Probleme der Intensivierung der sozialistischen erweiterten Reproduktion [Reprint 2021 ed.] 9783112542224, 9783112542217


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German Pages 232 [231] Year 1978

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Probleme der Intensivierung der sozialistischen erweiterten Reproduktion [Reprint 2021 ed.]
 9783112542224, 9783112542217

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ABHANDLUNGEN D E R A K A D E M I E D E R WISSENSCHAFTEN D E R D D R Abteilung Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Räte Jahrgang 1977 • Nr. W 6

2. Tagung der Gemeinsamen Kommission der Ökonomen der UdSSR und der DDR

Probleme der Intensivierung der sozialistischen erweiterten Reproduktion Probleme der Intensivierung der sozialistischen erweiterten Reproduktion und der Erhöhung ihrer Effektivität unter den Bedingungen der sozialistischen ökonomischen Integration

A K A D E M I E - V E R L A G - B E R L I N • 1977

Herausgegeben im Auftrage des Präsidenten der Akademie der Wissenschaften der DDR von Vizepräsident Prof. Dr. Heinrich Scheel Verantwortlich für dieses Heft: Akademiemitglied Prof. Dr. sc. oec. Helmut Koziolek Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR

Redaktionsschluß: 20. 5 . 1 9 7 7 Erschienen im Akademie-Verlag, 108 Berlin, Leipziger Str. 3—4 © Akademie-Verlag Berlin 1977 Lizenznummer: 202 • 100/69/77 Gesamtherstellung: IV/2/14 V E B Druckerei »Gottfried Wilhelm Leibniz«,. 445 Gräfenhainichen . 5 0 1 8 Bestellnummer: 753 490 7 (2001/77/6/W) • LSV 0335 Printed in G D R DDR 23,- M

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung 1. Hauptreferate Prof. Dr. Helmut Koziolek Vorsitzender des DDR-Teils der Gemeinsamen Kommission, Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, Direktor des Zentralinstituts für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED „Probleme der Intensivierung der sozialistischen Produktion unter den Bedingungen ökonomischer Integration der Mitgliedsländer des RGW (Hauptreferat der DDR-Seite)" Prof. Dr. Aleksandr Ivanovic Anciskin Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Abteilungsleiter im Zentralen Ökonomisch-Mathematischen Institut der Akademie der Wissenschaften der UdSSR Dr. Viktor Timofejevic Isupov Institut für Ökonomie des sozialistischen Weltsystems der Akademie der Wissenschaften der UdSSR „Die Intensivierung der sozialistischen Produktion unter den Bedingungen der ökonomischen Integration der Länder des RGW (Hauptreferat der UdSSR-Seite)" 2. Diskussion Prof. Dr. Jurij Filippovic Kormnov Stellvertreter des Vorsitzenden des UdSSR-Teils der Gemeinsamen Kommission, Stellvertreter des Direktors des Instituts für Ökonomik des sozialistischen Weltsystems der Akademie der Wissenschaften der UdSSR „Die Kooperation der Produktion als Reserve zur Steigerung ihrer Effektivität Prof. Dr. Willi Kunz Stellvertreter des Direktors des Zentralinstituts für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED „Sozialistische ökonomische Integration, Intensivierung und internationale Planungszusammenarbeit"

4

Prof. Dr. Herbert Kusicka Direktor der Forschungsstelle beim Ministerium für Wissenschaft und Technik »Zur Schlüsselrolle des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für steigende Effektivität und einige Probleme der Verflechtung von wissenschaftlich-technischem Fortschritt und anderen Faktoren der Intensivierung"

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Prof. Dr. Siegfried Tannhäuser Sektion Wirtschaftswissenschaft der Technischen Hochschule „farl Schorlemmer", Leuna-Merseburg »Probleme der Intensivierung der Grundfondsreproduktion"

81

Prof. Dr. Wolfgang Heinrichs Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, Direktor des Zentralinstituts für Wirtschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften der DDR »Zur Intensivierung und Effektivität der gesellschaftlichen Produktion und dem Platz der Materialökonomie in diesem Prozeß"

95

Prof. Dr. Dmitrij Nikolaevic Karpuchin Direktor des Instituts für Arbeit beim Staatlichen Komitee für Arbeit und soziale Fragen der UdSSR »Die Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion und das Wachstum der Arbeitsproduktivität"

108

Prof. Dr.-Heinz Hanspach Direktor des Zentralen Forschungsinstituts für Arbeit beim Staatssekretariat für Arbeit und Löhne »Zu Fragen des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens und seiner Rolle bei der Intensivierung"

120

Prof. Dr. Gerd Friedrich Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, Stellvertreter des Direktors des Zentralinstituts für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED »Die Kombinate und Vereinigungen volkseigener Betriebe als wichtige Formen der gesellschaftlichen Organisation der Produktion in der Industrie der DDR und der weitere Prozeß der Intensivierung der Produktion*

130

Prof. Dr. Anatolij Ivanovic Stepanov Stellvertreter des Direktors des Forschungsinstituts der UdSSR für Agrarökonomik »Die Intensivierung der Landwirtschaft in der UdSSR"

141

Dr. Richard Heinrich Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED Institut für Politische Ökonomie des Sozialismus »Zur Intensivierung in der sozialistischen Landwirtschaft der DDR' . . . .

158

Prof. Dr. Horst Steeger Leiter des Ökonomischen Forschungsinstituts der Staatlichen Plankommission »Die volkswirtschaftliche Effektivität - wichtiger ökonomischer Gradmesser der Intensivierung"

169

Dr. Horst Merbach Hauptabteilungsleiter im Amt für Standardisierung, Meßwesen und Warenprüfung .Qualität und Intensivierung"

174

Prof. Dr. Evgenij Ivanovic Kapustin Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Direktor des Instituts für Ökonomik der Akademie der Wissenschaften der UdSSR »Die Entwicklung der gesellschaftlichen Aktivität der Werktätigen als Intensivierungsfaktor der Arbeit"

180

Prof. Dr. Konstantin Ivanovic Mikul'skij Abteilungsleiter im Institut für Ökonomik des sozialistischen Weltsystems der Akademie der Wissenschaften der UdSSR »Einige soziale Aspekte der Intensivierung der sozialistischen Produktion in der gegenwärtigen Etappe"

193

Prof. Dr. Gunnar Winkler Akademie der Wissenschaften der DDR »Probleme des Zusammenhangs von Intensivierung und Ausprägung der sozialistischen Lebensweise"

207

Dr. Walter Krzyzanowski Sekretär des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR »Zu einigen Fragen der sozialistischen Intensivierung und der Forschungsarbeit auf diesem Gebiet"

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Prof. Dr. Werner Ostwald Leiter der Forschungsleitstelle für Territorialplanung der Staatlichen Plankommission »Zu einigen Wechselbeziehungen zwischen Intensivierung und Territorialstruktur des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses"

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Vorbemerkung

Vom 29. November bis 4. Dezember 1976 fand in Berlin die 2. Tagung der Gemeinsamen Kommission der Ökonomen der UdSSR und der DDR zum Thema .Probleme der Intensivierung der sozialistischen erweiterten Reproduktion und der Erhöhung ihrer Effektivität unter den Bedingungen der sozialistischen ökonomischen Integration" statt. Die Kommission beschäftigte sich mit Fragen, die nach dem XXV. Parteitag der KPdSU und dem IX. Parteitag der SED im Mittelpunkt der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung beider Länder stehen. Es ist das Hauptanliegen der Wirtschaftswissenschaftler beider Länder, mit den Ergebnissen der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung zur Durchführung der Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik beizutragen. Im Mittelpunkt der theoretischen Verallgemeinerungen stehen dabei die Fragen der sozialistischen Intensivierung und der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts als des Schlüsselproblems der Intensivierung. Die Tagesordnung der 2. Tagung der Gemeinsamen Kommission der Ökonomen der UdSSR und der DDR umfaßte erstens eine wissenschaftliche Problemdiskussion zum Thema der Tagung, zweitens die Bestätigung des Entwurfs eines Planes der wissenschaftlichen Zusammenarbeit bis 1980 sowie drittens einen Meinungsaustausch über die Vorbereitung der 3. Tagung der Kommission, die im Dezember 1977 in Moskau stattfinden wird. Die Delegation des UdSSR-Teils der Kommission stand unter Leitung des Mitglieds der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Professor Dr. A. M. RUMJANCEV. Der sowjetischen Delegation gehörten an: korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Professor Dr. J. I. K A F U S T I N ; Professor Dr. D. N. K A R PUCHIN ; Dr. A. P. V A V I L O V ; Professor Dr. A. I . S T E P A N O V ; korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Professor Dr. A . I. A N C I S K I N ; Dr. G. I. K A R C H I N , Professor Dr. Ju. F. KORMNOV und Dr. M. P . PAVLOVA-SILVANSKAJA. Die Delegation des DDR-Teils der Kommission wurde von dem Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, Professor Dr. H . K O Z I O L E K , Kandidat des Zentralkomites der SED, geleitet. Ihr gehörten weiterhin an: Akademiemitglied Professor Dr. O. R E I N H O L D , Mitglied des Zentralkomitees der SED; Dr. K. H . G R A U P N E R ; korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, Professor Dr. G. F R I E D R I C H ; Professor Dr. H . H A N S P A C H ; korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, Professor Dr. W. H E I N R I C H S ; Dipl. oec. W. K R A U S E ; Dr. W. KRZYZANOWSKI; Professor Dr. W. K U N Z ; Professor Dr. H . K U S I C K A ; Professor Dr. H . S T E E G E R ; Professor Dr. S. T A N N H Ä U S E R ; Professor Dr. G. W I N K L E R und Professor Dr. W. SALECKER. Als Gäste nahmen an der Tagung teil: Dr. A. J . SABALIN, Dr. R. H E I N R I C H und Prof. Dr. W. O S T W A L D .

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H . KOZIOLEK

Probleme der Intensivierung der sozialistischen Produktion unter den Bedingungen ökonomischer Integration der Mitgliedsländer des RGW (Hauptreferat der DDR-Seite) Die Hauptaufgabe — aktuelle Gegenwart und strategische Orientierung Auf dem IX. Parteitag der SED wurde von Erich Honecker begründet, daß in .Übereinstimmung mit den Interessen der Werktätigen und entsprechend den Erfahrungen, die sie in den zurückliegenden Jahren gesammelt haben, auch künftig „im Zentrum der Politik der S E D . . . die konsequente Verwirklichung der Hauptaufgabe" steht, „das materielle und kulturelle Lebensniveau des Volkes auf der Grundlage eines hohen Entwicklungstempos der sozialistischen Produktion, der Steigerung der Effektivität, des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und des Wachstums der Arbeitsproduktivität weiter zu erhöhen".1 Der Beschluß des IX. Parteitages der SED zur Verwirklichung der Hauptaufgabe auf höherer Stufenleiter und in größeren Maßstäben in der neuen Etappe, die durch die weitere Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und die Schaffung grundlegender Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus charakterisiert ist, ist eine strategische Zielbestimmung für die gesellschaftliche Entwicklung in der DDR. Erich Honecker betonte auf dem IX. Parteitag:„Die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik entspricht dem Ziel des Sozialismus und muß weiter im Leben durchgesetzt werden."2 In Übereinstimmung mit dem XXV. Parteitag der KPdSU und den Parteitagen der anderen Bruderparteien gehen die Beschlüsse des IX. Parteitages der SED davon aus, daß für die "sozialistische Gesellschaft die Wirtschaft Mittel zum Zweck, Mittel zur immer besseren Befriedigung der wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse des werktätigen Volkes ist. Mit dem Fortschreiten der sozialistischen Gesellschaft rückt die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik objektiv stärker in den Mittelpunkt. Die Herausbildung und volle Entfaltung der Ökonomik der Gesellschaft des entwickelten Sozialismus ist der bestimmende Prozeß bei der Gestaltung der entwickele ten sozialistischen Gesellschaft. Die Realität der sozialen Ziele hängt in erster Linie vom Leistungsvermögen der materiellen Produktion ab. Die sozialistische Wirtschaft ist stets leistungs- und wachstumsorientiert. Sie benötigt dieses Wachstum für die Hebung des Volkswohlstands und die Schaffung der dafür erforderlichen Voraussetzungen, für die konsequente Durchführung des sozialpolitischen Programms wie für die Sicherung der erforderlichen Akkumulationskraft. Mit der Politik der Hauptaufgabe verfolgt die SED weiterreichende gesellschaftspolitische Ziele, wie die harmonische Ver1

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E. Honecker, Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den IX. Parteitag der SED, Berlin 1976, S. 7. Ebenda, S. 31.

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bindung der gesellschaftlichen und der persönlichen Interessen, die Ausprägung des schöpferischen Charakters der Arbeit und der Arbeit zum wichtigsten Lebensbedürfnis, die Verringerung wesentlicher Unterschiede zwischen körperlicher und geistiger Arbeit sowie die Annäherung zwischen Stadt und Land, die Vervollkommnung der Sozialstruktur, insbesondere die Weiterentwicklung der führenden Rolle der Arbeiterklasse und die weitere Annäherung der Klassen und Schichten. Diese Politik verbindet die Verwirklichung des Leistungsprinzips mit der Minderung sozialer Unterschiede und ist auf die Entfaltung der sozialistischen Lebensweise gerichtet. Damit wurde eine komplexe Entscheidungsorientierung sowohl für das dynamische Wachstum der Wirtschaft als auch für die strukturellen Proportionen zwischen den verschiedenen Bereichen des sozialökonomischen Systems gegeben. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines starken ökonomischen Leistungsanstiegs. In der DDR ist dieser Prozeß gesetzmäßig mit der vertieften Nutzung der qualitativen Faktoren des Wirtschaftswachstums, daß heißt mit der konsequenten Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion verbunden. Die von Erich Honecker in Vorbereitung auf den IX. Parteitag der SED herausgearbeiteten zehn Punkte der Intensivierung sind eine grundlegende Orientierung für die politisch-ideologische Arbeit, für die Leitungstätigkeit in der Wirtschaft und für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung; sie zeigt den Weg zur Durchführung der Wirtschafts- und Sozialpolitik der Partei in ihrer Einheit.3 Es ist voll den Auffassungen zuzustimmen, die den Typ der intensiv erweiterten Reproduktion mit der wachsenden Effektivität und Produktivität verbinden, wobei in den Hauptrichtungen nicht nur das „minimale, sondern das maximale Ziel anzusteuern" ist.4 Dies hängt wiederum wesentlich mit der rationellen Nutzung der Produktionsressourcen zusammen, also der Quellen des Wachstums und dem zeitlichen Ablauf des ökonomischen Kreislaufs. Die Intensivierung ist auf das engste mit der Formung der materiell-technischen Basis als wesentlicher Bestandteil der Gesellschaftspolitik, die die Lebensgrundlage der gesamten Gesellschaft berührt, und der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts sowie mit der sozialistischen ökonomischen Integration wechselseitig verbunden. Intensive Reproduktion ist eine solche Reproduktion, bei der die Effektivität schneller als der Ressourceneinsatz steigt. Ihrem Wesen nach ist die sozialistische Intensivierung ein grundlegender sozialökonomischer Prozeß. Sie erfordert Entscheidungen, um mit einem möglichst geringen Aufwand das volkswirtschaftliche Endprodukt und das Nationaleinkommen zu produzieren. Bei ihrer Durchführung besteht eine vorrangige Aufgabe darin, zu analysieren, wie die Gesamtheit des vorhandenen Nationalreichtums, von den materiellen Fonds in den produzierenden und nichtproduzierenden Bereichen bis zu den Bildungs- und Wissenschaftsfonds, am besten zu nutzen und zu entwickeln ist, um einen höchstmöglichen Nationaleinkommenszuwachs zu erreichen. Die langfristige Analyse der Bewegung von Nationalreichtum und Zuwachs des Nationaleinkommens ist eine der interessantesten Relationen vom Standpunkt der Bewertung des wissenschaftlich-technischen und des ökonomischen Fortschritts. Hierbei ist die Nettoproduktivität der lebendigen Arbeit von besonderem Gewicht. Sie ist letztlich 3

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Vgl. E. Honecker, Gestützt auf das Erreichte nehmen wir höhere Ziele in Angriff, in: Neuer Weg, 22/1975, S. 993 ff. L. I. Breshnew, Zu aktuellen Fragen der Innen- und Außenpolitik der Sowjetunion, in: Neues Deutschland vom 26. 10. 1976, S. 3.

die Basis des ökonomischen Wachstums. Es kommt darauf an, stets die ganze Kette vom Einsatz der Ressourcen bis zu ihrer Wirkung auf das Ziel der sozialistischen Produktion, die Bedürfnisbefriedigung der Menschen, zu untersuchen. Es gehört zu den bedeutenden Wesensmerkmalen der entwickelten sozialistischen Gesellschaft daß soziale und ökonomische Effektivität eine Einheit bilden. Außerordentlich bedeutsam ist die im Referat von Anciskin und Isupov geäußerte Auffassung über das Effektivitätskriterium im Sozialismus. Es wird vor allem auf das Verhältnis von Erzeugnisausstoß und Ressourcenausnutzung orientiert. Dieses Herangehen ist auch im Sozialismus die prinzipielle Grundlage für das Verständnis der Funktion der intensiv erweiterten Reproduktion, weil es zeigt, daß die Steigerung der Arbeitsproduktivität Grundlage und Voraussetzung der Entwicklung aller materiellen und immateriellen Bereiche im Interesse des Produzenten bzw. des Mitglieds der Gesellschaft ist. Eng verbunden mit dieser Problematik ist das Verständnis für die Rolle des Nationaleinkommens und seines Zuwachses im Zusammenhang mit der Intensivierung. Gegenüber dem Einwand, daß dies als Effektivitätskriterium nicht ausreiche, weil es zu quantitativ ausgerichtet sei und nicht die qualitativen Seiten der Effektivität im Sozialismus genügend zum Ausdruck bringe, muß man generell sagen, daß natürlich bei solchen Maßgrößen der Effektivität immer davon auszugehen ist, daß der Zuwachs des Nationaleinkommens, ja das Nationaleinkommen im Sozialismus überhaupt stets als Größe der Planwirtschaft betrachtet werden muß, also immer im Zusammenhang mit Struktur-, Sortiments- und Qualitätsveränderungen, wie sie sich aus der sozialen und ökonomischen Zielsetzung ergeben. Insofern verkörpert das Nationaleinkommen nicht nur das Mittel zum Zweck, sondern auch wesentliche Seiten des Ziels. Die dem Sozialismus eigene Einheit von Mittel und Ziel, von ökonomischer und sozialer Effektivität wird deutlich sichtbar, wenn wir die Frage stellen: Wem nutzt der wissenschaftlich-technische Fortschritt, zu wessen Nutzen wird die Intensivierung durchgeführt, wie verändern sich die Arbeits- und Lebensbedingungen? Im Sozialismus werden diese Prozesse zum Nutzen der Menschen und mit ihnen gemeinsam durchgeführt. Die Intensivierung der Produktion im Sozialismus unterscheidet sich für alle Werktätigen spürbar von der in den kapitalistischen Ländern. Im Sozialismus bedeutet Intensivierung Vollbeschäftigung statt Arbeitslosigkeit, Arbeitserleichterung statt zunehmender Erschwernisse und Arbeitshetze, wachsende Bildung und Qualifikation statt fehlender Ausbildungsplätze, Wachsen der Realeinkommen statt Stagnation und Rückgang der Einkommen und anderes mehr. Kurz: Die sozialistische Intensivierung bedeutet sicheren Alltag und eine aussichtsreiche Perspektive statt Depression und Aussichtslosigkeit. Die sozialistische Qualität der Intensivierung schließt deshalb ein, in den Kombinaten, Betrieben und Einrichtungen höhere Effektivität der Arbeit und progressive Veränderungen im Arbeitsinhalt in ihrer untrennbaren Verbindung zu erreichen. Das ist ein entscheidender Maßstab für die Einheit von Rationalität und Humanität in der entscheidenden Sphäre der sozialen Tätigkeit. Effektivität und Bedürfnisbefriedigung bilden im entwickelten Sozialismus nicht nur keinen Gegensatz, vielmehr ist gerade die Effektivität der Wirtschaftstätigkeit eine grundlegende Voraussetzung für die zunehmend bessere Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen und die allseitige Persönlichkeitsentwicklung. Es ist von großer Bedeutung, davon auszugehen, daß einerseits der ökonomische Fortschritt mehr und mehr das Ergebnis der dialektischen Wechselwirkungen aller Bereiche und Seiten des gesellschaftlichen Lebens ist, daß andererseits der gesellschaftliche Fortschritt in seiner Gesamtheit immer stärker vom ökonomischen Fortschritt ab13

hängt. Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik bedeutet nicht nur eine zielstrebige und wirksame Umsetzung ökonomischer Ergebnisse. Unter Führung der Partei ist es gelungen, sozialen Fortschritt in soziale Energie, in gesellschaftliche Aktivität, in sichtbaren geistig-kulturellen Fortschritt umzusetzen, was wiederum mit wachsender Intensität auf den ökonomischen Fortschritt zurückwirkt. Sichtbarer Ausdruck hierfür sind die gewachsene Masseninitiative, die neue Qualität im sozialistischen Wettbewerb und Fortschritte in der Neuererbewegung. Die Entwicklung in der DDR hat bestätigt, daß die zielstrebige Nutzung des wirtschaftlichen Leistungsanstiegs für die Realisierung des sozialpolitischen Programms, für die wachsende Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen, mit einem Aufschwung der Arbeitsinitiative verbunden ist. Dabei ist hervorzuheben: 1. Die Intensivierungsfaktoren bei gleichzeitiger Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen rücken mehr und mehr in den Mittelpunkt des sozialistischen Wettbewerbs. Es wird zunehmend erkannt, daß der wissenschaftlich-technische Fortschritt der Hauptweg zur Steigerung der Arbeitsproduktivität ist. 2. Wettbewerb und Plan kommen immer besser in Übereinstimmung. Ausdruck dafür ist unter anderem die Erarbeitung der Gegenpläne und deren Absicherung durch konkrete Wettbewerbsverpflichtungen. Hervorzuheben ist auch, daß die Initiative mehr und mehr über die Anforderungen des Arbeitsplatzes hinausgeht, eine enge Verbindung von Produktion und produktionsvorbereitenden Bereichen angestrebt wird, die Kooperationspartner einbezogen werden. 3. Die Durchsetzung der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation wird immer wirkungsvoller zum festen Bestandteil des sozialistischen Wettbewerbs und erhält durch neue Formen der Initiative wie der Initiativschicht, der ehrenamtlichen Kollektive für wissenschaftliche Arbeitsorganisation und andere wesentliche Impulse. 4. Die Beeinflussung des Kostenniveaus, der Probleme der Effektivität rücken immer sichtbarer in das Blickfeld der Masseninitiative. Exakte Vorgaben an Fertigungszeiten, Material, Roh- und Hilfsstoffen und deren Verwendungskennziffern setzen sich immer besser durch. Betont werden muß, daß das entscheidende Kriterium für Wettbewerb und Neuererwesen das konkret abrechenbare ökonomische Ergebnis ist. 5. Zunehmende Impulse gehen von der sozialistischen ökonomischen Integration aus. Es entwickeln sich die direkten Beziehungen zwischen den Kollektiven, besonders aus Betrieben der DDR und der UdSSR. Dabei wächst unter anderem das Verantwortungsgefühl für die qualitäts- und termingerechte Erfüllung gegenseitiger Kooperationsleistungen. Sichtbar ist eine immer breitere Anwendung wertvoller sowjetischer Erfahrungen und Neuerermethoden einschließlich eines breiten Erfahrungsaustausches zwischen den Werktätigen kooperierender Betriebe. Eine wesentliche Voraussetzung für die effektive Verbindung von Wirtschafts- und Sozialpolitik ist die wissenschaftlich fundierte Begründung von Zielpräferenzen, damit die vorhandenen Mittel und Ressourcen am effektivsten eingesetzt werden, um einen maximalen Beitrag zur Verwirklichung der sozialpolitischen Ziele zu leisten. Ausgehend von den Entwicklungszielen der sozialistischen Gesellschaft, dem erreichten Stand der Bedürfnisbefriedigung sowie dem realen volkswirtschaftlichen Leistungsvermögen, wurden für die DDR solche Zielpräferenzen erarbeitet wie die systematische Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen, die Durchführung des Wohnungsbauprogramms, die Verbesserung des Gesundheitswesens, die Sicherung der Preisstabilität für Waren des Einzelhandels, für Dienstleistungen und Mieten bei gleichzeitiger Ver-

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besserung der Versorgung der Bevölkerung, die weitere Entwicklung der Volksbildung und des Dienstleistungswesens usw. Die mit diesen Zielpräferenzen verbundene Begründung einer gesellschaftlichen Rang- und Reihenfolge der Bedürfnisbefriedigung sowie ihrer Aufwandsproportionen erfordert in erster Linie langfristig strukturelle Veränderungen im Nationaleinkommen und seinem Zuwachs. Das zwingt zu besonderer Sorgfalt bei den Grundsatz- und Folgeentscheidungen, damit ihre sozialökonomische Wirkung so groß wie möglich ist. 5 Insbesondere betrifft das klare konzeptionelle Vorstellungen über die Entwicklung gesellschaftlich effektiver und ökonomisch realer Formen der Bedürfnisbefriedigung entsprechend den Normen der sozialistischen Lebensweise. Ökonomie der Zeit in allen Bereichen gesellschaftlicher Tätigkeit ist demnach einerseits Voraussetzung der Entwicklung der Hawpiproduktivkraft der Gesellschaft und andererseits Ausdruck schöpferischer Aktivität sozialistischer Persönlichkeiten. Mit der Bestimmung von Bedüriniskomplexen und ihrer Einführung in die langfristige Planung der DDR wurden wichtige Schritte zur leitungsmäßigen Beherrschung dieser Zusammenhänge getan. Dazu gehören solche Komplexe wie Arbeitsbedingungen, Ernährung, Wohnung, Bekleidung, Bildung, Kultur, Gesunderhaltung, Kommunikation, Erholungswesen/Sport, Verkehr. Es ist unerläßlich, durch intensive Gemeinschaftsarbeit vor allem von Ökonomen und Soziologen, das Wissen über diese Bedürfniskomplexe, ihre innere Verflechtung und ihre Entwicklungstendenzen zu vertiefen. Nicht zuletzt ist dies - bei Sicherung der Befriedigung elementarer Bedürfnisse - eine Folge der gewachsenen Auswahlmöglichkeiten zur Erhöhung des Lebensniveaus in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Gegenstand dieser interdisziplinären Forschung sind folgende: 1. Für die jeweilige Entwicklungsetappe des sozialistischen Aufbaus sind sozialistische Bedürfnisnormen und Kriterien ihrer optimalen Befriedigung zu erarbeiten und schrittweise anzuwenden. 2. Die Wirksamkeit sozialistischer Bedürfnisnormen hängt wesentlich von der planmäßig abgestimmten Kanalisierung der Bedürfnisbefriedigung über die individuellen Einkommen entsprechend dem Gesetz der Verteilung nach der Arbeitsleistung und der Verteilung über die gesellschaftlichen Fonds ab. 3. Die komplizierten, zum Teil auch widersprüchlichen Zusammenhänge zwischen Lebensniveau und Lebensweise erfordern, die Bedürfnisse nicht nur auf die materiellfinanziellen Aufwendungen zu beschränken, sondern stärker ihren sozialen Inhalt und die innere Verflechtung der Bedürfniskomplexe zu erfassen. 4. Schließlich setzt eine planmäßige, vorausschauende Entwicklung der Bedürfnisse die exakte Kenntnis der gegenwärtig differenzierten Bedürfnisstruktur in den Klassen, Schichten und sozialen Gruppen sowie ihrer wesentlichen Einflußfaktoren voraus.

Nüchterne Analyse der realen Wirtschaftspraxis Voraussetzung intensiv orientierter Leitungstätigkeit Alle ökonomischen Prozesse sind stets konkret-historisch zu sehen, und die reale Analyse ist ein Mittel, um eine bloße These nicht bereits als Realität auszugeben, sondern immer wieder konkrete Schlüsse für die Durchsetzung einer notwendigen Tendenz — in diesem Fall der Intensivierung - zu ziehen. So darf man beispielsweise Quellen des 5

Vgl. Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin 1976, S. 22 ff.

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Wachstums und der Effektivität nicht gegenüberstellen. Die Effektivität muß unter den heutigen konkreten Bedingungen in der DDR vor allem gesichert werden durch höhere Wirksamkeit der qualitativen Faktoren, wie eben des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, der Materialökonomie, der Wirksamkeit des Bildungsniveaus usw. Die Wechselbeziehungen zwischen extensiver und intensiver Ausdehnung des Produktionsfelds sind für die DDR von großer praktischer Bedeutung. Praktische Fragen, die zu lösen sind, machen besonders die Notwendigkeit der Durchsetzung der intensiven Reproduktion deutlich und zeigen, daß auf vielen Gebieten noch der Prozeß des Übergangs zur Intensivierung im Gang ist, daß auch jeder notwendige Vorgang der extensiven Ausdehnung des Reproduktionsfelds intensiv durchgeführt werden muß. Einige der komplizierten Seiten der gegenwärtigen Situation von Leitung, Planung und Stimulierung des Reproduktionsprozesses in der DDR unterstreichen die Notwendigkeit, die Intensivierung im Sinn der Effektivitätssteigerung durch bessere Nutzung .der Wachstumsquellen konsequent durchzusetzen. Von wesentlicher Bedeutung sind folgende Fakten: — Der Bestand an Grundmitteln im materiellen Bereich ist gegenüber 1970 um etwa 33 Prozent größer; er beträgt 1975 rund 367 Milliarden Mark. 6 — Der Material- und Rohstoffeinsatz ist um etwa 35 Prozent größer als 1970; der Umfang des Materialverbrauchs hat 1975 rund 210 Milliarden Mark erreicht.7 — Die Aufwendungen für Wissenschaft und Technik entsprechen einem Drittel der Industrieinvestitionen bzw. 4,2 bis 4,5 Prozent des Nationaleinkommens; im Zeitraum 1971 bis 1975 betrugen sie 25 Milliarden Mark. Zentrale Fragen der künftigen Entwicklung sind mit der Materialökonomie verbunden. Etwas mehr als 60 Prozent aller Industrieinvestitionen werden für die Sicherung der Energie- und Rohstoffbasis eingesetzt. Mit 8 Milliarden Mark beteiligt sich die DDR an der Erschließung von Rohstoffvorkommen in der UdSSR und in anderen sozialistischen Ländern. Dies hat natürlich Auswirkungen auf alle anderen Zweige der Volkswirtschaft. Die Rohstoffpreise auf den Weltmärkten bewegen sich - bei allen zeitlichen Schwankungen - auf einem gestiegenen Niveau. Die Rohstoffpreiswirkungen sind extensiver Natur und zwingen zu höherer Intensivierung, mit der nur relativ ein höherer Effekt - gewissermaßen als Gegentendenz - erzielt werden kann und muß. Auch die Gewinnung eigener Rohstoffe erfordert steigenden Aufwand, und die Reaktion darauf kann nur sein, in jeder Stufe des gesellschaftlichen Produktionsprozesses von der extraktiven Industrie bis zur Finalproduktion - zur Einsparung von Energie, Rohstoffen und Material beizutragen. Ähnlich ist die Situation in der Landwirtschaft. Auch hier ist der Kurs der SED auf die verstärkte Intensivierung gerichtet. Bei allen Erfolgen waren, bedingt durch drei Jahre ungünstige Ernten, zusätzliche Aufwendungen erforderlich, und es mußten zusätzlich Importe durchgeführt werden. Um weitere Wetterunabhängigkeit zu erreichen, werden hohe Meliorationsinvestitionen und andere Maßnahmen getroffen, beispielsweise für die Steigerung der zusätzlichen Futtermittelproduktion. Zu den sichtbaren Problemen, die in den nächsten Jahren bewältigt werden müssen, wozu auch die Wirtschaftswissenschaft ihren Beitrag erhöhen muß, gehört die stärkere Orientierung der Investitionstätigkeit auf die Bedürfnisse der Intensivierung. Die Situation, daß mehr Arbeitsplätze geschaffen werden als besetzt werden können, ist noch nicht überwunden. Zugleich ist neben vielen positiven Ergebnissen bei der Entwicklung 6 7

Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1976, Berlin 1976, S. 14. Vgl. ebenda, S. 37 und Statistisches Jahrbuch der DDR 1971, Berlin 1971, S. 41.

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der materiell-technischen Basis, vor allem der Ausrüstungen in Industrie und Landwirtschaft, eine starke Differenzierung im Alter und im Zustand der Fonds zu verzeichnen, was mit hohem und steigendem Reparaturaufwand verbunden ist. Auf einigen Gebieten wächst die Notwendigkeit heran, innerhalb der Intensivierung der komplexen Rekonstruktion ganzer Reproduktionskomplexe größere Aufmerksamkeit zu widmen. Insgesamt zeigen die praktischen Erfahrungen und auch die Erkenntnisse seitens der Wirtschaftswissenschaft - unter Berücksichtigung, daß viele konkrete Bedingungen in bestimmten Fällen Abweichungen von prinzipiellen Forderungen begründen können - , daß die Intensivierung unbedingt wachsende Produktivität einschließen muß. Unter den Bedingungen intensiv erweiterter Reproduktion ergeben sich aus volkswirtschaftlicher Sicht folgende prinzipielle Anforderungen an die Entwicklung wichtiger volkswirtschaftlicher Grundproportionen: - Die Steigerung der Warenproduktion muß größer sein als die Steigerung des Materialverbrauchs. - Die Steigerung der Warenproduktion muß größer sein als die Steigerung der Grundfonds. - Die Steigerung der Arbeitsproduktivität muß größer sein als die Steigerung der Grundfonds und der Arbeitskräfte. - Die Arbeitsproduktivität muß rascher wachsen als die industrielle Warenproduktion. Die Probleme werden deutlicher sichtbar, wenn man die Entwicklung der Grundmittel, der Arbeitsproduktivität und der Grundfondsquote - letztere beide in bezug auf das produzierte Nationaleinkommen - in den vergangenen Jahren betrachtet. Gegenüber 1960 erhöhte sich der Bestand an Grundmitteln 1973 auf 202 Prozent, 1975 auf 226 Prozent; stieg die Arbeitsproduktivität 1973 auf 198 Prozent, 1975 auf 201 Prozent, sank die Grundfondsquote bis 1975 auf 89 Prozent. 8 Aus dieser Entwicklung werden die Reserven erkennbar, die in der Konzentration auf die Effektivitätssteigerung und die bestmögliche Ressourcenausnutzung in Verbindung mit der Intensivierung enthalten sind. Es ist in diesem Zusammenhang bedeutsam, daß entscheidende Bilanzpositionen von vornherein auf die Intensivierung konzentriert werden. Für 1977 sind für die Erhöhung des Aufwands für Wissenschaft und Technik, das Wachstum des Produktionspersonals und des Forschungs/Entwicklungs-Personals sowie für die Steigerung des Durchschnittsbestands an Grundfonds hohe und überdurchschnittliche Zuwachsraten vorgesehen. Hinsichtlich extensiver Vorgänge ist es notwendig, in der theoretischen Arbeit wie in der praktischen Leitungstätigkeit zwischen solchen Prozessen zu unterscheiden, die in Übereinstimmung mit dem volkswirtschaftlichen Konzept der Intensivierung die Schaffung neuer, zusätzlicher Kapazitäten - beispielsweise zur Sicherung der Energieund Rohstoffbasis, zur Gewährleistung der proportionalen Entwicklung zwischen Zuliefer- und Finalindustrie, zur Versorgung der Bevölkerung entsprechend den sich qualitativ wandelnden und im Umfang wachsenden Bedürfnissen der Bevölkerung und anderer - zum Inhalt haben, und solchen Erscheinungen extensiven Charakters, die durch ungenügende Beherrschung grundlegender Proportionen seitens der Leitung und Planung, letztlich also subjektiv verursacht sind. Erscheinungen der Orientierung auf extensive Wachstumsfaktoren und der Vernachlässigung qualitativer Prozesse, die beispielsweise zum Ausdruck kommen in dem noch nicht überall überwundenen Widerspruch zwischen der Schaffung von Arbeitsplätzen durch Investitionen und zur Verfügung stehenden Arbeitskräften, in der Forderung 8

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Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1976, Berlin 1976, S. 13/14/15. Intensivierung

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nach zusätzlichen Arbeitskräften, in ungenügenden Materialeinsparungen, in unzureichender Qualität der Erzeugnisse. Solche Erscheinungen stehen im Widerspruch zur Intensivierung, die auf weite Sicht entscheidend ist für die Lösung der grundlegenden Aufgaben bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft.

Wissenschaft und Technik - Schlüsselfrage der Intensivierung Der IX. Parteitag der SED bekräftigte in voller Übereinstimmung mit dem XXV. Parteitag der KPdSU erneut die entscheidende Bedeutung der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für die Lösung der grundlegenden Aufgaben der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und der Schaffung grundlegender Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus. Dazu gehört in erster Linie, die Wirtschafts- und Sozialpolitik mit dem Ziel des Sozialismus in untrennbarer Einheit durchzuführen. Deshalb ist es erforderlich, den wissenschaftlich-technischen Fortschritt noch zwingender als bisher mit dem ökonomischen und sozialen Fortschritt zu verbinden. Schließlich gilt es, den sozialistischen Charakter der Arbeit über die Ergebnisse aus Wissenschaft und Technik weiter auszuprägen, das heißt die Arbeit körperlich leichter und schöpferischer zu gestalten. Das erfordert, eine leistungsfähige materiell-technische Basis zu schaffen, die ein stabiles Wirtschaftswachstum, hohe Arbeitsproduktivität und Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit ermöglicht. Damit im direkten Zuammenhang steht die Gestaltung einer immer effektiveren Produktions- und Außenhandelsstruktur der Volkswirtschaft. Die Betonung dieses Zusammenhangs von Intensivierung, Ausbau der materiell-technischen Basis und wissenschaftlich-technischen Fortschritt verweist auf die grundlegende Funktion des wissenschaftlich-technischem Fortschritts, ordnet ihn in den Prozeß der Hebung des technisch-ökonomischen Niveaus der Produktion ein und macht seine Schlüsselstellung sichtbar. Bereits Marx hat im Zusammenhang mit der Kontinuität der industriellen Entwicklung den übergreifenden Charakter von Wissenschaft und Technik dargelegt: 9 „Der Wert der alten Industrie wird erhalten (dadurch), daß fund (die Grundlage - H. K.) für eine neue geschaffen wird, wo sich das Verhältnis des capitel and labour in einer neuen Form setzt. Also Explorieren der ganzen Natur, um neue nützliche Eigenschaften der Dinge zu entdecken." Er verweist hierbei weiterhin auf „neue Zubereitungen (künstliche) der Naturgegenstände" und auf die „Exploration der Erde nach allen Seiten, sowohl um neue brauchbare Gegenstände zu entdecken, wie neue Gebrauchseigenschaften der alten; wie neue Eigenschaften derselben als Rohstoffe etc.". Marx' Schlußfolgerung: „die Entwicklung der Naturwissenschaft daher zu ihrem höchsten Punkt", bedeutet für uns, daß in der Gegenwart Wissenschaft und Technik im Zusammenhang mit der Akkumulation von Wissen in den Köpfen der Menschen immer mehr den sozialen und ökonomischen Fortschritt bestimmen, die Leistungsfähigkeit und die Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens beeinflussen und in hohem Grad dazu beitragen, nützliche Eigenschaften in den Dingen zu entdecken, das heißt neue Bedürfnisse vorzubereiten und zu befriedigen. Die Wissenschaft bildet - so betonte Marx eine eigenständige, von der Größe des fungierenden Kapitals relativ unabhängige Produktionspotenz. Diese Potenz voll zu erschließen, wissenschaftliche Ideen mit geringsten Aufwendun9 K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1974, S. 312. 18

gen hervorzubringen und in großer Breite anzuwenden, macht es so wichtig, das schöpferische Niveau wissenschaftlich-technischer Leistungen bedeutend zu erhöhen. Die hohen Anforderungen an den Beitrag und das Tempo des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts ergeben sich daraus, daß sich die konsequente Verwirklichung der sozialpolitischen Ziele des IX. Parteitages unter zum Teil komplizierter werdenden Reproduktionsbedingungen10 vollzieht und zugleich die Entwicklung aller Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wachsende Ansprüche an die Leitungsfähigkeit der sozialistischen Wirtschaft stellt. Die zielstrebige Steigerung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion durch eine Vertiefung der Intensivierung und höhere ökonomische Wirksamkeit des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ist die wichtigste materielle Voraussetzung für die Lösung aller wesentlichen ökonomischen, sozialen und geistigkulturellen Aufgaben im Prozeß der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Die Verwirklichung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in einer Art und Weise, daß sie der Rolle des Menschen als wichtigster Produktivkraft sowie den grundlegenden Erfordernissen der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik entspricht, bedeutet immer, daß sowohl die Steigerung der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit als auch die Ausprägung des sozialistischen Charakters der Arbeit in untrennbarer Einheit realisiert werden müssen. Nur auf diese Weise werden nicht nur die wirtschaftlichen Voraussetzungen, sondern zugleich auch grundlegende soziale und geistig-kulturelle Voraussetzungen für die Höherentwicklung der sozialistischen Gesellschaft geschaffen. Die zielstrebige Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für die Verminderung der wesentlichen Unterschiede in der Arbeit - der Unterschiede zwischen körperlicher und geistiger Arbeit, zwischen qualifizierter und weniger qualifizierter Arbeit, zwischen der Arbeit in der Stadt und auf dem Lande hat für die Lösung der sozialen Aufgaben außerordentlich großes Gewicht: Der wissenschaftlich-technische Fortschritt schafft auf diesem Weg zunehmend günstige Voraussetzungen für die Höherentwicklung der Arbeiterklasse, für die Festigung des Bündnisses zwischen der Arbeiterklasse und der Klasse der Genossenschaftsbauern sowie mit der sozialistischen Intelligenz. Die entscheidende Voraussetzung für die weitere Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ist die bessere leitungs- und planmäßige Beherrschung aller jener Prozesse, die sich im Zyklus „Wissenschaft-Technik-Produktion" vollziehen, also jener gesamten Kette, die von der neuen Idee über ihre technische Realisierung in neuen Erzeugnissen und Verfahren bis zu deren Überführung in die Produktion und umfassenden Nutzung in der Volkswirtschaft reicht. Der IX. Parteitag der SED orientierte deshalb alle Leiter und Parteiorganisationen auf vier grundlegende Aufgaben zur Erhöhung der ökonomischen und sozialen Wirksamkeit des wissenschaftlich-technischen Fortschritts: Erstens kommt es darauf an, das Niveau der wissenschaftlich-technischen Arbeit durchgängig weiter zu erhöhen. Zweitens gilt es, bei wichtigen volkswirtschaftlichen Prozessen den gesamten Zyklus, von der Forschung und Entwicklung über die Einführung neuer Erzeugnisse bis zur Vorbereitung der Investitionsvorhaben zu den festgelegten Terminen und ihrer Inbetriebnahme, einheitlich zu leiten und zu planen. 10

Ressourcen- und Arbeitskräftebegrenzung, Verteuerung der Rohstoffe auf dem Weltmarkt, zunehmender Aufwand für Aufschluß neuer Rohstoffquellen und Gewinnung der Primärenergie und anderes.

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Drittens gilt es, der vorausschauenden, langfristig-konzeptionellen Arbeit in Wissenschaft und Technik eine erhöhte Bedeutung beizumessen, damit die genannten Probleme gelöst werden können. Komplexität, Kontinuität und Durchgängigkeit des wissenschaftlich-technischen Fortschritts können allein über den Jahresplan nicht beherrscht werden. Das Kernproblem der vierten Aufgabe, Wissenschaft und Technik - ausgehend von den sozialen und ökonomischen Entwicklungszielen - nach einem einheitlichen Konzept zu bestimmen, besteht in der weiteren Qualifizierung der Leitung und Planung der wissenschaftlich-technischen Arbeiten. Gemessen an den Ergebnissen der wissenschaftlich-technischen Arbeit, muß in den nächsten Jahren ein noch höherer Wirkungsgrad des wissenschaftlich-technischen Potentials erreicht werden.

Die Intensivierungsfaktoren im Komplex zur vollen Wirkung bringen Für die vertiefte Nutzung der qualitativen Faktoren des Wirtschaftswachstums ist wesentlich, den inneren Zusammenhang aller mit der Intensivierung verbundenen Faktoren zu erkennen und im Komplex wirksam zu machen. Deshalb sind alle entscheidenden Gesichtspunkte der Intensivierung, von der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts über eine höhere Materialökonomie, die verstärkte Erneuerung und Modernisierung der technischen Basis, die Verbesserung der Investitionstätigkeit, die höhere Auslastung der Grundmittel und die stärkere Ausnutzung der Arbeitszeit, die Senkung der Selbstkosten und eine effektivere Außenhandelstätigkeit, die planmäßige Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung bis zur immer wirkungsvolleren Entwicklung der schöpferischen Fähigkeiten der Werktätigen, auf noch breiterer Basis und weitaus gründlicher vorbereitet und durchdacht als bisher in den Vordergrund der gesamten wissenschaftlichen und praktischen Arbeit zu rücken. Mit der Betonung des komplexen Wirksammachens der Intensivierungsfaktoren wird auf eine der großen potentiellen Effektivitätsreserven der Wirtschaft orientiert. Die enge Verflechtung der Intensivierungsfaktoren auf der Grundlage des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts unterstrich Erich Honecker auf der 2. Tagung des Zentralkomitees mit den Worten:,, Jeder von uns weiß, daß der Alltag der Wirtschaft viele Probleme mit sich bringt. Ob sie die Arbeitsproduktivität betreffen, die Material- oder die Grundfondsökonomie - wenn wir die Dinge richtig analysieren, werden dahinter fast in allen Fällen Erfordernisse des wissenschaftlich-technischen Fortschritts sichtbar." 11 Mit dem Übergang zur konsequenten Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion kommt es zu einer Neugewichtung der Quellen, der Faktoren und der Art und Weise des Kampfes um steigende Effektivität. Es vollzieht sich ein qualitativer Wandel in der Funktion des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für das Wirtschaftswachstum. Der ökonomische Fortschritt wird stärker durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt bestimmt, der an die erste Stelle der Wachstumsfaktoren rückt und in wachsendem Maß alle anderen Faktoren beeinflußt. 11

E. Honecker, Zu aktuellen Fragen der Innen- und Außenpolitik nach dem IX. Parteitag, 2. Tagung des ZK der SED, Berlin 1976, S. 25 f.

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In diesem Zusammenhang ist der Auffassung Anciskins zuzustimmen, wonach vom Gesichtspunkt einer langfristigen Perspektive die entscheidende Quelle für die Intensivierung der Produktion die strukturelle und qualitative Vervollkommnung der Produktionsressourcen ist, denn gerade hier werden die Errungenschaften des wissenschaftlich-technischen Fortschritts materialisiert. Dabei ist zu beachten, dag der Übergang zur Intensivierung extensive Momente der Reproduktion nicht ausschließt, wenn sie aus dem volkswirtschaflichen Gesamtprozeß der Intensivierung hergeleitet werden. Der Übergang zur intensiven Reproduktion wird auch durch die konkret-historischen Bedingungen des jeweiligen Landes einschließlich demographischer Aspekte bestimmt. Eine generelle Aufgabe besteht darin, den wissenschaftlich-technischen Fortschritt in den Gesamtprozefj der gesellschaftlichen Entwicklung einzuordnen, eine zwingendere und zielstrebigere ökonomische und soziale Orientierung des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts zu erreichen. Die Wachstumsfaktoren wirken stets als Einheit als dynamische Kombination. Daraus ergibt sich objektiv die Notwendigkeit, sie komplex zu erfassen und aufeinander abgestimmt zu entwickeln. Vor allem kommt es darauf an, die vielschichtigen Verflechtungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zu beherrschen. In erster Linie geht es um den Einfluß des wissenschaftlich-technischen Fortschritts auf die Rohstoff- und Materialökonomie. Die Verwirklichung der wachsenden Ökonomie der Arbeitsgegenstände ist ein prinzipielles Gebot sozialistischen Wirtschaftens und zugleich ein Intensivierungsfaktor, der für die Erhöhung der Effektivität in der Volkswirtschaft immer mehr Gewicht erhält. Der wachsenden Effektivität dienen die Maßnahmen im Rahmen der sozialistischen ökonomischen Integration zur gemeinsamen Sicherung einer langfristigen Rohstoff- und Energieversorgung, die Erschließung und der Ausbau der eigenen Rohstoff- und Energiequellen der DDR zur Gewährleistung der proportionalen und dynamischen Entwicklung der sozialistischen erweiterten Reproduktion und die Erhöhung des Wirkungsgrads in allen materialökonomischen Prozessen. Es kommt darauf an, die Steigerung der Arbeitsproduktivität stets als einen Prozeß der ökonomisierung der gesellschaftlichen Gesamtarbeit aufzufassen, in dessen Ergebnis sowohl der spezifische Aufwand an lebendiger Arbeit als auch der spezifische Aufwand an vergegenständlichter Arbeit sinkt. Die Analyse der Entwicklung der Arbeitsproduktivität muß unter den Bedingungen der Intensivierung auch die Untersuchung des Produktionsverbrauchs, insbesondere des Materialverbrauchs und der Faktoren, die zu seiner Senkung beitragen, einschließen. Im Fünfjahrplan 1976 bis 1980 wird diesem Erfordernis durch die Aufgabenstellung Rechnung getragen, den Aufwand an volkswirtschaftlich wichtigen Energieträgern, Rohstoffen und Materialien, bezogen auf eine Einheit industrieller Warenproduktion, im Jahresdurchschnitt um 3 Prozent zu senken; das sind erhöhte Maßstäbe gegenüber der erreichten Senkung von 2,8 Prozent in den Jahren des vergangenen Fünfjahrplans 1971 bis 1975. Vor allem an Wissenschaft und Technik werden große Erwartungen gestellt. Bis 1980 sind 80 Prozent der vorgesehenen Materialeinsparungen durch die Nutzung wissenschaftlich-technischer Ergebnisse zu sichern. Damit sind rund 50 Prozent des Materialbedarfs, der sich aus dem geplanten Wachstum der Produktion ergibt, abzudecken. Diese grundlegende wirtschaftspolitische Orientierung berücksichtigt die Konsequenzen aus dem Wachstum der materiellen Produktion und der Befriedigung der Bedürfnisse für die Reproduktion der Naturressourcen und für den Schutz der natürlichen Umwelt. Unter den Bedingungen der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft ist die Aufgabe zu lösen, den ständigen Leistungsanstieg auf der 21

Grundlage des beschleunigten -wissenschaftlich-technischen Fortschritts zu verbinden mit der Vervollkommnung der Relation zwischen den eingesetzen Stoffmengen der Arbeitsgegenstände und den damit erzeugten Gebrauchswerten. Im Vordergrund der wissenschaftlich-technischen Arbeit stehen dabei - die Verbesserung der Qualität der Roh- und Werkstoffe, die Erhöhung des Anteils heimischer Rohstoffe und die Sicherung der komplexen Nutzung der Rohstoffe; - die Entwicklung und die breite Anwendung material- und energiesparender Konstruktionen und Technologien bei gleichzeitiger Erhöhung der Produktionsserien, die Forcierung des ökonomischen Leichtbaus bei weiterer Verbesserung der Qualität und der Gebrauchswerteigenschaften der Erzeugnisse; - die Erfassung, die Aufbereitung und die Nutzung der Sekundärrohstoffe und der industriellen Abprodukte durch die Erschließung neuer Einsatzgebiete sowie die Entwicklung der Aufbereitungs- und Verarbeitungskapazitäten, so dag der Grad der Verwertung der Sekundärrohstoffe und der Abprodukte von 24 Prozent auf 30 Prozent im Jahr 1980 erhöht werden kann. Die Lösung dieser - zunächst aus den Erfordernissen der wachsenden Ökonomie der Arbeitsgegenstände abgeleiteten - Aufgaben ist von weitreichender Bedeutung für die Vervollkommnung der Reproduktion der Grundfonds. Der Einsatz eines erheblichen Teils der Investitionen für die Entwicklung der fondsintensiven Energie- und Rohstoffwirtschaft stellt hohe Anforderungen an die Durchführung der Intensivierung in anderen Zweigen mittels der konsequenten Sicherung der einfachen Reproduktion der Grundfonds mit Hilfe von Magnahmen des technischen Fortschritts bzw. des Ersatzes verschlissener Grundfonds durch technisch höherwertige. Schon Marx hat darauf verwiesen, dag der intensiven einfachen Reproduktion, das heigt der vollen Nutzung und der Vervollkommnung der vorhandenen Produktionsfonds, großes Gewicht zukommt. Aus dieser Sicht ist auch die prinzipielle Bedeutung der sozialistischen Rationalisierung und Rekonstruktion als ein entscheidendes Kettenglied der wirtschaftlichen Entwicklung in der DDR zu sehen. Eine groge Verantwortung tragen hierbei die Zweige, die Ausrüstungen und Rationalisierungsmittel herstellen, und das Industriebauwesen. Umfang und Struktur sowie das wissenschaftlich-technische Niveau der Maschinen und Ausrüstungen, die Kosten ihrer Herstellung und Anwendung bestimmen sehr wesentlich die Fortschritte bei der Intensivierung. Eine wesentliche Seite dabei ist der verstärkte Bau von Rationalisierungsmitteln auf dem Weg der Eigenprodukion in den Betrieben und Kombinaten selbst. In den Betrieben und Kombinaten, in denen diese Orientierung ernst genommen wird und entsprechende Abteilungen organisiert werden, gibt es gute Ergebnisse bei der Intensivierung und eine stabile Planerfüllung. Dieser Weg der vertieften Intensivierung ist mit der Qualifizierung der Leitungstätigkeit und der Wahrnehmung der persönlichen Verantwortung für die ständige Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Betriebe und für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen verbunden. Eine vordringliche Aufgabe besteht darin, die gesamte Investitionstätigkeit selbst zu intensivieren das heigt, die Erschliegungs- bzw. Baufristen zu verkürzen, die Qualität der Bauausführungen zu verbessern, das technische Niveau des Bauwesens zu erhöhen. Überall, wo es möglich ist, mug darauf hingewirkt werden, dag die Investitionseffektivität gröger sein mug als die Grundfondseffektivität. Die neuen Fonds müssen je Leistungseinheit eine grögere Wirksamkeit haben als die Gesamtheit der eingesetzten Fonds. Dies ist ein wesentlicher Punkt zur Stabilisierung bzw. Erhöhung der Grundfondsquote. Ein zunehmender Anteil der Investitionen wird dazu eingesetzt, die Wirksamkeit der

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vorhandenen Grundfonds zu erhöhen - also vor allem zur Modernisierung der Produktionsanlagen in vorhandenen Bauten sowie zur Rekonstruktion bestehender Produktionsstätten - und, verbunden mit der Anwendung moderner Technologien und Verfahren sowie der mehrschichtigen Auslastung hochproduktiver Maschinen und Anlagen, auf kürzestem Weg zur Leistungssteigerung zu führen. Dabei müssen die neuesten wissenschaftlich-technischen und arbeitsorganisatorischen Erkenntnisse genutzt werden. Bei einer solchen Reproduktion der Grundfonds kommt der Intensivierungsprozeg darin zum Ausdruck, dag die vorhandenen Grundfonds besser genutzt, rascher ersetzt und modernisiert werden. In diesem Sinn gewinnt das Anwachsen der Erneuerungsinvestitionen Vorrang vor extensiven Erweiterungsinvestitionen. Die Vervollkommnung der vorhandenen Grundfonds wird also mehr und mehr zu einer Quelle erweiterter Reproduktion. Marx 12 verwies darauf, dag dort, wo viel fixes Kapital angewandt wird, bereits dessen einfache Reproduktion zu einer Quelle beständiger Verbesserung des Produktionsapparats und der Ausdehnung der Produktion wird. Er ging davon aus, dag es sich auf einer hohen Stufe industrieller Entwicklung bei der Erneuerung der Fonds nur wertmäßig um einfache Reproduktion handelt, dag aber der Wirkung nach, also stofflich, dort bereits eine wichtige Quelle der erweiterten Reproduktion liegt, weil die Arbeitsmittel nicht in ihrer ursprünglichen Qualität, sondern technisch auf höherem Niveau bzw. vervollkommnet reproduziert werden. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dag er die intensive Reproduktion, das heigt die Verwohlfeilerung der Produktionsbedingungen, im Gegensatz zur extensiven Ausdehnung des Produktionsfeldes gerade aus dieser Möglichkeit ableitet. Ganz ohne Zweifel gilt das in vollem Mage für die Wirtschaft der DDR. Die Erhöhung der Leistungsfähigkeit und der Wirksamkeit der vorhandenen Grundfonds ist also ein entscheidender Faktor der Intensivierung und nur möglich durch verflochtenes Zusammenwirken mit den anderen qualitativen Wachstumsfaktoren, beispielsweise dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt und der Wirksamkeit der lebendigen Arbeit. Von der Wirksamkeit der lebendigen Arbeit, also vom Leistungsvermögen der Arbeiter, der Genossenschaftsbauern und der Intelligenz hängt letztlich die Ergiebigkeit aller anderen Magnahmen ab. Die Wirksamkeit der lebendigen Arbeit des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens umschliegt alle Faktoren der Intensivierung. Sie ist bekanntlich abhängig von der Qualifikation und der Erfahrung, vom Stand der Wissenschaft und der Technologie, dem Niveau der Arbeitsteilung, der Kooperation und Kombination, dem Umfang, dem Niveau und-der Ausnutzung der Produktionsmittel sowie von den Naturverhältnissen. 13 Wichtige Aufgaben im Zusammenhang mit der Erhöhung des Wirkungsgrads des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens sind darüber hinaus die bessere Ausnutzung der Arbeitszeit, das Lenken der Initiative der Werktätigen auf die wissenschaftlich-technischen, technologischen und organisatorischen Möglichkeiten der Produktivitäts- und 'Effektivitätssteigerung, um vor allem durch die Anwendung der Erkenntnisse der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation bei gleichzeitiger Verbesserung der Arbeitsund Lebensbedingungen in den Betrieben Arbeitskräfte für die Erhöhung der Schichtarbeit und für die Lösung volkswirtschaftlicher Schwerpunktaufgaben zu gewinnen. 12

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Vgl. K. Marx, Theorien über den Mehrwert, Zweiter Teil, in: K. Marx/F. Engels, Werke, (im folgenden MEW) Bd. 26.2., Berlin 1967, S. 481 sowie K. Marx, Das Kapital, Zweiter Band, in: MEW, Bd. 24, S. 172 und 399. Vgl. K. Marx, Das Kapital, Erster Band, in: MEW, Bd. 23, S. 54.

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Unter den gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR, unter den Bedingungen der Gestaltung des entwickelten Sozialismus, spielt das persönliche Engagement, das bewußte Eintreten für hohe Leistungen, die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft eine große Rolle. Deshalb ist Leitungstätigkeit im Sozialismus stets zugleich auch politisch-ideologische Erziehungsarbeit. Eine wesentliche Aufgabe der Leitungstätigkeit ist es, die günstigsten Bedingungen für den kontinuierlichen Ablauf des Reproduktionsprozesses zu schaffen. Kontinuität ist ein wesentliches Erfordernis der intensiv erweiterten Reproduktion. Je mehr die Vergesellschaftung der Produktion und die Verflechtung zwischen den Zweigen zunimmt, um so mehr gewinnt die Kontinuität an Bedeutung. Unterbrechungen, Störungen des Produktionsablaufs wirken um so negativer, je größer die Dimensionen und die Kooperation im gesellschaftlichen Produktionsprozeß sind. Gerade aus solchen Erkenntnissen resultiert die Orientierung, durch die Rationalisierung Voraussetzungen zu schaffen, um verstärkt Arbeitskräfte zur besseren Auslastung der vorhandenen Ausrüstungen und Anlagen im Schichtsystem freizusetzen und die im Rahmen sozialpolitischer Maßnahmen festgelegten Arbeitszeitverkürzungen bei steigender Produktion zu sichern. Kontinuierlicher Reproduktionsprozeß, das heißt vor allem auch: normaler Ablauf des Arbeitstags zur Sicherung eines bestimmten Quantums von Produktion und eines bezweckten Nutzeffekts, Ordnung, Disziplin und Sicherheit im Arbeitsprozeß spielen dabei eine große Rolle. Kontinuität schließt aber auch das reibungslose proportionale Zusammenspiel, das heißt planmäßige Kooperation zwischen den Zweigen, Betrieben und Kombinaten ein. Hier liegen noch große Möglichkeiten für die notwendige Leistungssteigerung. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt muß in letzter Konsequenz darauf gerichtet werden, extensive Tendenzen, objektiv bedingte wie auch subjektiv verursachte, zu überwinden bzw. abzuschwächen. Dazu gehört beispielsweise, durch die Wirkungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, einschließlich der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation, eine solche Senkung des Arbeitsaufwands zu erzielen, daß die Arbeitsproduktivität mehr und mehr steigt und zugleich auch der Anteil vergegenständlichter Arbeit - vor allem Ausrüstungs- und Maschinenkosten sowie Rohstoffe, Energie und Material - je Produkt sinkt. Die Steigerung der Arbeitsproduktivität ist ein grundlegender Ausdruck der Intensivierung, denn sie ist die Bedingung dafür, daß die Mittel erwirtschaftet werden, die für die vielseitigen Aufgaben der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und der Schaffung der Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus benötigt werden. Insgesamt ist festzustellen, daß es sich bei der komplexen Nutzung der Ergebnisse des wissenschaftlich-technischen Fortschritts um gewissermaßen mehrdimensionale Beziehungen handelt. Durch die Leitung und Planung müssen sowohl seine unmittelbaren Wirkungen auf die Arbeitsgegenstände, die Arbeitsmittel und das gesellschaftliche Arbeitsvermögen beachtet und planmäßig organisiert werden als auch deren untereinander verkettete Wirkungen. Die zunehmende Komplexität im entwickelten Sozialismus ergibt sich ursächlich aus den wachsenden Maßstäben von Produktion und Konsumtion; sie ist ein Ergebnis der weiteren Vervollkommnung des Vergesellschaftungsprozesses der Produktion und Arbeit im nationalen, wie im Maßstab der sozialistischen ökonomischen Integration unter den Bedingungen der wissenschaftlich-technischen Revolution. Die bessere Beherrschung der Komplexität durch die Leitung, Planung und ökonomische Stimulierung erfordert zugleich die Erweiterung des Planungshorizonts und präzisere Zielbestimmung, bedeutet Verkürzung der Zeitspanne zwischen Aufwand und Ergebnis, vor allem 24

auch im Zyklus Wissenschaft und Produktion, bedeutet letztlich einen wesentlichen Beitrag von Organisation und Leitung zur immer engeren Verbindung der Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Revolution mit den Vorzügen des Sozialismus. Mit der Intensivierung tritt das Aufwand-Nutzen-Denken stärker in den Mittelpunkt. Die Aufwand-Nutzen-Relation ist aber bekanntlich schwierig zu erfassen. Es gilt, mindestens folgende Aspekte zu beachten: - den Grad der Bedürfnisbefriedigung im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität als Kriterium der Effektivität des laufenden Aufwands; - der Ausnutzungsgrad der Fonds, gemessen an der realen Bewegung des wissenschaftlich-technischen, ökonomischen und sozialen Niveaus der Reproduktion ; - die Verbindung lang- und kurzfristiger Interessen der Gesellschaft, also den Einschluß des Zeitfaktors. Die Hauptrichtungen der Leistungsentwicklung der Volkswirtschaft lassen Methoden der Leitung, Planung und ökonomischen Stimulierung an Bedeutung gewinnen, die zu einer besseren Beherrschung der Komplexität beitragen. Damit gewinnt die Faktorenanalyse an Gewicht, wobei es gilt, die Erfahrungen der Faktorenanalyse in bezug auf die Arbeitsproduktivität in der gesamten Volkswirtschaft breit anzuwenden und sie zugleich schrittweise zu einer komplexen Faktorenanalyse (bezogen auf die Gesamtheit der wichtigsten Effektivitätskennziffern) weiterzuentwickeln. Daraus ergeben sich folgende Schlußfolgerungen: - die durchgängige und konsequente Anwendung des komplexen Effektivitätsnachweises, der Faktorenanalyse tür wichtige Efiektivitätskennzifiern und anderer Leitungsund Planungsinstrumente auf allen Ebenen der Volkswirtschalt. Dabei ist die aktive Funktion der Effektivitätsrechnungen und der Effektivitätsplanung zu erhöhen. Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, Effektivitäts- und Faktorenrechnungen vorausschauend bei der Begründung der Planaufgaben anzuwenden; - die Verstärkung der Niveauvergleiche im nationalen und internationalen Maßstab, der Vergleiche zwischen gleich- oder ähnlich gelagerten Betrieben. Es müssen objektive Maßstäbe geschaffen werden, um von ausschließlichen Zuwachsbetrachtungen zu Niveauvergleichen zu gelangen. Zugleich geht es um die Schaffung und die Anwendung begründeter Aufwands- und Effektivitätsnormative, die eine wesentliche Grundlage für die Leistungsbewertung der Betriebe und Kombinate darstellen. Es ist erforderlich, bei verstärktem komplexen Herangehen, in die Einflußfaktoren einzudringen und gleichzeitig systematischer als bisher Wege zur Erhöhung der Effektivität aufzudecken und im Maßstab der gesamten Volkswirtschaft Effektivitätsfortschritte bei allen Ressourcen zu erreichen. Das bedeutet vor allem die Gewährleistung einer steigenden Grundfondsquote. Dabei gewinnt die Anwendung der komplexen Planung auf der Grundlage der Ziel-Programm-Methode, der Systemanalyse und anderer damit zusammenhängender Methoden vor allem auf volkswirtschaftlicher Ebene an Bedeutung. Im Rahmen der konzeptionellen, vorausschauenden Arbeit der Betriebe und Kombinate hat sich die Ausarbeitung und die Anwendung der Intensivierungskonzeptionen bewährt. Es ist notwendig, die wirtschaftliche Rechnungsführung stärker auf die Intensivierung und die Erhöhung der Effektivität auszurichten. Das erfordert vor allem eine wirksamere Arbeit mit den Kosten (Kostensenkungsprogramme, Kostennormative, Kostenlimite für neue Erzeugnisse, Kostenplanung, -aufschlüsselung und -rechnung).

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Planmäßig effektive Proportionen in der Volkswirtschaft sichern Die höchstmögliche Effektivität der Bedürfnisbefriedigung erfordert, dem Gesetz der planmäßigen proportionalen Entwicklung immer besser zu entsprechen. Die Vertiefung der Intensivierung, wie sie im Fünfjahrplanzeitraum 1976 bis 1980 vorgesehen ist, hängt in hohem Maße von der planmäßigen proportionalen Entwicklung ab, diese aber wiederum von der Wirksamkeit der Wachstumsfaktoren. Wichtige Ansatzpunkte hierfür ergeben sich aus der Aufgabe, ausgehend von einer durchgreifenden Erhöhung des wissenschaftlich-technischen Niveaus, in wachsendem Umfang neue und qualitativ bessere Erzeugnisse für den Bedarf der Bevölkerung, der Volkswirtschaft und den Export zu erzeugen. Dies aber wiederum erfordert eine entsprechende Investitionsverteilung auf die Zweige und planmäßige Ressourceneinsparung an Material und Arbeit. In den seit dem VIII. Parteitag der SED vergangenen Jahren wurde begonnen, eine Reihe grundlegender Entwicklungsprobleme der Volkswirtschaft zu lösen, wie die Stärkung der Energiebasis, die schnellere Entwicklung der Konsumgüterproduktion, die kontinuierlichere Versorgung mit Rohstoffen und Materialien und die raschere Entwicklung der Zulieferindustrie. Die Erfahrungen bestätigen, daß die Proportionalität der Volkswirtschaft eine Grundvoraussetzung für ein stabiles und dynamisches ökonomisches Wachstum ist. Proportionalität ist ein wesentliches Gebot effektiven Wirtschaftens, das heißt, die Anforderungen an die planmäßige Beherrschung der volkswirtschaftlichen Zusammenhänge wachsen mit zunehmender Intensivierung. Berücksichtigt man die demographischen Gegebenheiten in den Jahren nach 1980 und die unumgängliche Tatsache, daß weitere zusätzliche Beschäftigte im Dienstleistungswesen und in den verschiedensten Bereichen der Infrastruktur benötigt werden, so ist heute schon erkennbar, daß der Zeitpunkt kommt, wo auch volkswirtschaftlich die Steigerung der Arbeitsproduktivität der Steigerung der industriellen Warenproduktion entsprechen und sie letzten Endes übertreffen muß. Bekanntlich unterliegt die Ausdehnung bestimmter Produktionsressourcen Beschränkungen. Das gilt beispielsweise für die Rohstoffprobleme und für das relativ geringe und zeitlich auch begrenzte Wachstum an Arbeitskräften. Zugleich ist jedoch, vor allem bedingt durch die Möglichkeiten des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und durch die wachsende Qualifikation der Arbeiter, der Genossenschaftsbauern und der Intelligenz, eine wesentlich günstigere Ressourcenausnutzung möglich, die eine dynamische und proportionale wirtschaftliche Entwicklung bei intensiver Reproduktion gewährleistet. Die enger werdenden Wechselbeziehungen zwischen den qualitativen Intensivierungsfaktoren verstärken die Notwendigkeit ihrer proportionalen Entwicklung. Das erfordert die planmäßige Gestaltung der qualitativen und quantitativen Beziehungen zwischen den Abteilungen, den Bereichen und allen Gliedern der Produktion, die langfristig stabile Entwicklung der Wachstumsfaktoren und der Grundproportionen der Volkswirtschaft. Diese Aufgabe ist untrennbar von der weiteren Festigung des demokratischen Zentralismus in seiner Verbindung von zentraler Leitung und Planung mit der schöpferischen Aktivität der Arbeiterklasse und aller Werktätigen. Sie stellt wachsende Anforderungen an die staatliche Leitung und Planung und an die Leitungstätigkeit in den Kombinaten und Betrieben sowie den Territorien, die vor allem die komplexe Wirkung der Intensivierungsfaktoren in ihrem Zusammenhang sichern muß. Hierbei kommt es darauf an, jede Stufe im arbeitsteiligen Prozeß rationell zu vollziehen, das heißt, den gesamten ökonomischen Kreislauf, wie ihn Marx allgemeingültig

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im zweiten Band des „Kapitals" dargestellt hat, unter unseren historischen Bedingungen und für unsere Ziele effektiv, also mit geringstmöglichem Einsatz von Ressourcen und Kosten und in kürzester Zeit, zu vollziehen. Je besser es gelingt, den Zeitablauf im Kreislaufprozeß zu beherrschen, desto weniger Ressourcen, das heißt akkumulierte Produktionsmittel, Arbeitskräfte, Rohstoffe und Materialressourcen werden gebunden. Ein Kernpunkt der Intensivierung ist also, dag die Zeitspanne zwischen Aufwand und Ergebnis tendenziell verkürzt wird. Von großer praktischer Bedeutung für die Durchführung der Wirtschafts- und Sozialpolitik und ein Gradmesser der tatsächlichen Wirkung der Intensivierungsfaktoren ist es zu erreichen, den Zeitablauf zwischen Aufnahme, Abschlug und Realisierung wissenschaftlich-technischer Aufgaben zu verkürzen. Gleiches gilt für den Zeitablauf zwischen dem Beginn einer Investition und ihrer Wirksamkeit in der Reproduktion oder für die Zeitspanne von der Abgabe der Erzeugnisse bis zum Kauf durch die Konsumenten oder zwischen der Ausbildung junger Facharbeiter, Absolventen der Hoch- und Fachschulen und ihrer vollen Wirksamkeit am Arbeitsplatz. Die proportionale Entwicklung schließt unter den Bedingungen der weiteren Gestaltung des entwickelten Sozialismus die planmäßige bewußte Gestaltung der Wechselbeziehungen zwischen der Wirtschaft und den anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ein. So ist die Verwirklichung der Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik eng verbunden mit der planmäßigen Durchsetzung von Entscheidungen über die Entwicklung der Proportionen zwischen der Erzeugung von Produktionsmitteln und von Konsumgütern, der Akkumulation und der Konsumtion, der Produktion materieller Güter und dem dienstleistenden Bereich, der gesellschaftlichen und der individuellen Konsumtion, den Geld- und den Warenfonds. Es ist notwendig, bei Überlegungen zur effektivsten Verteilung der Mittel den gesamten Kreislauf des Reproduktionsprozesses zu berücksichtigen. Das schließt beispielsweise solche entscheidenden Prozesse ein wie den Zyklus Wissenschaft-TechnikInvestitionen-Produktion-Konsumtion und die Schließung des Rohstoffkreislaufs durch die Schaffung einer wirksamen Recycling-Industrie. Vor allem im Zusammenhang mit der Entwicklung der materiell-technischen Basis erwachsen neue Aufgaben für die Sicherung der Proportionalität. Wesentlich für das Herangehen des IX. Parteitages an die Probleme der materiell-technischen Basis ist, daß sie nicht auf technische oder organisatorische Probleme reduziert, sondern stets im Zusammenhang mit der Entwicklung der gesamten Gesellschaft gesehen werden. Um die materiell-technische Basis auszubauen, ist es notwendig, sowohl die materiell-technischen Faktoren der Produktivkräfte in allen Bereichen der Produktion als auch die materiell-technischen Grundlagen der nichtproduzierenden Bereiche in qualitativer und quantitativer Hinsicht zu entwickeln. Das ist von prinzipieller Bedeutung sowohl für die Erhöhung der Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit als auch für die Ausprägung ihres sozialistischen Charakters. Eine bedeutende theoretische Erkenntnis stellt deshalb die aus den Erfahrungen beim praktischen Aufbau des Sozialismus-Kommunismus in der UdSSR und in der DDR gewonnene erweiterte Begriffsbestimmung der materiell-technischen Basis des Sozialismus dar. Zur Entwicklung der materiell-technischen Basis gehören die Stärkung der Energie- und Rohstoffbasis, die Entwicklung der Konsumgüterproduktion, der Dienstleistungen und des Handels, die verstärkte Produktion von Ausrüstungen für die Volkswirtschaft der DDR und für den Export, die Entwicklung der Bauwirtschaft, des Transport- und Nachrichtenwesens sowie der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft. Bei der Lösung dieser Aufgaben spielen die Ausarbeitung und die Durchführung 27

der gemeinsamen Zielprogramme für die Zusammenarbeit der Länder des RGW, wie sie auf der XXX. RGW-Tagung beschlossen wurden, eine bedeutende Rolle. Ohne Zweifel erfordert die Erweiterung der materiell-technischen Basis zur Sicherung künftiger Bedürfnisbefriedigung eine bestimmte Akkumulationsmasse. Ihre Höhe, das heißt die Größe der Akkumulationsrate, muß entsprechend den sich entwickelnden konkrethistorischen Bedingungen und Erfordernissen berechnet werden. Ihre Größe ist dynamisch. Natürlich spielt der Anteil der produktiven Akkumulation eine erhebliche Rolle hinsichtlich des ökonomischen Wachstums. Fragen der Akkumulation sind - dies vorausgesetzt - primär Fragen der Struktur, des wissenschaftlich-technischen Niveaus, der Qualität und der sozialen und ökonomischen Wirksamkeit der verfügbaren Akkumulationsmittel. Das gilt für das gesamte Aufkommen, sowohl aus der eigenen nationalen Produktion als auch für das aus internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Entscheidend für das Tempo des sozialen und ökonomischen Fortschritts ist die rasche Erhöhung der Effektivität der Akkumulation. Unter diesem Aspekt ist hervorzuheben : 1. Die Effektivität der Akkumulation, insbesondere ihres produktiven Teils, hängt in entscheidendem Maß vom wissenschaftlich-technischen Niveau der Akkumulationsmittel und der Verkürzung der Zeitspanne zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und ihrer breiten Anwendung in der Produktion ab. 2. Die Wirksamkeit der Akkumulation wird wesentlich durch die schöpferische Initiative der Werktätigen in allen Phasen der sozialistischen Reproduktion beeinflußt. Das betrifft unter anderem in gleichem Maß die Qualifikation und die Zusammensetzung der Kader in den wissenschaftlich-technischen Bereichen und deren persönliches Engagement für den wissenschaftlich-technischen Fortschritt wie die Masseninitiative der Werktätigen im Neuererwesen. 3. Die Effektivität der Akkumulation hängt von der kombinierten Anwendung und der rationellen Ausnutzung aller akkumulierten Mittel im Prozeß der materiellen Produktion selbst ab; sie ist ein Problem aller Phasen der Reproduktion der Grundfonds. Im Zusammenhang mit der Intensivierung gewinnen die Fragen der intensiv einfachen Reproduktion im Rahmen der Rationalisierung und der Rekonstruktion an Bedeutung. Die sozialistische Praxis hat den Marxschen Hinweis sehr nachdrücklich bestätigt, daß die einfache Reproduktion auch immer Vorstufe einer stabilen erweiterten Reproduktion ist und daß die Verwohlfeilerung beim Ersatz der übertragenen Produktionsmittel es gestattet, die Effektivität der Produktion zu erhöhen. 4. Schließlich geht es darum, die Effektivität der Akkumulation in den nichtproduzierenden Bereichen zu erhöhen. Jeder vermeidbare Mehraufwand vermindert die gegebenen Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung, wie umgekehrt jede Nichtausnutzung der bestehenden Voraussetzungen den spezifischen Aufwand erhöht und damit die Effektivität der nichtproduktiven Akkumulation negativ beeinflußt.

Integration - Wesensbestandteil der Intensivierung Die Länder der sozialistischen Gemeinschaft des RGW betrachten die Intensivierung als den Hauptweg, um ihr Wirtschaftspotential so zu entwickeln und mit hoher volkswirtschaftlicher Effektivität zu nutzen, daß die hochgesteckten sozialpolitischen Ziele 28

erreicht werden können. Dazu ist es wichtig, die sozialistische Wirtschaft auf die vorwiegend intensiv erweiterte Reproduktion einzustellen. Die Wirksamkeit und die Erschließung der wichtigsten qualitativen Intensivierungsfaktoren, wie die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, die effektive Nutzung und die Modernisierung vorhandener Produktionanlagen, der sparsamste und zweckentsprechende Einsatz von Roh- und Brennstoffen, die Einführung neuer produktiver Arbeitsmittel und Technologien in die Produktion und anderes mehr, hängen in starkem M a ß davon ab, wie der Intensivierungsprozeß durch die sozialistische ökonomische Integration gefördert wird. Die Integration der RGW-Länder auf wichtigen wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Gebieten ist dabei ein an Bedeutung zunehmender Impulsgeber f ü r die Gewinnung führender Positionen in Wissenschaft, Technik und Produktion bei der Erzielung einer höheren Arbeitsproduktivität und Effektivität. Ausgehend von dieser Zielstellung, stellte der IX. Parteitag der SED die Aufgabe, „die Verflechtung der Volkswirtschaft der DDR mit den Volkswirtschaften der UdSSR und der anderen Mitgliedsländer des RGW weiter zu vertiefen" 14 . Und an anderer Stelle wird in den Dokumenten des IX. Parteitages betont: „Zur konsequenten Intensivierung des gesellschaftlichen Produktionsprozesses sind die Vorzüge der internationalen sozialistischen Arbeitsteilung vollständiger zu nutzen." 15 Unter Nutzung der Vorzüge des Sozialismus ermöglicht es die sozialistische ökonomische Integration, durch das Beschreiten neuer Wege und die Anwendung neuer Formen der Wissenschaitskooperation über die Ländergrenzen hinweg, führende Positionen in Wissenschaft und Technik auszubauen, neue zu gewinnen und somit zu größeren Effekten f ü r alle Beteiligten zu gelangen. Durch die internationale Spezialisierung und Kooperation von Wissenschaft und Technik ist es zunehmend möglich, in relativ kurzer Zeit durch Konzentration der Kräfte und Mittel eine bessere Bedarfsdeckung herbeizuführen, Zeit zu gewinnen und zu einem höheren Nutzen zu gelangen. Diese Wirkungen werden beispielsweise durch neue Lösungen in Technik und Technologie und deren schnelle Überleitung in die Produktion erreicht. Eine weitere wichtige Wirkung der sozialistischen ökonomischen Integration auf die Intensivierung des Reproduktionsprozesses wird dadurch erzielt, daß die RGWLänder zunehmend dazu übergehen, die Versorgung ihrer Volkswirtschatten mit Roh- und Brennstoffen durch gemeinsame Anstrengungen zu sichern. Die langfristige und stabile Versorgung der RGW-Länder mit Roh- und Brennstoffen und deren effektive Nutzung ist eine Grundfrage der Integrationspolitik im RGW überhaupt geworden. Durch die Konzentration auf die günstigsten Möglichkeiten jedes Landes und der Gemeinschaft kann eine stabile und langfristige Versorgung der RGW-Länder mit Roh- und Brennstoffen gesichert werden. Dabei kann jedes Land einen Beitrag zur Lösung des Rohstoff- und Brennstoffproblems leisten, indem es sich neben den Anstrengungen im eigenen Land selbst an der gemeinsamen Durchführung von Investitionen zur Rohstoffgewinnung beteiligt. Zur Lösung einiger Fragen wurden bzw. werden gemeinsame Objekte errichtet, wie das Zellstoffkombinat Ust-Ilimsk, das Asbestkombinat Kichembai oder die Erdgasleitung Orenburg - Westgrenze UdSSR. Diese gemeinsamen Anstrengungen auf der Grundlage langfristiger Plankoordinierung sind mit entsprechenden Formen der Zusammenarbeit verbunden, wie der In14

15

Direktive des IX. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR in den Jahren 1976-1980, Berlin 1976, S. 36. Ebenda, S. 166.

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vestitionsbeteiligung und anderem mehr. Die Investitionsbeteiligungen in der UdSSR bzw. in anderen sozialistischen Ländern sind ein Teil des verwendeten Nationaleinkommens zum Zweck der Investitionsfinanzierung in befreundeten sozialistischen Partnerländern, um das eigene Wirtschaftswachstum langfristig zu sichern. Es handelt sich hierbei um einen Teil der eigenen Akkumulation in Gestalt längerfristiger zweckgebundener Kredite in der erforderlichen spezifischen materiellen Struktur, um Investitionen für die eigene Zukunft. Der enge Zusammenhang zwischen Intensivierung und sozialistischer ökonomischer Integration zeigt sich schließlich in der Vertiefung der internationalen Spezialisierung und Kooperation der Produktion. Mit dem Ausbau einer produktionswirksamen zweiund mehrseitigen Wissenschafts- und Forschungskooperation, einer abgestimmten arbeitsteiligen und gemeinsamen Forschung erfährt folgerichtig auch die Produktionsspezialisierung und -kooperation einen Ausbau in Breite und Tiefe. Die internationale Spezialisierung und Kooperation der Produktion führt über die gemeinsame Rationalisierung und die Herstellung hoher Stückzahlen zu einer besseren Befriedigung des produktiven und des individuellen Bedarfs und zu höherer Effektivität des Reproduktionsprozesses in allen beteiligten Ländern. Auch die internationalen Wirtschaftsorganisationen, die von RGW-Ländern gegründet wurden, werden die Spezialisierung und Kooperation im Rahmen komplexer und multilateraler Programme vorantreiben. Durch die Herstellung der Einheit zwischen Forschung, Entwicklung und Produktion auch in internationaler Gemeinschaftsarbeit werden sie dieser progressiven Richtung neue Impulse verleihen und insgesamt zu einem ausgewogenen Verhältnis für den gesamten Zyklus Wissenschaft - Produktion - Absatz und dabei zunehmend zu modernen Fertigungen mit höherer Effektivität beitragen. Mit dem Beschluß der XXX. RGW-Tagung zur Erarbeitung gemeinsamer langfristiger Zielprogramme für wichtige Gebiete der materiellen Produktion wird die Vertiefung der wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Zusammenarbeit zwischen den RGW-Ländern kontinuierlich und planmäßig fortgesetzt und zugleich auf ein höheres Niveau gebracht. Mit dem Beschluß über die Erarbeitung langfristiger Zielprogramme ist ein Zeitraum in das Blickfeld der theoretischen Arbeit und der Planungspraxis gerückt, der weit über den nächsten Fünfjahrplan hinausgeht. Mit der Ausarbeitung dieser gemeinsamen Zielprogramme der Zusammenarbeit in wichtigen Zweigen der materiellen Produktion für einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren werden wichtige Eckpunkte der Intensivierung der Reproduktion markiert, auf die sich die Länder in ihren eigenen Anstrengungen und bei der Zusammenarbeit konzentrieren werden. Die Ausarbeitung und die Verwirklichung dieser Programme dienen dazu, die materiell-technische Basis des Sozialismus weiter zu stärken, den größeren Dimensionen in Wissenschaft und Produktion besser zu entsprechen und in der Gemeinschaftsarbeit mit den sozialistischen Ländern und insbesondere mit der UdSSR auf den Gebieten von Wissenschaft, Technik und Produktion längerfristig voranzuschreiten, dabei eine größere Stabilität, Dynamik und Effektivität für alle Beteiligten zu erzielen. In allen RGW-Ländern ist die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zum Eckpfeiler der intensiv erweiterten Reproduktion geworden. Das zeigt sich unter anderem in den hohen Aufwendungen für die Entwicklung von Wissenschaft und Technik in den Ländern. Die UdSSR, die DDR und die ÖSSR wenden jährlich mehr als 4 Prozent ihres Nationaleinkommens für Wissenschaft und Technik auf, in den anderen RGW-Ländern liegen die Anteile zwischen 3 und 4 Prozent. 30

Verbindung von Zweig- und Territorialprinzip Von prinzipieller Bedeutung für die Erhöhung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion sowie für die Übereinstimmung von ökonomischer und sozialer Entwicklung ist die immer vollkommenere Verbindung von Zweig- und Territorialprinzip. Auf der Grundlage des Vergesellschaftungsprozesses und der prinzipiellen Interessenübereinstimmung zwischen den sozialistischen Produzenten besteht das Ziel darin,, bestmögliche territoriale Bedingungen für die Effektivitätssteigerung und die Ausprägung der sozialistischen Lebensweise, für die Standortverteilung der Produktivkräfte und den effektiven Einsatz des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens sowie für die allseitige Nutzung der natürlichen Ressourcen der Umwelt zu schaffen. Das erfordert, die Zusammenhänge zwischen Intensivierung, Bevölkerungsentwicklung, Territorialstruktur, Urbanisierung und Infrastruktur durch die Gemeinschaftsarbeit von Philosophen, Ökonomen, Soziologen, Kulturtheoretikern, Biologen, Ökologen, Medizinern, Architekten und anderen interdisziplinär zu erforschen und mit den Erfordernissen einer proportionalen komplexen Entwicklung der Gebiete in Übereinstimmung zu bringen. Die politische, die ökonomische und die soziale Bedeutung dieser Aufgabenstellung wird nicht zuletzt daran deutlich, daß über zwei Drittel der Bevölkerung der DDR in der Hauptstadt, den Bezirks- und Kreisstädten bzw. ihrem Nahbereich wohnen, daß in der Infrastruktur etwa ein Drittel aller Grundfonds der Volkswirtschaft der DDR gebunden sind. Eine Schlüsselstellung kommt dabei dem komplexen Wohnungsbau zu. Die Zielstellung, in der DDR die Wohnungsfrage im wesentlichen bis 1990 zu lösen, stellt hohe Anforderungen an die Qualität und die Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit. Sie reichen von der soliden materialsparenden Konstruktion über die funktionell einwandfreie, an hoher Ökonomie orientierte Projektierung der Gebäude und der Wohngebiete bis zu ihrer architektonischen Einordnung in bestehende städtebauliche Räume. Ausgehend vom gegenwärtigen Leistungsvermögen und den realen Ressourcen der Gesellschaft, muß auch für künftige Lösungen - im wörtlichen Sinn - Platz gelassen werden. Schließlich geht es dabei nicht nur um die Verbesserung der individuellen. Wohnverhältnisse, sondern auch um die Entwicklungsrichtungen gesellschaftlicher Siedlungsstrukturen und der Formen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens, der Kommunikation, der Beziehungen zwischen den sozialen Gruppen, der Stadt-UmweltBeziehungen und anderes mehr. Insbesondere die Verwirklichung des langfristigen Programms zur Entwicklung der Hauptstadt der DDR erfordert die Qualifizierung der Leitungs- und Planungstätigkeit sowie die Sicherung des wissenschaftlichen Erkenntnisvorlaufs. Eine wesentliche Hilfe bei der Lösung dieser Fragen stellt das Studium der sowjetischen Erfahrungen in der territorialen Sozialplanung sowie die direkte Zusammenarbeit mit sowjetischen Partnerinstituten dar. Von aktueller Bedeutung für die zweigliche und die territoriale Leitung ist die planmäßige Verbindung zwischen der Standortverteilung der Produktivkräfte und der territorialen Mobilität von Arbeitskräften, insbesondere durch die dauerhafte Ansiedelung junger Facharbeiter in industriellen Zentren der DDR. Neben der Identifikation mit dem Beruf erfordert das vor allem ihre stabile Integration in die Arbeitskollektive sowie die Ausprägung wirksamer Bindungsfaktoren an das jeweilige Territorium. Als ein konkreter Weg zur Nutzung der Vorzüge sozialistischer Produktionsverhältnisse, zur wirksamen Durchsetzung der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik hat sich in der DDR die Zusammenarbeit von Betrieb und Territorium im Rahmen der

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territorialen Rationalisierung erwiesen.. Sie ist unmittelbar auf die gezielte Erschließung territorialer Effektivitätsfaktoren, den wirksamen Einsatz der betrieblichen und der territorialen Fonds sowie auf die koordinierte Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen gerichtet. Dazu gehören der gemeinsame Ausund Umbau zusätzlicher Wohnungen und Kindereinrichtungen, die Verbesserung der medizinischen Betreuung, des Handels, der Versorgung und des Berufsverkehrs, die gemeinsame Nutzung von Kultur- und Sportstätten und anderes mehr. Es zeigt sich, daß bestimmte qualitative Wachstumsfaktoren, wie die Verbesserung der Grundfondsökonomie durch die Erhöhung der Schichtarbeit, überhaupt erst durch die Zusammenarbeit der Betriebe mit dem Territorium wirkungsvoll erschlossen werden. Der soziale Effekt dieser Zusammenarbeit ist für die Ausprägung der sozialistischen Lebensweise wesentlich, indem sie auf die Überwindung historisch nicht mehr gerechtfertigter sozialer Unterschiede zwischen den Werktätigen verschiedener Betriebe gerichtet ist. Die planmäßige Gestaltung der Reproduktion der Werktätigen in allen Lebensbereichen führt zu einer Erhöhung des Zeitfonds der Werktätigen. Insgesamt werden die betrieblichen Möglichkeiten für die soziale Entwicklung des Territoriums besser genutzt, und gleichzeitig gehen vom Territorium positive Rückwirkungen auf die Erhöhung der Produktivität und die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen aus. Eine wesentliche Bedingung dafür ist die immer engere Verbindung der Programme der sozialökonomischen Entwicklung des Territoriums mit den betrieblichen Plänen. Die Erfahrung zeigt, daß die effektive Lösung der sozialökonomischen Aufgaben wesentlich von der exakten Analyse des erreichten Standes und der fundierten Ableitung der Entwicklungserfordernisse auf wissenschaftlich-technischem, ökonomischem und sozialem Gebiet abhängt. Die damit notwendige interdisziplinäre Forschung ist darauf gerichtet, die Leistungsreserven aufzudecken sowie die wissenschaftlichen Grundlagen für die leitungsmäßige Beherrschung der Zusammenhänge zwischen sozialistischer Intensivierung und Lebensweise weiterzuentwickeln.

A. AnciSkin/V. I s u p o v

Die Intensivierung der sozialistischen Produktion unter den Bedingungen der ökonomischen Integration der Länder des R G W (Hauptreferat der UdSSR-Seite) Der XXIV. und der XXV. Parteitag der KPdSU sowie die Parteitage der Bruderparteien orientierten auf die allseitige Intensivierung der sozialistischen Produktion. Dieser Kurs ist für einen historisch langen Zeitraum berechnet, er spiegelt die objektiven Bedingungen und die Charakterzüge der Ökonomik des entwickelten Sozialismus wider und ist die materielle Voraussetzung für die Lösung der grundlegenden sozialen Aufgaben. Die Intensivierung der Produktion im Rahmen der nationalen Wirtschaften der RGW-Länder wird bei wachsender Rolle der Integrationsprozesse verwirklicht. Die sozialistische ökonomische Integration wird zu einem Hauptfaktor der Intensivierung der Produktion in den einzelnen RGW-Ländern und in der Gemeinschaft insgesamt. Der vorliegende Vortrag ist der Versuch einer Systematisierung der Hauptbegriffe und der Probleme, die mit der Intensivierung der Produktion und ihren verschiedenen Aspekten, darunter mit dem Einfluß der Integrationsprozesse, in Verbindung stehen. Es ist zu berücksichtigen, daß viele Probleme der Intensivierung der Produktion noch ungenügend ausgearbeitet sind und sich in der Diskussion befinden. Das gilt auch für den Inhalt dieses Vortrags. Einige Aspekte der Intensivierung der Produktion, insbesondere die Wirkung der Vervollkommnung des Wirtschaftsmechanismus und der Organisationsstruktur der Wirtschaft auf diesen Prozeß, sowie die sozialen Aspekte der Intensivierung werden hier nur angeführt, da die Autoren keine Spezialisten für diese Fragen sind. Es werden hauptsächlich volkswirtschaftliche Probleme der Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion behandelt, in erster Linie der volkswirtschaftlichen Perspektivplanung und der Prognose, ohne die Prozesse der Intensivierung der Produktion in den einzelnen Zweigen, Regionen, in den Betrieben und in den Vereinigungen speziell zu analysieren. Die wissenschaftlichen Forschungen, die Planungs- und Wirtschaftstätigkeit berücksichtigen in immer größerem Maße sowohl in der UdSSR als auch in anderen sozialistischen Ländern die Anforderungen der Politik der Intensivierung und sind auf ihre praktische Realisierung gerichtet. Dabei entstehen neue methodologische und konkrete ökonomische Probleme. Sie erfordern die weitere Entwicklung der Theorie der sozialistischen erweiterten Reproduktion in Verbindung mit der Theorie der ökonomischen Integration, die Schaffung adäquater Methoden der Analyse und der perspektivischen Berechnungen sowie vor allem die Begründung der Richtungen und der Methoden für die praktische Realisierung der Politik einer allseitigen Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion.

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Intensivierung

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Methodologische Probleme der Intensivierung der Produktion 1. Die Hauptbegriffe und -kennziffern der Intensivierung der Produktion ergeben sich aus der Theorie der sozialistischen erweiterten Reproduktion, vor allem aus der Theorie der Produktionseffektivität. Die Begriffe und die Kennziffern der Intensivierung der Produktion sind unseres Erachtens in qualitativer und in quantitativer Hinsicht Ableitungen aus Begriffen und Kennziffern für die Effektivität und charakterisieren einen bestimmten Reproduktionstyp. Man muß deshalb die Effektivitätsbegriffe und -kennziffern, auf deren Grundlage der Inhalt der Begriffe und Kennziffern der Intensivierung der Produktion ermittelt werden kann, systematisieren. Wichtig ist dabei, den Bereich der Übereinstimmung und der Unterschiede zwischen beiden korrespondierenden Gruppen von Begriffen und Kennziffern zu bestimmen. 1.1. Die Effektivität der materiellen Produktion wird durch das Verhältnis zwischen Erzeugnisausstoß und den dabei genutzten Reproduktionsressourcen gekennzeichnet. Die Erhöhung der Effektivität der Produktion bedeutet eine Vergrößerung der Produktion von Erzeugnissen (oder Dienstleistungen) je Einheit Produktionsressource. Die auf der Basis eines solchen Herangehens entstehenden Begriffe und Kennziffern sollen das Maß der Effektivität der Produktion statisch und dynamisch sowie unter verschiedenen Aspekten des Reproduktionsprozesses bewerten. 1.2. Die Ausgangsbegriffe und -kennziffern der Effektivität für das gesamte Begriffssystem bilden die entsprechenden Begriffe und Kennziffern der Produktion und der Produktionsressourcen. Im Maßstab der Volkswirtschaft versteht man hier unter der Produktion das Nationaleinkommen (oder das gesellschaftliche Endprodukt), gemessen in konstanten Preisen; im Maßstab eines Zweiges ist es die Nettoproduktion (oder der Neuwert). Da sich im Laufe der Zeit die Struktur und die Qualität der Erzeugnisse ständig ändern, entsteht eine dynamische Inhomogenität, eine fehlende Vergleichbarkeit gleicher Produktionsvolumen verschiedener Zeiträume. Infolgedessen beeinflußen Veränderungen in der Struktur der gesellschaftlichen Bedürfnisse und das Niveau ihrer Befriedigung die Dynamik der Effektivität der Produktion. Somit entsteht die Notwendigkeit, sowohl das Wachstumstempo der Produktionsmaßstäbe als auch die Geschwindigkeit der Struktur-, der Sortiments- und der Qualitätsveränderungen zu messen. Abstrahiert man vom Problem der Inhomogenität (über die Zeit) in bezug auf die Resultate des Produktionsprozesses sowie davon, daß sich die Inhomogenität immer mehr verstärkt, so kann das zu einseitigen Schlußfolgerungen hinsichtlich der Dynamik der Produktionseffektivität führen. Eine solche Einseitigkeit ist besonders unter den Bedingungen des entwickelten Sozialismus abzulehnen, da hier neben rein quantitativen Kriterien für das ökonomische Wachstum und neben den Produktionsmaßstäben qualitative Kriterien immer größere Bedeutung gewinnen. Unter diesen Kriterien nimmt das Problem der Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse in der ganzen Vielfalt ihrer strukturellen und qualitativen Merkmale einen entscheidenden Platz ein. Der Begriff der Produktionsressourcen läßt sich unserer Meinung nach auf die akkumulierten Produktionsmittel, die Ressourcen an lebendiger Arbeit in der Sphäre der Produktion sowie auf die begrenzten Naturschätze, die in den ökonomischen Kreislauf einbezogen sind, anwenden. Die Bewertung der Masse („des physischen Volumens") der Produktionsressourcen erfordert die Anwendung von unveränderlichen Preisen oder Naturalkennziffern (in bezug auf die lebendige Arbeit und die

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natürlichen Ressourcen). Die wertmäßige Bewertung von Ressourcen, die nicht das Resultat lebendiger Arbeit sind, kann eine Größe sein, die aus der Rolle dieser Ressourcen im Produktionsprozeß abgeleitet ist. 1.3. Die theoretische Begründung der Begriffe und der Kennziffern für die Produktionseffektivität bedarf der Bestimmung des Kriteriums für die ökonomische Entwicklung; denn in allgemeiner Form wird die Effektivität der Produktion dadurch gekennzeichnet, in welchem Maß das Optimalitätskriterium realisiert wird. Das gesamte System der Begriffe und der Kennziffern für die Effektivität hängt also davon ab, wie das Optimalitätskriterium (oder die Optimalitätskriterien) für die Entwicklung der Volkswirtschaft bestimmt wird. Hier soll nicht das spezielle und äußerst umfassende Problem der Optimalität behandelt werden. Es muß aber festgehalten werden, daß die Effektivitätsbegriffe aus der Begründung der Hauptziele der sozialökonomischen Entwicklung unter Berücksichtigung der Folgerichtigkeit und der Termine für die Erreichung dieser Ziele, aus der Abstimmung der (rein ökonomischen) Produktionsanforderungen und der sozialen Normative abgeleitet werden. Somit sind die Probleme der Effektivitätserhöhung und der Intensivierung der Produktion untrennbar mit den sozialen Folgen der ökonomischen Entwicklung verbunden. In dem Maß, wie das allgemeine Entwicklungsniveau der sozialistischen Ökonomik erhöht wird und die Effektivität der gesellschaftlichen Produktion wächst, wirken die sozialen Ziele und Kriterien immer stärker auf die Entwicklung der Produktion und auf die Herausbildung von Kriterien für die Effektivität der Produktion ein. Im folgenden werden Effektivitätsbegriffe und -kennziffern im wesentlichen vom Standpunkt des bestehenden Systems von Rechnungsführung und Planung untersucht. 1.4. Der Produktionsausstoß je Einheit Produktionsressource charakterisiert die Effektivität ihrer Ausnutzung. In Abhängigkeit davon, unter welchem Aspekt die Produktionseffektivität untersucht wird, bestehen dabei bzw. können folgende Gruppen von Effektivitätsbegriffen und -kennziffern bestehen: 1. Nutzeffekt (oder spezifische Aufwendungen - hier als Kennziffern behandelt, die den Kennziffern des Nutzeffekts der Produktionsressourcen reziprok sind) der primären Produktionsressourcen, das heißt des Bestands an Ressourcen, die im untersuchten abgegrenzten Zeitintervall nicht reproduzierbar sind (Arbeitskräfteressourcen, Grund- und Umlauffonds, ausgebeutete Lagerstätten an Bodenschätzen, landwirtschaftlich genutzte Flächen, Vieh). Dabei können Kennziffern verwendet werden, die sowohl Relationen zwischen der gesamten Produktion und einzelnen Arten von Produktionsressourcen (Produktivität der lebendigen Arbeit, Nutzeffekt der Grund- und Umlauffonds, Hektarerträge usw.) als auch Relationen zwischen der gesamten Produktion und dem Gesamtaufwand (ihrer Summe) an primären Produktionsressourcen charakterisieren ; 2. spezifische Zwischenaufwendungen, worunter die Aufwendungen an Rohstoff, Brennstoff, Material, Halbfertigerzeugnissen je Produktionseinheit (Bruttooder Nettoproduktion oder im Naturalausdruck) zu verstehen sind. Sie charakterisieren zwischenzweigliche Erzeugnislieferungen je Einheit der im Zweig verbrauchten Produktion. Die Kennziffern der Zwischenaufwendungen entstehen beim Übergang von makroökonomischen Effektivitätskennziffern zu Zweigkennziffern. Im Unterschied zu den primären Produktionsressourcen kennzeichnen die Zwischenaufwendungen nicht den Bestand, sondern den zwischenzweiglichen Fluß. Deshalb können beim makroökonomischen Herangehen Zwischenaufwendungen auf Aufwendungen an primären Produktionsressourcen zurückgeführt werden; 3. Kennziffern des durchschnittlichen Zuwachses und. Limitkennziffern für die Pro3»

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duktionsettektivität (bzw. die ihnen reziproken Kennziffern der Aufwendungen), die die Statik oder die Dynamik des ökonomischen Nutzeffekts widerspiegeln. Die Statik wird durch mittlere Effektivitätskennziffern charakterisiert (das entstandene durchschnittliche Niveau der Arbeitsproduktivität, der Fondsquote usw.). Die Dynamik hingegen wird im diskreten Fall durch Zuwachskennziffern bzw. im kontinuierlichen Fall durch Limitkennziffern gekennzeichnet. Jede Kennziffer der durchschnittlichen Effektivität entsteht durch Kumulierung (Addition oder Integration) von Zuwachs- oder Limitkennziffern. Beim Übergang von konstanten Preisen (oder von Naturalkennziffern) zu laufenden Preisen (oder Wert-Kennziffern) entstehen Effektivitätskennziffern im Sinn der wirtschaftlichen Rechnungsführung (finanzielle Kennziffern). Es sind dies vor allem Kennziffern des Ertragsgrads und der Rentabilität der Produktion. Diese Kennziffern kann man auf makroökonomischer, zweiglicher und mikroökonomischer Ebene erhalten. Ihre Abstimmung erfordert, daß zwischen den individuellen, Gruppen- und aggregierten Preisindizes sowie zwischen den Primär- und den Endeinkommen Relationen hergestellt werden. Im Endergebnis muß eine Einheit zwischen den Effektivitätskennziffern hergestellt werden, die den materiell-gegenständlichen und den finanziell-wertmäßigen Aspekt der Reproduktion kennzeichnet. 1.5. Entwicklung und Vertiefung der Integrationsprozesse ermöglichen Vereinigung, Abstimmung und Konzentration der Kräfte der Mitgliedsländer und haben komplexen Einfluß darauf, wie effektiv die Produktionsressourcen genutzt werden; dies dadurch, daß - ungenutzte Ressourcen (natürliche und Arbeitskräfteressourcen, die nicht ohne internationale Zusammenarbeit genutzt werden können, beispielsweise infolge nicht ausreichender Investitionsfonds) in den Produktionsprozeß einbezogen werden; - der Nutzeffekt der primären Produktionsressourcen erhöht und die Zwischenaufwendungen dank der zwischen den Ländern abgestimmten zielgerichteten Veränderungen in der Ressourcenstruktur, in Kombination, Konzentration und Spezialisierung gesenkt werden; - das Nationaleinkommen der Länder im Gefolge aller dieser Veränderungen wächst. 1.6. Die Intensivierung der sozialistischen erweiterten Reproduktion ist Teil des allgemeineren Problems der Quellen des ökonomischen Wachstums. Die Erweiterung der Produktion vollzieht sich durch Vergrößerung des Umfangs der genutzten Produktionsressourcen einerseits und durch Erhöhung ihrer ökonomischen Effektivität andererseits. Im ersten Fall ist es eine extensive, im zweiten eine intensive Erweiterung. Die Entwicklung der sozialistischen Ökonomik trug immer sowohl extensiven als auch intensiven Charakter. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Quellen der erweiterten Reproduktion war in den verschiedenen Stadien unterschiedlich. Eine allgemeine Gesetzmäßigkeit des entwickelten Sozialismus besteht darin, daß das ökonomische Wachstum in immer größerem Maß durch Erhöhung der Effektivität der Ausnutzung der Produktionsressourcen realisiert wird. Davon ausgehend, hat man unserer Meinung nach unter Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion einen solchen Typ ihrer Erweiterung zu verstehen, bei dem die Rolle der wachsenden Effektivität an der gesamten Erhöhung der Produktion zunimmt. Mit anderen Worten ist die Veränderung des Verhältnisses zwischen der Dynamik der Produktionsressourcen und der Dynamik ihrer Effektivität zugunsten letzterer das quantitative Kennzeichen für die Intensivierung der Produktion. Nach dieser Auffassung ist die Intensivierung der Produktion ein bestimmter Typ der Erhöhung ihrer Effektivität, bei dem der Anteil der wachsenden Effektivität an der Erweiterung 36

der Produktion tendenziell steigt. Die qualitative Schwelle dieses Prozesses ist der Punkt, an dem die wachsende Effektivität zur vorherrschenden Quelle für die Erweiterung der Produktion wird. Die Überschreitung dieser Schwelle bedeutet den Übergang zum überwiegend intensiven Typ der erweiterten Reproduktion. Theoretisch ist ein solches Tempo und Niveau der Intensivierung der Produktion bzw. des ökonomischen Wachstums möglich, bei dem die Steigerung des Produktionsvolumens nur durch Erhöhung der Effektivität der Nutzung der Produktionsressourcen, das heißt bei stabiler Größe dieser Ressourcen, erreicht wird. Es handelt sich dann um ein rein intensives ökonomisches Wachstum. Nimmt man an, daß bei dem Typ des ökonomischen Wachstums das Volumen der genutzten Produktionsressourcen absolut sinkt, das heißt die Produktionseffektivität schneller steigt als sich die Produktionsmaßstäbe erweitern, handelt es sich um „desextensives" ökonomisches Wachstum; ihm ist ein anderer Grenzfall symmetrisch, bei dem die Produktionsressourcen schneller als die Produktionsmaßstäbe wachsen, was einer Abnahme der Produktionseffektivität und einer „Desintensivierung" des ökonomischen Wachstums entspricht. 1.7. Da es einige Arten von Produktionsressourcen und Unterschiede in der Dynamik der Effektivität bei der Nutzung der einzelnen Ressourcenarten gibt, gibt es auch verschiedene Typen der Intensivierung der Produktion. Offensichtlich kann man von der Intensivierung der Produktion nur dann sprechen, wenn es sich tatsächlich um einen Intensivierungsprozeß handelt. Unserer Meinung nach kann man nur mit einem komplexen Herangehen an die Bewertung der Ausnutzung der Produktionsressourcen, ihrer Effektivität bestimmen, ob ein Intensivierungsprozeß vorhanden ist oder nicht, das heißt, wenn man das Problem, die Dynamik des Gesamtaufwands aller Arten von Produktionsressourcen und seiner ökonomischen Gesamteffektivität zu messen, wissenschaftlich begründet löst. Die Nutzung der einzelnen Ressourcenarten muß in Form von Stufen bzw. Aspekten eines komplexen Herangehens untersucht werden. Aus diesem Grund ist der Anteil der Arbeitsproduktivitätssteigerung am Produktionszuwachs nur Widerspiegelung einer Komponente des Intensivierungsprozesses, nämlich der Erhöhung der Effektivität der lebendigen Arbeit. Eben deshalb muß die Senkung der Fondsquote durchaus nicht von einer Gesamtsenkung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion, von einer „Desintensivierung" des ökonomischen Wachstumsprozesses, zeugen. Folglich ist das bestimmende Kennzeichen der Intensivierung der Produktion die Erhöhung des Anteils („des Beitrags") der wachsenden Gesamteffektivität der Produktionsressourcen an der Dynamik der Produktionsvolumina. Da der Intensivierung der Produktion verschiedene Relationen der Dynamik der einzelnen Arten der Produktionsressourcen und der Dynamik ihrer Effektivität zugrunde liegen können, bestehen - zumindest theoretisch - verschiedene Intensivierungstypen. Vom makroökonomischen Standpunkt sind dies folgende: arbeitssparend - fondsaufwendig, fondssparend - arbeitsaufwendig, arbeitssparend - fondssparend. Vom Standpunkt der Entwicklung der Zweige sind es verschiedene Verhältnisse zwischen arbeitssparenden (arbeitaufwendigen), fondsaufwendigen (fondssparenden), materialaufwendigen (materialsparenden) Varianten. Dabei kann das Tempo des zusätzlichen Verbrauchs oder der zusätzlichen Einsparung bei den einzelnen Arten der Produktionsressourcen eines Typs der Produktionsintensivierung unterschiedlich sein. Somit können diese einzelnen Typen mit unterschiedlicher Stärke auftreten, das heißt, es kann wesentliche qualitative Unterschiede bei einem Typ der Produktionsintensivierung geben. 37

1.8. Unter dem Gesichtspunkt internationaler Beziehungen zwischen nationalen Wirtschaften könnte man von einer Intensivierung unter den Bedingungen einer autarken, geschlossenen Ökonomik sprechen, wenn die Effektivität aus der Nutzung nationaler Produktionsressourcen vorzugsweise Prozesse beeinflußt, die innerhalb eines gegebenen Landes ablaufen. Von einer Intensivierung unter den Bedingungen einer offenen, aktiv in die Integration einbezogenen Ökonomik könnte man sprechen, wenn die Effektivität der Ausnutzung der nationalen Ressourcen beträchtlich von der Entwicklung stabiler außenwirtschaftlicher Beziehungen sowie von der Einbeziehung der Länder in ein System der internationalen sozialistischen Arbeitsteilung abhängt. In der gegenwärtigen Etappe wird die Intensivierung unter den Bedingungen der Integration zu einem charakteristischen Kennzeichen der intensiven ökonomischen Entwicklung der Länder des Sozialismus. Kennzeichnende Züge dieses Typs sind das im Vergleich zum Wachstum ihrer nationalen Produktion schnellere Wachstum der gegenseitigen außenwirtschaftlichen Beziehungen der RGW-Länder sowie die Vergrößerung der Summe der ökonomischen Effekte, die im Ergebnis der Entwicklung der integrierten Zusammenarbeit erreicht werden. 1.9. Die Faktoren (oder Quellen) für die Intensivierung der Produktion können bei aller ihrer konkreten Vielfalt unserer Meinung nach auf folgende Gruppen zurückgeführt werden: a) die strukturelle und qualitative Vervollkommnung der einzelnen Arten von Produktionsressourcen (zum Beispiel die Verbesserung der Typenstruktur der Produktionsgrundfonds und die Erhöhung ihres technischen Niveaus, die Steigerung des Bildungs- und des Qualifikationsniveaus der Werktätigen sowie die Verbesserung der beruflichen Zusammensetzung) ; b) die verbesserte Nutzung der vorhandenen Produktionsressourcen (zum Beispiel die Kürzung der Bauzeiten, die erhöhte Auslastung der in Betrieb befindlichen Ausrüstung, die Senkung der Fluktuation der Arbeitskräfte und der Verluste an Arbeitszeit). Diese verbesserte Ausnutzung setzt überdies voraus, daß eine bessere Kombination der Produktionsressourcen (ein besseres Verhältnis zwischen den Arbeitsinstrumenten und der Arbeitskraft, den Grundfonds und dem Rohstoff, dem Viehbestand und dem Futter usw.) erreicht wird; c) soziale Faktoren der Intensivierung der Produktion im Zusammenhang mit der materiellen und der moralischen Stimulierung, mit der Entwicklung der Gesellschafts-, der Gruppen- und der Individualpsychologie, mit der Erhöhung der Attraktivität der Arbeit und der schöpferischen Einstellung zur Arbeit, mit der Festigung einer bewußten Arbeitsdisziplin in allen Gliedern der Volkswirtschaft; d) organisatorische bzw. ökonomische Bedingungen der Intensivierung der Produktion, die in der Vervollkommnung der Organisationsstruktur der Leitung, der Methoden der Planung der Volkswirtschaft, der Entwicklung der wirtschaftlichen Rechnungsführung bestehen. Unter den heutigen Bedingungen erlangen die Schaffung und die Entwicklung von Vereinigungen von Wissenschaft und Produktion und von Produktionsvereinigungen, die eine gute Grundlage für die Vervollkommnung des gesamten Wirtschaftsmechanismus, für seine verstärkte Einwirkung auf die Prozesse der Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion sind, immer größere Bedeutung. Vom Standpunkt der nächsten Zeit hängen die wesentlichsten Quellen für die Intensivierung der Produktion mit der Nutzung der vorhandenen Ressourcen, mit einem verstärkten Sparsamkeitsregime in allen Gliedern der Volkswirtschaft zusammen. Die bestehenden Verluste an Arbeitszeit und die Stillstandszeiten der Ausrüstungen infolge unrhythmischer Produktion und Mängeln im System 38

der materiell-technischen Versorgung, die Verluste an landwirtschaftlicher und an Industrieproduktion sowie die Qualitätsminderung in der Sphäre der Lagerung und der Zirkulation zeigen die Notwendigkeit und die Möglichkeit, große für Volkswirtschaft und Bevölkerung zusätzliche Produktionsvolumina zu schaffen; die Notwendigkeit, das Sparsamkeitsregime zu verstärken. Unter dem Gesichtspunkt eines längeren Zeitraums ist die entscheidende Quelle für die Intensivierung der Produktion allerdings die strukturelle und die qualitative Vervollkommnung der Produktionsressourcen; denn gerade hier werden die Errungenschaften des wissenschaftlich-technischen Fortschritts materialisiert. Die Entfaltung der integrierten Zusammenarbeit der sozialistischen Bruderländer auf dem Gebiet von Wissenschaft, Technik, Kaderausbildung, Investitionen, Produktion, Erzeugnisabsatz haben tiefgreifenden Einfluß auf alle diese Faktoren. Deshalb muß man die Integration als einen Hauptfaktor für die Intensivierung der Produktion, als wichtigen zusätzlichen Hebel zur Beschleunigung des Wachstumstempos der sozialistischen Ökonomik und zur Erhöhung ihrer Effektivität betrachten. 2. Die Untersuchung und die Planung der Prozesse der Intensivierung machen es notwendig, Methoden für die Rechnungsführung und die perspektivischen Berechnungen der Kennziffern für die Intensivierung der Produktion zu schaffen. Unserer Meinung nach sind vom Standpunkt der volkswirtschaftlichen Rechnungsführung und Planung folgende die wesentlichsten methodischen Probleme: 2.1. Unter den Bedingungen der Intensivierung der Produktion ist die Messung der Produktionsmaßstäbe und des Tempos des ökonomischen Wachstums maximal auf eine adäquate Abbildung der Geschwindigkeit der Struktur- und Sortimentsveränderungen bei den Erzeugnissen und den Dienstleistungen, der Veränderung ihrer Qualität sowie ihrer Gebrauchseigenschaften zu richten. Das in der Praxis herrschende System von Abrechnung und Planung für die Bewertung und die Bilanzberechnungen hat sich herausgebildet, als die quantitativen Kennziffern die entscheidende Rolle spielten. Jetzt ergeben sich neue Anforderungen an die Methoden von Abrechnung und Planung, darunter auch an die Messung der Ergebnisse des Produktionsprozesses. Zu diesen Anforderungen gehört in erster Linie die Notwendigkeit, die Geschwindigkeit der Strukturveränderungen in der Produktion, ihrer Zusammensetzung zu messen. Unter den heutigen Bedingungen äußert sich die Dynamik der Produktion nicht nur in der Vergrößerung ihrer Maßstäbe, sondern in erster Linie in der Beschleunigung der Struktur- und Sortimentsveränderungen. Dadurch lassen sich bei gegebenen Ressourcen die gesellschaftlichen Bedürfnisse besser befriedigen und gleichzeitig die Errungenschaften von Wissenschaft und Technik in großem Maßstab nutzen. Die Erhöhung der Qualität der Erzeugnisse und der Dienstleistungen erfordert ebenfalls eigene Meßgrößen und Methoden der volkswirtschaftlichen Rechnungsführung und Planung. Es entstand das praktische Bedürfnis, Gruppen- und zusammengesetzte Qualitätsindizes zu entwickeln, ohne die die Analyse und Planung des Wachstums der sozialistischen Ökonomik immer mehr nur Näherungscharakter annähme. 2.2. Die planmäßige Leitung des Prozesses der Intensivierung der Produktion erfordert die Schaffung und die praktische Anwendung von Methoden und Modellen, die die Berücksichtigung und perspektivische Berechnung der Faktoren bzw. Quellen für das ökonomische Wachstum gewährleisten und es ermöglichen, komplex an das Problem der Produktionseffektivität, an die Nutzung der Produktionsressourcen heranzugehen. Die vorliegenden Erfahrungen zeigen, daß hierzu erfolgreich makroökono-

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mische und zweigliche Mehrfaktorenmodelle des ökonomischen Wachstums verwendet werden können. Mit diesen Modellen läßt sich die Dynamik der gesellschaftlichen Produktion in Abhängigkeit von den Aufwendungen für alle Arten von Produktionsressourcen untersuchen, und diese Modelle tragen dazu bei, das Verhältnis zwischen extensivem und intensivem ökonomischem Wachstum, die Typen und die Faktoren für die Intensivierung der Produktion zu begründen. 2.3. Da der langfristig wirkende Hauptfaktor für die Intensivierung der Produktion die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ist, erlangt die Schaffung von Methoden und. Modellen, durch die sich die wissenschaftlich-technischen Informationen mit den sozialökonomischen in Übereinstimmung bringen lassen, erstrangige Bedeutung. Die Planung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und die Bewertung seiner sozialökonomischen Folgen ist eine der Hauptvoraussetzungen für die Erarbeitung langfristiger Pläne zur Intensivierung der Produktion. Deshalb müssen Methoden geschaffen werden, die den Übergang von technischen und technisch-ökonomischen Daten zu Kennziffern der Produktionseffektivität gestatten. 2.4. Die Zweigverflechtungsbilanz von Produktion und Verteilung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts muß in größerem Maße den Aufgaben der Analyse und der perspektivischen Berechnungen für die Prozesse der Intensivierung der Produktion genügen. Auf der Grundlage der Zweigverflechtungsbilanz können die Gesetzmäßigkeiten der Bildung der Zwischenaufwendungen, der Verwendung von Rohstoff, Elektroenergie, Brennstoff, Material, Zwischenproduktion, Zulieferbaugruppen und -teilen aufgedeckt werden. Die Ermittlung der Tendenzen und der Faktoren für die Veränderung der Aufwandskoeffizienten, der Kennziffern für die Verteilung der Produktion gestattet es, die Möglichkeiten einer effektiveren Verwendung der Zwischenaufwendungen zu begründen. Dabei muß in den Zweigen komplex an die Nutzung sowohl der primären Produktionsressourcen als auch der Zwischenaufwendungen herangegangen werden. Dies kann mittels zweiggebundener Produktionsfunktionen realisiert werden. Mit der prognostischen Zweigverflechtungsbilanz kann man auch die Begründung der wissenschaftlich-technischen Hauptveränderungen vornehmen, die zur Überwindung der zu erwartenden Begrenzungen in Volumen und Dynamik der Zwischenaufwendungen notwendig werden. Bei einem solchen Lösungsweg werden die Aufgaben des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zu Funktionen der notwendigen Lösung der großen ökonomischen Aufgaben. 2.5. Einer weiteren Vervollkommnung bedürfen die Abrechnung und die Analyse der Ergebnisse von Integrationsprozessen. Das gilt sowohl für die Zweigverflechtungsbilanz, in der die Ergebnisse der Veränderungen des Volumens und der Struktur des gesellschaftlichen Gesamtprodukts unter Einfluß der Integrationsprozesse vollständiger und genauer widergespiegelt werden müssen, als auch für die komplexen Berechnungen des ökonomischen Nutzeffekts der Integration (der Varianten für die internationale Spezialisierung und Kooperation der Produktion, für die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit, die Beteiligung an der Finanzierung von Investitionen usw.). Die Lösung dieser Fragen erfordert die Vervollkommnung der Preisbildung, insbesondere der Preisbildung für Importerzeugnisse und die Festlegung ökonomisch begründeter Valutakurse.

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Hauptrichtungen der Intensivierung der Produktion im Lichte der Beschlüsse des XXIV. und des XXV. Parteitages der KPdSU 3. Die objektive Notwendigkeit und die Möglichkeit des Übergangs zum überwiegend intensiven Typ der Entwicklung der sowjetischen Ökonomik werden von den allgemeinen Bedingungen des entwickelten Sozialismus, vom Entstehen neuer Quellen für das ökonomische Wachstum bestimmt. 3.1. Im Ergebnis der Verwirklichung von neun Fünfjahrplänen wurde in der UdSSR ein gigantisches Produktions- und wissenschaftlich-technisches Potential geschaffen. Was die Magstäbe der Industrieproduktion betrifft, ist die UdSSR dicht an die USA herangerückt. In der Produktion der Hauptarten von industriellen Rohstoffen hat die UdSSR die USA wesentlich überholt. Die UdSSR verzeichnet im Weltmaßstab das größte Volumen an Investitionen in der Produktionssphäre. In den wirtschaftlichen Kreislauf werden natürliche Ressourcen einbezogen, die eine stabile langfristige Entwicklung der Ökonomik gewährleisten. Die Magstäbe des akkumulierten Nationalreichtums und der Produktion, die im Verlauf einiger Jahrzehnte sozialistischen Aufbaus erreicht wurden, sind die materielle Basis, auf deren Fundament die künftige ökonomische Entwicklung in immer größerem Maß durch die Erhöhung der Produktionseffektivität vor sich gehen kann. 3.2. Mit der Erhöhung des Niveaus der ökonomischen Entwicklung ergibt sich eine ständige Einengung der sogenannten extensiven Quellen für das ökonomische Wachstum: a) Die Veränderung der demographischen Situation, die von einer Erhöhung des Anteils der Jugend begleitet ist, die sich im arbeitsfähigen Alter befindet, aber weiterhin im direkten Lernprozeß steht, und auch die Erhöhung des Anteils der in der nichtproduktiven Sphäre tätigen Werktätigen führen zu einem ständigen Rückgang der Zunahme an Arbeitskräften in der Sphäre der materiellen Produktion; es besteht die Tendenz zu einem absoluten Stillstand dieses Wachstums. In diesem Zusammenhang bestimmen die Beschlüsse des XXV. Parteitages der KPdSU, daß zusätzliche Arbeitskräfte in neu in Betrieb zu nehmende Betriebe gelenkt werden müssen, wobei sich die Produktion in den bestehenden Betrieben bei stabilen oder sogar abnehmenden Beschäftigtenzahlen entwickeln muß. b) Der Zuwachs bei den Investitionen verlangsamt sich. Dies ergibt sich aus ihrem erreichten gigantischen Maßstab und aus der erstrangigen Aufgabe, diesen Maßstab durch eine zuverlässige materiell-technische Versorgung zu sichern und auf dieser Grundlage eine Verkürzung der Termine und eine Qualitätserhöhung des Investitionsbauwesens zu erreichen. Auf dem XXV. Parteitag der KPdSU wurde festgestellt, daß ein Neubau erst dann in Angriff genommen werden soll, wenn in den zu bauenden Betrieben ein prinzipiell neues, höheres technisches Niveau gewährleistet ist. Die verlangsamte Zunahme der Investitionen ist von einer Erhöhung der Aussonderungsnorm für Produktionsfonds begleitet. Durch die gleichzeitige Wirkung dieser beiden Tendenzen ergibt sich unweigerlich eine Abnahme der Zuwachsrate bei den Produktionsgrundfonds. Die genannten Prozesse werden durch die Einwirkung der allgemeinen Politik für die Verteilung des Nationaleinkommens verstärkt, die auf einen erhöhten Anteil der Konsumtionsfonds am Nationaleinkommen gerichtet ist. Diese Politik geht von der verstärkten sozialen Orientierung der ökonomischen Entwicklung, von der auf dem XXIV. Parteitag der KPdSU formulierten Konzeption aus, daß die Probleme des 41

Volkswohlstands zu einem der Hauptfaktoren für die Intensivierung der Produktion werden. c) Die Bedingungen bei der Standortverteilung und bei der Gewinnung der Bodenschätze verschlechtern sich, in einigen Fällen auch die Qualitätsmerkmale der gewonnenen Roh- und Brennstoffe. Bei einigen Bodenschätzen entsteht das Problem einer absoluten Begrenzung ihrer Vorräte. Unter diesen Bedingungen können die hohen Zuwachsraten bei der Förderung natürlicher Roh- und Brennstoffe zu einer schnellen Zunahme der spezifischen Investitionskosten, zu einer ständigen Umverteilung der Investitionen zugunsten der extraktiven Zweige führen. Offensichtlich widerspricht ein solcher Weg den Forderungen nach Intensivierung der Produktion. 3.3. Die objektive Notwendigkeit für den Übergang zu einem vorwiegend intensiven Typ des ökonomischen Wachstums ergibt sich auch daraus, daß die Effektivität der Produktion zu einem der entscheidenden Gebiete des ökonomischen Wettbewerbs zwischen Sozialismus und Kapitalismus wird. 3.4. Die Möglichkeiten zur Intensivierung der Produktion werden vom erreichten Niveau der ökonomischen Entwicklung, vom Entstehen neuer Quellen für das ökonomische Wachstum bestimmt. Indem der wissenschaftlich-technische Fortschritt den arbeitssparenden Typ der Intensivierung der Produktion sichert und verstärkt, kann er gleichzeitig eine Senkung der Grundfondsintensität und der Materialintensität der Produktion gewährleisten. Die Nutzung der Potenzen der heutigen wissenschaftlichtechnischen Revolution ist die materielle Hauptbedingung für eine tiefgehende Intensivierung der Produktion. Die Beherrschung dieser Möglichkeiten ist das Kernproblem für die Ökonomik des entwickelten Sozialismus. Große zusätzliche Reserven für die Intensivierung sind durch die Vervollkommnung der Leitung der Ökonomik, die Umgestaltung des Wirtschaftsmechanismus entsprechend den neuen Anforderungen zu erschließen. Der XXV. Parteitag der KPdSU stellte wichtige Aufgaben auf dem Gebiet der Vervollkommnung der Planung, der besseren Anwendung der ökonomischen Stimuli und Hebel sowie der Vervollkommnung der Organisationsstruktur und der Leitungsmethoden. Zu einem der Hauptfaktoren der Intensivierung wird die ökonomische und wissenschaftlich-technische Integration, deren Vorzüge von den sozialistischen Ländern bei weitem noch nicht vollständig genutzt werden. Eine ganze Anzahl großer ökonomischer und wissenschaftlich-technischer Aufgaben (so die Entwicklung der Elektroenergetik, des Transportwesens, die Schaffung komplexer Systeme hocheffektiver Maschinen für die einzelnen Volkswirtschaftszweige, den Umweltschutz usw.) kann man überhaupt nicht ohne Entfaltung der Integration befriedigend lösen. Ebenso können solche Probleme nicht effektiv genug gelöst werden wie die Herausbildung der rationellsten Struktur der Volkswirtschaft, Konzentration und Spezialisierung in der Sphäre der Wissenschaft, der Technik und der Produktion oder die optimale Nutzung aller Produktionsressourcen (das gilt nicht nur für die kleinen und die mittelgroßen Länder, wo dies offensichtlich ist, sondern auch für große, wie die UdSSR). 4. Die praktische Realisierung der Politik der Intensivierung der Produktion erfordert die Begründung der Hauptintensivierungsrichtungen, durch die sich in absehbarer Zeit die Entwicklung der Ökonomik auf den überwiegend intensiven Typ überführen läßt. Der XXIV. und der XXV. Parteitag der KPdSU entwickelten einen umfassenden Komplex von volkswirtschaftlichen Maßnahmen mittelfristigen und langfristigen Charakters, die auf die allseitige Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion gerichtet sind.

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4.1. Die Aufrechterhaltung einer stabilen Bilanziertheit der ökonomischen Entwicklung, die Überwindung vorhandener Disproportionen sind eine erstrangige Bedingung für die Intensivierung der Produktion. Auf dem XXV. Parteitag wurde festgestellt, daß bei der Ausrichtung der Wirtschaft auf die Intensivierung besonders streng auf die Einhaltung der volkswirtschaftlichen und der zweiglichen Proportionen zu achten ist. In der Tat läßt sich der Übergang zu einem überwiegend intensiven Typ der erweiterten Reproduktion nicht mit Disproportionen vereinbaren, mit einem Defizit in den Bilanzen der Hauptarten von Produktions- und Konsumtionsmitteln. Jedes wesentliche Zurückbleiben der Produktion gegenüber dem volkswirtschaftlichen Bedarf, jedes Zurückbleiben des Angebots gegenüber der Nachfrage schaffen objektive Bedingungen für die Produktion von Erzeugnissen niederer Qualität, unzureichenden technischen Niveaus und veralteten Sortiments. Nur eine strenge Einhaltung •der Bilanziertheit aller Glieder der Wirtschaft bildet die notwendige Schranke für eine vom Standpunkt der Gesamtgesellschaft uneffektive Erweiterung der Produktion. Beispielsweise kann die Notwendigkeit der Entwicklung einer Metallurgie hoher Qualität in Widerspruch zum allgemeinen Defizit an Eisenmetallen, können die hohe Qualität und die Verkürzung der Termine des Investitionsbaus in Widerspruch zur Zersplitterung der Investitionen und zu den ungenügenden materiell-technischen Möglichkeiten des Maschinenbaus und des Bauwesens geraten. Deshalb ist die große Aufmerksamkeit, die den Problemen der Proportionalität im zehnten Fünfjahrplan gewidmet wird, nicht nur durch die konkreten Aufgaben zur Überwindung von Engpässen in der Entwicklung der Volkswirtschaft, sondern auch durch die objektive Notwendigkeit bedingt, eine strenge und stabile Bilanziertheit als unbedingte und erstrangige Voraussetzung der Intensivierung der Produktion einzuhalten. 4.2. Die vollständige Ausnutzung der geschaffenen Produktionsressourcen ermöglicht eine Intensivierung der Reproduktionsprozesse auch im Rahmen einer unveränderten Technologie. Diese auf dem XXV. Parteitag der KPdSU als Verstärkung des Sparsamkeitsregimes definierte Richtung der Intensivierung der Produktion soll die vorhandenen Produktionsreserven in allen Gliedern der Volkswirtschaft mobilisieren. Für die Anwendung der Produktionsgrundfonds bedeutet das Sparsamkeitsregime die erhöhte Auslastung der bestehenden Ausrüstungen. Auf dem Gebiet des Investitionsbaus bedeutet es eine Konzentration der Investitionen und eine Verkürzung der Bauzeiten. Bei der Verwendung von Brennstoff, Rohstoff und Material bedeutet es eine Senkung der normüberschreitenden Vorräte und eine Verringerung der Verluste in Produktion und Zirkulation. Die Voraussetzung für eine vollständigere Ausnutzung der vorhandenen Ressourcen besteht darin, daß eine Verflechtung zwischen allen Gliedern von Produktion und Zirkulation erreicht wird. Dazu ist es erforderlich, nach den effektivsten Wirtschaftsbeziehungen zu suchen und eine entwickelte Produktionsinfrastruktur zu haben. Im Endergebnis soll diese Richtung der Intensivierung der Produktion den Umlauf der Produktionsressourcen beschleunigen und ihre strukturelle Beweglichkeit erhöhen. 4.3. Vom Standpunkt eines längeren Zeitraums aus besteht die Hauptrichtung der Intensivierung der Produktion in einer Beschleunigung des wissenschaitlich-technischen FortschrittsDie Umwandlung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in den Hauptfaktor zur Erhöhung der Effektivität der Produktion und damit zu einer Hauptquelle für das Wachstum der sowjetischen Ökonomik stellt objektiv bedingte Forderungen an das Tempo, die Ergebnisse und die Formen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Die Einhaltung eines hohen und stabilen Tempos des ökonomischen Wachs-

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tums unter den Bedingungen begrenzter extensiver Quellen für die Erweiterung der Produktion ist über einen längeren Zeitraum nur auf der Grundlage der Beschleunigung, das heißt eines höheren Tempos, des wissenschaftlich-technischen Forschritts möglich. Die Hauptrichtungen für den wissenschaftlich-technischen Fortschritt werden in erster Linie von den Forderungen der Intensivierung der Produktion diktiert. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt muß in erster Linie auf die Erhöhung des Ausstoßes an Finalprodukten je Aufwandseinheit, auf die Überwindung entstehender Begrenzungen in den Maßstäben der Nutzung der Arbeitskräfte-, Material- und Naturressourcen, auf die Beseitigung von Engpässen bei der Entwicklung der Ökonomik gerichtet sein. Da der Zuwachs der Anzahl der in der Sphäre der materiellen Produktion Beschäftigten sich verlangsamt und später ganz aufhören wird, muß das Steigen der Arbeitsproduktivität beschleunigt werden und dabei allmählich die Dynamik der Arbeitsproduktivität gegenüber der der Produktion größer werden. Offensichtlich müssen im Zusammenhang damit alle die Richtungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, mit denen sich lebendige Arbeit einsparen läßt, beschleunigt entwickelt werden, und zwar durch die Schaffung und Produktion von Technik zur Mechanisierung der Handarbeit, in erster Linie der unqualifizierten und schweren, und zwar in der Viehwirtschaft, im Umschlagsbetrieb, im Bauwesen, im Handel und in der Sphäre der Dienstleistungen. Der XXV. Parteitag stellte zudem die Aufgabe, solche Maschinensysteme zu schaffen, die technologische Prozesse von Beginn der Produktionskette bis zum Finalprodukt umfassen. Das aber bedeutet eine komplexe Mechanisierung und in einigen Fällen auch eine Automatisierung der Produktion, das heißt die Freisetzung von Arbeit aus allen Gliedern des Produktionsprozesses. Die Entwicklung arbeitssparender Richtungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts muß unter den Bedingungen der Intensivierung der Produktion durch fondssparende Richtungen ergänzt werden. Diese Aufgabe ist besonders kompliziert, da bekanntlich ein stabiler Anstieg der Arbeitsproduktivität zur Zeit von einem Sinken der Grundfondsquote in der Volkswirtschaft begleitet ist. Die vorherrschenden Formen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts sparten zwar lebendige Arbeit ein, ließen aber gleichzeitig eine Einsparung an Produktionsgrundfonds zu. Diese Tendenz ist nicht zufällig, sie drückt objektive Bedingungen des sozialistischen Aufbaus in der Etappe der Primär-Industrialisierung, der forcierten Entwicklung der Schwerindustrie, der Schaffung eines komplex entwickelten Produktionsapparates mit vielen Zweigen aus. Unter den heutigen Bedingungen kann nunmehr die Aufgabe gestellt werden, solche Technik und Technologien zu schaffen und einzuführen, die - wie es in den Hauptrichtungen zur Entwicklung der Volkswirtschaft der UdSSR für 1976 bis 1980 heißt - sowohl eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität als auch eine Vergrößerung der Grundfondsquote gewährleisten. Die fondssparenden Rifchtungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts sind vor allem mit der Entwicklung eines progressiven, technisch vollkommenen Maschinenbaus verknüpft, von dem die Effektivität des Ausrüstungs- und Maschinenparks, das heißt des Hauptteils der Produktionsgrundfonds, abhängt. Wie es in den Beschlüssen des XXV. Parteitages heißt, muß die technische Politik auf dem Gebiet des Maschinenbaus eine schnellere Zunahme der Produktivität von Maschinen und Ausrüstungen im Vergleich zu ihrem Wert sichern; denn nur solch ein Typ der Entwicklung des Maschinenbaus kann eine Erhöhung der Fondsquote gewährleisten. In der Landwirtschaft spielen „nichtinvestitionsgebundene" Faktoren für die Er-

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höhung der Fondseffektivität eine besondere Rolle. Sie entstehen im Ergebnis der Einwirkung auf biologische Prozesse. Wie schon erwähnt, wächst die Rolle der sozialen Faktoren der Intensivierung der Produktion, die eine vollständigere Nutzung der Produktionsreserven gewährleisten, in allen Zweigen der Volkswirtschaft. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt soll auch eine Einsparung an laufendem materiellem Aufwand, vor allem an Aufwand besonders begrenzt vorhandener Arten von Brenn- und Rohstoffen natürlicher Herkunft sichern. Die Schaffung einer materialeinsparenden Technologie erfordert eine entsprechende Orientierung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts; denn nicht jede Technik, die eine Zunahme der Produktionsmaßstäbe und der Arbeitsproduktivität gewährleistet, bedeutet gleichzeitig eine Senkung der Materialintensität. Zu den wichtigsten im zehnten Fünfjahrplan und darüber hinaus vorgesehenen materialeinsparenden Richtungen des wissenschaftlich-technisbhen Fortschritts gehören folgende: - der allmähliche Übergang von der Metallzerspanung zur Metallverformung, zum Präzisionsgießen - dadurch lassen sich Millionen Tonnen an Eisen einsparen - und die verstärkte Entwicklung der Elektroenergetik in Form von Atom- und Wasserkraftwerken, von Hochleistungskraftwerken, die mit billiger Kohle arbeiten dies ermöglicht die Einsparung von Erdöl und seine immer stärkere Nutzung als unersetzbaren chemischen Rohstoff; - die komplexe Nutzung der Waldressourcen auf der Grundlage einer schnellen Entwicklung der Holzchemie, der Zellulose- und der Papierindustrie, der Produktion von Holzfaserplatten, von Furnieren usw. Die Einsparung von Brennstoff, Rohstoff und Material wird auch durch ihre Aufbereitung, die Erhöhung ihrer Qualität und ihre bessere Zubereitung für die anschließende Verarbeitung erreicht. Die Einsparung herkömmlicher Materialarten wird auch durch Produktion künstlicher Substitutionsprodukte, hauptsächlich in Verbindung mit der Entwicklung der Chemie der Polymere, gesichert. Durch Produktion von Plasten und synthetischen Fasern lassen sich Eisen- und Buntmetalle sowie Pflanzenfasern ersetzen und folglich auch einsparen. Eine nicht minder wichtige Potenz der modernen Chemie, aber auch der Metallurgie besteht darin, Materialien mit vorgegebenen Eigenschaften, die keine Analogien in der Natur haben, zu produzieren. Heute werden nicht nur die Mengen, sondern auch die Gebrauchseigenschaften der Materialien in bestimmtem Sinn zum Planungsobjekt. Damit können immer neue Sthwellen der Geschwindigkeit, der Temperatur, des Drucks, der chemischen und der radioaktiven Einwirkung usw. überschritten werden. Das wieder verstärkt den planmäßigen Charakter des wissenschaftlich-technischen Fortschritts nicht nur auf der Makro-, sondern auch auf der Mikroebene. Die potentielle Fähigkeit des heutigen wissenschaftlich-technischen Fortschritts, gleichzeitig eine Einsparung an Arbeits-, Investitions- und Materialaufwand zu bieten, ist eine Hauptbedingung für die allseitige Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion. Die planmäßige und zielgerichtete Leitung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts wird unter diesen Bedingungen nicht nur möglich, sondern objektiv notwendig. Diese Leitung, die der Lösung der Grundaufgaben der sozialökonomischen Entwicklung - im gegebenen Fall der Intensivierung der Produktion - untergeordnet ist, verlangt eine qualitativ neue Stufe der Beherrschung der Entwicklungsgesetze von Wissenschaft und Technik durch die sozialistische Gesellschaft, ein fundiertes Erkennen dieser Gesetze und auf dieser Grundlage ihre planmäßige Ausnutzung, aus-

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gehend von den laufenden und von den langfristigen gesellschaftlichen Bedürfnissen. 4.4. Die praktische Realisierung des Prozesses der Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion stützt sich auch auf die Herausbildung eines entsprechenden organisatorischen und ökonomischen Mechanismus iür die Intensivierung der Produktion, das heißt auf die Herausbildung einer solchen Organisationsstruktur, eines solchen Systems ökonomischer Normative, solcher Beziehungen zwischen Produzenten und Konsumenten, die weniger die Vergrößerung des Umfangs der einzusetzenden Produktionsressourcen als vielmehr die Erhöhung ihrer ökonomischen Effektivität stimulieren. Zu den wichtigsten Problemen bei der Schaffung dieses Mechanismus der Intensivierung der Produktion kann man unter anderem zählen: die zunehmende Priorität des Abnehmers der hergestellten Erzeugnisse,, die verstärkte Einwirkung des Kreditsystems auf die Effektivität der Investitionen, die Entwicklung von Zeitlohnformen, die eine Erhöhung der Erzeugnisqualität stimulieren. Solche Probleme müssen natürlich speziell untersucht werden, was den hier gegebenen Rahmen sprengen würde. Offensichtlich ist allerdings, daß eine tiefgreifende Intensivierung der Produktion unbedingt die Schaffung eines adäquaten Wirtschaftsmechanismus voraussetzt. 4.5. Eine der Hauptintensivierungsrichtungen ist die Vertiefung der Integration. Auf dem XXV. Parteitag der KdSU wurde davon gesprochen, daß die sozialistischen Staaten in den Außenwirtschaftsbeziehungen ein effektives, der Lösung sowohl politischer als auch ökonomischer Aufgaben dienendes Mittel sehen, das diese Staaten bestrebt sind, zur Mobilisierung zusätzlicher Potenzen für die erfolgreiche Lösung der ökonomischen Aufgaben und für einen Zeitgewinn, für die Erhöhung der Effektivität der Produktion und die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts auszunutzen. Die Fragen einer bilanzierten und proportionalen Entwicklung der sozialistischen Ökonomik, einer Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts können nicht losgelöst von der Frage der ökonomischen und der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit mit den Bruderländern behandelt werden. Eine ganze Anzahl großer, komplexer volkswirtschaftlicher Aufgaben wird unter Berücksichtigung der Erfordernisse und der Möglichkeiten der gesamten sozialistischen Gemeinschaft gelöst werden. Die Erarbeitung und die Erfüllung langfristiger Zielprogramme für die perspektivische Entwicklung der Brennstoff- und Energie- sowie der Rohstoffzweige, der Landwirtschaft, des Transportwesens und die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet ermöglichen es, eine Befriedigung der schnell wachsenden Bedürfnisse der sozialistischen Gemeinschaft an Brennstoff, Energie, Grundrohstoffen und Nahrungsmitteln zu sichern. Eine große Rolle bei der Entwicklung der Zweige der verarbeitenden Industrie, insbesondere des Maschinenbaus, wird die Vertiefung der internationalen Produktionsspezialisierung spielen, durch die sich die Prozesse der Produktionskonzentration wesentlich intensivieren lassen. Als besonders aussichtsreich erweist sich die Entwicklung der internationalen Teile- und Baugruppenspezialisierung und der weitgehenden Produktionskooperation. Diese Entwicklung ermöglicht es, optimale Maßstäbe für die Erzeugnisherstellung bei geringsten Kosten und höchsten technischen Eigenschaften zu erreichen. Hierbei müssen noch viele komplizierte Probleme gelöst werden. Es müssen M e thoden für die Bestimmung des perspektivischen Bedarfs der Länder, für die komplexe Berücksichtigung aller Faktoren, die diesen Bedarf und die Möglichkeiten seiner

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Deckung beeinflussen, entwickelt und wirksam eingesetzt werden; der Mechanismus der Zusammenarbeit muß vervollkommnet werden. Es geht hier sowohl um die Vervollkommnung der Methoden für die gemeinsame Planungstätigkeit der Staatsorgane als auch um die Vervollkommnung des Preisbildungssystems für defizitäre und spezialisierte Erzeugnisse und um die Methoden zur gemeinsamen Finanzierung der Entwicklung der entsprechenden Zweige. Erhöht werden muß die Verantwortung der Lieferer der im internationalen Maßstab spezialisierten Erzeugnisse in bezug auf die rechtzeitige und qualitätsgerechte Erfüllung der übernommenen Verpflichtungen. Unterstrichen werden muß die Notwendigkeit, komplex alle die Faktoren zu berücksichtigen, die den ökonomischen Nutzeffekt der möglichen Varianten der internationalen Spezialisierung und Kooperation beeinflussen. Es geht hier vor allem um den Transportfaktor, dessen ungenügende Berücksichtigung dazu führen kann, besonders unter den Bedingungen der UdSSR, daß der Effekt von Spezialisierung und Konzentration der Produktion (in Gestalt sinkender Produktionskosten) durch erhöhte Transportkosten verloren geht. Die Exportspezialisierung der RGW-Länder muß in der Perspektive immer mehr auf der Grundlage der Abstimmung nationaler und internationaler Kriterien für Standortverteilung und Effektivität bestimmt werden. In den Materialien des XXV. Parteitags der KPdSU heißt es, daß in der UdSSR die Frage nach der Schaffung spezieller, auf den Export orientierter Produktionen gestellt wird. Die gezeigten Wege der Vervollkommnung des Wirtschaftsmechanismus in der UdSSR können die Sphäre der integrierten Zusammenarbeit nicht auslassen. Die organisatorische Umgestaltung der Industrie, der Abschluß des Aufbaus eines großen Netzes von Produktionsvereinigungen eröffnen hier große Möglichkeiten. Im Verlauf der Erarbeitung und der anschließenden Realisierung der langfristigen Zielprogramme für die integrierte Zusammenarbeit, die auf eine gemeinsame komplexe Lösung der Grundaufgaben zur Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und zur Entwicklung der wichtigsten Zweige der Volkswirtschaft durch die Länder der sozialistischen Gemeinschaft gerichtet sind, können natürlich nicht alle Fragen der Entwicklung der einzelnen Zweige und der Gemeinschaft auf Zweigebene berührt werden. Neben den umfangreichen Programmen, die zwischenstaatlichen Charakter tragen und Einfluß auf die Makrostruktur der Ökonomik der zusammenarbeitenden RGW-Länder haben, müssen Formen der innerzweiglichen Zusammenarbeit entwickelt werden, die Einfluß auf die Herausbildung einer Mikrostruktur der einzelnen Zweige haben. Große Bedeutung hat in dieser Hinsicht die Vervollkommnung der unmittelbaren Beziehungen zwischen den an dieser Zusammenarbeit beteiligten Ministerien, Ämtern, Wirtschafts-, Forschungs- sowie Projektierungs- und Konstruktionseinrichtungen. Für die Tätigkeit dieser Zweigbereiche gewinnt die Vervollkommnung der wirtschaftlichen Rechnungsführung besondere Aktualität. Die ökonomische Zusammenarbeit innerhalb der Zweige wird sich erfolgreicher entwickeln, wenn für die Beteiligten materielle Interessiertheit besteht, ein Vorteil geboten wird. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, Fragen des Valutakurses, der Preise zu lösen, die Methoden zur Bestimmung des komplexen ökonomischen Nutzeffekts der Varianten für die ökonomische Zusammenarbeit zu vervollkommnen.

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2. Diskussion*

* Ausgewählte Beiträge 4

Intensivierung

J u . F . KORMNOV

Die Kooperation der Produktion als Reserve zur Steigerung ihrer Effektivität

Die historische Entwicklung ist im Zuge des Übergangs von der einen sozialökonomischen Formation zur anderen von einem Fortschritt in der Entwicklung der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse begleitet, von einem Fortschritt in Wissenschaft, Technik und Technologie, von einem sozialökonomischen Fortschritt in der Organisation und Vergesellschaftung der Produktion. In den Arbeiten der Ökonomen der sozialistischen Länder wird dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt stets eine erstrangige Aufmerksamkeit zuteil. Welche Produktionstechnik, -technologie und -organisation ist für den traditionellen Betrieb die beste, wie kann sie schneller und mit geringeren Kosten eingeführt werden? Das sind Fragen, deren Bedeutung die breiten Massen der Spezialisten und Werktätigen tiefgründig zu verstehen und zu meistern versuchen. Neben den Reserven des wissenschaftlich-technischen Fortschritts gibt es jedoch eine andere, nicht minder wichtige Reserve des Sozialismus: den für den Kapitalismus unerreichbaren Fortschritt in der realen gesamtstaatlichen Vergesellschaftung der Produktion, in der Schaffung einer möglichst breiten Kooperation der Produktion. Die Kooperation schafft eine gigantische neue, im Sozialismus zu selbständigem Wachstum fähige und fast kostenlose Produktivkraft, die geringster Investitionen bedarf. Ihre Potenzen können die Möglichkeiten der Technik und Technologie übertreffen - und sie tun dies in vielen Fällen um ein mehrfaches - , für deren Vervollkommnung und Erneuerung unter den gegenwärtigen Bedingungen unausbleiblich immer größere Summen aufgewandt werden. Diese Summen werden - und in einer Reihe von Fällen wurden sie es bereits - für einzelne Länder, seien es nun sozialistische oder kapitalistische, unerschwinglich. Die weltweiten Tendenzen der Vertiefung der realen Vergesellschaftung der Produktion, das heißt ihrer Teilung und Kooperation1, tauchten bereits Mitte des 19. Jahrhunderts auf und haben sich in unserer Epoche gewaltig entwickelt. Lenin hob hervor, daß schon im Kapitalismus die gesellschaftliche Arbeitsteilung dazu führt, „ . . . die Erzeugung nicht nur jedes einzelnen Produkts, sondern sogar jedes einzelnen Teils des Produkts zu einem besonderen Industriezweig zu machen . . ," 2 In den RGW-Ländern entwickeln sijch die Kooperationsprozesse langsam und in einem relativ kleinen Maßstab. Die Unterschätzung der Aufgabe der Umgestaltung der Kooperation in der sozialistischen Produktion führt dazu, daß man die neue Technik und Technologie oftmals in die alte Form des Universalbetriebes »einbaut". In diesen Traditionen wird auch heute noch eine Armee von Studenten, Ingenieuren und Ökonomen ausgebildet. 1 2

In der weiteren Darlegung beschränken wir uns auf den Maschinenbau. W. I. Lenin, Die Entwicklung des Kapitalismus in Rußland, in : Werke, Bd. 3/ Berlin 1956, S. 25.

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In solchen Betrieben wird sowohl die alte als auch die neue Technik uneffektiv genutzt, da die Kapazität der neueren Aggregate die Maßstäbe der verhältnismäßig kleinen Betriebe der RGW-Länder und besonders ihres Endfertigungsbereichs, der Montagehallen für die Fertigprodukte, oft übersteigt. Schwierigkeiten mit den Arbeitskräfteressourcen - und die demographische Situation in den RGW-Ländern ist in der nächsten Zukunft ungünstig - führen zu einem niedrigen Schichtkoeffizienten. Das eine wie das andere ist die Ursache für eine wachsende Produktionsfondsintensität. Daraus ergibt sich die Schlußfolgerung: Die neue Technik und Technologie erfordern auch eine neue Organisation der Maschinenbauproduktionen, eine neue organisatorisch-ökonomische Struktur der Wirtschaftsbeziehungen, die Überwindung des engen „Hemdes" des Betriebes, der Vereinigung, des Ministeriums und in vielen Fällen selbst des einzelnen Landes. Die universellen abgeschlossenen Betriebe, die in den meisten RGW-Ländern vorherrschen, stellen überdies ein sehr großes Erzeugnissortiment her, ohne die Vorteile einer weitgehenden Spezialisierung der Produktion standardisierter Baugruppen, Aggregate und Einzelteile sowohl innerhalb des eigenen Landes als auch im Rahmen der sozialistischen Gemeinschaft in Anspruch zu nehmen. Sie erzeugen diese Teile des Fertigprodukts allein, mit einer Produktivität und Selbstkosten, die fünf- bis zehnmal schlechter sind als in Werken, die auf Baugruppen spezialisiert sind. Dieses Ausmaß an Reserven für Einsparungen an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit zeigen die Beispiele aus der Erfahrung der innerstaatlichen Spezialisierung und Kooperation der Produktion in der UdSSR sowie die Erkenntnisse aus der Kooperation der RGW-Länder bei der Herstellung des sowjetischen PKW „Shiguli*. Der „Mangel" an Arbeitskräften, der in einigen RGW-Ländern besonders akut ist, jedoch nicht absolut, sondern relativ, ist vielfach hervorgerufen durch den gegenwärtigen, verhältnismäßig niedrigen Entwicklungsstand der organisatorisch-ökonomischen Struktur (der Kooperationsbeziehungen) und den vorherrschenden Typ an Universalbetrieben. Die Konzeption der modernsten, effektiven Großproduktion in nach der Beschäftigtenzahl und der Größe der Grundfonds kleinen Werken, die eine möglichst enge Palette technologisch und konstruktionsmäßig gleichartiger Teile für verschiedene, in anderen Werken zu montierende Fertigprodukte herstellen, entspricht vollkommen dem Fortschritt der sozialistischen Vergesellschaftung der Produktion. Sie gestattet es, den ganzen vorhandenen Maschinen- und Ausrüstungspark für eine zwei- und mehrschichtige Arbeit mit einer weitaus geringeren Zahl von Arbeitskräften und mit größerer Effektivität einzusetzen. Die weitgehende Entwicklung großer zwischenzweiglicher Maschinenbauproduktionen sowie von Baugruppen, Aggregaten und Einzelteilen mit einer zwischenzweiglichen Bestimmung, die für die Maßstäbe des Marktes der ganzen Gemeinschaft des RGW berechnet sind, ist ein direkter Weg zur Steigerung der Effektivität der Produktion, der Qualität und Konkurrenzfähigkeit der Erzeugnisse auf den Weltmärkten, da eine solche Organisation der Produktion einen anderen Typ (eine Großserien-, Massenoder Mittelserienproduktion, jedoch mit einer starken Vereinheitlichung der Serien), einen effektiven Einsatz der neuesten Technik und Technologie gewährleistet, die sich schnellstens bezahlt macht und es ermöglicht, die Arbeit zweieinhalbschichtig mit einem Minimum an Arbeitskräften durchzuführen. Ein solcher Organisationstyp der Produktion ist auch fondssparend; bei beliebigen, selbst jährlichen Modifikationen der Endprodukte sind ihre Baugruppen wegen ihrer großen Stabilität gegenüber den schnellaufenden Erfordernissen des wissenschaftlich-

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technischen Fortschritts nicht besonders großen Veränderungen unterworfen. Das heißt, die Erneuerungsfristen der Technik sind in auf Einzelteile spezialisierten Werken viel länger als in universellen. Faßt man die Gründe, die die Effektivität der Produktion verringern und gewöhnlich in der ökonomischen Literatur genannt werden zusammen, dann laufen die wichtigsten unter ihnen auf folgende hinaus: 1. ungünstiges Verhältnis zwischen Produktionsausstoß und Produktionskosten, nicht genügend strenges Sparsamkeitsregime; 2. Zunahme der Fonds- oder Arbeitsintensität oder beider gemeinsam; 3. Mängel in der Struktur der Ressourcen, und zwar der Produktionsfonds und der Arbeitskräfte in bezug auf das berufliche Qualifikationsniveau; 4. Mängel in der materiellen und moralischen Stimulierung; 5. Arhythemie der Produktion auf Grund von Mängeln in der materiell-technischen Versorgung und in der Arbeitsdisziplin ; 6. Unvollkommenheit der Methoden der Planung und der wirtschaftlichen Rechnungsführung. Ohne uns die Kooperation der Produktion als Allheilmittel oder als den einzigen Weg zur Überwindung aller oben genannten Mängel vorzustellen, nehmen wir jedoch an, daß dieser Weg es in großem Maße gestattet, die erwähnten Ursachen zu beseitigen. Die erste und zweite der genannten sechs Ursachen lassen sich unserer Meinung nach vor allem auf dem Wege einer Kooperation im Maßstab eines Landes und der ganzen Gemeinschaft überwinden. Die Reserven für eine Arbeitsteilung und Kooperation im „Arbeitsplatzbereich", im konkreten, vor allem universellen Betrieb sind relativ gering, in wesentlichem Maße genutzt und durch die Fähigkeiten, Fertigkeiten und die Arbeitskultur des jeweiligen Beschäftigten begrenzt. Die dritte Ursache verringert sich durch die Kooperation, da sie in bezug auf die Fonds und die Menschen anspruchslos ist. Sie organisiert diese so, daß sich der Grad des negativen Einflusses der individuellen Mängel auf die Gesamtergebnisse der Herstellung des Fertigprodukts reduziert. Die vierte Ursache schwächt sich in dem Maße ab, wie die Nützlichkeit der täglichen Arbeit der Schichtarbeiter bei optimalen Bedingungen für das Funktionieren der Ausrüstung - fast rund um die Uhr - für die Herstellung der Teile und Baugruppen völlig klar wird und nicht mit den Erfolgen oder dem Unvermögen des Betriebsleiters verknüpft wird. Die sechste Ursache schwächt sich unserer Meinung nach in dem Maße ab, wie sich die Kooperation entwickelt. Bei einer großen Anzahl auf Teile und Baugruppen spezialisierter Betriebe lassen sich Engpässe bei der Erweiterung der Herstellung der Fertigerzeugnisse von den Höhen des volkswirtschaftlichen und internationalen Horizonts besser erkennen und durch die Vorzüge gesamtstaatlicher zentralisierter Maßnahmen mit einem geringeren Aufwand an Mitteln, Zeit und organisatorischen Anstrengungen sowie in kürzerer Zeit „auseinandernehmen".3 Auf diesem Wege gelingt es, auch die schwierigste Aufgabe aller RGW-Länder zu lösen: die Verknüpfung der zentralen Zweigleitung der Produktion von kompletten Maschinen für verschiedene volkswirtschaftliche Zwecke mit der territorial-horizontalen Versorgung der Werke der verschiedenen Ministerien und wirtschaftsleitenden Organe mit den Erzeugnissen des 3

Um ein neues LKW-Modell in die Produktion überzuleiten, benötigt der Montagebetrieb relativ wenig Zeit, wenn er von den Kooperationspartnern, sagen wir: den Motor, die montierte Hinter- und Vorderachse, das Fahrerhaus und andere Baugruppen erhält.

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allgemeinen Maschinenbaus. Eine Regulierung dieser Produktionen von einem Zentrum aus schließt Engstirnigkeit und Ressortgeist aus, das heißt zwei Mängel, die Kapazitätsreserven objektiv verschleiern. Hier ist die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, daß 75 bis 80 Prozent aller Maschinenbauteile analog sind und in verschiedenen Kombinationen in Hunderttausenden von Arten und Typenabmessungen der verschiedenartigsten Maschinen und Ausrüstungen für alle Volkswirtschafts- und Industriezweige verwendet werden. Was die fünfte Ursache betrifft, so wächst die Bedeutung ihrer Beseitigung bei der Kooperation um ein vielfaches. Hier sollte an Lenins Bemerkung erinnert werden, „daß derjenige die Oberhand behält, der die beste Technik, Organisiertheit, Disziplin und die besten Maschinen h a t . . ." 4 Die Vorzüge progressiver, das heißt effektivster Formen der Spezialisierung der Produktion nach Baugruppen, Teilen und Aggregaten liegen auf der Hand und sind durch die Erfahrungen aller Länder der Welt bewiesen. Unter Berücksichtigung dieser Tendenz haben die kommunistischen und Arbeiterparteien der RGW-Länder der Entwicklung der Spezialisieruung und Kooperation bedeutsame Aufgaben gestellt. So wurde beispielsweise in den Direktiven des X X I V . Parteitages der KPdSU zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der UdSSR in den Jahren 1971 bis 1975 der sowjetischen Industrie die Aufgabe gestellt: „Beim Bau neuer bzw. bei der Rekonstruktion bestehender Maschinenbaubetriebe ist von der Notwendigkeit auszugehen, die Spezialisierung der Maschinenproduktion weiterzuentwickeln und vorwiegend Werke mit erzeugnisgebundener oder verfahrensgebundener Spezialisierung sowie Montagebetriebe zu schaffen." 5 In den „Hauptrichtungen der Entwicklung der Volkswirtschaft der UdSSR von 1976 bis 1980" wurden folgende Aufgaben gestellt: „Die Spezialisierung innerhalb der Zweige und zwischen den Zweigen ist durch Standardisierung und Vereinheitlichung der Erzeugnisse, Baugruppen und Einzelteile sowie durch Typisierung der technologischen Prozesse zu verstärken und auszudehnen. In rascherem Tempo ist die spezialisierte Produktion von Erzeugnissen für den allgemeinen Maschinenbau zu entwickeln . . . Der Bedarf der Volkswirtschaft an Ersatzteilen für Maschinen, Ausrüstungen, Geräte und Apparate ist entsprechend den technischen Normen voll zu decken." 6 Entsprechend diesem Kurs werden sich die Investitionen im Maschinenbau der UdSSR auf die Entwicklung spezialisierter Produktionen und Betriebe konzentrieren. In der Automobilindustrie unseres Landes beispielsweise ist geplant, in den nächsten 15 Jahren für diese Zwecke mehr als 90 Prozent des Gesamtumfangs an Investitionen aufzuwenden, wodurch es möglich sein wird, den Produktionsumfang um das 4,3fache zu vergrößern, bei einer Gesamtzunahme des Personals um das l,5fache. Auf dieser Grundlage wird sich die Arbeitsproduktivität auf das Dreifache erhöhen und die Rücklaufzeit der Investitionen auf 4,2 J a h r e verkürzen, gegenüber 8 Jahren nach den jetzigen Normativen. 7 Der Anteil der höchstspezialisierten Produktionen (Einzelteile, Baugruppen, Halbfabrikate) wird im Maschinenbau der UdSSR 1990 in verschiedenen Zweigen auf 15 bis 30 Prozent gegenüber 5 bis 17 Prozent 1970 an der Bruttoproduktion wachsen 4

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W. I. Lenin, Außerordentlicher IV. Gesamtrussischer Sowjetkongreß, in: Werke, Bd. 27, Berlin 1960, S. 183. XXIV. Parteitag der KPdSU, Dokumente, Moskau/Berlin 1971, S. 63. XXV. Parteitag der KPdSU, Dokumente, Berlin 1976, S. 41. Ju. V. Subuckij, Ob obscestvennoj organizacii socialisticeskogo promyclennogo proizvodstva, in : Izvestija Akademii Nauk SSSR, Serija ekonomiceskaja, 6/1974, S. 8.

und der Umfang der Kooperation auf 65 Prozent gegenüber 25 Prozent im Jahre 1970.8 Wie die Berechnungen vieler sowjetischer Forschungsinstitute zeigen, beträgt das optimale Ausmaß der Lieferungen zwischen den Zweigen und innerhalb der Zweige im Maschinenbau rund 60 bis 70 Prozent des Gesamtvolumens der in allen Werken des Landes hergestellten Einzelteile und Werkstücke. Diese Ziffern werden auch von den Erfahrungen der USA und einer Reihe westeuropäischer Länder bestätigt. 9 Die in unserem Lande durchgeführten Untersuchungen zeigen reale Möglichkeiten, künftig den Grad der Vereinheitlichung der Teile und Baugruppen im Kraftfahrzeugbau auf 75 bis 80 Prozent, im Landmaschinenbau auf 65 bis 70 Prozent, im Werkzeugmaschinenbau auf 80 bis 85 Prozent usw. zu erhöhen. Der ökonomische Nutzen daraus ist so grofj, dag er sich vorläufig selbst annähernd nur schwer einschätzen läßt. Auf jeden Fall können auf diesem Wege die Kosten der Maschinenproduktion um ein Viertel gesenkt und die Fristen der Produktionseinführung neuer Maschinenbauerzeugnisse auf ein Jahr und darunter reduziert werden. 10 Im sowjetischen Maschinenbau gibt es bereits nicht wenig eindeutige Beispiele für eine effektive Nutzbarmachung der Unifizierung. Beispielsweise produziert man zu 88 bis 96 Prozent vereinheitlichte Serien von Lkw und Zugmaschinen mit einer Traglast von 8 bis 24, 18 bis 30, 27 bis 45, 40 bis 65 und 75 t sowie in der Perspektive 120 bis 300 und 180 bis 400 t. In ihnen installiert man Dieselmotore der zu 88 bis 92 Prozent vereinheitlichten Motorenreihe JMS mit einer Leistung von 180, 240, 360 und 520 PS und in Zukunft von 950 bis 1800 PS. Die gesammelten Erfahrungen zeigten die Möglichkeit, auf der Grundlage unifizierter Bauteile von Mehrzweckzugmaschinen unter Austausch einzelner Teile entsprechend den spezifischen Arbeitsbedingungen ganze, zu 65 bis 80 Prozent vereinheitlichte Maschinenserien zu schaffen. Wie vorläufige Berechnungen des Moskauer Ingenieurbauinstituts und des Allunions-Forschungsinstituts für Maschinenbau zeigten, ermöglichen ganze 40 bis 50 Grundbaugruppen und -aggregate die Schaffung von 350 Haupt-Typenabmessungen vereinheitlichter Autotransportmittel mit einer Tragfähigkeit von 1,5 bis 4001 sowie von Sattelschleppern und Zugmaschinen mit einer Leistung von 20 bis 1800 PS mit 3000 GrundTypenabmessungen und einer Gesamtzahl bis 1000 unifizierte Baugruppeneinheiten statt 250 000 Einheiten bei der üblichen Methode der individuellen Fertigung der Maschinen. 11 Der sowjetische Maschinenbau löst nun die Aufgabe der Schaffung und Einführung eines staatlichen Systems von Rad- und Raupenfahrzeugen mit einer Leistung von 3 bis 2300 PS und von Kraftfahrzeugen und Traktoren mit einer Tragfähigkeit bis 400 t durch Zusammenbau aus unifizierten Baugruppen einer spezialisierten Produktion, was die Fertigung bis zu 80 Prozent aller Maschinen mit einer Palette von 2000 Einheiten auf der Grundlage von insgesamt 750 bis 1000 unfizierten Baugruppen 8 9

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Ebenda, S. 17. So verwenden die Werkzeugmaschinenfirmen der USA 63 Prozent Fremdbaugruppen und -teile. Im Maschinenbau der USA und der BRD beschäftigen sich bis zu 60 Prozent aller Betriebe mit der Herstellung von Werkstücken, Einzelteilen, Baugruppen und komplettierenden Erzeugnissen. Rund 70 Prozent der Kosten aller Kraftfahrzeuge Belgiens entfallen auf importierte Baugruppen und Teile. - Vgl. hierzu: Ju. Kormnov, Planovoe chozjajstvo, 7/1972, S. 8. Vgl. Problemy uglublenija specializacii i promyslenosti, Ekonomika, Moskva, IV/1976, S. 26, 19. Ju. Kormnov, Socialisticeskaja ekonomiceskaja integracija i kooperacija, in: Voprosy ekonomiki, 9/1975, S. 105.

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ermöglicht - statt der 250 000, die bei der heute weitgehend angewandten individuellen Methode ihrer Produktion benötigt werden. 12 Im Lichte der angeführten Beispiele lassen sich allein für die UdSSR gewaltige Reserven zur Erhöhung der ökonomischen Effektivität der sozialistischen Produktion in jedem RGW-Land auf dem Wege der Entwicklung progressiver Formen der Spezialisierung und Kooperation der Produktion erkennen. Das für sich genommen nicht sehr große Maschinenbaupotential jedes einzelnen RGW-Landes und die Besonderheiten der Struktur ihrer Betriebe (Universalismus, verhältnismäßig kleine Produktionsserien) machen das Problem der Standardisierung und Vereinheitlichung im Maßstab der ganzen Gemeinschaft des RGW besonders aktuell. Die Annahme der „Konvention über den einheitlichen RGW-Standard" ist deshalb von gewaltiger Bedeutung und entspricht sowohl den Interessen jedes Landes als auch den gemeinsamen internationalen Interessen der RGW-Gemeinschaft insgesamt. Ein entscheidender Teil der von den RGW-Ländern produzierten Maschinen und Ausrüstungen wird bekanntlich in eben diesen Ländern realisiert und eingesetzt. Diese Tendenz wird auch in Zukunft bleiben. Wenn es nicht gelingt, eine weitgehende internationale Standardisierung und Vereinheitlichung durchzuführen, eine teilegebundene Spezialisierung und Kooperation in der Gemeinschaft der RGW-Länder zu entwickeln, würde die Nichtaustauschbarkeit der Baugruppen und Einzelteile zur Bindung gewaltiger Mittel in Gestalt wachsender Mengen an Ersatzteilen in den Lägern in jedem RGW-Land führen. Erheblich komplizieren würde sich die Aufgabe der Lenkung dieser Bestände an Einzelteilen, deren Palette anfängt, nach hunderttausenden Positionen zu zählen. Bei einer derartigen Palette sind auch Stockungen in ihrer Beschaffung unvermeidlich, was die Anfertigung vieler Bauteile von importierten Maschinen unter handwerklichen Bedingungen als Einheiten von geringer Qualität und Zuverlässigkeit und mit Kosten nach sich ziehen würde, die um ein Vielfaches größer wären als in baugruppenspezialisierten oder sogar universellen Werken, die diese Maschinen produzieren. Ein effektiverer Weg, der Investitionen in den Ländern einspart, die Produktionskosten erheblich senkt und die Arbeitsproduktivität erhöht, besteht in der Durchführung gemeinsamer und abgestimmter Maßnahmen seitens der interessierten Länder zur Schaffung einer teilegebundenen Spezialisierung und Kooperation. Natürlich kann die Aufgabe einer globalen Umstellung des Maschinenbaus in Richtung auf eine weitgehende teilegebundene Spezialisierung nicht in den nächsten fünf oder auch zehn Jahren gelöst werden. Solche Möglichkeiten haben die einzelnen RGWLänder nicht. Das läßt sich unserer Meinung nach nur in einem System integrierter Länder insgesamt in einem längeren Zeitraum von 10 bis 15 Jahren erreichen. Diese Umgestaltung erfordert viel Anstrengungen, Zeit und Kosten, große Investitionen. Die Umgestaltung der bestehenden Betriebe macht große Anstrengungen notwendig, bevor sie Früchte trägt. Erforderlich ist die Ausarbeitung eines Schemas der internationalen sozialistischen Spezialisierung, Profilierung und Kooperation, seine Verankerung durch ein System langfristiger Verträge von hoher Zuverlässigkeit. Man wird Zeit benötigen, um den subjektiven Faktor vorzubereiten, den „Ingenieur-Konstrukteurs-" und Betriebs-Autarkismus zu überwinden, um den Menschen - von der Schulbank der Hochschule angefangen - beizubringen, nicht nur in den Interessen und Maßstäben des Betriebes und selbst des eigenen Landes, sondern auch in den internationalen Interessen der ganzen sozialistischen Gemeinschaft zu denken. 12

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Vgl. Dombrovskij i dr., in: Znanie, Moskva, 1973, S. 40/43.

Auch innerhalb der Länder sind die Tendenzen einer „Autarkie" einzelner Projektierungs- und Konstruktionskollektive bekanntlich noch stark. Häufig stimuliert man sie durch ein entsprechendes Entlohnungssystem der Konstrukteure und Entwickler, die eine erhöhte Entlohnung und Prämien in Abhängigkeit von der Anzahl der originellen, das heißt neu projektierten Baugruppen erhalten und nicht nach der Zahl der Baugruppen und Einzelteile, die aus dem Satz der von der einheimischen Industrie bereits produzierten Teile genommen werden. Der „Ehrgeiz" von Konstrukteuren - über den die Presse bereits wiederholt berichtete - , sich zu bemühen, eigene Konstruktionen neuer Maschinen zu entwickeln und für diese auch unbedingt neue Aggregate zu projektieren, kommt die RGW-Länder teuer zu stehen, denn die Organisierung ihrer Großserien- oder Massenproduktion ist nicht nur eine schwierige, sondern auch langwierige Sache. Eine derartige Methode der Projektierung wird zu einem Hemmnis des technischen Fortschritts. Ihre Veränderung unter den Bedingungen der sozialistischen Integration der RGW-Länder macht die weitgehende Entwicklung einer vertraglichen wissenschaftlich-technischen Kooperation baugruppenspezialisierter Betriebe notwendig. Wie groß aber auch die Schwierigkeiten einer kooperationsmäßigen Umgestaltung sein mögen, wir müssen diesen Weg beschreiten, da er objektiv notwendig ist. Die Zukunft der integrierten hocheffektiven sozialistischen Ökonomik sind hochspezialisierte Werke, die nicht nur für den nationalen, sondern auch den internationalen Markt der RGW-Länder sowie für den Markt von Drittländern arbeiten. Die breite Entwicklung einer Spezialisierung der Produktion vereinheitlichter Baugruppen und Einzelteile sowie der Kooperation im Rahmen des RGW erfordert nicht nur eine bedeutsame organisatorische und ökonomische, sondern auch eine psychologische Umstellung. Die Forschungs- und Entwicklungsinstitute einer Reihe von RGW-Ländern verfügen jedoch noch über nicht genügend Kontakte, ihre Kräfte reichen in einigen Fällen nicht aus, um mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt mitzuhalten. Die RGW-Länder besitzen noch wenig leistungsfähige Leitinstitute für eine Reihe von wissenschaftlich-technischen Richtungen, die praktisch ein energischer Motor für den technischen Fortschritt in den betreffenden Produktionen der ganzen sozialistischen Gemeinschaft wären. Das Komplexprogramm der sozialistischen ökonomischen Integration eröffnet eine breite Perspektive für unmittelbare Kooperationsbeziehungen, für die Schaffung internationaler Institute und für andere Formen der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit. Eine prinzipielle Vereinbarung über die Herstellung von Direktbeziehungen bei der Durchführung einer internationalen Spezialisierung und Kooperation der RGWLänder ist im Komplexprogramm der sozialistischen ökonomischen Integration verankert. Bisher wird sie jedoch noch wenig verwirklicht. Die Erfahrungen der letzten Jahre gestatten die Feststellung, daß eine breite Entwicklung der internationalen Kooperation nur bei komplexer Lösung aller Produktions-, ökonomischen, wissenschaftlich-technischen und Außenhandelsfragen dieser Form der Zusammenarbeit erst nach Schaffung besserer ökonomischer Voraussetzungen für die Verwirklichung des Prinzips des gegenseitigen Vorteils und der ökonomischen Effektivität möglich ist. Die Grundlage dazu bildet das Komplexprogramm der sozialistischen ökonomischen Integration, das die wichtige Aufgabe gestellt hat, die Ausarbeitung und den Abschluß von Abkommen zwischen den Staatsorganen bzw. von Verträgen zwischen den bevollmächtigten Wirtschaftsorganisationen (insbesondere langfristigen) über die Spezialisierung und Kooperation der Produktion breit einzuführen, die die Lösung des ganzen Komplexes von ökonomischen, produk-

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tionskommerziellen, wissenschaftlich-technischen, Valuta- und Finanz- und anderen Fragen vorzusehen und die konkreten Bedingungen der Spezialisierung, die technischökonomischen Parameter der Erzeugnisse, die Preise, den Umfang der gegenseitigen Lieferungen, die Garantien, die Sanktionen und anderes festzulegen. 13 Ein überaus kompliziertes Problem bei der Entwicklung der internationalen Kooperation ist das der Preise für auszutauschende Baugruppen und Einzelteile sowie das Problem der ökonomischen Stimulierung der Produzenten und Konsumenten dieser Erzeugnisse. Es hängt unmittelbar mit dem Problem der ökonomischen Effektivität der gesellschaftlichen Produktion zusammen. Der ökonomische Sinn der Kooperation besteht insbesondere darin, auf ihrer Grundlage einen volkswirtschaftlichen Nutzen, Reineinkommen zu erzielen. Wenn die durch internationale Kooperation erhaltene Baugruppe jedoch teurer ist als ihre inländische Herstellung, dann ist eine solche Kooperation ökonomisch nicht effektiv. Der Handel zu Weltmarktpreisen erschwert häufig die Preisbildung für Baugruppen, und die Preise für die Ersatzteile eignen sich nicht dafür, weil sie relativ hoch sind. Die Kooperation der RGW-Länder baut jedoch nicht selten auf eben diesen Preisen auf. Die Praxis der Zusammenarbeit beschritt in den letzten Jahren deshalb den Weg der Bezahlung der Baugruppen und Einzelteile mit Fertigprodukten (beispielsweise die Kooperation bei der Herstellung der PKW vom Typ „Shiguli"). Dabei werden die Außenhandelspreise für Baugruppen in einem bestimmten Prozentsatz vom Außenhandelspreis des Fertigautos festgelegt, der auf der Grundlage der Kalkulation seiner Selbstkosten berechnet wird. Als Palliativ ist diese Praxis nur bei einer wertmäßigen Bilanziertheit des Austausches von Baugruppen gegen Fertigprodukte zwischen zwei Ländern gerechtfertigt. In diesem Falle ist die absolute Höhe des Preises für die Baugruppe und das Fertigprodukt für die Staaten gleichsam egal, da im Grunde eine Naturalisierung des Austausches erfolgt, wenn auch in einer wertmäßigen Hülle. Tatsächlich ist dies jedoch nicht ganz so. Unter erhöhten Preisen leiden vor allem die Montagebetriebe. Als nach dem Prinzip der wirtschaftlichen Rechnungsführung arbeitende Organisationen müssen sie von den Außenhandelsvereinigungen die Baugruppen zu viel höheren Preisen kaufen, als die Preise der inländischen Lieferanten oder die Selbstkosten ihrer Herstellung im eigenen Betrieb sind. Das stimuliert nicht die internationale Kooperation, das war und ist weiterhin einer der wesentlichsten Gründe für die meines Erachtens noch nicht stark genug entwickelte Kooperation in den vergangenen zwanzig Jahren. Der relativ hohe Importpreis für die Fertigprodukte, den die Baugruppenexporteure erzielen, hemmt ihre Realisierung innerhalb der Länder, da sie teurer sind als inländische, selbst wenn diese in kleinen Serien produziert werden. Das bremst auch die Entwicklung der internationalen Kooperation. Deshalb entspricht den gemeinsamen Interessen der Partnerländer die Festlegung der Preise für Fertigerzeugnisse auf einem möglichst niedrigen Niveau. Diese theoretisch richtige Empfehlung gerät jedoch in Widerspruch zum Preisanstieg auf den Weltmärkten, was zusätzliche Lösungen erfordert, beispielsweise eine verknüpfte Entwicklung der Preisindizes für Metall, komplette Maschinen und ihre Baugruppen. Der wertmäßig bilanzierte Kooperationsaustausch ist eine notgedrungene, zeitweilige Maßnahme. Sie gerät in Widerspruch zur effektiven Organisation der Produktion, die ein Volumen erfordert, das von der modernen Technologie und vom 13

Vgl. Dokumente des RGW, Über die Vertiefung und Vervollkommnung der Zusammenarbeit und Entwicklung der sozialistischen ökonomischen Integration, Berlin, S. 81.

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Maschinensystem diktiert wird, aber nicht von der Bilanziertheit des Austausches von Maschinen, Baugruppen und Einzelteilen nach kommerziellen Erfordernissen. Ein wertmäßig nicht bilanzierter Austausch schafft freilich bei den gegenwärtigen Prinzipien der Preisbildung eigene komplizierte Probleme. 1 4 Die oben dargelegten Argumente zugunsten einer beschleunigten Entwicklung der progressiven Formen einer Spezialisierung und Kooperation der Produktion von Aggregaten, Baugruppen und Einzelteilen bedeuten durchaus nicht die Ignorierung oder Unterschätzung einer Spezialisierung der Produktion von kompletten Maschinen und Ausrüstungen. Am meisten verbreitet in maschinenbauenden Ländern des RGW war in den vergangenen Jahren - und bleibt noch für lange Jahre - eine Spezialisierung der Betriebe auf Fertigerzeugnisse, oftmals „erzeugnisspezialisiert" genannt. Unter dem Einfluß des technischen Fortschritts wächst unaufhörlich und rasch die Zahl der neuen Erzeugnisse in der ganzen Welt - in den sozialistischen wie auch den kapitalistischen Ländern - , die in bezug auf das Tempo die Zunahme der Anzahl der neuen Betriebe bei weitem übertrifft. Diese Gesetzmäßigkeit bleibt auch in der Zukunft erhalten, was wiederum die Beibehaltung einer mehr oder minder breiten Nomenklatur der in den Betrieben der RGW-Länder hergestellten Fertigerzeugnisse bedingt. Völlig begründet ist deshalb unter den Bedingungen der sozialistischen Integration in den nächsten 10 bis 15 Jahren die Spezialisierung der Betriebe der RGW-Länder auf eine bestimmte Nomenklatur, das heißt, nach Gruppen technologisch und konstruktionsmäßig gleichartiger Maschinen und Ausrüstungen, ergänzt von einer teileund baugruppengebundenen Spezialisierung mit weitgehender internationaler Kooperation der Produktion, als einen wesentlichen progressiven Schritt in den Vordergrund zu stellen. Eine solche Entwicklungsrichtung in der internationalen Spezialisierung der Produktion wird es gestatten, die wissenschaftlichen Forschungskräfte, die Produktionskapazitäten, die Arbeitskräfte- und materiellen Ressourcen in jedem der Länder und in der sozialistischen Gemeinschaft insgesamt zu konzentrieren und das Niveau der Produktionsorganisation und die technische Vollkommenheit der Erzeugnisse zu heben. Eine Spezialisierung nicht nach einzelnen Typenabmessungen, sondern nach der Nomenklatur der kompletten Maschinen entspricht nicht nur umfassender dem gegenwärtigen Zustand der produktionstechnischen Basis der RGW-Länder, sondern paßt sich auch besser dem gegenwärtigen System der volkswirtschaftlichen Perspektivplanung an. Sie erleichtert die Planung der Produktion, der Konsumtion und des Exports von Maschinen und Ausrüstungen dadurch, daß sie bei der Planaufstellung und -koordinierung sowie bei der gemeinsamen Planung der Produktion die Verwendung aggregierter Gruppen ermöglicht. Eine solche Form der Spezialisierung vergrößert 14

Nehmen wir an, das Exportland von Baugruppen habe bei hohen Preisen für komplette Maschinen einen Aktivsaldo von 10 Millionen Rubel und bei niedrigen von 7 Millionen Rubel gegenüber dem Baugruppenexporteur (oder umgekehrt). 3 Millionen Rubel werden zur wirklichen Schuld des Produzenten der kompletten Maschinen, der sie durch Lieferungen von Erzeugnissen anderer Zweige bezahlen mufj. Infolgedessen gewinnt bei überhöhten Preisen derjenige, der einen aktiven Saldo des Austausches besitzt. Das kann der Baugruppenexporteur oder der Exporteur der kompletten Maschinen sein. Somit haben auch bei einem nichtbilanzierten Austausch die Partner der koordinierenden Länder objektiv ein besseres Klima für die Zusammenarbeit bei niedrigeren und jedenfalls nicht überhöhten Außenhandelspreisen für komplette Maschinen und Ausrüstungen.

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die Beweglichkeit und Manövrierfähigkeit der Produktion, die Möglichkeit, schnell von der Herstellung der einen Typenabmessungen der Maschinen auf andere umzuschalten, die Gemeinsamkeiten in der Konstruktion und Produktionstechnologie aufweisen. Sie läßt sich besser mit den Erfordernissen des technischen Fortschritts verknüpfen, schafft Möglichkeiten für eine sukzessive Profilierung der Produktion (was in einer Reihe von RGW-Ländern „Strukturierung" genannt wird). Eine effektive Entwicklung der progressiven Form der Spezialisierung der Produktion nach der Nomenklatur kompletter Maschinen ist unter den Bedingungen der sozialistischen Integration jedoch nur bei der Entwicklung einer teilegebundenen (Baugruppen-) Spezialisierung und Produktion innerhalb und zwischen den RGWLändern, das heißt der progressivsten und effektivsten Form auch einer weitgehenden Kooperation, wovon oben die Rede war, möglich. Die Entwicklung der Produktionskooperation der RGW-Länder kann sich nicht nur auf den Rahmen der sozialistischen Länder beschränken. Sie überwindet unausbleiblich diesen Rahmen und geht Beziehungen zu anderen Ländern der Welt ein. Die Entwicklung einer Produktionskooperation zwischen Ost und West ist eine objektive Notwendigkeit, und nach der „Schlußakte" der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ist sie auch zu einer politischen Notwendigkeit geworden. Unter den gegenwärtigen Bedingungen wird die Kooperation in der kapitalistischen Welt jedoch neben direkten Fusionen und Absorptionen zu einem immer wirksameren Mittel des Konkurrenzkampfes und der Zerstörung der Handels- und Produktionsbeziehungen, die sich traditionell zwischen einer Reihe von Ländern herausgebildet haben. Diese Seite muß man im Auge haben, um Illusionen bezüglich der Ziele und Motive zu entgehen, die die Firmen der kapitalistischen Länder zu Kooperationsbeziehungen mit den Wirtschafts- und Außenhandelsorganisationen der RGWLänder anspornen. Die Kooperation der RGW-Länder mit Staaten des anderen Gesellschaftssystems wird sich auch künftig entwickeln. Die Aufgabe besteht darin, diesen Prozeß in eine Richtung zu lenken, die den Aufgaben der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in den sozialistischen Ländern entspricht und gleichzeitig unseren Partnern ökonomische Vorteile gewährleistet. Hierzu ist es notwendig, die Lenkung der Kooperationsbeziehungen mit dem Westen innerhalb der RGW-Gemeinschaft zu vervollkommnen und Mittel und Wege für eine gemeinsame Ausrichtung dieser Prozesse durch die RGW-Länder auf bi- und multilateraler Grundlage zu finden. Hierfür sind in einigen RGW-Ländern schon spezielle Richtlinien über eine Kooperationstätigkeit mit westlichen Firmen ausgearbeitet worden, die die Industriebetriebe zur Herstellung derartiger Beziehungen zu ausländischen Firmen stimulieren, insbesondere auf dem Wege der Gewährung finanzieller und anderer Vorrechte. Die Leitung der Entwicklung der Kooperation mit dem Westen obliegt in einigen RGWLändern speziellen Organen. Eine wesentliche Rolle spielen die speziell geschaffenen Aktiengesellschaften zur Entwicklung von Kooperationsbeziehungen auf nationaler wie internationaler Ebene, die die Bindeglieder zwischen den nationalen und ausländischen Betrieben sind. Recht oft werden diese Funktionen auch technischen Büros oder gemischten Absatzgesellschaften übertragen. Die Hauptrichtungen der industriellen Kooperation der RGW-Länder mit den Entwicklungsländern bestehen in der Schaffung führender strukturbestimmender Industriezweige in letzteren zur anschließenden Herausbildung eines Komplexes miteinander verflochtener Produktionen und Industriezweige.

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Die wachsenden Maßstäbe der ökonomischen Zusammenarbeit der RGW-Länder mit den Entwicklungsländern auf dem Gebiet der Industrialisierung und der weiteren technischen Vervollkommnung der Industrieproduktion letzterer haben eine wesentliche Vergrößerung der Lieferungen von kompletten Ausrüstungen hervorgerufen. Aus den Entwicklungsländern wiederum vergrößert sich in wachsendem Tempo die Ausfuhr von Halbfabrikaten und Industrieerzeugnissen in die RGW-Länder. Diesen entspricht bei der Entwicklung der Kooperationsbeziehungen mit den Entwicklungsländern mehr die Zusammenarbeit auf jenen Sektoren und mit den Firmen, die das Grundprofil der Wirtschaft der Entwicklungsländer und ihrer Hauptzweige formen. Die Aufgaben in diesen Sektoren sind gewaltig und erfordern große Investitionen, was ebenfalls die Frage nach einer gemeinsamen oder koordinierten Vereinigung der Anstrengungen der RGW-Länder in bezug auf die Produktionskooperation mit den Entwicklungsländern aufwirft. Ein wichtiges Problem der Kooperation mit kapitalistischen Firmen ist, daß sie sich beim gegenwärtigen Modell ihrer Entwicklung in einigen Aspekten gegen die Kooperation in den RGW-Ländern richtet. Die Sache ist die, daß die Kooperation in den vergangenen Jahren stets bilateral war. Wenn eines der RGW-Länder einen Kooperationsvertrag mit einer kapitalistischen Firma abschloß, so waren die anderen RGWLänder in der Regel daran nicht beteiligt. Die RGW-Länder kauften in der Vergangenheit in der Regel einzeln und nicht koordiniert genug Lizenzen bei kapitalistischen Firmen. Dadurch verausgabte man in einer Reihe von Fällen Mittel unökonomisch, die Stellung des sozialistischen Partners wurde geschwächt. Die Aufnahme der Produktion nach einer einzeln gekauften Lizenz führt in die Volkswirtschaft einen neuen Standard ein, der sich vom innerstaatlichen und vom RGW-Standard unterscheidet, mit allen sich daraus ergebenden negativen langfristigen Konsequenzen. Die Hoffnung dieses oder jenes RGW-Landes darauf, daß es nach der Abzahlung der Lizenz an die kapitalistische Firma den Markt der anderen sozialistischen Länder erhält, kann sich dann als ungerechtfertigt erweisen, wenn die anderen RGW-Länder unkoordiniert eine analoge Produktion nach Lizenzen anderer Firmen aufnehmen. Isolierte Kooperationsbeziehungen mit kapitalistischen Firmen erleichtern es diesen und den kapitalistischen Ländern, eine sogenannte »selektive" Politik gegenüber den RGW-Ländern zum Nachteil für die gemeinsamen Interessen der sozialistischen Gemeinschaft durchzuführen. Es besteht das Problem der optimalen Grenzen einer Produktionskooperation mit den kapitalistischen Ländern in bezug auf ihre Maßstäbe und Richtungen sowie der kritischen Einschätzung ihrer Formen, insbesondere der Errichtung von Betrieben in den sozialistischen Ländern mit Krediten kapitalistischer Firmen und ihrer Tilgung durch die Erzeugnisse der neu erbauten Betriebe. Unserer Meinung nach sollte dem Eintritt in eine Kooperationszusammenarbeit mit westlichen Firmen nicht nur eine Einschätzung ihrer volkswirtschaftlichen Effektivität für das eigene Land, sondern auch der konstruktionsmäßigen und technologischen Vereinbarkeit der in die Produktion einzuführenden westlichen Technik mit der in den RGW-Ländern bestehenden vorausgehen. Das würde die Entwicklung und Stärkung der sozialistischen ökonomischen Integration unterstützen und den Interessen der Gemeinschaft des RGW entsprechen. Die Einbeziehung von westlicher Technik und Technologie spielt eine nicht geringe, jedoch durchaus nicht entscheidende Rolle bei der Beschleunigung des technischen Fortschritts in den RGW-Ländern. Die eigenen Erfolge der UdSSR und der anderen RGW-Länder in der Forschung und Entwicklung sind durchaus nicht unbedeutend 61

und können keineswegs in den Hintergrund geschoben werden. Die Nutzbarmachung des wissenschaftlich-technischen Potentials der RGW-Länder, der Vorzüge der sozialistischen Reproduktion war und bleibt die Haupttriebkraft des wissenschaftlich-technischen Fortschritts der Bruderländer. Aber das erfordert die Vervollkommnung des ökonomischen Mechanismus der Leitung der sozialistischen Volkswirtschaft überhaupt sowie der Einführung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, insbesondere die Vervollkommnung der gegenseitigen Zusammenarbeit der RGW-Länder, vor allem auf dem Wege der gemeinsamen Ausarbeitung und abgestimmten Verwirklichung langfristiger Zielprogramme. Die Hauptaufmerksamkeit sollte unter den gegenwärtigen Bedingungen, so meinen wir, auf die Entwicklungsarbeiten und ihre rasche Einführung in die Produktion konzentriert werden, da der technische Fortschritt ja nicht durch die Exizstenz dieser oder jener „Neuheiten", sondern durch das Ausmaß, ihrer Einführung in die Produktion bestimmt wird.

W . KUNZ

Sozialistische ökonomische Integration, Intensivierung und internationale Planungszusammenarbeit

Zwischen der Intensivierung des Reproduktionsprozesses in den Mitgliedsländern des RGW und der sozialistischen ökonomischen Integration als qualitativ neue Stufe der Internationalisierung des Wirtschaftslebens unter sozialistischen Bedingungen bestehen immer enger werdende inhaltliche Zusammenhänge. Für die Volkswirtschaft der DDR werden sie um so bedeutungsvoller, da die Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion als Hauptweg der wirtschaftlichen Entwicklung in der DDR zum entscheidenden Kettenglied der weiteren Gestaltung des entwickelten Sozialismus geworden ist. Dieser enge Zusammenhang wurde in dem vorgelegten schriftlichen Material zum Referat von Akademiemitglied Helmut Koziolek überzeugend nachgewiesen.

Die Integration fördert die Intensivierung in den RGW-Ländern Der IX. Parteitag der SED unterstrich, daß die Intensivierung mit allen ihren Seiten entscheidende Voraussetzungen für die weitere Erhöhung der Leistungskraft der Volkswirtschaft der DDR mit sich bringt. Die SED hat eindeutig darauf orientiert, den sozialen Fortschritt in der DDR durch ein planmäßiges und dynamisches Wachstum der Produktivkräfte weiter voranzutreiben. Im Programm der SED ist die außerordentliche Bedeutung gekennzeichnet, die dabei der ständigen Stärkung der materiell-technischen Basis zukommt. »Die weitere Vervollkommnung der materiell-technischen Basis ist ein entscheidender Bestandteil der auf das Wohl des Volkes gerichteten Gesellschaftspolitik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Sie muß - wie das in unserem Programm charakterisiert ist - ein stabiles Wirtschaftswachstum, hohe Arbeitsproduktivität und Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit ermöglichen. Ihr Ausbau ist auf das engste mit der Intensivierung und der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts verbunden."1 Wie nie zuvor kommt es - entsprechend dieser Orientierung des IX. Parteitages im laufenden Fünfjahrplanzeitraum und auch danach darauf an, die Intensivierung der volkswirtschaftlichen Reproduktion der DDR engstens mit den Aufgaben der sozialistischen ökonomischen Integration im RGW zu verbinden. Nur so ist das geplante hohe Tempo der Steigerung der Arbeitsproduktivität und Effektivität zu erreichen. Die Intensivierung der Produktion ist ein Prozeß, der unmittelbar mit dem Ziel der gesellschaftlichen Produktion im Sozialismus verbunden ist. Die Intensivierung bringt objektiv neue Anforderungen, neue Maßstäbe des Wirtschaftens mit sich. 1

E. Honecker, Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den IX. Parteitag der SED, Berlin 1976, S. 48/49.

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Die Wirtschaftsorgane, die Betriebe und Kombinate, die Industrievereinigungen und Ministerien können diesen gestiegenen und weiter ansteigenden wissenschaftlichtechnischen Anforderungen, Dimensionen des Bedarfs und Produktionsmaßstäben immer häufiger nur noch im Rahmen der sozialistischen ökonomischen Integration und nicht mehr in den engeren Begrenzungen staatlicher Volkswirtschaften entsprechen. Somit erhält die sozialistische ökonomische Integration zunehmendes Gewicht für die Intensivierung der Reproduktion, sie löst starke Impulse aus, um führende Positionen in Wissenschaft, Technik und Produktion zu erobern und das Leninsche Vermächtnis zu verwirklichen, höchste Arbeitsproduktivität und Effektivität zu erzielen. Sie wird immer mehr zu einer wichtigen Voraussetzung für die Herstellung der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, für die Lösung der sozialpolitischen Aufgaben zur Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus der Werktätigen. Als das grundlegende Merkmal der intensiv erweiterten Reproduktion bezeichnete Marx die höhere Wirksamkeit der Reproduktionsbedingungen. Ökonomie der Zeit als das eigentliche, innere Wesen der Intensivierung bedeutet im Sozialismus letztlich den sparsamsten Umgang mit Arbeitsmitteln, Arbeitsgegenständen und Arbeitskraft, um mit möglichst geringen Ressourcen (Aufwand) ein vorher festgelegtes Ziel (Ergebnis) zu erreichen. Dabei geht es vor allem um die Erhöhung des Mehrproduktes der sozialistischen Gesellschaft und auf dieser Grundlage um die stetige Steigerung des Volkswohlstandes. In den letzten Jahrzehnten haben sich innerhalb der Volkswirtschaften aller europäischen RGW-Länder solche beträchtlichen qualitativen Veränderungen vollzogen, dag die sozialistische Intensivierung allseitig auf der Tagesordnung steht. Die sozialistische Wirtschaft entwickelt sich zunehmend auf der Grundlage maschineller Großproduktion; in allen europäischen RGW-Ländern wird bereits gegenwärtig zwischen 55 und 70 Prozent des Nationaleinkommens in der Industrie produziert. Besonders schnell haben sich diejenigen Industriezweige entwickelt, die als materielle Grundlage für den technischen Fortschritt gelten. Dazu gehören vor allem der Maschinenbau, die Elektrotechnik/Elektronik und die chemische Industrie. Die schnellere Entwicklung dieser Zweige gegenüber den insgesamt hohen Zuwachsraten der Industrie in den RGW-Ländern veranschaulichen folgende Angaben der Tabelle 1: Tabelle 1 Industrieproduktion der europäischen RGW-Länder im Jahre 1975 (1950 = 100)

Bulgarien DDR Polen Rumänien CSSR UdSSR Ungarn

Gesamte Industrie

Maschinenbau und Metallbearbeitung

Chemische Industrie

1690 710 1090 1870 660 970 690

6300 1330 4680 6020 1400 2140 1130

7300 930 2780 9360 1680 1780 3200

Quelle: Angaben wurden errechnet auf der Grundlage einer Reihe von Veröffentlichungen der Länder des RGW, vor allem: Grones auf unserem Wege vollbracht, Zahlen und Fakten, in: Probleme des Friedens und des Sozialismus, 1/1975, S. 76.

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Die zunehmende Bedeutung der qualitativen Faktoren des Wirtschaftswachstums in den RGW-Ländern kommt neben dieser Entwicklung, die zu bedeutsamen Veränderungen in der Industriestruktur geführt hat, vor allem auch darin zum Ausdruck, daß während des vergangenen Fünfjahrplanes im Durchschnitt der RGW-Länder rund drei Viertel des Nationaleinkommenzuwachses durch Steigerung der Arbeitsproduktivität erzielt wurde (im Fünfjahrplanzeitraum 1966 bis 1970 waren es 60 Prozent). Die Fondsausstattung der Arbeit hat sich beträchtlich erhöht, besonders mit modernen Rationalisierungsmitteln und Energie. Für die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts als Eckpfeiler der intensiv erweiterten Reproduktion wenden alle RGW-Länder einen großen Teil ihres Nationaleinkommens auf. Die UdSSR gibt jährlich mehr als 4 Prozent ihres Nationaleinkommens für die Forschung aus. Die Anteile für Wissenschaftsaufwendungen der DDR und der CSSR an der Nationaleinkommensverteilung liegen annähernd in gleicher Höhe, in den anderen RGW-Ländern liegen diese Anteile zwischen 3 und 4 Prozent. Gegenwärtig sind im RGW-Bereich fast 2 Millonen Wissenschaftler tätig. Das ist eine gewaltige wissenschaftlich-technische Potenz. Die qualitativen Veränderungen in den RGW-Ländern im Sinne einer intensiven Entwicklung haben auch günstige Bedingungen für den Ausbau und die Intensivierung ihrer Wirtschaftsbeziehungen durch zunehmende sozialistische ökonomische Integration geschaffen. Die Integration ihrerseits beeinflußt und stimuliert die Intensivierungsfaktoren in ihrer Wirksamkeit. Sie führt zu neuen Maßstäben und einer weiteren Konzentration der Produktion, zu größeren Möglichkeiten für eine effektivere Gestaltung der nationalen und internationalen Reproduktionsbedingungen. Die volkswirtschaftlichen Grundstrukturen werden durch ihre internationale Anpassung, Ergänzung und Verflechtung im Rahmen der Integration weiter vervollkommnet. Zunehmende gemeinsame Anstrengungen zur Bewältigung der wissenschaftlich-technischen Aufgaben und Probleme beschleunigen das Entwicklungstempo von Wissenschaft und Technik der sozialistischen Länder und die praktische Nutzung ihrer Ergebnisse. Das sind zugleich an Gewicht zunehmende Bedingungen für die steigende Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit in jedem Lande. Im Mittelpunkt der weiteren Vertiefung der sozialistischen ökonomischen Integration stehen vor allem drei aktuelle Fragenkomplexe bzw. Wirkungen, die zugleich in allen Bruderländern von großer Bedeutung für die weitere Intensivierung ihrer volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesse sind. Das sind erstens die Sicherung einer langfristigen, stabilen Versorgung mit Roh- und Brennstoffen und deren effektive Nutzung; zweitens die umfassende Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für die Rationalisierung und Erhöhung der Effektivität; drittens die Konzentration der Produktion durch tiefergehende Spezialisierung und Kooperation. Die Versorgung der modernen Industrie und der Volkswirtschaften mit Rohstoffen, Brennstoffen und Energie ist zu einer Existenzfrage für alle Industrieländer unseres Erdballs geworden. Innerhalb des RGW ist die langfristige und stabile Versorgung mit Rohstoffen und Brennstoffen und deren ökonomischste Verwendung eine Grundfrage der Integrationspolitik überhaupt. Die Gemeinschaft der RGW-Länder und besonders die UdSSR haben die Möglichkeit, ihren wachsenden Roh- und Brennstoffbedarf weitestgehend aus eigenem Aufkommen zu decken, da sie hinsichtlich der wichtigsten Roh- und Brennstoffe über einen bedeutenden Anteil an den Weltvorkommen verfügen. Dabei muß allerdings zunehmend der Tatsache Rechnung getragen werden, daß die Erkundung, die Förderung und der Transport der Rohstoffe, Brennstoffe und Energie teurer werden, das heißt, die Aufwendungen steigen und werden weiter steigen. 5

Intensivierung

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Der wachsende Bedarf der Volkswirtschaften an Rohstoffen, Brennstoffen und Energie erfordert zunehmend eine integrierte Roh- und Brennstoffwirtschaft der RGW-Länder. Darin ist die Lösung der Förder-, Übertragungs- und Transportprobleme eingeschlossen. Ausgehend von einer gründlichen Bedarfsanalyse der Länder und der Gemeinschaft als Ganzes, gehören hierzu Magnahmen zur weiteren geologischen Erkundung und Nutzung sowohl der eigenen Vorkommen auf dem Territorium der einzelnen Länder einschließlich der DDR, einer hohen Materialökonomie beim Einsatz der Rohstoffe, Brennstoffe und Materialien, neue Strukturüberlegungen in Richtung auf materialsparende und weniger energieintensive Produktionen und Erzeugnisse als auch günstigere Standortlösungen, um den Transport voluminöser und ballastreicher Roh- und Brennstoffe anteilmäßig zu senken sowie zunehmende Investitionsbeteiligungen in befreundeten sozialistischen Partnerländern, die in Form von Rohstofflieferungen künftig zurückfließen. Die sozialistische ökonomische Integration steigert den Nutzeffekt der gesellschaftlichen Arbeit durch die größeren Möglichkeiten und Dimensionen, die sie für den wissenschaftlich-technischen Fortschritt erschließt. Wenn im Zuge längerfristiger Integrationspolitik Entscheidungen über volkswirtschaftliche Strukturentwicklungen und deren effektive Realisierung vorbereitet werden, so nimmt dabei die Entwicklung der produktionsvorbereitenden Prozesse weiter an Bedeutung zu. Dazu zählt in erster Linie der Ausbau einer produktionswirksamen zwei- und mehrseitigen Wissenschafts- und Forschungskooperation. In der internationalen wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit zwischen den RGW-Ländern geht es dabei zunehmend um abgestimmte, arbeitsteilige und gemeinsame Forschung, wodurch schneller und effektiver Ergebnisse erzielt und unnötige, uneffektive Parallelforschung weiter reduziert werden können. Die Kooperation zur gemeinsamen Lösung von Forschungs- und Entwicklungsaufgaben führt zu einer engen Verbindung der Wissenschaftspotentiale, zu einer unmittelbaren Zusammenführung der besten Forschungskräfte und Wissenschaftler zu einer gemeinsamen Nutzung der wissenschaftlich-technischen Erfahrungen und des vorhandenen Vorlaufs. Es geht dabei ferner um eine unmittelbare Verknüpfung der Staatspläne Wissenschaft und Technik und auf dieser Grundlage um die Durchführung einer vertraglich geregelten Zusammenarbeit zur gemeinsamen Lösung wichtiger Forschungsaufgaben mit Zeitgewinn.2 Auf diesem Wege gibt es bereits beachtliche gemeinsame Ergebnisse. So wurde zum Beispiel von der UdSSR und der DDR ein hochproduktives Verfahren zur Herstellung von Hochdruckpolyäthylen „Polymir 50" entwickelt und die Produktionserstanlage für die Polyäthylen-Großproduktion in Novopolock in Betrieb genommen. Das Verfahren ist inzwischen zu „Polymir 60" weiterentwickelt worden. Die entsprechende Anlage soll 1978 in der DDR anlaufen. Darüber hinaus werden bis 1980 Anlagen mit einer Jahreskapazität von 75 000 t in der UdSSR in Betrieb genommen. Dieses Beispiel bringt sehr anschaulich die Vorzüge zum Ausdruck, die der sozialistischen ökonomischen Integration und dabei insbesondere der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit für die Intensivierung in den Volkswirtschaften entspringen und auf die Genosse Erich Honecker als Leiter der Parteidelegation der SED zum XXV. Parteitag der KPdSU anläßlich seines Besuches in Novopolock hinwies. Die Erfolge bei der gemeinschaftlichen Entwicklung einer neuen Technologie zur 2

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Vgl. K. Grünheid, Verflechtung mit der Volkswirtschaft der UdSSR unserer Entwicklung, in: Einheit, 11/1975, S. 1236-1237.

ein Grundpfeiler

Herstellung von Polyäthylen resultieren vor allem aus einer guten und kameradschaftlichen Zusammenarbeit der chemischen Industrie der DDR und der UdSSR auf der Grundlage gegenseitigen Interesses und Vorteils. Dabei wurden neue Wege beschritten und auch neue Organisationsformen erprobt, wie zum Beispiel gemischte Arbeitsgruppen beider Länder f ü r die Forschungs-, Projektierungs- und Entwicklungsarbeiten, die das Verfahren selbst und die entsprechenden technischen Unterlagen f ü r die Anlagen in Rekordzeit entwickelten und konstruierten. Das Abkommen über die weitere Zusammenarbeit bei der Produktionsentwicklung von Hochdruckpolyäthylen sieht neben dem gemeinsamen Bau leistungsfähigerer Anlagen für Polyäthylen auch die Produktion von Äthylen-Polymeren durch die Chemiker der UdSSR und der DDR vor, ebenso die Herstellung von Vinylazetat. Es wird ein einheitliches automatisches System zur Prozeßsteuerung von Polyäthylen und den Kopolymeren des Äthylens vorbereitet, das zugleich die Funktion aller artverwandten Anlagen koordinieren, ihre ökonomischen Kennwerte analysieren und einen optimalen Leistungsplan der Betriebe erreichen wird. 3 Für die chemische Industrie, wie f ü r andere Industriezweige auch, wird immer offenkundiger, dag ein Fünfjahrplan f ü r gemeinsame und zunehmend komplexere Intensivierungsaufgaben (angefangen bei Wissenschaft und Technik und der entsprechenden Zusammenarbeit bis zur Überleitung in die Produktion) nicht ausreicht. Die Chemieindustrie der DDR und der UdSSR ist deshalb auf einer Vielzahl von Gebieten zu einer längerfristigen Plankoordinierung übergegangen. Dazu wurde ein Abkommen über die Entwicklung von Integrationsbeziehungen in der chemischen Industrie bis 1995 unterzeichnet. Dieses Abkommen sieht die Schaffung spezialisierter Großproduktionen vor: in der Sowjetunion zur Herstellung großtonnagiger und energieintensiver chemischer Erzeugnisse, in der DDR zur Herstellung nicht energieaufwendiger Chemikalien mit hohem Verarbeitungsgrad. Die Verwirklichung des Abkommens wird es beiden Ländern ermöglichen, enorme Mittel einzusparen, sie f ü r die Errichtung neuer Chemieobjekte zu investieren und dadurch die Entwicklung neuer Produktionen und die Erhöhung ihrer Nutzwirkung zu beschleunigen. 4 Auch auf anderen Gebieten haben unsere beiden Länder die Zusammenarbeit mit hohem Nutzen f ü r die Beteiligten entwickelt, wodurch die Intensivierung beschleunigt wird. Nach einer gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsarbeit zwischen der DDR und der Sowjetunion ging im Jahre 1973 die hochproduktive Rübenerntekombine KS 6 in die Serienproduktion. Ferner haben sich die Forschungs- und Produktionskooperation für so wichtige Gebiete entwickelt, wie zur Herstellung von Automatisierungs- und Rationalisierungsmitteln, in der Halbleitertechnik und Mikroelektronik, bei Schienenfahrzeugen und im Schiffbau, bei der Züchtung neuer Getreide- und Saatgutsorten sowie f ü r die industriemäßige Tierproduktion in der Landwirtschaft, bei gemeinsamen Rationalisierungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen in gleichgearteten Betrieben der DDR und der UdSSR, besonders in Betrieben der Konsumgüterindustrie, einschließlich der gegenseitigen Lieferungen moderner Rationalisierungsmittel (zum Beispiel in der Möbel- und Baumwollindustrie); dazu erfolgt eine zunehmende Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Standardisierung und Unifizierung, zum Beispiel in der Metallurgie, bei Diesel- und Elektromotoren, elektrischen Haushaltsgeräten usw. 3

4

5*

Vgl. Konstandov, Brüderliche Zusammenarbeit der Chemiker, in: UdSSR-DDR, 25 Jahre wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit, Moskau 1976, S. 48/49. Ebenda, S. 50. 67

Von großer Bedeutung für die zunehmende Intensivierung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses ist die weitere Vertiefung der Produktionsspezialisierung und -kooperation durch die RGW-Länder. Es wurde bereits deutlich, daß die Arbeitsteilung in den Vorstufen der materiellen Produktion, vor allem in der Forschung und Entwicklung zunehmend zu einer Schlüsselfrage der effektiven Spezialisierung und Kooperation wird. In den kommenden Planzeiträumen wird auch die Spezialisierung und Kooperation der Produktion auf der Grundlage langfristig begründeter zwei- und mehrseitiger Spezialisierungsvereinbarungen für größere Erzeugnisgruppen und für ganze Produktionszweige an Bedeutung gewinnen. Die weitere Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, der gezielte und planmäßige Ausbau der materiell-technischen Basis und die planmäßige Steigerung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes erfordern objektiv eine planmäßig organisierte, vertraglich gesicherte, hocheffektive internationale Produktionsspezialisierung und -kooperation, besonders mit der UdSSR, aber auch mit den anderen RGW-Ländern. Dafür gibt es eine Reihe spezifischer Zusammenhänge bzw. Ursachen, darunter unter anderem folgende: - Mit dem Aufbau der entwickelten sozialistischen Gesellschaft erweitern und differenzieren sich die Bedürfnisse, es muß ein immer breiteres Sortiment an Erzeugnissen bereitgestellt werden. - Mit der Entwicklung von Wissenschaft, Technik und Technologie verlangt die industrielle Produktion in immer größerem Umfang spezialisierte Maschinen, Geräte, Werkstoffe, Spezialzubehör usw. - Jedes Erzeugnis - Finalprodukt, Baugruppe, Kooperationsteil - kann nur bei einem bestimmten Mindestproduktionsumfang mit niedrigsten gesellschaftlichen Arbeitsaufwendungen hergestellt werden. - Der Mindestproduktionsumfang ist nicht über längere Zeiträume starr und stabil, sondern wächst mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt rasch in immer größeren Dimensionen. - Für immer mehr Erzeugnisse übersteigt der Mindestumfang effektiver Produktion den Bedarf an diesem konkreten Produkt im einzelnen Land. - Es wird zur objektiven Notwendigkeit im Interesse einer hohen Effektivität der Volkswirtschaft, bestimmte Güter in Maßstäben zu produzieren, die von vornherein auf den Absatz in den RGW-Partner-Staaten ausgerichtet sind, und auf die Produktion anderer Güter planmäßig zu verzichten, sie im Rahmen der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation von den Partnern zu beziehen. - Es ist erforderlich, einen immer größeren Anteil der Produktion der verarbeitenden Industrie auszuführen; gleichzeitig stammt damit ein wachsender Anteil des Verbrauchs an Industriegütern aus Einfuhren aus den RGW-Partnerländern. Es wurden bis zur Gegenwart sichtbare und für beide Länder vorteilhafte Resultate in der internationalen Spezialisierung und Kooperation zwischen der DDR und der UdSSR wie auch mit anderen RGW-Ländern erzielt. Die erreichten Ergebnisse bestätigen die These, daß mit dem Ausbau einer produktionswirksamen zwei- und mehrseitigen Wissenschafts- und Forschungskooperation, einer abgestimmten arbeitsteiligen und gemeinsamen Forschung folgerichtig auch die Produktionsspezialisierung und -kooperation einen Ausbau in der Breite und Tiefe erfährt. Dabei geht es in zunehmendem Maße um eine komplexe, gemeinschaftliche Entwicklung der Forschungsund Produktionskooperation zur Schaffung neuer, hochproduktiver und flexibler Technologien und Verfahren, neuer Werkstoffe sowie kompletter Anlagen.

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Die Zunahme der Spezialisierungs- und Kooperationsverträge sowie der langfristig stabilen Augenhandelsbeziehungen, die inhaltlich ebenfalls einen hohen Grad der Spezialisierung und Kooperation zum Ausdruck bringen, war der Hauptgrund für ein wesentlich rascheres Wachstum des Augenhandelsumsatzes mit den RGW-Ländern gegenüber dem Produktionswachstum. Dieses vorrangige Wachstum ist ein Ausdruck für die immer tiefere Eingliederung der Industrie der D D R in die sozialistische internationale Arbeitsteilung und hat gerade in der verarbeitenden Industrie zunehmend günstigere Bedingungen für die Intensivierung der Produktion geschaffen. Die nachstehende Tabelle 2 macht die Proportion zwischen dem Wachstum des Warenaustausches mit den RGW-Staaten im Vergleich zum Produktionswachstum der D D R sichtbar. Tabelle 2 Entwicklung der durchschnittlichen jährlichen Zuwachsraten des Nettoprodukts (Nationaleinkommens) und des Augenhandelsumsatzes der DDR mit den RGW-Ländern (in Prozent)

1. Nettoproduktion 2. Augenhandelsumsatz mit den RGW-Staaten 3. Verhältnis von 2 zu 1

1961-1965

1966-1970

1971-1975

3,4

5,2

5,5

6,5 1,9

9,3 1,8

10,0 1,8

Quelle: Berechnet nach Statistischen Jahrbüchern der DDR. Es ist erkennbar, dag ein immer grögerer Teil der in der DDR erzeugten Güter für die sozialistischen Partner-Länder bestimmt ist und andererseits ein ständig wachsender Anteil des Inlandverbrauchs mit Einfuhren aus der UdSSR und anderen RGWStaaten befriedigt wird. Die Erfahrungen der letzten Jahre weisen in diesem Zusammenhang auf einen vorrangigen Trend der internationalen Spezialisierung und Kooperation im RGW innerhalb der verarbeitenden Industrie, bei Finalerzeugnissen, vor allem bei Maschinen und kompletten Anlagen hin. Auf diesem Gebiet hat sich die Zahl der Spezialisierungsabkommen und Kooperationsverträge zwischen den RGW-Ländern besonders schnell erhöht und beeinflugt den Warenaustausch immer mehr. Einen Einblick in den hohen Grad an internationaler Verflechtung der verarbeitenden Industrie der D D R gibt der folgende Vergleich (vgl. Tabelle 3, S. 70). Obwohl in diesen Zahlen der Warenaustausch mit RGW-Ländern nicht besonders ausgewiesen wird, sondern der Warenaustausch der D D R mit allen Wirtschaftsgebieten in ihnen enthalten ist, können wir davon ausgehen, dag auch hier die Wirtschaftszusammenarbeit im Rahmen des RGW ausschlaggebend war. Dabei wird erkennbar, dag der Teil des Warenaustausches, der im Bereich der verarbeitenden Industrie selbst abgewickelt wird, die grögte Entwicklung und inzwischen auch den grögten Umfang ausmacht. Zukünftig wird sich das weiter fortsetzen. So wird der Warenaustausch der D D R mit der UdSSR zum Beispiel 1976 bis 1980 jährlich um insgesamt über 7 Prozent wachsen; die Einfuhr von Maschinen und Ausrüstungen aus der UdSSR in die D D R wird ein Jahreswachstum von 12,3 Prozent aufweisen. Unter anderem wird die DDR im Zeitraum von 1976 bis 1980 etwa 30 000 Werkzeugmaschinen an die

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Tabelle 3 Entwicklung der internationalen Verflechtung der verarbeitenden Industrie der DDR von 1960 bis 1974 (in Prozent)

Nettoprodukt der Industrie Gesamtexport an Industrieerzeugnissen (außer Rohstoffen) Exportüberschuß an Industrieerzeugnissen (außer Rohstoffen) Export zur Bilanzierung eigener Importe der Industrie

1960

1974

1974:1960

Mrd. M.

41,2

86,2

209

Mrd. VM

7,3

23,9

327

Mrd. VM

5,2

8,6

165

Mrd. VM

2,1

15,3

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Quelle: Berechnet nach Statistischen Jahrbüchern der DDR

UdSSR liefern und über 20 000 Werkzeug- und Holzverarbeitungsmaschinen beziehen.5 Diese Entwicklung schließt natürlich die Spezialisierung und Kooperation von Teilmaschinen, Bauelementen, Baugruppen und Einzelteilen ein, wobei der besseren Standardisierung und Vereinheitlichung der Baugruppen und Einzelteile des Maschinenbaus größere Bedeutung zukommt. Offensichtlich erweist es sich hierbei als besonders effektiv für die Beteiligten, wenn auf der Grundlage zentraler Fertigungen vor allem verkettbare und standardisierte Baugruppen produziert werden, die universell einsetzbar sind. Der IX. Parteitag der SED beschloß, die Spezialisierung und Kooperation der Produktion mit der UdSSR weiter zu vertiefen. Es heißt dazu in der Direktive des Parteitages: „Entscheidend für eine hohe Effektivität der Produktion durch Konzentration und große Serien, durch Anwendung moderner technologischer und Produktionsverfahren ist die weitere Vertiefung der Spezialisierung und Kooperation der Produktion mit der UdSSR, insbesondere in der metallverarbeitenden Industrie, sowie die Durchführung gemeinsamer Rationalisierungsvorhaben." Die Spezialisierungsvorhaben mit den sowjetischen Partnerorganen „ . . . sind auf die Intensivierung der Produktion und die bessere Deckung des Bedarfs, insbesondere von defizitären Maschinen, Ausrüstungen sowie anderen wichtigen Erzeugnissen zu konzentrieren."6 Ausgehend von den Anforderungen der sozialistischen Intensivierung sollten die folgenden Punkte Grundlage aller damit zusammenhängenden konzeptionellen Vorstellungen und Festlegungen sein: Erstens eine zielstrebigere Nutzung der potentiell vorhandenen bedeutenden Konzentrations-, Spezialisierungs- und Kooperationseffekte und die Erhöhung der Serienproduktion. Zweitens eine stabile und bessere Deckung des Bedarfs an Maschinen, Ausrüstungen und Anlagen, besonders an modernen, hochproduktiven Rationalisierungsmitteln; im Zusammenhang damit eine weitere Verbesserung der Ausstattung der Wirtschaft mit hochproduktiver Technik. 5

B

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Mitteilung über Plankoordinierung DDR-UdSSR für 1976-1980, in: Neues Deutschland vom 28. 7. 1975, S. 2. Direktive des IX. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan 1976-1980, Berlin 1976, S. 38.

Auf diesem Wege fördern die Integrationsmaßnahmen vor allem die Stabilität der Intensivierungsprozesse in unseren Ländern; die Kontinuität und Effektivität des Reproduktionsprozesses werden erhöht. Bei den Analysen und Schlußfolgerungen sollte also keineswegs einseitig der Konzentrationseffekt bzw. die Erhöhung der Produktionsserie ausschlaggebend für Festlegungen zur internationalen Produktionsspezialisierung sein, auch wenn der Effekt zunächst rechnerisch noch so hoch ausgewiesen wird. Es geht vielmehr - dem Ziel der sozialistischen Produktion entsprechend - um die stabile Befriedigung des Bedarfs mit immer geringeren Aufwendungen an gesellschaftlicher Arbeitszeit, also mit höherer Effektivität. Das eine kann nur im engen Zusammenhang mit dem anderen gesehen werden. Eine Sortimentseinschränkung an Produkten, für die in der Industrie und bei der Bevölkerung ein planmäßiger Bedarf vorhanden ist, kann nur nach vorheriger klarer vertraglicher Sicherung der Übernahme und kontinuierlichen Lieferung durch den Spezialisierungspartner erfolgen. Als Prinzip sollte dabei gelten, daß nach einer internationalen Produktionsspezialisierung das entsprechende Produkt der Volkswirtschaft in der gleichen oder besseren Qualität und genauso pünktlich zur Verfügung steht, wie vorher.

Für die sozialistische Form der Integration ist die Planungszusammenarbeit entscheidend Die Zusammenarbeit der RGW-Länder auf dem Gebiet der Planungstätigkeit wird durch den ständig steigenden Verflechtungsgrad der Wissenschafts- und Produktionspotentiale der Länder geprägt. Die gewachsenen Dimensionen und die größere Komplexität der zu lösenden Aufgaben innerhalb der Gemeinschaft der RGW-Länder führen weiter dazu, daß für wichtige Volkswirtschaftskomplexe gemeinsame Programme erarbeitet werden und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Planung immer neue Bereiche der Volkswirtschaften der Länder erfaßt. Ihre Bedeutung für die Intensivierung und damit für die Effektivität des Reproduktionsprozesses in den einzelnen Ländern nimmt somit zu, ebenso die Abhängigkeit staatlicher Strukturpolitik von gleichgerichteten oder koordinierten Maßnahmen der Partnerstaaten. Die internationale Planungszusammenarbeit erhält dabei zunehmend einige charakteristische Merkmale, die von Theorie und Praxis weiter analysiert werden müssen: Erstens dehnen sich die Zeithorizonte und die Dimensionen der Planungszusammenarbeit weiter aus. Die RGW-Länder sind dazu übergegangen, in Gestalt der langfristigen Zielprogramme, deren Erarbeitung auf der XXX. Tagung des RGW beschlossen wurde, gemeinsame längerfristige Konzeptionen bzw. Entwicklungsprogramme für wichtige Bereiche der Wirtschaftsentwicklung bis 1990 und zum Teil darüber hinaus auszuarbeiten. Zweitens werden die der Produktion vorgelagerten Phasen in wachsendem Maße in die planmäßige Zusammenarbeit einbezogen. Von den Planansätzen für Wissenschaft und Technik ausgehend, kann dadurch eine höhere Effektivität der internationalen Arbeitsteilung gesichert werden. Hierzu erfolgt zunehmend eine planmäßige Abstimmung der Grundrichtungen der wissenschaftlich-technischen Entwicklung mit der UdSSR und zwischen den anderen RGW-Ländern, von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung bis zur Einführung moderner Technologien in die Produktion. So konnten allein auf der Ebene der zuständigen Ministerien und zen71

tralen Staatsorgane der DDR und der UdSSR für den Planzeitraum 1976 bis 1980 rund 500 wissenschaftlich-technische Aufgaben zu einer gemeinsamen Lösung vereinbart werden. 7 Drittens erfolgt die Plankoordinierung parallel mit der Planvorbereitung im Innern der Länder. Mit der Koordinierung der Fünfjahrpläne 1976 bis 1980 wurde erstmalig die Forderung verwirklicht, bei der Planvorbereitung von vornherein langfristig von den Möglichkeiten und Erfordernissen der sozialistischen ökonomischen Integration auszugehen. Mit der Herbeiführung dieser neuen Qualität in der Planungszusammenarbeit zwischen den RGW-Ländern ging ein tiefgreifender Prozeß der Vervollkommnung und Qualifizierung der Volkswirtschaftsplanung innerhalb der RGW-Länder einher. Die Pläne in den Ländern mußten sich von vornherein in wesentlichen Teilen auf die Ziele und Bedingungen der Integration einstellen, sie mußten von den Ansätzen her »integrationsfreudiger" gestaltet werden. Ohne Zweifel wurde dabei auf allen einbezogenen Ebenen der Planung in unseren Ländern eine gewaltige inhaltlich-planmethodische und ideologische Arbeit geleistet. Viertens werden die Methoden und Formen der internationalen Planungszusammenarbeit zunehmend vervollkommnet. Dazu gehört unter anderem, daß die internationale Koordinierung der Pläne weiter vervollkommnet wird, Methoden und Formen gemeinsamer Planung Anwendung finden und anderes mehr. Die immer engere Planungszusammenarbeit der RGW-Länder unterstützt auch die Tendenz zu einer Annäherung der Planungssysteme der Länder. Diese Tendenz wirkt langfristig. Von zentraler Bedeutung ist dabei die weitere Entwicklung und Vervollkommnung des Planungssystems der UdSSR. Diese wesentlichen Merkmale, die engstens miteinander verbunden sind, beeinflussen entscheidend die Weiterentwicklung der gemeinsamen Planungstätigkeit der RGW-Länder. Das gilt für alle Formen gemeinsamer konzeptioneller Arbeit bzw. Planungstätigkeit, und zwar - für den abgestimmten Fünfjahrplan mehrseitiger Integrationsmaßnahmen als neue, höhere Form gemeinsamer Planungstätigkeit, - für die gemeinsame Planung durch die interessierten Länder in den internationalen Wirtschaftsvereinigungen, - für die gemeinsame Erarbeitung langfristiger Zielprogramme, in denen wichtige materielle Prozesse und die Entwicklungslinien der Zusammenarbeit für eine lange Perspektive enthalten sind. Die neuen Erfordernisse der Integration im RGW, die Ausarbeitung langfristiger Zielprogramme und die dazu gefaßten Beschlüsse veranlassen die RGW-Länder ständig, auch ihre inneren Planungs- und Stimulierungssysteme weiter zu vervollkommnen. Ausdruck dafür ist unter anderem: a) Die RGW-Länder haben erstmalig für den Zeitraum 1976 bis 1980 spezielle Planteile „Sozialistische ökonomische Integration" mit ihren Fünfjahrplänen erarbeitet. Diese Planteile beinhalten und bilanzieren die festgelegten und international koordinierten Integrationsmaßnahmen mit den volkswirtschaftlichen Aufgaben des jeweiligen Landes. Damit verbunden ist, daß die notwendigen Mittel für die gemeinsamen Maßnahmen der RGW-Länder in den Jahres- und Fünfjahrplänen objektbezogener und zielgerichteter bereitgestellt werden. Dieser Planteil ist besonders darauf 7

Vgl. K. Grünheid, Verflechtung mit der Volkswirtschaft der UdSSR - ein Grundpfeiler unserer Entwicklung, in: Einheit, 11/1975, S. 1242.

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gerichtet, die Erfordernisse und Möglichkeiten der Integration stärker zum Ausgangspunkt der inneren Systeme der Leitung und Planung in den Ländern zu machen und kontrollfähig abzurechnen. b) Die Bildung internationaler Wirtschaftsvereinigungen stellt auch die Planung der Länder vor neue Probleme. Die XXVIII. RGW-Tagung stellte fest, daß in den internationalen Wirtschaftsvereinigungen der gemeinsamen Planung größere Bedeutung zukommt. Bei bilateralen Wirtschaftsorganisationen wie Assofoto und noch stärker bei den multilateralen Vereinigungen wie Interatomenergo, Intertextilmasch und anderen stellt die Forderung, eine gemeinsame Planung anzuwenden, neue Ansprüche an die Planung in den Ländern und in der Zusammenarbeit. Es müssen zum Beispiel qualitativ neue Anforderungen an die staatliche Erfassung der Bedürfnisse und des Bedarfs gestellt werden. Es ist eine hohe Genauigkeit, Sicherheit und Stabilität des eigenen Plans sowie Sicherheit für den Partner zu gewährleisten. Der Abschluß langfristiger Verträge (über 5 Jahre hinaus) und weitgehend übereinstimmende Vollmachten der Partner, besonders der Zweigleitungen der Industrie sind erforderlich. Dabei sind die Zusammenhänge zur Planung der beteiligten Länder und die Vervollkommnung der Paßfähigkeit der staatlichen Planungs-, Bilanz- und Kennziffernsysteme (vor allem an den Nahtstellen der Zusammenarbeit) zu sichern. In diesem Zusammenhange sind Überlegungen auch darüber notwendig, inwieweit eine gemeinsame Planung in internationalen Wirtschaftsvereinigungen ein eigenes Planungsinstrumentarium (Plandokumente, Bilanzen, Nomenklaturen etc.) erfordert. Ferner ist eine noch tiefgehendere gründliche Analyse darüber erforderlich, welche Bedingungen geschaffen werden müssen, damit in den internationalen Wirtschaftsvereinigungen eine eigene Wirtschaftstätigkeit möglich wird und somit Voraussetzungen geschaffen werden, um die wirtschaftliche Rechnungsführung in ihnen anzuwenden. c) Die zentralen Maßnahmen der sozialistischen ökonomischen Integration müssen stärker durch deren sachkundige Planung und Leitung in den Betrieben, Kombinaten und Industriezweigleitungen ergänzt werden. Je größer die Dimensionen und Maßstäbe der Zusammenarbeit, je differenzierter die Produktion und deren internationale Spezialisierung und Kooperation werden, um so notwendiger sind konkrete, planvorbereitende Arbeiten einschließlich Berechnungen aus den Kombinaten und Zweigleitungsorganen, bevor zentrale Entscheidungen getroffen werden. Die in diesem Zusammenhang zu lösenden Aufgaben der Planvorbereitung und Planrealisierung setzen leistungsstarke Wirtschaftseinheiten mit einem hohen Niveau der Leitungstätigkeit voraus.8 Vor uns liegt eine wichtige Etappe weiterer revolutionärer Prozesse der Gestaltung des entwickelten Sozialismus, der Stärkung der materiell-technischen Basis, einer weiteren Ausprägung der sozialistischen Lebensweise als klare Perspektive für die Entwicklung der Menschheit und echte Alternative zu den ausweglosen „Entwicklungskonzeptionen" bzw. „neuen" internationalen Wirtschaftsordnungen" der kapitalistischen Welt. Fester Bestandteil dieser Entwicklung des Sozialismus ist die zunehmende ökonomische Integration im Rahmen des RGW, vor allem ein hoher Grad der Deckung des Bedarfs an Roh- und Brennstoffen, hochproduktiven Maschinen und Ausrüstungen sowie hochwertigen Konsumgütern durch gemeinsame Anstrengungen, eine zuneh8

Zu diesem Fragenkomplex werden weitergehende Überlegungen angestellt und auf Zusammenhänge hingewiesen in: W. Kunz, Sozialistische ökonomische Integration - anspruchsvolle Aufgabe für Wirtschaftstheorie und -praxis, in: Einheit, 1/1975, S. 65/66.

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mende und hocheffektive internationale Spezialisierung und Kooperation in Wissenschaft, Technik und Produktion. Diese Integration im RGW gilt es - bei besonderer Hervorhebung der Rolle, die die UdSSR in diesem Prozeß spielt - auf sozialistische Weise zu gestalten. Hauptinhalt der Zusammenarbeit zwischen den RGW-Ländern ist dabei die Realisierung der Festlegungen des Komplexprogramms, das wir „ . . . manchmal nicht immer so schnell wie man möchte, doch unaufhörlich und konsequent" 9 verwirklichen. Von großer Bedeutung für die Gestaltung dieser Etappe, vor allem für die weitere Stärkung der materiell-technischen Basis des Sozialismus, ist die gemeinsame Ausarbeitung langfristiger Zielprogramme für lebenswichtige Bereiche durch die Gemeinschaft des RGW entsprechend den Festlegungen der XXX. RGW-Tagung. Damit sind die Wirtschaftstheorie und -praxis unserer Länder vor eine Reihe neuer und komplizierter Fragen gestellt, die es gilt, gemeinsam zu untersuchen. Die planmäßige Vertiefung der wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Zusammenarbeit und stärkere Integration der Länder des RGW, zunehmend auf der Grundlage gemeinsam erarbeiteter langfristiger Konzeptionen in Gestalt der langfristigen Zielprogramme, ist ein Teil des weltumspannenden Kampfes der progressiven Menschheit für eine sozialistische und kommunistische Zukunft und wird zu einer weiteren Erhöhung der inneren Stabilität und Vermehrung der Kräfte des Sozialismus, zur Vertiefung des Annäherungs- und Angleichungsprozesses innerhalb der sozialistischen Gemeinschaft, zu einer weiteren Veränderung des internationalen Kräfteverhältnisses zugunsten des Sozialismus unter den Bedingungen der friedlichen Koexistenz führen. 9

L. I. Breshnew, Rede auf dem XI. Parteitag der USAP in Budapest, in: Neues Deutschland vom 19. 3. 1976, S. 3.

H . KUSICKA

Zur Schlüsselrolle des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für steigende Effektivität und einige Probleme der Verflechtung von wissenschaftlich-technischem Fortschritt und anderen Faktoren der Intensivierung Der XXV. Parteitag der KPdSU und der IX. Parteitag der SED weisen in ihren richtunggebenden Beschlüssen zur weiteren Hebung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes auf der Grundlage eines weiteren beschleunigten Wirtschaftswachstums dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt eine dominierende Rolle zu. Sie gehen davon aus, dafj der wissenschaftlich-technische Fortschritt der Schlüssel zu hoher volkswirtschaftlicher Dynamik ist, Hauptfaktor und zugleich entscheidende Voraussetzung, die Arbeitsproduktivität zu steigern, die Qualität der Erzeugnisse und die gesamte Effektivität der Arbeit zu erhöhen. Unsere Parteien haben in ihrer auf das Wohl des Volkes gerichteten Politik keinen Zweifel darüber gelassen, dag es nicht um wissenschaftlich-technischen Fortschritt „an sich" geht, er niemals Selbstzweck ist. Für die weitere Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und die Erhöhung seiner ökonomischen und sozialen Wirksamkeit ist gerade deshalb das tiefe inhaltliche Verständnis über den „Funktionswandel" des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, seine veränderte Rolle innerhalb der Faktoren des Wirtschaftswachstums von wesentlicher Bedeutung. Es ist ein grundlegender Prozefj in der Qualität und der inneren Dynamik der Wirtschaftsentwicklung. In ihm verändert sich der wissenschaftlich-technische Fortschritt von einem in den letzten Jahren zweifellos wichtigen zum nunmehr entscheidenden Mittel, zum dominierenden Faktor steigender Effektivität und verbesserter Arbeits- und Lebensbedingungen. Wie die Erfahrungen der Wirtschaftspraxis zeigen, hängt vom Erfassen und Verständnis gerade dieses qualitativen Wandels wesentlich ab, wie die Leiter der Betriebe, Kombinate und Einrichtungen an Wissenschaft und Technik herangehen, wie sie ihre Verantwortung dafür wahrnehmen und in der wissenschaftlich-technischen Politik handeln. Die von der SED gestellte Aufgabe, ein hohes wissenschaftlich-technisches Niveau der Produktion und der Erzeugnisse zu erreichen, dieses durch wissenschaftlich-technische Höchstleistungen in Forschung und Technik hervorzubringen und wissenschaftlich-technische Ergebnisse immer besser zu nutzen, sind mit dieser Umgewichtung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts innerhalb der Wachstumsfaktoren ebenso eng verbunden, wie die sich daraus ableitenden Konsequenzen in der Leitung und Planung auf den verschiedenen Ebenen des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses. Nicht zuletzt werden Fragen der Verbindung von wissenschaftlichtechnischem Fortschritt mit den anderen Wachstumsfaktoren, ihre zwingendere Verflechtung, gerade durch diese qualitative Wandlung nachdrücklich auf die Tagesordnung gesetzt. Das Beherrschen der mit der Beschleunigung des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts verbundenen Prozesse hängt vor allem mit der Beherrschung und wirksamen Beeinflussung dieser Verflechtung zusammen.

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In den letzten Jahren wurden unter Führung der Partei grofje Anstrengungen zur Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts unternommen und bedeutsame Fortschritte in seiner ökonomischen und sozialen Wirksamkeit erreicht. Dennoch bleibt noch viel zu tun, damit das Wirtschaftswachstum in jedem Betrieb, in jedem Kombinat, in jedem Bereich zunehmend vom wissenschaftlich-technischen Fortschritt getragen wird, vor allem in ihm seine feste Grundlage hat. Woraus resultiert dieser qualitative Wandel in der Funktion des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts für das Wirtschaftswachstum der DDR in Gegenwart und Zukunft? Was bedingt seine Umbewertung, die wir in der Wirtschaftstätigkeit jedes Betriebes, in der Leitungstätigkeit jedes Generaldirektors, Werkleiters und aller staatlichen und wirtschaftsleitenden Organe brauchen? Man kann dafür mehrere miteinander verbundene Gründe hervorheben. Die wichtigsten, die die Schlüsselrolle des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für wachsendes Produktionsvolumen und hohe volkswirtschaftliche Effektivität begründen, sind zweifellos: 1. der untrennbare Zusammenhang zwischen den Zielen und den Aufgaben in der Befriedigung der materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Menschen, der Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen und der dazu erforderlichen Effektivitäts- und Leistungsentwicklung der sozialistischen Volkswirtschaft sowie den objektiven Quellen des Wirtschaftswachstums; 2. der Zusammenhang zwischen der Unerschöpflichkeit des wissenschaftlich-technischen Fortschritts als Quelle steigender Effektivität und den für seine volkswirtschaftlich breite Umsetzung bedeutend gewachsenen Möglichkeiten der materielltechnischen Basis sowie den Erfordernissen ihrer Höherentwicklung für die Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR und der Schaffung der Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus; 3. der Zusammenhang zwischen der Nutzung der wissenschaftlich-technischen Revolution, der Notwendigkeit ihrer weiteren Entfaltung und dem Wachsen der internationalen Arbeitsteilung, des Handels sowie den Erfordernissen der Klassenauseinandersetzung mit dem Imperialismus. All diese und noch weitere, hier nicht genannte Bedingungen, haben auf die qualitative Umbewertung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts Einfluß, müssen stets in ihrer Gesamtheit untersucht und berücksichtigt werden. Dennoch scheint, dafj dem Zusammenhang zwischen der Notwendigkeit wachsender Effektivität und den Quellen des Wirtschaftswachstums eine besondere Bedeutung zukommt. So beruht die Lösung aller grundlegenden ökonomischen und sozialen Aufgaben der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und die Schaffung der Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus, wie sie der IX. Parteitag vorgezeichnet hat, letztlich auf dem materiellen Fundament steigender wirtschaftlicher Effektivität. In der ökonomischen Literatur wird mitunter die Schlüsselrolle des wissenschaftlich-technischen Fortschritts aus der fundamentalen marxistisch-leninistischen Maxime abgeleitet, wonach die Entwicklung der sozialistischen Produktion untrennbar mit der Steigerung ihrer Effektivität verbunden ist. So richtig der Zusammenhang zwischen wissenschaftlich-technischem Fortschritt und Effektivität ist, allein genommen vermag er die heute dominierende Stellung des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts unter den Wachstumsfaktoren noch nicht zu erklären. Der Hinweis auf die Notwendigkeit wachsender Effektivität begründet allein genommen auch nicht zwingend die heute unabdingbar erforderliche Verbindung der verschiede-

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nen Wachstumsfaktoren mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt. Danach wäre dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt schon immer ein solcher Rang bei der Entwicklung der sozialistischen Produktion und der Erhöhung seiner Effektivität beizumessen. Offensichtlich ist diese qualitative Wandlung, „Schlüsselrolle" des wissenschaftlich-technischen Fortschritts mit den objektiven Veränderungen der Ursachen und Quellen des Wirtschaftswachstums verbunden. Sie hängt nicht zuletzt direkt mit dem Hauptweg wirtschaftlicher Entwicklung, der Intensivierung, zusammen. Bekanntlich stand aus konkret-historischen Ursachen in den Ländern, die bisher den sozialistischen Entwicklungsweg beschritten, das extensive Moment des Wirtschaftswachstums im Vordergrund. Der wirtschaftliche Fortschritt und seine Dynamik wurden in hohem Mafj durch steigendes Produktionsvolumen auf dem Weg des Einsatzes von mehr lebendiger und vergegenständlichter Arbeit bewirkt. Unter diesen Bedingungen hatten die quantitativen Faktoren wirtschaftlicher Entwicklung, die Ausdehnung des Produktionsfelds und die wachsende Anzahl von Arbeitskräften ein großes Gewicht. Leitung und Planung waren wesentlich darauf gerichtet, diese Ressourcen zu erschließen. Auf diesem wichtigen und objektiv notwendigen Weg wurden unter anderem ein hoher Beschäftigungsgrad der arbeitsfähigen Bevölkerung erreicht (durch Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen, durch solche umfassenden sozialen Leistungen des sozialistischen Staates wie die Betreuung der Kinder in Krippen, Kindergärten und in Schulhorten) sowie viele für die volkswirtschaftliche Entwicklung wichtige Neu- und Erweiterungsbauten und ihre Ausrüstungen durchgeführt. Mit diesem Prozeß ging zweifellos auch eine bedeutende Intensivierung einher. Dennoch war die Intensivierung oftmals ein in gewisser Hinsicht indirektes Ergebnis des quantitativen Moments wirtschaftlicher Entwicklung. Auch der wissenschaftlich-technische Fortschritt wurde in vielen Fällen über extensive Wachstumsfaktoren volkswirtschaftlich wirksam. Allein die Zunahme der Anzahl der Arbeitskräfte betrug in der Industrie der DDR in den Jahren 1950 bis 1960 rund 35 Prozent und 1960 bis 1975 noch 12 Prozent. Im Jahr 1975 wurden hier gegenüber 1950 immerhin annähernd 50 Prozent mehr Arbeitskräfte eingesetzt. Die Zunahme der Anzahl der Arbeitskräfte in der Industrie resultierte zu einem wesentlichen Teil aus dem Wechsel von Arbeitskräften aus anderen Bereichen der Volkswirtschaft in die Industrie. Der dadurch erreichte Struktureffekt im Wachstum des Produktionsvolumens und der Arbeitsproduktivität war nicht unbedeutend. Heute haben sich die Möglichkeiten stark verringert, die Produktion durch Erhöhung der Zahl der Arbeitskräfte zu steigern. In der Industrie wird sich die Zunahme der Anzahl der Arbeitskräfte und ihres Anteils an den Gesamtbeschäftigten tendenziell verringern. Das ergibt sich aus den grundlegenden Anforderungen bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR und der materielltechnischen Basis sowie der Entwicklung aller Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Erinnert sei an die mit dem Wohnungsbauprogramm als dem Kernstück der sozialpolitischen Ziele verbundenen Aufgaben, um entsprechend den Beschlüssen der SED bis 1990 die Wohnungsfrage als soziales Problem zu lösen. Hervorgehoben seien die Ziele und Aufgaben zur Entwicklung des Handels und der Dienstleistungen für die Bevölkerung, von Wissenschaft, Bildung und Kultur, Gesundheitswesen und anderen Bereichen. Auch andere Quellen extensiven Wachstums werden immer begrenzter. Die Notwendigkeit der Veränderung in der Qualität und der inneren Dynamik der Wirtschaftsprozesse und der Wirtschaftsführung, des Übergangs zur konsequenten Intensivierung als des Hauptwegs der Wirtschaftsentwicklung liegt auf der Hand. Für den 77

wirtschaftlichen Fortschritt erlangen die qualitativen Faktoren zunehmendes Gewicht, und die Fragen der Qualität der Erzeugnisse, die Effektivität lebendiger und vergegenständlichter Arbeit rücken auch in der Wirtschaftstätigkeit entschieden in den Vordergrund. Dies erfolgt nicht allein aus der objektiven Veränderung der Ursachen und Quellen des Wirtschaftswachstums. Intensiv erweiterte Reproduktion ist der dem entwickelten Sozialismus und mit dem Übergang zur höheren Phase der einheitlichen kommunistischen Gesellschaft verbundene Typ der erweiterten Reproduktion. Nur durch grundlegende Intensivierung ist eine solche Effektivität zu erreichen, die das notwendige Tempo des wirtschaftlichen Fortschritts für die Höherentwicklung der Gesellschaft sichert. Die gesamte Produktionssteigerung in der Regel bei gleicher und in der Tendenz sinkender Beschäftigtenzahl in der materiellen Produktion zu gewährleisten, eine hohe Qualität der Produktion und der Erzeugnisse zu erreichen, den spezifischen Einsatz an Energie, Roh- und Brennstoffen zu verringern und die Effektivität der Grundfonds zu erhöhen, kann nur auf der Grundlage des wissenschaftlich-technischen Fortschritts gelöst werden. Als unerschöpfliche und universelle Quelle steigender Effektivität ist er Grundlage der intensiveren Wechselbeziehungen zwischen den Wachstumsfaktoren. Die höhere Wirksamkeit der Intensivierungsfaktoren wird vor allem durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt erreicht. Er ist der übergreifende und integrierende Faktor, der alle anderen durchdringt und sie gerade dadurch auf ein höheres Niveau hebt. Die Erfahrungen vieler fortgeschrittenen Betriebe und Kombinate besagen, daß zielstrebige Intensivierung, die Verbindung und Verflechtung der verschiedenen Intensivierungsfaktoren nicht nur schlechthin auf Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts beruht. Wesentlich ist, daß er in einer ganz bestimmten Art und Weise verwirklicht werden muß. Eine spürbar höhere Effektivität hängt entscheidend davon ab, wie der wissenschaftlich-technische Fortschritt möglichst eng und wirksam mit dem vorhandenen Reproduktionsprozeß und seinen gegebenen bzw. in bestimmten Zeiträumen wirtschaftlich zu realisierenden materiell-technischen Bedingungen verbunden und auf dieser Grundlage ein höheres wissenschaftlich-technisches Niveau der Produktion und der Erzeugnisse erreicht wird. Zu den wesentlichen Aufgaben gehört deshalb, durch ein hohes Niveau der wissenschaftlich-technischen Arbeit ein steigendes Produktionsvolumen und wachsende ökonomische Effektivität auf dem Wege hoher Erzeugnisqualität und Verminderung des Einsatzes an Rohstoffen, Energie, Material und Arbeit je Erzeugnis bzw. Produktionsergebnis zu erzielen. Davon ausgehend, ist in Übereinstimmung mit den volkswirtschaftlichen Notwendigkeiten zur Befriedigung des Bedarfs der Bevölkerung, der Volkswirtschaft und des Exports sowie der Anforderungen zur Vertiefung der sozialistischen ökonomischen Integration der Mitgliedsländer des RGW, insbesondere der Zusammenarbeit mit der UdSSR, der Hauptinhalt der wissenschaftlich-technischen Arbeit, die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts bestimmt. Wesentliches Kriterium der wissenschaftlich-technischen Arbeit und der Verbindung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts mit allen anderen Intensivierungsfaktoren ist, wie die Güte, der Gebrauchswert, die Zuverlässigkeit und die Lebensdauer der Erzeugnisse verbessert und sie kostengünstig produziert werden; wie Arbeitsplätze eingespart werden und die Produktion im Wesen ohne Erhöhung der Beschäftigtenzahlen gesteigert wird; wie die Energie-, Rohstoff- und Materialintensität verringert wird und hohe Wachstumsraten der Produktion mit relativ niedrigen Wachstumsraten des Materialverbrauchs einhergehen; wie die Rekonstruktion und die tech78

nische Erneuerung der Betriebe ohne wesentliches Steigen des Wertes der Produktionsfonds stattfindet und zur Steigerung der Effektivität der Grundfonds beitragen wird; wie all dies schließlich organisch mit der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen im Betrieb und im Bereich des Territoriums verbunden ist, damit die Arbeit noch interessanter und körperlich leichter wird. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt kann als entscheidender Wachstumsfaktor nur über die verschiedenen Elemente der Produktivkräfte, insbesondere über den arbeitenden Menschen als die Hauptproduktivkraft der sozialistischen Gesellschaft, zur Wirkung gebracht werden. Über die Veränderung von Arbeitsmitteln und Arbeitsgegenständen, Technologien und Verfahren, die zielstrebige Verminderung körperlich schwerer und zum Teil gesundheitsgefährdender Arbeit sowie die weitere Erhöhung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Menschen und die Anreicherung ihrer Arbeit mit geistig-schöpferischen Elementen sind möglichst große intensivierende Wirkungen des Wissenschaftlich-technischen Fortschritts auf alle Phasen und Seiten des Reproduktionsprozesses in seiner Gesamtheit zu erreichen. Auf diese Weise beeinflußt der wissenschaftlich-technische Fortschritt auch wesentlich den Charakter der lebendigen Arbeit. Der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der Gradmesser seiner Beschleunigung kann folglich nicht darin bestehen, schlechthin möglichst viele neue Erfindungen oder eine große Anzahl technisch realisierbarer Lösungen, allgemein eine Vielzahl neuer Erzeugnisse, Verfahren und Technologien hervorzubringen mit dem Ziel, sie möglichst alle und unverzüglich in die Produktion einzuführen. Das wäre der sichere Weg, Schwierigkeiten und Verluste herbeizuführen. Zweifellos ist für die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ein ausgewogener und planmäßig organisierter Erkenntnis- und Ergebnisvorlauf sowie -Überschuß in den aussichtsreichsten Richtungen der wissenschaftlich-technischen Entwicklung unerläßlich. Die Aufgabe bei der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und das Kriterium für die Beurteilung seiner Wirkungen, letztlich auch die des Niveaus der wissenschaftlich-technischen Arbeit, besteht darin, welche Veränderungen in der materiell-technischen Basis herbeigeführt werden, wie das ökonomische und das ihm zugrunde liegende wissenschaftlich-technische Niveau der Produktion und der Erzeugnisse erhöht wird, manuelle, körperlich schwere, monotone und zum Teil gesundheitsgefährdende Arbeit zielstrebig vermindert und insgesamt die Arbeitsbedingungen der Werktätigen weiter verbessert werden, der fortgeschrittene internationale Stand vorrangig bei den Erzeugnissen und den Verfahren mitbestimmt wird, die für die Lösung der sozialpolitischen Ziele und für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung der DDR von besonderer Bedeutung sind. Notwendig aus dieser Sicht ist, die Aufgaben zur Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts aus der mancherorts noch bestehenden Einengung auf die Bereiche Forschung und Entwicklung herauszuführen, ihn seinem Wesen nach als durchgehenden Neuerungsprozeß, der alle Intensivierungsfaktoren direkt berührt und entscheidend beeinflussen muß, zu erfassen. Damit sind bekanntlich viele praktische Fragen der Verbindung von Wissenschaft und Produktion, der Verbindung der Pläne Wissenschaft und Technik mit anderen Planteilen, insbesondere Investitionen, der Einführung wissenschaftlich-technischer Ergebnisse und der Sicherung einer hohen Erzeugnisqualität, der rechtzeitigen Vorbereitung der Kader usw. angesprochen. Für die Steigerung der ökonomischen und der sozialen Effektivität des wissenschaftlich-technischen Fortschritts gewinnt die weitere Erhöhung des Niveaus der Mechanisierung und Automatisierung der Produktionsprozesse in der Industrie, im 79

Bauwesen und in anderen Bereichen der Volkswirtschaft als wesentlicher Bestandteil der wissenschaitlich-technischen Politik an Bedeutung. Mitunter wird dies in der praktischen Arbeit von Kombinaten und Bereichen bei der Bestimmung der Zielfunktion der wissenschaftlich-technischen Arbeit nicht genügend berücksichtigt. Dabei ist offensichtlich, daß es sich um einen der Hauptwege handelt um Arbeitszeit und Arbeitsplätze einzusparen und die körperliche Arbeit zu erleichtern. Die größten Reserven auf diesem Gebiet liegen in der Mechanisierung der Hilfs- und Nebenarbeiten, in der Verrringerung des Anteils der manuellen Arbeit, die in einigen Bereichen - insbesondere im innerbetrieblichen Transport, in der Lagerhaltung, in der Instandsetzung, aber auch in bestimmten Hauptprozessen wie der Montage - noch immer eine erhebliche Rolle spielt. Dadurch können bedeutende Quellen für die Steigerung der Arbeitsproduktivität erschlossen und die für die Erhöhung des Schichtfaktors notwendigen Arbeitskräfte gewonnen werden. Nicht zuletzt auch daraus ergeben sich bedeutende Aufgaben und Anforderungen an die metallverarbeitende Industrie, insbesondere den Maschinenbau, und die hier zu erbringenden wissenschaftlich-technischen Leistungen. Auch Fragen der weiteren zweckmäßigen Konzentration und Spezialisierung berühren wichtige Seiten, wie der wissenschaftlich-technische Fortschritt in der Volkswirtschaft noch wirksamer gemacht werden kann. Größere Serienmäßigkeit und Stückzählen (zum Beispiel durch zentrale Fertigungen) erlauben es, den Arbeitsaufwand und die Selbstkosten zu verringern, die Ausrüstungen besser auszulasten und die Effektivität der Fonds zu erhöhen.. Den Fragen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, seiner Förderung und Beschleunigung sowie der effektiven Anwendung seiner Ergebnisse in der Produktion ist - wie der IX. Parteitag hervorhob - bei allen Maßnahmen zur weiteren Vervollkommnung der Leitung, Planung und ökonomischen Stimulierung erstrangige Aufmerksamkeit zu schenken. Bei der Entwicklung der qualitativen Faktoren des Wachstums muß die Planung auf den verschiedenen Ebenen des Reproduktionsprozesses diesem Anliegen immer besser entsprechen, damit die intensivierenden Wirkungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts weiter zunehmen, er in noch größerem Maß zur steigenden Leistungsfähigkeit und Effektivität der Volkswirtschaft sowie für den gesamten gesellschaftlichen Fortschritt genutzt werden kann.

S. TANNHÄUSER

Probleme der Intensivierung der Grundfondsreproduktion

Der IX. Parteitag der SED hat beschlossen, weiterhin die entwickelte sozialistische Gesellschaft zu gestalten und so grundlegende Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zur kommunistischen Gesellschaft zu schaffen. Beim gegenwärtigen Entwicklungsstand der Produktivkräfte ist deshalb die Reproduktion der Grundfonds von groger Bedeutung für die Erfüllung der vom XXV. Parteitag der KPdSU und vom IX. Parteitag der SED gestellten Aufgaben zur Intensivierung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses. Der Bestand an Grundfonds der gesamten Volkswirtschaft der D D R entwickelte sich wie folgt: Jahr

Millionen Mark (zu vergleichbaren Preisen)

Prozent

1950 1960 1970 1974

268 550 324 852 466 722 551955

100 121 174 205

Die Intensivierung des Prozesses der Grundfondsreproduktion vollzieht sich in untrennbarem Zusammenhang mit allen anderen im betrieblichen Produktionsprozeß eingesetzten Ressourcen: 1. Das einzelne Arbeitsmittel ist in den modernen Produktionsprozessen nur als integraler Bestandteil von kompletten Arbeitsmittelsystemen (zum Beispiel Anlagen oder Maschinenfließreihen) einsetzbar; 2. Arbeitsmittelsysteme sind nur als integraler Bestandteil komplexer Ressourcensysteme funktionsfähig. Aus diesem Zusammenhang resultiert die Notwendigkeit, von der gegenwärtig noch immer vorherrschenden Reproduktion nur einzelner Grundmittel (Einzelreproduktion) zur Erneuerung kompletter Arbeitsmittelsysteme (Gesamtreproduktion) überzugehen, woraus sich auch die Möglichkeit zur Umwälzung der Verfahren und Technologien ergibt, die besonders hohen und zunehmenden Einfluß auf die Steigerung der Arbeitsproduktivität nehmen. Durch die erhöhte Gesamtreproduktion kann trotz verstärkter Grundmittelaussonderungen ein hoher Produktions- und Leistungszuwachs gewährleistet werden. 3. Arbeitsmittel und Arbeitsmittelsysteme sind nicht nur Mittel, die Produktivität des Produzenten und die Effektivität der Produktion zu erhöhen, sondern sie verändern auch die Arbeitsinhalte und nehmen so auf die Persönlichkeitsbildung der Menschen Einfluß. Dabei zeigt sich meines Erachtens in der Industrie der D D R gegenwärtig ein schnelleres Wachstum der Arbeitsproduktivität gegenüber der Grundfondsausstattung (in Prozent): 6

Intensivierung

81

Jahr

Grundfondsausstattung

Arbeitsproduktivität

1960 1970 1974

100 170,7 204,3

100 179 219

4. Bei dem hohen Einfluß der Grundfondsreproduktion auf die Effektivität kompletter Ressourcensysteme hängt von ihr zu einem großen Teil die Schaffung der erforderlichen materiellen Güter für die weitere Verbesserung der sozialen Lebenslage der Werktätigen ab. Aber es wäre falsch, den Zusammenhang zwischen Grundfondsreproduktion und Sozialpolitik nur auf diesen nachträglichen Effekt zu reduzieren. So ist ein hohes soziales Niveau unabdingbare Voraussetzung für das Stellen anspruchsvoller Aufgaben zur Grundfondsreproduktion, die nur durch die Menschen realisiert werden können, und schließlich ist die Beschaffenheit der Grundmittel, die bei ihrer Bedienung vorhandene Arbeitssicherheit, Arbeitserleichterung und die durch die Grundmittel geschaffene sachliche Arbeitsumwelt von hohem Einfluß auf die Zufriedenheit der Menschen im Produktionsprozeß selbst. Für die weitere Intensivierung der Reproduktion der Grundfonds ist der Hinweis von Karl Marx bedeutsam, daß die Arbeitsmittel die Fähigkeit besitzen, mehr gesellschaftliche Arbeitszeit einsparen zu helfen, als zu ihrer Produktion erforderlich war. 1 Die Intensivierung der Grundfondsreproduktion bedeutet, die ökonomische Wirksamkeit der Ressource „Arbeitsmittel" zu erhöhen, also mit dem in den Arbeitsmitteln vergegenständlichten gesellschaftlichen Arbeitsaufwand die Möglichkeiten zu schaffen, eine wachsende Menge Gebrauchswerte zu produzieren, was bei dem stets begrenzten Ressourceneinsatz mit sinkendem gesellschaftlichen Arbeitsaufwand je Gebrauchswerteinheit identisch ist. Die ökonomische Wirksamkeit der Arbeitsmittel reicht über deren gesamte Nutzungsdauer. Die genannte Bedingung der Intensivierung ist in sich widersprüchlich; denn der wissenschaftlich-technische Fortschritt bringt es mit sich, daß die Erhöhung des Arbeitsaufwandes bei der Arbeitsmittelproduktion eine notwendige Voraussetzung zur Erhöhung der zukünftigen Produktion und der Senkung des Wertes der einzelnen herzustellenden Erzeugnisse ist. Von der Höhe des Aufwandes der Arbeitsmittelproduktion hängt aber auch die Länge der Nutzungsdauer und die Eigenschaft des Arbeitsmittels ab, andere Arten gesellschaftlicher Arbeit einzusparen, also durch Arbeitsmittelaufwand zu substituieren. Diese funktionalen Abhängigkeiten reduzieren sich auf den Widerspruch zwischen dem Aufwand zur Schaffung der Ressourcen und dem Aufwand, der Ausdruck des Verbrauches der Ressourcen im Produktionsprozeß ist. In der Wirtschaftspraxis wird dies als das Verhältnis zwischen einmaligem und laufendem Aufwand ausgedrückt, wobei man unter dem laufenden Aufwand die Höhe der Selbstkosten der hergestellten Produkte versteht. Dieses Verhältnis enthält große theoretische Ungenauigkeiten. 1. Der meiste sogenannte einmalige Aufwand muß, wie jeder andere auch, immer

1

82

Vgl. K. Marx, Das Kapital, Erster Band, in: MEW, Bd. 23, Berlin 1962, insbesondere 5. 407 ff. Im Zusammenhang mit der Preisentwicklung für Investitionen scheint es angebracht, in Erinnerung zu bringen, daß K. Marx unter sozialistischen Produktionsverhältnissen auch die Einsparung von Mehrarbeit bei der Arbeitsmittelproduktion als einen ökonomischen Nutzeffekt bezeichnet.

wieder reproduziert werden. Der Unterschied zum sogenannten laufenden Aufwand besteht lediglich darin, daß der Zeitraum, bis zu dem diese Reproduktion stattfindet, mehr oder weniger lang ist. Bei Arbeitsmitteln schwankt er zwischen einer Produktionsperiode und mehreren Jahrzehnten. Der Aufwand für die Herstellung von Arbeitsmitteln enthält nur einige wenige Elemente, die tatsächlich dem Charakteristikum der Einmaligkeit entsprechen, also in ihrer konkreten Form nicht erneut wieder geschaffen zu werden brauchen, so z. B. die Planierung eines Geländes als Vorbereitung zum Aufbau von Anlagen oder die Umleitung eines Flusses, damit dort lagernde Bodenschätze erschlossen werden können. 2 2. Innerhalb des sogenannten laufenden Aufwandes sind echte einmalige Aufwendungen enthalten, so zum Beispiel Aufwendungen für besondere Sicherungsmaßnahmen bei extremen Witterungsbedingungen, besonderer Kälteschutz, Sicherung der Kühlwasserversorgung in heißen und trockenen Sommern, Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser, außergewöhnliche Aufwendungen bei mangelnder Materialversorgung, die durch zusätzliche Importaufwendungen ausgeglichen werden müssen und vieles andere mehr. 3 Schließlich ist jeder „einmalige" Aufwand zum Zeitpunkt seiner Verausgabung „laufender" Aufwand. 3. Innerhalb der Selbstkosten werden den praktischen Regelungen entsprechend nicht nur Aufwendungen verrechnet, die ihrem Wesen nach Ressourcenverbrauch darstellen, sondern Ressourcenschaffung verkörpern. Dazu gehören die Anteile für den Fonds Wissenschaft und Technik, die Aufwendungen für die Qualifizierung der Werktätigen und die Anteile für den Reparaturfonds. Aus diesen Gründen ist es meines Erachtens notwendig, in theoretischen Untersuchungen zwischen ressourcenschaffendem und ressourcenverbrauchendem Aufwand zu unterscheiden. In der Widersprüchlichkeit zwischen beiden das optimale Verhältnis zu erreichen, ist ein zentrales Problem des Wirtschaftswachstums. Dieses Optimierungsproblem ist bei den Arbeitsmitteln mehrdimensional und - durch folgende Faktoren gekennzeichnet: 1. Höhe des gesellschaftlichen Arbeitsaufwandes bei der Arbeitsmittelproduktion, 2. physisches Leistungsvermögen der Arbeitsmittel nach Menge und Qualität der in einer Zeiteinheit (Jahr) hergestellten Produkte, 3. Substitution anderer Arten gesellschaftlicher Arbeit (Substitutionseffekt) 4 und 4. Nutzungsdauer der Arbeitsmittel. 2

3

4

Das schließt auf keinen Fall aus, daß der einmal als Vorschuß geleistete gesellschaftliche Arbeitsaufwand auf andere Weise wieder zurückfließen muß. Selbst die Reparaturaufwendungen sind nicht eindeutig zu den „laufenden" Aufwendungen zu rechnen. Sie stellen zusätzliche Vergegenständlichung gesellschaftlicher Arbeit im Wert des Arbeitmittels dar. Deshalb schreibt Karl Marx auch: „Reparaturarbeiten und dergleichen, im Maß wie sie nötig werden, zählen bei der Rechnung zu den Originalkosten der Maschinerie ", Vgl. K. Marx, Das Kapital, Dritter Band, in: MEW, Bd. 25, Berlin 1973, S. 91. Da solche Substitutionen in der Regel erhöhten Aufwand bei der Arbeitsmittelproduktion verlangen (zum Beispiel Meß-, Steuer- und Regeltechnik als Voraussetzung zur Einsparung von Arbeitskräften oder zur besseren Material- und Energieausbeute), muß gelten: n

t Am 2J \Av — Substitutionseffekt ¿=o wobei: Am - gesellschaftlicher Arbeitsaufwand zur Arbeitsmittelproduktion; Av - gesellschaftlicher Arbeitsaufwand im laufenden Produktionsprozeß; i - Nutzungsdauer; 0 . . . n - Jahre; t - Erhöhung; \ - Senkung. 6«

83

Die aus diesen Faktoren resultierende optimale ökonomische Wirkungsfähigkeit wird mit Ressourcenpotenz bezeichnet. 5 Sie läßt sich wie folgt definieren: Die Ressourcenpotenz ist die ökonomische Wirkungsfähigkeit einer Ressource, ausgedrückt in dem Vermögen, während der Nutzungsdauer eine größere Menge gesellschaftlicher Arbeit einzusparen, als zur Schaffung der Ressource notwendig war, so daß mit Hilfe der Ressource bei sonst gleichem gesellschaftlichen Arbeitsaufwand eine größere Menge Gebrauchswerte erzeugt werden kann, bzw. der gesellschaftliche Arbeitsaufwand je Gebrauchswerteinheit sinkt. Die Ressourcenpotenz schließt den integralen Effekt ein. 6 Den Einfluß der einzelnen Faktoren auf die Ressourcenpotenz gibt die Tabelle 1 wieder.

Tabelle 1 Schematische Darstellung der Einflußfaktoren auf die Ressourcenpotenz Variante

Am

La

tN

1

2

3

4

5

6

7

8

9

1 2 3 4 5 6

1000 500 1000 1000 1000 1200

100 100 200 200 200 200

20 20 20 10 20 20

2000 2000 4000 2000 4000 4000

0,5 0,25 0,25 0,5 0,25 0,3

2000 2000 4000 2000 3600 3000

1,0 1,0 1,0 1,0 0,9 0,75

1,5 1,25 1,25 1,5 1,15 1,05

L«JV>

aVl

A"

2

av

a"2.

Es bedeuten = gesellschaftlicher Arbeitsaufwand zur Arbeitsmittelproduktion

Am

jährliches physisches Leistungsvermögen

La

%

= Nutzungsdauer

L('N>

=

physikalisches Leistungsvermögen in der Nutzungsdauer (Spalte 3 x 4 ) während der Nutzungsdauer im laufenden Aufwand umgewandelter Auf-

«Kj

wand zur Arbeitsmittelproduktion je Mengeneinheit der hergestellten Erzeugnisse (Spalte 1 : Spalte 5) •A v2 2

Sonstiger laufender Aufwand während der gesamten Nutzungsdauer =

sonstiger laufender Aufwand je Mengeneinheit der hergestellten Erzeugnisse (Spalte 7 : Spalte 5)

av

= gesamter laufender Aufwand je Mengeneinheit der hergestellten Erzeugnisse (Spalte 6 + Spalte 8)

5

Die Ressourcenpotenz ist nicht identisch mit dem Gebrauchswert der Arbeitsmittel, der bekanntlich zunächst qualitativ bestimmt ist und ausdrückt, welche Art konkreter Arbeit das Arbeitsmittel auszuüben gestattet (Erz schmelzen, Metall drehen usw.) sowie welche Wirkung es auf die Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen hat. V. Krasovskij, Integralnij effekt i faktorremeni. in: Voprosy ekonomiki, 8/1974, S. 3 ff.

6

94

Der Vergleich der einzelnen Varianten lägt folgende Schlugfolgerung zu: Vergleich Variante 1 und 2:

J e niedriger der Aufwand zur Arbeitsmittelproduktion bei sonst gleichen anderen Faktoren, desto höher ist die Ressourcenpotenz. J e höher das Leistungsvermögen bei sonst gleichen anderen Bedingungen, desto höher ist die Ressourcenpotenz. Bei sonst gleichen anderen Bedingungen führt eine Verkürzung der Nutzungsdauer zu einer Verminderung der Ressourcenpotenz, eine Verlängerung der Nutzungsdauer zu einer Erhöhung der Ressourcenpotenz.

Vergleich Variante 1 und 3 :

Vergleich Variante 3 und 4 :

Vergleich Variante 3 und 5 :

Bei sonst gleichen anderen Einflüssen erhöht sich die Ressourcenpotenz in dem Maße, wie der Substitutionseffekt wirksam wird. Solange unter sonst gleichen anderen Bedingungen der zusätzliche Aufwand zur Arbeitsmittelproduktion kleiner ist als die Einsparung des sonstigen laufenden Aufwandes, erhöht sich die Ressourcenpotenz.

Vergleich Variante 3 und 6:

Zusammengefaßt gilt für die Ressourcenpotenz folgende Zielfunktion: n

J?_ = r

,2 n L ( 1=2 " i =0

> max!

f Mengeneinheiten „ , , . I Zeiteinheiten

*i

bzw. der reziproke Wert: » A As 2 % i?v=— n * 2 Li

• min

T

Zeiteinheiten

1

1 Mengeneinheiten I

1

1

i= 0

Ich stimme also dem von Genossen Anciskin und Isupov genannten Zielkriterium zu. Exakt betrachtet, drückt die Ressourcenpotenz noch nicht die reale ökonomische Wirkung, sondern nur die einem Arbeitsmittel innewohnende ökonomische Wirkungsmöglichkeit aus. Inwieweit diese Möglichkeit auch ökonomische Realität wird, hängt vom konkreten Einsatz der Arbeitsmittel ab. Darauf haben die Fähigkeiten des Menschen, die ökonomischen Potenzen des Arbeitsmittels voll auszuschöpfen, entscheidenden Anteil. Die Intensivierung der Grundfondsreproduktion ist die Schaffung größerer Ressourcenpotenzen und deren vollkommenere Ausnutzung. Einen besonders hohen Einfluß auf die Reproduktion der Grundmittel und deren Intensivierung hat die Gebundenheit der Einzelarbeitsmittel. Unter der Gebundenheit der Arbeitsmittel ist die gegenseitig abhängige Funktionsfähigkeit einzelner Arbeitsmittel innerhalb eines Arbeitsmittelsystems zu verstehen. Mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt nimmt die Gebundenheit der Grundmittel ständig zu und gewinnt erhöhten Einfluß auf die Reproduktion der Grundmittel. Besonders stark ist diese Erscheinung bereits in der Grundstoffindustrie ausgeprägt, so in der Energieerzeugung, der Metallurgie, der Chemieindustrie, aber auch in der Lebensmittelindustrie. In der metallverarbeitenden Industrie und weiteren Zweigen, selbst

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in der Landwirtschaft schreitet dieser Prozeß auf der Basis weitergehender Arbeitsteilung sowie der Mechanisierung und Automatisierung schnell voran. Aus der hohen und zunehmenden Gebundenheit der Grundmittel ergibt sich, daß besonders all jene Reproduktionsmaßnahmen zu hohen Intensivierungseffekten führen, die zur besseren Ausnutzung der Ressourcenpotenz des gesamten Arbeitsmittelsystems führen. Dazu tragen besonders bei: - Rekonstruktionen, unter denen grundlegende Umgestaltungen kompletter Produktionsprozesse - meist auch bei gleichzeitiger Einführung neuer Technologien - mit Hilfe von Rationalisierungsmaßnahmen zu verstehen sind, - Erweiterungsinvestitionen in den Kapazitätsengpässen, mit denen bislang nicht voll genutzte Ressourcenpotenzen der Grundmittel der anderen Kapazitätsabschnitte besser ausgenutzt werden können, und - Ersatzinvestitionen, mit denen das wissenschaftlich-technische Niveau in der Breite des gesamten Grundfondsbestandes gehoben wird. Eine grundlegende volkswirtschaftliche Bedingung für hohe Effektivität der zahlreichen einzelnen Reproduktionsmaßnahmen ist die Wahrung optimaler Reproduktionsproportionen der Grundfonds. Unter den Reproduktionsproportionen ist das Verhältnis der gesellschaftlichen Arbeitsaufwendungen für die einzelnen Formen der Grundfondsreproduktion eines bestimmten Zeitraums (Jahr) zu verstehen. Es sind folgende drei Reproduktionsformen zu unterscheiden: 1. Erweiterungsinvestitionen (ijv); sie vergrößern den Grundfondsbestand quantitativ und im Maße der Überleitung neuer wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse auch qualitativ; 2. Ersatzinvestitionen (1 E ); sie vergrößern den Grundfondsbestand quantitativ nicht, da das Volumen an Ersatzinvestitionen immer nur die Größe der Grundmittelaussonderungen erreichen kann. Qualitativ wird der Grundfondsbestand jedoch durch die Überleitung wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse verbessert; 3. Reparaturen (fi); sie dienen im wesentlichen dem Erhalt des Grundmittelbestandes, indem die Grundmittel teilweise reproduziert werden. Diese drei Reproduktionsformen stehen in gegenseitiger Abhängigkeit und können sich in gewissen Grenzen gegenseitig substituieren. Da das gesamte Investitionsvolumen in jedem Jahr begrenzt ist, gilt folgender Wirkungsmechanismus: 7 t

ZJV

>• | IE

• R, bzw.

Eine Erhöhung des Anteils der Erweiterungsinvestitionen hat zwangsläufig eine Senkung des Anteils der Ersatzinvestitionen zur Folge. Wird weniger ersetzt, so muß die Reproduktion mit Hilfe von Teilreproduktion gewährleistet werden, wodurch der Anteil der Reparaturen wächst. Die einzelnen Reproduktionsformen unterscheiden sich in ihren ökonomischen Effekten. Bei Erweiterungsinvestitionen ist meistens ein hoher Produktionszuwachs potentiell möglich. Es werden aber auch gleichzeitig neue Arbeitsplätze geschaffen. Der Aufwand für die Erschließung von Gelände und anderer allgemeiner Investitionsaufwand ist sehr hoch. Bei Ersatzinvestitionen ist der Produktionszuwachs auf Grund der ausgesonderten 7

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Das ist eine volkswirtschaftliche Betrachtung. Die in den Betrieben vollzogenen einzelnen Reproduktionsmafjnahmen stellen in der Mehrzahl eine Mischung aus verschiedenen Reproduktionsformen dar.

Kapazitäten geringer, aber es werden Arbeitsplätze eingespart, der Erschliefjungs- und allgemeine Investitionsaufwand sowie der Reparaturaufwand sinken. Die Reparaturen, die Teilreproduktion durch Ausbessern oder Auswechseln einzelner Teile des Grundmittels bedeuten, werden gegenwärtig noch überwiegend mit handwerklichen oder manufakturmäßigen Methoden ausgeführt. Das verlangt einerseits hohe Qualifikation der Arbeitskräfte, führt aber andererseits nur zu einer relativ niedrigen Arbeitsproduktivität. Die Arbeitsproduktivität der Reparaturhandwerker in der sozialistischen Industrie der DDR beträgt nur etwa 45 Prozent gegenüber den Arbeitskräften in der Hauptproduktion der metallverarbeitenden Industrie. Dabei liegt die Qualifikation der Reparaturhandwerker jedoch um etwa 1 bis 2 Lohngruppen (bei insgesamt 8 Lohngruppen) höher als in der metallverarbeitenden Industrie. 8 Die Reproduktionsstruktur der Grundmittel ist aus Tabelle 2 zu ersehen. Tabelle 2 Rekonstruktionsstruktur der Grundmittel in der sozialistischen Industrie der Deutschen Demokratischen Republik Jahr

ErweiterungsInvestitionen

Ersatzinvestitionen

Reparaturen

1958* 1963 1971

1 1 1

0,26 0,32 0,16

1,38 1,03 0,53

* Nur volkseigene Industrie.

Dem entspricht eine Aussonderungsrate zwischen 1,5 und 2,0 Prozent des Grundfondsbestandes. Snejderov nennt für die Industrie der UdSSR folgende Aussonderungskoeffizienten: 1965 = 2,10,1970 = 1,85,1973 = 1,54.9 Ausgehend von detaillierten Analysenwerten von über 40 Kombinaten und Betrieben der Chemieindustrie der DDR, müßten die Aussonderungskoeffizienten für Ausrüstungen betragen: bei einem Verschleifjgrad von unter 40 Prozent = 3,4 . . . 4,3 Prozent, von 40 bis 50 Prozent = 5,0 . . . 6,0 Prozent und von über 50 Prozent = rund 6,0 Prozent.10 8

9

10

Die Effektivität der Reparaturarbeit kann jedoch nicht allein nach ihrer Produktivität beurteilt werden. Entsprechend dem integralen Effekt steht sie in funktionaler Abhängigkeit von der Restnutzungsdauer des Grundmittels. Je länger die Restnutzungsdauer, eine desto größere Ressourcenpotenz wird durch eine sonst gleiche Reparatur erhalten und erneut ökonomisch wirksam gemacht. A. Snejderov, Vosproizvodstvennye proporcii kapital'nych, in: Voprosy ékonomiki, 8/1975, S. 28. T. S. Chacaturov nennt als Aussonderung der verschlissenen Ausrüstung jährlich etwa 2 bis 3 Prozent (vgl. T. S. Chacaturov, Höhere Effektivität der gesellschaftlichen Produktion im neuen Fünfjahrplan der UdSSR, in: Wirtschaftswissenschaft, 8/1971, S. 1112). Für den Zeitraum 1961 bis 1966 nennt R. Otsason eine durchschnittliche Aussonderungsrate von 1,83 Prozent (Vgl. R. Otsason, Chozrascetii sroki sluzby osnovnych Fondov in: Voprosy ékonomiki, 11/1970, S. 83ff.). Vgl. H. Roscher, Grundfondsanalysen können die Grundfondsplanung verbessern, in: Die Wirtschaft, 2/1975, Beilage 4, S. 2.

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Ein sehr hoher Anteil Erweiterungsinvestitionen kann seine volle ökonomische Wirksamkeit nur in dem Maße erreichen, wie es gelingt, die ihm entsprechenden Ressourcensysteme komplett zu entwickeln. Das erweist sich immer mehr als eine Frage der Bereitstellung der erforderlichen Arbeitskräfte und auch der Erschließung der natürlichen Ressourcen. Die DDR liegt mit ihrem hohen Beschäftigungsgrad der Bevölkerung mit an der Spitze der Länder. Arbeitskräftereserven aus der nichtberufstätigen Bevölkerung sind kaum noch erschließbar. Der gegenwärtige geringe Arbeitskräftezuwachs ist demographisch begründet und hält nur wenige Jahre an. Der zu niedrige Anteil Ersatzinvestitionen hat zwar zu einem schnellen Produktionsanstieg beigetragen, aber zu einer ständigen Verschärfung des Mangels an Arbeitskräften geführt, woraus in verschiedenen Zweigen und Gebieten ernsthafte Schwierigkeiten für eine entsprechend hohe Auslastung der neuen Technik erwachsen. Gleichzeitig hat sich dadurch der Reparaturbedarf in einem solchen Maße vergrößert, daß er in verschiedenen Zweigen, wie beispielsweise in der Chemieindustrie nicht mehr voll gedeckt werden kann. Insofern ist der relativ niedrige Anteil der Reparaturen innerhalb der Reproduktionsproportionen 1971 durchaus nicht positiv zu beurteilen. Diese Aussagen sind abhängig vom Stand der Industrialisierung eines Landes. Ein Land, das den Übergang von einem Agrar- zu einem Industriestaat vollzieht, hat völlig andere Voraussetzungen für die Komplettierung von Ressourcensystemen als ein industriell voll entwickeltes sozialistisches Land. Unter unseren Bedingungen muß eine Erhöhung des Anteils der Ersatzinvestitionen im Interesse der Herstellung optimaler Reproduktionspositionen der Grundfonds gefordert werden. Überschlägliche Berechnungen für die chemische Industrie der DDR zeigen, daß der jetzige Anteil der Ersatzinvestitionen von 1,7 Prozent auf etwa 3,3 Prozent erhöht werden müßte. Gegen diese Forderung gibt es den Einwand, daß dann nicht mehr der zur Erfüllung der Hauptaufgabe notwendige Produktionszuwachs gewährleistet werden kann. Dieser Einwand ist insofern richtig, wenn man weiter wie bisher die Aussonderung und überhaupt die Grundfondsreproduktion als die einfache Summe der Reproduktion der einzelnen Grundmittel versteht. Aus der Gebundenheit der Grundmittel, also aus dem Systemcharakter der Arbeitsmittel ergibt sich aber zwangsläufig, daß vor allem durch Aussonderung und Ersatz kompletter Arbeitsmittelsysteme außerordentlich hohe ökonomische Effekte realisiert werden können. Im Gegensatz zur Einzelreproduktion bietet die Reproduktion kompletter Arbeitsmittelsysteme (Gesamtreproduktion) die Möglichkeit, die Technologien und Verfahren dem wissenschaftlich-technischen Höchststand entsprechend zu reproduzieren. Und gerade Technologien und Verfahren erweisen sich beim heutigen Stand von Wissenschaft und Technik als jene Ressourcen, die in besonders hohem Maße zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und Effektivität beitragen. Die Erhöhung des Anteils der Ersatzinvestitionen allein durch Vergrößerung der Einzelreproduktion würde also den Möglichkeiten und Notwendigkeiten des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in keiner Weise mehr entsprechen. Das Ersatzproblem kann nur als Gesamtreproduktion kompletter Arbeitsmittelsysteme gelöst werden. Das setzt eine klare, vom sich entwickelnden volkswirtschaftlichen Bedarf ausgehende und auf den neuesten Erkenntnissen von Wissenschaft und Technik beruhende langfristige Konzeption für die Grundfondsreproduktion voraus. Der gegenwärtig bestimmende Bilanzzeitraum von einem Jahr gibt weder den einzelnen Betrieben die notwendige Sicherheit für die Kontinuität der Investitionsreali88

sierung, noch gibt sie den zentralen Leitungsorganen einen genügenden Überblick, inwieweit mit den bereits getroffenen Investitionsentscheidungen das real rfiögliche physische Investitionsvolumen bereits ausgeschöpft wurde oder nicht. Zur Zeit ist noch der Umfang der Investitionsentscheidungen größer als das tatsächliche langfristige Aufkommen an Investitionsgütern und Montagekapazitäten. Das hat zur Folge: - Verschiebungen der Realisierungstermine der Investitionen, - Überschreitungen der geplanten Investitionsaufwendungen, - ein Zurückgehen der Bedeutung der Geldkategorien (der Finanzierung der Investitionen) und - Einschränkungen der Möglichkeiten für einen systematischen Grundmittelersatz. Aus diesen Gründen wird es notwendig, die Planung und die Bilanzierung für Investitionen auf 10 bis 15 Jahre auszudehnen, indem jedes Jahr (oder alle 2 bis 3 Jahre) Pläne und Bilanzen für diesen Zeitraum erarbeitet werden. Dabei rückt der Bilanzzeitraum mit jedem Schritt weiter vor. Das zeigt die Abbildung 1:

1 i

Bilanz 1 1

i

Bilanz 2 i

i—

Bilanz 3 1

I

Bilanz l Bi/anzS

1

1

Bilanz 6 US*.

' ' ' ' • I • I ' I i ' ' ' ' ' ' • 2

4

S

8

«J

12

Ä

16

8 John

Abb. 1 Prinzip iterativer Bilanzierung Mit einem solchen Vorgehen kann mit den Bilanzen iterativ der Ausgleich zwischen Bedarf und Aufkommen geklärt werden, wobei sich für ein gegebenes Kalenderjahr mit jedem Schritt der Anteil der nachgewiesenen Bedarfsdeckung erhöht. Das zeigt die Abbildung 2 (Siehe S. 90). Auch die Abrechnung der Grundmittelnutzung und -reproduktion im Rechnungswesen der Betriebe trägt bislang der zunehmenden Gebundenheit der Grundmittel zu wenig Rechnung. Nach wie vor werden einzelne Grundmittel aktiviert und abgeschrieben, und in der Statistik werden Gruppierungen vorgenommen nach Merkmalen der Gleichartigkeit einzelner Grundmittel und nicht nach Grundmittelsystemen (Anlagen). Da sich aber die Intensivierungseffekte aus dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt vor allem über die Gesamtreproduktion der Arbeitsmittelsysteme durchsetzen, müssen diese Hauptgegenstand der Entscheidung sowie Planung und somit auch der Grundmittelrechnung und -statistik werden. Das hat weitreichende theoretische wie praktische Konsequenzen, so auf das Problem des moralischen Verschleißes der Grundmittel, auf die Berechnung optimaler Nutzungszeiten für Grundmittelsysteme, auf die Abschreibungsmethoden, die Finanzierungsmethoden und die Weiterentwicklung des abrechnungstechnischen und statistischen Instrumentarismus. Forschungen zu diesen Problemen werden bereits durchgeführt.

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Biianzsituation

zum Zeitpunkt 0

Vorbereitung und Projektierung

Bilanzsituation

zum Zeitpunkt 4

Bau und Montage

Abb. 2 Prinzipschema für die langfristige Bilanzierung

Auf dem Gebiet der Investxtionsrealisierung ist der zunehmenden Gebundenheit der Arbeitsmittel bereits seit langem durch die Entwicklung von Industriezweigen des Anlagenbaus, zum Beispiel des Energie- oder des Chemieanlagenbaus, entsprochen worden. Ein zentrales Problem dieser durchaus noch nicht abgeschlossenen Entwicklung liegt darin, die ständig weiter fortschreitende gesellschaftliche Arbeitsteilung, die eine Bedingung raschen Wachstums der Arbeitsproduktivität ist, mit den aus der Gebundenheit der Arbeitsmittel resultierenden Anforderungen zur Integration der verschiedensten spezialisierten Teilarbeiten bei der Investitionsrealisierung in Übereinstimmung zu bringen. Von der Lösung dieses Problems hängen in beträchtlichem Mage die Höhe der Investitionsaufwendungen und das Tempo der Investitionsrealisierung ab. Das kann nur durch ein entsprechend hohes Niveau der Leitung der Investitionsrealisierung gewährleistet werden. In der DDR hat sich für die Realisierung vor allem von Anlageninvestitionen im Prinzip das System der Generalauftragnehmerschaft bewährt, wonach ein geeigneter Betrieb gegenüber dem Investitionsauftraggeber den Auftrag und die Verpflichtung übernimmt, eine komplette Anlage zu errichten und dem Investitionsauftraggeber funktionsfähig zu übergeben. In der Regel übernehmen Betriebe des Anlagenbaus die Funktion des Generalauftragnehmers; in Einzelfällen können das auch Ingenieurbetriebe oder Baubetriebe sein. Der Generalauftragnehmer (GAN) bindet Hauptauftragnehmer für Bau und Ausrüstungen, die ihrerseits Nachauftragnehmer für bestimmte Leistungen binden. Dieses Kooperationssystem kann in der Vertikalen fünf und mehr Stufen und insgesamt mehrere hundert, in Einzelfällen über tausend einzelne Betriebe umfassen. Die Funktions- und Reaktionsfähigkeit eines solchen Kooperationssystems ist für den Erfolg der Investitionsrealisierung von ausschlaggebender Bedeutung. Als Bedingung für hohe Effektivität gilt, dafj die Investitionsquote größer ist als die Grundfondsquote, also: 1

^ Ä X ^

90

, 8

G

X

=

wobei: i' I

— Investitionsquote = Investitionen eines Jahres

Ax = Veränderung der Produktionshöhe innerhalb eines Jahres g' = Grundfondsquote G = Grundfondsbestand X = Warenproduktion eines Jahres.

Aus theoretischer Sicht ist die Ungleichung i" > g vollauf begründet. Praktisch aber stellt sich in sehr vielen Fällen das Entgegengesetzte ein. Darauf nimmt die Dynamik der Investitionspreise einen erheblichen Einfluß. Das zu ändern ist selbstverständlich ein inhaltliches Problem, das eine noch sorgfältigere Vorbereitung der Investitionsvorhaben und den Übergang zu längerfristigen Planungs- und Bilanzierungszeiträumen verlangt. Auch muß eine noch höhere Stabilität in den Investitionsentscheidungen erreicht werden, weil jede Korrektur oder gar Aufhebung von Investitionsentscheidungen zu enormen Zusatzaufwendungen und Zeitverlusten führt. Aber das relativ ungünstige Verhältnis zwischen Investitionsund Grundfondseffektivität ist unter den Bedingungen der DDR auch ein Messungsproblem. Wir haben diese Preiserhöhungen näher untersucht und dabei die interessante Feststellung gemacht, daß die Preise für einzelne Arbeitsmittel, so wie sie aus den stationären Maschinenbaubetrieben geliefert werden, nur unbedeutend angestiegen sind. Der weitaus größte Anstieg liegt eindeutig in den mit den Bau- und Montageprozessen auf den Baustellen zusammenhängenden Arbeiten und Berechnungen. Dieser Tatbestand läßt die Schlußfolgerung zu, sich mit größerer Aufmerksamkeit den ökonomischen Prozessen in der Phase der Investitionsrealisierung, also auf den Baustellen, zuzuwenden. Die Untersuchungen zeigen, daß es hier Leitungsprobleme zu lösen gibt. Insbesondere gilt es, das richtige Prinzip der Generalauftragnehmerschaft durch Schaffung solcher Leitungsbedingungen weiter zu entwickeln, daß auch auf den Baustellen das Leninsche Prinzip der Einzelleitung konsequent durchgesetzt werden kann. Zwei Probleme sind dabei vorrangig zu lösen: 1. die Gleichschaltung der ökonomischen Interessen von Investitionsauftraggeber und Investitionsauftragnehmer sowie 2. die zeitweilige Einordnung von spezialisierten Kapazitäten ökonomisch und rechtlich selbständiger Betriebe in das Leitungssystem des Generalauftragnehmers und dessen Rechte. Der Investitionsauftraggeber ist eindeutig an hohen Ressourcenpotenzen seiner Grundmittel interessiert. Er verlangt hochleistungsfähige und dauerhafte Investitionslösungen mit möglichst geringem Aufwand. Der Generalauftragnehmer ist gemäß den geltenden Regelungen an einer möglichst großen Warenproduktion und hohem Gewinn interessiert. Die beiden Richtungen der ökonomischen Interessen führen zu Widersprüchen, deren Überwindung zur weiteren Intensivierung beitragen. Warenproduktion und Gewinn können gegenwärtig gesteigert werden, wenn möglichst tief spezialisiert und das stufenweise Kooperationssystem ausgeweitet wird. Genosse Kormnov hat in seinem Beitrag der fortschreitenden Spezialisiernug und Kooperation zu Recht einen hohen Rang für die Effektivitätssteigerung eingeräumt. Und doch verläuft dieser Prozeß differenziert. Für die Bau- und Montageprozesse bei der Investitionsrealisierung unter den Bedingungen der DDR muß man sagen, daß die Vertiefung der vertikalen Arbeitsteilung bei dem geltenden System der Aufwands91

Verrechnung sehr oft benutzt wird, um durch mehrfache Verrechnungen eine größere Warenproduktion und hohen Gewinn zu erzielen. Es kommt zum Beispiel vor, daß ein Betrieb als GAN eingesetzt wurde und der GAN-Direktor den eigenen Betrieb als Hauptauftragnehmer (HAN) und dieser wieder denselben Betrieb als Nachauftragnehmer bindet. Der Betrieb verkauft dann seine Waren zweimal an sich selbst mit dem entsprechenden Gewinn bzw. HAN-Zuschlag, bevor das Endprodukt, die Investition, mit dem GAN-Zuschlag an den Auftraggeber übergeben wird. Auf diese Weise wird mit der Begründung der weiteren Spezialisierung zusehends eine Zersplitterung der Investitionskapazitäten stimuliert. Daraus ergeben sich einerseits Preiserhöhungen bei Investitionen (ohne daß gegen die gesetzlichen Preisvorschriften verstoßen wird) und andererseits verschlechtern sich die Voraussetzungen für eine ordnungsgemäße Leitung der Investitionsdurchführung. Es sollten daher im Interesse höherer Produktivität in den Bau- und Montageprozessen und des Abbaus ungerechtfertigter Zuschläge innerhalb der Investitionspreise neue Formen der Zusammenführung, der Kombination von verschiedenen Gewerken in einer Wirtschaftseinheit erforscht werden. Die bessere Annäherung der ökonomischen Interessen und der Stimulierungen muß mit der Weiterentwicklung des Systems der Leitung der Investitionsrealisierung insgesamt erreicht werden. Sie steht mit der zeitweiligen Einordnung von spezialisierten Kapazitäten in das Leitungssystem des Generalauftragnehmers in direktem Zusammenhang. Insbesondere wäre zu untersuchen, wie ein unter der Leitung eines Generalauftragnehmers stehendes zeitweiliges Kooperationssystem in die verschiedenen Typen von Betrieben einzuordnen ist. Von der theoretischen Seite her muß man ohne Zweifel das unter der Leitung eines GAN-Direktors stehende Kooperationssystem als einen besonderen Betriebstyp bezeichnen. Der Betriebszweck ist mit Abschluß der Investitionsrealisierung erfüllt, so daß der Betrieb wieder aufgelöst werden kann. Die Anerkennung dieses Kooperationssystems als eines Betriebs (besonderer Art) schließt ein, daß hier auch alle Leninschen Leitungsprinzipien uneingeschränkt wirken müssen, besonders das Prinzip der Einzelleitung. Dadurch wird für den GAN-Direktor die Übereinstimmung der Verantwortlichkeit mit seinen Rechten herbeigeführt. Die praktischen Lösungen können keineswegs durch Aufgabe des im Prinzip völlig richtigen Gedankens der Generalauftragnehmerschaft gesucht werden. Zur Diskussion stehen drei Vorschläge: 1. Die als GAN vorgesehenen Betriebe müssen mit spezialisierten Kapazitäten so komplex ausgestattet sein, daß sie den überwiegenden Leistungsbedarf mit eigenen Kapazitäten decken können. Dadurch verwandelt sich ein großer Teil der bisherigen zwischenbetrieblichen Kooperationsbeziehungen in innerbetriebliche Beziehungen, so daß hier die Leninschen Leitungsprinzipien uneingeschränkt gelten. Der Trend der ständig weiteren Spezialisierung und vertiefenden Arbeitsteilung muß durch zunehmende Integration spezialisierter Kapazitäten in einen Betrieb ergänzt werden. 2. Der Generalauftragnehmer wird zu einem Leitungsorgan des Investitionsauftraggebers. Er bindet Hauptauftragnehmer nach Bilanzgrößen in Rahmenverträgen und erhält das Recht, den HAN im Rahmen dieser Verträge verbindliche Weisungen zu erteilen. Diese Form setzt eine stabile langfristige Planung und Bilanzierung sowie die darauf basierende langfristige Bindung der Hauptauftragnehmer voraus. 3. Mit Ausnahme der Planung und Bilanzierung nach Jahresscheiben wird das gegenwärtige GAN-System im Prinzip beibehalten. Der GAN erhält aber zusätzlich das Recht, in Zweifelsfällen den ihm zugeordneten Kooperationspartnern Weisungen zu erteilen, die eine Veränderung der Aufwandsstruktur und (oder) eine zeitliche Ver92

Schiebung der Aufwendungen zur Folge haben, ohne daß das vertraglich gebundene Gesamtvolumen überschritten wird. Besonders die unter 1. genannte Form scheint zu der günstigsten Lösung zu führen. Auch hier muß ein gewisser Teil spezieller Bau- und Montageleistungen durch Kooperation mit anderen Betrieben gesichert werden. Das sollte über globale Vertragsvereinbarungen erfolgen, in deren Rahmen der GAN-Direktor volles Weisungsrecht erhält. Mit diesen leitungsmäßigen Veränderungen ergeben sich Möglichkeiten, die Reaktionsfähigkeit der Investitionssysteme zu erhöhen, den jetzt riesigen Koordinierungsaufwand zu senken und damit schneller und reibungsloser neue wissenschaftlich-technische Erkenntnisse während der Investitionsrealisierung überzuleiten. Zugleich wird die physische Leistungsfähigkeit der künftigen Arbeitsmittelsysteme erhöht, die Investitionszeiten verkürzt und die Investitionsaufwendungen werden gesenkt. Das ist gleichbedeutend mit Erhöhung der Ressourcenpotenzen und Intensivierung des Reproduktionsprozesses im Interesse der besseren Erfüllung der Hauptaufgabe. Besondere Beachtung bei der weiteren Intensivierung der Grundfondsreproduktion verlangt das oft geäußerte Argument, ein zunehmender Anteil von Ersatzinvestitionen (und damit Aussonderungen) gestatte nicht mehr den notwendigen hohen Produktionszuwachs. Gegen dieses Argument müssen die Möglichkeiten der erhöhten Schichtausnutzung und der verbesserten Instandhaltung angeführt werden. Geht man vom Schichtkoeffizienten des gesamten Grundfondsbestandes aus, der den Kalendertag in drei Arbeitsschichten von je 8 Stunden unterteilt und aussagt, in wieviel Schichten die Grundmittel genutzt werden, so ergibt sich für die Industrie der DDR ein Schichtkoeffizient im Jahre 1974 von 1,33 Schichten gegenüber maximal drei möglichen Schichten. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wird eine Erhöhung des Schichtkoeffizienten auf 1,60 in einem Zeitraum von etwa 10 Jahren möglich und notwendig gehalten. Diese erhöhte Ausnutzung wird auch durch die ständige Erhöhung der Ausstattung der Werktätigen mit Grundmitteln aus ökonomischen Gründen erforderlich. Die Erhöhung des Schichtkoeffizienten auf 1,60 würde bedeuten, dag für fast 12 Mrd. Mark Ausrüstungen nicht benötigt würden. Dieser Tatbestand gewinnt für die Intensivierung deshalb so überragende Bedeutung, weil wir ständig Schwierigkeiten haben, einen den tatsächlichen Erfordernissen entsprechenden hohen Grad von Aussonderungen alter Grundmittel zu erreichen. Es wird dadurch Raum für die Realisierung einer weitreichenden Ersatzstrategie geschaffen. 12 Mrd. Mark entsprechen immerhin reichlich einem Zehntel des gesamten Ausrüstungsbestandes unserer Industrie. Die aus erhöhter Schichtarbeit resultierenden Möglichkeiten, eine großzügige Ersatzstrategie zu realisieren, hat selbstverständlich auch große Bedeutung für die Senkung der Reparaturzeiten. Unter die zusätzliche Aussonderung fallen vor allem jene Teile der Grundfonds, die bereits eine lange Nutzungszeit verkörpern und deshalb sich in jener Nutzungsphase befinden, in der größere Reparaturen anfallen, um ihre Einsatzfähigkeit zu erhalten. Die Reparaturzeiten müssen darüber hinaus auch durch die Steigerung der Produktivität der Reparaturarbeiten gesenkt werden. Das bedeutet vor allem, das System der Austauschreparaturen zu organisieren und in zunehmendem Maße die planmäßig vorbeugende Instandhaltung durchzusetzen. Mit dem System der Austauschreparaturen ziehen industrielle Fertigungsmethoden in die Instandhaltung ein. Das setzt aber eine bedeutende Erhöhung des Standardisierungsgrades gleichartiger Ausrüstungen, zum Beispiel Motoren, Pumpen, Wärmetauscher, Lastkraftwagen usw., voraus. Trotz der möglichen Maßnahmen zur Industrialisierung der Instandhaltung muß man damit rechnen, daß die Arbeitsproduktivität bei der Herstellung von Arbeits93

mitteln schneller steigen wird als bei ihrer Reparatur. Das ist eine Folge unterschiedlicher objektiver Produktionsbedingungen in diesen beiden Bereichen. Die unterschiedlichen Tempi der Produktivitätsentwicklung in der Arbeitsmittelproduktion und der Grundmittelreparatur werfen für die Forschung neue Fragen der Bestimmung von Nutzungszeiten für Grundfonds und von hier ausgehend neue Probleme der Amortisation der Grundfonds und der Finanzierung der Reproduktionsmafjnahmen auf.

W . HEINRICHS

Zur Intensivierung und Effektivität der gesellschaftlichen Produktion und dem Platz der Materialökonomie in diesem Prozeß Meinen Bemerkungen zur Vervollkommnung der Materialökonomie im Prozeß der vertieften Intensivierung sollen zunächst einige Gedanken zu zwei Problemen vorangeschickt werden, die sowohl in anderen uns vorliegenden Beratungsmaterialien als auch in der Diskussion eine zentrale Rolle spielten. Es handelt sich im Grunde genommen um zum Teil noch ungelöste Probleme, die das Wechselverhältnis von Intensivierung und Effektivität der gesellschaftlichen Produktion betreffen. Wie die Erfahrungen lehren, berühren sie auch grundlegende methodologische Fragen künftiger reproduktionstheoretischer Forschungen. Die Materialien unserer Beratung fixierten übereinstimmende Standpunkte zur Effektivität der gesellschaftlichen Produktion. Gleichzeitig reflektieren sie den erreichten Erkenntnisstand zur Intensivierung. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dafj auf diesem Gebiet noch Fragen auftreten, denen sich die wirtschaftswissenschaftliche Forschung verstärkt zuwenden mufj. Sie hängen mit der Entwicklung des reifen Sozialismus zusammen und betreffen vor allem die sozialökonomische Seite der intensiv erweiterten Reproduktion. Darüber zu beraten und gemeinsame Standpunkte zu finden, ist sehr nützlich. Worin liegt die Problematik? Letztlich leiten wir die Intensivierung, leiten wir den erreichten Grad der Intensivierung von der erzielten Produktionseffektivität ab. Das ist ein fast übereinstimmender Standpunkt, der in der Literatur eingenommen wird. Die Unzulänglichkeit eines solchen Vorgehens ist aber den meisten Autoren klar, weshalb auch sofort - und das geschieht in den vorliegenden Materialien unserer Beratung ebenfalls - darauf hingewiesen wird, dag diese Effektivität, verstanden als ein Verhältnis von Aufwand/Ergebnis, stets aus den Hauptzielen der sozialökonomischen Entwicklung abgeleitet und begründet werden muß. In diesem Zusammenhang wird sehr oft von den sozialen Folgen der Effektivitätssteigerung gesprochen. Hingegen werden Untersuchungen zu den wachsenden sozialen Voraussetzungen für eine stabile Effektivitätssteigerung in Gegenwart und Zukunft vernachlässigt. An Lösungswegen besonders zu dieser letzteren Problematik wird von verschiedenen wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen gearbeitet. Sie betreffen durchweg Einzelfragen, nicht aber den politökonomischen Gesamtzusammenhang. Für die Erfassung dieses politökonomischen Gesamtzusammenhangs bedarf es zunächst der Definition des Problems, um auf dieser Grundlage Schritt um Schritt Lösungen ableiten zu können. Effektivität als Verhältnis von Aufwand zum Ergebnis spiegelt zunächst die materiell-stoffliche Seite der intensiv erweiterten Reproduktion wider. Auf deren sozialökonomische Seite kann von diesem Effektivitätsbegriff nicht unmittelbar geschlossen werden. So gesehen ist dieser Effektivitätsbegriff die materielle Grundlage, die materielle Voraussetzung dafür, dag der Typ der intensiv erweiterten Reproduktion unter den Bedingungen des entwickelten Sozialismus zur Reproduktion der sozialistischen Produktionsverhältnisse, ihrer verschiedenen Seiten und Elemente führt. Von dort

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her gehen die wichtigsten Impulse auf die Steigerung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion aus. Mit zunehmender Reife des Sozialismus wächst die Notwendigkeit, die sozialen Triebkräfte für eine kontinuierliche Effektivitätssteigerung ständig und immer wieder erneut auf höherer Stufenleiter zu reproduzieren. Darin liegt doch der eigentliche gesetzmäßige Mechanismus für die wachsende Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik mit zunehmender Reife des sozialistischen Typs der intensiv erweiterten Reproduktion. Der Einfluß der Persönlichkeitsentwicklung, der Einfluß der Vertiefung des sozialistischen Charakters der Arbeit, seiner einzelnen Merkmale auf eine kontinuierliche Effektivitätssteigerung nehmen zu. Dieser sozialökonomische Beziehungsreichtum der intensiv erweiterten Reproduktion würde aber nicht vollständig reflektiert werden können, wenn als alleiniges Ergebniskriterium der Intensivierung schlechthin ein Aufwand-Ergebnis-Verhältnis fungieren würde. Ein möglicher Ansatz, an dem zur Zeit in unserem Institut gearbeitet wird, läßt sich davon leiten, die sozialen Folgen und sozialen Voraussetzungen für eine kontinuierliche Effektivitätssteigerung in Gegenwart und Zukunft herauszuarbeiten, um aus dieser komplexen Sicht die Fortschritte im Grad der sozialistischen Intensivierung zu werten. Bislang waren alle Versuche, in das ökonomische Verhältnis von Aufwand und Ergebnis soziale Komponenten einzubeziehen, um so weniger von Erfolg, je mehr diese Versuche von Bemühungen begleitet waren, nicht quantifizierbare Prozesse in dieses Verhältnis zu integrieren. Die Erfahrungen lehren, daß solche Bemühungen im Extrem zu einer Vernachlässigung der ökonomischen Effektivität und ihres Ausweises bei der Beurteilung der Leistungsfortschritte führen und in einer Art von Verwischung oder gar der Verwässerung des Aufwand-Ergebnis-Verhältnisses enden können. Deshalb ist unser Ausgangspunkt ein anderer, der hier nur in wenigen Sätzen umrissen werden kann. Die Effektivitätssteigerung ist wichtigste Ausgangsform der Zeitökonomie, deren Ziel im Sozialismus bekanntlich darin besteht, disponible Zeit zu schaffen. Die disponible Zeit ist Quelle für die Erweiterung aller materiellen - und darauf aufbauend auch geistigen Bedingungen für die Persönlichkeitsentwicklung. Diese Bedingungen verschmelzen im wachsenden Maße mit der erweiterten Reproduktion jener sozialen Triebkräfte, die für die stabile Effektivitätssteigerung in Gegenwart und Zukunft unerläßlich sind. Hier erfahren die Beziehungen der Effektivität (als Ergebniskriterium der Intensivierung) zur sozialökonomischen Seite der intensiv erweiterten Reproduktion eine ständige Bereicherung. Sie sind in die Beziehungen von Ressourcennutzung und Bedürfnissen einschließlich des Grades ihrer Befriedigung eingebettet. Die sozialen Folgen und Voraussetzungen einer kontinuierlichen Effektivitätssteigerung sind nicht ein für allemal gegeben. Sie unterliegen der gleichen Dynamik wie die Gesellschaft insgesamt, deren Indikatoren sie sind. Deshalb würde es sich nicht nur für die kontinuierliche Effektivitätssteigerung in der Zukunft als nachteilig erweisen, wenn die sozialen Triebkräfte nicht auf dem möglichen und erforderlichen Niveau reproduziert werden. Ebenso nachteilig oder sogar schädlich wäre es, die sozialen Voraussetzungen einer künftigen Effektivitätssteigerung unrealistisch im Widerspruch zum erreichten Grad der Bedürfnisbefriedigung zu bestimmen. Um zu verdeutlichen, was ich meine, sei diese Problematik an dem Verhältnis von qualitativen und quantitativen Wachstumsfaktoren dargestellt. Solange zum Beispiel grundlegende Bedürfnisse der Werktätigen noch nicht mengenmäßig ausreichend befriedigt werden können, solange wir den gesellschaftlichen Bedarf an leistungsfähigen Arbeitsmitteln noch nicht ausreichend decken können, so lange werden auch alle jene Intensivieru'ngswege eine bedeutende Rolle spielen, die auf eine quantitative Produk-

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tionsausweitung bei gleichzeitiger Senkung des gesellschaftlichen Arbeitsaufwandes hin tendieren. Das bedeutet, bei der Erschließung von Produktivitätsreserven, die in der Tat im Ersatz quantitativer durch qualitative Faktoren erschlossen werden können, stets vom real erreichten Niveau der Bedürfnisbefriedigung auszugehen. Im engen Zusammenhang dazu stellt sich uns ein zweites Problem, das die weiteren, aus dem gesellschaftlichen Fortschritt resultierenden, inhaltlichen Anforderungen an die Effektivität als Ergebniskriterium der Intensivierung betrifft. Wie in der UdSSR, so ist auch unter Ökonomen der DDR der Standpunkt vorherrschend, daß sich der Grad der Intensivierung darin ausdrücken muß, wie die Effektivitätssteigerung als Quelle des ökonomischen Wachstums fungiert. Ein zunehmender Intensivierungsgrad ist mit der Tendenz identisch, daß der Anteil der Effektivitätssteigerung am ökonomischen Wachstum zunimmt. Wird nun dieses Ergebniskriterium der Analyse der Entwicklung zugrunde gelegt, dann treten einige Probleme auf. In den 50er Jahren waren in der DDR die Zuwachsraten der Produktivitätssteigerung und die Entwicklung der Grundfondsquote bedeutend höher als zu Beginn der 60er Jahre und in der Gegenwart. Gleiches trifft auch auf den Anteil intensiver Faktoren am Nationaleinkommenzuwachs zu. Obwohl die damalige Beschäftigtenlage noch nicht so angespannt war wie heute, wurden bereits damals immerhin mehr als 80 Prozent des Nationaleinkommenszuwachses durch Produktivitätssteigerungen erwirtschaftet. Dennoch meinen wir, daß zur damaligen Zeit der Intensivierungsprozeß noch nicht in voller Breite wirksam war, wenn auch ein beträchtlicher Anteil des ökonomischen Wachstums im damaligen Zeitraum auf Effektivitätssteigerungen zurückzuführen war. Abgesehen davon, daß ein noch so sorgfältig ausgewähltes Kriterium niemals die konkrete Analyse widersprüchlicher sozial-ökonomischer Prozesse in der Wirtschaftspraxis ersetzen kann, ist noch folgendes von Belang: Meines Erachtens muß das Ergebniskriterium der Intensivierung um einen Aspekt ergänzt werden, der auch in den Arbeiten einiger sowjetischer Ökonomen eine Rolle spielt. Er hängt mit den verschiedenen Stufen der Intensivierung zusammen; wie überhaupt die Intensivierung selbst einen Entwicklungsprozeß in der Ökonomie der entwickelten sozialistischen Gesellschaft durchläuft. Das Problem besteht darin, daß unter den Bedingungen der intensiv erweiterten Reproduktion selbst nur kurzfristig wirksam werdende Effektivitätssteigerungen in Voraussetzungen für dauerhafte langfristige Effektivitätssteigerungen in der Zukunft umgewandelt werden müssen. Das ergibt sich aus der Logik der intensiv erweiterten Reproduktion selbst. Denn je mehr die Effektivitätssteigerung für die Dynamik des Reproduktionsprozesses ausschlaggebend ist, desto weniger darf die Kontinuität der Effektivitätssteigerung verletzt werden. In den 50er Jahren aber beruhte die Effektivitätssteigerung auf den bisher bekannten, überwiegend quantitativen Wachstumsfaktoren. Sie konnten nicht in Voraussetzungen für langfristige Effektivitätssteigerungen umgewandelt werden. Und dies war auch noch nicht möglich, wenn man das hohe Spannungsverhältnis zwischen Produktion und Bedürfnissen, das heißt den relativ niedrigen Grad der Bedürfnisbefriedigung im Auge hat. Auch die in den Jahren 1966 bis 1970 feststellbare Erhöhung der Grundfondsquote war fast ausschließlich auf Struktureffekte zurückzuführen. Sie und andere Faktoren der Effektivitätssteigerung verwandelten sich aber nicht in ausreichendem Maße in Bedingungen zur langfristigen Sicherung der Proportionalität und damit in stabile Voraussetzungen für eine dauerhafte Effektivitätssteigerung. Daher nahmen die Spannungen in einigen Reproduktionsbereichen zu, die - ausgehend von den Beschlüssen des VIII. Parteitages der SED - mit großen Anstrengungen in den Jahren 1971 bis 1975 erfolgreich Schritt für Schritt eingedämmt werden konnten. 7

Intensivierung

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In den Jahren 1971 bis 1975 verbesserte sich zwar die Investitionseffektivität, was unter anderem auf relativ günstige Aktivierungsquoten der Investitionen, auf die Nutzung der Abschreibungen für Erweiterungsinvestitionen zurückzuführen war. Diese Erscheinungen stehen jedoch in einem gewissen Mißverhältnis zu der in gleichem Zeitraum sinkenden Grundfondsquote. Davon muß bei der Bewertung der Fortschritte und Probleme ausgegangen werden, wenn der Intensivierungsgrad der Grundfonds jetzt und künftig analysiert wird. Bei der Effektivität, wenn sie als Ergebniskriterium für die Intensivierung fungieren soll - was ich unbedingt für richtig halte - , muß der Aspekt der dauerhaften Sicherung von Effektivitätssteigerungen in der Zukunft folglich eine Rolle spielen. Dieser Aspekt gewinnt immer mehr an Bedeutung für die Ausarbeitung langfristiger Intensivierungsstrategien auf der Ebene der Volkswirtschaft, der Ebene der Kombinate und Betriebe. Er ist auch untrennbar verbunden mit der weiteren Vervollkommnung der materiell-technischen Basis und der Schaffung solcher materiell-technischer Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zur nächsthöheren Phase der kommunistischen Formation. Die Aufgaben einer bedeutenden Erhöhung der Materialökonomie spielen bei der Sicherung einer dynamischen und stabilen Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR in den kommenden Jahrzehnten eine große Rolle. Auf dem IX. Parteitag der S E D wurde von Genossen Erich Honecker im Bericht des Zentralkomitees sowie in der Direktive zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR in den Jahren 1976 bis 1980 mit großem Nachdruck hierauf verwiesen. Dabei handelt es sich keineswegs darum, daß sich die Anforderungen an eine erhöhte Materialökonomie und an die langfristige Sicherung der Rohstoff-, Brennstoff- und Energieversorgung nur aus veränderten Außenwirtschaftsbeziehungen und aus den spezifischen Bedingungen der in der DDR verfügbaren Rohstoff- und Brennstoffressourcen ergeben. Für den Ausbau der materiell-technischen Basis entsprechend den Bedingungen der entwickelten sozialistischen Gesellschaft sind eine langfristig orientierte Deckung des Rohstoff-, Brennstoff- und Energiebedarfs und eine intensivere Nutzung materialökonomischer Effekte entscheidende Voraussetzungen. Sowohl die ökonomische Integration der RGW-Länder zur gemeinsamen Sicherung einer langfristigen Rohstoffund Energieversorgung, die Erschließung und der Ausbau der eigenen Rohstoff- und Energiequellen der DDR als wichtige Elemente der proportionalen und dynamischen Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion als auch ein erhöhter Wirkungsgrad aller materialökonomischen Prozesse gewinnen als Intensivierungsfaktoren für die Erhöhung der volkswirtschaftlichen Effektivität immer mehr an Gewicht. Einige Zahlenangaben und Überlegungen mögen dies verdeutlichen. Für die jährlich durchschnittliche Steigerung der industriellen Warenproduktion um 6,4 Prozent im Zeitraum der Jahre von 1971 bis 1975 stand ein um etwa 3,2 bis 3,4 Prozent jährlich wachsendes Rohstoffaufkommen zur Verfügung. Es wurde ein durchschnittlicher jährlicher Nationaleinkommenszuwachs von 5,4 Prozent erzielt. Dies erforderte bereits große Anstrengungen und bedeutende Investitionsmittel zur Entwicklung leistungsfähiger Produktionsgrundlagen. Im kommenden Planjahrfünft soll die industrielle Warenproduktion jährlich um 6 bis 6,3 Prozent steigen, das Nationaleinkommen um etwa 5 Prozent, während für das Wachstum des Rohstoffaufkommens jährlich etwa 2,8 Prozent verfügbar sind. Das bedeutet, daß der spezifische Verbrauch an volkswirtschaftlich wichtigen Rohstoffen, Energieträgern und Materialien durchschnittlich jährlich um etwa 3 Prozent gesenkt werden muß. Diese anspruchsvolle Zielstellung ist nur zu sichern durch konsequente Erhöhung der Materialökonomie. Die Senkung

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des spezifischen Materialverbrauchs und darüber hinaus die Verbesserung des Nettowirkungsgrades der Stoffumwandlung sind wichtige Bedingungen, um die Proportionen zwischen Wachstum der industriellen Warenproduktion und Zuwachs an Rohstoffvorkommen zu verändern und damit die Effektivität der Volkswirtschaft insgesamt zu verbessern. Die Bedingungen der Proportionalität und Effektivität unserer Volkswirtschaft verlangen in den nächsten 10 bis 15 Jahren Mindestziele anzustreben, wonach etwa 60 Prozent des Zuwachses industrieller Warenproduktion durch die Senkung der Verbrauchsintensität und 40 Prozent dieses Zuwachses durch Erweiterung der Rohstoffaufkommen materiell gesichert werden. In den zurückliegenden Jahren lag der Anteil des Erweiterungsaufkommens volkswirtschaftlich wichtiger Rohstoffe an der materiellen Sicherung des Zuwachses der industriellen Warenproduktion bei etwa 60 Prozent. Aus dieser notwendigen „Umkehrung" der Proportionen und der dazu erforderlichen Senkung der Verbrauchsintensität von Energie und Rohstoffen zur Sicherung des wirtschaftlichen Wachstums im Verlauf des nächsten Jahrzehnts geht erneut der zwingende Einfluß von Wissenschaft und Technik auf die ökonomische und soziale Entwicklung hervor. Das gesellschaftliche Gesamtprodukt stieg in der Volkswirtschaft der DDR zwischen 1960 und 1974 auf das 2,2fache, während das produzierte Nationaleinkommen auf das l,9fache wuchs. Daraus ergibt sich, daß der Materialverbrauch mit einem Wachstum auf das 2,4fache einen noch schnelleren Anstieg als das gesellschaftliche Gesamtprodukt aufwies (alles in vergleichbaren Preisen). Bezogen auf die eingesetzten Arbeitskräfte heißt das, daß gegenwärtig von einer Arbeitskraft eine Materialmenge be- und verarbeitet wird, die etwa 2V2 mal größer ist als im Jahre 1960. Auch daran zeigt sich, welche neuen Maßstäbe an die Wirksamkeit der Materialökonomie anzulegen sind. In Bereichen und Zweigen, die Rohstoffe, Energie und Materialien aller Art produzieren und transportieren, sind mehr als die Hälfte aller Arbeitskräfte der materiellen Produktion beschäftigt. Mehr als zwei Drittel aller Produktionsgrundfonds der Volkswirtschaft kommen gegenwärtig in diesen Bereichen und Zweigen zum Einsatz. Etwa 30 Prozent der Investitionen, die in der ganzen Volkswirtschaft eingesetzt werden, sind auch in Zukunft für den Ausbau der Rohstoff- und Energiebasis notwendig. Rund 30 Prozent des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens sind gegenwärtig für die Sicherung des Energie- und Rohstoffbedarfs eingesetzt. Das wird sich auch in den nächsten Jahren und voraussichtlich auch im nächsten Jahrzehnt nicht wesentlich verändern. Der weitaus größte Teil der in der Volkswirtschaft erzeugten Elektroenergie geht in den Materialverbrauch der Material produzierenden und transportierenden Zweige selbst ein. Expertenschätzungen gehen davon aus, daß trotz vieler gegenläufig wirkender Faktoren in den nächsten 10 bis 15 Jahren jene Faktoren überwiegen werden, die auf eine Erhöhung des spezifischen Aufwandes pro Rohstoffeinheit hin tendieren. In dieser Aufwandsentwicklung sind nicht nur die Investitionen, sondern auch bestimmte Arten von laufenden Aufwendungen, wie zum Beispiel die Kosten für Importrohstoffe, eingeschlossen. Verglichen zur Entwicklung in den letzten 1V2 Jahrzehnten ist künftig mit Steigerungen des Investitionsaufwandes pro Rohstoffeinheit zu rechnen, die zwischen 50 bis 70 Prozent in den restlichen 70er Jahren und mit Steigerungen bis zu 100 Prozent in den 80er Jahren liegen. Schon für die Sicherung der einfachen Reproduktion und noch mehr für die Deckung des Erweiterungsbedarfs muß auch künftig ein relativ hohes Maß an Investitionen aufgewandt werden. Alle diese Tatsachen bestätigen die Notwendigkeit, in langfristiger Sicht die Prozesse der Rohstoff-, Energie- und Materialwirtschaft immer besser zu beherrschen r

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und in die vertiefte Intensivierung des gesamten Reproduktionsprozesses zu integrieren. Die Vervollkommnung der Materialökonomie stellt einen Prozeß der Ökonomisierung der gesellschaftlichen Gesamtarbeit dar. Der hohe Vergesellschaftungsgrad der Produktion und die wachsenden Größenmaßstäbe der sachlichen Produktivkräfte erfordern es, die Nutzung aller Rohstoff- und Energiequellen und die materialökonomischen Prozesse als einheitlichen und sich wechselseitig bedingenden Komplex aufzufassen und diesen so zu gestalten, daß langfristig der Aufwand an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit pro Einheit der Bedürfnisbefriedigung sinkt. Das schließt auch ein, die Konsequenzen zu bedenken, die sich aus dem Wachstum der materiellen Produktion und der Bedürfnisbefriedigung für die Reproduktion der Naturressourcen und für den Schutz der natürlichen Umwelt ergeben. Dabei kann es nicht darum gehen, das ökonomische Wachstum und damit die Möglichkeiten der weiteren Bedürfnisbefriedigung zu beschränken. Der ständige Leistungsanstieg der Wirtschaft, der mit der Beschleunigung und Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts verknüpft ist, muß verbunden werden mit einer Beherrschung des Verhältnisses zwischen den Stoffmengen der Arbeitsgegenstände und den damit produzierten Gebrauchswerten, die für produktive und konsumtive Zwecke Verwendung finden. Vervollkommnung der Materialökonomie bedeutet letztlich nichts anderes, als daß durch vielfältige Erschließung aller Reserven das volkswirtschaftliche Endprodukt, bezogen auf eine Einheit des spezifischen Aufwandes für Rohstoffe, Energie und Material, steigt und somit eine Erhöhung der volkswirtschaftlichen Effektivität herbeigeführt wird. Oder anders ausgedrückt: durch die zunehmend produktive Nutzung der Materialbeziehungen in der arbeitsteiligen vergesellschafteten Produktion sind höhere Effekte zu erzielen, die zu einer Senkung des für das volkswirtschaftliche Endprodukt notwendigen gesellschaftlichen Arbeitsaufwands führen. Vervollkommnung der Materialökonomie bedeutet aber zugleich die Gestaltung solcher ökonomischer Bedingungen, die den sparsamsten Umgang mit Stoffen während ihres Kreislaufes begünstigen. Wenn vom Kreislauf gesprochen wird, dann ist vom ökonomischen Standpunkt dabei nicht nur an die Prozesse gedacht, die mit der Loslösung dieser Stoffe aus dem Naturverbund beginnen, sich über die Verarbeitung fortsetzen und schließlich beim Finalerzeugnis enden. Dazu gehören auch Prozesse der Rückführung von Produktions- und Konsumtionsexkrementen in den ökonomischen Kreislauf bzw. ihre schadlose Rückführung in den Naturverbund. Ein zentrales Anliegen verstärkter interdisziplinärer naturwissenschaftlicher und wirtschaftswissenschaftlicher Forschung besteht deshalb darin, diese Verflechtungsbeziehungen, die den wechselseitigen Zusammenhang von verfügbarer Ressource, ihres Einsatzes im arbeitsteiligen Stufenprozeß der Produktion bis hin zu den Bedürfniskomplexen vermitteln, zu analysieren und transparenter zu machen. Dem müßte sich dann die Bestimmung aller jener Abschnitte und Schwachstellen im stoffwirtschaftlichen Kreislauf anschließen, in denen der spezifische Stoffaufwand besonders hoch ist und dessen Senkung beträchtliche volkswirtschaftliche Effekte zeitigt. Daran anknüpfend müßten langfristige und kurzfristige Zielstellungen abgeleitet werden für die Entwicklung und den Einsatz energie- und rohstoffsparender Technologien, für die Substitution von Materialien, für das Auffinden neuer Anwendungsbereiche von Sekundärrohstoffen, für die Ausbreitung effektiver Konsumtionsformen, beispielsweise durch die Entwicklung von Dienstleistungen in Korrelation zur Konsumtion im Haushalt usw. In letzter Konsequenz geht es mit diesen interdisziplinär angelegten Forschungen darum, den Nettowirkungsgrad wichtiger Rohstoffe bei ihrer Umwandlung

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aus ihrem Rohstadium in Endprodukte und bei ihrer gesellschaftlichen bzw. individuellen Nutzung entschieden zu verbessern. Übrigens verlangen diese Bemühungen, den Nettowirkungsgrad in der Stoffumwandlung zu verbessern, nicht nur zweigbezogene Analysen und Forschungen. Es dabei zu belassen, würde bedeuten, von vornherein auf volkswirtschaftlich wichtige Reserven zu verzichten, die eben in der veränderten Gestaltung dieser über Betriebe und Zweige hinausragenden Verflechtungsbeziehungen liegen. Deshalb konzentriert sich unser Institut auf Untersuchungen, die den gesamten Stoffkreislauf erfassen. Sie sind auf Endprodukte ausgerichtet, die wiederum zu Bedürfniskomplexen zusammengefaßt werden. Zu diesen Bedürfniskomplexen gehört ohne Zweifel auch der Ernährungskomplex. Mit der Nutzung der Ergebnisse von Wissenschaft und Technik ist für die Erhöhung der Materialökonomie ein hoher Beitrag zu leisten. Die Direktive zur Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR in den Jahren 1976-1980 orientiert darauf, etwa 80 Prozent der notwendigen Materialeinsparungen durch wissenschaftlich-technische Leistungen zu erbringen. Dieser Prozeß verläuft jedoch nicht automatisch, er besitzt zum Teil widersprüchlichen Charakter und erfordert eine qualifizierte Leitung, Planung und ökonomische Stimulierung. Mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt ergeben sich Veränderungen im Verhältnis von lebendiger und vergegenständlichter Arbeit. Einerseits sinkt der Materialverbrauch pro Produkt, andererseits steigt der Anteil des Materialaufwandes an der Wertgröße der Erzeugnisse. Die Beherrschung dieser komplizierten Zusammenhänge auf allen Ebenen der Volkswirtschaft als Quelle steigender Effektivität setzt voraus, daß vor allem die technologische Forschung und Entwicklung verstärkt für materialökonomische Prozesse und für die volle Ausschöpfung der Gebrauchswerteigenschaften der Roh- und Werkstoffe wirksam gemacht werden. Es geht darum, eine komplexe Nutzung der Rohstoffe zu sichern und die Qualität der Roh- und Werkstoffe zu verbessern, eine breite Anwendung von materialund energiesparenden Technologien und Konstruktionen durchzusetzen und den ökonomischen Leichtbau zu fördern. Das schließt auch die Senkung der Ausschuß-, Nacharbeits- und Garantieleistungskosten ein, hohe Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Gebrauchswerte stellen darüber hinaus einen nicht zu unterschätzenden Faktor für Verminderung des mit Reparaturarbeiten beschäftigten Teils des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens dar. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die beschleunigte Nutzung einheimischer Rohstoffe in Verbindung mit der Realisierung wissenschaftlich-technischer Ergebnisse für die Erhöhung der Materialökonomie. Die Anstrengungen richten sich vor allem auf die Erschließung und rationelle Nutzung von Braunkohle, Kali, Erdgas, Kupfer, Tonen und Sanden und weiteren Baustoffen. Da sie mit relativ hohen Investitionsaufwendungen verknüpft sind, ist es besonders wichtig, die aus dem wechselseitigen Ersatz von einmaligem und laufendem Aufwand an vergegenständlichter Arbeit herrührenden Effekte zu nutzen und für die Effektivitätssteigerung der Volkswirtschaft wirksam zu machen. Auf längere Sicht ist damit ein Eigenanteil am Rohstoffaufkommen in wertmäßiger Höhe von etwa 40 Prozent zu sichern. In diesem Zusammenhang spielt die Rückführung von Sekundärrohstoffen und industriellen Abprodukten in den Wirtschaftskreislauf eine nicht unerhebliche Rolle. Wir haben zur Zeit einen Verwertungsgrad von Sekundärrohstoffen und industriellen Abprodukten von rund 24 Prozent erreicht, der laut Direktive bis zum Jahre 1980 auf 30 Prozent steigen soll. Das ist ein bereits beachtliches Niveau, und mit diesen Ziffern stehen wir in der Spitzengruppe industriell entwickelter Staaten. Eine weitere Steigerung des Verwertungs101

grades von Abprodukten und Sekundärrohstoffen ist jedoch nur durch anspruchsvolle wissenschaftlich-technische Leistungen möglich. Sie müssen auf die Entwicklung und den Einsatz neuer Technologien der Aufbereitung und Wiederverwendung auch in anderen Anwendungsbereichen als den Erstverbrauchern gerichtet sein. Da zum Beispiel bei festen mineralischen Rohstoffen der mengenmäßige Anteil einheimischer Rohstoffe am Rohstoffzuwachs insgesamt in den nächsten Jahren mehr als doppelt so hoch als der wertmäßige Anteil sein wird, wächst das Bedürfnis nach solchen Technologien, die einen höheren Grad der komplexen Nutzung von Rohstoffen, besonders aber ihrer wertvollen Begleitkomponenten sicherstellen. Im Grunde genommen handelt es sich hier um eine wachsende Vergesellschaftung in der Nutzung von Naturressourcen, für die neue Technologien die materiell-technischen Voraussetzungen bilden und für die auch bestimmte Seiten der sozialistischen Produktionsverhältnisse weiterentwickelt werden müssen. Prinzipiell genommen geht es doch darum, den volkswirtschaftlich zulässigen Spielraum technologischer Veränderungen in der Stoffwirtschaft zu ermitteln. In erster Linie betrifft das die Ermittlung des volkswirtschaftlich notwendigen und zulässigen Ausmaßes an Aufwendungen für die Anwendung von technologischen Verfahren zur Rückgewinnung von Abprodukten im Vergleich zur Erzeugung entsprechender Primärprodukte. Dieser Vergleich ist nur dann möglich, wenn wir über objektive Verfahren zur Bewertung natürlicher Ressourcen verfügen. Denn Primär- und Sekundärproduktion von Stoffen unterscheiden sich ökonomisch und besonders in ihren sozialen Wirkungen vor allem durch die Beanspruchung natürlicher Ressourcen. Werden beim Vergleich von Primär- und Sekundärproduktion eben Aufwandselemente ausgeklammert, die zur Reproduktion der natürlichen Potentiale erforderlich sind, so könnten der Entwicklung der Sekundärwirtschaft auf weite Sicht ernste Hindernisse in den Weg gelegt werden. Kostspielige Belastungen bei der nachträglichen Beseitigung von Umweltschäden wären die zwangsläufige Folge. Natürlich wird die Entwicklung abproduktarmer Technologien sowie die Entwicklung von Technologien, die in noch breiterem Umfang als bisher die Wiederverwendung von Abprodukten und Konsumtionsexkrementen ermöglichen, einen längeren Zeitabschnitt erfordern. Aber diese Seite des wissenschaftlich-technischen Fortschritts gehört fest in die Strategie des gesellschaftlichen Voranschreitens und ist eine wichtige Komponente, um die Errungenschaften von Wissenschaft und Technik in den Dienst einer stabilen, wachstumsorientierten Wirtschaft zu stellen. Deshalb muß die politische Ökonomie aus Prognosen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts rechtzeitig auch die wissenschaftlichen Grundlagen für die ökonomische Regelung ünd Stimulierung solcher Technologien ausarbeiten und ständig vervollkommnen. Bei allen Anstrengungen, Ökonomisierung der gesellschaftlichen Gesamtarbeit und Verstärkung der Materialökonomie als einheitlichen Prozeß bei der allseitigen Intensivierung der Volkswirtschaft der DDR zu sichern, wird die weitere Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und der stärkere Ausbau der materiell-technischen Basis in der DDR langfristig nur in engem Zusammenhang mit der Wirtschaftsintegration der RGW-Länder auf effektive Weise für das jeweilige Land wie für die Staatengemeinschaft insgesamt möglich sein. Der Grad der bisherigen Verflechtungen der sozialistischen Volkswirtschaften ermöglicht und erfordert die vereinten Anstrengungen aller RGW-Länder zur gemeinsamen Sicherung der langfristigen Rohstoff-, Brennstoff- und Energieversorgung. Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der langfristigen Bedarfsdeckung ist aber die ungleichmäßige Verteilung der mineralischen Ressourcen auf die einzelnen RGW-Länder. Der hohe Stand der Selbstversorgung

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der RGW-Länder ist vor allem auf die großen Rohstofflieferungen der Sowjetunion an die anderen RGW-Länder zurückzuführen. Die Erschließung der Ressourcen in der Sowjetunion, die bei einzelnen Rohstoffen und Energieträgern nicht unbegrenzt vorhanden sind, stößt auf aufwandssteigernde Faktoren, die unter anderem in der RGWGemeinschaft zukünftig wachsende Investitionsbeteiligungen erfordern. Rohstoffimportierende Länder wie die DDR stehen vor größeren Anforderungen an die Bereitstellung der erforderlichen Maschinen und Ausrüstungen für die Erschließung neuer Rohstoffvorkommen, insbesondere in den nördlichen und östlichen Regionen der Sowjetunion. Diese Entwicklung ist mit Auswirkungen auf die Struktur des Maschinenbaus und anderer Zweige der verarbeitenden Industrie in der DDR verbunden, die Tendenzen zur Erhöhung der Materialintensität in der Volkswirtschaft hervorrufen können. Mit der weiteren Vervollkommnung der Materialökonomie in diesen Zweigen wie in der gesamten Volkswirtschaft der DDR soll auch erreicht werden, derartige Tendenzen nicht nur zu kompensieren, sondern zugleich in eine Senkung des spezifischen Bedarfs an Rohstoffen, Energie und Material umzukehren. Als komplexer ökonomischer Prozeß bei der allseitigen Intensivierung der volkswirtschaftlichen Reproduktion richtet sich die Vervollkommnung der Materialökonomie auf alle Phasen und Stufen des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses. Sie umfaßt nicht nur die Wege und Methoden zur rationelleren Nutzung der Rohund Brennstoffressourcen und zur ökonomischen Materialverwendung, um das volkswirtschaftliche Endprodukt und seine Nutzung bei geringstem Aufwand an Material, Energie und Arbeitszeit zu erhöhen. Sie schließt auch die Entwicklung einer effektiven Rohstoff- und Materialstruktur, den Ausbau zielgerichteter Substitutionsbeziehungen, die Ökonomisierung der Bestands- und Vorratshaltung und die rationelle Gestaltung der materialwirtschaftlichen Zirkulationsprozesse, insbesondere der Transport-, Umschlags- und Lagerungsprozesse, ein. Unter den Bedingungen des hohen Vergesellschaftungsgrades der sozialistischen Produktion kommt dem Aspekt des Zusammenhangs von Materialökonomie, Ökonomie der lebendigen Arbeit und Grundfondsökonomie eine hohe Bedeutung zu. Die produktive Nutzung des Materials ist bei gegebener Technologie mit einem bestimmten Einsatz von Arbeitsmitteln und sie in Bewegung setzenden Arbeitskräften verbunden. Die Materialökonomie wird damit selbst zu einem wesentlichen Bestimmungsfaktor des zu erzielenden Niveaus der Arbeitsproduktivität und Grundfondseffektivität. Diese Beziehungen werden besonders deutlich in der extraktiven Industrie, wo veränderte Bedingungen in der Ausbeute nutzbarer Komponenten weit stärker das Niveau von Arbeitsproduktivität und Grundfondsquote beeinflussen, als es Veränderungen in der Technologie in den verarbeitenden Industriezweigen vermögen. Mit der Steigerung des Produktionswachstums in der extraktiven Industrie wird unter diesen Bedingungen eine Tendenz zur Verschlechterung des Niveaus von Arbeitsproduktivität und Grundfondsquote in der Industrie insgesamt ausgelöst, die der Kompensation in anderen Zweigen bedarf. Und noch einen weiteren Gesichtspunkt gibt es zu beachten. In den Stufenprozessen der arbeitsteiligen gesellschaftlichen Produktion - von der Rohstoffgewinnung bis zur Produktion der Endprodukte und ihrer produktiven und konsumtiven Nutzung - sind eine Vielzahl von Produktionsbetrieben ökonomisch und materiell-technisch verbunden. Wirkungen der Materialökonomie übertragen sich damit auf volkswirtschaftliche Kooperationsketten, die mit der weiteren Vergesellschaftung der Produktion, der territorialen Spezialisierung und der Kombinatsentwicklung noch zunehmen und zu einer Vielzahl von Zwischengliedern im Reproduktionsprozeß füh-

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ren. Diese Verflechtungen ermöglichen nicht nur höhere Effekte in der Materialnutzung selbst. Die Auswirkungen aus einer verstärkten Materialökonomie erstrecken sich zugleich auch auf eine absolute und relative Verminderung des Aufwands an Produktionsgrundfonds und an lebendiger Arbeit in den Vorstufen gegenüber den Endstufen der Produktion. Durch materialökonomische Prozesse wird damit eine höhere Steigerung der volkswirtschaftlichen Effektivität erzielt, als sie sich allein aus der in den verschiedenen Produktionsstufen erzielten relativen Senkung des Materialverbrauchs ergeben würde. Dies findet seinen Ausdruck in der Entwicklung des vollen Arbeits- und Grundfondsaufwandes für das volkswirtschaftliche Endprodukt in der Verflechtungsbilanz der Volkswirtschaft. In langfristiger Sicht wird mit den Wirkungsbedingungen, die sich aus einer Vervollkommnung der Materialökonomie für die Verminderung des Grundfonds- und Investitionsaufwandes zur Erkundung und Erschließung von Lagerstätten und zur Gewinnung und zum Transport von Rohstoffen ergeben, eine der bedeutendsten Reserven für die vertiefte Intensivierung der Volkswirtschaft erschlossen. In der arbeitsteiligen gesellschaftlichen Produktion vollziehen sich innerhalb der vergegenständlichten Arbeit Prozesse, die auf das engste mit einer Weiterentwicklung der Materialökonomie bei der Erhöhung der volkswirtschaftlichen Effektivität verbunden sind. Bedeutende Effektivitätsprobleme erwachsen zum Beispiel aus der Tatsache, daß in den Produktionsstufen zur Herstellung der Finalprodukte relativ hohe Verluste und Abfälle an nutzbaren Stoffen entstehen. So sind etwa nur 30 bis 50 Prozent der ursprünglich gewonnenen Metallmasse in den Enderzeugnissen der metallverarbeitenden Industrie vorhanden. In der Energiewirtschaft können nur 15 bis 20 Prozent des Kaloriengehaltes der Primärenergie als Nutzenergie verwendet werden. Das bedeutet, daß unter den gegenwärtigen wissenschaftlich-technischen Bedingungen ein erheblicher Teil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit an die Bewegung von Stoffund Energiemassen gebunden wird, die nicht in das volkswirtschaftliche Endprodukt eingehen, sondern Verluste und Abprodukte darstellen. Mit wachsender Größenordnung der gesellschaftlichen Produktion erweitert sich auch das Volumen der Verluste und Abprodukte und erfordert steigende Aufwendungen für die Verwertung oder Beseitigung und für die Verminderung von damit verbundenen Umweltbelastungen. Effektivitätsprobleme sind auch mit den Prozessen der Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für die Gewinnung eines höheren Grades der Stoffveredelung und höherer Qualität der Gebrauchswerte verbunden. Die Ausgangsstoffe der Produktion können bei der stufenweisen Be- und Verarbeitung eine recht unterschiedliche Veredelung durch die gesellschaftliche Arbeit erfahren und zu den verschiedensten Produkten umgewandelt werden. Ein hoher Veredelungsgrad der Rohstoffe bedeutet eine bessere und vollständigere Nutzung der Rohstoffressourcen, die Gewinnung von mehr und qualitativ hochwertigeren Produkten für die weitere Verarbeitung im Stufenprozeß. Hohe Qualität der Zwischenprodukte erlaubt bei der weiteren Be- und Verarbeitung eine Senkung der Abfälle und Verluste, ermöglicht Arbeitszeit- und Kosteneinsparungen durch Verminderung der Zeit für Ausschuß, Nacharbeit und Garantieleistungen, senkt Wartungs- und Reparaturaufwand bei der Maschinenarbeit und erhöht die Bearbeitungsmöglichkeiten. In der Konsumtionssphäre zahlt sich eine höhere Qualität insbesondere bei hochwertigen Erzeugnissen in größerer Zuverlässigkeit und längerer Lebensdauer aus und führt damit ebenfalls zu verminderter Beanspruchung der gesellschaftlichen Gesamtarbeit. Die Tendenzen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zu höherer Stoffveredelung sowohl bei den Endprodukten als auch bei den Zwischenprodukten der Be-

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und Verarbeitung sind in enger Verbindung mit den Fragen der Standardisierung, der Dimensionierung und des Leichtbaues sowie der Verbesserung des Verhältnisses zwischen Masse und Leistung der Produkte zu sehen, da es stets darauf ankommt, mit allen materialökonomischen Prozessen den relativen Rohstoff- und Materialbedarf zu senken und volkswirtschaftliche Gesamtarbeit einzusparen. Es verdient daher auch besondere Aufmerksamkeit, dag steigende Aufwendungen für die Erschließung und Gewinnung von Rohstoffen in Endprodukten mit einem hohen Veredelungsgrad weniger zur ökonomischen Wirkung kommen als in Produkten mit niedrigen Stoffveredelungsgraden. Das ist nicht nur für die Nutzung einheimischer Rohstoffe wichtig, deren Effektivität mit der Erhöhung des Veredelungsgrades der daraus produzierten Gebrauchswerte steigt. Unterschiedliche ökonomische Auswirkungen der für die Rohstoffgewinnung erforderlichen Aufwendungen auf Grund der verschiedenen Stoffveredelungsgrade können auch für die effektive Gestaltung der Import-Exportrelationen große Bedeutung gewinnen. Innerhalb des großen Komplexes der Rohstoffe, Werkstoffe und der verschiedensten Zwischenprodukte und Materialien wird durch die Prozesse der Materialsubstitution eine intensivere Nutzung der verfügbaren Rohstoff-, Brennstoff- und Energieressourcen gefördert. Dabei ist es nötig, Zeitpunkt und Umfang der Substitution unter Berücksichtigung des Erkundungsvorlaufs und der Nachfolgewirkungen in den Anwendungsbereichen richtig zu bestimmen. Hiervon hängt es unter anderem ab, wie der Beitrag von Veränderungen der Materialstruktur für Substitutionen zu werten ist, welchen Spielraum progressive Prozesse bei der Materialstruktur für volkswirtschaftlich effektive Substitutionen eröffnen und welche Maßstäbe für die Beurteilung von Sättigungsgrenzen für Substitution in den verschiedenen Einsatzgebieten anzulegen sind. Je früher die Substitution im arbeitsteiligen Stufenprozeß der Produktion erfolgt, das heißt Halb- und Zwischenfabrikate erfaßt, um so stärker ergeben sich Auswirkungen auf die Umgestaltung der Produktionsstruktur der Volkswirtschaft. Mit der Durchsetzung von Materialsubstitutionen sind in langfristiger Sicht effektive Veränderungen in der Produktionsstruktur zu sichern, die zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und zur Erhöhung der Grundfondseffektivität in der Volkswirtschaft insgesamt beitragen. Auch hier handelt es sich letzten Endes um Auswirkungen aus materialökonomischen Prozessen für die Ökonomisierung der gesellschaftlichen Gesamtarbeit. Spezielle Probleme der Vervollkommnung der Materialökonomie für die Vertiefung der Intensivierung der volkswirtschaftlichen Reproduktion ergeben sich aus ihren Beziehungen zu den in der Volkswirtschaft zu tätigenden Investitionen und insbesondere zum Verhältnis von Erweiterungs- und Rationalisierungsinvestitionen. Es wird immer dringender, Material- und Grundfondsreproduktion als einheitlichen, sich wechselseitig bedingenden Prozeß zu betrachten. Materialökonomische Effekte können einerseits zu beträchtlichen Entlastungen hinsichtlich der notwendigen Investitionen in grundfonds- und energieintensive Zweige führen. Andererseits ist die Entwicklung von material- und energiesparenden Technologien vielfach auch mit beachtlichem Investitionsaufwand verbunden. Dennoch dürfte, wie aus verschiedenen Berechnungen hervorgeht, der Investitionsaufwand für die Nutzung materialökonomischer Reserven im Stufenprozeß der Produktion des öfteren unter dem Investitionsaufwand liegen, den die weitere Erschließung und der Ausbau von Rohstoff- und Energieressourcen erfordert. Auch stößt die Ausbreitungsgeschwindigkeit neuer bzw. weiterentwickelter Werkstoffe und Materialien teilweise auf technologische Grenzen in den verschiedenen Einsatzgebieten und Be- und Verarbeitungsstufen, so daß sich Zeitverzögerungen 105

für die effektive Nutzung ergeben. Umgekehrt kann sich aber auch durch nicht fertiggestellte Investitionsobjekte und durch nicht rechtzeitige Realisierung von projektierten technisch-ökonomischen Parametern bei neuen Investitionen die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Werkstoffe verlangsamen, obwohl die geeigneten Arbeitsmittel und Technologien in den Anwendungsbereichen rechtzeitig verfügbar sind. Die Prozesse, die sich zwischen dem vorgeschossenen Aufwand und dem laufenden Aufwand an vergegenständlichter Arbeit in den verschiedenen Stufen der Produktion vollziehen, bedürfen zweifellos noch einer stärkeren theoretischen und empirischen Durchdringung. Obwohl die materialökonomischen Prozesse sich in erster Linie auf die Produktion konzentrieren und hier besonders in der produktionsvorbereitenden Phase die entscheidenden Auswirkungen festgelegt werden, ist mit der Vervollkommnung der Materialökonomie auch auf die Intensivierung der Zirkulationsprozesse einzuwirken. Die Funktionstüchtigkeit der Zirkulation besitzt entscheidende Bedeutung für die Kontinuität und Stabilität der Produktion. Die materiell-technische Versorgung der produzierenden Einheiten der Volkswirtschaft ist bedarfsgerecht zu sichern, was Disponibilität und Flexibilität in der Vorratswirtschaft voraussetzt. Die Erschließung der materialökonomischen Effekte der Vorratswirtschaft erfordert die Planung des volkswirtschaftlichen Vorratsfondszuwachses, die Festlegung technisch-ökonomisch begründeter Relationen zwischen den einzelnen Vorratsarten als Bestandteil der staatlichen Bilanzen und die Vorratsplanung der Betriebe als Bestandteil der betrieblichen Planung. Dabei ist den Effektivitätsansprüchen an die Beschleunigung des Umschlages und an die relative Verminderung des Vorratswachstums gegenüber dem Wachstum der Produktion nachzukommen. Wesentliche Aspekte der Produktionsmittelzirkulation erstrecken sich auf die Vervollkommnung der Kooperationsbeziehungen zwischen Liefer-, Handels- und Verbraucherbetrieben. Die Wahrnehmung der Zirkulationsfunktionen ist dabei durch die Organe vorzunehmen, die die Realisierung mit einer hohen Effektivität sichern können. Eine effektivere Produktionsmittelzirkulation, die zugleich eine hohe Versorgungsstabilität gewährleistet, erstreckt sich auch auf die Entwicklung der Transport-, Umschlags- und Lagerungsprozesse durch schwerpunktmäßige Mechanisierung und Automatisierung und rationelle Gestaltung der notwendigen Verwaltungsarbeit. Zur Beschleunigung des Zugriffs bei der Erfüllung von Versorgungsaufgaben bei geringeren Kosten ist stärker auf die Nutzung der Vorteile zentraler Lager zu orientieren. Da die Kontinuität der Produktion wesentlich von der Einhaltung, der Lieferfristen bestimmt wird, kann die termingemäße Erfüllung der Lieferverpflichtungen als ein wichtiges Kriterium der Vorratsökonomie gewertet werden. Aus der weiteren Vervollkommnung der materialökonomischen Prozesse ergeben sich hohe Anforderungen an den Zeithorizont und an die Komplexität der Leitung, Planung und ökonomischen Stimulierung. Dabei kommt der Beherrschung der Verflechtungen zwischen den Planteilen Wissenschaft und Technik, Grundfondsökonomie sowie Kosten und Finanzen eine hohe Bedeutung zu. Entsprechend der zentralen Konzeption zur Erhöhung der Materialökonomie im Zeitraum 1976 bis 1980, die die entscheidenden Aufgaben und Maßnahmen enthält, sind für alle Leitungsebenen die materialökonomischen Schwerpunktaufgaben komplex zu planen und gezielt zu stimulieren. Darüber hinaus wird es zukünftig auch in wachsendem Maße notwendig sein, wichtige Instrumente der langfristigen und komplexen Planung wie die Zielprogramme weiter zu entwickeln und ihre Einordnung in die proportionale Gesamtentwicklung zu verbessern. Einen Schwerpunkt für die leitungsmäßige Beherrschung der materialökonomischen

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Prozesse bildet die weitere Vervollkommnung der Arbeit auf dem Gebiet der Material- und Energieverbrauchsnormen. In der Direktive des IX. Parteitages der SED wird nachdrücklich auf diese Aufgaben hingewiesen. Es geht darum, die Zielstellungen für die Senkung des Verbrauchs an Roh- und Werkstoffen und Energie auf der Grundlage staatlich festgelegter Normative über die betrieblichen Material- und Energieverbrauchsnormen, die dem neuesten technisch-ökonomischen Niveau und dem sozialistischen Sparsamkeitsprinzip entsprechen, durchzusetzen. Es ist dabei zu beachten, dafj es in der Volkswirtschaft der DDR gegenwärtig beispielsweise etwa 50 Millionen Materialverbrauchsnormen als Teile-, Baugruppen- und Erzeugnisnormen gibt. Deshalb ist die genaue Bestimmung der Verantwortung für die Ausarbeitung, ständige Überarbeitung, Verteidigung, Bestätigung und Abrechnung der Normen, für ihre Analyse und Kontrolle in allen Untergliederungen der Betriebe und Kombinate ausschlaggebend. Mit der Normenarbeit werden Grundlagen geschaffen, um für die Werktätigen in den produktionsvorbereitenden Abteilungen und in der unmittelbaren Fertigung technisch-ökonomisch begründete Vorgaben zur Einsparung von Material und Energie abzuleiten, um deren Einhaltung und Unterbietung im Rahmen des sozialistischen Wettbewerbs gerungen wird. Zugleich werden damit die Grundlagen für eine wirksamere materielle und moralische Stimulierung vervollkommnet, da sie an die Einführung arbeitsplatzbezogener Normen und Kennziffern gebunden ist. Der Zusammenhang zwischen Materialeinsparung und ökonomischen Vorteilen für die Werktätigen wird so für jeden deutlich. Über die Entwicklung der Materialkosten und der Selbstkosten insgesamt wirken die normativen Grundlagen der materialökonomischen Prozesse im Wechselspiel mit anderen Effektivitätsvorgaben auf die Erhöhung der volkswirtschaftlichen Effektivität ein. Über ihre Aufnahme in die langfristigen Intensivierungskonzeptionen der Zweige und Betriebe wird darüber hinaus der Zusammenhang mit einer komplexen Sicherung der Materialökonomie hergestellt, die alle Prozesse auf dem Gebiet der Rohstoffe, Brennstoffe und Energie, des Materials in seinen vielfältigen Formen einbezieht.

D. N . KARPUCHIN

Die Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion und das Wachstum der Arbeitsproduktivität

Das Problem der Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion und der Steigerung ihrer Effektivität steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der kommunistischen und Arbeiterparteien der sozialistischen RGW-Mitgliedsländer. Auf dem XXV. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion wurde darauf hingewiesen: „Um die vielfältigen ökonomischen und sozialen Aufgaben erfolgreich zu lösen, vor denen das Land steht, gibt es keinen anderen Weg als das schnelle Wachstum der Arbeitsproduktivität, die rasche Steigerung der Effektivität der gesamten gesellschaftlichen Produktion. Die nachdrückliche Betonung der Effektivität - darüber mufj man immer wieder sprechen - bildet den wichtigsten Bestandteil unserer ganzen Wirtschaftsstrategie. In den achtziger Jahren wird die Lösung dieser Aufgabe besonders dringend. Das steht vor allem mit der Verschärfung des Arbeitskräfteproblems in Verbindung. Wir werden nicht auf die Gewinnung zusätzlicher Arbeitskräfte rechnen können, sondern dürfen uns nur auf die Steigerung der Arbeitsproduktivität verlassen. Die starke Verringerung des Anteils der manuellen Arbeit, die komplexe Mechanisierung und Automatisierung der Produktion werden zu einer unerläßlichen Voraussetzung des wirtschaftlichen Wachstums."1 Die Notwendigkeit des Übergangs zu vorwiegend intensiven Faktoren der erweiterten Reproduktion hängt mit den grundlegenden Veränderungen zusammen, die in den sozialistischen Ländern bei der Entwicklung der Produktivkräite und der Produktionsverhältnisse vor sich gegangen sind; mächtige Wirtschaftspotentiale wurden geschaffen und gewaltige Produktionsfonds angesammelt, die Sozialstruktur der Gesellschaft hat sich verändert, das Bildungsniveau der Bevölkerung und die Qualifikation der Kader sind bedeutend gestiegen, ein hoher Beschäftigungsgrad der arbeitsfähigen Bevölkerung wurde erreicht, und der Lebensstandard des Volkes hat sich wesentlich erhöht. Die Nutzung der gewaltigen angesammelten Ressourcen erhält unter den Bedingungen der begrenzten Möglichkeiten, die für die Kapazitätserweiterung und insbesondere für die Zunahme der Arbeitskraft bestehen, eine erstrangige Bedeutung bei der Steigerung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion. Der Unterschied zwischen den beiden Typen der Reproduktion — der intensiven und der extensiven - zeigt sich vor allem in der Effektivität des Einsatzes der Arbeit. Bei den intensiven Methoden entwickelt sich die gesellschaftliche Produktion durch die Erhöhung der Effektivität des Aufwandes an Arbeit und an Produktionsmitteln auf der Grundlage der Erhöhung des technischen Niveaus und des Wachstums der Arbeitsproduktivität. Bei der extensiven Entwicklung wächst die Produktion auf der Grundlage einer zusätzlichen Einbeziehung von verfügbaren Arbeitskräften und Produk1

L. I. Breshnew, XXV. Parteitag der KPdSU, Rechenschaftsbericht des ZK der KPdSU und die nächsten Aufgaben der Partei in der Innen- und Außenpolitik, Berlin 1976, S. 53/54.

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tionsmitteln in den Produktionsprozeß bei gleichbleibender technischer Basis und gleichem Niveau der Arbeitsproduktivität. Das ist sozusagen die Definition in reiner Form. In der Praxis sind die beiden Typen der erweiterten Reproduktion gewöhnlich miteinander verbunden und verflochten. Dabei hat sich die Volkswirtschaft in den vorangegangenen Etappen des sozialistischen Aufbaues in den sozialistischen Ländern in bedeutendem Maße durch eine Vergrößerung der Beschäftigtenzahl und durch ein hohes Wachstumstempo der Investitionen entwickelt. Das war durch die Notwendigkeit bedingt, in kürzester Frist die als Erbe der Vergangenheit übernommene Arbeitslosigkeit sowie auch die Überbevölkerung auf dem Lande zu beseitigen, das heißt bedeutende Kontingente an Arbeitskräften, die in der Landwirtschaft nicht oder nicht voll genutzt wurden, in nichtlandwirtschaftliche Zweige zu integrieren. Die intensive Form der wirtschaftlichen Entwicklung tritt gegenwärtig, unter den Bedingungen eines hohen Beschäftigungsgrades der arbeitsfähigen Bevölkerung in der gesellschaftlichen Produktion und angesichts der Notwendigkeit der Erweiterung der Dienstleistungssphäre, mehr und mehr in den Vordergrund, und in naher Zukunft wird die Erhöhung des Produktionsumfangs in den meisten Zweigen der materiellen Sphäre völlig durch das Wachstum der Arbeitsproduktivität bei einer Stabilisierung oder Verringerung der Beschäftigtenzahl erfolgen. Das hohe und stetige Wachstumstempo der Arbeitsproduktivität - ein grundlegender Vorzug des Sozialismus - ist die Grundbedingung für die Erhöhung des Niveaus der Pro-Kopf-Produktion und für die Befriedigung der wachsenden Bedürfnisse der Bevölkerung. In allen sozialistischen Ländern stammt der überwiegende Teil des Zuwachses an Nationaleinkommen und Industrieproduktion aus der Steigerung der Arbeitsproduktivität. Der spezifische Anteil des Wachstums der Arbeitsproduktivität an der Gesamterhöhung des Produktionsumfanges schwankt jedoch recht bedeutend, hauptsächlich aufgrund der unterschiedlichen Möglichkeiten der Länder, die Beschäftigtenzahl in der gesellschaftlichen Produktion zu erhöhen. Bei der Betrachtung einzelner Zeiträume kann eine Gesetzmäßigkeit deutlich verfolgt werden: bei einer Beschleunigung des Wachstums der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität erhöht sich das Nationaleinkommen schneller, und umgekehrt verlangsamt sich bei einer Verringerung des Wachstumstempos der Arbeitsproduktivität auch das Wachstumstempo des Nationaleinkommens (vgl. Tabelle 1). Tabelle 1 Zuwachs an Nationaleinkommen der UdSSR aus der Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität (in Prozent) ; National. . einkommen 1951-1955 1956-1960 1961-1965 1966-1970 1971-1975

71 55 37 45 32

Zuwachs ~ T, , , Gesellschaftliche . * . , .. . . . . Arbeitsproduktivität 61 45 31 39 23

Zuwachs des Anteils des Nationaleinkommens aus dem Wachstum der . . Arbeitsproduktivität 77 80 88 90 78

Quelle: Narodnoe chozjajstvo SSSR v 1975, Moskva 1976, S. 49/50; N. K. Bajbakov, O gosudarstvennom pjatiletnem plane razvitija narodnogo chozjajstva SSSR 1976-1980. i o gosudarstvennom plane razvitija narodnogo chozjajstva SSSR 1977, Moskva 1976, S. 7.

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Beide Quellen für die Erhöhung des Nationaleinkommens (Steigerung der Arbeitsproduktivität und Wachstum des Arbeitsaufwandes) fordern von der Gesellschaft einen bestimmten Aufwand an gesellschaftlicher Arbeit. Zwischen den Quellen für das Wachstum des Nationaleinkommens aul der Grundlage der Arbeit und den materiellen Bedingungen ihres Wirkens muß eine bestimmte Übereinstimmung erreicht werden, die die Bedingung für eine planmäßige, proportionale Entwicklung der Wirtschaft ist. Wenn diese nicht erreicht wird, dann erweist es sich, daß ein Teil der Arbeits* (bzw. materiellen) Ressourcen im Überflug oder unzureichend vorhanden ist, und deshalb können die Möglichkeiten für die Vergrößerung des mengenmäßigen Volumens des Nationaleinkommens und für die Erhöhung des Lebensstandards der Bevölkerung nicht vollständig genutzt werden. In Abhängigkeit davon, wie sich der Umfang der Produktionsfonds, die auf eine Erzeugniseinheit entfallen, verändert (sich erhöht oder verringert), unterscheidet man zwei Formen der intensiven Entwicklung - die fondsintensive und die fondsökonomische (fondssparende). In Abhängigkeit von dem Verhältnis zwischen dem Wachstumstempo der Fondsausstattung und der Arbeitsproduktivität verändert sich die Grundfondsquote. Die Veränderung des Verhältnisses zwischen dem Wachstumstempo der Arbeitsproduktivität und dem Wachstum der Grundfondsausstattung je Einheit der lebendigen Arbeit und dementsprechend der Grundfondsquote führt zu unterschiedlichen Situationen in der Wirtschaft. Bei unveränderter Grundfondsausstattung je Einheit der lebendigen Arbeit wird die Arbeitsproduktivität - unverändert bleiben, bei unveränderter Grundfondsquote; - im gleichen Tempo wachsen, in dem sich die Grundfondsquote erhöht; - sich im gleichen Tempo verringern, in dem sich die Grundfondsquote verringert. Bei einer Erhöhung der Grundfondsausstattung je Einheit der lebendigen Arbeit wird die Arbeitsproduktivität - im gleichen Tempo wachsen, in dem sich die Grundfondsausstattung je Einheit der lebendigen Arbeit erhöht, wenn die Grundfondsquote unverändert bleibt; - in schnellerem Tempo wachsen, unter der Bedingung, daß die Grundfondsausstattung je Einheit der lebendigen Arbeit im gleichen Tempo wächst wie die Erhöhung der Grundfondsquote; - unverändert bleiben, wenn die Grundfondsausstattung je Einheit der lebendigen Arbeit in demselben Tempo wächst, in dem sich die Grundfondsquote verringert (die Fondsintensität nimmt zu); - sich verringern, wenn sich die Grundfondsausstattung der lebendigen Arbeit in einem Tempo erhöht, das geringer ist als das Tempo der Senkung der Grundfondsquote (des Wachstums der Fondsintensität). Bei einer Verringerung der Grundfondsausstattung je Einheit der lebendigen Arbeit wird die Arbeitsproduktivität - im gleichen Tempo sinken, in dem sich die Grundfondsausstattung bei unveränderter Grundfondsquote verringert; - sich in geringerem Maße verringern, unter der Bedingung, daß sich die Grundfondsausstattung je Einheit der lebendigen Arbeit langsamer verringert, als sich die Grundfondsquote erhöht (die Fondsintensität sinkt) ; - sich in höherem Maße verringern, wenn sich die Grundfondsausstattung je Einheit der lebendigen Arbeit in einem Tempo verringert, das gleich dem Tempo der Senkung der Grundfondsquote ist; - unverändert bleiben, unter der Bedingung, daß sich die Grundfondsausstattung im gleichen Tempo verringert, in dem die Grundfondsquote wächst.

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Am günstigsten ist eine Situation, in der das Wachstum der Arbeitsproduktivität bei einem Wachstum der Grundfondsausstattung je Einheit der lebendigen Arbeit, bei gleichzeitiger Erhöhung der Grundfondsquote erreicht wird. In diesem Falle wird das Wachstum des technischen Niveaus der Produktion mit einer Effektivitätssteigerung der Produktionsgrundfonds kombiniert und charakterisiert damit die intensivste Form der erweiterten Reproduktion. Vorläufig besteht noch in den meisten sozialistischen Ländern eine Tendenz, bei der das Wachstum der Grundfondsausstattung je Einheit der lebendigen Arbeit einen Vorlauf gegenüber der Arbeitsproduktivität hat. Die Bemühungen, die auf eine Steigerung der Effektivität der Ausnutzung von Maschinen und Anlagen gerichtet sind, beginnen sich jedoch bereits auf die Grundfondsquote in der Industrie der RGW-Mitgliedsländer auszuwirken. Der Prozeß der Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion, der in den RGWMitgliedsländern vor sich geht, verläuit in Verbindung mit der Vollbeschäftigung der Werktätigen. Ihrem Inhalt nach verstehen wir die Vollbeschäftigung als die Übereinstimmung zwischen dem Bedürfnis der Menschen, in der gesellschaftlichen Wirtschaft zu arbeiten und den vorhandenen Arbeitsplätzen,, die dieses Bedürfnis befriedigen. Vollbeschäftigung ist nicht etwas Starres; sie weist eine bestimmte Beweglichkeit auf, die durch die konkreten Verhältnisse der jeweiligen ökonomischen Entwicklungsperiode bedingt ist. Die Hauptsache ist dabei jedoch immer - Vollbeschäftigung schließt Arbeitslosigkeit aus. Die Struktur der beschäftigten Bevölkerung ist entsprechend der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion und der Veränderung der sozialökonomischen Bedingungen in den verschiedenen Perioden unterschiedlich. Eine gesetzmäßige Tendenz, die für alle RGW-Länder charakteristisch ist, ist die Vergrößerung des Anteils der Beschäftigten in der gesellschaftlichen Produktion bei einer entsprechenden Verringerung der Beschäftigten in der individuellen Wirtschaft und im Haushalt sowie eine Erhöhung des Anteils der Personen, die ihre Ausbildung im arbeitsfähigen Alter fortsetzen und dabei ihre Arbeit in der Produktion unterbrechen. Infolge der Maßnahmen, die zur Entwicklung der Zweige, die die Bevölkerung mit Dienstleistungen versorgen, und zur Steigerung der Qualität ihrer Arbeit getroffen werden, erhöht sich die Beschäftigtenzahl in diesen Zweigen und dadurch werden die Möglichkeiten für eine Zunahme der Beschäftigtenzahl in der materiellen Sphäre geringer. Schließlich muß man auch berücksichtigen, daß sich das Wachstumstempo der arbeitsfähigen Bevölkerung in den meisten RGW-Ländern infolge bestimmter demographischer Verschiebungen verlangsamt. Unter den Bedingungen des Wirkens dieser Tendenzen und der Vollbeschäftigung besteht ein bestimmter Widerspruch nichtantagonistischen Charakters zwischen dem Angebot an Arbeitskräften und der Effektivität der Arbeit, die durch einen bestimmten Arbeitskräftemangel bedingt ist. Diese Nichtübereinstimmung kann sich - obwohl sie objektiv und für die sozialistische Produktionsweise nicht charakteristisch ist in dem Maße verstärken, in dem die Grenzen für die Auffüllung des Arbeitskräftepotentials aus dem natürlichen Zuwachs der Bevölkerung enger werden und sich die Möglichkeiten für eine Umverteilung der Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft und aus der individuellen Wirtschaft und dem Haushalt verringern. Innerhalb eines gewissen Teiles der Ökonomen werden Stimmen laut, daß diese Nichtübereinstimmung überwunden werden kann, wenn ein bestimmter Druck durch die disponiblen Arbeitskräfte auf die Beschäftigten geschaffen werden kann. Dieser Weg ist jedoch für die sozialistische Gesellschaft nicht gangbar. Die sozialistische 111

Gesellschaftsordnung beinhaltet objektive innere Bedingungen, die eine Arbeitslosigkeit und relative Überbevölkerung unmöglich machen. Das sozialistische Eigentum ist allgemeines Volkseigentum. Es ist nur natürlich, daß der Eigentümer der Produktionsmittel - das Volk und in seiner Person der Staat - dafür sorgt, daß jeder Mensch, der das arbeitsfähige Alter erreicht hat, die Möglichkeit erhält, sich mit gesellschaftlich nützlicher Arbeit zu befassen. Im Zusammenhang damit, daß in einer Gesellschaft, in der keine Ausbeutung des Menschen durch den Menschen existiert, allein die Arbeit die einzige Existenzquelle der Menschen bildet, stellt das Recht auf Arbeit eines der Bedürfnisse dar, das durch die Gesellschaft befriedigt werden muß. Das Problem einer Verbindung der Vollbeschäftigung mit der Steigerung der Effektivität der Arbeit wird nur auf der Basis des Wachstums der Produktion und des Anstiegs des Wachstumstempos der Arbeitsproduktivität an jedem Arbeitsplatz gelöst. Der Arbeitskräftezuwachs muß nur in die neue Produktion und in die nichtmaterielle Sphäre geleitet werden. Die bestehenden Betriebe können in der Regel mit den eigenen Arbeitskräften und deren Umverteilung innerhalb des Betriebes auf der Basis eines effektiven Systems von Maßnahmen auskommen. Das beweisen die Erfahrungen des Chemiekombinates in Scekinsko, UdSSR, und führender Betriebe in anderen sozialistischen Ländern. Als eine wichtige Quelle zur Vergrößerung des gesellschaftlichen Produkts und des Nationaleinkommens wirkt das Wachstum der Arbeitsproduktivität auf eine andere Quelle dieser Vergrößerung, den Beschäftigungsgrad in der materiellen Produktion sowie auf seine Wechselbeziehung mit den Beschäftigten in der nichtproduzierenden Sphäre. Außerdem bestimmt das Niveau der Arbeitsproduktivität in einer Reihe von Zweigen der materiellen Produktion weitgehend auch das Niveau der Effektivität der Arbeit bei analogen Arbeiten in der Dienstleistungssphäre und in gewissem Maße auch in der individuellen Wirtschaft. Die Verwirklichung von Maßnahmen, die aui eine Ökonomie der Arbeit in der nichtproduzierenden Sphäre orientieren, gewinnt gleichzeitig immer größere Bedeutung bei der Lösung der gesamten Aufgabe zur Steigerung der Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit. Das ist dadurch bedingt, daß sich der Anteil der Beschäftigten in ihren Zweigen mit jedem Jahr vergrößert. Das ist besonders charakteristisch für die Wissenschaft, das Bildungswesen und den Gesundheitsschutz der Bevölkerung (vgl. Tabelle 2). Tabelle 2 Anteil der Beschäftigten in den Zweigen der materiellen Produktion und in den nichtproduzierenden Zweigen der Volkswirtschaft der UdSSR (in Prozent)

Beschäftigte in der Volkswirtschaft insgesamt davon: in Zweigen der materiellen Produktion in nichproduzierenden Zweigen

1960

1965

1970

1975

100,0

100,0

100,0

100,0

83,0

79,6

76,9

75,5

17,0

20,4

23,1

24,6

Quelle: Tarn ze, Naordnoe chozjajstvo SSSR v 1975, Moskva 1976.

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Die Verstärkung der Rolle der nichtproduzierenden Sphäre hat nicht nur quantitative, sondern auch qualitative Veränderungen in der Volkswirtschaft zur Folge. Das zeigt sich in dem wachsenden Einfluß der nichtproduzierenden Sphäre auf die Steigerung der Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit und auf die allseitige Entwicklung der Hauptproduktivkraft, des Menschen. Die in der Dienstleistungsphäre Beschäftigten tragen zur Entwicklung des Produktionsprozesses bei - obwohl sie nicht direkt an ihm beteiligt sind - , da sie den Prozeß der Reproduktion der Arbeitskraft unterstützen. Je effektiver daher die Arbeit der Beschäftigten in der nichtproduzierenden Sphäre ist, um so mehr schaffen sie die Bedingungen für eine hochproduktive Arbeit in der materiellen Sphäre, und um so beträchtlicher sind die Möglichkeiten für eine Steigerung der Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit. Dabei muß man berücksichtigen, daß der Begriff der produktiven Arbeit wesentlich umfassender ist als der Begriff der Arbeit, der in der materiellen Produktion angewendet wird, und daß die Grenzen der produktiven Arbeit nicht starr sind; sie verändern sich mit der Entwicklung der Produktivkräfte, wobei sich im Zuge des technischen Fortschritts der Kreis der Personen erweitert, deren Arbeit zur produktiven Arbeit gehört. Infolge der Automatisierung der Produktionsprozesse verlagern sich Arbeitsoperationen, die zur Schaffung von materiellen Gütern führen, aus dem Bereich der unmittelbaren Bedienung von Maschinen in den Bereich der Projektierung neuer technologischer Prozesse, der Organisation der Produktion, der Entwicklung entsprechender Wissenschaftsgebiete. Ferner muß man auch in Betracht ziehen, daß die qualifizierten Kader der Zweige der materiellen Produktion früher vorwiegend unmittelbar in den Betrieben, in der materiellen Produktion ausgebildet wurden, während diese Kader jetzt in zunehmendem Maße in der nichtproduzierenden Sphäre ausgebildet werden. Diese Entwicklung vollzieht sich in dem Maße, wie die nichtqualifizierte Arbeit durch qualifizierte, die manuelle Arbeit durch mechanisierte und die körperliche Arbeit durch geistige Arbeit abgelöst wird. Unter diesen Bedingungen erweitert sich der Begriff des Gesamtarbeiters des Betriebes, von dem Marx sprach, zu dem Begriff des Gesamtarbeiters der Gesellschaft. Das bedeutet jedoch nicht, daß die Grenzen zwischen der Arbeit in der Sphäre der materiellen Produktion und in der Sphäre der nichtmateriellen Produktion beseitigt werden und daß die Arbeit in den nichtmateriellen Zweigen ebenfalls produktiv ist. Die These, daß nur die Arbeit der Beschäftigten in der materiellen Produktion produktive Arbeit ist, hebt durchaus nicht die Notwendigkeit und Möglichkeit der Messung und des Vergleichs der Effektivität der Arbeit in der nichtproduzierenden Sphäre auf. Man muß dabei auch sehen, daß die Möglichkeiten zur Einsparung an Arbeit in den Zweigen der nichtproduzierenden Sphäre infolge ihrer Spezifik im Vergleich zur materiellen Produktion stärker eingeschränkt sind. Das ist dadurch bedingt, daß die Austauschbarkeit der Arbeitskräfte und der Grundfonds begrenzt ist. Große Reserven sind für die Steigerung der Effektivität der Arbeit im Haushalt und in der. individuellen Wirtschaft und auf dem Gebiet der rationellen Ausnutzung der Freizeit der Werktätigen vorhanden. Dabei charakterisiert der Arbeitsaufwand der Menschen, die ständig im Haushalt und in der individuellen Wirtschaft tätig sind, nur einen Teil ihrer in dieser Sphäre aufgewendeten Arbeit. Im Haushalt und teilweise in der individuellen Wirtschaft ist praktisch die gesamte Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter (Arbeiter, Angestellte, Bauern) und ein Teil der nichtarbeitsfähigen Bevölkerung (Ältere, Kinder) beschäftigt. Folglich wird im Haushalt und in der individuellen Wirtschaft eine gewaltige Menge an Arbeit aufgewendet. Dabei ist das Niveau ihrer Effektivität bedeutend niedriger als die Effektivität der Arbeit derjeni8

Intensivierung

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gen, die analoge Arbeiten in der gesellschaftlichen Produktion ausführen. Das ist durch die Form der individuellen Arbeit und das niedrige technische Niveau bedingt. Um die Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit zu steigern, ist es notwendig, schrittweise den Anteil der individuellen Wirtschaft entsprechend der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion zu senken, die Arbeit im Haushalt zu mechanisieren, die Dienstleistungssphäre schneller zu entwickeln, die Liste der Dienstleistungen zu erweitern und ihre Qualität zu erhöhen. Das wird einem Teil der arbeitsfähigen Bevölkerung die Möglichkeit bieten, wenigstens verkürzt in der gesellschaftlichen Produktion zu arbeiten; es wird zur Erhöhung der Freizeit aller Werktätigen beitragen, die diese Zeit zur Erhöhung ihrer Bildung, ihres kulturellen und technischen Niveaus und zur Erholung nutzen können, was wiederum eine wichtige Reserve für die Steigerung der Effektivität ihrer Arbeit in der gesellschaftlichen Produktion darstellt. Das Niveau und das Wachstumstempo der Effektivität der Arbeit und ihrer Produktivität werden in den RGW-Mitgliedsländern weitgehend durch den Internationalisierungsgrad des Wirtschaftslebens und den Ausnutzungsgrad der Vorzüge der internationalen sozialistischen Arbeitsteilung bestimmt. Unter den Bedingungen einer verstärkten komplexen ökonomischen Integration hat die Ausarbeitung einheitlicher Methoden und Richtungen hei der Erhöhung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität besondere Bedeutung. Um diese Vorzüge zu nutzen, muß man auf neue Art an die Richtungen herangehen, die die Steigerung der Effektivität der Arbeit und das Wachstum ihrer Produktivität bestimmen. Man muß nicht nur begreifen, daß wir den Weg der größtmöglichen Intensivierung der Volkswirtschaft beschritten haben, der es schon nicht mehr erlaubt, auf alte Weise zu arbeiten, und der neue Entscheidungen fordert, sondern man muß auch praktisch mit der Ausarbeitung neuer Richtungen und Methoden zur Steigerung der Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit auf dem Gebiet der Technik und Technologie, der Organisation der Produktion und der Arbeit, der Ausbildung von Kadern sowie der materiellen und ideellen Stimulierung beginnen. Die vorrangigen Richtungen müssen herausgearbeitet werden, die in der allernächsten Zeit die besondere Aufmerksamkeit aller RGW-Mitgliedsländer und die Mobilisierung ihrer gemeinsamen Anstrengungen erfordern. Die wichtigste determinierende Bedingung für das Wachstum der Arbeitsproduktivität ist der wissenschaftlich-technische Fortschritt. Das Entwicklungstempo des technischen Niveaus der Produktion in der UdSSR kann man nach den Angaben für das letzte Jahrzehnt beurteilen. Im Vergleich zu 1965 erhöhte sich 1975 die Anzahl der mechanisierten Fließstrecken in Industriebetrieben von 42 900 auf 114100, der automatisierten Fließstrecken von 6 000 auf 17 100, der komplex mechanisierten und automatisierten Abschnitte, Produktionsabteilungen und Produktionen von 22 400 auf 66 200, der komplex mechanisierten und automatisierten Betriebe von 1 900 auf 5 400; der Verbrauch an Elektroenergie pro Arbeiter erhöhte sich in der Industrie um das l,7fache und in der Landwirtschaft um das 2,2fache. Von besonderer Aktualität ist die Aufgabe der Verdrängung und Beseitigung der manuellen Arbeit, der Angleichung des Mechanisierungsniveaus der Arbeitsprozesse bei gleichzeitiger Weiterentwicklung aller Mechanisierungs- und Automatisierungsmittel auf der Grundlage der Errungenschaften der modernen Wissenschaft und Technik. Es geht dabei um die Schaffung einer wirklich komplexen Mechanisierung und Automatisierung, das heißt eines Systems von technischen Einrichtungen, das nicht nur die Grundproduktion, sondern auch die Hilfsproduktion, nicht nur die materiellen, sondern auch die nichtmateriellen Zweige, nicht nur die Dienstleistungssphäre, 114

sondern auch die Arbeit im Haushalt und in der individuellen Wirtschaft umfaßt. Es muß geklärt werden, worin die Ursache für die Erscheinung zu suchen ist, daß trotz der schnellen Entwicklung der maschinellen Produktion und des Elektroenergiewesens, trotz der Entwicklung neuer Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände, die Diskrepanz zwischen dem Niveau der Mechanisierung und dem Niveau der Arbeitsproduktivität bestehen bleibt. Eine Nichtübereinstimmung im Mechanisierungsniveau der einzelnen Prozesse und die gleichzeitige Verwendung technischer Mittel, die sich stark voneinander unterscheiden, wirken sich negativ auf die Effektivität des Einsatzes der modernen Technik aus. In jedem Zweig müssen die Berufe und Produktionsarten aufgedeckt werden, in denen ein Zurückbleiben der Mechanisierung der Arbeit beobachtet wird, und die Perspektiven für die allseitige Einführung der Mechanisierung müssen bestimmt werden. Diese Aufgabe haben die auf dem Gebiet der Arbeit tätigen Forschungseinrichtungen gemeinsam mit den Zweiginstituten für Technologie zu lösen. Eine wichtige Bedingung für die Beschleunigung des Wachstumstempos der Arbeitsproduktivität ist die Angleichung des technischen und organisatorischen Niveaus der Produktion der Betriebe, die gleichartige Erzeugnisse herstellen, und zwar dadurch, daß Betriebe, die bei diesen Kennziffern zurückbleiben, an das höhere Niveau herangeführt werden. Gegenwärtig sind aus vielen Gründen, aber vor allem im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Anlauffristen der Betriebe und folglich durch ihre unterschiedliche technische Ausrüstung, große Diskrepanzen im Arbeitsaufwand für die Produktion gleichartiger Erzeugnisse zu beobachten. In einigen Zweigen beträgt der Arbeitsaufwand bei der Produktion analoger Erzeugnisse in manchen Betrieben das 3 bis 4fache und übersteigt das Niveau des Arbeitsaufwandes in den anderen Betrieben. Die Erhöhung der Mittel für die Umrüstung und Modernisierung der Anlagen in technisch zurückgebliebenen Betrieben, der Austausch veralteter Ausrüstungen gegen neue ist der Hauptweg zur Senkung des Arbeitsaufwandes für die Produktion der Erzeugnisse in den Zweigen. Gleichzeitig müssen in jedem Zweig die auf dem Gebiet von Technik und Organisation der Produktion führenden Betriebe ausgewählt werden, deren Erfahrungen überall verbreitet werden müssen. Eine höhere Ausnutzung der Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Revolution und vor allem die Steigerung der Effektivität der Produktion und das Wachstum der Arbeitsproduktivität sind bei zunehmender Konzentration der Produktion und Vervollkommnung ihres Leitungssystems möglich. In allen RGW-Mitgliedsländern vollzieht sich ein Prozeß der Konzentration der Produktion und der Bildung von Vereinigungen. Mit der Bildung der Vereinigungen werden die planmäßig regulierenden Funktionen, die Lösung komplexer Produktions- und sozialer Aufgaben und auch die Ausarbeitung von Kardinalfragen der technischen Politik im Rahmen des Zweiges konzentriert. Außerdem erhalten die nach der wirtschaftlichen Rechnungsführung arbeitenden Vereinigungen, die in hohem Maße über den Einsatz aller Arten von Ressourcen frei verfügen können, die Möglichkeit, die laufenden operativen ökonomischen Aufgaben effektiv zu lösen. Die Vervollkommnung der Planung und Leitung erbringt den 'höchsten Nutzeffekt auf der Grundlage eines umfassenden Einsatzes elektronischer Rechenmaschinen und der Anwendung ökonomisch-mathematischer Methoden. In jedem Land verläuft der Prozeß der Bildung von Vereinigungen und der Vervollkommnung der Leitung der Produktion unter Berücksichtigung der Besonderheiten der ökonomischen Entwicklung. Eine Aufgabe der Forschungseinrichtungen besteht in der Notwendigkeit, die Effektivität der Arbeit der Vereinigungen unter den Bedingungen der verschiedenen Län8*

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der zu vergleichen und Vorschläge zur Gestaltung eines Leitungssystems auszuarbeiten, das das größte Wachstum der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität sichert. Eine Hauptrichtung zur Beseitigung von Arbeitszeitverlusten, Kaderfluktuation und anderen Mängeln, die sich negativ auf die Effektivität der Arbeit auswirken, ist die Einführung von Maßnahmen der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation in die Praxis. In bestimmten Entwicklungsstadien tritt eine Periode ein, in der jedes Prozent der Arbeitsproduktivität aus der Sättigung mit Produktionsfonds Aufwendungen und Kosten erfordert, die sich als nichteffektiv erweisen können. Angesichts des Sinkens der Grundfondsquote in den letzten Jahren wächst die Rolle der organisatorischen Faktoren für die Steigerung der Arbeitsproduktivität, die darauf gerichtet sind, die Arbeitsorganisation umzugestalten und sie in Übereinstimmung mit dem technischen Niveau zu bringen. Die Einführung der neuesten Technologie, die Mechanisierung und Automatisierung der Produktion und die Veränderung der Arbeitsorganisation müssen gleichzeitig erfolgen, um zu erreichen, daß sie aufeinander abgestimmt sind. Nur so wird der günstigste Einfluß aller dieser Faktoren auf das Niveau und Wachstumstempo der Effektivität der Arbeit erreicht. Seit einigen Jahren wird in den RGWLändern eine umfangreiche Arbeit zur Verbesserung der Arbeitsorganisation in den Betrieben geleistet. Dabei wurden bereits bestimmte Ergebnisse erzielt. Die Einführung der Wissenschaftlichen Arbeitsorganisation (WAO) hat es im neunten Fünfjahrplan ermöglicht, in der Volkswirtschaft der UdSSR einen ökonomischen Nutzeffekt in Höhe von fast 6 Milliarden Rubel zu erzielen und dabei eine bedingte Freisetzung von 2,9 Millionen Beschäftigten zu sichern. Die erzielten Kennziffern bedeuten aber noch lange nicht die Höchstgrenze. Maßstäbe und Inhalt der Arbeiten zur wissenschaftlichen Arbeitsorganisation entsprechen noch nicht völlig den gegenwärtigen Forderungen des technischen Fortschritts. Vieles ist noch zu tun, denn die im Verlauf von Jahren entstandene Diskrepanz zwischen dem gewachsenen und technischen Niveau und der Arbeitsorganisation der Beschäftigten macht sich noch stark bemerkbar. Die Hauptaufmerksamkeit muß auf die Fragen der Vervollkommnung der Arbeitsorganisation mit dem Ziel der Steigerung der Arbeitsproduktivität sowie auf die Methoden der Normung und der Stimulierung zur Einführung technisch begründeter Normen gerichtet werden. Die Unterschiede in der Arbeitsproduktivität, die zwischen ökonomisch entwickelten Ländern bestehen, werden heute in zunehmendem Maße nicht durch die Fondsausstattung der Arbeit im allgemeinen, sondern durch ihr technisches Niveau bestimmt. Hinter dem Niveau der Wertgröße der Produktionsfonds können sehr unterschiedliche technische Niveaus derselben, technologische Prinzipien, Ausnutzungsgrade und andere stehen. Außerdem nimmt die Bedeutung der organisatorischen Faktoren ständig zu, die ein bestimmtes Funktionsregime der Fonds und folglich auch die Fondseffektivität bestimmen. Das technische Potential des Landes ist von dem wissenschaftlichen Niveau der Arbeitsorganisation, der Organisation der Produktion und Leitung, der Qualifikation der Beschäftigten und der Effektivität ihrer schöpferischen Energie nicht zu trennen. Gegenwärtig bestehen umfangreiche Möglichkeiten für eine qualitative Vervollkommnung jedes Arbeitsplatzes, und zwar nicht nur unter dem Aspekt seines technischen Ausrüstungsgrades, sondern auch unter dem Aspekt der Arbeitsorganisation und der materiellen und ideellen Stimulierung der Beschäftigten. Die Bearbeitung der Probleme der WAO muß auf gründlichen theoretischen und methodologischen Untersuchungen nach allen ihren Richtungen hin für jede konkrete Art und auf jedem Typ der Produktion basieren und auch die nichtproduzierende Sphäre umfassen.

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Eine wichtige Reserve für die Steigerung der Effektivität der Arbeit ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. In den sozialistischen Ländern erhöhen sich von Jahr zu Jahr die Aufwendungen für diese Zwecke. In der UdSSR wurden in fünf Jahren (1971 bis 1975) 15 Milliarden Rubel mehr als in den vorangegangenen zehn Jahren für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Ausrüstung mit modernen Mitteln der Sicherheitstechnik und der Betriebshygiene aufgewandt. Gleichzeitig ist in den letzten Jahren ein schnelles Wachstumstempo der Anzahl der Beschäftigten festzustellen, die verschiedene Ausgleichszahlungen erhalten. Dabei übersteigen die Aufwendungen der Gesellschaft für Vergünstigungen und Ausgleichszahlungen sowie für die Entschädigung für einen negativen Einfluß der Arbeitsbedingungen auf den Organismus bedeutend die Mittel, die für Maßnahmen zur Vervollkommnung der Arbeitsbedingungen verausgabt werden. Offensichtlich wäre es richtiger, den größten Teil dieser Mittel für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu verwenden. Das würde zur Gesunderhaltung der Werktätigen beitragen und die Aufwendungen für Vergünstigungen, Ausgleichszahlungen und Unterstützungen im Zusammenhang mit ungünstigen Arbeitsbedingungen verringern, die die Ursache für Erkrankungen und Unfälle und auch für bedeutende Arbeitszeitverluste sind. Die Realisierung dieser Reserven hängt ganz offensichtlich wesentlich vom Stand der Arbeitsbedingungen in der Produktion ab. Außerdem übt die Verbesserung der Arbeitsbedingungen einen unmittelbaren Einfluß auf die Erhöhung der Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten und auf die Produktivität ihrer Arbeit aus. Deshalb müssen wir uns eingehend mit den Methoden und Verfahren der Arbeitsklassifikation in Abhängigkeit von den Arbeitsbedingungen befassen. Eine aktuelle Aufgabe ist die Entwicklung und Vervollkommnung des Systems der operativen Leitung des Arbeitskräitepotentials der Gesellschaft. Das ergibt sich aus dem außerordentlich hohen Beschäftigungsgrad der arbeitsfähigen Bevölkerung in der gesellschaftlichen Wirtschaft und in der Ausbildung sowie aus dem Rückgang der Geburtenzahl. Die limitierende Bedeutung des Arbeitskräftepotentials in der ökonomischen Entwicklung der RGW-Länder wird in der Perspektive erhalten bleiben und sich sogar verstärken, was eine stärkere staatliche Kontrolle über die Bewegung und den Einsatz des Arbeitskräftepotentials in den Zweigen der Volkswirtschaft, in Beirieben, auf Baustellen usw. erfordert. Die Aufgaben der Leitung des Arbeitskräftepotentials werden durch die wachsende Mobilität der Bevölkerung und der Arbeitskräfte kompliziert, die durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt, Veränderungen in der Struktur und in der Standortverteilung der Produktion sowie durch wesentliche territoriale und zweigspezifische Unterschiede in den Arbeits- und Lebensbedingungen begründet ist. In Verbindung damit ist die Ausarbeitung und planmäßige Verwirklichung einer demographischen Politik notwendig, die auf die Sicherung optimaler Bedingungen für die Reproduktion der Bevölkerung gerichtet ist. Das Leitungssystem muß einen Bereich enthalten, der die organisatorisch-methodische Leitung der Berufsorientierung der Bevölkerung und besonders der Jugend sichert. Es ist notwendig, den Faktoren und Methoden, die Lenin Methoden des Sozialismus nannte, Aufmerksamkeit zu widmen. Das sind vor allem - Planung, sozialistischer Wettbewerb, ideelle Stimuli, sozialistische Methoden der materiellen Stimulierung. Darauf orientiert uns die Konferenz der Leiter der staatlichen Organe für Arbeit der RGW-Mitgliedsländer. Die Methoden der Ermittlung und Planung der Arbeitsproduktivität in den Ländern müssen detailliert analysiert werden, insbesondere im Hinblick auf die Anwendung der Berechnungsmethodik für das Wachstum der Arbeitsproduktivität im Planungs117

Zeitraum nach Faktoren, und die Besonderheiten in der Aufstellung der laufenden und Fünfjahrpläne für das Wachstum der Arbeitsproduktivität und die Ausarbeitung der Prognose für den Perspektivzeitraum sind einer Analyse zu unterziehen. Innerhalb des Gesamtsystems der Probleme der materiellen Stimulierung des Wachstums der Arbeitsproduktivität ist die Bearbeitung folgender Fragen von erstrangiger Bedeutung: Die Verbindung zwischen Arbeitslohn und Wachstum der Arbeitsproduktivität; die Anwendung der optimalen Lohnstruktur; das Problem des Übergangs zur Normativplanung des Arbeitslohns; die Ordnung für die Bildung und Verwendung der materiellen Stimulierungsfonds in Verbindung mit dem Wachstum der Arbeitsproduktivität; die Tendenz in der Anwendung der Formen der Arbeitslöhne und Prämiensysteme. Die sowjetischen Wirtschaftswissenschaftler vertreten die These, dag das Prinzip der materiellen Interessiertheit, das mit Hilfe der Entlohnung nach der Leistung verwirklicht wird, seine Bedeutung während der gesamten Periode des kommunistischen Aufbaues behalten wird. Gleichzeitig ruft die Veränderung der objektiven Bedingungen der Arbeit, die mit dem technischen Fortschritt und dem Fortschritt auf dem Gebiet der Produktionsverhältnisse verbunden ist, merkliche Veränderungen in den Motiven, die den Menschen zur Arbeit anregen, hervor, womit das Entstehen neuer Formen und Methoden der Heranziehung der Menschen zur Arbeit verbunden ist. Der materielle Anreiz muß die ideelle Stimulierung ergänzen. Beides muß richtig miteinander verbunden werden. Es entstehen neue Stimuli, unter denen die Stimuli, die die Werktätigen an die gesellschaftliche Bedeutung ihrer Arbeit erinnern, mit der Umwandlung ihrer Arbeit in ein immer dringenderes Bedürfnis verbunden sind. Rolle, Inhalt und Vielfalt der Arbeit, die die Einbeziehung verschiedener Fähigkeiten und Seiten der Persönlichkeit des Beschäftigten in den Arbeitsprozeß erfordern, steigern die Arbeitsaktivität des Beschäftigten und können als Stimulus zu einer hochproduktiven Arbeit dienen. Immer größere Bedeutung gewinnen die sozialökonomischen Stimuli, die engstens mit der Möglichkeit zur Qualifizierung des Beschäftigten, mit dem Prestige der Art der Tätigkeit und mit den Wechselbeziehungen im Kollektiv verbunden sind. An erster Stelle steht der sozialistische Wettbewerb. Große Bedeutung hat die Erforschung der sozialökonomischen Faktoren, darunter des wachsenden Bildungsniveaus der Bevölkerung und der Erhöhung ihres kulturellen Niveaus, der Vervollkommnung der Systeme des Gesundheitswesens und der Körperkultur, der Nutzung der Freizeit der Beschäftigten, der sozialen Betreuung der Werktätigen und anderes. Der Einfluß dieser Faktoren auf die Effektivität der Arbeit ist noch nicht genügend erforscht, doch gehen die RGW-Länder auf ähnliche Weise an die Lösung vieler dieser Faktoren heran. Die Aufgabe besteht darin, diese Faktoren zu klassifizieren und nach Möglichkeit Methoden zur Bestimmung ihres Einflusses auf das Wachstum der Arbeitsproduktivität entweder unmittelbar oder mittelbar - durch andere Faktoren - zu entwickeln. Eine der wichtigsten Fragen beim Studium der Wirtschaft der sozialistischen Länder ist die Ausarbeitung der Hauptrichtungen der sozialistischen Lebensweise. In den sozialistischen Ländern formiert sich erstmalig in der Geschichte der Menschheit eine neue Lebensweise auf wissenschaftlicher Grundlage, die die sozialen Errungenschaften der Werktätigen umfaßt, sowie den ständig wachsenden Wohlstand der Menschen, ihre demokratischen Rechte und Freiheiten, das schöpferische Verhältnis zur Arbeit in der gesellschaftlichen Produktion, die neuen Beziehungen zwischen den Menschen im Arbeitsprozeß, im Privatleben, in der Familie und die neuen Normen für das Verhalten der Menschen. 118

Die sozialistische Lebensweise ist auf der Grundlage der grundlegenden revolutionären Veränderungen im materiellen und geistigen Leben der Gesellschaft entstanden. Sie hat das Beste in sich aufgenommen, das von den werktätigen Massen in den langen Jahren des revolutionären Kampfes, des Aufbaus des Sozialismus und Kommunismus entwickelt wurde. Ihre politische Grundlage besteht in der Macht der Werktätigen mit der Arbeiterklasse an der Spitze, unter der Leitung der kommunistischen und Arbeiterparteien. Die wirtschaftliche Grundlage der sozialistischen Lebensweise wird durch das sozialistische Eigentum an den Produktionsmitteln, durch die sozialistischen Produktionsverhältnisse, gebildet. Die ideologische Grundlage der sozialistischen Lebensweise ist der Marxismus-Leninismus - die revolutionäre Lehre, die zur Ideologie der Arbeiterklasse und der Werktätigen der ganzen Welt geworden ist. In der UdSSR und den anderen sozialistischen Ländern bildeten sich die Bedingungen für eine planmäßigere und harmonischere Entwicklung der sozialistischen Lebensweise heraus. Jetzt ist es möglich und objektiv notwendig, allmählich alle Parameter des Lebens unserer Menschen schrittweise zu verbessern. Wir haben jetzt voll und ganz die Kraft, solche großen sozialen Aufgaben zu lösen, wie die Beseitigung der unqualifizierten Handarbeit, die Beseitigung der wesentlichsten Unterschiede zwischen geistiger und körperlicher Arbeit, zwischen Stadt und Land, die Beseitigung der Rudimente der ungleichen Stellung der Frau im Alltag, die Schaffung von Bedingungen für eine allseitige und harmonische Entwicklung der Persönlichkeit und anderes. Aufgabe der Wissenschaftler ist es, aktiver auf diese Prozesse einzuwirken, die Fragen der Formierung und weiteren Entwicklung der sozialistischen Lebensweise gründlicher zu studieren sowie Methoden und Richtungen ihres Einflusses auf die Steigerung der Effektivität der Produktion und das Wachstum der Arbeitsproduktivität auszuarbeiten.

H . HANSPACH

Zu Fragen des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens und seiner Rolle bei der Intensivierung

Im Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands wird darauf orientiert, „daß der Mensch die Hauptproduktivkraft ist, zu dessen Nutzen die Intensivierung der Produktion durchgeführt und dessen Arbeit dadurch erleichtert wird." Der Entwicklung und rationellen Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens wird große Beachtung geschenkt. Dazu gehört der planmäßige Einsatz der Arbeitskräfte entsprechend der Qualifikation, der Kenntnisse und Fertigkeiten. Die vollständige Nutzung der gesetzlichen Arbeitszeit und die Vermeidung von Ausfallzeiten sind Bedingungen für die ständige Steigerung der Arbeitsproduktivität. Diesem Zweck dient auch die wissenschaftliche Arbeitsorganisation mit dem Arbeitsstudium, der Ar.beitsgestaltung, der Arbeitsnormung und der Arbeitsklassifizierung. 1 Die große Bedeutung der Entwicklung und Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens für die Intensivierung wird hervorgehoben. Erkenntnisse aus der Forschung und bei der praktischen Anwendung ihrer Ergebnisse auf dem Gebiet der Ökonomie und Organisation der Arbeit machen Probleme sichtbar, die künftig stärker beachtet werden müssen. Die Ökonomie der lebendigen Arbeit und ihre Wirkung auf die vergegenständlichte Arbeit bei der Senkung des Gesamtaufwandes pro Einheit des bedarfs- und qualitätsgerechten Nationaleinkommens gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Beherrschung der lebendigen Arbeit und ihr Einfluß auf andere Faktoren der Intensivierung und auf die Erhöhung ihrer Wirksamkeit müssen künftig mehr Grundlage der theoretischen und praktischen Arbeit sein. Bei einer ständig wachsenden Ausstattung der Arbeitsplätze (Erhöhung des Ausstattungsgrades mit Grundfonds), bei zunehmendem Einsatz von Nationaleinkommen für Wissenschaft und Technik sowie der steigenden Investitionskraft der DDR werden wachsende Anforderungen an den rationellen Einsatz und die Nutzung des verfügbaren und des künftigen Einsatzes des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens gestellt. In der Vergangenheit wurden umfangreiche Forschungen auf dem Gebiet des Einsatzes, der Verteilung, Planung und Lenkung des Arbeitsvermögens durchgeführt. Künftig sollte der qualitativen Seite des Arbeitsvermögens und seiner Nutzung noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Wichtig ist, daß eine passive, statische Betrachtungsweise überwunden wird. Das gesellschaftliche Arbeitsvermögen besitzt eine aktive, schöpferische Seite, die das Tempo und die Wirksamkeit von Produktivitäts- und Intensivierungsfaktoren beschleunigen oder hemmen kann. Deshalb gebührt bei allen Aufgaben der Forschung und der praktischen Anwendung ihrer Ergebnisse dem sozialistischen Menschen und seiner Arbeit unsere besondere Aufmerksamkeit. Die Aufgabenstellung, die im Programm der SED formuliert wurde: 1

Vgl. Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin 1976, S. 27/28.

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„ . . . daß die Arbeit die wichtigste Sphäre des gesellschaftlichen Lebens i s t . . . daß der sozialistische Charakter der Arbeit allseitig ausgeprägt w i r d . . . und die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, daß sie Arbeitsfreude, Einsatzbereitschaft und Schöpfertum sowie das Streben der Werktätigen nach Ordnung, Sicherheit und Disziplin fördern" 2 muß künftig zum Ausgangspunkt der Forschungen auf dem Gebiet der Organisation und Ökonomie der Arbeit und bei der praktischen Anwendung der Ergebnisse gemacht werden. Das ist mit Konsequenzen für die inhaltliche Gestaltung der Forschungsvorhaben, die Verstärkung der interdisziplinären Arbeit von naturwissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen und auch für die konkrete Anwendungsarbeit in den Betrieben und Kombinaten verbunden. Auf dem Gebiet des rationellen Einsatzes der Arbeitskräfte haben wir in der Vergangenheit wichtige Probleme bearbeitet, die fortgeführt werden müssen. Die Probleme des Einsatzes der Arbeitskräfte sind von Problemen der Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens nicht zu trennen. Wichtige Fragenkomplexe werden im folgenden zusammengefaßt: 1. Das Wirksamwerden des Menschen muß immer besser in Übereinstimmung gebracht werden mit den Erfordernissen der Bedürfnisbefriedigung im Arbeitsprozeß, muß den wissenschaftlich-technischen Fortschritt fördern und deshalb auch ein Ziel der wissenschaflich-technischen Arbeit sein. 2. Für einen hohen Beitrag zur Intensivierung wird die wissenschaftliche Arbeitsorganisation ständig vervollkommnet. Damit können Fortschritte zur vollen Nutzung der Arbeitskraft und des Arbeitszeitfonds erreicht werden. Ebenso wird die Übereinstimmung zwischen erforderlichem und vorhandenem Qualifikationsniveau der Werktätigen verbessert. Damit entstehen zugleich Bedingungen, um das physische und psychische Leistungsvermögen der Menschen zu nutzen und weiterzuentwickeln. Dabei können Arbeitszeitäufwand und Arbeitszeitverluste gesenkt werden. 3. Der rationelle Arbeitskräfteeinsatz wirft komplexe und komplizierte Probleme des gesamten Prozesses der Reproduktion der Arbeitskraft wie auch der Lenkung und Leitung des Einsatzes des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens auf. Erforderlich sind aussagefähige Analysen zum Wirksamwerden des Arbeitsvermögens und das Studium der Gesetzmäßigkeiten der Reproduktion der Arbeitskraft. 4. Zunehmende Bedeutung erlangt das Studium der Arbeitskräftebewegung, die Bestimmung der Maßstäbe, der Struktur und Richtungen der Bewegungsprozesse, der qualitativen und quantitativen Veränderungen einschließlich der Ausarbeitung von Prognosen und Leitungsstrategien. Bei der Verwirklichung der Hauptaufgabe erlangt die ständige Vervollkommnung der Grundlagen der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation und ihre praktische Anwendung in der Volkswirtschaft der DDR zunehmend an Bedeutung. Dabei stand der zu erbringende Beitrag zur Intensivierung mit der Aufgabe des rationellen Einsatzes und der immer besseren Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens im Mittelpunkt. Die Einordnung der Maßnahmen der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation in die Tätigkeit der Leiter, die verstärkte Einflußnahme auf ihren Inhalt und die Qualität durch die wirtschaftsleitenden Organe und die Einordnung der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation in die Planung erhöhten ihre Verbindlichkeit. Damit entstanden wichtige Voraussetzungen für eine qualitativ neue Etappe der Arbeit, die mit dem 2

Ebenda, S. 23/24. 121

IX. Parteitag begann. Es wurde wesentlich dazu beigetragen, eine ressortmäßige Behandlung des Arbeitsvermögens einzuschränken, seine Verbindung zu anderen Intensivierungsfaktoren nachzuweisen und durch Ergebnisse zu untersetzen. In den Jahren vor dem IX. Parteitag wurden darüber hinaus wichtige Erfahrungen gesammelt, wie durch eine zweckmäßige Gestaltung der materiellen Interessierung die Initiative der Arbeiter zielstrebig auf die Intensivierung der Produktion und die Ausschöpfung von Produktivitätsreserven gerichtet werden kann. In diesem Prozeß der wissenschaftlichen Arbeit und der direkten Übertragung der Ergebnisse in die Praxis hat sich erwiesen, daß die Ökonomie der lebendigen Arbeit viel mehr beachtet werden muß. Der besseren Anwendung des Leistungsprinzips gebührt unsere Aufmerksamkeit.

Der Beitrag der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation zur Erhöhung der Wirksamkeit des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens bei der Intensivierung Bei der weiteren Vervollkommnung der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation konzentrieren wir uns auf Arbeitskräftereserven an bereits bestehenden Arbeitsplätzen und Arbeitsprozessen in den Grund- und Hilfsprozessen, den Leitungs- und Verwaltungs- sowie produktionsvorbereitenden Bereichen in der Industrie und im Bauwesen. Mit Maßnahmen der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation konnten über 370 000 Arbeitsplätze im letzten Fünfjahrplan um- oder neugestaltet werden. Dabei wurden die Arbeitsbedingungen verändert und wesentlich auf Quantität und Qualität des Arbeitsvermögens eingewirkt. Unbestritten bleibt auch die Wirksamkeit auf das Arbeitsvermögen durch Einschränkung von körperlich schwerer Arbeit bei 30 Prozent der Produktionsarbeiter in den letzen fünf Jahren. Der dabei erreichte Produktivitätszuwachs beträgt bis zu 30 Prozent des Gesamtzuwachses. Diese Entwicklung zeigt auch Probleme, die noch Verluste an Arbeitsvermögen hervorrufen. Sie umfassen zum Beispiel - körperlich zu schwere und monotone Arbeiten, - Einflüsse auf die Gesundheit der Werktätigen durch Hitze, Staub, Lärm, Schadstoffe, - Nichtausnutzung des erworbenen Qualifikationsniveaus, - eine noch aus der Vergangenheit herrührende, zu tief gegliederte Arbeitsteilung, die zur Vereinseitigung und Handlungsarmut führt. Diese Probleme stellen ungelöste Aufgaben in der Produktionsvorbereitung dar. Sie haben ihre Ursachen auch in einer differenzierten Entwicklung und einem unterschiedlichem Niveau der Betriebe und Zweige sowie in den ökonomischen und technischen Möglichkeiten für grundsätzliche Veränderungen. Wir konzentrieren uns auf die Anwendung arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse vor allem bei den Arbeiten zur Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Hier wird in hohem Maße über Quantität und Qualität des Einsatzes und der Entwicklung des Arbeitsvermögens entschieden. Von hier aus werden über Jahre Inhalt und Bedingungen sowie die Ergebnisse der Arbeit von Millionen Werktätigen bestimmt. Mit der Gestaltung der materiellen Arbeitsbedingungen an den Arbeitsplätzen und in den Produktionsstätten, der Gestaltung der funktionellen Arbeitsinhalte der Werk122

tätigen unter Berücksichtigung ihrer Leistungsvoraussetzungen sowie der objektiven Erfordernisse der wachsenden Technisierung werden die Richtungen von gegenwärtiger und zukünftiger Arbeit in der Forschung und Anwendung der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation charakterisiert. Das geschieht unabhängig davon, ob unter gegebenen Bedingungen das Schwergewicht mehr auf die Lösung der damit verbundenen Aufgaben in der Produktionsvorbereitung oder mehr in der Produktionsdurchführung liegt. Die größten und bisher am wenigsten genutzten Möglichkeiten bei der Lösung ¿er Aufgaben sind bei der wissenschaftlich-technischen Arbeit vorhanden. Entscheidende Fortschritte hängen davon ab, welche Anstrengungen bei der arbeitswissenschaftlichen Qualifizierung der Kader in der Produktionsvorbereitung unternommen werden und welche Anstrengungen die arbeitswissenschaftliche Forschung für die rasche Erweiterung des methodischen Fundus und die raschere Verallgemeinerung bewährter Lösungen aufbringen kann. Gegenwärtig entspringt in den Kombinaten und Betrieben der dominierende Anteil der Ergebnisse aus der Vervollkommnung bestehender Produktions- und Arbeitsprozesse. Die Richtigkeit der Orientierung, mit Hilfe der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation konkrete Aufgaben der Um- bzw. Neugestaltung von Arbeitsplätzen und Produktionsabschnitten zu lösen, hat sich bewährt. Das ist der Inhalt der Haupt- oder Arbeitsrichtungen der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation in bestehenden Arbeitsprozessen, nach denen auf der Grundlage sowjetischer Erfahrungen seit nunmehr 3 Jahren die Aufgaben vorbereitet, planwirksam gemacht und abgerechnet werden. Aus der Arbeit nach Hauptrichtungen, insbesondere den im abgelaufenen Fünfjahrplan erzielten ökonomischen Ergebnissen, ist die außerordentlich starke und noch ausbaufähige Einflußnahme der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation sowohl auf den effektiven Einsatz als auch auf die rationelle Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens nachweisbar. Schon jetzt kann gesagt werden, daß die in einzelnen Industriezweigen erzielten Ergebnisse sowohl nach der Anzahl der Maßnahmen als auch der ökonomischen Ergebnisse mit den in der Sowjetunion vorliegenden Erfahrungen übereinstimmen. So umfassen die Maßnahmen zur Verbesserung der Organisation und Versorgung der Arbeitsplätze, 25-30 Prozent, zur Veränderung der Arbeitsmethoden und -verfahren, 15-20 Prozent, zur Vervollkommnung der innerbetrieblichen Arbeitsteilung und -kooperation, 10-15 Prozent, zur Vervollkommnung der Arbeitsnormung, 3 5 - 4 5 Prozent, und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen 15-20 Prozent alle Seiten der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation. Mit Hilfe der Maßnahmen der WAO, bezogen auf ihre Hauptrichtungen der Anwendung, wird nicht nur auf die augenblickliche Nutzung des eingesetzten Arbeitsvermögens, sondern zunehmend auch auf die quantitativen und qualitativen Merkmale des künftigen Einsatzes Einfluß genommen. Zweckmäßige Lösungen für die Organisation und Versorgung an den Arbeitsplätzen ermöglichen erhebliche Reduzierungen noch vorhandener, meist nicht technisch bedingter Zeitverluste. Die Maßnahmen der Gestaltung, wie die maßliche Gestaltung, Anordnung und Ausstattung nach arbeitswissenschaftlichen Gesichtspunkten sowie ihre kontinuierliche Versorgung mit Material, Vorrichtungen, Werkzeugen, Prüfmitteln und Arbeitspapieren, bewirken mit der Erhöhung des Anteils der produktiven Zeit eine meßbar höhere Wirksamkeit des eingesetzten Arbeitsvermögens. Die 123

nutzbaren Arbeitszeitreserven liegen bei 2 5 - 3 0 Prozent. Transportarbeiten der Produktionsgrundarbeiter werden wesentlich gesenkt. Die Gestaltung der Arbeitsmethoden und ihr Einfluß auf die einzusetzende Arbeitszeit haben besondere Bedeutung bei manuellen Arbeitsprozessen in der Großserienund Massenfertigung, wo gegenwärtig ein hoher Anteil des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens gebunden ist. (Der Anteil beträgt in den Industrieministerien bis zu 20 Prozent der Produktionsarbeiter.) Ihre Analyse und Gestaltung konzentriert sich darauf, bestmögliche Bedingungen für die Art und Weise der Ausführung von Arbeitstätigkeiten zu schaffen. Die wissenschaftliche Analyse von Arbeitsmethoden erlaubt es, Zeitverluste zu beseitigen, wie sie bei der Arbeit nach unzweckmäßigen Methoden zwangsläufig auftreten. Sie erlaubt auch zuverlässige Rückschlüsse auf solche Arbeitsverrichtungen, die einseitig und monoton sind und mit den verfügbaren Mitteln bereits mechanisiert und automatisiert werden können. Die Vervollkommnung der Arbeitsmethoden muß künftig noch enger verbunden werden mit der Gestaltung vorgelagerter Prozeßstufen und mit der Arbeitsplatzgestaltung. So angewendet, können durchschnittlich Senkungen des spezifischen Arbeitszeitaufwandes um 15 Prozent realisiert werden. Weitere Effekte ergeben sich dadurch, daß feitigungsstabile Arbeitsverfahren und -methoden die Aufwendungen für Ausschuß, Nacharbeit und Garantieleistungen mindern helfen. In Bereichen mit überwiegend manueller Arbeit eröffnet die Gestaltung von Arbeitsmethoden auch Wege zur Einsparung von Arbeitsplätzen. Damit wird auf die Oberwindung von Disproportionen zwischen Arbeitskräften und Arbeitsplätzen eingewirkt. Die Aufwendungen zur Einsparung eines Arbeitsplatzes in den Montagen liegen etwa um die Hälfte niedriger als für Arbeitsplätze in Bereichen der mechanischen Fertigung. Die Vervollkommnung der innerbetrieblichen Arbeitsteilung und -kooperation hat erheblichen Einfluß auf die bessere Ausnutzung und Verteilung des eingesetzten Arbeitsvermögens in Haupt-, Hilfs- und Nebenprozessen. Bei verschiedenen industriellen Prozessen, auch bei solchen mit kontinuierlichem Charakter, ist beim gegenwärtigen Stand aus den unterschiedlichsten Gründen oft eine Vollautomatisierung nicht realisierbar. Damit setzen beispielsweise bei Anlagenprozessen in der chemischen Industrie die dort gültigen technologischen Bedingungen scheinbar objektive Grenzen für eine meist niedrige Nutzung des eingesetzten Arbeitsvermögens vor allem bei Produktionsgrundarbeitern. Voraussetzungen für eine bessere Nutzung entstehen durch Veränderungen der Arbeitsteilung, insbesondere durch Kombination unterschiedlicher Berufe, zum Beispiel des Anlagenfahrers und Instandhalters. Mögliche Kombinationen bewirken die Nutzung freier Arbeitszeitanteile, und sie fördern gleichzeitig die Erhöhung der Verantwortung. Damit wird zugleich eine wichtige qualitative Seite des Einsatzes des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens und seiner Entwicklung berührt. Die Veränderungen der materiellen Arbeitsbedingungen und daraus resultierende Momente hinsichtlich der Nutzung und des Einsatzes des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens bedürfen noch der Ergänzung durch diejenigen Maßnahmen der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation, die die arbeits- und sozialhygienischen Bedingungen, die Arbeitskultur und die Sicherung der allgemeinen Schutzgüte in den Arbeitsstätten betreffen. Sie sind vorwiegend auf die Reduzierung von Gefährdungen und Arbeitserschwernissen sowie auf die Erhöhung des Wohlbefindens gerichtet und erschließen damit zusätzliche Quellen der Leistungssteigerung. Maßnahmen zur Verbesserung der materiellen Arbeitsbedingungen in ihrer Gesamtheit sind geeignet. 124

wesentliche Ursachen der gesellschaftlich nicht begründeten Fluktuation mit ihrem bedeutenden negativen Einfluß auf den Einsatz des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens weiter einzuschränken. Maßnahmen der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation gelten - wie generell alle Rationalisierungsmaßnahmen - erst dann als abgeschlossen, wenn die mit der Verbesserung der Arbeitsplatzorganisation und -Versorgung sowie der Vervollkommnung der Arbeitsverfahren und -methoden verbundenen veränderten Produktionsund Arbeitsbedingungen ihren Niederschlag in neuen Arbeitsnormen und anderen Kennzahlen der Arbeitsleistung finden. Von hier aus werden die Grundlagen sowohl für die qualitative als auch die quantitative Seite der Planung und Organisation der Arbeit geschaffen. Gleichzeitig entstehen bedeutende Voraussetzungen für die Verwirklichung des Leistungsprinzips und zur Beurteilung der Wirksamkeit der Intensivierung auf das gesellschaftliche Arbeitsvermögen. Die strikte Befolgung des Prinzips, neue Leistungsmaßstäbe bei veränderten Bedingungen auszuarbeiten und anzuwenden, ist eine unabdingbare Voraussetzung, eine neue Qualität der Planung des Arbeitskräftebedarfs und des Arbeitskräfteeinsatzes sowie der normativen Basis für die Planung des Reproduktionsprozesses überhaupt. Das gilt nicht nur für die Grundprozesse der Produktion, sondern entsprechend dem erweiterten Anwendungsbereich der Arbeitsnormung auch für diejenigen Arbeitsprozesse in den Hilfsprozessen, der Leitung, Verwaltung und Produktionsvorbereitung, für die heute bereits Normierungsmethoden, wenn auch unterschiedlicher Genauigkeit, verfügbar sind und in denen schrittweise Arbeitskräfterichtwerte und -normative Eingang finden. Bei der Anwendung der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation müssen künftig Niveauunterschiede in den Arbeitsbedingungen, der Arbeitsmethode, der Organisation und Versorgung der Arbeitsplätze und hinsichtlich des Einsatzes und der Qualifikation der Arbeitskräfte an gleichen oder ähnlichen Arbeitsplätzen überwunden werden. Hier liegen Reserven, die schnell und mit verhältnismäßig niedrigem Aufwand erschlossen werden können. Zu diesem Zweck wurden in den letzten fünf Jahren nach sowjetischen Erfahrungen für häufig vorkommende Arbeitsplätze bzw. häufig vorkommende Arbeitstätigkeiten entsprechende Typenlösungen der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation für Arbeitsplätze entwickelt und in den Industriezweigen eingeführt. Es besteht Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß Typenlösungen keine Nivellierung im Sinne einer Durchschnittssituation, sondern Bestlösungen mit hoher Flexibilität und Kompatibilität darstellen. Gegenwärtig liegen etwa 160 Typenlösungen ausgearbeitet vor, und sie werden schrittweise in den Kombinaten und Betrieben realisiert. Dabei ist wesentlich, daß zahlreiche Typenlösungen für Arbeitsplätze in arbeitszeitintensiven Montageprozessen vorliegen, zum Beispiel in den Bereichen der Elektro- und der Möbelindustrie. Die veränderten Arbeitsbedingungen führten zu einer erheblichen Steigerung der Arbeitsproduktivität, an einzelnen Arbeitsplätzen auf 150 Prozent. Die erreichten Arbeitszeiteinsparungen finden ihren Ausdruck in neuen technisch begründeten Arbeitsnormen. Die mit der Einführung von Typenlösungen erzielten Arbeitserleichterungen führten zu weiteren Einschränkungen der körperlich schweren Arbeit. Viele Typenlösungen weisen ein so hohes Gestaltungsniveau auf, daß diese Arbeitsplätze für den Einsatz von Frauen geeignet sind. Das wird helfen, bestimmte noch vorhandene

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Arbeitskräftereserven in den Territorien differenziert zu erschließen. Mit einzelnen Typenlösungen wird, gemessen an den Magstäben der Industrie in der DDR, eine außerordentliche Breitenwirkung erzielt. Das trifft zum Beispiel zu für die Vereinigung ZENTRAG und die VVB Möbel, wo mit 4 bzw. 3 angewendeten Typenlösungen 3500 bzw. 6000 Arbeitskräfte erfaßt werden. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation, bezogen auf die Wirksamkeit des eingesetzten Arbeitsvermögens, widerspiegeln sich auch in der besseren Auslastung der Produktionsgrundfonds. Das bezieht sich sowohl auf deren Einsatzzeit als auch auf die Ausschöpfung der technologischen Parameter. Die Verbesserung der Organisation und der Versorgung der Arbeitsplätze hilft ebenso wie die Vervollkommnung der Arbeitsteilung und -kooperation ablaufbedingte Verlustzeiten zu reduzieren und damit die Einsatzzeit zu erhöhen. Mit der Senkung des Arbeitszeitaufwandes bei der Anwendung neuer Arbeitsmethoden werden weitere Reserven erschlossen. Das sind jene, die durch Arbeitserleichterungen, die Verkürzung der Hilfszeiten bei gleichzeitiger Senkung der Grundzeiten entstehen. Einsatzzeitsteigernde Wirkung hat ebenso die Reduzierung schichtbedingter Verlustzeiten. Eine wichtige Quelle für die Verbesserung der zeitlichen Nutzung ist die Erweiterung der Schichtauslastung. Sie stellt hohe Anforderungen an das Niveau der Arbeitsorganisation und der Arbeitsbedingungen. Mit der Einführung der Schichtarbeit sind Maßnahmen erforderlich, die ein gutes Niveau der Schichtarbeiterbetreuung und eine hohe Effektivität ihrer Arbeit sichern. Die Steigerung der Grundfonds-Einsatzzeit ist gebunden an eine hohe Verfügbarkeit der Maschinen und Anlagen durch zielstrebige Einschränkung der störungsbedingten Verlustzeiten. In Anbetracht der weiteren Zunahme der Grundmittelausstattung je Beschäftigten und der wachsenden Kompliziertheit der zum Einsatz gelangenden neuen Technik bedürfen deshalb die Hilfsprozesse, und hier vor allem die Instandhaltung, einer Leistungsangleichung an die Bedingungen der Hauptprozesse. Die Entwicklung der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation in bezug auf die Intensivierung und die damit erreichten Ergebnisse auf den verschiedensten Gebieten werden wirkungsvoll durch die schrittweise Einführung neuer Formen der Stimulierung für Produktionsarbeiter gefördert. Auf diese Weise wird das Leistungsprinzip für die Intensivierung zur Wirkung gebracht, und soziale Probleme werden nicht isoliert von anspruchsvollen Zielen der Leistungsentwicklung gelöst. Die Entwicklung und differenzierte Einführung von neuen Formen der materiellen Interessiertheit hat schöpferische Initiativen in einem bisher noch nie gekannten Ausmaß freigesetzt. So wurde in unmittelbarer Auswertung des IX. Parteitages der SED der „Gemeinsame Beschluß des Zentralkomitees der SED, des Bundesvorstandes des FDGB und des Ministerrates der DDR über die weitere planmäßige Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen im Zeitraum 1976-1980 vom 27. Mai 1976" gefaßt. 3 Er ist darauf gerichtet, die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik auch in der Lohnpolitik noch stärker zur Wirkung zu bringen. Seine Realisierung führt zu einer Erhöhung des materiellen Interesses der Werktätigen an der Leistungssteigerung und hat gleichzeitig die schrittweise Verringerung sozialer Unterschiede zum Ziel. Mit der Einführung von neuen Formen der Entlohnung werden die Beziehungen zwischen der Entwicklung der Leistungen und der Entwicklung der Löhne noch enger und wirksamer gestaltet. Höhere Leistungen für die Gesellschaft sind Voraussetzungen 3

Neues Deutschland vom 29. Mai 1976.

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für die Erhöhung des Lebensniveaus aller Bürger und müssen in einem richtigen Verhältnis auch zu einem höheren Lohn führen. Das Leistungsprinzip wird besser als Mittel der Leitungstätigkeit genutzt. Die Initiative der Arbeiter und Meister wird auf die Steigerung der Arbeitsproduktivität, die Erschließung vielfältiger Leistungsreserven gerichtet. Mit den Maßnahmen der leistungsorientierten Lohnpolitik wird die Neuordnung des Tarifsystems eingeleitet. Damit werden schrittweise und auf lange Sicht Hemmnisse bei der Nutzung und dem rationellen Einsatz des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens überwunden, die heute noch eine wesentliche Rolle spielen. Im Ergebnis einer über 3 Jahre währenden theoretischen und praktischen Arbeit bei der Einführung neuer Formen der Entlohnung in Verbindung mit der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation werden wesentliche Ergebnissse sichtbar: 1. Die Effektivitäts- und Produktivitätsergebnisse der Betriebe sind bedeutend höher als die ursprünglichen Planaufgaben. 2. Die Aktivität der Werktätigen steigt beträchtlich an, Reserven werden durch sozialistische Gemeinschaftsarbeit in bisher nicht gekanntem Umfang erschlossen. 3. Die normative Basis der Arbeit in qualitativer und quantitativer Hinsicht wird durch Mitarbeit der Arbeiter und Arbeitskollektive bedeutend verbessert. 4. Das Interesse an qualitativen und quantitativen Ergebnissen der Arbeit wird durch einen höheren Stimulierungseffekt verstärkt.

Probleme des Arbeitsinhalts und der Forschung Ergebnisse aus der arbeitswissenschaftlichen Forschung und der analytischen Tätigkeit bei der Durchführung der Wirtschafts- und Sozialpolitik haben zu der Erkenntnis geführt, daß die Kenntnis der Rolle und Stellung der Werktätigen im Produktionsprozeß eine entscheidende Bedingung der intensiven Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens ist. Rolle und Stellung der Werktätigen, die ihre Verhaltensweisen und ihre Produktivitätswirksamkeit entscheidend prägen, ist Grundlage des Wirksamwerdens aller anderen Intensivierungsfaktoren. Im Zusammenhang mit der raschen Entwicklung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts wächst die Bedeutung der sozialökonomischen Veränderungen in der Arbeit des Menschen. Das hängt vor allem damit zusammen, daß die Erhöhung der Effektivität der Produktion eine gleichzeitige Entwicklung der Fähigkeiten des Menschen voraussetzt. Mit der Entwicklung der sozialistischen Produktion verändern sich auch die Anforderungen des Menschen an die Arbeit. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt schafft durch die Beschleunigung der intensiven Entwicklungsrichtungen der Volkswirtschaft Voraussetzungen für die Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität und das Wachstum des materiellen und kulturellen Lebensniveaus der Bevölkerung. Die volle Nutzung der Möglichkeiten von Wissenschaft und Technik, vor allem die Prozesse der Mechanisierung und Automatisierung führen zu neuen Bedingungen für die Reproduktion der Arbeitskraft, für ihre effektive Nutzung, für die Steigerung der Arbeitsproduktivität und für die aktive Selbstbetätigung des Menschen im Prozeß der Arbeit. Es werden weitere Voraussetzungen geschaffen, damit die Arbeit in zunehmendem Maße „Mittel der Befreiung der Menschen wird, indem sie jedem einzelnen die Gelegenheit bietet.

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seine sämtlichen Fähigkeiten, körperliche wie geistige, nach allen Richtungen hin auszubilden und zu betätigen . . ."4 Andererseits wird die Entwicklung des werktätigen Menschen, seiner Persönlichkeit sowie seiner gesellschaftlichen Beziehungen immer mehr zur entscheidenden Bedingung für die Meisterung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts selbst. Jede Veränderung auf technischem, technologischem und arbeitsorganisatorischem Gebiet verändert den Inhalt der Arbeit von Werktätigen, die Struktur und den Umfang ihrer Arbeitsfunktionen. Sie beeinflußt so entscheidende Charakteristika der Arbeit, wie - das Verhältnis von körperlichen und geistigen Tätigkeiten, - die Kompliziertheit und Vielseitigkeit der Arbeit, - das Entscheidungsfeld und die Möglichkeiten zu schöpferischer Arbeit. Der Inhalt der Arbeitsfunktionen im unmittelbaren Arbeitsprozeß beeinflußt wesentlich die Herausbildung von Verhaltensweisen und Motivationen beim Werktätigen. Die Einflußnahme auf den Arbeitsinhalt des Werktätigen, seine progressive Veränderung fördert seine Aktivität und Initiative, stimuliert die Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeitstätigkeit und den damit verbundenen gesellschaftlichen Aufgabenstellungen, wie der Notwendigkeit der Nutzung aller Intensivierungsfaktoren, angefangen von den eigenen Leistungspotenzen bis hin zur Ausschöpfung und Weiterentwicklung der Technik. Im Inhalt der Arbeit kommt vor allem zum Ausdruck, wie die gesellschaftliche Position der Werktätigen im Sozialismus und seine Bildungspotenzen im unmittelbaren Arbeitsprozeß realisiert werden. Für die Einflußnahme auf Veränderungen im Arbeitsinhalt der Werktätigen sind folgende wesentliche Hauptwege von Bedeutung: 1. planmäßige Mechanisierung und Automatisierung von schweren körperlichen, einseitigen und wenig qualifizierten Arbeitstätigkeiten; 2. Veränderung und Vervollkommnung der betrieblichen Arbeitsteilung und Kombination, das heißt Veränderung in der Aufteilung der insgesamt zu realisierenden Arbeitsfunktionen bei der Herstellung eines Produktes auf einzelne Werktätige nach leistungs- und persönlichkeitsfördernden Kriterien; 3. Entwicklung rationeller und zugleich persönlichkeitsfördernder Arbeitsverfahren zur effektiven Nutzung der Leistungsvoraussetzungen der Werktätigen. Die konkrete Einflußnahme auf den Inhalt der Arbeit, auf seine bewußte Gestaltung als einer entscheidenden Grundlage der qualitativen Entwicklung und Wirksamkeit des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens wird damit zu einer wichtigen Aufgabe der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation. In Zusammenarbeit gesellschaftswissenschaftlicher, technischer und arbeitswissenschaftlicher Disziplinen sind gemeinsame Anstrengungen zu verstärken, um zwei eng miteinander verflochtene Prozesse voranzubringen, die bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft immer größere Bedeutung erlangen: - die Erleichterung der Arbeit, das heißt die Minderung und Beseitigung von Belastungen des Menschen als Voraussetzung für inhaltsreichere Arbeit und - die Anreicherung der Arbeit mit Tätigkeiten, die höhere vielseitigere Anforderungen an Qualifikation, an die Persönlichkeit des Werktätigen stellen und in hohem Maße geistig-schöpferische Elemente beinhalten. Für die Vorausschau der Einflüsse des wissenschaftlich-technischen Fortschritts auf Veränderungen in der Arbeit ist es notwendig, wesentliche Einflußfaktoren über 4

F. Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft („Anti-Dühring"), in: MEW, Bd. 20, Berlin 1972, S. 274.

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längere Zeiträume bzw. im Zusammenhang mit zu erwartenden wissenschaftlich-technischen Veränderungen zu analysieren. Das ist Grundlage dafür, langfristig Einfluß auf Veränderungen der Arbeitstätigkeit des Menschen zu nehmen und rechtzeitig Anforderungen an Wissenschaft und Technik, an die Aus- und Weiterbildung der Werktätigen sowie an die planmäßige Entwicklung der Arbeitskräfte- und Bildungsstruktur abzuleiten. Zugleich müssen aber in gemeinsamer Forschung die zu erfüllenden Anforderungen für die Gestaltung der Arbeit in der kommunistischen Gesellschaft herausgearbeitet und bestimmt werden, damit aus künftiger Zielstellung und Analyse der bisherigen Entwicklung eine Synthese der künftigen Anforderungen an die wissenschaftlichtechnische Arbeit entsteht. Die Lösung von Aufgaben auf dem Gebiet der Entwicklung und des Einsatzes der Arbeitskräfte wird in zunehmendem Maße dadurch bestimmt, wie die für sie relevanten Gesetzmäßigkeiten beherrscht werden, wie die durch das sozialistische Wirtschaftssystem hervorgebrachten objektiven Bedingungen der Reproduktion der Arbeitskraft genutzt werden können. Dabei sind mögliche Widersprüche ständig aufzudecken und zu lösen, ihr Entstehen durch möglichst weit vorausschauendes Handeln (Problem der Ausdehnung des Zeithorizontes und des Genauigkeitsgrades der Prognosen) zu verhindern und die Dynamik der gesellschaftlichen Entwicklung zu sichern. Daraus ergeben sich wesentliche Aufgaben der künftigen Forschung zur Aufdekkung der Wirkungsbedingungen, Erfordernisse und Wirkungsfaktoren der objektiven ökonomischen Gesetze, welche die Reproduktion der Arbeitskraft bestimmen oder tangieren, insbesondere unter dem Aspekt der spezifischen Anforderungen der Intensivierung. Eine umfassende analytische Arbeit in Richtung einer weiteren Konkretisierung der ökonomischen Gesetze, die zur Erkenntnis und Aufschlüsselung ihrer Erfordernisse und insbesondere zur Quantifizierung wichtiger Kriterien führt, ist ein notwendiges Erfordernis gemeinsamer Forschungsarbeiten. Solche Schwerpunkte der Forschungsarbeiten der nächsten Jahre sollten sein: - Weiterentwicklung der Theorie der intensiv erweiterten Reproduktion des Arbeitsvermögens, - Analyse der Faktoren und Bedingungen der Effektivität des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens und Ableitung von perspektivischen Lösungswegen einschließlich der Fragen der Bewertung und Stimulierung des Wirkungsgrades der lebendigen Arbeit, - Ausarbeitung von Methoden und Instrumentarien der zentralen, territorialen und betrieblichen Leitung und Lenkung des rationellen Einsatzes des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens.

9 Intensivierung

G. FRIEDRICH

Die Kombinate und Vereinigungen volkseigener Betriebe als wichtige Formen der gesellschaftlichen Organisation der Produktion in der Industrie der DDR und der weitere Prozeß der Intensivierung der Produktion Die Grundtendenz der Entwicklung sozialistischer Großbetriebe, der Vereinigung von Betrieben und der Schaffung größerer Wirtschaftseinheiten ist für alle Länder des RGW charakteristisch. Dabei gibt es in jedem sozialistischen Land spezifische Merkmale der Industriestruktur, bestimmte Traditionen und traditionell gebundene Formen der Organisation der sozialistischen Industrie und auch gewisse Unterschiede im Herangehen auf Grund bestehender Besonderheiten des Leitungssystems - aber unabhängig von solchen Spezifika setzt sich die Bildung und Festigung größerer Wirtschaftseinheiten durch. Tatsache ist, daß sich in der hier charakterisierten Tendenz ein allgemeines Gesetz der Entwicklung der Produktion und der Produktivkräfte zeigt: die fortschreitende Vergesellschaftung der Produktion. Durch die Konzentration und Kombination, durch die Spezialisierung und Kooperation der Betriebe können bedeutende Reserven zur Erhöhung der Effektivität der Produktion erschlossen werden, wird die Intensivierung der Produktion weiter vorangeführt. Hierzu ist es notwendig, für rationelle Produktionsmaßstäbe Sorge zu tragen, die es gestatten, modernste technologische Verfahren von den Stückzahlen her in die Produktion einzuführen, die Arbeitsteilung, Spezialisierung und Kooperation in der Wirtschaft bei voller Ausnutzung der Möglichkeiten der ökonomischen Integration der sozialistischen Länder zu vertiefen. Durch entsprechende Konzentration von Kräften und Mitteln in Forschung und Entwicklung und im Überleitungsprozeß müssen die Bedingungen für eine engere Verbindung von Wissenschaft und Produktion geschaffen werden. Schließlich kommt es darauf an, den Zusammenhang zwischen der Zulieferindustrie und den Finalproduzenten zu festigen, die Proportionalität zwischen den Phasen der Reproduktion, den einzelnen Zweigen sowie den Haupt-, Hilfsund Nebenprozessen zu sichern. Mit der Entstehung und Festigung großer sozialistischer Wirtschaftseinheiten, die im Rahmen des zentralen staatlichen Planes ein hohes Maß an eigner Verantwortung für die Verbindung von Wissenschaft und Produktion, für die Gestaltung und Produktion von Maschinensystemen, von abgestimmten Erzeugnissortimenten übernehmen können, werden zugleich wichtige Voraussetzungen für die weitere Internationalisierung der Produktivkräfte geschaffen - solche leistungsfähigen Wirtschaftseinheiten geben nicht nur bessere Bedingungen für die Realisierung der Beschlüsse des RGW im jeweiligen Land, sie sind zugleich wichtige Partner in der internationalen Zusammenarbeit. Sie bilden ferner wichtige Ausgangspunkte für eine zweifellos in den nächsten Jahrzehnten zunehmende Bildung internationaler sozialistischer Wirtschaftsorganisationen, die mehr und mehr für die unmittelbare Organisation der wissenschaftlich-technischen und produktionsmäßigen Kooperation, für die internationale Konzentration und Spezialisierung der Produktion an Bedeutung gewinnen werden. Wirtschaftsorganisatorische Veränderungen, wie sie in der Bildung großer Wirtschaftseinheiten zum Ausdruck kommen, müssen durch die Entwicklung der Produk-

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tivkräfte und Produktionsverhältnisse vorbereitet sein, bauen auf einem bestimmten erreichten Stand der Konzentration und Spezialisierung der Produktion auf und schaffen die günstigsten Bedingungen für die Weiterführung dieser Prozesse. Das bezieht sich sowohl auf die eigentliche Produktion, auf den gesamten Bereich der wissenschaftlich-technischen Vorbereitung der Produktion, auf die Absatz- und Versorgungsprozesse wie auch auf die Art und Weise der Kombination von Haupt-, Hilfs- und Nebenprozessen in den einzelnen Betrieben. Die Entwicklung von Kombinaten, Großbetrieben und Vereinigungen bringt immer einen bestimmten Reifegrad der Produktivkräfte und der sozialistischen Produktionsverhältnisse zum Ausdruck. Der höhere Grad der Vergesellschaftung der Produktion tritt nicht schlagartig mit der wirtschaftsorganisatorischen Veränderung ein, sondern er bedarf langfristiger Vorstellungen über die Entwicklung von Wissenschaft und Technik, die Produktionsstruktur, die Veränderung der Arbeits- und Lebensbedingungen und ihre Umsetzung in das praktische Leben der Wirtschaftseinheiten. Auf dieser Grundlage kam es in der Industrie der D D R Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre zur Bildung einer größeren Zahl von Kombinaten. „Das Kombinat als Wirtschaftseinheit im Bereich der materiellen Produktion besteht aus Betrieben, die durch Gemeinsamkeiten der Erzeugnisse oder des Fertigungsprozesses oder eine technologisch bedingte Abhängigkeit der Produktionsstufen verbunden sind. Im Kombinat wird der Reproduktionsprozeß zur Sicherung einer hohen Effektivität der Produktion, insbesondere durch planmäßige Vertiefung der Arbeitsteilung, einheitlich geleitet. . . . das Kombinat arbeitet auf der Grundlage staatlicher Plankennziffern und anderer staatlicher Aufgaben, eigener Bedarfsanalysen und Prognosen der wissenschaftlich-technischen Entwicklung den Plan des Kombinates aus. Es verfügt über materielle und finanzielle Fonds, arbeitet nach dem Prinzip der wirtschaftlichen Rechnungsführung und ist für die Eigenerwirtschaftung der Mittel verantwortlich." 1 Bei der Realisierung der Aufgaben des VIII. Parteitages haben die neugebildeten Kombinate ihre Bewährungsprobe bestanden. Sie sind zu einem Hauptbestandteil des gesamten Leitungsaufbaus in der Industrie im gegenwärtigen Entwicklungsabschnitt geworden. 2 Die Kombinatsentwicklung zeigt, daß die besten Resultate dort erreicht wurden, wo - die Möglichkeit bestand, die weitere Entwicklung des Kombinates konsequent aus den Erfordernissen des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses abzuleiten (was Klarheit in der perspektivischen Entwicklung des Produktionsprofils, der Erzeugnissortimente und der Investitionen voraussetzt) und diese Möglichkeit auch konsequent durch eine enge Zusammenarbeit zwischen der zentralen staatlichen Leitung und den Kombinaten genutzt wurde; - die vorgenommene Kombinatsbildung durch eine seit Jahren bestehende Zusammenarbeit der Betriebe, insbesondere über die Erzeugnisgruppen vorbereitet war und den technologischen Bedingungen und Produktionsverflechtungen entsprach; - es durch eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Kombinat, den Kombinatsbetrieben und den jeweiligen territorialen Organen gelungen ist, die Erfordernisse und 1

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Vgl. § 24 der Verordnung über die Aufgaben, Rechte und Pflichten der volkseigenen Betriebe, Kombinate und W B vom 28. März 1973, GBl. I, S. 129 in der Fassung der Änd. VO vom 27. August 1973, in: GBl. I, S. 405. Vgl. E. Honecker, Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den IX. Parteitag der SED, Berlin 1976, S. 83.

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Interessen des Kombinates, der Betriebe und Territorien in Übereinstimmung zu bringen ; - klar die Ziele und Effektivitätsfaktoren wirtschaftsorganisatorischer Maßnahmen im Auge behalten wurden. Dazu gehören vor allem ökonomische Produktionsmaßstäbe, Konzentration von Mitteln und Kräften, enge Verbindung von Wissenschaft und Produktion, Zentralisierung einzelner Funktionen im Reproduktions- und Leitungsprozeß, Nutzung der Möglichkeiten zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen. Typische Grundstruktur des Industriekombinats

2. 3. 4. 5. 6.

Ein Teil der Kombinate hat eine selbständige, vom Stammbetrieb losgelöste Kombinatsleitung. Im Durchschnitt bestehen die Kombinate aus 5 bis 6 Betrieben und 20 bis 30 territorial getrennten Produktionsstätten; ca. 20 Prozent der Kombinate bestehen aus einem Betrieb. Die Zahl der Betriebe bzw. Produktionsstätten schwankt in den einzelnen Industriezweigen in Abhängigkeit vom Konzentrationsgrad beträchtlich. So haben die Kombinate der Leichtindustrie im Durchschnitt mehr als 40 Produktionsstätten. Neben den Produktionsstätten verfügen die Kombinate über weitere Arbeitsstätten ohne Produktionstätigkeit z. B. Forschungs- und Entwicklungsstellen, Betriebsberufsschulen, Kundendiensteinrichtungen, Sozial- und Betreuungseinrichtungen. Das wissenschaftlich-technische Potential der Industrie - Forschung und Entwicklung, Projektierung, Konstruktion usw. - ist fast ausnahmslos den Kombinaten bzw. W B zugeordnet. Gemessen an der Betriebsgrößenstruktur vollzog sich in den letzten 20 Jahren ein bedeutender Konzentrationsprozeß - die Zahl der Betriebe verringerte sich um mehr als die Hälfte, die Durchschnittsgröße der Betriebe vergrößerte sich, gemessen an der Zahl der Beschäftigten auf etwa das 2% fache, gemessen an der Bruttoproduktion auf etwa das 7fache; im Zeitraum von 1965 bis 1973 stieg der Anteil der Betriebe mit einer Jahresproduktion von mehr als 10 Mill. Mark - an der Zahl der Betriebe: von 11,5 Prozent auf 20,6 Prozent - an den Beschäftigten: von 70,6 Prozent auf 83,6 Prozent - an der Bruttoproduktion: von 78,6 Prozent auf 89,3 Prozent, aber noch 1973 hatten etwa 30 Prozent aller Industriebetriebe bis zu 30 Arbeitskräften und eine Jahresproduktion bis zu 1 Mill. Mark - ihr Anteil an der Gesamtproduktion der Industrie betrug nur etwa 1 Prozent.

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Die Bildung der Kombinate führte zu einschneidenden Veränderungen der Organisationsstruktur der Industrie der DDR. In einigen Zweigen kam es mit der Bildung von Kombinaten zur Auflösung von W B (vor allem in Zweigen der Grundstoffindustrie, zum Beispiel Grundchemie, Metallurgie). Die VVB blieben als staats- und wirtschaftsleitende Organe vor allem in den Zweigen bestehen, in denen die Zweigleitungsfunktionen nicht durch ein einzelnes Kombinat wahrgenommen werden können - vor allem in Teilen der metallverarbeitenden Industrie, in der Leichtindustrie (auf Grund der Vielzahl der Betriebe und der Breite des Sortiments), aber auch in den weniger konzentrierten Zweigen der chemischen Industrie (zum Beispiel pharmazeutische Industrie). Hier kam es zur Bildung von Kombinaten, die den W B unterstellt sind. Der VVB als wirtschaftsleitendes Organ sind volkseigene Betriebe, Kombinate und Einrichtungen unterstellt. Im Rahmen der ihr übertragenen Aufgaben, Rechte und Pflichten ist sie für die Durchsetzung der Wirtschaftspolitik des Staates im Industrie : zweig verantwortlich. Die VVB richten ihre Aufmerksamkeit vor allem darauf, die Linie der Intensivierung der Produktion durchzusetzen und eine hocheffektive Arbeit der Kombinate und Betriebe zu organisieren. Besonderes Augenmerk schenkten sie den notwendigen wissenschaftlich-technischen Vorlaufarbeiten und der Überleitung wissenschaftlich-technischer Ergebnisse in die Produktion. Der W B sind in der Regel auch die entsprechenden wissenschaftlich-technischen Einrichtungen des Zweiges, Institute, Ingenieurbüros, Projektierungseinrichtungen und ähnliches mehr unterstellt. Eine Aufgabe der W B besteht darin, die gegenseitig abgestimmte Arbeit der Betriebe zu organisieren. Das betrifft nicht nur die Arbeitsteilung in der Produktion, sondern auch die Arbeitsteilung bzw. die Konzentration der Kräfte bei der Lösung gemeinsamer Aufgaben auf dem Gebiet von Wissenschaft und Technik, die Zentralisation bei Absatz- und Versorgungsaufgaben, zum Beispiel gemeinsame Marktforschung, zentrale Lagerhaltung, gemeinsamer Kundendienst.. Die W B ist in diesem Sinne selbst eine Organisationsform für die weitere Vergesellschaftung der Produktion. Zieht man. die Bilanz der weiteren Vergesellschaftung der Produktion im Gefolge der Festigung der Kombinate in der Industrie der DDR, so zeigen sich zahlreiche Beispiele, in denen Kombinate Zielstellungen für die Volkswirtschaft anvisierten und realisierten, die Einzelbetriebe nur schwerlich hätten in Angriff nehmen können. Konzentration und tiefere Arbeitsteilung in Forschung und Entwicklung, bei der Vorbereitung neuer Produktionen brachten positive ökonomische Ergebnisse. Hilfs- und Nebenprozesse konnten rationeller organisiert werden - das bezieht sich vor allem auf Reparaturwesen und Instandhaltung, Lagerwirtschaft, Werkzeug-, Vorrichtungsund Rationalisierungsmittelbau. Der Spezialisierungsprozefj der Wirtschaftseinheiten nach Fertigerzeugnissen ist in den letzten Jahren weiter fortgeschritten. In einzelnen Kombinaten wurde mit der Aufnahme zentraler Fertigungen begonnen, die eine rationellere Produktion von Einzelteilen und Baugruppen für den eigenen Bedarf und auch über Kombinatsgrenzen hinaus sicherten. In anderen Kombinaten wurde eine größere Flexibilität der Produktion, vor allem über eine einheitliche Produktionsorganisation in allen Kombinatsbetrieben erreicht. Aber es gibt auch gegenläufige Tendenzen. Das Hauptproblem besteht zweifelsohne darin, daß der Prozeß der Vertiefung der Arbeitsteilung durch Spezialisierung und Kooperation zu langsam vorangeht. Die Ursachen dafür sind vielfältig. So war die Kombinatsbildung in einer Reihe von Fällen nicht genügend vorbereitet, nicht genügend organisch gewachsen. Ehe tiefgreifende Veränderungen in der arbeitsteiligen 133

Produktion überhaupt in Angriff genommen werden konnten, mußten erst Maßnahmen durchgeführt werden, um das Kombinat leitungsmäßig zu festigen. Weiterhin führten Unklarheiten in der perspektivischen Entwicklung einzelner Kombinate, insbesondere hinsichtlich ihrer Einordnung in die strukturelle Entwicklung der Volkswirtschaft, zu Unsicherheiten bei der Fortführung der Spezialisierung und Kooperation der Produktion sowie der Forschung und Entwicklung. Auch überzogene Vorstellungen von der Eigenverantwortung der Kombinatsbetriebe, die Art und Weise der Leistungsbewertung, ungenügende Möglichkeiten, die wirtschaftliche Rechnungsführung für die Fortführung der Spezialisierung entsprechend zu nutzen und besonders ökonomische Mittel besser für den Reproduktionsprozeß des gesamten Kombinates einzusetzen, behindern einzelne Kombinate bei der weiteren Konzentration der Produktion. Die Entwicklung leistungsfähiger Kombinate zu einem einheitlichen geschlossenen Reproduktionsprozeß von hoher Effektivität ist ein längerfristiger gesellschaftlicher und ökonomischer Prozeß. Der IX. Parteitag orientiert für die nächste Etappe vor allem auf - die Festigung der bestehenden Kombinate zur vollen Ausschöpfung der Effektivitätspotenzen dieser Wirtschaftsorganisation; - die Entwicklung der Kombinate zu solchen Wirtschaftseinheiten, die noch besser in der Lage sind, die Grundfragen ihrer erweiterten Reproduktion vorausschauend und im Komplex zu lösen; - die grundlegenden Erfahrungen in der rationellen Organisation der Arbeit der Kombinate und ihrer Betriebe systematisch zu verallgemeinern mit dem Ziel, die Leitungstätigkeit effektiver zu gestalten. Für die Weiterführung der Prozesse der gesellschaftlichen Organisation der Produktion zeichnen sich in der Industrie der DDR vor allem folgende Wege ab: 1. Durch Spezialisierung und Konzentration der Produktion innerhalb der Kombinate gilt es, die Arbeitsteilung zu vertiefen, um die durch die Bildung der Kombinate gegebenen Möglichkeiten besser zu nutzen. 2. Arbeitsteilung und Spezialisierung der Produktion sind - insbesondere in der metallverarbeitenden Industrie - durch zwischenzweigliche zentrale Fertigungen weiterzuführen. 3. Die kleinen VEB müssen unter Berücksichtigung der spezifischen Entwicklungsund Reproduktionsbedingungen in den Zweigen und Territorien in das System der Wirtschaftsleitung der sozialistischen Industrie tiefer einbezogen werden. 4. Die VVB gilt es so auszugestalten, daß sie im Zusammenwirken mit dem Bezirkswirtschaftsrat zur einheitlichen Leitung der Industriezweige und zu wirkungsvoller Erzeugnisgruppenarbeit befähigt werden. 5. Wirtschafts- und Leitungsorganisation sind so weiterzuentwickeln, daß die Erfordernisse der sozialistischen ökonomischen Integration in den Betrieben, Kombinaten und VVB umfassend durchgesetzt werden. Diese Entwicklungstendenzen haben auch Konsequenzen für die Organisation der Leitung der Industrie insgesamt. Sie betreffen die Gestaltung der Leitungs- und Arbeitsbeziehungen zwischen Ministerien, VVB, Kombinaten und Betrieben sowie Grundfragen der Organisation der Zusammenarbeit zwischen Zweig und Territorium. Besonders im Zusammenhang mit der Umwandlung ehemals halbstaatlicher und privater Betriebe in Volkseigentum sowie mit der Forderung nach einer leistungsfähigen örtlichen Versorgungswirtschaft, der Verbesserung der hauswirtschaftlichen und städte-

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wirtschaftlichen Dienstleistungen usw. wurden neue Probleme der Konzentration der Produktion auf die Tagesordnung gesetzt. Eine zwischen Zweig und Territorium abgestimmte Leitung der territorialen Konzentration der Produktion sowie der territorialen Rationalisierung wird erforderlich. Ausgehend von vorhandenen territorialen Ballungsgebieten, das heißt einer Vielzahl von Produktionsstätten, die ähnliche oder gleichartige Erzeugnisse herstellen und ähnliche technologische Verfahren anwenden, wurden Kooperationsgemeinschaften, Produktionszentren und andere Formen zur Kooperation in den Territorien geschaffen, um die erzeugnis- und verfahrensbezogene Spezialisierung weiterzuentwickeln und so neue Konzentrationseffekte zu erschließen. Das macht es möglich, die Transportströme im Prozeß der Kooperation zu rationalisieren, Vorfertigungs- und Absatzprozesse zu konzentrieren sowie bestimmte Leitungsfunktionen bei leistungsstarken Betrieben zu zentralisieren. Oft mündet eine solche Entwicklung in die Herausbildung neuer Wirtschaftseinheiten und beeinflußt die Stellung und Perspektive bestehender Großbetriebe und Kombinate. Zur Zeit besteht ein wesentliches Merkmal vieler Industriekombinate noch darin, daß sie aus einer Vielzahl territorial getrennt liegender Betriebe und vor allem Produktionsstätten bestehen. Durch die Übernahme bisher bezirksgeleiteter Betriebe in zentralgeleitete Industrie erhöhte sich die Anzahl der Produktionsstätten bei den Kombinaten. Das hat negative Auswirkungen auf das Effektivitätsniveau der Kombinate. Nachweisbar weisen Kombinate mit einer relativ geringeren Anzahl von Produktionsstätten ein weit höheres Effektivitätsniveau aus als Kombinate mit größerer Anzahl von Produktionsstätten, die meistens noch territorial weit auseinander liegen. Die weitere Vertiefung der Arbeitsteilung durch Spezialisierung und Konzentration der Produktion muß deshalb mit der Aufgabe verbunden werden, die territoriale Zersplitterung in eine zu große Anzahl von Produktionsstätten, insbesondere im Zusammenhang mit der Rekonstruktion von Betrieben schrittweise zu überwinden. Bei der dadurch möglichen Erschließung weiterer Effektivitätsreserven kommt es besonders darauf an, für folgende Prozesse die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen bzw. die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen: - die weitere Entwicklung der Produktionsspezialisierung und Konzentration der Hauptproduktion in Abhängigkeit von den spezifischen Reproduktionsbedingungen bei Herausbildung von spezialisierten Betrieben mit größerem Produktionsmaßstab (auf Einzelteile, Baugruppen und -verfahren spezialisierte Betriebe zum Beispiel der metallverarbeitenden Industrie) ; - die Ausdehnung der Produktionsspezialisierung auf die Hilfs- und Nebenprozesse und die Herausbildung spezialisierter Betriebe zum Beispiel für die Instandhaltung (für die Chemie-, Kohle-, Energiewirtschaft und Metallurgie) ; - die Herausbildung zentralisierter Einrichtungen des Transports, der Lagerhaltung, des Absatzes und ähnliches mehr; - die Nutzung der Möglichkeiten der territorialen Rationalisierung für die Leistungsentwicklung in der Produktion bei geringerem Aufwand und für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen. Bei der Lösung dieser Aufgaben können zugleich durch entsprechende organisatorische Maßnahmen die Kooperationsbeziehungen innerhalb der Kombinate stabilisiert und rationalisiert werden. Auf dem IX. Parteitag wurde unter den Hauptrichtungen der wissenschaftlich-technischen Arbeit die Aufgabe gestellt, das technisch-ökonomische Niveau der Produktion und der Exportkraft der DDR im Maschinen-, Geräte- und Anlagenbau sowie in der Zulieferindustrie zu erhöhen. Dazu sind effektive Technologien und zentrale Fer135

tigungen für Einzelteile und Baugruppen einzuführen sowie wissenschaftlich-technische Voraussetzungen für eine höhere Zuverlässigkeit von Zuliefererzeugnissen, Baugruppen und industriellen Finalerzeugnissen zu schaffen. 3 Im engen Zusammenhang damit steht die Erhöhung des Niveaus der Standardisierung. Die Standardisierung ist enger in Zusammenarbeit mit der UdSSR zur Gewährleistung der Übereinstimmung volkswirtschaftlich wichtiger Standards beider Länder durchzuführen. 4 Unter anderem ist die Standardisierungsarbeit vor allem auf die Erhöhung des Wiederholteilfaktors der Produktion zur Sicherung von Seriengrögen zu richten, die den effektiven Einsatz neuer Technologien und Verfahren in zweiglichen und überzweiglichen zentralen Fertigungen und die breite Nutzung von Typen- und Besttechnologien ermöglichen. Der IX. Parteitag orientiert besonders darauf, von zweiggebundenen Lösungen der Spezialisierung der Produktion von Einzelteilen und Baugruppen zum Aufbau zentraler Fertigungen aus volkswirtschaftlicher Sicht überzugehen, um den Konzentrationsprozeg und die Arbeitsteilung im volkswirtschaftlichen Maßstab entscheidend zu vertiefen. Die praktische Entwicklung hat gezeigt, dag mit der Errichtung zentraler Fertigungen eine solche rationelle Organisation der Produktion erreicht werden kann, die es ermöglicht, hochproduktive, aber kostspielige Ausrüstungen auf der Grundlage hoher Serienstückzahlen rationell auszunutzen. So zeigen Untersuchungen in der metallverarbeitenden Industrie, dag mit der Einrichtung zentraler Fertigungen der Seriencharakter der Produktion, das Niveau der Fertigungstechnik und Produktionsorganisation wesentlich erhöht werden konnten. Damit konnte die Arbeitsproduktivität in zentralen Fertigungen um durchschnittlich 80 Prozent erhöht werden, womit ein überdurchschnittliches Wachstum der Arbeitsproduktivität gegenüber der metallverarbeitenden Industrie insgesamt gesichert wurde. In einigen zentralen Fertigungen betragen die Steigerungsraten der Arbeitsproduktivität sogar das Zwei- bis Dreifache. Die Selbstkosten in zentralen Fertigungen sind ca. 20 Prozent niedriger als bei dezentraler Fertigung, wobei der Anteil der Senkung der Materialkosten unter 20 Prozent der gesamten Selbstkostensenkung liegt. Die spezifischen Investitionskosten für zentrale Fertigungen liegen mit 0,8 Millionen Mark Investitionen für 1 Million Mark Warenproduktion unter den spezifischen Investitionskosten der metallverarbeitenden Industrie, wo ca. 1,3 bis 1,5 Millionen M a r k Investitionen für eine Million Mark Warenproduktion aufgewandt werden müssen. Die Rückflugdauer der aufgewendeten Mittel für zentrale Fertigungen beträgt im Durchschnitt 4,0 Jahre. Die Praxis beweist also, dag zur Verwirklichung rationeller Organisation der gesellschaftlichen Produktion die Herausbildung spezialisierter Fertigungen für Einzelteile und Baugruppen wesentlich zur Intensivierung des Reproduktionsprozesses beiträgt und stärker genutzt werden mug. Was die kombinatsinnere Organisationsstruktur betrifft, so nehmen im Prozeg der Intensivierung der Produktion die Kombinate und ihre Betriebe eine Schlüsselstellung ein. Ihre Aufgabe ist es, unter Nutzung aller verfügbaren Quellen der Intensivierung insbesondere des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, der als Intensivierungs3

4

Vgl. Direktive des IX. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR in den Jahren 1976-1980, Berlin 1976, S. 24. Ebenda, S. 25.

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faktor übergreifende Bedeutung besitzt - den höheren Leistungsanforderungen gerecht zu werden, indem sie vor allem - das wissenschaftlich-technische und organisatorische Niveau der Produktion erhöhen; - das Arbeitsvermögen rationell nutzen und in zunehmendem Maße die Arbeitsproduktivität rascher steigern als die Warenproduktion, die Arbeitsbedingungen fortschreitend verbessern und den sozialistischen Charakter der Arbeit weiter ausprägen ; - die Material- und Energieintensität der Erzeugnisse senken und eine hohe Qualität der Produkte sichern; - die vorhandenen Grundfonds effektiv nutzen sowie durch gezielte Investitionstätigkeit einen hohen Produktivitäts- und Effektivitätszuwachs erzielen. Der rationelle Vollzug des Reproduktionsprozesses in den Kombinaten und ihren Betrieben ist nicht zuletzt von der Zweckmäßigkeit ihrer Leitungs- und Organisationsstruktur abhängig. Mit der Verordnung über die Aufgaben, Rechte und Pflichten der VEB, Kombinate und VVB wurde den Kombinatsleitungen die rechtliche Grundlage gegeben, ihre Leitungs- und Organisationsstruktur entsprechend den spezifischen Reproduktionsbedingungen auszugestalten. „Der Direktor des Kombinates sichert über den Kombinatsplan auf der Grundlage der staatlichen Planauflagen die Konzentration, Spezialisierung und Kooperation im Kombinat, die einheitliche wissenschaftlich-technische und ökonomische Entwicklung sowie die planmäßige Rationalisierung und die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in den B e t r i e b e n . . . Zur rationellen Gestaltung des Reproduktionsprozesses im Kombinat können Funktionen und Aufgaben zentralisiert werden. Das betrifft insbesondere Forschung und Entwicklung, Investitionen, Materialwirtschaft, Rechnungsführung und Statistik, Absatz, Berufsbildung und schutzrechtliche Aufgaben." 5 Dabei muß allerdings beachtet werden, daß die Herausbildung der Kombinate zu Grundgliedern in der sozialistischen Industrie nichts daran ändert, daß der einzelne Produktionsbetrieb die ökonomische Verantwortung für die Prozesse trägt, die er tatsächlich vollzieht. Man muß bei den Betrieben voll die materielle und moralische Interessiertheit an der eigenen Leistung sichern. Eine unbegründete Einschränkung der Verantwortung - zum Beispiel in bezug auf den Absatz der Erzeugnisse innerhalb und außerhalb des Kombinates, in bezug auf die rationelle Nutzung der betrieblichen Fonds - führt (und das zeigen verschiedene Beispiele in der Industrie in den ersten Jahren der Kombinatsentwicklung) zur Herabminderung des Interesses an hohen Leistungen und kann volkswirtschaftliche Störungen zur Folge haben. Daher wird in der Verordnung über die Aufgaben, Rechte und Pflichten der VEB, Kombinate und W B betont: „Die Betriebe des Kombinates leiten und planen ihren Reproduktionsprozeß eigenverantwortlich im Rahmen der Entwicklung des Kombinates." 6 Generell beruhen die Kombinate, wie bereits eingangs betont, auf der vertikalen, als auch der horizontalen Arbeitsteilung. Ausgehend von den Kriterien der Produktionsstruktur, können die Kombinate in drei verschiedene Organisationsformen oder -typen eingeteilt werden, die auf Grund verschiedener Reproduktionsbedingungen 5

6

A

Vgl. § 24, 25 der Verordnung über die Aufgaben, Rechte und Pflichten der volkseigenen Betriebe, Kombinate und VVB, a. a. O. Ebenda, § 25.

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auch differenzierte Lösungen bei der Gestaltung der Leitungs- und Organisationsstruktur verlangen. In einer ersten Gruppe können alle die Kombinate zusammengefaßt werden, die auf der Kombination von Produktionsstufen zur Erzeugung von Rohstoffen, Zwischenund Endprodukten beruhen, die also im wesentlichen vertikal gegliedert sind. Der Organisationsaufbau dieser Kombinate wird hauptsächlich durch die jeweilige Produktionsstufe bzw. den Produktionsstrang bestimmt. Es gibt Betriebe, die auf der Grundlage mehrerer aufeinander folgender Hauptproduktionsstufen (zum Beispiel Rohkaliförderung, Kaliaufbereitung; Kupfererzförderung, Rohkupfererzeugung, Kupferraffinerie, Halbzeuge) oder durch das Nebeneinanderbestehen von Haupt- oder Nebenproduktionsstufen bzw. durch mehrere stark kooperierende Hauptproduktionsstufen charakterisiert werden. Diesen Betrieben sind diejenigen Leitungsfunktionen und -aufgaben zugeordnet worden, die sie zur ordnungsgemäßen, produktionsnahen Leitung benötigen und die von der Sache her nur dort entschieden werden können; die auf Grund der Vielschichtigkeit der Technologie, des Produktionsprofils und der angewandten Technik von zentraler Stelle her nicht mehr überschaubar sind. Die zentrale Leitung im Kombinat dagegen konzentriert sich auf solche Leitungsfunktionen und -aufgaben, die sich mit der Verflechtung und Koordinierung der auf den verschiedenen Produktionsstufen beruhenden Betriebe befassen und die vor allem für die Konzipierung und Durchsetzung der einheitlichen technischen und ökonomischen Politik im Kombinat entscheidend sind. Eine zweite Gruppe von Kombinaten ist durch die vertikale Spezialisierung auf technologische Verfahren, Einzelteile, Baugruppen und Montageprozesse charakterisiert. Bei der Herausbildung dieser Kombinate mußten zunächst vor allem folgende Aufgaben gelöst werden: - Durchführung der leitungsmäßigen Vereinigung der Betriebe und Sicherung einer einheitlichen Leitung des Kombinates; - Produktions- und sozialökonomische Eingliederung von neuen Betrieben; - Umprofilierung von Betrieben in Richtung zunehmender vertikaler Spezialisierung auf Baugruppen und Einzelteile; - Bestimmung der Eigenverantwortung der Betriebe, Betriebsteile und Produktionsstätten unter besonderer Beachtung von sozialökonomischen Faktoren. In dem Maße, wie in Durchführung dieser Maßnahmen die vertikale Spezialisierung allmählich zum bestimmenden Element wurde, die kooperative Verflechtung der Produktion zwischen den Betrieben im Kombinat zunahm und die Entwicklung, Projektierung und Produktion von Maschinensystemen oder Erzeugnissystemen sich durchsetzte, traten auf der Ebene des Kombinates folgende Leitungsaufgaben in den Vordergrund: - die leitungsmäßige Sicherung der Projektierung, der Produktion und des Absatzes von Maschinensystemen; - die bessere Beherrschung der Produktionsvorbereitung und der operativen Leitung der Produktion in Verbindung mit der Konzentration der Forschung, Entwicklung und des Absatzes; - die Erhöhung der Effektivität und Rationalität des Reproduktionsprozesses und insbesondere die Sicherung einer kontinuierlichen Produktion in hoher Qualität auf der Grundlage einer starken Leitung des Fertigungsablaufes, wobei größtes Augenmerk der Organisation der zentralen Vorfertigung geschenkt werden mußte. Durch die Herausbildung auf Einzelteile und Baugruppen spezialisierter Betriebe und die Herstellung enger kooperativer Verflechtungen zum Finalproduzenten 138

wird die Rolle des Finalproduzenten als Stammbetrieb des Kombinates gefestigt. In diesem Prozeß verschmilzt allmählich die Kombinatsleitung mit der Leitung des Montagebetriebes, und die meisten Leitungsfunktionen werden als Doppelfunktionen für das Kombinat und den Montagebetrieb ausgeübt. Das erfordert die Zentralisierung wichtiger Leitungsfunktionen und -aufgaben bei der zentralen Leitung des Kombinates. Die Zentralisation erstreckt sich insbesondere auf die Forschung und Entwicklung, die technische Vorbereitung der Produktion, insbesondere bei Einführung neuer Erzeugnisse, die Aus- und Weiterbildung der Arbeitskräfte, die Materialversorgung und -disposition, die Marktvorbereitung, den Verkauf von Maschinen und Ersatzteilen, Servicedienst und anderes mehr. Eine dritte Gruppe von Kombinaten, die auf der horizontalen Arbeitsteilung beruht, ist durch die Zusammenführung von Betrieben mit gleichartigen und ähnlichen Erzeugnissen, gleichen oder ähnlichen Technologien, gleichem oder ähnlichem Produktionsprofil charakterisiert. Hier haben sich Kombinate herausgebildet, die entweder aus einem Großbetrieb und mehreren kleinen und mittleren Betrieben bestehen und bei denen der Großbetrieb zugleich Stammbetrieb ist, das heißt, die Leitung des Großbetriebes nimmt zugleich die Leitung des Kombinates wahr. Weiterhin sind es Kombinate, die aus mehreren kleinen und mittleren Betrieben etwa gleicher Größe bestehen, wobei es in der Regel erst über einen längeren Prozeß zur Herausbildung eines Stammbetriebes kam. Außerdem wurden Kombinate gebildet, die aus mehreren Großbetrieben etwa gleicher Größe bestehen, wo in der Regel einer dieser Betriebe die Stammbetriebsfunktion ausübt. Insgesamt hat sich, wenn auch die Leitung über den Stammbetrieb mit der damit verbundenen Doppelfunktion eine Vielzahl komplizierter Fragen aufwirft, diese Leitungsform bei der Mehrzahl der gerade auf der horizontalen Arbeitsteilung beruhenden Kombinate als richtig erwiesen. Hier ist die Leitung über den Stammbetrieb eine rationelle und produktionsnahe Leitungsform. Bei diesen Kombinaten mußten im Prozeß ihrer Bildung und Festigung zumindest folgende Aufgaben gelöst werden: - Zentralisierung des größten Teiles der im Kombinat verfügbaren Ressourcen, insbesondere der erwirtschafteten finanziellen Mittel und der zielgerichtete Einsatz dieser Mittel für die Intensivierung des Reproduktionsprozesses des neugeschaffenen Kombinates; - Einleitung von Maßnahmen zur Entwicklung der Produktion auf der Grundlage einer verstärkt zentral betriebenen Markt- und Bedarfsforschung ; - weitere Vertiefung der horizontalen Spezialisierung und Beseitigung von Parallelproduktionen ; - Einleitung von Maßnahmen, um die Neuerungsprozesse insbesondere durch die zentrale Steuerung der Investitionen und die Anwendung neuer Formen der Leitungsorganisation zu beherrschen. Zum Hauptproblem bei diesen Kombinaten wurde das richtige Verhältnis von Zentralisierung und Dezentralisierung in der Leitung bei Wahrung der notwendigen Eigenverantwortung der Kombinatsbetriebe. Hier sind sehr häufig die Kombinatsbetriebe, auch auf längere Sicht, für den gesamten Reproduktionsprozeß von der Forschung bis zum Absatz verantwortlich. Das erfordert, die Mehrzahl der Leitungsfunktionen dezentralisiert wahrzunehmen. Zentralisiert werden nur solche Funktionen, die auf Grund der Gleichartigkeit der Erzeugnisse und der technologischen Prozesse bzw. der territorialen Lage der Betriebe rationeller, effektiver und auch sachkundiger zentral ausgeübt werden können.

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Die weitere Festigung der Kombinate ist in hohem Maße davon abhängig, wie es gelingt, durch langfristig stabile Planentscheidungen, insbesondere über die wissenschaftlich-technische Entwicklung und die Entwicklung der Produktionsstruktur, solche Bedingungen zu schaffen, die es gestatten, den Prozeß der Arbeitsteilung und Kooperation weiter voranzuführen und die Aufgaben der Forschung und Entwicklung, die Investitionstätigkeit mit der Entwicklung der Produktionsstruktur in Übereinstimmung zu bringen. Hierfür leisten die Kombinate selbst umfangreiche konzeptionelle Arbeit. In ihren Intensivierungskonzeptionen werden die Grundlinien zur Entwicklung des wissenschaftlich-technischen Niveaus der Produktion, zur weiteren Konzentration und Spezialisierung der Produktion, zur Verbesserung und Rationalisierung der Leitungs- und Produktionsorganisation sowie zur Vervollkommnung der Arbeitsund Lebensbedingungen herausgearbeitet. Die Kombinate und ihre Betriebe, die eine Schlüsselstellung im Prozeß der Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses einnehmen, müssen, ausgehend von der wirtschaftspolitischen Zielstellung und den zentralen Aufgaben, ihrer Verantwortung für die Weltmarktfähigkeit der Erzeugnisse, für die qualitative und quantitative Deckung des Bedarfs der Volkswirtschaft an Erzeugnissen und Leistungen, für die Sicherung einer reibungslosen Kooperation und für die Erhöhung der Produktivität und Effektivität voll nachkommen. Abschließend sei aber hervorgehoben, daß der weitere Prozeß der Vergesellschaftung der Produktion seinen Ausdruck nicht nur in der Herausbildung von Großbetrieben findet, sondern auch in der arbeitsteiligen Produktion, in die Klein- und Mittelbetriebe entsprechend eingeordnet sind. Der Klein- und Mittelbetrieb erhält unter anderem als Produzent von Sonderanfertigungen für die rationelle Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens in den verschiedenen Territorien der DDR, für die Senkung der Transportaufwendungen, für die schnelle Produktionswirksamkeit von Investitionen seine volkswirtschaftliche Bedeutung. Über die rationelle gesellschaftliche Organisation der Produktion ist ein ausgewogenes Verhältnis von Groß-, Mittel- und Kleinbetrieben anzustreben.

A . I . STEPANOV

Die Intensivierung der Landwirtschaft in der UdSSR

Im Programm des kommunistischen Aufbaus unseres Landes wird dem Aufschwung der Landwirtschaft und ihrer Umstellung auf industrielle Grundlage durch konsequente Durchsetzung der Agrarpolitik vorrangige Bedeutung beigemessen, die auf dem Märzplenum (1965) und auf den nachfolgenden Plenartagungen des ZK der KPdSU erarbeitet und vom XXIV. und XXV. Parteitag weiterentwickelt wurde. Die Partei hat die Pläne für die weitere Entwicklung der Landwirtschaft aufgestellt und dabei zwei sehr wichtige Faktoren berücksichtigt: - das im Land geschaffene mächtige Industriepotential, das in der Lage ist, die Kolchosen und Sowchosen mit allem zu versorgen, was für die technische Neuausrüstung des Ackerbaus und der Viehwirtschaft erforderlich ist und - die Bereitschaft des sowjetischen Volkes, seinen Beitrag zur möglichst schnellen Umgestaltung aller Kolchosen und Sowchosen zu rentablen landwirtschaftlichen Betrieben mit einer umfassenden Marktfähigkeit zu leisten. Hauptvoraussetzung für den weiteren Aufschwung der Landwirtschaft ist, wie es auf dem XXV. Parteitag der KPdSU hieß, ihre dauernde und konsequente Intensivierung. Lenin gab dem Begriff der Intensivierung einen weitreichenden Gedanken: .Schon allein der Begriff .zusätzliche (oder sukzessive) Anlagen von Arbeit und Kapital' setzt doch im Grunde genommen Veränderungen der Produktionsmethoden, Umgestaltung der Technik voraus. Um die Menge des auf dem Boden angelegten Kapitals beträchtlich zu vergrößern, müssen neue Maschinen, neue Systeme des Ackerbaus, neue Methoden der Viehhaltung, des Transports der Erzeugnisse usw. usw. erfunden werden." 1 Folglich ist die Intensivierung der Landwirtschaft eine Methode, bei der es zu einer Weiterentwicklung der Produktionsmittel, der Technologie und der Organisation der Produktion kommt, um pro Einheit Bodenfläche, bei möglichst geringem Aufwand an Arbeit und Mitteln pro Erzeugniseinheit, eine maximale Menge an Erzeugnissen zu erzielen. Im Ackerbau erfolgt die Intensivierung in folgenden Richtungen: - Entwicklung besserer Technik und Überleitung derselben in die Produktion, Versorgung der landwirtschaftlichen Betriebe damit, und zwar im Rahmen des normativen Bedarfs für die komplexe Mechanisierung, Elektrifizierung und Automatisierung der landwirtschaftlichen Produktion, hochproduktive Nutzung aller Produktionsmittel, - rationelle Nutzung des Bodens des Landes, - Verwendung von Düngemitteln in der Menge, daß eine Verbesserung der Ertragsfähigkeit der landwirtschaftlichen Kulturen gewährleistet ist, - Schutz der Ernte gegen Krankheiten, Schädlinge und Unkraut durch weitreichenden Einsatz agrotechnischer, chemischer und biologischer Methoden und Mittel, 1

W. I. Lenin, Die Agrarfrage und die Marxkritiker, in: Werke, Bd. 5, Berlin 1955, S. 103. 141

- Durchführung von meliorativen und agro-forstwirtschaftlichen meliorativen Maßnahmen in weitreichendem Maße, - Umstellung auf intensive Fruchtfolge, - Entwicklung und Einsatz sehr ertragreicher Sorten von landwirtschaftlichen Kulturen in der Produktion, - ständige Weiterentwicklung und Neuentwicklung von effektiveren Anbau- und Erntetechnologien für landwirtschaftliche Kulturen, die eine Senkung des Arbeitsaufwands und der Selbstkosten der Erzeugnisse bei guter Qualität gewährleisten. Die Intensivierung in der Landwirtschaft ist ihrem ökonomischen Wesen nach ein Prozeß der erweiterten Reproduktion auf der Grundlage des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, der zur bedeutenden Steigerung und zur Verbilligung der Produktion pro Einheit Bodenfläche führt. Eine Analyse der Massenangaben beweist, daß die Intensivierung der Kolchos- und Sowchosproduktion im Grunde genommen durch Erhöhung der Investitionssumme erfolgt. Der ökonomische Nutzeffekt der steigenden Kosten dagegen bleibt entweder unverändert, steigt unbedeutend oder geht mitunter auch zurück. Hieraus ergibt sich die Schlußfolgerung, daß die Erhöhung der Effektivität der Intensivierung qualitative Veränderungen in der Produktion, die weitere Verbesserung und die maximale Nutzung aller Faktoren erforderlich macht, die auf die ökonomische Effektivität der Produktionsfonds einwirken. Diese Faktoren sind vielfältig, deshalb kann man sie zwecks gründlicherer Analyse in folgende Hauptgruppen einordnen: erstens in sozialökonomische, zweitens in wirtschaftlich-organisatorische, drittens in technisch-ökonomische und viertens in natürliche, wobei allerdings nicht vergessen werden darf, daß alle diese Gruppen von Faktoren in organischer Wechselbeziehung zueinander stehen. Der Charakter und der Grad ihres Einflusses auf die ökonomische Effektivität der Intensivierung und auf die Finalergebnisse der Produktion sind jedoch unterschiedlich. So kann der Einfluß der natürlichen Faktoren bei einer Vergleichsanalyse über die Geldbewertung des Bodens anhand der Differentialrente und durch Einbeziehung dieser Bewertung in die Grundfonds berücksichtigt werden. Die anderen drei Faktorengruppen wirken aktiv auf die Erhöhung der Effektivität ein, die ökonomische Rolle dieser Einwirkung ist in den verschiedenen Entwicklungsetappen der Produktivkräfte jedoch wesentlich anders. Die Aktivität der Einwirkung der wirtschaftlich-organisatorischen Faktoren wird von dem Leitungsniveau, der Qualifizierung der Werktätigen und ihrem Vermögen, die Produktionsmittel rationell zu nutzen, die richtige Technologie anzuwenden, den Arbeitsablauf auf wissenschaftlicher Grundlage zu organisieren und so weiter, bestimmt. Die Erhöhung des Nutzens der Intensivierung durch diese Faktoren ist in den Grenzen der vorhandenen Ressourcen möglich. Wichtigstes Element der Zusatzinvestitionen und des Faktors zur Erhöhung ihrer Effektivität ist hier vor allem die Arbeit der Menschen, die unmittelbar im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion aufgewendet wird. Die technisch-ökonomischen Faktoren üben einen äußerst starken Einfluß auf die Kennziffern der Intensivierung aus und bewirken damit wesentliche qualitative Veränderungen in der Produktion. Ihre Nutzung in größeren Dimensionen wird von dem allgemeinen Entwicklungsstand der Produktivkräfte des Landes, von den Leistungen der Industrie, die für die Landwirtschaft die Produktionsmittel herstellt, von der Entwicklung der Wissenschaft und von den Möglichkeiten der Überleitung ihrer Erkenntnisse in die Produktion bestimmt. Diese Gruppe von Faktoren bringt die Hauptrichtungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zum Ausdruck. Seine Beschleuni-

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gung wirkt aktiv auf die Intensivierung ein, was letzten Endes allgemeine qualitative Änderungen in den Produktivkräften der Landwirtschaft auslöst. Ein sehr wichtiges Element der Zusatzinvestitionen ist hier vergangene Arbeit, die in den neuesten Produktionsmitteln, in wissenschaftlichen Entdeckungen und so weiter verkörpert wurde. Dabei erhalten die Zusatzinvestitionen selbst einen qualitativ neuen Inhalt, wodurch sich die Intensitätsstufe nicht allein im Mengenausdruck der Gesamtkosten pro Einheit Bodenfläche beziehungsweise pro Tier bestimmen läßt. Während die zweite und dritte Fakorengruppe mit der Entwicklung der Produktivkräfte zusammenhängt, setzen die sozial-ökonomischen Faktoren, die sich aus dieser Entwicklung ergeben haben, die Weiterentwicklung der Produktionsverhältnisse, der Methoden der Wirtschaftsführung, des Systems der materiellen Stimulierung der Produktion usw. voraus. Bei der erweiterten Reproduktion üben die sozialökonomischen Faktoren einen gewaltigen Einfluß auf die Effektivität der Nutzung der Produktionsund der Arbeitsmittel aus. Wie auch die wirtschaftlich-organisatorischen Faktoren, erhöhen sie die Ergebniskennziffern der Produktion sogar im Bereich der vorhandenen Ressourcen. Die objektive Möglichkeit der Intensivierung wird von der Entwicklung der Produktivkräfte der Gesellschaft sowie vom Fortschritt der Kultur und Technik bedingt. Ihre Notwendigkeit jedoch ergibt sich aus der räumlichen Begrenztheit des Bodens, aus der zunehmenden Bevölkerungsdichte und ihrem Bedarf an Lebensmitteln sowie aus dem Bedarf der Industrie an landwirtschaftlichen Rohstoffen. Die wissenschaftlich-theoretischen Grundlagen der Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion wurden von den Begründern des Marxismus-Leninismus erschöpfend behandelt. In ihren Arbeiten werden das Wesen, die Erscheinungsformen und die Stellung der Intensivierung im System der Kategorien der politischen Ökonomie davon ausgehend bestimmt, daß die Intensivierung eine Kategorie des ökonomischen Gesetzes von der erweiterten Reproduktion ist. Die Konzentration der Investitionen pro Hektar Bodenfläche hängt in der Regel mit technischen und technologischen Veränderungen der Produktionsbedingungen zusammen. Sie setzt die Verbesserung der Technik, die umfassende Nutzung mineralischer und organischer Düngemittel, die Anwendung der Melioration, die Einführung höchst ertragreicher und wertvoller Sorten von landwirtschaftlichen Kulturen und die Züchtung hochproduktiver Tierrassen voraus. Bei der Definition des allgemeinen Begriffs der Intensivierung wird gewöhnlich besonderer Nachdruck auf ihren materiell-stofflichen Charakter als • Form der erweiterten Reproduktion gelegt, das heißt auf die Nutzung der Zusatzinvestitionen. Dabei werden die Möglichkeiten der Intensivierung unterschätzt, die sich aus der Weiterentwicklung der Produktionsverhältnisse und der Organisation der Produktion ergeben. In der gegenwärtigen Etappe nimmt die Menge der anwendbaren wissenschaftlichen Kenntnisse schnell zu, und der Zeitraum, in dem sie in die gesellschaftliche Produktion übergeleitet werden, wird kürzer. Das bedeutet, daß die Intensivierung der Produktion immer mehr auf der Grundlage der Ergebnisse des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts erfolgt. Betrachtet man die landwirtschaftliche Produktion als ein System, in dem die einzelnen Elemente voneinander abhängig sind und aufeinander einwirken, so kann das Anwachsen der Intensitätsstufe der Produktion als qualitative Verbesserung dieser Elemente auf der Grundlage des wissenschaftlich-technischen Fortschritts charakterisiert werden. Bei Verbesserung auch nur eines Elementes, angenommen des Kraft143

iahrzeugtransports, arbeitet der Betrieb selbst bei unbedeutenden Kosten intensiver. In diesem Zusammenhang ist es sehr wichtig, die Aufeinanderfolge der Zusatzinvestitionen rationeller festzulegen. Die Intensivierung erfordert die qualitative Weiterentwicklung aller Bestandteile der Produktion, das heißt des Bodens, aller übrigen Produktionsfonds und der Arbeit (die Weiterentwicklung letzerer erfolgt durch Qualifizierung und Hebung des kulturellen Lebensniveaus der Werktätigen). Für den derzeitigen Abschnitt ist es charakteristisch, daß die Ergebniskennziffern überzeugender etwas über die Intensivierung aussagen als die Erfassung der zunehmenden Zusatzinvestitionen in den Grundfonds und die Höhe der laufenden Produktionskosten. Diese Kennziffern bringen nicht zum Ausdruck, wie produktiv die Ressourcen genutzt werden, was eben erforderlich ist, um das Niveau ihrer Nutzung zu heben. Die Zusatzinvestitionen müssen natürlich streng ausgewiesen werden, doch müssen sie dabei stets mit den Kennziffern des Ergebnisses verglichen werden, damit der Intensivierungsprozeß richtig eingeschätzt werden kann. Die Ermittlung der ökonomischen Effektivität der Intensivierung ist im Grunde genommen eine Einschätzung der Effektivität der gesamten landwirtschaftlichen Produktion auf der Grundlage der erweiterten Reproduktion. Zu diesem Zweck ist ein System von Kennziffern erforderlich, von denen die wichtigste aussagt, in welchem Maße eine Erhöhung des Bruttoertrags pro Hektar Nutzfläche erreicht wird, und wieviel diese Erhöhung kostet. Zu dem Kennziffernsystem gehören: die Höhe des Reineinkommens pro Einheit landwirtschaftlicher Nutzfläche, der Wert des Bruttoproduktes pro Rubel Aufwand (der Gesamtkosten oder der laufenden Produktionskosten) beziehungsweise die Höhe der Kosten für eine bestimmte Menge des Bruttoprodukts im Zweig, die Qualität und die Marktfähigkeit der Erzeugnisse, die Selbstkosten pro Erzeugniseinheit, die Kosteneinsparungen pro Erzeugniseinheit und die Arbeitsproduktivität. Da der überwiegende Teil der Kosten auf die Produktionsgrundfonds entfällt und ihre Ausstattung für die Steigerung der Arbeitsproduktivität von entscheidender Bedeutung ist, ist es sehr wichtig zu wissen, wie die Fonds genutzt werden und wieder zurückfließen. Deshalb können die Fondseffektivität und die Fondsintensität zweifellos zu Recht als Kennziffern der Effektivität der Intensivierung eingesetzt werden, wobei man nicht vergessen darf, daß diese Kennziffern dem Einfluß verschiedener Faktoren ausgesetzt sind. In der bürgerlichen Literatur ist das Verhältnis zwischen der Intensitätsstufe und ihrer Effektivität eine Frage, um die nach wie vor verschiedene Theorien in der Art des „Gesetzes von der abnehmenden Bodenfruchtbarkeit", von der „fallenden" Produktivität der Zusatzinvestitionen und in unserer Zeit der „negativen" Effektivität der Intensivierung usw. entstehen.2 Die Praxis des sozialistischen Aufbaus basiert jedoch auf der neuen gesellschaftlichen Form der Produktion, auf den Erkenntnissen der Wissenschaft und Technik und auf dem komplexen Einsatz der Intensivierungsfaktoren und läßt bei diesen „Theorien" keinen Stein auf dem anderen. Unveränderlich zeigt sie, daß eine intensive Produktion auch eine effektive Produktion ist. Hieraus ergibt sich die besondere Aufmerksamkeit auf die ökonomischen Grundlagen der Intensivierung und auf ihre materiell-technische Basis. 2

Der Terminus „ökonomische Effektivität der Intensivierung" hat erst vor relativ kurzer Zeit Eingang in unsere Agrarliteratur gefunden. Seinem Inhalt nach ist es ein Synonym für die Effektivität der Produktion bei unterschiedlichen Intensitätsstufen.

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Mit jedem Jahr verstärkt sich die materiell-technische Basis der Landwirtschaft. Von den Produktionsgrundfonds für die Landwirtschaft entfielen umgerechnet auf je 100 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche (in Tausend Rubel): von 1956 bis 1960 6,23, von 1961 bis 1965 - 9,15, von 1966 bis 1970 - 13,14 und von 1971 bis 1974 (in vergleichbaren Preisen von 1965) - 19,65 sowie in den Preisen von 1973 - 22,30. Die Energiebasis der Landwirtschaft wird fester. Pro Hektar Anbaufläche entfallen (in PS) auf alle Energieleistungen: von 1961 bis 1965 - 85, von 1966 bis 1970 - 124, von 1971 bis 1974 - 164. Der Bestand an Vollerntemaschinen, Sämaschinen und anderen Maschinen ist bedeutend größer geworden. Die schnell zunehmende materielltechnische Ausrüstung der Landwirtschaft wird auch in den kommenden Jahren anhalten. Umgerechnet auf Nährstoffe (kg) wurden pro Hektar Ackerfläche eingebracht: von 1956 bis 1960 - 13, von 1961 bis 1965 - 22,8, von 1966 bis 1970 - 46,5 und von 1971 bis 1975 - 66,3. In allen Nachkriegsjähren wurden Meliorationsarbeiten ausgeführt, in besonders großen Dimensionen wird jedoch das weitreichende Meliorationsprogramm in die Tat umgesetzt, das vom Maiplenum (1966) des ZK der KPdSU ausgearbeitet und angenommen und mit den nachfolgenden Beschlüssen des ZK der KPdSU und des Ministerrates der UdSSR sowie von den Parteitagen präzisiert und ergänzt wurde. Die Ausmaße dieser Arbeiten sind aus der nachfolgenden Tabelle 1 ersichtlich. Tabelle

1

Jahresdurchschnittliche Werte (in tausend Hektar)

Bewässerung Entwässerung

1956-1960

1961-1965

1966-1970

1971-1975

180,5 415,6

299,4 573,4

360,6 782,2

928,8 878,2

Durch die bessere Nutzung des Bodens und Erhöhung der Intensität der allgemeinen Feldwirtschaft steigt die Ertragsfähigkeit aller Kulturen. Der Wert des Bruttoprodukts der Pflanzenproduktion in vergleichbaren Preisen von 1965 ohne Erzeugnisse der Weiden (in Rubel pro Hektar Ackerfläche) ergibt folgendes Bild: von 1953 bis 1955 - 90, von 1956 bis 1959 - 112, von 1964 bis 1965 - 137, von 1966 bis 1970 155 und von 1971 bis 1974 - 176 Rubel. Der von der Partei eingeschlagene Kurs auf Intensivierung der Produktion bestimmt die Notwendigkeit, die Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit bedeutend zu steigern, die Nutzung der Produktionsfonds zu verbessern, die Effektivität der Investitionen durch Nutzung neuer Technik zu erhöhen, die Produktion wissenschaftlich zu organisieren, die Leitungsmethoden zu verbessern und andere Leistungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in die Produktion und Praxis überzuleiten. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt in der landwirtschaftlichen Produktion wird von einem größeren Einflußbereich als in jedem anderen Zweig charakterisiert, was von einigen objektiven Gründen bedingt wird: In diesem Zweig wird neben technischen Mitteln der Boden genutzt, dessen Ressourcen begrenzt sind. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt wird hier von keinem Produktionsstadium begrenzt. Er entwickelt sich im Bereich der Verarbeitung, der Lagerung und des Transports von Erzeugnissen. In der landwirtschaftlichen Produktion muß der wissenschaftlich-technische Fortschritt sich schneller entfalten, um so wenig produktive Arbeit auszuschalten und Arbeitskräftereserven für andere Volkswirtschaftszweige freizusetzen. In diesem lebenswichtigen Volkswirtschaftszweig zielt der wissenschaftlich-techni10

Intensivierung

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sehe Fortschritt ab auf die weitere Erhöhung des Produktionsvolumens zwecks beschleunigter Hebung des Lebensniveaus der Werktätigen, auf die Überwindung historisch bedingter Rückständigkeit der Landwirtschaft gegenüber anderen Zweigen der materiellen Produktion und in erster Linie gegenüber der Industrie bei der Fondsausstattung und der Energieausstattung je Arbeiter sowie der Unterschiede zwischen der Arbeit in Industrie und Landwirtschaft und schließlich auf die Überwindung der wesentlichen Unterschiede zwischen Stadt und Land. Bei der Vervollkommnung der Landtechnik muß der wissenschaftlich-technische Fortschritt auf die Erhöhung der Kapazität der Traktoren abzielen, damit breitspurige Aggregate eingesetzt und die Betriebsgeschwindigkeiten erhöht werden können. Er soll weiter abzielen auf die Entwicklung und den Einsatz universeller und kombinierter Maschinen sowie automatischer Vorrichtungen, auf die Erhöhung der Durchlaßfähigkeit der Vollerntemaschinen und die Konstruktion neuer Typen und auf die Erarbeitung progressiver Technologien für die Ausführung der landwirtschaftlichen Arbeiten (Fließbandtechnologie, Kombinieren verschiedener Arbeitsgänge). Die weitere Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion wird von der komplexen Mechanisierung und von dem weitreichenden Einsatz automatischer Vorrichtungen und von Kontrollmitteln über den Betrieb der Maschinen, Aggregate sowie technologischen Fertigungslinien auf der Grundlage einer stärkeren Elektrifizierung charakterisiert. Die Umgestaltung der landwirtschaftlichen Arbeit in eine Art der industriellen Arbeit bedeutet, sie in allen Etappen des technologischen Zyklus technisch hoch auszurüsten. Die Praxis und die Erfahrungen der Länder mit hochentwickelter Landwirtschaft zeigen, dag die Ausstattung der Arbeitskräfte mit Grundfonds nach der technischen Rekonstruktion in diesem Zweig bedeutend höher liegt als in der Industrie. In den USA ist es beispielsweise nahezu das Doppelte. In unserer Landwirtschaft geht die Spanne im Wert der Grundfonds je Arbeitskraft gegenüber der Industrie vorerst nur langsam zurück. Im Zuge der Rekonstruktion der landwirtschaftlichen Produktion wird die Struktur der Grundfonds zugunsten des höheren Anteils ihrer aktiven Elemente vervollkommnet, was sich wesentlich auf die Veränderung der Bedingungen und des Charakters der Arbeit auswirkt. Im neuen Planjahrfünft sind die Aufwendungen zum Erwerb von Maschinen und Ausrüstungen bedeutend gestiegen. Dieser Prozeß wird weiter anhalten. Kraft- und Arbeitsmaschinen, Mechanismen und Transportmittel werden 1980 insgesamt über 40 Prozent der Grundmittel ausmachen gegenüber 27 Prozent im Jahre 1970. Die Entwicklung der Industrie und der Landwirtschaft bringt im Sozialismus die Tendenz zu ihrer unausbleiblichen Annäherung hervor und in der Perspektive zu ihrer harmonischen Verbindung. Vom Entwicklungsstand der Industrie hängt in immer größerem Maße die Ausstattung der Landwirtschaft mit modernen Maschinen, Ausrüstungen, Mineraldüngern, chemischen Pflanzenschutzmitteln und Tieren, mit Brenn- und Schmierstoffen sowie Reparatur- und Baustoffen ab. Infolge des wissenschaftlich-technischen Fortschritts sind indessen einige Produktionsprozesse völlig aus der Landwirtschaft ausgegliedert worden, wie beispielsweise die Herstellung von Mischfutter und von gemischtem und granuliertem Saatgut, die Bearbeitung der Ernte nach dem Einbringen (Trocknen, Reinigen, Sortieren) und ihre Lagerung. Hierbei zeigt sich die objektive Tendenz der Verschmelzung von Industrie und Landwirtschaft. Sie bedingt auch die Umsetzung eines Teils der Werktätigen aus der Landwirtschaft in Industriezweige, die die Landwirtschaft versorgen. Hieraus ergibt sich auch der komplizierte Charakter des Fortschritts der Wissen-

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schaft und Technik in der Landwirtschaft. Ihre Umstellung auf industrielle Grundlage erfordert die Umgestaltung und Vervollkommnung der Industriezweige, die Produktionsmittel für die Landwirtschaft herstellen. Andererseits gehört die Züchtung ertragreicher intensiver Kulturen und hochproduktiver Tier- und Geflügelrassen auf der Grundlage der Erkenntnisse der biologischen Wissenschaft und anderer zu den wichtigsten Aufgaben. Jedoch entspricht das Tempo des technischen Fortschritts, der Verbesserung der Erzeugnisqualität und der Hebung des Grades der Mechanisierung und Automatisierung in der landwirtschaftlichen Produktion noch nicht in vollem Maße den Anforderungen unserer Zeit. Die technisch-ökonomischen Kennziffern einiger Maschinen und Werkzeuge liegen bisher noch unter dem Weltniveau. Der Wert pro Einheit Kapazität sowie der Produktivität einzelner Traktoren erhöhte sich auf Grund einer ungerechtfertigten Steigerung ihrer Großhandelspreise. Oftmals gibt es bei der Nutzung eines leistungsstarken und teuren Maschinen- und Traktorenparks in den Kolchosen und Sowchosen ungenutzte Reserven, In der landwirtschaftlichen Produktion kommt immer noch die traditionelle Bewertung der Arbeit der Kolchosen und der Sowchosen nach Quantitätskennziffern vor. Die Kennziffern der Effektivität durch Übernahme neuer Technik und moderner Technologie werden bei der Einschätzung der Tätigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe praktisch nicht berücksichtigt. Um die Einheit der Interessen des Staates, der Kolchosen und der Sowchosen bei der Entwicklung des technischen Fortschritts zu gewährleisten, müssen konkrete Kennziffern des ökonomischen Nutzeffekts durch Erhöhung des technischen Niveaus der landwirtschaftlichen Produktion in die Pläne aufgenommen werden. Zwischen der Intensivierung als ökonomischem Prozeß und dem wissenschaftlichtechnischen Fortschritt, der mit der qualitativen Umgestaltung aller Produktionsfaktoren zusammenhängt, besteht nicht nur ein enger organischer Zusammenhang, sondern auch eine inverse Abhängigkeit. Wie Lenin unterstrich, kann man den wissenschaftlich-technischen Fortschritt nicht in Intensivierung und „Technik" oder Intensivierung und „Ackerbaukultur" aufteilen. Die Erhöhung der Investitionen pro Hektar Boden setzt eine qualitative Verbesserung und die Veränderung aller Intensivierungsfaktoren voraus und schafft die Voraussetzungen für diese Verbesserung. Der Fortschritt in Wissenschaft und Technik seinerseits verschiebt die Grenzen der Erhöhung der Investitionen pro Hektar Boden beziehungsweise pro Tier, wobei die Zusatzinvestitionen gleichzeitig erhöht werden. Da der Fortschritt in Wissenschaft und Technik unbegrenzt ist, ergeben sich immer wieder neue Möglichkeiten, mit der schnelleren Intensivierung auch die ökonomische Effektivität der gesamten landwirtschaftlichen Produktion zu erhöhen. Abweichungen von der gesetzmäßigen Übereinstimmung zwischen dem Intensivierungsgrad und ihrer Effektivität sind in der Praxis unausbleiblich. Jedoch darf man daraus nicht den Schluß irgendwelcher unvermeidlichen „natürlichen" Gesetze in der Art der abfallenden („negativen") Effektivität der Zusatzinvestitionen ableiten. Das Mißverhältnis zwischen den Ergebnissen und den Kostenhöhen verpflichtet, in jedem konkreten Fall die Ursachen aufzudecken. Ein Grund für diese Diskrepanz besteht darin, daß ein Teil des Aufwands an Arbeit und Mitteln pro Hektar Boden beziehungsweise pro Tier nicht immer wissenschaftlich begründet ist. Nur selten gibt es unproduktive Kosten, die nicht von Forderungen nach Intensivierung ausgelöst werden. Ein anderer Grund für die Abweichungen von dem gesetzmäßigen Zusammenhang zwischen der Intensivierungsstufe und der Effektivität der Inten10'

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sivierung besteht in der Nichtübereinstimmung der wertmäßigen Einschätzung der Investitionen und dem Aufwand an gesellschaftlicher Arbeit. In der Praxis werden bekanntlich sowohl Ist- als auch Vergleichspreise (beziehungsweise normative Geldbewertungen) vorgenommen. Ihre Wahl hängt von dem Zweck der Analyse ab. Ökonomen, die sich auf eine ideale Bestimmung der Effektivität (das heißt in vergleichbaren Preisen) orientieren, beziehen sich gewöhnlich darauf, daß die Istkennziffern sich mit der Erhöhung der laufenden Preise stark verändern (seit 1953 war wiederholt eine Steigerung der Aufkaufpreise zu beobachten). Daraus ergibt sich allerdings, daß man sich auf vergleichbare Preise orientieren und so den errechneten Gewinn, also die relative Effektivität, berücksichtigen muß. Offenkundig bringt das dem landwirtschaftlichen Betrieb selbst nur wenig. Es geht darum, daß die Verbesserung und Präzisierung der Preise ein kontinuierlicher Prozeß ist, während der Preis keine statistische Kategorie ist (obzwar er statistische Funktionen ausübt), sondern eine ökonomische. Deshalb wird er immer von seiner Grundlage (dem Wert) und von dem tatsächlichen Aufwand an gesellschaftlicher Arbeit abweichen. Hieraus ergibt sich, daß es bei der konkreten Erforschung der Intensivierung der Produktion und bei der Analyse ihres sich aus der wirtschaftlichen Rechnungsführung ergebenden ökonomischen Nutzeffekts überhaupt nicht erforderlich ist, die idealen Proportionen zwischen Kosten und Ergebnissen zu ermitteln. Sie lassen sich übrigens auch bei den sich ständig ändernden Bedingungen der Reproduktion gar nicht feststellen. Obgleich die Preise sich im Prinzip an den optimalen Rentabilitätsraten orientieren sollen, die unter Berücksichtigung der Fondsintensität festgelegt wurden, sind bestimmte Abweichungen von den Berechnungsnormativen im Leben unvermeidbar, so, wenn man beispielsweise von Erwägungen der Nachfrage und des Angebots und dem Grad des gesellschaftlichen Nutzens des Produktes ausgeht. Die Intensivierung hängt mit der qualitativen Verbesserung der Produktionsmittel zusammen, was, angewandt auf die Landwirtschaft, direkte Beziehung vor allem zum Boden hat, dem gegen nichts austauschbaren Produktionsmittel. Deshalb bedeutet intensive Führung der landwirtschaftlichen Produktion zusätzlichen Einsatz von besseren Produktionsmitteln und qualifizierterer Arbeit beim Boden, um so seine Fruchtbarkeit zu erhöhen und auf dieser Grundlage den Ertrag an hochwertigen Erzeugnissen von jedem Hektar Boden zu steigern. Die komplexe Nutzung der Intensivierungsfaktoren führt zu einer Senkung der Selbstkosten der Erzeugnisse oder, anders ausgedrückt, zu einer Erhöhung der Effektivität der Produktion. Der technische Fortschritt als Intensivierungsfaktor von vorrangiger Bedeutung zielt vor allem auf die vollständige und rationelle Nutzung des Bodens ab. In den letzten Jahrzehnten hat sich bei bestimmten Veränderungen in der Struktur des Bodenfonds die Qualität der landwirtschaftlichen Nutzfläche nur wenig geändert. Die Ackerfläche umfaßt nach wie vor 224 Millionen Hektar bei ständig zunehmender Bevölkerungszahl des Landes. Ein Unterscheidungsmerkmal des Bodens gegenüber anderen Produktionsmitteln besteht darin, daß er bei seiner Nutzung nicht verschleißt, sondern im Gegenteil, bei richtiger und intensiver Nutzung seine Fruchtbarkeit zunimmt. Karl Marx hat geschrieben: »Die Erde . . . , richtig behandelt, verbessert sich fortwährend.'3 Ein sehr wichtiger Weg zur Regeneration, zur Aufrechterhaltung und Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit sind Feldbausysteme, die für konkrete natürliche und öko3

K. Marx, Das Kapital, Dritter Band, in: MEW, Bd. 25, Berlin 1964, S. 789.

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nomische Bedingungen ausgearbeitet wurden. Die wichtigsten Elemente eines jeden richtigen Feldbausystems sind die Organisation des Territoriums eines landwirtschaftlichen Betriebes mit Anwendung rationeller Fruchfolgen, eine rationelle Agrarstruktur im Einklang mit den Aufträgen des Staates, hocheffektive Bodenbearbeitungsmethoden, eine progressive Technologie und ein entsprechendes Maschinensystem, ein System organischer und mineralischer Düngemittel und der chemischen Bodenmelioration, die Organisierung der Saatguterzeugung, ein System von Maßnahmen zur Bekämpfung der Wind- und Wassererosion, die Melioration und andere. Die Wechselbeziehung zwischen allen diesen Elementen des Ackerbausystems setzt ihren komplexen Einsatz voraus. Entfällt auch nur ein Element, so kann das die Ursache für die Senkung der Effektivität der Wirkung der anderen sein. Zwecks richtiger Wahl des Ackerbau- und des Fruchtfolgesystems ist eine allseitige Erfassung und die komplexe Behandlung ihrer agronomischen, technischen, organisatorischen und ökonomischen Aspekte erforderlich. Nunmehr ist ein Ackerbausystem, eine Fruchtfolge beziehungsweise ein Fruchtfolgesystem einzusetzen, bei dem die Fragen der Intensivierung der Landwirtschaft und folglich auch der Produktionssteigerung hochwertiger Produkte der Pflanzenzucht so vollständig und effektiv wie möglich gelöst werden, wobei zugleich ihre Selbstkosten unter den konkreten Bedingungen eines jeden landwirtschaftlichen Betriebes gesenkt werden können. Die von der Wissenschaft und Praxis erarbeiteten Methoden zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit lassen sich in drei Gruppen untergliedern: - physikalische (ein System der Bearbeitung, der Melioration und der Bekämpfung von Erosionen und so weiter), - agrochemische und biologische (ein Düngemittelsystem sowie Pflanzenschutz, Kalken, Gipsen und so weiter), - agrobiologische (ein Fruchtfolgesystem, die Selektion landwirtschaftlicher Kulturen, die richtige Komplettierung landwirtschaftlicher Kulturen und so weiter). Den größten ökonomischen und agrotechnischen Nutzeffekt bringt der Einsatz aller genannten Methoden mit einem Mal. Die Fähigkeit des Bodens, die ökonomische Fruchtbarkeit praktisch unendlich zu erhöhen, bildet die natürliche Grundlage für die kontinuierliche Intensivierung, das heißt für den Prozeß der planmäßigen Verbesserung des Bodens, auf der Grundlage des erreichten Entwicklungsniveaus der Produktivkräfte der Gesellschaft und der sukzessiven Investition zusätzlicher Mittel. Am effektivsten gestaltet sich die Intensivierung in landwirtschaftlichen Betrieben mit richtiger Spezialisierung und Konzentration der Produktion in den Hauptzweigen und mit zweckmäßigster Kombination der sonstigen Zweige. Eine wichtige Richtung der Intensivierung der Landwirtschaft und ihrer Umstellung auf industrielle Grundlage ist die Schaffung von Maschinensystemen im Einklang mit dem Charakter der Spezialisierung des landwirtschaftlichen Betriebes. Die Weiterentwicklung des Maschinensystems erfolgt in Richtung der Schaffung vielseitig einsetzbarer Maschinen und ihrer Vereinheitlichung, damit mit einem kleinen Satz an Maschinen ein maximaler Arbeitsumfang geleistet und Kosten eingespart werden können. Die Erhöhung der Geschwindigkeit und der Arbeitsbreite der Traktorenaggregate, die Ausführung einiger technologischer Arbeitsgänge bei einer Fahrt (Vorbereitung des Bodens auf die Aussaat, Einbringung von Düngemitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln, Aussaat und, falls erforderlich, Walzen) verhüten eine übermäßige Verletzung des Bodens, kürzen die Termine für die Arbeitsausführung, erhöhen die Ertragsfähigkeit landwirtschaftlicher Kulturen, steigern die Arbeitsproduktivität und senken die Selbstkosten der Erzeugnisse.

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Am meisten mechanisiert und sehr nahe an der komplexen Mechanisierung ist die Getreideproduktion. Die Tatsache, daß andere sehr wichtige Zweige der Landwirtschaft hinsichtlich der komplexen Mechanisierung noch „nachhinken", ist eine Ursache für die noch zu niedrige Arbeitsproduktivität und Effektivität in der Landwirtschaft. Ein entscheidender Faktor der Intensivierung des Ackerbaus ist der Einsatz von Kunstdüngern, die zu den produktivsten und am schnellsten zurückfließenden Materialkosten in der Landwirtschaft gehören. Die Erfahrungen der wissenschaftlichen Einrichtungen des Landes und die Praxis der landwirtschaftlichen Spitzenbetriebe zeigen, daß sich durch richtige Anwendung von Kunstdüngern im landwirtschaftlichen Betrieb eine Steigerung des Ernteertrages um durchschnittlich 30 bis 50 Prozent erzielen läßt. Die Entwicklung der Produktion von Kunstdüngern führt über die Entwicklung besserer Formen derselben, über die Herstellung von komplexen Mineraldüngern in gekörnter Form und von Kalidüngern in Form von großen Kristallen. In der Weltproduktion von Mineraldüngern hat sich der Anteil an Stickstoffdüngemitteln erhöht. Jedoch ist es ein Nachteil letzterer, daß sie leicht lösbar sind und sich leicht aus dem Boden auswaschen lassen. Deshalb sind in Gegenden mit höherer Feuchtigkeit stärkere Dosierungen der Düngemittel erforderlich. Am effektivsten sind hier Polymerdünger mit langsamer Wirkung in der Art der Kopolymere des Harnstoffs und des Methanais, die sich nicht mit Wasser fortwaschen lassen. Bei der Chemisierung des Ackerbaus spielt der Schutz der landwirtschaftlichen Nutzkulturen gegen Unkraut, Schädlinge und Krankheiten eine entscheidende Rolle, durch die laut Berechnungen von wissenschaftlichen Instituten jährlich ein Fünftel der Ernte vernichtet wird. Die Bodenmelioration ist ein sehr wichtiges Element der Intensivierung, das zur Überwindung ungünstiger natürlicher Bedingungen beiträgt. Die weitreichende Anwendung der Melioration ist das Hauptmittel für die intensive Bodennutzung. Für den Bau von einem Hektar Bewässerungsland werden 2500 bis 3000 Rubel verausgabt. Um die Rücklaufzeit der Investitionen zu verkürzen, ist die Ertragfähigkeit zu erhöhen, sind die Selbstkosten der Erzeugnisse auf den berieselten Flächen zu senken. Unvollständige Kultivierung, Fehlkalkulationen bei der Verteilung des Saatgutes und die nicht termingerechte und unzureichende Berieselung sind Ursachen für eine zu wenig intensive Nutzung des Bewässerungslandes. 50 bis 60 Prozent des Rieselwassers gehen durch Filtration verloren. Unrationelle Berieselungen verschlechtern häufig den meliorativen Zustand des Bodens und führen zur Versalzung. Im Komplex der Maßnahmen zur Realisierung des Leninschen Genossenschaftsplanes in der gegenwärtigen Etappe wird der Entwicklung der Spezialisierung und der Konzentration der landwirtschaftlichen Produktion durch weitreichende Kooperation der Betriebe besondere Bedeutung beigemessen. Diese Richtung wurde als ein sehr wichtiger Weg der Intensivierung und der Erhöhung der Effektivität der Landwirtschaft, als Hauptrichtung ihrer Entwicklung festgelegt. Auf die großen Möglichkeiten in dieser Richtung weist der Beschluß des ZK der KPdSU zur „Weiteren Entwicklung der Spezialisierung und Konzentration der landwirtschaftlichen Produktion durch zwischenbetriebliche Kooperation und agroindustrielle Integration" vom Juni 1976 hin. Die Werktätigen in der Landwirtschaft bewerten den Beschluß des ZK der KPdSU als lebensnotwendig und von höchster Bedeutung für die Lösung der Hauptaufgabe, der Verbesserung des materiellen Wohlstands des sowjetischen Volkes. 150

Die kontinuierliche Entwicklung der Produktivkräfte der Landwirtschaft macht es erforderlich, den Grad der Konzentration der Produktion zu erhöhen und die gesellschaftliche Arbeitsteilung zu vertiefen. Das Leben hat gezeigt, dag der Einsatz und die effektive Nutzung moderner Maschinen, Ausrüstungen und anderer Produktionsmittel nur bei hohem Grad der Konzentration und bei gründlicherer Spezialisierung der Produktion möglich sind. Mit anderen Worten heißt das, der technische Fortschritt verlangt eine ihm entsprechende gesellschaftliche Organisation der Produktion. Bekanntlich haben große Betriebe mehr Möglichkeiten für die rationelle Organisation der Produktion und für die Festigung ihrer materiell-technischen Basis. Sie können die moderne Technik effektiver einsetzen, Erkenntnisse der Wissenschaft besser übernehmen und die Effektivität der Produktion erhöhen. Schon in vielen Kolchosen und Sowchosen wurden Viehhaltungsfarmen und -komplexe gegründet, in denen eine von Wissenschaftlern erarbeitete Produktionstechnologie für Erzeugnisse tierischen Ursprungs auf industrieller Grundlage genutzt und ein hoher ökonomischer Nutzen erzielt wird. Das ist beispielsweise im Viehwirtschaftskomplex des „Lenin"-Kolchos im Gebiet Tula der Fall, wo die Melkleistung pro Kuh 1975 insgesamt 4200 Kilogramm beträgt, der Arbeitsaufwand pro Dezitonne Milch liegt bei weniger als zwei Arbeiterstunden und die Selbstkosten von 1 Dezitonne bei 13 Rubel, im Zuchtbetrieb „Zarja kommunizma", Gebiet Moskau, lauten die Kennziffern entsprechend 4598 Kilogramm, 3,49 Arbeiterstunden, 17 Rubel, im landwirtschaftlichen Versuchsbetrieb „Dubrovicy", Gebiet Moskau, 4563 Kilogramm, 3,3 Arbeiterstunden. In dem landwirtschaftlichen Versuchsbetrieb „Kutuzovka", Gebiet Charkow, mit Offenstallhaltung, betrug die Melkleistung pro Kuh 3715 Kilogramm, der Arbeitsaufwand pro Dezitonne Milch 2,4 Arbeiterstunden und die Selbstkosten pro Dezitonne 10,9 Rubel. In der Sowjetunion wurden schon viele Komplexe, zwischenkollektivwirtschaftliche Betriebe und Vereinigungen für die Produktion von Kalbfleisch, Schweinefleisch, Hammelfleisch und Geflügelfleisch sowie Geflügelgroßfarmen eingerichtet, die moderne Technik nutzen und hohe ökonomische Kennziffern erzielt haben. Der Komplex „Il'inogorskij", Gebiet Gorki, ist für die Mast von 108 000 Schweinen im Jahr berechnet und hat 1975 insgesamt 12900 Tonnen erbracht. Die durchschnittliche Gewichtszunahme der Mastschweine liegt bei 638 Gramm, der Futterverbrauch pro Dezitonne Gewichtszunahme bei 4,3 Dezitonnen Futtereinheiten, der Arbeitsaufwand bei 2,4 Arbeiterstunden und die Selbstkosten pro Dezitonne Schweinefleisch bei 75,04 Rubel. In dem zwischenkollektivwirtschaftlichen Schweinestall - er ist automatisiert für 15000 Tiere im Rayon Tambow, Gebiet Tambow, betreut ein „Operateur" rund 5000 Schweine. Durchschnittlich haben die Schweine täglich 450 Gramm bei der Mast zugenommen, die Selbstkosten pro Dezitonne Gewichtszunahme lagen bei 48 Rubel und der Arbeitsaufwand pro Dezitonne 0,7 Arbeiterstunden. 1975 wurden pro Dezitonne Schweinefleisch 42 Minuten und 5,5 Dezitonnen Futtereinheiten aufgewendet. Die Selbstkosten pro Dezitonne Gewichtszunahme betrugen 50,2 Rubel, und aus der Realisierung von Schweinefleisch wurde ein Gewinn von über 2 Millionen Rubel erzielt. Der zwischenkollektivwirtschaftliche Betrieb Mcensk, Gebiet Orjol, für die Aufzucht von Kälbern und mit einer Kapazität von 11000 Tieren, nimmt das Jungvieh mit einem Lebendgewicht von 250 bis 300 Kilogramm auf. 1975 hat der Komplex 20700 Kälber mit einem Durchschnittsgewicht von 399 Kilogramm aufgenommen. 92,4 Prozent der Tiere hatten höchste Fleischqualität. Die ganztägliche Gewichtszu-

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nähme lag durchschnittlich bei 912 Gramm, pro Dezitonne Gewichtszunahme wurden 3,9 Arbeiterstunden aufgewendet und 7,1 Dezitonnen Futtereinheiten; die Selbstkosten pro Dezitonne Gewichtszunahme lagen bei 90,4 Rubel und die Rentabilität bei 73,1 Prozent. Der Bau des Komplexes kostete neun Millionen Rubel. In vier Jahren Arbeit wurden 16,9 Millionen Rubel Gewinn erzielt, wovon 95 Prozent unter den teilhabenden Betrieben verteilt wurden. Durch Einhaltung des Kurses auf Hebung des Konzentrationsstandes und Vertiefung der Spezialisierung der landwirtschaftlichen Produktion haben sich die Kolchosen und Sowchosen zu landwirtschaftlichen Großbetrieben enwickelt. Unter den gegenwärtigen Bedingungen nutzen viele von ihnen jedoch noch nicht die Möglichkeit, die Produktion eines einzelnen Erzeugnisses oder sogar einen Produktionsgang in optimalen Dimensionen zu organisieren. Die Kooperation der landwirtschaftlichen Betriebe und die Zergliederung der Produktion eines einzelnen Produkts in technologische Stadien sowie die Konzentration eines jeden in eine Extragruppe von landwirtschaftlichen Betrieben ist deshalb außerordentlich aktuell. Die Kooperation zwischen den Betrieben wird von den objektiven Gesetzen des Sozialismus, von den grundlegenden Veränderungen im Wirtschaftsleben und von dem steigenden Bedarf des Landes an hochwertigen Erzeugnissen der Landwirtschaft bedingt. Sie ist eine neue Etappe der schöpferischen Anwendung des Leninschen Genossenschaftsplanes unter den derzeitigen Bedingungen. Die produktionstechnische Kooperation der Kolchosen und Sowchosen wurde schon weitreichend vorangebracht. Sie erstreckt sich auf alle Tätigkeitsbereiche: auf die Produktion, auf die Wartung der Grundproduktion und auf die kulturelle und soziale Betreuung der Landbevölkerung. Gegenwärtig haben sich drei Formen der Kooperation herausgebildet: - produktionstechnische Verbindungen auf Vertragsgrundlage, - Kooperation beim Bau und bei der Einrichtung gemeinsamer Betriebe und Organisationen, - Kooperation auf der Grundlage der vollständigen Vereinigung der Produktionsressourcen der landwirtschaftlichen Betriebe unter einer einheitlichen Leitung. Jeder Form der Kooperation entspricht eine eigene Organisationsform der Produktion und ein System von Produktionsbeziehungen. Die eiste Form sind nach einem technologischen Merkmal spezialisierte Kolchose und Sowchose, die zweite Form sind gemeinsame Betriebe (Organisationen) und die dritte sind Produktionsvereinigungen. Die Praxis hat ihre hohe Lebenskraft gezeigt. Effektiv dienen sie der Vertiefung der Spezialisierung und der Konzentration der Produktion, der Zusammenschluß von Kräften und Mitteln gestattet es, die Produktion auf industrieller Grundlage aufzubauen, wozu ein Einzelbetrieb gar nicht in der Lage ist, für die kooperierenden Betriebe werden gleiche Bedingungen und gleiche Vorteile geschaffen, und - was sehr wichtig ist — sie üben einen sehr starken positiven Einfluß auf die soziale Entwicklung des Dorfes aus. Das Wesen der Kooperation in Form von Produktionsbeziehungen auf Vertragsgrundlage besteht in der Herstellung von ständigen und gegenseitig bedingten Beziehungen zwischen technologisch miteinander verbundenen landwirtschaftlichen Betrieben durch Überleitung der Erzeugnisse aus den einen Betrieben in andere. Größte Verbreitung fand diese Form in der Viehwirtschaft, insbesondere bei der7 Übergabe von Jungvieh aus reproduktiven Betrieben an Mastbetriebe und bei der Weiterleitung von Kälbern beziehungsweise Kühen, die in spezialisierten Betrieben aufgezogen wurden, an Kolchose und Sowchose und so weiter. Bei dieser Form der 152

Kooperation behält jeder landwirtschaftliche Betrieb seine Selbständigkeit. Die rechtliche Gestaltung der Beziehungen zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben kommt im Wirtschaftsvertrag und in einem Abnahmeprotokoll bei der Übergabe der Tiere zum Ausdruck. Diese Produktionsbeziehungen enthalten jedoch Elemente der gegenseitigen Einwirkung auf die Produktion über die Planabstimmung, die Annahme zusätzlicher Funktionen und die teilweise Umverteilung der Betriebsergebnisse durch Festlegung gegenseitig vorteilhafter Verrechnungspreise. Die größte Entwicklung erfuhr diese Form der Kooperation in der Ukrainischen SSR, wo 700 Kolchosen auf die Produktion von Rindfleisch, über 500 auf die Produktion von Schweinefleisch und 100 spezialisierte Betriebe auf die Produktion von Rind- und Schweinefleisch konzentriert wurden. In ihnen werden 1,6 Millionen Rinder und über 3 Millionen Schweine gemästet und rund 600000 Tonnen Gewichtszunahme erzielt. Die Rentabilität der Gewichtszunahme liegt bei nahezu 30 Prozent. Das Gebiet Belgorod hat neun spezialisierte landwirtschaftliche Betriebe für die Produktion von Rindfleisch, 19 für die Produktion von Schweinefleisch, 18 für die Produktion von Wolle und Hammelfleisch und 10 für die Produktion von Erzeugnissen aus der Geflügelzucht. Sie liefern rund 40 Prozent Rindfleisch, 50 Prozent Wolle und über 90 Prozent Schweinefleisch sowie Eier von der gesamten Produktion dieser Erzeugnisse in den Kolchosen des Gebietes. Die (industriemäßige) Tierproduktion ist höchst rentabel, und die Erzeugnisse haben eine gute Qualität. Die Vertragsbeziehungen sind die Grundlage für die weit verbreiteten staatlichen und kollektivwirtschaftlichen Vereinigungen auf der Grundlage der Sowchose von „Skotoprom". Die Teilnahme der Kolchosen und Sowchosen mit mehreren Zweigen in einer Vereinigung besteht in der regelmäßigen Lieferung von Jungvieh und Futtermitteln an die Mastsowchose. Ein neues System von Beziehungen wurde festgelegt. Es garantiert die materielle Interessiertheit der Kolchose und Sowchose. Gewichtszunahme und Gewinn, die in den Mastbetrieben erzielt werden, verteilt man proportional zum Wert des gelieferten Viehs und der entsprechenden Futtermittel. Die Produktionsbeziehungen und die Wirtschaftsbeziehungen gewährleisteten eine Produktionssteigerung an Fleisch und eine Erhöhung der Effektivität der Produktion in den Sowchosen von Skotoprom. Mit der Einrichtung der Vereinigungen im Gebiet Kursk im Jahre 1972 haben die Mastsowchosen die Produktion in zwei Jahren um 43 Prozent erhöht. Dön Nutzen hatten die Kolchosen und Sowchosen, die allein 1974 einen Gewinn von 10,6 Millionen Rubel hatten. Mit der Umstellung der Milchviehwirtschaft auf industrielle Grundlage wird das Problem der Komplettierung der Milchviehkomplexe mit Muttertieren auf neue Weise gelöst. Die Tiere müssen eine hohe Produktivität haben und für die industrielle Technologie geeignet sein. Aufgrund dessen mußten die Organisationssysteme des Mutterviehbestandes überprüft werden. Auf genossenschaftlicher Grundlage wurden spezialisierte landwirtschaftliche Betriebe und Vereinigungen für die Aufzucht von Kälbern und Erstlingskühen eingerichtet. Zur Zeit gibt es über 1000 davon. In jedem Rayon des Gebietes Tambow bestehen jetzt spezialisierte landwirtschaftliche Betriebe für die Färsenaufzucht. Sie erhalten von den Kolchosen und Sowchosen Kälber der Nachlaktationsperiode, ziehen sie auf und führen sie an die landwirtschaftlichen Betriebe in der zweiten Trächtigkeitsperiode zurück. Die Kolchosen und Sowchosen erstatten den spezialisierten landwirtschaftlichen Betrieben die Kosten zurück und zahlen einen Zuschlag, der eine Rentabilität von 30 Prozent gewährleistet. 153

Im Gebiet Pensa wurde 1972 die Vereinigung „Ardymskoe" für die Aufzucht von Kühen gegründet. Ihr gehören drei Sowchosen an, von denen eine auf die Zucht von Kälbern und Färsen mit fünf bis sechs Monaten Trächtigkeit spezialisiert ist, während zwei andere diese Färsen entgegennehmen, sie auf das Abkalben vorbereiten, sie drei bis vier Monate behalten und dann an die landwirtschaftlichen Betriebe des Rayons verkaufen. Die in der Vereinigung gezüchteten Kühe geben 35 bis 40 Prozent Milch mehr als in anderen Betrieben. Das Wesen der Kooperation bei der Schaffung gemeinsamer Betriebe (Organisationen) besteht darin, daß die Kolchosen und Sowchosen einen Teil ihrer Mittel zusammenlegen und die genossenschaftliche Produktion gemeinsam organisieren. Hier wird eine neue juristische Person, der zwischenkollektivwirtschaftliche Betrieb gegründet, der eigene Grund- und Umlaufmittel hat und eine selbständige Bilanz besitzt. Zugleich ist er gemeinsames Eigentum der kooperierenden landwirtschaftlichen Betriebe und gehört jedem in dem Maße, das seiner anteilmäßigen Beteiligung entspricht. Der zwischenkollektivwirtschaftliche Betrieb wiederum baut seine Tätigkeit so auf, daß er von dem Bedarf der Teilhaberbetriebe ausgeht und die Erzeugnisse zu Lasten ihrer Pläne realisiert. Gegenwärtig gibt es im Land über 6300 gemeinsame zwischenkollektivwirtschaftliche Betriebe und Organisationen und über 25 Produktionsrichtungen und Tätigkeitsarten. Über 94000 Kolchosen, Sowchosen und andere Organisationen sind ihre Partner. 1975 hatte das Land 591 zwischenkollektivwirtschaftliche Tierzuchtbetriebe. Dort wurden 165200 Tonnen Gewichtszunahme bei Rindern und 227300 Tonnen Gewichtszunahme bei Schweinen erzeugt. Am stärksten entwickelt sind sie in der Moldauischen SSR, in den Gebieten Tambow und Woronesh, in der Region Krasnodar und in anderen, wo derartige Betriebe in jedem Rayon errichtet wurden, die den Hauptteil der Erzeugnisse produzieren. Die gemeinsamen Betriebe werden charakterisiert von großen Dimensionen der Produktion, von einem hohen Niveau der Mechanisierung, sie wenden eine progressive Technologie an und kämpfen um gute Produktions- und Wirtschaftskennziffern. Im Rayon Buturlinowka, Gebiet Woronesh, wurde beispielsweise der zwischenkollektivwirtschaftliche Komplex „Sarja" für die Produktion von Kalbfleisch gegründet. 1975 wurden hier 10700 Dezitonnen Gewichtszunahme erzeugt, die Selbstkosten pro Dezitonne lagen bei 63,9 Rubel, der Arbeitsaufwand bei 6,3 Arbeiterstunden und der Futtermittelverbrauch pro Dezitonne Gewichtszunahme bei 7,1 Dezitonne Futtereinheiten. Die Rentabilität der Produktion betrug nahezu 75 Prozent. Die zwischenkollektivwirtschaftlichen Geflügelgroßfarmen, die Geflügelgroßfarmen und die Brut- und Geflügelzuchtstationen arbeiten mit Erfolg. Es gibt davon 556. Im Jahre 1975 erzeugten sie 618,9 Millionen Stück Eier und 16300 Tonnen Geflügelfleisch. Die Legeleistung pro Henne betrug 162 Eier, der Arbeitsaufwand pro 1000 Eier 11,2 Arbeiterstunden. Die Rentabiltät lag bei 16,1 Prozent. Besonders gute Ergebnisse haben die Geflügelgroßfarmen zu verzeichnen. In der zwischenkollektivwirtschaftlichen Geflügelgroßfarm des Gebietes Ternopol beispielsweise wurden 1975 insgesamt 40,9 Millionen Eier produziert, wobei die Legeleistung 266 Eier betrug und die Selbstkosten pro 1000 Eier 51,4 Rubel. Die Rentabilität betrug 43,9 Prozent. Die Überleitung der industriellen Technologie in die Viehwirtschaft stellt neue Forderungen an die Futtermittelproduktion. Die Futtermittel sollen vollwertig sein und dem Standard entsprechen. Ihre Lieferung soll regelmäßig erfolgen. Zu diesem Zweck wird die Kooperation in der Produktion und Verarbeitung von Futtermitteln entwickelt. 1975 hatte das Land 415 zwischenkollektivwirtschaftliche Betriebe für

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Mischfutter und Futtermittelmischungen. Hier wurden 4 443 400 Tonnen Mischfutter und 3 976 000 Tonnen Futtermischungen hergestellt. Die höchste Menge wurde in der Ukrainischen SSR (318) eingerichtet. Sie erzeugten 3 677 100 Tonnen Mischfutter beziehungsweise 14 Prozent der Gesamtproduktion in der Republik. In der Moldauischen SSR gibt es 36 zwischenkollektivwirtschaftliche Mischfutterwerke, die 364 000 Tonnen Mischfutter im Jahr beziehungsweise über 35 Prozent der Gesamtproduktion in der Republik herstellen. In den letzten Jahren werden in der RSFSR, in Moldawien und Belorufjland zwischenkollektivwirtschaftliche Vereinigungen für die Produktion von Grob-, Grün- und Saftfutter eingerichtet. Derartigen Vereinigungen gehören spezialisierte Kolchosen und Sowchosen, zwischenkollektivwirtschaftliche Betriebe für die Produktion von Mischfutter, vitaminhaltigem Gras- sowie Knochenmehl und von granulierten Futtermitteln usw. an. Ihre praktische Arbeit hat gezeigt, dag sie für die genossenschaftlichen Viehzuchtkomplexe eine stabile Futtermittelgrundlage gewährleisten und zu ihrer effektiven Arbeit beitragen. Die zwischenkollektivwirtschaftliche Kooperation wird auch im Pflanzenbau entwickelt. Im Gebiet Rostow sind solche Vereinigungen für Obstbau gegründet worden. Sie befassen sich mit neuen Anlagen und mit der Rekonstruktion der Anpflanzungen, bauen Speicher sowie Zentralen und Abteilungen für die Verarbeitung von Obst, realisieren die Erzeugnisse. Mit der Gründung der Vereinigungen entwickelte sich der Obstbau in den Kolchosen von einem verlustbringenden Zweig in einen rentablen. In der Moldauischen SSR werden große zwischenkollektivwirtschaftliche Obstanlagen gegründet. In der Moldauischen SSR wurden zwischenkollektivwirtschaftliche Vereinigungen für die Tabakproduktion gegründet. Sie haben die Funktion übernommen, Tabak nach einer modernen Technologie zu trocknen. Zu diesem Zweck wird für das Trocknen von Tabak die Ausbeute an hellen Sorten erhöht und die Ökonomik des Tabakbaus bedeutend gefestigt. Im Rayon Britschany beispielsweise betrug die Ausbeute an hellen Sorten mit der Gründung der Vereinigung im Jahre 1974 insgesamt 45 Prozent gegenüber 24 Prozent, und die Rentabilität des Tabakbaus verdreifachte sich und erreichte 35,6 Prozent. Treibhauskombinate, Treibhäuser und anderes werden für mehrere Betriebe gleichzeitig gebaut. Die Kooperation zwischen mehreren landwirtschaftlichen Betrieben ist bei der Futtermittelerzeugung auf Aueböden sehr verbreitet. Im Gebiet Kaluga beispielsweise wurde die zwischenkollektivwirtschaftliche Vereinigung „Peremysl'skoe" gegründet. Sie ist für die Bewässerung und Pflege des Graslandes, für die Einbringung von Düngemitteln und für die Beschaffung von Heu, Welksilage, Silos und vitaminhaltigem Grasmehl auf den Aueböden an der Oka und der Shisdra zuständig. Mit der Organisation der Vereinigung ist die Ertragfähigkeit der Aueböden von 136 Dezitonnen Grünmasse 1972 auf 294 Dezitonnen pro Hektar im Jahre 1974 gestiegen. Im Gebiet Tula gibt es die zwischenkollektivwirtschaftliche Vereinigung „Pojma". Vor der Gründung der Vereinigung im Jahre 1973 lag die Ertragfähigkeit der Aueböden nicht über 16,1 Dezitonnen Futtereinheiten pro Hektar, und 1975 erreichte sie über 43 Dezitonnen. Die zwischenwirtschaftliche Kooperation erstreckte sich auch auf die nichtproduktive Sphäre. Das Land hat 2900 Organisationen mit mehreren Betrieben für den Landwirtschaftsbau und die Produktion von Baustoffen. Ihre Grundfonds belaufen sich auf nahezu 5,5 Milliarden Rubel, die Anzahl der Mitarbeiter übersteigt 1,1 Millionen Personen. Die Organisationen mit mehreren Betrieben betreiben den Bau nach modernsten Methoden und haben auch Projektierungsinstitute. 1975 haben sie Arbeiten im Werte von insgesamt 4,6 Milliarden Rubel ausgeführt. 155

In den letzten Jahren werden Vereinigungen mehrerer Betriebe für die Bodenmelioration und die agrochemische Pflege gegründet. Die Vereinigung „Slabodzejskoe", Moldauische SSR, hat allein 1974 das Bewässerungsland um 8 Prozent erweitert, auf 20 Prozent mehr Boden die Berieselung durchgeführt und die Selbstkosten pro Hektar Berieselung um 15 Prozent gesenkt. In der Moldauischen SSR, in der Belorussischen SSR und in vielen Gebieten der RSFSR wurden zwischenbetriebliche argrochemische Zentren gegründet. Sie nehmen die agrochemische Bodenuntersuchung vor, organisieren die Lagerung und die Einbringung von Düngemitteln in die Felder der Kolchosen und Sowchosen. Die Zentralisierung aller Arbeiten in Verbindung mit der agrochemischen Untersuchung hat schon spürbaren Nutzen gebracht und die Kosten für die Nutzung von Düngemitteln gesenkt. Interessant sind auch die Erfahrungen der Moldauischen SSR bei der Ausbildung von Kadern für die Landwirtschaft in Ausbildungskombinaten, die auf zwischenbetrieblicher Grundlage eingerichtet wurden. Ein solches Kombinat im Rayon Lazovsk bildet mit Beteiligung aller Kolchosen Leiter der mittleren Ebene und Arbeiter in den Hauptberufen aus. Die zwischenbetriebliche Kooperation auf anteilmäßiger Grundlage wird im Bereich der Nutzung und der Wartung der Technik, der rationellen Nutzung und Reproduktion der Waldbestände, der juristischen Betreuung der Kolchosen und Sowchosen und der kulturellen und sozialen Versorgung der Werktätigen auf dem Lande angewendet. Das Wesen der dritten Form der Kooperation besteht in der Zusammenlegung aller Produktionsressourcen der kooperierenden landwirtschaftlichen Betriebe und in der Unterordnung unter das gemeinsame Ziel. Es werden Produktionsvereinigungen, Firmen, gegründet. Betriebe, die den Vereinigungen angehören, behalten in der Regel ihre juristische und wirtschaftliche Selbständigkeit bei, doch wird diese Selbständigkeit innerhalb eines einheitlichen Planes sowie durch die Zentralisierung der Fonds und Dienste beschränkt. Der Verwaltungsapparat des Leitbetriebes übernimmt auch die Leitung der Vereinigung. Der Generaldirektor steht an der Spitze der Vereinigung und ist zugleich Direktor des Leitbetriebes. Das kollegiale Leitungsorgan ist der Direktorenrat und der Forschungs- und Produktionsrat. Die Produktionstätigkeit erfolgt nach einem einheitlichen Plan. Die Aufkaufpläne für die Erzeugnisse werden auf Vereinigungen insgesamt aufgeschlüsselt und von ihr dann auf die einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe. In der Vereinigung werden teilweise die Fonds für die wirtschaftliche Entwicklung zentralisiert und zentralisierte Dienste für die Reparatur, das Bauwesen, den Transportdienst, die Aufkäufe, den Verkauf und andere eingerichtet. Es werden zweiggebundene und komplexe Vereinigungen gegründet. Zweiggebundene Vereinigungen sind in der RSFSR sehr verbreitet. Dort gibt es schon rund 200, die territorialen Vereinigungen sind in der Belorussischen SSR konzentriert. Sie wurden in Zweigen eingerichtet, wie der Milchtierhaltung, der Geflügelzucht, der Gemüseproduktion, dem Obstbau und anderen. Eine Besonderheit dieser Kooperationsetappe besteht darin, daß die Agrar-Industrie-Produktion sich immer zügiger vertieft. Die wichtigsten Organisationsformen der Agrar-Industrie-Integration sind: der AgrarIndustrie-Betrieb, die Agrar-Industrie-Vereinigung ersten Grades, die Agrar-IndustrieVereinigung auf Gebietsebene (oder Regionsebene), die Agrar-Industrie-Vereinigung im Rahmen der Unionsrepublik, die Agrar-Industrie-Vereinigung des Landes. Der Agrar-Industrie-Betrieb ist eine Form der Vereinigung der landwirtschaftlichen und der industriellen Produktion, bei der die organisatorische, technologische und ökonomische Einheit der Produktion, der Verarbeitung und der Lagerung landwirt-

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schaftlicher Erzeugnisse sowie der Abteilungen für produktionstechnische und andere Wartung des landwirtschaftlichen Betriebes und der mit ihm verbundenen Zweige garantiert ist. Unter den Agrar-Industrie-Betrieben sind Sowchos-Werke und Kolchoswerke besonders verbreitet. Das betrifft vor allem die Produktion und die Verarbeitung von Traubenobst, Gemüse, Früchten, Kartoffeln, ätherisches ö l enthaltenden Rohstoffen und anderem. Es gibt Sowchoswerke in der Richtung Molkereiindustrie sowie Verarbeitung von Erzeugnissen der Geflügelzucht. 1975 gab es im Lande über 2000 Agrar-Industrie-Betriebe. Die Praxis der letzten Jahre zeigt, daß die Konzentration, die Spezialisierung der Produktion oftmals über den Rahmen einzelner Sowchos-Werke hinausgehen, dafj sie im Rahmen von Agrar-Industrie-Vereinigungen stattfinden. 1975 gab es im Lande über 200 solche Vereinigungen. Die erfolgreiche Spezialisierung und Konzentration auf der Grundlage der Integration von einzelnen landwirtschaftlichen Betrieben wird dazu beitragen, die Aufgaben in der Landwirtschaft zu lösen.

R.

HEINRICH

Zur Intensivierung in der sozialistischen Landwirtschaft der DDR

Um eine stabile, sich stetig verbessernde Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Nahrungsmitteln und der Industrie mit Rohstoffen immer weitgehender aus eigener Produktion zu sichern und die materiell-technische Basis so auszugestalten, wie es die Entwicklungsziele unserer Gesellschaft verlangen, ist es objektiv erforderlich, die landwirtschaftliche Produktion weiter zu intensivieren und industriemäßige Produktionsmethoden anzuwenden. Dabei ist die sozialistische Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion untrennbarer Bestandteil der Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses. Die gesamtvolkswirtschaftliche Aufgabenstellung zur Intensivierung, wie sie vom IX. Parteitag der SED gegeben wurde, gilt auch vollinhaltlich für die Landwirtschaft. „Es geht auch in der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft darum, alle Faktoren der Intensivierung zu nutzen, um überall mehr, besser und billiger zu produzieren". 1 Das heißt also, der allgemeine Inhalt und die allgemeinen Züge der sozialistischen Intensivierung der Landwirtschaft sind keine anderen als die der sozialistischen Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion in ihrer Gesamtheit. Mit dieser generellen Feststellung übersehen wir nicht, daß es in der Landwirtschaft, wie übrigens auch in anderen Produktionszweigen, Besonderheiten in den Produktionsbedingungen gibt, die zu spezifischen Zügen der sozialistischen Intensivierung führen. Für die Landwirtschaft ergeben sich Besonderheiten aus dem relativ großen Gewicht des natürlichen Reproduktionsprozesses und zum Teil auch aus dem niederen Grad der Vergesellschaftung der Produktion. Folgende spezifische Züge des landwirtschaftlichen Reproduktionsprozesses beeinflussen den Inhalt und die Faktoren der Intensivierung besonders stark: - Die Intensivierung in der Pflanzenproduktion wird im besonderen Maße durch das Hauptproduktionsmittel Boden und seine Eigenschaften geprägt; denn der Boden ist letztlich die Grundlage der landwirtschaftlichen Produktion. Seine Begrenztheit, die differenzierte natürliche Bodenfruchtbarkeit sind wesentliche Ursachen dafür, daß das Wirksamermachen des Bodens eine Hauptaufgabe der Intensivierung der Pflanzenproduktion ist. - Die Intensivierung in der Landwirtschaft muß die spezifische Ausnutzung der Naturbedingungen, die Produktion mit lebenden Organismen berücksichtigen. Sie ist darauf gerichtet, die landwirtschaftliche Produktion von negativen Natureinflüssen unabhängiger zu machen und optimale Entwicklungsbedingungen für Pflanzen und Tiere zu schaffen. Insbesondere gilt es, durch die stärkere Beherrschung des Wasserhaushalts des Bodens die Abhängigkeit der Pflanzenproduktion von 1

E. Honecker, Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den IX. Parteitag der SED, Berlin 1976, S. 64.

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ungünstigen Witterungsbedingungen entscheidend zu verringern und mit hoher Sicherheit des Ertrages zu produzieren. - Die Intensivierung der Pflanzenproduktion ist gleichzeitig von großer Wichtigkeit für die Erhaltung der Naturlandschaft und damit für die Sicherung eines gesunden Lebensraumes. Mit 6,3 Mill. ha landwirtschaftlicher Nutzfläche nutzt die Pflanzenproduktion fast 60 Prozent der Gesamtfläche der DDR. Die intensive Nutzung dieser Fläche durch den Pflanzenbau führt nicht nur zu höheren Erträgen je ha, sondern auch zur Anreicherung der Atmosphäre mit Sauerstoff und zur Reduzierung des Anteils von Schadstoffen in der Luft. - Die volle Nutzung aller Intensivierungsfaktoren setzt in der Landwirtschaft eine weitere Entwicklung des Vergesellschaftungsprozesses der Produktion voraus und erfordert die Überwindung der traditionellen Art und Weise der Produktion. Deshalb ist die sozialistische Intensivierung in ihrer gegenwärtigen Entwicklungsetappe untrennbar mit dem Übergang zu industriemäßigen Produktionsmethoden verbunden. Diese hier nur kurz skizzierten zweigspezifischen Besonderheiten der Landwirtschaft modifizieren zwar einige wichtige Züge der Intensivierung, sie heben aber die allgemeinen Voraussetzungen und Richtungen der Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion nicht auf. Die sozialistische Intensivierung der Landwirtschaft vollzieht sich stets in Übereinstimmung mit den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungsprozessen, wobei sich die Hauptfaktoren der Intensivierung in Abhängigkeit von den historischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen wandeln. Von dieser generellen Einbettung der Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion in den gesellschaftlichen Gesamtprozeß der Intensivierung ausgehend, verstehen wir unter sozialistischer Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion den planmäßig wachsenden und rationellen Einsatz von gesellschaftlicher Arbeit auf' derselben Bodenfläche mit dem Ziel, die materielle Gesamtproduktion je ha landwirtschaftliche Nutzfläche bei gleichzeitiger Erhöhung der Arbeitsproduktivität und' Senkung der Kosten je Erzeugniseinheit zu steigern, um - die Bevölkerung immer besser und effektiver mit Nahrungsmitteln und die Industrie mit Rohstoffen aus der eigenen landwirtschaftlichen Produktion zu versorgen ,- einen wachsenden Beitrag zum Nationaleinkommen zu leisten; - die Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Lande zu verbessern. Damit sind der Einsatz von mehr und besseren Produktionsmitteln, die Anwendung neuer Produktionsverfahren und die Erhöhung der Qualifikation der Produzenten untrennbar verbunden. Bekanntlich hob bereits Marx hervor, die Erde „setzt . . . zu ihrem Dienst als Arbeitsmittel in der Agrikultur wieder eine ganze Reihe anderer Arbeitsmittel und eine schon relativ hohe Entwicklung der Arbeitskraft voraus'. 2 Lenin wies darauf hin, daß Intensivierung der Landwirtschaft vor allem bedeutet: „ . . . technische Veränderungen in der Landwirtschaft, . . . Übergang zu höheren Systemen des Feldbaus, stärkerer Gebrauch künstlicher Düngemittel, Vervollkommnung der Geräte und Maschinen, ihre zunehmende Anwendung . . ,"3. Er sah also im wissenschaftlich-technischen Fortschritt den Hauptfaktor der Intensivierung der Landwirtschaft. 2 3

K. Marx, Das Kapital, Erster Band, in: Marx-Engels-Werke, Bd. 23, Berlin 1962, S. 194.. W. I. Lenin, Neue Daten über die Entwicklungsgesetze des Kapitalismus in der Landwirtschaft, in: Werke, Bd. 22, Berlin 1960, S. 53.

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Der wissenschaftlich-technische Fortschritt, die Erhöhung der Ertragsfähigkeit des Bodens, eine rationellere Nutzung der vorhandenen Produktionsfonds bilden die materiell-stoffliche sowie ökonomische Grundlage für die Intensivierung in der Landwirtschaft. Dabei ist die Intensivierung stets auf eine verbesserte Nutzung des Bodens und der Fonds gerichtet. Zugleich versteht sich, dafj es unter den Bedingungen der engen Verschlingung von ökonomischen und natürlichen Reproduktionsprozessen insbesondere in der Pflanzenproduktion keinen so strengen Zusammenhang zwischen den Faktoren der Intensivierung und ihren Ergebnissen wie in der Industrie gibt. Eine zielgerichtete Intensivierung, die den negativen Einfluß nicht steuerbarer bzw. noch nicht steuerbarer Reproduktionselemente minimiert, ermöglicht es, einen planmäßigen Zuwachs erforderlicher Produktion auf einer gegebenen Bodenfläche zu erreichen. In den Beschlüssen des IX. Parteitages der SED wurden die Hauptfaktoren der weiteren Intensivierung der Landwirtschaft der DDR für die gegenwärtige Entwicklungsetappe herausgearbeitet.

Die umfassende Chemisierung In der Pflanzenproduktion sind 50 Prozent des Ertragszuwachses insbesondere durch die verstärkte Anwendung von Stickstoff-Düngemitteln, Herbiziden, Pflanzenschutzund Schädlingsbekämpfungsmitteln zu erreichen (vgl. Tabelle 1). Tabelle 1 Versorgung der Landwirtschaft der DDR mit mineralischen Düngemitteln - Reinnährstoffgehalt - (in tausend Tonnen) Jahresdurchschnitt

Stickstoff N

Phosphorsäure P2O5

Kali KJO

1961/65 1966/70 1971/75

311 467 650

259 369 428

540 609 650

Ziel 1980

940-970

530

650

Als spezifische Organisationsform für die Chemisierung wurden 292 agrochemische Zentren (ACZ) gebildet. Sie verfügen über 376 zentrale Düngerlager mit 2,9 Mill. Tonnen Lagerkapazität. In der Tierproduktion soll durch den Einsatz von Harnstoff und NPN-Verbindungen in der Rinderhaltung und synthetischer Aminosäuren in den Schweine- und Geflügelbeständen eine bessere Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Futters etwa zwei Drittel der pflanzlichen Bruttoproduktion unserer Landwirtschaft - erreicht werden.

Die komplexe Mechanisierung Schwerpunkt ist die komplexe Mechanisierung der wichtigsten Produktionsprozesse einschließlich Verarbeitung, Lagerung, Transport und Konservierung der Agrarprodukte. Durch den zunehmenden Einsatz und die rationelle Nutzung leistungsfähiger Ma-

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schinensysteme sowie teilautomatisierter Anlagen der Pflanzen- und Tierproduktion werden die Grundlagen der industriemäßigen Produktion geschaffen. Schrittweise wurden und werden die Neuausrüstung der Betriebe der Pflanzenproduktion mit leistungsfähigeren Traktoren, selbstfahrenden Erntemaschinen und anderen Maschinen neu ausgerüstet sowie Lastkraftwagen verstärkt für Transportaufgaben genutzt. Dadurch wird es möglich, die agrotechnischen Termine besser einzuhalten, effektivere Produktionsverfahren anzuwenden und die Arbeiten in höherer Qualität auszuführen. In der Pflanzenproduktion wurde 1975 je 100 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche ein Besatz von 192 Motor-PS erreicht. Das entspricht einer Energieausstattung von 23,1 PS je Beschäftigten in der Pflanzenproduktion. 4 In der Tierproduktion ist die Milchgewinnung vollständig mechanisiert. Rund 45 Prozent der Rinderplätze und 33 Prozent der Schweineplätze werden mechanisch entmistet. Der Anteil der mechanisch gefütterten Rinder bzw. Schweine liegt bei 30 Prozent bzw. 28 Prozent.

Die Melioration Durch die starke Ausdehnung der Bewässerung, besonders der Beregnung der landwirtschaftlichen Nutzflächen sollen etwa 40 Prozent der Ertragssteigerung und eine Stabilisierung der Erträge in der Pflanzenproduktion erreicht werden. Im Zusammenwirken mit der verstärkten Anwendung mineralischer Düngemittel und der komplexen Mechanisierung wird die Bewässerung immer mehr zum ausschlaggebenden Hebel für die Ertragssteigerung und die Sicherung stabiler, von der Witterung weniger abhängiger, hoher Erträge. Die DDR verfügte 1975 über 650 000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche mit funktionsfähigen Bewässerungsanlagen, damit konnten rund 10,5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bewässert werden. Bis 1980 sollen 520 000 Hektar Bewässerungsflächen neu erschlossen werden. Der jährliche Zugang an bewässerten Flächen betrug in den Jahren 1971 bis 1975 etwa 60 000 bis 70 000 Hektar, darunter etwa 30 000 Hektar Beregnungsanlagen. Zur Erfüllung der Zielstellung bis 1980 müssen im Jahresdurchschnitt rund 100 000 Hektar Bewässerungsflächen, darunter 62 000 Hektar Beregnungsflächen neu erschlossen werden. Bis 1990 wird angestrebt, etwa die Hälfte des Ackerlandes zu bewässern. Das ist eine Aufgabenstellung, die zu ihrer materiellen Absicherung große Anstrengungen in der Landwirtschaft, in der Wasserwirtschaft, in Industrie und Bauwesen erfordert. Zugleich ist zu beachten, daß die Bedingungen für die Wasserbereitstellung komplizierter werden. In den zurückliegenden Jahren wurden zuerst die am leichtesten zu erschließenden Flächen in die Bewässerung einbezogen. Die günstigsten, naheliegendsten Wasserbedingungen wurden zuerst erschlossen. Deshalb werden sich die Aufwendungen für Wassererschließungs- und Wasserüberleitungssysteme erhöhen. Weiter besteht die Notwendigkeit, immer mehr zur Errichtung von teil- bzw. vollstationären Beregnungsanlagen überzugehen. Die bisher im großen Umfang eingesetzten vollbeweglichen Beregnungsmaschinen erfordern zur Zeit noch für ihre Be4

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Die Motor-PS werden bezogen auf die in den Kooperativen Abteilungen Pflanzenproduktion, den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und den Volkseigenen Gütern Pflanzenproduktion und in den ACZ ständig beschäftigten Arbeiter und Genossenschaftsbauern. Intensivierung

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dienung 4 Arbeitskräfte je 100 Hektar Beregnungsflächen, die bereits heute in einer Reihe von Gebieten nicht mehr zur Verfügung stehen. Unter Berücksichtigung dieser Zusammenhänge ist davon auszugehen, daß der Investitionsbedarf stärker steigen v/ird als der Zugang an bewässerter Fläche.

Die technische Trocknung Als unabdingbare Voraussetzung für eine industriemäßige Futter- und Tierproduktion erlangt die technische Trocknung eine immer größere Bedeutung. Ein Schwerpunkt im jetzigen Fünfjahrplanzeitraum ist der rasche Ausbau und die Komplettierung der Trocknungsanlagen insbesondere zur Erzeugung von Strohpellets. 5 Das Futter hat in der Landwirtschaft der DDR eine überragende Bedeutung. Zwei Drittel der Erträge der Pflanzenproduktion werden als Futter eingesetzt. Jede Verbesserung der Effektivität bei seiner Produktion und seinem Verbrauch hat eine große volkswirtschaftliche Bedeutung. Mit der technischen Trocknung und Pelletierung von Stroh werden große Effekte in der Intensivierung erreicht. In der Tierproduktion der DDR haben Rinder und Schafe zusammen den größten Anteil. Ihre Futterversorgung erlebt gegenwärtig und künftig durch den Einsatz von Strohpellets oder Ganzpflanzenpellets große Veränderungen. Die dadurch ermöglichte Verwertung des Getreidestrohs erschließt Ressourcen in der Futterproduktion in neuen Dimensionen. 1976 wurden 1,4 Mill. Tonnen Strohpellets in den rund 300 Trokkenwerken und Pelletieranlagen der DDR produziert. Der Plan wurde mit 200 Prozent erfüllt, die Produktion gegenüber 1975 fast verdreifacht. Die f ü r 1980 vorgesehene Produktion von etwa 4 Mill. Tonnen Strohpellets und Ganzpflanzenpellets werden offensichtlich früher erreicht und überboten werden. Im Stroh wachsen etwa 30 Prozent des Energieertrages der Getreideflächen heran. Durch von unseren Agrarwissenschaftlern entwickelte neue Strohaufschlußverfahren, besonders Pelletierung von Stroh und Aufschluß von Stroh unter Zusatz von Natronlauge, wird diese Energie f ü r die Fütterung nutzbar gemacht. Neben Grobfutter Heu und Silage - tritt zunehmend Stroh als wichtige Basis für die Versorgung d e r Tiere mit Futterenergie, bzw. es ersetzt dieses Grobfutter. Bei einer geplanten Ernte von 10 Mill. t Getreide fallen rund 10 Mill. t Stroh an. Davon sollen bis 1980 über 3 Mill. t für dieses Verfahren eingesetzt werden. Da neben dem Getreidekorn auch der Getreidehalm genutzt wird, steigt der Nährstoffertrag von den betreffenden Getreideflächen um etwa ein Drittel. 1 kg Strohpellets ersetzen 1 kg Heu oder 3 kg Silage. Die geplante Produktion von 3,3 Mill. t Strohpellets wird eine Futterfläche von 250-320 Tausend Hektar freisetzen.

Die Züchtung Ein weiterer Schwerpunkt der Intensivierung bleibt die Züchtung und Einführung neuer ertragreicher Sorten und leistungsfähiger Tierrassen f ü r die industriemäßige Produktion. In der Pflanzenproduktion sollen dadurch über 10 Prozent des geplanten 5

Strohpellets bestehen aus gehäckseltem oder gemahlenem Stroh, das mit Kraftfutter sowie mit Harnstoff, Natronlauge, Mineralstoffgemischen angereichert ist und unter hohem Druck und hoher Temperatur in der Pelletierpresse (Kompaktierungsanlage) zu kleinen zylinderförmigen Rollen (Pellets) gepreßt wird.

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Ertragszuwachses realisiert werden. Von 1971 bis 1975 wurden 60 bis 65 Prozent der Weizenanbaufläche der DDR mit sowjetischen Intensivsorten bestellt, die im Durchschnitt dieser Jahre Mehrerträge von 2 bis 4 dt/ha brachten. Als Intensivierungsfaktor wirkt auch die Aus- und Weiterbildung der Werktätigen, damit sie voll den Anforderungen der industriemäßigen Produktion entsprechen und den wissenschaftlich-technischen Fortschritt beherrschen können. Jeden Faktor gilt es weitmöglichst und hocheffektiv zu nutzen. Zugleich wird es zu einem sehr wichtigen Anliegen, alle Intensivierungsfaktoren im Komplex anzuwenden und zu beherrschen. Das ist deshalb wichtig, weil kein Intensivierungsfaktor für sich die mögliche Effektivität und Stabilität landwirtschaftlicher Produktion sichern kann. Zugleich führen die Intensivierungsfaktoren zur raschen Erweiterung und strukturellen Veränderung der materiell-technischen Basis der landwirtschaftlichen Produktion. Sie schaffen die erforderlichen materiellen Bedingungen und Voraussetzungen, um ein hohes und stabiles Wachstum der Agrarproduktion zu gewährleisten, ihre Effektivität nachhaltig zu erhöhen und die Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft rasch zu steigern. Ihre Realisierung verbindet sich mit; dem objektiven Erfordernis, die ganze Art und Weise der Produktion in der Landwirtschaft umzugestalten, sie planmäßig auf industrielle Grundlagen umzustellen. Das ermöglicht es andererseits, die weitere Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion rationell und effektiv zu verwirklichen. Industriemäßige Produktion und weitere Intensivierung haben bestimmte Vorgänge, Ziele und Wirkungen gemeinsam. Zugleich unterscheiden sich beide Prozesse in ihrem Wesen und in ihren historischen Grenzen. Dabei ist die Intensivierung der allgemeinere und umfassendere Prozeß. Ein hoher Stand der Intensivierung der sozialistischen Landwirtschaft ist ein wesentlicher Faktor der Notwendigkeit wie der Möglichkeit, in jenem Volkswirtschaftsbereich zur industriemäßigen Produktion überzugehen. Diese revolutionäre Veränderung der Art und Weise der Produktion gibt gegenwärtig und für einen ganzen weiteren historischen Zeitabschnitt der Intensivierung in der Landwirtschaft das Gepräge. Industriemäßige Produktion in der Landwirtschaft erfordert bei einem vergleichbaren wissenschaftlich-technischen Niveau eine höhere Grundfondsausstattung je Arbeitskraft als in der Industrie. Die dafür wesentlichen Ursachen sind: - der höhere Bestand an Technik infolge des Saisoncharakters der Pflanzenproduktion. Ein großer Teil der Landmaschinen - in der Pflanzenproduktion ca. 50 Prozent - kann nur zeitweilig, in kurzen agrotechnischen Zeiträumen eingesetzt werden; - die erforderliche Reservehaltung an Grundfonds infolge der jährlich schwankenden Anforderungen an die mobile Technik in der Pflanzenproduktion und für die Überwindung von Havariesituationen in industriemäßigen Anlagen der Tierproduktion (doppelte Auslegung bestimmter lebenserhaltender Systeme); - die Notwendigkeit der Schaffung optimaler Bedingungen für die Entwicklung von Pflanzen und Tieren. Das bedingt große Aufwendungen für den Bau und die Erhaltung von Be- und Entwässerungsanlagen in der Pflanzenproduktion sowie von Stallanlagen für Tiere. Unter den Bedingungen der DDR ist die Tierproduktion nur in umbauten Anlagen möglich. Das bedingt wiederum einen hohen Bauanteil an den Grundmitteln; - die Notwendigkeit ausreichender Kapazitäten für die qualitätsgerechte Lagerung und Konservierung pflanzlicher Erzeugnisse. Die pflanzlichen Produkte werden Ii1

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überwiegend einmal im Jahr, in kurzen Zeiträumen geerntet. Aber sie werden über das gesamte Jahr verteilt verarbeitet bzw. verbraucht. Im Prozeß des Übergangs zu industriemäßigen Produktionsmethoden wird die manuelle Produktion durch die mechanisierte Produktion ersetzt. Das Handmelken ist nicht mit dem Maschinenmelken vergleichbar. Die Substitution der Arbeitskräfte ist sehr fondsaufwendig und verlangt einen hohen Fondsvorschuß. In dieser Entwicklungsetappe haben wir es deshalb mit dem fondsintensiven Typ der intensiv erweiterten Reproduktion zu tun. Anders stellt sich das Problem unter den Bedingungen entfalteter industriemäßiger Produktionsmethoden. Erst unter diesen Verhältnissen entstehen die objektiven Bedingungen des Übergangs vom fondsintensiven zum fondssparenden Typ der Reproduktion in der Landwirtschaft. In Betrieben mit einem sehr hohen industriemäßigen Ausstattungsgrad wie zum Beispiel in den industriemäßigen Kombinaten zur Eier-, Geflügelfleisch- oder Rindfleischproduktion zeigt sich heute bereits diese Entwicklung zum fondssparenden Typ. Unter den Bedingungen der DDR hat sich die Kooperation als der geeignetste Weg für den Übergang zu industriemäßigen Produkionsmethoden erwiesen. Sie ermöglicht den sozialistischen Landwirtschaftsbetrieben, ihre Produktion zu intensivieren und, ausgehend vom Produkt und der dazugehörenden Technologie, den Übergang zu industriemäßigen Formen der Pflanzen- und Tierproduktion zu vollziehen. Auf diesem Weg und in diesem Prozeß wurde zugleich die Arbeitsteilung zwischen Pflanzen- und Tierproduktion eingeleitet. Damit wird die Jahrhunderte alte traditionelle betriebliche Einheit von Pflanzen- und Tierproduktion aufgelöst. Die vielzweigige LPG der 50er und 60er Jahre, die in betrieblicher Einheit Pflanzen- und Tierproduktion betrieb, hat sich überlebt. Sie gehört der Geschichte an. Eine neue betriebliche Struktur unserer Landwirtschaft hat sich profiliert: - in der Pflanzenproduktion mit etwa 1500 Betrieben bzw. Produktionseinheiten (1024 kooperative Abteilungen Pflanzenproduktion, 156 LPG und 12 VEG Pflanzenproduktion, 12 zwischenbetriebliche Einrichtungen Pflanzenproduktion und 287 Gärtnerische Produktionsgenossenschaften); - in der Tierproduktion mit etwa 4220 Betrieben bzw. Produktionseinheiten (3394 LPG und 389 VEG mit herkömmlicher Tierproduktion und 435 Betriebe oder Produktionseinheiten mit spezialisierter Tierproduktion, darunter 7 LPG Milchproduktion und 30 Kombinate industrieller Mast (KIM). Die Pflanzenproduktionsbetriebe mit durchschnittlich 5000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und Kollektiven von 350 bis 400 Werktätigen besitzen alle Voraussetzungen, um das in der Direktive des IX. Parteitages der SED festgelegte hohe Ziel zu erreichen, die Pflanzenproduktion um 20 Prozent zu steigern. Diese Zielstellung erfordert zugleich, daß wir noch entschiedener als bisher die Pflanzenproduktion vorrangig entwickeln. Denn eine derartige Steigerung haben wir bisher noch in keinem Fünfjahrplan erreicht. Zugleich ist die Intensivierung der Pflanzenproduktion eine bedeutsame Aufgabe des volkswirtschaftlichen Intensivierungsprozesses überhaupt, weil der Einsatz zusätzlicher gesellschaftlicher Arbeit in der Pflanzenproduktion hohe Vorleistungen anderer Bereiche und Zweige der Volkswirtschaft erfordert. Die steigenden Anforderungen an die Agrarproduktion, verknüpft mit dem ökonomischen Zwang, die Effektivität in der ganzen Volkswirtschaft ständig zu erhöhen, machen es immer mehr notwendig, daß die verschiedenen an der Befriedigung der Ernährungsbedürfnisse beteiligten Bereiche und Zweige auf neue Art und Weise bei der Erfüllung der gemeinsamen Aufgaben in der Volkswirtschaft zusammenarbeiten und schrittweise zu einem volkswirtschaftlichen Komplex formiert werden. Wesent164

liehe qualitative Merkmale für die Entstehung und Entwicklung eines derartigen Komplexes sind vor allem der Grad der Ausprägung der Arbeitsteilung und damit der verschiedenen Bereiche, die bestehende Abhängigkeit und Verflechtung dieser Bereiche sowie die Art und Weise und die Intensität ihres Zusammenwirkens. Bereits vor 120 Jahren prognostizierte Karl Marx, daß eine auf wissenschaftlichem Betrieb beruhende Agrikultur „die Bedingungen ihrer eigenen Produktion nicht mehr in sich, naturwüchsig vorfindet, sondern... (daß) diese als selbständige Industrie auger ihr existiert".6 Die historisch entstandenen Wechselbeziehungen zwischen Landwirtschaft und Industrie erlangen in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft eine neue Qualität. Sie erreichten hinsichtlich ihres Ausmaßes, ihrer Intensität und ihrer Stabilität eine neues Niveau. Das kommt insbesondere darin zum Ausdruck, daß - die Produktionsmittelbereitstellung der Industrie und die produktiven Leistungen des landwirtschaftseigenen Vorleistungsbereiches sowie der Agrarwissenschaften immer mehr zu den entscheidenden Bedingungen für die Intensivierung der Nahrungsgüterproduktion, für die erweiterte Reproduktion in diesem Bereich werden; - die Pflanzen- und Tierproduktion nach industrieller Art und Weise organisiert wird, sich in dieser Sphäre des Reproduktionsprozesses die revolutionären Veränderungen vollziehen und deshalb die industriemäßige Umgestaltung der landwirtschaftlichen Rohstofferzeugung das Kernstück der Formierung des Agrar-IndustrieKomplexes in der Volkswirtschaft bildet; - ein ununterbrochener Stofffluß von der landwirtschaftlichen Rohstofferzeugung über die Verarbeitung, Lagerung und Konservierung' bis zum Absatz der Nahrungsgüter durch die Einführung einheitlicher technologischer Ketten auf der Grundlage einer entwickelten materiell-technischen Basis gesichert wird; - sich die Integration von landwirtschaftlicher und industrieller Produktion auf betrieblicher Ebene in neuen Organisationsformen der agrar-industriellen Kooperation wie Kooperationsverbände, Agrar-Industrie-Vereinigungen oder Agrar-Industrie-Betriebe und -kombinate vollzieht. Durch diese Entwicklung bedingt, befriedigt die Landwirtschaft nicht mehr allein und immer weniger direkt die Ernährungsbedürfnisse der Gesellschaft, sondern zunehmend nur noch gemeinsam mit anderen Bereichen der Volkswirtschaft. Das Gewicht der Vorleistungssphäre ist so weit angewachsen, daß die in modernen Produktionsmitteln verkörperten Leistungen der Arbeiterklasse einen bestimmenden Einfluß auf die Intensivierung der Agrarproduktion ausüben, insbesondere auf ihr wissenschaftlich-technisches Niveau, auf die gesamte Art und Weise der Produktion, auf Niveau und Entwicklung der Arbeitsproduktivität und der Kosten, auf die Ertragshöhe und deren Stabilität in der Pflanzenproduktion und auf die Leistung der Nutztierbestände. Zugleich muß ein immer größerer Teil der landwirtschaftlichen Produkte be- und •verarbeitet werden, damit sie dann als Nahrungsmittel oder als andere Güter den gegenwärtigen und beständig weiter wachsenden Anforderungen der Konsumtion entsprechen. Seit dem VIII. Parteitag der SED sind große Anstrengungen gemacht worden, bedeutendes Wachstum aller Bereiche des Agrar-Industrie-Komplexes (AIK) zu währleisten, dabei zugleich die Disproportionen zwischen der Agrarproduktion dem Bereich der Be- und Verarbeitung ihrer Produkte zu verringern und alle in Landwirtschaft erzeugten Produkte für die Versorgung wirksam zu machen. Im 6

ein geund der Be-

K. Marx, Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie, Berlin 1974, S. 426.

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und Verarbeitungsbereich war auch der Zuwachs an Investitionsmitteln am höchsten. Zwischen der Agrar-Produktion und diesem Bereich haben sich auf der Grundlage von Kooperationsverbänden besonders enge und stabile Kooperationsbeziehungen entwickelt. Es bilden sich im Prozeß der Zusammenarbeit immer deutlicher einheitliche Ketten von der Zucht über die Produktion, die Verarbeitung bis zum Absatz heraus, die nicht mehr aus der Sicht eines Betriebes oder Zweiges geleitet oder geplant werden können. Im Verlauf der letzten zwei Jahre haben sich in der DDR acht AgrarIndustrie-Vereinigungen der Pflanzenproduktion (AIV) herausgebildet. Die AIV ist eine entwickelte Kooperationsform zwischen LPG und VEG Pflanzenproduktion, Agrochemischen Zentren, Meliorationsbetrieben und je nach Erfordernissen mit Betrieben für die Trocknung und Pelletierung, die Be- und Verarbeitung, die Lagerhaltung sowie den Absatz pflanzlicher Erzeugnisse. Sie ermöglicht den arbeitsteilig organisierten Reproduktionsprozeß qualitativ neuer Betriebe der Pflanzenproduktion zunehmend effektiver zu gestalten, einheitlich zu leiten und zu planen. Die AIV haben bessere Möglichkeiten zur umfassenden Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, zur besseren Nutzung der Grundfonds und ganzjähriger Auslastung des Arbeitspotentials der spezialisierten Betriebe. Sie erreichten höhere Erträge, eine höhere Arbeitsproduktivität bei niedrigen Kosten. Die im AIV zusammengeschlossenen Betriebe bleiben juristisch und ökonomisch selbständig, ihre Eigentumsformen werden nicht geändert. Die Zusammenarbeit in der Vereinigung kann sich ohne Rücksicht auf vorhandene Kreisgrenzen über mehrere Kreise erstrecken. Die AIV selbst ist rechtsfähig in bezug auf die Leitung, Planung und Organisation der überbetrieblichen Prozesse. Sie arbeitet nach den Prinzipien der wirtschaftlichen Rechnungsführung. Ihre Leitung übt gegenüber den Mitgliedsbetrieben im Auftrag der Staatsorgane wirtschaftsleitende Funktionen aus. Die Herausbildung des volkswirtschaftlichen AIK und die Entwicklung neuer Organisationsformen der agrar-industriellen Kooperation zwischen den Betrieben sind ein Ausdruck der weiteren Vergesellschaftung von Produktion und Arbeit auf verschiedenen Ebenen. Der volkswirtschaftliche AIK verkörpert die Zweigstruktur des Gesamtkomplexes; die neuen Organisationsformen der agrar-industriellen Kooperation auf betrieblicher Ebene sind dessen konkrete wirtschaftlich-organisatorische Struktur. Ihre Herausbildung durchläuft verschiedene Entwicklungsphasen, die im wesentlichen durch den Reifegrad der konkreten ökonomischen und sozialen Bedingungen bestimmt sind. Insgesamt haben wir es jedoch mit einem Prozeß zu tun, an dessen Beginn wir zur Zeit stehen, der einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen und einen großen Einfluß auf die Intensivierung der gesamten Nahrungsgüterproduktion ausüben wird. Verbunden mit diesen Prozessen und durch sie hervorgerufen, prägt sich allmählich eine neue Stellung der Landwirtschaft in der Volkswirtschaft heraus. Die gesellschaftliche Rolle und Verantwortung der Landwirtschaft im arbeitsteilig organisierten Prozeß der Nahrungsmittelproduktion erhöht sich, weil die Landwirtschaft infolge der wachsenden Verflechtung in steigendem Maße andere Zweige und Bereiche der Volkswirtschaft in ihrer Effektivität beeinflußt. Vom Umfang, Sortiment und Qualität sowie den Lieferterminen der landwirtschaftlichen Rohstoffe hängen beispielsweise in immer, größerem Maße der Nutzungsgrad der Produktionsgrundfonds, des Arbeitskräftepotentials und der finanziellen Mittel der Verarbeitungsindustrie ab. Es wächst die Verantwortung aller an der Produktion des Nahrungsgüterpotentials wirkenden Zweige und Bereiche für einander und für die Erfüllung der gemeinsamen volkswirtschaftlichen Aufgabe. Die bedarfsgerechte, stabile Nahrungsgüterpro-

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duktion und -bereitstellung wird damit auf einem höheren Niveau zur Sache der Gesamtvolkswirtschaft. Die volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexe haben nicht nur große Bedeutung für die volkswirtschaftliche Entwicklung des einzelnen sozialistischen Landes. Das Komplexprogramm sieht die weitere Vertiefung der internationalen Arbeitsteilung und die Erweiterung der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Produktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und von Produktionsmitteln für die Landwirtschaft vor. Mit der Entwicklung der ökonomischen Integration der Länder des RGW wird der volkswirtschaftliche Agrar-Industrie-Komplex immer mehr internationale Züge annehmen. So nimmt mit der Intensivierung der Landwirtschaft objektiv die Verflechtung mit dem Agrar-Industrie-Komplex der UdSSR und der anderen sozialistischen Bruderländer zu. Im Fünfjahrplan 1976 bis 1980 wird die energetische Basis unserer Landwirtschaft immer stärker von den leistungsstarken Traktoren K 701, T 150 K und MTS 80 aus der Sowjetunion geprägt werden. Bereits heute stammen 45 Prozent des Leistungspotentials unserer Traktoren aus RGW-Ländern, zwei Drittel davon aus der Sowjetunion. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Leistungsentwicklung der Landtechnik. Im Jahre 1968 wurde erstmalig die Getreideernte von 7,8 Mill. Tonnen zu 100 Prozent mit Mähdrescher eingebracht. Dazu waren über 18000 Mähdrescher vom Typ E 175 erforderlich. Im gleichen Jahr wurde begonnen, einen neuen leistungsfähigeren Mähdrescher der 2. Generation - den Typ E 512 - in die Getreideproduktion einzuführen. 1974 waren nur noch etwa 11000 Mähdrescher dieser Generation erforderlich, um 9,7 Mill. Tonnen Getreide in kürzerer agrotechnischer Zeitspanne zu ernten. 1977 wird entsprechend der Direktive des IX. Parteitages der SED begonnen, die 3. Generation Mähdrescher vom Typ E 516 in unsere Pflanzenproduktionsbetriebe einzuführen. Dieser leistungsfähige Mähdrescher gestattet es, mit einer wiederum geringeren Anzahl einen Getreideertrag von 1 0 - 1 1 Mill. Tonnen zum agrotechnischen Termin zu ernten. Die Verringerung des notwendigen Bestandes bei einer Maschinenart (und damit auch der jährlichen Ersatzrate) hat eine Verringerung der Losgrößen in der Industrie t e i der Fertigung der einzelnen Aggregate für den eigenen Bedarf zur Folge. Zugleich erfordert die industriemäßige Produktion die Entwicklung und Bereitstellung weiterer Maschinentypen für die Komplexmechanisierung aller landwirtschaftlichen Produktionsprozesse. (Das internationale Maschinensystem für die Komplexmechanisierung •der Landwirtschaft umfaßt mehr als 700 Typen und 1750 Unterarten von Maschinen.) Eine ökonomische Produktion wird im Landmaschinenbau zunehmend nur noch in Zusammenarbeit mit den anderen Ländern des RGW möglich. Hier ergibt sich objektiv die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit, zur abgestimmten Entwicklung der Produktion mit den anderen Ländern des RGW. Zugleich können jene Betriebe, die profilbestimmend für den Vorleistungsbereich des AIK sind, in immer geringerem Maße nur auf die Belange der eigenen Landwirtschaft orientiert sein. Hier bilden sich rasch internationale Züge des AIK heraus. Andererseits wächst immer stärker der Bedarf der Landwirtschaft an Produktionsmitteln, die nicht speziell für die Landwirtschaft produziert werden. So führt die rasche Entwicklung der Bewässerung, insbesondere der Beregnung wie sie bis 1990 vorgesehen ist, zu großen Anforderungen auch an Industriebetriebe und -zweige, die nicht zum Agrar-Industrie-Komplex gehören. Die für das Bewässerungsprogramm erforderlichen Rohre, Pumpen, Armaturen, Motoren und andere Produktionsmittel wer-

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den von der gesamten Volkswirtschaft benötigt und in vielen Bereichen eingesetzt. Ähnliche Entwicklungen gibt es auf dem Gebiet des landwirtschaftlichen Transports und der technischen Trocknung. In der weiteren politökonomischen Arbeit auf dem Gebiet der Intensivierung der sozialistischen Landwirtschaft haben wir eine Reihe von Aufgaben zu lösen. Insbesondere gilt es, jene des öftern anzutreffende Auffassung zu überwinden, daß es sich bei der sozialistischen Intensivierung primär oder ausschließlich um einen Prozeß zusätzlicher Aufwendungen je Flächeninhalt handelt. Hier wird, aus welchen Gründen auch immer, das umfangreiche Erbe der Klassiker des Marxismus-Leninismus zur Intensivierung der Landwirtschaft recht einseitig interpretiert. Reduziert man die Intensivierung nur auf diesen zusätzlichen Aufwand, setzt ihr Wesen mit diesen gleich, dann bleiben alle anderen Faktoren, die nicht mit Investitionen verbunden sind, insbesondere die Probleme der gesellschaftlichen Organisation der Produktion, die Fragen der Standortverteilung, des Einflusses der Infrastruktur und anderer Strukturaspekte, die Probleme der Qualität - zum Beispiel der hohen Ackerbaukultur - und auch die vielfältigen sozialökonomischen Prozesse außerhalb der Betrachtungen. Die Gleichsetzung der Intensivierung mit zusätzlichen Aufwendungen führt zwangsläufig dazu, daß die Problematik der Effektivität dieser Aufwendungen in den Hintergrund gedrängt und die vielfältigen und breiten Möglichkeiten zur Pro'duktionssteigerung, Qualitätserhöhung und Kostensenkung ohne einen zusätzlichen Aufwand außerhalb der Betrachtung bleiben. Es geht weiterhin darum, die vorhandenen „weißen Flecken" in der Theorie der sozialistischen Intensivierung der Landwirtschaft zu tilgen und solche neu entstandenen Probleme der sozialistischen Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion, die im Zusammenhang mit der Herausbildung des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes, der sozialistischen ökonomischen Integration oder der Gestaltung der natürlichen Umwelt sich ergeben, in unsere Untersuchungen einzubeziehen.

H . STEEGER

Die volkswirtschaftliche Effektivität wichtiger ökonomischer Gradmesser der Intensivierung

1. Für die weitere Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft ist die Erhöhung der Effektivität des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses eine grundlegende Aufgabe. Diese Aufgabe nimmt in der Führungstätigkeit der SED einen entscheidenden Platz ein. So wurden auf dem IX. Parteitag der SED die höheren Maßstäbe an die allseitige Intensivierung und die volkswirtschaftliche Effektivität herausgearbeitet. Sie berechtigten zu folgenden Aussagen: - Intensivierung und Erhöhung der Effektivität sind als untrennbarer Bestandteil der Hauptaufgabe gesetzmäßige Prozesse der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und der Schaffung grundlegender Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus. Sie gehören zu den wichtigsten Kriterien für den Reifegrad der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. - Intensivierung und Erhöhung der Effektivität sind auf die ständig bessere Befriedigung der materiellen und kulturellen Bedürfnisse des Volkes gerichtet. Die Effektivität ist damit entscheidende ökonomische Hauptbedingung für die Realisierung des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus. - Der Kampf um die Erhöhung der Effektivität rückt immer mehr in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit dem Imperialismus. Die Effektivität wird zunehmend zu einem der entscheidenden Gradmesser für die Realisierung der Vorzüge des Sozialismus. - Von der Intensivierung und ihrem wichtigsten ökonomischen Gradmesser, der volkswirtschaftlichen Effektivität, gehen qualitativ neue Forderungen und wesentliche Impulse für die weitere Vervollkommnung der Leitung, Planung und ökonomischen Stimulierung aus. 2. Die vom IX. Parteitag der SED gezogene erfolgreiche Bilanz des Wirtschaftswachstums im vergangenen Fünfjahrplanzeiträum und insbesondere die für den Fünfjahrplan 1976 bis 1980 gestellten höheren Aufgaben sind zusammenfassender Ausdruck dafür, daß die allseitige Intensivierung der Hauptweg ist, um hohe und stabile Wachstumsraten bei wachsendem Beitrag von Wissenschaft und Technik zu erzielen. Worin zeigt sich das im Zeitraum 1976 bis 1980? a) Das produzierte Nationaleinkommen soll im Jahresdurchschnitt um 5,1 Prozent steigen, die industrielle Warenproduktion um 6 Prozent. Dabei repräsentiert 1 Prozent Zuwachs an Nationaleinkommen in der Volkswirtschaft der DDR 1970 1 Milliarde Mark, 1975 1,4 Milliarden Mark und 1980 1,8 Milliarden Mark. Bei der industriellen Warenproduktion beträgt 1 Prozent Zuwachs in den genannten Jahren 1,7; 2,3 und 3,1 Milliarden Mark. b) Die Arbeitsproduktivität der Industrie ist mit jährlich 5,4 Prozent etwa im gleichen Tempo wie im Zeitraum 1971 bis 1975 zu steigern. Dabei sind in der Industrie und 169

im Bauwesen 60 bis 70 Prozent dieser Produktivitätssteigerung durch die Nutzung wissenschaftlich-technischer Ergebnisse zu erbringen. c) Der Verbrauch volkswirtschaftlich wichtiger Energieträger, Rohstoffe und Materialien je Einheit industrieller Warenproduktion ist jährlich um durchschnittlich 3 Prozent zu senken. Das ist ein höheres Ziel gegenüber den Jahren 1971 bis 1975 mit einer durchschnittlichen Senkung von 2,7 Prozent jährlich; rund 80 Prozent der geplanten Senkung des spezifischen Verbrauchs sind durch Wissenschaft und Technik zu sichern. d) Die Grundfondsquote ist systematisch zu verbessern. Es ist eine steigende Grundfondsquote im volkswirtschaftlichen Maßstab anzustreben. Das erfordert die rationellere Nutzung vorhandener Grundfonds wie auch die Erhöhung der Effektivität der Investitionen. Vor allem die Erhöhung ist entscheidend, da sie bisher zum Teil unter der Effektivität vorhandener Grundfonds lag. e) Die Produktion von Erzeugnissen mit dem Gützeichen Q und der Anteil neuer Erzeugnisse sollen wesentlich schneller wachsen als der Umfang der industriellen Warenproduktion. Die Hauptrichtungen der Leistungsentwicklung der Volkswirtschaft der D D R im Zeitraum 1976 bis 1980 bekräftigen erneut, daß die Effektivität zunehmend zum wichtigsten ökonomischen Gradmesser der Intensivierung wird. 3. Der IX. Parteitag nannte die entscheidenden Maßstäbe und Anforderungen, die es in Leitung und Planung durchzusetzen gilt, um die hohen Aufgaben der Intensivierung und der Effektivitätssteigerung zu realisieren. Das schließt die Notwendigkeit ein, Intensivierung stets als gesellschaftliche Erscheinung und in ihrem Zusammenhang mit anderen ökonomischen Kategorien zu erfassen. Deshalb kommt es darauf an, Bedürfnisbefriedigung, Proportionalität und Effektivität stärker als Einheit zu gestalten. So erfordert wachsende Bedürfnisbefriedigung steigende Effektivität, und wachsende Bedürfnisbefriedigung löst zunehmend soziale Energien auf das Leistungsverhalten aus. Die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik erfordert es, ökonomische und soziale Prozesse als Einheit zu sehen, nicht schematisch nach sozialer und ökonomischer Effektivität zu unterscheiden und auch keine besondere Kategorie soziale Effektivität zu entwickeln. Die gesellschaftliche Effektivität sollte nach Effektivität des produzierenden Bereichs und Effektivität des nichtproduzierenden Bereichs (im wesentlichen kultur-sozialer Bereich) unterschieden werden, wobei in beiden Bereichen immer soziale und ökonomische Aspekte miteinander verknüpft sind. Der soziale Aspekt sollte - sowohl aufwandsseitig als auch ergebnisseitig - in allen Bereichen integrierender Bestandteil der Effektivität sein, wobei jedoch bei Anwendung von Prinzipien, Methoden und Formen der Effektivitätsrechnung die Besonderheiten des nichtproduzierenden Bereiches (Spezifik der Ergebnismessung und Rückwirkung auf die Effektivität des produzierenden Bereichs) zu berücksichtigen sind. 4. Auf dem IX. Parteitag der SED wurden die Aufgaben bei der Nutzung von Effektivitätsrechnungen wie folgt charakterisiert: „Unser weiteres dynamisches Wirtschaftswachstum erfordert, daß jeder Leiter und jedes Leitungsorgan das Hauptaugenmerk darauf richtet, daß die materiellen und finanziellen Möglichkeiten unseres Staates für die Durchführung der Hauptaufgabe mit höchster Effektivität eingesetzt werden." 1 Daraus leitet sich ab, daß die Effektivität als wichtigster ökonomischer Gradmesser der Intensivierung deren Ergebnisse keinesfalls nur passiv widerspiegeln darf, son1

E. Honecker, Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den IX. Parteitag der SED, Berlin 1976, S. 87 f.

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dern aktiv auf die Intensivierung einwirken muß. Die Effektivitätsmessung übt als Entscheidungsgrundlage für die Wahl der wirksamsten Intensivierungsmaßnahmen (Varianten) eine wichtige aktive Rolle auf allen Ebenen aus. Es geht darum, die Effektivität von vornherein planmäßig in den Entscheidungsprozeß jedes Leiters und jedes Leitungsorgans einzubeziehen und die Dialektik der Beziehungen von Intensivierung, Effektivität und weiterer Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus richtig zu beachten. Die Effektivität wird ihrer Funktion als ökonomischer Gradmesser der Intensivierung um so besser gerecht, je besser es gelingt, volkswirtschaftliche Bewertungsmaßstäbe als Grundlage für die Entscheidungen zu entwickeln. Dabei sind verschiedene Wege zu gehen, wie die Entwicklung von Effektivitätsnormativen (Rückflußdauer und andere), die Arbeit mit dem ökonomischen Normal (besonders für analytische Zwecke) sowie die Durchführung nationaler und internationaler Effektivitätsvergleiche. 5. Die Effektivität kann ihre Funktion als wichtigster ökonomischer Gradmesser der Intensivierung nur erfüllen, wenn gleichzeitig die erforderlichen Proportionen hergestellt werden. Die Sicherung der Proportionalität in der Volkswirtschaft steht daher in einem untrennbaren Zusammenhang mit der Durchsetzung der Intensivierung und der Steigerung der Effektivität und ist selbst ein Faktor der Intensivierung und der Effektivitätssteigerung. Die Herstellung der planmäßigen proportionalen Entwicklung der Volkswirtschaft ist daher sowohl Gegenstand der Bilanzierung als auch der Effektivitätsplanung. Die Verbindung von Bilanzierung und Effektivitätsplanung entspricht den Forderungen des IX. Parteitages der SED, „die materiellen und finanziellen Möglichkeiten unseres Staates für die Durchführung der Hauptaufgabe mit höchster Effektivität" einzusetzen. Durch die Herstellung der Einheit von Bilanzierung und Effektivitätsplanung sind die erforderlichen Entscheidungsgrundlagen für die Herausarbeitung der Schwerpunkte der Intensivierung zu schaffen, insbesondere für Entwicklung von Wissenschaft und Technik, Investitionen, Konzentration und Spezialisierung, Einsatz aller Ressourcen sowie Standortverteilung der Produktivkräfte bei zunehmender Vertiefung der sozialistischen ökonomischen Integration. 6. Die weitere Vervollkommnung der Arbeit mit den Effektivitätskennziffern erfordert es, den inneren Zusammenhang aller mit der Intensivierung und der Effektivitätssteigerung verbundenen Faktoren zu erkennen und sie im Komplex planmäßig wirksam zu machen. Dabei geht es insbesondere um das tiefere Eindringen in die Einflußfaktoren bei gleichzeitiger Verstärkung ihrer komplexen Nutzung, damit Effektivitätsunterschiede überwunden und bei allen Ressourcen, insbesondere den Grundfonds, weitere Effektivitätsfortschritte erzielt werden. Dazu ist eine komplexe Faktorenanalyse der Effektivitätsfortschritte der gesellschaftlichen Produktion zu entwickeln, die auf den Einzelfaktoren aufbaut. Die Qualifizierung der Arbeit mit der Faktorenanalyse erfordert - die durchgängige und komplexe Anwendung des komplexen Effektivitätsnachweises; - die Messung der Ergebnisse und der Aufwendungen, die mit dem Einsatz der Faktoren verbunden sind; - die Ausnutzung von Effektivitätsnormativen; - die stärkere Ausrichtung der wirtschaftlichen Rechnungsführung auf die Intensivierung und die Erhöhung der Effektivität, vor allem durch wirksamere Arbeit mit den Kosten. 7. Um die aktive Rolle der Effektivitätsplanung zu fördern und die Initiative der Werktätigen noch wirksamer auf die Erhöhung der Effektivität zu richten, ist die 171

Stimulierung der Effektivität weiter zu verstärken. Auf der Grundlage des Beschlusses zur Leistungsbewertung sind vor allem folgende Aufgaben zu lösen: - stärkere Einbeziehung von qualitativen Kennziffern in Verbindung mit Kennziffern der Bedarfsdeckung in die Leistungsbewertung der Betriebe, der Kombinate und der Arbeitskollektive; - stärkere Sichtbarmachung der eigenen Leistungen und Leistungsmöglichkeiten der Betriebe, der Kombinate und der Arbeitskollektive durch verbesserte Methoden der Messung von Ergebnissen und Aufwendungen der gesellschaftlichen Arbeit; - Orientierung der Werktätigen, der Leitungs- und Planungsorgane auf die volle Nutzung der inneren Reserven bei der Aufstellung der Pläne; - stärkere Einbeziehung von qualitativen Kennziffern und Kennziffern der Bedarfsdeckung in die ökonomische Stimulierung, insbesondere mit dem Ziel der Ausarbeitung und der Realisierung anspruchsvoller, realer Pläne; - die Orientierung des sozialistischen Wettbewerbs auf die stärkere Durchsetzung des sozialistischen Sparsamkeitsregimes, insbesondere die Selbstkostensenkung als wesentlichen Ausdruck der Intensivierung. 8. Die Anwendung der Effektivitätsrechnungen in der Jahresplanung führt zu bestimmten Grenzen in der Aufdeckung langfristig wirkender Effektivitätsreserven und ihrer Einordnung in den Plan. Das ist im wesentlichen durch das zeitliche Auseinanderfallen der einmaligen Aufwendungen und der auf ihnen beruhenden Ergebnisse der gesellschaftlichen Arbeit (Zeitverzögerung) zurückzuführen. Die Effektivitätsrechnungen können wirksamer gestaltet werden, wenn sie komplexer und für längere Zeiträume durchgeführt werden. Deshalb ist es notwendig, Effektivitätsrechnungen noch stärker in der langfristigen Planung und in der Fünfjahrplanung anzuwenden, dabei vor allem in der Phase der Ermittlung des Planansatzes. Um die Verbindung der Effektivitätsentwicklung zwischen der lang-, mittel- und kurzfristigen Planung zu ermöglichen, ist eine einheitliche Grundstruktur in der Effektivitätsrechnung anzustreben. Das gilt auch für die Verbindung zwischen den einzelnen Planungsebenen. 9. Die Erhöhung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion und ihre Planung muß im zunehmenden Maß unter dem Gesichtspunkt der Zusammenarbeit mit der UdSSR und den anderen Bruderländern im Rahmen der sozialistischen ökonomischen Integration betrachtet und weiterentwickelt werden. Da es sich bei der Intensivierung und der Erhöhung der Effektivität um eine strategische Aufgabe in allen Mitgliedsländern des RGW handelt, ist die weitere Angleichung der Planungssysteme auch auf diesem Gebiet von prinzipieller Bedeutung. Es gilt, die auf diesem Gebiet eingeleiteten Schritte zur Vervollkommnung der Planung, zum Beispiel die Ausarbeitung und die Anwendung der Typenmethodik für die Planung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion, zielstrebig fortzuführen. Die Wirtschaftswissenschaftler tragen hierbei eine große Verantwortung. 10. Die Fragen der Effektivität, ihrer Planung und Beeinflussung spielen in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung auch in den kommenden Jahren eine große Rolle. Folgende Fragen gilt es dabei besonders zu beachten: a) Die Forschungen zur Funktion der Effektivitätsplanung und zu ihrer stärkeren Integration in den gesamten Leitungs- und Planungsprozeß sind zu verstärken. Dazu gehören beispielsweise - die Übertragung der Erfahrungen der Effektivitätsrechnungen der Industrie auf alle Bereiche der materiellen Produktion, 172

b)

c)

d)

e)

- die Messung der Effektivität in nichtproduzierenden Bereichen und ihres Einflusses auf die Effektivitätsentwicklung in produzierenden Bereichen, - der wachsende Einfluß des subjektiven Faktors auf die Entwicklung der Effektivität, - die Verknüpfung von Effektivität und Bilanzierung, - Effektivitätsrechnungen im Rahmen der sozialistischen ökonomischen Integration. Gegenwärtig gibt es zwischen den Kennziffern Effektivität und dem Bedarf an Erzeugnissen noch nicht immer Übereinstimmung, was die Einheit von Effektivitätsplanung und Bilanzierung erschwert. Deswegen sind Effektivitätsplanung, Bedarfsermittlung und Bilanzierung so zu vervollkommnen, daß diese Widersprüche weitestgehend überwunden werden. Es ist eine Erhöhung der volkswirtschaftlichen Aussage der Effektivitätskennziffern in dem Sinn anzustreben, daß die Teileffektivitäten bzw. die Effektivität der einzelnen Faktoren ihren Beitrag zur Erhöhung der volkswirtschaftlichen Effektivität besser zum Ausdruck bringen. Auf diese Weise sollen die Betriebe und die Kombinate, wenn sie den höchsten Beitrag zur volkswirtschaftlichen Effektivitätsentwicklung leisten, selbst auch die höchste Effektivität haben, so daß volkswirtschaftliche und betriebliche Interessen besser in Übereinstimmung stehen. Ausgehend von den Anforderungen der komplexen Effektivitätsmessung, sind weitere Überlegungen zu einer komplexen (synthetischen) Effektivitätskennziffer bzw. einem Kennziffernsystem anzustellen. Die Messung der Ergebnisse und der Aufwendungen der gesellschaftlichen Arbeit, die die Grundlage für die Effektivitätsbestimmung bilden, muß weiter vervollkommnet werden. Die Ergebniskennziffern sollten den Beitrag der Betriebe zum Ziel der sozialistischen Gesellschaft in der materiellen Produktion zum Ausdruck bringen. Des weiteren sollten die Kennziffern der Arbeitsaufwendungen so qualifiziert werden, daß sie immer besser den gesellschaftlichen Aufwand widerspiegeln. Mit der Entwicklung eines Kennziffernsystems der Effektivität sind wesentliche Grundlagen für die verbindliche Anwendung von Effektivitätsmaßstäben (Kriterien) und Effektivitätsnormativen in der Volkswirtschaft zu schaffen. Diese sind gleichzeitig Grundlage für die Bemessung der Qualität der Pläne. Die Ausarbeitung anspruchsvoller, realer Pläne zielt darauf ab, ein hohes bedarfsgerechtes Wachstum der materiellen Produktion durch immer bessere Ausschöpfung der vorhandenen Reserven zu erreichen.

H . MERBACH

Qualität und Intensivierung

Im Bericht des Zentralkomitees an den IX. Parteitag der SED charakterisierte Genosse Erich Honecker den Fünfjahrplan 1976 bis 1980 als einen Plan der weiteren kontinuierlichen Verwirklichung der Hauptaufgabe auf höherem Niveau, als einen Plan der allseitigen Intensivierung, als einen Plan der weiteren Erhöhung der Effektivität und Qualität der Produktion. Effektivität und Qualität sind Kernprobleme der Intensivierung. „Hohe Effektivität und Qualität werden", das betonte Genosse Horst Sindermann, „in hohem Maße davon bestimmt, wie in jedem Betrieb und Kombinat, in den Genossenschaften und wissenschaftlichen Einrichtungen, in jedem Zweig und Bereich und in der gesamten Volkswirtschaft umfassend und initiativreich Niveau und Tempo des wissenschaftlich-technischen Fortschritts weiter bedeutend erhöht werden." 1 Er stellte die Aufgabe, die Produktion von Erzeugnissen mit der höchsten Qualität, dem Gütezeichen „Q", jährlich um 2,3 Milliarden M a r k zu steigern. Gleichzeitig betonte er die volkswirtschaftliche Notwendigkeit der weiteren Steigerung der Produktion von Erzeugnissen mit Standardqualität. Im Zusammenhang damit sind die niveaubestimmenden Kennwerte der Standards ständig mit den Erfordernissen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in Übereinstimmung zu bringen. Damit hat der IX. Parteitag der SED hohe Ziele für die Erhöhung des qualitativen Niveaus der Produktion und die Qualität der Erzeugnisse gestellt. Die Anforderungen an das wissenschaftlich-technische und technologische Niveau, die für das Gütezeichen „Q" gestellt werden, sind systematisch so zu steigern, daß Erzeugnisse, die dieses Gütezeichen tragen, mit internationalen Spitzenleistungen identisch sind. Große schöpferische Anstrengungen sind notwendig, um den Zuwachs der Warenproduktion mit dem Gütezeichen „Q" auch künftig rascher als den der gesamten Warenproduktion zu steigern. Die gleiche Bedeutung, die heute dem Kampf um Spitzenqualität zukommt, muß der Kampf um Standardqualität erhalten. Standardqualität muß als internationales wissenschaftlich-technisches und qualitatives Niveau geplant und realisiert werden. Das erfordert, die Planerfüllung zum Erreichen d e r Standardqualität mit genau der gleichen Konsequenz zu sichern, wie es gegenwärtig beim Gütezeichen „Q" der Fall ist. Mit dem notwendigen Wachstum der Effektivität der Produktion und der Qualität der Erzeugnisse werden in erster Linie steigende Ansprüche an die Aufgaben und Ergebnisse des wissenschaftlich-technischen Fortschritts gestellt. Wir verstehen den wissenschaftlich-technischen Fortschritt als einen ständigen Neuerungsprozeß, der alle Teile unserer Wirtschaft durchdringt und der Schlüssel zu hoher volkswirtschaftlicher Effektivität und Qualität ist. Höhere wissenschaftlich-technische Leistungen sind eine unabdingbare Voraussetzung, um entsprechend den Beschlüssen des IX. Partei1

H. Sindermann, Direktive des IX. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR in den Jahren 1976-1980, Berlin 1976, S. 37.

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tages unseren strategischen, auf die Durchführung der Hauptaufgabe gerichteten Kurs der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik erfolgreich fortzusetzen. „Die Bedürfnisse der Menschen, das Wohl des Volkes und seine grundlegenden Interessen an der weiteren Stärkung der sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik sind erstes und oberstes Gebot unseres Handelns. Dabei ist auch künftig die wichtige Lebenserfahrung unseres Volkes ehernes Gesetz, daß nur das verbraucht werden kann, was vorher erarbeitet wurde. Zugleich wird unser Handeln von dem wichtigen Grundsatz bestimmt sein müssen, daß man gute Qualität nur kaufen kann, wenn gute Qualität produziert wird." 2 Die Fragen der Sicherung und Erhöhung der Qualität der Erzeugnisse bei gleichzeitiger Reduzierung des gesellschaftlichen Aufwandes für ihre Herstellung rücken also mit der weiteren Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft immer stärker in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Die Qualität der Erzeugnisse wird mehr und mehr zu einer Größe, in der sich der Stand der Bedürfnisbefriedigung der Werktätigen und die Effektivität der Volkswirtschaft ausdrücken. Die Befriedigung der ständig wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse des Volkes erfordert die ständige Erhöhung und kontinuierliche Vervollkommnung der gesellschaftlichen Produktion. Zwischen der Entwicklung der Bedürfnisse und der Entwicklung der Produktion bestehen sehr enge Wechselbeziehungen, direkte Abhängigkeiten. Produktion und Konsumtion bilden im Sozialismus eine dialektische Einheit. Die wachsende Produktion bringt laufend neue Bedürfnisse hervor. Die neuen Bedürfnisse, die sich ebenfalls ständig weiterentwickeln, bedingen wiederum ein stetes, ein sich beschleunigendes Wachstum der Produktion. Ja, die materiellen und kulturellen Bedürfnisse eilen den Möglichkeiten ihrer Befriedigung, also der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion voraus. Dieser nicht antagonistische Widerspruch ist ein wesentlicher Stimulus f ü r das ständige Wachstum der Produktion im Sozialismus. Der Prozeß der Bedürfnisentwicklung ist quantitativ und qualitativ zu fassen. Dabei ist zu beachten, daß die Entwicklung der Bedürfnisse quantitativ begrenzt, während sie qualitativ unbegrenzt ist. Eine Waschmaschine ist z. B. durchaus f ü r eine Familie ausreichend, die Forderungen hingegen an Leistungsfähigkeit, Lebensdauer, Formgestaltung und andere Gebrauchseigenschaften erhöhen sich ständig. Die Proportionen zwischen Quantität und Qualität sind veränderlich. Das trifft insbesondere f ü r Betrachtungen im gesellschaftlichen Rahmen zu. Werden neue Erzeugnisse entwickelt, die neue Bedürfnisse befriedigen, dann steigt die Nachfrage nach ihnen mitunter sprunghaft an, mit steigender Produktion geht die Nachfrage quantitativ gesehen wieder zurück, während sich gleichzeitig die Forderungen nach höherer Qualität ständig weiterentwickeln. M a n kann also sagen, in der Qualitätsentwicklung gibt es keinen Stillstand. Die Qualität der Erzeugnisse ist eine dynamische Kategorie, die im Sozialismus direkt von den Wechselbeziehungen zwischen Produktion und Konsumtion abhängig ist. Diese Wechselbeziehungen können nur dann optimal gestaltet werden, wenn die Entwicklung der Produktion und die Entwicklung der Konsumtion - eben in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit - entsprechend den volkswirtschaftlichen Möglichkeiten und Notwendigkeiten staatlich geleitet und geplant werden. Unsere Partei hat eindeutig formuliert: Ausgangspunkt f ü r die Planung der Produktion einschließlich des d a f ü r 2

E. Honecker, Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den IX. Parteitag der SED, Berlin 1976, S. 43.

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notwendigen wissenschaftlichen Vorlaufes haben stets die Bedürfnisse der Bevölkerung und die Erfordernisse der Volkswirtschaft zu sein. Eines der wirksamsten Mittel zur staatlichen Leitung und Planung der Entwicklung der Qualität der Erzeugnisse sind staatliche Standards. Dafür sind im wesentlichen zwei Gründe entscheidend. Erstens: Staatliche Standards sind im Sozialismus Ausdruck gesellschaftlicher Interessen. Sie sind das Ergebnis volkswirtschaftlicher Optimierungsrechnungen, also volkswirtschaftliche - man kann auch sagen gesellschaftliche - Bestlösungen, die zwischen Herstellern und Verbrauchern bzw. Anwendern umfassend abgestimmt wurden. Zweitens: Staatliche Standards sind staatliche Normative und damit rechtlich verbindlich. Sie verpflichten jedermann zur strikten Einhaltung. In der DDR sind z. B. die einen Vertragsgegenstand betreffenden staatlichen Standards in jedem Falle Bestandteil von Wirtschaftsverträgen, unabhängig davon, ob der konkrete Standard im Vertrag selbst genannt wird oder nicht. Ihre Nichteinhaltung kann mit Sanktionen und/oder Ordnungsstrafen geahndet werden. Die in staatlichen Standards verbindlich festgelegten Kennwerte und Vorschriften über Leistung, Gebrauchseigenschaften, Zuverlässigkeit und Lebensdauer, Austauschbarkeit, Formgestaltung, Prüfung, Bedienung, technische Sicherheit und andere Sachverhalte eines Erzeugnisses sind damit ein wichtiges Mittel für die Planung laufender und in zunehmendem Maße auch für die Vorbereitung künftiger Produktionen. Die Sicherung und Entwicklung der Qualität der Erzeugnisse mit Hilfe staatlicher Standards ist also ein Prozeß, der auf die immer bessere Befriedigung der wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse des Volkes gerichtet ist. Die Frage nach der Qualität der Erzeugnisse und ihrer Erhöhung ist zugleich eine Frage nach dem Nutzeffekt der gesellschaftlichen Arbeit, nach der Intensivierung der Produktion. Die Qualität der Erzeugnisse nur als Frage der Bedürfnisbefriedigung zu sehen, hieße sie einseitig betrachten. Erhöhung der Qualität der Erzeugnisse entsprechend den Bedürfnissen der Werktätigen und den volkswirtschaftlichen Erfordernissen bei gleichbleibendem Aufwand ist gleichzusetzen mit Steigerung der Arbeitsproduktivität. Mit Qualitätsmängeln behaftete Erzeugnisse dagegen mindern die Arbeitsproduktivität. Erhöhung der Qualität muß daher die Forderung nach höherer Zuverlässigkeit der Erzeugnisse einschließen. Qualitätsarbeit und hohe Zuverlässigkeit der Erzeugnisse heißt eben keinen oder nur ein äußerstes Minimum an Ausschuß, keine oder nur wenig Nacharbeit und Garantiearbeit, geringe Reparaturen, niedriger Ersatzteilbedarf; also Einsparung vergegenständlichter und lebendiger Arbeit. Ein Betrieb z. B., der zwar seinen Plan der Warenproduktion mengenmäßig erfüllt hat, dann aber hohe Garantieleistungen für ausgefallene Erzeugnisse erbringen muß, hat eigentlich seinen Plan der Warenproduktion nicht erfüllt, weil Garantiearbeiten eben letztlich ein Abzug von der erbrachten Warenproduktion sind. Erhöhung der Qualität und Zuverlässigkeit der Erzeugnisse sind also Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion. Hier sind große volkswirtschaftliche Reserven zu erschließen. Große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Qualität der Zuliefererzeugnisse zu. Oft ist es nur ein kleines Teil, ein elektronisches Bauelement, ein Relais, eine Steuerung, kurz gesagt ein funktionswichtiges Zuliefererzeugnis, dessen mangelnde Qualität die der Finalerzeugnisse beeinträchtigt. Die Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Zuliefererzeugnisse wird durch die zunehmende Kompliziertheit der Maschinen und -Geräte und der damit verbundenen Erhöhung der Anzahl der EinzelTeile und Baugruppen immer mehr zum entscheidenden Qualitätskriterium der Finalerzeugnisse. Schon der Ausfall eines Einzelteiles, das im Verhältnis zum Finalerzeugnis billig ist, kann den Ausfall eines Gerätes, einer Maschine oder einer großen An176

läge hervorrufen. Schäden eines Wälzlagers, so haben Berechnungen ergeben, führen mitunter zu Reparaturkosten, die 80mal höher sind als der Wert des Lagers. Es ist deshalb dringend geboten, den Kampf um ein hohes wissenschaftlich-technisches und ökonomisches Niveau der Finalerzeugnisse ausgehend von den Grundstufen der gesellschaftlichen Produktion in der ganzen Kooperationskette zu führen. Über die Erhöhung der Zuverlässigkeit und Lebensdauer volkswirtschaftlich wichtiger Zuliefererzeugnisse ist die Qualität der Finalerzeugnisse in großer Breite zu erhöhen und zu sichern. Daher sind für Roh-, Hilfs- und Werkstoffe sowie für Einzelteile und Baugruppen, ausgehend vom wissenschaftlich-technischen Höchststand und den jetzigen und künftigen Bedürfnissen der Weiterverarbeiter und Anwender, die für den jeweiligen Verwendungszweck erforderlichen Qualitätskennwerte in Standards verbindlich festzulegen. Die Qualität der Erzeugnisse wird maßgeblich bestimmt vom Niveau und von der Stabilität der technologischen Prozesse. Die Auswahl des technologischen Prozesses und damit die Auswahl der anzuwendenden Anlagen, Maschinen, Geräte, Vorrichtungen, Werkzeuge und Meßmittel - ist von einer Reihe von Faktoren abhängig. Einen dominierenden Platz unter diesen Faktoren nimmt die Stückzahl der zu fertigenden Erzeugnisse ein. Auf dem IX. Parteitag der SED forderte Genosse Erich Honecker: „Mehr noch als bisher muß die Organisation der Produktion in den Betrieben dieser Bereiche (Maschinenbau sowie Elektrotechnik/Elektronik - H. M.) verbessert werden, sind Voraussetzungen zu schaffen, um in größeren Serien zu produzieren. Dafür ist angesichts der Tatsache, daß die technische Entwicklung große Anforderungen an die Vielfalt des Sortiments mit sich bringt, die Standardisierung der Baugruppen und Einzelteile eine Hauptfrage. Energischer noch ist die spezialisierte Fertigung solcher Standardteile zu fördern." 3 Hohe Stückzahlen ermöglichen die Anwendung moderner, hochproduktiver Verfahren und damit den Einsatz von Spezialmaschinen. Spezialwerkzeugen und -Vorrichtungen wie auch von direkt in den Produktionsprozeß integrierten speziellen, mit der erforderlichen Präzision arbeitenden Meßmitteln. Subjektive Mängel werden damit stark reduziert bzw. völlig ausgeschaltet. Es wird ein gleichmäßiges, ein stabiles hohes Qualitätsniveau der Produktion und der herzustellenden Erzeugnisse erreicht und gesichert. Die Stückzahlen oder die zu produzierenden Serien lassen sich aber bei gleichbleibendem Bedarf - nur erhöhen, wenn die Einzelteile und Baugruppen planmäßig vereinheitlicht und die noch bestehende Typenvielfalt weiter reduziert werden. Hier besteht also ein direkter Zusammenhang zwischen der Standardisierung, d. h. der Vereinheitlichung, und der Sicherung eines stabilen Qualitätsniveaus in der Produktion. Erhöhung und Sicherung der Erzeugnisqualität bedingt ein hochentwickeltes Meßwesen. Nur auf der Grundlage einer entwickelten Meß- und Prüftechnik ist es möglich, den technologischen Prozeß zu optimieren, den Aufwand an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit zu senken, Ausschuß und Nacharbeitungskosten herabzusetzen und die Qualität der Erzeugnisse zu stabilisieren. Aufgabe der staatlichen Metrologie ist es, mit Hilfe von Standards zu sichern, daß in allen Betrieben einheitlich, vergleichbar und richtig, aber auch zweckmäßig und wirtschaftlich gemessen wird. Auf dieser Grundlage sind, koordiniert mit anderen qualitätssichernden Maßnahmen, an jedem Arbeitsplatz die notwendigen meßtechnischen Voraussetzungen zu schaffen, um in jeder Phase des Fertigungsprozesses das erforderliche Qualitätsniveau zu garantieren. 3

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Ebenda, S. 57. Intensivierung

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Spätestens an dieser Stelle muß auch betont werden, daß der Einfluß und damit die Verantwortung der in den produktionsvorbereitenden Phasen Beschäftigten mit wachsendem wissenschaftlich-technischem Fortschritt zunimmt. Es ist bekannt, daß die Qualität der Erzeugnisse in der Produktion nicht höher sein kann, als sie durch die Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Technologie vorbereitet wurde. Die ständige Ausdehnung der Serienfertigung auf Kosten der Einzel- und Kleinserienfertigung - die Ausdruck einer objektiven Gesetzmäßigkeit ist - erfordert gebieterisch, in den produktionsvorbereitenden Phasen der Qualität der Erzeugnisse ständig hohe Aufmerksamkeit zu widmen. Die Vereinheitlichung der Einzelteile und Baugruppen gestattet gleichzeitig, auch die Arbeit in der Produktionsvorbereitung selbst zu rationalisieren, indem die häufig noch anzutreffende Zersplitterung der Forschungs- und Entwicklungspotentiale schneller überwunden und die dort Beschäftigten sich weiter spezialisieren und konzentriert eingesetzt werden können. Es ,müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um dem Steigen des gesellschaftlichen Aufwandes, das die Erhöhung der Erzeugnisqualität erfordert, spürbar entgegenzuwirken. Die Schlüsselstellung dabei nimmt wiederum die Spezialisierung, d. h. die Serienmäßigkeit der Produktion ein, weil durch ihre Erhöhung die auf das einzelne Erzeugnis anteilmäßig entfallenden Kosten der Produktion wie auch der Forschung und Entwicklung am wirksamsten gesenkt werden können. Aufgaben zur Erhöhung der Erzeugnisqualität müssen deshalb synchron mit Aufgaben zur Vereinheitlichung der Einzelteile und Baugruppen geplant und gelöst werden. Die gegenwärtig produzierten Maschinen, Ausrüstungen, Transporteinrichtungen bestehen zu 75 bis 80 % aus analogen und ähnlichen Baugruppen. Hier sind große Reserven für die weitere Intensivierung zu erschließen. Dabei sind die Vorzüge, die die sozialistischen Produktionsverhältnisse bieten, immer besser und umfassender auszunutzen. So sind die Einzelteile und Baugruppen nicht nur über den Rahmen der Betriebe und Industriezweige, sondern als wichtige Voraussetzungen und zugleich als wesentlicher Bestandteil der sozialistischen ökonomischen Integration im Rahmen der RGW-Länder zu vereinheitlichen. Dabei ist der Baugruppenspezialisierung gegenüber der Einzelspezialisierung der Vorrang zu geben. Standardisierte Baugruppen gestatten es am besten, unter voller Ausnutzung der Prinzipien des Austauschbaues und einer hochentwickelten Kombinationstechnik auf den jeweiligen Verwendungszweck optimal zugeschnittene, gewissermaßen maßkonfektionierteLösungen rationell zu entwickeln, zu produzieren und anzuwenden, ohne uniformierend zu wirken. Der Warenaustausch, der Transport und die Lagerung lassen sich auf der Basis von Baugruppen wesentlich unkomplizierter, überschaubarer und rationeller als auf der Basis von Einzelteilen abwickeln. Daß durch den Austausch defekter Baugruppen darüber hinaus auch die Ausfallzeiten von Produktionsmitteln wie auch von Konsumtionsgütern wesentlich gesenkt, die ganze Instandhaltung und das Reparaturwesen sowie die Lagerhaltung rationalisiert werden können, ist bekannt und muß hier nicht weiter nachgewiesen werden. .Erfahrungen der sozialistischen Länder, insbesondere der UdSSR wie auch unsere eigenen Erfahrungen lehren, daß die Entwicklung der Erzeugnisqualität auf allen Ebenen der Volkswirtschaft straff geleitet, exakt geplant, kontrolliert und abgerechnet werden muß. Die sichtbaren Fortschritte in der Qualitätsarbeit, die viele Betriebskollektive unserer Republik seit dem VIII. Parteitag der SED erringen konnten, sind nicht zuletzt dieser Erkenntnis, die immer mehr und immer besser genutzt wird, geschuldet. Auf der Grundlage der konkreten Aufgabenstellungen für die Standardisierungs- und Qualitätsarbeit in den Plänen Wissenschaft und Technik entwickelt sich eine breite 178

schöpferische Mitarbeit der Werktätigen. Sichtbarer Ausdruck dafür ist die Steigerung der Produktion von Erzeugnissen mit dem Gütezeichen „Q" von 3,2 Milliarden Mark im Jahre 1971 auf 9,3 Milliarden Mark im Jahre 1975. An einem Arbeitstag wurden 1975 in der DDR dreimal soviel Spitzenerzeugnisse hergestellt wie 1971. Das Entwicklungstempo der Produktion dieser Erzeugnisse mit internationalem Spitzenniveau ist also seit 1972 bedeutend höher als das der gesamten Warenproduktion. Die positive Entwicklung des wissenschaftlich-technischen Niveaus wird dadurch unterstrichen, daß auch die Produktion von Erzeugnissen mit international vergleichbarem Niveau, die das Gütezeichen „1" bzw. das staatliche Attestierungszeichen tragen, erheblich gesteigert worden ist. Es hat sich also bewährt, zur Erhöhung der Qualität der Erzeugnisse - Qualitätsaufgaben mit dem Ziel, das Gütezeichen „Q" bzw. „1" zu erreichen, in die Pläne Wissenschaft und Technik aufzunehmen, - eine Ausarbeitung bzw. Überarbeitung der Standards in den Plänen Wissenschaft und Technik festzulegen, - Kennziffern zum geplanten Umfang der Warenproduktion nach Güteklassen und Senkungsraten der ANG-Kosten im Volkswirtschaftsplan, aufgeschlüsselt bis zum Betrieb, aufzunehmen und - weitere Schritte zur Herbeiführung der Einheit von Menge und Qualität in der Planung und Abrechnung durchzusetzen. Von großer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang der Beschlug des Ministerrates der DDR zur Leistungsbewertung der Betriebe und Kombinate vom 25. 3. 1976. Dieser Beschluß ist darauf gerichtet, die Betriebe noch stärker am wissenschaftlich-technischen Fortschritt, an der Materialeinsparung und an der Qualitätsverbesserung zu interessieren. Für Betriebe, die neue und leistungsfähigere Erzeugnisse herstellen, Material einsparen und andere im volkswirtschaftlichen Interesse liegende Maßnahmen durchführen, ergeben sich über den Preis der Erzeugnisse für einen längeren Zeitraum Vorteile bei der Planung und Abrechnung der Kennziffern Warenproduktion, Arbeitsproduktivität und Gewinn. Für Erzeugnisse, deren Gebrauchseigenschaften höher sind als die der bisher produzierten Vergleichserzeugnisse, sind die Preise so festzulegen, daß sowohl Hersteller als auch Abnehmer materiell interessiert sind, diese neuen Erzeugnisse zu produzieren und anzuwenden. Bei technisch überholten und veralteten Erzeugnissen werden Preisabschläge wirksam. Bei der weiteren Arbeit auf diesem Gebiet haben wir uns stets von den Worten Erich Honeckers auf dem IX. Parteitag leiten lassen: „Bewährt hat sich immer, wenn Menge, Qualität und Effektivität der Erzeugnisse nicht gegenübergestellt, sondern als eine Einheit in der Planung und Bilanzierung behandelt werden. Es ist notwendig, auf kommunistische Art und Weise an die Beurteilung der Plankennziffern heranzugehen und genau zu analysieren, worin die wirklichen Ursachen für ihre Erfüllung bzw. Nichterfüllung liegen. Die Parteiorganisationen und die verantwortlichen Staatsund Wirtschaftsorgane sollten eine strengere Kontrolle darüber ausüben, wie die Erfüllung des Produktionsplanes zustande gekommen ist. Wo dies auf Kosten einer nicht dem Bedarf genügenden Produktion oder der Qualität geschehen ist, sollten entsprechende Schlußfolgerungen für die Beurteilung der Leistungen gezogen und Maßnahmen zur Veränderung eingeleitet werden. Das sind bereits schon nicht mehr allein Fragen der Gestaltung der Kennziffern und der Abrechnung, sondern Fragen des gesellschaftlich verantwortungsbewußten Verhaltens."4 4

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Ebenda, S. 87.

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E . I.

KAPUSTIN

Die Entwicklung der gesellschaftlichen Aktivität der Werktätigen als Intensivierungsfaktor der Arbeit

Die aktive Beteiligung aller Werktätigen an der Leitung der Produktion auf unterschiedlichster Ebene ist im Sozialismus ein prinzipielles Merkmal sowohl bezüglich der Stellung der Werktätigen in der sozialistischen Produktion als auch ihrer gesamten Lebensweise. Die gesellschaftliche Aktivität der Werktätigen, die in erster Linie in Form ihrer unmittelbaren Beteiligung an der Leitung der Produktion in Erscheinung tritt, stellt eine soziale Form zur Realisierung des gesellschaftlichen sozialistischen Eigentums dar. W. I. Lenin forderte, dafj „zur Leitung der Industrie und der Volkswirtschaft überhaupt noch mehr Arbeiter und werktätige Bauern heran (zu) ziehen (sind) . . Z'1 Die Kommunistische Partei unterstrich mehrmals, darunter auch auf dem XXV. Parteitag, die hervorragende Bedeutung der gesellschaftlichen Aktivität der Werktätigen bei der Lösung der Aufgaben zur Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion, zum Wachstum der Arbeitsproduktivität und zur Erhöhung der Effektivität der gesamten Volkswirtschaft Die Beteiligung eines jeden Werktätigen an der Leitung der Produktion, besonders im Rahmen des sozialistischen Wettbewerbs, erweitert den geistigen Horizont der Persönlichkeit, zeigt die untrennbare Verbindung der persönlichen Arbeit mit den Arbeitsergebnissen des Kollektivs und der Gesellschaft im ganzen, widerspiegelt sich entscheidend in der Lebensweise der Menschen in der sozialistischen Gesellschaft und festigt die moralischen Arbeitsstimuli. Das Recht auf Teilnahme an der Leitung der gesellschaftlichen Produktion in dieser oder jener Form wirkt sich auf die Herausbildung der Lebensweise der Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft, auf die Zielvorstellungen des Menschen, seine Beziehungen mit den Mitgliedern des Produktionskollektivs, die Stimuli und Beweggründe seiner gesellschaftlichen Tätigkeit aus. Indem im Sozialismus die Arbeitsteilung in der Gesellschaft bewahrt und vervollkommnet wird, bleibt auch die leitende Tätigkeit als eine spezifische Form der geistigen Arbeit erhalten. Allerdings ist die leitende Tätigkeit im Sozialismus kein Privileg einer zahlenmäßig kleinen Schicht, wie das in der bürgerlichen Gesellschaft der Fall ist. Mit dieser Tätigkeit sind jetzt gerade die Werktätigen beschäftigt, die entweder aus ihren Reihen die fähigsten Organisatoren hervorbringen oder unmittelbar mit Hilfe der gesellschaftlichen Organisationen an der Leitung der Produktion teilnehmen. Dabei wird die Teilnahme der Werktätigen an der Leitung der gesellschaftlichen Produktion nicht auf den Rahmen des Betriebes, der Werkhalle oder des Produktionsbereichs beschränkt, sondern setzt die Teilnahme der Werktätigen an der Leitung von Prozessen im Maßstab der gesamten Volkswirtschaft, der gesamten Gesellschaft voraus. „Wir verstehen die Vervollkommnung unserer sozialistischen Demokratie vor allem als ununterbrochene Sicherung der immer breiteren Teilnahme 1

W. I. Lenin, Schreiben an die Organisationen der KPR über die Vorbereitung des Parteitages, in: Werke, Bd. 30, Berlin 1961, S. 398.

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der Werktätigen an der Leitung aller Angelegenheiten der Gesellschaft, als weitere Entwicklung der demokratischen Grundlagen unserer Staatlichkeit, als Schaffung der Bedingungen für eine allseitige Entwicklung der Persönlichkeit." 2 In den sozialistischen Ländern existiert ein ausgebildetes demokratisches System zur Heranführung der Werktätigen an den Leitungsprozeß der Gesellschaft von „unten nach oben" - vom Betrieb, als sozialer Grundzelle, bis hin zum gesamtgesellschaftlichen Maßstab. Unter den Bedingungen der Herrschaft des sozialistischen Eigentums gibt es keinen Bereich des gesellschaftlichen Lebens, wo die grundlegenden Fragen nicht auf demokratische Weise gelöst werden könnten, und es gibt keine soziale Schicht, welche nicht in dieser oder jener Form an der Leitung des Landes teilnehmen könnte. Die wirtschaftlichen und staatlichen Hauptaufgaben lösen die werktätigen Massen der Sowjetunion mit Hilfe ihres bewußtesten Vortrupps - der Kommunistischen Partei, die als wichtigstes Subjekt der Leitung der sozialistischen Gesellschaft für das Volk da ist und ihm dient. Sie stellt die höchste Form der gesellschaftlich-politischen Organisation, die leitende und führende Kraft der sowjetischen Gesellschaft dar. Ihr unabkömmliches Recht auf Teilnahme an der Leitung, bei der Lösung aller wichtigen Fragen der sozial-ökonomischen Entwicklung des Dorfsowjets bis hin zu denen des gesamten Landes verwirklichen die Werktätigen in erster Linie über ihre Vertreter in den Organen der Staatsmacht auf den verschiedensten Ebenen. Ein besonderer Platz in unserem Lande wird dem Deputiertensowjet der Werktätigen zuteil, dem größten Massenorgan der Staatsmacht. Gegenwärtig wurden 2,2 Millionen Deputierte in die Sowjets gewählt. Darunter 900 Tausend Arbeiter, mehr als 600 Tausend Kolchosbauern und 245 Tausend Vertreter der Intelligenz. Mehr als 100 Nationalitäten sind vertreten. Dazu muß man die Millionenarmee der Aktivisten, die sowohl den ständigen Kommissionen der Gebietskomitees als auch denen anderer Sowjetorgane Unterstützung erweisen, hinzufügen. Die Teilnahme an der Lösung wirtschaftlicher und staatlicher Aufgaben verwirklichen die werktätigen Massen der UdSSR ebenfalls über die Gewerkschaften, den Komsomol und andere gesellschaftliche Massenorganisationen der Werktätigen, die unter Führung der KPdSU tätig sind. Eine solche wichtige Aufgabe wie die Hinzuziehung der Werktätigen zur Leitung der Produktion löst die Partei in erster Linie über die Gewerkschaften, die in ihren Reihen mehr als 107 Millionen Menschen vereinigen. 3 Auf allen Ebenen der gewerkschaftlichen Organe leisten bis zu 53 Millionen Arbeiter, Angestellte und Kolchosbauern gesellschaftliche Tätigkeit. Man muß weiterhin hervorheben, daß die sowjetischen Gewerkschaften fast 99 Prozent der Arbeiter und Angestellten, das heißt praktisch die gesamte Arbeiterklasse, die gesamte werktätige Intelligenz und die vielzählige Abteilung der Werktätigen des Dorfes vereinigen, wogegen in den USA beispielsweise insgesamt nur 21 Prozent der Werktätigen in Gewerkschaften vereinigt sind. „Die Arbeit der Gewerkschaften fördert aufs unmittelbarste die Demokratie in der wichtigsten Sphäre, in der der Mensch seine schöpferischen Kräfte einsetzt, in der Sphäre der Produktion." 4 Indem die Werktätigen in die Leitung der Produktion einbezogen werden, verwen2

L. I. Breshnew, XXV. Parteitag der KPdSU, Rechenschaftsbericht des Zentralkomitees der KPdSU und die nächsten Aufgaben der Partei in der Innen- und Außenpolitik, Berlin 1976, S. 105.

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Vgl. Ebenda, S. 102. Ebenda.

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den die zentralen und Grundorganisationen der Gewerkschaften vielfältige und unterschiedliche Organisationsformen. Zu ihnen gehören: die Ständigen Kommissionen der Fabrik-, Werks-, Orts- (Werkhallen) Gewerkschaftskomitees, in erster Linie solche, wie die Kommission für Produktionspropaganda, die Arbeitsschutzkommission, die Wohnungskommission und andere; die Konfliktkommissionen und Kommissionen zur Lösung von Arbeitsstreitfällen; die Arbeiterversammlungen und Konferenzen; der Abschluß der Kollektivverträge; die Ständige Produktionsberatung, schöpferische gesellschaftliche Vereinigungen der Werktätigen; in diesem Sinne werden auch andere Massenorganisationen der Werktätigen genutzt; unter Führung der Gewerkschaften arbeitende Gesellschaften wie zum Beispiel wissenschaftlich-technische Gesellschaften und die Allunionsgesellschaft der Erfinder und Rationalisatoren. Einen wichtigen Platz unter ihnen nehmen die Ständige Produktionsberatung und" die gesellschaftlich-schöpferischen Vereinigungen der Werktätigen ein. In erster Linie werden diese Organisationen durch ihren Massencharakter gekennzeichnet, den sie in unserem Lande in einer verhältnismäßig kurzen Zeit erlangt haben. Gegenwärtig bestehen auf den Baustellen, in den Betrieben und den Sowchosen mehr als 130 Tausend Ständige Produktionsberatungen, in welche mehr als 5 Millionen Menschen gewählt wurden und an deren Arbeit sich Millionen von Menschen beteiligen. Sie erarbeiten jährlich fast 1,5 Millionen Empfehlungen und Vorschläge. Im Fünfjahrplan wurden mehr als 6,5 Millionen Vorschläge angenommen. Was die schöpferischen Vereinigungen betrifft, so werden im ganzen Lande mehr als 27 Tausend gesellschaftliche Konstruktionsbüros, mehr als 79 Tausend gesellschaftliche Büros und Gruppen für ökonomische Analysen, 3,5 Tausend gesellschaftliche wissenschaftliche Forschungsinstitute und Laboratorien, mehr als 6,5 Tausend gesellschaftliche Patentbüros, etwa 33 Tausend gesellschaftliche technische Informationsbüros, ungefähr 150 Tausend schöpferische Brigaden und zirka 10 Tausend Neuererräte gezählt. An ihnen beteiligen sich mehr als 1,7 Millionen Menschen; jährlich werden mehr als 400 Tausend Vorschläge zu wissenschaftlich-technischen, ökonomischen und anderen Produktionsfragen erarbeitet. Die Ständige Produktionsberatung ist eine der Hauptformen zur breiten Einbeziehung der Arbeiter und Angestellten in die Leitung der Produktion. Ihre Arbeit ordnet sie den Aufgaben zur Erfüllung der Produktionspläne, zur vollständigen Ausnutzung der inneren Produktionsreserven, zur Gewährleistung einer hohen Arbeitsproduktivität und zur Vervollkommnung der Leitungsmethoden der Betriebe unter. Die Produktionsberatung funktioniert auf gesellschaftlicher Grundlage und richtet ihre Arbeit auf die Gewährleistung der Intensivierung der Betriebstätigkeit, auf die Entwicklung des sozialistschen Wettbewerbs, die allumfassende Steigerung der Arbeitsproduktivität und auf Verbreitung der Neuerer- und Aktivistenerfahrungen in den Betrieben. Sie befaßt sich mit den Fragen der Produktionsorganisation, der Arbeit, des Arbeitslohnes und der technischen Normierung sowie mit den Vorschlägen zur Realisierung der Produktionsnormierung, zur Qualitätsverbesserung und zum Senken der Selbstkosten. Die Ständige Produktionsberatung erarbeitet Maßnahmen und reicht Vorschläge zur Einführung der neuen Technik, zum Arbeitsschutz und der Sicherheitstechnik, zum Kampf gegen den Ausschuß, zum Wohnungsbau und zur effektiven Verwendung der für Investitionen bereitgestellten Mittel ein. Die Ständige Produktionsberatung erarbeitet Vorschläge zur Verbesserung der innerbetrieblichen Leitung und zur Vervollkommnung der Tätigkeit des Leitungsapparates. Sie beschäftigt sich mit Fragen, die mit der Vorbereitung und Qualifizierung der Kader, mit dem richtigen Einsatz der Arbeiter entsprechend ihrer Qualifikation

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zusammenhängen, berät Maßnahmen zur Festigung der Arbeits- und Produktionsdisziplin und faßt zu den diskutierten Fragen Beschlüsse in strenger Übereinstimmung mit der in unserem Lande wirksamen Gesetzgebung und den bestätigten Plänen. Gegenwärtig konzentrieren die Ständigen Produktionsberatungen die Aufmerksamkeit der Arbeiter, des ingenieurtechnischen Personals und der Angestellten auf die Probleme zur Intensivierung der Produktion, zur Einführung der Errungenschaften von Wissenschaft und Technik, zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und Effektivitätserhöhung der Produktion, zur Entwicklung des sozialistischen Wettbewerbs und der schöpferischen Aktivität der Werktätigen. Indem die Leitung die unbedingte Erfüllung der Pläne zur Einführung der neuen Technik und Technologie in die Produktion, zur Ausrüstung der Arbeitsplätze mit den notwendigen Organisationsmitteln, Rohstoffen und Instrumenten zu gewährleisten hat, helfen sie somit den Arbeitern, die Produktionsnormen und -aufgaben zur erfüllen und überzuerfüllen, gewährleisten sie die erfolgreiche Realisierung der in den Arbeitskollektiven angenommenen erhöhten sozialistischen Verpflichtungen. Eine bedeutende Rolle bei der Heranführung der Werktätigen an die Leitung der gesellschaftlichen Produktion spielen die wissenschaftlich-technischen Gesellschaften, die in ihren Reihen 6 Millionen Wissenschaftler, Spezialisten der Volkswirtschaft, Arbeiter - Neuerer und Aktivisten der Produktion - vereinigen. Die wissenschaftlichtechnischen Gesellschaften lösen komplizierte Probleme, die auf die Suche und effektive Verwendung der Produktionsreserven, auf die rationellere Ausnutzung der materiellen und Arbeitsressourcen, auf die Verringerung der Materialintensität der Maschinen, Ausrüstungen und Konstruktionen gerichtet sind. Sie leisten bei der Suche nach effektiven Methoden zur Verarbeitung von Sekundärrohstoffen, bei der Einführung von progressiven Materialverbrauchsnormen einen großen Beitrag. Vom Ausmaß der Arbeit der wissenschaftlich-technischen Gesellschaften zeugt auch das zügige Wachstum der Mitgliederzahl dieser Gesellschaften. So verdoppelte sich beinahe im Zeitraum von 1966 bis 1973 die Mitgliederzahl der wissenschaftlich-technischen Gesellschaften, obwohl sich bereits schon 1966 in ihnen etwa 3 Millionen organisierten. Die gesellschaftlich-schöpferischen Vereinigungen der Werktätigen in den Betrieben entstanden in unserem Lande auf die Initiative aktiver Arbeiter, Ingenieure und Angestellter hin. Praktisch zeugt die Tätigkeit der schöpferischen Vereinigungen davon, daß sie die Organisation, die Kontinuität und die Planmäßigkeit des Schöpfertums der Werktätigen ermöglichen, daß sie den Wissensaustausch sowohl innerhalb eines einzelnen Produktionskollektivs, als auch zwischen den Produktionskollektiven verstärken. Die wichtigsten Formen dieser Gruppe von freiwilligen Vereinigungen der Werktätigen sind die gesellschaftlichen Büros zur ökonomischen Analyse, die gesellschaftlichen Büros für Arbeitsnormierung, die gesellschaftlichen Konstruktionsbüros, die Neuererräte, die gesellschaftlichen technischen Informationsbüros und andere. Die gesellschaftlichen Konstruktions- und technologischen Büros erweisen den Rationalisatoren und Erfindern bei der Erarbeitung vielzähliger Vorschläge technische Hilfe, beteiligen sich bei der Erarbeitung technischer und technologischer Projekte, ermöglichen die Lösung der Fragen zur komplexen Mechanisierung und Automatisierung der Produktion und gewährleisten die Einführung neuer Technik und progressiver Technologie. Zu diesem Zwecke führen sie technische Konsultationen für die Rationalisatoren der Abteilungen und die Funktionsabteilungen zu den Fragen bezüglich der Konstruktionsänderungen von Maschinen, der Automatisierung und

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Mechanisierung von Hand- und schwerer körperlichen Arbeit, der Verbesserung der Technologie von Baugruppen und Einzelteilen durch. Sie erweisen den Rationalisatoren und Erfindern der Abteilungen praktische Hilfe bei der graphischen Ausführung ihrer Vorschläge, bei Patentanmeldungen, bei der Durchführung von Berechnungen usw. Sie beteiligen sich an der Schaffung moderner vereinheitlichter und standardisierter Konstruktionen, hochproduktiver Anlagen und Instrumente; beseitigen bestehende oder weisen auf entstehende „Engpässe" in den Abteilungen hin, kämpfen für die Verringerung des Arbeitsaufwandes der herzustellenden Erzeugnisse und erarbeiten Wege zur Modernisierung der bestehenden Ausrüstungen. Indem die Allunionsgesellschaft der Erfinder und Rationalisatoren die schöpferische Aktivität der Werktätigen erhöht und die Arbeiter, Kolchosbauern, das ingenieurtechnische Personal, die Studenten, die Lehrlinge der technischen Berufsschulen in das technische Schöpfertum einbezieht, ist sie dazu verpflichtet, die Kraft, das Wissen und die Erfahrungen der Erfinder und Rationalisatoren auf die Lösung der wichtigsten Probleme der weiteren Erhöhung des technischen Produktionsniveaus, des Wachstums der Arbeitsproduktivität und der Qualitätsverbesserung der Erzeugnisse, der Erhöhung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion zu richten. Damit steigt auf Grund der schöpferischen Betätigung der Mitglieder ihre innere Befriedigung. Diese Gesellschaft richtet die Tätigkeit ihrer Mitglieder auf das Erfindertum und die Rationalisierung besonders in jenen Industriezweigen, wo vorläufig noch die schlechtesten Arbeitsbedingungen vorherrschen, was sich auf die Persönlichkeitsbildung des Werktätigen und die Zufriedenheit mit seiner Arbeit auswirkt. Also wird als wichtige Aufgabe der Gesellschaft die Arbeit in jenen Bereichen zur Vervollkommnung der Technik und der Technologie der Arbeitsorganisation gewertet, in denen sie besonders spürbare soziale Ergebnisse bei der Liquidierung von Handarbeiten zeigt, zum Beispiel in Produktionshilfsabteilungen, bei Belade-, Entlade- und Lagerarbeiten. Wie bedeutend der Umfang und die Qualität der Arbeit allein nur dieser Gesellschaft ist, wird dadurch bezeugt, daß in den Jahren 1969 bis 1973 durch die aktive Arbeit der Mehrzahl der Sowjets die Gesellschaft auf 15 Millionen Menschen angewachsen ist und daß in den ersten beiden Jahren des IX. Fünfjahrplanes auf der Grundlage von Erfindungen und Rationalisierungsmaßnahmen 6,5 Mrd. Rubel der für den Fünfjahrplan veranschlagten 14 Mrd. Rubel eingespart werden konnten. Die gesellschaftlich-schöpferischen Vereinigungen stellen für die Werktätigen eine ausgezeichnete Schule der Leitung und des sozialistischen Wirtschaftens dar. Bei der Absolvierung dieser Schule erhalten die Werktätigen notwendige Fertigkeiten und Erfahrungen. Das gestattet es, die Begabtesten von ihnen mit leitenden Funktionen der sozialistischen Industrie und anderer Volkswirtschaftszweige zu betrauen. Die weitere Entwicklung dieser Formen zur Einbeziehung der Werktätigen der UdSSR in die Leitung der Produktion sowie die Vervollkommnung ihrer Tätigkeit gestattet es dem sowjetischen Volk, noch einen wichtigen Schritt sowohl auf dem Weg der Intensivierung der gesamten Produktion als auch auf dem Weg der Entwicklung der sozialistischen Lebensweise zu tun. Gleichzeitig mit den unterschiedlichen Formen der Beteiligung der Werktätigen an der Leitung entsteht und entwickelt sich unentwegt auf der Grundlage des sozialistischen Eigentums, welches jedem Werktätigen das Gefühl eines echten Hausherrn der gesellschaftlichen Produktion verleiht, eine solche hohe Form der Beteiligung eines jeden Mitgliedes der Gesellschaft an ihrer Leitung, wie es der sozialistische Wettbewerb darstellt. Im Gegensatz zu den Konkurrenzverhältnissen, die zusammen mit den kapitalisti184

sehen und anderen Formen des Privateigentums an Produktionsmitteln beseitigt werden, entstehen und entwickeln sich auf der Grundlage des gesellschaftlichen sozialistischen Eigentums sozialistische Wettbewerbsverhältnisse. Die zerstörende Form wird durch die schöpferische Form - den sozialistischen Wettbewerb abgelöst. Aus den sozialistischen Eigentumsverhältnissen entsteht und entwickelt sich ein gemeinsames ökonomisches Interesse aller Gesellschaftsmitglieder, welches im sozialistischen Wettbewerb seinen höchsten Ausdruck findet. „Der Sozialismus erstickt keineswegs den Wettbewerb, im Gegenteil, er schafft erstmalig die Möglichkeit, ihn wirklich auf breiter Grundlage, wirklich im Massenumfang anzuwenden, die Mehrheit der Werktätigen wirklich auf ein Tätigkeitsfeld zu führen, auf dem sie sich hervortun, ihre Fähigkeiten entfalten, jene Talente offenbaren können, die das Volk, einem unversiegbaren Quell gleich, hervorbringt und die der Kapitalismus zu Tausenden und Millionen zertreten, niedergehalten und erdrückt hat." 5 Der sozialistische Wettbewerb stellt einen der charakteristischen Züge der sozialistischen Produktionsverhältnisse dar, bringt einen der wichtigsten prinzipiellen Unterschiede des Sozialismus gegenüber dem Kapitalismus, den außerordentlichen Vorteil der sozialistischen Ordnung zum Ausdruck: das Fehlen der Ausbeutung, die Entwicklung der kameradschaftlichen Zusammenarbeit, den Kollektivgeist, die gegenseitige Unterstützung, die Sorge nicht nur um den Nächsten, sondern vor allem auch um den Entfernteren, wie W. I. Lenin sagte, das heifjt um die Gesellschaft im Ganzen. Mit anderen Worten widerspiegeln die sozialistischen Wettbewerbsverhältnisse die prinzipiellen, unterscheidenden Züge der sozialistischen Lebensweise. Eine Besonderheit der sozialistischen Wettbewerbsverhältnisse besteht darin, dag in ihnen mit einer besonderen Kraft und Allseitigkeit die zielgerichtete Einstellung eines jeden Werktätigen, seine Beziehung zur Gesellschaft, zum Produktionskollektiv, zu seinen Arbeitskollegen zum Ausdruck kommt. Der sozialistische Wettbewerb erzeugt die günstigsten Bedingungen für die Entfaltung der Fähigkeiten und f ü r die Herausbildung der breitesten Initiative eines jeden Mitgliedes des Produktionskollektivs. All das verdeutlicht die sehr feste Verbindung des sozialistischen Wettbewerbs mit der sozialistischen Lebensweise. Sie ist in einem solchen Maße untrennbar, dag man sagen kann: die Wettbewerbserfolge und die Beteiligung der Werktätigen an ihm sind ein. äußerst wichtiges Merkmal f ü r die reale Verkörperung der echten sozialistischen Lebensweise. So wie die Gesamtheit der sozialistischen Produktionsverhältnisse vervollkommnen sich auch die sozialistischen Wettbewerbsverhältnisse unter dem Einfluß der Entwicklung der Produktivkräfte der sozialistischen Gesellschaft, seiner materiell-technischen Basis und der Arbeiter. Die Etappen des sozialistischen Wettbewerbs werden nicht durch subjektive Wünsche bestimmt, sondern werden von wesentlichen Änderungen des Entwicklungsniveaus der Produktivkräfte der Gesellschaft, bei der Entwicklung seiner Hauptproduktivkraft - des Arbeiters - im gesamten System der Produktionsverhältnisse diktiert. Die Kraft des Wettbewerbs und die Unbedingtheit seiner Entwicklung beruhen auf der Objektivität dieses Prozesses. Ihrerseits erweist die Erweiterung der Magstäbe und die Vervollkommnung der Formen des sozialistischen Wettbewerbs eine aktive, intensive Rückwirkung auf die Entwicklung der Produktivkräfte, auf das System der Produktionsverhältnisse des Sozialismus und auf die Entwicklung des Menschen, seiner Lebensweise. 5

W. I. Lenin, Wie soll man den Wettbewerb organisieren? in: Werke, Bd. 26, Berlin 1961, S. 402.

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Der hohe Reifegrad der sozialistischen Produktionsverhältnisse im entwickelten Sozialismus bedingt wesentliche Änderungen auch auf dem Gebiet der sozialistischen Wettbewerbsverhältnisse. Die allseitige Entfaltung aller Vorteile des Sozialismus drückt sich auch in neuen qualitativen Besonderheiten des sozialistischen Wettbewerbs aus, die mit den Änderungen der Magstäbe, der konkreten Wettbewerbsziele sowie der Bedingungen und Formen der Wettbewerbsorganisation zusammenhängen. Mit besonderer Kraft entfaltete sich der sozialistische Wettbewerb in den Jahren des IX. Fünfjahrplanes. Am Wettbewerb beteiligten sich aktiv Werktätige, die in Betrieben und Organisationen sowohl des staatlichen als auch des kooperativen Sektors beschäftigt sind; Beschäftigte der Sphäre der materiellen Produktion und der nichtproduzierenden Bereiche; Werktätige, die ohne Ausnahme zu allen Klassen und sozialen Gruppen gehören: Arbeiter, Angestellte und ingenieurtechnisches Personal, Werktätige von Betrieben und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, Angestellte des Staatsapparates, Kolchosbauern und Spezialisten in den Kolchosen, die Dorfintelligenz, Künstler, die Einwohner von Städten und Dörfern ausnahmslos aller Landesgebiete. Allein nach offiziellen Angaben beteiligen sich am sozialistischen Wettbewerb etwa 80 Millionen Werktätige. Eine sehr große Verbreitung fanden eine solche Form des sozialistischen Wettbewerbs, die die Ausarbeitung von Komplexprogrammen zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität an jedem Arbeitsplatz vorsieht, sowie auch die persönlich-schöpferischen Pläne der Spezialisten. Nach dem Beispiel des Moskauer Werkes „Dynamo" entfaltete sich im Lande der Wettbewerb auf der Grundlage von persönlichen Plänen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität an jedem Arbeitsplatz. Zu den positiven Seiten einer solchen Form des Wettbewerbes gehört vor allem, daß er die notwendige Grundlage zum Vergleich der Wettbewerbsergebnisse bildet und Elemente des Subjektivismus bei der Einschätzung dieser Ergebnisse sowie Zufälligkeitsmomente ausschließt. Als einheitliche Basis für alle Arbeiter erscheint die Durchschnittsleistung der Arbeiter des entsprechenden Berufes, die um die vom Plan vorgesehene Steigerungsrate der Arbeitsproduktivität für den jeweiligen Beruf erhöht wurde. Die Besonderheit und der Vorteil dieser Wettbewerbsform bestehen darin, daß die persönlichen Pläne den Anteil eines jeden Arbeiters an den vor dem Produktionskollektiv stehenden Problemen bestimmen und somit die besten Bedingungen für die Übereinstimmung von persönlichen und kollektiven Interessen geschaffen werden. Die Pläne bieten den im Wettbewerb Stehenden die Möglichkeit, klar die ökonomische Abhängigkeit der Arbeitsergebnisse des gesamten Kollektivs von dem persönlichen Beitrag eines jeden Arbeiters einzuschätzen. Man muß feststellen, daß die Prämierungsbedingungen auch völlig mit den Wettbewerbsaufgaben abgestimmt werden. Bei Erfüllung des Monatsplanes wird die Höhe der Prämie auf der Grundlage eines Normativs in Prozenten zum Grundlohn für jedes Prozent des Produktionswachstums im Verhältnis zum Vergleichszeitraum bestimmt. Die Wirksamkeit des Wettbewerbs hat sich bereits in der realen Tätigkeit der Betriebe bewährt. Das steigende Niveau der Vergesellschaftung der sozialistischen Produktion, die Entwicklung der sozialistischen Kooperation der gesellschaftlichen Arbeit erforderten und bedingten eine bedeutende Verstärkung solcher Wettbewerbsformen, die durch die Gewährleistung von hervorragenden Arbeitserfolgen einzelner Arbeiter und Produktionskollektive Bedingungen für die Festigung und Entwicklung der Produktionsverbindungen innerhalb der Volkswirtschaft schaffen, welche im Kampf für hohe Endergebnisse der Produktion notwendig sind. Besonders schnell entwickeln sich die perspektivischen Formen des sozialistischen

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Wettbewerbes nicht nur innerhalb der Betriebe, sondern auch zwischen den Betrieben und Organisationen, den Industriezweigen und Landesgebieten, die miteinander durch die Technologie zur Produktion eines Endproduktes verbunden sind. Das ist zum Beispiel der Wettbewerb zwischen den Baumwollbauern und den Textilarbeitern um das Endprodukt - die StoffProduktion; zwischen den Betrieben der Leichtindustrie und den Betrieben jener Zweige, die sie mit Rohstoffen und Materialien versorgen, um die Produktion von hochqualitativen Waren des täglichen Bedarfs usw. Eine solche Form des sozialistischen Wettbewerbs, die alle Beteiligten dieser oder jener Produktionskette sowohl innerhalb eines Betriebes als auch unterschiedlicher Produktionskollektive, darunter Werktätige verschiedener Zweige der gesellschaftlichen Produktion, miteinander verbindet, spielt und wird im weiteren um so mehr eine sehr wichtige Rolle bei der Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion auf allen Ebenen spielen. Es geht darum, daß diese Form neben anderen Aufgaben aktiv auf die Verbesserung der Arbeitskontinuität, auf die Verringerung nicht gerechtfertigter Rohstoff- und Materialreserven sowie Reserven von Fertigprodukten in den Lagern usw. wirkt, das heißt Bedingungen für die intensivere Nutzung von Produktionsgrundfonds, Produktionsumlauffonds und Zirkulationsfonds schafft. Das Ziel einer solchen Wettbewerbsform besteht nicht einfach in der Erhöhung des Produktionsausstoßes durch den entsprechenden Betrieb, sondern in der mengenmäßigen und zeitlich abgestimmten Produktion, die die Realisierung des Endprodukts miteinander verknüpfter Betriebe gewährleistet. Besonders wichtig ist das bei der Erfüllung der von den miteinander verknüpften Betrieben angenommenen Gegenplänen. Es ist also ersichtlich, daß die erfolgreiche Erfüllung der Gegenpläne entscheidend besonders von der genannten Form des sozialistischen Wettbewerbs bestimmt wird. Die Übererfüllung des Planes auf der Grundlage der Einhaltung erhöhter sozialistischer Verpflichtungen der Produktionskollektive bringt einen bedeutenden volkswirtschaftlichen Effektivitätszuwachs, vorausgesetzt es sind wenigstens drei wichtige Bedingungen erfüllt. Erstens, muß die vorfristig oder zusätzlich erzeugte Produktion rechtzeitig und effektiv verwendet werden und der Verbraucher darauf vorbereitet sein. Dieser muß, wenn die Rede vom produktiven Verbrauch sein soll, über entsprechende Produktionskapazitäten und zusätzliche Arbeitskräfte verfügen. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist; kommt es zum Brachliegen der gesellschaftlichen Arbeit, die in dieses Produkt eingegangen ist, und folglich verliert die Effektivität des sozialistischen Wettbewerbs die Kraft. Manchmal bedeutet solch eine produzierte überplanmäßige Produktion, zu deren effektiver und rechtzeitiger Nutzung die Gesellschaft nicht fähig ist, eine nutzlose Vergeudung von lebendiger und vergegenständlichter Arbeit. Sie diskreditiert die hohen Ziele und Ideale des sozialistischen Wettbewerbs. Unter den Bedingungen der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und des ständigen Anwachsens der Bedürfnisse der Bevölkerung unterliegt eine solche überplanmäßige Produktion, die nicht rechtzeitig realisiert und genutzt werden kann, einem schnellen moralischen Verschleiß. Die Praxis, daß einzelne Leiter von Betrieben und Behörden unbegründete Reserven in den Plänen einfügen, ihre Möglichkeiten vertuschen und im folgenden auf dieser Grundlage sogenannte „erhöhte" Verpflichtungen annehmen und somit die staalichen Pläne auf eigenen Gebieten „übererfüllen", ist in dem Beschluß des ZK der KPdSU „Über die weitere Verbesserung der Organisation des sozialistischen Wettbewerbs" (1971) kritisiert worden. 187

Die Planmäßigkeit, die der sozialistischen Wirtschaft eigen ist, wirkt in bestimmendem Maße auf die Ergebnisse des sozialistischen Wettbewerbs, der auf die Erzeugung von überplanmäßiger Produktion gerichtet ist. Deshalb muß diese Produktion in den planmäßigen volkswirtschaftlichen Umlauf von materiellen Werten mit einfließen. Falls deren effektiver Verbrauch zum gegebenen Zeitpunkt nicht möglich ist, so sind den Beteiligten am sozialistischen Wettbewerb andere Ziele, beispielsweise die Erhöhung der Qualität, die Erhöhung des Ausstoßes besonders von defizitären Produkten, die Erfüllung des Planes bei Verringerung der Zahl der Beschäftigten usw. zu stellen. Man muß unterstreichen, daß dies nicht zur überplanmäßigen Produktion äußerst defizitärer Erzeugnisse gehört, deren Mangel besonders spürbar ist und deren Konsumtion nicht nur die Einführung zusätzlicher Kapazitäten überflüssig macht, sondern im Gegenteil zu deren vollständigerer und effektiverer Auslastung führt und somit eine Erhöhung der Ausgeglichenheit der Volkswirtschaft gewährleistet. Zweitens, damit die Produktion überplanmäßiger Erzeugnisse auf der Grundlage des sozialistischen Wettbewerbs effektiv ist, muß notwendigerweise die materielltechnische Basis rationalisiert werden, deren Hauptaufgabe unter diesen Bedingungen die Gewährleistung einer zusätzlichen Produktion von überplanmäßigen Erzeugnissen ist. Mit anderen Worten muß man zusätzlich die Pläne aller Zweige und Betriebe bilanzieren. Aus diesem Grunde haben die Kooperationslieferungen im Wettbewerb der vor- und nachgelagerten Betriebe, die sich gegenseitig Rohstoffe und Halbfabrikate liefern, eine solche Bedeutung. Drittens, ist ein bedeutender volkswirtschaftlicher Effekt nur unter der Bedingung einer strengen Bilanzierung der Wirtschaftsentwicklung zu erreichen. Gegenwärtig gewinnt ein solcher Weg zur Produktion von überplanmäßigen Erzeugnissen, der keine zusätzlichen Rohstoffe und Materialien, keine zusätzlichen Produktionsgrundionds und zusätzlichen Arbeitskräfte erfordert, sondern auf der Grundlage ihrer intensiveren Ausnutzung realisiert wird, eine immer größere Bedeutung. Das gesamte Land wurde von einer solchen hervorragenden Initiative erfaßt, wie sie die Bewegung zur Aufstellung von Gegenplänen darstellt. In breitem Maße wurde die Initiative des Kollektivs des Moskauer Autowerkes „I. A. Lichaceva" zur Beschleunigung der Einführung von Errungenschaften der Wissenschaft und Technik in die Produktion und zur Vergrößerung des Produktionsausstoßes mit höchster Qualität aufgegriffen. Die Kollektive des Moskauer Werkes „Dynamo", der Gorkier und Minsker Autowerke gaben ein Beispiel zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität auf der Grundlage von persönlich-schöpferischen Plänen eines jeden Arbeiters. Die Gegenpläne müssen in das System der volkswirtschaftlichen Planung- als deren unbedingter Bestandteil eingehen. Da die Gegenpläne auf der Grundlage der persönlichen und kollektiven sozialistischen Verpflichtungen und Verträge zum Wettbewerb zwischen den benachbarten Betrieben und Kollektiven aufgestellt werden, müssen dieselben sowohl unter zweigspezifischem als auch territorialem Aspekt bilanziert werden. In diesem Falle sind die Planaufgaben angespannter und widerspiegeln die objektiven Entwicklungsmöglichkeiten der Produktion realistischer. Gleichzeitig steigt die Realität ihrer Erfüllung. Die Gegenpläne beruhen auf den von den Betriebskollektiven ausgearbeiteten technisch-organisatorischen Maßnahmen, auf der Beschleunigung des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts und sehen eine Erhöhung der Wachstumsraten der Arbeitsproduktivität, eine bessere Grundfondsauslastung, Materialökonomie sowie einen sparsamen Verbrauch von Energie und Rohstoffen vor. Mit anderen Worten sind sie sowohl auf die Erhöhung der Produktionsmenge als auch auf die Erhöhung des tech188

nischen Niveaus und der Effektivität der Produktion gerichtet und entsprechen damit vollkommen der Aufgabe zur Intensivierung der Produktion. Eine große Rolle bei der Aufstellung der Gegenpläne (was eine der Hauptmethoden bei der organisatorischen Leitung des sozialistischen Wettbewerbs darstellt) kommt den Ministerien und Einrichtungen zu, die die Pläne der einzelnen Betriebe und Vereinigungen zu koordinieren und zu verallgemeinern haben, ihnen bei der Erarbeitung behilflich sein und sie kontrollieren müssen. Durch spezielle Erklärung des Staatlichen Plankomitees der UdSSR, des Staatlichen Arbeitskomitees, des Zentralrates der Gewerkschaften und der Zentralverwaltung für Statistik der UdSSR ist ein System zur materiellen Stimulierung der Gegenpläne der Betriebe und Vereinigungen vorgesehen. Gleichzeitig muß man unterstreichen, daß die Aufgabe zur Absicherung einer optimalen Einbeziehung der Gegenpläne in das System der volkswirtschaftlichen Planung eine noch größere Arbeit zur Verallgemeinerung der angesammelten Erfahrungen, zur Durchführung notwendiger Experimente auch auf der Basis der weiteren Vervollkommnung dieses Systems, besonders auf dem Gebiet zur Verbesserung der Bilanzierung der Gegenpläne, der materiellen Stimulierung zur Annahme und Erfüllung von angespannten Plänen usw. erfordert. Es ist besonders wichtig, einen solchen Aufstellungsmodus der Gegenpläne zu gewährleisten, damit sie zu einem organischen Bestandteil der Vorplanung zur Aufstellung des Volkswirtschaftsplanes werden, das heißt, daß sie in bezug zur staatlichen Auflage der Betriebe und Vereinigungen als Gegenplan fungieren, aber der endgültigen Aufstellung des gesamten Planes zur Entwicklung der Volkswirtschaft des Landes für das nächste Jahr und dem Fünfjahrplan vorhergehen. Das Problem der organischen Verbindung des Wettbewerbs und des Planes erfordert ein tieferes Verständnis auch solcher komplizierter Fragen, wie der Anwendung von Normativen und der Verbreitung der fortgeschrittensten Erfahrungen und deren Einbeziehung mittels dieser Normative in den Volkswirtschaftsplan. Es ist bekannt, daß es eine wichtige Aufgabe zur Erhöhung der Effektivität des Arbeitswettbewerbs ist, die fortgeschrittensten Erfahrungen zu vermitteln, diese als großartige Errungenschaft des Volkes zu nutzen. Diese Aufgabe wird, wie auch andere, ebenfalls planmäßig gelöst. Da die wirtschaftliche Rechnungsführung der Betriebe und Vereinigungen eines der wichtigsten ökonomischen Instrumente der planmäßigen Leitung der sozialistischen Industrie darstellt, bedeutet deren organische Einbeziehung in die auf wirtschaftlicher Rechnungsführung beruhende Produktionsorganisation eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Erhöhung der Rolle des sozialistischen Wettbewerbs. Dies ist besonders für Formen und Methoden des sozialistischen Wettbewerbs aktuell, wenn er zwischen den Produktionsvereinigungen und Betrieben geführt wird, da gerade sie ein echtes Glied der wirtschaftlichen Rechnungsführung darstellen. Eine spezifische Besonderheit des Wettbewerbs der auf der wirtschaftlichen Rechnungsführung beruhenden Betriebe ist die Konzentration ihrer Produktionskollektive auf die Erzielung eines hohen Niveaus hauptsächlich bei den gesamten Endkennziffern der wirtschaftlichen Rechnungsführung dieser Betriebe. Wir meinen damit die Angaben über die Produktionsqualität, über die Senkung der Produktionsaufwendungen, über die Erhöhung der Rentabilität, den Gewinnanstieg usw. Somit stimuliert die Verbindung des Wettbewerbs mit der wirtschaftlichen Rechnungsführung das Wachstum der ökonomischen Effektivität der Betriebe. Die Gegenüberstellung der auf der Rechnungsführung beruhenden Wirtschaftstätigkeit verschiedener Betriebe ermöglicht es. 189

einen Vergleich des Effektivitätsniveaus bezüglich der Wirtschaftstätigkeit eines jeden Betriebes zu bekommen, diejenigen Reserven aufzudecken, die in einem der miteinander im Wettbewerb befindlichen Betriebe ungenügend genutzt werden, die fortgeschrittensten Erfahrungen zu vermitteln und anzuwenden. Als eine der zentralen Aufgaben zur Intensivierung der Produktion und zur Effektivitätserhöhung der Wirtschaftstätigkeit der Betriebe muß man das Problem über die Vervollkommnung der Methoden zur Gegenüberstellung von Produktionsaufwendungen und -ergebnissen anerkennen. Die erfolgreiche Lösung dieser Aufgabe wird es ermöglichen, als Endkennziffern die Wettbewerbskennziffern auf den ersten Platz zu setzen, die das Niveau der Arbeitsproduktivität, die Auslastung der Produktionskapazitäten, die Einsparung von vergegenständlichter Arbeit und im Endergebnis die Rentabilität eines jeden Betriebes charakterisieren. Das wird auch durch die Erfahrungen der besten Brigaden und Betriebe bestätigt. So traten zum Beispiel die Moskauer Kollektive mit der Initiative „Dem Fünfjahrplan der Qualität - unsere Arbeit" auf. In Leningrad erfuhr die Bewegung „Durch eine hohe Arbeitsqualität eines jeden - zu einer hohen Arbeitseffektivität des Kollektivs" eine große Verbreitung. Der Wettbewerb zwischen den besten Brigaden der Kohleindustrie und des Erzbergbaus um die höchste Arbeitsproduktivität verstärkt sich. Die Arbeiter des Altaier Gebietes und des Rostower Bezirkes waren die Initiatoren des Wettbewerbs um die maximale Nutzung der Reserven bei der Produktion in den Kolchosen und Sowchosen. Unter Berücksichtigung der bedeutenden Rolle des Wettbewerbs bei der Entwicklung der Wirtschaft riefen das ZK der KPdSU, der Ministerrat der UdSSR, der Zentralrat der Gewerkschaften und das ZK des Kommunistischen Jugendverbandes alle Werktätigen dazu auf, noch umfassender den sozialistischen Wettbewerb im Landesmaßstab zu entfalten, ihn auf die weitere Effektivitätserhöhung der Produktion und Verbesserung der Arbeitsqualität zum Zwecke des weiteren Wachstums der Wirtschaft und des Volkswohlstandes zu richten und den Wettbewerb zu Ehren des 60. Jahrestages der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution zu verstärken. Der sozialistische Wettbewerb muß den Übergang der sozialistischen Ökonomie zu intensiven Methoden ihrer Entwicklung beschleunigen. Allerdings ist das ohne eine umfassende Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts unmöglich. Aus diesem Grunde geht es heute im Wettbewerb nicht mehr nur um den Aufwand körperlicher Arbeit, sondern vor allem um die Schaffung und umfassende Einführung fortgeschrittener Technik und Technologien, um deren effektivste Nutzung, um die allgemeine Anwendung der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation und der daraus folgenden Erhöhung der Arbeitsproduktivität, um die Einsparung von materiellen Aufwendungen und um die Qualitätsverbesserung der Produktion. Bei der Erfüllung der sozialistischen Verpflichtungen widmen die Kollektive und einzelne Aktivisten der Produktion der Einführung einer wissenschaftlichen Leitungsorganisation der Produktion, der Vermittlung der fortgeschrittensten Arbeitsmethoden und deren Studium durch das gesamte Kollektiv besondere Aufmerksamkeit. Es wächst die Bedeutung des Wettbewerbs für die Beschleunigung der Mechanisierung und Automatisierung von arbeitsintensiven Tätigkeiten und Handarbeiten, für die Erlernung von Berufen mit hoher Disponibilität, für die Vergrößerung der Dienstleistungsbereiche, für eine bessere Grundfondsauslastung, was im einzelnen durch eine Verkürzung der reparaturbedingten Stillstandszeiten der Ausrüstungen erreicht werden kann. Heute heißt sozialistischer Wettbewerb nicht nur mengenmäßiges Produktions190

Wachstum, was natürlich eine große Bedeutung hat, sondern vor allem Einsparung von materiellen Ressourcen, effektivere Nutzung der Produktionsgrundfonds, Qualitätserhöhung der Produktion, Verbesserung der Funktionsfähigkeit, der ästhetischen Gestaltung dieser Erzeugnisse in Übereinstimmung mit den Forderungen der Verbraucher. Zur Devise des Wettbewerbs wurde jetzt, nicht einfach mehr, sondern noch besser und ökonomischer zu produzieren.6 Die wissenschaftlich-technische Revolution und die Einführung ihrer Errungenschaften in die Volkswirtschaft, der unmittelbare Aufbau der materiell-technischen Basis des Kommunismus - all das festigt die Verbindung des sozialistischen Wettbewerbs mit der Entwicklung neuer Technik und Technologien und der Produktionsorganisation. Gegenwärtig wird der sozialistische Wettbewerb zu einer wichtigen Bedingung für die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Das wird vor allem durch die organische Verschmelzung der Ziele, aller Wettbewerbsbedingungen und seiner Kennziffern mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt hervorgerufen. Außerdem ist damit unmittelbar die Einbeziehung von wissenschaftlichen Forschungs- und ingenieurtechnischen Kadern in den sozialistischen Wettbewerb verbunden. Dank dieser Tatsache harmoniert gegenwärtig der Wettbewerb zwischen den Arbeitern und dem ingenieurtechnischen Personal, den Produktions- und wissenschaftlichen Kollektiven, den Beschäftigten wissenschaftlicher Forschungsinstitute und Konstruktionsbüros viel besser und organischer. Die Vertiefung des alles durchdringenden Einflusses der Planmäßigkeit mußte natürlich in der reifen sozialistischen Gesellschaft die Organisation und die Ziele des sozialistischen Wettbewerbs berühren. Ein charakeristisches Merkmal bei der Entwicklung des sozialistischen Wettbewerbs ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt das Wachstum der Planmäßigkeit und der Wettbewerbsorganisation, wobei letztere nichts mit. irgendeiner Form von Bürokratie oder der Formalisierung von Initiativen der Werktätigen zu tun hat. Die Verbindung von Planmäßigkeit und Organisation des sozialistischen Wettbewerbs drückt sich vor allem darin aus, daß - der sozialistische Wettbewerb in erster Linie auf die Erfüllung und Übererfüllung, des Produktionsplanes gerichtet ist; - der Wettbewerb durch die Aufdeckung von Reserven zum Wachstum der Arbeitsproduktivität und zur Qualitätsverbesserung der Produktion günstige Bedingungen für die Annahme von angespannten Plänen schafft und somit eine wichtige Rolle bei der Vervollkommnung der Planung spielt; - die von einzelnen Arbeitern und Produktionskollektiven übernommenen sozialistischen Verpflichtungen immer umfassender und allseitiger ökonomisch begründet werden und daß somit im Rahmen des sozialistischen Wettbewerbs die Plandisziplin nicht geschwächt, sondern erhöht wird; - das Wachstum der Planmäßigkeit bei der Verbreitung der fortgeschrittensten Erfahrungen und der Errungenschaften der Neuerer in der Produktion die erfolgreiche Lösung der Hauptaufgabe des sozialistischen Wettbewerbs - die Heranführung der zurückgebliebenen an das Niveau der fortgeschrittensten Kollektive bestimmt, was einen allgemeinen Aufschwung und eine erfolgreiche Erfüllung des Volkswirtschaftsplanes ermöglicht. Die neuen progressiven Ansätze, die im Verlaufe des sozialistischen Wettbewerbs geboren werden, finden durch die Partei-, Planungs-, und Wirtschaftsorgane eine allseitige Unterstützung, was einen großen Einfluß 6

Vgl. L. I. Breshnew, Ob osnovnych voprosach ekonomiceskoj politiki KPSS na sovremennom etape, Reden und Aufsätze, Bd. 2, S. 45.

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auf deren schnelle Verbreitung hat. Immer schneller widerspiegeln sich die Errungenschaften der Aktivisten des Wettbewerbs in den Plankennziffern, Normativen und Standards. Die Gesellschaft führt sie bewußt und planmäßig im Rahmen ganzer Produktionszweige ein, was die Fortschrittlichkeit dieser Pläne erhöht. Somit bedeutet die Verstärkung der Planmäßigkeit bei der Organisation des sozialistischen Wettbewerbs, welche gerade in diesem Sinne verstanden wird, einen höheren Reifegrad, setzt eine feste Verknüpfung des Wettbewerbs mit der volkswirtschaftlichen Planung, mit den Organisationsprinzipien zur wirtschaftlichen Rechnungsführung der Produktion voraus und verstärkt die unmittelbare Einwirkung des Wettbewerbs auf die Erzielung einer maximalen Effektivität der gesellschaftlichen Produktion. Das gesellschaftliche Eigentum und der Direktivcharakter des Staatsplanes bedingen die Ausrichtung des Wettbewerbs auf die unbedingte Erfüllung dieses Planes. Indem der sozialistische Wettbewerb die Energie und die Initiativen der breiten Massen weckt, ist er weiterhin durchaus in der Lage, erhebliche Wachstumsreserven der Produktion aufzudecken, zu nutzen und somit den Plan zum Zwecke seiner Optimierung zu präzisieren und zu korrigieren. Gegenwärtig stellt die Entstehung und die schnelle Verbreitung der Bewegung für •die kommunistische Einstellung zur Arbeit eine der Besonderheiten bei der Entwicklung des sozialistischen Wettbewerbs dar. Darin drückt sich das Streben der Werktätigen, den Wettbewerb auf ein neues, höheres, dem entwickelten Sozialismus adäquates Niveau zu heben, aus. Natürlich ist hier eine weitere wissenschaftliche Überarbeitung der Kennziffern, der Methoden und der Unterschiede dieser Wettbewerbsart von den anderen Formen erforderlich. Auf jeden Fall kann man unbedingt feststellen, daß in der Bewegung für die kommunistische Einstellung zur Arbeit das Streben der sowjetischen Werktätigen seinen Ausdruck findet, noch fester die Erfolge in der Produktion mit solchen Seiten der Lebensweise zu verknüpfen, wie die effektive Ausnutzung der Freizeit, wie die Familienbeziehungen, das Verhältnis zu den Freunden, die Höflichkeit, Kultur, die Erhöhung der beruflichen Kenntnisse und die eigene politische Bildung usw., das heißt, den Wettbewerb effektiver bei der Herausbildung einer zutiefst sozialistischen Lebensweise bei allen Mitgliedern unserer sozialistischen Gesellschaft zu nutzen. „Uns alle freut es, daß die Leninschen Ideen vom sozialistischen Wettbewerb so tiefe Wurzeln geschlagen haben. Wir sind stolz, daß die Kommunisten in der Vorhut des Wettbewerbs schreiten. Der Wettbwerb übt auf die Wirtschaftspraxis, auf das gesellschaftliche und politische Leben des Landes und auf die moralische Atmosphäre «inen tiefen Einfluß aus. Unsere gemeinsame Kampflosung lautet: Den sozialistischen Wettbewerb und die Bewegung für eine kommunistische Einstellung zur Arbeit auch weiterhin allseitig entwickeln!" 7 Sie fand ihren Ausdruck in den „Hauptrichtungen der Entwicklung der Volkswirtschaft der UdSSR von 1976 bis 1980", welche für den 10. Fünfjahrplan eine allumfassende Entfaltung des sozialistischen Wettbewerbs, die Bewegung für eine kommunistische Einstellung zur Arbeit und die Verbreitung der fortgeschrittensten Erfahrungen einschließen. 7

L. I. Breshnew, XXV. Parteitag der KPdSU, Rechenschaftsbericht des Zentralkomitees der KPdSU und die nächsten Aufgaben der Partei in der Innen- und Außenpolitik, Berlin 1976, S. 94.

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K . I. MIKUL'SKIJ

Einige soziale Aspekte der Intensivierung der sozialistischen Produktion in der gegenwärtigen Etappe

In der gegenwärtigen Etappe sind die Aufgaben der Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion auf einen der bedeutendsten Plätze in der sozialökonomischen Politik der kommunistischen und Arbeiterparteien der sozialistischen Länder, die in die Periode des Aufbaus und der weiteren Vervollkommnung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft eingetreten sind, gerückt. Dabei wird der Prozeß der Intensivierung der Produktion durch das Vorhandensein vieler sozialer Aspekte charakterisiert, die sich in enger kausal-folgerichtiger Wechselbeziehung befinden. Einerseits wird die Intensivierung der Produktion durch die planmäßige Umorientierung der Interessen sämtlicher Glieder der Volkswirtschaft auf die qualitativen Kennziffern der Produktionsentwicklung, durch die Einführung neuer Stimuli der Produktionsaktivität des Werktätigen sowie die Entwicklung der Produktionsinitiative der Werktätigen gesichert. Andererseits führt die Intensivierung der Produktion zu wichtigen positiven Ergebnissen in den sozialen Verhältnissen: zur verstärkten Übereinstimmung der Interessen der Wirtschaftseinheiten mit der Entwicklung vieler anderer Seiten der Vergesellschaftung der Produktion, mit der Erhöhung der sozialen Verantwortlichkeit des Werktätigen vor der Gesellschaft, mit dem Wachsen seiner gesellschaftlichen Aktivität, mit der Vervollkommnung der Berufs- und Qualifikationsstruktur der Werktätigen sowie mit der Entfaltung anderer sozialer Prozesse, die zur weiteren sozialen Konsolidierung der Gesellschaft und zur Verstärkung der Triebkräfte des sozialen Fortschritts führen. Somit ist das gesellschaftliche Bedürfnis nach einer Verstärkung des intensiven Charakters der Entwicklung der sozialistischen Produktion vor allem dadurch bedingt, daß es, um eine dynamische Entwicklung der Wirtschaft zu garantieren und den Lebensstandard der Bevölkerung systematisch zu heben, notwendig ist, das Wechselverhältnis der Faktoren des ökonomischen Wachstums intensiver zu verändern; dieses Bedürfnis wird jedoch auch durch die große positive Rolle ausgelöst, die die Intensivierung der Produktion bei der Vervollkommnung der sozialen Verhältnisse spielen kann und muß. Aus jener Tatsache, daß sich die Wechselbeziehung zwischen Produktionsintensivierung und sozialer Entwicklung nicht nur an den Ergebnissen der Intensivierung zeigt, sondern auch im Prozeß der Intensivierung der Produktion deutlich wird, ergibt sich die Notwendigkeit, die Mittel und Wege der Vervollkommnung des sozialökonomischen Mechanismus der sozialistischen Wirtschaftsführung zu erforschen, die eine Vertiefung des intensiven Charakters der Entwicklung der Wirtschaft garantieren. Der sozialökonomische Mechanismus der sozialistischen Wirtschaftsführung dient der Durchsetzung der Prinzipien des sozialistischen Wirtschaftssystems auf allen Gebieten des täglichen sozialökonomischen Lebens sowie der praktischen Realisierung der durch die sozialistischen Produktionsverhältnisse geschaffenen Möglichkeiten des Aufschwungs der Produktivkräfte und des Erreichens der sozialen Ziele der sozialistischen Produktion. Die sozialistische Gesellschaft nutzt die Gesamtheit organisatori13

Intensivierung

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scher Maßnahmen, ökonomischer, administrativer Hebel, erzieherischer Magnahmen usw., um die sozialökonomische Entwicklung auf den Weg zu lenken, der ihren Zielen und Kriterien entspricht. Diesem gesamten Mechanismus liegt die führende Rolle der Arbeiterklasse in der Gesellschaft, die politische Führung seitens der marxistischleninistischen Partei zugrunde. Die theoretische Ausarbeitung und die praktische Ausnutzung des Wesens, der Mittel, Wege und Methoden einer allseitigen Intensivierung der sozialistischen Produktion sind nicht von der theoretischen Entwicklung und der praktischen Verwirklichung eines solchen Modells des sozialen Mechanismus der sozialistischen Wirtschaftsführung zu trennen, das der Lösung der Aufgaben der Intensivierung der Produktion dienen und gleichzeitig aktiv ihre sozialökonomischen Ergebnisse für seine weitere Vervollkommnung und dadurch für eine stärkere Wirksamkeit aller Triebkräfte des Aufschwungs der sozialistischen Wirtschaft nutzen könnte. Der Sozialismus, der die Hauptproduktivkraft der Gesellschaft - die Werktätigen in der Produktion - von der Ausbeutung und allen anderen Formen sozialer Unterdrückung und dadurch auch die gesamte Gesellschaft von den Klassenantagonismen befreit hat, schafft eine prinzipiell neue gesellschaftliche Organisation der Produktion mit für den Kapitalismus unerreichbaren humanen Zielen und starken Triebkräften der Entwicklung der Produktion, garantiert auf dieser Grundlage den ständigen Aufschwung der Produktivkräfte, orientiert die Entwicklung der Produktion immer vollkommener und konsequenter auf die Lösung der Aufgaben zur Hebung des materiellen und geistigen Lebensniveaus der Bevölkerung und schafft allmählich die sozialökonomischen Voraussetzungen für den Übergang zur höchsten Phase der kommunistischen Formation. Die Vorzüge der sozialistischen Produktion werden nur in dem Maße zur Realität, in welchem die Volksmassen die Gesetze der gesellschaftlichen Entwicklung, die Prinzipien des Sozialismus erkennen und sich von ihnen in ihrer täglichen Praxis leiten lassen. Daher ist die erzieherische und organisatorische Tätigkeit der kommunistischen und Arbeiterparteien, die die Aktionen der Massen auf den Aufbau und die Vervollkommnung der sozialistischen Gesellschaft lenkt, für die Realisierung der Vorzüge des Sozialismus so außerordentlich wichtig. Dank der neuen sozialen Organisation der gesellschaftlichen Produktion, die auf der Vergesellschaftung der Produktionsmittel und der planmäßigen Leitung der Wirtschaft im Maßstab der gesamten Gesellschaft basiert, bildet sich ein System objektiver ökonomischer Gesetze des Sozialismus heraus, das die im Sozialismus möglichen und notwendigen Ziele, Kriterien und Richtungen in der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion zum Ausdruck bringt. Die marxistisch-leninistische Wissenschaft erkennt diese Gesetze immer gründlicher und, gestützt darauf, diese zu erreichen, sichern die kommunistischen und Arbeiterparteien immer erfolgreicher die Verwirklichung der sozialökonomischen Aufgaben, die sich aus diesen Gesetzen ergeben. Zu diesen Aufgaben gehören auch die Aufgaben der systematischen Vervollkommnung der sozialistischen Produktionsverhältnisse selbst sowie der Weiterentwicklung der Grundlagen der sozialistischen gesellschaftlichen Organisation der Produktion. Dies sind beispielsweise die Erhöhung des Grades der Vergesellschaftung der Produktionsmittel, die genossenschaftliches Eigentum sind, die verstärkte Wechselbeziehung und Wechselwirkung zwischen dem Volkseigentum und der genossenschaftlichen Wirtschaftsform sowie deren Annäherung, die Erweiterung der Teilnahme der Werktätigen an der Leitung der Produktion, die Vervollkommnung der sozialistischen Verteilungsverhältnisse usw. Die Lösung solcher Aufgaben führt zur Erhöhung des Reifegrades

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der sozialistischen Produktionsverhältnisse, zur Beseitigung der Faktoren, die einer vollständigeren und konsequenteren praktischen Realisierung ihres Wesens im Wege stehen. Dabei muß berücksichtigt werden, daß die Vervollkommnung der Leitung und Planung ein komplizierter Prozeß ist, der mit der Suche nach den rationellsten Lösungen in Verbindung steht. Nicht immer sind solche Lösungen sogleich parat und bisweilen muß man, um diese oder jene Lösungen zu überprüfen, wirtschaftliche Experimente durchführen. Nicht selten muß man von diesen oder jenen Lösungen Abstand nehmen, wenn sie sich nicht bewährt haben, und man muß nach neuen, zweckmäßigeren suchen. Zu den aktuellsten Voraussetzungen einer umfassenden Ausnutzung der stimulierenden sozialen Faktoren bei der Verwirklichung des Kurses auf die Intensivierung der Produktion gehört die Verstärkung der Wechselbeziehung zwischen der planmäßigen Entwicklung der Produktivkräfte und der planmäßigen Entwicklung der Produktionsverhältnisse der sozialistischen Gesellschaft. Obgleich die Vervollkommnung letzterer in jenen Richtungen verläuft, die durch die Beschlüsse der Partei- und Staatsorgane festgelegt sind, haben sich ihr Tempo und die Formen nicht in allen Abschnitten planmäßig genug gestaltet. Trotz der Tatsache, daß sich beispielsweise gegenwärtig die planmäßige Einführung moderner Formen von Konzentration und Spezialisierung der Produktion verstärkt hat, die eine wichtige Rolle im Prozeß der Vervollkommnung der sozialistischen Produktionsverhältnisse spielen, und eine große Arbeit zur Verbesserung der Realisierungsformen des Prinzips der Entlohnung nach der Arbeit (Leistung) geleistet wurde, ist in vielen Bereichen noch eine gewisse Diskrepanz zwischen dem erreichten Grad der Planmäßigkeit der Produktionsentwicklung und dem der ungenügenden planungsmäßigen Erfassung des Entwicklungsprozesses der Produktionsverhältnisse spürbar. Dieser letzte Umstand wurde unserer Ansicht nach in gewissem Maße zu einem Hindernis für den Verlauf der Vervollkommnung unterschiedlicher Elemente der Produktionsverhältnisse, für die Vergrößerung ihrer stimulierenden Rolle bei der Entwicklung der Produktivkräfte und der Beschleunigung der Intensivierung der Produktion. Das ist insbesondere die Ursache dafür, daß die gegenwärtig in den Ländern des Sozialismus vorhandenen Prognose- und Planarbeiten offenbar nicht in vollem Maße alle Möglichkeiten der Ausnutzung vieler vorhandener Reserven zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und zur Senkung der Fondsintensität sowie der Investitionsintensität der Produktion widerspiegeln. Diese Ausnutzung kann nur auf dem Wege der weiteren Vervollkommnung der Leitung, Planung und Stimulierung erreicht werden; vorläufig sind jedoch noch häufig weitere umfangreiche Arbeiten zur Festlegung konkreter Methoden einer solchen Vervollkommnung erforderlich. J e nach den Erfolgen dieser Arbeit werden auch die Möglichkeiten für eine quantitative Einschätzung (Bewertung) künftiger ökonomischer Ergebnisse bei der Einführung dieser Methoden steigen. Dank dieser Tatsache werden die Prognose und Planung für die Erweiterung der Produktion nicht zu stark von den Möglichkeiten der Heranziehung zusätzlicher Arbeits- und Materialreserven, das heißt von extensiven Faktoren abhängig sein, und die Prognoseund Planarbeiten werden die in der Volkswirtschaft' Beschäftigten in noch stärkerem Maße für die Ausnutzung der Reserven zur Erhöhung der Effektivität der Produktion sowie zu ihrer Intensivierung mobilisieren. Obgleich die Aufgabe einer allseitigen Steigerung der Effektivität der Produktion als notwendige Voraussetzung für die Erreichung der wichtigsten sozialökonomischen Ziele immer mehr zum Ausgangspunkt der Ausarbeitung und Realisierung der Entwicklungsstrategie der Wirtschaft in den RGW-Mitgliederstaaten wird, werden 13»

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sich dennoch im Prozeß der Leitung und Planung hauptsächlich nur die Möglichkeiten für das Wachstum der Effektivität und der Intensivierung widerspiegeln, die sich aus der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, der Erweiterung und der Vervollkommnung der materiell-technischen Basis der Produktion ergeben. Die Möglichkeiten für eine wesentliche Verbesserung der gesellschaftlichen Organisation der Produktion, durch die die ökonomische Effektivität des wissenschaftlich-technischen Fortschritts nicht nur erhöht werden kann, sondern auch die entstandenen innerbetrieblichen Reserven genutzt und nicht investitionsgebundene Faktoren erschlossen werden können, sind jedoch noch ungenügend erfaßt. Das liegt daran, daß, solange die möglichen Maßstäbe für eine Steigerung der Effektivität der verschiedenen Formen und Methoden der Wirtschaftsführung noch nicht festgelegt sind, auch die Ergebnisse ihrer Vervollkommnung den Berechnungen der Dynamik der Effektivität für die Perspektive noch nicht zugrunde gelegt werden können. Im Zusammenhang damit wird unserer Ansicht nach die Aufgabe immer aktueller, sämtliche realen Möglichkeiten für die Überwindung der Diskrepanz zwischen der Ausarbeitung von Plänen zur Erweiterung der Produktion und von Programmen zur Vervollkommnung der Methoden der Wirtschaftsführung zu finden und zu nutzen sowie alles Mögliche zur grundlegenden Verbesserung der Planung, des Prozesses der Vervollkommnung von Methoden der Wirtschaftsführung und der sozialistischen Produktionsverhältnisse insgesamt zu tun. Im Verlaufe der Vervollkommnung der gesellschaftlichen Organisation der sozialistischen Produktion wird eine tiefgreifendere Wechselwirkung im Prozeß der Intensivierung, der technischen Umrüstung der Produktion sowie der Ausnutzung sogenannter nicht investitionsgebundener Faktoren gesichert. Bekannt ist, daß die zentrale Entwicklungsrichtung der Ökonomik der sozialistischen Länder, die die Intensivierung sichert, der wissenschaftlich-technische Fortschritt ist. Das schmälert jedoch in keiner Weise die Bedeutung jener Faktoren, die in einer verbesserten Organisation der Produktion, der verstärkten Stimulierung der Werktätigen sowie in einer Festigung der Arbeitsdisziplin bestehen. Die Behauptung, daß die Einführung der fortgeschrittensten Technik und Technologie selbst eine grundlegende Verbesserung der Organisation der Produktion und der Arbeit bedingen, einen optimal intensiven Arbeitsrhythmus diktieren wird usw., ist nur teilweise gerechtfertigt. In Wirklichkeit aber wird ohne die gleichzeitige Nutzung der Möglichkeiten einer Intensivierung, die in einer Verbesserung (bisweilen einer grundlegenden) der Organisation der Produktion und der Arbeit auf der Grundlage eines wirksameren Systems der Stimulierung und der Verantwortlichkeit bestehen, der Effekt aus der Nutzung der neuen Technik beträchtlich unter dem möglichen liegen. Die Beschleunigung der technischen Umrüstung der Produktion erfordert besonders eine strenge Kontrolle über die praktische Realisierung der immer größer werdenden Möglichkeiten einer Arbeitskräfteeinsparung sowie die rechtzeitige Ausarbeitung und Einhaltung der progressiven Stellenplannormative der Arbeiter und Angestellten. Die technische Umrüstung der Produktion kann nur bei entsprechender Vervollkommnung der Organisation der Produktion und der Arbeit, bei einer Festigung der Arbeitsdisziplin usw. einen vollen ökonomischen Nutzen ergeben. Wie groß die perspektivische Bedeutung des weiteren Wachstums der technischen Ausrüstung der Produktion für die Erhöhung der Effektivität des Aufwandes an gesellschaftlicher Arbeit sowie für die Intensivierung der Produktion auch sein mag, so kann dieses Wachstum nicht die Anstrengungen ersetzen, die auf die Einsparung von Arbeitskräften durch eine rationelle Nutzung des Arbeitstages, die Optimierung des Grades der Arbeitsintensität, die Festigung der Arbeitsdisziplin usw. gerichtet sind. Mehr noch, von diesen Anstren-

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gungen hängt in vielerlei Hinsicht auch die Effektivität der Maßnahmen zur technischen Umrüstung der Produktion selbst ab. Dies muß auch im Zusammenhang damit hervorgehoben werden, daß die Intensivierung der Produktion in ihren mannigfaltigen Aspekten ein höchst investitionsintensiver Prozeß ist, der eine bestimmte Umgestaltung der materiell-technischen Basis der Produktion sowie die Vervollkommnung der Volks wir tschafts struktur voraussetzt. Der Intensivierungsprozeß kann vor allem durch die weitestgehende Ausnutzung nicht investitionsgebundener Möglichkeiten des Wachstums der Produktion erheblich beschleunigt werden, denen bis heute noch nicht immer die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die kommunistischen und Arbeiterparteien der sozialistischen Länder orientieren auf eine allseitige verstärkte Aufmerksamkeit gegenüber der Nutzung der vorhandenen innerwirtschaftlichen Reserven, der Ausdehnung des Wirkungsbereichs der nicht investitionsgebundenen Faktoren. Das Vorhandensein solcher inneren Reserven, die einen wesentlichen Mangel des modernen Reproduktionsprozesses darstellen, bedeutet gleichzeitig eine potentielle Möglichkeit für eine erhebliche Steigerung der Effektivität der Produktion, für eine Verstärkung der Intensivierungsprozesse und damit auch für die Vergrößerung der Produktionsmaßstäbe in einer ganzen Reihe von Volkswirtschaftsbereichen bei den betreffenden, bereits in die Produktion einbezogenen Arbeits- und Materialreserven, und zwar ohne zusätzliche Investitionen oder aber mit Hilfe solcher Investitionen, die relativ unbedeutend sind und einen erhöhten Nutzeffekt garantieren. Das Vorhandensein riesiger innerbetrieblicher Reserven zur Erweiterung der Produktion zeugt davon, daß die Lösung von Problemen der perspektivischen Entwicklung der Ökonomik der RGW-Länder und insbesondere auch die Entwicklung des Tempos der erweiterten Reproduktion nur teilweise durch die vorhandenen Reserven und die bis heute entstandenen Tendenzen der Dynamik der Effektivität vorausbestimmt sind. Die Strategie zur sozialökonomischen Entwicklung, die seitens der kommunistischen und Arbeiterparteien schöpferisch erarbeitet wird, beinhaltet ein riesiges Potential der Realisierung von Neuerermethoden, der Erschließung, der zielgerichteten Entwicklung und der planmäßigen Nutzung neuer Möglichkeiten der Vervollkommnung der sozialistischen Ökonomik auf der Grundlage der Erhöhung ihrer Effektivität und Intensivierung. Derartige Potentiale bestehen in erster Linie in einer Erhöhung des Grades der gesellschaftlichen Organisation der sozialistischen Produktion, in einer verstärkten Wirksamkeit der Stimuli der gesellschaftlichen und Produktionsinitiative der werktätigen Massen, das heißt letzten Endes in einer stärkeren stimulierenden Rolle der sozialistischen Produktionsverhältnisse bei der Entwicklung der Ökonomik. Um so wichtiger ist es, die in den RGW-Mitgliederstaaten gesammelten Erfahrungen der planmäßigen Verbreitung beispielsweise von progressiven Formen der Arbeitsorganisation sowie der materiellen Stimulierung zu analysieren (seit 1975 hat zum Beispiel das Ministerium für Industriebau der UdSSR damit begonnen, die Verbreitung der wirtschaftlichen Rechnungsführung in den Brigaden in den Plan einzubeziehen). Die in den RGW-Ländern geleistete Arbeit, die auf die Hebung des Niveaus der Vergesellschaftung der Produktion gerichtet ist, ist für die Lösung der Aufgaben der Intensivierung der Produktion von besonderer Bedeutung. Ihr sozialer Inhalt besteht vor allem darin, eine konsequentere Realisierung der gesellschaftlichen Interessen in allen Bereichen und auf allen Ebenen des Wirtschaftslebens bei gleichzeitiger Verstärkung der Wechselbeziehung und Wechselwirkung der Interessen der Gesellschaft insgesamt, der Klassen, der Betriebskollektive und der einzelnen Werktätigen 197

zu garantieren. Dazu dient die in den RGW-Ländern praktizierte Ausdehnung der Arbeiten zur Entwicklung der theoretischen und methodologischen Grundlage sowie die allmähliche Bereicherung der Praxis der sozialen Planung im weitesten Sinne des Wortes und insbesondere die Erhöhung der Effektivität der Leitung des Systems von Stimuli der gesellschaftlichen und Produktionsaktivität der Werktätigen. Dabei wird jener Umstand immer stärker berücksichtigt, dag der größte Nutzen aus der Vervollkommnung der Formen der Organisation der Produktion nur in dem Falle gezogen werden kann, wenn dabei neue Faktoren entstehen, die auf die Wechselbeziehungen der Menschen in der Produktion sowie auf ihre Einstellung zur Arbeit Einfluß nehmen. Das heißt in dem Falle, wenn die organisatorischen und ihnen ähnlichen Veränderungen im Grunde genommen in eine Vervollkommnung dieser oder jener Aspekte der Produktionsverhältnisse hinüberwachsen. Somit wird die Notwendigkeit eines konsequenteren Herangehens an die Probleme der Vervollkommnung der Methoden der Wirtschaftsführung bestätigt, vor edlem an Probleme zur Erhöhung der Wirksamkeit der Stimuli der gesellschaftlichen und Produktionsaktivität der Werktätigen. Dabei wächst die Bedeutung einer immer harmonischeren Verknüpfung und Wechselwirkung der sozialen Kriterien der sozialistischen Gesellschaft mit den Forderungen nach ökonomischer Effektivität und Intensivierung der Produktion. Im Bereich der Leitung, Planung und Stimulierung der Produktion, die umfassend, unter dem Aspekt aller sozialen Wechselbeziehungen in der Gesellschaft, das heißt als wichtigste Sphäre der sozialen Leitung, angesehen werden, liegen die entscheidenden Hebel für eine effektive Entfaltung der Intensivierung der Produktion. L. I. Breshnew hob auf dem XXV. Parteitag der KPdSU hervor: „W. I. Lenin verwies darauf, daß der Erfolg einer Sache, sobald die richtige Politik, die richtige Linie ausgearbeitet ist, vor allem von der Organisation abhängt. Eine solche Politik, eine solche Linie haben wir. Also wird die Organisation, das heißt die weitere Vervollkommnung der Leitung der Wirtschaft im weitesten Sinne dieses Wortes, zum entscheidenden Kettenglied . . . Die Ausarbeitung der diesbezüglichen Vorschläge wird zu einer unaufschiebbaren Aufgabe, um so mehr, als wir berechtigt, ja mehr noch, verpflichtet sind, die Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftsleitung als eine äußerst wichtige Reserve zu betrachten, deren Nutzung helfen wird, den zehnten Fünfjahrplan zu erfüllen und bereits in der nächsten Zukunft einen Nutzeffekt zu erzielen."1 Auf der Grundlage der gesammelten Erfahrungen sowie der Einschätzung der Bedürfnisse der gegenwärtigen Etappe gehen die Länder des Sozialismus davon aus, daß heute die Verstärkung der führenden Rolle der zentralen Leitung und Planung bei der Entwicklung der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse der sozialistischen Gesellschaft von außerordentlich großer Bedeutung für die Leitung einer dynamischen Effektivität der Produktion sowie der Intensivierungsprozesse ist (und das setzt insbesondere die Nutzung des wirksamen und vom sozialpolitischen und ökonomischen Standpunkt gerechtfertigten Systems der Stimuli sowie die Regelung ihrer Wirksamkeit im Interesse der Festigung und Entwicklung des sozialistischen Wirtschaftssystems und der sozialistischen Lebensweise voraus). Dabei ist es sehr wichtig, daß sich ein den gegenwärtigen Bedingungen entsprechendes tieferes Verstehen des Inhaltes des Prozesses zur Verstärkung der Rolle der zentralen Leitung und Planung herausgebildet hat. Dieser Prozeß ist nicht identisch mit 1

I. I. Breshnew, XXV. Parteitag der KPdSU, Rechenschaftsbericht des ZK der KPdSU und die nächsten Aufgaben der Partei in der Innen- und Außenpolitik, Berlin 1976, S. 71/72 und S. 75/76.

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einer Erweiterung des Kompetenzbereiches der zentralen Organe bei Wirtschaftsentscheidungen, bei der Nutzung einer großen Zahl von Plankennziffern, die für die Betriebe, für eine kontingentierte Versorgung und anderes verbindlich sind. Trotz der Tatsache, daß in der Praxis einiger Länder in den letzten Jahren in Einzelfällen auch solche Tendenzen zu beobachten waren, die aus laufenden Problemen zur Sicherung der Bilanziertheit usw. resultierten, ist dennoch die Erhöhung des Niveaus der Wissenschaftlichkeit, die bessere Widerspiegelung der volkswirtschaftlichen Bedürfnisse in diesen Plänen, die zunehmende Bedeutung der Effektivitätskriterien der Produktion bei der Planung sowie die zunehmende Vielfalt der Komplexität und Wirksamkeit der Mittel zur Sicherung der Planerfüllung die Hauptrichtung zur Entwicklung der zentralen Leitung und Planung. In den sozialistischen Ländern ist eine wachsende Aktualität solcher Forderungen an die Leitung und Planung zu verzeichnen, wie zum Beispiel die richtige Widerspiegelung der tatsächlichen Möglichkeiten und Bedürfnisse einer progressiven Entwicklung der Volkswirtschaft im Plan, die Ausnutzung progressiver Normative bei der Planung, eine umfangreichere Nutzung der Hebel der wirtschaftlichen Rechnungsführung zur Sicherung der Planerfüllung usw. Einen besonderen Platz nimmt unter diesen Forderungen unserer Ansicht nach die Ausarbeitung von Plan- und Berichtskennziffern ein, die es erstens ermöglichen, die Bedürfnisse des Aufschwungs der Ökonomik (insbesondere die Effektivitäts- und Qualitätskriterien) adäquat widerzuspiegeln und zweitens die Verbindung dieser Kennziffern mit der wirtschaftlichen Rechnungsführung in den Betrieben sowie mit dem System der Stimulierung der Werktätigen sicherzustellen. Die Lösung dieses komplexen volkswirtschaftlichen Problems muß vielen Kriterien entsprechen und gleichzeitig ein optimales Wechselverhältnis zwischen Akkumulation und Konsumtion, die gerechte Aufteilung des von dem Werktätigen zu schaffenden Produkts in das notwendige und das Mehrprodukt, einen festeren Zusammenhang zwischen der steigenden Produktion und dem wachsenden Verbrauch, einen stimulierenden Einfluß der sozial vertretbaren Differenzierung der Löhne der Werktätigen usw. sichern. Für den erfolgreichen Kampf um die Erhöhung der ökonomischen Effektivität der Produktion ist es unserer Ansicht nach aktuell, die Ursachen der beiden negativen volkswirtschaftlichen Erscheinungen zu analysieren. Das ist erstens die relativ lange währende (teilweise auch jetzt, bereits zur Zeit der immer dringenderen Notwendigkeit einer Intensivierung der Produktion) Praxis, in der Leitung und Planung auf Betriebs-, Zweig- und volkswirtschaftlicher Ebene Kriterien und Kennziffern zu verwenden, die nicht den Zweckmäßigkeitsgrad der Nutzung der Reserven widerspiegeln und somit die Werktätigen in allen Bereichen und auf allen Ebenen der Volkswirtschaft offenbar ungenügend auf die Erhöhung der Effektivität der Produktion orientieren. Es geht beispielsweise um die Anwendung von Kennziffern der Brutto- oder der abgesetzten Produktion sowohl als selbständige Kennziffern als auch als Grundlage für die Berechnung der Effektivitätskennziffern der Produktion, um heruntergesetzte Normen, um die Kriterien für die Bildung des Lohnfonds, die von den Aufgaben hinsichtlich der Arbeitskräfteeinsparung losgelöst sind, usw. Die zweite negative Erscheinung ist unserer Ansicht nach eine gewisse Loslösung der Tätigkeit der Betriebe sowie verschiedener Wirtschaftsorgane von den realen volkswirtschaftlichen Bedürfnissen, eine mangelnde deutlich spürbare rückwirkende Verbindung zwischen der Tätigkeit und ihrem Nutzen für die Konsumenten sowie die Möglichkeit, daß der Betrieb und der Zweig hohe Kennziffern nach jenem Kreis von Kriterien erreichen, nach denen ihre Tätigkeit bewertet wird, und zwar bei offensichtlich ungenügender Erfüllung

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ihrer tatsächlichen volkswirtschaftlichen Funktionen. In den sozialistischen Ländern wird eine immer erfolgreichere umfangreiche Arbeit geleistet, um diese Mängel zu überwinden; die Aktualität dieser Probleme bleibt jedoch nach wie vor bestehen. Eine Analyse der Ursachen solcher Mängel ermöglicht es, diese schneller zu überwinden. Viele dieser Ursachen sind von den Ökonomen bereits ziemlich ausführlich erörtert worden. Das sind besonders Ursachen historischen Charakters, die mit dem in der Vergangenheit unvermeidlichen Kurs auf die schnellste Erreichung hoher quantitativer Kennziffern, mit der umfassenden Nutzung extensiver Quellen, mit Möglichkeiten der Einführung einer Technik und Technologie, die in der internationalen Praxis bereits aufgetaucht war, aber auch noch immer mit Mängeln behaftet ist, usw. in Zusammenhang stehen. Jene Ursachen, die man als Traditionen bezeichnen kann, als eine bestimmte stereotype Denkart, sowie die diese Traditionen widerspiegelnde herausgebildete Leitungspraxis sind jedoch noch nicht genügend analysiert worden. Solche Erscheinungen sind vielfältig. Dazu gehören beispielsweise die mangelnde notwendige Verantwortung von Zweig- und anderen Wirtschaftsorganen für die Verschlechterung der Bedingungen der Wirtschaftsführung von Betrieben infolge dieser oder jener Aktionen dieser Organe und gleichzeitig das Bestreben dieser Organe, Betrieben, die ihre Verpflichtungen ohne ausreichende objektive Gründe nicht erfüllt haben, eine Vorrangstellung einzuräumen, statt deren Situation zu analysieren und die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Während sie so verfahren, beziehen sie sich häufig auf soziale Erwägungen und gesamtvolkswirtschaftliche Belange, obgleich solche Bezüge in vielen Fällen unbegründet sind, oder aber die Umstände, auf die man sich bezieht, können bei entsprechenden Anstrengungen geregelt werden. Zu den wichtigsten Wegen, die gesellschaftlichen Interessen konsequent zu realisieren, gehören sowohl die Verstärkung der Wechselwirkung zwischen den Wirtschaftsebenen in der Vertikalen (wobei wir unter einer solchen Wechselwirkung nicht nur die Einhaltung einer formalen Subordination verstehen, sondern auch die tatsächlich zu gewährleistende einheitliche Ausrichtung der Anstrengungen aller auf dieser Vertikalen gelegenen Bereiche auf die Befriedigung der volkswirtschaftlichen Interessen, der Verbraucherinteressen) als auch die Verstärkung der Wechselwirkung zwischen den Wirtschaftseinheiten in der Horizontalen. Dies ist ebenfalls ein wesentlicher Aspekt der Entwicklung des Prozesses der faktischen Vergesellschaftung der Produktion. Das zur Zeit in den sozialistischen Ländern wirkende Vertragssystem ist ein wichtiger Hebel, um spezifisch ressortbedingte, betriebsegoistische oder dem ähnliche Interessen zu überwinden und einen höheren Grad an Planmäßigkeit bei der Entwicklung der Wirtschaft zu sichern. Die Entwicklung der marxistischen ökonomischen Theorie und die Praxis in den sozialistischen Ländern, insbesondere seit der Inangriffnahme intensiver Arbeiten zur Vervollkommnung der Methoden der Wirtschaftsführung, ermöglichten es, die prinzipielle Richtung, den Hauptinhalt der Aufgaben zur weiteren Entwicklung des sozialistischen Systems der Wirtschaftsführung exakt zu bestimmen: Sicherung einer immer besseren Obereinstimmung zwischen den Interessen der Gesellschaft, der Klasse, des Betriebskollektivs und jedes Werktätigen im Prozeß der Wirtschaftsführung. Im Grunde genommen geht es um die weitere Entfaltung des Wesens der sozialistischen Produktionsverhältnisse im wirklichen Leben auf der Grundlage der Vervollkommnung der Erscheinungsformen ihrer verschiedenen Aspekte. Darin liegt die Gewähr für die Lösung der Probleme zur Erhöhung der Effektivität und der Intensivierung der Produktion. Und dennoch kommt den drei Voraussetzungen zur Lösung dieser 200

Probleme nach unserer Meinung besonders in der gegenwärtigen Etappe entscheidende Bedeutung zu: a) der Akkumulation bestimmter materieller Ressourcen sowie wissenschaftlichtechnischer Möglichkeiten, b) der rationellen Organisationsstruktur im weitesten Sinne des Wortes, die das Prinzip des demokratischen Zentralismus realisiert und die mögliche Planmäßigkeit in der Entwicklung der Wirtschaft sichert und c) des Systems der Stimuli, das die Interessen aller Volkswirtschaftsebenen richtig widerspiegelt und miteinander in Einklang bringt. Um diesem genannten Kurs noch erfolgreicher zu folgen, und zwar dem Kurs auf eine Verknüpfung der Interessen, bedarf es einer Analyse des bestehenden Systems der Interessen, ihrer in der Praxis entstandenen Hierarchie sowie der Wege zu ihrer Vervollkommnung. Das kann, etwas vereinfacht, wie folgt ausgedrückt werden. Unter den besonders schwierigen Bedingungen des Beginns des sozialistischen Aufbaus und der Industrialisierung hat sich ein System der Wirtschaftsführung herausgebildet, das hauptsächliche spezifische Prioritätsziele der volkswirtschaftlichen Entwicklung und der sich daraus ergebenden volkswirtschaftlichen Interessen realisierte und dem ausreichende Stimuli für die Betriebe und die Werktätigen unter dem Aspekt dieser Ziele zur Verfügung standen. In der Folgezeit entsprach die Reorganisation der Methoden der Wirtschaftsführung nicht mehr voll dem Prozeß der Veränderung dieser Ziele und der Erweiterung dieser Interessen. Die Methoden, die sich in der Vergangenheit herausgebildet und nicht genügend rasch entwickelt hatten, ließen unter den neuen Bedingungen eine etwas eigenartige Situation entstehen: Auf der Grundlage dieser Methoden wurden die Bewertungskriterien für die Tätigkeit der Betriebe und der Werktätigen teilweise von den globalen Zielen der Gesellschaft losgelöst, und in einigen Fällen zeigten sich Tendenzen einer Verselbständigung administrativer und betrieblicher Interessen gegenüber denen der Volkswirtschaft, in deren Mittelpunkt nun Aufgaben der Produktionseffektivität und der besseren Befriedigung der Bedürfnisse der Konsumenten rückten. Diese Verselbständigung bestand darin, daß in der Praxis die Orientierung der Betriebe und der Werktätigen auf diese neuen gesamtvolkswirtschaftlichen Interessen unzureichend war. Im Grunde genommen entstand das Bedürfnis nach einer vollständigeren Realisierung der gesamtvolkswirtschaftlichen Interessen im Wirtschaftsleben. Theorie und Praxis der sozialistischen Wirtschaftsführung zeigen auch die Wege zur Lösung dieses Problems. Dabei ist folgendes zu unterscheiden: die sozialen Bedingungen der sozialistischen Gesellschaft schaffen objektiv eine stabile Basis für die harmonische Verbindung der Interessen aller Bereiche des Wirtschaftslebens. Die konkreten Interessen der Zweigorgane, der Vereinigungen, der Betriebe und der Werktätigen werden von den Bedingungen der Wirtschaftsführung diktiert, die die zentralen Leitungsorgane und ihre mittleren Ebenen gestalten. Die Koordinierung ihrer Interessen mit denen der gesamten Gesellschaft ist eine Funktion nicht nur der Zielsetzungen, sondern auch in vielem der Leitungsmethoden. Unzureichende Anstrengungen der Betriebe und der Werktätigen zur Erhöhung der Produktionseffektivität und zur Befriedigung anderer gesellschaftlicher Bedürfnisse sind vor allem durch die Unzulänglichkeiten geltender Regeln der Wirtschaftsführung, des Lohnsystems usw. bedingt, oder dadurch, daß sie in der Praxis nicht voll beachtet werden. Daraus folgt, daß man - ausgenommen globale volkswirtschaftliche Entscheidungen, so zum Beispiel die Festlegung der Akkumulationsrate oder irgendwelche besonderen Fälle aicht von einer Interessenverbindung zwischen Gesellschaft, Betrieb und Werktätigen

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(im Sinne eines optimalen Kompromisses zwischen ihnen) sprechen darf, sondern von einer zielgerichteten Gestaltung solcher ökonomischen Tätigkeitsbedingungen der Betriebe und Werktätigen durch zentrale und andere Leitungsorgane, unter denen die durch diese Bedingungen hervorgerufenen Interessen der Betriebe und der Werktätigen unvermeidlich Handlungen auslösen, die der Realisierung der gesellschaftlichen Interessen dienen. Darin besteht unserer Ansicht nach eine wichtige Schlußfolgerung aus den reichen Erfahrungen der Vervollkommnung der Methoden der Wirtschaftsführung in den sozialistischen Ländern. Die Vervollkommnung der zentralen Leitung, die Orientierung in der Leitung und Planung auf die Endergebnisse der Wirtschaftstätigkeit, die Einführung voll Bewertungskriterien für die Tätigkeit der Betriebe, die die realen volkswirtschaftlichen Interessen noch vollständiger widerspiegeln, schaffen die notwendigen Bedingungen für eine höhere Wirksamkeit der Systeme der materiellen und moralischen Stimulierung der Werktätigen und ihrer Kollektive. Die stimulierende Funktion des sozialistischen Systems der Verteilung wird gefestigt, und es werden Methoden der Verteilung entwickelt, die die Gleichmacherei abschaffen und es in noch stärkerem Maße ermöglichen, im Prozeß der Verteilung die für den Sozialismus natürliche Garantie einer bestimmten Lohnhöhe für jede Kategorie von Werktätigen mit der materiellen Stimulierung für die Erhöhung der Quantität und die Steigerung der Qualität der Arbeit sowie mit der materiellen Verantwortung für die entsprechende Erfüllung der Verpflichtungen zu verknüpfen und auch die Möglichkeiten für eine Erhöhung der Löhne auf der Grundlage einer entsprechenden Steigerung des Arbeitsbeitrages (der Leistung) zu erweitern. Der gesamte Komplex von Maßnahmen zur Vervollkommnung des Mechanismus der sozialistischen Wirtschaftsführung schafft die Bedingungen für eine bedeutende Erhöhung der Effektivität der planmäßigen zentralen Leitung der sozialistischen Wirtschaft, für ein operatives Reagieren des Wirtschaftsmechanismus auf die sich verändernden Bedürfnisse der Produktionsentwicklung, für einen wirksameren Einfluß dieses Mechanismus auf die Prozesse der Herausbildung des Tempos und der Proportionen für die Entwicklung der Wirtschaft mit dem Ziel ihrer Optimierung sowie für die Nutzung aller Möglichkeiten der ökonomischen Stimulierung auf der Grundlage einer einheitlichen staatlichen Politik. Die im Komplex durchgeführten Maßnahmen zur Vervollkommnung der Leitung und Planung der Volkswirtschaft ermöglichen es, rascher über den Rahmen der traditionellen Entscheidungen auf dem Gebiet des Tempos und der Proportionen der Entwicklung der Volkswirtschaft hinauszugehen, die Gefahr einer Verletzung der Ausgeglichenheit (Bilanziertheit) in der Wirtschaft bei Durchführung dieses oder jenes Wirtschaftsmanövers wirksamer abzuwenden sowie eine aktivere und elastischere Wirtschaftspolitik zu praktizieren, die rationellere volkswirtschaftliche Entscheidungen zu sichern hat. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, die soziale Wirksamkeit dieser oder jener möglichen Veränderungen in den Methoden der Wirtschaftsführung zu analysieren. Besonders wichtig ist es, die Arbeit zur verstärkten Stimulierung der unmittelbar in der Produktion beschäftigten Werktätigen mit der Vervollkommnung der Leitung und Planung zu synchronisieren. Die Stimulierung der Werktätigen in der Produktion ist nicht einfach ein Instrument zur Leitung der Wirtschaft. Die Stimulierung ist ihrerseits mit erhöhten Anforderungen an das Leitungsniveau des Wirtschaftslebens des Landes verbunden. Wenn man von der Vervollkommnung des Systems der materiellen Stimulierung spricht, so muß hervorgehoben werden, daß als wichtigste methodologische Voraus-

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Setzungen für ein richtiges Herangehen an die Lösung der Fragen der materiellen Stimulierung vor allem folgende Grundthesen dienen: - die richtige Berücksichtigung der Gemeinsamkeit und der beiden unterschiedlichen Phasen des Kommunismus, die Sicherung einer ständigen Vorwärtsentwicklung zur höchsten Phase bei Einhaltung der objektiv bedingten Charakterzüge der niederen Phase; - die Wahrung eines solchen Herangehens, das eine Verknüpfung der Prinzipien der sozialen Politik im weitesten Sinne des Wortes mit den Interessen einer rationellen Wirtschaftsführung sichert; - die rechtzeitige Berücksichtigung der Veränderungen im System der Stimuli des Werktätigen in der sozialistischen Produktion in Übereinstimmung mit den sich verändernden Entwicklungsbedingungen der Gesellschaft; - die Sicherung der Bedingungen für eine Festigung der sozialistischen Lebensweise. Die Erfahrungen der RGW-Länder bei der Vervollkommnung des Systems der materiellen Stimulierung zeugen von der Aktualität der Erarbeitung insbesondere folgender Probleme: - die unzulässige übermäßige Identifizierung der Möglichkeiten der ökonomischen Stimulierung mit dem Grad der operativ-wirtschaftlichen Selbständigkeit der Betriebe, da eine solche Identifizierung unserer Ansicht nach der Entfaltung der Arbeit auf dem Gebiet der Stimulierung hinderlich ist; - das Suchen nach Möglichkeiten der Bezahlung des Werktätigen für die tatsächlichen Ergebnisse seiner Arbeit und die Bewertung des Kollektivs für die Endergebnisse seiner Tätigkeit; - die Überwindung der entstandenen Orientierung auf eine solche Regelung der Höhe des Arbeitsentgelts der Werktätigen, die die Möglichkeit einer Ausdehnung ihrer Verpflichtungen, einer entsprechenden Bezahlung für zusätzliche Anstrengungen ausschließt und im Grunde genommen die gleichmacherischen Tendenzen in der Verteilung unterstützt; - das Erkennen der Notwendigkeit, die Stimulierung des Werktätigen nicht durch Förderungsmaßnahmen einzuschränken, sondern auch das Prinzip der materiellen Verantwortlichkeit für eine nichtgebührende Erfüllung der Verpflichtungen in den verschiedensten Formen anzuwenden. Von den Aufgaben der volkswirtschaftlichen Planung, die für die Durchsetzung einer wirksamen Stimulierung besonders wichtig sind, müssen die notwendige Beseitigung des chronischen Arbeitskräftemangels sowie die Verbesserung des Gleichgewichts zwischen den Geldeinkünften der Bevölkerung und ihrer Deckung besonders hervorgehoben werden. Um die Rolle der materiellen Stimulierung bei der Sicherung einer effektiveren Wirtschaftsentwicklung richtig zu bestimmen, müssen wenigstens folgende Fragen untersucht werden: 1. In welchem Maße können der Grad des Wohlstandes der Bevölkerung und die Realisierung der sozialen Programme unabhängig von dem Wirksamkeitsgrad des Systems der Stimulierung als Faktor des ökonomischen Wachstums dienen? 2. Werden es die Interessen der sozialpolitischen Stabilität, die eine dominierende Rolle bei der Ausarbeitung der Strategie von der sozialökonomischen Entwicklung spielen, und wird es das System der Vorstellungen von der sozialen Gerechtigkeit usw. ermöglichen, ein hocheffektives System der materiellen Stimulierung wirksam werden zu lassen, das eine verstärkte Differenzierung der Einkommen im Rahmen einer jeden sozialen Gruppe voraussetzt?

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3. Wird das System der materiellen Stimulierung über einen längeren Zeitraum bei einem breiten volkswirtschaftlichen Herangehen an die Bewertung seiner Effektivität wirksam sein, oder erschöpft es von diesem Standpunkt aus seine Möglichkeiten sehr rasch, und löst nicht ein solches System ein Ignorieren der gesamtvolkswirtschaftlichen Interessen, asoziale Erscheinungen und antisozialistische Tendenzen aus? Auch eine ganze Reihe anderer sozialer Probleme, deren Aktualität bei Einführung wirksamerer materieller Stimuli als heute zunehmen kann, darf nicht außer acht gelassen werden. Es muß auch hervorgehoben werden, daß man die bisweilen entwickelte These von einer bevorstehenden verminderten Rolle der materiellen Stimuli und einer abnehmenden Bedeutung vieler Aspekte des Verbrauchs der materiellen Güter selbst (in den heute für uns gewöhnlichen Arten und Formen) im Leben der Mitglieder der Gesellschaft nicht zurückweisen kann. Dabei muß man die bereits aufkommenden gewissen Elemente dieses Prozesses sehen. Man darf jedoch die möglichen Entwicklungstempi dieses Prozesses nicht überschätzen, da der verhältnismäßig niedrige Grad jenes Teils des angesammelten nationalen Reichtums, den Gegenstände von langer Nutzungsdauer (Lebensdauer) ausmachen, noch relativ lange Zeit charakteristisch sein wird und folglich auch der zunehmende Verbrauch materieller Güter noch lange als wichtiges inspirierendes Motiv für den Werktätigen in der Produktion dienen kann. Gleichzeitig darf man auch diese oder jene (selbst bei einem besseren System der materiellen Stimulierung als dem gegenwärtigen unvermeidlichen) Erscheinungen der sinkenden Rolle des persönlichen Verbrauchs im System der Stimuli zur Arbeit nicht vernachlässigen. Der Sozialismus hat die Aufgabe, je nach dem Heranreifen der notwendigen Bedingungen in immer breiterem Maße solche Stimuli und Aspekte der Äußerung der Persönlichkeit einzuführen, die für den Menschen immer bedeutsamer werden und die mit dem Kapitalismus unvereinbar sind. Dazu gehört offenbar in erster Linie, daß die Massen die Gesetzmäßigkeiten und Tendenzen der gesellschaftlichen Entwicklung erkennen lernen, daß sie zur gesellschaftlichen Kontrolle über die Realisierung der Interessen der Persönlichkeit und der Gesellschaft, zur Teilnahme an der Leitung der gesellschaftlichen Angelegenheiten herangezogen werden. Sowohl die laufenden als auch die perspektivischen Bedürfnisse der gesellschaftlichen Entwicklung der sozialistischen Länder, so auch die Bedürfnisse nach Vervollkommnung der Wirtschaft, zeigen, daß neben einer Qualifizierung des Systems der materiellen Stimulierung die in diesen Ländern geleistete Arbeit zur Erweiterung des Anwendungsbereichs und zur höheren Wirksamkeit ideologischer, moralischer und schöpferischer Arbeitsstimuli besondere Bedeutung erlangt. Dabei wird offensichtlich, daß es nicht erforderlich ist, sie den materiellen Stimuli entgegenzustellen, sondern vielmehr ist das ganze System der Stimulierung der Werktätigen der sozialistischen Produktion so zu gestalten und zu regulieren, daß seine Wirksamkeit insgesamt systematisch wächst. Dieses System der Stimuli erlaubt es, die gesellschaftliche und die Produktionsaktivität der Werktätigen als Hauptfaktor der weiteren Entwicklung der Produktivkräfte der sozialistischen Gesellschaft noch mehr zu erhöhen. Im Kampf um die Steigerung der Effektivität bei der Nutzung volkswirtschaftlicher Ressourcen und die Intensivierung der Produktion messen die sozialistischen Länder der konsequenten Anwendung des Prinzips der sozialen Verantwortung in ihren unterschiedlichen Formen (durch die Partei, administrativ usw.), dem ver-

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stärkten Einfluß der öffentlichen Meinung und der Erziehung zu größerer Unduldsamkeit gegenüber Erscheinungen unwirtschaftlichen Verhaltens große Bedeutung bei. All das läßt die Schlußfolgerung einer erfolgreichen Entfaltung der Arbeiten zur Vervollkommnung des Systems der Stimulierung unter Berücksichtigung der Anforderungen der gegenwärtigen Etappe und vor allem der Anforderungen der wachsenden Effektivität der gesellschaftlichen Produktion ziehen. Man kann feststellen, daß viele theoretische, methodologische, moralisch-politische und andere Voraussetzungen dafür geschaffen wurden, damit die andauernde Arbeit zur Vervollkommnung der Formen und Methoden der Wirtschaftsführung zu nicht gleichartigen, komplexeren, miteinander verbundenen und maximal effektiven Lösungen führt, die alle Bereiche des Wirtschaftslebens umfassen und es ermöglichen, die gegenwärtigen komplizierten Aufgaben zur Steigerung der Effektivität aller Arten von Aufwendungen an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit bei konsequenter Berücksichtigung der Kriterien und der Bedürfnisse der sozialen Entwicklung erfolgreich zu lösen. Die sozial-organisatorische Sicherung der Lösung der Aufgaben zur Erhöhung der Effektivität und der Intensivierung der Produktion setzt daneben und in engem Zusammenhang mit der weiteren Hebung des wissenschaftlichen Niveaus und der Effektivität der planmäßigen zentralen Leitung der Wirtschaft auch das Suchen und die Einführung von Formen und Methoden zur Realisierung des sozialen Status der Werktätigen der sozialistischen Produktion als Miteigentümer derselben voraus. Diese neuen Formen und Methoden sollen zur größtmöglichen Entwicklung der gesellschaftlichen und der Produktionsaktivität der Werktätigen beitragen, ihnen helfen, die objektiven Gesetzmäßigkeiten der Funktionstüchtigkeit der sozialistischen Wirtschaft noch besser zu verstehen, und sie sollen eine enge Wechselbeziehung und -Wirkung zwischen der Entwicklung der Initiative der Massen und der weiteren Vervollkommnung der planmäßigen zentralen Leitung der Volkswirtschaft sichern. Die gegenwärtigen Erfahrungen der RGW- Länder bereichern Theorie und Praxis der Teilnahme der Werktätigen an der Leitung der Produktion durch viele neue Formen und Methoden, so durch Gegenpläne, die unter Berücksichtigung gegenwärtiger Bedingungen aufgestellt werden, durch die neue Rolle des Kollektivs einer Brigade bei der Organisation der Arbeit und ihrer Stimulierung bei der brigademäßigen wirtschaftlichen Rechnungsführung, durch neue Realisierungsformen des Prinzips des demokratischen Zentralismus bei der Leitung von Agrar-Industrie-Komplexen usw. Diese Suche nach neuen Formen und Methoden vollzieht sich unter Bedingungen, bei denen einerseits die Konzentration der Produktion zunimmt, sich die wechselseitige Abhängigkeit der Wirtschaftseinheiten festigt, der unmittelbar gesellschaftliche Charakter der Arbeit verstärkt, die Leitung der Produktion komplizierter wird, die Anforderungen an die Sachkenntnis der Leiter wachsen sowie elektronische Rechentechnik und ökonomisch-mathematische Methoden zur „Objektivierung" von Entscheidungsfindungen im Prozeß der Leitung immer umfassender genutzt werden. Sie geht andererseits unter Bedingungen vonstatten, unter denen die Bedeutung einer Teilnahme aller Werktätigen an der Leitung der Produktion wächst und vom Entwicklungsniveau der Produktionsdemokratie in vielem die Aktivität des Werktätigen, seine Einstellung zur Arbeit abhängt. In diesem Zusammenhang wächst das Erfordernis, den Inhalt des Begriffs Teilnahme an der Leitung der Produktion selbst, der Grundrichtungen des Suchens ihrer neuen Formen, Ziele und Prinzipien, die den Charakter dieser Formen bestimmen sollen, immer gründlicher herauszuarbeiten. Dabei umfaßt die Lösung der aktuellen Probleme der erweiterten Teilnahme des Werktätigen an der Leitung der sozialistischen Produktion sowohl die Makro- als

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auch die Mikroebene des Wirtschaftslebens. Zu den aktuellsten Aufgaben der sozialpolitischen und sozialökonomischen Forschungen gehört es, die Spezifik der Formen und Methoden zur Erweiterung der Teilnahme der Werktätigen an der Leitung der sozialistischen Produktion auf der Makro- und auf der Mikroebene zu analysieren und die enge Wechselbeziehung zwischen diesen Ebenen zu sichern. Im Prozeß der Arbeit zur Vertiefung der Intensivierung der Produktion wird noch stärker als bisher dem Problem der sozialen Kriterien der Effektivität der sozialistischen Wirtschaft Aufmerksamkeit geschenkt. Die neue Lage des Arbeiters, der nicht mehr Ausbeutungsobjekt ist, sondern Eigentümer der Produktion, der nicht mehr Objekt der Leitung, sondern Subjekt der Leitung der Produktion ist, der Funktionen des unmittelbaren Produzenten und Funktionen der Teilnahme an der Leitung der Produktion in sich vereinigt, läßt neue, nur dem Sozialismus eigene soziale Kriterien der Effektivität der Produktion entstehen, deren Einfluß auf die Entwicklung der Produktion nicht gleichbedeutend ist. Einerseits bringen diese Kriterien neue mächtige Stimuli der gesellschaftlichen und der Produktionsaktivität des Werktätigen hervor, während sie andererseits erfordern, daß Methoden zur Steigerung der Effektivität, die mit einer übermäßigen Intensivierung der Arbeit, einer übermäßigen Differenzierung der Werktätigen nach der Höhe des Arbeitsentgelts mit Einschränkung der sozialen Rechte der Werktätigen usw. zusammenhängen, aus der Praxis der Wirtschaftsführung ausgeschlossen werden. Das sind positive Einschränkungen, die dem Sozialismus immanent sind, da die sozialistische Gesellschaft bei der Entwicklung der Produktivkräfte nicht nur den Aufgaben zur Steigerung der ökonomischen Effektivität der Produktion Rechnung trägt, sondern auch der Notwendigkeit, unterschiedliche soziale Probleme zu lösen. Ausgehend von dem Prinzip der Einheit von politischem und ökonomischem Herangehen an die Probleme der gesellschaftlichen Entwicklung, sehen die kommunistischen und Arbeiterparteien der RGW-Länder Fragen der ökonomischen Effektivität von der Position aus, für eine allseitige Festigung der sozialistischen Gesellschaft, die Stärkung ihrer sozialpolitischen Einheit, für die Lösung solcher sozialen Probleme zu kämpfen, wie die Hebung des Lebensstandards ausnahmslos aller Schichten der Bevölkerung, die Überwindung der wesentlichen Unterschiede zwischen Stadt und Land, zwischen körperlicher und geistiger Arbeit, die Angleichung des Entwicklungsniveaus der einzelnen Gebiete eines jeden Landes, die Verbindung der nationalen Interessen bei der Entwicklung des sozialistischen Weltsystems. Angesichts dieser Aufgaben wird bisweilen gefordert, die Wahl konkreter Wachstumsvarianten der ökonomischen Effektivität der Produktion den Interessen einer erfolgreicheren Lösung unterschiedlicher sozialpolitischer Fragen unterzuordnen. Wichtig ist jedoch hervorzuheben, daß in der gegenwärtigen Etappe immer häufiger Begründungen für eine derartige Gegenüberstellung wegfallen und die Möglichkeiten zunehmen, den Kampf für die Steigerung der ökonomischen Effektivität der Produktion zu verstärken. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der kommunistischen und Arbeiterparteien der RGW-Länder steht folgende Aufgabe: Systematisch solche Wege und Methoden zur Steigerung der ökonomischen Effektivität der Produktion eu finden, die einerseits ausreichend wirksam sind und andererseits in gebührendem Maße die Gewähr bieten, daß die sozialen Aufgaben zur Entwicklung der Gesellschaft allseitig berücksichtigt werden.

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G. W I N K L E R

Probleme des Znsammenhangs von Intensivierung und Ausprägung der sozialistischen Lebensweise

In dem auf dem IX. Parteitag der SED beschlossenen Programm wird hervorgehoben, daß der Prozeß der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR mit der Ausprägung der sozialistischen Lebensweise, als der dem Sozialismus gemäßen „Art und Weise des gesellschaftlichen Lebens und individuellen Verhaltens in allen Lebensbereichen . . . bei der Arbeit und in der Freizeit, im Arbeitskollektiv und in der Familie . . ." i verbunden ist. Die umfassende Zielstellung auf wirtschafts- und sozialpolitischem Gebiet, wie sie sich im Programm und in der Direktive des IX. Parteitages widerspiegelt, macht deutlich, daß es im Prozeß der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft darum geht, mittels der Entwicklung der materiellen Produktion die günstigsten Bedingungen für die Persönlichkeitsentwicklung, für die Entwicklung der sozialistischen Lebensweise zu schaffen. Es geht darum, für jeden spürbar und sichtbar zu machen, daß das Ziel der sozialistischen Produktion in der „Sicherung der höchsten Wohlfahrt und der freien allseitigen Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft" 2 besteht. Das Verhalten des einzelnen, eines Arbeitskollektivs, einer Familie, der Arbeiterklasse, der Klasse der Genossenschaftsbauern und schließlich der Gesellschaft ist nicht zu trennen von der Art und Weise der Produktion. Es ist nicht zu trennen davon, wie und unter welchen Bedingungen sie produzieren, was sie produzieren und wie das von ihnen Produzierte verteilt wird, wie es vom einzelnen und der Gesellschaft genutzt wird. Der Zusammenhang von Intensivierung als der vorherrschenden Form der Reproduktion und sozialistischer Lebensweise ergibt sich vor allem aus drei Aspekten, die für die weitere Ausprägung der Art und Weise des Lebens in der sozialistischen Gesellschaft bestimmend sind: 1. der stetigen Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus als festen Bestandteils der sich entwickelnden sozialistischen Lebensweise ; 2. der Charakterisierung der ehrlichen, nützlichen Arbeit als Kernstück der sozialistischen Lebensweise und der sich daraus ableitenden Anforderungen an die Vervollkommnung ihres Charakters und Inhalts ; 3. der weiteren Entwicklung der bewußten Teilnahme der Werktätigen am Prozeß der Leitung und Planung des demokratischen Lebens in vielfältigen Formen, insbesondere der Entwicklung von Initiative und Schöpfertum im sozialistischen Wettbewerb. Die gegenwärtige Etappe unserer Entwicklung ist durch die zunehmende Beherrschung des dialektischen Zusammenhangs von ökonomischen und sozialen Prozessen charakterisiert, wie das in der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik seinen sicht1 2

Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin 1976, S. 53. W. I. Lenin, Materialien zur Ausarbeitung des Programms der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands, in: Werke, Bd. 6, Berlin 1956, S. 40.

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baren Ausdruck findet. Wenn heute die Intensivierung die vorherrschende Form der Reproduktion ist, so darf keineswegs übersehen werden, daß auch aus der Sicht der weiteren Ausprägung der sozialistischen Lebensweise in der DDR zunächst extensive Züge der wirtschaftlichen Entwicklung erforderlich waren. Es sei in diesem Zusammenhang nur verwiesen auf - die Schaffung einer entsprechenden Anzahl von Arbeitsplätzen, die es erst dem einzelnen Bürger ermöglicht, das ihm gewährte Recht auf Arbeit überhaupt wahrzunehmen, und die zugleich eine höchstmögliche Übereinstimmung mit der vorhandenen Bildung, den beruflichen Fähigkeiten usw. sichert. Das stellt zum Beispiel auch unterschiedliche Anforderungen an die Schaffung von Arbeitsplätzen entsprechend der territorialen Struktur der Bevölkerung und ihrer demographischen und sozialen Zusammensetzung ; - die Schaffung einer materiell-technischen und vor allem wissenschaftlichen Basis, die es ermöglicht, grundlegende Veränderungen im Arbeitsinhalt vorzunehmen mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen so zu verändern, daß wesentliche Unterschiede im Inhalt der Arbeit gemindert werden, wie zwischen körperlicher und geistiger Arbeit, mehr oder weniger qualifizierter Arbeit, industrieller und landwirtschaftlicher Arbeit, einfacher und komplizierter Arbeit, monotoner und abwechslungsreicher Arbeit usw; - die Schaffung der materiell-technischen Bedingungen, um mit Erfolg auch die Bereiche der nichtmateriellen Produktion zu entwickeln, die in zunehmendem Maße sowohl die allgemeine Entwicklung (zum Beispiel Wohnung, Bildung) als auch spezifische Seiten der sozialistischen Lebensweise (zum Beipiel Bedingungen für Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Mutterschaft) beeinflussen. Die in den letzten Jahren begonnene und sich verstärkt fortsetzende Entwicklung in den nichtmateriellen Bereichen der Volkswirtschaft (Wohnungswesen, Gesundheitswesen, Erholungswesen) erfordert einerseits zwingend zunächst eine entsprechende volkswirtschaftliche Struktur, ein entsprechendes materiell-technisches Niveau und zwingt andererseits in der Periode der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft zur Intensivierung in allen volkswirtschaftlichen Bereichen. Vor allem im Prozeß der Intensivierung wird zunehmend die nur unter sozialistischen Bedingungen mögliche planmäßige Verbindung von ökonomischen und sozialen Erfordernissen sichtbar. Es sind vor allem folgende Aspekte, die aus der Sicht der Entwicklung der sozialistischen Lebensweise bei der sozialistischen Intensivierung zu beachten sind: - Intensivierung ist „die Entwicklung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität, das heißt die schrittweise Senkung des Gesamtaufwandes an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit pro Einheit des bedarfs- und damit zugleich qualitätsgerecht produzierten Nationaleinkommens"3; - Intensivierung ist Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für die Veränderung der Arbeitsinhalte, die Reduzierung körperlich schwerer, gesundheitsschädigender, einseitiger und monotoner Tätigkeit; - Intensivierung ist Schaffung hochproduktiver Arbeitsplätze bei Beachtung der Arbeitsbedingungen spezifischer sozialer Gruppen und ihrer psychischen und physischen Fähigkeiten (zum Beispiel Frauen) ; 3

Gesetzmäßigkeiten der intensiv erweiterten Reproduktion bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, hg. von W. Heinrichs und H. Maier, Teil I, Berlin 1976, S. 81.

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- Intensivierung schließt eine solche wissenschaftliche Organisation der Arbeit und Gestaltung der Arbeitsinhalte ein, die zur stetigen Erhöhung der Verantwortung, zur Nutzung vorhandener Bildung und deren Erhöhung, zur Übereinstimmung von Arbeitsanforderung und Qualifikationsstruktur führen; - Intensivierung ist nicht auf den unmittelbaren Arbeitsprozeß begrenzt, sondern schließt die Entwicklung der betrieblichen Betreuung ebenso ein wie die Entwicklung der Infrastruktur; - Intensivierung beruht selbst auf der Ausprägung der sozialistischen Lebensweise, insbesondere durch die Entwicklung von Initiative und Verantwortung, Nutzung des vorhandenen Wissens sowie einer entsprechenden sozialistischen Einstellung zur Arbeit, zum Eigentum, zu den durch den Plan gesetzen Zielen usw. Grundlegendes Kriterium für die Gestaltung der sozialistischen Intensivierung ist ihre Gestaltung als Prozeß, „in welchem die Arbeiterklasse die Effektivität der von ihr verausgabten Arbeit entsprechend ihren Bedürfnissen und den Erfordernissen der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft steigert". 4 Daraus ergibf sich, daß in zunehmendem Maße, ausgehend von der zu erreichenden Entwicklung der sozialistischen Lebensweise, die sich entwickelnde und verändernde Produktionsund Infrastruktur zu bestimmen ist. Eine einseitige Orientierung an „ökonomischen Erfordernissen" führt zwangsläufig zu Entscheidungen, die langfristig einer optimalen Struktur der Volkswirtschaft nicht entsprechen. Dabei geht es nicht nur um Konsumtionsbedürfnisse der Bevölkerung im engen Sinne, sondern um die Schaffung der materiell-technischen Bedingungen für eine der entwickelten sozialistischen Gesellschaft entsprechende Lebensweise. Das schließt die Erfordernisse, die sich aus der Hebung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus ergeben, ebenso ein wie die sich aus der Vervollkommnung des Charakters und Inhalts der Arbeit, aus der Gestaltung sozialistischer Familienbeziehungen und Lebensgewohnheiten, aus der Veränderung der Sozialstruktur und sozialen Beziehungen und aus der Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten ergebenden Erfordernisse. Dabei geht es um Bedürfnisse und ihre Beachtung in der Produktions- und Infrastruktur hinsichtlich - der individuellen Konsumtion als bezahlten bzw. unentgeltlichen Verbrauch von Waren und Dienstleistungen; - der Versorgung und Betreuung der Werktätigen im Betrieb; - der Gestaltung der natürlichen und räumlich gebauten Umwelt; - der Gestaltung der materiellen und zeitlichen Arbeitsbedingungen und - der Erhöhung und sinnvollen Nutzung der Freizeit. Auswirkungen der veränderten Bedürfnisstruktur widerspiegeln sich (wenn auch nur bedingt) in Veränderungen der Verbrauchsstruktur der Haushalte, die ihren Niederschlag in der weiteren Veränderung in der Produktions- und Infrastruktur finden. So stieg in der DDR der Verbrauch gegenüber 1960 ( = 100) bis 1975 der Konsumgüter und Leistungen auf 193 Prozent davon bei Konsumgütern auf 174 Prozent und bei Leistungen auf 238 Prozent. Strukturelle Veränderungen werden auch innerhalb der Warenkäufe, der bezahlten und unbezahlten Leistungen sichtbar, zum Beispiel in einem Anwachsen des Bedarfs 4

1+

Vgl. ebenda, S. 104. Intensivierung

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an langlebigen Konsumgütern (Möbeln, Waschmaschinen, Kühlschränken usw.) und Erzeugnissen zur Freizeitgestaltung (wie Phonogeräten, Campingartikeln und ähnlichen) sowie einem schnelleren Anwachsen der Mittel, die unentgeltlich den Bürgern über den Wohnungsbau, den Ausbau der Bildung, des Gesundheitswesens usw. zufließen. Veränderungen ergeben sich auch aus der Tendenz der zunehmenden Individualisierung der Bedürfnisbefriedigung einerseits und der zunehmenden gesellschaftlich organisierten Konsumtion. „Die Kompliziertheit der Weiterbildung gesellschaftlicher und individueller Lösungen der Bedürfnisbefriedigung besteht vor allem darin, daß die individuellen und gesellschaftlichen Lösungen der Bedürfnisbefriedigung, die sich bereits herausgebildet haben, verstärkt planmäßig für die Entfaltung der sozialistischen Lebensweise und in dieser Verbindung auch für die Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität (im umfassendsten Sinne, das heißt einschließlich der nichtmateriellen Leistungen sowie der notwendigen Hausarbeit) einzusetzen sind." 5 So werden vor allem durch das bis zum Jahre 1990 zu realisierende Wohnungsbauprogramm wichtige soziale Aufgaben gelöst. .Mit dem Bau von Wohnungen und der Gestaltung sozialistischer Wohngebiete werden materielle Grundfragen der sozialistischen Lebensweise gelöst. Unbestritten ist der Einfluß der Wohnbedingungen und der -umweit auf das geistige, körperliche und soziale Wohlbefinden des Menschen. Wohnbedingungen und -umweit nehmen Einfluß auf die Befriedigung des Bedürfnisses nach Bildung und aktiver Erholung. Die Wohnbedingungen wirken sich nicht nur auf das Familienleben aus, sondern wirken zugleich fördernd auf die Aktivität der Werktätigen im Betrieb, auf ihre Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Es wird für jeden einzelnen immer sichtbarer, daß die für die Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft charakteristische Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik vor allem dadurch gekennzeichnet ist, daß die ökonomische Entwicklung in zunehmendem Maße aus den Erfordernissen der sozialen Entwicklung, aus dem Sinn des Sozialismus - alles zu tun für das Wohl des Volkes, für die Interessen der Arbeiterklasse und aller Werktätigen - abgeleitet wird. Besonderes Gewicht für den Werktätigen erhält dabei die Gestaltung der Arbeitsund Lebensbedingungen in den Betrieben, die als „ein wichtiger Faktor des Prozesses der Intensivierung . . . systematisch zu verbessern" 6 sind. Die sozialistische Intensivierung muß vor allem mit der Schaffung solcher Bedingungen verbunden sein, die die Persönlichkeits- und Kollektiventwicklung fördern und zur Bereicherung der Arbeitsinhalte führen. Es geht dabei um solche Bedingungen, die sowohl die Entwicklung der qualitativen Seite des Arbeitsvermögens erfordern und fördern als auch die optimale Nutzung des eingesetzten Arbeitsvermögens gewährleisten. Insbesondere durch umfassende Anwendung und Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts werden solche Prozesse beeinflußt, die für die weitere Vervollkommnung des Charakters und Inhalts der Arbeit von Bedeutung sind, wie - die Erhöhung der Anforderungen an Bildung und fachliches Können bei Rückgang der an- bzw. ungelernten Tätigkeiten; - die Veränderung des Verhältnisses von Tätigkeiten unter nichttechnisierten zugunsten technisierter Bedingungen; 5 6

Ebenda, S. 410. Direktive des IX. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR in den Jahren 1976 bis 1980, Berlin 1976, S. 98.

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- die zunehmende Überwindung einseitiger körperlicher Beanspruchung durch wirksamere Verbindung von körperlicher und geistiger Beanspruchung; - die Überwindung von Tendenzen der Arbeitsteilung, die ausschließlich von den technologischen Möglichkeiten ausgehen, ohne Beachtung der sozialen Komponenten des Arbeitsprozesses; - die Reduzierung des Anteils von Arbeitsplätzen, an denen erschwerte und schädigende Arbeitsbedingungen auftreten; - die Reduzierung der schädigenden Auswirkungen der Produktion auf die Umweltgestaltung im engeren (Arbeitsplatz, Arbeitsraum) und weiteren Sinne (Territorium, Wohngelände). Ausgehend von dem Bemühen um die verbesserte Gestaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen, hat sich gerade in den letzten Jahren, vor allem durch eine gezielte wissenschaftliche Arbeitsorganisation, eine stetige Verbesserung in den oben genannten Richtungen bemerkbar gemacht. In Verbindung mit den gewerkschaftlichen Organen des Gesundheits- und Arbeitsschutzes konnte, zum Beispiel durch Reduzierung der Arbeitsunfälle, das gesellschaftliche Arbeitsvermögen erhalten und erweitert werden. So sank die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle je 1000 Beschäftigte im Jahre 1960 von 48,6 auf 40,8 im Jahre 1970 und 33,0 im Jahre 1975. Positive Entwicklungstendenzen werden auch auf dem Gebiet der Bekämpfung der Silikose und anderen Gebieten sichtbar. Daß sozialistische Produktionsverhältnisse jedoch nicht „automatisch" zur erforderlichen Veränderung der Arbeitsbedingungen im Zusammenhang mit der Einführung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts führen, beweisen sowohl die Entwicklung einzelner Erschwernisarten (Lärm, Monotonie) und der zum Teil vorhandene Widerspruch zwischen vorhandener und genutzter Bildung als auch die große Differenziertheit zwischen vergleichbaren Betrieben und Bereichen. Mit dem wissenschaftlichtechnischen Fortschritt verbinden sich unter sozialistischen Bedingungen alle Voraussetzungen, um zugleich solche Arbeitsbedingungen zu schaffen, die arbeitserleichternd und erschwernisfrei gestaltet werden. In den Betrieben, in denen die Einheit von technischer und sozialer Entwicklung entsprechende Beachtung in der Leitungstätigkeit findet, sind Erfolge unverkennbar. Die besten Ergebnisse wurden in den Betrieben und Kombinaten erreicht, in denen die Aufgaben des Gesundheits- und Arbeitsschutzes, der Verbesserung der Arbeitsbedingungen Bestandteil der Planung (Wissenschaft und Technik, Arbeits- und Lebensbedingungen) sowie der Intensivierungskonzeptionen und des Betriebskollektivvertrages sind. Sie erreichten vor allem dort ein hohes Niveau, wo Minister und Generaldirektoren den Kombinaten und Betrieben spezifische Ziele und Aufgaben vorgaben. Daraus ergeben sich insgesamt objektiv günstige Bedingungen für die Reproduktion der Arbeitskraft, werden Leistungsverhalten und -bereitschaft wesentlich gefördert. Im Zusammenhang mit Maßnahmen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ist jedoch auch auf folgende Gesichtspunkte hinzuweisen. Erstmalig unter sozialistischen Verhältnissen sind die Bedingungen dafür gegeben, daß alle arbeitsfähigen Bürger von ihrem Recht auf Arbeit voll Gebrauch machen können. Die stetige Erhöhung des Beschäftigtengrades der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter ist dafür anschaulicher Beweis. Durch die Schaffung einer entsprechenden Zahl von Arbeitsplätzen ist die Vollbeschäftigung aller Bürger im arbeitsfähigen Alter nahezu erreicht. Der Prozeß der Intensivierung muß sich zugleich auf die Gestaltung solcher Arbeits- und Lebensbedingungen richten, die es auch bisher nicht im Arbeitsprozeß stehenden, aber arbeitsfähigen Bürgern ermöglichen, sich in den Arbeitsprozeß einzugliedern. Wenn der 14»

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Mensch sich vor allem im Arbeitsprozeß, im Arbeitskollektiv entwickelt, so ergibt sich daraus die zwingende Notwendigkeit für die sozialistische Gesellschaft, allen Bürgern das ihnen gewährte Recht auf Arbeit zu gewährleisten, solche Arbeitsbedingungen zu schaffen, die ihren Einsatz in der Volkswirtschaft ermöglichen. Das betrifft insbesondere die weitere Eingliederung von nichtberufstätigen Frauen in den Arbeitsprozeß, die Schaffung von Arbeitsbedingungen für ältere, bereits im Rentenalter stehende Bürger und die Eingliederung von Rehabilitanden in den Arbeitsprozeß. Wenn in der sozialistischen Gesellschaft die Frau gleichberechtigt am politischen und gesellschaftlichen Leben teilnimmt, so nicht zuletzt, weil es die geschaffenen materiellen und zeitlichen Arbeitsbedingungen der Frau ermöglichen, am Arbeitsprozeß teilzunehmen, womit eine wichtige Voraussetzung für ihre Persönlichkeitsentwicklung erfüllt wurde. Gestaltung sozialistischer Arbeitsbedingungen heißt jedoch zugleich, den Bedürfnissen und Bedingungen der Frau, der älteren Bürger oder Rehabilitanden Rechnung zu tragen. Gleichberechtigung der Frau unterstellt nicht automatisch gleiche Arbeitsbedingungen. Nach wie vor gibt es Unterschiede in der physischen und geistig-nervalen Belastbarkeit, in unterschiedlichen Bedingungen vor allem für berufstätige Mütter. Die Sicherung der Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Mutterschaft ist eine Aufgabe, die unmittelbar mit der Gestaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen in den Betrieben, aber auch im Territorium verbunden ist. Das schließt die Gesamtheit der Arbeitsbedingungen ein. Es beginnt am Arbeitsplatz und setzt sich über die Gestaltung der zeitlichen Arbeitsbedingungen, die Betreuung der Kinder bis zur Versorgung mit Waren und Dienstleistungen im Wohngebiet fort. Die sozialpolitische Einflußnahme auf eine immer wirksamere Arbeitsteilung zwischen Gesellschaft und Familie, zur Reduzierung der Hausarbeitszeit und des Erziehungs- und Betreuungsaufwandes, hilft wesentlich, noch vorhandene Reserven zu erschließen. Das betrifft sowohl die Neu- und Wiedereingliederung von Müttern und Frauen in den Arbeitsprozeß als auch die Erhöhung der Effektivität der arbeitenden weiblichen Werktätigen. Der Sozialismus ist in seinem humanistischen Wesen auch dadurch charakterisiert, daß der wissenschaftlich-technische Fortschritt, die Intensivierung des betrieblichen Reproduktionsprozesses nicht zu Generationsproblemen führt und auch den älteren Bürgern soziale Sicherheit gewährleistet, das vorhandene Bedürfnis nach nützlicher Tätigkeit realisiert. Daraus leiten sich aber auch die Anforderungen an die betrieblichen Leiter und Gewerkschaftsleitungen ab, darauf Einfluß zu nehmen, daß für ältere Bürger solche Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die es ihnen ermöglichen, ihre Kenntnisse und Erfahrungen zu nutzen. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt schafft dafür einerseits günstige Bedingungen und Voraussetzungen durch Erhöhung der Arbeitssicherheit, Erleichterung der Arbeit, Beseitigung gesundheitsgefährdender Tätigkeiten usw. Andererseits werden aber zugleich auch Grenzen gesetzt vor allem durch den notwendigen Übergang zur Schichtarbeit, durch den Einsatz von hochwertiger Technik, die volle Aufmerksamkeit und hohe Konzentration verlangt. Das stellt Leiter und Gewerkschaftsleitungen vor neue Aufgaben, die im Sozialismus durchaus lösbar sind und noch zu wenig in den Intensivierungskonzeptionen Beachtung finden, wie die Schaffung altersadäquater Arbeitsplätze, die langfristige Vorbereitung älterer Werktätiger auf einen notwendigen Arbeitsplatzwechsel, die Gestaltung solcher Beziehungen im Arbeitskollektiv, die dem älteren Bürger das Gefühl der Geborgen212

heit geben, die spezifische gesundheitliche und soziale Betreuung älterer Bürger, die noch im Arbeitsprozeß stehen. Das Zusammenwirken von Älteren und Jüngeren im Arbeitsprozeß ist darüber hinaus eine wichtige Seite der Kollektiventwicklung, der Übertragung der politischen und fachlichen Erfahrungen auf die junge Generation. Sozialistische Intensivierung und Ausprägung der sozialistischen Lebensweise bilden eine dialektische Einheit. So wie einerseits nur durch die Intensivierung die materiellen und finanziellen Bedingungen zur weiteren Erhöhung des Lebensniveaus geschaffen werden können, so ist andererseits die sozialistische Intensivierung ohne eine auf entsprechendem Bewußtsein beruhende Initiative nicht möglich. Insofern ist die Ausbildung wichtiger Seiten der sozialistischen Lebensweise, wie der aktiven Teilnahme aller am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben, die Wahrnehmung der Verantwortung für übertragene Aufgaben, die Auseinandersetzung mit Fehlverhalten, wie der Vergeudung von Arbeitskraft, Material und Zeit7, eine notwendige Bedingung für die weitere Intensivierung. Im Programm der SED wird festgestellt, daß die gewissenhafte, ehrliche, gesellschaftlich nützliche Arbeit das Herzstück der sozialistischen Lebensweise ist, die vor allem in einer hohen Arbeitsfreude und Leistungsbereitschaft ihren Ausdruck findet. Dazu gehört die Wahrnehmung der Verantwortung für übertragene Aufgaben ebenso wie das schöpferische Mitarbeiten, Mitplanen und Mitregieren. Die charakteristischen Seiten der sozialistischen Lebensweise finden ihre Ausprägung vor allem innerhalb des sozialistischen Wettbewerbs, der seinem Inhalt nach sowohl die Steigerung der Produktion, die Erhöhung der Produktivität und Effektivität als auch die Entwicklung neuer sozialer Beziehungen und Verhaltensweisen, neuer Motivationen zur Arbeit usw. einschließt. Der sozialistische Wettbewerb ist darauf gerichtet, - neue materielle und geistige Voraussetzungen für eine kontinuierliche und stabile Vorwärtsentwicklung, für die Hebung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus der Arbeiterklasse und aller Werktätigen zu schaffen; - das Verständnis für die gesellschaftlichen, insbesondere die ökonomischen Zusammenhänge weiter zu vertiefen; - die sozialistischen Beziehungen der Werktätigen, vor allem im Arbeitsprozeß, zu entwickeln; - die Herausbildung und Festigung einer bewußten sozialistischen Einstellung zur Arbeit und zum gesellschaftlichen Eigentum, sozialistische Verhaltensweisen gegenüber dem Kollektiv und der Familie zu fördern und in diesem Prozeß systematisch die Arbeiterpersönlichkeit zu formen. Die Ziele des sozialistischen Wettbewerbs bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft sind gekennzeichnet durch die dialektische Verbindung der auf die Ausprägung der sozialistischen Lebensweise und die Steigerung der Arbeitsproduktivität sowie die Erhöhung der Effektivität gerichteten Initiative. Insbesondere in Vorbereitung und Auswertung des IX. Parteitages entwickelte sich, organisiert von den Gewerkschaften, eine umfangreiche Initiative im sozialistischen Wettbewerb. Dabei werden neue Züge in den Zielen und im Inhalt des sozialistischen Wettbewerbs sichtbar: a) Die ökonomischen Aufgaben werden immer wirksamer aus den Erfordernissen der Intensivierung abgeleitet. Damit wird ein direkter Beitrag zur Erhöhung der Grund7

Vgl. Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, a. a. O., S. 54.

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fonds- und Materialökonomie, zur Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, zur verbesserten Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens, zur vollen Ausnutzung der Arbeitszeit, zur Anwendung fortschrittlicher Arbeitsmethoden und Arbeitsinhalte geleistet. b) Die Werktätigen werden zunehmend in den Prozeß der Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts einbezogen. Das findet seinen Ausdruck vor allem in der Entwicklung der Neuererbewegung sowie der wirksameren Zusammenarbeit von Produktionsarbeitern und Angehörigen der wissenschaftlich-technischen Intelligenz in sozialistischen Arbeits- und Forschungsgemeinschaften. So beteiligten sich 1975 in der volkseigenen Wirtschaft 1,5 Millionen Werktätige, darunter 900 000 Produktionsarbeiter. 500 000 Frauen und 300 000 Jugendliche nahmen an der Neuererbewegung teil. Der inHen Jahren 1971 bis 1975 erzielte Jahresnutzen aus Neuerervorschlägen betrug 16,7 Mrd. Mark. Kontinuierlich erhöhte sich der Anteil der Neuerer und stieg von 19 Prozent (1971) auf 29 Prozent (1975). Das heißt, daß fast jeder dritte Werktätige sich mit Fragen der Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, der Gestaltung seiner Arbeitsbedingungen beschäftigte und Vorschläge zu ihrer Verbesserung unterbreitete. c) Der sozialistische Wettbewerb geht in Inhalt und Form immer wirksamer von den unterschiedlichen materiellen und ideellen Bedingungen der Arbeitskollektive und den von ihnen zu lösenden Aufgaben aus. Die Vielfalt von Initiativen entspricht dem Erfordernis, durch Anwendung zweckmäßiger Formen der Organisation der Masseninitiative die ökonomische Wirksamkeit des sozialistischen Wettbewerbs zu erhöhen und an den Erfordernissen der Intensivierung zu orientieren. Das zeigt sich vor allem an spezifischen Initiativen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität (persönliche und kollektiv-schöpferische Pläne), zur Aufdeckung von Reserven in der Arbeits- und Produktionsorganisation (Notizen zum Plan, Initiativschichten usw.), zur Verbesserung der Qualität, zur rationellen Nutzung vorhandenen Materials und der Grundfonds, zur Verbesserung der materiellen Arbeitsbedingungen und anderem. Große Bedeutung kommt dabei der Aneignung von fachlichem, ökonomischem und politischem Wissen zu. Durch die Entwicklung spezifischer Formen der Massenschulung wird das für die Beherrschung der Intensivierung notwendige ökonomische Wissen an die Wettbewerbsteilnehmer herangetragen. Untersuchungen belegen, daß durch solche beispielsweise in den „Schulen der sozialistischen Arbeit" behandelten Themen wie Qualität der Produktion, Rolle des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, Material- und Grundfondsökonomie, Gebrauchswert-Kosten-Analyse usw. einerseits erforderliches theoretisches Wissen zur Beherrschung des Produktionsprozesses vermittelt wird und andererseits eine Fülle von praktischen Erfahrungen und Anregungen verbreitet wird, die unmittelbar zur Erhöhung der Produktivität und Effektivität beiträgt. Die weitere Ausprägung der sozialistischen Lebensweise findet ihren Ausdruck vor allem in der Entwicklung der Bewegung „Sozialistisch arbeiten, lernen und leben". Genosse Erich Honecker stellte auf dem IX. Parteitag fest: „In ihr verbinden sich in hervorragender Weise das bewußte Streben nach hohen ökonomischen Ergebnissen, die gewissenhafte und ehrliche Arbeit für die Gesellschaft als Kern der sozialistischen Lebensweise mit der schöpferischen Aneignung der Weltanschauung der Arbeiterklasse. Das ist der Weg, auf dem die Arbeit mehr und mehr zum echten Lebensbedürfnis sozialistischer Persönlichkeiten wird." 8 8

E. Honecker, Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei lands an den IX. Parteitag der SED, Berlin 1976, S. 115.

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Deutsch-

Ausgehend von dieser Orientierung, vollzogen und vollziehen sich, organisiert von den Gewerkschaften, zwei unmittelbar miteinander verbundene Prozesse. Einerseits werden immer mehr Kollektive über die Organisierung des sozialistischen Wettbewerbs, über die Erhöhung ihrer eigenen Ansprüche an die Gestaltung des Wettbewerbs, an die Bewegung „Sozialistisch arbeiten, lernen und leben" herangeführt. Andererseits erhöhen sich vor allem die inhaltlichen Anforderungen an die Aufgaben und Ziele, die sich die um den Staatstitel „Kollektiv der sozialistischen Arbeit" kämpfenden Kollektive im sozialistischen Wettbewerb stellen. Sie sind Ausdruck dafür, daß auf der Grundlage der politischen und ökonomischen Machtverhältnisse, der daraus resultierenden sozialen Sicherheit und Geborgenheit, die Arbeiterklasse und ihre Verbündeten ihre Arbeits- und Lebensbedingungen gestalten. Die wissenschaftlich-technische Entwicklung, die ökonomische Politik der sozialistischen Staaten sind direkt auf die Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus, die stetige und planmäßige Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen zum Wohle des Menschen gerichtet. Die sozialistische Lebensweise setzt in zunehmendem Maße für diese Politik Ziel und Bedingungen.

W.

KRZYZANOWSKI

Zu einigen Fragen der sozialistischen Intensivierung und der Forschungsarbeit auf diesem Gebiet

In den Referaten und in der Diskussion wurde die Intensivierung als Hauptweg zur Erzielung hoher Effektivität charakterisiert und die übergreifende Rolle des wissenschaftlich-technischen Fortschritts im Komplex der Intensivierungsfaktoren herausgearbeitet. Bei der sozialistischen Intensivierung geht es darum, die Produktion durch immer bessere Nutzung und Modernisierung der vorhandenen Produktionsressourcen zu steigern. Dort, wo sich ein extensiver Neubau als notwendig erweist, muß er der besseren Versorgung mit Rohstoffen, Material und Zulieferungen dienen und sich voll in das volkswirtschaftliche Konzept der Intensivierung einordnen. Es wurden unter anderem folgende Richtungen der Intensivierung herausgearbeitet, die für die theoretische Arbeit wertvoll und mit bestimmten Konsequenzen verbunden sind; - Intensivierung durch vollständige Ausnutzung der vorhandenen Produktionsressourcen und Erschließung aller Reserven in Verbindung mit der Durchsetzung des Sparsamkeitsregimes, Beschleunigung des Umlaufs der Produktionsressourcen und Erhöhung ihrer strukturellen Beweglichkeit; - Intensivierung durch Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts vom Standpunkt einer langfristigen Perspektive. Vorrangiges Wachstum der Arbeitsproduktivität im Verhältnis zur Produktionsentwicklung durch komplexe Mechanisierung und auf bestimmten Gebieten auch durch Automatisierung der Produktion. Diese beiden Richtungen, die zumeist zeitlich nicht weit auseinanderfallen, müssen in ihrem untrennbaren Zusammenhang gesehen werden. Die Intensivierung selbst ist ein langfristiger Prozeß und die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts gewinnt in diesem Prozeß immer mehr an Gewicht. Dabei ist der wissenschaftlich-technische Fortschritt vor allem auf die Lösung langfristig angelegter großer volkswirtschaftlicher Aufgaben ausgerichtet. Zugleich aber ist das Augenmerk darauf zu richten, daß der wissenschaftlich-technische Fortschritt bereits im Prozeß der vollständigeren Ausnutzung der vorhandenen Produktionsressourcen wirksam wird, insbesondere durch die Technologie, die kontinuierliche Überleitung und die verbreiterte Nutzung vorhandener Forschungsergebnisse. Das heißt, wenn vom wissenschaftlich-technischen Fortschritt als Hauptfaktor der Intensivierung gesprochen wird, bezieht sich das nicht nur auf die langfristigen, perspektivischen, sondern auf die sich bereits in der Gegenwart vollziehenden Intensivierungsprozesse. Das ergibt sich aus dem Wesen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts selbst, der ein durchgängiger, ständiger und die gesamte Volkswirtschaft durchdringender technischer Erneuerungsprozeß ist. Selbstverständlich vollzieht sich die Durchsetzung der komplexen Mechanisierung und Automatisierung in zeitlichen Etappen, unter Berücksichtigung der jeweils gegebenen Bedingungen und Möglichkei216

ten. Im Programm der SED heißt es, daß der Einsatz komplex mechanisierter, teilautomatisierter Anlagen und Ausrüstungen schrittweise zu erhöhen ist. Es gibt auch noch andere wesentliche Faktoren, die einen Grundbestandteil für beide Hauptrichtungen der Intensivierung bilden, vor allem die schöpferische Tätigkeit der Werktätigen. Schließlich muß auch beachtet werden, daß bestimmte Intensivierungsfaktoren in der jeweiligen Hauptrichtung ein unterschiedliches Gewicht haben. Die von Erich Honecker formulierten zehn Faktoren der Intensivierung zeigen die ganze Breite und Vielfalt der Aufgaben. Mit allem Nachdruck wird dabei die Rolle der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts als Hauptfaktor der Intensivierung unterstrichen, der zugleich entscheidend alle anderen Faktoren durchdringt. Zu diesen Faktoren gehören die Auslastung der Grundmittel, die Ausnutzung der Arbeitszeit, die Erneuerung und die Modernisierung der technischen Basis, der Einsatz der Investitionsfonds, die Versorgung der Bevölkerung und die Qualität der Erzeugnisse, die Außenhandelsbeziehungen, die Entwicklung der Rohstoffbasis und die Erhöhung der Materialökonomie, die Kostensenkung in Verbindung mit der Durchsetzung des Sparsamkeitsprinzips sowie die Entwicklung der schöpferischen Tätigkeit der Werktätigen. Alle diese Faktoren sind eng miteinander verflochten und durchdringen sich gegenseitig. In ihrer Komplexität sowie im einzelnen stehen sie in engen Wechselbeziehungen zur Vertiefung der sozialistischen ökonomischen Integration der Mitgliedsländer des RGW. Der IX. Parteitag der SED hat die Aufgabe gestellt, den inneren Zusammenhang aller mit der Intensivierung verbundenen Faktoren zu erkennen und sie im Komplex wirksam zu machen. Es geht jetzt darum, „alle diese qualitativen Faktoren des Wachstums der Produktion, angefangen von der Beschleunigung des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts bis zur immer wirkungsvolleren Entwicklung der schöpferischen Fähigkeiten der Werktätigen, auf noch breiterer Basis und noch weitaus gründlicher vorbereitet und durchdacht als bisher in den Vordergrund der gesamten Arbeit zu rücken"1. Das gilt auch voll und ganz für die weitere wirtschaftswissenschaftliche Forschungsarbeit. Zur Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion wird im Programm der SED eindeutig festgestellt, daß sie der Hauptweg der wirtschaftlichen Entwicklung ist. «Sie ermöglicht jenen Leistungsanstieg in der Volkswirtschaft, der für die Erhöhung des Lebensniveaus der Menschen sowie für die ständige Modernisierung und den Ausbau der materiell-technischen Basis des Sozialismus . . . unerläßlich ist".2 Die konsequente Verwirklichung der sozialistischen Intensivierung ist ein entscheidender Gradmesser für die Realisierung der Vorzüge des Sozialismus. Die engen Wechselwirkungen zwischen der Intensivierung und der Erhöhung der Effektivität sind gesetzmäßige Prozesse und wichtige Kriterien für den Reifegrad der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Zugleich handelt es sich hierbei um grundlegende ökonomische Bedingungen für die Realisierung des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus. Bei der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und der Leitung dieser Prozesse gewinnt die Vervollkommnung des gesamten Systems der Leitung, Planung und ökonomischen Stimulierung der Volkswirtschaft erstrangige Bedeutung. Von der Forschung sind noch gründlicher die mit dem Zyklus WissenschaftTechnik-Produktion verbundenen ökonomischen Probleme im Rahmen der gesamten 1

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E. Honecker, Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den IX. Parteitag der SED, Berlin 1976, S. 71. Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin 1976, S. 26/27.

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Volkswirtschaft herauszuarbeiten. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt als Schlüssel hoher volkswirtschaftlicher Dynamik, erfordert die ständige Erhöhung der Wirksamkeit der wissenschaftlich-technischen Arbeit und die Intensivierung dieser Arbeit selbst. Im Rahmen des gesamten Intensivierungsprozesses nimmt die betriebliche Intensivierung einen bedeutenden Platz ein. Die umfassende Durchsetzung der Intensivierung auf der Ebene der Kombinate und der Betriebe mit dem Ziel der Erhöhung der Effektivität erhält ein immer größeres Gewicht für die Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses. Hier kommt es insbesondere darauf an, die komplexe Wirkung der Intensivierungsfaktoren in den Kombinaten und in den Betrieben immer besser mit den volkswirtschaftlichen Erfordernissen und den gesamtgesellschaftlichen Interessen in Ubereinstimmung zu bringen. Die durchgeführten Betriebskonferenzen zur Beratung der langfristigen Intensivierungskonzeptionen bestätigen eindrucksvoll, dag die Betriebskollektive dabei eine große schöpferische Initiative entwickeln. Schwerpunkte dieser Initiativen sind unter anderem die zunehmende Auslastung der Grundfonds, die Erhöhung der Materialökonomie, die allseitige Erfüllung des Planes Wissenschaft und Technik und die volle Ausnutzung der Arbeitszeit. Die Einflußnahme auf die Intensivierung des betrieblichen Reproduktionsprozesses in seiner Gesamtheit ist ein wichtiger Gegenstand vor allem der betriebswirtschaftlichen Forschung. Zunehmende Bedeutung erlangt der untrennbare Zusammenhang zwischen der Vertiefung der sozialistischen Intensivierung und dem weiteren Ausbau der materielltechnischen Basis des Sozialismus. Wie es im Programm der SED heißt, „ist eine leistungsfähige materiell-technische Basis zu schaffen, die ein stabiles Wirtschaftswachstum, hohe Arbeitsproduktivität und Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit ermöglicht". 3 Die Vervollkommnung der materiell-technischen Basis des Sozialismus ist für die weitere gesellschaftliche Entwicklung von ausschlaggebender Bedeutung. Dabei geht es darum, daß sie immer mehr den Erfordernissen der entwickelten sozialistischen Gesellschaft entspricht. Das ist zugleich eine Grundvoraussetzung für ihre spätere Entwicklung zur materiell-technischen Basis des Kommunismus. Es ist in diesem Zusammenhang unbestritten, daß die Entwicklung der materiell-technischen Basis bei der Schaffung der grundlegenden Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus von entscheidender Bedeutung ist. Das zeigt sich auch beim Aufbau der materiell-technischen Basis des Kommunismus in der Sowjetunion. Der Prozeß der Vervollkommnung der materiell-technischen Basis des Sozialismus geht einher mit der Verwirklichung der wissenschaftlich-technischen Revolution und ihrer organischen Verbindung mit den Vorzügen des Sozialismus. Eine wichtige Rolle spielen die engen Wechselbeziehungen zwischen der weiteren Entwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse und der weiteren Vervollkommnung der materiell-technischen Basis des Sozialismus. Das berührt weitgehend den Fragenkomplex der Wechselbeziehungen zwischen den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen und ihrer Beziehungen zum Überbau im Prozeß der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und damit der Schaffung grundlegender Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus. Aus den Beschlüssen des XXV. Parteitages der KPdSU und des IX. Parteitages der SED ergibt sich mit aller Konsequenz, daß die sozialistische Intensivierung eines der 3

Ebenda, S. 20.

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wichtigsten Gebiete der weiteren wirtschaftswissenschaftlichen Forschung ist. Folgende ausgewählte Forschungsaufgaben zeigen, daß die Gesamtproblematik der sozialistischen Intensivierung im Zusammenhang mit der Vervollkommnung der materielltechnischen Basis des Sozialismus im Zentralen Forschungsplan der marxistisch-leninistischen Gesellschaftswissenschaften der DDR 1976-1980 einen besonders hohen Rang einnimmt: - Gesetzmäßigkeiten der Intensivierung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses - Grundfragen der sozialistischen Reproduktionstheorie; - Fragen der Vervollkommnung der materiell-technischen Basis des Sozialismus, insbesondere der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts; - Wissenschaftlich-technische Revolution und intensiv erweiterte Reproduktion; - Weiterentwicklung der Grundlagen zur Analyse, Messung und Planung der Arbeitsproduktivität nach Hauptfaktoren - Fragen der effektiveren Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens; - Grundlagen der weiteren Vervollkommnung der Planung der Volkswirtschaft, insbesondere Fragen der Effektivität und ihrer Planung, Probleme der Standortverteilung der Produktivkräfte; - Hauptrichtungen der weiteren Vervollkommnung der Leitung und Planung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts - Fragen der Überleitung der Forschungsergebnisse und der Effektivität des Wissenschaftspotentials; - Probleme der Erhöhung der Effektivität der Kombinate und der Betriebe durch die konsequente Intensivierung des betrieblichen Reproduktionsprozesses. Vom Zentralen Forschungsplan her gesehen wird also umfassend an die Intensivierungsproblematik herangegangen. Auch sind Fortschritte in der komplexen und interdisziplinären Bearbeitung dieser Probleme zu verzeichnen. Doch ist meines Erachtens die unmittelbare Forschungsarbeit zuweilen noch zu sehr auf die Wirkung einzelner Faktoren bzw. Seiten der Intensivierung gerichtet. Deshalb ist es vor allem erforderlich, stärker die gegenseitigen Beziehungen dieser Faktoren und Seiten zu erforschen und alle Teiluntersuchungen schrittweise zu einem geschlossenen Ganzen zusammenzuführen. Es geht darum, den notwendigen wissenschaftlichen Vorlauf für die verstärkte Fortführung des'Intensivierungsprozesses als Ganzes zu sichern. Selbstverständlich bilden Teiluntersuchungen sowie das Herangehen an die Problematik von den verschiedenen Aspekten notwendige Voraussetzungen und-Etappen für das weitere Eindringen in die Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Intensivierungsfaktoren und die Sicherung ihres komplexen Wirkens. Das eigentliche Problem besteht jedoch darin, in bestimmten Abschnitten der Forschungsarbeit theoretische Verallgemeinerungen zu treffen und den jeweiligen Stand der Forschung exakt zu bestimmen. Das erfordert, kontinuierlich die theoretischen Grundfragen der Intensivierung zu erforschen, alle Probleme, die mit den Gesetzmäßigkeiten der Intensivierung des volkswirtschaftlichen und des betrieblichen Reproduktionsprozesses zusammenhängen. Obwohl das in erster Linie eine Aufgabe der Politökonomen ist, müssen in zunehmendem Maß auch alle anderen wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen an ihrer Lösung beteiligt sein. Von der Leitung des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung werden diese Forschungsarbeiten inhaltlich geleitet und koordiniert. So wurde unter anderem festgelegt, welcher Hauptgebietsrat bei welchen Themen und Projekten die Federführung übernimmt und welche weiteren Räte in die Lösung der Aufgaben unmittelbar oder mittelbar einzubeziehen sind. Vor allem erfordert die weitere Forschungsarbeit auf dem Gebiet der sozialistischen Inten-

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sivierung eine enge Zusammenarbeit und den weiteren Ausbau der Partnerschaftsbeziehungen zwischen den Forschungseinrichtungen der UdSSR und der DDR. Auch für die weitere Forschungsarbeit auf dem Gebiet der sozialistischen Intensivierung ist und bleibt ein unverrückbarer Grundsatz, daß sich die Wirtschaftswissenschaft aus der Praxis heraus entwickeln und der Veränderung der gesellschaftlichen Praxis dienen muß. Diese Forschung erfordert eine neue, höhere Qualität in der interdisziplinären Zusammenarbeit aller wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen in der unmittelbaren Forschungsarbeit und im wissenschaftlichen Meinungsstreit. Das betrifft insbesondere das Aufspüren und Fördern des Neuen, das die gesellschaftliche Praxis hervorbringt. Hierbei handelt es sich um eine Grundfrage der Erhöhung der Effektivität und Wirksamkeit der wirtschaftswissenschaftlichen Arbeit überhaupt. Die Wirtschaftswissenschaft, zu deren Forschungsaufgaben der Gesamtkomplex der konsequenten Durchsetzung der sozialistischen Intensivierung gehört, muß bei der Intensivierung der eigenen wissenschaftlichen Arbeit Vorbild sein. Das erfordert, die inhaltliche Leitung und Koordinierung der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung weiter zu qualifizieren und - in Verbindung mit der weiteren Profilierung der Forschungskollektive — die vorhandenen Potenzen noch wirkungsvoller auszuschöpfen und die Initiative und Schöpferkraft der Wirtschaftswissenschaftler voll zu entfalten. Das sind Grundvoraussetzungen, um entsprechend den Forderungen des IX. Parteitages der SED die Forschung immer enger mit dem Leben zu verbinden, eine schöpferische Atmosphäre an allen wissenschaftlichen Einrichtungen zu entwickeln, die Verantwortung aller in der wissenschaftlichen Arbeit Tätigen zu erhöhen und den wissenschaftlichen Meinungsstreit auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus zu führen. Ausgehend von den durch die Partei beschlossenen Hauptrichtungen der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung - im Rahmen des Zentralen Forschungsplanes der marxistisch-leninistischen Gesellschaftswissenschaften der DDR 1976-80 - gilt es, die Effektivität und Qualität der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung ständig weiter zu erhöhen. Daher verlangt die sozialistische Intensivierung, daß auch in der Wirtschaftswissenschaft die Forschungsarbeit weiter intensiviert wird, um noch größere Effekte für die theoretische Arbeit und die unmittelbare Unterstützung der Wirtschaftspraxis zu erzielen.

W.

OSTWALD

Zu einigen Wechselbeziehungen zwischen Intensivierung und Territorialstruktur des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses

Eine planmäßige proportionale Gestaltung der Territorialstruktur des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses hat großen Einfluß auf die Intensivierung der sozialistischen Produktion. Die Direktive des IX. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan 1976 bis 1980 stellt konkrete Aufgaben, wie mit einer rationellen Gestaltung des Prozesses der Standortverteilung der Produktivkräfte das stabile Wachstumstempo der Produktion planmäßig zu unterstützen ist. 1 Die territoriale Organisation des Reproduktionsprozesses wirkt auf die Intensivierung indirekt und direkt. Die indirekte Wirkung besteht darin, daß die territoriale Arbeitsteilung, die territoriale Verteilung und Verflechtung der Bevölkerung und der Arbeitskräfte, die Standortverteilung der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion, die Energie- und Transportnetze, die Standortverteilung der Wohnstätten und der übrigen sozialen Infrastruktur, die territoriale Organisation des Siedlungsnetzes, die Herausbildung von Siedlungszentren und von Stadt-Umland-Beziehungen, die territorialen Maßnahmen zum Schutz und zur planmäßigen Gestaltung der Umwelt daß alles das auf die Hauptfaktoren wirkt, die die Intensivierung in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft beeinflussen. Das bezieht sich vor allem auf den wissenschaftlich-technischen Fortschritt, aber auch auf die Grundfondsökonomie, auf die Arbeitsökonomie, auf die Materialökonomie und anderes. Das gilt sowohl für die Ebene der einzelnen Gebiete, vor allem hinsichtlich der territorialen Rationalisierung, als auch für die großräumige Standortverteilung der Produktivkräfte auf der Ebene des Landes. Zunehmend wird dieser Zusammenhang aber auch auf der Ebene des Gesamtterritoriums der sozialistischen Staatengemeinschaft wirksam, wo mit dem Prozeß der Standortverteilung der Produktivkräfte im Rahmen der sozialistischen ökonomischen Integration wichtige Intensivierungsbedingungen planmäßig gestaltet werden. Das Wechselverhältnis zwischen Intensivierung und Territorialstruktur beinhaltet umgekehrt, daß der wissenschaftlich-technische Fortschritt, die Erfordernisse der Grundfondsökonomie, der Arbeitsökonomie, der Materialökonomie usw. als Intensivierungsfaktoren ihrerseits die Prozesse der Standortverteilung beeinflussen. Das verlangt, der planmäßigen Gestaltung der Territorialstruktur des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses selbst Intensivierungprinzipien zugrunde zu legen. Hervorzuheben ist dabei, daß es sich bei den Beziehungen zwischen den Intensivierungsfaktoren und der Territorialstruktur stets um wechselseitige Verhältnisse handelt. So bestehen Wechselbeziehungen zwischen dem Intensivierungsfaktor Grundfondsökonomie und der Territorialstruktur. Sie beruhen darauf, daß die Effektivität der Grundfonds und der Investitionen davon abhängt, an welchen Standorten, in welchen Gebieten sie lokalisiert sind. Rationelle Grundfondsnutzung und Investitio1

Vgl. Direktive des IX. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR in den Jahren 1976-1980, Berlin 1976, S. 114.

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nen erfordern stets eine gezielte Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen im Territorium. Umgekehrt stellt die planmäßige proportionale Entwicklung der Territorialstruktur auch Anforderungen an die Entwicklung der Grundfonds, beispielsweise hinsichtlich einer vorrangigen Entwicklung von Grundfonds der Infrastruktur, der Industrie und der Landwirtschaft in bestimmten Gebieten. In ähnlicher Weise ist die Wirksamkeit des Intensivierungsfaktors Arbeitsökonomie abhängig von den territorialen Bedingungen der Arbeitskräftereproduktion, von der Territorialstruktur der Bevölkerung und des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens, von der klassenmäßigen, altersmäßigen, beruflichen Struktur der Bevölkerung und der Arbeitskräfte in den Gebieten. Deshalb werden beispielsweise in der Volkswirtschaftsplanung in der DDR die territorialen Bilanzentscheidungen zum Einsatz des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens in den Bezirken mit Auflagen an die Betriebe und Einrichtungen zur Erhöhung der Effektivität des eingesetzten Arbeitsvermögens, insbesondere zur Ausnutzung der Arbeitszeit, zur Entwicklung der Beschäftigtenstruktur und zur Senkung der Fluktuation verbunden. Analog lassen sich auch zwischen dem Intensivierungsfaktor Materialökonomie und der Territorialstruktur derartige Wechselbeziehungen nachweisen. Besonders wichtig sind die Wechselbeziehungen zwischen dem wissenschaftlichtechnischen Fortschritt als Hauptfaktor der Intensivierung und der Territorialstruktur der gesellschaftlichen Reproduktion. Die Anwendung jeder wissenschaftlich-technischen Erkenntnis in der Praxis muß stets mit Arbeitskräften bestimmter Qualifikationen, mit territorialen Ressourcen, mit Infrastruktur usw. im Territorium gesichert werden. Umgekehrt stellt die Entwicklung der Territorialstruktur aber auch selbst Anforderungen an Wissenschaft und Technik. So werden beispielsweise im Bezirk Cottbus Arbeitskräfte, Baukapazitäten usw. durch die territorialen Planentscheidungen in allen Phasen der Volkswirtschaftsplanung vorrangig gezielt auf solche Abschnitte der Braunkohleindustrie und andere Schwerpunkte dieses Kohle- und Energiebezirkes gelenkt, wo der wissenschaftlich-technische Fortschritt entscheidend bestimmt wird, wo neue Technik realisiert werden muß. Umgekehrt wird gleichzeitig organisiert, daß mit der schweren Technik des Braunkohlentagebaus nicht nur Kohle abgebaut, sondern zugleich zur Landschaftsgestaltung beigetragen wird, zum Beispiel zur Anlage landwirtschaftlicher Nutzflächen in einer höheren Bodenqualität als vor dem Kohleabbau, zur Anlage von Seen und Erholungslandschaften usw. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt wird also durch die Standortverteilung der Produktivkräfte gefördert und gleichzeitig selbst so gestaltet und eingesetzt, daß er zur Verbesserung der Territorialstruktur beiträgt. Als eine erfolgreiche Methode zur aktiven Unterstützung der Intensivierungsprozesse und zugleich spezifische Intensivierungsform verbreitet sich in der DDR die territoriale Rationalisierung immer weiter. 2 Gemeinsame Maßnahmen mehrerer Betriebe unterschiedlicher Zweige im Territorium, von den örtlichen Volksvertretungen und ihren Räten organisiert und gemeinsam mit den Betrieben durchgeführt, ermöglichen Leistungserhöhungen der Betriebe und weitere Verbesserungen der Arbeits- und Lebensbedingungen. Diese Maßnahmen, die seit dem Jahre 1975 Bestandteil des Volkswirtschaftsplanes sind, stellen eine neue Qualität der sozialistischen Rationalisierung dar, vor allem infolge gemeinsamer überbetrieblicher Maßnahmen zur Erhöhung der Grundfondsökonomie und anderer Intensivierungsfaktoren sowie ihres koordinierten Zusammenwirkens im Territorium. 2

Vgl. R. Müller, Territoriale Rationalisierung, in: Die Wirtschaft, 7/1976, S. 6.

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Von einem Wechselverhältnis zwischen Intensivierung und Territorialstruktur kann auch insofern gesprochen werden, als aus den Erfordernissen der territorialen Reproduktionsbedingungen Forderungen gestellt und Anstöße gegeben werden können hinsichtlich der Entwicklung der Intensivierungsfaktoren selbst. So ergeben sich aus den Erfordernissen der Wohnungspolitik, der Verkehrsgestaltung, der Wärmeversorgung usw. in den Städten Anforderungen an die Richtung und an das Tempo des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und zur Intensivierung der technischen Infrastruktur. An den Intensivierungseffekten der Standortverteilung der Produktivkräfte deutet sich bereits an, dag auger den indirekten Beziehungen zwischen der Intensivierung und der Standortverteilung der Produktivkräfte eine direkte Wirkung besteht. Die planmäßige Gestaltung eines komplexen, aufeinander abgestimmten Zusammenwirkens der einzelnen Intensivierungsfaktoren im Territorium bietet Möglichkeiten, durch die planmäßige proportionale Gestaltung der Territorialstruktur der gesellschaftlichen Reproduktion auf einer neuen, höheren Qualitätsstufe zur Intensivierung der Produktion und gleichzeitig zur weiteren Verbesserung der Lebensbedingungen im Territorium beizutragen. In der UdSSR und auch in der DDR gibt es interessante Ansätze, die in der territorialen Arbeitsteilung sowie in der Verflechtung der ökonomischen und sozialen Prozesse im Territorium enthaltenen Möglichkeiten praxiswirksam und theoretisch weiter zu erschließen. 3 Bei der Erschließung der indirekten und der direkten Wirkung der Territorialstruktur der gesellschaftlichen Reproduktion für die Intensivierung spielt die sozialistische ökonomische Integration eine immer größere Rolle. Internationale Effektivitätsüberlegungen erlangen bei der Standortwahl für Produktion und Forschung eine größere Bedeutung. Für die Effektivität des Reproduktionsprozesses eines jeden RGW-Landes wie für die sozialistische Staatengemeinschaft als Ganzes wird es zunehmend wichtig, die Produktivkräfte am jeweilig günstigsten Standort des RGWTerritoriums einzusetzen. Im Zusammenhang mit der Ausarbeitung langfristiger Zielprogramme in den führenden Wirtschaftszweigen des RGW sind eine Standortbestimmung für gemeinsame Integrationsvorhaben, die Schaffung eines einheitlichen Transportsystems der RGW-Länder, abgestimmte Planentscheidungen für die Entwicklung international abgestimmter und verflochtener territorialer Produktionskomplexe, für die Entwicklung benachbarter grenznaher Gebiete und ähnliches erforderlich. Nicht nur die einzelnen sozialistischen Volkswirtschaften und Reproduktionsprozesse, sondern auch deren Territorialstrukturen hängen von der internationalen Arbeitsteilung und den reproduktiven Zusammenhängen und Verflechtungen in der sozialisitischen Staatengemeinschaft ab. Entsprechend dem Voranschreiten der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und der sozialistischen ökonomischen Integration müssen daher wissenschaftliche Entscheidungsgrundlagen für eine abgestimmte Nutzung und Vervollkommnung der Territorialstruktur im Rahmen des RGW geschaffen werden. Sie sollen ermöglichen, die Lokalisierung großer Investitionsobjekte, die Entwicklung wichtiger Städte, Agglomerationen und Erholungsgebiete, die Entwicklung der hauptsächlichen Trassen und Netze der technischen Infra3

Vgl. a)- N. N. Nekrasov, Regional'naja ekonomika (Teorija, problemy, metody), Moskva 1975; b) Autorenkollektiv, Territorialplanung, herausgegeben von R. Bönisch, G. Mohs, W. Ostwald, Berlin 1976; c) Rumjancev, Vaznoe napravlenie v ekonomiceskich issledovanijach, in: Kommunist, 1/1976, S. 48 - G. Golovanov, Vaznoe napravlenie v ekonomiceskich issledovanijach, Obzor pisem, in: Kommunist, 10/1976, S. 60.

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struktur, die Umweltgestaltung usw. nicht allein nach Standortkriterien der einzelnen Länder, sondern im Komplex der Territorialstruktur des RGW langfristig zu entscheiden. Dieses Ziel kann nur schrittweise erreicht werden. In der Volksrepublik Polen, der ÖSSR und der Deutschen Demokratischen Republik mit diesem Ziel begonnene gemeinsame Forschungsarbeiten zum Vergleich der Territorialstrukturen benachbarter RGW-Länder und zur Überwindung historisch entstandener territorialer Strukturund Niveauunterschiede belegen jedoch bereits, daß Intensivierungsreserven erschlossen werden können, wenn der territoriale Aspekt der sozialistischen ökonomischen Integration künftig noch stärker untersucht und beachtet wird. Innerhalb eines einzelnen sozialistischen Landes eröffnen sich besonders günstige Möglichkeiten zur Beschleunigung und Vertiefung der Intensivierung durch die Nutzung und planmäßige Gestaltung der komplexen Beziehungen in den Wirtschaftsgebieten. Eine Intensivierung der regionalen Kombination von Produktion, Infrastruktur und Ressourcen in den Wirtschaftsgebieten trägt sowohl zu einer konkreten Verbesserung der Produktions- und Lebensbedingungen in den Gebieten als auch zu volkswirtschaftlicher Effektivitätserhöhung bei. Dies ist besonders wichtig in Wirtschaftsgebieten mit hoher territorialer Konzentration der Bevölkerung und der Produktion. Durch Zentralisierung der Herstellung von Rationalisierungsmitteln, der Lagerwirtschaft, der Reparatur- und Instandhaltungskapazitäten, des Transports, der Abrechnung und anderer Hilfs- und Nebenprozesse werden die Arbeitsproduktivität gesteigert, die Grundfonds besser ausgelastet und das gesellschaftliche Arbeitsvermögen volkswirtschaftlich rationeller eingesetzt. Die Koordinierung von Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen in den Wirtschaftsgebieten senkt den Aufwand an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit. Die Intensivierung ist ein umfassender gesellschaftlicher Prozeß. Deshalb ist es wichtig, Prinzipien und Maßstäbe der Intensivierung auch der planmäßigen Gestaltung solcher Prozesse wie der territorialen Konzentration der Bevölkerung und der Produktion sowie der weiteren Annäherung der Arbeits- und Lebensbedingungen zwischen Stadt und Land zugrunde zu legen. Diese Prozesse, ihr wirtschaftlicher und sozialer Inhalt hängen eng miteinander zusammen und erfoidern eine ausgewogene Leitung und Planung der Entwicklung der Territorialstruktur des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses als Bestandteil der einheitlichen Wirtschafts- und Sozialpolitik. Das ist für die Deutsche Demokratische Republik besonders wichtig, wo 56 Prozent der Industrieproduktion allein in den fünf Ballungsgebieten mit nur 13 Prozent der Fläche der DDR aufkommen und diese territoriale Konzentration der Produktion weiter zunimmt; wo im Jahre 1975 bereits 55 Prozent der Bevölkerung in Städten über 10 000 Einwohner leben4 und die Städte planmäßig weiter wachsen. Für diese gesetzmäßige territoriale Konzentration, die mit dem Plan wirtschafts- und sozialpolitisch richtig zu proportionieren ist, müssen solche wissenschaftlichen Entscheidungsgrundlagen geschaffen werden, die eine Anwendung der Intensivierungsprinzipien auch für diese Prozesse gewährleisten. Der XXV. Parteitag der KPdSU hat bereits beschlossen, das Wachstum der großen Städte einzuschränken und hat auf die ökonomisch entwicklungsfähigen kleineren und mittleren Städte orientiert, auf Zweigstellen und Spezialbereichbetriebe von Vereinigungen und Industriebetrieben in diesen Städten5. Die Territorialforschung der 4

Berechnet nach: Statistisches Jahrbuch der DDR 1976, Berlin 1976.

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UdSSR und der DDR hat begonnen, mit gemeinsamen Wissenschaftlerkollektiven herauszuarbeiten, was die Anwendung der Intensivierungsprinzipien in bezug auf die territoriale Konzentration der Produktivkräfte und die planmäßige Gestaltung der Urbanisierungsprozesse in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft bedeutet. Dabei ist ein Ziel, die sozialistische Urbanisierung, das heißt die planmäßige Entwicklung der Städte und ihres Einflusses auf die Verbesserung der Lebensbedingungen in den ländlichen Gebieten, so zu gestalten, daß vielfältige Kommunikationsbedingungen für die Ausbreitung städtischer Lebensformen geschaffen werden. Das ist eine Anwendung von Intensivierungsprinzipien in diesem Bereich der gesellschaftlichen Reproduktion, mit der die Intensivierung der Produktion gefördert und zur weiteren Verbesserung der Lebensbedingungen beigetragen wird. Die Urbanisierung dient der Intensivierung der gesellschaftlichen Reproduktion dann am besten, wenn auf der Basis der vorhandenen Siedlungssübstanz und -struktur, das heißt vor allem ausgehend von den vorhandenen Städten und anderen Siedlungen, durch deren planmäßige Entwicklung, durch sinnvolle territoriale Konzentration der Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen der Produktion und des Wohnungsbaus schrittweise ein Netz von Siedlungszentren ausgebildet wird. Von diesen Siedlungszentren müssen organisierte Stadt-Umland-Beziehungen zu den umliegenden kleineren Siedlungen ausgehen. Auf diese Weise müssen mit den vorhandenen Kräften und Mitteln vielfältige Kommunikationsbedingungen zwischen den Siedlungszentren und allen übrigen Siedlungen für die Ausbreitung städtischer Lebensformen zur schrittweisen weiteren Annäherung der Lebensbedingungen zwischen Stadt und Land geschaffen Werden. Die vorhandene Siedlungsstruktur der DDR, die Siedlungsdichte, das vorhandene Netz der Städte und Dörfer bietet dafür insgesamt gute Ausgangsbedingungen, die allerdings territorial differenziert sind. In den vorwiegend industriell geprägten mittleren und südlichen Bezirken der DDR mit ihrem engmaschigen Siedlungsnetz bestehen günstigere Bedingungen als in den nördlichen Bezirken, deren Siedlungsnetz relativ zersplittert und weitmaschiger ist mit einer entsprechend weiträumigeren Verteilung der infrastrukturellen Einrichtungen und mit ungünstigeren Verkehrsbedingungen. Deshalb müssen in den nördlichen Bezirken die Zentren der Infrastruktur durch qualitative Verbesserung und teilweise quantitative Erweiterung der Infrastruktur, durch Verbesserung der Verkehrsverbindungen zu den Siedlungszentren usw. entsprechend entwickelt werden. Gleichzeitig wird mit einer solchen Durchsetzung von Intensivierungsprinzipien bei der planmäßigen Gestaltung der Siedlungsstruktur der Tatsache Rechnung getragen, daß sich die Bedürfnisbefriedigung und -entwicklung der Menschen sowie die Entwicklung ihrer vielfältigen sozialen Beziehungen zunehmend im Rahmen der Siedlungsstruktur eines Landes bzw. einzelner Gebiete vollziehen, nicht mehr nur in der einzelnen Siedlung. Nicht nur die einzelne Siedlung ist Produktions- und Lebensgebiet der Menschen in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, immer mehr wird es der funktionsteilige Gesamtzusammenhang der Siedlungsstruktur in einem größeren Maßstab, der über die einzelne Siedlung hinausgeht. Als Hauptrichtungen für eine planmäßige proportionale Weiterentwicklung der Siedlungsstruktur der DDR im Sinne der Intensivierung zeichnen sich ab 1. ein planmäßiger Konzentrations- und Zentralisierungsprozeß der Bevölkerung und der materiellen Fonds in den Siedlungszentren. Dabei sollen 5

Vgl. XXV. Parteitag der KPdSU, Dokumente, Berlin 1976, S. 85.

15 Intensivierime

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- die in den Städten vorhandenen materiellen Fonds der Produktions- und Infrastruktur intensiv genutzt, - die funktionsteiligen Verflechtungen zwischen den Städten im Gesamtrahmen der Siedlungsstruktur genutzt und ausgebaut, - bestimmte Proportionen zwischen dem Wachstum der Städte und dem Rückgang der Bevölkerung in den ländlichen Siedlungen eingehalten und - die soziale und ökonomische Effektivität des Konzentrationsprozesses in der Siedlungsstruktur nachweisbar erhöht werden; 2. die rationelle Weiterentwicklung der funktionsteiligen Beziehungen zwischen den Siedlungen und schrittweise Herausbildung der integrierten Siedlungsgebiete wie Stadt-Umland-Gebiete, Gebiete von Agrar-Industrie-Vereinigungen und ähnliches. Dazu trägt auch die Bildung von Gemeindeverbänden bei, die den konzentrierten Einsatz der materiellen Mittel und Fonds fördert; 3. Gewährleistung annähernd gleichwertiger Arbeits- und Lebensbedingungen für alle Bürger durch entsprechende Ausstattung der Siedlungen mit Infrastruktur. Im Sinne der Intensivierung muß auch die Infrastruktur planmäßig gestaltet werden, deren Anlagen, Trassen, Netze und Einrichtungen zu den allgemein gegenständlichen Bedingungen gehören, ohne die die gesellschaftliche Reproduktion nicht funktioniert. Das geschieht im Bereich der sozialen Inirastruktur, deren Grundfonds ein Drittel der Grundfonds der Volkswirtschaft der DDR ausmachen, vor allem durch - den Wohnungsneubau in den Städten sowie die Erhaltung und Rekonstruktion der Wohnsubstanz, - den Bau von Einrichtungen der sozialen Infrastruktur in den Wohngebieten mit den Schwerpunkten Handel, Kinderbetreuung und -erziehung sowie gesundheitliche Betreuung, - die Konzentration neuer Einrichtungen der sozialen Infrastruktur in gesellschaftlichen Zentren der Groß- und Mittelstädte, - den Bau moderner Handels- und Kultureinrichtungen, Schulen und Sportstätten auf dem Lande sowie - die Modernisierung, den Um- und Ausbau bestehender Einrichtungen der sozialen Infrastruktur in den Siedlungen. Bei der weiteren Gestaltung der sozialen Infrastruktur im Sinne der Intensivierung mufj beachtet werden, daß zunehmend die Qualität der Wohnbedingungen in den Vordergrund tritt. Sie wird in erster Linie durch Wohnungen mit hohem Wohnkomfort (sanitär-technische Ausstattung, moderne Heizsysteme) bestimmt. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der sanitär-technischen Ausstattung der Wohnungen in den Landgemeinden unter 1000 Einwohner sowie der Wohnsubstanz in den Ballungsbezirken Karl-Marx-Stadt und Dresden. Hinzu kommen die Umweltbedingungen des Wohnens, das heißt die Bedingungen der technischen Infrastruktur, besonders die Verkehrs- und Versorgungsbedingungen, die Möglichkeiten der gesundheitlichen und sozialen Betreuung, die Erziehung und Bildung, der kulturellen Betreuung und Betätigung sowie der Erholung. Im Bereich der technischen Inirastruktur (Verkehrs-, Energie-, Wasserversorgung) sind die Intensivierungsprinzipien vor allem anzuwenden auf - die Nutzung und Rationalisierung der großräumigen Standortverteilung der Trassen und Netze der technischen Infrastruktur im eigenen Land im Zusammenhang mit den Trassen und Netzen in den sozialistischen Nachbarländern und darüber hinaus. Diese ist abhängig von der Standortverteilung der Produktivkräfte sowie

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den entsprechenden Personen- und Güterströmen sowie den inner- und zwischengebietlichen Verflechtungen im nationalen und internationalen Maßstab; - die rationelle Organisation einer komplexen technischen Versorgung im Maßstab von Städten und Gebieten. Das Hauptproblem der Anwendung der Intensivierung im Bereich der technischen Infrastruktur ergibt sich daraus, dag die Leistungen des Transport- und Nachrichtenwesens, der Energieversorgung und der Wasserwirtschaft an jedem Standort bzw. in jeder Siedlung und weitgehend auch zu gleicher Zeit benötigt werden. Davon ausgehend sind zeitlich und sachlich koordinierte territoriale Lösungen des Einsatzes der technischen Infrastruktur durchzusetzen. Die Territorialplanung muß dazu aus der Sicht der komplexen Zusammenhänge der Territorialstruktur - also der komplexen Verflechtungen von Bevölkerungs- und Arbeitskräftestruktur, Ressourcenstruktur, Produktionsstruktur, Siedlungsstruktur usw. im Territorium - zu einer komplexen Einschätzung und Entwicklung der technischen Infrastruktur beitragen. Dies im Sinne der Intensivierung zu tun, bedeutet unter anderem, das Niveau der technischen Infrastruktur im Territorium komplex einzuschätzen, das heißt den Grad der Bedarfsbefriedigung an technischen Versorgungsleistungen für die Bevölkerung, für die Industrie, für die Landwirtschaft usw. einzuschätzen und entsprechende Planentscheidungen vorzubereiten. Damit müssen nach objektiven Kriterien vom Standpunkt einer rationellen Territorialstruktur Rangfolgen für die erforderlichen Maßnahmen in den einzelnen Bereichen der technischen Infrastruktur ermittelt werden. Es müssen gemeinsam mit den Leitungsorganen der Zweige der technischen Infrastruktur Lösungen gefunden werden, die mehrere technische Versorgungsbereiche gemeinsam betreffen, zum Beispiel Lösungen für die komplexe Rekonstruktion der innerstädtischen und innergebietlichen Rohr- und Leitungsnetze, Lösungen für den Anteil des öffentlichen Personennahverkehrs am Berufsverkehr in den Städten usw. Dabei ergeben sich Ansatzpunkte, die Möglichkeiten der territorialen Rationalisierung noch umfassender auszuschöpfen. Ein besonderes Problem dabei ist, daß nach den bisherigen Erfahrungen zur Gewährleistung einer intensiven Entwicklung der Produktion und auch der Wohnstätten und anderer nichtproduktiver Bereiche zunächst eine extensive Entwicklung der technischen Infrastruktur angestrebt wird, also Neuinvestitionen für moderne Anlagen der Wärme- und der Wasserversorgung, des Verkehrs usw. Das übersteigt selbstverständlich die Akkumulationskraft der Volkswirtschaft und würde auch prinzipiell dem Grundsatz widersprechen, die Intensivierung als Wesensmerkmal, als Reproduktionstyp der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in allen Bereichen der gesellschaftlichen Reproduktion durchzusetzen. Dazu kann und muß die Territorialplanung beitragen, indem sie auf die Industrie, auf den Städtebau usw. einwirkt, Wärme und Wasser rationell einzusetzen, den Bedarf an Verkehrsleistungen in den Städten durch rationelle Zuordnung von innerstädtischen Wohn- und Arbeitsstättengebieten zu minimieren und dergleichen. Hier eröffnen sich neue, langfristige Aufgaben für die territoriale Rationalisierung. Der wissenschaftliche Vorlauf dazu erfordert unter anderem eine engere Zusammenarbeit von Gesellschafts- und Naturwissenschaftlern bei der komplexen Erforschung der Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten, die das Verhältnis der Menschen zu ihrer sozialen, natürlichen und technischen Umwelt bestimmen. Es erfordert die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Intensivierung, Bevölkerungsentwicklung, Territorialstruktur, Urbanisierung und Infrastruktur zum Verständnis der Erfordernisse einer proportionalen, komplexen Entwicklung der Gebiete, wie 15*

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K. Hager dies auf der Konferenz der Gesellschaftswissenschaftler der DDR formulierte 6 . Insgesamt ist erforderlich, die Intensivierung der gesellschaftlichen Reproduktion auf der Basis der vorhandenen, historisch gewachsenen Territorialstruktur durchzusetzen. Dabei muß die Territorialstruktur so weiterentwickelt werden, dag mit den verfügbaren Kräften und Mitteln der größtmögliche Beitrag zur ökonomisch und sozialeffektiven Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft geleistet wird. Die territorialen Ressourcen und die infrastrukturellen Fonds müssen im Sinne der Intensivierung effektiv genutzt, die territorialen Verflechtungen der Produktion und der Versorgung der Bevölkerung, die Verflechtungen zwischen Arbeitsplätzen und Wohnstandorten, die Verflechtungen innerhalb der Siedlungsstruktur müssen in diesem Sinne effektiv gestaltet werden. Die Territorialstruktur des gesamten Landes für die Effektivität des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses wirksamer zu machen, ist ein wesentlicher Ausgangspunkt für die Intensivierung. Das schließt ein, die dynamische Entwicklung der Territorialstruktur selbst vorwiegend mit Formen der intensiv örweiterten Reproduktion planmäßig zu gestalten. Das bedeutet unter anderem rationelle räumliche Verflechtungen zwischen Rohstoffquellen und Industrieproduktion, zwischen Stadt und Land, zwischen Arbeitsort und Wohnort, in territorialen Produktionskomplexen, Agrar-Industrie-Komplexen usw. Daraus erwachsen günstigere territoriale Voraussetzungen für die ständige Erhöhung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität und die bessere Befriedigung der Bedürfnisse der Bevölkerung. Zu Fragen des Zusammenhangs zwischen Intensivierung und Standortverteilung der Produktivkräfte in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft fand im September 1976 in der Hauptstadt der DDR, Berlin, eine internationale wissenschaftliche Konferenz der sozialistischen Länder statt.7 Die Wissenschaftler erzielten Übereinstimmung, wie die Quellen für die Intensivierungsprozesse, die in einer planmäßigen proportionalen Gestaltung der Territorialstruktur der gesellschaftlichen Reproduktion liegen, in der Praxis besser erschlossen werden können. Im Mittelpunkt stand, die Möglichkeiten eines Zusammenwirkens der einzelnen Intensivierungsfaktoren im Territorium als Komplex zu organisieren und die dabei auftretenden wirtschaftlichen und sozialen Prozesse als Einheit zu gestalten. Das ist nur über eine immer vollkommenere Verbindung von Zweig- und Territorialprinzip der Leitung und Planung zu verwirklichen. Zusammengefaßt ergibt sich als Aufgabenstellung für die weitere Vervollkommnung der sozialistischen Volkswirtschaftsplanung, durch die planmäßige Gestaltung der Prozesse der Standortverteilung der Produktivkräfte und der Territorialstruktur der gesellschaftlichen Reproduktion unter zunehmender Berücksichtigung der sozialistischen ökonomischen Integration dazu beizutragen, daß die vielfältigen Formen der intensiv erweiterten Reproduktion verstärkt durchgesetzt werden. Dabei können und müssen durch intensive Nutzung und gezielte Vervollkommnung der vorhandenen Territorialstruktur die territorialen Produktionsbedingungen und gleichzeitig auch die territorialen Arbeits- und Lebensbedingungen für alle Bürger weiter verbessert werden. Dazu kann und muß eine interdisziplinär organisierte Territorialforschung aktiv beitragen. Im Zusammenwirken von Gesellschafts- und Naturwissenschaftlern, insbeson6 7

Vgl. K. Hager, Der IX. Parteitag und die Gesellschaftswissenschaften, Berlin 1976, S. 38. Vgl. W. Ostwald, Intensivierung und Standortverteilung, Einheit, 11/1976, S. 1278.

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dere Wirtschaftswissenschaftlern, Geographen, Soziologen, Bauwissenschaftlern, Verkehrswissenschaftlern und Vertretern anderer Wissenschaftsdisziplinen müssen sowohl Vorschläge für territoriale Planentscheidungen zur planmäßigen Gestaltung der Territorialstruktur erarbeitet als auch die gesetzmäßigen Zusammenhänge zwischen Intensivierung und Territorialstruktur der gesellschaftlichen Reproduktion theoretisch weiter herausgearbeitet werden.