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German Pages 502 [529] Year 1862
Handbuch der
allgemeinen und speciellen Chirurgie. Emette »öffifl umgearßcifeic Auflage von
Dr. A. Wernher, G r o f s h . H e s s . G e h . M e d i c i n a l - l i a t h e , P r o f e s s o r d e r C h i r u r g i e , Director des aeademischen Hospitals und der c h i r u r g i s c h e n K l i n i k an der Universität zu Giefsen.
Erster Band.
Giefsen, 1862. J. Ricker'sclie Buchhandlung.
Herrn Professor
Albreeht von Graefe, seinem verehrten Arzte, Freunde und Collegen, widmet
iiese zweite Auflage seines Handbuches der Chirurgie als ein öffentliches Zeichen der gröfsten Hochachtung für seine wissenschaftlichen Arbeiten und der aufrichtigsten Dankbarkeit für die grofsen ihm geleisteten Dienste,
der Verfasser.
Vorrede zur ersten Auflage. Der Verfasser eines Handbuches, eines Buches also, welches, wenn es auch die Ergebnisse eigener Untersuchung nicht gänzlich ausschliefst, doch mehr nur die Zusammenstellung und Bearbeitung des früher schon Bekannten beabsichtigt und welches seinen Werth weniger in dem Reichthume neuer Ansichten über die Erscheinungen der Krankheiten und der Bekanntmachung neuer Hülfsmittel denselben abzuhelfen zu suchen hat, als vielmehr in der, dem Zeitbedürfnisse angepafsten Zweckmäfsigkeit und der Vollständigkeit, mit der es das Material ordnet, das Brauchbare aus dem Chaos des Unbrauchbaren, Veralteten, mit dem die ärztlichen Wissenschaften überladen sind, sondert, hat sich zunächst darüber auszusprechen, in wie weit er zu diesem Unternehmen berechtigt und durch ein wirkliches Bpdtirfnifs aufgefordert war. Schon die academische Stellung des Verfassers möchte jedoch die Herausgabe eines eigenen Handbuches, als Grundlage für seine Vorlesungen, rechtfertigen. Soll nämlich in der verhältnifsmäfsig kurzen Zeit, die den Vorträgen über ausgedehnte Fächer auf Universitäten gewidmet werden kann, eine Lehre erschöpfend abgehandelt und den Zuhörern die Mittel an die Hand gegeben werden, ihren Inhalt sich dauernd anzueignen und doch der Lehrer nicht so an den Buchstaben gefesselt sein, dafs er nicht in freiem Vortrage, seinen Eingebungen folgend, sich ergiefsen dürfte, so bleibt nur ein Mittel, die Zugrundelage eines Handbuches übrig, dessen Angaben der Lehrer als die seinigen anerkennt. Jahre lang hat sich der Verfasser damit beholfen, fremde Handbücher seinen Vorlesungen zu Grunde zu legen, dieses Auskunftsmittel aber von Jahr zu Jahr unzulänglicher ge-
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funden, da mit jedem Tage, mit jeder neuen Erfahrung die Zahl der Punkte sich mehrte, in welchen seine Ansichten nicht vollkommen mit denen eines Dritten, über die Darstellung wissenschaftlicher Gegenstände und die Ausdehnung, die denselben zu geben seien, übereinstimmten. Unter solchen Verhältnissen aber artet der Vortrag, der einem fremden Handbuche folgt, zuletzt in eine ausführliche Kritik und Vervollständigung eines Buches aus, was eben so zeitraubend, als wenig anregend für die Zuhörer ist. Hiermit möchte für einen academischen Lehrer die Herausgabe eines eigenen, vorzüglich seinen Zuhörern gewidmeten Handbuches, stets vollkommen gerechtfertigt sein; aufserdem aber scheint überhaupt jetzt eine günstige Zeit eingetreten zu sein, einen Versuch zu machen, die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungen im Gebiete der Wundarzneikunde in einem neuen Handbuche zusammen zu fassen. Die Chirurgie, die es mehr mit in die Sinne fallenden Gegenständen zu thun hat, hielt sich von jeher glücklicher Weise ziemlich frei von der Sucht, ihr Wissen in das Procrustesbett eines Systemes zu zwängen, sie ist daher in dem Verlaufe des letzten Jahrhunderts den nachtheiligen Einflüssen mystischer und philosophischer Naturansichten, hohler Hypothesen und unheilvoller Systemmacherei mehr entgangen, als die innere Medicin. Ihre Richtung ist stets mehr praktisch und weniger theoretisirend gewesen. Glücklicher Weise aber ist die Zeit jetzt vorübergegangen, in der ein theoretisirender und ein unglücklicher Arzt ziemlich gleichbedeutend waren; Physiologie und Pathologie haben sich von den Fesseln unheilvoller Systeme befreit, sie sind zu einer naturgetreuen, rationell-empirischen Bearbeitung zurückgekehrt und die Chirurgie hat sich ihnen wieder anzuschliefsen, um auch ihrerseits von den Vortheilen Gebrauch zu machen, welche zwar zunächst für Physiologie und Pathologie, aber auch
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durch diese für die praktischen Fächer, durch die glücklichen Bearbeitungen der Histologie, der pathologischen Anatomie, sowie durch die Anwendung der organischen Chemie gewonnen worden sind. Wir begnügen uns nicht mehr mit Krankheitsbildern, wie sie die treue Beobachtung der äufseren Erscheinungen auffafst, wir verlangen vielmehr, mit Fug und Kecht, auch den Schlüssel zu erhalten, der uns, so weit es ohne Hypothesen geschehen kann, das Verständnifs der ursächlichen Verkettung der einzelnen Erscheinungen, den Zugang zu der Kenntnifs des inneren Triebwerkes der Krankheit aufschliefst. Mit Recht dürfen wir fordern, dafs unsere Einsicht über das Wesen der Krankheiten nicht auf die blofse Bekanntschaft mit den äufseren Erscheinungen, sondern auf die Kenntnifs des wahren und primären Sitzes, der wesentlichen Veränderungen der festen und flüssigen Bestandtheile unseres Körpers, auf die genauere Einsicht über die Abhängigkeit der einzelnen Erscheinungen von einander, begründet sei. Eine klare Einsicht müssen wir von den Wirkungen unserer Heilmittel haben, wenn wir auf den Namen rationeller Aerzte Anspruch machen wollen. Diese Zwecke zu fördern hat sich der Verfasser zu einer Hauptaufgabe seines Handbuches gemacht und daher sich nicht darauf beschränkt, blofs vollständige und getreue Beschreibungen der einzelnen Krankheiten, ihres Verlaufes und der bewährten Behandlungsmethoden derselben zu liefern, sondern einen gleichen Werth darauf gelegt, däs Verständnifs der inneren Vorgänge, so weit als möglich, zu eröflnen. Ein Eingehen in die Tagespolemik glaubte er sich jedoch nicht gestatten zu dürfen. Hiermit jedoch fordert das Handbuch einen verhältnifsnnifsig grüfseren Umfang, als ihn die meisten früheren bedurften. Der Verfasser hat sich aber überhaupt nicht vorgesetzt ein L e h r b u c h z:u schreiben, welches, als
vm Grundlage zu Vorlesungen, den Gang im Ganzen vorzeichnet und dem mündlichen. Vortrage überläfst, die Lücken auszufüllen und das blofs Angedeutete auszuführen, er wollte vielmehr ein H a n d b u c h liefern, welches dem angehenden Arzte, auch nach Vollendung seiner academischen Studien, die Aufschlüsse zu geben vermag, deren er etwa bedürfen könnte und für welche ihm die mündliche Unterweisung seines Lehrers nicht mehr zu Gebote steht. Hiermit ist eine gröfsere Vollständigkeit und- Ausführlichkeit im Einzelnen nothwendig geworden, neben der jedoch ein zweckmäfsiger, freier und anregender Vortrag recht wohl bestehen kann, ja meiner Ansicht nach erst möglich wird. Innere und äufsere Heilkunde sind nur durch eine hergebrachte Uebereinkunft und nicht durch irgend einen logischen Grund getrennte Wissenschaften; die Vertreter beider werden sich, so wie es früher geschehen ist, so auch in Zukunft gegenseitiger Eingriffe in ihre Gebiete beschuldigen, und die Versuche, die Grenzen derselben scharf zu ziehen, werden scheitern, so wie sie bis jetzt alle gescheitert sind. Diese Unsicherheit der Grenze ist es, die Manchen in diesem Handbuche dieses und jenes wird finden lassen, was er mit mehr Recht der inneren Medicin zugerechnet wissen möchte,, so wie Andere vielleicht ihre Ansprüche Uber Ausführlichkeit nicht ganz befriedigt finden. Die Operationslehre namentlich glaubte der Verfasser unberührt lassen zu dürfen, weil sie mehrfach in neueren gesonderten Werken abgehandelt wurde, auf allen Universitäten in besonderen Vorträgen gelehrt wird und weil ihr hier doch nicht die nöthige Ausführlichkeit hätte gegeben werden können. Es schien zweckmäfsiger, den Baum, der hiermit gewonnen wurde, der Krankheitserklärung zuzuwenden, denn: qui bene distinguit, bene medebitur. Der Verfasser.
Yorrede zur zweiten Auflage. Indem der Verfasser dem ärztlichen Publikum die zweite, völlig umgearbeitete Auflage seines Handbuches der Chirurgie vorlegt, glaubt er sich hinsichtlich der Grundsätze, welche ihn bei der Abfassung desselben leiteten, auf Das berufen zü dürfen, was er hierüber in der Vorrede zur ersten Ausgabe gesagt hat. Die zweite Auflage folgt im Allgemeinen dem Plane und der Anordnung der ersten, mit den Umgestaltungen, welche die in den letzten Jahren so mächtig fortgeschrittene Theorie und Praxis nothwendig machten. Der Verfasser hat, wie früher, die Eintheilung nach dem pathologischen Principe, nach Krankheitsgruppen, beibehalten, so verführerisch und bequem auch die nach Regionen für den Schriftsteller ist, die ihn aber zu allzuvielen Ueberfltissigkeiten und Wiederholungen oder Verweisungen nöthigt, und weil es am Ende doch auf dasselbe herauskommt, ob man die anatomische Anordnung voranstellt, und die Unterabtheilungen nach den Krankheiten, welche an den einzelnen Körperstellen vorkommen können, bildet, oder umgekehrt. Auch zu einer anderen, jetzt sehr modischen Beigabe practischer Handbücher, den in den Text eingeschobenen * *
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Holzschnitten, hat der Verfasser seinen Verleger nicht bestimmen mögen, weil ihm dieselben, so wie sie gegeben zu werden pflegen, ein ganz nutzloser Schmuck zu sein scheinen. Ich leugne nicht den Nutzen guter bildlicher Darstellungen, kann mir aber die Leser nicht denken, deren Studienzeit so arm an Htilfsmitteln war, und deren Auffassungsvermögen so schwach ist, dafs sie der Abbildung einer Scheere, einiger Pincetten und Sonden, Charpiewieken, Watten, Haarseile, der Stellung der Hand bei der Führung des Messers, beim Bindewickeln, oder auch zusammengesetzter Instrumente, eines Tonsillotoms u. s. w., zum Verständnifs des Textes bedürfen. Jeder Arzt hat in seiner Studienzeit irgend eine Lehranstalt besucht, und so dürftig ist wohl keine mehr, dafs ihre Zöglinge nöthig haben könnten, ihre Erinnerungen aus dem Hospitale und vom Operationstische, bei ihren Nachstudien, durch Holzschnitte aufzufrischen. — Man hat den Nutzen, welchen solche Darstellungen in anatomischen und physikalischen Lehrbüchern brachten, sehr unnöthig auch auf klinische übertragen wollen. Bei der Darstellung der einzelnen Krankheiten habe ich mich bemüht, nicht allein das Thatsächliche unserer Erfahrungen mit derjenigen Vollständigkeit zu geben, welche die nothwendige Beschränkung auf den Umfang eines Handbuches mit sich bringt, sondern auch überall, an der Hand der Anatomie, Physiologie und pathologischen Anatomie, den Zusammenhang der Erscheinungen mit ihren Ursachen zu erklären, und ein klares Verständnifs des empirisch Beobachteten zu eröffnen versucht. Ich glaube mich hierbei von Hypothesen möglichst frei gehalten, und überall nur einer einfachen, nüchternen Auffassung Raum gegeben zu haben. Eine langjährige klinische Erfahrung hat mich belehrt, dafs unrichtige, schiefe Auffassungen, welche die Tradition einmal
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überliefert hat, noch viel schwerer aus den Köpfen der Menschen verschwinden, als neue Wahrheiten eingehen, und wie Vieles daher unter uns Aerzten, und noch mehr unter dem Publikum, als ein, aus einer sonst längst überwundenen Zeit überkommener medicinischer Aberglaube, fortbesteht, und als so vollkommen sicher angenommen wird, dafs man gar nicht mehr nöthig zu haben glaubt, über solche Dinge nachzudenken oder weiter zu forschen, und sie sind es gewöhnlich gerade, über welche unsere Begriffe am unklarsten und unsere Kenntnisse am unzulänglichsten sind; mit ihnen bläht sich der Standesdünkel der stabilen Aerzte am meisten. Für einen Arzt aber, der nicht gesonnen ist bei dem Ueberkommenen gläubig stehen zu bleiben, kann es nur von Interesse sein, solche Lücken und Unvollkommenheiten kennen zu lernen, und wir schreiten ebensowohl vor, indem wir Altes und Unbrauchbares Uber Bord werfen, als indem wir Neues zufügen. Ich habe mich daher überall bestrebt, wo ich nicht im Stande war die Lücken aus mir auszufüllen, sie wenigstens, wo ich sie erkannt hatte, zu bezeichnen; früher oder später wird ja wohl ein Lichtblitz kommen, der uns zeigt, dafs das, was wir für einen einfachen dunkelen Raum hielten, voll der mannigfachsten, wichtigen Gegenstände ist. Auch in Bezug auf die Behandlung habe ich mich bemüht, eine durch die Erfahrung geleitete Kritik walten zu lassen. Auch für sie führen wir viel alten nutzlosen Ballast mit, welchen der Vorväter Fleifs angehäuft hat, und fügen sehr emsig Neues hinzu, was unsere Enkel auch in den Winkel stellen werden. Je weniger gereift die eigene Erfahrung ist, desto mehr ist man geneigt, was sich irgend mit einem glänzenden Gewände darzustellen versteht, als vollgültig anzunehmen und enthusiastische Hoffnungen darauf zu bauen. Da ich sehr wohl weifs, wie sehr das Gebiet der Beobach-
xn tung und Kritik sich immer weiter ausdehnt, je mehr man beobachtet, und je schärfer man zu urtheilen gelernt hat, so habe ich nirgends meine eigenen Erfahrungen für abgeschlossen und unzweifelhaft gehalten, glaube aber doch an vielen Punkten mitsprechen zu dürfen, und wo dieses, namentlich in Bezug auf Methoden und Mittel, der Fall war, habe ich meine Ansichten mit Gründen belegt vorangestellt, ihnen aber doch auch die Anderer, soweit sie mir Anrecht auf Berücksichtigung zu verdienen schienen, nachfolgen lassen. G i e f s e n , am 1. Mai 1862
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Bei der Behandlung des phagedänischen Schankers bilden die ^
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sciuwkri». Rücksichten auf die «institutionellen Verhältnisse die Hauptsache. E s wird daher im Allgemeinen eine roborirende, selbst stimulirende B e handlung einzuleiten sein, durch den Gebrauch von China, Eisen, Wein, nicht allzu spärlicher Kost, während Mercurialien und fette Dinge meistens zu vermeiden sind. Die örtliche Behandlung gleicht d e r anderer phagedänischer und brandiger Geschwüre. Man gebraucht aromatische W a s c h w a s s e r , Umschläge und Cataplasmen. Ueber den Gebrauch von Cauterien gehen die Ansichten auseinander. Während sie von den Meisten unbedingt, oder doch f ü r bestimmte Fälle empfohlen werden,
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insbesondere.
werden sie u. A. von v. B ä r e n s p r u n g verworfen. Nach des V e r fassers Erfahrung sind sie namentlich da in Anwendung zu bringen, wo das Geschwür eine d i p h t h e r i s c h e Beschaffenheit hat, wo trotz einer geeigneten Behandlung die Phagedäna keinen Stillstand macht, insbesondere auch bei den erethisch phagedänischen und serpiginösen Geschwüren. Die Wahl des Aetzmittels richtet sich dann nach der Tiefe, in der man zerstören will, und im Allgemeinen ist es gerathen, öfters unter ihnen zu wechseln. Für die leichteren Fälle bedient man sich des Calomels und des rothen Präcipitats, mit welchen man die Geschwürsfläche bepudert; für schwierigere dienen Höllenstein, Chlorzink u. s. w. Auch über die inn£re Anwendung des Mercurs gehen die Ansichten weit auseinander; denn während Manche (z. B. W a l l a c e ) den Mercur in so grofsen und häufigen Dosen gegeben wissen wollen, dafs er rasch Mercurialerscheinungen macht, verwerfen ihn Andere hier durchaus. Das Richtige möchte sein, dafs es auch hier gerathen ist, nach der Beschaffenheit des Falls zu handeln, indem unter dem Namen Phagedäna sehr verschiedene Dinge gehen. Bei erschöpften Constitutionen, bei Personen, die schon eine Mercurialcur durchgemacht haben und mit Mercur gesättigt sind, bei Tuberculosen, erfordert der innere Gebrauch des Mercurs jedenfalls die allergröfste Vorsicht, wenn er nicht geradezu zu verwerfen ist. Unter solchen Verhältnissen mufs zum Mindesten die roborirende und Tisanencur vorausgeschickt werden. Wenn dagegen der Schanker ein entschieden diphtheritisches Aussehen h a t , so kann eine rasche Mercurialcur geeignet sein, der Zerstörung ein Ende zu setzen. Die Behandlung des indurirten, infectanten Schankers ist wesentlich die der allgemeinen Lues. Cauterisationen helfen Nichts. Man begnüge sich mit einfachen Verbandmitteln, und wenn das Geschwür unrein wird, mit dem Aufstreuen von Calomel oder rothem Präcipitat. jtciiAiKiiung ,i,-r itiiixincn. Die Behandlung der Bubonen ist entweder eine präventive, abortive, oder eine nach der Art und dem Stadium derselben zu bemessende curative. Um die Ausbildung eines Bubo zu verhüten, lasse man den Kranken strenge Ruhe beobachten, und cauterisire die weichen Schanker unmittelbar mit ihrer Entstehung, bis sie ihr specifisches Aussehen verloren haben. Bei indurirten Schankern läfst sich das Auftreten von Bubonen nicht vermeiden. Es bedarf aber gegen dieselben, wenn sie sich nicht sehr ausnahmsweise entzünden und vereitern, keiner Localbchandlung. Erst gegen die schliefslich zuweilen zurückbleibenden indolenten Hypertrophieen kann man das Jod versuchen. Die Behandlung des sympathischen Bubo ist dieselbe wie bei jeder Lymphadenitis (s. diese). Die Behandlung des virulenten Bubo bei dem weichen Schanker richtet sich nach dem Stadium. In dem frühesten Stadium, wenn die W e r n h e r ,
Chirurgie.
I . IM.
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Von der Syphilis und den
syphilitischen
Drüse noch nicht lebhaft entzündet ist, kann ein Versuch gemacht werden, die Entzündung zu unterdrücken, den Uebergang in Eiterung zu hintertreiben; doch glückt ein solcher Versuch nur sehr selten, und führt meistens nur dazu, den Verlauf langwieriger zu machen, und viele Syphilidologen sind der Ansicht, dafs es überhaupt nicht vortheilhaft sei, den Uebergang in Eiterung zu hindern, weil durch dieselbe das Gift örtlich fixirt, ausgeworfen, und vor dem Uebergange in die gesammte Säftemasse abgehalten werde. Dem Verfasser scheint es j e d o c h , als wenn diese letztere Ansicht aus dem früher nicht bekannten Unterschiede zwischen dem nicht vereiternden Bubo des infectanten, und dem gewöhnlich vereiternden des virulenten Schankers, entstanden wäre. Die Mittel der abortiven Behandlung bestehen in einer strengen Anwendung des antiphlogistischen Verfahrens, der Kälte, der oberflächlichen Cauterisation, der Compression, der Mercurialien. Die Anwendung von Blutegeln ist zu vermeiden, weil die Blutegelstiche zu leicht angesteckt werden, und sich in neue Schanker verwandeln. Der Gebrauch der Kälte, des Eises, hilft zuweilen; doch sieht man nicht selten, trotz derselben, die Anschwellung rasch zunehmen, und die Schmerzen sich vermehren. Man mufs dann von der Fortsetzung des Gebrauchs derselben absehen. Auch die Compression ist bei frischen Bubonen ein sehr verdächtiges Mittel, welches, besonders bei cachectischen Personen, den Uebergang in Eiterung leicht begünstigt. Sie gewährt anfangs einen anscheinenden Erfolge indem sie die Driisen zurückdrängt und abplattet, befördert aber insbesondere die periganglionäre Vereiterung in der Tiefe. Es bilden sich oft unter ihr überraschend schnell grofse, flache, weit ausgebreitete, verjauchende Abscesse. Erst wenn die Entzündung abgelaufen, und eine entzündungslose Induration zurückgeblieben ist, findet die Compression wieder vortheilhafte Anwendung. Zu ihrer Ausführung kann man sich der Binden und Compressen, der Gewichte, glatter Steine, eines Bruchbandes mit weicher Pelotte bedienen. Auch die oberflächliche Cauterisation, das Auflegen von Vesicatorien, deren Eiterung man durch Sublimatsalbe unterhält, oberflächliches Aetzen mit Sublimat, führen sehr selten dazu, den Bubo zu zertheilen, verursachen aber sehr viel Schmerz. Es ist daher am zweckmäfsigsten sich nur der Cataplasmen zu bedienen, wie sie dem Entzündungsgrade entsprechen. Den Bubo öffnet man, sobald sicli die erste Spur von Fluctuation zeigt. Es ist weniger nachtheilig einen zu frühen, vergeblichen Einstich zu machen, als damit zu lange zu warten. Die Eiterung schreitet aufserordentlich schnell vor, und ein an dem einen Tage kaum bemerkbarer Eiterpunkt kann sich an dem nächsten in einen grofsen Abscefs mit weiter Hautablösung verwandelt haben. Es ist besser wiederholte kleine Einstiche zu machen, die eine minder häfsliche Narbe geben, als der Vereiterung Zeit zu lassen sich auszubreiten. Wird die
Geschwüren
insbesondere.
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Eröffnung zu lange v e r z ö g e r t , so wird die Haut weithin abgelöst und v e r d ü n n t , die Drüse vollkommen entblöfst und unterminirt, die Hautr ä n d e r ziehen sich z u r ü c k , werfen sich u m , und m ü s s e n , da sie sich nicht an den Grund anzulegen vermögen, nachträglich mit der Scheere oder dem Aetzmittel abgetragen w e r d e n . Der Bubo verwandelt sich damit in ein grofses, s c h w e r heilbares, schankröses Geschwür. Die E r öffnung nimmt man am besten mit der Lanzette vor. Der Cauterien, des Kali causticum, bedient man sich n u r d a n n , w e n n abgelöste Hautränder zerstört w e r d e n müssen. Die weitere Behandlung entspricht dem C h a racter des Geschwüres. Man verbindet mit Digestivsalbe, der man rothen Präcipitat beimischt, läfst cataplasmiren u. s. w. Ist die Drüse prolabirt, so wird die Heilung sehr befördert, w e n n man sie abträgt. Die IM,„„>,.,„,, c„.,i.«.i„ ii.n Behandlung der allgemeinen Lues ist immer A,| i ä e,unkei. Mit dem Namen des spontanen und s e c u n d a r e n , malignen Carbunkels — Charbon malin — und des spontanen Milzbrandfiebers, haben manche Schriftsteller Milzbrandkrankheiten bei dem Menschen bezeichnen wollen , d e r e n wesentlicher Unterschied von den v o r h e r b e s c h r i e b e n e n darin bestehen soll, dafs sie nicht das P r o duct einer örtlichen, durch die äufseren Integumente eingehenden I n f e c tion, sondern e n t w e d e r ähnlicher, miasmatischer Ursachen, wie dieselben den Milzbrand zuerst bei Thieren e r z e u g e n , o d e r , wenn auch einer Ansteckung durch T h i e r e , doch einer s o l c h e n , die von der inneren Oberfläche der Respirations- oder Digestionsorgane aufgenommen wird, sei. Die Allgemeinsymptome gehen den Localerscheinungen voraus, oder treten doch wenigstens mit denselben gleichzeitig auf. Bei dem spontanen Milzbrandfieber kommt e s , ähnlich wie bei der Milzbrandkrankheit der Thiere, g a r nicht zum Brande der äufseren Haut. Diese Formen sind jedenfalls sehr selten. Die wenigsten S c h r i f t steller, w e l c h e sie uns b e s c h r e i b e n , haben sie selbst beobachtet. Die meisten stützen sich auf die Darstellung einer E n d e m i e , w e l c h e F o u r n i e r im J a h r e 1724 in der Nähe von Montpellier beobachtete. Es ist u n n ö t h i g , die vereinzelten neueren Fälle noch speciell hervorzuheben, da es unzweifelhaft ist, dafs in Bezug auf viele derselben die B e o b a c h t u n g e n ungenau, oder falsch gedeutet sind. Diese angeblichen s p o n tanen Milzbrandkrankheiten des Menschen sind fast ausschliefslich in Gegenden beobachtet w o r d e n , die auch f ü r den Milzbrand der Thiere sehr günstig sind, und gleichzeitig mit Milzbrandepizootien. Bei der S c h w i e r i g k e i t , die wirklich erfolgte Ansteckung n a c h z u w e i s e n , der Leichtigkeit, mit der die ersten Symptome ü b e r s e h e n w e r d e n , bei der Ungleichheit d e r Dauer des Eruptionsstadiums bis zu dem Eintritte der allgemeinen Intoxicationssymptome, ist es sehr leicht möglich, dafs w i r k lich erfolgte A n s t e c k u n g e n unbeachtet blieben. Es ist f e r n e r sehr wohl m ö g l i c h , dafs in heifsen S u m p f g e g e n d e n , w e n n Milzbrand bei Thieren v o r k o m m t , auch bösartige Malariafieber, T y p h e n , bei dem Menschen gleichzeitig entstehen, ohne dafs diese als Milzbrandfieber ohne Milzbrand g e d e u t e t w e r d e n müfsten. Die genannten Formen sollen vorzugsweise in heifsen Gegenden, Südfrankreich, Languedoc, in Folge g r o f s e r Hitze des Sommers, S u m p f -
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Von dem
Milzbrände.
ausdünstungen, des Austrocknens der Sümpfe, vorkommen. Doch s p r e chen auch einzelne Schriftsteller aus mehr nördlichen Gegenden, W o r l a c h aus Oestreich, W e n d r o t h aus den Elbniederungen u. s. w., von diesem miasmatischen Milzbrande des Menschen. Aufser dieser miasmatischen Ursache soll derselbe durch ein flüchtiges, von Thieren auf den Menschen übergehendes Contagium, das durch die Respirationsorgane aufgenommen werde, entstehen können; durch den längeren Aufenthalt in Ställen, in denen sich kranke Thiere befinden, den Gebrauch von Decken, die für kranke Thiere gedient hatten, Zusammenschlafen mit milzbrandkranken Menschen, sowie endlich, von den Digestionsorganen aus, durch den Genufs von Fleisch oder von Blut milzbrandkranker Thiere. Dem aus diesen Ursachen angeblich entstehenden spontanen MilzDie Krankheit brandcarbunkel gehen die Allgemeinsyinptome voran. beginnt mit allgemeinem Unwohlsein, grofser Muskelschwäche, Angst, Beklemmung, Appetitlosigkeit, grofser Entkrüflung, Schwäche des Pulses, Brechreiz, Erbrechen von Galle, Schleim, Blut. Diese Symptome einer allgemeinen Intoxication nehmen einen sehr rapiden Verlauf, und können tödten, ehe es zur Darstellung eines äufserlichen Milzbrandcarbunkels gekommen ist. Die secundaren spontanen Carbunkel sollen, wenn die Krankheit aus miasmatischen Ursachen entstanden Ist-, 24 bis 48 Stunden nach dem Auftreten der Allgemeinsyinptome sich zeigen , wenn eine Ansteckung stattgefunden hatte, etwas früher, und fast zu gleicher Zeit mit diesen. Sie seien häufig multipel, nahe bei einander stehend, oder weiter von einander entfernt, und stünden zum Theile an Körperstellen, die einer örtlichen Infection nicht wohl ausgesetzt sein konnten, den Genitalien u. s. w. Ihre Erscheinungen seien von denen des gewöhnlichen Milzbrandcarbunkels verschieden. Unter einem sehr lebhaften Jucken und Brennen, das zu einem unerträglichen Hitzegefühle sich steigern könnte, entstünden eine oder mehrere Vesikeln, welche mit einer lividen oder röthlichen Flüssigkeit gefüllt seien und schnell platzten. Unter ihnen bilde sich ein linsenförmiger, sehr schmerzhafter Knoten, der sich sehr schnell in einen plattrunden, lividen und schwarzen Schorf verwandele. In der Umgegend desselben sei die Haut glänzend, gespannt, sehr dunkelroth, und das Gefühl des brennenden Schmerzes in ihr fast unerträglich. Von dem Centruui greife der Brand immer weiter in den Umkreis und in die Tiefe; er verbreite sich häufig viel tiefer als der gewöhnliche Milzbrand durch die Aponeurosen hindurch, bis zu den Muskeln, zu den Gefäfsen, daher secundare Blutungen. Mit der Zunahme der Localerscheiniingen steigere sich auch in sehr rascher Folge das Allgemeinleiden. Der Puls, anfangs voll und entwickelt, werde bald klein, schnell, aussetzend, die Haut trocken, heifs, oder mit klebrigen Schweifsen bedeckt, der Durst grofs, die innere Hitze unerträglich,
Von dem
Milzbrande.
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der Kranke unruhig, schlaflos u. s. w.; der Tod trete dann unter D e lirien, Schluchzen, Convulsionen, sufTocatorisch oder in vollkommener Betäubung ein. Bei innerer Ansteckung durch Fleischgenufs kämen noch heftiger Leibschmerz, Diarrhöen, blutige Stühle und Erbrechen hinzu. Der Tod sei der gewöhnliche Ausgang, und könne schon in den ersten 24 Stunden, oder bis zum zweiten und vierten Tage hin erfolgen. pathologisch-anatomische Untersuchung. Die Leichen der am Milzbrände verstorbenen Menschen gehen, wie die aller derer, welche einem putriden, septischen Fieber erlegen sind, sehr rasch in Fäulnifs über. Bei der Untersuchung der primären Brandstelle ergibt sich kein Resultat, welches neben dem, was über die Erscheinung der Krankheit schon angegeben ist, einen wesentlichen Aufschlufs über die Natur derselben zu liefern im Stande wäre. Die Brandschorfe selbst, welche aufserdem gewöhnlich durch Aetzmittel verändert sind, haben die Eigenschaften aller trockenen Schorfe; sie gehen selten tiefer als die Haut und das subcutane Zellgewebe, tiefergreifende gehören den secundaren Zerstörungen an, oder sind künstlich gemacht. Der Schorf ist schwarz, trocken, unter dem Messer knirschend, wie feuchtes L e d e r , auf dem Durchschnitte fest, blutleer, ohne besonderen Geruch. Feuchte Schorfe gehören den secundaren Zerstörungen an. Auch die Verhärtung unter und in der Umgebung des Schorfes beruht auf einer blutarmen, festen, speckigen, unter dem Messer knirschenden, wie scirrhösen Infiltration, aus der sich nur sehr wenig Blut und Serum ausdrücken läfst. Hie und da finden sich E c chymoseri. Die Basis des Schorfes ist etwas vascularisirt. Weiter hinaus wird die Haut ohne bestimmte Grenzen weicher, ödematös infiltrirt. Die tieferen Theile unter den Fascien, die Muskeln, sind primär unverändert. Die mikroscopische Untersuchung des Schorfes, des Inhaltes der Vesikeln, und der verhärteten und ödematösen Parthien, hat nichts Wichtiges ergeben. Der Schorf läfst Ueberreste der ursprünglichen Gewebe, zersetztes Blut und einen moleculären Detritus, wie sie auch in anderen trockenen Brandformen angetroffen werden, erkennen. Kleine moleculäre Körperchen mit selbstständiger Bewegung, Monaden, haben sich gewifs nur zufällig auf dem Boden der schon abgestorbenen Parthien gebildet. In der Flüssigkeit der Vesikeln findet man dieselben geformten Bestandt e i l e , wie in anderen serös-blutigen Ausschwitzungen. In den inneren Theilen bestehen die wichtigsten Veränderungen in den Digestionsorganen; sie sind denen, welche man beiThieren beobachtet, die am Milzbrände gestorben sind, ähnlich; zunächst Zeichen der fortgeschrittenen Fäulnifs, Gasanhäufungen in den Gedärmen, zwischen den Mesenterialplatten, Luftblasen in den Gefäfsen. Eine gewisse Quantität Serum hat sich gewöhnlich in den abhängigsten Theilen des A b domen gesammelt; eine seröse Sülze ist in den grofsen ZellgewebsWernher,
Chirurgie.
I. Bil.
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Von dem Milzbrande.
räumen zwischen den Platten des Mesenteriums, der Nierenkapsel etc. angehäuft. Die Schleimhaut des Magens, der dicken und dünnen Gedärme ist erweicht, geschwellt, serös infiltrirt, ihre Drüsen sind einzeln oder in Gruppen, Plaques, angeschwollen, entzündet, oder selbst schon v e r schwärend und gangränescirend. In dem ganzen Tractus intestinorum, von dem Rachen a n , finden sich nicht selten mehr oder weniger ausgedehnte ecchymotische F l e c k e n , die zuweilen schon in brandige A b stofsung übergegangen sind. Es sind dieselben theils alsMilzbrandbräune,als brandige Carbunkelentziindungen des Magens und Darmcanals, theils als die Folgen primärer innerer A n s t e c k u n g , etwa durch den Genufs von Fleisch, öfters als die secundaren Folgen der allgemeinen Intoxication, gedeutet worden. Gegen den unteren Theil des Darmcanals, in dem Colon, nehmen die Plaques und ecchymotischen Flecken an Häufigkeit ab. — Die Milz ist wie bei anderen Blutfiebern sehr g r o f s , erweicht, dunkelgefärbt; die Nieren und L e b e r sind blutreich, ohne sonstige wesentliche V e r änderung. In der Pleura und in dem Herzbeutel findet sich, ähnlich wie in dem Abdomen, eine gewisse Quantität Serums, und in dem Mediastinum eine ähnliche gelbe Sülze, wie in der Nierenkapsel. Die Lungen sind blutreich, hypostatisch erfüllt, die Schleimhaut der Bronchien ecchymotisc.h geröthet, mit blutigem Schleime gefüllt. Das Herz ist grofs, seine Muskelsubstanz oft erweicht; die rechte Herzhöhle enthält grofse, weiche G e rinnsel. — Wichtige Veränderungen hat man in dem Blute angetroffen. E s ist dunkel gefärbt, nicht g e r o n n e n , dickflüssig', theerartig und röthet sich, auch der Luft ausgesetzt, nur wenig. Unter dem Mikroscope sieht man eine verhältnifsmäfsig grofse Menge ungefärbter Blutkörperchen. Die rothen Blutkiigelchen sind grofs, dunkel gefärbt, und erweisen sich, auch wenn sie schon dem lebenden Individuum entnommen werden, s o wohl bei Thieren als Menschen, weich und z ä h , so dafs sie sich unter dem Deckglase oval strecken. Sie kleben leicht zu Säulchen und Klümpchen zusammen, bieten jedoch hierin nichts E i g e n t ü m l i c h e s dar, da man diese Eigenschaften auch bei anderen septischen Krankheiten findet. In der neuesten Zeit sind durch P o l l e n d e r und B r a u e i l in dem Blute milzbrandkranker Thiere eigenthi'imliche stäbchenförmige Körper gefunden worden, welche für dasselbe characteristisch sein sollen. Sie treten schon einige, bis 2 4 Stunden vor dem Tode a u f , angeblich von dem Augenblicke an, in welchem die allgemeinen Zufälle anfangen sich zu zeigen und das Blut impfbar wird. Sie sind in dem ganzen Blute vertheilt, finden sich aber in Leichen vorzugsweise im Milzblute. Sie sind anfangs aufserordentlich blafs und sehr schwierig zu entdecken, vergröfsern sich aber nach dem Tode in dem Blute, entweder durch ein krystallinisches Anschiefsen, oder durch ein Zusammenwachsen mehrerer. Von dem dritten Tage nach dem Tode an sieht man sie nach B r a u e i l
Von dem
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spontane Beweglichkeit bekommen. Er sieht sie von da an als belebte Vibrionen an. Alle diese an und für sich interessanten Erfahrungen und Deutungen bedürfen entschieden noch wiederholter Untersuchung und Bestätigung. In dem Nervensysteme finden sich bei dem Milzbrande keine constanten, demselben eigenthümlichen Veränderungen. Die Muskeln sind erschlafft, weich und dunkel gefärbt. Diagnose. Die Diagnose des Milzbrandes ist nur in den Anfangsstadien, und wenn über die Contagion keine Gewifsheit vorhanden, schwierig. Die vesiculären und cinfach brandigen.Fonnen können mit anderen vesiculären und furunculären Eruptionen leicht verwechselt w e r d e n , die ödematöse Form besonders mit dem gewöhnlichen Erysipelas, dem E r y s i p e l s bullosum und gangraenosum, den Phlegmonen, dem einfachen Oedem u. s. w. Es ist jedoch von der gröfsten Wichtigkeit, die Diagnose der Krankheit in der frühsten Periode derselben zu stellen, weil nur in dieser eine sichere Zerstörung des Giftes vor der allgemeinen Infection möglich ist. Von dem blofsen Insectenstiche unterscheidet sich der Fleck und das spätere Knötchen der Pustula maligna, sowie des Oedema malignum in weichen Theilen, dafs das Stigma fehlt, dafs sich keine Areola und nur selten ein primäres Bläschen ausbildet, dafs nur sehr ausnahmsweise ein weiter verbreitetes Oedem, und noch seltener Verschorfung entstehen, dafs die Folgen des Stiches von Anfang an Entzündung und lebhafte Schmerzen sind, während bei der Pustula maligna nach sehr geringem Pruritus mehr das Gefühl der Betäubung beobachtet wird. Mit dein Furunkel ist eine Verwechselung nur ganz in dem ersten Anfange möglich. Der Umstand, dafs derselbe gewöhnlich in der Mehrzahl auftritt, dafs ihm meistens einige fieberhafte und gastrische Erscheinungen vorausgehen, dafs er häufig an Stellen erscheint, die bedeckt getragen werden, dafs seine Entwickelung mit lebhaften Schmerzen verbunden ist, dafs er sich sehr bald zuspitzt, kein beträchtliches Oedem der Nachbarschaft erzeugt, mit einer kleinen Oeffnung von innen nach aufsen aufbricht, Eiter, aber keinen trockenen abgeplatteten Schorf bildet, unterscheidet ihn zur Genüge von dem Milzbrandcarbunkel. — Auch der gutartige Carbunkel unterscheidet sich durch ähnliche Symptome wie der Furunkel von dem Milzbrandcarbunkel. Der Brand befällt bei jenem nicht primär die Haut, ist nicht schwarz und trocken, sondern geht secundär von den tieferen Theilen auf die Haut über, die an vielen Stellen, aus welchen Eiter und abgestorbene Gewebe quellen, durchlöchert wird. Der bösartige Carbunkel, der Anthrax, wie er im Gefolge von malignen Fiebern, Faulfiebern, Typhoiden, der Cholera, der Pest vorkommt, würde sich von dem gewöhnlichen Milzbrandcarbunkel, der aus einer örtlichen Ansteckung entstanden, hauptsächlich dadurch unterscheiden, dafs er unter ganz ver-
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schiedenen Umständen entsteht, dafs ihm die Erscheinungen schwerer remittirender Fieber, und tiefer Erkrankungen der inneren Gebilde vorausgehen, dafs sich dann, gewöhnlich unter lebhaften Schmerzen, doch wohl auch ohne diese, am meisten in der Gegend der Drüsen, eine tiefliegende, teigichte, ecchymotische Geschwulst bildet, von dunkelrother Farbe, und flach zugespitzter Gestalt, in deren Umgegend weder eine Areola, noch ein beträchtliches Oedem sich ausbildet. Die Verschorfung geht von innen nach aufsen, ist weich, die Haut wird siebförmig von zahlreichen Löchern durchbohrt, aus denen ein blutiger Eiter mit Resten der zerfetzten Gewebe fliefst. Schwierig könnte die Diagnose in den bezweifelten Fällen werden, in welchen der Milzbrand spontan oder durch innere Ansteckung entstanden, und die allgemeine Intoxication der äufseren örtlichen Manifestation der Krankheit vorausgegangen sein soll. — Von verschiedenen exanthematischen Eruptionen, Zona, Ecthyma u. s. w., in denen hauptsächlich nur die Besorgnifs der Kranken einen Anfang des Milzbrandes vermuthet, unterscheidet sich derselbe durch den Mangel an Eiterbildung, durch die Eigenthttmlichkeit der Verschorfung, die jenen fehlt, die Areola, das Oedem. — Das Oedema malignum kann, wenn Gründe vorliegen, welche die Möglichkeit einer Infection mit Milzbrand zulassen, hauptsächlich nur durch den Verlauf, die Schorfbildung, von anderen Oedemen und Rosen, die an denselben Stellen, wo jenes vorkommt, ebenfalls häufig sind, unterschieden werden. Verwechselungen erfolgen daher sehr leicht besonders mit den theilweise in Brand übergehenden Blasenrosen. R a i m b e r t gibt an, dafs er die Krankheit drei Mal in fünf Fällen verkannt habe. Vermuthung auf die wirkliche Natur der Krankheit schöpft man aus der Kenntnifs der Veranlassungen, aus der enormen Schnelligkeit des Verlaufes, besonders bei dem Vorkommen im Gesichte und am Halse, so wie der grofsen Zahl der Vesikeln, die rasch in oberflächlichen Brand übergehen. Bei dem Oedema malignum gehen die örtlichen, bei dem Erysipelas gewöhnlich die allgemeinen Symptome voraus. Das erstere ist meistens noch weniger Schmerzhaft, als das letztere. S a l m o n und M a n o u r y rathen, um auch die kleinste primäre Vesikel, oder Insectenstiche zu entdecken, die kranke Fläche mit Aminoniumliquor zu bestreichen, wodurch jene geschwärzt und dadurch kenntlich gemacht würden. Durch diese Schwärzung wird jedoch nicht nachgewiesen, dafs die aufgefundenen Vesikeln Milzbrandpustcln sind. Ein anderes, von ihnen angerathenesMittel, stützt sich auf die Annahme, dafs der Milzbrand durchaus unfähig sei, Eiter zu erzeugen. Sie lassen daher die kranke Fläche mit einer concentrirten Lapislösung belegen lind schliefsen, wenn nach 5—10 Stunden sich unter den oberflächlichen Schorfen Bläschen, die mit,Eiter gefüllt sind, gebildet haben, dafs sie es nicht mit Milzbrand, umgekehrt, wenn dieselben nur Serum enthalten, dafs sie es mit diesem
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zu thun h a b e n . D e r W e r t h auch dieses diagnostischen Mittels b e d a r f noch s e h r d e r Bestätigung. — Der Nutzen d e r B l u t u n t e r s u c h u n g und d e r I m p f u n g auf T h i e r e z u r Feststellung der Diagnose, ob Milzbrand ü b e r h a u p t , und w e l c h e Varietät desselben vorliegt, bleibt j e d e n f a l l s insofern m a n g e l haft, als n e g a t i v e Resultate nie einen Beweis g e b e n k ö n n e n , dafs kein Milzbrand b e s t e h t , und positive erst zu spät e r l a n g t w e r d e n k ö n n e n , w e n n die Diagnose auch aus a n d e r e n Zeichen h i n r e i c h e n d s i c h e r sein mufs. In B e z u g auf die I m p f u n g ist a u f s e r d e m zu b e a c h t e n , dafs es s e h r darauf a n k o m m t , w i e sie g e m a c h t w i r d , dafs sie an H u n d e n g e w ö h n l i c h f e h l s c h l ä g t , dafs P f l a n z e n f r e s s e r , am besten Schafe u n d K a n i n c h e n , g e w ä h l t w e r d e n m ü s s e n , dafs man wohl thun wird immer m e h r e r e T h i e r e zu i m p f e n , w e i l häufig einzelne demselben Gifte w i d e r s t e h e n , d a s b e i a n d e r e n sich w i r k s a m e r w e i s t , dafs Impfungen mit dem Inhalte d e r V e r s i k e l n , b e s o n d e r s d e r f e r n s t e h e n d e n , häufig erfolglos sind,, dafs man b e s s e r thul, Blut o d e r S t ü c k e des S c h o r f e s zu w ä h l e n , die n o c h nicht in Fäulnifs ü b e r g e g a n g e n sind, u n d diese ziemlich tief u n t e r die Haut b r i n g e n u n d dort e i n e Zeit f e s t h a l t e n mufs, um den Erfolg möglichst zu s i c h e r n . Prognose. Die P r o g n o s e bei dem Milzbrande ist immer als e i n e dubia zu stellen. D e r Grad d e r Gefährlichkeit ist j e d o c h n i c h t ü b e r a l l d e r s e l b e . Die Krankheit ist z u n ä c h s t f ü r die einzelnen T h i e r g a t t u n g e n u n d d e n M e n s c h e n von v e r s c h i e d e n e r Gefährlichkeit. F ü r S c h w e i n e , S c h a f e , R i n d e r ist sie fast u n b e d i n g t t ö d t l i c h , m i n d e r gefährlich ist sie f ü r E i n h u f e r , noch w e n i g e r f ü r F l e i s c h f r e s s e r und den Menschen. Die G e f a h r r i c h t e t sich f e r n e r nach dem C h a r a c t e r d e r Epidemie, w o f ü r die U r s a c h e n nicht i m m e r n a c h g e w i e s e n w e r d e n können. Es gibt g u t a r t i g e Epizootien, w ä h r e n d w e l c h e r s e h r w e n i g Menschen e r k r a n k e n und noch w e n i g e r s t e r b e n , u n d b ö s a r t i g e , in d e n e n sich die Krankheit s e h r h ä u f i g auf d e n Menschen ü b e r t r ä g t , und eine g r o f s e Zahl d e r s e l b e n , bis z u r Hälfte, stirbt. W i e grofs die Mortalität bei den Menschen ü b e r h a u p t ist, kann w e g e n dieser Verschiedenheit s c h w e r ermittelt w e r d e n . B o u r g e o i s r e c h n e t f ü r die schlimmen J a h r e ein D r i t t e l , wenn die Krankheit sich selbst ü b e r l a s s e n b l e i b t , f ü r die g ü n s t i g e r e n viel w e n i g e r . — W e i t e r e p r o g n o s t i s c h e M o m e n t e e n t n e h m e n w i r aus den endemischen Verhältnissen. Es gibt M i l z b r a n d g e g e n d e n , in w e l c h e n die Krankheit häufig und g e f ä h r l i c h a u f tritt, und in w e l c h e n n u r die Gewohnheit der B e w o h n e r und A e r z t e , die Krankheit f r ü h z e i t i g zu e r k e n n e n und zu b e h a n d e l n , die P r o g n o s e e t w a s b e s s e r t , und a n d e r e , an w e l c h e n sie nur s e l t e n e r u n d mit m i l d e r e m C h a r a c t e r zu e r s c h e i n e n pflegt. Ob die J a h r e s z e i t , b e s o n d e r s heifse, f e u c h t e J a h r e , auf den C h a r a c t e r d e r Krankheit einen w e s e n t l i c h e n Einflufs haben, ist nicht s i c h e r ermittelt. Die Krankheit nimmt häufig einen insidiösen V e r l a u f in d e r W e i s e , dafs bei anscheinend u n b e d e u t e n d e n L o c a l s y m p t o i n e n , plötzlich, u n e r w a r t e t eine ungünstige W e n d u n g und höchst g e f ä h r l i c h e , raScli tödtende Zufälle auftreten. U m g e k e h r t k ö n n e n a b e r auch
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sehr bedeutende örtliche Symptome eine günstige W e n d u n g nehmen. Die Gefahr hängt hauptsächlich von der allgemeinen Intoxication ab; sie wird daher sehr vermindert, und auf ein Minimum reducirt, wenn es gelungen ist, das Gift örtlich zu zerstören, ehe es sich dem Strome der Circulation mitgetheilt hat, und ehe Allgemeinsymptome aufgetreten sind. Aber auch wenn dieses schon der Fall war, w e n n schon Oedem, Fieber, Abgeschlagenheit, kurzum die oben beschriebenen Symptome der örtlichen und allgemeinen Verbreitung des Giftes eingetreten sind, hat die Z e r störung des Heerdes der Krankheit, der Milzbrandverhärtung, i m m e r n o c h den wesentlichsten Einflufs auf die Milderung und Beseitigung der allgemeinen Intoxicationserscheinungen und die Herbeiführung eines glücklichen Endes. Aber auch der sich selbst überlassene Milzbrand ist nicht u n bedingt tödtlich. Viel hängt in prognostischer Beziehung von der Form und von dem Sitze der Krankheit ab. Die einfach vesiculären Formen, auf fester Haut, bei denen sich kein, oder nur ein geringes Oedem a u s bildet, werden oft ohne örtliche Behandlung, oder unter der Anwendung indifferenter Mittel, einfacher Cataplasmen geheilt, während die w e s e n t lich ödematösen, bei denen k e i n e , oder nur eine ephemere V e r härtung vorkommt, die Verschorfung erst spät und in geringem Mafse auftritt, höchst gefährlich, wenn auch nicht absolut tödtlich sind. Die Ursache f ü r diese hohe Gefährlichkeit liegt unstreitig darin, dafs durch die E i g e n t ü m l i c h k e i t der Krankheit und ihren Sitz, die Verbreitung des Giftes, und die allgemeine Intoxication ebenso begünstigt, als örtliche Zerstörung desselben unmöglich gemacht wird. Der Milzbrand, der in dem Gesichte, den Lidern, an der Zunge und besonders dem Halse a u f tritt, ist daher aus diesen Ursachen immer höchst gefährlich. Am g e fährlichsten sind endlich natürlich diejenigen F ä l l e , in welchen die allgemeinen Intoxicationssymptome und die Erscheinungen innerer, passiver Entzündungen, innerer Milzbrandcarbunkel, den örtlichen äufseren E r scheinungen vorausgehen, oder ihnen auf dem Fufse folgen. Aus welchen allgemeinen Symptomen eine höhere Gefahr zu prognosticiren ist, ergibt sich aus der vorausgehenden Darstellung. Kleinheit oder gänzliches Verschwinden des Pulses, Kälte, Farblosigkeit der Haut, kalte Schweifse, heftiges, anhaltendes, galliges, später schleimiges Erbrechen, das endlich plötzlich aufhört, ohne dafs die übrigen Symptome sich bessern, grofses Angstgefühl, Durst, Orthopnoe, Coliken, als Symptome innerer E n t z ü n dungen, kalte, klebrige Schweifse, sehr weite Ausbreitung eines e n t z ü n dungslosen Oedems, sind als höchst gefährliche Symptome zu fürchten. Dagegen sind alle Reactionserscheinungen als Zeichen einer günstigen W e n d u n g zu begrüfsen, also Heben des Pulses, der voller und kräftiger wird, zunehmende Hautwärme, wtorme duftende Schweifse, eine r e i n e r e i entzündlich erysipelatöse Rothe im Umkreise der VersGhorfung, Stillestehen oder Einsinken der ödematösen Anschwellung, auf der sich keine neuen
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Blasen bilden, und insbesondere das Auftreten guter Eiterung an den Rändern des Schorfes. Delirien, insofern sie als Erscheinungen eines entzündlichen Reactionsfiebers auftreten, sind nicht g e r a d e sehr zu fürchten;" das Hinzutreten von Lymphangitis, Phlebitis, Phlegmone und secundärem feuchtem Brande, bedingt natürlich die diesen Krankheiten eigenthümlichen Gefahren, welche fortdauern können, auch wenn der eigentliche Milzbrand stille steht. Durch die Compression der grofsen Gefäfse am Halse, des Oesophagus, der Stimmritze, werden gefährliche Zufalle hervorgerufen, wenn der Milzbrand mit grofser Verschwellung am Halse oder im Rachen auftritt. Endlich kann der Milzbrand durch ausgedehnte Zerstörungen, durch entstellende Narben, Ectropien, profuse Eiterungen, die er hinterläfst, ungünstige prognostische Momente bedingen. In wiefern es möglich ist, aus der Impf barkeit des Milzbrandes vom Menschen a u f T h i e r e p r o g n o stische Kennzeichen zu entnehmen, ob es richtig ist, wie S a l m o n und M a n o u r y behaupten, dafs der nicht impfbare Milzbrand auch nicht gefährlich sei, mufs eine fortgesetzte E r f a h r u n g ebenso erst bestätigen, wie die Behauptung B r a u e l l's, dafs die Gefahr des Milzbrandes erst mit dem Auftreten der von ihm beschriebenen Veränderungen der Blutkörperchen und der stäbchenförmigen Körper beginne, wonach also die Blutuntersuchung von prognostischem W e r t h sein könnte. nehan.iiui.g. Die örtliche Behandlung des Milzbrandcarbunkels hat vor Allem eine frühzeitige und vollkommene Zerstörung des Giftes im Auge, wo möglich ehe dasselbe sich ausgebreitet hat und in den Strom der Circulation ü b e r g e g a n g e n ist. Eine möglichst frühzeitige Erkennung der Krankheit, so dafs das Gift sicher und ohne zu grofse örtliche Verwüstung erreicht werden kann, ist daher ein Haupterfordernifs einer glücklichen, und mit wenig Nebennachtheilen verbundenen Behandlung; aber auch wenn schon Zeichen vorhanden sind, dafs das Gift sich örtlich ausgebreitet hat, und selbst wenn schon ganz unzweifelhafte allgemeine Intoxicationssymptome aufgetreten sind, ist die örtliche Zerstörung immer noch a n gezeigt, und überhaupt so l a n g e , wie B o u r g e o i s ganz mit Recht b e hauptet, als die Ausbreitung nicht vollständig über die Grenzen einer möglichen Hülfe hinausgegangen, und das Leben nicht ganz unrettbar verloren ist. Die Zerstörung des Milzbrandcarbunkels hat man theils mit dem Messer, theils mit Aetzmitteln vorgenommen. Das Ausschneiden, welches noch W e n d r o t h für kleine Carbunkel a n r ä t h , ist ebenso, wie das Umschneiden gröfserer, das neuere französische Aerzte anwenden, nicht zu empfehlen, da vielleicht das abfliefsende Blut wieder anstecken kann, weshalb jedenfalls, zur gröfseren Sicherheit, doch die nachträgliche A n wendung der Cauterien nothwendig ist. N e l a t o n hat dreimaliges Recidiv nach der Exstirpation mit dem Messer beobachtet. — Zur Z e r störung des Carbunkels mit Cauterien kann jedes derselben gebraucht
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werden, welches hinreichend und nicht unnöthig tief greift. Am häufigsten hat man das Kali causticuin, die Wiener Paste, den Sublimat, das Glüheisen a n g e w e n d e t , aufserdem die concentrirlen Säuren, besonders die Salpeter- und Schwefelsäure, die Antimonialbutter, den Hollenstein, die Canquoin'sche P a s t e , den Liquor Bellostii u. s. w. Von allen diesen Mitteln empfiehlt sich das Kali causticum am meisten, so dafs die übrigen nur da Anwendung v e r d i e n e n , wo dasselbe nicht g e r a d e zur Hand sein sollte. Die Anwendungsweise des Kali causticum kann eine verschiedene sein, vorausgesetzt, dafs nur die Zerstörung ausreichend ist. Es mufs die primäre Blase, wenn sie noch steht, mit dem Areolenkranze und der primären Verhärtung in einen künstlichen Schorf verwandelt werden. Von den secundaren Blasen zerstört man jedenfalls den Boden der nächstliegenden. Auch die entfernten, secundaren zu zerstören, ist nicht immer nothwendig. Wenn die primäre Vesikel noch steht, so dringt man mit einem Stifte von Kali causticum in sie ein, und touchirt den Boden so lange, bis er in einen vollkommen schwarzen Schorf verwandelt ist. Man trägt die Zerstörung gern etwas über die Grenzen der Vesikel hinaus. W e n n sich erst ein sehr oberflächlicher Schorf gebildet hat, so kann man sich desselben Verfahrens bedienen, oder man legt sehr concent r ó t e Lösungen von Kali causticum mit Charpie auf, bepinselt mit einer solchen wiederholt den Boden und den Band, bis zur vollständigen V e r schorfung. Wenn der Schorf umfänglich und dick ist, so trägt man ihn scheibenförmig bis zu einer dünnen Lage ab, und wendet dann den Stift oder die Lösung des Kali causticum an. W e n i g e r passend wird zu demselben Zwecke das kreuzweise Spalten und Scarificiren des Schorfes empfohlen. Man mufs sich jedenfalls hüten bis in die lebenden Theile einzudringen, oder Blutung zu veranlassen. Erscheint ein Theil des Schorfes von ungewöhnlicher Dicke, so kann man denselben da und dort punktiren, um ganz kleine Stückchen von Kali causticum in ihn einztfdrücken. W o möglich mufs man ätzen, bis der Kranke Schmerz e m pfindet, ober bis Blut kommt. Der Sublimat, den französische Aerzte in Pulverform anwenden, nachdem die Vesikel geöffnet und abgetrocknet ist, hat vor dem Kali causticum keine Vorzüge. Seine Anwendung läfst sich noch weniger, als die jenes Mittels sicher beschränken, ist viel schmerzhafter und seine W i r k u n g greift N leicht über die nothwendigen Grenzen hinaus. Auch das Glüheisen, das nach dem Kali causticum am meisten Empfehlung v e r dient, hat leicht den Nachtheil, dafs es nur die oberflächlichen Theile verkohlt, die tieferen aber unzerstört läfst. Der Gebrauch des Höllensteins pafst nur f ü r die Zerstörung ganz dünner Schorfe, besonders im Gesichte, und bei vorwiegendem Oedem. W e n n die Zerstörung genügend und frühzeitig erfolgte, so schreitet die Verschorfung nicht weiter fort. Der künstliche Schorf ist schwarz und weniger trocken als der
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primäre. In seiner Umgebung- entstehen nur kleine Brandbläschen, gröfsere, entfernte Phlyctänen treten nicht mehr auf. Das Oedem sinkt ein und die Hautfarbe wird natürlicher, oder entzündlich erysipelatös geröthet. Bald fängt der Schorf an, sich von den Rändern zu lösen, unter denen Eiter, das günstigste Zeichen, dafs die Krankheit ihren Character g e ändert hat, hervorquillt. Damit wendet sich manchmal auch sehr rasch der Character der Allgemeinsymptome zum Besseren. Wenn jedoch die Zerstörung unzureichend war, entweder weil sie nicht tief und umfänglich genug eindrang, oder weil die Intoxication schon so weit fortgeschritten w a r , dafs das Gift überhaupt nicht mehr erreicht werden konnte, so mufs man in dem ersten Falle wiederholt und so lange auf die Anwendung der Cauterien zurückkommen, als man irgend Hoffnung hat, durch dieselben etwas zu erreichen. Wenn durch eine ausgiebige Anwendung des Cauteriums ein Stillstand der Krankheit erzielt worden ist, so genügt es meistens, den kranken Theil mit einfachen Cataplasmen zu bedecken, und die nachfolgende Abstofsung des Schorfes, die Eiterung und Vernarbung, nach den im Allgemeinen angegebenen Regeln zu behandeln. Erscheint die Reaction zu gering, so sind Cataplasmen von aromatischen Kräutern, denen man unter Umständen Reizmittel, Camphor, Senf, Zwiebeln u. dgl. zusetzt, vorzuziehen. Vielfach hat man auch zur örtlichen Neutralisation des Giftes Umschläge mit verdünnten Säuren, verdünntem Bleiessig, Chlor, Chlorkalkmilch, Chinadecoct, das Aufstreuen von Chinapulver empfohlen. Sie sind jedenfalls für sich unzureichend, das Gift zu zerstören, und unnöthig, wenn die Cauterien genügend gewirkt haben. Aufser den genannten Localmitteln sind da und dort noch eine Menge, besonders von populären Mitteln, in vorübergehenden Ruf gekommen, den sie theils nur dem Umstände verdanken, dafs viele unbedeutende Erkankungen der Haut in Milzbrandgegenden für Milzbrand genommen wurden, theils, dafs manche Fälle von wirklichem Milzbrande spontan heilen. Hierher gehören die. Umschläge von Salz, Seife, von scharfen StolTen, Pfeffer, Zwiebeln, Tabakssaft, Ochsengalle, Ammoniaklösung, Kupfervitriol, und besonders die in neuerer Zeit berühmt gewordenen Umschläge von Weihrauch und von frischen Nufsblättern ( R a p h a e l und N e l a t o n ) . Alle diese Mittel nützen gegen den Milzbrand nichts, und schaden leicht, mindestens durch Zeitverlust. Bei dem Oedema malignum ist die Diagnose anfangs so schwierig, dafs die örtliche Behandlung durch Cauterien leicht zu spät kommt, wenn nämlich weder Phlyctänen noch Schorf bestehen, und das Oedem so ausgebreitet und diffus ist, dafs eine genügende Zerstörung nicht gehofft werden kann. Man mufs sich dann damit begnügen, durch aromatische Cataplasmen durch Bepinselung mit concentrirter Lapislösung oder verdünnter Jodtinctur, durch camphorirte Umschläge, oder durch flüchtige Striche mit dem Glüheisen, eine günstige örtliche Reaction hervorzurufen. Findet W e r uli e r ,
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sich an der Infectionsstelle noch eine. kleine Verhärtung oder ein Bläschen, so müssen diese jedenfalls zerstört werden. Auch secundare Bläschen und Schorfe erfordern die Anwendung der Cauterien. Wenn das Gift sehr frühzeitig an der Infectionsstelle zerstört worden ist, so kann die Krankheit günstig ablaufen, ohne dafs es einer allgemeinen Behandlung bedarf. In schwereren Fällen kommen die Antiséptica, die Tónica und Tonico-Aromatica, die Nervina, nach allgemeinen Indicationen zur Anwendung. Besteht Brechreiz oder Kopfweh, so verschafft ein E m e ticum, indem es die angehäufte Galle entleert, oft eine grofse Erleichterung. Abführmittel sind selten indicirt. In leichteren Fällen kann man sich dann mit dem Gebrauche eines säuerlichen Getränkes, Essig, v e r dünnter Mineralsäure, einer säuerlichen Weinlimonade, des Chlorwassers begnügen. Nimmt die Schwäche zu, so gibt man die leichter verdaulichen Chinapräparate, die Gewürze, Valeriana, Serpentaria u. dgl., mit flüchtigen Nervinis. Wenn der Puls sinkt, die Haut kalt, und der Kranke asphyctisch wird, so mufs für künstliche Erwärmung durch warme aromatische Getränke gesorgt und der Versuch gemacht werden, durch Camphor, Moschus, Ammoniumpräparate, warmen Wein noch eine günstige Reaction hervorzurufen. Wenn die Symptome innerer Entzündungen, passiver Hypostasen, innerer secundärer Brandstellen auftreten, so sind neben den genannten Mitteln, vorzugsweise die Ableitungen durch Sinapismen u. s.w. zu versuchen. Vielleicht können hier auch lócale Blutentleerungen, und eher noch Ableitungen des Blutes durch Hämospasie und trockene Schröpfköpfe entschuldigt werden. In prophylactischer Beziehung ist darauf zu sehen, dafs die E r krankungen bei den Thieren möglichst rasch getilgt, die gesunden Thiere von den kranken getrennt, nach nicht inficirten Orten hingetrieben, und die vermuthlichen Ursachen der Epizootie beseitigt werden. Von den Cadavern der am Milzbrande gestorbenen Thiere, und was mit den Trägern des Contagiums in Berührung gekommen, Stroh, Heu, Kleider, darf nichts in Gebrauch kommen. Die Cadaver der Thiere müssen im Ganzen verlocht, und so zerstückt, mit Kalk übergössen, oder sonst zerstört werden, dafs keine Veranlassung da ist, sie wieder auszugraben und sie zu benutzen.