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German Pages 31 [35] Year 2009
Griechische Philosophen und ihre Lehren in syrischer Ueberlieferung
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Analecta Gorgiana
421 Series Editor George Anton Kiraz
Analecta Gorgiana is a collection of long essays and short monographs which are consistently cited by modern scholars but previously difficult to find because of their original appearance in obscure publications. Carefully selected by a team of scholars based on their relevance to modern scholarship, these essays can now be fully utilized by scholars and proudly owned by libraries.
Griechische Philosophen und ihre Lehren in syrischer Ueberlieferung
Abschnitte aus Theodoros' bar Koni "Buch der Scholien"
Translation and Introduction by
Anton Baumstark
1 gorgias press 2009
Gorgias Press LLC, 180 Centennial Ave., Piscataway, NJ, 08854, USA www.gorgiaspress.com Copyright © 2009 by Gorgias Press LLC Originally published in All rights reserved under International and Pan-American Copyright Conventions. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, scanning or otherwise without the prior written permission of Gorgias Press LLC. 2009
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ISBN 978-1-60724-712-8 Extract from Orlens Christianus 5 (1905)
Printed in the United States of America
ISSN 1935-6854
ERSTE ABTEILUNG: TEXTE U N D UEBERSETZUNGEN. fi
Grieehisehe Philosophen und ihre Lehren in syrischer Ueberlieferung. Abschnitte aus Theodoros' bar Koni "Buch der Scholien Herausgegeben und erläutert Von
Dr. A n t o n B a u m s t a r k Unter dem Titel " Die griechischen Philosophen in der arabischen Ueber Lieferung „ hat A. M ü l l e r 1873 in der Festschrift der Franckischen Stiftungen zum 50 jährigen Doctorjubiläum B e r nh a r d y s eine Uebersetzung und Erläuterung der auf die Geschichte der griechischen Philosophie bezüglichen Partie des Kitäb al-Fihrist (1245-255 ed. F l ü g e l ) gegeben, die auch neben den später ans Licht getretenen Ergebnissen der Studien S t e i n s c h n e i d e r s ungeminderten Wert behält. Es sei mir gestattet, hier ein — sehr bescheidenes — Gegenstück zu dieser Arbeit eines Meisters zu bieten, den wie auch seinen Freund A. S o c i n der Tod viel zufrühe der Wissenschaft und uns allen entrissen hat. Ich beabsichtige — gleichfalls meine Uebersetzung mit einigen Worten der Erklärung begleitend — erstmals mit einem kurzen Abris der Geschichte der griechischen Philosophie bekannt zu machen, den zum Zweck ihrer Bekämpfung ein Nestorianer um die Wende des 9 zum 10 Jahrh. n. Chr. in syrischer Sprache niederschrieb, T h e o d o r o s b a r K o n i in dem haeresiologischen Anhang seines I 173-178 dieser Zeitschrift von mir beschriebenen ^ I C A S O I D lL=ka ("Buches der Scholien „). Man wird zweifeln dürfen, ob diese völlig in sich abgeschlossene Ketzergeschichte vom Verfasser ursprünglich als ein solcher Anhang gedacht war. Daran zu zweifeln, dass der Verfasser wirklich Theodoros bar Koni und die (Juvocy^yQ keine Fortsetzung seines Werkes von jüngerer Hand ist, sind wir durch nichts berechtigt. ORIENS CHRISTIANUS. V.
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Annähernd ein Jahrhundert älter als der Verfasser des Kitäb alFihrist ist mithin der Syrer, der hier (fol. 290 r°-292 r° meiner Hdschr.) nach dem Vorbild griechischer antihaeresianischer Litteratur einen polemisch gerichteten Ueberblick über die wichtigsten Lehrmeinungen hellenischer Denker in sechs kurzen Abschnitten eingeflochten hat. Dieser Ueberblick darf vielleicht um so eher auf einiges Interesse rechnen, als ein syrischer Text ähnlicher Art bisher nur aus der UJ^O (" Heiligtumsleuchte „) des grossen Spätlings Bar-Eßröjö 1 zur Veröffentlichung gelangt ist, während andererseits Texte eben dieser Art vielfach schon die einschlägige Ueberlieferung der Araber bis auf a l - S a h r a s t ä n i , I b n A b i U s a i b i ' a und I b n a l - Q i f t i beeinflusst haben mögen. 1. Nachdem Theodoros zunächst über den Ursprung des Heidentums und seines syrischen Namens ? über Skythen und u Chaldäer „ , über die griechische Mythologie und ihre allegorische Deutung, endlich über die kosmogonischen Anschauungen der alten Dichter Homeros, Hesiodos, Orpheus gehandelt hat, beschäftigt sich der erste in engerem Sinne der griechischen Philosophie gewidmete Abschnitt mit P y t h a g o r a s . Der chronologische Ansatz, der den Abschnitt eröffnet, ist nicht ohne ein gewisses Geschick in den Dienst der polemischen Tendenz des Theodoros gestellt. Zeitgenosse einer so späten Entwickelungsstufe der alttestamentlichen Offenbarung, hätte der Philosoph besser über das Wesen Gottes unterrichtet sein können — meint in frommer Na'ivitat der christliche Syrer. Der Ansatz selbst ist neu und von Interesse, da er auf eine vorzügliche chronographische Quelle zurückzugehen scheint. Als Epoche des Exils, von der Theodoros bei seiner Angabe ausgeht, dürfen wir die von Eusebios angenommene — annus Abrahae 1426 — unterstellen, die auch Ps.-Dionysios von Teil-Mahre 2 bietet. Denn die Chronographie des Eusebios war die bei den Syrern weitaus verbreitetste, in nestorianischen Kreisen, wenn wir von dem ausgezeichneten Elias bar Sinäjä 8 absehen, sogar wahrscheinlich die einzige bekannte. Die äxp.7) des Pythagoras setzte Eusebios auf 1
Durch G o 11 h e i 1 A synopsis of greeh philosophy by Bar-Ebhrâjâ. Hebraica II (1886/87). 249-254. ! Ed. T u 1 b e r g Dionysii Telmahharensis chronici liber primus. Upsala 1851. 47. Z. 14 ff. * Vgl. B a e t h g e n Fragmente syrischer und arabischer Historiker. Leipzig 1884. L a m y Elie de Nisibe, sa chronologie. Brüssel 1888.
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Olympias 63, 2 = annus Abrahae 1490. Das würde einen Zwischenraum von 64 statt der angeblichen 40 Jahre ausmachen. Diese würden sich auch nicht ergeben, wenn wir von dem áx.¡W-Ansatz Olympias 60 bei Diogenes Laertios V I I I 44 ausgehen oder annehmen wollten, ein Syrer habe die ¿x¡/.yí des Pythagoras mit der seines angeblichen Lehrers Pherekydes zusammenfallen lassen, die Eusebios zu Olympias 59, 4 oder 60,4 = annus Abrahae 1476 bezw. 1480 notierte. Ebensowenig lässt sich ein Zwischenraum von 40 Jahren etwa zwischen die Epoche der Rückkehr aus dem Exil und das Todesjahr des griechischen Philosophen einfügen, als das Eusebios Olympias 71, 1 = annus Abrahae 1521 angegeben zu haben scheint. Aber immerhin ist von dem letztgenannten Ansatz auszugehen. E r kehrt bei Ps.-Dionysios 1 wieder, jedoch mit der dem Eusebios widersprechenden Angabe, Pythagoras habe ein Alter von 95 Jahren erreicht, und die nämliche Angabe findet sich — wenn man eine Schlimmbesserung des Herausgebers bei Seite lässt — bei Michael d. Gr. 2 und bei Bar-'Eßröjö in der syrischen Chronik 3, die nach ihrer Gewohnheit kein genaues Datum giebt, sondern den Tod des 95 jährigen Philosophen nur allgemein unter Dareios des Hystaspes Sohn ansetzt. Hier liegt eine andere griechische Chronographie zu Grund, — diejenige des S. Julius Africanus, dürfen wir getrost sagen. Denn von diesem sind Michael und sein Ausschreiber B a r 'Eßröjö nachweislich— : durch Vermittelung wahrscheinlich Ja'qüßs von Edessa — beeinflusst und die beiden Griechen, von denen sie ausser Eusebios und Africanus noch beeinfluest sind, Anianos und der verschollene Andronikos haben zur Geschichte der grischischen Wissenschaft und Litteratur unstreitig keine unabhängigen Ansätze mehr geboten, sondern sich dem einen oder dem anderen der beiden Meister christlicher Chronographie angeschlossen. Africanus ist es also auch, dessen cU^vf-Ansatz bei Theodoros nachwirkt. Denn starb Pythagoras anno Abrahae 1521 im Alter von 95 Jahren, so fiel seine áxjj.7) , als sein vierzigstes Lebensjahr gedacht, in annus Abrahae 1466, d. h. in der Tat genau 40 Jahre später als die Eu-
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Ed. T u 1 b e r g 50 Z. 9 f. Buch V, Kap. 1. Ed. C h a b o t Chronique de Michel le Syrien. Paris 1900 ff. I 66 (Uebers. 105). Die Hs. soll »» bieten, was Chabot irrig in ®>-ß verbessert. Wahrscheinlich hat er nur ein undeutliches verlesen. Der Text des Ausschreibers sichert den der ausgeschriebenen Quelle in jedem Falle. 3 Ed. Be d j a n Gregorii Barhebraei Chronicon Syriacum. Paris 1890. 30. 5
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sebianische Epoche des Exils. Theodoros hat einem nur das vom Standpunkte der Kirche aus Wissenswerte berücksichtigenden Eusebiosexzerpt, derlei Dutzende bei den Syrern umliefen, das Datum des Exils, einer anderen von Africanus abhängigen Quelle das Datum des Pythagoras entnommen. — Worauf sich die von Africanus adoptierte Berechnung der ¿KJAT; des Philosophen bezog, ist nicht ohne weiteres zu sagen. Die von Eusebios befolgte wird seine Auswanderung nach Unteritalien zum Angelpunkt seiner Chronologie gemacht haben. Die Tyrannis des Polykrates sollte ihn von der • Heimatinsel Samos vertrieben haben, und Polykrates scheint bei Eusebios zum ersten Regierungsjahr des Kambyses, Olympias 62, 3 = annus Abrahae 1487, notiert gewesen zu sein. Vermutungsweise mag die F r a g e aufgeworfen werden: Hing der Ansatz bei Africanus etwa mit der früheren Gründung einer " Schule „ auf Samos zusammen, von der nach Porphyrios' ßio; nuflccyo'pou Antiphon Iv T(J> irspi TOU ßIOU TWV sv dcpäT^ 7ipü>Tsuo|-oo li^L MaA^t^m.;/ LJ»—I
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"Aristoteles nimmt drei Prinzipien an, uXr), stSo; und Beraubung. Und die Beraubung setzt er darum unter die Prinzipien, weil die Zerstörung jedes ei&o; Ursache eines bestimmten anderen elb o