohl völlig unterschiedlich geformt und

verschieden genutzt, zählen viele Kohlge-

wächse des Gartens zu dieser Art. Aufgrund

der Formenvielfalt, der unterschiedlichen

Nutzungsrichtungen und der zum Teil sehr unterschiedlichen Ansprüche an Umweltund Kulturbedingungen ist die Vermehrung dieser Gruppe sehr unterschiedlich. Die allgemeinen Angaben stellen wir voran, die

Angaben zu den einzelnen Kulturarten sind

Gute Bestäuberinsekien für

Deutscher Name

Botanische Bezeichnung

Weißkohl/Weißkraut

convar. capitata var. capitata alba

Rotkohl/Rotkraut

convar. capitata var. capitata rubra

Wirsing/Welschkohl

convar. capitata var. sabauda

Kohlrabi

convar. caulorapa var. gongylodes

Blumenkohl/Karfiol

convar. botrytis var. botrytis

Brokkoli

convar. botrytis var. italica

Sprossenkohl/Rosenkohl

convar. fruticosa var. gemmifera

Grünkohl, Braun-, Krausund Federkohl

convar. acephala var. sabellica

Blattkohl, Kuh-, Futterkohl

convar. acephala var. viridis

Markstammkohl

convar. acephala var. medullosa

kurz gefasst.

Kreuzblütler sind Schwebfliegen.

Kreuzblütler - die Art Brassica oleracea

Gut befruchtete Schoten sind lang und die Samenkörner zeichnen sich deutlich ab.

Bestäubungsbiologie Kohlgewächse werden in erster Linie von Insekten bestäubt: Honigbienen, Schwebfliegen und Stubenfliegen „fliegen“ auf die

schwefelgelben Blüten. Wird von mehreren Sorten bzw. Kohlgewächsen einer Art Saatgut gewonnen, müssen die Samenträger der einzelnen Sorten voneinander isoliert angebaut werden. Alle Vertreter der Art Brassica oleracea können sich untereinander kreuzen. Also nie die einzelnen Vertreter nebeneinander abblühen lassen. Gut befruchtete Kohlpflanzen können unter guten Witterungsbedingungen mehrere tausend Samenkörner ausbilden; es lohnt sich daher,

ein Jahr lang der Vermehrung einer Sorte größere Aufmerksamkeit zu schenken und

diesen Samen für die kommenden Anbausaisonen zu nutzen. Die Keimfähigkeit bleibt für eine gärtnerische Nutzung 4-5

Jahre ausreichend hoch, einzelne Samen

können (gut ausgereift und bei entsprechender Lagerung) bis zu 10 Jahre keimfähig bleiben.

Samenbau Kohlköpfe, Kohlrabi oder die anderen Kohlpflanzen, die erst im zweiten Jahr Samen tragen, wieder in den Garten pflanzen, wenn mit den ersten Gartenarbeiten begonnen werden kann. Ein guter Zeitpunkt dafür ist Mitte März bis Anfang April. Wenn ein Aussetzen im März noch nicht möglich ist, weil

der Boden noch gefroren ist, die Pflanzen

Handbuch Samengärtnerei

aber bereits im Winterquartier lostreiben wollen, dann die Kohlpflanzen topfen und an einen hellen, aber kühlen Platz stellen. Die Pflanzen vor dem Auspflanzen ähnlich wie Jungpflanzen abhärten. Die Pflanzen tiefer setzen, als man sie im Herbst ausgegraben hat. Weißkohl zum Beispiel bis zum

oder eine Plastikplane ausgebreitet und zwischen den Händen fest gerieben oder mit dem Dreschflegel auf einer weichen Unterlage ausgedroschen. Hat man eine große

Boden aufsitzt. Die Pflanzen bilden nun erneut Wurzeln aus. Beim Setzen und in der Zeit der Wurzelbildung ist ausreichendes Gießen wichtig. Die Samenstände mancher Sorten werden bis zu am hoch und benötigen ziemlich viel Platz. Optimaler Pflanzab-

Füßen darauf herumtreten. Bei Arche Noah

Hals eingraben, sodass der Kopf fest am

stand: 60x 60cm. Jedem einzelnen Samen-

träger eine Stütze geben. Die Samenstände festbinden, sie werden nach einer erfolgten Befruchtung und Samenbildung sehr schwer. Der Mitteltrieb bildet die größten und damit triebkräftigsten Samen. Darauf achten, dass sich dieser gut ausbilden kann,

und eventuell einige schwächere Seitenäste

entfernen, damit die Kraft der Pflanze in die

Ausbildung dieser Samenkörner fließt.

Die Samen sind erntereif, wenn sich die

Schoten gelbbraun verfärben. Dies ist in der Regel zwischen Anfang Juli und Ende JulilAnfang August. Reifen die einzelnen Samenstängel ungleich ab - dies ist meist der Fall, wenn sowohl Seiten- wie auch Spitzentriebe ausgebildet sind -istesratsam, in mehreren Durchgängen einzelne Äste zu ernten. Wartet man zu lange mit der Ernte,

springen die Schoten aufund verstreuen die Samen. Sind die Schoten aller Äste gleichSamenstand

Samenstände

zu

dreschen,

kann

man dies auch durch die „Fuß-Stampf-Me-

thode“ tun. Die Samenstände dazu in eine große, dichte Plane geben und mit den

hat sich das Ausdreschen im Sack auf einer weichen Unterlage ebenso bewährt. Besonders bei kleineren Saatgutmengen ist der Verlust durch wegspringende Samen dabei auszuschließen. Die Samen einzelner Schoten, die beim Ausdreschen nicht leicht auf-

gehen, sind mit großer Wahrscheinlichkeit noch nicht vollreif und daher schlecht keimfähig. Die geernteten Samen werden anschließend in Sieben und mit dem Wind gereinigt. Bei der Reinigung können kleine, schlecht ausgebildete Samenkörner ausgeschieden werden. Die Samen noch einmal nachtrocknen. Die Samen der Art B. oleracea sehen einander sehr ähnlich, Blumenkohl und Brokkoli sind zwar oft etwas kleiner, eine sichere

Ernte und Drusch der Samen

zeitig reif, den ganzen

Menge

ab-

schneiden. Äste in einem Tuch an einem

warmen, trockenen und luftigen Ort zum

Nachreifen aufhängen (Dachboden, Dachvorsprung - nicht direkt in der Sonne). Die Schoten sind druschreif, wenn sie zwischen

den Fingern leicht brechen und die Samen freigeben. Zum Dreschen werden die Samenstängel auf ein dicht gewebtes Tuch

Bestimmung ist selbst für den Kenner erst wieder im Jungpflanzenstadium möglich. Geerntete Samenträger und Saatgut daher besonders sorgfältig beschriften.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Kohlgewächse sind einem großen Krankheits- und Schädlingsdruck ausgesetzt. Im Vermehrungszyklus sind zwei Phasen besonders kritisch. Erstens die Überwinterung: Hier können verschiedene Pilzinfektionen auftreten (>Seite 211). Zweitens die Blüte: In Gebieten, in denen in den letzten

Jahren der Rapsanbau an Bedeutung gewonnen hat (wie z.B. in großen Teilen Ostösterreichs), sind die Rapsschädlinge zu Massen-

schädlingen geworden. So der Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus), der Kohltriebrüssler (Ceuthorhynchus quadridens), die Kohlschotenmücke (Dasineura brassicae) und die

Kreuzblütler - die Art Brassica oleracea

Mehlige Kohlblattlaus (Myzus persicae), um die wichtigsten zu nennen. Wenn die Rapsblüte vorbei ist, beginnt meist die Blüte der

Kohl-Samenträger. Diese sind nun ein will-

kommenes Fressen für diese Insekten, die

sich an den Blütenknospen laben. Während es in Gebieten, in denen kein Raps angebaut

wird, überhaupt kein Problem ist, Kohl zu vermehren, ist es in Schiltern, dem Sitz der

Arche Noah, seit einigen Jahren nicht mehr möglich, Kohl ohne Isolierung zu vermeh-

ren. Die saugenden und beißenden Insekten,

die zum Teil die Kohlschoten auch zur Eiablage nutzen, können die gesamte Saatguternte ruinieren. Im Bio-Anbau können dagegen einzig und allein dicht gewobene Kulturschutzgitter Hilfe leisten. Dann müssen aber gleichzeitig Bestäuberinsekten in den Käfig eingebracht werden (>Mechanische Isolierung). Große Schäden vor allem an frisch keimenden oder gesetzten Pflanzen können Kohlerdflöhe (verschiedene Käfer der Gattung Phyllotreta) anrichten. Die kleinen Käfer haben Sprungbeine, mit denen sie flohartig emporschnellen können. Die Käfer überwintern im Boden und befallen im Frühjahr sofort die Kohlsaaten. Vorbeugung: Erdflohsichere (dicht gewebte) Kulturschutzgitter unmittelbar nach dem Setzen der Pflanzen anbringen. Bei Auftreten der Erdflöhe häufig hacken und gießen. Eine samenbürtige Pilzkrankheit ist der Erreger der so genannten „Umfallkrankheit“

Phoma lingam. Bereits die jungen Pflanzen können absterben, aber auch ein späterer Befall ist möglich. Wird ein Kopfkohl aus einem befallenen Bestand eingelagert, so kann es zu einer Lagerfäule kommen. Der Pilz verursacht an den Strünken schwarze Flecken und kann auch im Winterquartier von einer Pflanze auf die andere übertragen werden. Auch in den Kohlsamenträger-Beständen kann es zu erheblichen Ertragsausfällen kommen. Der Pilz kann im und am Samen übertragen werden. Bereits ein kleiner Befallsgrad der Samen kann zu großen

Ausfällen führen, weil sich die Infektion vor

allem bei der Anzucht rasch ausbreiten kann. Vorbeugung: Fruchtwechsel der Anzuchtflächen,

Samenträger

nicht

zu eng

pflanzen, Desinfizieren der Winterquartiere, nur gebeiztes Saatgut verwenden (Heißwasserbeize

30 Minuten

bei

exakt

50°C). Mit der gleichen Heißwasserbeize können Erreger der Kohlschwärze Alternaria brassicicola am Samenkorn abgetötet werden. Schadbild: Befall der Jungpflanzen (Blattflecken),

schwarze

Flecken

Schoten. >Beizen von Saatgut.

an den

Kultur- und Züchtungsgeschichte Wilder Kohl hat seine Hauptverbreitung im

Mittelmeerraum und ist auch an den atlantischen

Küsten

von

England,

Spanien,

Frankreich oder Norddeutschland zu finden.

Die Familie der Kohlgewächse ist somit eine der wenigen Gemüsekulturen, deren Urah-

nen in Europa zu Hause sind. Der wilde Kohl

ist einerelativ unscheinbare Pflanze, die auf

Felsen und Stränden wächst; er ist mehrjährig und kann 5-8 Jahre alt werden. Die Ursprungsgebiete des wilden Kohls sind voneinander isoliert. Durch

diese Isolierung,

spontane Mutation und durch unterschied-

liche Ausleseskriterien hat der Mensch ver-

schiedengestaltige Kulturformen geschaf-

fen, z.B. Formen mit verdicktem Spross (Kohlrabi) oder Formen, deren Blätter sich

löffelförmig dicht über die Herzblätterlegen (Kopfkohl).
Weißkohl/Weißkraut Rotkohl/Rotkraut (convar. capitata var. capitata)

Köpfe sind besser geeignet als die größten Köpfe, um den Winter gut zu überdauern. Hilfreich für die Überwinterung ist es, wenn

die Pflanzen erst spät (Anfang bis Mitte Juni) ausgesät werden und so bis zur Einquartierung nicht zu groß werden oder aufreißen. Vor allem für Frühsorten ist dies von

Bedeutung. Im ersten Jahr bilden sie das Speisegemüse - den Krautkopf - aus. Erst im zweiten Vegetationsjahr bildet die Pflanze Blütentriebe. Temperaturen unter +10°C, die

über einige Wochen anhalten, bewirken die

Ausbildung der Blütentriebe. Im Mittelmeerraum und in Südengland gibt es einige lokale Frühkrautsorten, die im Spätsom-

mer/Herbst angebaut werden, der Kohlkopf ist im zeitigen Frühjahr voll ausgebildet und erlangt im Sommer Saatgutreife. Junge Kohlpflanzen können in begünstigten Lagen oder mit ausreichendem Frostschutzan Ort und Stelle überwintern; die ausgebilde-

Was Sie brauchen:

> 10-15 gesunde Kohlpflanzen ausgewählt aus mindestens 30 Pflanzen > milde Winter oder frostfreie

Überwinterungsmöglichkeit

> keine Kohlschädlinge oder Isoliernetze > ı Stützstab pro Samenträger > Leintuch oder Stoffsack

An der Geschichte des Kopfkohles lässt sich zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten

ten Köpfe hingegen sind sehr frostempfindlich (maximal kurzfristig bis -5°C). Die ausgewählten Pflanzen gemeinsam mit den zum Verzehr bestimmten Köpfen ernten. Mit einem Spaten oder einer Grabgabel ausgraben, die äußeren Blätter entfernen und nur die kopfbildenden Blätter an der Pflanze belassen. Die Köpfe dürfen nicht regennass sein, wenn Wasser in die Köpfe gelangt ist, die Köpfe gut ausschütteln und

abtropfen lassen.

sind, die Gärtner und Gärtnerinnen für die

Überwinterung der Samenträger erprobt und entwickelt haben.

Anschließend müssen die Krautköpfe in einer Art „Winterschlaf“ gesund über den

Samenbau Kopfkohle werden für die Vermehrung zwei-

jährig kultiviert. Der richtige Aussaatzeitpunkt richtet sich nach der Methode, mit

der die reifen Kohlköpfe überwintert werden, und nach den lokalen Klimaverhältnis-

sen. Werden ganze Köpfe überwintert, sollen diese nicht vollreif oder gar überreif sein;

etwas kleinere,

Überwinterung der ganzen Pflanzen

aber dennoch

kompakte

Winter gebracht werden - die schwierigste Episode in der Vermehrung. Besondere Arbeitsschritte sind notwendig, um die Pflan-

zen über kalte Winter zu retten. Welche Methode die optimalste ist, hängt vom Klima der Region (Milde/Strenge des Winters, Luftfeuchtigkeit, Dauer der Vegetationszeit) und von den vorhandenen Überwinterungsmöglichkeiten ab. Bei den einzelnen unten

Kreuzblütler - die Art Brassica oleracea u

Ende März werden die Kohlköpfe - über den Winter wurden einige Blattschichten entfernt - wieder ausgepflanzt.

angeführten Methoden ist daher angege-

ben, wo sie erprobt sind. Schließlich ist es auch Geschmackssache des Gärtners oder der Gärtnerin, welcher Methode sie das

größte Vertrauen schenken. Wenn die Pflan-

zen im Erdkeller, aufeinem Dachboden oder im Kalthaus überwintert werden, die Pflan-

zen in regelmäßigen Abständen kontrollie-

ren. Auf den äußeren Blättern kann es zu einem Befall mit Grauschimmel (Pilz: Botry-

tis cinerea) kommen. Diese Blätter entfernen, tiefer gehende Infektionen mit einem schar-

fen Messer ausschneiden. Entstandene Wunden mit Tierkohle oder Holzasche desinfizieren. Gegen Ende des Winters sind die Knospen in den Blattachseln des Strunkes die ersten, die beginnen Blütentriebe auszubil-

den. Die Pflanze bildet die größten und damit keimkräftigsten Samen an den Mitteltrieben. Diese können sich durch das dicht-

geschichtete Blattwerk nur schwer einen Weg ins Freie bahnen. Daher sollte der Pflanze mit einem kleinen Trick geholfen werden: den Kopf - am besten Ende Jänner] Anfang Februar - kreuzweise einschneiden. Das überlieferte Vermehrungswissen Südtirols nennt dafür Lichtmess, den 2. Februar.

In anderen Regionen wird aber auch erst bei der Auspflanzung im März eingeschnitten. Vorsicht: Der Vegetationskegel darf nicht

verletzt werden, die Tiefe des Schnittes der

Form und Größe des Kopfes anpassen. Je nach Kopfgröße 3-6cm tief schneiden; in der Regel wird der Schnitt nur soweit geführt, dass der meist schon „unter Druck“

stehende Kopf von selbst aufplatzt. Schwächer treibenden Sorten kann ruhig stärker geholfen werden durch Aufbrechen der

beim Einschneiden entstandenen „Viertel“.

(Zunächst nur wenig und dann ein zweites oder drittes Mal tiefer einschneiden.)

Handbuch Samengärtnerei

a) Überwinterung ganzer Pflanzen im Erd-

keller: Geeignet für Regionen mit starken

Frösten, aber niedriger Luftfeuchtigkeit im

Winter: Regionen in den südlichen Alpen.

Trockentäler der inneren Alpen. Bäuerinnen in Südtirol arbeiten ausschließlich mit die-

ser Methode: Die Pflanzen ebenfalls mit Strunkund Wurzeln aus der Erde ziehen. Im Keller auf den Boden stellen und an die Wand lehnen (der Krautkopf selbst sollte nicht am Boden aufliegen); die einzelnen

Köpfe sollen sich im Idealfall nicht berühren. Die Pflanzen können auch kopfüber an einer Stange aufgehängt werden - so unglaublich es klingt: mit den Wurzeln in der Luft! Erdkeller sind aufgrund ihrer - im Ver-

gleich zu betonierten Kellern - höheren Luftfeuchtigkeit gut geeignet, denn Wurzeln und Herz der Pflanze dürfen nicht vertrocknen. Eventuell öfters an frostfreien Tagen lüften. Im Idealfall trocknen die äuKeren Blätter des Kopfes pergamentpapierartig ein.

b) Überwinterung ganzer Pflanzen in einem

frostfreien Raum: Geeignet für Regionen mit starken Frösten und hoher Luftfeuchtigkeit im Winter. Klassische Beispielregion: das Waldviertel. Der Sitz der Arche Noah in Schiltern hat sich als Ort, der für die Kohl-

vermehrung viel Spitzfindigkeit erfordert, entpuppt: Die vorhandenen Erdkeller waren

Entwicklung eines Weißkohls vom „Kopf“ bis zu den erntereifen Samen Ab Anfang Februar sucht der Blütentrieb des Weißkohls einen Weg durch das undurchdringliche Blattwerk. Ein sanft geführter Einschnitt erleichtert das Durchtreiben. Im Laufe der folgenden Wochen löst sich der Kopf auf und der Blütenstand entfaltet sich. Bei einer guten Bestäubung bildet jede Pflanze hunderte Schoten aus.

Die Samen ernten, wenn die ersten Schoten trocken und die Mehrzahl der Schoten goldbraun, aber noch weich sind. Wartet man mit der Ernte zu lange, springen die Schoten auf und verstreuen die Samen.

ww

Kreuzblütler - die Art Brassica oleracea

zu feucht, für eine Überwinterung in den Folientunneln die Winter zu streng. Die Lösung: Überwinterung auf Dachböden. Die Temperatur sollte nicht über längere Zeit unter -o°C fallen, kurzfristig ertragen Kohlköpfe auch -5°C. Allerdings sollte sie längerfristig auch nicht über +5°C steigen. Höhere Temperaturen können einen zu frühen Blühimpuls auslösen.

c) Überwinterung ganzer Pflanzen in der Erde/Wintereinschlag: Geeignet für Regionen mit milden Wintern (tiefste Temperaturen um 0°C): Wintermilde, küstennahe Regionen Deutschlands und Westeuropas,

Mittelmeerländer. Diese Methode der Über-

winterung findet sich immer wieder in der älteren Samenbauliteratur: Die Kohlpflanzen im Herbst der Länge nach (leicht aufwärts gerichtet) in tiefe Furchen legen; sie dürfen einander nicht berühren. Dann die Pflanzen vollständig mit Erde bedecken. Beim Einsetzen von Frost, die Lagen mit Glasfenstern, Mist oder Laub abdecken. Die-

sen Schutz im Frühling wieder entfernen. Im Frühling treiben die Pflanzen von selbst durch und müssen nicht wieder ausgegraben werden. In feuchten Wintern kann es

allerdings vorkommen, dass die Pflanzen in

der Erde verfaulen. Vorsichtshalber kann auch eine der oben beschriebenen Methoden verwendet werden.

224

Handbuch Samengärtnerei

.

2

z

3

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Im Schaugarten Schloss Wildegg (Schweiz) werden die Kohlköpfe Ende Oktober geerntet und kommen

über den Winter in den

Keller.

Überwinterung von Strünken Alternativ zur Überwinterung des ganzen Kohlkopfes können auch nur Strünke überwintert werden. Diese Methode eignet sich für den Vermehrungsanbau unter Glas| Folie. Wenn Sie an diese Art der Saatgut-

vermehrung denken, sollten Sie bereits bei

der Planung der Aussaat darauf Rücksicht

nehmen: Pflanzen für die Strunküberwinterung müssen so früh wie möglich ausgesät werden. Dazu die - voll ausgebildeten Kohlköpfe im August, beitrocken-warmem

Wetter schrägim unteren Teil des Kopfes ab-

schneiden („Tellerschnitt“). Dann sollten

ein paar warme und trockene Tage die Wundheilung (Verkorkung) beschleunigen. Die Schnittfläche mit etwas Tierkohle oder Holzasche desinfizieren. Eventuell die trockene, verkorkte Schnittfläche später zum Beispiel mit Lacbalsam (Baumwachs) versiegeln, um das Eindringen von Krankheitserregern zu verhindern. Die Strünke dann wie oben beschrieben überwintern. Vorteil: Die Samenträger verursachen im Winter-

quartier weniger Arbeit. Nachteil: Weil die Pflanze keinen Spitzentrieb ausbilden kann, ist der Samenertrag geringer.

Überwinterung von Jungpflanzen Diese Variante sollte nur als Notlösung in Betracht gezogen werden, da die Pflanzen

keine großen Köpfe mehr bilden und eine gute Auslese auf Nutzungseigenschaften nicht möglich ist. Die Pflanzen werden erst im August gesät, sodass sie bis zum Winter noch wenigstens zwei etwa Handteller große Blätter entwickeln und als Jungpflanzen im Kalthaus überwintert. Sie vertragen Temperaturen bis -7°C. Sind die Pflanzen nicht

„mastig“ und durch geringe Wassergabe im

Herbst sehr „trocken“, vertragen sie auch

noch tiefere Temperaturen. Allerdings kann es auch bei dieser Form der Überwinterung

Probleme geben. Denn besonders, wenn die

Pflanzen noch zu klein sind (übliche Jungplanzen-Größe), geht oftmals ein Teil der Pflanzen im zweiten Jahr nicht in Blüte, son-

dern bildet Köpfe wie sonst im ersten Jahr.

225

Kreuzblütler - die Art Brassica oleracea

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Als Samenträger wählt man gesunde, am

besten mittelgroße und feste Köpfe aus. Weitere Auslesekriterien können sein: > die Köpfe sollen nicht aufgesprungen sein (z.B. nach starken Regenfällen im Herbst) > die Blätter sollen sich nicht vom Strunk lösen > kein Befall mit bakteriellen oder pilzlichen Infektionen > kurzer Innenstrunk (von außen nicht unbedingt erkennbar; Erfahrungswert)

> sortentypische Ausprägung der Kopfform (flach, flachrund, rund, flachkegelig,

spitzkegelig) > gute Standfestigkeit (gute Wurzelausbildung), guter Geschmack > Frühreife (außer bei Lagerkraut),

rascher Beginn der Kopfbildung > Abreifevermögen (Standortangepasstheit) > bei Lagerkrautsorten: dichte Schichtung der Blätter (feste Köpfe) > besonders bei Rotkohl: Frühzeitigkeit

Kultur- und Züchtungsgeschichte Während Weißkohl weltweit verbreitet ist,

wird Rotkohl hauptsächlich in Mitteleuropa und den Niederlanden angebaut. Die typischen Weiß- und Rotkohlformen sind im frühen Mittelalter in Mittel- und Westeu-

ropa entstanden. In der Kreuzungszüchtung

hat man immer wieder Eigenschaften einer

Kohlvarietät auf eine andere übertragen: So stammt zum Beispiel die feste Kopfform

mancher Wirsingssorten von Weißkohl oder

die Frühzeitigkeit mancher Rotkohlsorten

vom Weißkohl. Dennoch haben die unter-

schiedlichen Formen auch ihre Eigenständigkeit bewahrt. So gibt es beim Weißkohl

alle erdenklichen Kopfformen, während Rotkohl bis heute mit einem eher runden bis

hochrunden (ausnahmsweise auch spitzen)

Typ verbunden ist. Das Einschneiden und Vergären von Kraut ist eine alte Methode,

Blühende Pflanze des Kopfkohls

Kraut einzuwintern: Sauerkraut war jahrhundertelang die wichtigste Vitamin-C-

Quelle in der kalten Jahreszeit. Ein starker

Rückgang ist gegenwärtig in der Züchtung von Rotkohlsorten festzustellen. Er scheint auf eine rückläufige Nachfrage aus Handel und Gastronomie hinzuweisen. €

Handbuch Samengärtnerei

> Wirsing/Welschkohl (convar. capitata var. sabauda)



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> > > > >

Was Sie brauchen: mindestens 10-15 gesunde Pflanzen milder Winter oder frostfreie Überwinterungsmöglichkeit (sortenspezifisch) keine Kohlschädlinge oder Isoliernetze ı Stützstab pro Samenträger Leintuch oder Stoffsack

Samenbau und Überwinterung Wirsing ist winterfester als die kopfbilden-

den Kohlarten und hält auch tiefen MinusTemperaturen stand. Die meisten Sorten können daher im Freien überwintern. Sorten, die sich nur für die Herbsternte eignen,

im Keller überwintern (> Weißkohl). Er ist aber besonders empfindlich gegen Austrocknung (diese beginnt mit einer starken Blattwelke).

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Unterschieden wird zwischen: erstens Wirsing mit lockerem Kopf für den Frühjahrsund Sommeranbau; zweitens dem gelben,

schwerkopfigen Lagerwirsing und drittens dem leichtkopfigen, grünlichen Winterwirsing.

Wirsing hält im Freiland auch tiefen Minustemperaturen stand.

Auslesekriterien können sein: Frühreife, rascher Beginn der Kopfbildung guter Geschmack Eignung zum Treiben gute Standfestigkeit (gute Wurzelausbildung) > kurzer Strunk > Größe des Kopfes > sortentypische Farbe und Ausprägung > > > >

der Kopfform (spitz, rund, flachrund)

> kein Befall von bakteriellen oder Pilzinfektionen > Lagerfähigkeit bei Lagersorten

Kultur- und Züchtungsgeschichte Krausblättrige Kohlarten waren bereits in der Antike im Mittelmeergebiet bekannt. Vielleicht sind diese römischen Formen die Vorläufer des Wirsings. Wirsing ist in Westeuropa, dem westlichen Mittelmeergebiet

und in Nordamerika sehr verbreitet. Die Blätter werden als Suppeneinlage oder Gemüsebeilage genutzt und sind ein geschätztes Herbst- oder Wintergemüse. Wirsing enthält besonders viele Mineralstoffe, vor allem Phosphor, Kali und Magnesium.
Kohlrabi

(convar. caulorapa var. gongylodes)

Der uns heute vertraute Kohlrabi mit weni-

gen und relativ kleinen Blättern und sehr zartem Knollenfleisch wurde aus den ur-

sprünglicheren Strunkkohlrabis entwickelt. Strunkkohlrabis haben sehr große Knollen

(bis zu 35; cm hoch und über ı5cm dick) und haben hohes (bis zu zocm) und dichtes Laub, das gerne als Futter für Nutztiere verwendet wurde. Die Knolle des Strunkkohlrabis zeichnet sich dadurch aus, dass sie

trotz ihrer Größe und langen Kulturdauer nicht holzig wird und für viele Monate im Keller gut lagerbar ist.

Blüte und Schotenansatz von Kohlrabi

Samenbau und Überwinterung Der Aussaatzeitpunkt für die Vermehrung von Kohlrabi sollte so gewählt werden, dass die Pflanzen ihre volle Nutzungsreife bis zum Zeitpunkt der Einwinterung erlangen.

Werden die Pflanzen zu früh gesät, über-

schreiten sie im Herbst die Nutzungsreife

und sind verwachsen und verkrüppelt, was

Was Sie brauchen: > 10-15 Kohlrabipflanzen, ausgewählt aus mindestens 30 Pflanzen > milde Winter oder frostfreie Überwinte-

rungsmöglichkeit > keine Kohlschädlinge oder Isoliernetze > ı Stützstab pro Samenträger

> Leintuch oder Stoffsack

oft Fäule zur Folge haben kann. In den meisten Regionen ist der richtige Aussaatzeitpunkt Ende Juni bis Ende Juli. Kohlrabi wird am besten im Erdkeller überwintert, die Pflanzen können in Sand

gesetzt werden oder in Töpfen im Keller überwintert werden. Kohlrabi ist nicht so fäulnisempfindlich wie Kopfkohl und lässt sich daher etwas leichter überwintern. In wintermilden Regionen kann Kohlrabi im Freiland überwintert werden. Er verträgt Temperaturen bis maximal -7°C. Er überwintert besser nach einem trockenen Herbst und einem geringen Wassergehalt der Knolle.

[ee

Handbuch Samengärtnerei

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Es ist natürlich, dass die Kohlrabiknolle im Laufe der Zeit verholzt. In der Entwicklung der Kulturpflanze wurde daraufhin ausgelesen, dass die Pflanzen möglichst große,

zarte Knollen ausbilden, deren Verholzung erst spät einsetzt. Auf diese Eigenschaft muss laufend ausgelesen werden. Weitere Auslesekriterien können sein: > Größe, Form und Farbe der Knolle

> rasche Entwicklungsdauer oder lang erhalten bleibende Zartheit > Geschmack > dünne Schale und zartes Fleisch > Blattansatz nur im oberen Bereich der Knolle > Gesundheit und Widerstandskraft der Pflanzen > beim Strunkkohlrabi selektiert man

auf Knollengröße und auf gute Lagerfähigkeit der Knolle

Kultur- und Züchtungsgeschichte Kohlrabi ist in Mitteleuropa seit dem 16.

Jahrhundert dokumentiert, einige römische

Autoren beschreiben ähnliche Typen. Es ist aber nicht sicher, ob es sich bei diesen nicht um die Steckrübe handelt. Die Kohlrabifor-

men, die wir heute in unseren Gärten an-

bauen, sind erst seit dem 19. Jahrhundert bekannt. €

Der Kohlrabi ist der verdickte und

vergrößerte Spross der Pflanze.

Kreuzblütler - die Art Brassica oleracea

I und

Handbuch Samengärtnerei

> Blumenkohl/ Karfiol

(convar. botrytis var. botrytis)

Was Sie brauchen:

> mindestens 10-15 gesunde Blumenkohlpflanzen, ausgewählt aus mindestens guten 60 Pflanzen > für zweijährige Formen: milder Winter

oder frostfreie Überwinterungsmöglichkeit > keine Kohlschädlinge oder Isoliernetze > ı Stützstab pro Samenträger

> beheizbare Anzuchtmöglichkeit oder wintermildes Klima

Samenbau und Überwinterung Blumenkohl zählt zu den wenigen Vertretern der Familie, die während einer Anbau-

saison Samen tragen. Jener Teil der Blumen-

kohl-Pflanze, den wir als Gemüse („Rose“)

kennen, ist botanisch gesehen eine fleischige, halbkugelige Blütenanlage im Embryonalstadium. Für die Samengewinnung die Rose nicht ernten. Blumenkohl treibt, wenn der Zentraltrieb fehlt, keine Seiten-

triebe aus den Blattachseln. Aus der Rose wächst ein strauchartiger Blütenstand. Vorausgesetzt es gelingt, den Blumenkohl so weit zu bekommen, denn gerne beginnt Blumenkohl in diesem Stadium in Fäulnis überzugehen. Manche Vermehrer schneiden einzelne Röschen heraus, damit die Blüten-

triebe leichter lostreiben. Andere haben die Erfahrung gemacht, dass die Pflanzen dann noch schneller verfaulen. Die Vermehrung von Blumenkohl zählt zu den Meisterstücken der Samengewinnung und in vielen Regionen ist es schlicht nicht möglich, vom Blumenkohl Samen zu ernten. Klimatisch ergibt sich in den meisten Regionen Mitteleuropas das Problem, dass die Blüte in die Sommermonate Juli und August fällt, so-

dass die Samen bei ungünstiger Witterung gar nicht reif werden. Daher ist die einzige

Möglichkeit, Blumenkohl bereits im De-

zember/Jänner, Frühsorten noch Anfang Fe-

bruar, anzusäen und die Pflanzen vorzukul-

tivieren. Setzt man sie schon Ende März, Anfang April ins Freiland, zunächst noch mit Vlies vor Spätfrösten schützen. Wenn

sie die Gemüsereife erlangt haben, die Pflanzen überdachen, damit kein Regenwasser in

die Rose eindringen kann. Kleine Fäulnisstellen ausschneiden oder die Pflanzen ganz entfernen. Blumenkohl trägt - anders als die

meisten anderen Vertreter der Art-nur sehr

wenige Blüten und bildet wenige fertile Samen.

Sensibel wie kein anderes Gemüse re-

agiert Blumenkohl auf die Witterung, was in

manchen Jahren zur Bildung vieler kleiner

Vorblüher, in anderen sogar zu extrem spä-

ter Ausbildung sehr großer Blumen führen kann. Ausgleichende Maßnahmen können sein: Auflegen von Vlies in kühlen Perioden und rechtzeitiges Abnehmen des Vlies bei warmem oder heißem Wetter sowie eine

stets gleichmäßig gute Wasserversorgung.

Eine besondere, anscheinend fast verlo-

ren gegangene Form ist der Winterblumenkohl, der in Gegenden mit mildem Winter oder ausreichend sicherer Schneebedeckung im Freien überwintert und dann schon Ende Mai die Rose ausbildet. Die Samengärtnerei Zollinger bietet eine eigene Auslese eines Winterblumenkohls an. Sortenmerkmale und Auslesekriterien Die wichtigste Auslese ergibt sich von selbst: Die Vermehrbarkeit einer Sorte. Sie steht oftim Widerspruch zu den anderen an Blumenkohl zu stellende Kriterien: > rasches und zügiges Wachstum, gut ausgebildetes Blattwerk > dichte, gut ausgebildete, hinreichend große Rose

Beginnende Blüte des Blumenkohls Mitte Mai

> Rose hält sich lange im erntereifem Zustand > feiner Geschmack > Die Rose ist gut von den Laubblättern

bedeckt (die Rosen vergilben, wenn sie

dem Sonnenlicht ausgesetzt sind) > Blumenform und -farbe > Gesundheit und Widerstandskraft der Pflanzen

Kultur- und Züchtungsgeschichte Blumenkohl ist erst seit Beginn der Neuzeit bekannt. Er soll aus dem Orient stammen. Viele Sorten stammen aus Italien, wo Blumenkohl

intensiv züchterisch bearbeitet

wurde. In Deutschland ist Erfurt eine klassische Samenbauregion des Blumenkohls. Diese Stadt hat auch einer Sorte ihren Namen gegeben: ‚Erfurter Zwerg‘. €

232

|

Handbuch Samengärtnerei

> Brokkoli

(convar. botrytis var. italica)

Was Sie brauchen: > mindestens 10-15 gesunde Brokkolipflanzen > keine Kohlschädlinge oder Isoliernetze > ı Stützstab pro Samenträger > für zweijährige Formen: milder Winter oder frostfreie Überwinterungsmöglichkeit

Samenbau und Überwinterung Brokkoli ist ein enger Verwandter des Blumenkohls. Das dort Gesagte gilt auch für den Brokkoli, doch ist dieser insgesamt weniger anspruchsvoll und etwas leichter zu vermehren. Die Blütentriebe sind grün oder violett und nicht so stark gestaucht wie beim Blumenkohl. Für den Samenbau in unseren Breiten die Pflanzen so früh wie möglich aussäen und auspflanzen, damit im Spätsommer|Herbst reife Samen geerntet werden können. In den meisten Regionen muss Brokkoli spätestens im Juli blühen, damit die Samen noch abreifen. Die Samenstände von Brokkoli reifen oft sehr langsam ab. Winterbrokkoli kann nur in wintermilden Regionen angebaut werden und kann von Juli bis September gesät werden. Monika Sahling lebt in der Toskana, wo sie viele Gemüsesorten anbaut und vermehrt. Ihre toskanische Sorte ‚Ramoso della Toscana‘

sät sie im April aus und überwintert die Pflanzen im Freien. Die kleinen Brokkoliröschen sind ab dem zeitigen Frühjahr des folgenden Jahres beerntbar. Bei der Saatgutgewinnung sind dann die gut ausgebildeten

Brokkoli in Blüte

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > sortentypischer Wuchs und Farbe, Strunklänge > Ausbildung einer großen, dichten Rose für die Einmalernte oder > Ausbildung von vielen, kleinen Röschen, die laufend beerntet werden können > rasches und zügiges Wachstum > Gesundheit und Widerstandskraft der Pflanzen > lange dauerndes Knospenstadium und später Blühbeginn

Kultur- und Züchtungsgeschichte Brokkoli wird traditionell hauptsächlich in Regionen mit mildem Klima in Süd- und

Westeuropa angebaut. Man nimmt an, dass er aus Südgriechenland stammt, von wo er im 15. Jahrhundert nach Italien gelangte (daher auch sein botanischer Name) und An-

Schoten Ende Juni erntereif. Monika hat von

fang des 17. Jahrhunderts in deutschsprachige Länder. Erst in den letzten Jahrzehn-

tet, bevor diese Blütentriebe ausgebildet

Mitteleuropa ausgedehnt, in vielen Regio-

diesen Pflanzen auch Brokkolirosen geern-

haben. Brokkoli benötigt nach Monikas Erfahrung weniger Wasser als Blumenkohl.

ten hat sich der Anbau von Brokkoli auch auf

nen zählt er zu den Pflanzen, die erst kürz-

lich in die Gärten aufgenommen wurden.
Sprossenkohl/ Rosenkohl

(convar. fruticosa var. gemmifera)

Was Sie brauchen: > mindestens 10-15 gesunde Pflanzen > keine Kohlschädlinge oder Isoliernetze > ı Stützstab pro Samenträger Beim

Rosenkohl

werden

die stark entwi-

ckelten Achselknospen als Gemüse genutzt. Die wie kleine Kohlköpfe aussehenden Knospen bestehen aus einer großen Anzahl dicht überlagerter Blättchen. Die Anordnung aller Blätter und der Blattachselknospen ist schraubig.

Die „Frucht“ des Rosenkohls sind die kleinen Röschen, verdickte Achselknospen

der Pflanze.

Samenbau und Überwinterung Rosenkohl wird im Juni ausgesät. Die Pflan-

zen erreichen im ersten Jahr eine Höhe von 60-80ocm und etwas mehr. Im zweiten Jahr

verlängert sich der Stängel auf bis zu 1,5 m. Rosenkohl ist winterfester als die kopfbildenden

Kohlarten

und

hält auch

tiefen

Minus-Temperaturen stand. Kahlfröste können aber auch dem Rosenkohl arg zusetzen.

Sorten, die sich nur für die Herbsternte eig-

Rosenkohl kann im Freien überwintern,

wenn es keine starken Kahlfröste gibt.

nen, im Keller überwintern. Am Samenträ-

> Geschmack der Röschen

leren Partien sollten aber unbedingt am Strunk verbleiben. Nach dem Auspflanzen und der Bewurzelung der Samenträger im zweiten Jahr kann man die Triebspitze des Sprossenkohls kappen, um das Einsetzen

> Ertrag > Wuchshöhe und Wuchsbreite (kleinwüchsige Sorten sind für den Garten oft besser geeignet)

ger können im oberen und unteren Drittel auch die Röschen beerntet werden, die mitt-

der Blüte zu beschleunigen.

u

(nicht bitter, kohltypisch) > Winterfestigkeit

=

Kultur- und Züchtungsgeschichte Rosenkohl ist der jüngste Vertreter unserer

Sortenmerkmale . und Auslesekriterien

Kohlsorten. Erstmals erschien Rosenkohl in Belgien als „Brüsseler Kohl“ im Jahr 1785 auf

> Form, Farbe und Festigkeit der Röschen

sorten den Sortenmarkt. €

> gleichmäßige Ausbildung der Röschen über die gesamte Stängellänge

dem Markt. Seit 1958 die Hybridisierung des Rosenkohls gelungen ist, erobern Hybrid-

Grünkohl, Braunkohl, Krauskohl, Federkohl

(convar. acephala var. sabellica)

I

7 Sa

Die Blätter verschiedener Grünkohlsorten

sind im Herbst und Winter eine Zierde im Garten

und bringen frisches Blattgemüse. Im Vordergrund Palmkohl.

Norddeutschlands.

Der

Geschmack

des

Grünkohls wird durch Frosteinwirkung ver-

bessert, da der Frost Stärke in Zucker um-

v

Grünkohl ist ein nicht kopfbildender Blatt+ E77

kohl, der an einem hochwüchsigen Stängel dunkelgrüne, stark gekrauste Blätter bildet. Er ist eines der beliebtesten Wintergemüse

Was Sie braucl mindestens 10-15 gesunde Pflanzen keine Kohlschädlinge oder Isoliernetze ı Stützstab pro Samenträger

Samenbau und Überwinterung

wandelt. Eine Spielart des Grünkohls ist der

Die meisten Grünkohlsorten sind völlig winterhart und müssen nicht eingeräumt werden. Allerdings gibt es auch Sorten, die

blättrige Braunkohl dar.

langanhaltenden Kahlfrösten können alle Grünkohlsorten erfrieren. Samenbau >Die Art Brassica oleracea.

Federkohl, dessen Blätter noch feiner gekraust sind. Eine weitere Besonderheit im Nordosten Deutschlands stellt der violett-

schon ab -7°C Frostschäden erleiden. Bei

Kreuzblütler - die Art Brassica oleracea

> Markstammkohl

(convar. acephala var. medullosa)

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Es gibt niedrige, halbhohe und hohe Sorten. Auslesekriterien können sein:

> gute Beblätterung; typische Blattformen

> Strunklänge (variert bei

Beim Markstammkohl hat der Mensch ebenso wie beim Kohlrabi auf eine Verdickung des Stängels ausgelesen. Die Stängel des Markstammkohls sind bis zu ım hoch und sind von oben bis unten locker beblättert.

vielen Sorten sehr stark!) > guter Geschmack

Was Sie brauchen: > mindestens 10-15 gesunde Pflanzen > keine Kohlschädlinge oder Isoliernetze > ı Stützstab pro Samenträger

Kultur- und

Samenbau und Überwinterung

> Ertrag (= Blattmasse)

Züchtungsgeschichte Nicht kopfbildende Kohlarten zählen zu den ältesten Kulturformen der Art. Griechen und Römer nutzten ähnliche Typen und auch in der Renaissance tauchen Bilder von ähnlichen Formen auf. In Ostfriesland gibt es die ihrer Höhe wegen besonders bekannte ‚Ostfriesische Palme‘, die so-

wohl für diemenschliche als auch tierische Ernährung angebaut wird, und deren Strünke früher sogar als Dachsparren genutzt wurden. €

MarkstammkoHl ist in der Regel sehr win-

terfest, kann aber bei strengen Kahlfrösten

auch vollständig erfrieren.

Anbau > Weißkohl.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > Ausbildung eines hohen, kräftigen

Stängels > gute Beblätterung > Frostfestigkeit

Kultur- und Züchtungsgeschichte In Frankreich ist der Anbau des Markstammkohls seit Beginn des 19. Jahrhunderts dokumentiert. Von Frankreich aus ver-

breitete sich der Anbau nach England, Dä-

nemark und Deutschland. Bis in die 60er und z7oer Jahre des 20. Jahrhunderts wurde Markstammkohl in Norddeutschland als

Viehfutter angebaut und wurde durch Sojaimporte und Zunahme des Maisanbaus als Futtermittel rasch verdrängt.
Die Art Brassica rapa

hat der Rübsen, der als Ölpflanze genutzt

kohl und Pak Choi. Der Chinakohl, auch Pekingkohl genannt, hat als Wintersalat bereits länger im Erwerbsgemüsebau Fuß gefasst. Er kann auch im Spätherbst noch geerntet und dann lange gelagert werden. Ein Neuling in unseren Gärten ist Pak Choi. Er kam mit der asiatischen Küche nach

Gemüse

Botanischer Name

Wasser-, Stoppel-, Mai-, Herbst-, Weiße Rübe

Brassica rapa ssp. rapa

Mehrere

Gemüse

zählen

zur Art Brassica

rapa. Einige Gemüse sind in Europa entstanden und haben hier eine lange Nutzungskultur. Von ihnen ist die Wasserrübe,

die auch zahlreiche andere Namen trägt, die bedeutendste. Ebenso europäische Wurzeln

wird. Asiatischer Herkunft sind der China-

Europa.

und Rübstiel

Chinakohl, Pekingkohl

Brassica rapa ssp. pekinensis

Pak Choi

Brassica rapa ssp. chinensis

Rübsen, Rübsaat und Broccoletto

Brassica rapa ssp. oleifera

Mizuna

Brassica rapa ssp. nipposinica

237

|

Kreuzblütler - die Art Brassica rapa

> Wasserrübe, Stoppelrübe,

Herbstrübe,

Räbe und Rübstiel

(Brassica rapa SSp. rapa)

immer schon geschätzt wurde. Runde und

schneeweiße Wasserrüben haben auch am

japanischen Markt eine größere Bedeutung erlangt. Es handelt sich dabei um Züchtun-

gen, die besonders mild schmecken. Eine

weitere Form ist Rübstiel oder Stielmus. Rübstiel bildet keine Rübe aus, genutzt wer-

den die stark gefiederten Blätter, die einzeln

als frisches Grün von Herbst bis ins Frühjahr zum Beispiel als frischer Salat genutzt werden können. In den Handel kommen sie meist als gesamte Rosette, teils auch unter der Bezeichnung ‚Namenia‘. Namenia lässt sich wie Chinakohl zubereiten. Die Speiserüben sollten nicht mit der Kohl-, Steck-

rübe oder Wruke (Brassica napus ssp. rapifera)

verwechselt werden, die wie der Raps ein

Bastard zwischen dem Rübsen und dem Gemüsekohl ist und sich in aller Regel nicht verkreuzen können.

Speiserübe ist der Oberbegriff für verschiedene Formen der Art Brassica rapa ssp. rapa. Allen Rüben gemein ist, dass sie rasch und zügig wachsen. Die verschiedenen Rübenformen sind regional unterschiedlich verbreitet. Die Rübe der Alpen ist die Wasserrübe, auch Stoppel- oder Herbstrübe genannt. Sie kann wie Sauerkraut eingesäuert werden und ergibt das schmackhafte und gesunde „Rübenkraut“, welches über den

Winter verzehrt wird. Allerdings variieren die Formen der Rüben stark, von lang-ge-

streckt bis rund oder plattrund, von weiß-

bis gelbfleischig, rot-, violett-, grün- oder

weißköpfig. Leider sind viele Formen, die

Was Sie brauchen: > 10-15 schön ausgeformte Rüben > Stützpfähle und Schnur > lange frostfreie Vegetationsperiode oder

frostfreie Überwinterungsmöglichkeit

Bestäubungsbiologie Wie alle Kreuzblütler sind auch die Stoppel-

rüben Fremdbefruchter, die von Insekten

bestäubt werden. Alle Vertreter der Art Brassica rapa können sich verkreuzen: Zum Bei-

spiel dürfen Chinakohl, Rübstiel und die

Wasserrübe nebeneinander nicht gleichzeitig blühen, da es sofort zu Verkreuzungen kommt.

noch im 19. Jh. bei uns angebaut wurden,

verloren gegangen. Mairüben bilden bei zeitiger Aussaat im März April im Freiland im Mai zarte, flachrunde oder kugelige Knollen.

Eine besondere Form der Speiserübe ist das ‚Teltower Rübchen‘, das Jahrhunderte lang nur südlich von Berlin im Sandboden Brandenburgs kultiviert und wegen seines eigenen Geschmacks unter Feinschmeckern

Samenbau Der Samenbau der Wasserrübe unterscheidet sich nicht wesentlich von jenen der Kohlgemüse (>Die Art Brassica oleracea). In der traditionellen Nutzungskultur werden Wasserrüben in der zweiten Julihälfte in die

Stoppelfelder der Äcker eingesät und später

je)

[16

Handbuch Samengärtnerei Verschiedene Rübenformen

der Wasserrübe:

von links oben nach rechts unten: a) rund, leicht spitz, aufsitzend, b) länglich, leicht konisch, tiefsitzend, c) länglich, am Ende verdickt,

d) zylindrisch, halb versenkt, e) kurz, gestaucht, f) flachrund, aufsitzend, g) rund, halb versenkt

auf 10 bis 20cm vereinzelt (ein Versetzen der Jungen Pflanzen ist nicht möglich). Für die Saatgutgewinnung können die Rüben so direkt aus den für die Speisenutzung bestimmten Rüben ausgelesen werden. In Gebieten mit niedriger Luftfeuchtigkeit ist die Überwinterung der Rüben kein Problem. So ist zum Beispiel in Südtirol die Auslese der Samenträger aus dem Bestand der Speiserüben und deren Überwinterung im Erdkeller die traditionelle Form der Vermehrung. Bei dieser Form der Vermehrungistes wichtig, nur gesunde und unbeschädigte Rüben einzuwintern. Die als Samenträger bestimmten Rüben einfach aus der Erde ziehen (die Wurzeln nicht abschneiden). Im Frühjahr werden die Rüben wieder in den

Garten gepflanzt. Die Pflanzen tiefer auspflanzen, als sie im Herbst geerntet wurden. Mindestens ?[ der Rübe soll unter der Erde liegen, um die Standfestigkeit der Samenträger zu erhöhen. Die Pflanzen blühen üppig in leuchtend gelben Blüten, die Blütenstände werden mindestens ım hoch. Daher ein Stützgerüst anbringen. In manchen Gebieten ist das Überwintern der Herbstrüben aufgrund ihres hohen Wassergehaltes sehr schwierig. Die Lagerfähigkeit ist auch sortenabhängig. In Gebieten mit einer hohen Luftfeuchtigkeit im Winter können die Rüben im Keller leicht in Fäulnis übergehen. Bei Arche Noah hat sich daher die Überwinterung von Jungpflanzen in Töpfen oder Topfplatten als praktikabler

Kreuzblütler - die Art Brassica rapa

erwiesen. Dazu die Rüben Ende August aus-

säen, sie sollen bis zum Winter zwei bis drei

cm große Rübchen ausbilden. In Pflanzen

Brassica oleracea-Samen fühlen sich schleimig an, wenn man sie anfeuchtet, die Samen

der anderen Arten hingegen nicht.

dieser Größe kann bereits auf die Rüben-

form ausgelesen werden. Die kleinen Rübchen im Kalthaus oder in einem gut gedeckten Frühbeet überwintern. Bei sehr tiefen Temperaturen diese mit Strohballen oder

Noppenfolien abdecken (an warmen Win-

tertagen aber gut lüften). Über den Winter

immer wieder die Feuchtigkeit des Substrates überprüfen. Die Erde solltenicht zunass

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

In der Blüte können alle Kohlschädlinge, die

bereits bei Brassica oleracea genannt wurden, große Schäden anrichten. Besonders der Erdfloh kann bisweilen kulturgefährdend sein. Genauer >Die Art Brassica oleracea.

sein, aber auch nicht austrocknen. Einige Sorten mit geringerem Wassergehalt und festerem Fleisch (z.B. ‚Blanc dur

d’hiver‘) können auch an Ort und Stelle im Freien überwintert werden. Mairüben werden für die Vermehrung nicht im März, sondern wie die Wasserrü-

ben im Sommer angebaut. Um auf gute Sor-

tenqualität auslesen zu können, sollten Sie

aber von Zeit zu Zeit wieder im Frühjahr gezogen werden. Dann die schönsten genußreifen Rübchen bald ausgraben und bis zum Herbst noch mehrmals umpflanzen. Dadurch lassen sich übermäßige Entwicklung und Aufplatzen vermeiden und die Wurzeln bis ins nächste Frühjahr hinüber retten. Stielmus-Pflanzen, die ja „Rübenpflan-

zen ohne Rübenbildung“ sind, bilden be-

reits im ersten Jahr Samen. Samenernte

Reife Schoten der Art Brassica rapa springen auf und verstreuen die Samen. Die Samenstände daher kurz vor der Vollreife ernten. Alle Schritte zur Samenernte und Saatgutaufbereitung > Die Art Brassica oleracea. Wichtig ist eine genaue Beschriftung der geernteten Samenträger und des gedroschenen Saatguts. Die Samen der Brassica oleracea Gemüse lassen sich oft nicht von jenen der Brassica rapa und Brassica napus Gemüse unterscheiden. Sollte doch einmal eine Verwechslung passieren: Mit einem einfachen Trick kann man die Samen unterscheiden:

Ruabenkraut und Ruabkeime in Südtirol In der bäuerlichen Kost Südtirols gehört die Herbstrübe neben dem Weißkohl zu den

wichtigsten Gemüsearten. In vielen Tälern wird sie schlicht als „die Rübe“ bezeichnet. Meist baute man sie als Nachfrucht nach Getreide an.

Sie findet umfassende Verwendung: Viehfutter, Nahrungspflanze und Heilpflanze. Neben der eingesäuerten Rübe (dem „Ruabenkraut“) werden auch die frischen, gebleichten Triebe, welche die Rübe bei der Einlagerung im Keller ausbildet, über den Winter als

Salat oder gedünstet gegessen. Dem Saft der eingesäuerten Rüben wird eine fiebersenkende Wirkung zugeschrieben. Eine Nutzung der Volksmedizin ist das Auflegen von im Saft des Rübenkrautes getränkten Lappen auf Geschwülste beim Vieh, um Abszesse zum Reifen und Abheilen zu bringen.

240

Handbuch Samengärtnerei

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Bei allen Formen Auslese auf die Beachtung der sortentypischen Merkmale. Darüber hinaus können bei der Wasserrübe Auslesekriterien sein: > Größe, Form und Färbung der Rübe > Geschmack der frischen und der eingesäuerten Rüben; Zartheit der Rübe

> Anteil der Rübe über/unter der Oberfläche > Wüchsigkeit und Vitalität > Form, Farbe und Behaarung des Blattes

> Lagerfähigkeit

Bei Stielmus kann ausgelesen werden auf: > Raschwüchsigkeit > Blattertrag, lange Beerntbarkeit der Blätter > Geschmack Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Wasserrübe ist in der gemäßigten Klimazone entstanden und kulturgeschichtlich älter als die Kohlrübe. Sie hat sich aus der Wildform des Wilden Rübsen des Mittel-

meerraumes entwickelt. Die Naturgeschich-

ten und Kräuterbücher der Griechen und

Römer sprechen nur unspezifisch und allge-

mein von Rüben. Sorten, deren Rüben besonders schnell wachsen, wurde in Europa

als Viehfutter auf den Stoppelfeldern der Ge-

treideäcker angebaut.
Chinakohl,

Pekingkohl

(Brassica rapa ssp. pekinensis)

Samenbau und Überwinterung Die großen, kopfbildenden Arten mit wei-

Kem Herz sind schwieriger zu kultivieren. Die Pflanzen vertragen keine hohen Temperaturen und gedeihen nur bei ausreichender Wasserversorgung auf gut mit Nährstoffen versorgten Böden. Am besten gelingt die Kultur bei einer Aussaat von Juli bis Mitte

August. Aus diesen Pflanzen können die Samenträger ausgelesen und im Winterquartier überwintert werden. Chinakohl lässt sich schwer überwintern, meist faulen die

Chinakohl wächst ähnlich wie Bindesalate (Römischer Salat) oder Blattkohle und hat ein knackiges, wässriges Blatt mit senfähn-

lichem Geschmack. Viele Sorten stammen aus China und Japan. In diesen Ländern gibt es keinen mit dem europäischen vergleichbaren Sortenschutz. Daher hat sich die Hybridzüchtung als biologischer Sortenschutz (>Hybridsaatgut) bereits seit langem durchgesetzt. Pekingkohle (Brassica rapa ssp. pekinense) erkennt man in Abgrenzung zu den Kohlen der Pak Choi-Gruppe (Brassica rapa ssp. chinensis) an den stängellosen Blättern. Gemüse aus der Pak Choi-Gruppe haben immer lang gestielte Blätter.

Was Sie brauchen:

> 10-15 schön ausgeformte Köpfe mit Wurzel > Stützpfähle und Schnur > lange frostfreie Vegetationsperiode oder frostfreie Überwinterungsmöglichkeit

Samenträger im Winterlager und fallen Pilzerkrankungen zum Opfer. Hilfreich ist eine Überwinterung bei o-2°C und mittlerer Luftfeuchtigkeit und guter Durchlüftung. Einfacher ist die Überwinterung der jungen Pflanzen in Töpfchen. Allerdings ist hier die Auslesemöglichkeit auf gute Kopfbildung eingeschränkt. Chinakohl kann auch einjährig vermehrt werden: Dafür im Frühjahr sehr zeitig aussäen. Auch dann bilden sie keine Köpfe und können nur beschränkt ausgelesen werden. Oft bildet er nur wenig Samen. Insgesamt ist die Vermehrung von Chinakohl in unseren Breiten aufgrund seiner Krankheitsanfälligkeit ein Meisterstück des Gemüse-Samenbaus und keine Kultur, die wir AnfängerInnen im Samenbau anraten. Samenernte >Wasserrübe.

Sortenmerkmale

und Auslesekriterien Es gibt ovale, hochovale und längliche Formen und Sorten mit festem Herz oder offenblättrige Sorten.

Kreuzblütler - die Art Brassica rapa

Auslesekriterien können sein: > Auslese auf sortentypische Wuchsform > gute Kopfbildung und Schosstoleranz > Widerstandsfähigkeit gegen diverse Pilzkrankheiten

> Pak Choi

(Brassica rapa ssp. chinensis)

> gute Überwinterungskraft

> darüber hinaus >Weißkohl

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Chinakohl ist ein Gemüse, das von

vielen Pilzkrankheiten und Schädlingen befallen werden kann. Auch wenn Chinakohl von den gleichen Schädlingen befallen wird wie der normale

Kohl (>Die Art Brassica oleracea),

scheinen die Schädlinge die zarteren Blätter des Chinakohls zu bevorzugen.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Nutzungskultur des Chinakohls ist in seinem Herkunftsland stark entwickelt. Chinakohl ist in China ein wichtiges Gemüse, es gibt kopfbildene Formen und Formen, die eine

Blattrosette ausbilden. Das Gemüse wird als Salatgemüse genutzt, gebraten oder wie das europäische Sauerkraut für den Winter eingeschnitten. In Europa ist Chinakohl einer der Blattsalate, die im Erwerbsgemüse-

bau im Spätherbst und Winter geerntet werden. Chinakohl ist länger haltbar und transportfähiger als die Lactuca-Salate.
Mizuna

(Brassica rapa ssp. nipposinica)

Mizuna wird seit 60 Jahren in den USA in

Hausgärten als Blattgemüse für die Salatnutzung kultiviert. Ursrpünglich stammt

dieses Gemüse aus Japan, in den letzten Jah-

ren wird sie in vielen Hausgärten Europas

kultiviert. Die Pflanze wächst schnell, die

würzigen Blätter können wie Rukola als Salatbeigabe verwendet werden. Die Pflanzen bilden bereits im ersten Jahr Samen. Jene

Pflanzen vermehren, die am spätesten in Blüte gehen (Auslese auf Schosstoleranz).
Die Art Brassica napus

Zur Art Brassicanapus zählen zwei Gemüse,

die in unseren Gärten eine größere Bedeutung haben: die Kohlrübe und der Raps. Während die Kohlrübe an Bedeutung verlo-

ren hat, ist die Bedeutung des Raps in den letzten Jahren gestiegen. Die Kohlrübe ist eine der „alten“ Rübenarten,

die je nach

Sorte sowohl als Futter- wie auch als Speiserübe verwendet werden kann. Im Unterschied zu anderen Rüben hat die Speiserübe stets blaugrüne Blätter. Raps wird als Ölpflanze feldmäßig kultiviert und zu Speiseöl, Margarine und als nachwachsender

Rohstoff zu Biodiesel verarbeitet. Raps ist

eine einjährige Kulturpflanze, er trägt im Gegensatz zur Kohlrübe bereits im ersten

Jahr Samen. In Deutschland war es bis in die 6oer Jahre des 20. Jahrhunderts üblich, die Pflanzen, bevor sie in Blüte gehen, zu

schneiden und als Blattgemüse zu nutzen. Daher heißt Raps auch Schnittkohl oder Scherkohl. Besonders in der gemüsearmen Zeit April/Mai war dies ein einfach zu kulti-

vierendes, frisches Grün aus dem Garten.

Raps sollte im Hausgarten nicht als Gründüngung angebaut werden, da sich so Kohlschädlinge noch besser vermehren können.

Gemüse

Botanischer Name

Kohlrübe, Wruke, Steckrübe, Bodenkohlrabi

Brassica napus ssp. rapifera

Raps, Kohlsamen, Schnittkohl

Brassica napus SSp. napus

246

|

Handbuch Samengärtnerei

> Kohlrübe, Wruke, Steckrübe, Bodenkohlrabi

(Brassica napus ssp. rapifera)

Raps

(Brassica napus sSp. napus)

Bestäubungsbiologie Kohlrüben und Raps sind wie alle Kreuz-

blütler Fremdbefruchter, die von Insekten bestäubt werden. Kohlrüben, die im Garten vermehrt werden, können sich mit dem blü-

henden Raps benachbarter Felder verkreuzen. Bei guter Gartengestaltung müssen mindestens ı5om Isolierabstand eingehalten werden, sonst noch mehr.

Samenbau Kohlrüben werden meist direkt gesät, für die gärtnerische Kultur als Speiserübe und für die Vermehrung ist auch eine Vorkultur möglich. Die Aussaat der Kohlrüben sollte nicht vor Mitte Juni erfolgen, damit die

Pflanzen im Spätherbst noch nicht überreif sind und dann nicht mehr ausgelesen werden können. Die Pflanzen aufeinen Abstand von 30-40X 40 cm setzen oder ausdünnen.

Steckrüben sind gut lagerbar und eignen sich daher als Wintergemüse. Die Sorten mit gelbem Fleisch haben meist einen besseren Geschmack als die weißfleischigen und werden daher bevorzugt als Speiserüben verwendet. Bekannte Sorten sind ‚Wilhelmsburger‘ oder ‚Gelbe Schmalz‘. Der

gelbe Farbton rührt vom Beta-Carotin. Wegen ihres Geschmacks nach Kohl wurde die Kohlrübe meist im Eintopf mit Kartoffeln, Zwiebeln und fettem Fleisch gekocht.

Sorten mit weißem Fleisch werden gerne als Futterrüben angebaut. Einige weißfleischige Sorten wie zum Beispiel ‚Kornackers Speiserübe‘ sind auch als Speiserüben bekannt.

Was Sie brauchen: > mindestens 10-15 Pflanzen > keine Kohlschädlinge oder Isoliernetze

> ı Stützstab pro Samenträger

Die Rüben können von September bis Novemmber geerntet werden. Kleinere Rüben bis 15 cm Durchmesser sind geschmacklich besser als größere und lassen sich auch leichter überwintern. Die Rüben im Keller einlagern, sie haben eine Lagerfähigkeit von bis zu 6 Monaten, sind also besser lagerbar als Wasserrüben. Samenernte Die Samen

wachsen

in Schoten,

die un-

gleichzeitig abreifen. Einzelne Äste ab-

schneiden und öfters beernten oder einen Samenstand auf einmal abschneiden, sobald der Großteil der Samen reif ist. Weitere

Angaben > Die Art Brassica oleracea.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > sortentypische Merkmale

> Zartheit und Geschmack der Rübe

(kein bitterer Geschmack) > Größe, Form und Färbung der Rübe

Kreuzblütler - die Art Brassica napus Fi

a

3

m”

An zwei Merkmalen

E

ist die Kohlrübe leicht zu unterscheiden von allen anderen

Rüben: An der

strunkartigen Verdickung am Übergang zu den Blättern und an der blaugrünen Blattfarbe.

> Anteil der Rübe über[unter der Oberfläche > Wüchsigkeit und Vitalität

Brassica rapa und Brassica oleracea entstand. Kohlrüben werden hauptsächlich in Nord-

gesunde Belaubung > Lagerfähigkeit

Meer angebaut. Erst vor Kurzem haben Kohl-

> Form und Farbe des Blattes, gute und

rüben auch in den USA, im Nahen Osten und

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge In der Blüte können alle Kohlschädlinge, die

bereits bei Brassica oleracea genannt wurden, große Schäden anrichten. Besonders der

Erdfloh kann bisweilen kulturgefährdend sein. Genauer > Die Art Brassica oleracea.

der Kohlrübe

in Sibirien Verbreitung gefunden. Die kulturhistorischen Belege für die Kohlrübe sind schwierig zu interpretieren, da für verschiedene Rübenarten die gleichen Bezeichnungen verwendet wurden. Genaue Nachweise gibt es erst seit dem 17. Jahrhundert. Im ersten Weltkrieg waren lagerbare Kohlrüben in vielen Städten die Hunger-

nahrung schlechthin, vielleicht auch ein Grund, warum diese Rübebald und gerne in

Vergessenheit geriet. €

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Ursprungspflanze

europa, in Russland und um das Baltische

ist

unbekannt. Manche Botaniker vermuten,

dass die Kohlrübe aus einer Kreuzung von

248

|

Handbuch Samengärtnerei

> Brauner Senf,

Sareptasenf,

Indischer Senf

(Brassica juncea)

Was Sie brauchen:

> ım’ Sareptasenf-Pflanzen > Stützstäbe und Schnur

Bestäubungsbiologie Sareptasenf ist ein Fremdbefruchter, die

verschiedenen Unterarten können sich untereinander kreuzen. Mehrere Sorten in

der Vermehrung mit Käfigen isolieren. In

der Literatur wird die Art auch als Selbstbefruchter beschrieben.

Samenbau Die Pflanzen bilden bereits im ersten Jahr

Samen. Aussaat: April/Mai, Blüte Mai/Junj; Samenernte Juni/Juli. Samenernte >Wasserrübe

Verschiedene, vielgestaltige Gemüse gehören dieser Art an: die extrem winterharte

Sortenmerkmale und Auslesekriterien

Sorte ‚Green in the snow‘ - die, wie der

Sareptasenf ist eine der formenreichsten

Name sagt, auch den Winter über geerntet

Brassica-Arten, es gibt sehr viele Landsorten.

werden kann - genauso wie Sorten, die auf

hohen Ölgehalt gezüchtet wurden und zu Speisesenf verarbeitet werden. Die Arthatin Indien eine lange Anbautradition als Ölsaat. In China werden andere Sorten kultiviert,

die auf Blattnutzung selektiert wurden. In Europa ist Sareptasenf im großflächigen Anbau die bedeutendste Senfkultur. Es gibt vier verschiedene Unterarten des Sareptasenfs.

> Brassica juncea ssp. integrifolia

(blattreiche, salatähnliche Formen)

> Brassica juncea ssp. juncea (Nutzung der Samen und als Futterpflanze) > Brassica juncea ssp. napiformis (Gemüsenutzung der Knollen) > Brassica juncea ssp. tsatsai (Gemüsenutzung der verdickten Stängel und der unteren Blattteile)

Die Auslesekriterien hängen von der Nutzungsart ab. Sorten mit Blattnutzung: niedriger Gehalt an Eruca-Säure und Glucosi-

nolaten; Sorten für die Senfnutzung: helle

Farbe der Samenkörner.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Verschiedene Kohl- und Rapsschädlinge können die Blüten und grünen Schoten des Sareptasenfs befallen. >Die Art Brassica oleracea.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Sareptasenf entstand aus einer Kreuzung zwischen Brassica nigra und Brassica rapa. In Indien, Pakistan und Osteuropa steht in der

Züchtung die Nutzung als Ölpflanze im

Vordergrund, während in Großbritannien

und Kanada auf gewünschte Eigenschaften in der Senfproduktion selektiert wird.
Weißer Senf (Sinapis alba)

Samenbau Der Weiße Senf ist eine einjährige Pflanze, die für den Samenbau im April gesät wird. Er blüht dann im Juni/Juli.

Samenernte

Die Samen können Juli/August geerntet werden.

Samenernte und Drusch > Wasserrübe.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > Ertrag

Weißer Senf wird einerseits als Gewürz-

pflanze kultiviert (Speisesenf), andererseits als Futterpflanze und Gründung. Die Samen des Weißen Senfs und der Art Brassicajuncea sind die Hauptbestandteile des Speisesenfs. Die Samen von Sinapis alba geben dem englischen Mostrich Senf seinen scharfen Geschmack. Senf kann als Nachfrucht gesät

werden, da er nicht frostfest ist, können die

Pflanzenreste im Frühjahr in den Boden eingearbeitet werden.

Was Sie brauchen: > ım? Senfpflanzen

Bestäubungsbiologie Weißer Senfblüht hellgelb und zählt zu den schotenfrüchtigen Kreuzblütlern. Die Schoten sind geschnäbelt und enthalten 3-4 ku-

gelrunde Samen. Senf kann sich nicht mit Sareptasenf (Brassica juncea) oder dem Schwarzen Senf (Brassica nigra) verkreuzen.

> zügiges Wachstum > rasche, gleichmäßige Abreife > bei Blattnutzung: späte Blüte Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Senf kann von diversen Schädlingen und Krankheiten der Kreuzblütler befallen werden. >Die Art Brassica oleracea.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Wild ist die Pflanze als Unkraut und an Ruderalstandorten

im

Mittelmeerraum,

im

Nahen Osten und im Kaukasus verbreitet. Die Pflanze wurde in viele Länder Europas eingeschleppt. Die Kulturpflanze Weißer Senfist von Europa über den Nahen Osten bis nach Indien verbreitet. In Süd- und Ostasien werden die jungen Pflanzen als Salat gegessen. Prähistorische Funde im Irak belegen eine lange Tradition des Anbaus dieser Pflanze. Im Mittelalter wurde die Pflanze nach Mitteleuropa eingeführt und als Salat und in der Volksmedizin („Senfpflaster“) genutzt. Weißer Senf wurde in Kanada und Großbritannien intensiv züchterisch bear-

beitet.
Rettich,

Radieschen

(Raphanus sativus)

Radieschen blühen Die Schoten stehen stielrund, springen selten zerfallen sie

Bei der Kulturart Raphanus sativus werden zwei Gruppen unterschieden: die Radieschen (var. sativus) und Rettiche (var. niger). Radieschen sind einjährig, zur Gruppe der Rettiche gehören die langen Rettiche aus Europa und Asien. Radieschen sind weiß, rosa

oder rot; es gibt aber auch Sorten mit gelber,

grauer, violetter oder schwarzer Haut. Rettiche sind weiß, violett, braun oder schwarz.

Der orientalische Rettich, auch Daikon-Rettich genannt, bleibt selbst bei einer Länge

von 5ocm noch knackig. Sein Fleisch ist in

meist weiß. aufrecht ab, sind in der Reife nicht auf, quergliedrig.

Was Sie brauchen:

> mindestens 15-20 gesunde Pflanzen mit Wurzel- und Blattwerk > Stäbe > für Herbst- und Winterrettiche:

Überwinterungsmöglichkeit

Bestäubungsbiologie Da Rettiche und Radieschen einer Art ange-

hören, können sie sich verkreuzen, wenn sie

gleichzeitig blühen. Sie können sich aber

der Regel weiß, in China ist auch eine rotfleischige Sorte (‚Hsin-li-mei‘ bedeutet

nicht mit anderen Vertretern der Kreuzblüt-

„Schön im Herzen“) stark verbreitet. In In-

kreuzen. Rettiche werden von Insekten be-

dien und Indonesien baut man manche Rettichsorten wegen ihrer unreifen Schoten an, die bis zu 30cm lang werden können. Sie werden als Gemüse gekocht, gedämpft oder angebraten, aber auch gerne als frischer

Salat zubereitet. Diese Rettiche werden Rattenschwanzrettiche (var. mougri) genannt

>Bild S. 246. Die Ölrettiche (convar. oleifor-

mis) sind bereits seitlangem in Ostasien und Ägypten kultiviert worden, seit dem 19. Jahrhundert auch in einigen europäischen Ländern. Das Öl wurde als Speiseöl und als Lampenöl genutzt.

ler wie Kohlgemüsen oder Herbstrüben

fruchtet. Die Blütenfarbe ist in der Regel weiß bis etwas gelblich und oft purpurn geädert. Auch reine Sorten können gemischtfarbig blühen. Wie alle Kreuzblütler ist die Art ein Fremdbefruchter, der selbstunfruchtbar ist: Eine Pflanze kann nur vom Pollen einer anderen Pflanze befruchtet werden. Die Anzahl der blühenden Pflanzen

sollte nicht zu gering sein, damit keine Inzuchterscheinungen auftreten. Je mehr Pflanzen nebeneinander abblühen,

desto

größer wird die Saatgutausbeute ausfallen.

Isolationsabstände zwischen verschiedenen

253

|

Kreuzblütler

:

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=

Rechts unten erntereife Radieschenknollen, links die großen Samenträger von Radieschen.

Sorten der Art sind mindestens ı5om. Die-

ser Abstand reicht nur im kleinparzelligen Anbau mit reichhaltigem Blütenangebot und vielseitiger Gartengestaltung. Andernfalls sind Abstände von 5oom einzuhalten.

Findige Gärtner und Gärtnerinnen können zum Beispiel einen Winterrettich und ein Radieschen in einem Jahr vermehren, wenn sie Aussaat- und Pflanzzeiten so wählen,

dass die Blüteperioden der zwei Sorten nicht

zeitlich zusammenfallen. Sonst einzelne Sorten >mechanisch isolieren und in Iso-

lierkäfigen anbauen.

Samenbau Radieschen werden für den Samenbau einjährig kultiviert. Mairettiche sind eine Übergangsform zu den Radieschen und werden ebenso einjährig vermehrt. Sommer-, Herbst- und Winterrettiche werden zweijährig kultiviert. Radieschen sind relativ leicht zu vermehren und eignen sich als „Einstiegskultur“ in die Saatgutgewinnung. Eine frühe Aussaat (März/April) ist vorteilhaft,

damit die Samen im Spätsommer jedenfalls abreifen; sie reifen im August|September. Radieschensaat darf nur leicht mit Erde bedeckt werden. Bei zu tiefer Saat zeigen

Radieschen nicht mehr ihre typische Form. So verformt

sich ein rundes

Radieschen,

wenn es zu tief (1,5 cm) gesät wird, zu einem

zylindrischen Radieschen. Daher ist es gün-

stig, Radieschen für die Vermehrung und

Auslese in großen Vorziehkisten oder besser in Topfplatten vorzukultivieren. Bei oberflächlicher Aussaat sind auch die kleinen Radieschen nahezu in vollem Umfang sichtbar und können so vor dem Auspflanzen gut selektiert werden. Wenn man streng selektiert und aus einem größeren Bestand (50-100 Pflanzen) auswählen kann, reichen 15-20

Pflanzen zur Vermehrung. Im erntereifen Zustand die Radieschen

aus dem Boden ziehen und selektieren. Da-

nach die selektierten Knollen für die Samengewinnung wieder in weiteren Pflanzabständen setzen: ca. 25cm in der Reihe und 30cm

zwischen den Reihen. Beim Auspflanzen das ganze Radieschen in der Erde versenken, um die Standfestigkeit zu erhöhen. Nach der Auspflanzung mehrfach ausgiebig angießen. Die Samenstände werden sehr hoch (120200cm) und mit Stäben vor dem Umfallen

geschützt oder festgebunden. Verzichtetman

auf ein Verpflanzen der Radieschen, vergibt

man sich die Möglichkeit einer Auslese.

254

Handbuch Samengärtnerei Einige wichtige Typen des Radieschen:

von links nach rechts: a) flachrund b) rund/kugelig c) länglich-oval d) länglich, zweifärbiger Typ e) Eiszapfen

Sommerrettiche werden für die Vermehrung Ende August ausgesät, Herbst- und Winterrettiche anfangs Juli. Die Wurzeln aus dem Boden ziehen und das Laub einkürzen. Sie können im Keller eingelagert werden oder als Topfkultur im frostfreien Kalthaus überwintert werden. Im Frühjahr werden sie mit einem Abstand von in der Reihe 3ocm, zwischen den Reihen 40cm ausge-

pflanzt. Bei trockener Witterung die Samenträger angießen.

Samenernte Die Blüte und Samenreife zieht sich über

viele Wochen. Die Schoten springen bei der Reife nicht auf. Es ist aber nicht ratsam, mit der Ernte bis zum Herbst zuzuwarten, weil

dann die ersten voll ausgereiften Samen (und diese sind meist die vitalsten) durch diverse Pilzkrankheiten beschädigt sein kön-

nen. Daher ernten, wenn die Pflanze noch vital ist, aber bereits viele Samenschoten

mit braun ausgefärbten Samen trägt. Dann entweder die ganze Pflanze oder die reifen

Schoten ernten und gut nachtrocknen las-

sen. Vorsicht vor Vogel-Selbsternte: Einige

Vögel knacken die Schoten gerne auf und

laben sich an den Samen. Ein Vogelnetz

kann helfen. Der Drusch ist oft schwierig, da

die Schoten weich und leicht elastisch sind

und somit nur schwer aufbrechen. Durch zu

heftiges Schlagen werden die Körner leicht beschädigt, deshalb vorsichtig vorgehen. Man kann sich die Drescharbeit erleichtern,

indem man mit der Saatgutaufbereitung bis in den Winter abwartet. Das trockene Erntegut eine Nacht lang scharfem Frost aussetzen. Anschließend sofort die Samen in den

jetzt gut brüchigen Schoten ausdreschen. Die Samen sind hellbraun mit einem Anklang ins Rötliche. Die Form ist rund bis eiförmig, manchmal sehr unregelmäßig. Auslesekriterien Nach folgenden Kriterien kann ausgelesen werden: > typische Sortenmerkmale > Wüchsigkeit und Frühzeitigkeit > Treibfähigkeit > Schosstoleranz > Trockenheitstoleranz > Knolle: Größe und Form, nicht holzig oder

schwammig, keine Hohlräume, lange

Genussdauer vor dem Verholzen, Knolle

nicht pelzig (mit Stanzmesser prüfen) > Geschmack: scharf oder mild > Länge und Färbung des Laubs

Kreuzblütler

von links nach rechts: a) rund b) rund-ovaler Typ ‚Münchner Bier‘ c) lang und spitz, ohne Schultern d) lang, konisch mit Schultern e) Typ ‚Runder Schwarzer Winter‘ f) Typ ‚Japanischer Daikon-Rettich‘

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Häufige gesundheitliche Probleme sind zu Kulturbeginn Erdflöhe und Kohlfliege, in der Blühphase Rapsglanzkäfer, Kohlschotenrüssler und Blattläuse. Treten in der Blühphase die genannten Schädlinge auf, müssen die Pflanzen frühzeitig mit einem

feinmaschigen Netz geschützt werden, sie können die Blüten so stark schädigen, dass

keine Samen angesetzt werden. Vor allemin Gebieten mit feldmäßigem Rapsanbau ist hier Vorsicht geboten: Wenn der Raps für die Schädlinge uninteressant geworden ist, da er bereits abreift, stehen die Samenträger in

voller Blüte und sind ein willkommenes Futter für die gut aufgebaute RapsglanzkäferPopulation. Die Pilzkrankheit Weißer Rost

(Albugo candida) kann mitunter an den Blütenorganen und Samenschoten große Schäden anrichten. Daher vorbeugend weite Pflanzabstände wählen (siehe oben). Bei einem Befall kranke Pflanzen entfernen und in diesem Gartenbereich mindestens drei

Jahre keine Kreuzblütler kultivieren.

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Einige wichtige Typen des Rettichs:

Kultur- und Züchtungsgeschichte Radieschen und Rettich werden als eine botanische Art zusammengefasst, obwohl sie vermutlich zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten in Kultur genommen wurden. Die Wildform besiedelt offene Küstenstandorte. Der Rettich zählt zu den ältesten Kulturpflanzen; er war vermut-

lich bereits im alten Ägypten, bei den Griechen und Römern bekannt. In Kultur genommen wurde er im östlichen Mittelmeer oder in Südwestasien. Zahlreiche Belege sprechen dafür, dass zunächst die schmack-

haften Blätter als Salat genutzt wurden, auch weisen die wilden Ursprungspflanzen keine Wurzel- oder Hypokotylverdickung auf. Die ersten Veränderungen zur Kulturpflanze vollzogen sich in der bewässerten Ackerbaukultur des Euphrat-Tigris-Gebietes. Von hier wanderte der Rettich nach

Ägypten, wo Sorten mit besonders ölhalti-

gen Samen entstanden. In China wird Rettich spätestens seit einigen Jahrhunderten v.Chr. kultiviert. Dort haben sich eigenständige Typen und Sorten entwickelt. Für das Radieschen gibt es erste Nachweise erst ab dem 16. Jahrhundert aus Italien.
Kren/ Meerrettich

(Armoracia rusticana)

Bestäubungsbiologie Die meisten in den Gärten kultivierten Krenpflanzen sind selbststerile Auslesen, die zwar blühen, aber keine Samen bilden. Die

Kren wird wegen seiner aromatisch-schar-

Vermehrung gelingt daher ausschließlich vegetativ. Eine Ausnahme bilden neuere

fen Wurzel angebaut, die meist gerieben zu

Sorten.

Rindfleisch, Würsten oder geräuchertem

Fisch gegessen wird. Beliebt ist die Zuberei-

tung mit Obers (Sahne) oder Äpfeln. Kren ist

eine der ältesten Kulturpflanzen unserer Gärten und kommt entlang von Wegen verwildert vor. Was Sie brauchen:

> einige gut ausgebildete Krenwurzeln

> ein Stück Garten, an dem die Pflanze über mehrere Jahre wachsen kann oder

> Überwinterungsquartier für die Fechser

Krensoß (Semmelkren) Vier alte Semmeln (Brötchen) oder 150 g Knödelbrot 1/4 | Suppe Salz, Pfeffer, Zucker

hinweg am gleichen Standort. Wo er einmal gepflanzt ist, lässt er sich nur noch schwer

entfernen, da er auch aus kleinen Wurzelteilen wieder austreibt. Er sollte daher besser am Rand oder auch außerhalb des Gartens

gepflanzt werden. Kren ist eine ausdauernde, völlig winterharte Pflanze. Eine Aus-

nahme ist der ‚Spreewalder Meerrettich‘, der

nicht winterhart sein soll. Kren wächst gerne in nicht zu nährstoffreichen, tiefgründigen Böden mit guter Humusversorgung und gleich bleibender, mäßiger Feuchtigkeit. Wer sich schon immer gewundert hat, dass die Krenwurzeln beim Gemüsehändler

so schön gerade und die im eigenen Garten verzweigt und somit schwer zu ernten sind, dem sei folgende Vermehrungsmethode empfohlen, bei der jährliche Wurzelableger geschnitten werden und die Wurzeln so entwickelten Erwerbsanbauer in den großen

Anbaugebieten Deutschlands, sie kann je-

aufschneiden, mit wenig

gewässerter Suppe aufkochen, zerdrücken, etwas Salz, Pfeffer, Zucker, Safran und Obers

zugeben. Zuletzt den gerissenen Kren zugeben. Einmal aufkochen. (aus: Franz Maier-Bruck

In den meisten Gärten steht Kren über Jahre

frisch nachwachsen können. Diese Methode

1-2 Fäden Safran 1 EL Obers (Sahne) 100 gKren Semmeln

Vermehrung

1999: Vom Essen auf

dem Lande. Das große Buch der österreichischen

Bauernküche und Hausmannskost)

doch auch im Hausgarten leicht praktiziert

werden: Die Seitentriebe der Wurzeln, die so

genannten Fechser, im Herbst abtrennen und zu Wurzelstecklingen schneiden. Die

Fechser sollten ı-2cm dick und mindestens 25 bis 30 cm lang sein. Je stärker und länger die Fechser sind, desto schöner werden die erntereifen Krenwurzeln. Pro Pflanze können zwei bis drei Fechser geerntet werden. Die Fechser bündeln und über den Winter in feuchten Sand einschlagen, in einem nicht zu warmen Keller oder im Freiland überwintern.

259

|

Kreuzblütler

Vor dem Pflanzen im MärzApril werden die Fechser vorgetrieben, damit unerwünschte

Austriebe besser erkennbar sind. Dazu die Fechser an einem warmen Ort unter eine dunkle Folie legen (im Freiland überwinterte Pflanzen mit einer Folie abdecken). Nach zwei bis drei Wochen sind die Stellen für unerwünschten Austriebe (Augen) gut erkennbar,

diese

im

mittleren

Teil mit

einem Lappen abreiben (nur die oberen und

unteren 3cm verschonen, denn dort sollen

ja die Wurzeln bzw. Blätter austreiben). Pflanzung: Die Fechser schräg in die Erde legen - das obere Ende soll ca. 5cm, das untere ıscm tief eingegraben werden. Die Fechser sollen alle in die gleiche Richtung zeigen. In der älteren Samenbauliteratur wird eine Ausrichtung nach Süden empfohlen. Die Erde gut andrücken und wenn nötig

wässern. Ende Mai bis Mitte Juni - wenn die Blatt-

austriebe 10-12 cm lang sind - werden die Wurzeln am Kopfende von der Erde befreit. (Die Wurzeln am Kopfende leicht aus der Erde heben. Vorsicht, der untere Teil muss im Boden bleiben!) Alle Seitentriebe bis auf den stärksten abschneiden und die Wurzel wieder mit Erde bedecken. So entstehen gerade Krenstangen. Sortenmerkmale

:

und Auslesekriterien

Einzelne Sorten sind nicht bekannt. In den gen Belle in a gibt es eigene Auslesen (‚Bayrischer‘, ‚Österreicher‘, ‚Steirische Auslese‘, ‚Edelkofener‘,

‚Nederlinger‘). Diese unterscheiden sich in:

Größe der Wurzel, Blattform, Geschmack (scharf oder mild), Konsistenz des Fleisches (fest oder weich) und Widerstandsfähigkeit

gegen Pilzkrankheiten und Virusbefall.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Im kleinflächigen Anbau ist kaum mit dem

Auftreten von Krankheiten zu rechnen. Im

Von der ausgewachsenen Wurzel („Stange“)

werden die Seitenwurzeln („Fechser“) mit

einem scharfen Messer abgetrennt. Damit

man die Hallen Fechserenden nicht ver-

wechselt, wird das Kopfende gerade, das

untere Ende schräg abgeschnitten („Spreewaldmethode‘).

Handbuch Samengärtnerei

Erwerbsanbau

spielen

folgende

Krankheiten eine Rolle: Weißer Rost

(Albugo candida) und die Meerrettich-

> Rukola,

schwärze (Verticillum albo-atrum). Der

weiße Rost gehört zu den falschen Mehltaupilzen. An Blattunter- und Blattoberseite entstehen milchige,

pustelförmige Flecken, die aufreißen und Sporen verstäuben, die im Boden überwintern können. Ferner über-

wintert der Pilz als Mycel in kranken

Fechsern. Bei einem starken Befall sterben die Blätter ab und die Wurzel-

köpfe faulen. Infizierte Pflanzen sofort entfernen und nicht vermehren.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Ursprungsgebiete des Kren (die Bezeichnung stammt aus dem Slawischen) liegen vermutlich in Südrusslandund Ostukraine. Krenistheutein ganz Europa eingebürgert, auch in den gemäßigten Breiten Amerikas wird er in vielen Gärten kultiviertund gelegentlich sogar in den Bergländern der Tropen. Ausgehend vom slawischen Raum erreichte der Kren im 10. bis 12. Jahrhundert Mitteleuropa. Seit dem 12. Jahrhundert ist sein Anbau hier dokumentiert. Ein großflächiger Anbau findet sich in Deutschland (Spreewald, Hamburg, Thüringen, Oberfranken) und im südöstlichen Österreich. Hauptlieferländer sind heute Österreich, Polen und die GUS-

Länder.
ım? spät schießende Pflanzen

blütler Kreuz

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262

Handbuch Samengärtnerei

Bestäubungsbiologie Rukola ist ein strenger Fremdbefruchter.

Die Blüten sind selbststeril, mindestens

zwei Pflanzen und eine Bestäubung durch Insekten sind für eine Befruchtung notwendig. Die Blüten sind weißlich bis cremefarben mit teils purpurnen Adern. Die Blüten der Wilden Rauke sind kräftig gelb gefärbt. Rukola kann sich nicht mit der Wilden Rauke Diplotaxis tenuifolia kreuzen. Samenbau Die Aussaat für die Samengewinnung unterscheidet sich nicht von der Aussaat für die Speisenutzung: Rukola wird breitwürfig oder in Reihen ausgesät. Sobald die Pflanze drei Blattpaare hat, kann sie für die Küche

geschnitten werden. Rukola ist einjährig und kann aufgrund seiner kurzen Kulturzeit (etwa 40 Tage) bis in den Hochsommer hinein gesät werden. Für den Samenbau sollte das Kraut im Frühjahr angebaut werden. Die Pflanzen gehen erstens nicht so rasch in Blüte und können besser auf Blattausbildung selektiert werden. Zweitens ist das Ausreifen der Samen gewährleistet. Samenernte

Die Samen des Rukola haben eine natürliche Keimruhe von zwei Monaten ab der Ernte. Die Schoten sind bis zu 4cm lang und stehen aufrecht am Stängel. Die Schoten soll-

ten kurz vor der Vollreife geerntet, da sie sonst fast vollständig ausfallen, und an

einem schattigen Ort getrocknet werden. Vorsicht: Viele Vögellaben sich gerne an den ölreichen, würzigen Samen. Rukola kann sich im Garten auch selbst aussäen.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Einzelne Sorten werden bei Rukola nicht

unterschieden, jedoch gibt es verschiedene

Herkünfte, die sich in Blattfarbe, Größe des Blattes, Wüchsigkeit und dem Gehalt an

jenen

ätherischen

Ölen,

die

der

Pflanze

ihren würzigen Geschmack geben, unterscheiden.

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Erdflöhe können im Anbau und Rapsglanzkäfer in der Blüte große Probleme verursachen. >Die Art Brassica oleracea.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Ursprungspflanze des Rukola ist vom Mittelmeerraum bis Afghanistan verbreitet. Er wurde bereits in der Antike in Italien als Salatpflanze genutzt. Das aus den Samen gewonnene Öl galt als Aphrodisiakum. Im Mittelalter wurde das würzige Kraut bereits in Mitteleuropa angebaut, geriet allerdings wieder in Vergessenheit. In Indien wird Rukola in Mischkultur mit Lein, Getreide oder

Baumwolle angebaut. Dort verwendet man

die Samen als Gewürz, das aus ihnen gewonnene „jamba-oil“ als Speiseöl, Lam-

penöl und für medizinale Zwecke.
Meerkohl

(Crambe maritima)

Meerkohl ist ein besonderes Gemüse: Ähn-

lich wie bei Spargel werden die gebleichten, zarten Blattstiele gegessen. Meerkohl trägt zwar den Namen der Kohlgewächse, ist aber nur weitschichtig mit den Brassica-Kohlen verwandt. Seine großen graugrünen Blätter haben ihm wohl zu diesem irreführenden Namen verholfen. Sein Geschmack erinnert an Blumenkohl, ist aber feiner. Eine andere Crambe-Art ist der Abessinische Kohl (Crambe abyssinica). Dieser ist einjährig,

stammt aus Äthiopien, wird als Blattgemüse genutzt und über Samen vermehrt.

Bleichglocke zum Bleichen von Meerkohl

Bestäubungsbiologie Was Sie brauchen: > 3-5 schön ausgebildete Pflanzen

Das Bleichen der Triebe An den Küstenstandorten der Wildpflanzen werden die Triebe durch den Flugsand, der über den Winter angeweht wird, gebleicht. Im Frühling können dann die gebleichten Blattstiele gesammelt werden. Im Garten müssen Gärtnerin und Gärtner andere Techniken einsetzen: Englische Gärtner haben zum Bleichen und Treiben eigene Tonglocken entwickelt. Den gleichen Effekt kann ein sehr großer Blumentopf oder Plastikeimer (50-60cm hoch) erfüllen. Diese im zeitigen Frühjahr über die Pflanzen stülpen. Nach drei bis vier Wochen kann das erste Mal geerntet werden, nach der gleichen Zeit ein weiteres Mal. Dann die Pflanzen im Licht weiter wachsen lassen. So genutzt liefert Meerkohl ein delikates Frühgemüse, das ähnlich Spargel zubereitet wird, sehr dekorativ ist und noch vor dem Spargel geerntet werden kann. Gegessen werden die breiten, gebleichten Blattstiele und die knospigen Blütentriebe.

Die weißen Blüten haben einen sehr ange-

nehmen Geruch und sind deshalb für Insek-

ten attraktiv. Über ein Verkreuzungspoten-

tial zwischen verschiedenen Sorten wurden

bislang im Arche Noah Garten keine Erfah-

rungen gesammelt. Da Meerkohl zu den Kohlgewächsen zählt, gehen wir davon aus,

dass Fremdbestäubung vorherrscht.

Samenbau und Vermehrung Meerkohl ist als mehrjährige und winterharte Pflanze problemlos zu kultivieren. Er lässt sich über Samen oder über Wurzelstecklinge vermehren. Da die Samen meist eine sehr geringe Keimfähigkeit (20%) haben, ist die Vermehrung über Wurzelausläufer die sicherere Methode. Aussaat: Die Samen im zeitigen Frühjahr in tiefem sandigem Boden oder in Töpfen aussäen. Gesäter Meerkohl kann ab dem dritten Jahr beerntet werden, über Wurzelstecklinge vermehrte Pflanzen bereits im zweiten Jahr.

Insgesamt kann eine Pflanze 8-ı0 Jahre lang beerntet werden. Vermehrung über Wurzelstecklinge: Im

Herbst, wenn die Blätter abgestorben sind,

Handbuch Samengärtnerei

a Sortenmerkmale und Auslesekriterien Ältere Sorten zeigen den für die Wildpflanzen typischen purpurnen Farbhauch. Auslesekriterien können sein: > Winterfestigkeit unter mitteleuropäischen Klimaverhältnissen > Wüchsigkeit und Kältetoleranz > zartfleischige Triebe Vermehrung von Meerkohl über Wurzelstecklinge

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge die Pflanzen ausgraben, die Wurzeln auf 10-

Die größte Gefahr sind wahrscheinlich Spät-

15cm einkürzen. Die abgeschnittenen Stücke und Seitenwurzeln für das kommende

fröste, welche die frischen zarten Triebe erfrieren lassen. Auch Schnecken (vor allem

bündeln und in große Blumentöpfe in feuchten Sand stecken; dabei daraufachten, dass der Wurzelkopf nach oben zeigt. Den Hauptwurzelstock wieder eingraben. Im Frühjahr die Wurzelstecklinge mit 30cm Abstand auspflanzen.

ninchen lieben die Triebe. Stehen die Pflanzen zu dicht oder im Schatten, kann bei heiRem Sommerwetter Fäulnis auftreten. Alle tierischen Schädlinge, die auch auf Brassica

Jahr aufbewahren:

Die Wurzelstecklinge

Samenernte

Jeder Samen ist in einen festen, kugeligen

„Samenbehälter“ eingeschlossen (botanisch: „Gliederschötchen“). Dieser kann bei

der Ernteleicht beschädigt werden. Am ein-

unter der Bleichglocke) und freilaufende Ka-

oleracea vorkommen, können großen Schaden anrichten. >Die Art Brassica oleracea.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Wild wächst Meerkohl an den Küsten Westeuropas, der Baltischen See und des Schwarzen Meeres. Bis zur Mitte des 18. Jahrhun-

Die Blattstiele 20 Minuten dünsten und auf einem Tost gemeinsam mit weißer Soße (Bechamelsoße) servieren.

derts wurde er ausschließlich wild gesammelt. Zu dieser Zeit wurde die Pflanze in England erstmals in Kultur genommen. Lange Zeit blieb Meerkohl ein kulinarisches Statussymbol, dessen aufwendiges Kulturverfahren sich nur bürgerliche Haushalte mit angestellten Gärtnern leisten konnten. Im Erwerbsgemüsebau wird Meerkohl in England, Frankreich und Nordamerika angebaut. In deutschsprachigen Ländern ist Meerkohl kaum am Markt erhältlich und

(Quelle: Arche Noah 2001: Gemüse Inkognito)

zählt zu jenen

fachsten ist es, das Saatgut in dieser schüt-

zenden Hülle zu belassen und auch damit auszusäen.

> Meerkohltoast

Gemüseraritäten,

die von

FeinschmeckerInnen selbst kultiviert werden.
Gartenkresse

kreuzt sich nicht mit der Brunnenkresse (Nasturtium officinale) oder der Winterkresse (Barbarea vulgaris).

(Lepidium sativum)

Samenbau Die Gartenkresse ist ein Lichtkeimer, das

w

Kubi:

124

Saatgut wird flach gesät und angedrückt. Die Pflanze ist einjährig und zählt zu den schötchenfrüchtigen Kreuzblütlern. Für den Samenbau wird die Gartenkresse im Frühjahr in Reihen gesät. Da die Pflanzen ca. 408ocm hoch werden, muss der Reihenab-

Kresse wird meist im Garten angebaut. Wer einen solchen nicht sein eigen nennt, kann Kresse problemlos auf dem Fensterbrett in kleinen Anzuchtschalen kultivieren. Die Keimlinge sind reich an Eisen und Vitamin C. Frische Kresse ist blutreinigend, appetitanregend und harntreibend. Die geschmacksbildenden Inhaltsstoffe sind Senfölglykoside und Bitterstoffe. Etwas größer geerntet, kann die Gartenkresse als Salatpflanze oder Gewürz verwendet werden. Die Samengewinnung gelingt jedoch nur im Garten oder in großen Blumentöpfen.

stand größer als für die Blatternte sein (ca. 20 cm). Die Schötchen sind dann im Juli erntereif. Bei Sommeraussaaten gehen die Pflanzen bei Hitze und Trockenheitrrasch in Blüte. Eine Auslese auf gute Blattausbildung ist dann nicht mehr möglich. Samenernte Die ganzen Pflanzen ernten, wenn sie tro-

cken werden und die Samen beginnen gelb-

braun zu werden. Dann im Schatten nachtrocknen.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Es gibt verschiedene Formen der Kresse:

Blattform und Habitus der Pflanze, aber

auch die Form des Samens können variieren. Verschiedene Kressesorten werden in den Saatgutkatalogen nicht immer zuverlässig gekennzeichnet. Man unterscheidet einfa-

Was Sie brauchen:

> ı m’ schön ausgebildete Pflanzen

che Sorten, Sorten mit krausen Blättern, die

Bestäubungsbiologie

Sorte ‚Gefüllter Zwerg‘ mit etwas breiteren Blättern und die goldgelbe, englische Kresse mit den breitesten Blättern.

Die Gartenkresse ist ein Fremdbefruchter, es

gibt aber auch selbstverträgliche Sorten. Die

weißen bis rosafarbenen Blüten sind sehr klein und werden selten von Bienen besucht,

trotzdem wurden Verkreuzungen zwischen

einzelnen Sorten beobachtet. In der Ver-

mehrung sollten sie daher - zeitlich oder räumlich - isoliert werden. Die Gartenkresse

> > > >

Auslesekriterien können sein:

Kräuselung des Blattes Frohwüchsigkeit Blattertrag Geschmack (intensiv würzig oder mild)

Handbuch Samengärtnerei

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Wie bei vielen Kreuzblütlern können auch

bei der Gartenkresse Erdflöhe größeren Schaden anrichten.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Wildform der Gartenkresse kommt in Äthiopien als Unkraut zum Beispiel in Flachsfeldern vor. In der antiken Literatur

wird Gartenkresse beschrieben, die Römer

verbreiteten sie in Europa. Die Inkulturnahme der Pflanzen geschah vermutlich im Nahen Osten. Hier ist die größte Formenvielfalt der Kresse zu finden. €

Blühende Gartenkresse

268

|

Handbuch Samengärtnerei

> Barbarakresse, Winterkresse (Barbarea vulgaris)

August

in

nährstoffreichem,

feuchtem

Boden. Die Pflanze verträgt etwas Schatten. Das Kraut kann dann vom Spätherbst bis zur Blüte im Spätfrühling beerntet werden. Sie bildet eine Rosette paarig gefiederter dunkelgrüner Blätter, die problemlos überwin-

tern. Die Pflanze blüht mit leuchtenden, zi-

tronengelben Blüten. Samenernte

Die Barbarakresse zählt zu den schoten-

früchtigen Kreuzblütlern. Die Schoten sind geschnäbelt. Samenernte >Die Art Brassica oleracea. Sortenmerkmale und Auslesekriterien Einzelne Sorten werden bei der Barbarakresse nicht unterschieden.

Barbarakresse wird in Frankreich, England

und Nordamerika als Salatpflanze genutzt. Wild wächst sie in fast ganz Europa auf feuchten Wiesen und Uferböschungen. Die kultivierte Form hat größere Blätter. Im Frühling können die jungen Blätter noch vor der Blüte als Vitamin C-hältiger Frühlingssalat gesammelt werden. Wer keinen Wildstandort der Barbarakresse in der näheren Umgebung hat, kann sie im Garten anbauen und vermehren. Was Sie brauchen:

> ım? schön ausgebildete und gut überwinterte Pflanzen

Bestäubungsbiologie Barbarakresse ist ein strenger Fremdbefruchter und wird von Insekten bestäubt. Samenbau Die Barbarakresse ist eine leicht zu kultivierende, zweijährige Pflanze. Aussaat Juli oder

Auslesekriterien können sein: > Blattgröße > rasches Nachwuchsvermögen

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

In Kultur sind bislang keine Krankheiten aufgetreten. Schädlinge an den Blüten >Die Art Brassica oleracea.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Barbarakresse ist in ihrer Wildform in Europa und Westasien verbreitet. Die ersten amerikanischen Siedler hatten sie aus Eu-

ropa mitgebracht und bauten die in Nord-

amerika nicht heimische Pflanze als Salatkraut an. Im Laufe des 18. Jahrhunderts verschwand sie wiederum aus dem Anbau. Die Barbarakresse wurde früher als Medizinalpflanze (blutreinigend, entwässernd und

appetitanregend) kultiviert, eine Form mit doppelter Blüte als Zierpflanze.
Brunnenkresse (Nasturtium officinale)

Brunnenkresse ist roh gegessen ein köstlicher Salat, sie kann aber auch gekocht wer-

nicht an Ort und Stelle, sondern in ein sehr feucht zu haltendes Saatbeet oder in Töpfe.

Der Samen keimt bei 10 bis 24°C. Haben sich

einige Blätter gebildet, dann kann man die Töpfe in fließendes Brunnenwasser stellen. Haben die Sämlinge eine Höhe von ca. 5cm erreicht, können sie wie Stecklinge in einen

harntreibend, blutreinigend und verdauungsfördernd. Die Pflanze hat besondere

Wassergraben gepflanzt werden. Im Freiland ist die günstigste Pflanzzeit August/ September. Die Spitzen der Pflänzchen müssen über den Wasserspiegel hinausragen, dieser kann dann schrittweise angehoben werden. An der Spitze des verzweigten Stängels

res, fließendes Wasser. Die wilde Brunnenkresse wächst anreinen, fließenden Bächen.

Pflanzen blühen im Mai und fruchten im Juli-August.

den. Ihr scharfer Geschmack erinnert an Rettich und Meerrettich. Nach der Blüte wird die Pflanze relativ bitter. Ausihrem botanischen Namen lässt sich auch ihre Ver-

wendung als Heilpflanze ablesen: Sie wirkt ökologische Ansprüche: Sie verlangt saube-

In Österreich ist sie als gefährdet eingestuft. In Kultur ist ihr großer Vorteil, dass sie vom Herbst bis ins Frühjahr geerntet werden kann.

Was Sie brauchen:

> ım? schön ausgebildete und gut überwinterte Pflanzen

> ein Beet, das be- und entwässert werden kann > Quelle oder Bach mit sauberem,

kalkhaltigem Wasser

Bestäubungsbiologie Die Brunnenkresse ist ein Fremdbefruchter.

Samenbau Brunnenkresse ist eine mehrjährige krautige Pflanze; siewird 30 bis7o cm hoch. Ihre hoh-

len Stängel bilden Ausläufer. Diese kriechen am Grund von Gewässern, die oberen Stän-

gelteile steigen auf. Unter Wasser überdauert die ganze Pflanze auch den Winter. Brunnenkresse kann daher leicht vegetativ über Stecklinge vermehrt werden. Die Saat der Brunnenkresse ist nur dort gebräuchlich, wo die Pflanzung aus Stecklingen nicht möglich ist. Die Aussaat (im Juni) erfolgt

stehen dichte Trauben weißer Blüten. Die

Samenernte

Die Schoten sind gerade bis sichelförmig gebogen, sie werden gelbreif geerntet, nachgetrocknet und gedroschen. Sortenmerkmale und Auslesekriterien Es gibt viele lokale Herkünfte. Diese unterscheiden sich in der Intensität der Blattfarbe (hellgrün bis dunkelgrün). Die braune Form ist eine Kreuzung mit Nasturtium macrophyllum. Sie ist steril und kann ausschließlich vegetativ vermehrt werden. Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Wer Brunnenkresse kultivieren kann, muss mit keinen bedeutenden Krankheiten oder Schädlingen rechnen. Aus dem Anbauzen-

trum der Schweiz (Wynan) wird von einem

sonst im Gemüsebau seltenen Schädling be-

richtet: Wildenten, die in Scharen über die

mit Brunnenkresse bepflanzten Bäche her-

fallen. Zur Abwehr dieser Selbst-ErnteGäste werden bunte Plastiknetze über die

Brunnenkresse gespannt.

Handbuch

Samengärtnerei

Im Schaugarten Wildegg in der Schweiz wird die Brunnenkresse in einem Wasserbecken kultiviert.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Brunnenkresse ist beinahe weltweit verbreitet. Das genaue Ursprungsgebiet ist unbekannt. Meist wird sie kleinflächig kultiviert, da die Kulturführung sehr arbeitsaufwendig ist. Die größte Bedeutung als frische

Salatpflanze erlangte sie im 18. und 19. Jahr-

hundert.

In

England,

Frankreich

und

Deutschland (Erfurt) wurde sie in größerem Stil kultiviert. Dazu wurden eigene Wasserbeete (Klingen) angelegt. Neuerdings wird sie aber auch in Ostafrika, Südostasien und

anderen Ländern angebaut.
Löffelkraut,

Löffelkresse

(Cochlearia officinalis) Die Bezeichnung „Löffelkraut“ leitet sich

von der löffelartigen Form der Blätter ab. Die scharfen,

kresseartigen

Blätter

sind

eine

würzige Beigabe zu anderen Blattsalaten.

Löffelkraut hat einen sehr hohen Gehalt an

Vitamin C und soll heilende Wirkung gegen Blasenleiden und Verdauungsstörungen be-

sitzen. Wild kommt Löffelkraut nur auf salzhaltigen, feuchten Böden vor. Es wächst an den Küsten des Atlantischen Ozeans - von

Nordspanien bis Skandinavien - undder Baltischen See. Was Sie brauchen:

:

P flanzenkrankheiten und Schädlinge

Die bekannten Krankheiten und Schädlinge

jedoch selten. Ungeliebte Gäste, die sich :

Bestäubungsbiologie

Das Löffelkraut ist ein Fremdbefruchter, der von Insekten bestäubt wird.

Samenbau Löffelkraut stellt an den Boden keine besonderen Ansprüche und gedeiht auch auf salzhaltigen Böden. Aussaat: Im März/April oder im August/September (Sommeraussaaten führen zu strengen, salzig-bitteren Geschmack). Die Pflanze ist frosthart und geht im zweiten Jahr in Blüte.

Samenernte > Wasserrübe.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Eigene Sorten sind nicht bekannt, lediglich eine Selektion aus Erfurt, das so genannte

‚Erfurter Echte Löffelkraut‘. Auslesekrite-

rien: Frohwüchsigkeit.

E >

der Kreuzblütler können auftreten; sie sind

> ım? schöne Pflanzen E

Pr

Die reifen Schötchen des Löffelkrauts

häufiger einfinden können, sind die Erd-

flöhe. Hier hilft rechtzeitiges Ernten undrre-

gelmäßige Bodenlockerung.

:

Kultur- und Züchtungsgeschichte Zu Zeiten der langen Seefahrten über den Ozean wurden die Pflanzen in großen Mengen von Schiffsbesatzungen eingesalzen

und konserviert. Sie schätzten das Kraut als

Vorbeugung gegen Skorbut. Diese Nutzung trug ihm den weiteren - mittlerweile kaum

noch gebräuchlichen - Namen „Skorbut-

kraut“ ein. Die erste Inkulturnahme ist do-

kumentiert für das 16. Jahrhundert in Bel-

gien. In der Folgezeit wurde das Kraut in

Nord-, West- und Zentraleuropa oft von

Apothekern in ihren Hausgärten angebaut.

Im 19. Jahrhundert stieg der Anbau stark an,

in der Gegend um Jena (Deutschland) wurde

Löffelkraut bis in die 1940er Jahre im kleine-

ren Stil für den Markt angebaut.
Kürbis

(Cucurbita spp.)

Kürbis ist nicht gleich Kürbis Zucchini, die botanisch gesehen auch zu den Kürbissen zählen, sind bereits ein fixer

Bestandteil vieler Gemüsegärten. Sie be-

kommen aber immer mehr Gesellschaft von ihren meist rankenden Verwandten. In den letzten Jahren ist ein wahrer Kürbisboom in

unseren Gärten und Kochtöpfen ausgebro-

chen. Sei es als herbstliche Dekoration oder

als gesunde und im Geschmack facettenreiche Frucht. Kürbisse sind längst kein Insider-Gemüse mehr, viele Menschen erfreuen sich an den bunten, formenreichen Früch-

ten und verzehren sie gerne. Sie wissen: Kürbis ist nicht gleich Kürbis. Diese Erkenntnis und eine genaue Sortenbestimmung sind auch für die Vermehrung von Kürbissen notwendig. Kürbisse gehören, pflanzensys-

tematisch gesehen, verschiedenen Arten an. Als Fremdbefruchter verkreuzen sich alle Sorten innerhalb einer Art. Charakteristi-

sche oder lieb gewonnene

Sorteneigen-

schaften können so rasch verschwinden;

umgekehrt können interessante neue For-

men entstehen. Ein Beispiel: Ein Ölkürbis

kann sich mit Zucchini verkreuzen, jedoch nicht mit einem Turbankürbis. Ein Weinheberkürbis kann sich nicht mit einem Butter-

nusskürbis verkreuzen, jedoch mit der Kale-

basse ‚Dinosaurierkeule‘.

Kürbisarten Die vom amerikanischen Kontinent stammende Gattung Cucurbita zählt ca. 30 Arten, fünf von ihnen wurden in Kultur genommen: C. pepo (Pepo-Kürbis), C. maxima

(Maxima-Kürbis), C.moschata (Moschuskür-

bis), C. ficifolia (Feigenblattkürbis) und C. argyrosperma (Silbersamenkürbis). Die meisten der bei uns kultivierten Sorten gehören den drei erstgenannten Arten an. Feigenblattkürbis und Silbersamenkürbis werden

in Europa seltener kultiviert. Im Deutschen ebenfalls als Kürbis bezeichnet wird der Kalebassen-Kürbis (Lagenaria siceraria) mit zahlreichen Sorten und der Wachskürbis (Benincasa hispida).

Kürbisnamen-Entwirrung Das Wort „Kürbis“ leitet sich vom lateini-

schen „cucurbita“ ab. Ursprünglich bezeichnete dies die Kürbisse der Alten Welt - die Lagenarien. Als die Speisekürbisse der Neuen

Welt nach Europa kamen, nannte man sie ebenfalls „Kürbis“. Auch die deutschen Be-

zeichnungen der einzelnen Arten sind nicht ganz treffend. Der Name „Winterkürbis“ für die Art. C.maxima kann Verwirrung stiften: Nicht nur und nicht alle Winterkürbisse sind gut lagerfähig. Dafür sind unter den Moschuskürbissen einerseits sehr gute Lagerkürbisse, andererseits Sorten, die bereits jung wie Zucchini gegessen werden. Ebenso wenig sind die gebräuchlichen Bezeichnungen Garten-, Gemüse- und Feldkürbisse mit der botanischen Nomenklatur in Einklang zu bringen. Das amerikanische Englisch unterscheidet zwischen „pumpkins“, „sum-

mer squashes“ und „winter squashes“. Der Begriff „pumpkin“ ist keine botanische Klassifizierung, sondern ein Sammelbegriff, der alle für Halloween geeigneten Kürbisse umfasst. „Pumpkin“ stammt aus dem altenglischen und französischen Wort

„pampion“, das wiederum aus dem griechischen „pepon“ entspringt. Das Wort „squ-

ash“ ist eine indigene Bezeichnung aus Amerika und bedeutet „jung, unreif, roh“.

Die Bezeichnung „squash“ wird sowohl für C. pepo wie auch für C. maxima und C. moschata verwendet.

Kürbisgewächse - Kürbis

Bekannte Vertreter der wichtigsten Kürbisarten Pepo-Kürbis Cucurbita pepo (Einteilung nach Harry Paris 1989)

Maxima-Kürbis Cucurbita maxima

Moschuskürbis Cucurbita moschata

Kalebasse Lagenaria siceraria

Zucchini (var. cylindrica) z.B. ‚Black Beauty‘

‚Buttercup‘

‚Butternuss‘

Weinheberkürbis

‚Roter Zentner‘

‚Muscade de Provence’

Flaschenhalskürbis

‚Mantelsackkürbis‘

‚Herkuleskeule‘

‚Trombolino‘ (= ‚Trombetta de Albenga‘)

‚Dinosaurierkeule‘ (=,Marenka‘)

‚Langer aus Neapel‘

‚Speckled Swan‘

‚Futsu Black Rinded‘

‚Schlangenkalebasse‘

‚Buckskin‘

Kalebasse ‚Plate de Corse‘

Vegetable Marrow (var. fastigata), z.B. ‚Spaghettikürbis‘ Cocozelle (var. longa), z.B. ‚Cocozelle von Tripolis‘ Acorn (var. turbinata, Eichelkürbisse) z.B. ‚Ebony Acorn‘,

‚Table Gold‘

(= ‚Rouge vif d’Etampes‘)

‚Gelber Zentner‘ ‚Atlantischer Riese‘ ‚Riesenmelone‘ Hubbards, z.B. ‚Blue Hubbard‘ ‚Blue Ballet‘ ‚Hokkaido Orange‘,

‚Futsu Kurokawa’ ‚Sucrine du Berry‘

‚Hokkaido Grün‘

‚Violina‘

Crookneck (var. torticollis) z.B. ‚Wendehals‘, ‚Summercrookneck‘

Turbankürbis

‚Long de Nice‘

Straightneck (var. recticollis)

Bananenkürbis (‚Blue Banana‘, ‚Rain-

Pumpkins (var. pepo)

‚Kabocha‘

z.B. ‚Sweet Sugar‘,

‚Triamble‘

‚Jack-o-Lantern‘, ‚Rondini‘,

Steirischer Ölkürbis Patisson-Kürbisse,

Scallop ( var. c/ypeata) z.B. ‚UFO-Kürbis‘, Patisson-Sorten

Herren- oder Bratkürbis

bow‘, ‚Pink Banana‘)

‚German Sweet Potato‘ ‚Golden Delicious‘ ‚Hillbilly‘ ‚Leningrad Giant‘

Es sind sehr viele Verkreuzungen auf dem Markt, so dass

meist keine eindeutige Zuordnung mehr möglich ist.

Handbuch Samengärtnerei

Die Fruchtstängel verraten die Art Um über die Verkreuzungsmöglichkeiten Klarheit zu erhalten, muss man über die botanische Artenzugehörigkeit der Sorten Bescheid wissen. Entweder man erwirbt eine Sorte mit einer botanischen Zuordnung oder man bestimmt sie selbst. Ein relativ zuverlässiges Hilfsmittel sind die charakteristischen Fruchtstängel. Anhand der Samen kann die Art nicht zuverlässig bestimmt werden. Einige Zuordnungen sind aber möglich: Der Feigenblattkürbis hat schwarze oder graue Samen; Lagenarien haben längliche, deutlich gefurchte bis gezähnte Samen und die Samen der Moschuskürbisse haben einen charakteristischen silbrig-goldenen Glanz und eine raue Oberfläche.

Die Stängel der Pepo-Kürbisse haben fünf Haupt-Längsrippen. Im Bild die Sorten (von links nach rechts und oben nach unten) ‚Sweet Dumpling‘, Mischform von ‚Spaghettikürbis‘ und ‚Fingerkürbis‘, ‚Sunburst‘, Fingerkürbis, Zucchini, ‚Delicata‘, ‚White Custard‘, ‚Orangetti‘.

> Pepo-Kürbisse: Die Stängel haben fünf Haupt-Längsrippen, zwischen denen weitere Rippen ausgebildet sein können, und sind leicht bestachelt.

> Maxima-Kürbisse:

Die Stängel sind ver-

korkt und rund, ı-6 cm dick. Wenn die Frucht reif ist, löst er sich oft von selbst. > Moschuskürbisse: Die Stängel sind kantig bis scharfkantig, können rau sein und kleine Höckerchen ausbilden. Die Stängelbasis ist

entweder weit ausladend oder wirkt eingeschnürt und sitzt auf der Frucht auf.

Die Stängel der Maxima-Kürbisse sind rund und verkorkt. Im Bild die Sorten: ‚Buttercup‘, ‚Blue Banana‘, ‚Türkenbund'‘, ‚Hokkaido‘, ‚Blue Ballet‘.

Bestäubungsbiologie Alle Kürbissorten, die der gleichen Art angehören, können sich verkreuzen. Kürbisse sind einhäusig; die Pflanzen blühen mit

männlichen und weiblichen Blüten. Alle Kürbisse sind Fremdbefruchter, die von Insekten bestäubt werden. Die wichtigsten Bestäuberinsekten sind Honigbienen und Hummeln. Sowohl männliche wie auch weibliche Blüten sind stets nur einen Tag lang geöffnet. Die männlichen Blüten sind deutlich länger gestielt als die weiblichen. Letztere sind leicht am großen Fruchtknoten zu erkennen, der oft schon die sorten-

Die Sorten ‚Butternuss‘ und ‚Muscade de Provence‘ zeigen den für Moschuskürbisse typischen Stängelansatz.

Kürbisgewächse - Kürbis

typische Form aufweist. Die Staubgefäße der männlichen Blüten sind zu einer Säule verwachsen. An deren Oberfläche befinden sich ölige Substanzen, die eine Haftung der Pollen an den Insekten ermöglichen. Honigbienen scheinen ein Bad am Blütenboden der großen gelben Kürbisblüten richtig zu genießen und verweilen sehr lange in diesen Blüten. Die männlichen Blüten haben Pollen und Nektar, die weiblichen Blüten nur Nek-

tar. Zwischen einzelnen Sorten, die einer Art

angehören (siehe Tabelle auf S. 267), müssen

relativ große Sicherheitsabstände eingehalten werden. Bei günstiger Geländegestaltung - reichhaltiges Blütenangebot und räumliche Barrieren wie Sträucher, Häuser, hohe Pflanzen - sind dies mindestens 250m.

Auch nach Kürbispflanzungen in Nachbargärten Ausschau halten.

Sortenerhaltung durch mechanische Isolierung: Kürbisse können sortenrein erhalten werden, wenn sie unter einem Isolierkä-

fig oder einem Isoliertunnel angebaut werden. Schwierig gestaltet sich dies nur mit

besonders großen Sorten, die im Tunnel

nicht gut wachsen. Es müssen mindestens

sechs, besser zwölf, optimal zwanzig Pflan-

zen einer Sorte angebaut werden. Zusätzlich müssen als Bestäuberinsekten ein Volk Honigbienen oder Solitärbienen (z.B. Mauerbienen) oder Hummeln eingebracht werden. Zur Not können auch Fliegen verwendet werden, sie bestäuben allerdings schlechter.

Handbestäubung - gezielte Befruchtung: Die Handbestäubung bei Kürbissen ist ein relativ zeitaufwendiges, aber auch spannendes und sicheres Verfahren zur sortenreinen Vermehrung. Sie kann auch zur gezielten Kreuzung zweier Sorten eingesetzt werden. Und so wird’s gemacht: Was Sie brauchen:

> 6-12 gesunde Pflanzen > mindestens zwei Pflanzen, die gleichzeitig blühen

> mindestens eine weibliche Blüte > mindestens drei männliche Blüten einer anderen Pflanze

> Krepp-Klebeband (3 cm breit) oder Plastik-Wäscheklammern > Etiketten oder dicke Wollfäden

> Zeitam Vorabend der Bestäubung, Zeit am Vormittag für die Bestäubung > Vorbereitung: Um Inzucht-Erscheinungen

zu vermeiden ist es notwendig, eine Pflanze mit dem Pollen anderer Pflanzen zu bestäuben. Weibliche Kürbisblüten können mit dem Pollen einer männlichen Blüte derselben Pflanze befruchtet werden. Aus diesen „Selbstungen“ entsteht aber meist steriles

oder schlecht entwickeltes Saatgut, auch die Früchte aus einer Selbstbefruchtung kön-

nen deformiert sein. Bei der gezielten Bestäubung muss von vornherein verhindert

werden, dass Insekten vor der Handbestäu-

bung.an die Blüte kommen. Reife Blüten öffnen sich in den frühen Morgenstunden. Daher am Vorabend jene Blüten, die sicham nächsten Morgen öffnen würden, mit einem Krepp-Klebeband verkleben. Diese beinahe reifen, an der Spitze gelb werdenden Blüten

sind am Schwellen der Blütenknospen erkennbar. Insekten haben dann am nächsten

Morgen keinen Zugang. Um Inzucht zu vermeiden und die Wahrscheinlichkeit einer

erfolgreichen Befruchtung zu erhöhen, die Blüten mehrerer Pflanzen präparieren: mindestens eine weibliche Blüte und drei männliche Blüten einer anderen Pflanze. Die weiblichen Blüten besonders vorsichtig verkle-

ben. Und zwar so, dass man sie tags darauf noch leicht an den Enden des Klebebandes

ergreifen und diese auseinander ziehen

kann, ohne die Blüte zu beschädigen. Lukas

Heiligensetzer, langjähriges Arche NoahMitglied und Kürbis-Liebhaber empfiehlt anstatt eines Klebestreifens Plastik-Wäscheklammern, um die Blüten zu verschließen.

Handbuch

Samengärtnerei

Für die Handbestäubung ist die Knospe rechts außen noch zu jung, die Knospe links außen schon zu alt. Die Knospe in der Mitte ist bereits gelb gefärbt und wird abends mit einem Klebeband verschlossen.

bung: Wenn Sie am darauf folgenden — ans Bestäubungswerk gehen, sollten die Blüten trocken sein und sich von selbst öffnen wollen. Dies ist an den nun komplett gelben, meist prall gespannten Blütenblättern zu erkennen. Eine der zuge-

klebten weiblichen Blüten auswählen und 3-

4 männliche zugeklebte Blüten derselben Sorte pflücken. Von den männlichen Blüten die Blütenblätter entfernen. Die pollentragenden Staubbeutel sind nun freigelegt. Dann das Kreppband vorsichtig von der weiblichen Blüte lösen. Die Blütenknospe soll nun - wie in Zeitlupe - von selbst aufgehen. Vorsicht, dass Ihnen jetzt keine Biene dazwischen kommt und ihnen die Bestäubung „aus der Hand nimmt“. Die Narbe der weiblichen Blüte zart mit den „Pollensäulen“ der männlichen Blüten betupfen. Dann

rasch wieder die Blüte mit dem Kreppband umschließen, um nachfolgende Insektenbestäubung sicher auszuschließen. Natürlicherweise schließen sich die Blüten wieder

gegen Mittag, eine Bestäubung sollte daher davor, an besonders heißen Tagen in den frühen Morgenstunden durchgeführt werden. > Abschließend: Unbedingt die befruchtete Blüte kennzeichnen. Ohne Kennzeichnung mit einem Wollfaden oder einem Hänge-

etikett wird man im Herbst die handbestäubten Früchte nicht mehr erkennen. Eti-

ketten aber sehr lose um den Fruchtstängel

binden - diese können bis zur Reife der Frucht bis zu 6cm dick werden.

Kürbisgewächse - Kürbis

> Weitere Tipps: Bereits beim Setzen der Kürbispflanzen kann man sich die Durchführung der später folgenden Handbestäubung erleichtern: Setzt man die Pflanzen in größerem Abstand, kann man die männlichen Blüten eindeutig einer Pflanze zuordnen. Handbestäubung gelingt am besten bei den ersten Blüten. Später wird es schwierig,

außer man zwickt alle bisher angesetzten Früchte wieder ab. Die Erfolgschancen sind in den Morgenstunden höher als während des Tages. Bei zu hohen Temperaturen verliert der Pollen seine Befruchtungsfähigkeit. Nach ein paar Tagen den Erfolg der Handbestäubung überprüfen. Sobald eine Befruchtung erfolgt ist, beginnen die Früchte zu wachsen. Ein abgefallener Fruchtansatz

Handbestäubung Kürbis

Die weiblichen Blüten und männlichen Blüten werden am Vorabend der Bestäubung verklebt. Besonders die weiblichen Blüten vorsichtig verkleben, sodass sie am nächsten Tag ohne

Verletzungen geöffnet und wieder verschlossen werden können.

ist ein Zeichen, dass die Handbestäubung

nicht erfolgreich war, weil keine Befruchtung stattgefunden hat. Ausjeder einzelnen befruchteten Eizelle entsteht ein Samenkorn. Die Anzahl der Früchte pro Pflanze, die an

Am nächsten Tag in der Früh die männlichen Blüten abreißen, die Blütenblätter der männlichen Blüte vorsichtig entfernen. Das Kreppband vorsichtig von der weiblichen Blüte entfernen.

der Pflanze belassen werden sollen, ist ab-

hängig von der Dauer der Vegetationsperiode und der jeweiligen Sorte. Bei Sorten,

die große Früchte ausbilden, nur ein bis

zwei Früchte pro Pflanze belassen, bei mittelgroßen Früchten zwei bis vierund bei kleinfrüchtigen alle. Jedenfalls muss die Pflanze Frucht und Samen gut ernähren können. Hat die Pflanze ausreichend Nährstoffe, kann sie auch die Samen gut ausbilden. Die Größe der Samen ist aber auch von

Mit dem männlichen „Pollenpinsel“ die Blütennarbe der weiblichen Frucht betupfen. Mit zwei weiteren männlichen Blüten wiederholen.

Art und Sorte abhängig. Samenernte

Die Samen werden den vollreifen Früchten entnommen. Die Vollreife erkennt man an der Fruchthaut (mit dem Fingernagel nicht mehr ritzbar) und besonders gut am Fruchtstängel, der in der Reife hart wird und ver-

trocknet. Die reifen Früchte einlagern. Optimal ist eine niedrige Raumtemperatur (12-

Die Blüte gleich danach wieder mit dem Kreppband verschließen. Die handbestäubte Blüte sorgfältig markieren: Datum und bei Bestäubungen mit einer anderen Sorte den „Pollen-Vater“ notieren.

282

Handbuch Samengärtnerei

17°C). Keller sind meist zu kalt und zu feucht. Die Samen erst nach ein bis zwei Monaten entnehmen. Diese Nachreifezeit erhöht die Keimfähigkeit der Samen deutlich (Ausnahme: Cucurbitapepo). Auch vonnoch länger gelagerten Früchten können Samen entnommen werden. Die dem Kürbis entnommenen Samen lassen sich manchmal nur schwer von den Kürbisfleischresten ablösen (sortenabhängig). In solchen Fällen hilft ein 24-stündiges Wasserbad bei Zimmertemperatur. Wenn man die Samen nach dieser Zeit im Wasser gut gegeneinander reibt, können sie ganz sauber von den Res-

ten getrennt werden. Trocknung: Alle Samen müssen noch sanft nachgetrocknet werden (auf Sieb oder Küchenpapier auflegen). Optimal sind 22-25°C; Temperaturen

über 30°C sollen vermieden werden, da die

Samenschale dabei leicht rissig werden kann. Für alle Kürbissorten ist es ratsam einige Kerne durch ein Zwicken, Biegen oder Aufbrechen zu prüfen. Vor allem die hellbraunen Samen von Cucurbita maxima können sehr fest und trotzdem leer sein. Sortenmerkmale und Auslesekriterien Auslesekriterien bei Kürbissen können sein:

> Wuchsform: rankend oder nicht rankend > einheitliche Form, Farbe und Größe des Blattes

> frühe Blüte mit ausgeglichener Anzahl männlicher und weiblicher Blüten (Sorten, die noch nicht dem europäischen

> Geschmack (roh, gedünstet, gebraten) und Konsistenz des Fruchtfleisches;

bitterfrei (Bitterstoffe sind giftig)

> harte oder weiche Fruchtschale

> bei Ölkürbissen: Größe und Ölgehalt der Samen, Schalenlosigkeit

> Lagerfähigkeit > Toleranz/Widerstandsfähigkeit gegen

Krankheiten: Echter Mehltau, Virosen, ...

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Im Wesentlichen sind die Krankheiten, die beim Kürbis-Anbau auftreten, auch in der

Vermehrung von Bedeutung. Ein Unterschied liegt im Umgang mit Viruskrankhei-

ten. Virosen breiten sich in den letzten Jahren im Kürbisanbau immer stärker aus. Das Zucchinigelbmosaikvirus, das an allen Kürbisgewächsen auftreten kann, wird in sehr

geringem Ausmaß über Samen übertragen. Meist wird es aber von Blattläusen oder mechanisch - zum Beispiel durch Bearbeitungsgeräte, Schnittwerkzeuge oder beim Pflücken - übertragen. Ein Befall zeigt sich sowohl an den Blättern wie an den Früchten: An den Blättern entstehen scharf abgegrenzte, dunkelgrüne, blasenartig aufgewölbte Blattpartien oder Flecken. Infizierte Pflanzen fallen auch durch den starren Wuchs ihrer Neutriebe auf. An den befallenen Früchten bilden sich Warzen und Beu-

len. Von diesen Pflanzen kein Saatgut ab-

Sommer-Langtag angepasst sind, setzen

nehmen, befallene Pflanzen sofort entfernen. Die Früchte können aber bedenkenlos verzehrt werden. Ein weiteres Virus, das auftreten kann, ist das Gurkenmosaikvirus. Bei

Herkünfte, die direkt aus Mittelamerika

klärt, ob es mit Samen übertragen werden

erst im Spätsommer weibliche Blüten an. kommen, sind noch den dortigen 12-Stunden-Tag gewöhnt und müssen sich erst an unsere langen Sommertage anpassen). > guter Fruchtansatz > frühe Beerntbarkeit und/oder gute

Fruchtausreife > einheitliche, sortentypische Fruchtformen

und Ausfärbung von Schale und Fleisch

diesem Virus ist noch nicht eindeutig ge-

kann. Das Virus kann auf Zierpflanzen oder Unkräutern überwintern und im Frühjahr von Blattläusen übertragen werden. Meist werden Jungpflanzen infiziert. Ein Befall zeigt sich durch eine hell- und dunkelgrüne Scheckung vor allem an den jüngeren Blät-

tern. An älteren Blättern können hell- bis dunkelgelbe Flecken auftreten, ebenso De-

Kürbisgewächse - Kürbis

formationen und Kräuselungen der Blätter. Die Früchte bleiben klein und zeigen hier und da eine bucklige Oberfläche und gelbliche Ringe. Ein feines Schutznetz oder Vlies kann den Zuflug von Blattläusen einschränken. Auch eine direkte Bekämpfung der Tiere etwa mit Schmierseifenlösung ist möglich. Die bedeutendste Pilzkrankheit, die vor allem an Zucchini auftritt, ist der Echte Mehltau. Er wird vom Pilz Erysiphe cichoracearum ausgelöst. Zuerst erscheinen mehlige Punkte an der Blattoberseite auf, die sich

dann zu einem weißlich-grauen Belag oberund unterseits des Blattes ausdehnen und zuletzt auch Stängel und Früchte befallen (gilt nicht nur für Gewächshauskulturen). Er befällt vor allem ältere Bestände, wenn

die Lufttemperaturen ab Mitte/Ende August zurückgehen, sich in den Nachtstunden Tau bildet und die Pflanzen nur schwer abtrocknen. Darauffolgendes sonniges und warmes Wetter fördert die Pilzentwicklung. Bei einem starken Befall kann die Ausreife der Früchte und damit der Samen beeinträchtigt werden. Echter Mehltau kann nicht mit den Samen übertragen werden, jedoch über befallene Pflanzenreste, die über Kompost

oder Mulchdecken übertragen werden können. An gelagerten Früchten kann der Pilz Rhizopus stolonifer eine Weichfäule verursachen.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Sämtliche Cucurbita-Arten stammen aus der Neuen Welt: Die meisten der wilden Cucurbita-Arten sind bitter und nicht genießbar und wurden wohl aufgrund der nährstoffreichen Samen und der haltbaren Schale als Gefäße gesammelt. Neben Mais und Bohnen sind Kürbisse die wichtigsten Pflanzen der lateinamerikanischen Milpa. Die Wildform des Pepo-Kürbisses findet sich in Nordostmexiko und Texas. In Kultur genommen wurde er zwischen 7500 und 5500 v.Chr. in Nordostmexiko. Die wilden

Ahnen haben bittere Früchte, kleinere Samen und ein faserreiches Fruchtfleisch. Vermutlich wurden zunächst die sehr nahrhaften Samen genutzt. Der Pepo-Kürbis stammt vom mexikanischen Kürbis (C. fraterna) und vom Texas-Kürbis (C. pepo ssp. microcarpina var. texana) ab. Die Ursprungsformen des Maxima-Kürbis kommen in Süd-

amerika (Argentinien, Bolivien) vor. Die er-

sten Hinweise auf eine Kultivierung gibt es aus den Küstengebieten Perus zwischen 2500 und 1500 v.Chr.; die Ausbreitung nach

Norden beginnt erst in postkolumbianischer Zeit. Die Art entstand aus der südamerikanischen Art C. andreana. Anders ist dies beim Moschuskürbis. Von ihm sind keine Wildformen bekannt. Er wurde ver-

mutlich in Südmexiko (5000 v.Chr.) und

Zentralamerika in Kultur genommen. Auch vom Feigenblattkürbis sind keine Wildformen bekannt. Die Kultivierung wurde wohl in den Bergländern Perus begonnen (älteste Belege um 3000 v.Chr). Der Silbersamenkürbis ist in Europa weniger verbreitet. Eristin Mexiko und Guatemala heimisch und wird dort „Ayote“ genannt.

Der Wachskürbis ist nur in Kultur bekannt und stammt aus Süd- und Ostasien. Der älteste Textbeleg stammt aus dem 6. Jahrhundert aus Nordchina. €

Handbuch Samengärtnerei

> Pepo-Kürbis (Cucurbita pepo)

SL = 3

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(Grundsätzliches >Kürbis.) Die Bezeich-

nung Pepo-Kürbisse ist im Deutschen zwar bislang nicht üblich. Wir haben uns aber

dafür entschieden, um Verwechslungen zu

vermeiden. Meist werden sie als Sommerkürbisse oder Gartenkürbisse bezeichnet.

Die Pflanzen haben raue, stachelige Blätter,

gefurchte Sprossachsen und Stängel mit zum Teil stacheligen Haaren. Die Stängel sind hart und haben jeweils fünf bis neun Rippen. Häufig sind die Blätter deutlich fünflappig, manchmal sehr tief einge-

werden sie von den Pflanzen genommen und einige Zeit an einem kühlen Ort nachgereift. Dann können sie für die Samenernte

„geschlachtet“ werden. Bei Zucchini kann

eine leichte Frosteinwirkung die Samen-

ernte erleichtern. Die Samen lösen sich dann leichter vom Fruchtfleisch. Die Früchte bei

den ersten Herbstfrösten im Garten liegen

lassen. Die Samen selbst dürfen aber nicht

frieren. Diese Methode kann allerdings nur in Gegenden praktiziert werden, in denen die Samenreife der Früchte mit den ersten

schnitten, sie können auch marmoriert sein.

Herbstfrösten zusammenfällt (Mitte bis

kins und Acorns, die Sorten ‚Sweet Dumpling‘, ‚Delicata‘ werden im reifen Zustand

bereits im August erntereif, aber mit den ersten Frösten erst im November zu rechnen, istvon dieser Methode abzuraten. Diereifen Samen würden vermutlich im dann noch warmen Sommer in der Frucht auskeimen. Die meisten Sorten lassen sich maximal

Zucchini und Patissons sind typische Sommerkürbisse. Kleine Sorten werden meist unreif gegessen. Einige Formen wie Pump-

gegessen, alle anderen Vertreter unreif. Letztere Formen kann man auch als Sommerkürbisse bezeichnen. Das Fruchtfleisch ist mehr (Spaghettikürbis) oder weniger „nudelig“ und zerfällt beim Kochen nicht. Für die Vermehrung dürfen diese Soemmerkürbisse nicht in der Genussreife geerntet werden. Sie reifen so lange an der Pflanze weiter, bis die Fruchtschale mit dem Fingernagel nicht mehr geritzt werden kann und die Stängel beginnen zu trocknen. Erst dann

Ende September). Sind die Samen-Früchte

etwa 4 Monate lagern.

Vorsicht: Viele Zierkürbisse, die Bitterstoffe enthalten, gehören dieser Art an. Die

Bitterstoffe (Cucurbitacine) sind giftig und können Verdauungsprobleme verursachen. Sie können sich in Speisekürbisse der Art

einkreuzen. Daher Früchte, die bitter schmecken weder essen, noch weiter vermehren.
Maxima-Kürbis

> Moschuskürbis

(Cucurbita maxima)

e:

og

(Cucurbita moschata)

|

(Grundsätzliches >Kürbis.) Maxima-Kür-

bisse werden auch Winterkürbisse oder Riesenkürbisse genannt. Die Ranken sind weich, unbestachelt, rund und meist wenig

behaart. Die Blätter hingegen sind weich

behaart, einfarbig, groß und rund, der Blät-

terrand ist oft gewellt. Der Fruchtstängel ist rund, im grünen Zustand weich und korkig. Unter den Maxima-Kürbissen sind einige ausgezeichnete Speisekürbisse zu finden, einige sind bis zu einem Jahr lagerfähig. Das Fruchtfleisch der meisten Sorten zerfällt beim Kochen und lässt sich leicht pürieren. €

(Grundsätzliches >Kürbis.) Moschuskür-

bisse sind wärmebedürftiger und können in kühleren Regionen nicht bis zur Saatgutreife kultiviert werden. Moschuskürbisse haben ein süßes, meist oranges, kaum fa-

serndes, mitunter gelatineartiges Frucht-

fleisch, des recht süß und oft nussig und

sehr aromatisch schmeckt. Moschuskürbisse haben einen ausladenden Wuchs und bilden filzig behaarte, kantige Ranken aus. Die Blätter sind gerundet bis leicht gelappt. Der Fruchtstängel ist weichkantig und an der Basis deutlich verbreitet oder bei anderen schmal und deutlich abgesetzt.
Feigenblattkürbis (Cucurbita ficifolia)

3

(Grundsätzliches >Kürbis.) Feigenblattkürbisse sind die kältetolerantesten Kürbis-Vertreter. In Mexiko werden sie bis in Höhen von 2600m kultiviert. Der Spanische Name der Frucht ist „Chilacayote“. Die Früchte

sind sehr gut haltbar und bis zu zwei Jahren lagerfähig. Form und Farbe der Früchte erinnern an Wassermelonen, sie sind helloder dunkelgrün mit weißen Aufhellungen. Auch die Nutzung entspricht der Ähnlichkeit mit den Melonen: Aus dem Fleisch werden in Mexiko, Asien aber in einigen Län-

dern Europas Süßspeisen (Engelshaar) hergestellt. Seine Samen können geröstet verzehrt werden. Im Erwerbsanbau hat der Feigenblattkürbis aufgrund seiner Resistenz gegen Fusarien-Pilze als Unterlage im Gurkenanbau Verwendung gefunden. Feigenblattkürbisse werden oft als mehrjährig beschrieben, sie bilden aber nur einmal Früchte aus. < Der Feigenblattkürbis ist an den charakteristischen Blättern, die an das Blatt des Feigenbaumes erinnern, zu erkennen.

288

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Handbuch Samengärtnerei

> Silbersamenkürbis (Cucurbita argyrosperma, syn. C. mixta)

(Grundsätzliches >Kürbis.) Silbersamen-

kürbisse sind wärmebedürftiger als andere Kürbisse, haben meist eine lange Kultur-

dauer und können deshalb in kühleren Regionen nicht bis zur Saatgutreife kultiviert

werden. Die Pflanzen haben eine ausladende Wuchsform und große, behaarte Blätter. Der

Fruchtstängel ist hart, meist gerippt (oft pepo-ähnlich) und an der Basis etwas verbreitert. Die Blätter sind etwas heller als die der Moschuskürbisse. Die Samen sind weiß

oder beige und haben bei manchen Sorten

einen deutlich abgesetzten Rand, Risse in der Oberfläche und sind von einer dünnen,

cellophanartigen Schicht umhüllt. Einige

Sortenvertreter: alle Cushaws (außer ‚Golden Cushaw‘), ‚Mixta Gold‘, ‚Pepita‘.

Der Silbersamenkürbis kann sich mit Moschuskürbissen und mit Pepo-Kürbissen

verkreuzen und bricht dadurch die Regel,

dass Verkreuzungen nur innerhalb einer Cucurbita-Art stattfinden können.
Wachskürbis (Benincasa hispida)

(Grundsätzliches >Kürbis.) Der Wachskür-

bis zählt zu den in Europa unbekannteren Vertretern der Cucurbitaceae. Der Wachskür-

bis ist kein „echter“ Kürbis, da er nicht der

Gattung Cucurbitaspp., sondern der Gattung Benincasa spp. angehört. Im Deutschen wird er als Kürbis bezeichnet, seine Vermehrung ist gleich wie die der „echten“ Kürbisse.

Daher haben wir ihn zu diesen gereiht. In China und Indien ist der Wachskürbis eine wichtige Gemüsepflanze. Die vollreifen Früchte wiegen bis zu 50 Kilogramm. Die Fruchtformen sind kugelig, eiförmig bis lang gestreckt. Die Namen leiten sich von der weißen Wachsschicht auf der Frucht ab,

die sich mit zunehmender Reife bildet. Die dunkelgrüne Schale ist dünn, hart und wachsig. Auch der botanische Name hispida (lat. hispidus = rau) kennzeichnet eine Eigen-

heit der Pflanze: Die ganze Pflanze, auch die jungen Früchte, sind von kleinen weißen, borstenähnlichen Haaren bewachsen. Die

Kürbisgewächse - Kürbis

> Wachskürbis-Suppe 900 mi (Hühner)brühe 450 g Wachskürbis etwas Mandarinen-Schale 3 getrocknete Pilze, z.B. Shiitake, eingeweicht, in kleine Scheibchen

Die Früchte des Wachskürbisses haben eine „Wachsschicht“.

unreife Frucht wird roh in Salaten genutzt, gedünstet, angebraten, süß-sauer eingelegt

oder zu Suppen und Eintöpfen verarbeitet; auch die jungen Blätter, Blüten und jungen Sprosse werden genutzt. In Mitteleuropa ist er wenig bekannt, vermutlich aufgrund seiner langen Kulturdauer bis zur Fruchtreife. Der Wachskürbis ist sehr wärmebedürftig,

im gemäßigten Klima empfiehlt sich nur die Gewächshauskultur. Im Jugendstadium benötigt er viel Wasser, später bevorzugt er trockenheiße Verhältnisse. Die Kulturdauer be-

trägt im gemäßigten Klima je nach Fruchtgröße der Sorten mindestens 85 Tage, meist aber mehr. Für die Samengewinnung sollten pro Pflanze maximal eine Frucht belassen werden. Falls Sie den Kürbis vermehren wollen, das Gartenjahr aber dann doch zu kurz für die Ausreife der Frucht ist, nebenstehend

ein Rezept zum Verkochen der unreifen Früchte.
Flaschenkürbis, Kalebasse

(Lagenaria siceraria)

Abend. Bei Sonnenschein tragen Schweb-

fliegen, abends und in der Nacht verschie-

dene nachtaktive Schwärmer den Pollen zu den weiblichen Blüten. Auch Hummeln oder Honigbienen können Lagenarien bestäuben. Bereits am Folgetag des Erblühens welken die Blüten dahin und werfen ihre Blütenkronen nach ein paar Tagen ab. Bei Kultur im Gewächshaus und bei schlechtem Flugwetter für Insekten fördert eine Handbestäubung den Fruchtansatz. Samenbau

Der Flaschenkürbis gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Die unreifen Früchte, Blätter und Sprossen der bitter-

stoffarmen Sorten werden als Gemüse genutzt. So nutzt man zum Beispiel in Pakistan die Blätter nach dem Entfernen der Blattnerven als Spinatgemüse. Aufgrund ihrer aushärtenden Schale können sie zu vielen Gebrauchsgegenständen verarbeitet werden: Schalen, Schöpfer, Löffel, Trinkgefäße, Pfeifen, Musikinstrumente und vieles mehr.

Die einzelnen Sorten bilden verschiedene Fruchtformen aus und eignen sich daher zur Verwendung für die unterschiedlichsten Gegenstände. Ein spezieller Typus ist der sogenannte Weinheberkürbis, der in Wein-

baugebieten Österreichs und Ungarns zum Heben des Weines aus dem Fass verwendet wurde.

Bestäubungsbiologie Die Blüten sind weiß, kleiner als Cucurbita-

Blüten und dünn wie Seidenpapier. Lagenariensind einhäusig und bilden lang gestielte männliche und kurz gestielte weibliche Blüten. Beide Blütenformen öffnen sich gegen

Die Pflanzen werden an einem Zaun oder Rankgerüst in die Höhe gezogen. Speziell Sorten mit langen Früchten sollen frei nach unten hängen, damit die Früchte gerade wachsen können. So kann auch besser auf lange, sortentypisch gewachsene Früchte selektiert werden. Kalebassen-Kürbisse sollen bis zu den ersten Frösten an den Pflanzen hängen bleiben. Falls die ersten Fröste nicht allzu früh auftreten, ist esin den meis-

ten Lagen möglich, auch großfrüchtige Sorten bis zur Saatgutreife zu kultivieren. Samenernte

Färben sich Stängel gelb/braun, sind die Früchte erntereif. Sie sollten dann noch einige Zeit an einem temperierten, jedoch nicht allzu warmen und luftigen Ort nachreifen und nachtrocknen können. Kommen sie zu früh in einen warmen Lagerraum, können die Samen in der Kalebasse bereits ankeimen oder verfaulen. Saatgutreife Kalebassen erkennt man an ihrem geringen Gewicht und am Rasseln der Samen beim Schütteln der Früchte. Die Früchte müssen trocken sein, bevor die Samen herausge-

nommen werden. Will man die Schale ver-

wenden, ein möglichst kleines Loch aus der

Frucht herausschneiden. Die Samen mit einem scharfkantigen Löffel herausschaben. Manche Menschen sind allergisch auf das getrocknete staubende Fruchtfleisch, wel-

Männliche Blüte einer Lagenarie

ches der Frucht entweicht. Daher sollten empfindliche Menschen bei der Saatgutentnahme eine Staubmaske aufsetzen. Biegsame Samen sind noch zu feucht und müssen nachgetrocknet werden, bis sie fest sind und ihre typische rehbraune Färbung angenommen haben. Einige wenige Sorten bilden weiße

Samen

aus, meist deutet die

weiße Färbung jedoch auf unausgereiftes Saatgut hin (sicher gehen Sie mit der Nagelprobe: reife Samen lassen sich über dem Fingernagel brechen). Manche Samen von Lagenarien sind hart und trotzdem taub. Eslohnt sich einige aufzubrechen um zu sehen, ob die Samen fertil sind. Pflanzenkrankheiten

ae und Schäd ang

Lagenarien sind kaum krankheitsanfällig. Vermutlich geben den Pflanzen der starke Geruch und die flaumige Struktur der Blätter einen besonderen Schutz.

Lagenarien sind Pflanzen der Alten Welt. In Süd- und Ostafrika sind Wildpopulationen zu finden. Da sich viele verschiedene Gefäße aus ihnen fertigen lassen, habe sie im All-

tagsleben vieler Kulturen bereits vor der Erfindung der Keramik eine wichtige Rolle gespielt. Als Handelsgut sind sie wohl um 3500 v.Chr. nach Ägypten gekommen. In Ostasien gibt es Belege für eine frühe Kultivierung (5000 bis 3000 v.Chr.) des Flaschenkürbisses. Die ältesten Funde aber stammen aus der Neuen Welt (7200 v.Chr.). DieSamen

der Kalebassen bleiben auch nach mehrmonatiger Drift in Salzwasser keimfähig. Vermutlich gelangten sie solchermaßen auf dem Seeweg in die Neue Welt.
Gurke

(Cucumis sativus)

Was Sie brauchen:

> 6-12 gesunde Pflanzen > überreife (= gelb-orange) Früchte mit sortentypischer Fruchtform > Gurkenglas oder Plastikeimer > Kaffeefilter

Bestäubungsbiologie Gurken sind selbstverträgliche Fremdbefruchter. Sie werden vorwiegend von Hum-

meln und Honigbienen bestäubt, gelegent-

Gurken werden auf allen fünf Kontinenten genutzt. Sie spielen in Mitteleuropa die bedeutendste Rolle unter den Kürbisgewächsen. Hier und in den USA sind die wichtig-

sten Zentren der Gurkenzüchtung, die Ent-

wicklung von Hybridsorten und die Nutzug der parthenokarpen (= genetisch rein weibliche) Sorten ist bereits weit fortgeschritten. Gurken sind einjährige, anfangs aufrechte, dann aber bald über den Boden kriechende oder an Rankgerüsten aufgezogene Pflanzen. Die Ranken sind wie auch bei den anderen Arten der Gattung Cucumis unverzweigt und stehen einzeln. Bei den Gurken lassen sich

mehrere Typen unterscheiden: > Schlangengurken: stachellose, lange Glashausgurken; bis zu 4ocm lang („Salatgurke“).

> Feldgurken: mit weißen oder

schwarzen Stacheln („Senfgurken“ oder „Schälgurken“) > Traubengurken: kleine Gurken

mit mehreren Gurken pro Blattachsel („Cornichon“ oder „Essiggurke“)

> „Sikkim-Typen“ mit rot-oranger Schale („Sibirische Gurken“ und

indische Herkünfte) > kugelige Typen

lich sind auch andere Insekten an der Bestäubung beteiligt. Gurken verkreuzen sich nicht mit Kürbissen oder Melonen. Gurken sind wie Kürbisse einhäusig. Die weiblichen Blüten erkennt man leicht am Fruchtknoten, der schon die Form einer kleinen Gurke hat, die männlichen haben einfach einen geraden Stängel. Die männlichen Blüten werden umgangssprachlich oft „Wassertriebe“

oder „taube Blüten“ genannt; diese aber keinesfalls entfernen, sie sind für eine Befruch-

tung der weiblichen Blüten notwendig! Einige Sorten sind auch zweihäusig. Eine weibliche Blüte kann auch mit dem Pollen einer männlichen Blüte derselben Pflanzen bestäubt werden (= Selbstbefruchtung). Dadurch kommt es allerdings schnell zur Degeneration einer Sorte. Fremdbefruchtung kommt bedeutend häufiger vor und garantiert eine genetische Vielfalt der Sorte. Eine junge Gurkenpflanze hat generell mehr männliche Blüten. Der Ansatz der weiblichen Gurkenblüten setzt erst später ein und ist von Witterung und Tageslänge abhängig. Kurztag und niedrige Temperaturen fördern die Ausbildung weiblicher Blüten. Werden mehrere Sorten nebeneinander angebaut, müssen diese einen Abstand von mindestens ısom voneinander haben. Dies

ist abhängig von der Gartengestaltung. Die Gefahr einer Verkreuzung mehrerer Sorten wird auch durch hohe Pflanzen wie Hanf, Mais oder Stangenbohnen herabgesetzt, die man zwischen den einzelnen Gurkenbeeten anbaut. Da Gurken sehr wärmeliebende Ge-

Kürbisgewächse Verschiedene Fruchtformen der Gurke:

a) b) c) d) e) f) g)

Schlangengurken Walzenform Grochlitzerform Keilform Keulenform Traubengurken kugelig (Zitronengurke)

wächse sind, welche am besten in windge-

schützten Lagen gedeihen, sind diese Zwischenkulturen doppelt hilfreich: Sie dienen gleichzeitig als Windschutz. Alternativ können Gurken auch von Hand bestäubt

werden (>Kürbis). Da die Blüten aber viel

Im gemeinsamen Anbau mit alten, frei abblühenden Sorten bilden auch die parthenokarpen Formen in ihren Früchten Samen aus, was zu unliebsamen Überraschungen

führen kann, wenn man sich samenlose Früchte erwartet hat.

kleiner sind als Kürbisblüten, ist das Zukle-

ben der Blüten mit einem Klebeband sehr mühselig. Einfacher ist es, die Knospen vor und nach der künstlichen Bestäubung (mit einem Pinsel) einzusacken, zum Beispiel mit einem Teefilter oder kleinen Vliessäckchen,

welche man am Knospenstängel mit einer Wäscheklammer dicht schließt. Neuere im Handel erhältliche Sorten sind meist parthenokarpe Sorten. Diese sind genetisch rein weiblich und haben auch ohne Bestäubung

einen

stabilen,

sehr

hohen

Fruchtansatz. Die Ausbildung von Samen unterbleibt meistens, sie sind daher für die Vermehrung im Hausgarten nicht geeignet.

Samenbau Die ersten ein bis zwei sortentypisch ausgebildeten Früchte der Pflanze als Samenlieferanten bis zur Samenreife an der Pflanze belassen. Allerdings sollten keine Gurken am Hauptstamm der Pflanzen belassen werden,

das verringert vor allem bei Schlangengurken den Gesamtertrag deutlich. In einer Gurke reifen 100 bis 500 Samen. Der Samen ist dann reif, wenn die Gurke schon lange

ihre Genussreife überschritten hat und die Schale hart und meist gelb-orange, seltener braun ist. Weißschalige Gurken verfärben

296

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Handbuch Samengärtnerei Samenernte

Die und den von

saatgutreifen Früchte längs halbieren die Samen mit einem Löffel oder mit Fingern herausschaben. Die Samen sind einer gallertartigen Substanz umgeben,

die sie davor beschützt,

dass die reifen

Samen gleich in der Frucht wieder auskeimen. Durch einen Gärungsprozess wird diese Schicht abgebaut. Ausführlich >Nassreinigung. Der Samen-Masse etwas Wasser

zugeben. Die Gärung ist abgeschlossen, wenn sich die gallertige Schicht, also die__ „Keimschutzpackung“, von den Samen gelöst hat. Das ist meist schon nach 24 Stun-

den der Fall. Dann sollen die Samen rasch abgeschwemmt und ausgewaschen werden.

Taube Samen schwimmen meist oben auf,

Auch Feldgurken können ranken, wenn man ihnen die Möglichkeit bietet.

sich in der Saatgutreife in Richtung hellgelb. Dann die Gurke abnehmen und zwei bis drei Wochen nachreifen lassen. Die Frucht vor Fäulnis schützen: einlagig auf einen trockenen Untergrund legen. Je reifer die Früchte sind, umso besser ist die Qua-

lität des Samens. Das Fleisch nicht angefaulter Früchte kann zur Herstellung von Senfgurken verwendet werden. Verschiedene Gurkensorten ranken unterschiedlich stark. Schwächer rankende Sorten werden meist auf dem Boden belassen. Üppiger rankende Sorten können auch auf Gerüsten gezogen werden. In sehr heißen Gegenden können solche Früchte zwar einen „Sonnen-

brand“ bekommen; in feuchteren Gebieten

reduziert die Methode aber die Gefahr von Pilzkrankheiten.

während die schweren Samen zu Boden sinken. Weitere Reinigung: Taube Samen lassen sich nach der Trocknung leicht durch Schwingen im Sieb oder durch Schütten im Wind abtrennen.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Ein häufig anzutreffender Krankheitserreger ist das Gurkenmosaikvirus (leichte Ertragseinbußen). Das Virus ruft eine hell- und dunkelgrüne Scheckung, vor allem an jüngeren Blättern, hervor. Er befällt mitunter auch Früchte, die dann leichte Flecken auf-

weisen. Anälteren Blättern von Hausgurken können kreisförmige, helle Flecken auftre-

ten. Bislang ist nicht erwiesen, dass das

Virus saatgutbürtig ist. Eine andere Art unter den Mosaikviren ist das Zucchinigelbmosaikvirus,das zu schweren Ertragseinbußen führt: Ein Befall zeigt sich durch scharf abgegrenzte, dunkelgrüne, blasenar-

tig aufgewölbte Blattpartien. Früchte befallener Pflanzen zeigen in Anfangsstadien des Befalls ebenfalls blasenförmige Aufwölbungen, bei starkem Befall verkümmern

sie

schließlich völlig. Bei diesem Virus tritt eine Übertragung über Samen extrem selten auf (1%), meist wird es von Blattläusen übertragen. Virusverdächtige Pflanzen sofort aus

Kürbisgewächse dem Bestand entfernen. Im nächsten Jahr

auf derselben Fläche keine Gurken, Zucchini

oder andere Kürbisse anbauen. (Zur Zeit lau-

fen Versuche mit Pechnelkenextrakt als

Pflanzenstärkungsmittel.)

Leicht

über

Samen übertragen werden kann die Fusarium-Stängelgrundfäule Fusarium solani. Sie kommt im Hausgarten nicht, häufiger hingegen in Gewächshäusern vor. Sie verursacht am Stängelgrund Vermorschungen und Fäulnis. Befallene Pflanzen welken plötzlich und sterben ab. Fusarienpilze können Jahre im Boden überdauern, deshalb

nach Befall weite Fruchtfolge einhalten (4-5 Jahre Anbaupause). Samenübertragbar ist auch die bakteriell hervorgerufene Blatt-

fleckenkrankheit (Pseudomonas lachrymans):

an Verletzungsstellen dringen die Bakterien in Blätter oder Stängel ein. Es entwickeln sich eckige, gelbbraune Flecken, die unterseits schleimig oder verkrustet sind. Verbreitung durch Regen, Wind und Pflegearbeiten. Samenübertragbar sind ferner die Gurkenkrätze und die Brennfleckenkrankheit (Symptome und Maßnahmen > Zuckerund Honigmelone). Nicht saatgutbürtig ist der Echte Mehltau (Erisyphe cichoracearum

und Sphaerotheca fuliginea). Dieser tritt

> Erlesenes: Gurkensamen reifen mit dem Alter In der älteren deutschsprachigen Samenbauliteratur und in einem indischen Buch zum Gemüse-Samenbau wird berichtet, dass die Qualität der Gurkensamen mit dem Alter zunimmt: „Nicht von allen Gemüsearten sind die jüngst geernteten Samen die besten; manche, wie Gurken, Melonen, sind im drit-

ten bis sechsten Jahre ihres Alters besser zum Anbau als ein- und zweijährige; sie geben früher fruchttragende Pflanzen. Doch darf dies wohl mehr als Ausnahme gelten, indem sonst immer die frischen, vollkommenen Samen auch die kräftigsten und fruchtbarsten Pflanzen liefern.“ (Aus: Eduard Lucas, 1905: Der Gemüsebau.

Anleitung zur Kultur der Gemüse im Mistbeet, Garten und Feld für Gärtner, Gartenfreunde und Landwirte)

hauptsächlich an den Blättern - auf der Blattoberseite - auf, hat vor allem im Frei-

landanbau in den letzten Jahren stark zugenommen und lässtmanchmal an feuchteren Standorten ab Juli/August ganze Kulturen zusammenbrechen. Auch der samenbürtige Falsche Mehltau kann die Gürkenbestände befallen, er breitet sich vor allem aus, wenn

es wiederholt in den Nächten zu Taubildung kommt.

Oder ein sonders dass die Aussaat

anderes Zitat: „Einige und bedie älteren Gärtner behaupten, 5-6 jährigen Samen die besten zur seien. Andere glauben noch, dass

sie die besten Resultate erzielen, wenn sie

die Samen erst tagelang in den Hosentaschen herumschleppen. Viele ziehen den 2-3 jährigen Samen vor. Ich habe mich nun seiner Zeit auch mit dieser Frage beschäftigt und habe bei der Probe gefunden, dass wirklich der 2-3 jährige Same der geeignetste ist. Auch andere Praktiker sagen, dass frischer Gurkensamen nur Blätter und Ranken erzeuge und infolgedessen keine Frucht brächte.“ (Aus: Josef Barfuß,

1894: Die Gurke.

Ihre Kultur im freien Lande und unter Glas)

Handbuch Samengärtnerei

> Frühzeitigkeit und/oder lange Beerntbarkeit > Widerstandskraft gegen Krankheiten (besonders gegen Echten Mehltau im Freilandanbau) > Bitterstofffreie Früchte > Anzahl der Früchte pro Pflanze > Verhältnis von Fruchtfleisch zu Kerngehäuse (Querschnitt) > Warzigkeit bei Essiggurken > Bestachelung/Glattschaligkeit > Ausformung des Gurkenhalses > Form (Schlange, Hörnchen...), Größe,

Ausfärbung > Trockenheitstoleranz

Die Gurke ist eine einjährige Pflanze, die ur-

sprünglich aus Indien stammt. Die Wildform istin den subtropischen Tälern im Himalaja zu finden. Sie ist bitter. Diese Bitterkeit schlägt auch in manchen Kulturformen durch, vor allem am Stängelansatz der Frucht. Die Kultur der Gurke in Indien scheint alt und muss vor ca. 2000 v.Chr. begonnen worden sein. Von hier aus gelangte

sie nach Westen (7. Jh. v.Chr: Irak) wie auch nach China, wo hauptsächlich die langen Formen entwickelt wurden. Alte Bezeich-

nungen für die Gurke wie „Kukumeren“

oder „Kümmerlinge“ weisen auf ihre Zugehörigkeit zur Familie der Cucurbitaceen - der Kürbisgewächse - hin.

Zuckerund

Honi gme lone ;

(Cucumis melo)

> Flexuosus-Gruppe (Armenische

Gurke, Schlangenmelonen): gurkenför-

mige Früchte, ohne Aroma; werden unreif wie Gurken verwendet > Dudaim-Gruppe (Königin Annes

Taschenmelone): kleine Früchte, die

EI

als „Duftspender“ genutzt werden. Sie entwickeln ein starkes, charakteristisches Aroma. Was Sie brauchen:

> 6-12 gesunde Pflanzen > genussreife Früchte

Bestäubungsbiologie

Melonen sind sehr formenreich. Unterschieden werden die Unterarten agrestisund melo. Zur Agrestis-Gruppe gehören viele Typen, die in China und Indien kultiviert werden. Diese Sorten haben meist weißes,

festes und knackiges oder mehliges Fleisch und wenig Süße und Aroma. Siewerden roh wie Gurken gegessen oder unreif geerntet und gekocht. Die Sorten der Melo-Gruppe sind in Europa hingegen stärker verbreitet. Einige Vertreter: > Cantalup-Melonen: Frucht gerippt, mittelgroße Frucht mit harter, schuppiger oder rauer Oberfläche; Fruchtfleisch süß

und aromatisch und meist orange. Dazu gehören auch die Reticulatus-Typen: Frucht mit genetzter Schale, nicht gerippt; süß und aromatisch

> Zard-|Inodorus-Gruppe (Winter-

melonen, Casaba): Früchte meist größer,

spätreifender und länger lagerfähig als Cantalup-Melonen; Oberfläche glatt oder runzelig, aber nicht genetzt; Fruchtfleisch

weiß oder grün; reife Früchte lösen sich

nicht vom Stängel

Die Befruchtungsverhältnisse sind die aller Vertreter der Familie: Die Pflanzen sind einhäusig - sie tragen männliche und weibliche Blüten. Weibliche Blüten können zwar mit dem Pollen derselben Pflanzen bestäubt

werden, in den meisten Fällen kommt es

aber durch Bienen und kleinen Fliegen zu einer Fremdbefruchtung. Verkreuzungen mit allen anderen Sorten derselben Art sind daher nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich, wenn sie nebeneinander angebaut werden. Zuckermelonen können sich aber nicht mit Wassermelonen, Gurken

oder Kürbissen verkreuzen. Handbestäubung ist möglich (Durchführung >Kürbis),

aber schwieriger als bei Gurke oder Kürbis,

da ein sehr hoher Prozentsatz handbestäubter Blüten abfällt. Die Handbestäubung verlangt einen gewissen Zeitaufwand und Fingerspitzengefühl. Am besten gelingt eine Befruchtung bei den ersten weiblichen Blüten. Bereits befruchtete, aber nicht hand-

bestäubte Blüten und Früchte entfernen, damit die Pflanze mehr Blüten für die Handbestäubung ansetzen kann. Bei Arche Noah hat sich ein Anbau in Isolierkäfigen mit Insekteneinsatz bewährt. Hier gibt es gute Bestäubungsergebnisse.

Kürbisgewächse

Verschiedene Sorten der Honigmelone

Samenbau Für eine erfolgreiche Handbestäubung sollte ein fachgerechter Schnitt an der Melone erfolgen, der auch Übersichtlichkeit an der Pflanze schafft. An der Jungpflanze wird der Hauptstamm auf drei Augen eingekürzt. Die primären Seitenäste auf zwei Augen. Die Mehrzahl der Früchte bilden sich dann an den austreibenden sekundären Ästen. Die Augen sitzen in den Blattachseln der Blätter,

durch das Entspitzen werden sie zum Austreiben angeregt und bilden dann die Leittriebe, die Blüten und Früchte ansetzen. Melonensamen sind reif, sobald die Früchte

essbar sind. Überreife Früchte sind nicht mehr so schmackhaft, die Samenausbeute

erhöht sich jedoch um 2-10%, da sie in der Frucht noch nachreifen. Bei geglückter Handbestäubung ist das Nachreifen daher zu empfehlen. Eine Gärung der Samen wie

bei den Gurken ist nicht notwendig, da die

Samen nicht in eine Schleimhülle eingebettet sind. (Weitere Samenreinigung > Gurke.)

Sortenrarität ‚Schneemelone‘ Aus der Unterart agrestis gibt es eine besondere Sorte namens ‚Schneemelone‘.

Diese Melone erreicht unter günstigen Kulturbedingungen eine beachtliche Fruchtgröße (20x 30cm). Ihre Besonderheit besteht darin, dass die reifen Früchte an der

Spitze aufplatzen. Das schneeweiße Fruchtfleisch hat eine schaumstoffartige Konsistenz und einen starken Melonenduft. Sie wird in den südamerikanischen Herkunftsländern durch Zerstampfen (ein Mixer leistet gute Dienste) und Süßen mit Honig zu einem köstlichen Getränk verarbeitet.

302

Handbuch Samengärtnerei

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Samenbürtig kann die Gurkenkrätze sein, die vom Pilz Cladiosporum cucumerium hervorgerufen wird. Sie zeigt sich durch schwarze eingesunkene Flecken an den Früchten. Seltener werden auch die Blätter befallen. An den Befallsstellen der Früchte

treten mitunter gallertartige Massen zutage, weshalb man die Krankheit auch als „Gum-

mifluss“ bezeichnet hat. Auf den Blättern entstehen eintrocknende Flecken, an denen das Gewebe aufreißt, die Blätter erscheinen

durchlöchert. Der Pilz hat optimale Wachstumsbedingungen bei ca. 22-23°C, wird die Temperatur wesentlich erhöht (z.B. in der Glashauskultur) kann er wirksam bekämpft werden. Ebenso samenbürtig kann der Erreger der Brennfleckenkrankheit, der Pilz Colletrotrichum orbiculare sein. Befallssymptome: Aus befallenem Saatgut gehen meist schon Keimlinge hervor, die ausgedehnte „Brenn-

flecken“ aufweisen und dann eingehen. An

den Blättern kleine gelbliche Flecken, die

sich bald schwarz verfärben. An den Früchten zeigen sich runde, braune bis schwarze Flecken, die leicht eingesunken sind. Gegenmaßnahmen: sorgfältige Vernichtung sämtlicher Pflanzenreste, Desinfizierung von Arbeitsgeräten und Händen, mindestens dreiJährige Anbaupause. Samenbürtig ist auch der Falsche Mehltau Pseudoperonospora cubensis. Darüber hinaus können die bei den Gurken und Kürbissen beschriebenen Virosen auch an Zuckermelonen auftreten.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > Frühzeitigkeit

> Gesundheit der Pflanze

> Anzahl der Früchte pro Pflanze > Kasteneignung

\

> in gemäßigtem Klima Mitteleuropas: Freilandeignung > Geschmack und Süße der Früchte

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Melone zählt zu den Kulturpflanzen der

Alten Welt. Die Wildformen der Unterart

melo kommen im subtropischen Mittelasien und im Nahen Osten vor, die Wildformen

der Unterart agrestis in den Tropen der Alten

Welt. Die Melone ist wohl mehrfach an ver-

schiedenen Orten in Kultur genommen worden; das erklärt auch ihren Formenreichtum. So stammen die ältesten Samenfunde

aus Ägypten (3800-3500 v.Chr.) und aus

China (um 3000 v.Chr.). Auf dem europäi-

schen Kontinent fanden sich dieältesten Be-

lege in Griechenland (1400-900 v.Chr.). €

Kürbisgewächse und auch mit Zitronat. Um Fremdbefruchtung durch Insekten, vor allem Bienen, zu vermeiden, wird eine Isolation von ısom

> Wassermelone (Citrullus lanatus)

zwischen verschiedenen Sorten empfohlen. Sonst ist eine Handbestäubung (>Kürbis) nötig. Bei guten Wetterbedingungen und

ohne Stressfaktoren für die Pflanze sind

er

Handbestäubungen bei der Wassermelone

zu 50-75 % erfolgreich. Für die Bestäubung die allerersten Blüten verwenden. Aus-

nahme: spät reifende Sorten - sie werfen

90% der ersten Blüten ab, daher die nächsten Blüten verwenden. Oft ist schwer zu erkennen, welche Blüten sich am nächsten

Tag öffnen werden. Daher ist es fast am ein-

fachsten, alle gut entwickelten Blüten in

Vliessäckchen zu verpacken. Auch ganze

Weltweit gesehen ist die Wassermelone das im größten Umfang gehandelte Kürbisgewächs. Am Obstmarkt sind viele Hybridsorten erhältlich, die wenige Samen und eine dünne Schale ausbilden. Melonen sind eine köstliche und erfrischende Frucht, dienicht

nur in rotfleischigen Typen vorkommt: Es gibt auch Sorten mit gelbem, grünem oder

weißem Fleisch. Wassermelonen sind meist dicht behaart, haben gefiederte Blätter und

sind dadurch leicht von den Honigmelonen

zu unterscheiden, die einer anderen Gat-

tung angehören. In einigen Ländern werden spezielle Sorten wegen ihrer ölreichen Samen kultiviert, so sind in China geröstete Samen ein beliebtes Naschwerk. Andere Sorten werden nur zu Futterzwecken gebaut. Was Sie brauchen: > 6-12 gesunde Pflanzen > genussreife Früchte

Bestäubungsbiologie Die Wassermelone ist einhäusig. Einige jüngere Sorten sind zweihäusig. Alle Wassermelonensorten kreuzen sich untereinander

Ranken können mit Vliessäckchen umhüllt werden.

Samenbau Wassermelonen sind typische Vertreter subtropischer Regionen und sind deshalb noch wärmebedürftiger als Zuckermelonen. Sie sind sehr empfindlich gegen niedrige

(Nacht-)temperaturen und erfordern eine

lange, warme und zumeist trockene Vegetationsperiode. Sie sind starke Nährstoffzehrer. Wassermelonen werden im Gegensatz zu Zuckermelonen nicht beschnitten. Bei der Kultur sollten im gemäßigten Klima den Pflanzen nur ein bis drei Früchte belassen werden. Samenernte

Die Samen sind reif, wenn die Früchte genussreif sind. Die Reife ist am besten an jener Sprossranke festzustellen, welche genau gegenüber dem Fruchtstängel sitzt. Die Frucht ist reif, wenn die Sprossranken braun und trocken sind. Die Samen reinigen und trocknen. Natürlich können die Wassermelonen auch gegessen und die Kerne ausgespuckt werden. Ein Gärungsprozess der Samen ist nicht notwendig. Die Samen des Zitronats müssen einzeln herausgelöst werden, da das Fruchtfleisch sehr hart ist.

304

Handbuch Samengärtnerei Meist sind die Samen der noch nicht voll-

ständig ausgereiften Früchte bereits keim-

fähig, selbst wenn die sonst schwarz-braunen Samen noch weißlich-hellbraun sind.

Sie bekommen dann oft erst im Lager ihre dunkle Farbe.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Wassermelonen sind in feuchteren Gebieten sehr anfällig gegenüber Pilzkrankheiten und können ohne großen Aufwand nur in wärmeren Gebieten gezogen werden. Die Fusarium-Fruchtfäule Fusarium roseum ist nicht samenbürtig, kommt aber regelmäßig im Boden und an Pflanzenresten vor. Meist werden reife oder beinahe reife Früchte befallen. Es treten gelb-braune Flecken auf der Schale auf. Vorbeugung: Das Aufliegen der Früchte auf feuchten Böden vermeiden. Gegenmaßnahme: mindestens dreijähriger Fruchtwechsel. Die Eckige Blattfleckenkrankheit wird vom Bakterium Pseudomonas syringae verursacht und mit Samen übertragen oder überdauert im Boden. Diese Bakterienkrankheit ist in den Hauptanbauländern die bedeutendste Krankheit. Anbaupausen von vier Jahren einhalten. Auch Viruser-

aehralemnd auftreten. Diese zeigen sich vor allem an den jungen Blättern und

bewirken

Kümmerwuchs,

Aufhellungen

oder Scheckungen der Blätter. Befallene Pflanzen entfernen.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Sorten unterscheiden sich in der Farbe des Fruchtfleisches, der Größe und Form der

Frucht und der Farbe und Musterung der äu-

Seren Fruchtschale. Die Samen der Wassermelone sind je nach Sorte schwarz, braun, rot, grün oder weiß. Auslesekriterien können sein:

> Frühzeitigkeit

> Gesundheit der Pflanze

> Anzahl der Früchte pro Pflanze

> Geschmack und Süße der Früchte

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Wildformen sind bitter, kleinfrüchtig und dichtbehaart. Sie wachsen in der Kalahari-Wüste Namibias und in Südafrika. Im

alten Ägypten war die Wassermelone eine

bedeutende Frucht, frühe Nachweise gibt es

für die Zeit um 2000 v.Chr. Früh gelangte sie

> Das Zitronat und die „Gemüsemelone“ Ein wenig bekannter Vertreter der Art ist Zitronat (Citrullus lanatus var. citroides). Zitronat wird nicht frisch gegessen, sondern entweder zu Marmelade verarbeitet, süß-

sauer eingemacht oder kandiert. Aus einer der gleichen Gattung zugehörigen Art (Citrullus fistulosus) mit festem Fleisch werden vor allem in Indien Gemüsegerichte zubereitet. Das im Handel erhältliche Zitronat hingegen stammt von der Zitronatzitrone (Citrus medica var. medica).

nach China und Indien. In Zentralasien wurden dann die uns bekannten Dessert-Was-

sermelonen gezüchtet. Die Araber brachten

diese Form wieder in den Westen zurück. In der afrikanischen Küche werden sowohl das

Fruchtfleisch wie auch die öl- und proteinreichen Samen gegessen. In Indien werden die Samen gemahlen und zu einem Brot ge-

backen, im Orient werden sie geröstet. In China wurden für diesen Zweck Sorten mit

großen Samen gezüchtet. Japanische Züchter haben bereits seit langem das gegenteilige Zuchtziel kleiner Samen angestrebt, da das Fruchtfleisch ohne störende Samen verspeist werden kann. In den 5oer Jahren wur-

den samenlose Formen durch Hybrid-Züchtung entwickelt.
Lein, Flachs (Linum usitatissimum)

Leinsamen, Leinöl, Leinen: Alle diese Pflan-

zenprodukte stammen von der Leinpflanze

ab. Es gibt zwei Formen: den Öl-Lein (con-

var. mediterraneum), der einen verzeigten

niedrigen Wuchs hat, viele Kapseln ansetzt und auf große, ölreiche Samen gezüchtet

wurde. Und den Faser-Lein (convar. elongatum) mit einem mehr oder weniger langen, wenig verzweigten bis ım hohen Haupt-

stängel; aus diesem werden die Flachsfasern

gewonnen. Auch die Samen des Faser-Leins können genutzt werden, doch sind sie kleiner als jene des Öl-Leins. Die Fasern werden zu hochwertigen Geweben verarbeitet (Lei-

nen). Das Öl hat einen hohen Gehalt an Linol- und Linolensäure, ist ein hochwerti-

ges Speiseöl und wird auch für technische Zwecke genutzt, da es an der Luft schnell

Handbuch Samengärtnerei

Grünreife und bereits druschreife Leinkapseln

trocknet (Leinölfirnis). Es gibt auch ZweiNutzungs-Sorten, die als Öl- und als FaserLein genutzt werden können. Es gibt Leinsorten für den Herbstanbau diese wurden verbreitet im Alpenraum genutzt- und Sorten für den Frühjahrsanbau. Unterschieden werden weiters Sorten, deren

Kapsel geschlossen bleiben (Schließ-Lein,

convar. usitatissimum), und Sorten, deren

Kapseln sich bei der Reife selbst öffnen: Der Spring-Lein (convar. crepitans) muss vor der

Vollreife geerntet werden, wird aber kaum

noch angebaut.

Was Sie brauchen:

> 50-100 Pflanzen

Bestäubungsbiologie Lein

ist ein Selbstbefruchter,

Fremdbe-

fruchtung durch Insekten kommt selten vor. Mehrere Sorten können mit wenigen Metern Abstand voneinander sortenecht vermehrt werden. Die zarten Pflanzen blühen weiß, rosa oder blau und sind im Garten

eine wunderhübsche Zierpflanze.

Leingewächse

Samenbau Faser-Lein gedeiht am besten im gemäßigten, feuchten Klima, Öl-Lein im heißen, tro-

ckenen Klima. (Sommer-)Lein soll so früh wie möglich angebaut werden (Mitte

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Allgemein: Rasche Jugendentwicklung, sichere Abreife

> Öl-Lein: hohe Samenzahl (Pflanzen

März/Anfang April), da er eine ausgesprochene Langtagspflanze ist und nicht mehr zu Blüte gelangt, wenn er zu spät gesät wird.

> Faser-Lein: Wuchshöhe, Länge und

zen tolerieren auch Spätfröste bis-5°C. Lein am besten in Reihen aussäen (Reihenab-

Kultur- und Züchtungsgeschichte

Lein keimt bereits bei 2-3°C, die Jungpflan-

stand 20cm), da so das Unkraut leichter zu

jäten ist. In der ersten Zeit ist sorgfältiges

Hacken notwenig, die Pflanzen haben erst ab

einer Wuchshöhe von 10-12cm ausreichendes Unkrautunterdrückungsvermögen.

Samenernte

Die Samen reifen Ende Juli bis Mitte August. Die ganzen Pflanzen schneiden, wenn sie braun sind und die Samen in den Kapseln rascheln. Die Pflanzen müssen, wenn sie gut

ausgereift sind, nicht nachgetrocknet werden, andernfalls unter Dach nachtrocknen. Bei größeren Mengen ist es hilfreich, die Kapseln über einem Nagelbrett von den Stängeln abzustreifen. Die Pflanzen im Sack dreschen, das Saatgut durch Wind und Siebe reinigen. Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Lein ist selbstunverträglich, Anbaupausen von 5-7 Jahren einhalten. Einige Pilze (Sclerotinia ssp., Fusarium ssp., Pythium ssp., Rhizoctonia ssp.) können Wurzel oder Spross schädigen und Welkerscheinungen hervorrufen. Einige Pilzkrankheiten können über Samen übertragen werden: Vorbeugung: Von kranken Pflanzen keinen Samen ernten, weite Fruchtfolge, nicht nach Hülsenfrüchtlern oder Sonnenblumen anbauen.

reich verzweigt und viele Kapseln)

Unverzweigtheit des Hauptstängels

Lein war wohl die erste Kulturpflanze zum Weben von Kleidern. Lein ist in archäologischen Grabungen gut nachweisbar. Die ältesten, noch von gesammelten Wildpflanzen herrührenden Funde stammen aus Syrien (9200-8500 v.Chr.),

auch

die ersten

Funde von Resten domestizierter Pflanzen stammen aus Syrien (6250-5950 v.Chr.). Bereits die Ägypter trugen Gewänder aus Flachsfasern. In den jungsteinzeitlichen Pfahlsiedlungen am Bodensee und an Schweizer Seen fanden Archäologen verkohlte Stücke von Leinwand und von geknüpften Fischernetzen. Aus der jüngeren Jungsteinzeit stammen Funde in Polen und Südengland. In Irland und Schottland begann der Leinenanbau ab der Bronzezeit (ab

ca. 1800 v.Chr.). Vom Mittelalter an findet

man Lein oder Flachs in sämtlichen Verzeichnissen und Schriften über Kulturpflanzen. Im 19. Jh. wurde in Teilen Deutschlands und Österreichs soviel Faser-Lein angebaut, dass das daraus gewebte Leinen zum wichtigen Handelsprodukt wurde, ab der Wende zum 20. Jahrhundert verlor Faser-

Lein durch das Aufkommen der Baumwolle an Bedeutung.
Knollenziest (Stachys affinis)

Knollenziest ist in Mitteleuropa selten geworden, obwohl er seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - vor allem in Frank-

reich langt leicht vielen

- eine gewisse Anbaubedeutung erhatte. Im Hausgarten lässt er sich kultivieren und kann im Winter zu geschmackvollen Gerichten zuberei-

tet werden. Die rauen, elliptischen Blätter

haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Zitro-

nenmelisse oder Pfefferminze. An unterirdischen Ausläufern sitzen weiße längliche

Knollen, die ähnlich wie bei einer vollreifen

Zuckererbsenschote perlschnurartig verdickt sind.

Was Sie brauchen: > 10-15 schöne Pflanzen

Bestäubungsbiologie Die Pflanzen blühen nur selten und bringen keinen keimfähigen Samen hervor. Anbau Knollenziest kann ab März gepflanzt werden. Eine Vorkultur in Töpfen ist empfeh-

lenswert, da die Pflanzen dann schneller wachsen. Mit einem Reihenabstand von 253ocm und einem Abstand in der Reihe von

10-15 cm pflanzen. Die Pflanzen sind mehrjährig und können maximal drei Jahre an einem Standort belassen werden, dann er-

müdet der Boden. Knollenziest jährlich beernten, da sich die Pflanzen sonst gegenseitig Konkurrenz machen. Im Hausgarten lohnt sich der Anbau in einem großen Topf

oder ineinem abgeschlossenen Beet, um die

Pflanzen in Zaum zu halten.

Der Knollenziest ist ein untypischer Vertreter der Lippenblütler. Er blüht selten und bildet unterirdische Knollen.

Ernte Da die Pflanze erst im Kurztag Knollen bildet, mit der Ernte bis Ende Oktober zuwar-

ten. Dann kann, solange der Boden offen ist, laufend geerntet werden. Bei der Ernteist es fast nicht möglich, alle Knöllchen aus dem

Boden zu holen. Immer nur jene Menge ent-

nehmen, die gerade benötigt wird, denn die Knöllchen werden an der Luft rasch braun

und sind schlecht lagerfähig. Arche Noah hat eine

eigene Methode

entwickelt,

um

auch im Winter frische Knollen zur Verfü-

gung zu haben: Leicht feuchten Torf oder Kokosfasern mit Hobelspänen vermischen und in schwarze Kübel oder Kisten füllen.

Die Knöllchen einlegen und mit dem Mate-

rial überschichten, im kühlen Keller sind die

Knollen so bis ins Frühjahr lagerfähig. Nicht austrocknen lassen.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Knollen nur von gesunden (virusfreien) und schönen Pflanzen für die Vermehrung auslesen. Auslesekriterien können sein: > Ertrag (Anzahl und Größe der Knollen) > Geschmack und Verarbeitungseigenschaften (nicht zu stark eingeschnürt = geringerer Putzaufwand) > frühzeitige Knollenbildung

Handbuch Samengärtnerei

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Beim Knollenziest kommt es wie bei allen Kulturpflanzen, die vegetativ vermehrt werden, zu Problemen mit Virosen. Dies war auch der Grund, dass in den 1970er Jahren

>» Stachys süßsauer Das folgende Rezept hat die Ernährungsberaterin Karina Bartmann für Arche Noah-Seminare „Vergessene Gemüseschätze in Garten und Küche“ entwickelt: 200 g Knollenziest etwas kaltgepresstes Olivenöl 1 ganze Knoblauchzehe 2 Kaffeelöffel Vollrohrzucker Balsamicoessig \/s | Wasser

frischer fein geschnittener Ingwer 12 helle Senfkörner 1 Nelke geriebener Muskat Sojasoße Salz Den küchenfertig gewaschenen und gebürsteten Knollenziest in Olivenöl etwas an-

der Anbau in Europa zum Erliegen kam, bis es in der Schweiz durch Gewebskultur ge-

lang, wieder gesunde Bestände aufzubauen.

Schadbild: Wachstumsschwäche der Pflanzen, starke Ertragseinbußen, Verfärbung und Verkrüppelung der Blätter. Behandlung: Nur gesunde Pflanzen auslesen, befallene Pflanzen entfernen und entsorgen. Virosen

werden durch Blattläuse übertragen, diese

treten hauptsächlich in trockenen und warmen Jahren auf. Vorbeugung: Abdeckung mit Kulturschutznetz. In trockenen und

warmen

Jahren kann

auch

die Gemeine

Spinnmilbe (Tetranychus urticae) ein Pro-

blem sein, in feuchten und kühleren Som-

mern geht von ihr keine Gefahr aus. Behandlung: Befallene Pflanzen frühzeitig entfernen, durch Vliesbedeckung für höhere Luftfeuchtigkeit sorgen.

laufen lassen, die Knoblauchzehe beigeben

und nochmals durchrösten. Mit Vollrohrzucker karamelisieren, mit einem Schuss Balsamicoessig (der stechende Geruch muss verdampfen) und Wasser ablöschen. Nun die übrigen Ingredienzien beifügen und zugedeckt einige Minuten köcheln lassen, der Knollenziest sollte bissfest bleiben. Zuletzt wird die Knoblauchzehe entfernt. Das Gericht nochmals abschmecken und anrichten.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Wilder Knollenziest ist in den Provinzen Nordchinas heimisch. Seit einigen Jahrtausenden wird die Pflanze in China und Japan als Speisepflanze genutzt. Von Japan gelangte sie 1887 nach Frankreich, wo die Knollen seither im kleinen Umfang kultiviert und als „Crosnes du Japon“ bezeichnet werden. Weltweit hat Knollenziest außerhalb

seiner Heimat nung erreicht. zösische und Auslese und pflanze.
Gemüsemalve (Malva verticillata)

Krause Blätter der Gemüsemalve in der Nutzungsreife

damit zu rechnen, dass in benachbarten Gärten blühende Pflanzen einer anderen Sorte wachsen. Wenn Sie mehrere Sorten vermehren wollen, sollten diese durch eine

> mechanische Isolierung voneinander ge-

Die Gemüsemalve

heißt auch Baumkohl

oder Kohlmalve und ist ein beiuns wenig bekannter Vertreter der Gattung Malva. In

China, wo die Pflanze bereits sehr lange in Kultur ist, gibt es auch verschiedene Sorten

und Nutzungen. Die Krause Gemüsemalve (var. verticillata) hat auch in Europa Tradition. Die Blätter können gekocht als Spinatgemüse und in Suppen oder roh im Salat gegessen werden. Die kleinen Knospen können in Salaten genutzt werden. In der traditionellen chinesischen Medizin werden die

Samen zur Entwässerung verwendet, sie för-

dern auch die Milchproduktion.

Was Sie brauchen: > 5 große, solitäre Einzelpflanzen aus einem Bestand von ca. 1,5 m?

Bestäubungsbiologie Die Gemüsemalve ist ein Selbstbefruchter.

Fremdbefruchtung kann aber ebenso vor-

kommen, da die Pflanzen von Insekten besucht werden. Da die Gemüsemalve bei uns eine sehr seltene Kulturart ist, ist kaum

trennt werden. Die Blüten der Gemüsemalve sind weiß und relativ unscheinbar.

Samenbau Die Pflanzen sind anspruchslos und werden zeitig im Frühjahr - sobald der Boden offen ist - breitwürfig oder in Reihen ausgesät. Wenn die Pflanzen 20-25 cm hoch sind, kön-

nen sie geerntet und als Spinatgemüse genutzt werden. Werden die Pflanzen regelmäßig zurückgeschnitten, kann ganzjährig immer wieder geerntet werden. Mindestens fünf Pflanzen als Samenträger stehen lassen. Die blühenden Pflanzen können bis über zwei Meter hoch werden. Gemüsemalve sät sich von selber aus und bildet einen rasenartigen, dichten Bewuchs.

Samenernte

Die Samen sitzen fest in Ringen, die von den Hüllblättern zugedeckt sind. Die Pflanzen

bilden reichlich Samen, diese reifen relativ

einheitlich, fallen nicht leicht aus und können gemeinsam geschnitten werden. Die Samenstände trocknen, dreschen und vorreinigen. Die Samen bleiben leicht aneinander

hängen; eine Saatgutreinigungsmaschine

ist sehr hilfreich, um die breiten, flachen Blätter von den Samen zu entfernen.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien In Mitteleuropa sind keine, in China hingegen zahlreiche Sorten bekannt.

Auslesekriterien können sein: Größe und Zartheit des Blatts

zügiges Wachstum in der Jugendphase üppiges Blattwachstum Kräuselung der Blätter Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Malvenrost tritt an der Gemüsemalve nicht auf, auch konnten wir bislang keine anderen

Krankheiten beobachten. Auftreten kann

ein Käfer, den wir bislang nicht bestimmt haben. Er ist ca.

3mm klein, hat einen oran-

gen Kopf, verursacht große Fraßschäden

und kann auch Stockrosen befallen. Be-

handlung: fachgerechter Einsatz von NeemPräparaten.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Wildart der Krausen Gemüsemalve ist nicht bekannt. Vermutlich kam die Pflanze aus Mittelasien und den Gebieten südlich

des Himalaya. Früher wurde die Malve in

China als Gemüse

hoch geschätzt, gegen-

wärtig wird sie nur selten angebaut. Als Futter undals Faserpflanze wird sie in Teilen der ehemaligen UdSSR kultiviert. In Europa

wurde sie früher als Gemüse und als Medizinalpflanze in den Gärten angebaut. Wir haben sie im Garten des Arche Noah-Mit-

glieds Bertram Sonderegger in Vorarlberg gefunden. Er hat die Sorte von seiner Großmutter und erinnert sich, dass die Großmut-

ter den Kindern immer die Knospen zu essen gab, damit sie groß und stark würden.

Auch der Manioc Hibiscus Abelmoschus manihot ist ein Malvengewächs. Hier blüht er vor dem Pavillon im Arche Noah-Garten.

Mohngewächse (Papaveraceae)

Die Samen der Mohngewächse sind erst reif, wenn sie in der Kapsel rascheln.

Mohngewächse Der Fruchtknoten der Mohngewächse

Mohngewächse sind meist Kräuter, daneben

> Schlafimohn

ist

oberständig, die Frucht istmeist eine Kapsel,

gibt es auch einige Sträucher. Charakteristisch für die Mohngewächse ist ihr Milchsaft, der meist giftige Alkaloide enthält. Nur wenige Vertreter, zum Beispiel der Kalifornische Mohn Eschscholtzia spp., sind saftfrei. Der Milchsaft ist eine Emulsion und besteht aus einer wässrigen Grundsubstanz, in der vor allem Kautschuk enthalten ist. Daneben können je nach Art weitere Inhaltsstoffe vorhanden sein. Im Falle der Papaveraceen ist diesbesonders Morphin, das in. Papaver somniferum (somniferum = einschläfernd) in beträchtlichen Mengen vorkommt. Mohn ist daher auch eine Arznei- und Drogenpflanze. Beim Schöllkraut (Chelidonium majus) ist dieser Saft tieforange eingefärbt.

mit Ausnahme des Hornmohns (Glaucium

spp.), der Schoten ausbildet. DieBlüten stehen

meist einzeln, selten in Blütenständen. Viele

Mohngewächse enthalten ölhaltige Samen. Wenn sich die Blüte der Mohngewächse entfaltet, löst sich der Blütenkelch an seiner Basis ab, bleibt aber wie eine Mütze so lange auf den noch gefalteten Kronblättern, bis

der Entfaltungsdruck zu groß wird und die Mütze schließlich abfällt. Dies hat der Pflanze im Volksmund den Namen „Schlaf-

mützchen“

eingebracht.

Mohngewächse

sind weltweit verbreitet, doch wachsen sie

bevorzugt in den gemäßigten Breiten der nördlichen Halbkugel auf meist trockenen, nährstoffarmen Standorten.

/[Papaver somniferum) Graumohnsorten. Graumohn ist geschmacklich mild und fein. Weißmohn hat

Schlafmohn ist eine wunderschöne Pflanze

mitnahrhaften Samen. Einige Sorten haben

besonders attraktive Blüten, andere wurden

einen nussartigen Geschmack,

auf einen hohen Ölgehalt ausgelesen. Unter-

schieden werden der Schüttmohn und der Schließmohn. Schüttmohn ist entwick-

Aroma.

lungsgeschichtlich älter und streut seinen

Samen wie ein Salzstreuer durch die kleinen

Löcher an der Kapsel aus. Die meisten Kul-

tursorten sind Schließmohne: Da Menschen die Samenkörner ernten wollen, haben sie

im Laufe der langen Kulturgeschichte des Mohns auf geschlossene Kapseln ausgelesen. So ist der Mohn zu einer echten Kultur-

pflanze geworden, die ohne die Hand des

Menschen nicht weiter existieren könnte. Die Bezeichnungen „Graumohn“, „Brauner Mohn“, „Blaumohn“ und „Weißmohn“ beziehen sich auf die Farbe der Samen (>Bild S. 312). Die meisten Mohnsorten aus dem Waldviertel - einem traditionellen

Mohn-Anbaugebiet in Österreich - sind

Blaumohn

hat eine blaugraue Samenfarbe, ist etwas herber als Graumohn und intensiver im

Was Sie brauchen:

>

ım? Mohn- Pflanzen

Bestäubungsbiologie Mohn ist ein Selbst- und Fremdbefruchter. Zeitig am Morgen öffnen sich die großen Blüten, in denen Honigbienen, Hummeln

und andere Insekten regelrecht baden. Sorten können sich daher verkreuzen.

Mohn soll so früh als möglich (Mitte März/Anfang April) angebaut werden. Ent-

weder in Reihen (Reihenabstand 30 cm) oder

breitwürfig aussäen. Er keimt bereits ab 3°C

- im Südtiroler Volksmund heißt es daher

„Der Mohn braucht kalte Füße“ - und hat eine Keimdauer von ı-2 Wochen. Mohn

kann nicht vorkultiviert werden. Er gedeiht besser in kühleren Regionen: In Österreich ist er eine typische Kulturpflanze des Waldviertels, in den Alpen gedeiht er in höheren

Lagen gehalt Mohn lung. Böden

besonders gut. Hier ist auch der Ölhöher als in wärmeren Gebieten. hat eine langsame JugendentwickDaher muss er auf unkrautarmen angebaut und zu Beginn gut gehackt

werden. Auch ist esnotwendig, die Pflanzen auszudünnen, da man den feinen Samen

meist zu dicht aussät und die Pflanzen Platz zum Bestocken brauchen.

> Mohn in der Küche Die traditionellen Mohnanbaugebiete haben auch ihre eigenen Mohnspeisen. In Südtirol sind dies die Mohnkrapfen, die bei Festen gebacken werden. Im Waldviertel sind es die Mohnzelten. Zu welchen Gerichten der Mohn auch verarbeitet wird - die Regionen sind sich einig, dass Mohn, soll er so richtig gut geraten, nicht gemahlen, sondern gestampft werden muss. Die Samen bilden dann einen körnigen Brei, der besonders saftig ist.

Samenernte

Die Kapseln sind erntereif, wenn die ganze Pflanze braun ist und die Samen in den Kapseln beim Schütteln rascheln. Wenn die Samen reifen, ist besondere Vorsicht gebo-

ten, da sich verschiedene Vögel gerne am Mohn laben. Bei kleineren Beständen kann es vorkommen, dass sie den gesamten Mohn

ernten: Sie picken am Ansatz der Kapseln, bis diese zu Boden fallen, und brechen dann

die Kapseln auf. Abhilfe schafft ein Kulturschutzgitter in der Reifephase.

Mohngewächse

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Das Hauptproblem im Mohnanbau sind Unmen Jugendentwicklung rasch überwuchern. Daher regelmäßig hacken. Bei zu dichter oder zu später Aussaat kommt es häufig zu einem Befall mit Falschem Mehltau (Peronospora spp.) oder parasitären Blattkrankheiten. Bei früher Aussaat, Ausdünnen

und Unkrautbekämpfung verursachen diese Krankheiten aber keine größeren Probleme.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien In den letzten Jahren hat der Mohnanbau in

Österreich einen Aufschwung erlebt, neue

Sorten, die feldmäßig kultiviert werden, wurden ausgelesen. Auslesekriterien für den Anbau im Hausgarten können sein:

> Ertrag (Menge der Samen in der Kapsel, Anzahl der Kapseln pro Pflanze)

> Blütenfarbe (mit einem Bindfaden die

gewünschten Pflanzen in der Blütezeit

markieren)

> Bestockungsvermögen

> Form und Größe der Kapseln > Guter Geschmack

> Ölgehalt der Samen > Farbe der Samen

Kultur- und Züchtungsgeschichte Schlafmohn ist eine der ältesten Kultur-

pflanzen Europas. Vermutlich wurde er im

westlichen Mittelmeergebiet in Kultur genommen. Die ältesten Funde stammen aus der Steinzeit (4600-3800 v.Chr.) von Polen über Deutschland, die Schweiz, Nordfrank-

reich, Norditalien bis Südspanien. Anders als die meisten Kulturpflanzen des Neolithikums stammt er nicht aus dem

Nahen Osten - dorthin gelangte erüber Südosteuropa erst in der Bronzezeit. Weltweit

wurde der Anbau des Mohns stark eingeschränkt, da aus dem Milchsaft der unreifen

Kapsel einiger Sorten Opium gewonnen

werden kann. €

SE

kräuter, die den Mohn durch seine langsa-

Teig: 500 g glattes Mehl 300 g Erdäpfel 300 g Butter 2 Eier

2 EL Sauerrahm Salz 1 TL Backpulver

Fülle: 200 g geriebener oder gestampfter Mohn 200 g Zucker

100 g Butter Vanillezucker Zimt Rum Erdäpfel kochen und erkalten lassen, Mehl und Butter abbröseln, geriebene

Erdäpfel und restliche Zutaten dazugeben, gut durchkneten. Für die Fülle Mohn mit Zucker und zerlassener Butter vermengen, Geschmackszutaten zugeben und gut verrühren. Teig zu einer Rolle formen, 15 Scheiben herunterschneiden, etwas auseinander

drücken; mit Fülle belegen und gut verschließen, flach drücken und auf ein befettetes Backblech legen; bei 180°C goldbraun backen, einmal wenden. (Aus: Daniela Riegler-Fabianek

1997:

Niederösterreichische Bäuerinnen kochen. Einfach gute Rezepte)

Paprika

und

Chili,

Tomate,

Auber-

gine/Melanzani: Die von uns genutzten Kulturpflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse sind Fruchtgemüse - einzig die Kartoffel bildet eine Ausnahme. Die meisten der angebauten Gemüse aus dieser Familie stammen aus der Neuen Welt und waren bis in das 16. Jahrhundert in Europa unbekannt. Ihre wilden Vorfahren sind in Zentral-, Mittel- und Südamerika zu Hause. Eine Ausnahme ist die Aubergine, die aus Indien stammt und im Laufe des 10. Jahrhunderts

mit den Arabern nach Spanien kam.

Doch nicht nur Nahrungspflanzen finden sich in dieser Familie. Viele Arten der Nachtschattengewächse sind hoch giftig durch Vorkommen der für die Familie charakteristischen Alkaloide: Der Stechapfel etwa oder der Bittersüße Nachtschatten sind hier genauso zu nennen wie die Tollkirsche. In der Pharmazie werden diese Pflanzen auch als Arzneipflanzen genutzt. Auch der Tabak und einige Zierpflanzen wie die Petunie gehören in diese Familie.

Nachtschattengewächse

Botanische Charakteristika Botanisch betrachtet sind die Blüten der Nachtschattengewächse zwittrig, sowohl die 5 Kronblätter wie auch die 5 Kelchblätter sind miteinander verwachsen; der Frucht-

knoten ist oberständig und die Frucht ist entweder als Kapsel (Stechapfel) oder als Beere (Paprika, Tomate, Aubergine) ausgebildet.

Allgemeine Vermehrungsmerkmale Die Mitglieder der Familie sind meist krautige Pflanzen und können einjährig oder mehrjährig sein. Früchte und damit Samen werden

jedenfalls bereits im ersten Jahr aus-

gebildet. (Für Freaks: Natürlich gibt es auch von dieser Regel Ausnahmen: zum Beispiel die Baumtomate Cyphomandra betacea, die erst im 2. oder 3. Jahr Früchte ansetzt.) Die Befruchtungsverhältnisse sind weniger eindeutig. Die kultivierten Nachtschattengewächse sind unter europäischen Kurztags-

Erst nach dem Farbumschlag der Früchte

sind die Samen erntereif.

bedingungen vorwiegend Selbstbefruchter. Doch Fremdbefruchtung ist nicht auszuschließen. Genauere Hinweise finden Sie bei den Ausführungen zu den einzelnen Arten.

Überblick über die Familie Deutscher Name

Gattung

Art

Tomate

Lycopersicon

esculentum

Paprika, Pfefferoni, Chili

Capsicum

annuum baccatum chinense frutescens pubescens

Aubergine/Melanzani, Eierfrucht

Solanum

melongena

Andenbeere, Kapstachelbeere

Physalis

peruviana

Tomatillo

Physalis

ixocarpa

Kartoffel/Erdapfel

Solanum

tuberosum

[6

[RN

Handbuch Samengärtnerei

> Tomate/Paradeiser (Lycopersicon esculentum)

werden als ein kurzer, von den Staubbeuteln

eingehüllter Griffel. Das Längenwachstum des Griffels wird vermutlich von der Tages-

länge beeinflusst. Bei einigen Sorten wurde

der Griffel beim Anbau in Europa kürzer; bei

manchen Sorten ist er vollständig von den Staubbeuteln eingehüllt. Seed-Saver-Gärt-

ner aus Virginia/USA berichten, dass Hum-

meln und Bienen die Tomatenblüten besuchen und 10 bis 15% der von ihnen vermehrten Tomatensorten verkreuzt seien. Die Gärtner der Arche Noah haben bislang kaum Verkreuzungen festgestellt. Vielleicht haben die US-amerikanischen Insekten aber auch

einfach andere Vorlieben als die europäi-

Was Sie brauchen:

> gesunde, reichtragende Pflanzen

> 6-12 Pflanzen > reichliches Blütenangebot im Garten, um potentielle Bestäuberinsekten „umzuleiten“

> Stützstäbe und Schnüre (außer bei Buschtomaten)

> Marmelade- oder Gurkenglas > Kaffeefilter

Bestäubungsbiologie Tomaten sind überwiegend Selbstbefruchter. Fremdbefruchtung durch Insekten, meist Hummeln, kann vorkommen. Über den Anteil der Fremdbefruchtung variieren die Angaben in der Literatur und die Erfahrungen einzelner Sortenerhalter sehr stark. Die Ur-Tomaten waren auf Fremdbefruchtung durch Insekten sogar angewiesen. Die Fähigkeit zur Selbstbefruchtung hat die Tomate erstim Zuge ihrer Inkulturnahme entwickelt. Einige Autoren sind der Auffassung, dass der Bau der Blüte, genauer gesagt die Länge des Griffels bestimmt, ob die Ge-

fahr einer Fremdbefruchtung gegeben ist.

Ein langer, die Staubbeutel überragender Griffel kann von Insekten leichter bestäubt

schen? Grundsätzlich dürften Tomatenblüten nicht zu den Lieblingsblüten der Bienen und Hummeln zählen, sie werden nur besucht, wenn es gar keine (Blüten-) Alterna-

tive gibt. Wenn Verkreuzungen vorkommen

sollten: Einfach die Ausreißer im kommenden Jahr nicht weiter vermehren. Fremdbefruchtung kann minimiert werden, indem die Stauden, sofern sie an Drähten oder Schnüren aufgebunden sind, um die Mit-

tagszeit oder besser mehrfach täglich geschüttelt werden. Fleischtomaten entwickeln als Terminal-

blüte eines Blütenstandes oft doppelte Blüten, die zu einer Frucht zusammenwachsen.

Dadurch entstehen für viele Fleischtomaten

typische Narben. Diese sind kein Symptom

einer Verkreuzung oder einer Missbildung.

Diese Blüten sollen gegenüber Fremdbestäubung viel empfänglicher sein. Samenbau

Der Samenbau der Tomate unterscheidet

sich nicht vom Anbau von Speisefrüchten.

Wer seine Lieblingssorte mit absoluter Sicherheit vor Verkreuzungen bewahren will, der beachte zusätzlich folgende Hinweise:

> Abstände von ca. 3m zwischen verschiedenen Sorten, deren Griffel kürzer als die Staubbeutel sind

Nachtschattengewächse

Nicht alle Tomaten bilden rote Früchte. Diese Früchte sind reif, obwohl sie weiß (‚White Beauty‘) und grüngelb (‚Green Zebra‘) sind.

> Abstände von 9 bis 12m bei Sorten, deren

Griffel länger als die Staubbeutel sind

> Samenernte von Pflanzen aus der Mitte ines (Sorten-)bestandes; Samenernte von

alnes[Potien] an der Pflanze versteckt gewachsenen Blüten

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Zur Erhaltung der Variabilität innerhalb einer Sorte ist es vorteilhaft, von mehreren

Anzahl von Frucht-Blütenständen aus; unbegrenztes Wachstum; buschförmig),

geringe Neigung zu Seitentrieben. Mr

;

> Früchte: guter Geschmack, sortentypische Form, sortentypische Eigenschaften (Farbe des Fruchtfleisches, Farbe der Haut ...).

Gewünschte Eigenschaften: kein Grünkragen (verhärtetes, geschmackloses grünes Gewebe um den Stängelansatz), außer

wenn sortentypisches Merkmal; platzfeste Haut.

Pflanzen Saatgut zu gewinnen (mindestens 6-12 Pflanzen). Die Früchte, aus denen Samen geerntet

Von den ausgewählten Stauden werden die Früchte der ersten oder zweiten Traube für die Saatgutgewinnung geerntet. Die Früchte

Noch besser ist es, die Pflanze über die ge-

vermehren. Sowohl Mutationen (sehr selten) wie auch Verkreuzungen mit anderen

werden, bereits an der Pflanze auswählen.

samte Wuchsperiode zu beobachten. Wenn

erst beim Verarbeiten der Früchte einige Samen auf die Seite getan werden, können die Wachstumseigenschaften der Pflanze nicht mehr beurteilt werden. Auslesekriterien können sein:

> Pflanze: gesund (siehe unten), frühreif

(bei lagerfähigen Sorten spätreif), gleichmäßiger, gedrungener Wuchs, reichtragend, hohe Blühfreudigkeit, sortenspezifische Wuchsform (begrenztes Wachstum: Pflanzen bilden nur eine bestimmte

verkosten,

die geschmackvollen

Früchte

Sorten können vorkommen, daher können

einzelne Pflanzen vom Erscheinungsbild der anderen abweichen. Wer Lust und Liebe hat, züchterisch zu experimentieren, kann die Samen dieser Pflanze getrennt ernten und mit etwas Glück im Laufe einiger Jahre seine eigene Haussorte züchten.

“1)

ws

Handbuch Samengärtnerei

Querschnitt durch verschiedene Tomatenfrüchte:

a) b) c) d)

zweikammerig (Cocktailtomaten) dreikammerig vierkammerig vielkammerig (Fleischtomaten)

Samenernte

Die für die Samenernte geernteten Früchte

müssen vollreif, sollen aber nicht schimm-

lig sein. Wenn die Früchte an der Pflanze nicht ganz ausreifen konnten (dies ist zum Beispiel in höheren Lagen öfter der Fall), können die Früchte an einem warmen Ort nachreifen (Fensterbrett, Glashaus). Die Samen der Tomate werden in einem einfachen Gärungsverfahren nass gereingt. Die Samen sind in der Frucht von einer gallertartigen Hülle umgeben, welche die Samen davor schützt, bereits in der Frucht zu kei-

men. Durch die Gärung wird die Keimschutzschicht der Samen abgebaut (ausführlich >Nassreinigung mit Gärung). > Kleine Mengen: Die Früchte aufschneiden und mit einem Löffel die Samen und das Fruchtfleisch in ein Marmeladeglas geben, oder die Früchte ausquetschen; etwas Wasser und eine Messerspitze Zucker zugeben. > Große Mengen und Cocktail- oder Wildtomaten: Früchte aufschneiden, in einen

Kübel oder ein Gurkenglas geben und mit einem Stabmixer kurz pürieren, etwas Wasser zugeben.

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Grundsätzlich soll von kranken Pflanzen kein Saatgut gewonnen werden (die Eigenschaft „krankheitsanfällig“ wird so weiter vermehrt). Natürlich können und sollen Ausnahmen gemacht werden: zum Beispiel, wenn die Sorte sonst nicht erhältlich ist oder sich seit langem im eigenen Garten bewährt hat. Die im Freilandanbau häufigste Erkrankung ist die Kraut- und Braunfäule Phytophthora infestans: Die Pilzkrankheit kann in feucht-heißen Jahren zur ungeliebten Plage werden und bei einem starken Befall innerhalb weniger Tage die gesamte Ernte vernichten. Krankheitsbild: Der Pilz greift sowohl Blätter wie auch Früchte an. Der Befall beginnt an den älteren Blättern mit zunächst grau-grünen Flecken. Bei trockenem Wetter verdorren die Blätter, bei feuchtem

Wetter verfaulen sie. Die Erkrankung tritt hauptsächlich im Freiland auf, in Gewächshäusern ist sie selten zu finden. Die Krankheit ist nicht samenbürtig; die Saatgutgewinnung ist daher möglich, solange die Früchte selber nicht befallen sind.

Nachtschattengewächse

Auch verschiedene Viruserkrankungen können auftreten. Krankheitsbild: junge Blätter an der Spitze kräuselig-gewellt; Aufhellungen entlang der Blattadern. Pflanzen wegen Ansteckungsgefahr anderer Pflanzen/Sorten entfernen. Gerollte Blätter können auch physiologische Ursachen haben. Bei einem Virusbefall sind die nachwachsenden Blätter meist wieder normal ausgebildet. Keine Krankheit, sondern eine Ernährungsstörung (Relativer Calciummangel) ist

Gemüse nicht als Armenkost galten. In Spanien und Portugal war sie um 1600 allgemein verbreitet und spätestens im 18. Jahrhundert in die Gärten und Speisepläne aufgenommen. Durch die Türken kam sie früh auf den Balkan (und von dort nach Osteuropa). In Mittel- und Westeuropa hielt sich der Vorbehalt gegen das „giftige“ Nachtschattengewächs am längsten, aber als Zierpflanzen-Rarität war sie durchaus geschätzt. In der Schweiz kamen die ersten

ckenem Wetter und nachfolgendem Regen

machte die Hungerszeit des 1.Weltkriegs die Tomate zum Volksnahrungsmittel, in Westösterreich und Südtirol fand die Tomaten-

die Blütenendfäule. Sie tritt bei heißem, tro(oder Gießen) auf. Schadbild: Die Früchte

sind am Fruchtende braun und eingesunken. Einzelne Sorten (zum Beispiel ‚Black Plum‘) oder einzelne Pflanzen einer Sorte zeigen eine stärkere Anfälligkeit. Saatgut von nicht anfälligen Pflanzen nehmen.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die wilde Ausgangsart der Kulturtomate ist die Johannisbeertomate Lycopersicon pimpi-

nellifolium, die im nordwestlichen Südamerika (Ecuador, Peru) beheimatet ist. Von hier

hat sie sich in prä-kolumbianischer Zeit wahrscheinlich als Unkraut nach Norden verbreitet. Indianische Gemeinschaften Mittelamerikas (Mexiko) haben die Pflanze mit ihren kleinen und oft bitteren Früchten in Kultur genommen und in ihre Bewässerungslandwirtschaft integriert. Die Kirschtomate (var. cerasiforme) ist vermutlich die Ausgangsform unserer großfrüchtigen Kulturtomaten, diein einer großen Vielzahl von

Sorten gezüchtet wurden, lange bevor die Europäer in der Neuen Welt ankamen. In post-kolumbianischer Zeit kam die Tomate als Kulturpflanze sowohl nach Südamerika als auch nach Europa. In Europa wurde sie sehr unterschiedlich angenommen. Am frühesten wurde sie offenbar in Italien geschätzt, weil hier - im Unterschied zu anderen südeuropäischen Ländern -rohe

Tomatensorten bereits in der 2. Hälfte des ı9. Jahrhunderts auf den Markt. In Deutschland

kultur erst in den 20er Jahren des 20.Jahr-

hunderts Verbreitung. Obwohl die Kulturgeschichte der Tomate in Europanun schon mehr als hundert Jahre alt ist, ist die Tomate

immer noch ein sehr wärmebedürftiges Gewächs und sehr empfindlich gegen kalte und nasse Witterung. Die wilden Urformen der Tomate haben auch in der gegenwärtigen Züchtung wieder an Bedeutung gewonnen: Sie besitzen eine hohe Widerstandskraft gegenüber Krankheiten, die beim intensiven Anbau hochgezüchteter Kulturtomaten eine Rolle spielen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden diese Resistenz-

eigenschaften in viele neue Sorten eingezüchtet. Wer sich für die wilden Formen der

Tomate interessiert, kann sie wie die kulti-

vierten Sorten im Hausgarten anbauen. €

Handbuch Samengärtnerei

> Paprika, Chili

(Capsicum spp.)

dünnwandige Formen - wobei diese wieder

mild oder scharf sein können und frisch,

eingelegt oder getrocknet gegessen werden. In der Schweiz sind diese Formen weitgehend unbekannt. Als Chili oder Gewürzpaprika werden meist kleine Formen bezeichnet, die scharf bis sehr scharf sind und getrocknet als Gewürz verwendet werden. Und als Peperoncini werden in Italien sowohl Paprika wie auch Pfefferoni bezeichnet.

Überblick über

die Gattung Capsicum Insgesamt gibt es 25 Arten in der Gattung

Capsicum, die alle in Süd- und Mittelamerika

verbreitet sind. Die zwei Vielfaltszentren

Was Sie brauchen:

> Bestand von 6-12 Pflanzen > gesunde, reichtragende Pflanzen > reichliches Blütenangebot im Garten, um potentielle Bestäuberinsekten „umzuleiten“ > Klima, in dem die Früchte ausreifen

können, oder geschützter Anbau > Stützstäbe > bei Chilis: Gummihandschuhe und Brille für die Samenernte

Eine kurze Begriffsentwirrung vorweg Was ist nun der Unterschied zwischen Paprika und Chili, Pfefferoni und Peperoncini? Pflanzensystematisch gesehen lassen sich diese Gemüse nicht auf diese Art und Weise unterscheiden. Sie gehören alle zur gleichen Gattung und eine Einteilung nach einzelnen Arten ist mit dieser Bezeichnung nicht möglich. Umgangssprachlich bezeichnet man milde, dickfleischige Gemüse-

paprika in Österreich und Deutschland als Paprika, in der Schweiz als Peperoni. Pfefferoni sind in Österreich längliche, meist

sind Mittelamerika und die Andenregion Südbrasiliens und Boliviens. Die meisten Sorten von Gemüse- und Ge-

würzpaprika gehören der Art Capsicum annuum an. Die fünf kultivierten Arten sind: C. annuum, C. chinense, C. frutescens, C.baccatum

var. pendulum und C. pubescens. Die Arten können sich mit Ausnahme der Art C. pubescens miteinander verkreuzen. Daher gibt es zahlreiche Sorten, die keiner botanischen

Art systematisch eindeutig zugeordnet werden können.

Innerhalb der Gattung gibt es in Kultur einjährig und mehrjährig genutzte Stauden. Mehrjährigen Sorten sind nicht winterhart und können nach einem Rückschnitt im Haus überwintert werden. Die Früchte einiger Sorten sind klein und spitz, glockenförmig, rund, blockig oder länglich. Auch die Farbpalette der Früchte ist sehr groß: Unreif

sind die Früchte mittelgrün, violett oder hellgelb, reife Früchte sindrot, orange, gelb,

oder braun. Man muss sich also je nach

Sorte kundig machen, wie reife und unreife

Früchte aussehen und wie sich allfällig eingekreuzte Formen präsentieren.

Nachtschattengewächse

Die Blüten von C. baccatum var. pendulum haben gelbe oder braune Flecken an der Basis der Blütenblätter und stehen einzeln.

Bestäubungsbiologie Paprika sind vorwiegend Selbstbefruchter, doch kann esbei allen Kulturarten vor allem durch Bienen und Hummeln auch zu einer

Fremdbefruchtung kommen. Auch eine Verkreuzung zwischen den kultivierten

Arten kann vorkommen. Die Blüten sind weiß, gelblich, hell- oder dunkelviolett. Im Garten ist die Gefahr der Verkreuzung

grundsätzlich geringer als im Gewächshaus:

Wenn Insekten in „Blütennot“ geraten, sind

ihnen auch die Blüten des Paprikarecht und sie kommen der Selbstbestäubung zuvor. Zur Erhaltung der Sortenreinheit ist es im Gewächshaus ev. ratsam, von vornherein nur eine Sorte zu vermehren.

Vermeiden von Verkreuzungen:

> Abstand von 30 m zu anderen Sorten

> Das Risiko einer Fremdbestäubung kann

auch minimiert werden, indem die Blüten

regelmäßig sanft geschüttelt werden,

damit der Pollen auf die Narbe fällt. > Wer auf Nummer Sicher gehen will:

Verpacken der noch geschlossenen Blüten oder einzelner fruchtender Äste in einem insektendichten Vlies-Häubchen; auch

hier müssen die Blüten dann sanft ge-

schüttelt werden. > Reichliches Blütenangebot für potentielle Bestäuberinsekten zum „Umlenken“

(Vorsicht: Die Arten C. baccatum und

C. frutescens werden mit großer Sicherheit

von Bienen besucht und sollten jedenfalls

isoliert werden). > Achtung: Nicht die ganzen Pflanzen in ein

Vlies hüllen, da diese schon bei gering

vermindertem Lichtangebot vergeilen und

nicht mehr genügend stark sind, ihre Früchte zu tragen.

Handbuch Samengärtnerei

Manche Insekten können für ein Verkreuzen einzelner Sorten sorgen. Im Bild eine Hummel.

Im Vermehrungsgarten der Arche Noah

wurde beobachtet, dass es in den ersten Jahren kein Problem war, einzelne Sorten ohne

Isolierung nebeneinander anzubauen. Mit den Jahren wurde immer öfter eine Verkreu-

zung der Sorten festgestellt. Es kann zu Verkreuzungen zwischen milden und scharfen Paprikasorten kommen („Verliebte Paprikas“). Hat sich die Schärfe der Pfefferoni einmal in den milden Gemüsepaprika eingekreuzt, ist es besser, das Saatgut zu wechseln; außer man hat Gefallen an dem neuen Typus.

Samenbau Paprika und Chili sind in erster Linie gärtnerische Kulturen. In einigen Regionen werden sie auch landwirtschaftlich genutzt. Im Allgemeinen muss der Paprika vorgezogen werden und kann erst nach Mitte Mai ins Freiland gesetzt werden. Anbau und Vermehrung von Paprika gelingen ambestenin warmen Klimalagen: In Mitteleuropa sind dies Wein- und Maisanbaugebiete. Doch auch in kühleren Lagen können bestimmte

robuste Paprikasorten vermehrt werden. Einige Sorten sind weniger kälteempfindlich. Wo der Anbau im Freiland nicht mehr möglich ist, kann ein kleiner Folientunnel oder

ein Glashaus den nötigen Wärmespeicher bieten. Die Vermehrung ist relativ einfach und erfordert kaum Arbeitsschritte, dievon der Nutzung der Pflanze als Nahrungspflanze abweichen. Die voll ausgereiften Früchte werden geerntet und können wie gewohnt verarbeitet werden. Ein zu frühes Abnehmen der Früchte mindert die Keimfähigkeit der Samen stark. Für die Samengewinnung sollten nur die ersten Früchte, welche die Pflanze angesetzt

hat, verwendet werden. Samen der später reifenden Früchte haben oft nur eine Keimfähigkeit von ca. 60%. Die Samenausreife kann beschleunigt werden und die Saatgutqualität verbessert werden, wenn nur die ersten 3-4 Früchte an der Pflanze belassen und die

Folgeblüten ausgezwickt werden (weniger Früchte = größere Samen = höhere Keimkraft). Man kann die erste Blüte, die so ge-

nannte Königsblüte, herausbrechen, um die

Bildung weiterer Früchte zu fördern.

Nachtschattengewächse

> Frucht: Diekwandigkeit bei Gemüsepa-

Samenernte

Die Früchte und damit auch die Samen sind reif, wenn

sie einen

deutlichen

Farbum-

schlag vollzogen haben (von grün nach rot/gelb; von hellgelb nach dunkelgelbJorange/rot). Die Samen sind dann nicht mehr weiß, sondern goldgelb. Saatgut

wird aus frischen, saatgutreifen oder an der Pflanze getrockneten Schoten entnommen;

keinesfalls faulige Früchte verwenden. Die Samen mit den Händen oder mit einem Löffel aus der Frucht vom Fruchtboden und den Scheidewänden abschaben und von kleinen Verunreinigungen säubern. Achtung bei scharfen Chilis! Hier ist es ratsam, Gummi-

handschuhe und eventuell eine Brille zu tragen, um sich nicht an der Schärfe zu „verbrennen“. Pro Gemüsepaprika können ungefähr 200 Samen geerntet werden, bei Gewürzpaprika können es auch viel weniger sein. In einem Gefäß mit Wasser die tauben

Samen gleich nach der Ernte von den keimfähigen trennen: Die tauben Samen schwim-

men

oben auf, während

die schwereren

keimfähigen Samen zu Boden sinken. Die Samen

anschließend

auf einer sauberen

Unterlage flach ausbreiten und an einem

warmen Ort gut trocknen. Test: Richtig getrocknete Samen können mit einem „kna-

ckenden“ Geräusch gebrochen werden.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Saatgut sollte von gesunden, gut ausgeprägten und gut mit Nährstoffen versorgten Pflanzen genommen werden. Allgemeine Selektionskriterien sind: zügiges Wachstum, Toleranz gegenüber schwierigen Umweltbedingungen (Trockenheit, nass-kühle Wetterlagen ...). Weitere Selektionskriterien: > Staude: gleichmäßiger, rascher Wuchs; sortentypischer Wuchs (hoch und aufrecht bis flach ausladend); Äste nicht brüchig;

Anzahl der angesetzten Früchte pro Pflanze

prika; sortentypische Form (spitz, blockig, rund ...); Schärfe/Milde; rasche Ausreife; Geschmack der Früchte: Es zahlt sich aus,

jede Frucht, von der Saatgut geerntet wird, zu verkosten, da auch Geschmacksunterschiede zwischen den Früchten einer Pflanze vorkommen können.

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Im Freilandanbau ist Paprika nur wenig anfällig gegen Schädlinge. Diese treten nur selten auf und schädigen die Frucht nicht direkt (Ausnahme: die Gemüseeule und der Maiszünsler). Im Hausgarten ist der Anbau daher ohne Probleme möglich. Auftreten können verschiedene Virosen. Typisches Krankheitsbild: Junge Blätter sind kräuselig

bis blasenförmig verformt oder gefleckt, die

Pflanzen bleiben im Wuchs zurück. Virosen kommen stärker bei Wachtumsstockungen der Pflanze (zum Beispiel bei zu kalter Witterung) zum Ausdruck und können sich auch wieder „auswachsen“ (die nächste Blattgeneration zeigt keine Symptome). Ein latenter Virusbefall ist aber dennoch vorhanden. Viren können über Saatgut übertragen werden, daher bei Verdacht auf Virus

kein Saatgut mehr an andere GärtnerInnen weitergeben, wenn die Sorte nicht gefährdet ist. Besondere Vorsicht müssen rauchende GärtnerInnen walten lassen. Eine Übertragung von Viren, die am Tabak der Zigaretten haften, auf Paprikapflanzen wurde wiederholt beobachtet. Daher unbedingt zwischen Zigarette und Pflanzenkontakt Hände waschen. Im Gewächshaus kann die VerticilliumWelke auftreten: Diese Pilzerkrankung ist im Erwerbsgemüsebau dort zum Problem geworden, wo keine oder eine zu enge Fruchtfolge eingehalten wird. Krankheits-

bild: Zunächst welken nur einzelne Blätter,

dann nach und nach die ganze Pflanze. Der Pilz verstopft die Leitungsbahnen und die

336

Handbuch

Samengärtnerei

Verschiedene Fruchtformen

Nachtschattengewächse Pflanze kann kein Wasser mehr aufnehmen.

Diese Krankheit kann selbst leicht diagnostiziert werden: Man schneidet eine welke a) b) c) d) e) f) g) h) i)

4er Block, stumpf 3er Block, spitz New Mexican Typ (Capi-Typ) Wachspaprika (Cece-Typ) Rojo-Typ Obstfrüchtiger Typ Paradeisfrüchtiger Typ (Squash-Typ) spiralförmiger Pfefferoni kurzer Pfefferoni

Pflanze bei einem Knoten quer durch; bei

einem Befall mit Verticillium sind die Gefäß-

bündel braun verfärbt. Behandlung: befallene Pflanzen entfernen; Gegenmaßnahme:

Anbaupausen von 4 Jahren einhalten.

Kultur- und Züchtungsgeschichte

J ) Aj-Typ k ) Arbol-Typ

Die Ursprungsgebiete der wilden Paprika liegen in Mittelamerika bis ins warm-temperierte südliche Südamerika. Die meisten

m) n) 0) p)

rote Früchte. Diese Urformen werden auch Vogelaugenchilis genannt: Vögel werden

) Ancho-Typ

glatter, kurzer kegelförmiger Typ Pfefferoni mit Korkleisten Vertreter von C. baccatum Vertreter von C. baccatum („Glockenpaprika“) q Kirsch-Typ (Cherry-Typ) r Vertreter von C. frutescens, Zierform Ss Zierform („Feuerwerk“) t Zierform („Zierkirsche“) u Wildtyp, Zierform V Vertreter von C. chinense, Lampion-Typ, Zierform w) Typischer Vertreter von C. pubescens, Baumpaprika

Urformen bilden winzige, aufrechtstehende

von der roten Farbe angelockt, verspeisen die Früchte und sorgen für die Verbreitung.

Da Vögel keine Sinnesrezeptoren für Schärfe haben, spüren sie die unglaubliche Schärfe dieser wilden Vorfahren nicht. Indigene Völker haben diese wilden Urformen in Kultur genommen. Paprikaarten wurden mindestens dreimal unabhängig voneinander domestiziert. Auf dem Weg von der Wild- zur Kulturpflanze verwandelte sich die Pflanze: Die Früchte hängen meist unter dem Blattwerk und lösen sich nicht von selbst vom Stiel. Paprika zählen zu den ältesten Kulturpflanzen der westlichen Hemisphäre. Archäobotanische Funde belegen eine Nutzung von C. chinense als Sammelpflanze seit 8000.Chr. (Kultur seit 2000 v.Chr. in Peru und 1500v.Chr. in Chile), C. annuum seit 50ooy.Chr. (Kultur vor 3500v.Chr. in Me-

xiko) und von C. baccatum sowie C. pubescens in Bolivien seit 2500 v.Chr.

Von den Europäern wurden die scharfen

Paprika rasch geschätzt. Kolumbus brachte

bereits von seiner ersten Entdeckungsreise Paprika (C. frutescens) nach Spanien mit, die Spanier 30 Jahre später C. annuum aus Mexiko. Auf den Handelsrouten der Portugie-

sen machte Paprika bald seinen Weg bis

nach Asien, von wo er mit den Türken wie-

der westwärts bis zum Balkan gelangte. Im

338

Handbuch Samengärtnerei

16. Jahrhundert verbreitete er sich ausgehend von der Iberischen Halbinsel nach Ostund Mitteleuropa. Ungefähr in der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Paprika in Italien und Ungarn eingeführt: zwei Länder, in denen seither

zahlreiche landestypische Gerichte entstanden sind. Die intensive Nutzung in diesen

Ländern führte zuneuer Vielfalt, einige Sor-

ten entstammen dieser Zeit. Die Nutzung als rohes und verarbeitetes Gemüse führte zur Selektion dickfleischiger Sorten. In Ungarn wurde Paprika als billigere Alternative zu Schwarzem Pfeffer angebaut. Eine typisch ungarische Nutzung ist die Verarbeitung der Gewürzpaprika zu Pulver. Erst im 19.]Jh. gelang es, capsaicinfreie Sorten milde Gemüsepaprika - zu züchten. Noch später, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, entstand durch eine Zufallskreuzung der Typus von milden Gewürzpaprika. Diewichtigsten Anbaugebiete in Ungarn liegen in Szeged an der Theiss und in Kalocsa an der Donau. Im deutschsprachigen Raum begann die Paprikanutzung erst im späten 19. Jh. So findet der Paprika in der deutschsprachigen Gartenliteratur dieser Zeit kaum Erwähnung. Im Osten Österreichs wurden die ersten Paprika begünstigt durch das pannonische Klima kultiviert. Gemüsegärtner aus dem Ein typischer Vertreter der Gattung C. baccatum var. pendulum ist der „Glockenpaprika“, der auch als Zierstaude kultiviert wird.

Balkan hatten ihn nach Österreich mitge-

bracht. Es entstanden eine Reihe regionaler Gemüsepaprikasorten: zum Beispiel ‚Neusiedler Ideal‘ und ‚Wiener Calvill‘. €

Nachtschattengewächse

Bestäubungsbiologie

> Aubergine/

Melanzani,

Auberginen sind selbstverträgliche Fremd-

befruchter. Sie können sich sowohl selbst bestäuben als auch durch Insekten (Hum-

Eierfrucht

meln und Wildbienen) bestäubt werden.

(Solanum melongena)

Um einen schnellen und sicheren Fruchtansatz zu gewährleisten ist sinnvoll, die Pflanzen öfters zu schütteln, sobald sie blühen. Werden mehrere Sorten vermehrt, muss bei

zu geringem Abstand mit einer Verkreu-

zung gerechnet werden. Die Isolierabstände sind abhängig vom Standort. In Mitteleuropa sind Abstände von 100m ausreichend. In den Tropen werden 5soom empfohlen. Alternativ kann eine mechanische Isolierung

einzelner Blüten sehr einfach durchgeführt werden (>Paprika). Die großen Blüten kommen bei Insekten immer mehr „in Mode“.

Die beste Regel kann den Blick des Gärtners Auberginen sind mehrjährige Pflanzen, die aus dem tropischen Indien stammen. Hauptanbauländer

sind

China,

nicht ersetzen: aufmerksam bleiben und

schauen, was passiert. Und jedenfalls Saatgut von der Ursprungssorte für einen Not-

Türkei,

fallsanbau zurückhalten, falls eine Verkreu-

werden sie meist einjährig kultiviert. Die Frucht ist botanisch gesehen eine Beere. Auberginen werden gekocht, gedünstet und gebraten zubereitet. Der Name Eierfrucht leitet sich von den weißen, eiförmigen Sorten ab. Ursprünglichere Sorten sind an den Fruchtstängeln und Kelchblättern oft sta-

gerade auf diesem Weg aber auch eine inter-

Japan und Ägypten. Im gemäßigten Klima

chelig; eine Eigenschaft, welche den neue-

ren Sorten weggezüchtet wurde. Moderne Sorten bringen bis zu ıkg auf die Waage, Züchterisches Ziel ist ferner die Kältetoleranz. Auberginen sind sehr wärmebedürftig und vertragen vor allem keine kühlen Nächte. Sie benötigen viel Wasser und sind mittelstarke Nährstoffzehrer. Was Sie brauchen: > Bestand von 6-12 Pflanzen > Stützstäbe oder Schnüre > überreife Früchte, die ihre Farbe

gewechselt haben und evt. auch schon matschig werden

zung stattgefunden hat. Vielleicht entsteht essante neue Sorte.

Samenbau Die Kulturführung entspricht jener der Tomate, ein Ausgeizen ist nicht notwendig.

Für einen schnellen Fruchtansatz und bu-

schigen Wuchs empfiehlt sich - vor allem im Freiland - das Einkürzen der Triebe, an-

sonsten müssen die Pflanzen an Stäben be-

festigt werden. In kühleren Gegenden ist es sinnvoll, Auberginen nur zwei- oder drei-

triebig zu kultivieren und den Fruchtansatz auf zwei Früchte pro Ast zu beschränken. Wie bei Paprika kann die Königsblüte, also die erste Blüte, heraus gebrochen werden,

um die Bildung weiterer Früchte zu fördern. Die Kultivierung für die Samenernte unterscheidet sich nicht vom Anbau für die Fruchternte. Die meisten Sorten können in Mitteleuropa im Freiland nur im Weinbau-

340

Handbuch Samengärtnerei

Die großen Blüten der Aubergine locken auch Insekten an.

klima kultiviert werden. Es gibt, ähnlich wie

Filtertüten; maximal einen gehäuften Ess-

löffel Samen in einen Filter geben. Manche SamengärtnerInnen haben gute Erfahrungen mit dem Vergären der Samen gemacht (? Nassreinigung mit Vergärung, S. 36).

bei Paprika, aber „Freilandsorten“: zum Bei-

spiel die Sorte ‚Benarys Blaukönigin‘.

Samenernte

Die Samen sind erst nach dem Farbumschlag der Frucht reif. Weiße Früchte haben dann eine goldgelbe Farbe; lila Sorten werden dunkel-lilabraun und grüne Früchte gelbgrün. Die Samen selbst sind dann hellbraun gefärbt. Ist die Kulturdauer im Freiland zu lange, können die Früchte zur Nachreife bis zum Farbumschlag auch an einem warmen Ort gelagert oder die Pflanzen mit Wurzel ausgezogen und zur Nachreife umgekehrt aufgehängt werden. Das Saatgut wird (meist) noch ausreichend reif. Das Herauslösen der einzelnen im Fruchtfleisch liegenden Samen ist sehr zeitaufwendig. Am leichtesten lassen sich die Samen aus den bereits weichen Früchten lösen. Entweder die Früchte der Länge nach in Spalten schneiden, die Samen mit einem Nudelwal-

ker herauswalken oder mit einem Teelöffel herauskratzen. Danach die Samen in einem Sieb mit Wasser reinigen. Trocknung in

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Die Formenvielfalt ist außerordentlich groß und reicht von klein und rund bis groß und länglich oder birnenförmig. Die Farbe der Frucht kann weiß, gelb, grün, rot, purpur,

hell- oder dunkelviolett oder schwarz sein. Manche Sorten zeigen auch eine streifige bis marmorierte Ausfärbung. > > > > > > > > >

Auslesekriterien können sein: sortentypische Fruchtform einheitliche Ausfärbung der Früchte reicher Fruchtbehang lange Genussreife der Früchte zarte Fruchthaut keine Bitterstoffe Frühzeitigkeit Kältetoleranz stachellose Kelchblätter bzw. Stängel

Nachtschattengewächse Verschiedene Fruchtformen der Aubergine:

JM

IN

\

a) b) c) d) e) f)

IN

ni

R

INN

eiförmig keulenförmig, kurz keulenförmig, lang oval birnenförmig kugelig

einen

kleinen,

stacheligen

Strauch

aus

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Samenbürtige Krankheiten sind nicht bekannt. Im biologischen Anbau ist das größte Problem die Spinnmilbe. Auberginen scheinen die beliebteste Wirtspflanze für Spinnmilben zu sein. Meist werden die Pflanzen bereits in der Vorkultur befallen und dann

Nordindien als wilden Vorfahren. Gelegent-

nahmen sind eine zügige Vorkultur und der Einsatz von Nützlingen (Raubmilben). Im Freiland kann der Kartoffelkäfer zu einem lästigen Schädling werden, der sich gerne an den Blättern dieses Nachtschattengewächses labt. Bei Gewächshauskultur kann auch die Weiße Fliege (Trialeurodes vaporariorum) zum Problem werden. Hier lohnt es sich,

langte sie einerseits wohl auf dem Seeweg

der Freilandkultur Blattläuse auf.

„egg-plant“ einbrachten. Diese Formen sind im tropischen Afrika und Südostasien auch

ins Freiland gesetzt. Beste Präventivmaß-

Nützlinge einzusetzen. Mitunter treten in

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Aubergine stammt aus dem tropischen

Indien, hier hat sich auch die größte For-

menvielfalt entwickelt. Die genaue Wildform ist nicht bekannt, doch man vermutet

lich liest man fälschlicherweise von einem

afrikanischen Ursprung. Die Wildform trägt

aufrecht stehende grüne Früchte, die gelb abreifen und sehr bitter schmecken. Seit

wann die Aubergine in Indien kultiviert wurde, ist nicht festzulegen (jedenfalls gibt es schon Sanskrit-Namen). China erreichte sie im 5.Jh., in den arabischen Raum ge-

im 7. Jh. und über Persien im 8. Jh. Nach Spanien kam sie im 10.Jh. mit den Arabern, in Italien ist sie seit dem 15. Jh., im übrigen Eu-

ropa erst seit dem 17. Jh. allgemein bekannt.

Die ersten Sorten, die in Mitteleuropa und

England angebaut wurden, hatten weiße, ei-

förmige Früchte, die der Pflanzeihren deutschen und englischen Namen „Eierfrucht“,

heute die verbreitetsten. „Aubergine“ stammt aus dem Französischen und leitet sich über das spanische „berenjena“ vom Arabischen „bädhingän“ ab. Die meisten der

im Handel erhältlichen Sorten sind Hy-

bridsorten. €

Handbuch Samengärtnerei

Die Sorte ‚Green Apple‘ ist genussreif grün, samenreif gelb gefärbt.

|

Nachtschattengewächse

Bestäubungsbiologie

> Andenbeere, Kapstachelbeere

Die Blüte ist zwittrig und selbstbefruchtend. Fremdbefruchtung durch Insekten wird in der Literatur angegeben, wurde bei Arche Noah allerdings noch nie beobachtet.

(Physalis peruviana)

Samenbau Die Andenbeere ist in warmen, frostfreien

Gebieten mehrjährig; in Gegenden mit kalten Wintern wird sie einjährig gezogen. Bei einem trockenen Wurzelballen kann die Pflanze Fröste bis -5°C überstehen. Der Rei-

fezeitpunkt der Andenbeere ist stark von der Lage abhängig: Sie reifen im Wiener Raum im August, in südlichen Waldviertel Anfang Die Andenbeere trägt orange-gelbe Früchte in der Größe

einer

Cocktailtomate.

Die

Früchte sind in einem papierenen trockenen Kelch wie ein Lampion eingehüllt. Diese

schmecken köstlich süß-säuerlich und werden roh, als Marmelade, Kompott oder ge-

trocknet gegessen. Die Früchte sind sehr pektinreich und können in den Lampions wochenlang gelagert werden. Die Pflanze ist eine verzweigte Staude, die im Freiland bis 1, im Gewächshaus bis 2m hoch wird. Eng

verwandt ist die Ananaskirsche Physalis pruinosa, die Kulturführung ist fast identisch mit jener der Andenbeere. Sie ist klein-

wüchsiger und deutlich frühreifender, die

bis Mitte September, in Norddeutschland

Mitte bis Ende September. Ein Anbau im Gewächshaus oder Tunnel bringt einige Wochen Ernteverfrühung, allerdings auch einen geringeren Ertrag, da die Pflanzen dann mehr Blatt und weniger Frucht bilden. Die Kulturführung entspricht der der Tomate, ein Ausgeizen ist nicht nötig. Ein gewisses Auslichten stark wuchernder Pflanzen erleichtert die Beerntbarkeit. Sie sind sehr tolerant gegenüber Trockenheit, bringen aber mehr Ertrag, wenn sie bei heißem Wetter gut bewässert werden. Samenernte

Beeren sind bräunlich und im Geschmack

Für die Reinigung der Samen die Früchtein

kirsche Physalis alkengii ist die Andenbeere

bedecken und kurz mixen. Am besten lassen sich die Samen aus den überreifen Früchten lösen. Wenn die Früchte noch nicht vollreif

etwas „eigenwilliger“. Auch mit der Judaseng verwandt, diese wird in vielen Gärten als

Zierstaude gezogen. Was Sie brauchen:

> 6-12 Pflanzen > Stützstäbe

einen Standmixer geben, mit etwas Wasser

sind, können sie zerquetscht und für einen

Tag in ein Wasserbad gelegt und erst dann gereinigt werden. Das „Frucht-Samen-Mus“ in einen Kübel mit viel Wasser gießen und umrühren. Die guten Samen setzen sich am Boden des Kübels ab. Vorsichtig das Wasser abgießen; eventuell zwei bis dreimal wieder-

holen. Die Samen sollen ganz vom Fruchtfleisch gesäubert sein. Dann in einem sehr

Handbuch Samengärtnerei

feinmaschigen Sieb auswaschen und zum

Trocknen an einem warmen Ort auflegen

oder in einem Kaffeefilter trocknen.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > > > >

Fruchtgröße und Aroma Fruchtbehang Frühreife verringertes vegetatives Wachstum (evt. Kleinwüchsigkeit) bei gleichzeitig hohem Fruchtansatz

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge An den Andenbeeren wurden bislang kaum Krankheiten oder Schädlinge beobachtet,

die die Kultur geschädigt hätten.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Andenbeere stammt vermutlich aus den

Anden Perus, wild ist sie in ganz Südame-

rika verbreitet. Kultiviert wird sie in Zentralund Südamerika, im tropischen Afrika, Indien, Südostasien und Australien. Kulturformen wurden erst in Südafrika entwickelt. Dorthin sind sie bereits vor über 200 Jahren

mit Seefahrern gelangt, welche die gut haltbare Frucht gegen Skorbut auf den langen Seereisen mitgenommen hatten.


Tomatillo

Was Sie brauchen: > 6-12 Pflanzen

(Physalis ixocarpa)

Bestäubungsbiologie Tomatillos

sind

selbstunfruchtbar

und

daher strenge Fremdbefruchter. Mindestens

®

zwei Pflanzen müssen nebeneinander im Garten wachsen, damit diese Früchte ansetzen. Zwischen verschiedenen Sorten mindestens ısom Abstand einhalten.

Samenbau Kulturführung wie bei Tomate, es ist aber

kein Ausgeizen nötig. Der Samenbau unterUnreife Früchte sindroh ungenießbar. Reife

Früchte sind roh essbar, aber nicht jedermanns Geschmack. Mexiko ist das Ur-

sprungsland der Tomatillo. Hier werden sie „Miltomatl“ oder „tomates verdes“ genannt

undbilden die Grundlage der grünen, meist scharfen Soße „Salsa verde“. Die Frucht ist

in einen papierartigen Lampion eingehüllt,

welcher bei der Reife der Frucht meist auf-

platzt. Die Pflanzen können je nach Sorte 30 Zentimeter bis ı Meter hoch werden. Dierei-

fen Früchte sind gelbgrün bis fast gelb oder

weißlich,

manche

Sorten

werden

unter

Lichteinfluss mehr oder weniger violett.

scheidet sich nicht vom Fruchternte.

Anbau

Samenernte

für die

Ausgewachsene Früchte sind meist saatgutreif. Wirklich gut ausgereifte bis überreife Früchte sind auch ohne Mixer in einem Sieb mit Wasser zu reinigen. Bei härteren Früchten ist eine Aufbereitung im Mixer zu empfehlen. > Andenbeere.

S ortenmerkmale

:

und Auslesekriterien

Es gibt Sorten mit unterschiedlich großen Früchten.

Auslesekriterien können sein: > Wüchsigkeit der Pflanzen > Größe der Früchte

> Fruchtfarbe > Ertrag

> Frühreife > Platzfestigkeit (flachrunde Früchte neigen deutlich mehr zum Aufplatzen als kugelige)

347

|

Nachtschattengewächse

Die reifende Frucht sprengt den Lampion und färbt sich am Licht violett.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Tomatillos werden kaum von Krankheiten

oder Schädlingen befallen. Allerdings kön-

nen verschiedene Virosen, die Nachtschattengewächse befallen, auch an Tomatillos

auftreten, die dann zu erheblichen Ertrags-

einbußen führen können. Anbauer aus kühleren Gebieten berichten, dass die Früchte von einem sehr zähen, schwarzen Pilz, der

bislang nicht bestimmt wurde, befallen werden können. Da der Pilz vermutlich samenübertragbar ist, befallene Früchte vernichten.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Wildform wächst in Mexiko und Guatemala. Im Südwesten Mexikos wurden Tomatillos in Kultur genommen. £

34

348

|

Handbuch Samengärtnerei

> Kartoffel/ Erdapfel

(Solanum tuberosum)

Die Kartoffel kommt aus der Neuen Welt und ist somit eine jener Kulturpflanzen, deren Geschichte in Europa nicht einmal 500 Jahre jung ist. Sie zählt zu jenen Pflanzen, die aus unserer Ernährung nicht mehr wegzudenken sind. Schade, dass das Spektrum der gegenwärtig angebauten Kartoffelsorten die ursprüngliche Vielfalt jener Sorten, die einmal nach Europa gelangten oder hier entstanden sind, nicht einmal mehr erahnen lässt. Ganz zu schweigen von der Vielfalt der Typen, die

es in den Herkunftsländern der Kartoffel gibt. Kartoffeln können alle erdenklichen Größen,

Farben und Fleischkonsistenzen

haben. Wer zum Beispiel einmal einen Knödelteig aus Kartoffeln geknetet hat - eine österreichische Spezialität - oder Micluns ein Gericht aus dem Schweizerischen Graubünden - zubereitet hat, weiß, dass solche

Gerichte sich nur aus mehligen Kartoffeln zubereiten lassen.

Was Sie brauchen:

> 25-30 Kartoffeln

gegenüber Krankheiten wie der Kraut- und Braunfäule (Phytophthora infestans). Die Knollen etwa vier Wochen vor dem Setzen

aus dem Lager holen und bei 10-15°C in fla-

che Kisten (nicht mehr als 2 Kisten übereinander) aufstellen. Die Knollen sollen Licht bekommen, allerdings kein direktes Sonnenlicht. Im besten Fall bilden die Knollen

aus allen Augenrobuste, gefärbte, etwaıcm lange Keime mit angedeuteten Wurzelhö-

ckern aus. Eventuell die angekeimten Knollen kurz vor dem Setzen noch einmal abhärten (dazu die Kisten tageweise ins Freie stellen), um Kälteschäden zu vermeiden.

Kartoffeln werden Ende April/Anfang Mai gesetzt. Wer sich über den optimalen

Anbauzeitpunkt nicht sicher ist, fragt am

besten die Bauern und Bäuerinnen aus der Region. Pflanzabstände: In der Reihe 3ocm,

zwischen den Reihen 50-70 cm. Die Knollen

etwa 8-10cm tief setzen. Gepflanzt wird in Kartoffeldämme (die Erde mit einem Pflug

oder einer Hacke 20cm hoch anhäufeln). Die Erde erwärmt sich so schneller und kann besser abtrocknen. In der Reihe Löcher ausheben und die Kartoffeln mit den Keimen nach oben setzen. Sind die Stauden ca. 2ocm hoch, häufelt man sie an. Dies dient dazu,

den Ertrag zu erhöhen: An den mit Erde zugeworfenen Sprossen bilden sich zusätzliche Wurzeln und Tochterknollen.

Für die Vermehrung muss jedenfalls der

frühest mögliche Zeitpunkt für den Anbau

gewählt werden. Dies dient dazu, Blattlaus-

Bestäubungsbiologie Erdäpfel werden nur zu Züchtungszwecken über Samen vermehrt. Sie sind weitgehend Selbstbefruchter. Für die Erhaltung einer Sorte ist die vegetative Vermehrung üblich.

befall und damit einhergehenden Virusin-

fektionen möglichst zuvorzukommen. Virosen bewirken, dass die Sorten von Jahr zu

Jahr kleinere Knollen und weniger Ertrag bringen. Viren werden von Blattläusen übertragen. Wenn die ersten beflügelten Generationen auftreten und sich auf den Kartoffel-

Vermehrung Wir empfehlen, die Kartoffelknollen vorzu-

keimen. So erhält die Pflanze einen Wachstumsvorsprung (von bis zu vier Wochen!) gegenüber nicht vorgekeimten Knollen und

pflanzen niederlassen und eine Blattlaus

eine Kartoffel mit einem Virus infiziert, benötigt das Virus drei Wochen, um vom Blatt

bis in die Knolle zu gelangen. Das Virus wird dann im folgenden Jahr quasi wieder mit ausgepflanzt.

Nachtschattengewächse Daher empfehlen wir folgende vorbeugende

Maßnahme, die bei jeder Vermehrung ange-

wandt werden sollte: 1) Aufstellen von Gelbtafeln. Diese ab Mitte

Juni regelmäßig kontrollieren, ob beflügelte Blattläuse daran hängen geblieben sind. Drei Wochen, nachdem die ersten Blattläuse

auf der Gelbtafel zu finden sind, wird der

folgende Schritt durchgeführt: 2)Ziehen des Krautes (meist im Juli): Das

ganze Kraut aus der Erde ziehen. Am besten stellt man sich auf die Erdhügel, damit die

Mutterknollen nicht mit ausgerissen wer-

den, und zieht kräftig an den Stauden. Die Knollen dieser Pflanzen bleiben kleiner, sind

jedoch als Pflanzgut geeignet. Die Knollen mindestens ı4 Tage im Boden nachreifen lassen, damit die Schale noch aushärten

kann. (Das Ziehen empfehlen wir auch für

virös erscheinende Pflanzen, die natürlich nicht weitervermehrt werden.)

Keinesfalls die Stängel abschneiden. Die Schnittflächen wären die besten Saugstellen

für Blattläuse! Kartoffeln lieben gut mit Mist versorgte Böden, jedoch sollte dieser bereits im Herbst

ausgebracht worden sein. Insgesamt ist die Kartoffel jedoch bescheiden und eine ihrer großen Stärken ist, dass sie auch auf kargen

Böden wächst.

Teilen und Äugeln der Knollen Aus jedem Auge der Kartoffel kann sich eine vollwertige Pflanze entwickeln. Bei jeder Knolle sind die Augen einer Hälfte stärker entwickelt als die Augen der anderen Hälfte. Damit die Augen gleich kräftig lostreiben können, zwei Wochen vor dem Setzen die Knolle mit einem Schnitt quer durchschneiden bis auf einen kleinen Steg („Brü-

ckenschnitt“). So werden alle Augen zum Austreiben angeregt. Das Äugeln einer Knolle kann notwendig sein, wenn von einer Sorte nur wenige Knollen vorhanden sind und diese rasch hoch

vermehrt werden sollen. Unter dem Äugeln

versteht man das Zerschneiden der Pflanzkartoffeln in kleine Stücke mit je einem Auge. Das Auge zylinderförmig mit einem Stück Fleisch aus der Knolle schneiden. Am besten geht dies mit einem Apfelausstecher. So lassen sich aus einer Knolle acht bis zehn Teilstücke gewinnen. Die Teilstücke erst setzen, wenn die Schnittstelle abgetrocknet ist. Zunächst in Töpfe und erst nach erfolgter Durchwurzelung - mit etwas dichterem Pflanzabstand - ins Freiland setzen. Sind nur kleine Mengen Pflanzgut vorhanden, kann auch ein großer Plastiksack

mit Erde gefüllt werden. Darin werden nun die Knollen eher an die Peripherie verteilt. Der Sack wird mit Kreuzschnitten an verschiedenen Stellen angeschnitten. Die wachsenden Kartoffelstauden finden ihren Weg aus den Schnitten und gedeihen prächtig. Am Ende der Saison können die Kartoffeln durch Sieben gewonnen werden. So können auf jedem Balkon Kartoffel vermehrt werden.

Ernte und Lagerung der Knollen Die Knollen, die als Saatkartoffeln verwendet werden, wie oben beschrieben (Ziehen des Krautes) ernten. Alle anderen nach Absterben des Kartoffelkrauts aus der Erde holen. Das ist meist ab Mitte September der Fall. Erst nach der Blüte bildet die Pflanze

die Knollen richtig aus. Um die Schale aus-

härten zu lassen, erntet man am besten mindestens zwei Wochen nach dem Absterben des Krauts.

Kartoffeln dunkel, luftig und bei niedriger Temperatur (2-4°C) lagern. Das Keimen soll bis Ende Februar verhindert werden, um

die volle Triebkraft der Knollen zu erhalten.

Am besten eignen sich dunkle Keller mit gestampfter Erde. So wie auch anderes Lagergemüse sollen Kartoffel nicht gemeinsam mit Äpfeln lagern - das verringert die Lagerfähigkeit. Achtung Frostgefahr! Keller mit geöffneten Luken können Kaltluft eindringen lassen, sodass in der Nähe gelagerte

fo)

Handbuch Samengärtnerei Kartoffeln erfrieren. Es war ein eindrückliches Erlebnis, wie einst bei Pro Specie Rara

einige am falschen Ort gelagerten Kartof-

feln, notabene blaufleischige, erfroren und

sich in der Hand zerquetschen ließen, sodass man sie als künstliches Blut in Horror-

filmen hätte gebrauchen können. Sortenmerkmale und Auslesekriterien

Die Auslese soll sich nicht nur auf Form,

Größe und Gesundheit der Knollen, sondern auch auf die Wuchsfreude und Gesundheit der Stauden beziehen. Die schönsten und

kräftigsten Stauden mit einem Stab markie-

ren undnur von diesen Pflanzen Saatkartof-

feln ernten. Optimale Saatkartoffeln sind

von mittlerer Größe. Weitere Auslesekriterien können sein: > Form und (innere und äußere) Farbe der Knolle

> gute Schalenausbildung > Frühzeitigkeit

> Lagerfähigkeit Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Hauptproblem beim Kartoffelanbau ist in allen Regionen die Kraut- und Braunfäule (Phytophtorainfestans). Schadbild: Das Kraut

wird etwa ab Mitte Juni zunächst braun, auf der Blattunterseite bildet sich ein silberweiSer Pilzrasen, die Pflanzen sterben frühzei-

tigab. Während der Lagerung kann sich die Krankheit auf den Knollen weiter ausbrei-

ten. Vorbeugung: Luftig und nicht zu dicht pflanzen, gut wind-durchlüftete Standorte wählen. Nicht nach oder direkt neben Tomaten anbauen. Stärken der Pflanzen mit

Brennnesseljauche und Schachtelhalmbrühe. Behandlung: Bei Befall das Kraut entfernen und entsorgen (verbrennen, BioMüll), die Knollen können verwertet werden.

Als Setzkartoffeln können sie nur verwendet

werden, wenn das Kraut früh genug ge-

schnitten wurde, sonst geht der Pilz mit ins

Lager und ins nächste Anbaujahr. Frühere Sorten sind weniger gefährdet als spätere. Daneben treten verschiedene Virosen auf, die bewirken, dass eine befallene Sorte von

Jahr zu Jahr weniger Ertrag bringt. Schadbild: sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ein geringer Befall ist nicht unbedingt erkennbar. Bei einem stärkeren Befall sind die Blätter vergilbt oder eingerollt und/oder verkrüppelt und die Knollen bleiben klein. Vorbeugung: Auswahl von so genannten feldresistenten Sorten. Diese können mit einem Befall umgehen und bauen trotz Befall nicht im Ertrag ab. Diese Sorten sind selten! Sollten Sie auf eine Sorte stoßen, die in einem

Garten oder auf einem Betrieb bereits seit einigen Jahrzehnten immer wieder nachge-

baut wird, ohne dass der Ertrag zurückgeht und die Pflanzen kränklich erscheinen,

dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine feldresistente Sorte.

In manchen Jahren verursacht der Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata) große Fraß-

schäden. Der Käfer schlüpft aus seinem Winterquartier meist zur Zeit der Löwenzahnblüte. Er frisst an den Stauden und legt auf die Blattunterseite orange, aufrecht stehende Eigelege. Nach 14 Tagen schlüpfen die roten, an der Seite schwarz gepunkteten Larven. Ein starker Befall kann zu Kahlfraß

führen. Behandlung: Frühzeitiges und regelmäßiges Absammeln der Käfer, Eigelege und Larven. Präparate mit Bacillus thuringiensis sind auch im biologischen Anbau zugelassen. Doch sollte ein Einsatz dieser Präparate die Ausnahme und nicht die Regel sein, da eine dauerhafte und flächige Anwendung schnell zur Resistenzbildung beim Kartoffelkäfer führen würde. Ein weiterer ungeliebter Schädling ist der Drahtwurm (dies sind die Larven verschiedener Schnellkäfer). Er kommt in erster Linienach Wiesenumbrüchen vor und nagt die Wurzeln ab, wodurch die Pflanzen absterben,

und frisst flache Löcher und Gänge in die Knollen. Vorbeugung: Nicht mit frischem

Mist düngen, Förderung natürlicher Feinde

Nachtschattengewächse

stimmte Gerichte werden jeweils aus einer

Kartoffelsorte zubereitet.

In Europa angekommen, trat die Kartof-

fel nicht gleich, sondern erst nach einer „Probezeit“

von

ca. zweihundert Jahren

ihren Siegeszug an. Wahrscheinlich wurde die Kartoffel voneinander unabhängig nach Irland, England und Spanien eingeführt. Besitzer der ersten Kartoffeln waren Königs-

häuser und deren Hofbotaniker. Der Hofbotaniker des kaiserlichen botanischen Gartens in Wien, Clusius, gab im Jahr 1602 die

Einblick in die Kartoffelsammlung der Arche Noah

erste botanische Beschreibung der „Papas

wie Igelund Vögel. Behandlung: Bei starkem Befall Kartoffelknollen in Scheiben schneiden und im Boden vergraben. Nach einigen Tagen die Köderscheiben mit den daran nagenden Drahtwürmern einsammeln und vernichten. Häufig parallel zu Drahtwurmbefall hat man mit Schneckenlöchern zu kämpfen, ebenfalls ein Phänomen nach Wiesenumbrüchen. Schneckenlöcher sind größer als die von Drahtwürmern verursachten. Ebenso vorkommen können Nematoden (Globodera rostochiensis und pal-

Peruvianum“. In Deutschland war es der Preußenkönig Kurfürst Friedrich Wilhelm, der im Jahre 1651 erstmals Kartoffeln feldmäßig anbauen ließ. Allen, die mehr über

die Kulturgeschichte und Sortenvielfalt der

Kartoffel wissen wollen, sei das Buch „Tar-

tuffli. Alte Kartoffelsorten neu entdeckt“

von Heide Lorey (2002) empfohlen. Hoch

interessant ist auch die Arbeit von Peter Roger „Wie die Kartoffel im Kanton Zürich

zum Heiland der Armen wurde“ (1996). €

lida). Schadbild: Die Pflanzen bleiben klein,

die Blätter welken. An den Wurzeln findet man im Juni/Juli stecknadelkopfgroße Zys-

ten, welche die Eier der Fadenwürmer enthalten. Vorbeugend: 3-4 Jahre Anbaupause

> Und was sind Micluns?

einhalten, in dieser Zeit auch keine anderen Wirtspflanzen setzen: andere Nachtschat-

Micluns, im Engadin Maluns genannt, ist ein typisches Gericht aus dem Schweizer Bündnerland. Dazu werden traditionell meh-

klee.

eine „Urkartoffel“ mit tiefen Augen. Der Stärkegehalt der Knollen ist außergewöhnlich hoch und die Knollen kochen sehr trocken, zerfallen aber nicht. Die gekochten

tengewächse,

Gänsefußgewächse,

Sauer-

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Kartoffel war bereits vor 8000 Jahren

eine wichtige Nahrungspflanze der alten südamerikanischen Völker. In den Anden Perus und Boliviens ist die Kartoffel bis in die Gegenwart neben Mais und Bohnen das wichtigste Grundnahrungsmittel. Kartoffeln gedeihen auch noch in Höhenlagen, die zu kühl für den Mais sind. Die Bauern pflanzen verschiedene Sorten in Mischkultur, be-

lige Sorten wie die Sorte ‚Parli‘ verwendet,

Kartoffeln werden gepellt, was in einem ‚Zug‘

gelingt, und danach mit Weizenmehl und Salz in zerstoßenem Zustand längere Zeit in Butter geröstet - eine Mahlzeit für schwer körperlich arbeitende Menschen.

354

Handbuch Samengärtnerei

Portulakgewächse (Portulacaceae)

Die zwei bedeutensten Kulturarten dieser Familie, sind der Sommerportulak und der

Winterportulak. Der Sommerportulak (Por-

tulaca oleracea), wird auch als Gemüse- oder Gartenportulak bezeichnet, während für

den Winterportulak (Montiaperfoliata) auch die Bezeichnungen Winterpostelein oder Tellerkraut gebräuchlich sind.

Sommerportulak hat dickfleischige Blätter.

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Portulakgewächse

> Sommerportulak, Gemüseportulak

(Portulaca oleracea)

Sommerportulak kann roh oder leicht gedünstet gegessen werden. Für den Samenbau im Mai säen. Samenernte Die schwarz glänzenden Samen fallen, wenn sie reif sind, leicht aus den dann braunen Sa-

menkapseln und können in ein kleines Papiertütchen, welches man unter die Samen-

träger hält, geklopft oder gezupft werden.

Die Ernte erstreckt sich über zwei bis drei Wochen.

Zuchtsorten gibt es in Europa nicht,

wohl aber verschiedene Herkünfte wie „Grü-

ner“, „Gelber breitblättriger“ oder „Goldgelber“ Portulak. Die gelbblättrigen Sorten sind weicher, aber auch fäulnisanfälliger. Die

Was Sie brauchen:

> 15-20 schön ausgebildete Pflanzen

Bestäubungsbiologie Portulak ist ein Selbstbestäuber. Botanisch zählt er zu den kleistogamen Selbstbestäubern (Bestäubung bereits in der Knospe). Die Blütenkrone ist meist nicht ausgebildet. Es besteht daher keine Verkreuzungsgefahr zwischen verschiedenen Sorten. Manche Gärtner berichten, dass Verkreu-

zungen zwischen verschiedenen grünen Sorten auftreten können. Samenbau Sommerportulak wird Mitte Mai (nach den Eisheiligen) bis Oktober in mehreren Sätzen angebaut. Direkt im Freiland kann breitwürfig oder in Reihen gesät werden. Die Samen keimen besser unter Lichteinfluss also nur sehr schwach mit Erde bedecken. Auf 15-20 cm vereinzeln. Er ist drei bis vier Wochen nach der Aussaat genussreif und

kann zwei- bis dreimal geschnitten werden.

grünen Herkünfte schmecken oft deutlich besser als die gelben. Die gelben Sorten sind zart, die grünen Sorten haben einen intensi-

veren Geschmack.

Pflanzenkrankheiten Pflanzenkrankheiten sind bislang kaum bekannt.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Wildform ist in Europa heimisch und

kommt in wärmeren Gebieten in vielen Gebieten als Unkraut in den Gärten vor. Aus der niederliegenden Wildform wurde die

mehr aufrecht wachsende Gartenform (ssp. sativa) gezüchtet. Ihre eiförmigen, fleischigen Blättchen werden samt den unscheinbaren Blütchen verzehrt. Den leicht säuerlichen Geschmack verursacht die Omega-3-

Hepta-Linolsäure. Die Pflanze wird auch als wichtige Heilpflanze beschrieben, die antikarzinogene, anti-bakterielle und anti-virale Wirkung zeigt. €

356

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Handbuch Samengärtnerei

> Winterportulak (Montia perfoliata)

Winterportulak ist als Wildpflanze von Mexiko bis Südkanada in küstennahen Gebieten heimisch. Winteportulak unterscheidet sich vom Sommerportulak in der Vermehrung nicht. Er ist ebenso einjährig, ein strenger Selbstbefruchter. Angebaut wird Winterportulak im Freiland Juli/August, im ungeheizten Gewächshaus von September bis Februar. Bei Sommerkultur ist ein schattiger Standort wichtig. Die Keimung ist optimal bei Temperaturen unter 12°C. Als Wachstumstemperatur reichen 4-8°C. Sorten vom Winterportulak gibt esnicht, wohl aber verschiedene Herkünfte. Für die Samengewinnung im Herbst säen. Ab März/April entwickeln sich die Blütenstände. Winterportulak ist frostfest und übersteht bei Schneeschutz Temperaturen bis -20°C. Als winterhartes Gemüse ist er deshalb für den Freilandanbau sowie für den Anbau im ungeheizten Gewächshaus geeignet. Die Saatguternte ist oft schwierig, da ähnlich dem Feldsalat grüne Samen bereits

ausfallen und nach wenigen Tagen die gesamte Ernte ausgefallen ist. Daher, wenn die ersten Samen reifen, einen Totalschnitt durchführen. Die Pflanzen (ohne Wurzeln) locker luftig zum Trocknen auflegen. Später ausklopfen, sieben, reinigen. Für den Selbst-

a _ Winterportulak wird auch Tellerkraut genannt.

versorgergarten ist das Ausfallen der Samen durchaus erwünscht, da diese im Spätsommer wieder keimen und so für eine neue Ernte sorgen. €

Portulakgewächse

358

Handbuch Samengärtnerei

Sauergräser, Binsengewächse (Cyperaceae)

Nur wenige Arten aus der großen Familie der Sauergräser wurden zu Kulturpflanzen. In Europa hat einzig die Erdmandel (Cyperus esculentus), deren unterirdische Sprossknol-

Gras oder Gemüse? Erst beim Umgraben kommen die Erdmandeln zutage.

len genutzt werden, regionale Anbaubedeu-

wurden auch im südlichen Österreich in Äckern und Ruderalfluren vereinzelt verwil-

(Cyperus rotundus), das in den letzten Jahren

ist die Chinesische Wasser-Kastanie (Eleocharis dulcis), die, wie der Name sagt, in

tung. Die Erdmandel hat Verwilderungspotential, ähnlich wie das Knollenzyperngras

in wintermilden Regionen Europas stellenweise zum Problemunkraut wurde. Beide

dert gefunden. Eine weitere Kulturpflanze

China in flachen Gewässern oder Süämpfen

kultiviert wird. Ihre stärkereichen Knollen

Sauergräser, Binsengewächse

liefern, in Scheiben geschnitten und gekocht, ein wohlschmeckendes Gemüse, das

kieselt (Einlagerung von Kieselsäure im

ten wird. Viele Vertreter der Familie kom-

Pflanzen sind meist eingeschlechtlich und

bei uns in Asia-Läden in Konserven angebo-

Blatt). Der Blütenstand ist ähnlich wie bei den Süßgräsern (Poaceae) stark reduziert, die

menbei uns als Wildpflanzen vor, auffeuch-

bilden männliche und weibliche Blüten ge-

ten Wiesen, in Simpfen und Wäldern, aber auch an anderen Standorten.

Botanische Charakteristika Sauergräser gehören zur Klasse der Einkeimblättrigen Pflanzen. Die grasartigen

Pflanzen haben einen dreikantigen Stängel, der innen hohl ist, die Blätter stehen dreizeilig am Stängel und sind meist stark ver-

>

Erdmandel

trennt aus. Der Name Sauergräser hat nicht etwa mit dem pH-Wert ihres Standortes zu

tun, wie vielfach fälschlich angenommen wird. Der Name kommt daher, weil diese Pflanzen stark verkieseln oder verholzen

und damit für das Vieh ungenießbare Blät-

ter und Stängel haben. Sie sind also für das Vieh „sauer“ und können durchaus auch kalkreiche Standorte besiedeln.

(Cyperus esculentus)

Erdmandeln zählen zu jenen untergenutzten Kulturarten, die gerade wieder neu entdeckt werden. Sie eignen sich roh oder ge-

röstet als „Knabberfrucht“, gemahlen als

Nussersatz, gekocht als Gemüsebeilage oder können zu herrlichen Erfrischungsgetränken verarbeitet werden. Sie schmecken angenehm süßlich nach Mandeln. Die Pflanze stammt aus dem tropischen Afrika, hattein Spanien aber bereits seit Jahrhunderten An-

baubedeutung. Für Südtirol, die Südsteier-

mark und Nürnberg ist der Anbau der Erdmandel als Kaffee-Surrogat dokumentiert. Die Knollen enthalten bis zu 47% Zucker

und Stärke, 20% Fette und 8% Eiweiß.

Was Sie brauchen: > 10-15 schöne Pflanzen

Bestäubungsbiologie Die Erdmandel blüht in unseren Breiten in der Regelnicht und wird über die Knöllchen

vegetativ vermehrt. In der Steiermark und in Kärnten sowie in Norddeutschland wurden

seit den 1990er blühende Pflanzen gesichtet. Erdmandel

ist ein Fremdbefruchter,

der

vom Wind bestäubt wird.

Vermehrung Die Keimung der Knöllchen kann sich über 1-4 Wochen hinstrecken. Wir empfehlen,

zur Beschleunigung die Knollen anzuquellen (ca. ab Mitte März). Am besten wie Keimsprossen behandeln: Die Knollen in ein Glas

geben, mit lauwarmem Wasser spülen, das Glas mit einem Stück Stoff abdecken und warm stellen (ca. 25°C). In den folgenden

Tagen 2-mal täglich mit frischem Wasser spülen und nur jene Knollen, die keimen, in kleinen Töpfen (2-3 Knollen/Topf) vorkultivieren. In wintermilden Gebieten ist die Vorkultur nicht erforderlich. Hier sind Erd-

mandeln ein potentielles Problemunkraut,

da im Boden verbleibende Knollen erneut austreiben. Die Pflanzen nicht vor Mitte Mai ins Freiland setzen. Pflanzabstände: 30x 30cm. Die Pflanzen bilden Horste und dünne, unterir-

Handbuch Samengärtnerei

dische Ausläufer, die im Bereich der Spitzen zu Knöllchen anschwellen. Erdmandeln benötigen warme, sonnige Lagen und eine kontinuierliche Bodenfeuchtigkeit (bewässern). Lockere Böden haben gegenüber lehmig-tonigen Böden den Vorteil einer einfacheren Beerntbarkeit.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Die Knöllchen können je nach Sorte 1,5 bis

2,5cm

lang

werden.

Große

Knöllchen

schrumpfen beim Trocknen stärker als kleinere. Auslesekriterien können sein:

Ernte

Die Pflanzen so spät wie möglich beernten, da sie auch noch im Spätherbst zahlreiche

Knöllchen bilden. Ab den ersten schweren Winterfrösten (meist November) ernten; dazu den Boden mit einer Gabel wenden und die Knöllchen absammeln.

> Wüchsigkeit

> rasche Knöllchenbildung Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Erdmandeln werden kaum von Krankheiten befallen, gefährlich sind nur Wühlmäuse,

da die Knollen auch ihnen besonders gut

schmecken und lange im Boden sind.

Das Erfrischungsgetränk „Horchata“ Folgendes Rezept stammt vom Koch Johann Reisinger, der gerne mit seltenen Kulturpflanzen in der Küche experimentiert. 200 g Erdmandeln 0,4 | Wasser

4 cl Zuckersirup /2 Limette Eiswürfeln Fruchtsaft Erdmandeln gut zerstoßen, mit Wasser 24 Stunden ansetzen; danach durch ein Tuch abseihen, kühl stellen. Erdmandelmilch mit

Zuckersirup leicht süßen. Mit beliebigem Fruchsaft die Geschmacksrichtung geben, mit Limettenscheibe und Eiswürfeln servieren.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Erdmandel ist in den Tropen Ostafrikas

beheimatet.

Sie wurde

bereits

im

alten

Ägypten genutzt. Gegenwärtig wird dieErd-

mandel regional im Mittelmeerraum angebaut. In Spanien, wo die Pflanze bereits seit

langem kultiviert wird, sind die Knollen

auch heute auf den Märkten zu finden. Ver-

wendung finden die Erdmandeln dort als Getränk

(„Horchata“).

Darstellung

der

Eine

ausführliche

Kulturgeschichte

der

Erdmandel finden Sie in der Broschüre „Gemüse Inkognito“, die im Eigenverlag bei Arche Noah erschienen ist (Arche Noah

2001). €

Erdmandeln bilden unterirdische Knöllchen aus.

362

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Handbuch Samengärtnerei

Süßgräser, Echte Gräser (Poaceae)

Süßgräser sind weltweit verbreitet und die Grundlage des Ackerbaus der Alten wie der Neuen Welt. Allen Süßgräsern gemeinsam sind ihre stärkereichen Samen, die sich gut lagern lassen. In agrarischen Gemeinschaf-

ten bestimmten und bestimmen Aussaat,

Ernte und Verarbeitung des Korns den Lebensrhythmus der Menschen. Die Samen der Getreide sind die Erntefrucht, sie wur-

den durch jahrtausendelange Auslese vergrößert. Charakteristisch für Getreide sind

die intensive Verwurzelung im Boden und ihre rasante Ausbreitung über Samen und/oder Wurzelausläufer. In die Familie der Süßgräser gehören die für die europäische und asiatische Landwirtschaft typischen Getreide wie Weizen, Roggen, Hafer und Gerste genauso wie der Mais als Kulturpflanze der Neuen Welt und verschiedene Hirsearten. Hirse und Mais ist jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet, die Getreide behandeln wir in einem gemeinsamen Kapitel.

ww

Süßgräser, Echte Gräser

Allgemeine Vermehrungsmerkmale Alle Süßgräser sind einhäusig; Getreide und Hirse haben zwittrige Blüten, die sich zu Rispen oder Ähren vereinigen. Gräser verzichten auf eine farbenfrohe Blütenpracht, um ihre Fortpflanzung zu sichern, da sie entweder Selbstbefruchter sind oder sich vom Wind bestäuben lassen. Getreide sind,

von wenigen Ausnahmen abgesehen, einjährig. Für die Vermehrung einer Sorte sollen mindestens 300 Pflanzen angebaut werden. Eine Ausnahme ist Mais: Er hat getrennt-geschlechtliche Blüten und es sollten mindestens 100-150 Pflanzen für die Ver-

mehrung angebaut werden. Idealerweise größere Flächen bebauen.

Der Khorassan-Weizen (Triticum turgidum ssp. turanicum) ist eine begrannte Weizenart.

Überblick über die Familie Deutscher Name

Gattung

Art

Befruchtungsverhältnisse

Saat-Weizen

Triticum

aestivum ssp. aestivum

Selbstbefruchter

Hart-Weizen

Triticum

turgidum ssp. dicoccum var. durum

Selbstbefruchter

Dinkel

Triticum

aestivum ssp.spelta

Selbstbefruchter

Emmer

Triticum

turgidum ssp. dicoccum var. dicoccum

Selbstbefruchter

Einkorn

Triticum

mMONOCoCCUMm SSp. monococcum

Selbstbefruchter

Roggen

Secale

cereale

Fremdbefruchter, Wind

Hafer

Avena

sativa

Selbstbefruchter

Gerste

Hordeum

vulgare

Selbstbefruchter

Mais

Zea

mays

Fremdbefruchter, Wind

Sorghumhirse

Sorghum

SPP.

Fremdbefruchter, Wind

Kolbenhirse

Setaria

italica

Rispenhirse

Panicum

miliaceum

Selbst- und Fremdbefruchter,

Wind

Fremdbefruchter, Wind

364

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Handbuch Samengärtnerei licher Sorten nicht berühren, da es dadurch

> Getreide

(Triticum spp., Secale cereale, Avena sativa, Hordeum vulgare)

Wenn man vom „Weizen“ spricht, denken

viele Menschen zuerst an den Saat-Weizen, unser wichtigstes Brotgetreide. Die Weizen-

verwandtschaft umfasst jedoch viele Kulturgetreide. Manche haben auch gegenwärtig noch Bedeutung - z.B. Dinkel und HartWeizen -, andere wie Einkorn oder Emmer

sind fast aus der Kultur verschwunden. Roggen erträgt wesentlich rauere Klimalagen als

Weizen und hält in Europa den Höhenre-

kord unter den Getreiden, inmanchen Berg-

gebieten bis 1900m Seehöhe. Viele Höfe im Berggebiet gaben den Anbau von Getreide zugunsten der Viehwirtschaft auf. So verschwanden erst in jüngster Zeit - bis in die 1980er Jahre - viele alpine Landsorten. Die Alpen werden als sogenanntes sekundäres Vielfaltszentrum vieler Getreide erachtet, daher ist dieser Verlust der Getreidevielfalt besonders dramatisch. Im Hausgarten können auch auf kleinen Flächen einzelne Sorten erhalten werden. Viele Getreidearten bilden wunderschöne Ähren von ästhetischer Regelmäßigkeit, bizarrer Verdrehung oder imposanter Färbung. Sie sind daher auch als Zierpflanzen eine Bereicherung für den Garten.

doch zu Verkreuzungen kommen kann. Roggen ist ein strenger Fremdbefruchter und muss entweder räumlich oder mechanisch isoliert werden. Zwei Roggensorten,

die sich nicht verkreuzen sollen, müssen bei

Kleinparzellen mindestens 300m Abstand voneinander haben, bei feldmäßigem

Anbau 2,5 km. Peer Schilperoord, der in der

Schweiz viele alpine Landsorten anbaut, empfiehlt, zwischen zwei Roggensortenzm hohe Wände zu errichten. Am einfachsten ist es sicher, nur eine Sorte pro Jahr anzubauen. In der ehemaligen Nordtiroler Landesanstalt für Pflanzenzucht und Samenprüfung in Rinn wurde folgendes System praktiziert: Über einen Teil des Roggen-Beetes wurden so genannte Euro-Paletten-Hauben gestülpt. Dies sind dicke Plastikplanen, die bereits die Form einer rechteckigen Hülle (130x100cm) haben und normaler-

weise für Paletten verwendet werden. Oben

eine Fläche von 50x 5o cm herausschneiden. Im Abstand von 130x100 cm an jeder Ecke

einen Stecken in die Erde einschlagen und daran die Plane festnageln. Die Plane sollte cirka 50 cm über dem Boden befestigt werden. Die Plane darf nicht bis zum Boden reichen, da sonst ein ideales Klima für Pilz-

krankheiten entsteht. Auch wenn die Pflanzen nicht hermetisch abgeriegelt sind, kommt

es kaum zu Verkreuzungen,

da in

der Plastikhülle die warme Luft aufsteigt,

Was Sie brauchen: > ım? Anbaufläche oder einen Getreideacker > bei Roggen: Isolationsmöglichkeiten! a

2

:

Bestäubungsbiologie Alle Getreide mit Ausnahme des Roggens, der ein Fremdbefruchter ist, sind Selbstbefruchter. Auch bei den Selbstbefruchtern ist

esjedoch wichtig, dass unterschiedliche Sorten mit etwas Abstand zueinander angebaut

werden, damit sich Pflanzen unterschied-

ein Luftzug von unten nach oben entsteht und sich die Pflanzen innerhalb der Hülle gegenseitig bestäuben.

Samenbau Bei allen echten Getreiden gibt es Formen,

die für einen Herbstanbau („Winterung‘“), und Formen, die für einen Frühlingsanbau („Sommerung‘“) geeignet sind. Getreide hat

eine rasche Wurzelentwicklung und die feinen Haarwurzeln dringen bis tief in den

Boden ein, wo die Erde auch im Winter warmist.

Schwarzer Emmer

Vor allem langstrohige Getreidesorten mit einem horizontal gespannten Bohnenrank-

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Viele Landsorten sind Sortengemenge oder Mischungen aus verschiedenen Ökotypen äußerlich zum Beispiel sichtbar an begrann-

gitter stützen oder die Ähren zusammen-

binden, damit sie nicht knicken.

ten und unbegrannten Ährchen, verschie-

Samenernte

denfarbigen Spelzen oder anderen Merkma-

Getreide kann bereits - wie im nicht mecha-

nisierten Landbau üblich - in der Gelbreife geschnitten werden. Zu Garben binden und zu „GetreidemandIn“ aufgestellt weitere zwei Wochen nachreifen lassen. Erst wenn die Ähren vollständig trocken sind, dreschen. Nicht freidreschend (=bespelzt) sind Emmer, Dinkel, Einkorn und die meisten Gerstensorten. Für die Verwendung als Speisegetreide müssen sie entspelzt werden, für die Samengewinnung sollen sie nicht entspelzt werden. Die Spelzen gewährleisten einen besseren Aufgang der Saat. Bei Emmer und Dinkel werden die so genannten „Vesen“ ausgesät, Fruchtstände von meist drei bespelzten Körnern.

len. Bei diesen darauf achten, dass alle For-

men weiter vermehrt werden.

> > > > >

Einige Auslesckriterien gelten für alle Sorten: sortentypisches Erscheinungsbild Standfestigkeit Ertragssicherheit Bestockungsvermögen (gute Horstbildung) Widerstandskraft gegen verschiedene Pilzkrankheiten (Rost, Steinbrand, Mehltau)

> Angepasstheit an den Standort (Trockenheit, Feuchtigkeit)

366

Wasser (?Beizen von Saatgut, S. 49). Diese

Beizmethoden werden zur Zeit intensiv weiterentwickelt, da der biologische Landbau ein großes Interesse an ihnen hat. In der konventionellen Landwirtschaft werden verschiedene chemisch-synthetische Beizstoffe eingesetzt. Das Pflanzenstärkungsmittel Tillecur ist ein Senf-Meerrettich-Präparat und auch im ökologischen Anbau zugelassen. Die zarte Ähre des Einkorns

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die verschiedenen Getreidearten sind unter-

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Grundsätzlich ist die Liste der Krankheiten,

die im Getreideanbau vorkommen können,

sehr lang. Im Anbau im kleinen Stil treten seltener Krankheiten auf. Einige Krankheiten sind samenbürtig: Der Flugbrand bei Weizen/Gerste (Schadbild: Umbildung der Ähre zu einem schwarzbraunen Sporenlager), der Weizensteinbrand (Stinkbrand; Schadbild: statt Körnern Brandbutten, ver-

kürzter Wuchs, Ausstäuben der Sporen

beim Drusch), Fusarium-Pilze (Schadbild:

spiralige Verkrümmung der Sämlinge, rötliches Pilzgeflecht an der Pflanze unter andauernder Schneedecke), Ährenkrankheiten (Ähren teilweise taub), die Streifenkrank-

heit der Gerste (Schadbild: verminderter Wuchs, Schrumpfkorn, taube Ähren), die Netzfleckenkrankheit der Gerste (Schadbild: Vergilbung des Gewebes). Behandlung: Behandlung mit einem Pflanzenstärkungsmittel oder Warm- oder Heißwasserbeize der Samenkörner. Bei den

letztgenannten ist die Handhabung heikel, da Temperatur und Dauer der Behandlung genau eingehalten werden müssen, damit die Samenkörner keinen Schaden erleiden. Warmwasserbehandlung: die Samenkörner für 2 Stunden in 45°C heißem Wasser belas-

sen, bei der Heißwasserbehandlung nur für

genau 10 Minuten in exakt 52,0°C heißem

schiedlich alt, viele begleiten die Menschen bereits seit tausenden Jahren. So sind dieältesten Körnerfunde von Kulturweizen 9.500

Jahre alt. Die Kulturwerdung des Weizens

nahm ihren Ausgang im Nahen Osten, wo

auch die wilden Weizenarten ihren Verbreitungsschwerpunkt haben. Weizenarten waren, neben der Gerste, die wichtigsten Nahrungspflanzen der frühen Landwirtschaft der Alten Welt. Roggen und Hafer wurden

„über einen Umweg“

zur Kultur-

pflanze: Sie waren zunächst Unkräuter in Getreideäckern. Mit dem Menschen wurden sie in verschiedenste Klimagebiete verbreitet, wo sie sich teilweise besser bewährten

als das ursprüngliche Kulturgetreideundin Folge selbst kultiviert wurden. Gegenwärtig wird Roggen beinahe ausschließlich in deutschsprachigen Ländern kultiviert. €

367

|

Süßgräser, Echte Gräser

Hirse ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Pflanzenarten. In Europa wird

> Hirse

(Panicum miliaceum, Setaria Italica,Sorghum spp.)

Hirse nur selten angebaut, in anderen Re-

gionen der Erde, z.B. Afrika, zählen Hirsen

allerdings zu den wichtigsten Getreiden. Rispenhirse wird je nach Sorte 30-180 cm hoch. Die Echte Hirse oder Rispenhirse (Panicum miliaceum) ist die Hirse unserer Märchen. Sie enthält keine Klebereiweiße und kann daher nicht zu Brot verbacken werden,

u

u

m NS

sondern wurde und wird zum sagenumwobenen Hirsebrei verkocht oder zuFladen gebacken. Auch als Futterpflanze wird sie genutzt. An der Spitze der Pflanzen befindet sich eine bis zu 20 cm lange, weit verzweigte

3

Rispe mit zahlreichen kleinen runden Körnern. Der lateinische Name ist abgeleitet von „mille“ und suggeriert, es seien tausend

Mohrenhirse

Körner pro Pflanze. Die Rispenhirse war in der Fruchtfolge früher eine Hackfrucht und galt in Deutschland bis ins ı9 Jh. als „Ge-

treide des armen Mannes“. Von den Hirsen der Gattung Setaria ist die Kolbenhirse die bedeutendste. Kolbenhirse ist kräftiger als andere Hirsearten, ihr Stängel steht steil aufrecht. Diese Hirse heißt auch Fuchsschwanzhirse, weil die Kolben so

schwer sind, dass sie vornüber hängen. Die Kolben sind ein beliebtes Vogelfutter, das

man Zimmervögeln in den Käfig hängt. In Afrika, Indien, Nordchina und Russland

Kolbenhirse

wird die Kolbenhirse großflächig angebaut. Kolbenhirse ist relativ anspruchslos und kann vor allem in Grenzlagen des Maisanbaus als Alternative für den Futterbau angesehen werden. Die einzelnen Sorten können ähnlich wie die Rispenhirse glänzende,. meist unterschiedlich gefärbte Körner hervorbringen. Eine weitere Gruppe sind die SorghumHirsen. Dazu zählt auch der „Siarch“ oder „Siach“ - die lokale österreichische Bezeich-

Rispenhirse

nung für traditionelle Hirsesorten (Sorghum durra), die sehr hoch werden und starke Rispenäste bilden und traditionell zu Besen gebunden wurden. Die Mohrenhirse Sorghum bicolor ist eine weitere Hirseart. Dazu zählt

Handbuch Samengärtnerei

auch die Sorte ‚Popping-Sorghum‘, aus der Hirse-Popcorn hergestellt werden kann. Diese Sorte reift bei uns gut ab. SorghumHirsen sind ebenfalls in ihrem Habitus dem Mais sehr ähnlich, sie haben sehr breite Blät-

ter und einen dicken markhaltigen Stängel.

Manche Formen können bis zm hoch wer-

den und einen bis zu 6ocm langen Blütenstand entwickeln. Sorghum-Hirsen sind sehr wärmebedürftig,

Reife Rispenhirse

deshalb werden sie

hauptsächlich in den tropisch heißen Ge-

bieten, so vor allemin Afrika und China, an-

Samenernte

gebaut und genutzt.

Die Samen der Rispenhirse fallen in der Regel nicht aus, sondern reifen an den Pflanzen voll aus. Die Samenstände werden nicht

nachgetrocknet. Bei Kolben- und Rispenhirse ist die Gefahr groß, dass Vögel sich an

Was Sie brauchen: > 2-3m? Anbaufläche oder einen Hirse-Acker

der Ernte laben, noch bevor die Samen reif

sind. In der Reifephase die Pflanzen daher

Bestäubungsbiologie

mit einem Kulturschutznetz dicht abde-

Hirsearten sind in der Regel Fremdbefruch-

cken. Bei allen Sorghum-Hirsen besteht

ter, dievom Wind bestäubt werden. Kolben-

kaum Gefahr, die Samen sitzen fest und fal-

hirsen sind überwiegend Selbstbefruchter, es besteht eine Abhängigkeit zum Witterungsverlauf. Sorten einer Hirseart müssen räumlich mit einem Abstand von 300m

voneinander isoliert werden. Mechanisch können Hirsen mit einer Vliesabdeckung,

len nicht aus. Manche Sorghum-Hirsen reifen bei uns schlecht oder gar nicht aus. Sortenmerkmale und Auslesekriterien

ähnlich wie > Amarant, isoliert werden.

Hirse ist ein Getreide, dasin Europa seit vie-

Der Blütenstand der Kolbenhirse ist eine 5-30 cm lange kolbenartige Scheinähre (zusammengezogenen Rispe).

len Jahrhunderten eine untergeordnete Bedeutung hat. Daher ist wenig Kulturwissen zu Anbau und Auslese vorhanden.

Samenbau Rispen- und Kolbenhirsen sind sehr frostempfindlich und dürfen erst angebaut wer-

>

kurze Kulturdauer von 60-90 Tagen haben,

> >

den, wenn kein Frost mehr droht. Da sie eine

sind sie bei Aussaat im Mai im Hochsommer erntereif. Abstände zwischen den Pflanzen 25x 25-40cm, Sorghum-Hirsen werden

wie Mais angebaut (Aussaatzeit und Pflanzabstände).

> >

Nach folgenden Kriterien kann ausgelesen werden: Frühzeitigkeit und Abreifevermögen (tropische Herkünfte reifen bei uns schlecht ab) Standfestigkeit Rispenhirse: Bestockungsvermögen, gleichzeitige Kornreife, Korngröße und Geschmack, viele gut besetzte Rispen, einheitliche Abreife Sorghum-Hirse: Nutzungswünsche: Popcorn-Hirse, geeignete Rispenausbildung zum Besenbinden, Korngröße Setaria-Hirse: Kompakte Kolben

Süßgräser, Echte Gräser

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Beim Anbau in unseren Gärten sind bislang keine Krankheiten und Schädlinge aufgetreten, außer die bereits genannten Selbst-

Ernte-Vögel.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Von der Rispenhirse ist kein Ursprungsge-

biet bekannt, doch gibt es ein Vielfaltszen-

trum in Ostasien. Vielleicht wurde sie in Nordchina zuerst in Kultur genommen. Die ältesten Funde stammen aus diesem Gebiet (4. Jahrtausend). In der Schweiz fand man Körner, die aus der Steinzeit stammen, und

in vielen ost- und zentraleuropäischen Ländern war die Hirse eine wichtige Kulturpflanze der Jungsteinzeit. Da die Pflanze

sehr trockenheitstolerant ist, war sie im

Mittelalter eine wichtige Kulturart für karge, sandige Böden. Mit dem Eintreffen der Kartoffel in Europa verlor die Hirse ihre Bedeutung und wurde in Europa zum Kulturpflanzen-Relikt. Auch die Kolbenhirse gehört nicht zu den frühen Kulturarten des Nahen Ostens. Wahrscheinlich wurde sie zuerst in China (5500-5000 v.Chr.) und dann

später in Europa (2. Jahrtausend; Funde aus Zentraleuropa, Frankreich) in Kultur genommen. Sorghum durra wird von Nigeria bis Äthiopien in vielen nord-, west- und ostafrikanischen Staaten und Indien häufig kultiviert und wie Reis gekocht. Als Besenhirse war sie auch in der Südsteiermark und in Südtirol verbreitet. Sorghum bicolor wird in den Hauptanbauländern hauptsächlich als Futterpflanze angebaut. Als Sammelfrucht ist sie aus Südägypten schon um 6000v.Chr. nachgewiesen. Die Inkulturnahme erfolgte aber wohl im Sudan- bis Tschad-Gebiet. £

Reife Kolbenhirse

> Süßer Hirsebrei 500 g Hirse (Rispenhirse) 100 g gewaschene

Rosinen

100 g gerieben Mandeln oder Nüsse Vanille 2 Esslöffel Honig 1% | Rahm

Die gewaschene Hirse überbrühen und gut ausquellen lassen. Mit den übrigen Zutaten vermengen und an einem warmen Ort weiterquellen lassen. Mit Kompott oder frischen Früchten servieren. (Aus: Küster et al. 1999:

Korn. Kulturgeschichte des Getreides)

Handbuch Samengärtnerei Samenernte aus der Mitte des Bestandes ent-

> Mais

(Zea mays)

Der Mais ist mit Abstand die bedeutendste Kulturpflanze, die aus der Neuen Welt über-

nommen wurde. Gegenwärtig wird Mais in den meisten Ländern der Erde angebaut. Nach Weizen und Reis ist er die drittwichtigste Getreideart der Welt. Die größten Produzenten sind die USA, China, Brasilien und

Mexiko. Alle Maissorten der industriellen Landwirtschaft sind Hybridsorten und werden meist als Futtermais angebaut. Mais zählt zu den wichtigsten Kulturpflanzen der professionellen Pflanzenzüchtung, weltweit werden bereits einige gentechnologisch gezüchtete Sorten angebaut. Es gibt zahlreiche samenfeste Maissorten, die lokal gezüchtet

wurden. Mais ist eine sehr anpassungsfähige Pflanze. Weltweit haben sich 3.000 verschiedene Maissorten entwickelt. Was Sie brauchen:

> mindestens 100-150 Maispflanzen oder einen Mais-Acker

> Papiersäcke für die Isolierung

> Zeit für die Handbestäubung > ausreichend Platz

Bestäubungsbiologie Mais ist ein strenger Fremdbefruchter, der vom Wind bestäubt wird. Alle Maissorten können sich verkreuzen. Wer zum Beispiel Ziermais und Zuckermais im gleichen Garten anbauen

und vermehren will, muss

diese händisch bestäuben oder räumlich voneinander isolieren. Bei Kleinparzellen in einer vielgestaltigen Gartenlandschaft ist für die räumliche Isolation ein Abstand von 400-500m zwischen zwei Sorten nötig. In der professionellen Züchtung werden Abstände von mehreren Kilometern eingehalten. Am einfachsten ist es, jährlich nur eine Sorte anzubauen. Dann die Kolben für die

nehmen. Aber Achtung: In allen Regionen mit Maisanbau kann es zur Einkreuzung von Handelssorten aus umliegenden Äckern

kommen, da Maispollen kilometerweit fliegen. In diesem Fall bleibt leider nur die auf-

wendige Handbestäubung. Verkreuzungen zwischen Sorten sind meist schon im ersten Jahr am Kolben am unterschiedlichen Aussehen der Samenkörner zu erkennen (bei Zuckermais auch am Geschmack) - im Gegensatz zu den meisten anderen Kulturarten, wo Verkreuzungen erst durch Anbau der Samen entdeckt werden können.

Handbestäubung: Die Handbestäubung von Mais ist, wie bereits gesagt, zeitintensiv, aber nicht schwierig. Als Zubehör für die Handbestäubung benötigen Sie: ein scharfes Taschenmesser, ein Krepp-Klebeband, eine Klammermaschine und reißfeste Pa-

piertüten. (Besonders geeignet sind durchscheinende Säcke aus Pergament. Diese sind wasserabweisend und man sieht hinein, ohne den Sack abnehmen zu müssen. Solche Säcke sind für die Mais-Fahne optimal 40x20cmgroß, für dieKolben ca. 30x 15cm.

Sie sind erhältlich bei Firmen für Saatzuchtzubehör). Wichtig für die Handbestäubung ist der richtige Zeitpunkt: Die Fahnen (= männlichen Blütenstände) müssen eingesackt werden, bevor sie Pollen spenden, ebenso die noch kleinen Maiskolben (= weibliche Blütenstände), bevor die Bartfä-

den (= weibliche Empfängnisorgane) aufnahmefähig sind. Normalerweise erstreckt sich die Handbestäubung einer Sorte über zwei bis drei Tage, außer bei Sorten, die sehr

ungleichzeitig abreifen. Für die Handbestäubung den Bestand in zwei Hälften teilen. Eine Hälfte wird als Vaterpflanzen, die andere Hälfte als Mutter-

pflanzen verwendet (jeweils mindestens 50). Den Mutterpflanzen, von denen später die Kolben geerntet werden, sollteman die Fah-

nen abschneiden.

Süßgräser, Echte Gräser

Als große Sortengruppen werden unterschieden:

Sortengruppe Hart- oder Hornmais

Beschreibung des Korns hart, glasig; mehlarm;

robust, An-

Verwendung Speisemais, Futtermais,

(convar. mays)

baueignung für nördliche Regionen

Silagegewinnung

Zahnmais, Pferde-

sehen wie Backenzähne aus;

Speisemais, Futtermais; Mehlmais

zahnmais (convar. dentiformis)

an der Spitze bis zur Mitte eingesunken, übriges Nährgewebe hornartig

Popcornmais, Puffmais, Erdbeermais

sehr klein, glasig, gelb, außen hornig, innen weich, poppt beim

(convar. microsperma) Zuckermais (convar. saccharata)

Erhitzen reife Körner schrumpfen, da

Zucker nicht in Stärke verwandelt wird; Stängel auch zuckerhaltig (ähnlich Zuckerrohr)

Wachsmais, Chinesischer Mais

außen hart und glatt (wachs-

(convar. ceratina)

innen wachsig

Stärke- oder Weichmais (convar. amylacea)

Speisemais, Ziermais

artiger Überzug aus Amylopektin), sehr stärkereich

Gemüsemais, fett- und eiweißreich; Verwendung als

Konserve; gute Eignung für kühlere Regionen: Ernte im milchreifen Stadium

_

Speisemais; Herstellung von

Puddingpulver und Kleber

Speisemais, Mehlmais, Biermais, Tortillamais ; in Europa selten im Anbau; Anbauregionen Peru, Bolivien, Kolumbien

Handbuch

Samengärtnerei

Durchführung der Handbestäubung bei Mais

Durchführung:

> Tag ı: Die Kolben der Mutterpflanzen werden geschnitten und eingesackt (b-e). Richtiger Zeitpunkt: Möglichst viele Mutterpflanzen sollten kurz vor dem Herausschieben der Bartfäden (= Griffel) aus den Kolben stehen. Die Bartfäden der ausgewählten Kolben dürfen aber noch nicht sichtbar sein denn sonst ist wahrscheinlich bereits eine Bestäubung erfolgt! Zur Vorbereitung das Blatt, das den Kolben umhüllt, vorsichtig

entfernen, damit der Papiersack gut befestigt werden kann. Dann die Spitze der Hüllblätter mit einem scharfen Messer abschneiden. Achtung auf die richtige Schnitthöhe! Wird der Kolben im Inneren angeschnitten, war der Schnitt zu tief, erwischt

man.nichtalle Bartfäden, war der Schnitt zu hoch. Eventuell vorher an einigen Kolben üben, die nicht zur Vermehrung gedacht

sind. Nach dem Schnitt die Papiersäcke gleich über die Kolben stülpen und zwischen Kolben und Stängel mit Heftklammern befestigen. Er darf an der Spitze nicht zu eng anliegen, da der Kolben den Sack sonst sprengt.

> Tag 2: Die Fahnen der blühenden Vaterpflanzen werden eingesackt (a). Die Fahnen einsacken, wenn sich die winzigen Staubbeutel sichtbar zu entwickeln und zu stauben beginnen. Sind die Fahnen noch zu grün, entwickeln sie sich unter Umständen

nicht weiter und bilden keinen Pollen. Vor dem Einsacken Fahnen beuteln, um mögliche Fremdpollen zu entfernen. Den Papiersack über die Fahnen stülpen. Die Fahne in die Bugfalte des Sacks legen, diesen unten zweimal umklappen und mit einer Heftklammer befestigen, sodass der Pollen nicht

herausfallen kann.

Süßgräser, Echte Gräser

Vorbereitung: a) Einsacken der männlichen Blüte b) Entfernen der Blattscheiden der (noch nicht blühenden) weiblichen Blüten c) Abschneiden der Hüllblätter an der Spitze des Kolbens d) Schnittfläche durch die Bartfäden e) Einsacken nach dem Schnitt Durchführung der Bestäubung: f) Maispollen (aus den Papiersäcken der Fahnen in eine Schüssel geleert) g) die pinselförmig nachgewachsenen Bartfäden freilegen und mit dem Pollen bestäuben h) handbestäubte Kolben rasch wieder mit Papiersack abdecken und mit Klebeband oder Klammermaschine befestigen.

auf.) Man benötigt ca. einen Teelöffel Pollen pro Kolben. Anschließend die Papiersäcke sofort wieder über den Kolben stülpen und mit Klebeband dicht schließend am Stängel befestigen, nicht zu eng (Kolbenwachstum) und nicht zu weit (Wind). Die Papiersäcke sollen dann zur Markierung der handbestäubten Kolben bis zur Abreife auf den Kol-

ben belassen werden; sie sind zudem ein

Schutz vor Vogelfraß.

Zwischentall: Esregnetam dritten Tag und die Pollenkörner verkleben: Der Pollen ist nun nicht mehr brauchbar und die Fahnen müssen erneut eingesackt werden. Die Fahnen geben über 10-14 Tage Pollen ab. Sieblühen gleich lang wie die weiblichen Blüten an der Pflanze. Samenbau Mais wird für die Vermehrung so wie für die Speisenutzung angebaut. Am besten ist es, sich an den regional üblichen Aussaatterminen der Landwirte zu orientieren. Meis-

> Tag 3: Nun folgt die eigentliche Bestäubung (f-h). Richtiger Zeitpunkt für die Bestäubung ist der späte Vormittag, bis dahin hat sich viel frischer Pollen in den Säcken gesammelt. Es sollte jedoch kein starker Wind gehen. Die Fahnen noch im Sack kräftig schütteln, die Papiersäcke dann vorsichtig (nach seitlich-unten ziehend) abnehmen. Der Pollen ist leuchtend gelb und fein wie Mehl. Den Pollen aller Fahnen einer Sorte durch ein Küchensieb in eine Schüssel sieben (unbedingt Metall- oder Porzellanschüsseln verwenden!). Jeweils von dem Kol-

ben der Mutterpflanze den Papiersack entfernen, der gerade bestäubt werden soll. Die

Bartfäden sollten mittlerweile um 3-4cm gewachsen sein und gleichmäßig über die

Schnittfläche am Kolben hinausragen. Nun den Pollen mit den Fingern auf die Bartfäden streichen (sie nehmen den Pollen nicht nur an der Spitze, sondern über die ganze Länge

tens wird Mais zwischen Mitte April und Mitte Mai angebaut. Er ist frostempfindlich

und soll erst nach den letzten Frösten aus der Erde kommen. Anders als beim herkömmlichen Anbau sind die Abstände zwi-

schen den Pflanzen größer zu wählen. Vor allem,

wenn

man

vorhat,

die

einzelnen

Pflanzen von Hand zu bestäuben, muss man reichlich Platz lassen, um zwischen den

Pflanzen durchgehen zu können. Die meis-

ten alten Sorten bilden Seitentriebe aus (Be-

stockung) - diese sollte man entfernen. Rei-

henabstand: 60cm, Abstand in der Reihe: 30-35 cm. Im Juni die Pflanzen ein- bis zweimal anhäufeln. Wenn Sie keine Handbes-

täubung machen, sondern die Sorte frei ab-

blühen lassen können, sollten Sie die Pflan-

zen blockweise (nicht in einer langen Reihe), und idealerweise parallel zur Hauptwindrichtung anbauen, damit eine gute Bestäubung erfolgt. €

ng

En

Handbuch Samengärtnerei

Samenernte Der Reifezeitpunkt ist daran zu erkennen,

dass die Hüllblätter ganz trocken und die Samen hart sind. Den Kolben immer mit den

Hüllblättern und Kolbenstängeln ernten, diese zurückschlagen und Maiskolben

daran kopfüber an einem trockenen und luftigen Platz aufhängen (unter 30°C). Maiskolben können auch im Freien, zum Beispiel unter

einem

Sorte

zu

Dachvorsprung,

getrocknet

werden. Um die genetische Vielfalt einer erhalten,

sollen

möglichst

Eingesackte Maiskolben nach der Handbestäubung

alle

handbestäubten Kolben beerntet werden.

Grundsätzlich gilt: Lieber weniger Körner

von vielen Kolben als viele Körner von weni-

gen Kolben zur Vermehrung verwenden.

Nimmt man von weniger Kolben Samen ab,

sind Inzuchterscheinungen bei den Folgegenerationen sehr wahrscheinlich. Bei frei-

> sortentypische Kornausbildung in sortentypischer Anordnung (Doppelteihe, Einfachreihe, versetzt) > schöner Wuchs (bei vielen älteren Sorten,

die seit einigen Generationen mit wenigen

abblühender Vermehrung die Kolben idealerweise aus der Mitte des Bestandes ernten.

Pflanzen vermehrt wurden, treten Inzucht-

men, hier sind die Samenkörner immer gut

und Kolben auf; diese Pflanzen vor der

Das Saatgut aus der Mitte des Kolbens neh-

entwickelt. Samenernte: Wenn man keinen traditionellen Maisrebler verwenden kann,

zwei Kolben gegeneinander reiben.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Die Auslesekriterien sind in Abhängigkeit von der Sorte sehr unterschiedlich. Grundsätzlich ist eine Standortangepasstheit (Trockenheitstoleranz, sichere Abreife etc.) wichtig. Auslesekriterien können sein: Zuckermais:

> viele süße, weiche Kolben pro Pflanze (zwei bis drei); > guter, süßer und maistypischer Geschmack (ein bis zwei Kolben pro Pflanze verkosten und einen zur Samenreife gelangen lassen) Allgemein: > Schön ausgebildete Kolben (von Deck-

blättern gut umhüllt)

erscheinungen in Form von Zwergwuchs oder mangelhafter Ausbildung von Fahnen Blüte aus dem Bestand entfernen)

Natürlich muss nicht unbedingt so streng wie beschrieben auf Sortenreinheit ausgelesen werden. Wer Lust und Laune hat, kann

auch mit Sortenmischungen experimentie-

ren oder sich jedes Jahr von neuen Verkreu-

zungen überraschen lassen. Wenn Sie eine eigene Sortenmischung entwickeln wollen

undes Sie nicht stört, wenn sich andere Sor-

ten einkreuzen, sind die komplizierten Isolierungstechniken nicht notwendig. Allerdings ist die Handbestäubung zur Erhaltung der traditionellen samenfesten Maissorten wichtig, die heute fast völlig aus Han-

del und Anbau verschwunden sind. Ohne

Handbestäubung besteht immer die Gefahr,

dass Hybridsorten aus umliegenden Äckern

einkreuzen. In Zukunft könnte es leider auch immer wichtiger werden, durch kontrollierte Vermehrung alte Sorten vor der Einkreuzung von gentechnisch veränderten Sorten zu schützen.

Süßgräser, Echte Gräser

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Die häufigste Pilzerkrankung bei Mais ist der Maisbeulenbrand (Ustilago maydis), der besonders den Zuckermais befällt. Er führt zu stark deformierten Kolben (faust- bis kindskopfgroße Wucherungen), kann aber auch an Halmen und Blättern auftreten. Im Innern dieser Anschwellungen bildet sich zunächt ein gallertiges Myzel, das riesige Mengen schwarzer Dauersporen hervorbringt, die mehrere Jahre überlebensfähig

sind. Diese Pflanzen zur allgemeinen Vorbeugung entfernen. Fruchtwechsel einhalten und luftigen weiten Stand wählen. Moderne Sorten aus Mtteleuropa und den USA sind in hohem Maße resistent, in Süd- und

Mittelamerika hingegen werden die grünen Wucherungen als Delikatesse auf den Märkten feilgeboten. Auch diereifen Sporen werden wie Mutterkorn medizinisch genutzt. In kleineren Beständen befallen auch Blattläuse gerne die Maispflanzen. Behandlung mit den üblichen Mitteln. Und schließlich kön-

nen die Raupen des Maiszünslers (Ostrinia nubilalis), einer Schmetterlingsart, Schäden

anrichten. Schadbild: Die Raupen fressen

äußerlich an den Blättern und männlichen Blütenorganen, später bohren sie sich in

Kolben und Stängel und überwinterninden unteren Stängelteilen. Besonders gefährdet sind frühe Sorten. Der Maiszünsler zieht Zuckermais dem Futtermais vor. Behandlung: Nach der Blüte die männlichen Blüten-

stände entfernen, Ausbringen von Bacillus

thuringiensis-Präparaten. Vorbeugend: Nach der Ernte die ganzen Pflanzen aus dem Garten entfernen und gut kompostieren. Die geernteten Kolben können von Mehlmotten

(Ephestia kuehniella) befallen werden. Behandlung: Wenn die Kolben gut trocken sind, können sie kurz in die Tiefkühltruhe gegeben werden. Abgerebeltes Saatgut in dichten Gefäßen lagern.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die genaue Herkunft und Entstehung des

Kulturmais ist ein botanisches Rätsel. Ei-

nige Autoren halten die mittelamerikani-

sche Teosinte (Zea mexicana) für den wilden

Vorfahren - diese hat jedoch noch ganz und gar grasartigen Wuchstyp. Dass aus dem lockeren Blütenstand ein kompakter Kolben wurde, könnte Ergebnis einer spontanen Mutation sein. Wie davon ausgehend aber der Mais in Kultur genommen wurde und sich weiter entwickelt hat, liegt teilweise im Dunkeln. In Zentralamerika ist Mais die

wichtigste Getreidefrucht seit tausenden

Jahren. Die ältesten Funde stammen aus Südmexiko aus der Zeit um 5000 v.Chr. Der Mais war den altamerikanischen Völkern

Mittelamerikas heilig. Für sie war Mais ein Geschenk der Götter und das Mittel zum

Leben (mays lehnt sich an indianische Be-

zeichnungen der Pflanze an, die übersetzt „das unser Leben Erhaltende“ bedeuten). Schon um 5000 v.Chr. muss der Mais nach Südamerika gebracht worden sein, in Peru entwickelte sich ein sekundäres Vielfaltszentrum. Im Jahr 1493 gelangten die ersten Maiskörner durch die Kundschafter der Ex-

pedition von Kolumbus nach Spanien. DreiBig Jahre später wurde Mais in Andalusien bereits feldmäßig kultiviert. In den Südal-

pen (Kärnten) ist der Maisanbau seit 1542 ur-

kundlich dokumentiert. Nach Mitteleuropa gelangte der Mais über den Vorderen Orient.

So kam der Mais auch zu seinem Namen „Türkisch Korn“, da man die eigentliche Herkunft des Mais wohl nicht kannte. Unter diesem Namen erscheint der Mais auch in

den botanischen Werken von Hieronymus

Bock und Leonhard Fuchs aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, zur Feldfrucht wurde er aber erst im 18. Jahrhundert. €

‚Handbuch Samengärtnerei muss nicht immer Zierlauch sein:

378

Handbuch Samengärtnerei

Zwiebelgewächse (Allıaceae)

Die wichtigste Gattung der Familie ist Allium: Zwiebel, Lauch und Knoblauch sind

aus unseren Gärten und Küchen nicht weg-

Insekten besuchen gerne die kugelrunden Scheindolden der KüchenZwiebel. Im Bild eine Glockenwespe (Eumenes pomiformis)

zudenken. Ihr scharfer, würziger Geschmack

gibt vielen Gemüse- und Fleischgerichten erst die unverkennbare Note. Der starke Zwiebel- oder Knoblauchgeruch entsteht durch Schwefelverbindungen in Blättern und Zwiebeln.

Botanisch gesehen bestehen Zwiebeln aus

einer extrem gestauchten Rosettenachse

(Zwiebelscheibe), an der die zu dicken Speicherorganen umgewandelten Blätter (Zwiebelschuppen) sitzen. Bei Küchenzwiebel, Knoblauchknolle und Schalottenzwiebel dienen die Zwiebeln der Pflanze als unterirdische Überdauerungs- und Speicherorgane.

Zwiebelgewächse

Bei anderen Zwiebelgewächsen sind die Zwiebeln oberirdische Vermehrungsorgane: So die Brutzwiebeln in der Blüte bei Knoblauch oder der Etagenzwiebel.

Allgemeine Vermehrungscharakteristika Allium-Blüten sind Zwitterblüten und strenge Fremdbefruchter. Die einzelnen Blüten sind in einer kugeligen Scheindolde angeordnet und öffnen sich über einen Zeitraum von 30 Tagen. Die meisten Blüten sind während der zweiten Woche geöffnet. Die Staubbeutel einer Einzelblüte geben drei

Tage lang Pollen ab, bevor die weiblichen Blütenorgane aufnahmefähig sind. Diese Art zu blühen wird in der Botanik als „vor-

männlich“ bezeichnet; sie verhindert eine

Selbstbefruchtung. Aufgrund ihrer wunderschönen Knospen und Blüten werden viele Allium-Arten als Zierpflanzen kultiviert. Doch nicht nur das Auge des Gärtners oder der Gärtnerin

labt sich an den Blüten, sondern auch ver-

schiedenste Insekten. Die wichtigsten Bestäuber sind Bienen, Wespen und Schwebfliegen, der Wind hingegen spielt kaum eine Rolle. Bei der kommerziellen Saatgutvermehrung werden zwischen einzelnen

Überblick über die Familie Deutscher Name

Gattung

Art

Küchen-, Speise-,

Allium

cepal. var. cepa

Familienzwiebel, Schalotte, Kartoffelzwiebel

Allium

cepa L. var. ascalonicum Backer und var. aggregatum G. Don

Etagenzwiebel, Luftzwiebel,

Allium

x proliferum

Allium

fistulosum

Lauch/Porree

Allium

ampeloprasum

Perlzwiebel

Allium

ampeloprasum

Schnittlauch

Allium

schoenoprasum

Knoblauch

Allium

sativum

Knolau, Schnittknoblauch,

Allium

ramosum L., A. tuberosum Rottler

Sommerzwiebel, Bolle

Johanniszwiebel Winterheckezwiebel, Winterzwiebel,

Stängelzwiebel, Lauchzwiebel

Chinesischer Knoblauch Gartenspargel

ex Spreng. Asparagus

officinalis

Verzeichnis der Kulturarten Kulturen mindestens 1,5

km

Isolier-

abstand eingehalten. Hausgärten sind vielgestaltiger als große Feld-

kulturen, hier ist ein Abstand von 150-200m ausreichend. Innerhalb

eines Gartens kann daher nur eine Sorte vermehrt werden, außer man

> Küchenzwiebel,

Speisezwiebel, Sommerzwiebel, Bolle

(Allium cepa var. cepa)

arbeitet mit der aufwendigen >Mechanischen Isolation oder der > Handbestäubung. Einige Zwiebelgewächse bilden keine Samen aus und werden vegetativ vermehrt: Knoblauch und Eta-

genzwiebel bilden anstelle einer Blüte Brutknöllchen aus. Unter

Stress bilden sie auch Blüten aus, die

allerdings meist steril sind. Umge-

kehrt können Zwiebelarten, die nor-

malerweise über Samen vermehrt

werden, unter Stress auch Brutknol-

len ansetzen (zum Beispiel Lauch). Bei allen Zwiebelgewächsen ist eine gute Auslese wichtig. Pflanzen mit untypischen Blättern möglichst früh entfernen; auch solche, die sehr

schnell in Blüte gehen. Nur von den sortentypischsten Pflanzen Zwiebeln, Brutknöllchen oder Luftzwiebeln vermehren.

Gemüse oder Gewürz? Die Küchenzwiebel

ist je nach Sorte und Verwendung ersteres, letzteres oder beides: ein Würzgemüse. Der Geschmack ist süß, aromatisch und scharf.

Den typischen Zwiebelgeschmack verursachen ätherische Öle, besondere Schwefel-

verbindungen und Fruchtsäuren. Aufgrund

des hohen Gehaltes an Allicin ist die Küchenzwiebel ein natürliches Antibiotikum, das ebenso antiviral wie immunstärkend

wirkt. Die Küchenzwiebel ist jedenfalls in den meisten Hausgärten ein fixer Bestandteil und auch auf den Märkten ganzjährig zu finden. Die Formenvielfalt (siehe Abbildun-

gen), aber auch die Farbenvielfalt sind groß:

rot-violett, weiß, braun oder gelb. Rote Zwiebelsorten sind mild und meist sehr süß,

aber nicht so lange lagerfähig wie die gelben Formen. Was Sie brauchen:

> 15-20 schöne Zwiebeln

> Überwinterungsmöglichkeit oder

mildes Klima > Stützstäbe oder Rankgitter > Isolierhauben (wenn mehrere Sorten vermehrt werden)

Zwiebelgewächse Die Formenvielfalt der Zwiebel ist groß:

a) fingerförmig, b) birnenförmig, c) hochrund, d) rund, e) leicht flachrund, f) stark flachrund, g) plattrund, h) platt, i) kreiselförmig

Bestäubungsbiologie Die Zwiebel ist ein strenger Fremdbefruch-

ter. Die großen Blütenstände sind für viele

bis zu den Blüten gelangen. Die besten Bestäuberinsekten bei der mechanischen Iso-

lation sind große Schwebfliegenarten (z.B. Mistbiene). Da diese nicht immer zur Verfü-

Insekten attraktiv, sodass mehrere Sorten

gung stehen, werden am besten Mauerbie-

stets

müssen.

nen oder Schmeißfliegen eingesetzt. Beiletz-

zwiebel können gelegentlich vorkommen,

bei 30-40 %. Einen höheren Bestäubungser-

werden; noch größere Abstände sind einzu-

cken sein. Alle Blüten mit einem 3-5 cmbreiten Pinsel wechselweise bestreichen. Diese

isoliert angebaut

werden

Auch Kreuzungen mit der Winterheckenicht jedoch mit Schnittlauch oder Lauch. Zur räumlichen Isolierung müssen mindestens 150-200m Abstand eingehalten halten, wenn keine Barrieren wie Sträucher,

Häuser und ein Garten, der Insekten anderes Blütenangebot bietet, vorhanden sind.

Ist esnicht möglich, diese Abstände einzu-

halten, empfiehlt sich die

> Mechanische

Isolation. Wichtig bei einer Käfigisolierung:

Die Blüten dürfen nicht das Gitter berühren, da die Insekten sonst auf dem Gitter sitzend

teren liegen die Bestäubungserfolge oft nur

folg erreicht man durch die Handbestäubung: Die Zwiebelblüten müssen dafür troBestäubung täglich 14 Tage lang wiederholen (nur einen Pinsel pro Sorte verwenden). Samenbau Zwiebeln wachsen am besten in sonniger Lage auf sandig-lehmigen und gut wasser-

abführenden Böden, die nicht zu stark mit

Handbuch Samengärtnerei

Stickstoff versorgt sind. In den meisten Gebieten Mitteleuropas bietet sich die so genannte Saat-Zwiebel-Saatgut-Methode an: Einer Aussaat im Frühjahr folgt die Zwiebelernte im Herbst, ein neuerliches Setzen der

Zwiebeln im folgenden Frühjahr und ein Ernten der Samen im Sommer. Von Pflanzen, die bereits im ersten Jahr blühen, kein

Saatgut abnehmen. Zwiebeln sowohl für die Nutzung wie auch für die Vermehrung im ersten Jahr so früh wie möglich (im Freiland meist Mitte April) aussäen, um eine gute Zwiebelausbildung zu erzielen. Zwiebel kann auch vorkultiviert und ausgepflanzt werden. Steckzwiebeln können erst gesetzt werden, wenn keine strengen Fröste mehr zu erwarten sind. Ist ein Wachstum bis zur Nutzungsreife im ersten Jahr nicht möglich (kurze Vegetationszeitin höheren Lagen, zu späte Aussaat), kann man

im ersten Jahr

auch kleine Steckzwiebeln ernten, diese überwintern und im zweiten Jahr bis zur

Nutzungsreife kultivieren. Die Saatguternte folgt dann im dritten Jahr. Die Zwiebelbildung wird von der Tageslänge und den Temperaturen bestimmt: Bei so genannten Kurztagssorten sind dies ı2 Stunden, bei Langtagssorten 14 Stunden Tageslänge. Auch die Temperatur beeinflusst die Zwiebelbildung. Zwiebel benötigen zum

sind besser geeignet. Der Raum muss jeden-

falls frostfrei sein, da die Zwiebeln sonst gla-

sigwerden und rasch faulen. Wichtig ist eine regelmäßige Kontrolle des Lagers; faulende Zwiebeln entfernen. Zwiebeln haben eine Ruhephase, wäh-

rend der sie selbst bei optimalen Wachstumsbedingungen nicht austreiben. Diese ist von Sorte zu Sorte unterschiedlich lang. Nach der Ruhephase treibt die Zwiebel los,

sobald Luftfeuchtigkeit und Temperatur (12-15°C) für sie stimmen. Im Frühjahr die Zwiebeln wieder auspflanzen: bis zur Spitze senkrecht im Boden versenken. Reihenabstand: Reihe ı5cm.

25cm,

in der

Die Blütentriebe können über einen Meter hoch werden und brauchen deshalb eine Unterstützung (Stäbe oder horizontal gespannte Rankgitter). Beizunehmender Tageslänge bildet jede Zwiebel ein bis drei Blü-

tenstände aus; die Pflanzen blühen im Juli

und August. Während die Samen heranreifen, trocknen die Pflanzen langsam ein. Die Küchenzwiebel kann auch vegetativ vermehrt werden: Nach der Blüte erntetman an der Mutterzwiebel meist gut ausgebildete Brutzwiebeln. Werden diese im Frühling ausgepflanzt, bringen sie noch im gleichen

Jahr Samen.

Ausreifen Trockenheit; in kalten und nassen

Jahren kann sich die Abreife stark verzö-

gern. Die Zwiebeln im Sommer oder Herbst ernten, nachdem die Schlotten geknickt und die Zwiebelhälse eingetrocknet sind. Die 1520 besten und sortentypischsten Zwiebeln als Samenträger auslesen. Anschließend 1012 Tage lang an einem warmen, luftigen Ort trocknen, bis die äußeren Schalen gut trocken sind. Die oberen Pflanzenteile entfernen oder zu Zöpfen flechten. Um das vorzeitige Austreiben der Zwiebeln zu verhindern, können sie entweder bei hohen Temperatu-

ren (25-35°C) oder bei tiefen Temperaturen

(0-7°C) gelagert werden. Ein Gemüsekeller

ist weniger, ein Dachboden oder eine Garage

Samenernte

Die Früchte der Küchenzwiebel sind dreifächrige Kapseln. In diesen winzigen Hüllen sind die Samen eingeschlossen. Die Samen werden meist Mitte bis Ende August reif und sind dann schwarz gefärbt. Die Hüllen brechen sehr leicht und verstreuen bei Wind oder Regen die Samen. Daher die Samenstände ernten, sobald die Hüllblätter tro-

cken (= braun) sind und die ersten Samen sichtbar werden. Bei der Ernte die Samenstände in einen kleinen Papiersack beugen und dann erst den Stängel abschneiden. Die Samenstände lose geschichtet in Leinensäcken oder Kisten einige Tage an einem

Druschreife Samenstände der Küchenzwiebel

Handbuch Samengärtnerei warmen,

luftigen

Ort nachtrocknen.

Die

meisten Zwiebelsamen fallen leicht heraus, die restlichen im Sack ausdreschen. Geben die Hüllblätter die Samen beim Dreschen nicht frei, die gut getrockneten Samenstände kurz (einige Stunden) einem scharfen Frost aussetzen. Dann lösen sich die Samen leicht von den Hüllblättern. Reini-

gung: Das Saatgut in einem Sieb von den trockenen Hüllen trennen. Dies gelingt durch Schwingen des Siebes oder durch

sanftes Blasen. Oft sind viele Samen taub. Mit Hilfe eines einfachen Verfahrens kön-

nen die tauben von den keimfähigen Samen getrennt werden: Die Samen in einen Kübel

mit kaltem Wasser schütten. Taube Samen schwimmen oben auf, schwere (= keimfä-

hige) Samen sinken zu Boden. Das Wasser mit den tauben Samen vorsichtig ableeren, die keimfähigen Samen sofort wieder zum Trocknen auf Filterpapier auflegen oder portionsweise in Kaffeefiltern trocknen.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > gesundes und zügiges Wachstum

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Grundsätzlich ist eine weite Fruchtfolge beim Zwiebelanbau wichtig: Auf einem Beet Anbaupausen von fünf Jahren einhalten. Zwiebeln niemals mit Mist oder unreifem Kompost düngen: Dieser verzögert die Reife und fördert das Auftreten der Zwiebelfliege (Delia antiqua). Die Zwiebelfliege sieht aus wie eine kleine Stubenfliege. Sie legt ihre Eier an die jungen Zwiebeln. Die gelben Maden fressen an den jungen Pflanzen, die Blätter werden gelb und sterben ab. Folgegenerationen können auch später im Jahr größere Pflanzen befallen. Besonders negativ wirkt sich ein Befall bei heißen Wetter-

perioden und trockenen Böden aus. Die zweite Generation frisst sich vom Boden her im Juli/August in die Zwiebeln ein, manchmal kann auch eine dritte Generation folgen; Vorbeugung: Kulturschutzgitter zur Zeit der Eiablage = ca. Mitte Mai, keine frischen Stallmistgaben, kein Spinat als Vorfrucht. Eine Mischkultur mit Karotte soll den Befall stark dezimieren, ebenso eine Untersaat mit

> gleichförmige Zwiebelausbildung;

Erdklee. Behandlung: Befallenes Laub entfernen und verbrennen (damit die Maden sich nicht im Boden verpuppen und erneut ausschlüpfen). Ein besonderes Problem ist ein Befall der Samenträger im zweiten Jahr. Die Maden der Fliege können die Samen-

> keine Schalenlosigkeit, keine Schalenrisse, gute Schalenfestigkeit

umfallen und absterben. Die Pflanzen daher genau beobachten.

der Zwiebelschalen > Toleranz gegenüber Trockenheit > guter Geschmack > schlanker Zwiebelhals

stillen Lagen kann der Falsche Mehltau (Erreger: Peronospora destructor) auftreten. Schadbild: Das Zwiebellaub zeigt vor allem während feuchter Witterungsphasen längliche, grün-braune Flecken und ebenso gefärbte Blattspitzen. Zum Teil ist auf diesen Stellen ein violett-grauer Sporenrasen zu finden. Das Zwiebellaub kann bei stärkerem Befall ganz absterben. Die Zwiebeln bleiben klein und sind schlecht lagerfähig. Infektionsquellen sind meist im Boden überwin-

im ersten Jahr

> sortentypische Zwiebelform

(z.B. flachrund, rund, hochrund,

birnenförmig, fingerförmig)

keine Doppel- und Mehrfachzwiebeln

> gute sortentypische Ausfärbung

(= bessere Lagerfähigkeit)

> gute Lagerfähigkeit

> gute und gleichmäßige Abreife > geringe Mehltauanfälligkeit

stände von innen her anfressen, bis diese

Besonders in nassen Jahren und in wind-

Zwiebelgewächse ternde Zwiebeln oder Pflanzenreste. Vorbeugend: Windausgesetzte Lagen für den Anbau wählen; Fruchtwechsel von fünf Jahren einhalten; Pflanzenreste von den Beeten entfernen; Boden locker halten; Schachtel-

halmbrühe spritzen. Behandlung: Befallene Pflanzen entfernen und gut kompostieren

oder verbrennen. Im Lager kann die Zwiebelhalsfäule, auch als Grauschimmel bezeichnet (Erreger: Botrytis aclada), auftreten.

Der Pilz dringt im Herbst über das abster-

bende Laub in die Zwiebel ein, aber auch bei

mechanischen Verletzungen, z.B. während der Ernte kann es zur Infektion kommen.

Nach einigen Wochen im Lager werden die Zwiebeln im oberen Teil glasig und sehen

wie weich gekocht aus. Auf den Zwiebeln bildet sich ein graues Pilzgeflecht mit schwarzen Punkten. Zum Schluss schrumpfen die Zwiebeln und verfaulen zu einem

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Küchenzwiebel ist nur in Kultur be-

kannt. Sie gehört damit zu der kleinen Gruppe von Kulturpflanzen, bei der die Domestikation gleichzeitig zur Entstehung einer neuen Art führte. Die ältesten Nach-

weise der Kulturpflanze sind Abbildungen

aus Ägypten (ab 2665 v.Chr.). Für das Mittel-

meergebiet stammen die ältesten Nach-

weise aus der kretischen Kultur (ca. 20001400 v.Chr.), die Wirtschaftsbeziehungen

sowohl nach Mesopotamien wie nach Ägyp-

ten unterhielt. Für ein hohes Alter der Kultur in Indien sprechen Sanskritnamen. Die Römer brachten die Gartenzwiebeln nach

Norden. In Texten aus Mitteleuropa findet

stinkenden Brei. Dieser Pilz ist saatgutbür-

sich die Zwiebel seit dem frühen Mittelalter. Der Arzt und Botaniker Leonhard Fuchs beschreibt 1543 bereits rote, gelbe und weiße

und mit dem Wind vertragen werden. Vorbeugung: Keine übermäßige Stickstoffdün-

worden. Gegenwärtig sind überwiegend Hy-

tig, kann aber auch im Boden überdauern

gung; frühe Aussaat, während der Abreife vor Regen schützen (Folie). Ernte erst, wenn Blätter ganz abgestorben sind; Ernte bei tro-

ckenem Wetter. Behandlung: Lager regel-

mäßig kontrollieren, befallene Zwiebeln sofort entfernen.

Im Lager kann die Bakterienweichfäule (Erreger: Erwinia carotovora) auftreten. Die Zwiebeln werden bei hoher Bodenfeuchtig-

keit und nasser Witterung häufig bereits im Garten infiziert, sichtbare Schäden treten

aber erst im Lager auf. Diese Krankheit ist auch am schwefelartigen Geruch zu erken-

nen. Befallene Zwiebeln sofort entfernen.

Auch die Raupen der Lauchmotte (Ascrolepiopsis assectelle) können mitunter die Zwiebeln befallen. Thripse und Stengelälchen werden in Zwiebelkulturen ebenfalls angetroffen und können teils beträchtlichen Schaden anrichten. Vorbeugung: Kulturschutznetz verwenden.

Formen. In den vergangenen 50 Jahren ist die Zwiebel stark züchterisch bearbeitet

bridsorten auf dem Markt. €

Handbuch Samengärtnerei

> Schalotte,

Bestäubungsbiologie

Familienzwiebel

(Allium cepa L. var. ascalonicum Backer und var. aggregatum G. Don) Auf unseren Märkten ist dieses Zwiebelgewächs selten zu finden. Der Schälaufwand ist bedeutend größer als bei der Küchen-

zwiebel, sodass viele Köche und Köchinnen

die Schalotte links liegen lassen. Spitzengastronomen schwören jedoch auf die aromatische Qualität der Schalotte. Auch in Hausgärten sind sie anzutreffen: Früher reif als die Küchenzwiebel ist sie eine mild-würzige Zutat zu Sommersalaten. Die jungen Blätter

von

Schalotten

lassen

sich

wie

Schnittlauch verwenden. Schalotten sind

Schalotten werden vegetativ vermehrt, sie blühen nur selten und bringen noch seltener Samen. Ihre Neigung zum Schossen ist sehr gering. Aus diesem Grund eignen sich Schalotten auch für einen Anbau in den Tropen.

Vermehrung Schalotten werden im Herbst (September bis November) oder im zeitigen Frühjahr

(Ende Februar bis Ende März) ca. 5cm tief

gesteckt. Pflanzabstand in der Reihe: 10-

20cm, zwischen den Reihen 25-30cm. Die Pflanze ist ausdauernd, wird etwa 20cm hoch und bildet hohle Stängel, die nicht auf-

geblasen sind. Sie verträgt Fröste bis -8°C.

Bis zum Sommer bildet sie fünf bis sieben

kleiner als Küchenzwiebeln, ihr Aroma ist

neue Schalottenzwiebeln. Langtag und hohe Temperaturen fördern die Zwiebelbil-

Und schließlich sind in der Küche nicht

verwelkt ist - meist im Juli - geerntet.

würziger, süßer und gleichzeitig milder.

immer nur große Zwiebeln gefragt, die dann angeschnitten wieder in den Kühlschrank

wandern.

Schalottenzwiebeln sind die bekanntesten nestbildenden Typen. Daneben gibt es den Eschlauch und die Kartoffelzwiebel mit jeweils regionaler Bedeutung. Der Eschlauch hat sehr kleine Zwiebeln, die tief im Boden

sitzen,

und

ist nur vegetativ ver-

mehrbar. Kartoffelzwiebeln haben größere rundliche Zwiebeln, denen - im Unterschied zur Schalotte - die gemeinsame äu-

Bere Hülle fehlt. Sie wird vegetativ, selten

auch generativ vermehrt.

Was Sie brauchen: > 20 schöne Teilzwiebeln

> Überwinterungsmöglichkeit (oder Überwinterung im Freien)

dung. Die Zwiebeln werden, sobald das Laub

Ihr zweiter Name Familienzwiebel be-

zeichnet ihre Wuchseigenschaften: Die einzelnen Zwiebeln vermehren sich zu einer

„Zwiebelfamilie“. Eine Zwiebelfamilie sitzt

auf einer nach oben gewölbten Scheibe und besteht aus länglichen bis eiförmigen Teilzwiebeln. Da die Pflanzen sehr konkurrenzschwach sind, den Boden locker und unkrautfrei halten.

Ernte und Lagerung >Küchenzwiebel.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > gute „Familienbildung“, gesundes und zügiges Wachstum im ersten Jahr > sortentypische und gleichmäßige Zwiebelform (rund, hochrund, birnenförmig,

fingerförmig)

> keine Schalenlosigkeit, keine Schalenrisse,

gute Schalenfestigkeit

Zwiebelgewächse

Einzelne Zwiebeln vermehren

sich zu einer „Zwiebelfamilie“.

> gute sortentypische Ausfärbung der Zwie> > > > >

belschalen (weiß/gelb bis weiß /rot-violett)

Toleranz gegenüber Trockenheit guter Geschmack gute und gleichmäßige Abreife geringe Mehltauanfälligkeit gute Lagerfähigkeit

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Schalotten sind robuster als die Küchenzwiebel. Grundsätzlich können aber die gleichen Krankheiten auftreten wie bei dieser (> Küchenzwiebel). Sie sollen nicht nach Küchenzwiebeln oder anderen Allium-Arten

angebaut werden.

Kultur -und

.

Züchtungsgeschichte

Wild kommen Schalotten in Vorderasien und im Orient vor. In Europa verläuft ihre Nutzungsgeschichte parallel zu jener der Küchenzwiebel. Im Capitulare de Villis aus dem 8. Jahrhundert sind „ascalonias“ neben den „cepas“ bereits genannt. €

Handbuch Samengärtnerei

> Etagenzwiebel,

Luftzwiebel,

Johanniszwiebel

(Allium x proliferum)

Die Etagenzwiebel ist eine der kuriosesten Pflanzen aus der Zwiebelfamilie: Als ob ihr der Erdboden als Wuchsterrain nicht ge-

In der Luft bilden sich kleine Zwiebelchen.

nügte, wächst siein die Lüfte: An den Enden

der Stängel bildet sie ein Nest von Brutzwiebeln, die gleich an der Pflanze munter los treiben und eine zweite Etage bilden. Die Brutzwiebeln der zweiten Etage bilden wiederum

Brutzwiebeln,

aus

diesen

er-

wächst das dritte Stockwerk. Die Zwiebelchen können roh gegessen, gebraten oder als Zwiebel-Gewürz genutzt werden. Das frühe Laub kann wie bei der Winterheckezwiebel für Suppen oder Salate verwendet

werden, die Luftzwiebeln auch als sauer ein-

gelegte Pickles. Im Hausgarten sind die Eta-

genzwiebeln eine interessante Ergänzung zu den gewöhnlichen Zwiebelarten; im Er-

werbsanbau wird diese Zwiebel nicht genutzt. Vermarktungsmöglichkeiten könnten sich allerdings in der Floristik finden. Was Sie brauchen: > 5 schöne Pflanzen

Bestäubungsbiologie Sehr selten kommt es vor, dass Pflanzen blü-

hen. Dann jedoch können sie sich mit be-

nachbarten Küchenzwiebeln verkreuzen. In

der Deutschschweiz blühen die Etagenzwie-

beln höchst selten, im Botanischen Garten

von Genf jedoch jedes Jahr intensiv!

Vermehrung Etagenzwiebeln sind mehrjährig und winterhart. Die Etagenzwiebel kann ausschließlich vegetativ vermehrt werden, was siedem

Gärtner/der Gärtnerin ja auch nicht schwer

macht: die Luftzwiebeln („Bulbillen“) abnehmen, und die einzelnen Zwiebeln wieder

stecken, bester Zeitpunkt dafür ist August.

Ältere Stöcke alle drei bis vier Jahre verjüngen. Die Pflanze verjüngt sich auch selbst,

indem die schweren Luftzwiebeln sich zum Boden herab senken und Wurzeln schlagen. Sortenmerkmale und Auslesekriterien > Frohwüchsigkeit

> Gesundheit > Größe und Farbe der Luftzwiebeln

(rot/weiß/gelb)

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Die Pflanzen können von den gleichen Krankheiten und Schädlingen befallen werden wie die >Küchenzwiebel. Meist sind die Pflanzen robuster als diese. Lediglich die Zwiebelfliege kann gröberen Schaden anrichten, da befallene Schlotten leicht umfal-

len.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Etagenzwiebel ist nur in Kultur bekannt. Sie wird als Hybride zwischen der gewöhn-

lichen Küchenzwiebel und der Winterhe-

ckezwiebel angesehen. Wo und wie es zu dieser Verkreuzung kam, ist bislang nicht

geklärt. Ende des 18. Jahrhunderts gelangte die Zwiebel nach Europa (England). €

389

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Zwiebelgewächse

> Winterheckezwiebel, Winterzwiebel, Stängelzwiebel, Lauchzwiebel (Allium fistulosum)

zwiebel) und die asiatische Stängelzwiebel (= Lauchzwiebel). In Japan wird intensiv an diesen Sorten gezüchtet. Auch in Europa hat diese Anbauform in den letzten Jahren eine

gewisse Bedeutung erlangt, um frisches Zwiebelgrün im Frühjahr auf den Markt zu bringen. Was Sie brauchen: » 4-5 schöne Pflanzen oder ein schöner, dichter Horst

Bestäubungsbiologie Die Winterheckezwiebel blüht weiß. Wie alle Allium-Arten ist die Pflanze ein Fremdbefruchter und wird von vielen Insekten be-

sucht. Gelegentlich kommen Verkreuzungen mit blühenden Küchenzwiebeln vor,

nicht jedoch mit Lauch, Schnittlauch oder

Knoblauch.

Dieses Zwiebelgewächs ist eine mehrjährige

Staude, die nur schwache Zwiebeln ausbil-

det. Am Stängelgrund leicht verdickt, bildet sie starke, wuchsfreudige Blattröhren und

erscheint wie ein Mittelding zwischen Lauch und Schnittlauch. Zwei Nutzungsformen sind möglich: In Europa verbreitet

ist die Nutzung von ausdauernden, Horste bildenden Pflanzen, die im Hausgarten über viele Jahre am selben Ort bleiben. Die Win-

terheckezwiebel ist weniger wärmebedürf-

tig als Schnittlauch, sie treibt bereits früher aus und kann wie dieser auch getrieben werden. In der Küche wird sie als Beigabe zu Sa-

laten und Dünstgemüse genutzt. In China und Japan werden die Pflanzen einjährig kultiviert; genutzt werden die ganz jungen Pflanzen (Blattnutzung), später die kleinen

„Zwiebeln“ und die möglichst langen weiBen, oft gebleichten Schäfte, die eine große

Marktbedeutung haben. Durch den Unterschied in Anbau und Nutzung sind zwei verschiedene Sortentypen entstanden: die europäische Winterheckezwiebel (-Winter-

Samenbau Die Pflanzen schieben die Blütenstängel im

zweiten Jahr bereits bald nach dem Blatt-

austrieb. Eine Vermehrung über Saatgut ist einfach, da die Samen in den meisten Lagen

leicht zur Abreife gelangen. Will man meh-

rere Sorten sortenrein erhalten, ist die ein-

fachste Methode, die Blüten abzuzwicken und die Sorte durch Stockteilung vegetativ zu vermehren. Zur Verjüngung sollten die Stöcke alle zwei bis drei Jahre ausgegraben, aufgeteilt und an einen neuen Platz gepflanzt werden. Stängelzwiebeln sind frostanfälliger als die europäischen Winterheckezwiebeln. Erstere geschützt in unbeheizten Folienhäusern überwintern oder mit einer Abdeckung vor Regen, Schnee und Eis schützen. Samenernte Die Samen fallen leicht aus. Für Ernte und

Reinigung > Küchenzwiebel.

390

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Handbuch Samengärtnerei =

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Winterheckezwiebel kann über Samen oder durch Stockteilung vermehrt werden.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > > > >

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Wuchsfreudigkeit Feinheit der Blattröhren Ausbildung langer Schäfte (zum Bleichen) sortentypische Farbe der Blattröhren (weiß, grün, rot, violett)

> Blattfarbe (hell- bis dunkelgrün

a)

Winterheckezwiebel ist sehr robust und wird kaum von Krankheiten befallen. Als tierischer Schädling kann jedoch die Zwiebelfliege vorkommen. > Küchenzwiebel. s

Kultur- und Züchtungsgeschichte Winterheckezwiebel ist nur in Kultur bekannt. Die ältesten Nachweise über die Kul-

> Kulinarischer

Tipp

Die gehackten, noch grünen und weichen Samen können als Würze eines grünen Salates verwendet werden.

tivierung stammen aus China (aus demletz-

ten Jahrtausend v.Chr.). Nach Europa ge-

langte diese Zwiebel im Laufe des Mittelalters vermutlich aus Russland. Während in Europa die Winterheckezwiebel meist als mehrjährig genutzte Staude in den Hausgärten zu finden ist, hat sie in Asien als ein-

jährige Kultur eine große Marktbedeutung. In China werden sie häufig für den Winter getrocknet. €

391 33

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Zwiebelgewächse

> Lauch/ Porree

(Allium ampeloprasum)

Bestäubungsbiologie Lauch ist wie die Küchenzwiebel ein Fremd-

befruchter. Auch für Isolierung und Bestäuberinsekten gilt alles, was bereits bei der > Küchenzwiebel gesagt wurde. Lauch kann sich nicht mit Schnittlauch, der Küchenzwiebel oder der Winterheckezwiebel ver-

kreuzen. Sehr wohl kann er sich allerdings

mit seiner Wildform und den Echten Perlzwiebeln verkreuzen. Sommerknoblauch bildet meist keine oder sterile Blüten aus

und kann daher nur vegetativ vermehrt werden.

Samenbau Lauch ist ein beliebtes Wintergemüse, mit

Hilfe der schwefeligen ätherischen Öle

wehrt er sich im Winter gegen Frostschäden. Gewöhnlich wird der weiße, milde, je

nach Sorte mehr oder weniger verdickte Scheinspross (Schaft) genutzt, der aus den verdickten Unterblättern gebildet ist. Die grünen Teile des Blattes sind gleichermaßen delikat. Lauch ist am stärksten in Mitteleu-

ropa, Sommerlauch stärker in England ver-

breitet. Letzterer hat eine hellere Blattfarbe, ist lockerer im Gefüge und eignet sich für die Sommerernte. Sommerlauchsorten sind

nicht winterhart. In England und Frankreich findet sich eine weitere Spielart des Lauchs: der so genannte Sommerknoblauch, auch „Französischer Knoblauch“ oder „Elefantenknoblauch“ genannt. Seine Zehen

sind etwa fünfmal so groß und milder im Geschmack als jene des echten Knoblauchs. Der Stängel kann eine Höhe von 150cm er-

reichen. Diese Sorten werden in der Küche wie milder Knoblauch verwendet, auch das

Laub kann genutzt werden.

Was Sie brauchen:

> 10-15 schöne Lauchpflanzen

> wenn mehrere Sorten vermehrt werden: Isoliermöglichkeit

Lauch wird für die Samengewinnung zweijährig kultiviert. Im ersten Jahr wie für die Gemüsenutzung anbauen. Bereits im ersten Jahr kann es vorkommen, dass die Pflanzen

einen Blütenstängel ausbilden. Diese Pflanzen nicht vermehren.

Im Gegensatz

zur

Speisezwiebel bietet kühleres und feuchteres Wetter dem Lauch günstigere Wachstumsbedingungen. In den meisten Gegenden können die Pflanzen im Freiland überwintern, auch wenn die Blätter durch den Frost leiden. Weniger frostfest ist der Sommerlauch, dieser sollte geschützt überwintert oder in einen relativ trockenen Keller oder einen unbeheizten Folientunnel geräumt werden. Grundsätzlich gilt: Je dunkler und fester das Laub, umso frostfester ist eine Sorte, eine

blaue oder violette Bereifung des Blattes zeigt ebenfalls meist eine gute Frostresistenz an. Die Pflanzen im Frühjahr wieder in den Garten setzen, sobald der Boden bearbeitet werden kann. Im Frühjahr treiben die Pflanzen einen hohen Blütenstängel. An dessen Ende entwickelt sich im Juli eine langspitzige Hülle. Nach Abwerfen der Hülle kommt die typische Allium-Blütenkugel hervor. Lauch blüht später als die Küchenzwiebel, der Stängel ist fester, sollte vor-

sichtshalber aber ebenfalls gestützt werden.

Handbuch Samengärtnerei

> geschmackliche Eigenschaften > Schossfestigkeit (Nutzung als Sommer-, Herbst- oder Winterkultur) > Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit, Frost und Krankheiten > Ausbildung von unterirdischen Brutknollen (= „falsche Perlzwiebel“) im zweiten Jahr

Diese Pflanzen wurden im Sand überwintert und sind zum Auspflanzen hergerichtet.

> Lauch: gute Winterfestigkeit > Sommerlauch: Schnellwüchsigkeit Pflanzenkrankheiten

Samenernte

Die Samenträger reifen ziemlich spät ab. Wenn die einzelnen Samenträger ungleich reifen, die Dolden einzeln abschneiden und in einem Stoffsack luftig nachreifen lassen. Abgesehen von Weinbauregionen gelangen die Samen in Mitteleuropa nur in wenigen

Jahren zur Abreife. Dann die Pflanzen abschneiden, zu Garben binden und unter

Dach nachreifen und trocknen lassen (Plane unterlegen). Lauchsamen sitzen etwas fester in den Hüllen als Zwiebelsamen und fallen daher nicht so leicht aus. Das Saatgut wird gedroschen und gereinigt wie bei der >Küchenzwiebel.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Die angebauten Lauchsorten unterscheiden

sich hauptsächlich in der Farbe der Blätter, ihrer Winterhärte, der Länge und Dicke des

Blattschaftes und der Menge der Brutzwie-

beln im Bereich des Wurzelansatzes. Eine Auslese der Pflanzen erfolgt im

Herbst und im Frühjahr.

> > > >

Auslesekriterien können sein: Schaftlänge Schaftdicke Laubfarbe Winkel des Laubes zum Schaft

und Schädlinge

Ebenso wie bei der >Küchenzwiebel kann der Falsche Mehltau auftreten. Eine häufige Krankheit ist die Purpurfleckenkrankheit (Erreger: Alternaria porri). Der Pilz ist samenbürtig, kann aber auch durch befallene Pflanzenreste übertragen werden. Hauptsächlich in der oberen Hälfte der Blätter entstehen länglich-ovale, oft zonierte Blattflecken. Befallene Blätter reißen auf, verdrehen

sich und sterben schließlich ab. Der Pilz ent-

wickelt sich bevorzugt bei feucht-warmem Wetter. Vorbeugung: Bodenabdeckung mit Mulchfolie, Stroh oder Rasenschnitt min-

dert den Befall. Der Porreerost wird vom Pilz Puccinia allii verursacht und über Pflanzenreste im Boden oder im Freien überwinternder Pflanzen übertragen. Schadbild: Viele kleine, längliche gelbbraune-orange Flecken, die Blattoberseite ist schlitzartig aufgerissen. Die winterharten gelben runden Sommersporen sorgen schnell für eine Verseuchung der Flächen. Stark befallene Pflanzen bleiben im Wuchs zurück. Hauptausbreitungszeit des Pilzesist August und September in Form der Wintersporen. Mit kälterem Herbst- und Winterwetter wachsen die Pflanzen meist aus der Krankheit heraus. Vorbeugung: Kein zu dichter Bestand, nicht stark düngen. Behandlung: Befallene Blätter und Pflanzen entfernen. Tierische Schäd-

linge können die Zwiebelfliege (Delia antiqua) und die Lauchmotte (Ascrolepiopsis assectella) sein, die sich im ersten Jahr leicht

Zwiebelgewächse

Reife Lauchdolde

durch ein Kulturschutzgitter abhalten lassen. Ein Befall der Lauchmotte lässt sich auch durch eine Beregnung minimieren, da die weißen glänzenden, glatten Eier sich leicht abspülen lassen. Die grau-grünen, braunköpfigen Lauchmottenraupen können sich im Herz des Lauchs einfressen und so die Herzblätter zum Absterben bringen.

Mittelmeerraum bereits seit viertausend Jahren angebaut wird. Allerdings gibt es wenige stichhaltige historische Belege, zudem gibt es außer Lauch (Porree) auch noch Kur-

schutzgitter in Form eines Isolierkäfigs angebracht werden. Dann müssen Bestäuberinsekten in den Käfig gegeben werden. Alle Krankheiten und Schädlinge können auch im zweiten Kulturjahr an den blühenden Pflanzen auftreten. Die Pflanzen sind dann besonders empfindlich.

schen Raum genutzt wird. Beide können sich fruchtbar mit einigen Wildformen von Allium ampeloprasum verkreuzen. Kurratbildet keine Stangen, genutzt werden die Blätter als Salat oder Gewürz. Lauch wird hauptsächlich in Westeuropa und in Nordamerika kultiviert. In England, Großbritannien und

Auch

im

zweiten

Jahr

können

Kultur-

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Wildart des Lauchs ist sehr variabelund kommt in Südeuropa von Portugal, Nord-

afrika bis in die Türkei und den Iran vor. Sie

wächst auf unbearbeiteten Böden, Klippen oder sandigen Stränden. Kultivierter Lauch

ist ein altes Gartengemüse, das im östlichen

rat (Allium kurrat), der vor allem im arabi-

Frankreich sind viele alte, interessante Sorten zu finden. In manchen, vor allem süd-

lichen Ländern ist Lauch hingegen gänzlich unbekannt oder erst vor kurzem eingeführt worden. €

us

Die unterirdischen

Porrum

Brutknollen des Lauchs

kulinarium

Eine Besonderheit des Lauchs ist vielen unbekannt, da sie unter der Erde verborgen ist: Wenn die Pflanzen in der Erde überwintern, bil-

den sie im zweiten Jahr unterirdische Brutknollen aus (= „Falsche Perlzwiebel“). Mit diesen kann Lauch auch vegetativ vermehrt werden („Lauch-Steckzwiebel“). Die Brutknollen werden im Sommer geerntet. Das Wachstum der Brutknollen kann gefördert werden, wenn man die Blüte durch ein rechtzei-

tiges Abschneiden der Blütenstängel verhindert. Die Brutknollen sind mit der Mutterpflanze genetisch ident und können auch zur sortenreinen Erhaltung einer Sorte verwendet werden. Bei Pro Specie Rara wird diese Eigenschaft des Lauchs manchmal

ausgenutzt, wenn in einem

Schaugarten zwei oder mehrere Sorten nebeneinander stehen und nur eine blühen darf, da

sich die Sorten ja verkreuzen würden.

Man schneidet die Blüten vor dem Öffnen ab und provoziert so in den meisten Fällen eine Teilung der Wachstumszone an der Basis der Lauchpflanzen. Es entstehen so zwei bis fünf unabhängige Knollen, die geteilt werden können. Sie können, da sie keine Außenblätter

haben, nicht an der Luft aufbewahrt werden und sollten also gleich wieder gesteckt oder in Sand eingeschlagen werden. Wer die Brutzwiebel nicht für die Vermehrung benötigt, sollte diese Delikatesse verspeisen: Sie schmecken

köstlich und sind wesentlich

milder als Zwiebel und erinnern im Geschmack

ein wenig an Rettich. Einfach in Scheiben schneiden und aufs Butterbrot. Ein schnelles und einfaches Abendbrot aus dem Garten.

Zwiebelgewächse

> Perlzwiebel

benötigen nicht viel Platz, die meisten Sorten werden maximal3ocm, einige bis 60cm

(Allium ampeloprasum)

hoch. Die Zwiebeln bilden sich bei zuneh-

Perlzwiebeln sind eine winterharte Spielart

des Lauchs. Im Wurzelbereich bilden sich zahlreiche kleine Brutzwiebeln, mit weiß-

lich bis silbern schimmernden Häutchen,

die sie wie kleine Perlen aussehen lassen; die

typische braune Zwiebelschale fehlt. Perlzwiebeln werden nicht weltweit kultiviert:

Ihr Anbau erstreckt sich von Italien über Österreich, Deutschland bis in die Nieder-

lande. Meist sind sie in Hausgärten zu finden. Ein Erwerbsanbau hat sich im kleineren

Stil für die Produktion von Einlegezwiebeln („Mixed Pickles“) entwickelt. Die meisten

im Handel als „Perlzwiebel“ erhältlichen

eingelegten Zwiebeln sind allerdings weiße

Küchenzwiebel,

die dicht angebaut

und

früh beerntet werden. Perlzwiebeln eignen sich hervorragend als geschmortes feines Gemüse und zum Verfeinern von Soßen und

sind wegen ihres milden, jedoch würzigen Geschmacks als rohe Salatbeigabe zu empfehlen. Während des Winters lässt sich auch das Laub wie Schnittlauch verwenden. Was Sie brauchen:

> s schöne Pflanzen

Bestäubungsbiologie

Üblich ist die vegetative Vermehrung. Eine Samenbildung ist möglich, kann aber nicht regelmäßig jedes Jahr beobachtet werden. Perlzwiebeln können sich mit Lauch verkreuzen.

mender Tageslänge und können, sobald das Laub abgestorben ist, geerntet werden. Dies ist in der Regel im August, kann jedoch in trockenen Jahren auch früher sein. Lässt man danach die Zwiebeln im Boden, so trennen sie sich, was die Ernte aufwendiger

macht: Alle Zwiebelchen sorgfältig mit einer Grab-Gabel aus der Erde nehmen und von Hand verlesen - die größeren für die Küche, die kleinen für die weitere Vermeh-

rung. Die Zwiebelchen lassen sich nicht lagern und müssen sofort wieder angebaut werden. Noch größer ist die Ausbeute an Perlzwiebeln, wenn die Pflanzen ein weite-

res Jahr in der Erde gelassen werden. Sortenmerkmale und Auslesekriterien > Frohwüchsigkeit > Ertrag

> Gesundheit der Pflanzen

En

Perlzwiebel

Da sich Perlzwiebeln nicht lagern lassen, müssen sie frisch gegessen oder eingelegt : werden. Dazu ein Rezept: Perlzwiebeln gründlich waschen, einsalzen

und einen Tag ziehen lassen. Die Schalen mit den Fingern abstreifen, die Zwiebeln

abwaschen und abtropfen lassen. Je nach Geschmack

Vermehrung

Perlzwiebeln lieben humose, sandige Böden.

Sie sind am einfachsten vegetativ zu vermehren: Die Zwiebelchen im August mit

einem Pflanzabstand von ıocm und einer Pflanztiefe von 3-4. cm setzen. Die Pflanzen

;

> Eingelegte

mit Zwiebeln, Pfefferkörnern,

Estragonblättern, Dillkraut und gerissenem Meerrettich in Gläser füllen. Eine Mischung aus 20% mildem Apfelessig, 10% Zucker, 5% Salz und 65% Wasser aufkochen und die Zwiebeln übergießen. Die Gläser einwecken.

jes) 5“

Handbuch Samengärtnerei

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Krankheiten und Schädlinge kommen sehr selten vor, da die Vegetationszeit sehr kurz ist (> Lauch).

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Wildform der Perlzwiebel (zugleich die Wildform des Lauchs/Porrees) kommt im Mittelmeergebiet und im Nahen Osten vor.

> Knoblauch

(Allium sativum ssp. sativum)

In der europäischen Knoblauchkultur wer-

den die „Zehen“ des Knoblauchs genutzt, sie

sind unverzichtbare Zutat zu Gulasch, zum Schweinsbraten und zu vielen anderen Gerichten der Hausmannskost: Sogar ein eigenes Küchengerät ist dem Knoblauch gewidmet: Die Knoblauchpresse. Sie fehlt beinahe in keinem Haushalt, obwohl Küchenprofis

Weil sich insbesondere beim Sommerlauch bei Abschneiden des Blütenschaftes ähnliche Zwiebeln als Brutknospen entwickeln, ist bei älte-

auf gehackten oder fein geschnittenen Knoblauch schwören. Die asiatische Küche nutzt auch das frische, manchmal auch gebleichte Laub des Knoblauchs. Knoblauch ist auch ein Geheimtipp für Wüstendurch-

machen, ob sie von den echten Perlzwiebeln handeln. Die Kultur war of-

Wasserabgabe durch die Haut und ermöglicht so einen geringeren Wasserverbrauch.

ren Beschreibungen schwer auszu-

fenbar immer wenig verbreitetet. Becker-Dillingen gab 1924 eine Kulturanleitung und empfahl auch den

Anbau für die Konservenindustrie, doch blieb der kommerzielle Anbau

offenbar immer kleinräumig. So gab es im Spreewald und in Langensalza

sowie in den Niederlanden zwischen den 1950er und 1980er Jahren einen Anbau im kleineren Stil. In den 1970er Jahren konzentrierte sich der Anbau

in Klein- und Hausgärten der damali-

gen DDR auf Sachsen-Anhalt. Mel-

dungen gibt es auch aus dem Thürin-

ger Becken, dem Vogtland und dem Eichsfeld. €

querungen. Er vermindert, roh gegessen, die

Die vielen Knoblauch-Landsorten, die es

gibt, sind alle durch Mutationen und einfa-

che Auslese und vegetative Vermehrung entstanden. Knoblauch wird auf allen Kontinenten angebaut. Man spricht nicht von Sorten, sondern, da Knoblauch nur vegetativ vermehrt wird, von einzelnen Klonen.

Eine Spielart des Knoblauchs ist der Schlangenknoblauch, auch Rockenbolle oder Rocambole genannt. Dieser bildet einen verlängerten Stängel, der sich spiralig in der Luft windet.

Was Sie brauchen:

> 10 schöne Knoblauchpflanzen

Bestäubungsbiologie Beinahe alle Knoblauchsorten bilden auf

einem mittigen Stängel Brutknollen aus.

Selten, meist als Stressreaktion, treten Blüten auf, die aber zumeist steril sind. (Ein-

zelne Herkünfte, zum Beispiel der Klon „Great Headed Garlic“, können Samen ausbilden, diese werden in der Züchtung seit

Zwiebelgewächse

Neben den Brutknöllchen bilden sich Knospen. Die Blüten sind in der Regel steril.

der Pflanze wieder aus und bilden somit das

Pendant zur Etagenzwiebel, den „Etagen-

Schlangenknoblauch oder Rocambole

kurzem verwendet.) Sorten des hiesigen Knoblauchs können daher nur vegetativ vermehrt werden und eine Isolierung ist nicht notwendig. Vermehrung Knoblauch wird vegetativ durch die einzelnen Zehen oder durch die Brutknollen vermehrt. Aus jeder einzelnen Zehe - botanisch betrachtet sind dies gestauchte Sprossachsen - kann wieder eine Knoblauchpflanze erwachsen. Die Zehen im September|Anfang Oktober setzen und im darauf folgenden Sommer ernten. Die Zehen können auch erst im Frühjahr (bis April) gesetzt werden, bleiben dann aber kleiner und reifen etwa vier Wochen später. Auch die Brutknöllchen aus dem Blütenstand können gegessen oder zur Vermehrung genutzt werden. Diese Form der Vermehrung soll auch günstig sein, um der Akkumulation von Viren ent-

gegenzuwirken. Die Zehen liefern bereitsim folgenden Jahr einen ansehnlichen Ertrag,

die Brutknöllchen erst im dritten Jahr. Die

Brutknöllchen wachsen zum Teil bereits an

knoblauch“. Knoblauch gedeiht gut auf warmen und lockeren Böden in sonniger Lage; nicht hingegen auf nassen und schweren Böden. Im Garten auf ein Plätzchen pflanzen, das nicht oder kaum gegossen wird. Gegen Regen sollte insbesondere nach Vergilben der Blätter ein Schutz (Haube, Plane) angebracht werden, weil in dieser Zeit die Hüllblätter

austrocknen sollen. Ohne Schutz ist die Pilzanfälligkeit um ein Vielfaches erhöht.

Ernte

Knoblauch ernten, sobald die Stängel dürr werden. Die Pflanzen unmittelbar nach der Abreife im Juli (bei ungünstigem Klima erst im August) ernten, da sie, wenn sie zu lange in der Erde belassen werden, anfällig für

Pilzkrankheiten sind und die einzelnen Zehen die Hüllblätter sprengen. Die Pflanzen aus der Erde ziehen, einige Tage gebün-

delt oder in Kisten an einem trockenen, luf-

tigen und schattigen Ort aufhängen. Getrockneten Knoblauch in Zöpfe flechten oder in Papiersäcken lagern; die Hüllblätter nicht entfernen. Die Knollen halten sich bei kühler und trockener Lagerung 6-8 Monate lang. Bei höheren Temperaturen treiben sie im Frühling zu rasch aus. Die Knollen vor dem Setzen in einzelne Zehen zerlegen und einzeln auspflanzen.

Handbuch Samengärtnerei

Werden die Brutknollen (links) Anfang September gesteckt, kann im darauf folgenden Sommer eine einzelne Knoblauch,knolle“ (Mitte) geerntet werden. Sie kann auch kleiner als auf der Abbildung sein. Diese wiederum im September stecken, dann kann ein weiteres Jahr darauf eine vollständig ausgebildete Knoblauchknolle (rechts) geerntet werden. Werden einzelne Zehen gesteckt, kann bereits nach einem Jahr eine Knoblauchknolle geerntet werden.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Einzelne Klone reagieren als Anpassung an verschiedene Klimazonen photoperiodisch unterschiedlich, haben verschiedene Ruhe-

zeiten, bevor sie wieder austreiben, und unterscheiden sich in Farbe, Stärke und An-

zahl der Außenhäute.

Auslesekriterien können sein: > Größe der Knoblauchzehen und der Knolle > Größe der Brutzwiebel (3-10 mm)

> Länge und Dicke der Schäfte > gute Lagerfähigkeit (gute, feste Hüllblätter)

> einheitliche Größe

> Wuchsfreudigkeit

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

An Standorten, die ihm behagen, wächst Knoblauch meist frei von Krankheiten und

Schädlingen. Allerdings sind Knoblauch-

sorten durch Virosen stark gefährdet, da die Pflanzen nur vegetativ vermehrt werden

können. Im Handel ist virus-frei-getestetes Pflanzgut erhältlich. Virosen werden durch Blattläuse oder andere beißend-saugende Insekten übertragen. Wenn Sie eine alte, bis-

lang gesunde Landsorte erhalten, achten Sie darauf,

dass die Sorte gesund bleibt. Die

Pflanzen mit einem Kulturschutzgitter abdecken oder im Isolierkäfig auspflanzen, um die Insekten abzuhalten. Eine Maßnahme

> Gesundheit der Pflanzen > milder oder würziger Geschmack

zum Ausdünnen eines Virusbefalls ist die Vermehrung über Brutknollen. Zu Ertragsausfällen kann die Knoblauchschwärze füh-

(weiß, rosa bis violett) > Trockenheitstoleranz

ursacht wird. Der Befall wird erst knapp vor

> Farbausprägungen der Schale

ren, die vom Pilz Helminthosporium allii verder Ernte sichtbar, an der Basis der Knob-

lauchzehen ist ein schwarzer Belag zu sehen.

5

Zwiebelgewächse Meist ist nur das äußere Häutchen befallen.

Stärkerer Befall dringt tiefer in das Gewebe

ein und verfärbt die Knoblauchzehen grau,

die Zehen sind dann sehr schlecht lagerfähig. Vorbeugung: Nur gesundes Pflanzgut verwenden, übermäßige Feuchtigkeit wäh-

rend der Kultur vermeiden, rechtzeitig ernten, sobald die Zehen ausgereift sind. Be-

handlung: Befallene Knoblauchzwiebel sorgfältig putzen und nur gesunde Zwiebeln/Zehen einlagern. In feuchten Som-

mern kann die Nassfäule auftreten (Bakte-

lauch kommt in Mitteleuropa nicht vor. Gelegentlich ist in Weinbaugebieten verwildeter Knoblauch oder der Weingartenknoblauch (Allium vineale) zu finden. In der Schweiz („Rebbergknoblauch“) und in den

Weinbaugebieten Österreichs wurde lange Zeit Knoblauch in den Weingärten kultiviert. Weingärten haben gute Anbaubedingungen für Knoblauch: Es sind meist warme und sonnige Lagen, die Böden nur mäßig gedüngt und nicht bewässert.
Die Knoblauchesser von Wien In der Wiener Küche wird reichlich Knoblauch verwendet, was sie vermutlich der räumlichen Nähe zum Balkan zu verdanken hat.

Bereits Josef Becker-Dillingen meint in seinem Standardwerk zu Anbau und Vermeh-

rung der Gemüsekulturen aus dem Jahre

1938: „Der Bedarf an Knoblauch ist bei uns

richten, dass die Landsorten des Knoblauchs

in Deutschland nicht sehr groß, in Österreich, namentlich in und um Wien, ist mehr

fall besser überstehen als zugekaufte Sorten.

Geschäft zu machen.“

weniger stark befallen werden oder einen Be-

Kultur- und Züchtungsgeschichte Knoblauch ist eine alte Kulturpflanze: Aus Mesopotamien gibt es Namensbelege aus dem 3. Jahrtausend v.Chr. Auch Sanskrit-

Namen sind bekannt, die eine alte Kultur in

Indien belegen. Ab ı550v.Chr. finden sich archäobotanische Belege in Ägypten. Der griechische Schriftsteller Herodot berichtet,

dass Knoblauch mit anderen Zwiebelgewächsen ein Hauptnahrungsmittel jener Sklaven, welche die ägyptischen Pyramiden

erbauten, war. Bei den Römern galt Knoblauch als „Arme-Leute-Essen“ und diesen

Beigeschmack hat er sich lange Zeit erhalten. In Südosteuropa ist Knoblauch eine der wichtigsten Gemüsekulturen. Wilder Knob-

Dass der Knoblauchverzehr in Deutschland weniger Anhänger hat oder hatte, bestätigt auch das in Berlin 1902 erschienene „Hampel’s Gartenbuch für Jedermann“. Anbau und Verwendung des Knoblauchs werden mit demonstrativ wenigen Worten beschrieben und eine äußerst sparsame Verwendung vorgeschlagen: „Man hat doch Ursache, den Speisen nur geringe Quantitäten beizufügen, da eine starke Dosis den Geschmack derselben verdirbt und der Geruch widerlich wird. Noch besser ist es, wenn man den Knoblauch in Wasser einweicht und letzteres nur zum Würzen der Speisen verwendet.“ Die Köche und Köchinnen Wiens würden auf derlei Rezepte wohl nur mit Kopfschütteln reagieren.

Handbuch Samengärtnerei

> Schnittlauch

(Allium schoenoprasum)



Samenbau Die Pflanzen sind mehrjährig und bringen jedes Jahr einige Samenträger mit rosa oder lila Blüten hervor. Schnittlauch gedeiht besser, wenn er alle zwei bis drei Jahre verjüngt wird. Der Stock wird geteilt und in einneues Beet im Garten gesetzt. Er darf nicht nach sich selbst und nicht nach anderen AlliumArten stehen. Je mehr man schneidet, desto

NR

Schnittlauch und Salat sind wohl jene Pflanzen, die in jedem Hausgärtchen zu finden sind, und sei es auch noch so klein. Zwi-

schen einzelnen Sorten gibt es jedoch große

Unterschiede in der Wuchsfreudigkeit, der

Wuchshöhe, der Stärke der Blattröhren und der Blütenfarbe. In vielen Saatgutkatalogen werden die angebotenen Sorten kaum beschrieben. Was Sie brauchen:

> 3-5 Schnittlauchstöcke

bei vegetativer Vermehrung > 10 Schnittlauchstöcke bei generativer Vermehrung

Bestäubungsbiologie Schnittlauch zählt zu jenen Allium-Arten, die sowohl vegetativ durch Stockteilung wie generativ über Samen vermehrt werden können. Wie alle Zwiebelgewächseister ein strenger Fremdbefruchter; Selbstbefruchtung kann nicht vorkommen. Sorten können sich daher verkreuzen. Die meisten neueren Züchtungen blühen nicht und können nur vegetativ vermehrt werden.

kräftiger bestockt Schnittlauch. Wenn die

Pflanzen im Sommer

sterben sie ab.

zu trocken stehen,

Samenernte

Die Samen reifen im Juli und August. Die Samenstände abschneiden, trocknen und

ausdreschen. Schnittlauchsaatgut besitzt nur im ersten Jahr hohe Keimfähigkeit, weshalb das Saatgut stets frisch sein muss. Sortenmerkmale und Auslesekriterien > Frohwüchsigkeit und häufige Beerntbarkeit > geringe oder späte Blühneigung > feine oder feste Schnittlauchröhren > Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten > gutes Würzaroma, kein seifiger Beigeschmack

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Beim Anbau von Schnittlauch spielen die gleichen Krankheiten und Schädlinge wie bei der Kultur von Küchenzwiebeln eine Rolle. Die häufigste Krankheit ist der Rost

Puccinia allii, der hauptsächlich Schnitt-

lauch und Porree befällt und die Ernten stark mindert. In feuchten Jahren kann der Pilzim

August/September auftreten. Zur Entwicklung benötigt er sehr hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen

von 10-24°C; Erschei-

nungsbild: runde bis längliche orange Flecken, oberseits meist aufgerissen, meist ver-

Zwiebelgewächse

Für den Blumenstrauß oder als Gartenzierde und Samenträger: die rosa- oder lilafarbenen Schnittlauch-Blüten

färben sich die Pflanzen in ein helleres Grün.

Vorbeugung: In gefährdeten Gebieten die Pflanzen mit Schachtelhalm-Tonerde-Mit-

teln vorbeugend stärken.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Wilder Schnittlauch zieht im Sommer ein. Er wächst in den Bergregionen Europas, Zentral- und Ostasiens sowie in Nordamerika. Schnittlauch wurde an mehreren Orten und ausgehend von verschiedenen Wildpopulationen in Kultur genommen. Seit dem Capitulare de Villis aus dem letzten Jahrzehnt des 8. Jh. ist Schnittlauch in Europa als Gartenpflanze dokumentiert. Auf Sumpfwiesen, Flachmooren oder feuchten, steini-

gen Hängen der Kalkalpen wächst der Alpen-Schnittlauch (Allium schoenprasum

ssp. alpinum), der so wie der Garten-Schnittlauch genutzt werden kann. Ebenso zur Art Allium schoenoprasum wird der Sibirische Schnittlauch gezählt (bekannt unter seinem alten Namen Allium ledebourianum). Er ist dickröhriger, stark wüchsig, blüht sehr spät und nach dem Schnitt nicht mehr. €

Handbuch Samengärtnerei

Was Sie brauchen:

> Knolau,

> 3-5 schöne Knolau-Stöcke

Schnittknoblauch,

bei vegetativer Vermehrung > 10 Stöcke bei generativer Vermehrung

Chinesischer Schnittlauch

Bestäubungsbiologie

(Allium ramosum L., syn. A. tuberosum Rottler ex Spreng.)

Schnittknoblauch bildet fertile Blüten und ist wie alle > Zwiebelgewächse ein Fremdbefruchter. Sorten können

3

v



,

mit Knoblauch, Porree oder anderen Vertre-

tern der Zwiebelgewächse verkreuzen. Die weißen, sternförmigen Einzelblüten sind in einer halbkugelförmigen Schein-Dolde angeordnet.

&

e:

Samenbau Schnittknoblauch wird wie Schnittlauch kultiviert: Aussaat in Horsten von Ende

März bis Mitte Juni (kann bis August erfolgen) im Freiland oder in Topfkultur. Nach

Schnittknoblauch zählt zu jenen asiatischen Kulturpflanzen, die in den vergangenen Jahren die Gärten und Küchen Europas erobert haben. In seiner asiatischen Heimat ist diese mehrjährige Pflanze seit Jahrtausenden in Kultur. Sein japanischer Name ist lautmale-

drei bis vier Monaten entwickeln sich 25 bis 3ocm hohe Blattbüschel. Alte Stöcke alle drei bis vier Jahre teilen und an einen neuen Standort versetzen. Schnittknoblauch bildet ab dem zweiten Jahr von Juli bis September fertile weiße Blüten mit dunkelroten Streifen. Schnittknoblauch lässt sich auch auf Standorten kultivieren, die für Knoblauch

risch „Nira“, sein chinesischer „Jiu cai“. Der

deutsche Name ist pragmatischer und vereint zwei kennzeichnende Merkmale: Er wächst wie Schnittlauch und schmeckt nach Knoblauch. Schnittknoblauch hat fla-

bereits zu kühl sind: Er bevorzugt sonnige

Standorte, verträgt jedoch auch leichten Schatten und kühlere Jahresdurchschnitts-

che, feste Blätter und kann als Gewürzkraut

zu Suppen, Salaten oder Fleischgerichten verwendet werden. Der milde Geschmack hält nach Verzehr nicht so lange an wie der des Knoblauchs. In China wird dem Schnittknoblauch krebsvorbeugende Wirkung zugeschrieben. Neben den Blättern können auch die Blütenknospen und Blüten in Butter geröstet oder eingelegt gegessen oder als kulinarische Zierde genutzt werden. Knolau wächst ähnlich wie Schnittlauch, hat jedoch abgeflachte 3-5mm

lange Blätter.

sich verkreuzen;

Schnittknoblauch kann sich jedoch nicht

breite und 25-30cm

temperaturen als Knoblauch. Samenernte >Küchenzwiebel.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien > > > >

Frohwüchsigkeit gleichmäßiger Wuchs für die Blütennutzung: früh blühend für die Blattnutzung: spät blühend

403

z

Fe

ji

5:

Knolau ist mehrjährig und bildet flache Blätter aus.

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Schnittknoblauch ist für die gleichen Krankheiten und Schädlinge anfällig wie >Küchenzwiebel und >Knoblauch. Meist sind die Pflanzen aber robust und gesund.

Höhe von 2500om. Die Variabilität des Schnittknoblauchs ist in den Herkunftslän-

dern sehr groß und in Europa bislang kaum

bekannt. Im Kräuterfachhandel sind unter der Bezeichnung „Schnittknoblauch“ auch andere, engverwandte Arten zu finden: Formen mit runden Schlotten oder violetten Blüten.
Gartenspargel, Gemüsespargel

Bestäubungsbiologie Spargel zählt zu den zweihäusigen Kulturpflanzen: Es gibt männliche und weibliche

(Asparagus officinalis)

Spargel zählt zu den Delikatessen unter den Gemüsen. Der Inhaltsstoff Asparagin verleiht ihm sein unverwechselbares Aroma. Er kann gedünstet oder roh in Salaten verwendet werden. Aus dem Wunsch, dieses Gemüse zu konservieren, ist ein ganzer Indus-

triezweig entstanden: die Konservenindustrie. Spargel enthält leicht verdauliche Kohlenhydrate und Eiweiße und wird deshalb als Diätkost für Leber- und Nierenkranke hoch geschätzt. Spargel hat eine harntreibende und entwässernde Wirkung, er hilft bei der Entgiftung des Körpers. Saponinen, die in den Sprossen enthalten sind, wurde

eine krebsvorbeugende Wirkung nachgewiesen. Unserer Erfahrung nach sind alle älteren Sorten geschmackvoller als handelsüblichen Sorten. Der Anbau von Spargel im Hausgarten ist, wie es scheint, aus der Mode

gekommen, obwohl Kultur und Vermehrung relativ einfach sind. Unterschieden werden Grünspargel und Bleichspargel. Beinahe kurios sind nationale Vorlieben für verschiedene Spargelsorten. Deutsche Spargelesser

schwören

auf den

reinweißen,

ge-

Pflanzen; der Pollen der männlichen Pflanzen wird von Insekten zu den Blüten der

weiblichen Pflanzen geflogen. Im Vergleich zu den männlichen Pflanzen bringen die weiblichen weniger Sprossen, die jedoch einen größeren Durchmesser haben. Weibliche Pflanzen haben eine kürzere Lebensdauer als männliche. Aus diesen Gründen

wurden in der gewerblichen Züchtung rein männliche Sorten entwickelt. Diese sind

meist an ihrem Namen zu erkennen ‚Mars‘,

‚Sieg‘ oder ‚Vulkan‘. Fast alle Handelssorten sind rein männliche Sorten, alte Sorten sind

zweihäusig. Samenbau

Spargel bevorzugt leichte Böden (diese sind auch leichter zu beernten). Spargel wird meist vegetativüber Stockteilung vermehrt. Eine Vermehrung über Samen ist unserer Erfahrung nach möglich, allerdings nicht sortenrein: Die Pflanzen sind nutzbar, aber

nicht unbedingt mit der Mutterpflanze

identisch. Aussaat in Schalen, die 5-7cm großen Pflanzen in Töpfchen pikieren und

Ende April/Anfang Mai auspflanzen (Rei-

bleichten Spargel. Franzosen trinken nicht

henabstand 30cm, in der Reihe ıocm). Im

beim Spargel die färbigen, grünen oder violetten Sorten vor. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe bestätigt die französische Vorliebe: Grünspargel enthält bis zu 2,5 mal soviel Vitamin C wie Bleichspargel. Einige violette Sorten sind in Frankreich ausgelesen worden (z.B. die Sorte ‚Jacgma Poupre‘)

ıocm Tiefe und 30cm Breite ausheben und

nur gerne Rotwein, sondern ziehen auch

Was Sie brauchen:

> 10-20 Pflanzen bei

generativer Vermehrung > 5 Pflanzen bei vegetativer Vermehrung

kommenden Frühjahr roden und auf den endgültigen Standort verpflanzen. Dazu die Rhizome gleichmäßig auf 10cm einkürzen. Setzen von Grünspargel: Einen Graben von

die Pflanzen flach mit einem Abstand von

25-30cm hineinsetzen. Setzen von Weiß-

spargel: Tiefer setzen oder eine Dammkultur anlegen. Mist- und Kompostgaben sind bei der Spargelzucht vorteilhaft, besonders in den ersten beiden Jahren. Ab Beginn des dritten Jahres kann Spargel beerntet werden, eine Vollernte setzt ab dem vierten Jahr

ein. Spargel kann 10-15 Jahre lang in der Erde bleiben und beerntet werden. Die Ernte

Im Spargelwald: Noch ist nicht zu erkennen, ob die Pflanze männlich oder weiblich ist.

Handbuch Samengärtnerei

Die kugelrunden Früchte an der weiblichen Spargelpflanze

des Bleichspargels ist sehr aufwendig, da ı-2 mal täglich gestochen wird, bevor die Spitzen das Tageslicht erblicken und ergrü-

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Die gewünschten Pflanzen in der Nutzungs-

nen. Dies mindert den Verkaufswert, für den

reife auslesen und mit einem Stab markieren. Mindestens 10 Pflanzen markieren, da damit zu rechnen ist, dass nur die Hälfte dieser Pflanzen weiblich ist (oder besser: Die

Hausgebrauch schadet es den Pflanzen jedoch nicht.

Pflanzen bereits im Vorjahr beobachten und

Samenernte

gezielt männliche und weibliche Pflanzen markieren).

Die Reife der Samen ist daran zu erkennen,

dass die roten Beeren zu schrumpfen begin-

nen und die Samen sich schwarz eingefärbt haben. Die Beeren auf einer Reibe zerreiben, 24 Stunden einweichen und dann von den

Fruchtstücken befreien. Anschließend empfiehlt sich eine Trennung in Wasser (>Kü-

chenzwiebel), um die tauben von den keim-

fähigen Samen zu trennen. Danach zügig trocknen.

Auslesemöglichkeiten bei Spargel können sein:

> Starkwüchsigkeit, kräftige „Stangen“

(= Sprosse) keine hohlen Stangen feste, geschlossene Köpfe der Stangen dünne Haut Frühzeitigkeit hoher Ertrag und lange Beerntbarkeit; spät einsetzende Faserbildung > geringe Krankheitsanfälligkeit > spät einsetzende Verzweigung > Unempfindlichkeit gegen tiefe Temperaturen > > > > >

Zwiebelgewächse

Pflanzenkrankheiten

und Schädlinge

Im kleinflächigen Anbau gibt es meist keine Probleme mit Krankheiten und Schädlingen. Als vorbeugende Maßnahme gegen das Auftreten der Spargelfliege (Platyparea poeciloptera) im Herbst Spargel flach über dem Boden abschneiden und verbrennen. In manchen Gebieten kommt das Spargelhähnchen (Crioceris asparagi) vor, dasab Mai die Spargelanlagen befällt. Schadbild: Schadfraß an den oberirdischen Pflanzen-

teilen. Die Pflanzen können nicht mehr assimilieren und trocknen ein. Ein schwacher Befall führt zu keinen Ertragsverlusten. In Spargelgegenden kann es Probleme mit dem Spargelrost (Puccina asparagi) geben, der vor allem Jungpflanzen befällt und die Triebe mit einer rostroten Färbung absterben lässt. Kupferspritzungen schaffen wirksame Abhilfe. Befallenes Kraut vernichten, wodurch allerdings die Pflanzen in ihrer Entwicklung zurückbleiben.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Wilder Spargel ist verbreitet in Europa, dem

Nahen Osten bis in den Iran, in Westsibirien

und in Nordafrika. Der Anbau des Gemüsespargels ist seit den Römern dokumentiert. Im Mittelalter wurde Spargel als Medizinalpflanze und als Gemüse hauptsächlich in Klöstern angebaut. Ursprünglich wurde Grünspargel angebaut, der weiße (rotköpfige) Spargel war offenbar zuerst in Holland (17. Jh.) verbreitet und wurde über England (Ende 18. Jh.) populär. Über die Spargeltrei-

berei wird seit Mitte des 17. Jh. berichtet. Der feldmäßige Anbau setzte im ı9. Jh. ein,

nachdem die ersten Konservenfabriken ihre Arbeit begonnen hatten. In Indien wird aus den Rhizomen ein Öl gewonnen, das entspannend und beruhigend wirkt. €

410

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Handbuch Samengärtnerei

Bezugsquellen für Saatgut und Zubehör Organisationen, die Kultur-

pflanzenvielfalt erhalten Österreich

> Arche Noah - Gesellschaft zur Erhaltung und Verbreitung der Kulturpflanzenvielfalt,

Obere Straße 40, A-3553 Schiltern, Tel.: 0043-(0)2734/8626, Fax: 0043-(0)2734/8627, [email protected], www.arche-noah.at

Schweiz > Pro Specie Rara, Pfrundweg 14, CH-5000 Aarau, Tel.: 0041-(0)62/8235030, Fax: 0041-(0)62/8235025, [email protected], www.prospecierara.ch

> Verein für alpine Kulturpflanzen, Hauptstraße 16,

CH-7492 Alvaneu Dorf, Tel.: 0041-(0)81/4042229,

[email protected], www.berggetreide.ch > Sortengarten Erschmatt, CH-3957 Erschmatt, Tel.: 0041-(0)279321519, [email protected], www.sortengarten.ch. Ein alpiner Sortengarten im Wallis, hpts. Getreide, aber auch Gemüse.

Deutschland

> Dreschflegel e.V., Reinhard Ehrentraut, Ahorn-

weg 6, D-34399 Oberweser-Arenborn, Tel.: 0049(0)5574/1345, [email protected]

> VEN (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V.), c/o Ursula Reinhard, Sandbachstraße 5, D-38162 Schandelah, Tel.: 0049-(0)5306/1402, Fax: 0049-(0)5306/932946, [email protected],

www.nutzpflanzenvielfalt.de. Online-Katalog > VERN (Verein zur Erhaltung und Rekultivierung der Nutzpflanzen in Brandenburg e.V.), Burgstraße 20, D-16278 Greiffenberg/Uckermark,

Tel.: 0049-(0)33334/70232, [email protected],

www.vern.de. Online-Katalog > Freilichtmuseum am Kiekeberg,

D-21224 Rosengarten, Tel.: 0049-(0)40/7901760, Fax: 0049-(0)40/7926464, [email protected], www.kiekeberg-museum.de

Italien

> Land- und Forstwirtschaftliches Versuchszentrum Laimburg, Sektion Berglandwirtschaft,

I-39040 Post Auer, Pfatten, Tel.: 0039-0471/969500, Fax: 0039-0471/969599,

[email protected], www.laimburg.it

> Verein Sortengarten Südtirol, Penegalstr. 21a, 1I-39100 Bozen, Tel.: 0039-0349|7267304, Fax:0039-0471/20440, [email protected], www.sortengarten-suedtirol.it > Seed Savers Italien - Associazione Civiltä Contadina,

Via Varco Biforca 7, I-61010 Pietracuta (San Leo) PU, Tel.: 0039-017/82230512, associazione@ civiltacontadina.it, www.biodiversita.info

England > HDRA, Garden Organic Ryton, Coventry,

CV8 3LG UK, England, Tel.: 0044-(0)24/76303517, Fax: 0044-(0)24/7663 9229, enquiry@

gardenorganic.org.uk, www.hdra.org.uk Frankreich

> Association Kokopelli, Oasis. 131 Impasse des Palmiers, F-30100 Ales, France,

Tel.: 0033-(0)466/306491, Fax: 0033-(0)466[/306121, [email protected],

www.kokopelli.asso.fr|, englisch-sprachig:

Tel.: 0033-(0)475-935334,

[email protected]

Schweden

> SESAM, Snödroppsvägen 12, S-14650 Tullinge, [email protected],

www.foreningensesam.se Europäische Dachorganisation

> Save-Foundation - Sicherheit der landwirtschaftlichen Artenvielfalt in Europa. Head office:

Paradiesstr. 13, D-78462, Konstanz, Tel.: 0049(07531/282255, [email protected], www.save-foundation.net

> Save-Foundation, Zweigstelle St. Gallen,

c/o Monitoring Institute for Rare Breeds and

Seeds in Europe, Schneebersstr. 17, CH-9000

St. Gallen, Tel.: 0041-(0)71/2227410, Fax: o041-(0) 71|2227440, [email protected], www.monitoring.eu.com USA

> Seed Savers Exchange, 3074 North Winn Road, 52101 Decorah, Iowa, USA, Tel.: 001-(0)563/ 3825990, Fax: 001-(0)563/3825872,

www.seedsavers.org

Biologisches Saatgut - Züchtung, Vermehrung und Handel Österreich > ReinSaat (Gemüse-, Kräuter- und Blumen aus organisch-biologischer und biologischdynamischer Züchtung), A-3572 St. Leonhard

Bezugsquellen für Saatgut und Zubehör am Hornerwald 69, Tel.: 0043-(0)2987/2347, Fax: 0043-(0)2987|23474, [email protected], www.reinsaat.co.at. Online-Bestellung

Le Burkli 39, CH-2019 Chambrelien NE, Tel.: 0041-(0)32/8551486, Fax: 0041-(0)8551058-30, [email protected], www.biosem.ch

Schweiz aus organisch-biologischer und biologisch-

dynamischer Züchtung), Klosterplatz, CH-8462

Rheinau. Tel.: 0041-(0)52/3049160, Fax: 0041-

(0)52/3049161, [email protected],

www.sativa-rheinau.ch. Online Katalog

Samengärtnerei Zollinger (Gemüse-, Kräuter-

und Blumensorten aus der Hochkultur der Kloster- und Bauerngärten), CH-1894 Les Evouettes. Tel.: 0041-(0)24481/4035, Fax: 0041 (0)24481] 4044, [email protected], www.zollinger-samen.ch Deutschland Bingenheimer Saatgut AG (Gemüse-, Kräuter-

und Blumensorten aus organisch-biologischer und biologisch-dynamischer Züchtung), Kronstraße 24, D-61209 Echzell, Tel.: 0049-(0)6035|18990, [email protected],

www.oekoseeds.de. Online-Katalog >

Dreschflegel GbR, (Gemüse und Kräuter, Alte Kulturpflanzen, Blumen aus langjährig biologi-

scher Sortenentwicklung), In der Aue 31, D-37213 Witzenhausen, Tel.: 0049(0)5542|502744,

[email protected], www.dreschflegel-saatgut.de. Online-Katalog Italien

Arcoiris s.r.]; Via de’sudenti 11, I-41100 Modena,

Tel.: 0039-059/822691, Fax: 0039-059/3366102, [email protected], www.arcoiris.it

Online-Katalog

w

Rz

Niederlande De Bolster, Pietre Venemakade 61, NL-9605 PL Kielwindeweer, Tel.: 0031-(0)598/491534, Fax: 0031-(0)598/491623, [email protected], www.bolster.nl

England Stormy Hall Seeds (Biodynamic seeds), Botton Village, Danby Whitby, North Yorkshire,

YO2ı 2N], UK, Tel: 0044-(0)1287/661368, Fax: 0044-(0)1287/661369

Handel mit biologischem Saatgut Schweiz >

Biosem, Susanne Jossi Jutzet, Adrian Jutzet,

Deutschland - Bio-Saatgut, Ulla Grall, Eulengasse 3, D-55288

[v3

Sativa (Gemüse-, Kräuter- und Blumensorten

Armsheim, Tel.: 0049-(0)6734/960379, Fax: 0049(0)6734/960014, [email protected], www.bio-saatgut.de. Online-Bestellung

> Grüner Tiger, Felix Lage, Pfarräckerstraße 13, D-90522 Oberasbach, Tel.: 0049-(0)911/698430, Fax: 0049-(0)911/698430, [email protected],

www.gruenertiger.de Frankreich

> Baumaux Samen; Postfach 650155, D-66140 Saarbrücken, Tel.: 0049-(0)6921/657697, Fax: 0049-(0)6924/009797, [email protected], www.graines-baumaux.fr

Darüber hinaus bieten einige konventionelle Saatguthandelsfirmen auch biologisches Saatgut an. Erkundigen Sie sich bei den Firmen nach ihrem Sortiment an biologischen und samenfesten Sorten.

Organisationen, die sich

politisch für Kulturpflanzenvielfalt engagieren > Erklärung von Bern, Quellenstraße 25, Postfach 1327, CH-8031 Zürich, Tel.: 0041(0)442777000, Fax 0041-(0)442777001, [email protected], www.evb.ch

> Zukunftsstiftung Landwirtschaft - Save our Seeds, in der GLS Treuhand e.V., Postfach 100829,

Oskar-Hoffmann-Straße 25, D-44708 Bochum, (Christstraße 9, D-44789 Bochum), Tel.: 0049(0)234/5797141, Fax 0049-(0)234/5797188, [email protected], www.zs-l.de

> Kultursaat e.V. (Verein für Züchtungsforschung & Kulturpflanzenerhaltung auf biologischdynamischer Grundlage), Auguste-ViktoriaStr. 4, D-61231 Bad Nauheim, Tel.: 0049(0)6032/918617, Fax: 0049-(0)6032/918622, www.kultursaat.org

> BUKO Agrar Koordination &£FIA e.V.,

Nernstweg 32-34, D-22765 Hamburg, Tel.: 0049(0)40/392526, Fax: 0049-(0)40/39900629,

[email protected], www.bucoagrar.de

> GRAIN (Genetic Resources Action International), Girona 25, ppal., E-08010 Barcelona, Spain, Fax: 0034-933011381, [email protected],

www.grain.org

Informationen über ökologisches Saatgut im Internet

Er

Handbuch Samengärtnerei

zu Gentechnik in der Landwirtschaft und

> www.organicxseeds.com informiert europaweit

und aktuell in 6 Sprachen über die Verfügbarkeit

A-1010 Wien, Tel.: 0043-(0)1/7965444,

von ökologischem/gentechnikfreiem Saatgut

und Pflanzengut (für Erwerbsgemüsebau, Landwirtschaft und Hausgarten). Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL Schweiz, Acker-

straße, CH-5070 Frick, Tel.: 0041-(0)62/8657272, Fax: 0041-(0)62/8657273, [email protected]

oder Forschungsinstitut für biologischen

Landbau, FiBL Berlin e.V., Rungestr. 19, D-10179 Berlin, Tel.: 0049-(0)30/27581750, Fax: 0049-(0)30/27581759, [email protected]

> www.zs-l.de: Homepage der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, die eine Initiative zur Siche-

rung der Gentechnikfreiheit im Biolandbau gestartet hat. Benedikt Haerlin und Antje Hartmann, Tel.: 0049-(0)234|5797141, Fax: 0049(0)234|5797188, [email protected]

> www.kultursaat.org: Homepage des Vereins

Kultursaat - Verein für Züchtungsforschung &

Kulturpflanzenerhaltung auf biologisch-dyna-

mischer Grundlage, Auguste-Viktoria-Straße 4, D-61231 Bad Nauheim, Tel.: 0049-(0)6032/918617, Fax:0049-(0)6032/918622 > www.reinsaat.co.at: Homepage des Vereins ReinSaat-Züchtergruppe, Österreich, A-3572 St. Leonhard am Hornerwald 69, Tel.: 0043-(0)2987|2347, Fax: 0043-(0)2987[23474

Informationen über Gentechnik in der Landwirtschaft > www.gentechnikfreie-saat.de: Homepage der Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit. Die IG Saatgut ist ein internationaler Zusammenschluss von Erhaltungsund Züchtungsorganisationen sowie Saatgutunternehmen. Sie setzt sich dafür ein, ihr

Saatgut langfristig von gentechnischen Veränderungen frei zu halten. Koordinierungsstelle Dipl.-Ing. Siegrid Herbst, Hohe Straße 9, D-30449 HannoverTel.: 0049-(0)511/924001837,

[email protected]

> www.keine-gentechnik.de: Homepage des

Informationsdienst Gentechnik der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Marienstraße 19-20, D-10117 Berlin, Tel.: 0049-(0)30/28482304,

[email protected]

www.genfood.de: Aktuelle Informationen

in Lebensmitteln, brainbows informationsmanagement GmbH, Köllnerhofgasse 6]2]5, [email protected], www.brainbows.com y

412

www.transgen.de: Aktuelle Informationen

zu Gentechnik in der Landwirtschaft und in den Lebensmitteln. Bundesverband Verbraucher Initiative e.V., Elsenstraße 106, D-12435 Berlin,

Tel.: 0049-(0)30[5360733, [email protected]

> www.umweltinstitut.org: Aktuelle Informationen zu Gentechnik, Lebensmittel- und Verbraucher-

schutz und anderen Umweltthemen. Verein

zur Erforschung und Verminderung der Um-

weltbelastung, Landwehrstraße 64a, D-80336 München, Tel.: 0049-(0)89/3077490, [email protected]

Informationen und Untersuchungen zu Pflanzengesundheit Österreich

> Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (AGES), Landwirtschaftliche Untersuchungen und Forschung Wien (LWVIE), Institut für

Phytomedizin, Spargelfeldstraße 191, Postfach 400, A-1226 Wien, Tel.: 0043-(0)1/73216,

www.ages.at

Deutschland

> Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft Berlin und Braunschweig, Messeweg 11-12, D-38104 Braunschweig, Tel.: 0049-(0)531/299-5, Fax: 0049-(0)0531/2993000, www.bba.de

Auf Länderebene kann man auch die Untersu-

chungen bei den Landwirtschaftskammern

durchführen lassen. Eine Adressenzusammen-

stellung finden Sie unter

www.landwirtschaftskammern.de. Postadresse: Verband der Landwirtschaftskammern e.V., Claire-Waldoff-Straße 7, D-10117 Berlin, Tel.: 0049-(0)3031904500, Fax: 0049-(0)3031904520, [email protected] Südtirol-Italien

> Land- und Forstwirtschaftliches Versuchswesen Laimburg, Sektion Pflanzenschutz, I-39040 Auer] Ora, Tel.:0039-0471/969600, www.laimburg.it

413

Bezugsquellen für Saatgut und Zubehör

Schaugärten +

Deutschland

Schaugarten Schönhagen, Schaugarten des

Österreich

Dreschflegel e.V., Dorfstraße 12, D-37318 Schönhagen, Tel. 0049-(0)36083/54544, [email protected],

Arche Noah, Obere Straße 40, A-3553 Schiltern, www.arche-noah.at. Großer Pflanzenverkaufsund Pflanzentauschmarkt jährlich am ı. Mai; Schaugarten geöffnet von Mitte April bis Mitte Oktober.

www.schaugarten.kuhmuhne.de, geöffnet Mitte Juni bis Anfang Oktober.

VEN-Vielfaltsgarten Klaus Brückner (Privater Sortengarten), Theodor-Canisius-Weg 15,

Schaugarten des bio erlebnis norbertinum (Erlebnis- und Bildungswerkstatt zur Begegnung mit Garten, Wald und Landwirtschaft),

Führungen für Gruppen nach tel. Absprache y

Norbertinumstraße 9; A-3013 Tullnerbach, Tel.: 0043-(0)2233/54561, [email protected],

D-59846 Sundern, Tel.: 0049-(0)2393-1515,

Strickler (Kräuter; Wildpflanzen und seltene

Schaugarten Gartenbau Wagner, Gutendorf 36, A-8353 Kapfenstein/Steiermark, Tel.: 0043(0)3157/2395, Fax: 0043-(0)3157]2607, mail® gartenbauwagner.at, www.gartenbauwagner.at,

Heimersheim, Tel.: 0049-(0)6731/3831, Fax: 0049(0)6731/3929, [email protected], www.gaertnerei-strickler.de, Führungen für

Gemüsearten), Lochgasse 1, D-55232 Alzey-

Gruppen auf Anfrage und zweimal jährlich am Tag der Offenen Tür (siehe www.nutzpflanzenvielfalt.de)

geöffnet Mai bis September. “w

Schweiz

Schloss Wildegg, CH-5103 Wildegg.

Mittelalterlicher Gemüse- und Kräutergarten Kloster

Tel.: 0041-(0)62/8931033, Fax: 0041-(0)62/8931261, www.musee-suisse.ch

Michaelstein, Postfach 24, D-38881 Blankenburg,

Prangins, Tel.: 0041-(0)22/9948890, Fax: 0041-

Tel.: 0049-(0)3944/90300, Fax: 0049-(0)3944] 90 3030, [email protected], www.kloster-michaelstein.de

Conservatoire et Jardin botaniques de la Ville de

Schaugärten des VERN e.V. in Brandenburg, Burgstraße 20, D-16278 Greiffenberg/Uckermark,

(0)22/9948898, www.musee-suisse.ch/prangins

w

Chäteau de Prangins, av. Gen£ral-Guiguer, CH-1197

2

VEN-Vielfaltsgarten Rheinhessischer Kräuterhof

www.bioerlebnis.at, geöffnet von Mai bis Okt.

Geneve, Departement des affaires culturelles,

Tel.: 0049-(0)33334-70232, [email protected],

Schaugarten der FAL, Forschungsanstalt Agroscope

Schaugarten der Saatgutinitiative Kaiserstühler Garten, Eichstetter Stiftung zur Bewahrung der Kulturpflanzenvielfalt in der Region, Haupt-

Chemin de ’Imperatrice 1, Case postale 60, CH1292 Chambesy-Genive, Tel.: 0041-(0)22/4185100, Fax 0041-(0)22/4185101, www.ville-ge.ch/cjb Reckenholzstrasse 191, CH-8046 Zürich,

Tel.: 0041-(0)44/3777111, Fax: 0041-(0)44]3777201, [email protected], www.art.admin.ch

Benediktiner-Klosteranlage Pflegi Muri, Zentrum für Pflege und Betreuung, Nordklosterrain ı,

CH-5630 Muri, Tel.: 0041-(0)566759200, Fax 0041-(0)566759218, [email protected],

www.pflegimuri.ch

Sortengarten Erschmatt, CH-3957 Erschmatt, Tel.: 0041-(0)27/9321519, [email protected],

www.sortengarten.ch

ProSpecieRara Beerensortengarten in Basel/Riehen,

Pfrundweg 14, CH-5000 Aarau, Tel.: 0041-(0)62/ 8320820, Fax: 0041-(0)62/8320825,

[email protected],

www.prospecierara.reaktor.ch

Beschreibung und Adressen der Schaugärten unter www.vern.de

straße 140, D-79356 Eichstetten am Kaiserstuhl, Tel.: 0049-(0)7663/4573, Fax: 0049-(0)7663/99546, [email protected], kaiserstuehler-saatgut.de

Freilichtmuseum Domäne Dahlem, Königin-Luise-

Straße 49, D-14195 Berlin, Tel.: 0049-(0)30666300, Fax 0049-(0)30-8316382, kontakt@ domaene-dahlem.de, www.domaene-dahlem.de

Freilichtmuseum Kiekeberg, D-21224 Rosengarten,

Tel.: 0049-(0)40/7901760, Fax: 0049-(0)40] 7926464, [email protected],

www.kiekeberg-museum.de

Netzwerk Internationale Gärten, Stiftung Inter-

kultur, Daiserstraße 15, Rgb., D-81371 München, Tel.: 0049-(0)89/74746022, Fax: 0049-(0)89] 74746030, [email protected],

Beschreibung und Adressen der beteiligten Gärten unter www.stiftung-interkultur.de

Handbuch Samengärtnerei

Zubehör für die Saatgutgewinnung > Alubeschichtete, mit dem Bügeleisen versiegelbare Spezialsäckchen: Fa. Barrier Foils Products Co, C.C.E. Business Development Center, Windmill

Gärtnereibedarf

(Kulturschutzgitter,

Abdeckvlies, Rankgitter u.a.) Y

414

Lane, Denton, GB-Manchester M34 3QS, United Kingdom, Tel.: 0044-(0)161/4804007 („Paper-

Gartenbau-Gesellschaft (Einkauf nur für Arche

Noah-Mitglieder und Erwerbsgärtner), Siebeck-

v

Poly-Foil-Poly-Packets“, “Heat-Sealed Foil-Lined Storage Pouches“)

strasse 14, Top 1.4, A-1220 Wien, Tel.: 0043-

(0)1/5128416, Fax:0043-(0)1/512841617 oder Großmarktstraße 8a, A-8020 Graz, Tel.: 0043-(0)316]

Saatgutsiebe: Maria Schulz, Waldweg 15, A-9523 Villach-Landskron, Tel./Fax: 0043-(0)4242/41754,

271097, [email protected], WWw.garten.or.at

[email protected], www.holzsiebe.info > Saatgutsiebe: Fa. Snoek, Tannenweg 10,

D-27356 Rothenburg|Wümme, OT Mulmshorn, Tel.: 0049-(0)4268|400, Fax: 0049-(0)4268/1313,

Deutschland

> Tenax-Hortonova-Rankgitter: TENAX Kunststoffe GmbH, Schloßstraße 13, D-88131 Lindau, Tel.: 0049-(0)8382/93040, Fax: 0049-(0)8382/930430,

[email protected], www.snoek-na-

[email protected], www.tenax-net.de y

turprodukte.de. Katalog als PDF

> Allgemeiner Saatzuchtbedarf (Saatgutsäcke,

(0)8134|555742, Fax: 0049-(0)8134556599,

[email protected],

www.hartmann-brockhaus.de

[email protected],

Schweiz Ww

www.baumann-saatzuchtbedarf.de

v

Österreich Hummeln und Nützlinge, Firma Biohelp, Kaplei-

Bezug von und Information zu biologisch-dynamischen Präparaten

Deutschland

> Sauter und Stepper GmbH, Rosenstr. 19,

D-72119 Ammerbuch, Tel.: 0049-(0)7032/957830, Fax: 0049-(0)7032/957850, [email protected], www.nuetzlinge.de oder www.gartentechnik.de Schweiz

Österreich > Rudolf Hoheneder - Demeter Landwirt,

Wasserhofstraße 9, A-3500 Krems, Tel.: 0043-(0)2732|78369, [email protected] > Ulrich Scherr - Präparatefachmann, Blumengasse 56, A-9020 Klagenfurt,

Tel.: 0043-(0)676]7145483 Deutschland w

> W.NeudorffGmbHKG, An der Mühle, D-31860 Emmerthal, Tel.: 0049-(0)1805638367, Fax: 0049-(0)51556010, [email protected], www.neudorff.de

HORTIMA AG, Bedarf für Baumschulen,

Gartenbau, Büntefeldstr. 7, CH-5212 Hausen, Tel. 0041-(0)56/448 99 40, Fax. 0041-(0)56/448 99 48, [email protected], www.hortima.ch

Bestäuberinsekten

www.biohelp.at

Kulturschutzgitter: Firma Hartmann-Brockhaus,

Rathausstraßeı3, D-85235 Egenburg, Tel.: 0049-

Stecketiketten u.a.): Baumann Saatzuchtbedarf, Sierecker-Straße 5, D-74638 Waldenburg, Tel.: 0049-(0)7942/4000, Fax: 0049-(0)7942/4009,

gasse 16, A-ı110 Wien, Tel.: 0043(0)176997690, Fax: 0043(0)1769976916, [email protected],

Österreich Abdeckvlies und Gärtnereibedarf: Österreichische

Zentrale Präparateversorgungsstelle, Dr. Christian

von Wistinghausen (Brunnenhof), D-75653 Künzelsau-Mäusdorf, Tel.: 0049-(0)7940/2230, Fax: 0049-(0)7940|4911, [email protected]

> Andermatt BIOCONTROL AG, Dr. M. & Dr. I. Andermatt, Stahlermatten 6, CH-6146 Grossdiet-

wil, Tel.: 0041-(0)629175005, Fax: 0041-(0)62/917 5006, [email protected], www.biocontrol.ch Y

Schweiz Rainer Sax, CH-4460 Gelterkinden, Tel.: 0041-(0)619814046, Fax: 0041-(0)619814046, [email protected]

|

Verwendete und weiterführende Literatur

Verwendete und weiterführende Literatur

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Blumen, Rasen auf biologisch-dynamischer Grundlage; Stuttgart > Horneburg, Bernd 2003: Frischer Wind für eine alte Kulturpflanze! Linsen im ökologischen Anbau, ihre Geschichte und Verwendung; Eigenverlag Dreschflegel, Witzenhausen

> Ingruber, DanielajKaller-Dietrich, Martina (Hg.) 2001: Mais. Geschichte und Nutzung einer Kulturpflanze; Frankfurt a.M. “

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Glossar Alte Welt Bezeichnung für die seit alters bekannten Erdteile Asien, Afrika und Europa, im Gegensatz zu Amerika, der Neuen Welt.

auflaufen Das an der Erdoberfläche sichtbare Keimen von ausgesäten Samen.

ausgeizen Beim Ausgeizen entfernt man ungewollte Triebe einer Pflanze. Das sind bei Tomaten zum Beispiel die Achseltriebe, also jene Seitentriebe, die zwischen Haupttrieb und Blatt austreiben. Diese einfach abzwicken. Die Wuchskraft der Pflanzen wird so stärker in die Fruchtbildung am Haupttrieb gelenkt, die

Pflanze bildet weniger Blattmasse und weniger, dafür größere und besser ausgereifte Früchte. ausraufen Pflanzen mit den Wurzeln aus der Erde ziehen. Beere Fruchtform: die Fruchtwand ist auch bei

der Reife noch saftig oder fleischig. Die wich-

tigsten Gemüsebeispiele: Kürbis („Panzer-

beere“), Tomate, Paprika.

Biologischer Landbau, Biologischer Gartenbau Biologischer Landbau ist eine agrarische Wirtschaftsweise, die in möglichst geschlossenen Kreisläufen produziert. Auch ein Hausgarten kann nach diesen Prinzipien bewirtschaftet werden. Das oberste Ziel ist ein nachhaltiger Umgang mit den natürlichen Ressourcen: Wasser, Luft und Bodenfruchtbarkeit. Bauern und Bäuerinnen, die biologisch wirtschaften, stre-

Ethnobotanik, Rezepte; Aarau

ben nach einer möglichst hohen Produktion innerhalb der Rahmenbedingungen des Biologischen Landbaus. Sie ersetzen den Gebrauch

Strobl, Heidi 2001: Der Kürbis. Rund und g’sund;

von Kunstdüngern, Arzneien für Tiere, che-

Bekannte und vergessene Gemüse. Heilkunde,

St. Pölten

Reiter, Curt 1926: Samenkunde gärtnerischer Kulturpflanzen und die Grundzüge des Samenbaus; Berlin

Ven: Samensurium. Jahresheft des Vereins zur

Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V.; Schandelah

Vogel, Georg 1996: Handbuch des speziellen

Gemüsebaus; Stuttgart

Zander, Robert 1993: Handwörterbuch der Pflanzennamen; Stuttgart

misch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln

oder Wachstumsregulatoren durch umweltfreundliche Prinzipien und Methoden. Ein guter Umgang mit der Bodenfruchtbarkeit ist das Herz eines jeden biologischen Betriebs. Die Bezeichnungen Biologischer oder Ökologischer Landbau sind gemäß einer EU-Verordnung geschützte Begriffe, die nur von Betrieben verwen-

det werden dürfen, die sich an diese EU-Verord-

nung halten und den Betrieb jährlich auf die Einhaltung der Richtlinien kontrollieren lassen. Eine Form der biologischen Landwirtschaft ist der > Biologisch-dynamische Landbau.

417

Glossar Biologisch-dynamischer Landbau Wirtschaftsweise des biologischen Landbaus, die auf den Erkenntnissen des Anthroposophen Rudolf Steiner basiert. Die Biologisch-dynamische Landwirtschaft bezieht Kräfte und Rhythmen der Natur in ihre Wirtschaftsweise mit ein, um

Kulturpflanzen und Tiere zu stärken und die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen. Sie arbeitet mit Präparaten, die von den Landwirten und Landwirtinnen selbst hergestellt werden. Interessierte Personen können diese Präparate auch

bei den im Anhang genannten Stellen beziehen. Die internationale Bezeichnung dieser Wirtschaftsweise ist „Demeter“.

Blattspreite Der meist flach ausgebildete obere Teil des Laubblattes. Die Blattspreite sitzt auf

dem Blattstiel.

Dammkultur Anbauweise, bei der die Gemüsekulturen auf 20-30 cm hohen Dämmen angebaut werden. Drusch, dreschen Händisches oder maschinelles Ausschlagen der Samenkörner.

Erdklee (Trifolium subterraneum) Eine australische Kleeart, die sich durch ihren flachen, ausbrei-

tenden Wuchs als Untersaat bei Kohl und Karot-

ten gut eignet. In Mitteleuropa friert sie im Win-

ter aus. Studien belegen ihre Abwehrwirkung gegen Karottenfliege und auch gegen den Kohlerdfloh. Gelbtafel Die Farbe Gelb wirkt auf verschiedene Fluginsekten attraktiv. Gelbtafeln sind mit einem Insektenfangleim eingesprüht. Schädlinge wie Weiße Fliegen, Minierfliegen, geflügelte Blattläuse, Trauermücken, Erdflöhe u.a.

werden angelockt und bleiben auf der beleimten Tafel hängen. Gelbtafeln können an Pflanzen im Gewächshaus, im Wintergarten und an Blumen-

fenstern sowie im Freiland zur Früherkennung

von Insektenbefall eingesetzt werden. Bei klei-

nen Beständen können sie erheblich zur Befalls-

reduktion beitragen. Die Gelbtafeln werden in Pflanzenhöhe aufgehängt, direkt in die Erde gesteckt oder an einem Stab befestigt. Achtung: Auch viele Nützlinge werden von den Gelbtafeln angelockt! Granne Nadelförmige Blattscheibe. Bei vielen Getreidearten ist eine Granne als Verlängerung der Spelze ausgebildet (Roggen, Gerste, be-

grannte Weizensorten). Sie kann bis zu mehre-

ren Zentimetern lang sein.

Handbestäubung Bei der Handbestäubung wird der Pollen von den Blüten einer Pflanze auf die Blütennarbe einer anderen Pflanze händisch übertragen. Die Handbestäubung ist ein züchterischer Eingriff, der zur sortenreinen Erhaltung oder zur gezielten Kreuzung zweier Sorten angewendet wird. Eine freie Bestäubung der Pflanzen untereinander wird dadurch vermieden.

Herkünfte Sammelbezeichnung für Kultur-

pflanzen, deren Name, Ursprung oder Identität nicht genau bekannt ist, und die daher weder als

>Sorte (im Sinne einer Zuchtsorte) noch als >Landsorte bezeichnet werden können. Oft werden Herkünfte einfach nach der Ortschaft, der Gegend oder der Person benannt, von welcher

das Saatgut stammt.

Kapsel Fruchtform, aus zwei oder mehreren

Fruchtblättern gebildet. Das Öffnen erfolgt

zum Beispiel durch Poren (Schüttmohn) oder

mit Klappen (Springkraut).

Kurztag, Langtag Bei manchen einjährigen Arten wird die Blüte durch die Tageslänge ausgelöst. Man unterscheidet zwischen Kurztags-, Langtags- und tagneutralen Pflanzen. Der Langtag dauert länger als 12 Stunden. Langtagspflanzen blühen im Sommer, also am langen Tag. Die meisten Gemüsearten sind tagneutral (z.B. Gurke, Tomate).

Landsorte

Sorten oder Sortengemenge, die

durch bäuerliche/gärtnerische Züchtung in einer bestimmten Region über einen längeren Zeitraum entstanden sind und an Boden und Klima dieser Region besonders gut angepasst sind. Bei Selbstbefruchtern liegen meist klar

voneinander unterscheidbare reine Linien vor,

bei Fremdbefruchtern meist fließend ineinander

übergehende Typen in einer Mischung.

Milpa Maisfeld mit Bohnen und Kürbissen im traditionellen Anbaustil Mittelamerikas. Mischkultur Anbauweise, bei der verschiedene Gemüse und Kräuter in Reihen nebeneinander angebaut werden, sodass ihre positiven Auswir-

kungen auf Nachbarpflanzen genutzt werden (Abwehr von Schadinsekten, wuchsförderne

Wirkung durch Wurzelausscheidungen, bessere Platzausnutzung ...). Mycel Aus Hyphen (fadenförmige Pilzzellen) bestehendes Pilzgeflecht, welches dem Pilz als

vegetatives Ausbreitungsorgan dient. v

Handbuch Samengärtnerei Neem-Präparate

Biologische Insektizide, die

aus den Wirkstoffen des in Indien heimischen

Neem-Baumes (Azadirachta indica) hergestellt

werden. Neem-Präparate können nach Abspra-

che mit der Kontrollstelle auch im Biologischen

Landbau verwendet werden. Der Neem-Baum

wird aufgrund seiner Wirkstoffe in Indien traditionell zu vielen Produkten verarbeitet. In den vergangenen Jahren haben viele westliche Firmen Produkte aus diesen Substanzen entwickelt. Einige Firmen haben diese Produkte auch patentieren lassen, da sie die Wirkstoffe als

„Erfindung“ geltend gemacht haben. Nach Protesten mussten viele Patente wieder zurück genommen werden, da die Wirkweise bereits lange bekannt war. Diese Patente sind eine Form

der Biopiraterie.

Neue Welt siehe Alte Welt.

samenecht (offenblühend) Die genetischen

Eigenschaften einer Pflanze werden in einem

kontinuierlichen Erbstrom an die Nachkommen weitergegeben (im Gegensatz zur Hybridzüchtung). Samenfeste Sorten sind: Lokalsorten, äl-

tere gärtnerische Züchtungen und die meisten biologisch gezüchteten Sorten. Schosser, schossen

Das In-Blüte-Gehen von

Gemüsepflanzen. Meist wird der Begriff für Pflanzen verwendet, die vorschnell in Blüte

gehen. Dies ist eine Stress-Reaktion auf Tro-

ckenheit, Hitze, Nässe oder Bodenverdichtun-

gen. Bei Tageslängen empfindlichen Pflanzen

kann es auch eine Reaktion auf die Tageslänge sein (zB. Fenchel). Bei den meisten Kulturarten

gibt es große Unterschiede zwischen einzelnen

Sorten, aber auch innerhalb einer Sorte können

Unterschiede in der Anfälligkeit gegenüber dem Schossen vorkommen. Pflanzen von Kulturen, die bereits im ersten Jahr schossen, obwohl sie

erst im zweiten Jahr Samen tragen sollten, nicht

weitervermehren (Wurzelgemüse, Mangold, Küchenzwiebel, Porree ...).

Schoie, Schötchen Charakteristische Fruchtform

der Kohlgewächse. Der Unterschied liegt in der

Größe: Das Schötchen ist eine Schote, die höchstens dreimal so lang wie breit ist. Beispiel: Mondviole, Hirtentäschel. Beispiele für Schoten:

Alle Brassica-Gemüse. Radieschen und Rettich bilden eine Gliederschote.

Sorte In der professionellen Pflanzenzüchtung spricht man von einer Sorte, wenn sie von anderen unterscheidbar, beständig und einheit-

lich ist. Unterschieden werden > Zuchtsorten und >Landsorten.

sortenecht Die Sorte entspricht dem typischen Sortenbild. Sie hat sich nicht mit anderen Sorten gekreuzt oder wurde nicht züchterisch so verändert, dass sie andere Eigenschaften zeigt.

Die sortenechte Vermehrung verlangt nach einer genauen Kenntnis über das ursprüngliche Erscheinungsbild einer Sorte. Soll eine Sorte sortenecht vermehrt werden, müssen die zur Samengewinnung benutzten Pflanzen sorten-

typisch ausgeprägt sein.

Spelze, bespelzt Manche Getreide werden nicht durch die Spelzen festgehalten und heißen deshalb „freidreschend‘“ (z.B. Saat-Weizen,

Nacktgerste, Roggen). Bei anderen Getreide sind

die Samenkörner in Spelzen (= Deckblätter) fest eingehüllt (z.B. Dinkel, Gerste). Diese Getreide

müssen nach dem Dreschen entspelzt (geschält)

werden, bevor sie als Nahrungsmittel verwendet

werden können.

Vegetationskegel Spitze der Sprossachse; kann bei mahıchen Gemüsearten (Kopfkohl, Kopfsalat) von dichten Blattlagen so fest „eingepackt“ sein,

dass man beim Aufstängeln der Pflanze behilf-

lich sein muss („Kreuzschnitt“).

vergeilt, vergeilen Pflanzen, die zu wenig Licht bekommen, bilden lange und dünne Triebe aus.

Ihr Wuchs ist nicht kompakt, sondern hoch und vergeilt. Vorkultur Pflanzen werden vorkultiviert, indem sie unter geschützten Bedingungen (Glashaus, Folientunnel, Fensterbank etc.) ausgesät und

zum Teil pikiert und getopft werden. Sobald die Witterungsbedingungen im Freiland es zulas-

sen, werden die Pflanzen auf die Beete gepflanzt. Durch die Vorkultur haben die Pflanzen einen Wachstumsvorsprung. Manche Pflanzen gelangen in Regionen mit kurzer Vegetationszeit nur durch eine Vorkultur zur Samenreife. Vorkultivierte Pflanzen müssen vor dem Auspflanzen immer erst abgehärtet werden, damit sie sich

an die raueren Freilandbedingungen langsam anpassen können. Zuchtsorte

Sorten, die in der professionellen

Pflanzenzüchtung gezüchtet wurden und als

Handelssorten gehandelt wurden oder werden.

419

|

Register Bombus terrestris Botrytis aclada Botrytis cinerea Brassicacede

Register

Botrytis fabae

A

Abelmoschus esculentus 316 Abessinischer Kohl 264 Acanthoscelides obtectus 134 Ackerbohne 129, 148 ff. Ackerbohnenmosaikvirus 150 Acyrtosiphon pisum 153 Afrikanische Zackengurke 274

Ährenkrankheit Ähriger Erdbeerspinat

366 124

Aizoaceae 96 ff. Albugo candida 198, 256, 260 Algenextrakte 131 Algenkalk 131 Alliaceae 378 ff. Allium ampeloprasum 379, 391 ff. Allium cepa 379, 381 ff. Allium fistulosum 379, 389 f. Allium kurrat 393 Allium ledebourianum 401 AlliumramosumL. 379, 402f. Allium sativum 379, 396 ff. Allium schoenoprasum 379, 400f. Allium tuberosum 379, 402f. Allium vineale 399 Allium x proliferum 379, 388 Alpenampfer 171, 172 Alternaria brassicicola 57, 219 Alternaria dauci 57575

Alternaria porri

392

Alternariaradicina 57575 Alternaria-Pilz 75 Amarant 33, 36, 99 ff. Amaranthaceae 99 ff. Amaranthus caudatus

ssp. caudatus, cruentus,

hybridus, hypochondriacus, lividus, tricolor

Amaranthus spp.

101

100 ff.

Ampfer 39, 165, 171 ff. Ampferblattkäfer 172 Ananaskirsche 343 Andenbeere 327, 343 f. Anredera cordifolia 67

Aphis fabae Apiaceae

Apium graveolens Arctium lappa

149

zo ff.

71,81 175, 203 ff.

Armoraciarusticana 215, 258f. Artischocke 39,48, 175, 190 ff., 194

Ascrolepiopsis

assectelle Asparagus offieinalis Asteraceae

379, 404 ff. 174 ff.

Aubergine Augenbohne

32, 46 129, 142 ff.

Atriplex hortensis

36 385 221 214

385,392

105, 116 ff.

Auslese Auslese, negative Auslese, positive Avena sativa

16 ff., 38 ff. 38 f. 39 363, 364 ff.

Brassicajuncea 215,248 Brassicanapus 214, 215, 245 Brassica oleracea ssp. oleracea 245 Brassica oleracea 34,214, 216 ff., 239 Brassica rapa

B

Bacillus thuringiensis 350, 375 Bakterienerkrankungen 56 Bakterienweichfäule 385 Baldrian 64 Baldriangewächse 64 ff. Barbarakraut 215 Barbarakresse 214, 268 Barbarea vulgaris 265, 268

Basella alba

67, 68

Basellaceae 67 Basellgewächse 67 Basellkartoffel 67 Basilikum 33, 39, 159, 312 Bataviasalat 177 Baumspinat 105 Baumtomate 327 Baumwolle 59, 262, 311, 316 Becherpilz 85, 181 Befruchtung 32 ff. Beizen 57 Benincasahispida 275, 276, 288 Beschriften der Samen 51 Bestandesgröße 37, 58 Bestäuberinsekten 36 Bestäubung 32 ff.

Beta vulgaris ssp. vulgaris convar. vulgaris

109, 112 f.

Beta vulgaris ssp. vulgaris convar. cicla Bindesalat Binsengewächse Blattfleckenkrankheit

109, 113 177 358 ff. 110, 172, 206, 297

Blattfleckenkrankheit, eckige 304 Blattkohl 216, 234 Blattlaus 255, 283, 296, 314,

341, 348, 375, 398

Blattlausbefall Blattmangold Blattpetersilie Blattrollmosaikvirus

Blitum spp., capitatum,

201, 203 105, 113 ff. 79 152

virgatum 105, 124 f. Blumenkohl 34, 215, 216, 230 ff. Blutampfer 171 Blüte 30 Blütenendfäule 331 Bodenkohlrabi > Kohlrübe Bohne 39, 42, 48 Bohnenblattlaus 133 Bohnenkäfer 51,144 Bohnenkraut 134 Bohnenmosaikvirus 133 Bohnenrost 133,139 Bolle 379, 380 ff.

149

112, 214, 215, 236, 244

Brauner Senf 215,248 ff. Braunkohl 216,234 Brennfleckenkrankheit 132,206, 296, 302 Broccoletto 215, 236, 244 Brokkoli 34, 39, 43, 215, 216, 232 Bruchus pisorum 153 Bruchus rufimanus 150 Brunnenkresse 215,265, 269 f. Brutknolle 28 Bryonia alba, dioica 274 Buchweizen 165, 166 ff. Buschbohne 130 ff.

128

Calliphora spp. Capsicum annuum, baccatum, chinense,

frutescens, pubescens

36

327, 332 ff.

Cardy Cercospora beticola

+ Kardone 110

Cercospora sp.

Cercocospora chrysanthemi Ceuthorhynchus quadridens Chaerophyllum bulbosum

Chaerophyllum prescottii Chayote

Chenopodiaceae Chenopodium

172

206 218

71, 92 ff.

92

274

104 ff.

Chenopodium capitatum

105, 109 f.

124

Chenopodium giganteum 94,105 Chenopodium quinoa 105, 121 ff. Chicorde 175, 188 f. chili 327, 332 ff. Chinakohl 39, 215, 236, 242 f. Chinesische Wasser-Kastanie 358 Chinesischer Knoblauch 379, 402 f. Chinesischer Spinat 101

Chrysanthemum

coronarium Cicer arietinum Cichorium endivia Cichorium intybus

Citrullus fistulosus

Crambe abyssinica

Crambe maritima Crioceris asparagi

175, 206 f. 129,158 175, 183 ff. 175, 183, 188 f.

304

Citrullus lanatus 275, 303 f. Cladiosporum cucumerium 302 Cochlearia officinalis 215, 271 Colletotrichum lindemuthianum 133 orbiculare 302

u 154

263

215, 263 f. 407

Cruciferae

214

Cucumis melo 275,300 Cucumis metuliferus 274 Cucumis sativus 275, 294 ff. Cucurbita argyrosperma 276, 288 Cueurbita ficifolia 275 ff., 286 Cucurbita maxima 34,275 ff., 282, 285 Cucurbita mixta 275, 288 Cueurbita moschata 34,275 ff., 285 Cucurbita pepo 34,275 ff., 282, 284

Cucurbita spp.

Cucurbitaceae Cucurbitacine Cynara cardunculus

Cynara scolymus Cyperaceae

276 ff.

284 175, 190, 193 ff. 175,190, 193 ff.

Cyperusesculentus

c Caesalpinaceae

bonus-henricus

Corynebakterium betae Cotrinia pisi

Cyperus rotundus

Cyphomandra betacea

D

Daikon Rettich Dammkultur Dasineura brassicae Daucus carota Delia antiqua Delia florilega

Delia platura

Dicke Bohne Dinkel

Diplotaxis tenuifolia

175, 190 ff. 358 ff.

358, 359 ff.

358

327

252 84,203 218 72 384, 392 131

131

148 ff. 363, 364 f.

215, 260

Diplocyclos palmatus 274 Doldenblütler 31, 54, 70 ff. Dolichos lablab 129 Doppelsame, schmalblättriger 260 Drahtwurm 350

E

Ecballium elaterium Echte Gräser Eierfrucht Einhäusigkeit Einkorn Eiskraut Eiskrautgewächse Eissalat Elefantenknoblauch Eleocharis dulcis Emmer Endivie 39, 48, Endivienrost Ephestia kuehniella Eppich Erbse 41,43 f., 48, Erbsenblattlaus Erbsenblattrandkäfer Erbsengallmücke Erbsenkäfer

274 362 ff. 327, 339 ff. 30 363, 364 ff. 96 96 ff. 177 391 358 363, 364 f. 175, 183 ff. 185 375 71,81 129, 151 ff. 153 153 154 152,153

Handbuch Samengärtnerei Erbsenrost Erbsenwickler

Erdapfel

153 153

Escariol Eschlauch Etagenzwiebel

283, 297 152

175, 183 ff. 386 379, 388

F Fı-Saatgut

29

Fabaceae 128 ff. Fagopyrum esculentum 165, 166 ff. Fagopyrum tartaricum 166

Fallopia aubertii

Familienzwiebel Federkohl Feigenblattkürbis

165

379, 386 f. 216,234 275 ff., 278, 286 Feldsalat 35, 58, 64, 65 Fettfleckenkrankheit 135 Feuerbohne 33,129, 138 f. Flachs 309 ff. Flageolettbohnen 132 Flaschenkürbis 275, 290 ff. Flugbrand 366 Flügelerbse 129 Foeniculum vulgare 71, 87 ff. Französischer Knoblauch 391 Fremdbefruchter 35£ Fremdbefruchtung 33£. Fruchtknoten 3ıf. Frühe Bräune 152 Fuchsschwanz 101 Fuchsschwanzgewächse 98ff. Fusarium roseum 304 Fusarium solani 297 Fusarium 366 Fusarium-Fruchtfäule 304 Fusarium-

Stängelgrundfäule

Fußkrankheiten Futterkohl

297

159, 161 216

G

Gänsefußgewächse 104 ff. Gartenbohne 129, 130 ff., 146 Gartenkresse 39, 215, 265 ff. Gartenkürbis 275, 276, 284 Gartenmelde 38, 40, 105, 116 ff. Garten-Sauerampfer 171 Gartenspargel 379, 404 ff. Gärung

Gemüsefenchel

> Kartoffel

Erdbeerspinat 105, 124 f. Erdbirne 175, 208 f. Erdfloh 239, 247, 255, 262, 271 Erdhummel 37 Erdklee 76, 417 Erdmandel 358, 359 f. Eristalis tenax 36 Eruca sativa 215, 260 ff. Erwinia carotovora 385,399 Erysiphe cichoracearum 197, 203,

Erysiphe pisi

Gemüseeule

45

Gastroidea viridula 172 Gelbreife 42 Gemüse-Amarant 99,101 Gemüseampfer 171 Gemüse-Artischocke 175 Gemüsebau, biologischer 54

Gemüsemalve Gemüseportulak

335

39, 43, 71, 87 ff. 317 ff. 355

Gemüsespargel

404 ff.

Genbank 60 Genotyp 22 Gentechnik 59 ff., 412 Gerste 363, 365 Getreide 364 ff. Getreide-Amarant 99 Gewürzfenchel 88 Globodera pallida 351 Globodera rostochiensis 351 Gloeosporium chrysanthemi 206

Glycine max

129, 155 ff.

Glycine soja

156

Gossypium herbaceum

316

Grauschimmel 221, 385 Griffel 32 Große Klette 175, 203 ff. Grünkohl 215, 216, 234 f. Grünreife 42 Gurke 31,39, 43 f., 275, 294 ff. Gurkenkrätze 297, 302 Gurkenmosaikvirus 282, 296 Guter Heinrich 105, 119 f.

H

Hafer 363 Haferwurzel 39, 43, 175, 200 ff. Handbestäubung 37,190, 210, 279, 281, 370 £., 382 Hanf 31 Hart-Weizen 363,364 Heidekorn 165, 166 f. Heißwasserbeize 57,219 Helianthus annuus 175, 210 f. Helianthus tuberosus 175, 208 f., 210 Helmbohne 129, 142 ff.

Helminthosporium allü Herbstrübe Hirse Holzbiene Honigbiene

Honigmelone

Hordeum vulgare Hülse Hülsenfrüchtler Hummeln

Hyazinthenbohne Hybridsaatgut Hybridsorten

398

215, 236, 237 ff. 149, 363, 367 ff. 131 33, 36

300 ff.

363, 364 ff. 42 30, 43, 54, 128 ff. 33

» Helmbohne

I

Indischer Senf Indischer Spinat Inkaweizen

Intybin

Inulin Inzuchtlinien Isolation, mechanische Isolation, räumliche Isolation, zeitliche Isoliertunnel

28, 29,37 28,37

215, 248 f. 68 101

188

174. 29 36 35 35 36

J

Japanischer Staudenknöterich Johannisbeertomate Johannisbrotgewächse Johanniszwiebel Judaskirsche

165 331 128 379, 388 343

K

Käferbohne 129, 138 ff. Kalebasse 275 ff., 290 ff. Kapstachelbeere 327, 343 f. Kardone 39, 175,190, 193 ff.

Karfiol

> Blumenkohl

Karotte

29,39, 40, 70, 73 ff., 86

Kartoffel Kartoffelkäfer Kartoffelzwiebel Keimfähigkeit Keimkraft Keimprobe Keimruhe Keimtemperatur Kerbelrübe Kichererbse Kiwano Kleistogamie Knoblauch Knoblauchfliege Knoblauchschwärze Knolau Knollensellerie Knollenziest

327, 349 ff. 341,350 379, 386 52,134 5ıf., 52,54 54 51 55 71,92. 129, 158 f. 274 32,130 379, 396 ff. 399 398 379, 402f. 82 ff. 3ı3f.

Knöterichgewächse Kochsalat

164 ff. 177

Knollenzyperngras Kohl

Kohlerdfloh

Kohlfliege

Kohlgemüse Kohlgewächse Kohlrabi

358

33, 43, 48, 57 219

255

34 42,214 34f.,39, 42, 215, 216, 227 ff. Kohlrübe 215, 237, 245, 246 f. Kohlsamen > Raps Kohlschotenmücke 218 Kohlschotenrüssler 255 Kohlschwärze 219 Kohltriebrüssler 218 Kolbenhirse 363, 367

Kompass-Lattich

181

Kopfsalat 177 Korbblütler 30, 43, 174 ff. Krachsalat 177 Krankheiten, saatgutbürtige 57 Krankheitserreger 57 Krauskohl > Grünkohl Kraut- und Braunfäule 98,330, 348, 350 Kren 215, 258 Kreuzblütler 30, 43, 214 ff. Küchen-Amarant 101 Küchenzwiebel 39, 379, 380 ff. Kuherbse 129 Kuhkohl 216 Kulturführung 40 Kulturpflanzen, gentechnisch veränderte 59 Kulturpflanzenvielfalt 16, 17, 18,24

Kulturschutznetz 36 Kürbis 30f., 33 f., 38, 40, 276 ff. Kürbisgewächse 274 ff. Kurrat 393

L

Lactuca sativa

175, 176 ff.

Lactuca serriola

181

Lagenaria siceraria Lagenarien

275 ff., 290 ff. 278

Lagerfähigkeit

52f.

Lamiaceae 312 ff. Landbau, biologischer 59 Landsorten 21 Landwirtschaft, biologisch-dynamische 64 Landwirtschaft,

biologische

29

Langtagspflanze 106, 152 Laspeyresia nigricana 153 Lauch 39, 379, 391 ff. Lauchmotte 385, 392 Lauchzwiebel 379, 389 f. Lein 309 ff.

Leingewächse

Lens culinaris Lepidium sativum Leptinotarsa decemlineata Limabohne Linaceae Linse Linum usitatissimum Lippenblütler Löffelkraut Löffelkresse Lokalsorten

Luftzwiebel

327, 328 f.

pimpinellifolium

M

Mais

350 129 308 ff. 129, 160 f. 309 ff. 30, 312 ff. 215, 271 271 28

> Etagenzwiebel

Lycopersicon esculentum Lycopersicon

Mairübe

308 ff.

129, 160 f. 215, 265 £.

331

215, 236, 237 ff., 239

31,33, 37, 59, 363, 370 ff.

Maisbeulenbrand Maiszünsler

375 335, 375

Malva verticillata Malvaceae Malvengewächse

317 ff. 316 ff. 316 ff.

Malabarspinat

Mangold

Markerbsen Markstammkohl Mauerbiene

68 f.

30, 33, 36, 39, 47 ı5ıf. 215, 216, 235 36

Maus

51

Maxima-Kürbis

275 ff., 278, 283,285

Meerkohl 39, 215, 263 f. Meerrettich > Kren Meerrettichschwärze 260 Mehlige Kohlblattlaus 219 Mehlmotte 51,375 Mehltau, Echter 152, 197, 201, 211, 283, 297

Mehltau, Falscher

66, 108, 111,

150, 152, 170, 297,

302, 323, 384

421

Register Melanzani

> Aubergine

Meligethes aeneus

218

Melone

31,39

Mesembryanthemum

erystallinum 96 Milchreife 42 Miltomatl 346 Mimosaceae 128 Mimosengewächse 128 Mischkultur 98, 153, 160 Mistbiene 36, 81, 90 Mizuna 215, 236, 244 Mohn 32, 48

Mohngewächse

320 ff.

Möhre Möhrenfliege Mohrenhirse Mondbohne Montia perfoliata Moschuskürbis

>» Karotte 75 376 129, 142 ff. 354, 356 275 ff., 278,

Mungbohne Muskateller-Salbei Myzus persicae

129, 142 ff. 315 219

293, 285

N

Nachtschattengewächse Nährstoffe Namenia Narbe Nassfäule Nassreinigung mit Gärung Nassreinigung

30, 326 ff. 40 237 zıf. 399 44,124

ohne Gärung

46,124

Nassreinigung 44 ff. Nasturtium officinale 215, 269 f. Nematoden 351 Netzfleckenkrankheit 366

Neuseeländerspinat

97£.

Nitrat Notreife Nüsslisalat Nützlinge

104 47 65 21,341

oO

Okra

316

Osmiarufa Ostrinianubilalis Oxalsäure

36 375 104

Ölkürbis 275 Ölrauke 215, 260 f. Open-Source-Breeding 22

P

PakChoi 215, 236, 243 Palerbsen 151,153 Panicummiliaceum 363, 367 ff. Papaver somniferum 321 ff.

Papaveraceae

Paprika

Paradeiser parthenokarp Pastinaca sativa Pastinake

320 ff.

32 f., 39, 43, 53, 55, 327, 332 ff. > Tomate 295 71, 84 ff. 39, 71, 84 ff.

Patent

Patisson

‚pea early browning virus

22, 418

284

152

peaseedborne mosaicvirus 152 Pekingkohl 236, 242f. Peperoncini Peperoni Pepo-Kürbis Perlzwiebel

332 332 275,278, 283, 284 379, 395 f.

Peronospora destructor

384

Peronospora farinosa

108, 111

Peronospora jaapiana

170

Peronospora pisi Peronospora spp.

Peronospora valerianellae

152 323

66

Peronospora viciae 150 Petersilie 55,71,79 f. Petroselinum crispum 71,79 f. Pfefferoni 327, 332, Pferdebohne 129, 148 ff. Pferdebohnenkäfer 150 Pflanzenkrankheiten 56 Pflücksalat 177 Phänotyp 22 Phaseolus coccineus 129, 138 ff. Phaseolus lunatus 129 Phaseolus vulgaris 129, 130 ff., 139 Phoma apiicola 57, 83 Phoma betae u

Phoma complanata

85

Phoma lingam Phoma valerianellae Phyllotreta Physalis alkengii Physalis ixocarpa Physalis peruviana Physalis pruinosa

57,219 57,64 219 343 327, 346 f. 327, 343 f. 343

Phytophthora infestans Pilzbefall

330, 348, 350 5ı

Pilzerkrankung

56

Pilzinfektion Pisum sativum

Platyparea poeciloptera

Poaceae Pollen

54 129, 151 ff.

407

359, 362 ff. 28, 30, 32, 379

Polyestervlies polygermes Saatgut

36 110

Polygonacege 164 ff. Porree > Lauch Porreerost 392 Portulaca oleracea 354, 355 Portulacaceae 354 ff. Portulakgewächse 354 ff. Prunkbohne 129, 138 ff. Pseudocerealie 99,121, 165 Pseudomonas lachrymans 297

Pseudomonas syringae 133,304 Pseudoperonospora cubensis 302

Psilarosae 75 Puccinia scorzonerae 197 Puccinia asparagi 407 Puceinia phragmitis 170 Puccinia allüi 392, 400 Puccinia hieracii 185 Puffbohne 32,129, 148 ff. Purpurfleckenkrankheit 392

Q

Quinoa

105, 121 ff.

R

Saubohne

Radicchio Radieschen

188 33, 40, 43, 48, 215, 252 ff. Rankgitter 40 Raphanus sativus 215, 252 ff. Raps 59, 215, 237, 245, 246 Rapsglanzkäfer 218, 255 Rapunzel 65 Ratte 51 Rattenschwanzrettich 352, 356 Raubmilbe 144, 341

Rauke

> Rukola

Reismelde, Reisspinat

> Quinoa

Reiserbohne

130, 133

Remontierfähigkeit 133 Resistenz 21, 23, 61,286 Rettich 39, 42, 48, 215, 252 ff., 255 Reynoutria japonica 165 Rhabarber 165, 169 f. Rhabarbermosaikkrankheit 170 Rhabarberrost 170

Rheum rhabarbarum/ rhaponticum Rhizom Rhizopus stolonifer Riesenkürbis Rispenhirse Rocambole Roggen Römischer Salat

165, 169 f. 28 283 275, 285 363, 367 397 363, 364 177

Römischer Sauerampfer 171 Rosenkohl » Sprossenkohl Rost Rostpilz Rote Bete Roter Heinrich Roter Meier Rote Rübe

150 197 > Rote Rübe 101 101 33, 36, 39,. 53, 55, 105, 109 ff. Rotkohl 34, 215, 216, 220 ff. Rotkraut > Rotkohl Rübenmosaikvirus 1 Rübsaat > Rübsen Rübsen 215, 236, 244 Rübstiel 236, 237 ff. Rukola 215, 260 ff.

Rumex acetosa, acetosella, alpinus, patientia, rugosus,

sanguineus, scutatus 171 Rumex spp. 165, 171 ff.

s

Saatgut dreschen 47 Saatgut lagern 51 Saatgut reinigen 46 Saatgut trocknen 46 Saatgutaufbereitung 44 Saat-Weizen 363, 364 Salat 38 ff., 40, 43, 175, 176 ff. Salatchrysantheme 175, 206f. samenbürtig 56,57 Samenträger 17, 35, 38 ff. Sareptasenf 215, 248 f. Satureja hortensis 134 Satureja montana 134

129, 148 ff.

Sauerampfer

171,172

Sauergräser Schalotte Scheinbiene Scheinzaunrübe

358 ff. 379, 386 f. 36, 81 274

Scherkohl

> Raps

Schildampfer 171, 172 Schlafmohn 321 ff. Schlangenknoblauch 397 Schlitzsieb 49, 50, 180 Schmeißfliege 36, 81 Schmetterlingsblütler

> Hülsenfrüchtler

Schnittendivie 183 Schnittknoblauch 39, 3793, 402 f. Schnittkohl > Raps Schnittlauch 39, 379, 400 f. Schnittmangold 105, 113 ff. Schnittsalat 177 Schnittsellerie 83 Schokoladenfleckenkrankheit 149 Schote 43 Schwarze Bohnenblattlaus 117, 149, 201 Schwarzwurzel 39,115, 196 ff. Schwebfliege 33, 36, 71, 73, 81 Schwungsieb 50,52 Sclerotinia sclerotiorum

Scorzonera hispanica Secale cereale Selbstbefruchter Selbstbefruchter,

potentieller

Selbstbefruchtung

Selbstbefruchtung,

85, 181,197

175, 196 ff. 363, 364 ff. 3öf.

36

32.279

potentielle 32 Selbstunfruchtbarkeit 33 Selbstung 33 Sellerie 39, 42, 55, 71, 81 Sellerieschorf 83 Septoria apiicola 57,83 Septoria petroselini 5779

Septoria-Blattflecken-

krankheit 79, 83 Setariaitalica 363, 367 ff. Sibirische Kerbelrübe 92 Sibirischer Schnittlauch goı Sieb 49 f. Silberblattkrankheit 1 Silberregen 165 Silbersamenkürbis 275 ff., 283, 288 Silikagel 47 Sinapis alba 215, 250 f. Sitona lineatus 153 Sium sisarum 71,90f. Sojabohne 129, 155 ff. Solanaceae 326 ff. Solanum melongena 327, 339 ff. Solanumtuberosum 327, 348 ff. Sommerknoblauch 391 Sommerkürbis 284 Sommerlauch 41 Sommerportulak 354, 355 Sommerzwiebel 379, 380 ff.

Handbuch Samengärtnerei

422

Sonnenblume

175, 210 ff.

Sorghum durra

367

Sorghum bicolor

367

Sorghum spp.

363, 367 ff.

Sortenschutz

22, 24, 242

Sorgumhirse Sorte, offen abblühende Sorte, samenfeste

363 28 28

Spaghettibohne Spargel Spargelerbse Spargelfliege Spargelhähnchen

129, 142,147 407 407 407 177

Spargelsalat Speisebohnenkäfer Speiseklette Speisezwiebel

175, 379, 175, 379,

Spargelrost

133, 134, 139 203 380 203 380

ff. ff. ff. ff.

Sphaerotheca fuliginea 297 Spinacia oleracea 105, 106 ff. Spinat 31,35, 39, 47, 105, 106 ff. Spinnmilbe 144, 314, 341 Spritzgurke 274 Sprossenkohl 215, 216, 233 Sprossknolle 28

Stachys affinis

313 f.

Stängelsalat Stängelzwiebel Stangenbohne

177 379, 389 f. 130 ff.

Stangensellerie

8

Staubbeutel Staubfaden Staubgefäß

31 31 30

Steckrübe Stempel

> Kohlrübe 31

Stengelälchen Stielmangold Stielmus Stinkbrand Stockteilung

385 105, 113 ff. 237 ff. 366 28

Stoppelrübe

236, 237 ff.

Streifenkrankheit der Gerste Strunkkohlrabi

366 227

Stubenfliege

8&

Suillia univittata Süßgräser Süßwurzel

399 359, 362 ff. 72, 90f.

T

Tabakmosaikvirus Tartarischer Buchweizen

56 166

‚Teltower Rübchen‘ Teosinte

237 375

Taubenbohne

# Ackerbohne

Tetragoniatetragonioids Tetragonolobus purpureus

9g7£. 129

Tetranychus urticae 314 Thripse 154, 385 Tomate 29, 40, 45 ff., 53, 55, Tomatillo Topinambur Totreife Tragopogon

57, 98, 327, 328 ff. 327, 346 ff. 175, 208 f., 210 42

porrifolius Tragopogon pratense

175, 200 ff. 201

Trauermücke Trialeurodes vaporariorum

200 341

Trifolium subterraneum 76, 417 Trips sp. 154 Triticum aestivum ssp. aestivum und ssp. spelta 363 Triticum monococcum 363

Triticum spp.

364 ff.

Triticum turgidum

363

Trockenreinigung

44, 46f.

U

Ulluco Ullucus tuberosus

Umbelliferae Uromyces appendiculatus Uromyces pisi Uromyces sp.

Ustilago maydis V Valerianaceae

So ff. 28 143 140

365

Valerianella eriocarpa, officinalis Valerianella locusta Variabilität, genetische

Verkreuzung

57 57

64 64 65 37

52

Vermehrung, generative 28 geschlechtliche 28 ungeschlechtliche 28 vegetative 28,191 Verticillium 335 Verticillum albo-atrum 260 Vicia faba 129, 148. Vigna radiata 129,143 Vigna unguiculata 129,143 Vignabohne 129 Virosen 56,335, 348, 350, 398 Viruserkrankungen > Virosen

Vogelschutznetz Vogerlsalat

Vollreife Vom Wind bestäubte Arten Von Insekten bestäubte Arten vormännlich

122 > Feldsalat 42

33,35 33, 35, 42 379

W

Wachskürbis 275 ff., 293, 288 f. Wasser 40 Wassermelone 275, 303 ff.

Wasserrübe

236, 237 ff.

Wegwarte 188 Weingartenknoblauch 399 Weiße Fliege 341 Weiße Rübe 112 Weißer Rost 197, 255, 260 Weißer Senf 215,250 f. Weißkohl 34 f.,39 £., 215, 216 Weißkraut > Weißkohl Weizen 364 Weizensteinbrand 366 Welschkohl > Wirsing Wespe 33 Wiesenbocksbart 200, 201 Wildbiene 33 Wilde Rauke 215, 260, 262 Winterendivie 183 Winterheckezwiebel 39, 379, 389 f.

Winterkefe 152 Winterkresse 215, 265, 268 Winterkürbis 275,285 Winterportulak 354, 356 Winterquartier 41, 74, 82 Winterzwiebel 379,389 £. Wirsing 34, 215, 216, 226 Wruke > Kohlrübe Wühlmaus 119, 208 Wurzelbrand 1

Wurzelfliegen

131

Wurzelgemüse Wurzelpetersilie

42 79

Wurzelschnittling

28

Wurzelzichorie

188, 189

X

Xanthomonas campestris

Xylocopa sp. Z

Zaunrübe Zea mays Zea mexicana Zichorie Zierkürbis Zitronat Zucchini Zucchini-

274 263, 370 ff. 375 39, 48, 175, 188 f. 275 304 33, 274, 275, 284

gelbmosaikvirus

Zuchtsorte, alte gärtnerische Züchtung, biologische Zucker- und

Honigmelone

Zuckererbse Zuckerhut Zuckermelone Zuckerwurzel

Zweihäusigkeit

57

131

Zwiebelfliege Zwiebelgewächse Zwiebelhalsfäule Zwitterblüte

282,296 29 29

275

43,151 175, 188 f. 300 f. 39,71, 86, gof.

31

384, 392 30, 378 ff. 385 30 ff.

423

|

Die Herausgeber schmacksverkostungen können Sie sich die Viel-

Die Herausgeber Andrea Heistinger Jahrgang 1974, Studium der Landwirtschaft an

der BOKU/Wien. Freiberufliche Agrarwissen-

schafterin, Autorin und Erwachsenenbildnerin.

Arbeitsschwerpunkte: Biologische Pflanzenzüchtung, bäuerliches und gärtnerisches Erfahrungswissen zu Kulturpflanzen, Frauen in der Landwirtschaft. Publikationen: Die Saat der Bäuerinnen, Saatkunst und Kulturpflanzen in Südtirol, Innsbruck 2001 und zahlreiche Fachartikel. Andrea Heistinger lebt und arbeitetim Waldviertel/Österreich und in Südtirol/Italien.

Arche Noah Der „Verein Arche Noah - Gesellschaft zur

Erhaltung und Verbreitung der Kulturpflanzenvielfalt“ wurde 1990 gegründet. Seither steigt die Zahl der Mitglieder und die Zahl der Sorten, die

von Arche Noah erhalten, beschrieben und wei-

tergegeben werden. Mittlerweile hat der Verein ca. 6.000 Mitglieder im deutschsprachigen Raum. Die Sammlung an verschiedenen Sorten ist auf 6.500 Herkünfte angewachsen. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf Mittelund Osteuropa. Im Netzwerk Arche Noah bieten jährlich circa 150 Vielfaltsgärtner und -gärtnerinnen Saatgut der Sorten, das sie in ihren Gärten geerntet haben, an. Interessierte können so

Saatgut von Sorten, die im Handel nicht mehr

angeboten werden, direkt bei den Vielfaltsgärt-

nern bestellen. Dieses Angebot ist im Sorten-

handbuch zusammengefasst. Das Sortenhandbuch erscheint jährlich Anfang Februar und ist für Mitglieder kostenlos (für Interessierte € 10.exkl. Porto). Auch von Obstsorten werden Reiser und junge Bäume angeboten. Arche Noah betreibt einen Schaugarten in der barocken Gartenanlage von Schloss Schiltern, in dem Sie

Jährlich hunderte verschiedene Kulturpflanzen besichtigen können. Darüber hinaus publiziert Arche Noah dreimal jährlich das Arche Noah Magazin (für Mitglieder) und macht Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit zur Kulturpflanzenvielfalt. In Sortenausstellungen zeigen wir die Vielfalt verschiedener Kulturpflanzen, in Ge-

falt auch auf dem Gaumen zergehen lassen.

Jährlich findet am ı. Mai der mittlerweile traditionelle Pflanzenmarkt in Schiltern statt. Arche

Noah und zahlreiche Mitglieder bieten Jungpflanzen und Saatgut zum Kauf oder zum

Tausch an. Auch an zahlreichen anderen Orten in Österreich organisieren Mitglieder von Arche Noah Pflanzenmärkte.

Über das Netzwerk der Erhalter helfen Mitglieder mit, gefährdete Sorten langfristig zu erhal-

ten, und tauschen Informationen zu den Sorten und ihrer Vermehrung untereinander aus. Wir

beraten unsere Mitglieder in Sortenfragen, zu Anbau und Vermehrung. Das umfangreiche

Obstservice umfasst Sortenvermittlung, Raritä-

tenveredelung, Sortenbestimmung und Bera-

tung. Wir vermitteln Bezugsquellen von Saatgut

und Produkten von Sortenraritäten aus biologischem Anbau. Auf unserer Homepage finden Sie umfangreiche Datenbanken zu einzelnen Kulturarten und viele weitere Informationen (www.arche-noah.at).

Pro Specie Rara Die Stiftung Pro Specie Rara wurde 1982 in St. Gallen gegründet. Global denkend und lokal

handelnd, widmete sich Pro Specie Rara lange, bevor dies zum Schlagwort wurde, der „Erhal-

tung des genetischen und kulturgeschichtlichen Erbes von Tieren und Pflanzen“. Die Betonung des Kulturgeschichtlichen war damals neu und löste sich vom rein technischen Ansatz, der sich

auf die Anlage schränkte. Pro zen und -tiere Region bis hin

von Gen-Datenbanken beSpecie Rara versteht Nutzpflanals lebende Kulturgüter, die eine zum Landschaftsbild prägen und

mit deren Verlust auch ein Verlust kultureller

Identität einhergeht. Ihre Aufgabe sieht die Stiftung daher auch in der Sicherung des Wissens um die alten Sorten und Rassen. Am Anfang der Erhaltungstätigkeit stand exemplarisch das „Rätische Grauvieh“, eine anspruchslose und robuste Rinderrasse, die fast

ausgestorben war. Auf abenteuerliche Weise

wurden die letzten Tiere aus abgelegenen Tälern und Regionen gesammelt und zu neuen Kernherden zusammengestellt. Engagierte Pioniere schlossen sich zu Rassenorganisationen zusammen und kontrollieren heute ihre Bestände mit Hilfe von Herdebüchern.

Handbuch Samengärtnerei Mehrere Sortengärten, die meisten von ihnen in historischem Umfeld situiert, und Arche Höfe

dienen als Schaufenster der Stiftung. 170 be-

treute, private Obstgärten und ein neu angelegter Hochobstgarten mit 700 Hochstämmern zei-

gen die ungeheure Obstvielfalt der Schweiz.

Interessierte können aus der „Samenbibliothek“

Saat- und Pflanzgut von jährlich ca. 1000 Kultur-

pflanzensorten beziehen. Das Sortenangebot von PSR erscheint jährlich Anfang Jänner im

„Sortenfinder“. Dieser kann über ein Abo (SFR

25.-) bezogen werden. Bis zu 10 Saatgutbestellungen pro Jahr sind im Abo kostenlos inklu-

diert. Als Erhalter/-in vermehren die Interessier-

ten die Pflanzen und geben einen Teil der Samenernte an Pro Specie Rara zurück. Diese

Bestellmöglichkeit richtet sich in erster Linie an Gärtner und Gärtnerinnen aus der Schweiz, da

für Bestellungen aus dem Ausland relativ hohe Portokosten dazukommen. Knapp 100 Kulturpflanzensorten werden mit Hilfe von Partnern auch bereits käuflich angeboten. Mit dem Großverteiler Coop bestehen zahl-

reiche Projekte. Bereits nach 4 Jahren Zusammenarbeit sind ca. 20 Sorten im Frischhandel zu

beziehen, Wollschweine wieder als Delikatesse

zu Ehren gekommen, werden seltene Obstbäume zum Verkauf angeboten und die Vielfalt bei gemeinsamen Anlässen dem Publikum vorgeführt. Weitere Informationen unter wWww.psrara.org. Weitere am Buch beteiligte

Personen und Organisationen

Markus Zuber (Fotos) Promovierter Biologe an der ETH Zürich, Dissertation in Entomologie. 6 Jahre privatwirtschaft-

liche Tätigkeit im Bereich biologischer Pflanzenschutz. Seit 2 Jahren als selbständiger Fotograf

tätig mit Schwerpunkt Natur und Architektur.

Mehrfacher Buchautor. Enge Zusammenarbeit

mit Pro Specie Rara und Arche Noah.

Stefan Emmelmann (Zeichnungen) 1954 in München geboren, lebt und arbeitet als bildender Künstler in Niederösterreich und

Dreschflegel Dreschflegel ist ein Zusammenschluss kontrol-

liert ökologisch wirtschaftender Betriebe in Deutschland. Seit 1989 arbeiten wir an der Erhal-

tung der Sortenvielfalt durch eigene Züchtung und Saatgutvermehrung. Wir züchten Gemüse, Kräuter, Blumen und alte Kulturpflanzen und

legen besonderen Wert auf die Eignung für den biologischen Anbau im Freiland. Unsere rund

500 Sorten vermarkten wir über den Postversand der Dreschflegel GbR direkt an Hausgärtnerinnen und Hausgärtner.

Parallel dazu fördert der gemeinnützige Dresch-

flegel e.V. Projekte zur Erhaltung, züchterischen Weiterentwicklung und Verbreitung der Kultur-

pflanzenvielfalt und engagiert sich für Ände-

rung der Gesetze, die dies behindern. Außerdem

unterstützt der Dreschflegel e.V. durch Publikationen, Vortragsreihen und Seminare Menschen

dabei, selbst eigenes Saatgut anzubauen und Sorten zu erhalten.

Näheres siehe: www.dreschflegel-saatgut.de.

VEN - Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. Der Verein wurde 1986 auf Initiative von Privat-

personen gegründet und hat derzeit ca. 400 Mitglieder. Die Motive für die Gründung des Vereins waren: „Die zunehmende Züchtung von Hybrid-

sorten, erschreckende Entwicklungen auf dem Gebiet der Gentechnik, fortschreitende Mono-

polisierung auf dem Saatgutmarkt und eine restriktive Saatgutgesetzgebung, welche zuneh-

mend die Vielfalt unserer Nutzpflanzen bedrohen.“ Der Verein legt den Schwerpunkt auf die Erhaltung alter Gemüsesorten durch aktive Sor-

tenpflege durch Mitglieder und Paten und arbeitet bundesweit und ausschließlich ehrenamtlich

in Deutschland. Der Austausch und die Weitergabe der Sorten erfolgt über die Samenliste.

Jährliche Saatgutseminare in Zusammenarbeit mit Dreschflegel zur Weitergabe von Fachwissen

zu Vermehrung und Saatgutgewinnung, Herausgabe einer Mitgliederzeitung „Samensu-

rium“ mit Fachinformationen und die jährliche

Ausrichtung des „Tages der Kulturpflanze“

sowie die Ausrufung einer Art zum ‚Gemüse des

Wien. Zahlreiche Ausstellungen, Stipendien

Jahres‘ mit umfangreichen Recherchen zur (Züchtungs)geschichte und Vermehrung und

versität für Angewandte Kunst in Wien.

sind die Schwerpunkte der alljährlichen Arbeit. Näheres siehe www.nutzpflanzenvielfalt.de

und Auszeichnungen. Seit 2002 Lehrauftrag zum Thema „Sprache und Malerei“ an der Uni-

die Vergabe wertvoller Sorten als Patensorten