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German Pages 504 [505] Year 1977
Gesetzmäßigkeiten der intensiv erweiterten Reproduktion bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft Teil I
AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN
DER
DDR
Schriften des Zentralinstituts für Wirtschaftswissenschaften Nr. 13
Teil I
Gesetzmäßigkeiten der intensiv erweiterten Reproduktion bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft Teil I
Herausgegeben von Professor Dr. habil. Wolfgang Heinrichs Professor Dr. sc. Harry Maier
AKADEMIE-VERLAG • BERLIN 1976
Wissenschaftliche Redaktion: Dr. G. Gans
Erschienen im Akademie-Verlag, 108 Berlin, Leipziger Str. 3—4 © Akademie-Verlag, Berlin 1976 Lizenz-Nr. 202 • 100/59/76 Einband und Schutzumschlag: Nina Striewski Gesamtherstellung: VEB Druckhaus „Maxim Gorki", Altenburg Bestell-Nr. 7528267 (2158/13/I-II) • LSV 0315 Printed in GDR EVP 3 0 , - für Band 1 und 2
Autoren:
Kapitel 1
Verantwortlich Abschnitt 1.1. Abschnitt 1.2. Abschnitt 1.3. Abschnitt 1.4. Abschnitt 1.5.
Prof. Dr. sc. H. Maier Prof. Dr. sc. H. Maier Dr. P. Sydow Dr. habil. A. Tomm Prof. Dr. sc. H. Maier Dr. habil. A. Bönisch
Kapitel 2
Verantwortlich: Abschnitt 2.1.:
Prof. Dr. habil. G. Richter Dr. E. Domin, Dr. S. Maier, Dr. M. Mehnert, Prof. Dr. habil. G. Richter, Dr. habil. A. Tomm Dr! E. Domin, Dr. J . Keil, Dr. S. Maier, Dr. M. Mehnert Dr. S. Maier, Dr. M. Mehnert
Abschnitt 2.2.: Abschnitt 2.3.: Kapitel 3
Verantwortlich: Abschnitt 3.1.: Abschnitt 3.2.: Abschnitt 3.3.: Abschnitt 3.4.:
Kapitel 4
Verantwortlich: Abschnitt 4.1.: Abschnitt 4.2.:
Abschnitt 4.3.: Abschnitt 4.4.:
Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr.
habil. W. Marschall M. Heydt, habil. W. Marschall habil. W. Marschall habil. W. Marschall habil. W. Marschall, K. Rüdiger
Dr. sc. J. Wahse Prof. Dr. sc. H. Maier Prof. Dr. sc. H. Maier, Dr. R. Schaefer, Dr. sc. J . Wahse Dr. R. Schaefer, Dr. sc. J . Wahse Dr. U. Ludwig
Abschnitt 5.3.:
Dr. G. Knobloch Dr. E. Gans, Dr. G. Knobloch, Dipl.-Ök. W. Kühtz, Dr. S. Liebe Dr. W. Kiskemper, Dr. G. Knobloch, Dr. R. Schöneck, Dr. J. Wartenberg Dr. S. Liebe, Dr. H. Winkelmann
Kapitel 6
Verantwortlich: Abschnitt 6.1. Abschnitt 6.2. Abschnitt 6.3. Abschnitt 6.4. Abschnitt 6.5.
Prof. Dr. Prof. Dr. Prof. Dr. Prof. Dr. Prof. Dr. Prof. Dr.
Kapitel 7
Verantwortlich: Abschnitt 7.1.:
Abschnitt 7.4.:
Dr. P. Sydow Dr. W. Keller, Prof. Dr. G. Kohlmey, Dr. B. Stolzenburg, Dr. P. Sydow Dr. J. Keil, Dr. G. Kraft, Dr. P. Sydow, Dr. H. Ufer Dr. G. Huber, Dr. A. Krause, Dr. P. Sydow Dr. G. Huber, Dr. P. Sydow
Kapitel 8
Verantwortlich: Abschnitt 8.1. Abschnitt 8.2. Abschnitt 8.3. Abschnitt 8.4. Abschnitt 8.5.
Dr. H. Roos Dr. H. Roos Dr. H. Roos Dr. habil. W. Gringmuth Dr. habil. K. Kutzschbauch Dr. D. Conrad, Dr. H. Roos
Kapitel 9
Verantwortlich Abschnitt 9.1. Abschnitt 9.2. Abschnitt 9.3. Abschnitt 9.4. Abschnitt 9.5. Abschnitt 9.6.
Dr. H. Schilar Dr. H.-D. Anders, Dr. H. Schilar Dr. H.-D. Anders, Dr. H. Schilar Dr. H.-D. Anders Dr. H.-D. Anders, Dr. K. Schwarz Dr. sc. M. Wölfling Dipl.-Ing. ök. H. Blümel, Dr. H. Schilar, Dr. E. KigyössySchmidt, Dr. K. Schwarz, Dr. D. Walter Dr. H. Schilar
Kapitel 5
Verantwortlich: Abschnitt D.I.:
Abschnitt 5.2.:
Abschnitt 7.2.: Abschnitt 7.3.:
Abschnitt 9.7.:
habil. W. habil. W. habil. W. habil. W. habil. W. habil. W.
Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs
Verantwortlich Abschnitt 10.1. Abschnitt 10.2. Abschnitt 10.3.
Prof. Prof. Prof. Prof.
Dr. Dr. Dr. Dr.
habil. habil. habil. habil.
0. 0. 0. 0.
Kratsch Kratsch Kratsch Kratsch
Inhaltsverzeichnis
Teil I Vorwort 1. 1.1.
1.2. 1.3. 1.4.
1.5.
Grundzüge der Entwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse im Prozeß der Intensivierung der Volkswirtschaft Die Entwickung der sozialistischen Produktionsverhältnisse und ihrer ökonomischen Gesetze bei der Schaffung der Wirtschaft der entwickelten sozialistischen Gesellschaft . . . . Sozialistische Produktionsverhältnisse, ökonomische Gesetze und ökonomische Integration der RGW-Länder Die führende Rolle der Arbeiterklasse bei der bewußten Ausnutzung der ökonomischen Gesetze Die Marxsche Lehre von den beiden Typen der erweiterten Reproduktion und ihre Anwendung beim Aufbau des Sozialismus Bürgerliche Verfälschungen der sozialistischen Intensivierung als Mittel im ideologischen Kampf gegen den Sozialismus . .
Die Entwicklung der grundlegenden Elemente des Reproduktionsprozesses und ihrer Effektivität unter den Bedingungen der Intensivierung 2.1. Erfordernisse der effektiven Gestaltung der grundlegenden Elemente des Reproduktionsprozesses 2.1.1. Die grundlegenden Elemente des Produktionsprozesses und ihr Zusammenwirken 2.1.2. Entwicklungstendenzen des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens im Prozeß der Intensivierung 2.1.3. Erfordernisse der erweiterten Reproduktion der Arbeitsgegenstände im Prozeß der Intensivierung
17
23
23 46 63
78 105
2.
121 121 121 129 141
9
2.1.4. Erfordernisse der erweiterten Reproduktion der Arbeitsmittel im Prozeß der Intensivierung 2.2. Die Sicherung der Kontinuität des volkswirtschaftlichen Produktionsprozesses als Bedingung der Effektivitätsentwicklung 2.2.1. Die Bedeutung der kontinuierlichen Entwicklung der Volkswirtschaft für die Lösung der Hauptaufgabe 2.2.2. Zur Einheit von Kontinuität und Dynamik bei der planmäßigen Durchsetzung effektiver Proportionen in der Volkswirtschaft 2.2.3. Die Rolle der Investitionen bei der Sicherung der Kontinuität des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses . . . . 2.2.4. Die Bedeutung der Dynamik von Arbeitsplatz- und Beschäftigtenstruktur für die volkswirtschaftliche Kontinuität . . . 2.2.5. Die Beziehung zwischen Materialproduktion und Materialverbrauch in ihrer Bedeutung für die Sicherung der Kontinuität des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses . . 2.2.6. Der Einfluß der Außenwirtschaft auf die Sicherung der volkswirtschaftlichen Kontinuität und Stabilität 2.3. Die Erhöhung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität als Kriterium der Intensivierung und die Methoden der Effektivitätserfassung 2.3.1. Die gesellschaftliche Arbeitsproduktivität als grundlegendes Kriterium der Intensivierung 2.3.2. Die kennziffernmäßige Erfassung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität 2.3.3. Die Messung und Planung der Arbeitsproduktivität im Betrieb 2.3.4. Zu einigen Problemen der Vervollkommnung der Effektivitätsrechnung Die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts als Hauptfaktor der Intensivierung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses 3.1. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt als wichtigste Grundlage für die Erhöhung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion 3.1.1. Rolle des wissenschaftlich-technischen Fortschritts bei der intensiv erweiterten Reproduktion 3.1.2. Sozialökonomische Probleme der Wissenschaftsentwicklung . 3.2. Effektivität des wissenschaftlich-technischen Fortschritts . 3.2.1. Zur politökonomischen Bestimmung der Effektivität des wissenschaftlich-technischen Fortschritts
149 156 156
159 167 172
176 180
190 190 198 209 216
3.
10
223
223 223 233 245 245
3.2.2. Probleme bei der Effektivitätsermittlung für Maßnahmen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts 3.3. Planmäßige Gestaltung des Forschungs- und Entwicklungspotentials 3.3.1. Stellung und Funktionen des Forschungs- und Entwicklungspotentials im gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß . . . 3.3.2. Bestimmungskomponenten des Forschungs- und Entwicklungspotentials 3.3.3. Intensive Nutzung des Forschungs- und Entwicklungspotentials 3.4. Planmäßige Uberführung von Forschungsergebnissen in die materielle Produktion 3.4.1. Gegenstand und Phasen des Überführungsprozesses . . . . 3.4.2. Stellung der Überführung im gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß 4.
4.1.
4.2.
4.2.1.
4.2.2. 4.3.
4.3.1. 4.3.2. 4.3.3.
Die Rolle der qualifizierten Arbeit bei der Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses einschließlich der sich daraus ergebenden Aufgaben für das Bildungswesen Der gesetzmäßige Zusammenhang von ökonomischem Grundgesetz, Persönlichkeitsentwicklung und Entwicklung des Qualifikationsniveaus der Werktätigen unter den Bedingungen der Intensivierung Charakter, Rolle und historische Entwicklungstendenzen • der qualifizierten Arbeit im volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozeß bei der Gestaltung des entwickelten Sozialismus . . Die Rolle der qualifizierten Arbeit im volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozeß - das Problem der Reduktion der komplizierten auf einfache Arbeit Entwicklungstendenzen der Qualifikationsstruktur des volkswirtschaftlichen Gesamtarbeiters Die Intensivierung der sozialistischen Volkswirtschaft in ihrer Bedeutung und Konsequenz für Bildung und Qualifikation der Werktätigen Grundprobleme der Prognose und der langfristigen Planung der Qualifikationsstruktur der Werktätigen Probleme des effektiven Einsatzes der ausgebildeten Kader im volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozeß Die ständige Weiterbildung der ausgebildeten Kader als unmittelbares Erfordernis der sozialistischen Persönlichkeitsentwicklung und der Intensivierung der Volkswirtschaft . . .
250 260 260 266 271 276 276 283
291
291
308
308 321
335 335 351
361 11
4.4.
Probleme der Bewertung der volkswirtschaftlichen Effektivität und des gesellschaftlichen Nutzens von Bildungsprozessen . . 4.4.1. Der Beitrag der Bildung zur Produktion und zum Wachstum des Nationaleinkommens 4.4.2. Notwendigkeit und Probleme der Bewertung von Bildungsprozessen vom Standpunkt des Ziels der sozialistischen Gesellschaft 4.4.3. Grundzüge einer Aufwand-Nutzen-Analyse zur Bewertung von Bildungsaktivitäten 5. 5.1. 5.1.1. 5.1.2.
5.1.3. 5.2. 5.2.1. 5.2.2. 5.2.3. 5.2.4. 5.2.5. 5.3. 5.3.1. 5.3.2.
12
Vervollkommnung der Struktur der Volkswirtschaft im Rahmen ihrer planmäßig proportionalen Entwicklung . . . . Grundfragen der Strukturgestaltung und Gewährleistung der Proportionalität im Intensivierungsprozeß der Volkswirtschaft Strukturprobleme und Bedürfnisbefriedigung im volkswirtschaftlichen Intensivierungsprozeß Die Befriedigung der Bedürfnisse der Bevölkerung als Ausgangspunkt und Maßstab der planmäßigen Strukturgestaltung und Sicherung der proportionalen Entwicklung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses Die Gewinnung disponibler Zeit - Grundbedingung und Ziel der weiteren Vervollkommnung der Volkswirtschaftsstruktur Probleme der Entwicklung volkswirtschaftlicher Grundproportionen bei der intensiv erweiterten Reproduktion . . . Zur Entwicklung der Grundproportion zwischen Ersatzfonds und Nettoprodukt Zur Entwicklung der Grundproportion zwischen notwendigem Produkt und Mehrprodukt Zur Entwicklung der Grundproportion zwischen Konsumtion und Akkumulation Zur Entwicklung der Grundproportion zwischen Abteilung I und II der gesellschaftlichen Produktion Zur Entwicklung der Grundproportion zwischen den materiellen und nichtmateriellen Bereichen der Volkswirtschaft. . Strukturprobleme der Industrie und Landwirtschaft im Intensivierungsprozeß der Volkswirtschaft Zur Rolle der Industrie bei der Vervollkommnung der materiell-technischen Basis Die Rolle der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelerzeugung bei der effektiven Strukturgestaltung der Volkswirtschaft
369 370
378 382
391 391 391
399 417 427 430 439 445 458 471 477 477 493
Teil II 6.
6.1. 6.1.1. 6.1.2. 6.1.3. 6.2. 6.2.1. 6.2.2.
6.3.
6.4. 6.5.
7. 7.1. 7.1.1. 7.1.2. 7.1.3. 7.2. 7.2.1.
Die Rolle der Zirkulation bei der planmäßigen Verbindung der Produktion mit der Konsumtion in der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion Zu einigen methodologischen Grundfragen der Zirkulation in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft Ansätze für eine marxistisch-leninistische Theorie der Zirkulation und ihre Einordnung in die Reproduktionstheorie . . Der Austausch als Reproduktionsphase und sein allgemeiner Bestimmungszweck Zur sozialökonomischen Charakteristik der Warenproduktion und -Zirkulation in der sozialistischen Gesellschaft . . . . Der Binnenmarkt in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft Sozialökonomische Merkmale des Binnenmarktes im Sozialismus Zu einigen veränderten Wirkungsbedingungen der ökonomischen Gesetze auf dem Konsumgüterbinnenmarkt in der DDR Umlauf- beziehungsweise Zirkulationszeit als effektivitätsbestimmender Faktor in der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion Zum Einfluß der Zirkulationssphäre auf Umfang und Verwendungsproportionen der Konsumtionszeit Die gesellschaftliche Arbeitsteilung zwischen der Produktionsund Zirkulationssphäre als Effektivitätsfaktor ökonomische Integration der Mitgliedsländer des RGW und Intensivierung der gesellschaftlichen Reproduktion . . . . Die Erhöhung der Effektivität der volkswirtschaftlichen Reproduktion durch die sozialistische Wirtschaftsintegration . . Außenhandelsintensität der gesellschaftlichen Reproduktion und Nutzeffekte der ökonomischen Integration Struktur- und Konzentrationseffekte der ökonomischen Integration Einflüsse der Integration auf die volkswirtschaftliche Akkumulation Internationale sozialistische Verflechtung und Vervollkommnung der Volkswirtschaftsstrukturen Internationale Verflechtung sozialistischer Volkswirtschaften .
521 521 521 529 535 546 546
557
565 582 590
605 605 612 618 621 629 629
13
7.2.2. Vervollkommnung volkswirtschaftlicher Strukturen der RGWLänder 7.2.3. Aufgaben bei der Vervollkommnung der Volkswirtschaftsstruktur der DDR 7.3. Entwicklungsprobleme der internationalen Verflechtung in Wissenschaft und Produktion 7.3.1. Internationale Spezialisierung und Kooperation der Produktion 7.3.2. Verflechtung der Potentiale Wissenschaft und Technik . „ . 7.3.3. Koordinierung von Investitionen und planmäßiger internationaler Einsatz von Fonds 7.4. Zur Leitung, Planung und Stimulierung der sozialistischen ökonomischen Integration 7.4.1. Wachsende Planmäßigkeit als Grundbedingung der sozialistischen ökonomischen Integration 7.4.2. Entwicklungsrichtungen und Formen der Leitung und Planung von Integrationsprozessen 8. 8.1. 8.2. 8.3. 8.4.
8.4.1. 8.4.2. 8.4.3. 8.5. 8.5.1. 8.5.2. 8.5.3.
14
Die Reproduktion der natürlichen Umweltbedingungen und die territoriale Wirtschaftsorganisation Die Intensivierung der Umweltnutzung Intensivierung der Umweltnutzung und ihr Einfluß auf die Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit Möglichkeiten und Probleme der intensiveren Nutzung natürlicher Ressourcen in der DDR Die rationelle Nutzung der natürlichen Stoffreichtümer als Faktor der Intensivierung des Reproduktionsprozesses und des Schutzes der natürlichen Umwelt Die stoflwirtschaftlichen Bedingungen für die Intensivierung Die Basis der DDR an mineralischen und biogenen Naturstoffen , Die optimale Nutzung der Abprodukte - ein Hauptweg zur Intensivierung der Stoffwirtschaft Territoriale Wirtschaftsorganisation und intensiv erweiterte Reproduktion Tendenzen der territorialen Konzentration und ihre Probleme Das Verhältnis von Konzentration und gleichmäßiger Verteilung bei intensiver Entwicklung Regionale Unterschiede der Ressourcennutzung am Beispiel der Auslastung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens . .
635 642 647 647 656 661 671 671 674
685 685 699 719
734 734 739 749 761 764 773 776
8.5.4. Territoriale Differenzierung des Wachstumstempos der Volkswirtschaft als Bedingung für die Angleichung des Entwicklungsniveaus der Territorien und der höchstmöglichen Ausnutzung der Ressourcen 8.5.5. Die Angleichung industrieller Niveauunterschiede der Gebiete im Zeitraum 1955 bis 1972 und die Tendenzen ihrer weiteren Entwicklung 9. 9.1.
9.1.1. 9.1.2. 9.1.3. 9.1.4. 9.2. 9.2.1. 9.2.2. 9.2.3. 9.2.4. 9.2.5. 9.3. 9.3.1. 9.3.2. 9.3.3. 9.4.
Probleme der ökonomisch-mathematischen Modellierung der intensiv erweiterten Reproduktion Zum Verhältnis von ökonomischen Gesetzen und ökonomischmathematischen Modellen bei der Erforschung und Gestaltung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses. . . Der Gesetzesbegrifl in der marxistisch-leninistischen politischen Ökonomie Das Modell als Abbild der gesetzmäßigen ökonomischen Zusammenhänge Zur Herausbildung der ökonomisch-mathematischen Modellierung Probleme der Gesetz-Modell-Beziehung in der politischen Ökonomie des Sozialismus ökonomische Anforderungen an die volkswirtschaftliche Modellierung und damit verbundene Probleme Erfassung des Gesamtprozesses der gesellschaftlichen Reproduktion Gewährleistung der Bilanzierung Berücksichtigung der stochastischen Natur ökonomischer Prozesse Herstellung der Einheit von gebrauchswertmäßiger und wertmäßig-finanzieller Planung Sicherung eines Lernprozesses Grundtypen ökonomisch-mathematischer Modelle, ihr Zusammenhang und Tendenzen ihrer Weiterentwicklung . . . . Grundtypen ökonomisch-mathematischer Modelle . . . . Tendenzen der Weiterentwicklung ökonomisch-mathematischer Modelle Modellansätze wichtiger volkswirtschaftlicher Prozesse und Zusammenhänge Die sozialistische Ziel-Mittel-Dialektik - grundlegender gesetzmäßiger Zusammenhang und zentrales Problem der volkswirtschaftlichen Modellierung
781
783
791
791 791 793 796 803 805 805 ' 806 807 809 810 812 812 818 821
824 15
9.4.1. Zum Inhalt der sozialistischen Ziel-Mittel-Dialektik. Das sozialistische Optimalitätskriterium als Ausdruck der Ziel-MittelDialektik im Sozialismus 9.4.2. Der Inhalt der sozialistischen Wohlstandsfunktion (Nutzensfunktion) 9.4.3. Die Kategorie des gesellschaftlichen Nutzens und Probleme der Messung des Nutzens 9.4.4. Möglichkeiten der Entwicklung einer sozialistischen Wohlstandsfunktion 9.5. Die Anwendung ökonometrischer Modelle zur Analyse und Planung volkswirtschaftlicher Grundproportionen . . . . 9.5.1. Zur Definition und zu den Aufgaben der ökonometrischen Modellierung 9.5.2. Ein einsektorales ökonometrisches Modell der Volkswirtschaft der DDR 9.5.3. Probleme der Weiterentwicklung der ökonometrischen Modellierung volkswirtschaftlicher Grundproportionen . . . . 9.6. Zur Darstellung ökonomischer Zusammenhänge zwischen den materiellen und einigen nichtmateriellen Bereichen mit Hilfe der volkswirtschaftlichen Verflechtungsbilanz 9.6.1. Zur Notwendigkeit der komplexen Planung materieller und nichtmaterieller Prozesse 9.6.2. Das erweiterte Schema der Verflechtungsbilanz 9.6.3. Zur Methodik der Datenermittlung 9.6.4. Die Erweiterung der volkswirtschaftlichen Verflechtungsbilanz der DDR von 1969 um drei nichtmaterielle Bereiche . . . 9.7. Zielstellung für die weitere Arbeit mit ökonomisch-mathematischen Modellen 10.
10.1. 10.2. 10.3.
Probleme der weiteren Vervollkommnung der Leitung, Planung und ökonomischen Stimulierung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses Wirkungsmechanismus der ökonomischen Gesetze und Funktionsmechanismus der Wirtschaft im entwickelten Sozialismus Die weitere Vervollkommnung der sozialistischen Planung . Die Rolle der Ware-Geld-Beziehungen im Wirtschaftsmechanismus der entwickelten sozialistischen Gesellschaft . . . .
Verzeichnis der Tabellen Verzeichnis der Abbildungen Personenregister
16
824 827 828 834 847 847 848 852
863 863 865 870 871 880
883 887 907 933 959 965 967
Vorwort
U n t r e n n b a r v e r b u n d e n mit d e m A u f b a u der sozialistischen Gesellschaft ist die Gestaltung u n d planmäßige Entwicklung ihrer Wirtschaft. Die Arbeiterklasse stellt deshalb nach dem Sieg der proletarischen Revolution die Entwicklung der Produktion, die E r h ö h u n g der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität, die Steigerung der Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit. Bereits im „Kommunistischen Manifest" schrieben M a r x u n d Engels, d a ß es eine wichtige Aufgabe des Proletariats nach ihrem Sieg ist, „die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu v e r m e h r e n " . 1 Lenin schrieb kurz nach der Oktoberrevolution, d a ß es notwendig sei, „überall die strengste R e c h n u n g s f ü h r u n g u n d Kontrolle ü b e r Produktion u n d Verteilung der P r o d u k t e durchzuführen, die Arbeitsproduktivität zu steigern, die Produktion tatsächlich zu vergesellschaften". 2 Die Entwicklung der Produktion u n d die Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität sind im Sozialismus kein Selbstzweck. Sie sind darauf gerichtet, schrittweise die Bedingungen f ü r die allseitige Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft, f ü r die E n t f a l t u n g ihrer sozialen, produktiven, geistigen u n d ästhetischen Anlagen u n d Fähigkeiten zu leisten. Dieses objektive Ziel der kommunistischen Gesellschaftsformation ist nur auf der Grundlage einer hocheffektiven u n d leistungsfähigen Wirtschaft zu erreichen. Seine Verwirklichung ist „die volle Entwicklung des Individuums, die selbst wieder als die größte P r o d u k t i v k r a f t zurückwirkt auf die Prod u k t i v k r a f t der Arbeit." 3 Die Aufgabe der Entwicklung der Produktion entsprechend den gesellschaftlichen u n d individuellen Bedürfnissen, die 1
2
3
2
Karl Marx / Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, in: Karl Marx / Friedrich Engels, Werke (im folgenden MEW), Bd. 4, Berlin 1959, S. 481. W. I. Lenin, Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht, in: Werke, Bd. 27, Berlin 1960, S. 231. Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 599. Heinrichs
17
ständige Steigerung der Arbeitsproduktivität und Verbesserung der Qualität der Erzeugnisse muß entsprechend den objektiven Bedingungen in den einzelnen Etappen des sozialistischen Aufbaus in spezifischer Weise gelöst werden. So wird bei der Schaffung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft die Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität zum grundlegenden Kriterium der intensiv erweiterten Reproduktion, dem dieser Entwicklungsphase und der wissenschaftlich-technischen Revolution adäquaten Reproduktionstyp. Der konsequente Übergang zur vorwiegend intensiv erweiterten Reproduktion und die daraus entspringende Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität wird zum Dreh- und Angelpunkt für die grundlegenden Aufgaben, die mit der Schaffung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft verknüpft sind. Im Bericht des Zentralkomitees an den VIII. Parteitag der SED heißt es im einleitenden Teil: „Unser VIII. Parteitag steht vor der Aufgabe, jene Fragen zu beantworten, die das Leben bei der Verwirklichung des Programms des Sozialismus und bei der kontinuierlichen Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft in unserer Republik stellt. Unbeirrbar ist unser Kurs darauf gerichtet, die Deutsche Demokratische Republik weiter allseitig zu stärken. Vor allem wollen wir alle Voraussetzungen schaffen, um das materielle und kulturelle Lebensniveau des Volkes Schritt für Schritt weiter zu erhöhen." 4 Seit dieser Zeit sind mehrere Jahre vergangen, und auf den dem Parteitag folgenden Plenartagungen des ZK der SED konnte festgestellt werden, daß diese Zeit gut genutzt wurde, um die Beschlüsse des VIII. Parteitages im Leben umzusetzen. Dank der Initiative und schöpferischen Kraft der Arbeiterklasse wurden im festen Bündnis mit allen Werktätigen bedeutende ökonomische Erfolge erzielt und damit zugleich Voraussetzungen für die weitere Ausprägung jener Kriterien und Merkmale geschaffen, die die entwickelte sozialistische Gesellschaft charakterisieren. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, daß es für den künftigen gesellschaftlichen Fortschritt unerläßlich ist, den Intensivierungsprozeß entscheidend zu vertiefen und Reserven in neuen Dimensionen zu erschließen. Dies ist ein hoher Anspruch, der gleichermaßen an die ökonomische Theorie, an die Wirtschaftspolitik wie auch an die Wirtschaftspraxis gerichtet ist. Fragt man nach den Ursachen für die ökonomischen Erfolge, die wir in dem letzten Jahr in enger Verbundenheit mit der Sowjetunion und den anderen in der sozialistischen Staatengemeinschaft zusammengeschlossenen Ländern erzielen konnten, so ist zweifellos mit an erster Stelle zu nennen: 4
18
Bericht des Zentralkomitees an den VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berichterstatter: Genosse Erich Honecker, Berlin 1971, S.9.
Die marxistisch-leninistische Partei in der DDR läßt sich bei der Ausarbeitung der Wirtschaftspolitik von den konkreten Wirkungsbedingungen und Erfordernissen der ökonomischen Gesetze des Sozialismus leiten, sie verallgemeinerte die Vielfalt nationaler und internationaler Erfahrungen und erschloß in schöpferischer Weise den Erkenntnisschatz der Klassiker des Marxismus-Leninismus. Die neuen Wirkungsbedingungen für die ökonomischen Gesetze des Sozialismus, die mit der vorwiegend intensiv erweiterten Reproduktion verbunden sind, aufzudecken und die sich für die ökonomische Aktivität der Arbeiterklasse und der mit ihnen verbündeten Werktätigen ergebenden Konsequenzen herauszuarbeiten, ist das Ziel des vorliegenden Buches. Der Kreis der hier untersuchten Probleme umfaßt daher sowohl die Aufdeckung des sozialökonomischen Inhalts und der historischen Perspektive der intensiv erweiterten Reproduktion im Sozialismus, die Untersuchung der Wirkungsweise der Intensivierungsfaktoren, der Bedürfnis- und Strukturentwicklung, die Probleme der Reproduktion der natürlichen Umweh als auch die Konsequenzen, die sich für die Vervollkommnung der Leitung und Planung ergeben. Das hier dargelegte Konzept des Inhalts und der historischen Entwicklungsrichtung der intensiv erweiterten Reproduktion steht in direktem Widerspruch zu den in jüngster Zeit mit viel Aufwand verbreiteten fortschrittsfeindlichen Wachstumskonzeptionen der bürgerlichen Ideologie.5 Diese neuaufgeputzten Konzeptionen der Fortschrittsfeindlichkeit, der Verketzerung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts als „inhuman" und Bedrohung der Menschheit entsprechen der Grundqualität des bourgeoisen Denkens, die realen Widersprüche des Imperialismus aus dem gesellschaftlichen Bewußtsein zu verdrängen, sie in allgemeinmenschliche umzufälschen, um so die allgemeine Krise des imperialistischen Systems als „Krise der Menschheit" deklarieren zu können. Nicht zufällig stellten daher die Verfasser des zweiten Berichtes des „Club of Rome" diesen unter das Motto „Die Welt hat Krebs, und der Krebs ist der Mensch". Weiter schreiben sie, daß die Krisen, welche die Welt gegenwärtig in rascher Folge bedrängen, unmißverständlich Zeichen dafür wären, daß die Menschheit an einem Wendepunkt in ihrer geschichtlichen Entwicklung angelangt sei.6 Die Ursache sei ein „krebsartiges, undifferenziertes 5
6
2'
Vgl. z. B. Dennis Meadows, Donella Meadows, Erich Zahn, Peter Milling, Die Grenzen des Wachstums, Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, Stuttgart 1972; Mihailo Mesarovic / Eduard Pestel, Menschheit am Wendepunkt, 2. Bericht an den Club of Rome zur Weltlage, Stuttgart 1974. Mihailo Mesarovic / Eduard Pestel, Menschheit am Wendepunkt, 2. Bericht an den Club of Rome zur Weltlage, Stuttgart 1974, S. 12. 19
Wachstum" 7 , das in ein „organisches Wachstum" mit Hilfe eines „Generalplanes" gelenkt werden müsse. 8 Verschwunden sind alle Heilsrufe auf die Wunderkraft der „freien und sozialen Marktwirtschaft", die alle Gebrechen des Kapitalismus wie mit einem Zauberstab aus der Welt schaffen sollte. Zur Erläuterung dessen, was sie unter „unausgeglichenem und undifferenziertem Wachstum" verstehen, bemerken die Autoren: „In einem System, das lediglich eine Ansammlung voneinander fast unabhängiger Teile ist, kann jeder Teil wachsen wie er will - ob zum Guten oder zum Bösen." Dagegen - „in einem System, das aus Teilen besteht, die organisch miteinander verkettet sind, hängt das Wachstum des einen von dem Wachstum oder Nicht-Wachstum der anderen ab. Hier wird also die Tendenz zum undifferenzierten Wachstum irgendeines Teiles durch die gegenseitige organische Abhängigkeit von den anderen kontrolliert und in Schranken gehalten." 9 Es ist nicht schwer zu erkennen, daß die Ideologen der Bourgeoisie - wie so oft in Krisenzeiten - sich hier wieder einmal an die Theorien von der Transformation des Kapitalismus in den „organisierten Kapitalismus" klammern, wie sie bereits in den zwanziger Jahren von Hilferding, Sternberg u. a. vertreten wurden. Für die Verfasser des Berichts an den „Club of Rome" entsteht nicht die Frage, was die tieferen Ursachen für das „undifferenzierte, unausgeglichene krebsartige" Wachstum im Kapitalismus sind. Alles, was sie hierzu vorzubringen wissen, erschöpft sich in Vorwürfen über mangelnde Weitsicht und falsches Denken. Man kann jedoch falsches Denken ebensowenig durch falsches Denken erklären, wie mangelnde Weitsicht durch mangelnde Weitsicht. Die Ursache für das „krebsartige Wachstum" der kapitalistischen Wirtschaft, das - wie die Verfasser des von uns zitierten Berichts schreiben - den Menschen und die ihn tragende Umwelt zu zerstören droht, liegt nicht darin, daß die kapitalistische Wirtschaft etwa kein sozialer Organismus wäre, in dem die Teilsysteme nicht zu einem Gesamtsystem integriert wären. Das Problem besteht vielmehr darin, daß diese Integration durch Produktionsverhältnisse und ökonomische Gesetzmäßigkeiten erfolgt, die auf dem Privateigentum an den Produktionsmitteln beruhen und denen die Profitmaximierung als Ziel des ökonomischen Handelns immanent ist. Die Forderung nach der Transformation des „undifferenzierten, unausgeglichenen Wachstums" in ein „organisches Wachstum", dessen Ziel und Kriterium die Bedürfnisbefriedigung der Menschen sein soll, muß eine 7 8 9
20
Ebenda, S. 17. Ebenda, S. 15. Ebenda, S. 14.
demagogische Konstruktion bleiben, wenn sie nicht verbunden wird mit der Forderung nach der Aufhebung des kapitalistischen Privateigentums an den Produktionsmitteln und der Schaffung von Produktionsverhältnissen, denen ein völlig neues Ziel des ökonomischen Wachstums, die allseitige Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft, eigen ist. In der kapitalistischen Produktionsweise ist eine Integration der Ziele der einzelnen Teile der Wirtschaft auf ein einheitliches volkswirtschaftliches Ziel nicht nur deshalb unmöglich, weil es sich zum überwiegenden Teil um einander widersprechende Ziele von Privateigentümern handelt, sondern auch deshalb, weil sich diese Gesellschaftsordnung ihrem Wesen nach letztlich außer der Selbstverwertung des Kapitals, das heißt der Profitmaximierung, keine anderen Ziele zu stellen vermag. Die Darstellung der von den Kapitalisten bzw. ihren Managern dirigierten Arbeiten als aliquote Teile der gesellschaftlichen Arbeit kann unter den Bedingungen des kapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln nur über die Ausbeutung der Arbeiterklasse und mit Hilfe des Konkurrenzmechanismus erfolgen. Die Entwicklung der Produktivkräfte drängt daher - besonders unter den Bedingungen der wissenschaftlich-technischen Revolution - zur Aufhebung ihrer Unterordnung unter die Herrschaft des Kapitals und zur Schaffung von Produktionsverhältnissen, die die Ausrichtung aller Mittel der Volkswirtschaft auf ein einheitliches Ziel ermöglichen, wo zum einzigen Kriterium der ökonomischen Rationalität der leibhaftige Mensch selbst wird, mit seinen Bedürfnissen und produktiven Möglichkeiten. Die mit dem intensiven ökonomischen Wachstum verbundenen Probleme und Aufgaben bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft sind Gegenstand des vorliegenden Buches. Es ist das Ergebnis mehrjähriger Zusammenarbeit eines vielköpfigen Forschungskollektivs. Die wichtigsten Thesen und Grundaussagen des Werkes waren Gegenstand der 6. Tagung des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR im September 1973.10 Das vierte Kapitel wurde im Rat für bildungsökonomische Forschung der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften im November 1974 diskutiert. Die Autoren der vorliegenden Arbeit hatten ebenso Gelegenheit, Thesen dieses Problemkreises auf internationalen Konferenzen und Symposien, die von ökonomischen Instituten der Akademie der Wissenschaften der UdSSR und Akademien anderer sozialistischer Län10
Vgl. Intensivierung der sozialistischen Reproduktion, Teil I und II, Berlin 1974, Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, 12/1/1973 und 12/2/1973.
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der veranstaltet wurden, zur Diskussion zu stellen. Die auf diesen und anderen wissenschaftlichen Beratungen gegebenen Hinweise waren für die Arbeit am vorliegenden Werk von großer Bedeutung. Die Verfasser hoffen, mit ihrem Werk zum theoretischen Verständnis und zur praktischen Bewältigung der Prozesse der intensiv erweiterten Reproduktion bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft beizutragen. Vom Leser erhoffen sie kritische Hinweise zum theoretischen Herangehen und zur praktischen Beherrschung der intensiv erweiterten Reproduktion, dem Hauptweg unseres ökonomischen Fortschritts. Die Herausgeber
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1.
Grundzüge der Entwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse im Prozeß der Intensivierung der Volkswirtschaft
1.1.
Die Entwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse und ihrer ökonomischen Gesetze bei der Schaffung der Wirtschaft der entwickelten sozialistischen Gesellschaft
Wie die Erfahrungen der sozialistischen Länder zeigen, wird die sozialistische Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses schrittweise zu einem grundlegenden Prozeß der Schaffung der Wirtschaft der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und der Herausbildung der materiell-technischen Basis des Kommunismus. Die Höherentwicklung der Produktivkräfte der sozialistischen Gesellschaft im Zuge des Prozesses der Intensivierung wird durch die Entwicklung der Produktionsverhältnisse vorangetrieben und ermöglicht ihrerseits die Entfaltung des Wesens der sozialistischen Produktionsverhältnisse. Für das Verständnis des sozialökonomischen Wesens der Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses ist die Aufdeckung des sich verstärkenden Wechselverhältnisses von sozialistischen Produktionsverhältnissen und Produktivkräften, die Bestimmung des historischen Platzes der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und der Entwicklung der einzelnen Elemente der Produktionsverhältnisse bei ihrer Gestaltung sowie ihrer ökonomischen Bewegungsgesetze von entscheidender Bedeutung. Der entscheidende Ausgangspunkt unserer Untersuchung liegt daher in der Untersuchung der Produktionsverhältnisse der kommunistischen Gesellschaftsformation, ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den beiden Phasen dieser Formation wie ihres Zusammenhanges mit ihren Bewegungsgesetzen, den ökonomischen Gesetzen. Nur so kann das sozialökonomische Wesen und die historische Entwicklungsrichtung des Prozesses der intensiv erweiterten Reproduktion bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft verstanden werden. Ein solches Vorgehen entspricht der Erkenntnis der Klassiker des Marxismus-Leninismus, daß die erweiterte Reproduktion der materiellen Elemente des Reproduktionsprozesses unmittelbar verknüpft ist mit der erweiterten Reproduktion der Produktionsverhältnisse. Die sozialökonomische Qualität der Produktionsverhältnisse ist das Produkt eines historischen Entwicklungsprozesses. Jede Entwicklungsstufe der menschlichen Gesellschaft, jede Gesellschaftsformation, ist durch ein be23
stimmtes System der Produktionsverhältnisse bestimmt. Es unterscheidet sich von den Produktionsverhältnissen der vorhergehenden Produktionsweisen durch einen höheren T y p der Vergesellschaftung der Produktion u n d damit durch einen höheren G r a d der Verwirklichung des allgemeinen Gesetzes der Ökonomie der Zeit, das heißt der ökonomischen Rationalität in der Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur u n d in den Beziehungen zwischen den Menschen i m Reproduktionsprozeß. Der historische Fortschritt ist somit der Prozeß der E n t f a l t u n g des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit u n d der Produktion, der sich im R a h m e n der Entwicklung des Widerspruchs von P r o d u k t i v k r ä f t e n u n d Produktionsverhältnissen vollzieht. Der Vergesellschaftungsprozeß in der auf Privateigentum an den Produktionsmitteln beruhenden kapitalistischen Warenproduktion führt zwangsläufig zur E n t f a l t u n g des Widerspruchs zwischen d e m gesellschaftlichen Charakter der Produktion u n d der privaten F o r m der Aneignung der Produktionsbedingungen u n d Produktionsergebnisse. E r b e r u h t auf der Ausbeutung der Arbeiterklasse u n d tritt als Klassengegensatz v o n Bourgeoisie u n d Proletariat in Erscheinung. Schließlich reproduziert sich „der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion u n d kapitalistischer Aneignung . . . als Gegensatz zwischen der Organisation der Produktion in der einzelnen Fabrik u n d der Anarchie der Produktion in der ganzen Gesellschaft". 1 Die neue Stufe des Vergesellschaftungsprozesses, die mit d e m Sturz der kapitalistischen Gesellschaftsformation eingeleitet wird, ist dadurch charakterisiert, d a ß in der kommunistischen Gesellschaftsformation der antagonistische Widerspruch zwischen der in den Teilprozessen verausgabten Arbeit der Werktätigen u n d der gesellschaftlichen Gesamtarbeit, zwischen den individuellen u n d gesellschaftlichen P r o d u k t i v k r ä f t e n , aufgehoben ist. Damit verliert die gesellschaftliche Arbeit ihren gegensätzlichen Charakter zur Entwicklung der Produzenten selbst. Die neue Stufe der Vergesellschaftung der Produktion u n d der Arbeit, die die Menschheit mit der kommunistischen Gesellschaftsformation erreicht, besteht also darin, d a ß hier die Entwicklung der gesellschaftlichen P r o d u k t i v k r ä f t e nicht auf Kosten der individuellen P r o d u k t i v k r ä f t e des Arbeiters, „indem sie sein Detailgeschick treibhausmäßig fördert durch Unterdrückung einer Welt v o n produktiven Trieben u n d Anlagen" 2 , erfolgt, sondern „vermittels der gesellschaftlichen Produktion allen Gesellschaftsmitgliedern eine Existenz (sichert) . . . . die 1
2
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Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft (AntiDühring), in: MEW, Bd. 20, Berlin 1962, S. 255. Karl Marx, Das Kapital, Erster Band, in: MEW, Bd. 23, Berlin 1962, S. 381.
nicht nur materiell vollkommen ausreichend ist und von Tag zu Tag reicher wird, sondern die ihnen auch die vollständige freie Ausbildung und Betätigung ihrer körperlichen und geistigen Anlagen garantiert". 3 Diese neue Stufe der Vergesellschaftung der Produktion und der Arbeit findet ihren Ausdruck im Charakter und Inhalt des Systems der Produktionsverhältnisse in der kommunistischen Gesellschaftsformation. Für die erfolgreiche Politik der Partei der Arbeiterklasse ist hierbei von entscheidender Bedeutung die Bestimmung der Spezifik der jeweiligen Entwicklusgsphase der kommunistischen Gesellschaftsformation, des erreichten ökonomischen, sozialen und kulturellen Entwicklungsniveaus. Bei der Bestimmung des historischen Platzes der entwickelten sozialistischen Gesellschaft treten in zweierlei Hinsicht theoretische Unsicherheiten auf. Die eine besteht darin, daß man in der Diskussion über die „Muttermale der alten Gesellschaft", mit denen auch der reife Sozialismus noch behaftet ist, sich den Blick versperrt für die qualitativ neue Stufe des historischen Fortschritts, die wir mit der Schaffung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft erreichen. Auf der anderen Seite besteht eine reale Gefahr für die theoretische Arbeit darin, daß man die entwickelte sozialistische Gesellschaft mit all jenen Wesenszügen auszustatten sucht, die erst die zweite Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation kennzeichnen werden. Erfahrungen der Sowjetunion, in der die entwickelte sozialistische Gesellschaft bereits errichtet ist4, und der anderen sozialistischen Länder, die sich im Prozeß des Aufbaus dieser Gesellschaft befinden, weisen darauf hin, daß die entwickelte sozialistische Gesellschaft jene zeitlich lange Entwirklungsetappe des Sozialismus ist, die, der ersten Phase angehörend, die Vorzüge und Triebkräfte des Sozialismus in vollem Umfang entfaltet und damit den Ubergang zum vollentwickelten Kommunismus vorbereitet. 5 Bei der Schaffung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft - vor allem bei der Durchsetzung der vorwiegend intensiv erweiterten Reproduktion - entfaltet sich der sozialökonomische Inhalt der ökonomischen 3 4
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Ebenda, S. 263-264. Vgl. Autorenkollektiv, Die entwickelte sozialistische Gesellschaft, Berlin 1973, S. 22. „Die Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und deren Vollendung bedeutet jedoch, die materiell-technische Basis des Kommunismus zu schaffen". - G. J. Gleserman, Der historische Materialismus und die Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft, Berlin 1973, S. 38. „ . . . entwickelte, reife Sozialismus (bereitet) die Bedingungen für das schrittweise Hinüberwachsen des Sozialismus in den Kommunismus" vor. - Autorenkollektiv, Die entwickelte sozialistische Gesellschaft, Berlin 1973, S. 25.
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Gesetze im Zuge der Weiterentwicklung ihrer Wirkungsbedingungen. So verstärkt sich ganz offensichtlich beim Wirken des ökonomischen Grundgesetzes das Wechselverhältnis von Bedürfnisbefriedigung und Leistungsentwicklung der Wirtschaft; beim Gesetz der planmäßigen, proportionalen Entwicklung gewinnen auf Grund der erreichten Maßstäbe der Produktion Fragen der Kontinuität der Produktion sowie der effektiven Gestaltung des Verhältnisses von materiellen und nichtmateriellen Sphären des Reproduklionsprozesses an Bedeutung. Beim Wirken des Gesetzes der ständigen Steigerung der Arbeitsproduktivität wird die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zur entscheidenden Komponente, verstärkt sich sein Zusammenhang mit dem Gesetz der Verteilung nach der Leistung usw. Die Gesetze der sozialistischen Warenproduktion sind unter diesen Bedingungen dadurch charakterisiert, daß sich ihre Ausrichtung auf das ökonomische Grundgesetz und das Gesetz der planmäßigen proportionalen Entwicklung verstärkt. Um die sich hinter diesen offen zutage liegenden Erscheinungsformen der ökonomischen Gesetze verbergenden Prozesse aufzudecken, gewinnt die tiefere Untersuchung des Zusammenhangs zwischen den ökonomischen Gesetzen und der Entwicklung der Produktionsverhältnisse an Bedeutung. Die Produktionsverhältnisse sind weder der gesellschaftliche „Rahmen" noch allein die „Existenzbedingung" für das Wirken der ökonomischen Gesetze. Die ökonomischen Gesetze stellen vielmehr ihrem Wesen nach die Bewegungsgesetze der Produktionsverhältnisse, das heißt der gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen in der Produktion und der Verteilung ihrer materiellen Existenzmittel dar. Die Erforschung der Produktionsverhältnisse und die Aufdeckung ihrer Entwicklungsgesetze sind daher untrennbar miteinander verbunden. Marx schreibt in diesem Zusammenhang: „Die ökonomischen Kategorien sind nur die theoretischen Ausdrücke, die Abstraktionen der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse." 6 In Verbindung damit hebt er die Bedeutung des Wechselverhältnisses von Produktionsverhältnissen und Produktivkräften hervor: „Die sozialen Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der Erwerbung neuer Produktivkräfte verändern die Menschen ihre Produktionsweise, der Art, ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten." 7 Die Trennung der ökonomischen Gesetze von den Produktionsverhält6 7
26
Karl Marx, Das Elend der Philosophie, in: MEW, Bd. 20, Berlin 1962, S. 130. Ebenda, S. 130.
nissen - wie sie für die bürgerliche Ökonomie typisch ist, soweit diese überhaupt die Existenz von ökonomischen Gesetzen anerkennt - macht die ökonomischen Gesetze zu abstrakten, inhaltsleeren Maximen des rationalen Handelns, die die Frage nach dem optimalen Einsatz von vorhandenen knappen Mitteln im Hinblick auf bestimmte Ziele zu beantworten haben. Eine solche Vorstellung von den ökonomischen Gesetzen ist ihrem Wesen nach oberflächlich und apologetisch, da sie bei den ökonomischen Erscheinungen stehenbleibt und auf die wissenschaftliche Analyse der existierenden Produktionsverhältnisse verzichtet, indem sie sie als ein für allemal gegeben akzeptiert. Aber auch in unserer Literatur begegnen wir oftmals einer methodologischen Geringschätzung des Zusammenhangs von Produktionsverhältnissen und ökonomischen Gesetzen. Hierdurch entsteht der Eindruck, als ob die ökonomischen Gesetze immer die gleichen bleiben, daß nur ihre Wirkungsbedingungen Wandlungen unterliegen. In Wirklichkeit ist die Entfaltung des Inhalts der ökonomischen Gesetze, so zum Beispiel des ökonomischen Grundgesetzes einer Gesellschaftsformation, nur Ausdruck der Weiterentwicklung der Produktionsverhältnisse, der Entfaltung ihres sozialökonomischen Wesens. Ebenso wie die Produktionsverhältnisse befinden sich ihre ökonomischen Gesetze in einem ständigen Prozeß der Entfaltung ihres Inhalts. Aus der Bestimmung des historischen Platzes der entwickelten sozialistischen Gesellschaft ergeben sich eine Reihe wichtiger Konsequenzen für die Erforschung der sozialistischen Produktionsverhältnisse und der Gesetze ihrer Bewegung. Eines der wichtigsten Probleme ist ohne Zweifel die Klärung der gemeinsamen sozialökonomischen Grundlagen beider Phasen des Kommunismus, die in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft eine neue Stufe ihrer Entfaltung erreichen. Offensichtlich können diese gemeinsamen Grundlagen nicht auf die Zurückdrängung von „Muttermalen der alten Gesellschaft" und die Herausbildung von „Keimen" der zweiten Phase reduziert werden, wie es in einer Reihe von Publikationen noch geschieht. Wenn man davon ausgeht, daß Sozialismus und Kommunismus zwei Phasen einer einheitlichen Gesellschaftsformation sind, daß vom Standpunkt des historischen Materialismus jeder Gesellschaftsformation nur eine Produktionsweise entspricht 8 , daß die erste Phase eine niedere Entwicklungsform der zweiten Phase ist, dann müssen andere Gemeinsamkeiten die 8
Vgl. A. Paschkow, Uber das Eigentum an den Produktionsmitteln, über die Klassen und sozialen Gruppen sowie über den Charakter der Arbeit im Sozialismus, in: Sowjetwissenschaft, Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, 4/1972, S. 365.
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beiden Phasen miteinander verbinden, als es die „Keime" des voll entwickelten Kommunismus im Sozialismus sein können. Eine nähere Analyse des sozialökonomischen Wesens beider Phasen sowie der Praxis der Beziehungen zwischen der Sowjetunion, die die entwickelte sozialistische Gesellschaft bereits errichtet hat und im kommunistischen Aufbau voranschreitet, und den anderen sozialistischen Ländern, die die entwickelte sozialistische Gesellschaft aufbauen, zeigt, daß ihnen entscheidende sozialökonomische Grundlagen gemeinsam sind, wenn auch auf einer unterschiedlichen Stufe ihrer Entwicklung. Die Aufdeckung dieser gemeinsamen sozialökonomischen Grundlage der beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaft ist somit sowohl von theoretischer wie auch praktischer Bedeutung, weil sie das Fundament bloßlegt, das objektiv der schrittweisen Annäherung, Verflechtung und dem Zusammenschluß der Länder der sozialistischen Staatengemeinschaft zugrunde liegt. Dem kann eine undifferenzierte, nur auf die erste Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation bezogene Analyse der Produktionsverhältnisse nicht gerecht werden. Ein wichtiges Ergebnis der Arbeit der marxistisch-leninistischen Politökonomen in den vergangenen Jahren - vor allem in der Sowjetunion - besteht nachgerade darin, daß es gelungen ist, tiefer als bisher in das innere Gefüge der Produktionsverhältnisse der kommunistischen Gesellschaftsformation einzudringen und differenzierter den Zusammenhang zwischen ihren einzelnen Elementen aufzudecken. 9 Hierbei hat sich weitgehend der Standpunkt durchgesetzt, daß es notwendig ist zu unterscheiden zwischen Produktionsverhältnissen und ökonomischen Gesetzen, die in beiden Phasen des Kommunismus wirken, wenn auch auf einer unterschiedlichen Entwicklungsstufe (so zum Beispiel das ökonomische Grundgesetz, das Gesetz der planmäßigen, proportionalen Entwicklung) und solchen, die nur für die erste Phase (zum Beispiel das Gesetz der Verteilung nach der Leistung) oder die zweite Phase (zum Beispiel Gesetz der Verteilung nach den Bedürfnissen) charakteristisch sind, über die Produktionsverhältnisse und ökonomischen Gesetze der kommunistischen Gesellschaftsformation setzen sich solche allgemeinen ökonomischen Gesetze durch, die in allen Gesellschaftsformationen als Entwick9
28
Vgl. Autorenkollektiv (Leitung N. A. Zagolow), Lehrbuch - Politische Ökonomie - Sozialismus, Berlin 1972, S. 115; Autorenkollektiv, Politische Ökonomie, Der Sozialismus - die erste Phase der kommunistischen Produktionsweise, Band 3, Berlin 1973, S. 16; I. I. Kuzminov, Ocerki po politiöeskoj ekonomike socializma, Moskva 1971, S. 113; W. Tscherkowez, Probleme des entwickelten Sozialismus in der politischen Ökonomie, in: Sowjetwissenschaft, Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, 4/1974, S. 349.
lungsgesetze des historischen Fortschritts und als Ausdruck von notwendigen Zusammenhängen der Reproduktion des gesellschaftlichen Lebens überhaupt wirken, wie zum Beispiel das Gesetz der Ökonomie der Zeit, das die qualitativ neue Stufe der ökonomischen Rationalität in der Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur und bei der Gestaltung der sozialen Beziehungen zum Ausdruck bringt, die die Menschheit mit dieser Gesellschaftsformation erreicht. Gleichzeitig wirken in der ersten Phase ökonomische Gesetze, die bereits vor dem Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse existierten, wie zum Beispiel das Wertgesetz, welche aber auf Grundlage dieser Produktionsverhältnisse einen neuen sozialökonomischen Inhalt und ein „neues spezifisches Gewicht" im Wirkungsmechanismus ökonomischer Gesetze erhalten. Bei einer differenzierten Analyse der Produktionsverhältnisse und der ökonomischen Gesetze erweist sich die Frage nach dem grundlegenden Produktionsverhältnis als „Springpunkt" zum Verständnis der gemeinsamen sozialökonomischen Grundlagen, die die beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation miteinander verbinden. Die Frage nach dem grundlegenden Produktionsverhältnis ergibt sich aus der konsequenten Anwendung des historischen Materialismus in der politischen Ökonomie, denn damit soll jenes Element der Produktionsverhältnisse bestimmt werden, das dem sozialökonomischen Inhalt und der historischen Entwicklungsrichtung des Systems der Produktionsverhältnisse Ausdruck gibt. In den „Grundrissen..." schreibt Marx, daß die Methode, vom Abstrakten zum Konkreten aufzusteigen, die einzig wissenschaftliche Methode ist, „sich das Konkrete anzueignen, es als ein geistig Konkretes zu reproduzieren". 10 Damit die empirisch gegebene, konkrete Erscheinung in ihrem Wesen erkannt werden kann, muß sie durch das Denken auf dem Wege der stufenweisen Rekonstruktion des Konkreten aus den einfachsten abstrakten Bestimmungen erfaßt werden. Denn „das Konkrete ist konkret, weil es die Zusammenfassung vieler Bestimmungen ist, also Einheit des Mannigfaltigen." 11 Es ist für die „Politische Ökonomie des Sozialismus" von unschätzbarem Wert, sich die von Marx im „Kapital" und im „Rohentwurf" angewandte Methode anzueignen und sie bei der Erforschung der sozialistischen Produktionsverhältnisse und ihrer ökonomischen Gesetze anzuwenden. Hierbei ist zunächst der Irrtum aus dem Wege zu räumen, als ob es sich bei der Bestimmung des grundlegenden Produktionsverhältnisses darum handelt, die Produktionsverhältnisse nach ihrer Wirkungsdauer zu 10
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Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 22. Ebenda, S. 21.
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klassifizieren. Marx hielt es vielmehr für „untubar und falsch, die ökonomischen Kategorien in der Folge aufeinander folgen zu lassen, in der sie historisch die bestimmenden waren. Vielmehr ist ihre Reihenfolge bestimmt durch die Beziehung, die sie in der modernen bürgerlichen Gesellschaft aufeinander haben, und die genau das umgekehrte von dem ist, was als ihre naturgemäße erscheint oder der Reihe der historischen Entwicklung entspricht."12 Worin sieht nun Marx die „einfachste Bestimmung" der bürgerlichen Gesellschaft? Als diese „einfachste Bestimmung" der bürgerlichen Gesellschaft entdeckte Marx das Kapital, „die alles beherrschende ökonomische Macht der bürgerlichen Gesellschaft". Das Kapital, das heißt die Ausbeutung der Lohnarbeit durch das Kapital, ist die „herrschende Kategorie" der kapitalistischen Produktionsweise und bildet daher „ihr bestimmendes Produktionsverhältnis". 13 Bei der Aufdeckung der inneren Logik der bürgerlichen Gesellschaft „muß (es) Ausgangspunkt, wie Endpunkt bilden und vor dem Grundeigentum entwickelt werden". 14 Diese einfachste, aber entscheidende, alles durchdringende und beherrschende Bestimmung der bürgerlichen Gesellschaft, gilt es zuerst herauszuarbeiten unter Außerachtlassung aller aus dem Kapitalverhältnis selbst herzuleitender Formen. Daher schreibt Marx: „Die exakte Entwicklung des Kapitalbegriffs nötig, da er der Grundbegriff der modernen Ökonomie, wie das Kapital selbst, dessen abstraktes Gegenbild sein Begriff, die Grundlage der bürgerlichen Gesellschaft. Aus der scharfen Auffassung der Grundvoraussetzung des Verhältnisses müssen sich alle Widersprüche der bürgerlichen Produktion ergeben, wie die Grenze, an der es über sich selbst hinaustreibt." 15 Ohne Zweifel besteht ein wesentlicher methodologischer Fortschritt der Politischen Ökonomie des Sozialismus vor allem darin, daß die Frage nach der „einfachsten Bestimmung", der „inneren, wesentlichen . . . Kerngestalt" 16 der kommunistischen Gesellschaftsformation in der methodologischen Diskussion eine wachsende Rolle spielt. Erst die Aufdeckung dieses grundlegenden Produktionsverhältnisses macht es möglich, die innere Struktur der sozialistischen Produktionsverhältnisse aufzudecken und das 12 13 14
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M
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Ebenda, S. 28. Karl Marx, Das Kapital, Dritter Band, in: MF,W, Bd. 25, Berlin 19C2, S. 835. Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 27. Ebenda, S. 237. An anderer Stelle schreibt er: „In dem einfachen Begriff des Kapitals müssen an sich seine zivilisierenden Tendenzen etc enthalten sein; . . . Ebenso die Widersprüche, die später freiwerden, seihon latent in ihm nachgewiesen werden." - Ebenda, S. 317. Karl Marx, Das Kapital, Dritter Band, in: M E W , Bd. 25, Berlin 1962, S. 219.
Verhältnis und den Wirkungszusammenhang der ökonomischen Gesetze zu verstehen. Marx weist auf die methodologische Bedeutung eines solchen grundlegenden Produktionsverhältnisses ausdrücklich hin, wenn er schreibt: „In allen Gesellschaftsformen ist es eine bestimmte Produktion, die allen übrigen, und deren Verhältnisse daher auch allen übrigen, Rang und Einfluß anweist. Es ist eine allgemeine Beleuchtung, worin alle übrigen Farben getaucht sind und (welche) sie in ihrer Besonderheit modifiziert. Es ist ein besondrer Äther, der das spezifische Gewicht alles in ihm hervorstechenden Daseins bestimmt." 17 Das grundlegende Produktionsverhältnis ist das systembildende Element, im inneren Gefüge der Produktionsverhältnisse. Es bestimmt sowohl Inhalt wie historische Entwicklungsrichtung aller übrigen Elemente der Produktionsverhältnisse. Uber die Aufdeckung des grundlegenden Produktionsverhältnisses gibt es vor allem in der sowjetischen Literatur eine umfassende Diskussion. Ein Teil der Politökonomen sieht das grundlegende Produktionsverhältnis im Sozialismus im gesellschaftlichen Eigentum an den Produktionsmitteln. 18 Ein anderer Teil bezeichnet das grundlegende Produktionsverhältnis „als das Verhältnis der unmittelbaren Produktion der materiellen Güter" 19 . Von einem anderen Teil der Politökonomen wird die Planmäßigkeit als grundlegendes Produktionsverhältnis angesehen. 20 Für A. K. Pokrytan ist es „die unmittelbare Zusammenarbeit als Methode (Form) zur Verwirklichung der vollen ökonomischen Gleichheit, die . . . das grundlegende Produktionsverhältnis des Kommunismus bildet". 21 Und I. I. Kuzminov bezeichnet als grundlegendes Produktionsverhältnis „das Verhältnis der kameradschaftlichen Zusammenarbeit und gegenseitiger Hilfe gleichberechtigter Produzenten, die durch das gemeinsame Eigentum und das gemeinsame Ziel der Produktion vereinigt sind". 22 Die Vielzahl von 17 18
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Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 27. So zum Beispiel A. I. Paschkow, ökonomische Probleme des Sozialismus, Berlin 1974; L. M. Gatovskij, fikonomiceskie zakony u straitel'stvo kommunisma, Moskva 1970; Autorenkollektiv, Politische Ökonomie, Der Sozialismus - die erste Phase der kommunistischen Produktionsweise, Band 3, Berlin 1973, S. 157; V. S. Dadajan, ökonomische Gesetze des Sozialismus und optimale Entscheidungen, Berlin 1973, S. 15. I. Vjasmin, Das grundlegende ökonomische Verhältnis und ökonomisches Grundgesetz des Sozialismus, in: fikonomiceskije nauki, 1/1972. Autorenkollektiv (Leitung N. A. Zagolow), Lehrbuch - Politische Ökonomie Sozialismus, Berlin 1972, S. 112. A. K. Pokrytan, Produktionsverhältnisse und ökonomische Gesetze des Sozialismus, Berlin 1973, S. 107. I. I. Kuzminov, Ocerki po politiieskoj ekonomike socialisma, Moskva 1971, S. 130.
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Formulierungsvorschlägen zum grundlegenden Produktionsverhältnis sind Ausdruck dafür, daß wir erst am Anfang seiner theoretischen Aufdeckung stehen. Weitere Fortschritte auf diesem Gebiet hängen ohne Zweifel davon ab, wie es uns hierbei gelingt, bei seiner Bestimmung die Marxsche Methodologie schöpferisch anzuwenden. Marx stellte folgende methodologische Anforderungen an das grundlegende, oder wie er es nennt, das „bestimmende Produktions Verhältnis": - Es muß „die einfachste Bestimmung" 23 einer Produktionsweise sein, darf also kein anderes Abstraktum dieser Produktionsweise zur Voraussetzung haben; es darf daher nicht den gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß in seiner verwickelten konkreten Form zum Gegenstand haben. - Es muß das schrittweise Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten ermöglichen, damit eine reiche „Totalität von vielen Bestimmungen und Beziehungen" 24 gewonnen werden kann. - Es muß die herrschende Kategorie, der „Grundbegriff" 25 , die „innere, wesentliche Kerngestalt" 26 dieser Produktionsweise sein, die allen übrigen Verhältnissen Rang und Einfluß anweist und ihr spezifisches Gewicht 27 bestimmt. Diesen Kriterien des „bestimmenden Produktionsverhältnisses" wird die Kategorie des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln nicht gerecht, weil sie keine „einfache Bestimmung", sondern eine komplexe ökonomische Kategorie ist, die zudem noch einen Teil des sozialistischen Eigentums an den Produktionsmitteln, nämlich das sozialistische genossenschaftliche Eigentum, ausklammert. Nimmt man dagegen das sozialistische Eigentum insgesamt als grundlegendes Produktionsverhältnis, dann würde es nicht für die gesamte kommunistische Gesellschaftsformation Gültigkeit haben, da erst in der zweiten Phase des Kommunismus das genossenschaftliche Eigentum sich zum gesamtgesellschaftlichen Eigentum entwickeln wird. ü b e r h a u p t ist Eigentum, wie Marx am Beispiel des Privateigentums zeigte, „nicht ein einfaches Verhältnis oder gar ein abstrakter Begriff, ein Prinzip . . ., sondern (es besteht) in der Gesamtheit der bürgerlichen Produktionsverhältnisse . . .i"28 23 24 25 26 27
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Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 21. Ebenda. Ebenda, S. 237. Karl Marx, Das Kapital, Dritter Band, in: MEW, Bd. 25, Berlin 1962, S. 219. Vgl. Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 27. Karl Marx, Die moralisierende Kritik und die kritisierende Moral, in: MEW, Bd. 4, Berlin 1959, S. 356.
Die unterschiedlichen Elemente der Produktionsverhältnisse sind lediglich unterschiedliche Ausdrucksformen der herrschenden Eigentumsverhältnisse. E s wäre daher falsch, sie mit einem Element, wenn auch dem bestimmenden, zu identifizieren. Ebenso scheint uns die Planmäßigkeit als grundlegendes Produktionsverhältnis wenig geeignet, da sie zwar etwas sehr Wichtiges über die Art und Weise der Entwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse sagt, aber nicht über ihren Inhalt. Den dargestellten methodologischen Anforderungen an die Bestimmungen des grundlegenden Produktionsverhältnisses der kommunistischen Gesellschaftsformation wird man unseres Erachtens a m besten gerecht, wenn man damit das Verhältnis kameradschaftlicher Zusammenarbeit und gegenseitiger Hilfe gleichberechtigter Produzenten auf der Grundlage des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln mit dem Ziel der Schaffung der Bedingungen für die allseitige Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft auf dem Wege der ständigen Erhöhung des Wirkungsgrades der gesellschaftlichen Gesamtarbeit erfaßt. Das Bewegungsgesetz dieses grundlegenden Produktionsverhältnisses ist das ökonomische Grundgesetz, das in der gesamten kommunistischen Gesellschaftsformation wirkt. E s beinhaltet die Produktion für die Sicherung der Wohlfahrt und allseitige Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft 29 auf der Grundlage ihrer kameradschaftlichen Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe bei ständiger Erhöhung der Effektivität ihrer Arbeit. Die Erfordernisse des Grundgesetzes haben ihre Widerspiegelung in der Hauptaufgabe des VIII. Parteitages der S E D gefunden, der strategischen Orientierung für die ökonomische Entwicklung bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Aus dem grundlegenden Produktionsverhältnis ergeben sich die anderen wichtigen Elemente der Produktionsverhältnisse, wie die Planmäßigkeit der Beziehungen zwischen „den assoziierten Produzenten", die die richtige Verbindung der zentralen staatlichen Leitung und Planung der Volkswirtschaft mit der Entwicklung der Initiative der Betriebskollektive und jedes ein' zelnen Werktätigen einschließt, und die Beziehungen des kameradschaftlichen Wettbewerbs u m die Erhöhung des Wirkungsgrades der gesellschaftlichen Arbeit in allen Bereichen des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses. Das grundlegende Produktionsverhältnis bestimmt auch die Verteilungsverhältnisse in den beiden Phasen der kommunistischen Formation. In den beiden Phasen des Kommunismus sind die Verteilungsverhältnisse Ausdruck der Beziehungen der kameradschaftlichen Zusammenarbeit und gegenseiti29
W. I. Lenin, Bemerkungen zum zweiten Programmentwurf Plechanows, in: Werke, Bd. 6, Berlin 1956, S. 40.
3 Heinridis
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gen Hilfe. Die Produktivkräfte in der ersten Phase der kommunistischen Formation tragen noch „Muttermale" der vorhergehenden Produktionsweisen30, wie in der Teilung von körperlicher und geistiger Arbeit, der Trennung der Arbeit in der Industrie von der in der Landwirtschaft sowie von qualifizierter und nichtqualifizierter Arbeit und in den Elementen der Zersplitterung und des Ressortgeistes deutlich wird. Die Begrenztheit der Konsumtionsfonds bestimmt die Besonderheit der Verteilung im Sozialismus. Diese besteht darin, daß das kollektive Arbeitsergebnis oder gesellschaftliche Gesamtprodukt nach der Bildung der Fonds für die Amortisation, die Akkumulation, die gesellschaftliche Konsumtion, die Reserven u. a. verteilt wird zwischen den Mitgliedern der Gesellschaft nach der Quantität und Qualität der geleisteten Arbeit. Die Versuche, das Verteilungsverhältnis im Sozialismus auf der Grundlage des Wertgesetzes zu gestalten, stehen im Widerspruch zum grundlegenden Produktionsverhältnis, da sie im Grunde darauf hinauslaufen, die Verteilungsweise von der Produktionsweise zu trennen und sie auf das Niveau der kleinen Warenproduktion herabzudrücken. Ein methodologischer Grundzug1 bürgerlicher und linksopportunistischer Angriffe auf den Sozialismus und die Arbeiterklasse in kapitalistischen Ländern besteht in der Trennung der Verteilungsverhältnisse vom grundlegenden Produktionsverhältnis. Dies zeigt sich in der konvergenztheoretischen Behauptung, Sozialismus und Kapitalismus seien „Leistungsgesellschaften". Das Schlagwort von der „Leistungsgesellschaft" ist eines der am hartnäckigsten propagierten sozialen Mythen der bürgerlichen Ideologie. Es soll verschleiern, daß der Kapitalismus eine auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beruhende Gesellschaft ist; eine Gesellschaft, deren grundlegendes Produktionsverhältnis in der Ausbeutung der Arbeit durch das Kapital besteht. Die Verteilung nach den Gesetzen des kapitalistischen Privateigentums kann hier nicht nach der Quantität und Qualität der geleisteten Arbeit erfolgen, sondern erfolgt im gesellschaftlichen Durchschnitt und langfristig gesehen nach dem Wert der Ware Arbeitskraft, deren Reproduktion nur einen Teil der vom Arbeiter verausgabten wertschaffenden Arbeit erfordert, während der andere Teil vom Kapitalisten als Mehrwert angeeignet wird. Ebenso ist es irreführend, den Sozialismus als „Leistungsgesellschaft" zu charakterisieren. Die Verteilung nach der Quantität und Qualität der geleisteten Arbeit - nach Abzug der Mittel für die einfache und erweiterte 30
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Vgl. Karl Marx, Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei, in: MEW, Bd. 19, Berlin 1962, S. 20.
Reproduktion, die gesellschaftliche Konsumtion, die Reserven usw. - ist ebenso Ausdruck des grundlegenden Produktionsverhältnisses der kommunistischen Gesellschaftsformation auf einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklung wie die Verteilung aus den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds. Das sozialistische Leistungsprinzip ist bei dem erreichten Entwicklungsstand der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse das höchste Maß real möglicher sozialer Gerechtigkeit. Der Einfluß der Warenproduktion auf die Verteilungsverhältnisse hängt in der ersten Phase des Kommunismus damit zusammen, daß ein Teil des Nationaleinkommens, den die Werktätigen zur Reproduktion ihres Arbeitsvermögens und zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit erhalten, auf Grund des erreichten Standes der Produktivkräfte proportional zur Quantität und Qualität der von ihnen geleisteten Arbeit verteilt werden muß und daher die Form des Arbeitslohns annimmt. Dies nicht deshalb, weil die Verteilung nach dem Wertgesetz erfolgt, sondern weil die Arbeitsergebnisse der Werktätigen unter den Bedingungen der Existenz der Warenproduktion Waren sind und damit sich die Realisierung dieses für die Konsumtion der Werktätigen bestimmten Teils des Nationaleinkommens über Waren vollzieht. Die Tatsache, daß die Verteilung nach der Leistung mit der Warenform verbunden ist, sagt etwas über die Besonderheiten der Realisierung dieses Produktionsverhältnisses, aber nichts über seine sozialökonomische Natur. Die Verteilung nach der Arbeitsleistung ist die vorherrschende Verteilungsform im Sozialismus; neben ihr und in unmittelbarem Zusammenhang wächst die Bedeutung der Verteilung über die gesellschaftlichen Konsumtionsfonds bei der Realisierung des grundlegenden Produktionsverhältnisses. Eine wichtige Besonderheit der ersten Phase der kommunistischen Formation besteht darin, daß hier die gesellschaftliche Organisation der Arbeit die Ware-Geld-Beziehungen als unentbehrliches Element der Produktionsverhältnisse objektiv benötigt. Hierbei darf aber nicht übersehen werden, daß bereits in der ersten Phase des Kommunismus die Ware-Geld-Beziehungen nicht mehr die einzige und entscheidende Realisierungsform des grundlegenden Produktionsverhältnisses darstellen, wie in der kleinen Warenproduktion und im Kapitalismus, sondern diesem völlig untergeordnet sind, nämlich der planmäßigen Organisation der Beziehungen der kameradschaftlichen Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe im Interesse der Realisierung des Ziels der sozialistischen Gesellschaft. Bereits in der ersten Phase des Kommunismus tritt an die Stelle der ex-post-Koordinierung der Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit entsprechend dem allgemeinen Gesetz der Ökonomie der Zeit mittels des Wertgesetzes und seines Wirkungsmechanismus, des Marktes, die Möglichkeit und Notwendigkeit einer bewußten ex-ante-Koordinierung durch die gesell35
schaftliche Planung im Hinblick auf das Ziel der sozialistischen Gesellschaft. 31 Während also in der auf Privateigentum an den Produktionsmitteln beruhenden Warenproduktion sich die gesellschaftliche Organisation der Arbeit elementar hinter dem Rücken der Produzenten über das Wertverhältnis durchsetzt, sind im Sozialismus die Ware-Geld-Beziehungen der planmäßigen Organisation der Arbeit durch die Gesellschaft entsprechend ihrem Ziel untergeordnet. Die Tatsache, daß in der ersten Phase der kommunistischen Formation die Ware-Geld-Beziehung noch ein sehr wichtiges wenn auch kein ausschließliches und sich selbst regulierendes - Feld der Anerkennung des tatsächlich verausgabten Arbeitsaufwandes als aliquoter Teil der gesellschaftlich notwendigen Gesamtarbeit darstellt, ist Ausdruck des erreichten Standes der Vergesellschaftung der Produktion und der Arbeit. Sie ist vor allem Ausdruck des objektiv erreichten Niveaus und des Charakters der Produktivkräfte. Die noch existierenden großen Unterschiede im wissenschaftlich-technischen Niveau der Produktion, der sehr unterschiedliche Grad der Konzentration und Zentralisation der Produktion, der Stand der Verflechtung und der Kooperationsbeziehungen zwischen den einzelnen Betrieben und Kombinaten, die vorhandenen Unterschiede in der Arbeit, die sich aus dem erreichten Niveau der Arbeitsteilung und Vergesellschaftung der Arbeit der Werktätigen, so aus den Unterschieden zwischen körperlicher und geistiger Arbeit, zwischen qualifizierter und unqualifizierter Arbeit, den Unterschieden zwischen der in der Industrie und Landwirtschaft verausgabten Arbeit und den aus diesen Unterschieden erwachsenden sozialökonomischen Unterschieden zwischen den einzelnen Klassen, Schichten und Gruppen ergeben, sind Ausdruck der Tatsache, daß der in der ersten Phase des Kommunismus erreichte Grad der Vergesellschaftung die Ware-Geld-Beziehungen zu einem objektiv notwendigen Element der Organisation der gesellschaftlichen Arbeit und damit der sozialistischen Produktionsverhältnisse macht. Ein gegenwärtig stark diskutiertes Problem ist die Aufdeckung des Zusammenhangs zwischen dem grundlegenden Produktionsverhältnis und den Ware-Geld-Beziehungen im Sozialismus. Der theoretische Wortführer der „Ultralinken", Ernest Mandel, behauptet die Unvereinbarkeit der Existenz der sozialistischen Gesellschaft mit der Warenproduktion; 3 2 er meint, das 31
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Vgl. Karl Bichtier / Harry Maier, Die Messung des Arbeitsaufwandes als politökonomisches Problem, in: Probleme der politischen Ökonomie. Jahrbuch des Instituts für Wirtschaftswissenschaften, Bd. 10, Berlin 1967, S. 89 (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin). Ernest Mandel, Marxistische Wirtschaftstheorie, Frankfurt am Main 1968, S. 598.
eine schließe das andere aus. Beim Aufbau des Sozialismus existiere eine „antagonistische Koexistenz von Plan und Markt", „deren Konflikt aber überreizt wird" durch „die Frevel der bürokratischen Usurpation", die das „automatische Spiel der Warenkategorien verschärfen". 33 Für solche revisionistischen Theoretiker wie Ota Sik sind dagegen die „Ware-Geld-Beziehungen" und der „Marktmechanismus" das entscheidende Feld, auf dem die Interessen der Mitglieder der Gesellschaft einander gegenübertreten und sich realisieren.34 So unterschiedlich diese beiden Konzeptionen auf den ersten Blick erscheinen, ihnen ist neben den Angriffen auf den existierenden Sozialismus gemeinsam, daß sie den Zusammenhang zwischen dem grundlegenden Produktionsverhältnis der kommunistischen Gesellschaftsformation und der Existenz von Ware-Geld-Beziehungen entstellen. Es gibt keinerlei „Koexistenz" - weder eine antagonistische noch eine nichtantagonistische - zwischen den Ware-Geld-Beziehungen und dem grundlegenden Produktionsverhältnis. Diese Beziehungen sind vielmehr völlig vom grundlegenden Produktionsverhältnis bestimmt, und zwar sowohl in ihrem sozialökonomischen Inhalt, in ihrer Wirkungsweise als auch in „ihrem spezifischen Gewicht". Die Adaption und Veränderung von ökonomischen Kategorien vorhergehender Produktionsweisen auf einer höheren Stufe der gesellschaftlichen Entwicklung ist durchaus keine neue historische Erscheinung. Marx hat dies am Beispiel des Grundeigentums und der Grundrente gezeigt. Er schreibt: „Die Form aber, worin die beginnende kapitalistische Produktionsweise das Grundeigentum vorfindet, entspricht ihr nicht. Die ihr entsprechende Form wird erst von ihr selbst geschaffen durch die Unterordnung der Agrikultur unter das Kapital, womit denn auch feudales Grundeigentum, Claneigentum, oder kleines Bauerneigentum mit Marktgemeinschaft, in die dieser Produktionsweise entsprechende Form verwandelt wird, wie verschieden auch deren juristischen Formen seien . . . Das Grundeigentum erhält so seine reine ökonomische Form, durch Abstreichung aller seiner frühern politischen Verbrämungen und Verquickungen. . .' C O '3
a) O (fl h a s ° ce 5s i & I § 3 (S Ä o-
Ja. B. Kvasa, V. Krassovskij 24 und A. I. Notkin 25 verneinen die Gesetzmäßigkeit einer quasi-zyklischen Entwicklung im Sozialismus. Tempo und Struktur der Investitionen müssen im Gegenteil so gestaltet werden, daß die Entwicklung der Volkswirtschaft kontinuierlich und stabil verläuft. Das schließt nicht aus, daß Beschleunigungen und Verlangsamungen des Tempos der Investitionen möglich und notwendig sind. Aber diese Veränderungen können sich in der Regel nur innerhalb bestimmter Grenzen bewegen. Diese Grenzen werden einmal durch die Erfordernisse der Lösung der Hauptaufgabe bestimmt. Wenn die Akkumulationsrate im wesentlichen stabil gehalten wird, sind die Möglichkeiten, die Investitionszuwachsraten zu verändern, ebenfalls gering. Zum anderen handelt es sich stets darum, mit Hilfe von Investitionen die Struktur des Produktionsprozesses zu verändern. Das spielt auch im Zusammenhang mit der Intensivierung des Reproduktionsprozesses eine wichtige Rolle. Solchen Veränderungen sind jedoch ebenfalls relativ enge Grenzen gezogen. Eine wichtige Aufgabe der theoretischen Forschung besteht darin, diese Grenzen hinreichend genau zu bestimmen. Das Studium der Entwicklung der zurückliegenden Jahre kann dazu wichtige Anhaltspunkte geben. Die Tabelle 9 zeigt, daß die Steigerungsraten der Investitionen für die Industrie und die übrigen angeführten Bereiche in mehreren Jahren von einer relativen Konstanz der Wachstumsraten bestimmt sind. Diese Entwicklung wird jedoch in allen Ländern und bei allen Bereichen durch forciertes Wachstum unterbrochen. Dabei fällt auf, daß diese Gipfel im Wachstumstempo in der Regel nur einen kurzen Zeitraum umspannen. In 30 Fällen erstrecken sich diese Gipfel über ein oder zwei Jahre und nur in vier Fällen über drei oder vier Jahre. In sieben Fällen folgt überdies auf das forcierte Wachstum eine absolute Senkung des Investitionsvolumens im nächsten Jahr. Diese Forcierungen sind zweifacher Art. Einmal dienen sie dazu, Engpaßsituationen zu überwinden. Zum anderen wird mit ihnen der Zweck verfolgt, den Erfordernissen der Konsumtion oder des wissenschaftlichtcchnischen Fortschritts beschleunigt nachzukommen. Ein Teil dieser Beschleunigungen trägt aber zweifellos dazu bei, daß neue Disproportionen entstehen.
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des Instituts für Wirtschaftswissenschaften, Bd. 11, Berlin 1968, S. 73 ff. (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin). Vgl. Ja. B. Kvasa, V. Krassovskij, Investitionsbauwesen und Akkumulation, in: Sowjetwissenschaft, Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, 1/1966, S. 7 f. Vgl. A. I. Notkin, Die Akkumulation und ihre Rolle in der sozialistischen Reproduktion, in: Wirtschaftswissenschaft, 7/1971, S. 1010 f.
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Die Entwicklung von Produktivität und Effektivität würde somit erhöht, wenn das Auf und Ab eingeschränkt werden könnte. Die Stabilisierung der Akkumulationsrate in den europäischen sozialistischen Ländern wird zunächst eine ausgeglichenere Entwicklung des gesamten Investitionsvolumens herbeiführen. Der Schlüssel zur Lösung des gesamten Problems liegt jedoch offenbar in einer allgemeinen Verbesserung von Prognosen und langfristiger Planung des gesamten Reproduktionsprozesses. Auf diese Weise wird die proportionale Entwicklung aller Bereiche und Zweige der Volkswirtschaft und aller Faktoren des Reproduktionsprozesses verbessert und damit auch die kontinuierliche Entwicklung der Investitionen gesichert.
2.2.4. Die Bedeutung der Dynamik von Arbeitsplatzund Beschäftigtenstruktur für die volkswirtschaftliche Kontinuität Die Steigerung der volkswirtschaftlichen Effektivität erfordert, daß sich die Wirtschaft auf der Basis der proportionalen Entwicklung aller Faktoren des Reproduktionsprozesses vollzieht. Die Sicherung einer proportionalen Entwicklung zwischen Arbeitsplätzen und Arbeitskräften stellt hierbei ein zentrales Problem dar. Sie schließt die Aufgabe ein, Kontinuität bei der für den Produktivitätsfortschritt notwendigen Dynamik in der Produktions- und Bereichsstruktur sowie der damit verbundenen Arbeitsplatzstruktur zu wahren. Diö Arbeitsplatzstruktur unterliegt unter den Bedingungen der vorwiegend intensiv erweiterten Reproduktion folgender Entwicklung: - Eine ständige Veränderung in der Arbeitsplatzstruktur ergibt sich aus der notwendigen Steigerung der Arbeitsproduktivität und volkswirtschaftlichen Effektivität. Mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt vollzieht sich innerhalb eines jeden Zweiges und Bereichs ein ständiger Wandel zwischen qualitativ veränderten neuen Arbeitsplätzen und veralteten Arbeitsplätzen an Maschinen und Anlagen. Das Ziel muß darin bestehen, mit der qualitativen Verbesserung der Arbeitsplätze ihren quantitativen Umfang einzuschränken. - Veränderungen in der Arbeitsplatzstruktur werden zwischen den Zweigen und Bereichen beziehungsweise innerhalb dieser dadurch erforderlich, daß die Dynamik in der Bedürfnisstruktur, im wissenschaftlich-technischen Fortschritt und in der Integration zwischen den RGW-Ländern ständig in einem bestimmten Umfang die Aufnahme neuer Erzeugnisse in die Produktion sowie Strukturveränderungen zwischen den Bereichen und Zweigen erfordert. 172
- Die Herausbildung effektiver Produktions- und Bereichsstrukturen schließt in einem bestimmten Umfang auch extensive Erweiterungen, das heißt die Schaffung neuer zusätzlicher Arbeitsplätze, besonders in den rohstoff- und energieerzeugenden Zweigen, ein. • Diese für die Steigerung der Arbeitsproduktivität und volkswirtschaftlichen Effektivität wesentlichen Veränderungen in der Arbeitsplatzstruktur erfordern eine übereinstimmende Entwicklung mit dem gesellschaftlichen Arbeitsvermögen, sowohl was das Volumen als auch die Berufs- und Qualifikationsstruktur betrifft. Die Struktur der Beschäftigten ist in doppelter Hinsicht festgelegt: - einerseits quantitativ, durch die bisherige Struktur der Bereiche der Volkswirtschaft, in Abhängigkeit von der Entwicklung der Arbeitsproduktivität und Effektivität, - andererseits qualitativ, das heißt hinsichtlich Qualifikations- und Berufsstruktur, vor allem durch die Anforderungen aus der bisherigen Arbeitsplatzstruktur. Um entstehende Widersprüche zwischen der Beschäftigtenstruktur, wie sie sich aus der Dynamik der Arbeitsplatzstruktur ergibt, und der vorhandenen Beschäftigtenstruktur planmäßig lösen zu können, ist es erforderlich: - Kontinuität zu sichern bei der Veränderung der Arbeitsplatzstruktur. Zu rasche Veränderungen in der Arbeitsplatzstruktur können, wie die Erfahrungen zeigen, mit uneffektiver Auslastung hochproduktiver Maschinen und Anlagen verbunden sein, weil die dafür erforderliche Beschäftigtenzahl nicht vorhanden ist beziehungsweise ihre Struktur sich nicht so schnell verändern kann; - Kontinuität zu sichern bei der Freisetzung von Arbeitskräften. Um Beschäftigtenstrukturen entsprechend der Entwicklung in der Arbeitsplatzstruktur verändern zu können, sind disponible Arbeitskräfte erforderlich. Bei der Sicherung der quantitativen Disponibilität der Beschäftigten für die Verwirklichung einer effektiven Strukturveränderung in der Produktion kommt dem Prozeß der ständigen Freisetzung von Arbeitskräften eine hohe politische und wirtschaftliche Bedeutung zu. Dabei ist unter sozialistischen Produktionsverhältnissen davon auszugehen, daß das Recht auf Arbeit für alle arbeitsfähigen Menschen gewährleistet wird, daß Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung ausgeschlossen sind; - Kontinuität zu sichern bei der Veränderung der Qualifikations- und Berufsstruktur. Hierbei ist es einerseits möglich, über die Zu- und Abgänge der Beschäftigten den Prozeß der Veränderung auf der Grundlage langfristiger Bildungskonzeptionen zu steuern. Andererseits ist es erforderlich durch eine kontinuierliche Weiterbildung und auch Umschulung der Beschäftigten ständig die erforderliche qualitative Disponibilität herzustellen. 173
Durch diese Aspekte sind der Arbeitskräftebewegung, das heißt ihren strukturellen Veränderungen zwischen den Zweigen und Bereichen, zwischen den Berufen und Qualifikationen oder ähnlichem relativ enge Grenzen gesetzt. Daraus ergeben sich Anforderungen an die Investitionstätigkeit im Zusammenhang mit der Entstehung qualitativ neuer Arbeitsplätze, der Aufhebung von Arbeitsplätzen sowie der Schaffung neuer zusätzlicher Arbeitsplätze. Ausgehend von einem etwa gleichbleibenden Beschäftigtenvolumen, bestimmt das Tempo der Freisetzung von Arbeitskräften und ihre Effektivität wesentlich die mögliche Disponibilität der Beschäftigten. Sie ist untrennbar verbunden mit der Entwicklung der Berufs- und Qualiiikationsstruktur. Je rascher der Wandel in der Arbeitsplatzstruktur vor sich geht, desto höher sind die Anforderungen an die Freisetzung von Arbeitskräften, desto höher aber auch die Anforderungen an die Veränderung der Qualifikations- und Berufsstruktur. Infolge der Langfristigkeit der Ausbildung beziehungsweise der Dauer der Umschulung ist nur in einem bestimmten - relativ begrenzten - Umfang eine Neu- beziehungsweise Wiederbesetzung der Arbeitsplätze in der erforderlichen Berufs- und Qualifikationsstruktur möglich. Die praktischen Erfahrungen in unserer Wirtschaft bestätigen diese Auffassungen. Die Analyse der Entwicklung der Beschäftigten in den Zweigen und Bereichen der Volkswirtschaft der DDR, untersucht ab 1960, weist auf relativ stabile Beschäftigtenstrukturen hin, deren Veränderung allmählich und ohne Sprünge erfolgte. Analysiert man die jährlichen Veränderungen in der Beschäftigtenstruktur für alle Zweige und Bereiche ab 1960, so zeigt sich, daß über 80 Prozent der Strukturveränderungen zwischen - 0 , 3 und + 0,3 Prozent lagen. Bei absolutem und relativem Beschäftigtenrückgang des materiellen Bereichs hat die Industrie ihr Beschäftigtenvolumen leicht erhöht, wodurch ihr Anteil an den Gesamtbeschäftigten von 1960 bis 1970 um 0,7 Prozent stieg. Die jährlichen Veränderungen im Strukturanteil der Beschäftigten in der Industrie lagen dagegen überwiegend zwischen - 0 , 2 und + 0 , 3 Prozent. Auch innerhalb der Industrie weisen die Beschäftigtenstrukturen auf relative Stabilität hin. Die Zweige der Industrie haben bei geringen Veränderungen im jährlichen Strukturanteil ihren Beschäftigtenanteil an den Gesamtbeschäftigten der Volkswirtschaft im Zeitraum ab 1960 wie folgt verändert: - Die Energie- und Brennstoffindustrie, die Metallurgie und Baumaterialienindustrie — also die vorwiegend rohstoflproduzierenden Zweige hielten ihren Beschäftigtenanteil etwa konstant. - In den Konsumgüter produzierenden Zweigen, also der Textil-, Leichtund Lebensmittelindustrie nahm der Beschäftigtenanteil ab. 174
- Die Zunahme der Beschäftigten und damit auch eine Erhöhung im Anteil an den Gesamtbeschäftigten konzentrierte sich ausnahmslos zwischen 1960 und 1970 auf die Zweige, die ein überdurchschnittlich rasches Wachstum der Produktion zu verzeichnen hatten, das heißt Elektrotechnik/ Elektronik/Gerätebau, Maschinen- und Fahrzeugbau und die chemische Industrie. Bekanntlich sind in diesen Zweigen in diesen Jahren in hohem Maße durch Investitionen neue zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen worden. Das zeigt sich unter anderem in der hohen Investitionsintensität sowie in der relativ hohen absoluten Zunahme des Volumens der Beschäftigten, wodurch sich ihr Anteil um 1 bis 2 Prozent erhöhte. Das heißt jedoch nichts anderes, als daß größeren Bewegungen in der Arbeitsplatzstruktur Veränderungen in der Arbeitskräftestruktur gefolgt sind. Trotz der Umstrukturierung der Beschäftigten zugunsten der genannten drei Zweige der Industrie war_ es in diesen Zweigen jedoch nicht möglich, eine durchschnittliche Auslastung der Kapazitäten zu erreichen. Der Umfang der Freisetzung von Arbeitskräften war zu gering, um eine effektive Auslastung der Arbeitsplätze zu sichern. So lag die zeitliche Auslastung im Verarbeitungs- und Fahrzeugmaschinenbau und in der Elektrotechnik/ Elektronik unter dem Durchschnitt der Industrie. Offensichtlich ist in diesen Zweigen weiter extensiv investiert worden, obgleich die Arbeitskräftegrenze bereits überschritten war. Das läßt die Schlußfolgerung zu, daß für die Herausbildung effektiver Produktionsstrukturen Arbeitsplatzstrukturen nur in einem bestimmten Umfang verändert werden können. Wie die praktischen Erfahrungen zeigen, liegt die mögliche Strukturveränderung der Beschäftigten im Zeitraum von 10 Jahren bei etwa einem Prozent. Wird diese Grenze durch die Veränderungen in der Arbeitsplatzstruktur wesentlich überschritten, so verringert das die Auslastung der Grundfonds und den Nutzeffekt der Investitionen. Entscheidend für die Intensivierung ist, daß die erforderliche Strukturdynamik der Produktion vor allem durch die Steigerung der Arbeitsproduktivität und die in diesem Zusammenhang eintretende Freisetzung von Arbeitskräften erreicht wird, einschließlich deren qualifikationsgerechten Wiedereinsatzes zur Erhöhung der Produktion. Veränderungen in den Beschäftigtenstrukturen können nur in geringem Umfang die Dynamik von Produktionsstrukturen unterstützen. Sie nehmen daher im Rahmen der Intensivierung einen relativ begrenzten Umfang ein.
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2.2.5. Die Beziehung zwischen Materialproduktion und Materialverbrauch in ihrer Bedeutung für die Sicherung der Kontinuität des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses Das Problem von. Kontinuität und Dynamik des Materialverbrauchs - insbesondere in Beziehung zur Materialproduktion - stellt einen Teilaspekt des Problems der Kontinuität des gesamten Reproduktionsprozesses dar und muß - entsprechend seiner Bedeutung als Bedingung wie als Ergebnis eines stetigen Produktionsflusses in der Volkswirtschaft - in die Gesamtproblematik eingeordnet werden. Die Sicherung einer kontinuierlichen und zeitlich stabilen Entwicklung des gesamten volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses ist an Voraussetzungen hinsichtlich der planmäßig proportionalen Entwicklung der verschiedenen Faktoren des Reproduktionsprozesses wie auch der Entwicklung der Bereiche und Zweige in der Volkswirtschaft und ihrer Relationen zueinander gebunden. Andererseits sind die Anforderungen einer proportionalen Entwicklung auf Grund der wechselseitigen Verflechtungen in der Volkswirtschaft wieder eng mit einer zeitlich kontinuierlichen Entwicklung bei den einzelnen Faktoren sowie Bereichen und Zweigen der Volkswirtschaft verknüpft. So sind Kontinuität und Proportionalität auch zwei zusammengehörende Aspekte bei der Gestaltung der Beziehungen zwischen der Produktion in den Industriezweigen und dem laufenden Materialverbrauch in den Industriezweigen. Eine effektive Gestaltung dieser Entwicklungsrelationen trägt dazu bei, die Effektivität in der volkswirtschaftlichen Reproduktion insgesamt zu erhöhen. Die Anforderungen an die jeweiligen Entwicklungsrelationen von Produktion und Materialverbrauch müssen dabei so aufgefaßt werden, daß sie Spielraum für dynamische Entwicklungen, für Tempobeschleunigungen auf Grund der wissenschaftlich-technischen Fortschritte beim Materialverbrauch wie bei der Produktion gewähren, die als zeitweilige Diskontinuitäten in Erscheinung treten können. Sie sind demnach dem Aspekt der Kontinuität des gesamten volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses untergeordnet. Andererseits kommt es aber darauf an, unter Vermeidung von Stagnation eine größere Ausgeglichenheit auch bei der Dynamik der Relationen zwischen Produktion und Materialverbrauch zu erzielen. Es sollen Schwankungen vermindert und starke Ausschläge nach oben oder unten vom durchschnittlichen Wachstumstempo eingeschränkt werden. Der Wechsel von Beschleunigungen oder Verlangsamungen des Wachstumstempos bei Produktion und Materialverbrauch in einem längeren Zeitraum führt vor allem auch zu Spannungen bei der Aufrechterhaltung proportionaler Beziehungen in der Volkswirtschaft insgesamt, die Grundlage für Stabilität in der Effektivitätsentwicklung der ganzen Volkswirtschaft sind. 176
In diesem Zusammenhang kommt der Frage große Bedeutung zu, wie proportionale Entwicklungsrelationen insbesondere zwischen der Produktion in den überwiegend material- (einschließlich rohmaterial-) produzierenden Industriezweigen - Energie- und Brennstoffindustrie, Metallurgie. Baumaterialienindustrie - und der Produktion in den überwiegend materialbe- und verarbeitenden Industriezweigen - Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektrotechnik/Elektronik/Gerätebau, Leichtindustrie sowie Bauwirtschaft - gesichert werden können. Eine Sonderstellung bei einer solchen Gruppierung nimmt die chemische Industrie ein, die in hohem Maße sowohl Produzent als auch Verbraucher von Material ist. Veränderungen, die sich in der Produktion der vorwiegend materialproduzierenden Zweige vollziehen, beeinflussen Umfang und Struktur des Materialeinsatzes bei den weiterverarbeitendsn Zweigen und werden auf die Produktion der vorwiegend weiterverarbeitenden Industriezweige übertragen. Bleibt die Produktion der Materialerzeuger in ihrem Wachstumstempo stark zurück oder schwanken die erzeugenden Zweige beträchtlich im Wachstumstempo, so entstehen Disproportionen. Materialverbrauch und Produktion der vorwiegend weiterverarbeitenden Industriezweige lösen sich vor allem von ihrer Rohmaterialbasis, und die weitere Entwicklung wird auch in den für die Volkswirtschaft wichtigen Wachstumszweigen gehemmt. Spannungen und widersprüchliche Entwicklungen auf dem Rohmaterialsektor behindern den Materialeinsatz in den Weiterverarbeitungsindustrien und die quantitative und qualitative Entwicklung der Finalproduktion. Die Erhöhung der volkswirtschaftlichen Effektivität insgesamt wird ungünstig beeinflußt. So konnte in der Vergangenheit in der Volkswirtschaft der DDR den Proportionalitäts- und Kontinuitätsanforderungen in den Beziehungen zwischen vorwiegend materialproduzierenden und vorwiegend materialverarbeitenden Zweigen nicht immer entsprochen werden, so daß sich spürbare Auswirkungen ergaben. Starke Schwankungen in den Wachstumsraten der Produktion der materialproduzierenden Zweige - verbunden mit starken Schwankungen im Materialverbrauch dieser Zweige selbst - führten dazu, daß instabile Entwicklungen in dem sich aus den Beziehungen von Materialproduzenten zu Materialverbrauchern ableitenden Verhältnis von Zulieferindustrie zur Finalproduktion auftraten, die durch eine zielgerichtete Investitionspolitik inzwischen weitgehend überwunden werden konnten. Die Bedeutung kontinuierlicher und proportionaler Entwicklungsbeziehungen als ein Grundproblem bei der Gestaltung der Industriezweigstruktur wird klar ersichtlich. Dennoch besteht - abgesehen auch von der Frage der Import/ExportBeziehungen auf dem Materialsektor - zwischen der Produktionsentwicklung bei den materialproduzierenden Zweigen und der Materialverbrauchs12
Heinrichs
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und Produktionsentwicklung bei den weiterverarbeitenden Zweigen keine strenge Bindung in dem Sinne, daß gleichlaufende Entwicklungstendenzen hinsichtlich Kontinuität und Dynamik bestehen müssen. Intensivierung und Erhöhung der Effektivität in den gegenseitigen Beziehungen setzen gerade voraus, daß es gelingt, eine relative Verminderung des Materialverbrauchs bei den Weiterverarbeitern gegenüber der Produktionsentwicklung bei den Materialproduzenten zu erreichen. Es ist eine grundsätzliche Aufgabe bei der Intensivierung der volkswirtschaftlichen Reproduktion, die Beziehungen zwischen der Produktion in den Industriezweigen und dem Materialverbrauch der Zweige — unter Berücksichtigung der Verflechtungen zwischen den vorwiegend materialproduzierenden und den vorwiegend materialweiterverarbeitenden Zweigen - so zu gestalten, daß insgesamt in der Industrie wie auch in der Volkswirtschaft eine relative Verminderung des Materialverbrauchs im Vergleich zur Produktion zu verzeichnen ist. Nur dann kann die Materialintensität der Produktion sinken, was sich auf die Effektivität der Volkswirtschaft insgesamt positiv auswirkt. Um Kontinuität und Effektivität in den Beziehungen zwischen vorwiegend materialproduzierenden und vorwiegend materialverarbeitenden Zweigen zu erhöhen, sind eine Reihe von Fragen im Zusammenhang mit der Intensivierung der volkswirtschaftlichen Reproduktion insgesamt zu berücksichtigen: - In den material- und insbesondere rohmaterialproduzierenden Zweigen ist eine Intensivierung der Produktion selbst erforderlich. Dazu gehört, daß die Komplexität in der Nutzung der Rohstoffe durch wissenschaftlichtechnischen Fortschritt und Vervollkommnung der Technologien erhöht wird. Qualitätsverbesserungen in den Ausgangsstufen der Produktion müssen die Vorbedingungen für verbesserte Materialnutzung in den Weiterverarbeitungsstufen schaffen. Die Kontinuität der Fertigungsprozesse muß durch neue, insbesondere auch chemische Verfahren erhöht werden, herkömmliche Rohmaterialien müssen durch neue effektivere ersetzt und für den Stufenprozeß der Weiterverarbeitung verfügbar gemacht werden und anderes mehr. Zusammenlegung und Annäherung erster Bearbeitungsstufen an die Rohstoffquelle selbst können zur Erhöhung der Effektivität rohmaterialproduzierender Zweige beitragen. Intensivere und effektivere Nutzung der Ausgangsstoffe bei den Material- und insbesondere Rolimaterialproduzenten macht ein höheres Volumen an Material für die Weiterverarbeitung verfügbar, ohne daß über einen längeren Zeitraum die Relation zwischen dem verbrauchten Material in der Industrie insgesamt und dem Produktionsausstoß in der Industrie insgesamt ungünstig beeinflußt wird. - Da durch neue hochwertige Material-, insbesondere Rohmaterialarten (die zum Teil zugleich Energieträger sind) sich immer mehr - ermöglicht 178
durch die zunehmende sozialistische ökonomische Integration - ein Umschichtungsprozeß in den vorwiegend materialproduzierenden Zweigen sowie in der chemischen Industrie vollzieht, ist es wichtig, mehr Kontinuität in der Entwicklung als bisher herzustellen und die starken Schwankungen in den Zu- und Abnahmeraten bei den verschiedenen Materialarten zu vermindern. Dann können Anpassungsprozesse bei den Weiterverarbeitern in Verbindung mit der Umstrukturierung der Grundfonds und den veränderten Einsatzbedingungen der Arbeitskräfte effektiver gestaltet werden. Der Neuzugang an Grundfonds im Vergleich zum Gesamtvolumen an langfristig wirksamen Grundfonds, durch das die Produktionsstruktur festgelegt wird, kann bei den weiterverarbeitenden Zweigen ohnehin nur in Entwicklungsetappen erfolgen. - Die Intensivierung der Produktion in den vorwiegend materialproduzierenden Zweigen ist zum Teil mit größeren Erweiterungsinvestitionen verbunden, was sich auf die Kennziffern der Effektivität der Materialnutzung, aber auch der Nutzung der Grundfonds und der Arbeitskräfte auswirkt. Wird die Basis der Materialproduktion durch Grundfondszuwachs in der Energie- und Brennstoffindustrie, Metallurgie und Baumaterialienindustrie erweitert, um dort eine höhere Produktion zu erzielen, bedeutet das nicht nur in der Tendenz eine Verlangsamung der Senkung der Materialintensität der Industrie, da es sich um materialintensive Zweige handelt, sondern auch eine Erhöhung der Grundfondsintensität der Industrie. Diese Zweige, die bereits eine über dem Durchschnitt der Industrie liegende Grundfondsintensität aufweisen, erhalten dann ein größeres Gewicht gegenüber den materialweiterverarbeitenden Zweigen. Gleichzeitig werden Tendenzen in der Verlangsamung des Wachstums der Arbeitsproduktivität in der Industrie insgesamt wirksam. Auch das spricht dafür, daß sprunghafte Entwicklungen und starke Schwankungen in den Beziehungen zwischen den Materialproduzenten und den Materialverbrauchern, die eflektivitätswirksam werden, im Interesse einer stabilen und kontinuierlichen Entwicklung der Industrie insgesamt beschränkt werden. — Unter dem Aspekt der Intensivierung und Erhöhung der Effektivität in der Volkswirtschaft insgesamt ist es vor allem zweckmäßig, die Produktion und die Materialnutzung in den vorwiegend materialweiterverarbeitenden Zweigen zu intensivieren. Mit der Vervollkommnung der Produktion und der Sicherung eines kontinuierlichen Produktionsablaufs in Verbindung mit einer qualitativ verbesserten Weiterverarbeitung des Materials, die die Maßnahmen zur Durchsetzung einer rationellen Materialökonomie einschließt, kann in den Weiterverarbeitungszweigen ein Wachstum der Produktion und auch des Volumens der Finalproduktion mit einem gleichen oder verminderten Materialvolumen erzielt werden. Zugleich bedeutet 12'
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eine Erhöhung des Produktionsausstoßes je eingesetzte Einheit Rohmaterial in der Weiterverarbeitung eine effektivere Nutzung der bestehenden Verarbeitungskapazitäten und ermöglicht zudem die Ausweitung der Erzeugnisstrukturen. - Die direkten Auswirkungen in den Verarbeitungsindustrien stellen jedoch nur eine Seite der möglichen Erhöhung der Kontinuität und Effektivität der volkswirtschaftlichen Reproduktion dar. Noch wichtiger ist, daß durch die Intensivierung der Materialnutzung in den vorwiegend materialweiterverarbeitenden Zweigen effektivitätserhöhende Auswirkungen auf die vorwiegend materialerzeugenden Zweige erzielt werden, indem das bei der Verarbeitung relativ - im Vergleich zur Erhöhung der Produktion eingesparte Material nicht von den Rohmaterialproduzenten zusätzlich produziert werden muß. Die Zuführung von Investitionen zu extensiven Erweiterungen kann zugunsten intensiver Rationalisierungsmaßnahmen bei der Materialproduktion vermindert werden oder der Entwicklung der Kapazitäten in den Verarbeitungszweigen zugute kommen. Eine derartige Umverteilung von Investitionen führt zu einer Steigerung von Volumen und Wert der Finalproduktion je Einheit der Investitionen in den materialproduzierenden und -verarbeitenden Zweigen zusammengenommen. Ein grundsätzliches Erfordernis bei der Gestaltung der Beziehungen zwischen vorwiegend materialproduzierenden und den vorwiegend materialweiterverarbeitenden Zweigen muß darin bestehen, daß Kontinuitäts-, Proportionalitäts- und Effektivitätsgesichtspunkte komplex in ihren Wechselbeziehungen berücksichtigt werden. Das betrifft sowohl die Produktion selbst als auch den mit ihr zusammenhängenden Materialverbrauch und die Nutzung von Arbeitskräften und Grundfonds. 2.2.6. Der Einfluß der Außenwirtschaft auf die Sicherung der volkswirtschaftlichen Kontinuität und Stabilität In Ländern wie der DDR, deren Volkswirtschaft schon von den Bedingungen her stark außenwirtschaftsorientiert und bereits weitgehend in die internationale Arbeitsteilung eingegliedert ist, hat die Gestaltung eines entsprechenden Verhältnisses zwischen Export, Import und Produktion zwangsläufig eine besonders große Bedeutung für die Sicherung der Kontinuität und Stabilität der volkswirtschaftlichen Reproduktion und die Steigerung der volkswirtschaftlichen Effektivität. Unter den Bedingungen der sozialistischen ökonomischen Integration und der damit verbundenen, noch engeren internationalen Verflechtung der Volkswirtschaft nimmt das Gewicht dieses Problems noch zu. Dahinter verbergen sich sowohl leitungsund planungsmethodische als auch inhaltliche Probleme und Aufgaben. 180
Ersteres bezieht sich insbesondere auf die leitungsmäßige Beherrschung der Integrationsprozesse, einschließlich der Entwicklung und Anwendung eines Instrumentariums, das die termin-, volumen-, qualitäts- und sortimentsgerechte Einhaltung eingegangener Export- und Importverpflichtungen sowie die Erfüllung anderer Verpflichtungen sichert. Hier sind noch zahlreiche Reserven gegeben. In erster Linie jedoch bleibt die Frage der Erhöhung des Einflusses der Außenwirtschaft auf die Sicherung der Kontinuität der volkswirtschaftlichen Reproduktion eine Frage der weiteren inhaltlichen Gestaltung der außenwirtschaftlichen Beziehungen. Das ergibt sich aus folgenden grundlegenden Wechselbeziehungen: Der wachsende Einfluß der Außenwirtschaft hat seine objektive Grundlage in dem immer mehr über die Ländergrenzen hinaustretenden Prozeß der Vertiefung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung. Die Bedeutung der Außenwirtschaft innerhalb der einzelnen Volkswirtschaften rückt um so eher und stärker in den Mittelpunkt, je weiter die Produktivkräfte und die gesellschaftliche Arbeitsteilung im Innern bereits entwickelt und je kleiner die Volkswirtschaftskomplexe beziehungsweise je mehr die Potentiale und Ressourcen der Länder begrenzt sind. Das zeigt sich deutlich in der DDR. Ob indirekt über den internationalen Warenaustausch oder über die direkte Zusammenarbeit in der materiellen Produktion herbeigeführt, verbindet sich mit der Entwicklung und Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung eine zunehmende Internationalisierung der Produktivkräfte, der Produktionsverhältnisse und des Vergesellschaftungsprozesses von Produktion und Arbeit und - als Resultat derselben - eine wachsende internationale Verflechtung in allen Bereichen und auf allen Stufen der volkswirtschaftlichen Reproduktion. Das äußert sich vor allem in einer internationalen Verflechtung der Strukturen der RGW-Länder, einer Zusammenführung ihrer Potentiale zur gemeinsamen und arbeitsteiligen Entwicklung und Produktion von Erzeugnissen, Erzeugnisgruppen und Einzelteilen und zur Erschließung von natürlichen Ressourcen. Es gibt heute keinen Bereich der gesellschaftlichen Produktion mehr, der nicht direkt oder indirekt über die bestehenden volkswirtschaftlichen Verflechtungsbeziehungen von diesem besonders nach Annahme des Komplexprogramms sich stärker entfaltenden internationalen Verflechtungsprozeß erfaßt ist beziehungsweise wird. Wie die Entwicklungstendenzen bestätigen, ist dieser Prozeß damit verbunden - beginnend auf den wichtigsten Gebieten - , die Gestaltung der volkswirtschaftlichen Grundproportionen und die Lösung grundlegender Probleme der weiteren Vervollkommnung der volkswirtschaftlichen und innerzweiglichen Strukturen (Sicherung des Energie-, Brenn- und Rohstoffbedarfs, stärkere Gewichtung der Konsumgüterproduktion, Durchsetzung 181
des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, Erhöhung des Konzentrationsgiades) zunehmend nach internationalen Standort- und Effektivitätskriterien vorzunehmen. Die zunehmende internationale Verflechtung der volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesse zwingt dazu, den Kontinuitäts- und Stabilitätseflekten des Außenhandels, der internationalen Spezialisierung und Kooperation in der Forschung, Entwicklung und Produktion, der Beteiligung an gemeinsamen Investitionsobjekten und Betrieben sowie internationalen Wirtschaftsorganisationen der RGW-Länder und an anderen Formen und Wegen der internationalen Zusammenarbeit und Arbeitsteilung sowie auch den territorialen Aspekten in der Entwicklung dieser Zusammenarbeit eine bewußt größere Aufmerksamkeit zu schenken. Die vorrangige Verflechtung der Volkswirtschaft der DDR mit der UdSSR und den anderen sozialistischen Ländern ist deshalb auch von dieser Seite her eine objektive Notwendigkeit, die ökonomisch und politisch begründet ist und entscheidende Vorteile bietet. In ökonomischer Hinsicht sind es vor allem zwei entscheidende spezifische Wesenszüge, die auch hinsichtlich der stabilisierenden Wirkungen die Vorzüge und größeren potentiellen Möglichkeiten der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung gegenüber allen anderen Systemen internationaler Zusammenarbeit und Arbeitsteilung zum Ausdruck bringen: - Die sozialistische Produktionsweise in allen RGW-Ländern erweitert das internationale Wirkungsfeld der ökonomischen Gesetze, so daß potentiell größere Möglichkeiten bestehen, auch die äußeren Reproduktionsbedingungen planmäßiger und kontinuierlicher in die volkswirtschaftliche Entwicklung einzubeziehen. - Die direkte Zusammenarbeit in der materiellen Produktion selbst (einschließlich ihrer Vorstufen) entwickelt sich immer mehr zum Hauptweg der internationalen Verflechtung der Reproduktionsprozesse, verbunden mit dem Trend zür breiteren Durchsetzung umfassend begründeter komplexer und multilateraler Lösungen. Die schrittweise Herausbildung und Qualifizierung gerade dieser beiden Grundzüge der Zusammenarbeit hat bereits während der vergangenen Jahrzehnte maßgeblich den hohen Anteil der Außenwirtschaft an der raschen Entwicklung der Volkswirtschaften aller RGW-Länder und der Profilierung ihrer Grund- und innerzweiglichen Strukturen bestimmt. Ihre konsequente Ausnutzung erhöht die Kontinuität der volkswirtschaftlichen und zweiglichen Reproduktionsprozesse. Andererseits darf nicht übersehen werden, daß hinsichtlich der Wirkungen der Außenwirtschaft auf die Sicherung einer langfristig stabilen und kontinuierlichen Entwicklung der Volkswirtschaft bis in die Gegenwart 182
noch Begrenzungen bestehen. Die äußeren Reproduktionsbedingungen waren insgesamt noch nicht im gleichen Maße planbar und zu beherrschen wie die inneren. Denn bei allen Fortschritten, die zum Beispiel eine meistens über fünf J a h r e getroffene bilaterale Abstimmung und Vereinbarung des gegenseitigen Warenaustauschs und ihre jährliche Spezifizierung mit allen RGW-Ländern brachte, schloß sie manche unvorhergesehene und unerwünschte Verschiebung in den Export- und Importstrukturen nach Ablauf dieser Periode und eine weitere Zunahme von ökonomisch unbegründeten Parallelentwicklungen und -Produktionen nicht aus. Hinzu kommt, daß der noch relativ geringe Anteil der internationalen Spezialisierung auf Vertragsbasis und die noch vorhandenen Sortimentslücken in der Produktion und in der Bedarfsabdeckung, besonders von wichtigen Produktionsmitteln und industriellen Konsumgütern, diese Tendenzen noch verstärkten. Auch zeitweilig auftretende Spitzen im Inlandsbedarf (zum Beispiel in Rekonstruktionsperioden wie E n d e der sechziger Jahre in der Textilindustrie) und nichtplanbare Entwicklungen (zum Beispiel witterungsbedingte Ausfälle in der Landwirtschaft) führten zu notwendigen zeitweiligen Veränderungen in den Sortimenten u n d damit zu mehr oder weniger großen Schwankungen in den Entwicklungsverläufen des Exports und Imports, die allgemein größer waren als in der Produktionsentwicklung. Insgesamt zeigt die Analyse der bisherigen Entwicklung - auf die DDR bezogen - folgende Beziehungen: Erstens: Kontinuität der Produktion > Kontinuität des Exports > Kontinuität des Imports (vgl. Tabelle 10). Tabelle 10 Jährliche Zuwachsraten des gesamten Exports und Imports sowie der industriellen Bruttoproduktion der DDR
Export Import Produktion Quelle:
1966
1967
1968
1969
1970
1971
1972
4,4 14,3 6,3
7,8 2,0 6,6
9,7 3,5 6,5
9,6 21,5 6,8
10,3 17,5 6,5
10,8 2,3 5,6
12,2 9,2 5,7
Statistisches Jahrbuch der DDR 1973, Berlin 1973, S. 116, 284.
Zweitens: Kontinuität der Volkswirtschaft und Industrie > Kontinuität des Maschinenbaus > Kontinuität der elektrotechnischen/elektronischen Industrie (vgl. Abbildung 6). Die in der ersten Beziehung zum Ausdruck kommenden Wechselwirkungen sind komplexer Natur. Kennzeichnend ist jedoch f ü r die bisherige
183
Produktion
20
Export
%
1
0
1966 67 68 69 70 71 72
— - —
1966 67 68 69 70 71 72
Industrielle Bruttoproduktion/gesamter Export Produktion des Maschinen- und Fahrzeugbaus/Export von Erzeugnissen des Maschinenbaus lohne Fahrzeugbau) Produktion und Export von Erzeugnissen der Elektrotechnik/ Elektronik
Abb. 6. Jährliche Zuwachsraten der Produktion und des Exports der DDR Quelle: Statistische Jahrbücher der DDR, 1967 bis 1973
Entwicklung, daß sich diese Relation innerhalb der metallverarbeitenden Industrie, dem am stärksten in die internationale Arbeitsteilung (besonders Außenhandel und internationale Spezialisierung und Kooperation) einbezogenen Bereich, umgekehrt zum Wachstumstempo verhielt, also der Import am raschesten zunahm. In den ehemals weniger entwickelten RGW-Ländern (vor allem Bulgarien und Rumänien) dagegen entwickelte sich der Export zumindest seit 1960 am schnellsten. Diese Entwicklung äußert sich in einem allmählichen Ausgleich der Relation zwischen Export und Import in den RGW-Ländern und widerspiegelt besonders den Prozeß der zunehmenden internationalen Spezialisierung zwischen ihnen, der fortschreitenden internationalen Verflechtung ihrer Volkswirtschaften und damit auch den Prozeß der allmählichen Annäherung und Angleichung ihres ökonomischen Entwicklungsniveaus (vgl. Tabelle 11). Die zweite Beziehung unterstreicht die dynamische Entwicklung und die bestimmende Rolle, die gerade die Zweige der Produktionsinstrumentenindustrie innerhalb der volkswirtschaftlichen Reproduktion und damit auch in der internationalen Arbeitsteilung und im internationalen Handel besitzen. Bemerkenswert und auffallend ist jedoch, daß trotz bestimmter stabiler Linien des Exports und Imports besonders zu den RGW-Ländern gerade 184
Tabelle 11 Entwicklung der Relation zwischen Exportanteil und Importanteil der metallverarbeitenden Industrie am jeweiligen Gesamtexport bzw. -import der RGWLänder (Exportanteil = 1)
VRB CSSR DDR VRP SRR UdSSR UVR Quelle:
1960
1965
1970
1971
1972
3,40 0,48 0,26 0,96 1,96
1,76 0,61 0,38 0,95 2,15
1,5 0,74
1,7 0,87
1,4 0,67 0,66 0,94 1,75 1,65 0,95
1,4 0,67 0,64 0,87 1,8 1,56 1,13
1,34 0,68 0,62 1,00 1,85 1,47 1,05
Statisticeskij ezegodnik stran-ölenov SEV, Moskva 1973.
in den Bereichen beziehungsweise Zweigen, die bisher am stärksten in die internationale Spezialisierung und Kooperation einbezogen und entsprechend am gegenseitigen Warenaustausch beteiligt sind (Zweige des Maschinenbaus, der Elektrotechnik/Elektronik und des Gerätebaus), gleichzeitig die größten Schwankungen auftreten. Das erklärt sich vor allem aus der bisherigen Funktion des Außenhandels, speziell in diesem Bereich, und der gegebenen Situation innerhalb dieses Bereichs. So war der bisherige gegenseitige Warenaustausch zum größten Teil noch immer von der Aufgabe bestimmt, Bedarfslücken zu schließen, bestehende Disproportionen zu beseitigen, alljährlich zweiseitige Zahlungsbilanzen auszugleichen, komparative Kostenvorteile zu erschließen und schließlich auch die Auswirkungen eigener Produktionsausfälle beziehungsweise -Verzögerungen zu mindern. Andererseits wurden die Diskontinuitäten noch gefördert durch die Tatsache, daß gerade in der metallverarbeitenden Industrie eine große strukturelle Breite und ein sehr zersplittertes Erzeugnissortiment existierten und so immer die Möglichkeit und der Trend bestanden, mit einer Vielzahl von Erzeugnisarten, die jährlich oft noch unterschiedlich waren, die Importe auszugleichen. Die obengenannten Relationen entsprachen also in erster Linie dem erreichten Entwicklungsstand der Volkswirtschaften der RGW-Länder und ihrer Zusammenarbeit und Arbeitsteilung. Sie waren damit auch notwendige Bedingung für die Lösung der im Plan konzipierten Aufgaben und die Sicherung der kontinuierlichen und stabilen Entwicklung der Volkswirtschaft. Die im Komplexprogramm der sozialistischen ökonomischen Integration der RGW-Länder angestrebte Qualifizierung in der planmäßigen Gestaltung 185
ihrer Zusammenarbeit und die vorgesehene Vervollkommnung der Zusammenarbeit, vor allem in der materiellen Produktion selbst, werden auch hinsichtlich der Kontinuitäts- und Stabilitätseffekte der verschiedenen Formen der Zusammenarbeit und Arbeitsteilung größere Möglichkeiten schaffen. Besonders folgende Maßnahmen und Entwicklungen, die immer mehr zur Geltung kommen, werden dabei eine entscheidende Rolle spielen: - Die weitere Qualifizierung der Koordinierung der Perspektivpläne und die zunehmende Ableitung der internationalen Spezialisierung und Kooperation zwischen den RGW-Ländern aus gemeinsamen Prognosen u n d aus gemeinsam erarbeiteten und abgestimmten, langfristigen strukturellen Entwicklungskonzeptionen bis 1985/90 und darüber hinaus. Dabei wird auf wichtigen Gebieten der Produktion bereits eine gemeinsame Planung durchgesetzt; wesentlich ist dabei ferner, daß diese Abstimmung und Plankoordinierung unter größerer Teilnahme der Betriebe selbst bereits in der Phase der Erarbeitung der Volkswirtschaftspläne beginnt und vor deren Bestätigung erfolgt. Zu diesen Prozessen gehört auch die Aufnahme eines speziellen Planteils beziehungsweise Abschnitts f ü r die Aufgaben der sozialistischen ökonomischen Integration in die Volkswirtschaftspläne sowie die erstmals mehrseitig erfolgte Koordinierung der Volkswirtschaftspläne der RGW-Länder f ü r den Zeitraum 1976 bis 1980 und der in den letzten Jahren verstärkt einsetzende Ubergang zur vertraglich geregelten internationalen Spezialisierung und Kooperation. - Die intensivere Abstimmung und Koordinierung der strukturellen Entwicklung verbindet sich mit einer genaueren volkswirtschaftlichen und internationalen (zunehmend auch multilateralen) Bilanzierung von Produktion, Bedarf, Export und Import. Die Export- und Importentwicklung kann die volkswirtschaftliche Kontinuität um so besser fördern, je mehr sie im entsprechenden Verhältnis zum Bedarf der Abnehmerindustrie im Inland beziehungsweise der Partnerländer und zu den eigenen Produktionsmöglichkeiten steht, oder umgekehrt, wenn die eigene Produktion sich umfangund sortimentsmäßig proportional zu den Importmöglichkeiten u n d der Bedarfsentwicklung vor allem der UdSSR und der anderen RGW-Länder entwickelt. Diese Zusammenhänge sind besonders offensichtlich in der proportionalen Entwicklung zwischen der verarbeitenden Industrie der DDR und der Entwicklung ihrer Grundstoffindustrie beziehungsweise ihres gesicherten Imports an Energie-, Brenn- und Rohstoffen. Vom Standpunkt der Sicherung einer langfristigen Kontinuität, Stabilität und Effektivität, um die es vor allem geht, erscheinen dabei die sich herausbildenden Bedürfniskomplexe und langfristigen Strukturlinien zweifellos als gewichtigere Bestimmungsfaktoren als der jeweils nur f ü r den nächsten Entwicklungsund Planungszeitraum angemeldete Bedarf.
186
- Die internationale Abstimmung und Koordinierung schließt zunehmend auch die Investitionstätigkeit ein, vor allem auf den volkswirtschaftlich entscheidenden und export- und importintensiven Gebieten. Das ist insofern wichtig, als mit Tempo, Struktur und Effektivität der Investitionsentwicklung bereits wesentliche materielle Grundlagen f ü r die künftige Gestaltung des Verhältnisses zwischen Produktion, Inlandsverbrauch, Export und Import gelegt werden. Hier wird besonders deutlich, daß die Gestaltung eines f ü r die volkswirtschaftliche Kontinuität u n d Stabilität günstigen Verhältnisses zwischen der Investitions- und Export-Import-Entwicklung eng mit dem Prozeß der wachsenden Annäherung u n d Ergänzung der Strukturen der RGW-Länder und der schrittweisen Verflechtung ihrer volkswirtschaftlichen und innerzweiglichen Reproduktionsprozesse in Richtung effektiver volkswirtschaftlicher und internationaler Reproduktionskomplexe verbunden ist. - Die Zusammenarbeit wird zunehmend komplex gestaltet, das heißt, die internationalen Abkommen u n d Vereinbarungen umfassen mehr u n d mehr die Zusammenarbeit in allen Reproduktionsphasen. Besonders die noch stärkere, engere Verbindung der internationalen Spezialisierung und Kooperation in der Forschung, Entwicklung und Produktion wird eine kontinuitätsfördernde Wirkung ausüben. Die komplexe Gestaltung schließt ein, daß auch in den auszuarbeitenden internationalen Spezialisierungskonzeptionen f ü r die Zweige, Kombinate und Betriebe und in den zwischen den Ländern getroffenen Vereinbarungen zunehmend die gesamte Produktionsnomenklatur der jeweiligen Wirtschaftsbereiche einbezogen und die gleichzeitige Entfaltung und Verbindung der verschiedenen Formen der Zusammenarbeit (also auch die Bildung internationaler Organisationen, internationaler Koordinierungszentren, gemeinsamer Betriebe) in Betracht gezogen wird. Für die bedeutende stabilisierende Wirkung gerade der hier genannten höheren Formen der planmäßigen internationalen Zusammenarbeit und Arbeitsteilung ist wesentlich mitbestimmend, daß mit ihrer Durchsetzung die volkswirtschaftlichen Grundproportionen und innerzweiglichen Strukturen zunehmend nach internationalen Effektivitäts- und Standortkriterien gestaltet werden, daß unmittelbarer von den Interessen und Bedürfnissen der Gesamtheit der RGW-Länder ausgegangen wird. Gleichzeitig ist damit zu erwarten, daß nunmehr auch die Entwicklung des Exports und Imports selbst einen kontinuierlichen Verlauf annehmen, noch stärker langfristig stabile Linien aufweisen und selbst mehr als bisher den gestiegenen Einfluß der Außenwirtschaft auf die Sicherung eines kontinuierlichen und stabilen Verlaufs der volkswirtschaftlichen Reproduktion widerspiegeln wird. Der künftige Beitrag der Außenwirtschaft zur Sicherung einer kontinuier187
liehen und stabilen Entwicklung der Volkswirtschaft wird zu einem bedeutenden Teil auch davon mitbestimmt, wie sie zur Lösung der bestehenden, besonders der wichtigsten strukturellen Probleme beiträgt. So nimmt zum Beispiel hinsichtlich der Gewährleistung der volkswirtschaftlichen Kontinuität und langfristigen Stabilität die Sicherung des Energie-, Brenn- und Rohstoffbedarfs der Volkswirtschaft nach wie vor eine Schlüsselstellung ein. Mehr als bei anderen Strukturproblemen wird hier deutlich, daß die volkswirtschaftliche Proportionierung auch die äußeren Reproduktionsbedingungen einschließen beziehungsweise die Volkswirtschaft sich auch proportional zu den Importmöglichkeiten und dem Bedarf in den Partnerländern entwickeln muß. Wenn sich zum Beispiel die verarbeitende Industrie nicht entsprechend proportional zur eigenen Materialbasis und den gesicherten Importmöglichkeiten von Brenn- und Rohstoffen entwickelt, werden Störungen in der volkswirtschaftlichen Kontinuität und Stabilität immer möglich sein. Aus diesem Grunde müssen mehr als bisher vor allem die Entwicklungstempi und strukturellen Veränderungen der verarbeitenden Industrie (Maschinenbau, Elektrotechnik/Elektronik, Leichtindustrie) mit der UdSSR und den anderen RGW-Ländern abgestimmt werden, zumal auch dort die relative Einsparung von Energie-, Brenn- und Rohstoffen und anderen Materialien eine der wichtigsten Aufgaben darstellt und eine Erhöhung des Anteils der Erzeugnisse der verarbeitenden Industrie an Produktion und Export angestrebt wird. Gleichzeitig besteht eine wichtige Aufgabe darin, auch mit Hilfe der zwischenund innerzweiglichen internationalen Spezialisierung und Kooperation die Strukturen und Sortimente so zu gestalten, daß eine relative Senkung des Brenn- und Rohstoffbedarfs (gemessen an einer bestimmten Einheit Endprodukt) erreicht wird. Ein anderes wesentliches strukturelles Problem besteht darin, daß die DDR nach wie vor ein im Vergleich zu ihrem Potential und ihren Ressourcen zu breites und zersplittertes Produktionssortiment aufweist. Dadurch sind der Konzentrationsprozeß und der Prozeß der Profilierung ihrer Volkswirtschafts- und innerzweiglichen Strukturen noch nicht abgeschlossen und vollendet. Hieraus ergeben sich ebenfalls notwendige Verschiebungen (zumeist Einschränkungen) in den Strukturen und Sortimenten von Produktion, Export und Import, die zum Teil auch größere Dimensionen annehmen, also ganze Gruppen und Arten erfassen werden. Dieses Problem kann zwangsläufig nur schrittweise und nur in dem Maße gelöst werden, wie die entsprechenden Verschiebungen und Einschränkungen langfristig ökonomisch begründet, mit den anderen RGW-Ländern abgestimmt und in die langfristigen internationalen Spezialisierungskonzeptionen aufgenommen werden. 188
Mit der Durchsetzung dieser qualitativ neuen Prozesse der internationalen Zusammenarbeit und Arbeitsteilung werden die Quellen für diskontinuierliche und instabile Entwicklungen vermindert und der Außenhandel selbst wirksamer in seinem Einfluß auf die volkswirtschaftliche Kontinuität und Stabilität.
189
2.3.
Die Erhöhung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität als Kriterium der Intensivierung und die Methoden der Eflektivitätserfassung
2.3.1. Die gesellschaftliche Arbeitsproduktivität als grundlegendes Kriterium der Intensivierung Mit zunehmender Reife der sozialistischen Gesellschaft wird, wie Marx es voraussah, die Ökonomie der Zeit „in viel höherem Grade Gesetz"26. In der Erhöhung der Effektivität der in allen Bereichen, Sphären und Stufen des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses aufgewendeten gesellschaftlichen Arbeit findet die umfassende Durchsetzung des Gesetzes der Ökonomie der Zeit ihren Ausdruck. Im Mittelpunkt steht dabei die Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität, die Erhöhung der Ergiebigkeit der produktiven Arbeit, deren Ergebnisse die Bedingungen für die immer bessere Befriedigung der materiellen und geistigen Bedürfnisse in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft schaffen. Marx formulierte diesen Zusammenhang so: „Je weniger Zeit die Gesellschaft bedarf, um Weizen, Vieh etc. zu produzieren, desto mehr Zeit gewinnt sie zu andrer Produktion, materieller oder geistiger. Wie bei einem einzelnen Individuum, hängt die Allseitigkeit ihrer Entwicklung, ihres Genusses und ihrer Tätigkeit von Zeitersparnis ab. Ökonomie der Zeit, darein löst sich schließlich alle Ökonomie auf." 27 Die Entwicklung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität stellt das grundlegende Kriterium der Intensivierung dar, sie ist bestimmend für den Umfang der „disponiblen Zeit", die die sozialistische Gesellschaft gewinnt, um die Bereiche außerhalb der materiellen Produktion zu entwickeln, um die Konsumtion zu steigern und eine hohe Akkumulation als „wichtigste progressive Funktion der Gesellschaft"28 zur Beschleunigung des Wachstums des Nationaleinkommens zu sichern. Die planmäßige Gestaltung des sozialistischen Reproduktionsprozesses und die Beseitigung der Schranken für allseitige Ökonomie der Zeit bilden zusammen mit den aus den sozialistischen Produktionsverhältnissen entspringenden neuen Triebkräften für 26 27 23
Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 89. Ebenda, S. 89. Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft (AntiDühring), in: MEW, Bd. 20, Berlin 1962, S. 290.
190
die Entwicklung der Produktion die Grundlage für ein langfristig überlegenes Tempo der sozialistischen Länder in der Steigerung der Arbeitsproduktivität gegenüber den entwickelten kapitalistischen Ländern
(vgl.
T^
belle 12). Das allgemeine ökonomische Gesetz der Steigerung der Arbeitsproduktivität
wird zum
spezifischen
ökonomischen
Steigerung der Arbeitsproduktivität im Tabelle 12 Entwicklung der Arbeitsproduktivität (1950 = 100)
Gesetz
der
stetigen
Sozialismus/Kommunismus.
(je Arbeitskraft) in der Industrie
Jahr
UdSSR
DDR
USA
England
Frankreich
BRD
1960 1970 1971 jahresdurchschnittlich 1950-1971 (Prozent)
204 338 360
217 388 407
136 192 200
122 165 173
159 273 286
153 253 262
6,3
6,9
3,3
2,7
5,1
4,7
Quelle: Narodnoe chozjajstvo SSSR 1922-1972, Moskva 1972, S. 72; Statistisches Jahrbuch der DDR 1973, Berlin 1973, S. 22. Das überlegene Tempo der Steigerung bildet die Grundlage, langfristig im Niveau der Arbeitsproduktivität die entwickelten kapitalistischen Länder zu erreichen und zu übertreffen. Als Kategorie der politischen Ökonomie und damit als Gegenstand der Reproduktionstheorie beinhaltet die Arbeitsproduktivität das Gesamtquanlum der in den Gebrauchswerten steckenden Arbeit, unabhängig von der Zusammensetzung des laufenden Aufwands an lebendiger oder vergegenständlichter Arbeit. „Die Steigerung der Produktivität der Arbeit besteht eben darin, daß der Anteil der lebendigen Arbeit vermindert, der der vergangnen Arbeit vermehrt wird, aber so, daß die Gesamtsumme der in der Ware steckenden Arbeit abnimmt, daß also die lebendige Arbeit um mehr abnimmt als die vergangne zunimmt. . . . In einer Gesellschaft, worin die Produzenten
ihre Produktion
nach einem im voraus entworfenen
Plan
regeln, . . . würde die Produktivität der Arbeit auch unbedingt nach diesem Maßstab gemessen." 2 9 Zwar tritt in der Regel eine relative Zunahme der vergangenen Arbeit ein, doch ist es beim Prozeß der Intensivierung eine wesentliche Funktion 29
Karl Marx, Das Kapital, Dritter Band, in: MEW, Bd. 25, Berlin 1963, S. 289 ff. IM
der produktiven lebendigen Arbeit, durch rationellere Nutzung der vergegenständlichten Arbeit auch den absoluten Aufwand an laufender vergegenständlichter Arbeit je Erzeugniseinheit zu senken. Dann kann die gesellschaftliche Arbeit für die Schaffung des Ergebnisses, des Nationaleinkommens in bedarfs- und qualitätsgerechter Struktur, in beiden Formen absolut abnehmen, ökonomisierung des Produktionsverbrauchs - insbesondere planmäßige Einsparung beim Materialverbrauch - erhöht die Ergiebigkeit des laufenden Produktionsprozesses und nimmt mit wachsender Größenordnung der materiellen Produktion an Bedeutung für das Wachstum der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität zu. Die Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität kommt also zum Ausdruck in der Senkung des gesamten laufenden Aufwands an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit je Einheit des bedarfsgerecht produzierten Nationaleinkommens. Aus der politökonomischen Betrachtung wird deutlich ersichtlich, daß es zwei grundlegende Möglichkeiten gibt, den Wirkungsgrad der produktiven Arbeit zu steigern. Einmal, indem weniger konkrete nützliche Arbeit für die Herstellung des Produkts aufgewendet wird, und zum anderen, indem weniger bereits vergegenständlichte Arbeit dafür verbraucht und somit weniger Wert auf das neue Produkt übertragen wird. Auch das ist eine Funktion der produktiven Arbeit. Es gibt keinen Widerspruch zwischen der Anerkennung, daß die Arbeitsproduktivität stets Produktivkraft der konkreten nützlichen Arbeit ist, und der Einbeziehung des Verbrauchs an vergegenständlichter Arbeit in den politökonomischen Inhalt dieser Kategorie. Um Mißverständnisse auszuschließen, sei, wie in Kapitel 1, nochmals darauf hingewiesen, daß die politökonomische Kategorie der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität im begrifflichen Inhalt nicht mit der gebräuchlichen Kennziffer „Arbeitsproduktivität" als Nutzeffekt der lebendigen Arbeit übereins timml. Bei der Mehrzahl der angewandten Ermittlungsmethoden wird die Entwicklung der Arbeitsproduktivität lediglich vom jeweiligen Aufwand an lebendiger Arbeit bestimmt. Daher ist es auch erforderlich, für die einzelnen Ebenen der Volkswirtschaft den komplexen Inhalt der Kategorie „gesellschaftliche Arbeitsproduktivität" im Rahmen eines Systems von unterschiedlichen Effektivitätskennziffern zu erfassen. Es muß versucht werden, aus der politökonomischen Aussage Kennziffern für die Beurteilung und Wertung der ökonomischen Entwicklung abzuleiten. Eine solche Konkretisierung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität ist notwendig, um die Höhe des Anteils am Nationaleinkommen zu bestimmen, den die sozialistische Gesellschaft für die Verbesserung des Lebens192
niveaus der Bevölkerung zur Verfügung stellen kann. Es hängt schließlich unmittelbar von der Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität ab - als Ausdruck der bei der Intensivierung erreichten Fortschritte - , welches Ausmaß die Konsumtionssteigerung annehmen kann. Daß von der Entwicklung der Konsumtion wiederum Impulse auf das Wachstum der Arbeitsproduktivität und auf die weitere Intensivierung rückwirken, bestätigt nur die Notwendigkeit, den Zusammenhang zwischen Intensivierung, Produktivitätssteigerung und Konsumtionszuwachs auch kennziffernmäßig abzuschätzen. Vor allem kommt es darauf an, die neuen Quellen, die mit der Intensivierung des Reproduktionsprozesses für die Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität wirksam werden, sichtbar zu machen und ihren Beitrag zu erhöhen. Solche Inlensivierungsfaktoren wie die Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, die Erhöhung des Qualifikationsniveaus der Werktätigen, die Vervollkommnung des Niveaus der Leitung, Planung und Organisation der Volkswirtschaft, die Nutzung der Vorzüge der sozialistischen ökonomischen Integration, die Intensivierung der Grundfonds- und Materialreproduktion, die Verbesserung der Volkswirtschaftsstruktur unter Sicherung einer planmäßig proportionalen Entwicklung müssen in ihrem komplexen Zusammenwirken ein hohes Tempo des Wachstums der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität gewährleisten. Es ist ein Charakteristikum der intensiv erweiterten Reproduktion, daß die Rolle dieser Intensivierungsfaktoren steigt, daß von ihrer effektiven Wirkungsweise abhängt, ob die Arbeitsproduktivität schneller wächst als die Warenproduktion. Erst durch eine gegenüber dem Wachstum der Produktion beschleunigte Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität wird ermöglicht, daß ohne wesentliche Vergrößerung der Anzahl der Arbeitskräfte in der materiellen Produktion der dort vorhandene hohe Grundfondsbestand intensiver genutzt werden kann. Zugleich werden damit die Voraussetzungen geschaffen, um für volkswirtschaftliche Schwerpunktaufgaben der Investitionstätigkeit zur Sicherung der Proportionalität in der Volkswirtschaft insgesamt und zur Durchsetzung notwendiger Strukturveränderungen die erforderlichen Arbeitskräfte verfügbar zu haben. Alle diese Aufgaben sind nicht zu lösen ohne ein beschleunigtes Wachstum der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität als Grundlage für die erforderliche Freisetzung von Arbeitskräften in der materiellen Produktion. Die Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität als Hauptkriterium der Intensivierung ist eng mit der Entwicklung des Nationaleinkommens verbunden, sie schlägt sich im Zuwachs des bedarfsgerecht produzierten Nationaleinkommens (in gebrauchswertmäßiger Struktur) nieder. 13
Heinrichs
193
Mit dem Prozeß der Intensivierung des Reproduktionsprozesses vergrößert sich tendenziell der Anteil der Arbeitsproduktivität an der Erhöhung des Nationaleinkommens. Diese Entwicklung ist für alle europäischen sozialistischen Länder von Bedeutung, wie die statistischen Angaben in Tabelle 13 erkennen lassen. Ein besonderes Gewicht hat sie für die Volkswirtschaft der DDR, wo aus den intensiven Quellen der Arbeitsproduktivitätssteigerung künftig der gesamte Zuwachs zum Nationaleinkommen erbracht werden muß. Tabelle
13
Durchschnittliche Wachstumsraten von Nationaleinkommen und Arbeitsproduktivität in Prozent Nationaleinkommen
VRB CSSR DDR VRP SRR UdSSR UVR
Arbeitsproduktivität
19611965
19661970
19711975 (Plan)
19611965
19661970
19711975 (Plan) '
6,7 1,9 3,4 6,2 9,1 6,5 4,5
8.7 7,3 5,2 6,1 7,7 7,1 7,0
8,0- 8,5 5,1 4,8- 5,1 6,7 11,0-12,7 6,5- 7,0 5,4- 5,7
6,8 3,5 5,6 5,1 7,7 4,6 4,9
7,2 5,2 5,5 5,1 7,3 5,9 3,5
8,0 5,4-f>,7 6,2-6,5 5,6 6,7-7,2 5,9-6,6 4,4
.
Quelle: Voprosy ekonomiki, 9/1971, S. 77-88, Ebenda, 11/1973, S. 108-120.
Die Arbeitsproduktivität ist in Tabelle 13 als Kennziffer im volkswirtschaftlichen Maßstab definiert als Nationaleinkommen (zu konstanten Preisen) je Beschäftigten in der materiellen Produktion. Aus den grundlegenden Bedingungen unserer Volkswirtschaft für die intensiv erweiterte Reproduktion - beschleunigtes Wachstum der Arbeitsproduktivität im Vergleich zum Nationaleinkommen und Freisetzung von Beschäftigten aus dem materiellen Bereich - ergibt sich als Tendenz, daß die Arbeitsproduktivität schneller wachsen muß als das Nationaleinkommen je Kopf der Bevölkerung, das einen Maßstab bildet für die Entwicklung der materiellen Voraussetzungen zur Befriedigung der Bedürfnisse der Gesellschaft. Der Durchsetzung dieser Tendenz muß im Verlauf der weiteren Intensivierung große Aufmerksamkeit gewidmet werden. Mit dem steigenden Anteil der Arbeitsproduktivität am Wachstum des Nationaleinkommens wird in zunehmendem Maße laufender Aufwand in Form von lebendiger Arbeit durch einmaligen Aufwand in Form von ver194
gangener Arbeit ersetzt und für die Produktivitätssteigerung wirksam gemacht. Die vorgeschossenen Produktionsfonds, die gesellschaftliche Mittel noch vor dem Beginn der Produktion binden, sind eine wesentliche sachliche Bedingung für die Produktion, mit ihrer Hilfe wird die ständig erweiterte Reproduktion gesichert. Reproduktionstheoretisch betrachtet, ist Erhöhung des Fondsvorschusses eine zeitliche und räumliche Verlagerung eines Teils der für die Produktion notwendigen Gesamtarbeit. Auch wenn der vorgeschossene Aufwand nicht direkt als Bezugsgröße der Arbeitsproduktivität fungiert, so ist er doch eine entscheidende Bedingung ihrer Entwicklung. Da der vorgeschossene Fondsaufwand auf der Grundlage der sozialistischen Produktionsverhältnisse und des wissenschaftlich-technischen Fortschritts immer mehr wächst, um die ständige Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität realisieren zu können, bekommt die Fondsökonomie ein immer größeres Gewicht für die Intensivierung der Reproduktion. Der Fondsaufwand als Bedingung der Einsparung lebendiger Arbeit kann jedoch nicht unbegrenzt wachsen. Es muß für eine Einheit der Produktivitätssteigerung eine relative Verminderung des Fondsvorschusses angestrebt werden oder ein rascherer Rückfluß der Fonds zu erzielen sein, damit sich die\ materiellen Vorleistungen der Gesellschaft für die Produktivitätssteigerung verringern können. Doch ist dies nicht der einzige Aspekt, der für das Verhältnis von Zuwachs an vorgeschossenen Fonds und Verringerung an laufendem Arbeitsaufwand zu beachten ist. Die Bedingungen für eine Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, die Sicherung der notwendigen Strukturdynamik und damit verbundener E x tensivinvestitionen, die sich aus der wachsenden ökonomischen Verflechtung der sozialistischen Länder ergebenden Verpflichtungen und andere Erfordernisse müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Das Wachstum der Grundfondsausstattung der Arbeitskräfte zur Realisierung des Produktivitätsforlschritts weist für die materielle Produktion in der D D R einen hohen Stand aus (vgl. Tabelle 14). Durch weiteren, vorwiegend extensiven Zuwachs in der Fondsausstattung kann in einer entwickelten sozialistischen Volkswirtschaft mit hohem Niveau der Fondsausstattung nicht mehr der erforderliche hohe Produktivitätszuwachs erzielt werden. Die Auslastung der Fonds geht zurück infolge der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Arbeitskräfteressourcen, und steigender Instandhaltungsaufwand beeinträchtigt die Erhöhung der Arbeitsproduktivität. Daher muß sich mit der Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses die intensiv erweiterte Grundfondsreproduktion als Einheit von Modernisierung der bestehenden Grundfonds, Aussonderung von veralteten Anlagen und Ausrüstungen, Erneuerung veralteter 13*
195
Produktionseinrichtungen auf höherem technischen Niveau und Erhöhung der zeitlichen Auslastung vollziehen. Letzteres gilt besonders für die hochproduktiven Maschinen und Anlagen, die neuen wissenschaftlich-technischen Fortschritt verkörpern. Zudem unterliegt die mit den bestehenden Fonds angewendete gesellschaftliche Arbeit dem moralischen Verschleiß und hat während der Nutzungsdauer am wissenschaftlich-technischen Fortschritt nur im begrenzten Umfang im Rahmen von Verbesserungen teil, was ebenfalls zur Intensivierung der Fondsnutzung zwingt. Vorgeschossene Fonds verursachen zur Erhaltung ihrer Funktionsfähigkeit ständig laufenden Aufwand. Auch diesem Zusammenhang kommt für die Steigerung der Arbeitsproduktivität als Hauptkriterium der Intensivierung Bedeutung zu. So wäre es unrationell, für die Substitution einer Arbeitskraft in der materiellen Produktion vorgeschossene Fonds in Form von Grundfonds in einem solchen Umfang einzusetzen, daß für die Wartung und Instandhaltung dieser Fonds eine zusätzliche Arbeitskraft benötigt wird. Daraus ist ersichtlich, daß die Wartungs- und Bedienungsfreundlichkeit von Anlagen und Ausrüstungen mit zunehmender Ausstattung der Arbeitsplätze mit komplizierten Produktionseinrichtungen ein wesentliches Erfordernis ist, um zunehmender Bindung produktiver Arbeit für Wartungs- und Reparaturaufgaben entgegenzutreten. Zusätzlicher Fondsaufwand in Form produktiver Investitionen hängt in seiner Wirkung auf die Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität auch davon ab, wie es gelingt, ein zeitlich und strukturell fundiertes Verhältnis von Erweiterungs- und Erneuerungsinvestitionen bei der Entwicklung der Bereiche und Zweige der materiellen Produktion unter Berücksichtigung der Erfordernisse des wissenschaftlich-technischen Fortschritts herzustellen. Dazu gehört, daß die materiellen Fonds, die mit Hilfe der Investitionen geschaffen werden, in möglichst großem Umfang neuen wissenschaftlich-technischen Ergebnissen entsprechen, selbst wenn es noch nicht möglich ist, in allen Zweigen auf wissenschaftlich-technischen Höchststand - gemessen am internationalen Niveau - zu orientieren. Veränderungsprozesse in Wissenschaft und Technik, die sich für die Zukunft abzeichnen, müssen beachtet und die Uberleitung in die zukünftige Produktion planmäßig vorbereitet werden. Zukunftsdenken bei der langfristig orientierten Verteilung der Investitionen ist um so notwendiger, je langfristiger wirksam die mit Hilfe der Produktionsinvestitionen entstandenen und ausgebauten materiellen Fonds festgelegt sind. Für den Prozeß der Intensivierung und die Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität sind die Zusammenhänge wichtig, die sich aus den Bewegungen des Fondsvorschusses und des laufenden Aufwands in der materiellen Produktion zu produktiver Akkumulation und Konsumtion er196
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203
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Dabei bedeuten: — J = Zuwachsrate der Ausstattung der Beschäftigten mit '
Produktionsfonds,
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— I = Zuwachsrate der Produktionsfondsquote.
FP)
Das Wechselverhältnis von Arbeitsproduktivität
und
Fondsausstattung
der Arbeitskräfte kennzeichnet wesentlich, welche Effektivität beim Zusammenwirken von lebendiger Arbeit und Fondsbestand erzielt wird. Sind ein genügend hoher Fondsbestand und ein relativ hoher Mechanisierungsgrad der Arbeit im materiellen Bereich der Volkswirtschaft erreicht, kann das Wachstum der Arbeitsproduktivität tendenziell auch mit zunehmend verminderter
Fondsausstattung
einhergehen.
Insbesondere
eine
effektive
Grundfondsreproduktion ermöglicht eine Ersparnis an vorgeschossener vergegenständlichter Arbeit, was eine steigende Entwicklung der Fondsquote besonders günstig beeinflußt. Das Entwicklungsverhältnis von Arbeitsproduktivität und
Grundfonds-
ausstattung je Arbeitskraft, also die Grundfondsquote, das in Tabelle 18 als Beispiel angeführt wird, gestaltete sich über einen längeren Zeitraum unterschiedlich. Die Föndsquote ist eine wichtige und notwendige Effektivitätskennziffer, die die Aussage der Arbeitsproduktivität präzisiert. Und doch ist der Aussagewert beider Kennziffern eingeschränkt unter dem Gesichtspunkt, daß nur bei Berücksichtigung der planmäßig proportionalen Entwicklung der Volkswirtschaft zutreffende Orientierungen vermittelt werden. Die Wirksamkeit der grundlegenden Faktoren der Intensivierung muß auch als Bewegungsgröße zur Erhöhung der Ergebnisgröße, dem Zuwachs des Nationaleinkommens, in Beziehung gesetzt werden, um die Steigerung Tabelle 18 Entwicklung von Arbeitsproduktivität, Grundfondsausstattung und Grundfondsquote in Industrie und produzierendem Handwerk (1960 = 100) 1965
1966
1967
1968
1969
1970
1971
1972
1973
Arbeitsproduktivität 126 Grundfondsausstattung je Arbeitskraft 138 Grundfondsquote 92
132
138
146
154
163
170
178
187
145 91
150 92
157 93
163 94
172 95
182 94
191 93
201 93
Quelle: Statistisches Jahrbuch der DDR 1974, Berlin 1974, S. 40, 48. 204
der Arbeitsproduktivität konkreter interpretieren zu können. Dabei ist das Verhältnis zwischen Nationaleinkommenszuwachs und Zuwachs der Produktionsfonds (Grundfonds und Umlauffonds) von erheblicher Bedeutung. Vorstellungen über die Dynamik in der Effektivität der Grundfondsnutzung in europäischen sozialistischen Ländern vermittelt die Tabelle 19. Tabelle 19 Durchschnittliches Verhältnis des Wachstumstempos zum Wachstumstempo der Grundfonds
VRB CSSR DDR VRP SRR UVR
des
Nationaleinkommens
1956-1960
1961-1965
1966-1970
1,90 1,14 1,19 1,12 1,06 1,10
0,85 0,88 0,88 1,07 1,06 0,92
0,91 1,12 1,02 0,99 0,86 1,08
Quelle: Voprosy ekonomiki 11/1973.
In der DDR war dieses Verhältnis im Zeitraum 1961-1965 am ungünstigsten, als der Nationaleinkommenszuwachs erhebliche Investitionen zur Vergrößerung der Produktionsfonds erforderte. Als spezifische Kennziffer der Effektivität des Fondszuwachses muß der Investitionskoeffizient gelten, der den Nationaleinkommenszuwachs je Einheit der Nettoinvestitionen im materiellen Bereich des Vorjahres zum Ausdruck bringt. Es ist dabei eine durchschnittliche einjährige Zeitverzögerung im Wirksamwerden der Investitionen als Zuwachs an Grundfonds berücksichtigt. Als Kennziffer mit hohem Aggregationsgrad schließt die Akkumulationseffektivität - als Verhältnis von Nationaleinkommenszuwachs je Einheit produktiver Akkumulation des Vorjahres - auch die Beziehung zwischen Nationaleinkommenszuwachs und Zuwachs an Beständen und Reserven im materiellen Bereich ein, die eine eigenständige Bedeutung als Effektivitätskennziffer im Hinblick auf die Sicherung der Kontinuität und Stabilität des Reproduktionsprozesses besitzt. Die Intensivierung des Reproduktionsprozesses in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft verlangt unter Berücksichtigung der Höhe der Akkumulationsrate eine hohe Akkumulations- beziehungsweise Investitionseffektivität. Daraus ergibt sich die Anforderung, daß der Nationaleinkommenszuwachs je Einheit der produktiven Akkumulation beziehungsweise je Einheit der Nettoinvestitionen über einen längeren Zeitraum eine steigende Tendenz gewinnen muß. In der DDR konnte das bisher nicht realisiert 205
werden, doch sind seit dem VIII. Parteitag der SED im Zusammenhang mit der Veränderung der Verteilungsstruktur der Investitionen Fortschritte zu verzeichnen. . Mit der Lenkung der Nettoinvestitionen in die einzelnen Zweige und Bereiche der materiellen Produktion bei grundsätzlich gleichbleibender Anzahl von Arbeitskräften in der Volkswirtschaft muß eine Veränderung in der Verteilungsstruktur der Arbeitskräfte erfolgen. In der Effektivitätsrechnung sollte daher die Bereitstellung von Arbeitskräften aus dem eigenen Bereich für die Inbetriebnahme von Investitionen, darunter die Freisetzung durch Investitionen als gesonderte Kennziffer ausgewiesen werden. Bei der intensiven Grundfondsreproduktion und insbesondere bei der Einführung hochproduktiver Maschinen und Ausrüstungen muß der Anforderung nachgekommen werden, daß die Anzahl der freigesetzten Arbeitskräfte die Zahl der neu zu besetzenden Arbeitsplätze - unter Berücksichtigung einer erhöhten Schichtauslastung - übersteigen muß. Im zweiten Kennziffernkomplex einer umfassenden Effektivitätsrechnung, der den Effektivitätszusammenhang zwischen dem Nationaleinkommen und dem laufenden Aufwand an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit charakterisiert, ist zu berücksichtigen, daß einerseits die Veränderungen des Verbrauchs an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit im physischen Ausdruck je Einheit Nationaleinkommen - ebenfalls im physischen Ausdruck - widergespiegelt werden. Aufwandsveränderungen kommen unabhängig von Preisveränderungen zum Ausdruck. Andererseits werden die Hauptbestandteile des laufenden Aufwands in ihrer wert- beziehungsweise kostenmäßigen Entwicklung sowie die Wert- beziehungsweise Kostendynamik insgesamt in Beziehung zur Ergebnisgröße und damit auch die Differenz — in Form des Reineinkommens - ausgewiesen. Die Veränderungen im laufenden Arbeitsaufwand kommen in effektiven Preisen je Nationaleinkommenseinheit zum Ausdruck. Als Effektivitätsaussage in hochaggregierter Form besitzt die Relation zwischen Ersatzfonds und Nationaleinkommen (im physischen Ausdruck) eine vorrangige Bedeutung. Intensivierung und Erhöhung der Effektivität des Reproduktionsprozesses führen dabei zu der Anforderung, daß das Nationaleinkommen schneller wachsen muß als der Ersatzfonds.33 N' >
FE'.
Dabei bedeuten: N' = Zuwachsrate des Nationaleinkommens, FE' = Zuwachsrate des Ersatzfonds. 33
Vgl. unter anderem: Rita Schöneck, ebenda, S. 86; Karl-Heinz Stiemerling, Wachstumsprobleme des Nationaleinkommens, Berlin 1968, S. 65 ff.
206
Ein relativ vermindertes Wachstum des Ersatzfonds ist ein wichtiger Faktor zur Erhöhung des physischen Volumens des Nationaleinkommens, doch wirken sehr unterschiedliche Einflüsse auf den Ersatzfonds ein. Der Anteil des Ersatzfonds wird wesentlich bestimmt durch die Entwicklung des Volumens und der effektiven Nutzung der verbrauchten Produktionsmittel, insbesondere der verbrauchten Arbeitsgegenstände, unter der Voraussetzung gleichbleibender Organisation der gesellschaftlichen Arbeit. Da der entscheidende Einfluß von Umfang und Wirkungsfähigkeit des Materialverbrauchs ausgeübt wird, muß der Materialverbrauch je Einheit Nationaleinkommen im physischen Ausdruck wie wertmäßig gesondert erfaßt und ausgewiesen werden (Materialintensität beziehungsweise Materialkostenintensität). Als wesentliche Effektivitätskennziffer ergänzt die Materialintensität insbesondere die Einschätzung der Entwicklung der Arbeitsproduktivität unter dem Gesichtspunkt des dafür notwendigen laufenden Materialverbrauchs (vgl. Tabelle 20). Ein Sinken der volkswirtschaftlichen Materialintensität unter der Voraussetzung gleichbleibender Organisation der gesellschaftlichen Arbeit führt zu einer Erhöhung des Volumens des Nationaleinkommens in bestimmter gebrauchswertmäßiger Struktur. Auf das physische Volumen des Nationaleinkommens je Beschäftigten des materiellen Bereichs als Ausweis der Arbeitsproduktivität wirkt also die Veränderung der Materialintensität des materiellen Bereichs bereits ein. Verändert sich dagegen die gesellschaftliche Organisation der Arbeit durch Erhöhung des Grades der gesellschaftlichen Tabelle 20 Jährliche Wachstumsraten des Verbrauchs von Material und produktiven Leistungen in Prozent (bis 1967 effektive Preise, ab 1969 vergleichbare Preise) Wirtschaftsbereiche Industrie und produzierendes Handwerk 1 Bauwirtschaft Land- und Forstwirtschaft Verkehr, Postund Fernmeldewesen Binnenhandel Sonstige produzierende Zweige 1
1966
1969
4,6 6,1 11,0
5,9 32,2 10,7
4,5 3,5 20,8
1970
1971
1972
1973
5,5 -0,4 18,3
5,0 7,5 7,6
5,5 5,4 16,2
5,9 6,9 18,2
9,7 10,7
17,2 -0,2
2,7 2,5
3,2 7,3
4,7 4,3
15,8
-3,0
20,5
0,5
8,9
Ohne Bauhandwerk
Quelle: Errechnet nach Statistischen Jahrbüchern der DDR 1968-1975
207
Arbeitsteilung oder durch Kombinations- und Spezialisierungsprozesse, müßten diese Prozesse konkret in der Bestimmung der volkswirtschaftlichen Materialintensität berücksichtigt werden. In dieser Form läßt sich eine derartige Anforderung nicht realisieren und ist auch in den vorliegenden Zahlenangaben nicht berücksichtigt. Auf Grund der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Materialökonomie ist es notwendig, im Hinblick auf den Materialverbrauch die Effektivitätsrechnung zu ergänzen durch die Heranziehung bestimmter materieller Kennziffern, die die materialmäßige Entwicklung des Reproduktionsprozesses kennzeichnen. So muß der spezifische Materialverbrauch je Einheit Nationaleinkommen beziehungsweise je Einheit der industriellen Warenproduktion im naturalen Ausdruck für eine bestimmte Nomenklatur wichtiger Rohund Werkstoffe als ein Kriterium des Materialaufwands gewertet und in die Effektivitätsrechnung aufgenommen werden. Als Ergänzung zu den Effektivitätskennziffern des laufenden Aufwands sind noch die Kennziffern heranzuziehen, die das Reineinkommen - als Differenz zwischen Ergebnisgröße und laufenden Aufwendungen - ausweisen und zu laufenden Aufwendungen und vorgeschossenem Fondsbestand in Beziehung setzen. Vorrangige Bedeutung in hochaggregierter Form für den Bereich der materiellen Produktion besitzt die Aussage über den Anteil des Reineinkommens am Nationaleinkommen. Als präzisierende Kennziffern sind dafür noch bei der Effektivitätsbeurteilung das Reineinkommen je Einheit Produktionsverbrauch, da6 Reineinkommen je Einheit der laufenden Aufwendungen (Kosten) insgesamt und das Reineinkommen je Einheit Produktionsfonds (Fondsrentabilität) auszuweisen. Noch eine kurze Bemerkung zur Einbeziehung der Ergebnisse der Außenwirtschaft in die komplexe Effektivitätsrechnung und zum Einfluß der sozialistischen ökonomischen Integration auf Intensivierung und Produktionssteigerung. Die Prozesse der Integration beginnen bereits mit der Kooperation in Forschung und Entwicklung und reichen über die Produktionskooperation bis zur gemeinsamen An- und Verwendung der Ergebnisse der produktiven Arbeit. Indirekt sind in allen Kennziffern der Effektivität effektivitätsverändernde Einflüsse aus der sozialistischen ökonomischen Integration bereits eingeschlossen, da Produktionsfonds und Arbeitskräftepotential, Materialverbrauch und produktive Investitionen von jeder einzelnen sozialistischen Volkswirtschaft zunehmend unter dem Gesichtspunkt der Integration quantitativ und qualitativ entwickelt werden. Direkte Wirkungen aus den Außenwirtschaftsbeziehungen auf die nationale Volkswirtschaft werden mit spezifischen Kennziffern der Export- und Importrentabilität erfaßt. Mit der komplexen Effektivitätsrechnung werden Orientierungen für 208
volkswirtschaftliche Entscheidungen gegeben, doch spielen für die Intensivierung des Reproduktionsprozesses noch zahlreiche andere Gesichtspunkte eine Rolle. Die Sicherung von Proportionalität, Stabilität und Kontinuität in der Volkswirtschaft, die Herausbildung neuer Produktionsstrukturen in Verbindung mit der wissenschaftlich-technischen Entwicklung, die Erfordernisse der Gestaltung volkswirtschaftlicher Grundpreportionen müssen im Komplex mit der Entwicklung der Effektivität bei der weiteren Intensivierung berücksichtigt werden. 2.3.3. Die Messung und Planung der Arbeitsproduktivität
im
Betrieb
Die komplexe Beurteilung der Produktivität schließt die Messung der Arbeitsproduktivität im Betrieb wie im volkswirtschaftlichen Maßstab ein. Hierbei nimmt die Messung der betrieblichen Arbeitsproduktivität eine bedeutende Stellung ein. Der Betrieb beziehungsweise das Kombinat sind als produzierende Einheit das grundlegende Element des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses. Hier werden von den Werktätigen konkret die Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität realisiert und damit im wesentlichen entschieden, mit welcher Produktivität in der Volkswirtschaft insgesamt produziert wird. An die Messung der Arbeitsproduktivität im Betrieb werden folgende Anforderungen gestellt: 1. Die Kennziffern der Arbeitsproduktivität müssen Niveau und Dynamik der Leistung des Betriebes beziehungsweise Kombinats genau zum Ausdruck bringen. Auf dieser Basis ist die Verbindung zur volkswirtschaftlichen Entwicklung der Arbeitsproduktivität herzustellen. Die Sicherung der Einheitlichkeit zwischen betrieblicher und volkswirtschaftlicher Messung der Arbeitsproduktivität ist für die Leitungs- und Planungstätigkeit des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses im Sozialismus eine unerläßliche Bedingung. Sie ermöglicht, die volkswirtschaftliche Aufgabenstellung zur Steigerung der Arbeitsproduktivität für die Betriebe aufzuschlüsseln, zu planen und abzurechnen und damit gleichzeitig die volkswirtschaftliche Planaufgabe durch die betrieblichen Zielstellungen und Vorhaben konkret zu begründen. 2. Die betrieblichen Kennziffern der Arbeitsproduktivität müssen auf die rasche Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts orientieren. Das erfordert, die Aufgabe des Betriebes zur Steigerung der Arbeitsproduktivität mit der Planung, Abrechnung und Analyse der Arbeitsproduktivität in den einzelnen Meisterbereichen und Brigaden, bis hin zu den Arbeitsplätzen zu verbinden. Einerseits wird es damit ermöglicht, die betriebliche Planaufgabe bis auf den einzelnen Werktätigen aufzugliedern, 14
Heinrichs
209
und andererseits wird gleichzeitig der Einfluß und Anteil jedes Einzelnen zur Leistungsentwicklung des Betriebes insgesamt sichtbar. Das bildet die Basis für gezielte Maßnahmen und Initiativen der Werktätigen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und deren materieller Stimulierung. 3. Die Messung der Arbeitsproduktivität im Betrieb muß helfen, Reserven zu erschließen und die Faktoren zur Wirksamkeit zu bringen, die wesentlich die Entwicklung der Arbeitsproduktivität bestimmen. Unter den Bedingungen der Intensivierung geht es vor allem darum, verstärkt mittels der komplexen sozialistischen Rationalisierung Maßnahmen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts durchzusetzen. Die Planung der Arbeitsproduktivität nach Hauptfaktoren ist daher wesentlich, um das gesamte Leitungskollektiv und alle Werktätigen an ihren Arbeitsplätzen auf die Schwerpunkte der Intensivierung zu konzentrieren. 4. Der komplexe Effektivitätsnachweis im Betrieb erfordert, die Verbindung herzustellen zwischen der Entwicklung der Arbeitsproduktivität, der Selbstkosten, der Rentabilität und der Fondsintensität. Die spezifische Bedeutung und Stellung der Kennziffer „Arbeitsproduktivität" ergibt sich daraus, daß sie - da sie die Veränderung des Arbeitszeitaufwands für die Produktion zum Inhalt hat - die Basis für die Planung der Produktionsentwicklung, der Arbeitskräfte und deren effektiver Nutzung darstellt. Gleichzeitig ist es jedoch notwendig, die Beziehung zu anderen EfTektivitätskennziffern herzustellen. Eine der wichtigsten Forderungen zur Senkung des Aufwandes an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit ist, die Steigerung der Arbeitsproduktivität mit der Senkung der Selbstkosten als Ausdruck der Kosten des laufenden Aufwands zu verbinden. Die Messung der Arbeitsproduktivität im Betrieb ist anhand unterschiedlicher Methoden möglich: der Naturalmethode, der Planpreismethode, der Eigenleistungsmethode und der Zeitsummenmethode. Die einfachste und genaueste Methode zur Planung und Abrechnung der Arbeitsproduktivität ist die Naturalmethode. So ergibt sich die Entwicklung der Arbeitsproduktivität unmittelbar aus der Relation zwischen der Veränderung der Menge an Erzeugnissen im Naturalausdruck und den dafür benötigten Arbeitskräften beziehungsweise deren Arbeitszeitaufwand. A, =
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415
Betracht zu ziehen sind). Die Beherrschung dieser Zusammenhänge ist für die Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses vor allem bei der langfristigen Planung von größter Bedeutung, da gewährleistet sein muß, daß sich die Entwicklung der volkswirtschaftlichen Grundproportionen in Ubereinstimmung mit den gesellschaftlichen Bedürfnisstrategien vollzieht. Vor welcher tiefgreifenden Problematik die Volkswirtschaftsplanung dabei heute steht, läßt sich an zwei wichtigen Entwicklungstendenzen ermessen, die zu wesentlichen, durch Strukturveränderungen in der Bedürfnisbefriedigung verursachten Veränderungen der Entwicklung volkswirtschaftlicher Grundproportionen führen können: - an den sich jetzt schon abzeichnenden Tendenzen zu Bedarfssättigungen und verlangsamtem Wachstum bei denjenigen Bedürfniskomplexen, die zur Zeit den Hauptteil sowohl des gesellschaftlichen End- und Gesamtprodukts als auch des durchschnittlichen Familieneinkommens beanspruchen (Ernährung, Bekleidung), und - an dem besonders schnellen Wachstum solcher Bedürfniskomplexe, bei denen einerseits die Akkumulation und der Grundmittelersatz von größter Bedeutung sind (Wohnen, Verkehrs- und Nachrichtenwesen) oder die andererseits einen relativ geringeren laufenden Verbrauch materieller Produkte aufweisen, dafür aber um so mehr nichtmaterielle Leistungen, gesellschaftliche Konsumtion und auch nichtproduktive Akkumulation erfordern (Bildung, Gesundheitswesen, Erholung, Kultur). Angesichts dieser Tendenzen (zu denen auch noch wesentliche Strukturveränderungen innerhalb der Bedürfniskomplexe hinzukommen) werden wahrscheinlich schon in den nächsten zehn, zwanzig Jahren bei weiterhin kontinuierlich steigendem Nationaleinkommen die konkreten Formen seiner Realisierung und damit auch seiner Verteilung auf gesellschaftliche und individuelle Fonds zu Strukturproblemen führen, die die bisherigen an Umfang und Stärke bei weitem übertreffen und auf die sich die Planungsorgane heute bereits einstellen müssen. Das betrifft neben der allgemein erforderlichen besseren planmäßigen Beherrschung der Zusammenhänge von Bedürfniskomplexen, Zweigstruktur der Produktion und Einkommensverteilung vor allem auch die Planung der Wachstumstempi der Bereiche und Zweige, die Entwicklung der Akkumulationsrate und der Struktur der Akkumulation, die möglichen und notwendigen Anteile der individuellen und gesellschaftlichen Konsumtion, die damit verbundene Einkommensbildung und -Verteilung und nicht zuletzt auch die grundlegenden Wachstumsproportionen und Reproduktionsbeziehungen zwischen den Abteilungen I und II.
416
5.1.3. Die Gewinnung disponibler Zeit - Grundbedingung und Ziel der weiteren Vervollkommnung der Volkswirtschaftsstruktur Charakteristische Merkmale im Prozeß der intensiv erweiterten Reproduktion der entwickelten sozialistischen Gesellschaft sind das schnelle Anwachsen der Bedürfnisse, ihre zunehmenden qualitativen Veränderungen sowie ihre sich verstärkende Komplexität. In diesem Zusammenhang wird die Gewinnung von disponibler Zeit zur Befriedigung der sich erweiternden und neu auftretenden Bedürfnisse zu einem zentralen Problem für die effektive Gestaltung des Wachstums, der Struktur und der Proportionen der Volkswirtschaft. Es wurde schon in vorangegangenen Kapiteln auf die erstrangige Bedeutung hingewiesen, die Marx dem Gesetz der Ökonomie der Zeit auf der Grundlage der gemeinschaftlichen Produktion beigemessen hat. Diese Bedeutung zeigt sich heute unter den Bedingungen der Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses mehr als je zuvor. Marx hob hervor, daß der eigentliche Reichtum in der „disposable time" für den Menschen bestünde. Gleichzeitig wies er aber auch darauf hin, daß diese Zeit zum „Genuß der Produkte" und zur „freien Betätigung" untrennbar mit der Arbeitszeit verbunden ist, die die „schaffende Substanz des Reichtums" bildet und somit die Basis für die „disposable time" darstellt. 25 Wenn hier das Problem der Gewinnung disponibler Zeit im Zusammenhang mit der Bedürfnisbefriedigung und effektiven Strukturgestaltung der Volkswirtschaft aufgeworfen wird, so steht dabei jedoch nicht die Vergrößerung der Freizeit zu Lasten der Arbeitszeit im Vordergrund. Ebensowenig geht es primär um die Verringerung der notwendigen Arbeitszeit zugunsten der Mehrarbeitszeit. 26 Es handelt sich vielmehr darum, daß unter den heutigen Bedingungen der Intensivierung des Reproduktionsprozesses - vor allem infolge der vollen Ausschöpfung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens und der höheren Anforderungen an die Reproduktion der Arbeitskraft - der gesamte Zeitfonds der Bevölkerung, der sich aus der Summe der Arbeits- und Freizeit der einzelnen Gesellschaftsmitglieder zusammensetzt, schon durch die Befriedigung der jeweils gegebenen Produktions- und Konsumtionsbedürfnisse außerordentlich stark beansprucht wird. Die Erfahrung zeigt, daß diese Zeitbeanspruchung und damit die Verringerung von disponibler Zeit sich verstärkt, obwohl die Arbeitsproduktivität ständig steigt, die Mehrarbeitszeit sich anteilig vergrößert und auch die Freizeit zunimmt. 25
26
27
Karl Marx, Theorien über den Mehrwert, Dritter Teil, in: MEW, Bd. 26.3, Berlin 1968, S. 252-253. Auf die Bestimmungsgründe dieser zuletzt genannten Proportion wird im Abschnitt 5.2.2. näher eingegangen. Heinrichs
417
Daraus ergibt sich notwendigerweise, daß die sozialistische Gesellschaft ständig bestrebt sein muß, Teile ihres Gesamtfonds an Arbeits- und Freizeit27 tatsächlich so disponibel zu machen, daß dadurch die mit dem gesellschaftlichen und wissenschaftlich-technischen Fortschritt über das gegebene Niveau hinauswachsenden beziehungsweise neu entstehenden ebenso wie die bereits vorhandenen Bedürfnisse ausreichend befriedigt werden können. Die Gewinnung disponibler Zeit erstreckt sich demnach sowohl auf - disponible Zeit, die zur Produktion neuer, zusätzlicher Mittel für die Bedürfnisbefriedigung vorhanden sein muß, als auch - disponible Zeit, die zur Befriedigung der neuen, zusätzlichen Bedürfnisse selbst, vor allem für die Konsumtion dieser produzierten Mittel, benötigt wird. Damit wird schon angedeutet, daß die Gewinnung disponibler Zeit als ein sehr komplexes Problem bei der effektiven Strukturgestaltung im Prozeß der intensiv erweiterten Reproduktion der entwickelten sozialistischen Gesellschaft auftritt und die umfassende Analyse und planmäßige Beherrschung aller wesentlichen Zeitkomponenten und -faktoren des Reproduktionsprozesses erfordert. Hierzu gehören beispielsweise: - die effektive Nutzung der Arbeits- und Freizeit; - das Verhältnis von notwendiger Arbeitszeit und Mehrarbeitszeit; - die Entwicklung der Produktions-, Zirkulations- und Konsumtionszeiten in Verbindung mit den Umlauf- und Umschlagszeiten der Fonds; - die Forschungs- und Entwicklungszeiten für neue Produkte und Verfahren sowie die Überleitungszeiten in die Produktion; - die Zeitdauer der Investitionen und ihre Produktionswirksamkeit; - die Ausbildungszeiten für die verschiedenen Qualifikationsstufen. Diese Aspekte der disponiblen Zeit müssen vor allem in ihren gegenseitigen Zusammenhängen und Wechselwirkungen noch gründlich erforscht werden. Dabei ist auch die volkswirtschaftliche Größe der disponiblen Zeit näher zu bestimmen. Sie bringt zum Ausdruck, welcher Anteil des Zeitfonds der Bevölkerung - und in Verbindung damit auch der gesellschaftlichen Gesamtarbeit - für die erforderlichen Strukturveränderungen in Prozeß der intensiv erweiterten Reproduktion tatsächlich verfügbar ist. Solche ökonomischen Größen wie das Mehrprodukt oder der Akkumulationsfonds können dieses Verhältnis nicht widerspiegeln, denn ihre Disponibilität ist durch die verschiedensten Bindungen der gegebenen Strukturen im Reproduktionsprozeß bereits mehr oder weniger stark eingeschränkt. Ähnliches trifft auch 27
Der Begriff Freizeit wird hier im Sinne von „Nicht-Arbeitszeit" für die Gesellschaft angewandt.
418
für die Freizeit zu, die, abgesehen von der Befriedigung physischer Bedürfnisse, ebenfalls zu einem bedeutenden Teil durch notwendige Tätigkeiten vor allem zur Reproduktion der Arbeitskraft und der gegebenen materiellen Lebensbedingungen gebunden und somit im eigentlichen Sinn nicht disponibel ist. Die Gewinnung disponibler Zeit bildet somit eine grundlegende Voraussetzung und ein wesentliches Ziel der weiteren Vervollkommnung der Volkswirtschaftsstruktur bei der Durchsetzung des ökonomischen Grundgesetzes insbesondere für die bessere planmäßige Beherrschung des wechselseitigen unmittelbaren Zusammenhangs zwischen der Dynamik der Produktion und der Bedürfnisse. Die Erhöhung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit ist ihr bestimmender Faktor. Dadurch werden den gesellschaftlichen Bedürfnissen gemäße Neu- beziehungsweise Umverteilungen der gegebenen gesellschaftlichen Arbeitszeit in Abhängigkeit von ihren konkreten Formen und wechselseitigen Bedingtheiten ermöglicht. Diese Umverteilungsprozesse haben beim derzeitigen Entwicklungsstand der Produktivkräfte und der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, insbesondere aber unter den gegenwärtigen Bedingungen der Intensivierung selbst wieder einen maßgebenden Einfluß auf die weitere Erhöhung der Produktivität und Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit. Dies ändert jedoch nichts an der prinzipiell getroffenen Feststellung über das Primat der Produktivitäts- und Effektivitätsentwicklung, der Leistungsfähigkeit der gesellschaftlichen Arbeit und deren Steigerung gegenüber der erst auf dieser Grundlage erfolgenden Verteilung und Umverteilung gewonnener Zeit zugunsten der sich entwickelnden Bedürfnisse. Eine Steigerung der Produktivität und Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit insgesamt ist unter den gegenwärtigen Bedingungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts hauptsächlich durch eine möglichst weitreichende Durchsetzung der sozialistischen Großproduktion, und dies nicht nur in der Industrie 28 , zu erreichen. Das bedingt eine weitgehende Beseitigung der noch existierenden Produktion eines zu umfangreichen Warensortiments - im Weltmaßstab betrachtet - zum Beispiel von Erzeugnissen der metallverarbeitenden Industrie und anderen Produkten. Eine solche „Warenhausproduktion" ist zwangsläufig mit Kleinserien, ja zum Teil mit mehr oder weniger Einzelanfertigung, mit erheblicher Zersplitterung von Produktionskapazitäten und Investitionen und folglich mit relativ geringer Produktivität verbunden. Ähnliches trifft auch für den Landmaschinenbau und für andere Vorleistungen der sozialistischen Landwirtschaft sowie f ü r die Verarbeitung und Veredelung der landwirtschaftlichen Produktion zu. 28
27*
Diese Forderung betrifft ebenso die sozialistische Landwirtschaft, die Bauwirtschaft und den Dienstleistungsbereich.
419
Dadurch bindet zum Beispiel die Nahrungsmittelproduktion insgesamt in der D D R heute noch einen hohen Anteil an gesellschaftlicher Arbeit 29 und belastet auch den Zeitfonds der Bevölkerung besonders stark. Die Lösung dieser Effektivitätsprobleme der gesellschaftlichen Arbeit wird nur möglich sein - durch internationale und folglich auch nationale Konzentration der Produktion, durch Zentralisation, internationale Spezialisierung und Kooperation, durch Standardisierung und Typisierung der Produktionsmittel, durch die sozialistische ökonomische Integration; - mit parallel dazu zu vollziehender Substitution bestehender Produktion durch neue, moderne Produktionen und Erzeugnisse; - durch Gewinnung lebendiger disponibler Arbeit über den Einsatz hochproduktiver vergegenständlichter Arbeit, mit der Entwicklung einer effektiveren Grundfondsstruktur; - mit der Erschließung von vorhandenen EfTektivitätsreserven, die praktisch keinen zusätzlichen gesellschaftlichen Aufwand voraussetzen; - mit der Verringerung der Gefahr des vorzeitigen moralischen Verschleißes bei gleichzeitiger Sicherung der rechtzeitigen Aussonderung moralisch verschlissener Ausrüstungen und Anlagen; - mit einer proportionalen, auf einem hohen Niveau stehenden Entwicklung der für die Zirkulation und Distribution der sozialistischen Großproduktion - auch im Produktionsprozeß selbst - zuständigen Bereiche wie Transport-, Verkehrs- und Nachrichtenwesen sowie Binnenhandel; - über die Durchführung eines diesen Anforderungen entsprechenden Investitionsprozesses. Eine Lösung dieser Effektivitätsprobleme bedingt mit Notwendigkeit die ständige Verbesserung der infrastrukturellen Grundlagen des Reproduktionsprozesses wie zum Beispiel eine entsprechende Entwicklung der Energiewirtschaft, der materiellen Dienste, des Verkehrs- und Transportwesens sowie des Post- und Fernmeldewesens, der Lagerwirtschaft wie auch der nichtmateriellen Bereiche. Diese Aufgabenstellung einer rationelleren Organisation der gesellschaftlichen Arbeit insgesamt und der Gewinnung disponibler Arbeit darf jedoch 29
Im Zusammenhang mit dem Umfang der für die Reproduktion der Produzenten notwendigen Arbeitszeit im Verhältnis zur Mehrwertproduktion im Kapitalismus stellte Marx fest: „Wie der individuelle Arbeiter um so mehr Mehrarbeit liefern kann, je geringer seine notwendige Arbeitszeit, so, je geringer der zur Produktion der notwendigen Lebensmittel erheischte Teil der Arbeiterbevölkerung, desto größer ihr für andres Werk disponibler Teil." - Karl Marx, Das Kapital, Erster Band, in: MEW, Bd. 23, Berlin 1962, S. 536.
420
keinesfalls auf die Sphäre der gesellschaftlichen Produktion beschränkt bleiben. Sie muß ebenso das Ziel einer rationelleren Organisation der Konsumtion wie der Zirkulation umfassen, das heißt, der gesamte volkswirtschaftliche Reproduktionskreislauf ist in seiner Einheit zu betrachten. Das Gewinnen von disponibler Zeit in der materiellen Produktion ist unter den gegenwärtigen Bedingungen der zunehmenden Komplexität und Verflechtung aller Phasen des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses sowie der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik in zunehmendem Maße auch von der Beachtung dieser dialektischen Wechselwirkungen abhängig. Bei der angestrebten Verringerung des notwendigen gesellschaftlichen Zeitaufwands insgesamt besteht ein wichtiges Ziel in der Gewinnung von Freizeit für die Reproduktion der Arbeitskräfte selbst, für die Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten, die die gesellschaftliche Hauptproduktivkraft bilden. Denn hinsichtlich der Reproduktion der Arbeitskraft beziehungsweise des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens insgesamt sind vor allem mit der beginnenden wissenschaftlich-technischen Revolution die Anforderungen vielfach gestiegen. Die Gewährleistung der Erfüllung der wachsenden Anforderungen in bezug auf die Reproduktion der Arbeitskraft sowie die geschaffenen Realisierungsmöglichkeiten der damit verbundenen Bedürfnisse bilden hier gleichzeitig auch ökonomische Faktoren, die rückwirkend auf die Gewinnung disponibler gesellschaftlicher Zeit durch Produktivitäts- und Effektivitätssteigerung einen positiven Einfluß ausüben. Die ständige planmäßige Durchsetzung von Prozessen und Faktoren zur Gewinnung disponibler Zeit steht in unmittelbarer Wechselbeziehung zur Entwicklung der Akkumulationskraft unserer Volkswirtschaft. Einerseits wird durch die Gewinnung disponibler Zeit die Akkumulationskraft für die weitere Vervollkommnung der Volkswirtschaftsstruktur und damit für die Lösung der Hauptaufgabe erhöht. Andererseits bildet diese gesteigerte Akkumulationskraft die unbedingte Voraussetzung, um die notwendigen weiteren Strukturveränderungen überhaupt durchführen und so erneut disponible Zeit gewinnen zu können. Die Zielsetzung einer gesteigerten volkswirtschaftlichen Akkumulationskraft schließt zugleich auch eine auf die Lösung der Hauptaufgabe gerichtete Bildung und Verwendung des Akkumulationsfonds ein: Im wesentlichen können die erforderlichen Veränderungen der volkswirtschaftlichen Struktur einschließlich der damit verbundenen Veränderungen in den Verteilungsproportionen der gesellschaftlichen Gesamtarbeit nur aus dem dafür verfügbaren Teil des Akkumulationsfonds, das heißt den „freien" Investitionen, realisiert werden, und dieser „frei" verfügbare Anteil an den Investitionen ist infolge der gegebenen Strukturen, vorangegangener Entscheidungen und bereits in Gang befindlicher Investitionsprozesse und -vorhaben 421
langfristigen Charakters zumeist sehr begrenzt. Außerdem ist auch eine entsprechende gebrauchswertmäßige Erzeugnisstruktur dieser „freien" Investitionen, ihre übereinstimmende finanzielle und materielle Verfügbarkeit erforderlich. i Im Hinblick auf die langfristig zu planenden sowie praktisch durchzuführenden Maßnahmen zur Vervollkommnung der volkswirtschaftlichen Struktur und zur Gewinnung disponibler Zeit insgesamt ist die Frage einer rationellen, möglichst minimal aufwendigen Durchführung der Umverteilung und Wiederverwendung gewonnener gesellschaftlicher disponibler Arbeitszeit sehr wichtig. Dieser Prozeß stellt sich weitgehend als ein Problem der Elastizität, der Flexibilität des Reproduktionsprozesses und seiner Faktoren dar, wovon auch in nicht geringem Maße die Kontinuität des Reproduktionsprozesses abhängt. Die disponible Arbeitszeit wird immer in ganz bestimmten Bereichen oder Zweigen, in der dort jeweils konkreten Form entsprechend dem Stand der gesellschaftlichen und technischen Arbeitsteilung gewonnen, und diese freigesetzte Zeit muß in der Regel anderweitig in ganz anderer konkreter Form, qualifikationsmäßig und teilweise auch territorial, eingesetzt werden. Daraus ergeben sich zusätzliche Anforderungen an die Akkumulationskraft der Volkswirtschaft, denn es sind nicht nur Investitionen für die Freisetzung von Arbeitskräften erforderlich, sondern auch für deren Neueinsatz. Diese Feststellungen gelten in analoger Weise weitgehend auch für Einsparungen und Freisetzungen von vergegenständlichter gesellschaftlicher Arbeit, also für die Produktionsmittel. In bezug auf den Disponibilitätsgrad der Arbeitskräfte sind insbesondere die relativ langfristigen Zeiträume der Ausbildungszeiten, die relative Stabilität der Berufsstruktur, die Dauer von Umschulungen zu berücksichtigen. A. Kotljar schreibt in einer Arbeit über die Reproduktion der Arbeitskraft im Sozialismus, insbesondere im Zusammenhang mit der Organisation einer rationellen Ausnutzung des Arbeitskräftepotentials, zur Verteilungsphase im Reproduktionsprozeß: „Aus der Tatsache, daß die Verteilung der Arbeitskraft . . . zeitlich ausgedehnten Charakter trägt, folgt, daß eine der wichtigsten Aufgaben der Vervollkommnung von Formen und Methoden der Verteilung und Umverteilung des Arbeitskräftepotentials die Minimierung des damit verbundenen Zeitaufwands ist. Je weniger Zeit für die Umstellung zu verteilender und umzuverteilender Arbeitskräfte vergeht, um so exakter erfüllt die Verteilung ihre verbindende Rolle zwischen den Phasen der Produktion und der Ausnutzung der Arbeitskraft." 30 30
A. Kotljar, Die Reproduktion der Arbeitskraft im Sozialismus, in: Ekonomiöeskie nauki, Moskva, 4/1972, S. 42.
422
Ähnliche sicher auch nicht unbedeutende Probleme ergeben sich aus den Tendenzen zur relativen Erstarrung und Fixierung von Grundfondsstrukturen. Wenn Marx feststellt, daß die Distribution „als Distribution der Produktionsagenten selbst ein Moment der Produktion (ist)" 31 , dann ist dies von größter Bedeutung auch für die Umverteilung (im Sinne von seitens der gesellschaftlichen Bedürfnisentwicklung bedingten Strukturveränderungen) von Teilen der gesellschaftlichen Gesamtarbeit. Die Tendenz einer wachsenden Fixierung der Grundfonds und damit auch der Investitionsverteilung im Zusammenhang zum Beispiel mit einer bestimmten Struktur des gesamten Reproduktionsorganismus ergibt sich aus verschiedenen Prozessen, insbesondere der steigenden Fondsausstattung, der steigenden organischen Zusammensetzung der Fonds, der Lebensdauer der Grundfonds, der zunehmenden Spezialisierung und Konzentration der Produktion sowie der wachsenden optimalen Betriebsgrößen und anderem. Sie wird in der Tendenz zu einem volkswirtschaftlichen Problem, das in unmittelbarem Zusammenhang mit der Dynamik der gesellschaftlichen Bedürfnisse und mit der dadurch erforderlichen ständigen Vervollkommnung der Volkswirtschaftsstruktur steht. Durch die notwendigen Veränderungen der bestehenden Strukturen werden zusätzliche gesellschaftliche Aufwendungen erforderlich, die ebenfalls die Gewinnung disponibler Zeit beziehungsweise Arbeit voraussetzen. Der erreichte hohe Grad der Ressourcennutzung in unserer Volkswirtschaft sowie die im wesentlichen nur intensiv mögliche erweiterte Reproduktion führen dazu, daß der Prozeß der Umverteilung der gesellschaftlichen Arbeit gegenüber dem Einsatz zusätzlicher gesellschaftlicher Arbeit bei extensiver Entwicklung der Regelfall ist. Der wesentlich höhere Vergesellschaftungsgrad kompliziert diese Umverteilungsprozesse noch weiter. Relativ kurzfristige Entwicklungen und Veränderungen gesellschaftlicher Bedürfnisse, die - in sicherlich unterschiedlichem Grade - die einzelnen Bereiche, Teilbereiche usw. der Volkswirtschaft berühren und beeinflussen, sowie eine solche Entwicklung von Bedürfnissen, deren Realisierung in materieller Form (die Erzeugung des entsprechenden Finalprodukts und die dafür erforderlichen Investitionen) einen hohen Verflechtungsgrad aufweist, werden dabei tendenziell einen höheren gesellschaftlichen Umverteilungsaufwand verursachen als relativ langfristig geplante Strukturveränderungen oder relativ geringfügige, im Reproduktionsprozeß „räumlich" eng begrenzte Strukturveränderungen mehr mikroökonomischer Art. Es geht also bei der erforderlichen Gewinnung disponibler Zeit nicht 31
Karl Marx, Aus dem handschriftlichen Nachlaß, in: MEW, Bd. 13, Berlin 1961, S. 631.
423
nur um die Befriedigung neuer gesellschaftlicher Bedürfnisse allein und unmittelbar, sondern auch um die Freisetzung der darüber hinaus für die Anpassung, das heißt für die Umwandlung der existierenden Strukturen notwendigen disponiblen Zeit.32 Dieser Aufwand tritt zeitlich vor den eigentlichen Strukturveränderungen für die Erzeugung der benötigten Produktionsmittel und für die entsprechende Qualifizierung der Arbeitskräfte auf, wobei unter anderem auch Probleme der räumlichen, der territorialen Entwicklung zu berücksichtigen sind. Die Realisierung und materielle Absicherung der mit Umverteilungsprozessen verbundenen Aufwendungen der Gesellschaft bezieht sich nicht nur auf die veränderte Qualität der dazu benötigten Ausrüstungen, Anlagen usw., sondern ebenso auf die Schaffung von Kapazitäten für deren Produktion. Dies gilt analog auch für die Veränderungen in der Berufs- und Qualifikationsstruktur des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters. Das alles sind Maßnahmen, die - zeitlich gesehen - den strukturellen Veränderungen vorangehen müssen, um eventuell entstehende Disproportionen und Verzögerungen verhindern und um die dabei auftretenden Aufwendungen minimieren zu können. Die Frage des zu minimierenden Aufwands für Strukturveränderungen erstreckt sich über alle Phasen des Reproduktionsprozesses, angefangen von der Produktion über die Distribution und Zirkulation bis zur Konsumtion. Eine ständig anzustrebende Lösung des Widerspruchs zwischen den Anforderungen der wachsenden und sich verändernden Bedürfnisse und der Tendenz zur relativen Fixierung bestehender Strukturen im Reproduktionsprozeß ist nur möglich auf der Grundlage der rechtzeitigen und weitgehenden Einbeziehung der gesellschaftlichen Bedürfnisentwicklung und ihrer absehbaren Tendenzen in den Prozeß der Planung. Dadurch wird auch noch einmal die große Bedeutung einer immer engeren Koordinierung von Produktion und Konsumtion in der sozialistischen Wirtschaft unterstrichen. Außerdem kann auch eine verstärkte Ausnutzung von Faktoren, die der Tendenz zur Fixierung der Strukturen entgegenwirken, einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Verringerung des für Umverteilungsprozesse erforderlichen gesellschaftlichen Aufwands leisten. Hinsichtlich der Arbeitskräfte betrifft das zum Beispiel eine vielseitige berufliche Grundausbildung im Zusammenhang mit der Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten sowie eine Weiterentwicklung der Infrastruktur. Im Hinblick auf die Grundfonds rücken mehrseitige Verwendungsmöglichkeiten von Produktionsmit32
Dieser „Anpassungsaufwand" kann zusätzlich noch beeinflußt werden durch Verluste an gesellschaftlicher Arbeit durch moralischen Verschleiß.
424
teln, Umrüstungsmöglichkeiten von Ausrüstungen, weitgehende Standardisierungs- und Typisierungsmaßnahmen wie auch die Durchsetzung des Baukastensystems in den Vordergrund. Wichtig sind auch Maßnahmen zur weitgehenden Vermeidung des moralischen Verschleißes der Produktionsmittel wie entsprechende Abschreibungssätze, eine Ubereinstimmung von physischer Lebensdauer und Funktionsdauer, rechtzeitige Aussonderungen, eine maximale Kapazitätsauslastung. Das heißt, die Lösung des widersprüchlichen Problems zwischen der Dynamik der gesellschaftlichen Bedürfnisentwicklung und der relativen Starrheit bestehender Strukturen im Reproduktionsprozeß sowie die Minimierung des damit verbundenen gesellschaftlichen Arbeitsaufwands besteht nicht zuletzt in der umfassenden Beherrschung und Ausnutzung der Zeitfaktoren. Die Vervollkommnung der volkswirtschaftlichen Struktur und die hierbei erreichbare, aber auch notwendige Gewinnung disponibler Arbeit als zentrale Aufgabenstellung der Intensivierung des Reproduktionsprozesses wird sich „horizontal" in den verschiedenen Planungsebenen (Bereiche, Zweige, Vereinigungen Volkseigener Betriebe, Betriebe) sowie auch „vertikal", das heißt in den Stufenprozessen der gesellschaftlichen Produktion in sehr unterschiedlicher Weise darstellen. Der Konkretheitsgrad und die Detailprobleme der Strukturveränderungen sowie die Gewinnung disponibler Arbeit verstärken sich natürlich in der Regel von der „oberen" zu den „unteren" Ebenen hin.-Maßnahmen zur internationalen Kooperation und Spezialisierung sowie Substitutionsprozesse durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt brauchen beispielsweise die volkswirtschaftliche Bereicfasstruktur und die Struktur der Industrie nach Bereichen gar nicht zu berühren, während sie im Rahmen der Vereinigungen Volkseigener Betriebe und Kombinate und noch mehr bei den einzelnen Betrieben erhebliche Veränderungen des Produktionssortiments, der Grundfonds und der Qualifikation der Arbeitskräfte hervorrufen können. Für die „oberen" Planungsebenen der Volkswirtschaft ist der untrennbare Zusammenhang der Verteilung und Umverteilung der gesellschaftlichen Gesamtarbeit mit der Entwicklung und Gestaltung der volkswirtschaftlichen Grundproportionen, mit der Entwicklung der Proportionalität überhaupt von besonderer Bedeutung. Genannt seien hier beispielsweise auf der Ebene - des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses beziehungsweise der Volkswirtschaft insgesamt das Verhältnis zwischen Produktion und Konsumtion, zwischen Akkumulation und Konsumtion, zwischen notwendigem und Mehrprodukt, das Verhältnis zwischen produktiver und nichtproduktiver Akkumulation, zwischen Abteilung I und Abteilung II der materiellen Produktion; 425
- der volkswirtschaftlichen Bereiche die Proportionen und deren Dynamik, zum Beispiel zwischen Industrie und Landwirtschaft, Bauwirtschaft und Verkehrswesen usw.; - der Industriebereiche und -zweige, zum Beispiel hinsichtlich der notwendigen vorrangigen Entwicklung bestimmter Bereiche und Zweige oder Teilzweige. Die Vervollkommnung der volkswirtschaftlichen Struktur einschließlich der damit verbundenen Entwicklungs- und Verteilungsprobleme der gesellschaftlichen Gesamtarbeit, die von beträchtlichem Einfluß für die Gestaltung und Entwicklung der volkswirtschaftlichen Proportionalität sind, müssen planmäßig so erfolgen, daß die notwendige Kontinuität und Stabilität des sozialistischen Reproduktionsprozesses ständig gewährleistet bleibt. Dies ist wichtig für das Tempo und die Effektivität des ökonomischen Wachstums. Dabei darf nicht übersehen werden, daß die notwendige Vervollkommnung der Struktur unserer Volkswirtschaft ihrerseits auch erhebliche Anforderungen stellt, die sich auf den Zuwachs und auf die Verteilung des Nationaleinkommens auswirken werden. 33 Der weitere Fortschritt der entwickelten sozialistischen Gesellschaft wird sich durch die vervollkommnete strukturelle und proportionale Entwicklung der Volkswirtschaft auf der Grundlage gewonnener disponibler Zeit erheblich beschleunigen. 33
Hinzuweisen ist an dieser Stelle zum Beispiel auf den notwendigen Ausbau der Energiewirtschaft, von nichtproduzierenden Dienstleistungsbereichen, der gesamten Infrastruktur u. a., also von Bereichen, die zum Teil sehr anlagenintensiv, teilweise unterdurchschnittlich produktiv sind und teilweise einen höheren Anteil nichtproduktiver Akkumulation am Nationaleinkommen erfordern.
426
5.2.
Probleme der Entwicklung volkswirtschaftlicher Grundproportionen bei der intensiv erweiterten Reproduktion
Die Vervollkommnung der Struktur der Volkswirtschaft mit dem Ziel der immer besseren Befriedigung der wachsenden und sich verändernden Bedürfnisse sowie der Gewinnung disponibler Zeit zur Bedürfnisbefriedigung im Prozeß der intensiv erweiterten Reproduktion ist mit höheren Anforderungen an die planmäßige Sicherung der Proportionalität verbunden. Im Unterschied zum Kapitalismus, in dem auch heute noch trotz staatsmonopolistischer Regulierung die Proportionalität „. . . als blindes Gesetz den Produktionsagenten sich aufzwingt"34, ist im Sozialismus die „ständige, bewußt aufrechterhaltene Proportionalität", die nach Lenin Planmäßigkeit bedeutet35, ein ökonomisches Gesetz. Die staatlichen Regulierungsmaßnahmen im Kapitalismus richten sich im wesentlichen nur auf die Sicherung der notwendigen Proportionen für die Mehrwert- und Profitproduktion sowie die Verteilung der Akkumulationsfonds im Interesse der weiteren Verwertung des Kapitals. Demgegenüber erfordern es die sozialistischen Produktionsverhältnisse, alle für deü Reproduktionsprozeß maßgebenden natural-stofflichen und wertmäßigen Proportionen des Aufkommens und der Verwendung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts und des Nationaleinkommens sowie die für die Produktion erforderlichen Ressourcen (Arbeitskräfte, Rohstoffe) unmittelbar zu planen. Ihrem Wesen nach beruht verschiednen Bedürfnismassen verschiedne und quantitativ samtarbeit erheischen".36 Die Produkt- und Arbeitsmassen
34 35
36
die Proportionalität darauf, „ . . . daß die den entsprechenden Massen von Produkten bestimmte Massen der gesellschaftlichen Geplanmäßige Proportionierung der Bedürfnis-, im Sozialismus vollzieht sich auf der Grund-
Karl Marx, Das Kapital, Dritter Band, in: MEW, Bd. 25, Berlin 1964, S. 267. W. I. Lenin, Die Entwicklung des Kapitalismus in Rußland, in: Werke, Bd. 3, Berlin 1956, S. 640. Karl Marx und Friedrich Engels, Briefe, Marx an Ludwig Kugelmann, Brief vom 11. Juli 1868, in: MEW, Bd. 32, Berlin 1965, S. 552 (Hervorhebung von uns).
427
läge der ökonomischen Gesetze unter Einwirkung verschiedener objektiv existierender innerer Zusammenhänge der Elemente beziehungsweise Glieder des Reproduktionsprozesses, die die stabile, kontinuierliche und effektive Reproduktion sichern. Solche inneren Zusammenhänge sind: - die hauptsächlich arbeitsteilig bedingten Kooperationsbeziehungen der gesellschaftlichen Produktion und die damit zusammenhängenden Effektivitätsbeziehungen der personellen und sachlichen Produktionsfaktoren (Arbeitsproduktivität, Fondsintensität, Materialintensität); - die mit dem ökonomischen Kreislauf und den Reproduktionsphasen (Produktion, Konsumtion, Distribution, Zirkulation) verbundenen Austauschbeziehungen der Waren- und Geldfonds; - die mit der Reproduktion des sozialistischen Menschen, insbesondere seiner Arbeitskraft, verbundenen objektiven Verflechtungen von Bedürfnissen. Bei der vorwiegend intensiv erweiterten Reproduktion der Volkswirtschaft sind diese inneren Zusammenhänge der Glieder beziehungsweise Elemente des Reproduktionsprozesses durch die Wirkungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, der sozialistischen Wirtschaftsintegration und anderer Faktoren in besonders starkem Maße Veränderungen unterworfen und rufen ständig neue Erfordernisse der Sicherung der proportionalen Entwicklung der Volkswirtschaft hervor. Die planmäßige Sicherung der Proportionalität erfolgt in erster Linie über die Bilanzierung der Stoffund Wertproportionen des gesellschaftlichen Gesamtprodukts beziehungsweise Nationaleinkommens sowie der damit verbundenen Ressourcen und ihrer Eflektivitätsrelationen. In den geplanten und realisierten Stoff- und Wertproportionen des Gesamtprodukts beziehungsweise Nationaleinkommens kommen grundlegende, bei der Entwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse auftretende und auf die Bedürfnisbefriedigung gerichtete ökonomische Interessen der Gesellschaft zum Ausdruck. Es handelt sich dabei um die verschiedenen allgemeinen ökonomischen Zweckbestimmungen der gesellschaftlichen Produktion, das heißt um die Befriedigung von produktiven und konsumtiven, von gegenwärtigen und zukünftigen, kollektiven und individuellen, materiellen und geistig-kulturellen, nationalen und internationalen sowie anderen größtenteils alternierenden grundlegenden gesellschaftlichen Bedürfnissen, die zusammengefaßt in den volkswirtschaftlichen Grundproportionen wie Ersatzfonds und Nettoprodukt, notwendiges Produkt und Mehrprodukt, Akkumulation und Konsumtion usw. annähernd und mehr oder weniger bedingt widergespiegelt werden. Bei der Planung der volkswirtschaftlichen Grundproportionen geht es deshalb nicht nur darum, „ . . . notwendige Größen Verhältnisse in der Volks428
Wirtschaft, die für deren kontinuierliche und harmonische Entwicklung ausschlaggebend sind . . . " , zu sichern und „ . . . die verschiedenen Teilarbeiten der gesellschaftlichen Gesamtarbeit zeitlich und quantitativ entsprechend ihren gegenseitigen Abhängigkeiten zu v e r a u s g a b e n . . w i e es im „ökonomischen Lexikon" heißt37, sondern zugleich um die Bestimmung der Anteile und Entwicklungstempi der genannten Grundrichtungen der Bedürfnisbefriedigung im volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozeß, was für die inhaltliche Durchführung der Hauptaufgabe in der jeweiligen Entwicklungsetappe von entscheidender Bedeutung ist. Bisher erfolgt die nähere quantitative Bestimmung der volkswirtschaftlichen Grundproportionen vorwiegend erst in einem relativ fortgeschrittenen Stadium der Planausarbeitung. Damit ergibt sich folgende Problematik: Einerseits wird mit den Grundproportionen zugleich die Grundrichtung der Bedürfnisbefriedigung im Planungszeitraum und darüber hinaus festgelegt, indem über Akkumulation und Konsumtion, über die Verteilung der Investitionen und Arbeitskräfte auf die Produktionsbereiche beziehungsweise -zweige, über die Primärverteilung des Nationaleinkommens und anderes mehr entschieden wird. Andererseits erfolgt aber diese auf die gesellschaftlichen Gesamtbedürfnisse orientierte Abstimmung verhältnismäßig spät und zudem noch auf der Grundlage schon ziemlich konkret fixierter Projekte der einzelnen Produktionszweige. Letztere lehnen sich erfahrungsgemäß stets mehr an die bereits vorhandenen Strukturen an als daß sie auf die anzustrebenden, den künftigen Gesamtbedürfnissen entsprechenden Strukturen eingestellt wären. Auf diese Weise können durchaus bilanzierte Varianten des Volkswirtschaftsplanes entstehen, deren Grundproportionen nidht mit den perspektivischen Erfordernissen für die Befriedigung der Gesamtbedürfnisse der sozialistischen Gesellschaft übereinstimmen, insbesondere dann nicht, wenn von zu engen oder einseitigen Kriterien für die Bedürfnisentwicklung ausgegangen wird. Die unzureichende Berücksichtigung der allseitigen Bedürfnisbefriedigung und eine mangelhafte planmäßige Beherrschung der Systemzusammenhänge der Proportionen können zu Disproportionen führen. Tatsächlich wird sich dann eine Proportionalität durchsetzen, die von den im Plan gesetzten Bedingungen und Zielen wesentlich abweichen kann. Auf diese Weise werden auch die grundlegenden ökonomischen Interessen der Gesellschaft anders als im Plan vorgesehen erfüllt. Erfahrungsgemäß gibt es kurzfristig relativ geringe Möglichkeiten der planmäßigen Veränderung volkswirtschaftlicher Grundproportionen. J e langfristiger geplant wird, um so größer werden die Spielräume dafür, um 37
ökonomisches Lexikon L-Z, Berlin 1970, S. 488. 429
so ungenauer werden aber auch die Kenntnisse über die die Proportionen bestimmenden Faktoren und Bedingungen. Die Überwindung dieser Widersprüche, die für eine hohe Effektivität der Intensivierung des Reproduktionsprozesses zur Durchführung der Hauptaufgabe von großer Bedeutung ist, wird heute mit dem Übergang zur langfristigen Planung systematisch in Angriff genommen. Die Lösung der Probleme hängt dabei vor allem von - gründlicheren Kenntnissen der mit den volkswirtschaftlichen Grandproportionen speziell verbundenen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten und - weiteren Verbesserungen der Prognosen über die wichtigsten auf die Veränderung der volkswirtschaftlichen Grundproportionen einwirkenden wissenschaftlich-technischen, sozialen und anderen Bedingungen ab.
5.2.1. Zur Entwicklung der Grundproportiop, zwischen Ersatzfonds und Nettoprodukt Die Proportion Ersatzfonds zu Nettoprodukt gehört zu den allgemeinsten Proportionen des Aufkommens und der Verwendung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts. Sie umfaßt das Verhältnis des Teils des Gesamtprodukts, der für den Ersatz der verbrauchten Produktionsmittel aufzuwenden ist und somit die einfache Reproduktion sichert, zu dem Teil, der den neugeschaffenen Wert und somit das notwendige Produkt und das Mehrprodukt für die Konsumtion und für die Akkumulation verkörpert. Die reale Planung dieser Proportion, vor allem in ihrer langfristigen Entwicklung, bildet eine wesentliche Grundlage für das reibungslose Funktionieren des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses - sowohl für die Sicherung der einfachen Reproduktion als auch für die Gewährleistung einer hohen Effektivität der gesellschaftlichen Produktion. In der wertmäßigen Proportion von Ersatzfonds und Nettoprodukt fließen die Wirkungen vieler Intensivierungsfaktoren zusammen und verstärken oder kompensieren sich gegenseitig. Zu diesen Faktoren gehören insbesondere - die wachsende technische Ausstattung der Arbeitskräfte mit Produktionsmitteln als Bedingung und Folge der Arbeitsproduktivitätssteigerung; - die damit verbundenen steigenden Anforderungen an die Reproduktion der Arbeitskraft (auf Grund des erforderlichen höheren Bildungsniveaus, der größeren Disponibilität und Mobilität usw.), die durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt und den Strukturwandel gestellt werden; 430
- die verstärkte Ökonomie der vergegenständlichten Arbeit, deren Anteil an der Ökonomie der gesellschaftlichen Gesamtarbeit unter den Bedingungen der intensiv erweiterten Reproduktion mit der wachsenden technischen Ausstattung der Arbeitskräfte bedeutend zunimmt; - der beschleunigte moralische Verschleiß der Produktionsmittel auf Grund des wissenschaftlich-technischen Fortschritts; - die weitere Entwicklung der Arbeitsteilung und Organisation der gesellschaftlichen Produktion entsprechend den höheren Vergesellschaftungsstufen der Produktion und Arbeit im entwickelten Sozialismus; - die verstärkte Eingliederung in die internationale Arbeitsteilung vor allem durch die sozialistische Wirtschaftsintegration und der zunehmende Außenhandelsaustausch im Interesse der Intensivierung der Volkswirtschaft. Analysiert man die Wirkungen dieser verschiedenen Intensivierungsfaktoren auf die Entwicklung der Proportion Ersatzfonds zu Nettoprodukt im einzelnen, so ist zu erkennen, daß unter den Bedingungen der vorwiegend intensiv erweiterten Reproduktion die in dieser Grundproportion zusammengefaßten Wertrelationen gleichzeitig in entgegengesetzten Richtungen beeinflußt werden können und daß das Verhältnis von Ersatzfonds und Nettoprodukt im volkswirtschaftlichen Maßstab steigen oder sinken kann, je nachdem, welche Faktoren in ihren Wirkungen überwiegen, überwiegen beispielsweise die Einflüsse des Wachstums der technischen Ausstattung, der Spezialisierungsprozesse, des beschleunigten moralischen Verschleißes oder der Strukturveränderungen zugunsten von Zweigen mit anteilig hohem Produktionsverbrauch 38 (beispielsweise durch Veränderungen der Außenwirtschaftsbeziehungen), dann wird der Ersatzfonds gegenüber dem Nettoprodukt schneller wachsen. Uberwiegen dagegen die Einflüsse der Materialund Grundfondsökonomie, der Kombinationsprozesse in der Arbeitsteilung oder der Strukturveränderungen zugunsten von Zweigen mit relativ niedrigem Materialverbrauch, dann bleibt der Ersatzfonds gegenüber dem Nettoprodukt im Wachstum zurück. Mit der Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses kann demnach keine eindeutige gesetzmäßige 38
Zu den Zweigen mit überdurchschnittlich hohem Produktionsverbrauch (Materialverbrauch und Abschreibungen auf Grundmittel) gehören in der DDR: Metallurgie, Lebensmittelindustrie, Energie- und Brennstoffindustrie, Baumaterialienindustrie, Maschinen- und Fahrzeugbau. Wesentlich unter dem volkswirtschaftlichen Durchschnitt liegen dagegen: Handel und sonstige produzierende Zweige, Landwirtschaft, Elektrotechnik/ Elektronik/Gerätebau, Leichtindustrie (ohne Textilindustrie), Verkehrs- und Nachrichtenwesen.
431
Tendenz der Entwicklung der Proportion Ersatzfonds zu Nettoprodukt in einer bestimmten Richtung verbunden sein.39 Bei aller Vielfalt und Widersprüchlichkeit der auf die Wertstruktur des gesellschaftlichen Gesamtprodukts - und damit auf die Proportion Ersatzfonds zu Nettoprodukt - einwirkenden Faktoren muß davon ausgegangen werden, daß die wachsende organische Zusammensetzung, die auf der beim heutigen technischen Fortschritt besonders schnell steigenden technischen Ausstattung der Arbeitskräfte beruht, die grundlegende Tendenz ist, indem sie das Gesetz der ständigen Steigerung der Arbeitsproduktivität zum Ausdruck bringt. Daraus ergibt sich das zunehmende Gewicht der vergegenständlichten Arbeit und im Zusammenhang damit als weitere grundlegende Tendenz die ausschlaggebende Bedeutung der Ökonomie der vergegenständlichten Arbeit für die effektive Gestaltung der Grundproportion Ersatzfonds zu Nettoprodukt wie auch für andere volkswirtschaftliche Grundproportionen im Intensivierungsprozeß der Volkswirtschaft. Durch die Ökonomie der vergegenständlichten Arbeit - die Materialökonomie und Ökonomie der Grundfonds, die beide zu einer höheren Effektivität des Ersatzes der verbrauchten Produktionsmittel führen - , kann und muß der mit der wachsenden organischen Zusammensetzung verbundenen Tendenz entgegengewirkt werden, daß der Ersatzfonds des gesellschaftlichen Gesamt39
Der sowjetische Ökonom P. I. Bagrij, der sich mit der Dynamik und Struktur der gesellschaftlichen Produktion im Sozialismus auseinandersetzt, kommt nach einer Betrachtung der verschiedenen Standpunkte zur Frage nach den Gesetzmäßigkeiten in der Entwicklung der Proportion zwischen dem gesellschaftlichen Gesamtprodukt und dem Nationaleinkommen zu einer ähnlichen Schlußfolgerung. Bagrij weist darauf hin, daß die Entwicklung der Proportion Gesamtprodukt zu Nationaleinkommen, die dem Wesen nach mit der Proportion Ersatzfonds zu Nettoprodukt identisch ist, hauptsächlich von den entgegengesetzt wirkenden Faktoren der Steigerung der Arbeitsproduktivität einerseits sowie der effektiven Nutzung der Produktionsmittel andererseits abhängt und daß außerdem die Außenwirtschaftsbeziehungen vor allem (verstärkter Rohstoffimport oder nicht) einen wesentlichen Einfluß ausüben. Seiner Meinung nach ist f ü r einen längeren Zeitraum eine Verminderung des Anteils des Nationaleinkommens am Wert des gesellschaftlichen Gesamtprodukts infolge der steigenden Arbeitsproduktivität unvermeidlich. In jedem konkreten Zeitabschnitt kann diese Tendenz jedoch durch eine steigende Effektivität in der Ausnutzung der Produktionsmittel ausgeglichen werden. Bagrij betont, daß n u r eine Analyse der konkreten Bedingungen jedes Landes richtige Schlußfolgerungen über die Proportion der Wachstumstempi des gesellschaftlichen Gesamtprodukts und des Nationaleinkommens gestattet. Vgl. P. I. Bagrij, Dynamik und Struktur der gesellschaftlichen Produktion im Sozialismus, Berlin 1974, S. 271-275.
432
Produkts mit einem zunehmend größeren volkswirtschaftlichen Aufwand reproduziert wird. Die praktischen Erfahrungen zeigen die objektive Möglichkeit, durch verstärkte Material- und Grundfondsökonomie die Wirkungen der wachsenden organischen Zusammensetzung im wertmäßigen Verhältnis von Ersatzfonds und Nettoprodukt nicht nur zu kompensieren, sondern - zumindest zeitweise - sogar umzukehren. Da diese beiden widersprüchlich wirkenden Tendenzen, die Grundtendenz der wachsenden organischen Zusammensetzung einerseits und die verstärkte Ökonomie der vergegenständlichten Arbeit andererseits, auf den wissenschaftlich-technischen Fortschritt zurückzuführen sind, wäre es falsch, allein den zunehmenden Anteil des Ersatzfonds beziehungsweise Produktionsverbrauchs am gesellschaftlichen Gesamtprodukt als allgemeine Gesetzmäßigkeit des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zu betrachten. 40 Im Gegenteil, auf Grund ihrer großen Einflußmöglichkeit auf die Ökonomie der gesellschaftlichen Gesamtarbeit und insbesondere die effektive Gestaltung der Proportion von Ersatzfonds und Nettoprodukt muß vielmehr die Ökonomie der vergegenständlichten Arbeit, die auch zu einer Verringerung des Ersatzfondsanteils am Wert des Gesamtprodukts führen kann, als die ökonomisch besonders aktivierende Komponente dieser Proportion hervorgehoben werden. Die widersprüchlichen Wirkungen der Einflußfaktoren kommen auch in den statistisch nachweisbaren praktischen Entwicklungstendenzen der Proportion von Ersatzfonds und Nettoprodukt zum Ausdruck. Hier zeigen sich außerdem noch verzerrende Einflüsse der Preispolitik sowie der statistischen Erfassungsmethoden. Ein Vergleich der Wachstumsindizes des gesellschaftlichen Gesamtprodukts und des Nationaleinkommens 41 der Länder des R G W im Zeitraum von 1960 bis 1972 bestätigt, daß gerade, nachdem diese Länder in der
40
41
Hier wird Bensch unterstützt, der ebenfalls seine Bedenken gegenüber vielen Ökonomen äußert, die praktisch nachweisbar Tendenzen einer schnelleren Steigerung des Ersatzfonds gegenüber dem Nationaleinkommen als Ausdruck einer allgemeinen Gesetzmäßigkeit auffassen. Vgl. Alfred Bensch, Das Entwicklungsverhältnis zwischen Ersatzfonds und Nationaleinkommen, in: Intensiv erweiterte Reproduktion in der DDR, Wissenschaftliche Beiträge der Friedrich-Schiller-Universität Jena 1973, S. 111. Da das Nettoprodukt (NP) dem produzierten Nationaleinkommen (NE) entspricht und das gesellschaftliche (Gesamtprodukt (GGP) die Summe von Ersatzfonds (EF) und Nettoprodukt ist, gilt
EF NP= 28
Heinrichs
GGP NE
— 1
oder
GGP NE
EF =
NP
+
433
zweiten Hälfte der 60er J a h r e zunehmend zur Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses übergingen, die Unterschiedlichkeit in den Entwicklungsrichtungen der Proportion stärker hervortritt (vgl. Tabelle 3).
Tabelle 3 Wachstumindizes des gesellschaftlichen Gesamtprodukts und des Nationaleinkommens (Basisjahr jeweils = 100) 1960 bis 1965
VRB CSSR DDR SRR •"UdSSR UVR
1966 bis 1970
1971 bis 1972
GGP
NE
GGP
NE
GGP
NE
151 120 128 158 137 131
138 110 119 155 138 124
156 139 135 154 143 137
151 139 130 145 145 139
116 112 111 122 113 112
115 110 110 125 110 112
(GGP = gesellschaftliches Gesamtprodukt) (NE = produziertes Nationaleinkommen) Quelle: Statisticeskij ezegodnik stran-clenov SEV, Moskva 1973, S. 44.
In der U d S S R zeigte sich 1 9 7 0 bis 1972 wieder ein schnelleres Wachstum des gesellschaftlichen Gesamtprodukts gegenüber dem Nationaleinkommen, nachdem von 1 9 6 5 bis 1 9 7 0 das Nationaleinkommen
schneller gestiegen
war. In der Sozialistischen Republik Rumänien entwickelte sich diese Proportion in umgekehrter Richtung. Während in der C S S R nach einem parallelen Wachstum von Gesamtprodukt und Nationaleinkommen von 1 9 6 5 bis 1970 sich das Wachstum des Gesamtprodukts wieder beschleunigte, hat sich in der D D R das schnellere Wachstum des Gesamtprodukts gegenüber dem Nationaleinkommen von 1 9 6 5 bis 1 9 7 0 in den letzten J a h r e n wesentlich abgeschwächt. Diese Tendenzen hängen offensichtlich mit den unterschiedlichen Wirkungen der genannten Faktoren zusammen. Auch die Bereiche der Volkswirtschaft tragen auf unterschiedliche Weise zu der Entwicklung der gesamtvolkswirtschaftlichen Proportion von Ersatzfonds und Nettoprodukt bei. Eine zusammenfassende Übersicht über die Entwicklung in der D D R (zu konstanten Preisen) vermittelt Tabelle 4 : 434
Tabelle 4 Entwicklung der Proportion von Ersatzfonds und Nettoprodukt der DDR
Proportion Ersatzfonds zu Nettoprodukt 1968 Industrie (einschließlich produzierendes Handwerk) 1,71 1,44 Bauwirtschaft Landwirtschaft 0,78 Verkehrs- und Nachrichtenwesen 1,27 Binnenhandel 0,52 sonstige pro0,64 duzierende Zweige Zusammen 1 1,48 1
2
Wachstum 1968 bis 1972 (1968 = 100) NettoAbMateschrei- rialver- probungen brauch dukt
1972
Strukturanteile derWirtschaftsbereiche am gesamten Nettopfodukt1972
1,71 1,68 1,22
140 168 131
124 148 164
125 127 102
61,1 8,2 11,1
1,35 0,49
130 130
136 121
127 127
5,3 12,8
0,80 1,56
310 139
120 129
105 123
1,5 100,0 2
Unter Berücksichtigung zentraler Verrechnung für den Produktionsverbrauch aus dem Nettoprodukt der Wirtschaftsbereiche Ohne Verrechnungen für den Produktionsverbrauch
Quellen: Berechnungen nach Angaben des Statistischen Jahrbuchs der DDR 1968, Berlin 1968, S. 41 und des Statistischen Jahrbuchs der DDR 1973, Berlin 1973, S. 41 (vorläufige Ergebnisse).
Die statistische Analyse der Entwicklung der Proportion Ersatzfonds zu Nettoprodukt in der DDR nach Wirtschaftsbereichen während der letzten Jahre gibt jedoch zu erkennen, daß mit dem schneller wachsenden Ersatzfonds insgesamt auf wichtigen Gebieten tatsächlich auch die volkswirtschaftlichen Aufwendungen für die Reproduktion des Ersatzfonds überproportional anstiegen. Dafür sprechen verschiedene Gründe: - Die Abschreibungen auf Grundmittel wachsen in allen Wirtschaftsbereichen teilweise erheblich schneller als das Nettoprodukt. - Die Zuwachsraten des Materialverbrauchs in der Landwirtschaft sind um ein mehrfaches größer als die Zuwachsraten des staatlichen Aufkommens an pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen. Hierbei dürfte es sich um einen echten Mehrverbrauch an vorwiegend industriellen Leistungen (Düngemittel, Futtermittel, Kraftstoffe, Energie, Ersatzteile) handeln, denen zunächst noch kein entsprechend höheres Ergebnis der landwirtschaftlichen Produktion gegenüberstehen kann. 28*
435
- Der Anstieg des Materialverbrauchs im Bauwesen insbesondere sowie im Verkehrs- und Nachrichtenwesen dürfte zu einem beträchtlichen Teil volkswirtschaftliche Aufwendungen als Voraussetzung zur Lösung der diesen Bereichen gestellten höheren Aufgaben darstellen. Inwieweit dieses Ansteigen des Aufwands für den Ersatzfonds auf das gesetzmäßige Wachstum der organischen Zusammensetzung infolge des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zurückzuführen ist oder auch einem unrationellen Anwachsen des Materialaufwands entspringt, wäre noch zu untersuchen. Auf alle Fälle konnten hier durch die Ökonomie der vergegenständlichten Arbeit oder entsprechend wirkende strukturelle Faktoren noch keine kompensierenden Wirkungen erreicht werden. Teilweise können aber auch in diesen Bereichen bloße Erweiterungen des Produktionsumlaufs durch Spezialisierungsprozesse, Betriebsneubildungen oder andere Strukturveränderungen eine Rolle spielen, soweit sie nicht wieder durch Kombinatsbildungen und andere Betriebszusammenlegungen, die den Materialumlauf einschränken, kompensiert werden. Darüber gibt es ebenfalls noch keine ausreichenden Analysen. Auch mögliche Preiseinflüsse, die zum Beispiel durch die Kalkulationspreise der Baugruppen des Maschinenbaus selbst bei Anwendung konstante^ Preise in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung auftreten können, lassen sich schwer einschätzen. Zusammenfassend muß auf vier grundlegende Aspekte hingewiesen werden, die für die Erfassung und planmäßige Beherrschung der Proportion Ersatzfonds zu Nettoprodukt im Prozeß der vorwiegend intensiv erweiterten Reproduktion der Volkswirtschaft von besonderer Bedeutung sind: 1. Die qualitativen und quantitativen Verhältnisse dieser Proportion werden in starkem Maße durch das bestehende System der gesellschaftlichen Arbeitsteilung in der Volkswirtschaft und seine Eingliederung in die internationale Arbeitsteilung beeinflußt. Im Zusammenhang damit spielen die Organisation der gesellschaftlichen Produktion nach Betriebseinheiten, die mit dem Produktionsniveau verbundene technische und organische Zusammensetzung der Produktionsfaktoren, das technisch-ökonomische Niveau der Material- und Grundmittelausnutzung sowie spezielle Bewertungs- und Erfassungsmethoden der Produktion für die praktischen Größenverhältnisse dieser Proportion eine maßgebliche Rolle. 2. Als Beziehung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts im Rahmen der arbeitsteiligen Stufenprozesse der gesellschaftlichen Produktion widerspiegelt die Entwicklung der Proportion Ersatzfonds zu Nettoprodukt nur bedingt die Entwicklung des gesellschaftlichen Aufwands für die Produktion (vor allem bei der Erfassung zu konstanten Preisen). Das beruht hauptsächlich darauf, daß der gesamte Wert des verbrauchten Materials, der den größten Anteil am Ersatzfonds hat, nur eine Mehrfachzählung derjenigen 436
Wertelemente des Endprodukts darstellt, die die verschiedenen Vor- und Zwischenstufen zu seiner Herstellung in der gesellschaftlichen Produktion durchlaufen. Bei bestimmten Veränderungen der strukturellen Zusammensetzung des Endprodukts (vor allem durch Außenhandelseinflüsse) ist es durchaus möglich, daß eine Zunahme des volkswirtschaftlichen Materialverbrauchs (genauer: des Materialumlaufs) sogar mit einem sinkenden vollen Aufwand an Produktionsfonds und Arbeitskräften für das volkswirtschaftliche Endprodukt beziehungsweise Nettoprodukt verbunden sein kann, insbesondere dann, wenn der zunehmende Materialverbrauch zusammen mit größeren Produktivitäts- und Eflektivitätssteigerungen in der Grundstoff- und Bauelementeindustrie auftritt. Umgekehrt ist auch bei sinkendem Materialverbrauch im Verhältnis zum Nettoprodukt ein steigender Aufwand möglich, wenn die Effektivität der Materialproduktion geringer wird (beispielsweise durch ungünstigere Abbaubedingungen oder geringeren Nutzstoffgehalt der abgebauten Rohstoffe).42 , 3. Unter sonst gleichbleibenden Bedingungen, vor ajlem ohne die Einbeziehung entgegengesetzter Einflüsse wie die der wachsenden technischen Ausstattung, der Spezialisierungsprozesse, der Akkumulations- und Außenwirtschaftsstruktur, des Umschlags der Produktionsfonds, der Preise usw. führen die über die technisch verbundenen Stufenprozesse langfristig zur Wirkung kommenden Faktoren der Materialökonomie zum Zurückbleiben vorgelagerter Produktionsstufen im Wachstum beziehungsweise zum schnelleren Wachstum der nachfolgenden Stufen, vor allem dann, wenn die Materialökonomie vorwiegend in den Endstufen einsetzt. Unter diesen einschränkenden Bedingungen ergibt sich infolge der Materialökonomie die gesetzmäßige Tendenz zum schnelleren Wachstum des volkswirtschaftlichen Endprodukts beziehungsweise zur Verringerung des Anteils des Materialverbrauchs am gesellschaftlichen Gesamtprodukt. Zusammen mit der 42
Diese widersprüchlichen Erscheinungen müssen noch gründlich untersucht werden; sie sind sowohl für die Planung der Grundproportionen als auch für die Einschätzung der Effektivitätsentwicklung der-Volkswirtschaft wesentlich. Von besonderem Interesse sind dabei auch die Konsequenzen für die ökonomische Einschätzung der Wachstumsproportionen der Abteilungen I und II des gesellschaftlichen Gesamtprodukts, die neben der Akkumulationsrate und den Außenwirtschaftsbeziehungen hauptsächlich von der Proportion Ersatzfonds zu Neltoprodukt bestimmt werden. Ein höheres Wachstumstempo der Abteilung I gegenüber der Abteilung II muß demnach nicht unbedingt zu höheren volkswirtschaftlichen Aufwendungen für das Nettoprodukt führen; andererseits können angenäherte oder sogar geringere Wachstumsraten der Abteilung I gegenüber der Abteilung II durchaus auch höhere volkswirtschaftliche Aufwendungen hervorrufen.
437
Grundfondsökonomie kann sie sich bei der Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses verstärkt durchsetzen und die Grundtendenz - insbesondere auf Grund der wachsenden organischen Zusammensetzung - so kompensieren, daß praktisch auch längerfristig eine Stabilisierung des Verhältnisses von Ersatzfonds zu Nettoprodukt bei der Entwicklung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts möglich ist. 4. Ein sehr wichtiges, bisher noch viel zu wenig analysiertes Problem für die Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses ist die Erscheinung, daß durch eine unzureichende planmäßige Beherrschung ' der Reproduktion des Ersatzfonds im gesamtvolkswirtschaftlichen Maßstab die Herausbildung einer bloßen „Produktion für die Produktion" ohne entsprechende Effekte für die Konsumtion und Akkumulation auftreten kann. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der objektiven stoff- und wertmäßigen Differenzierung der Dynamik nicht genügend Rechnung getragen wird. Die Zunahme einer solchen „Produktion für die Produktion" kann zu den größten Effektivitätsproblemen bei der Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses führen. Sie bedeutet im Prinzip eine Erhöhung des volkswirtschaftlichen Aufwands für das Nettoprodukt beziehungsweise Nationaleinkommen. Eine derartige Aufwandserhöhung hat möglicherweise eine Verringerung des Tempos der Arbeitsproduktivitätssteigerung oder die Zunahme der Fondsintensität (gemessen am vollen Arbeitskräfte- beziehungsweise Fondsaufwand für das volkswirtschaftliche Endprodukt) zur Folge. Zu dieser Entwicklung können sehr unterschiedliche Faktoren beitragen. Einer der wesentlichsten ist zweifellos die Beibehaltung und fortgesetzte Reproduktion technisch-ökonomisch rückständiger Strukturen (unproduktive Einzel- und Parallelfertigungen, uneffektive Kooperationsbeziehungen vor allem durch zersplitterte Kleinproduktion, überalterte Anlagen mit hoher Reparaturanfälligkeit und anderes). Andererseits kann aber auch eine zu starke Beschleunigung der Erneuerung der Technik ohne die entsprechend hohe Produktivitäts- und Effektivitätssteigerung den Produktionsaufwand übermäßig wachsen lassen. Ein weiterer wichtiger Faktor für einen überhöhten volkswirtschaftlichen Produktionsaufwand, der einer uneflektiven „Produktion für die Produktion" gleichkommt, ist die unzureichende Leistungsfähigkeit der Infrastruktur der Produktion (Transport-, Lager- und Umschlags- sowie Nachrichtensystem), die größere Material- und Informationsverluste, längere Produktions- und Zirkulationszeiten und anderes mehr verursacht. In der gleichen Richtung wirkt die Verschlechterung der Qualität der Produktion, die zusätzliche Garantie- und Reparaturleistungen sowie größere Ersatzteilproduktion hervorruft. 438
Die planmäßige Entwicklung von Reproduktionsbedingungen, die derartige Tendenzen unterbinden, ist eine entscheidende Voraussetzung für den erforderlichen hohen volkswirtschaftlichen Nutzeffekt des Intensivierungsprozesses. Das ist in erster Linie eine Aufgabe, die aus gesamtvolkswirtschaftlicher Sicht gelöst werden muß, da sie das Zusammenwirken der Bereiche und Zweige im Gesamtprozeß der Reproduktion betrifft und für die einzelnen Betriebe oder Zweige von untergeordneter Bedeutung sein kann. Darüber hinaus gewinnen dabei natürlich internationale Aspekte zunehmendes Gewicht, indem durch die weitere Vertiefung der sozialistischen internationalen Verflechtung der Volkswirtschaften der RGW-Länder die nationalen Strukturen effektiver gestaltet werden können.
5.2.2. Zur Entwicklung der Grundproportion zwischen notwendigem Produkt und Mehrprodukt Die Erfolge der auf die intensiv erweiterte Reproduktion ausgerichteten Strukturpolitik sind in großem Umfang von der Entwicklung der Proportion des produzierten Nationaleinkommens zwischen notwendigem Produkt und Mehrprodukt (in stofflich-gebrauchswertmäßiger Form) abhängig. Sie bestimmt das Tempo und die Entwicklung der Befriedigung gegenwärtiger und zukünftiger Bedürfnisse der sozialistischen Gesellschaft und bildet die Grundlage der sich im Zusammenhang mit den notwendigen Strukturveränderungen vollziehenden Akkumulation von gesellschaftlichem Reichtum. J e umfassender sich die sozialistische Gesellschaft entwickelt, um so größer werden die Ansprüche, die an Umfang, Qualität und Struktur des in der materiellen Produktion erzeugten notwendigen Produkts und Mehrprodukts zu stellen sind. Notwendiges Produkt und Mehrprodukt sind auf volkswirtschaftlicher Ebene die beiden Produktteile des produzierten Nationaleinkommens, worin sich notwendige Arbeit und Mehrarbeit darstellen. Sie sind Ausdruck der ökonomischen Beziehungen innerhalb des Produktionsprozesses. Das notwendige Produkt dient der Reproduktion und allseitigen Entfaltung der Persönlichkeit der unmittelbar produktiv tätigen Gesellschaftsmitglieder und kann stets nur einen Teil des neu geschaffenen Produkts umfassen. Marx gibt dazu den Hinweis: „Mehrarbeit überhaupt . . ., als Arbeit über das Maß der gegebnen Bedürfnisse hinaus, muß immer bleiben." 43 Dieser Teil des Nationaleinkommens muß notwendigerweise für die Befriedigung der Bedürfnisse aller anderen Gseellschaftsmitglieder, für die gesellschaftlichen Funktionen des Staates und für die '•3 Karl Marx, Das Kapital, Dritter Band, in: MEVV, Bd. 25, Berlin 1964, S. 827. 439
Schaffung von Voraussetzungen für die Befriedigung zukünftiger Bedürfnisse zur Verfügung stehen. Die proportionalen Beziehungen dieser beiden grundlegenden Bestandteile des Nationaleinkommens werden von dem im ökonomischen Grundgesetz der kommunistischen Gesellschaftsformation enthaltenen Ziel und Weg sowie von der Entwicklung der Produktivkräfte bestimmt. Nach Marx „ . . . mißt nicht die absolute Größe des Produkts, sondern die relative Größe des Mehrprodukts den Höhegrad des Reichtums". 4 4 Da der Proportion zwischen notwendigem Produkt und Mehrprodukt im Sozialismus das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln und die Verhältnisse kameradschaftlicher Zusammenarbeit und gegenseitiger Hilfe zugrunde liegen, besteht im Gegensatz zum Kapitalismus kein antagonistischer Widerspruch zwischen den beiden Beständteilen des Nationaleinkommens. Das notwendige Produkt ist in der sozialistischen Gesellschaft unter doppeltem Aspekt zu betrachten. E s dient einerseits der Reproduktion der Arbeitskraft und ist damit ein Aufwandsbestandteil zur Erreichung eines bestimmten Produktionsresultats. Darüber hinaus umfaßt es jedoch die zur allseitigen Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten erforderlichen Mittel (für Bildung, Kultur und Kunst, Körperkultur und Sport usw.), wie sie die „volle Entfaltung der Individualität" der produktiv Tätigen erfordert. 45 Das Mehrprodukt beinhaltet den Teil des neu geschaffenen Produkts, der über das notwendige Produkt hinaus produziert wird. Seine Bedeutung wächst mit der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in zunehmendem Maße. Das Mehrprodukt wird für die erweiterte Reproduktion der materiellen Produktion verwendet, wozu insbesondere die produktiven Nettoinvestitionen und die Veränderungen an Beständen und Reserven gehören. E s dient weiterhin als materielle Basis für die Entwicklung der Bereiche außerhalb der materiellen Produktion, einschließlich Ersatz und Erweiterung der materiellen Mittel sowie der individuellen Konsumtion der dort Beschäftigten. Außerdem sichert es die individuelle Konsumtion der nicht im Arbeitsprozeß stehenden Personen. Und nicht zuletzt, verwandelt es sich in die Mittel für die ständig wachsende gesellschaftliche Konsumtion (soweit diese nicht zum notwendigen Produkt zu rechnen ist). Im Prozeß der intensiv erweiterten Reproduktion werden zwei gegenläufige Tendenzen bei der Entwicklung des proportionalen Verhältnisses zwischen notwendigem Produkt und Mehrprodukt besonders deutlich, die sich unter sozialistischen Bedingungen im Unterschied zur kapitalistischen 44 45
Karl Marx, Das Kapital, Erster Band, in: MEW, Bd. 23, Berlin 1962, S. 243. Außerdem gehört hierzu der Unterhalt eines Teils der niditarbeitenden Familienangehörigen .
440
Produktionsweise herausbilden. Die eine Tendenz besteht darin, daß sich das notwendige Produkt inhaltlich erweitert und im Verhältnis zum Mehrprodukt einfen wesentlich größeren Umfang annimmt als im Kapitalismus. Marx bemerkt hierzu, daß bei „Beseitigung der kapitalistischen Produktionsform . . . die notwendige Arbeit . . . unter sonst gleichbleibenden Umständen, ihren Raum ausdehnen" würde, „weil die Lebensbedingungen des Arbeiters reicher und seine Lebensansprüche größer" 46 werden. Die andere Tendenz besteht gleichzeitig darin, daß das Mehrprodukt sich im Verhältnis zum notwendigen Produkt im Sozialismus stärker entwickeln muß als im Kapitalismus, weil auch die mit dem Mehrprodukt zu befriedigenden Bedürfnisse schneller wachsen. Eine solche Entwicklung ist möglich, weil die durch die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik freigesetzten produktiven Potenzen der Gesellschaft eine hohe Steigerung der Effektivität bewirken. Zur Befriedigung der ständig wachsenden Bedürfnisse im Sozialismus und als Basis für die Einhaltung anderer wichtiger Proportionen ist es notwendig, daß notwendiges Produkt und Mehrprodukt in entsprechender Menge, Struktur und Qualität vorliegen. Das mit dem Ziel des Sozialismus und mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt verbundene starke Wachstum der geistig-kulturellen Bedürfnisse einerseits und der Akkumulationsbedürfnisse andererseits verlangen bei kontinuierlicher Entwicklung des notwendigen Produkts eine noch stärkere Dynamik des Mehrprodukts, so daß die Mehrproduktrate ständig steigen muß. Da das Wachstum der Arbeitskräftezahl in der Volkswirtschaft insgesamt in der gegenwärtigen und zukünftigen Entwicklungsetappe stark begrenzt ist, muß in der materiellen Produktion mit den gleichen oder weniger Arbeitskräften ein solcher Zuwachs an Mehrprodukt geschaffen werden, daß den Erfordernissen einer relativ schnelleren Dynamik der nichtmateriellen Bereiche Rechnung getragen wird. Der Weg hierzu führt über die vorwiegend intensiv erweiterte Reproduktion, die sowohl größere Möglichkeiten für ein stärkeres Wachstum des Mehrprodukts bietet als auch hohe Anforderungen an Menge, Struktur und Qualität des Mehrprodukts stellt. Da die intensiv erweitert^ Reproduktion nicht in erster Linie aus einer begrenzten Erweiterungsmöglichkeit der Ressourcen abzuleiten ist, sondern sich vor allem aus der notwendigen Befriedigung der ständig wachsenden neuen Bedürfnisse der sozialistischen Gesellschaft ergibt, sind damit große Anforderungen an die Entwicklung aller Bestandteile des Mehrprodukts verbunden, die sich in der produktiven und nichtproduktiven Akkumula-
48
Karl Marx, Das Kapital, Erster Band, in: MEW, Bd. 23, Berlin 1962, S. 552.
441
tion sowie in der gesellschaftlichen und individuellen Konsumtion außerhalb der materiellen Produktion äußern. Die mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt einhergehenden Prozesse wie Automatisierung, Elektronisierung, Chemisierung, Ausbau der Energiebasis und Vervollkommnung der Infrastruktur stellen hohe Anforderungen an die produktive Akkumulation. Für die im Prozeß der intensiv erweiterten Reproduktion notwendigen Strukturveränderungen spielt die produktive Akkumulation ebenfalls eine Schlüsselrolle, so daß auch von dieser Seite her die Akkumulationskraft erhöht werden muß. Die zukünftig schnellere Entwicklung der nichtmateriellen Bereiche verlangt außerdem ein entsprechendes Wachstum der nichtproduktiven Akkumulation sowie der Anzahl der in diesen Bereichen beschäftigten Arbeitskräfte. Darüber hinaus wird auch die Reproduktion der natürlichen Umweltbedingungen mehr Mittel aus dem Mehrprodukt erfordern. Innerhalb der allgemein stark steigenden gesellschaftlichen Konsumtion auf Grund der zunehmenden gesellschaftlichen Bedürfnisbefriedigung nehmen die Aufgaben zur Sicherung der Unterstützung des antiimperialistischen Befreiungskampfes und der ökonomisch zurückgebliebenen Völker einen größeren Raum ein. Die vorwiegend intensiv erweiterte Reproduktion schafft die Voraussetzungen und bietet vielfältige Möglichkeiten, diese und andere an das Wachstumstempo und die Struktur des Mehrprodukts gestellte Anforderungen zu erfüllen, da sie der Hauptweg für eine wachsende Effektivität des Reproduktionsprozesses ist, die vor allem in steigender Arbeitsproduktivität sowie in sinkender Fondsintensität und Materialintensität zum Ausdruck kommt. Durch die sozialistische Rationalisierung des Produktionsprozesses wird es möglich, mit gleichen Aufwendungen ein größeres Mehrprodukt zu erzielen. Damit ist auch eine Einsparung von Arbeitskräften in der materiellen Produktion verbunden, die zu einer relativen Verringerung des notwendigen Produkts insgesamt bei Erhöhung des notwendigen Produkts pro Kopf der produktiv Tätigen führt. Die in der Volkswirtschaft vor sich gehenden Strukturveränderungen stellen nicht nur hohe Anforderungen an den Akkumulationsfonds, sie führen ihrerseits auch zu der hohen Effektivität der Volkswirtschaft, die die Produktion eines höheren Mehrprodukts gestattet und somit auch bei wachsender Konsumtion pro Kopf der Bevölkerung eine steigende Akkumulation ermöglicht. Die Aneignung wissenschaftlicher Erkenntnisse und die Qualifizierung verstärken die produktiven Potenzen der Arbeitskraft und erhöhen ihre Mobilität. Dadurch steigt nicht nur das notwendige Produkt pro Kopf der produktiv Tätigen, sondern es kann zugleich ein - absolut und relativ zum notwendigen Produkt - größeres Mehrprodukt erzeugt werden. Nicht zuletzt werden auch die Vorteile der verstärkten ökonomi442
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schrittweisen Ubergang von der mehr oder weniger manufakturmäßigen zur industriemäßigen Produktionsgestaltung ist ein höheres Wachstumstempo der landwirtschaftlichen Effektivität gegenüber der industriellen möglich und notwendig. Diese objektiv erforderliche schnelle Steigerung der Effektivität in der Landwirtschaft gegenüber der Industrie muß auch in den 70er und 80er Jahren in der DDR fortgesetzt werden. Betrachtet man dazu die Entwicklung der Effektivität in der Landwirtschaft, der Industrie und der Volkswirtschaft insgesamt, insbesondere in den 70er Jahren, dann ergibt sich folgendes Bild (vgl. Tabelle 18). Trotz einer gewissen Relativität der vorliegenden Ergebnisse zeigen diese Angaben auf der Grundlage des Nettoprodukts, daß die Effektivität in der Landwirtschaft relativ schneller gewachsen ist (jährlich 7,6 Prozent) als in der Industrie (jährlich 5,3 Prozent). Diese positive Entwicklung in den Jahren 1970 bis 1973 kann als Ausdruck einer planmäßigen, proportionalen Entwicklung zwischen Industrie und Landwirtschaft gewertet werden. Auf der Grundlage der oben angeführten Effektivitätskennziffern läßt sich der bestehende Niveauunterschied der Arbeitsproduktivität zwischen Landwirtschaft und Industrie für den Zeitraum 1971 bis 1974 annähernd bestimmen (vgl. Tabelle 19). Tabelle 19 Niveauunterschied der Arbeitsproduktivität zwischen Landwirtschaft und Industrie 1971 bis 1974 1971
1972
1973
1974
58
65
63
63
Niveau der Arbeitsproduktivität der Landwirtschaft in Prozent Industrie = 100 Quelle:
Tabelle 18
Mit dem weiteren Anwachsen der organischen Zusammensetzung der Fonds in der Landwirtschaft müßte sich das Produktivitätsniveau der Landwirtschaft langfristig nach und nach - wie von 1971 bis 1974 - dem der Industrie künftig stärker nähern. Die Grundfondsausstattung als Basis der Produktivitätssteigerung hat in einigen Teilbereichen der Landwirtschaft bereits heute das Niveau der Industrie erreicht oder sogar schon überschritten: in der kooperativen Pflanzenproduktion ist der Ausstattungsgrad an Grundmitteln bereits auf 60 bis 80 TM je Arbeitskraft angestiegen, in den agrochemischen Zentren beträgt er 150 bis 200 TM je Arbeitskraft, und in den modernen Anlagen der Tierproduktion erreicht er heute bereits mit 300 bis 600 TM je Arbeitskraft die Größenordnung der modernen Großchemie. 496
Doch wenden wir uns nunmehr dem langfristigen Produktivitätsvergleich zwischen Landwirtschaft und Industrie im Sinne der Fragestellung im einzelnen zu (vgl. Tabelle 20). Tabelle 20 Die Entwicklung der Arbeitsproduktivität auf der Grundlage des Bruttoprodukts bzw. des Nettoprodukts je Berufstätigen der Landwirtschaft und der Industrie der DDR (vergleidibare Preise) 1949/50 bis 1973 (1949/50 = 100) I. Vergleich Dynamik der Arbeitsproduktivität (vergleichbare Preise 1967)
II. Vergleich Dynamik der Arbeitsproduktivität (vergleichbare Preise 1963)
Brutto- bzw. Nettoprodukt Brutto- bzw. Nettoprodukt je Arbeitskraft je Arbeitskraft Land- und Forstwirtschaft 635 525 650 408 Industrie und Handwerk 570 550 480 420 Quelle: Statistisches Jahrbuch der DDR 1974, Berlin 1974, S. 17, 20, 40 und eigene Berechnungen.
Dieser allgemeine Entwicklungsvergleich zeigt - wenn man die Probleme der Bewertung (der beiden Preisebenen) ausklammert — die Tendenz, daß in der Deutschen Demokratischen Republik die Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft auf der Basis des Bruttoprodukts schon während der gesamten zwei Jahrzehnte ab 1949/50 schneller gestiegen ist als in der Industrie. Der Vergleich zu Preisen des Jahres 1967 zeigt, daß zwar das Bruttoprodukt je Arbeitskraft der Agrarproduktion schneller als das der Industrie gestiegen ist, aber das Nettoprodukt je Arbeitskraft hinter dem der Industrie zurückbleibt. Eine Ursache könnte in dem seit 1970 sprunghaft angestiegenen Produktionsverbrauch bestehen. Andererseits zeigen die im Vergleich zu Preisen von 1963 erkennbaren Entwicklungstendenzen, daß aller Wahrscheinlichkeit nach auch Bewertungsprobleme bei der Verwendung der Preisbasis 1967 eine wichtige Rolle spielen können, was jedoch noch näher zu analysieren wäre. Insgesamt kann man jedoch feststellen, daß sich die von Marx begründete Gesetzmäßigkeit einer schnelleren Arbeitsproduktivitätssteigerung der Agrarproduktion gegenüber der Industrie auch in der bisherigen Entwicklung in der DDR schon durchgesetzt hat. Die Landwirtschaft kann nur dann zu einem wesentlichen Faktor der komplexen Effektivitätssteigerung der Volkswirtschaft werden, wenn sie 32 Heinrichs
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nicht nur die Arbeitsproduktivität schneller steigert als die Industrie, sondern ihre Arbeitsproduktivität auch schneller erhöht als ihr Produktionsvolumen. In der heutigen Agrarproduktion fällt im Gegensatz zur Industrie die Steigerung des Produktionsvolumens mit einem absoluten Rückgang des landwirtschaftlichen Arbeitskräftepotentials zusammen. Die schon erwähnte These von Marx hinsichtlich einer relativ schnelleren Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft gegenüber der Industrie wird oft falsch interpretiert. So gibt es zum Beispiel Auffassungen, daß die von Marx aufgestellten Thesen, daß erstens „auf einem gewissen Höhepunkt der Industrie . . . die Produktivität der Agrikultur sich relativ rascher vermehren muß als die der Industrie" 7 4 und daß zweitens der „historische Unterschied" im Niveau der Arbeitsproduktivität der Agrarproduktion gegenüber der Industrie, der auf einem bestimmten Entwicklungsstand wieder „verschwinden kann" 7 5 , angeblich nur für die kapitalistische Produktionsweise typisch sind. Andere sind der Meinung, daß das relativ raschere Produktivitätswachstum der Agrarproduktion gegenüber der Industrie zwar zu einem unabdingbaren Erfordernis der entwickelten sozialistischen Gesellschaft gehört, angeblich aber zunächst nur in den sogenannten industriellen Beispielsanlagen der Landwirtschaft erreichbar ist und es noch eines längeren Zeitraums bedarf, um diesen Entwicklungsprozeß in der gesamten Landwirtschaft zu vollziehen. 76 Bei letzterem wird offenbar die Dynamik der Arbeitsproduktivität mit dem Niveau der Arbeitsproduktivität verwechselt. Infolge der weiteren Angleichung des Niveaus der Produktivkräfte durch den Übergang zur industriemäßigen Agrarproduktion wird sich auch das durchschnittliche Niveau der Arbeitsproduktivität der Landwirtschaft dem der Industrie schrittweise annähern. Diesen Gesetzmäßigkeiten gilt es beim volkswirtschaftlichen Intensivierungsprozeß, insbesondere bei der langfristigen Planung, weitgehend Rechnung zu tragen. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt übt in Verbindung mit dem Übergang zu industriemäßiger Produktionsgestaltung den bedeutendsten Einfluß auf den Zuwachs der Arbeitsproduktivität und der Agrarproduktion aus. Die Industrialisierung ist eine allgemeine Gesetzmäßigkeit aller Zweige der materiellen Produktion. Sie tritt in der Agrarproduktion bei 74
75 76
Karl Marx, Theorien über den Mehrwert, in: MEW, Bd. 26.2, Berlin 1967, S. 103. Ebenda, S. 87. Vgl. Rosemarie Sachse, Die Hauptaufgabe des Fünfjahrplans und die weitere Intensivierung unserer Landwirtschaft, i n : Einheit, 2/1972, S. 245.
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einem bestimmten Entwicklungsniveau der gesellschaftlichen Produktivkräfte auf die Tagesordnung. Obwohl die Landwirtschaft reproduktionsbedingte und sozialökonomische Besonderheiten gegenüber der modernen Großindustrie besitzt, vollzieht sich im Zuge der wissenschaftlich-technischen Revolution eine beschleunigte Annäherung an den heutigen Stand der industriellen Produktion. Auf Grund dieser Veränderungen im landwirtschaftlichen Produktionsprozeß erhält die landwirtschaftliche Arbeit immer mehr einen industrieartigen Charakter. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt als Hauptkomponente der Intensivierung greift vor allem auf folgende drei Sphären des Reproduktionsprozesses der Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft über: - die Sphäre der technischen und mechanischen Arbeitsmittel und der Arbeitskräfte; - die chemisch-biologische Sphäre; - die Sphäre der Organisation, Planung und Leitung der kooperierten und spezialisierten Produktionseinheiten der landwirtschaftlichen Primärproduktion und der Yorleistungs- und Weiterverarbeitungsstufen. Vor allem kommt es darauf an, durch umfassendere Anwendung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, der gesetzmäßigen Konzentration und Spezialisierung (kooperative Abteilungen Pflanzenproduktion, kooperative Zusammenarbeit in der Tierproduktion) der landwirtschaftlichen Produktion die Arbeitsproduktivität zu steigern. Durch eine entsprechende Entwicklung der Produktion und Arbeitsteilung sind die hocheffektive Auslastung der Technik und aller Produktionsfonds und ein höheres Wachstumstempo der Effektivität der Agrarproduktion und der Akkumulation zu sichern. Die Produktionseinheiten der Pflanzen- und Tierproduktion müssen auf der Grundlage der Kooperation und des genossenschaftlich-sozialistischen Eigentums einen solchen Umfang erreichen, daß bei den Haupterzeugnissen ein optimaler Auslastungsgrad der industriemäßigen Produktions-, Mechanisierungs- und Chemisierungssysteme gewährleistet ist. Gemeinsame Investitionen (Akkumulationsfonds) der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und Volkseigenen Güter bilden dabei für den Übergang zu industriemäßigen Produktionsmethoden auf der Grundlage klarer zentraler und regionaler Konzeptionen eine wichtige Voraussetzung. 77 Der schrittweise Ubergang zu industriemäßigen Produktionsformen in der Landwirtschaft und die komplexe Formierung des Nahrungsgüterpotentials, das heißt die Herausbildung des volkswirtschaftlichen Agrar-Indu77
Vgl. Gerhard Grüneberg, Die gegenwärtigen Aufgaben bei der Verwirklichung der v o m V I I L Parteitag beschlossenen Agrarpolitik der SED, Berlin 1974, S. 33, 44.
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strie-KompIexes erfolgt auf der Grundlage des Leninschen Genossenschaftsplanes. Er bestimmt entsprechend den jeweils herangereiften gesellschaftlichen Bedingungen der Arbeitsteilung, Kooperation und Spezialisierung die Grundrichtung der schrittweisen Annäherung zwischen Stadt und Land, beziehungsweise wie die sozialistische Gesellschaft die Landwirtschaft und die Industrie vereint. Die organische „Vereinigung von Industrie" (der vorgelagerten Bereiche der Produktionsmittelbereitstellung, der Verarbeitung und des Handels) „und Landwirtschaft auf der Grundlage der bewußten Anwendung der Wissenschaft und der Kombinierung kollektiver Arbeit" zur modernen Nahrungserzeugung ist ein objektiver Prozeß der komplexen Entwicklung der Produktivkräfte und der weiteren Vergesellschaftung der Produktion und Arbeit in der kommunistischen Gesellschaftsformation. 78 Die Auffassung 79 , auf herkömmliche Art und Weise die Produktion der Agrarerzeugnisse und Nahrungsmittel sichern zu wollen, „ist ein Trugschluß" . . . „Der sozialistischen Gesellschaft kann und darf es nicht gleichgültig sein, wie und mit welcher Effektivität heute und in den nächsten Jahren die Nahrungsgüter erzeugt werden, die eine wichtige Voraussetzung zur Reproduktion des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens sind. Hier handelt es sich um wichtige Konsequenzen aus dem ökonomischen Grundgesetz des Sozialismus". Für die entwickelte sozialistische Gesellschaft ergibt sich daraus die objektive Notwendigkeit, - die volkswirtschaftliche Intensivierung des Reproduktionsprozesses auf die Formierung des Agrar-Industrie-Komplexes zu lenken; - die Landwirtschaft als die entscheidende Grundlage der Nahrungserzeugung immer harmonischer in die planmäßige, proportionale Gestaltung des einheitlichen volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses einzuordnen. Eine Vernachlässigung und nicht richtige Beurteilung der objektiven Reproduktionsvorgänge in der Landwirtschaft als primäre Basis der Nahrungs- und Rohstofferzeugung und ihrer objektiven Reproduktionsanforderungen (Vorleistungs- und Weiterverarbeitungsindustrie) haben unmittelbare Auswirkungen auf die Effektivitätssteigerung und die Erfüllung der Hauptaufgabe. Die materiellen Grundlagen für die Herausbildung des Agrar-Industrie78 79
W. I. Lenin, Karl Marx, in: Werke, Bd. 21, Berlin 1960, S. 60. Gerhard Grüneberg, Die Aufgaben bei der weiteren Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion, des Ubergangs zu industriemäßigen Produktionsmethoden in der Landwirtschaft und Probleme der Entwicklung der Kooperationsbeziehungen, Berlin 1972, S. 25.
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Komplexes werden durch die Entwicklung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und besonders durch die Vergesellschaftungsprozesse zwischen Industrie und Landwirtschaft gebildet. Die weitere Entwicklung der Produktivkräfte „schafft . . . zugleich die materiellen Voraussetzungen einer neuen, höheren Synthese, des Vereins von Agrikultur und Industrie" 80 , um die Agrarproduktion mit der Industrie zu vereinigen. Ein Ergebnis dieser Vereinigung ist die Herausbildung des Agrar-Industrie-Komplexes. Der Agrar-Industrie-Komplex ist ein objektives Resultat der Weiterentwicklung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und des wissenschaftlich-technischen Fortschritts im Prozeß der Intensivierung der sozialistischen Volkswirtschaft. Der volkswirtschaftliche Agrar-Industrie-Komplex umfaßt im Reproduktionsprozeß miteinander verflochtene Wirtschaftszweige, die die Nahrungsgüter auf der Grundlage landwirtschaftlicher Rohstoffe erzeugen beziehungsweise an deren Produktion durch Vorleistungen, Weiterverarbeitung, Transport, Lagerhaltung und andere Hilfsprozesse beteiligt sind. Der Agrar-Industrie-Komplex berührt zwei Reproduktionsebenen; - die stufenmäßig verflochtenen Produktionszweige, zu denen sowohl die Landwirtschaft, die vorgelagerten Bereiche der Produktionsmittelbereitstellung, als auch die Zweige der Verarbeitung, des Handels im Rahmen der gesamten Volkswirtschaft gehören; - die territorialen Agrar-Industrie-Vereinigungen als Organisationsformen der horizontalen und vertikalen Kooperation von Betrieben der Landwirtschaft, der Nahrungsgüterindustrie und anderer Industriezweige. Die Struktur des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes beruht auf folgenden am Reproduktionsprozeß der Nahrungsgütererzeugung beteiligten Bereichen der gesellschaftlichen Produktion: 1. der Agrarproduktion, 2. den Vorleistungsbereichen, die sowohl für die Agrarproduktion als auch für die Nahrungsmittelproduktion Produktionsmittel, materiell-technische Leistungen usw. bereitstellen, 3„ den Bereichen, die die Verarbeitung und Realisierung der Agrar- und Nahrungserzeugnisse durchführen. Nach Berechnungen des Zentralinstituts für Wirtschaftswissenschaften anhand der volkswirtschaftlichen Verflechtungsbilanz der DDR für 1968 verteilen sich die gesamten, direkt und indirekt für den Bedürfniskomplex Ernährung tätigen Arbeitskräfte etwa folgendermaßen auf diese Bereichsgruppen :
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Karl Marx, Das Kapital, Erster Band, in: MEW, Bd. 23, Berlin 1962, S. 528.
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- Landwirtschaft 45 Prozent, - Vorleistungen 25 Prozent, - Verarbeitung und Realisierung 30 Prozent. Die Produktions- und Bedürfnissstruktur an Nahrungsmitteln einerseits und die Anforderungen der Landwirtschaft und Nahrungsgüterproduktion an die Vorleistungs- und Weiterverarbeitungsindustrie andererseits werden sich langfristig etwa folgendermaßen entwickeln: - Die perspektivische Bedarfsstruktur an Nahrungsgütern wird sich im Pro-Kopf-Verbrauch wesentlich von den herkömmlichen Grundnahrungsmitteln zu hochwertigen (eiweiß- und vitaminreichen) Nahrungserzeugnissen verschieben. - Mit der qualitativen Veränderung der Produktions- und Erzeugnisstruktur verändert sich aber gleichzeitig der Einsatz an vergegenständlichter und lebendiger Arbeit. Dadurch wachsen und verändern sich auch die Anforderungen an die Vorleistungs- und Verarbeitungsindustrie, die Agrarwissenschaft und das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte, vor allem in struktureller Hinsicht. Bei fortschreitender Intensivierung der Nahrungsmittelerzeugung, insbesondere der Agrarproduktion, verlagert sich ein steigender Anteil des Arbeitsaufwandes insgesamt auf die Vorleistungs- und Weiterverarbeitungssphären. Der Anteil der vergegenständlichten Arbeit (ausgedrückt auf Kostenbasis) veränderte sich in der Agrarproduktion von 46,5 Prozent 1966 auf rund 59,0 Prozent 1972 und wird bis 1975 auf etwa 65,0 Prozent steigen. Die Verringerung des unmittelbaren Anteils des Arbeitsaufwandes der Landwirtschaft für die Nahrungsmittelerzeugung wird sich mit dem Ubergang zu industriemäßigen Produktionsmethoden weiter fortsetzen. Das Ziel der Bildung des Agrar-Industrie-Komplexes ist, die durch die vorsozialistischen Produktionsverhältnisse geprägten Reproduktion sbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft zu überwinden, die Effektivität des Gesamtprozesses der Produktion von Nahrungsmitteln und anderen aus agrarischen Rohstoffen herzustellenden Waren beschleunigt zu erhöhen und auf dieser Basis weitreichende sozialökonomische Probleme zwischen Stadt und Land zu lösen. Die Verflechtungs- und Vergesellschaftungsprozesse, die Herausbildung höherer Stufen der gesellschaftlichen Arbeits-1 teilung und Organisation der Nahrungsgüterproduktion gilt es, mit der weiteren Qualifizierung der Volkswirtschaftsplanung besser zu erfassen. Vor allem muß den objektiven Erfordernissen der komplexen Strukturgestaltung und der richtigen Proportionierung zwischen der Agrarproduktion, den Vorleistungs- sowie Verarbeitungs- und Realisierungsbereichen besser Rechnung getragen werden. Die Gestaltung effektiver Proportionen inner502
halb des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes ist f ü r die allseitige Anwendung industrieller Produktionsmethoden u n d damit f ü r die Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses von wesentlicher Bedeutung. Im Hinblick auf die weitere Vervollkommnung der materiell-technischen Basis in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft sind mit der Herausbildung des Agrar-Industrie-Komplexes, gestützt auf die ökonomische Integration der sozialistischen Länder, unmittelbar folgende voneinander abhängige Aufgaben zu lösen: r 1. Die effektivere Gestaltung der Produktions- und Erzeugnisstruktur (zentral und regional) zur Sicherung einer qualitativ hochwertigen (eiweißund vitaminhaltigen) u n d kostengünstigen Nahrungsmittelproduktion entsprechend dem Bedarf der Bevölkerung (einschließlich der notwendigen Nahrungsmitlelreserven) bei vermindertem Gesamtaufwand an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit je Einheit des Endprodukts; 2. die Sicherung des allmählichen Uberganges zur industriemäßigen Agrarproduktion, der Durchsetzung des wissenschaftlichen Fortsein itts und eine entsprechende Gestaltung (Planung) der Kooperationsbeziehungen innerhalb der Agrarproduktion und zwischen den Vorleistungs-, Verarbeitungs- u n d Realisierungsbereichen und der Agrarproduktion; 3. die unter früheren Bedingungen entstandenen zweig- und ressortmäßig gebundenen Planungs- und Leitungssysteme, die gegenwärtig die Lösung der beiden vorgenannten Aufgaben behindern, entsprechend dem neuen Entwicklungsniveau der Nahrungsmittelproduktion zu vervollkommnen. Mit der Lösung der ökonomischen Entwicklungsprobleme sind die Prozesse, die auf die Beseitigung der sozialökonomischen Unterschiede zwischen Stadt und Land abzielen, planmäßig zu verbinden und dadurch zu beschleunigen. Die Steigerung der Arbeitsproduktivität in der Agrar- und Nahrungsgüterproduktion, die immer engere Vereinigung innerhalb und zwischen den Bereichen der Nahrungserzeugung ist ein objektiv herangereifter Entwicklungsprozeß mit einem tiefen politischen und sozialen Inhalt. In don politisch-ökonomischen Beziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft kreuzen sich wichtige Klassen- und Bündnisbeziehungen zwischen der führenden Arbeiterklasse und der Klasse der Genossenschaftsbauern. Die Genossenschaftsbauern sind nicht nur der entscheidende subjektive Faktor der Agrar- und Nahrungsmittelproduktion, sondern als Hauptverbündeter der Arbeiterklasse zugleich auch ein wichtiger Faktor der politischen Macht des sozialistischen Arbeiter-und-Bauern-Staates. Beide Klassen sind durch die Einheit von ökonomischen, politischen und ideologischen Interessen ver-
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bunden. Die ökonomischen Beziehungen zwischen den beiden Klassen werden bei der Gestaltung der materiell-technischen Basis der entwickelten sozialistischen Gesellschaft durch die spezifischen Austauschbeziehungen zwischen den Genossenschaftsbauern und der Arbeiterklasse gekennzeichnet. Sie sind darauf gerichtet, eine koordinierte und wechselseitig bedingte, planmäßige, proportionale Entwicklung sowohl der Landwirtschaft als auch der Vorleistungs- und weiterverarbeitenden Industrie sowie der gesamten Volkswirtschaft zu gewährleisten. Dabei kommt es darauf an, die Besonderheiten dieser Austauschbeziehungen, die durch Ware-Geld-Beziehungen vermittelt werden, unter den Bedingungen der Herausbildung des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes eingehender zu erforschen. J e besser und effektiver die Reproduktionsbeziehungen zwischen den vor- und nachgelagerlen Sphären der Landwirtschaft koordiniert werden, desto mehr wird sich der Prozeß der weiteren Effektivitätserhöhung und Vergesellschaftung der Nahrungsmittelproduktion zum Nutzen der entwikkelten sozialistischen Gesellschaft beschleunigen. Dieser revolutionäre Umwälzungsprozeß, der die Zukunft der Landwirtschaft bestimmt, vollzieht sich in Verbindung mit einer Vertiefung der Bündnisbeziehungen zwischen der Arbeiterklasse und der Klasse der Genossenschaftsbauern.
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