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German Pages 229 [457] Year 1808
Gotthold Ephraim Lessings
sämmtliche Schriften.
Neue verbesserte Auflage.
Sechs und zwanzigster Theil.
Berlin/ 1807. In der Nicolaischen Buchhandlung.
Vorrede. ©er Herr Herausgeber der fdmmtli#
chen Schriften Lessings, ersuchte mich, schon vor drey Jahren, dieses berühm
ten Schriftstellers Antheil an den Lit-
teraturbriefen dieser Sammlung gänz lich einzuverleiben. Ich weigerte mich lange, diesem Verlangen ein Genüge zu thun. Ich bekenne offenherzig, daß ich nicht der Meinung bin, man müsse alles, was ein Schriftsteller je geschrieben hat,
ohne Auswahl
in
wieder drucken
lassen.
einer
Sammlung Insonderheit
scheint e-, Leffmgs Antheil an den Brie»
Vorrede.
IV
------- ».
■■ ■
n
fen eine Litteratur betreffend, die vor mehr als dreißig Jahren neu war, könne sich am wenigsten zu einem neuen ganz ungränderten Abdrucke in einer Sammlung seiner sämmtlichen Werke qualificiren. Es hat sich seitdem unge mein viel geändert. Was damals das Verdienst der Neuheit hatte, ist jrht alt; die Freymüthigkeit, die damals unerhört schien, und daher auch so viel beytrug, der deutschen Litteratur eine bessere Wen dung zu geben, ist jrht so allgemein-ge worden, daß sie sogar mehrmals in Uebcrmuth und Unanständigkeit ausartete. Streitigkeiten, die damals wichtig waren, sind jetzt uninteressant; Tadel längst mit Recht vergessener schlechter Schriften, kann jetzt nichts Anziehendes haben. So-
Vorrede.
V
gar das Verdienst, daß man etwa Ueber» Weibfd von Lessings Geiste der Vergessen
heit entreißen wollte, welche die Einrük-
kung mancher unbekannt gewordenen Auf sätze entschuldigen könnte, kann hier nicht-,
in Anschlag kommen; denn diese Lessingi« schen Briefe stehen in einer Sammlung die genugsam bekannt, und in allen Bi bliotheken der Litteraturliebhaber und in
allen Buchhandlungen vorhanden ist.
Indeß ward von mir der neue Ab druck der Lessingische« Litteraturbriefe, wiederholt und sehr dringend verlangt. Man führte den Grund an, es sey ein-, mahl in dieser Sammlung der Plan, al.
les was von Lessing herrühre, wieder zu:
drucken.
Ich überlegte endlich, daß so .
bald dieser Plan einmahl angenommen.
VIII
Vorrede.
lassen, so wie ich überhaupt alles wegließ,
wovon es mir schien, es werde unter veränderten Umständen nicht mehr interessant seyn.
Dazu gehören auch Streitigkei
ten, wobey ich wenigstens wegzulaffen
oder zu mildern gesucht habe, was einen
lebenden Schriftsteller beleidigen könnte. Aber solche Stellen, wo Lessings Scharf
sinn, WiH und eigenthütnlicher Charak ter hervorleuchtet,
solche
Stellen,
de
nen Feinheit der Schreibart, Richtigkeit
der Kritik oder brauchbare litterarische Anmerkungen noch
jetzt
Werth geben.
Habe ich sorgfältig beybehalten, wenn ich sie gleich aus andern Ursachen jetzt ungern wieder drucken lasse. Ich glaube auf diese
Art erhalten zu haben, was des Erhal tens vorzüglich würdig ist; und vielleicht
Vorrehe.
IX
dem Verehrer Lessings, durch die AusWahl und durch einige wenige erläuternde Anmerkungen, die wiederholte Lektüre noch
bequemer gemacht zu haben.
DenLitte-
rator, der alles umfassen will, was £ef«
sing je geschrieben hat, weise ich auf das komplette Werk der Briefe die Litteratur betreffend. Zwar hat ein gewisser Herr Heinz mann, der einen Nachdruck mit dem An
schein einer litterarischen Unternehmung beschönigen will, in einer Kompilation, die er Lessmgs Analekten für die Litte
ratur betitelt, auch schon Lessings Litteraturbriefe, so wie die Dramaturgie, ganz wieder abdrucken lassen; aber kein ächter Liebhaber der Litteratur wird diese un förmliche Zusammeuraffung eines An-
X
Vorrede
blickS würdigen.
Es würde vergebens
Mühe seyn, hier umständlich aus einan der zu setzen, wie zwecklos und ohne Sinn Vieser Mann gesammelt hat, da er z. B.
Lessings umständlichen Auszug aus dem Comedien des Remond deSt.AlbiNe, ei«
nem allenthalben bekannten Buche, mit geliefert, hingegen andere eigene Stücks
von Lessings welche eher in eine solche Sammlung gehören,, weggekassen hat. Ich will hier nur anführen,,daß dieser
elende Kompilctor Lessings Manier und
Schreibart so wenig kennet, daß er Auf sätze von andern Verfassern als Lessingische
abdrucken läßt. Unter den Recensionen, die er aus der Bibliothek der schönen Wissen schaften wieder abdrucken zu lassen für gut
gefunden hat, ist keine einzige von Lessings
Vorrede.
Der Auszug aus dem Essay on the Writings and Genius of Pope (Analekten II. Theil S. 169.) ist von Moses Mendels sohn. Da der einfältige Sammler frey lich Lessings Manier nicht zu unterscheiden fähig war; so hätte ihn wenigstens back unterzeichnete M-, das er treuherzig mie abdrucken lässet, aufmerksam machen sol len, und er hätte, wenn er aus der 93ibL der schönen Wissenschaften etwas auszie hen wollte, wenigstens wissen und nad)* lesen müssen, daß ich in der Vorrede des Anhangs des Ulten und IVttn Ban des dieser Bibliothek S. 10 die Zeichen, erkläre, daß es Buchstaben aus Moses und meinem Namen sind. Die Beur theilung von Duschs FrühlingSmonateiS (Analekten Ilter Theil S. 621) ist gleich-
Vorrede.
XII
falls nicht von Lessing, sondern, von Mo ses, und in der Bibliothek auch mit
unterzeichnet.
Die Beurtheilung
der
Herbstmonate (S. 632.) und über Thom
son« Sophonisbe (S. 644.) sind vom
Hrn. Kreissteuereinnehmer Weiße.
Hin
gegen die einzige Recension, die von Les sing in der Bibliothek der schönen Wissen schaften steht, die von Lieberkühns Ue-
berseyung der Idyllen Theokrirs rc. hat der Stümper nicht zu unterscheiden
rind herauszusuchen gewußt, und sie da her auch nicht abdrucken lassen; daher
habe ich sse am Ende dieses Theils an gehängt.
Er versichert auch in seinem^
rem Ilten Bande der Analekten vorgesetz-
«tt Verzeichnisse der Schriften Lessingganz keck, derselbe habe ,,mehrere Recen-
Vorrede.
XIII
-Konen zuv allgemeinen deutschen Biblio» „thek geliefert;" da doch in diesem Werke
nicht eine Zeile von Lessing ist.
Doch ge
nug hiervon.
Im Jahre 1782 ließ ein Ungenann ter in das von Lichtenberg und G. For
ster herausgegebene Görcingische Ma
gazin derwissenschaften und Littera
tur IltenIahrgangs zs Stück, ganz un richtige Nachrichten von den Briefen die
Litteratur betreffend, einrücken.
Ich
fetzte dieserwegen ein Schreiben an Hrn.
Hofrath Lichtenberg auf, welches er im
Zten Stücke des Illten Jahrgangs dieses
Magazins S. 387. abdrucken ließ.
Ich
habe für dienlich erachtet, dieses Schrei ben hier beyzufügen, nicht weil ich darin
mich
wider
Unbilligkeiten
vertheidige,
XIV
Vorrede.
sondern weil darin die Entstehung und
Beschaffenheit der Litteraturbriefe kürz lich und der Wahrheit gemäß erzählt wird.
Ich habe zu diesem neuen Abdrucke jetzt
noch ein Paar echäuternde Anmerkungen hmzugethan. Berlin, den Z. März 1794.
Friedrich Nicolai.
Schrei«
Schreiben an den Hrn. Hofr. Lichtende^ in Göttingen. Ich finde in dem Göttinaischen Magazine, in des Uten Jahrgangs steni etucte, S. 159* u. f. die Brrefe, dre neueste Litteratur betreffend, auf eine Art erwähnt, die Berichtigung zu ver dienen scheint. Der Verf. des Aufsatzes über die deutsche Likreratur sagt: (S. 159.) ,, Lessing, Mendels* „sohn, Abbt, vereinigten fich zu den Lictera7, tnrbriefen,'7 und (S. 162.) ,, wegen des „Buchhändlerprojects, das wie allenthalben in //Deutschland, so auch hierbey, so viel Einfluß „hatte, wurden die Briese von schlechtem Ar7, beitem fortgesetzt, nachdem fich die ersteht „Verfasser davon losgesagt. Abbt starb. Men„delssohn ward auf andere Art den Litteratur„brrefen entzogen," u. s. w. Ich darf sagen, daß hier alles falsch vorgestellt, daß in jeder Zeile ein Fehler ist. Denn Abbt hat fich zu den Briefen mit Lessing und Moses nickt vereinigt, da er mit Lessingen in keiner Verbin dung war; die Litrerarurbriefe waren nie ein Buchhandlerproject, und nie hatte ein Buchhandlerproiect daraufEmfluß; die ersten Verfas ser haben fich nie davon losgesayt; fie wurden nie von schlechten Arbeitern fortgesetzt; Abbt starb lange nachdem die Litteraturbriefe geendiyet waren; im letzten Bande stehen noch Briefe von ihm; und Mose» ward ihnen nie entzogen.
Sie sind zu billig, und zu sehr mein Freund, n, sind reich genug an Wundern, nur nicht an gelehr,
Len Wundern gewesen.
Gegen hundert Na
men, — und hundert sind noch zu wenig — die
alle erst in diesem Kriege al« Namen verdienst voller Helden bekannt geworden.; gegen tausend kühne Thaten, die vor Ihren Augen geschahen, an welchen Sie Theil hatten, die zu Quellen der unerwartetsten Veränderungen wurden, —
kann ich Ihnen auch nicht ein, einziges neues Genfs nennen, kann ich Ihnen nur sehr we nige Werke schon bekannter Verfass/ranführen,
die mit jenen Thaten der Nachwelt aufbehalren zu werden verdienten.
Es gilt dieses von uns Deutschen vor allen
andern..
Zwar hat der Krieg seine blutigst-
A 3
6 ■
Lessings Antheil -lOp-
i
Bühne unter uns ausgeschlagen, und er ist eine alte Klage, daß da« allzunahe Geräusch der Waffen die Musen verscheucht. Verscheuchter sie nun aus einem Lande, wo sie nicht recht viele, recht feurige Freunde haben, wo sie ohne« die» nicht die beste Ausnahme erhielten; so fön# neu sie auf eine sehr lange Zeit verscheucht blei# den. Der Fried« wird ohne sie wieder fom# men; rin trauriger Friede, von dem einzigen melancholischen Vergnügen begleitet, über ver# lorne Güter zu meinen, Ich ruf« ihre Blicke aus dieser finstern Aue# sicht zurück. Man muß einen Soldaten sein unentbehrliches Geschäft durch die bejammern«# MÜrdigen Folgen desselben nicht verleiden. Lieber will ich Sie und mich mit dem süßen Traume unterhalte», daß in unsern gesittetern Zelten der Krieg nichts als ein blutiger Prozeß unter unabhängigen Häuptern ist, der alle übri# gen Ständeungrstöret läßt, und aufdieWissen# schäften weiter keinen Einfluß hat, als daß er neue Xenophon», neu« polybe erwecket. Lieber will ich für Sie auch die leichtesten Spu#
an den Litteratur-Briefen.
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rett der unter uns noch wandelnden Musen auf suchen, und ihnen dir in die glücklichern Reiche nachspüren, au» welchen sie, nicht längst, einen kürzern Weg zu uns gefunden zu Haden scheinen. Die Umstände, unter welchen Die diese Ar beit von mir verlangen, machen sie mir zu ei nem Vergnügen, auf welche» ich stolz zu seyn Ursache habe. Kann sich derjenige weigern, Ihre Schmerzen durch kleine Zerstreuungen zu lindern, der sie gern mit Ihnen getheilte hätte? rc.
Zweyter Brief. Ä)enigstens ist die Gelehrsamkeit, al« ein
„Ich billige daher die Andacht eines gelehrten „Mannes aus der christlichen Kirche gar sehr/ -er
„in seinerKapellevergeffenhatte/ sichmitGott zn „beschäftigen/ wie es bey andächtigen Personen gar „nichts unerhörtes ist/ und der unter andern be„sondcrn Danksagungen, wodurch er sich gegen die //Gütigkeit Gottes erkenntlich bezeigte, der Weit
//Wörterbücher verschaffte."------So viel Zeilen, soviel unverzeihliche Fehler.
Dolingbroke fährt in seiner philosophischen Laune fort: Diese Leute wollen eben so gern 6r? rühmt seyn, als andere von größeren Talenten,
rind wenden die Mittel dazu an, so gut sie ih
nen Gott verliehen hat rc.
Sie verdienen 2lufÄmn-
•) I approve therefore very much the devotion of orden? Dass aber unsre alten,Stücke wirklich sehr
viel Englisches gehabt haben, könnte ich Ihnen mit geringer Mühe weitläuftig beweisen. Nur
das bekannteste derselben zu nennen: Docror Laust hat eine Menge Scenen, die nur ein
ShakespearschesGeniezu denken vermögend ge wesen.
Und wirverliebt warDeutschland, und
ist es zum Theil noch, in-seinen Doctor Laust! Einer von meinen Freunden verwahret einen al ten Entwurf dieses Trauerspiels, und er hat ..................................6 3. .
Leffmgs Ancheil
mir einen Auftritts daraus mitgetheilet, m welchem gewißungemeinvielGroßesliegt. Sind Sie begierig ihn zu lesen? Hier ist er! — Faust verlangt den schnellsten Geist derHölle zu seiner Bedienung. Erwacht seine Beschwörungen; es erscheinen derselben sieben; unb nun fängtsich die dritte Scene des zweyten Aufzugs an"). Was sagen Sie zu dieser Scene? Sie wün schen ein deutsches Stück, das lauter solche Scenen hätte? Zch auch.'
Achtzehnter Brief. E^ie haben gefunden, daß der zweyte Band desMesstas in der Bibliothek*"*) mit vielem Geschmacke beurtheilt worden. Uederhaupt da♦) Es ist jetzt bekannt genug/ daß diese Scene Nicht in einem alten Stücke existirtt/ son dern von Lessing selbst ist. rt **) Hier folgt in den Litteratur - Briefen die Scene: Faust und die sieben Geister, die wir nickt noch einmal abdrucken lassen/ weil ste schon in den Auszügen aus Lessinas Tbearralltchem Nachlasse/Tb. XX1 l, S. 226. steht. Ersten Bandes zweytes Stück. S. 291.
an den Litteratur - Briefen. - ■
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von zu reden, bin ich auch dieser Meynung; ob ich gleich gegen wenige Recensionen in dem ganzen Werke mehr einzuwenden hätte, als gegen diese. Der Abhandlung des Herrn Rlopstock von der Nachahmung des Griechischen Sflbennraßes im Deutschen, hat derKunstrichter-u wenig Gerechtigkeit widerfahren las se^. Daß sie der Verfasser selbst ein bloßes Fragment nennt, hätte ihn nicht verführen sol len. Sie ist in ihrer Art kein schlechteres Frag ment, als noch bis itzt der Messias selbst ist. Man sieht nur, daß noch nicht alles gesagt wor den; aber was auch gesagt worden, ist vortreffr lick. Nur muß man selbst über die alten Sylbenmaße nachgedacht haben, wenn man, alle diseinen Anmerkungen verstehen will, die Herr lUopftpdr wehr im Vorbeygehen, als mit Vor satz zu machen scheint. Und so gehr es, wenn ein Genie von seiner Materie voll, ist, und die tiefsten Geheimnlffe derielben keli.net.' wenn er davon reden muß, wird er selten wissen, wo er anfangen soll; und wenn er dann ans fingt, so wird er so vieles voraus setzen, daß ihn gemein* E 4
7*
Lessings Antheil
Leset* dunkel, und Leser von etwas besserer Gatt hing superficiell schelten werden. Es befremdet mich also gar nicht, daß auch den Kunstrichter in der Bibliothek die Gedanken des Herrn Rl^pstock nicht gänzlich überzeugt haben, und -atz ihm überhaupt der prosaische Vortrag dessett ben nicht allzuordentlich und angenehm vor kömmt. — Mir gefällt die Prosa, unsers Dichtes ungemein wohl; und dieseAbhandlung insbeson dere ist ein Muster, wie man von grammatikalischenKl'einigkeiten ohnePedanterie schreiben soll. Sogar hat der Kunstrichter die allerwich tigste Erinnerung des Herrn Llopstock gänz lich übersehen. Sie betrifft das Geheimnisses poetischen Perioden; ein Geheimniß; welches uns unter andern den Schlüssel giebt, warum alle lateinischen Dichter, in Ansehung der Har monie, so weit unter dem Virgil bleiben, ob gleich jeder ihrer Hexameter, für sich betrachtet, eben so voll und wohlklingend ist, als jeder ein zelne des Virgil. Indem ich des Hexameters und des Herrn Blopstock hier gedenke, fällt mir ein / Ih-
an den Litteratur «Briefen.
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-... ......................... !
nen eine Heine Entdeckung mitzuthetten. Man hat gefragt, ob Herr Rlopsiock der erste sey, der deutsche Hexameter gemacht habe? Nein, heibtes, Herr Gottsched hat schon lange vor ihm dergleichen gemacht. Und lange vor (Bott* scheden, sehen noch beleferenehinzu, Heraus.-^-' Aber auch heraus ist nicht der erste; sondern diesen glaube ich ein ganzes Jahrhundert frü her in dem deutschen Ueberseher des Rabelais*) entdeckt zu haben. Es ist bekannt, wie frey dieser mit seinem Originale umgegangen, und wie viel er ihm eingeschaltet hat. Unter seine Zusähe nun gehöret auch, am Ende des zwey ten Kapitels, der Anfang eines Heldengedichts in gereimten deutschen Hexametern, t>a£, wra es scheint, ein scherzhaftes Heldengedicht hat werden sollen. Die Hexameter sind, nach der damaligen Zeit, recht sehr gut, und der Ueber* feher sagt, er führe sie deswegen hier an: // Dieweil daraus hie Rünstlichkeit der „deutschen Sprach m allerhand Carnrina be~ ^scheint) und wie sie nun nach Anstellung der @ 5 •) Die Uebersetzung ist 1617 gedruckt.
Lessings Antheil
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//^Vanlerri, «der sechsmäßiger S'-ibenstün//tnung und stehenmäßigen Sechsschlag/ weder „den Griechen noch Latinen (die daß Muß al/ //lein essen wollen), forthinweiche." Er sähet in seiner possierlichen Sprache fort:
„Wenn ste schon nicht die Prosodie oder „Srjmmäßigung also abergläubig, wie bey tlj* ,/nen halten/ so ist es erst billig, denn wie ste „ihre Sprach nicht von andern haben, also „wollen ste auch nie nach andern traben : eine „jede Sprach hat eine sondere angeartere T&* „nung, nnd soll auch bleiben bey derselben „Angewöhnung." Ich weiß, daß Sie es nicht ungern sehen werden, wenn ich Ihnen den Anfang selbst ah/ schreibe.
Er lautet so:
Fahr sittigltch/ sittiglich/ halt ein mein wutst ges G'müthe, Laß dich versicheren die kluge himmlischeGüte/ Daß du nieftefelichohngefehr fährst aufhohen Saude, Und schaffest ohne Bedacht dem Wisart ewige Schande. Denn jagen zu hitziglich nach Ehr und ewigemPreise,
an den Litteratur -Briefen. ,■.............. Das taget ein »ftermal zu sehr in sportliche Weise. Sintemal wir Reimenweiß understan ein unge pflegtes Dinge, Daß auch die Teutsche Sprach süßiglich wie Griechische springe«.
Es nennt sich unser deutscher Uebersetzer des Rabelais, »Auldrich Ellopofcleros, und es ist höchstwahrscheinlich, daß Johann Fischart unter diesem Namen verborgen liegt. eaäoiJ' heißt stumm, und ist bei den griechischen Dich tern das gewöhnliche Beywort der Fische, daher «S auch oft für sich allein einen Fisch bedeutet; und *) folglich muß einen Monn bezeichnen, den das Loos der Fische getroffen, der von Frschart ist. Und was kann einander ähnlicher seyn, als diese deutsche Rabelais,
• Don dem angeführten nehmlich, und das Loos ; so wie n«uNoch natürlicher zwar würde man eS von utrb harr, herleiten könneu, daß es so viel hieße, als Fischharr, zusammengczogen, Frscharr.
Lrssittgs Anchert
76 .
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linb der deutsche Bienenkorb des Philipp von Marnix, von weichem letztem man es gewiß weiß, daß ihn Fischart übersetzt hat. Vor dem angeführten Eingänge läßtFLschart noch eine Zueignung an die deutsche Nation vor hergehen. Sie ist in Hexametern und Pentameutern abgefaßt, bey welchen letztern diesesBLsondere ist, daß nicht allein Pentameter nut Pentameter, sondern auch jrdesHemistichion mit hem andern reimet. Ich bitte Sie, vornehmlich qufdie letzten acht Zeilen aufmerksam zu seyn. Dapfere meine Deutschen/ redlich vom Gemüt und Geblüte, Nur ewerer Herrlichkeit ist dieses hie zubereit. Mein Zuversicht jederzeit ist, hilft mir gottttche Güte, Zu preisen in Ewigke.it/ ewere Großmütigkeif. Ihr seyd von Redlichkeit/ von großer streitbarer Hande, Derümbt durch alle Land, imryerhgr ohn Widerstand: So wer es euch allesampt fürwar ein mächtige Schande, Wird nit das Vaterland in Künstlichkeit auch bekannt.
an dm Litteratur-Briefen.
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Drumb dieselbige sonderlich zu förderen eben: So hab ich mich unverzagt, auf jetziges gern
gewagt, Und hoffsolch Reymeö Art werd euch Ergötzlich-feit geben, Sintemal ein jeder fragt, nach Newerung dir er sagt. ; O HarpffenweiS Orpheus, jetzumal kompt wiederumb Hoche
Dein artige Reymenweist zu ihrigem ersten Preist. Denn du ein Traeier von Geburt und teutscher Sprache, Der erst solch unterweist', frembde Völker allermeist,
Dieselbige lange Zeit haben mit unsrer Künste, Allein sehr stolziglich, geptanget unbilliglich; Zehnmal nun baß bericht, wollen wir den fälsch lichen Dunste Zhn nemmen vom Angesicht, unsneMMenz'nm Erbgedicht.
Das heißt wahrhaftig ein fremdes Sylben, maß mit einer sehr artigen Empfehlung ein, führen. Die Empfehlung des Heraus ist lange
so sinnreich nicht, wenn er zu seinem Helden sagt: Lehrst du die Deutschen dein Reich wie Römer verfechten. Darf ja der Deutschen ihr Reim römischen ähnlicher seyn. Verschiedene Jahre nach Fischart hat Altsted in seiner Encyklopädie wieder ein Muster von deutschen Hexametern gegeben, welche« ich lange Zeit für das erste gehalten. Die erste Ausgabe der Encyklopädie ist von 1620 in Quart, und in dieser findet es sich noch nicht, sondern erst in der nachherigen vollständigem Ausgabe in Folio. Von Altsteden aber bis auf den Heräur habe ich des deutschen Hexameter« nirgends gee dacht gefunden. Auch nicht einmal in den Lehr büchern der Dichtkunst, wo doch Muster in an dern lateinischen Sylbenmaßen, in dem Alkäi schen zum Exempel, vorkommen.—Dergleichen Kleinigkeiten zu wissen, ist deswegen gut, um bey gewissen Lesern dem Vorwurfe der Neue run- vvrzubauen.
an den Litteratur -Briefen
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N. D. Freund L. machte mit hiev eirck kleine Erinnerung; „Das kömmt davon," sagte er, „wenn man die -/Bottschedischen Schriften nicht besser gelesen hat! „Schlagen SiedesHcrrn Gorrschedo Sprachkunst „(S. 628) nach, so werden Sie finden, daß Conra» „Geßnernoch vor Ihrem Lischarr deutsche Hexa» „Meter gemacht hat, re." — Hierauf antworte ich, daß ich mich nicht überwinden kann, sechsfüßige Verse, dir außer dem einzigen fünften Fuße aus lauter Spon. übergehen! DieSonnehatfüriht»
„weniger Licht und der Himmel wenig Gestirne; „und wie viel Schönheiten verlieret er nicht auf „der Erde! Wenn andre Augen/ die in die Weite -/reichen/ in der Entfernung tausend große und „herriicheEegcnstande auf einmal und ohne Der//wirrung überHhen/ und mit einem Blicke in
„dieser Weite Anhöhen und fruchtbakc Thaler/ und „in jener Entfernung blühende Wiesen und einen „weit gestreckten Wald entdecke»/ so erblickt er „kaum die Blumen/ die unter seinen Füßen auf,/wachse»/ und selbst von diesen bleiben ihm man„nigfaltige Reizungen verborgen/ dir ein schärferes „Auge in ihrem künstlichen Gewebe wahrnimmt. „Alle« ist vor ihm, wie mit einem Nebel üüerzo-
„gen; ganze Gebirge verlieren sich in seinen Augen „in Hügel; stolze Pallaste bey einem gewisse» Ab„stände von ihm in Dorfhiitten, und vielleicht „ganzeLandschaften in einen grüne»/ mit cinigen
„Gebüschen durchwachscnenGraSplatz. Dem besten „Auge hingegen ist ein jeder Theil der Materie be-
„völkert/ und ibm winimelt vielleicht ein jedes „Laub von Einwohner»/ wenn dem Kurzsichtigen „die Natur fast eine Wüste/ einsam und leer m
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Lessings Antheil
„Bewegung und geben zu seyn scheinet! Wie un„vollkommen müssen nicht seine Vo srellungen von „der Größe, Ordnung, und Vollkommenheit der
„Natur, von ihrer angenehmen bannig altigkeit
„und Kunst bey ihrer so erhabenen Einfalt und „Gleichförmigkeit/ und von ihrer bis zur Unbe„greiflichkeit bewundernswürdigen Harmonie in
„allen ihren unzählbaren Abwechselungen sei n,und „wie unglückl'ch ist der nicht, wenn er nicht mehr „errathen, als sehen, urld reinem schwachen Gs-„sichte nicht mit seinem Verstände zu Hülre kom-
„men kann! Er muß mit seinen Freuden zu geitzen „wissen, wenn er mit ihrem kleinen Vorratheaus„kommenwiü, da derjenige, welcher gute Augen „gut zu gebrauchen weiß, im Genusse fast ver schwenderisch seyn mag, indem er sich nur umse„hen darf, um im Ueberflusse neue Reizungen, „neue Schönheiten und Belustigungen zu ent
decken. —
Noch nicht aus?—Ja; nun ist es einmal aus, das ewige Gleichnis)! Der Aufseher fährt fort: „Eben so ist es mit densenigen beschaffen re. — Und, Gott sey Dank, wir sehen wieder Land! Was sagen Sie dazu? Giebt es bey
an den Litteratur-Briefen.
I
—
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;- --------
aller? guten und schlechten Scribenten wohl ein ähnlichek Exempels wo >.,an, über das Gleiche niß, die Sache selbst so lange und so weit aus dem Gesichte verliert? Ein und fünfzigster Brief. In das Feld der schönen Wissenschaften und
der Kritik ist der Nordische Aufseher nur sel
ten übergegangen. Von den drey eingerückten Oden, die ohne Zweifel den Herrn Cramer selbst zum Verfas ser haben, die eine auf die Geburt, (Stück L1X.) die andere aus das Leiden des Erlösers, (St. XV.) vnd die dritte auf den Geburtstag des Königs, (Stückxvni.) von diesen verlangen Sie mein Urtheil nicht; das weiß ich schon. Herr (Lvat mer ist der vortrefflichste Versificateur; dafür erkennen wir ihn beyde. Daß aber sein poeti sches Genie, wenn man ihm überhaupt noch ein poetisches Genie zugesiehen kann, sehr ein förmig ist, das haben wir oft beyde bedauert. Wer eine oder zwey von seinen so genannten Oben gelesen hat, der hat sie ziemlich alle ge#
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Lessings Antheik
lesen. In allen findet sich viel poetische Sprache, und die beneidenewürdigste Leichtigkeit zu rei men ; aber auch allen mangelt der schöne ver steckte Plan, der auch die kleinste Ode des pindar und Horaz zu einem so sonderbaren Ganzen macht. Sein Feuer ist, wenn lch so reden darf, ein kaltes Feuer, das mit einer Menge Zeichen derAusrufung und Frage, bloß in die Augen leuchtet. Es kommen aber noch zwey andere Gedichte vor, die meine Aufmerksamkeit ungleich mehr an sich gezogen haben. Das Rlopstockische Siegel ist auf beyden; und dae läßt sich so leicht nirgends verkennen. Von dem einen zwar, wel ches ein geistliches Lied (Stück XVI.) auf die Auferstehung des Erlösers ist, weiß ich auch nicht viel Sonderliches zu sagen. Es ist so voller Empfindung, daß man oft gar nichts da bey empfindet. Aber das zweyte ist desto merk würdiger. Es sind Betrachtungen über die All gegenwart Gottes, oder vielmehr des Dich ters ausgedrückte Empfindungen über dieses große Object. Sie scheinen sich von selbst in
an den Litteratur-Briefen.
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symmetrische Zeilen geordnet zu Haden, die vol ler Wohlklang sind, ob sie schon kein bestimm tes Sylbenmaß haben. Ich muß eine Stelle daraus anführen, um Ihnen einen deutlichern Begriff davon zu machen. Als du mit dem Tode gerungen. Mit dem Tode! Heftiger gebetet hattest! Als dein Schweiß und dein Blut Auf die Erbe geronnen warJn der ernsten Stunde x Thatest du jene große Wahrheit kund. Die Wahrheit seyn wird. So lange die Hülle der ewiger^ Seele Staub ist! Du standest, und sprachest Zu den Schlafenden: Willig ist eure SeeleAllein das Fleisch ist schwach. Dieser Endlichkeit LooS, Diese Schwere der Erde, Fühlt auch meine Seele, Wenn sie zu Gott, zu Gott! Zu dem Unendlichen! Sich erheben will!
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Lesimgs Anchei't
Anbetend/ Vater/ sink' ich in Staub und fleh! Vernimm meiuFlehN/die Stimme deSEndLichenL" Mit Feuer taufe meine Seele, Daß sie ru dir sich, zu dir/ erhebe! Allgegenwärtig/ Vater, umgiebsi du mich!—~ Steh hier, Betrachtung siiü/ und forsche Diesem Gedanken der Wonne nach:
Und dieses vorbereitende Gebet ist der Anfang Les Gedichts selbst. Ein würdiger Anfang! Aber wenn ich Ihnen sagen sollte, was ich denn nun aus dem Folgenden von der Allgegenwart Gottes mehr gelernt, als ich vorher nicht ge wußt, welche von meinen dahin gehörigen Be griffen, der Dichter mir mehr aufgeklärt; in welcher Ueberzeugung er mich mehr bestärket: so weiß ich freilich nichts darauf zu antworten. Eigentlich ist das auch des Dichters Werk nicht. Genug, daß mich eine schöne, prächtige LLrade, über die andere, angenehm unterhalten hat; genug, daß ich mir, während des Lesens, seine Begeisterung mit ihm zu theilen, geschie nen habe; muß uns denn alles etwas zu den ken geben?
an den Litteratur-Briefen. -
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Ich hebe meine Augen auf und seh«. Und siehe, der Herr ist überall! Erde, aus deren Staube Der erste der Menschen geschaffen ward,
Auf der ich mein erstes Leben lebe!
In der ich verwesen, Aus der ich auferstehen werde! Gott! ©ott würdigt auch dich,, Dir gegenwärtig zu seyn! Mit heiligem Schauer
Brech' ich die Blum' ab l Gott machte sie! Gott ist, wo die Blum' ist!
Mit heiligem Schauer Fühl' ich das Wehn, Hier ist das Rauschen der Lüste!
Er hieß sie wehen und rauschen,
Der Ewige! Wo sie wehen und rauschen. Ist der Ewige!
Freu dich deines Todes, 0 Leib! Wo du verwesen wirst,
Wird der Ewige seyn!
remnar Lchr. xxvi. Zt>.
M
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Lesssirgs Antheil
n
Freu -ich deines Todes, o Leib! In den Tiefen der Schöpfung, In den Höhen der Schöpfung, Werden -eine Trümmer verwehn! Auch dort. Verwester, Verstäubter,
Wird er seyn der Ewige! Die Höhen werden sich bücken! Die Tiefen sich bücken! Wenn der Allgegenwärtige nun Wieder aus Staube Unsterbliche schafft^ Halleluja dem Schaffenden! Dem Todtenden Halleluja! Halleluja dem Schaffenden! In diesem stürmischen Feuer ist dar ganze
Stück geschrieben, — Aber was sagen Sie zu
der Versart ; wenn ich es anders eine Versart
nennen darf? Denn eigentlich lstesweiternichts, als eine künstliche Prosa, in alle kleine Theile
ihrer Perioden aufgelöset, deren jeden man als einen einzeln Vers eines besondern
maßes betrachten kann
Sylben-
Sollte es wohl nicht
rathsam seyn, zur musikalischen Composition be
stimmte Gedichte in diesem prosaischen Sylben-
an defl Litttratur-Bliesen. .1
I79
***-*E?l*-■ *“
maßeabzufassen? Sie wissen ja, wie wenige« dem Musikus überhaupt hilft, daß der Dichter ein wohlklingendes Metrum gewählrt, und alle Schwierigkeiten desselben sorgfältig und glück« lich überwunden hat. Oft ist es ihm so garhine derlich, und er muß, um zu seinem Zwecke zu gelangen, die Harmonie wieder zerstören, die dem Dichter so unsägliche Müh« gemacht hat. Da also der prosaische Wohlklang entweder von dem musikalischen verschlungen wird, oder wohl gar durch die Collision leidet, und Wohlklang zu seyn aufhörek; wäre es nicht besser, daß der Dichter überhaupt für den Musikus in gar kei, nemSylbenmaßeschriebe, und eine Arbritgünz« lich unterließe, die »hm dieser doch niemals dan, ket? — Ja ich wollte noch weiter gehen, und diese freye Versart so gar für das Drama em« pfehlen. Wir haben angefangrn, Trauerspiele in Prosa zu schreiben, und es sind viele Leser sehr unzufrieden damit gewesen, daß man auch diese Gattung der eigentlichen Poesie dadurch entreißen zu wollen scheinet. Diese würden sich vielleicht.mit einem solchen Quasi- Metra be«
Ma
Igo
Lessings Antheil
friebigen lassen: besonders wenn man ihnen sagte, daß z. E. die Verse des plautus nicht viel gebundener wären. Der Scribent selbst behielte dabey in der That alle Freyheit, die ihm in der Prose zustatten kömmt, und würde bloß Anlaß finden, seine Perioden desto sym metrischer und wohlklingender zu machen. Wie viele Vortheile auch der Schauspieler darausziehen könnte, will ich itzt gar nicht erwähnen; wenn sich nehmlich der Dichter bey der Abthei lung dieser freyen Zeilen nach den Regeln der Declamation richtete, und jede Zeile so lang oder kurz machte, als jener jedesmal viel oder wenig Worte in einem Athem zusammen aus sprechen müßte, rc. Das einzige Stück des gordischen-Airfsehers, welches in die Kritik einschlägt, ist das Lechs und zwanzigste, und handelt von den Mitteln, durch die man den poetischen Styl über den prosaischen erheben könne und müsse. Es ist sehr wohl geschrieben, uttd enthält vortrcffliche Anmerkungen/—GleichAnfangs mer ket der Verfasser an- haß keine Nation weder
an den Litteratur- Briefen.
Tgi
in der Prose noch kn der Poesie vortrefflich ge worden tfr, die ihre poetische Sprache nichtsehr merklichvon der prosaischen unterschieden hätte. Er beweiset dieses mit dem Exempel der Grie chen, Römer, Italiener und Engländer. 9Sofr den Franzosen aber sagt er: //Die Franzosen, welche die Prose der Gesell» „schäften. und was derselben nahe kömmt/ mit -/der meisten Feinheit und vielleicht am besterrirr //Europa schreiben; haben ihre poetische Sprache „unter allen am wenigsten von der prosaische» utt* „terschieden. Einige von ihrrn. .Genies haben selbst „über diese Fesseln geklagt/ die sich die Nation „von ihren Grammaticis und von lhren Petits„maiters hat. anlegen lassen. Unterdeß würde man „sich sehr irren, wenn man glaubte, daß ihre -/Poesie gar nicht von ihrer Prose unterschieden „wäre Sie ist dieses bisweilen sehr; und wenn „sie es nicht ist, so haben wir wenigstens das Ver„gnügen, da, wo wir bey ihnen den poetischen „Ausdruck vepmissen, schöne Prose zu finden: ein //Vergnügen, das uns diejenigen unter den Dcut„schen selten machen, welche an die wesentliche „Verschiedenheit der poetischen und der prosaischen, „Sprache so wenig zu denken scheinen."-'. M 3
185
Lessings Ancheil
Er kömmt hier auf die Mittel selbst, wodurch
diele Verschiedenheit erhalten wird. Das erste >st die sorgfältige Wahl der Wörter. Der Dich,
ter muß überall die edelsten und nachdrücklichsten
Wörter wählen.
Unter die letzter» zählet er
auch diejenigen, die mit Geschmack zusammen gesetzt sind.
//Es ist/ sagt erz der Natur unserer Sprache /gemäß/ sie zu brauchen. Wir sagen sogar im „gemeinen Leden: ein gorrcsveryeßner Mensch.
-/-Warum sollen wir also den Griechen hierin nicht
„nachabmen/ da uns unsere Vorfahren schon lange //die Erlaubniß dazu gegeben haben?" — Das Zweyte Mittel bestehet in der verän
derten Ordnung der Wörter; und die Regel der zu verändernden Wortfügung ist diese: Wir
müssen die Gegenstände, die in einer Vorstel lung am meisten rühren, zuerst zeigen. — //Aber nicht allein die Wahl guter Wörter, „fahrt ifet- Verfasser fort, und die geänderte Der.«
,/bindung derselben unterscheiden den poetischen //Perioden von dem prosaischen. Es sind noch ver-
//schiedene von denen anscheinenden Kleinigkeiten „zu beobachten/ durch welche Virgil vorzüglich
an bett Litteratur-Briefen.
//geworden ist, was er ist.
Ich nehme an/ daß
//die Wörter der Perioden und die Ordnung der,/selbeN/ der Handlung/ die der Periode au^-
//drücken soll/ gemäß sind.
Aber gleichwohl ge-
//fallt er noch nicht genug. Hier ist eineRedens-,art/ wo nur ein Wort seyn sollte. Und nichts z/tödtet die Handlung mehr/ als gewisse Begriffe
-/in Redensarten ausdehnen. Es kann auch bi$* -/weiten das Gegentheil seyn. Hier sollte eine -/glückliche Redensart stehen. Der Gedanke erfor>? ,/don diese Ausbildung. Dort sind die Partikeln //langweilig/ welche die Glieder des Perioden fast //unmerklich verbinden sollten. Sie sinds unter //andern/ wenn sie zu viel Sylben haben. Ein: ,/dem ungead)tct/ könnte die schönste Stelle ver//derben. Sie sinds ferner/ wenn sie da gesetzt //werden/ wo sie/ ohne daß die Deutlichkeit oder //der Nachdruck darunter litte/ wegbleiben könn//ten. Das doch/ mit dem man wünscht/ gehört
//vornehmlich hierher.
In einer andern Stelle
//stgnd die Jnterrection nicht/ wo sie stehen sollte. /-Das Ach fieng den Perioden au; und es hatte /./glücklicher vor den Wörtern gestanden / welche
//die Leidenschaften am meisten ausdrücken.
Ein
//andermalhat-der^ Verfasser nicht gewußt/ vorh M 4
184
Lessings Anthill
//welcher Kürze/ und von wclcher^Stärke dasPar//tieipium gewesen seyn würde. Daraufhat er eS „wieder gesetzt/ wo es nicht hingehorte. Schließen Sie aus dieser Stelle, wie viele feine Anmerkungen und Regeln der Verfasser in einen kleinen Raum -u concentriren gewußt hat. Ich möchte gern allen unsern Dichtern empfehlen, dieses Stück mehr als einmal zu lesen, es mit allem Fleiße zu studieren. Es würde jeder alsdann wohl von selbst finden, wenn und wie diese oder jene allgemeine Regel des Verfassers eine Ausnahme leiden könne und Müsse. Die sorgfältige Wahl der edelsten Wörter z. E leidet alsdann einen großen Abfall, wenn derDichter nichtin seiner eignen Person spricht. In dem Drama besonders, wo jede Person, so wie ihre eigene Denkungsart, also auch ihre eigene Art zu sprechen haben muß.. Die edel sten Wörter siud eben deswegen- weil sie die edelsten sind, fast niemals zugleich diejenigen, die uns in der Geschwindigkeit, und besonders im Affecte, zuerst beyfallen. Sie verrathen die vorhergegangene Ueberlegung, verwandeln die
an den Litteratur- Briefen.
*85
------- —------- ----------- --
Helden in Declamatores- und stören dadurch die Illusion. Es ist daher sogar ein großes Kunststück eines tragischen Dichters , wenn er, besonders die erhabensten Gedanken, in die ge meinsten Worte kleidet, und im Affecte nicht das edelste, sondern das nachdrücklichste Wort wenn es auch schon einen etwas niedrigen Nebenbegriff mit sich führen sollte, ergreifen läßt. Don diesem Kunststücke werden aber freylich die jenigen nichts wissen wollen, die nur an einem correcten Racine Geschmack finden, und so un glücklich sind, keinen Shakespear zu kennen.
Zwey und fünfzigster Brief. ^)ch kann Ihnen kein Unrecht geben, wenn Sie behaupten, daß es um das Feld der Ge schichte in dem ganzen Umfange der deutschen Litrera ur noch am schlechtesten aussehe. Angebauet zwar ist ee genug; aber wie? — Auch mitIhrer Ursache, warum wir so wenige, oder auch wohl gar keinen vortrefflichen Geschichte schreibet aufzuweisen haben, mag eö vielleicht seine Richtigkeit haben. Unsere schönen Geister M Z
ab Alphonso Sanchez de Helua nauclero, qui forte inciderit in lnlulam poftea Domini* am dictim, cogitalfet de navigatione in IndjamOccidentalem 8cc. Geo— graphiß 6- Hydograph. Reform.Lib.III.cap. 22«,
P-93»
Lessings Antheil
200
..n------------ ------------------------------------------------
/.Columbus schon auf der Fahrt gewesen.
Der
,/Herr Doppelmayer hat diese Erdkugel in Kup„fer vorgestellct/ und je länger ich sie betrachte, je //weniger finde ich z daß er den obbemeldcten //großen Erfindern/ Christophoro Columbo und //Ferdinando Magellan/ ihren bisher gehabten //Ruhm zweifelhaft machen können."--------
Und an einem andern Orte *) fügt er noch dieses hinzu:
//Columbus hat also die neue Welt/ Vespu//Ciue aber das eigentliche America entdeckt/oder //doch in der alten Welt zuerst recht bekannt ge//macht. Wir Deutschen/ die wir sonst recht große //Erfinder sind/ haben hier keinen Theil, nachdem //Marrin Beheims Verdienste hier Nicht zulangen //wollen/ und müssen diese Ehre den Genuesern //und Florentinern überlassen; es wäre denn/ daß „wir dieses für unsere Ehre rechnen wollten/ daß
//dieser vierte Theil der Welt dennoch einen deut//schen Namen führet. Amerigo oder Americus
//ist nichts anders als der gute deutsche Name ,/Emricd; und America folglich so viel als
//Emrichsland. ♦) Erster Band/ S. 1Z-.
an den Litteratur-Briefen. —- ---------------------------
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■■
201 ------- -—
Nach dieser unstreitigen Probe einer rühm lichen Unpartheylichkeit,
erlauben Sie mir.
Ihnen auch noch eine Probezugeben, wieweit
unser Verfasser auch in Kleinigkeiten seine sorg fältige Untersuchung treibt.
Ich wähle aber
eine Stelle dazu, wo er dessen ungeachtet nicht
auf den rechten Grund gekommen ist.
Sie ent
hält die Geschichte eines bon-mot.
Herr Eebauer erzählt in dem Texte von dem Vater des itztregierenden Königevon Por
tugal, Johann dem Fünften, daß er gegen seinen Adel vielmals gesagt: „KöjNg Johann der Vierte liebte euch/ Don
//Pedro fürchtete sich vor euch; allein ich, der ich „£)CVV binde jure Scheredad. fürchte mich mcht „vor euch: und werde euch nicht lieben, als in so ,/fern euch eure Anführung meiner königlichen „Achtbarkeit würdig machet." —
In einerNote aber fügt er Folgendes hinzu: //Da ich neulicher Zeit die Mc-moires pour 1er„vir a FHiflnire de Madame de Maintenon, die
//voller sonderlichcnNachrichtensind/wiederdurch„laufe/ bemerke ich eine Stelle/ deren ich hicrbey //gedenken muß.
Es wird T. 11L c. 4. von -er N 5
202
Lessings Antheil
//Widerrufung des berühmten Edicts von Nan,/kes gehandelt und gemeldet/ daß der Erzbischof //ZU Paris, de
Liy .
feinen Gesandten, den Herrn Beauvais td ITode versichern ließ, daß er, wenn er nach Frankreich kommen wollte, nunmehr sehr willkommen seyn, werde. Er ging also nach Calais über, und von da zu dem Könige nach Chartres. Heinrich bejeigte sich unge mein willig, ihm zu dienen; ließ ihm auch durch den Marschall deMcrtiguon sagen, daß, wenn er bey seiner (Hcinrrchs) Krönung mit gegenwärtig seyn wollte, man ihm nicht allein den Vortritt dabey lassen, sondern ihn auch mit allem, was er zu dieser Ceremonie brauchen würde, versehen wollte. Don Antonio ließ sich aber mit seinem kurzen A chem entschuldigen, der ihm keinen Augenblick Ruhe gönne, und ging nach Paris, wohin ihm auch der König bald darauf folgte. Hier lag Antonio dem,König sehr an, ihm mit einer Summe von 26000 Thalern beyzuspringen; weil aber Heinrich sein baares Geld gegenwärtig selbst brauchte, so er laubte er ihm, auf seinen Namen Geld zu bor gen, und versprach, es das folgende Jahr wie der zu geben. Clevmont d'Amboise war be-
220
Lessings Antheil
rritS ernannt, dle Truppen zu commandiren, die der König dem Antonio geben wollte. Doch das Schicksal hatte es anders beschlossen, und
der unglückliche 2(ntonio starb, -r- Alles dieses erzählet die Frau von
Sainctonge, und es
kann zu einer guten Ergänzung des Herrn Ge-
bauer dienen, bey dem man, wie gesagt, au.ch nicht die geringste Spur findet, daß sich Antonio in England
aufgchalien habe. —
Was meynen Die aber, ob es wohl Heinrichen
IV., jemals ein wahrer Ernst gewesen tst, dem
Antonio zu Helsen, oder oh auch Er eitel ge
nug war, ihn bloß deswegen aus England kom men zu lassen, um seine Krönung durch die Ge genwart einer solchen Person glänzender zu
machen? Das Besonderste, was ich sonst bey der.
Frau von Saincronge finde, sind verschiedene
Anekdoten, die Nachkommen des Don Anto
nio betreffend.
Vornehmlich erzählt sie ein Lie-
Lesabencheuer, welches Don Ludewig, des.
Antomo Enkel, in Italien gehabt, sehr weitLustig.
Die Dame aber, mit welcher er c*
an den Litteratur - Briefen.
gehabt, weil er sie endlich gchelrakhet,
L21
kann
feitv andere seyn, als diePrmzessin von Mon teleone, mit der er sich, zu Folge bei’Histone geneah'gique de la Mai so n Royale de France,
verbunden Hat: wobey es mich aber wundert. Laß sie die Frau von Sainctonge schlechtweg une Dime ltalienne ll Clin et,
UNd VVN
Stande sehr kleine Begriffe erweckt.
iHlkM
Damals
muß sich Don Ludwig auch dem spanischen Gehorsam noch nicht unterworfen gehabt haben; denn der Vicekönig von Neapel war sehr erfreut, seiner habhaft zu werden. §r muß
feine Ansprüche erst spät, mit seinem Vater dem Don Emanuel, aufgegeben haben, von
welchem letzrern die Frau von Gaincionge auch meldet, daß er ein Capuciner gewesen,
ehe er diesen schimpflichen Schritt gethan habe. Drey und sechzigster Brief.
freuen Die Sich mit mir! Herr Wieland hat die ätherischen Sphären verlassen, und wandelt wieder unter den Menschenkindern.
-22
Lessings Antheil
Hier haben Sie fürs erste sein Trauerspiel
Lady Johanna Gray 1 Ein Trauerspiel, das er in allem Ernste für die Bühne gemacht hat,
ynD das auch wirklich bereits aufgeführt wor den; in der Schweiz nehmlich, und, wie man sagt, mit großem Beyfalle. Ihnen einen Be griff überhaupt davon zu machen, das werde ich nicht besser als mit einer Stelle aus des
Dichters eigener Vorrede thun können.
■ „Die Tragödie/ sagt er, ist dem edeln En-//Zweck gewidmet/ das Große/ Schöne und He„roischc der Tugend auf die rührendste Art vorzü,/stelleN/ — sie in Handlungen nach dem Leben zu /Malen, und den Menschen Bewunderung und ^Ltebe für sie adzunöthigcn."
Von dieser Voraussetzung können Sie leicht einen Schluß auf die Charaktere und auf die Handlung seines Stücks machen. Die meisten i?on jenen sind moralisch gut; was beküm mert sich ein Dichter, wie Herr Wieland,
darum, ob sie poetisch böse sind?
Die Jo
hanna Gray ist ein liebes frommes Mädchen;
die Lady Suffolk ist eine liebe fromme Mutter ;
brr Herzog von Suffolk ein lieber frommem Barer; der Lord Guilford ein lieber frommer Gemahl; sogar die Vertraute der Johanna, dir Sidney, ist eine liebe fromm« — ich weiß selbst nicht was. Sie sind alle in einer Form gegossen: in der idralischen Form der Vollkom menheit, die der Dichter mit aus den ächerischeu Gegenden gebracht hat. Lassen Sie es gut seyn; wenn Herr Wieland wieder lange genug wird unter den Menschen gewesen seyn, so wird sich dieser Fehler seine« Gesichte schon verlieren. Er wird die Menschen in ihrer wah ren Gestalt wieder erblicken; er wird sich, mit dem Homer, weit von den übertriebenen Mo ralisten entfernen, die sich einbilden*), n (pAVÄav cigtTi) irfw-uvai* kakiA • ee ttfctrb finden, bstfj OTÖ45 Xywfwi) KAI Tußty der Ausspruch seine» Euripides wahr sey: ÖVX «k */tWF6 &A* *»i KAK», . AXX in 'n«? Quocirca „factum hercle eft1 utfacife iis-credam, qui ferip* »Jerunt idiographum librum Virgilii le inspexiffe, „in quo ita leriptum eft: Libra diessomnigue parcs ubisecerit ho ras ;
„id eft: Libra diei somnigue. — Denken ©{C
doch nut! Dirst lang« Anmerkung schtribr Hr.
254
Lessings Antheil
Dusch auf dem Dogen E. von Wort zu Dort hin; und,auf dem Dogen Rr hat «r sie schon wieder vergessen. Wg« soll man von ihm sagen? Ist er nicht offenbar, daß er ohne zu denken schreibt? daß er weder bey der Anmerkung, noch bey der Uebersetzung muß gedacht haben? — Und nun wieder auf mein Voriges zu kommen: So gut er hier seinen Martin vergessen hatte; eben so gut hätte er ihn ja auch bey dem hauferat medium orbem vergessen können, Wenner nicht, bey meinem Ausdrucke zu bleiben, von einer andern Seite einen kleinen Denkzettel bekomme« hätte.
Als Herr en?
Der
Franzose hat doch wenigstens noch eine Bühne ♦.
da der Deutsche kaum Duden hat. Die Bühne deH Franzosen ist doch wenigstens das Veranü-
gen einer ganzen großen Hauptstadt; da in den Hauptstädten
des
Deutschen
Dpott des Pöbels ist.
die Bude
der
Der Franzose kaun sich
dochwenigstenö rühmen, oft seinen Monarchen, einen ganzen prächtigen Hof, die größten und
würdigsten Männer des Reiche, die feinste Welt zu unterhalten; da dn Deutsche sehr zufrieden
seyn muß, wenn ihm ein paar Dutzend ehrliche
Privatleute, die sich schüchtern, nach der Dude.
geschlichen, zuhören wollen.
ÜN dm Litteratur - Briefen.
28 $
Doch taffen Sir uns recht aufrichtig sey«. Daß cs mit dem deutschen Drama »och so gar elend aussiehet, ist vielleicht nicht einzig und Atkin die Schuld der Großen, die es an ihrem Schutze, an ihrer Unterstützung mangeln las# fen. Die Großen geben sich nicht gern mit Dingen ab, bey welchen sie wenig oder gar kei# nen glücklichen Fortgang vorauefehen. Und wenn sie unsere Schauspieler betrachten, was können Ihnen diese versprechen? Leute ohne Erziehung, ohne Welt, ohne Talente: ei« Meister Schneider, ein Ding, das noch vov ein Paar Monaten Wäschermädchen war rc. Was können die Großen an solchen Leuten er# blicken, das ihnen im geringsten ähnlich wäre, und sie auffrischrn könnte, diese ihre Repräsen# tauten auf der Bühne, in einen bessern und geachletern Stand zu setzen? —
Ich verliere mich in d-esen allgemeinen Dr# trachtungen, die uns noch so bald keine Aende# runghoffen lassen. — Das erste Trauerspiel dee HrN. weiße heißt: Eduard der Dritte.
286
Lessings Antheil
Eduard der Zweyte war gezwungen wor-en, sich von der Regierung los zu sagen, und es geschehen zu lassen, daß sie auf seinen Sohn, Eduard den Dritten übergerragen wurde, während dessen Minderjährigkeit seine Mutter Isabella, mit ihrem Lieblinge Mortimer, freye Hand zu hüben hoffte, und sie eine Zeit lang auch wirklich hatte. Der abgesehte König ward aus einem Gefängnisse ins andere ge* schleppt; und ich habe folgenden Umstand bey -em Rapirr nie ohne die größte Rührung lesen können. „Als ihn die Rittet Maltraves und (Bour* „nav, die ihm als Wachter oder vielmehr als /Peiniger zugeben waren, in sein letztes Gesang» „nisi, in das Schloß zu Barkley brachten, nah» ^nten sie tausend unanständige Dinge mit ihm vor, „so gar daß sie ihm auf freyem Felde mit kaltem ,/Wasser, welches aus einem schlammigen Graben „genommen worden, den Bart putzen ließen. So „viel Beständigkeit er auch bis dahin bezeigt „hatte, so konnte er sich doch bey dieser Gelegen„heit nicht enthalten, sein Unglück zu beweinen/ „und zu erkennen zu geben, wie sehr er davon ge-
an den Litteratur - Briefen.
„rührt sey.
287
Unter den Klagen und Vorwürfe«
„die er denjenigen machte/ welche ihm mit so vie? „ler Grausamkeit begegneten/ sagte ev, daß sie, „sie mochten auch machen, was sie wollten, ihm „doch nicht den Gebrauch des heißen Wassers neh„men sollten, um sich den Bart ruhen zu lassen.
„Uni) indem ließ er zwey Ströme von hetßen „Thränen aus seinen Augen die Wangen herab-
„fließen." Der arme Mann! — Und es war ein König!
t—
Aber was fällt Ihnen sonst bey die
ser Antwort ein? Wenn sie ein Dichter erfun den hätte, würde nicht der gemeine Haufe der Künstrichter sagen:
sie ist
unnatürlich; dec
Schmerz ist so witzig nicht? Und doch war dec
Schmerz hier so witzig; wenn derjenige anders witzig ist, der das sagt, was ihm die Umstände in
den Mund legen«
Demnach denke nur auch der
Dichter vor allen Dingen darauf, seine Per sonen, so zu reden, in eine witzige Situation zu setzen, und er kann gewiß seyn, daß aller der Witz, den ihnen diese Situation giebt, nicht
nur untadelhaft, sondern höchst pathetisch seyn wird. Diderot, den ich Ihnen oben angeführt
288
'
Lesimgs Antheil
habe, erläutert den nehmlichen Satz durch das Exempel einer geringen Person:
„Eine Bäuerin, erzählt er, schickte ihre» „Mann zu ihren Aeltern, die in einem benachbar,/ten Dorfe wohnten. Und da ward dieser Unglück„lichevon einem seiner Schwager erschlagen. DeS Tages darauf ging "ich in das Haus, wo sich der „Fall zUgctrageN hatte. Ich erblickte ein Bild„und hörte eine Rede, die ich noch nicht vergessen „habe. Der Todte lag auf einem Bette. Die „nackten Beine hingen ans dem Bette heraus. „Seine Frau lag, mit zerstreuten Haare», auf „der Erde. Sie hielt die Füße ihres Mannes, „und sagte unter Vergießung von Thränen, und „mit einer Aetion, die allen Anwesenden Thräne« „auSpreßte: Ach! als ich dich hieher schickte, „harre ich wohl geglaudr, daß diese Züße dich „zum Tode trügen?" Auch da« war Witz, und noch dazu Witz einer Bäuerin; aber die Umstände machten ihn unvermeidlich. Und folglich auch muß man die
Entschuldigung
der witzigen
Ausdrücke
des
Schmerzes und der Betrübniß nicht darin suchen, daß die Person, welche sie sagt, ein« vornehme,
wohl
an den Litteratur-Briefen,
agg
wohl rrzogenk, verständige und auch sonst witzige Person sey ; denn die Leidenschaften machen alle Menschen wieder gleich: sondern darin, daß wahrscheinlicher Weise ein jeder Mensch ohne Unterschied, in den nehmlichen Umständen das nehmliche sagen würde. Den Gedanken der Bäuerin hätte eine Königin haben können, und haben müssen: so wie das, was dort der König sagt, auch ein Bauer hätte sagen können, und ohne Zweifel würde gesagt haben. Aber ich komme von unserm Eduard ab. Sie wissen sein grausames Ende. Er wollte vor Betrübniß und Kummer nicht bald genug sterben. Deine Wächter erhielten also Befehl, Hand anzulegen. Sie Überstelen ihn, und steck ten ihmeine Röhre von Horn in den Leib, durch welche sie ein glühendes Eisen stießen, das ihm das Eingeweide verbrennen mußte. Er starb unter den entsetzlichsten Schmerzen; und sein Sohn war überredet, daß er eines natürlichen Todes gestorben sey. Der Bruder dieses Unglücklichen, und der Oheim des jungen Königes, Edmund Graf Lessings Schr. XXVI. Th. T
igo
Lessings Antheil -----------—
von Äent, hatte an der Veränderung der Reqierung nicht geringen Antheil gehabt. Erhatte sich von den Kunstgriffen der Isabella Hintes gehen lassen , und erkannte es zu spät, daß er seiner brüderlichen
Liebe, zum Besten einer
Buhlerin, und nicht zum Bestensseineö Vater landes, vergessen habe. Seine Großmurh er laubte ihm nicht, sich lange zu verstellen. Er
ließ es Isabellen und ihren Mortimer gar bald merken, wie übel er mit ihrer Aufführung
zufrieden sey; und da sein Verhalten sonst un sträflich war, so konnten ihm diese nicht anders als mitListbeykvmmen. Sie ließen ihm nehm
lich durch Personen, die er für seine Freunde hielt, auf eine geschickte Art zu verstehen geben, daß sein Bruder Eduard noch am Leben sey,
und daß man seinen Tod aus keiner ändern Ur sache ausgesprengt habe, als um den Bewegun gen zuvor zu kommen, die seine Anhänger er
wecken könnten.
Sie fügten hinzu, daß er in
dem Schlosse Corse genau bewahret werde,
und wußten dieses vorgegebene Geheimniß nicht allein durch verschiedene Umstände zu untere
an den Litteratur-Briefen.
291
stützrn, sondern auch durch das Zeugniß vieler angesehenen Personen zu bestätigen, unter wel« che» sich zwey Bischöfe befanden, die entweder so wohl al« Edmund betrogen waren, ober ihn bekriegen halfen. Der ehrliche Edmund ließ sich in dieser Schlinge fangen, und faßte den Anschlag, seinen Bruder au« dem Gefäng nisse zu ziehen. Er begab sich selbst nach Corfe, und verlangte frey heraus, zu seinem Bruder gelassen zu werden. Der Befehlshaber bt< Schlosses stellte sich bestürzt, daß Edmund von diesem Gkheimniffe Nachricht bekommen habe, und läugnete ihm gar nicht, daß Eduard in dem Schlossesey, aber er versicherte ihm, daß er die nachdrücklichsten Befehle habe, niemanden zu ihm zu lassen. Edmund verdoppelte sein An halten; der Befehlshaber bestand auf seiner Weigerung. Endlichfaßtejener denunglücklichen Entschluß, diesem ein Schreiben an den Gefan genen anzuvertrauen, in welchem er ihm ver sicherte, daß er mit allem Ernste an seiner Frei heit arbeiten wolle. Dieses Schreiben ward so gleich der Königin gebracht. Sie hatte ihren r 2
292
örsMS Antheil
Zweck erreicht; Edmund hatte sich strafbar gre
Macht; sie vergrößerte ihrem Sohne die Gr» fahr, in 'der er sich durch die Ränke feines Oheims befinde; und kurz, Edmund verlor
seinen Kopf. Nun darf ich Ihnen bloß sagen, daß unser
Dichter diese gegen den Edmund gebrauchte List als eine Wahrheit angenommen, und das
Schicksal des Edmund mit dem Schicksal des gefangenen Königs verbunden hat: und sogleich wird Ihnen der ganze Inhalt des Stückes un gefähr in die Gedanken schießen. Die Oeko-
nomie ist dir gewöhnliche Oekonomie der fran zösischen Trauerspiele, an welcher wenig auszu
setzen, aber selten auch viel zu rühmen ist.
Und eben daher kann ich mich in keine Zergliede
rung einlassen. - Das erste Dutzend Verse verspricht, in An sehung des Ausdruckes und der Wendung, nicht» geringeres als eine »^chlegelfche Versification. Lokesser zu dein Grafen von Kent. Ja Freund, dies ist der Dank, den man amHofe giebt, Wo man-enEdlen haßt, und -enVcrrätherliebt!
an bey Litteratur-Briefen.
293
Ich/ de^ der Königin ein Heer nach Snffolk brachte/ Mich bey der Welt, verhaßt/ und sie gefürchtet machte/ Die ost durch meinen Rath/ stets durch mein Schwerdt gekriegt/ Durch jenen Ruhm erwarb/ durch dieses oft gesiegt; Ich, der an sie zuletzt den König selbst verrathen. So sehr sein Elend, sprach und Freunde für ihn baten: Ich werd' itzt kaum gehört/ und niemals mehr befrags/ Und war.' ich ohne dich/ so war' ich schon verjagt.
Doch dieser schöne Anfang zeigt nur, wie edel die Sprache unsers Dichters seyn könnte, wenn er sich überall die gehörige Mühe gegeben härte. Er hatsich leid.er ein wenig zu oft vernachlässi ge?? und dadurch selbst seinen "Charakteren und Situationen den größten Schaden gethan. Charaktere und Situationen sind die Contours des Gemäldes; die SpracheistdasColorit;und man bleibt ohne dieses nur immer die Hälfte von, einem Maler, die Hälfte von einem, Dichter,. T 3
294
Lesimgs Antheil
Ich will Sie aber dadurch nicht abgeschreckt haben. So wie der Anfang ist, so werden Sie noch unzählige Stellen finden. Beson ders in den Scenen, die Edmund mit dem jungen Könige, und mit der Isabella hat. Was kann, einige Kleinigkeiten ausgenommen, stärker seyn, als folgende Stelle? Edmund hat die Königin bittere Wahrheiten in Ge genwart ihres Sohnes hören lassen; und sie versetzt: Er habe eine andere Sprache geführt, ------------- so lang' er noch geglaubt/ Daß er für sich allein nur Englands Thron geraubt. Edmund. —------- Nein; sprich, so lang er glaubte. Daß nicht dieKönigin fürMortimern ihn raubte: So lang er noch geglaubt, es stritte seine Hand Für Freyheit und Gesetz, und Prinz und Vaterland; So lang er noch geglaubt, daß er der Britten Rechte, Die Schottland an sich riß, dnrch seinen Much verfechte; ; So lang er noch geglaubt, daß Englands Rrch und Glück
an den Litteratur, Briefen. 295 ==L=5==^==—
}
Dein großer Endzweck wär, und daß man da-
Geschick Der (Staaten Albions/ der Herrschaft schwere Bürde
DenWeisesten deSReichS indeß vertrauen würde: Mein so bald er sah/ daß Geiz nach eigner Macht, Stolz, blinde Rachbegier den Anschlag auSgedacht, Daß man nicht für das Glück deö besten Prinzen sorgte. Und zu der Missethat frech seinen Namen borgte, Daß man den König nicht der Freyheit überließ.
Durch Barbarn gleiche Wuth ihn in den Ker
ker stieß, Wo inan vielleicht noch letzt den Unglückselgen quälet,
Wenn unaussprechlich Leid ihn nicht bereit- ent? seelet —
Isabella (die ihrem Sohne den Degen von dtk Seite reißen will.) Verwegner I Rasender! entgehe meiner Wuth -r Eduard. Kühl in des Lieblings Arm dein aufgebracht^
Blut! «.
T 4
296
Lrsilngs Antheil
Hundert und zweyter Brief.
£)cr zweyte Theil des NsrdischenAufsehers ist ncch nicht hier. Sie müssen Sich gedulden.—
Aber hätte ich Ihnen doch nie etwas von die sem Werke geschrieben! Ich hätte es voraus
sehen sollen, wofür man meine Freymüthigkeit aufnehmen würde.
Und es^ ist keine unbekannte
Stimme mehr, die aus der finstern Höhe dessel ben auf mich herabdonnert. Es ist die Stimme
eines Professors, eines berühmten Professors, der von der Grammatik an bis auf die Philo
sophie, seine Lehrbücher geschrieben hat. Hier ist der Titel dieses Ungewitters: Ver
gleichung der Lehren uns Schreibart des LTordlfchen Aufsehers, und besonders des
igemi Hofpredlger Cramers, mir den merk
würdigen Beschuldigungen
gegen diesel
ben, in den Briefen, die neueste Litteratur
betreffend, aufrichtig angestellr von Io, Hann Basedow, Prof, der Rönigl. Dän. Ritrerakad. *).
Nun? werden Sie sagen:
•) SorSe, 1760/ in groß Octav/ fünf Bogen.
an den Litteratur-Briefen. 297 das verspricht doch auch kein Ungewitter. Herr Basedow will ja nur vergleichen; und auf richtig vergleichen; er redet ja nur von merk würdigen Beschuldigungen. — O, Sie ver gessen, daß das Titelblatt eines Orkans die Meerstille ist. Erlauben Sir mir immer, mich ein wenig possierlich auszudrücken. Denn wenn ich eine» ernsthaften Ton annehmen wollte: so könnte ich leicht empfindlich werden. Und das wär« ein Sieg, den ich nicht gern einem Gegner über mich verstatten wollt,. — Was Herr Ba sedow auf dem Titel merkwürdige Beschul digungen nennt, heißen einige Seiten weiter, offenbar falsche, grausame, bis ;u einer seltenen Grausamkeit getriebene Beschul digungen. Meine Kritik ist hart, bitter, lieblos, unbesonnen ; und zwar so lieblos und so unbesonnen, daß man ohne Lraurigkeit an ihre Existenz ;U unsern Zeiten nicht denken kann. Sie ist ein phanomenon, dessen Wirklichkeit man ohne eini gen Beweis auf rin bloßes Wort fast nicht
T 5
«98
Lessings Antheil
glauben würde. Ich besitze eine schamlose Dreistigkeit- Ich verläumde. Ich habe ab» scheuliche Absichten. Ich habe das schwär zeste staster begangen. Ich habe einen nn< glücklichen Charakter. Ich verdiene den Abscheu der Welt. Er wünschet aus Men« zchenliebe, daß ich mich den Augen der Welt verbergen k-nne. Nun da, so einen Freund haben Sie! —Wie beredt ist die Menschenliebe de« Herrn Jasedow ! Welch einen Spiegel hält sie mirvor! Erstehet hinter mir, und zeiget mir em Unge heuer darin. Ich erschrecke und sehe mich um, welcher von,uns beyden das Ungeheuer ist. Diese Bewegung ist natürlich. Könnte «an härtere Dinge von mir sagen, wenn ich. mich auch de« Hochverrarhs schuldig gemacht hätte? wen» ich auch den Himmel gelästert häkle? Ich habe das schwärzeste Laster begangen. Ich habe einen, unglück lichen Charakter. Ich verdiene den Ab« scheu der Welt. Wer ist denn die Majestät, die ich beleidiget hghe?
an den Litteratur-Briefen. ......——— —
» düste auftreibst»
an den Litteratur-Briefen.
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„Iris ging — In welchem Winkel der Erde suchte „nicht die gute Iris! Und dennoch umsonst! Sie „kam ganz allein wieder, und Juno rief ihr ent„gegen: Ist es möglich? O Keuschheit! O Tu„gend!— Göttin, sagte Iris, ich hatte dir wohl
„drey Mädchen bringen können, die alle drey voll„kommen streng uni); züchtig gewesen; die alle drey „nie einer Mannsperson gelächelt; die alle drey
„den geringsten Funken der Liebe in ihren Herzen „erstickt: aber ich kam leider — Zu spat? sagte „Juno. Wie so?" — Eben hatte ste Merkur für „den Pluto abgeholt. — „Für den Pluto? Und
„wozu will Pluto diese Tugendhaften?" — Zu „Furien."
Diese Fabel ist die einzige, bey welcher L.
den Suidas ansühret.
Und was stehet im Sui-
das davon? Dieses: daß
(immer-
jungfer) ein Deyname der Furien gewesen sey.
Weiter nichts? Und doch soll dem Gui
das mehr als Lesfingen diese Fabel gehören? So jagte er in den Suidas, um diese Fabel zu finden? Ich kenne den Suidas auch; aber wer
im Suidas nach Einfällen jagt, der dünkt mich in England nach Wölfen zu jagen. Ohne Zwei-
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Lesimgs Antheil
fei hatte er also einen ganz andern Anlaß, diese Fabel zu machen; und sein Capriccio war nur munter genug, das auszustöbern, und es in diesem gelegnen Augenblicke bey ihm vorbey zu jagen. Ich "wüßte auch kaum zwey bis drey Exem pel anzusühren, wo L. seinen alten Währmän nern mehr schuldig zn seyn schiene, als er dem Guidas in dieser Fabel von den Furien schul dig ist. Hingegen könnte ich sehr viele nennen, wo er sie ganz vor langer Weile citirt, und man t< ihm iju einem Verdienste anrechnrn müßte, wenn er seine Erdichtungen wirklich aus den an geführten Stellen herausgewickelt hätte. Herr mann Axel muß es nach der Hand auch wohl selbst gemerkt haben, daß es so leicht nicht ist, in den alten Classikern zu jagen, ohne ein ge lehrter Wilddieb zu werden. Denn sein Ca priccio verspricht es zwar zu thun; am Ende aber sieht man, daß er weder im Guidas, noch im Aelian, sondern in den Schriften des Gen fer Rousseau, in Lrown» Efumate, in Po pens Briefen gejagt hat. Nun habe ich zwar alle
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an den Litteratur-Briefen.
alle Hochachtung gegen diese Männer, und sie sind unstreitig größer, als jene staubige Compilatoren: allein dem ungeachtet ist es weniger
erlaubt, sich au6 solchen Männern, als aus jenen Denn dieses nennt da« Publicum, welches sich nicht gern ein VergnüAlken, zu bereichern.
gen zweymal in Rechnung bringen läßt, ver, borgene Schätze graben; und jenes, mit frem
den Federn stolzieren. Doch damit ich Axeln nicht verleumde: eine einzige Sabct (weil er es doch einmal Fa bel nennt) finde ich, die er einem Alten zu dan ken hat; und zwar dem bekannten Schulbüchel chen des plutarchs, wie man mir jungen Leuten die Dichter lesen soll. Ich sage zu danken hat; denn jagen har er sie nicht dür,
fen : das Thier war zahm genug, sich mit der
Hand greifen zu lassen. Ee heißt bey demplu« tarch:
ot