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German Pages 43 [84] Year 1905
GRAMMATIK DER
ITALIENISCHEN SPRACHE VON
FRANCESCO D'OVIDIO UND WILHELM MEYER-LÜBKE.
Z W E I T E V E R B E S S E R T E UND V E R M E H R T E A U F L A G E . NEUBEARBEITET
VON
WILHELM MEYER-LÜBKE.
Sonderabdruck aus der zweiten Auflage des I. Bandes von Gröbers Grundriss der romanischen Philologie.
STRASSBURG K A R L J. T R Ü B N E R 1905. [Alle Rechte, besonders das der Übersetzung vorbehalten.]
VERLAG
VOX
K A R L
J. T R Ü B N E R
IN
STRASSBURG.
Sonderabdrücke aus der zweiten verbesserten und vermehrten Auflage des I. Bandes von „Gröbers Grundriss der romanischen Philologie": Geschichte und Aufgabe der romanischen Philologie von G u s t a v G r ö b e r . Lex. 8°. 202 S. 1904. Geheftet M. 4 . — , gebunden M. 5 . — . Quellen und Methodik der romanischen Philologie von W. S c h u m , H. B r e s s l a u , G. G r ö b e r und A. T o b l e r . Mit vier Tafeln. Lex. 8°. 164 S. 1904. Geheftet M. 3.50, gebunden M. 4.50. Die vorromanischen Volkssprachen der romanischen Länder von E. W i n d i s c h , G. G e r l a n d , W. M e y e r - L ü b k e , F r i e d r . K l u g e , C h r . S e y b o l d und K r . S a n d f e l d J e n s e n . Lex. 8°. 164 S. 1905. Geheftet M. 3.50, gebunden M. 4.50. Einteilung und äussere Geschichte der romanischen Sprachen von G. G r ö b e r . Mit einer Karte. Lex. 8°. 29 S. 1905. M. 1.20. Grammatik der rumänischen Sprache von H. T i k t i n . Lex. 8°. 44 S. 1905. M. 1 . — . Grammatik der rätoromanischen Mundarten von T h e o d o r G ä r t n e r . Lex. 8°. 29 S. 1905. M. —.80. Grammatik der italienischen Sprache von F r a n c e s c o D ' O v i d i o und Wilhelm Meyer-Lübke. Neubearbeitet von W i l h e l m M e y e r L ü b k e . Lex. 8°. 75 S. 1905. Geheftet M. 1.60, gebunden M. 2.50. Gleichzeitig mit der 4. (Schluss-) Lieferung des Grundrisses werden ausgegeben: Grammatik der französischen und provenzalischen Sprache und ihrer Mundarten von H e r m a n n S u c h i e r . Mit zwölf Karten. Lex. 8°. 129 S. 1905. Grammatik gesehen Grammatik Grammatik
der katalanischen Sprache von A. M o r e l - F a t i o , durchvon J. S a r o ' i h a n d y . ca. z 2 Bogen. der spanischen Sprache von G. B a i s t . ca. 13/4 Bogen. der portugiesischen Sprache von J. C o r n u . ca. 5V2 Bogen.
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Q3or iurjem ift erfcfyienen:
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®id)tung unb remonb — "Sai;te — gonteneUe). — ®ie CJafattragoblcn Voltaire« unb eçafefpeareé. — T3olfatre unb Uoffuet ai« ilni»erfa(&tftoriler. — 3wei fonberbare Jieilige. — Dénié ®lberof. — loi e T3oItaire 95ouffeaué fteinb getoorben ift. — ®er ÇBerfaffer »on „Paul et Virginie". — 9Kabome be Staël. — gin Spracfienftreit in ber ratifcfjen ScÇroei}. — Çreberi îOïlftral, ber ®icf)ter ber SWirèio. — 3um ®ebatf)tmâ : £ubn>ig Sobter. 3afob TJaecfetol®. ©afton ^paris.
GRAMMATIK DER
ITALIENISCHEN SPRACHE VON
FRANCESCO D'OVIDIO UND WILHELM MEYER-LÜBKE.
Z W E I T E V E R B E S S E R T E UND V E R M E H R T E A U F L A G E . NEUBEARBEITET
VON
WILHELM MEYER-LÜBKE.
Sonderabdruck aus der zweiten Auflage des I. Bandes von Gröbers Grundriss der romanischen Philologie.
STRASSBURG K A R L J. T R Ü B N E R 1905. [Alle Rechte, besonders das der Übersetzung vorbehalten.]
I n h a l t .
LAUTLEHRE. Seite
1. L A U T E UND L A U T B E Z E I C H N U N G
637
2. L A U T G E S C H I C H T L I C H E B E Z I E H U N G E N Z W I S C H E N N I S C H E N U N D DEM I T A L I E N I S C H E N A.
DER
DEM
LATEI-
VOKALISMUS
647
a) Die betonten Vokale b) Die tonlosen Vokale B.
DIE
647 649 670
KONSONANTEN
675
FORMENLEHRE. 1. KONJUGATION
682
2. D E K L I N A T I O N
692
DIE ITALIENISCHEN MUNDARTEN. Sardisch, Nordsardisch, Corsisch 696—698. — Sicilianisch 698—699. — Neapolitanisch, Apulisch, Abruzzisch 700—702. —
Aquilinisch, Umbrisch, Römisch
703—704. — Toscanisch 704—705. — Venezianisch 705—706. — Emilianisch 707—708. — Lombardisch 708—709. — Piemontesisch 710. — Genuesisch 711.
I.
ABSCHNITT.
ROMANISCHE SPRACHWISSENSCHAFT. B. DIE ROMANISCHEN SPRACHEN. 4. DIE ITALIENISCHE SPRACHE VON
FRANCESCO D'OVIDIO UND WILHELM MEYER-LÜBKE. NEUBEARBEITET VON
WILHELM MEYER-LÜBKE.
o m G e b i e t e d e r i t a l i e n i s c h e n S p r a c h e n u n d v o n d e n italienische n M u n d a r t e n , d i e m a n z u u n t e r s c h e i d e n sich g e w ö h n t hat, g e b e n S. 4 2 0 ff. d i e e r f o r d e r l i c h e N a c h r i c h t . Die nachstehende Bes c h r e i b u n g d e r i t a l i e n i s c h e n S p r a c h e fasst n e b e n d e r g e b i l d e t e n i t a l i e n i s c h e n U m g a n g s - und Büchersprache das landschaftliche Italienisch nach Laut u n d F o r m s o w e i t ins A u g e , als d a r ü b e r a u f d e m z u s t e h e n d e n R ä u m e g e handelt werden kann. E i n g e h e n d soll n a m e n t l i c h d i e l a u t l i c h e S e i t e d e s t o s k a n e r I t a l i e n i s c h erörtert w e r d e n
LAUTLEHRE. I. LAUTE UND LAUTBEZEICHNUNG. 1. D a s A l p h a b e t . E s b e s t e h t aus 22 B u c h s t a b e n : a, b, c, d, e, f> g> h, i, j, l, m, n, 0, p, q, r, s, t, u, v, z. D i e alten Grammatiker z ä h l t e n d e r e n 20, weil u u n d 7/ n u r z w e i F o r m e n eines u n d d e s s e l b e n Buchstabens waren, der zugleich den K o n s o n a n t e n und den Vokal bez e i c h n e t e (vgl. lat. FVI, VIDI); ä h n l i c h v e r h i e l t es sich mit i u n d j, d a s n u r i n g e w i s s e n F ä l l e n e i n e k a l l i g r a p h i s c h e V a r i a n t e d e s i war (vizij). Trissino 1 In der ersten A u f l a g e hatte F . d'Ovidio den ersten Abschnitt bis einschliesslich der betonten V o k a l e behandelt. Das Stoffliche und die Anordnung seiner Darstellung, namentlich auch die wichtigen A n g a b e n über die Aussprache von e und o sind beibehalten worden, von seinen Erklärungen der Erscheinungen bin ich mehrfach abgewichen, ausserdem ist vieles, was schon auf S. 463 ff. seine Behandlung finden musste, nicht wiederholt worden.
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ROM. SPRACHWISSENSCHAFT.
—
ROM. SPRACHEN. —
ITALIENISCH. (2)
empfahl zuerst ( 1 5 2 4 ) die ausschliessliche Verwendung von v u n d j zur Bezeichnung der K o n s o n a n t e n ; und dieser Brauch fand zuletzt allgemeine Anerkennung, auch von Seiten der Grammatiker, wenn auch in geringerem Masse in Betreff des j. N i e m a n d würde heute uiuere oder nvouo schreiben, aber fast allgemein schwankt man zwischen librajo u n d libraio u. ä. Der Laut j liegt eben dem i n ä h e r als v dem u; so wie j sich zu i verhält, würde sich etwa das englische w zu u verhalten, das heisst das u von guasto, quasi. Dazu kommt, dass j im Italienischen fast nur in den Verbindungen ajo-a, ojo-a, ujo-a, aber nie im Anlaut oder nach K o n s o n a n t e n wie etwa v in parve, selva erscheint. Einige verwenden j auch statt -ii (vizj), sei es auf G r u n d einer Überlieferung, die in demselben das lange i sieht (SVLPICI), sei es infolge des soeben erwähnten kalligraphischen Brauches (vizij). Ausserdem würde die Konsequenz neben librajo auch pjeno, fjero u. s. w. verlangen, was Trissino nicht vorgeschlagen hat. Diese Gründe machen es begreiflich, warum heute eine Art Abneigung gegen das j herrscht und weshalb einzelne Schriftsteller, z. B. Leopardi, es völlig verschmähen. Die Buchstaben k, x, y (und zum Teil auch w) sind zwar dem heutigen italienischen Alphabet fremd, doch sind sie j e d e m Italiener aus F r e m d wörtern und klassischen Bildungen bekannt, wie il kirie, Xanto, ex professo, yucca (Pflanzenname), auch finden sie Verwendung in der Mathematik. In früheren J a h r h u n d e r t e n jedoch war der Gebrauch von k, x, y häufig, u n d nicht nur da, wo die lateinische orthographische Uberlieferung ihn n a h e legte (syllaba, extremo), sondern in eigentlich romanischen F o r m e n (poy, noy, ayuto, ke). Auch das jetzt ganz ungebräuchliche ¡r (senga) kam vor, e b e n s o p h , th, die heutzutage sogar aus den Fremdwörtern verschwunden sind. Wollte man die Zahl der italienischen Buchstaben nach der im Spanischen üblichen Weise berechnen, so müsste man auch die G r u p p e n in Anschlag bringen, welche die sogenannten 'suoni digrammi' darstellen, ch, gh, ci, gi (in ciarla u. s. w.), gl (vor i) oder gli (vor a e 0 u), gn, sc (vor e i) oder sei (vor a 0 u). 2. N a m e n d e r B u c h s t a b e n . Die Vokale b e n e n n t man nach ihrem Laut, wobei m a n e geschlossen, 0 offen spricht. U n t e r d e n K o n s o n a n t e n werden f l m n r s effe, eile, emme u. s. w. benannt, d. h. man verdoppelt den Laut des K o n s o n a n t e n und lässt demselben ein offenes e vorausgehen und ein tonloses e folgen; h j q z n e n n t man acca, je oder i longa, qu (= cti), zeta; c g t d p b benennt man nach ihrem einfachen Laut (dem palatalen für c g), auf d e n m a n meist in der T o s c a n a ein Stütz-/ .• ci gi di, in dem grössten Teil Italiens jedoch und sogar in einigen Orten der Toscana (Arezzo nach Redi) -e : ce ge de folgen lässt. Für v sagt man neben vi oder ve noch häufiger vu, ferner kappa (k), icse oder icchese tccase (x), i greco oder ipsilon, ipsilonne (y). Das grammatische Geschlecht dieser N a m e n ist etwas unsicher. Meist behandelt m a n die Bildungen auf -a u n d -e als Feminina (la e, la f , un' acca; dagegen il k), diejenigen auf -0, -u, -i als Masculina (un 0, il q, il pi). Aber man kann sie auch alle als Feminina brauchen, indem m a n «lettera» ergänzt, oder alle als Masculina. I m Plural verändern sie sich nicht: due erre, due zeta, doch findet m a n bei Salviati due zete. 3. V o k a l e . Die alten Grammatiker n a n n t e n sie «elementi»; es giebt deren 7: a, i, u, ein geschlossenes e u n d 0 u n d ein offenes e und o. Die beiden letzten können nur in betonter Stelle vorkommen, da die unbetonten e und 0 im Toscanischen immer geschlossen sind (popplo, popolare, plebe, bette, beneficio). Im übrigen Italien jedoch, insbesondere in Mittel- und
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LAUTLEHRE:
LAUTE
UND
LAUTBEZEICHNUNG.
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Süditalien, hört man oft popolo, plebe. Hätte man nach französischer Weise den offenen und geschlossenen Laut durch Accente bezeichnet (bène, péna; pòrta, pórre), so hätte man damit noch den Vorteil verbunden, in zahlreichen Fällen die Unsicherheit über die Stelle des Accents zu beseitigen (seggiola). Das Beispiel des Trissino, zu dem Zweck die griechischen Buchstaben e und 10 zu verwenden, fand keine Nachahmung. Die graphische Identität der geschlossenen und offenen 0- und ¿-Laute hatte zur Folge, dass die italienische Dichtkunst, die sonst den ungenauen Reim verpönt, Reime wie porre : sciorre, velo : stelo als durchaus korrekt gelten Hess. Die getrübten Laute (ö, ü, dumpfes e) und die Nasalvokale fehlen. 4. K o n s o n a n t e n . Es giebt deren 24, wenn man sich bloss an die Laute der Schriftsprache hält und von jeder Verunreinigung durch Provinzialismen, auch von gewissen Eigentümlichkeiten der toscanischen Aussprache absieht, deren Berechtigung nicht allgemein anerkannt ist. Es giebt deren 29, wenn man sich an die eigentlich toscanische Aussprache hält: A n Muten sind vorhanden: die beiden gutturalen (arca, porga), die beiden palatalen (selce, volge), die beiden labialen (p, b), die beiden dentalen (t, d). An Liquiden : l und r, das erste mehr lingual, das zweite mehr guttural wie im Französischen oder Deutschen, dann das dorsale (fr. mouillée', altit. infranta') oder iotacierte l (in figlio). A n Nasalen: die labiale (wano, pomo), die dentale (raaso, cane), die velare (baraco) und die unbestimmte Nasalität, ein Laut, den man vor jedem beliebigen Konsonanten vernimmt, der aber von den folgenden Konsonanten keine verschiedene Färbung erhält, sodass er in impero nicht anders lautet als in intacco oder in incudine. •— Die fünfte Nasalis ist das iotacierte n (n, n?ij in degno). A n Halbvokalen: j (ajuto, pajo, pieno, jeri) und za, das man in dem Diphthongen uo (uopo, buono) vernimmt und das ursprünglich (wie j in jeri, viene) ein eigentlicher Vokal war; dieses w ist auch integrierender Bestandteil der durch q oder g bezeichneten Gutturalis (quale, piacq«z'; g«ari, guisa). A n labiodentalen Spiranten: f , v. A n Sibilanten: das dentale s, das sich scheidet in ein tonloses oder scharfes (scuotere, spandere, sfondare, stufa, sasso, casa, cosa, mese) und in ein tönendes oder sanftes sgozzare, sbattere, sdentato, sgolato, smanioso, snervare, sregolato, svelato, rosa, esempio) ; dann das linguale oder s (scemo, scipito, sciame, lascia). Gleichen Anteil an der Beschaffenheit der dentalen Explosivlaute und der Sibilanten haben zwei Laute, welche die Verschmelzung von t und scharfem s und von d und sanftem s darstellen und welche beide durch z bezeichnet werden: es giebt ein scharfes oder tonloses z (zampa, pozzo, calza) und ein sanftes oder tönendes (.zona, rozzo). Sucht man dem Laut Dauer zu verleihen, so hört man nur noch ein s. Nichtsdestoweniger werden die beiden Bestandtèile nicht nach einander, sondern gleichzeitig hervorgebracht. Die graphische Identität von scharfem und sanftem s und 0 hatte zur Folge, dass die Dichtkunst unvollkommene Reime wie cosa : rosa, pozzo : rozzo als vollgültig anerkannte. Lange wurde darüber gestritten, ob das z überhaupt einfach oder doppelt geschrieben werden sollte; sicher ist, dass es in toscanischem Munde immer gedehnt klingt, das tönende (mezzo, orizzonte, zona, póliza, polizza, orzo, fronzuto) sowohl wie das tonlose (pazzo, zio, profezia, azione, vizio, forza, alza). Streng genommen sollte man profezzia, azzione, ja zzio, zzona schreiben, da es Gegenden giebt,
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ROM. SPRACHWISSENSCHAFT.
—
ROM. SPRACHEN. —
ITALIENISCH. (4)
wo man das z (auch das tonlose) in bestimmten Fällen einfach spricht (z. B. das neapolitanische ¿io). Um tönendes und tonloses s und 2 zu unterscheiden, fängt man an, diakritische Punkte zu verwenden. Einfaches palatales c zwischen Vokalen im Worte (pafe) und im Satze (la escio ; ragna, sogno u. s. w., farnia u. s. w. Mezzo MEDIUS, mozzo MODIUS, razzo RADIUS, rozzo RUDI-US, olezzo, OLID-IO gehören einer jüngeren Schicht an, vgl. das mit razzo, mozzo in dieselbe Begriffssphäre gehörende gavio CAVEU, ebenfalls mit Lehnwortform. Die Gutturalen verschlingen y: faccio, soccio, laccio LAQUEUS, vgl. S. 475, saggio aus EXAGIUM, reggio u. s. w.; ngi wird ñ: sugna AXUNGIA, spugna SPONGIA, ebenso sekundäres ngi, s. § 7 1 . — R wird erdrückt: pajo, fujo, muojo, gomea *VOMEREA, sen. statea *STATERE'A; aber RH giebt ri: -ari pl. zu -ajo, woher dann wieder der neue Singular -aro und umgekehrt plur. -ai. Die Regel, die in den Seneser Statuten, den Chroniken von Perugia u. a. alten T e x t e n beobachtet ist, hat Dante schon durchbrochen, und der Verfasser der Intelligenza bildet, verführt durch pi. ai neben ari zu giudeo auch giuderi V . 120. In Lehnwörtern schwindet i: vitupero, impero, adìiltero, matera (Dante), purgatoro (Bocc.) memora (Albert.) lussura (Intell.) u. a. LY wird /': maglio, meglio, figlio voglio u. s. w. — Für den Anlaut vgl. biante VÍANTE, giorno, giuso, DEORSUM. Für andere Verbindungen fehlen Beispiele, da z. B. quietus schon im Lateinischen zu QVETUS, ital. cheto geworden war, s. S. 468 § 17. V o r dem T o n e sind die Ergebnisse z. T. andere, übrigens nicht unbedingt klare. Deutlich ist i aus DY, GY: meriare MERIDIARE neben meriggio, metà, aiutare, ornai aus oimai neben oggi, rione, ebenso NDY ZU ñ: vergognare, aber arzente wie razzo; RY bleibt: ariuolo, mariuolo, BY, PY scheinen zu gg, cc, MY ZU ñ zu werden: leggiero, alleggiare, soggetto, der ON. Caggiole CAVIOLAE im Senesischen, saccente (?), piccione, sparagnare neben risparmio, während gabbiano erst eine Weiterbildung von gabbia GAVEA ist und lubbione die Entwicklung eines jüngeren germanischen BY zeigt. Auch g aus SY ist durch pigiare, pigione, cagione gesichert. Aber TY nach
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R O M . SPRACHWISSENSCHAFT. —
R O M . SPRACHEN. —
ITALIENISCH.
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V o k a l e n erscheint als gi in pregiare, indugiare, ragione, n a c h K o n s o n a n t e n als ts in: canzone, cozzone, als c in cacciare', CY als ci in calciare, orciuolo, orcione. A u f f ä l l i g ist auch palagio PALATIUM, cominciare u. a., bei d e n e n es sich z. T . um E n t l e h n u n g e n aus d e m F r a n z ö s i s c h e n o d e r der lateinischen Schulsprache handelt 5 . — I m Satzinnern, z u n ä c h s t v o r vokalisch a n l a u t e n d e n W ö r t e r n , wird ital. Ii im T o s c a n i s c h e n auf i r e d u z i e r t : ei ILLI, quei, bei, tai, animai-, vuoi u. dgl. Z w e i f e l h a f t e r ist eine e n t s p r e c h e n d e B e h a n d l u n g v o n DI: rai, crei = credi u. dgl. 73. A l t e s QU bleibt vor a, 0: quale, quattro, seguo, verliert u vor e, i\ chiedere, chi, che, cheto. Inlautend dehnt jedes nachtonige u vorhergehende K o n s o n a n t e n , vv wird bb: acqua, nacque, seppe, ebbe, conobbe, manna, cadde, fottere, battere; v o r t o n i g nur n: gennajo, mannaja', sonst seguire, uguale, dileguare DELIQUARE u n d selbst avale AEQUALE, avesti, cardellino CARDUELIS U. a.; vedova, Genova u. dgl. sind halbgelehrt. 74. n, m als zweiter Bestandteil v o n K o n s o n a n t e n g r u p p e n k o m m e n nur n a c h g vor, GN wird n: degno, GM über um zu Im: salma, vgl. § 55. Ü b e r sm vgl. § 58. 75. L i q u i d a - ) - K o n s o n a n t bleibt fast stets erhalten. N u r RV wird in P a r o x y t o n i s rb: nerbo, serbare, cerbio, in P r o p a r o x y t o n i s rg: pargolo PARVULUS, volgolo
VOLVULUS
und
sogar
rigogolo
AURIGALBULUS
U. a .
Vor-
tonig ND MB w e r d e n assimiliert: ne INDE; manuco, amendue AMBODUE, ebenso in P r o p a r o x y t o n i s gomito aus gombito CUBITUS + CUMBERE. Toscanischer I d i o t i s m u s , d e s s e n spezielle B e d i n g u n g e n n o c h zu untersuchen sind, ist die Assimilation d e s / an f o l g e n d e K o n s o n a n t e n : mattone zu MALTHA, attricarsi ALTERCARI, iddio aus il dio, soggo = SULCUS, sodo SOLIDUS, abbergo — polenda ist durch molenda hervorgerufen. — NV wird mb: imbociare, imbolare, NG', LG' zu n, l: fignere, agnolo ANGELUS, cogliere. 76. Z w e i K o n s o n a n t e n b l e i b e n nur, w e n n der erste i ist: stare, scala, sperare, giusto, nur im A u s l a u t fällt t : è EST, sts wird assimiliert zu s: nascere. Sonst wird d e r erste d e m z w e i t e n assimiliert: fatto, scritto, sotto, freddo, esso, x wird n a c h t o n i g zu ss: vissi, sasso, vortonig z w i s c h e n d u n k e l n V o k a l e n e b e n s o : sala AXALE, sugna, sonst zu s: scialare EXANLARE, sciame EXAMEN, scempiare, scegliere, uscire, mascella, lisciva. D a n a c h muss m a n für lasciare n e b e n lassare *LAXEARE, für coscia *COXEA ansetzen, w a s nicht u n b e d e n k l i c h ist. XT ist schon lat. z u st g e w o r d e n , s. S. 4 7 2 , d a h e r ital. sesto u. s. w., NCT wird nt: santo, cinto. Stossen erst im Italienischen infolge v o n V o k a l a u s f a l l tonloser u n d t ö n e n d e r K o n s o n a n t z u s a m m e n , so ist die Qualität des ersten, die Verschlussstelle des z w e i t e n ausschlagg e b e n d : cutretta -TREPIDA; ratto RAPIDUS, andare AMBITARE; d o c h detta. Gutturale Spiranten w e r d e n vokalisiert *PIAJTO piato, *WAHTA guata, bd erscheint als b : edima HEBDOMAS. D a s V e r h ä l t n i s v o n sozzo u n d SUCIDUS, lazzo zu ACIDUS ist nicht aufgeklärt. 77. V o n z w e i L i q u i d e n siegt die z w e i t e : sonno; lulla LUNULA, pialla *PLANULA; terrò, orrato, derrata; vorrò, pello per-lo, costallo costar-lo. Uber mr, ml vgl. § 7 9 ; rn, In, rm, Im b l e i b e n : farno, volnerare, fermo, palma. 78. A b f a l l v o n K o n s o n a n t e n im A n l a u t b e s c h r ä n k t sich auf l : V e r wechselung mit d e m bestimmten, n: d e m unbestimmten Artikel, s: d e m Präfix i. - mitigatore (Albert.) orbaco, oncia, ottone, usignuolo, avello, v o n d e n e n die ersteren nicht Erbwörter sind, bei d e n zwei letzteren k a n n a u c h Dissimilation mit im Spiele sein; anellino, arancia, nur F r e m d w ö r t e r ; tretticare zu STRITTARE, calterire
SCALPTURIRE.
Lucc. ombrico, venez. oraro, S c h l a g auf das Gesicht u. a.
mail, ares,
abr. arge
LARICE, sen. occone =
*noccone
( 4 5 ) L A U T L E H R E : I T A L . U . L A T . L A U T E . — KONSONANTENGRUPP.; A L L G E M .
681
79.
Z u s a t z von Konsonanten im Wortanlaut ist selten, gradinolo und graspo sind von grappa, granocchia von gracidare, bruire RUGIRE von braire, fromba von fionda beeinflusst. D e r Artikel verwächst mit dem W o r t e : lazzo ACIDUS, loppio OPIUM, Iella I N U L A , lodoroso (Buonarroti Fiera); n aus inde erscheint in niscire, aus in: nabisso. — Anlautend cu, co, che kann dem Drucke der häufigen chiù, chio, chie weichen: schiuma, inchiostro, chioma (aber coma bei Ristoro d'Arezzo), schiena, ml wird zu mbi: sembiare, doch kann die Entwicklung von b in Frankreich eingetreten sein, woher das W o r t entlehnt ist, mer tose, (dialektisch pist.) zu mber: gambero, bomberò. A u c h sonst wird m zu mb als toscanisch ausgegeben, es ist wohl als umgekehrte Sprechweise auf Grenzgebieten gegen mm = MB ZU fassen: cimbece, stombaco, gombito, Fälle, wo gemäss § 83 mm stehen sollte. N o c h bleibt rimburchio, rembolare. Zuweilen tritt r nach t ein : vetrice, annitrire HINNITIRE, ginestra, bissestro. Unklar ist die N - E p e n t h e s e : strambo, lambrusca, gomberuto, vincido. RACEMUS
V g l . neap. granceto = rancido ; mail, gris — riccio. — Mail, lecco — eco, lovatta, lanzian; neap. lamete = amido ; l o m b . lora UTER u . s . w . , mirand., gombit. lesca. — B o i . stretta STELLA. N u r i m Calabr. scheint D o p p e l k o n s o n a n z z u N a s a l -J- K o n s , mit etwelcher R e g e l m ä s s i g k e i t z u w e r d e n : sumportare, landa = latta, imbu GIBBUS, mentii MITTO u . a . S o n s t sic. mienzù MEDIUS; l o m b . deslenguare DISLIQUARE, agen. lenger leggiero, neap. granonchia u. s. w . I m m o d . ninzola *NÜCEOLA hat das erste n g e w i r k t .
80. A s s i m i l a t i o n von Konsonanten verschiedener Silben vgl. §§ 62, 63, berbice, zezzo SETIUS, bibbio VIBIO; susina, cicilia, centinare C I N C T U R A R E ; vermena, mungere MULGERE, montone neben frz. mouton aus molt-; altital. astettare ASPECTARE, g?iene für gliene (Lasca, Cellini u. a.). Sic. deda TAEDA, mail, dord ceccia SEPIA u. s. w . ; sie. minnitta indovinare u. s. w .
TURDU, aret. zonzello d o n z e l l o , neap. chirchio, tar. VINDICTA, südital. menire VENIRE, sie. addiminari
81. D i s s i m i l a t i o n : r-r zu r-l: mercoledì, corsale, zu l-r: albero, celebro CEREBRUM, pellegrino, zu r-d: rado, porfido, zu d-r: fiedere, chiedere, disquidere, wonach disquidio ; l-l zu r-l: urlare, l-n: filomena, zu j-l: giglio, gioglio. n-11 zu l-n: veleno, Bologna; n-m zu l-m: Girolamo, zu n-v: novero; m-v zu n-v: nibbio M I L V I U S ; t-t zu d-t: ditello ; j-j zu d-j: digiuno IEIUNUS, fior, djacere, ghiacere neben giacere, diacinto neben giacinto, vgl. zu dj: ghi § 71. — Fall von Konsonanten: propio, arato, frate, wenn es nicht wie suora ein Nominativ ist, also -r nach § 69 verloren hat, comignolo CULMEN, upiglio ULPICULUM, gomitolo ZU GLOMUS. V g l . pist. corte Ito, mail, navel LABELLUM, emil. linza INITIARE, südit. pinnota pillola; sic., l o m b . molimento m o n u m e n t o , sic. luminata n o m i n a t a , ven. calonigo, neap. vammana m a m m a n a , dial. tose, vembro m e m b r o u. s. w . ; neap. uorte, P l u r . ortete statt -ere aus -ora (§ 98).
82. U m s t e l l u n g tritt namentlich bei r ein: strupo, drento, capresto, drieto; farnetico, for mento", attricarsi; interpetre; bei l: fiaba, pioppo, singhiotto, chiappo, piuvicare u. s. w. Anders geartet ist padule; rugumare RUMICARE, sudicio. N e a p . spollecare pillucare, pache = chiappe ; aret.brensolo brindisi, solenga lusinga; sic. palora, jidita, tar. suticari SEQUITARE. In nachlässigem Tose., daher auch in B u o n a r r o t i : recitella reticella, gaveggiare vagheggiare, montai, cofaccia, oberital. cadrega, preta, letzteres auch A q u i l . , und in der Schriftsprache v o n Salviati getadelt; sic., cai., apul. ti. s. w . brigogna. K a n n man bei fiaba u. s. w . zweifeln, o b l oder erst i umgestellt w o r d e n sei, so weisen sard. goba, emil. copa COPULA, aven. spteco, südsard. sprigu, neap. skyekko SPECULUM, romagn. cumpi u. a. auf U m s t e l l u n g des l aus der Zeit, w o l noch nicht i war.
83. D i e Ungleichheit der Orthographie, die seit Salviati mit fumo das gesprochene fummo FUMUS wiedergiebt, erschwert die Untersuchung
682
ROM. SPRACHWISSENSCHAFT. —
ROM. SPRACHEN. —
ITALIENÌSCH.
(46)
über die D o p p e l k o n s o n a n t e n . S e h e n wir v o n s c h o n l a t e i n i s c h e n , o d e r v o n d u r c h A s s i m i l a t i o n e n t s t a n d e n e n F ä l l e n ab, so s c h e i n t F o l g e n d e s sicher, z, n a c h t o n i g e s dz, K o n s o n a n t e n v o r ital. y, b v o r r l w e r d e n stets g e d o p p e l t : piazza u. s. w . ; legge ( d a h e r leggo), peggio', occhio, doppio; fabbro, febbre, obblio. S o d a n n der Schlusskonsonant der ersten Silbe v o n auf der dritten b e t o n t e n W ö r t e r n u n d d e r S c h l u s s k o n s o n a n t d e r b e t o n t e n Silbe in P r o p a r o x y t o n i s : pellegrino, tollerare, camminare, accademia, cioccolatte; femmina, abbaco, cattedra, bubbola, commodo (menomo h a l b g e l e h r t , w o h l a u c h edima). D a g e g e n tritt v o r b e t o n t e r z w e i t e r S i l b e h ä u f i g V e r e i n f a c h u n g e i n : puledro, balestra, presacchio, catello, vanello, canocchio. W o d i e erste Silbe ein P r ä f i x ist, d e s s e n A u s l a u t sich d e m A n l a u t d e s H a u p t w o r t e s assimiliert, b l e i b t d i e D o p p e l k o n s o n a n z : accadere, sollevare u. s. w. u n d v o n hier aus w i r d f ä l s c h l i c h v e r d o p p e l t in acciale, accidia, allodola, allegro, cattolico, commedia, immagine, correggia, uccello, sollazzo ( B r u n e t t o , D a n t e ) . I n pennecchio liegt E i n f l u s s v o n penna v o r , in bottega v o n botte, in rettorica v o n retto u. s. w. D a s I t a l i e n i s c h e k e n n t k e i n e k u r z e n V o k a l e in o f f e n e r S i l b e ; w o es s o l c h e b e k ä m e , d e h n t es f o l g e n d e n K o n s o n a n t : da : dammi, amò : amollo; sciocco EXSUCUS. D a h e r w i r d in o x y t o n i e r t e n F r e m d w ö r t e r n d e r S c h l u s s k o n s o n a n t g e d e h n t : Davidde, farabutto a u s s p a n . farante, àmoti a b e r amótti u. s. w. I n ä h n l i c h e r W e i s e s c h e i n t in L e h n w ö r t e r n aus d e m L a t e i n i s c h e n V e r d o p p e l u n g s t a t t g e f u n d e n z u h a b e n , in F ä l l e n w i e brutto, cetto, pillo, griffo; o b e r i t a l . vitta, vgl. a u c h doppo n e b e n dopo a u s dvpóf\ 1 A s c o l i , Arch. glott. X I I I 454. — 2 S. P i e r i , Arch. 3 6 9 — 3 8 9 , W . M e y e r - L ü b k e , Zs. X X V I I 3 6 8 — 3 7 1 . — Arch. glott. X V I 1 5 0 — 1 7 4 , A s c o l i , eb. 1 7 5 — 1 9 2 . — 4 F . Arch. glott. X I V 3 6 1 — 7 6 6 , A s c o l i , eb. 4 5 9 — 4 6 7 . — 5 S . Über CI und TI im Romanischen, S . 90 fr. — 6 Z . T . anders Rom.W 199; S c h u c h a r d t , eb. 593; d e L o l l i s , Studi I 407.
glott. X V 3 S. P i e r i , D'Ovidio, Puscariu, D'Ovidio, di fil. rom.
FORMENLEHRE. 1. K O N J U G A T I O N . 84. D a s I t a l i e n i s c h e b e s i t z t d r e i K o n j u g a t i o n e n , d i e sich d u r c h d e n in 2 PI. I n d . I m p t . Präs., I — 6 I m p f . , 2, 4, 5 P e r f . u n d i m Inf. e r s c h e i n e n d e n t h e m a t i s c h e n V o k a l in e i n e a-, e i n e e-, eine z'-Klasse s o n d e r n . W ä h r e n d alle « - V e r b a (ausser dare, sta7-e, andare) g l e i c h m ä s s i g u m g e b o g e n w e r d e n , z e r f a l l e n d i e a n d e r e n in v e r s c h i e d e n e U n t e r a b t e i l u n g e n , d i e eV e r b a n a c h d e m I n f i n i t i v : avere : crédere; n a c h d e m P r ä s e n s : d e r S t a m m b l e i b t stets u n v e r ä n d e r t ( s c h w a c h e V e r b a ) credo, er ä n d e r t sich i n 1, 6 I n d . , 1 — 6 K o n j . (starke V e r b a ) pongo; n a c h d e m P e r f e k t : -ei, -etti, s t a r k e s P e r f e k t , w o w i e d e r d r e i K l a s s e n : a b l a u t e n d feci, s : piansi, u : caddi. Die / - V e r b a sind e i n f a c h : sento, i n c h o a t i v : fiorisco, s t a r k : muojo. Im Vergleich z u m L a t e i n i s c h e n h a t d i e erste K o n j u g a t i o n k a u m A b b r u c h g e l i t t e n ; -ERE ist s c h o n vulglat. m e h r f a c h d u r c h -ERE v e r d r ä n g t , s. S. 4 7 7 , d a z u ital. n o c h algere, fulgere, muovere, mungere, v u l g t o s c . a u c h godere; s e l t e n d u r c h -ire: pe7itire ( n a c h D a n t e ) , olire, sorbire. -ERE ZU -ere: capere; z u -ire: cucire u n d in g e l e h r t e n W ö r t e r n concepire, gemire, ripire; z u are a u s s e r in d e n S. 4 7 8 e r w ä h n t e n F ä l l e n n u r in g e l e h r t e n W ö r t e r n : consumare, tremare, w e n n letzteres n i c h t v o n e i n e m z u tremere p o s t v e r b a l e n trema a b g e l e i t e t ist; -IRE z u -¡-ere: prudere, w o h l d u r c h urere h e r b e i g e f ü h r t . Die Reduktion der Konjugationen ist in den Dialekten viel weiter gediehen. In den A b r u z z e n z. B. werden die vier Infinitive und zwei Partizipien -aio und -ulo unter-
(47)
KONJUGATION:
PERSONALENDUNGEN.
683
schieden, sonst nichts; in Sic. und Südsard. verschwindet I I I zu Gunsten von II, in N o t o und Calabrien trotz cai. séntcré) I I zu Gunsten von III. Vulgrirtosc. ist forncrc, eorrire; lomb. ven. ve'dar, logod. morrere, tenere, vestere, abr. sende SENTIRI-:, serve romag. crovar COPERIDE, pad. vegner ; amail. aver, greift I I I über lusir, remanir, movir, par ir, ridir,
tenir, ca/r u. s. w.
Umgekehrt aven. segner u. s. w.
85. A c c e n t . 1. Eine kleine Zahl gelehrter W ö r t e r weichen in 1 — 3 , 6 Präs. aus: aggrega, alleva, concita, intima, umgekehrt assevera, educa, investigo, ferner bilica von bilicare zu UMBILICUS und me'glioro nach meglio u. s. w. 2. CRÉDIMUS hat keine Spur hinterlassen, wohl aber bleibt die B e t o n u n g der 2. Plur. in den beiden V e r b e n fare und dire: fate, dite. 3. DÌXIMUS lebt bis heute im ganzen Süden von R o m an, fürs Senes. ist es noch durch Gigli bezeugt, Cellini führt es in die Litteratur ein, auch in L u c c a und Bologna bleibt die alte Betonung bis heute, vgl. § 8q. In Florenz ist frühzeitig die schw. Form dicemmo dafür eingetreten. 4. D i e Gleichmässigkeit der Betonung von 1 — 6 K o n d i z . im V e r e i n mit dissi, disse, dissero = amassi, -asse, amassero zu dissimo führt amàssimo, *amassite, woraus amaste (§ 53) in ganz Italien herbei. D i e alte Betonung von Imperi. K o n j . bleibt im venez.-pad. und erscheint in den A b r u z z e n , hier vielleicht sekundär, und in Campobasso. — Im Florentinischen ganz gewöhnlich, von Sannazaro gebraucht, aber von der Schriftsprache verschmäht, ist 4 Impf. dvamo, avate. Diese Betonung ist auch lucc., venez., lomb., emil., piem., tarent., calabr., aber z. B . nicht abr. Im Florent., w o durch Einführung von dicemmo alle 4 5 Indik. paroxyton geworden, konnte die F o r m nicht recht gedeihen. In lomb. Dialekten ist umgekehrt sogar 4 Präs. stammbetont vgl. § 92, im Piem. 4 Präs. K o n j . und 5 Ind. K o n j . Im Calabr. wird Betonung der viertletzten vermieden, daher mazziednu aus mozzicami,
mariana aber macindlu.
86. P e r s o n a l e n d u n g e n . 1. -o Ind. Präs., Impf., in letzterem altes -a verdrängend, schon bei den ältesten Florentinern und daher in der Schriftsprache auch bei dem Ferraresen Ariost. V o n R o m ab südwärts, wo das K o n d i z . auf -ia festeren Halt giebt, und im N o r d e n , wo o fällt, bleibt a. (Doch F o g g i a avevu.) — i im Perf. und von da analogisch im Impf. Konj., w o die A l t e n noch ohne Unterschied e und i schreiben. I m Präs. K o n j . I ist es von 2 Sg. aus übertragen, als in I I I I I K o n j . e b e n falls derselbe V o k a l in 1 — 3 herrschte. A b e r altmail., altven., altneap. scheidet schön -e, -i, -e. Sporadisch ist bei den alten Dichtern 1 Pf. eo, io aio, worin entweder das Pron. io oder eine V e r k e n n u n g des südlichen ivu (§ 89) zu sehen ist. — A I I I I I Präs. K o n j . = AM. e bei Frezzi und B o j a r d o im starken Perf. aus ihrem Dialekte. 2. i überall ausser I Impt., I I I I I K o n j . D a s i ist entstanden aus äs, fs, es, also berechtigt bei den V e r b e n I, I I und bei den ere - V e r b e n , wogegen bei d e n «-¿-Verben -e aus ts zu erwarten wäre, vgl. § 52 und zu der 2. Imperf. calabr. amave, das als einzige 2. auf -e lautgesetzlich entstanden sein muss, und zu dem sich fior, amavi verhält, wie fior, fuori zu calabr. fore. In der älteren Sprache findet ein gewisses Schwanken statt, -e auch an V e r b e n I und II, doch zeigen z. B. die Handschriften von Brunetto Latinis T e s o r e t t o die lautgesetzlichen Verhältnisse ziemlich genau, während D a n t e im R e i m e allerdings auch in I und im K o n j . I — I I I sehr viele Beispiele für -e zeigt. Im Impt. gehört i den V e r b e n auf ire an und ist von da auf -i-ere und -ere übertragen. In stai, sei, puoi u. s. w. erklärt sich i nach § 68. D i e tose. Impt. fai, dai, stai gehen von schon vulglat. vai aus. di condu Impt. aus DIE CONDUC ziehen Ind. di condili (Albert., Dante, Bocc., Sacch. u. a.) nach sich. U b e r vuoi, suoi, vei, ere' vgl. § 72. a I Impt. In I I I I I K o n j . , von 1. 3. übertragen, um die Differenz mit dem Indikativ zu bewahren. D i e als Impt. fungierenden
684
ROM. SPRACHWISSENSCHAFT. —
ROM. SPRACHEN. — ITALIENISCH.
(48)
abbi sii sappi haben sich gehalten, ebenso trifft man die sonst vom Indik. verschiedenen: dichi, vadi, facci, rimanghi, vegghi (Bocc.). Im Altflor, ist -a hier noch selten, im Altmail. u. s. w. unbekannt. 3. a I Präs. Ind. I I I I I Präs. Konj.; Impf. Ind.; e I I I Präs. Ind., Impf. Konj., st. Pf. sind lautregelmässig. i I Präs. Konj. ist von 2 übertragen, es dringt bei Pulci ins starke Präs. Konj.: possi, sappi, debbi, facci u. a., bei Bocc., Sacch., Pulci, Cell. u. a. ins Impf. Konj., doch hindert das st. Perf. eine zu weite Ausbreitung. Uber das schw. Pf. vgl. § 89. 4. ämo Impf. Ind., -¡-ssimo Konj., ammo, emmo, immo Pf. sind regelmässig, auch iamo im starken Präs. Konj., von wo es ins schwache dringt. Im Präs. Ind. I I ist das zu erwartende -imo schon in den ältesten Texten durch -emo ersetzt, und dieses -emo erscheint für I I I I I bei Brun. Lat., Dante, Intellig., Barber, in den Statuten von Siena und Lucca und noch heute im Futurum -remo. Für I ist -iamo im Zentraltoscanischen schon im X I I I . Jahrhundert fast alleinherrschend, doch braucht Castiglione noch amo, und Ariost verschmäht, von seinem heimatlichen Dialekte beeinflusst, auch imo, emo nicht. Ausgangspunkt für dieses -iamo, das im X I V . Jahrh. auch in II, I I I alleinherrschend wird, ist wohl giamo aus eamus, das in imperativischer Verwendung ein grosses Ubergewicht bekommen konnte. Ihm folgte stiamo, andiamo und diesen diamo und damit dann die anderen Verba I , andererseits wohl manche Verba auf -ire, namentlich veniamo. Im Satzinnern und vor enklitischen Wörtern konnte 0 fallen und m ausser vor Labialen zu n werden: andianci, amian, woraus dann wieder die Pausaform amiano schon bei Cavalc. und in den ältesten Ricordi fior., Brun. Lat., Barb. und selbst in Dantehandschriften, bei Bocc., Sacch., später bei Pulci, Boiardo und selbst bei Ariost; Salviati tadelt sie und Gigli erwähnt sie noch im X V I I I . Jahrhundert, wie sie denn noch jetzt die einzige ist im Aret. — In der toscanischen Umgangssprache und von neueren z. B. D'Azeglio, auch in der Litteratur wird 4 durch die unbestimmte reflexive Form aber mit Beibehaltung des Pronomens ersetzt: noi si ama. 5. ate I Ind. Präs., Ind. Impf., -ete I I -ite I I I Ind. Präs., J-te Konj. Impf., -aste, -este -iste Pf. sind regelmässig; -iate Konj. Präs. der starken Verba wird auch auf die schwachen übertragen. Barb. erlaubt sich save\ dove, porre', norditalienische Formen, Buon. Tancia sia-vo. Im Impf. Ind. und Konj. dient in der Vulgärsprache und bei Bocc., Barb., Sacch., Pulci, Cellini u. a. 2 für 5, was z. T. durch die Gleichmässigkeit der Endung im Perf. dste-dsti herbeigeführt wurde. Bojardo liebt -aii statt -ate, Sacch. und andere von Salviati getadelte -asti statt -aste. 6. Das -0 als Endung aller Verba erklärt sich nach Schwund des l aus dem vokalischen Nachklang am Satzende, der bei den 3. Plur. auf -un(t) 0 sein muss, während man bei ant allerdings a, bei ent entsprechend -e erwartet. Das -0 bekam aber eine starke Stütze durch sono von sun(t) und durch die Perfektformen fecero und amdrono, furono1. Vereinzelt tritt -no dann auch an die starken Formen: fecerono. Der Vokal im Präs. bedarf noch genauer Untersuchung. Neben Ind. ano I, ono I I I I I , Konj. ino I, ano I I I I I findet sich ano durchgehends gemäss § 5 3 ; ono I und Imperf. -rono bei Bocc. u. a. aber von Perticari getadelt; eno Ind. I I I I I ist eher oberital. und nordtosc., von Bojardo häufig gebraucht. Im Imperf. Konj. wird altflor. -ssono bei Cellini und Ariost durch pis. lucc. -ssino verdrängt, daneben hat schon Albert., Bocc., Sacch. amassero, das vom Perf. und Kondiz. aus übertragen ist und von da dringt altital. -ro auch ins Präsens
KONJUGATION :
(49) und
Imperf.
an
Stelle
von
no
PERSONALENDUNGEN.
ein,
v g l . sediero
=
a b e r e s k o n n t e no u m s i c h g r e i f e n : amasserono, n a c h sich, später
v g l . misono,
Pulci,
wirrung
herrscht,
Formen,
dem
zunächst
im
Perfekte Pulci 6
selten
aus
u. a. das
-arono
den
Salviati
Gefühl,
z u pub,
braucht, apparinno
zu auf
3
sie2.
In
3-)-
alle
wenige
(so bei
bei
Barb.,
ama
Ver-
diesen
-no-
und der
dem
starken
orno,
or(o)
Sacch.,
: amano fanno,
3
ihre
denno,
enno,
älterer Schriftsprache
Dante
amorino,
nicht
in
Vili.,
entwickelt
oxytonierte
hanno,
in
völlige
Barb.,
bilden
Ebenso
von
ebenso
Dante)
orono,
Dante,
tose, u n d
auch
diedono
Drucke
oro,
stanno,
verworfen.
und
dem
I
oder
:
ausser
schon
unter
Danach
§ 88:
Sacch.,
kommt
sta : *stano,
no.
n gemäss
lucc.
amo und
P u r g . 2, 4 5
allen drei Zeiten
Perf.
bekamen
vuo(le),
aret.,
6
dissono
in
(dichterisch)
von
des
bis
pisan.,
ar
6 =
votino
heute
Für
entstandenen
verwirft
dass
—
-bevano
f e r n e r z o g amassono
Bocc.,
bei d e m
synkopierten
Vokal
mit V e r d o p p e l u n g
ponno
Cell.
Satzinnern
die
-ebbono
Machiavelli,
verallgemeinerten
Betracht, sich
rimasono,
Ariosi,
685
dienno,
gefenno,
verschmäht.
A u s der Masse der dialektischen F o r m e n kann nur einiges besonders Interessante gebracht werden. 1. I m L o r a b . erscheint häufig i, zunächst in der F r a g e aus dem Pron. io entstanden. 2. D a s auslautende J hält sich namentlich in einsilbigen Verben und in der F r a g e im ältesten V e n e z . und im T u r . , vgl. auch mail, sista: sei tu. D i e Gleichheit von 2 und 5 im Impf. Ind. K o n j . zieht vielfach Suffigierung des Pron. nach sich: sie. amavutu, mail, portavet und Präs. portet. 3. A v e n . aver, fai, aneap. dai stai poi (und dazu daino). U n k l a r ist -di, das an allen 3. aber auch an picchidi — perchè, chiudi = più erscheint in Calabrien Z . O. 150, P a p . 153, 1 5 4 ; -ti Basilicata P a p . 110. — 4. I m Altmail., im Altlucchesischen, Pisan. und noch heute im Süden, Calabr., Sic. u. a. ist -amo, -emo oder -imo bewahrt. D i e Proparoxytonen 4 Impf, wandeln venez. piem. lautgesetzlich m in n. Piem., pav., regg. I -urna, schon neben éma (woraus heute dial. mn) im apav. Chrys., ist w o h l mit frz. -ons auf eine Linie z u stellen, also auf den Einfluss von sumus zurückzuführen. E b e n d a ist die Stammbetonung von 4 Impf. K o n j . auf Präs. K o n j . übertragen, und umgekehrt I 3 das a ins Impf, gedrungen, HOMO CANTAT statt CANTAMUS ist berg., amail. 2 und so dürfte das heutige mdndiim unter dem Einfluss des gleichbedeutenden um manda entstanden sein, wenn es nicht geradezu MANDAT HOMO ist (vgl. abbr. aovie Pap. 60 übersetzt hanno, aber eigentlich ha uomo). I m Impt. bleibt der Accent, w i e entsprechend tose, andiamo Impt. neben noi si va Ind. Z u 3 Perf. ó : onno findet sich 4 ommo sen., boi., amail. 5. A u c h hier tritt, w o -e und -i zusammenfallen, das Pron. an 5 Perf. Imp. K o n j . und K o n d . sic., lecc., emil., lomb. z. T . aufs Präs. ausgedehnt, JÌ in 2 und 5 Perf. in lomb., ven., emil., nur in 5 neap. scheint nicht lautlich, sondern durch Einfluss des Impf. K o n j . w o 5 ste durch 2 sse verdrängt wurde, zu erklären zu sein. 6. In Oberital. (daher bei Bojardo), dann in Pisa und Lucca, A r e z z o und im Südwesten Otranto, Tarent, Bari scheint eno I I I I I z. T . auch in I verallgemeinert zu sein. Umgekehrt im Chrys. an, doch mit Palatal in I I I I I : servissan. In V e n e z . , V e r o n . und der östl. Lombardei, dann längs dem adriat. Meere in A n c o n a , Ascoli, z. T . in den A b r a z z e n (nicht in Campobasso), fallen 6 und 3 zusammen, dabei wird dann auch sono durch è, -arono durch -0 ersetzt. — In Camerino (Macerata), dann in Umbrien, R o m , A b r u z z o Ulteriore II, Benevent, Bari, Otranto, Tarent, Calabrien und in altneap. Denkmälern findet man für die einsilbigen V e r b a F o r m e n , die auf AUNT zurückweisen, und w o h l von habent ausgehen. In Alatri dient ho auch für 3. D a s Übergreifen von einfachem no, das fürs toscanische st. Perf. bezeugt ist, zeigt sich im schwachen auch im Mail., E m i l . 87. gemäss riedo, muojo, in
Indikativ
§§ 2 4 siedo,
nuoco, Dagegen
n e b e n getto
odo : udire,
devo
verschiedener eingetreten chiudere,
mit
w e g e n giuoco
tritt ein
tiene, nuoto, ist (so
1. E i n f l u s s d e s A c c e n t s . in
triemo,
chiedo, viene,
pruovo, i
in
noch
: dovere,
Weise
rubare,
Präsens.
41
sieguo,
muovo,
truovo.
gittiamo
und
vieto;
suole,
den
Pulci)
esco : uscire
den
criepo,
fiedo, cuoco,
suono,
tuono,
niego,
priemo,
cuopro,
duole,
giuoco,
vuoto
endungsbetonten nirgends und
alte
aiuto
Einfluss
des
Accents.
Verallgemeinerung
der
endungsbetonten
incischiare,
: giocare)
cominciare
umgekehrt,
; prego,
meist
gioco
unter
Sonst (altes
Einfluss
und
analogisch
Formen
erhalten,
das
Diphthongierung
mieto,
ausser
manueo
:
: aitare ist
zeigen
in
Ausgleichung
Formen: giucare eines
in
manicare,
fiutare, zunächst
Substantivs :
686
ROM. SPRACHWISSENSCHAFT. —
ROM. SPRACHEN. —
ITALIENISCH. (50)
lodare, aiutare, gettare; nuotare ist m e h r o d e r weniger beabsichtigte Differenzierung von notare. D i e alte F l e x i o n -eggio -iare (§ 74) ist auch nicht mehr erhalten, hat aber in einer R e i h e von V e r b e n auf -iare ihre S p u r e n hinterlassen, vgl. aliare und aleggiare u. a . 5 D i e V e r b a auf ng flektierten ursprünglich : frango, frangi, frange, /ragliamo, fragnete, frangono, fragnere] zeit- und ortweise wird d a n a c h fragno und u m g e k e h r t franghiamo, frangere gesagt. 2. Einfluss des A b l e i t u n g s v o k a l s , muojo, d a h e r muojamo n e b e n moriamo, pafo', voglio, soglio, [doglio, saglio, vaglio vgl. vaglia postale, caglia', veggio, caggio, seggio, creggio, chieggio, /leggio, heute vedo u. s. w.], /accio, taccio, giaccio, piaccio [noccio, tordo; fuggia/; sappia sappiamo, abbia abbiamo [debbio', heute debbo o d e r devo], fragniamo n e b e n frango zieht zu tegniamo ein tengo n a c h sich statt *tegno, so vengo pongo rimango, d a n a c h d a n n (nach Brun. L a t . und D a n t e ) salgo -valgo calgo dolgo', veggo (Cellini, Pulci häufiger als 'dz) caggo seggo reggo chieggo (Albert.) fieggo chiuggo. 3. D e r P r ä s e n s s t a m m wird beeinflusst durch d e n d e s Perfekts in pongo, das n a c h rimango gebildet ist, weil posi= rimasi, poni= rimani u. s. w., volsi, volto zieht volgere mit, aduggere ADURERE ist von adussi n a c h strussi struggere umgebildet w o r d e n ; vgl. a u c h S. 478. D a s durch Dissimilation e n t s t a n d e n e d v o n chiedere, /edere, intridere dringt schon bei d e n ältesten D i c h t e r n ins Präs. 4. V e r b a auf G u t t u r a l e h a b e n unregelmässig PI. leggiamo, leggiate, die von I b e h a l t e n d e n Guttural im K o n j . D i e V e r b a auf / ' = LG h a b e n entsprechend cogliamo', volgere zeigt j ü n g e r e s dz, das bleibt. I h n e n folgt v o n togliamo aus TOLLERE: tolgo, Inf. togliere und sciogliere. — Statt * escio * escia tritt esco, a ein, d a esci = cresci. 5. D i e I n c h o a t i v f l e x i o n ist auf ihr ursprüngliches Mass (S. 4 7 8 ) beschränkt. G a n z e n t z i e h e n sich ihr: sentire, doi'mire, partire, servire, /uggire, cucire, aprire, seguire, vestire u. a.; s c h w a n k e n d sind: nutrire, mentire, tossire. Altital. zeigen /erire, forbire, guarire, lambire, ruggire und selbst forire u. a. noch oft die e i n f a c h e F l e x i o n . E i n z e l n e V e r b a : do sto vo /o so ho flektieren in 1 — 3 , 6 gleichmässig dai da danno, d o c h sind faccio, abbo, vado ebenfalls sehr gebräuchlich, do sto vo entsprechen g e n a u den vulglat. F o r m e n , dai stai vai fai hai sind ebenfalls lautgesetzlich und z i e h e n G l e i c h h e i t v o n 1. u n d 3. n a c h sich, wo sie nicht schon v o r h a n d e n w a r ; so richtet sich n a c h ho. B e a c h t e fate, dite. — debet wird über deve nach § 68 zu dee, d a n a c h K o n j . dea n e b e n deva und dea zu die, das d a n n a u c h in den Indik. dringt u n d mit deve zusammen dieve ergiebt. vo, vuo = voglio (Ariost) beurteilt sich n a c h § 72. vo ergänzt sich im PI. mit andare oder gire, das v o n Agiamo, EAMUS u. s. w. aus sein dz e m p f a n g e n h a t , doch ist andi v o n D a n t e , anda v o n Barberino und F r e z z i gebraucht. — essere: so proklitisch n e b e n b e t o n t e m sono, das den a u s l a u t e n d e n V o k a l v o n den übrigen V e r b e n erhalten oder als N a c h k l a n g frei entwickelt h a t , s-ej mit d e m i v o n 1., è und altital. este, siamo aus älterem senio (vgl. S. 4 7 8 und 684), siete v o n 2 aus, sono n e b e n tonlosem so wie die a n d e r n 3 Pluralis (S. 684); d a n e b e n enno v o n è aus bei D a n t e u. s. w. Ariost g e b r a u c h t n o c h sete, v o n semo aus g e bildet. — potere: posso, puoi, può n e b e n puotc analogisch v o n puoi aus; possiamo, potete v o m Inf. aus, possono oder ponno. 1. Dialekte sind zuweilen konservativer, in T e r a m o , w o
d zu t wird, flektiert man
vetc, vederne. In Bari wird von dike das ke nicht nur auf doke, stoke, sondern allmählich auf alle Verba übertragen: veke (vedo), beveke (bevo), teseke (leggo), moveke, nzoreke (;nzurare
«heiraten») u. s. w.
2. W o ,
w i e im Pis. L o m b . u. s. w . 6 ent
gilt, macht sich
(51)
KONJUGATION:
PRÄSENS,
IMPERFEKTUM
DES
INDIKATIVS.
687
der A b l e i t u n g s v o k a l in 6 nicht geltend. Ableitend g k o m m t im Vulgärtosc. auch bei rStämmen v o r : pargo, corgo. Ferner erscheint im Venez., Veron., sodann im U m b r . , R o m . , Neap. fago bezw. faco für facio und zieht stago, vago, staco, vaco, saco nach sich; dabei dürften DUCO D i c o mit betätigt gewesen sein. — 4. W o 6 ene, da erscheinen die Palatale: facene, dicene Otr., Bari, ferner I. dicio Ariccia, finau. sie., venez., conoscio, ardiscio und ähnliche bei den alten Lyrikern, dann auch bei Buonarroti; 4 5 K o n j . hat in florentinischer Umgangssprache den Guttural, dichiate Sacch.; dicht ist röm. u. s. w . — Tarent. esso, altneap. escia. 5. Sic., Calabr., Basil., A b r u z z . kennen die Inchoativflexion nicht, sondern wie das Span. V e r b a auf -iscere; nördliche Dialekte mail. u. a. und selbst toscanische wie sen. dehnen das Infix auf 4 5 K o n j . aus. Im A v e n . , w o h l unter rätischem Einfluss, in den A b r u z z . und in K o r s . findet sich für die stammbetonten F o r m e n der aV e r b a ein Infix ej, das mit eggiare (vgl. S. 478) identisch ist 5 . 6. Altital. und heute im Süden sind vollere F o r m e n gebräuchlich: face Dante, ave, 11. ähnl. neap. face und danach vace, dace, stace. Sonst ist die A n a l o g i e in den Dialekten z. T . andere W e g e gegangen, als in der Schriftsprache, do hat sich mit DONO vermischt 1. Sg. ver. ven. don danach von ston (aber agen., aven. don DEBEO ist wohl durch di (DKBICS) = i (ES) hervorgerufen), oder *DONYO (vgl. PONYO) neap. dongo stongo; danach sie. calabr. srigno, Principato Cit. und Ult. songo ; T e r a m o dinghe stinghe und ähnlich Campob. gehen von vinghe aus, dessen 2 3 durch 2 3 von VÄDERE mit vertreten werden, also 2 vi = di, 3 va = da. In 1 bleibt vachc «ich gehe» neben vinghe «ich komme». In den endungsbetonten F o r m e n von stare erscheint altröm. (Cola di Rienzi) stavea nach avea, calabr. not. stapimn, teram. stat- w o h l von einem zu stetti gebildeten statesti aus. Veron. 5 fadi zieht dadi sidi nach, romg. fasi: dasi, stasi u. s. w . — W i e pongo bildet neap. respongo, intengo umbr. descengo u. a. — andare fehlt dem Süden, ire ersetzt es. — V o n essere erwähne ich I sont amail. aver., e(s) aven. lomb., daher auch bei Bojardo 3. nven. ze\ dessen z wohl ein Ortsadverbium ist. — potere hat im ganzen Süden 1 pozzn aus *POTSUM oder *POTYO; im Vulgärtosc. und Oberital. zieht vuoi:ptcoi auch 3 pitole 6 polcno (Ristoro von Arezzo) nach sich; im R i n g , umgekehrt po, to, vo, im A p a v i . possiamo posse Chrys. u. a.
88. I m p e r f e k t u m . Vgl. S. 4 7 9 . D i e heutige Schriftsprache verlangt evo, ivo, w ä h r e n d der älteren ea ia und bei den D i c h t e r n nach sicil. V o r bild II. ia erlaubt ist. Ist ea ia von einem K o n s o n a n t e n gefolgt, so entsteht daraus ie später ie, also avia, avielo, avieno schon bei D a n t e und bei den C i n q u e c e n t i s t e n . D a n e b e n k o m m t a u c h die K o n t r a k t i o n -eano zu eno vor, was sich ebenfalls bei D a n t e findet. U n t e r Einfluss v o n eravamo, ate, die aus eramo, ate (altital., sicil. u. s. w.) erweitert sind, entsteht avavamo, ate u n d dieses zieht a n d e r e V e r b a I I , nicht I I I n a c h sich Albert., D a n t e , Bocc., Sacch. Die Verteilung von eva = ea und die verschiedenen Ausgleichungen {ia in II, III, selbst I, ea in I, I I u. a.) sind noch nicht aufgeklärt. E s ist w o h l möglich, dass mehrfach, z. B . selbst im F l o r , eva erst wieder sekundär nach ava hergestellt w u r d e ; so sicher in Teramo. v in I — I I I erscheint heute, wenn wir im Süden beginnen, auf Sicilien in Siracus, Agosta, Gualtieri Sicaminö (Messina) Vallelunga (Caltanisetta ieva neben ia). Sodann am Ostabhange des A p e n n i n von Tarent und Ostuni an nördlich in der Terra di Bari ausser Sodann Terlizzi, bis gegen A t e s s a ( A b r . Cit.) westlich einschliesslich Melfi und Matera. am tyrrhenischen Meere von Salerno nördlich Neapel und R o m bis gegen Orvieto, w o , w i e auch in Spoleto T o d i Ascoli, I I ea herrscht und so längs der Adria, ausser A n c o n a und Loreto, w o vielleicht die Schriftsprache einwirkte; dann aber beginnt -eva und bleibt bis zur P o m ü n d u n g und westlich bis gegen Asti. A m W e s t h a n g e des A p e n n i n zeigt A r e z z o und einst Florenz und Lucca ea, und längs dem Meere bis über Spezia hinaus. V o n dort bis an die W e s t g r e n z e herrscht eva und greift nördlich nach M o n d o v i hinüber. A u f dem linken Poufer schliesst eva östlich Mantua noch ein, reicht westlich bis an die Sesia. Im Einzelnen wären diese summarischen A n g a b e n noch zu spezifizieren; beachtenswert ist, dass mehrfach neben Impf, eva das K o n d . ia vorkommt. — I m 2 Plur. avi-vo fällt im R ö m . das zweite v durch Dissimilation und -avio zieht Plur. -amio nach sich. — Altital. faeva, asen. faieva, vulgärtosc. faea, aven. lomb. feva, tose. fea. gehen wohl auf eine noch in lateinischer Zeit eingetretene V e r m i s c h u n g von faecre und agere zurück; auch trarre, traeva hat eingewirkt. Sodann lucc. devo, stevo, andevo montal. andea amail. dea, stra lomb. romg. daxeva alle nach den entsprechenden Formen von fare. era wird in den verschiedensten Dialekten (Bari, Molise Princ. Ult., Oberital.) durch eva ersetzt; andererseits wird zu s-onoj s-iamo ein s-avdmo Bocc. Pulci u. a., Teramo, gebildet. A u s e'ano entsteht auch eno Dante und noch heute tose, facenno = •evano.
89. P e r f e k t u m 5 . 1. D a s s c h w a c h e P e r f e k t I I I I hat sich regelmässig aus d e n lat. F o r m e n (S. 4 7 9 ) entwickelt; in 3 sind I ao, I I io,
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ROM. SPRACHWISSENSCHAFT. —
ROM. SPRACHEN. —
ITALIENISCH.
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woraus z durch Apokope, bei den Alten nicht unhäufige südliche Formen; 1 I I I ivi bei Dante ist Latinismus, i statt ii bei den Alten ist bei Enklise des folgenden Wortes entstanden. Starke Formen sind diedi, stetti, andiedi, letzterem ist die Aufnahme in die Schriftsprache versagt, ersteres wird frühzeitig nach stetti zu detti. diedi, diede können zu die werden gemäss § 6 3 , von da aus wird 6 diero, dierono, statt diedero dienno gebildet, alle bei Dante. Neben stetti kommt umgekehrt stiedi vor nach diedi. — aprire u. s. w. erhält von Part, aus ein Perf. apersi. II. Lat. V E N D É D I (S. 4 7 9 ) flektiert ital. vendei, -desti, -die(de), *-diédimo, -deste, *-diedero. Als 6 I I I I aro, irò durch arono, irono ersetzt wurden, erschien die Betonung 4 I I in auffälligem Gegensatze zu 4 I I I I , dies wird ausgeglichen: *vendiedemo zu ven[de]demmo mit mm nach § 83. Darauf tritt nach dem Muster von I 'III 1 vendei, 3 vendeo, vende, 6 venderono ein. Daneben war von 3 vendie', 6 vendiero (Albert.) möglich und danach veniero Intell. neben vennero. — 2. Die //-Perfekta. Als diedi im Tose, durch detti verdrängt wurde, folgten auch die nicht schwach gewordenen Verba auf D É D I (S. 4 7 9 ) , aus perdiedi entstand perdetti', 3 ette, 6 ettero. Die Formen fehlen wohl nur zufällig bei den ältesten Dichtern, bei Dante sind sie schon häufig, heute werden sie nach Rigutini anerkannt in: asciolvere, assistere, assolvere, bevere, cedere, cernere, coincidere, credere, relinquere, devolvere, dissolvere, dovere, eludere, esigere, fendere, fervere, fremere, gemere, godere, pendere, perdere, persistere, premere, ricevere, sedere, temere, tendere. — 3. Die starken Perfekta zeigen einen besonderen Stamm nur in 1. 3. 6., während dagegen in den endungsbetonten Formen (zu denen auch 4 gehört, vgl. § 83) der Stamm des Präsens erscheint. Da nämlich in den «-Perfekten das u nur nach dem Tone den vorhergehenden Konsonanten modifiziert, vor demselben aber spurlos fällt, so entstanden hier Differenzen wie caddi : cadesti; diesem Vorbild folgen alle anderen starken Verba ausser dare, stare. Wir haben 3 Klassen a) a b l a u t e n d feci, vidi, fui. Ersteres lautet auch fei, 3 fe, feo, 6 fero und entsprechend 2 faesti Barber. u. a., 4 faemmo und femmo, Formen, die wohl wieder auf der schon berührten Verschmelzung von facere und agere beruhen, fui flektiert foste, fu, fummo, foste, furono seit Castelvetro, früher herrschte Schwanken zwischen u und o: fusti Dante, Bocc., Guicciard., Galil. foron Dante, Tasso u. s. w. b) « - P e r f e k t a oder vom italienischen Standpunkte aus besser gedehnte, d. h. solche, die den Schlusskonsonant der Wurzel dehnen. 1. Stämme auf einfachen oder kombinierten tonlosen Palatal : tacqui, giacqui, piacqui, nacqui, nocqui (cocqui) —• conobbi, crebbi", 2. auf Labial: ruppi, bevvi, piovve, seppi, ebbi (ricevve) ; 3. auf Dental: caddi (viddi Pulci, potti), venni, tenni', auf Liquida: volli nebst den halbgelehrten dolvi, dolfi und parvi. Von diesen gehören ebbi, seppi, venni, tenni, viddi, ruppi auch zu den ablautenden. Während ebbi und danach seppi erst auf italienischem Boden ablautend geworden sind, herrscht sonst die Neigung nach Ausgleichung der Vokale: veddi Sacch., Cell, roppi Ariost, Cell, c) i - P e r f e k t a . 1. Verba auf gere: ressi, lessi, fissi, frissi, strussi, trassi', alsi, indulsi, volsi; mersi, tersi, sparsi, accorsi', piansi, fransi, spensi, cinsi, pinsi, punsi, giunsi, unsi, finsi, munsi, stinsi, strinsi, tinsi; 2. vok cere ziehen u vor, daher selbst das alte cossi nicht unangefochten bleibt; dagegen bei synkopiertem Infinitiv (§ 95) dissi, dussi und so lussi, hms cere: vinsi, torsi; 3. Dentale; ist der Vokal e oder 0, sö ist J verdoppelt: cessi, riflessi, percossi, auch in den heute nicht mehr gebräuchlichen fessi, scissi; rasi, persuasi, lesi (gelehrt), misi, risi, uccisi, assisi, divisi, intrisi, rosi, chiesi; chiusi, illusi, intrusi; accesi, presi, resi, appesi, scesi, offesi, risposi, nascosi; fusi. Die Verba auf nd mit lat. Part.
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KONJUGATION:
PERFEKTUM,
KONJUNKTIV.
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auf t bilden schwaches Perfekt: spandei, spanto neben spasi, spaso und der Mischbildung spansi; vendei, venduto. 4. Labiale: scrissi, vissi und danach mossi. 5. Liquiden: posi, rimasi, pressi und nicht volkstümlich assunsi, redensi; cersi; pulsi', die V e r b a auf Igere, Isi, Ito ziehen auch diejenigen auf /' und II nach: scelsi, colsi, sciolsi, tolsi, valsi, veraltet calsi, dolsi, volsi (Albert., Barb., Cell., Pulci, Ariost u. s. w.), svelsi; corsi, parsi. Posi gehört vom historischen Standpunkte aus in die vorhergehende, vom ital. in diese Klasse: u nach i schwindet auch nach dem Tone. — Zugleich ablautend sind misi, dem aber messi (Cellini) und die Mischbildung missi (Sacch., Pulci) beigegeben wird, fusi neben fondei (Cellini, Pulci), wogegen das regelmässige puosi und danach gebildetes rispuosi (Albert., Dante, Sacch.) schon bei Dante durch posi verdrängt ist. Manche der angeführten Verba sind nicht volkstümlich, so auch flussi. Auf welchem Wege sich gegenüber dem Lateinischen die J-Perfekta ausgedehnt haben, dürfte sich aus der Anordnung von selbst ergeben, wenn noch bemerkt ist, dass ein .f-Part. im allgemeinen ein i-Perf. fordert. 1. D i e Dialekte stimmen meist nach Massgabe ihrer Lautgesetze mit diesem Paradigma überein. E i n v in 1. Sg. erscheint in I IX in den A b r u z z . , doch ist dieses v sekundär, ähnlich wie abr. nach Impf. 2 I aje — P f t . aje in I I i durch ive ersetzt wird. Unerklärt ist sie., asard. 1 I I ivi neben 1 I -ai. — In den A b r u z z . , in galloital. Dial. und sonst ist I = I I = III, w o h l überall deshalb, weil durch Lautwandel ai mit ei und ii zusammengefallen war, vgl. z. B. T e r a m o jami: giammai, folglich candì = cantai; aret. amai über amei zu amè — credè u. s. w . Fast im ganzen Süden ist I I = I I I , und zwar einmal d a , w o , w i e im Sic., zu i w i r d , aber umgekehrt dann das e von mende [di] mas vendé[de]runt in I I eindringt, ferner w o é-i — i-i, w o cu und in zu yii. I m Bologn. geht umgekehrt die i ' - K o n j . unter, weil auslautend i zu e wird. Überall, namentlich in Oberitalien, greift das e von I I I mächtig um sich und verdrängt mehr und mehr die starken V e r b a . A u s der Masse der Erscheinungen erwähne ich nur: -tte dehnt sich auf 1 3 6 aller K o n j u g a t i o n e n aus im Pisan. (daher zuweilen bei alten Schriftstellern, häufig namentlich Boj.), w o nun auch 4 àttimo, e'ttimo, ittimo lautet, vgl. § 85, auf 3 I als atte neben 1 I ave in der Molise, da hier au zu a geworden, als ette überall w o 1 I = 1 I I am adriat. Meer, in A r e z z o , im Genues. — R o m . 4 I amassimo ist hervorgerufen durch amaste Impf. K o n j . Perf. Ind., aber nur möglich, da dissimo u. s. w. ebenfalls proparoxyton waren. Diese Perfektbildung gehört A b r u z z . Ult., Cit., Benevent an, nur gehen diese Dialekte noch weiter und bilden 3. se, das einfach an o (der E n d u n g von I — I I I ) angehängt w i r d : mettöse, arrevóse u. s. w . D a v o n verschieden ist emil., veron., ven. 4 -i-ssemo ; da hier 5. essev lautet, so wurde darauf nach Impf. 5 -i-vev, 4 -sverno 4 Perf. aufgebaut. I m Bologn., w o DIXIMUS zu desen wurde neben 5 dicessi, bildet man zu 5 tenessi 4 teinsen, ebenso in P a r m a u. s. w . I n Teramo, Melfi, Otranto, Calabrien u. s. w. wird *votsit zu rozze, danach zunächst fozze, jozze und andere einsilbige, dann aber auch I -ozze; inwieweit sich dies mit ose berührt, ist noch zu untersuchen. — fop andep in Forli, sentevve, dieevve in der Macerata, faciebbe in Bitonti gehen vom Perf. HA-IU:I aus, das einerseits fui, andererseits die e - V e r b a ergriff 8 . In Norditalien wird habui über *aubi zu ove. sapui zu sope, vgl. aven., amail. sope, apiem. sop, of. — W i e den ¿-Part, ein .s-Perf. zur Seite steht, so zieht das Part, visto ein Perf. visti nach sich N o t o , romagn., und dieses ste ist in Castelnuovo di Magra (Lunigiana) auf alle V e r b a ausgedehnt 3. fnste, peneste, stabiliste. Starke K o n jugation. In Dialekten und im Altflor, wird sie eingeschränkt provedette Bocc., conven. VIT. tac. Dante; accresc. Cellini u . a . , romg. fase, wonach dase, andasé. Andere /¿-Perf.: sic. critti, atosc. debbi, während amail. erette (daher Boj.) an stette iind umgekehrt stigi pogi an erigi digi angelehnt sind. Chrys. bildet nach den Impf, staxeva — traxeva im P f . trette nach stette, abbi gehört den meisten Dialekten an, doch ebbi in Lecce, Bari, Basii, längs dem Adriatischen Meere bis nach R a v e n n a und sodann im Tose., aber z. B . nicht sie., calabr., aret. u. s. w. D i e Grundform ist EBUI. — volse parse zeigen, wie sich das J-Perf. des reduplizierten bemächtigt, so vulgärtosc. und in vielen Dialekten -censi, tensi. Flor., neap. ist auch cresi (Dante), von Gigli getadelt; aret. salsi von salire wohl direkt nach scesi u. s. w .
90. K o n j u n k t i v . Präsens, dea, stea, diamo, was bei den Alten noch bleibt, wird unter dem Druck von fia, sia, siamo, zu dia, stia, Bandi Lucc. a 1332. diamo u. s. w. abbiamo, moriamo, diate u. s. w., abbiate, moriate u. a. bringen dann vendiamo, iate, amiamo, iate hervor. Die dem Lateinischen GRÖBER,
Grundriss I.
2. Aufl.
11
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ROM. SPRACHEN. —
ITALIENISCH.
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e n t s p r e c h e n d e n F o r m e n in I -emo, -ete sind nicht mehr nachweisbar. — siano wird zu sieno (so häufig in Ariosts in sdruccioli g e s c h r i e b e n e r C a s s a n i a im Versausgang), dann sieno. Im Süden ist der K o n j . Präs. fast überall untergegangen, in den galloital. Dialekten und im Aret. ist a auch in 1. 3. I das Kennzeichen. Umgekehrt pisan. 3 abbi, possi, facci. Im Piem. wird 4. 5. auf dem Stamme betont, nach dem Muster des Impf. K o n ] . : porta pòrte pòrta pòrto pòrte pòrta wie porte/ssa fisse eissa eisso eisse eisso. Boi. 4 -amen 5 adi neben 4 Ind. ein 5 , W o e und 0 nicht diphthongieren, wird e in freier Stellung zu ei, o zu ou, das n u n dieselbe W e i t e r e n t w i c k l u n g zu zeigen scheint wie altes ei, ou aus e, o, also peils PEDE wie preits PARETE, aber Plur. phte n e b e n pariti. I n g e d e c k t e r Stellung und in P r o p a r o x y t o n i s fehlen D i p h t h o n g e , e und e, o und o, w e n n sie nicht durch -i, -u beeinflusst sind, w e r d e n gleichmässig zu e bezw. . U n t e r b r o c h e n wird das G e b i e t durch die Molise, deren H a u p t v e r t r e t e r C a m p o b a s s o sich im G a n z e n zum N e a p o l i t a n i s c h e n stellt, umfasst noch B u c c h i a n i c o (Abr. Ult. I) u n d selbst Castello (Abr. Cit.) ferner a m W e s t a b h a n g e aber d o c h n o c h im Stromgebiet der Adria, A g n o n e und Pratola Peligna. V g l . M o l f e t t a : E: cammaino, vailo; u : avaut, virtaute\ 0: rigauro, signaura; vorton. dileva (doleva),pileva, chinsilare.
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ROM. SPRACHEN. —
ITALIENISCH.
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Trani: T:preimc, seita, stangheise {=^igia)\ u: na.oecheune (qualcuna); o: segneure F., anoere, eroena, eoesa, o : coere, boena, buoene (Masc.); A: ferne tornare arrivaete retraete, apperaete\ vorton.: chenquieste, sfegaeve, prepennie. — Mehr südlich im Innern Martina Franca: i: veil, deise-, o : signuore, rituorn-, A: Ptc. I eefe, peeee, chep. Ahnlich in Putignano. Mehr nördlich, so in Bitonto, Andria wird l über ei, ai zu oi: fatoiche\ eine eigentümliche Behandlung von u zeigt Ruvo: sentjute, nescjiine, venjnte, und dies führt wohl hinüber zu dem eu und an einerseits, das wir schon hatten, dem ii andererseits von Matera; anchiin, pirdit, niid nullo pir, auch signiir (F., Masc. signor). Südlich scheint sich das Diphthongierungsgebiet von e, o nach Bari und Tarent zu erstrecken, wo ä als a schon erwähnt ist. Credere flektirt in Bari 2. Sing, kriii, 3. Sing, krete, 3. Plur. kreßans, legere dagegen liesi lese lesmz, d. h. e ist in vorletzter offener Silbe mittleres e, e dagegen geschlossenes c geworden, was sich wohl daraus erklärt, dass das erstere einst ei lautete, da ein Wandel von e zu e und von f zu e, ohne dass beide irgendwo zusammengefallen wären, nur dann möglich ist, wenn e über ei zu ei, e geworden ist. Ebenso sroke S Ö C R A , srokeme S - M E A , dslore DOLORE. — Den Abruzzen eigentümlich ist ferner deT Umlaut d-i zu i-i, z. B. p a m , PI. pin3\ 2. Sg. kindi, dessen Grenzen übrigens nicht mit denen der Diphthonge zusammenfallen, sofern er in Bari fehlt, dagegen in dem sonst neap. Vokalismus zeigenden Arpino, aber hier wie in Cerignola nur noch in der Konj. erscheint: arp. nah niet9, -ava -iva, cerign. -üv» neben äve. Neben a zu e zeigen Lanciano, Modugno, Ruvo a zu 0. Eine weitere Eigentümlichkeit ist die Beeinflussung der Tonvokale durch vorangehendes u\ le puatre aus lo patre, Vok. puatre aus 0 p., aber a ppatre, yaffidi (affidare•), yurli (urlare) und so i statt -d, -ite statt -ate bei allen Verben mit i und u im Stamme. Auslautende Vokale, auch a, werden zu 3 oder schwinden ganz. Nur im Satzinnern sagt man na bella femmem oder na femmena belh; na febbra forte oder na forta febbre, aber z. B. na febbre de kavalh. Beim Konsonantismus erscheint, abgesehen von weiter verbreiteten Erscheinungen, PL, BL, FL bewahrt, z. T . heute durch italienisches pi oder halbitalienisches pr u. s. w. ersetzt, aber nicht ki wie in den südlichen Mundarten; freilich spukt auch kyü hie und da. Also z. B. in Teramo plandd, flammz, plazz3, blaslems, stubbb, ferner LD zu II: Calle, sonst assimiliert sich l tonlosem Konsonanten, macht ihn aber gleichzeitig tönend: addz (alto), caddb (calce), holbs V U L P E S , üddam). G zwischen Vokalen und im Anlaut schwindet: Teramo halb G A L L U S , fehura, Atessa pree * P R E C O . S vor Konsonanten, namentlich Dentalen, wird / in Teramo, Chieti, Agnone, Larino, Campobasso und wohl noch weiter im Südosten, vgl. rispiett, sfoco (aber stets st) Saponara. — j vertritt nicht nur vulgl. j, sondern auch LY und BY, also pijja, rajja von Atessa bis an die Grenzen des Gebietes, westlich nach Rom, nordwestlich bis Norcia, wogegen die Molise auch hierin mit /' sich zum Neapolitanischen gesellt. Statt con erscheint hier mehrfach ng IN CON? Sodann treffen wir wieder das vigesimale Zahlensystem do vendine = 40. In der Konjugation bemerke man die Reduktion auf eine Klasse in fast allen Formen ausser dem Infinitiv. A n s Adriatische Meer scheint zu gehören: La mascalzia di Lorenzo Rtisio, volgarizzamcnto del secolo XIV, Bologna 1867. — D ' O v i d i o , Fonetica del dialetto dl Campobasso, A r c h . glott. I V , 1 4 5 — 1 8 4 , dazu G o i d a n i c h , Miscell. fing, in onorc di G. J. Ascoli 4 0 3 — 4 1 4 . — S a v i n i , II dialetto di Teramo, Firenze 1882, Z i n g a r e l l i , II dialetto di Cerignola, A r c h . glott. X V , 8 3 — 9 6 , 2 1 6 — 2 3 5 . — R o l l i n , Mitteihmg XIVder Geselisch, zur Förderung Wissensch. Kunst u. Litteratur in Böhmen, 1901. — F i n a m o r e , Vocabolario dell' uso abruzzese,
(67)
DIALEKTE:
AQUILINISCH,
2. A u f l . 1896. — Ascoli, 275—294.
UMBRISCH,
C. D e L o l l i s ,
RÖMISCH.
Misceli,
ting.
in onore
703 di
G. J .
1 1 4 . D i e a q u i l i n i s c h - u m b r i s c h - r ö m i s c h e Gruppe ist in älterer Zeit durch zahlreiche Denkmäler vertreten. Der heutige römische Stadtdialekt hat im 16. Jahrhundert eine sehr starke Beeinflussung durch den florentinischen erlitten, wodurch sein ursprüngliches Gepräge ziemlich modifiziert worden ist; ebenso zeigt der altaquilanische z. B. Part. I I auf -ulo wie der Süden, während heute ito herrscht u. a. Die Grenzen werden am adriatischen Meere vom Aso und Esimo gebildet. J e s i gehört noch hierher, Montemarciano nicht mehr. Gegen Arezzo und Siena fallen die politischen Grenzen mit den sprachlichen annähernd zusammen; von Grosseto ist der südlich von Ombrone gelegene Teil noch hineinzuziehen. Im Gegensatz zu den Abruzzen trifft man hier wieder einfache Vokale und zwar e o unter den üblichen Bedingungen zu i, u; e o aber vielfach nun 5
O
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1
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nicht ie, 110 wie im Neapolitanischen, sondern e, o, also z. B. aquil. bcyyti (bello) bejla, bonu bona. D a die altrömischen und z. T . die altumbrischen T e x t e ie, uo zeigen, so kann man in diesem e 0 Reduktion aus älteren ie, uo sehen, doch ist auch die Annahme direkten Umlautes nicht ohne weiteres abzuweisen. Charakteristisch ist die Scheidung von auslautend -0 (1. Sg., Gerund.) und -u (Subst.): ico dico, tempii, Aquila, Rieti, Norcia, Tolentino, Pitigliano u. s. w., also an den verschiedensten Stellen; meist freilich ist o oder u verallgemeinert; im Süden: Alatri, Solmona sinkt 0 nach neap. Art zu 3 herab. Auslautend i wird zu e im Umbrischen, vgl. T o d i : tempe, altrue (doch 2. Sg.: patesi); Perugia gli altre, le tempe, A c q u a pendente S. Lorenzo, Viterbo, ebenso im Osten in Ascoli, Offida. In vorletzter Silbe erscheint e, i: aquil. kanepa, Aquela, regela REGULA, mamme-te, tinnirti tennera\ vor dem T o n e e bezw. 0, in Alatri 3, u. — Bei den K o n sonanten ist j noch meist geblieben; jenta, jentile Monterubbiano, pegghio Tolentino u. s. w. j überwuchert /', das nur noch an der Nordgrenze in Umbrien, Grosseto oder in Aquila, Solmona erhalten ist; wichtiger ist der Einfluss des Plural i auf vorhergehendes l, n: omegni, tagli Veroli, Alatri, was sonst dem Aretinischen angehört, -lu -Ii wird palatalisiert: calabr. mii (melo), Plur. mela, anelyi (anello) lyune (luna), canistr. kavayo, payo, yupo (lupo), kal'ina (gallina), molikio UMBILICUS, auch simmia SIMILA. Sodann der Ausfall von v zwischen Vokalen, namentlich vor dem T o n e : Cingoli proava, doentó, ebenso Tolentino, Treja, Macerata u. s. w., troaru, addairu Norcia, reenne = rivenne u. s. w. Chieti, und im römischen Gebiete arriata Montefiascone. Ausfall von d findet man in Umbrien (Rieti: ico, Norcia te ico), in Canistro zeigen umgekehrte Lehnwörter t: tettore (dottore), torc're (dovere), tice (dicere); in Alatri erscheint wieder das südliche r. Vortonig re wird über are (Orvieto, Rom, S. Vito R o m a n o u. s. w.) zu ar Macerata, Ascoli, Umbrien. g verhält sich wie in den Abruzzen. Wieder nur an die A d r i a : Loreto, Ancona, Osimo, dann Aquila gehört der Abfall von ne, 110 nach betonten Vokalen : birbo, consolazió u. s. w. Endlich ist L vor Konsonanten fast stets r in Rom, wo namentlich auch der Artikel r zeigt und in einem Teile von Umbrien und Macerata, canist. mordo MULTU, serzi SILICE erinnert an abruzzesische Verhältnisse, ND für nt, nn für nd haben hier die letzten Ausläufer. V o n morphologischen Erscheinungen ist ennu Gerund. I — I I I allgemein verbreitet, auch im Römischen: comenzenne Veroli, Rom, Guarcino, Anagni u. s. w.; die Singularform /' des Artikels und der Pronomina: citigli Alatri, deglio Anagni, glio Guarcino; deglitt Aquila (vgl. glitt Cerreto Sannita, Benevent.) zeigt wieder Einfluss von J, 11 auf II. Die Präposition int-el erscheint an der Adria, z. B. in Loreto, Ancona, in Umbrien:
704
ROM. SPRACHWISSENSCHAFT. —
ROM. SPRACHEN. — ITALIENISCH. (68)
Assisi, P e r u g i a ; d a n n in A c q u a p e n d e n t e ; sie wird z u t a b g e k ü r z t u n d d i e n t als D a t i v p a r t i k e l in Assisi, P e r u g i a ; me, ma a u s me a = medìo-ad in d e r s e l b e n F u n k t i o n , in C a m e r i n o , S. L o r e n z o , M o n t e f i a s c o n e . D a m i t v e r g l e i c h t sich m e l l a ^ là in T r e j a , C i n g o l i u n d w i e d e r in G r o s s e t o . — V e r e i n z e l t s t e h t V i t e r b o mit e = i : deece, premo ; uo aus ital. o : annuo = a n d ò , nuo, ruoba u n d in t o n l o s e r S i l b e : potennuose, arepuosa, cuorona u. s. w. Altaquilanische Denkmäler sind zahlreich: Eine Katharinenlegende von Buccio di Ronaldo, hg. von M u s s a f i a , Mitteilungen ans romanischen Handschriften 1895, eine Reimchronik von demselben bei Muratori Antiqu. Bd. VI, Cronaca delle cose dell' Aquila von A n t o n i o di B u c c i o , ebenda; Laudi Aqttilesi p. p. G. P e r c o p o , Oiorn. stor. lett. ital. X V ff. — Altumbrische: Cronache e documenti della città di Perugia ed. F a b r e t t i , Il diario del Graziano, Arch. Stor., Bd. 16, R o s s i , Quattordici Scritture italiane, 1859, Apologhi verseggiati in antico volgare Reatino, hg. von Monaci 1892. Die römische Litteratur verzeichnet: T. M o r i n o , Note ed appunti su la letteratura romanesca. Scritti vari di filologia, 513 — 536. Marchigianisch: C. S a l v i o n i , Il pianto delle Marie, 1899. R o s s i C a s è , Il dialetto Aquilano, 1894, C e ci, Vocalismo del dialetto di Alaìri, Arcli. glott. X , 167— 176, C a m p a n e l l i , Fonetica del dialetto Reatino, 1896, C r o c i o n i , Il dialetto di Canistro, Scritti vari di filologia, 429—444 u. s. \v. 1 1 5 . D i e T o s c a n a w i r d n ö r d l i c h u n d östlich v o m A p e n n i n b e g r e n z t (die a m ö s t l i c h e n B e r g a b h a n g e g e l e g e n e n O r t s c h a f t e n g e h ö r e n d i a l e k t i s c h z u r R o m a g n a ) ; im N o r d e n ist n o c h d a s erste D o r f j e n s e i t s d e s A b e t o n e , Fiumalbo, toscanisch, westlich noch Massa und Montignoso. Gegenüber d e n n ö r d l i c h e n u n d ö s t l i c h e n M u n d a r t e n z e i c h n e n sich d i e j e n i g e n d e r T o s c a n a durch die Bewahrung der tonlosen V o k a l e aus; gegenüber dem Umbrischen durch die S c h e i d u n g v o n auslautend i und e und durch vort o n i g 2'; g e g e n ü b e r d e m S ü d e n d u r c h dz, nd, mb\ g e g e n ü b e r allen u m g e b e n d e n durch die U n a b h ä n g i g k e i t der E n t w i c k l u n g der betonten V o k a l e von den auslautenden. V o n p o s i t i v e n Z ü g e n sind b e m e r k e n s w e r t gghi = l ' ; A u s f a l l v o n ™ k v v o k ^ s t a t t v c v s e i t e n e r statt V T V ; die R e s i s t e n z d e r L a b i a l e n g e g e n V § 7 2 ; u n d u m g e k e h r t ajo aus ARIUM, d a s a u c h in P e r u g i a e r s c h e i n t ; d i e S c h e i d u n g v o n TV u n d K Y U. a. I n der F o r m e n lehre die v e r k ü r z t e n P a r t i c i p i e n § 9 3 ; d i e U m s c h r e i b u n g noi si ama § 86. D a s G e s a m t g e b i e t z e r f ä l l t w i e d e r in vier U n t e r a b t e i l u n g e n : das S e n e s i s c h e , d a s A r e t i n i s c h e , d a s F l o r e n t i n i s c h e (mit P i s a u n d L i v o r n o ) und das Lucchesische. Spezifisch florentinisch-pisanisch ist ine, ime § 12, §31, i aus t o n l o s e m e § 55, ggh, d i e S p i r a n s a u s i n t e r v o k a l i s c h e m T: arrivaha, d e r A u s f a l l v o n v , d e r a u c h M a s s a ergreift, d e r W a n d e l v o n L v o r K o n s , in i: ailtro, aitro, d e r sich bis n a c h G r o s s e t o erstreckt, w o g e g e n P i s a - L u c c a u n d selbst P i s t o j a antro s a g e n ; s o n s t g e h t L in d i e s e r S t e l l u n g auf d e m g a n z e n G e b i e t e g e r n e in r ü b e r ; P i s a u n d L i v o r n o k e n n e n a u c h d i e U m k e h r u n g : dolmito, soppoltä, tolna. F ü r P i s a c h a r a k t e r i s t i s c h ist -ulo u n d -evile, für L u c c a u n d P i s a ss aus zz\ piassa, u n d e n t s p r e c h e n d -ansa, ansi, für L u c c a th aus i. F i u m a l b o z e i g t d e n n ö r d l i c h e n E i n f l u s s in d e r s t ä n d i g e n W a n d e l u n g v o n TTV ZU d: arrivada, desperada, s/ado, in t o n l o s e: sfogarse, te, me\ in j = L': Bujon, in mi als b e t o n t e m N o m i n a t i v u. a. Ä h n l i c h trifft m a n in M a s s a : se, cojon, me b e t o n t , w o n e b e n t o n l o s a. — A m e i g e n a r t i g s t e n ist d a s A r e t i n i s c h e , z u d e m a u c h C i t t à di C a s t e l l o g e h ö r t , d u r c h d e n W a n d e l v o n A z u e: arriveta, artornere, a b e r amallo\ i n w i e w e i t a u c h e z u ei g e w o r d e n ist, bleibt z u u n t e r s u c h e n , m i t t e l a l t e r l i c h e T e x t e z e i g e n es m e h r fach, w o g e g e n für 011 aus 0 g a r k e i n e A n h a l t s p u n k t e z u finden sind. Für
DIALEKTE :
(69)
TOSCANISCH.
705
e u n d o begegnet i, 110 u n d zwar letzteres, geknüpft an auslautend 0 : muovo move. Die tonlosen Vokale richten sich namentlich in der Chiana vor dem Accente meist nach dem Tonvokal: sintire, losenghire, musechere, accomedere, ghissimino, fugliuto; nach demselben nach dem auslautenden Vokal: ännama, ridiquala, utele, veccheme eccomi, prova aber provece, ultomo u. s. w. Tonloses i modifiziert vorhergehende t, d, n, l: beskya, frukye frutti, quarkye quarti, tankye, torgye tordi; figliogli, nobegli, quadrigne, kegne cani. D a s dem i angehängte e führt hinüber zu dem e statt i im Perug. — Im Senesischen fällt gegenüber dem Florentinischen n a m e n t lich auf: enc, eng, onc, ong, tonlos a vor r: credare, die Umstellung von i zwischen Vokal und K o n s o n a n t : votio (vuoto aus vuoito), metiä, pretie, auch bontiä, ontia u. a. Über die Dialekte der Toscana und über ältere Denkmäler vgl. C a i x , N u o v a Antol. X X V I I , 4 1 f r . , E . G. P a r o d i , R o m . X V I I I 5 9 0 — 6 2 5 , Urkunden uud Briefe seit dem 1 3 . Jahrhundert, z. B . la Tavola di Riccomano Jacopi, Arch. stor. It., 3. ser. X V I I I , Libro di Bandierifiorentini, Giorn. stor. lett. ilal., X 1 6 1 — 1 7 7 . Ricordi di una famiglia senese, 1 2 3 3 — 1 2 6 1 . Arch. stor. It. app. 2 0 ; Bandi Lucchesi del secolo decimo quarto, Bologna 1 8 6 3 , Istorie pisane, Arch. stor. It. I. ser. V I , SofJredi del Grathias Übersetzung der philos. Traktate des Albert, v. Brescia, hg. von R o l i n , 1898 u . s . w . — B . B i a n c h i , II dialetto e la etnografia di Cittä di Castello, 1888. L . H i r s c h , Lautund Formenlehre des Dialekts von Siena, Zeitschr. f. rom. Phil. I X 3 1 3 — 3 7 0 , X 5 6 — 7 0 , 4 1 1 — 4 4 6 . S. P i e r i , Fonetica del dialetto lucchese, Arch. glott. X I I 1 0 7 — 1 3 4 , Fonetica del dialetto pisano, eb. 1 4 1 — 1 6 0 , Appunti morfologici concementi il dialetto lucchese e pisano, eb. 1 6 1 — 1 8 0 .
116. U n t e r den nördlichen Dialekten nimmt das Venezianische eine Sonderstellung ein, sofern es nur einen kleinen Teil der allen gemeinsamen Kriterien, die die Scheidung von der südlichen G r u p p e bedingen, aufweist. Diese Kriterien sind: Iat. 0 wird ü ; tonlose Vokale in Proparoxytonis und namentlich die auslautenden ausser A fallen; auslautendes I, nicht aber u modifiziert vorhergehendes o E; die Diphthonge von E O bestehen nicht mehr. An Stelle der nasalen K o n s o n a n t e n treten Nasalvokale. Intervokalisches T fällt; CE GE werden zu ts dz. Doppelkonsonanten u n d Modifikationen des Wortanlautes im Satzinnem sind u n b e k a n n t oder wenigstens selten. Auslautend -s bleibt länger. Sekundäres y ü b t auf vorhergehende Laute eine zerstörende Wirkung; CT, es werden zu %t, ys, die sich d a n n verschieden weiter entwickeln. Die Plurale der Neutren, die hier seltener sind, lauten auf -e aus, haben also ganz F e m i n i n e n d u n g ; -ora fehlt. Bei den Fürwörtern fungiert der betonte Akkusativ auch als Nominativ: mi ti, wogegen io stark reduziert nur tonlos ist. D e r Abfall der auslautenden Vokale macht die Verbindung der Personalpronomina mit dem V e r b u m zum Gesetz. Für das Gerundium aller Verba dient -ando. 1 1 7 . D a s V e n e z i a n i s c h e , ursprünglich ein dem Toscanischen ziemlich n a h e s t e h e n d e r Dialekt der Lagunenstadt neben einem Rätischen hat nach u n d nach nicht nur in der Stadt selbst das rätische Element verdrängt, sondern auch auf dem Festlande südlich bis fast an den Po, westlich bis einschliesslich Verona, nördlich bis tief in die Berge hinein, östlich bis Treviso sich festgesetzt. Ferner hat er in Istrien das rätoromanische Element, das einst hier ebenfalls bis nach Muggia herrschend war (vgl. S. 6 1 0 ) u n d längs dem Adriatischen Meere in Dalmatien einen sehr alten romanischen Dialekt, der unter anderm die Gutturalen vor e bewahrte, völlig absorbiert 1 . — Von den spezifisch norditalienischen E r scheinungen eignen dem Venezianischen die tönenden Laute zwischen GRÖBER,
Grundriss I.
2. Aufl.
¿R
706
ROM. SPRACHWISSENSCHAFT. —
ROM. SPRACHEN. —
ITALIENISCH. ( 7 0 )
Vokalen statt der tonlosen, der Mangel von gedehnten Konsonanten, der Ausfall von vokTvok: pensd (part.), fid, vegnua, impinia, mauro; die Sibilanten statt der Palatalen: zentildona, zovene, strenzer; siel, piaser, pese. -s hält sich in der Frage noch heute: sentis-tu; sonst im Aven. namentlich in einsilbigen Verbalformen: as, und demgemäss im Futurum, ferner auch in zweisilbigen Konjunktiven, CL PL sind in den altern Texten, z. B. im Cato, noch erhalten, dann aber schreitet jenes über ky zu ts fort: tsave, oretsa. LY verschmilzt mit i: fio, wird sonst zu dz: padza famedza. Dagegen stimmt zum Toscanischen: die Diphthonge ie uo: dieze, miedego und zuogo, luogo, auch puoco\ die Bewahrung der Nachtonvokale (aber, wie vor dem Tone, e nicht i, entsprechend norditalienischem Brauche), die einfache Assimilation von CT ES: fato, laso. Eigenartig ist der Ausfall von V: vedoa, zodr, criel, der sich auch auf den Anlaut erstreckt ose, freilich nicht konsequent; von -e nach einfachem r, l, 11 \ dar, saver, aber pare P A T R E M , tal, sol, aberpele, doman, vien, aber carne, altven. in weiterem Umfange: grand, nient, fort u. a. Cato, von 0 nach n\ cristian, pien. Von Einzelheiten ist etwa noch -mentre als Suffix der Adverbien, e neben io als Pronomen der 1. Person in den alten Denkmälern, ferner 2. Sg. ei ES, 3. Sg. = 3. PI. und die Part, auf -esto zu nennen. — Auf die «Terra ferma» übergehend, begegnet schon in Mestre p i für ts dz und dies setzt sich in verschiedenen Variationen durch Padua Verona fort und zeigt sich als Eigentümlichkeit des Centralrätischen. Sodann treffen wir in Padua und Verona ein in Venedig fehlendes Charakteristikum des Nordens: i u bei folgendem i, also fromento frominti, fremo frimi, sento sinti, meto, miti\ braoso brausi, pomo pumi; rosso rassi. Das Veronesische hält auch darin am Westen fest, dass es o E nicht oder selten diphthongiert, wogegen das Paduanische selbst in geschlossener Silbe, aber zunächst nur bei -0, -i, nicht bei -e, -a ie uo aufweist: pietto, biestia, cierti, pierso, muorto, puorco, nuostri. Während LI auch hier dz ergiebt: quigi, igi, ist LY, von den östlichsten Ortschaften und vom Vicentinischen abgesehen, nur bis j vorgerückt. Ausfall des v tritt m grösserer Häufigkeit in beiden Provinzen auf, während Rovigo wie in dz aus LY, so in ts (s) dz = ts dz, sich enger an Venedig anschliesst. Spezifisch veronesisch ist der Fall des e in vorletzter Silbe bei folgendem r und der Wandel von auslautend i in 0: esro, recevro, bevro\ domandaro, ordeno ordine, disso u. s. w. Endlich weist das in den alten Texten von Verona und Padua nicht unhäufige ol, al aus AU: oldir consa älter *colsa aus CAUSA, alturio eher nach Mailand als nach Venedig, wo es nur in der auch sonst rätischen Einfluss zeigenden Cronica degli imperadori vorkommt: es handelt sich um umgekehrte Sprech- oder Schreibweise, die sich daraus erklärt, dass im Rätischen ALI