Geschichte des Königlichen Zweiten Ulanen-Regiments


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German Pages 538 Year 1858

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Das Bosniafen - Corps in engſter Verbindung mit dem ſchwarzen Huſaren: Regiment vom Beginn des fiebenjährigen Krieges bis zum Jahre 1762
Formation im Jahre 1762
Feldzug von 1762
Friedens - Periode von 1763 bis 1778
Der Bayeriſche Erbfolgefrieg, 1778 und 1779
Daniel Friedrich v Lofi ow X Friedens - Periode von 1779 bis 1794
Die Grenz - Poſtirung von 1790 bis 1794
3nſurrections - Rrieg in Polen 1794
Friedens - Periode von 1795 bis 1800
Die Errichtung des Tartaren - Corps, die Mnhamebaner 1795
Friedens - Periode von 1800 bis 1806
Nach Günther's Tode General $ L'Etoca Chef; bis 1806
Feldzug von 1806 bis 1807
Der Krieg von 1813 bis 1815 Feldzug von 1813
Der Feldzug von 1814
Friedens - Periode von dem Frieden zu Pario bis zum Ausbruch der Feind- ſeligkeiten im Jahre 1815
Der Feldzug von 1815
Das Regiment bei der Occupations - Armee in Franfreich, 1816 bis 1818
Friedens - Epoche von 1819 bis 1840
Geſdyichte während der Regierung Seiner jeßt regierenden Röniglichen Mas jeftat 3
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Geschichte des Königlichen Zweiten Ulanen-Regiments

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O O D

i'l .

Siri ilin His mier Paris

Heinrich Johann Freiherr v. Günther.

Königl. General -Lieutenant und Chef des Bosniaken -Hegimenis, später Towarczys

Gefchichte des

Höniglichen

Zweiten Ulanen - Regiments . Bearbeitet bon

Johann Davið v. Dziengel , Königlichem

Rittmeiſt :- 1. D. ‫و جری‬

Zugleich enthaltend :

Die Geſchichte der Towarczys von 1675 ; die Geſchichte der Bos: niaken von 1745 ; des Tartaren - Pulks von 1795 ; der Towarczys von 1800, als der zum Theil den Stamm bildenden Truppen , wit Beiträgen zur Biographie der bekannten

Generale v. Ruesch, v. Lossow , Freiherrn v. Günther und v. L'ęstocq.

Unter Reviſion und Leitung des

Königlichen General- Majors a. D. v. Schöning , Hiftoriographen der Röniglichen Armee.

Potsdam , 1858. 3n Commiffion der Riegel'ſchen Buchhandlung ( A. Stein. )

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Seiner Ercellenz bem

Röniglichen General der Cavallerie und General - Adjutanten

Seiner Majeſtät des Königs, auch commandirenden General des Garde - Corps 2 .

Herrn Grafen v. d. Gröben , als ſeinem Regiments - Chef, zu ſeinem

funfzigjährigen Dienst - Jubiläum. Ganz gehorſamſt gewidmet von

dem Officier - Corps des Königlichen Zweiten Ulanen - Regiments. :

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Hochgeborener Herr Graf!

Höchstzuverehrender Herr General der Cavallerie und General-Adjutant!

Ew. Excellenz nahet ſich an Ihrem Feiertage der Commandeur von Hochderem Regiment , um Namens desſelben dieſe Geſchichte ehrerbietig zu überreichen. Wie können wir beſſer dieſen ſchönen Tag begehen , als indem wir das Document übergeben , welches durch Jahreszahl und Datum den Antritt von Ew. Excellenz rühmlichen militairiſchen Laufbahn nachweiſet, -- das Document , welches Sie ſchon im Jünglingsalter mit dem Orden des Ver 1

dienſtes geſchmückt urkundlich zu erkennen giebt. Wollen wir außerdem Ew . Ercellenz am heutigen Tage uns

ſere aufrichtigen Wünſche darbringen : ſo finden wir den gefeierten Jubilar ſeit zahlloſen Jah

ren in dem ungeſtörten Beſiß der Gnade unſeres Aler gnädigſten Rönigs und Rriegsherrn , wir finden Sie geſchmückt mit den höchſten Orden und Ehrenzeichen des Staates , im Genuſſe der höchſten Würden , wie ſie in einem Frieden nur zu erlangen ſind, wir finden Sie in Ihrem Hauſe an der Seite einer edlen Gattin und als

den glüdlichen Vater mehrerer Seiner Majeſtät in der Königlichen Armee dienenden Söhne.

VI

Hiernach bleibt uns nur der aufrichtige Wunſch , daß Gott Sie noch lange Jahre im ungeſtörten Beſit dieſer Geſammtheit der menſchlichen Glückſeligkeit erhalten , und daß Ew . Ercellenz

fortfahren mögen , Threm Regimente auch ferner in gewohnter I

Anhänglichkeit gewogen zu ſein.

Indem ich den hohen Vorzug habe , als Commandeur , dieſe

tiefgefühlten Beſinnungen Namens des Officier - Corps und ge ſammten Regiments ehrerbietig darzubringen , verharre ich zeits lebens als

Ew . Ercellenz

gang gehorſam fter

von Wnuk , Gleiwib , den 21. November 1857.

Oberſt - Lieutenant und Commandeur des Zweiten Illanen - Regiments.

r t. V o r w ort Vorwo

Schon der frühere Commandeur des Rönigl. Zweiten Ulanen Regiments , weiland Herr Oberſt und Flügel· Adjutant v. Boda dien , forderte mich verſchiedene male auf, das Manuſcript dieſer

Regiments - Geſchichte für den Druck zu bearbeiten , und der heutige Brigade - Commandeur , Herr General - Major 1. Dels >

richs, wiederholte dies bei Gelegenheit, wo das Corps der Offi

ciere des Regiments das Dienſt - Jubiläum ſeines Chefs durch Herausgabe der Regiments - Geſchichte zu feiern wünſchte. Hier hielt ich für Pflicht, die von ihm erbetene Leitung der Heraus gabe in Potsdam , zu übernehmen , insbeſondere da jegliches Mittel dazu in Gleiwiß ermangelte , und ich wurde ſehr angenehm über

raſcht, als ich der Arbeit des Herrn 6. Dziengel wenig oder gar nichts hinzuzuſeßen hatte , vielmehr in dem Herrn Verfaſſer einen Officier erkannte , der einſt mit großem Nußen die Kriegs ſchule beſuchte; dieſe Arbeit ſchließt fich würdig an , an die vor treffliche Geſchichte des Königl. lſten Infanterie - Regiments und an das ſchöne Werk des Herrn Hauptmanns v. Crouſaz über das Königl. Cadetten - Corps. Großen Dank müſſen wir dem Herrn Verfaſſer gollen , daß er uns die Geſchichte einer Towar czys des großen Rurfürſten aus der Zeit von 1675 vorführte

und daß er nicht ermüdete bei den Begebenheiten und Eigens thümlichkeiten der alten Bosniaken, und bei dem fabelhaften Pulk

des Rönigl. Preußiſchen Tartaren - Corps – lauter Muhameda ner , ſo wie bei Herzählung vieler Einzelheiten des verhängniß

VIII

vollen Kriegszuges von Moskau 2. und endlich bei der Biogra phie ſo bedeutender Chefs , wie dieſes Regiment von je an auf: zuweiſen hatte. Nachdem uns Herr v. Dziengel ſo vieles Hiſto riſch Wichtige vorlegte , überſah er nicht das Nothwendige einer ſolchen Regiments -Geſchichte, das Detail des Friedensdienſtes , der Uniformen , der inneren Einrichtungen u . dgl. m. , indem dies 1

weſentlich dazu gehört.

Bei der Kürze der Zeit war es indeſſen nicht möglich ge weſen , zu dem Feiertage des Herrn Jubilars mehr als 15 gen vollendet zu überreichen , wogegen das ganze Werk erſt dem heutigen Tage vollſtändig ausgegeben wird. Das Corps Officiere des Regiments hat ſich ſelbſt ein ſchönes Denkmal

Bo mit der ge

ſegt, indem es aus eigenen Mitteln die Herausgabe dieſes Ge ſchichtswerkes beförderte. Potsdam , den 1. April 1858.

Kurd Wolfgang v. Schöning.

JY 61

Inhalt. I. über Preußiſche Bosniafen , Towarczyg und Ulanen im Augemeinen. II. Der Urſprung des Preußiſchen Bosniafen - Corps und ſeine erſten Officiere. III. Das Bosniafen - Corps in engſter Verbindung mit dem ſchwarzen Huſaren : Regiment vom Beginn des fiebenjährigen Krieges bis zum Jahre 1762. IV. Formation im Jahre 1762. V. Feldzug von 1762.

VII. VIII. IX . X. XI.

Friedens - Periode von 1763 bis 1778. Der Bayeriſche Erbfolgefrieg, 1778 und 1779. Daniel Friedrich v. Lofi ow . Friedens - Periode von 1779 bis 1794. Die Grenz - Poſtirung von 1790 bis 1794.

XII. 3nſurrections - Rrieg in Polen 1794. XIII. Friedens - Periode von 1795 bis 1800. XIV. Die Errichtung des Tartaren -Corps , die Mnhamebaner 1795 . XV. Friedens - Periode von 1800 bis 1806 .

XVI. Nach Günther's Tode General $. L'Etoca Chef; bis 1806. XVII. XVIII. XIX. XX . XXI. XXII. XXIII.

Feldzug von 1806 bis 1807. Friedens - Periode von 1807 bio 1809. Geſchichte des 2ten Ulanen - Regiments. Friedend - Periode von 1809 bis 1812. Der Krieg von 1812. Der Krieg von 1813 bis 1815. Feldzug von 1813. Der Feldzug von 1814. Friedens - Periode von dem Frieden zu Pario bis zum Ausbruch der Feind 3

ſeligkeiten im Jahre 1815. XXIV . Der Feldzug von 1815.

XXV. Das Regiment bei der Occupations - Armee in Franfreich , 1816 bis 1818. XXVI. Friedens - Epoche von 1819 bis 1840.

XXVII. Geſdyichte während der Regierung Seiner jeßt regierenden Röniglichen Mas jeftat.

Die römiſche Zahl VI. ift im Text überſehen und aus dem Grunde auch hier weggeblieben.

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II tes Ulanen - Regiment. 1857.

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Bosniaken - Corps. Sommer -Uniform

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Bosniaken - ('orps . Winter - Uniform

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Einleitung. über Preußiſche Bosniaken, Towarczys und Ulanen im Allgemeinen .

Die ie Lanze iſt die Königin

der Waffen ! « ſchrieb Montecucculi , nachdem er

ihre Macht gegen den Sibel der Spahis erkannt hatte , den dieſe mit einer Vollkommenbeit zu führen berſtanden , die wohl ſchwerlich von andern Nationen erreicht werden dürfte. Die größte Ausbildung der Feuerwaffen hat nicht ges hindert , daß jener Ausſpruch unzählige Male mit beſonderem Intereſſe wieder: 1

bolt worden iſt; die bebeutendſten Sdriftſteller baben ſeiner gedadt und die

neueſte Zeit erwartet beſonders von dieſer Waffe Großes zur Erhaltung der Würde der Reiterei.

Unter der ſynonim gebrauchten Bezeichnung: Speer , Spieß , Pike und Lange gehört dieſe Waffe zu den älteſten , deren ſich die Völker bedient haben. Schon Homer ſpricht von » dem ehernen Wurfſpieß , der erzgerüſteten Eſche, der dro:

benden und weithinſchattenden Lanje « , und die lange Zeit unüberwindlide Sa 1

riſſa des macedoniſchen Phalany war ein Spieß von 16 bis 24 Fuß Lange. Faft alle Völfer der Erde waren bis zur Einführung der Feuergewehre mit Spießen oder Piken bewaffnet, und fie blieben bis nach dem dreißigjäh rigen Kriege Hauptwaffe bes Fußvolts , welches theilweiſe von ihnen ſeinen Namen : Pifenirer , erhielt. Als im Mittel - Alter die Reiterei in den Heeren vorherrſchend wurde und

das Ritterweſen entſtand , diente die Lanze dem berittenen Adel als Waffe, und ein Fähnchen an derſelben bezeichnete in Deutſchland einen Freien oder Vafallen des Rönigs. Heute hat dies Fähnchen ( Flagge ) nur den Zweck, die Pferde des Feindes zu ſchrecken und wird an der Lange befindlich vorausgeſept, wenn man eine Truppengattung als ulan en bezeichnet.

Der ausgedehntere Gebrauch der Feuergewehre brachte die Pike , ſo wie die Schußwaffen , um ihr Anſehen ; Fußvolk und Reiterei behielten ſie im drei ßigjährigen Kriege noch bei , aber man war darauf bedacht, ſo bewaffnete Truppen mit Musketieren , Arquebuſirern und Carabiniers zu vermiſchen. In .

der Schlacht von Jury am 24. Mai 1590 , welche faſt nur durch Cavallerie entſchieden wurde , fämpfte die fiegende Franzöſiſche Ritterſchaft unter Hein rich IV. nur mit dem Piſtol gegen die zahlreichen Lanzen des Herzogs . Mayenne und es war daher natürlich, daß , als Moritz von Oranien anfing, ſeiner Reiterei die Lanzen zu nehmen , alle Europäiſchen Heere nach: 1

folgten , fie dieſer damals ſo verachteten Waffe zu berauben . Zur Zeit Lus : 1

2.

wig XIV. , wo ſelbſt Vauban als Gegner der blanken Waffen auftrat, 1

führten nur noch Slaviſche und Tartariſche Völker deren phyſiſche Gewand beit des Rörpers und damit verbundene Geſchidlichkeit in der Handhabung, ſie dazu aufforderte, und die vielleicht Armuth davon abhielt , ſid: koſtbarere Waf fen zu ſchaffen - die Lanze als Nationalwaffe. Während ſo die Lange bein Anſeben der Feuerwaffen in jener Zeit bort weichen mußte , wo ſie als Waffe ſchwerer Reiterei lange beſtanden hatte ,

machte ſie ſich beim Beginn der Soleſiſchen Kriege -- nad dem die berühm: teſten Feldherren , wie Montecucculi und der Marſball von Sachſen , ſie in Schuß genommen und ihr das Wort gerebet hatten - durch die leiďte Rei terei der Öſterreicher und Sachſen wiederum geltend , und foon in der lebten Hälfte des adtzehnten Jahrhunderts ſeben wir auch im Preußiſden Heere :

Towarczys , Bosniafen und Ulanen als Lanzenreiterei auftreten. Die Benennung » Towarczys « ſtammt von dem Slaviſchen Worte åbn : lichen Lauts , welches Genoſſe , Gefährte , Ramerad bedeutet. Schon im Jahre I

1675 ließ der große Churfürſt zwei Compagnien Towarczys anwerben , ob dieſe aber ganz oder wenigſtens theilweiſe Lanzen führten , iſt nirgends mit Beſtimmtheit zu erſehen . Indeß giebt ſchon der Name, wenn auch nicht die

Waffe, Veranlaſſung, hier des Verlaufs dieſer Werbung und der ferneren !

Schickſale dieſer, nur kurze Zeit im Brandenburgiſchen Heere beſtehenden To: warczys , náber zu erwähnen .

Der damalige Statthalter der Churmarf, General - Feld -Marſhall , Fürſt Johann Georg zu Anbalt war im September 1675 vom Churfürſten be: auftragt worden , mit den beiden Polniſchen Nittmeiſtern Johann Rybinsky und Dobrogoſt ( 8. i. Bonaventura ) Jas koledy in Unterhandlungen wegen Errichtung zweier Compagnien Towarczys zu Pferde zu treten , und er ſandte deshalb die vorläufig entworfenen Capitulationspunkte an den Churfürſten zur Genehmigung ein , welcher ihm darauf folgendes antwortete : 1

1

Dem Durchlauchtigſten , Hochgebornen Fürflen , unfern freundtlichen Lieben

Vetter , Schwager , Gevather und Stadthalter Unſerer Chur und Mark Bran denburg und General - Seldt -Marſchall, Herrn Johan Gcorgen Fürflen

zu Anhalt , Graffen zu Ascanien , Herrn zu Berbfl und Bernburg :c. » Unſern freundlichen Dienſt und was wir mehr liebes und gutes ver: mögen zuvor, Durchlauchtiger , Hochgebohrner Fürſt, freundlider Lieber Vet ter , Schwager und Gevather. Wir haben uns die anbero geſchidte Capitu lationspunkta mit denen Pohlen mit mehrerem Vortragen laſſen : So viel nun anfänglich die auf jedweden montirten Reuther angeſepte 40 Rthlr. Werbe

gelder betrifft, ſolche wollen wir Ihnen endtlicy geben , desgleichen auch je: 1

dein Rittmeiſter zu Anſchaffung der Standarten , Pauken, Trompeter und Bar bierers Eintauſendt Reidysthaler. Guththun Dayneben auch an Verpflegungs

Geldern auf jede Compagnie Zweyhundert Reichsthaler und alſo zuſammen Vierhundert Reichsthaler auf Beide Compagnien bis zur Muſterung zahlen laſſen : So viel aber die Sammel- und Lauffpläge betrifft, laſſen Wir zwahr

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geſchehen , daß Landsberg in der Neumarf Ihnen angewieſen werde , mit Son:

nenburg aber wird es fich weilen lauter Fiſcherhäuſer darinnen ſind nicht wohl practiciren laſſen und ſolten Wir dafür halten , daß die Leuthe nicht ſo gar enge in einander zu legen , ſondern zu Ihrer bequemeren Logirung Ihnen noch einige andere nabe berumbgelegene örther nebſt Landsberg , aljo nemblich Droßen , Zylingly , Draheimb, Drieſen und Zülichau aſſignirt werden könn:

ten : Wie Wir Dann auch für allen Dingen zu wiſſen Verlangen, ob ſie ſich alß Huſaren oder aber alß Panger montiren und geriren werden . Was den Unterhalt der Leute betrifft, laſſen Wir Unß zwar gnädigſt gefallen , daß

derſelbe ſeinen Anfang von dato der Beſchehenen Muſterung nehme, auf Jed weden Towarfen aber Zehen Reichsthaler und auf jeden montirten Dienſt Knecht Acht Reichsthaler Monatlich zu geben , tragen Wir billig Bedenken, Wir möch: ten gerne ſeben , daß ſo viel möglich, zum wenigſten nur ein ſchein der con: formität mit dieſen Leuten und unſeren andern truppen gebalten werden mögte , Erſuchen demnach Ew. Liebden freundt Vetterlich, allen möglichen Fleiß

anzuwenden , daß die Towarſen mit Acht Thaler gleich anderen Unſeren Gus arben , die Knechte aber mit Fünff Reidysthaler gleich denen Reutern bey Un fern andern Regimentern tractirt werden mögen ; Wir wollen Unß , wan es

in die Wege gerichtet werden kann , lieber zu einem ertraordinairen Zuſchub hiernegſt erklehren undt Jhnen damit hinwieder willfahren , nur daß es den Nahmen eines tractaments nicht haben und einige Conſequientien Veruhrſachen möchte, Wobin es dann Ew. Liebden zu richten undt Ihnen deßfalß alle be: hörige Remonſtrationes thun zu laſſen . Sollte aber über alles Verhoffen es dahin nicht zu bringen ſein , daß Sie von der pratenſion der Zehen Reichs thaler auff jeden Towarfen und der Acht Reichsthaler auff jeden montirten

Reuter abzulenden , fo feindt Wir gnädigſt gemeinet, es mit Ihnen auf einige 1

Zeit zu Verſuchen , Ihnen auch die quartiere zu Ihrem Unterhalt anweiſen

zu laſſen. Ew. Liebden aber haben für erſt allen Fleiß anzuwenden , daß Wir bierunter zu unſerer Intention gelangen , von Ihrer feite auch der Capitula: tion ein Genügen geſchehen möge ; Wir Verbleiben ſchließlich Ew. Liebden an genehme Dienſte zu erweiſen ſtets Geflißen. « Gegeben zu Schwan, den 14. September 1675. Von Gottes Gnaden Friderich Wilhelm , Marggraff zu Brandenburg , des Heyl. Römiſchen Reichs Erß - Cămmerer und Churfürſt in Preußen , zu Magdeburg, Jülich, Cleve , Berge , Stettin , Pommern u . Herzog ac. !

.

.

Gw. Liebden

dienſtwilliger Vetter , Schwager, Freundt und Gevather Friderich Wilhelm , Churfürſt.

Dem Fürſten wollte es nicht gelingen , billigere Bedingungen von den 1

Polen zu erhalten und er berichtet aus Cöln an der Spree , den 21. Septem

ber 1675 , wie er den Towarczys durch den Rammergerichts -Rath v. Wedel » allerhand Fürſtellung und Remonſtrationes « habe machen laſſen , ſie beſtáns

den aber auf das verlangte Gehalt und Auszahlung der verſprochenen Er: richtungsgelber. 1*

4

» Sie prátendiren ſolches immerhin beſtandig « , ſchreibt der Fürſt, yundt zwar aus dieſen Urſaden , daß ein Towarczys offt 7 , 8 bis 10 Knechte und Leute halten müßte , bekäme aber auff niemand Unterhalt als auff ſich und I

die von ihm völlig montirte Reuter, da doch die übrigen mit einfallen , ſturm

lauffen, ſtreiffen und dergleichen zu allen Begebenheiten neben und mit den

andern gute Dienſte leiſteten. Wären die würklich fiſtirte und montirte Leute gleichſam eiſern und müſte , ſobald einer bliebe oder mit Todt abginge , ohne einige neue Roſten und ungelegenheit Ew. Churfürſtl. Gnaden , Welde hier: gegen andere Trouppen recruten geben müſten . «

Es findet ſich in dieſem Søreiben auch noch die Angabe : » die Poblen werden ſich nicht als Huſjaren, ſondern mit piſtohlen , carabiner und Bogen , auch einige derſelben mit Panger fiſtiren. Puncta der Capitulation , weldie Seine Churfürfliche Durchlaucht zu Brandenburg ac. Unſer Gnädigſter Herr

mit den beyden Kittmeiſtern Herrn Johann Rubinsky und Herrn Dobrogoft Jaskoled y aufgerichtet haben , wegen zweger ( polniſcher) Compagnien zu pferde.

1. Eş obligiren fich gedachte betyde Rittmeiſter bey Abelichen Wordten von dato dieſer capitulation an zu reơnen über vier Wochen zwey Compag nien zu Sr. Churfürſtl. Durchl. Krieges - Dienſten in's Feldt zu liefern.

2. Anſtat der Contentirung oder Werbegelder Verſprechen Se. Churfürſtl. Durchl. auf jeden voll mundirten Mann an guten Churfürſtl. Brandenburgiſchen gänge und gebigen Gelde , an den Dhrt , wo ſie gepraeſentiret oder gemuſtert werden , vierzig Thaler zahlen zu laſſen. Madet auf eine voll mundirte Com pagnie zu Roß von Einhundert Mann Vier Tauſend Thaler. 3. Ueber dem verſpredyen Se. Churfürſtl. Durchl. gemelten beyden Ritt meiſtern Herrn Nybinsken und Herrn Jas koleden jedweden Eintauſend

Thaler zuſammen zweitauſend Thaler Churfürſtl. Brandenburgiſcher Münße. Wogegen ein jedweder Rittmeiſter ſchuldig ſein wirt , drei Trompeter, einen Pauker, einen Pfeiffer und Feldſderer ohne einigen fernern Zuſchub zu halten ,

auch jedweder ein anſtändliches Fähnlein oder Eſtandarte und Pauken anzu ſchaffen.

4. Zu Lebensmitteln und unterhalt, biß beyde Compagnien von Zwei hundert Mann complet ſein werden , verſprechen Se. Churfürſtl. Durchl. auf jege Compagnie Zweihundert und alſo auff beyde Vierhundert Thaler. So ſoll auch denen Rittmeiſtern und anweſenden Towarczys für ibre Pferde graß ,

heu und ftroh umbſonſt in den affignirten quartiren gereichet werden , das übrige alles ſeind ſie ſchuldig , nach billigem werthe zu zahlen . 5. Se . Churfürſtl. Durchl. wollen dem Rittmeiſter Rubinsten Lands :

berg auff ſedos und ſedbig und Drieſen auff vier und dreyßig , dem Mittmeiſter Jaskoledy Zulich , Droſſen und Zilentig zu Sammelplaßen anweiſen laſſen .

1

5

6. Der monatliche unterhalt gebet ſtrads nach der Muſterung an und

wollen Se. Churfürſtl. Durchl. auff einen Towarczys monatlich gehen und auff jedweden Dienſtleiſtenden auffwärter acht Thaler reichen laſſen , welches ſie ent weder an bahrem geld oder auß den angewieſenen quartiren an Lebensmitteln für fið undt ibre Pferbe erheben können .

7. Jeder Rittmeiſter iſt gehalten , ſeine Compagnie bon Einhundert Pferden complet zu balten , alſo daß weder an Mannſchaft noch Pferden noch Rriegszubehörung das allergeringſte fehle oder ermangele. So iſt auch ſowoul der Rittmeiſter alß die Towarczys und das zu kriegsdienſt gewiedmete gefindc

gehalten Sr. Churfürſtl. Duribl. dero Herrn Gencralen Commando zu folgen

und alles außzurichten , was rittermäßiger perſohnen und guten ſoldaten gebühret. 8. Dieſe Beyde Polniſche Compagnien führen den Nahmen : Seiner Churfürſtlichen Durdlaucht Polniſcher Leibguardire undt folgen ſtrads auff die Churfürſtl. Leibguardir zu Roß.

9. Obgleich weder die Herrn Rittmeiſter noch die Towarczys noch Rrie: gesdienſt ſchuldiges Geſinde wirklich ſchweren , wollen ſie doch ſchrifftliche Aſſe curation von ſich geben , daß Sie Se. Churfürſtl. Durchl. zu Brandenburg Unſern Allergnädigſten Herrn getreu undt geborſam ſein , auch ſolche Krieges : dienſte leiſten wollen , die anſehnlichen , ehrlichen Cavallieren undt Soldaten anſteben .

10. So verſprechen audy Se. Churfürſtl. Durdl. gnädigſt die Poblen zu rancioniren , wan jemand gefangen werden ſollte. Wo gegen Sie aber .

ſchuldig ſein , alle gefangene an Se. Churfürſtl. Durậl. oder ihre Herrn Ge !

nerale zu lieffern.

Jh Johann Nybinsky und wir unterſchriebene Towarczys obligiren

unß bei adelichen Worten , das Wir und Rittmeiſter Jaskoledy auch die übrigen Towarczys , dieſe Capitulation allezeit genüge leiſten wollen . Mehreren Glaubens wegen , haben wir uns eigenhändig unterſchrieben . So geſchehen in Berlin , am 20. ( 30.) September 1675 . Franciszek Skrzetusky. Jan Robinsky. Stanislaw Sielinski. Jan Bialinski.

Jan Jaskoledky.

Der Polniſche General-Feldzeug - Meiſter Graf v. Niemierzyc warnte am 4. October den Churfürſten vor dieſen Polen und machte ihn darauf auf: merkſam , daß eine ſolche Aushebung von Mannſdaften in Polen , ohne Be willigung des Königs und der Republik , gar nicht ſtatt haben dürfe und daß dadurch die Factionairs in Polen leicht Gelegenheit nehmen könnten , ſträfliche 1

Borhaben gegen den Churfürſten auszuführen , weshalb ber Churfürſt am 8.

October befahl , die Polniſche Werbung zu verſchieben. Indeſſen gingen die Rittmeiſter nicht darauf ein , erklärten vielmehr ihre Compagnien faſt vollzählig beiſammen und die ihnen angewieſenen Quartiere bereits wirklich bezogen zu

haben , auch verlangten ſie eine Zeit zur Muſterung durch einen Churfürſtl. Commiſſarius beſtimmt und die verſprochenen Capitulationsgelber bald aus:

6

gezahlt. Selbſt der Fürft bittet dieſe Gelder bereit zu halten , damit Sr. Durchl. von dieſen Leuten nicht viel lingelegenbeiten erwachſen « und weil er befürchtet, daß , wenn dieſelben nicht erfolgten , » die Polen ſich juin Feinde fchlagen und

zu des Churfürſten Nachtheil allerhand ſchimpfliche Reden führen könnten . « Der Churfürſt befiehlt bierauf am 28. October dem Preußiſchen Rammers

meiſter Büttner die zu dieſer Werbung nöthigen Gelder aus den Bernſtein-, Zoll- und Stór - Geldern entweder baar an den Fürſten oder den Compagnien unmittelbar auszuzahlen.

As Commiſſarius zur Muſterung der Towarczys wurde der Rath Adam v. Wedell beſtimmt , welcher am 9. ( 19. ) und 17. ( 27. ) December 1675 , im Verein mit Herrn Eufebius v. Brand , dieſelbe zu Landsberg an der Warthe

über die beiden Compagnien abhielt. Die Compagnie des Rittmeiſters Ry : binsky batte 32 Towarczys und 68 Diener , die des Rittmeiſters Jaskoledy 1

30 Towarczys und 70 Diener.

Am 3. Januar 1676 berichtete Adam v. Wedell über die Compagnie des Rittmeiſters Jasfoledy in Paſewalk: » Jas koledy Hålt ſehr gute Ordnung bei ſeiner Compagnie. Wer von dem Geſinde auch nur ein böſes Wort den Einwohnern fagt, über den wird ſofort Standredyt gebalten und es wird der

Verbrecher bei den Paufen auf die Erde gelegt und erbármlich geprügelt. « Ferner erzählt Webell : » Ein Towarczys , der fich den Freyenwaldiſden Wein habe gut ſchmecken laſſen , babe mit ihm auf öffentlicher Straße wegen der ſchlechten Quartiere bart disputirt und dabei geſagt : Er wolle lieber , daß ihn der Teufel hole , als daß ſeine Pferde , die er lieber als ſein Leben hätte , in ſo einem ſauigen Stalle ſtehen ſollten. Der Rittmeiſter und ſeine To

warczys verurtheilten ihn dafür durch kriegsgeriøtliche Sentenz , er ſolle Ab bitte thun , aus dem Regiſter der Compagnie ausgeſchloſſen werden und hinter der Compagnie reiten , die Eſtandarte zu Fuß aus dem Stadtlein Freyenwalde tragen , dem Feldprediger 20 Thaler Strafe geben und die Eſtandarte im 1

Quartiere zu Fuße bewachen . Weil er ſonſt ein ſtiller und frommer Menſch geweſen war , wurden ihm auf Fürbitten des v. Wedell ,1 bis auf die Abbitte, die übrigen Strafen erlaſſen.

Zwei andere Towarczys hatten ſich beim Weine entzweit ; der eine darauf zum Säbel , der andere zum Piſtol gegriffen . Zur Strafe dafür mußten ſie zu Fuß vor der Compagnie bergehn , ihre Geſichter waren mit Drahtfappen berbedt und der eine mußte den bloßen Säbel , der andere das Piſtol, zum Zeichen , daß fie fich daran vergriffen , tragen .

Die Compagnie des Rittmeiſters Rybins ft) dagegen gab ſehr bald Urſache zur Ilnzufriedenheit.

» Die Polniſche Compagnie in Stargard , « ſüreibt am 6. Januar 1676 der General v. Schwerin von Colberg aus an den Churfürſten , » will fein

Commando pariren « und beklagt ſich dann weiter darüber , daß die Towarczys

in ſeiner Abweſenheit zu feinem Patrouillen - Dienſt, der doch ſehr nöthg ſei, .

!

zu bringen wären , indem ſie behaupteten : nur dem Churfürſt und ſeinen Se: neralen Schorſam fchuldig zu ſein.

7

Der Churfürſt decretirte deshalb am 10. Januar an beide Rittmeiſter, » wenn fie von dem General -Major Baron v. Shwerin oder in deſſen Abweſenheit

von den commandirenden Officieren wozu befehligt würden , fo hätten fie dieſen Befehl auszuführen und ſollten ſie ſich nicht weigern , Partheien auszuſchicken. a Im Februar klagte Nybinsky ſeinen Lieutenant Tomiedy an , daß er die Compagnie zur Rebellion aufreize , mit den Polen davon zu geben gedenko und ſogar darauf ausgebe , ihn zu tódten. Eine von Euſebius v. Brand deshalb vorgenommene Unterſuchung beſtätigte die Angaben des Rittmeiſters jedoch nicht, vielmehr wurden Beſchwerden gegen dieſen von den Towarczys

vorgebracht, wonach er beſchuldigt wurde, ihnen die an ihn ausgezahlten Gel der vorenthalten zu baben.

Die fich immer ſteigernde Erbitterung der Towarczys gegen Rybinsky ſcheint ihn ſogar gezwungen zu haben , nach Süſirin zu fliehen , denn man findet folgenden Churfürſtl. Befehl : » Se. Churfürſtl. Durchl. zu Brandenburg 2c. Unſer gnädigſter Herr be: fehlen Dero Obrift: Wachtmeiſter Dietrich Ragußki hiermit in gnaden , daß er ſofort nach Empfabung dieſes von der Preuß. Compagnie rechs Trabanten

nebſt einen Corporal beordern ſolle, welche von hier nach Süſtrin fich begeben , und den daſelbſt vorhandenen poblniſchen Rittmeiſter Rubins fy wohl ver wahrt anhero bringen. Cölln an der Spree , den 24. März 1676. «

In einem Shreiben an den Grafen Dobna wird als Grund zu dieſem Verfahren angegeben : » Zu ſeiner fichern Anherokommung und damit demſel ben nichts wiedriges begegnen mögte. « Da der Churfürſt in ſeiner Reſolution vom 22. Januar 1676 den Com pagnien die ſogenannten blinden Dienſtknechte gut zu thun verſprochen batte , und zwar dem Rittmeiſter 18 , dem Lieutenant 6 und dem Cornet 4 , ro be nußten die Rittmeiſter folches und hielten die Compagnien ſchwächer. Der General Schwerin bekam am 3. April den Auftrag , die Towarczys zu muſtern , weil man dieſes wahrgenommen hatte. Jede Compagnie wurde nur 72 Mann ſtart gefunden und als der General ihnen die Capitulation borhielt , wonach die Compagnie 100 Mann ſtarf ſein ſollte, entſchuldigten ſie ſich mit ben ihnen bewilligten Blinden.

Jm Kriege ſcheinen dieſe Towarczys keine Gelegenheit gefunden zu haben , fich beſonders auszuzeichnen , doch erwähnt ein an den Churfürſten eingereichtes

Memorial eines Towarczys Menſynski , die Anweſenheit mehrerer Genoſſen in dem Gefecht, welches die Niederlage des General-Majors Lúttke zur Folge batte, im Mai 1676 .

Bald nachher erfolgte die Entlaſſung der Towarczys aus Brandenburgiſchen Dienſten .

Churfürſtliche Ordre , den 23. Mai 1676.

Weil Se. Majeftat in Polen als auch verſchiedene Magnates allerhand ombrage wegen der zwei polniſchen Compagnien bezeuget , wie ſich denn auch Frankreich und Schweden darauf bezieben und unter folchem praetert gleicher:

geſtalt einige Werbung praetendirten und weil auch bekannt iſt, was geſtalt

8

unlángft von Ihrer Königl. Majeſtät mandata avocatoria publiciret und barin dem polniſchen Adel ausdrücklich befohlen worden , ſich allem auswärtigen

Kriegsdienſt loszumachen und wiederumb in Jhr Vaterland zu kehren , Wir aber Alle Gelegenheit und praetert gern vermeiden , wodurch wir Zhro Rönigl. Majeſtät und der Republik die allergeringſte ombrage und jalousie geben könnten , ſo haben Wir ſoldem nach gut befunden Euch hiermit zu comittiren 1

und zu befehlen : denen beiden in unſerm Dienſt ſtehenden polniſchen Compag

nien , dieſes gebührend hinzuſtellen und Ihnen dabei anzubeuten , daß bei fol: der Bewandniß und Umbſtänden wir gemeint wären , ſie aus unſerm Dienſt

zu dimittiren und wiederumb in ihr Vaterland ziehen zu laſſen . Um die Towarczys ſchnell aus dem Lande zu entfernen , gab ihnen der Churfürſt nodi für den Monat Juni den Sold , bewilligte ihnen Bier , Brod und Graſung für ihre Pferde bis zur Grenze und überließ ihnen Pauken und 1

Standarten , » damit ſie deſto mehr vergnügt ſein könnten .« Der Rammergerichts - Rath v. Wedell erhielt eine beſondere Inſtruction , nady welder er ſich bei der Durchführung der Polniſchen Völker durch die Churfürſtl. Pande zu richten hätte.

Sie ſollten ſich danach unterwegs nicht

aufhalten und täglich wenigſtens 4 Meilen marſchiren. 50 Pferde vom Re: giment Anhalt und eben ſo viel vom Churprinzl. Regimente ſollten die Towarczys von Landsberg aus, wo ſich die Compagnien aus Stargard und Paſewalk ver: einigen mußten , auf dem geradeſten Wege bis zur Grenze escortiren. Ein 1

Dankſchreiben , Berlin den 12. Juni, ſandten tie Towarczys bem Churfürſten

ein , worin ſie ihre Ungeſchidlichkeit und Unwiſſenheit beklagen , die ihnen er: wieſenen Wohlthaten nicht genug rühmen zu können . » Weil , « heißt es darin , » wihr innerhalb ganger dreißig Jahren in unſerer Republik während des Krie: ges undt Wütung der Waaffen faumb etwaß von der Göttin der Weisheit vernehmen können ; aber Ew. Churfürſtl. Durậl. angeborene undt von dem Allerhöcyſten erlangete hobe Weißheit , wie auch Deroſelben Heldenmuht, wel cher mit der Gühtigkeit vereiniget , verſidert Unß , daß Ew. Churfürſtl. Durdl. von Soldaten ein dehmütigſtes und getreueſtes auff dieſen Bogen offerirtes 1

Hers , für ein angenehmes Opffer annehmen wirdt , denn in denſelben werden

Ew. Churfürſtl. Durchl. dieſe wordte tief eingegraben finden : Sehr dankbabre Gäſte : warumb Gäſte ? «

Dieſe und die nächſte Frage : » Warumb ſehr dankbahre Gäſte ? « wird in: Verlauf des Sdreibens mit großer Weitläuftigfeit burd Bemerkungen über

die gute Aufnahme und pünktliche Auszahlung des Soldes und anderer Gel: der beantwortet. ( * ) #) Wir haben des Namens wegen und im Intereſſe der allgemeinen Militair - Geſchichte dieſer Towarczys hier ausführlicher gedacyt, als es dem Zwecke des Wertes ent ſprechen dürfte ; doch ſtehen dieſelben zu iſolirt und ephemer im Preußiſchen Heere

da , um mit mehr Recht in einer andern Regimente - Geſcyichte einen Plaß an : gewieſen erhalten zu können. Wir haben deshalb wegen der ſpätern Namens : verwandtſchaft des Negiments und dieſer Truppen uns ihrer angenommen .

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Wir verlaſſen hier die Towarczys, um ſpäter ihren Namen bei unſerm Regimente wiederkehren zu ſehen. Im erſten Solefiſchen Kriege erregte die körperliche Gewandtheit und eine große Runftfertigkeit in der Führung der Lanze , wodurch die Polniſchen und Oſterreichiſchen Ulanen ſich bemerkbar machten , Friedrich des Großen Aufmerkſamkeit und in dem Wunſche, eine ihnen áhnliche Truppengattung in

ſeinem Heere zu haben , befahl er im Jabre 1741 dem Oberſt-Lieutenant 2

v. Na ßmer , ein Corps Ulanen in Polen und Lithauen zu werben und ſich dazu beſonders der Wallachen zu bedienen , ein Volf, welches den Polen ſeit

lange als treffliche Reiterei diente und deſſen ſchon in der Schlacht von Pul tawa in Verbindung mit Towarczys bei den Heere Earls XII. erwähnt wird , wovon auch die für eine Art Lanzenreiteri zuweilen gebrauchte Benen nung : » Valaſſen « abſtammen mag. Die Nazmer'ſche Werbung hatte guten Fortgang und foon im März desſelben Jabres verfügte der König , das Corps

Illanen auf 6 Schwadronen , eine jede zu 150 Mann, zu bringen . 1

Der König an den Fürſten Leopold von Deſſau. » Die partien von Huſaren bin ich außer Standes zu verhindern , die weilen der Feindt des Volkes mehr hat , wie ich, indeſſen lo prefire die An

werbung der neuen Walojgen aufs äußerſte und Ew. Durchl. werden Mihr einen beſondern Gefallen thun , wenn ſie den Oberſten Man ow anhalten , .

die Mondur vor die 6 neue Escadrons Walachen aufs möglichſte zu beſchleu nigen und den Ankauf berer Pferde in der Neumark zu preſiren.

Schweidnit , den 12. März 1741. « Die Ulanen des Oberft- Lieutenant 6. Nagmer famen im Lager von

Streblen zur Armee und erregten ſowohl durch die Sdönheit der Leute und

Pferde , als wie durch die Eigenthümlichkeit ihrer Waffen und Bekleidung all gemeines Aufſehen. Der große König ſchien beſonderes Wohlgefallen an ihnen zu nehmen und verſprach ſich von ihnen den beſten Erfolg. » Sie trugen die Polnijde Nationaltradt, erzählt Baczko , » in weiß und blauen Farben , hatten ein Bandolier , weldes von der linken Sculter

nach der rechten Hüfte hinabbing und an dem daran befindlichen Rarabiner baten war die Lanze vermittelſt eines eiſernen Stabdyens befeſtigt, welches an

beiden Enden gekrümmt und an den Schaft der Lange genagelt war. Daber , wenn die Lanze eingelegt und vorgeſtredt wurde , ftanden die fammtlichen Langenſpiten in einer beinahe ſchnurgleichen Richtung; aber durch dieſe Art , die Lanze zu führen , hatte ſie der Ulane gar nicht in ſeiner Gewalt und war beſonders , wenn er einzeln focht, ſeinem Gegner beinahe völlig preisgegeben. « !

Auch Frau b. Blumenthal in ihrem Werk : Das Leben Hans Joachim's

b. Zieten , ſchildert die Unbeholfenbeit dieſer Ulanen : » Dieſe jungen Truppen

waren ſelbſt geſchloſſen dem Feinde wenig gefährlich , weil ſie ihre Waffen nicht zu handhaben verſtanden und wurden ganz unwirkſam , ſobald ihre Dido nung gebrochen war. Die Lanzen , unnüt im Kampf, wurden ihnen dann

ſelbſt hinderlich bei der Flucht. In der Unordnung verwundete Einer den

10

Andern damit, oder , wenn ſie dieſelben niedrig hielten , drang die Spike in die Erde , der Reiter wurde aus dem Sattel gehoben , das Pferd ſtrauchelte und fiel mit ihm . «

Im Winter von 1741 – 42 befanden ſich dieſe 6 Schwadronen Ulanen bei dem in Oberſchleſien ſtehenden Corps , fie rüdten ſpäter , 500 Mann ſtark, mit dieſem unter General v. Schwerin nach Mähren und machten am 14. Februar 1742 eine von Preußiſchen und Sidfijden Huſaren ausgeführte Re:

cognoscirung gegen 3glau mit. Sie waren unterbeß 10 Suwadronen mit 31 Officieren , 80 lInterofficieren , 20 Trompetern , 10 Fahnenſchmieden , 1020 Ulanen mit 461 Pferden flark geworden.

Liſte vom Negiment Ulanen des Oberſten v. Nakmer pro Februar 1742. Stärke der Escadron s. Namen der Escadrons .

Ober: unter: Trom =

Fah

4

Rittmeiſter v. 3 edmar

3

8 8 8

3

8

> )

>>

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Wolff v . Na smer Anton v. Nagmer....

00 0 00

Leib - Escadron .....

Major v. Bursty .

‫نهتن‬ ‫کن‬

Offic. Offic. | peter. nenity. Ulanen. Pferde. 2

1

2 2

3

de Manget ......

3

8

2

v. Gorodinis ty .

3

8

2

v. Malachowsky .

3

v. Briesky ....... B. v. Tra dyenberg ..

3

8 8

2 2

3

8

31

80

20

10

102

102

74 42

102 102

55 51

102

44

102 102 102 102

35

102

54

1020

461

37 39 24

Baczko berichtet über die Ulanen von Nazmer , welve häufig mit dem ſpätern Bosniaken - Corps - verwechſelt worden ſind, aber mit dieſem in gar keiner Verbindung geſtanden haben , noch Folgendes : » Friedrich der Große erzählt in der Geſchicte ſeiner Zeit , daß dieſes Ulanen - Regiment gleid nad ſeiner Erſcheinung durch einige wenige Öſterrei chiſche Huſaren - Eskadronen einen wichtigen Nachtheil crlitten hätte. Es war

nämlich damals der Öſterreiðiſce Rittmeiſter v. Rueſch mit 300 Huſaren , unter weldem fid auch mein Vater , aus deſſen Munde id dieſe Erzählung

habe , als Öſterreichiſder Lieutenant befand , die Preußen zu umſchwärmen und ihnen einigen Abbruch zu thun , ausgeſandt worden. Dieſer erfuhr , daß ganz in ſeiner Nähe das neu errichtete Preußiſche Ulanen - Regiment , welches noch keinen Feind geſehen hatte und dennoch zum Vorpoſtendienſt beſtimmt wurde, ohne die gehörige Vorſicht durch einen Wald nach einem ganz nabe dabeiliegenden Dorfe ( * ) marſchire. Rueſch legte ſich in ein Verſtec , griff *) In König'e Pantheon Band 3 wird dies Dorf in der Biographie des r. Nas : ni er Frau v. Blumenthal ſpricht von einem Alt- Grottfau « genannt. Gefecht bei Grottfau , wobei die Zieten'ſchen Huſaren die ulanen retteten.

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die Ulanen auf beiden Flanken unerwartet an ; ein Theil wurde nach dem Dorfe geſprengt und größtentheils gefangen. Dieſes traf auch viele , die nach dem Walde zurückeilten und ihre Ungeübtheit im Gebrauch der Lanze auffallend bewieſen . Einige der Flüchtigen ſtreckten fie vor ſich hin und vers wundeten dadurch ihre Kameraden ; andere richteten ſie in die Höhe und wur:

den nun durch die Baumzweige aufgehalten ; andere ließen ſie ganz fallen , wobei die Spiße in die Erde fuhr und ein neues Hinderniß wurde. Die Meiſten warfen baber die Lanze fort und der König verwandelte nun dieſe Ulanen in ein Huſaren - Regiment. « ( *) Wahrſcheinlid) in Folge dieſes Gefechts ſchreibt der Rönig an den Fürſten von Deſjau , Selowitz den 1. April 1742 : » Jch bin von unſern Officiers, Cavallerie , Infanterie, Huſaren wo möglich noch beſſer zufrieden , wie vohr jahr , unſere Infanterie iſt niemablen ſo ad mirabel geweſen , die Hullanen allein ſeindt das Brodt nicht werth. « Der Erbprinz von Deſſau ſeint das Ulanen - Regiment jedoch ſpäter belobt zu haben , denn in einem Briefe des Königs an ihn , vom 25. Mai heißt es : Daß die Hublanen fich Em. Liebden Orthen gegen den Feind

diftinguiren , iſt Mir ſehr lieb zu vernehmen und wird es gut ſein , dieſe Leute beſtmöglichſt zu animiren , damit , wenn ſie einmal in Ordre ſein , ſich wiederum bervorthun können ; deren Remonte, hoffe Jo , ſoll nächſtens zuſammen und 1

1

nn Drth und ftelle ſein. «

Endlich ſchreibt der König noch aus dem Lager bei Wallſdau den 4. Juni 1742: » Nachdem mir auch gemeldet worden , daß von den ſogenannten Nag mer'ſden Hublanen 800 beritten und in dienſtfertigem Stande ſeien , ſo können Ew. Liebben ſich deren nad Gutfinden bedienen , wobei Dieſelben doch zugleich dahin feben werden , daß der Cheff und die Officiere dieſes Regiments fic »

nicht ſo ſehr als bisher negligiren und eine beſſere Ordre und Haußhaltung bei dem Regimente einführen , da es nicht erlaubt iſt, wie der b. Nazmer mit folchen Hauß gehalten und eine ſlechte ordre , ökonomie und aufficht über Ceute und Pferde gehalten . «

Dies Ulanen - Regiment, bald darauf in ein Huſaren - Regiment umges wandelt , erhielt zum Andenken an die frübern Farben ſeiner Bekleidung weiße Pelze und bellblaue Dollmans .

Spottweiſe wurden dieſe Huſaren deshalb

von Freund und Feind » Schafe « genannt und erbittert darüber , wünſchten fie eine Gelegenheit berbei , fich dafür zu ridyen. Erſt im Jahre 1758 bot

fich dieſelbe, wo ſie ein Öſterreichiſches Regiment, weldes ihnen dieſen Schimpf namen zugerufen , faſt ganz niederbieben. Nur mit Mühe gelang es dem General v. Puttkammer , den feindlichen Commandeur und einige Officiere zu retten. Vor den Rönig gebracht, beſchwerte ſich der Commandeur darüber ,

daß man feinen Pardon gegeben , ſondern ſelbſt die auf der Erbe liegenden Verwundeten nicht geſdont habe. Friedrich der Große , welcher die Ver:

anlaſſung zu dieſem Verfahren kannte , fragte ihn : » Hat Er wohl in ſeinem Leben die Bibel geleſen ? « » D ja ! Ew. Majeſtät ,« antwortete jener betroffen. *) Sie haben bis zur Mitte des Jahres 1742 noch als Ulanen - Regiment beſtanden.

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» Nun , dann wird er ſich das erklären können ,« ſagte der Rónig, » da ſteht !

ja doch : Seht Euch vor , vor denen , die in Schafskleidern zu Euch kom

men , inwendig aber ſind ſie reißende Wölfe ! « ( * ) 1

Nur einem Zufalle iſt es zu danken --- wie wir ſpäter ſehen werden und wie Baczko jagt – daß eine mit Lanzen bewaffnete Truppe, » die Bosniaken , a im Jahre 1745 in das Preußiſche Heer kam . Dieſes Bosniaken - Corps , wels ches dem fowarzen Huſaren :Regiment v. Ruech ( Nr. 5 ) einverleibt wurde , bildet den Stamm der Preußiſchen Ulanen der neuern Zeit und die Bravour und Geſchicklichkeit ſeiner erſten Mitglieder gaben der Lanze den verlorenen Werth und das eingebüßte Anſehen wieder , wodurd der große König beran :

laßt wurde, die Lanzenreiterei in ſeinem Heere zu erhalten und nach Bedarf zu vermehren .

Ehe wir aber die Verhältniſſe , unter denen dieſes 1745 geſtiftete Bos: niaken - Corps beſtand, und ſeine fernere Fortbildung , Entwickelung und Um: 1

wandlung, wenn auch hier nur überſichtlich berühren , fühlen wir uns , der Vollſtändigkeit wegen , veranlaßt, zunádyſt derjenigen Vorgänge und Werbun: gen zu erwähnen, welde des großen Königs Beſtrebungen andeuten : die mit Lanzen bewaffnete Reiterei ſeines Heeres zu ergänzen und zu vermehren. Während die Bosnier und die übrigen Völker an der untern Donau überhaupt als gute Reiter damals berühmt waren , galten nådiſt den Roſaden , die Polen und die Völfer tartarijden Urſprungs als vorzügliche Lanzenreiter.

Stets kriegsluftig , boten dieſe Lesteren entweder Friedrich dem Großen ihre Dienſte als Ulanen an , oder der Rönig ſuchte ſeinen Mangel daran durch Werbungen unter ihnen zu erſetzen .

Schon 1755 , am 24. Auguft, benachrichtigt der Prinz Georg Ludwig von Holſtein aus Ricſenburg den König , daß ein Pole von Adel , Simon Ruminity , aus der Woywodſchaft Pomerellen , ſich erboten babe , einige !

Fahnen Towarczys für den Königl. Dienſt anzuwerben , auch bereits 60 Edel leute Sr. Majeſtät Ordre erwarteten. Der König ſcheint aber darauf nicht eingegangen zu ſein.

Im Jahre 1761 reichte der Oberſt Quintus Jcilius ( ** ) am 10. März von Leipzig aus die in Franzöſiſcher Sprache abgefaßten Vorſchläge eines Entrepreneurs zur Werbung eines Corps oder Pulfs Tartaren , welcher nach ſeiner Weiſe gekleidet und bewaffnet, und mit ſchönen Tartariſchen Pferden

beritten wäre , dem Könige zur Genehmigung ein. Der Pulk ſollte aus 500 Herren , genannt Towarczys , welche nict Sdildwacht ſtänden , und 1000 Die *) Friedrid) der Große und ſeine Zeit , von Dr. K. F. Neide , S. 71 . **) Hieß eigentlicy Guiſchard , und erhielt von Friedridy aus nicht geuau zu .

ermittelnden Gründen dieſen Namen . Er war der Vater dis Cornets Quin :

tus I cilius vom Regiment v. Czettriß , welcher 1794 zur Dienſtleiſtung

beim Bosniafen - Regiment beordert und im Januar 1796 zum Leib : Cüraſſier Regiment als Seconde - Lieutenant verſeßt wurde. über die muthmaßliche Ent ſtehung des Namens Quintus Joilius ſiehe » Anekdoten von einer Geſell (daſt militairiſcher Freunde. « 1794. 2. Thl. Seite 65 u . folg.

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nern beſtehen. Der Rönig wurde dabei erſucht , durch einen Brief an den

Tartar - Chan voll Complimenten und Glücwünſchen den Entrepreneur in ſei nem Vorhaben zu unterſtüßen ; auch ſollten einige Preußiſche Officiere denſel: ben nach der Krimm begleiten , um ſeiner Unternehmung mehr Gewicht zu verſchaffen , bei welcher Gelegenheit zugleich eine für Se. Majeſtát bortbeil bafte Diverſion des Chans gegen Rußland betrieben werden könnte. Der Ronig gab aber darauf die Reſolution : » daß weder der Vorſlag noch die Bedingungen ihm zuſagten , und daß er keinen ſoliden Vortheil darin ſebe, 1

darauf einzugeben . «

Mehr Anklang fanden die Unterhandlungen , in welde der Hauptmann

und Flügel- Adjutant C. l. v. Cocceji II. im October 1761 von Breslau aus mit dem Oberſten Pietrowski , und als dieſer zurüdtrat , mit dem Oberſt Lieutenant v. Krzedowski wegen Errichtung eines Corps Tartariſcher Ulanen von 8 Fahnen getreten war. Der König billigte die ihm am 15. October eingeſchickten Capitulationspunkte und befahl dem Hauptmann V. Cocceji , mit dem General- Lieutenant v. Tauenbien dis nähere Arrangement, wegen der Auszahlung von 1500 Duraten an den 2. . Rrzedowski als Vorſquß ,

zu verabreden . Über den ferneren Gang dieſer Angelegenheit iſt indeß nichts weiter bekannt geworden , doch iſt es wahrſcheinlich , daß die Werbung vor fich gegangen iſt und dann dazu gedient hat , das Bośniaken - Corps auf 10 Schwadronen zu bringen. Am 28. Mai 1778 wandte ein Major Dambac fich an den General

b. Loſow um ſeine Vermittelung zur Werbung eines Corps Ulanen . Der Rönig , davon benadrichtigt, antwortete dem in Copernil ſtehenden General :

► Mein lieber u . 30 danke Euch , daß 3hr , wie Jch aus Eurem Bericht vom 20. 6. erſehen , an den Major Dambach wegen Errichtung eines Corps Uhlanen geſchrieben habt. Joh möchte gerne, daß es ſolche Lantzenierer wä: ren , nehmlich die mit Langen bewafnet ſind , die fann Jch zu Meiner Abſicht

beßer gebrauchen. Ihr könnet daher mit dem Major Dambach dieſer Sache wegen weiter correſpondiren und ſobald Jbr mit demſelben über alle die Punkte eins ſetyd und er ein Corps dergleichen Uhlanen , die Langen führen , wenn

es auch nur 500 Mann find, errichten will, Meinem Etats - Miniſter, Frei berrn v. 8. Soulenburg , von den dazu erforderlichen Koſten Nachricht geben , als welcher bereits angewieſen iſt, das Geld an den Reſident Blambot in Warſchau zu überſchicken , um ſolches ſucceſſive an den Major Dambad aus:

zuzahlen. Jhr werdet alſo das darunter weiter nöthige beſorgen und muß derſelbe allen Fleiß anwenden , umb die Leute je eher je beßer zuſammenzu: friegen. Ich bin 20. « - Schönwalde, den 21. Juny 1778 . Friedrid . Der General v. loſow gab zwar bald darauf die linternehmung des

Major Dambach auf und ſchlug, eines zuverläſſigern Erfolges wegen , Unter-: handlungen zu demſelben Zweck mit einem fábigern Manne , dem Herrn b. Rof : jałowsky aus Lithauen vor , indeß ſcheint toch jener Mittel gefunden zu

baben , die ihm in Warſchau fich entgegenſtellenden Schwierigkeiten, wenigſtens

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auf kurze Zeit , zu überwinden und im Auguſt einige geworbene Leute nach ihrem Beſtimmungsort, Wartenberg in Shleſien , abzuſenden. Poflow erbittet ſich darauf vom Könige eine Ordre über die Verpflegung der Leute und Pferde und frägt an : ob dem Dambach die verlangten 100

Thaler für jeden mit Pferd , Sattelzeug , Montur und Gewehr ankommenden

Mann vergütigt werden ſollen ? Dabei bemerkt er nod) , daß der erſte Trans: 1

port jener Rekruten von den Polen an der Grenze angehalten worden wäre , wovon er den Major Dambach bereits benadyrichtigt habe.

Hierauf erfolgte die Allerhöðſte eigenhändige Reſolution : » wober ſoll ich was verpflegen laßen , wenn nichts da iſt? mit den Polen iſt lauter Wind . « Am 23. Auguſt 1778 ſdrieb der König aus dem Lager von Burkersdorf an Loſow : » Jch will die Ulanen nicht haben !« Aber ſchon im Monat September trat der König mit einem in Ruffiſchen Dienſten geweſenen Nitt: meiſter v. Mozytowsky auf's Neue in Unterhandlungen wegen Errichtung eines Corps Bosniafen , beſtehend aus : 1 Rittmeiſter , 3 Subaltern - Officiers , 1 Wachtmeiſter , 9 Corporals , 1 Trompeter, 1 Feldſdeer, 1 Fahnenſæmið und 100 Gemeine, wozu ihm 2 Officiere und 8 Unterofficiere von den be reits beſtehenden Preußiſchen Bosniaken gegeben werden ſollten. Von den deshalb erlaſſenen Cabincts - Ordres wählen wir die beiden wich 5

1

1

tigſten aus : Cabinets - Ordre

an den Capitain Modiglow sky zu Wartenberg.

» Jd ertheile Euch auf Euer Søreiben vom 24. Auguſt hierdurch zur Antwort , daß Ich erſt ſehen will, ob Ihr könnt 100 Mann zuſammenkriegen ; mit der Mundirung wollen wir dann bald fertig werden und kann ſolche, wie 1

die von Meinen Bosniaquen ſeyn. Wenn Jhr alſo 100 Mann zuſammen habt , ſo könnet Jhr damit berkommen und Eure Probe machen : macht Ihr es denn nichts nuße , ſo ſchaffe Euch wieder ab nach der Campagne, wenn Zhr es aber gut machet , To behalte Euch denn in Meinem Dienſt. Wollet 1

Jhr nun dieſe Condition eingeben , ſo könnet Jhr Euch darüber an Meinen General-Major v. Wartenberg zu Berlin erklähren , der alsdann das wei

tere in der Sache mit Euch reguliren und abmachen wird. « Im Lager bei Lauterwaſſer, den 1. September 1778 . Der König an den Miniſter Freiherrn D. d. Schulenburg.

» Mein lieber Etats -Miniſter Freiherr v. 0. Sculenburg. Da die Sache mit dem Dambach wegen Errichtung eines Corps Ulanen wegen ſeiner

in Pohlen geſchehenen Arretirung ins ſtocken gerathen , ſo hat ſich dagegen ein Rittmeiſter Moozytowsky gemeldet , mit welchem Jch durch den General Major v. Lofo w wegen Errichtung eines Corps von 100 Mann Bosniaquen den biebey erfolgenden accord machen laßen. Dieſe Leute und Pferde werden in Wartenberg zuſammengebradt und follen auch alsdann daſelbſt ihre Ver : pflegung erhalten. Der General 6. Lojow wird mit dem Mobytowsky

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das weitere nöthige feſtfeßen und reguliren und ſodann dem General v. War :

tenberg Nachricht geben 20. « Im Lager bei Lauterw a ffer, den 4. September 1778.

Rittmeiſter b. S dulz vom Bosniaken - Regiment wurde nach Wartenberg

geſchidt, um die von Dambach bereits bort hingeſchidten 51 Mann und 36 Pferde zu übernehmen und für die neue Werbung zu verwenden. Moozytowsly hatte ſich die Erlaubniß erbeten , ſeine Leute wie die Polniſchen Ulanen zu kleiden , weil er fich davon mehr Zulauf verſprach. Der Rönig ſchreibt darüber an Lofow : » Wofern er die Leute auch auf Polniſch

kleiden will, ſo kann er das wohl thun. Aber weis nur nicht, ſonſten würde man ſie von den Öſterreichern nicht unterſcheiden können. « Das Ende des Bayeriſchen Erbfolge - Krieges unterbrach nicht allein die Anfangs beabſichtigte größere Ausdehnung dieſer Werbung , ſondern führte

ſelbſt die Reducirung der bereits geſammelten Escadron herbei. Der Rönig verfügte am 16. Mai an den Miniſter Sculenburg : » was die neue Es

cabron Bośniaken des 20. 6. Mobytowsfy anlanget : ſo wird alles rebuciret, aber die Leute follen beibehalten werden , ſo viel fie fönnen und tonnen ſolche bey den Bosniaken bleiben und dagegen von denen ſo viele Santoniften nach Hauſe geſchidt werben 2c. «

Den 22. Mai ſchreibt der König in Hinſicht der Mobzytowsky'ſchen Bos: niaken - Escadron aus Breslau nochmals an den Miniſter: » Mein lieber ac. Betreffend Euren Bericht vom 15. dieſes in Anſehung der errichteten Mods zytowsky'ſchen Bosniafen- Escabron : ſo babe Jd folche bei bem Bosniakens Regiment hier ſchon untergeſtochen 20.«

Faſt gleichzeitig mit der vorigen Werbung fällt im November 1778 die eines ehemaligen Polniſchen Oberſt- Lieutenants Johann Georg 0. Schill ( Vater des Major Ferdinand b. S dill). Er bekam den Auftrag ( * ) , ein

Corps von 500 Tartaren zu errichten und ſolches in Preußen zu ſammeln, mozu die Stadte : Solbau , Gumbinnen und Willenberg ihm beſtimmt wurben. Soon hatte er einige Hundert Mann beiſammen , als der Deſdner Frieden dieſe Werbung ebenfalls ftörte. Die Beworbenen wurden dem Bosniaken - Res giment des General v. Loffo w einverleibt. Wahrſcheinlich hat dieſe Werbung dem Könige ſehr bald nicht zugeſagt , denn in Preuß' Geſchichte Friedrich

des Großen findet fich folgendes Königliche Schreiben : » Mein lieber Etats -Miniſter Freiherr v. Schulenburg. Ich habe Euch auf Euren Bericht vom 5. dieſes wegen des von dem Polniſchen Oberſt- Lieus

tenant v. Soil zu errichtenden Corps Tartaren hierdurch zu erkennen geben wollen , daß Joh gar nicht Luſt habe , darauf zu entriren , denn wir friegen ja nun Roſaken und haben deren genug und mithin jene nicht nöthig , über: *) Nad; einem Briefe des Miniſter v. Schulenburg an den Ober :- Präſidenten v. Dom hard , vom 15. November 1778 , fiehe Archiv des General - Directorii,

hat Schill auf Sr. Majeſtát Befehl dies Corps Tartaren errichten ſollen .

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dem werde JⓇ nur jūlecht bedienet werden von ſolchen Leuten. Wonach zhr Euch alſo zu richten und Eure Maßregeln zu nehmer habt und erfolget bie Capitulation unvollzogen zurück .« Breslau , den 9. Januar 1779.

Eigenhändig : » nuhn Siebet es Mehr nach Krieg aus und habe 3o die Ruſſen auf den Halß , ſo mus alle Ausgabe vohr Sie ſparen. « Das Tartaren - Corps , welches im Jahre 1795 unter dem Oberſten v. Ba : ranowsky errichtet wurde , tritt ſpäter als Bataillon Towarczys in näbere Berührung mit dein Bosniafen- und Towarczys - Regiment, weshalb borläufig darauf nicht näher eingegangen wird. Das im Jahre 1745 in den Preußi ſchen Dienſt getretene Bosniaken - Corps wurde 1762 auf 10 Schwadronen gefekt, 1763 bis auf 2 reducirt 1770 auf 5 vermehrt und 1771 wieder zu einem Regimente von 10 Schwadronen erhoben. Im Jahre 1800 wurde es in ein Regiment Towarczys verwandelt , woraus 1807 ein Regiment Ulanen von 8 Suwadronen entſtand , welches 1808 in 2 Regimenter, jedes zu 4 Edwadronen , getheilt wurde , unter dem Namen : 1ſtes (Weſt - Breußiſches ) und Ates (Schleſiſches ) Ulanen - Regiment. Im Jahre 1809 wurde das 3te ( Brandenburgiſche) Ulanen - Regiment aus einer Schwadron des iften und einer Schwadron bes 2ten Ulanen - Re: giments formirt und burc Rekruten auf 4 Sowadronen vollzählig gemacht.

Im Jahre 1815 entſtanden , ebenfalls jedes 4 Schwadronen ſtark : bas 4te ( Pommerſte), 5te , 6te , 7te und ste Ulanen -Regiment, und zwar : bas 4te aus einer Sowadron des lſten Ulanen - , einer Schwadron des Oft: Preußiſchen und einer Schwadron des Pommerſchen National - Caval ferie - Regiments ;

das 5te aus einer Schwadron des 2ten , einer Schwadron des 3ten Ulanen und einer Schwadron des vormals Bergiſchen Huſaren - Regiments ; das 6te aus der Cavallerie des lúgow'ſchen Frei - Corps; das 7te aus der Cavallerie des Hellwig'ſchen Frei - Corps und übernommenen Sachfiſchen Cavalleriſten ;

das 8te aus dem Iſten und 2ten Huſaren - Regiment der Deutſchen Legion. Endlich wurde noch im Jahre 1817 die Poſener , 1818 die Lithauiſche und 1819 die Thüringiſche und Eleveſdye Garde - Landwehr - Escadron er:

richtet , woraus cin Garde- Landwehr- Cavallerie - Regiment entſtand, welches 1

1821 in 2 Regimenter, jedes zu 4 Sowadronen , getheilt wurde , die 1826 die Benennung : Iſtes und Ates Garde- Ulanen - ( Landwehr - ) Regiment erhiel ten , beutigen Tages aber 1ſtes und 2tes Garde- Ulanen - Regiment beißen.

Die Ausbildung der Feuerwirkung und größere Beweglichkeit des beutigen Fußvolks , beſonders aber ſeine häufig angewendete Colonnen -Stellung, haben der Wirkſamkeit der Reiterei gegenüber in neuerer Zeit oft Grund gegeben zu Gunſten des erſtern zu enteiden und die lektere ſieht mit Vertrauen auf ihre wirkſamſte Angriffswaffe gegen Fußvolf : » die Lanze a , und hofft von den Ulanen aud die Erhaltung des Anſebens der Preußiſchen Reiterei.

17

Der Verfaſſer der Nachrichten und Betrachtungen über die Thaten und

Swidfale der Reiterei erzählt Theil I. S. 244 ( * ) : » Im Jahre 1805 hieb die Öſterreichiſche Reiterei im Gefedyt von Oberhauſen bei Neuburg wader in drei Franzöſijde Infanterie - Regimenter der Diviſion Montricharð ein , bei welcher Gelegenheit ein ulan den berühmten Latour d'Auvergne niederſtieß. « - llnd legt bedeutungsvoll hinzu : » Eine That , die ſymboliſd als ein Beweis gelten kann , daß auch der erſte Grenadier eines fiegenden Heeres dem Angriffe eines tapfern Reiters erliegen könne. Auch das nur wenigen noch erinnerliche – Wort ( des braven Regiments - Kameraden

jenes eben erwähnten berühmten Schriftſtellers) des im Jahre 1833 verſtor: benen Rittmeiſters v. Gallwitz II. verdient hier eine Stelle, weil es zeigt , 1

wie gut auch Preußen, obgleich nicht geborne , nur erzogene Ulanen, im lep ten Kriege die Lanze zu brauchen verſtanden haben : Nach einer Beſichtigung vor einem General, der im Freiheitskriege einen berühmten Namen erworben und einem Huſaren - Regimente angehört hatte , entſpann ſich eine Controverſe zwiſchen ihm und den Officieren unſeres Ulanen - Regiments über die Wirk ſamkeit der Lanze , wenn ein Ulanen - Negiment über den Haufen geworfen . wäre. Während dieſes Geſprächs trat ber bis dahin entfernt geſtandene Ritt: meiſter v. Gallwiş binzu und da der General wußte , daß er die Feldzüge gegen Rußland und Frankreich mitgemacht hatte , fragte er ihn um das Re: ſultat ſeiner Erfahrungen in dieſer Beziehung. Der Befragte dachte kurze Zeit nach und äußerte dann im Tone der Anſpruchsloſigkeit und Beſcheidenheit: » Herr General ! darüber weiß ich in der That nichts anzugeben , da unſer Regiment fich nie über den Haufen werfen ließ ! «

Der General freute fich ,1

ihm zu erkennen geben zu können , daß er Redyt babe « , wir aber werden die Wahrheit jenes Ausſpruchs durch die Geſchichte des 2ten Ulanen : Regi ments zu beweiſen haben . !

II.

Der Urſprung des Preußiſchen Bosniaken - Corps und ſeine erſten Officiere. Nicht auf eine ſo auffallende Weiſe, wie einzelne auf uns gekommene Traditionen ſagen » als Geſchenk des Sultans « find die Bosni aken in das Preußiſche Heer gekommen, fie find viel unbemerkter entſtanden und haben noch unbeachteter lange Zeit eriſtirt. Dem Profeſſor v. Baczko , beſſen Vater *) Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten , Baron v. Caniß , Königl. General Lieutenant. Bis zum Februar 1812 Seconde - Lieutenant im Schleſtſchen Ulla .

nen - Regiment , dann zum Generalſtabe verſeßt. 2

18

Major im Huſaren - Regiment v. Ruejch und Zeitgenoſſe der erſten Bosnia ken war , auch mit ihnen in ciner Garniſon , Goldapp , gelebt bat , verdanken wir in ſeinem Beitrage zur Gedigte des Preußiſden Bosniafen - Corp3 ( * ) die einzig ficheren Nadridten über den Urſprung der Bosniaken und ſeine erſten Officiere, weshalb deſſen Erzäblung bier wörtlich folgt : » Die Stimmung des Sadjidhen Miniſters Grafen Brühl gegen Frie : drich den Großen iſt bekannt, und Brüh l's Unwillen erhöbete noch der große Verluſt und die Niederlage der Sachſen bei Striegau, – Rachſucht gab ihm den Gedanken ein , in der Mark Brandenburg diejenigen Auftritte wieder Yolen zu laſſen , deren gräßliches Andenken aus dem Jahre 1656 , worin die Tartaren und Polen Preußen verheerten , noch nicht völlig erlofden war. Es wurde daher der Sådſijde Rammerjunker v. Often nach der Ukraine geſandt , um einige Tauſend Reiter zu werben , die nacber durch Polen einen Einfall in die Neumark thun follten. Dieſe Werbung batte guten Fortgang, jeder der

Angeworbenen erhielt einige Ducaten Handgeld ; überdem lockte die Hoffnung zur Beute, und wer für ein mäßiges Handgeld cine beſtimmte Anzahl Reiter warb , wurde dafür zu ihrem Officier ernannt. So famen Polen , Sapo roger und andere Roſacen , Tartaren , Türken und Abenteurer aus allen Na tionen zuſammen. Sobald ein Haufe beiſammen war , trat er den Marſch an ;

alle ſollten fich unfern der Preußiſchen Grenze verſammeln. Wie groß die Zahl der Geworbenen war , läßt ſich daher nicht genau beſtimmen. Serfis , aus deſſen Munde dieſe Nachrichten entlehnt ſind , wußte niot , ob Dſten , der eine Sächſide Uniform trug , auch einen militairiſden Charakter bekleidete,

äußerte aber , daß ihn einige Kammerjunker, andere Rammerherr, und noch andere Oberſt- Lieutenant ( ** ) genannt hätten und glaubte , daß die Zahl der Angeworbenen 3000 bis 5000 betragen habe. Viele dieſer Leute aber , wel:. chen blos um das Handgeld zu thun war, liefen gleich auf den erſten Märſden davon ; um ſo mehr, da ſie während des Marſdes ſchlecht verſorgt wurden . Ob dieſes aus Sorgloſigkeit geſchab, oder ob , wie Serkis dicſes durch das Gerücht erfahren hatte , Oſten , unglüdlich im Hazardſpiel, einige Tauſend Ducaten an vornehme Polen verlor , – hierüber läßt fich niøtz mit Gewiß: beit ausmitteln. Da aber die Angeworbenen ſich nicht die Entfernung ſo weit

gedacht und ihre Officiere keine Mittel in Händen hatten , ſie gehörig in Ord: nung zu halten , auch endlich aller Sold fehlte , ſo verlief ſich ſơnell der ganze Haufe und nur die kleine Schaar des Serkis kam bis an die Grenze des Preußiſchen Staates, a *) Beiträge zur Kunde Preußene. Band I. , XXIII. Königsberg 1818.

#*) In der Verliniſchen Zeitung , Artifel : Poſen , den 6. April 1746 , heißt 18 : » Der General - Major v. Weisbach hat den in Pultust geſtandenen Illanen Pulf des Herrn Oberſten v . K o rybki dimittirt und ihnen die rückſtändige Gage

bezahlt , wie denn auch der Ulanen - Pult des Herrn Oberſten v. Diten , welcher in der Staroſty Oſtrolenfa geſtanden , anseinander gegangen ; die meiſten von dieſen dimittirten Leuten wenden ſich nach Lithauen und Podolien. «

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» Serkis , ein wohlgebildeter Mann , war ein geborner Arnaute oder Al banier , vormals Juwelenhändler; batte als ſoldier weite Reiſen gemacht, war

in ſeinem Gewerbe zurückgekommen , und hatte durch die vorgeſpiegelte große Beute ſeinen Wohlſtand wieder berzuſtellen gehofft ; daher auch einen beträcht lichen Haufen geworben , zu deſſen Rittmeiſter er ernannt wurde, und es waren

dabei zwei Türfen , Osman als Lieutenant, Ali als Cornet angeſtellt; allein ſeine Schaar beſtand nur noch , als er ſich der Preußiſchen Grenze näherte ,

aus 72 Mann. Er hatte , um ſeinen Haufen zuſammenzuhalten, auf dem Marſde ſein ganzes Vermögen zur Verpflegung desſelben verwandt. Jest bekümmerte fich Niemand um ihn und die Seinen , und fie waren insgeſammt

dem traurigſten Schickſale preisgegeben. Viel hatte er auf dem Marſche von

den Thaten Friedrich's gehört , und verfiel auf den Gedanken , dieſem gros Ben Rönige durch zwei Abgeordnete feine Dienſte anzutragen. Sein Beſuch wurde bewilligt, und ſo kam denn dieſer kleine Haufe an , der in ſeinem Äu Beren nichts übereinſtimmendes batte , als daß jeder eine Lanze führte , und Serkis , der die Bosnier , dieſe Nad; baren ſeines Vaterlandes , als vortreffliche .

Reiter fannte , hatte daher ſeinem kleinen Corps ganz willführlich den Namen der Bosniaken ( * ) gegeben , obgleich vielleicht kein einziger Bosnier darunter war. ( Uniformirt waren ſie nicht, ſaben ſo bunt aus wie die jebigen türkiſchen Rediefs , verſtanden aber gut die Lanze und den Säbel zu führen und ritten vortrefflich.) a

» Friedrich der Große ſandte nun dieſe Bosniafen an den Oberſten b. Rued mit dem Auftrage , baß fie bei ſeinem Regimente Dienſte thun

ſollten , und fügte mit jenem Scharfſinn und jener Aufmerkſamkeit, womit 1

dieſer große Rönig jeden , auch den geringfügigſten Umſtand erwog und zu

benußen wußte , noch ſeinem Befehle hinzu : Rueſdh ſolle prüfen , ob dieſe Leute durch den Gebrauch der Lanze etwas Vorzügliches leiſteten . ( ** ) Dieſer erinnerte fich aber noch aus dem Oſterreichiſchen Dienſte an die Panduren des Trend , betrachtete die armen Bosniafen aus dem nämlichen Geſichts

punkte und daher nur mit Unwillen , und dieſe Stimmung verbreitete ſich durch ſein ganzes Regiment. Als diefes nun auf dem Marſde auf feindliche Rei

terei ſtieß, wurden die Bosniaken zum Angriff befchligt. Mit Todesverachtung gingen fie drauf, kamen aber bei der feindliớen überlegenheit in's Gedränge, und in ſeinem Oſterreichiſchen Dialecte ſagte nun Ruedo : » Es ſeind's halters brave Rerle, wir müſſen ſie nit im Stich laſſen . Sie wurden unterſtüßt, die Öſterreicher wichen , und die Bosniafen wurden nun wegen dieſes bewie: ſenen Muthes geachtet.« » Rueſdh batte von dem angezeigten Vorfall Bericht erſtattet. Weil aber

balb darauf der Friede zu Dresden erfolgte , ſo fragte er an , wo die Bos : *) Der Name Bosniafen kommt bei der Reiterei der Polen neben dem der Ulanen im Jahre 1745 und 1746 vielfach vor und kann daher wohl nicht von Serfis zuerſt angewendet worden ſein.

**) Erſt nacı der mißglüdten Operation des General Grünne und der Rückfehr des Königs zur Armee am 18. November 1745 fönnte dies alſo erfolgt ſein. 2*

20

niaten jest bleiben ſollten , und erhielt den Befehl , fie mit nach Preußen zu nebmen. Der Gemeine, der auf ſeinem eigenen Pferde diente, ſich ſelbſt be: waffnete und bekleidete , erbielt einen monatlichen Sold von 2 Ducaten ; der

übrige Etat iſt mir unbekannt. Goldapp wurde die Garniſon . Die Dienſt

geſơäfte der Bosniaken waren unbedeutend, ſie zogen nur ſelten auf die Wache, gaben zu Manovrirzeiten Feldwachen , thaten einigen Dienſt auf den Vorpoſten ,

und hatten keine Kriegs -Übungen , außer daß fie zuweilen eine Schwärm Attacke magten. Jeder kleidete ſich, wie er wollte, fie wurden gar nicht er: 1

gänzt , ſondern ſchienen allmählig auszuſterben , und dies war ihr Sdickſal bis zum Anfange des ſiebenjährigen Krieges. « » Der Rittmeiſter Serkis ließ ſeine Frau aus Polen nach Preußen tom : men , war ein geſitteter , rubiger und ordentlicher Mann ,I der in der Stille

Häuslich lebte. Die Deutſche Sprache erlernte er nur böchft mangelhaft, denn er hatte auf ſeinen vielen Reiſen ſein Gedächtniß mit einer Menge von Spra dhen überladen , und lieferte aber die ſonderbare Erſdeinung, daß er zwar viele Sprachen , aber vielleicht mit Ausnahme ſeiner Mutterſprade , in welcher fich hier Niemand mit ihm unterhalten konnte, fic in feiner einzigen Sprache gehörig auszudrüden wußte. Er dob daber im Deutſchen und Polniſben , Italieniſchen und Wladiſmen , ſobald ihm ein Wort fehlte , ohne im gering ften zu ſtocen , ſogleich ein anderes Wort , aber zuweilen aus einer unbekann 1

1

1

ten morgenländiſchen Sprache, ein , und wurde, da er übrigens ſơnell redete , zuweilen hierdurch völlig unverſtändlich. Er und ſeine Frau bekannten ſich zur Griechiſden , da ſie hier aber keine Gelegenheit zur Ausübung ihrer Religion hatten , zur Römiſơen Kirche, und General Nueſ , der ein eifriger Ratholik war , wurde ihm hierdurch noch beſonders geneigt. Serkis ſtarb, ſeine Fa: milie begab ſich nach Polen , und ich habe von ihr nichts weiter erfahren. « » Der Cornet Ali , ein Türke, aus Aſien unweit der Perſiſchen Grenze gebürtig , laut anderen Nachrichten ein geborner Perſer , war ein nerviger und ſtarfer Mann , muthig und kühn , aber auch völlig roh. Da er ſah, daß Ser : kis durch den übertritt zum Ratholicismus bei dem General Rueſo gewann , nabm er Urlaub , ging nad Polen und ließ fich taufen . Nach der in Polen übliden Sitte , daß ein getaufter lingläubiger als eine Art von belohnender Auszeichnung den Familiennamen ſeines Pathen annahm , nannte er ſich nach ſeiner Taufe Oliowsky, wurde in der Folge Lieutenant unter den Bosniaken I

und am Ende des fiebenjährigen Krieges reducirt. ( * ) Mit Weib und Rind

brodlos , kam er in den Verdacht, aus brückender Noth einen Polniſden Jus den ermordet und beraubt zu haben. Er leugnete hartnädig und vertheidigte

fidh mit Entſchloſſenheit und Gewandtheit, obgleich während der Unterſuchung der Verdacht gegen ihn noch höher ſtieg. Er wurde daber dennoch mit einer 1

#) In der Vorſd )lagsliſte zur Verſorgung vom Jahre 1763 heißt 18 : » Iſt mit

den erſten Bosniafen in Gn . Majeſtät Dienſte gekommen , fann aber Alter und Unvermögenheit wegen wenig Kriegsdienſte verſehen , bittet alſo Gw. Majeſtät uin ein Gnadengehalt. «

21

außerordentlichen Strafe belegt und kam auf einige Zeit in die Feſtung. Als ich im Jahre 1764 mich mit meinem Bruder hier zu Königsberg im Hauſe des Doctor Gerrais befand, kam er in Begleitung eines Soldaten aus dem Fort Friedrichsburg zu uns, betheuerte feine Unſchuld , und im Jahre 1769 ſah ich einen Sohn von ihm , der noch eine eigenthümliche orientaliſche Phy 1

fiognomie batte , als Huſaren unter dem damaligen gelben Huſaren - Regiment ,

unter der Escadron des nadherigen Oberſten B. Santa.

Der origi

nellſte unter den erſten Officieren der Bosniaken blieb der Lieutenant Osman ( unter dem Namen Pušnade- Pud lebte dieſer Mann noc ſpäter im Munde

des Volkes fort ), ein ſchöner großer Mann, dem Islam eifrigſt ergeben. Er kannte viele Stellen des Roran auswendig , die er zuweilen als Lehrer der

Weisheit und als Sprüchwörter anführte und überſekte. Er wußte ganz ge nau die muhamedaniſchen Feſte nach dem Monde zu berechnen , feierte ſie mit ſeinen unter den Bosniafen befindlichen Glaubensgenoſſen, und vertrat dabei die Stelle des Iman. Dies that er zweimal öffentlich , als zwei Muſelmanner

zu Goldapp ſtarben ; er wählte zu ihrem Begräbnißplabe eine kleine Inſel in dem Fluſſe Goldapp , ließ ſie nach ihrer Landesfitte beerdigen und verrichtete dabei einige Ceremonien . – Er hatte eine beſondere Neigung zum Handeln ; nicht blos mit Pferden , Waffen und Kleidungsſtücken verſorgte er ſeine Ra meraden , ſondern handelte auch mit Pfeifenkopfen , Taback, und was ihm

ſonſt in die Hände fiel, und verlieh Geld gegen hobe Zinſen. Mein Vater , ju dem er Zutrauen hegte , hielt ihn in der Folge davon ab. Er kleidete ſich noch einige Zeit ganz als Türke. Da aber ſein langer Bart , die bloße Bruſt,

die nagten Arme und das große Meſſer im Gürtel widrig auffielen , ſo ver ließ meine Mutter jederzeit das Zimmer , wenn er zu meinem Vater kam , mit dem er , weil dieſer wlachiſch ſprach, fic anfänglich nur einzig unterbal ten konnte. Er fragte dieſen einſt, warum in jedem Hauſe, ſobald er hinein:

träte , fich alle Frauenzimmer entfernten , und da ihm mein Vater ſagte, daß ſeine Kleidung der Grund davon wäre , erſchien er einſt unerwartet mit abge ſchornem Karte in einer rothen Hufaren - Uniform mit filbernen Schnüren , die er nachher beſtändig trug. In der Deutſchen Sprache erwarb er ſich nicht blos im mündlichen Ausdruck eine große Fertigkeit , ſondern lernte auch mit Hülfe des damaligen Santors leſen und ſchreiben. Er ſuchte vom Preußiſchen Dienſte und den Kriegs - Übungen einen genauen Begriff zu erhalten . So kam er einſt mit einer Taſche voll Bohnen von verſchiedener Farbe zu mei: nem Vater und bat ihn , mit Hülfe derſelben ein Manöver , welches er nicht recht eingeſehen hatte , zu demonſtriren. «

» Die Preußiſchen Reglements wurden damals ſehr geheim gehalten und nur an Officiere gegeben. Osman erbat fidh nun ein Reglement vom Gene:

ral Rueſch , der ihm ſolches mit der Äußerung abſchlug, für die Bosniaken 1

Officiere keine Reglements erhalten zu haben. Osman lieh alſo , wo er konnte , Reglements von Hujaren -Officieren , ſchrieb ſich Stellen daraus ab , und ſtu: dirte bas Reglement mit ſo großem Eifer, daß er viele Stellen auswendig konnte 1, und da er ein äußerſt lebhafter Mann war !, ſo geſchab es nun zu :

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weilen , daß er in der Hiße eines Streites , um ſeine Meinung zu behaupten , Stellen des Reglements und Sprüche des Korans anführte. Von ſeiner Sdreibefunft aber machte er bei nadſtehendem Vorfalle einen ſehr merkwür

digen Gebraud . Er war mit einem Dienſtmädchen ſo weit gekommen , daß er ſie völlig unterhielt und mit ihr Zwillingsfóbne erzeugte. Nad der dama ligen Denkungsart und den beftebenden Geſeben wurde ein ſolcher Ilmgang

einer Chriſtin mit einem Undyriſten für hödyſt ſtrafbar gehalten : ſie wurde

daber , ſobald ſie das Wochenbette verlaſſen hatte , nach Lyd in das Gefäng niß gebracht, und es ſollte ihr ein Criminalprozeß gemacht werden. Osman nahm ſich der Kinder treulich an , ſuchte die Freiheit der Gefangenen und ſchrieb endlich , da alles vergeblich war , ungefähr mit folgenden Worten an

den König: Er fühle ſich in Preußiſchen Kriegsdienſten und im Preußiſchen Staate glücklich; nur könne er ſich als Mahomedaner hier nicht verheirathen ; er wäre ein Feind wilder Ausſchweifungen und habe , wenn ihm gleich ſeine Religion Vielmeiberei geſtatte, aus Achtung für die Geſeke des Staates , wos

rin er lebe , ſich blos mit einem Frauenzimmer verbunden , und dieſe wäre nun , weil ſie ihm Zwillingsjöhne erzeugt hätte , als Verbrecherin verhaftet. Er båte , ibr die Freiheit zu ſchenken , ihm aber die fernere Verbindung mit ihr zu geſtatten. - Der große Rönig antwortete mit der ihm eigenen froben Laune : Er habe die Gefangene in Freiheit zu ſehen geboten , und es werde nun von D sman abbangen , ſo viel junge Türfen mit ihr , als er wolle, zu !

fabriciren. – Os man eilte nun nach Lycf , bewirkte die Freilaſſung der Ger

fangenen , und da er glaubte, daß der Erzprieſter zu Lyd die Verhaftung bewirkt hatte , erlaubte er ſich eine eigenthümliche Rade . Weil er wohl wußte, daß dieſer ſeinen Beſuch nicht annehmen würde, trat er unangemeldet in ſein

Zimmer und erklärte , daß er bei ſeiner Anweſenheit zu Lyck fich unmöglich das Vergnügen dieſes Beſuchs habe verweigern können . Er theilte ihm das Rönigl. Cabinetsſchreiben mit und fügte hinzu, daß , da der Herr Erzprieſter ein ſehr gelehrter Mann wäre , es ihm wohl nicht gleid ,gültig ſein würde ,

fremde Religionsgebräuche mit anzuſehen , und da er nun , weil ihm der Rönig das Reçt ertheilt hatte , junge Türken in's Leben zu ſeben, ſeine Söhne be ſchneiden würde , ſo lade er den Herrn Erzprieſter zu dieſem Feſte ein. Er empfahl ſich hierauf ganz höflich ; der arme Erzprieſter aber ſūrieb in ſeiner

Verlegenheit an den General Rueid , daß es dieſer doch niật zugeben möchte, Kinder ,1 die bereits getauft wären , zu Türken zu machen.

Mein

Vater

wurde nun beauftragt, die Sace in's Reine zu bringen. Osman lachte herzlich , daß es ihm gelungen wäre , den alten Erzprieſter zu ängſtigen und verſicherte zugleid) , daß es ihm nie ernſtlich in den Sinn gekommen wäre , ſeine Sobne als Muhamebaner zu erzieben. General Rueſd außerte bei ſeiner Re: ligioſität häufig Unwillen gegen Osman, that dies auch unverhoblen , und Os : man forderte daber im Unwillen ſeinen Abjøieb , den er auch ſogleich erbielt. ( * ) 1

#) Am 14. November 1754. Cabinets - Nath Eidel an den Geheimen Kriegs Rath der Geheimen Kriego - Kanzlei de la Motte, Berlin , den 15. Novem :

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Mein Vater fragte ihn nun , was er unternehmen wolle; er antwortete : » Ich wil nach Conftantinopel geben , und ich hoffe bei euch Preußen ſo viel erlernt zu haben , daß ihr in Kurzem etwas von Osman dem Paſcha, wenigſtens von Osman dem Aga hören ſollet. « Auf die Frage meines Vaters : ob man es ihm nicht übel deuten würde , unter einem chriſtlichen Heere gedient ju

Þaben, meinte er , daß , wenn man es mit ihm ſtreng nach den muhamedanis ſden Geſeken nehmen ſollte , man ihm 75 Streiche auf die Fußſohlen geben

würde, und auf die Meinung meines Vaters , daß es des Preußiſchen Offi ciers unwürdig wäre , dahin zu gehen , wo er Schläge bekommen könnte, ant mortete er lagend : » Jo habe ja in Polen geſehen , daß ſich die Chriſten , um dadurch Vergebung ihrer Sinden zu erhalten , ſelbſt peitſchen ; warum I

alſo follte der Muſelmann wohl Bedenken tragen , fich zur Vergebung ſeiner

Sünden und zur Begründung ſeines großeſten Glüces , ſeinen Religionsge ſeben gemäß, etwas peitſchen zu laſſen . Er ſchaffte ſich nun einen Wagen an , reiſete nach Rönigsberg , faufte dort Bernſtein und trat hierauf ſeine i

Rückreiſe an. Durch Officiere, die nach Remonte gingen , wurde ausgemittelt, 1

daß er glücklich nach Choczim gekommen ware und fich von dort nach Con: ſtantinopel begeben hatte. Da er ſein Verſprechen , durch Briefe von ſich Nachriot zu geben , unerfüllt ließ , ſo iſt ſein weiteres Schidjal unbekannt.

Als er ſchon verabſchiedet war , glaubte General Ruefch ihn dahin vermögen zu müſſen , eine Summe zum Unterhalt ſeiner Söhne zurückzulaſſen. Mein Vater und der Auditeur Meißner wurden beauftragt, die Sache mit ihm in

Ordnung zu bringen, und er außerte ſein Befremden , daß man ihn , einen vers abſchiebeten Officier , noch vor ein Regimentsgericht ziehen wolle. Der König , ſagte er , hat meine Verbindung mit der Mutter meiner Söhne nicht für ge ſekwidrig erklärt, und daher glaube ich, wenn gleich einige kiroliche Ceremo nien fehlen , ſie als meine Frau betrachten und ſie nebſt meinen Söhnen mit nehmen zu können. Da ihm mein Vater vorſtellte, daß man einem Türken

die Kinder , die er mit einer Chriſtin erzeugt und ſelbſt für Chriſten erklärt habe , ebenſo wenig nach der Türkei mitgeben würde , als man ihm das Be: ſhneidungsfeſt geſtattet hätte ; ihm auch der Auditeur auseinanderſeßte, daß

die Auswanderung Preußiſer Unterthanen nicht ohne beſondere Entſcheidung geſtattet werden könnte , ſo bequemte er ſich dieſe Anfict anzunehmen , und

händigte dem Magiſtrat zu Goldapp für ſeine Kinder eine beſtimmte Summe mit der Bitte ein , ſeinen Kindern einen Vormund zu1 reben und ſie als vater: loſe Waiſen zu behandeln . Beide führten den Namen Osman , der eine lernte das Handwerk des Fleiſchers und wurde in der Folge Unterofficier un ter den Bosniafen. Das Schickſal des zweiten Sohnes iſt mir unbekannt. « ber 1754 : » Des Herrn Geheimen Nath de la Motte Hodwohlgeboren diene in ergebener Antwort , daß , da man nicht ohngerne fiehet den Emir Do man los zu werden , derſelbe auch ein Türfe iſt, auf welchen der gewöhnliche Revers

nicht allerdinge paßt und ſelbiger nachy ſeinem Vaterlande zurückgehen will, alſo vor dieſeomahl die Regel wegen des Reverſes wohl ihren Abfall leiden dürffte, mithin dergleichen zu fordern nicht nöthig ſein wird. «

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» Ein merkwürdiger Mann vom Stamme dieſer Bosniafen iſt der Major Lipski geweſen , der ſich durch ſeltenen Muth während einer Reihe von Jab

ren bis zu dieſem Range emporſchwang. Er war ein geborner Ralmüde und batte noch die National - Phyſiognomie. Er hatte während des ſiebenjährigen Krieges ſich biufig ausgezeidnet und eine Menge von Wunden erhalten ; er

ging ungeachtet dieſer Wunden nicht in das Lazareth , blieb bei dem Regi mente, that ſeinen Dienſt , ſuchte wenig ärztliche Hülfe , ſondern ſeine ſtarke Conſtitution half ibn in Fällen , worin mander andere vielleicht den Tod ges funden hatte. Durch eine ſolde Heilung, wobei der Arzt wenig gewirkt hatte , war ſein Mund durch einen Säbelbieb , den er darüber erhalten hatte , ganz ſchief geworden. Der Regiments - Chirurgus erbot fich , dem übel durch eine Operation abzuhelfen ; Lipski nahm dies an und erſchien auf der Parade mit einem ſdwarzen Pflaſter über dem Munde. Einige ſeiner Kameraden lachten darüber , er lachte mit und dabei ſprang die Haftung ſeiner Wunde. Er lief ſogleid in das nädſte Haus, beſtimmte ein Frauenzimmer durch Ge ſcenfe , ihm die Wunde wieder zuſammenzunähen , wodurch der Zweck der 1

Operation zum Theil verloren ging und eine ſehr unförmliche Narbe blieb.

Er wurde wegen ſeiner ausgezeichneten Tapferkeit von Friedrich dem Gro : Ben geſpaßt und ſtarb als Major unter den Bosniaken im September 1778.

Er war zweimal verbeirathet , das erſte Mal noch als Gemeiner mit der Toch: ter des Bürgers Uhl zu Goldapp , und das zweite Mal vermählte er ſich idon als Major mit einer abgeſchiedenen Baronin 6. Eulenburg, geborene Soulz, deren Mutter auf dem Gute Rogallen zwiſchen Sensburg und Ortels. burg wohnte , und ſein Name, ber noch bier im

Lande vorkommt , beint zu

beweiſen , daß er Nachkommen hinterließ. Er ſtand im Jahre 1774 als Major zu Paſſenheim und beſuchte zuweilen meinen Vater, der 3 Meilen davon ent: fernt zu Borken wohnte. Die gemeinen Vosniaken rühmten ihn als einen äußerſt gutmüthigen , uneigennübigen und ſehr gerechten Mann. Er war das mals ſchon bei Jahren , hatte aber noch eine ſo feſte Hand und ein ſo gutes Auge , daß er mit der Piſtole auf eine bewundernswürdige Weiſe ſchoß ; er war auch ein vorirefflicher Reiter und Scwimmer und bat ſich um die Auss

bildung des Gebrauchs der Lange ſehr verdient gemacht. Seine Phyſiognomie

hatte etwas Abſchreckendes , aber durch eine auffallende Gutmüthigkeit, Sanft: muth und Freundlichkeit gewann er bald wieder. Er þatte ſich auch zur Rós miſchen Kirche bekannt und beobachtete alle Vorſchriften und Gebräuche der: ſelben mit großer Pünktlichkeit . « So weit B aczko.

In der Zeit bis zum ficbenjährigen Kriege werden außer den erwähnten Officieren des Bośniaken - Corps nur noch der Rittmeifter Stepbani, Sieute: nant Barbull und Cornet Witfowicz genannt.

Stephani ſoll ein Armenier geweſen ſein und eine Escadron Ulanen früher im Dienſte des Königs Auguſt III. geführt haben. Während der erſten Jahre des ſiebenjährigen Krieges führte er das Bosniaken - Corps. Der Verlauf ſeines ferneren Lebens iſt unbekannt.

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Barbull, cin Tartar , wurde im Jabre 1762 Seconde : Lieutenant bei den Bosniaken , aber ſchon 1763 » wegen Mangels an Application zum Dienft «, wie der General v. Pojow über ihn berichtet, entlaſſen. Er ſtarb in bobem Alter in Bialla .

Von dem Cornet Witkowicz iſt nur fein Abſchieb , den er am 4. 3a:

nuar 1755 erhielt , bekannt, wobei er den üblichen Revers auszuſtellen wei: 1

gerte. Darüber entwickelte fich eine Correſpondenz zwiſchen dem Geheimen Kriegs - Rath de la Motte und dem Geheimen Cabinets . Rath Eittel, die

folgende Randbemerkung des leßtern enthalt vom Januar 1755 : » Ohnvorgreif: lich wird von denen Bosniaken - Officiers, welche die Demiſſion von Sr. Ma jeſtät erhalten haben , kein Revers zu fordern ſein , wo folches nicht erpres

befohlen wird , da man froh iſt, ſolche los zu werden und nichts mit ihnen weiter anzufangen iſt. gez. Eichel. « Man muß fich nicht wundern , eine ſolche Meinung ausgeſprochen zu ſes

hen , da das Bośniaken - Corps durch die Macht der Verhältniſſe gezwungen war , an den Grenzen des Reichs in einer kleinen Stadt : Goldapp , in weit !

entlegener Verborgenheit unó unbeachtet in friedlicher Dienſtthätigkeit fort zu vegetiren und nicht einmal die zweifelhafte Gelegenheit hatte , periodiſch bei großen Herbſt- Übungen eine theilnahmsvolle Aufmerkſamkeit auf ſich zu ziehen. Dem Huſaren - Regimente v. Rueſch einverleibt , von deſſen Commandeur zu : rüdgeſeßt, exiſtirte das Bosniafen - Corps noch , - aber es war lebend ber: ſcollen und nur ein Rrieg konnte ſeine Todeserklärung hindern. Als Com mentar dafür und um Alles zu erwähnen , was über die erſten Bosniaken als geſchichtliches Document fich vorfindet , müſſen wir hier noch die Anfrage des General v. Anhalt bei dem Geheimen Rath de la Motte vom 20. Novem ber 1767 : » ob ein gewiſſer Bursky v. Habicht als Major bei den Bosniaken !

im Jahre 1741 geſtanden , weil deſſen Sohn ſein Geſuch um Wiederanſtellung darauf gründet? « und die erhaltene Antwort hinzufügen : Der Geheime Canzlei - Secretair Röhmel an den Scheimen Kriegs - Rath de la Motte.

Den 2. December 1767.

v In dem Convolut Loſſow -Huſaren , weldes A. 1741 errichtet worden -

und in dem von denen Bosniaken findet ſich von dem 2. Bursky keine Nach: richt und in der Liſte der dimittirten Officiers iſt er auch nicht befindlich ( * ) ;

ich glaube alſo, daß bei der Cangelei feine Dimiſſion für ihn ausgefertigt iſt. Das Corps Bośniafen , welches anfänglich wohl nur aus 12 Mann ber ftanden haben mag und wobei wobl cinige Dfficiers geſtanden haben mögen ,

iſt in den alten Regiments - Rangliſten des ehemaligen Schwarzen , nadher Rueſchlichen Huſaren - Regiments , fo fich von denen Jahren 1744 bis 1745 bei der Sangelei befinden , niehmals , folglich auch im Rangliſtenbuche niot *) In der von uns gegebenen Liſte des Ulanen - Regiments von Naßmer befindet fich dieſer Major v. Bursky ; 68 fam alſo nur darauf an , auf die damals 1

ganz ſynonime Bezeichnung von Ulanen und Vuoniaken Nücficyt zu nehmen.

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aufgeführt worden. Es befindet ſich auch im Regiments - Convolut v. Lojio w nicht eber als Ao. 54 , daß ein lieutenant von den Bosniaken , Namens Emir 1

Osman , cin Türfe von Geburt, und No. 1755 ein Cornet Witkowski dimittirt worden , und die Rangliſtenbüdyer beſagen , daß nicht eher als No. 1762, da das Regiment Bosniafen aufgerichtet und welches Ao. 1763 wieder auf

eine Escadron reducirt worden , die Officiers beim Bošniaken - Corps aufge: führt worden . Das Regiment v. Loſlow , wobety die Bosniaken vorher ge ftanden , würde alſo hicrunter die fiderſte Auskunft geben können. Nach Nachrichten vom General - Directorio iſt erſt Av. 46 der Etat auf ein Corps Hulanen und Bosniaken bei dem Rueſd'iden Huſaren - Regiment

ordentlich formirt worden; es kommt aber der Name quaest. in den Acten niớt vor. «

III.

Das Bosniafen - Corps in engſter Verbindung mit dem ſchwarzen Huſaren - Regiment vom Beginn des ſiebenjährigen Krieges bis zum Jahre 1762. Beim Beginn 6es fiebenjährigen Krieges findet man in der Ordre de

Bataille der Armee des Feldmarſchals v. L eh wald eine incomplette Esca dron Bosniaken angegeben , aber ihrer Thätigkeit gegen die Ruſſen in der

Provinz Preußen, ſo wie in ſpäterer Zeit gegen die übrigen Feinde des Kö : nigs geſchieht nur ſehr ſelten Erwähnung. Das untergeordnete Verbältniß , in weldiem das Bosniafen - Corps zum Huſaren - Regiment v. Rueſch ſtand , ſeine geringe numeriſche Stärke , recht fertigen zwar die Geſchidtſchreiber, welche ſie in der Kriegsgeſqichte unbeach tet ließen , verpflichten uns aber zu deſto größerem Danke gegen diejenigen , welche neben den glorreichen Thaten des berühmten ſựwarzen Huſaren - Regi

ments -- deſſen bedeutungsvolles und mahnendes Zeichen der boðſten krieges riſchen Tapferkeit » cin Todtenkopf « fich bis beute erhalten hat - auch noch den Namen der Bosniafen feben. ( * )

Nicht die Waffe , ſondern die Übereinſtimmung in ihren dienſtlichen Fune: tionen und in ihrer tactiſden Wirkſamkeit hatte die Vereinigung des Bosniafen: Seifart's #) Die Bosniafen ſindet man genannt in : v. Gaudi's Journal Geſchichte die ſeit 1756 in Deutſchland und den angrenzenden Ländern geführ ten Krieges in der » Bellona« , einem militairiſchen Journal, in der Samm : lung ungedruifter Nachrichten über die Feldzüge der Preußen von 1740 bis 1779 und an einigen andern Orten . .

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Corps mit dem Huſaren - Regiment v. Rueſơ herbeigeführt. Der Dienſt der leichten Reiterei in ſeiner ganzen Ausdchnung, ſo beſchwerlich und ſo lohnend , wie er ſich im Kriege darſtellt, war ihr gemeinſames Geſchäft. Getheilt in kleinere oder größere Abtheilungen , und zerſtreut nach allen Ridungen bis in die entfernteſten Gegenden , kam cin Huſaren - Regiment ſelten dazu , fich in .

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geſchloſſener und vollſtändiger Front zur Attafe den Feind gegenüber ſtellen zu können , wie dies bei den Rüraffieren und Dragonern der Fall war , für

welche man in damaliger Zeit ausídließlich die Bezeichnung » Cavallerie « an wendete. Wäre auch ein nach ſtrenger Gleidförmigkeit ſtrebendes Auge zu

befriedigen geweſen , ſo geſchah dies negativer Weiſe von ſelbſt, denn dasſelbe würde während dieſes Krieges feine Gelegenbeit gefunden haben , ſein Miß fallen über die Ungleichartigkeit der Beſtandtheile des Regiments b. Rueſdh ausdrücken zu können , da die Form deſſen vielſeitiger Verwendung ihm ſehr ſelten geſtattete, ſich zum Ganzen vereint darzuſtellen.

Nad der damaligen Meinung galten die Bosniaken als die leichteſte

Reiterei des Heeres , und hatten als ſolche in Hinſicht ihrer Gewandtheit noch die Huſaren zu übertreffen ; fie mögen daher im Kriege etwa die Rolle zu ſpielen gehabt haben , welche man in beutiger Zeit den Flanfeur -Zügen eines Huſaren - Regiments anweiſt. Das Bosniaken - Corps bildete gewiſſermaßen die 11te Escadron des Re giments v. Nueſit , und wird als ſolche öfter in den Angaben über die Stärke 1

des Regiments berechnet.

Dieſe Verhältniſſe ergeben für uns die Nothwendigkeit , die Schickjale und Thaten des Huſaren - Regiments d. Rueſch in dieſem ruhmvollen Rriege wes

nigſtens in allgemeinen Zügen zu verfolgen , und werden wir dort bei den I

Bosniafen länger berweilen , wo die Geſchichte fie nennt.

Im October des Jahres 1756 rüdte das Regiment v. Rueſch aus ſeis 1756 . nen Garniſonen Golbapp , Dleskow ac. in die Gegend von Pilfallen und bes ſegte die Grenze gegen die Ruſſen , welche bald darauf die Provinz Preußen mit einem Angriff bedrobten und die Zuſammenziehung eines Preußiſchen Corps unter dem Feldmarſchall v. Lehwald veranlaßten. » Sobald dies ausgeführt war « , erzählt w. Baczko , » hielt der Feld marſdall eine Art Kriegsrath. Der General v. Nueich ſprach als jüngſter

General zulegt. „ Die Ruſſen kommen in 3 Colonnen ", ſagte er , ,,eine un : I

ter Fermor ſtoßt auf Memel, ein zweiter Haufen , von Shiwilsky com mandirt , ſtoßt auf die Gegenden , wo mein Regiment in Garniſon fteht, und gerade hier iſt die Preußiſche Grenze ein ganz coupirtes Terrain , voll Berge , Wälder , Seen und Moráſte. Ich kenne dieſe Gegend wie meinen Erercier: Plak ; fie iſt wenig bevölkert , man erlaube mir die Einwohner nebſt ihrem Vieh zu entfernen ; man gebe mir mein Regiment, einige wenige Bataillons Infanterie und einige Artillerie. Jch will hier die ohnehin ſchlechten Wege für die Artillerie der Ruffen unfahrbar machen , ihnen durch Verhade , durch Be:

feßung der Dämme zwiſchen den Seen jeden Fortſchritt erſøweren , fie mit

Hülfe meiner Huſaren unaufhörlich umſchwärmen und jede Patrouille, jeden

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1756. zum Fouragiren ausgeſchidten Trupp hoffentlich zu Grunde richten. Die dritte

größte Colonne der Ruſſen , vom Feldmarſchall Aprarin angeführt, kommt mitten zwiſchen den beiden vorigen Haufen . Wir hoffen , die ganze Ruffiſche .

Macht nach ihrer Vereinigung zu ſchlagen , wie viel wahrſcheinlicher iſt es , daß wir mit dieſer einen Colonne fertig werden : wir wollen dieſe nicht aus:

ruhen laſſen , ihnen Preußen nicht Preis geben ; wir gehen ihren , durch den langen Marjo abgematteten Truppen nach Polen entgegen. Iſt Aprarin geſchlagen, ſo wird durch einige lebhafte Märſche die Colonne des Sihiwilsky im Rücken angegriffen und wahrſcheinlich völlig zu Grunde gerichtet, und Fer :

mor kann bei ſolchen Umſtänden Memels Belagerung nicht wagen.“ Die Vortrefflichkeit dieſes Vorídlages wurde von dem alten , edeldenfenden Feld: marſchall anerkannt, aber mehrere andere Generale ſtimmten , weil hierbei das

Polniſche Gebiet hätte verlegt werden müſſen , aus Neutralitätsgründen dagegen.

( Das landſturmartige Verfahren war ganz nach der Königl. Inſtruction. ) 1757.

Die Armee des Feldmarſchalls bezog im Mai 1757 die weitläuftigen

Cantonnirungen zwiſchen Tilfit und Inſterburg. Das Regiment 1. Rueſch bildete die Vorpoſten -Linie. Drei Escadrons ſtanden in Rattenau , 2 in Tut ſchen , die 5 Escadrons des 2ten Bataillons beim Detaſchement des Generals v. Canitz im Amte Nuß , weſtlich von Tilſit. Weil die Armee am 6. Juni in das Lager bei Zuſterburgmarſdirte , wurden die Porpoſten zurüdgezogen , und es geſchaben nun ſo viele Detachi rungen , daß General v. Rueich faum cinige Hundert Mann ſeines Regi

ments beiſammen behielt. Die Bosniaken und einige Huſaren - Escadrons , 5

eine Zeit lang beim Detachement des Oberſten V. Malacowsky in der

Gegend von Jnſterburg und Gumbinnen verwendet, wohnten den glücklichen Sparmützeln gegen die Ruſſiſchen Grenadiere à cheval und Roſacken unter Major le Roi bei Rumelen und andern aus Rojaden und Ralmuden beſte: benden Vortruppen des Generals Stoffele bei Gerwijdfemen am 8. Auguſt bei. Sie waren thätige Theilnehmer an den duro Bravour ausgezeichneten Thaten des Majors v. Beuſt , Rittmeiſters v. Baczko , der Lieutenants v. Uſedom und v. Lähner und des Cornets v. Ropka vom fdwarzen Hu ſaren - Regiment, in dieſem mit unerhörter Grauſamkeit geführten Kriege , wo die rohen Völker des Feindes ihre Unmenſchlichkeit bis zur Abſceu erregenden

Verſtümmelung der Leichnahme ihrer gefallenen Feinde und webrlos Ermor: deter ſteigerten .

In dem Recognoscirungs- Gefecht bei Plibijchen am 24. Auguſt, wobei das Regiment . Rueſch gegen Roſacken und Ralmucken fiegreich , aber mit vielem Verluſt focht, und in welchem cine Fahne der Doniſchen Roſacen aus rothwollenem Zeuge mit weißer Einfaſſung , worauf Türkiſche und Arabiſche Charaktere (dwarz gebrudt waren , erbeutet wurde , ſtürzte der Unterofficier Bebrens von der Escadron des Rittmeiſters 1. Baczko , nachdem ſein Pferd einen tödtlichen Sdyuß erbalten hatte , mit demſelben zuſammen. In dieſem Augenblicke fielen die Rojacken über ihn her , bemächtigten ſich ſeiner , ſchlepp

ten ihn aus dem Getümmel, ſchnitten ihm den Leib auf , riſſen ihm die Ein:

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geweide beraus und ließen ihn liegen. So fand inan ibn , als die Roſaden 1757. in die Flucht getrieben waren , und er lebte noch eine Stunde. Zu dem Entſcheidungskampfe, der nach dem weitern Vorrücken des Feld marſdals Aprayin bevorſtand, wurde ein Pro memoria an die Generale und Stabs- Officiere ausgegeben , in welchem ſie angewieſen wurden , die Hu:

ſaren zur Deckung der Flanken der Cavallerie und zum Angriff der Flanken des Feindes zu verwenden. » Es müſſe die Cavallerie dem Feinde nicht Zeit

laſſen , ſeine Gewohnheit , nachdem ſeine Cavallerie geſdlagen , Quarré's zu formiren , auszuführen , ſondern ſuchen von ſeiner Confuſion Nußen zu zieben .« Unter Anderem heißt es darin noch :

ad 1. » Man kann nicht eher von einer Sache urtheilen , bis man wirk licy ſie geſehen, und zum Voraus einem Jeden zu ſagen, was er in der Ba taille - zu thun hat , iſt nicht möglich. Es kommt derowegen nicht allein auf eines jeden Herrn Generals eigene Conduite , savoir faire und gutes Urtheil am Tage der Action, ſondern auch auf die Sjerren Commandeurs derer Ba : taillons und Stabs - Officiers an. «

Und ferner :

ad 8. » Die Herren Generals der Cavallerie werden wohl Act haben und cs wird von ihnen gefordert , daß , wenn ſie die feindliche Cavallerie geldmiſſen , fie fich wenken und der Infanterie in den Rüden fallen ſollen. Es iſt recht, daß man die Pferde zu Athem fommen läßt , aber am Tage der Action muß auch nicht eine Escadron oder Bataillon müßig ſtehen , denen andern zuſehen und fich hiemit entſchuldigen : wir haben keine Drbre gehabt. Dieſe Ercüſe

wird nicht angenommen , weilen ich nicht aller Orten ſein und Ordre ſtellen kann, ſondern wer eine ſolche Conduite bezeiget , wird davor reſponſabel ſein.«

Aus der Dispoſition , welche nach dem Übergange der Ruffen über den Pregel bei Norkitten zur Bataille bei Groß- Jägersdorf im Lager bei Puſd) : dorf am 29. Auguſt ausgegeben wurde, heben wir nur den legten Punkt ber: vor , er lautet :

» Übrigens bedenke ein Jeder , morgen ſein Äußerſtes zu thun , die Bur: ſche zu animiren und zu überlegen , wie er vor ſeine Honeur , Vaterland und vor ſeinen Rönig gegen einen grauſamen Feind fechten wird , der Alles ver wüſtet und verheeret. Ein General fann nicht aller Orten ſein , deshalb die Geſchidlichkeit und ſtete Gegenwart des Verſtandes der Bataillons - Comman: deurs Alles erſetzen muß , denn auf den Gewinnſt dieſer Bataille fommt nun : mebro Alles an . « Als am 30. Auguſt mit Anbruch des Tages die Armee des Feldmarſchals b. Lehwald aus dem Lager zwiſchen Puſchdorf und Ranglafen durch den vorliegenden Wald gegen das Schlachtfeld von Groß - Jägersdorf vorrüdte ,

gingen die Bosniafen und die Huſaren von Rueſdh, rechts abmarſchirt in gan zen Escadrons , gefolgt von dem Dragoner - Regiment Prinz von Holſtein , durch das Defilée rechter Hand die ſogenannte Wildbahn vor und bil dute die Tete der beiden erſten Haupt- Colonnen der Armee. ( Sdladt bei Groß- Jägersdorf, am 30. Auguft.) Sobald um

5 Uhr Morgens die Armee aufmarſdirt war , ließ fie der Feldmarſchall mit

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1757. klingendem Spiel gegen die Ruſſen vorgeben. Ein großer Schwarm Roſaden und Huſaren ſtand bei der Stuterei und wurde ſogleich mit Ranonen beſdoſjen ,

bierauf griff fie der Prinz von Holſtein mit ſeiner Reiterei an , warf fie in einem Augenblick über den Haufen und bis in die feindliche Infanterie hinein .

Das Regiment v. Nueſū , vom Major v. Beuſt geführt , nabm hierbei .

einige Ranonen des Feindes und zeichnete ſich , im Verein mit dem Regiment des Prinzen und dem 2ten Bataillon des Dragoner - Regiments v. Sihor: lemmer, ungemein aus.

Leider wurde dieſet glanzende Cavallerie: Angriff nicht von der Infanterie unterſtüßt ; man konnte alſo die erlangten Bortheile nicht weiter berfolgen und jene Regimenter waren endlich genöthigt, ſich zurüdzuziehen , als eine Ruſſi de Batterie , linker Hand von der Stuterei ſtebend , fie in Flanke und im

Rüden beſchoß. Der Verluſt des Regiments v. Rueſch in dieſer Sdladt beſtand in 6 Todten und 27 Verwundeten , auch waren 11 Pferbe bleſfirt und 16 wurden vermißt.

Die entſegliden Verbeerungen des Landes bewirkten cinen großen Man gel im feindlichen Heere , und troß des Sieges bei Groß- Jágersdorf waren die Ruſſen deshalb im Laufe des Monats September gezwungen , bis hinter den Memel - Fluß zurüdzugeben .

Auf dieſem Rüdzuge folgte das Regiment b. Rueſch den Ruſſiſchen leichten Truppen auf dem Fuße und ſeine Detachements batten fortwährend lebhafte Gefechte mit denſelben . Der nadberige Commandeur des Bosniakens Corps , Lieutenant d. Grabowsky , der Lieutenant du Fay , die Cornets Albred to wiß und . Ropfa thaten dem Feinde viel Abbruch , bernicteten

ſeine Magazine in Gumbinnen und Stallupönen , hoben ihm Fourage - Zufuh: ren bei Pilkallen und andere Transporte zwiſchen Oleskow und Lyd auf und bradten viele Gefangene ein .

Nach der Entfernung der Ruſſen bekam der Feldmarſchul v. Lehwald am 7. October in Tilfit den Befehl , fich mit ſeiner Armee gegen die Suwe den in Vor .: Pommern zu wenden , und ſie von hier und aus der Ukermark

zu vertreiben. Die Regimenter wurden demgemäß nach dem Augmentations:

Fuß complet und ſelbſt übercomplet gemacht, ſo daß per Regiment noch einige 60 Refruten mitgenommen wurden. Bei dieſer Gelegenbeit ſcheint auch das Bosniaken - Corps verſtärkt worden zu ſein , denn in den Armee - Liſten der

nächſtfolgenden Zeit finden wir die Escadron Bosniaken 60 Pferde ſtark unter dem Rittmeiſter Stephani angegeben. General v. Ruefch wurde mit den leichten Truppen und einigen Esca drons Dragoner voraus nach Stettin geſchidt und zur Dispoſition des Ge: nerals v. Manteuffel geſtellt. Das Regiment 0. Rueſch traf am 19. No vember bei Stettin ein und war dann bei der Erpedition gegen Wollin , wo dem Feinde 7 Officiere und 341 Gefangene, 9 Ranonen und 2 kleine Schiffe !

( Espingers genannt ) auf der Diebenow abgenommen wurden. Mit der Avant garde unter dem Prinzen von Holſtein rüdte es über die Peene in das Med

lenburg - Schwerinſche ein , und dann über die Trebel gegen Demmin und nach

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Greifswalde vor. Ein Commando unter lieutenant v. Cheſi war bei der 1757. Einnahme von Wollgaſt und der Anclamer Fährſchanze gegenwärtig. Am 10. Januar 1758 mußten die Huſaren von Rueſd und die Bosnia- 1758. ken ( * ) Stralſund einſchließen heifen ; ihr Chef ſtand in Panteliz. In dieſer Zeit erhielt der Prinz von Holſtein Befehl , mit ſeinem , dem Finckenſtein'ſchen Dragoner - Regiment und 5 Escadrons Huſaren , wozu der König die 3 E3 cadrons des Rueſh'ſchen Huſaren - Regiments : v. Beuſt , v. Stenſch und v. Baczko ſelbſt benannte, zur alliirten Armee unter dem Herzog von Braun ſchweig abzumarſchiren. Den 28. März legte Feldmarſchall 1. echwald das Commando nieder und General-Lieutenant Graf Dohna übernahm dasſelbe ;

er bezog der übelen Witterung wegen mit ſeinen Truppen ein Lager Stral ſund gegenüber. Beim rechten Flügel , welcher bei Falkenhagen und nahe an dem Arm der See ſtand, befanden ſich die Bośniaken , und zwar dem Regi: ment v. Lehwalo gegenüber; in ihrer Nähe ſtanden 4 Escadrons von Nueſch und die Provinzial - Huſaren. ( ** ) In Folge eines Rönigl. Befehls an den I

Grafen Dobna : den gegen Frankfurt und Croſſen vorrückenden Ruſſen ent gegen zu geben , mußte am 18. Juni die Blokade von Stralſund aufgehoben werden. Das Regiment v. Rueſch wurde während des nun folgenden Marſches über Paſewalk, Schwedt, Angermünde, Neuſtadt Eberswalde , Wrie: Ben , Guſow , Lebus nad Frankfurt, wo die Armee am 6. Auguſt eintraf,

nach allen Richtungen bin in einzelnen Abtheilungen detachirt; ſelbſt nach der Trebel zurück, gegen die Sweden , führte Lieutenant v. Grabowski ein Commando von 40 Pferden , womit er erſt im October 1758 bei Pyrig zum Regiment zurückehrte. Was nicht detachirt war , ging mit der Avantgarde des General- Lieutenants v. Sanitz gegen Cüſtrin vor , von wo General 1. Rueld über Landsberg gegen Drieſen marſciren ſollte, um den dort vor den Ruſſen zurückweichenden Oberſt Grafen Hordt mit ſeinem Frei - Ba: taillon aufzunehmen. In der Geſchichte dieſes Frei- Bataillons v. Hordt (*** ) heißt es : » Im Juni, als der Oberft Hårdt wieder nach Drieſen zurückgekehrt war , nachdem er die Ruſſen angegriffen , welche auf den Dörfern raubten , kam der Hauptmann 6. Rnobelsdorff, der zu der Zeit bei den Soor: 1

lemmer'ſchen Dragonern ſtand, und hernach im Regiment Hårdt Major ward , mit einem kleinen Commando Huſaren und Bosniaken bei Drieſen an. Er that auch einen ſehr glücklichen Gang gegen die Roſaden , von denen er

ungeachtet der übermacht einige 50 erlegte, wobei fich die Bosniaken be ſonders hervorthaten. Wir hatten dadurch etwas Luft. - Einige Zeit darauf verließ der Hauptmann v. Knobelsdorff mit ſeinen Huſaren und Bosniaken

Drieſen wieder und ging , nach dem ihm von dem Grafen Dobna gegebenen Auftrage, nad Polen ab. « #) v. Gaudi in ſeinem Journal 3. Thl. S. 28 nennt 8 Gscadrons von Fueſd). **) v. Gaudi's Journal 3. Thl. S. 148. 2

***) Siehe » Ungedructe Nachrichten ,1 ſo die Geſchichte der Feldzüge der Preußen von 1740 bis 1779 erläutern « Der Oberſt ſchrieb ſich ſelbſt Hordt.

32 1758.

Schlechte Wege hatten den General v. Rueſch gehindert , weiter als bis Landsberg zu fommen , wo er den aus Drieſen zurüdgegangenen Grafen Hordt icon traf , er ging bierauf nach Süſtrin zurück , weil er beobauten ſollte, ob die Ruſſen über Landsberg vorgeben würden.

Um 8. Auguſt kam der General v. Rueſ im Lager von Reppen an ; ſcine Huſaren , unter die Befehle des Generals b. Maladowsky geſtellt, welder mit Recognoscirung der Ruſſen beauftragt war , nahmen bald darauf

Theil an dem Überfalle bei Derel , welcher dem Feinde 46 gefangene Roſaden , 187 Pferde und einige erbeutete Wagen koſtete.

Graf Dobna zog , um die Armee bei der Ankunft des Rönigs beijam: men zu haben , alle Detachements ein und am 22. Auguſt wurde im Lager

von Manſchenow eine Sdladt- Ordnung befannt gemacht , in welcher die Hu ſaren von Rueſch mit 10 Escadrons von Malachowsky) unter tem General 1. Malachowsky in der Reſerve aufgeführt waren . Um 12 Uhr Mittags am 23. Auguſt defilirten beide leßtgenannten Re:

gimenter über die bei Gäſtebieſe geſdlagene Schiffbrüde, ihnen folgte die ganze Jufanterie, dann die ſchwere Artillerie und zuleßt die Cavallerie der vereinig ten Armee des Rönigs und des Grafen Dobna.

Bei Cloſjow wurde ein

Pager bezogen und bier zerſtreute General 1. Maladowskt einen Trupp Roſaden , von dem er 23 Gefangene machte. Die Entflobenen berichteten dem

General b. Fermor den Übergang der Armee über die Oder , worauf er die Belagerung von Cüſtrin aufbob. Am 24. , 2 Ubr Nachmittags , brach bie Armee in 4 Colonnen nada

Darmiebel auf, weldes fie Abends 8 Uhr erreichte und bier durch die Huſa ren unter General 1. Malachowsfy die Roſacken , welche dieſen Ort beſest

hielten , vertrieb. Der König ließ die Huſaren und die 8 Bataillone der Avant: garde nebſt einiger ſchwerer Artillerie und 2 Dragoner : Regimentern auf der von den Ruſſen nicht zerſtörten Neudammſchen Mühlenbrücke über die Mießel gehen und ſtellte ſie hinter der Maſſinſden Heide auf. Die Huſaren durch ſtreiften dieſen vorliegenden Wald , plänkerten mit den Roſađen und deďten den Übergang der Colonnen über die Miegel am Morgen bes 25. Auguft. (Solacht von Zorndorf , am 25. Auguſt .) In der Formation der Armee zur Schlacht bei Zorndorf befanden ſich unter dem General - Major v. Nueſch auf dem rechten Flügel des 2ten Treffens die Huſaren von Rueſdh und die Dragoner von Normann , und zwar in der Gegend von Wilkersdorf aufgeſtellt. Dieſe Reiterei wurde noch durch die Dragoner - Regimenter von Plettenberg und Alt - Platen verſtärkt, als es dem Rönige Abends 6 Uhr darauf ankam , ben verzweifelten Widerſtand der Ruiſden Infanterie auf ihrem linken Flügel ebenfalls zu brechen, welches auch ſo gut gelang, daß ein entſeklides Blutbad unter ihr angerichtet wurde und ſie ſich in wilder !

Flucht in den Wald von Quartſchen warf.

Wahrſcheinlich noch während dieſes Rampfes gegen den Ruffiſchen linken Flügel , welcher ſchon um 3 Uhr Nachmittags eingeleitet worden war , wurde das Regiment 0. Rueſch beordert, im Verein mit den Huſaren von Mala

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dowsky und dein Regiment b. Ralfftein , eine Bewegung gegen die Flanke 1758 . des Feindes auszuführen. Auf dem zu dieſem Zwed gewählten Wege fiel ibm in einem Walde ein Theil der Ruffiſchen Bagage in die Hände. Begierde zur Beute machte, daß der gemeine Mann Alles vergaß , zerſtreut fiel er über die Bagagewagen her , unter denen ſich auch eine Kriegscaffe befand ; vergeb: lich verſuchten die Officiere die Ordnung wieder herzuſtellen, um ſo mehr , da erneuerte Befehle des Rönigs famen . Dieſe wurden endlich vollzogen , aber freilit um Vieles ſpäter, als es bätte ſein können . ( * ) Während der Nacht blieb das Regiment 1. Rueſdh hinter dem rechten

Flügel der Infanterie auf den Höhen zwiſchen Zicher und Quartſchen gang allein ſtehen und zwar ſo , daß es eine zurüdgezogene Flanke gegen den Wald

hin bildete. Der Feind fandte von ſeinem linken Flügel bei Quartſchen am Mittag des 26. Auguſt eine zahlreiche Reiterei aus , welche die Felówamen

der Huſaren zurücktrieb , dann aber von dem Feuer der Infanterie aufgehalten wurde. Der Verluſt des Regiments in der Schlacht bon Zorndorf betrug an

Todten : 1 Unterofficier, 19 Huſaren ; an Verwundeten : 3 Officiere ( Rittmei ſter Ladislaus v. Horſch wey , die Cornets Roſuda und Suter ) , 1 Unter officier, 26 Huſaren ; 29 Pferde waren getödtet , 30 bleſſirt. Die Feinde des General v. Rued) , welche ſeit längerer Zeit thätig ges weſen waren , dieſen braven und tüchtigen Mann , deſſen Muth und Entſchloſ 1

ſenheit nicht allein Bewunderung, ſondern oft das höchſte Erſtaunen erregte , als einen gefährlichen Ausländer zu verdächtigen, benugten den oben erwähn: ten Vorfal, um die Ungnade des Rönigs auf ihn zu lenken. Balb erlag er .

den Cabalen ſeiner Gegner , und einer geheimen Verbindung mit Öſterreich beſchuldigt, joidte ihn der König nach der Feſtung Stettin. Das Regiment führte noch bis 1762 ſeinen Namen . ( ** ) Siehe : Einige Züge aus dem Leben des Preußiſchen General :- Majors Freiherrn v. Nueſdh von Baczko und Bellona XIV . S. 32. **) Joſeph Ignatius Freiherr v. Nueſch war aus Kronſtadt in Siebenbürgen ge bürtig , wo ſein Vater das angeſehene Amt eines Kronrichters befleidete. Früh zeitig nahm er Kriegsdienſte unter der Kaiſerl. Infanterie. In Neapel legte er einen ſeltenen Beweis von Entſchloſſenheit und Geiſtesgegenwart ab , indem er nämlich zwei Banditen , welche ihm in einem dunklen Gange , den er bei ſeiner Nudehr aus der Citadelle nach der Stadt zu durchgehen hatte , mit Terzerolen und Dolchen auflauerten , entwaffnete und einen davon ſogar ſelbſt verhaftete.

Im Duell tödtete er einen angeſehenen Italieniſchen Cavalier und mußte deshalb in ein Kloſter und von da unter großen Sdywierigkeiten in ſeine Heimath fliehen. Als es ihm endlich gelungen war, ſich einen Pardon in Wien auszuwirken , hei

rathete er dort die Baroneſſe v. Metternidy und wurde bei einem Kaiſerl. Huſaren - Regimentangeſtellt,1 in dem er ſich als Rittmeiſter öfter und beſonders

in dem Gefecht gegen die Preußiſchen Ulanen von Naşiner ſehr auszeichnete. Unwillig über die Bevorzugung eines jungen Mannes zum Major im Regiment , wo er diente und die nächſten Anſprüche zu dieſer Charge hatte , nahm er das

Anerbieten Friedrich des Großen , ihn in ſeine Dienſte zu nehmen , gern an. 1

Er fam nach Berlin , wurde Oberſt - Lieutenant und erhielt am 10. März 1744 3

34 1758 .

Der König konnte den Erceß bei der feindlichen Bagage dem Regiment v. Rueſch lange nicht vergeſſen und brachte einige Monate nachher demſelben in Erinnerung , daß wie immer im Soldatenleben , ſo auch hier : ein Tag der Schuld ſelbſt jahrelangen Ruhm vernichtet. Als nämlich am 10. März 1759

vom Cantonnirungs - Quartier Niesdorf aus , der damalige Commandeur des Regiments , Oberſt- Lieutenant v. Beuft, dem Könige das Avancement des

Stabs -Nittmeiſters Göll zum Nittmeiſter und anderer Officiere zur höhern Charge vorſölug, decretirte der König folgendermaßen : » Das wolle 3d wobl

thun. Das Regiment aber hatte ſich vorhin und ſelbſt in Meiner Gegenwart fogar fólecht gehalten , daß es kein avancement meretiret , bis es ſich erſt wieber evertuiret und den großen ſcharten durch ſein Wohlverhalten ausges weket haben wird. « Nach der Schlacht von Zorndorf folgte das Regiment bei der Avant: garbe der Ruffiſchen Armee über Rlein - Ramin nach Blumberg , und bezog am 1. September mit den übrigen Truppen des General - Lieutenants v. Man : teuffel ein Lager in der Heide bei Hohenwalde , in welchem häufig Allarmi: rungen durch Roſaden ſtatt fanden. Zwar wurde dies Lager ber Avantgarde dann etwas günſtiger gelegt , aber die Angriffe des Feindes unterblieben des

halb nicht, und General v. Manteuffel war endlich genöthigt , ſich mit der Armee des Grafen Dohna am 12. September bei Blumberg wieder zu ver: einigen. - Während des Marſdes der Armee hinter den abziehenden Kuſſen her , über Soldin , Lippehne, Pyritz nach Stargard , bildete das Regiment als Oberſt und Chef das ( dywarze Huſaren - Regiment. Thın verdankt das Re: giment die Begründung ſeines Ruhmes , und bei Katholiſch) - Hennersdorf die große Auszeichnung , als Huſaren Paufen führen zu dürfen. Für ſeine Bravour in

der Schlacht von Hohenfriedberg erhielt er den Orden pour le mérite, die Amts hauptmanuſchaft zu Ragnit und außer ſeinen Gehalt eine jährliche Zulage von 500 Thalern. Im Juni 1750 wurde er General - Major. Am 18. September 1753 erhob ihn der König nebſt ſeinem Bruder , der als Hauptmann beim Re:

ginient des Prinzen Heinrich ſtand und ihre männliche Descendenz in den Frei herrnſtand. Während des ſiebenjährigen Krieges vielfach durch Zurückſeßungen in der Cominandoführung von Truppen getränft, ließ ſeine frühere Thätigfeit !

nach ; ſeine Feinde deuteten dies , er ſei von den Öſterreichern beſtocủen oder !

wolle aus religiöſen Gründen ſeine Schuldigkeit nicht thun. Nach der Schladit von Zorndorf , wo der König ihm und ſeinem Reginiente zürnte, ſuchte man ſogar in der Reiſe ſeiner Frau zu ihren Verwandten nach Wien eine Verräthe: rin zu finden. Der König ſchickte ihn nach der Feſtung Stettin , wo er ſo lange blieb , bis der aus der Gefangenſdiaft zurückgekehrte General v. Werner ſeine Begnadigung vom Könige erbat. Der König genehmigte ſeine Entlaſſung aus der Feſtung und ſeine Demiſſion aus dem Dienſt am 9. Mai 1762 , aber nicht die erbetene Unterſudzung der ihm angeſchuldigten Vergehen. Nueſch begab !

ſich zu ſeiner Familie nach Sởyleſien und ſtarb hier zu Jaworniß im Jahre 1769 in ſehr mäßigen Vermögensverhältniſſen. Näheres über ihn findet ſich in den Annalen des Königreichs Preußen , herausgegeben von Ludwig v. Baczło und Theodor S dymalg. Königsberg und Berlin 1792. 2ted Quartal , S. 52 u. ff.

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b. Rueſch theils einen Theil der Avantgarde , theils wirkte es bei dem Streif 1758.

Corps des Grafen Hordt und anderer Recognoscirungs-Abtheilungen mit. ( Entſaß von Colberg. ) Um Colberg zu entſegen , wurde General v. Platen mit einem Detachement, zu dem auch 2 Escadrons von Rueſch gehörten , abgeſchidt; dieſes hatte am 26. October bei Greiffenberg mit den Ruſſen ein Gefecht, von welchen 1 Officier, 8 Mann getödtet und 1 Wacht meiſter, 2 Unterofficiere und 132 Mann gefangen genommen wurden. Der Rittmeiſter b. loc ſtadt und Stabs - Rittmeiſter Goll von den ſchwarzen Huſaren zeichneten ſich dabei beſonders aus. Als am 30. October die Armee des Grafen Dohna im Lager bei Stargard das Detachement des Generals .

b. Rleiſt, der nach Drieſen geſchidt worden war , und am 3. November das des Generals b. Platen , welches in der Gegend von Greiffenberg, Treptow , Spie und Colberg fich bewegt hatte , bei Stettin an ſich gezogen , um auf Be fehl des Königs nach Sachſen zu marſchiren , wurde der General - Lieutenant V. Manteuffel mit 8 Bataillons Infanterie , 5 Escadrons Dragoner Alt

Platen und dem Regiment v. Rueſch zurüdgelaſſen , um die Mittel - Mark und Berlin gegen die Schweden zu deden. Dieſes Corps ging demgemäß bei Stettin über die Oder , cantonirte am 5. November bei dieſer Stadt , am 6. bei Pencun , am 8. bei Schönermark, den 15. bei Gramzow und ſpäter bei

Prenzlau. Das Regiment v. Rueſch blieb unterdeſſen in beſtändigen Gefech: ten mit dem Feinde , unter denen das bei Güſtrow am 18. und bei Werbelow am 25. November die bedeutendſten ſind. Bei dieſem legtern Orte überraſchte es unter Anführung des Majors v. Bröſigte dergeſtalt die Sowediſchen Vor poſten , daß davon 2 Officiere, 6 Jäger , 1 Musketier und 3 Huſaren gefan gen eingebracht und noch mehr niedergebauen wurden. Nachdem die nur für die leichte Reiterei thatenreichen Rämpfe mit den Schweden längere Zeit fort: gewährt hatten , vereinigte ſich endlich das Corps des General - Lieutenants

1. Manteuffel , nachdem es über die Peene rorgedrungen war , am 5. Ja- 1759. 1

nuar 1759 bei Greifswalde mit der nach Vorpommern zurückgekehrten Armee

des General- Lieutenants Grafen Dohna ; indeſſen ſchon am 10. Januar wurde es zur Einſchließung von Demmin auf's Neue detachirt, und als dieſes s

am 18. Januar capitulirte , richtete es ſeinen Marſch nach Griebenau bei Greifs walde und bezog dann Winterquartiere in Schwediſch - Pommern. Das Hu: 3

ſaren - Regiment v. Rueſch unterhielt cine Poſtirung bei Mordorf , in der es 1

von den Schweden unter dem Oberſten Stakelberg , welche die Dörfer Wen

diſch - Langendorf und Zarentin fouragiren wollten , am 21. Februar angegrif 1

fen wurde. Der von der alliirten Armee des Herzogs von Braunſchweig zurück berufene damalige Commandeur des Regiments , Oberſt- Lieutenant b. Beuft, welcher in Niesdorf ftand , trieb jedoch den Feind mit Abnahme von 1 Offi cier und 7 Mann Gefangenen zurück.

Zur Abführung der im Lande noch zurückgebliebenen Commando's hatte General . Rleift 150 Huſaren unter Rittmeifter d. Lochftadt in Güſtrow

zurüdgelaſſen ; dieſe rückten am 12. März in Roſtoc ein , als dieſe Stadt beſegt wurde. 3*

36 1759.

Erſt nach der Einnahme der Penamûnder Schanze ſtießen am 13. April

die zum Corps in Schwediſch Pommern gehörigen , bis dahin vielfach zerſtreu ten Truppen wieder zu demſelben , aber ſchon am 1. Mai wurden auf's Neue 2 Escadrons von Rueſch mit einem Detachement unter General v. Dieride

zur Unterſtüßung des Generals v. Schlabrendorf in Hinterpommern abgeſen: det. - . Bald darauf ging die zuverläſſige Nachricht ein , daß fich die Ruffiſche Armee gegen die Warihe in Bewegung geſeßt habe und man glaubte daber

keine Zeit verſäumen zu müſſen , dieſem Feinde entgegenzutreten. Um aber auch den Schweden bei einem erneuten Vordringen einigermaßen begegnen zu können , wurde auf Befchl des Rönigs der General v. Rleiſt mit einem Corps ,

worunter 2 Escadrons von Rueſch , an der Peene zwiſdien Anklam und Dems min aufgeſtellt und bezog derſelbe hier das Lager von Bartow. Ferner mußte noch der General v. Gablent in forcirten Marſden mit 2 Bataillons Be: vern , 2 Gablenz , 5 Escadrons Schorlemmer und 3 Escadrons von Rueſch

nach Berlin eilen , weil es hieß , der Öſterreichiſche General 1. Buccow be brohe dieſe Stadt.

Als aber dieſe Nachricht ſich als unbegründet erwies ,

fehrte Gablenß am 3. Juni wieder zur Armee zurück und ſeine Huſaren ka men in die Dörfer um Stargard zu liegen. In Folge des vom Könige durch den General- Lieutenant v. Wobers : now überſendeten Dperations - Planes gegen die Ruſſen , welche bei Poſen ſich concentrirten , und nachdem am 7. Juni die Detachements der Generale

v. Sólabrendorf und v. Diericke wieder bei der Armee angekommen waren , richtete dieſe ihren Marſch von Stargard aus über Pyriß , Soldin , Landsberg , Schwerin , Birnbaum , Wronki, Obornik gegen Poſen. Da aber der Ruſſiſche Heerführer , General v. Soltikow , auf dieſe Demonſtration kei nen Werth legte , ſondern über Butin , Ncuſtadt, Bentſchen , Bomſt nach Lang meil vordrang , ſo fehrte Graf Dohna über die Warthe zurüd und cotoyirte die Ruſſen über Razmierz , Wylczyn , Neuſtadt, Meſeriş , Kloſter Paradies .

I

1

und Züllichau. Die bei der Armee befindlichen 6 Escadrons Rueſch waren mit der Avantgarde bis Murowanna: Goslin vorgedrungen geweſen und hatten am 9. Juli ein heftiges Gefecht bei dem Dorfe Cerekwice , hinter welchem fie aufgeſtellt ſtanden , als der General - Lieutenantv. Tottleben mit einigen Tau

ſend Roſaden und Huſaren das Lager der Avantgarde bei Zrzizlar angriff. (Solacht von Ray. )

Als am 23. Juli der General - Lieutenant

v. Wedel das Commando der Armee des Grafen Dohna — aus Ancienne låts : Gründen unter dem Titel Dictator übernommen hatte, recognoscirte er die jenſeits Langmeil ſtehenden Ruſſen. Dabei ergab ſich, daß dieſelben Croſjen oder Frankfurt zu erreichen ſuchten , weshalb die Armee I, um nach des

Rönigs Befehl ſie anzugreifen , treffenweiſe links abmarſcirte. Die Regimen ter v. Rueſch und v. Malachowsky, nebſt 3 Grenadier -Bataillons, formir: ten dadurch die Arrieregarde unter General- Lieutenant b. W obersnow , welche erſt Abends 6 Uhr am 23. Juli , über Züllichau und die Kay - Mühle 2

der Armee folgend, auf dem Sælachtfelde bei Ray eintraf und dann den miß glüdten Angriff des Generals v. Hülſen gegen die Ruſſen wiederholte , je

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doch wegen der zeitig herangezogenen Verſtärkungen am Ruſfiſchen rechten 1759 . Flügel keinen glüdlišern Erfolg erreichte. Zwei Tage nach der Schlacht wurde das Regiment 0. Nueſch einem Corps unter dem General - Lieutenant v. Sanit zugetheilt , welches , gegen

Croſſen detachirt, am 26. Juli im Lager von Plauen fich wieder mit der Ar ,

mee des General-Lieutenants v. Wedel vereinigte. Nach der Vereinigung dieſer Armee mit der des Rönigs am 6. Auguſt bei Gruno , eine Meile von Mühlroſe, wurde am 9. Auguſt die Bagage un ter Bebedung des Regiments v. Rueſch nach Cúſtrin zurückgeſchidt und hier in Sicherheit gebracht.

Der Verluſt der Schlacht von Kunersdorf nöthigte den König an 14. Au

guſt, Abends , den General - Major b. Wunſch , mit ſeinem Frei - Regiment , dem Grenadier - Bataillon von Collignon , 5 Escadrons von Puttkammer und dem Regiment v. Rueſch, um die Streifereien des Öſterreichiſchen Corps unter Hadit einigermaßen zu verhindern , nach Fürſtenwalde abzuſenden , wo er der Nuſſen wegen am 18. mit der Armee ſelbſt eintraf und hier 12 Tage ſtehen 1

blieb. – Das Corps des Generals v. Kleiſt, welches bei Bartow in Pom: -

mern ſtehen geblieben war , hatte eilig nach Berlin marſiren müſſen ; ein Theil ſeiner Truppen , darunter auch 2 Escadrons von Rueſd ), ſtieß am 26. Auguſt zur Armee des Königs. !

Der König verließ , beranlaßt durch die Bewegungen der Ruſſen , am 30. Auguſt das Lager bei Fürſtenwalde, ging über Bornow nach Waldow 1

1

und machte von hier mit der Armee den ſchönen , berühmten Marích über Lübben , Vetſchau , Cottbus , Forſte, Sorau , Sagan bis auf die Höhen von 1

Sudau bei Neuſtadtel, wo ſie am 23. September anfam und dadurch die

Ruſſen hinderte , Glogau zu belagern. ( * )

In dieſer Zeit und bis zu Anfang des Monats October , wo der Rönig das Lager bei Glogau bezog , war das Regiment b. Rueſch unter dem Oberſt

Lieutenant 6. Beuſt in der Niederlauſit zur Beobachtung der Ruſſen und Öſterreicher verwendet worden. Oberſt - Lieutenant v. Beuft blieb vom 12. bis 16. September in Vetſchau ftehen und zog durch Patrouillen , Gefangene, Deferteure, ſo wie durch angeſebene Einwohner der Gegend , d. B. vom Ba ron v. Vernezober , der ſich in Alt -Döbern bei dem Sächſiſchen Rammer Rath Heinke , welcher ein großer Anhänger des Grafen Brühl war , auf: hielt , und von dem Oberſt -Lieutenant a. D. v. Þannwiß , der in dieſer Gegend ein Gut hatte, Nachrichten über den Marſch der Ruſſen von Lieberoſe .

nach Guben und den des Feldmarſchals Daun von Spremberg nach Baußen ein. Seine Immediat - Berichte und Meldungen ſind mit Randbemerkungen berſehen , wie fie vom Rönige als Reſolution dictirt zu werden pflegten . Auf die Meldung aus Geriß bei Vetſchau ben 14. September: baß der Feldmar fdal Daun von Spremberg aufgebrochen und ein Corps Öſterreicher unter *) In der » Bellona a St. 17 S. 74 heißt es : dieſer Marſch iſt einer der ſchönſten und muſterhafteſten von allen , die jemals gemacht worden ſind.

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1759. General Buccow bei Spremberg ſtande , bemerkt der Ronig : » Was ſollen

die Öſterreifer? Weil Daun voraus marſchirt iſt und Buccow ihnen folgt , ſo iſt gewiß , daß ſie nach Dresden geben wollen , und wenn dies wahr , muf: .

ſen fie bald gewiſſe Nachricht von meinem Bruder haben , ſtånde ja niemand mehr zwiſchen uns. Wenn er was erfahre von meinem Bruder , ſo ſoll er Am 15. September meldet Veuft aus Vetſchau : daß er

mir melden . «

beſtimmte Nachrichten über den Maríd der Daun'iden Armee nach Baußen

erhalten habe – wobei man die Notiz des Königs findet: » Jď würde ihm vielleicht morgen noch ein Dragoner : Regiment ſiden , damit er im Stande wäre , ſtärkere Partheien vorwärts zu pouſſiren. Bei dieſem Alen könnte ich nidyt begreifen , warum ich nichts von meinem Bruder hörte , denn wenn Daun mit der Armee weg wire , müßte er gewiſſermaßen ihn durchtrennen . « Von den Ruſſen hatte der König , welder anfangs glaubte , ſie würden ſich gegen Peiß oder Cottbus wenden , ſdon am 14. Nawricht, daß fie nach Guben marſchiren wollten , und trug Beuſt , welcher ihm von den Vorberei: tungen derſelben zum Marſd (qon am 12. unterrichtet hatte , gleich nach Empfang jener Nadridt auf : » Er möchte doch durch Leute aus Cottbus zu erfahren ſuchen , ob es wahr , er habe beute keinen Reveille- Schuß gehört. « Sobald nach Abmarſch ber feindlichen Armeen die Ruſſiſchen Vortruppen 1

1

von Cottbus gegen Peiß und Forſte, und die der Öſterreichiſớen von Dreb kau nach Spremberg zurückgegangen waren , rückte Beuſt am 17. September , verſtärkt durch das iſte Bataillon Puttfammer -Huſaren , nach Drebkau vor und fragte beim Könige an , ob er die in Drattenberg bei Spremberg fteben I

1

den 3 400 Öſterreichiſden Huſaren und Croaten unter den Generalen Palfy und übaſy angreifen ſollte, doch ſprach er dabei die Befürchtung aus , daß

die Stärke des Feindes , feine gute Poſition in einem coupirten Terrain , einen folden Angriff nur mit Cavallerie allein ſehr bedenklich mache. Hierauf decretirte der König : » Jch wollte ihm wohl noch dieſen Abend ein Bataillon zuſchicken , daß er ſie aus Spremberg delogiren könnte , dabei

ſchreibe ich ihm zu ſeiner Nachricht, daß id) den Oberſt Kleiſt gegen Senf tenberg eben auch mit einem ftarfen Commando geſchickt hatte , um da reinen Tiſu zu machen. Bei Forſt, da ſoll auch was, ſtehen , habe aber meine Pa trouillen noch nicht hingehabt, kann alſo auď nicht wiſſen , was es iſt, indeſſen

follte ich glauben , daß , wenn er dem Feind nicht allen erſinnlichen Schaden thate , er fich aber für meine Avantgarde ausgäbe und ausſprengete , daß eine Armee nachkáme, fich allda alles ſæleunigſt wegziehen würde. « Oberſt -Lieutenant w. Beuſt marſchirte , ſobald das Corps von Palfy

von Spremberg nach Baußen abrüdte , nach Spremberg ( * ) und berichtete am 18. September von dort aus dem Könige, daß Detachements vom Feinde noch in Hoyerswerda und zwiſchen dieſer Stadt und Senftenberg ſtehen foll 1

#) Das Detachenient beſtand jeßt aus dem Huſaren - Regiment v. Rueſdy, einem Batailon Huſaren von Puttfammer, dem Dragoner - Regiment Alt - Platen und einem Bataillon Infanterie.

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ten , die er , wenn fich dies beſtätigte, zu delogiren willens ſei; auch hätten 1759. ſeine Patrouillen bei Forſte 2 Öſterreichiſche Lieutenants , einen Huſaren bom Palfy'ſchen Corps , nebſt 4 Musketieren , ſo wie auf der Baugener Straße 5 Marketender gefangen genommen , von denen er erfahre , daß Daun bei Baußen , Prinz Heinrich aber zwiſchen Weißenberg und Hodkirchen ſtehe. !

Mündliche Reſolution darauf: » Er entrirte ganz und gar in meine In

tentions. Forſte hätte ich belegt und in Forſte würde geſagt, daß ein Deta:

dement Öſterreicher in Muškau ſtände. Was es aber wäre , könnte ich nicht wiſſen , indeſſen müßte ich ihn von meiner Abſicht avertiren , damit er auf alle Fälle meine Intention wiſſe. Im Fall der Feind ſeinen Marſch auf Sorau oder Sagan nebmen wollte, ſo würde ich meinen über Chriſtianſtadt nehmen , ſollte der Feind aber bei Chriſtianſtadt wollen übergeben , ſo würde ich gerade

auf Sagan marſchiren, und dabei überſchickte ich ihm noch ein Billet an mei nen Bruder , ſollte bezahlen , ich würde es ihm nach ſeinem Anzuge wieder:

geben. « Noc an demſelben Tage meldet Beuft unter Anderem : » 3 habe die Straße nach Baußen ein Detachement nachgeſchidt, den Palfy'ſchen Marſch zu obſerviren , ingleichen ein Detachement nach Hoyerswerda , was da vorgeht

und weil dieß der feindliche Poſt -Curſus iſt, ſo habe Detachements verſtedt, +

welche bereits beikommende zwei Courier - Officiers aufgehoben mit beikommen :

den Briefen ; die Laudon'ſche habe erbrochen , um zu ſehen , ob nicht Sachen I

darin enthalten , wovon man hier Nußen zieben fónnte , unter andern iſt ein Brief barinnen , wo heute die Vorpoſten ſtehen und daß die Ruffiſche Armee

marſqirt iſt, laut dem Zettel iſt's der Weg nach Niederſchleſien gegen Glos gau. « Jn einer Nachſdrift fügt er noch hinzu : » Adhier habe erfahren , daß I

des Prinzen Heinrich Königl. Hoheit bei Hochfirchen ftande , Daun bei Baugen , und 3 Huſaren bom Gersdorf'ſchen Regiment find vorgeſtern in

Muskau patrouilliren geweſen. Die Billets werde ſuchen durchzubringen an des Prinzen Heinrich Rönigl. Hoheit. Vom feindlichen Commando, ſo heute Nacht in Tribel ftehet, könnte von Forſt aus ein Stoß beigebracht werden. «

Die Belohnung für dieſe wichtigen Nachrichten vom 18. September ſpricht die Randbemerkung aus : Beuſt , Oberſt. Am 19. ging Oberſt 6. Beuft mit ſeinem Detachement von Spremberg !

nach Muskau , am 20. nach Sorau , von wo er in der Naçit zum 21. wieder !

aufbrad und mit ſeiner Cavallerie nach Sagan eilte , um den daſelbſt ſtehen den Feind zu vertreiben. Sobald der Oberſt v. Beuſt über die Tſchirna ge gangen war , ließ er das Dragoner - Regiment Alt - Platen , welches ſich ſeit dem 16. September bei ſeinem Detachement befand , hinter cinem Hügel auf:

marſdiren und theilte feine Huſaren in zwei Haufen , wovon der eine die So rauer , der andere die Schloßbrüde angriff, den Feind ſogleich aus der Stadt trieb und ihn theils niederhieb , theils gefangen machte.

Die legte Meldung , welche er dem Rönige vor ſeiner Rücfehr zur Ar mee bei Glogau einſandte, lautete alſo :

» Em . Rönigl. Majeſtät melde allerunterthänigſt, daß geſtern meinen Marſch über Neus Gabel , Bodwitz nach Metſchlau genommen und 100 Pferbe

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1759. mehr rechts über Popſdúk detayiret , welche bei Metſchlau wieder zu mir geftoßen , bey Metſchlau ftanden 80 Huſaren vom Nadasdy'iden Regiment, welde 9000 Rationen und Portionen von dießem Dorf beygetrieben , alß fie uns aber ankommen ſahen , retirirten ſie ſich ſogleid über Scheiba nad Wen : diſch - Borau und ließen die Fourage und Portionen im Stich , doch hatten ſie Vormittag ſchon 3000 Rationen und Portionen zuſammen getrieben und weg geſchafft. Außerdem habe von feindlichen Partheven nichts gefunden , alß daß geſtern Vormittag in Ottendorf , Waltersdorf und Giesmannsdorf 100 Re:

faden geweßen, Viele excesse ausgeübet , fich ſogleich wieder aber über Lang Heinersdorf und Groſenborau gewendet. Was bei Sagan und Sprottau bor: gebet , daß werde durch die abgeſchide Commando's heute erfabren ; dieſe Nacht babe obnweit Waltersdorf geſtanden und die zukünfftige Nacht werde mich bey Ottendorf poſtiren , heute den Tag über aber nicht unterlaſſen , Vorwärts zu geben , um die Streifereyen zu hemmen . Jæ habe nur 3 Huſſaren - Officiers allhier beym Commando, die Umſtände find ſo, daß man beſtändige Comman: do's hie und ta bey denen Streifereyen ſchiden muß , es ſind folde dabero nicht hinlänglich zu beſtreiten , Ew. Rönigl. Majeſtät wollen dahero die aller: gnädigſte Ordre ſtellen , daß noch zwey oder drei Subaltern - Officiers von den Huſſaren anbero beordert würden und bei Ottendorf zu mir ſtoßen, a .

Bey Waltersdorf, den 29. September 1759.

( gez. ) D. Beuſi

Die Randbemerkung hierzu lautet: » Die drei Subaltern , ſo er haben wollte , die habe ich commandirt und die würden wohl ſogleich hingeben. Der Obriſt Rleiſt hat das Deſſein auf das Corps , jo von den Oſterreichern bei Boriß ( ? ) ſtebet, um es zu überfallen , und wenn er dies vor hat , ſo möchte er ihn fecundiren , wie ich ihm auch an Rleiſt einen Brief mitſdidte , daraus er erſehen wird , worauf es ankommt. Die Officiers von den Dragonern ,

die er bey fich hatte , möchte er auch zu die patrouillen ſiden , und weil man ſich auf die Peuthe noch nicht verlaſſen könnte, fo módte er ſie anfangs damit 1

nur verſuchen und angeben , wodurch die Leuthe ihr Handwerk lernen würden . «

( Das Übrige iſt unleſerlich .) Unterdeß die Armee des Königs gegen die Ruſſen manövrirte, um Glo gau und Breslau gleichzeitig zu decken , vereinigte ſich das Regiment b. Ruech

wieber mit derſelben , und als dieſe am 8. October die Aufſtellung zwiſchen Lübchen und Hünern am rechten Ufer der Oder nahm , erhielt es mit den Huſaren von Malachowsfy , 2 Escadrons von Zieten und 5 Escabrons Alt Platen ſeinen Platz hinter dem Dorfe Lübchen und hinter der Infanterie des Generals V. Dieride. Der General v. Malachowsky führte dieſe Am 22. October marſchirte die Armee in das Lager von Herrns Cavallerie.

ftadt. Die vorhin erwähnte Cavallerie des Generals v. Malachowsky mas

firte , vor dem linken Flügel der Armee ſtehend , den Übergang über die Bartſch bei Tidiſtey. -- Nachdem fid die Ruffiſde von der Öſterreichiſchen Armee

getrennt hatte , um tiefer nach Polen zurückzugeben und der General - Lieutenant v. Hülſen Befehl bekam , mit der Armee des Rönigs zu der des Prinzen 1

Heinrich in Sachſen zu ftoßen , blieb das Regiment v. Rueich bei Herrn :

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ftadt zurüd , um von den fernern Märſchen der Ruſſen Nachriďten einzuziehen 1759. und die Streifereien der Roſaden zu verhindern.

Oberſt v. Beuſt ſtand bei Rottlewe ( * ) und berichtete vom 31. October bis zum 5. November wiederum unmittelbar an den Rönig , welcher fich krank in Sophienthal aufhielt. Nach ſeiner Meldung vom 1. November ſtanden die

Ruſſen bei Rawicz und die Öſterreicher im Lager von Corſeng bei Trachen berg ; fie litten Mangel an Lebensmitteln. Die leichten Truppen der erſteren lagen im Walde zwiſchen Herrnſtadt und Rawicz ; ibre Vorpoſten bei Schmi: naren , Wikulinnen und Groß- und Klein - Baten hinderten unſere Huſaren , gegen Rawicz und Bojanowo zu patrouilliren .

Am 2. November meldete Beuft den Abmarſd der Ruſſen und Öſter: reicher aus ihren Lagern und daß jene , dem Reveilleſmuß nach zu urtheilen , mehr rechts von Rawicz bei Trachenberg jeßt ftanden; auch waren die Vor: poſten von Shwinaren , Wifulinnen und Baken verſcwunden. Auf die Berichterſtattung vom 3. , daß nach Ausſage ciner Patrouille von 100 Pferben und 200 Mann Infanterie unter Führung des Rittmeiſters b. Semibaſy , welche in Rawicz 12 Mann und 30 Pferde den Roſaden abs genommen hatte , die Ruſſiſche Armee über Rroben nach Goſtyn abmarſdirt

ſei, um nac Poſen zu gehen, die Öſterreicher ſich aber über Sarne , Görchen, Jatroszyn nach Raliſch wenden wollten und nach Angabe einer andern , gleich: I

zeitig mit der vorigen nach Trachenberg abgeſchichten Patrouille, daß die Ruffen mit einer Colonne über Kröben , mit der andern über Punitz , Storchneſt,

Schmiegel, die Öſterreicher aber über Sarne , Görđen , Robylin und Kozmin gegangen waren , decretirte der König : » Gablenz ſoll gleic marſchiren nach Sagan und ſo marfwiren , daß er den 6. in Sagan ſei und den 8. weiter marſchiren kann . « Die übrigen Meldungen bis zum 5. November beſtätigten die Rigtung

des Marſches der Öſterreicher auf Kaliſch und der Ruffen über Rroben nach Poſen . Patrouillen , welche nach Bojanowo , Corſeng, Rawicz und Tradens berg geſchidt waren , batten alle dieſe Orte vom Feinde berlaſſen gefunden , doch ſtreiften noch einzelne Roſackentrupps in der Gegend von Rawicz und Punis umber, worüber Beuſt fich folgendermaßen ausdrückt : » Jo muß Ew.

Rönigl. Majeſtät allerunterthänigſt melden , daß wohl in dieſer Gegend nichts ſo leicht mehr zu beſorgen , es mußte denn noch ſo eine marode Parthey fich zurüdſleichen und Erceffe machen wollen , denn ſonſt iſt biß Punic; nichts

mehr zu hören vom Feind und allda ftebet nichts mehr , alß einige 100 Ro ſaden , welche aber vermuthlich eben auch zurückgeben werden , wenn die Ar: mee ihren Marſch continuirt. Die 30 feindliche Pferde , ſo heute in Rawicz aufgehoben worden , waren eben auch ſo eine Maußparthey und von Rawicz bis Rróba iſt nichts mehr vom Feind zu hören 2c. a #) Außer dem Regiment v. Nueſch ſtanden noch unter ſeinen Befehlen : 2 Osca: drons von Zieten unter Rittmeiſter v. Prittwiß , 1 Bataillon von Gableng und ſpäter auch das Infanterie - Regiment v. Sydow.

42 1759.

Am 5. November, 8 Uhr früb , rückte Oberft v. Beuft mit ſeinem Res

giment nach Rróben ab , überſchritt hier auf der von 150 Mann des Znfan terie - Regiments v. Sydow beſeßten Stiffbrücke die Oder und marſchirte über Rietiķütz nach Sagan , wo er , gemäß der Ordre des Königs, am 7. eintraf. 1

Gegen die Mitte des Monats November langte der König mit dem Regiment v. Rueich bei der Armee des Prinzen Heinrich in Sachſen an und ſtieß das felbe dann zu der bei Ober - Muſchwitz ſtehenden Avantgarde unter dem Ge neral d. Afdersleben , welche am 14. November den Feind aus Meißen

vertricb. - Einige Tage nach der Befeßung dieſer Stadt betacirte der Rönig den General v. Zieten mit ſeinem Huſaren - Regiment, 5 Escadrons von Normann , dem Frei- Bataillon Quintus, bem lſten Bataillon Sallmuth, den Fuß- Jägern und dem Regiment 1. Rueſch gegen Wilsdruf , um den Feind zu hindern , das ſtarke Lager bei Reſſelsdorf zu nehmen. Beim Angriff gegen das zwiſchen Bennerich und Alts Franken ftebenbe Corps von Eſterhazy , ſollte 1

der Oberſt b. Beuft mit dem Regiment 1. Rueſchlinger Hand Steinbach durch das Defilé gehen und dann über Zölmen in die feindliche rechte Flanke

fallen ; aber das Gewehr- und Ranonenfeuer zweier in dieſem Dorfe und auf

der Höhe neben Bennerich ſtehenden Croaten - Bataillons hinderte ſeinen Durch gang durch dasſelbe ſo lange, bis das Frei - Bataillon die Croaten vertrieb. Sobald das Regiment b. Rueſch aus Zollmen bordrang , zog ſich das feind liche Corps zurück und General v. Zieten ließ das ſeinige in Reſſelsdorf, Bennerich ,! Gomplit , Zollmen und Steinbach einrüden . Jm Monat December

bezog die Armee Winterquartiere und das Regiment v. Rueſch ſtand in Dker: wiz und Bennerich. Che noch das Jahr 1759 fich foloß , verlor das Regiment ſeinen Com : 1

mandeur , Oberſt 6. Beuſt ( * ) , welcher am Fleckfieber ſtarb , und an ſeine Stelle trat der bisher beim Huſaren- Regiment von Möhring geſtandene Oberſt: Lieutenant v. Lofow . 1760.

Nachdem am 26. April 1760 die Armee des Königs in die Stellung zwiſchen Noſſen und Meißen eingerückt war , ſebten das Regiment 1. Rueſch und das iſte Frei - Bataillon ton Wunſch den Marích über Lomatſch gegen

Torgau fort und beide ſtießen dort am 27. zur Brigade des General - Majors b. Wangenheim , von der Armee des Prinzen Heinrich , welche Lestere dazu beſtimmt war , ſich den Ruſſen zu widerſetzen , die Colberg und auch die Mittel- Mark und Shleſien bedrohten. Prinz Heinrich wollte ſein Corps *) Nad Baczfo's Schilderung war Beuſt ein Mann mit herrlichen Anlagen zum Soldaten , kühn , entſchloſſen , voll Geiſtesgegenwart , ein angenehmer Ge

fellſdafter , treuer Freund , aber mit den heftigſten Leidenſdşaften. Er glaubte 1

lebte er nur dem Genuß ; er feſt, der Tod ende das menſchliche Daſein , war radyſüchtig , ein ſchrecklicher Feind , aber dennoch edlen Herzens. Einige Jahre war er Lieblingspage des Königs geweſen , der ihn zum Lieutenant , durch Verſeßung ſchnell zum Rittmeiſter und ſchon im 30ſten Jahre zum Major machte,

und er würde , hätte ihn nicht ein früher Tod hinweggerafft , einer der erſten Generale Friedridy's geworden ſein.

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zwiſchen Sagan , Chriſtianſtadt und Sorau concentriren und ſetzte am 28. April 1760.

ſeine Truppen dahin über Herzberg , Sonnenwalde , Vetſchau und Cottbus in

Bewegung. Am 26. Mai cantonirte das Regiment v. Rueſdh bei Sorau und trat mit 3 Escadrons von Werner und dem Freis Bataillon von Wunſch unter die Befehle des Generals v. Werner , welcher mit dieſer Abtheilung vom 10. bis 15. Juni über Marsdorf, Schenkendorf, Günthersdorf und Fried land nach Hohenwalde und Biegen bei Mühlroſe vordrang. General 6. Gableng erhielt am 17. desſelben Monats den Auftrag , mit 5 Escadrons von Rueſdh, 2 Bataillonen von Thiele , einem von Alt- Pla ten und einem von Jung - Sydow , nebſt 2 Haubigen , über Cuſtrin, Lands berg , Friedeberg , Marienwalde und Reeb zu marſchiren , und den General .

b. Forkabe zu berftárfen , damit dem Ruſſiſchen General b. Tottleben ,

welcher Vorpommern verwüſtete, der Rückzug abgeſchnitten werden könnte.

Die Vereinigung beider Corps fand am 24. bei Labes ſtatt, nachdem der ,

General v. Gableng noch die am 16. zur Verſtärkung des General v. Tbad , den nach Friedeberg geſendeten 2 Escabrons von Ruſch unter dem Rittmeis

fter du Fay , welde in Blumenfelde cantonirten , an ſich gezogen hatte. Schon an demſelben Tage , wo labes erreicht worden war , wurde Nachmittags 3 Uhr

der Oberſt - Lieutenant 1. Loſſow mit ſeinem Regiment gegen Regenwalde vorgeſchidt; ihm folgte der Oberſt - Lieutenant v. Podgursky mit 3 Esca drons von Dingelſtadt , 200 Dragonern von Meinede und dem Grenadier .

Bataillon von Schwerin. Die Ruſſen batten aber jenen Ort bereits verlaſſen

und General v. Tottleben war fqon bei Schiefelbein angekommen ; indeſſen gelang es lonow noch, in die 200 Mann Infanterie ſtarke Bedeckung der nachziehenden Ruffiſden Bagage einzubauen , von der 1 Major, 1 Lieutenant , 154 Mann gefangen genommen und die übrigen getödtet wurden. Auch er: beuteten die Huſaren viele Wagen und jagten dem Feinde einen Theil des von ihm den 18. in Gollnow weggenommenen Mehles und Salzes ab. Unſer Verluſt beſtand in 1 Rittmeiſter , 14 Huſaren an Verwundeten und Todten.

Bei der weiteren Verfolgung der Ruſſen auf ihrem Rückzuge nach Neu - Stettin burc Loffo w wurden noch einige kleine Magazine erbeutet und viele Gefan

gene gemacht. Ju Gommern hob er 8 Ruſſiſe Huſaren , die als Sauve Garde zurücgelaſſen waren , auf. Dieſe ſchicte Prinz Heinrich am 10. Juli , von 1 Officier, 1 Trompeter und 30 Ruraſſieren begleitet , über Meſeriß nach Poſen , wo ſie freigelaſſen wurden .

Als nach der Entfernung der Ruſſen aus dieſer Gegend das Corps unter

Gablenz von Schiefelbein zur Armee des Prinzen zurüdkehrte , gingen am !

8. Juli die Huſaren von Nueſch durch Landsberg nach Derel , hier blieben 2 Escadrons derſelben bis zum 18. , während die übrigen Escadrons zu einem Detachement des Golp'ſchen Corps unter General v. Spaen ſtießen , wel. ches fich am 13. bei Königswalde verſammelte und hierauf das Lager von 1

Althof bezog. --- Der Prinz beſchloß einen Coup gegen die Ruſſen bei Tirſch tigel auszuführen und wurde deshalb am 18. Juli ber Oberſt - Lieutenant

v. Loffow mit 5 Escadrons von Rueſd , 300 Kúraſſieren von Sólabrendorff,

1

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1760. 300 Dragonern von Bayreuth und 600 Mann Infanterie ihnen in den Rüden

geſdridt, während eine andere Truppen -Abtheilung unter dem Oberſten v. Din : gelſtadt fie in der Front angreifen ſollte. Weil aber beide ouro Gruben und Morate in ihrem Fortid reiten aufgebalten wurden , entfloben die bei

Tirſchtigel befindlichen 3000 Roſacken und Lollow konnte ihnen nur 2 Mann und 4 Pferde abnehmen . Er ging hierauf nach Meſerit zurück und vereinigte fich dort am 27. Juli mit dem Corps des Generals v. Gablen , welches beſtimmt war , auf dem Marſche der Armee des Pringen nach Breslau gegen Laubon die Arrieregarde zu machen.

General v. Gablenz ließ auf ſeinem Maríde nach Parchwitz 2 Esca drons von Rueſch unter Major v. Lochſtädt in Glogau zurück, dagegen zog er die beiden Escabrons dieſes Regiments, welche unter dem Rittmeiſter du

Fay theils bei dem Detachement des Generals v. Werner in Solawe , theils bei der Armee ſelbſt unter den Generalen v. Ramin und v. Platen ver:

wendet worden waren , am 5. Auguſt in Pardhwitz an ſich. Auf dem Marſde von Neumarkt nach Ciſſa griffen die Rojacen unter Tottleben am 6. Auguſt die Arrieregarde und ihre Trains an. Oberſt- lieu tenant v. Loffow , weld)er mit dem Regiment b. Ruejø den Zug ſchloß , machte

einen Verſuch , fich den Rofacten entgegen zu werfen , fiel aber dabei in ein Verſteck, welches ſie ihm im Walde gelegt hatten und mußte ſich mit Verluſt .

von 3 Officieren und 106 Mann durdſchlagen. Um die Bäckerei in giſſa zu beden und die Gemeinſchaft der Ruſſen und

Öſterreider durch ihre leichten Truppen zu verhindern , wurde Oberſt- Lieutenant v. Ponow mit ſeinen Huſaren bei Auras poſtirt, weil aber der Feind De: monſtrationen zum Angriff machte, ſtieß er mit dem Corps des Generals v. Gablenß wieder zur Armee bei Hünern. Das Regiment cantonirte in Mahlen und machte Patrouillen nach Militſch , wobei es von den Ruſſen 1 Officier und 15 Roſaden gefangen nahm. Auch ſchickte der Commandant von Glogau von den dortigen Escadrons 4 ſchwarze Huſaren nac Poſen , welche am 24. Auguſt das aus 4000 Fuder beſtehende Heu : Magazin in !

Brand ftedten .

Aus dem Lager bei Trebniß entſendete der Prinz am 23. Auguſt den Oberſt - Lieutenant v. Lolio w mit 300 Pferden von Nueſdh , 2 Escadrons

Alt -Platen und 300 Mann Infanterie von Jung - Stutterheim in der Rich . tung auf Trachenberg mit dem Befehl , der Ruffiſchen Armee in den Rüden zu geben , ihr Zufuhren wegzunehmen und die Gegend vor den Streifereien der Rofaden zu ſơüßen. -- loſow ging über Medzibor , Trađenberg , Gra: bow bis gegen Raliſch vor , zerſtörte einige kleine Magazine und maďte viele Gefangene ; aber die Ruſſen beeilten fich, ihm den Weg nach Schleſien zu verlegen , deshalb ging er in foreirten Märſchen nach Wartenberg zurück, wo er erfuhr, daß die Armee des Prinzen zur Vereinigung mit der des Rönigs 1

I

abmarſchirt fei. Er folgte ihr darauf über Bernſtadt und Breslau und traf

am 5. September bei derſelben in der Stellung bei Bunzelwig ein , mo 3 Escadrons von Rueſø unter Major du Fay , welche mit dem General

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v. Forkade und bei deſſen Arrieregarde marſcirt waren und dann bei dem 1760. fernern Marſche der vereinigten Armeen mit den Huſaren von Dingelſtadt meiſt zur Bedeckung der Trains gedient hatten , fich bereits befanden ; fie ftan : den linker Hand Bunzelwig bei Teichenau. Raum aber im Lager des Königs angekommen , wurde Loſſo w ſogleich wieder mit ſeinem Regiment nach Breslau und von hier durch den General 1

v. Tauenßien nach Glogau geſendet, um die Communication zwiſchen beiden Orten ficher zu ſtellen ; er traf daſelbſt den 8. Auguſt ein und bezog Quar tiere in Zátſchau ; am 10. marſcirte er nochmals nach Breslau zurück und

escortirte einen Transport eiſerner Öfen und Brod zur Armee, von der erſt am 20. September aus dem Lager von Dittmannsdorf sie wiederholte Rück:

kehr des Rueſd'ichen Regiments nach Breslau mit der Beſtimmung erfolgte , nun auch die Gemeinſchaft zwiſchen dieſer Stadt und Schweidniß zu unter: balten und ſie zu ſichern. Endlich vereinigte ſich den 2. Detober der Oberſt Lieutenant v. Lollow mit 5 Escadrons von Rueſch und 400 Pferden von Werner bei Glogau mit dem Corps des General- Lieutenants v. Golf und jene tamen nach Broſtau zu ftehen.

Das Corps des General - Lieutenants v. Golb brach am 8. October auf, um zur Armee bez Rönigs zu ſtoßen ; Oberſt- Lieutenant b. Colow marſcirte mit 5 Escadrons von Rueſd , 5 Escadrons von Malachowsky und 2 Frei

Bataillons von Quintus und von Chaumontel rechter Hand dieſes Corps nach Ober- und Nieder : Gläſersdorf, am 9. nat Groß- und Klein -Roßenau

und am 10. erfolgte die Vereinigung mit dem Könige in Primkenau , von wo , als die Armee fich nach Sagan in Marſch ſekte, loſow nach Weißig zurück ging , um Nachrichten über die Armee des Feldmarſchals Daun einzuziehen,

welche in legter Zeit unberückſichtigt geblieben war. Fünf Meldungen des Oberfi - Licutenants v. koſſow an den König aus der allerdringendſten Zeit.

1. Ich habe eine patrouille von 70 Pferden nach Krebsdorff geſchickt und befohlen , von da wo möglich fleine patrouillen nach Haynau zu pouſfiren , dieſe find aber nicht mehr durchgefommen , von Krebsdorff iſt der Officier über Roßenau gegangen und hatt über Wcißig hierher marſchiren wollen , er batt

aber in der Gegend von Weißig und Wolfersdorff ſchon ein feindliches Des tachement, wobey grüngekleidete Dragoner und Huſaren auch Ungriſche Infan: terie wahrgenommen worden. Der Officier hatt alſo nad Groß- Glogau zurückgeben müſſen und hatt 1 Unterofficier geſchidt, welcher die feindlichen Truppen geſehen und durchgekommen iſt, eine kleine patrouille, welche ich nach Ridenwalde geſchickt, batt baſelbſt auch ſchon Feinde gefunden und von den

Bauern erfahren , daß die große Öſterreichiſche Armee nach Bunglau marſchire und der General Bed ſchon biſ dahin avancirt fey , welches eine andere pa 1

#) Man hat ſich hierbei zu erinnern , daß 2 Escadrons bei der Beſaßung von Glogau verblieben waren. Die Bosniafen werden bald als eine Escadron be rechnet, bald gar nicht in Betracht gezogen.

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1760. trouille, die ich am Bober nad Coſel geldidt, beſtätiget, die zugleid meldet, daß der General Lact noch bey Halbau ſtande, bey dieſen Umſtänden , da

mir cin überlegener Feind ſo nahe iſt, werde ich über Krampt und Budwald nad Corel marſciren , um dem Feinde foldergeſtalt auf ſeiner Flanke zu ſein . Langenau , den 12. October 1760.

( gez. ) v Loſſow .

Allerhödſte Reſolution: » ganz gut. « » Er kann auf Chriſtianſtadt folgen und obſerviren die Öſterreicber, daß ich immer weiß , wo ſie marſchirt ſeyn. « 2. Sogleich meldet mir einer meiner Correſpondenten !, daß Bed geſtern noch bely Tillendorf unweit Bunzlau geſtanden , ſelbigen Tag aber Ordre zum

Aufbruch erhalten habe. Dann wird , ſo viel ich auß der nicht genug deut lichen Beſchreibung errathen kann , bey Löwenberg geſtanden haben . Ich bin mit der allerdevotſten Submiſſion 2 . Hirſchfeldau , den 13. October 1760.

( gez. ) 0. Loſſow .

Alerhöchſte Reſolution : » gut. « 3. 35 babe ein feindlices Commando von 160 Pferden theils Drago ner und Huſaren heute früh bey Michelsdorff unweit Sprottau attaquirt und

davon den Lieutenant Hare v. 3 etſợing und 86 Gemeine aud 97 pferde genommen , das übrige davon in die Wälder zerſprengt , welche verhinderten , daß nicht mehr gefangen worden, ich habe dabey nur einen leicht bleſſirten Huſaren ; die Nittmeiſter Nuſebky und Patſchkowsky von Malachowsky ,

der Rittmeiſter Krahn und Lieutenant 6. Pölhöffel von den ſchwarzen Hu ſaren haben ſich dabey ſehr wohl conduiſirt; nach Ausſagen der Gefangenen iſt dieß Commando vom Ricd'den Corps , welches fic redter Hand der Daun :

ſchen Armee hält und vor 3 Tagen bis Wolfersdorf und Weißig vorgerückt geweſen , wovon dieß Commando damabls abgegangen , es iſt aber das Rieb fde Corps noch nicht weiter vorwärts avancirt , ſonſt müſte ſeine patrouille entbedt haben , ich muthmaße vielmehr, daß es fich mehr links über Rlein Robenau wird gewandt haben , welches um ſo viel wahrſweinlicher wird , da die Gefangenen ſagen , daß Daun und Bed zwar gegen Bunglau , aber ſo !

nahe als möglich wär , längs dem Gebirge marſchirten. Loudon ſtehet ihrem Vorgeben nach noch in den Gegenden Goldberg , beydes haben kleine patrouillen ,

die ich biß zwiſchen Liegniß und Jauer pouffirt, beſtätiget , morgen marſợire ich, Ew. Rönigl. Majeſtät allerhöchſtem Befehl zufolge , nach Chriſtianſtadt, erwarte ferner Ordre und erſterbe in allerdevoteſter Treue ac. Hirſd feldau , den 13. October 1760.

( gez. ) 0. Loſſow .

Ein Öſterreiciſcher Huſare vom Deſſofy'ſchen Regiment , welches bey dem Bedf'ſchen Corps ſtebet, iſt beute aufgehoben worden und man bat bey geſchloßenes Billiet ( * ) bey ihm gefunden , welches von dem adjutanten des #) Dieſes Billet hatte folgenden Inhalt : Auf Sr. des Herrn Generals Ercellenz ſoll Gw. Hochwohlgeboren für die gegebenen Nachrichten danken und aviſiren , daß ſowohl der Herr Ober - Lieutenant v. Kauzinger als der Herr Lieutenant

V. Kolnic die morgenden Rapports nach Rottenburg abſchicken ſollten und möchten dieſelben die genaueſte Erkundigung einziehen , wo der Feind ſeinen

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Generals Bed und unterſchrieben iſt, die beyde Officier, welche darinnen be: 1760. nannt ſind, ſtehen 3 Meilen von Sagan , ich kann aber den Ort nicht erfah 1

ren ; Ew. Rönigl. Majeſtät erfahren barauß , daß der General Bed beute

nad Roſenburg marſchirt, da nun die Daun'ſche Armee ihm bißher immer

linker Hand marſchirt iſt, ſo werden Ew. Rönigl. Majeſtät wohl errathen , wobin er ungefähr ſeinen Marſch dirigirt haben wird. Ich habe beute wieder

eine patrouille aus der Gegend von Liegniß zurücke erhalten und erfahre durch folde, daß Loudon noch nicht weiter gerüđt , ich bredhe nach Mitternacht auf und marſcire Ew. Rönigl. Majeſtät Befehl zu Folge nach Forſte 2 . Gafien, den 14. October 1760.

( 963. ) 0. Lorrow .

Die Königliche Reſolution darauf, ſo weit ſie leſerlich: » ſoll nur ſeinen Marſch fortſegen und machen , daß er bald heran kombt nach Lieberoſe. Ich werbe morgen bis gegen Waldow marſchiren. Er kann meinetwegen bei Best ruhetag machen und fid aus Sachſen verpflegen. Ich werde übermorgen in Zügen ruhetag machen , von da meinen Marſch gegen Baruth und Zoſſen fortſeßen. Sobald nachricht habe , daß Bed bei Rotenburg ſtånde, das mir noch ſehr ungewiß und Daun bei Priebus ſtehen ſollte, aber in ſeiner ab weſenheit müſten wir davon profitiren , ihm im Geheim was recht tüdtig zu verſeken 2c. 5. 3ch babe Nachricht, daß die Daun 'de Armee den 17. tiefes in zwei

Colonnen bey Baußen vorbeymarſchirt ſey, daß Ried'lche Corps cam pirt dies: ſeit Spremberg und wird 2000 Mann gerechnet, daß Lacy'ſche ſoll den 13.

dieſes bey Jüterbogt geſtanden und ſich nach Wittenberg gezogen haben. Ich glaube mein allerunterthänigſtes Schreiben, darinnen ich Ew. Königl. Majeſtát von denen bey Sprottau gemachten Gefangenen , beſtehend in 1 Lieutenant und

86 Gemeinen , allgehorſamſten Bericht abgeſtattet , wird verlohren gegangen 1

ſeyn. Der Cornet b. During von der Guarde du Corps batt ſich dabey diſtinguirt 2c. Werben , den 19. October 1760.

( gez. ) 0. Lorrow .

Ich habe ſeinen rapport wegen der gefangenen Allerhöchſte Reſolution : » Jh erhalten , aber vielleicht vergeſſen, darauf zu antworten. « Nachdem der König ſich gegen Daun zu wenden beſchloſſen hatte und darauf den General v. Golk mit 16 Bataillons und 35 Escadrons nach Schle fien ſendete, nahm dieſer das unterdeſſen zum Corps des Generals b. Rrodow berangezogene Regiment v. Rueſch ebenfalls mit , ging bei Chriſtianſtadt über den Bober nach Glogau und von hier , um Coſel , welches von Poudon an gegriffen wurde , zu entfeßen , nach Breslau , wo er den 31. October eintraf. Marſch zu nehmen und beſonders, ob der General Gult deniſelben folge und

bei Chriſtianſtadt den Bober paſfire oder fidy auf der anderen Seite halte. Die ſer rüdgehende Huſar hat den Napport vom Herrn Lieutenant Ranzinger um

9 Uhr hier abgegeben , welches annoch aviſiren wollen . Tieffe n furth , den 13. October 1760 , Abends 10 Uhr. ( gez. ) 6. D. Manteuffel.

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1760. Die fünf zu ſeinem Corps gehörigen Escabrons bon Rued ſtanden auf die ſem Marſche am 24. in Sudau , am 25. in Jacobskirch bei Glogau , am 28 . in Lerchenborn und Gr. - Rridher.

Den 29. wurde Oberſt- Lieutenant v. Lonow mit 5 Escadrons von Ruejch und 5 Escadrons von Malachowsky nach Liegniß detachirt. Hier traf er zwar nichts vom Feinde , aber in Hodfir ſtieß er auf ein feindliches Commando

von 300 Pferden , weldes zum Nauendorf'iden Corps gehörte und deſſen Arrieregarde dildete , während jenes nach Striegau zu marſdirt war. Loſow machte 8 Gefangene und fehrte Abends zum Corps des Generals v. GolB bei Parchwiß zurüd. Am 31. October ſtanden die 5 beim Golg'iden Corps befindlichen Esca

drons von Rueſc in Gr. Modbern bei Breslau. Die feindličen Streifpar: teien des General v. Loubon famen ſelbſt bis Strehlen ; dies zu hintertreiben,

ſchidte der General v. Golt am 3. November den Prinzen von Bernburg mit 2 Bataillons von Knobloc) , 2 Prinz von Bernburg , 400 Huſaren von Rueſch und von Malamowsky unter dem Major du Far), und 300 Dragonern nach Ohlau. Mit den übrigen Huſaren des Corps , 2 Bataillons von Sableng

und 3 Escadrons von Alt:Platen wurde Oberſt- Lieutenant v. loſow zur Beobachtung des gegen Streblen borgedrungenen Corps unter General b. Nau :

endorf nach Krolfwiß und Gniowiß , zwiſchen Bohrau und Canth gelegen , abgeſchidt. Er zerſprengte am 4. November ein bei Zobten zurüdgelaſſenes,

aus den Öſterreichiſchen Regimentern v. Würtemberg, v. Löwenſtein , v. Beth: lem und v. Nadasdy combinirtes Detadement von 300 Pferden , bieb viele nieder und nahm 1 Oberſt - Lieutenant, 1 Rittmeiſter , 3 Lieutenants und 118 Gemeine gefangen. Nach dieſem Vorfall ging General 6. Nauendorf von Strehlen nach Münſterberg zurück , der Prinz von Bernburg aber bis

Grottkau und Poſſow bis Streblen vor. Beide Legtern vereinigten ſich am 13. November mit den Truppen des Generals b. Golg bei Schweidniß und

bezogen 5 Escadrons von Rued und 5 von Malamowsky Cantonnirungs

Quartiere in Pfaffendorf, von welchem Orte aus Loſow am 14. das Öſter: .

reidiſche Rüraffier -Regiment Alt - Modena vom Corps des Generals v. Gam : piteli in Faulbrück zu überfallen ſuchte; es gelang dies aber nicht, da das: ſelbe während der Nacht nach Leutmannsdorf zurüdgegangen war. -- Den feindlichen General v. Wolfersdorf zu vertreiben , brach das Corps von Golg aus der Gegend von Schweibnitz am 15. November auf. Lofow mit 5 Es: cadrons von Rueſc ), 5 von Malachowsky und 3 von Alt -Platen nahm am 15 . in Burkersdorf und Ohmsdorf , und den 18. in Reuſſendorf und Dittmanns dorf Quartier , ſeine Patrouillen durðſtreiften dabei die vorliegende Gegend. Unweit Charlottenbrunn ſtieß am 18. der Cornet v. Ronarsky , bom ſchwarzen Huſaren - Regiment , im Walde auf einen feindlichen Trupp von 1 Officier und 40 Eroaten . Ungeachtet der Buſch und die Berge den Feind febr begünſtigten , glüdte es dem Cornet doch, den Öſterreichiſden Lieutenant .

und 25 Croaten gefangen zu nehmen und die übrigen zu tödten , für welche tapfere That ihm der General v. Golß ein Geſchenk von 100 Thlr. machte.

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Am 18. war in Tannhauſen , Wüfte -Waltersdorf und Giersborf ein 1760. Detachement, beſtehend aus einem Bataillon Peterwarbeiner und einigen Hu ſaren , unter dem Oberſten Janus eingerückt und hielt einige kleine Redouten beſeft. Oberft- Lieutenant 1. Poff ow recognoscirte den 19. dasſelbe mit 200

ſeiner Huſaren , 100 Dragonern und 200 Mann Infanterie , griff die Redoute bei Tannhauſen an und machte 1 Officier und 23 Eroaten gefangen , worauf dieſe feindlichen Truppen am 20. vor Tagesanbruch Schleſien verließen und fich über Johannesberg nach Braunau zurückzogen. – Bald darauf, am 26., wurden die Winter - Quartiere bezogen. General v. Golb ſchloß mit dem Feinde eine Convention , wonach ſich beide Theile ohne 4 Tage vorhergegan gener Auffündigung nicht beunruhigen wollten. 1

Oberſt- Lieutenant v. Loſow rückte am 4. December mit ſeinen 5 Es cadrons von Rueſdh und 2 Escadrons von Alt - Platen nach Seitenborf in's

Quartier , und ließ nur ein Commando von 100 Pferden in Reuſſendorf. Am 12. December ging er mit 5 Escadrons von Rueſch und einer von Gersdorf nach Stein - Rungendorf und beſezte am 13. die Vorſtadt von Frankenſtein nebſt Zadel mit 3 Escadrons ſeines Regiments , worauf er unter die Befehle 1

des Prinzen von Bernburg trat. Major du Fay blieb mit den beiden an: bern Escabrons von Rueſch in Kunzendorf ſtehen , und rückte am 14. Decem ber mit dem Detachement des Brigadiers v. Kleiſt in die Vorſtadt von Ott: macau. Später gingen 3 Escadrons von Rueſch mit dem Corps des Gene ral - Majors b. Somettau in die Gegend von Lauban , und kehrten erft 1761. wieder zum Corps des General- Lieutenants v. Golb zurück, als dasſelbe fich

zuſammenzog, weil der General b. Loudon am 13. April 1761 die Conven 1

tion aufgekündigt hatte. Das Regiment ſtand am 24. April in Möllendorf , Lauterbach und Rei 1

chenbach, am 27. in Ober- und Nieder - Grunau und den 29. rudte lorow 1

mit ihm und 2 Grenadier - Bataillons in das Lager zwiſchen dem Nonnenbuſch

und den Teichen am Dorfe Olſe. Seit dem Beginn der Feindſeligkeiten fielen eine Menge Scharmüßel vor. Gleich am Tage nach beendigter Convention ließ Major du Fay durch den Lieutenant v. Wimmer bei dem Rlcutſchen Berge , an der Straße von Frankenſtein nach Reichenbady, 7 Mann aufheben. 1

Am 30. April, früh, nahm Oberſt- Lieutenant v. Lollow bei einem überfall des Feindes in Rauder 1 Ober - Lieutenant und 18 Huſaren gefangen ; noch erfolgreicher war ſein Angriff des feindlichen Poſtens von 300 Dragonern und Huſaren am 4. Mai bei Hohenfriedberg , wo er , ohne allen Verluſt, 1 Wacht 1

meiſter, 37 Gemeine mit 29 Pferden zu Gefangenen machte. — Den 5. Mai überfiel Rittmeiſter Entier einen vorgeſchobenen feindlichen Poſten von 100 Pferden bei Friedeberg und machte davon 1 Wachtmeiſter und 38 Gemeine gefangen. -- Am 6. Mai hob der Cornet v. Konarsky in der Gegend von Bolkenhayn einen feindlichen Huſaren - Lieutenant und 18 Gemeine auf. An

demſelben Tage recognoscirte der General - Felbzeugmeiſter v. Loudon in ei gener Perſon und drang mit 900 Pferden über Börnchen und Hohenfriedberg

vor. Es wurden zwar 2 Felówachen des Regiments , jede 1 Unterofficier und 4

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1761. 12 Huſaren ſtart, zurüdgedrängt, aber es gelang dem Feinde nicht, von ihnen

Gefangene mitzunehmen , und den 10. beſeßte Oberſt -Lieutenant v. Loſowo die Höhen von Hohenfriedberg wieder. Seine Majeſtát der König ernannten am 15. Mai v. Loſow zum Ober ſten . Nach der Vereinigung des Rönigs mit dem General v. GolB bei

Schweidniß wurde der Leitere mit 15 Bataillons und 26 Escadrons nach Glogau geſendet, um die wieder thatig werdenden Ruſſen zu beobachten . Dieſe Truppen , denen auch das Regiment v. Rueſd zugetheilt worden war , bezogen am 20. Mai Cantonnirunge - Quartiere bei Glogau.

Hier war es , wo das , durch den Rrieg in ſeiner Zabl ſebr verringerte Bosniaken - Corps mittelft einer ausgedehnteren Werbung , welche auch das Jahr 1761 bindurch fortbauerte, eine anſebnlichere Verſtärkung erhalten ſollte. Zu dieſem Zwecke erließ der General v. Golt folgende Proclamation an .

die Polen : Þroclamation.

Nachdem Seine Majeſtät in Preußen , des Heiligen Römiſchen Reichs Erz - Rämmerer und Churfürſt, Souverainer, oberſter Herzog in Soleſien 2c. , mein allergnädigſter König und Herr , entſchloſſen ſind , daß Corps der Preu:

ßiſchen Ulanen auf eine gewiſſe Zahl zu verſtärken , welches dem ſchwarzen Huſaren - Regimente incorporirt bleiben , eine Polniſche Kleidung , ſchwarz und roth , tragen und zur Bewehrung mit Sabel , Lanzen und Piſtolen berſeben

werden ſoll; ſo habe ich zu der edlen Polniſchen Nation die Zuverſicht und labe ſie hierdurch ein , ſich unter dieſes ſich allemahl ſehr diſtinguirende und

brabe Corps zu engagiren. Die Capitulation wird auf alle Weiſe beilig ge Balten , und wenn die Herren Polen zum Dienſt tüchtige Pferde mitbringen , baar bezahlt werden. 3d habe zu der alten Tapferkeit der Herren Polen und anderer Nations, ſo unter der Bothmäßigkeit der Durchlauchten Republik

ſtehen , das feſte Vertrauen , daß ſich viele zu dieſem vortheilhaften Dienſt eins finden und zu Breslau oder Glogau bei dem Officier des ſūwarzen Huſaren: 1

Regiments zu melden belieben werden ; wozu ich Sie hiermit einlade und fraft

der von Sr. Königl. Majeſtät von Preußen , meines allergnädigſten Herrn , mir verliehene Madyt im General -Commando, verſichere, daß alle Beute , ſo ſie gegen den Feind machen, ihnen eigen verbleiben, dieſelben ein gutes Trac: tament befommen und nach Stand , Würden und der zu bezeugenden Tapfer: keit alles Avancement zu gewarten haben werden. Segeben im Haupt- Quartier Zarfau , den 25. Mai 1761 . Sr. Königl. Majeſtät in Preußen beſtallter General - Lieutenant von der Armee, commandirender General eines Corps d'Armée in Schleſien , Nit: ter des ſchwarzen Adler - Ordens, Oberſter und Chef über ein Regiment zu Fuß, auch beſtallter Commandant zu Frankfurt an der Oder , ( gez. ) Carl Chriſtoph Freiherr v. d. GolB .

Der gute Erfolg dieſer Werbung brachte das Bosniaken - Corps bald darauf wieder zur Erwähnung bei der Armee. General b. Gaudi in ſeinem

Journal ſept fie in der , nach der Vereinigung der Corps von Golf und 1

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von Schmettau am 24. Juni zum Angriff auf die vorgeſchobene Ruſſiſche 1761 . Diviſion des Fürſten v. Gallipin , ausgegebenen Ordre de Bataille , bei

der Avantgarde neben dem Regiment v. Rueſch , unter dem General v. Plet : tenberg , eine Escadron ſtark, und läßt ſie vor der erſten und dann an der Tete der zweiten Colonne marſchiren , als die Armee , nach dem Tode des General - Lieutenants v. 0. Golb , unter dem General - Lieutenant v. Zieten am 29. und 30. Juni gegen Bargen und Koſten vorrückte. 1

Als am 30. Juni bie Bosniaken aus ihrem Lager bei Zeferitz an der

Spiße der Avantgarde bis gegen Schmiegel vorgedrungen waren , entbedten fie bei Froniscowa eine feindliche Abtheilung von 800 Koſacken und 2 Esca: brons Dragonern. Der Oberſt b. Loffo w griff dieſe mit 295 Huſaren und

Bosniafen ſogleich an und warf ſie bis hinter die Moräſte bei Czacz zurück, Der Feind wollte, nachdem er ein von Lilla wiederkehrendes Commando bon !

200 Roſaden aufgenommen hatte , ſeinen Rüdzug über Roſten fortſegen , aber einige Ranonenſchüſſe brachten die Roſaden dergeſtalt in Unordnung, daß fie, als Loff ow verfolgte , ſelbſt die Dragoner zur Flucht fortriſſen. Während der Verluſt unſerer Avantgarde in 19 Todten und Verwundeten beſtand, ber

lor der Feind beren ungleich mehr und außerdem an Gefangenen : den Bri gadier und Führer des Detachements Lobel , 1 Oberſt- Lieutenant, 2 Lieute: nants , wovon der eine Zierhoff hieß , 1 Fähnrich, Beontier , 3 Corporals ,

27 Dragoner vom Scollon'ſchen Regiment, 5 Roſađen und 3 Knechte. Über das Benehmen der Bosniaken in dieſem Gefechte lauten die öffent lichen Blätter folgendermaßen : » Unſere Bosniaken haben ſich unter Anfüh

rung ihres Commandeurs, Herrn Nittmeiſters v. Grabowsky , ausnehmend brav gehalten , und den gegenſeitigen irregulären Völkern ihre geſchickten Wen dungen mit der Lanze ſo nachdrücklich gezeigt , daß fie folche in große Beſtür

zung und Furcht ſchon im Anfange geſetzt. Obzwar die Avantgarde unter dem Oberſten v. Loliow ſtärker war , nämlich 7 Escadrons von Malachowsky und von Rueſ , nebſt 1 Grenadier- Bataillon und 3 Kanonen , ſo hat doch der Oberſt v. Borow die ganze Action nur mit 200 Huſaren und der erſten Fahne ( Pulk ) Bosniafen von 95 Pferden gemacht , und den Feinden dieſen beträchtlichen Verluſt beigebracht.« Aus Zieten's Lager bei Storchneſt wurde am 8. Juli, früh 7 Uhr , der Oberſt v. Dallwig mit allen Huſaren , den Dragonern von Flanz und Alt Platen , nebſt 2 Bataillons von Prinz Heinrich und Arnim , gegen Kriewen vorgeſchickt, und es entwickelte fich darauf das Gefecht bei Lubin gegen die überlegene Reiterei des Ruſſiſchen Generals v. Berg , in Folge deſſen der Oberſt v. Dal wig , objwar erſt nach hartnäckigem Widerſtande , über die Obra zurüdgeben mußte. » Unſere Bosniaken « , heißt es in einem Schreiben 1

!

aus dem Lager von Trachenberg vom 11. Juli über dieſes Gefecht, » haben

abermals eine Probe ihrer Geſchidlichkeit abgelegt , und nicht nur zwei große

Fahnen ber Roſaden -Heerführer erobert, ſondern auch eine anſehnliche Beute an baarem Gelbe gemacht; die eine Fahne war roth , mit einem filbernen 3

doppelten Kreuz, beide von erceffiver Größe. Der commandirende General 4*

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1761. v. Zieten, Ercellenz, bezeugten über die von den Bosniaken erbeuteten Fahnen die größte Zufriedenheit und ließen für jede Fahne 12 Ducaten zur Beloh: nung auszahlen . « Muthmaßlich hat ſich der Unterofficier Alexander Lips fy)

von den Bosniafen in dieſem Gefecht ſehr ausgezeichnet, denn am 16. Juli findet man ihn zum Cornet ernannt. Das Corps des General-Lieutenants v. Zieten mußte fich bald nadber der Armee des Königs nähern , weil ein Corps unter General Ofelly zur

Verſtärkung der Loudon'ſhen Armee heranrüdte. Es brach demgemaß am 11. Juli aus dem Lager von Trachenberg auf und richtete ſeinen Maríd auf Breslau. Ein Theil desſelben , wozu auch das Regiment b. Rueich und die Bosniafen gehörten , bom General -Major 1. Knobloch geführt , bezog am 12. das crſte Lager hinter der alten Oder , in der Nähe von Breslau. Der General v. Knobloch detachirte von bier den Oberſt v. Lojio w mit ſeinen 1

Huſaren und Bosniaken gegen Ols , um Nachrichten von den Bewegungen der Ruſſen einzuziehen. Derſelbe erfuhr auf ſeinem Marſøe, daß ein feindlides Detachement über Seſſel, ein anderes über Jenkwiß nach Stampen marſcirt wäre , vermuthlich mit der Abſicht umgehend , ihn in Front und Rüden zugleich anzugreifen. Dies brachte ihn zu dem Entſchluß, einen Überfall des legteren , welches nur aus dem Huſaren - Regiment b. Serbsfy beſtand , zu berſuden. .

Am 18. Juli , Mittags 12 Uhr , traf er dieſes Regiment bei Beuke und über : raſchte es ſo glücklich , daß nur ein kleiner Theil desſelben zu Pferde kommen konnte , während die Meiſten niedergebauen , gefangen oder zerſprengt wurden. .

Der Commandeur des Regiments, Oberſt- Lieutenant v. Tödely , rettete ſich durch die Flucht zu Fuß, ſein Adjutant blieb todt auf dem Plaße. Gefangen wurden : Lieutenant Maruſſien , Cornet Gabriclo ,! 4 Wachtmeiſter, 10 Un

terofficiere, 1 Regiments ,, 1 Compagnie -Feldſcheer, 109 Gemeine; außerdem wurden 160 Pferde und eine große Summe in Rubeln erbeutet. Unſer Ver , luft beſtand in 2 Verwundeten. – Der Rönig belohnte den Oberſt v. Lojio w Loſow für dieſe glänzende Waffenthat mit einem Douceur von 1000 Thlrn.; den Nittmeiſter v. Entier, welcher die Avantgarde geführt hatte , ernannte er außer der Tour zum Major und verlieh ihm huldreichſt 300 Thlr. , auch wurde .

das ganze Detachement mit Gelde reichlid) beſchenkt. Den 23. Juli gingen 3 Escadrons von Rieſch und die Bosniaken mit

dem Corps des Generals b. Zieten bei Löwen über die Neiße nach Falfens berg , und da man den Übergang der Ruſſen über die Oder bei Oppeln ver: muthete , ſo mußte Oberft 1. Lofow Patrouillen babin machen , bei welder Gelegenheit ſeine Avantgarde, aus 200 Pferden von Rueſch und von Mala dowsky beſtehend , und von dem Major 1. luß vom Malachowsky'ſchen Re

giment – einem Officier, der wegen ſeiner Geſchidlichkeit und Bravour im Dienſt der leidten Reiterei vom Oberſten v. Lojow ſpäter zum Commandeur

des Bośniaken - Corps vorgeſchlagen wurde -- geführt, ein gemiſgtes Com mando einiger Hundert Øſterreicher und Ruſſen unter dem Oberſt- Lieutenant v. Haudring am 25. Juli bei Oppeln überfiel und davon eine große Zahl zu Gefangenen machte.

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Der König batte am 30. Juli und 1. Auguft die Corps b. Zieten und 1761 .

b. Rnobloch zu ſeiner Armee bei Neuſtadt herangezogen. Von dem zu jenen Corps gehörigen Regiment v. Rued waren viele Abtheilungen nach den Städten an der Ober detachirt geweſen ; eine Escadron unter dem Rittmeiſter

6. Dresler ſtand noch bei der Befaßung in Breslau und hatte Gelegenheit, fich in dem anhaltenden und lebhaften Gefecht gegen die Ruſſen unter Ejer : nitſchef am 2. Auguſt bei Alt-Scheitnig ſehr auszuzeichnen. Oberſt v. Loñow befand ſich mit dem größten Theil des Regiments am 27. Juli in Rapſen , und wurde von hier nach Hoßenplot vorgeſchoben , aus welchem Orte er am 30. Juli meldet : » Der Feind iſt von Roswalde in vollem Marſch nach 3a gerndorf, die Teten haben bei Jägerndorf Halt gemacht, man hat aber weber .

1

ein ordentliches Lager noch Zelte wahrgenommen. «

3n Folge dieſer Bewegungen des Feindes marſchirte Gencral v. Zieten am 2. Auguſt mit 17 Bataillons , 35 Escabrons von Neuſtadt nach Jägerndorf , 1

um den hier hinter der Oppa lagernden Öſterreichiſchen General v. Drasko : wiß anzugreifen , und ließ den Oberſt v. Loflow mit dem Regiment v. Rueſch bis Troppau vorrüden , welcher Ort gebrandſdaßt wurde. Poffow nahm dann ſeinen Rücmarſch über Neiße , jog die in Rrappis und Oppeln ſtehenden Huſaren . Detacements an fich, und traf am 5. Auguſt in Wanſen ein , wo ihn der Rönig durch einige Truppen verſtärkte , um in Verbindung mit dem .

Detachement des Generals v. Tbile einen Mehl- Convoy von Breslau nad

Strehlen , gefidert , ſchaffen zu können . Am 7. vereinigte Roffow ſein aus dem Regiment v. Rueſch , dem Grenadier - Bataillon v. Görne , 500 Dragos nern und 300 Huſaren von Malachowsky beſtehendes Detachement mit dem des Generals v. Thile bei Rothſürben und berichtete von hier an den König : » Ew. Königl. Majeſtát batten mich geſtern nach Rothen Sürben zu mar ſchiren allergnädigſt befohlen , ich habe aber ſogleich ein Commando nach Hünern und Heydau geſchickt; bas Bataillon v. Görne marſchirt heute um 6 Uhr nach Laugwiß , iſt morgen früh ba , wartet bas Fuhrweſen vom Zieten'ſchen Corps ab und escortirt folches nebſt dem Commondo von Laugwit nach Streblen 2c. 1

.

Nothen Súrben , den 7. Auguſt 1761 .

( 903. ) 0. Loſſow . «

Unzuverläſſige und wechſelnde Nachrichten von den Ruſſen nöthigten in dieſer Zeit den Rönig , ſeine Befehle häufig zu ändern ; die zur Ausführung derſelben bald bier bald dorthin marſirenben Truppen der Generale b. Pla : ten und v. Rnobloc und des Oberſten 0. Loffow -- welcher nach der

Ankunft des Convoys im Lager bon Strehlen nach Wanſen zurüdgegangen war , dann eine Recognoscirungs - Patrouille nach Neiße abſchicken, ſelbſt aber

mit dem Regiment v. Rueſch ben Bewegungen jener Generale folgen mußte wurden daburd äußerſt angeftrengt und vereinigten ſich erſt am 10. Auguſt ſehr ermüdet mit der Armee des Rönigs im Lager bei Canth.

In der nun bekannt gemachten Schlacht -Ordnung für den gegen Pous don beabſichtigten Angriff findet man hinter der Reſerve unter der Bezeich: nung » leichte Truppen « 6 Escadrons von Ruejà und 1 Escadron Bos : niaken am linken Flügel derſelben zwiſchen 2 Compagnien Fuß - Jäger und

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1761. 10 Escadrons Möbring angegeben. -- Am 12. Auguft, früh , formirte fich die Armee zwiſchen Schmellwitz und Polsnitz nach der neuen Ordre de Bataille

und feßte ſich dann in 4 Colonnen über Polsniß nach dem Lager zwiſchen Nieder - Mois und Jerſendorf in Marſch. Das Regiment v. Rueſch , weldes bei Gr. Peterwitz geſtanden batte und vor der lften Colonne marſchirt war ,

lagerte dann bei Peicherwiz. Weil aber Loudon , wie man ſich bald über: zeugte , noch immer hinter Schweidnig verblieb , ſo ging die Armee am 14 . .

von den Höhen von Jenkau , bis wohin fie am 13. vorgedrungen war , über den Leiſe - Bach in das Lager zwiſơen dem alten Weinberge bei Dromsdorf und Peidyerwitz zurück. Auf dieſem Rüdmarſch machten die Bosniaken einen Officier und 25 Huſaren und Dragoner von der Loudon'ſchen Armee gefan

gen ; ſie waren von dem feindlichen Detachement, welches nach dem Pitſuen Berge geſendet worden war , um unſern Marſch zu beobachten , und hatten fich in Gäbersdorf verſpätet, wo ſie aufgehoben wurden .

General v. Platen erhielt am 15. Auguſt den Auftrag , mit einem Corps , welches ſich bei Weißen - Leipe verſammelte, nach Wahlſtadt und dann weiter über Liegniß und Glogau gegen Poſen zu marſchiren , um die dortigen Mas gazine der Ruſſen zu zerſtören. Es entſpann fich bald nach Beginn dieſes Marſches das Gefecht von Gr. - Wandriſcy , weldes dem Könige die Überzeus gung verſchaffte, daß hinter Kniegnit , qwiſchen Klemmerwiß und Runzendorf, !

1

die bis babin noch hinter der Oder vermutbete Armee des Feldmarſchals General v. Gaudi ſagt über dieſes Gefecht: » Aus V. Butturlin ſtand.

dem Vorhergehenden ſieht man , daß das Außenbleiben derer Huſaren von Rueſd , auf welche der General- Lieutenant 1. Platen dieſen Morgen mehr als 2 Stunden bei Weißen - Leipe warten mußte ( * ) , ſein Corps von der :

Nieberlage rettete , denn hätte der General Berg nicht die Recognoscirung gemaďt und die Höben von Gr.- Wandris fo hartnädig vertheidigt, und wenn 1

die Huſaren von Rueſch zu rechter Zeit angekommen waren , ſo wäre der General- Lieutenant 1. Platen der ganzen Armee des Feldmarſchalls v. But

turlin gerade entgegengegangen und von dieſer in die zurückgelegten Defile's wieder hineingeworfen worden ; er hátte auch bei dieſem Vorfalle nicht hoffen dürfen , zur rechten Zeit unterſtüßt zu werden , denn der König , der dieſe feindliche Armee noch jenſeits der Oder zu ſein geglaubt hatte , hätte das Feuer nur für ein Engagement mit dem Czernitſchef'ſchen Corps gehalten , welches , da es nur 10,000 Mann ausmachte , der General Platen von Hauſe aus entweder umgehen oder ſchlagen ſollte. « Am 17. Auguſt beſegte das Regiment v. Rueſch das Dorf Groß- Wan dris und nahm , indem es - der Arrieregarde unter dem General b. Platen 1

zugetheilt – am 19. in Ruhnern einrückte, 1 Officier und 36 Öſterreichiſhe -

Huſaren gefangen. - Als die Armee bas Lager von Bunzelwiz bezog , kamen die Regimenter v. Rueſd und v. Maladowsky bei Neudorf zu ſtehen , um die .

* ) Er traf erſt furz vor dem Gefechte ein , weil er weiter wie alle übrigen Trup pen zu marſhiren hatte.

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übergänge über das Striegauer Waſſer zu beobachten und den Rücken der 1761. Armee zu deden. Major du Fay wurde mit 300 Pferden von dieſen beiden Regimentern nach dem Pitſchen - Berge zurückgeſendet, um von hier aus durch Patrouillen Nachrichten von den Ruſſen einzuziehen. Auf ſeine Meldung be: richtete Lofow an den Rönig :

» Der Major du Fay rapportirt , daß , nach Pusſage ber fidh flüchtenden Bewohner , die Ruſſen bety Damsdorff ſteben geblieben ſind und die leichten

Trouppen fich gegen und diefſeit Bertelsdorff ziehen , vielleicht wird die Armee zwiſchen Herßogswalde und Damsdorff bcute das Lager nehmen , wie man boraußſeget , wie weit die Ruſſen zu marſchiren pflegen , ſo iſt es von Rep persdorff bis dahin ungefähr ein Marſch, der ihnen ähnlich iſt. Þeterw i ß , den 23. Auguſt 1761 .

( gez. ) 0. Loſſow . «

Bald darauf wurde das ganze Regiment v. Rueſch nach dem Pitſchen: Berge betadirt und Oberſt b. Loſow übernahm bier bas Commando. Er vertrieb zwar die Roſaden am 26. vom Pitiden -Berge, aber die Ruffiſchen

leichten Truppen traten in ſo bedeutender Zahl gegen ihn auf , daß er ſich über Hoben - Poſeriß und Peterwiz näher an die Armee ziehen mußte. Doch ſchon am 10. September marſchirten plöglich die Ruſſen nach Jauer ab und ließen nur 12,000 Mann unter Ezernitſchef auf den Höhen von Freyburg zurüd. Ebenſo hatte ſich Loudon in das Gebirge zurüdgezogen.

Major

du Fay erhielt ſogleich den Befehl, mit 500 Huſaren und 300 Dragonern den Ruſſen bis Liſſa zu folgen und das Regiment d. Rueſch mußte mit dem v. Malachowsky bis jenſeits Striegau borgeben. Beide Regimenter tamen noch an demſelben Tage Nachmittags mit 24 Gefangenen und der Meldung zurüd , daß die Ruſſiſche Armee ihren Marſch gerade nach den Höhen von

Wahlſtatt und Nifolſtadt gerichtet hatte und daß ſie von 5 Öſterreichiſchen Ca vallerie -Regimentern , die der General Bed commandirte, begleitet würde.

Nun dachte der König daran , ſeine frühere Abſicht in Ausführung zu General ». Platen bekam die Ordre , mit 14 Bataillons und 25 Escabrons , unter denen fich auch das Regiment v. Rueſch befand , in for cirten Marſchen nach Polen zu geben und die dortigen Ruſſiſchen Magazine zu zerſtören , dann aber entweder zur Armee zurückzukehren oder , wenn die Ruſſen ihn baran hinderten , zum Corps des Prinzen von Würtemberg in Hinterpommern zu ſtoßen. Unſer Regiment v. Rueſch that bei dieſer Unter: nehmung bem Feinde beträchtlichen Abbruch. Detachements desſelben halfen die kleinen Magazine der Ruſſen in Rawicz und Robylin zerſtören und brach: ten viele Gefangene und Beute ein . Der General b. Platen beabſichtigte, das große Magazin des Feindes bei Goſtyn anzugreifen und ließ deshalb am 15. September ſeine Avantgarde , bei welcber das Regiment v. Rueſch mit der feindlichen Cavallerie plánferte , aufmarſciren , um die Tete ſeines nachrückenden Corps zu erwarten. Die Hu jaren von Rueſch ſtellten fich im erſten Treffen mit weiten Intervallen dem Feinde gegenüber auf, die Dragoner von Findenftein ebenſo hinter ihnen und die Grenadier : Bataillons von Arnim und von Rothenburg hinter den Dra: bringen.

!

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1761. gonern , auf einer Höhe von Goſtyn. Sobald das Corps ſich hinter der Avant: garde zu formiren begann, warf unſere Reiterei die feindliche bis hinter eine Wagenburg am Kloſtergarten von Goſtyn zurüd. Die Huſaren und Drago:

ner verfolgten fie. Als aber unſere Infanterie auch die Wagenburg mit dem Bajonett angriff , floh der Feind nach Peterkowiß und auf der Straße nach Schrimm. Die Dragoner von Findenſtein fielen in die Flüchtigen und mach:

ten viele Gefangene, während das Regiment v. Rucſch unter dem Commando des Majors v. Podſtadt ( * ) jenes Dorf umging und nochmals die feindliche Cavallerie über den Haufen warf , wobei es 4 Majors und 200 Mann ge fangen nahm. - Der Total - Verluſt des Feindes beſtand in : 4 Majors , 44 Lieutenants, 1458 Mann Gefangenen , 500 bis 600 Todten , 5 Haubigen , 1

und 2 Ranonen . Wir verloren nur 270 Mann Todte und Verwundete. Der

König nannte dieſes Gefecht: » eine der ſchönſten Actionen des Krieges . ( ** ) Nachdem auch noch das Magazin zu Poſen mit ſeinen Vorräthen an

Fourage, Montirungsſtücken und Munition im Werthe von 500,000 Thalern 1

durch die Huſaren des Platen'ſchen Corps unter Führung des Oberſt - Lieute: nants b. Narzinsky zerſtört worden war , erhielt Platen den Befehl, von Stenszewo über Neuſtadt, Birnbaum , Gollmitz nach Landsberg a. 8. Warthe zu geben , und nachdem die Angelegenheiten in Hinterpommern und vor Col !

berg ſehr dringend wurden , mußte der General v. Platen in Eilmarſchen über Bernſtein , Arnswalde, Freyenwalde , Regenwalde, Reſelkow , Corlin , Ramelow , Spie nach Pretmin , wo er ſich am 2. October mit dem Herzoge 1

von Würtemberg vereinigte. – Auf dieſen Märſden wurde das Regiment v. Rueſch vielfach zur Recognoscirung der Ruſſen unter den Detachements: Führern , den Majors v. Owſtien , Entier und v. Lutz verwendet , auch batte es dabei lebhafte Sdarmügel mit dem Feinde bei Drieſen und Cörlin. Die Truppen des Generals v. Platen hatten nicht allein durch die vie

len Gefechte, ſondern auch durch die Beſchwerlichkeiten des Marſches unge wöhnlich gelitten und der Zahl nac fich ſehr vermindert. - In einer Nach weiſung über die Stärke des Platen'ſchen Corps finden fich die Bosniaken

am 2. October nur noch 36 Mann ſtart angegeben. Sie ſtanden am 3. Oc? tober mit den Huſaren von Rueſch bei Spie und am 9. beim Corps des Ge: neral-Majors v. Thile am Defilé von Neumühl, von wo ſie dann wieder mit dem Corps des Generals v. Platen , welcher den General Berg an:

greifen wollte, um nach deſſen Niederlage Convois nach Colberg ſchaffen zu 1

fönnen , gegen Treptow vorrückten. Der bedrohte Ruſſiſche General erhielt jedoch zeitig vom Corps des Generals v. Nomanzow eine Verſtärkung von 4 - 5000 Mann , auch erſchien der Feind zahlreich in Greiffenberg , weshalb !

jene Abſicht nicht zu erreichen war und da aus demſelben Grunde nun auch der General b. Platen nicht mehr nach Solberg geben konnte , fo marſcirte er auf äußerſt beſchwerlichen Wegen nach Benz und Scwantesbagen und bezog am *) Oberſt v. lofio w war frank in Breslau zurückgeblieben. **) Siehe : Journal der Platen'ſchen Grpedition .

57

21. October mit ſeinen Truppen ein Lager hinter der Zhna bei Gollnow. Ehe dies aber noch geſchah, hatte das Regiment v. Rueſch , weldes incl. der Posniaken kaum 500 Pferde betragen haben ſoll , ein heftiges Gefecht mit den Ruffiſden Truppen des Generals v. Dolgorudi und Oberſten Sjoritid zwiſchen Ezenslaf und Baumgarten , als es am 20. vom Oberſt - Lieutenant

Courbière zur Dedung einer Fouragirung in den Dörfern Baumgarten , Holzhagen und Baplaf und gleichzeitig zu einer Recognoscirung gegen Gülzow vorgeſchickt wurde. Auf allen Seiten von den Ruſſen cingeſĐloſſen , öffnete es ſich zwar den Weg mit dem Säbel in der Fauſt , verlor aber dabei 200 Mann. Unterdeſſen wurde die Lage von Colberg mit jedem Tage bedenklicher

und es mußte Alles aufgeboten werden , die Feſtung zu verproviantiren. In dem Lager hinter der Jhna bei Gollnow fand General 6. Platen den vom Brigadier v. Kleiſt aus Stettin herangebrachten Convoi vor , auch fließen hier die von dort geſendeten Verſtárkungen – mozu auch viele reta-:

blirte und remontirte Huſaren des Rueſdh'ichen Regiments und ein Corps neu geworbener Bosniaken ( * ) , welche der von ſeiner Krankheit wieder geneſene Oberft v. Lofow nach Stettin gebracht hatte , gehörten

zu ſeinem Corps.

Nach dem Gefecht bei Gollnow am 22., wo unſere Huſaren große Mühe batten , die beim Angriff der Ruſſen mit ihren Pferden in die Wälder ent

wichenen Bauern zur Beſpannung des Convois herbeizuholen und dieſen in Bewegung zu fezen , ging General v. Platen bis in die Gegend von Damm

zurüd und dann in das Lager bei Stargard. Oberſt v. Loſow , welcher mit dem Regiment v. Rueſch auf dem Werder ſtand , ſollte, wenn er ſeine Feldwachen an ſich gezogen hatte, die Brüden 1

über die Ihna abwerfen laſſen und hierauf bei der Arrieregarde dem Corps eilig folgen ; allein die Feldwachen bei Clempin gingen zu zeitig ab und als Cofiow ſeine Vorpoſten vom Windmühlenberge vor Stargard an ſich ziehen wollte , begann ſogleich ein lebhaftes Soarmügel mit den Roſađen und die

Brüden konnten nicht mehr abgebrochen werden. Der Feind drang durch die Stadt vor und die Roſacen ſepten gleichzeitig unterhalb derſelben über die Ihna , ſo daß es zwiſchen Stargard und Klüßen zu einem beftigen Gefecht fam , wobei die ganze Cavallerie, welche bei legterem Orte ſtand, zur Unter: ftügung vorrückte. -- Die Roſaden folgten nach dieſem Gefecht der Arriere:

garde , aus dem Regiment v. Rueſch und den Dragonern von Plettenberg beſtehend , noch bis Prilow . Weil der Oberſt v. Loſow , deſſen Regiment am 1. November in Groß

Rieſch bei Pyrit cantonirte , die Brücken des Pyrißer Paſſes abzubrechen verſäumt hatte , ſo warf der General v. Berg mit Roſacken und Huſaren die am Paß-Kruge ſtehende Huſaren - Feldwache von 30 Pferden über den Haufen *) Das Bosniafen - Corps ſcheint in dieſer Zeit nicht ganz unbedeutend verſtärkt

worden zu ſein , denn in den Armee - Liſten findet ſich die Notiz: Der Stabs Nittmeiſter v. Grabowski wird Commandeur des Bosniafen - Corp8 und bes fommt dabei eine Escadron , den 3. October 1761 .

1761 .

58

1761. und drang dann mit 2000 Pferden eilig über den Moraſt des Paß - Rruges

bis an die Höhen von Groß- Rieſch vor. Die herbeieilende Infanterie und Artillerie hinderte jebody ſeinen weitern Fortſchritt und zwang ihn fogar, fic wieder zurückzuziehen .

Am 9. November vereinigte fich General v. Platen bei Berlinchen mit

dem General v. Schenkendorf, deſſen Corps den Regimentern b. Finden ſtein , 6. Pomeiski, b. Malachowsky und v. Rueſch wicderum einige reconva

lescirte und remontirte Mannſchaften zuführte.. - In Jn der nun ausgegebenen Ordre de Bataille ſtanden die 8 Escadrons von Rueſch ( incl. Bosniaken )

zwiſchen 10 Escadrons von Werner und 7 Escadrons von Malachowsky am rechten Flügel der Avantgarde unter Oberſt 6. Lofow. Der König hatte befohlen : die Ruſſijde Armee im Rücken zu bedrohen. Auf dem zu dieſem Zweck ausgeführten Marſde hatte das Regiment v. Rueſch folgende Quartiere: am 10. November in Arenswalde - bei welchem Orte es ein Paar auf der Rüdkehr nad Polen begriffene Rofaden - Pulls zerſtreute,

große Beute und viele Gefangene machte -- am 11. in Zadau , den 13. in Maſlow , am 14. in Naugarbten , den 15. in Triegloff bei Greiffenberg. Täglich gab es Scharmükel mit den Roſaden , welche auf allen Seiten die Avantgarde umidywarmten .

Bei Greiffenberg erfuhr General 1. Platen , daß der Prinz von Wür temberg das verídanzte Lager von Colberg verlaſſen und glücklid) in Treptow eingetroffen ſei und es wurde nun beſchloſſen , mit beiden Corps , welche fic

am 16. November vereinigten, gegen die Ruſſen zu operiren , um fie zur Räumung von Pommern zu zwingen. Den 16. ſtand das Regiment 1. Rueſch in Plate. Nach einem lebhaften

Gefechte mit einem feindlichen gelben Huſaren - Regiment bei Regenwalde , nahm es am 18. hier in den Sdeunen der Vorſtadt ſein Quartier. Am 22. trat der Oberſt w. Lofow mit ſeinem Regiment bei Labun zur Avantgarde der lſten Colonne, welche der Prinz von Würtemberg führte. Als beide Colonnen Abends bei Ledow ankamen , cantonirte ein Theil der Truppen , der andere bezog ein Lager. Die Regimenter v. Rueſch , b. Mala: chowsky, . Finckenſtein und einige Infanterie : Bataillons blieben aber die Nacht

über , weil man ſie nicht unterbringen konnte, unter freiem Himmel fteben. Den 23. , früş , recognoscirte der Prinz mit den leichten Truppen die Ge: gend von Falkenberg und ließ dann neben dem Dorfe die Dragoner von Fins

đenſtein und die Huſaren von Maladowsky und von Rueſch ihr Lager aufſchlagen. Am 25. wollte der Prinz dem Feinde gerade entgegen geben ; er formirte 2 Colonnen zum Marſch, deren Avantgarde er ſelbſt führte und bei welder der Oberſt v. Lojio w die Huſaren von Rueích , von Malachowskt und von

Werner commandirte. Bei Mebelwit hatte dieſe Avantgarde ein glüdliches Gefecht gegen feindliche leichte Truppen , welde 1 Officier, 22 Mann Gefan:

gene dabei verloren. Abends lagerte ein Theil der Truppen auf den Höben von Mebelmiß und die Huſaren von Rueſch und von Malachowsky fekten fich

in dem vor der Front des Lagers liegenden Walde. - Dic Truppen des

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Prinzen litten Mangel an Brod und Fourage , an Gelb , Stroh , Salz, furz 1761 . allem Nothwendigen ; ſie waren zum Theil ohne Strümpfe und Schube ; die

Jahreszeit wurde immer rauber und die Gegend war ganz ausgezehrt. In dieſem Zuſtande der höchſten Noth wiederholte der König den Befehl :

Alles anzuwenden , um einen Convoi von Lebensmitteln aus Stettin nach Col berg zu ſchaffen , weil die Nachricht eingegangen ſei, daß der Feind Pommern ſchon verlaſſen und nur einige Truppen zur Blokade von Colberg zurückge: laſſen habe. - Dieſer Auftrag vermehrte die Anſtrengungen und Beſchwerden 1

ber Truppen und raubte ihnen die tröſtliche Ausſicht auf ein baldiges Ende

ihrer Leiben , weshalb fich das Corps unter allgemeinem Mißvergnügen am

29. zu dem gebotenen Zweck in Marſch nach Regenwalde ſeßte, wo das Re: giment b. Rueſd , nachdem es als Arrieregarde der iften Colonne gefolgt 1

war , Cantonnirungs- Quartiere bezog. — Hier in Regenwalde fand das Corps

den Convoi von 114 Wagen , mit der elenbeſten Beſpannung verſehen, zum Transport nach Colberg vor und derſelbe mußte nun mitgeführt und gefi chert werden. Den 30. November hatte das Regiment v. Rueſch nebſt 2 Bataillons

von Grabow und dem Frei- Bataillon von Wunſch ſein Quartier in Großs Sabo und Maskow ; am 2. December , als der Prinz das Corps näher zu: ſammenzog , kam eß nad Düſterbeck zu ſtehen , darauf am 6. in Gülzow und Klemmin , den 8. in Rledecken bei Treptow und am 11. in Gandelin. Am 12. kam es auf den Höhen von Pretmin zu einem lebhaften Gefecht mit dem Corps des Generals v. Berg , hinter welchem das Corps b. Ro

manzow ſtand, woraus ſich bald ergab , daß die Ruſſen noch mit einer gro:

Ber Übermacht zur Stelle waren , womit zugleid jede Hoffnung ſchwand, den Convoi nach Colberg glücklich durchzubringen. Dem Oberſten v. Poſſow gelang es nach dieſem Gefecht, bem braven Hauptmann Krahn vom Falkenbayn'ſchen Grenadier -Bataillon , welcher mit 200 Mann Tages zuvor an der Rega - Brücke bei Neuhoff vergeſſen worden war und auf ſeinem Nadizuge zum Corps des Prinzen von der Ruffiſchen Cavallerie bart bedrängt wurde, mit dem Regis ment b . Rueſch auf den Hében von Drenow zu Hülfe zu kommen. - Der Prinz aber war genöthigt , nach Treptow zurückzugehen. In Treptow ſollten die nach Colberg beſtimmten Victualien verkauft wer: ben. Das Commiſſariat madote aber ſolche Preiſe , daß der Solbat nichts davon kaufen konnte und ein Entrepreneur für die Ruſſen erſtand diefelben.

Als jedoch am 15. fich das Corps wieder in Bewegung ſeben ſollte, plünder und das war gut ! ten die Soldaten und Knechte dieſe Lebensmittel Das Regiment v. Nueſch cantonirte den 15. in Nemiş , am 16. in der Gegend von Friedrichsberg und Gülzow , den 17. in und um Maſſow , am 18. in Wolkow bei Stargard. Solberg war unrettbar verloren ! Den 20. December trennte ſich der General 1. Platen mit ſeinem Corps

von dem des Prinzen , um nach Sachſen in die Winter - Quartiere zu marſchi: ren. – Als der General b. Berg vor Stargard erſchien , berließ das Corps des Pringen am 22., Abends, dieſe Stadt , aber wegen Mangel an guten

60

1761. Wegweiſern verirrte ſich dasſelbe , und aufgehalten durch Defile's und følechte Wege, kam es erſt den 23., Nachmittags, bei Damm an . Am 24. marſcirte es mit klingendem Spiel , das Regiment v. Rueſdh an ſeine Tete , burd Damm nach Stettin und kamen die Huſaren von Rueſch nach Rolzo in das Quartier.

Oberſt v. Loio w bat an dieſen leşteren Märſchen nicht Theil genommen , denn er reichte am 23. December von Süſtrin aus den Koſtenbetrag von 25,327 Thlrn . 6 gGr. 4 Pf. , welcher durch die Errichtung des verſtärkten Bosniaken - Corps in der Zeit vom Monat Juni bis December für die Be: ſchaffung ſeiner Montirungsſtüde, Gewehre , Sibel und Reit - Zeuge entſtanden

war , an den König ein und bat um Vergütigung dieſer verausgabten Gelder , ſo wie um einen Befehl an die Feld - Kriegscaſſe, die Verpflegung des Bos: niaken - Corps für die frühere und fünftige Zeit bis zur Feſtſtellung des Etats laut Rechnung zu zahlen . - Jn In Rüdſicht auf dieſes Schreiben und auf die Angabe in der Sammlung ungedrudter Nachrichten 2. Theil III. Seite 109 : daß nur ein Bataillon Huſaren von Rueſch mit dem Corps des Generals v. Thadden am 25. December von Stettin aufgebrochen und nach der Nieder Lauſitz marſchirt ſei, muß man annehmen , daß Lollow mit einigen Escadrons ſeines Regiments früher dahin abgegangen iſt. 1

Am 5. Januar 1762 vereinigte fich das Thadden'jde Corps mit dem des General - Majors b. Sdmettau bei Guben und gleich nach dieſer Ver:

einigung marſcirte Oberſt v. Poflow mit einigen Escadrons ( * ) ſeiner Hu: ſaren und den Bosniaken nach Schleſien ab , wo die letteren eine ſolche Ver : mehrung erhielten , daß fie in der nächſten Campagne in der Starfe eines Regiments auftreten konnten .

IV . .

Formation im Jahre 1762. 1762 .

Das Bosniafen - Corps mit ſeiner in der Preußiſchen Armee jener Zeit nur bei ihm allein gebräuchlichen Waffe: » ber Lange « , batte bisher nur ge: ringe Beachtung , oft fogar Anfechtungen zu erdulden gehabt ; ſeitdem aber der Oberſt v. Lojow Commandeur des Regiments d. Rueſch geworden war , fand es in ihm ſeinen Fürſpreder , und da dem erhabenen Monarchen die rühmlichen Thaten des kleinen Häufbens der Bosniaken im legten Feldzuge auch nicht unbekannt geblieben waren , ſo ging er bereitwillig auf die Vor: dlage des Oberſten zur Vermehrung des Corps ein . *) Das 2te Bataillon, unter dem Mittmeiſter Krahn , blieb bei Guben zurück ; dies beweiſt eine Liſte vom 7. Februar 1762.

61

Wie ich früher erwähnt , ſo war ſoon im Jahre 1761 eine Werbung 1762. unter den Polen zu dieſem Zweck verſucht worden ; ſie lodte den kriegsluſtigen , lanzengeübten Theil dieſer Nation , Dienſte unter den Bosniafen zu nehmen und das Corps wurde nicht allein dadurch ergänzt , ſondern auch verſtärkt.

Als der König beſchloß, der Vermehrung des Bosniafen - Corps eine noch größere Ausdehnung zu geben , trug er dem Oberſten v. fofow dieſes Ges

ſchäft auf , durch deſſen Thätigkeit ſchon Ende Januar 3 Escadrons neu for: mirt entſtanden. Folgendes Schreiben gehört bierber : Wer Oberf v . Lorow an den König.

Jū werde Em. Rönigl. Majeſtät v. 13. dieſes erhaltenen allerhöchſten Befehl, daß Regiment und die Bosniafen zu complettiren , ins Werk zu rich ten , mich nach allen Kräften beſtreben ; erſteres iſt wieder 1050 Mann 800

Pferde , die Bosniaden aber 150 Mann ſtark und die Werbung von beyde gehet noch gut von ſtatten. Ew . Königl. Majeſtát haben mir unterm 27. Des

cember a. p. alergnädigſt befohlen , die Rechnungen vor die Anſchaffung der Mondirungs - Stüde, Gewehre , Sättel und Zeuge vor die Bosniaken abzul .

legen ; ich bitte allerunterthänigſt zu befehlen , an wem ich fie einſöiden foll und erſterbe in der allerdevoteſten Treue u . ( gez. ) 0. Loffow .

Winßig , den 14. Januar 1762.

Bald darauf erfolgte die Allerhöchſte Cabinets - Ordre vom 20. Januar 1762, welche die Stärke des Bosniafen - Corps auf 10 Escadrons feſtſtellte: » Mein lieber Obriſt v. Lofow. Ich gebe Euch auf Euer Schreiben vom 16. dieſes in Antwort, daß das Corps Bosniafen , als auf 1000 Röpfe .

ſtark, auf den neuen Verpflegungs - Etat der Armee , ſo fommenden 1. Fe: bruarii den anfang nehmen wirdt , gebracht werden ſoll, Jď inzwiſchen die Ordre an das hieſige Feldt- Commiſſariat crgehen laßen , daß Euch dasſelbe aus der Feldt - Rrieges - Caſſe den nöthigen von Euch berlangten Vorſchuß ge gen Quittung des Regiments alſo fortthun ſoll , damit Ihr inzwiſchen die 1

nöthige Ausgaben wegen erwähnten Corps beſtreiten , hiernaaſt aber Euch mit gedachtem Commiſſariat deshalb weiter berechnen fónnet. Wornach Ihr denn ſogleich Euch nun mit gedachtem Feldt - Commiſſariat zu concertiren habt. 3d bin Euer wohl affectionirter Rönig Breslau , den 20. Januar 1762.

Friderid .

An den Obriſten v. Lo ſio w vom Idwarßen Huſaren - Negiment. «

Poſſow entwarf auf Grund dieſer Rönigl. Ordre den Verpflegungs- Etat und reichte ihn dem Rönige und dein Feld - Kriegs . Commiſſariat ein. Der Oberft v. koſſow an den König.

3d babe den Etat zu bem Bosniaken - Regiment unterm heutigen Dato

eingeſchidt und bitte nun Ew . Rönigl. Majeſtät allerunterthänigſt, allergnädigſt zu befehlen , daß das Feld - Rriegs - Commiſſariat die darinnen benannte Ra tiones und Bortiones nebſt den 10 Proviant . Wagen vor die 3 neue im Re:

giment errichtete Escadrons , dem Obriſten v. Stedow , daß er vor daß

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Bosniaden - Regiment Monbur , Gewehr , Sattel und Zeug , bem Brigabe: Major b. Oldenburg , daß er die Remonte liefere. Jo erſterbe ac. Winßig , den 25. Januar 1762. ( gez. ) 0. Coſſow . Dabei ſteht die Reſolution des Königs : » das andere gut , die Proviant Wagens laſſen , a Beilagen dieſes Schreibens : 1 , Etats der Nations und Portions auf Feld - Tractament des Regiments Bosniaken. 1 Obriſter 8 , 1 Major 4 , 1 Adjutant 3 15 Rations , 3 Portions , 4 1 1 Regiments - Quartiermeiſter

1 Regiments - Feldſøeer ..

4 70 90 100

.

10 Rittmeiſter à 7 ..... 30 Subaltern - Officiers à 3 100 Unterofficiers

10 Trompet. , 10 Feldſch ., 10 Fahnenſm. 1000 Bosniaken ....

40 Proviant - Wagenpferde

» >>

>>

30 1000 40

1 10 30 100 30 1000 40

»

»

1353 Rations, 1185 Portions.

10 Knechte à 2 Rthl. Feld - Tractament = 20 Rthl. ( gez. ) 0. Loffow .

2. Etat zur monatlichen Verpflegung für das Königl. Preuß. Bosniaken - Regiment , beflehend aus 10 Escadrons. 2

Rthl. gør. Pf. Rthl. gør. Br. 1 Obriſter an Tractament .. Douceur ..

5 Rations à 1 Rthl. 8 gGr.....

69 23

16 16

6

16

100

1 Major an Tractament

2 Rations à 1 Rthl. 8 gGr.....

35 2

10 Rittmeiſter an Tractament à 40 Rthl... 400 4 Rat. à 1 Rthl. 8 gr. = 5 Rthl. 8 gGr. 53 10 Prem.. Lieut. an Tractament à 20 Rthl..

200

2 Rat. à 1 Rthl. 8 gør. = 2 Rthl. 16 gGr.

26

16 37

16

453

8

226

16

176

16

176

16

8

16

10 Sec.- Lieut. an Tractament à 15 Rthl... 150 26

10 Cornets an Tractament à 15 Thlr. .....

150

2 Rat. à 1 Rthl. 8gGr. = 2 Rthl. 16gGr.

26

16

!

2 Rat. à 1 Rthl. 8gGr. = : 2 Nthl. 16 gr.

16 -

Latus ? 1171

63

Nthl. gGr. Þf. Rthl. gGr. Pf. 1762. 2 Rations à 1 Rthl. 8 gGr..

1171 15 2

16

1 Regiments - Quartiermeiſter zur Medicin 1 Ration

10 Wachtmeiſter an Tractament à 6 Rthl... 1 Nation à 1 Rthl. 8 gGr......

16 77 1

14 18 8

60 13

16 18

95

16

73

8

8

8

8

1

90 Corporals an Tractament à 5 Rthl..... 450 120 1 Ration à 1 Rthl. 8 gGr....

17 17

!

1 Regiments - Feldſcheer an Tractament ...

l !!:\iI\ llicol

Transport 1 Adjutant an Tractament .....

570 |

1 Ration à 1 Rthl. 8 gGr.....

50 13

1

10 Trompeter an Tractament à 5 Rthl.....

8

13

8

10 Fahnenſchmiede an Tractament à 3 Rthl.

30 13

1 Ration à 1 Rthl. 8 gGr...

63

8

79

4

43

8

‫ܐ‬ ‫ܣ‬

20

--

65

llliI lll

10 Feldſcheers an Tractament à 6 Rthl. 14 gGr. 1 Ration à 1 Rthl. 8 gGr...

8

1

1000 Bosniafen an Tractament à 3 Rthl... 3000

1 Ration à 1 Rtyl. 8 gGr.......

1333

8

4333

Summa der Verpflegung = 6454 14

Zur Reparatur der Mondirungen p. Escadron 4 Nthl. 16 gGr. Zur Argeney der Pferde p. Escadron 2 Rthl. 17 gGr. 11 Pf.

16 11

46 27

8 2

In Summa = 6528 17 10 ( gez. ) 0. Loſſow .

Die Schwierigkeiten , aus den Königl. Caſſen das nöthige Geld zu erhal ten , ſeinen auf die ſnelle Ausrüſtung aller 10 Escadrons nachtheilig ein 1

gewirkt zu haben ; der König fordert , wie eine Randbemerkung zu einem Schreiben lofow's vom 23. Februar aus Kreußburg : » aber machen , daß

die Bosniafen bald complett « andeutet , zur Beſchleunigung derſelben zwar auf , aber ſelbſt im März iſt dem Willen des Rönigs noch immer nicht voll ftindig entſprochen. Darüber ein Brief Lojio w's an den König : » Ew. Rönigl. Majeſtát haben mir allergnädigſt befohlen , das Corps Bos : niafen mit dem forderſamſten zu complettiren , der Obriſt v. Stedow aber !

mil weder die Mundirungs -Stüde und die übrigen Requiſiten lieffern, noch das Geld zu denen bereits verfertigten und ſchon beſtellten hergeben , es be: trägt mit dem , was die vorige Campagne iſt angeſchafft worden , 93,123 Rthlr. .

64

1762. 2 gGr. 6.1 Pf. Damit nun das Bosniaden - Corps nach Ew . Rönigl. Majeſtát allerhödſter Willens - Meinung gegen die bevorſtehende Campagne zu ſtande komme , ſo bitte ich allerunterthänigſt, dieſerhalb allergnädigſt Befehle erthei: len zu laſſen. Ich erſterbe 2c. I

Creußburg , den 16. März 1762.

( gez. ) 0. Loſſow . «

Auf Grund der mündlichen Reſolution des Königs: » iſt alles zu theuer , nicht ſo magnifique, 40,000 Thlr. will ich geben , ſo muß er das einrichten « ,

wurde folgende Rönigl. Antwort ausgefertigt : » Mein lieber Oberſt 6. Loſow. Ihr werdet ſelbſt erachten , daß es mich zum höchſten befrembden müſſen , wenn Ihr in Eurem Schreiben vom 16. d. anführet , daß vor das Corps Bosnia fen eine Summe von 93,000 Reichsthlrn. zu denen bereits beſtellten Mundi: rungsſtücken mit dem was die vorige Campagne ſey angeſchafft worden , erfor. dert werde ; Alles bieſes iſt viel zu theuer und ich will die Mundirung und Equipirung von dieſen Leuthen nicht magnifique , ſondern ſchlecht weg , wie es

ihnen gehöret , haben. Woher id) denn 40,000 Thlr. geben will und wonach Ihr alles einriçten müßet , denn ein mehreres werde ich nicht dazu geben. JĐ bin 2c. Breslau , den 18. März 1762.

( gez. ) Friderich . «

Am 5. April zeigt Lofo w aus Rreußburg an : » daß er die Equipage und Mondirungsſtücke der Bośniafen ſo viel als möglich abgekürzt und vers ringert habe , damit die Koſten derſelben nur 40 Tauſend Reidsthaler betra: 1 und bittet er um die Auszahlung dieſes Geldes , da er noch wenig für das Angeſchaffte und in der Arbeit befindliche erhalten habe. “

Dieſe Geldforderungen hatten ſich aber ſchon mehrere Male wiederholt , der König verlor endlich die Geduld und ließ ihm erwidern : » Jch will zahlen laſſen , aber nun mir nicht ein Wort mehr davon geſchrieben. « Ein altes Bild aus der Zeit bald nach dem ſiebenjährigen Kriege giebt

die Uniforin des damaligen Bośniaken - Regiments alſo an : Die Bosniaken trugen einen rothen Huſaren - Doll man und lederne Hoſen. Bei Paraden wurden über dieſe lekteren noch lange , ſehr weite rothe Beinkleider gezogen und

oben über dem Dollman befeſtiget, ſo daß dieſer nur wenig hervorblickte. Dazu kam ein ſchwarzer Pelz , der bis zum Knie reichte, und deſſen kurze Ár:

mel nur die Hälfte des Oberarmes bedeckten und die rothen Dollman - Ärmel ſichtbar werden ließen. Die Lanzen hatten kleine Fähnden , die an den lan zen der Officiere waren koſtbar und um ſo größer , je höher der Rang des Officiers war. Der Kopf war mit einer ſchwarzen Pelzmüße bedeckt. Die Zuſammenſeßung des Officier - Corps der Bosniaken überließ der Rönig gleichfalls dem Oberſten v. Poſlow , welcher dasſelbe größtentheils aus dem ſchwarzen Huſaren - Regiment entnahm , und da mande dieſer Officiere bei dem Bosniaken -Corps ungleich höhere Stellen fünftig befleiben ſollten , ſo beantragte er ſchon zeitig deren Beförderung. Der Obern u. Lofrow an den König.

Da daß Bosniaken - Regiment nach Ew. Königl. Majeftat Alerbödſten Befehl balo in Ordnung gebracht werden ſoll, ſo bitte id) alerunterthänigſt,

65

die von Allerhöchſtdemſelben bereits dabey zum Commandeur declarirten Ritt: 1762 meiſter v. Grabowsky nebſt den Rittmeiſters v. Lang und Halletius zu

Majors zu ernennen und Ihnen Allergnädigſt Escadrons zu ertheilen , zu .

würdlichen Rittmeiſters und Escadrons ſchlage ich Ew. Rönigl. Majeſtát bie Lieutenants Grobling , Ropfa , . Domnorowiß und v. Ronarsky; zu !

Premier -Lieutenants die Seconde : Lieutenants Diowsky , v. S doning , die Cornets Lipsky , Wiffosky und v. Stotowskt ; zu Seconde- Lieutenants

die Wadmeiſters Gerla , Trzebatowsky , Müller , Vendôme , die Fahnjunkers v. Raniß und v. Johannt , zu Cornets die Unterofficiers Bar bull, Drgull, Stepban , Zebertowsfy , Hermann und Zyplody allerunterthänigſt vor. Winßig , den 31. Januar 1762.

( gez. ) 0. Loffow .

Später legte Lollow die Rangliſte der Officiere des Bosniaken - Corps , wie folgt , Sr. Majeſtät zur Beſtätigung bor. Loffow an den König. Da Ew. Rönigl. Majeſtät unterm 3. Februar c. a. mich allergnädigſt

zu authoriſiren geruht haben , den gangen Officier -Stand bei dem Bośniaken Corps zu reguliren und mir hiernächſt befohlen haben , daß wenn ſolches com plett regulirt ſeyn würde , die Liſte davon zu Ew. Königl. Majeſtät Approba

tion einzuſenden , ſo habe ich ſie hierbey allerunterthänigſt vorlegen ſollen. Creußburg , den 14. März 1762.

( gez. ) v . Loſfow .

Hierzu lautet die Randbemerkung des Königs : » iſt alles gut , einber ſtanden . « Rang - Liſte

derer Officiers bei dem Corps Bosniaken zur Allerhöchſen Confirmation. Namen berer

Charakter.

Officiers.

Bemerfungen , aus ſpätern Nachrichten entlehnt , über frühere Verhältniſſe der Officiere und Ver änderungen im Laufe des Jahres 1762.

Major und Com = v. Grabowski.... Im Juli ſchwer an den Augen verwundet. mandeur , Major

v. Lang . Halletius

Aus Ungarn , früher in auswärtigen Dienſten. Am 9. Juli zum Commandeur der Bosniafen

Gröhling

Erhält im December die Gscadron des Majors v. Baczko im ſdywarzen Huſaren - Negt.

I

ernannt. »

Rittmeifter ......

Kopfa.

v. Domnorowig .. Den 9. Juli zum Major ernannt.

Salzwedell....... Erhält im December die Escadron des Majors 5. Semihazy im ſchwarzen Huſaren -Hegt. V. Heilsberg ...

Früher Seconde - Lieutenant im Huſaren - Regi

v. Berge

ment Prinz von Würtemberg. Erhält im December die Escadron des Nittmei

ſters Goll im ſchwarzen Huſaren - Hegt. 6

66 1762.

Charakter.

Stabs - Mittmſtr.

Namen

Bemerkungen , aus ſpätern Nachrichten entlehnt ,

berer

über frühere Verhältniſſe der Officiere und Ver

Officiers .

änderungen im Laufe des Jahres 1762.

V. Konarsky) ..... Stirbt im Juli an ſeinen Bleſſuren , wird vor: her noch Rittmeiſter.

v. Spalding. v. Talagfo. Lipsky. Prem. - lieutenant v. Herßberg ... Wifioßfy . v . Sfokowsky. Gerladı. v. Schöning Dilowsky . >>

Am 9. Juli zum Stabs - Mittmeiſter ernannt.

2)

>>

Sec.- Lieutenant . v. Trzebatowsky

Entlaſſen im Auguſt.

Am 1. Auguſt zum Prem .-Lieutenant ernannt.

v. Gorſchkowsfy . Am 9. Juli zum Prein. - Lieutenant ernannt. 1)

»

>>

>>

>>

Cornet

)

v. Kanig ... v. Johanny.

Am 21. Juli entlaſſen .

v. Sendivany ...

Den 1. December verabſchiedet.

v. Borſcheid. v. Burd.

V. Gureßfy.

»

>>

Müller. Vendôme.

Barbull

Drzull... Stephan . Sebertowsfy). Hermann Zyplogfy. v. Guſener.

Wird am 17. Juni Seconde - Lieutenant. Am 9. Juli zum Sec. - Lieutenant ernannt.

Am 1. Auguſt zum Sec. - Lieutenant ernannt . Stirbt im Juli an Bleſſuren .

v. Roszkowsky. »

Sdmeichler. Harras

Gefangen . Gefangen. Creußburg , den 14. März 1762.

Schüß.

( gez. ) v. Loſſow .

Als Zuwachs an Cornets kommen in den Monaten Juli und Auguft noch vor : Conſtantin v. Konarski , Reinbrecht , Runge, Ralau b. Hofen , Rotten , v. 3idlin skty unb v. Schoning.

Auch wird am 24. Juli der Lieutenant v. Janiß vom Regiment Gens d'armes als Stabs - Rittmeiſter in die Stelle des geſtorbenen Stabs - Rittmeiſters

v. Ronarsky zum Corps verſeßt und zwar auf folgende Empfehlung loſow's : » In die Stelle des an ſeinen Wunden verſtorbenen Nittmeiſters b. RO narsky bitte ich Ew. Königl. Majeftat allerunterthänigſt, den Lieutenant Jo bann Didrich v. Janit von dem Regiment Gensd'armes zum Stabs- Ritt 1

67

meiſter bey dem Corps Bosniaken allergnädigſt zu ernennen. Dieſer Officier 1762. bat ſich in der Zeit er bety dem Regiment Dienſte thut , ſebr zum Dienſt der leichten Cavallerie applicirt und auch außerdem bey allen Vorfällen mit dem

Feinde Proben ſeiner Bravour abgelegt. (Für damalige Zeit ſehr merkwürdig.) Im Lager bei Seitendorff, den 19. Juli 1762. ( gez. ) 0. Lorrow . « Die Genehmigung dieſer Verſegung erfolgte erſt , als der Bemerkung des Königs : » muß fich an Schwerin von den Gensd'armes wenden , ob er ihn miſſen fann « entſprochen worden war. Durd Alerhöchſte Cabinets - Ordre vom 17. März 1762 wurde der Oberft v. Polo w zum Chef des Bosniaken - Corps ernannt und als der General v. Ruefch im Monat Mai den Abſchied erhielt, wurde er auch Chef des ſchwarz zen Huſaren - Regiments mit dein Patent vom 9. Mai 1762. Der Commandeur des Bosniaken - Corps , Major v. Grabowsky , war

ſchon am 21. Februar zu den Bosniafen verſeßt und zum Commandeur ſämmt licher Bosnialen ernannt worden. In ſeinem Patent zum Major vom 17.

März beißt es : » Nachdem Se. Majeftat 2. von Dero bisherigem Stabs: Rittmeiſter vom Rueſdh'ichen Regiment Huſaren Jobann v. Grabowsky ges leiſtete treue unterthänigſte Dienſte , wie nicht minder besſelben gute Qualität

und erlangte Kriegs - Experience in allergnädigſte Confideration gezogen : So find Sie daber bewogen worden , ihn zu Dero Major und Commandeur des neu errichteten Bosniaken - Corps mit Conferirung einer Escadron in Gnaden zu beſtellen und anzunehmen 26. « Grabow $ fy) berlor im Zuli beide Augen im Gefecht bei Dittmannsdorf und wurde am 23. Juli 1763 mit Penſion verſorgt. ( * ) An ſeine Stelle als Commandeur des Corps trat Major Hal :

letius , deſſen Eifer für die Ausbildung der Truppe wir ſpäter kennen lernen werden. – Die Officiere des ſchwarzen Huſaren - Regiments hatten durch den Abgang ſo vieler derſelben zum Bosniaken - Corps , ein ungewöhnlich ausgedehu : tes Avancement zu hoffen , und Poffow bemühte ſich durch unabläffige Erneue

rung ſeiner Vorſchläge, die Genehmigung desſelben vom Rönige zu erhalten. Raum hatte der König auf ein Schreiben Lofow's ſolden Inhalts bom 24. März aus Kreußburg decretirt : » gut die vorgeſchlagenen Avancements und hoffe ich , daß ſeine Vorſølage wegen der Avancements bey den Bosnia fen und ſonſten einmahl ein Ende haben würden und worum er nun ſchon 3 mahl geſchrieben ? « als ſchon wieder ein anderes vom 2. April ebendaher 1

und ganz gleichlautend mit jenem einlief. Der König , welder den Oberſten

wegen ſeiner Talente und Bravour im Kriege ſehr ſchabte , war ſo gnädig , dies nur durch die Rüge: » roll nicht wieder machen , werde nicht mehr darauf antworten « zu mißbilligen. .

*) v. Grabowsky war in der Provinz Preußen geboren , diente Anfangs als

Wachtmeiſter im Regiment v. Rueſdy , wurde am 10. Auguſt 1745 Cornet und 1750 Seconde - Lieutenant. Er hatte ſich im verfloſſenen Kriege beſonders gegen

die Ruſſen ausgezeichnet. 5

68

V.

Feldzug von 1762. 1762.

» Er foll in der Gegend von Winzig, Herrnſtadt und Gubrau ſtehen bleiben , wie Jo Jhm ſchon geſtern geſhrieben « , decretirte der Rönig , als ihm der Oberſt v. Loñow aus Chriſtianſtadt , wo er mit 2 Escadrons Hus ſaren und den Bosniaken am 7. Januar 1762 eingetroffen war , meldete , daß

er den 8. bis jenſeit Freyſtadt nad Peſſendorf, am 9. nach Groß - Glogau und den 10. über die Oder und in den folgenden Tagen über Gubrau , Herrn

ſtadt, Trachenberg , Feſtenberg nach Wartenberg marſchiren werde. - Über die Ankunft in Winzig und ſeine hier getroffenen Maßregeln lautet loſow's Bericht folgendermaßen : » Joh bin geſtern in und bey Winßig eingerückt, nach Guhrau , Herrnſtadt werde ich detachiren , wie denn geſtern bereits Pa trouillen bahin abgegangen ſind , um Nachrichten einzuziehen , außerdem werde ich zur Beobachtung des Feindes borlängſt der Poblichen Gränge beſtandig Leute halten , mit dem Commandanten zu Groß-Glogau werde ich eine Corre.

ſpondence unterhallten , wenn Ew. Königl. Majeſtät dieſe Einrichtung genehm zu hallten allergnädigſt geruhen. Jo erſterbe 2c. Winßig, den 12. Januar 1762.

( gez. ) v . Loſſow . «

Reſolution Sr. Majeſtät : » iſt ganz gut. « Lofo w blieb in dieſer Stadt bis zum 2. Februar und begann hier die Formation der zehn Escadrons des Bosniaken - Corps und dreier neuen Esca drons ſeines Huſaren - Regiments, welche die bei der alliirten Armee verblie benen erſeßen ſollten.. ( Siehe Seite 31.) – Vor ſeinem Abgange nach Rreuß 2

burg macht er dem Rönige noch folgende Anzeigen :

» Ew. Königl. Majeſtät allergnädigſtem Befehl zu Folge werde id mor: gen bon hier nach Creußburg marſchiren. – Heute morgen find gegen 400 Roſacken bey Herrnſtadt geweſen , mein Vorvoſten bey Herrnſtadt zog ſich et was zurück und ich ſchickte die Bosniaken zum Soutien , allein die Roſaden hatten ſich zurückgezogen , ohne daß zwiſchen den Vorpoſten und denenſelben das allergeringſte vorgefallen , außer , daß ſie in Herrnſtadt einige Erceſſe gemadt ze. Winßig, den 1. Februar 1762.

( 903. ) 0. Loſſow . «

Allerhöchſte eigenbändige Reſolution : » Er Mögte nuhr Seinen Marích nach Ereußburg antreten. Friderich . « Ferner : » Einer auß Pohlen eingegangenen Nadricht zu Folge ſoll die

Fourage, welche fürßlich von denen Poblen hat nach Striemen geliefert wer den müſſen , vor daß Czerniſdem'ſche Corps beſtimmt ſeyn , ob ich gleich dieſe Nachricht nicht vor gang zuverläſſig angeben kann , ſo habe ich es doch nach dem Jubalt von Ew. Rönigl. Majeſtät unterm 31. Januar an mich ergan

genen Alergnädigſten Søreibens , daß die Ruſſen vorerſt teine Hoſtilitäten begeben würden , vor meine allergehorſamſte Pflicht gehalten , ſolche Allerhöchſt denenſelben zu melden 2c. Winßig , den 2. Februar 1762.

( gez. ) 0. Loſſow . «

69

Die Correſpondenz des Oberſten mit dem Könige während ſeines Auf: 1792.

enthalts in Rreugburg , welcher bis Ende April dauerte , enthält Einiges über die Verwendung des in der Complettirung begriffenen Bosniaken Corps und

über das Verhalten der Ruſſen und Öſterreicher in dieſer Zeit , weshalb wir dieſelbe nicht ganz übergeben dürfen . Vier Meldungen des Oberſten 0. £ oſſow an Se. Majeſtät.

1. Da den Tag vor meiner Einrüđung ein Öſterreichiſches Huſaren Commando von 60 Pferden , ſo ein Soutien von 300 Pferden gehabt haben fou , in Lubliniz eingefallen , daſelbſt ein klein Erecutions - Commando Gerss borf'ſchen Regiments aufgehoben , Auſſchreibungen gemacht und den Salg Transport gehindert hat , ſo habe ich gleich meine Bosniaken biß Schoffzig vorrücken laſſen , um meinen Marſch zu cadiren , weil ich die Nacht mit dem Bataillon ( * ) aufbrechen und nach Lubliniß marſciren werde ; treffe ich den Feind noch an , ſo gebe ich auf ihn loß , hat er ſich vielleicht biß Gleiwitz , wo er ſeinen ordentlichen Siß haben foll, zurückgezogen und ich finde, daß ich einen Coup auf ihn machen kann, ſo werde ich auf ihn loſmarſchiren und den General-Lieutenant v. Lattorff davon avertiren 2c. 1

Creußburg, den 9. Februar 1762.

( gez. ) 0. Loflow .

2. Ich war bereits auf dem Marſch nach Gleiwiß , um die feindlichen !

Partheien dort aufzuſuchen , alß mir der General-Lieutenant v. Lattorff mel : 1

dete , daß zwiſchen unß und die Öſterreicher eine Convention geſchloſſen ſey , daß Gefindel von Uhlanen bey Tſdimor bat fich auch zurüde gezogen , ich babe darauf einen Cordon bon Creugburg an biß Tarnowit gezogen , wodurch

ich mit dem General-Lieutenant v. lattorff Communication habe 2 . Creußburg , den 12. Februar 1762.

( gez . )

.

D. Lorrow .

3. 3ch habe von einem gewiſſen General 1. Moji akowsky von der

Pohlniſchen Cron - Armee die Nachricht erhallten , daß die 500,000 Gulden, welche der Hoff von Petersburg biß daher an den Warſchauſchen hätte jähr lich außzablen laſſen , jeßt nicht mehr erfolgten und daß überhaupt der War

fdauſche Hoff von dem Betragen des Petersburgiſchen ſehr mißvergnügt ſet); erwähnter General iſt nicht von der Hoffpartie, weil ihm der Miniſter Brúhl

Tort gethan hat und erhält dergleichen Nachrichten von ſeinem Correſpon: denten aus Warſchau 2 . Creußburg , den 23. Februar 1762 .

( gez. ) 0. Lorrow .

Hierauf lautet die Reſolution des Königs : » Jſt wahr und ganz gut , »

aber machen , daß die Bosniafen bald complett.

4. Em. Rönigl. Majeſtät melde allerunterthänigſt , daß der Rittmeiſter b. Stadh, welcher in Landsberg ſtehet, mir gleich jego rapportirt , daß die Pohlniſche Fuhren , welche Proviant und Fourage zur Rußiſchen Armee zu: 1

führen ſollen , auf dem halben wege contra ordre bekommen und alſo mit Das Bataillon Huſaren .

70

1762. allem zurüdgekommen . Er hat einige aus Praszta felbſt geſprochen , die mit Proviant und Fourage auf dem Wege geweſen und zurüdgekommen. Creußburg , den 26. Febrnar 1762.

( gez . ) 0. Loſſow .

Se. Majeſtát fügten zu dieſer und der zweiten Meldung die Bemerkung : » gans gut

hinzu.

Im April ſollten die Öſterreichiſchen Rriegsgefangenen von Breslau nad Glogau geſchafft werden. Zur Escorte der am 4. babin zu führenden Offi: ciere verlangte der König von Loflow 50 Huſaren unter einem » vernünftigen Rittmeiſter. « Zum Transport der Hälfte der Gemeinen am 10. ſollte das Commando ebenſo ſtark gegeben werden , aber der König lagt in der deshalb

erlaſſenen Cabinets - Ordre vom 7. April: » Jbr müßt mir einen recht tüchtigen Rittmeiſter und der dabei foarf iſt commandiren . «

Die Armee des Königs ſollte den Feldzug in Schleſien erſt nach dem Eintreffen des Ruſijden zülfs - Corps beginnen , doch ſchon vorher zog ſie fi bei Breslau zuſammen. - Zehn Escadron3 Bosninken und 5 Escadrons ſchwarze Huſaren wurden gegen das Schwarz- und Schweidniger Waſſer bor geſchoben und Lollow übernahm von dem Oberſten V. Dall wig das Com mando der Vorpoſten der Armee am 9. Mai in Paſchwitz. Die Meldung

von dieſer Übernahme iſt mit der Notiz des Königs verſehen : » gut , ich gebe ihm das Rueſdh'lde Regiment, Rueſch den Abſchied. « Der nunmchrige Chef zweier Regimenter, der Bosniaken und des ſchwar: zen Huſaren -Regiments , war mit unermüdlicher Thätigkeit darauf bedacht,

dem Könige Nachrichten über die feindliche Armee zu verſchaffen , er ſekte 1

Kundſchafter jeder Art --- ſelbſt Weiber zu dieſem Zwed in Bewegung , bes fragte perſönlich ſowohl die Bewohner der Gegend , als auch die Reiſenden

über den Feind , und ſeine Patrouillen ftreiften auf allen Seiten des Zobten

umber , Gefangene zu machen und die feindliche Stellung zu recognosciren. Die weit vorgeſchobenen , zahlreichen leichten Truppen der Öſterreiber, welche ſogar bis über Kapsdorf vorzubringen verſucht hatten , erſchwerten Ans fangs die Unternehmungen Loſjow's ſehr, doch bald durchbrad er den ſchüßen :

den Schleier des Feindes mit Gewalt und enthüllte ſeine Verborgenheit. Er berabredete nämlich mit dem Major 1. Prittwitz vom Zieten'ſchen Huſaren:

Regiment ein Rendezvous ſeines , des Zieten'ſden Huſaren - Regiments und der Bosniaken bei Mörſdelwitz am Abend des 14. Mai, um von hier aus

gegen die feindlichen Vorpoſten bei Gulau anzurücken und auf dieſe Weiſe ei nen Coup gegen das Corps des Generals Brentano , weldes man bei Wils:

fau vermuthete, auszuführen. Der König , um Unterſtüßung durch einige 1

Dragoner - Regimenter gebeten , billigte dieſe Erpedition und befahl dem Ge neral v. Lentulus , mit ſeiner Brigade den Oberſt zu unterſtüßen. Der Erfolg dieſes Internehmens iſt nicht in ſeiner ganzen Ausdehnung bekannt, doch ließ Lojow noch in der Nacht durch den Rittmeiſter Salg wedel von den Bosniaken Sr. Majeſtät melden , „ daß das Corps des Ge nerals Brentano zwiſchen Schwentnig und Strobel ſehr ausgedehnt ſtebe. Das Lager ſei ſehr verſtedt und ließe ſich daher nicht auffinden . « .

71

Ehe noch Loffow ſein Quartier von Paſchwitz nach Schosniß verlegte , 1762. um ſo ſeinen , durch die Bosniafen am Schwarzen und Schweidniger Waſſer

gebildeten Vorpoſten , die ſich von Onichwitz bis Shalfau ausdehnten , näher .

zu ſein , berichtete er an den Rönig : » 3d erhalte ſogleich wieder die Nachricht durch zwey verſchiedene, nichts von einander wiſſende.Rundſchafter, daß der Feldmarſchall Daun geſtern in Rrazkau würflid angekommen ; die Armee ftehet mit dem rechten Flügel an Kaltenbrunn und der linke ertendirt fich biß an Hoben - Poſerig. Der General

Janus bat den Pitſchen Berg befekt, in Domange iſt der Fürſt v. Liechten : ftein ; die gange Generalitat hat geſtern die Gegend von Domange recognos: cirt ; der eine Kundſchafter, welcher treu geſinnt und nicht unvernünftig iſt, ſagt, daß er den Feldmarſchau Daun geſtern mit ſeinen Augen geſehen habe ; beyde Rundſhafter fommen auch darinnen überein , daß der General Loudon

daß Commando verlohren haben ſoll, wenigſtens gehet die Rede in der Oſter reichiſchen Armee ; ſo viel iſt ganz gewiß , daß der Feind alle ſeine Avant poſten verſtärkt hat ; es ſind heute 200 Pferde in Groß- Mohnau eingerückt, weshalb ich ſogleich aufſigen laſſe, um ſie zu attaquiren. 1

Paſchwiß , den 16. Mai 1762.

( gez . )

0. Lorrow .

Von der Bemerkung des Königs hierzu iſt nur leſerlich : » Rann die ganze Armee nicht ſeyn , ſo hier , Loudon bey Thereſienſtadt. « Der König unternahm am 17. perſönlich eine Recognoscirung des Brens tano'ſchen Corps unter Bebedung von 2000 Pferden , mit welchen er über

Gníchwiß bis Gubrwiß vorrückte, aber ſchon am Nachmittage wieder zurückkehrte. Oberſt v. Lollow meldete unter dem 28. Mai aus Schosnit : » daß im Lager des Feldmarſchaus Daun die Rebe gebe , ſeine Armee werde , wenn das zu Weißenrode befindliche Magazin conſumirt ſei, ihre jebige Poſition verlaſſen und jenſeits Soweidniß ein Lager beziehen ( * ) , dergeſtalt, daß der

rechte Flügel gegen Schwengfeld zu ſtehen komme , auch beſtätige ſich die Nach richt, daß Regimenter nach Sachſen marſchirt ſeien , fie beſtanden größtentheils aus Infanterie und befänden ſich unter anderen die Regimenter Jung - Collo : redo uno Arenberg babei. «

Bald darauf befahl der Rönig dem Oberſten , in Verbindung mit dem in der Gegend von Neumarkt ſtehenden Detachement des Oberſt - Lieutenants

v. Reißenftein ( ** ) einen Coup gegen den Feind auszuführen. Loffow ging am 1. Juni über Malckwiß und Paſchwiß nach Harthau vor und ver einigte fid hier mit dem Oberſt- Lieutenant b. Reißenſtein , doch iſt ber fer: #) Sdion am 13. Mai ſchloß lorow einen Avancements -Vorſdylag mit der Mel: dung : » nach den heutigen Nachrichten ſoll den 15. dieſes das erſte Treffen des

Feindes in'o Lager bei Schweidniß rücken und der General Loudon nadi Ober: Schleſien abgegangen ſein. « Des Königs eigenhändige Neſolution barauf lautete : Das avanſſement guht , von Loudon Glaube ich es noch nicht. « **) Vom Dragoner - Negiment von Findenſtein .

72

1762. nere Verlauf des Unternehmens nicht bekannt. Am 6. aber überficl Lofow in der Nacht die feindlichen Vortruppen bei Rogau und machte 2 Officiere 101 Mann gefangen , und den 17. berichtete er , » daß feindliche Detachements

fid um den Zobten nach Langen - Seiffersdorf und Vogelſang zögen. « Das Preuß. Hülfs - Corps der Nuſſen rückte unterdeß gegen die Ober

vor. Der Flügel-Adjutant Major v. So werin wurde am 23. Juni mit einem Gemeinen von jedem Caballerie - Regiment ben Roſaden nach Auras ent. gegengeſchidt. Es ſollten daburd die Ruſſen mit den Uniformen der Savallerie des Rönigs bekannt gemacht werden , und um dieſe und die leichten Truppen

von denen der Öſterreicher leichter zu unterſcheiden , war ſchon einige Tage früher befohlen worden , daß die ganze Cavallerie, alle Frei- Bataillons und Jáger , ſo wie audy alle Generale und Adjutanten einen weißen Feberbuſ als Felbzeichen auf den Hut ſtecken ſollten. – Dies iſt der biſtoriſche Grund für die , von da ab bei einigen Truppentheilen der Preuß. Armee üblich geweſenen Federbüſche, die bis dahin nicht eriſtirten. Nachdem zwei Pulks Roſacen, jeder zu 500 Pferden , am 26. Juni bei Auras die Schiffbrücke über die Oder paſſirt hatten , ſtieß einer davon unter dem Oberſten Demiſhow zu dem Oberſten Loflow , der mit 5 Escadrons Bosniaten und ſeinem Huſaren - Regiment die Vorhut der Armee bildete. Der andere Pulk unter Oberſt Rolbad eff vereinigte ſich mit dem Detachement des Oberſt - Lieutenants v. Neißenſtein , welches bei Radlau unweit Neu markt ſtand und zu dem auch noch 5 Escadrons Bosniaken ſtießen. In der Zeit bis zum 18. Juli , wo die Nachricht von der Thronberán derung in Rußland einging und die Ruſſiſchen Hülfstruppen in Unthätigkeit traten , wurden dic Roſaken den Bosniafen beigeſellt und man ſieht ſie in ge meinſamer Behendigkeit an der Tete der Armee fidh bewegen und vercint zu den manigfaltigſten Zwecken die Gegend Surdſtreifen. Oberſt- Lieutenant v. Reißenſtein ging am 27. Juni bis Saſterhauſen am Striegauer Waſſer vor und attafirte am 28. früh alle, von hier bis Striegau ſtehenden feind lichen Vorpoſten , von denen der Major v. Luzinsky, 1 Capitain , 1 Lieu tenant bom Dragoner - Regiment Alt - Wartenberg , 1 Rittmeiſter von Raiſer -

Huſaren , 86 Gemeine zu Gefangenen gemacht und wobei auch noch 112 Pferde und 1000 Thlr. Caſſengelder erbeutet wurden. Der eigene Verluſt belief fich nur auf 15 Todte und Bleſſirte. Nach dieſem glüdlichen überfall ging das Detachement wieder zurüd.

Auch der Oberſt v. Lollow war unterdeß nicht unthätig geweſen. Er war am 27. , Abends, mit dem Huſaren -Regiment , 5 Escadrons Bosniaken und 300 Roſaden längſt dem Schweidnitzer Waſſer über Rapsborf und Odlig vorgerückt und bei Gr.- Mohnau und Wernersborf auf die Vorpoſten des

Generals Brentano gefallen . Nachdem er dieſelben zurückgeworfen hatte , trieb er auch die zur Unterſtüßung berbeicilenden 400 Pferde ſtarken Pikets durch geſchloſſene Escadrons bis Rogau zurück. Dies Dorf war aber von Croaten beſeft, auch ließ Brentano die Dragoner: Regimenter v. Darm ſtadt und St. Ignon nebſt den Huſaren von Nadasdy und Ralnođi heran

73

ziehen , ſo daß von einer weiteren Verfolgung des Feindes abgeſtanden 1762. werden mußte. - loſow kehrte mit Verluſt von einem Todten und 6 Ver. wundeten , aber mit 22 gefangenen Oſterreichern, worunter fich der Lieutenant 1

de Couttro vom Regiment St. Ignon befand , in ſeine frühere Aufſtellung zurüd . Nach der Vereinigung des Ezernitſchef'idhen Corps mit der Armee des

Königs wurde eine Ordre de Bataille für 86 Bataillons und 137 Escadrons ausgegeben , in welcher 5 Escadrons Bośniaken unter den leichten Truppen des Oberſten v. Lojow am linken Flügel zwiſchen einer Escadron Moldaulicher

Huſaren und 10 Escadrons von Lojow angegeben werden ; die andern 5 Es: cadrons Bosniaken findet man beim Corps des Generals v. Neu Wied und

zwar in der Reſerve , unter dem Pringen von Bernburg , am linken Flügel auf: geführt. – Am 1. Juli begannen die Operationen , welche zum Zwed hatten ,

Daun von Shweidniß zu entfernen. – Oberſt v.v Lojio w ging mit der Avant garbe über Woichwiß und Gnidwig bis auf die Höhen diesſeits Gr. - Mobnau , Wernersdorf und Rogau vor , trieb die bort ſtehenden Feldwachen des Bren:

tano'iden Corps zurück und verfolgte in der Nacht mit einzelnen Abtheilungen von Bosniafen und Roſaden dieſe feindlichen Truppen jogar bis über Schweid

niß hinaus , wobei mehrere Öſterreichiſihe Poſten alarmirt und 1 Officier, 50 Mann gefangen genommen wurden. Loliow's leichte Scharen bildeten hierauf eine Chaine vor der Armee und zwar ſo, daß die Frei : Bataillons von Hülſen und Salenmon den Buſch von Odlig bis Rapsdorf befekten , die

Fußjáger zwiſchen Roſenthal und Grunau poſtirt waren , die Huſaren , Bos niaten und Roſaden aber truppweiſe vor ihnen von Wenig : Mohnau ab über Wernerstorf und über die Höhe von Rogau bis gegen Gronau hin , ſtanden .

Zu ihrer Unterſtüßung ließ der König 1000 Pferde von der Armee zwiſchen Kapsdorf und Schieblagwiß aufmarſchiren.

Noc an demſelben Tage , Abends 10 Uhr , regte ſich auch das ganze , auf der linken Seite des Striegauer Waſſers, theils cantonirende , theils lagernde Corps des General -Lieutenants v. Neu - Wied in Bewegung und rüdte bis Roftenblut vor, in und um welchen Ort es ſehr enge Quartiere bezog. 5

Den 2. Juli, vor Tage , gingen 5 Escadrons Bosniaken nebſt den Mol: dau'ſchen Huſaren und ein Pult Roſaden , ſo wie die Frei- Bataillons von Hülſen und Salenmon bei Odlit über das Schweiðnißer Waſſer und ſtellten fich bei Ralt-Fuhrweg auf , um die Gemeinſchaft mit dem Neu : Wied'ſchen Corps zu unterhalten. Sobald es Tag wurde, folgte Boſio w mit dieſen Truppen , unterſtügt von den Dragonern von Ezettriß und Zaſtrow , bem nach Schweidnit zurüdweichenden Feinde , poſtirte ſich bei Hohen - Poſeriß und ſchob die Bosniaken und Roſaden bis Würben vor , wo ſie 1 Officier, 33 Mann gefangen nahmen und die Nachricht einzogen , daß der Feind ſeinen Marſch nach dem Gebirge genommen hatte. Schon am Nachmittage rudte loffo w weiter bis Zedlig , Jauernick und Bunzelwit vor. Gefecht am Nonnen : Buſch , den 3. Juli.

Der Feind hatte den bei Zedlig liegenden Nonnen- Buſch mit 150 Eroaten

bejegt und hinter demſelben ſtanden zwiſchen Ölſe und Zirlau einige Trupps

74

1762. Huſaren und Dragoner aufmarſchirt , zu deren Unterſtüßung wiederum ein Bataillon Croaten mit 2 Ranonen im lekteren Orte ſtand. Der König ließ am 3. Juli, Nachmittags, das Frei - Bataillon Hülſen und die Fuß - Jäger 1

gegen dieſen Buſch vorrücken , um die Croaten aus demſelben zu vertreiben ; !

zugleich ging loſow mit 5 Escadrons Bośniafen und ſeinem Huſaren

Regiment bei Zedlitz über den Polsnit - Bach, um ſie , wenn ſie fich über die 1

Ebene gegen Freyburg zurüdzieben würden , anzugreifen. Da der Feind aber Widerſtand leiſtete, ſo wartete er dieſen Rückzug nicht ab , ſondern benugte

ſeine Bośniaken dazu , dem Feinde das Feuer abzuloden. Die Art und Weiſe, wie die Bosniafen ihre Attafen auszuführen pflegten , nämlich in aufgelöfter

Ordnung, ähnlich den heutigen Sdwärm Attafen , wobei ſie mit berbangten

Zügeln und zwiſchen den Fingern ſchwirrender Lanze , ſo wie unter großem Geſchrei gegen den Feind anſtürmten und Alles überrannten , was ihnen in

den Weg trat , war allerdings ganz dazu geeignet , die Infanterie zu ſchreden und ſie zu verleiten, ihr Feuer zu früh abzugeben , wie dies auch hier der Fall war. Die Bosniaken , gefolgt von den ſchwarzen Huſaren , brangen mit unwiderſtehlichem lingeſtüm in den Buſch und von den Croaten wurden 2 Of:

ficiere, 73 Mann gefangen , die übrigen getödtet. Lojio w griff hierauf die hinter dem Walden ſtehende , feindliche Cavallerie an , trieb ſie bis unter die Kanonen ihres Lagers zurück und hob dabei noch 13 Dragoner auf.

Unſerer Seits wurde nur der Lieutenant v. Wismar von den Jägern , welcher ſich aus übereilter Bravour voran unter die Bosniaken gemiſcht hatte, und ein Huſar erſchoſſen.

Am 5. Juli verlegte der König Nachmittags 6 Uhr ſein Hauptquartier nad Teichau. Zur Dedung desſelben ſtellten fich 5 Escadrons Bosniaken , die Huſaren von Poſſow und ein Pult Rojacen vor dieſem Dorfe auf.

Auf dem Marſche des Corps unter dem General Neu - Wied über Striegau , Hohenfriedeberg gegen Adelsbach befanden ſich die zu demſelben gehörigeu 5 Escadrons Bosniaken , theils an der Spiße der Avant - Garde , welche der Oberft - Lieutenant b. Neißenftein führte , theils zu 150 Mann vertheilt , im Verein mit 200 Roſacken an den Teten der bis auf die Höhen von Duolsdorf und Reidenau nachrückenden Colonnen des Königs.

Zur

Siderung dieſes Marſdes war der Oberſt v. Lofow beim Einbruch der Nadt mit ſeinen 5 Escadrons Bosniaken , 5 Escabrons fdwarzer Guſaren

und einem Pult Roſacken zwiſchen der Pappel - Mühle und Nieder- Olſe , Simbsdorf vor fich behaltend, aufgeſtellt worden.

Von hier ſendet Loliow folgende drei Meldungen an den Rönig : 1. Jch meloe Ew. Königl. Majeſtät allerunterthänigſt , das zuverläßige Officiere von mir auf dem Zeißkenberge geweſen ſind und von da Ew. Königl.

Majeſtät Vorpoſten geſehen haben , es iſt folglich nichts mehr vom Feinde darauf, als eine kleine Feldwacht von Huſaren , am Fuß von Fürſtenberg aber trafen wir die Regimenter Modena , Würtemberg , Luſinsky und einen Troß von Raiſers Regiment , weil dieſes Regiment eigentlich fich heute gegen Ew. Majeſtät ge

wandt bat. Hierbety war höchſtens ein Bataillon Croaten , welches 2 kleine

75 Ranonen bei fich hatte, welches Alles ber General Uifaſy commandirt. Bet) 1762.

unſerer Annäherung , ta ich die Flankeurs gegen ſie außfallen ließ , zogen fich ſowohl Cavallerie als Infanterie auf die äußerſte Anhöhe von Fürſtenberg; weil ich auf den Zeißkenberg wollte, mußte ich mich engagiren , es werden wohl gegen 20 Gefangene feyn gemagt , aud find verſchiedene niedergemadot worden , der Feind kanonirte uns, der General - Lieutenant 6. Rrodow zog fich darauf zurücke und der Feind blieb bei Fürſtenberg ſtehen . ( gez. ) 0. Lolfow .

Pappel:Mühle, den 6. Juli 1762.

2. Ew. Königl. Majeſtát melde unterthänigſt, daß die Anhöhen von Fröhlichsdorf gegen is, die Polsnißer Berge bis zu dem Freyburger Stadt: 1

berge von feindlicher Infanterie verlaßen ſind , außer am Fuße der Berge von beyden Seiten Freybergs ſtehen ohngefähr 15 Escadrons Cavalerie

aufmarſhirt. Vom Zeiškenberg hat man nod vom Feinde kanoniren geſehen, indeſſen kann man von Truppen nichts entdecken , auch nicht wahrnehmen , wenn fie felbem verlaſſen. Links von dem Freyburger Stadtberge find die Zelte abgebrochen , weiter aber nach ihrem rechten Flügel ſtehen ſie noch. Jch

habe ſolches alles dem General von der Cavallerie, v. Zieten , gemeldet. ( gez. ) 0. Loſſow.

Umb 10 Uhr bey öle , den 6. Juli 1762.

3. Jch melde Ew. Königl. Majeſtät allerunterthänigſt, daß die ganze Öſterreichiſche Armee abmarſchirt iſt und ſoll daß Hauptquartier heute in Tannhauſen ſein , geſtern abend mit dem Zapfenſtreich ſind die Zelter ab gebrochen und abmarſchirt worden . ( gez. ) 0. Lorrow .

Pappel - Mühle , den 7. Juli 1762.

Am 7. Juli rückte der General v. Zieten mit einem Theil der Armee in 3 Colonnen , an deren Teten fich ebenfalls Bosniaken befanden , bon

Jauernic unb Bunzelwig in das Lager von Liebichau und Fürſtenſtein , wábs rend der Rönig mit dem andern Theil in Seitendorf anfam. Die Huſaren von Coſſow , 5 Escadrons von Zieten , 5 Escadrons Bosniaken , ein Bult Roſaden und die Moldauſchen Huſaren wurden ſo aufgeſtellt, daß der blaue Ranzen und Dittmannsdorf vor ihnen blieben. Das tiefe, lange Thal, in welchem Dittmannsdorf und Neußendorf liegen, deckte die Front der Stellung 1

tes Feindes. Gefecht bei Dittmannsdorf, am 7. und 8. Juli.

Lollow wollte den fühnen Verſuch wagen , die feindlichen Cavalleries Feldwachen von Dittmannsdorf und den Infanterie - Poſten aus demſelben zu !

.

vertreiben , um jenſeits dieſes Dorfes feine Vorpoſten ausfeßen zu können. Die Bosniaken , zu dieſem Unternehmen auserwählt, vertrieben zwar jene

Cavallerie. Feldwachen , als ſie aber auch die Infanterie angriffen , empfingen ſie ein ſo beftiges Feuer , daß ſie nicht weiter vordringen konnten und Lofo w fich begnügen mußte , ſeine Vorpoſten långs Dittmannsdorf, folches vor fich

behaltend , auszuſeßen. Die Bosniaken hatten zwar 1 Officier und 38 Mann vom Feinde zu Gefangenen gemacht, allein fie büßten dabei ihren Comman: beur , Major v. Grabowsky , der durch beide Augen geſchoſſen wurde und 51 Todte, Verwundete und Vermißte, ein.

76 1762.

Der Prinz de Ligne erzählt in ſeinem Tagebuche Thl. IV. S. 105 und 106 ( * ) Folgendes über dies Gefecht: » Die Pikets der Armee ſtanden in den Dörfern , welche in dem der Front unſerer Stellung gegenüber befindlichen

Ravin liegen. Die Pikets vom linken Flügel ſtanden in Reußendorf , die vom rechten aber in Dittmannsdorf. Den Tag darauf wurden ſie duro Ro jacken und Bosniafen angegriffen. Man bewillkommte ſie mit einem tüchtigen Musquetenfeuer , fie marſdirten ab , nahmen aber doch einen Lieutenant und

30 Mann gefangen. Am 8. begegnete mir ein Gleiches, ausgenommen , daß der Feind keine Gefangenen maďte und noch übler empfangen wurde. Jh hatte du jour und mein Poſten war auf dem Kirchofe. Unſere Cavallerie: poſten flohen im Gallopp. Ju ließ auf ſie ebenſogut ſchießen , als auf den Feind. Das Pifet von meinem Regiment tödtete einen Bosninken , das , wobei ich war , ebenfalls ein paar derſelben. 30 legte auch auf frei an , verlor aber aus Begierde , andere noch näher kommen zu ſehen , die gute Gelegenheit , berfehlte auch einen Koſaden. Man ſchoß ſich lange genug beruni.« Bis zu der Zeit , wo das Corps des Generals Neu - Wied ſich mit der Armee des Königs vereinigte, um den Feind aus der Stellung bei Burkers : dorf zu vertreiben , hatte der Oberſt v. Lo ſio w ſein Stand- Quartier zwar

in Seitendorf , doch ſcheint er , nach den Angaben des bekannten Öſterreidi: ichen militärijden Geldichtsſchreibers Cogniazzo in den Geſtändniſſen eines Öſterreichiſchen Veterans Thl. IV. Seite 156 zu foließen , mit einigen leichten

Truppen an den Verwüſtungen in Böhmen vom 10. bis 14. Juli Theil ge: nommen zu haben.

Unterdeß hatte General v. Neu : Wied nach dem mißlungenen Angriff der Öſterreicher auf den Höhen von Adelsbad ( ** ) ſeinen Verſuch , den Feind in der Flanke zu umgeben , auf dem Wege über Reichenau , Forſt, Neu - Sorge :

bei Friedland fortgeſeßt und war , da es wegen der Verſtärkung des Bren:

tano'jden Corps unmöglich wurde, fich des Magazins von Braunau zu be : mächtigen, nach Sdaşlar und Trautenau rorgedrungen. -- Die Bosniaken dieſes Corps waren auf dieſen Márſchen bei der Avantgarde berwendet worben und hatten an allen Gefechten mit dem Feinde thấtigen Anteil ge nommen . Von Trautenau wurden ſie am 10. Juli mit dem Detachement des Oberſt-Lieutenants v. Neißenſtein , welches aus dem größten Theil der -

#) Aus der Überſeßung dieſes in Franzöſiſder Sprache abgefaßten Tagebuchce , welche in Dresden 1798 erſchienen iſt, entnommen . **) 200 Bosniafen , 200 Koſacken , 200 Huſaren , 200 Dragoner und 200 Mann vom

Frei - Bataillon von Wunſch unter dem Oberſt - Lieutenant v. Neißenſtein machten am 3. Juli eine Recognoscirung von Striegau gegen Hohenfriedeberg. Die Öſter : reicher unter dem Oberſten Liceni zogen ſich zwar ſogleich nach dem Zeisfen :

berge zurück , doch wurden von ihrer Arrieregarde viele Croaten niedergeſtochen und 10 Huſaren gefangen eingebracht. Im Gefecht von Adelsbach am 6. Juli wirften die Bosniafen des Neu - Wied'idyen Corps ebenfalls mit und Tagø zuvor nahmen die Bosniafen , Huſaren und Koſacken der Avantgarde 33 feindliche

Dragoner zwiſchen Reidhenau und Adelsbach gefangen.

77

leichten Truppen des Corps und den Dragonern von Finkenſtein beſtand , 1762.

über Jaromirz nach Röniggräs entſendet, um dort jene ſchredlichen Vers beerungen des ſogenannten Königreichs Silva ausüben zu helfen , welche eine ſtrategiſche Demonſtration gegen den Feldmarſchau Daun bilden ſollten, um feine Armee von Syweidnit zu entfernen.

Am 14. ſtieß Reißenſtein wieder zum Corps des General3 v. Neu Wied , welches nun feinen Rückzug aus Böhmen mittelſt Nachtmarſche über Roſenau, Reichenau nad Bunzelwiß und Rreiſau ausführte , und am 21. auf den Höben von Ludwigsdorf und Leuthmannsdorf aufmarſchirte, um den

General Brentano von den Höhen von Burkersdorf zurückzuwerfen. Drei Escadrons Bosniaken waren beim Detachement des Generals v. Ga :

blen , welches den Rüdmarſch des Neu - Wied’ſchen Corps Decken ſollte, in Gärtelsdorf ſtehen geblieben und famen erſt nach dem Gefecht bei Budersdorf über Conradswaldau zur Armee, von wo am 22. Juli alle 5 Escadrons dieſes Corps zum Prinzen von Würtemberg nach Peterswaldau abmarſúirten.

Der Oberſt 6. Loliow bekam ſchon am 18. Juli den Auftrag, den Feind auf allen Punkten zu allarmiren . Seine Bosniafen und Huſaren attakirten

am 20. die feindlichen Pifets und Feldwadzen , jagten folive durch Reußendorf bis in ihr Lager zurück und machten viele Gefangene. Das Gefecht bei Burfersdorf am 21. nahm die Thätigkeit der Cavallerie wenig in Anſpruch , ſobald aber der Feind zurüdwich, verfolgte loſow mit ſeinen leichten Truppen denſelben und befekte bann : Charlottenbrunn , Tann bauſen , Wäldchen und Bársdorf - Von Charlottenbrunn meldet er am 22. dem Könige : » Auf der Tannhauſer Höhe campiren gegen 2 Bataillons Jufanterie und auf der Dannerauer Höhe gegen 6 Bataillons Grenadiere. Die 2 Redouten diesſeit und rechts jenſeit Tannhauſen ſind , ſo viel fich urtheilen laſſet, er: ſtere mit 100 und der andere ungefähr mit 1 Bataillon beſeßt. Neben der

vorderſten iſt eine Feldwacht von 100 Dragonern, denen aber nichts anzu bringen iſt, weil ſie von der Redoute gedeckt, dieſes alles ſcheint das zu ſeyn , was bey dem heutigen Marſch die arrière Garde gemacht hat , die armee aber hat , ſo viel fich leben láßt , ihr Lager auf den Höhen gegen Johans: berg und Breitengrund genommen , ich vermuthe nicht , daß der Feldm. Daun dieſe poſition lange behalten wird , weil in dem Bezirk, welchen die armee inne hat , zu wenig Waſſer iſt, ich habe mich nach Ew. Rönigl. Majeſtät Befehl zwiſchen dem Bärengrund und Charlottenbrunn geſegt und erwarte Ew. Rönigl. Majeſtät weitern Befehl. « Und ferner am 23. Juli : » Jch melbe Em. Rönigl. Majeftat allerunters thänigſt, daß dieſen Nachmittag 1 Bataillon Infanterie auf den Tannhauſer Hiben , wo die 2 Bataillons geſtanden , zur Verſtärkung marſchirt find, fie find von Giersdorff durch Tannhauſen durch den Weg von der großen Armee berge kommen und haben ſich bey dem Soloſie in Tannhauſen rechts nach gemeldten 1

.

Höhen gezogen . Der Officier b. Hülſen , welcher mit 30 Mann Znfanterie und 6 Huſaren über Lehmwaſſer, Reimsbach nach Langwaltersdorff hat die

78

1762. patroulle maden ſollen , hat nicht weiter alß nach Lehmwaſſer wegen eines gedoppelten Verbads , und weil in Reinsbach ein ſlark Commando Croaten

ftebet, kommen können , ſoldes ſagt der Soulße von Lehmwaſſer auß , welchen id ſelbſt geſprođen babe. «

Der Rönig decretirte hierauf: vid banke ihm für die Nachricht, ich båtte

auch einige Bataillous nach dem Bärengrund hingeſchikt, um ihn ſtark zu beſeßen . «

Sämmtliche Escabrons des Bosniafen - Corps vereinigten ſich am 23. Juli mit dem Corps des Prinzen von Würtemberg in Peterswaldau , von wo der

Prinz einige Male gegen die Höhen von Soonbeiðe und Löwenſtein vorging , theils um den von Neiße nach Soweiðniß abrüdenden Zug fchwerer Artillerie

und Munition zu decen , theils um , wie der Öſterreichiſche Veteran Thl. IV. S. 166 fich ausdrüdt: » dein General Gotta bei Silberberg einen Morgen beſuch zu machen . « ( 0 ) .

Auch bei dem Recognoscirungs- Gefecht unweit Quidfendorf am 12. Au guſt, welches der General v. Werner leitete , waren die Bosniaken gegen 1

wärtig. – Zur Deckung der Belagerung von Edweibniß ftand das Corps des Herzogs v. Bevern auf den Höhen , vor benen das Dorf Peilau liegt. Der König verlegte zu demſelben Zwed ſein Hauptquartier nach Peterswalde , vor welchem Dorfe 5 Escadrons von Zieten , 5 von Loſſow , 10 Escadrons I

Bosniaken und 10 von Werner lagerten und ihre Feldwachen auf dem Langens , Hörle- , Hut- und Butter-Berge ſtehen batten.

Feldmarſchall Daun beabſichtigte das Corps des Herzogs v. Bevern

durch Übermacht zu erdrücken , um Schweidniß zu entſeen. Er ließ durch die Corps der Generale v. Lacy , . Brentano und v. Bedt den Herzog in der Front und in ſeiner linken Flanke angreifen , während General Dooned mit der Cavallerie durch Nieder - Beilau zu debouchiren , den Auftrag erhielt ,

um einen Succurs von Peterswaldan abzuhalten. Die Forſchritte des Feindes wurden für den Herzog immer drohender, als endlich des Prinzen von Wür temberg leichte Cavallerie nebſt dem Dragoner - Regiment v. Ezettriß und einer reitenden Batterie , welchen die Rüraffier - Regimenter : Prinz Heinrich , Spaen und Seydlik , und 9 Bataillons Infanterie , die der König perſönlich berbei >

führte , folgten , zu ſeiner Hülfe beraneilten. Dieſes Gefecht hat noch die ganz beſondere Bedeutung, als in demſelben die reitende Artillerie , und zwar .

mit großem Erfolg zur Anwendung fam . Gefecht bei Peilau oder Reichenbach , den 16. Auguft.

Von den vielen Berichten ( ** ) über bieſes Gefecht wählen wir den des Generals v. Gaudi aus und wollen hier zunächſt nur das wiedergeben , was !

#) Die Allianz mit den Nuſſen nahm ein plößliches Ende. **) Siehe 2 Preuß. Berichte über dies Gefecht in Seiffart Thl. VI. S. 72 und 2 Relationen darüber im neuen militairiſdyen Journal , Hannover 1789. Thl. II.

S. 154 und 165. Auch findet man Nachrichten und Beſchreibungen davon in der Berliniſchen Zeitung Nr. 104 und Nr. 112 des Jahrganges 1762, und in

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er über den entſcheidenden Moment ſagt: „ Während der Zeit die reitende 1762 . Artillerie auf einer neben der Stadt Reichenbach liegenden Hobe aufgefahren und die von Nieber - Peyle ftebende feindliche Cavallerie beftig canonirt wurde ,

formirte der Oberſt Lojio w die Huſaren von Werner und die Bosniaken im erſten Treffen , und der Prinz von Würtemberg ſekte ins zweite die Dragoner von Ezettrip , an welche fich auch noch die 700 Pferde anſchloſſen , mit denen

der Obriſt-Lieutenant Owſtien ſchon bei Reichenbach geſtanden hatte. Es war 6; Uhr , und nunmehr attakirten die Unſrigen von dieſer Seite die feind liche Cavallerie, die durch das Feuer der reitenden Artillerie gelitten hatte , in die linke Flanke , da zugleich die Dragoner von Würtemberg und Flans nebſt 3 Escadrons Möhring, welche auf dem rechten Flügel des Herzogs v. Bevern ſtanden , auf den feindlichen rechten losgingen. Dieſer Angriff hatte den glüdlichſten Erfolg , denn die Cavallerie des Generals Doonell, obgleich der Feldmarſchall Daun ſie nod durch das Küraſſir -Regiment Buccow batte verſtärken laſſen , wurde gleich über den Haufen geworfen und mit einem Verluft von 5 Standarten und vielen Gefangenen ( * ) zurückgetrieben , ſo daß

fie ganz zerſtreut , jedoch unter Protection des Feuers derer hinter ihr in Nieber - Peyle ſtehenden Croaten , durch dieſes Dorf flüchtete und der Angriff ſoon vollführet war , als unſere 3 vorgenannten Rüraſſier -Regimenter an kamen und neben dieſer Stadt aufmarſcirten. « » Um balb 8 Uhr börte das Feuer auf und die feindlichen Sorps gingen zurüd. Die Cavallerie, die den Choc gemacht hatte , ſegte ſich auf den rechten Flügel des Herzogs , bei deſſen Corps alle Truppen die vorige Stellung wies der einnahmen. Man blieb unter dem Gewehr ſtehen. Die Cavallerie des

Generals Doonell war 9 Regimenter ſtark und ließ ſich duro die unſrige jólagen, die nur aus 3 Dragoner -Regimentern und 23 ſchwagen Escadrons Huſaren und Bosniafen beſtand , welche zuſammen nicht über 3000 Pferde ausmachten. «

Ferner gewährt General v. Gaudi hierbei dem Oberſten V. Poſſow folgende rühmende Anerkennung: » Die Entſchloſſenheit, womit unſere Cavallerie die feindliche attakinte , verbient als Beiſpiel angeführt zu werden. Der Obriſter Sojow , einer der

geſchidteſten und lebhafteſten Dfficiers , war es eigentlich , der dabei Alles

anordnete und in Bewegung ſepte, welches angemerkt werden muß , weil der gleichen Züge verdienen , nimmer vergeſſen zu werden . «

Der Prinz von Würtemberg wünſchte die große Tapferkeit mehrerer of: ficiere in dieſem Treffen belohnt, der Rönig aber antwortete: » Wenn Diſtinc

tionen bey jeder Gelegenheit erfolgen ſollen , wo ein Dfficier dasjenige thut, 1

was fein devoir an ſich erfordert , ſo müßten fie gar zu gemein werben und würden endlich aufhören , wirklich Diſtinctionen zu ſeyn . « I

der Geſchichte der Feldzüge von 1756 bis 1762 von F. H. Badenberg. Leipzig 1805. S. 496 u. folg. , ſo wie an vielen andern Orten.

*) 1500 Gefangene, darunter ein Oberſt.

80

1762.

Noch müſſen wir hier die Bemerkung eines Augenzeugen dieſes Gefects , des Prinzen de ligne , anführen , welder in ſeinem Tagebuch Th. IV. S. 126 alſo erzählt: » Der General Odonell griff ſelbſt an der Spiße ſeiner Regi menter den Prinzen von Bevern an und trieb ihn zurüd , wurde aber hernach ſelbſt von denen durch den König und den Prinzen von Würtemberg zum Euccurs berbeigeführten Regimentern übel mitgenommen . Dieſes zweite Tref: fen ereignete ſich bei Reichenbad . Angenehm war es allerdings, dieſe Cavallerie

in ſcarfem Galopp aus dem Peterswalder Lager , ſonderlich aber die Bos: niaken in größter Schnelligkeit anreiten und ſich mit ihren Gegnern vermengen zu ſehen. Dies fonnte ich mit größter Bequemlichkeit , denn wir hatten Be

febl, ſo lange auf dem Eulen -Berge zu bleiben, bis der Feind ſeine Anhöhen verlaſſen hätte. a

Oberſt v. Lofíow erhielt für die von den Bosniafen und ſeinen Huſaren in dieſem Gefechte erbeuteten und von Deſerteurs ihm überbrachten Pferbe

3340 Thlr. aus den ſogenannten Dispoſitions - Geldern zur Vertheilung ausgezahlt. Der König folgte am 18. Auguſt dem zurückgebenden Feinde mit allen

vor Peterswaldau lagernden leichten Truppen über Langen -Bielau, Weigels. dorf bis Quickendorf , allein man traf von ihm nichts mehr an und dieſe 1

Truppen febrten wieder zurück, nur blieb der General Lieutenant 1. Werner mit den Bośniaken und ſeinem Huſaren - Regiment bei Habendorf ſtehen. Erſt am 17. September verließen die Bosniaken dieſe Stellung , um die Vorpoſten

des Feindes bei Wartha zu überfallen, weldes aber dem Oberſten v. Loſjow , der mit 1000 Pferden und einem Frei - Bataillon dies vollbringen ſollte, we gen der burd Regen fehr verdorbenen Wege nicht gelang.

Jn Folge der eingetretenen rauben Witterung bezogen die Truppen zwis iden dem 11. und 14. October in den Dörfern , die von ihren Poſten zunächſt

lagen , Cantonirungs - Quartiere und kamen 5 Escadrons von Loſow , 5 ES cadrons Bosniaken und 10 Escadrons von Werner nadı Habendorf und Schönbeide zu ſtehen. - Fünf Escadrons Bosniafen marſcirten am 16. Dc De

tober mit dem Corps des Generals v. Neu -Wied nach Bolkenhavn und dann weiter über Hirſberg , Schmottſeifen nach Lichtenau hinter Lauban , von wo fie mit dem Detachement des Generals v. Rrodow gegen Zittau entſendet !

wurden , aber am 26. fich wieder mit dem Neu - Wied'ſchen Corps im Lager zwiſchen Groß - Förſtgen und Janowit vereinigten. Dies Corps ſeşte alsdann ſeinen Marſ über Hartau , Wadau nach Dalwiß fort , von wo wiederum ein Detachement unter General 6. Rrodow , bei dem fich auch die Bosniaken befanden , nach Meißen abrudte. Die leichten Truppen und die Infanterie cantonirten am 31. October zwiſchen Meißen und Miltig. Nach der Vereinigung des Generals . Neu - Wied mit dem Prinzen Heinrich wollte der Leştere die Aufmerkſamkeit des Feindes theilen , um das

Einrüden des Kleiſt'ſchen Corps in Böhmen demſelben ſo viel als möglich zu verbergen. Er formirte alſo 3 Colonnen , mit denen er nach Umſtänden bald

vor . , bald zurüdging. Die Bosniaken befanden ſich bei der , welche der Ge: neral v. Rrodo w führte und die auf die Höhe von Lampersdorf bors und

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dann wieder in die frühere Stellung zurücmarſcirte. Am 11. November be- 1762. jog das Neu - Wied'ſche Corps Cantonirungen und den 12. fing die Armee an , die ihr angewieſenen Winterquartiere in Sachſen zu beziehen. Die Bos: niaken kamen unter dem Brigadier b. Pölhöffel mit 5 Escadrons von Seyd: lig und 5 bon Manftein nach Langenſalza und Weißenſee. --- Unterbeß batte Loflow dem Rönige noch folgende Meldungen aus Schönbeiße überſendet: 1. 30 melde Ew. Rönigl. Majeſtát allerunterthänigſt , daß ich durch >

.

eine nad Wartha und Silberberg verſchickte Weibsperſon die Nachricht er:

balten þabe , baß vom Beat'ſchen Corps noch nichts marſwirt ſen , es gebet .

bey ihnen die Rede , daß fie gegen den 1. November fich nicht auseinander in die Quartiere verlegen würden , fie beſorgen auch , daß Ew. Majeſtät ein 1

Corps nach Ober -Solefien marſchiren laſſen werden und glauben ſogar, daß würdlich ſchon etwas dabin abgegangen ſey. S dyön heyde, den 17. Ditober 1762.

( gez. ) 0. Lorrow .

Eigenhändige Aderhöchſte Reſolution : » Es wehre gang gubt. « 2. Denen von Wartha und Silberberg eingegangenen Nachrichten zu

Folge iſt auf die Bewegung des Neu - Wied'ſchen Corps aus der Gegend von Scarfenec noch nichts von Trouppen marſcirt, ob aber vom linken Flügel 1

iſt detachirt worden oder nicht, habe ich nicht erfahren können , ſonſt geben noch die Nachrichten , daß von Silberberg bis Scharfened die Infanterie dicht .

1

auf einander cantonire , fie ſollen würcklich wegen des Poſtens von Silberberg beſorgt feyn . ( gez. ) 0. Loffow . Schönheyde, den 20. October 1762.

3. Nad den heutigen Nachrichten cantonirt baß Bedt'ſche Corps zwar , die Regimenter aber haben den Befehl, daß fie auf erforderlichen Fall in drei Stunden zuſammen ſeyn müßten , die Vorpoſten ſich durchgehends zurückgezogen baben und Wartha wäre mit Croaten beſegt worden. Schönhende, den 22. October 1762.

( gez. ) 0. Loffow .

Nachdem auch in Schlefien eine Convention mit den Oſterreichern wegen ruhiger Winterquartiere zu Stande gekommen war , bezog auch hier dic Ars mee am 1. December dieſelben. -- Loffow marſchirte mit 5 Escadrons ſeines Huſaren - Regiments , zu denen auch bald darauf die aus Sad ſen berantüden den 5 Escabrons ſtießen , und 5 Escadrons Bośniaken in die Gegend von Namslau , um auf der rechten Seite der Ober die Magazin - Lieferungen bei. zutreiben. Am 22. December ſtand Loff ow in Rawicz. Am 15. Februar 1763 wurden die Friedenspräliminarien unterzeichnet, aber erſt im März ſegten ſich die Truppen aus Sachſen in Marſch , um in 3

1

ihre vor dem Kriege innegehabten Standquartiere zu rüden. Auch Poffo w marſcirte mit den Huſaren und Bosniaken nach der Provinz Preußen und kam im Mai in Goldapp an. Die Bosniaken , welche bald darauf auf 2 ES:

cadrons reducirt wurden , erhielten Staluponen zum Garniſon - Ort.

6

82

VII.

Friedens - Periode von 1763 bis 1778. Die Reduction der Armee nach dem Hubertsburger Frieden zur Hers

ſtellung eines Beſtandes derſelben , welchen die Mittel des Staates ausdauernd und leicht zu ertragen vermochten , bewirkte auch eine Veränderung in dem Corps Bosniaken.

Der Wille des Rönigs verringerte dieſen Truppentheil ſchon im Mai 1763 bis auf 2 Escadrons mit der Geſammtſtärke von 225 Mann und es wurden

nur die, nach dem Urtheil lorow's » beſten Officiere a beibehalten. Die Zuſammenſtellung des Officier - Corps nach der neuen Formation geſtaltete fich in nadſtebenber Art :

Nang - Liſte

derer Ober -Officiers des v. Loſſow'ſchen Bosniaken - Corps pro Monat .

Juni 1763.

Alter.

Charakter.

Vaterland .

Namen.

F. / M.

Friedrich v. Luſiow .. | 42 Carl David Halletius 37

Stabs - Mittmeiſter ... | Alerander Lipsky .... Joh. Dietr. v. Janiß Premier - Lieutenant.. Chriſtovh Gerlady ... Seconde- Lieutenant.. Simon v. Gureßfy ..

43 28 28 26

7 | Brandenburg Preußen 5 Türkei

2 Pommern . 9 Mecklenburg . 5 Polen ......

I. M.

879673

Oberſt und Chef ... Major u. Command.

Dienſt . zeit.

22 17 19

7 7 5

5 3

6

Folgende Officiere wurden als gut und braucbar angegeben und zum Theil ſogleich bei andern Regimentern placirt :

Major v. Damnarowis , Stabs - Rittmeiſter 6. Talagko , Premier : Lieutenant v. Scofowsky (beim Regiment Alt: Platen angeſtellt), die Seconde- Lieutenants b. Johanny und v. Borfcheid, beide aus der Ge fangenſchaft zurüdfehrend , wurden beim Regiment von Meyer placirt , v. Buſo zum Regiment von Plettenberg verſeßt, die Cornets Reinbrecht, Runge und Kalau v. Hofen , dieſer beim Regiment Alt- Platen placirt. Die übrigen wurden nach einer Ordre vom 23. Juli 1763 ohne Anſprüde auf eine anderweitige Verſorgung entlaſſen, eine Härte , welche Viele traf.

Der verwundete , ehemalige Commandeur des Bosniaken -Corps, Major Johann 6. Grabowski , erhielt am 23. Juli 1763 eine Verſorgung mit Penſion , ebenſo der Lieutenant Dfiowski, der mit den erſten Bośniafen in Preußiſche Dienſte getreten war , wegen Alter und Mangel an eigenen Ver: mögen , ein Gnadengehalt.

Noch müſſen hier die Veränderungen angegeben werden, welche bis zum Jahre 1770 im Officier - Corps vorgekommen ſind. - Am 4. Juli 1765 wurde der Seconde - Lieutenant v. Gureßki und am 5. December desſelben Jahres

83

der Stabs- Rittmeiſter o. Janiß verabſchiedet; an die Stelle des Erſteren trat der zum Seconde - Lieutenant beförderte Wachtmeiſter Erdmann Blaurod

und an die des Lebteren der Stabs - Rittmeiſter Joſeph Sd ulz bom ſchwarzen Huſaren - Regimente. Der vor der Reduction fchon zum Corps gehörige Stabs - Rittmeiſter v. Salako wurde den 1. November 1767 demſelben ag gregirt. – Als Fahnen - Junker führt die Rang : Lifte vom 11. October 1768 Friedrich d. 3åídky und Friedrich 1. Reibniß an. Gleich nach dem Rriege bertheilte der Rönig die Infanterie und Cavallerie in Inſpectionen , um die größte Ordnung , Pünktlichkeit und Strenge der -

>

Rriegszucht wieder herzuſtellen, eine vollkommene Gleichförmigkeit in der Armee zu erreichen und um es dahin zu bringen , daß ſowohl die Officiere als Sol daten bei allen Regimentern dieſelbe Anweiſung erhielten. Die Inſpection über die 5 Cavalerie - Regimenter in Oſt - Preußen hatte von 1763 bis 1787 der General - Major v. Bülow. Zu derſelben Zeit , wo dies geſchah , ließ der Rönig eine Liſte der Regimenter bekannt magen , welche als Auszeichnung ihre Wünſche und Geſuche direct an Seine Allerhöchfte Perſon gelangen laſſen burften. Darunter befand fich auch das fowarze Huſaren - Regiment, wodurch das demſelben wiederum einverleibte Bosniaken - Corps, unter dem gemeinſamen Chef, dem Oberſten Loſow , Theil an dieſem Vorzuge hatte. 1

=

Die tactiſche Ausbildung der Bosniaken erreichte in dem fünfzehnjährigen Frieben einen ungewöhnlich hohen Grad. – Der uns ſchon aus Bacjko's Erzählung von feiner Bravour bekannt geworbene Stabs - Rittmeiſter lipsfy ift als Urheber der zum Theil noch jeßt fortbeſtehenden Gebrauchsweiſe der Lange und eines weniger ſchulgerechten, aber deſto ſchnelleren und kühnern Rei tens anzuſehen. Die Lanze in der geſtreckteſten Carrière, wie einen Kreiſel

Minuten lang hoch in der offenen Hand durch die Finger laufen zu laſſen , das Aufnehmen hingeworfener Gegenſtände von der Erde mit der Hand oder Lanze , das ſogenannte Ringſtechen , ſo wie die noch heute üblichen Deđungen mit der Lange find damals von ihm eingeführt worden. Die Principien der Reitfunſt, welche der Dreſſur der Pferde zum Grunde lagen , wichen vielfach von denen unſerer Zeit ab. – Das ftete Verſammeln des Pferbes zwiſchen den Schen !

-

feln fand nicht ſtatt. Der Schluß wurde mit den Oberſchenkeln von der

Hüfte bis zu dem Knie, welches man feſt an das Pferð drückte , genommen. 1

Vom Knie bis zum Abſaß mußte der Fuß mit heruntergebrüdtem Abſaß mög

lichft weit zurüdgenommen vom Pferde abſtehen und keine Anlehnung an den Gurten ſuchen. Daraus folgt von ſelbſt, daß auf Seitengänge und einen

kurzen , cabencirten Galopp weniger Werth gelegt wurde und daß , ba die Pferde, ſobald es ihre Gemüthsart nur irgend geſtattete, meiſt im Freien geritten wurden , ein ſchnelles , alle Terrain -Hinderniſſe fühn überwindendes 1

Borwärts - Reiten und eine leichtigkeit in den Wendungen das höchſte Ziel der Dreſſur bei der leichten Reiterei bildeten. – Die Pferde wurden in der Ukraine , Moldau und Wallachei angekauft, wozu von jedem Regiment 3 Of ficiere, 5 Unterofficiere, 20 Gemeine commandirt wurden. Das Ökonomies

Reglement für die Huſaren -Regimenter, Potsdam , den 26. Auguſt 1752 , 6*

84

beſtimmte darüber Folgendes : » Die Regimenter fönnen die Pferde felbft in der Ufraine und Wallachei durch Officiere oder durch Roßhändler ankaufen .

laſſen. Wenn aber die Pferde -Lieferanten Juden ſind , ſo müſſen die Pferde unter dem Namen eines Chriſten duro Polen geführt werden , weil nach den !

Polniſchen Gefeßen die Juden nicht mit Pferden durch Polen paffiret werden Tollen .« - Der älteſte Officier, gewöhnlich ein Rittmeiſter, batte den Einkauf und erhielt die Gelder auf Gewinn und Verluft. In den ſpäteren Regierungs jahren des Königs wurden die Remonten von Entrepreneurs geliefert und nur von Officieren an der Polniſch - Splefiſchen Grenze dei Woſchnit aus den Heerden wilder Pferde ausgeſucht. Der feſte Preis für ein Huſaren Pferd von 4 Fuß 10 bis 11 Zoll Größe war 15 Dukaten. Das Loſſow'ſhe Regiment zeicinete fich vor allen Huſaren - Regimentern .

durch große und ſchöne Leute und vorzügliche Pferde aus. In der Leib Escadron gab es viele 11 und 12zöllige Huſaren und ihr erſtes Glied ging

mit 8 Zoll aus. – Urſprünglich war die Werbung der Ausländer den In babern der Regimenter und Compagnien überlaſſen und zur Beſtreitung der erforderlichen Summen bezogen fie jährlich 10 Monate hindurch den Sold der beurlaubten Mannſchaften. Im Jahre 1763 verordnete der König , daß !

die Werbung bei den meiſten Regimentern auf ſeine Koſten geſchehen ſollte und nur ſehr wenige Regimenter blieben bei der alten Verfaſſung, darunter befanden ſich auch die Huſaren - Regimenter Nr. 5 und Nr. 9 , welche legtere Bezeichnung bem ſchwarzen Huſaren - Regiment und dem Bosniafen - Corps ebenfalls beigelegt wurde. -- Der Oberft b. loſow hatte längere Zeit die Inſpection über die Remonte, dies und weil zuweilen Officiere ſeines Re !

giments direct nach der Türkei zum Ankauf der Pferde an Ort und Stelle geſchidt worden waren , gab die Veranlaſſung, daß Loſſo w's Regiment beſſer beritten war , als ſelbſt das ſehr begünſtigte Zieten'ſche Huſaren -Regiment. Aus des Profeſſors v. Baczko Beſchreibung der Reiſe ſeines Vaters , S

des damaligen Stabs -Rittmeiſters v. Baczko bom ſựwarzen Huſaren - Regi: ment , welcher im Jahre 1750 den Auftrag erhielt, in Begleitung des Lieutenants Mirow , der als Page des Fürſten Ragozzi in Conſtantinopel Türkiſch ge lernt hatte , auf Türkiſchem Gebiet 550 Remonten anzukaufen , entlehnen wir

Einiges , um die Schwierigkeit der Verhältniſſe, unter denen dieſes Geſchäft 1

1

betrieben wurde , zu darakteriſiren : » Der Paſcha bon boczim war mit dem Namen Preußen noch ſo unbekannt , daß er die beiden Officiere fragte: ob !

dieſes nicht ebenſoviel als Brandenburger wäre ? und da ſie dies bejaht hatten , fügte er hinzu , er habe erfahren , daß ihr König die Deutſchen geſblagen .

hátte. Er gab ihnen einen Paß und zwei Janitſcharen zu Begleitern bei ihrer Reiſe. Mein Vater und Mirow trennten ſich , der Erſte durchreiſte die Moldau , einen Theil der Wallachei und Beſſarabiens. - Der Bojar zu Boteſchang , Aliſtar , verlangte eine Abgabe ( den Vakarit ), den der Fürſt der Moldau für Rindvieb und Pferde , wenn der erſte Schnee gefallen war , bezog. Der Jude Markel verſchaffte fich Gebór beim Fürſten und bewirfte aus Dankbarkeit gegen die Gerechtigkeit Friedrich des Großen , der einen 1

1

85

Gutsbefißer, welcher auf der Frankfurter Meſſe von ihm Rindvieh auf Credit gekauft und dann die Bezahlung verweigert hatte, dieſe zu leiſten verpflichtete, den Erlaß jener Abgabe. — Als der Rönig die angekauftel Remonte beſah ,«

erzählt Baczko ferner, » zeigte mein Vater , welche Pferde aus der Moldau , der Wallachei und von den Tartaren erkauft wären. Der König ſchien dieſe kleine Eitelkeit beſtrafen zu wollen und daher fam wahrſcheinlich ſeine Frage : Ronnte Er benn keine beſſern Pferde mitbringen ? - O ja ! antwortete mein Vater. - Und warum brachte Er fie benn nicht ? fragte der Rönig. -- Weil

Em . Majeftát nur 11 Dukaten zum Ankauf und zu den Transportkoſten bes ſtimmten . Hatte ich an Ort und Stelle 16 Dukaten geben , die Transport koften beſonders berechnen können , ich hätte Pferde gebracht, bemjenigen gleich auf welchem ich reite. - Auch die gegenwärtigen paffiren , ſagte der Rönig , I

1

Er ſoll wieder nach Remonte geben .«

Zn ben Monaten Mai und Zuni verſammelten fich die Escabrons zur

übung im Regiment; die Beurlaubten wurden dabei eingezogen. Die Aus bildung der Refruten war dann ſchon beendet und nun wurde zur Muſterung

Alles vorbereitet. Gegen das Ende der Übungszeit bereinigten fich die Trup

pen nach Provinzen oder Inſpectionen in verſchiebenen Lagern. Das Lofſow ſche Huſaren - Regiment mit ſeinem Bosniaken - Corps hatte die Übung erfter Art abwechſelnd bei Gumbinnen , Ragnit oder zwiſchen Goldapp und Darkeb men , die in der Inſpection: bei Wehlau ; vor dem Rönige : bei Königsberg ,

Marienwerder oder Graudenz. Bei dieſen Frühjahrs - Übungen beſchäftigte man fich mit der Elementar Tactit kleinerer und größerer Truppen - Abthei

lungen , man übte den Feldbienſt, gewöhnte fich an bas Solbatenleben , führte die größeren Bewegungen zur Ausbildung der Generale und Stabs - Officiere aus und muſterte die Truppen ſpeciell. Im Herbſte verſammelten fich die Truppen aufs Neue , jeboch ohne die

Beurlaubten ; alsbann wurde manovrirt , man theilte bie Truppen in zwei !

verſiebene Corps , die ſich gegenſeitig angriffen und gegeneinander vertbei digten.

Dem Manóver wurde eine allgemeine Idee zum Grunde gelegt ,

welche die zu löſende tactiſche Aufgabe für den Befehlshaber enthielt, dem die ſpecielle Ausführung ganz überlaſſen blieb. Auf dieſe Weije ſudte man

foon damals ben Krieg möglichft treu barzuſtellen. Major Halletius , Commandeur des Bosniaten - Corps , ein Mann , der

unter den Waffen ergraute , voll enthufiaftiſcher Verehrung für ſeinen großen Monarchen und Eifer für die Waffe , der er angehörte , benugte den fünf

zehn-jährigen Frieden , um ſeinen Bosniaken jene Geſchidlichkeit im Waffen gebrauche und die Schnelligkeit und Kühnheit im Reiten anzueignen , welche .

den allgemeinſten Beifall bei allen jährlichen Verſammlungen zu den Waffen

Übungen erhielten. Als der große Rönig bei der Revűe 1772 bas Bosniaken - Corps bie

ſogenannte türkiſche Attake machen ſab , ſagte er voll Freude : » Mein lieber Halletius , Er und ſeine Rerls haben ben Teufel im Leibe mit Reiten , es iſt mir ſehr lieb, daß ich nichts mit ihnen zu Pferde zu theilen habe , ba würde I

86

id ſchlecht wegkommen. ( * ) - Die außerordentliche Gewandtheit der Bogs

niaten verleitete indeß den Oberft b. Loflow , von ihnen Leiſtungen zu ber: langen und ihnen eine Wirkſamkeit zuzumuthen , wobei der eigentliche Zwed dieſer leichten Reiterei mit ihrer tactiſchen Verwendung in Widerſpruch trat. Halletius hatte oft vor dem Rönige fich über das Eigenthümliche ſeiner Truppe ausgeſprochen , er hielt ſie nicht für geeignet zum Choc gegen geſchloſſene Reiterei , wohl aber zum Verfolgen eines flüchtigen Feindes, allenfalls auch zum Angriff auf Fußvolt. Wenn fie durch wiederholtes Anprellen , burch Geſchrei, durch Umdwärmen und Harceliren ihrer Gegner auf allen Seiten ,

folde trennten und auseinanderbrädten , dann hätten ſie gewonnenes Spiel. Dieſe Uneinigkeit zwiſchen dem Chef und Commandeur verurſachte, daß die Bosniaken im Bayeriſchen Erbfolgefriege zwar brab wie immer , aber nicht überal

glücklich im Erfolge waren und bewirkte zuweilen Conflicte zwiſchen dem Chef und Commandeur des Corps.

Einiges von dem , was der König von den Bosniaken verlangte, erfeben wir aus der Feld - Inſtruction für die Cavallerie vom März 1778 ad 8 : » Bei wirklichen Attaken bon den Flügeln , Cavallerie gegen Caballerie, müſſen die Commandeurs von den Regimentern und Escabrons die größte Attention

haben , daß wenn ſie ihn geworfen , nicht alles ihn verfolge ; der vierte Zug von einer jeden Escadron iſt genug dazu und müſſen die Escadrons alsdann

nur gut ſchließen laſſen , die Intervallen offen behalten und verfolgen , weil ſie noch mit einem zweiten Treffen chociren müſſen. Sind Huſaren oder Bosniaken bei der Hand , müſſen dieſe , wo es am nächſten , durchgelaſſen werden und fónnen die auseinander, wie ſie wollen verfolgen ; die Cavallerie muß ſolche im

ſtarken Trabe ſouteniren und wenn ſich was von dem Feinde ſeget, ſoldes über den Haufen werfen. « — Ferner wird hier noch beſtimmt ad 10 : » Was den kleinen Rrieg angebet , Parthien und dergleichen Sachen , da werden die Kúraffiers, Dragoner und Huſaren alle gleich gebraucht werden , mit dem Unterſchiede, daß , um die Pferde der Rüraffiers nicht zu fatiguiren , fie nicht fo viel als die andern gebraucht werden , « ( * )

*) In den Briefen eines alten Preußiſdyen Officiers ( v. Kaltenborn ) wird S. 73 erzählt : Lo fíow habe den Rönig durch ſeine Lobeserhebungen über die Bosniafen veranlaßt, ein Commando derſelben zur Revue nach Schleſien mitzunehmen , um fie dem General v. Dalwig als Muſter vorzuſtellen. Ein Bosniaf , weldier bei dieſer Gelegenheit in eine Escadron von Werner hineinjagte, ſoll dafür von

dem General gemißhandelt und bleffirt worden ſein. Dies wird als die Veran laſſung angegeben , daß der General v. Dalwig die Inſpection verlor. Die Bosniafen hätten aber dadurd; die Huſaren jo aufgebracyt, daß dieſe ihnen blutige Nadie geſchworen. **) Wir heben dieſen Punkt hier beſonders hervor , um eine Angabe in der Geſchichte .

des Königl. Preuß. Iſten Rüraſſier - Regiments , S. 328, für die wir keinen hiſtoriſchen Beweis aufzufinden vermögen , danach zu deuten und zu erklären .

Sie lautet : » Beſonders merkwürdig iſt der Umſtand , daß die Officiere des >

Regiments v. Arnim den ganzen Winter hindurch die Feldwachten vor Troppau

87

In Betreff der Bekleidung und Bewaffnung der Bosniaken in dieſer Periode müſſen wir uns an das halten , was Bacjko darüber fagt: » Auf den Borſblag bes Generals b. Soffo w erhielt das Bosniaken - Corps eine idealiſche Kleidung , fie beſtand aus ledernen Interfleibern und einem rothen Huſaren - Douman. Bei Paraben aber wurden über die Stiefeln äußerſt weite , rothe Beinkleider gezogen , aus welchen oben der Dollman nur zum Theil !

hervorragte. Der ſchwarze Pelz reichte beinahe bis an die Knie , hatte aber jo furze Ármel, daß nur die Hälfte des Oberarmes bedeckt wurde und folglich der rothe Ärmel des Doumans hervorkam . Die Lanzen hatten kleine Fähnchen und die an den Lanzen der Officiere, welche ſehr koſtbar waren , wurden großer nac Berhältniß des Ranges , ſo daß die ber höbern Officiere ben Standarten glichen, und zur Bededung des Kopfes diente eine ſchwarze Pelzmüße. « ( * ) mit den gemeinen Huſaren und den Bosniafen thun mußten , weil der General:

Lieutenant ( ? ) v. Lo fío w erklärte , daß ſeine Officiere zu jung und uner : fahren für dieſen Dienſt wären. Gin Fall, der vielleicht zum erſten und leßten Male in der Preußiſchen Armee vorgekommen ſein möchte. Das Regiment v. Arnim wurde Mitte Februar bis Langenau und Groß - Peterwiß bei Ratſder zurückgeſchidt und dieſer höchſt beſchwerliche Dienſt, welcher dein Officier - Corps unrechtmäßiger Weiſe zu Gunſten eines an dern aufgebürdet worden war , hörte nun von ſelbſt auf.« – Zur Beurtheilung dieſer Stelle verweiſen wir den Leſer noch auf die Correſpondenz des Oberſten 3

-

9. B euſt mit dem Könige , in welcher er Sr. Majeſtät um einige Huſaren Officiere anderer Regimenter erſucht, weil er die ſeines Regimentes faſt ſämmt:

lich zu Patrouillen und Detachirungen verſendet habe , und der König ihm darauf ausbrüdlich befiehlt, die ſeinem Detachement zugehörigen Dragoner: Officiere ebenfalls zum Dienſt der Huſaren zu benußen. – Wie vielfach die

Bosniafen getheilt und ihre Officiere in dem nädyſten Kriege detachirt worden find , werden wir ſpäter ſehn , und daß die Leßtern thätig und geſchickt geweſen ſein müſſen , dafür ſpricht ihre lobende Erwähnung in öffentlichen Blättern

friegsgeſchichtlichen Werfen und amtlichen Berichten , wo ſie öfterer namentlich genanat werden , wie die anderer Regimenter, jung und unerfahren können fie auch ſchon darum nicht bezeichnet werden , weil die Rangliſte vom December 1778 ergiebt , daß die Durchſdinittszahl des Lebensalters der 21 Seconde:

Lieutenants des Bosniafen - Regiments 34 Jahr 8 Monat und die ihrer Dienſt: zeit 14 Jahr 4 Monat beträgt. überhaupt erſcheint die Winterpoſtirung bei

Troppau von 1778 u 1779 nicht glücklich gewählt , um ſolche Dienſtleiſtungen auf Koſten der Bosniafen beſonders geltend zu machen , denn gerade in dieſer

Zeit find ihre Vorpoſten öfter überfallen worden , wie die Geſchichte lehrt und die Inſtruction des General- Majors v. lo fíow für dieſe Feldwachen vom 26. Januar 1779 andentet. .

*) Oberft- Lieutenant John in ſeinen dem Regimente übergebenen Memoiren giebt an : „ daß urſprünglich die Officiere weite , rothe , auf dem Fußblatt eng anſchließende, polniſche Hoſen trugen , welche auf den Seitennähten mit ſilbernen Treffen und Schnüren befeßt waren.« Dajor Gebhard in ſeinen Beiträgen

zur Geſchichte des Regiments Towarczys ſagt: „ die Kleidung der Bosniafen beſtand in rothen , weiten Hoſen , rother Jade mit offenen Ärmeln. Die Officiere

88

Vom September 1769 bis Juni 1770 wurde ein Cordon gegen die in Polen graffirende Peft gezogen .

Der Cordon fing bei dem Grenzort Po:

langen an und ging längs der Grenze durch das Amt Memel bis gegen das

Städtchen Crotingen , zu Samogitien gehörig , wo der erſte Einlaßort ober Con tumaz- Station war. Bis hieber maďten die Bosniaken die Grenzpoſtirung unter Commando eines Rittmeiſters. Sie mußten beſtandig längs der Grenze patrouilliren , bamit nichts burdſchleiden konnte. ( * )

Im Frühjahr 1770 trug der König dem , unterm 20. Mai 1766 zum General- Major beförberten . lofow die Errichtung freier neuen Escadrons

Bosniaken , ſo daß das Corps 5 Escadrons ſtark würde und die Zuſammen : feßung des bazu gehörigen Officier: Corps , auf. Am 24. Mai desſelben Jahres zeigte der Gebeime Rath de la Motte dem Gencral v. foliow an , daß

Se. Majeſtät die vorgeſdlagenen Officiers zu den drei neuen Escadrons Bos: niafen angenommen haben , daß aber Allerhöchſt Dieſelben befohlen , er folle

dieſe Augmentation in den Zeitungsblättern niớt inſeriren laſſen, damit davon auswärts nichts bekannt werden möge. «

Wir laſſen hier die erſte Rang - Siſte in der neuen Formation , welche mit der Unterſchrift: Goldapp , den 11. Juli 1770 und 6. b. Dw ftien , bem

Namen des Oberſt- Lieutenants und Commandeurs des ſchwarzen Huſaren Regiments verſehen iſt, folgen : Nang : Liſte

derer Officiers und fahnenjunkers des Königl. Preußiſchen o. Loffow'ſchen Corps Bosniaken pro Menſe July 1770. Alter.

Charakter.

Namen .

Vaterland . I.

Gener.-Major Friedrid, v. Loflow 49 und Chef,

Bemerkungen , Dienſtzeit. aus ſpäteren Liſten und

3. M. Correſpond. entnomm

M. 8 Branden :

29

8

burg ,

Maj. u. Com . C. Dav. Halletius 44

6 Preußen .. 24

8

Major ....... Dawnarowiß ..... 42

1 Polen ...

18

1 Früher mit Penſion den Bosniafen aggregirt.

Rittmeiſter ... Chriſt. v. Hülſen. | 42

1 Curland .. 23

1 Früher im ſchwz. Huſ. Ngt. ,1 nach dem Frie : den reducirt.

Ant. v. Talagfow 41

1 Schleſien . 23

I

Stabø - Rittm . Alerander Lipsfy . 50

6 Türfei .... 26 Schleſien . 21

8 Früher in Loflow'ſchen

»

Joſeph Schulß ... 40

Huſ . - Ngt. , wird am ,

5. Nov. 1770 caffirt.

trugen lange rothe Contuſchen mit Ärmeln von fleiſchfarbener Seide. Bewaffnet waren ſie mit Lanze, Säbel und Piſtolen. #) Dao Nähere über dieſen Cordon findet man in : Friedrich der Große , eine Lebensgeſchichte von J. D. E. Preuß, 4ter Bd. S. 35.

89

Alter.

Vaterland .

Namen.

Charakter.

J.

Stabs - Rittm . Chriſtoph Gerlach 45 Wilhelm Schult . 33 a

M.

Benerfungen, Dienſtzeit. aus ſpäteren Liſten und 3. M. Correſpond. entnomm.

3 Medlenb. . 22 9 Marf... 12

5 1 Am 24. Mai 1770 ale

St. - Nittm . v. ſchwz.

Huſ.- Rgt. zu d. Boo : niafen verſeßt.

Prem . -Lieut.. Ludwig Schimmel : 38

1 Preußen .. 18

Früher Sec. - Lieut. im Ngt. v. Malachowofy.

pfennig ,

Sec. - Lieut. .. Friedrich Ancibel . 45

3 Branden:

25

4 Den 24. Mai 1770 v.

burg ,

Huſ.- Rgt. v. Loflow

8. 0. Bosniaf. verſeßt. Erdmann Blauroct 29

Friedrich Kall.... 27

>

Preußen .. / 8 5 Chur-Pfalz | 7

2

1 Preußen ..

5 Desgl. 1 Desgl. Früher Wachtmeiſter. 8 Deogl. 6 Desgl . 3 Früher Fahn. - Junfer. 1 Deogl.

8 Früher im ſchw3. Huſ... Regiment.

Carl Wachowsky. 127 Friedrich Röſtell.. 28

9

Polen ..... 10

Johann Altenberg | 27 10 Preußen .. 9 Heinrid Nettwig . 35 10 Oſterreich . 7

Cornet .. »

Carl Schlemüller. 127

6 Preußen .. | 8

Friedr. v. Jäſchty 23 6 Polen .... 5 Ludw. v. Vignelly 18 1 Mark .... 3 Friedr. v. Reibniß 26 6 Schleſien.. 3 Fahn. - Junfer Chriſt. v. Haudrid 20 1 Surland .

7 Deogl. 2 Fällt in den Liſten vom November aus.

Peter v. Wallis .. 25

Joh. v. Horszad . 20



1 Franfreich) 1 Polen ....

1

Anmerfung. Wir werden und beiühen , bie Rang - Liſten möglichſt gleidylautend mit den Originalen , obgleich dieſe nicht immer mit Sorgfalt angefertigt find, wie

berzugeben , und uns nur zuweilen ba kleine Änderungen in den Namen und Zahlen erlauben, wo wir aus der Übereinſtimmung eines der Mehrzahl größern 1

Theile dieſer Liſten das Richtigere zu treffen geglaubt haben.

Wegen dieſer Verſtärkung des Bosniaken - Corps erhielt dasſelbe am 1 . November 1770 außer Stallupõnen noch die Stadte : Bialla und Aris zu Stand- Quartieren angewieſen.

Die kriegeriſchen Ausſichten , welche ſich in dieſer , der Befißnahme einiger Polniſchen Provinzen kurz vorbergehenden Zeit fund gaben , veranlaßten jedoch ſchon am 8. Mai 1771 den Befehl des Königs : » das Corps Bosniaken auf

10 Escatrons zu vermehren « , welche Stärke dasſelbe von nun an fortbauernd behielt , doch führte es in den Liſten noch bis zum 1. December 1778 , wo es zuerſt » Loſſow'ſches Bosniafen - Regiment« genannt wird , ſeine frühere Bezeichnung » Bosniafen - Corps « fort. erfte Rang - Liſte in der neuen Formation : s

Demgemäß erſchien nachſtehende

90 Rang - Lifte derer Officiers und Fahnenjunkers des Königl. Preußiſchen o. Loffow'ſchen Corps Bosniaken pro Menſe Julio 1771. Dienſt: Alter.

Charakter.

Namen .

Vaterland. J. M.

Bemerkungen ſpäterer Veränderun : gen u. dgl. I M. zeit.

/ Gener.-Major Friedrich v. Loflow 50 8 Brandenb. 30 Maj. u. Com. C. Dav. Halletius 45 | 6 Preußen .. 25

8 8 Vom Dct. 1772 ab v.

Halletius , d. 27. Aug. >>

1 Polen ..... 19

1772 2. Oberſt- lieut. 1 Stirbt am 30. Juni 74 .

Brandenb. 24 1 Surland .. 24

1

1 Schleſien .. | 25 2 Desgl..... 12

7 Am 2. Juni 1771 vom

Türfei .... 27

ſchwz. Huſ.-Ngt. j. d. Booniafen verſeßt. Stirbt im Sept. 1778.

>

)

Fr. v. Heilsberg · 44

»

>)

Chriſt. v. Hülſen . 43

Rittmeiſter ... Anton v. Talapfo 42 Chriſt. Meyer .... 30

>>

Alerander Lipsfy . | 49

»

Chriſt. Gerlacı... 45 10 Medlenb. . 27 Wilhelm Schult . | 34 9 Alt - Mark 12 Stabs- Nittm . Ludwig Schimmel: 33 1 Preußen .. 16 >)

»

>>

>

> )

pfennig , Fr. Dan. Olaſer. 33

6 Desgl..... 10

Friedrich Knebell . 46 Grdmann Blauruct 30

3 Brandenb . 26 Preußen .. 9

1I

A. v. Dawnarowiß 43

1

7 Am 25. Dec. 75 geſtrb. 1 5

Früher im ſchwz. Huſ. Regiment. 4

1 Dimittirt 11. März 78.

Prem .- Lieut.. Friedrich Kall.... 2710 Chur-Pfalz | 8 10 Carl Wachowofy . 28

1 Preußen .. 10

Leopold v. Marck. 22 10 Pommern .

5

7

8 Früher im ſchwz. Huſ..

7 7

6 Desgl. 8 Dedgl.

Regiment.

Rudolph v. Ziegler 21 P. v. Taßyluwsfi 25 Friedrich Röſtell.. 28 Sec. - Lieut... Philipp Schiminel- 27 > )

>>

>>>

>)

6 Preußen .. 2 Polen .....

4 Desgl.... 1 Preußen ..

11

9

1 6

pfennig ,

Johann Altenberg 28 10 Desgl..... | 10

>>

Heinr. v. Nettwig 36 >)

>

>

»

Carl Schlemüller. 27 10 Preußen .. 11 6 Friedrich v. Jesty 24 8 Polen.. 4 Ludw. v. Vignelly 19 1 Mark Friedr. v. Reibniß 28 4 Schleſien .. 8 Gillis Johnſon .. /32

>>

9)

>>

9 Öſterreich / 8

Theodor Feege Carl Kruſe ... Samuel Reeh .

England ..

37

5 Ungarn

3 Dimittirt 13. Dec. 75. 6 Desgl. 1 Dimittirt 11. März 78. 4

10 10 Vom Juni 1774 ab Adjutant.

29 6 Preußen .. 11 29 11 Desgl..... 10 .

i Bis 1774 Adjutant. 8

4 6

10 10

91

Dienſt-

Bemerkungen

zeit.

ſpäterer Veränderun :

Alter. Namen .

Charakter.

Vaterland. J. M.

Johann Neubauer 28 Fr. v. Drzewiecki. 26 Friedr. v. Gralath 27

Sec. - Lieut. Cornet

Carl v. Wallis .. 26

>>>

Ant. v. Glismirsfy 21 >)

Friedr. v. Horbad 21 Math. v . Konarsfy 18

>

Joh. v. Hoybowiß 24

I.

M.

gen u. dgl.

Preußen .. | 10

9 Polen .... 6 Desgl. . 1 Franfreich . 40.- Schleſ. 1 Polen ..... 10 desgl ... I desgl......

Dimittirt 27. Juli 76.

9 410 9 1

1

1 1 10

4

I Am 4. Septbr. 1777

desgl...... 10

2 Geblieben im Aug. 78.

enlaſſen .

St. v. Malinowsfy 29 Ewald v. Saden 20

1 Surland ..

3

1

Johann v. Wilden 27

4 Preußen .. 11

2

6 Elſaß ...

2

Heinr. Ernſt Göll 29 Fahn.- Junfer I. v. Gorsforssty 22

Polen ....

3

6

Wird Cornet und im

7

März 1775 entla

Um zu wiſſen , wie das Officier - Corps geſtaltet war , als die Campagne von 1778 begann und der General-Major b. Poſſow mit ſeinen beiben Re: gimentern zur Armee kam , haben wir , da der Abgang bereits oben bemerkt worden iſt, nur noch den Zuwachs und folgende Angaben hinzuzufügen : Oberſt Lieutenant v. Halletius wurde unter dem 6. Juni 1775 zum Oberſten , und !

Rittmeiſter 6. Talaßto am 13. Auguſt 1774 zum Major ernannt; die Stabs - Rittmeiſter bis zu Rnebell herab find zu Rittmeiſtern , bie Premier:

Lieutenants bis zu b. Ziegler zu Stabs - Rittmeiſtern , die Seconde- Lieute nants bis zu 1. Reibniß zu Premier - Lieutenants und ſämmtliche Cornets zu Seconde - Lieutenants avancirt. !

5

Buwachs In wel Faber chem

an Officieren bis zum Ausbruch des Krieges von 1778. Alter.

Gharafter.

Namen.

Vaterland . J.

Bemerkungen.

M.

1 Preußen .. Früher i. Loflow'ſc . Huſ. Regt. , wird verſorgt im

1771 Sec.- Lieut. 6. Fried. Lehmann 40

Februar 1777. >

>>

D

Gottf. Beruh. Bolg | 28

8 Desgl.

E.Schimmelpfennig 30 11 Desgl..... Dimittirt 11. Sept. 1773. 6 Neu - Mart Am 15. Nov. 71 3. ſchwz.

Cornet .... Joh. Fr. v. Hauſen 25

Friedrich Gerhardt 28

-

>

Huf. - Regt. verfekt. Preußen .. Den 26. Febr. 1777 zum Sec. - Lieut. ernannt .

Otto Heinr. Hanau | 23 | 11 | Pommern . Diogl. am 4. Sept. 1777.

wels In Jahre dem

92

.

Alter.

Namen .

Charafter .

Vaterland . 3.

1771 Cornet .... Chriſt. Köhler .... 36

Bemerkungen .

}

M. Waldeck ... Vom Juli 1777 ab wird er

-

Köhler v. Loflow genannt und am 25. Novbr. 1772

zum Sec. - Lieut. ernannt. 1772

Chrift. v . Mußer . 21

1773

Mar v. Lutomofy . 20 David d'Chagnion 21

1775 1776

6 Mecklenb. . unterm 11. März 1778 3. Sec. - Lieut. befördert. 7 Polen ..... Desgl.

4 Schweiz - . Früher Fähnr. in Sardin. Dienſten , wird d. 21. Feb. 1778 dimittirt. Polen.

Ladd. v. Dflowsky 28

Ludwig Schüß .... 35 Joſ. Wilpichewsky. 24

3 Preußen. 2 Polen ..... Defertirt am 11. Februar 1778 v. Commando auf

Friedrich v. Ivondfi 18 Fr. Wilh. v. Nabiel 31

3 Desgl.

Werbung

1777 >

1778 2

>>

>>

2n6. Gt6. Johann Podſcharly 31 1 Preußen . Johann v. Donat . 2211 Polen . A. v . Rornatowsfi 29 4 Desgl. Carl Dan. Gerhard 23 Pommern . Schleſien. Friedrich Corſep .. 26 Preußen . Gottlieb Wilden .. 25

Das Bosniaken - Corps hatte bei der neuen Formation auf 10 Escadrons

eine Vermehrung von 776 Mann erhalten , wodurch es jedoch noch ſchwächer als ein Huſaren -Regiment blieb ; um es aber auch dieſem gleich zu machen , verlangte der König vom General Kriegs - Commiſſarius folgende Auskunft : 1

>>Mein lieber General - Major v. Wartenberg. Wenn 3d das Bos:

niaken - Corps , welches dermahlen aus 1000 Mann beftehet, denen Huſaren Regimentern gleich machen und auf 1400 Pferbe ſeen follte , auf wie hoch ſich die Errichtungskoſten , desgleiden der Verpflegungs - Etat , ſowohl von den noch fehlenden Mannſchaften als Pferde belauffen dürfften , möchte jo gern 1

wiffen und wollet Ihr dabero Mir zuförberſamſt anzuzeigen nicht unterlaſſen ac. Potsdam , den 13. April 1773. «

General v. Wartenberg entwarf einen monatlichen und jährlichen Vers

pflegungs - Etat für : 1 Chef , 1 Major , 10 Rittmeiſter, 10 Premier - Lieute: nants , 30 Cornets , 1 Adjutanten , 1 Regiments - Quartiermeiſter , 1 Regi 3

!

ments · Feldſcheer , 10 Wachtmeiſter, 10 Quartiermeiſter, 90 Corporals , 10

Trompeter , 10 Feldſcheer , 10 Fahnenſchmiede, 2 Büdſenmacher ( * ) , 2 Büch: *) Büchſenmacher und Büchſenſchafter erhielten jeder monatliches Gehalt : 8 Thlr. 19 gør. 6 P.

1

93

ſenſchafter, 1320 Bosniaken , nach den Gehalts - Verhältniſſen , wie fie bereits bei der Formation im Jahre 1762 angegeben worden ſind; außerdem ent nehmen wir aus einer ſpäter eingereichten Berechnung , die ſich ſogar auf eine Augmentation bis zu 1450 Mann bafirt, daß pro Escabron zu fleinen Mons

tirungsſtüden 24 Thlr. 4 gGr. , zu Gewehrgeldern 6 Thlr. 14 gGr. 7 Þf., zur Reparatur der Montirungen 6 Thlr. 1 gør. , zur Arzenei für die Pferde 3 Thlr. 5 gGr. 8 Pf. und an Servis für den Chef 7 Thlr. , für den Com mandeur 6 Thlr. , für 1 Major 4 Thlr. , 1 Rittmeiſter 4 Thlr. , 1 Subaltern

Officier 2 Thlr. , 1 Regiments - Quartiermeiſter 2 Thlr. und für 1 Regiments: Feldſdeer 1 Thlr. 12 gr. gezahlt wurden. Ferner geht aus der eingereichten Defignation der Errichtungskoſten her: vor , daß vergütigt wurden : a) An Leibesmontirung :

....... 15 Thlr. 1gr. 81 84 Bf.,

eine Fahnenſchmiede -Montirung. » eine Bosniafen -Montirung .....

15 14

3 7

14

7

b) An Lederzeug: Für ein ſchwarzes Gebenfe ...

es ‫ܟܟܬܬ‬

Für eine Unterofficier .Montirung...... > eine Trompeter - Montirung.

10

>>

einen Carabiner - Riemen mit Beſchlag und Haken 1

16 2

>

einen ſchwarzen Säbelriemen ... c) An Sattel- , Keit- und Pußzeug : 1

Für einen Sattel .......

»

ein Paar Halftern . ein Vorberzeug ein Hinterzeug .

>>

-

>>

> > »

12 10

ein Hauptgeſtell und Gebiſſe. ein Paar Steigriemen ein Paar Steigbügel..

22

Schaffeldecken .....

12 12

einen Woylady

6 6

2

>

einen Mantelſad . »

12 20 10

6

6

einen Dbergurt einen Untergurt..

»

>>



eine ſchwarze Patrontaſche......

»

51 » 111 » 111

»

1}

15

eine Halfter mit Strid .

5

eine Striegel ...

»

3

eine Rartátide.

4

einen Mähnenkamm .

1

»

6

»

6

»

d) An Gewehrfüden : >>

»

22

>

» eine Bosniaken - Pike ...

4



Für einen Säbel eine Unterofficier - Pile

16

6

94

3 Thlr. 3 gGr. Für eine Piſtole....... eine meſfingene Trompete mit Banderole ..... 10 >>

Pf. ,

>>

e) An Feld - Equipage :

Für einen Reſſel mit Raſtrol, Beutel und Riemen . 1 eine Flaſche mit Riemen

»

22

>>

9

ein Beil mit Futteral »

»

5; »

18

einen Freßbeutel ein Paar Fouragirſtricte

»

2 9

>>

»

Der Preis der zu beſibaffenden Pferde wurde auf 34 Thlr. 21 gGr. 94 Pf. pro Pferd veranſdlagt.

Der König verordnete unter dem 15. April 1773 : » er wolle die Aug mentation nur ſucceſſive vornehmen laſſen und mit Errichtung der fehlenden Mannſchaften anfangen , und endlich ſagt eine Ordre vom 18. April desſelben Jahres : Sr. Majeſtät gebenfe den Betrag für die Vermehrung von 15,834 Thlr. 23 gr. fünftigen Trinitatis zum General - Etat bringen zu laſſen. 3m Juli 1771 ftanden ſedos Escadrons Bosnifen in Stalupönen , wobon am 1. October zwei nach Ragnit verlegt wurden , zwei ſtanden in Bialla und zwei in Aris. Am 1. Januar 1773 kam eine Escadron aus Ragnit nach Jo

hannisburg , zwei aus Stallupónen kamen nach Senslurg und Rhein , eine aus Aris nach Nicolaifen und gleich darauf den 1. Februar auch eine aus

Bialla nach Paſſenheim zu ſtehen. — Am 5. November 1773 trat wieder ein Garniſonwedſel ein ; die Leib - Escabron kam nach Darlehmen , zwei Escadrons famen nach Lyk, die übrigen Escadrons waren einzeln in den Städten Sens:

burg , Rhein , Aris, Pilfallen , Nicolaifen , Bialla und Johannisburg zum Theil ſchon früher untergebracht, zum Theil wurden fie jest erft dorthin ver:

feßt. – Pilfallen wurde im Juni 1775 und Nicolaifen im Juni 1776 wieder

verlaſſen und hatte demnach das Bosniafen - Corps kurz vor dem Kriege fol gende Garniſonen : Goldapp , lyk ( hier befand fich die 2te und 4te Escadron ),

Rhein , Sensburg, Aris , Dleſkow , Bialla, Johannisburg und Darkebmen. 1

VIII.

Der Bayeriſche Erbfolgekrieg, 1778 bis 1779. Der Rönig zog im Jahre 1778 ſeine Armee mit großer Eilfertigkeit in

Soleſien gegen Öſterreich zuſammen. In forcirten Mårſchen rüdten die Truppen aus den entfernteren Provinzen nach der Gegend von Frankenſtein und Neiße , wo ſie während des Monats Mai fleißig ererciren mußten.

General - Major b. Poflow kam am 4. Mai mit ſeinen beiden Regimentern bei Neiße an ; die fowarzen Huſaren bezogen Cantonirungs - Quartiere in der

95

Mábrengaffe bei Neiße und in Deutſch - Ramiß , die Bosniafen in Heibersdorf, Rieglig und Hannsborf. Am 23. Mai wurden die Truppen nach der Ordre de Bataille dislocirt, doch beränderten die Bosniafen ihre Quartiere nicht, auch waren fie, wie die Huſaren keinem beſonderen Corps zugetheilt , ſondern ſie ſollten je nach dem Bedürfniß balb hier , bald bort im Rriege und im Gefecht verwendet werden. Um die Mitte des Monats Juni ſtand loow in Röppernig. Er war mit ſeinen Regimentern und den Huſaren bon Werner über den Biele - Fluß

mehr gegen die Oſterreichiſche Grenze vorgeſchoben worden. Den 3. Juli trafen dieſe Regimenter im Lager von Wieſe ein , wo ſie

zum Corps des Generals b. Wunſch ſtießen , mit welchem ſie nach dem Lager von Navod marſchirten. Jn Reinerz , dem lekten Nachtquartiere der Loſſow'ſchen Regimenter vor ihrem Einrüden in Böhmen , fand der brave und verdienſtvolle Commandeur unſeres Bosniafen - Corps , Oberft b. Halle . tius , Gelegenheit den König zu bitten , ſeine Bosniaken dem Feinde nicht

früher zu zeigen , als bis der Moment eintreten würde , wo ſie ihre eigentliche Beſtimmung: » einen flüchtigen Feind zu verfolgen , eine Colonne ſchwerer Ca: vallerie zu harceliren oder Infanterie zu attafiren « , erfüllen könnten. Würde man fie nura , fagte er , ben Oſterreichiſchen Huſaren , die fich leicht durch Bes wanbtheit und Bebendigkeit der Gewalt ihres Angriffs entziehen könnten , gegen: überſtellen und überhaupt den Feind an die eigenthümliche Gefechtsweiſe ſeiner Truppe gewöhnen , ihre ſchwachen Seiten voreilig Preis geben , ſo würden die .

Bosniafen das nicht leiſten , was von ihnen mit Recht zu erwarten ſei. «

Die Armee des Rönigs concentrirte ſich bei Nachod und der König ging

mit dem Avantgarden - Corps des Generals v. Wunſch am 8. Juli in das Lager vor Jaromirz bei Welsdorf. Sechs Escadrons Bosniaken unter Hal . letius blieben bei dem Corps des Generals v. Tauenßien , welches die Arrieregarde bildete, bei Nachod zurüd. Sie cantonirten anfangs in Wiffoda 3

und ſpäter, als der General v. Wunſch mit 10 Bataillons dahin zurüdfehrte ,

in Altſtadt. Vier Escadrons unter dem Major b. Heilsberg gehörten zu dem Poften bei Skalig und ſtanden in Spitta. Huſaren und Bosniaken , welche bisher außer bei einigen Márſden in Pommern im Jahre 1761 an den Teten der Avantgarden allein gebraucht worden waren , erhielten nun , wenn ſie in ein ſolches Verhältniß traten , Dra: 1

1

goner zu Gefährten. » Gleich Anfangs , als wir bei Welsdorf anfamen « , ſagt .

.

Herr v. Seidl , Lieutenant des Dragoner- Regiments von Krokow , in ſeinem Wert über den Bayeriſchen Erbfolge -Krieg , » baten es ſich die leichten Dragoner , ſo auf dem linken Flügel ftanden , bei dem General Collow aus und es wurbe bei allen großen Detachements ſo gehalten , daß Spiße , Vortrupp und Avant:

garde bon Dragonern und Huſaren melirt war. Bei Márſchen von ganzen Corps gab indeſſen bas Regiment , ſo die Tete hatte , die Avantgarde. Dieſe Diiſchung iſt, wenn der Dragoner leicht beritten iſt, billig und vortheilhaft,

der Dragoner wird verdrießlich , wenn er immer blos zuſehn ſoll, wie der Huſar unter ſeinem Schuße Beute macht. Beute macht den gemeinen Mann

96

allein brav. «

- Die Öſterreicher in verſchanzten Stellungen hinter der Elbe

und Zſer, die Preußen ihnen gegenüber , fdienen beide zu einem Entſcheidungs kampf nicht recht geneigt zu ſein , fie begnügten fich damit, von den inzwiſchen gepflogenen Unterhandlungen den Erfolg abzuwarten und nur ihre leichten Trup

pen fanden in den überaus zahlreichen Unternehmungen des kleinen Rrieges , welche hier die Stelle großer Dperationen vertraten, eine lehrreiche Shule. Größere und kleinere Recognoscirungen, Streifereien , überfälle, Vorpoſten gefechte und beſonders Fouragirungen von einem oder auf beiðen Flügeln der Armee gleichzeitig, waren in dieſem fich als Detacements - Krieg darſtellenden

Rampfe die Hauptbeſchäftigung der Truppen. Man hat ſinnreich auf dieſen Feldzug die Verſe angewendet , welche die Unthätigkeit der Englander im Jahre

1744 herborrief, als ſie auf dem glorreichen Boden Marlboroughs thaten los berweilten :

Dans les plaines de Lisle exemples de carnage Il est un camp fameux en illustres guerriers Bellone chaque jour les conduit au fourrage

Et leur donne du foin en guise de Lauriers. Unſere Bośniaken hatten häufig Scharmüßel mit dem Feinde, denn man gebrauchte ſie viel zum Vorpoſten - und Patrouillen - Dienſt,1 auch findet man ſie in der Regel zur Dedung der Fouragirungen , die faſt täglich vorkamen ,

verwendet. Am 17. Juli hatten ſie bei einer ſolchen Fouragirung am linken Flügel ein glüdliches Gefecht, bedeutender war aber folgendes zum Schuß für den König : Gefecht bei Nohenicz und Kralowalhotta , den 23. Juli. Um die feindliche Poſtirung an der Metau zu recognosciren und gleich

zeitig damit eine Fouragirung zu verbinden , ging der Rönig am 23. Juli mit 400 Huſaren von Loſſow , 300 Dragonern von Rrochow und Boſſe nebſt

5 Bataillons Infanterie aus dem Lager von Welsdorf über die Brücke bei Dobrawilz , den Jacobihof vorbei längs der Allee über Mieſtel, ſolches links laſſend, gegen Roſtoc vor. Bei Mieſtel vereinigten fich mit dieſem Detaches 1

ment noch 3 Escadrons Bosniaken , 400 Küraffiiere und 3 Bataillons. Jnfanterie , welche aus dem Lager von Skalit famen , ſo daß die ganze Bedeckung des Rönigs aus 8 Bataillons Infanterie und 1400 Bferben beſtand. 1

Die Öſterreicher hatten dicht hinter Rohenicz unter einer Anhöhe einige Diviſionen Huſaren im Lager und hinter Kralowalhotta 2 Huſaren - Regimenter

und einige Bataillons Croaten als deren Soutien ſtehen , auch waren die vor: liegenden Dörfer Roſtod und Slawientin mit Huſaren und Dragonern beſeßt. Unſere Avantgarde unter dem Rittmeiſter Unruh von den ſchwarzen Huſaren beſtand aus 100 Pferden von Loflow , Krodow und Boſſe, dabei be fanden fich die Lieutenants v. Tiebewiß und Bregmann von Loflow , und b. linfto w bon den Dragonern von Krodow. Zu ihnen geſellte fich noch im Laufe des Gefechts der Lieutenant W. Seidl von legterem Regiment,

welcher mit einem Haufen geſammelter Plänker ſtets an der Seite der Boss niaken verweilte. – Als bie Avantgarde , hinter welcher der Rönig ritt , gegen Roftod fam , mußte fie balten bleiben und die übrigen Truppen marſcirten -

1

97

þinter ihr auf. Die Plänker, welche man nun in großer Zahl von den Huſaren und Bosniafen vorſidte , vertrieben den Feind aus Roſtoc, verfolgten ihn in der Carriere bis über Robenic; hinaus und den Bosniaken glüdte es hierbei

überraſchend, in das feindliche Lager zu brechen. ( * )

» Dieſen avancirten

Poſtena, heißt es in einem Shreiben aus Welsdorf am 24. Juli, weldes die Zeitungen mittheilen , » hoben unſere Bosniafen mit Zeltern und aller Equi page auf. In dem Zelte des Commandeurs haben fie eine Börſe mit 50 Dukaten auf dem Tiſde gefunden . Es geht nichts über die Gelenkigkeit und Hurtigkeit

unſerer Huſaren .« – Der Feind rüdte ſogleich mit ungefähr 600 Pferben auf die Höhe bei Rralowalhotta vor und ſtellte ſich dort mit Intervallen auf, während er auf ſeinem linken Flügel ſtarke Trupps weiter vorgeben ließ , um die von den Lieutenants b. Tiedewiß und Breßmann aus den Dörfern an der Meta vertriebenen Cavallerie - Abtheilungen auf ihrem eilfertigen Rüdt: zuge zu beden. – Lieutenant Breßmann griff, ſobald er aus einem rechts

bon Robenicz liegenden Walde , den er zur Verfolgung des Feindes raſch durdſdritten hatte , auf die freie Ebene tam , mit 16 Mann einen feindlichen Trupp von 50 Mann mit außerordentlicher Bravour an , und obgleich er im Gebränge mehrere Wunden erhielt, wich er doch nicht eher , als bis man ihm beide Arme gerbauen hatte. Inzwiſchen waren unſere 3 Escabrons Bos: niafen zuerſt über die Meta gegangen und blieben einige Minuten mit der Front 1

1

gegen Robenicz , mit dem rechten Flügel gegen jenen Wald gerichtet, in linie aufmarſchirt ſtehen. Der Feind zog die vorgeſchobenen Trupps feines linken Flügels zurüd. Unſere 300 Bośniaken aber festen ſich alsdann in Marjo , trabten ohne einen Succurs erft abzuwarten vorwärts , gingen in kurzem Galopp die Höhe bei Robenicz binauf, und da der Feind nur etwa 100 Shritt von der Crete des Berges entfernt ſtand , ſo blieb eine Escabron als Reſerve

halten , während die beiden andern , ohne auf die Übermacht des Feindes zu 1

aten ; die beiden erſten feindlichen Trupps, welde ihnen entgegentraten , atta: firten , fie warfen und dabei den Rittmeiſter Roth nebſt mehreren Huſaren

von Barco niederſtachen . Gleich darauf famen andere feindliche Trupps herbeis gejagt und drohten den Bosniaken in die Flanke zu fallen , weshalb dieſe im ſtarken Trabe bis zu ihrer in Reſerve verbliebenen 3ten Escadron zurüdgingen , mit der fie fich allignirt aufſtellten. Da der Feind , weil er wahrſcheinlich bem Walbe rechter Hand nicht traute , fie nicht verfolgte , ſo wurden Flankeurs bor:

geſchidt. – » Ich habe mich nicht genug berwundern können a , heißt es in dem Werk von Seidl ( * ) , » daß der Feind bei ſeiner Übermacht dieſe 300 Pferde *) Nach dem Werk des Generals Grafen v. Schmettau über dieſen Feldzug waren e$ 200 Bosniaken , die dieſen Angriff machten , und zwar heißt es darin S. 68 : » Die Bosniafen, ohne zu ſehen , was hinter ihnen vorging , jagten mit verhängten !

Zügeln auf die Oſterreicher los , warfen alles, was ſie vor fich fanden, über den .

Haufen und verfolgten ſie durch die Gegend zwiſchen Rochniß und Jaſſena bis

Kralowalhotta. Sie machten 2 Officiere und 14 Mann zu Gefangenen und eroberten das feindlide lager , wo ihnen eine beträchtliche Beute zu Theil wurde. **) Dieſes Werf führt den Titel : Verſuch einer militairiſchen Geſchichte des Bayeriſchen 7

98

nicht zurüdjagte, denn er konnte eine halbe Meile weit vor fich leben und es

erſchien noch kein Succurs. Der Verfaſſer über den Feldzug in Deutſdland vom Jahre 1778 ſagt: die Öſterreichiſchen Huſaren wären in den erſten Shar mügeln bißig eingegangen ; dieſes zeigten ſie aber da nicht im geringſten , ſondern fic begnügten ſich, ein ſehr heftiges Feuer aus ihren Karabinern und Piſtolen zu machen , allein ob wir gleich auf 80 bis 100 Søritt mit den Trupps an einander hielten , ſo that es doch faſt gar keinen Effect; je náber man ihnen iſt, deſto weniger iſt es ſädlich. Die Bosniaken baben nur eine Piſtole, fie waren alſo bei dieſer Gelegenheit übel daran ; inzwiſchen hielten ſie mit der größten Contenance das feindliche Feuer aus. Da ich weder von den Bosniaken noch von Loflow bin , ſo kann ich nicht umhin , dieſen Leuten hier alle ſchuldige Gerechtigkeit wiederfabren zu laſſen , um ſo mehr , da gleich vom Anfange kein anderer Officier der Armee ein Augenzeuge ihrer Tapferkeit war. -- Ferner erzählt uns d. Seidl in ſeinen Soriften , wobei wir beſonders auf die Ent gegnungen zu den kleinen Berichtigungen des Pringen von Walded hinweiſen ,

noch Folgendes : » Auf der linken Flanke der Bośniaken hielt ic mit meinem kleinen buntſchedigen Trupp von 20 Mann und hatte wenigſtens 60 Stangel: reiter mit ihren gewaltigen Spießen vor mir , die ſich aber ſehr ruhig verþielten. Es war eine unangenehme Situation. Hinter uns hatten wir eine anſehnliche Ebene von einer guten Viertel - Meile und kein Mann Soutiens , vor uns einen

überlegenen Feind, der uns brav unter die Naſe ſchoß und gegen den die Bośniaken - Plankers mit ihrer einzigen Piſtole eine traurige Figur machten . 30 weiß nicht, wer fie commandirte , aber ſehr gut machte er es , daß er, da wir nun einmal ſchon da und viel ſchwächer waren , nicht um ein Haar breit zurüdwich , ſonſt würden wir übel weggekommen ſein. Nach Verlauf von uns gefähr 10 Minuten kamen Se. Durðlaucht der Erbprinz und jwalten nicht !

wenig auf die Bosniafen , daß fie fich zu zeitig engagirt hatten ; indem er noch darüber jdmählte und der Feind fich immer verſtärkte, fam ber Rittmeiſter

v. Unrub , bei dem der Lieutenant v. Linſtow trar , mit etwa 60 Pferben . I

3ď ſoloß mich an ihn an und wir gingen auf die Stängelreiter los , als der Erbprinz wie der Bliß herangeflogen kam , » Halt !« rief und voll Zorn ſagte: » Wollen Sie denn die Leute mit Gewalt facrificiren , ſehen Sie benn nicht, daß ſich's hier nicht attakiren laßt , Sie ſollten ja weiter zurüd ſtehen bleiben. “ Zu derſelben Zeit , wo die herangekommenen 400 Huſaren ( * ) von Loflow ſich in dem zweiten Treffen hinter den Bośniaken aufſtellten , trafen auch 2 Hu:

ſaren - Regimenter , einige Diviſionen Dragoner und etwa 100 Stängelreiter In Bezug darauf ſtehen » die fleinen Berichtigungen a vom Prinzen von Waldec , zu denen wiederum » die Entgegnungen « vou Seidi gehören , welche beide im 2ten Theile der Militairiſchen Monatsſchrift zu finden ſind. Nach der Erzählung des Grafen v. Schmettau hatte der König unbegreiſ

Erbfolge - Krieges.

licherweiſe die Marſch - Ordnung der Truppen plößlich geändert und folgte ſeiner Avantgarde mit der Infanterie. Als aber die tapfern Huſaren die Gefahr ihrer Kameraden fahen , fonnte ſie nichts ferner halten und ſie eilten , ſo gut fie im

Defilé bei der Infanterie vorbei fonnten , in einzelnen Irupp8 zu ihrer Hülfe herbei.

99

zur Verſtärkung des Feindes ein , der nun gegen 4000 Pferde hier beiſammen batte. Einige Minuten ſpäter rückten Preußiſcher Seits noch 400 Rúraſſiere

binter die Huſaren von Loſow als drittes Treffen vor. - Da der Rönig bei der überlegenheit der feindlichen Cavallerie von einer Fouragirung abſtehen mußte , ſo ließ er ſeine Truppen über die Metau zurückgehen. Die drei Treffen der Cavallerie zogen ſich en échiquier an die Infanterie heran und der Feind begnügte fid), ihnen zahlreiche Plänker und einzelne kleine Trupps folgen zu laſſen. - Der Verluſt der Bosniaken in dieſem Gefecht betrug gegen 20 Mann .

Zunächſt wollen wir das Səidjal der 4 Escadrons Bosniaken unter dem

Major v. Heilsberg , von denen drei dem eben beſchriebenen Gefecht bei: gewohnt hatten , während eine Escadron zum General b. Anbalt nac Rebels dorf detachirt war , weiter verfolgen. – Bis zur Mitte des Monats Auguſt

beſchränkte die Armee ihre Thätigkeit auf die gewöhnlichen Fouragirungen, dann feßte ſie ſich in Bewegung, um das Lager von Burkersdorf und dann dasjenige von Leopold zu erreichen. -- Unterm 20. Auguft findet man in dem Tagebuch der Feldzüge von 1778 und 1779 beim Corps des Erbpringen von Braunſchweig , zu dem das des Generals w. Anhalt geſtoßen war, bei Drei bäuſer und Mohren 200 Bosniaken , und beim Detachement des Generals v. Dauwig bei Wildſcüt 100 Bosniaken angegeben. Dieſe und noch andere kleinere Detachirungen maďten , daß der Major v. Heilsberg faum drei ſehr ſchwache Escabrons beiſammen behielt. Am 25. Auguſt, als das Corps des Ges

nerals v. Tauenkien von Liebenau über Altenbuch nach Wildſchüß marſchiren fodte, erhielten dieſe Bosniafen- Escadrons ben Befehl , mit den Dragonern von Krodow und den Rüraſſieren von Podewils zwiſchen Trautenau und Alten : buch ſtehen zu bleiben , um der Armee den Rücken zu decken , die Communication mit Trautenau ficher zu ſtellen , vorher aber unter dem Befehl des Generals v. Podewils die Arrieregarde zu machen. – Durch Spione oder Deſerteure erfuhr der Feind den Abmarſch des Corps und die Abſendung der Brod : und Geldwagen nad Trautenau , worauf der General v. Wurmfer beſchloß, die Preußen anzugreifen. 1

Arrieregarden : Gefecht bei Burkerédorf , den 25. Auguſt. General b. Podewils nabm , als das Corps des Generals der Infanterie v. Tauengien fich gegen Wildſchüß bereits in Marſd geſeßt hatte , mit ſeinen 13 Escadrons folgende Aufſtellung : Die Regimenter v. Podewils und v. Rrodow

ſtanden in einem Grunde en muraille , Erſteres mit der Front gegen den Feind bergeſtalt, daß es die lebten Häuſer von Burkersdorf vor fich hatte , Lepteres en crochet , ſo daß fich der linke Flügel zurüdbog und die Leib Escadron dem Feinde zunächſt ſtand. Die 3 Escadrons Bosniaken hatten jene Häuſer im Rüden und ſtanden vor dem rechten Flügel des Regiments v. Pode: wils. Hundert Dragoner bon Rrodow waren zwiſchen Burkersborf und Staudenz

in der linken Flanke mit der Front gegen den lekteren Ort poſtirt. Das Terrain hatte dieſe Beſchaffenheit: Eine Anhöbe zog fic fchräg bor der Front der Aufſtellung gegen Burkersdorf hin , auf dem rechten Flügel war 7#

100

freies Feld , nach dem linken kleines Buſchwerk und hinter den Truppen eine Anhöhe, welve die ganze Gegend bei Burkersdorf dominirte.

Während feindliche Huſaren mit den Dragonern bei Staudenz ſcharmuzirten, debouchirte eine anſehnlide linie feindlider Cavallerie aus dem Walde an der

großen Straße bon Jaromir; und zog ſich mit dem linken Flügel gegen Burfers: dorf , wo ſie auf der Anbibe vor unſerer Cavallerie in 3 Treffen aufmarſdirte. General 1. Podewils faidte ſogleich der abmarſcirten Infanterie 1

Colonne nad , ließ das zweite Bataillon von Prinz von Preußen zur Be

reßung der Höhe von Burkersdorf zurückkehren und es berging eine lange Zeit , ehe der Feind etwas unternahm . Endlich zog er ſich unter die Höhe und ſợidte cine große Anzahl Planfer vor, welche den Bosniaken viel Spaden thaten ,

dieſe attafirten daber , als man ſich eben zurüdziehen wollte, und ſo überlegen I

auch der Feind war , griffen ſie ihn doch muthig an und jagten deſſen vorderſte Trupps von der Anböbe binab. Die Qwere Cavallerie verſäumte, dieſen gluda lichen Angriff zu unterſtüßen ; die Bosniaken mußten ſo zerſtreut, wie ſie nad ibrer Art zu fechten vorgegangen waren , nun auch vor dem ihnen entgegenrüdenden erſten feindlichen Treffen zurüdgehen , worauf der dadurch ermuthigte Feind mit dieſem Treffen , weldes er ſchnell faſt ganz auflöſte, ſie ſo heftig verfolgte, daß er mit ihnen zugleich bis in die Intervallen des dahinter ſtehenden Regiment : v. Podewils drang. Die meiſt jungen und nicht kriegsgewohnten Leute des Küraffier - Regiments famen darüber ſo außer aller Faſſung, daß es ſeinen !

Rüdzug nach der von der Infanterie beſetten Höhe von Burkersdorf nur mit Unordnung und Verluſt ausführen konnte. Von dem braben Bataillon Pring Heinrich, welches der General Braun ſelbſt führte , wurde der Feind , deſſen beide andere Treffen dem erſten geſQloſſen gefolgt waren , aufgehalten ; unter ſeinem Schuße ordnete ſich die zurüdgewichene Cavallerie und die Preußiſoen Truppen zogen bierauf durch das dahinter liegende Defilé nad der am Roga niger Wirthshauſe gelegene Hobc ab , von wo fie dann weiter in das Lager von Ralthof marſdirten. Die Bosniaken berloren bei dieſem Gefechte bebeutend.

Lieutenant v. Malinowski und 48 Mann blieben todt auf dem Plaße. Ritt meiſter Glaſer , Lieutenant v. Ronar ski , 4 Unterofficiere, 35 Gemeine

wurden bleſſirt. Gegen 80 Mann ſollen gefangen genommen worden ſein. Außerdem waren 47 Pferde todt , 39 bleſſirt und 92 wurden vermißt. ( * ) Von Ralthof marſcirten die Bosniaken- Escadrons des Majors v. Heils :

berg – von denen der Erbprinz nur wenige Mann bei der Arrieregarde ſeines Corps verwendete , da er nur ſo viel bei ſich behalten ſollte, als in dem » ſlechten 1

Terraina zu brauchen wären – erſt am 8. September , als der Rönig in bas Lager von Wildſchüß rückte, mit einem Detachement unter dem General v. Bů : low nach der Gegend von Braunau , yuma , wie der König an Tauen bien !

*) In der Bellona 12. St. , S. 99 wird dieſer Verluſt, der zum Theil aus der Angabe von v. Seidl entlehnt worden iſt, als zu hoch angeſehen . Das Tagebuch der beiden Feldzüge von 1778 bis 1779 , welches ſich als Manuſcript im Archiv des Königl. Preußiſchen Generalſtabes befindet, giebt den ganzen Verluſt der Preu : Biſchen Regimenter nur auf etwa 150 Mann an.

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über die Beſtimmung dieſer Truppen ſchreibt, » das Terrain dorten reine aus:

zufouragiren. Aber das könnet Ihr denſelbigen alsdann nur ſagen, 14 Tage müßten fie da leben , in die Gegend von Polliß bis Braunau und der Schle fiſchen Gränze entlang und wenn ſie denn da weggingen , ſo müßte auch nicht ein Halm von Fourage dorten in der Gegend übrig bleiben. Wornach fie fich alſo arrangiren und ihre Einrichtung machen müſſen. « Um die Mitte des Monats October befand ſich der General v. Bülow mit ſeiner Truppenabteilung in der Gegend von Neiße , wo auch die Armee des Rönigs am 18. eintraf und den 19. ihren Marſch nach Neuſtadt fortſeşte , bon wo fie dann in eine Aufſtellung bei Jägerndorf zur Dedung Sohlefiens und zur leichtern Unterſtüßung des Ebprinzen von Braunſchweig in Troppau rüdte. Unſere Bosniaken und einige Huſaren von Poſſow finden wir auf dieſen Márſden an der Spige der Avantgarde angegeben , mit welcher der Rönig am

22. October, als die Armee bei Jägerndorf anfam , bis Weiskirchen voraneilte. Die Bosniafen und Huſaren trafen zwiſchen dieſem Dorfe und der Oppawa eine feindlide Cavallerie -Feldwacht auf einer Höhe und bekamen Befehl , fie zurüdzutreiben. Sie brangen , obzwar man bald gewahr wurde , daß drei Huſaren - Diviſionen zu ihrer Unterſtüßung berbeieilten , ſogleich mit großer Lebhaftigkeit auf den Feind ein, würden auch einen glänzenden Erfolg errungen haben , wenn nicht Gräben ſie aufgehalten und feindliches Infanterie - Feuer aus dem Dorfe und einem Gebüſch linker Hand unerwartet auf ſie eingewirft $

bätte , wodurch ſie einen beträchtlichen Verluſt an Todten und Verwundeten

erlitten. Der Major v. Salzwedel ( * ) vom Huſaren- Regiment v. Loſſow , welder früher bei den Bośniaken ſtand, erhielt in dieſem Gefecht einen Sous in die Schulter und die Rugel blieb in ſeiner Bruſt ſtecken. Der Rönig ließ 2 Escadrons Dragoner und das Infanterie - Bataillon von Solieben nebſt einigen Kanonen vorrüden , worauf der Feind Weißkirchen räumte und ſich nach Bransborf zurüdzog. Unterdeſſen hatte das Grenadier: Bataillon von Alpenburg die Stadt Jägerndorf in Befiß genommen und die

Regimenter und Bataillons rüdten in ihre Quartiere bei dieſem Ort. Die Bosniafen famen in die Ober - Vorſtadt von Jägerndorf zu liegen , und Se. Majeſtát nahmen in dieſer Vorſtadt in einem Meierhofe ihr Hauptquartier. 1

Wir wenden uns nun zu den Erlebniſſen jener 6 Escadrons Bosniaken unter dem Oberſten Halle tius , welche beim Corps des Generals v. Wunſch berblieben waren und in Altſtadt und Wiffoka abwechſelnd geſtanden hatten. Nidt ſo unglüdlich im Gefecht, wie die 4 Escadrons des Majors v. Heils berg , waren fic doch eben ſo thatig als dieſe geweſen. #) Das Geſuch Polí o w's um den Heira tho - Conſens für den Bosniafen - Majur Halletiu8 , den hier erwähnten , damaligen Huſaren :Rittmeiſter v. Salz wedel und Mittmeiſter v. Trend hat eine intereſſante eigenhändige Marginal: Reſolution Friedrich des Großen vom 26. Juli 1765 veranlaßt , fie lautet : » wann Huzaren Weiber nehmen , So Seindt Sie Selten dann ein Schus pulver wert , aber wen er Meinte , daß Sie doch gut Dienen Würden , So Wolte ich )

88 erlauben .

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Zur Dedung ber vielen Fouragirungen im Juli und Auguſt bei Gro:

ſchowien , Neuſtadt, Nadod und Polig , auch zu Recognoscirungen , namentlich nach Sattel hatten ſie Abtheilungen von 50 bis 300 Mann gegeben , welche in mehrere lebhafte Scharmütel mit dem Feinde geriethen , deren günſtiger Erfolg

ihrer Tapferkeit zur Ehre gereichte. — Am 27. Juli ließ General v. Wunſch durch ein Detachement Bremer'ſchen Regiments unter Commando des Oberſt: Lieutenants b . Dedenroth , ſo wie 40 Bosniafen unter dem Lieutenant Wils den die Städte Lewin und Reinerz beſeßen. Dieſer kleine Trupp Bosniaken

ſollte bald Gelegenheit finden , ſich auszuzeichnen. – Ein Preußiſcher Convoi von 240 Proviantwagen mit 2400 Centnern Mehl beladen , unter Bebedung von 80 Mann Infanterie und einer Kanone , von einem Major geführt, wurde am 6. Auguſt vom Major W. Nauendorf und Rittmeiſter Leydolt mit

200 Wurmjer'iden Huſaren bei Rücers angegriffen. . Die Bebedung lief auseinander und rettete ſich in die Gebüſde. Die Officiere wurden bis auf den Major , der in Reinerz zurückgeblieben war, gefangen und der ganze Trans: port fiel in die Hände des Feindes. Auf das Schießen eilte der in Reinerz ftehende Lieutenant Wilden mit 30 Bosniafen herbei , griff, ohne fich zu be: finnen , ſogleich den Feind an und nöthigte ihn , die bereits eroberte Kanone, auch mehrere Mehlwagen , die er nicht zu vernichten Zeit gehabt hatte , im Stich !

zu laſſen und ſich zurüczuziehen.

Die Grafſchaft Glatz zu decken , rückte das Corps von Wunſch am 15. Au: guft in das Lager am Ratſdenberge; die Bosnialen folgten ihm bei der Arrieregarde Sabin und balfen dann bis zum 21. September die Gegend nad allen Richtungen ausfouragiren . An dieſem Tage jedoch berließen die Bosniaken das Wunſd'ſche Corps , um zu dem des Erbprinzen von Braunſchweig zu ſtoßen , +

welches dem General v. Stutterheim zu Hülfe eilte und ſeinen Marſch auf -

Münſterberg dirigirte. – Weil aber dieſer General vom Feinde täglich mehr bedrängt wurde und für ſeinen Poſten fürchtete, wenn er nicht zeitig unters ftüßt würde , ſo ſchichte der Erbprinz den General v. Lollow mit den beim Corps befindlichen 5 Escadrons Huſaren und den eben berangefommenen 6 Escadrons Bosniaken nach Troppau voraus , die auch ſchon am 29. Sep : tember dort eintrafen und Cantonirungs- Quartiere in Jactar und Søladau bezogen . Vom 15. bis 31. October ſtanden ſie in den Vorſtädten von Troppau und dann famen 5 Escadrons Poſjow'ſcer Huſaren nach KI. - Hojdü , 3 E3, cadrons Bosniafen nach Webowitz und die 3 andern nach Gr. - Hoſchüs zu liegen. Jedes dieſer Dörfer war auch noch mit Infanterie belegt und zwar durch die Grenadier : Bataillons von Lengke und von Löllhöfel und 2 Com : pagnien von Hardt. - Am 2. November verließ der König die Armee und ging nach Breslau , der Erbprinz übernahm das Commando in Troppau und der General v . Stutterheim das in Jägerndorf. – Die Corps bei Trop .

pau und Jägerndorf ficherten ihre Cantonirungs-Quartiere durch zahlreiche Feldwaden und Vorpoſten. Fanale wurden errichtet und Alarmſdúſje an:

geordnet zur gegenſeitigen Benachrichtigung von einem feindlichen Angriff, aud wurden Dispoſitionen ausgegeben , welche die Art und den Ort der Ver:

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ſammlung der Corps zur wechſelſeitigen Unterſtüßung näher beſtimmten. – Die Bosniaken und Huſaren von Lorrow beiber Corps hatten während ber Wintermonate mit den feindlichen Huſaren und Croaten faſt täglich zu thun ,

da ihnen der ſehr beſchwerliche Sicherheitsdienſt oblag , und der Feind es an vielen überfällen und Alarmirungen nicht fehlen ließ. – Die vom Corps bei Troppau wechſelten im December theilweiſe ihre Quartiere und man findet fie Anfangs Januar 1779 in Jactar , Hoſdü , Wehowik , Auchwiß , Dirſchowitz und einigen Dörfern am linken Ufer der Dppa vertheilt , angegeben. 1

Unter den vielen Gefechten ,I welche die Bosniaken mit dem Feinde hatten , führen wir nur die an , von denen ausführlichere Nachrichten vorhanden ſind. In einem bon ben Zeitungen mitgetheilten Schreiben aus Troppau bom 20. October heißt es : » Wir haben hier ben 17. und 19. ( * ) zwei glüdliche

Affairen gehabt. Den erſten Tag früh kam der Feind den Raiſerbamm über Schlađau und allarmirte unſere Vorpoſten. Gegen 8 Uhr kam ein ſtarkes Corps Cavallerie mit 2 Bataillons Croaten über Jactar und griff unſere ba: felbft ftehende Felówache von 1 Unterofficier und 16 Pferden an , ber fich aber

gut defendirte , bis wir mit 6 Escabrons Huſaren und Bosniaken ausrüdten . Der Oberſt . Spleny , Commandeur des Efterhazy'ſchen Regiments , machte darauf auf unſere 3 erſten Escadrons 1, die ihm entgegenrüdten, ben Angriff,

und repouſfirte ſelbige. Dieſe wurden aber zur rechten Zeit von dem Major

b. Hülſen mit ſeiner Escadron Bosniaken unterſtüßt, worauf der Feind ge worfen und ihm bis Jactar nachgehauen wurde , bei welchem Choc der Oberſt 1. Spleng ſelbſt bleſſirt ward. Ein Rittmeiſter nebſt noch einigen 20 Mann blieben auf dem Plaz, und 2 Lieutenants nebſt 41 Unterofficieren und Gemeinen wurden gefangen. Der Feind wurde bis an ſeine Infanterie geworfen , durch deren Feuer , da fie übel poſtirt war, fie mehr wie wir verloren . Hierauf fam ſeine Verſtärkung an. Er wagte einen zweiten Choc , wurde aber wieder ges

worfen und wir machten beim zweiten Choc ohngeachtet ſeiner überlegenheit noch 17 Gefangene. Darauf marſchirte er über Ottendorf gegen Graz , welcher Marſch ihm übel bekommen ſein würde , wenn wir mehr Truppen gehabt hätten .

Diejenigen Officiere vom Loſfow'ſchen Huſaren - Regiment und den Bosniaten , .

welche bei dieſer Gelegenheit fich diſtinguirt haben , ſind, außer dem Major b. Hülſen , die Rittmeiſter 6. Weſenbed und W. Mart, die Lieutenants

Altenberg , b. Brittwig , 6. Peterſen , Liette , Röhler b. loftow , v. Szerda belly und v. Dreßler. ( ** ) Es iſt kein Officier dabei verloren gegangen und hat nur der Lieutenant Lietke eine Contuſion bekommen. An

Todten haben wir 2 Unterofficiere, 2 Gemeine , 12 Bleſſirte und 4 Vermißte. Der Feind gegen 100 Mann . “

Unter dem 12. November belohnten Sr. Majeſtát » wegen bezeugter Tapferkeit und Wohlverhaltens « in dieſem Gefecht außer einigen der erwähnten #) Das Gefecht am 19. war ein Infanterie - Gefecht. *) v. Hülſen , v. Mart , Altenberg und Köhler v. Lo ſlow find von den

Bosniafen , die übrigen Officiere von den Huſaren von Loflow .

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Huſaren - Officiere auch den Major 1. Hülſen und Rittmeiſter b. Marl von

den Bosniaken mit dem Verdienſt - Orden. Ferner berichtet uns ein Shreiben aus dem Cantonirungs- Quartiere bei

Troppau vom 1. November: » Da der Erbprinz von Braunſchweig den 29. DC: tober mit verſøiedenen Bataillons und Escadrons bis Odrau gegen das Teſchen'ſche vorrückte, um dem Feinde in die rechte Flanke zu kommen , mar: ſchirte der General-Major 1. Lofow den 30. mit 200 Růraffieren unter dem

Major . Lollhöfel und 300 Huſaren und Bosniafen unter dem Major . Trend gegen Benkowiß , obnweit Graz , vorwärts , und ſtieß vor dieſem

Dorfe auf eine Diviſion von Efterhazy , welde ſogleid über den Haufen ge: worfen und bis an das mit Croaten befekte Dorf Benkowig berfolgt ward. Hier ließ der General - Major 1. Lojow , theils um nicht in das Feuer der Croaten zu fallen , theils auch weil der Feind von Stablowitz ftarke Soutiens anrüden ließ , Apell blaſen und zog ſich ohne Verluſt zurück. Wir haben hier bei 9 Gefangene gemacht. Es muß der Feind viel Todte und Bleffirte gehabt

haben , da wir mit ihm melirt geweſen. Von uns iſt ein Mann todt. Der Ritts .

meiſter Wachowski von den Bosniafen und 5 Mann ſind bleſſirt. Außer dem Rittmeiſter Wadowski baben ſich der Rittmeiſter b. Maladowski und der Lieutenant Robler 0. Lojom bei dieſer Affaire vorzüglich diſtinguirt. «

Am 23. November, in der Nacht , überfiel der Feind die Feldwachen des Frei- Bataillons von Steinmetz in Comeiſe, und beſchoß Weißkirchen bei Jägern: dorf mit Haubigen. Das Regiment b. Thúna vertrieb die Croaten , welche

die Feldwache attakirt hatten , und die Bosniaken, die mit 3 Grenadier - Ba .

taillons als Soutiens borgerückt waren , zwangen nac anhaltendem Gefecht ben Feind zum Rückzuge. --- Auf die Nacriot , daß der Feind im Gebirge bei Zägerndorf fich ſehr verſtärke und den General v. Stutterheim bedrobe , marſcirte am 2. December der größte Theil des Corps vom Erbpringen nad

Boblowiß , und loſow wurde mit ſeinen Escadrons gegen Gr. - Herliß vors 1

geſQidt. Ein überraſdungsgefeật, weldies dieſer General hierbei veranlaßte, beſchreibt er ſelbſt in einem Schreiben an den Miniſter v. 0. Sulenburg. Loſſow an den Kriegsminiſter Freiherrn v. d. Schulenburg.

Auf Ew. Ercellenz geehrteſtes Sdreiben vom 29. praet. habe ich in gang ergebenſter Antwort zu erwiedern die Ehre , daß ich meinem Regiments -Quartier: -

meiſter Meißner aufgetragen habe , den Brodtwagen von des Rittmeiſters V. Modzyto w ski Escadron madhen zu laſſen , auch das ſonſt erforderlice zu beſorgen , wozu ich das Geld an ibn übermachen zu laſſen bitte. - Den .

Rittmeiſter v. Modzytowski habe ich von allem dieſen unter heutigem Dato benachrichtiget, er iſt in Schweidnis. Vor die mir mitgetheilten intereſſanten Nachriöten ſtatte ich die verbind lichſte Dankſagung ab , ich habe ſie des Erbprinzen Durchlaucht ohne Zhn wiſſen zu laſſen , daß ich ſie von Ew. Ercellenz habe und weil mir Dieſelben hierzu keine Erlaubniß gegeben , leſen laſſen , welchem ſie ſehr lieb waren . ( * ) 1

* ) Der Miniſter hatte Luſſow initgetheilt, daß der Prinz Heinrich fic in Dresden

befinde und die Regimenter in Sadiſen die Winterquartiere bezogen hätten , auch

-

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Die eingetretene üble Witterung unterbricht bor der Hand die Dperatio:

nen , der Feind iſt hinter den Gebürgen wie in einer Feſtung, wo ihm ſchwer beizukommen ift. Den 6. dieſes iſt eine kleine Affaire zwiſchen Gr. - Herlik und Tabor vorgefallen ; ich hatte in legterem ein Verfted von 50 Pferden ,

welche die lieutenants Reh und Röhler b. Lofíow ( * ) commandirten , machen laſſen , mit dem Auftrage , die feindliche Patrouille, welche bis gegen das ge dachte Dorf gemacht wurde, entweder ganz aufzuheben oder doch einige Ge fangene zu machen. Zur Unterſtüßung dieſes Detachements ließ ich den Lieu tenant b. Szerdahelly von meinem Regiment Hufaren mit dem Piquet, fo aus 40 Pferben beſtand, vorrücken. Der Feind hatte aber in gleicher Abſicht in dem Dorfe Gr.- Herliß ein Verſteck von 100 Pferden gemacht ; dieſe bei: den Detacements ſtießen mit Tagebanbruch auf einander ; die beiden Officiere

griffen den Feind ohngeadtet ſeiner Überlegenheit an , und da der Lieutenant v. Szerdahelly zu rechter Zeit ſie ſoutenirte, ſo wurde der Feind bis in ſeine Croaten, die einen gemauerten Kirchhof belegt hatten, geworfen , welder !

1

auch , da wir mit ihm melirt waren , durch das Feuer dieſer Croaten verſchie: bene Todte gehabt hat, ein Trompeter und ein Mann von dem Slavoniſden Hu faren - Regiment find gefangen , von uns iſt ein Pferd todt und 2 Mann bleſ firt. Vielleicht kann ich Ew. Ercellenz bald wichtigere Auftritte melden u. ( ** ) Kreußendorf, den 10. December 1748 .

( gez. ) v. £ oſſove.

Der Miniſter fagt in ſeiner Antwort darauf : » die Affaire ift ſo klein , baß fie faum angeführt zu werden verdienet, wenn aber fich zu einer größeren feine Gelegenheit bietet, fo muß man mit Kleinigkeiten verlieb nehmen . « Wegen des eingetretenen Thauwetters, welches die Wege verbarb, mußte

der Erbprinz ſein Project , die feindlichen Quartiere in Jägerndorf anzugrei fen , aufgeben und er kehrte daher am 11. December nach Troppau zurüd. Aber ſchon am 10. Januar 1779 befahl ihm der König , um den häufigen Bes wegungen des Feindes Einhalt zu thun, jenes Vorhaben wieder aufzunehmen , weshalb ſich beide Corps , von Stutterheim und dem Erbprinzen, zu dieſem

Zwed am 11. bei Olbersdorf vereinigten, während der General v. Soffow mit 2 Bataillons Infanterie und 10 Escabrons, von Kreußendorf gegen Er..

Herlig borgeben mußte. - In Folge deſſen fielen am 12. mehrere Gefechte vor , in denen die Bosniaken Loſjow's bei Frei - Hermersdorf und die vom

Stutterheim'ſchen Corps bei Braunsdorf und Schönwieſe den Feind vertreiben halfen und viele Gefangene einbrachten .

Den 21. Januar befahl der Erbprinz bei der Parole : Sämmtliche Res gimenter , ſowohl Cavallerie als Infanterie , ſollen , ſo lange der Froſt dauert , von 4 Uhr Morgens an die Pferde fatteln und packen laſſen. Die Garniſon in Troppau, bie Poften zu Boblowiß , Webowiß und Kl. - Hoſchüß ſollen ihre vertraute er ihm einige durch einen fidyern Correſpondenten aus Prag erhaltene Nadhrichten. Beide von den Bosniafen .

In der Berliner Zeitung vom 24. December 1778 Nr. 154 iſt dieſes Gefecht wörtlich ebenſo beſchrieben.

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Poſten und Wachten um 4 Uhr Morgens ablöſen und bleiben die alten Bos ſten ſtehen , bis es völlig Tag und alle Patrouillen zurüd find. Alle Cavallerie, Dragoner- und Huſaren - Feldwachten vor Troppau ( * ) und langs der Oppa löſen ebenfalls um 4 Uhr ab. Die alten Feldwasýten ſtehen alle, bis die Pa trouillen zurück und es belle iſt. Die fammtliche Cavallerie , Infanterie und 1

Artillerie verſieht ſich auf 3 Tage mit Fourage , welcher als ein eiſerner Be ſtand vorräthig bleiben und nicht angegriffen werden ſoll. Das Heu ſoll ges ſponnen werden . « – Der Oberft b. Chaumontet erhielt während der Dauer des Froſtes das Commando der Burpoften don RI.-Hoſchüß bis Noslawis ; die übrigen mehr vor Troppaa gelegenen waren dem General 6. Lollow un tergeordnet , welcher, nachdem am 22. Januar die Feldwacht der Huſaren und -

Bosniafen bei Jactar ( 1 Rittmeiſter, 2 Lieutenants , 100 Pferde) ſo plößlich 1

überfallen worden war , daß der Feind 5 Mann gefangen nahm und 16 Pferde .

erbeutete 1, folgende Inſtruction ( ** ) ertheilte:

» Da allen bisherigen Befehlen ungeachtet, dennoch ſowohl die Feldwach ten als Patrouillen ſich haben furpreniren laſſen, auch noch nicht alle Offi ciere wiſſen , wie ſie die Feldwachten und Patrouillen inſtruiren und fich da bei nebmen ſollen , fo fege ich folgende Regeln zu ihrer Beobachtung auf : 1. Die Feldwachten müſſen alle doppelte Vedetten haben und in der Nadt zwiſchen dem Corps de Garde und den äußerſten Vebetten noch eine Zwiſchenbedette wenigſtens von einem Mann , und wenn die Feldwacht ſtark genug iſt, von zwei Mann gefekt werden ; dieſe Zwiſchenvedette wird To po ftirt, daß ſie der äußerſten ſeitwärts ſtebet, damit , wenn der Feind die erſte über den Haufen wirft , fie ihm in die Flanke ſchießen und die Feldwacht ge wiß , wenn auch die erſte aufgehoben würde , bon dem Feinde bei Zeiten be nachrichtigen kann. 2. Wenn die Vedetten bei der Nacht abgelöſet werden , welches alle .

Stunden geſchehen ſoll, ſo werden die abgelöſeten Vedetten zuſammengenom men und mit ſelbigen durch einen Unterofficier oder Gefreiten eine Patrouille auf ungefähr 100 Schritt vor der Chaine gemacht, doch werden ſich die Feld wachten bieran nicht genau binden , indem die Weite von dieſer Patrouille von ihrem Terrain abhängt; in coupirten 100 , in der Plaine 600 Soritt por den Vedetten.

3. Es werben außerdem von Zeit zu Zeit von dem Corps de Garde bis an die Vebetten Zwiſchenpatrouillen abgeſchidt und muß der Commandeur #) Gin Verzeichniß derſelben findet ſich im Tagebuch der Feldzüge von 1778 und 1779 und zwar im Journal des Corps vom Grbprinzen ( ein Manuſcript ), és

enthält aber nicht die Bosniafen - Feldwachten geſondert aufgeführt, ſondern be: zeichnet nur im Allgemeinen die Truppengattung. **) Wir theilen dieſe Inſtruction abfichtlich ganz mit , weil fie das vor vielen an: deren ihrer Art vorang hat , daß fie jim Kriege ſelbſt entſtand , ihr Erſcheinen

alſo mit ihrer Anwendung zuſammenfiel und die Hand , welche heute dieſe Re geln ſchrieb , fie morgen vielleicht ſdjon mit dem Säbel in der Fauſt dem Feinde gegenüber prüfen fonnte.

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von der Feltwacht ſelbſten ofte bis zu den äußerſten Bebetten reiten , in ſeiner Abweſenheit muß aber der , welcher auf ibn folget , wiſſen , was er , wenn in der Zeit was vorſält , zu beobachten hat. 4. Haben alle Feldwachten unter ſich die Communications - Patrouillen .

zu erhalten und muß man fich bey Tage bekannt maden , wo man des Nachts reiten kann, welches beſonders bey dem Schnee geſchehen muß; der Major du 1

jour wird die Troppauiſchen Feldwachten hierüber allemal inſtruiren , welches die übrigen Commandeurs der Poſtirungsquartiere ebenfalls beſorgen werden . 5. Wenn die Sicherheit der Feldwacht nicht darunter leidet , ſo werden die Vedetten bey der Nacht öfters verändert , welches bey dem Corps de Farbe

ebenfalls zu beobachten ; nämlich des Tages ſtehen die Vebetten auf Bergen , des Nachts in Thalern und Soludoten.

6. Es kann den Vebetten und Patrouillen nicht ſcharf genug eingebun ben und nicht zu viel wiederholt werden , daß , wenn ſie auf etwas ſtoßen , fie, fobald ſie das was fommt , entweder laut und berzhaft: Wer da ! anrufen , worauf von der Vedette gleid einer und von der Patrouille zwei Mann mit geſpanntem Hahn einige Swritte vorprellen , Halt und Feldgeſchrey rufen und wenn ſie auch gleich das Feldgeſchrey erhalten , ſo muß doch noch einmal Halt gerufen werden , worauf der erſte ober die erſten ſo nahe beranreiten , bis er gewiß überzeuget iſt, daß es nichts feindliches iſt. Iſt es eine Patrouille, ſo muß der , welcher ſie macht, ſich ſelbſt davon verſichern , ſeinen Trupp aber in der Zeit fich gut poſtiren laſſen und den , der auf ihn folget , bedeuten , was er zu thun bat ; wie es denn auch nöthig iſt, daß der Commandeur der

Feldwacht, beſonders wenn ihm das , was gegen ſeine Vedetten kommt , be: denklich ſạeinet, ſich ſelbſt dabin begiebt , um es zu eraminiren , in welchem Fall der , ſo auf ihn folget , allemal wiſſen muß , was er zu thun hat. Es bienet hierbey zur Nachricht, daß ſich der Feind auch wohl unſerer Mondirung oder unſerer Deſerteurs bedienen kann. - Der Commandeur der Feldwacht iſt die mehreſte Zeit im Stande zu judiciren , ob das , was gegen ſeine Ves betten ankommt , etwas feindliches ſeyn fann , weil ihm die gewöhnlichen Bas

trouillen bekannt ſind und kann er nur in dem Fall irren , wenn ein von uns ausgeſchidtes Detachement in einem andern Weg zurüdfommt; wenn es bem 1

nad wirklich der Feind iſt, welcher gegen die Vedetten ankommt, ſo giebt fie Feuer , ergreift die zweite Piſtole und gebet dem , welcher ihn Halt gemacht bat , vorbet), der alsdann auch Feuer giebt ; zu gleidyer Zeit føießen die zwei ten Vedetten los , worauf die ganze Chaine von Vedetten Feuer giebt. 3ft es eine Patrouille , die foldergeſtalt auf den Feind ſtößt, ſo muß ſie fich, wie 1

icon geſagt, ſogleich, wenn das Terrain bazu iſt, vortheilhaft poſtiren , einen

Zaun oder Moraft vor fid nehmen , auch nach der Stärke derſelben einige Mannſchaft zurücgeben laſſen , fic fo poftiren , damit der Feind , wenn er die !

Patrouille drängt , viel Feuer bekommt; wenn ſie abgeſchoſſen haben, ergreifen fie ſogleich das andere Piſtol zu ihrer Defenſion , die Bosniafen deden fich mit der Lanze růdwärts ; die vorderſten müſſen , wenn ſie ſich zurückziehen ,

allemal die , welche ſich hinter ihnen poſtirt haben , vorbey geben. !

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7. Daß die Hälfte der Feldwacht des Nachts zu Pferde ſigen ſoll, ift viel zu oft befohlen, als daß es möglich iſt, daß es unterlaſſen werden kann ; es iſt hierben zur Regel zu nehmen , daß der aufgeſeſſene Theil ſo weit bor:

gerüdt ſein muß , daß die Abgeſeſſenen Zeit haben , zu Pferde zu fommen ; dem abgeſeſſenen Theil muß zum voraus die Stelle angewieſen werden , wo er fidy poſtiren ſoll , damit , wenn der erſte Theil der Felowacht Feuer gegeben bat und ſich zurückziehet, dieſer Theil ſein Feuer mit guter Wirkung geben kann. 8. Sollte aller dieſer gegebenen Vorſdrift ungeachtet, dennoch eine Feld wacht oder Patrouille ſo ſurprenirt werden , daß ſie nicht mit der gehörigen Ordnung und Defenſion mehr zurüdfommen kann , ſo muß ſie den beberzten Entſchluß faſſen , mit dem Säbel in der Hand mit Ungeſtüm und Geſcrey fich in den Feind ſtürzen , weldies allemal allen braven Soldaten gelungen iſt; ein folder Choc muß aber nur kurz ſeyn. Es iſt nichts gewiſſer , als daß der Feind läuft und da er allemal bey folchen Unternehmungen ſtart iſt, ſo

fann er nicht verfolget werden , vielmehr muß eine ſolche Feldwacht oder Pas trouille fich gleich wieder zuſammenſchließen und dabin geben , wo ſie vortheil baft poſtirt ftehet; ſie kann verſichert ſeyn , daß bis dahin ihr Soutiens an: gerüdt ſeyn muß.

9. Es iſt zwar wohl mehr als einmal befohlen , daß die Patrouillen niemals zu gleicher Zeit und von gleicher Stärke abgeſchickt werden ſollen , demungeachtet finde ich es dennoch zu erinnern nöthig , beſonders wird der Stabs - Officier, welcher über die Troppauiſden Feldwachten die Inſpection hat , die von Jactar und ſeiner Feldwacht nach Skladau , wie nidt weniger die nad Ottendorf, die ſteinerne Brüde zwijden Ottendorf und Gülſdwiß , nach der Papiermühle und nad Gúlídwig , niemals zu derſelben Stunde und von derſelben Stärke als ſein Vorgänger abgeben laſſen . Wenn alle dieſe Pas trouillen abgeben , ſo müſſen von den linger Hand Gülſchwiß ſtehenden Unter : officiers - Feldwachten aud) die Patrouillen abgeben ; die auf dem Raiſerdamme nach Sdlackau gehende Patrouille fann allemal bely dem Zollbauſe , ſo wie 1

!

die in Jadytarn bey der zwiſchen Jadhtarn und Sdhlackau gelegenen Capelle an dem daſelbſt befindlichen Defilé fteben bleiben, worauf von der Jachtarn : ichen Patrouille die vorausgebende Patrouilleurs das Dorf von der rechten Seite und von der bey dem Zollhauſe vorlängſt dem Raiſerdamme geben und

wird ein Soutiens zwiſchen den Häuſern geſeßt, welche zwiſchen dem Zollhauſe und Soladau befindlid, find.

10. Die Patrouille durd; Ottendorf muß , weil der Feind jenſeits die Höhe und hinter derſelben das Geſträud hat , mit aller erfinnlider Vorficht gemacht werden und zwar wird erſtlich das Dorf von einem Ende zum andern abgeſucht, alsdann geben die Patrouilleurs in drei Abtheilungen gerade durch das Dorf auf die Höhe rechter Hand, bleiben aber ſo lange am Gebeege fte ben , bis die geradeaus gegangenen die Höhe genommen haben ; die Patrouil leurs linker Hand aber müſſen um's Dorf nicht weit gehen , weil ſie, wenn fie jenſeits des Dorfes gefommen ſind , weit um fidh ſeben können. Sowohl dieſe als auch die von der Gülſdwißer Feldwaďt nad der ſteinernen Brücke 1

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gebende Patrouilleurs müſſen, wenn ſie hier über der Ottendorfer Höhe den Feind gewahr werden , ſogleich Feuer geben , damit die geradeaus ſtehenden Patrouillen , wenn fie die Hobe noch nicht genommen haben , dadurch benad: ridtiget werden. Es wird ihnen demnach alleinal geſagt, daß dieſe Signal (düſſe für ſie ſind. Die Patrouille nach der ſteinernen Brüde muß demnach ſo abgeben , daß fie zu Erreichung dieſer Abſicht zu rechter Zeit da iſt, ſie muß aber vorhero den Grund bey der ſteinernen Brüde , wo ſich der Feind I

verfteden kann , wohl duroſeben.

11. Das Haupt- Soutien der durch Ottendorf gebenden Patrouillen wird diesſeits des Dorfes poſtirt und das andere im Dorfe bey der Capelle, jen ſeits des Baches. Zum Soutien der Patrouillen nach der ſteinernen Brücke wird das Soutiens am Ende des Dammes bey dem Kreuze , doch unten an

ſelbigem , wo es nicht geſehen werden kann und das Soutiens der Patrouillen nach der Pulvermüble an der Mora , da wo das Haus ſtehet und es auch .

nicht geſehen werden kann , poſtirt.

12. Wenn die vorderſten Patrouilleurs , beren allemal 2 biê 4 , aud mehrere ſeyn müſſen, an ein Dorf, Geſträuch oder eine Gegend , wo der Feind verſteckt ſeyn kann , kommen , ſo müſſen die vorderſten und die , welche zur I

Seite geben , alles mit der größten Genauigkeit abſuchen und dabey das ge ſpannte Piſtol in der Hand haben ; es wird erinnert , daß fich bey ſelbigen allemal ein zuverläſſiger Unterofficier, auch allenfalls ein Officier befinden

muß ; wenn aber ein Gefreyter genommen werden muß, ſo muß man es gang genau wiſſen , daß man ſich auf ibn berlaſſen kann , wobey nochmals erinnert 1

1

wird , daß , wenn der Officier oder Unterofficier ſelbſt vorgehet , der auf ißn folgt und bey dem Trupp bleibt , beſtandig wiſſen muß , was er auf dieſen oder jenen Fall zu thun bat.

13. Es iſt den Patrouillen , beſonders des Nachts , einzufdärfen , daß fie von Zeit zu Zeit Halte machen und horden ſollen , weil es bekannt iſt, daß inan des Nachts öfters mehr durch das Gehör als Geſicht entdecet ; fie I

müſſen , wenn ſie die Patrouillen auf den Steindamm machen , wenn es an geht , neben ſelbigem reiten ; wenn die Patrouillen zurückgehen , müſſen ſie ſich öfters umkehren und eine Weile Halt maden , wobey alles Geräuſch und laut ſprechen vermieden werden muß.

14. Da der Vorpoſten in Klein Hocſüß unter den Befehlen des Herrn Obriſten v. Chaumontet ftebet , ſo wird der daſelbſt commandirte Officier fich zwar nach deſſen Ordre richten, inzwiſchen wird er angewieſen , des Nachts

auf die Summerauer und ſchwarze Mühle beſonders aufmerkſam zu ſeyn, und menn er die Tagepatrouille nad Cummerau macht, dieſelbe Vorſicht nehmen , .

welde hier allen Patrouillen borgeſchrieben iſt. 15. Der in Jachtarn auf Poſtirung ſtehende Officier wird , da er mit

24 Pferben verſtärkt iſt, auf den ihm angewieſenen beyden Höhen , rechter und linker Hand der Feldwađe , 6 Mann zu Pferde halten laſſen , die , fobalt die Feldwache attakirt wird , auf den Feind von beyden Seiten Feuer geben ; .

da der Feind , wenn er nicht außerordentlich mit Force fommt, ſowohl durch

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das Feuer von der Feldwadhe, als den beyden Flankenpoſten aufgebalten wer den muß, ſo muß er Zeit genug haben , fein Picket borrücken zu laſſen , wel des fich mit der Feldwacyt zuſammen dem Feind auf den Hals wirft. Die 6 Mann , welde rechts und links poſtirt ſeyn , geben ihnen alsbann in die

Flanke , doch follen ſie nicht mehr als 50 Scritt den Feind verfolgen , worauf der Officier ſogleich Apel blaſen läßt und ſein Detachement in 2 oder 3 AL tbeilungen ſo poſtiret, daß , wenn der Feind mit Force fommt, immer eins das andere ſoutenirt und er fich , ohne in Unordnung gebracht zu werden ,

bey der Kirche ſegen könne ; dieſes iſt zwar eigentlich zu verſtehen , wenn der Feind des Nachts fommt: wenn aber der Feind bey Tage einen Angriff ma den ſollte , ſo muß er ſchlechterdings ſeine Force im voraus wiſſen und folg lich auch , wie er ſich zu nehmen babe.

16. Denen Herrn Obriſten b. Gröhling, Halletius und Major V. Dreßler iſt das , was ſie durch ihre combinirten Patrouillen und Feld wachten auch außerdem zu beobachten haben , hinlänglich bekannt. Der Herr Obriſt v. Halletius wird erinnert , auf den Poſten zu Sjebankowiß und Bollatiß ein wachſames Auge zu haben und die Vorſichtigkeit ſeiner Feldwach:

ten, ungeachtet er rückwärts ſtebet, nicht einſchlafen zu laſſen , welches der Herr 1

Obriſt v. Gröbling und Major 1. Dreßler ebenfalls beobachten werden. 17. Die Feldwachten ſollen bey Tage niemals ganz abzáumen , ſondern wenn die Feldwacht bis 20 Pferde ſtark iſt , kann die Hälfte , iſt ſie aber ftärker , der dritte Theil davon abzäumen . Iroppau , den 26. Januar 1779.

( gcz. ) 0. Lorrow . «

Im Monat. Februar fielen wiederum mehrere Gefechte vor , in denen die Bosniafen – welche mit den Huſaren von Loſſow in dieſem Kriege fich die

ganz beſondere Zufriedenheit des Erbprinzen erwarben , der deshalb auch beide 1

Regimenter dem Rönige zur Belohnung empfahl -- Gelegenheit fanden , fich auszuzeichnen , wie uns barüber die öffentlichen Blätter ( * ) in nadſtebender Weiſe berichten :

» Den 4. Februar ſtießen die Lieutenants Röbler v. Lofow und Bes terſen mit ihrem bei fich habenden Commando von 30 Pferden dicht vor Ra:

dun , welches mit einigen Hundert Öſterreichern beſeft iſt, auf 15 feindliche .

Sharfſchüßen , warfen ſolche, nachdem fie ihr Feuer ausgehalten , in einen ziemlich tiefen boblen Weg und machten ſie ſämmtlich bis auf einen , welcher todt 1

geſboſſen wurde , zu Rriegsgefangenen. Den 11. ejusdem warf obengedacter Lieutenant Röbler v. Poffow , als er mit 50 Pferden nach Soladau , um eine Patrouille zu machen , befebligt war , ein feindliches baſelbſt embusquirtes Detacement von mehr als 150 Pferden über den Haufen und trieb ſelbiges bis auf die Höhen von Schlacau zurüc , bei welcher ſchnellen Retraite viele *) Berliner Zeitung vom Dienstag den 16. März 1779 Nr. 32. Schreiben aus Trop : pau vom 24. Februar. Die geſtrengen Befehle wegen des Vorpoſtendienſtes während

einer bedeutenden Kälte gingen vom Könige ſelbſt aus , und zwar in Folge einiger gelungener feindlicher Überfälle. S. v. Schöning » der Bayeriſche Erbfolgefrieg. « .

111

verwundet wurden . - Den 21. griff eben dieſer Officier nebſt dem Lieutenant Liebtle mit ungefähr 100 Pferden die feindliche Batrouille, welche ge wöhnlicherweiſe von Stablowiß über Rellersdorf gegen Ottendorf zu geht , an ,

warf fie in das von ihrer Jnfanterie beſeßte Dorf Stablowiß zurüd , bekam 4 Gefangene und erbeutete 6 Pferde. -- Den 23. Februar ward der Ritt

meiſter Ral mit 120 Pferden jenſeit der Oppa gegen Kreußendorf und Skro dowiß zu , die Patrouille zu magen befehliget; am lekteren Orte ſtieß er auf ein feindliches Detachement von 60 Pferden, welches auf eine kleine Pa trouille von uns lauerte. Bei ihrer Entdedung repliirten ſich jene 60 Pferde

auf ihr Soutien , welches gegen 150 Pferde und einige 100 Mann Infanterie ausmaden moote ; uneradotet fie nun hierdurch dem Rittmeiſter Ral unend lich weit überlegen waren , fo hielten ſie es doch nicht für gut , Stand zu balten , ſondern eilten , ben nahe dahinter liegenden Wald zu erreichen . Den 24. trafen unſere gewöhnlich gegen Schlacau und Ottendorf gebenden

Patrouillen , welche zuſammengenommen etwas über 200 Pferde ſtark waren , 1

auf ein Verſted , welches die Feinde zwiſchen Ottendorf und Soladau ſowohl als hinter den Ottendorfer Höhen gemacht hatten und deſſen Anzahl wobl mäßig geredynet auf 500 Pferde belaufen mochte. Der Major 1. Mala : dowski aber zog ſich ohne Bedenken ſogleich zurück, um die Höhen zwi: ſchen Soladau und Troppau beleben zu können. Bei Ottendorf aber iſt es unſerer Patrouille geglüdt , dem Feinde 8 Mann nebſt ihren Pferden wegzu nehmen , wobei wir 1 Dragoner und 2 Bosniaken verloren, welche legtere

mit ihren vom Feinde gefangenen Leuten auf einen feindlichen Hinterhalt ftießen und in die Gefangenſdaft geriethen .« (* ) Ein Commando von 130 Huſaren und Bośniaken ſtand in den Vorſtädten

von Neuſtadt, als der Öſterreichiſche Feldmarſchall - Lieutenant Graf Olivier v. Wallis am 28. Februar mit 15 Grenadier- Bataillons, 2 Bataillons Croas ten , 350 Sharfſchüßen , 25 Escabrons , 24 ſchweren , 12 leichten Kanonen und 7 Haubigen über Zuckmantel gegen dieſe Stadt vorrüdte , und den Oberſt !

I

v. Winterfeld , welcher mit dem Infanterie - Regiment Prinz von Preußen und dem Grenadier :Bataillon von Preuß hier ſtand , zur Übergabe des Orts aufforderte. Der Oſterreichiſche General ſchickte zu verſchiedenen Malen einen Officier und einen Trompeter an den Oberſt, um ihm Capitulations - Punkte vorzuſchlagen , doch erhielt er ſtets die Antwort zurück: » es ſeien Preußen in

der Stadt , welche ihrer Pflicht gemäß handeln würden . Bei einer ſolchen Gelegenheit náberte ſich ein Bosniaf jenem Officier und fragte ihn auf eine ſehr naive Art: wie ſtark wohl das Corps ſein möge , welches die Stadt er

obern wolle ? Der Öſterreicher war über dieſe vorwißige Frage des Bosniaken etwas aufgebracht und erkundigte fich bei ihm nach dem Grunde ſeiner Wiß

begierbe. Damit ich ſagen kann, wie ftart die Herren waren , wenn ſie abs

marſchirt ſein werden ! « antwortete der brave Preuße , welcher ficher bermu # ) Während des ganzen 7jährigen Krieges findet ſich nicht ein ähnlid geſtrenger Vorpoſtendienſt, als hier bei Jägerndorf und Troppau.

112

thete, daß die Feinde abziehen würden , ohne ihre eigentliche Abſicht erreicht zu haben. ( * ) -– In dem nach dieſen fruchtloſen Unterhandlungen ſich ents -

widelnden Gefecht, bei welchem die Huſaren und Bośniaken auf dem Galgen :

berge , den ber Feind mit Granaten bewarf , zu ſtehen famen , verloren ſie 1 Todten , 3 Verwundete und 1 Mann gerieth in Gefangenſchaft. Der Stadt widerfuhr das Unglüd , duro ein Bombardement eingeájdert zu werden. Soon am 7. März wurde bei der Parole befoblen : »Se. Majeſtát ba ben für gut befunden , der feindlichen Armee einen Waffenſtilſtand zu accor:

diren , welcher morgen , als den 8. , ſeinen Anfang nimmt. Alles feindlide Betragen , ſowohl gegen die Raiſerl. Truppen als gegen die Kaiſerl. Unter thanen , wird von morgen auf's Strengſte verboten. Se. Majeſtát der Rönig laſjen den Commandeurs der Regimenter und Bataillons ſowohl als den Com mandeurs der Batterien ernſt anbefehlen : » erſtlich für die Pflege der Pferde

die größte Sorgfalt zu tragen , zweitens unter keinerlei Vorwand zu dulden ,

daß gute Pferde gegen ſchlechte vertauſcht werden , bei Vermeidung der ſtreng ſten Ahndung 2. a – Die Vorpoſten wurden hierauf theils verringert in ih rer Stärke , theils ganz eingezogen. Nach dem Abſaluß des Friedens zu Teſden am 13. Mai räumten die

Preußiſchen Truppen das Oſterreiðiſche Gebiet und kehrten in ihre Stands Quartiere, welche fie größtentheils (don vor dem Rriege gehabt batten , zurüd. Das Regiment Bośniaken hatte den Schmerz, noch vor ſeiner Ankunft auf dem heimathlichen Boden den Tod ſeines würdigen Commandeurs , Ober ften v. Halletius , beklagen zu müſſen , denn der König beſonders gnädig war, Der General v. Poſſow marſdirte mit 6 Bataillons Infanterie und .

ſeinen 20 Escabrons in der Richtung über Bromberg nach der Provinz Dſt Preußen , und trafen am 25. und 26. Juni die Bosniaken in den ihnen an

gewieſenen Garniſon - Orten : Goldapp , Lyf , Nicolaiken , Sensburg , Aris , Schirwindt, Jobannisburg, Olegfow und Stallupönen , wo ſie zum Theil mit den ſchwarzen Huſaren zuſammen ſtanden , ein . Auf dieſem Marſche ſchrieb Lojio w an den Miniſter b. d. Sdulenburg unterm 9. Juni 1779 aus Bromberg : » Geſtern habe ich meine Colonne glücklich durch Poblen mit einem ma !

ßigen Abgange gebracht, es haben fich nur von den 6 Bataillons und 20 Escabrons 15 Mann verloren. Die Poblen ſind über den Frieden mißver:

gnügt , weil fie eine Menge Getraidevorräthe theils aufgekaufft und theils ge ſammelt haben , die ſie nun nicht anders als mit Verluft berkauffen können. Dieſes ſonſt reiche Land neiget fich ſeinem faſt gånglichen Verfall, ſo daß ihm faſt nichts als noch eine Revolution wird aufhelfen können ; ich habe nach

den hier eingezogenen Nachrichten viel Urſache zu glauben , daß fie fich, wenn !

der Krieg gedauert hätte , für unſ conföderirt haben würden , um auf die

Oſterreicher in der Hoffnung, Ballizien und beſonders die Salinen wiederzu ( gez. ) 0. Lorrow .

haben , loßzuſchlagen. Ich bin u .

*) Siehe Militairiſche Monatsſchrift Th. I. S. 88 und über den Angriff auf Neu : ſtadt beſonders v. S dining

21

der Bayeriſche Erbfolge : Krieg. “ .

113

Da 100 Mann von der Surdy Moozytowski neu angeworbenen Es: cadron Bosniaken dem Regiment incorporirt werden ſollten , ſo waren dem

Befehl des Rönigs vom 22. Mai gemäß die Pferde derſelben verkauft worden und Lojio w entließ gleich nach erfolgter Rückkehr des Regiments in ſeine Gar niſonen , von demſelben 100 Landesfinder an ihrer Stelle in ihre Heimath.

Rittmeiſter v. Mozytowski wurde unterm 25. Juni 1779 als aggre: gitter Rittmeiſter beim Bosniaken - Regiment placirt , aber ſchon am 3. Sep tember 1780 aus dieſem Verhältniß entlaſſen.

IX .

Daniel Friedrich v. Lollow ftammte aus dem Hauſe Niedewiß im Fürſtenthum Glogau und ſeine Eltern waren : Friedrich Wilhelm . Lofow , Erbherr auf Niebewiß , und Catharina Louiſe v. Lud , aus dem Hauſe Malzow in der Neumark.

Geboren 1722 in der Neumark , trat er im 20ſten Jahre ſeines Alters in Kriegsdienſte. Im Jahre 1745 ward er Cornet, 1748 den 28. februar Se: .

conde - lieutenant im Naßmer'ſchen Huſaren - Regiment , 1756 ging er als 1

Premier -Lieutenant zu Felde , erhielt 1757 eine Escadron , wurde 1759 Major im Möhring'iden Huſaren - Regiment und bald nach der Action bei Pretích

unterm 29. October desſelben Jahres Oberſt - Lieutenant. Der König belohnte ihn für dieſes Gefecht, in welchem er ſich vorzüglich auszeichnete und eine leichte Wunde erhielt , noch außerdem mit dem Orden pour le mérite. Nach dem Tode des Oberſten v. Beuft wurde er , wie wir bereits geſes

hen haben , zum ſchwarzen Huſaren - Negiment verſekt, und nachdem er unterm 15. Mai 1761 zum Oberſten befördert worden war , am 9. Mai 1762 zum Chef dieſes Regiments , aber ſchon früher unterm 17. März desſelben Jahres zum Chef des Bośniaken - Corps ernannt. Unterm 20. Mai 1766 erhob ihn der König zum General - Major und bald darauf den 13. Juni zum Amts - Hauptmann von Preußiſch - Mart. Auch verlieh Se. Majeftat ihm am 28. April 1772 die erledigte Major - Prábende bei dem Collegiat - Stifte ss. Petri et Pauli zu Magdeburg , beren geringſter Werth auf 2000 Reichsthaler von der Regierung angegeben wurde , » um «, wie das darüber ſprechende Aderhödöfte Schreiben fich ausdrüdt, » ihm ein ficheres Zeichen der gnädigen Zufriebenbeit mit ſeinem bis daher bewieſenen recht Idaffnen Eifer im Röniglichen Dienſt zu geben « . Unter dem 20. Mai 1781 3

erhielt er das Patent zum General - Lieutenant, in welchem Range er am 12. October 1783 zu Goldapp im 63ſten Lebensjahre ſtarb. 8

114

Da er von ſeiner Gemablin Sophie Eleonore v. zemar keine Kinder am Leben hatte , ſo adoptirte er den Premier - Lieutenant Jobann Chriſtoph Röhler von den Bosniaken , welchen er beſonders ſchakte und den er zu der 3

Zeit, wo der Rönig befahl , den Adjutanten als 51ſten Officier auf den Etat zu bringen , vom jüngſten Cornet (am 7. Auguſt 1772 von Raliſch aus ) zum Seconde- Lieutenant mit dem Bemerken an den Geheimen Rath de la Motte 5

vorſchlug : » Es iſt dieſer Cornet Röhler ein Mann , der nicht nur die Cam:

pagne mit vieler Diſtinction gemacht, ſondern auch nach ſeinem Verdienſte , nach der Gerechtigkeit, einen böbern Poften bekleiden müßte , weshalb alſo

denen Officiers, ſo vor ihm und junge Leute find, durch dieſes Avancement nicht Tort geſpiebt. « ( * ) – Der König bewilligte nicht allein die Adoption ,

ſondern erhob ſogar dieſen Officier unter dem Namen Röbler 0. Poſio w

am 6. Mai 1777 in den Adelsſtand und gab ihm das v. Loſſow'ſơe Wappen mit einer geringen Veränderung.

General b. lofo w war ein Jugendfreund des berühmten Seydlig und innige Freundſchaft verband ihn mit dem General b. Anhalt. Sein Streben , fich die Gewogenheit einflußreicher Perſonen in der Nähe des Rönigs zu er: werben , gebot die Klugheit. Wir baben Loñow's Verdienſte um die Verſtärkung des Bośniaken Corps bereits früher fennen gelernt. Ohne ihn wäre dasſelbe vielleicht nie zu einer größern Selbſtſtändigkeit gelangt und vielleicht hat man es ſogar ſeinen

bäufigen Übertreibungen von der Wirkſamkeit und Geſchidlichkeit dieſer Truppe zu danken , daß ſie nach dem Bayeriſchen Erbfolge - Kriege nicht eben wieder ſo reducirt wurde , wie dies nach dem ſiebenjährigen Kriege geſchehen war. Rühnbeit , Entſchloſſenheit, Umſicht und Thätigkeit waren die Eigenſchaften, welche Poſſow als Führer der leichten Truppen ausgezeichnet haben , und wenn fein Name in der Geſchichte jener Helbenzeit fortlebt , ſo iſt ihm dieſer Ruhm .

.

mit ganzem Rechte zu Theil geworden. Welches Lob ihm der General v. Gaudi nad dem Gefecht von Reiden:

bach ſpendet, iſt uns bereits bekannt, aber auch ein bekannter Öſterreichiſcher General, Verfaſſer des Veteranen , b. Cogniazzo , verband mit ſeiner Verebrung des großen Königs ein ehrendes Wort für Loſſow , indem er Thl. IV. S. 215 ſagt: » In unſern Armeen , die ihre Regenten nur in Friedenszeiten ſaben , .

fehlte überhaupt ein ſehr weſentliches Stúd : das aufmerkſame , tiefdringende Auge des Renners , welches die fähigſten Köpfe jeder Art geprüft , und ſo wie Frie : drich ſeine Kleiſte, Lonow's und andere mehr in der Zeit hervorgehoben , fie auf den rechten Fled geſtellt und ihren Talenten mehr Spielraum verſchafft hätte. « Aber mehr als dies ſpricht für ſeine militairiſchen Verdienſte die Gewogenheit des Rönigs , welcher loſow fich bis zu ſeinem Tode zu erfreuen #) Als in der Campagne von 1778 -- 1779 der König dem Erbprinzen einige Orden pour le mérite zur Vertheilung an die Bosniaken - und Huſaren - Officiers über: ſdidte und der Prinz die Wahl derſelben dem General v. Loſſow überließ , gab er dieſen Orden dem Lieutenant Köhler v. Lotio w. .

115

batte , wie uns die Correſpondenz des Rönigs mit dieſem General , welche

Preuß in ſeiner Geſchichte Friedrich des Großen Thl. IV. Anhang I. Beilage X. S. 384 u. folg. ausführlich mittheilt , beweiſt. Der Rõnig gab ihm wiederholt Zeichen ſeiner Werthſchäßung. Er ſchenkte ibm 1774 ein koſtbares Porcellanſervice und da er wußte , daß Poſiow. gern ſchnupfte, auch eine prächtige, mit Brillanten beſepte Doſe, ſo wie er ihm zu: 1

weilen ſogar mit Spaniſchem Tabad ( * ) verſorgte , deſſen Überſendung der erhabene Monarch ſtets mit eigenhändigen wohlwollenden Worten begleitete. So fügten Se. Majeſtät zu einem Schreiben vom 24. December 1777 als Nachfchrift binzu : » Joh babe an Meinen lieben Lofau gedacht und Schide ihm hiermit ein Anbenken, ich wünſche, daß er lange den Genus davon haben mach . Coffow's Thaten auf dem rubmbollen Schauplage des Krieges haben wir bereits kennen gelernt , es bleibt uns hier nur noch übrig , ſeine Sendung nach Polen im Jahre 1772 – als die Klagen der Woywodſchaften Culm und Marienburg über die von den Preußiſchen Truppen unter dem General - Major . Belling und General -Major b. Thadden verübten Ausſchweifungen die

Ungnade des Königs gegen dieſe Generale zur Folge batten – zu berühren.. Der König an den General - Major und General - Quartiermeifler o. Anhalt, Mein lieber General -Major v. Anbalt. Jo kann dem General-Major V. Belling wegen ſeiner Euch bekannten bisherigen wüſten Wirthſchaft das

Commando in Polen ohnmöglich wieder geben laſſen und habe babero ſolches dem General-Major v. Loflow anzuvertrauen reſolviret, auch demſelben bereits , fich fofort zu Euch zu verfügen , aufgegeben. 3hr wollet demnac , ſobald der ſelbe nur bey Euch aus Preuffen eingetroffen ſein wird , die ganze Poſtirung an ihn verweiſen , von allen Umſtänden , derer Regimenter, und worauf er beſſerer Drönung wegen hauptſächlich zu ſehen haben würde , desgleichen bon

dem Getraideankaufs- und Lieferungs - Geſchäfte, und wie er ſich dabei zu nehmen und wie weit ſolches noch zu pouſſiren habe , bollkommen au fait fepen , und wenn dieſes alles geſchehen und er über den ganzen Umfang ſeines Com mando's von Euch völlig angewieſen ſein wird , ſodann nur wieder anhero zurüdfommen. 3 bin 26. I

Potsdam , den 6. April 1772.

( gez. ) Friedrich.

Loflow erhielt den Auftrag, in Polen 1200 Mann nicht unter 2 Zoll Große gegen Vergütigung von 12 Thlr. pro Mann anzuwerben und 14,000 Wis pel Roggen anzukaufen. Zu den Verhaltungsregeln für dieſe Werbung , welche der Rönig ihm unter dem 6. Juli 1772 vorſchreibt, fügt er eigenbändig hinzu : » wan wihr vible Leute zuſammen Kriegen Rönnen , wirdt es Sehr guht Seindt , ben wir gebrauchen gabr vihlen , und das geldt Sol bald favohr bezahlet werbenaa 2. Zwar konnte Lollow , welcher zuerſt ſeinen Aufenthalt in Ralifch , dann in Rawicz nabm , auch nicht die bösartige Stimmung zwiſchen den Ein I

1

*) Am Schluſſe eines Schreibens, Potsdam , den 10. Juli 1774 , ſagt der König : Da ich übrigens weiß, daß 3hr ein Liebhaber von Spaniſchem Tabac ſeid, ſo habe Euch eine kleine Proviſion davon hierbey zuſthiden wollen , als Cuer 16.« !

.

8#

116

wohnern in Polen und den Preußiſchen Soldaten milbern , doch deinen die

Polen im Allgemeinen mit ſeiner Leitung der Angelegenheiten zufriedener als

früher geweſen zu ſein , denn die Stande boten ihm ein Geſchenk von einigen Tauſend Ducaten an , deſſen Annahme der König unter dem 15. November 1772 mit folgenden Worten bewilligte: » Die einige tauſend Ducaten , welche Euch die Polnijde Stände offerirt haben , könnet Zhr nur annehmen. Es iſt wohl das wenigſte, was ſie in Anſehung des von Euch gehaltenen guten Com mando's Euch geben können . « Der Rönig batte befohlen , die Errichtung von Truppen unter dem Namen von Haustruppen , welche die Staroſten von Raliſd), Liſſa, Rawicz und Boſen

beabſichtigten , zu hintertreiben , dies gab Anlaß zu verſchiedenen Händeln , unan genehmen Auftritten und einigen beleidigenden Shreiben des Fürſten v. Sul : kowski an den General 6. Lollow , welche der König , als er es erfuhr , gebot mit Stilſchweigen zu verachten. » Meine Generals würden viel zu ſchaffen haben « , ſagte der König unterm 19. November 1773 , » wenn ſie ſich mit jedem dergleichen Polniſden Narren und Windbeutel wollten zu thun maden und berumſdießen. « Noch erzürnter und ſtärker drückt ſich ein eigenhändiges Poſtſcriptum vom 2. December 1773 aus : » E3 Solte mihr leidt Sein umb

Solchene Polniſche ..... halber einen braven General zu Riskiren. ( * ) Als im November 1773 die Anweſenheit Loſow's in Polen nicht mehr nöthig erſchien , lud ibn der gnädige Monarch ein , nach Potsdam zu kommen , » um ihm für die in Polen bis daher gegebene viele Mühe noch mündlich zu 1

danken ;« doch konnte dies erſt im December 1773 gegeben , weil der König nachträglich verfügte : » Er wirdt noch mit die Regimenter Müßen in Poblen Stehen bleiben . Den ich habe es nach geſehen , Sie sollen nicht Ehr aus Poblen als 4 Wochen , nad dem der Seſſions - Tractat mit der Republic Ratifi

ciret iſt, alſo wirdt es Wohl bis Medio December ſich verbiehen. « Im Jahre 1774 übertrug der König dem General b. loſow und dem Oberſten Freihern v. Cocceji die Grenzregulirung mit den Polen als Com miſſarien. Svon unterm 24. April 1774 benachriõhtigte der König loſio w 1

vorläufig von dieſer Beſtimmung, forderte ibn auf, ſich dazu vorzubereiten , und fügte in dem darüber ſprechenden Söreiben noch Folgendes hinzu: » Übrigens habe ich reſolviret, um das Austreten meiner Unterthanen bey

der Cantoniſten -Aushebung, beſonders aus dem Culmſchen und der Gegend, zu behindern , auch die davon nach Polen bereits ausgetretene Mannſchaft auf

einer guten Art und ohne viel Lärmens, wiederum zurückzubringen , ein De: tachement vom Bosniafen - Corps zu Beſeßung und Patrouillirung der Gränze I

die Drewenz entlang, und worüber Ihr Euch mit Meinem General - Lieutenant *) Siehe Preuß : Friedrich der Große , Th . IV. Anly. I. Beil. X. S. 386 und 387. Wir müſſen dieſe Bemerkungen des Königs hier anführen , damit der !

Leſer das in den Briefen eines alten Preußiſchen Officiers ( v. Kaltenborn ) S. 91 u. folg. , abſichtlich entſtellte Benehmen Loſſo w'e , den Polen gegenü ber , zu beurtheilen vermag.

117

v. Stutterheim näher concertiren werdet , dahin zu ſchicken ; besgleichen auch zwei Escadrons Bosniaken , zu Deckung der Gränze beim Urſprung der alten Nege in der Gegend des Romodullen - Kloſters , allwo der Regimentarius v. Rraſchewski unruhig zu werden anfängt. Die eigentliche Grenze, die dieſe beyde Escadrons zu obferviren haben , wird Mein Gcheimer Finanzrath 1

V. Brendenhoff berſelben kommandirenden Officier naber anzeigen , 3hr aber

werdet dieſem Officier Eurer Seits ganz gemeſſen aufgeben, ſich ſo viel mög lid ruhig zu halten und ohne Noth in keine Handel einzulaſſen. Ihr werdet übrigens dieſes Alles nach Eurer Mir bekannten Vorſicht beſtens zu beſorgen nicht unterlaſſen , und ich bin 2c. «

Der vorerwähnte Regimentarius kraſchewski fing ſehr bald mit den Bosniaken unter dem Major v. Downo rowiß Händel an , in Folge deren

der Major tödtlich verwundet wurde , aber auch Kraſche w ski ſein Leben ein: büßte. ( * ) Der König rechtfertigte das Benehmen der Bosniaken in einem

Schreiben an Loſow vom 3. Juli 1774 mit den Worten : » Da indeſſen die Bosniaken alle Thätlichkeiten dabei zu vermeiden geſucht und die Mäßigung bis zu der extremité , daß ſie auf ſich ſchießen und ſich bleffiren laſen , ge trieben haben , ſo kann ihnen Meiner Seitz wohl nichts zur Laſt geleget werden , vielmehr hat der Regimentarius Kraſchewski fich ſelber beizumeſſen , wenn er ſeine hieruuter begangene frevelhafte Dreiſtigkeit am Ende empfindlich 1

gebüßt þat, a

Eigenhändig fest ber Rönig nod hinzu : » Seindt Sie so gubt und laſſen durch beſchworene die affaire mit den Pohlen auf Seben , als wie in Einer

Proces -Sachen ,1 damit ich es nach Warſchan Schiden kann. «

-

Noch er :

folgte in dieſer Angelegenheit folgendes Rönigl. Sqreiben :

» Mein lieber General -Major b. Lorſow . Jo habe Euer Schreiben vom 4. dieſes , wie auch Euren Bericht vom 30. leptverwichenen Monats erhalten , und aus legtern die Beſtätigung Eurer erſten mir von der Affaire mit dem

Regimentarius abgeſtatteten Relation , und daß dieſer auf Anſtiften anderer

Polen , und aller Wahrſcheinlichkeit nach auch der Krieges- Commiſfion ſelbſt, die Händel angefangen hat , mit mehreren erſehen. Ihr habt ſehr wohl ge: than , daß Ihr den ganzen Vorfall ſogleich an Ort und Stelle gerichtlich ver: bören laſſen und das darüber abgehaltene Protocoll Meinem Miniſter zu

Warſtau , dem Geheimen legations -Rath v. Benoit , zugeſchickt habt. Der Major v. Downorow iß iſt indeſſen , wie Mir der Rittmeiſter 6. Talakko einberichtet hat und welches Mir fehr leið gethan bat , an ſeinen empfangenen Bleſſuren bereits verſtorben. Ihr werbet Mir in ſeinem Plas das Avances ment beim Corps borzuſchlagen ohnermangelt ſeyn. Potsdami , den 10. Juli 1774 .

( geg. )

Friderich.

Das Geſchäft der Grenzregulirung dauerte bis 1775 und Coff ow fonnte erſt im Februar bieſes Jahres von Drieſen nach Golbapp zu ſeinen Regimen: *) Dieſer Vorfall geſchah zu Slupce, bei dem aud) der Fahnen - Junker v. Ror : natowofi durch die rechte Bruſt geſchoſſen wurde.

118

tern zurückkehren , wo der Oberft v. Halletius ſeine Bosniafen zu einer Vol. lenbung im Waffengebrauch ausgebildet hatte , der er ſeinen Beifall nicht ver: .

ſagen konnte , welche leider aber in der Folge Urſache wurde , daß lo fío w in den legten Jahren ſeines Lebens den Bosniafen nicht mehr ſo freundlich geſinnt blieb , als er es früher geweſen war , da er gegen den verſtändigen !

Rath bes erfahrenen Commandeurs ber Bosniafen , dieſe Truppe nicht auf eine ihrer Beſtimmung angemeſſene Weiſe verwendete , alſo nicht den Erfolg

erreichte, der , bei einiger Anerkennung und Nadfidt für die Prinzipien des Halletius , nicht fehlen konnte.

Wenn auch das nachſtehende Sửreiben des Königs, Lollow nicht mehr am Leben traf, ſo beweiſt es doch, wie unverändert bis zu deſſen Tode des großen Königs Gnade und Theilnahme für ihn fic erhielt : Po » Mein lieber General - Lieutenant b. lofow. Bei Eröffnung Eures Schreibens vom 11. 6. habe ich nicht vermuthet, aus beffen Inhalt Eure ohne 5

alle Hoffnung zur Geneſung ſeyende Geſundheitsumſtände zu bernehmen . Euer Zuſtanb frånfct mich recht herzlich und würde Mir Euer Berluft ohnendlich nabe gehen. Ich gebe baber noch nicht alle Hoffnung auf, ſondern wünſche

vielmehr, daß Ihr Euch wieder erholen möget. Seyd inzwiſchen verſichert, daß Jo bin 2c. Potsdam , den 17. October 1783. ( 903. ) Friderich . Eigenbändig : » 3o babe nicht gewuſt, ber fo Sulecht iſt und thuet mihr es recht leit. «

Der Stab3 - Nittmeiſter b. Weſenbed des ſchwarzen Huſaren - Regiments , welcher einen Bericht über die Krankheit feines verſtorbenen Chefs eingereicht hatte, erhielt folgendes Rönigl. Schreiben : » Mein lieber Stabs - Rittmeiſter v. Weſenbed. Ich danke Euch für die detaillirte Nachricht von der Krankheit des verſtorbenen General - Lieutenats b. Lorow , Eures geweſenen Chefs ; und nach folcher will es das Anſehen gewinnen , daß es vielleicht noch möglich geweſen ſein dürfte, ihn zu retten. Er

iſt indeſſen nicht mehr , und noch lange wird ſeinen Verluſt beklagen Euer ac. ( * ) Potsdam , din 5. November 1783.

( ge3. ) Friderich .«

In den Briefen eines alten Preußiſten Officiers

· V. Kaltenborn

wird

lofſow als eigennüßig , prahleriſch, verläumderiſch, parteiiſch, ungerecht, als ein Commandeur, der Unfrieden in ſeinem Officier - Corps ſtiftete und begün: ſtigte , der ſeine Lieblinge verdienſtvollen Leuten vorzog und hart gegen ſeine

Untergebenen war , geſchildert. Wir bemerken dabei , daß dieſen Schmähungen Perſönlichkeiten und Privathaß zum Grunde lagen , und werden die angeführten .

Beweiſe Rönigl. Huld und Theilnahme wohl genügen , um ſie zu widerlegen.

119

X.

Friedens. Periode von 1779 bis 1794. Bis zum Tode des General - Lieutenants v. Lorow im Jahre 1783 batte bas Bosniaten - Regiment fich nur geringer Theilnahme ſeines Chefs zu er: S

freuen ; er leitete deſſen Angelegenheiten nach den Anſichten derer , denen er Vertrauen ſchenkte und der nunmehrige Commandeur, Major v. Heilsberg , welcher unterm 20. Mai 1785 zum Oberſt - Lieutenant , unterm 20. Mai 1787 .

zum Oberſten avancirte und 1788 den 13. Januar im Alter von 78 Jahren ſtarb, hatte vermöge feines bohen Alters nicht mehr die Thatkraft, welche erforder: lid war , um die Ausbildung einer Truppe , die fich durch Gewandtbeit und Geſchidlichkeit auszeichnen ſollte , zu ſteigern.

Selbſt der große Rönig ſcheint gefühlt zu haben , daß ſeiner Armee zur Beförderung des Dienſtes und der Dreſſur ber Truppen jene Vehifel zu feb . len anfingen, welche mit Jugendkraft und Friſche Alles durchdrangen und zu vorſchreitender Entwicelung Alles belebten. - Er ſuchte dieſem übel durch 1

Inſtructionen abzubelfen , aber ſo lehrreich fie auch waren , fie konnten doch

nur die völlige Erfchlaffung abgeſtandener Formen aufhalten, nicht ganz ber hindern , benn bald nach dem Tode Friedrich des Großen fing eigentlich 1

Icon jene unglüdliche Übergangsperiode für die Armee an , in der der Lorbeer des Preußiſden Heeres abblühte , um erſt lange nadher neue Reime zu treiben. Eigenthümlich iſt es , daß gerade in dieſer Zeit das Bosniaken - Regiment 1

ſeinen Culminations - Punkt erreichte. Gerade da glänzte es durch die Kraft und den Eifer eines regen Geiſtes , der würdig iſt, den Heldenſaal der Nation

zu ſchmücken ; es fämpfte unter ihm mit allem Ruhm früherer Kriege , aber ſeine Thaten berhalten in dem Dunkel wenig gekannter Gegenden , weil ſie

vereinzelt baftanden , weil ähnlich fiegreicher Erfolg nur einem kleinen Theil des baterländiſchen Heeres beſchieden war und weil dem Rriege , in dem es focot, urſächlich die erhabene Weihe und tactiſch die großartigen Rämpfe an : derer fehlten. - Aus der Inſtruction für die Inſpecteurs der Cavalerie

vom 5. Auguſt 1781 glauben wir Einiges hervorheben zu müſſen , welches

Bezug auf den vorhergegangenen Krieg hat und die Richtung bezeichnet, in welder ein Officier der leichten Cavallerie ausgebildet werden ſollte : » Eine Sache muß ich hierbey erinnern , die im vorigen Kriege negligirt worben und die beſtebet darin , daß die Officiers inwährend des Lagers gar keine Attention auf die Futterung der Pferde gehabt und ſo weit , daß der gemeine Mann , wenn er bon Fouragirungen zurückgekommen iſt, das Futter an die Marketender verkauft bat , mo denn die Dienſtpferde bei vielen Regis mentern ſind entkräftet worden. Um dieſes zu verhüten , ſo müſſen die Offis .

!

ciers in Friedenszeiten beſtändig darauf Achtung geben , daß ſie nach der Fut terung ſehen , dieſes iſt keine Kleinigkeit. - Aber dieſes,, was den defenſiven Krieg angebet, iſt ſo weit gut , aber damit iſt es nicht ausgemacht, indem mir

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bie Officiers am liebſten ſein , wenn ſie ſich mit offenſiven Projecten um den

Feind bekümmern und es iſt kein lieutenant oder Cornet von der Cavallerie, dem die Gelegenheit nicht was dazu anbietet, wenn fic nur Luſt zu ihrem Handwerk und Ambition haben , ſich zu diftinguiren. Mit den Potrouillen lernen fie Wege fennen und bringen die wirklige ydeen bon Terrain in Ropf ,

recognosciren dem Feind ſeine Poſten und ſehen , von welcher Dispoſition er

fich geſegt hat , fie erfahren , in weldher der Feind ſeine Patrouillen ſchidt und wo ſie durchgehen. Auf dieſe Renntniß können ſie ihre Projecte formiren. 1

Bei die häufigen Patrouillen , wo die Officiers gebraucht werden , bringen ſie

Gelegenheit, von der feindlichen Armce , ihrer Beſchaffenheit, ihre Umſtände , ihre Verfaſſung und viele Particularitäten zu erfahren , die öfter ins Große gehen können und wodurch dem commandirenden General Einfichten gegeben werden können , entweder von dem Feinde ein Corps zu überfallen oder die Armee in ihrem Lager zu attaquiren , auch wohl gar den Feind zu ſhlagen. Dieſes find Gelegenheiten , wo die Officiers die größte fortune machen können , aber wenn ſie in Friedenszeiten nicht darauf denken , ſo werden ſie auf der gleichen Fälle im Rriege nicht fommen , man muß darauf denken , darauf ra: finiren , damit , wenn der Krieg kommt, ſo wiſſen fie cavon Gebrauc zu ma chen . Im Herbſt, wenn die Pferde von Graſung kommen und daß die Re

gimenter in Cantonirung3 - Quartiere zuſammengezogen werden, ſo können ſie in alldergleichen Sachen geübt werden ,. wenn ſich nur Chefs und Commandeurs

der Regimenter die gehörige Mühe geben. – Diejenigen Stabs - Officiers , die fich zum meiſten appliciren werden , die jungen Officiers auf den Fuß zu for miren , werden fich am meiſten bei mir inſinuiren , weil , wenn bei der Cavallerie Ordnung bei dem gemeinen Mann und muntere und intelligente Officiers

find , man alles mit ihnen machen kann und wenn eins oder das andere da: ran feblet , es nur halb Wert iſt. — Dabei muß ich die Generals und Com manbeurs erinnern , daß der Friede lange gebauert hat und wenn wir niðt die Jugend abrichten , ſo kommt das Werk in's Stocen und kann man duro die Nachläſſigkeit den Ruhm verliehren , den ſie bis dato mit Recht erhalten haben. Die Inſpecteurs müſſen an alle Commandeurs der Regimenter die Abſchrift hiervon geben. « Unterm 18. Dctober 1783 ernannte der König den Oberſt 1. Hobenſtod zum Chef des ſchwarzen Huſaren- und Bosniafen - Regiments . Carl Auguſt v. gohenſtock

wurde 1723 zu Brandenburg geboren , trat 1741 als Gemeiner bei den Nag mer'ſchen Ulanen , nachherigen Huſaren ( 1806 Prinz von Würtemberg ) ein ,

abancirte 1747 zum Wachtmeiſter, Ende dieſes Jahres zum Cornet, 1754 zum Lieutenant , 1759 zum Stabs - Rittmeiſter und erhielt 1760 im December eine 5

Escabron. Im Jahre 1761 fam er als Major zu den Frei- Huſaren von Kleiſt, welche 1763 reducirt wurden , worauf er zu Krodow - Dragonern ( 1806 Prittwig ) übertrat, 1767 aber Commandeur des Uſedom'ſchen Huſaren -Regi:

ments wurde , bei welchem ihn der König 1772 zum Oberſt- Lieutenant und

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ſoon im Auguſt desſelben Jahres zum Oberſten beförderte. Er hatte ſich im

fiebenjährigen Kriege bei den Frei- Huſaren vorzüglich ausgezeichnet, weshalb der Rónig ihm aus beſonderer Gnade als jungen Oberſt ſớon am 4. Decem ber 1779 bas erledigte Belling'ſche Huſaren Regiment verlieb , beſſen Ehef er bis 1783 blieb , in welchem Jahre er zu einer noch bedeutenderen Stellung als Chef des ſchwarzen Huſaren : und Bosniaken - Regiments berufen und uns term 20. Már; 1785 zum General - Major ernannt wurde. Bald nach der Trennung des Bośniaken - Regiments von dem ſchwarzen Huſaren - Regiment 3

ſtarb General v. Hobenſtoď im April 1788 und hinterließ eine Wittwe, Anna Marie geb. v. Ehrenberg. - Durdy ihn wurden zuerſt die tactiſchen Evo lutionen nach dem Reglement für die Huſaren auch bei den Bosniaken ein: geführt und geübt.

Dreiundvierzig Jahre hatten die Bosniaken beſtanden , ohne jene Selbſt ſtändigkeit zu erhalten , deren ein Regiment in ſo vielfacer Beziehung durch: aus bedarf ; endlich erreichte es dieſe im Jahre 1788 , wo Rönig Friedrich Wilhelm II. den Generol W. Hobenſtock von der Führung des Bosniaken: Regiments entband und unterm 3. Februar den Oberſt v. Günther , Com mandeur des ſchwarzen Huſaren -Regiments , qum Chef unſerer Bosniaken erhob. » Em. Hochmoblgeboren überſende ich « , ſchreibt am 11. Februar 1788 ber

Geheime Kriegsrath b. Malti an Günther, » die von Sr. Rönigl. Majeſtát Alerhodoſt vollzogene Capitulation auf das Regiment Bosniafen bierneben mit Verſicherung meiner wahrhafteſten Freude nnd Tbeilnahme über dieſe hier: durch erhaltene und ſo ſebr verdiente Avantage. «

Das Regiment aber knüpfte an dieſes wichtige Ereigniß ſeine ſchönſten Hoffnungen und ging jegt unter der Leitung eines Mannes , » der am Abend ſeines Lebens eine Zierde ſeiner Nation ward und deſſen Andenken jedem Preußen , jeder kommenden Generation þeilig ſein muß « ( * ) , einer glänzenden Zukunft voll Ruhm und Ehre entgegen . Heinrich Johann Freiherr v. Günther rde am 8. December 1736 zu Nen - Ruppin geboren , wo ſein Vater Feld prediger im Regiment Kronprinz war. Nachdem dieſer während des erſten Solefilden Krieges , im Juni 1741 , zu Königgrätz geſtorben war , erzog den

Sohn ſeine fromme , aber arme , in Sorgen und Dürftigkeit lebende Mutter. .

Im Jahre 1753 ſoll er im Joachimsthalſchen Gymnaſium aufgenommen

worden fein und ſpäter nach einigen Nadriďten auf der Univerſität zu Frant furt a. d. D. , nach andern zu Halle Theologie ſtudirt haben. Wahrſcheinlich

um einer unglüdlichen Liebe willen verließ er beim Ausbruch des fiebenjähri *) Worte dis am 15. Februar 1848 zu Berlin verſtorbenen Königl. Preußiſchen Feldmarſchalls und Kriege - Miniſters K. v. Boyen in ſeiner Broſchüre : Er:

innerungen and dem Leben des Königl. Preußiſchen General - Lieutenants Frei herrn v. Günther. Berlin 1834. Wir werden uns häufig der Worte dieſer

Broſchüre bedienen , weil uns dazu die beſondere Erlaubniß des Verfaſſero ge worden iſt.

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gen Krieges dieſe Laufbahn, erhielt zunächſt eine Anſtellung im Feld -Rriegå 3

Commiſſariat und wurde 1758 Seconde - Lieutenant bei bem Frei - Bataillon des Marquis b. Angenelly , 1759 indeſſen (don Premier -Lieutenant in dem

Corps Volontaires de Prusse des Oberſt- Licutenants Baron . Trümbach. Bei der Auflöſung dieſes Frei - Corps wurde er durch Verwendung des Prin gen Heinrich dem Heere erhalten und 1762 zum Regiment des Generals

v. Bawr , der ihn bald zu ſeinem Adjutanten wählte , berſegt. Gleich nach dem Frieden kam er als Stabs - Rittmeiſter zu dem Küraſſier - Regiment von Vaſolo, wo er 1764 eine Compagnie erhielt und 1773 zum Major befördert wurde. Am 9. Juni erhob ihn der König in den Adelſtand. In dem Jahre 1778 ſtieß das Regiment, damals v. Seelhorſt genannt , zum Heere des Prins zen Heinrich in Sachſen , welcher Prinz ihm öfter den Befehl über die Vor: !

poſtenlinie übertrug. Die Veranlaſſung zu Günther's Ernennung zum Oberſt Lieutenant und Commandeur des ſchwarzen Huſaren - Regiments im Jahre 1783

erzählt der General-Lieutenant Graf Hendel v . Donners mark in dem Werk: » Erinnerungen aus meinem Leben a Seite 8 folgendermaßen : » Fries drich II. , unzufrieden mit dem ſchwarzen Huſaren -Regimente , welches einen >

Herrn b. Soſiow zum Chef batte , der ein Freund von Duellen war, ſo daß dieſe im Regimente ohne Ende vorfielen , frug den General 1. Britt wit , Inſpecteur der Märkiſchen Cavallerie , ob er nicht Einen borſølagen fönne, der Haare auf den Zähnen habe und den er als Commandeur zum Regimente

Loflow joiden könne ? General 6. Brittwig ſớlug den Major Günther vor , der ſogleich nach Potsdam berufen wurde und vom Rönig die Inſtruc tion erhielt , das Regiment wieder in Ordnung zu bringen und die Duelle

gänzlich ceffiren zu laſſen. Man muß wiſſen, daß damals und überhaupt ſo lange dieſes Syſtem galt, es eine eigene Bewandtniß mit dem Chef und mit dem Commandeur des Regiments hatte ; ſie waren oft entſchiedene Gegner. Günther glücte es , mit ſehr vieler Beſtimmtheit in ganz kurzer Zeit durchzuſeken , daß die Duelle im Regimente aufhörten . Der König hatte ihm aber auch befohlen , ohne Weiteres ibin nur anzuzeigen 1, wen er in dieſer Art

für incorrigibel halte. « Ferner erzählt darüber Profeſſor Breuß im Anhange zum 3ten Bande ſeiner Geſchichte Friedrich des Großen alſo: » Ehe Gün : ther zu ſeiner neuen Beſtimmung abging , gab der König ihm mündlich mit dem ſchneichelhafteſten Vertrauen die Inſtruction für den neuen Beruf , und als Günther um furzen Urlaub bat , ſeine alte Mutter zu beſuchen , fo rief der gnädige Monarch mit der lebhafteſten Theilnahme aus : » Ei, lebt denn bie noch ? « ( Der König als Kronprinz hatte ſie in Ruppin gekannt.) Interm 22. September 1785 wurde Günther zum Oberſten ernant; unterm 3. Februar 1788 erhielt er das Patent als Chef des Bosniaken - Re

giments , noch in demſelben Jahre bei der Revűe ben Orden pour le mérite

und ſchon den 2. Juni 1789 beförderte ihn der König zum General - Major. Selten iſt die Lebensgeſchichte eines Generals ſo innig mit dem Geſchic ſeines Regiments verwebt , als wie es die Günther's und ſeiner Bosniaken

denen er ſeine Thätigkeit mit einer Aufopferung und Sorgfalt widmete ,

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mie fie ohne ein zweites Beiſpiel ſein dürfte - war. - Sein Streben ging bahin , ſeiner Truppe jene militairiſchen Eigenſchaften und Fähigkeiten anzueig: nen , welche ſie zum Muſter des Soldaten machten , woju er ihr ſein eigenes nachahmenswerthes Leben als ein anregendes und belebendes Vorbild bot.

Es war baber natürlich , daß , als in ſpäterer Zeit das Preußiſche Heer Gün : ther als einen ſeiner erſten Cavallerie -Generale anſab, ſein Regiment in der 3

Armee ebenfalls ausgezeichnet daſtand. » Er hatte ſo zu ſagen « , bemerkt Ges neral Graf v. Hendel , » jeden einzelnen Mann ſeines Regiments zur höchſt möglichſten Stufe der Ausbildung gebracht. « Auch wir vermogen nicht, ſeine Biographie bier iſolirt zu geben ; wir müſſen ſeine Laufbahn mit der des Regiments berflecten , wollen wir das ſtets

anſpruchslos erſcheinende Verdienſt und den Werth dieſes ſeltenen Mannes in ſeiner Eigenthümlichkeit ihrem ganzen Umfange nach ſchildern und wenn wir

dennoch bei Günther’s Perſónliơkeit, ſeiner Lebensweiſe, ſeinem Charakter und ſeiner Tugenden vorherrſchend und langer verweilen , fo geſieht dies , um gleichzeitig auf ihren wohlthätigen Einfluß im Bosniafen - Regiment hinzubeuten. Günther war ein fleiner , bagerer Mann , beſſen Haltung und Blid viel

Ähnlidkeit mit Friedrich dem Großen zeigte , weshalb das geſchäftige Pu: blicum gern verbreitete: er ſei ein natürlicher Sohn des großen Rönigs. Seine Stimme war fein und ſein Rörper fehr gewandt , welches er beſonders als breifter Reiter bemerkbar machte. Er beſaß gründliche und umfaſſende Geiſtess

bildung , ſprach Franzöſiſch geläufig und gut ; mit Gleim , dem Sänger im fiebenjährigen Rriege, unterhielt er Freundſchaft und wechſelte mit ihm Gebidhte, auch ſelbſt in altclaffiſcher Bildung war er fein Fremdling , wie er dies bei der Einweihung des Appellations - Tribunals zu Nowemiafta bewies , wo er die Sißung duro eine ſchöne lateiniſche Rede eröffnete, in der er mit ebler Bes

redſamkeit den Mitgliedern ihre Pflichten im Dienſte der Gerechtigkeit an's Herz legte und durch die er die Herzen aller anweſenden Polen für fich ge wann , unter welchen damals nody die Renntniß der lateiniſchen Sprache febr

verbreitet war. ( * ) – Faſt täglich beſchäftigte er ſich wenigſtens eine Stunde mit Lecture, fein treues Gebächtniß unterſtüßte ibn babci febr. Mit Leichtigkeit und ficherem Urtheil turchblidte und ordnete er die bers wideltften Verhältniſſe im Bereiche feiner Geſchäfte und überall traf er das Redte. Seine dienſtliche Correſpondenz führte er mit unermüdlicher Thätigkeit ſelbſt,

während er zugleich als Belag für die Regiſtratur des Regiments den In: halt einem Schreiber in die Feder dictirte. Sein Adjutant hatte eigentlich nur Linien für die Liften zu ziehen , die Journale zu ordnen und die Eingaben der Escadrons , welche der General aber vorher genau revidirte , zuſammenzutragen. » Daß Ew. Ercellenz den Brigade-Major 1. St. Paul behalten werden « , ſchreibt Günther an den General o . Favrat , welcher dieſen Adjutanten #) Wir entlehnen dies und noch mehrere Angaben aus dem Aufſaße in dem October: Heft der Minerva vom Jahre 1846 , welcher den Titel führt: » Der General: >

Lieutenant v. Günther und ſein Chrendenkmal zu Lyf in Maſuren.«

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mitgenommen hatte , aus Zakroczin unterm 24. November 1794 , » habe ich

gleich vermuthet , da Ew. Ercellenz ihn zu dem Briefſchreiben einmal inſtruirt haben und er völlig in Hochdero Jdeen entrirte, wozu nicht jeder fähig iſt. Ew. Ercellenz können auch gewiß glauben , daß , wenn Hochdieſelben mir dieſes vor der Abreiſe offenberzig geſagt hatten , ich eben ſo wenig Shwierigkeiten ge

macht haben würde , denn erſtens bin ich gewohnt, alles ſelbſt zu ſchreiben , für's zweite boren die kriegeriſchen Operationen auf und meine Arbeiten från ten ſich dadurch ein 2c. « Ferner ſagt Günther in einem Schreiben vom 18. November 1795 an denſelben General : » Obgleich in Rüdficht meiner, ba

id den Ober -Auditeur Siegfried weder zu meiner Privat- , noch Dienſt

Correſpondenz bedarf, indem ich folhe ſelbſt führe, derſelbe leicht entbehrt werden könne, ſo iſt er doch anderer dienſtlicher Verhältniſſe wegen nicht zu entbehren. – Sobald Günther das Regiment übernommen hatte , entwidelte

er eine bis dahin nie gekannte Thätigkeit und Regſamkeit, er drang in alle 1

dienſtliden Details mit großer Sachfenntniß und Sparfblic ein und ſtellte ſofort viele cingeſchlichene Mißbrauche ab.

Die große Strenge , welche er bei der Ausübung des Dienſtes walten ließ , erzeugte bei den Officieren Mißvergnügen und Beſchwerden , von denen

einige ſelbſt bis an den Thron des Rönigs gelangten , indeſſen balb traten die vortrefflichen Eigenſchaften des Chefs ſo regensreich für das Regiment hervor , daß alles zur Bewunderung und Verehrung hingeriſſen wurde , und trot ſeiner

großen Heftigkeit, die ihn beſonders in ſeinen jüngern Jahren häufig zu über: !

eilungen hinriß , die er aber ſtets bercute und als ſeine Shattenſeite felbft offen anerkannte, dürfte ſich wohl ſelten ein Befehlshaber einer ſolen Liebe und eines ſo unbedingten Vertrauens ſeiner Untergebenen zu erfreuen gehabt haben , wie Günther. – Um die Dienſtthätigkeit einer jeden Charge mehr zu regeln und feſter zu beſtimmen , batte Günther ſchon als Commandeur des Huſaren Regiments Inſtructionen zuſammengeſtellt , die er nun auch bei dem Bosniafen 1

Regiment zur Geltung brachte. Leider hat ſich nur noch das Manuſcript der jenigen für die Unterofficiere ſeiner Escadron vom 2. December 1787 erhalten , in welcher die Pflichten eines Unterofficiers im Allgemeinen und dann die eines Unterofficiers du jour in's Beſondere angegeben werden. - Die

Anforderungen , welche in dieſer Inſtruction an den IInterofficier in Bezug auf die Beaufſichtigung der Leute und Pferde gemacht werden , ſind größtens .

theils dieſelben, wie die der heutigen Zeit , nur trat dieſe Controlle weil man damals Grund hatte , gegen den eignen Trieb der Leute zur Ord. nung und Pünktlichkeit und gegen die Zuverläſſigkeit jeder ihrer ſelbſtſtändigen Handlungen , mißtrauiſcher als jest zu ſein -- anhaltender und ausgedehnter ein. Gefüttert wurden die Pferde , wie aus dieſen Beſtimmungen bervorgeht, vier Mal täglid ), um 5 und 8 Uhr Morgens , 12 Uhr Mittags und 7 Uhr Abends. - Nur einige Punkte der Pflichten des Unterofficiers du jour

wollen wir hier wörtlich anführen , weil ſie in den beſondern Verhältniſſen der damaligen Zeit , die zu berühren wir nicht verſäumen dürfen , begründet find : » Er muß zu den Stunden , die entweder beſtimmt ſind oder wo er e3

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ſelbſt nöthig findet, nicht allein alle Quartiere, ſondern auch beſonders diejenigen nachvifitiren, wo unzuverläſſige Leute ſind, auch dahin ſeben , daß erwachſene Leute auf den Wachten angeſtellt werden und nicht Jungens oder gar Rinder. « » Geht es an , daß er ſich an den Stadthüren oder ſonſt, wo ſolche jolafen , Merkmale macht, die wenn die Thüren geöffnet werden , ſolches ihm gleich verrathen , ſo hat er nicht nöthig , ſolche Leute durch's Anrufen zu weden , ſondern er beſichtigt nur die Merkmale , ob folde auch alle unbeſchädigt ſind, fo iſt er ficher, daß die Leute noch da find. Merft er aber indeſſen lin rath , ſo muß er gleich genau nachviſitiren und findet er , daß einer deſertirt ift, gleich alle Unterofficiere und den Wachtmeiſter wecken , damit die ganze 1

Escabron viſitirt werde , ob ſonſt noch Leute fehlen , und er muß fich gleich ſein Pferd .zum Natſeßen ſatteln laſſen , wie der Wachtmeiſter dergleichen mehrere zum Nadſeßen beſorgt, wo jeder die ihm angewieſene Tour nimmt , in den Dörfern Lärm magt , daß die Wachten ausgeſtellt werden , fich Atteſte geben läßt und auf dem Rüdwege die aufgeſtellten Wachten viſitirt.« !

Den jüngern Officieren ertheilte Günther ſelbſt häufig lInterricht, be: ſonders in der Topographie und im Felddienſt. Mit ihnen ſpielte er auf aus.

gebreiteten Karten und Plänen mittelſt fleiner Figuren eine Art Kriegsſpiel. Bei einer ſolchen Gelegenheit nahm er einſt zur Beſeßung eines vorgeſchobenen Poſtens, da es an Figuren mangelte, einen Dukaten. Ein ſchlauer Junker, Dietrich genannt v. Schend , operirte nun blos gegen dieſen Poſten, um ihn abzuſchneiden , welches ihm endlich auc gelang , worauf er ihn als verloren einſtedte. Der General , mit dem Manöver febr zufrieden , ſagte: » Er hat ſehr 1

gut manovrirt , behalte Er nun dafür auch ſeinen Gefangenen ! Aber in der Folge ſcheute er ſich bod wiederum , einen ſolchen lockenden Repräſentanten ſeiner Truppen zu erponiren.

Selbſt in den Gemüthern der Jugend wedte er kriegerijden Sinn. Wah

rend er zu Lyk ftand, ſpielten einft Knaben unter ſeinen Fenſtern Soldatenſpiele. Dem ſab er wohlgefällig Vinter einem Fenſter zu , öffnete dann endlich und warf eine Hand vol Geld unter dieſelben. Die muntern Burſchen merkten fich

bas , ſpielten fortan vor ſeinem Quartier und ſelten blieb die Belohnung aus. I

Seine Herzensgüte trieb ihn zu beſtändiger Wohlthätigkeit gegen Noth leidende , viele Thränen armer Waiſen und Wittwen bat er getrodnet und viele Bedrängte ſegneten ſeine hülfreiche Hand. ( * ) Die unbemittelten Officiere ſeines Regiments unterſtüßte er auf die jars teſte Weiſe. War einem derſelben ein Pferð gefallen und wußte er , daß es ihm ſchwer fiel, ſich ein anderes zu kaufen , ſo ſpornte Günther vor der

nächſten Inſpicirung der Escadron das Seinige ſo lange , bis es ganz unruhig wurde. Ram er dann an den Officier, der jenen Unfall erlitten hatte , ſo ſagte er zu ihm : er febe wohl , daß das Thier für ſein Alter zu beftig wäre und bat ihn , indem er abſtieg , es von ihm anzunehmen , da er es doch nicht mehr ges *) Das Titelbild ſtellt den General v. Günther in der Uniform der Bosniafen mit Huſaren - Schnüren dar , deren wir oben gedachten.

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brauben könne. -– Sein Muth und ſeine Tapferkeit wurden durch keine Gefahr erſớüttert. Im Ranonen - und Kleingewehrfeuer traf er ſeine Anordnungen ebenſo rubig und unbefangen , wie auf dem übungsplaße. Gewöhnlich griff er ,

den Säbel in der Fauſt , an der Spike ſeiner Schwadronen mit an. An den icharfften Stellen des Gefechtes war er in der Regel zu finden. Schon im fiebens

jährigen Kriege hatte er eine Wunde und zwei Quetſchungen erhalten. Im Polniſchen Kriege ward ſeine Uniform mehrmals von Rugeln durchbohrt, ein Schuß traf in ſeinen Sattel , und bei Ralno ward ihm ein Pferd unter dem

Leibe tödlich verwundet. Ein höðſt ehrenwerthes Zeugniß für ihn legte Su : warow ab , der , als er Günther's perſönliche Bekanntſchaft machte, aušrief :

» Jch freue mich, beute einen wahren General kennen zu lernen ! « Und mit Erſtaunen erfüllte den Ruſſiſchen Feldmarſchau Günther's redlicher Sinn ,

als dieſer einſt die Zurücgabe eines im Preußiſden Cordon ſeit Jahren ber geſſenen Ruffiſden Magazins unaufgefordert anbot. » Solden Glauben babe

ich in Iſrael niķht gefunden ! « rief Suwarow und pries gegen die Umſte benden des Preußiſchen Generals Redlichkeit. So groß er in jeder Beziehung war , ſo groß war auch ſeine Beſcheiben : heit und Anſpruchsloſigkeit. Als fich einſt vornehme Gäſte zu Mittag bei ihm defanden , hatte der Regiments -Quartiermeiſter, welcher das Amt des Vors ſdneidens bei Tijde zu übernehmen pflegte, fich durch Geſchäfte berſpätet und

fand den General, als er eintrat , beim Zuſoneiden des Bratens. Als jener fich des Verſpätens wegen entſchuldigen wollte, ſagte Guntber : » Es iſt gut ,

mein lieber Heinrichs, daß Sie kommen, ich bin ein ſchlechter Vorſơneider, « -- » Aber ein deſto größerer General « , erwiderte jener. Günther gerieth darüber in eine ſichtbare Verlegenheit und gab dem Regiments - Quartiermeiſter

durch ernſte Blicke zu verſtehen , daß ihm ein derartiges Lob nicht gefalle. Nicht minder, wie ihn die Tugenden eines ausgezeicneten Kriegers ſchmüds

ten , zierten ihn auch die eines edlen Staatsbürgerz. Unbedingter Geborſam gegen das Gefes , entſchiedene Liebe gegen den König und das Vaterland ,

reger, thätiger Sinn für das Gemeinwohl und ſtrenge Gerechtigkeit bei Aus übung ſeiner amtlichen Pflichten, waren die Grundlagen ſeines ſtaatsbürger: lichen Lebens. - Seine Frómmigkeit , Einfacheit, Mäßigkeit und ſeinen Dienſt eifer beweiſt ſeine Lebensordnung : Täglich ſtand er um 4 , ſpäteſtens 41 Uhr früh auf. Nach kurzem Gebet kleidete er ſich dienſtmäßig an , ſo daß er nur den immer bereit ſtehenden Säbel noch umſonallen durfte , welches jedes Mal geſchab , ſobald ein Militair ober eine höhere Civil- Berſon in ſein Zimmer 1

trat. Während des raſchen Ankleibens genoß er fein Frühſtüc und von dies

fem Augenblick an war er Jedermann zugänglich. Gewöhnlich revidirte er hierauf die Ställe ſeiner Escadron und unterſuchte genau den Futter- und

Pußzuſtand der Pferde. Er liebte es , wenn von den Leuten beim Pußen redyt viele Staubſtriche - welche ſie aber , nachdem ſie dies bemerkt batten , um

ihn zu tauſchen , durch Ralf oder Aſche darſtellten – gemacht worden waren . Um zu ſehen , ob die Pferde alle gleichzeitig ausgefreſſen hätten , ſcheute er 1

fich nicht, ſelbſt zu den boshafteſten Pferden heranzutreten , und nicht ſelten

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iſt er dabei von den wilden Ukrainer Pferden , womit das Regiment zum Theil beritten war , verlegt worden , wobei es aber zu ſeinen Eigenthümlichkeiten ges börte , daß er bann jede fremde Hülfsleiſtung fich verbat. Die Bośniaken

welche ſolche genaue Unterſuchungen zu vermeiden ſuchten, reizten ihre Pferde zu noch größerer Bosheit gegen Fremde und brachten es endlich dahin , daß zuleßt Reiner mit einem Federbuſche fich ihnen nábern durfte.

Von dieſen Inſpicirungen nach Hauſe zurückgekehrt, fand er alle diejeni gen , welche an ſeinen Geſchäften Theil hatten , den Adjutant, Regiments: Quartiermeiſter , Auditeur und Secretair bei ſich in Bereitſchaft: Saden zur Unterſchrift vorzulegen , Berichte zu erſtatten und Aufträge zu empfangen. Nun ging er ſogleich felbft an den Arbeitstiſch und arbeitete, wenn nicht Perſonen in Geſchäften oder Bittende ihn ſtórten , ununterbrochen fort bis zur Wacht: parabe, welche er ungern verſäumte. Bei wichtigen Geſchäften blieb er bis zur Tifchzeit um 12 Uhr bei der Arbeit. Bei Tiſche lebte er außerſt mäßig , aß wenig Fleiſchſpeiſen und tranf weber Bier noch Wein. Nach Tiſche ging er gleich wieder zur Arbeit und lebte fie bis 9 Uhr Abends in der Regel fort. Erſt dann erlaubte er ſich als Erholung die Lecture, womit er fich bis 11 Uhr beſchäftigte, vor welder Zeit er nie zu Bette ging.

Den Sonntag verſäumte er niemals , andächtig im Gotteshauſe zuzubrins gen. Jeden Monat , mochte die Witterung auch noch ſo übel ſein , bereiſte .

I

unſer General ohne vorhergegangene Benachrichtigung und ſtets zu Pferde, nur von einem Reitknecht begleitet , die entfernten Escadrons ſeines Regiments. Oft war er bierbei gezwungen , in Dörfern zu übernachten ; dann begnügte er ſich mit einem Lager in elender Hütte, wo er oft auf einer bloßen Bank völlig angezogen mit ſeinem Mantelſack unter dem Ropfe rubte und nur von Waſſer, Mild und Eiern lebte. Alle eingegangenen Dienſtfaden wurden ihm bei folden Reiſen nachgeſendet und bearbeitete er ſolche auswärts ebenſo punkt:

lich wie in ſeiner arniſon. In einer ähnlichen Geſchäftsthätigkeit ſah ihn einſt der nachherige General-Lieutenant Graf Hendel b. Donnersmart , worüber er uns in ſeinen Erinnerungen aus ſeinem Leben S. 9 Folgendes mittheilt: » Einſt, als ich auch einmal nach Juſterburg reiten wollte , kam id , auf balbem Wege von Gumbinnen bahin , in ein Dorf und ſtieg im Wirths.

bauſe ab. Vor dem Hauſe ſtand ein Bosniake , in der Stube fand ich einen

kleinen Officier, welcher ſchrieb. Jung , unerfahren und als junger Officier die Welt als mir gehörig betrachtend, trat ich in die Stube, grüßte den Herrn Kameraden mit einem „ Guten Morgen “, was ebenſo erwiedert wurde , legte meinen Säbel ab und machte mir es möglichſt bequem , um ein Frühſtück ein zunehmen. Nach einer Weile war mein Herr Ramerad mit feiner Soreiberei fertig , fiegelte zu und rief mit einer feinen Stimme : ,,Ordonnanz ! " Die Antwort erſchou : ,, Excellenz!" und ich wie vom Sclage getroffen , eilte meine

Garderobeſtüde in Drdnung zu bringen , den Säbel anzuſchnallen und mich zu melden. So machte ich die Bekanntſchaft des General- Lieutenants v. Gún : ther , der übrigens febr artig war , fidh nach meinem Namen erkundigte und

mich aufforderte , mit ihm nach Jnfterburg zu reiten. «

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Aus einem Manuſcript des Oberſt- Lieutenants Job in entnehmen wir ferner: » Außer dem General bereiſte auch noch ein Stabs - Officier monatlid das Regiment. Dieſer war der eigentliche Reviſor. Er reidyte nad beendeter Inſpicirung einen ſpeciellen Bericht ſowohl über den allgemeinen Zuſtand der Escadrons , als auch über den Grad des Fortſchrittes in der Ausbildung eines

jeden Dienſtzweiges bei derſelben an den Chef ein. Auf die Pflege der Pferde ließ der General ungemein viel Sorgfalt verwenden , befanden fie fich aber unter dem Reiter, ſo wurden ſie ohne Sạonung den größten Anſtrengungen unterworfen , und wenn daher das Regiment aud) nicht die wohlgenährteſten Pferde hatte , ſo waren ſie doch vorzüglich geritten und gewöhnt , Strapagen

zu ertragen. – Nad Beendigung der Revúe , wenn die Pferde auf Graſung geſchickt wurden , regte Günther dic Bereiſung der einzelnen Garniſonen zu Pferde ebenfalls fort und benußte jede freie Zeit , um im Bezirke des Regi ments fich die genaueſte Terrainkenntniß zu verſchaffen , und verpflichtete feine .

ſämmtlichen Officiere zu gleichen Recognoscirungen , wodurch ſie ſo mit allen lo calen Verhältniſſen vertraut wurden , daß ihnen bald fein unbedeutender Fußſteig zwiſchen ihren Garniſonorten fremd war. ( * ) – Den 16. September , zuweilen aber auch erſt gegen den 1. October , kehrten die Pferde von der Graſung zurüd ;

dann fingen ſogleich die Felddienſtübungen unter beſtändiger Bereitſchaft zum ſchnellen Ausrüden auf ein Alarmſignal an. Gewöhnlich dauerten dieſe Übungen adt Tage in den Escadrons, dann rückte das Regiment bei Lyf auf 14 Tage

zuſammen, und ſeşte fie bier bis zum 1. , zuweilen ſogar bis zum 8. November fort. « » Bei einer ſolden Felddienſt - Übung “, erzählt uns Major Geb : bardt , » wurde Günther von dem Carabinier Soupinski zum Gefangenen gemacht. Er bot ſeinem Sieger einen Friedrid d'or , wenn er ihn frei ließe. 1

Vergebens ! Der General drohte von ſeinen Waffen Gebrauch zu machen , um ſich zu befreien . Der Carabinier zeigte auf ſeine Lanze und führte ihn

ruhig weiter. Obgleich es dem General unangenehm war , fich in eine folde Lage geſeßt zu ſeben , belobte er nach dem Einrüden der Escadron den Ca: rabinier dennoch wegen ſeines ridtigen Benehmens und ſchenkte ihm als Zeiden ſeiner Zufriedenheit zehn Ducaten.

Wurde das Regiment nicht bei Lyk zuſammengezogen , wie dies in den !

Jahren 1792 und 1793 der Fall war , ſo hatten Leute und Pferde noơ größere Anſtrengungen zu ertragen. Dann befand ſich das Regiment in einem voll kommenen Kriegszuſtande , jeder Mann führte einen breitägigen Futterbeſtand mit ſich, die Feldwachen ſtanden Tag und Nacht, und durch Patrouillen ficherte #) Welchen Werth Günther auf die Kenntniß des Terrains legte , che er dein Feinde gegenüber ſich berechtigt hielt , Anordnungen für ſeine Aufſtellung zu treffen , beweiſt die Correſpondenz mit dem General v. Favrat , als er im October 1794 hinter den Drſic: Fluß zurücgegangen war. Ferner meldet er unterm 23. Auguſt 1795 aus Zafroczin : Da Se. Dajeſtät es genehmigt haben , daß er den Gordon

vom Ober - Narew und Memelſtrom bereiſen, könne und zwar zu Pferde , um ſich mit dem Terrain beſſer bekannt zu machen , ſo werde er die Tour morgen an : treten und würde ſie wenigſtens drei Wodien dauern,

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ſich eine Escabron gegen Ülberfälle und Recognoscirungen der andern. Während dieſer Zeit kam Günther nicht aus dem Sattel , Niemand wußte , wo er ſich

für den Augenblick befand , und gerade dort , wo man ihn am wenigſten ver: 1

mutbete , traf er in der Regel ein. » Er forberte Viel von ſeinen Untergebenen « , beißt es in der Minerva vom October 1846 , » und wußte fie ſo gut zu behandeln , daß fie viel leiſteten. Und dies hatte nicht nur zur Folge , daß ſein Regiment und Corps bei jeder Gelegenheit in allen militairiſchen Leiſtungen fich hervorthat, ſondern es zeich nen fich auch bis auf den heutigen Tag alle diejenigen , die unter ihm gedient haben und alſo gewiſſermaßen aus ſeiner Schule ſtammen , bis zu den Hand: werkern , Bauern und Arbeitsleuten berab als verſtändige, umſichtige, Ordnung liebende , thätige und tüchtige Menſchen aus. « Nach der Maß- und Stammrolle vom Jahre 1789 beſtand eine Escabron !

1

Bosniaken aus : 1 Wachtmeiſter, 1 Junker , 1 Quartiermeiſter, 12 Unter: 1

officieren , 3 Trompetern , 1 Feldſheer, 1 Fahnenſchmidt, 12 Carabiniers , 132 Bośniaken ( zu Fuß in 3 Gliedern ) und 17 bis 20 Reſerven. Darunter waren 75 Ausländer , die aus Mecklenburg, der Grafſchaft Yſenburg, aus Schweden , Ungarn , Polen und Rußland ftammten. Das Alter der Leute wechſelte von 18 bis 59 Jahren und ihre Größe von 5 Fuß 2 bis 10 Zou. Zehn Mann

waren noch vom Jahre 1756 beim Regiment. Die erſte von Günther als Chef des Regiments unterſchriebene Rang - Liſte der Officiere und Fahnen Junker laſſen wir hier folgen : Rang - Liſte 8

derer Officiers des Königl. Preuk. Oberft Günther'ſchen Regiments Bosniaken , pro Februar 1788. Alter.

Charakter .

Vaterland .

Vor- und Zunamen. I. M.

Nittmeiſter

50

50

Brandenburg . 31 4 Altmark .

Preußen . 1 Preußen ..

29 32

26

3 8

8

Friedrich Knebeli

67 10 Brandenburg

Friedrich Kall

44 44

5 Pfalz 8 Preußen .

25

48

1 Preußen ..

41 44

9 9 7 5

Polen . Polen .. Preußen . Preußen ..

24 24

2 3

53 4 534 50 7

Öſterreichy

Carl Wachowski .. Rudolph v. Ziegler ..

Paul v. Laczilowski . Friedrich Röſtel.... Stabo - Nittm . Philipp v. Schimmelpfenig . Johann Altenberg ... Þeinrich v. Nettwiß Gillis Johnſon . PO

50

D

51 51

I. M.

ន ៩៩ ក ទ ខ

Dberſt u. Chef Heinrich Johann v. Günther. Maj.u. Comm . Wilhelm v. Schulz Major Ludwig v. Schimmelpfenig. Friedrich Johann v. Glaſer .

Dienſt zeit.

Friedrid, Feege

Premier - Lieut. / Carl Kruſe ..

43 45

46 47

England 1 Preußen .... 1 Preußen .

42 11 5 2611

27

8

26

1 6

25 27

3 5

27 27

11 5

130

Dienſt

Alter.

Charakter.

Vor- und Zunamen.

Vaterland .

3.

3. M.

M.

-

Preinier -Lieut. Johann Neubauer .

zeit.

52

Preußen ..

Friedrich Grallath

44

1 Polen ....

32 20

>

Carl v. Wallis ..

8 Franken ..

25

8

>>

Gottfried Bernhard Bolk .

42 55 52

1 Preußen ..

26 32

6 8

>>

)

Seconde- Lieut. >>

Chriſtian Köhler v. Loſſow Martin v. Konarski

Fromhold Gwald v. Sacen Johann Wilden .. Sec.-kt. u. Adi. Ernſt Göll .. Seconde-lieut. Friedrid, Gerhardt .... Otto Friedrich v. Harow . »

>

Friedrich v. Moßer . >

P

Tadbäud v. Dfiowski . Ludwig Sdiß ...

Johann v. Podſcharly >>>

>

Alerander v. Kornatomski.

N

Johann Michaelis Johann Wilhelm Voigt ..

Friedrich Corſep ...

Friedrich v. Lochow ... Friedrid, Bredow ..

>

2

22

Friedrich v. Heilsberg . Leopold v. Podſcharly Leopold v. Sierakowski Johann v. Bronikowski . Gottlieb Sdulk .. Carl v. Lölhöffel Guſtav Siemund

Gornet

>

Georg Friedridy v. Gollnis Friedrich Kayſer Ludwig v. Nettwig Lucas v . Bialenofi.

Friederich Leberecht v. Koße Daniel v. Weſtendorf .. Friedrich v . Godberg ..

8 Waldec .

5

5 Polen ...

17

6

8 Rurland ..

19

8

43 10 Preußen . 1 Elſaß .

27 22

9 9

35 36 46

1 Preußen ..

17

6

5 Pommern

26

IT

42 42

8 Mecklenburg .. 18

8

47

3 Preußen ..

45 40

1 Polen ...

4011 39 1 35 9 29 4

44

Preußen .. Polen .. Sdleſien ..., Schleſien ....

4 Preußen ..

22 11

28

7

25 15

7 9

16

9

13 25 18

4 6 8

16 12

4 6 2 I

8 Magdeburg . 1 aus dem Neidy 18 10 26 10 Brandenburg · 11 9 3 15 30 3 Preußen .. 14 6 26 9 Preußen ... 33 Holen ... 13 5 31 37

37

8 Altmark

30

1 Preußen ..

33 25

2 Preußen ..... 15 1 Brandenburg · 10 8 Sdleſien . 10

30

2 2

24 11 Preußen .. 32 1 Sdyleſien .. 19 9 Magdeburg .. 34 11 Preußen .....

14 16 10

6

6 Preußen .

6

6

20

JO

2

Aggregirt : :

Stabø - Nittm. | Joſeph ». Beſſowsti ...

| 46 | 3 | Polen .

F a hnen - I u nk e r : 131 6 Fahnen-Junter | Stanislaus v. Naduszkowski... Albert v. Piernaţfi .. 21 4 23 6 Carl Franz Kopka .. 21 3 Leopold Kopfa .. Anton v . Pianießki. 20 | 4 | 2

>>

Polen ... Sachſen Preußen . Preußen . Polen ...

28 | 3 10

6

9

5

3

5

2

5

131

Alter.

Vaterland.

Vor- und Zunamen. I. M.

Fahnen - Junker Friedrich v. Fiſchfeldt.... Johann Gottfried v. Buſch Johann v. Moſchinski Guſtav v. Drigalsti .. 29

9. / M.

4 Ob. - Styleſien

24

18 11 Preußen . 20 8 Preußen .. 16 8 Preußen .

>>

>>

Dienſt: zeit.

3

7

3 2

1

‫ܐ‬ ‫ܗ‬ ‫ܣ‬

Charakter.

5 8

Unter - Stab :

Regts.- Quar: | Adolph Gottfried Meißner .... tiermeiſter , Rgts. - Feldſch. Johann Gabriel Jürgas .

64 | 11 | Preußen ...... 2011

2 Mecklenburg .. 15 2 ( gez. ) D. Günther,

39

Goldapp , den 25. Februar 1788.

Bekleidung und Bewaffuung. ( * )

Die Officiere trugen im Sommer eine ponceaurothe , lange , bis zur Wade binabreichende Piteſche ( Contouche) mit rothem Etamin gefüttert , bunkelblauen ,

ſammeten Aufſchlagen und ebenſolden ſtehenden Kragen. Sowohl Aufſchläge als Rragen waren von einer breiten , filbernen Plattſchnur und dieſe wiederum

von zwei ſchmaleren eingefaßt.. Breite , filberne Schnüre ohne Franzen mit drei Reihen in Silber geſponnenen runden Knopfen , die etwas kleiner wie die

metallenen der Huſaren waren , zierten die Bruſt der Pikeſche, während von 1

der Schulter längs den Ärmelnähten und ebenſo langs den Rüdennähten bis zu den Hüften eine filberne Plattſchnur hinablief. Dieſe leştere Schnur bildete

zu beiden Seiten der Taſchen eine Art Kreuz , jog fich dann weiter vorn und hinten in gleicher Lánge um die Taſchen und endigte , zu beiden Seiten eben 1

falls von ſchmaleren Sønüren eingefaßt , in einem ſogenannten Ungariſchen Rnoten. Im Winter beſtand der Anzug der Officiere in einer ſchwarztuchenen , I

rothgefütterten Contouche mit filbernen Schnüren wie die rothen , aber roth ſammeten Auffdlagen und Kragen , von denen der legtere breit und über : ſchlagend fich bis auf die Bruſt zog. Eine filberne Schärpe wurde über den Piteſchen um den Leib gebunden. - Außerdem waren im Sommer und Winter

noch blautuchene, roth gefütterte Interims-Pikeſchen , die auď bei allen ge wöhnlichen Dienſtverrichtungen getragen wurden , üblich ; fie hatten wollene Schnüre, ponceaurothe , plüſchene Auffolage und eben ſolche ftehende Kragen. Zur Ropfbededung diente eine ſchwarze, hobe Müße von Bärenfell mit *) In der Beſchreibung der Uniform und Bewaffnung des Bosniaken - Negiments folgen wir meiſtentheils den Angaben des Oberſt - Lieutenants John , welcher im Jahre 1792 in das Regiment trat , und wie er ſie damals vorfand , treu in

ſeiner Erinnerung bewahrt hat. Dieſe Angaben find ſchon einmal bei der An fertigung des Bildes der Bosniaken , welches Se. Hodyſelige Majeſtät König Friedrich Wilhelm III. unterm 18. April 1840 dem 2ten Ulanen - Regiment Allergnädigſt zu überſenden geruht haben , benut worden , aber einzelne Mißver: ftändniffe haben manche unrichtigkeiten in der Darſtellung des Anzuges veranlaßt. 9*

132

fünfſcheibigen, filbernen Cordons mit einem Federbuſch, der unten ſchwarz und oben weiß war , ſpäter wurde auch ad interim ein breiediger Cavalleries Hut mit filbernen Agraffen und Corbons in Geſellſchaften , bei Wad paraben und

dem gewöhnlichen Erercieren getragen. Die Beinfleider waren von gelbem Leder , die Stiefeln , Szysmen ge

nannt, von ſchwarzem , blanken Corduan mit fiblernen Plattſchnüren oben be: ſegt und mit einem Büſchel vorn aus filbernen Candillen. Noch gehörte ein blauer Radmantel zum Anzug. Die Waffen der Officiere beſtanden in einem Sábel mit leberner Scheide

an einer rothſaffianen , mit Silber burchnähten Roppel über der Bikeſche um den Leib geſchnallt, zwci Piſtolen und einer 12 Fuß langen , weiß ladirten 1

Lange mit einer eiſernen Spiße und einer weiß und ſchwarzen , ſeidenen Flagge, in der man reich in Gold , Silber und Seide geſtickt einen ſwarzen , zur

Sonne fliegenden Adler mit dem Motto: Nec soli cedit ! ſah. Noch befand fich an der Lanze ein ſøwarzlederner Armriemen und ein dergleichen ſteifer Bügel dicht über dem Lanzenſchuh zum Einſchieben des Fußes , welder damit in den Steigbügel geſegt wurde. - Mit Einſchluß der Stabs - Rittmeiſter führten die höheren Officiere feine Lanzen.

Die Unterofficiere und Gemeinen trugen im Sommer ponceaurothe Doll mans , ftatt der Schnüre und Knopfe nur mit Hafen und Óſen verſehen. Rragen und Aufſchläge waren von einer einfachen weißen Plattſchnur eingefaßt und bei den Unterofficieren noch mit einer breiten filbernen Bandtreſſe beſeßt.

Rothe , mit Leinwand gefütterte, weite , Türkiſche Hoſen wurden über den Dolman gezogen und reichten bis auf die Sporn und das Fußblatt hinab. Über die Hoſen und den Dollman wurde eine 4 Ellen lange , bierfach , eine ſtarke Handbreit zuſammengelegte , rothe Binde um ben Leib gebunden und deren übrigbleibendes Ende auf der linken Seite untergeſtedt. – Im Winter

waren die Gemeinen mit blautuchenen , durchweg mit Saaffellen gefütterten Pelzen ( Catanken ) , bis über die Knie hinabreichend , deren breiter , liegender Rragen von weißem , gefräufelten Staaffell vorn offen ſtand, bekleidet.

Ebenſo , wie die Dollmans vorn , um die Aufſchläge, die Taſchen , an den 1

Årmel- uud Rüdennähten mit weißen , wollenen Plattſchnüren beſeßt und ein gefaßt, hatten dieſe Pelze auch nur Hafen und Öſen zum Zumachen . – Als Abzeichen hatten die Unterofficiere drei breite wollene Ligen mit Büſcheln auf der Bruſt und ihre Aufſchläge umlief eine filberne Bandtreſſe. – Die rothen Binden oder Schärpen wurden über dieſen Belzen ebenfalls getragen.

Die

Unterofficiere trugen ferner ſchwarzlederne , zwei Zoll breite Patrontaſden

mit eiſernom Ladeſtock, unter dem Deckel an einem ſchwarzen Riemen von der linken Soulter zur rechten Hüfte, während die Gencinen ſolchc von der rechten

Schulter zur linken Hüfte Hängen hatten , indem ſich bei ihnen in jener Rid tung ein breites , gelbledernes Bandolier befand , welibes an einem Haken das Piftol hielt. - Zur Ropfbebedung diente eine hohe Müße von ſchwarzem Schaaffell mit rothtuchenem Boden und fünfſcheibigen Corbons , bei den Ge: meinen in der Farbe der Escadrons , bei den Unterofficieren ſchwarz und weiß.

133

Die Feberbüſche auf dieſen Müßen waren bei den Gemeinen weiß, bei den

Unterofficieren oben fowarz, unten weiß. As Waffen führten die Bosniafen einen Säbel mit leberner Scheibe an

einer ſchwarzen , ledernen Roppel , welche über der Montirung vorn zugeſchnallt wurde , die Gemeinen ein Piſtol am Bandolier, die Unterofficiere zwei der

ſelben in Piſtolenholftorn , ferner eine 12 Fuß lange Lanze mit einer eiſernen Spiße und Flagge , beren Farbe fich bei den Gemeinen nach den Escadrons, ju denen ſie gehörten , richtete, bei den Unterofficieren aber ſtets ſchwarz und weiß I

war und einen in Wolle geſtickten, nach der Sonne fliegenden, ſchwarzen Adler enthielt. Die Flaggen der Leib - Escadron waren weiß , die der übrigen Escadrons , welche in ihrer Reibefolge wechſelten : ſchwarz, dunkelroth , bellroth , grün, grün und roth , grün und weiß , weiß und roth , ſchwarz und gelb , orangegelb. Die Bekleidung der Officier - Pferbe beſtand in einem Ungariſchen Sattel

mit Piſtolenholftern, Vorder- , Hinterzeug und Zäumung wie bei den Huſaren. Den Sattel bededte entweder eine große Huſaren - Chabracke von ponceau: rothem Tuch , in den Eden abgerundet und mit bandbreiter filberner Treſſe, oder eine rothe Interims - Chabrade mit zadiger Einfaſſung von blauem Tuch. Auch die Unterofficiere und Gemeinen ritten auf Ungariſchen Sätteln , die jener mit zwei, diefer ohne Piſtolenholfter. Die übrigen Reitzeugſtücke waren auch denen der Huſaren gleich. Schwarze Schaaffelle mit ausgezacter , rothtuchener Einfaſſung bildeten die Chabracken und drei ſchmale, weiße Binderiemen hielten den weißen Mantelſad hinten am Sattel feſt, während auf ähnliche Weiſe die

weißen Radmäntel vorn am Sattel und den Piſtolenholſtern befeſtigt waren . Die Fahnen. ( * ) Das Regimeut führte eine Regiments - , 2 Bataillons- und 10 Esca

drons - Fahnen . – Die Regiments - Fahne , bedeutend größer als die andern , im Werthe bon 800 Thlrn. , war roth und weiß. Sie wurde von einem Of: * ) Die Frage, welche in neueſter Zeit öfter zur Sprache gekommen iſt, wie das Regiment zur Führung dieſer Fahnen durch ſeinen Kriegeherrn berechtigt worden

ſei ? fönnen auch wir hier nur erflärend , nicht durch Documente beweiſend , be: antworten. Baczfo ſchon erzählt in ſeiner Lebensbeſchreibung Thl. I. S. 83 :

daß 7 Franzöſiſche Standarten von den 3 Escadrons des Rueſch'ſchen Huſaren: Regiments bei der alliirten Armee erobert worden ſeien und der König auf die Anfrage, wo fie bleiben ſollten, befohlen habe : die Huſaren ſollten ſie behalten und in Friedenszeiten bei den Nevüen führen. Fünf von dieſen Standarten

fönnen wir aus einem Schreiben des Oberſt- Lieutenants v. Beuſt aus dem Lager bei Weße vom 3. Juni 1758 an den König , weldjes ſich im Königl. Staats - Archiv befindet, nachweiſen. Es wird nämlich in dieſem Schreiben an:

gezeigt , daß 2 Escadrons vo: Maladyowski und jene 3 Escadrons von Nueſch !

bei dem Überfall auf das Poloreşti'ſche Huſaren - Regiment 1 Paar Paufen und 8 Standarten und die Leßteren beim Übergang über den Rhein am 2. Juni 1758 noch 1 Paar Paufen und 1 Standarte erbeutet hätten und gebeten

ba

Se. Majeſtät bereits befohlen hätten , 1 Paar Paufen und 1 Standarte dem Regiment ».v Malachowefi zu geben – die übrigen Trophäen dem Regiment

134

ficier geführt und hielt an Revüetagen hinter dem Chef vor der Mitte deg Regiments. -- Die beiden Bataillons - Fahnen , von denen die des lſten Bataillons weiß , die bes 2ten himmelblau war , wurden von Unterofficieren geführt und bielten an folden Tagen hinter dem Bataillons - Commandeur vor der Mitte des Bataillons. Die Escadrons - Fahnen wurden von den -

Escadrons - Chefs angeſchafft und hatten die Farben ihrer Escadron. Sie wurden ſtets mitgeführt und von Junkers getragen , welche in der Front ihren Platz vor dem rechten Flügelmann des 2ten Zuges in der Linie der Officiere nahmen , beim Abſchwenken der Züge ſich aber vor die Tete rezten. Sämmtliche 13 Fahnen, aus ſchwerem Seidenſtoff gefertigt , enthielten den nach der Sonne fliegenden , ſchwarzen Adler , entweder geftidt, oder , wie die Ess

cadrons - Fahnen , gemalt , und das bedeutungsvolle Motto : Nec soli cedit ! 1

Die Garniſonen .

Im Jahre 1784 wurde Dlepkow mit Bialla vertauſcht und dann ánderten fich die Garniſonen bis 1788 nicht mehr. Unterm 28. Februar 1788 verfügte das 2te Departement des Ober -Kriegss Collegii: » Naddem Se. Königl. Majeſtät dem Oberſt v. Günther bas Re: giment Bośniaken in Gnaden zu conferiren geruhet haben , ſo finden Aller: höchſidieſelben für Allerhöchſtdero Dienſt zuträglicher, daß diejenigen Escadrons

des Regiments v. Hohenſtock, welche mit einigen Escadrons Bośniaken in ei ner Garniſon ftehen , gegen einander vertauſcht werden. Allerhöchſtdieſelben haben baber nachſtehende Perſebung Dero Ober - Kriegs - Collegio mittelſt Ca: 1

binets - Ordre vom 24. huj. bekannt gemacht , deſſen Inhalt wir hiermit einer Königl. Geheimen Kriegs - Ranzeley zu communiciren nicht verfehlen. «

Nach dieſer Cabinets - Ordre follte das Regiment Bosniaken in folgende s

Garniſon - Orte verlegt werden und darin verblieb es auch bis nach dem Rriege: Die Leib- Escabron und die Escadron des Majors v. Schulz nach Lyf. »

Escadron der Majors v. Schimmelpfenig und Rall nach Dlepkow. >>

des Majors Glaſer nach Johannisburg.

» Rittmeiſters v. Taczilowski nad Rhein .

»

»

»

v. Wadowski nach Sensburg.

»

Rotel nad Aris .

»

Ziegler nach Nicolaifen .

v. Nueſch zu verleihen . Es ſteht zu vermuthen , der König habe dieſe Bitte genehmigt, und als ſpäter neue eroberte Fahnen hinzutraten , mag nach und nad

wohl das ganze Regiment v. Nueſdy, alſo auch die Bosniafen , damit verſehen worden ſein. Daraus ergiebt ſich alſo mit vieler Wahrſcheinlichkeit der Urſprung dieſer Fahnen und die Art der Berechtigung, ſie zu führen. Dazu gehört noch der merfwürdige Umſtand ,. daß eine dieſer Escadrons - Fahnen in den ſpätern Kriegen vom 2ten Ulanen - Regiment von Moskau bis Paris geführt worden iſt. Die oben beſchriebene Regiment8 - Fahne hat der nocy lebende Major a. D. Gebhardt drei Jahre bei der Nevüe getragen. ( Siehe auch den Feldzug von 1812. )

135

XI.

Die Grenz - Poſtirung von 1790 bis 1794. 3

Die Fortſchritte der Ruffen und Öſterreicher in ihrem Kriege gegen die Türken , welche dadurch Gefahr liefen , ihre Exiſtenz in Europa zu verlieren , nöthigenfalls mit den Waffen in der Hand zu hemmen , jog der König von Preußen bedeutende Corps in Schleſien und Oft- Preußen zuſammen. In der lekteren Provinz ſtießen in Frühjahr von 1790 die Bosniaken zu dem Corps

des General- Lieutenants Grafen Hendel v. Donnersmark und bezogen Cantonirungs- Quartiere bei Stallupönen. – Günther nahm fein Quartier in Bilberweitſchen auf der Straße nach Schirwindt, und als bas Corps im Pilfallen November Winterquartiere bezog , ging er nach Wiluhnen zwiſo und Sdirwindt. - Die Grenze gegen Rußland wurde durch Poften beſegt.

Die Unterhandlungen zu Reichenbach mit Öſterreich beendeten aber bald dieſe kriegeriſchen Demonſtrationen und in der Mitte des Jahres 1791 kehrte das Bosniaken - Regiment wieder in ſeine Garniſonen zurüd. Die wiederber: geſtellte Ruhe des Friedens follte aber nicht von langer Dauer ſein , baló >

folgte die Zeit der Vorbereitungen und des Übergangs zum Rriege gegen die In Polen erregte eine der Conſtitution vom 3. Mai 1791 feindliche, den Ruffen ergebene Partei Unruben. Als ſie mächtig genug geworden war , offen ihr Haupt zu erheben , bildete fie am 24. Mai 1792 die Conföderation zu Targowis , welche die Veranlaſſung zur zweiten Theilung Polens bot. Die üblen Folgen ſolcher Unruhen von den Preußiſchen Landen abzuhalten , wurde ſchon Ende 1792 ein Corbon an der Grenze gegen Polen aufgeſtellt und gab dazu das Bosniaken - Regiment3 Officiere, 14 Unterofficiere, 3 Trom: peter , 79 Gemeine , 96 Pferde , welche den Raum von Gurzno bei Straßburg bis Friedrichshof zwiſchen Willenberg und Johannisburg beſeft hielten. Dieſer Corbon follte nebenbei den Zwedt haben , die Contrebande zu verhindern und Polen.

jur Verſtärkung desſelben und Erleichterung der Bosniaten und Huſaren erhielt

der General - Inſpecteur Graf Hendel am 21. Januar 1793 den Befehl : » ohne Bedenken die Dragoner -Regimenter v. Werther , v. Schend und v. Bar deleben mit 10 Mann pro Escadron concurriren zu laſſen .« Als der General v. Wolky mit ſeinen Truppen in Polen einrüden follte, wurde das Bosniafen - Commando berftárkt, auch war bas Füfilier- Bataillon von Chile zur Unterſtübung desſelben nach Willenberg geſendet worden , wo es unter die Befehle des Generals v. Günther trat , der nun mit ſeinem Regimente bie

Grenze von Gurznow bis Woynaſſen bei Olegkow zu beſeßen hatte. Wie ſehr Günther für das Wohl ſeiner Soldaten in dieſer Zeit beſorgt

war , beweiſt er in einem Schreiben an das Ober - Kriegs - Collegium bom 3. Februar 1793 aus Willenberg, wo es alſo heißt : >> Da auch das allers

gnädigſt mir anvertraute Regiment Bosniaken ohnerachtet alle etatsmäßige

470 Mann fich auf Urlaub befinden , 8 Oberofficiere, 26 Unterofficiere , 1

136

8 Trompeter , 189 Gemeine , 223 Pferde auf Grenz - Cordon bat , bie bon Dleskow bis Gurszno , 2 Meilen von Straßburg in Weſt - Preußen , eine 2

I

Peripherie von mehr als 40 Meilen beden , bei vielen Strapaben , gleicher Beſchwerbe der Theuerung und Mangels an Lebensmitteln , beſonders in bie

figer Gegend ausgeſetzt find: So würbe ich mich faſt unterſtehen , für dieſe Commandirte eine gleiche Gnade des Brodtgroſchens zu erbitten. Dieſe Ader: höchſte Gnade würde deſto mehr Einfluß auf ihr Herz und ihren guten Willen baben , um die Pflicten ihrer jeßigen Beſtimmung mit deſto mehr Eifer zu erfüllen . Sollte Ew. Majeftat aber meine allerunterthänigſte Bitte zu ber.

ſagen geruhen : So bitte ich deshalb um allergnädigſte Verzeibung und mir folche nicht zur Ungnade anzureơnen , da ich weiter feine Abſicht habe , als durch dieſe plichtmäßige Fürſorge für meine Untergebenen ihre Liebe und Ver : trauen deſto mehr zu gewinnen und dadurch befto leichter den Zwed ihrer Beſtimmung bei critiſchen Vorfallenheiten zu bewirken . « Gleichzeitig mit dem Befehle des Generals b. Mollendorf, welcher in

Groß - Polen commandirte , vom 2. Februar 1793: das Bataillon bon Thile zum General v. Wolky abrüden zu laſſen , erhielt Günther aud den , ſeinen Cordon erſt bei Willenberg anfangen zu laſſen, weshalb er am 11. Februar die dazu beſtimmten 8 Officiere, 26 Unterofficiere, 8 Trompeter , 167 Bog: niafen und 223 Pferde auf einer 231 Meilen langen Strede von Leſchinen bei Wilenberg bis gegen Oleşkow bin in 19 Poſten vertheilte. Ilm dieſe Zeit lief auch die Ordre ein , ſo viel Beurlaubte einzuziehen ,

als das Regiment beritten machen könne , worauf vom 14. Februar bis zum 1. Márz 435 Mann bei demſelben eintrafen. – General W. Günther be:

ſtrebte fich , von den Bewegungen in Polen und dem Benehmen der Ruſſen 1

ſo viel als möglich Nachrichten einzuziehen und ſie dem Ober -Kriegs - Collegium zu berichten . - Der Lieutenant . Sierakowsfi meldete aus Woynaffen vom 18. Februar , außer der Aufſtellung von 20,000 Polen in Bielsk , Choroſez, Knyszyn , Tykoczyn , Goniadz , Lachoresez und Bransk noch über das Gerücht, weldes fid unter die Polen verbreitete : daß die Ruffiſche Kaiſerin die neue

Conſtitution voin 3. Mai 1791 approbirt habe und daß fie Preußen den Rtieg erklären würde , wenn es nur eine Handbreit von Polen verlangen und Groß Polen nicht bald verlaſſen würde. - Nach der Meinung Günther's , der dieſe Meldung einſchidte, da ſie mit ſeinen übrigen Nachrichten übereinſtimmte ,

náhrte Rußland dieſe Zbee der Polen , um einen weiteren Ausbruch der Gáb rung zu berhüten und fie in leeren Hoffnungen zu erhalten , das Ober -Kriegs

Collegium erklärte aber dieſelbe als eine leere Einbildung einiger unruhigen Köpfe in Polen , indem es zugleich dem General unterm 28. Februar für ſeinen Eifer dankvolle Anerkennung zu Theil werden ließ. Schon während des Monats Februar kam es zwiſchen den Grenz- Poſten

des Bosniaken - Regiments und den Wild- und Holzdieben in der Puppen'iden und Johannisburger Heide bei Friedriøshofen , dem Spaliner Theerofen und bei Thuroſclen zu einigen ernſthaften Gefechten , die fich auc im März wiederhol. ten. Aus einem Berichte Gunther's an den General der Infanterie v. Mol :

137

lendorf vom 4. Februar entnehmen wir folgende Schilderung der Bewohner jener Heiben : » In der Dſirolentiſchen Heide wohnen die ſogenannten Rur: pifen ( * ) oder Wilddiebe , die wie Croaten und Scharfſchüßen vortreffliche Dienſte ben unruhigen Polen leiſten könnten , wenn ſie unter einem Haupt verbunden waren , ſie ſind auch bei der Polniſden Armee geweſen , aber ſeit: dem wieder verlaſſen und ihnen ihre Dienſtgewehre abgenommen und nad

Warſchau gebracht worden. Unterbeſſen haben ſie ihre Jagdgewehre und ſợie: Ben damit trop dem beſten Jäger. Da ſie aber verſchiedenen Herren gehören und in vielen Dörfern zerſtreut ſind, ſo kann es nicht verſchwiegen zugebn , daß man es nicht erfahren ſollte, wenn ſie ſich verſammelten. Wahrſcheinlich darf man dieſes nicht vermuthen , jedoch ſeinen geheimen Feind nicht verachten und muß man doch vorläufig die Maßregeln überdenken, die in folchem Fall zu nehmen ſein würden , damit ſie nur ausgeführt werden dürfen . « Um dies Eindringen der Polniſchen Holz- und Wilddiebe in die Rönigl.

Preußiſchen Forſten zu verhindern und die Gegend noch vollſtändiger 8zu deđen , ließ der General b. Günther am 6. März das unter ſeine Befehle geſtellte Füfilier-Bataillon bon Rembow bis in die Gegend von Willenberg borrüden und benugte babon 8 Unterofficiere, 16 Schüßen , 72 Füfiliers , um am 23. Márz die Poften der Bosniaken theilweiſe zu verſtärken und den Poſten in Wujade bei Friedrichsfelde allein zu befeßen. Der Oberft- Lieutenant 1. Glaſer inſpicirte die Poſten von Leſchinen bis zum Spaliner Theerofen , wo der Lieutenant o. locow und der Cornet

b. Piaſedi das Commando führten ; Major v. Preuß , bon Rembom , die bon Rarpa bei Johannisburg bis Rowalewen bei Bialla, welche der Premier : 1

Lieutenant Bolß und Cornet v. Fiſchfeld befehligten , und Major Ral die von Ludigowen bis Szezinken bei Oleskow , die unter dem Premier - lieutenant b. Ronarski und den Seconde-Lieutenants Sulz, b. Broniko wsky) und v. Sierało w sti ftanben. Die hinter dieſer Linie in den Garniſonen be:

findlichen Escadrons erhielten eine genaue Znſtruction, wie ſie im Fall eines feindlichen Angriffs die Grenz - Poſten zu unterſtüßen hatten.

In dieſem Verhältniß berblieb das Bosniaken Regiment, bis die lekten trampfhaften Zudungen des geſunkenen Polen - Reichs im folgenden Jahre dasſelbe zum blutigen Rampf an den Rarem riefen.

XII.

Inſurrections - Krieg in Polen 1794 . Der Aufftand der Polen zur Wiederherſtellung der Conſtitution bom 3. Mai 1791 war während des Winters von 1793 zu 1794 unbemerkt vors #) Den Namen Kurpifen führen ſie von ihren Baftſchuhen , Kurpit genannt.

138

bereitet worden. - Roscziusto war an die Spiße der zu dieſem Zwed berbundenen Polen als Generaliffimus geſtellt worben , und das Benehmen 1

des Oberſten Madalinski , Brigadier der National- Cavallerie, gab das Signal zu einer allgemeinen Inſurrection. Anfangs März erhielt nämlich derſelbe vom Reichstage zu Grodno ben

Befehl , ſeine Truppen zu entlaſſen. Unter verſchiedenen Vorwanden weigerte er fich deffen , verſammelte vielmehr ſeine Escabrons am 12. März zu Oſtros lenka , ging bon hier nach Mlawa , überfiel in der Naot vom 15. zum 16 . den Oberſt-Lieutenant v. Tümpling, welcher mit einer balben Escabron von

Wolfi in Szrensk ſtand , leerte die Königl. Preußiſchen Caſſen und plünderte die Preußiſchen Beamten , ſekte dann bei Wyszogrod über die Weichſel und zog , durch vielen Zulauf verſtärkt, unter einzelnen Gefechten mit den Preußi

ſchen Truppen nach dem Sendomirſchen , worauf er fich endlich im Krakauſden mit Roscziusto bereinigte.

General 1. Günther befand fich am 20. März in Aris zur Inſpicirung der dortigen Escadron feines Regiments , als ihm um 8 Uhr früh von dem

Lieutenant v. Piaſeßki die Meldung von jenem überfall in Szrenst zuging. sogleich befahl er dem Nittmeiſter Röſtel, mit 100 Pferden von ſeiner und der Escabron von Glaſer von Johannisburg aus , ſo wie dem Stabs- Ritt meiſter Feege , mit 50 Pferden von Lyk aus in der Richtung gegen den .

Narew borzugeben , die Gegend dort zu durchſtreifen und Nachriøten von den Vorfällen in Polen einzuziehen ; gleichzeitig ſendete er an alle Escadrons die Orbre , nach der Grenze zu marſciren , ſo daß am 27. das Bosniaken -Re: giment dieſes vollkommen bewirkt hatte. - Während der in Süd : Preußen commandirende General- Lieutenant Graf v. Schwerin , durch Bollmacht des Königs dazu berechtigt, die an der Grenze befindlichen Truppen zur Deckung Preußens, zur Ilnterdrückung neuer Unruhen in den angrenzenden Polniſchen 3

I

Landen , auch um den in Warſchau befindlichen Ruſſen bülfreie Hand zu bieten , 1

gegen den Narew vorgehen ließ , beſchwerte fid ) zugleich der Preußiſche Ges

ſandte b. Buď holz in Warſçau über die Gebietsverleßung durch Madas linski und fündigte das Einrücken Preußiſcher Truppen in Polen an. Der

immerwährende Rath zu Warſdau erklärte Madalinski außer dem Gefeß. Günther brach Anfangs April mit ſeinem Regiment und dem Füfilier: Bataillon von Rembow aus der Gegend von Johannisburg in 3 Colonnen nach dem Narew auf und beſetzte denſelben von Dobrolenka bei Oftrolenka

bis Wijna. In ſeiner linken Flanke, zur Beobachtung der übergänge über 1

den Bobrz- und Lyf - Fluß , ſtellte er von Wizna bis Dffowiec und von da bis Grajewo einzelne Obſervations : Poſten auf. Er ſelbſt führte zunäoſt das Commando über die Poſition feines linken Flügels ; den Befehl über die ſei nes rechten Flügels bei Dſtrolenka und zwiſchen den Nebenflüſſen des Narew , 3

Omulef und Buffet, übertrug er bem Oberft Lieutenant Soimmelpfenig b. 6. Dye. » Naddem fic nunmehr die Lage der Sache in Polen geändert und die Revolution allgemein zu werben beginnt , ſo haben Se. Rönigl. Ma:

jeſtat von Preußen den Beſchluß gefaßt , felbige mit aller Maďt zu begegnen « ,

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heißt es in der Cabinets - Ordre vom 24. April an das Ober- Kriegs - Collegium , auf welche der Befehl an den General - Lieutenant v. Fabrat unter demſelben Datum erfolgte : » Se. Königl. Majeſtät Unſer Alergnädigſter Herr haben

für gut befunden, die unter Commando des General : Lieutenants v. Fabrat ( * ) ſtehenden Dragoner : und Huſaren - Regimenter , als : von Frankenberg , bon Brüdner, bon Prittwitz, Bosniaken , von Wolfi , von der Trent , von Ezettrit

und Prinz Eugen von Würtemberg , ohne daß fie ihre Übercompletten und Reſerven einziehen , mobil zu machen und auf den Feld - Etat zu ſehen. Dieſer Befehl zur Mobilmachung traf am 30. April beim Commandeur des Regiments, Oberſten b. Schuls , in Ezerwonnen , ein und vom 16. Mai ab begann der Felo - Etat des Regiments. General v. Günther benugte die Zeit , welche ihm die Polen ließen ,

mit raſtloſer Thåtigkeit , um das Terrain bis in ſeine kleinſten Details kennen zu lernen , die Verpflegung der Truppen zu ordnen und ſeine Poften ſo auf: zuſtellen, daß der Feind ſie nicht leicht ungeſtraft antaſten durfte. Sein Regiment , deſſen Ausbildung und militairiſchen Geiſt er in den Tagen des Friedens ſo ſorgſam gepflegt hatte , ſollte nun unter den ſchwierigs I

ſten Verhältniſſen beweiſen , welde Überlegenheit die Disciplin über die unges regelten Rräfte friegeriſcher Saaren , wenn ſie auch fanatiſirt und der Zahl

nach ſtärker find, bietet. - Die Entſcheidung des Krieges konnte in dieſe Ge gend nicht fallen , es fonnte hier nicht jener Ruhm errungen werden , welchen die ſpátern Geſchlechter borzugsweiſe in ihrer Erinnerung bewahren ; aber wenn auch das Verbienſt tes Regiments beſcheiben vor dem Glanz der Thas ten zurüdweicht, welche zu den großartigen , ſtrahlenden Begebenheiten , deren fich die Geſchidte eines Voltz zu rühmen hat , gehören , ſo konnte es nach 1

dem Kriege doch das ſửöne Bewußtſein in fic tragen , den Forderungen , welche ſein General , ein Mann , von dem H. b. Boyen fagt: „ Viele Helden

reiften im Shooße des Vaterlandes, wenige mögen in ihrem ganzen Ilmfange der Nadahmung fo würdig ſein , wie dieſer « – an ſeinen Muth, feine Tha.

tigkeit und feltene Ausbauer in den beſchwerlichſten Verhältniſſen gemacht batte , vollkommen und ehrenvoll entſprochen zu haben. Am 24. Mai übernahm der General v. Soonfeldt das Commando de: am rechten Weichſel -Ufer befindlichen , aus 8 Bataillons und 27 Esca brons beſtehenden Corps , weldes in 3 Diviſionen unter den Generalen 6. Wolki , v. Wildau und v. Günther , von denen die lektere den linken Flügel des Corps bildete , getheilt war. Die 20 Meilen lange , zu einem ſchwachen Faden gedehnte Vertheidigungs linie mit 10 Escadrons und 1 Bataillon Infanterie nicht allein zu beobach ten , ſondern ſogar zu vertheidigen , war die ſchwierige Aufgabe, welche dem General 6. Günther geſtellt wurde, ftatt ſeinem Vorſchlage, offenſiv gegen die feindliche Macht vorzubringen , Gehör zu geben. » Und es ſeinta, ſagt #) Am 18. April hatte Graf v. Schwerin auf Befehl des Königs dem General v. Favrat bas Commando der ganzen Armee in Polen übertragen.

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H. B. Boyen , als wenn die Vorſehung dieſe Beſtimmung dem Helden nur darum zutheilte , um ebenſowohl ſeine Verdienſte , als die vorhin ſchon ges ſchilderte treffliche Dreſſur des Bosniafen - Regiments in ein helleres Licht zu legen. Nur ſolchen gut unterrichteten, thátigen Cavaleriſten war es möglich dic houft ſchwierige Aufgabe auf einem , ihrer Fechtart mehrentheils ungünſti gen Terrain ſo rubmvoll zu löſen . Was bortheilhafte Wahl der Poſten ,

Ordnung , zweckmäßiges Patrouilliren , auch unter ungünſtigen Umſtänden , vermögen , das ſah man hier zur bleibenden Ehre der ausübenden Truppen. Seiner Renntniß und Einſicht würdig waren die Anordnungen , welche der General

in dieſer ſchwierigen Lage traf ; er leitete Ades ſelbſt, warb im eigentlichen Sinne des Worts die Seele des Ganzen , überall fand man ihn. “ Der Raum , welchen die Günther'ſche Diviſion beſegte, war mehr als 20 Meilen lang und 6 bis 9 Meilen breit. Mehrere kleine Flüffe und Bade , nulef, Roſoga, Stwa, Piſa ( Pyſſet), Strodda burcſáneiden dieſe Gegend faſt in ſenkrechter Richtung von der Preußiſchen Grenze bis zum Narew ; fie berſumpfen zum Theil das Terrain und hemmen die Communication. Zwiſchen

bem Omulef und Strodda find nur wenig Dörfer ; die ganze Gegend bebedt größtentheils ein weiter , unter dem allgemeinen Namen der Oſtroleulaer Wildniß bekannter Wald , auf deſſen ſehr ſandigem Boden ſich die meiſten Bewohner weniger von dem unergiebigen Aderbau , als von Wilddiebereien nähren und den Namen Rurpifen führen. Die Beſớaffenheit dieſer Wildniß ift mit der Amerikaniſcher Urwalder zu vergleichen . Tauſende von Rieſenſtammen

liegen hier von der Zeit und den Stürmen niedergeworfen , der Fäulniß preis: gegeben und ſperren die wenigen Wege , welche fich die Fuhrleute oft mit der Art in der Hand offen erhalten müſſen. Schlupfwege und Fußſteige, die fich

Holz- und Wilddiebe gefaffen haben , durchkreuzen nach allen Rihtungen den Wald , aber ſie nuben dem als Communicationsmittel wenig , der ihr verworrenes Gewebe nicht ganau kennt. - Die Gegend vom Strodda - Bad nach Oſten iſt fruchtbarer, angebauter und freier , nur am rechten Ufer des Bobrz liegen wieder große , zuſammenhängende Waltungen und Brüche. Eine regelmäßige Verpflegung der Truppen fonnte unter folchen localen Schwierigkeiten daher nur durch Magazine im Preußiſchen erreicht werden. Aus den Waldbörfern wurden die Fuhren zum Transport der Lebensmittel

zuſammengetrieben , man nöthigte die Einwohner die Wege paffirbar zu machen I

und ſchaffte auf dieſe Weiſe, bon Commando's begleitet , fortdauernd einen ſechstägigen Bedarf an Fourage , Brod und Victualien aus den Magazinen

zu Ortelsburg, Willenberg, Bialla , Johannisburg und Lyk herbei. Später anberte ſich dies , und dem General v. Günther wurde mit der ausdrüdlichen

Weiſung , daß nur die feindliche Provinz die Ernährung ſeiner Truppen her: geben ſollte, das Geſchäft der Verpflegung in einem Lande übertragen , weldes wenig angebaut, bewohnt von feindlich geſinnten , aufrühreriſchen Bewohnern ohne Obrigkeit , ohne Verwaltung war und alle localen Hemmniſſe enthielt , die ſich nur einem ſolchen Geſchäft entgegenſtellen konnten. » Das , was ſonſt die 1

Beſchäftigung ganzer Collegien iſt æ , heißt es in den Erinnerungen aus dem

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Leben des General- Lieutenants Freiherrn b. Günther , » ward hier bie Anges

legenheit Eines Mannes; der größte Theil der Finanzverwaltung des Landes

fiel in die Hand , welche es zu behaupten beſtimmt war. Wie bewunderungs würdig erſcheint hier nicht der General jedem Patrioten ! Uber dann erſt wird ihn die Menſchheit regnen , wenn fie erfährt , wie er in durchwachten

Nächten, mit gewiſſenhafter Sorgfalt , hoher Rechtſchaffenheit jene drückenden Abgaben auf die ſchonendſte Weiſe zu vertheilen fucht, wie er Ruhe und leben opfert, um die Folgen des Krieges minder beſchwerlich auf den armen , un I

glüdlichen Einwohner zu bertheilen. « Die Ordnung und Disciplin im Regiment Bosniaten linderten die Leiben des Krieges, welche bie unglüdlichen Bewohner tieſer Gegend trafen , und mander arme Bauer aß fich oft an den Portionen

ſeiner Einquartierung ſatt. So gering auch die Summen baaren Geldes waren , welche der Soldat in Umlauf fekte, fo waren fie doch der dortigen Dürftigkeit ſehr bemerkbar und zogen beſonders den Polniſchen Juben herbei. » Dieſe Juben “ , erzählt der Oberſt - Lieutenant John , » zitterten vor den Conföderir: ten , trieben ſich in allen Dörfern umber , verſorgten uns mit feinern Lebens: bedürfniſſen und brachten uns über alles, was diesſeits unter den Edelleuten und Bauern , po wie auf der andern Seite des Narew unter den feindlichen

Truppen vorging , ziemlich zuverläſfige Nachrichten. a Die Menſchenfreundlichkeit Günther's , feine Herablaſſung und Güte , womit er Jeden , der ſeinen Schutz in Anſpruch nahm , behandelte , und die großmüthigen Unterſtüßungen aus eigenen Miltteln , welche er häufig den Nothleibenden zu Theil werden ließ , übten einen großen Einfluß auf das Bolt aus, ſo daß ſelbſt die feindlich geſinnten Prieſter ihm ihre höchſte Achtung bezeugten. - Unterbeß Günther auf ſolde Weiſe und unter folchen Ver: hältniſſen ſeiner Thätigkeit zum Schuß der vaterländiſden Grenzen und zur Erleichterung der Noth des feindlichen Landes die weiteſte Ausdehnung gab , beſtrebten ſich die Polniſchen Generale , eine Art Verbindung unter die regellos geformten Aufgebote ihrer Landsleute zu bringen. Theils regulare , tþeils eben erft errichtete Sdüşen - Corps , wozu jene oben erwähnten Kurpiken vornämlich benußt wurden , und ſtarke Haufen mit Senſen bewaffneter Bauern verſammel

ten fich um die Mitte des Mai's am linken Ufer des unteren Narew's , und fingen durch Nedereien mit den Preußiſchen Truppen , indem ſie deren gegens überſtehende Poſten beſchoſſen , an , fich im Kriege zu üben , dem hier die Ab

fiật zum Grunde lag , eine Diverſion vorzubereiten , welche dem bedrängten Rosciusko Luft machen ſollte. Den Übergang über den Narew zu er leichtern, beregten die Polen die Inſel in demſelben bei Oftrolenka ſtart und brangen bald darauf gegen die Preußiſchen Poſten in Antony , Drenſewo und Dobrolenta vor , indem ſie auf Boten über den Fluß fekten. 1

Der Cornet v. Drigalsli ſammelte die zurüdgedrängten Bosniafen Commando's , vereinigte fich mit dem Lieutenant v. Nettwis, der mit ſeinem

Pitet von 30 Pferden zur Unterſtüßung herbeieilte , und beide unterſtüßten den Lieutenant 1. Buhl von den Füfilieren , welcher fich in Drenſewo gegen bie Angriffe des überlegenen Feindes zu bebaupten ſuchte, durch muthige At

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taken zu beiden Seiten des Dorfes. Sehr bald famen auch die Escadrons

von Sớimmelpfenig, Ziegler und Röſtel berbei , und nun wurde der mehrere Hundert Mann ſtarfe Feind mit bedeutendem Verluſt wieder über den Marem

zurüdgetrieben. -- Einige Zeit nachher maďten die Polen einen ähnlichen Verſuch, den Narew bei Dſtrolenka zu überſchreiten , indeß glückte er ihnen

nicht beſſer, wie der erſte, da der Oberſt - Lieutenant b. Shimmelpfenig zeitig davon benadrichtigt wurde und ſie mit feinen Escadrons nach der Inſel zurüdwarf. In der Folge züchtigte er fogar ihre Grauſamkeit gegen einen überfallenen Infanterie - Poſten dadurch , daß er Oſtrolenfa drei Stunden lang mit 2 ſechspfündigen Ranonen beſchoß und dann durch die Escadron Róſtel

und 100 Füfiliers den Narew burdwaten und die Inſel Cordowa einnehmen ließ , was zu einem beftigen Rampfe mit den Jnſurgenten führte, die aber 1

doch mit Verluſt vieler Todten und Gefangenen vor der außerordentlichen Tapferkeit der Preußiſchen Krieger wichen und eilig die Brücke von ihrer loſen Bretterlage befreiten, um fich der Verfolgung zu entziehen. Aus Mangel an disponiblen Truppen mußte indeß einige Tage darauf die Inſel von den

Preußen wieder verlaſſen werden , welche die Polen auf's Neue zu beſeken Die Umſicht und Thätigkeit des Oberſt- Lieutenants b. Schimmelpfenig in dieſen Gefechten bei Dſtrolenka Selohnte der König durch Verleihung des Ordens pour le mérite. ( * ) Dieſe Gefechte und die gegen die Diviſion von Wolfi bei Pultust und Begra follten jedoch nur dazu dienen , die Aufmerkſamkeit von dem bedrohten

nicht verſäumten. .-

!

linken Flügel Günther's abzuziehen. - Ehe wir aber die Begebenheiten dort verfolgen , haben wir noch die Vertheilung der Günther'ſden Diviſion , nach einer hinzugetretenen Verſtärkung , wie fie am 15. Juni ftatt fand, anzugeben : 2 Compagnien von Wildau ſtanden in Bialabeli und Antony ; 4 Compagnien von Rembow in Rolno , Stawiszki, Piontnica und Szczuczyn mit Poſten in Drenſewo ( der aber bald vom Bataillon von Wil dau abgelöſt wurde ) und in Dobrylas. Das Depot- Bataillon von Hauſen und 100 Commandirte von Liebenroth in Bialla und Johannisburg . 1

.

4 Officiere , 8 Unterofficiere, 1 Spielmann , 8 Schüßen, 9 Füfiliere von Greifenberg in Myszyniec.

2 Escadrons von Werther - Dragoner in Opalenicz , Przasznic mit eis nem Poſten in Ulatowo.

Die 10 Escabrons Bosniaken ſtanden in Olszewka , Dylewo , Leliſſa , .

Skwa , Zbogna, Rolno , Czerwonnen , Plod, Piontnica und Wizna. Sie hatten folgende Commando's detachirt: 1 Offic ., 2 Unteroffic., I Tromp. , 17 Bosniaken in Myszyniec; 1

1

1 1

3 3

1 >

1

»

36 33

>>

» Sabrodzin ; >> Grondgenski ;

*) Siehe Bericht des Generals v. Schönfeldt an den König vom 24. Juli und Conduiten - Liſte vom 1. November 1794 .

143

Dffic ., 1 Unteroffic ., – Tromp., 9 Bosniaken in Roſoga; 1

1 >>

1

>>

2 2

1 1

14 28 11 20 18 26

>>

2

1 »

1

»

1

1

2

1

5

24

1

10

1

4

4

>>

>> Rontarzi; » Demnidi u. Margowniki; » Dobrylas ; >> Ronti;

»

>> Chlodnie;

>>

» Rakowo Ezadi ; » Chilini ; » Klimaczewnica : » Offowiec. » Danowen und ebenſo viel in Jurgi.

Schon am 25. Juni , Abends 6 Uhr, drangen die Polen mit 200 Nara. bawy und 860 Mann Infanterie bei Lomja über den Narew vor und griffen die Verſchanzungen der Preußen bei Piontnica an. Die Füfiliere des Majors v. Preuß , von ihrem braven Führer ermuthigt , fegten nicht allein dem über legenen Feinde einen beftigen Widerſtand in den Schanzen entgegen , ſondern

gingen ſogar ſelbſt zum Angriff über , als der Rittmeiſter v. Taczilowski mit ſeiner Escabron die feindliche Cavallerie aus dem Felde geſchlagen hatte , worauf die Polen in ordnungsloſer Flucht über den Narew zurüdwichen und dabei einen Verluſt von 150 Mann erlitten , darunter an Todten den Lieutenant

Grzymalla , dem der Ropf geſpalten wurde , und 40 Mann ; an Gefangenen 18 Mann. – Unterdeſſen dirigirten fich feindliche Truppen gegen Wijna und

Oſſowiec, vertrieben die in den dortigen ſumpfigen Walbungen aufgeſtellten ſchwachen Obſervations - Poſten der Füſiliere und Bosniaken , welche ſich von hier in die Poſitionen von Szczuczyn , Stawiszki , Dobrziolowo und Piontnica

zurúdzogen , und eine'2000 Mann ſtarke feindliche Colonne überſchritt am 1

27. Juni ben Narew bei Dromiec , um auf der Straße von Szczuczyn gegen die Preußiſche Grenze und die Magazine von Johannisburg und Biada bors zurüden . – Günther war auf die Nachricht von ihrem Anmarſch mit einer Escadron Dragoner von Werther , die ſchon früher herangezogen worden war , I

einer Abtheilung Füfiliers und 40 Bosniaken nach Radzilowo und Klima ſzewnica geeilt , da aber die Überlegenheit des Feindes mit ſo geringen Kräften .

keinen Angriff geſtattete, ſo ging er nach Stawiszki zurüd , wo er ſo lange berblieb , bis der übereilte Rüdzug des Majors v. Gieſelski mit ſeiner Es: cabron von den Werther'ſchen Dragonern , die nebſt Compagnien bon Rembow Szczuczyn beſetzt hatte , über Bialla nach Aris , ihn nöthigte, mit ſeinen Trup pen in die Aufſtellung zwiſchen Nowogrod und Rolno zu geben und fich hier 1

zu concentriren. Die Polen beſeßten Szczuczyn bald darauf und beabſichtigten hier und weiter nach Rolno zu , die Preußiſche Grenze zu überſchreiten . Raum fonnte es eine bedrängtere Lage geben , als wie die war , in der fich Günther am 3. Juli befand. Auf verſchiedenen Seiten von überlegenen

Feinden umgeben , die zu allen Anſtrengungen geneigt ſein mußten , um ibre Abficht zu erreichen, blieb ihm zur Rettung nur ſeine eigene Heldenſtärke, die

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aber mit der Größe der Gefahr wuchs , und der Muth ſeiner tapfern , aber wenig zahlreichen Truppen. - Den Feind für ſeinen weiteren Vormarſd be: ſorgt zu maden und ihn dadurch womöglich aufzuhalten , entſchloß fich Gún : ther am 3. Juli , mit 3 Escadrons Bosniaken , die er bei Rolno ſtehen batte , einen Angriff gegen die bis Lachowo und Obydzyn borgedrungenen Polen zu wagen. Er eilte an der Spiße ſeiner Leib - Escadron auf den gebotenen

Vereinigungspunkt der Escadrons ; aber der Zufall wollte, daß die Ordon nanz, welche den beiden anderen Escadrons den Befehl zum Aufbruch bringen ſollte , ſich verirrte und dieſelben alſo nicht zur beſtimmten Stunde eintreffen konnten. Vier Stunden wartete der General vergeblich auf ihre Ankunft, und da es bereits 6 Uhr Abends geworden war , der General aber den Tag niớt .

unbenugt vorübergehen laſſen wollte , ſo ließ er ſeinen Adjutanten b. Weſten dorf , nebſt einem Ilnterofficier und zwei Bośniaken , auf dem Rendezvous zurüd , deutete ihm die Rigtung , welche er nehmen würde , an und rúdte mit .

ſeiner Escadron allein dem Feinde entgegen. Mit geſenkten Lanzen und jede Dedung benußend , gelang es der Leib - Escadron , ſich unbemerkt bis auf einige Hundert Scritt den feindliden Vedetten zu nähern. Schnell ſtürzten ſich nun die Bosniafen , in zwei Trupps getheilt , auf die feindlichen Felowachen , welche nicht zu Pferde kommen konnten , ftachen Viele nieder und brachten ſelbſt das

Lager bermaßen in Verwirrung, daß ganze Haufen von Senſenmännern ent floben. Erſt nachdem ihre Officiere ſie ermahnten , dod nicht vor ſo wenigen Preußen zu weichen , ſammelten fich die Polen und einzelne Haufen Cavallerie

rüdten den Bosniaken entgegen , wurden aber ebenfalls von ihnen zurück: getrieben. Bei der lebhaften Verfolgung kam indeß auch die Escadron Gün : ther's auseinander und ſtark in das Gedränge , als die Polniſche regulare

Cavallerie zur Unterſtüßung der Flüchtigen borging. – - Mitten in dieſem Ges tümmel fämpfte Günther beldenmüthig mit dem Sábel in der Hand gegen die ihn umringenden Naradawys , welche ihm bereits die Bärenmüße vom Haupte geſdlagen hatten. 3n dem Augenblid aber , wo einer dieſer Polniſchen Towarczys im Begriff war , unſerm Helben mit geſchwungenen Suwerte den entblößten Kopf zu ſpalten , bracen fich der Junker v. Wegern und Cara binier Sierberg Bahn , und der Legtere ſtach den gefährlichen Feind nieder. Der General ernannte Sierberg für dieſen ihm geleiſteten Dienſt auf der Stelle zum Unterofficier und erbat für ihn die filberne Medaille, deren er fide jedoch nicht lange erfreute, denn in einem der ſpäteren Gefecte fiel er , von einer tödtlichen Rugel getroffen. – Glüdlicherweiſe führte gerade im Augen: blid der größten Sefabr , Abends 8 Uhr , der Adjutant b. Weſtendorf die .

Escabron von Sdulß zur Hülfe berbei; die Polen ſtugten und der General

konnte nun unangefochten ſeinen Rückzug antreten. ( * ) Oberſt -Lieutenant John giebt in ſeinem Mauuſcript eine Beſchreibung dieſes Gefechts, der wir hier gefolgt ſind , doch iſt der Ort , wo dasſelbe ſtatt fand ,

darin nicht angeführt , wir haben indeß aus den Gefechtsangaben in den Gon: duiten - Liſten Gründe zu der Annahme gefunden , daß dies das Gefecht bei Dbydzyn geweſen iſt.

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Die Leib - Escadron batte an dieſem unglücklichen Tage einen bedeutenden Verluft. Der Premier Lieutenant Hanow wurde verwundet und 4 Unter. officiere, 43 Bosniafen waren theils todt , theils verwundet oder gefangen. Die Folgen dieſes Gefechtes und eines mißlungenen Angriffs der Polen auf die Escadron bes Rittmeiſters v. Shimmelpfenig bei Pachowo ent

ſpraden jedoch der Abſicht Gunther's , indem die Polen nun bebutſamer in ihrem Vorſchreiten wurden und ſelbſt einige Tage ſich ganz ruhig berhielten ,

ehe fie fich zu neuen Bewegungen entſchloſſen. Erſt am 6. Juli griffen fie wieder die Escadron von Schimmelpfenig bei Lachowo an , welche, da ſie zu einem fortdauernden Widerſtande zu ſchwach war , mit großer Geſchicklichkeit geführt, ohne Verluſt nach Wilken in der Gegend von Johannisburg zurück:

ging , wohin auch eine Compagnie von Rembow aus Bialla, zur Deckung des dortigen Magazins , ihren Marſch richtete.

Während einzelne Poſtirungen längs der Oft- Preußiſchen Grenze dieſe zu beden ſuchten , auch der General v. Goding bom General 6. Brúnned den Befehl erhielt , Günther zu unterſtüßen , benugte der Leştere die Zeit , welche ihm die Polen ließen , um eine neue, rückwärts liegende FlankensStels

lung hinter dem Pyſjek zu nehmen , wobei die Vorpoſten am Skrodba - Bach ausgeſegt wurden. Dieſe Poſition war allerdings concentrirter, als die frű:

here , nur hatte ſie dagegen wiederum den Nachtheil, daß die Diviſion die zu ihrer Ernährung wichtigſte Gegend verlaſſen mußte , ſich in einem unfruchtbas ren Terrain zuſammengebrängt ſah und die Straße nach den Magazinen und

Bådereien in Johannisburg , Bialla und Pyk dem Feinde offen ließ. Gleich darauf erfolgten die Angriffe der Polen gegen Bialla mit vers nehrter Heftigkeit. Günther mußte einen Überfall der Feindes wagen , wollte er ſeine Magazine retten . Alles , was er am 9. Juli bei Rosjol am Puffet

verſammeln und dazu verwenden konnte , beſtand aber nur in 4 Escadrons Bosniaken ( die Leib - Escadron , die von Shulk , Glaſer und Taczilowski ), !

!

2 Compagnien von Rembow ( von Preuß und Roſtoc ) nebſt einer Ranone ,

wobei ſelbſt die in der Poſition von Oſtrolenka entbehrlichen Truppen heran: gezogen worden waren. – Mit dieſer kleinen Svaar ſeßte er ſich am Abend des 9. Juli bon Rosjol gegen Biala in Marſh, mit der Abſicht, vor dem Ungriff noch 2 Escadrons Bosniaken und 2 Füſilier- Compagnien aus Johan

nisburg und 1 Escadron Dragoner von Werther aus Bialla an ſich zu ziehen . Aber kaum war er Meile von Roszol entfernt , als ſeine rechten Sei

tenpatrouillen unerwartet vom Feinde angegriffen wurden. Die Avantgarde unter dem Lieutenant Ropka mußte ſogleich ben Feind aufſuchen und von 2 Gefangenen, worunter ein Unterofficier, erfuhr der General , daß der Pol I

niſche Oberſt b. Rwasniewski mit etwa 1200 Mann regulärer Infanterie, ebenſo viel Senſenträgern , 140 Mann Cavallerie und 6 Ranonen , worunter 2 Böller, den Narew bei Lomja überſchritten und Rolno beſeßt habe , um von hier weiter gegen die Preußiſche Grenze vorzubringen. Solche mißlichen Verhältniſſe würden einen Zaghaften geſchreckt, ihn zu bem Entſchluß gebracht haben , in ſeine frühere Poſition zurüdzukehren, unſer 10

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Held aber gebot den beiden Füſilier - Compagnien bon Weſterhauſen und der .

Leib - Compagnie , Bialla zu beobachten , wandte fid), ohne eine weitere Ber:

ſtärkung abzuwarten , gegen Rolno und ordnete den Angriff, nachdem er mit Vertrauen auf den Sæuß des Himmels in dieſer Stunde der höchſten Gefabr mit gewohntem frommen Sinn gebetet hatte : » Verleihe mir , Gott , heute den

Sieg! nicht um meines Namens willen , ſondern für mein Vaterland und meinen Rönig ; follte ich aber fallen , ſo laß mich Gnade finden vor Deinem 1

Thron , und den König auch ohne mich fiegen ! « Gefecht bei Kolno , den 10. Juli 1794 . Wir folgen in der Beſchreibung dieſes Gefechts größtentheils der Erzáb lung des Oberſt - Lieutenants John, welder ſchon damals Theilnehmer der denkwürdigen Thaten des Regiments war. !

Rolno , eine an ſich unbedeutende Polniſche Stadt , liegt in einer Verties fung und wird in fich durch einen unpaſſirbaren Sumpf , welchen ein kleines Flußden burdiromt, in zwei ungleich große Theile getheilt, die durch einen ungefähr 600 Schritt langen Rnüppeldamm , auf dem ſich 2 Brüden befinden , mit einander verbunden werden .

Die Polen hatten 3 Cavallerie - Feldwachen nebſt ihren Vedetten bis Ejer: wonnen vorgeſdoben. Hinter ihnen befanden ſich auf offenem Felde gegen 100 Mann Infanterie, einige irregulare Cavallerie und eine kleine Ranone

als Piket aufgeſtellt. Den vorderſten Theil der Stadt vertheidigten 400 Mann Infanterie mit 2 Kanonen. über 1000 Mann hielten den andern Theil der Stadt beſegt und hatten 500 Mann mit 2 Ranonen und einem Böller zur Vertheidigung des Dammes aufgeſtellt. Dieſe Truppen beſtanden theils aus regulärer Infanterie, theils aus Senſenmännern. Um 1 lihr in der Nacht rüdte General 6. Günther aus dem Walde vor der feindlichen Aufſtellung, in welchem er vom Feinde unbemerft ange kommen war , in folgender Ordnung und in größter Stille gegen die Stadt 200 Sdiritt voraus ritt in Linie die Escadron von Glaſer, ihr folg:

bor.

ten die beiden Füſilier -Compagnien von Preuß und Roſtoc , in Zug - Colonne neben einander marſcirend. Zu beiden Seiten derſelben und 200 Schritt da von entfernt bewegten fich rechts die Leib - Escadron , links die Escadron von

Taczilowski, beide in Linie vorwärts. Dieſe Colonne zog ſich fortwährend reots , um die Jobannisburger Straße zu gewinnen. Die Escadron von Sdult þielt ſich mehr links in gleicher Höhe mit der von Glaſer, doch nur ſo weit ent: fernt, daß ſie alle Bewegungen der Haupt - Colonne überſehen konnte. Sobald die erſten Signal - Schüſſe der feindlichen Vedetten fielen , formirte ſich die In 1

fanterie in Linie und folgte , von der Leib - Escadron und der von Squlb ge

dedt , den in der Carriere gegen die Stadt vorjagenden Escadrons von Glaſer und Taczilowski , welche die am Feuer ſigenden Cavallerie- Feldwaden , deren Pferde gekoppelt umbergingen , auseinanderſprengten und es den nadrúdenden

Escadrons überließen , die gefangen zu nehmen , welche nicht niedergeſtoben worden waren. Das feindliche Soutien , ebenfalls überraſcht, feuerte auf die

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borjagenden Escadrons ihren Böller und ibre Gewehre ab und dann floh ſo wohl Infanterie als Caballerie , jenes Geſchüß im Stich laſſend, in ảngſtlicher Haft theils nach der Stadt, theils ſogar nach dem Walde , von wo die Breu: 1

Ben gekommen waren. Viele wurden niedergehauen und gefangen genommen . Den Böller führte die nabrüdende Escadron von Schulk mit fich fort. Dem General B. Günther erſchien die Schuld der überfallenen um

ſo größer , als ſeine beiſpielloſe Pflichttreue fich ſträubte, die Möglichkeit ſolcher Unachtſamkeit bei der Vorhut eines Corps anzunehmen , wiederholt ſchüttelte er saber mit dem Ropfe, als er ſie hier bemerkte und rief : » Solche Nach: läſſigkeit! Solche Napláſſigkeit!« und als er gleich darauf ſeine Befehle zum Eindringen in die Stadt ertheilte , ſchloß er mit den Worten : » Schonen Sie nichts ,. denn folde Nadláſfigkeit verdient den Tod ! « - Am Eingange der -

Stadt ftopfte ſich die zurüdfliebende Maffe, auf welche ſich die attatirenden Sowadronen losſtürzten und hinderte ihre eigenen Geſchüße am Feuern. Die

unterdeß auch herangekommenen Füfiliere drangen in die vordere Stadt, in der fie zwar von einem Rugelregen aus Thür und Fenſtern empfangen wurden , aber doch den Feind daraus vertrieben und zwei Kanonen , worunter fich ein Ruffiſches achtpfündiges Einhorn befand , eroberten. Ein großer Theil des Feindes, der nicht getödtet oder gefangen genommen war , watete , um fich zu retten , in dem Sumpfe zwiſchen beiden Stadttheilen umber. Es trat jeßt eine Gefechtspauſe ein , in der nur das Geſchüpfeuer fort:

dauerte. Unſer General, ſo wie der Oberſt v. S dulb , mebrere Officiere, Unterofficiere und Bosniafen recognoscirten während dieſer Zeit die ſumpfige

Niederung , um einen Übergangspunkt, der leichter zu paſſiren wäre, als der ſtarf vertheidigte Damm , zu ſuchen. Man fonnte ziemlich genau die feind liche Stellung überſehn « , ſagt der Oberſt- Lieutenant John , » die Polen batten auf ihrer Seite die Stadt zu beiden Seiten des Dammes mit regulärer Znfanterie und zwei Ranonen beſegt, und ſowohl die nächſten Häuſer am Damm , als auch eine rechts davon gelegene Waſſermühle zur Infanteries

Vertheidigung eingerichtet. Am Rande des Bruches ſtanden Schüben mit einem Bóller , und auf der Höhe hinter der Stadt ſah man die Bifen- und Senſen : tráger nebſt der Cavallerie aufgeſtellt. - Als der General bon ſeiner Res cognoscirung ohne den gewünſchten Erfolg um 8 Uhr früh zurüdfehrte , zögerte er , den Feind mit großen Dpfern , wie hier vorauszuſehen waren , bertreiben zu laſſen , da bat ſich der brave Major 1. Preuß, von dem Verlangen ſeiner Füfiliere unterſtüßt, von ihm die Erlaubniß aus , die feindliche Stellung er : ſtürmen zu dürfen. – Nachdem der Major .v. Preuß mit ſeinem und den eroberten feindlichen Geſchüben eine Zeit lang die feindliche Stellung hatte .

.

1

beſhießen laſſen, orang er an der Spiße der Compagnie von Roſtock im Sturmſchritt auf den Damm. Unter dem heftigſten feindlichen Kartatſch- und

Gewehrfeuer rüdte die muthige Schaar unaufhaltſam über die Mitte des Dammes bor . Die Lücken der ſchnell durch die hintern Reihen. - Rübn trat der die Spiße des vorderſten Zuges , um den legten nun

mit dem Bajonett bis Gefallenen füllten fich Junker v. Stierks an auch ſchon berwundeten 10 *

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Officier der Compagnie zu erſeßen und eben gab ihm der Major v. Preuß die Verſicherung, daß er dafür nach der Action belohnt werden ſolle , als beibe , der Jüngling und ſein Anführer , bon tootlichen Kugeln getroffen , nie berſanfen. Dies unglüdliche Ereigniß brachte die Colonne in's Stoden und dann vermochte ſie nicht mehr weiter vorzubringen. Die Füfiliere widen end. lich und trugen in ihrer Mitte ihren noch lebenden Commandeur zurüd , welcher erſt einige Stunden ſpäter ſtarb. - Da eine Umgebung des Feinbes , welche der Oberſt v. So ulß mit 2 Escadrons während dieſes Rampfes ber

ſuchte, wegen der Terrain-Hinderniſſe auch keinen andern Erfolg , als einige 1

erbeutete Bagagewagen hatte , ſo wollte der General nicht durch einen node

größeren Aufwand von Kräften ſeinen Verſuậ, den Damm zu überſchreiten, wiederholen , und zog ſeine Truppen , nachdem dieſes ruhmreiche Gefecht 10 Stunden lang gedauert hatte , zurüc . - Die Polen aber batten durch

den erlittenen Verluſt die Tapferkeit der Preußen ehren gelernt , fie wagten nicht allein keine Verfolgung , ſondern ſtedten ſogar in der Nacht den jen: ſeitigen Theil der Stadt in Brand und zogen ſich nach Lomza zurück. Der Verluſt der Polen wird auf 400 bis 500 Mann angegeben , worunter

3 Officiere, 78 Mann Gefangene waren. Auch waren ihnen 3 Ranonen, 2 Bagagewagen und 10 Pferde abgenommen worden. - Die Preußiſchen Truppen verloren an Todten und Verwundeten 123 Mann und 35 Pferde , darunter die Füfiliere 4 Officiere, 87 Mann. Vom Bosniafen - Regiment blieb gleich beim Beginn des Gefechtes der Seconde- Lieutenant Taddäus b. Dlowski , » ein Officier voll guten Wil lens « , wie ihn der General v. Günther ſchildert. Den abziehenden Polen wurde die Leib - Escadron nachgeſchidt, um ihren Rūdzug zu beobachten und nachdem dieſe wieder zurückgekehrt war, auch die Truppen einige Ruhe genoſſen hatten , kehrten ſie in die Poſition hinter den Poſjek zurück. Se. Majeſtät der König Grüdten in einem Shreiben an den General v. S đ önfeldt ihre beſondere Zufriedenheit über dies Gefecht mit den Worten aus : » Da der General v. Günther nur zur Dedung der Preußiſchen Grenze beſtimmt war , ſo iſt es um fo mehr zu loben , daß er die !

Polen angegriffen und gejolagen habe « ,I und verlieben unſerm General als

Anerkennung ſeiner Verdienſte den rothen Adler - Orden . Oberſt v. S bulbs

erhielt den Orden pour le mérite. ( * ) Wenn aber auch dieſer ehrenvolle Rampf bei Rolno und der Sieg des Generals v. Göding bei Raygrob an demſelben Tage bewirkten , daß die feindlichen Unternehmungen auf dieſer Seite einſtweilen aufhörten , ſo war doc

*) Nady officiellen Liſten nahmen vom Bosniafen - Regiment folgende Officiere an dieſein Gefechte Theil : Oberſt v. Schulß, Oberſt -Lieutenant v. Glaſer , Rittmeiſter v. Taczilowski , Stabs - Rittureiſter Feege , bie Premier- Lieute nants Göll , Ha now , Moßer ; die Seconde-Lieutenants v. Weſtendorf, v. Glaſer , v. Bialinski , Franz Ropka ; die Cornets v. Batfowski , .

Glaſer , v. Keſelot , v. Grabowski , Dommiſch und v. Wegern.

149

dadurch noch nicht alle Gefahr für die Günther'ſche Diviſion beſeitigt, benn

neue Sdaaren drobten von einer andern Seite ihren Cordon zu durchbrechen , beren täuſchende Hoffnung, ihr Ziel zu erreichen , mit der Größe ihrer Zahl wuchs. - Der Polniſche General 6. Rarwowsli war nämlich am 17. Juli mit 3000 Mann , größtentheils regulärer Truppen , und mehreren Ranonen

über die wiederhergeſtellte Narew - Brüde bei Nowogrob gegangen , hatte die Vorpoſten Günther's zurüdgedrängt und fid auf den Höhen bei Demnidi aufgeſtellt, um hier die nachfolgenden Verſtärkungen abzuwarten , welche zur

beabſichtigten Offenſive ihm auf dem Fuße folgten. - Zur Unterſtüßung der gefährdeten Poſition am Pyſſet hatte ſchon vorher der General v. Schón: feldt 2 Grenadier - Compagnien des Regiments v. Wildau , unter dem Major v. Manftein , nebſt 2 Kanonen und 180 Fúſiliere von Greiffenberg .

babin rüden laſſen , und dem General b. Günther blieb nun wiederum die

Wahl, entweder die Sicherheit des Vaterlandes von einem rein defenſiven

Verhalten gegen die Übermacht des Feindes abhängig zu machen , oder geſtüßt auf die Tapferkeit ſeiner Truppen einen vernichtenden Sælag gegen den Feind überraſchend zu führen , ebe derſelbe Zeit gewann , ſeine jeßt ſchon überlegenen.

Rräfte noch weiter zu vermehren . – Günther war aber nicht gewohnt , die Zahl ſeiner Feinde zu zählen , wenn es galt , das Schwert zur Vertheidigung des Vaterlandes zu ſchwingen , ſchnell berſammelte er ein kleines Corps bon 3 Grenadier -Compagnien von Wildau , 1 Compagnie des Füfilier - Bataillons von Rembow , 180 Fuſiliere von Greiffenberg 3 Escadrons , Bosniafen mit 3 Ranonen , und brach ann 18. Juli früh zum Angriff gegen Demnici auf. 3

Gefecht bei Demnicki und Zboyna , den 18. Juli 1794.

Die Polen hatten die Höhen von Demnidi mit Infanterie und Geſchủ

beſeßt, welches lektere in mehreren aufgeworfenen Batterien placirt worden war. Den rechten Flügel dieſer Aufſtellung, vor dem das Dorf Demnidi lag , dedte ein unzugänglicher Sumpf, der ſich bis an den Narew erſtredte. Der linke Flügel, an ein kleines Gebüſch fich lehnend, wurde durch einen Haufen irregulärer Cavallerie, hinter welchen 200 Mann Naradawi als Reſerve ftans den , geſchüßt. Das Dorf Zbogna , mit 400 Mann Infanterie beſekt, lag etwa 2000 Schritt im Rüden des linken Flügels der Polen vor einem Sumpfe , der fidh ebenfalls nach dem Narew zieht und den der Feind durch einige Knüppel .

brücken für einen etwaigen Rüdzug paſfirbar gemacht hatte. Eine 1500 bis 2000 Mann ſtarke Reſerve war dei der Klisz - Mühle auf dem rechten Ufer des Narew aufgeſtellt.. - Um die Polen zu falſchen Stellungen zu verleiten

und fich ſo ein Übergewicht zu verſchaffen , ſollte der Angriff in zwei Colonnen geſcheben.

Die eine unter dem Oberſt - Lieutenant b. Glaſer aus ſeiner

Escabron , 100 Füfilieren von Liebenroth , 80 Grenadieren von Wildau und

30 Füfilieren von Rembow beſtehend, war beſtimmt, Zboyna anzugreifen und ben feindlichen linten Flügel zu umgeben. - Die zweite Colonne, vom Ges neral v. Günther ſelbſt und dem Major V. Manſtein geführt, beſtand 1

aus 2 Escadrons , 2 Grenadier - Compagnien von Wildau , die aber nur .

150

120 Mann ſtark waren , 50 Füſiliere von Rembow und 2 Bataillons Rano nen ; fie ſollte den Feind von den Hoben bei Demnidi bertreiben. ( * )

Durch einen Zufall erfolgte der Angriff des Oberſt- Lieutenants b. Ola : fer eine Viertel- Stunde zu früb. Der Feind gewann dadurch Zeit , nicht al lein ſeine überlegenen Rräfte gegen ihn zu verwenden , um ihn aufzubalten , fondern ging ihm ſogar mit einem Theil ſeiner Infanterie aus dem Dorfe

Zboyna entgegen. Günther , der den Beginn des Gefechts hörte , trieb die Füfiliere des Majors v. Manſtein zur Eile an , aber dieſer brave Officier erwiderte : » Herr General , Sie ſehen , daß meine Leute nicht raſcher austreten können , wenn ſie noch ihre Sduldigkeit thun ſollen ! « Der General fühlte

wohl die Richtigkeit dieſer Behauptung, aber auch gleichzeitig die Nothwendig: feit, ſchnell auf einer anderen Seite in das Gefecht einzugreifen, daher ſepte 1

er ſich an die Spiße ſeiner Schwadronen und warf die unter den Höhen von

Demnidi ſtehende Polniſche Reiterei über den Haufen.

Als die Bosniaten

von dieſer Attake zurückkehrten , rückten die Grenadier - Compagnien , nachdem ihre Gefdüße längere Zeit die feindliche Stellung beſchoſſen hatten , mit einer

Haltung wie auf dem Eyercier- Plak , zum Angriff gegen die Höhen vor. — » Ein Hundsfott , wer einen Schuß thut ! « rief der Major , der ſich zu Fuß an der Spige feiner Colonne befand , und mit gefältem Bajonett unter dem

heftigſten feindlichen Feuer und dem lebhafteſten Widerſtande der Polen wurden die feindlichen Batterien erſtiegen und 5 ibrer Geldùße erobert. Mit eigener

Hand nahm der Major b. Manſtein den feindlichen Oberſt v. Beti ge fangen.

Während dies geſchah , batte fich Günther mit den beiden Es:

cabrons gegen die aus dem Dorfe Demnidi gleichfalls zurüdweichende Pol Die niſche Infanterie gewendet und ihr viele Gefangene abgenommen. Abtheilung des Oberſt-Lieutenants v. Glaſer war unterdeſſen bei Zboyna ebenfalls fiegreich vorgedrungen. Die Fluật der aus dieſem Dorfe vertriebenen Polen vollendete die dasſelbe umgehende Escadron Bośniaken. Anfangs ſucte

der Feind zwar noch die übergänge über die Brüche, welche Lettere ihm ſchüßende Zufluchtsorte geworden waren , zu vertheidigen , beim Einbruch der Naật zog er ſich aber über den Narew zurüd und brachy die Brüde über denſelben hinter ſich ab.

Nach dem Bericht des Generals v. Sdönfeldt betrug der Verluſt der Polen an Gefangenen : 1 Oberſt, 1 Oberſt: Lieutenant, i Major , 3 Subal: tern - Officiere und einige 60 Gemeine. – Die Bosniafen ſollen eben danach nur 1 Junker , 5 Pferde todt und 2 Gemeine , 8 Pferbe bleffirt gebabt haben . Die Preußen eroberten 5 Ranonen und 1 Hanbiße. 8

*) Nacy den vom General v. Günther ausgefertigten Liſten haben vom Bosniafen Regiment folgende Officiere an dieſem Gefechte Theil genommen : Oberſt -Lieutenant

v. Glaſer , Mittmeiſter v. Taczilowski , Stabs - Rittmeiſter Bolg , die Premier - Lieutenants Göll, Hanow , Moer ; die Seconde - Lieutenants .

v. W eſtendorf, Glaſer , Franz Kopfa ; die Cornet: Dommiſ , v. Grabowski und y . Weger n .

151

Zur beſſeren Würdigung dieſes Gefechtes jühren wir hier eine Stelle der Erinnerungen aus dem Leben Günther's bon v. Bogen an : » Dies in der Geſchichte des vaterländiſchen Muthes nidt unwichtige Gefecht bei Demnidi ſicherte die Gränzen Oſtpreußens: Hunderte fochten hier gegen Tauſende, oft und öfter ſchien das Unterliegen des Schwächeren unvermeidlich , und doch fiegten Preußiſcher Muth und Ordnung , jeder Krieger ward hier ein Held , im Dunkel eines entfernten Landes reifte manche dem Vaterlande nübliche That , manche des fernſten Nachruhms würdige Handlung. « Auf den Bericht des Generals v. Schönfeldt über die glorreichen Ge fedhte vom 10. und 18. Juli, in welchem er außert, daß ſowohl die Truppen

ihren alten Ruhm in ihrem ganzen Umfange behauptet haben , als auch ihr 1

General die rebenbften Beweiſe von ſeinen anerkannten Einfidten und vorzüg lider Thätigkeit an den Tag gelegt hat , erfolgte folgendes gnädige Rönigliche Handſchreiben :

» Mein lieber General - Lieutenant b. Sdönfeldt. 3ch habe Eure bei:

den Beriďte vom 19. und von heute richtig erhalten. Da nun Lesterer den Inhalt des Erſteren gewiſſermaßen aufhebt , ſo begnüge Jø Mid dieſen zu beantworten und Euch Mein Bergnügen und beſonderes Wohlgefallen darüber

zu bezeigen , daß der General-Major W. Günther den Angelegenheiten in ſeiner Gegend eine ſehr glüdliche Wendung gegeben. Dieſer thatige Officier und alle unter ſeiner Anführung ſtehende Truppen haben fich bei dieſer Ge: .

legenheit in der That ſebr verdient gemacht und wird es Mir zur hödyften

Zufriedenheit gereichen, wenn Ihr ſelbiges ſolchen von Meinetwegen bekannt machen und ihnen Meine Erkenntlichkeit verſichern wollet. Vorläufig beſtimme

Jo jeder Compagnie , die in der Action geweſen , 2 goldene und 20 filberne Berdienſt -Medaillen , welche an die brabſten Leute bertheilt werden ſollen , und

follten ſich nicht ſo viel vorzüglich auszuzeiðnen Gelegenbeit gehabt , ſondern alle in gleichen Maße fich tapfer bewieſen haben, ſo ſind die Medaillen ben

álteſten Soldaten zu conferiren. Auch will 3d vorläufig dem Major b. Man : ft ein und Oberft- Lieutenant b. Glaſer mit dem Orden pour le mérite belohnen , jedoch in der näheren Relation von der Attafe bie fernere Bemer:

kung der Officiere, ſo wie eine Liſte der Unterofficiere und Soldaten , die fich durch ausgezeichnete Tapferkeit beſonders diſtinguirt haben , gewärtigen, um

ihnen gleichmäßig Mein Wohlwollen bezeigen zu können. Übrigens babe 35 Drbre geſtellt, daß für die eroberten 5 Ranons und 1 Haubiße das gewöhns liche Douceur ausgezahlt werden ſoll, als Euer woblaffectionirter König. Im Lager bei Dppalin , den 20. Juli 1794.

( gez. ) Friedrich Wilhelm. «

Zertrümmert waren nun zwar für eine geraume Zeit « , ſagt H. v. Boyen , » die Eroberungs - Triume der Polen , aber nichts deſto minder blieb unſere 2

Stellung mißlich, im hóthſten Grade für die Truppen ermattend und angreifend durch den Narew und die an demſelben liegenden Wälder geſchüßt, zog der 1

Feind bald hier bald dort ſeine Stärke zuſammen , verſuchte einzelne ſtreifende

Übergänge, nedte unaufhörlich, wäbrend im Rücken kleine Conföderationen fide bildeten , die unſere Lebensmittel auffingen und zu den Beſchwerlichkeiten

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eines unaufhörlichen Dienſtes noch oft ben Mangel hinzufügten. Den Feind

begünſtigte jeder Einwohner ; wir mußten neben den kriegeriſchen Vorkehrungen auch noch die Ruhe der Provinz zu erhalten ſuchen und wurden daburch an unſere Poſten gefeſſelt. Es war alſo hier nur ein ſtrenges Defenfit - Syſtem möglich und der Held , der in der früheren Epoche als kühner Rrieger glänzte, mußte fich nun als ftandhafter , unerſchütterlicher Vertheidiger ſeiner Stellung auszeichnen .«“ – Nach dem Siege bei Demnidi verſtärkte General v. So ons feldt feine linke Flügel - Diviſion noch durch das Fuſilier Bataillon b. Tbile , !

und General v. Günther ſandte den Major v. Rad und Lieutenant v. Siera : fowski mit 100 Bosniaken in die Gegend am linken Byſſet-Ufer, um als Parteigånger den Polen bei ihren dortigen Fouragirungen Abbruch zu thun. Am 3. Auguſt, mit Anbruch des Tages , ging der Lieutenant v. Siera : 1

tow sti mit etwa 30 Mann in rothen Dollmans durch den Wald bei Ezar noczyn vor und lodte die über den Narew gegangenen Polen in den Wald , wo der übrige Theil der Escadron von Ral in ſchwarzen Pelzen , um das

Leuchten der Uniform zu vermeiden , zu beiden Seiten des Weges in einem Hinterhalt zurückgeblieben war. Hier wurden die Polen plößlich angefallen

und verloren 30 Todte , ſo wie an Gefangenen : 2 Cornets, 10 Towarczys und 25 Gemeine ; auch wurden 35 Pferde von ihnen erbeutet. Preußiſcher Seits waren nur der Lieutenant b. Sierakowski und 2 Bosniaken leicht bleffirt worden. » Se. Majeſtät der König « , ſagt die Berliner Zeitung vom 21. Auguſt 1794 , » haben den beiden Officieren , welche dieſe Affaire mit ſo vieler Bes ſchidlichkeit geleitet haben , den Orben pour le mérite zu ertheilen , auch unter die Gemeinen 4 golbene und 6 filberne Medaillen vertheilen zu laſſen geruht. «

Unter den übrigen kleinen Sparmübeln im Monat Auguſt wollen wir aus den officiellen Berichten nur zwei entnehmen , welde fich daburd aus :

zeichnen , daß ſämmtliche dabei gegenwärtige Bosniaken Verdienſt- Medaillen erhielten. Eines derſelben war ein feindlicher Überfall , den der Feind in der Nacht vom 5. zum 6. Auguſt zwiſchen Nowogrod und Dſtrolenka auf einen

vorgeſchobenen Poſten von 8 Füſilieren vom Bataillon von Thile und 7 Bog: niaken zunächſt verſuchte. Dieſe 15 Mann vertheidigten ſich aber ſo entſchloſſen und klug , benußten Fuß für Fuß Zäune und Defilé's ſo gut, daß das eine Viertel-Meile zurückſtehende Soutien unter dem Lieutenant v. Rayſerling bom Bataillon von Thile berankommen fonnte , wodurch die eigentliche Abſicht der Polen vereitelt wurde. – Ein nody auffallenderes Beiſpiel von Bravour

theilen wir getreu nach der Eingabe Günther's bom Vorpoſten Gnatty d . d. 29. Auguſt mit: » Bei der Attafe auf den Poſten zu Dobrilas , wo der Feind

mit 80 Mann einen Unterofficier mit 12 Füſilieren aus einer Schanze delogirte , hatte der Cornet v. Reftelot ) mit 5 Mann von der Escadron von Taczi

jowski, nämlich dem Trompeter Schobrowsky, Unterofficier Weiß und ben Carabiniers Bed , Gründa und Bürger , die Avantgarde , als der Oberft v. Tbile dem attakirten Poften zu Hülfe marſchirte. Er trabte voraus ,

fand die Schanze vom Feinde befekt, ließ gleich dieſe 5 Mann abſiken und attakirte ben Feind in der Schanze, den er eben in dem Augenblic vertrieb ,

153

als ihm der Oberſt v. Tbile zu Hülfe tam. --

Am 11. September wurde

die Escadron von Nettwitz in Stwa , nachdem ſie kaum von ihrem nächtlichen

Bivouak daſelbſt wieder eingerückt war , von den Polen , die fich durch die Narew - Fuhrten und die Wälder begünſtigt, unbemerkt beran geſchlichen batten , überfallen , indeſſen verlor fie nur einige berwundete Leute und Pferde, da das aufgeſtellte Piket zeitig bei der Hand war, auch ein Theil der Bosniafen , welcher noch nicht abgeſattelt hatte , die Feinde ſo lange aufhielt, bis die ES cadron fich ſammeln konnte. -- Gleichzeitig überfielen 300 Polen die in Gorsky ftebende Leib - Escabron. Dies bewog den Major 6. Tilly von Stanislawowa mit ſeiner Compagnie fich nach Zboyna zurückzuziehen , wo die Escadron bon .

>

Soulz ftanb. Als aber fein Nachtrab aus 20 Bosniaken von Nettwig und

Schulz meldete , daß die Polen Stanislawowa wieder verlaſſen hätten , auch der Überfall ber Leib - Escabron nicht die nagtheiligen Folgen , wie man ges

glaubt hatte , ergab , ſo ging die Compagnie wieder vor und nahm am 13. 1

die frühere Poſition wieder ein . Die glüdlichen Fortſchritte , welche die Preußiſche Haupt- Armee gegen Ende Auguft bei einigen Schanzen bor Warſchau machte, veranlaßten die Polen noch einmal zu ernſtern Diverſions -Unternehmungen am unteren Narem , um hier die Aufmerkſamkeit zu feſſeln , während fich gegen Günther neue, beträchtliche Corps , die beſonders aus Lithauen beranrüdten , ſammelten. Gleichzeitig verbreiteten die Anhänger Rosziusko's die Jnſurrection im Rüden der Preußiſchen Corps und machten die Stimmung der Einwohner in den Wildniſſen am Narew ſehr bedenklich. General b. Schonfeldt befabl daher am 20. September ber Günther'ſchen Diviſion , fich allmählich vom Pyſſet- Fluß zu entfernen und fich an den Omulef zu ziehen. Auf den Fall aber , daß innere Unruhen , die bei der Widerfeßlichkeit der Einwohner und dem Herumſchwärmen ber Räuberbanden in Folge der Ausſchreibungen von Lebensmitteln und Fou rage in den Kreiſen Przasniß , Madow und Roczan , welche der Rriegsrath Matlon betrieb , wohl zu erwarten waren , entſtanden , ſollte Günther noch .

weiter zurücgeben und den Drſic bis Madow befeßen. Unſer General jog daber ſeine Truppen mehr zuſammen , ſandte am 24. September den Oberſt v. Sdulz mit ſeiner Escadron und 1 Compagnie von Rembow nach Johannisburg , um ſolches zu beden , und ichidte fich an , 1

jenen Befehl in Ausführung zu bringen .

Wir glauben hier nichts Beſſeres thun zu können , als mit Umgebung der vielen kleinen Poſtengefechte, welche im September und in den erſten Ta:

gen des October zwiſchen der Skwa und Roſaga , bei Morgownik , Nowogrod , Przym und den Schanzen bei Oſtrolenka , ſtatt fanden ( * ) , einzelne Stellen aus den zahlreichen Briefen Günther's, welche er in fieſer Zeit an die commandirenden Generale v. S hönfeldt und ſpäter an v. Favrat richtete, 1

*) Man findet dieſelben imn » Beitrag zur Geſchichte des Polniſchen Revolutions : Krieges im Jahre 1794 von A. v. Trestowa ,1 wo ſie S. 233 u. folg. genau nach den Berichten Günther's angegeben find.

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anzuführen , um die Verhältniſſe, unter denen er zu handeln genöthigt war , 1

und ſeine Anſichten darzuſtellen und zu documentiren. In dem Schreiben Günther's an Shonfeldt , Cant. Quart. Leliſſa , den 25. September , Morgens 6 Uhr , beißt es unter Anderm : S

» Nur id muß ſo viel fagen ; wenn es mir nicht an Futter fehlte , womit

ich böchſtens bis den 1. October reiche: So würde id , wann ich meine Stels lung nur noch ein wenig veränderte und dasjenige , was noch an der Stwa

ſteht, eine Meile mehr zurück bis an den Roſagga - Fluß zöge , ich glaubte dieſe Stellung nod lange behaupten zu fönnen , weil ich hier in 2 Quadrat

meilen meine ganze Diviſion , ausgenommen das , was nach Johannisburg detachirt iſt, zuſammen babe. « - Und weiter : » Da Ew. Ercellenz auf ſolchen Fall der inneren Unruben mir nur die Beſeßung des Orſic von Markow an aufzutragen gerubet: So hoffe ich doch , daß des Herrn General-Lieutenant 5. Wildau , Ercelleng , vom Narew an bis Madow excluſive die Drſic ju !

beſeßen inſtruirt find, um demgemäß meine Chaine mit ſelbige zu verbinden . Geruben doch Ew. Ercellenz mir hierüber geneigte beſtimmte Befehle zu geben ,

denn da ich weiter nichts als meine Diviſion überſehen kann , Ew. Ercellen ; aber die Verbindung des Ganzen überſchauen , ſo geruhen Hochdieſelben, wo ich irre , 1

mich mit Nachricht eines Beſſeren zu belebren ; fein Menſch fann folgſamer

und gelehriger ſein , als ich. Daß Ew. Ercellenz in ſo langer Zeit feine Nac .

richt von Sr. Majeſtät dem Könige haben , iſt ein Beweis des unbegrenzten Zutrauens Sr. Majeſtät des Königs in Ew. Excellenz Talente , Einſichten und Einrichtungen . « Am 26. September berichtet Günther bon Leliſja aus über die ihm von dem General B. Brünned zugekommene Nachricht, daß bei Dſtrolenta 600 bis 700 Polen berſammelt wären und General Karwowski mit 2000 Mann bei Laskewis ſtande. Sie hatten die Abſicht, die Preußen an 5 Orten ans .

zugreifen : bei Nowogrod , Laſtkewiß, Oftrolenka , dem Werder bei Grabowa, von welchem ſie der Oberſt-Lieutenant v. Schimmelpfenig ſchon einmal vertrieben hatte , und bei Pultusf. » Wollte Gotta , ragt hierbei Günther , » daß wir den Mangel des Unterhalts ſo abwehren könnten , daß , wenn der

Feind auch an ſo viel Orten übergeht , wir doch im Stande ſein würden , uns zu concentriren und denjenigen Theil des Feindes anzugreifen , der uns der nádyſte iſt, ihn mit Gottes Hülfe (dlagen , da dann die andern von ſelbſt

zurüdgehn werden. Sie wollen aber gewiß das Michaelsfeſt diesſeits des Narew feiern , gewöhnlich iſt es , daß ſie an den Feſttagen am erſten ſo was unternehmen. « -- Noch bemerkt Günther am Soluß dieſes Briefes: » Der Capitain , ber zu Nowogrod commandirt, bat wieder geſucht, unſere Vorpoſten einzuſcläfern , bat ihnen geſagt, fie möchten nicht ſchießen , ſie ihoſſen aud nicht was reguläre Truppen waren , ſondern blos die irregulären Truppen gegen Orore. Allein, das iſt juft der größte Theil , denn regulare Truppen find nidt viel hier ; fie ſuchen auch noch immer unſere Leute zur Deſertion zu berleiten. Er hat ihnen erzählt , der Deſerteur Dobrilas von den Unſrigen hätte 10 Ducaten für ſein Pferd bekommen ; ich habe den Befehl wegen des I

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Sprechend auf's Schärfſte erneuert. « -- Nadybem ein Wechſel im Commando

ſtatt gefunden hatte und der General- Lieutenant v. Frvrat an die Stelle deg B. Schönfeldt getreten war , äußert Günther in einem Schreiben aus Rabzidlo an ben Erſtcren : » An des Herrn General-Lieutenants v. S dons feldt Ercellenz habe ich einen großen Gönner verloren , ich ſchmeidle mir , daß Ew. Excellenz meine gehorſamſte Bitte um die gewiſſe Fortdauer Hochs dero Wohlwollen nicht verſagen werden , ſo wie ich mich jeder Zeit beſtreben

werbe , berſelben nicht unwürdig zu ſein . < Unterm 2. October erfolgte die ſchmeichelhafte Antwort hierauf , worin

ihm die aufriậtige Verſicherung gegeben wurde , odaß Niemand mehr von deſſen allgemein anerkannten Verdienſten ſich überzeugt fühlen könnte , als der commandirende General , und dieſer fich nur dadurch für die unangenehme

Lage des Cordons entſchädigt hielte , den General v. Günther unter ſeinem Corps zu wiſſen , nach welchem Geſtändniß fich derſelbe überzeugen werde ,

daß feine Gelegenheit vorübergehen würde , ohne ihm Beweiſe dieſer Geſinnung zu geben. “ Wir laſſen hier aus der am 30. September eingereichten Dislo cations - Liſte von der Diviſion des Generals v. Günther einen das Regiment Bosniaken betreffenden Auszug folgen. ( * ) 1. Jenſeits des Omulef am Narew.

Szielun : Eine Escadron des Rittmeiſters Röſtel hat Commando's zu Mlynars , Dgony , Modzelen. Gr. Stepnen : Eine Escadron des Oberſt - Lieutenants v. Glaſer þat Com mando's zu Rollaci und Doberlenko.

II. Bwiſchen dem Omulef und Koſogga - Fluß in der Gegend von Ofrolenka.

Oftrolenta : Eine Escadron des Majors v. Ziegler hat Commando's in Naſchewo, Bordi , Sabrodzen.

Dilewo : Eine Escadron des Oberſt - Lieutenants 6. S dimmelpfenig bat Commando's zu Sabrodzen , bei Oſtrolenta unweit der Schange.

Peliſſa : Eine Escadron des Rittmeiſters v. Taczylowski bat Commando's in Gnatty und Smedliſchfen. Außerdem ſtand in Leliſſa die Leib Compagnie des Bataillons v. Thile nebſt einer breipfündigen Ranone. ) Dlugifont : Eine Escadron des Rittmeiſters v. Nettwitz bat Commando's in Myſchkowiß , Pierſa , Pidli , Roſogga und bei Saſtarcziska. Radzidlo : Die Leib - Escadron bat Commando's bei Golunti und an der Ros .

ſogga - Brüde. ( Uußerdem ſtand in Radzidlo die Compagnie von Weſterhauſen .)

Meſſinieg: Zur Bedeckung der Bäckerei und einer Train -Colonne : 1 Offi cier, 20 Bosniaken und 1 Officier, 1 Unterofficier, 20 Mann vom Bataillon bon Greiffenberg.

Wir folgen hierbei ber uns vorliegenden Original - Liſte und überlaſſen es dem Leſer, die Ortsnamen nach der in dem Wert von Tresfow befindlichen Dis : locations - Liſte vom 24. September zu berichtigen , in welcher ſich auch die Stärke der einzelnen Commando's angegeben findet.

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III. Zur Communication mit Johannisburg .

lipniden : Eine Escadron des Majors v. Rall hat Commando's zu Saf franki, Ruszie , Liffen. Außerdem ftand hier eine Compagnie des

Capitains v. Ólsni3.) IV. Zur Weckung von Johannisburg .

Jegonnen und Spaden : Eine Escadron des Oberſten 6. Souls bat Commando's bei Schnepfen , Wietela , Pojubgen und Sjaaſt.

Gutten : Eine Escadron des Rittmeiſters v. Shimmelpfenig hat Com mando's bei Schnepfen , Wietela , Pojubgen und Sjaaft.

Nach dem Überfall bei Mysłowiß und Muſchada Longa am 30. Sep tember , 10 Uhr Morgens, wo 260 Polen vom Corps des Generals v. Wobc : ziko w s ti den Lieutenant v. Saden , welcher mit 3 Unterofficieren , 3 Schüßen, 34 Füſilieren vom Bataillon von Thile , ſo wie mit 1 Unterofficier, 1 Cara binier und 17 Bosniaken , dort poſtirt war , umzingelten , 28 Füfiliere gefangen nahmen und 4 Bosniaken verwundeten , ſchreibt Günther : » Es fehlt mir niďt an Betriebſamkeit , folchen Unfällen vorzubeugen , aber das dicaneuſe

Terrain , die Vereinigung aller feindlichen Truppen , die ſonſt gegen Pultust geſtanden , machen meine Lage kritiſch und ſolche Echecs unvermeidlich .« Statt fich fragenb : was der Feind unternehmen könne? unterließ unſer ſtets wachſame Chef der Bosniaken nicht, den General v. Fabrat auf die 1

Eventualitäten aufmerkſam zu machen , welchen ſeine Diviſion bei ihrer bebent lichen Lage ausgeſekt war. » Meine Diviſion befindet ſich noch immer in ei ner kritiſchen Lage « , ſagt ſein Shreiben vom 2. October , » der Feind ver fammelt und verſtárkt fich gegen meine linte Flanfe und ich muß brei Fale annehmen und beſorgen : entweder denſelben Angriff wie früher, oder einen

Angriff auf Myszynice , um die Báderei wegzunehmen , ober endlich einen Angriff auf Johannisburg , wodurdy ich genöthigt würbe , mit einem Theil meiner Diviſion Sabin zu Hülfe zu eilen. «

In dieſer Zeit hatten die Truppen die größten Strapagen des ganzen Feldzuges zu ertragen . Sie mußten meiſt in den Schanzen unter freiem Him mel oder in Strobhütten ihr Lager nehmen und ſtets auf der Hut bor feino

lišen überfällen ſein, womit fie theils von den feindlichen Truppen auf ihren Poſten , theils von dem in der Gegend von Makow , Krasnoſielsk und Przasz: niec aufgeſtandenen Raubgefindel, welches ihre Zufuhren an Lebensmitteln

anfiel , bedroht wurden. Die feindlichen Bauern verriethen jede Bewegung , jebe Unternehmung , fie bewachten ſorgfältig jede durch Ermüdung erzeugte Vernadlaſfigung der Schildwadyen , benachrichtigten davon die Inſurgenten und wurden ſo Urſade zu zahlreichen Unfällen.

» Nur muß ich geſteben «, bemerkt Günther in ſeinem Bericht vom 4. De: tober aus Radzidlo , » daß , da ich ein Terrain von 14 Meilen deden muß , meine Escadrons faſt zu Grunde gehen ; ich muß die Feldwachten 48, ja 72 Stunden ſtehen laſſen , obne fie ablöſen zu können ; ich babe 2 Escabrons und 1 Compagnie Füfiliere detachiren müſſen , um die Poſten von der Diviſion

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des Herrn General -Majors b. Amaudruz zu befeßen , als ſie noch von des wohlſeligen Herrn General - Lieutenants b. Wildau Excellenz commandirt murde; außerdem habe ich 2 Meilen mit meiner Poſtirung über den Omulef berübergehen müſſen , da doch ſonſt der Omulef meine Grenzlinie war. Hier: durch iſt aber der Dienſt meiner Diviſion äußerſt erſchwert worden und ich bewundere den Muth der Truppen , daß ſie dieſe höchſt beſchwerliche Lage noch immer mit Standhaftigkeit ertragen . « - Die auch nach dem Urtheil Gün : t ber's fich jeßt häufig widerſprechenden und faſt nie übereinſtimmenden Nach richten vom Feinde ſcheinen den General - Lieutenant 1. Favrat indeß von der gefährdeten Lage der Günther'ſchen Diviſion nicht recht überzeugt zu ha

ben , denn er berüdfichtigte ſolche Vorſtellungen wenig. Anfangs October gingen Nachriďten vom General v. Göding ein , wo nach die Ruffen am 21. September von Polangen nach der Memel aufge brochen ſein ſollten , während es zugleid hieß , daß Rosjiusto dem General v. Sierało w sty ein Corps von 20,000 Inſurgenten bei Bresc; in Lithauen

übergeben habe und nach Warſdau zurückgekehrt ſei. - Um dieſelbe Zeit wurden auch die der Günther'ſden Diviſion am Narew gegenüberſtehenden -

Polniſchen Truppen lebhafter in ihren Bewegungen und ihre Maſſen häuften fich. General 6. Woycjitowski ſtand mit 11,200 Mann regulárer und irregulárer Truppen bei Laskewis, eine Meile von Dſtrolenka ; die Generale .

Rarwowsli , Zielinski und Wiſdowatti führten ſtarke Haufen bei Cons czyn zuſammen , von wo auß fie den Oberſten b. Zielinski , der mit etwa 600 Mann Dſtrolenka befekt hielt, mit 200 Mann verſtärkten.

Der Vormarſch der Ruſſen gegen die Polen , welcher einen entſcheidenden Rampf bald erwarten ließ , veranlaßte den General 6. Favrat , an eine Df: fenfive zu denken , theils um dabei mitzuwirken , theils auch um die Schwierig keiten zu beſeitigen, welche ſich in den jebigen Diſtricten der Verpflegung der Truppen entgegen ſtellten. Er befahl saber dem General v. Günther , fidh .

bereit zu halten , den Pyſch - Fluß wieder beſeben zu können. – Günther , welcher aber nicht glaubte , den Pyld - Fluß behaupten zu fönnen und auch die Gefahr fah , welche ihm von Oftrolenfa ber frohte , da er dieſen Ort , 2

obgleich er auf einer Entfernung von 1 – 2 Meilen davon 5 Escadrons Bos: niaken und 2 Compagnien Musketiere beiſammen hatte , wegen der Schwierig. keiten des Angriffs nicht erobern konnte , ſprach fich entſchieden gegen jene

Anficht Fabrat's aus und rieth vielmehr eine größere Concentration in ſeiner

jeßigen Stellung an , um dem Feinde den Durbbruch am Narew zu wehren. » Mit Freuben würde ich Ew. Ercellenz Befehlá , ſo ſchließt er fein Schreiben vom 6. Dctober , » in Anſehung der Offenſive erfüllen , die ſo ganz mit mei

nen Grundfäßen übereinſtimmt, wenn ich nur einigermaßen Hoffnung eines

glüdlichen Erfolges vorausſähe, allein der Feind iſt im Befik aller Paſſagen des Narew.. Unvermerkt können wir feinen Übergang machen , weil jeder Bauer ſein Spion iſt und alle unſere Bewegungen verrathen werden , dagegen

erfahren wir von ben ſeinigen nicht das Geringſte.a - Unterbeß hatten die Bolniſden Generale Madalinski und Dombrowski , nachdem der General .

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Graf b. Schwerin ſie einzuſợließen bergeblich verſucht hatte, ihren Streifzug

ſelbſt bis Thorn und Bromberg ausgedehnt. – General v. Faurat mußte demnach befürchten , daß wenn ſie ihren Rückweg die ſeit der Weichſel nahmen , von den Polen in der Front und im Rüden angegriffen zu werden. Er eilte baber , ſeine Truppen mehr zu concentriren und wies ben General v. Güns

ther an , bis hinter den Drfic zurückzugeben , wo er , einen Theil ſeiner Divi fion gegen den Omuler vorſchiebend , fic in drei Linien hintereinander auf ſtellen ſollte. Den durch dieſe Veränderung von Truppen entblößten Theil von !

Ofts Preußen zu decken, wurden 3 Escadrons von Werther , 2 Füſilier.Com pagnien von Greiffenberg und das Depot - Bataillon von Hauſen in und bei Johannisburg unter dem Befehl des General-Majors k. Göding poſtirt. Demgemäß trat Günther am 12. October mit ſeiner Diviſion ſeinen Marſch in zwei Colonnen hinter den Orſic- Fluß an , nachdem er vorher die Borräthe an Lebensmiteln auf die rechte Seite dieſes Fluſſes nach Przasznic , wohin auch das Magazin aus Myszyniec verlegt wurde , gejdhafft hatte. Den

beiden Escadrons des Oberſten v. S vult in Johannisburg ſandte er den Befehl , in Bartnicki, wo das Haupt - Quartier ſein ſollte, zu ihm zu ſtoßen , 1

welches auch am 15. October geſchah. Der Drſic- Fluß, über welden von Chorzele bis Makow adot Brüden führten und der an vielen Stellen mittelſt Fuhrten zu Fuß leicht zu über: ſchreiten war , wurde bald von unſerem General - nachdem er gewohnter

Weiſe das Terrain nach allen Richtungen , um ſich Localfenntniſſe zu ver: ſchaffen , durdhritten batte - als night vertheidigungsfähig erkannt , unb in Betreff der ihm anbefohlenen Aufſtellung in drei Linien , welde in der überaus waltigen Gegend am Orfic nicht ausführbar war , außert er ſich unterm 14. Di:

tober folgendermaßen : Er könne Sr. Ercellenz Vorſchriften in hieſigem waldigen Terrain nicht ausführen , po ſei von Dronowo, auf der Straße von Przasznic am rechten Ufer des Orfic gelegen , bis Boranowen 2 Meilen lauter Walo ;

wie ſei in einem Walde eine zweiface Chaine zu ziehen und würde , wenn man fie 2 Meilen bis Boranowen vorpouſſiren wollte , nicht die erſte Chaine zu erponirt ſein ? - Wir laſſen hier die Aufſtellung der Günther'ſchen Divi: fion am Orfic, wie ſie bald nad der Befeßung dieſes Fluſſes ſtatt batte , folgen : 1 ) In Mackow ſtanden unter demi Oberſt -Lieutenant v. Schimmelpfenig .

3 Compagnien und 3 Escadrons Bosniaken , wozu noc 1 Compagnie und 1 Escadron ftießen , als das Detachement aus Johannisburg an: gekommen war. 2) In Krasnoſielsk, bem bedrohteſten Punkte der Aufſtellung , ſtand ein Officier mit 30 Füfilieren zur Beſeßung der Brüde und ein Officier mit 50 Bosniafen , welcher 3 Unterofficiere , jeden mit 10 Mann eine halbe

Meile weit vorwärts gegen Roczan , Dſtrolenka und Myszyniecz , um zeitig vom Anmarſch des Feindes benachrichtigt zu ſein , vorgeſchoben batte.

3) In Drondzewo befekte 1 Compagnie die Brüdenſchanze, 1 Escadron Bosniaken unterſtüßte ſie, und als das Detachement aus Jobannisburg eintraf , wurden hier noch 1 Compagnie und 1 Escadron aufgeſtellt.

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4) In Przasnic ftand 1 Compagnie Fúfiliere. 5) Jn Chorzele 2 Compagnien. 6) Jn Bartnici i Compagnie und 1 Escadron , und 7 ) In Bobeno ebenſoviel. Während nun unſere linge Flügel - Diviſion dieſe neue Aufſtellung mit

größter Sorgfalt fichier zu ſtellen ſuchyte, war man geſpannt zu erfahren , welchen 1

Rüdweg Madalinski und Dombrowski nehmen würden , und man bemühte fich allerlei Combinationen zu machen , um ihnen denſelben zu verlegen und ſie von allen Seiten einzuſließen. Günther , welchem ebenfalls angedeutet wurde , er werde zu dieſem Zwed mit ſeiner Diviſion wahrſcheinlich gegen die Drewen3 marſçiren müſſen , und welcher nach dem Siege der Ruſſen über die Polen bei Brresy, in Folge deſſen jene ſdon bis Bialyſtod vorgerůdt waren , erfuhr, daß dadurch Truppen des Generals v. Brúnned disponibel wurden , um auch gegen jene Streif-Corps verwendet werden zu können , ſcheint mit beſonderem Intereſſe dieſe Angelegenheit in's Auge gefaßt zu haben. Schon am 15. ſchrcibt er an den General v. Favrat : » Nach den Nach ridten von Brünned iſt wohl von der dortigen Seite für Preußen nichts mehr zu fürchten ; da die Rufen icon Bialyſtod beſeßt haben , ſo macht nur blos der Unfug des Madalinski und Dombrow s ki uns Soaden und

Nachtheil; ſie werden aber dafür ſchwer büßen müſſen , denn nunmehr ſeint es faſt eine Unmöglichkeit, zurüczukommen. Wenn erſt die Madalinski'ſche Geſchichte zu Ende iſt, wird man mehr Leute zum Betreiben der Lieferungen berwenden können , was um ſo nöthiger , als der Lieferant aus Neidenburg geſchrieben , er tónne weder Futter noch Brodforn anſchaffen. « Ferner bemerkt Günther unterm 16.: Daß wir unter Ew. Ercellenz

rubmvoller Anführung noch werden entweder gegen den Dombrowski ober en concert mit den Ruſſen gegen Warſçau eine wichtige Erpedition aus führen können , glaube ich ganz gewiß und freue mich ſchon im Voraus darauf, eines glüdlichen Erfolgs durch Em. Ercellenz vortrefflice Dispoſition berſichert.«

In dem Bericht vom 19. October (hreibt Günther ebenfalls in Bezug auf Mabalinski : » Vom Oberſt v. Saß habe ich Nachricht erhalten , daß der Feind ſoon Gollup unb Rowalewo zwiſden Thorn und Straßburg befekt babe , und daß er wahrſcheinlich fick längs der Oſt - Preußiſden Grenze den Rückweg über den Narew bahnen wolle ; da Se. Durælauật der Herzog

mich benaďrichtigt, daß Sie vereint mit General v. Goding beordert wären , zu Ew. Ercellenz Corps d'Armée zu ſtoßen , ſo ſebe ich darin ſchon vorläufige Maßregeln Ew. Ercellenz, dies zu hindern .« Die beiden Polniſchen Generale retteten ſich aber dadurch , daß ſie den natürlichften und fürzeſten Weg zum Rüdzuge wählten , wodurď fie ſchon am 23. October unangefochten hinter der Bzurra ankamen.

» Schade ift es , außerte Günther ſpäter, als neue Siege von ſeinen tapfern Kriegern errungen worden waren , „ daß Madalinski und Dom :

browski ſo ungeftraft davongekommen find .« Am 16. October ordnete unſer General ein Victoria - Schießen bei ſeiner

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Diviſion für den bei Madjcowice vom General Ferſen über Rosziusko errungenen Sieg , der die Gefangennehmung des Legteren zur Folge hatte, an. Die nach dieſem Siege von den Ruſſen zwiſchen Narew und Bug zu: ſammengebrängten conföderirten Corps fuchten nun durch die legten berzwei felten Anſtrengungen nochmals die Preußen am Narew zurüdzuwerfen. Gleichzeitig hatte ſich eine Verſchwörung der Polen in Przasnic gebildet , welche aber glüdlicherweiſe bem General v. Günther durch einen Juden berrathen wurde. Aus der Unterſuchung, die der Regiments - Quartiermeiſter vom Bosniafen - Regiment unter dem Beifit des Hauptmanns v. Goſtomsky von der Diviſion Amaudruz darüber führte , ergab ſich Folgendes : Ein ge wiſſer Dembowsky ſei das Haupt dieſer Conföderation , von Rosjiusko dazu befehligt , derſelbe ſei aber von Liberaz mit einem erſglichenen Paß zehn

Meilen weit nach Czermno jenſeit der Weichſel gereiſt. Die Intention dieſer Conföderation ſei geweſen : beim Vordringen der Polniſchen Generale auf:

zufiken und die Preußen im Rüđen und in den Flanken anzufalen. Zur Juitation der Warſchauer Revolution ſollte eine Nacht beſtimmt werden. Faſt unláugbar zeige fich , daß die ganze Gegend , wenn nicht geſchworen , ſo doch confoberirt ſei und um Alles wiſſe. Denunciant , der Jude , ſei durch ſeine

Entdedung der Verſchwörung in die Lage verſeßt, daß er mit ſeiner Familie nie in Polen bleiben dürfe.

)

Die Bosniaken waren jeßt beſonders thatig in der Beobachtung der feindliden Unternehmungen und es gingen täglich Patrouillen, beſonders gegen Rocjan und Dſtrolenka vor , um von jeder Bewegung des Feindes in dieſer Gegend zeitig Renntniß zu erhalten. - Dem Lieutenant W. GoUniß gelang

es bei einer ſolden Patrouille am 19. einen Polniſchen Officier mit 5 Mann bei Bialabregi zu überfallen , den Officier , einen Towarczys und einen Mann

gefangen zu nehmen und 6 Pferde zu erbeuten. Von dieſen Gefangenen erfuhr unſer General, daß der feindliche General v. Zielinski mit 1560 Mann und 4 Ranonen auf der Straße von Pultust nad Warſwau , 2 bis 3 Meilen von erſterem Orte , ſtehe. In Oſtrolenta ſollten fich die Generale b. Gra : bowski , v. Rarwowsli und Woyczinsli mit etwa 4000 Mann und 4 Ranonen befinden und hatte General v. Rarwowsli geäußert, er werde am 20. über den Narew gegen Rocjan vorbringen. - Günther ſchickte ſogleich, wie er ſich ausdrüdt, Patrouillen auf Patrouillen , um , falls es fich Rarwowski einfallen laſſen ſollte, ihn anzugreifen , zeitig benachrichtigt zu werden. Den weiteren Verlauf dieſer feindlichen Bewegungen und ihren Erfolg geben zwei Berichte des Generals v. Günther nåber an. !

Günther an den General - Lieutenant v. Savrat.

Die drei Befehle vom 21. und 22. babe ich geſtern Abend ſpät und

heute Vormittag erhalten. Seitdem habe ich durch Patrouillen und Deſerteurs erfahren , daß General Rar wow sti bei Roczan ſtebet ; ich ziehe deshalb *) Auf den Antrag Günther's erhielt dieſer Jude ſpäter ein Capital von 200 Thirn. aus den Gütern der Arreſtanten zur Belohnung ausgezahlt.

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6 Compagnien und 7 Escadrons heute noch bei Rrasnofielce zuſammen , laſſe

Przasniß mit 2 Compagnien befekt, wobin ich die Bagage auch ſchiđe, werbe alsdann morgen näher gegen Roczan geben und die 3 Compagnien und 3 Escadrons aus Madow noch an mir ziehen und zuſehen , ob es möglich iſt, den Generalv. Rarwowski anzugreifen. Er ſoll icon 300 Mann mit

einer Ranone bei Lasz , einer Meile von Roczan , auf dem Wege nach Pultust 1

detacirt haben. Es iſt alſo keine Zeit zu verlieren , weil id beſorge, daß er gegen Pultust marſchirt, damit ich ihm in die Flanke kommen fann 2 . Cantonirung8 - Quartier Bartnidi , den 23. October , Nachmittags 1 Uhr. I

Ein zweites Søreiben aus dem Marſch - Quartier Ezerwonnen , eine Meile 1

von Roczan vom 24. October , Abends 5 Uhr, meldet den Rückzug des Ge nerals Rarwow sti und beißt es barin : » Es hat nicht viel Mühe gekoſtet;

er befand ſich auch nur blos etwa mit 200 Mann Infanterie und 50 bis 60 Pferden daſelbſt, die wir mit 100 Pferden von der Avantgarde Bertrieben haben . Die Avantgarde und Seiten - Patrouillen waren zwar 200 Pferde

und 200 Füfiliere ftark, allein 100 Pferde ſind nur dazu gebraucht worden , indem er , ſobald er die andern und die Füſiliere fab , fich eiligſt über die

Brüde zurüdzog und ſoldie abbrach, da ſie nur von Flößholz gemacht war. Wir haben nur einen leicht Bleſſirten und ein leicht bleffirtes Pferd , dagegen !

6 Gefangene vom Feinde und 7 Beutepferde gemacht; ich laſſe hier nur etwas füttern und lebe alsbann meinen Marſd wieder an den Orfic fort und rücke wieder in die Quartiere mit dem Unterſchiebe, daß ich den Poſten zu Makow

noch mit der Leib - Compagnie von Eiſenhardt und 1 Escadron Bośniafen ver ftárke. Daß der General Rarwow sti fo fowach war , rührte baber , daß er eine Compagnie mit 200 Mann zu Fuß und zu Pferde detachirt hatte , um

auf Makow zu gehen , da aber ſelbiger erfuhr, daß wir die Gegend paſfirt, .

um auf Roczan zu geben , hat er ſich gleich wieder links geſchlagen und iſt auf dem Wege nach Laaſd wieder zum Narew gezogen , wo er noch 2 Es

cadrons zum Soutien hatte , der Juden Sagen nach. Sobald ſie am Narew ſtehen , wo ſie Fuhrten und Brücken haben , iſt nichts gegen ſie auszurichten. Hätten ſie die Brücke nicht gleich hinter fich abgebrochen , ſo würde man fie trog ihrer Haubige , womit fie uns , jedoch ohne Effect beſchoſſen haben, paffiren können. Der detacirte Capitain foll noch eine Kirchen - Ranone bei fic gehabt haben. Vom Feinde find einige Mannſchaften geblieben , jedoch dürften es .

kaum 10 ſein , dagegen ſind vielleicht einige im Narew ertrunken . « » Nachdem der General Rarwowski zurückgetrieben war « , erzählt uns Major Gebhardt , » feten wir Vorpoſten aus und der Lieutenant Corjep befehligte die diesſeitige Feldwacht. Am Morgen des 24. erſchien der General v. Günther und revidirte die Feldwacht und ihre Vedetten , wie er dies faſt !

immer that. Bei dieſer Gelegenheit kam er audzu mir,1 ber id damals Bos:

niat und ein ſedasjehnjähriger Jüngling war , und fragte : » Hat Er Courage, To bole Er mir einen jener Rerls ! « auf eine der feindlichen Vebetten zeigen . 3d antwortete: »» Herr General , ich bin Bosniat und ſtehe unter Zhren Be:

fehlen! « warf mein Piſtol in die Holfter, legte die Lanze ein und ſprengte 11

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auf die Feinde zu. Beide Poſten gaben Feuer und ſuchten dann ihr Heil in der Flucht. Den Hinterſten erreichte ich aber balt , verwundete ihn an der Lende und brachte ihn zurück. Der General war mit meinem Benehmen ſo

wohl zufrieden , daß er mir ſogleich die filberne Medaille eigenbändig anſtedte. Von meinem Gefangenen erfuhr man die eigentliche Stärke des Feindes. < Das Vordringen der Polen bei Roczan war indeſſen nur eine Demon ftration , denn ſchon am 25. October paſfirten die Generale Rarwowski , Woyczynski und Zielinski mit ihren vereinigten Corps unterhalb Rocjan abermals den Narew und griffen noch an demſelben Tage den Poſten von !

Magnieszewo (zwiſchen Pultust und Mafow ), welcher Ort von einer Com

pagnie von Wildau und 2 Escadrons vom Regiment bon Woldy vertheidigt werden ſollte, an. In der darauf folgenden Nacht eilte, auf Befehl des Generals v. Amaudruz, der General v. Bieberſtein mit 120 Mann In fanterie rom Regiment von Wildau und einer Ranone, vom Oberſten b. Die :

rede geführt , nebſt einer Escadron von Frankenberg - Dragoner , wozu noch 2 Compagnien , 1 Escadron Huſaren und die Bosniaken - Escadron von Röſtel ftoßen ſollten , dem bedrängten Poſten , der das Dorf bereits batte verlaſſen

und ſich jenſeits des Orſic nad) einer Schanze an einem Kruge hatte zurüđziehen müſſen , aber auch hier ſcon von den Polen angegriffen worden war , zu Hülfe. Es erfolgte nun das berühmte und letzte Gefecht dieſes Feldzuges , in

welchem ſich das Bosniaken -Regiment noch auszuzeichnen Gelegenheit fand : Das Gefecht bei Magnieszewo , ( * ) am 26. October 1794. Der Oberſt - Lieutenant tu. Schimmelpfenig hatte gleich , als er in

Makow am 25., Abends 8 Uhr, ein lebhaftes Schießen in der Richtung auf Pultust vernahm , ſeine Abtheilung, beſtehend aus ſeiner Escadron und denen von Ziegler , Röſtel und Nettwitz nebſt 2 Compagnien von Wildau und 2 Com pagnien von Eiſenhardt mit einer fechspfündigen und einer dreipfündigen Ranone - zuſammengezogen und ſich auf dem rechten Ufer des Orfic gegen Magnies.

zewo in Marſd geſett , da er nicht wußte, ob der Feind von Gnogno oder 1

in der Richtung von Roczan her angreife. Sobald er aber durch den General v. Bieberſtein Nachricht erhielt , daß das Leptere der Fall ſei, ſo ſchickte er ſogleich die Escadron von Röſtel auf dem rechten Ufer des Orſic zum Sou tien des angegriffenen Poſtens bei Magnieszewo vor und ging mit den übrigen Truppen zurück nach Mafow , überſchritt hier den Orfic und nahm nun ſeinen

Marſch über Smrozk und Sielkowo , wo er den Tag erwartete , um dann gegen die Flanke oder den Rücken des Feindes vorzubrechen. Während der Naht 1

batte das Feuern nachgelaſſen und der Feind verhielt ſich rubig. Bei Anbruch des Tages erneuerte fich aber dasſelbe. Oberſt - Lieutenant v. Sdimmel : pfenig ſette deshalb ſeinen Marſch , bei der ſogenannten Captory - Capelle bor: *) Wir verweiſen bei der Beſchreibung dieſes Gefechts beſonders auf den Bericht des Lieutenants und Adjutanten im Regiment von Wildau , y. Mayer , welcher in der Beilage zur Berliner Zeitung vom 20. November 1794 unter Nr. 94 aufgenommen ſich findet .

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bei , im Walde verdeckt fort und ſtand , als er die Stellung des Feindes an ſichtig wurde, bereits in der rechten Flanke der Polen , welche Magnieszewo

mit regulärer Infanterie und Geſchüt vertheidigten und ſtarke Reſerven hinter dem Dorfe aufgeſtellt hielten. - Obgleich die Schanze bei Magnieszewo bon Pultusk her Succurs erhielt , und obgleich die Beſaßung und ihr Soutien fich

mit großer Bravour vertheidigten , ſo wäre fie dody, da der Feind nicht nur das Dorf Gr. - Magnieszewo inne batte , ſondern auch im Beſiße der Brüde war und zugleich über RI. - Magnieszewo den durch eine Compagnie von Wildau beſegten Poften zu Przeradowo mit überlegenen Kräften angegriffen hatte , in eine ſehr mißliche Lage gekommen , wenn nicht der Oberſt- Lieutenant b. Sdim melpfenig die Polen genöthigt hätte , Front gegen ihn zu machen . Nachdem dieſer verdienftvolle Officier von einer vortheilhaft gelegenen

Höhe den Feind mit ſeinem Geſơüt beſchoſſen hatte , welches dieſer nur er: widern konnte , indem er ſeine Kanonen umkehrte , griff er ihn mit ſeiner Jn fanterie an und brach durch ein wohl unterhaltenes Belotonfeuer , verbunden mit einem wirkſamen Rartátſchfeuer, den äußerſt hartnädigen Widerſtand der feindlichen Infanterie.

Unterdeß hatte auch der Major v. Ziegler mit

ſeinen 3 Escadrons Bosniafen die zur Deckung des rechten Flügels aufgeſtellte Polniſche Cavallerie über den Haufen geworfen , ſie von ihrer Infanterie ge trennt und in dieſelbe , als ſie zum Weichen gebracht worden war , eingebauen. Dadurch riß die Unordnung beim Feinde hier ſo allgemein ein , daß nur die Gebüſche am Orſic, in die er ſich auf ſeiner Flucht warf , ihn vom gänzlichen Das Zurückweichen dieſer in Reſerve aufgeſtellten Untergange retteten . Truppen ſchwächte auch den Widerſtand der feindlichen Vertheidiger von Mag I

1

nieszewo. Nach langem blutigen Kampf gelang es endlich der tapfern Füfilier Compagnie von Wildau , mit dem Bajonett über die Brüde in das Dorf zu

dringen und die hier poſtirten 4 feindlichen Geſpüße zu erobern, ſo wie den General Woyczins ti nebſt vielen andern Polen gefangen zu nehmen. Der Feind benugte hierauf die ihm durch die Ermüdung der vom Marſch und Gefecht erſchöpften Preußiſchen Truppen gebotene Zeit , um ſeine zerſtreuten Truppen zu ſammeln und ſich aufs Neue zu formiren. Balb darauf fab man die feindliche Cavallerie in Suhlachtordnung auf der Ebene von Strochoczyn aufmarſchirt ſtehen , um den Rüdzug der Infanterie zu decken. Der General v. Bieberſtein war unterdeſſen mit einigen Escadrons von Woldy , einer Escadron Dragoner von Frankenberg und der Escadron

Bośniaken von Röftel über die Brücke gegangen. Er vereinigte fich mit den Escadrons des Majors 1. Ziegler , und machte nun eine regelmäßige Attake mit Intervallen und vorgezogenen Flügel - Escadrons auf dieſe feindliche Rei terei, welche ſogleich die Flucht ergriff, aber von den Bosniafen eingeholt und

mit bedeutendem Verluſt in ihre eigene Infanterie bineingeworfen wurde. » Nun entſtande , heißt es in dem Bericht des General - Lieutenants v. Fa :

vrat , » ein ſchreckliches Gemegel , welches mit des Feindes völliger Deroute und der Eroberung zweier kleinen Ranons fich endigte. Unſere äußerſt braven Hufaren und Bosniaken fohleppten ſchaarenweiſe Gefangene zuſammen und nur 11 *

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die am rechten Ufer des Narew belegenen Wälder und Moräfte ſekten ibrem Muth das legte Ziel. Der Feind hat mit Zuverläſſigkeit gegen 500 Todte , worunter viele Officiere waren , auf dem Solachtfelde gelaſſen. Der General

Woyczinski , ein Oberſt, ein Major , 4 Capitains , 5 Subaltern -Officiere, 411 Unterofficiere und Gemeine find gefangen gemacht, ohngerechnet eine be trächtliche Anzahl von Menſchen , welche bei der übereilten Repaffirung des Narew in demſelben ertranken. Eine Haubige , eine rechspfündige, 2 frei pfündige und 2 einpfündige Ranons , nebſt 2 Munitionswagen , find vom Feinde erobert. Die ausgezeichnete, glänzende und ausbauernde Tapferkeit, welche unſere bortrefflichen Truppen bei dieſer Action durdgangig und ohne

die allergeringſte Ausnahme bewieſen haben , bedarf keines Lobes , denn der Erfolg ſpricht zu ſchr für dieſelbe. «

Günther ſchließt die Meldung über dieſen glorreichen Sieg mit den Worten : » Wäre nicht durch einen unglücklichen Zufall die Nachricht des Oberſt Lieutenants v. Schimmelpfenig 11 Stunden unterwegs aufgebalten worden , ſo würde ich ebenfalls auf's Schleunigſte herbeigeeilt ſein , um an der Ehre Theil zu nehmen , die der Herr General v. Bieberſtein und die Truppen erfochten. « General v. Bieberſtein ſagt in ſeinem Spreiben aus Pultust vom

30. October an Favrat : » Es iſt ſchwer, die bei Gr.- Magnieszewo ſich einer Belohnung würdig gemacht habenden Officiere und Unterofficiere und Gemeinen auszuwählen. Vom álteſten bis zum jüngſten Officier, ſo wie vom Feldwebel bis zum jüngſten Musquetier und in ähnlider Art bei der Cavalleric

hat Alles mit gleichem Muth gefochten und Reiner iſt einen Sõritt gemidhen .« Der Verluſt, ben unſer Bosniaken - Regiment in dieſem Gefechte erlitten

batte , beſtand nach dem Bericht des Generals v. Günther in 2 Gemeinen , 7 Pferden an Todten , 1 Wachtmeiſter, 1 Unterofficier, 2 Gemeinen , 3 Pferden an Verwundeten und 1 Carabinier, 1 Pferd an Vermißten. Eine Granate hatte die Spike der Standarte von der Escadron von 1

1

Röftel weggeriſſen , und der General b. Günther befahl , dieſelbe zur Erin nerung an dieſen Sieg nicht zu erſehen , ſondern dieſen Vorfall auf einer Platte an der Standarte einzugraviren . Liſte derjenigen Officiere ,

die ſich bei der Action bei Magnieszewo den 26. October 1794 von der Diviſion des General - Majors v. Günther vorzüglich ausgezeichnet.

1 ) Oberſt- Lieutenant Soimmelpfenig von der Dye bat die ganze

Action dirigirt in der rechten Flanke des Feindes , und durch dieſen I

muſterhaften Angriff den Sieg vorzüglich entſchieden. Da er ſvon mit dem Orben pour le mérite begnadigt worden , außerdem der älteſte Oberſt- Lieutenant von ben Huſaren iſt, ſo verdiente er wohl das aller:

gnädigſte Avancement zum Oberſten. 2 ) Major v. Ziegler hat die 3 Escadrons angeführt, die die feindliche überlegene Cavallerie , die mit Infanterie und Kanonen foutenirt war ,

und den biesſeitigen Angriff ſehr ſchwer machte bei dem coupirten Ter:

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rain , zurüdgeworfen , fich dabei mit vieler ausgezeichneter Bravour und Dispoſition betragen und wird alſo um den Orden pour le mérite für ihn unterthänigſt gebeten.

3) Rittmeiſter Röſtel war mit ſeiner Escadron detachirt und hat 2 Ofs ficiere und 52 Gemeine unter Bewehr zu Gefangenen gemacht. Er ber: dient der Gnade Sr. Majeſtät des Königs zur Erhaltung des Ordens pour le mérite empfohlen zu werden . ( ad 4 u. 1. w. gehören nicht zum Regiment Bosniaken ). - Es haben

fich aber ſämmtliche Officiere, Unterofficiere und Gemeine bei dieſer Action ſo betragen , daß eine Auswahl ſchwer zu machen iſt. ( * ) Cantonirung8-Quartier Battagowo , den 1. November 1794. ( gez. ) 0. Günther.

Der König genehmigte nicht allein alle für die Officiere erbetenen Gnadens bezeugungen , ſondern bewilligte außer den beantragten 3 goldenen und 6 filber: !

nen Verdienft Medaillen eine größere Zahl derſelben zur Vertheilung an Unter: 3

officiere und Gemeine. Leiber können wir von ben braben Bosniaken , denen dieſe Auszeichnung

zu Theil wurde , nur diejenigen hier namhaft machen , weldie wir in der Cor:

reſponden; b. Günther’s und den ſehr unvollſtändigen Liſten der General Ordens - Commiſſion aus dieſer Zeit aufgeführt gefunden haben. Danach erhielten

die goldenen Medaillen : der Wachtmeiſter Dorn und der Unterofficier Gott: lob Reh ( ſpáter Wachtmeiſter im Sulefiſchen Ulanen - Regiment). - Die filberne Medaille : die Carabiniers Friedric Bed ( ſtarb 1838 als Secondes Lieutenant im Berliner Invalidenbauſe ) , Tarlow ( ſpåter Lieutenant im Weſt Preußiſchen Ulanen - Regiment, ſtarb als Rittmeiſter von der Gensdarmerie ) , Georg Suidebang ( ſpäter Wachtmeiſter im lften Ulanen - Regiment , jus left Lieutenant im 14ten Garniſon - Bataillen ,) und Zimmel ( dieſer hatte allein 4 Polen gefangen genommen ).

Die zahlreichen Belohnungen , welche Se. Majeſtát den übrigen Truppen nachträglich noch für dieſes Gefecht zu Theil werden ließ , veranlaßte den Oberſt:

Lieutenant v. Schimmelpfenig, auch die Verdienſte der von ihm geführten Abtheilung mehr hervor zu heben , und es heißt unter Anderem in ſeiner Ein gabe vom December : » Da es nicht voraus zu ſehen war , daß Se. Majeftat der Rönig ſo viel Gnaden - Bezeugungen ausſpenden würden , aus eben dieſer

Urſache habe ich mich auch enthalten, außer dem Major v. Ziegler noch mehrere Officiere zu empfehlen , ob ich gleich mit gutem Fug die braven Haupts leute b. Zaſtrow , v. Paczinski und den Rittweiſter v. Nettwiß , bejonders *) Vom Regiment Bosniafen wohnten nad Angabe der Liſten folgende Officiere dieſem Gefechte bei : Oberſt- Lieutenant v. Schimmelpfenig , Major v. Zieg

ler , die Mittmeiſter Röſtel und v. Nettwiß , der Stabs- Rittmeiſter Wallis , Premier -Lieutenant v. Ronarofi , die Seconde - Lieutenants v. Knrnatowsti , .

Gorjep , . Bronikow & fi ( wurde bleffirt am Ropf) . S dulß , Gottberg ,

v. Piaſeßki , die Cornets v. Wilczewo fi und v. Manftein.

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ben zweiten , welcher unſere linke Flanke dedite , und durch ſein wohl dirigirtes Feuer den Feind in Verwirrung legte und ihm bei ſeiner Retraite den mehreſten Abbruch that , ſo wie den Cornet v. Manſtein , der die Avantgarde führte

und ſich dabei mit vieler Klugheit benahm , zur Belohnung hátte borſchlagen

können , und bitte gehorſamſt , daß es noch geſchehe, weil genannte Männer ſich gegen die vom andern Commando ſehr zurückgeſetzt ſehen. «

General v. Favrat unterſtügte jedoch dieſes Geſuch nicht. – Nach dieſer Niederlage der Polen bei Magnieszewo , dem Grabgeläute der Polniſchen Jn ſurrection auf dieſer Seite , beſchloß Günther , im Verein mit dem Herzog von Holſtein und den heranrüdenden Nuſſen , von denen der General Der : felden mit 1000 Mann bereits nabe am Zuſammenfluß des Narew und Bug angekommen war , den Feind von Ditrolenka und dem Narew zu vertreiben , zu welchem Zwede ſeine Diviſion burc 2 Compagnien von Wildau und 2 Es. cadrons von Werther verſtärkt wurde.

Am 30. October ſtand die ganze Diviſion , mit Ausnahme der am Drfic zurückgelaſſenen Poſten , in einer Ausdehnung von einer Meile in und um 1

Roczan verſammelt. Schon batten die beiden vorgeſchobenen Escadrons der Rittmciſter b. Shimmelpfenig und Roſtel Dſtrolenka erreicht und der Lieutenant . Sierafows fi feine Streif - Patrouille bis Nowogrod , wo er

einen feindlichen Officier und 11 Gemeine gefangen nahm , vorgeſchoben , als der Befehl Favrat's einging, nicht weiter als bis Dſtrolenka vorzugeben , weil die Polen die Abſicht hätten , von Warſchau ber über die Weichſel bei

Rosczieczow vorzubringen. Wie unangenehm Günther durch dieſen Befehl be rührt wurde, drückt er in einem Schreiben vom 1. November, Cantonirungs: Quartier Battagowo aus: » Ew. Ercellenz hohen Befehl vom 30. v. M., nicht

weiter als bis Oſtrolenka den Feind zu verfolgen, falls er ſich von dort zurüd zöge , habe ich die Ehre gehabt , mit innigſter Wehmuth geſtern Abend zu er

halten ; ich habe ſogleich Contreordre geſtellt, daß die Truppen meiner unter: babenden Diviſion heute Halt machen und nicht weiter vorrüden ſollten , weil id con ſelbige beordert hatte , beute bis an den Omulef zu rücken und Willens war , Oſtrolenka mit 5 Compagnien und 5 Escadrons zu beſeken , morgen bis in die Gegend von Nowogrod zu marſţiren , mich mit des Herzogs Duro: laucht zu vereinigen und dem Feind das Garaus zu machen. Hierdurch würden I

wir unſere Winterquartiere und unſern Cordon am Narew ſehr ruhig haben nehmen können , wie es nun werden wird , weiß Gott, denn ein Polniſcher Edelmann , der von Nowogrod nach Oſtrolenka gekommen und den der Ritt: meiſter Noſtel mir geſtern Abend berſchickte, verſichert, daß die Ruſſen von Grodno her über Lomja ebenfalls bis gegen Nowogrod vorgedrungen , darauf hätten die Polen , als ſie den 30. v. M. gegen Abend angegriffen worden , nicht mehr als 5 Ranonenſchüſſe gethan , und fo bätten ſie ſich gleich über den Narem und über den Puſch - Fluß gezogen. Hierdurch wären ſie nun völlig in unſerer Gewalt geweſen , und es blieb ihnen weiter nichts übrig , als fich gefangen zu geben oder das Gewehr zu ſtreden . Durch unſern Rüdmarſch bekommen fie wieber Luft und da ber Oberſt Anrep auch Orbre bat , bon Goworowo wieder

167

fich an den General 1. Derfelden und nach Warſchau zu ziehen , ſo dürften die Polen fich abermals nach Oſtrolenka ziehen und alsdann neue Arbeit machen , fie wieder zu vertreiben , und durch dieſe Erholungszeit möten ſie vielleicht bieber etwas Muth faſſen 2c. Noch ebe der General . Günther am 2. November mit ſeinen Truppen

den Rüdmarſch zum Orſic antrat , erhielt er die Nahridt , daß der Herzog von Holſtein den Polniſchen General Rarwo w s fi bei Piomki mit ſeiner Ab

theilung von 2000 Mann und 6 Ranonen zur Capitulation und Kriegsgefangen Ein zweites fiegreiches Gefecht gegen die Polen bei Wizna bewirkte die Beſeßung von Wizna , Nowogrod und Dſtrolenka durch

fchaft gezwungen hatte.

den Herzog , jedoch wurde dieſem aufgegeben , in ſeine alten Quartiere bei Willenberg zurüdzugeben und Günther, welcher kaum in den Quartieren am Orſic angekommen war , erhielt in der Nacht zum 3. November die Ordre , wieder gegen den Omulef vorzurücken und den Narew vom Feinde zu reinigen.

Demgemäß war unſer Regiment am 4. November folgendermaßen dislocirt : In Makow : die Escadron von Nettwitz zur Dedung der Magazine.

In Oſtrolenka : 3 Escadrons, die mit 2 Compagnien von Wildau und 2 von Eiſenhardt, nebſt einer ſechspfündigen und einer drei pfündigen Ranone , unter dem Commando des Oberſt- Lieutenants v. Sdimmelpfenig , die Stadt befekten. In Bialabrzegy : die Escadrons von Schulz und Glaſer. In Dlzewka : dic Leib - Escadron .

Jn Choynifi : die Escadron von Taczilowski. In Ezarnobrzew und Chubek : die Escadrons von Ral und Rittmeiſter v. Schimmelpfenig.

Am 5. wurden 2 Füfilier - Compagnien und 2 Escadrons Bošniaken über den Omulef gegen Dilewo und Piaſetfi vorgeſchoben, um die Gegend bis zum Bobr zu durchftreifen. Wir ſehen hier eine Anhäufung von Befehlen und Gegenbefehlen , wie ſie >

nur ſelten zum zweiten Male vorgekommen ſein mag. Geringer Einklang, der zu gemeinſamen Dperationen zuſammengeſtellten Armeen , ſo wie Unzuverläſ figkeit der eingezogenen Nachrichten , find die Urſachen dieſer unſicheren Hand lungsweiſe, welche auch noch einige Tage fortdauerte, denn ſchon in der Nacht

zum 7. November lief wider Erwarten ein neuer Befehl Fabrat's ein , ben Omulef unb Dſtrolenka zu verlaſſen und nach dem Orfic zurückzumarſchiren ,

weil Nachrichten beſagten, daß die Polen einen Übergang über die Weichſel bei Wiszogrob verſuchen wollten . Günther traf alle Anordnungen bei ſeiner Diviſion , um am 10. in der Gegend von Makow ſein zu können und ſchrieb aus Oſtrolenka am 7. November : » Aus dieſen von Ew. Ercellenz getroffenen Maßregeln ſehe ich leider voraus ,

daß mich abermals eine defenſive Beſtimmung erwartet und ich ſchwerlich werde die Weichſel mitpaffiren , um an den glorreichen Lorbeeren Antheil zu nehmen , 1

die Ew. Ercellenz gewiß einerndten werden ; ich weiß mich aber auch zu bes ſcheiben , ba die Lage der Umſtände es nicht anders mit ſich bringt, und ich

168

muß mich alſo in mein Schickſal finden und muß bedenken , daß ich zuerft mein Gutes genoſſen und nun die Reibe auch an Andere kommt, denn auch hier am Ober- Narew hat des Herzogs von Holſtein Durchlaucht Thätigkeit mir nichts zu thun übrig gelaſſen; ich freue mich aber doch darüber , weil das Beſte des Ganjen dadurch bewirkt und meine vorläufigen Zdee's erfüllt werden. « Der eben erwähnte Befehl wurde jedoch ſchon am Abend desſelben Tages widerrufen , und die Truppen Günther's blieben am Omulef und in Ditto: lenka ſtehen . Nur 2 Escadrons Bosniaken wurden an den Orfic zwiſchen Mas fow und Pzerobowo und eine Füfilier - Compagnie nach Roczan berlegt. 1

Auf Befehl des Königs hatte der General -Lieutenant v. Favrat an Schwerin's Stelle den Oberbefehl über das in Süd- Preußen ſtehende Heer am 11. November übernommen und General v. Günther wurde nun , obgleich

erſt der dritte General des Corps , zum Commando der am rechten Weichſelufer ſtehenden Truppen mit dem Feld - Etat eines General - Lieutenants und com mandirenden Generals ( * ) berufen, und mit der gleichzeitigen Anweiſung , den

größten Theil des Corps über die Weichſel gegen Warſchau vorzuführen. Von Dobrilas bei Nowogrod , wo der General ſeine neue Anſtellung er: hielt , ritt er mit unterlegten Pferden in 2 Tagen bis Zakroczyn . Die Ankunft eines ſolchen ruhmgekrönten , bewährten Führers erwedte ſchnell bei den Truppen jene rege , freudige Thätigkeit, welche ſtets glänzenden Erfolg verſpriớt. Mit Enthuſiasmus bereitete man ſich zum Rampf um Polens Hauptſtadt vor , aber leider hatte diesmal der Genius des Ruhms nicht den Preußiſchen Truppen dieſen Preis zuerkannt, vor Suwa row's blutigem Schwerte follte ſich Polens

verzweifelter Widerſtand beugen und die Nachricht von der Einnahme Praga's durch die Ruſſen bemmte alle offenſiven Operationen Preußens , zu denen nodi am 17. November Günther den General v. Favrat mit den Worten auf: forderte : » Ich bin überzeugt , daß Ew. Ercellenz mit den bei fich habenden

7000 Mann den Feind ſchlagen werden , wenn auch die Force ſo ſtark wäre , wie ausgegeben wird. Wagen es Ew. Ercellenz im Vertrauen auf göttliche Hülfe

und Ihnen iſt die Ehre vorbehalten , den legten Solag des Krieges zu thun, « Obywar der Ruffiſde General v. Suwarow es anfangs für zwedmäßig gehalten , daß Günther , ſeinem eigenen Vorſchlage gemäß , zwiſchen Narew und Bug vorrücke , ſo ſchrieb er doch ſchon einige Tage darauf unter dem 14. unſerm General : » Da ich die gegründete Hoffnung habe , daß die kleinen .

Überreſte der Polniſchen Truppen gezwungen ſein werden , das Gewehr abzu: legen , welches ſoon täglich Bataillons- und Escadronsweiſe oder auch in kleinen Partien geſchieht, ſo ſheinen auch die ferneren Operationen unnöthig zu ſein , und ba Ew. ac. durch Vorrüden an den Bug fich von ihren Magazinen entfernen und dadurch die Zufuhren erſchwert werden , ich aber, da ich meine Truppen zu zerſtreuen nicht nöthig babe , dieſen Strich Landes leicht hinläng : #) Nach der Nachweiſung des Rations - und Portions - Etats vom Juli 1795 erhielt .

der General v. Günther 45 Rationen und 14 Portionen , dieś war mehr als

alle übrigen Gencrale , außer dem General v. Favrat , der mit 2 Adjutanten und 1 Secretair einen Gtat von 58 Nationen und 22 Portionen hatte.

169

lid beſeßen kann , ſo ift's auch von feiner Nothwendigkeit für Ew. 2c. , die bisher

gehabten Poſitionen zu verändern , in welchen ſie auch ferner ſtehen könnten . « Am 21. November benachrichtigt Suwarow den General v. Günther ,

daß am 18. der Überreſt der Polniſchen Truppen das Gewehr geſtredt hätte , und daß er ſeine Truppen ſogleich in die Winterquartiere verlegen würde ,

woran er zugleich die Aufforderung knüpft, ein Gleiches zu thun. Bald darauf ging folgende Königliche Cabinets -Ordre d . d. 9. November

in Zakroczyn ein : » Mein lieber General-Major v. Günther. Ihr werdet aus der anliegenden Inſtruction erſehen , wohin meine Abſichten bei Regulirung der bevorſtehenden Winterquartiere gerichtet ſind und daß 3hr annoch Truppen vom General - Lieutenant 6. Favrat zugetheilt erhalten ſollt. 2

Mit dieſen

werbet 3hr alſo hierüber die gehörige Rüdſprache nehmen , demnádoſt aber wiederum ſo viel Truppen an den Herzog von Holſte ... abgeben , daß berſelbe bie ihm zugetheilten Diſtricte gehörig befeßen kann und es nirgend an hins länglicher Macht feble, die Ruhe und Sicherheit gebörig zu erbalten. Wegen der Verpflegung iſt der Ober - Präſident Baron b. Schrötter inſtruirt. 35 bin ac. « Zur Rüdſendung der zu ſeiner Armee mitgenommenen 2 Escabrons bon Frankenberg und 4 Escadrons Wolft verſtand fich der General b. Fabrat aber erſt nach wiederholten Aufforderungen Günther's. » Ew . Ercellenza ,

ſchreibt dieſer bei einer ſolchen Gelegenheit , » haben außerdem Truppen genug und wenn Hochdieſelben Ihre eigene Perſon nach Würden in Anſchlag bringen ,

.

mehr als zu viel , um eine ganze Provin , Rebellen in Ordnung zu balten ,! geſchweige denn die dahin zurüdgekehrten 14,000 Mann halb bewaff neter , entlaſſener und entlaufener Polen . « Die Ruſſen hatten fich zwiſden Narew und Bug , ſo weit als es nur

irgend möglich war , ausgedehnt, fie befekten Alles und zwangen Günther , das Vorrüden bis an den Bug aufzugeben. » Jh werde heute die Chaine von hier bis Pultusk bereitena , berichtete dieſer ſchon am 15. November , > und dort horen , ob noch ein Pladen leer iſt, das die Ruſſen nicht befekt haben , um davon zu profitiren . Leider ! iſt mir alle Hoffnung benommen , etwas zum Peſten des Ganzen beitragen zu können . « Noch nåber wird das Verhältniß , in welchem die Ruffen in dieſer Zeit 1

fich zu den Preußen ſtellten , durch folgendes Schreiben Günther's aus Za. froczyn vom 24. November ausgedrüdt: » Daß die Ruſſen auf die vom Rleift: ſchen Corps zu Opoczna in Empfang genommene Artillerie und Gewebre An: ſpruc machen , nimmt mich gar kein Wunder, da ſie jeßt auf Alles Anſprud

machen , indem ſie durch ihre Progreſſen, die freilich ſurprenant find , booſt ſtolz geworben und im Herzen größtentheils nicht gut Preußiſd gefinnt find. Sie haben es mit Commando's , die ich über den Narew geſchickt, nicht beſſer gemacht: fie wollen das ganze Terrain zwiſchen dem Bug und Narew zu ihrer Dispoſition baben ; man ficht daraus , daß ihre Abfiot dahin geht , ſie wollen auf Untoften der Polen , wir follen aber aus unſern eigenen Magazinen leben . Unterbeffen , wenn denn doch eins ſein ſoll, ſo iſt es beſſer, daß wir ihnen !

die Polniſchen Vorrechte überlaſſen , als wenn fic demnäoſt gar berlangten ,

170

aus unſern Magazinen ihre Subfiftence zu ziehen. Aus dem von Ew . Ercels lenz mitgetheilten Briefe Sr. Majeſtät des Rönigs fieht man ſehr deutlich wie ſebr Ee. Majeſtät wünſchen , mit den Ruſſen in gutem Vernehmen zu fieben und in allen Stüden möglichſt nachzugeben , alſo halte ich es auch für 1

rathſam , daß man , wo es nur irgend möglich, fich nicht um Kleinigkeiten mit ihnen brouillirt. Die Geſpidhte zu Opoczna iſt von der Art, daß man

wohl ſo gerade zu ohne höhere Entſcheidung nicht nachgeben kann 20. « Das Bosniaken - Regiment, jegt unter dem unmittelbaren Befehle des :

Oberſten v. Schulß , der in Chorzele cantonirte, ſtebend, bezog am Orſic und I

Narew , bis Pultust þin die Winterquartiere , und damit war alſo ein Feldzug beendet, der für dieſes Regiment reich an Mühen und Beſchwerden , aber auch voll ruhmwerther Thaten geweſen war , die , wenn ſie auch ihrem politiſchen Erfolge noch nicht zu den ſtrahlendſten Begebenheiten ber Geſchichte gehören , dod in militairiſøer Beziehung gewiß ehrenbolle Anerkennung berbienen und 1

auch durch den lauteſten Dank einer gefährlich bedrohten , aber träftig ver: theidigten und beſchüßten Provinz belohnt wurden .

Dem Andenken eines ſo ausgezeichneten Führers , wie es der General v. Günther war , eines Mannes , der freiſt ſeinem Obern gegenüber ſagen konnte : » meine Denkungsart feßt mid über alle Privat- Abſichten hinweg und bat allein das Beſte des Staats , des Rönigs, den Ruhm ber Armee und

unſerer Waffen zum Gegenſtand « find wir es ſchuldig geweſen , bei dieſem Feldzuge , der leider nur zu ſparſam in ſolchen Thaten war , wie fie früher

das Preußiſche Heer berherrlicht hatten , länger zu verweilen , als es vielleicht unſere geneigten Leſer erwarteten ; auf der andern Seite find aber dieſe ſcho nen Waffenthaten ſo wenig en detail bekannt, daß wir ſie auch um deswil len nicht übergeben konnten.

Ehe wir aber die Schidſale und Thaten des Bosniaken - Regiments weiter verfolgen , laſſen wir hier , der Abwechſelung wegen , ſtatt der Rangs , eine bon Günther ausgefertigte Conduiten - Liſte des Officier - Corps folgen :

deur ,

, Lieutenant

Comman

Charge .

ren

Roſtel Friedrich

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1

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Z.b-Rbeim u.ei F. H. R. iegler Huſaren Magnieszewo egt

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, nieszewo

C,b.zarnoczin

igkeit -tausgezeichnet Mag bei .tion

.der Pferde ſervation

h.nieszewo , ervorgethan

Tha durch 1794 Feldzuge im auch AC der wegen

,d-Cein ſich hef Escadrons thātiger our lemérite pSchweidnik or ver Reichenbach bei

Con C-tiger die für hef Escadrons

;ein gethan Pflicht ſeine hat forgfäl

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Ohätiger f geſchickter tStabs Rmérite Georg Fr. .... v.GMajor ,CB:W-Hbei pein le zarnoczin all urfersdorf erle our uſa öding Feldzuge im auch ſich ,d:f.gwam lück er egend bicier Franzöſ dem ren Elbogen und Ropf leffirt

vortrefflicher -Opour ,dStabs er ein mérite le Pyrißer ,Cbei KPaß olberg ra».bOberſtund B.Trenkeim vGfficier Dan Fr. laſer ſauch ausge 1794 Feldzuge im u.,fR,Göding Sboyne ür Jlowalhotta ägerndorf olno -Hich uſaren

Verpflegungs im auch Betriebſamkeit ,bvlen Dresden Oſtrowegen ei 0leiſt.or F.KdOye reyberg au ann 1794 Feldzuge im ;h,geſchäft ſich eierhalten lenka Mund agnieszewo Oftrolenka -Dat Frei ragonern

EJägerndorf inſicht ,le Geiſt von pour ein mérite KMann SZund trehay orndorf v.WL.Oberft ilNegiment im Schimmelpfenig

erforder Poften ſeinem zu befißt our ,punter mérite le Wunſch orgau T:Z-Hbei öding orndorf uſa Gdie chulz v.SOberft Wilh D. und Po in ſich ;hKloſter at Eigenſchaften lichen ,vbei Platen Kolno or unter Goſtyn er. diſtingirt 1794 Feldzuge im len

. Conduit

1Coups |lichen 794 .ausgezeichnet

wuarenk hervorgethan vnc egen v.THieb .n-Hbei einen und Kopf den in en uſar

Demnicki ,z– .erh eichnet Demnicki dSzboyne urch und

MSchuß , agnieszewo erhalten Bein das in

und Belagerungen und Actions Welchen Orben . Ehrenzeichen

halte n ,

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. beigewohnt fie

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171

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Charge .

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, Goding 5.

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. Verhältniß Früheres

t , ter bleffir Schul

.Demni und zbonn SKolno ,b-Huſar ei encie egt Rbeim Göt .Ernſt Heinr

.WWilde Negt :bbeim ei olf vReichenbach ,Colberg or Johann Gv.rath und ödingSeite arechten n Ropf ,der am

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,TuMrautenau .Kralowalhotta ag Kopf und bleffirt ,– nieszewo am

BGottf olß ernh -Rbeim egt ei Schweibniß ,vbHuſaren or .Reichenbach

Wallis P.or A. Carl NHuſaren egt Reichenbach ei vSchweidnik ,.b-beim Magnieszewo ,bei rent b,v.dTleſſirt durch

SBrand ,aadeborn Kopf m

Johann Neubauer egt ägerndorf r orgau FTJRHuſaren reyberg ,.-Gbeim

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Schuß einen ,am Fuß

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-

ARittmeiſter Schimmel d .egt Dragoner eim BKralowalhotta urfersdorf ,-.b-R:P| ei Feinen v.dDdurch rankenberg ne ,pfenig Streifſchuß bam lefjirt

Kant riedeberg RF,bei eichenbach Zuckmantel Magnieszewo ,und

Fuß und ,verwundet

, Demnici bei

Welchen Actions Belagerungen und beigewohnt .fie

Ehrenzeichen .

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guter vorzüglich ein ,der Dfficier ſich

geſchickter ,brauchbarer guter ein und

tſich ,dein Dfficier üchtiger er guter 1recht Feldz .im betragen ſchaffen 794 Officier v.braver , orzüglich guter ein

. betragen rechtſchaffen

, Officier brauchbarer und braver ein 1794 Feldzuge im fich auch der

Szbohne ausgezeichnet .bei

bewieſen .1794 Feldzuge

Officier im braver ſehr ein als fich

hat er Invalidität ſeiner ohnerachtet

,aber Officier braver ſehr ein faſt invalide hämorhoidaliſcher wegen

betragen .im rechtſchaffen 1794 Feldz

zwei bei 1794 Feldzuge im fich hat vorzüg ;ein ausgezeichnet Attafen .,ilich Genie auc m Dffic geſchickter ., Dffic thätiger und mühſamer ſehr ein . Feldz im Poſten wichtigen einen der . behauptet Auszeichnung init 1794 dOfficier er ,ein mſich ühſamer guter

Condu it.

172

Lieutenant ,

Lieutenant ,

>

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B3. v.ronitowsky

PLeop .v. odſcharly

Sierafowsti 0. ,

Leopold Friedrich

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KSeco v.:Aurna . nde towski

,Polen

:. ub Praun im uRegt idyweigſchen .v Regt

-Corpg Pontonier in

-

Gottl .SChr Magnieszewo bei AufGolb'den beim dulß

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Magnieszewo ,bei blefirt am ,Kopf Teſchen bei Action der in

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hat Scharmüßeln und Actions bei gewöhnlich ;eſeine in Pflicht gethan

bbraudzbarer eſon ,ein Officier ſehr

Off brauchbarer e; in ſehr gethan

. Patrouilliren beim ders Officier rauchbarer bgeſchidter ,ein ,kann Detail .für's zeichnen auch

und Pferdefenner .cier

1794 Feldzuge im Pflicht ſeine hat

.d.glünosci d- ren Recog wegen zum

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. gethan Pflidt feine

und Officier guter gewöhnlich ein

zur Ausarbeitung Officier guter ein

1794 Feldzuge im h; at brav ſehr

und . Pferden Leuten von

Officier bfür , rauchbarer guter ein (Escadron einer bei Öfonomie .die

173

8

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Lieutenant ,

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1778– in der Campag79 geweſen ne

1

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Früheres Verhältniß .

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. Willen beſten

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gewöhnlich guter Officier .ein

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vorzüglid brauchbarer ein Officier

,b. rauchbarer vorzüglid ein Officier

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brauchbarer Officier , eſonders bein

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bzum guter rauchbarer ,ein Officier

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1794 Feldzuge im Pflicht ſeine hat gewöhnlich ;ein gethan Offic .guter

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174

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, egnern ,v.WCornet

GGuſt Jeorg oh .Übercompl

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.

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LFriebr . agenpuſch

.vDAler rygalski

.. Glaſer Friedrich .... Cornet .vManſtein Aler

.1. 1794 November en ,d3aHauptfroczyn Quartier

.

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.

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Demnicki und RObedzyne ,beiolno

Demnicki und KObedzyne ,beiolno

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und Kolno Piontnißa Artilleriebei Kfrüher efteloth v.im W. F.

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.. Kolno bei

der siQ .Jciliu Befannten des Sohn den mit Lifte fer Originalen verbürgen .ſtuintus

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Pflicht ſeine Campagne der in hat zu einem Hmgethan .; offnung acht

. Feder der in und ſenſchaft

. Officier muthvoller

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. Officier guter gewöhnlich ein ,hoffnungsvoller guter ein Officier

.Officier guter gewöhnlich ein .u.ein Officier raber bguter gewöhnlich . Officier guter gewöhnlich ein Officier rauchbarer b.,ein guter .,hein Officier lebhafter mérite leoffnungsvoller pour

175

176

XIII.

Friedens - Periode von 1795 bis 1800 . Von der Beendigung der Campagne in Polen bis zur Ilmirantelung des Regiments Bosniafen in das Regiment Towarczys. Das Regiment Bośniaken verbrachte die Zeit ſeiner Winterquartiere im Rampf mit bösartigen Seuchen , welche die jæledyte Verpflegung und die un geſunden Localitäten erzeugten , und in Fatiguen zur Unterdrüđung der nod übrigen Inſurgentenbanden. Der Rönig lohnte die Verdienſte Günther's durch die Ernennung des felben zum General - Lieutenant und Gewährung der vom Oberſt - Lieutenant

umb General - Adjutanten v. 3 aſtrow ( * ) für ihn beantragte Umts - Haupt mannſchaft zu Friedeberg; doch nicht allein der Regent , auch die Nation eilte , das Gefühl ihrer Erkenntlichkeit dem Helben auszudrüden.

» Die Oftpreußiſche Ritterſchaft « , ſagt v. Boyen , » ließ mit patriotiſ@ em Sinne , zum Andenken des eben geendeten Feldzuges , eine Medaille prägen , welche mit edler Einfacheit den Dank der Provinz an den General und ſeine Truppen für den durch ihre Tapferkeit verliebenen Shuß enthielt, und die Günther während der Winterquartiere in Zafroczyn ( ** ) eingehändigt wurde. Es war dies ein ſvönes Opfer, das cote Vaterlandsliebe dem friegeriſchen Verdienſte barbrachte, gleich ehrenvoll für den Empfänger und für den Geber.

Reine zweideutige Privatrudſigt hat dies Andenken in der Soule der Con ventionen gebildet ; es enthält den reinen Ausdrud der öffentlichen, unbeſtech lichen Stimme und dieſe ganze Handlung ward durch die Beſcheidenheit gefront , mit der Günther den glücklichen Ausgang des Feldzuges allein dem Muthe der theilnehmenden Truppen zuſchrieb. «

Von dem Regiment Bosniaken ftanden beim Beginn des Jahres nur 7 Escadrons in Polen , die übrigen 3 waren nach Preußen zurüdgekehrt , und zwar ſtand die Escabron von Nettwig in Neidenburg , die des Rittmeiſter3 v. Schimmelpfenig in Drtelzburg und die des Majors b. Ziegler in Nicolaifen. Als aber die. Vorräthe in den dortigen Magazinen aufgezehrt waren , rückten auch dieſe wieder in Polen ein und war am 31. October 1795 das Regiment demnac folgendermaßen dislocirt : *) v. 3 aſtrow an v. Geuſa u. Potsdam , den 14. Juli 1795. Wenn die Amts :

hauptuannſchaft des verſtorbenen General -Majors ». Frandenberg nocy nicht vergeben iſt, ſo werde ich darauf antragen , daß der König ſie dem Gez neral - Lieutenant v. Günther conferiren möchte, welcher fich gewiß darum verdient gemacht hat.

**) über das Leben des General - Lieutenants v. Günther während des Com D

mando's in Zafroczyn fiehe » Grinnerungen aus dem Leben des Königl. Preußi iden General- Lieutenants v. Günthera von H. v. Boyen S. 73 u. folg.

177

1 ) Escadron des Rittmeiſters Roftel in Stupst unb Strzalkowo mit beta :

chirten Poſten in Liszniewo , Dziergowo , Mlawa uno Gnoyno. 2) Escadron des Oberſten . S dimmelpfenig in Garlino und Czarnowo

mit betadirten Poſten in Przaszniß , Karniewo , Wenzewo und Makow.

3 ) Escadron des Oberſten v. Glaſer in Grzebst, Nowawies und Bielawy) mit detachirten Poften in Sziß und Bienduga . 4) Die Leib - Escadron in Maje und Ejari mit detachirten Poſten in Groß Brzuze und Rocjan. 5 ) Escadron des Rittmeiſters 6. Nettwitz in Dglenda , Wengra und

Sberosz mit detacirten Poſten in Zielun und Seranni. 6) Escadron des Majors v. Ziegler in Chorzellen mit detachirten Poſten in Wilenberg , Piaſutten , Ortelsburg und Ulatowo. 7) Escadron des Rittmeiſters o. Tacgilowski in Jednorfiec mit deta dirten Poften in Krasnoftelst, Baranowen und Drenſewo. 1

.

1

8) Escadron des Oberſten v. Scul in Meffynieß mit detacirten Poſten in Roſoggo , Stanislawa und Piomki. 9) Escadron des Rittmeiſters b. Schimmelpfenig in Zawady , Rop:

ziski und Brobowillonka mit detacirten Poſten in Fürſtenwalde, Lepowicz und Gnathy.

10) Escadron des Majors 1. Ral in Piontfogisna und Szipka mit deta: chirten Poſten in Dembnidi , Morgownik und Dobrilas. Brigade- General war Prinz Georg 0. Hohenlohe. Die Fourage wurde .

aus Soldau , Mlawa , Przasznit und Meſſynie , das Brod aus Soldau , Przaszniß und Meſſynieß empfangen. Aus den vom General-Major v. Manſtein dem General - Adjutanten Oberft- Lieutenant v. Geurau - bei Gelegenheit einer gegen Rußland bom mitgetheilten General v. Favrat zur Sprache gebrachten Mobilmachung Notizen ergiebt fich die Stärke des Bosniaken - Regiments im Juli 1795 auf 1543 Combattanten und 50 Nicht -Combattanten. Das Ober - Kriegs - Collegium verordnete unter dem 4. Januar 1796 an 2

.

den bamaligen General - Inſpecteur der Oſt- und Weſt- Preußiſchen Cavalerie, General - Lieutenant Grafen b. Raldreuth , welcher Befehl ſchon früber dem General v. Günther zugegangen war : „ Das Regiment Bosniaken wird längſt der äußerſten Grenze der Woywodſchaft Troli und Podlanien von Grodno an bis an den Bug und ſo an dem rechten Ufer dieſes Fluſſes hinunter bis an die fünftigen Quartiere des Dragoner - Regiments 1. Burch einquartiert,

Demgemäß brachen einzelne Escadrons ſchon am 5. Januar aus ihren Quartieren auf , überſchritten den Narew und ſuchten das Land zwiſchen Narew

und Bug zu beſeßen. » Der Diſtrict zwiſchen Narew und Bug « , ſchreibt Gunther am 21. Januar , » iſt von den Ruſſen ſo ausgefogen , daß , wenn die Mannſchaften nicht das Commißbrod erhielten , fie gar nicht fubfiftiren könnten. « Nach Maßgabe , als die Ruſſen das land räumten , befekten es die Preußen , jedoch ſchienen Erſtere dazu nur ſchwer zu bewegen zu ſein und ſuchte der Fürft 1

Repnin unter allerlei Vorwanden die Beſeßung ſo viel als möglich zu ver 12

178

zögern. Erſt im Mai wurden die Grenzregulirungen zu Grobno geldloſſen, und am 19. dieſes Monats begann man endlid die Grenzpfähle zu legen. Es war zu dieſer Zeit das Regiment folgendermaßen dislocirt : ( * ) Die Leib - Escabron in Tykoczyn , die Escadron von Schulk in Lomja ,

die des Oberſten v. SẠimmelpfenig in Oftrolenka , die von Glaſer in Mlawa , die von Rad in Kleszel , die von Ziegler in Przaszniß , die von .

Taczilowski in Vransk ,. die von Röſtel in Wyskow , die des Rittmeiſters v. Schimmelpfenig in Knyszyn , die von Nettwitz in Oſtrow . 3m Auguſt ánderte ſich der Quartierſtand in ſo fern , als die Escadron von Ral nad Zabludow , die von Taczilowsky nach Body verlegt wurde. Im October fam ferner die Escadron von Glaſer nach Drodyyczyn und die von Ziegler nach Branst zu ftehen.

So verblieben die Garniſonen des Regiments bis zum Jahre 1805 , alſo auch dann nody , als es bereits ſeinen Namen verändert hatte. .

über die Wirkſamkeit und Thätigkeit des Generals v. Günther in dieſer Zeit ſpricht ſich die Zeitſūrift Minerva ( Octoberbeft 1846 ) alſo aus : Gün : ther's Corps erhielt zur Grenze die Weichſel von Thorn ab und den Narew , er

ſelbſt Zakroczyn zum Hauptquartier. Hier entwickelte nun Günther , in deſſen Hände der Rönig alle zur Einriſtung und Verwaltung einer verwüſteten Pro vinz erforderliche Gewalt legte, im Laufe des Winters , während die Ber handlungen über die dritte Theilung Polens gepflogen wurden , alle Eigen daften eines großen Staatsmannes. Es fehlte dem Lande an aller Juſtiz- und

Finanzverwaltung. Die umberirrenden Polniſchen Krieger mußten untergebraốt und beſchäftigt, der linterhalt eines nicht unbeträchlichen Heeres in einem

ausgeſogenen Lande bewirkt und alle Søritte ſo gethan werden , daß fie zur Beruhigung der erhigten und feindſelig geſinnten Einwohner führten. Überdem berrſchte ein Faulfieber im Heere ſo ſtarf, daß mehrere Regimenter faum ſo viel Geſunde hatten , welche den Wachtdienſt verrichten konnten . Für die zahls

reichen Kranken mußten alſo in einem Lande , wo es gänzlich an Ärzten und .

Hankwerkern fehlte , Lazarethe errichtet werden. Mit Thátigkeit und Umſict löfte Günther dieſe ſchwere Aufgabe. Unter feiner perſönliden Leitung ents

ftanden bald hinreiðende Lazarethe. Hierauf berief er die noch vorhandenen

Mitglieder der durch den Krieg aufgelöſten ófonomie - Commiſſionen zuſammen und ſtellte zur Leitung ihrer Verhandlungen an die Spiße einer jeben einen der Polniſchen Sprache kundigen Officier. Mit ihnen gemeinſchaftlich beſorgte das beim Heere errichtete Commiſſariat die Verpflegung der Truppen und die

Verwaltung des Landes. Um die nothwendige Rechtspflege in Gang zu bringen , ſtellte er die durch den Krieg zerſprengten Kriegsgerichte wieder her , und er:

richtete ein proviſoriſches Appellations - Tribunal zu Nowemiaſto. Der König übertrug Günther dabei das Recht über Leben und Tod ( jus vitae et necis) , #) Die Demobilmadung des Regimento erfolgte Anfang Mai , dod ſtießen die

Depots wegen einer Beſichtigung durch den General - Inſpecteur erſ Ende Mai zum Regiment.

179

intem alle Erkenntniſſe auf Tobesſtrafe ihm zur Beſtätigung vorgelegt werden mußten. Die Ungeübtheit dieſer neuen Behörde und ber widerſtrebende Volks : geiſt führten ſchwierige Verhältniſſe herbei. Günther beſeitigte ſie durch unermüdliche Thätigkeit über jede Anfrage und jedes Geſuch entſchied er on or

ſelbſt und antwortete darüber eigenhändig. Seine Entſcheidungen vereinigten Gerechtigkeit und Milde und erſchienen auf das Schleunigſte. 3m Jahre 1796 übergab Günther die einzelnen Zweige ſeiner Geſchäfte

dem vom Könige ernannten Collegium und begab fich dann in ſeine Friedens garniſon Tyfoczyn , von wo aus er das Commando über das Heer und die Oberaufficht über die Polizei des Landes führte. Das Einquartierungsweſen der Provinz , die Einübung und Vervollſtändigung des im Kriege zurüdges kommenen Bosniaken - Regiments und die ihm als Inſpecteur übertragene ? IN

Errichtung des Tartaren - Pulks nahmen jegt ſeine beſondere Thätigkeit in

54: 2:

Wir müſſen hier auf die Bildung dieſes Corps Tartaren im Preußiſchen Heere nåber eingeben , weil dasſelbe, Anfangs durch die Perſon des Generals b. Günther und einiger mit der taktiſchen Ausbildung desſelben Anſprud .

beauftragten Officiere des Regiments , ſpäter aber durch das Verhältniß, in welchem es zu dem Bataillon Towarczys trat, als mit dem Bosniaken - Re giment in Verbindung ſtehend, zu betrachten iſt.

1:

‫ܐ ܝܐ‬

XIV .

Die Errichtung des Tartaren - Corps. Der Ober - Rammer - Präſident Freiherr v. Schrötter zu Rönigsberg meldete unter dem 18. September 1795 dem Könige : » baß der zu ihm ge

ſendete Tartariſche Oberſt Baranowsky die Abſicht bege , die jeßt durch die Aufhebung der republikaniſchen Armee zerſtreuten Tartaren wieder zu ſammeln , aus ihnen ein ſtehendes Corps zu formiren und ſowohl aus dieſem Corps ,

als auch aus anderen Tartariſchen Familien des Königreichs Bolen , eine Co: lonie auf Ländereien zu gründen. Dieſe Anträge ſcheinen ihm für das Staats.

Intereſſe von Nußen und glaube er , daß eine ſolche Tartariſche Reiterei ganz dem Zweck einer guten leichten Reiterei entſprechen würbe. « ( * ) über die Tartaren - Colonie in Neu - Dſtpreußen finden fich Notizen im » Frei: müthigen « , Jahrgang 1806 Nr. 14 , und im Manuscript. borussicum in folio »

Vol . 317 und 318.

So wie der Name Bosniafen ſchon bei der Sächſiſchen Armee in den erſten Schlefiſchen Kriegen vorfommt ( ſiehe die Fouragirung bei Hirſchberg unter dem

General Battaſch úß in dem militairiſchen Nachlaß des Generals v. löpel ) , 12 #

180

Ferner heißt es in dieſem Schreiben noch : » Auf der andern Seite aber

bin ich ebenſo feſt überzeugt , daß Ew. Majeſtät in Polen keine beſſere Colo niften als aus dieſen Tartaren anſeßen fónnen ; ſie ſtehen bei der Bolniſchen Nation ( die an ſich eine Abneigung gegen alle Deutſchen hat ) in Abſicht ihrer Treue und Tapferkeit in Anſehen und Achtung; fie ſprechen die Landesſprache, find aber nicht von Religion , die wegen ihrer Einfachheit fich mehr der pro teſtantiſchen nähert , wobei der ganze moraliſche Charakter dieſer Nation , ihre Cultur 2. von der Art iſt, daß ich wünſchte, einige Tauſende von dieſen Fas milien in den neu zu acquirirenden Ländern gegen dreimal ſo viel Polniſche Familien anſäfig maden zu können. «

Mit dem Oberſten Baranowsky batte gleid bei ſeiner Ankunft eine

vollſtändige Verhandlung ſtatt gefunden , welche hier angeführt werden muß, da fie in allen Punkten genehmigt wurde und in den verſiebenen Richtungen Renntniß von der Eigenthümlichkeit dieſes Corps giebt. Verhandlung des Ober - Kammer - Präſidenten freiherrn D. Schrötter mit dem Tartariſchen Oberflen Janus Murza Baranowsky wegen der von dem ſelben nachgeſuchten Erlaubniß zur Errichtung eines Corps Tartaren und zum Etabliſſement in den Preußiſchen Staaten.

Geſchehen Königsberg , den 18. September 1795. Des Rönigs Majeſtát haben dem Herrn Ober - Rammers Präſidenten Frei berrn v. Sorötter unterm 23. Auguſt c. aufzutragen gerubet , mit dem Tartariſchen Oberſten Herrn Janus Murza 1. Baranowsky wegen der von :

demſelben nachgeſuchten Erlaubniß zur Errichtung eines Corps Tartaren und zum Etabliſſement in den Preußiſchen Staaten in mündliche Behandlung zu

treten. -- Nadidem nun der gedachte Herr Oberſt mit einem ſeiner Herren Söhne zu dieſem Ende hier eingetroffen , ſo ſind über dieſe Gegenſtände meh: rere Conferenzen gehalten , deren Reſultate in dieſem Protokoll verzeiớnet werben. Was zuvörderſt 1) dic bisherige Verfaſſung, 2) die Stärke und Anzahl , 3 ) die gewöhnliche Lebensart und

4) die Privilegion

der Tartariſchen Nation in Polen betrifft, ſo ergiebt ſich aus der ſçriftliden

und mündlichen Äußerung des Herrn b. Baranowsky : ad 1. Daß die Tartaren in Polen ſtehende militairiſche, von der Re: publik in Krieges- und Friedenszeiten befoldete Corps formiret und zugleich

auch den Landbau überhaupt, insbeſondere aber die Pferdezucht getrieben ba ben , und daß dieſe Corps bei der Auflöſung der Polniſchen Armee auseinan: 1

der gegangen und in verſchiedene Polniſche Provinzen zerſtreuet find. ſo finden wir dort auch der Tartaren , gegen Preußen fechtend, gedacht. Im 1

Journal de l'armée auxiliaire de Saxe en l'année 1745 heißt es : le major.

general de Schlichting fut en même temps commandé avec le régiment de Rutowsky chevaux legers et cinq Pulks de Tartares pour couvrir la marche

du corps auxiliaire et pour être attentif aux mouvements des prussiens.

181

ad 2. Die Anzahl der diesſeits des Preußiſchen Sorbons wohnenden Tartariſchen Familien beſteht in 27 Stämmen , welche 83 männliche Seelen enthalten. Die Namen und Wohnorter der Familien ſind in der Beilage Nr. 1 verzeichnet. ad 3. Da die Tartaren ſämmtlich dem mobamebaniſchen Bekenntniſſe zu: gethan ſind, ſo befolgen ſie in ihrer Lebensart die Vorſchriften dieſer Religion und vermiſchen ſich mit andern Religions - Verwandten nicht. ad 4. Jhre Officiere und die Towarczys find adliger Abkunft und ha: ben daher das Recht, adlige Güter zu befißen , auch die legtern bei ihren Corps zu Officierſtellen zu avanciren gehabt. Der Antrag des Herrn Oberften v. Baranowsky gebet nun dahin : 1) ein ſtehendes Corps Tartaren errichten zu dürfen , 2) den Beſitz von Ländereien zu erhalten.

3n Anſehung des erſten Punktes kommt generaliter zu bemerken vor : daß , da nur 27 Familien diesſeits des Cordons wohnen , die Werbung da her größtentheils jenſeits desſelben geſchehen muß , der Herr Oberſt fich von

ieko nun zur Errichtung eines ſogenannten Pulks verpflichten kann , bis Zeit und Umſtände die Stiftung mehrerer möglich maden werden. – Dieſer Bult würde , wenn Se. Majeftat es zu genehmigen geruhen , bei der erſten Eins richtung aus 5 Escadrons beſtehen , nämlich : eine für den Oberſt oder Puls townit , eine für den Oberſt - Lieutenant oder Bod : Bulkownik, eine für den 3

.

Major , zwei für zwei Rittmeiſter. - Jede Escadron würde vor der Hand beſtehen : aus dem Chef , 1 Stabs - Rittmeiſter oder Premier · Lieutenant , 1 Se:

conde- Lieutenant, 1 Fähndrich , 2 Unter - Fähndrichs , 1 Wachtmeiſter, 5 Cors porals , 50 Towarczys , 50 Gemeine. NB . Der Wachtmeiſter und die Corporals find eigentlich nur zur Auf ſicht für die Gemeinen , die Towarczys ſtehen blos unter den Unterfahndrichs I

und Officiers.

Wenn die Escadrons in der Folge die gewöhnliche Stärke der Preußi iden Escabrons erhalten , ſo kámen noch hinzu : 1 Seconde : Lieutenant, 1 Cors poral und 1 Trompeter. - Der ganze Pult beſtande alſo bei der erſten Einrichtung aus : 1 Oberſten als Chef , 1 Oberſt - Lieutenant als Commandeur , 1 Major , 2 Rittmeiſtern , 2 Stabs- Rittmeiſtern , 2 Premier - Lieutenants , 6 Seconde -Lieutenants incl. Adjutant, 5 Fähnrichs , 5 Wachtmeiſtern , 25 .

.

Corporals , 1 Stabs - Trompeter, 10 Trompetern , 5 Chirurgi, 5 Fahnenſchmie: 1

1

den , 250 Towarczys, 250 Gemeinen . Der Unterftab beſtande aus : 1 Regiments - Quartiermeiſter und Auditeur in einer Perſon , 1 Caplan , 1 Regiments - Chirurgus , 1 Büchſenſchmied , 1

.

1 Büchſenſchafter , 1 Profoß.

Die Towarczys haben ſonſt noch einen Ober : Profoß gehabt , deſſen fie fich aber begeben wollen. .

Nach dem bis zur Alerhöchſten Approbation getroffenen übereinkommen würde ein jeder nach ſeinem Grade erhalten an Rations und jährlichem Tractament:

182

Rat. fl. Poln.

Major ... Rittmeiſter Stabs - Rittmeiſter . Premier - Lieutenant Seconde - Lieutenant

Fähndrich ....... Unter. Fahnbrich .. dazu Towarczys - Tractament

1000 916 833 216 176 176

721

360

72

60

288

48

360

60

1

288

48

ein Chirurgus .....

1

» Fahnenſchmied » Gemeiner ....

1

432 216 180

72 36 30

und Towarczys-Tractament .. 1

ein Towarczy3 ...

8

240

72 360 360

der Wachtmeiſter ........

16

8

8

72

1

1

Rthlr. gör. 1666 16

7000 6000 5500 5000 1440 1296 1060 1060

-

7 6 5 4 2 2 2 2 1

der Oberſt.... » Oberſt- Lieutenant...

Armatur mit Lanze , Sattelzeug , Piſtolen , erd . des Pferdes , ſo die Krone giebt , erhalten muß , 1 ein Corporal ...... und Mondirung mit allem übrigen wie die Unteroffi ciers bei den Bosniafen , 1 ein Stabs - Trompeter .....

T

wofür er ſich aber ganz fleiden und in vollſtändiger

.

-

und alleo librige wie bei den Bosniafen , -

ein Trompeter ..... und wie bei den Bosniafen ,

II

1

das Tractament und alles übrige wie bei den Bosnia fen und Huſaren. Der Unterfab.

ft. Poln.

Ein Regiments - Quartiermeiſter, der zugleich Auditeur ift.. 1200 960

Caplan ...... »

Regiments - Chirurgus ( wird

werben ) , ein Büchſenſchmieb .. » Büchſenſchafter .. » Profoß ......

Rthlr. 200 160

in der Folge beſtimmt 288 288

288

48 48 48

wofür der Chef des Pulls den Legten auch kleiden muß. Unter dieſen Vorausſeßungen ſind folgende beſondere und nábere Punkte bis zur Höchften Königl. Genehmigung verabredet :

1. Die Officiere, Unter - Fihndrichs, Wachtmeiſter und Towarczys befor: gen fich für ihr Tractament alle große und kleine Mondirungsſtücke, Sattel und Zeug ſelbſt; der Unterſtab mit Inbegriff des Búdyſenſchmieds und Büde ſenſchafters und des Chirurgi ſchaffen ſich die Rleibung ebenfalls ſelbft an.

Dagegen werden die großen und kleinen Mondirungsſtücke den Corporalen ,

183

Trompetern , Fahnenſchmieden und Gemeinen , ſo wie die Bosniaken fie erhal

ten , außer dem Solde geliefert. Uniform und Armatur iſt in der Beilage Nr. 2 beſchrieben.

2. Die Towarczys müſſen ſo wie die Gemeinen von der bei den Bog.

niaken erforderlichen Größe , Alter und Körperbau, überhaupt völlig dienſtfa: hig ſein. – Zur Anwerbung der Towarczys werben 400 fl. Poln. oder 66

Rthlr. 10 gør. Preuß. und ein Paar Piftolen gegeben , wofür er vollſtändig mondirt und mit einem ganz dienſttauglichen jungen Pferde verſehen , erſchei: nen muß. 3. Der Gemeine erhält 36 fl. Poln, oder 6 Rthlr. Preuß. Handgelb ,

Mondirung , Waffen und Pferd. 4. Der Towarczys , ber fich mit ſeinem dienfttauglichen Pferbe geſtellt

bat , erhält von dem Tage an , da er zur Fahne geſchworen , Sold und Fous rage , der Gemeine ben Sold – das Pferd aber , ſobald Se. Majeftát den Ankauf werden beranſtalten laſſen . 5. Der Chef des Pulls ftellt die Officiere bemjenigen General bor ,

welchem die Einrichtung desſelben übertragen werden wird und dieſer bringt fie Sr. Majeftat in Vorſchlag.

6. Die Escadrons werden auf einmal formirt. Die Officiere erhalten die halbe Gage von dem Tage der Unterzeichnung ihres Patents an und das volle Tractament von der Zeit an , da die Escadrons zur Hälfte formirt ſein werden .

7. Der Pulk muß ſpäteſtens in zwei Jahren , von dem Tage der Königl. Genehmigung an gerechnet, vollzählig ſein. Der Oberſt und die Escadrons. Chefs werden es fich aber angelegen ſein laſſen, ihn früher und ſobald als möglich zuſammenzubringen. 8. Wenn das Corps Gelegenheit gebabt haben wird , des Königs Mas jeſtát von ſeiner Treue und Tapferkeit zu überzeugen , die Escabrons auch in der Folge die Stärke ber andern Escabrons in der Breußiſchen Cavallerie werben erlangt haben , ſo hoffet der Herr 6. Boranowsfy , daß Se. Ma: jeſtät die Gnabe haben werden , die Officiere auf den Etat zu feßen , nach welchem die Bosniaken - Officiere beſoldet werden. 9. Zur jährlichen Remontirung der Escadrons werden , ſo lange ſolche

nur von der jegt angenommenen Stärke fino, pro Escadron 10 Pferbe zum Erſatz bes Abganges jährlich gegeben. Die Ausrangirung der untauglichen Pferde wird von dem Inſpecteur beforget. Unter dem beſtimmten Erſaß ſind

alle Pferde außer den Officiers Pferden begriffen , und es wird mit der Res montirung und Ausrangirung überhaupt eben ſo gehalten , als bei den andern Preußiſchen Cavallerie - Regimentern.

10. Zur Unterhaltung der Gewehre , kleinen Mondirungsſtüđe, zu Mes dizin - Geldern für die Corporals und Gemeine wird dasſelbe verhältnißmäßig gegeben , was die Bosniaken zu dieſem Bebufe erhalten. Für die Towarczys wird außer dem Tractament nichts gutgethan.

11. Alle Towarczys müſſen aus wirklichen Tartariſchen Familien ſein und

184

wenigſtens 12 Jahr dienen. Die Dienſtzeit der Gemeinen wird , ſo wie bei der Preußiſchen Cavallerie, auf 20 Jahre feſtgefekt.

12. Außer der Exercierzeit kann immer der vierte Theil der Towarczys auf Urlaub geben , um nach ihrer Wirthſchaft zu ſehen , der Escadrons-Chef

bekommt zwar auf die Towarczys das volle Tractament , allein dafür muß er auch die Escadron an Towarczys zu jeder Zeit vollzáhlig erhalten und deshalb immer einige überсomplette Towarczys in den von Tartaren bewohnten Diſtricten

zur Reſerve engagirt haben. Dafür haften die Escadrons - Chefs ſo wie der Oberſte des Pulls mit Ehre und Pflicht.

13. Von den Gemeinen können zwar auch einige beurlaubt werden , aber nur für Rönigliche Rechnung. Der vacante Solb iſt der Fonds , aus welchem die Werbung beſtritten wird. Die náhere Beſtimmung dieſes Punkts bleibt der höhern Anordnung vorbehalten . 14. Der Towarczys erhält die Freiheit , ſein Pferd mit auf Urlaub zu nehmen und bekommt alsdann das Futtergeld nach dem Saße , wie die Rations

in Friedenszeit bezahlt werden. Er muß es aber bei ſeinem Eide und barter Strafe nicht zur Arbeit gebrauchen , ſondern es äußerſt ſwonen und in gutem Stande erhalten , indem dieſe Pferde dem Könige gehören , der ſie bei dem Engagement des Towarczys bezahlt und den Abgang erſeket. 15. Von Sr. Majeſtät wird es abhängen , ob die in der Beilage Nr. 2 beſchriebene Uniform , die der Mondur der Bošniaken åbnlich und eine gute Militairtradht im Felbe iſt, beibebalten werden könne. 16. Die eigentliche Eyercierzeit iſt im Frühjahre. Des Rónigs Majeſtát werden die Art des Erercierens , Formirung der Pulls und der Escadrons beſtimmen. Wahrſcheinlich werden Allerhöchſtdieſelben befehlen , daß die Übun: gen , ſo viel es thunlich iſt, ſo wie bei den Bosniafen geſdeben ſollen. .

1

.

1

17. Die Escadrons werden in Städten einquartiert. Die Officiere er: halten gleich den anderen Preußiſchen Officieren das Quartiergeld nach ihrem Grabe.

Die übrigen Mannſchaften bekommen Quartiere in Natura nad

Preußiſchem Fuß.

18. Jeder Pult avancirt in fid). Der Chef erwählt aus den Towarczy: die Wachtmeiſter und Unter : Fähndrichs und ſolägt aus dieſen bei dem Ab:

gange eines Officiers den Fähigſten zum Fähndrich vor. Herr 6. Bara : 11owsky bittet des Königs Majeſtát, daß kein fremder Officier als Einſub bei dem Pult gelegt werbe , da derſelbe nur in fid avancirt und wünſdt, baß das Avancement bis zum Staabs - Rittmeiſter ganz in der Tour bleibe ,

die Beſtimmung des Escadrons : Chefs , des Majors 2. überlaßt er höherer

Anordnung in der Überzeugung , daß der Verſtändigſte, Bravſte und Tüch: tigſte gewählt werden wird. Imgleichen bleibt es der Königl. Gnade anheim geſtellt, den Pulk bei dem Abgange des Chefs demjenigen aus ihrem Ge

ſchlecht und aus der Zahl der Stabs -Officiere und Rittmeiſter zu übertragen , der für den Würdigſten gehalten wird. 19. Bei dem Abgange eines Officiers ſchlägt der Chef das Avancement

dem Inſpecteur vor , welcher dasſelbe Sr. Majeſtät vorträgt. Dem Inſpecteur

185

werden bei der Revue alle neue Towarczys , Wachtmeiſter, Corporals , Ge meine präſentirt und von demſelben unterſuipt, ob es gute und tüchtige junge Leute find. 20. Gleichmäßig revidirt der Inſpecteur den ganzen Zuſtand des Pulls an Leuten und Pferden und unterſucht, ob alles den Königlichen Anordnungen gemäß iſt.

21. Jn Anſehung der Corporals und Gemeinen wird alles auf Preußis ſchem Fuß eingerichtet, worüber der Inſpecteur zu ſeiner Zeit das Nabere beſtimmen wird. Nur bittet Herr v. Baranowsky , daß die Unter- Fahn brics, Wachtmeiſter und Towarczys nicht mit Fuchteln oder gar Stoddlágen beſtraft , ſondern ihm erlaubt werde , bei dieſen die alte Disciplin beizubehalten.

übrigens unterwirft er ſich und den Pult dem Reglement für die Cavallerie, den Kriegs - Artikeln und den übrigen Preußiſchen Kriegsgefeßen. 22. Wenn Se. Majeſtät die Stiftung des Pulfs genehmigen , ſo werden Höchfidieſelben auch den Jnſpecteur zu ernennen und demſelben die Einrichs tung , Auszahlung der Gelber u. ſ. w. zu übertragen geruben. 23. In der Erercierzeit, bei der Revue und im Felde werben Se. Mas 1

jeſtät, wenn ſie es für gut finden , einen Stabs -Officier von den Bosniaken $

ober Huſaren bei dem Pult feben , ber init der Polniſchen Sprache bekannt iſt. Dieſer thut blos die Dienſte cines Unter -Inſpecteurs , avancirt indeſſen nicht im Pulf, ſeine im Königl. Namen gemachten Anordnungen müſſen aber befolgt werden .

24. Jm Felde erhält das Corps vom erſten Officier bis zum legten Gemeinen den Feld - Etat nach Preußiſdem Fuß , nämlich Rations und Por:

tions, Fleiſchgeld , Pad : und Wagenpferde , überhaupt Alles wie bei den Bosniaken , jedoch nach dem Verhältniß ihrer Stärke. 25. Damit dieſer Tartariſche Pult fich in Sr. Rönigl. Majeſtät Dienſten erhalten und rekrutiren könne, fo wollen Allerhöchſtdieſelben bas Etabliſſement Tartariſcher Familien durch denſelben zu verleibenden Ländereien in Gnaden begünſtigen und dieſes macht: II. bas zweite Geſuch des Herrn Oberſten b. Baranowsky und den

zweiten Gegenſtand der gegenwärtigen Verhandlung aus, hierüber find nach: ſtehende Punkte bis zur Höchſten Rönigl. Approbation berabredet worden : 26. Jebe Tartariſche Towarczys : oder adlige Familie, welche aus der Fremde kommt und in Rönigl. Dienſte tritt , erhält , wenn ſie einen oder zwei erwachſene Söhne bat , zwei , unb bei frei bis vier Söhnen drei große Preuß. Hufen zum fünftigen Anbau.

27. Von dieſen Hufen geben die Familien nad der Güte des Botens einen mäßigen Zins , find ſcharwerksfrei und beſigen ſie erblich. Dagegen ſind

fie gleich andern Königl. Einfaſſen zur Vorſpanngeſtellung, zu Rriegsfuhren und Fourage - Lieferungen verpflichtet. Die Fourage bringen fie in ihre Gar:: niſonen gegen geſeßmäßige Bezahlung und fann das Quantum an Hafer etwa

3 bis 4 Sheffel von der Hufe, vielleicht noch weniger , betragen. 28. Muß die Tartariſche Familie auf einem unbebauten Grundſtüde fich

186

ein Wohnhaus und Sheune bauen , ſo erhält ſie das Holz dazu und 20 Thlr. an Geld. Davon werden 10 Thlr. bei dem Anfange und wieder 10 Thlr. bei der Vollendung des Baues bezahlt. 29. Baut die Tartariſche Familie ein wüſtes Grundſtüc ab und iſt dieſes ebenes und ſchon gerodetes Sand , ſo bekommt ſie entweder 6 Freijahre und kein Geld , oder ſie empfängt Holz und 20 Thlr. , wie oben geſagt , und als I

bann muß fie im andern Jahre ben Zins bezahlen.

30. Wird einer Tartariſchen Familie jeßt oder in der Folge neues urbar zu machendes Pano in Wäldern und Brüchen angewieſen, ſo erhalt fie ents weber 10 Freijahre und fein Geld , oder ſie bekommt das Geld zum Anbau nach dem Anſvlage und nur 3 Freijahre , und alsdann wird im vierten Jahre der Erbjins an die angewieſene Caſſe entrichtet. Im erſten und let: ten Falle wird die Ziebung der Hauptgräben und die Abtrocnung ganz allein

für Rönigl. Redynung beſorgt , ohne daß die angeſiedelten Familien dazu bei: tragen dürfen .

31. Den Officieren , welche aus der Fremde in Rönigl. Dienſte treten und fich im Dienſte eine gute Reputation erworben , werden Se. Rönigl. Ma:

jeſtát, wenn die Ilmſtände es geſtatten, Güter von einigen Hufen gegen Erb zins zu adeligen Rechten verleihen. 32. Keine Tartariſche Familie fann aber ihr Gut an einen Polen oder andern Räufer ohne ausdrückliche Königl. Genehmigung verkaufen , und wenn .

fie dieſe nachjudt, ſo muß fie zugleich naďweiſen , daß fie ein anderes Gut von derſelben Qualität in den Königl. Staaten erkauft habe , indem jede an: faffig geworbene Familie audy anſáffig bleiben muß. 33. Bei Anweiſung der Ländereien wird ſo viel möglich darauf Bebacht genommen werden , daß die Tartariſchen Familien neben einander wohnen und fich gegenſeitig unterſtüßen fönnen. 34. Auf 100 Familien wird ein Caplan mit 3 zinsfreien Hufen anges

feßt. Es bleibt aber der Gemeine überlaſſen , ihn zu befolden und ſeine Woh:

nung im baulichen Stande zu erhalten . Auf eben ſo viel Familien wird auch ein Schulmeiſter auf eine zinsfreie Hufe angefeßt, der übrigens auch von denen 100 Tartariſchen Familien , zu denen er gehört , gleich wie ihr Prieſter ober Iman unterhalten wird. Dieſen Schulmeiſter wollen ſie gern aus einer Preu: bijchen Normalſchule annehmen , damit er ihren Rindern in allen Saden Unter:

richt gebe , ſo in Deutſchen Schulen gelebrt werden , nur muß er ſich mit keinem Religions: Unterricht befaſſen , welches allein dem Iman zukommt. Zugleich 1

wünſchen die Älteſten der Familien, daß dieſe Schulmeiſter ihnen von dem: jenigen jederzeit gelegt und beſorgt werden , dem Se. Majeſtät die Sorge für

ihr Etabliſſement übertragen und unter dem ſie in Abſicht ihrer Grundſtüce ſtehen. Sie bitten , daß fie von dieſer Seite von feinem geiſtlichen Collegio abhangen mögen. 35. Auf 200 Familien wird ein kleines Haus zur Gottes - Verehrung -

Moſchee -- bewilligt, welches aber die Gemeine unterhält. Durch dieſe An

führungen glaubt Herr Oberſt t. Baranowsky zwar die mit ſeinem Geſute

197

in Verbindung ſtehenden Gegenſtände und die Bedingungen derſelben erſchöpft ju baben , indeſſen wünſt er :

36. Wenn etwas überſeben oder vergeſſen ſein ſollte, was der intendirten Colonie ohne Nachtheil des Rönigl. Staast - Intereſſes zum Vorſchub gereichen tónnte , ihr erlaubt ſein möge , fernere Anträge an dem Fuße des Königl. Thrones in Hoffnung der allerbuldreichſten Gewährung niederlegen zu dürfen. Er verſpridt:

37. In ſeinem und der übrigen Tartariſchen Familien Namen auch gegen

Se. Rönigl. Preußiſchen Majeſtät und Allerhöchſt Dero hobes Haus die treue Anhänglichkeit zu beweiſen , die ſeine Nation ſtets im Dienſte ihrer Oberherren rühmlichſt ausgezeichnet hat. Er verſpricht ferner: 38. Wenn des Königs Majeſtát den erſten Pull Tartariſcher Truppen

mit höchſten Beifall begnadigen und dieſer auf 750 Pferde überhaupt einge richtet ſein wird , mit den Älteſten der Familien ſeiner Nation alle Mühe an zuwenden , aus der Tartarci ſelbſt noch ſo viel Familien berüberzuziehen , daß ein zweiter Pulf geſtiftet werden könne. Dagegen erbittet er ſich und ſämmt lichen Tartariſden Familien überhaupt: 39. Unbedingten Souß in der freien ungehinderten und ungeſtörten Uus: übung ihrer Religion und in der davon abhängenden ganz iſolirten militairiſchen unb bürgerlichen Eriftenz in der Art , daß :

a ) fein Officier von einem andern Bekenntniſſe in den Tartariſchen Eorps , b) kein Tartar bei einem andern Regimente angeſtellt werden könne, c) daß ihre Gefeße und Gewohnheiten in Anſehung der Schließung und Trauung der Ehen , der väterlichen Gewalt, der Erbfolge 2. aufrecht

gehalten und die Gerichte denſelben gemäß bei vorkommenden Fällen zu erkennen angewieſen werden mögen. 40. Allige Rechte für die wirklich alligen Familien in Real- und Ber: ſonal- Saơen gleich andern Polniſchen Edelleuten. So wie er fich übrigens in allen Militair - Angelegenheiten bereits den Königl. Kriegs - Gefeßen unterworfen hat , ſo verpflichtet er ſich auc , in allen bürgerlichen Vorfällen , die nicht auf die beſondere Verfaſſung der Colonie in Hinſicht auf eigentliche Gottes - Verehrung und Ceremonial . Gefeßen Bezug haben , den Rönigl. Civil -Geſeken willige Folge zu leiſten und gelobet über: haupt für ſich und ſeine Familie unbedingten Geborſam gegen die Befehle des Rönigs und Erfüllung der militairiſchen und bürgerlichen Pflichten im Kriege und Frieden bei dem von der Nation noch nicht verlegten , ihr ſo hei:

ligen Gelübde der Religion. Gegenſeitig verſpricht der von des Rönigs Ma jeſtåt höchſtſelbſt zu Berichtigung dieſer Angelegenheit ernannte Commiſſarius,

Herr Ober- Rammer -Präſident Freiherr v. Sorötter , dieſe ſämmtlichen An: trage , obne alle Ausnahme, Sr. Königl. Majeftåt mittelft eines beſondern allerunterthänigſten Berichts vorzulegen , die bin und wieder nöthigen Erläu terungen beizubringen und dieſe ganze Sade zur Allerhöchſten Entſcheidung, näheren Beſtimmung und Gewährung gutadtlich vorzutragen. Zu dieſem Ende

iſt der gegenwärtige Receß dem Herrn Oberſten v. Baranowsfy und ſeinem

189

Sohne eingehändigt, und nachdem alle darin enthaltenen Punkte genau er:

mogen , von beiden Theilen zum Beweiſe der Genehmigung des Inbalts unter: ſchrieben und unterſiegelt , hiernádſt aber die Verhandlung geſchloſſen worden. ( gez. ) Friedrich Leopold Baron o. Schrötter. Janus Baranowsky. Jakub Baranowsky , Pod - Pulfownik. .

Beilage I.

Specification von den Gütern , die die Familien Tartariſcher Abkunft bewohnen und von welcher Art fie find.

1) General Muſtapha Baranowsky , wohnt auf Roſi, ſeinem erbl. Vormerk. 2) Oberſt Janus Baranowsky , wohnt auf Sudow , desgl. 3) Alorander ulan , wohnt in Kirſobolach , ein von Sr. Königl. Ma: jeſtät von Polen ihm auf Lebzeit von den Tafelgütern ohne Bezahlung gegebenes Gut.

4) Frau Rittmeiſter Helena Ulanowa, eine Wittwe , wohnt auf Plokonie , ihrem erblichen Vorwerf.

5) Frau Rittmeiſter Eliſabeth Roryda , eine Wittwe , wohnt auf Aleran brow , ihrem erblichen Vorwerk.

6) Frau Rittmeiſter Roſalia Baranowska , eine Wittwe , wohnt auf Witsj 1

7) 8) 9) 10)

niupach, ihrem erblichen Vorwerk, Rittmſtr. Muſtapha Ulan , wohnt aufAbramowczyznie ,ſeinem erbl. Vorwert. Lieut. Muſtapha Baranowsky , wohnt auf Makowczyznie, desgl. Verw. Frau Rittmftr. Mariana Baranowska , wohnt auf Mafowczyznie. Rittmſtr. Samuel Muda , wohnt auf Sumowie , welches ihm von Sr. Majeſtät von Polen von den Tafelgütern auf 50 Jabr Emphytheris gegeben und nad 10 Freijahren zahlt er von dem Gute Sr. Majeftat Smat jährlich 10 Polniſche Gulben.

11 ) Lieut. Szaban Muda , wohnt in Pidienecto , feinem erblichen Vorwert. desgl. Janus Smolsky, wobnt in Margotrofach , 12) 13) Ritimſtr. Abraham Baranowsky, wohnt in Wszylankach, desgl. desgl. Roman Wilczynsky, wohnt in Dolnici, 14) 15 ) Muſtapha Achmatowice, wohnt in Borowczyznie, desgl. 16 ) Verwittwete Oberſt Sophia Chaleda , wohnt in Rlokaniady, ihrem erb: 1

1

liden Vorwerf.

17) Rittmſtr. Abraham Beyzewsky , wohnt in Bogszyszkacy, einem Verſas: gut von den Radzywil'ſchen Erbgütern.

18) Lieut. Bilat Ulan , wohnt in Bichowczyznie, einem Verſaßgut von den Radzywil'ſchen Erbgütern.

19) Verwittwete Rittmeiſter Feliciana Buczada , wohnt in Alerandrowie , ihrem erblichen Vorwerk.

20) Verwittwete Unter - Fähndrich Abraham ulan , wohnt in Pograwzad , ihrem erblichen Vorwerk. 21 ) Verwittwete Rittmeiſter Mariana Much owa , wohnt in Oliviecie, einem adligen Verſabgut.

189

22) Berwittwete Unter - Fåbndrich Mariana Ulanowa , wohnt in Makow czysznie, ihrem erblichen Vorwerk. .

23) Unter - Fähndrich Johann Jablonsky , wohnt in Janewczysznie , einem abligen Verſaßgut.

24) Towarczys Abraham Safianowicz , wohnt in Dembowym Bogu , eige nem Vorwerk.

25 ) Verwittwete Frau Regina Ulanowa , wohnt in Pogrowjach , ihrem ei genen Vorwerk.

26 ) Lieut. Szaban Sentiewcz , wobnt in Wisztymin auf Arende von der Wisztymin'ſchen Staroftei.

27) Lieut. Sjaban A d matowicz , wohnt in Makowczysznie auf Arende. 3m Dienſte find unter berſwiebenen Chargen geweſen 19 Officiere, 7 Un

ter -Fahndrichs, 9 Towarczys, Summa 35 Röpfe. Beilage II.

Uniform und Mondur , wie fie in dem Pulk der Tartaren war. 1 ) Schwarze Stiefeln , Sporen , bei den Officieren filbern , bei den andern eifern , aber gut polirt , ſie wurden mit Schnallen befeſtigt. 2 ) Dunkelblaue lange Reithoſen ( Sqariwari ) von den Seiten an der Nath mit hellrothem Befas, mit nämlichem Tuch , als die Aufſchläge find. 1

!

Sie werden mit 8 Rnopfen vom Fuß bis an das Knie zugefnopft. Un

ter dieſen Reithoſen werben ein Paar Leinwandhoſen getragen. 3) Ein Ramiſölchen mit platten zinnernen Knöpfen von weißem Tuch ohne Ärmel.

4) Eine ſchwarzlederne Halsbinde mit weißem Umſchlag bei den Gemeinen , bei den Towarczys ſchwarzſeiðene Halsbinden , nåmlich ſchwarze Hals tücher.

5 ) Eine blaue kurze Jade mit hellrothem Kragen , mit hellrothen klappen und Aufídlagen. Von jeder Seite mit 7 kleinen platten zinnernen Knopfen. Die Towarczy: haben ſilberne Epauletts, die Gemeinen von weißem Tuch , auf der linken Schulter. 1

6) Ein weißes Degengebenf von Elendsleder , die Sonalle mit einem Sdilte von Meffing, worauf der Königl. Namenszug. Die Officiere haben platte filberne Portépée's , filberne Schärpen , die Towarczys ſeidene, die Gemeinen leberne Sábelquaften.

7 ) Eine ſchwarze Patrontaſche mit einem weißen lebernen Bandelier , die Officiere filberne Kartuſchen.

8) Eine bellrothe bobe Müße mit ſchwarzen Baranken bebramt. Die Of: ficiere haben daran einen weißen Cordon von Silber. An der Seite iſt ein Blechy, worauf der Name des Rönigs im Zuge , hinter dem Bleda ein ſchwarzer oder weißer Puſch von Febern oder Haaren. 9) An Waffen :

a) eines Officiers: ein Pallaſch ( Säbel ) und ein Paar Piſtolen , b) eines Unter- Fähndrios: ein Sabel und ein Baar Piſtolen ,

190

c) eines Towarczys : ein Säbel , ein Paar Piſtolen und eine Pife ( Lange ), d) eines Wachtmeiſters und Corporals : ein Sabel und ein Paar Piſtolen , e) eines Gemeinen : ein Sabel , ein Paar Piſtolen unb Carabiner .

10) Ein Mantel von weißem Tuch mit 8 Knöpfen , von vorne zum Zuknöpfen , mit Ármeln. 11 ) Was in Anſehung der Pferde erforderlich iſt:

1 ) ein Sattel ( Rulbod ) , ſo wie bei den Bosniaken , 2) wollene Unterlage des Sattels , mit Leinwand und Leber umnäht , 3) ein Gurt von zuſammengedrehten Riemen , 4) eiſerne Steigbügel , gut polirt ,

5) das Gebiß am Zaum gut verzinnt und gut polirt , 6) eine bunkelblaue Soabrade mit hellrothem Beſaß , an den Seiten Ziffern , des Rönigs Name im Zuge von weißem Tuche ausgenäht , 7) ein blauer Mantelſad.

Zur Zeit einer rauhen und falten Witterung fonnte man Sürtousröde tragen , welche mit Pelzwert gefüttert waren , ſo daß man es nicht bemerken konnte. .

Nach dem Friedens - Verpflegungs - Etat vom 6. October 1795 war die Verpflegung des Pulks auf 4652 Thlr. 16 gGr. 3 Pf. monatlich , und 55,832 Thlr. 3 Pf. jährlich feſtgeſtellt worden . Die Einrichtungskoſten für Mon tirungsſtüde, Armatur und Reitzeugſtúde dieſes Corps Tartaren in der Stärke von 10 Unter - Fähndrichs, 5 Wadytmeiſtern , 25 Corporals, 11 Trompetern incl. Stabs - Trompeter , 5 Fahnenſchmieden , 250 Towarczys unb 250 Ge meinen betrugen 49,283 Thlr. 22 gGr. 13 Pf. Der König erließ hierauf folgende Cabinets -Ordres : 1. An den Ober - Präſidenten Freiherrn p. Schrötter. Wohlgeborener ac. Jo habe die Eurem Schreiben vom 18. v. M. beigefügte Verhandlung mit dem Oberſten der Tartaren v. Baranowsky nad allen Punkten genehmigt , und da go entſchloſſen bin , die Errichtung eines Pulls Tartaren von 5 Escadrons in der vorgeſchlagenen Art burch gedachten Oberſten 1

>

ſtatt finden zu laſſen , ſo wil 3d Euch nunmehr auftragen , mit demſelben dieſerhalb völlig abzuſchließen und den General -Lieutenant o. Günther von

allen Euren Verhandlungen zu unterrichten , auch an dieſen ben Oberſt v. Ba ranowsky zu verweiſen , indem 3o demſelben die Einrichtung des Pulls und die ſpecielle Inſpection darüber aufgetragen habe. Die Uniform und Mondirung der Tartaren ſoll die nähmliche bleiben, die ſie bisher getragen baben und wie fic von Euch beſchrieben iſt . Friedrid Wilhelm. Potsdam 1, den 8. October 1795. 2. An den General- Lieutenant v. Günther.

Mein lieber u . 3ch bin entſĐloſſen , aus denen in Lithauen bereits wohnenden und noch anzuſeßenden Tartar: Familien einen für ſich beftebenden

191

Pult leichter Cavallerie von 5 Escadrons unter Eurer Aufſicht und beſonderen Inſpection errichten zu laſſen , weil dieſer Bult Tartaren fic im Felde. am Füglichften an das Regiment Bosniaken wird anlehnen und auch nad Art derſelben am Beſten wird ererciert werden können ac. Friedrid, Wilhelm .

Potsdam , den 8. October 1795.

Günther reiſte nad Ortelsburg , um hier eine Zuſammenkunft mit Bas ranowsky zu haben , bei welcher einzelne Änderungen in der Uniform , nament lich die Lieferung von ledernen ſtatt tuchenen Hoſen auf 3 Jahre , die über: weiſung von Garniſonen in der Gegend zwiſchen Bobr , Narew und Memel ( weil die Brüche zwiſchen Narew und Bobr am Leichteſten urbar zu machen

feien , fie dort auch ihre Werbung am Leichteſten pouſſiren fönnten , in naber Verbindung mit den Bosniaken und nabe ihrem erſten Sammelplaße Auguſtowo bleiben würden ) verabredet wurden. In einem dort aufgenommenen Protocol vom 7. November finden ſich mehrere Zuſäße zu den Punkten obenerwähnter Convention , von denen die wichtigſten , da fie nach dem Vorídlage des Se :

nerals am 20. November genehmigt wurden , hier folgen mögen : ad 1. Die Tartaren verpflichten fich , 12 Jahre zu dienen ; keiner ſolu über 30 Jahre bei der Annahme ſein. Da die Tartaren klein wären , båten

fie von dem vorgeſchriebenen Maaß von 5 Fuß 3 Zoll abgeben zu dürfen , verſprechen aber nicht unter 3 Zoll zu werben . Sie bitten um áhnliche Vers ſorgung abgebender Unterofficiere und Gemeine , wie in der Preußiſchen Armee üblich. Sie unterwerfen ſich der Königl. Vorſchrift für die Towarczys, fein Pferd unter 4 Jahr , feins über 8 Jahr zu nehmen.

ad 3. Sie bitten um einen geſchickten Stabs - Trompeter zum Anlernen ihrer Trompeter und 25 Unterofficiere von den Huſaren - Regimentern, um

den Preußiſchen Dienſt beſſer einführen zu können. ( * ) ad 4. Sie bitten um 1500 Thlr. Vorſchuß zu den Werbungen ; vor der

Hand um Lieferung von 100 Pferden aus Preußen , die übrigen 186 unb ben fünftigen Erſatz der Remonte bitten ſie aus der Ukraine holen zu dürfen.

ad 5. Der Oberſt v. Baranowsky bittet , den Officieren die Patente vom 1. December auszufertigen. ad 13. Die in den Ländern , welche durch Breußiſche Truppen bereits

beſept find, fich aufhaltenden Tartar - Familien ſollen als cantonpflichtig be trachtet werden für den Pulf.

ad 17. Sie ſchlagen Calwary für den Stab und 2 Escadrons, Serrey ,

Lozen und Staripol für 3 Escadrons als Garniſons vor. In Anſehung der Urbarmadung der Brüche am Bobr , für ihre jebige Werbung und fünftige 1

Pferdezucht würde es aber vortheilhafter ſein , Janowa, Knieszyn und Gonieścz !

zu beſeßen , und die im Ruffiſchen Cordon liegenden Städte rinfi und Sokolfa ,

welche, wie ſie gehört haben , auch Preußiſch werden follten , mit als Garni *) Es wurden 10 Unterofficiere von den Bosniafen , 10 von Suter und 5 von Woldy , dazu abgegeben .

192

fons belegen zu dürfen. Im erſten Fall ſchlagen fie Ralwary , im zweiten Auguſtowo als Sammelplaß vor. ( * )

ad 21. Die alte Disciplin beſtebet in Krummíließen , Arreſt bei Waſſer und Brot. Bei ſehr groben Erceſſen auch Degradation zum Gemeinen und alsdann auch Spießruthen.

ad 23. Bitten ſie um den Rittmeiſter Schimmelpfenig v. 0. Dye als Sous - Inſpecteur und um einſtweilige Beibehaltung der Polniſchen Sprache bei den Preußiſchen Commando's.

Beſondere Punkte , meiſt nur Erleichterung in dem Unterhalt betreffend : Sie unterwerfen fich der Vorſchrift, daß Officiere zum Heirathen ben

allergnádigſten Conſens Sr. Majeſtät durch den Inſpecteur nachſuchen , und daß alle übrigen Perſonen des Regiments nicht ohne Conſens des Chefs beirathen fönnen .

Da ſie nach ihren Geſeken die Haare kurz abgeſchnitten , um den Ropf herum hängend tragen müſſen, ſo erbitten fie Sr. Majeſtát Befehle, ob die Genreinen fie eben ſo oder an einem Zopf gebunden tragen ſollen. Die Strafen mit Rantſchucken und Prügeln der Gemeinen bis zur Ges

fährdung der Geſundheit, wie in Polniſchen Dienſten , dürfen nicht ſtattfinden , alle härteren Strafen müßten durch Standrecht erkannt werden. Nachdem nun die Wünſche der Tartaren mit dem Willen des Rönigs in Einklang gebracht worden waren , erfolgte nadyſtehende Cabinets - Drore: » Wir haben allergnädigſt reſolviret aus den in den neu acquirirten Di ſtricten am Niemen in Süd- Preußen wohnenden und noch zu etablirenden Tartaren einen Pulf von 5 Escadrons errichten zu laſſen und Euch ben 3a: nus Murga Baranowsky zum Oberſten und Chef , und den Jakub Murza

Baranowsky zum Oberſt- Licutenant und Commandeur desſelben zu ernen : nen geruht ac. Berlin , den 20. November 1795.

( gez. ) Friedrich Wilhelm .«

Die Werbungen gingen indeß gleid Anfangs nicht ſo gut von Statten , als man gebofft hatte , und ultimo Juni 1796 betrug die Geſammtſtärke der 5 Escadrons (Leib -Escabron, Oberft- Lieutenant 1. Baranowsky , Major ulan, Rittmeiſter 6. Baranowsky und Rittmeiſter Achmatowicz) erſt : 21 Ober -Officiere, 10 Unter - Fähnbrids, 5 Wachtmeiſter, 90 Towarczys , !

75 Pferde und 15 Unterofficiere, 3 Trompeter , 4 Chirurgen , 3 Fahnenſchmiede, 1

59 Gemeine und 23 Pferde.

Das Bośniaken - Regiment gab als Inſtructoren proviſoriſd mehrere Of ficiere ab , und zwar : den Sous - Inſpecteur, Rittmeiſter Schimmelpfenig und Premier -Lieutenant 6. Moger zum Stabe nad Auguſtowo ( ** ) ; den .

.

* ) Der Sammelplaß Auguſtowo wurde durch Cabinets - Drdre vom 20. November 1795 genehmigt. **) In Auguſtowo ſtand der Stab und die Escadron des Oberſt- Lieutenants v. Ba rano w8f99, der wegen hohen Alters und ſchwächlicher Geſundheit des Chefs die Geſchäfte des Pulfs zu beſorgen hatte. Die hier angegebenen Städte wurden

193

Seconde- Lieutenant v. Gottberg nach Suchowola zur Escabron des Majors

ulan, den Seconde- Lieutenant Ropfa I. zur Escadron des Rittmeiſters

v. Baranowsky nach Janowa , den Seconde- Lieutenant Glaſer zur Es: cadron des Rittmeiſters Achmatowicg und den Cornet v. Wilczewsky zur Leib - Escadron nach Raygrob. ( * ) .

Regiments - Quartiermeiſter und Auditeur wurde auf Günther's Vor: ſchlag der Cand. per. Carl Friedrich Ropka , und Stabs - Trompeter der Trompeter Schreiber von der Escadron des Majors 6. Ziegler. Ferner wurden von dem Bosniaken - Regiment an den Tartaren - Pult noch abgegeben : die Unterofficiere Wegener , Buſ , Fenſelau , Klopolowski, Berlad , Gedamsf ) , Riopolowsky und Carabinier Kretſchmann. Dem Eifer des Sous- Inſpecteurs und der ihm gleich Anfangs zur Aus: bildung der Tartaren beigegebenen Officiere , t. Moger und Ropka , gab 1

der General v. Günther fehr bald ein ehrendes Zeugniß der Anerkennung, indem er gleich nad der Beſichtigung derſelben unterm 30. Juli 1796 meldet : » 3oh habe die Tartaren wirklich beſſer ausgebildet gefunden , als ich es mir nach der rohen Unwiſſenbeit, worinnen ſie bis dahero gelebt, vorſtellen konnte.« Troß der geringen geiſtigen Capacitat dieſes eigenthümlichen Corps ſeis nen ſeine Mitglieder doch nicht ohne auffallende Bråtenfionen geweſen zu ſein, denn unſer General bemerkt gleichzeitig : » Jm Polniſchen Dienſt hatten die Towarczys Officierrang und iſt ihnen dies im Polniſchen Dienſtreglement aus: drüdlich zuerkannt worden. Aus dieſen Urſachen wollen auch die Towarczys fich höchſt ungern von gewöhnlichen Unterofficieren commandiren laſſen , ſon

dern wollen bloß von Junkers commandirt ſein. Sie weigerten fich deshalb auch , Fußwachten zu thun , allein ich habe es ſo beſtimmt, daß fie wenigſtens 1

den Poſten bor's Gewehr und vor ihrem Regiments- oder in kleinen Garni niſons vor ihrem Escadrons - Chef balten müſſen. « Zur Unterweiſung der Tartaren im Reiten und Erercieren hatte Guns ther unterm 7. December 1795 und 17. Juni 1796 Inſtructionen gegeben , 2

welche ſpäter noch eine Erweiterung erfuhren , auch wurde damals das mittelft

Cabinets - Ordre vom 25. Juni 1796 zum Druck befohlene neue Cavallerie Reglement , zu welchem die Generale v. Günther , v. Robler und v. Gots fing ändernde Bemerkungen geliefert hatten , für den Pult ausdrüdlich in

das Polniſche überſegt. – » Es ſoll die Überſeßung « , heißt es in der darüber ſprechenden Cabinets - Ordre vom 18. October 1796 , » einem zuverläſſigen und 3

verſchwiegenen Manne übertragen werden. Doch find die überſegten Exemplare den Officieren des Tartaren - Pulks noch nicht in die Hände zu geben , ſondern ſoll es durch den Rittmeiſter v. S dhimmelpfenig erplicirt werden , weil ſie erſt am 15. October 1796 als Garniſonen des Pulks bezogen , bis dahin waren ſämmtliche Escadrons in Auguſtowo vereinigt geblieben ; ſiehe Schreiben des

Generals v. Günther an das 2te Departement, Tyfoczyn , den 6. Dctober 1796. Unter dem 15. April 1800 wurde befohlen , die in Raygrod ſtehende Towarczy6: Gscadron nach Sokolfa zu legen. 13

1

194

es bei eigenem Durchleſen , bei Unkunde des Dienſtes, dod nicht verſteben würden .

Die größte Stárke , welde der Pulf im Jahre 1799 erreichte, betrug 291 Mann. Regiments - Quartiermeiſter Heinrich giebt als Grund , daß die

.

eine der erſten Rang - Liſten des Tartaren - Pulls. .

Alter.

Charakter .

Vor- und Zunamen. J.

Commandeur ,

Gazey Ulan ....

38

Zadarias Murza Baranowsky 32 Muſtapha Admietowicz .... 40

Stabs - Rittmeiſter ... Muft. Murza Baranowsky . 37 Joſeph Sfirmontt .....

>>>

Dienſt:

zeit.

Vaterland.

W.

Oberſt und Chef .... Janusz Murga Baranowsfy 67 Oberſt - Lieutenant und | Jakub Murza Baranowsky .. | 43

Major ... Rittmeiſter..

IIIi IIIIIIIIIII

Nang : Liſte der Officiere des Königl . Preufiſchen Pulks Tartaren.

JM

Neu - Oſtpreuß. desgl. deegl . desgl. desgl. desgl .

3

3

36

Muſt. Murza Baranowsky .. 43 Premier - Lieutenant.. | David Murza Baranowsfy · 35

Ruſ . Lithauen

Alerand. Murza Baranowsfy 26

desgl. Neu - Galicien

Neu - Oſtpreuß.

29 Seconde- Lieutenant.. David Azulewicz . 38 Muſtapha Meledy 38 David Rudziewicz .. Joſeph Murza Baranowsky. 25 >>

Rufi. Lithauen

1)

Neu: Oſtpreuß.

>>

>>

Abraham Korydi....

27

Neu- Oſtpreuß.

Zacharias Murza Baranowsky 32 Johann Bucaci... Alerander Ulan

Abraham ulan David Juczinsfi David Chaledi .

30 26 36 36 26

desgl. desgl. deegl. desgl.

>>

>

Johann Szenfowicz . Daniel Buczadi .

51

Muſtapha Makowiecky

38

Neu: Dſtpreus. --

27

34 3. 3 3

Ruſſ. Lithauen

* **

>

Glias Murza Baranowsky .. | 20 Befier Murza Baranowsky .. 20

3

Ruſſ. Lithauen

Unter - f ähndri che :

Unter - Fähndrich.

3

*

Illil

Fähndrid

III

»

iiiiiiiiiiiiiiii

Tartaren fid niot complettiren konnten , an : » Rußland ſei dem Project abbolt geweſen , habe die jenſeitigen Tartaren für ſich gewonnen und ſelbſt eine Tat: tariſche Abtheilung in ſeiner Armee eingeführt. « Ehe wir aber des ferneren Sưidals dieſer Truppe und ihrer Einver leibung in das Bataillon Towarczys gedenken , müſſen wir uns erſt wiedet zu dem Bośniaken - Regiment wenden und geben wir hier nur nod bother

195

Dienſt: Vaterland.

I. M.

Samuel Chalecky

30 22

Neu- Dſtpreuß.

14 19 18

desgl. Nuff. Lithauen

Megts. - Quartiermſtr. | Carl Friedrich Kopfa .

23

Regiments :Chirurg .. | Friedrich Geitner Auguſtowo, den 5. April 1796 .

32

Preußen. Pommern

Samuel ulan.. Unter - Stab :

D

zeit. 3. M.

Jakob ulan Muftapha Mucha .. Muſtapha Baranowsky

Unter - Fähndrich .

IIIII

Alter.

Vor- und Junamen.

Charakter.

3 3 3} 14

| 101

( gez.) Im. Baranowsky , lkme.

TET

Wir wenden uns nun wieder zu dem Regiment Bosniaken. Nach der definitiven Beſißnahme der Provinz Neu - Dftpreußen , der die Demobilma,

lal ,

fort.

chung der Armee folgte , ging der Garniſon - Dienſt in der gewohnten Weiſe - Die große Entfernung der Garniſonſtädte von einander erlaubte in

den Jahren 1796 und 1797 nur eine vierzehntågige Zuſammenziehung im Herbſt und zwar in zwei Abtheilungen zu 4 und 6 Escadrons bei Lomza und Tykoczyn , wo ſie von dem damaligen General - Inſpecteur der Cavallerie Gra: fen v. Raldreuth beſichtigt wurden. Vom Jahre 1798 ab rüdte das ganze Regiment wieder regelmäßig jáhrlich auf 6 Wochen bei Tyfoczyn zum Erer I

cieren und Manovriren zuſammen , und in dem erwähnten Jahre hatte es eine

große übung vor dem Könige Friedrich Wilhelm III. , welcher auch der !

Tartaren - Pult beiwohnte , deſſen Officiere fich dazu filberne Schärpen an:

ſchaffen mußten , die ihnen der König ſpäter ſchenkte. (* ) Die äußeren Zeichen beſonderer Werthſchåßung , beren fich Günther

während der Regierung Friedrich Wilhelm II. zu erfreuen hatte , wurden

N E

ihm auch von ſeinem Nachfolger zu Theil , der ſich beeilte , ihn ebrenvoll auss zuzeichnen. – Bei der Huldigung in Rönigsberg am 5. Juni 1798 wurde Günther in den Freiherrnſtand erhoben und ihm eine Präbende als Droſt zu Friedeberg verlichen. – Aber die Kräfte des Generals erſchöpften fich in ſeinem Streben für Menſchenwohl und Pflichttreue ; ſeine immer ſichtbarer werdende phyſiſche Ermattung zwang ihn , im Jahre 1799 den Rönig um Er: leichterung in ſeinen Geſchäften zu bitten. Den Röniglichen Erlaß darüber

#) Durch Cabinets - Ordre vom 25. Juni 1796 wurde eine Änderung in der Kopf bededung befohlen , und zwar heißt es darin unter Anderem : » Die Regimenter v. Göding, vac. v. Czettriß , Prinz Eugen von Würtemberg , v. Köhler und .

!

I

Bosniafen ſollen ftatt der bisher getragenen Pelzmüßen künftighin ſo wie die übrigen Huſaren - Regimenter Filzhüte oder Schadelhauben erhalten , weil die

Pelzmüßen dem Huſaren beſonders in der Camp agne läſtig find , und wollen Se. Königl. Majeſtät an den Filzmüßen oder Schadelhauben vorn eine fleine Klappe zum Herunterſchlagen anbringen laſſen , um den Huſaren vor der Sonne zu ſüßen , wozu Allerhöchſtbieſelben die Probe zu geben fid, vorbehalten. « 13 #

1

196

entnehmen wir aus einem Søreiben des Oberſten und General - Adjutanten v. Z aſtrow an das Ober :Kriegs - Collegium , weldes lautet: » Ew. Ercellen: zen und Ein Hohes Ober - Kriegs - Collegium verfehle ich nicht, hiermit unter: thänigſt anzuzeigen , daß des Königs Majeſtät den General - Lieutenant Frei: herrn v. Günther von den Geſchäften des Regiments Bosniaken und der Verantwortlichkeit bei demſelben ganz zu entbinden und alles dieſes Gem Com: mandeur des Regiments gänzlich zu übertragen geruht haben. ( * ) Übrigens behält er die Geſchäfte des Commando's in der Provinz bei , richtet das Can: ton - Weſen des kleinen Adels für das Bosniafen - Regiment und den Tartaren: :

Pult ein und bearbeitet dasſelbe, bebält auch noch die Aufficht über den Tar taren - Pulk bei uc. Potsdam , den 10. Mai 1799 . ( gez. ) 0. Saflrow . «

Es würde Befremden erregen , zu vernehmen, daß General v. Gunther gerade die Geſchäfte, welche die Gefährten ſeiner Siege , ſein Regiment , dem

er ſich ſtets mit beſonderer Vorliebe gewidmet hatte, betrafen , entzogen wur den , wenn nicht eben der feſte Gang und die beſtimmte Richtung, die er dem felben gegeben , ihre Durchführung in ſeinem Sinne von anderer Hand ſebr erleichtert hätten und wenn niật ſchon jeßt eine Umgeſtaltung des Regiments bevorgeſtanden hatte , deren Einleitung und Ausführung ſeine Thätigkeit auf 1

ein entfernteres Gebiet hinüberzog.

Schon unterm 16. Januar 1796 hatte der Miniſter Hoy m an das Ober: Rriegs -Collegium geſchrieben : » In den älteren Zeiten herrſchte in Polen die für

die jebige Nachkommenſchaft ſehr üble Gewohnheit , daß ein Gutsbeſiger ſein Gut burch ſeinen legten Willen unter ſeine Kinder bertheilte , woraus dann in der Folge immer kleinere Beſikungen entſtanden , dergeſtalt, daß anjeßt in man den Kreiſen von Südpreußen ganze Dörfer aus alligen Beſikern beſtehen , davon einer öfter nicht mehr als zwei , wohl gar auch nur einen Morgen Landes hat. Dieſes Grundſtück iſt nun zu klein , um ihn mit ſeiner Familie

zu ernähren und da er fich ſựämt, zu bürgerlicher Nahrung ſeine Zufluýt zu nehmen , ſo bot ihm die chemalige militairiſche Verfaſſung in Polen Gelegen: heit dar , als Towarczys mit einer gewiſſen Diſtinction ohne großen Roſten aufwand ſeine Lage zu verbeſſern , allein bei der mit dieſem Lande nunmehro I

eingetretenen Veränderung hörte ſolches auf und es treiben (Qon anjeßt dieſe Menſøen brodloz in der Provinz herum . Jede Gelegenheit zu einem Aufſtande wird ihnen willkommen ſein , da ſie hoffen , fic duro Beute, Plünderung 2 . *) Die Commandeure wechſelten , nachdem Oberſt v. Schulß unter dem 6. October 1797 zum Chef des Huſaren - Regiments v. 0. Trenk Nr. 3 ernannt worden .

war , bis zum October 1799 aus ähnlichen Veranlaſſungen ſehr ſchnell auf ein : ander. Der auf Schulţ folgende Commandeur, Oberſt Schimmelpfenig

v. D. Oye , erhielt unterm 17. Auguſt 1799 das erledigte Huſaren - Regiment v. Wolfradt Nr. 6 , und ſein Nadyfolger bei den Bosniaken ,! Oberſt v. Glaſer , ward unterm 23. October 1799 Chef des Huſaren - Regiments Lediwary Nr. 10. .

Unter demſelben Datum ward Oberſt v. Kall zum Commandeur des Bosnia :

fen - Regiments ernannt.

$

.

197

1 1

eine beſſere Subfiftenz zu verſchaffen und es find Verſchiedene unter die Ro

ſaden gegangen , um dort ſolches zu verlangen. Es erfordert daber die Vor ficht, dieſe Menſchenclaſſe, welche bei unſerer militairiſchen Verfaſſung wober als Officiere noch als Gemeine in der Armee füglich angeſtellt werden kann , auf eine andere Art Beſchäftigung und Unterhalt zu verſdaffen , und ſolớes dürfte nach meinem Dafürhalten am leichteſten dadurch zu bewirken ſein , daß aus felbigen in der alten Landesverfaſſung ähnliche Corps von Reiterei , als 3. B. unter dem Namen : reitende Jager und dergl. formirt werden, welches für I

den Staat nicht eben mit ſo großen Roften berknüpft ſein dürfte 2c. Breslau , den 16. Januar 1796. ( gez. ) D. Hogm . 1

Auf dieſen Vorſølag erfolgte nachſtehenbe Cabinets -Drbre: » Se. Rönigl. Majeſtät von Preußen 2. Unſer allergnädigſter Herr geben Dero Ober- Kriegs

Collegio in Antwort auf desſelben Antrag vom 22. 6. M. zu erkennen , daß

.

.

Allerhöchſtbieſelben nicht rathſam finden , die adligen Süd - Preußiſchen Guts befißer , welche durch Theilung der Befigungen ihrer Vorfahren , indem fic blos einige Morgen anzubauen haben , zur Claſſe der gemeinen Handarbeiter berabgeſunken ſind, in ein Corps zuſammenzubringen , vielmebr derſelben Un 1

terkommen auf folgende Weiſe befördern wollen : Es ſoll nämlid aus folchen

Leuten bei der Formation der neu zu errichtenden 10 Escadrons Huſaren bas erſte Glied unter der Benennung » Towarczys « in der 11ämlichen Art beſtehen ,

als ſolches beim Tartaren - Pult bereits nachgegeben iſt. Diejenigen , welche vorgedachtermaßen als Towarczys angeſtellt ſein wollen , müſſen ſich vorher unter dem Namen von Volontairs zum Dienſte als Gemeine bei den Huſaren

Regimentern engagiren , damit ſie theils den Dienſt lernen mögen, theils aber ihr Benehmen beobachtet werden könne, und von dieſen Volontairs find als

dann diejenigen auszuſuchen, die ſich zu Towarczys qualificiren , alſo ein gutes Benehmen beobachtet und Luft zum Dienſt bezeugt haben , wogegen die übri gen im Stande der gemeinen Huſaren verbleiben müſſen. – Denjenigen , die endlich wirklich als Towarczys angeſtellt werden , iſt nicht nur eine gute Be handlung zu verheißen , ſondern auch die Hoffnung zu geben , daß fie bei fort: geſeßter guter Führung zu Unterofficiere und weiter befördert werden würden. 1

1

Dieſemnach ertheilten Se. Rönigl. Majeſtát dem Ober - Kriegs - Collegium den Auftrag, in Vereinigung mit den Etats -Miniſtern Graf v. Hoy m und Frei

berrn v. Schrötter zu beſorgen , daß denen in Rede ſtehenden Leuten dieſe Allerhöchſte Entſchließung bekannt werde , und wenn die Bekanntmachung den Erfolg hat , daß ſelbige fich als Freiwillige zum Engagement melden , wird dem Ober - Kriegs - Collegium überlaſſen , dieſelben bis zum beſtimmten Zeit

punkt bei den Huſaren - Regimentern zu vertheilen und das ſonſt dieſerhalb Erforderliche zu verfolgen. Berlin , den 25. Januar 1796.

( gez. ) Friedrich Wilhelm . «

Dieſe Aufforderung hatte aber nicht das erwünſchte Reſultat, es meldeten

fich nur ſehr wenig Edelleute zum Dienſt unter den erwähnten Bedingungen , 1

und erſt als Rönig Friedrich Wilhelm III. ſpäter auf die Vorſqläge des

mit der ueuen Canton - Einrichtung beauftragten Generals v. Gunther das .

198

Bosniaken -Regiment in ein Regiment Polniſcher Edelleute unter dem Namen » Tow a rezys-Regimenta um zuwandeln bereitwillig einging , gelang es , jenes Vorhaben auszuführen. Dieſe Umwandlung des Regiments Bosniaken in das Towarczys - Regiment begann mit dem 1. Juni 1800, nachdem die darauf hinzielenben Vorbereitungen $

bereits ein Zabr borber im Gange geweſen waren.

Mit betrübtem Herzen gab das Bosniaken - Regiment viele ſeiner braben , altgebienten Leute an die Huſaren - Regimenter ab. Wir können uns ein gewiſſes webmüthiges Gefühl nicht verſagen , auf

dieſe Weiſe den berühmten, fieggekrönten Namen eines Regiments aus der Preußiſden Armee verſ(winden zu ſehen ; es war allerdings kein Deutſcher, kein Preußiſcher Name, der dasſelbe bezeichnete, aber ſeiner Fahne' folgten Soldaten , die durd Bravour und Disciplin ihm einen ehrenvollen Ruf ers

worben hatten. Ihre Verdienſte hatte der Monarch belohnt , als ihre Thaten zu den erbabenſten ſeiner Krieger gerechnet werden konnten , ihre Nachfolger nahmen begünſtigt von vornberein ihre Reiben ein und wir werden künftig zu

beurtheilen haben , in wie weit ſich der Ruhm des neuen Namens mit dem des alten zu meſſen vermochte.

Und ſo möge denn hier , ebe wir von dem braben Bosniaken - Regiment ſcheiden , die legte Rang - Liſte ſeines Officier - Corps , welches fich indeß aud ferner erhielt , folgen , doch wird man fich mit einer Abkürzung berſelben um fo mehr begnügen können , als die ausführliche erſte Liſte des Towarczys: Regiments die meiſten der hier weggelaſſenen Angaben nachweiſt. Rang : Liſte

der Officiere des Königl. Preußiſchen Regiments Bosniaken pro April 1800. Charakter.

Vor- und Junamen.

Bemerkungen .

General -Lieut. Heinrich Johann Freiherr v. Günther. Oberſt u.Com- Georg Friedrid, v. Kall. mandeur ,

Major >

Rudolph Heinrich Friedr . v. Ziegler . Friedrich Nöſtel.

Ad . Ph. Sãyimmelpfenig v . 0. One trat bald darauf zum Bataillon Towarczy8 über.

Thcodor Feege. Nittmeiſter

Martin v. Konarsfy . Johann Wilde.

Heinrich Ernſt Güll .... Friedrich Chriſtian Gerhardt. Stabø - Rittm . Chriſtian v. Moßer. Alerander ». Rurnatowsfiy. > )

Carl Corſep. Chriſtian Michaelis.

Premier : lieut. Siegmund Friedrich v. Lochow .

trat zum Bat. Towarczy: uber.

199

Charakter.

Vor- und Zunamen .

Prentier -Lieut. Leopold Friedrich >

2)

»

Sierakowsin ... trat zum Bat. To

Georg Friedrich v. Gölnik .

>>

Carl Friedrich Wilhelm Kayſer,

Seconde - Lieut. Ludwig v. Nettwiß. Lucas v. Bialinsky . Friedrich v. Gotberg. Friedrich Wilhelm v. Glaſer...... >>

»

>

>>

)

trat zum Bat. Towarczyg über.

Carl Franz Ropka. Leopold Kopfa. Anton v. Piafeßfuz. Friedrich v. Fifdfeldt. Ludwig v. Schön.

Johann v. Bartfowsky. Carl v. Wilczewskys. >

czno über.

Leopold v. Podſtarly. Otto Guſtav Siemund.

>>

»

Bemerkungen.

trat zum Bat. Towarcząg über.

Friedrich Glaſer. Alerander v. Manſtein.

Alerander v. Drygalsky Friedrich Wilhelm v. Reſteloth. Otto Domiſch.

Sec.-Lt. u. Adi. Johann Heinrich v. Blacha. Seconde -Lieut. Bernhard Carl v. Grabowsfy. Johann Georg Guſtav v. Wegnern. Ernſt Ludwig v. Naurath. Adolph Schimmelpfenig v. 0. Dye. Cornet Johann Carl Schulg. Friedrich Auguſt v. Wißleben. >

> )

Friedrich Wilhelm Dallmer. Heinrich Ludwig Leopold John . Friedrich Heideweiler.

»

>

>

Leopold Friedr. Wilh. v. Schlichting. Carl Friedrich Ludwig v. Halletius. Heinrich Preuß ..

trat zum Bat. Towarczyg über. Carl Friedrich Wilhelm Wacowsty. Johann Friedrich v. Drygalsfy .... trat zum Dat. Towarczy8 über. ( gez. ) 0. Kal . Zabludow , den 20. April 1800.

200

XV .

Friedens - Periode von 1800 bis 1806 . Die Errichtung des Niegiments Towarczys und ſeine weitere Fortbildung , ſo wie die Stiftung des Bataillons Towarczys. Der Vollſtändigkeit wegen , und um Alles auf die Errichtung des Regis 1

ments Towarczys Bezug habende zuſammengeſtellt zu erhalten , müſſen wir

hier zunächſt diejenigen Correſpondenzen des Jahres 1799 anführen , welche der Formation ſowohl des Regimentz als des Bataillons aus der Zahl der vorhandenen 2751 dienſtfähigen Polniſchen kleinen Edellente in Neu - Oſtpreus ben zu Grunde gelegen haben. Cabinets - Ordre an das Ober - Kriegs- Collegium . 2

Da Se. Rönigl. Majeſtät von Preußen u . der in Neu - Oſtpreußen be: findlichen großen Anzahl von kleinen Edelleuten irgend ein Unterkommen zu geben und ſie zugleich für den Staat auf eine angemeſſene Art nüglich zu machen wünſchen : So haben Allerhödyſidieſelben beſcloſſen , aus gedachten Ebel leuten 15 Escadrons Towarczys zu formiren , dergeſtalt, daß eine Escadron

aus 10 Unterofficieren , worunter 1 Junker , 2 Trompeter , 108 Towarczyk . in Summa aus 120 Röpfen , 1 Chirurgus und 1 Fahnenſchmidt beſtehen ſoll. Zehn Escabrons follen die Stelle des jebigen Regiments Bosniaken und 5 Es 1

cabrons die des Tartaren - Pulls einnehmen. Bei den 5 Ecadrons ſoll jedoch eine Escadron aus den jeßigen wirklichen Tartaren beſtehen und beren Etat

von dem der übrigen Escadrons dahin abweiden !, daß fie aus 1 Wadtmeiſter, 2 Junker , 7 linterofficieren , 36 Tomarczys und 72 Gemeinen zuſammen gefeßt wird. ( * )

Die Stärfe der 10 Escadrons ſowohl als der 5 Escadrons an Officieren und Unterſtab weiſet die Anlage nach und hat das Ober - Kriegs - Collegium nun für eine jebe der beiden Abtheilungen von 10 und 5 Escadrons die Etats beſonders anzufertigen. Die 10 Escabrons follen als ein fomplettes Regiment,

die 5 Escabrons incl. Tartaren aber als ein beſonderes Bataillon betrachtet werden. Der Betrag ihrer neuen Etats wird durch den jebigen Etat der

Bosniaken und Tartaren gedegt und was demnächſt übrig bleibt , ſoll vorläufig afſervirt werden , um die bei der Formation der Towarczys etwa vorkommenden extraordinären Ausgaben zu beſtreiten. Die Mondirung für Officiere, Unter:

officiere und Towarczys haben Se. Majeſtät bereits dem General - Lieutenant b. Boyen bekannt gemacht und wird bierdurch nur noďy feſtgeſeßt, daß die

10 Escabrons ſolche in Gold , die 5 Escadrons hingegen in Silber haben *) Cabinets - Ordre an Günther vom 7. Mai 1801: Die Tartaren - Escabron ſell jededmal als ein beſonderes Corps auf dem linken Flügel des Bataillons ſtehen,

die anderen 4 aber rangiren unter fich nach der Anciennetät ihrer Chefs.

201

follen . Das bisherige Regiment Bosniafen bekommt die Mondirung neuer Façon, ſobald beren neue Mondirung wieder fällig ſein wird. Die 72 Ge meine bei der Tartaren - Escadron erhalten zum Unterſchiede kein Adſelband, ebenſo ſollen auch die Gemeinen und Carabiniers vom alten Stamm des Re giments Bosniafen , welche nidt Ebelleute find, wenn gleich fie bis zu ihrem Abgange die Mondirung der Towarczys anlegen , fein Achſelband tragen. Sämmtliche Unterofficiere und Towarcys , wie audy die Gemeinen Tartaren

erhalten jeder 1 Sibel , 2 Piſtolen am Sattel und eine Pike mit einem kleinen

Fähnchen, und die Junker eine Escadronsfahne , welche etwas größer iſt. Die Officiere führen hinführo durchgängig den Säbel und keine Pife. Die Beſtimmung dieſer Towarczys iſt, bei entſtehendem Kriege escadrons: weiſe bei den Huſaren - Regimentern vertheilt zu werden und bei ſelbigen mit

dem Rang als Carabiniers Dienſte zu thun. Über die Art und Weiſe ihres Dienſtes aber behalten Se. Majeſtát ſich vor , das Nähere zu beſtimmen ;

gleichermaßen ſoll auch wegen Ernennung des Chefs des Bataillons von 5 Es: cabrons und der Officiere bei ſelbigen noch der nähere Allerhöchſte Beſchluß erfolgen. - Das Ober- Kriegs - Collegium hat indeſſen über die Formation

dieſer Towarczys nunmehr mit dem General-Lieutenant . Günther zu con certiren, demſelben die Etats zu communiciren und mit ihm über den Zeitpunkt und die Art und Weiſe der Einziehung der Mannſchaften das Erforderliche zu reguliren. Mit der Formation der 4 Escadrons , zu welchen die jebigen Tar: taren als die 5te Escadron ſtößt, kann vorgeſchritten werden , ſobald die Rich

tungskoſten aus dem erſparten Etat zu beſtreiten ſtehen und bei den 10 Escadrons

des Regiments v. Günther werden kleine Ebelleute als Towarczys fucceffive eingeſtellt, ſo wie von den jebigen Bosniaken , nachdem ſolche auf 120 Röpfe

geſchmolzen ſein werden , wieder welche abgeben. Sollte die vorräthige Anzahl .

Fleiner Ebelleute nothwendig maden , bald für deren Unterbringung zu ſorgen ,

ſo geben Se. Rönigl. Majeſtät dem Ober - Kriegs - Collegium anheim , in Ver einigung mit dem General- Lieutenant b. Günther zu erwägen : ob nicht ein

Theil der jebigen Bosniafen und beſonders beren Augmentations - Mannſchaft .

zur Complettirung anderer Huſaren - Regimenter verwandt werden könne. Über das , was das Ober - Kriegs- Collegium dieſerwegen mit dem General - Lieutenant v . Günther regulirt haben wird , erwarten Se. Majeſtät zu ſeiner Zeit Be: richt, wie auch die ausgearbeiteten neuen Etats zur Vollziehung. :

Potsdam , den 14. October 1799.

( ge3. ) Friedrich Wilhelm.

Anlage .

Eintheilung der Officiere bei den neu zu formirenden Towarczps , nebft dem A.

Unterftabe: Bei den 10 Escadrons :

1 Oberſt als Chef , 1 Oberft - Lieutenant als Commandeur des Regiments ,

1 Oberſt -Lieutenant als Commendeur des 2ten Bataillons , 3 Majors, Latus = 6 Officiere,

202

Transport = 6 Officiere, 4 4 6 21

Rittmeiſter als Escadrons Chefs , Stabss Rittmeiſter, Premier - Lieutenants , Seconde - Lieutenants , incl. Adjutant , .

10 Cornets , Summa

5 ) Officiere. 1 Regiments Quartiermeiſter, 1 Regiments Chirurgus , 1 Büdſenmacher ,

1 Büchfenſchafter. B. Bei den 5 Escadrons :

1 Oberſt - Lieutenant als Commandeur, 2 Majors , 2 Rittmeifter ,

2 3 11 5

Summa

Stabs - Rittmeiſter, Premier - Lieutenants , Seconde : Lieutenants , incl. Adjutant , Cornets ,

26 Officiere. 1 Regiments - Quartiermeiſter und Auditeur , 1 Regiments - Chirurgus , I

1 Caplan für bie Tartaren ,

1 Büdſenmacher und Büdſenſchafter. ( 903. ) Friedrich Wilhelm.

Potsdam , den 14. October 1799.

Aus dem Folgenden wird man die Einwirkung Gunther’s auf die Bil: dung dieſes Corps näher erſeben und fügen wir in der Anmerkung zu einzelnen der aufgeſtellten Punkte die ſpäteren Verfügungen des Ober - Kriegs - Collegii hinzu , denen ſich bequem auch noch andere Beſtimmungen anreihen laſſen , wo: durch wir ihrer beſonderen Erwähnung überhoben werden . Günther an das Ober - Kriegs - Collegium. C

Ew. Excellenzen und Einem Hohen Königl. Ober- Kriegs - Collegio muß ich auf Höchſtbero Verordnung vom 18. d. M. , nebſt beigefügter Allerhöchfter Rönigl. Cabinets - Orbre wegen der aus dem kleinen Adel zu formirenden To:

warczys in gehorſamſter Antwort erwidern , daß wohl vorzüglic : 1. Die Gerechtſame der Towarczy feſtzuſeßen fein dürften ; denn da ſelbige nach der Beſtimmung Sr. Majeſtät des Königs im Kriege bei anderen Regimentern Carabiniers - Dienſte thun follen : So würden ſelbige aud in

Friedenszeiten den Rang mit ſelbigen haben und deshalb blos der Fuchtel des Officiers unterworfen fein ; ſie könnten zwar von Unterofficieren arretirt , ſonſt aber nicht von ihnen beſtraft werden. Bei groben Erceffen würden fie durch den Spruch des Stanbrechts zum

Arreſt bei Waſſer und Brot condemnirt ; verbienten ſie die Strafe des Gaſſen:

laufens: ſo würden ſie zugleich auf geringeres Tractament geſekt; würden ſie

203

dadurch nicht corrigirt : So würden ſie durch einen Spruch des Rriegsrechts ihrer Vorrechte des Adels verluſtig , zum Militairdienſt unfähig und zur Feſtung !

berurtheilt. Dauerte dieſer Feſtungs - Arreſt nur eine Zeit lang : So würden fie bei ihrer Loslaſſung der Auffit der Civilbebörden übergeben. ( * )

II. In Anſehung der Verpflegung wird der von Ew. Ercellenzen und Einem Rönigl. Hoben Ober - Kriegs - Collegio noch anzufertigende Etat bas Nábere beſtimmen .

III. Da bermöge Rönigl. Allerhöchſter Cabinets - Orbre ihre Auszeichnung in einem Achſelbande beſtehen ſoll: So würde darüber noch zu beſtimmen ſein , ob fie auch Carabinier : Feberbuſch oder aber ganz weiß , wie die Gemeinen haben ſollen ? (** )

Die Veränderung der Mondirung dürfte den Bosniafen - Officieren ſehr hoch zu ſtehen kommen . Sie haben erſt voriges Jahr reiche Dollmans, dop pelte Sabel und Patrontaſchen , doppelte Ungariſơe Schärpen , alltäglich von Rameelgarn , zur Parade von Silber , anſchaffen müſſen. Zu einer Mondirung mit Adſelbändern dürften fie lowerlich Ungariſche Schärpen gebrauchen können .

Wäre es alſo möglich, daß das Bosniafen - Regiment ſeine jebige Mondirung behielte und die Towarczys ſowohl, als die Ober- und Unterofficiere ſtatt der

Achſelbänder nur Epauletten erhielten : So würde dieſes als eine große Gnade des Königs Majeſtät vom Regimente verehrt werden . Sollte der Tartaren :

Pulk mit den Bosniaken egal mondirt ſein : So könnte ſelbiger die nämliche Uniform mit Gold erhalten. IV. In Anſehung des Zeitpunktes und der Art des Einziehens der kleinen Edelleute zu Towarczys muß ich gehorſamſt bemerken , daß der Zeitpunkt : 1.

Bei bem Tartaren - Pulf laut der Königl. Allerhöchſten Cabinets:

Ordre alsdann eintreten ſoll, wenn erſt ſo viel Gelder , als zur Errichtung nöthig ſind , erſpart worden. Hierbei würde nåber zu beſtimmen ſein : ob die zur vorigen Errichtung angewieſenen und noch im Depoſito befindlichen Gelber mit dazu verwandt werden ſollen ? Es befinden ſidy zu ſolihem Behuf noch in der Dftpreußiſchen Kriegs- Caffe 18,173 Rthlr. 17 gGr. 43: Pf. , in der Pulks -Caſſe 1924 Rthlr. 6 gør. 736 Pf. , in Summa 20,062 Rthlr. ( *** ) *) Reſolution des Ober - Kriegs - Collegii vom 29. November 1799 : » Da die Lo

warczy8 insgeſammt Edelleute find , ſo würden ſie allerding& blog mit der Klinge und zwar nur durch Officiere beſtraft werden fönnen . Bei groben Greefſen wiirden ſie durch ein Standrecht zu härteren Strafen verurtheilt werden fönnen ; die Strafe des Gaſſenlaufens würde ſich, aber in Betracht ihres Adels wohl nicht

für ſie idzicken. Sonſt dürften ſie in aller Art nach den Kriego - Artifeln mit der Strafe für Unterofíciere zu beſtrafen ſein. « Die Krirgsartifel vom 20. März 1797 erhielten unterm 29. December 1800 einen Anhang mit Abänderungen für die Towarczy8. **) Der Carabinier - Federbuſch wird genehmigt vom Ober - Kriegs - Collegium unterm 28. Februar 1800 .

***) Neſolution des Ober - Kriego - Collegiumns vom 29. November 1799 :: » Zur Er:

richtung der 5 Escadrono Towarczys find 23,716 Rthlr. 14 gGr. 114 Pf.

204

Beim Regimente Bosniaken ſoll das Einziehen ſucceſſive geſcheben , ſo wie ber Abgang erſt es erfordert. 2. Die Art der Einziehung würde ſich auf dreifache Weiſe bewirken laſſen : A. Man fónnte ein gedrudtes Publicandum ergeben laſſen , worinnen

die Punkte bekannt gemacht wurden , die Se. Majeſtät der Rönig beſtimmt Þaben , um die Verpflichtung des fleinen Adels zum Militairdienſte feſtzuſeßen

und den kleinen Adel einzuladen , ſich ſelbſt bierzu freiwillig zu melden . Da aber verſchiedene Landrathe, mit denen ich darüber geſprochen, verſichert haben , daß ſich dazu nur wenige freiwillig melden dürften : So würde B. die Aushebung wohl durch eine Militair - und Civil - Commiſſion ge dehen müſſen. Bei der leßtern Cantons - Reviſions Commiſſion iſt ber dienſt fähige kleine Adel nur nach dem Augenmaaß tarirt und notirt, er iſt aber weber

gemeſſen , noch ſein Geſundheitszuſtand unterſucht. Um nun die Senſation zu vermindern , den Ehrgeiz des Abels zu fitonen , den Anſchein , als gewöhnliche

Cantoniſten behandelt zu werden, zu vermeiden , auch dadurch Unzufriedenheit und Mißvergnügen mit guter Vorſtellungsart vorzubeugen, bin ich erbötig , +

1

dieſe Aushebung in jedem Kreiſe mit dem Landrath ſelbſt zu vollziehen , falls Se. Majeſtät der König es zu genehmigen geruhen. Iſt dieſes nicht: So würden vom Regiment Bosniafen zwei Stabs - Officiere oder Rittmeiſter, die der Polniſchen Sprache kundig find , und vom Tartaren - Pult einer comman: !

!

dirt werden , um dieſe Aushebung mit dem Panbrath zu bewirken , wobei aber doch

zu beſorgen iſt, daß hier und da einige Unannehmlichkeiten vorfallen dürften. ( * ) C. In der Folge könnte alsdann die Aushebung durch die Rammern ,

ſo wie bei den Canton - Regimentern gejdeben , indem bei den Cantons - Reviſionen zugleiď die kleinen Edelleute gebörig gemeſſen und ihre Geſundheitsumſtände

unterſucht würden . Um aber dieſe Art der Aushebung möglichſt lange zu vers ſøieben , könnte man gleich bei der erſten Aushebung für jede Escadron 15 oder 20 Mann zur Reſerve auswählen , die nur bereidigt , alsdann wieder in's Canton entlaſſen und ſucceſſive beim Abgang eingezogen und einmondirt würden , meil ich nach der Rönigl. Cabinets - Orbre zu fließen vermuthe , daß die ein : mondirte und ausgearbeitete Reſerve eingeben ſoll. ( ** ) .

D. Da die Aushebung für den Tartaren - Pulf zur erſten Formation nöthig, und ſind dieſe 20,062 Nthlr. dazu zu verwenden und der Reſt von den ſeit dem 1. Jannar 0. 3. vacant beredyneten Tractamentsgeldern , die bis ultimo October 7687 Rthlr. 17 gGr. 9 Pf. betragen , zu entnehnien. « *) Das Ober-Kriego- Collegium erſucht Günther unter dem 29. November 1799 , fich des Geſchäft: der Einziehung der kleinen Edelleute wenigſtens das erſte Mal ſelbſt unterziehen zu wollen ; es würde dabei nicht auf die Größe , ſondern nur auf ſonſtige a tät zum Dienſt Rücfficht zu nehmen ſein. Unter dem 23. December 1799 ſchreibt Günther: » Die Zahl der dienſtfähigen )

fleinen Edelleute in ganz Neu -Oſtpreußen beträgt 2751 ; wegen Geſundheits: :

rückſichten į abgerec;net , blieben 1834. « Den Bedarf zur Ergänzung des Tartacen - Pulfs berechnet er auf 270 Mann und ſchlägt vor , für dieſen 60 Mann und für das Buøniafen - Regiment gleich 300 Mann als Reſerve auszuheben .

205

ungleich ſtärker iſt, als für's Bosniafen -Regiment: So würde auch die erſte Aushebung aus der ganzen Maſſe der kleinen Edelleute zu nehmen ſein ; nächſt bem aber würden ſelbige in 3 gleiche Theile getheilet , davon der Tartaren. Pulf ein , das Regiment Bosniaken aber zwei Drittel zum Canton erhielte , damit allemal die Leute zu den Escabrons gegeben werden könnten , die ihrem Wohnort am nächſten wären , dabei wäre nur noch zu beſtimmen , ob hierbei auch auf die Größe zu ſehen ? Und welches Maaß als das fleinſte zum Ein 1

ſtellen feſtgelegt würde ?

Der Abel an fich iſt wohl zahlreich genug , daß eine ſtärkere Ausbebung, als die für den Tartaren . Pult gleich Anfangs geſchehen könnte. Des Königs

Majeſtát haben zwar in folchem Fall v. die Abgabe der Reſerve des Bosniaken - Regiments an andere Hu. ſaren - Regimenter zu beſtimmen gerubet, allein von ſelbiger ſind ſchon 115 Mann eingeſtellt, weil voriges Jahr gar keine Cantoniſten geliefert worden , obne dies jenigen zu rechnen , die feit dem legten monatlichen Rapport ſớon wieder ein: geſtellt ſind, deren Anzahl nicht klein iſt, weil viele Jnvalide mit Verzichtleiſtung dimittirt worden. Dagegen aber würde man die Beurlaubten des Bosniafen Regiments abgeben können ; denn da die Escadron nur 108 Towarczus ober Gemeine ſtart ſein ſoll, ſo fann fie, sa fie 22 Commandirte bat, gar keine Beurlaubte mehr haben , denn , wenn von dieſem Etat 22 Commandirte abs gezogen werden : So bleiben nur 86 Mann zum Garniſondienſt und 85 Mann iſt daber der Friedens - Etat. ( * ) Da die meiſten dieſer Beurlaubten ſich auch in Litbauen befinden , von woher das Regiment v . Suter ſeine Cantoniften er: bált, ſo könnten dieſe Mannſchaften an gedachtes Regiment, dem ſdon 144 Mann Referbe fehlen , abgegeben werden. So wie ſolche Leute abgegeben würden , 1

1

I

3

könnten auch immer vom Bošniaken - Regiment deren Pferde an den Tartaren :

Pull gegeben werden ; denſelbigen ganz mit Remonten zu augmentiren , würde wegen des geringen Alters der Pferde aber kein Vortheil , weder für den Dienſt Sr. Majeſtät des Königs , noch für den Pult ſein , und wollte man ſie I

álter ankaufen : So würden fic mehr abgenugt ſein , als die abzugebenden Bosniaten - Pferde.

VI. Es würde auch von Em. Excellenzen und Eines Königl. Hoben Ober -Kriegs - Collegiums hochgeneigte Beſtimmung abhängen : 1. Von welchem Monat an die ausländiſche Werbung beim Regiment #) Ein Schreiben des Ober - Kriegs - Collegiumß vom 29. November 1799 beſagt:: » Daß , um den Gscabrons -Chefs beim Wegfall der Beurlaubten die Möglichkeit zu 2

.

geben , die Towarczys in einem dem Dienſt angemeſſenen , propren Anzuge den: noch zu erhalten , die fleinen Mondirungsgelder auf 12 gGr. 1 Pf. pro Mann und die Reparaturgelder auf 3 gGr. pro Mann erhöht werden ſollten , außerdem

wurden auch noch die großen Mondirungen auf 2 Jahre eingetheilt und hiernächſt noch alle 2 Jahre pro Mann ein Kittel nebſt ein Paar Porſchub 1, gleich wie bei der übrigen Cavallerie, angeſeßt, auch einige Artifel auf weniger Jahre ange: rechnet, als es ſonſt bei den Huſaren üblich war.

206

Bośniaten aufhören und wie es mit denen etwa überzähligen ausländiſchen Rekruten gehalten werden ſoll ? ( * )

2. Ob die Carabiniers beim Regiment Bosniaken ihre Carabiner ber balten ? Db in dieſem Fall beim Tartaren - Pult auch Carabiniers ernannt werden und ob ſie ihre jebigen gewöhnlichen Carabiner behalten oder aber auch gezogene Büchſen bekommen ſollen ? ( ** ) >

Durch dieſen gehorſamſten Bericht, ohnmaßgebliche und unterthänige An: frage , glaube ich vorläufig Ew . Ercellenzen und Eines Rönigl. Hoben Ober: Rriegs - Collegiums hochgeneigten Befehlen gemäß ſo viel Erläuterungen in dieſer Angelegenheit gegeben zu haben , als zur näheren hochgeneigten Beſtim mung erforderlich ſein dürfte und werde ich es mir zur Pflicht rechnen, denen

inir für die Folge noch über dieſen Gegenſtand zu ertheilenden hohen Befehlen auf das allergenaueſte nadyzuleben. Tyfoczyn , den 29. October 1799.

( gez. ) v. Günther.

Die vom Ober - Kriegs - Collegium feſtgeſtellten Etats der Bekleidungs gegenſtände haben wir zur Raumerſparung weggelaſſen ; das ganze jährliche Contingent an Montirungs- und Reit : Equipageſtüden für die neu zu for: mirenden 10 Escadrons Towarczysz betrug : 10,639 Rthlr. 19 gGr. 10: Pf. Am Soluß dieſes Etats findet ſich : Balance

zu dem Friedens - Verpflegungs - Etat für ein Regiment Towarczys von 10 ES:

catrons und ein dergl. Bataillon von 5 Escadrons gegen den bisherigen Ver: pflegungs - Etat des Regiments Bosniafen und Tartarens Pulls :

1 ) Zur Verpflegung des Regiments Bosniaken ſind bis her im Friedens-Verpflegungs -Etat ausgeworfen und Rthlr. Gr. Pf. 148,946

zwar jährlid .......

6

60,158

3

Summa für beide jährlich = 209,104 dagegen find erforderlich :

9

und zur Verpflegung des Tartaren - Pulks jährlich ...

9

9

2) zur Verpflegung der 10 Escadrons Towarczys jährlich 137,751 14 1

»

für das Bataillon à 5 Escadr.

68,622

in Summa jährlich = 206,373 15 2,730 18 9 bleibt überſchuß Die Uniform der Towarczys beſtand aus einer dunkelblauen Jade mit ponceaurothen Aufidlägen , Klappen , ſtehenden Rragen und dergleichen Unter futter. Die Schöße der Jade waren aufgebaft und mit einem jQmalen rothen Tuchſtreifen , wie beim Cüraſſier : Colet , beſeft. Auf jeder Rabatte ſtanden 1

#) Das Ober - Kriege - Collegium beſtimmte das Aufhören der ausländiſchen Wer: bung mit dem 1. Februar 1800.

**) Es wurde befohlen , daß bei dem Tartaren -Pult feine Carabiniers ſein ſollten .

und mußten die Carabiniers des Bosniafen - Regiments ihre Büchſen abgeben. Weil das Regiment demnadh feine Carabiniers mehr hatte , ſo wurde audy der

Gtat der bisherigen 2 Büdiſenmacher und 2 Büchſenſchafter um je einen verringert.

207

8 balbrunde Rnópfe neuer Façon ; an der Unterofficier- und Gemeinen :Mon

dirung war auf beiden Udſeln eine rothe Sonur befeſtiget und bei erſterer faßte eine Legaturtreſſe die Aufſchläge ein. Ferner weißtuchene Schooßweſten, welche unter der vorn ganz zugehalten Jace etwas bervorragten , Huſarenſtiefeln und

Filzmüßen mit Federbuſch, Cordon und Cocarde. Die Mondirung der 10 ES. cadrons Towarczys hatte gelbe , die der 5 Escadrons weiße Rnöpfe ; hiernach ridtete fich aud) die Farbe ihrer Achſelbänder. Die Officiere batten bei jenen

goldene, bei dieſen filberne langgeſdlungene Achſelbänder und foloe Achſels (dnúre. Die Tartaren - Dfficiere trugen ſtatt der filbernen Achſelſchnur eine

bergleichen Epauletttreſſe und die Unterofficiere, Towarczyß und Gemeinen dieſer Tartaren - Escadron ſtatt der rotben eine weiße Adſelſnur. Die 72 Gemeine derſelben führten kein Achſelband, wie auch jämmtliche Trompeter und Fahnen:

ſchmiede. Sämmtliche Towarczys batten die Unterofficier - Federbüſche, aber in ſofern von den gewöhnlichen abweichend, daß ſie oben etwas breiter wie unten

waren. Die Gemeinen trugen dieſelben ganz weiß. Die Officiere hatten Ca: vallerie: Scarpen und keine Sabeltaſden , die Unterofficiere und Towarczy aber rothe , mit weißem Band eingefaßte Leibbinden und ſchwarz lederne Sábeltaſchen. - Die Waffen der Towarczys beſtanden in : Sábel ,, Lange und ein Baar Piſtolen.

Nach dieſen auf die Einrichtung Bezug habenden Beſtimmungen erließ der Rönig folgende Cabinets -Ordres : 1. Ar das Ober - kriegs - Collegium .

Seine Rönigl. Majeſtät von Preußen ac. finden alle von dem Ober: Kriegs - Collegio unterm 13. 6. M. zur Formation des Regiments Bosniaken und des Tartaren - Pulks in reſp. 10 und 5 Escadrons Towarczys gemachte Vorſchläge ganz gut , haben daher die ſich darauf beziehenden , anliegend zurück

gebenden neuen Verpflegungs - Etats vollzogen , und genehmigen alſo dem nächſt aud :

1) Daß die Formation beiber Corps mit dem 1. Juni 6. J. angetragener maßen ihren Anfang nehmen und die Beurlaubten nebſt den Reſerve Mannſchaften des zeitherigen Regiments Bosniaken an das Regiment b. Suter abgegeben werden. ( * )

2) Daß aus den vom General - Lieutenant Freibern b. Günther bemerk lich gemachten Urſachen, die gegenwärtig beim Tartaren - Pult befind lidhen 250 Gemeinen , ſo weit als ſie nicht unficer find , annoch bei: behalten und an die 5 Escadrons vertheilt werden.

3) Daß die ausländiſche Werbung des Regiments Bosniafen jegt gleich aufhöre , den Escadrons -Chefs bieſes Regiments aber der Genuß der Werbegelber bis ultimo Mai c. belaſſen werbe. Günther an das Ober - Kriegs - Collegium , Tykoczyn , den 28. März 1890 : .

Beim Regimente befinden ſich noch 57 überzählige Gemeine auf Urlaub , die ,

weil ſie über 20 Jahre dienen , nicht an das Regiment Suter abgegeben werden fönnen , alſo dieſem zur Verſorgung zur Laſt fallen würden , welches eine Un: gerechtigkeit geweſen wäre. «

208

4) Daß die auf 24,271 Rthlr. 5 gr. 74 Pf. berechneten Errichtungskoſten zu dieſem Bebuf verwendet , die ſodann von dem zu Trinitatis auf 38,062 Rthlr. angewachſenen Errichtungsfonds übrig bleibenden 13,790 Rthlr. 18 gGr. 4. Pf. aber aſſervirt werden und das Collegium erſt nad völlig beendeter Formation die Final Bercdnung der Koſten einreiche. 5) Daß wegen Verabreichung der Mondirungsſtüde an die Towarczys nicht der Huſaren - Etat , ſondern wie bei den Dragonern ein Termin bon 2 Jahren , und auf das Sattelzeug ſtatt der 12 jáhrigen eine Sjábrige Bonification feſtgelegt werde. Se. Majeſtát überlaſſen dem Ober - Kriegs - Collegium biernach das Nöthige zu beſorgen und nehmen es mit beſonderem Wohlgefallen an , daß der General

Lieutenant Freiherr v. Günther die erſte Conſcribirung und Einziehung des kleinen Adels ſelbſt übernehmen will. Die Beſeßung der Officier - Stellen bei den 5 Escadrons Towarczys behalten Se. Majeſtát sich noch vor. ( gez. ) Friedrich Wilhelm. 2. An den General- Lieutenant Freiherrn v. Günther.

Berlin , den 20. Januar 1800 .

Da das Regiment Towarczys mit dem Eurer Inſpection anvert uten Bataillon Towarczys auf gleiche Art organiſirt werden ſoll und es bis daher nothwendig ſcheint, ſolches unter den Augen eines ſtets gegenwärtigen In

ſpecteurs zu bewerkſtelligen, dies Geſchäft aber keinen beſſern Händen als den Eurigen übergeben werden kann , ſo ernenne ich Euch hiermit ebenfalls zum General - Inſpecteur Eures Regiments .. 3ch habe demgemäß heute das Nöthige an den General der Cavallerie Grafen W. Raldreuth erlaffen 2. ( * ) ( gez. ) Friedrich Wilhelm

Berlin , den 3. Mai 1800.

Bei der Eigenthümlichkeit dieſer Waffe , die mit dem Jahre 1807 aus der Rönigl. Armee wieder verſchwand, iſt es uns für die Geſchichte derſelben von beſonderer Widtigkeit erſchienen . Alles was über Bošniaken , Tartaren

und Towarczys erlaſſen wurde, hier treu wiederzugeben und zu bewahren . Am 1. Juni 1800 entließ Günther vom Regiment 79 mit Verziđt

leiſtung, 23 ohne Anſpruch auf Gnadenbeneficien und 2 zum Beſten des Landes. *) Für Diejenigen , weldye ſich an den Wortlaut der Cabinete - Ortres zu halten

pflegen , um daraus die Verhältniſſe , unter denen eine Veränderung geſchehen iſt, näher zu beſtimmen , müſſen wir hier dieſe Ordre an den General v. Kald : !

reuth vom 3. Mai auführen , weil ſie die Umwandelung , nicht die Auflöſung .

des Bosniafen - Regiments ausdrücklich ausſpricht und den Zuſammenhang beider Negimenter conſtatirt, fie lautet : Mein .., da Ich nicht allein das bisherige Tartaren - Pulk , ſondern auch das Negiment Bosniaken , erſteres in ein Bataillon und legteres in ein Regiment Towarczys verwandelt habe , und beide eine gleiche !

Organiſation erhalten ſollen, ſo ſcheint es Mir zweđmäßig , dem General - Licu: tenant Freiherrn v. Günther als Inſpecteur des Bataillons Towarczys aud;

die Direction des nunmehrigen Regiments Towarczy8 zu übergeben. Indem 3d Guch daher von der Oberaufficht dieſes Regimento entbinde ac. ( gez. ) Friedrich Wilhelm .«

209

Die auch zur Entlaſſung beſtimmten 45 Referben und 36 Einrangirte nebſt 8 Verſorgungsberechtigte behielt der General noch zurüc , um ſie dem General Grafen 6. Raldreuth borzuſtellen.

Die Maaß- und Stammrolle des Regiments vom 1. Juli enthalt indeß noch ſehr wenig als Towarczys bezeichnete Individuen. Die Stärke der ein

zelnen Escadrons wird darin auf 98 Mann ( die Leib - Escadron 107 ) anges geben , wobei die Zahl der noch vorhandenen Carabiniers zwiſchen 9 und 14

wechſelt. Dagegen find 17 bis 19 Überzählige bei jeder Escadron aufgeführt , welche durch die zum Grenz- Commando verwendeten 240 Mann bedingt zu 1

ſein ſcheinen und über den Friedens - Etat verrechnet wurden. Aber ſdon Ende October fonnte Günther über den Erfolg ſeiner Maß regeln dem Könige Erfreuliches berichten , und Se. Majeſtát ſprachen fich, wie folgt, darüber anerkennend aus : .

Wer könig an den General - Lieutenant Freiherrn D. Günther.

Mein 2. 3d habe aus Eurem Berichte vom 31. b. M. , womit Ihr den Inſpections -Rapport von den Towarczys einreidhet , gern erſehen , daß der kleine Adel dortiger Gegend Neigung zum Dienſt zeiget , und ſich zum Theil freiwillig als Towarczys engagirt. Da dieſe nun complett ſind, ſo genehmige 3

30 , daß die fernere Aufhebung fiſtiret, der Abgang aus den Referben gleich erſeßt, dieſe hingegen erſt im fünftigen Sommer aus dem Plodt'ſchen Rammer: Departement ergänzt werde , inſofern das Manquement nicht durch die fich

freiwillig zum Dienſt geftellenden kleinen Ebelleute zu decken ftebet oder für dieſe Freiwilligen nicht andere eingeſtellte Towarczys oder Reſerve zum Beſten des Landes gleich wieder entlaſſen werden müſſen , wozu ich Euch hiermit autoriſire ac. Berlin , den 13. November 1800.

( gez. ) Friedrich Wilhelm.

Die erſten Liſten der Officiere ſämmtlicher Towarczys mögen nun bier ihren Plat finden . Nang -Lifte

der Officiere des Königl. Preuß. Regiments Towarcips pro Juni 1800. Alter.

Charakter.

Vaterland.

Vor- und Zunamen.

J. M.

Dienſt: zeit.

ou r was wne

I. M.

General - Lieutenant.. Heinr. J. Freiherr v. Günther 63 6 Brandenburg - 42 37 | Oberſt u. Commandeur Georg Friedrich v. Kall .... 57 10 Pfalz... Major . Rud. Heinr. Friedr. v. Ziegler 50 8 Preußen 35 Friedrich Röſtel.... 7 Weſtpreußen .. 40 57

Rittmeiſter.

3

10 6 7

Theodor Feege ....

62

2 Breußen ...... 4111

Martin v. Konarsky .

46

6 Neu-Oſtpreuß.30

Johann Wilde .... 5411 Preußen ..... desgl. Chriſtian Friedr. v. Gerhardt 51 2 Alerander v. Kurnatowsky .

60 43

5 Medlenburg

30

2 ) Südpreußen .. 27 14

-

Adolph v. Moßer ..

5 2 3

39 33

8

210

Dienſt Alter.

Charakter.

9. M.

J. M.

45 | 9 | Schleſien .. 1 Preußen desgl. ... Fr. Wilh. Leop. v. St. Paul 34 3

Stabs - Mittmeiſter... | Carl Corſep ...

Chriſtian Friedrich Michaelis 44

>

>

zeit.

Vaterland.

Vor- und Zunamen.

31 27 1910

Siegmund Friedrich v. Lochow 45 5 Brandenburg . 31 10 3 6 Chriſt. Laroche v. Startenfels 29 11 Pfalz .. 4 28 Premier - Lieutenant .. Leopold v. Podſdarly ....... 44 8 Preußen ... 23 11 desgl. 46 Otto Guſtav Siemund.. >>

Georg Friedrich v. Gölniß .. |34 6 Brandenburg · 21 Seconde - Lieutenant.. | Lucas v. Bialinsti ... Friedrid ) v. Gottberg Carl Franz Ropku . Leopold Kopfa .... Vincent v. Piaſecy .. .

D)

Friedrich v. Fiſchfeldt.. Ludwig v. Schön ...

43

9 Schleſien .. 4 Preußen .. 6 Schleſien .

32

1 Breußen ...

35

9

33 37 36 31 39

beegl. desgl.

|; 25 2

Schleſien Sec. -Lieut. u .Adjutant Johann Heinrich v. Bladha . Weſtpreußen .. Seconde - Lieutenant.. Bernhard Carl v. Grabowoty 29 Johann Georg v. Wegnern . 22 10 Preußen . Ernſt Ludwig v. Naurath ... 23 6 desgl. Ad. Schimmelpfenig v. 0. Dye 31 9 desgl. Johann Carl Schulk . 2311 Pommern ... >

Cornet

>>

Fahnen - Junfer .

Friedr. Hermann v . Wißleben 23 Theodor Wilhelm Dallmer .. 23

5 1

22

2

22 9 18 11 17 17

8 6

5 Neu- Dſtpreuß. 17 8 Ob. - Schleſien 15

6 Preußen ... desgl. deegl. 37 | 10 desgl. 27 | 10 Alerander v. Drygalsky ... desgl. 6 28 Friedrich Wilhelm v . Refteloth 29 2 desgl. Otto Domiſch ... 31 9 deøgl . .... Johann v. Bartkowsky .. Friedrich Glaſer ..... Alerander v. Manſtein .

22

4 Magdeburg ... 3 Preußen . desgl. 9

2 8 7 1

15 21

17 | 10

10

11

10

1

10 16

I 10

8

11

8 7

10 1

8

3 9

14

7/11 4 6 8

‫ܟܕܢܛܨ‬ ‫ܗ‬ ‫ܕ‬ ‫ܢ‬‫ܚܕܢ‬

Carl Friedrich Wilhelm Kayſer | 37 Ludwig v. Nettwiß .. 34

Heinrich Ludwig Leopold John 22 Friedrich Heideweiler........ 21 7 Moeurs Leop. Fr. Wilh. v. Schlichting 22 9 Preußen .. Carl Fr. Ludwig v. Halletius 2011 desgl . deegl. Carl Friedr. Wilh. Wachowsfy 20 I. C. Dietrich gen. v. Schenf 23 1 desgl. . desgl. .... 24 Wilhelm Gebhardt.......

5 6 6 5 10 8 5 9 4

Daniel Hermann v. Höwel .. | 17 | 11 Weſtpreußen .. Eugen Dalmer . 18 6 Preußen .... Chriſtian Friebrid Midaelis 17 2 desgl.....

2

5

2

4

Stanislaus v. Mlynéfi..... 19

Neu- Dſtpreuß.

Ludwig Ferdinand Glaſer ... 1910 Preußen ....

3 7

2

1

11 9

211

Dienſt zeit.

Alter .

Charakter.

Vaterland .

Vor- und Bunamen.

3. M.

J. M.

Fahnen - Junfer......

Andreas v. Glazewsky

21

Jakob v. Ciemniewsky . Nicodemus v. Podbielsfy).. Alerander ø. Worowsky

21

21

7 Neu- Oſtpreuß. deegl . desgl. deegl .

-

19

11 8

Unter - Stab :

Ngts.- Quartiermeiſter | Erdmann David Heinrichs .. | 26 | 10 Preußen .....

Regiments - Chirurg .. Chriſtian Friedrichv.Rozynsfy 41

9

1 2 degl... 2

23 | 2

Cantonirung8 - Quartier Sierd i bei Tyfoczyn , den 22. Juni 1800. ( gez. ) 0. kall.

Rang: Liſte der Officiere des Königl. Preuß. Bataillons Towarczys pro Juni 1800. Dienſt Alter.

Charakter.

J.

Heinrich Ernſt Göll

I. M.

N.

Major u. Commandeur A. P. Sdyimmelpfenig v.d.Dye 57 Major.. Rittmeiſter ..

zeit.

Vaterland.

Vor- und Zunamen.

Preußen .

39 35 | 3

8 Elſaß . 5 Pommern .. 7 Preußen .

53

Ernſt v. Dieczelsky ... 38 Leop . Sam . F. v. Sierakowsfy 44

4 10

20 26

Ernſt Biehan. Premier - Lieutenant .. Friedrich Wilhelm v. Glaſer | 32 2 desgl. ...... 19 Caſimir v. Wilczewsfy).... 36 Neu : Dſtpreuß. 18 Heinrich Gid. v. Wolfi ... 26 Ponimern ..... 12 Seconde - Lieutenant .. 6. L. Biejon v. Ezudnochowsfy 32 10 Pr. Lithauen . 15 Stabs - Mittmeiſter

Theodor Mörner. Sec. - Lt. u . Inſp.- Adi. Heinrich Preuß .

1

31 33 25

31

Seconde - Lieutenant.. Alerander v. Scharowiß 23 Joh. Friedrich v. Drygalsky 22 Joſeph W. Radzidi ... 37 Cornet und Adjutant Carl Wollenweber .. 43 Cornet Joh. Anton Franz v. Talapfo | 20

Schleſien .. 17 Pr. Lithauen . 11 3 Neumart

6

6

Polen .

.

.

.

.

.

9 Preußen .. 9 Schleſien

10

6

9 10 4

9

3 / Preußen .. 2 Neu- Oſtpreuß. 21 2 Preußen ...

3

ooooooo mad1

Johann Beyer .... Friedrich v. Sperber ... ,

-

34

-

Jakob v. Zielynsky ..

8

4

8 1

3

10

7

9

Oberft - Lieutenant ... | Jakob Murza Baranowsky .. | 47 7 Neu- Dſtpreuß. | 4

7

Ferdinand Joſt

31

Schleſien .

Tartaren - Escadron :

Stabø - Nittmeiſter . Seconde - Lieutenant.. s

Cornet

MuſtaphaMurza Baranovesky 47 Joſeph Murza Baranowsky . 28 Zachey Murza Baranowsky . 35 38 Abraham v. Ulan ....

7 Nuff. Lithauen

47

7 Neu : Dſtpreuß. 4 6 Huff. Lithauen 7 Neu : Dſtpreuß. 14 *

7

4 6 41 7

alloon

212

Dienſt : Alter.

Charakter.

Vor- und Zunamen.

Vaterland.

zeit. J. M.

3. M.

Aggregirte Officiere : Major.... Rittmeiſter.

42 6 Neu- Oſtpreuß. Gazey v. Ulan .. Zadey Murza Baranowsfy . 367 teegl...

Muſtapha v. Achmatowicz... Stabo - Rittmeiſter... Muſtapha Murza Baranowsky) Premier - Lieutenant .. David Murza Baranowsky . Seconde - Lieutenant .. AleranderMurza Baranowsky Cornet David v. Juozynsky . .

.

Jakob v. Chalecky ..

6

44 41 37 31

desgl.

4 4 4 4

6 7 6 7 7

40 31

desgl. 7 desgl. 4 deegl.. 7 desgl. .. 7 6 Ruſſ. Lithauen | 4

6

30

1 |Preußen ...

4

6

14

6

7

7

Unter - Stab :

Ngts.-Quartiermeiſter Carl Friedrid; Kopfa .. und Auditeur ,

Regiments - Chirurg .. Friedrid, Geitner ... 37 Feldprediger .. Auguſt Heinrich Brettſchneider 36

6 Pommern.... Sdleften .

A bgang :

Oberſt und Chef Janus Murza Baranows fy erhielt unterm 29. März 1800 den Abſchied mit 600 Thlrn. Penſion.

Seconde - Lieutenant David Rudziewicz erhielt unterm 29. März 1800 den Abſchied mit 96 Thlrn. Penſion.

Aggreg. Cornet Joh. v. Buczadi erhielt den nadygeſuchten Abſchied als Lieutenant. Alerander v. Ulan desgl. Auguſto w o , den 28. Juni 1800 .

( gez. ) Schimmelpfenig o. d. Oge.

NB. Seit dem November 1800 ſtand die Tartaren - Escadron in Sofolfa und im Dc tober 1803 wurde die Escadron von Goniod; nad Lipof verlegt.

Um der geübten Truppe wenigſtens theoretiſch ſogleich die nöthigen Rennt: niſſe zu verſchaffen, fuchte Günther die durch ſeine 40jährige Erfahrung als

erprobt bezeichnete Methode über die Dreſſur der Leute und Pferde in eigen: händig geſchriebenen Inſtructionen darzuſtellen. » Die Sorgfalt für ſein Pferd « , heißt es darin , » iſt die allererſte Pflicht 1

des Cavalleriſten , weil er alle anderen Pflichten ſeines Dienſtes nicht erfüllen kann , wenn er nicht ein Pferd hat , auf welches er fich zu verlaſſen weiß. « Die meiſten Beſtimmungen dieſer Inſtructionen liegen auch denen der beutigen Zeit zu Grunde , wir können ſie alſo größtentheils übergeben , aber ihre in der Armee erlangte Berühmtheit verlangt wenigſtens die Stellen daraus

hervorzuheben , welche Eigenthümlichkeiten der damaligen Einrichtungen oder Abweichungen von den jebigen Reglements enthalten.

So heißt es in der Inſtruction über die Behandlung der Remonten für das Bataillon Towarczys bom 8. December 1800 : ad 2. Das Remontepferd muß wenigſtens 14 Tage mit warmem Waſſer und ſchwarzer Seife , die der Escadrons-Chef ankaufen und vertheilen läßt ,

213

gewaſchen werden. Dieſes Waſchen muß aber erſt geſchehen , wenn die Pferde

brav mit der Striegel und Rartätſche abgepußt ſind und dadurch der Schmus von der Haut ber Pferde losgemacht iſt, denn ſonſt geht er durch das Waſden nicht weg.

ad 3. Nach dem Waſchen muß man die Pferde brav mit Stroh ab.

reiben laſſen und ſie alsdann mit der Decke gut zubecen , damit fie ausdünften , dieſes Abreiben und Zudeđen muß auch allemal geſtehen, falls die Pferde ſchwißig geritten find, desgleichen muß man ſie mit der Trenſe gut aufbinden , tamit fie theils fich nicht hinlegen und auf's Neue beſchmußen können , theils das Gebiß im Maule leiden lernen.

Dieſes Waſchen muß zweimal des

Tages nach dem jedesmaligen Pußen geſcheben , wenn aber die Remonte ges ritten wird , ſo geſchieht das Waſden erſt nach dem Reiten und müſſen auch die Remonten nach dem jedesmaligen Reiten eine Stunde aufgebunden werden , náduftdem bekommen ſie erſt Heu , eine Stunde nachher Futter und alsbann werben fie getrantt. ad 6. Nochmals wiederhole ich, daß nie ein noch nicht zu Kraften ge: .

kommenes Pferd oder wenn es noch zu jung iſt, auf den Galopp gefeßt .

werden muß , weil dadurch die Nerven ( ? ) zu ſehr angeſpannt werden , wo: 1

durch dieſe zu ſehr leiden , weil ſie noch zu ſchwach find. Selbſt ein altes Pferd , das viel galoppiret , wird vor der Zeit ſteif. Ein freier ausgreifender Trab iſt derjenige Gang eines leichten Soldatenpferdes , welches darum den weſentlichſten Nußen ſtiftet, weil er das Pferd am wenigſten angreift und der Reiter doc Terrain gewinnt.

ad 7. Um die Pferde allmålig zu Kräften zu bringen , muß man den Remontepferden nicht gleich zu viel bart Futter geben ; es ſchlägt ihnen ſonſt in die Knochen. Wenn ſie Anfangs 2 Megen Hafer, 8 Pft. Heu erhalten , nächſtdem 2; Meße Hafer, 6 Pfd. Heu und zuleßt , wenn ſie mehr geritten werben , 3 Meken Hafer und 4 Pft. Heu , ſo kommen fie gewiß in folchen Stand , daß fie, wenn ſie ſonſt innerlich geſund find, zu allen Dienſten fähig werden und bei der etatsmäßigen Nation ſehr gut beſtehen können. ad 8. Ade Morgen muß der Reiter und der viſitirende Unterofficier das Remontepferd unter der Ganaſche fühlen , ob ſich etwa ein Anſaß zum Kropf findet. Iſt dieſes , ſo muß das Pferd gleich allein geſtellt werden , denn ſelbiger iſt das , was bei den Kindern die Blattern find und ſticht an.

Er

reiniget den Rörper , wenn er gutartig iſt, er inficirt das ganze Blut des Pferdes , wenn er bösartig iſt und wird zur incurablen Steindrüſe oder gar

zum Ros. Solche fropfigte Pferde müſſen allein geritten werden und nicht zu ben andern können. Das Reiten aber iſt ihnen höchſt nöthig , und wenn es alle Tage geſchieht, weil fich der Kropf dadurch deſto beſſer löſt; jedoch müſſen die Pferde dabei nicht erhigt werden. Bei ſolchen Pferden iſt es gut , wenn man Anfangs weiter nichts als eine halbe Hand boll Salz auf jedes Futter ftreut und mit ſelbigem bermiſcht, weil ſolches die ſtodenbe Materie beſſer auflöſt, durch den Urin forttreibt , folglich den Magen und das Blut bom Shleim mehr reinigt. Rann man das ſogenannte Steinfalz haben , ſo iſt es

214

deſto beſſer. Will fich hierdurch der Rropf nicht legen , ſo kann man noo Wacholderbeeren und weißen Senf, beides pulverifirt, mit dem Salz vereiniget füttern , welches noch mehr die Unreinigkeiten durch den Urin abführt. 3o

fage darum nichts von den gewöhnlichen Drüſenpulvern , weil in hieſiger Bros vinz zu wenig Apotheken fich befinden , folglich dergleichen Pulver ſchwer zu haben iſt. Sobald ſie unterm Halſe Knoten bekommen , muß man ſelbige mit

Gänſe- oder Haſenfett ſchmieren, vorher aber die Haare wegſớeeren und dann mit einem Schaffell oder einem doppelt gelegten Stüc alten Woylach der Wärme

halber verbinden. Hierdurch werden die Rnoten zur Eiterung gebracht, und wenn alle Unreinigkeit heraus iſt, ſo heilen ſie von ſelbſt wieder zu , wenn man 1

fie blos ein wenig mit Leinol ſchmiert. ad 10. Beinn Galopp müſſen beide Zügel ein wenig ſtarker , aber ſanft und nicht reißend angezogen werden , beim Rechtsgaloppiren aber der linte Zügel ein wenig ſtarfer als der rechte, damit der linke Vorderfuß des Pferdes daburch zurückgehalten wird und giebt der Reiter alsdann zugleich bem Pferde mit ſeinem Fuß einen ſtarken Solag auf's rechte vorberblatt , bleibt dabei ruhig im Sattel fißen und arbeitet nicht mit dem Leibe den Hülfen entgegen , biegt vielmehr den Oberleib ein wenig rüdwärts , ſo wird jedes Pferd ebenſo leicht rechts anſpringen lernen , als es von Natur lieber links anſpringt, es muß aber auf beiden Füßen gleich leicht anſpringen lernen , damit es im Ge: radeausgaloppiren auf ſehr weiten Strecken mehrmalen wechſeln könne , weil ſonſt ein Fuß zu ſehr leidet. Iſt das Pferd ſehr faul , und will auf die oben erwähnten Hülfen nicht rechts anſpringen , ſo giebt der Reiter dem Pferde den linken Sporn , dies iſt denn ſchon mehr Strafe als Hülfe , die aber alsdann aud .

.

wirkſam zu ſein pflegt, wenn nicht die Ungeſchidlichkeit des Reiters ober die außerordentliche Faulheit oder Bosheit des Pferdes es verhindert , indem ders

gleichen Pferde alsdann nur gar zu oft hinten ausſchlagen, wenn fie den Sporn erhalten. Soll das Pferd links galoppiren , ſo muß man ebenfalls beide Zügel wieder gelinde anziehen , den rechten aber etwas ſtärker als ben linken , um dadurch den rechten Vorderſuß zurückzuhalten und dem Pferbe bemerkbar zu machen , daß es links anſpringen ſoll, welches deſto leichter geſchieht, wenn der Reiter zugleich mit ſeinem Fuß einen Schlag auf dem linken Vorderblatte giebt ; iſt bei faulen Pferden dieſe Hülfe ohne Wirkung, ſo muß der rechte Sporn gegeben werden. Um dem Pferde beim Galoppiren das richtige Ans ſpringen beizubringen , iſt es immer am beſten , daß man ihm die Hülfe eben in dem Augenblick giebt , da es ſich auf der Ede wendet , denn die meiſten Pferde , ſelbſt wenn ſie auf der geraden Linie falſch galoppiren , wechſeln mit 1

dem Fuß und ſpringen richtig an , wenn ſie ſich wenden , thun ſie es nicht, ſo iſt es ficherlich die Schuld des Reiters , der ſie durch falſche Hülfen verwöhnt hat. Soll das Pferd nach dem Galopp parirt werden , ſo zieht der Reiter beide Zügel an , indem er die Nägel noch mehr nach oberwärts breht und dabei den Oberleib ein wenig zurückbiegt, aber gleich wieder die Zügel nadlaßt ,

um dem Pferde wieder Luft zu geben. Nach jedem Pariren iſt es auch gut , wenn das Pferd angelernt wird , etwas zurückzugeben , indem der Reiter die

215

Zügel wechſelsweiſe anzieht und nachläßt und dabei ſeinen Oberleib ein wenig zurücbiegt. Es muß aber auch nädftdem das Pferd allemal wieder einige Shritte vorwärts geführt werden . Geht das Pferd nicht gerade zurüd , ſo muß man auf der Seite , wobin es mit dem Hintertheil von der Linie abweicht, den Schenkel anlegen und den gegenſeitigen Zügel etwas ſtarker anziehen.

ad 13. Wenn das Remontepferd ſo weit ausgearbeitet iſt (wenn es Gas lopp und Seitengånge geht ) , ſo muß man es auch ſchon auf Trenſe ſchlangen weiſe reiten laſſen , wodurch ihm das Wechſeln der Zügel und der Hülfen von einer zur andern Hand geläufiger wird. ad 17. Beim Reiten mit der Candare iſt noch mehr darauf zu ſehen , wie bei der Rnebeltrenſe, daß der Reiter die Fauft nicht ſteif bålt , welches man eine ſchwere, tobte Fauſt nennt , ſondern daß beſtandig das Gelent los bleibt , welches eine leichte, lebendige Fauft heißt ; daß er bei allen Bewegungen ,

ſelbſt beim Pariren , nicht mit einem ſteifen Arm oder einer ſteifen Fauft bem Pferde im Maule rudt, fondern blos mit einer ſanften Drehung der Fauſt die nöthigen Hülfen giebt ; dieſe bleiben faſt die nämlichen , wie bei der Tren: ſenarbeit beſtimmt worden. Soll er vorwärts reiten , ſo dreht er , ohne den Arm zu bewegen , blos die Fauſt, ſo daß die Nägel nach unterwärts fommen , hierdurch fühlt das Pferd Luft , und følågt er zugleich mit beiden Zehen an die Blätter , ſo geht das Pferð borwärts , da er dann gleich wieder die Fauſt .

in die vorgeſchriebene Stellung bringt und leicht bewegt ; wil er das Pferd rechts menben , To dreht er die Hand ſo , daß die Nägel etwas oberwärts und der kleine 1

Finger mehr nach der rechten Seite kömmt , dadurch beſtimmt der rechte Zügel das Pferd nach der rechten Seite und die Wirkung des linken Zügels am Halſe giebt die Hülfe. Wil er das Pferd links wenden , ſo dreht er die Fauſt noch ſtärker, ſo daß die Nägel ganz nach oberwärts kommen und die Fauft mehr gegen

die linke Seite gebt , hierdurch beſtimmt der linke Zügel das Pferd , nach der linken Seite zu geben und der rechte Zügel am Halſe giebt die Hülfe. Gleiche Drehung der Fauft findet ſtatt, wenn das Pferd halb rechts oder halb links

gehen ober traberſiren und ſchließen ſoll, nur mit dem Unterſchiebe: geht das !

Pferd halb rechts oder halb links, ſo muß die Fauſt nach gemachter Wendung gleich wirder gerade vor fich gehalten werden , weil das Pferd alsdann gerade ausgeht. Beim Traverſiren aber muß die Fauſt ſo lange in der Wendung gehalten werden , als das Schließen dauert.

Will man das Pferd in den Trab bringen , ſo giebt man mit der Fauſt nach , ſo wie vorher beim Vorwärtsreiten geſagt worden und ſchlägt etwas ftárker mit beiden Füßen an beibe Blätter des Pferdes. Soll aber das Pferd aus dem Trabe in den Galopp fallen , ſo muß der Reiter das Pferd etwas

mehr zuſammennehmen und dies geſchieht durch eine ſanfte Drehung der Fauſt , ſo daß die Nägel etwas mehr nad oberwärts kommen , allein die Fauſt muß gerade vor dem Bauchnabel bleiben. Je ruhiger alsdann die Fauſt gehalten wird , je ruhiger der Siß des Reiters im Sattel iſt, wobei der Oberleib ein ganz wenig zurüdgebogen werden kann , defto ficherer wird das Pferd galop: piren. Giebt der Reiter dabei , ſo wic es bei der Trenſenarbeit beſtimmt worden ,

216

dem Pferde , wenn es rechts galoppiren ſoll, einen Solag mit dem rechten Fuß an's Blatt und mit dem linken Fuß , wenn es links galoppiren ſoll , ſo werden ſicherlich die meiſten Pferde ſehr gut und richtig galoppiren 2 . ad 21. Sind die Pferbe ſo weit auf Canbare thátig gemacht, ſo kann alsdann auch wieder mit dem Gewehr gearbeitet und auf die nämlide Art verfahren werden , als bei der Trenſenarbeit beſtimmt worden. Sind die Pferde in der Art einzeln beſchoſſen , ſo nimmt man ſie in 2 Gliedern mit weiten Jn:

tervallen gegen einander und läßt ein Glied auf das andere zureiten , indem ein Glied ſcießt, durch weldes geritten wird , dadurch gewöhnen ſich die Pferde am erſten an's Feuer.

Die Inſtruction vom 1. September 1801 über die Ausarbeitung der Re kruten , beſonders der Towarczys zu Fuß , giebt in ihrer Einleitung eine Art Charakteriſtik des zu bearbeitenden Materials , welches ſich allerdings in vieler zinficht von dem anderer Regimenter unterſchieb. Sie lautet alſo: » Mangel an Renntniß der Deutſchen Sprache macht den Unterricht der Towarcs ſehr ſchwer. Da auch der größte Theil derſelben wenig Schuluntericht erhalten , nicht an Nachdenken gewöhnt iſt, dabei viele Abneigung zum Militairdienſt hat , und ihre Glieder nicht zur Gelenkſamkeit gewöhnt ſind , ſo erfordert ihre Augs arbeitung mehr Zeit , Geduld und Mühſamkeit, wie die ber meiſten Deutſchen Rekruten . Wenn man aber doch dabei ſtufenweiſe und methodiſch zu Werke geht , nichts übereilt , nicht eher dem Rekruten eine zweite Sache zeigt , bevor er nicht die erſte richtig begriffen bat ; wenn man dabei die Methode , die das Reglement bierüber vorſchreibt und die ganz mit derjenigen übereinſtimmt, die ich jederzeit empfohlen habe , genau beobachtet, ſo wird man dennoch mit felbiger zum Zwed kommen , daß fie richtige Begriffe von ihren Dienſtpflichten 1

1

1

erhalten und dasjenige mit dem gehörigen Anftande , Nußen und mit Ztreds .

mäßigkeit zu machen wiſſen, was zu ihrer fünftigen Beſtimmung erforderlich iſt. Es iſt ſchon einem jeden leichten Cavalleriſten höchſt nothwendig , daß er genau Meiſter von ſeinem Pferde und ſeinen Waffen ſei. Es kommen die Fälle

nicht ſo häufig vor, wo er in großen Haufen geſchloſſen gegen den Feind agirt , aber er iſt täglich im Felde , auf Feldwacht und auf Patrouille, wo et auch täglich, ſo zu ſagen , mit dem Feinde in Handgemenge geräth , weiß er alſo nicht ſein Gewehr zu gebrauchen , nicht ſein Pferd geſchwinde und gut

zu erercieren , ſo läuft er Gefahr , bei jeder Gelegenheit gefangen , verwundet oder niedergebauen zu werden. Dem Towarczys aber iſt dieſes doppelt noths wendig , recht gründlich zu wiſſen, weil ſeine Beſtimmung iſt, im Kriege bei anderen Regimentern vertheilt zu werden und dort Carabiniersdienſte zu thun. Er muß alſo nicht allein ſelbſt Meiſter von ſeinem Gewebr und Pferde ſein , ſondern er muß auch ſeine Untergebenen darinnen unterrichten und ſie gut anzuführen wiſſen . « Wir beben aus obengenannter Inſtruction ferner noch einige Punkte ber: vor , welche charakteriſtiſche Merkmale oder Verſchiebenheiten von den gemobns lichen Reglements enthalten : !

ad 2. Sie ſind größtentheils ſchon durch Gewohnheit ihrer vorherigen

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eingeſchränkten Vermögensumſtände an eine geringe Lebensart in Anſehung des Unterhalts gewohnt; man muß fie desbalb auch dazu anleiten , daß fie ibre ordentliche Menage maden und dabei alle Pöhnungstage wenigſtens zwei mal Fleiſch effen , um gehörig bei Rraften zu ſein. ad 7. Man muß auch gleich dem Refruten die richtige Cadenz des Mar: lches beibringen , daß er nicht zu langſam marſchirt, weldes ihm weit ſaurer

wird , als der freie InfanterieſQritt, davon 75 auf eine Minute geben. Man muß ihnen alsdann auch den geſchwinden Schritt zeigen , den die Infanterie gleichfals bat , deren 120 auf die Minute gehen ; er muß bei dieſem Schritt etwas ſtärker auftreten, um dadurch das Tempo ju marfiren. Es hat ſelbiges den großen Nußen , daß alles bei den Bewegungen halb rechts oder halb links , auch bei den Sdwenkungen beſſer gerichtet bleibt. ad 8. Sobald der Refrute erſt etwas im einzelnen Marſtiren unters richtet iſt, muß man ihn mit Fechtkörben erercieren laſſen , wodurch die drei vorber ſchon beſtimmten Gelenke in der Schulter, im Ellbogen und in den Rnöcheln der Hand los werden und wegen der Leichtigkeit der Fechtförbe er : .

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müdet der Arm weniger , als wenn man gleich mit dem Sábel anfängt zu .

arbeiten , welches dem Rekruten wegen der Schwere und Ungewohnheit ſehr fauer falt. Rann er aber mit dem Fedtforbe ſowohl im Stillefteben als in

der Bewegung und im Flanfiren die Hiebe machen , Yo find auch die Gelenke Bei den Hies los und alsdann fängt man an mit dem Sábel zu arbeiten. ben mit den Fechtförben muß man die Leute gründlich belehren , nach welchem Theil des Rörpers ſie eigentlich den Hieb führen ſollen und welchen der Gege

ner zu pariren ſuchen muß , denn ſie führen gemeiniglich den Hieb nach dem Fechtforb ſelbſt , welches aber in Anſehung der Hiebe gegen den Feind gar keinen Nußen hat. Außerdem muß man ſie belehren , daß hier beim Unterricht

zwar die rechs Kreuzhiebe regelmäßig auf einander folgen müſſen , daß aber der Feind ſchwerlich fie in der Folgeordnung macht, daher fie dem Gegnet immer nach den Augen ſehen müſſen, um vorauszuwiſſen, nach welchem Theil deß Rörpers er bauen will, um den Hieb pariren zu können . Bei den Hieben , wenn ſie von der linken Seite gemacht werden , iſt es beſſer , ſtatt des lepteren

Rreuzhiebes , der eigentlich nach dem linken Arm des Feindes geht , den Hieb nach dem Zügel führen zu laſſen , weil dieſes die leichteſte Art iſt, den Feind zum Gefangenen zu machen , ohne einmal nöthig zu haben , ihn zu verwunden ; denn iſt der Zügel zerbauen , ſo kann der Feind ſein Pferd nicht mehr regies 1

den , folglich iſt er außer aller Thätigkeit gefeßt. Unterdeſſen iſt aber auch die Parade dagegen , wenn man nur aufmerkſam iſt, ſehr leicht und geſchwinde, To baß der Feind ſeinen Zwed , den Zügel zu gerbauen , nur fowerlich erreis den kann. Denn wenn auch der Feind durch eine Finte , als wollte er nach

dem Kopfe bauen , den Säbel des Gegners zur Parade in die Höhe lodt und alsdann nach dem Zügel haut , ſo darf dieſer Gegner doch nur die Hand mit dem Sábel etwas vorwärts führen und ſinken laſſen , ſo wird er allemal mit

der Rlinge den Hieb auffangen. Bei allen Paraden muß die Klinge frág und nicht vor Quere gebalten werden , ſonſt giebt man Bloße.

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ad 10. Jít ber Rekrut mit dem Sábel ausgebildet , ſo muß man ihn auch einzeln mit der Lanze vornehmen und ihm zeigen , wie er alle Stiche machen muß und wie er ſie, wenn er ſeinen Leib zu Hülfe nimmt und folde

im Gleichgewicht faßt , ſehr gejdwinde herumwerfen kann. Man muß ihn aber dazu gewöhnen , daß er beim Stiche allemal auf die Spiße der Lanze fieht

und ſich einen Punkt nimmt, auf den er die Spike zielend richtet. Rann er mit ſelbiger alle Stiche machen , ſo muß man ihm gleich auch zeigen , wie er im Flanfiren , ſowohl retiriren als verfolgen und durch Drehung ſeines Leibes oder nachſtbem beim Reiten durch Drehung des Pferdes bem feindlichen Stich ausweichen muß. Da er hierbei ſoon bei der Arbeit mit den Fechtkörben den Grund gelegt , ſo wird ihm dieſes hernach bei der Lange ſchon ſo viel leichter und geläufiger. Hierbei iſt ihm einzuſchärfen , daß wenn er im Retiriren ge fdwinde Front gegen den Feind maden will, er auch ſogleich fich links berum : werfen muß , weil er die Lanze links rückwärts hat, weil er den Feind deſto geſchwinder jürpreniren und herunter ſtoßen fann , wenn ſelbiger nicht ſo ges wandt mit ſeinem Pferd und Waffen umzugeben weiß. Beim Retiriren muß er den Stich niedrig nach der Bruſt des Pferdes führen , damit der Feind 1

folches nicht an ihn beranbringen kann , kommt ihm aber der Feind im Ernſt

nahe , ſo muß er nach dem Mann ſelbſt ſtechen. Wenn ſich der retirirende Mann links berumwirft , um Front gegen den Verfolgenden zu machen , ſo muß fich dieſer dagegen rechts herumwerfen , ſo behält er gleich die Spiße der Lanze

gegen den Feind und deđt ſich im Retiriren. Der Verfolgende muß allemal nach dem retirirenden Mann in dem Augenblic ſtechen, wenn dieſer die Lanze von einer Seite zur andern nimmt. – Das Flanfiren mit dem Piſtol, wel

dhes vom Rekruten zunächſt gegen drei rechts und zwei links ftebende Mann geübt wurde , wobei er nadı allen Seiten mit dem Piſtol anſchlagen und fich durch Wendungen gegen den feindlichen Schuß fichern lernte , dann aber Mann gegen Mann im Avanciren uub Retiriren fechtend auftrat, iſt in dieſer In ſtruction mit beſonderer Ausführlichkeit behandelt und ſie ſoließt dann mit den ſehr zu beherzigenden Worten : » Die übung iſt die beſte Lehrmeiſterin. Ein Jeder wird durd Erfahrung und Augenſchein überzeugt , wie viel Mühe und Arbeit es koſte, das Mechaniſche der Ausarbeitung dem Rekruten beizubringen und wie viel er davon ausſchwißt, wenn er lange Zeit nicht darinnen geübt

worden ; wie viel mehr gehört alſo übung zu demjenigen, wobei der Soldat und beſonders der leidyte Cavalleriſt ſeinen Ropf gebrauchen , ſeinen Verſtand anſtrengen und worinnen er ſich diejenige Fertigkeit erwerben muß, eben mit

folder Geſchwindigkeit, als er ſein Gewehr und Pferd regiert , ſeinen Entſchluß zu faſſen , fich gegen die Unternehmungen des Feindes zu ſichern , als auch ſeine eigenen Unternehmungen gegen denſelben auszuführen und ſich dabei jeden

Vortheil des Terrains oder aber auch jeden Fehler , den der Feind begeht , zu Nuße zu machen , ehe der Feind im Stande iſt, ſolden zu verbeſſern. Allen

dieſen unerachtet aber, wird doch meiſtentheils mehr Zeit auf die übung im Mecaniſchen als auf die Ausbildung der Geiſtesfähigkeiten verwandt, wober

es denn rührt, daß bei entſtehendem Kriege die beſten Dispoſitionen der Anführer

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mißglüden , weil die Untergebenen nicht vermögend find, ſolde mit der Genauig:

feit und Geſchwindigkeit auszuführen , die zum glüdlichen Erfolg erfordert werden.« Die Inſtruction vom 3. September 1801 über die Ausbildung des Rekru ten und beſonders des Towarczys zu Pferde enthält zunächſt den Unterricht über das Satteln und Zäumen des Pferdes in ſeinen Details mit praktiſchen

Handgriffen und den Zwedmäßigkeitsgründen für die Ausführung, und dann die Stufenleiter des Unterriots im Reiten mit und ohne Bügel , mit und

ohne Waffen. Beim Reiten wird darin der Schluß mit dem Rnic am Schweiß blatt beſonders empfohlen , die Hülfen mit dem Fuße am Vorberblatt zur Bes

ſchleunigung der Gangarten und bei den Wendungen werden auch hier als Regel aufgeſtellt, wobei der Unterſchieb der Hülfen im Galopp gegen die der beutigen Theorie beſonders auffält, indem ſie gerade die Verkürzung des ents

gegengeſepten Zügels in Verbindung mit dem Berühren des gleichnamigen Vorberblattes verlangen. – Wenn man daraus ferner erfieht, daß die Re fruten auch Schulterberein , Travers und die Achte im Galopp reiten lern ten , ſo hatte dies ſeinen Grund in der langen Zeit , welche auf ihre Ausbils 1

bung bertrendet wurde.

Die Anerkennung, welche Günther's Streben , bie Towarczys auszu: bilden fand , iſt in zwei Cabinets - Orbres vom 25. Juni und 27. October 1801 ausgeſprochen. - In der erſten beißt es unter Anderem : » Mit Wohl

gefallen habe 30 bemerkt, daß die Junker und einige Towarczys , legtere in der Abfidt , um zu guten Unterofficiers , Quartiermeiſter und Wachtmeiſter 1

gebildet zu werden , in verſchiedenen , zum Metier nöthigen Wiſſenſchaften Unter: richt erhalten und daß der Schulunterricht der Soldatenfinder möglichſt gut beſorgt wird. « In der leßteren : » Euren Bericht über die mit den Towarczys 1

abgehaltenen Herbſtmanöver babe Ich erhalten und danke Euch, daß Ihr Euch bemüht, das Corps über den kleinen Felddienſt zu unterrichten , welches den Officieren unſtreitig ſehr núßlich ſein wird . Weiter befiehlt der Rönig hierbei noch folgende Formation der Escabrons in Zügen : » Übrigens will 30 auf Euren Vorſchlag hiermit beſtimmen , daß , wenn eine Escadron Towarczys in der Garniſon ſo viel Mann zum Dienſt hat , daß ſie 4 Züge , jeden à 9 Rotten formiren kann , die 4 Züge beibehalten werden ſollen. Befinden fidh aber nicht ſo viel Pferbe in der Garniſon , daß jeder der 4 Züge 9 Rotten enthalten fann , ſo fónnen ſolche ſchwächere Escadrons dann in 3 Zügen eingetheilt werden. «

Unterm 6. März 1802 ſblug Günther vor , die in Neu - Oſtpreußen vorhandenen 25,846 Feuerſtellen kleiner Ebelleute an das Regiment und Ba

taillon Towarczys als Canton zu ertheilen, welches auch genehmigt wurde und unterm 13. April verfügte der König : » Zur beſſeren Belehrung der Tartaren Escadron in der Deutſchen Sprache wird der Commandeur dieſer Escadron

nebſt noch einem Tartariſchen Officier zur chriſtlich en Escadron verſekt, und dagegen werden bei der Tartaren - Escadron 2 chriſtliche Officiere angeſtellt.

Demohngeachtet ſollen bei Special - Revúen alle Tartariſchen einrangirten Df ficiere vor dem lften und die aggregirten vor dem 4ten Zuge der Tartaren Escadron treten. «

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Zum legten Mal follte Günther nun die große Freube genießen , an der Spiße eines bedeutenden Heerhaufens vor ſeinem hochverehrten Könige

zu erſcheinen. » Jch wünſde« , befahl der König unterm 15. Mai 1802 , » daß Jhr über die zu der Revúe bei Jerutten zuſammenkommenden Truppen bas Commando führen ſollt und bleibt Euch überlaſſen , die Manöver für beide Revüetage anzugeben. « » Es war ein ſeltener, ehrfurchtgebietender Anblid « , ſagt der Kriegs: minifter v. Boyen , » ben lorbeerreichen Greis an der Spiße der Attaquen

init der Sdnelle des Jünglings dahinſtürmen , ihn mit Sachkenntniß und Aufs

merkſamkeit jede einzelne Bewegung zum allgemeinen Ziele leiten zu ſehen. Reines ſeiner Manöver war ein auf bloße Vorausſegungen und Annahmen entworfenes Luftgebild , ſondern eine getreue , dem Terrain gemäße Darſtellung

einer kriegeriſchen Aufgabe, die er mit genialem Scarfblic und mit den ein. fachſten Mitteln löſte. «

Die ausgezeichnete Ordnung , in welcher der König das neugebildete Corps

der Towarczys fand , bewog ihn , unſerem verdienſtvollen General nach der Parade in Gegenwart vieler hoben Officiere vor dem Pfarrerhauſe zu Jerutten

mit dem Bande des ſchwarzen Adler- Ordens zu ſchmúden , worauf die erhabene Königin unter verbindlichen Worten ihm eigenhändig den Stern dieſes Ordens mit Nadeln an der Bruſt befeſtigte.

Noch in demſelben Sommer begleitete Günther den regierenden Herzog von Braunſchweig, welcher in militairiſcher Abſicht die Grenzprovinzen des Preußiſchen Staates bereifte, durch Neu- Oſtpreußen. Die Trennung beider Helben , welche ſich beide jäßten und ehrten , war überaus freundſchaftlich. Die erhebenden Gefühle , welche das Wohlwollen ſeines Königs in der

Bruft des Generals erregten , vermochten zwar das Flámmchen des erſchöpften Lebens noch einmal zum Aufleuchten zu bringen , aber die täglich raſber ſchwindenden Körperkräfte auf lange zurückzubalten , vermochten ſie nicht. Ein heftiger Huſten während des folgenden Winters wurde der mahnende Vorbote

ſeines baldigen Dabinſcheidens, und im Frühjahr 1803 batte das Regiment ben ſchmerzlichen Verluſt ſeines geliebten Führers zu beklagen. Der Tod des General- Lieutenants Freiherrn v. Günther am 22. April 1803.

» Die Natur war gerecht !« ſagt H. v. Boyen , » ein ſolches Leben hatte es nicht verdient , auf langem Rrankenlager ſeine Schwächen und Thorheiten zu erkennen und zu beweinen . «

Mit der würdigen Ruhe eines Kriegers , der zum Wohle der Menſcheit

das Schwerdt geführt und mit der Wage der Gerechtigkeit alle ſeine Hands lungen geprüft , fonnte er , ergeben in den Willen des Höchſten , die unter: kennbaren Zeichen ſeines naben Todes kommen ſehn.

Im April 1803 waren die Towarczys wie gewöhnlich um Tykoczyn zum Erercieren verſammelt, und Günther wollte ſeiner Gewohnheit getreu , auch ſelbſt noch in der Todesentkräftung den Übungen derſelben beirohnen. Am

221

21. ſtand das Regiment um 7 Uhr Morgens zu Fuß zur Special- Revúe auf dem Erercierplaß aufgeſtellt, die Pferde befanden ſich hinter demſelben ge .

koppelt , die Junker mit den Refruten vor dem rechten , die Invaliden auf dem linken Flügel vorgezogen. Der Regen fiel in Strömen , als der General , Todtenbläſſe auf dem Geſicht, um 9 Uhr zu Pferde erſdien und links von dem Inſpections - Adjutanten b. Preuß , rechts von einer Ordonnan; begleitet wurde , welche beide dieſe Stellung eingenommen hatten , um ihn zu unters ſtüßen , wenn ſeine Rräfte ihm den Dienſt verſagen ſollten , ſich zu Pferde zu erhalten. Der General ritt, vom Regen völlig burchnäßt, die Reiben des Regiments herunter , dann zu den Jnvaliden und zu den Refruten , ſprach mit .

.

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1

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mebreren einige Worte , ließ endlich die Remonten einzeln bei ſich vorbeireiten , konnte aber dies Legtere wegen zunehmender Schwäde nicht mehr beendigen und bat , das Regiment ſogleich einrücken zu laſſen. Als am Nachmittage dieſes Tages der Auditeur in Geſqäften zu ihm fam , fand er ihn ermattet auf einem Feldſtuhl fien und darauf ſchlug er ſich mit den Händen an die Schenkel , ergriff dann die Stubenklingel und bewegte ſie dicht an den Ohren. Es ſcheint ihm ſo vorgekommen zu ſein , als wären ihm die Beine abgeſtorben und das Gehör entſchwunden , er hörte aber noch . ( * ) Bei dieſer Gelegenheit fagte er : » Mein lieber Heinrics , ſollte es noch árger werden , ſo ſchide ich nach Ihnen , damit wir mein Teſtament maoen . Die Notizen dazu liegen alle hier auf dieſem Tiſche an meinem Sdreibpulte , 1

aber Sie verſagen es mir nicht, der Vollſtrecer meines Teſtaments zu ſein . « Indem trat ein hoher Officier ein. Der Auditeur fegte das Geſpräch fort und erbat fid, den eben Eingetretenen zum Präſes bei der Teftamentsvollſtreckung. Es war zu merken , daß dieſes Günthern nicht ganz recht war , aber er ge:

nehmigte dies. Um 22. hatte er wieder an den Übungen Theil zu nehmen befoloſſen. Des Morgens hatte er mit vollem Bewußtſein no mancherlei Geſchäfte beſorgt. Das Regiment ſtand draußen verſammelt. Nach 8 llhr erſchien der Adjutant v. Preuß , ihn abzuholen. Der General beſdied ihn nach einer Viertelſtunde wieder. Raum war dieſer aus dem Zimmer getreten , als Günther ſogleich eine bereitſtehende , reitende Ordonnanz an den Auditeur abſandte, daß er ſogleich zu ihm komme. Dieſer abnete , daß es das Teſtament betreffen könne und eilte hin. Im Vorhauſe traf er gegen 9 Uhr mit dem General - Adjutanten zuſammen. Beide traten ein und fanden den General an

dem Pfeiler zwiſchen beiden Fenſtern auf einem Feldſtuble, mit dem Rüden an den Pfeiler gelehnt , mit dem Geſicht nach der Thür gerichtet, ganz gerade und in völliger Uniform figen. Es fdien , als bewegten ſich ſeine Augen und als beſähe er die Eingetretenen bon oben bis unten. Wahrſcheinlich war in dieſem Augenblick das Leben in ihm noch nicht völlig erloſchen. Da er aber nicht, wie fonſt gewöhnlich, ſogleich ſprach und ſein Ehrfurcht gebietendes Weſen bei allen Dienſtangelegenheiten ſeine Untergebenen in gewiſſer Entfer: .

*) Dieſe nähere Beſchreibung der leßten Augenblicke Günther's entnehmen wir aus der Minerva von Bran , October - Heft 1846.

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nung bielt , ſo wagte Reiner von Beiben , ihn anzureden. Nach einer Weile errmannte ſich der Auditeur zu ſagen , er ſei gerufen und erſcienen, um 1

.

Sr. Ercellenz Befehle zu empfangen. Als feine Antwort erfolgte und nad einiger Zeit dieſelbe Rede ebenfalls ohne Erwiderung blieb , trat, das Solimmſte befürchtend, der Auditeur hinzu und faßte ihn leiſe unter dem Elbogen , worauf ihm das Haupt des Helden auf den linken Oberarm fiel. Der große Geiſt, die bobe Heldenſeele hatte fo eben ihre irdiſche Wohnung verlaſſen und war be: reits in der höheren Heimath. Der Entſeelte wurde mit Hülfe ſeines Rammer: dieners in das Nebenzimmer getragen und auf ſein dort befindliches Bett gelegt. Mit Bligesſchnelle gelangte die Todesnachricht durch eine reitende Dr.

donnanz zu dem harrenden Regimente , wo ſie alle Gemüther in tiefe Trauer verſekte. Mit ſtummem Somerze zogen die Schwadronen in ihre Cantonis rungen , fämmtliche Officiere begaben fich , ben General b. Rall an ihrer Spiße , in das Sterbebaus, um ihren Befehlshaber noch einmal zu ſehen. 1

Der Auditeur eröffnete ihnen , der Verſtorbene habe gegen ihn geäußert, daß er , wenn er einmal ſterben ſollte, nicht zur Schau ausgeſtellt zu werden 1

wünſde, ſollte man aber , von Wohlwollen und Liebe getrieben , ihn als Leiche

zu ſehen verlangen , ſo möge es geſtattet werden. Die Officiere wurden in das Nebenzimmer geführt , wo der Entſeelte vor ihren Bliden lag. Das war ein großer, rührender Moment. Zu den Augen der Rrieger fah man Thränen , mit welchen ſich die dankbarſten Erinnerungen paarten. Der Eine fab hier ſeinen Lehrer , der Andere ſeinen Berather und Warner , Viele ihren Wohls

thäter erblichen. Alle aber hatten ihn als ein hohes , unerreichbares Muſter des Heldenfinnes und der Tugend verehrt. Das iſt das Ende des Gerechten !

Am 5. Tage wurde der Verſtorbene mit allen ſeinem Range zukommenden Ehrenbezeugungen begraben , woran die ganze Gegend , viele ſeiner Verebrer aus weiter Entfernung , und ſelbſt das Perſonal der Rönigl. Regierung zu Bialyſtock Theil nahmen . Laut gab ſich dabei ſein Ruhm kund in den Klagen

der Soldatenkinder , der Wittwen , Waiſen, der Armen und aus den Thránen , welche die Augen der bärtigen Krieger feuchteten.

Seine irdiſche Hülle wurde auf dem Kloſter- Kirchhofe zu Tykoczyn bei geſetzt. Sein Grab dedten einfache Feldſteine, welche Verehrung und Liebe darauf gelegt batten.

Der mit der Todesnachricht und den Ordenszeichen als Courier nach Berlin abgeſendete Officier fand den Rönig auf der Parade. Und als dieſer die Trauerbotſchaft bernommen hatte, ſagte er zu dem ihm naheſtehenden General 1. Roderiß mit fichtbarer Rührung: » So iſt denn der Staat um einen der rechtlichſten Männer und ich um einen meiner beſten Generale armer geworden . « In den Notizen ſeines Teſtaments hatte Günther ſeine Schweſter, Ma: dame Ebel in Neu- Ruppin , zur Univerſal - Erbin beſtimmt. Die Hinter:

laſſenſchaft konnte natürlich nur unbedeutend ſein , da ſeine Wohlthaten die Anbäufung von Reichthümern unmöglich machte. Die Intereſſen eines Capitals

von 700 Thlrn. beſtimmte er für eine oder zwei arme Wittwen von Pre digern in ſeiner Vaterſtadt Neu- Ruppin. Sein Kammerdiener Romm erhielt

223

1000 Thlr. Seine Bibliothek vermachte er dem Bataillon Wildau wegen der

Hingebung an ihn während der Polniſchen Campagne. Am 16. Juni 1841 errichteten patriotiſche Männer dem verdienftvollen ,

aber zum Theil ſchon bergeſſenen General ein einfaches Denkmal zu tyd , welches umſo mehr Erwähnung verdient , als es Liebe und Verehrung ftifs teten , um das Andenken an ſo viele Tugenden nicht erlöſchen zu ſehen. ( * ) I

XVI.

Vom Tode Günther's bis zum Kriege von 1806. Auf Günther folgte als Chef des Regiments Towarczys und conman dirender General in Neu -Oſtpreußen der General- Major v. L'E ftocq , bisher Chef des Huſaren- Regiments Nr. 1. Die Cabinets - Drdre feiner Ernennung laus 3

tete alſo : » Nachdem Se. Rönigl. Majeſtät von Preußen 2. , unſer allergnädigſter Herr, über das durch Abſterben des verdienſtvollen General - Lieutenants Baron b. Günther bacant gewordene Regiment Towarczys anderweit zu disponiren In den legten Regierungsjahren Friedrich Wilhelm III. regte Ober - Amtmann Heinrichs in Lyd I, der oft erwähnte ehemalige Auditeur des Regiments To : warczyg , die Idee an , dem hochverdienten General v. Günther ein Denkmal

zu ſeßen . Dieſe Idee fand vielen Anklang und es bildete fidh bald ein Verein für Errichtung eines ſolchen Denkmals , wobei der Gymnaſial- Director Dr. Ro : ſenheyn als Vorſtand und Correſpondent , Poſtmeiſter S c üße als Rendant und Heinrich8 als Mitglied fungirten. Die reichliche Beiſteuer aus allen Pro vingen und beſonders von der Armee machten es möglich , dieſe Idee zu ver wirklichen. Im Jahre 1840 wurde das Monument , welches 1275 Thlr. foſtete,

zu Königsberg von Steimmig vollendet und ſollte nun über den Gebeinen des Verſtorbenen in der Stadt Lyck aufgeſtellt werden. Auf diplomatiſchem Wege

war die Genehmigung zur Abholung der ſterblichen Überreſte des Helden aus Tykoczyn vom Kaiſer von Rußland im Jahre 1839 eingeholt worden und um feine geſegliche Form zu verleßen , hatte fich Heinrich8 an den katholiſchen Prälaten zu Sembrow um die kirchliche Zuſtimmung gewendet. Er erhielt von demſelben die bejahende Antwort , in der es unter Anderem heißt : » Ich finde eine nicht gewöhnliche Bevorzugung Ihrer in dem Ihnen zu Theil gewordenen

Rechte, die Gebeine eines ſelbſt von der befriegten Polniſchen Nation ſo allge mein verchrten Mannes aus dem diesſeitigen Schooß der Erde , welche ſeit ei ner Reihe von Jahren Polen zu beſchirmen die Ehre hatte Ihnen zu über .

antworten. Mein Vaterland war der einſtweilig bevorzugte Schirmvoigt; Preußens iſt das werthvolle Eigenthum . Führen Sie dies der geweihten Vaterlandsſtätte

zu , den kirchlichen Segen füge ich zu der deni Herrn geweihten Aſde und damit reiche ich Ihnen freundlich die Hand und umarme Sie als mir hierdurch befreundet.«

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und ſoldes bem General-Major und Chef eines Huſaren - Regiments v. l'Eftoca

hinwiederum zu verleihen allergnädigſt geruhet haben , ſo laſſen Allerhödſtdie: ſelben ſolches ſämmtlichen bei dem Regiment Towarczys ſtehenden Stabs- , Ober- und Unterofficieren auch Gemeinen bierdurch befannt machen , mit dem allergnädigſten Befehl , gedachten General-Major b. L'Eſtocq als ihren nunmehrigen Chef zu erfennen und zu reſpectiren und ſeine in Dienftſachen ihnen zu ertheilenden Befehle überall und genau zu befolgen , weshalb ſie an denſelben bierburd angewieſen werden. « Berlin , den 30. April 1803.

Wenn es an fich eine ſchwere Aufgabe war , einen Günther zu erſeßen , 1

ſo war dieſer edle Mann doch in vieler Beziehung ein ſehr würdiger Nachfolger

desſelben , und die innigſte Verehrung gegen ihn lebt noch heute in den Herzen aller derjenigen Officiere des Regiments , die einſt für den Ruhm des vater: ländiſchen Heeres unter ihm gefochten haben. · Als Vollſtrecker des v. Günther'ſchen Teſtaments « , erzählt uns Hein :

ridyø , » hatte ich den vingeſchiedenen den Stern des ſchwarzen Adler- Ordens an der Bruſt angeſteckt mit zur Erde gegeben , und auf Silberbled; war am .

!

Kopfende ſein Wappen und die Jahreszahl ſeiner Geburt ., ſo wie am Fußende

des Sarges der Tag ſeines Todes gravirt. Dieſe hier hervorgehobenen Zeiden wurden bei der ſolennen Ausgrabung zu Tyfoczyn in Gegenwart der ſämmt: lichen Ruſſiſchen und Polniſden Behörden , ſo wie des dortigen Militairs und

Tauſenden von Zuſchauern vorgefunden und beſtätigten die Identität dadurd , daß zu dieſem Behuf ein ganz ähnlicy decorirter Sarg von hier mitgenommen worden war. Den Stern , welchen der Zahu der Zeit durch 36 Jahr in der

Erde liegend nicht zerſtört hatte und welchen die Hodyſelige Königin Louiſe Höchſteigenhändig dein Defuncto vor dem Pfarrhauſe zu Jerutten angeheftet hatte , händigte ich dem Majur des Generalſtabes zu Königsberg , Herrn Dann : hauer aus , als derſelbe ein Enkel des Generals iſt und mithin in ſeinen Hän: den dieſe Aufbewahrung mir als die geeignetſte erſchien . « Auf die feierlichſte Weiſe wurde die Leiche an der Grenze deu Preußiſchen

Behörden übergeben , weldie ſie einſtweilen in dem Gewölbe der Lyder Kirche unterbrađiten , bis ſie nach ihrer eigentlichen Beſtimmung , unter dem Monument I

Am 16. Juni 1841 endlich geſchah die feierliche Enthüllung des Günther'ſchen Monuments zu Lyck und ſeine Über: gabe von Seiten des Vereins in den Schuß der Stadt. Das Monument ſtellt

zu ruhen , placirt werden fonnte.

-

einen durchbrochenen gothiſchen Obelisk von Eiſen , 22. Fuß hoch , dar , welcher auf einem untermauerten , mehrere Stufen bildenden Poſtament ruht und im

Viereck von 20 Fuß Seitenlänge von einem eiſernen Gitter ungeben iſt. Auf einer Seite ſteht: Dem Andenken des General - Lieutenants Heinric Johann Freiherrn v. Günther , geb. den 8. December 1736 zu Neu - Ruppin , geft.

den 22. April 1803 zu Tyfoizyn. Auf der zweiten Seite : Dein Freunde der Menſchheit. Auf der dritten : Dem Freunde des Vaterlandes. Auf der vierten : Dem Verehrer des Königs. Die nähere Darſtellung der ganzen Feierlichkeit in Lyd bei Gelegenheit der Enthüllung des Denkmals findet man im Lyder ge:

meinnüßigen Unterhaltungsblatt vom 19. und 26. Juni 1841.

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Leiber fönnen wir der Darſtellung ſeiner Wirkſamkeit nicht die Ausdeh nung geben , welche wir der feines Vorgängers widmeten , da ſie uns zu weit von dem Standpunkte entfernen würde , den wir ſo viel als möglich feſtzuhalten ſtreben und der hier um ſo mehr eine Beſchränkung zuläßt , als dieſer General bedeutungsvoller in der allgemeinen baterländiſchen Geſchichte hervortritt, die ihn dort einer beſonderen Beachtung würdigt , wo die Helden des Vater: landes ſtehen, die auch im tiefften Unglüd noch unverzagt das vaterländiſche 1

Banner mit dem Lorbeer des Sieges zu ſchmüden verſuchten.

In dem Kriege der Coalition von England, Rußland und Öſterreich gegen Napoleon im Jahre 1805 wollte Preußen die Neutralität behaupten und ber weigerte deshalb entſchieden den Durchmarſch der Ruffiſchen Truppen burdh ſeine Länder. Um dieſem Willen Nachdruck zu verſchaffen , mußte General 6. L'Eftoca ſofort die Vorpoſtenaufſtellung an der Ruſſiſchen Grenze vers ftärken und ſämmtliche, unter ſeinem Befehl ſtehende Truppen hinter dem Narew poſtiren , zu welchem Ende er auch ſein Hauptquartier nach Wyszna berlegte. Lieutenant Gebhard , vom Chef dazu beſonders auserſehen , erhielt den Auftrag , mit 20 Pferden Loſoßna bei Grodno zu beſeken , und dieſer muthige .

Officier traf alle Anſtalten, den gegenüberſtehenden Ruſſen den Übergang über die dortige Brüde fo viel als möglich zu erſchweren und ſich lieber zu opfern , als ihnen denſelben gutwilig zu geſtatten. Die Verlegung des Anſpadiſchen Gebiets durch die Franzoſen gab dem Verhalten Preußens indeß eine andere Richtung , und den Ruffichen Truppen unter Bennigſen wurde der Durchmarſch über Tykoczyn durch Neu -Oſt preußen nach Sclefien geſtattet, wobei einige Officiere des Regiments To:

warczys den Ruſſiſchen Colonnen als Führer beigegeben wurden. Ein Theil der Preußiſchen Armce wurde ſogleid) mobil gemacht, darunter auch das 2te Ba taillon des Regiments ( die Escadrons Rall, Ronarski, Gerhard , Michaelis und !

Laroche b. Starkenfels ) und das Bataillon Towarczys , wovon im December

das Erſtere, geführt vom Oberſten v. Rall, ſeinen Maríd zum 3ten Reſerves Corps , welches zwiſchen Glogau und Bunzlau Cantonirungs- Quartiere beziehen .

follte, und das Legtere über Berlin zum 2ten Reſerve-Corps antrat.

Das Reſultat der Schlacht von Auſterlitz hielt aber Preußen ab , mit

Öſterreich und Rußland ein Offenſiv - Bündniß einzugehen und ſchon am 21. Ja nuar 1806 erfolgte der Befehl , das Regiment Towarczys drei Tage nach er: folgter Rüdkehr in ſeinen Garniſonen auf den Friedensfuß wiederum zu ſeben. Das 2te Bataillon des Regiments trat am 7. Februar, das Bataillon

am 11. Februar reinen Rüdmarſch an. Dieſes ging in der Richtung über Rönigs - Wuſterhauſen , Fürſtenwalde, Wilmersdorf, Zorndorf, Friedeberg , Woldenberg, Proſedel, Grabowo, Kruszin , Langenau bei Bromberg , Thorn u. ſ. w. , jenes marſdirte in der Richtung über Quarij , Grochwiß, Rontop , .

Wolftein , Grab , Stengewo , Poſen, Murow , Goslin , Muczysko , Zierniky, znyn , Labiszyn, Gniewkowo , Thorn , Golup , Dfiel, Gurzno , Ruczbrod , Mlawa, Czernice, Przasnic und Oftrolenka , von wo es Mitte März in ſeine 1

1

Garniſonen rüdte. 15

226 Auf den König machten die Towarczys , als er fie in Berlin ſab, einen

guten Eindruck, um ihnen daher einen Beweis feines Wohlwollens zu geben, begünſtigte er ſie durch ein Geſchenk an Bekleidungsgegenſtänden ( blautuchene Überziehbeinkleider, wie bei der übrigen leichten Cavallerie) und zeidnete fie dadurch vor allen andern Truppen aus , daß 2 Unterofficiere und 15 Towarczy: fortan ſeine Ordonnanzen bilden ſollten .

Wir theilen hier die über dieſe Allerhöchſten Gnadenbezeugungen ſprechen: den Cabinets - Drdres mit : An den Major Schimmelpfenig o. d. ye.

20. Aus beſonderem Wohlgefallen gegen das Eurem Commando anber: traute Bataillon Towarczys , und um dasſelbe mit der übrigen leichten Ca:

vallerie, welche jdon längſt die blauen Überziehbeinkleider bei ſich eingeführt bat , egaliſirt zu ſehen , habe 3d für Euer Bataillon folche überziehbeinkleider

von blauem Tuch anfertigen laſſen , und will demſelben bei ſeiner Rückebr nach ſeinen Friedenggarniſonen ein Geſchenk damit machen u . Potsdam , den 3. Februar 1806.

An den Oberſten v. Hall, Commandeur des Regiments Towarczys.

Mein lieber u . 3d habe mir vorgenommen , 15 Towarczys in Potsdam zu haben , welche bort als Meine Ordonnanzen gebraucht werden ſollen. Jede Escadron bon dem ganzen Corps Towarzys foll zu dem Ende einen Mann geben und trage 3ch Euch daher auf , von dem Euch untergeordneten 2ten Ba:

tailon des Regiments Towarczys fünf tüchtige, gute und ſichere Leute und einen Unterofficier, der um ſich weiß , auszuſuchen und nach Potsdam zu ſenden . Potsdam , den 3. Februar 1806.

an das Ober - kriegs- Collegium .

Seine Rönigl. Majeftát von Preußen haben beſchloſſen , daß von dem Corps Towarczys bon jet an 2 Unterofficiere und 15 Towarczys fortwährend zu Potsdam ftehen ſollen. Es giebt dazu das Regiment und das Bataillon Towarczys jedes einen Unterofficier, eine jede Escadron des ganzen Corps

aber einen Towarczys , und werden dieſe Leute als Königl. Drdonnanzen an geſehen und alljährlld gleich nach der Revúe burch andere vom Corps abge: löſet. Nur jdie erſten bringen ihre Pferde mit, die folgenden , welche jene 1

nach einem Jahre ablöſen , fommen ohne Pferde , weil ſie die ihrer Vorgänger übernehmen ſollen und werden Se. Majeſtät ſowohl für Remontirung derſelben als auch für den Erſaß von Sattel und Zeug bei entſtehendem Abgange Selbſt ſorgen. Allerhöchſtdieſelben haben das dieſerhalb Nöthige an den General Lieutenant b . d'Eſtocq berfügt , aud dem Oberſten v. Ral und dem Major Schimmelpfenig v. 0. Dye aufgegeben, die Leute vom 2ten Bataillon des Regiments Towarczys und bom Bataillon Towarczys gleich aus dem jebigen

Cantonirungsquartiere nach Potsdam abzuſenden und werden die vom Bataillon Towarczys ſchon am 12. d. daſelbſt eintreffen .

Allerhöchſtdieſelben machen ſolches dem Ober - Rriegs - Collegio nachrichtlid bekannt und legen dem Militair - Departement hierdurch zugleich auf , das Er:

227

forderliche wegen der Quartiere und Stallungen anzuordnen und können zur Unterbringung der Leute am füglichſten Quartiere von denen der Unrangirten genommen werden. Das bisher zu Friedenszeiten in Potsdam geſtandene Huſaren - Commando ceſſirt nun gänzlich. Berlin , den 4. Februar 1806 .

An den General- Lieutenant v. L'Efoc q.

Mein Lieber 2c. Aus Eurem Berichte vom 22. v. M. habe 3ch erſehen ,

daß Jhr 5 Towarczys von dem Iſten Bataillon Eures Regiments ausgewählt und nad Potsdam zu Ordonnanzen für Mich beordert habt. Es freut Mich , daß Meine diesfällige Anordnung einen ſo guten Eindruck auf das Corps Towarczys gemacht hat und auch in der dortigen Provinz einen guten Erfolg für das Militair baben wird. Was die Bekleidung der Tow arezys betrifft

ſo wird es Mir lieb ſein , wenn Ihr dabin ſeben wollet, daß darauf mehr Sorgfalt verwendet werde , und will Joh dem ganzen Eorps ſtatt der weißen , blaue Beinfleider von der Façon bewilligen , als der Lieutenant . Sdent Eures Regiments während ſeines Aufenthalts hierſelbſt getragen hat. Ich

gebe Euch hiervon nur vorläufig Renntniß , das Nabere hierüber wird Euch das 2te Departement des Ober- Kriegs - Collegii noch befannt machen. ( gez. ) Friedrich Wilhelm Berlin , den 4. März 1806.

Shon im Mai 1805 , bei Einreidung des Inſpections - Rapports , ſtellte General -Lieutenant v. L'Eſtocq vor , daß wegen Mangels an Tartariſchen Edelleuten es nicht mehr möglich ſei, den Abgang bei der Tartaren - Escadron

des Bataillons Towarczys durch ſolche zu decken und ſølug deshalb vor , dieſe Escadron als 5te Escadron des Bataillons zu formiren , in welcher , ohne

Unterſchied der Religion , ſowohl chriftliche als Tartariſche Edelleute aufgenoms men werden könnten. Das Ober : Kriegs - Collegium erklärte fid unterm 6. Seps tember 1805 mit dieſer Maßregel einverſtanden , und unterm 27. März 1806 erſdien demnach eine Cabinets - Ordre folgenden Inhalts: » Da die Erfahrung zeigt , daß die Tartarens Escadron des Bataillons Towarczys wegen Mangels an dienſtfähigen Tartaren nicht mehr complett erhalten werden fann , ſo haben Se. Königl. Majeſtät von Preußen reſolvirt, dieſe Escadron zur 5ten Escadron des Bataillons formiren und ſie auf die .

3

Stärke der andern Escadrons ſeben zu laſſen und zwar dermaßen , daß ſowohl das icon ſtatt findende Manquement, als auch demnächſt der fünftige Abgang burd lauter chriſtliche Ebelleute ergänzt wird , die Tartaren alſo ausſterben. -Von den bei der Tartaren - Escadron befindlichen Officieren ſind der Oberft- Lieu : tenant b. Baranowsky mit 600 Rthlrn. , ber Seconde-Lieutenant v. Bas ranows fy mit 120 Rthlrn. , ingleichen von den aggregirten Tartaren - Offi cieren : die beiden Rittmeiſter v. Baranowsky und b. Ahmatowicz , ein jeder mit 400 Rthlrn. jährlicher Penſion aus der General -Kriegs-Caſſe vom 1. März dieſes Jahres ab in den Ruheſtand geſeßt, auch iſt dem Oberſts Lieutenant 1. Baranowsky der Charakter als Oberſter beigelegt und die Erlaubniß ertheilt worden , die Uniform des Bataillons beizubehalten ; der in der Tartaren - Escadron rangirende Seconde - Lieutenant . Ebaledi , ſo wie 1

15*

228

der bei derſelben aggregirte Cornet v. Baranow sky hingegen ſollen, da der General - Lieutenant v. L'Eſtocq und der Major Schimmelpfenig v. 8. Dve .

fie für tüchtige und völlig brauchbare Officiere erklären , künftig beide unter der etatsmäßigen Anzahl der Officiere des Bataillons Towarczys rangiren , alle Dienſte verrichten und den ihnen nach ihrer Charge zuſtehenden Etat be gieben , aud im Bataillon fortavanciren , jedoch dabei immer als aggregirte Officiere betrachtet werden . - Se. Majeſtát überſenden dem Ober - Kriegs: Collegio den nach vorbeſtimmter Uniforinirung der Tartaren - Escadron ab : s

geänderten Verpflegungs - Etat für das Bataillon bierneben vollzogen zurüd , mit dem Bemerken , daß Sie die nach demſelben gegen den bisherigen Etat mehr erforderlicen 400 Rthlr. jährlich vom 1. Mai c. ab auf die General:

Kriegs- Caſſe angewieſen haben, zur Verwendung der nöthigen mehreren Mon dirungsgelder aber autoriſiren Höchſtdieſelben hierdurch das Ober - Kriegs: -

Collegium 2c. « Berlin , den 27. März 1806 .

( gez. ) Friedrich Wilhelm .

Eine Tartaren - Escadron beſtand nach dem früheren Etat excluſive of ficiere aus : 2 Unter - Fåhndrich , 1 Wachtmeiſter, 7 Unterofficieren , 2 Trom: petern , 1 Chirurgus, 1 Fahnenſchmidt , 36 Towarczys , 72 Gemeinen , nach .

!

dem neuen Etat aber aus : 1 Wachtmeiſter, 9 Unterofficieren , 2 Trompetern , 1 Chirurgus , 1 Fahnenſchmidt, 108 Towarczys. Die ſummariſche Stärke des ganzen Bataillons zu 5 Escadrons betrug : 26 Officiere, 610 Röpfe. Ehe wir das Regiment dorthin begleiten , wo es auf den blutigen Feldern 1

des Vaterlandes den Ruhm der Preußiſchen Tapferkeit zu halten ſuchte, wo

es ohne Hoffnung auf einen entſcheidenden , rettenden Sieg nou muthig der Stimme ſeiner beldenmüthigen , patriotiſøen Officiere zum Kampfe folgte , als ſchon die trügeriſchen Verſprechungen Napoleon's für die Wiederherſtellung Polens ſeine Reihen lichtete und viele ſeiner Polniſchen Ebelleute ber Proclama:

tion zur Erhebung für die Freiheit Polens folgten , müſſen wir hier noch die Gar niſonen anführen , welche das Corps Towarczys vor dem Kriege bezogen hatte. Vom Regiment Towarczys fland: Die Leib- Escadron in Tykoczyn ; die Escadron v. Kal in Zabludow ( ſeit

dem 20. Mai 1806 ); bie Escabron v. Jeanneret in Radzions; die Escadron . Ronarsky in Lomja ; die Escadron Wilde in Biezon ; die Escadron b. Ger: bardt in Wizna ( laut Cab. - Ordre vom 7. Auguſt 1806 ); die Escadron Corſep

in Branst ; die Escadron Michaelis in Oftrolenka ; die Escadron b. St. Paul in Rnyszyn ; die Escadron La Roche v. Starkenfels in Goniondz. Vom Bataillon Towarczys ftand: Die Escadron Schimmelpfenig v. 0. Dye in Auguſtowo ; die Escadron Göl in Suchawolla; die Escadron H. Dieczelsky in Janowa ; die Escabron . Sierakowsky in Lipsk ; die Escadron b. Stolterfoth in Sokolfa.

229

XVII.

Feldzug von 1806 und 1807. Das Mißgeſchid der Preußiſchen Truppen in den Shlachten von Jena und Auerſtadt hatte unſer Regiment , wie viele andere Regimenter der öſtlichen

Provinzen , nicht zu theilen. Selbſt die Rönigl. Ordonnanzen der Towarczys , welche die Feldequipage des Rönigs zu begleiten hatten , kamen nur bis Eiss

leben , als ſie ſchon den traurigen Ausgang der Sølachten erfuhren und nun mit jenen ihren Rüdzug über Stettin und Schneitemühl nach Graudenz nahmen , wo fie Anfangs November , nachdem ſie Mittel gefunden hatten , bei der Übers gabe der Truppen : Corps zu entkommen , eintrafen.

Soon unterm 30. September dieſes verhängnißvollen Jahres hatte das Ober- Kriegs - Collegium , außer mehreren andern Regimentern auch das Res giment und Bataillon Towarczys mobil zu machen befohlen. Das Bataillon Towarczys und Regiment Rouquette , welche in Südpreußen ſtanden ( * ) , ſollten nach der Dder zum Reſerve - Corps ( zwiſchen Frankfurt und Süftrin ) mar ( chiren , ebenſo das iſte Bataillon des Regiments Towarczys , dagegen ſollten das 2te Bataillon des Regiments und Füfilier: Bataillon von Wadenik in Neu - Oſtpreußen zurüdbleiben. Die Führung der nach der Ober beſtimmten !

Truppen war vorläufig dem General - Lieutenant 6. L'Eſtocq übertragen , welcher die Märſche der in Oſtpreußen ſtehenden Regimenter und Batterien auch zu dirigiren und mit Marſrouten zu verſehen , den Auftrag hatte. Der General-Major B. Dieride route in ſeiner Stelle das Commando in Neu

Oſtpreußen dagegen übernehmen. – Die überraſchenden Siege der Franzoſen ließen es aber nicht zur Aufſtellung dieſes Reſerve- Corps kommen und nach: ſtehende Königl. Drbres geben uns die Motive zu der nun veränderten Aufs ſtellung der Truppen an. An den General der Cavallerie v. Köhler.

Mein lieber General der Cavallerie v. Rohler ! Zhr werdet bereits er: fahren haben , daß Meine Armee die am 14. d. M. den Franzoſen gelieferte

Solacht berloren hat. In Folge deſſen zieht ſich der Reſt derſelben auf Mag deburg zurück und Jo labe Mic anbero begeben , um den ſich in dieſer Ges gend zuſammenziehenden Oſtpreußiſchen Truppen entgegenzugeben. 3d werde

zwar für das Beſte Meiner Staaten das Mögliche verſuchen , weiß aber noch Das Bataillon Towarczys war Ende Auguſt auf den Befehl des Generals

v. Köhler bei Warſchau iiber die Weichſel gegangen , um die Hauptſtraße nach !

Petrifau und die Öſterreichiſche Grenze ſo weit als möglich zu befeßen. Ende September und in den erſten Tagen des October trafen die Escadrong des Bataillons nach einander in den Ortſchaften Mezczannow , Rawa , Radomok , Dzialoczin und Wielun ein , und ſtellten Commando's an der Grenze länge der Bilica von Obory bis Roniecpol auf. .

230

nicht , was für eine Partei zu nehmen ſein möchte; inzwiſchen iſt es nöthig , den aus Südpreußen abrückenden Regimentern den Marſch einſtweilen nicht fortſeßen zu laſſen. Jch habe daber den Regimentern v. Neinhard und v. Rou quette, ingleichen dem Bataillon Towarczyš aufgetragen , wo fie fich jest be:

finden bis auf weitere Ordre ſtehen zu bleiben 2c. ( gez ) Friedrich Wilhelm .

Cuſtrin , den 21. October 1806 .

An Denſelben.

Mein lieber a . 30 habe mich bei der gegenwärtigen Lage der Dinge veranlaßt gefunden , dem General - Lieutenant v. L'Eſtocq aufzutragen , die ſeinem Commando untergeordneten Oſtpreußiſchen Truppen nun nidt theilweiſe bis an die Oder marſốiren zu laſſen , ſondern ſie an dem rechten Weichſel:

Ufer dergeſtalt zu concentriren, daß fie einige Tagemårſde von der Weichſel Cantonirungsquartiere beziehen , um entweder rechts über Graudenz oder links

über Thorn abzumarſciren. Für die vorläufig ſtehen bleibenden Regimenter Reinhard , Rouquette und das Bataillon Towarczys ſollen die Rammern fo:

gleich Marſchrouten zum Übergange über die Weichſel bei Thorn anfertigen und ihnen ſolche zuſenden , damit ſie gleich nach dem von Mir zu erhaltenden Befehle den Marſch dorthin antreten können . Die aus Warſdau zu den Ofipreußiſchen Truppen abrüdenden Regimenter z . hingegen ſollen den Marſch gegen Thorn ſofort antreten und ſich mit dieſen Truppen vereinigen. Jo bin u . ( geg. ) Friedrich Wilhelm.

Cuſtrin, den 23. October 1806.

An Denſelben Mein lieber z . 3ch mache Euch hierdurch bekannt , daß 3ch morgen bon

hier abgeben und Mich nach Graudenz begeben werde. Zhr werdet alío Eure Immediat - Anzeigen und Berichte an Mich dorthin addreffiren . Die Provinz Südpreußen überlaſſe Juh völlig Euren Anordnungen und 3d bin von Eurer Rechtſchaffenheit und von Eurer Anhänglichkeit an Mich und den Staat über: zeugt , daß 3hr alles Mögliche anwenden werdet , Ruhe und Ordnung dort zu erhalten. Die Truppen , die jest dort ſtehen , ſollen vor der Hand baſelbſt ſtehen bleiben , ſobald aber der Feind noch weiter vordringen wird , ſollen die

Regimenter Reinhard und Rouquette und die in Südpreußen ſtebenden To: warczys ſich über die Weichſel zurückziehen , um ſich mit dem Oſtpreußiſchen Corps d'Armée zu vereinigen. Das Regiment vac. Rhein ſoll nun ebenfalls 1

nicht nach Südpreußen rüfen 2c. Cüſtrin , den 25. October 1806 . An Wenſelben

( gez. ) Friedrich Wilhelm.

Mein lieber 2c. Übrigens benachrichtige Id Euch noch , daß von Zakroczyn bis Plock das Bataillon Towarczys , von Ploc bis Wroclaweck das 2te Ba: 1

taillon von Prittwig , von Wroclawed bis Thorn das Regiment v. Rouquette , von Thorn bis Schwes das lſte Bataillon des Regiments Towarczys , von Schweg bis Neuenburg das Regiment v. Auer und von da gegen Conig 100 Pferde des Regiments v. Blüder unter Lieutenant . Hymen die Vorpoſtendaine

ausmacht , welche der General- Lieutenant v. L'Eſtoca commandiren wird 20 . Graudenz , den 6. November 1806.

( ge3. ) Friedrich Wilhelm.

231

Schreiben des Königs an den Kaiſerl. Ruffiſchen General der Cavallerie Freiherrn o. Bennig ſen.

Allen Nachrichten zufolge dringen die Franzoſen raſch gegen die Weichſel vor , indem ſie in zwei Colonnen vorgeben , wovon die eine durch Sütpreußen , die andere durch Pommern und Weſtpreußen marſcirt. Es iſt alſo höchſt nöthig , vereint eine ſolche concentrirte Stellung zu nehmen , daß man gegen Umgebung geſichert iſt und nicht Gefahr läuft, fich theilweiſe in vielleicht nach

theilige Gefechte einlaſſen zu müſſen. Ich bin deshalb der Meinung, daß es am zweckmäßigſten ſein würde , die Kuffiſchen und Preußiſchen Truppen zwis

fchen Oſterode und Soldau hinter der Drewenz zu verſammeln 2 . Graudenz , den 6. Noveniber 1806.

( ge3. ) Friedrich Wilhelm.

Nicht ganz übereinſtimmend mit der Röniglichen Anordnung findet ſich die in der Mitte und gegen Ende November zur Vertheidigung und Beobachtung s

der Weichſel angenommene Vorpoſten - Aufſtellung unter dem Befehl des Ges neral- Lieutenants v. L'Eſtocq. ( * ) Das ifte Bataillon des Regiments Tos warczys unter dem General 6. Rall ſtand nämlich zwiſchen der Dreweng und Spital ( Wroclawek gegenüber ) , das 2te Bataillon desſelben , welches für den frank zurüdgebliebenen Major b. Jeanneret ber Major Wilde führte, zwiſchen Culm und Oſtromekko ( Wilbe am 23. November in Broſſowa) und das Bataillon Towarczys unter Major . Gol ( ** ) zwiſchen Oſtromekko und Thorn ( God am 29. November in Neudorf ) vertheilt.

Die ausführliche Darſtellung dieſes Krieges in dem Militair - Wochenblatt pro 1841 und 42 überhebt uns der Pflicht, auf den Gang der Operationen in dieſer Einleitungsperiode näher einzugehen , wir können uns daher auf ein gelne Erzählungen von Augenzeugen des Regiments und Documente als Bei: träge zur Geſchichte dieſer für das Vaterland ſo trüben Zeit beſchränken. Major Gebhard berichtet uns Folgendes ( *** ): » In Wroclawed ſtehend, erhielt ich vom General 6. L'E ſtocq den Auftrag , einen Correſpondenzpoften zwiſchen ſeinem Corps und den Ruffen zu bilden , weil ich der Gegend kundig Eines Tages ließen fidh 6 Franzöſiſche Infanteriſten in einem Rahne über die Weichſel ſeben , überfielen ein Preußiſches Dragoner - Commando und

nöthigten es zum Rückzuge. Raum erfuhr ich dies , als ich mich ſchnell mit meinen 13 Towarczys auf die blanken Pferde warf und die fühnen Feinde

zwang , eilig in ihrem Rahne die Flucht zu ergreifen. « # ) General - Lieutenant ». L'Oſtoca commandirte anfänglich nur die Poſtirung an der Weichſel, der General der Cavallerie Graf v. Kaldreuth dagegen die ge: ſammten Preußiſchen Truppen ; erſt als dieſe unter den Oberbefehl des Generals v. Bennigſen traten , erhielt am 21. November General- Lieutenant v. L'Eſtoca das Commando über das ganze Corps. .

**) Major v. Schimmelpfenig war unterm 11. September 1806 mit 600 Thlrn. Penſion verabſchiedet worden und Major v. Göll zu ſeinem Nachfolger im Commando ernannt.

***) 3n ſeinen münblichen Ausſagen , weldie das Königl . Commando bes 24ften 31 fanterie -Regimento fo gütig war , ſchriftlich mitzutheilen. 1

1

232

» Es war für die traurigen Verhältniſſe jener Zeit von der allerhödſten Wichtigkeit, daß die Franzoſen beim Anlangen an der Weichſel in ihrem Sieges: lauf ftugten und daß die Preußiſøer Seits genommenen Vertheidigungs - Maß regeln , ſo ſchwad ſie bei geringen Mitteln auch ſein mochten , doch das An: ſeben gewannnen , als gelte es für Napoleon der Beſiegung einer neu erſtan

denen koloſſalen Macht. Die Redheit, mit der an den Weid ſel-Übergangen den Franzoſen entgegengetreten wurde , die Rühnbeit einzelner Abtheilungen , die Tapferkeit , mit der man ſich ſchlug , verſchafften dem rudwarts liegenden Pande 3 Wochen Ruhe und boten Mandem Gelegenheit , zur Befinnung zu kommen , der ſich bereits nach der RuffiſĐen Grenze umſah. « Das 2te Bataillon des Regiments und das Bataillon Towarczy3 batten ſich nach dem Rückzuge des General-Lieutenants v. L'Eſto cq von Thorn und der Weichſel mit dem Haupt- Corps vereinigt , und Major Wilde ſtand am 23. December in Krzeminiewo bei Rauernit und Neumarf. Das iſte Bataillon ſtand dagegen bei dem Detachement des Generals v. Rall, zu dem aug noch die Füfiliere von Wađeniß und die ſchwarzen Huſaren unter Major La Rode : 1

Aymon ( ) gehörten. Dieſe Abtheilung hielt bas Flüßchen Solbau beſeßt und hatte am 22. bei Chamst die bom Rittmeiſter Midaelis und Cornet Graf v. 0. Groben ausgefepten Feldwachen und Vebetten ſtehen . Das fran: jöfiſche Cavallerie- Corps von Beſſières hatte bereits Biezun beſeßt, weshalb es nicht fehlen konnte, daß die Vortruppen ſon aneinander geriethen , wie

dies auch im Überfall bei Zielona am 22. fich zeigte. Das Corps von Ber: nadotte marſhirte in der Richtung von Strasburg auf Biegun, auch das Corps von Net dirigirte ſich gegen Solbau.

Die Gefechte bei Biezun , Mlawa und Soldau , vom 23. bis 25. December.

Wir folgen bei der Beſchreibung dieſer Gefechte der Erzählung des da : maligen lieutenants im Regiment , Gebhard , welcher in dieſen Tagen mit

30 Pferden von der Weichſel, wo er ſich in Sümpfen und Wäldern aufgehalten , um einen Correſpondenzpoſten zwiſchen den Nuſſen und dem Corps von L'Eſtoca zu bilden , zum Regiment zurückkehrte, und ergänzen dieſen Bericht durch ein zelne Angaben aus dem Tagebuch des Cornets Grafen v. 0. Gröben ( ** ) , 1

welcher hier die erſten Beweiſe ſeines fühnen , patriotiſchen Muthes und ſeiner Umſicht ablegte , die Veranlaſſung wurden , daß Se. Majeſtät der König ihn durch Verleihung des Ordens pour le mérite auszeichnete. Wenn neben einer ſolchen Anerkennung auch allerdings jede andere un : bebeutend erſcheint, ſo verdient hier doch noch eine eigenthümlicher Art Ers

wähnung , deren Werth nur das kameradſchaftliche Gefühl eines Officier - Corps ganz zu würdigen verſteht. Als nämlich der fühne Gebhard - im Vergleich *) Unter Ludwig XVIII. in Frankreich General und im Kriege gegen Spanien befannt.

**) Im Jahre 1857 General der Cavallerie, commandirender General des Garde: Corps , General - Adjutant Sr. Majeſtät des Königs und Chef des Regiments.

233

zum Cornet Grafen v. 0. Groben ein febr alt gebienter Officier -- bei der Recognoscirung gegen Biezun , wo ein beftiges Feuer der Franzoſen das weis tere Vorgeben hinderte , fich erbot , allein vorzureiten , ſprengte der genannte Cornet ſogleich an ſeine Seite und verlangte, ihn zu begleiten. Dies rührte I

und erfreute jenen helbenmüthigen Officier ſo, daß er ihm als Beweis ſeiner

Hochadtung die Brüberſchaft anbot , was bei dem ungleichen Alter Beiber damals noch ungleich ebrenvoller als jest war.

Gebhard erzählt uns über dieſe Gefeậte Folgendes: » Nach dem Rüd zuge des Preußiſchen Corps von der Weichſel blieb mir nichts übrig , als mich an eine in jener Gegend ſtehende Schwadron der ſchwarzen Huſaren anzuſchlics Ben , die der Rittmeiſter v. Lochſtädt befehligte. Bei Drobin wurde ſie vom Feinde abgeſchnitten , hicb ſich aber durch und verlor nur ihre Equipage. Am Morgen des 23. December , der Affaire bei Biegun , erreichte ich das Regiment , dem ich einen Franzöſiſchen Stabs - Officier als Gefangenen übergab. Tros

der Ermüdung meiner Pferde mußte ich auf Befehl des Generals v. Raul die Führung der Avantgarde übernehmen , weil er dieſe den Polen ( * ) nicht anvertrauen wollte. Der Major La Roche- Aymon war mit 3 Escadrons

ſchwarzer Huſaren abgeſendet worden , um den Feind zu recognosciren. Er fand denſelben in überlegener Stärke bei Biezun und nahm auf den Wieſen bei Rarnyszyn eine Stellung. Ihm waren durch das Defilé bon Chamst ( Wald , Dämme und Brüden ) 3 Escabrons Towarczys , einige Schüßenzüge und 2 Geſchübe gefolgt , welche ſich am Ausgange des Dammes poſtirten .« Die Gebhard'ſchen Berichte find an den Rebezeichen zu erkennen .

Die Recognoscirung gegen Biezun geſchah durch ein Vorgehen auf drei

Dämmen ; auf dem 1ſten und 3ten avancirten die Huſaren und Towarczys , 1

auf dem 2ten der Major mit den Füſilieren von Wadenit. Der General v. Dieride , welcher den Oberbefehl über die in der Gegend bei Soldau ſtes benden Truppen führte , befand ſich auf dem iſten Damm. An der Brücke s

kam es zu einem lebhaften Feuergefecht, in welchem die Füſilier - Officiere , welche hier commandirten , getödtet wurden , ſo daß ſich die Vertheidigung der .

Brüde ohne Führer befand. Der aufmerkſame, ſơnell entſchloſſene Gebhard

zögerte nicht, eine Zeit lang die Führung derſelben zu übernehmen . » Die 3 Escadrons von La Roche wurden durch das 6te Franzöſiſche Dragoner - Regiment , weldes entgegenkam , überflügelt. Um nun jene zu uns terſtüßen , ſendete General v. Rall den Lieutenant v. Heideweiler und mich , jeben mit 30 Towarczys , auf die Flanken des Feindes. Die Huſaren ſchar: mußirten mit dem Feinde , als zu unſerem Unglüd ein Franzöſiſcher Officier ſchwer verwundet wurde. Major La Roche ließ nämlich gleich darauf Apell blaſen und man glaubte, da man ihn zum Feinde reiten ſah, daß die Nachricht von einem Waffenſtillſtande eingetroffen ſei. Später erfuhren wir , daß er nur .

1

aus unzeitiger Höflichkeit den Feind aufgeforbert habe , ben gefallenen Officier

fortzubringen , weil er ſonſt von den Pferden zertreten würde. « *) Den bei den Towarczy8 dienenden Polniſchen Edelleuten .

234

Man ſagt, la Roche ḥabe ſeinen Huſaren » Halt!« mit der Äußerung zugerufen : » Es ſtirbt ſich beſſer in Freundes Händen ! « » Der Franzöſiſche Anführer dankte zwar für dieſe Höflichkeit , bemerkte aber , er möge cilen , zurückzukehren . Pa Rode ſeşte ſein Pferd in kurzen

Galopp , war aber kaum bei ſeinen Huſaren angelangt, als das Franzöſiſche Dragoner -Negiment im Marſc ! Marſch ! zum Angriff vorging. Kurz vor den

Preußen blieb es jedoc halten und ſah ruhig zu , ſelbſt wie einige ſeiner of: ficiere von den Preußen beruntergebauen wurden. Statt nun ſelbſt zum An griff überzugeben , ließ la Rode aus unbekannten Urſaben zum Rüđzuge blaſen und führte ſo das Unglüd dieſes Gefechtes berbei .« Die Preußiſchen Truppen waren bis zu dieſem Moment eigentlich nur ſiegreich und im Vorgeben geweſen , ſo daß ſelbſt die 100 Füfiliere über die

Brücke gegen Biezun nachrücken fonnten . Die einzelnen Flügel-Abtheilungen , welche zu 30 Pferden , unter ihnen auch die des Cornets Grafen v. 6. Gros ben und Lieutenants 6. Ronarsti , mit äußerſter Bravour vordrangen , et.

regten die Beſorgniſſe der Franzoſen und machten ſie vorſichtig.

» Der Feind, durch dieſe rüdgängige Bewegung ermuthigt, drängte fos gleich ſtart nach und warf die Preußiſde Cavallerie mit großem Verluſt auf den Shamster Damm zurück , wobei auch die vorgeführten Geſgüße verloren gingen. «

Die 3 Escadrons Towarczys waren mit dem Rüden gegen ſumpfige

Wieſen aufgeſtellt. Sie gingen vor , um die geworfenen Truppen aufzunehmen , wurden aber ſelbſt in das Gewühl bineingezogen und erlitten am Eingange des Defilé's bon Chamst, wo fich alles ſtopfte, einen bedeutenden Berluſt.

» Bei dieſer Gelegenheit wurde Lieutenant Heideweiler ſchwer verwun det und gerieth in die Hände der Feinde. Jo ſprang deshalb zurüc , hieb zwei feindliche Dragoner berunter, befreite meinen ſehr wertben Freund und nahm einen Franzöſiſchen Premier : Lieutenant La Roſe gefangen , für welchen

ſpäter der in Gefangenſchaft gerathene jebige General b. Hedemann aus : gewechſelt wurde. *

Die Gefangennahme dieſes Franzöſiſchen Officiers war eine ſehr fühne That Gebhard's , denn ea Roſe beſaß große Körperkraft und war ein be: 1

rühmt tapferer Mann.

Es bedurfte 19 Wunden , ehe er fich ergab und als

er endlid überwunden wurde , ſab er verwundert ſeinen Sieger an ,. indem er bemerkte : » So ein Starker wie der , iſt noch nie über mich gekommen! » Die Preußiſchen Truppen unter General v. Dieride zogen fich hinter Rubsburg zurück, wo fie bivouafirten und am 24. December ihren Marſd

gegen Soldau richteten . Die Vortruppen unter General v. Ral ſtanden dicht hinter Rudsburg , wo ſie bald von feindlichen Truppen allarmirt wurden . Durch einige Gefangene, die der Lieutenant v. Drygalski von den Towarczys, als

er die an der Brücke von Rudsburg überfallenen und gefangenen Füſiliere ( 14 Mann) befreite , nachdem er die Franzoſen zurüdgeworfen , eingebracht hatte , ers fuhr man , daß die feindliche Cavallerie bereits auf Mlawa marſire , aud drohte

ein von Drygalski gefangener Franzöſiſcher Officier , der ſich aus Unmuth

235 darüber angetrunken hatte , es werbe anderen Tages Bernadotte mit 15,000

Mann ſicher ſeine Samach rächen , weshalb General v. Rall es für gerathen hielt , ſchon am Abend des 24. aufzubrechen , um Mlawa noch vor dem Feinde zu erreißen . Die tiefe Finſterniß bei der Nacht , ein furchtbarer Sturm , das

Durchtreten der Pferde auf dem nicht ganz feſtgefrornen Wege , erſchwerten dieſen Marſch ungemein , das häufige Verkennen befreundeter Truppen erzeugte aber mandye Curioſa und Verzögerungen auf dem Marſche, doch erreichte man Mlawa am 25. December um 4; Uhr früh. Es wurden keine Feldwachen aus

geſeßt, Jeder ſuchte ſich, ſo gut es gehen wollte, von den Strapagen zu erholen.« Kaum hatten die Truppen einige Stunden geruht , als man ſchon wieder fernen Ranonendonner hörte. Schon gegen Mittag am 25. December erſchien

der Feind und das Gefecht begann faſt gleichzeitig mit dem von Soldau. Da der Feind , die Cavallerie von Beſſières und auch das anrückende Eurps von Ney ſebr concentrirt wirkten , während die Preußen vortheilt in Cantonirungen ftanden , ſo konnte auch nur ein ſehr vereinzelter und ſchwacher Widerſtand .

geleiſtet werden. Das Füſilier - Bataillon von Wackenitz und die Escadron Towarczys von La Roche b. Starkenfels , welche von den übrigen Truppen dadurch getrennt worden waren , machten gemeinſchaftliche Sache mit einander und unter geſchidter Benußung aller Terrainbinderniſſe einen glüdlichen Rüc zug nach Janotro, eine Richtung ,1 welche ber Cornet Graf v. d. Groben mit

richtigem Blick in Vorſchlag gebracht hatte. Als man ſo glücklich war , am

linken Flügel des L'Eſtocq'ichen Corp3 anzukommen , war große Freude über das Erſcheinen dieſer ſchon für verloren gegebenen Truppen. Marſhal Ney hatte am 25. December Solbau genommen . Ade An ſtrengungen der Preußen , dieſe Stadt den Franzoſen wieder zu entreißen , blieben vergeblich. Das Regiment Towarczys war nid)t unmittelbar bei dies ſem Rampfe betheiligt , es verlor aber dennoch hier einen ſehr ausgezeichneten Officier, den Lieutenant v. Wegnern , Adjutant des Generals 6. L'Eſtocq. Er ſegte fich zu Fuß an die Spiße einer zur Erſtürmung der Stadt vorrücken : den Infanterie-Colonne und fiel, von einer Kartatſkugel getroffen , in die Hände der Feinde , die ihn ehrenboll begruben , als er einige Tage darauf ftarb. Das Preußiſte Corps 30g fich nach dem mißlungenen Angriff auf Sol !

1

dau am 26. December nach Neibenburg , wobei die Towarczys das Soutien der linken Vorpoſten - Brigade bildeten , und in den folgenden Tagen über Jedwabno , Ortelsburg , Rheinswein , Sensburg , Raſtenburg nach Angerburg , wo es am 3. Januar 1807 eintraf und bis zum 8. ſtehen blieb. Von den Towarczys ftanden 3 Escabrons als Soutiens der Verbindungs,

Abtheilung zwiſchen dem Haupt- Corps und dem Detachement des Generals b. Ploß , welche General Rlüchner commandirte , hinter loben . In dieſer Zeit wurden der Rittmeiſter B. Rurnatowsky von den ſchwarzen Huſaren und die Licutenants v. Mörner und Gebhard von uns ſerem Regiment , jeder mit 5 Unterofficieren zu dem Corps des Generals

v. Burhövden geſchickt, um bei deſſen Vorpoſten verwendet zu werden. Geb : hard erhielt in Johannisburg 50 Huſaren und 50 Roſađen , um damit die

236

Haiben zu durchſtreifen , auch ſollte er den Narew überſchreiten und 16 Fran zöfiſche Generale und böbere Officiere bom Corps des Marſhalls Lannes ,

die in Wyszkow cantonirten , aufzuheben ſuchen. Zur Ausführung dieſes Coups .

war er bereits über den Narew geſchwommen und lag nur eine Meile vom Orte im Verſtedt , um hier die Nacht abzuwarten , als ihn ein Roſacen - Officier mit dem Befehle des damaligen Ruffiſden Oberbefehlshabers , Generals v. Bens

nigſen traf , der ihm gebot , von dem zu gewagten Unternehmen abzuſteben . Nach vielen Beſchwerlichkeiten auf dem Marſche, wobei noch ein Preußiſcher

Amtmann, welder ihm böswilliger Weiſe Fourage und Lebensmittel, die er im Überfluß hatte , vorenthielt , auf derbe Weiſe abgeſtraft wurde, kehrte Geb : hard , nachdem er ſeine Mannſchaft in Rhein abgegeben hatte , in bas Ruſ fiſche Hauptquartier zurüd.

General v. L’Eſtoca hatte bei ſeinen Operationen zweierlei in das Auge zu faſſen : die Sicherung Rönigsbergs und die Verbindung mit den Ruſſen .

Beiden Rückſichten wurde genügt, als die Ruſſiſche Armee mit dem Preußiſchen Corps am 18. Januar zwiſchen Rhein und Barten fich vereinigte , worauf die Corps von Ney und Bernadotte zurückgingen. Wie ſehnſüchtig eine Offenſive vom Könige erwartet wurde , beweiſt ein Schreiben vom 17. Januar an den General v. L'Eſtoce, welches ſich alſo ausdrüdt : » Eure beiden Berichte vom 14. d. , wie auch der vom 15. , find Mir zugekommen. Aus legterem babe 30 mit Vergnügen erſeben , daß der General v. Bennigſen nun feſt beſchloſſen hat , vorzugeben und dadurdy

Königsberg zu retten. Dieſer General zeigt Mir ebenfalls unterm 15. 6. an, daß er mit 8 Diviſionen ſeiner Armee auf dem Marſche über Arys und Rhein auf Raſtenburg und Sensburg begriffen ſei, um den Feind anzugreifen

und hofft er binnen 8 Tagen Mir angenehme Nachriớten ertheilen zu können , auch beſtätigt der General-Major v. Chlebowsky das Vorrúden der Ruſſen

und freue Jch Mich , daß Jyr endlich aus Eurer kritiſchen Lage kommet. Jhb fehe ein , daß 3hr bei den angezeigten Umſtänden an leichter Cavallerie eine Verſtärkung bedürft und habe den Prinzen Wilhelm angewieſen , Euch von dieſer Art Truppen ſo viel als möglich zuzuſenden .«

Von demſelben Tage findet ſig auch eine Cabinets - Ordre datirt , welche 2 Officiere des Regiments zur Dienſtleiſtung als Adjutanten in das Haupts

Quartier beruft, ſie lautet: » Jơ genehmige die Anordnung, daß der Major .

v. St. Paul des Regiments Towarczys die Leitung der Geſchäfte in Eurem Hauptquartier als lſter Adjutant, und dem Lieutenant Dalmer , dem 2ten , die Führung des Journals übertragen werde. « Es begannen nun die Offenſivbewegungen der Ruſſen gegen die Corps von Bernadotte und Ney , bei welchem das Preußiſche Corps mitwirken ſollte. Der Mangel an Klarbeit und Sicherheit in dem Gange der Operationen der

Ruffiſpen Armee führten auch den Preußiſchen General zu ſchwankenden Maß regeln , deren Reſultat eine große Erſchöpfung der Kräfte der eigenen Truppen

durch anſtrengende Márſche und Entbehrungen , nicht aber die Sowachung des Feindes war.

237

L'Eſtoca marſcirte am 20. von Barten , wohin er gegangen war , um

das Vorrüđen einer Abtheilung des Ney'ſchen Corps zu hindern , nach Döhn bofſtadt, von hier , um den Feind fortgeſeßt rechts zu umgeben und die Gefahr

für Rönigsberg abzuwenden , über Sţippenbeil , Tolks , Landsberg nad Mehl: fact, wo er am 24. eintraf. Der Befehl des Ruffiſchen Heerführers, fich auf Hagenau zu wenden , fonnte nicht ausgeführt werden , um aber die der Preus 1

Biſchen Armee gehörenden Vorratbe in Elbing bom Feinde zu befreien , ging

L'Eſtocq nach Pr. Holland, von wo er indeſſen auf Bennigſen's Anordnung fich wiederum gegen Hagenau wenden mußte und dann über Saalfeld nach

Roſenberg marſchirend, am 31. Januar in Freyſtadt ankam. Dieſe legteren Marſde waren durch die Márſche der Ruffiſchen Armee veranlaßt worden , welchen Vorausſeßungen zu Grunde lagen , die nicht eintrafen.

Sobald Napoleon in Warſchau die Nachricht von den Bewegungen der Ruſſen erhielt , traf er alle Anſtalten zu einem Gegenſtoß. Am 31. Januar war er bereits ſo weit damit gekommen , dem Marſhall Bernadotte ankündigen zu können , daß er am folgenden Tage die Offenſive gegen Poſſenheim ergreifen

würde. Der mit Überbringung dieſer Depeſche beauftragte Officier fiel den Roſaden in die Hände , und Bennigſen , von der Abſicht der Franzoſen in Renntniß geſekt, eilte nun , fich in der Poſition von Wartenburg zu concen: !

triren und die Ade bei Allenſtein zu paffiren. Das raſche Vorſchreiten der

Franzoſen gegen die Ale und der Verluſt der Brüde bei Bergfried veran laßte ihn aber , um nach ſeiner Meinung die Gefahr für Rönigsberg zu be ſeitigen , über Arendsborf und Landsberg auf Preußiſch - Eylau zurüdjugehen. Dieſen Bewegungen der Haupt- Armee wurden die des Preußiſchen Corps ,

weldes deren rechten Flügel decken und fich über Oſtrode bei Jontowo mit ihr bereinigen ſollte, angepaßt. L'Eſtoca marſcirte am 2. Februar von Freys ſtadt in zwei Colonnen nach Roſenthal und Deutſch - Eylau , den 3. nach Hobenſtein und Thierau. Während des Marſes am 4. nach Alt - Ramten , Reußen und Willenau , von wo man beabſichtigte, ſich dann ſpäter nach Jonkowo zu wenden , traf der Befehl Bennigſen's ein , den Weg nach Arendsdorf zur Ruffiſchen Armee zu nehmen. Die bereits erfolgte Belegung

der Übergänge über die Paſſarge durch die Franzoſen zwang die Preußen , die Richtung ihres Marſdes häufig zu ändern und fich in Gefechte mit dem

heranrückenden Feinde einzulaſſen. So waren die Vorpoſten . Brigaden Maltzahn und Bülow und das Soutien des Generals B. Rlúchzner , wobei ſich auch das Bataillon Towarczys befand , zur beſtimmten Zeit am 5. Februar nach ihrem Rendezvous abmarſchirt, als fie hinter Gr.- Bergling auf Truppen des 1

Marſchals Rey ſtießen , die im Marſd auf Liebſtadt begriffen waren . Major Gebhard erzählt uns , daß ihn der Zufall zur Mitwirkung bei dem fich hier entwickelnden Gefecht, welches viele ſchöne Züge Preußiſcher Bravour aufzuweiſen bat , aber leider wegen der Stärke bes Feindes von keinem glüdlichen Erfolge begleitet ſein konnte, führte. In den erſten Tagen des Februar war er nämlich aus dem Ruſſiſchen

Haupt- Quartier als Courier an den General von L'Eſtoca geſendet worden.

233 Bei ſeiner Rüdfehr hörte er die kanonade bei Woltersdorf und ritt darauf

zu. Auf dem Rampfplaße angekommen , ſchloß er fich dem Bataillon Towarczy : an . Major Göll fandte ihn mit 30 Pferden ſeiner Escadron in die Flanke des Feindes , bei welcher Gelegenheit er in der Carriere über einen ſchwade

gefrorenen See jagte und glücklich denſelben überſchritt, während 7 Füfiliere, die ihm folgen wollten , ertranken . Mit dieſen 30 Pferden ſtürzte er ſich

muthig in den Feind und that ihm vielen Abbruch. Die Bagage des Ba taillons Towarczys und des Füſilier - Bataillons Bergen verſtopfte der nad Willenau zurüdweidenden Infanterie den Weg , während die Cavallerie und Artillerie voraus durch dies Dorf getrabt war. Dieſen Umſtand benußte die

Cavallerie von der Diviſion Laſalle, um in dieſe Preußiſơe Infanterie ein zubauen. Nur ein Theil derſelben wurde durch das muthige Vorgeben einiger Officiere und Huſaren vom Huſaren -Regimente v. Prittwitz , an die ſich auh unſer Gebhard anſchloß, von der Niederlage und Gefangenſchaft gerettet. ( * ) Bei dieſem Gefecht von Woltersdorf am 5. Februar wurden von dem

Bataillon Towarczys die Lieutenants Stolterfoth und Glaſer vom Feinde gefangen genommen. Unter beſtändiger Verfolgung burd die Franzoſen fam endlich dieſe Abs

theilung des L'Eſtocq'ſchen Corps am Abend ganz erſchöpft von den vielen Strapaßen in Mohrungen an. – Die Hauptmaſſe des Corps cantonirte unterdeß auf der rechten Seite der Paſſarge um Wubſen und traf dann dem Befehle Bennigſen's gemäß ſpät in der Nacht vom 7. zum 8. Februar bei Roſitten ein. Wir feben in dieſer Zeit das Preußiſche Corps unter Anſtrengungen und Entbehrungen auf den ſlechteſten , ganz verſchnceten Stra:

Ben in ununterbrochener Bewegung und müſſen den Muth und guten Geiſt in ihm um ſo mehr ehren und bewundern, als dieſe Bewegungen meiſt Rudzüge bor der überlegenheit des Feindes waren und das erhebende Gefühl , die vater: ländiſche Sache durch einen Sieg zu retten , immer mehr jdwinden mußte. ( ** ) Am 8. Februar , Morgens 2 Uhr, erbielt General v. L'Eſtocq den Be: fehl, ſo früh als möglich nach der Gegend von Preußiſc - Eylau abzumarſhiren

und fich beim Dorfe Althof auf dem redyten Flügel des Ruſſiſchen Heeres , weldes an dieſem Tage eine Schlacht anzunehmen Willens ſei, aufzuſtellen. -Von dem Rendezvous - Platz bei Huſſehnen konnte indeß das L'Eftoca'íde Corps , weil fich viele Truppen durch beſchwerliche Márſche berſpätet hatten , erſt um 8 Uhr früh abmarſchiren. Als der Marſd nun begann , befanden ſich 50 Pferde des Regiments Towarczys an der Spiße der Colonne und das Regiment ſelbſt *) Gebhard ſagt ausdrücklich, es feien nicht 5 Gscadrons Prittwiß , wie das Militair -Wodyenblatt pro 1842 angiebt , die Retter dieſer Infanterie geweſen , ſondern nur einige zufällig herbeieilende brave Officiere des ſchwarzen Huſaren : Reg‘ments hätten mit wenigen Leuten dies ausgeführt.

**) Auch hat ein Rittnıeiſter a. D. , v. Schachtmeyer in Berlin , zur 50jährigen Gedächtnißfeier dieſer Begebenheiten eine ſehr beachtenswerthe Abhandlung durch den Druck bekannt gemacht. Berlin 1857.

239

folgte beim Gros und zwar bei der 3ten Diviſion unter General v. Auer.

So wie die Spiße der Colonne aus dem Walde bei Sulautienen heraustrat , rüdte der von Bornebnen kommende Feind gegen die Flanke der Colonne vor. Das feindliche Tirailleurfeuer kam bald ſo nahe , daß die Rugeln in das Dra goner - Regiment v. Auer und in das Regiment Towarczys ſölugen. Während des ſich nun entwickelnden Gefechts bei Wadern , durch welches der Marſhall Ney den Preußen den Weg nach Rönigsberg verlegen und fie von den Ruſſen abdrängen wollte , weldes ihm aber nicht gelang , ſondern nur die Haupt- Colonne veranlaßte , bei Wadern auszubiegen und über Leiſſen und Grawentien nach Althof zu marſchiren , batte General b. Ral mit ſeinem Regiment den Wald im Trabe paſfirt und fich am Ausgange desſelben in ES: cadrons - Colonne dort aufgeſtellt, wo die Dragoner von Auer geſtanden bat ten , ehe ſie auf den Höhen vor dem Defilé von Schlautienen fich aufſtellten. Sobald indeß die Infanterie berangekommen war , von der 5 Compagnien von Schöning und Wyburg in dem Walde zwiſchen Wadern und Schlautienen dem Feinde entgegengeworfeu wurden , zog ſich das Regiment Towarczys im ftarfen Trabe ab , ging hinter dem Regiment . Auer auf der Hobe fort durch 1

Splautienen und regte ſich an die Spige der Haupt- Colonne des Corps , wo

es auch auf dem weitern Marſche nach Althof verblieb. Schlacht bei Preußiſch Eylau , am 8. Februar. 3

In dem Augenblic , wo es eines einzigen Stoßes geringer friſcher Rräfte in einer angemeſſenen Richtung bedurfte, um die bom Rampfe erſchöpften Frans zoſen in ihrem fiegreichen Fortſchritt zu benımen und ſie ihrer errungenen Vor: theile zu berauben , erſchien das L'Eſtoco'lche Corps, nur 5584 Combattanten záblend , auf dem Schlachtfelde von Preußiſch -Eylau , am rechten Flügel der :

Ruffiſchen Aufſtellung bei Althof. General 6. Ral fandte den Lieutenant John von den Towarczys zum General Bennigſen, um den näheren Befehl über die Aufſtellung des Corps einzuholen. Dieſer Officier fand jedoch den commandirenden General nicht, fpract aber den General 6. Tid apliß , ber

ihm durch mehrere im Rüdzuge begriffene Ulanen - Regimenter , die ſehr ges litten hatten , bemerklich machte , daß fich nicht der rechte, ſondern der linke !

Flügel der Ruffiſchen Armee in Gefahr befinde. Lieutenant go bn eilte , ſo raſch als es der tiefe Schnee zuließ, nach Althof zurück, wo er jedoch das Preußiſche Corps ſchon im Marſch nach dem linken Flügel traf, weil der Ge neral v. Bennigſen ihm dieſe Direction bereits angewieſen hatte. Bei dem Angriff auf Ruſchitten ging das Regiment Towarczys links vom Dorfe vorbei, trieb die bahinter aufgeſtellte feindliche Cavallerie nach Klein Sausgarten zurüd , wandte fich dann ſelbſt rüdwärts und griff die unterdeß

vom Regiment v. Rüchel aus dem Dorfe geworfene Franzöſiſche Infanterie an. Es eroberte hierbei einen Franzöſiſchen Adler und war eben im Begriff, Gefangene zu machen , als plößlich eine Menge Roſaden, welche man vorher .

nirgend bemerkt hatte , erſchienen und ohne Erbarmen ſelbſt die ſchon in den

Händen der Preußen befindlichen Feinde niedermeßelten. Raum dürfte ein

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Mann von der Befaßung von Ruſchitten ( das 50ſte Linien - Regiment der Diviſion Gudin und 4 Compagnien des 48ſten Negiments der Diviſion Friant )

entfommen ſein. Während des weiteren Vorgehens der Preußen gegen das Birkenwaldøen bedte das Regiment Towarczys in Gemeinſchaft mit den Ro facen den linken Flügel des Regiments v. Rudel und hielt die bei RI. - Saus , garten ſtehende feindliche Cavallerie im Reſpect.

Es war unmöglich , dieſe

Cavallerie, welche fic ftets zeitig zurückzog , einzuholen und über den Haufen zu werfen , da ein raſches Vorgeben wegen der durch Schnee unfenntlichen

Hinderniſſe des Terrains alle möglichen Sowierigkeiten bot und die Pferde oft haufenweiſe in die Gräben fielen. ( * ) General L'Eſtoca ſagt in ſeiner Relation von dieſer Schlacht: » So en : dete dieſer glorreiche Tag für das L'Eſtocq'ſche Corps. Die Infanterie ſowohl als auch die Cavallerie hat fich nicht allein in den Gefechten bei Wadern , Sølautienen und Pompiden , ſondern auch in der Schlacht ſelbſt auf eine ganz vorzügliche Art þervorgethan und den alten Ruhm der Preußiſchen Tapferkeit,

des ausbauernden Muthes und der Geſchidlichkeit, alle tactiſchen Anordnungen mit Geſchwindigkeit und Praciſion auszuführen , aufs Neue begründet,« Über unſer Regiment lautet dieſer Bericht alſo: Das Regiment Towarczys , von dem General v. Ral commandirt , und die an dasſelbe angeſchloſſenen 200 Roſaden haben durch ihr ſchnelles Umgeben des Dorfes Ruſditten nicht

allein die feindliche Cavallerie gezwungen , ihre Infanterie zu verlaſſen, ſondern auch einen Theil der legteren vernichtet und gefangen genommen . In dem Artilleriefeuer, bem es zwiſchen Kuſcitten und Lampard ausgeſebt war, bat es die größte Raltblütigkeit und Ordnung gezeigt. « Der Rönig befahl unterm 21. Februar unſerem General , den vom Res gimente eroberten Franzöſiſchen Adler ihm zuzuſenden , und dieſer traf gerade

am Geburtstage der Königin ( 10. März ) » als ein Angebinde « , wie Graf Soladen fagt, ein. ( ** ) Der König fügt deshalb einem Schreiben vom 12. März an L'Eſtoca

die Bemerkung bei : » Übrigens habe Jd den Franzöfiſchen Adler , welchen »

das Euch anvertraute Regiment Towarczys in der Schlacht bei Preußiſch - Eplau genommen hat , erhalten und danke Euch für deſſen Einſendung u . « Der Raiſer von Rußland belohnte für dieſe Solacht den General v. L'Eſtoca mit dem St. Georgen- Orden 3ter Claſſe und der König verlieh am 21. Mai , nachdem er ſeine Truppen bei Heiligenbeil die Revủe hatte paffiren laſſen , *) Der Angriff auf das Gehölz wurde durch die auf dem linken Flügel poſtirte halbe reitende Batterie des Lieutenants v. Deder beſonders wirkſam unterſtüßt

und Napoleon ſoll, als er die Wirkung ſah , geäußert haben : » Welder Teufel commandirt denn dieſe Batterie ! « Es wird nicht unintereſſant ſein, hierbei zu erwähnen , daß der Stabs - Nittmeiſter Rayſer unſereo Regiments es war , welcher die Aufſtellung und Wirfung dieſer Geſchüße angeregt hatte. Seine etwas derbe Aufforderung hierzu iſt noch heute einigen ehemaligen Dfficieren des Regiments , die ſie mit angehört haben , erinnerlich.

**) In dem Werke : Preußen in den Jahren 1806 und 1807. Seite 140.

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ihm den ſchwarzen Adler - Orden. Auch erhielten fåmmtliche Truppen , welde bei Preußiſch - Eylau gefochten hatten , für ihre Tapferkeit ein Geſchenk von einer monatlichen Löhnung.

Die Beſchreibung des Rüdjuges der Verbündeten nach der Sølacht von Preußiſch - Eylau und namentlich des L'Eſtoca'lchen Corps über Friedland nach Alenburg , ſo wie das Vorrüden desſelben gegen die Paſſarge findet fich in dem Militair - Wochenblatt pro 1842. Da uns keine Details in Bezug auf das Regiment Towarczys aus dieſer Zeit bekannt geworden , ſo müſſen wir

uns begnügen, darauf zu verweiſen , doch wollen wir die Stellen hervorheben , in welchen unſeres Regiments namentlich gedacht wird. So finden wir es gegen die Mitte des Februars erwähnt, wo es den Auftrag hatte , von Stanilgen auf die Paſſage durch den Friſching auf Groß - Lindenau , Starkenberg, Gensleiđen und Bieberswalde zu beobachten. .

Ferner nach dem Gefecht bei Braunsberg , als das Preußiſche Corps die Ge gend zwiſchen Mebljad und Heiligenbeil zu beſeken beſtimmt wurde , bei dem Soutien der Vorpoſten unter General b. Rall, welches Detachement außer:

bem noch aus den Grenadier : Bataillons Shlieffen und Fabecky und einer halben Batterie Weißmann beſtand und in Plaswich, Schönbamerau , Lindenau und Gegend poſtirt war. Die Art , wie das Regiment bei dem Angriff auf 1

.

Guttſtadt und die Übergänge an der Paſſarge betheiligt geweſen , iſt nirgends 1

deutlich zu erſeben ; erſt als das L'Eſtocq'ſche Corps am 18. März eine Aufs ſtellung auf längere Dauer erhielt , findet ſich das Soutien der Vorpoſten unter Ral , aus 15 Escadrons Towarczys und einer halben reitenden Batterie 1

Brebow beſtehend, in Peterswalde , Haſſelberg und Gegend dislocirt angege ben. Sein Rendezvous hatte es bei Peterswalbe in Gemeinſchaft mit der

3ten Vorpoſten - Brigade , ſeinen etwaigen Rüdzug ſollte es auf Groß-Haſſelberg, wenn die Diviſion Rembow aber bereits mit dem Feinde engagirt wäre, auf Zinten nehmen. -- Die Zeit der Rube , welche in den Monaten März und April eintrat, wurde Preußiſcher Seits eifrig zur Retablirung des L'Eſtocq (den Corps ſo wie der Reſerven benußt. Schon unterm 6. Gebruar hatte der König befohlen , die Depots für das

Regiment und Bataillon Towarczys in derſelben Art wie bei den Huſaren Regimentern zu formiren , wonach dasſelbe für das Regiment aus 20 Unter officieren und 160 Gemeinen , für das Bataillon halb ſo ſtark, beſtehen ſollte.

General 6. L'Eſtoca hielt dieſe Stärke des Depots für die Towarczys , obgleich dieſe per Escadron 30 Pferde ſchwächer als die Huſaren waren , dess

balb für nöthig , weil ſie bei ihrem fortwährenden Vorpoſtendienſt und der bei ihnen ftatt findenden Defertion einen ſo ſtarken Abgang gehabt hatten , daß ein Depot bon vorerwähnter Stärke faum hinreichend war , dieſen Abgang zu

deden. Ein Schreiben l'Efto cq's an das Ober -Rriegs -Collegium , Alenburg , den 15. Februar , berührt dieſe Gründe und ſagt ferner : » Es wäre allerdings

wünſchenswerth , daß zur Formirung des Depots nur fleine Ebelleute auss gehoben werden könnten , dieſes iſt indeſſen bei der jebigen Lage der Umſtände unmöglich. Der bei weitem größte und ergiebigſte Theil des Towarczys - Cantons I

16

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iſt vom Feinde beſeßt, in dem kleineren Theil desſelben aber , welchen die Ruſ fiſchen Truppen occupirt haben , befindet ſich der kleine Adel entweder im In ſurrectionszuſtande oder die waffenfähige Mannſchaft desſelben iſt, um ſich der

Aushebung zu entziehen, in das Ruffiſche und Öſterreichiſche Gebiet ausgewandert.« Die Bemühungen zweier , feit vielen Wochen nad dem freien Theile des Cantons geſendeten Officiere, um das Manquement zu decken, waren auch in der That ganz vergeblich und es mußten endlich freiwillig angeworbene Mann ſchaften bürgerlicher Abkunft eingeſtellt werden , denen , um Animoſitäten zu vermeiden , vom 1. April ab gleices Tractament mit den adligen Towarczys bewilligt wurde. -

Beſonderen Anlaß zu Klagen über Deſertion gab das

Bataillon Towarczys ſeinem Commandeur , Major Goll, welcher, als er mit dem Ober - Kriegs - Colligium wegen des Depots conferiren ſollte, fich in einem Schreiben aus Ralgen bei Königsberg vom 17. Februar folgendermaßen außert :

» Dieſe Menſchen ( der kleine Udel aus NeurDftpreußen ) entſprechen nicht im geringſten der Meinung , die man früher von ihnen hatte, fie bezeugen nicht einen Funken von Treue gegen Staat und Rönig , und die ihnen aus Gnade und Hult ertheilten Vorzüge vor anderen braven Truppen vermogen

fie nicht auf beſſere Geſinnungen zu bringen. Es koſtet mir überwindung , dieſes Geſtändniß von einem Corps Truppen abzulegen , weldes meinen Be fehlen untergeordnet wurde , aber ich bin der Wahrheit es ſchuldig, dieſes

nicht langer zu verſchweigen, um ſo mehr , da noch mehr kleine Edelleute aus: gehoben werden müßten , wenn die Allerhöchſte Rönigl. Abficht erreicht werden follte. Der das jebige Depot commandirende Lieutenant 6. Talaßto meldet mir , und die landråthlichen Officia geben die Nachricht, daß die einziehungs fähige Mannſchaft ausgewandert ſei, wenigſtens fich ſo verborgen bätte , daß 1

fie nicht zu ertappen wäre , mithin fann weder der jebige Depot , welchem auf dem Marſde aus Neu- Oſtpreußen nad Lithauen mehr als die Hälfte deſer:

tirte , noch weniger derjenige Abgang im Bataillon ergänzt werden , den dieſes durch verſchiedene Actionen mit dem Feinde , da es beſtändig die Vorpoſten hatte , und dann auch durch Deſertion viel gelitten hat ac. «

Auch der König ſpricht ſein Mißfallen über das Benchmen der kleinen Edelleute in der Verfügung an L'Eſtoco vom 8. April aus , fie lautet : » Aus .

Eurem Bericht vom 2. 6. M. babe Jch die Bedenklichkeiten erſehen , welche fico

etwa gegen die Verfügung wegen unbeſchränkter Einziehung der kleinen Edelleute in Neu - Oſtpreußen zum Militairdienſt machen laſſen. Jd gebe

zu , daß das , was Ihr dagegen anführt , einer Seits ſehr triftig iſt, aber Ihr I

werdet doch auch andern Seits nicht in Abrede ſtellen können , daß die kleinen Edelleute durch ihre Untreue fich der Auszeichnung, blos bei dem Corps To warczys angeſtellt zu werden , eben nicht würdig gemacht haben. Und gerade die ſtarke Deſertion von einem Corps , das in mander Hinſicht ſo ausgezeichnet worden iſt, hat Mich veranlaßt , den Unterſchied zwiſchen den kleinen Edelleuten und den gewöhnlichen Cantoniſten , und dadurch auch den Vorzug der erſteren , blos bei bem aðligen Corps Towarczys eingeſtellt zu werden , wenigſtens bei den gegenwärtigen Zeitläufen , aufzuheben und die Einziehung der erſteren als

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gewöhnliche cantonpflichtige Unterthanen zu verfügen , indeſſen ſoll dies nur für's Erſte geſchehen und werde Jo reben , ob etwa andere Umſtände eine Abänderung dieſer Maßregel begründen können , wobei Jo indeſſen gern nach : geben will, daß , wenn unter den jeßt zu den Reſerve -Bataillons einzuziehenden kleinen Edelleuten fich in der Folge einige oder mehrere ſo gut betragen und ſo treu beweiſen, daß fie des vormaligen Vorzugs würdig find, Jür dieſe dann unbedenklich bei dem Towarczys - Corps einſtellen könnt. Zur Vermeidung von Mißverſtändniſſen wird hier nöthig ſein , zu wieder : holen , daß dieſe kleinen Edelleute Polen waren , denen überdem Napoleon

bereits Hoffnung zur Wiederherſtellung ihres Vaterlandes machte, die er aber 1812 mit Stillſchweigen überging. «

Wie der General v. L'E ſtocq fein Regiment gegen die übertreibungen , die man ſich vielſeitig in Betreff dieſer Deſertionen erlaubte, in Schuß nahm , beweiſt ſein Schreiben an den General - Adjutanten Oberſt v. Rleift aus Hei ligenbeil vom 18. April , worin es heißt : » Das Regiment hat während des ganzen Laufs der Campagne gar keinen Erſaß erhalten , da es weder Depots noch einen vom Feinde unbefekten Canton hatte , alſo glaube ich , daß Hochs dieſelben den bisherigen Abgang von 270 Mann nicht übertrieben hoch finden werden , da überdem von denſelben 157 Mann vor dem Feinde geblieben und

gefangen wurden. Das durch die Neider des Corps Towarczys im Publico verbreitete Gerücht von der ungeheuer ſein ſollensen Deſertion bei demſelben war daher wenigſtens übertrieben. «

Um gleich einen Theil des künftigen Abgangs zu decken , erhielt das Re

giment als Erſatz 300 Mann aus den Depots der Regimenter von Herzberg und von Heuking, das Bataillon erhielt 200 Mann , welche die Dragoner: Regimenter Prinz Wilhelm und v. Katte und die Huſaren - Regimenter v. Ru dorf und v. Röbler lieferten.

Dem Regiment feblten 648 Pferde , und zwar am etatsmäßigen Stande 353 , für das Depot 180, als Erfaß für die zum Felddienſt unbrauchbaren Pferde 115 Stüd. Zum Ankauf eines Theils dieſer Pferde, zu 20 Dukaten

das Stück, wurde der Rittmeiſter Rayſer nach Lithauen geſchidt. Dem Bas tailon Towarczys wurden dagegen die fehlenden 200 Pferde geliefert. Das Depot des Regiments unter dem Lieutenant . Grabowsky befand fich in Goldapp , das des Bataillons unter Premier - Lieutenant 1. Talakko in Gumbinnen .

Wir folgen nun weiter den Begebenheiten des Feldzuges. - Am 26. Mai

hatte Danzig capitulirt, weshalb die unter dem Ruffiſchen General - Major Kamenskoi dorthin zum Entſaß geſendeten Truppen unterrichteter Sache zur Armee zurückkehrten. Sie traten am 2. Juni zum L'Eſtocq'ſchen Corps und

bildeten hier die Reſerve - Diviſion, welcher zur Verſtärkung an Caballerie 15 Escadrons Towarczys , die in Lilienthal , Clauſitten, Peterswalde , Gehdau und Gegend unter dem General b. Ral ſtanden , beigegeben wurden. Mit den Gefechten bei Spanden , Lomitten , Guttſtadt und Deppen bes gannen die Operationen der Haupt- Armeen gegen einander. In Folge des ers 16 *

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ſteren Gefechtes war die Diviſion Ramensfoi vereinigt mit der bon Rembow zur Dedung der Straße über Zinten nach Rönigsberg bei Mebljad in engeren Cantonirungen aufgeſtellt worden. Eine Depeſche an L'Eſtocq, die ihn zu einer Flankenwirkung gegen den Feind aufforderte, wenn die bei Guttſtadt beabſichtigte Solacht ſtatt fände , wurde vom General Ramenstoi erbroben

und veranlaßte ihn , über Wormditt in der Richtung auf Quenß vorzubringen , nachdem er ſeine Bagage unter Bebedung des Bataillons Towarczys gegen Zinten abgeſchickt hatte.

General v. Bennigſen gab indeß Guttſtabt auf und ging mit der Ruſ: fiſchen Haupt- Armee nach Heilsberg , wobin fich nun auch Ramenskoi dirigirte, als er die Abſicht feines Obergenerals erfannt hatte. Am 10. Juni , Bors mittags 11 Uhr , rúdte bas Corps von Ramenskoi auf dem linken Ufer der

Alle in die Schlachtlinie der Ruſſen. Seine Infanterie nahm eine Aufſtellung, die fich von der Fleſche Nr. 2 bis gegen die Schanze Nr. 3 bin ausdehnte. Das 2te Bataillon Towarczys wurde als Soutien der Bertheidiger der Fleſche Nr. 2 hinter der Hobe verdeckt aufgeſtellt, mit dem Befehl, den Mo: ment wahrzunehmen , wo der Feind beim Angriff auf dieſe Spanze durch das Artilleriefeuer derſelben erſbüttert ſein würde. Das iſte Bataillon ftand hinter der Mitte der Infanterie des Generals Ramenstoi in Reſerve. Ebe

dieſer Theil der Solachtlinie in's Gefecht trat , futterte die Preußiſche Cavallerie und ritt nach und nach in balben Escadrons bei der Adebrüde zur Trånfe. Schlacht bei Heiløberg , am 10. Juni.

Zwei Theilnehmer an dieſer Splacht, die Lieutenants John und Geb : baró ( dieſer war Adjutant beim 2ten Bataillon , welches der Major v. gean :

neret führte ), haben in ſpäteren Jahren uns die Beſchreibung dieſer Splacht ge liefert und wir wollen ihre Angaben bei dieſer Darſtellung zu combiniren ſuoen. Als der Angriff der Franzoſen unter dem Oberſten Pouget auf die Scanze Nr. 2 begann , verloren die Vertheidiger derſelben ihre Beſonnenbeit und Rube ; die Ruſſiſche Infanterie und Artilleric hielten nicht Stand und riſſen ſelbſt die Reblpalliſaden um , damit ſie ſchneller hinauskommen konnten. Mehrere Ruffice Adjutanten ſprengten an den Major b. Jeanneret mit der Aufforderung beran , ſeine 5 Escadrons gegen die andringende Franzöſiſche Infanterie vorzuführen . Der Major fandte Gebhard an den Oberſt v. Zie :

ten mit dem Geſuch, ihn bei ſeinem Vorgehen durch ſein Dragoner - Regiment ( 1806 Auer ) und das iſte Bataillon Towarczys in der rechten Flanke gegen

die anrüdende feindliche Cavalerie zu fichern , und ging dann mit ſeinen 5 Es: cadrons ( kaum 300 Pferde ſtark ) im Galopp die Höhe hinauf. Da er wegen

des alle Ausſicht hemmenden Staubes und Pulverdampfes nicht genug redts

gegangen war , ſo wurde den beiden linken Flügel - Escadrons durch die zurück: gehende Ruſſiſche Artillerie der Weg verſperrt, ſie mußten daher , um abzu brechen , anhalten und konnten nun nicht mehr in das Alignement der unter deß forteilenden 3 Escadrons treten.

Weil man das eigentliche Ziel des Angriffs nicht erkennen konnte , ſo

|

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kam es , daß das Bataillon plößlich kaum 50 Schritt von ben feindlichen 3ns

fanterie - Colonnen ſtand ( beren Mitte Quarrée's formirt und deren Flügel eine Flankenſtellung genommen hatten ) , und nun von einer mörbcriſchen Wirkung des Rlein - Gewehrfeuers empfangen wurde. Dieſes ebenſo unerwartete , als wirkſame feindliche Feuer brachte das Bataillon fo außer Faſſung, daß es .

umkehrte und à la debandade bis hinter die Fleſche auf der Höhe zurüd jagte , wo es den wenigen , noch berittenen Officieren erſt wieder gelang , die flüchtigen einzelnen Trupps zum Stehen zu bringen und fie zu ſammeln. ( * ) Das Regiment erlitt durch dieſen Unfall einen großen Verluſt an Leuten .

und Pferden. – Major B. Gerhard fiel , von einer Rugel in den Ropf ges troffen , tobt nieder , Major Wilde wurde durch 2 Rugeln ſchwer verwundet , ſeine Escadron batte allein 20 Mann und 27 Pferbe eingebüßt. Während nun die Ruſſiſche Infanterie von Warned die Franzoſen von der Höhe und aus der Fleſche, von deren Bruftwehr bereits einige Franzoſen ihr » vive l'empereur ! « erſchalen ließen , vertrieb , waren einige Roſaden Pulks , welche man bis dahin in beträchtlicher Entfernung von dem rechten

Flügel des Ramenskoi'ſchen Corps ( bei Lawden ) vorgeſchoben geſehen hatte, plößlich verſchwunden und man fab eine bedeutende Franzöſiſche Cüraffier: Linie geſchloſſen die dortigen ſanften Höhen hinaufreiten. Das iſte Bataillon Towarczys , welches bem 2ten im ſtarken Trabe zur

Aufnahme entgegengekommen war , zog ſich deshalb rechts und ſớloß fich an das Dragoner - Regiment von Zieten , während das 2te Bataillon Towarczys dieſer Bewegung folgte und fich auf den linken Flügel feines iften Bataillons

ſegte.

Dergeſtalt bereinigt , ging man der Franzöſiſchen Süraffier - Diviſion

d'Espagne entgegen.

Die Franzoſen rüdten im kurzen Trabe an und erwarteten mit großer Rube den Angriff der Preußiſchen Caballerie. Raum war aber dieſelbe auf eine ganz geringe Entfernung berangekommen , als beide Theile plößlich balten blieben und ſich anfahen. Die rechte Flügel - Escadron der Towarczys , von einem Franzöſiſchen Cúraſſier - Regiment überflügelt, fæien dieſe Stellung uns behaglich zu finden und es kam Unrube hinein , weshalb Lieutenant Gebhard

dahin geſchickt wurde, die Ordnung wieder herzuſtellen. Die Towarczys áu Berten : ſie wüßten nicht, wohin fie bei ſolchen Eiſenmännern ſtechen ſollten , aber Gebhard rieth ihnen : » ftecht nur immer in's Geſicht ! welches auch ſogleidh Selbſtvertrauen erzeugte und Ordnung hineinbrachte.

U13 Gebhard von dieſer Sendung zwiſchen den fich gegenüberſtehenden In der Relation des Grafen Kamensfoi über dieſe Attafe heißt es alſo Der Oberft - Lieutenant Jeanneret ließ fich von ſeinem Gifer hinreißen , zu früh mit den Towarezys vorzubringen ,1 auch ging er nicht genug rechts , ſondern zum Theil zwiſchen den Kanonen der Batterie durch. Hierdurch wurde ſein rechter Flügel zum Abbrechen genöthigt und während dieſer fich wieder zu for:

miren bemühte, erhielten die Towarczy8 ein Tu lebhaftes Klein - Gewehrfeuer, daß ſie die Contenance verloren und fidy ſchnell auf das lſte Bataillon des Regimente zurüdzogen , das bereits zu ihrer Unterſtüßung beordert war. -

246

Reihen im Galopp zurückritt, rief ihm der eine halbe Pferdelånge außerhalb der feindlichen Linie baltende General Espagne zu : » Machen Sie fich nicht lächerlic !« Flugs warf Gebhard ſein Pferd herum und ftach ihm als Ants wort auf dieſen Hobn die zufällig geführte Lanze durch den Hals. Dies war aber auch das Signal zu einem äußerſt blutigen Handgemenge

auf der ganzen Front , weldes damit endete , daß die Cúraffiere gånzlich über den Haufen geworfen wurden. - Gebhard wurde , gleich nachdem er den feindlichen General verwundet hatte , von den Cüraffieren umringt, er wehrte

ſich mit der verwegenften Bravour mit der Lange gegen biefelben , und ſelbſt , als dieſe bei einem Stoß gegen die gebarniſchte Bruft eines feiner Gegner

ſplitterte, kämpfte er noch mit dem Sậubende, es als Knittel um ſich ſchwin gend, muthig fort. Obgleich ſchon aus vielen Wunden blutend, weigerte er dennoch entſchieden , ſich zu ergeben. Ein Cüraffier -Officier eilte herbei und rief ſeinen Leuten zu : » Tödtet ihn nicht , ſondern nehmt ihn gefangen !a ritt aber zugleich an Gebhard heran und büdte fich, um ihn vom Pferde zu wer: fen , doch dieſer gab ihm einen folden Schlag auf den Ropf , daß er leblos vom Pferde ſant. Endlich traf ein Hieb bas Handgelenk unſeres fühnen

Kämpfers, wodurch ſein Pferd zügellos wurde, es machte einen Sag und er fank zu Boden , da er gleichzeitig einen Stich in den Unterleib erhielt.

Dieſer ausgezeichnete Officier entging dennoch der Gefangenſchaft, indem das fiegreiche Regiment Gelegenheit fand, ihn zurückzubringen. Er hatte 5 Hiebe über den Kopf und 18 Stichwunden erhalten. ( * )

Die Cüraffier- Diviſion Espagne hatte in einer Entfernung von 3 — 400 Schritt ein Soutien gemiſchter Cavallerie - Regimenter , dieſes wurde bei der 3

Flucht der erſteren umgeritten ; ein ähnliches Schidſal traf cinige Franzöſiſche Infanterie- Bataillons , die ſich auf die Erde warfen und dann hinter den verfolgenden Preußen ihr Feuer , indeß ohne fonderlichen Erfolg, abgaben . Einem verworrenen Rnäuel gleich ſtürzte fich , in dice Staubwolfen gebült , die Maſſe der Fliehenden und Verfolgten vorwärts bis an das Wäldchen von 1

1

Lawden , wo plötzlich ein heftiges Kartatſchfeuer die Sieger aufhielt und fie

zum Rüdzuge nöthigte. An eine geordnete Formation war unter ſolchen Um: ſtånden , wo man kaum ben Nebenmann erkennen konnte , nicht zu denken , es

jagte alſo alles ſo ſchnell, wie es vorgegangen war , wieder zurück , ritt auc wieder einige Franzöſiſche Bataillons über und rangirte ſich erſt weiter hinten auf den Hoben des rechten Flügels.

Es war 8 Uhr Abends geworden. Die blutige Splacht ging zu Ende. Unſer Regiment wurde zuerſt auf kurze Zeit hinter dem rechten Flügel auf:

geſtellt und dann bei der Stadt Heilsberg placirt , wo es abſaß. » Das Regiment Towarczys « , ſagt Kamenskoi in ſeiner Relation, » bat »

am Ende durch ſein jedesmaliges baldiges Railliren und durch ſeinen guten Choc auf die feindlichen Süraffiere im hoben Grade gut gemacht, was es im #) Nach der eigenen Angabe. Da er aber nur 19 Wunden hatte , ſo müſſen ei nige Hiebe flady gefallen ſein .

247

Anfange verſab. Beſonders zu empfehlen find vom Regiment Towarczys : der Oberſt - Lieutenant 1. Jeanneret ( * ) , dem man allein das ſchnelle Sammeln und öftere Vorgehen des Regiments zuſchreiben darf, die Majors b. Wilde und Mid aelis , die Rittmeiſter Gölnis , Ropfa , Manftein , Furtens 1

bady, Seſteloth, Blacha, die Premier - Lieutenants Nauradt , Wißleben , Dal mer I. , die Seconde-Lieutenants Joh. Schlichting, Gebhard , der 19 Wunden hat , Chemiewsky , Podbielsky , Drygalski , lupinsky I. , 1

Altenberg , Lupinsky II ., Leo und Saniß. « Wie groß übrigens die Deroute der Franzöſiſchen Cavallerie geweſen ſein muß , ergiebt fich ſchon daraus , daß am 11. Juni der mit 50 Pferben bes I

Bataillons Towarczy8 als Verbindungspoſten mit dem L'Effocq'ſchen Corps in Wormbitt zurüdgelaſſene Stabs - Rittmeifter Beyer ( ** ) 93 vom Shlachtfelde bei Heilsberg verſprengte Dragoner und Cüraffiere der Diviſion d'Espagne zu Gefangenen machte. - Der Verluſt unſeres Regiments an Officieren , Mannſchaften und Pferden in dieſer Schlacht war , wie zum Theil oben ſchon angegeben , ſehr bedeutend. Außer den bereits erwähnten Officieren waren noch die Lieutenants . Podbielsky und v. Saniß verwundet worden . Die Ruſſiſchen Generale erſchöpften fich in Lobeserhebungen über die Tapferkeit der Preußiſchen Cavalerie , und General .. Bennigfen ließ der

ſelben , mit Hintenanfeßung der Ruffifchen , Brod und eine Menge mit Hafer I

beladenen Wagen als Belohnung überweiſen. – Die Roſacen famen Abends daarenweiſe zu den Towarczys , lobten ihre Bravour, reichten ihnen die Schnapsflaſche hin und erwieſen ihnen allerlei Auszeichnungen. Der König konnte erſt in einer Cabinets - Orbre vom 18. Juli dem Re 1

gimente ſeine Anerkennung zu Theil werden laſſen; wir heben daraus dasjenige hervor, was fich theils mit auf dasſelbe bezieht, theils dasſelbe allein berührt.

Auszug aus der Cabinets - Ordre vom 18. Juli an den General 0. L'EPOCA. Der General 6. Bennigfen hat Mir zwar früber ſchon angezeigt , wie vorzüglich Meine Cavallerie zum entſcheidenden Gewinn der Schlacht bei Heils: berg beigetragen bat , indeſſen iſt es Mir doch ganz beſonders lieb , durch Euch nicht nur die Regimenter und Escadrons , fondern auch die einzelnen Officiere 1

namentlich kennen zu lernen , welche fich in dieſer Sdlacht vorzüglich ausge 1

zeichnet haben. Ich bewillige den Majors v. Wilde und Michaelis, bem Rittmeiſter b. Gölnis , den Lieutenants Gebhard , b. Podbielsfy , v. Ea : niß des Regiments Towarczys den Verdienſt - Orben. (*** ) - Hiernächſt gebe 1

v. Ieanneret wurde erſt unterm 2. Juli zum Oberſt- Lieutenant ernannt. **) Kurz vorher hatte dieſer ausgezeid ;nete Officier den Franzöſiſchen Capitain Chal : lièr e gefangen genommen , welcher die Depeſche an den General Victor über bringen ſollte, fich der Stadt Mehlſack zu bemächtigen ( ſ. Militair - Wochenblatt

Jahrgang 1842 Seite 304 ). Der König wünſchte den gefangenen Rittmeiſter Stolterfoth vom Bataillon Towarczyß gegen dieſen Capitain ausgewechſelt zu erhalten.

*** ) Wir müffen hier um ſo mehr auf die bem Regimente gewordene Auszeichnung durch Verleihung des Orbene pour le mérite an ſeine Officiere Werth legen

248

Ich Euch die Verſicherung, daß Ich der Bravour , welche das Regiment Tos warczys in dieſer Solacht bewieſen hat , vollkommene Gerechtigkeit wiederfahs 1

ren laſſe und nicht im geringſten cine Ungnade gegen dasſelbe

bege , vielmehr trage Joh Euch auf , ſowohl dieſem Regimente , als aud den anderen ſich durch ihr muthvolles Benehmen allgemeine Achtung erworbenen Regimentern und Escadrons Meine ungetheilte Zufriedenheit und Meinen lebhaften Dank zu bezeigen. Für die Unterofficiere und Gemeinen der 10 Es. cadrons Towarczys , der 5 Escadrons von Baczkow, der 2 Escadrons von Prittwig und der 5 Escadrons des Iſten Bataillons von Zieten bewillige 30

die per Escadron erbetenen 3 filbernen Verdienſt-Medaillen und werdet Ihr zu feiner Zeit Mir eine Liſte der Leute einreichen , welchen dieſe Ehrenzeichen

vorſchriftsmäßig zuerkannt worden ſind. – Außerdem accordire 3“ angetras genermaßen den Capitains v. Buttler und v. Wedelftádt, Regiments Eje beit, dem Lieutenant v. Siegroth , Regiments Würtemberg - Huſaren , dem Lieutenant 6. Zielinski, Regiments Brinz Heinrich - Infanterie, dem Major b. Göl , Stabs - Rittmeiſter . Morner, Bataillons Towarczys , nicht minder dem Major La Roche v. Starkenfels Eures Regiments , Eurem General

Adjutanten , dem Stabs - Rittmeiſter v. Kad . den Verdienſt -Drden. Avan cire demnächſt den Rittmeiſter W. Gólniß vom Regiment Towarczys zum

überсompletten Major und den Major Michaelis habe Joh in den Adelftand mit Befreiung von Chargen- und Stempelgebühren erhoben. Jhr erhaltet hierdurch überzeugende Beweiſe Meiner Zufriedenheit mit dem Regiment Towarczys und indem Joh Euch anheimgebe, dieſe Gnaden

bezeugungen den Theilnehmern bekannt zu machen , bemerke ich nur noch u . ( gez. ) Friedrich Wilhelm .

Wir folgen nun der Bewegung der Armee weiter , um baran noch einige Momente hervorſtechender Thätigkeit des Regiments knüpfen zu können. als nidyt lange vorher der General ». L'Eſto cq gegen die zu häufige Verlei: hung dieſes Ordens und der Verdienſt - Medaillen Vorſtellungen gemacht hatte, die der König unterm 24. März durch folgende Cabinets - Ordre beantwortete : Mit Eurem Bericht vom 20. d. habe Ich die Bittſchrift des Oberſten v. Bacz : fo um Verleihung des Verdienſt - Ordens zurückerhalten. Euer Urtheil in Bea treff derjenigen Subjecte, die allein auf den Verdienſt - Orden oder die Verdienſt: Medaille Anſpruch madyen dürfen und auch nur dazu vorgeſchlagen werden ſollten ,

ijt ſo wahr, ſo richtig , ſo ganz aus Meiner Seele geſprochen , daß Ich Gud darüber Meinen vollfominenen Beifall eben ſo gern ertheile , als Id alle die

Vorſchläge mit Vergnügen erfülle , die Ihr Mir bei der Gelegenheit gemacht habt , um das wirkliche Verdienſt auf eine angemeſſene Art zu belohnen und auszuzeichnen. Hiernächſt bin ich mit der Auswahl derjenigen Subjecte ſehr .

zufrieden , welche Ihr Mir zur Auszeichnung mit dem Verdienſt - Orden und der Verdienſt - Medaille in der Liſte B. in Vorſchlag gebracht habt und bewillige Joy dem Nittmeiſter v. Dziengel vom Huſaren - Regiment v. Prittwiß, dem Pre :

mier - Lieutenant v. Medem , Infanterie - Negimente Rüchel, dem Seconde - Lieu: tenant v. Fiedler vom Füfilier - Bataillon von Bülow und dem Seconde - Lieute : nant v. Tournau vom Dragoner - Regiment Baczko den Verdienſt -Orden x . «

249

Am 11. Juni blieb die Armee in ihrer Stellung ; gegen Abend aber erhielt General Ramenskoi Befehl , mit ſeinem Corps wieder zum General- Lieu : tenant v. l'Eſtoce zu ftoßen , um Rönigsberg zu decken. Demzufolge machte dieſes Corps , welches ſeit ſeinem Abmarſch von Mebljad ununterbrochen mit den mannichfachſten Strapagen zu kämpfen gehabt hatte , in 22 Stunden 9 Meilen , indem es über Bartenſtein , Lamparc nach Uderwangen ging und 1

hier am 13. , Abends zwiſchen 10 und 11 Uhr , eintraf.

Unterbeß war auch der General Bictor über die Paſſarge vorgedrungen , wodurch das Corps von l'Eſtocq zum Rückzuge veranlaßt wurde , um nicht von .

Rönigsberg abgedrängt zu werden . Das Bataillon Towarczys unter Major God machte bei dieſer Gelegenheit, namentlich bei lihtwalbe, einige glüdliche Attafen. In der Stellung zwiſchen Gollau und Ludwigswalde vereinigte fich end lid L'Eſtocq mit Ramenskoi am 14. Obgleich es hier zu einem fiegreichen

Cavallerie - Gefecht kam , in welchem auch das Regiment Towarczys mitwirkte, .

wurde doch dieſe Stellung nicht lange behauptet und das Corps ging bis in

die Gegend von Rarſbau zurüd. – Hier auf dem Artillerie - Schießplag fors mirte ſich die Preußiſche Cavallerie, um auf dieſer Ebene einen entſcheidenden Angriff gegen den anreitenden Feind zu wagen. Aber es kam nicht dazu, denn 1

bald wurde beſchloſſen , hinter dic Wale von Königsberg zu ziehen. Die Ca: vallerie folgte der Infanterie. Das Regiment Towarczys mit dem Regiment Zieten -Dragoner ging über den Ponarther Damm ; bas Bataillon Towar: czys über den Damm bei Schönbuíd zurüd.

Schönbuſch behauptete der Oberſt- Lieutenant v. Below mit dem Regiment Sooning und einer halben Batterie Mechow tros des heftigſten Feuers der Franzoſen noch langere Zeit, bis alle Breußiſchen Truppen das Defilé paffirt hatten. Endlich aber mußte dieſer Poſten gegen die Übermast geräumt werden , was mit großer Drónung geſchah .. Die Franzoſen drängten dicht auf, beſon

ders ſuchte eine Escabron feindlicher Chaſſeurs von dem Rüdzuge Vortheil zu ziehen, als die bei dem Oberft - Lieutenant v. Below zurüdgebliebenen Lieutenants

Müller , von Wagenfeldt's Cúraſſieren , und Norelly), von den Towarczys, mit ihren Zügen in dieſe Escadron einhieben , ſie in die Flucht jagten und der

abziehenden Jnfanterie Luft machten. Lieutenant Norell 4 erhielt als Aus zeichnung für dies Gefecht den Verdienſt : Orden durch Cab. D. vom 23. Juli. ( Das Regiment Schöning erhielt nach dem Frieden der Prinz Heinrich.) Das Regiment Towarczys mußte faſt noch eine halbe Stunde im feind lichen Artilleriefeuer vor den Werken von Rönigsberg halten bleiben , ehe es auch den Befehl erhielt , burch die Stadt zu geben , um ſich auf dem Sprinde aufzuſtellen , wo eine Menge Roſaden bereits campirend gefunden wurden. General Ramenskoi , welcher am Friedländer Thore commandirte und die dortigen ' Brücken mit 2 Ranonen befeßt hielt , ließ , um die Recheit der oft beranſprengenden Franzófiſden Flanfeurs zu züchtigen , einen linterofficier und 20 Towarczys vom Sprinde holen , die auch ſogleich gegen die feindlichen Dra: 1

.

.

goner flankirten, dann aber über ſie berfielen , fie vertrieben und 3 Gefangene zurüdbrachten, worauf die Franzoſen ſich zurüdzogen.

250

Die Nachricht von dem Siege Napoleon's bei Friedland, welche am 15. eintraf , wurde Veranlaſſung zur Räumung von Königsberg. Das Re giment Towarczys trat nun zu dem Detachement des Generals 0. Baczło , womit derſelbe nach Mehlauken ging , um hier das Debouſchée des Baums

waldes gegen einen Feind feſtzuhalten , der von Weblau gegen Tilfit vots bringen würde.

Am 17. gegen Mittag traf ber übrige Theil des Leftoca'ſchen Corps auch bei Meblaufen ein . -

Am 18. war die Preußiſch - Ruffiſche Armee hinter

der Schellup bereinigt, welches aber wieder keine andere Folge als ben wei teren Rüdzug hatte. Unſer Regiment ſtieß nun wieder zu den Truppen des Generals Ra : menskoi , welche der Ruffiſchen Armee auf der großen Straße nach Tilfit folgten , doch blieb es nur bis Tilfit bei denſelben , von wo ab es mit dem Bataillon Towarczys, bem Regiment b. Wagenfeldt und dem Regiment Garde bu Corps vereinigt als Nadybut bes Preußiſchen Corps folgte und in der Mitternadt vom 18. zum 19. die Brücke über die Memel paffirte. $

Als General b. Bennigſen dem General 6. L'Eftoca befahl , die Gilge ſpeciell mit ſeinem Corps zu vertheidigen , um die Schifffahrt auf der Ruß zur Verpflegung ſeiner Armee benußen zu können , ging der größte Theil des

Preußiſchen Corps über die Ruß. Unſer Regiment mit dem Cüraffier - Kegi ment v. Wagenfeldt, bem Regiment Garbe du Corps und der reitenden Bats terie Bredow , unter dem Befehl des Generals b. Ral , kam in der Gegend .

1

von Plaſchken zu ſtehen. ( * )

Am 26. Juni wurde der Waffenſtilſtand mit Preußen abgeſchloſſen , worauf am 27. die Armee Cantonirungs- Quartiere bezog. – Am 9. Juli beendete der Friebe zu Tilfit dieſen , unglüdlichen Krieg. Er raubte dem Staate einen großen Theil ſeiner Provinzen und dem Regimente ſeinen Namen » To: warczys a , ben es in dieſem hoffnungsloſen Rampfe mit den ſchönſten Blüthen kriegeriſchen Heldenmuthes zu ſchmücken verſucht hatte. Die nicht gewöhnliche Thätigkeit unſeres Regiments in dieſem Feldzuge 1

wird ſich am unzweifelhafteſten aus den Auszeichnungen erkennen laſſen , die ſeinen Mitgliedern zu Theil wurden , daher wir hier eine Zuſammenſtellung der Ordensverleihungen folgen laſſen, wie ſie uns zur Renntniß gekommen iſt. A. Den Verdienſt Orden erhielten : 1

Für die Gefechte bei Biezun am 23. December und bei Mlava am 25. December : der aggregirte Cornet Carl Graf v. d. Gröben .

Er wurde zugleich als 4ter Seconde - Lieutenant von un: ten einrangirt.

Das Feld - Depot des Regiments unter dem Lieutenant v. Grabows fi hatte ſich auf das Nuſfiſche Gebiet in die Gegend von Olitta in Sicherheit begeben , und das des Bataillons Towarczys ſtand im Amte Profuls. Unterm 17. Sep:

tember wurden beide eingezogen. Nach Angabeu des v. Orabowsky war das De: pot ſtart: 1 Officier ( der bei Heilsberg bleſſirte Lieutenant ( ? ) Wilde , 6 Unter:

officiere , 2 Trompeter , 1 Fahnenſchmidt, 19 Towarczyk , 368 Gemeine , 260 Pferde. 1

1

251

Unterm 16. Februar. Rittmeiſter Beyer ( vom Bataillon Towarczys ) für Auszeichnung auf ſeinem Rüdtjuge Bon Preußiſch - Holland über Mohrungen.

Major v. St. Paul ( General - Adjutant) für Preußiſch

21 .

Eylau. >>

Major v. Diezelsky (vom Bataillon Towarczys ).

29. März .

18. Juli . >>

God ( vom Bataillon Towarczys ).

v. Wilde für Heilsberg.

>>

V. Michaelis besgl. Parode b. Starfenfels. Rittmeiſter B. Gólniß für Heilsberg. Stabs -Rittmeiſter b. Mörner ( vom Bataillon ). Seconde : Lieutenant Gebhard für Heilsberg.

>>

» » >

»

b. Podbielski desgl.

» »

»

23

»

v. Canis desgl. V. Norelly ( vom Bataillon ).

B. Verdienſt : Medaillen erhielten :

Die bald nach dem Kriege entlaſſenen Towarczys : Ernſt Gedichu , Bab : bielski , Erdmann Gallimatis , Johann Wieſenberg, Friedrich Schlig : dis , Jakob Rifter, ſämmtlich für Heilsberg. Ferner hatten nach der im Jahre 1808 eingereichten Liſte für Auszeich: nung im leßten Rriege die filberne Verbienft -Medaille erhalten :

J. Von der Leib - Escadron : Quartiermeiſter Gottl. Brunikow sti , Unter: officier Joh. Radulinski , Trompeter Gottfr. Edert, fämmtlich für Heilsberg.

II. Von der Escabron des Oberft - Lieutenants v. Jeanneret : die Unters

officiere Joh. Wieſenberg , Wilh. Helfrig , Joh. Rurowski , Job . Koczinski , Ferd. Werner , Elias Kwiatkowski und Friedr. Nach tigal , ſämmtlich für Heilsberg. 1

III. Von der Escadron des Majors . Diezelsfi : Wachtmeiſter Riebr , Unterofficier Anton v. lupkowski , Ulan Jobann . Stavinski , Ulan Vincent v. Perkowski , jämmtlich für Waltersdorf. IV. Von der Escadron des Majors v. St. Paul: Wachtmeiſter Joh. En : ders für Auszeichnung im October 1806 bei der Retraite des Depots

vom Regiment Köhler aus Süd- nach Neu- Oſtpreußen , Quartiermeiſter Johann v. Gnaszdowsfi für Preußiſdh -Eylau , Unterofficier Schäfer 1

für Auszeichnung im December 1806 bei einer gegen Straßburg gemachten Recognoscirung , Unterofficier Brettſchneider und die Ulanen Berg und Damm für Heilsberg. V. Von der Escadron des Majors Larode . Starkenfels : Wacht: meiſter Conrad Schmidt für Eylau , Wachtmeiſter 306. Lopenow ,

Quartiermeiſter Math. Berger , die Unterofficiere Joh. Riſchler,

Heinr. Streitt , Ludw. Wimmer , Carl Patſch, der Carabinier Joh. Sobieski , Ulan Friedr. Soligdar , ſämmtlich für Heilsberg.

252

VI. Von der Escadron des Rittmeiſters b. Stolterfoth : Reiner. Vil. Von der Escadron des Rittmeiſters b. Ravfer : Wachtmeiſter Chrift.

Bolß , die Unterofficiere Mich. Dewelius , Gottl. Staszewsti , I

Ludw. Glódner , Carl Bordert , Johann Neumann , fämmtlich für Heilsberg.

VIII. Von der Escadron des Rittmeiſters Ropta : Wachtmeiſter Eman. Me: dem , Unterofficier Joh. Braun und Carabinier 3gnag Rarwowsli, fämmtlich für Heilsberg.

XVIII.

Friedens - Periode von 1807 bis 1809. Die Herſtellung des Königreichs Polen durch die Beſchlüſſe des Tilfiter Friedens hatte die Abtretung der Provinzen Süd- und Neu - Ofipreußen zur Folge , wodurch das Regiment und Bataillon Towarczys ihre Cantons ver:

loren und zugleich viele Officiere und Mannſchaften , die daber gebürtig waren , entlaſſen werden mußten .

Die entlaſſenen Officiere erhielten als Reiſegeld vom Könige unterm 16. Sep tember ein monatliches Tractament nebſt Rationsgeld von 4 Thlrn, geſenkt , weshalb ihre Stellen einen Monat lang unbefekt bleiben ſollten. Die Mannſchaften wurden bis zur Grenze von den bisherigen , jeßt aus

bem Dienſt entlaſſenen Officieren geführt und dort den mit der Übernahme beauftragten Polniſchen Commiſſarien übergeben.

Die vom 14. Auguſt batirte Verwendung l'Eſt ocq's für die aus Neu : Ditpreußen und Südpreußen gebürtigen Officiere, welche in dem leßten Kriege fich durch Entſchloſſenheit und Bravour ausgezeichnet hatten und im Dienſt bleiben wollten , wurde angenommen ; es follten demnach beim Regimente ber bleiben : die Seconde: Lieutenants vs. Giemmewsfi, . Podbielsti , v. 2u : pinsli I. und II. 1, 1. Didakowsli , v. Raloczkowski , bie Cornets v. Grodzki und v. Skierkowski ; ferner vom Bataillon : der Rittmeiſter 8. Wilczewski , die Seconde-Lieutenants v. Žeromski , v. Flugodi , v. Norelly , b. Nimiera und v. Podbielski. .

Das in Memel beim Rönige befindliche Towarczys - Commando , weldes der Lieutenant v. Podbielski führte , löſte fich zu dieſer Zeit auc auf , da außer den Unterofficieren Rollozinski vom Regiment , und ulled owib vom Bataillon ſämmtliche Ordonnanzen in ihre Heimath entlaſſen zu werden wünſchten. – Schon unterm 26. Juli befahl der Rönig dem General v. L'eftoca

die Veränderung des Namens » Regiment Towarczys « in den eines Regiments

253

oder Corps ulanen und ſelben ( * ) wie folgt: » Zo werbe Euch dann Towarczys befannt machen, daß die neuen Reute , welche

beſtimmte dabei zugleich über die Uniform des: noch das Erforderliche wegen der Montirung der vor der Hand bleibt ſie ſo, wie ſie jeßt iſt, nur eingekleidet werden , kein Apfelband erhalten. Für

jest will Jch jedoch ſchon feſtſeßen , daß das Corps Towarczys hinführo den .

Namen » Ulanen « führen ſoll. Bei dieſer Gelegenheit mache 3ch Euch be

kannt , wie die Organiſations - Commiſſion der Cavallerie wegen des nad Eurem Wunſche aus den Cavallerie - Depots zu erſeßenden Mangels an Wachtmeiſtern , Quartiermeiſtern und Unterofficieren bei dem ebengedachten Corps bei Mir .

angefragt hat. Ich habe ihr darauf erwidert, daß dieſer Erſatz unterbleiben fónne , weil fich erſt bei der Beſtimmung über das Ganze das desfalls Nöthige ergeben wird. «

Als Erläuterung zu dieſer Cabinets- Ordre giebt General 6. L'Eſtoca in ſeinem Schreiben an den Oberft -Lieutenant 0. Prittwis , Haupt- Quartier Ruderneſe , den 15. Auguſt, Nachſtehendes noch an : » Jch bemerke hier in Beantwortung auf die Anfrage, ob das Bataillon

Towarczys mit dem jebigen Regiment Ulanen vereinigt werden oder erſteres für ſich ſeparat beſtehen ſoll ? wie Se. Majeſtät der Rönig , ohne das vorige

Verhältniß , nach welchem das Regiment und Bataillon Towarczys ein jedes für fich ſeparat beſtehend war , aufzuheben , nur den Namen dieſer beiden Ab: theilungen in die Benennung Corps - Illanen und zwar deshalb umgeändert .

haben , weil die Polniſche Benennung nach der Entlaſſung der Neu :Ofts und Südpreußen nicht mehr angemeſſen war. « Regiment ulanen.

Da das nunmehrige Regiment Ulanen wegen der wenigen verbliebenen Neu - Oſtpreußiſchen Eingebornen beinabe ganz aufgelöſt worden wäre , wenn es auch noch die von den andern Regimentern als Erſatz erhaltenen Manns

ſchaften hätte zurüdgeben müſſen, ſo wurde vorläufig beſtimmt, daß dieſelben erſt dann an bie bezüglichen Canton - Regimenter abgegeben werden ſollten , *) Es waren in der leßten Zeit keine weſentlichen Veränderungen in der Uniform des Regiments vorgekommen. Die Cabinets - Ordre vom 1. Juni, welche allein

fich darauf bezieht , enthält nur einzelne nähere Beſtimmungen , ſie lautet : » Die Reit- oder Überhoſen bei dem Corp8 Towarczy8 ſollen zwar von aſdygrauem Tuche ſein , doch hat dies auf die anderen gewöhnlichen Beinkleider feinen Bezug , dieſe ſollen , wie ſchon früher beſtimmt iſt, von dunkelblauem Tuche ſein und an 1

jeder Seite mit zwei Zoll breiten , rothen Tudyſtreifen beſeßt werden. Was die Roſen an den Czafo's betrifft, ſo ſollen dieſe nicht von verſchiedener Farbe bei

den einzelnen Escadrong , ſondern durchgängig bei dem Regiment dwarz und gelb , bei dem Bataillon ſchwarz und weiß , wie auch ſchon beſtimmt, ſein , ſo .

daß fie fein Unterſcheidungszeiden für die einzelnen Escadrond abgeben , die 68:

cadrons fich vielmehr nur durch die unter dem Federbuſch befindlichen Müßen: K

büſchel, welche die Farbe der Pifen - Fähndien erhalten , unterſdeiben ſollen. «

254

wenn dem Regiment beſtimmte Garniſoaren und ein neuer Canton angewieſen ſein wird , was dann durch angeworbene Ausländer und Cantoniften ſich zu 1

rekrutiren baben würde.

Der König ernannte noch im Laufe des Juli den General - Feldmarſball Grafen v. Raldreuth zum Gouverneur von Rönigsberg und übertrug ihm gleichzeitig das General - Commando über die in der Provinz Preußen ber: bleibenden Truppen. Nur die am rechten Ufer der Memel ſtehenden Truppen

Tollten vorläufig den Befehlen L'Eſtoco's untergeordnet ſein. Der Ronig ſòließt die Benachrichtigung an unſern General über dieſe getroffenen Anord nungen mit den Worten : » Wenn aber auch jenes Euer Commando ceſſiren

wird, ſo werdet Ihr Euch zu dem Euch anvertrauten Illanen - Corps begeben , bis Joh Euch zu ſeiner Zeit eine , Euren Verdienſten angemeſſene ebrenvollere Beſtimmung geben werde. Mit lebhaftem Vergnügen verſichere 35 Euch übri gens , daß Ich es dankbar anerkenne, mit welcher Einſicht, Entſchloſſenheit und mit welchem Muthe Zhr das Euch anvertraute Corps d'Armée angeführt babt. Ihr habt Euch dadurch ein bleibendes Verdienſt um das Vaterland er: worben und wenn Joh Euch hiermit zu einiger Belohnung für Eure An:

ſtrengungen die Domprobſtei zu Brandenburg verleihe , als weshalb Jo das Nöthige dato verfügt habe , ſo gejvieht dieſes blos , um Mid gegen Eud .

auf eine thätige Weiſe erkenntlich zu bezeigen , Ihr möget Euch dabei Meiner Werthſchakung ferner ebenſo verſidert halten , als es Mir ſtets Vergnügen maden wird , Euc Beweiſe derſelben , ſo wie desjenigen beſonderen Wohl Friedrid, Wilhelm . wollens zu geben , womit Ich bin 2c. Aus der Dislocations - Liſte der unter dem Befehl des General - Lieutenants v. L'Eſtoca ſtehenden Truppen vom 1. September ergiebt ſich die Aufſtellung e

unſeres Regiments folgendermaßen : die 10 Escadrons des Regiments ſtanden in Wieszeiten , Spacen , Mitkomandwell , Tamtalles, Jodiſchken , Tirkjeln,

Gerſelen , Ridiſøken , Jackiſchfen , Schneiderende , Ruppern , Kloden , Raute 1

nellen ; die 5 Escadrons des Bataillons Ulanen in Luttkomanſchait, Stalljden, Aſchpallen , Schubereiten , Kl. - Algawiſchken . Schon Anfangs Auguſt waren viele Commando's zum Cordon gegen die Viehpeſt abgegeben worden , die einen äußerſt beſchwerlichen Dienſt hatten . Ende September wurde das Regiment in die Gegend von Tapiau verlegt und erhielt hier eine neue Formation in 8 Escadrons. Die darüber ſprechende Cabinets - Drdre vom 7. November an den General 6. L'Eſtoco lautet alſo : » Mein lieber 2c. Joh habe Euren Bericht vom 31. 6. M. in Betreff

!

S

!

der neuen Formation des Ulanen - Regiments erhalten. Jh bin mit Euren Vorſchlagen wegen der beizubehaltenden und wegen der ausſcheidenden Officiere ſehr zufrieden , indem Jch ihnen gern die Geredtigkeit wiederfahren laſſe, daß

Jhr fie mit eben ſo vieler Zweckmäßigkeit und Billigkeit entworfen , als Jör durd ſie die zu beſorgenden Schwierigkeiten ſo glücklich zu beſeitigen gerußt habt , und genehmige fie daher hier im Allgemeinen 2. « – ( * ) #) Es folgen nun die genehmigten Verabſchiebungen und Penſionirungen des Se:

neral - Majors v. Kall mit 500 Thlr, und Verleihung des rothen Adler - Ordens,

255

Die näheren Beſtimmungen und Veränderungen enthält nachſtehende Ver: fügung des Ober - Kriegs - Collegii vom 11. November :

» Des Rönigs Majeſtát haben unterm 8. 6. M. zu verordnen geruht daß aus den bisherigen 15 Escadrons Ulanen ein Corps von 8 Escadrons , wobei 49 Officiere ſein ſollen , formirt werde. In Gefolge deſſen haben I

Allerhöchſtdiefelben abſchriftlich beikommende Rang - Liſte derjenigen Officiere ausgefertigt, welche bei dem neuformirten Regiment Ulanen verbleiben , wels dem nächſt Seine Majeſtät den Oberſt- Lieutenant b. Jeanneret zum Com

mandeur des Regiments und den Major v. Diezelski zum Commandeur des 2ten Bataillons ernannt und ferner befohlen , daß das Patent des Stabs - Ritt:

meiſters Beyer , welches mit dem des Stabs - Rittmeiſters b. Blad a von gleichem Dato iſt, bem bes legteren borbatirt werden ſoll, auch ſollen die

Premier -Lieutenants Dallmer und John áltere Patente erhalten , als der Premier - Lieutenant 1. Tallaßfo , weil dieſer ehemals im Regiment hinter ihnen geſtanden hat und nur durch das ſchnellere Avancement in Bataillon

früher Premier -Lieutenant geworden iſt, und endlich avanciren die in der .

Rang- Liſte aufgeführten Cornets b. Smidt bis v. Gallwißfo w II. incl. , ba nach der neuen Formation feine Cornets mehr ſtatt finden , zu Seconde- Lieutenants, jedoch aber erſt nach dem 1. December , wo der neue Etat anfängt. Von den bisher vorhandenen Officieren des Regiments und Bataillons Illanen , mit Ausſchluß des General - Majors v. Rall, welcher ſchon mit Penſion verabſchiedet iſt, treten noch aus : Der Major und Commandeur Göl , die Majors Wilde , mit Oberſt: Lieutenants - Charakter und 500 Thlr. Penſion, 6. Michaelis und b. Göls 1

.

nis ; die Rittmeiſter v. Glaſer und v. Wilczewski ; der Stabs - Rittmeiſter 3

v. Woldy ; die Premier lieutenants v. Wißleben und b. Schlichting ; die Seconde -Lieutenants 1. Wachowsky, 6. Sent, v. Tyszka , 6. Dri galski , leo , b. Niemira , b. Dldakowski , . Rolaczkowski , lektere drei als Süd- Preußen mit Beibehalt des Tractaments bis ultimo December a. c. berabſchiedet ; der Seconde- Lieutenant Pott ; die Cornets v. Brosta , 1

1

3

als Súd : Preuße den Abfdied , und b. Tolzig.

Die Officiere, bei denen keine Bemerkung gemacht iſt, treten auf das halbe Tractament und find zur Wiederanftellung notirt. Der Major v. Mi : dhaelis, ingleichen der Seconde - Lieutenant v. Tyska werden aber, Erſterer wegen Corpulenz und Bruchſchabens und Lekterer wegen ſchon anerkannter Invaliditát , zur Verſorgung notirt. 1

des Majors Göll mit halbem Gehalt , des Majors v. Wilde mit 500 Thlr. !

Penſion und Charakter als Oberft - Lieutenant, des Majors v. Michaelis mit halbem Gehalt und Verſorgungsberechtigung bei einer Provinzial - Invaliden: Compagnie, des Majors v. Gölniß mit halben Gehalt und Ausſicht auf

Wiederanſtellung, der in der Gefangenſchaft befindlichen Rittmeiſter v. Glaſer und v. Wilczew sty mit halbem Gehalt , des Premier -Lieutenante v. Wiß leben und Seconde - Lieutenants v. S dy en f mit Ausſicht auf Wiederan ſtellung ac.

256

Der Rönigl. Geheimen Kriegs - Canzelei geben wir von dieſer Veränderung Nachricht, um hiernach das weiter Erforderliche zu verfügen. Memel , den 11. November 1807.

Erftes Departement des Rönigl. Ober -Rrieg $ - Collegii. 0. Miſitſched . 0. Prittwiß.

Zur beſſeren Überſicht der Veränderungen im Officier - Corps laſſen wir hier die lekte Rang - Liſte in der alten Formation und die erſte in der neuen >

Formation hintereinander folgen. Rang - Liſte

der Officiere des Königl. Preußiſchen Ulanen - Kegimenis pro October 1807. Alter.

Charakter.

Vaterland.

Vor- und Bunamen. J.

M.

J. M.

3

General - Lieutenant.. Anton Wilhelm v. L'Eſtoca . 68 11 Hanover. 65 1 Pfalz ... Friedrich Georg v. Rall

General -Major

Oberſt - Lieutenant

Wilhelm v. Jeanneret ..

Major ..

68 Johann Wilde ... Chriſtian Friedr. v. Midyaelis 51

43

Majoru .General-Adi. Fr. Wilh. Leop. v. St. Paul 41

9 Søleſien .

1 Preußen 4 Shleſien . 6 Preußen ..

Major u. Brig.- Major Chriſt. Laroche v. Starfenfeld 39 2 Pfalz.. Major....

Georg Friedrich v. Gölniß . | 41

49 11 45 1 27 9 46 4 34 3 27

2

10

9

9 Brandenburg · 288

Nittnreifter...

Carl FriedrichWilhelm Kayſer 44 11 Süleſien .. 40 3 Preußen . Leopold Ropka .... Stabo - Rittmeiſter ... Alerander v. Manſtein .. 35 3 beogr. Johann Jakob v. Furtenbach | 29 8 Shwaben .. Friedrich Wilhelm v. Reſteloth | 37 5 Preußen .... Johann Heinrich v. Blacha . 32 5 Schleſien >>>

Dienſt: zeit.

)

2 )

>>>

29 24

9

18

2

11 10 17 ! 4

16

6

16

3

Premier -Lieutenant .. Ernſt Ludwig v. Naurath ... | 309 Preußen .... Premier - Lieut. u. Adj. Fr. Heinr. Aug. v. Wißleben 30 8 Magdeburg .

15 11

6 9

Premier -Lieutenant .. Johann Wilhelm Dallmer I. 30 6 Preußen .

14 10

Bernhard Carl v. Grabowsky 36

3 Weſtpreußen ..

Heinrich Ludwig Leopold John 29 11 Leop. Fr. Wilh . v. Schlidyting 29 11

beogl.

14

8

desgl.

2

Seconde -Lieutenant.. Carl Fr. Wilh. v. Wachowsfy 27 | 3

13 12 10

4

>>

>>

>>

»

>

3. C. Dietrich gen. v. Schenf 30

4

Wilhelm Gebhardt ... Eugen Dallmer II...

31

3

deegl. desgl. desgl.

25

Chriſtian Friedr. v. Michaelis 24

9 5

desgl .

Adam Ty8zfa .... Jacent v. Ciemmewski Nicodemus v. Podbielsti ...

desgl. . 3 Neu : Dſtpreuß. desgl. .... 3

desgl.

3310

28 28

Erdmann Heinr. v. Drygalski 21 | 10 | Preußen . 26 3 Wilhelm Wimmer Johann Jakob v. Podſcharly 2011

Stanislaus v. Lupinski I.... 24

deegl. deegl. .

1 Neu: Dftpreuß.

14

3 97 9 4

14

7

7

2

7

2

9 6 54 9 4

257

Dienſt:

Alter.

Charakter.

Vor- und Sunamen.

zeit.

Vaterland. J.

M.

J. M.

Seconde-Lieutenant.. CarlGraf v . d . Gröben 2010 Preußen .... 10 3 10 Joh. Carl Ludw. v. Altenberg 18 2 desgl. Vincent v. Lupinski II. .... 21 9 Neu- Ditpreuß. 3 | 9 Eduard v. Leo ...... Preußen ...... 2 | 10 18 D)

C. W. Ernſt Freiherr v. Canig 19 10 Heſſen - Caſſel.

4

Cornet

16 Michael v. Grodzfi ....... Joh. Erdm . W. v. Schmidtfow 16

Joh. Carl Gottl. v. Gallwiß l. 19 Ferdinand v. Bronikowski ... 16 Ignaß v. Skierkowski. ... 27

Friedrich Wilhelm v. Ty83fa 18 Wilhelm Stord . 24 Carl Brachvogel....

2 Neu- Oſtpreuß. 3

19

18 Felir v. Solaczofowski ... 3. Ludw . Aug. v. Bronikowsfi 19

19

2 2 desgl. 2 Preußen ... 8 Neu - Oſtpreuß . 110 6 Preußen .... 18 1 8 5 desgl. 6 desgl . .... 5 Neu : Oſtpreuß. 8 5

2

8 Preußen .

| ‫بي‬ ‫ايمم‬ ‫ا‬

Johann v. Oldakowski ....

1. ZON 10000

und Dallwiß ,

3

3 Magdeburg ... 1 Preußen ...

3 3 2

3.10 Heinrich v. Ropelow . 16 8 Medlenburg .. 1 5 Fr. Alb. Ferd. v. Gallwig II. 16 2 Preußen .... Albert Wilhelm v. Tolßig .. | 15 | 3 | desgl. ... 1 3 D. L'Eflocq.

V

Rang liſte der Officiere und Junker des Kegiments Ulanen pro November 1807. Alter.

Charakter.

Vaterland.

Vor- und Zunamen. 3.

M.

I. M.

General- Lieutenant.. Anton Wilhelm v. L'Eſtocq . 69 1 Hanover .... Oberſt - Lieutenant . Wilhelm v. Jeanneret 43 11 Schleſien Major ....

Nittmeiſter..

Fr. Wilh. Leop. v. St. Paul | 41 Chriſt. Laroche v. Starfenfels 39 Jakob Friedrich v. Stolterfoth 43 Carl Friedrid, Wilhelm Kayſer 45

9 Pommern .. 8 Preußen 4 Pfalz. 1 Preußen .. 1 Schleſien

10

5 Preußen ..

Ernſt v. Diezelsfi

Leopold Kopka ......

45

Stabs -Nittmeiſter ... Johann Jakob v. Furtenbach 29 10 Schwaben .. Friedrich Wilhelm v. Refteloth i 37 38 Johann Beyer . Johann Heinric, v. Blacha . 32

libercompl.St.-Mittm . Bernhard Carl v. Grabowski 36 Theodor v. Mörner ....

33

Dienſt zeit.

7 Preußen .. 4 Schleſien . desgl. . 7

50 1 27 11 27 9 27 4 10/11 27 7 29 6 2411 12 17 24

6 6

16

8

5 Weſtpreußen .. 16 7 Neumark

Premier - Lieutenant.. Ernſt Ludwig v. Naurath .. 30 11 | Preußen . 17

5 181 4 15

7

258

Dienſt : Alter.

Charakter.

Vaterland.

Vor- und Zunamen.

zeit.

J. M.

Premier - Lieutenant .. Johann Wilhelm Dallmer I. 30

Heinrich Ludwig Leopold John 30 Joh. Anton Franz v. Talazko | 27 Übercompl. Pr. -Lieut. Aug. L. Bogisl. v. Wildowski 32 31 Seconde - Lieutenant.. Wilhelm Gebhard Carl Jarlo .. Sec.-lieut. u . Adjutant Cugen Dallmer II. .

31

Carl Graf v.d. Gröben | 21 Joh. Carl Ludw . v. Altenberg 18 Vincent v. Lupinski II. . 21 | 28 Johann v. Podbielski II. 6.W.Ernſt Freiherr v. Canik 20 Friedrich Ferdinand v. Ledebur 17 18 Carl v. Ty8zfa ..... 3. Ludw. Aug. v. Bronifowski 19 16 Michael v. Grodzfi .. Joh. Fr. Wilh. v. Scmidtfuw 16 Joh. Carl Gottl. v. Gallwiß I. 19

Ferdinand v. Bronikowski II. 16

Friedrich Wilhelın v. Ty8zła 18 Wilhelm Storcy D

Fahnen - Junker

12

1

10

Desgl.

14

5

desgl. deegl. deegl. ..... 7 5 Higt.Warſchau

13 9

10

9

6 4

5

9

24

Friedrich Wilhelm Kayſer... 14 Johann Ernſt Corſep .... 14 Ngts.-Quartiermeiſter Erdmann David Heinrichs .. Johann Gottfried Herfer .... Feldprediger

34 33

Auditeur.. Joh. Chriſtoph Sam. Staley 23 Regiments - Chirurg .. / Friedrich Geitner .... 45

6 3

3 Higt.Warſchau 4 Preußen ... 1 deegl..... 4 4 11 Hzgt.Warſchau | 3 | 6 desgl....... 8 8 6 Heſſen - Cuſſel. 3 11 Preußen .. desgl. . 2/ 6 11 4 desgl. 2 10 doogl. 1 10 8 desgl. 1 10 7 deegl. 9 8 deegl.. 10 besgl.. 3 5 5 5 Magdeburg .

19 3 Preußen ... 16 10 Medlenburg .. Heinrich v. Koppelow Fr. Alb. Ferd. v. Gallwiß II. 16 4 Preußen . Ferdinand v. Sacen ..... 16 desgl. Erdm . Ferd v. Sierakowófi. 15

4

7 411

1 Preußen ...

Carl Bracyvogel ....

Friedr. Laroche v. Starfenfele 16

7 3

loco Co

Stanislaus v. Lupinsfi I. .. 24

Cornet .

15 14 | 10

7 28 Jacent v. Ciemmewsfi ... Carl v. Tiele..... 6 26 5 Curland .... 26 11 Neu- Oſtpreuß. 7 Ignaß v. Žeromski ... Nicodemus v. Podbielsfi I. . 28 5b3gt.Warſdau 7 26 5 Preußen ... Wilhelm Wimmer 5 Jafob v. Slugodi .. 27 9 Neu- Oſtpreuß. 7 Joſeph v. Norelly beogi. ... 26 9 6

Johann Jakob v. Podſcharly 21

>

8 Preußen . desgl. 5 desgl. 2 desgl. 1

9 25 | 11

Seconde - Lieutenant.. Chriſtian Friedr. v. Mid ;aelis 24

>

3. M.

2 Pfalz... 4 Preußen . 3 desgl. 5 deegl. 2 Desgl. . 6 Udfermarf ..

9 Preußen . Pommern...

4

4

4

1 1 1

7 2

6 5

1

4 2

8 3

2 6

2 21

10 8

D. L'Epoca.

259

Mit dieſer neuen Formation hörte auch die getrennte Bezeichnung eines Regiments und Bataillons Ulanen auf. Die Officiere des Leßteren waren , wie aus der vorſtehenden Lifte zu erſehen iſt, zum Theil beim Regiment ein: 1

gereiht worden. Die Eintheilung des Regiments in 2 Bataillons, jebes zu 4 Escabrons, wurde jedoch noch beibehalten. Da die Zahl der adligen Ulanen jeßt nur noch gering war , fo beſtimmte

die Cabinets · Ordre vom 21. December, daß die Rubrifen in den Rapporten : Edelleute und Bürgerliche, künftig wegfallen und nur eine Anmerkung die ſummariſoße Zahl der verbliebenen Adligen angeben ſollte. Im Jahre 1808 brach der Krieg zwiſchen Rußland und Schweben aus, bei dem es fich um den Befiß von Finnland handelte. Zur Sicherung der

Preußiſchen Küſten hatten die Truppen am Strande der Oſtſee Poften aufgeſtellt. Das Ulanen - Regiment cantonirte nach der Dislocations - Liſte vom 1. Juli folgendermaßen : .

1) Die Leib - Escadron in Tapiau und Gegend ;

2) Escadron 1. Jeanneret in Labiau und Gegend ; 3) 4)

v. St. Paul in Fuchshöfen und Gegenb ;

5)

1. Diecelsti in Gr.-Lojbeninken und Gegenb ; b. Stolterfoth in Plibiſchen und Gegend ;

6) 7)

v. Starđenfels in Paderin und Gegend ;

Rayfer in Gr.-Warkau und Gegend;

Ropfa in Grünbeyde und Gegenb ; Der Stab in Labiau . 8)

Den rechten Flügel der Strandpoſtirung längs der furiſchen Nährung bildeten die Obſervations - Poſten des Ulanen - Regiments und der Huſarens Brigade von Dziengel ; ſie ſtanden unter dem Befehl des in Muelszen ſta .

tionirten Majors v. Dziengel. Die Aufſtellung dieſer Wachten und Poſten des Ulanen - Regiments war folgendermaßen angeordnet: 1 Officier , 24 Pferde am Sandkruge , 6 Pferbe zwiſchen Sandkrug 1

und Bärenkopf.

I Officier, 14 Pferde am Bårenkopf ; 6 Pferde zwiſchen Bárenkopf und Schwarzort. 2 Officiere , 47 Pferde in Sowarjort. 1 Officier, 20 Pferde im Dorfe Higela. Die Huſaren - Poſten ſtanden in Niddin und Roffitten. Die beränderte Organiſation der Armee im Jabre 1808 brachte faſt in

jeder Beziehung Neuerungen , die aber , indem ſie eben die ganze Armee be trafen , uns der Verpflichtung überheben , nåber darauf einzugeben , doch er: wähnen wir hier , um ſie nicht ganz zu übergeben , das Hauptſádlichſte davon ,

nämlich : daß das Verhältniß der Regiments . Chefs zu ihren Regimentern ganz aufhörte , die Generale alz Befehlshaber in den Provinzen oder als Brigadiers die Oberaufficht über die Truppen erhielten , daß ſämmtliche Militairſtellen auf feſte Gebälter gefekt wurden , daber auch die Revenüen für Beurlaubte und 17*

260

Freiwichter wegfielen , ferner , daß eine neue Disciplin und neue Strafgeſete eingeführt wurden , welche dem Geiſte eines nur aus Landeskindern zuſammen gefeßten Heeres entſpraden , daß die Regimenter ibre bisherige Benennung

nach dem Namen ihrer Chefs verloren und nach denen der Provinzen , in denen ſie garniſoniren ſollten , benannt wurden u. 1. w. Die bisherigen Carabiniers ſollten fünftig Gefreite genannt werden und

dazu junge, gewandte, im Treffen mit dem Carabiner geübte Scute gewählt 1

General- Lieutenant v. L'Eſtocq wurde zum Gouverneur von Berlin ernannt. ( * ) Oberſt-Lieutenant v. Jeanneret , welcher unter dem 8. Nobem ber 1807 Commandeur unſeres Regiments geworden war , wurde unter dem

werden .

4. October dieſes Jahres zum Commandeur des Neumärkiſchen Dragoners Regiments ernannt, gleichzeitig erhielt der Flügel- Adjutant Sr. Majeſtát, Oberſt - Lieutenant v. Borfell, feine Stelle, welchem durch nachfolgende Ea: binets - Ordre der Auftrag wurde, das Ulanen - Regiment in 2 Regimenter , das iſte und 2te Ulanen - Regiment 1, zu theilen : Der König an den Oberft - Lieutenant d. Borfell.

Mein lieber a . Jo trage Euch hierdurch auf , das Regiment Ulanen in 2 Regimenter , jedes zu 4 Schwadronen , zu theilen. Das iſte Bataillon des jeßigen Regiments ſoll fünftig das iſte, und das 2te Bataillon , das 2te

Ulanen - Regiment heißen. Übrigens überlaſſe 3o Euch die Theilung nach 3

Eurem beſten Ermeſſen zu bewerkſtelligen , bemerke jedoch, daß das iſte Re: giment weiße Achſelklappen , und das 2te Regiment rothe Achſelklappen

tragen ſoll. Über die Ausführung dieſes Auftrages erwarte Jch zu ſeiner Zeit Euren Bericht 2c. Friedrich Wilhelm .

Königsberg, den 16. November 1808.

Dem Ober - Kriegs - Collegium ging im ähnlichen Sinne die Benachrich tigung hiervon zu derſelben Zeit zu , der auch zugleich die fünftige Eintheilung der Armee beigelegt war , aus der ſich ergab , daß das iſte Ulanen - Regiment >

:

bei der Nieder - Schleſiſchen, das 2te der Weſt - Preußiſchen Brigade zugetheilt werden ſollte.

Unter dem 23. November empfing das Ober- Kriegs - Collegium noch eine nábere Inſtruction für die Theilung , in welcher unter anderem angeordnet ward , daß das Regiment bei ſeiner Ankunft in Rieſenburg, wohin es aus ſeinen jebigen Cantonirungen marſchiren ſollte, erſt zu theilen wäre , und daß dabei folgende Grundlage zu beobachten ſein würden : 1

*) Unter dem 11. December 1809 wurde der General v. L'E ſtocq in den Ruhe ſtand mit ganzem Gehalt geſeßt, aber nach der Allerhöchſten Willensmeinung vom 8. Juni 1810 ſollte er fortwährend unter den activen Generalen und als Chef des Nlanen - Regiinents geführt werden. Unter dem 26. März 1812 ward er mit dem Charakter als General der Cavallerie in den Nuheſtand verſeßt. Unter dem 12. März 1813 ernannte ihn der König zum Militair - Gouverneur der Provinzen zwiſchen Elbe und Oder , 1814 als Gouverneur von Breslau penſionirt , ſtarb er 1815 in Berlin. .

261

1) Die Eintheilung der Officiere geſchieht nach der Rang- und Folgeordnung, jedem Regiment wird eine der vacanten Escabrons zugetheilt. 2) Die Officiere, welde mit balbem Gehalt ausgeſchieden ſind , werben ebenfalls in dic beiden Regimenter vertheilt. 3) Die Regiments - Fabnen , ſo wie die beiden Bataillons - Fahnen werden .

>

an das 2te Departement des Ober - Kriegs - Collegii abgegeben und nur die Escabrons - Fahnen beibehalten.

4) Der Etat eines jeden Ulanen - Regiments iſt ganz den übrigen Cavallerie

Regimentern hinſichts der Stärke gleich. 5) Von den gegenwärtig bei dem Ulanen - Regiment befindlichen 799 Pferden erhält das erſte, in Weſt -Preußen bleibende Regiment 398 Pferde, das .

2te, weldes nach Solefien beſtimmt iſt, 401 Pferd. .

6) Das iſte Ulanen - Regiment complettirt fich bis zu der etatsmäßigen Stärke durch Dragoner der ehemaligen Regimenter Herzberg und Heu: fing, bas 2te Ulanen - Regiment burch Huſaren des aufgelöſten Regi: ments Getfandt.

7) Der bisherige Auditeur des Regiments wird als Regiments - Quartier: meiſter bei dem 2ten Regiment angeſtellt. Der Feldprediger bleibt beim 1ſten Regiment.

8 ) Das bisherige Regiments-Archiv bleibt bei dem iften Regiment, die das 2te Regiment beſonders angebenden Sachen werden demſelben

ausgeliefert u . 2 . Die Truppen , welche nicht in der Provinz Oft - Preußen verbleiben ſollten , ſondern in die andern Provinzen bertheilt waren , fepten ſich nach der Reihen: folge , wie ſie eine Cabinets -Ordre vom 26. November vorſchrieb, in Bewegung . Als unſer Regiment in Rieſenburg und Umgegend ankam , ging die

Theilung bor fich und zwar ſo, daß das 2te Bataillon , welches der Major v. St. Paul commandirte, in Weſt -Preußen verbleiben , das iſte aber nach Schleſien marſchiren ſollte. Daher kam es , daß urſprünglich das Schlefiſche :

1

Ulanen - Regiment 1ſtes, das Weſt - Preußiſche aber 2tes Ulanen - Regiment genannt wurde. Eine Bezeichnung , die nicht allein in den Rang - Liſten pro De: cember , ſondern auch in der unter dem 26. November abgefaßten Dislocations: Liſte vorkommt, worin es heißt neben Anberem : Bei der Cavallerie der Weſt - Preußiſchen Brigade : 2tes Ulanen - Regiment. 1 Escadron Tuchel , 1 Escadron Conik , 1 Escadron Preußiſch - Friedland , 1 Escadron Jaſtrow . Das Regiment giebt ein 1

1

Commando nach Deutſch - Krone und die an der Polniſden Grenze nos thigen Commando's. Bei der Cavallerie der Nieder - Soleſiſchen Brigade : iftes Ulanen - Regiment. 1 Escadron Gubrau , 1 Escadron Trachenberg, 1 Ess

cadron óls , i Escadron Ramslau. Das Regiment giebt die Coms mando's an der Polniſchen Grenze von Schlichtingsheim bis Landsberg. 1

Da die umgekehrte Ordnung beiber Regimenter aber in dem Willen des

Königs lag , ſo wurde unter dem 26. December der Feldmarſøþau v. Cour .

262

bière benachrichtigt: » baß das in Weſt-Preußen verbliebene Ulanen : Regiment das ifte, und das nach Schleſien abmarſcirte bas 2te Ulanen - Regiment beißen foll « , welper dies danad abandern ließ. Wir laſſen hier die Rangliſten der Officier - Corps beider Regimenter, wic ſie beim Beginn des nächſten Jahres eingereicht worden ſind, folgen , wobei wir nur bemerken , daß wir die im Original mit blauer Tinte geſchries benen Namen der mit Ausſicht auf Wieberanſtellung ausgeſchiedenen Of

ficiere (Oberſt - Lieutenant Göll, Rittmeiſter Glaſer, Premier - Lieutenant v. Solichting, Seconde - Lieutenant leo und Brzoska ) feblen laſſen, da dieſelben bald darauf aus dieſen Liſten ganz wegfallen . Nang : Liſte

des Officier - Corps des Königl. preußiſchen iflen Ilanen - Regiments pro Januar 1809. Dienſt:

Alter.

Vor- und Junamen.

Charakter.

Vaterland. 9. M.

General - Lieutenant .. Anton Wilhelm v. L'Eſtocq . 70 Major u . Commandeur Friedr.Wilh .Leop. v. St. Paul Jakob Friedrich v. Stolterfoth Rittmeiſter ..... Leopold Kopfa .... Stabo- Nittmeiſter Johann Jakob v. Furtenbady Johann Beyer .......

42

3 Hanover .... 9 Preußen ..

44

3

41

7

39

51

3

28

5 9

desgl .

28

drogi .

26 13 26

1 2 9

7 Weſtpreußen .. 17 16 1 Preußen .

5 10

31

Bernhard Carl v. Grabowsti 37 Premier -Lieutenant.. Ernſt Leopold v. Naurath .. 32

zeit. 3. M.

Schwaben . 6 Schleſien ...

Johann Wilhelm v. Dallmer 31 10

beegl .

16

2

Premier : Licut. u. Adi. Aug. Ludw . Bog. v. Wildowsfi | 32 4 deegl. 11 15 Seconde - Lieutenant.. Carl Tarlo .. 32 11 Sachſen 9 S.-lt. u. R.-D.-Mſtr . Erdmann David Heinrichs .. 35 5 Preußen .. 7 Higt.Warſchau 8 29 Seconde - lieutenant.. Jafob v. Giemmewofi...

1

>>

>>

>>

>>>

>

»

desgl.

Nicodemus v. Podbielski 1. . 31

4

Grdmann Heinrich v . Drigalofi 23

2 Preußen

Wilhelm Wimmer 27 Stanislaus v. Lupinsfi . 25 Johann Carl Altenberg .. 19 Johann v. Podbielofi II..... | 29 Ferdinand Friedrich v. Ledebur 19

5 Higt.Waridau 6 Preußen ... 7 Hzgt.Warſdan

Johann Ludw . v. Bronifowofi 20

6

Michael v. Grodzfi .....

18

7

desgl. ...

Carl Brachvogel ......

8 6 3

8

6

1 Preußen .... deegl. 2 Hjgt. Warſchau | 3

2 1 3

5

deegl.

Albert Wilhelm v. Toltig .. | 16 | 8

progl.

20

6

5 5

Ferdinand v. Bronifowsfi... 1711 Preußen .... >

8 8

4

6 6

lu 6 1 2 8

Portépée - Fähnriche fehlen .

Aggregirte Officiere: Stabø - Rittmeiſter ... | Erdm . Fr. Neinh. v.Schierſtädt | 30 Halberſtadt ... 17 >>

Johann Ludw . Ferd . v. Valtier 34

8 Preußen ...

19

7

263

Alter.

Charakter .

Vaterland .

Vor- und Zunamen.

I. M.

Unter - Stab : Johann Gottfried Herder ... 34

Feldprebiger....

:

J. M.

9 | Uckerinarf.....

1 Pommern. Regiments - Chirurg Friedrich Geitner Cantonirunge - Quartier Rieſenburg , den 18. Januar 1809. :

Dienſt zeit.

46

41 9

22 / 10

S

v. St. Paul. Rangliſte

vom Officier - Corps des Königl. Preufiſchen Schlefiſchen Wlanen - Regiments v. L'Epoca pro Januar 1809. Alter.

Vaterland .

Vor- und Zunamen. I.

3. M.

M.

General-Lieutenant .. Anton Wilhelm v . L'Eſtoca . 70 36 Oberſt - Lieutenant Ludwig v. Borſtell..... Major ... Chriſt. Laroche v. Starfenfels 40 Carl Friedrich Wilhelm Kauſer 46 |

3 Hanover ..

Rittmeiſter ... Caſimir v. Wilczewski .... 44 Stabs - Rittmeiſter ... | Friedrich Wilhelm v . Reſteloth 38

6 Warſdau .. 9 Preußen ...

»

30 27

8 1

18 8 17 | 10

9 Schleſien .

deegl .. 19 6 1 Magdeburg ... 13 3 3 Preußen . 16 7 15 deegl. 7 deegl... 1110 1 9 desgl. 10 8

Carl v. Tiele ..

27

7

Ignaß v. Žeromsfi Jafob v. Slugodi .. Joſeph v. Norelli.

28

Hugt 163gt.Warſchau

Surland

desgl. deegl. Carl Graf v .8. Gröben 22 2 Preußen .. 23 163gt.Warſchau Vincent v. Lupinsfi 28 | 11 27 11

Carl Wilh. Freiherr v. Canig 21 19 Carl v. Tyszka I.

>

4 Schleſien

3 3 1

33 | 8

Heinrich Ludwig Leopold John 31

»

6 Pfalz

51 20 12

Johann Heinrich v. Blacha . 33

32 Seconde- Lieutenant.. Wilhelm Gebhard 27 Seconde-Lieut. u. Adi. Gugen Dallmer.... Seconde - Lieutenant.. | Chriſtian Friedr. v. Michaelis 25

>

1 Altmark

Theodor v. Mörner ...

Premier - Lieutenant.. Friedr . Wilh. Aug. v. Wißleben 32

»

Dienſt: zeit.

8 5

4 9 2 2

2 Heſſen -Caſſel.

2 Preußen ... Joh. Ferd. Wilh. Schmidtfow 17 | 10 deegl. Joh . Carl Gottl. v. Gallwiß l. 20 9 deegl ... Friedrich Wilhelm v. Ty8zfa II. 20 desgl. Mecklenburg .. Heinrich v. Roppelow ..... 18

Fr. Alb. Ferd. v. Gallwiß II. 16 Aggregirt. Mittmeiſter | Auguft Leopold v. Stutterheim | 39

7

88 8

‫ܙܒܟܨ‬ ‫ܗ‬ $ ‫ܟܝ‬ ‫ܝ‬ ‫ܬܬ‬ ‫ܢ‬ ‫ܣ‬

Charakter.

8 Preußen ...,

8 3 3

7 -

3

410 5

2

2

8

2 Magdeburg ... 2011

U nter - $ tab :

Rgte.- Quartiermeiſter Johann Chriſt. Sam . Sfalley | 25

Regimento - Chirurg.. Georg Friedrich Krieger..... | 43 Namolau , den 3. Februar 1809.

Preußen Pommern .

4 23

Laroche d. Starkenfels.

-

264 Inbem wir uns nun von dem verbundenen Regimente trennen und uns künftig nur ausſchließlich mit den Schidſalen und Thaten des 2ten ( Sòlefi

fchen ) Ulanen -Regiments beſchäftigen werden , können wir es uns nicht ber: .

ſagen , auf die Geſdichte desſelben einen Blid zurückzuwerfen. Wir haben die berühmteſten Heerführer bes großen Rönigs , die bebeus

tendſten Generale ſeiner Nachfolger mit ihm in Verbindung treten ſeben , klein , unbedeutend und fremdartig in ſeinem Urſprunge , trat es funfzig Jahre ſpäter unter die Leitung ſeiner ausgezeichneten Führer an die Spiße der Preu: ßiſchen Reiterei , indem man zu Günther's Zeit auf die Bosniaken als Muſter der Ausbildung binwics. – Stets ; fich wiederholenden Veränderungen , wie ſie bald kein anderes Regiment gehabt hat , unterworfen , þat es doch bis in die ſpäteſten Zeiten jene gediegene Grundlage zu bewahren und zu pflegen gewußt, die ihm feine berühmten Chefs gegeben hatten , weshalb auch das auf dieſer Grundlage neu gebildete Regiment Towarczys feinem burde des Rönigs Befehl

untergegangenen Vorbilde bald ſo gleich kam , daß es bei ſeinem Marſơ duro .

Berlin im Jahre 1805 des Königs Aufmerkſamkeit auf ſich zog und er durch die Wahl ſeiner beſtändigen Ordonnanzen aus den Towarczys es zu ehren ſuậte. Die politiſchen Verhältniſſe, beſonders die gehoffte Wiederherſtellung Po lens im nächſten Jahre , waren dem Regimente ſo ungünſtig , daß es nicht boffen durfte , durch glänzende Thaten die der übrigen Preußiſcheu Reiterei zu über ſtrahlen , um ſich jener Auszeichnung deſto würdiger zu zeigen , aber nichtsbeſtowe: niger haben wir Gelegenheit gehabt , auch in dieſer Zeit ſchlimmer Verzagtheit auf bervorleuchtende Züge des Muthes und der Tapferkeit aufmerkſam machen

zu können. – An die äußerſten Grenzen des Staates , in unwirthſame Provin: zen gewieſen , iſt es natürlich, daß die ausgezeichneten Officiere des Regiments nicht ein ſo glückliches Avancement haben konnten , wie die anderen Regimenter , welche ſtets ihr Verdienſt unter die Stufen des Thrones zu ſtellen vermoçten, fie konnten nicht emſig die Zeiten des Friedens dazu benuken , um das Auge 1

des Königs auf ſich zu lenken , ihnen blieb nur der Krieg mit ſeiner blutigen

Arbeit , um Ehre zu erringen, es find aber die Belohnungen in glüdlichen und 1

1

unglüdlichen Kriegen meiſt ſehr ungleich und die herrlichſten Blüthen fübner

Thaten verwelken oft in der Scheu vor der Erinnerung an die lekteren. Es find deshalb bis zum Jahre 1809 auch nur 4 Generale : v. Sculb , Shim : melpfenig v. 0. Dve , v. Glaſer und v. Rall aus dem Regimente hervor: gegangen , welche, als ſie dazu ernannt wurden , bereits das hohe Alter von 60 bis 65 Jahren erreicht hatten . - Indeß ſchon im Jahre 1809 finden wir im Officier- Corps des Regiments Namen , welche in ſpäterer Zeit unter der 1

Generalitat der Armee und nicht ohne militairiſde Verdienſte genannt werden .

Wenn ſie auch - indem wir uns fünftig nur mit den Begebenheiten , die bas 2te Ulanen - Regiment treffen , ausiließich beſchäftigen – von uns nur theilweiſe berührt werden , ſo werden bod gewiß beibe Regimenter ihrer her:

vorragenden Mitglieder mit gleichem Intereſſe gedenken , da ſie doch früher das Band gemeinſamen Urſprungs und einer engeren Verbrüberung umſchloß.

265

ΧΙΧ .

Friedens - Periode von 1809 bis 1812. Nachdem die Theilung des Ulanen - Regiments in 2 Regimenter, jedes 1809. ju 4 Escadrons, mit der Etatsſtärke von 61 Unterofficieren und Trompetern und 444 Ulanen , incl. Fahnenſchmiede, im Jahre 1808 bei Rieſenburg vor fich gegangen war , trat das 2te ( Schleſiſche) Illanen - Regiment im Januar 1809 unter Führung ſeines älteſten Stabs - Officieres, des Majors Laroche 1

v. Stardenfels ( on der Commandeur , Oberſt - lieutenant und Flügel- Ad jutant v. Borſtell, nach Ausführung jenes Auftrages der Theilung , zu ſeiner Function nach Berlin zurüdgekehrt war ) ſeinen Marſch nach Schleſien, wo es

ſeine neuen Garniſonen Namšlau, óls , Trachenberg und Guhrau beziehen follte, an. – Die Liebe und Anhänglichkeit an das vom IInglück niederges 1

beugte Königshaus, welche alle Herzen erfüllte , ſudte fich in der herzlichen

und ehrenvollen Aufnahme, die das Regiment , von dem es bekannt geworden war , daß es fich in dem legten Kriege duro Tapferkeit ausgezeichnet hatte , aller Orten fand, auszuſprechen. – Den feierlichen Empfang in den Marſch Quartieren übertraf noch der in den Garniſonorten. Deputationen der Ma giſtråte, ber Kreisſtände und Rreišinſaſſen , der Geiſtlichkeit, der Schüßengilden unb felbft der Gewerke in üblichen Feftaufzügen gingen den Escadrons zum Willkommen entweder entgegen oder empfingen ſie an den Thoren der Stadt ,

wo weißgekleidete Mädchen ihnen Gedichte überreichten und ihren Weg unter den lebhafteſten Vivats der verſammelten Volksmenge für den Rönig , mit Blu men beſtreuten.

In Folge der neuen Organiſation der Armee irurbe das Regiment mit dem iſten Cüraffier - Regiment der Nieder -Sælefiſchen Brigade , welcher der .

General- Lieutenant 1. Grawert in Breslau als Chef vorſtand, zugetheilt.

Commandeur dieſer Brigade war der General -Major v. Kleift in Eroſſen , vor dem auch das Regiment auf ſeinem Maríche eine Beſichtigungs- Parade batte. In dem Officier - Corps des Regiments waren bald nach der neuen Formation am Schluſſe des Jahres 1808 noch einige Veränderungen einge treten , die hier nachträglich zu erwähnen , ihre Stelle finden müſſen , nämlich :

linter dem 15. December wurde der aggregirte Stabs - Rittmeiſter b. Schier: ſtádt, vom Brandenburg'ſchen Cúraffiers Regiment, mit ganzem Gehalt zu un .

ſerem Regiment verſetzt. Dod fchon unter dem 22. Februar 1809 trat er wieder zu jenem Cúraffier - Regiment zurüd. Zu derſelben Zeit wurde auch der Stabs - Rittmeiſter von der Armee v. Valtier , ebeinals beim Dragoners 3

Regiment Graf Herzberg Nr. 9 , mit halbem Gehalt hier wieder angeſtellt. Schon unter dem 18. Februar 1809 wurde , da der Oberft-Lieutenant v. Bor :

266

1809. ftell von ſeiner Function als Commandeur zurücktrat, der Major v. Kapelet , früher beim Ober - Soleſiſchen Hujaren - Regiment, zum Commandeur unſeres Regiments ernannt , doch ſchon unter dem 10. März wurde derſelbe Comman: .

1

deur des lſten Ulanen - Regiments und an ſeine Stelle trat der Eberſt - Lieutes 3

nant Prinz v. Solms - Braunfels ( * ) , welber unterm 20. Mai zum Oberſt mit Patent vom 23. Mai avancirte. Indeß führte auch dieſer ſehr beliebte Mann nicht lange das Commando, da er ſchon am 6. November 1809 den

nachgeſucten Abſchied mit Charakter als General- Major und Generals -Uni form , jedoch ohne ſilberne Schnur auf der linken Achſel, erhielt ; ihm folgte

als Commandeur des Regiments , unter dem 12. December 1809, Major Larode . Starfenfels .

Bald nach dem Einrüden des Regiments in die ihm zugetheilten Garni ſonſtabte wurden demſelben zur Complettirung die Leute des aufgelöſten grú: S

nen Huſaren - Regiments überwieſen , und wurde der Premier - Lieutenant john unter Beigebung des Regiments - Chirurgus mit der Regulirung dieſer Uns

gelegenheit in den Nieder :Sølefiſ@ en Rreiſen : Herrnſtadt, Roben , Lüben , Liegniß , Löwenberg, Goldberg , Haynau , Bunzlau , Sprottau , Grüneberg , Freyſtadt, Bolfwiß und Guhrau beauftragt. Eine Verfügung an das Allgemeine Kriegs- Departement , d. d. Rönigs: berg den 31. Mai, änderte sie bisherige Benennung des 2ten Ulanen - Res giments , fie lautet : » Se. Majeſtät wollen , daß die Ulanen - Regimenter nun nicht mehr nad ber Nummer , ſondern nach der Provinz genannt werden ſollen ,

worin jedes ſteht. Hiernadh wird alſo das iſte Ulanen - Regiment künftig das Weſtpreußiſche, das 2te das Soleſiſche und das 3te , in Berlin neu zu fors .

mirende , das Brandenburgiſche Ulanen - Regiment beißen.« Nach der Erhebung des Majors v. Soil gegen den Druck der Frans

zöſiſchen Herrſchaft befahl nämlich der König dem Oberſien v. Borſtell, aus der lſten Escabron des Weſtpreußiſden , ber 4ten des Schlefiſchen Ulanen und dem verbliebenen Theil des Brandenburgiſden Huſaren - Regiments, ſo wie Rekruten aus der Mart , ein 3tes Ulanen - Regiment unter dem obenbe:

zeichneten Namen » Brandenburgiſches Ulanen -Regimente , welches dem Com mando des Majors v. St. Paul übergeben werden ſollte, zu formiren. Der Premier - Lieutenant Jobn erhielt hierauf Befehl , am 8. Juni mit der

in Guhrau ſtehenden 4ten Escadron , deren Chef , Rittmeiſter v. Wilczewski , beim Regimente verbleiben ſollte und die aus 5 Officieren, dem obengenann ten Führer und den Seconde-Lieutenants v. Michaelis, Norelli , v. Sa :

niß und v. Schmidtkow , 12 Unterofficieren , 3 Trompetern und 110 Ula: nen , aber nur 97 Pferden beſtand, nach Berlin abzumarſchiren. – Die ſo abgegebene Escadron des Rittmeiſters 6. Wilczewski mußte nun aus den übrigen Escadrons wieder ergänzt werden , da dieſelben aber , wie aus dem

Rapport vom Juni 1809 bervorgebt, ſtatt 6 Officiere, 12 Unterofficiere, 3 Trompeter , 1 Fabnenſchmidt, i Chirurgus , 110 Ulanen und 126 Pferde * ) Früher beim Regiment der Gardes du Corps , auch bei Bila - Huſaren .

267

ſtark zu ſein , effectiv zum Dienſt nur 4 bis 5 Officiere, 3 bis 5 Unteroffis 1809.

ciere, 1 bis 2 Trompeter , 57 bis 64 Ulanen und 44 bis 48 Pferde ſtark waren , wobei allerdings zu erwähnen bleibt , daß die Lieutenants v. Žeromski I

und v . d . Gröben mit 12 Unterofficieren, 32 Ulanen und 44 Pferden an ter Grenze des Herzogthums Warſdau commandirt ſtanden , ſo wurden die früher ſchon überwieſenen Leute des chemaligen grünen Huſaren - Regiments herangezogen und die Pferde durch beſonderen Remonte - Ankauf erſeßt. Dbzwar die zum Brandenburgiſden Ulanen - Regiment abgegebenen Offi ciere dort ein günſtiges Avancement zu erwarten hatten , ſo baten fie doch ſämmtlich um die Erlaubniß zur Rüdfehr in's Soleſiſche Ulanen -Regiment,

worauf fie, als ihr Geſuď bewilligt worden war , mit 5 Ulanen im Monat Auguſt wieder beim Regiment eintrafen , nachdem die Seconde - Lieutenants v. Lupinski und v. Roppelow fich unter dem 10. Juli zu dem neuen Res gimente hatten verfehen laſſen. Um wenigſtens einigermaßen auch die ökonos

miſchen Verhältniſſe des Regiments zu berühren , laſſen wir hier den Verpfle gungs - Etat an Löhnung 2c. , incl. Recepturgelder, folgen : Friedene Verpflegungo :Etat für das Ste ( Schlefifche ) Ulanen - Negiment. 6

8

1 Oberſt u. Commandeur erhält monatlich 216 Thlr. 16 gr. Löhnung u. 6 Rat. 1 Stabs Officier....

158

2 wirkliche Rittmeiſter à 108 Thlr. 8 gGr. 216

»

2 Stabs - Rittmeiſter à 40 Thlr........ 80 2 Premier - Lieutenants à 30 Thlr....... 60 26 1 Adjutant....

»

8

»

16

>>

5 » 8 » 6 »

3 »

»

>>

1 Officier als Regiments -Quartiermeiſter 33

»

16 Seconde- Lieutenants à 20 Thlr..... 320

4 Wadtmeiſter à 8 Thlr...

32

4 Portépée - Fähnrichs à 6 Thlr........ 24 .

4 Quartiermeiſter à 6 Thlr....

12 Trompeter à 4 Thlr.

4 4 48 392

>>

24

36 Unterofficiere à 4 Thlr. 12 gGr..... 162 1 Stabs - Trompeter...

»

6

48

»

40 Chirurgen à 10 Thlr..... Fahnenſchmiede à 4 Thlr.. 16 Carabinier à 2 Thlr. 17 gGr....... 130 Gemeine à 2 Thlr. 12 gGr......... 980

>>

Zulage für 505 Dienfithuende à 12 gGr. 252 501 Rönigl. Dienſtpferde ... 50 1 Regiments -Chirurgus ..

»

>

12

>>

» » »

1 Regiments - Sattler ,

7

>>

1 Büdſenmacher ...

5

»

1 Büdſenſchafter

5

Summa an Löhnung

2 »

32 »

12

» »

2892 Thlr. 16 gør.

501 » 2 »

269

1809. An kleinen Montirungsgeldern für 61 Interofficiere und Trompeter à 1 Thlr. 71 Thlr. 17 gGr. 6; Pf. 4 gGr. 2; Pf. ........ An kleinen Montirungsgeldern für 444 Gemeine incl.

Fahnenſchmiede à 12 gGr. 6; Pf. .......... 232 An Gewehrgeldern für 505 Mann à 2 gGr. 7 Pf. 54 v

>>

6

8

8

7

An Reparaturgeld der Montirungen , des Sattel zeuges und Escadrons-Unkoſten für 505 Mann 66

15

42

2

ber Trompete oder eines bürgerl. Handwerks

16

16

An Pferbe, Arzneigeldern pro Escabron .

7

»

An Squlunterhaltungs : Roften ...... Zur Beſtreitung kleiner Ausgaben pro Escabron ... Königsberg, den 29. Mai 1809.

8

V

>>

à 3 g6r. 2 Pf....

An Medicingeld für 505 Mann à 2 gGr. Zur Unterſtüßung der Soldatenfinder bei Erlernung

2

»

8 »

5

Friedrich Wilhelm.

Den bei dem Regiment verbliebenen ehemaligen Tow a rezys wurde noce eine beſondere Zulage von einem halben Thaler monatlich ( die Towarczys: Zulage genannt) bewilligt. Im Monat Juni dieſes Jahres crhielten ſolde bei der Leib - Escadron 80 Mann , bei der 2ten Escadron 92 Mann , bei der 3ten 82 Mann und bei der 4ten Escadron 80 Mann.

Zu den Herbſtübungen dieſes Jahres bezog das Regiment mit dem Sole:

fiichen Cüraffier-Regiment bei Breslau ein Hüttenlager , wie es das Regle ment vom 8. Auguſt vorſớrieb, nach Art der Franzöſiſchen. Auch wurde hier: bei zuerſt die Brigade -Aufſtellung als Gefechtsordnung eingeübt. Außer den bereits erwähnten Veränderungen im Officier - Corps fanden :

im Laufe des Jahres noch folgende ſtatt:

Unter dem 19. Februar wurde der aggregirte Rittmeiſter b. Stutterheim als aggregirt zum 2ten Huſaren - Regiment verſekt. Unter dem 12. April rangirte der Regiments - Quartiermeiſter Stalley als jüngfter Officier ein.

Unter dem 17. April wurde der Seconde - Lieutenant Gebhard als Stabs. Rittmeiſter der Leib - Illanen - Escabron aggregirt. Unter dem 25. April wurde der Portépée - Fähnrich v. Winning vom ehe: maligen Regiment des Rönigs in gleicher Qualität bier angeſtellt , aber ſchon an dem nächſtfolgenden 29. Mai als aggregirt init balbem Ges balt und 2 Rationen zum lſten Solefiſchen Huſaren - Regiment verſeßt. Unter dem 29. April wurde der Stabs- Rittmeiſter 6. S daroweß vom us

faren - Regiment Bleß mit balbem Gehalt unſerem Regimente aggregirt.

Unter dem 13. Mai avancirte der Cornet v. Prittwig vom ehemaligen Hu: faren - Regiment Nr. 3 zum Seconde- Lieutenant, und wurde mit balbein Gehalt gleichfalls hier aggregirt. ( 1812 den 9. Januar bei dem Bran: denburgiſchen Illanen - Regiment aggregirt. ) Unter dem 5. Juli wurde der am 24. April 1809 dimittirte Seconde - lieutenant .

269

V. Malachowski von der Leib - Ulanen - Escadron als 2ter übercom- 1809. pletter Premier - Lieutenant hier angeſtellt. Unter dem 10. Juli rangirte Seconde -Lieutenant Dallmer vom chemaligen .

Huſaren - Regiment Uſedom Nr. 10 , zuleßt dem Iſten Schleſiſchen Hu ſaren - Regiment aggregirt , in dieſes Regiment zwiſchen den Seconde Lieutenants Graf b. d. Groben und v. Saniß ein.

Unter dem 10. Juli rangirte ber Seconde - Lieutenant Prinz zu Anhalt : Bernburg bom ebemaligen Ober - Solefiſden Huſaren - Regiment zwi fchen die Seconde - Lieutenants v. Gall wiß und Stallety, ſpäter aber v. Gallwiß II. ein. ( Am 28. Juli 1811 verfügte eine Cabinets: Ordre , daß dieſer Prinz unter dem Namen eines Grafen v. Weſtarp 3

in den Liſten geführt werden ſollte.)

Unter dem 18. Auguſt Cadetten - Unterofficier b. Plebwe zum Seconde-Lieute: nant im Regiment ernannt. ( 1811 am 8. Juli bei der National - Hu: ſaren - Compagnie als commandirt angeſtellt, trat unter dem 30. Juli 1812 aus dem Verhältniß zu dieſem Regiment heraus. )

Unter dem 26. Auguft wurde der aggregirte Seconde - Lieutenant v. Dunker vom 1ſten Sclefijden Huſaren - Regiment hier aggregirt mit balbem Gehalt. ( Am 2. Februar 1810 in's Brandenburgiſce Ulanen - Regis ment einrangirt.)

Unter dem 6. September avancirte der Cornet v. Lúbbers vom ehemaligen Huſaren - Regiment von Ples zum Scconde - Lieutenant und wurde mit halbem Gehalt und einer Ration dieſem Regiment aggregirt. ( Am 2. Auguſt 1812 mit vorbatirtem Patent voin 26. November 1807 bei der Gensd'armerie angeſtellt.) Unter dem 12. September wurde der Fähnrich v. Rönig vom ehemaligen Infanterie - Regiment Alt - Lariſch als Seconde - Lieutenant init balbem Gehalt hier angeſtellt. ( Am 2. Auguſt 1812 bei der Gensdarmerie placirt .)

Unter dem 19. September trat der Seconde - Lieutenant v. Holy vom ehema ligen Huſaren -Regiment Fürſt von Anhalt- Pleß mit halbem Gehalt und einer Ration als aggregirt zum Regiment. ( Den 2. Auguſt 1812 bei der Gensd'armerie angeſtellt.) Unter dem 2. October wurde der Stabs - Nittmeiſter v. Scallern vom ebe: maligen Huſaren - Regiment von Pleß mit Halbem Gehalt hier aggregirt, ( Am 2. Auguſt 1812 bei der Gensd'armerie angeſtellt.) Unter dem 3. October wurde der Seconde - Lieutenant v. Rropff bom ebe maligen Infanterie - Regiment Zweifel Nr. 45 mit halbem Gebalt dem Regiment aggregirt. ( Den 2. Mai 1812 als aggregirter Premier Lieutes nant zum 2ten Weftpreußiſchen Dragoner - Regiment verſeßt. ) Durch die Theilung im Jahre 1808 verblieb der General v. L'Eſtoca dem Iſten Ulanen - Regiment als Chef und ſein ehrenwerther Name erloſch in .

unſérer Rangliſte am 13. November 1809. — Ilnter dem 12.December wurde der Oberſt von der Armee Prinz Biron v. Eurland zum Chef des Schle:

270

1809. fijchen Ulanen - Regiments dergeſtalt ernannt , daß dasſelbe , náðſt dem Namen der Provinz , auch den des Prinzen führen ſollte. – Der Prinz bat ftets einen ganz beſonderen Werth auf dieſe Auszeichnung gelegt , die ihm geworden , weil

er in der ſchweren Zeit des unglüdlichen Krieges von 1807 ſeinen patrioti ſchen Eifer vielfach an den Tag gelegt hatte , und ſelbſt die ihm nicht gewährte Erlaubniß erbat, ein Bataillon Infanterie zur Reorganiſation der Armee for: miren zu dürfen

und zu allen Zeiten hat er dem Regimente eine gleid

rege Theilnahme bewabrt. - Gleich nach ſeiner Ernennung ſchenkte er bem

Regimente brei lange filberne Trompeten ( * ) und eine Garnitur ſeidener Lan: zenflaggen von der vorgeſchriebenen Farbe dunkelblau und hochroth ; Farben ,

von denen ſich jeder Ulan des Regiments , als fie nach dem Freiheitskriege geändert wurden , nur mit Somerz trennte , da ſie ihm ein liebes Andenken an die Kämpfe waren , die er zum Ruhme des Vaterlandes ſiegreich beſtanden !

und denen er , wie wir ſpäter ſehen werden , ſelbſt bei dem Feinde Anſeßen .

1810.

verſchafft hatte. Das Jahr 1810 führte das Soleſiſche Ulanen - Regiment Prinz Biron von Curland unter die Befehle des Brigadiers der Ober - Soleſijden Trups .

pen , Oberſten 8. Zieten in Neiſſe; indem unter dem 26. Februar beſtimmt

wurde , » daß ſelbiges ohne Änderung ſeiner jeßigen Garniſonen zu der Ober Solefiſchen Brigade übertreten ſolle.a – Laut monatlichen Rapports pro : Ja nuar 1810 beſtand dasſelbe aus den 4 Escadrons : die Leib -Escadron , die Escadrons des Majors Rayſer und der Rittmeiſter W. Wilczewski und

v. Reſteloth. Es ſollte ſtark ſein : 26 Officiere, 48 Unterofficiere, 13 Trom 1

peter , 4 Chirurgen , 4 Fabnenſchmiede, 440 Ulanen und 501 Pferde. Es waren aber nur im Dienſt gegenwärtig : 22 Officiere, 31 Unterofficiere, 12 Trompeter , 4 Chirurgen , 4 Fahnenſdmiebe, 374 Ulanen und 353 Pferde.

Commandirt waren : Seconde - Lieutenant v. Slugodi mit 11 Unterofficieren , 27 Ulanen und 38 Pferben an der Grenze des Herzogthums Warſchau, beide Seconde- Lieutenants v. Tyszka auf der Ecole militaire zu Rönigsberg und 5 Unterofficiere, 1 Trumpeter , 22 Ulanen und 26 Pferde auf Relais und Stabs - Ordonnanz. – Zur Augmentation hatte das Regiment im Canton 100 Mann. Außerdem zum Ulanen - Dienſt als brauchbar an gedienten Huſaren ehemaligen Regiments von Getfandt 25 Mann , ſo wie dergleichen nod 103 Mann, die nicht felddienſtfähig waren. I

.

Nachdem die einzelnen Escadrons bis zum Juni 1810 mit den Städten Óls , Namálau, Tradyenberg, Gubrau, Herrnſtadt und Polniſc - Wartenberg als Garniſonorte einige Mal gewechſelt hatten , wurde in dem erwähnten Mo nat die Leib : Escadron nach Oppeln und die 4te naď Gleiwit verlegt , wäb rend die 2te und 3te Escadron in Namslau und Polniſd) - Wartenberg fteben blieben. - Im Herbſte dieſes Jahres wurde das Regiment für fich allein bei

Coſel zuſammengezogen und dort von ſeinem Chef , dem Prinzen Biron v. Tut: *) Dieſe Trompeten führte das Regiment in den ſpäteren Kriegen nidyt mit. Grit 1817 ließ es dieſelben nach Frankreich Fidy nachſenden.

271 land , Sr. Majeſtát bem Rönige vorgeführt.

Die Veränderungen im Offi- 1810.

cier - Corps beſchränken fich in dieſem Jahre auf folgende: Unter dem 25. Januar wurde der Cornet Graf v. Pfeil II. bom ebemaligen

Cüraffier. Regiment von Heifing Nr. 8 als Seconde - Lieutenant mit

halbem Gehalt und einer Ration dem Regimente aggregirt. ( Am 27.

.

October 1812 als Kreis - Officier bei der Gensd'armerie in Ober: Splefien placirt.)

Unter dem 2. Februar trat der Seconde - Lieutenant Graf v. Röder vom ebe: maligen Dragoner - Regiment Rraft II. mit halbem Gehalt und einer Ration, als aggregirt zum Regiment.

Eine Ordre vom 5. November befahl , daß der unter den ausgewiedenen Officieren des Soleſiſchen Ulanen - Regiments geführte Seconde- Lieutenant .

Pott , welcher als älteſter Capitain bei der Cavallerie des Herzog Braun: fchweig - Dels'ſchen Corps in Engliſchen Dienſten jeßt ſtánde, nicht mehr in den Rangliſten des Regiments aufgenommen werden ſollte.

Im Jahre 1811 bradh in Ober - Schleſien ein ernſtlicher Bauern - Aufſtand 1811 . aus , da die Bauern in den dortigen Preiſen , durch Armuth von jeher gedrüdt , ſehr bereitwillig waren , das Edict vom 9. October 1807, über die Unterthä

nigkeit und Frohndienſte, falſch auszulegen , um ſich ſo dienſtfrei und abgaben los als möglich anzuſehen. - zur Unterſtüßung der zu der Unterbridung

dieſer Unruhen zunächſt herangezogenen 4ten Escadron eilte in forcirten Már fden die Leib - Escabron aus Dppeln herbei , und wir entnehmen aus dem Be:

richte des Majors Larode u. Starfenfels Folgendes über die dortigen Vorgänge : » Am 13. Februar wurde vom Lanbrath v. Birkhahn dem Ritt:

meiſter v. Wilczewski in Gleiwitz die erſte Mittheilung vom Bauernaufruhr und die Anforderung gemacht, ein Commando nach Marklowig bei Loßlau zu ſchicken. Der Rittmeiſter ſandte , dieſer Requiſition gemäß , den Lieutenant

v. Tiele mit 30 Pferden dorthin ab. - An demſelben Tage fam auch eine Aufforderung des Regierungs, Raths Dietrich aus Loßlau, cin Detachement .

ba hinzuſchicken und es ging daher der Premier - Lieutenant John ſogleich dorthin ab , und da die beunruhigenden Gerüchte nicht aufhörten , folgte der Rittmeiſter Abends mit der Escadron nach und fandte den Lieutenant v. Gall wiß II. mit 5 Mann , auf Bitten des Landraths v. Zawadzki , nach Gieral towiß. Ein Officier und die Remonten blieben in der Garniſon zurück. « »

» Der Lieutenant v. Tiele zerſtreute auf ſeinem Marſche in Rybnik einen Haufen von 400 Mann , der ſich mit Plünderung des Pfarrhauſes beſchäftigte. 1

Das Benehmen des Officiers , der hier die Geiſtlichkeit vor der Wuth der

bewaffneten Bauern ſchüßte, iſt dabei beſonders zweckmäßig geweſen . – Den 14. brach Premier - Lieutenant John nach Marklowitz auf , fand aber hier Alles ruhig und ging , weil die Bauern in Loßiau das Shloß und Vorwerk zu plündern gedrobt hatten , dabin , nachdem er 1 Unterofficier und 4 Ulanen in Marklowitz zurüdgelaſſen hatte. Der Rittmeiſter v. Wilczewski ging über Rauben , wo er auch zuſammenfünfte bermutbete , nady Rybnik. - Den 15. fam die Leib - Escabron fchon in forcirten Marſchen in Gleiwiß an , und

272

1811. Lieutenant b. Tyszka II. ging auf Requiſition des Landraths mit einigen beritten gemachten Scuten von der Wilczewski'ſden Escadron auch nach Gieral towik. - Eine Abtheilung von 1 Unterofficier und 6 Mann , die der Lieute: .

nant zobn nach Miferau bei Pleß didte , wo 200 Bauern eben beſchäftigt waren , den Hof zu plündern , ſprengte mit den Waffen ben Haufen auscinan:

der. – Das Detaơement des lieutenants John ging über Jedlowed und Cirzowiß , um die Gegend von Loßlau zu durchſuchen. In der Nähe des leb: teren Dorfes griffen die im Walde verborgenen Bauern , mit Senſen , Heugas beln und Piden bewaffnet, ihn an ; eß mußte ein vollſtändiger Angriff auf ſie gemacht werden, wodurch ſie dann zur Flucht nach den Wäldern gebracht wurden . Bald darauf ließen ſie erklären , ſie würden die Waffen niederlegen , ſie hätten ſie nur deshalb ergriffen , weil die Gutsherren und Commiſſarien darauf nicht 1

achteten , daß der König fie frei gemacht habe und ſie hätten die Allerhouſten Edicte ihnen ganz anders bekannt gemacht, als der Inhalt, wie fie es wohl wüßten , wirklich wäre. Nachdem der Lieutenant john die Gemüther beruhigt

hatte , fehrte er nach Loßlau zurüc. -- Weil in Ornontowiß und Orzeſche, überhaupt in der Gegend nach Pleß zu , der Aufruhr immer größer wurde,

To vereinigten ſich die in Gieraltowitz ſtehenden Officiere v. Gal wiß II. und b. Tygsta II. und machten fich nad Ornontowiß auf den Weg. Hier fanden ſie die Bauern , das Scloß der Frau V. Heydebrand plündernd , und vers trieben fie. «

» Am 16. fam der Befehl , die Escadron von Wilczewsfi an die Befehle des Majors 6. Langen nach Loßlau zu weiſen , und daß die Leib -Escadron in Gleiwitz zur Dedung bleiben ſollte. - Der Licutenant 1.b Ty sjka , welmer aus Ornontowitz zurüdfehrte, und die flüchtigen Edelleute brachten die Nach

riật , daß im Pleßiſchen Alles im Aufruhr fei, ebenſo brachten Staffetten die Nachricht, daß man in Tarnowiß und Beuthen die Ankunft von Bauern- Haus fen erwarte , ferner ſei bei Nicolai in Mittel-Lafist bei dem Herrn D. Blu : dowsky Alles zerſtört, und er ſelbſt gräßlich gemißhandelt worden , daber wurde der Lieutenant v. Slugodi mit 20 Pferden über Nicolai dorthin und der Lieutenant . Tyszka I. mit 10 Pferden über Tarnowi nach Beuthen geſendet. – Slugodi verſuchte in einem Wirthshauſe zu Nicolai 50 Bauern zu umzingeln , allein dies gelang ihm nicht und der ganze Suwarm drang auf

ihn ein , doch waren einige Souſſe hinreichend , ihn auseinander zu bringen. Von Nicolai ging Slugodi nach Wyrow , wo es zu einem bedeutenden

Kampfe fam , ehe es den Ulanen gelang , die Bauern in die Flucht zu bringen ,a 1

» Am 17. wurde der Licutenant v. König mit 10 Pferden nad Pilcho: wiß geſchidt. Weil Abends ſpät die Nachricht einlief, ein ſtarker Trupp Bauern ſei von Pleß ber im Anmarſch, fo wurde der Lieutenant v. Gallwis II. mit 10 Pferden in der Nacht über Gieraltowitz bis Drzeze geſandt , fand jedoch Alles rubig. - Am 18. wurde Lieutenant john mit 30 Pferden und einer Infanterie - Abtheilung von 20 Mann über Sorau nach Pleß detacirt. « So weit der Beriøt des Commandeurs. - Der Energie , Shnelligkeit und Umſicht, mit der bier von Seiten des Regiments verfahren wurde, war 2

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es vornämlich zu danken , daß die Ruhe fich bald wieder herſtellte und daß 1811. die übrigen Truppen , welche von dem mit der Dámpfung der Unruhen bes auftragten Oberſt - Lieutenant und Brigadier v. Rlúr herangezogen wurden , nämlich : bas Fúfilier - Bataillon des iften Schleſiſchen Infanterie - Regiments unter Major 1. Sangen , 2 Escabrons vom Solefiſden Huſaren - Regiment und 2 Fuß - Geſchüße, bei ihrer Ankunft wenig mehr zu thun fanden. - Db zwar die Ober - Solefiſchen Kreiſe noch langere Zeit beſeft gehalten wurden , und zwar ſo , daß die Füfiliere in Loßlau , die Huſaren -Escabrons in Ratibor,

Sorau und Rybnik , die Ulanen -Escadron aus Oppeln in Gleiwiß , die aus I

Gleiwik in Pleß , die aus Namslau in Nicolai und Berun, endlich die aus Polniſch - Wartenberg in Tarnowiß und Beuthen aufgeſtellt wurden , ſo meldete

doch ſchon unter dem 23. Februar der Oberſt- Lieutenant v. Klúy an den General - Lieutenant und General -Gouverneur von Schleſien , v. Grawert , S

» daß die Ruhe faſt überall hergeſtellt und die Truppen baber nicht mehr nöthig ſeien . « Der König bezeugte in einer Cabinets - Ordre d. d. Berlin , den 28. Fes 3

I

bruar, den Truppen ſeine Zufriedenheit für den guten Willen und Eifer, bes willigte den aus ihren Garniſonen gerüdten Officieren für einen Monat die

Feldzulage , den zum Dienſt in jenen Kreiſen verwendeten Unterofficieren und I

Gemeinen einen Monatsgehalt; denen aber, welche nicht unmittelbar an der

Unterdrüđung des Aufſtandes thätigen Antheil genommen , die halbmonatliche Löhnung als außerordentliche Belohnung. –- Ferner erließ Se. Majeſtät un

ter dem 10. Juli aus Potsdam folgende Cabinets - Drdre an den Oberſt Lieutenant b. Rlüy :

» In Ihrem Berichte vom 23. März 6. 3. und deſſen Beilagen habe 30 diejenigen Militairperſonen namentlich aufgeführt gefunden, welche ſich bei der Dámpfung des Bauernaufſtandes vorzüglich ausgezeichnet. Joh babe hierauf dem Major v. Langen , dem Major Laroche v. Starkenfels , dem Stabs Rittmeiſter b. Röhler und Lieutenant v. einge des lſten Schleichen Hus faren - Regiments in den anliegenden Schreiben Meine Zufriedenheit über ihr lobenswerthes Benehmen zu erkennen gegeben , und überlaffe 3hnen beren

weitere Beſorgung. Außerdem überſende 3o Ihnen hierneben 144 Thlr. , um davon einem jeden der nachbenannten Ulanen zum Beweiſe Meiner Erkennt lichkeit 3 Thlr. berabreiden zu laſſen , als : den Unterofficieren Großmann und Reifinger , ben Befreiten Wittlieb , Heidler , Baron und den Be: meinen S d melewski und Pluſo te vom Commando des Lieutenants

v. Tiele , bem Unterofficier bom Commando des Lieutenants 1. John , der bei Miferau an der Spiße von 6 Mann einen ſehr freden und raubſüchtigen Haufen von angeblich 200 Bauern zerſtreut hat , deſſen Namen aber nicht

angegeben ift, ferner bem Gefreiten Gratfo , den Ulanen Leitlof, Otto , Altid . Fogler , Pluſdte , Altmann und Heidler vom Commando des

Lieutenants v. John, dem Unterofficier Rönig , dem Gefreiten Schulb, den Ulanen Pogalis , Graf , Hirſchfeld und Rarnowiß vom Commando des

Lieutenants v. Tyszta , und dem Gefreiten Sommer, dem Trompeter Rit : 18

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1811. ter , ben Ulanen Pfeiffer, Bablinski , Abam , Schulb, Grünberg , Schüß , RunB und Memmert vom Detacement des Lieutenants 0. Slus godi. – Dem Memmert babe 3d überdies dafür, daß er dem Lieutenant

b. Slugodi das Leben gerettet , das Civil - Ehrenzeichen 2ter Claſſe bewilliget, welches die General Ordens - Commiſſion dem Regimente zuſenden wird , 20.« ( Nun folgt die Vertheilung der noch übrigen 48 Thlr. an andere Truppen

theile.) - Nach der Frühjahrs - übung im Monat Juni bezog das Regiment die Garniſonen wie folgt: die 1ſte Escabron und der Stab Oppeln , die 2te

Pitſchen , die 3te Polniſch - Wartenberg und die 4te Namslau. – Der Zuwachs und Abgang im Officier - Corps geſtaltete fich in dieſem Jahre alſo: Unter dem 25. Februar war der Seconde : Lieutenant v. Tyszła I. mit Bei behalt feines Gehalts bei dem Weftpreußiſchen Ulanen - Regiment aggre: girt worden . Unter dem 11. April wurde der Stabs - Rittmeiſter v. langen vom Bran denburgiſchen Ulanen - Regiment mit ſeinem bisherigen Etat unſerem Re: giment aggregirt. ( Den 26. Juni 1812 als überсompletter wirklicher Rittmeiſter in das 2te Schleſiſche Huſaren - Regiment berſeßt und dort einrangirt. ) Unter dem 8. Juli wurde , wie im Jahre 1809 angegeben , Seconde- Lieute nant v. Pleh we bei der Normal -Huſaren -Compagnie als commandirt angeſtellt.

Unter dem 17. Juli Seconde - Lieutenant Graf v . d. Gröben als Premier Lieutenant dem Regiment der Gardes du Corps aggregirt.

Unter dem 12. Auguſt erhielt Rittmeiſter v. Wilczewski den Abſchied als Major mit Benfion und ohne Rebers bewilligt.

Unter dem 12. Auguft wurde Rittmeiſter v. Schmiedeberg, aggregirt bem 2ten Schleſiſchen Huſaren -Regiment, als Escabrons - Chef in unſerem Regiment einrangirt ( wurde den 8. Auguſt 1812 zum überсompletten Major ernannt ). Unter dem 12. Auguft wurde Rittmeiſter b. Refteloth beim 2ten Sohlefiſchen

Huſaren - Regiment aggregirt und erhielt das von dem Rittmeiſter 1. Somiedeberg bezogene Gehalt.

Unter dem 11. September wurde der dimittirte Oſterreichiſche Lieutenant Ju : lius als jüngſter Seconde- Lieutenant hier angeſtellt.

Unter dem 7. October avancirten die Portépée -Fähnrichs w. Winning und Rörbang zu Seconde- Licutenants . Die Unterofficiere v. Sierakowski und Raiſer avancirten zu Portépées

Fähnrichs. – Durch den obenerwähnten Abgang eines Escadrong - Chefs er: hielt bas Regiment einiges Avancement und zwar wurden unter dem 12. Au guft der Stabs - Rittmeiſter v. Blach a zum Rittmeiſter und Escadrons - Chef, ſo wie unter dem 8. un 9. September die Premier -Lieutenants v. Wigles ben und Sohn zu Stabs :Rittmeiſter beförbert.

Ein Mebreres wiſſen wir über dieſe Friedens - Periode nicht zu ſagen , wir mußten uns mit dem geringen Material aus dieſer Zeit begnügen , fo febr

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es uns auch erwünſcht geweſen wäre , die Lehrſtufen eines jeden Jahres näher zu 1811 . erörtern und das Fundament ſpeziell fennen zu lernen , auf welchem die nun folgenden Kriegsjahre ihre Thaten gründeten , welche dem Regiment zu nicht geringem Ruhme gereichen . – Sốon im Januar des nächſtfolgenden Jahres erſchien ein neues Erercier - Reglement für die Cavallerie, welches noch heute die Richtſchnur der Übungen des Heeres iſt, obgleich es mannigfache Verän: derungen erlitten , aber der hereinbrechende Rrieg ſtórte die reglementsmäßige, von früheren Gewobnheiten unabhängige Ausbildung des Regiments und wir finden noch Manches , dem Reglement Fremde , auch in ſpäterer Zeit fortleben , wie z. B. eine Art türkiſcher Attafe , die ſogar noch im Jahre 1814 bei einer

Übung ausgeführt wurde.

XX .

Der Krieg von 1812. » Bei dieſem Rriege bewährte ſich die Admacht Gottes und daß geſchidte 1812. Feldherren und machtige Heerhaufen über den Ausgang eines Rrieges allein nicht entſcheiden. Napoleon mit einem Heere , wie aus den Zeiten des Ker: res , regte fich, ohne namhaften Widerſtand zu finden , nach einigen Wochen des begonnenen Rrieges , in Beſig des alten Polens bis vor die Thore bon

Smolenst ; er drang ſelbſt, Alles überwältigend und erbrückend bis nach Mos. kau vor und hatte dennoch keinen feſten Fuß in dem weiten Lande , und der

Raiſer Alerander feste ihm einen eiſernen Willen entgegen , mit ihm feinen Frieden machen zu wollen ; der Allmächtige war ſein und ſeiner Ruſſen treuer Beiſtand und bernichtete durch einen fürchterlichen Winter das Heer des neuen Kergeg! Das Haupt dieſes Xerres fand für dieſes Mal Gnade vor Gott , es entfam mit allen ſeinen berühmten Trabanten ; mit ihrer Ver : I

nid tung für uns fein Rampf und fein Ruhm von 1813 ! «

Es giebt keinen Krieg , der mehr Drangſale und Beſchwerden ben Soldaten aufgebürdet hätte , als dieſer; die gewandte Feder eines Segur und die wahr: .

heitsliebende eines Chambray verweilen genugſam bei der Schilderung jener ſredlichen Momente , deren Leiben ſo gewaltig alle menſòlichen Rräfte überſtie gen , taß ſelbſt die ſtolze, bis dahin unerſchütterte Franzöſiſche Garde davon ge beugt wurde und ihnen erlag, als daß wir genöthigt wären , hier mehr als eine bloße Hinweiſung auf dieſelben vorauszuſchicken. Aber wenn wir jene Schilderun gen leſen , müſſen wir auch den Preußiſchen Truppen um ſo höhere Anerkennung

jollen, da wir ſie hier gegen ibre ſubjective Überzeugung , nur in Ergebenheit und Gehorſam gegen den Willen ihres Königs , beſeelt von einem wahrhaft 18 *

276

1812. militairiſden Geiſte – wie er als Muſter der Nachahmung für alle Armeen

dienen fann – kämpfen und ihren Namen mit dem Glanze kriegeriſder Ehren ſchmüden ſehen. – Zu den in das Feld rückenden Truppen gehörten auch 2 Escabrons unſeres Regiments. Die 3te und 4te Escabron desſelben wur:

den durch das Loos dazu beſtimmt und jede 15 Unterofficiere, 1 Chirurgus, 1 Fahnenſchmidt, 3 Trompeter und 144 Gemeine ſtark gemacht, wovon aber die zur Normal - Escadron abgegebenen Mannſchaften abgerechnet und als commandirt geführt werden mußten , ſo daß fie effectiv zum Dienſt nicht ſo ſtark war. ( * ) Beide Escadrons folten vereint mit der 3ten und 4ten Es:

cadron des BrandenburgiſĐen Ulanen - Regiments ein combinirtes Ulanens Regiment unter dem Befehl des Majors v. St. Paul bilden. Am 23. März rückten unſere beiden Escadrons aus ihren Garniſonen Namslau und Polniſch - Wartenberg in die Cantonirungs - Quartiere Peterwiß ,

Hodkirch, Macniß , Groß- und Klein - Totſden bei Breslau , wo ſich auch die übrigen Truppen des Schleſiſchen Corps , die zum Contingent , welches der

General - Lieutenant b. Grawert führen ſollte , gehörten, ſammelten. – Nad benannte Officiere des Regiments nahmen bei dieſen mobilgemachten Escadrons an dem Feldzuge Theil : der Major und Escadrons- Chef Rayſer ( 3te Esca dron ) , der Rittmeiſter und Escadrons - Chef v. Blacha ( 4te Escadron ) , der Stabs - Rittmeiſter v. Wißleben ( 3te Escadron ) , der Premier Lieutenant b. Mida elis ( 4te Escadron ), die Seconde- Lieutenants v. Tiele ( 3te Es. cabron ) , 6. Norelli ( von der 3ten Escadron commanbirt als Adjutant bei dem Corps in Eurland ) , DaUmer II. ( 4te Escadron ) , Galwiß I. ( 3te Escadron ), v. Tyszka ( 4te Escadron ) , b. Gallwig II. ( 4te Escadron ) , Julius ( 4te Escadron ) und Rorbanz (3te Escadron ). Ferner auch der 1

Regiments - Chirurgus Krüger ( ** ) und von den Portépée - Fähnrichs, der v.v Littwiß. – Von dem Brandenburgiſchen Ulanen - Regiment bießen die

Officiere alſo : Rittmeiſter v. Wildowski , Premier - Lieutenant v. Strang und die Seconde- Lieutenants v. Stülpnagel, v. Lupin ski II., v. S dad , v. Wulffen, v. Grodzki , v. Dunker , v. Arnſtedt, v. Lavalette und b. Heu dud.

Am 11. April marſcirten beide erwähnten Escadrons wieder aus ihren Cantonirungen bei Breslau ab , bezogen ſolche in der Gegend von Polniſch:

Wartenberg und traten am 22. Mai , geführt vom Major Rayſer , ihren Marſch nach Oſtpreußen an. Sie gingen über Olſdien , am 24. duro Ra

liſch nach Warſchowka, dann über Zelaskow , Rollo, Conti , am 2. Juni bei 1

Plod auf einer Schiffbrüde über die Weichſel, nad Tſdorst, hierauf über

Roganiga , Gosczisko , Rokalin bei Soldau , burch Ortelsburg nach Ralenzin ,

wo fie am 11. Juni eintrafen , indem ſie auf gewöhnliche Weiſe jeden 4ten Tag gerubt batten. Hier erhielt Major Rayler am 12. eine Ordre des

#) Gin Befehl verfügt : Die mobilen Escadrons marſchiren mit 146 ſchwarzíchaf: fellenen Chabracen. #*) Er ſtarb im Laufe der Campagne.

277

Marſchals Berthier mit einer beränderten Marſroute , worin die Benac 1812. richtigung und der Befehl enthalten waren , daß , da der Raiſer Napoleon beſchloſſen habe , von dem nach Curland beſtimmten Preußiſchen Armee- Corps

das combinirte Huſaren- und Ulanen - Regiment abzugweigen und dieſe beiden Regimenter nebſt einer Preußiſchen Batterie zur großen Armee unter ſeinem eigenen Befehle zu ziehen , wobin auch ſchon die beiden Escabrons des Bran:

denburgiſchen Ulanen - Regiments dirigirt worden wären , alſo hätten beide Schleſiſche Escadrons ihren Marſch, zur Vereinigung mit jenen , zu beſchleu

nigen , um ſich dann der Brigade étrangère des Generals Subervic an: zuſdließen . - Der Marſch wurde deshalb bom 13. ab mit 2 Rubetagen über

Jágerswalbe, Wеnglict bei Johannisburg , Lyd , Olekko , Padem bei Goldapp, 1

Raupiſchken , burh Calwary nach Oſtrau , Jenowiſchken, Jakimiſchken nach Poniemon fortgeſet, bei welchem Orte beide Escadrons am 28. Juni um 3 Uhr Nachmittags auf einer Bodbrücke den Niemen überſchritten und dann ohnweit des Dorfes Rumczisko im Walde ein Bivouat bezogen. - In den

folgenden Tagen ging es weiter über Gabrielewo, Prudzani, durch Wilna nad Sartad. Am 3. Juli wurde ein Bivouak bei Pronbjany , am 4. beim Dorfe Schwerciani, am 5. am Dorfe Schwiranka bezogen. Von dieſem Tage ab wurde mit Arriere - und Avant - Garde marſchirt, da einzelne Streifpars teien die Gegend beunruhigten .

Mit trübem Gefühl hatten unſere Ulanen auf ihrem Marſche die vater ländiſchen Fluren durchzogen , indem fie Zeuge der Verwüſtungen und Räus

bereien ſein mußten , die ſich das Franzöſiſche Heer , als Adiirter , in ſeinem übermuthe hier erlaubt hatte , jedoch die Pflicht gegen den Rönig und das Vaterland gebot Schmerz und Zorn zu überwinden und ſeine Schuldigkeit als Solbat zu thun. – Am 6. Juli rüdten unſere Escabrons in bas Bivouat

bei Lestawcziška. Lieutenant Julius wurde abgeſchidt, um die beiden Es I

cabrons des Brandenburgiſchen Ulanen - Regiments aufzuſuchen , welches ihm aber nicht gelang , troß dem man fich ſchon in der Mitte der Franzöfiſchen Armee befand. ( Ein unerhörter Fall, daß die Truppen fich ſelbſt zuſammen ſuchen mußten. ) - Den 7. wurde bei dem Stadtchen Puſtawy bivouatirt und am 8. der Lieutenant Rördanz zu demſelben Zwede , wie vorher der

Lieutenant Julius , abgeſendet. Gegen Abend trafen die Unſrigen bas com: 1

binirte Breußiſche Huſaren - Regiment und bivouafirten mit demſelben an einem Walde. Den 9. war das Bivouak beim Städtchen Widzy, am 10. bei Drsja. Von Drsza marſcirten unſere beiben Escadrons am 11. auf der Straße

nado Braslaw ab, wandten fich dann links nach dem Dorfe Urbani und tra fen vor demſelben den Major 8. Werder , welcher mit ſeinem Adjutanten 1. Lavalette und einigen anderen Officieren des Brandenburgiſchen Ulanen Regiments ihnen entgegenkam und ſie bewillkommnete. Major 1. Werder theilte ihnen hierbei die Nachricht mit , daß Major v. St. Paul frank zurüd: I

geblieben ſei und Se. Majeſtät der König ihn zum Commandeur des combi nirten Ulanen -Regiments ernannt habe. Major Rayſer , obgleich bem Pa 3

tent nach älterer Stabs - Officier, trat dadurch unter deſſen Befehle, erkrankte

278

1812. aber bald nachher und blieb in Witepst zurüd.

Das nun vereinigte Re: giment wurde ſo rangirt , daß die Escadrons des Eglefiſchen Ulanen - Regi ments ben rechten , die des Brandenburgiſchen den linken Flügel nach ihrer S

1

Nummer bildeten. Es wurde bem 2ten Cavallerie - Corps des Generals Gra :

fen Montbrun und zwar der 2ten Diviſion leichter Cavallerie unter dem General Sebaſtiani, die aus dem 1lten und 12ten Chaſſeur-Regiment, 5ten und Sten Huſaren - Regiment und der 3ten ( Fremdens ) Brigade des Ge

nerals Subervic beſtand, zugetheilt. In der legteren fand ſich das Regi ment mit dem Würtembergiſchen Jiger - Regiment Nr. 3 , Herzog Louis , und dem Polniſchen Huſaren - Regiment Nr. 10 zuſammengeſtellt. - Die folgenden Begebenheiten , welche das Regiment betrafen , finden wir in den Tagebüchern des Majors v. Werder , der Lieutenants v. Galwiß I. und II. und ber Relation des Rittmeiſters v. Wißleben berzeichnet, wir wollen das Erſtere unſerer Beſchreibung zu Grunde legen , die Lepteren nach Umſtänden heran

ziehen und damit die übrigen noch vorhandenen amtlichen Naðrichten zu ver: binden ſuchen , damit dem Regimente ein ſo werthvolles Andenken aus dieſer 1

ſaweren Zeit möglichſt vollſtändig erhalten bleibe. » Am 11. Juli trafen die Schleſiſchen Escabrons unter Major Rayſer

bei uns ein , « heißt es in dem Tagebuche des mobilen Ulanen - Regiments vom Commandeur desſelben , » ſie befanden fidy in gutem Stande , hatten aber auf

dem Marſche ſcon 25 Pferde verloren. Abends 10 Uhr mußte aufgebrochen und auf der Straße nach Druga borgerüdt werden . -

Den 12. und 13. náberten wir uns Druga und bezogen am leßteren Tage bei Stranowcien -

ein Bivouaf. Die ganze Diviſion war hier verſammelt, und bei der einge: nommenen Poſition dem Illanen - Regiment die Beſtimmung gegeben , das Franzöſiſche Chaſſeur - Regiment Nr. 11 ju ſouteniren , welches zur Beobachtung

des Feindes etwas vorgeſchoben war. In unſerer rechten Flanke zeigten ſich Rojacen , die ſich aber cilig zurückzogen, ſobald der Rittmeiſter v. Blaga mit den 4ten Zügen des Regiments gegen fie vorrückte. – Am 14. Juli wurde eine Recognoscirung unter Rittmeiſter v. Wißleben mit 50 Pferden gegen Leonpot vorgeſchidt, der ſich aber wegen des von Roſaden ſtart beſeko ten vorliegenden Waldes nur auf li Meilen dem genannten Orte nåbern konnte. Durd, einen aufgefangenen Bauer erfuhr man jedoch , daß bei Leon: pot ein anſehnliches Lager von Infanterie und Artillerie fich befánde , was dem General Sebaſtiani gemeldet wurde. Die Bagage des Regiments Den 15. hörte man um 6 Uhr früh Rlein: traf heute bei demſelben ein . Gewehrfeuer am linken Flügel der Diviſion , an einem Walde , worauf die : felbe ausrüdte. Das llte Franzöſiſche Chaſſeur: Regiment , dem beute das 10te Polniſche Huſaren - Regiment bei der Recognoscirung zum Soutien diente , 1

1

wurde durch den von Druga aus ſtark vorgedrungenen Feind ( General Rul : nie w ) zurüdgeworfen und beide Regimenter litten beträchtlich , namentlich ver: lor das Chaſſeur - Regiment 200 Pferde und das Huſaren - Regiment 1 Unter:

officier und 80 Pferde. Der General Genies wurde verwundet und gefan gen. Als der Feind unſer Regiment aber gewahr wurde, welches ſeine linke

279

Flanke zu gewinnen fuchte, zog er , ohne ſeinen Vortheil gegen unſere Schwäche 1812. zu benußen , fich zurüd. Man blieb noch einige Stunden bei dieſem Bivouak , um die Bleffirten zu verbinden und wandte fich dann rechts zur Straße nach Driſſa. Spät Abends bezog man das Bivouat auf den Höhen von Jmiata , woſelbſt ſich ein anſehnlicher Theil der Armee verſammelt hatte. « » Am 16. růdten wir bis Jarzinka vor , woſelbſt ſich noch 2 Huſaren

Regimenter an uns anſchloſſen, mit denen wir Tages darauf Befehl erhielten , den Feind aufzuſuchen und wo möglich über die Dúna zurückzudrängen. Die .

fer hatte fich aber bereits zurüdgezogen , man wandte fich daher wieder gegen 1

Druga und bezog Abends , eine halbe Meile von dieſem Orte , das Bivouat.

Eine Recognoscirung wurde unter dem Rittmeiſter b. Wißleben nach Driſſa, eine andere unter dem Lieutenant v. S dad nach Druga geſendet, an beiden Orten der Feind aber nicht gefunden. – Den 18. erfuhr man durch ausge

ſendete Patrouillen , daß der Feind die Straße nach Polokt eingeſchlagen hatte, wir brachen daher Nachmittags auf und marſcirten bis Szireista Slos Am 19. zogen boba , woſelbſt Abends 11 Uhr das Bivouak bezogen wurde. wir uns zurüd bis Podwiesz (* ) , vereinigten uns baſelbſt mit den übrigen

Regimentern der Diviſion und machten am 20. die Recognoscirung gegen Leonpot . Der Feind hatte fich über die Dúna zurüdgezogen und es wurden baber ſeine diesſeits befindlichen Lager in Brand geſtedt, demnächſt aber die Brigade nach Stavenza und Batczina zurüdgelegt. - Den 21. růdten wir gegen Disna vor und paſfirten Tages darauf hier ſchwimmend die Dúna , wo:

bei das Regiment nichts , die übrigen aber mehrere Pferde verloren . « – Das Tagebuch von Gallwiß geht etwas näher auf dieſen Übergang über die Dúna ein und erwähnt auch noch einige andere Vorgänge am 22. Juli wie folgt: » Soon nad 2 Uhr früh brachen wir auf , um über die Dúna , worüber Bod brüden geſợlagen wurden , zu geben , allein dieſe waren um 11 Uhr Mittags noch nicht paffirbar. Dem Rönige von Neapel , welcher ſich gegenwärtig be fand , bauerte dies zu lange und er befahl , den Fluß zu durchſchwimmen . Faſt die ganze Cavallerie des Königs paffirte hierauf unter dem heftigſten Re 1

gen den Fluß. Wir famen glüdlich , aber ganz durchnäßt hinüber , nicht ſo gut ging es den Franzoſen , es ertranken mehrere von ihnen .

So naß wie

mir waren , mußten wir gleich vorgeben , trafen auch bald auf einige Rofacken , welche fich aber gleich zurüdjogen . Gegen Abend bivouakirten wir beim Dorfe Miszerowa . Unſere Noth und unſer Elend hatten einen hohen Grad erreicht

und wurde noch dadurch empfindlicher , daß wir keine trockene Kleidung anzu .

ziehen hatten , erſt am nächſten Tage brachten abgeſdidte Requiſitions - Com mando’s gute Beute mit , wodurch die Mattigkeit und der Hunger von Menſch

und Pferd einigermaßen gemildert wurden . « -- Weiter erzählt das Tagebuch *) Die Tagebücher der Gebrüder v. Gallwiß ſprechen von einem Bivouat bei

dem Dorfe Cereſſe am 18. und bei Ovies am 19. , und bezeichnen die Noth an Lebensmitteln und Fourage idon jeßt als ſehr groß , da die Fouragirunge-Com mando's ftets nur ſehr wenig einbrachten , was ſchnell verzehrt wurde. 1

280

1812. des Majors 6. Werber : » Am 23. wurde um 1 uhr früh aufgebrochen , wir paffirten Pologt und bezogen unweit der Stadt das Bivouat. Des ans dern Tages geldab eine Recognoscirung gegen Tobolt , man fand daſelbſt aber nichts vom Feinde, ging baber am 25. rechts rüdwärts auf die Straße nach Witepsk und bivouatirte Abends in der Gegend von Nicolata. Am 26. wurde

um 6 Uhr früh von hier aufgebrochen , man war indeß faum eine Meile auf der Straße nach Witepsk vorgerüdt , als man auf den Feind ſtieß, deſſen un fichere Bewegungen zeigten , daß er uns nicht erwartet batte. Ein Würtem

bergiſches Chevaug- légers - Regiment und das 4te Franzöſiſche Chaſſeur - Regi ment hatten die Avant - Garbe. Mit Heftigkeit wurde der Feind angegriffen und in die Flucht geſchlagen. Ein dichter Wald hinderte jedes Manöver , das Gefecht blieb daber auf der großen Straße , auf der man dem Feind bis 6 Uhr Abends bald im Trabe , balb im Galopp folgte und ihm viele Gefangene ab: nahm , das feindliche Corps ſelbſt aber nicht zum Stehen bringen konnte. Der Verluſt desſelben betrug wenigſtens 200 bis 250 Mann , der unſrige war un: bedeutender. Mit Einbruch der Naot bezog man erſt das Bivouaf. Nach Ga U wiß wurden beute 49 Werſt zurüdgelegt , 6. 5. 7 Meilen. )

» Um 27. brachen wir um 7 Uhr auf und rüdten auf der Straße gegen Witepsk wieder bor. Nach einem zweiſtündigen Marſche hörten wir eine hef: tige Ranonade und ſogleich regte ſich die Diviſion in Trab , um an dem Ge I

5

fechte Theil zu nehmen. Der Feind batte indeß die Dúna - Brücke abgebrochen und hinderte dadurch für den Augenblick unſere Vereinigung mit dem jenſei:

tigen Franzöſiſchen Corps. Von den Höhen , auf welchen wir unſer Bivouak bezogen , überſahen wir das Gefecht, in welchem endlich das Ruffiſche Corps

gegen die Stadt zurückgeworfen wurde. Des andern Tages bracen wir um 5 Uhr früh auf, zogen uns auf beſchwerlichen Wegen eine Meile rechts ſeits wärts an der Dúna hinunter und paſfirten durch eine Furth den Fluß. Es batte fich eine bebeutende Armee concentrirt, fie fand aber beim Vorrüden gegen die Stadt den Feind bereits abgezogen , wir paffirten daher Witepat und rückten am 29. bis Losna vor, Hinter der Stadt ſtießen wir auf den Feind , der in einen vor uns liegenden Wald Infanterie geworfen hatte und uns zwang , die unſrige abzuwarten , welche am 31. um 2 Uhr früh erſdien. Sogleich wurde aufgebrochen . Man fand den Wald unbefekt und folgte da:

ber dem Feinde nach Rudnia , worauf wir nabe dabei ein Bivouat bezogen , nadbem unſere Infanterie ihn baraus vertrieben hatte. - Am 1. Auguſt ( nach Gallwiß am 2. ) folgte man ihm. Das Ulanen -Regiment hatte die Avant - Garde. Wir rüdten vor bis Inkowo , ſaben aber nichts vom Feinde und bezogen gegen Abend das Bivouak. Man blieb hier bis zum 6. Auguſt und außer täglichen Recognoscirungen , deren ungeachtet aber am 3. Auguſt drei auf Vedette ſtehende Huſaren und ein Ulan durch den Feind aufgeboben wurden , fiel in dieſer Zeit nichts vor. Man fürchtete einen Angriff bei der .

überlegenheit des Feindes , dem ungünſtigen Terrain und der großen Entfer: nung vom Soutien bei Nudnia , wir mußten daher gegen Abend aufbrechen und zogen uns zurüd bis hinter leßni - Cirkewna. « ( Nach den t. Gallwis :

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iden Tagebüchern blieb Alles in der Nacht unter Gewehr , die Pferde am Zů- 1812. gel und geſattelt .) » Am 7. ließen fich mehrere Roſaden ſeben , die durch einige abgeſchidte Züge verjagt wurden. Den 8. wurden wir allarmirt und mußten

bis 5 Uhr auf den Pferden verbleiben . Der befürchtete Überfall erfolgte nicht und wir rúdten daher in das Bivouak wieder ein.« Überfalle : Gefecht bei gukowo am 8. Auguſt. 8

Es gelang dem Hettmann Plato w mit ſeinen von Pahlens Avant

Garde unterſtüßten Roſaden , die Vorpoſten - Divifion des Generals Seba : ſtiani bei Inkowo ſo zu überfallen , daß die Regimenter nur einzeln zu Pferde >

kommen fonnten , indem die Voltigeur - Compagnie bom 24ſten leichten Infans terie - Regiment , welche die äußerſten Feldwachen vor Infowo bilbete , bollſtån: big aufgehoben wurde. Das combinirte Preußiſche Ulanens Regiment war eines der erſten auf dem Alarmplas , griff ſogleich die Roſaden an , deren

Umſówármen alles Zuſammenkommen unmöglich zu machen ſchien und der nachfolgenden Cavallerie Pahlens den Weg zur vollſtändigen Vernichtung der Diviſion zu bahnen drohte. Die wirkſamen Attaken der Ulanen zügelten die Roſaden , ſo daß es dem Würtembergiſchen Chaſſeur : Regiment und einer reis tenden Batterie endlich gelang , beranzukommen und fich bem Feinde entgegens

zuwerfen. Eben hatte das Preußiſcoe Regiment ein ſchon umzingeltes Frans zöſiſches losgearbeitet, als ein Ruffiſches Huſaren - Regiment auf das kaum raillirte anritt und hier zu einer Epiſode Anlaß gab , die an die Zeiten mittels alterlicher Ritterliğkeit erinnert , indem der Major 6. Werder von einem Ruſfiſchen Officiere zum Zweifampf vor den Regimentern aufgefordert wurde. Werder ſelbſt berichtet über dieſes merkwürdige Gefecht: » Gegen 9 Uhr .

hörten wir aber beftiges Klein - Gewehrfeuer bei den Vorpoſten , und die Felds >

.

wachen meldeten bald darauf das Anrüden des Feindes. Die Divifion ging im Trabe vor. Die Brigabe des Generals Buert (? wahrſcheinlich Beur : mann ) engagirte ſich hinter dem Dorfe Leßnie - Cirkewna ſogleich mit dem Feinde. Terrain und feindliche Überlegenheit zeigte uns jedoch von allen Sei ten nur weſentliche Nachtheile. Ungeachtet daber unſere Brigade bereits des

ployirt hatte , ſo mußte doch erſt das vor dem Dorfe befindliche Defilé repaſs firt werden , als der Feind mit mehr als 1000 Roſaden nicht nur unſere Flanke , ſondern auch von unſeren Rüden bedrohte. Das Illanen - Regiment gewann zuerſt das Defilé und erhielt baber den Auftrag , den aus der Ebne gegen dasſelbe vordringenden Roſacken fich entgegenzuwerfen und fie zu vertreiben . Links abmarſcirt waren es die 3te und 4te Escadron , mit den der Commandeur ſogleich den Feind attafirte und ihn nicht nur aus der Ebene , ſondern ſelbſt von einer Höhe , auf welcher er fich zu ſeben ſtrebte, durch einen nođmaligen 1

3

!

Choc vertrieb. Die feindliche Abſicht ſchien aber zu ſein , die Diviſion aufzu 1

heben , weshalb ibm Saber jener Poften um ſo wichtiger war. Er attafirte uns alſo mit erneuten Kräften und großerer Zahl Roſaden. Die 3te und 4te Escadron , denen zum Soutien bereits die 1ſte und 2te Escadron gefolgt was ren , erwarteten ruhig jeden Angriff und ſcheuchten eben durch dieſe falte Rube

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1812. ben Feind zurüd. Es blieb ſtundenlang beim Gefecht der Flankeurs , wozu bereits burch Auflöſung faſt ſämmtliche Leute beiber vorſtehenden Escadrons commandirt und dabei beren Munition verſchoſſen war. Der Feind erhielt um dieſe Zeit noch durch das Garbe - Huſaren - Regiment Großfürſt Conſtantin Vers ſtärkung und ſchien nun die Forcirung dieſes Poſtens zu beabfichtigen. Das

Würtembergiſche Jäger - Regiment Herzog Louis rückte daher auch zu unſerer Unterſtützung nach. Vor deſſen Ankunft verſuchte das feindliche Huſaren : Re: giment einen Choc auf uns , und es hatte ſich dasſelbe bereits baju in kurzen Galopp geſeßt, als beide Escabrons Ulanen auf's Commando von der Stelle mit einem Hurrahgeſchrei ihm entgegenprelten. Wir näherten uns gegenſeitig bis auf 20 Søritt. Hier ſtugten beide Theile unwilführlich . Ein feindlicher 1

Escadrons - Chef ſchien das Sdidfal burch einen Zweikampf entſcheiben zu

wollen , forberte dazu den Commandeur auf , wurde aber von demſelben herun

tergehauen und nun floh der Feind allgemein. ( * ) Die Ulanen - Escadrons verfolgten ihn und ſtaden Viele nieder. Um dieſe Zeit ſuchten etwa 50 RO faden die rechte Flanke tes Regiments zu tourniren ; ber Lieutenant v. Heus dud warf ſich indeß mit dem Unterofficier Wolff und 12 Ullanen ihnen ent: gegen , hieb ihren Anführer herunter und reinigte auch hier das Terrain bom

Feinde. Nachdem der übrige Theil der Diviſion auch das Defilé paffirt þatte,

wurde er durch feindliche Reiterei und Artillerie gezwungen, noch weiter fich zurückzuziehen und auch wir mußten ein Terrain verlaſſen , wo wir mit Ehren gefochten hatten. Die Retraite geſchah mit Ordnung ; dem mit Geſchrei atta Firenden Feinde wurde jeder Schritt ſtreitig gemacht und er öfter durch Attaken zurückgeworfen. Eine dieſer Attaken führte der Diviſions . General Sebaftiani felbft und bieb mit der Escadron des Rittmeiſters b. Blad a ein, mit deren Bravour er im 68chſten Grabe zufrieben war, a

» Vorzüglich hatte an dieſem Tage die 3te Escadron mit dem überlegenen Feinde zu fämpfen und zeichnete fich deren Commandeur, Lieutenant v. & us

pinski , und die Officiere, namentlich die Lieutenants v. Wulffen , v. Dun : fer und v. Heudud , ſo wie die ganze Escadron durch Bravour und Aật:

ſamkeit auf die gegebenen Befehle aus. Der Lieutenant Julius von der 2ten Escadron wurde bei einer Attafe heruntergeſtochen und gerieth ſchwer verwundet in feindliche Hände. Dem Lieutenant v. Arnſtadt von der Aten Escadron , der fich an dieſem Tage ebenfalls vortheilhaft zeigte , wurden zwei Pferde unter dem Leibe erſchoſſen und jedesmal ſprangin Ulanen vom Pferde

und gaben ihm das ihrige hin . Dieſe Braben , Raſikatis und Geisler , verdienen genannt zu werden. -- Der Rückzug geſbah bis Rudnia. Der Feind begnügte fich, uns von den bei der Kirche von Leßnie - Cirkewna befindlichen Höben und denen unſeres linken Flügels zu kanoniren , auch geſtattete ihm das 1

* ) Wenn die Relation des Rittmeiſters v. Wißleben davon ſpricht, daß , wah: .

rend des Zweifampfes ein ulan aus dem Gliede ſprengte und den Nuſſen vom

Pferde ſtach, ſo müſſen wir in Rückſicht auf alle anderen darüber eingezogenen Nachrichten dies für einen Irrthum annehmen .

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ſehr coupirte Terrain die weitere Verfolgung der Cavalerie nicht. Dicht bei 1812. der Stadt bezog die Diviſion zwiſchen 5 und 6 Uhr Abends das Bivouaf , naddem Feldwachen ausgeſetzt worden waren. Der Verluſt des Regiments an dieſem Tage beſtand in einem Officier, einigen Ulanen und Pferden. « – Wir könnten uns mit der ſo eben gegebenen Beſchreibung dieſes Gefechtes am 8. -

Auguſt genügen laſſen , wenn nicht die eigenthümliche Auffaſſung der Verhält 1

niſſe und manche intereſſante Details, welche die Tagebücher der Gebrüder v. Gallwiß enthalten , uns anregten , auch dieſe darüber zu vernehmen. Die: felben führen unter dem 8. Auguſt Folgendes an :

» Früb 6 Uhr hörten wir auf den äußerſten Vorpoſten einige Schüſſe fallen , und bald darauf wurde gemeldet , daß der Feind in ſtarken Cavallerie - Colon : nen vorrüde. Wir gingen ſogleich bis gegen bas Dorf Lesnie - Cirkewna bor , 3

woſelbſt wir das 5te und 9te Huſaren- und 11te und 12te Chaſſeur - Regiment , welche vom Feinde geworfen , in der größten Unordnung zurüdfamen, aufnah: 2

1

men. Mit der größten Ruhe und Ordnung griffen wir das feindliche Sum3s

tiſche Huſaren - Regiment an , warfen es zurüd , verfolgten jedoch zu heftig und wurden von den Roſaden ganz umſchwärmt. Allein unſere feſte Haltung im ponirte und ſie konnten uns nichts anhaben. Darauf erſchien der Feind ver ftárkt und drängte uns zurüd.. Wir machten jedoch bald wieder Front und erwarteten denſelben . Das Sumskiſche Huſaren - Regiment rückte im Trabe

bis auf circa 40 bis 50 Schritt an uns heran , machte Halt und wir ſaben uns gegenſeitig an. In dieſem Augenblic ſprengte ein Rittmeiſter der gebach ten feindlichen Huſaren gegen unſeren Commandeur , Major 1. Werber, beran und hieb mit dem Zurufe in Deutſcher Sprache: > Mann auf Mann ! « auf ihn ein. Werder wehrte fich tapfer, erhielt einen kräftigen Hieb auf die Schulter, welcher faſt zur Hälfte in den halben Mond des Epauletts hinein: brang , der Ruſſe wurde jedoch vom Pferde gehauen und durch das augenblick: liche Vorrüden des Regiments gefangen. – Während dieſes vorfiel, waren jedoch die Truppen auf unſeren beiden Flanken zurückgedrängt worden , wege halb auch wir ſoleunigft zurückzugeben genöthigt waren , wir machten jedoch

mehrere Male Front und attakirten , welches den großen Nußen hatte , daß der Feind flugte und die zurücgehenden Franzöſiſchen Truppen Gelegenheit be: famen , ſich wieder zu ſammeln. Dieſes erwarb uns einen außerordentlichen Ruhm , da ohne unſere tapfere Gegenwehr eine große Menge Franzöſiſcher 1

Truppen gefangen genommen worden wäre. Endlich mußten wir aber auch der Übermacht weichen , gingen zurück und ſtellten uns bei dem Dorfe Gorcja auf, wofelbft aus dem Stadtchen Rudnia Würtembergiſche Artillerie ankam , und das Gefecht zum Steben brachte. - Nun bedrohte aber der Feind unſere

linke Flanke und der Major v. Werder detacirte den Lieutenant 1. Gal wit II. mit ſeinem Zuge dorthin , um gegen denſelben flankiren zu laſſen. In dieſem Augenblid kam der General Sebaſtiani und ertheilte dem Regis ment das größte Lob , wegen ſeiner bewieſenen Bravour , wobei er die Worte ſagte: » Ihr ſeid noch die alten Preußen von Friedrich dem Großen ! « Dem Major 8. Werder bankte er ſehr und bemerkte dabei , daß der heutige Vers

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1812. Iuft noch viel bedeutender geweſen ſein würde, wenn ſich das Regiment nicht fo tapfer gewehrt þátte. Hierauf befahl er dem Major 1. Werder , einen Officier in die linke Flanke abzuſchiden , um den fich bort geigenden Feind zu

beobachten , worauf der Major erwieberte , daß dies bereits geſchehen ſei, wo

rüber der General ſeine Freude mit Lebhaftigkeit äußerte und ſagte: » Von nun an , Herr Major, überlaſſe ich Ales Ihnen und Zhren Officiers, ich habe Sie heute kennen gelernt, was Sie thun , iſt gewiß immer gut. « - Der Feind liegs bald vom Verfolgen ab und wir bezogen gegen 3 ; Uhr Nachmittag ein Bivouat unweit des Städtchens Rubnia. « » So ſchwierig die Löſung unſerer Aufgabe heute war , ſo haben wir den .

Erfolg lediglich der Ruhe , großen Umſicht und Brabour unſeres Comman deurs , des Majorst. Werder , zu danken , der mit ſeltener Unerſchrođen heit das Ganze leitete. Der Kaiſer Napoleon , durch den General Grafen 1. Montbrun bon dem braben Verhalten unſeres Regiments benachrichtigt,

verlieh dem Major v. Werder ſogleich das Officier-Kreuz der Ehrenlegion , und ein Corps - Befehl des genannten Generals ſegte das Regiment unter allen Truppen body in Ehren , ſo daß wir ſehr oft von den uns begegnenden böheren Franzöſiſden Officieren mit den Worten : » Guten Tag , brabe Breus ßen ! « begrüßt murben .. – Unſer Verluſt war bedeutend. Lieutenant Julius war ſchwer verwundet in Gefangenſchaft gerathen , 2 Unterofficiere: Reiſin : ger und Garbiſch, ſo wie 11 Gemeine waren getödtet , 2 Unterofficiere :

Bolg und Stardew ski , und Gefreiter Kriebn fower bleffirt worden . Außer dieſen mögen noch 50 Gemeine bleffirt und gefangen ſein . « » In den nächſten Tagen blieben wir unter den größten Vorſichtsmaßre: geln bei Tage und des Nachts im Bivouat bei Nudnia ſteben und erhielten dort mannigfache Beweiſe von Hochſchabung von Seiten der Franzöfiſchen Df ficiere, welche wir uns durch die Affaire vom 8. erworben hatten . Der Com mandeur des 5ten Franzöſiſchen Hufaren - Regiments erklärte, daß er die Ret: tung feines Regiments nur allein uns zu danken habe und konnte nicht begrei fen , wie wir , einem ſo überlegenen Feinde gegenüber , immer zu neuen Attaken überzugehen bermocht hätten. - Ilm mehr Ruhe zu bekommen , erhielten wir 9

.

.

Befehl, am 14. etwas zurüdzugeben und bezogen daher hinter Rudnia ein Bi vouat , wo wir es uns recht bequem machten , leider aber fehlte es ſehr an

Fourage und Lebensmitteln. Die ſogenannten Sped commando's brachten nur äußerſt wenig. « ES So weit die Tagebücher der Lieutenants v. Gallwis I. und II. - Es finden fich nur wenig amtliche Nachrichten über die Belohnungen für dieſes

Gefecht; was wir fanden , iſt, daß der Gefreite Johann Kriehn und der Ulan Perchel ( beide von der 4ten Escadron des Rittmeiſters b. Blach a ) die fil: berne Medaille dafür erhielten.

Wir kehren nun wieder zum Tagebuch des Commandeurs zurüđ : » Wir blieben in Rudnia bis zum 14. Auguft, ohne daß etwas mit dem Feinde vor : gefallen wäre. Der General Sebaſtiani wurde abberufen und an ſeine Stelle übernahm am 13. der General Pajol das Commando über die Divi

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fion , unter deſſen Befehl wir Tages darauf bis Lubowicz marſcirten. Das 1812. 1

Corps bes Vice- Rönigs von Ztalien brach bei unſerer Ankunft daſelbſt auf und ging bei Rhomino über den Dniepr , wohin wir am 15. folgten. Es bieß , unſere Diviſion habe die Beſtimmung, in dieſer Gegend einige Roſadenſchwärme aufzuheben. Es wurden deshalb mehrere Patrouillen ausgeſandt und die Di vifion ging am 17. in die Gegend von Huszin ( * ) , kehrte Tages darauf aber nach Rhomino zurück, woſelbſt man bis zum 20. verblieb. Nachmittags bras den wir wieder auf nach Huszin und Tages darauf gingen wir nach Ratania. ( Nad Galwis : durch Ratania in das Bivouat bei Breczinka. ) -- Um Am 22.

marſdirten wir nach Infowo , ( Gall wiß II. ſagt: »Seit dem 8. marſciren wir immer in der Kreuz und Quere , bald vors , bald rück :, bald ſeitwärts , obne jedoch etwas vom Feinde gewahr zu werden. Die Urſache mag wohl darin liegen , daß die Ruſſen fich bei Smolensk tapfer wehren und ſo tas Vorrücken der Armee hindern « ) und vereinigten uns am 23. mit dem Corps des Generals Pino , (nach Gallwiß: » am 23. in's Bivouat bei Losna , wo wir am 29. 6. M. waren « ) um die Gegend vom Feinde zu reinigen .

Man rúdte deshalb am 24. nad Leskowice und am 25. nach Jannowicz , fand aber nichts, obgleich heute die Nachricht von einem Rancionirten einging , daß 1

1

am 16. die bei Rudnia auf Befehl des General Pajol zurückgelaſſene Bas gage der Diviſion größtentheils , und darunter der Saſſenwagen , vom Feinde genommen ſei. Heute noch erhielten wir Befehl , in Eilmarſchen zur großen

Armee zu rüden . Die Franzöfiſche Armee hatte Beſit von Smolensk genom men und verfolgte die Ruſſen , wir famen am 26. nach Rubaszig , den 27. nach Poreczie, den 28. nad Jeczorka , den 29. nad Danielewo, den 30. nach Du: chowcziśna und den 31. nach Doroghobuſdh. Es war faſt allenthalben der .

größte Mangel an Lebensmitteln und Fourage , da die uns vorangezogene Armee Alles auffouragirt und verzehrt hatte. – Den 1. und 2. September bivouafirten wir bei menſoenleeren Dörfern , am 3. paffirten wir Wiadma und erreichten am 4. die Arriere - Garde der Armee.. In den legten Tagen war der Fouragemangel ſo groß, daß beim Regiment allein 27 Pferde vor -

Hunger crepirten , das Regiment war 10 Tage ohne Ruhe marſchirt, dazu keine Verpflegung - dies war hinreichend , die Armee zu ruiniren. Man .

fing icon ießt an , das Fleiſ gefallener Pferde zu genießen. Den 5. gingen wir ( durch Glaatst ) bis Liponika , und erreichten am 6. nach einem vierſtündigen Marſch die große Armee, gelagert zu beiden Seiten der großen Straße nach Moskau , etwa eine Meile von Moſajst. Die Di vifion trat zurüd unter die Befehle des Generals Montbrun , der den Re: gimentern die morgende Soladt verkündete. Wir bezogen ein Bivouat, .

* ) Das Regiment hat alſo nicht am 17. Auguft an der Schlacht von Smolenst , wie Freiherr v. Verdy in ſeinen Beiträgen zur Geſchichte des Preußiſchen

Heeres angiebt , Theil genommen . Ein Ulan , Johann Bedewin , von der 4ten Escadron gab zwar in ſpäterer Zeit an , daß er bei Smolensk verwundet und gefangen worden ſei, allein dies fann nur in Folge einer vereinzelten Coma mandirung dorthin geſchehen ſein.

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1812. wo eß an Allem , ſelbſt an Holz , fehlte. « Man kann nicht genug über die geringe Solidität ſtaunen , mit der Alles eingeleitet war , - es gehörte

wahrlich ein ſo vortrefflides Fundament dazu , wie in der Franzöſiſchen Armce , um unter ſolchen Umſtänden mit Erfolg große Sclachten zu liefern, doc der Krug geht ſo lange zu Waſſer, bis er bricht! Wir erlauben uns , hier wieder das Tagebuch der Gebrüder v. Gal wit beranzuziehen und einzuſchalten , was bort unter dem 6. September geſagt wird : >> Wir ſekten unſeren Marſd fort, paffirten die Abtei Rolotskoi und erreichten .

gegen Mittag die bereits vor der Ruſſiſchen Armee aufgeſtellte große Franzó fiide Armee. Unſere Diviſion marſcirte gegen den rechten Flügel und lehnte

am linken des 5ten Corps , welches Fürſt Poniatowski commandirte. Auf unſerem Marích in dieſe Stellung faben wir faſt die ganze Ruffiſche Armee in ihrer Stellung auf den Höhen vor dem Dorfe Borodino. Napoleon recognoscirte dieſelbe in Begleitung einer anſehnlichen Suite. - Geſtern wurde von der Diviſion Compans ( 5te Diviſion des iften Corps ) bem Feinde nad

hartnädiger Gegenwehr eine vor ſeinem linken Flügel gelegene Scanze ge nommen. ( * ) Dieſer Auftrag war früher einer Brigade Baierſcher Truppen geworden , doch gelang es dieſer nicht, den Zwed zu erreichen. Als wir nun heute der Reiterei derſelben vorbei marſchicten , ließ ſie der General Mont

brun das Gewehr aufnehmen und präſentiren , ritt zum General Sebaftiani und ſagte: » Hätte ich die Brigade Subervic geſtern gehabt , gewiß waren die

Kanonen dann mein geweſen! « wobei er beſonders auf unſer Regiment deutete. » Glüdlich « , fuhr er noch fort , » iſt Derjenige zu ſwagen , der ſolche Truppen zu commandiren die Ehre hat.

Dieſen Ruf , in dem wir ſtehen , haben wir

beſonders der Affaire vom 8. Auguft zu verdanken. - Schon ſeit meh reren Tagen fehlt es uns an allen Lebensmitteln , wir hatten für unſere .

Pferde nur noch das hin und wieder ſtehen gebliebene, aber bereits zertretene Getreide , für uns ſelbſt nur etwas Rorn , welches wir aus den beſdmußten 1

Ähren klopften , zwiſchen Steinen zerrieben und zu einem Brei fochten. Die Rufen hatten zahlloſe Wadtfeuer und an Allem Überfluß , wir dagegen lagen in finſterer Nadt und Barbten.« Schlacht bei Borodino ( Mojajet ) am 7. September.

Um 7 Uhr früh ging das 2te Cavallerie-Corps, der Dispoſition gemäß . .

rechts von dem Chewardiner Grunde auf das Plateau vor , auf welchem die

Schanzen beim Dorfe Soemenofskoe lagen , um den Raum zwiſdyen dem Hauptangriff und der Aufſtellung des Vice-Königs von Italien zu deden. Sobald das Regiment ſeine Aufſtellung im 2ten Treffen eingenommen , wurde ihm folgende Raiſerliche Proclamation vorgeleſen : » Soldaten ! Die Schladt, die Ihr ſo lange wünſchtet, iſt vor Euch. Von Euch hängt nun der Sieg ab. Er iſt uns nothwendig. Er wird uns

Überfluß, gute Winterquartiere und baldige Rüdkehr in das Vaterland ge *) Am 5. September nahm die Diviſion Compang die Nedoute bei Chewardino.

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wahren. Betragt Euch wie bei Auſterlig , bei Friedland, Witepst, bei Smo- 1812. lenst , und die ſpäte Nachwelt erwähne mit Stolz Eures Verhaltens an dieſem Tage. Man jage von Euch : » Er war auch bei jener großen Súlacht unter den Mauern von Moskau ! «

Im Raiſerlichen Feldlager anf den Höhen von Borodino , den 7. September , Morgens 2 Uhr.

Napoleon . «

(

Das Regiment verharrte in der ihm angewieſenen paffiven Rolle wäørend der ganzen Dauer der Sølacht , da ſein vereinzeltes Vorrúden gegen feindliche Cavallerie und Artillerie zu feinem Gefechte führte , doch litt es , wie dies I

gewöhnlich geſchieht, wenn die Cavallerie figuriren muß , um die Lüden zu .

füllen , bedeutend durch feindliches Geſchüpfeuer. – Die uns vorliegenden Tages bücher enthalten nur geringe Notizen über die Solacht. Major 1. Werder bemerkt in dem Seinigen Folgendes : > Um 6 Uhr geſchah der erſte Kanonenſchuß, das Signal zum allgemeis nen Angriff, der auch ſogleich erfolgte. Die Splacht ſelbſt wird von Raiſer: -

lidhen Officieren wahrſcheinlich beſchrieben werden, der Commandeur muß fich deſſen begeben , da ihm dazu ber Plan und jede Renntniß der dazu gehörigen

Dispoſition fehlen. Das Regiment iſt zu gar keinem Angriff gelangt , ſon dern nur zur Dedung der Batterien gebraucht und dabei bem feindlichen Feuer

jeglicher Art ausgeſeßt geweſen. Der Verluſt desſelben beſtand an Todten in 1 Officier, dem Lieutenant v. lavalette , 17 Ulanen und 57 Pferden. Bleffirte hatte das Regiment : ben Rittmeiſter v. Wißleben , die Lieutenants v. Michaelis und v. Lupinski , 31 Ulanen und 60 Pferde. Um 9 Uhr Abends verließ unſere Brigade das Schlachtfeld und bezog bas geſtrige

Bivoual , in welchem weber Lebensmittel nod Fourage ber bei : jufd affen waren. « Das war der Lohn der großen That ! - Der Lieutes nant und Adjutant o. lavalette ftarb durch dieſelbe Rugel, von der das Pferd des Commandeurs getödtet wurbe. Trotz der Paſſivität des Regiments

in dieſer Sølacht ſcheinen dennoch Mehrere desſelben Gelegenheit zur Aus: zeichnung gefunden zu haben, denn wir finden , daß für die Schlaột von Mo fajst der Unterofficier Auguſt Gratſch die goldene , der Quartiermeiſter Ernſt Ege pull und Unterofficier Erdmann Stadttewiß , ſämmtlich von der 4ten ( Solefiſchen ) Escadron , bie filberne Medaille als Belohnung erhielten. Fols

gen wir nun weiter dem Tagebuche des Majors v. Werder : » Des anderen Tages ( 8. September ) , Morgens 8 Uhr , rüdte die Armee

in die geſtern genommene Poſition. Der Feind hatte fich ganz zurüdgezogen. Man blieb bis gegen Mittag auf dem Schlachtfelde und erhielt dann Befehl zum weiteren Verfolgen. Wir hatten einen Wald zu paſfiren , der vom 1

Feinde ebenfalls bereits geräumt war. Jenſeits desſelben auf einer Höhe er: blidten wir die feindlichen Flankeurs , die unſrigen ſuchten die Höhe zu gewin

nen , konnten aber gegen die übermacht des Feindes nicht vorbringen, viel .

mehr gewann derſelbe Zeit , ſein Geſchüß daſelbſt aufzufabren und auf unſere nur auf einem Wege aus dem Walde vorrüdenden Colonnen zu feuern. Man ließ fich aber baburd nicht abhalten , vorzubringen ,1 und wir hatten aud nur

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Es wurden von unſerer Seite einige Batterien auf gefahren und bis Einbruch der Naďt ein lebhaftes Feuer unterhalten , um

1812. unbedeutenden Verluſt.

welde Zeit fich der Feind in die hinter ihm liegende Stadt Moſajsk warf , und daraus für beute nicht vertrieben werden konnte. Seine Sa:

valerie verſuchte an dieſem Tage mehrere Male , die unſerige zu attafiren , die ibn ruhig erwartete und dadurch zurüdhielt. Auf unſerem rechten Flügel ward heftig geplänkert , wobei das Regiment an Todten 1 Unterofficier und I Ulanen berlor und mehrere Verwundete hatte. ( * ) Aus allem dieſen geht

berbor , daß die Ruſſen mit Ruhe und Überlegung abzogen und ſich kräftig fühlten , während die Franzoſen matt wurden. » Abends bezogen wir rechts das Bivouak bei Maszavieſt, woſelbſt man hinreichende Fourage fand. Den 9. September 7 Uhr vertrieb man die feindliche Arriere - Garde aus der Stadt und folgte dem Feinde , der fich 3 Stunden weiter mit ſeinem Geſchüß auf einer Höhe poſtirt, in ſeiner Flanke Wald und vor ſich ein Dorf hatte , das von ihm in Brand geſteckt war. Unſer Corps breitete fic in der Ebene vor dem Feinde aus , und die Diviſion machte die Avant - Garde des Centrums. Es wurde gegen den Feind avancirt und auch ein lebhaftes Ranonenfeuer von unſerer Seite gegen denſelben gerichtet, doch dien dies wenig 8:: effectuiren ; unſer rechter Flügel machte daher ein Flankenmanöver und drang in den Wald vor , während welcher Zeit wir dem Feuer des feindlichen (Qweren Geſchüßes außerordentlich ausgeſeßt blieben , doch hatte das Regiment nur 3 bleffirte und 2 tobte Pferde. Der Feind ſah ſich endlich zum Rüđzuge gezwungen , er wurbe raſch verfolgt und ihm noch mehrere Wagen mit Bleffirten durch

unſere Brigade abgenommen. Eine Stunde Wegs weiter hatte fich der Feind abermals geſegt und ſein Geſchütz im Walbe auf der großen Landſtraße, da wo ſie einen ſtumpfen Winkel bildete und von uns nicht ſo leicht bemerkt wer den konnte, aufgefahren. Der Wald , von dem man wußte, daß er nicht bes beutend war, ſollte raſd genommen werden. Unſere Brigade mußte fich bes: balb formiren und ſollte im Galopp durch denfelben dringen. Die an dem 1

Walde ſahmaler werdende Straße magte das Abbrechen der Brigade nothwen dig , da man aber im Galopp bleiben ſollte, ſo erhielt das Regiment , welches das Centrum der Brigade bildete , die Tête derſelben und gerieth bei dem ers wähnten ſtumpfen Winkel der Landſtraße auf das verbedt ftebende feindliche Geſchüß. Eine Rartáticſalve tödtete die Drdonnanz des Commandeurs nebſt drei Pferden und bleffirte einige Leute. Es wurde einen Augenblid Halt ges macht und von unſerer Seite Geſchüß aufgefahren , deſſen Abproken aber der Feind nicht abwartete , ſondern mit ſeiner Jnfanterie fich deđend retirirte. «

» Gegen Abend , als man im Begriff ſtand, bei einem zwei Stunden weis 1

*) Die Gebrüder v. Gallwiß erzählen , daß fie mit ihren Zügen zum Flankiren gegen die Koſacken vorgeſchickt worden wären , wobei der Unterofficier Kruſe und 3 Mann todt und 5 Ulanen bleſſirt worden wären. Lieutenant v. Gall wiß II., deffen ermattetes Pferd unter ihm zuſammenfiel, wäre beinahe gefan

gen worden, wenn nicht der Zug ſeines Bruders dies zeitig bemerkt und ihn befreit hätte.

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terhin gelegenen Dorfe das Bivouak zu bezieben , nåberte ſich noch ein Roſaden: 1812. Søwarm und machte ein beftiges Carabinerfeuer auf uns. Das 10te Bols niſche Huſaren - Regiment erhielt Befehl, den Feind zurüdzutreiben , die Ulanen und Würtembergiſchen Fåger ſollten als Soutiens vorrüden . Der Feind kämpfte hartnäckig und ſchickte ſogar einen Roſacken - Sowarm von 500 Mann

in unſere rehte Flanke, worauf ber Commandeur die Würtembergiſchen Jäger zurückließ , mit dem Ulanen - Regiment ſelbſt aber deployirte und gegen den Feind rechts vorrüdte. Er ließ das Regiment geſchloſſen attakiren und warf

nicht allein den Feind gänzlich zurück , ſondern nahm ihm auch unſere Gefan genen ab. Mit gleich gutem Erfolg hatten das Huſaren - Regiment und die

Würtembergiſchen Jäger den Feind geworfen. Es wurden daher Feldwachen ausgefest und das Bivouat am Walde bezogen. « ( * ) » Am 10. brachen wir erſt gegen Mittag auf. Der zurückgehende Feind ſegte ſich erſt gegen Abend bei einem Dorfe. Einige Infanterie - Attaken und beftiges Infanteriefeuer vermochten nicht ihn zu delogiren. Man konnte nur ſeine Tirailleurs aus cinem Walde vor dem Dorfe vertreiben. Da indeß die Infanterie im Verfolgen zu hißig war und des coupirten Terrains wegen von

Cavallerie nicht unterſtüßt werden konnte, gerieth ſie auf der jenſeitigen Ebene in ein bißiges Gefecht mit den im Berſtect gelegenen Roſacen. Die einbre: chende Nacht machte bem verluſtreichen Gefecht ein Ende , man jog fich eine balbe Meile zurüd und bivouafitte im Walde. ( ** ) -

Am 11. batte der

Feind ſeine Poſition verlaffen und man folgte ihm eine Viertel - Meile , machte dann aber Halt , weil mehrere Parlamentairs ankamen und es wurde balo darauf den Truppen für heute Rube angekündigt ; wir bezogen rechts bei einem

Dorfe ein Bivouat. (***) Den 12. , Morgens 8 Uhr , wurde weiter vorgerudt , der Feind vertheidigte fich nur ſchwady, wir folgten ihm 3 Meilen weit und .

1

bivouafirten dann an der Landſtraße. - Am andern Morgen wurde die Ver

folgung ſo ſchnell fortgeſekt, daß der Feind ſeinen Verſuch , ſich auf einigen

Hoben zu ſeben und ſein Geſchüß wirken zu laſſen , aufgab. Wir bezogen rechts bei einem Dorfe ein Bivouak. - Den 14. , 8 Uhr Morgens, ſekte fich das Corps wieder in Bewegung. Bei einem Gebüſch traf man den Feind , er

wurde von unſerer Brigade, welche die Avant - Garde hatte , attakirt und zu: #) Das v. Gallw iB'ſche Tagebuch ſpricht von einem Bivouaf nahe an einem nicht abgemäheten Getreidefelbe, welches den verhungerten Pferden ſehr nüßlich wurde.

Um auch die Pferde der Vedetten zu füttern , wurden dieſe und die Feldwachen in der Nacht abgelöſt. So gut ging es dem Regiment auch am 11. , wo es 1

Kornſchober traf , die die Ruffen nicht angezündet und auch Vich , welded fie nicht fortgetrieben hatten . Glück gehört nun einmal dazu !

Dies war das Gefecht mit der Ruſſiſchen Arriere -Garde des Generals Milo : radowitſch bei Krymofoe. ***) Das Tagebuch der Lieutenants v. G allw iß I. und II. erwähnt noch unter dem Il. ,1 baß , da das Regiment bereits ſehr viel an Mannſchaften und Pferden ver

loren hatte , an dieſem Lage aus dem Überreſte der 4 Escadrons zwei , jede zu 100 Pferden , formirt wurden. 19

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1812. rudgeworfen. Das Corps folgte uns in Colonne durch das Gebüſch. Der Feind hatte ſein Geſchüß auf ſehr ſchönen , hinter dem Dorfe liegenden Höhen aufgefahren und empfing uns am Ausgange des Gebüſches damit , es war in dem coupirten Terrain ſehr ſchwierig, ihn davon zu verdrängen. Einige auf: gefahrene Batterien nöthigten ihn endlich durch ihr wirkſames Feuer fich zu: 1

rudzuziehen. Im Galopp paſfirten wir das Dorf und näherten uns hierauf den Hoben , ſie wurden occupirt, ohne daß wir außer einigen Roſaden etwas

vom Feinde gewahrten. Vor uns am Fuße des Berges lag ein Dorf mit einer Brüde über den dasſelbe durchſchneidenden Fluß, ſie war in Brand ge

ſtedt und einige nahegelegene Häuſer ebenfalls von den Flammen ergriffen. Man ſudyte das Gewäſſer links zu umgeben und gewahrte dabei, daß jenſeits desſelben auf waldigen Hohen fich Verſanzungen befanden , die durch ſtarke Verbacke gegen Cavallerie geſichert waren. Die Brigade erhielt Befebl , gegen den Wald vorzugeben und Eclaireurs hineinzuſdicken , lekteres maďten aber die Verhace unmöglich. Die Brigade zog ſich daber rechts an den Verhaden nach der Straße hinauf. Bei unſerer Annäherung bemerkten wir deutlich , daß die Schanzen verlaſſen waren , meldes fich auch beſtätigte, als einige Züge als Flankeurs nach beiden Seiten ausgeſchict wurden und wir gegen die Ver ſchanzungen vorrüdten. Von hier aus bemerkten wir auf einer am Ausgange

des Waldes befindlichen , die ganze Gegend dominirenden Höhe , ebenfalls Verſchanzungen und Truppenbewegungen. Hier ſollten nach Ausſage eines Überläufers mehrere Hundert Ranonen aufgefahren ſtehen . – Der Rönig

von Neapel befahl daher zu halten und ſuchte mit dem General Sebas ftiani burch Fernröhre die Wahrheit dieſer Ausſage zu erſpähen. Sie ſchie nen nichts zu entdeden. Man ſchwankte nämlich im Ruffiſchen Hauptquartier, ob man ſich vor Moskau noch einmal ſchlagen ſollte und hatte für die Beja: bung bereits eine Stellung ausgeſucht und verſchanzt; bei náberer Erwägung wurde die Poſition mangelhaft und der Rampf ſo nabe vor den Thoren der Reſidenz, nicht für zwemáßig erkannt. Die feindlichen Truppen zogen fich nach und nach von den Höhen hinab und fandten uns in dem Augenblic , wo wir von ihnen Beſiß nehmen wollten , einen Parlamentair , um wegen

der übergabe der Stadt Moskau zu unterhandeln. Die Capitu: lation wurde mündlich geſchloſſen und die Feinde zogen ſich ſogleich zurüd .« (*) Es war einer der beglückendſten Augenblicke für das Heer , - aber wie ſchnell ging er vorüber ! Einzug in Moskau am 14. September. Ungefähr Meilen von Moskau machte die ganze Armee Halt. Als der Raifer Napoleon von der Höhe , Pollonui. Gora ( Grußberg ) genannt ,

die prádytige, heilige Stadt der Ezaren in einer reizenden Gegend mit ihren herrlichen Paläſten , zahlloſen Kirchen und goldenen Ruppeln , von einem fort: *) Nach v. Gall wiß war der Parlamentair ein rother Huſaren - Officier , welden der Lieutenant Dallmer , der init ſeinem Zuge zum Flanfiren vorgeſchickt war , zum Könige von Neapel brachte, von dem er dann zum Kaiſer geſdickt wurde.

291

laufenden Bande grûnen Laubes burdyogen , vor fich ausgebreitet erblickte, 1812. 1

rief er freudig aus : La voilà donc enfin cette fameuse ville ! Seine

Armee aber brach, von dem wunderbar ſchönen Anblic ergriffen und begeiſtert von der ( täuſchenden ) Hoffnung, das Ende der Leiden hier erreicht zu haben , in ein lautes Jubelgeſchrei aus. Sehr erſtaunt war jedoch Napoleon , als er gewahr wurde , daß keine Deputation der Stadt , wie dies gewöhnlich zu geſchehen pflegte,, ankam . - Einige abgeſendete Polniſche Officiere brachten mehrere fremde Raufleute, die den Rönig von Neapel um Schuß angefleht hatten , herbei. Dieſe erklärten , fie und Einige aus der niedrigſten Volksclaſſe

ſeien die einzigen Zurüdgebliebenen und båten um Schuß. Der darüber un : zufriedene Raiſer antwortete gar nicht und gab Befehl zum Einrüden in die Stadt. – Unſer Regiment befand ſich an dieſem tenkwürdigen Tage bei der Avant - Garde ( * ) , deren Spiße von dem Lieutenant Rörbanz geführt , nun >

durch die Barriere von Dorogomilow , den zurüdgebenden Roſaden auf dem 1

Fuße folgend , der großen Franzöſiſchen Armee voran , in Moskau einzog. 1

In dem zuerſt betretenen Rowinski'ſchen Stadttheile begegnete man keis nen einzigen Menſchen , Moskau ſchien ganz berlaſſen , ſchien wie ausge:

ſtorben zu ſein. Erſt in der Gegend des Kreml, der alten Mongoliſchen Veſte, dem ehemaligen Siße der Ejaren , fand man am Zeughauſe einen Haufen .

Bolts beſchäftigt, ſich zu bewaffnen und geneigt , ſich den einrúdenden Trups pen zu widerſeken , bei welcher Gelegenheit auch ein Adjutant des

Rönigs von Neapel er offen wurde. Einige RanonenſQüſſe waren jedod hinreichend , um das Gefindel auseinander zu treiben , worauf die Vor: truppen ihren Weg durch die Stadt ohne weitere Hinderniſſe fortſekten. -Unſer Regiment erreichte gegen 7 Uhr Abends das Ende der Stadt und bes zog etwa į Meile vor dem Thore an der Straße nach Wladimir ein Bivouak , in welchem der mit den Koſacken ſchon während des Zuges durch Moskau be.

gonnene friedliche Verkehr , wobei die Unſrigen ſich an dem ihnen von jenen dargereichten Branntwein und Lebensmitteln labten , fortgeſegt wurde. Shon in der nun folgenden Nacht brach an verſchiedenen Stellen der Vorſtådte Feuer aus. Es war dies der Beginn jener welthiſtoriſchen Feuers: brunſt, welche mit verheerender Schnelligkeit anwuchs und nicht allein die føone Stadt in Aſche legte , ſondern auch den Rüdzug des Franzöſiſchen Hee res beſchleunigte. – Die Roſađen waren auch am nächſten Tage , wo ſie ein -

vorliegendes Dorf auf der Straße nach Riázan räumten , bei dem dann das Regiment fein Bivouat nahm , nur durch Ranonen , die der Rönig von Nea: pel auffahren ließ , von ihrem freundlichen Verkehr mit den Vedetten abzubalten. » Den 16. September, Morgens 8 Uhr « , erzählt uns weiter der Major v. Werder , » folgte die Diviſion dem fich langſam zurückziehenden Feinde. Die Feindſeligkeiten ſdienen eingeſtellt zu ſein. Die commandirenden Generale unterredeten ſich und die Truppen ritten freundſchaftlich nebeneinander. Die !

1

Ruſſen meinten ſogar, ſie würden gegen uns keine Feindſeligkeiten ausüben , *) Das Regiment zählte zu dieſer Zeit nur etwa 130 Combattanten. 19 *

292

1812. indem ſie fichere Nachrichten vom Frieben hätten. Die Ankunft des Königs änderte dies. Er drang auf einen ſchnelleren Rudzug, und als dieſer bergebs lich gefordert wurbe , gingen Flanfeurs vor , um auf den Feind Feuer zu ge ben. Derſelbe zog ſich in einen Wald zurück, vor dem ein Dorf abgebrannt .

und die Brüde über einen kleinen Fluß angezündet war. Man löſchte das Feuer und paſſicte den Fluß. Der Feind warf einige Granaten, aber ohne Wirkung , dagegen begann von unſerer Seite ein lebhaftes Urtilleriefeuer und veranlaßte bald den Feind zum weiteren Rückzuge. Gegen Abend ſuchte er fich bei einem Dorfe zu ſehen , woraus ihn aber unſer Geſchütz wieder vertrieb

und wir bezogen rechts von demſelben an einem Walde das Bivouaf. ( * ) Wir batten hier den 17. Ruhe und bracen den 18., 7 Uhr Morgens, auf. Der

Feind zog ſich über die Moskwa zurück, wo er eine ſehr vortheilhafte Stellung einnahm. Aber , obgleich die vor derſelben befindliche Brücke über die Moskwa

abgebrannt war , verließ er doch dieſelbe und überließ einem kleinen Trupp

Polniſcher Ulanen die Höhen , auf denen jeßt nur eine geringe Anzahl Ros faden zurüdgeblieben war, die ſich, während jene Ulanen durch den Fluß ſchwammen , ebenfalls zurückzogen. Auf unſerer Seite begnügte man fich , bort eine Felowa che zu etabliren und ließ unſere Diviſion rechts bei Ramino - Mog.

kowa bas Bivouak beziehen , in welchem wir ruhig bis zum 22. September fteben blieben. - An dieſem Tage braden wir um 9 Uhr Vormittags auf , paffirten mittelſt ciner aufgefundenen Furth und die Artillerie über einer Icicht

aufgeworfenen Brüde die Moskwa. Man marſķirte 3 Meilen und bezog bei Bronigky das Bivouat , woſelbſt wir den folgenden Tag Ruhe hatten. ( ** ) – 1

#) Beide Lieutenants v. Gallwiß wurden am 16. commandirt, um wo möglich einige Lebensmittel in dem brennenden Moskau aufzutreiben, allein die Franzo ſen hatten hier ſchon furchtbar gehauſt und fortgeſchleppt, was irgend brauchbar

war ; doch gelang es ihnen noch , aus einigen bereits erbrochenen Kaufläden etwas Mehl und Speck, ſo wie Caffee, Zucker , Citronen und Arrac ſich zu ver ſchaffen , welches auf Wagen fortgeſchafft wurde. Die Lieutenants v. Wulffen und Dallmer waren zu gleichem Zwecke nach der Stadt geſchickt worden , auch fie fanden Giniges , namentlich geſalzene Fiſche. Vereint kehrten hierauf Abends dieſe Officiere zum Bivouaf zurück , von wo aber das Negiment ſchon weiter

marſchirt war. Sie verblieben hier die ſehr ſtürmiſche Nacht, vom Lidyte des brennenden Moskau's beſchienen , und trafen erſt am andern Tage nach einem vierſtündigen Marſche beim Regimente ein , wo die Vertheilung des Mitgebrach : .

ten eine allgemeine Freude erregte.

>

» Am Abende darauf ſtärkte man ſich durch

den Genuß dieſer Lebensmittel und ließ es felbſt am Punſche nicht fehlen , « ſo erzählt uns v. Gallw iß. **) Unter dem 22. September ſdyrieb der Fürſt v. Neufchatel und Wagram an

den König von Neapel : » Seine Majeſtát haben mir ſoeben den an den Ge: neral Sebaſtiani beigefügten Brief dictirt. Sie verkündigen die Todesſtrafe

allen den Officieren , welche ohne Autoriſation mit dem Feinde unterhandeln.

Seine Majeſtät wollen, daß man nur mit Kanonen - und Carabinerfugeln mit dem Feinde correſpondire. Ich wiederhole Ihnen , daß der Kaiſer ſehr ungedul dig iſt, über die Bewegungen des Feindes Nachricht zu erhalten. «

293

Den 24. marſchirten wir um 8 Uhr Morgens ab und zogen uns rechts , um 1812. die Straße von Raluga zu gewinnen , die wir aber troß eines forcirten Mar: des nicht erreichten , ſondern auf freiem Felbe des Abends ein Bivouat bes

zogen . « ( Nach Gallwig : Marſch durch den Hof und das Dorf Denisnis kowo und Bivouat an der Straße nach Tula. ) -- » Am 25. erreichten wir jene Straße und trafen zugleich auf den Feind , der fich an den vorigen beiden Ta 1

gen hier mit dem Fürſten v. Poniatowski geſdlagen hatte. Er zog ſich bei unſerer Annäherung zurück, wir plankerten nur gegen ihn und drangen bis Senabiſchin vor , woſelbſt bivouakirt und den andern Tag Rube gehalten

wurde. « ( Die Roſađen hoben in der Nacht vom 25. zum 26. einige unſerer Vebetten auf.) - » Den 27. marſchirte man Morgens 7 Uhr ab. linſere

Brigabe war zur Deckung der Bagage commandirt und folgte ſo dem Corps bis Sjagina , wo wir Abends 8 Uhr in das Bivouat rüdten und den folgenden Tag Ruhe hatten. « ( Die Ruſſen ſuchten wieder Alles zu vernichten und fort: zuſchleppen , wie ſie es früher thaten , wodurch wir aufs Neue Mangel litten.) » Am 29. brachen ſämmtliche Truppen auf. Unſere Diviſion hatte den linken Flügel und nur Rofaden gegen fich , die , da wir ein Bataillon Infanterie und 1

einige Ranonen bei uns hatten , bald aus dem Walde , worin fie fich gewors fen hatten , bertrieben wurden und uns das Vorrüden bis zu einem Fluß ge ſtatteten. Deſto lebhafteren Widerſtand leiſtete der Feind unſerem Centrum und rechten Flügel, die unter manden Aufopferungen bis zum Einbruch der Nacht kaum Meile Terrain gewonnen hatten. Wir mußten uns gegen ein Dorf zurüdziehen und bezogen bei ſehr raubem Wetter um 11 Uhr Abends

das Bivoual ( in der Nähe einer Wollenſpinnerei), in welchem wir die beiden

folgenden Tage ſtehen blieben. – Am 2. October brachen wir Nachmittags 3 Uhr auf und folgten dem bereits am Morgen abmarſchirten Corps nach Usdziſia , woſelbft mir Abends um 11 Uhr ankamen . « Gefecht bei Woronowo am 3. October.

Am 3. October růdte der General Erelmann zu einer Recognoscirung mit ſeiner Cavallerie vor, welcher um 9 Uhr früh, den linken Flügel des Re:

giments bildend , unſer Regiment folgte. Gegen Mittag kam dasſelbe bei dem Dorfe Marifinna ( * ) an , wo es einige Stunden ſeine Pferde fütterte , dann 1

aber weiter ging , ohne indeß es mit dem Feinde zu thun zu bekommen , der ſeine Hauptforce gegen den rechten Flügel und das Centrum richtete, während er ben Unſrigen gegenüber nur Roſaden gelaſſen hatte. Gegen Abend erhielt die Diviſion wiederholt den Befehl , noch einen wegeloſen , ſumpfigen Laubs wald ( Elsbruch ) zu occupiren , um fich dadurch mehr bem Centrum anzuſchlie: Ben. Die Diviſion rüdte vor und gewann auch unter unbedeutenden Plans fern die jenſeits des Waldes gelegenen Höhen, die von dem 10ten Chaſſeur: Regiment belegt wurden. Die übrigen Regimenter blieben unten in dem ſehr

niedrigen Gebüſch an Ausgange des Waldes halten. Der Feind attakirte #) v. Werder nennt den Drt Marifinna , dagegen v. Gall w iß Morawina.

294

1812. mit Roſađen jenes Chaſſeur - Regiment und ungeachtet der als Soutiens nach: rückenden beiden Franzöſiſchen Huſaren - Regimenter Nr. 5 und Nr. 9 (aber :

alle dieſe Regimenter waren jedes böchſtens 150 Mann ſtark ), wurde dasſelbe von der Höhe berabgetrieben. Der Feind gewann dabei eine Überſicht der Starfe der Diviſion , welche durch Gefechte, forcirte Märſche, Mangel und üble Witterung auf ungefähr 450 Combattanten herabgeſunken war , was ihn zu weitern Angriffen ermunterte. Obgleich ibn daher aud die nachrüdenden Regimenter der Diviſion zwangen , die Höben zu verlaſſen , ſo konnte man doc feinem mit größerer übermacht erneuerten Andringen nicht widerſteben , ſon dern war zum ciligen Rückzuge genöthigt , der etwas bunt durcheinander nach dem Walde hin genommen wurde. Unſer Regiment, auch vom Feinde gedrängt, þielt fich dennoch zuſammen und da es ſo durch die Verhältniſſe ſelbſt zur Arriere: Garbe gemacht wurde , ſuchte es durch wiederholtes Frontmachen die Diviſion zu retten, weldes ihm auch, geleitet von ſeinem braven und umſichtigen Com:

mandeur, ſo glücklich gelang , daß der General Sebaftiani nad dem Ge !

fedte in der anerkennendſten Weiſe es offen ausſprach, wie die Rettung ſei: ner Diviſion vom gänzlichen Untergange zu wiederholtem Male nur ihm allein zu danken ſei. Das Regiment verlor dabei bedeutend, nämlich : 3 Officiere, den Ritt meiſter v. Wildowski , die Lieutenants v. Wulffen und v. Dunder, 31 Mann und 41 Pferde , wovon Erſtere und ein großer Theil der Leute und 1

Pferde in die Hände des Feindes fielen , die übrigen blieben todt auf dem Rampfplage. Sieben Mann retteten ſich bleffirt hinter die Front. Die Retraite geſchah beinahe bis zum diesſeitigen Ausgange des Waldes und das Regiment ware endlich auch allein nicht mehr im Stande geweſen , den überlegenen Feind langer zurückzuhalten, wenn nicht ein Bataillon Infan:

terie mit 2 Ranonen zeitig zu ſeiner Unterſtüßung herbeigeeilt wäre , wodurch dem Vordringen des Feindes Einhalt geboten wurde. Das Regiment hatte auch vor den Ranonen wieder Front gemacht und dedte dieſe. Die übrigen

Regimenter waren gleich bis Mariſinna zurüdgegangen , wohin das Unſrige dann auch, bei ſchon einbrechender Nacht, folgte. - Auch für dieſes Gefecht

iſt uns als Auszeichnung leider wieder nur eine Ordensverleihung bekannt ge: worden , nämlich die der ſilbernen Medaille an den Unterofficier Carl Thorn der 4ten (Schleſiſchen ) Escadron.

» Den 4. October , um 8 Uhr Morgens «, fährt Major b. Werder fort 1

zu berichten , » brach die Diviſion wieder auf , vereinigte ſich mit den übrigen 1

unter dem Befehl des Generals Sebaſtiani ftebenden Truppen und rúdte gegen Cieszerowla bor. Gegen 11 lbr Mittags erreichten wir das im Ge:

fecht begriffene Corps d'armée. Wir bezogen den linken Flügel und unſere Artillerie begann thấtig zu werden, weldes Feuer der Feind lebhaft beantwortete Wir bedten mit der Brigade unſere Batterien , verloren dabei einige Pferbe

und ein Ulan wurde bleffirt. Man zog und noch mehr links, um das Armee: Corps auf dieſer Seite gegen die Anfälle der Roſaden zu fichern, wodurch wir

295

bem Gefechte faſt ganz entzogen wurden. Mehrere von den Roſaden auf uns 1812. intendirte Attaten blieben unausgeführt , da unſere Flanken von Jnfanterie ges dedt waren. Das beiderſeitige lebhafte Gefecht ( * ) währte bis zum ſpäten Abend. Das Corps blieb auf dem Schlachtfelde, unſere Brigade aber bezog

Stunde rückwärts das Bivouak bei Cieszerowka, woſelbſt wir bis zum 18. fteben blieben. Während dieſer Zeit war der Mangel an Lebensmitteln und Fourage zu einem außerordentlichen Grade geſtiegen , täglich ſtarben Menſchen

und Pferde. Es mußte 5 Stunden weit zum Fouragiren geſchidt werden und ungeachtet man von einem zwiſchen den commandirenden Generalen geſchloſſe nen Vertrag laut rebete , ſo wurden täglich Fourageure vom Feinde aufgebo:

ben , ja wir erlitten ſogar am 10. einen Überfall , wobei das Corps indeſſen nicht einen Mann verlor. ( ** ) Die Zeit der Ruhe benugte der Commandeur

des Regiments , um folgende Rapporte und Vorſchläge Sr. Majeſtät unſerem Rónige einzureiden , die dem General Sebaſtiani zur Beſorgung übergeben 1

murden , aber ſpäter nochmals wiederholt werden mußten , weil fie nicht an ben Ort ihrer Beſtimmung gelangt zu ſein ſcheinen ; fie find für die Geſchichte des Regiments und zur Beurtheilung der damaligen Verhältniſſe von ſpes ciellem Intereſſe. 1. Überſicht von dem gegenwärtigen Bufande des Königl . Preufliſchen mobilen Ulanen - Regiments. Offic. Mann. Kgl. Dienſtyf. Das Regiment þatte beim Ausmarſd 26

die etatsmäßige Stärke von .. An Beutepferben find einrangirt..

-

Summa 26 Offic. Mann. Kgl. Dienſtpf. Vor dem Feinde geblieben geſtorben ..... gefangen ......

vermißt ...

20 7

4

25 25 3

-

648

648 7 655

146 152 31 5 --

deſertirt ....

1

648

Summa

334 5 5_80

bleiben noch = 21

568

321

* ) Dies Gefecht findet man nach dem Orte Spas - Ruplia oder auch Tarutino be: nannt , wobei wir noch bemerken müſſen , daß ſowohl dies Gefecht wie die furz .

vorhererwähnten , häufig einige Tage früher angegeben werden , doch haben wir feinen Grund , bei der Übereinſtimmung ſämmtlicher Tagebüdyer unſerer Dfficiere in dieſen Angaben , Zweifel gegen deren Nichtigkeit zu hegen. **) Die Lagebücher der Lieutenants v. Gallw iß. geben an , daß in dieſer Zeit

faſt nur gequetſchtes Korn , Rohl und Krautſtengel, ſo wie Pferdefleiſch bie Nahrungsmittel der Menſchen und Dachſtroh von abgedecten Dächern die der Pferde waren .

296 Offic. Mann. Rgl. Dienſtpf.

1812.

Transport = 21 Von dieſem effectiven Stande befinden ſich :

568

321

11

524

278

= 10

44

43

Offic. Mann. Kgl. Dienſtpf.

im Depot zu Lepel.......

1

88

94

6

351

146

8

8

1

5 2

5

1

1

2 1

1

1

in den Lazarethen unb Des pots in , um und rück: wärts Moskau , von de nen einft zu beſtimmen

ift, ob fie vom Feinde genommen find ... Commandirt : bei der Normal - Escadron S

bei Franzöſiſchen Generalen bei dem Oberftv. Hünerbein

bei dem Oberft b. Jeanneret

bei dem Mehlfuhrweſen ... auf der Kriegsſchule in Berlin ....... beurlaubt ..

1

2

im Arreft zu Stallupönen

1

beim Regiment find frank und bleffitt...

.

66

21

Summa

Bleiben effective zum Dienſt . Bivouaf Cieszerowfa , den 16. October 1812.

d. Werder.

II . Verzeichni von den perſonen des Königl . Preußiſchen mobilen Ulanen - Hegiments , welche den Kaiſerl. Franzöſiſchen Orden der Ehren - Legion erhalten haben. 1) Major 1. Werber als Officier. 10) Sec. - Lieut, v. Dunder als Ritter. .

2) Rittmeiſtert. Blacha als Ritter. 11) Sec.-Lieutenant u. Adjutant 3)

V. Wildowski

. 5) Pr.- Lieut. b. 6) Sec.- Lieut. . 7) v. 8) 9)

Wißleben . Stran 3 .... Mida elis.. >> Lupinsli ...

v. Heudud .......

»

12) Wachtmeiſter Beer ..... 13) Oske .... 14) Unterofficier Burmeiſter .

15) Trompeter .. Eidtel ...... y 16) Ulan ....... Graumann . » >> Dallmer...... » 17) » Fuchs ....... Bivouaf Cieozerowfa , den 16. October 1812. v . Werder. >>

v. Tiele .....

Bei dieſer Liſte befindet ſich noch die Bemerkung des Commandeurs , daß dieſe Individuen ben Orben auf ſeine Vorſchläge erhalten hätten , wozu ihn die Generale Montbrun und Sebaſtiani jeder Zeit aufforderten . - Dieſe 1

Vorſqläge enthielten zwar noch die Namen der Lieutenants v. Stülp'nagel,

297

v. Soad , v. Grodzfi , der Wachtmeiſter Webrw ein und b. Poler , der 1812. Unterofficiere Stadttewiß und Dehnbardt , der Ulanen Dreſder , Rau : tatus , Marquardt und des Chirurgus Hopſtein , toch erhielten dieſe den Orden nicht. – Am 13. fand die Vertheilung von 14 dieſer Orden ftatt, wobei neun ben Brandenburgiſchen Escadrons und nur fünf den Schleſiſchen 1

1

zufielen.

III. Verzeichniß ( * ) derjenigen Individuen des mobilen Wlanen - Regiments , welche ſich zu Belohnungen qualificiren .

Die Rittmeiſter b. Blacha, W. Wildowski , v. Wißleben , der Premier: Lieutenant v. Strank , die Lieutenants v. Stülpnagel , 6. Michaelis, v. Lu

pinski, B. Schad , b. Tiele , v. Wulffen , Dallmer, v. Grodzki, v. Dunder , B. Heubuck, die Wachtmeiſter Wehrwein , Beer , Oske , v. Poſer, die Unter. officiere Burmeiſter , Gurbiſch, Stadtfewiß , Siekirka , Wolff, Muſeba , der Quar:

tiermeiſter Denhardt, Unterofficier leng , die Ulanen Bolz , Behrendt , Grau mann , Klob , Röpke , Gropitſch, Görk , Hilbig , Zietas , Krühn , Grätſch , Nic: biſch, Peilert , Trompeter Eichtel, die Ulanen Tesmer , Wegener , Arnold, Harte , Galoppe, Immelmann. .

I

1

!

1

0. Werder.

Bivouak Cieszerowfa , den 16. Dctober 1812.

IV. Allerunterthänigſte Geſuche des Königl. Preußiſchen mobilen ülanen - Hegiments pro Monat Auguf und September.

1) Den Wachtmeiſter Eduard v. Poſer an die Stelle des in der Solacht vom 7. September gebliebenen Lieutenants v. Lavalette zum Seconde: Lieutenant zu befördern.

2) Den Rittmeiſter v. Blach a zum Major zu ernennen . Er hat , ſeitdem der Major Rayjer krankheitshalber in Witepst zurüdblieb, im Regi ment die Dienſte als Stabs - Officier verſehen müſſen , und ſich durch Thätigkeit Sr. Majeſtät Gnade werth gemacht. 3) Den Premier - Lieutenant v. Strank zum überzähligen Stabs - Ritt meiſter zu befördern. Derſelbe hat das Commando der Escadron ſeit dem Zurüdbleiben des frankgewordenen Major b. Eiſenhardt in Kö

nigsberg geführt und ſeine bei der Affaire ain 5. Juli bei Daugeliſch: ken gezeigte Tapferkeit und Umſicht bei Führung der Escadron , verdient

die Gnade Sr. Majeſtät. Er warð auch in genannter Affaire verwun det und mußte deshalb nach Wilna zurüdgebracht werden , woſelbſt ihm der Raiſer von Frankreich ſelbſt die Decoration als Legionair ertheilte. 1

* ) In Folge dieſer und anderer Vorſitiläge verlieh der König durch Parolbefehl vom 18. Februar 1813 dem Schleſiſchen Ulanen - Regiment 4 Verdienſt - Orden , 4 Chrenzeichen lſter Claſſe und 16 Ehrenzeichen 2ter Claſſe. ( Siehe Schreiben des v. Werder an den Major Laroche v. Starfenfels vom 23. Februar 1813. ) Den Verdienſt - Orden erhielten : der Premier - Lieutenant y. Wiple :

ben und die Seconde-Lieutenants v. Tiele , Julius und Rördanz.

298 1812.

4) Die Befreiten b. Winterfeld I. und II. zu Portépée - Fåbnrichs zu er:

nennen. Sie haben in allen Gefechten viel Muth gezeigt und der Jüngere gerieth von 5 Lanzenſtichen verwundet in feindliche Hände , ranzionirte

fich aber ſelbſt. Der Ältere liegt krank am Nervenfieber im Lazareth. Bivonat Cieszerowfa , den 16. October 1812.

d . Werder,

Der Commandeur fügte dieſen Geſuchen und Vorldlagen noch Folgendes hinzu : » Erlauben Allerhöchſtdiefelben , daß ich hierbei das Benehmen des Raiſer: 1

lich Franzöſiſchen Diviſions - Generals, Grafen Sebaſtiani, in Sorge für das Beſte des Regiments, ſo wie das des Würtembergiſmen Generals Gra: fen Truchſes v. Waldburg und des Polniſchen Oberſten Grafen I minsky, welche legtere Beide mit ihren Regimentern zu der Brigade gehören , in wel cher das mobile lilanen - Regiment fteht und dasſelbe in allen Gefechten und Cúlachten auf das Rraftigſte unterſtüßten , als einer Auszeichnung würdig , ebenfalls und Aderunterthänigſt zu erwähnen mit dem ebenmäßigen Bemerken , daß fidh Lektere Beide durch Ew. Rönigl. Majeſtät Drben pour le mérite ſehr gechrt und belohnt finden werden.«

» Was das Innere des mir Alergnädigſt anvertrauten Regiments betrifft, ſo iſt der Zuſtand desſelben im hödſten Grade traurig , indem bei dem Man: gel an Lebensmitteln und den unglaublichen Preiſen der wenig zu habenden , das Ausbleiben der Lohnungen , die dem Regiment nun bereits ſeit dem 21 . Zuni fehlen , dasſelbe in eine ſehr große Noth geworfen hat , wozu noch fommt , daß die Montirungen der Brandenburgiſchen Escadrons und die der Shleſiſchen Escadrons bis auf die Collets fammtlich fällig find und hier gar nicht abzuſehen

iſt, wie dieſem Mangel abgeholfen werden kann , da bei der ſtatt findenben Auss wanderung aller Einwohner des Landes nirgends Requiſitions ausgeſchrieben

werden können und dennoch das raube Klima die Bekleidung dringend noth: wendig macht. «

» Selbſt die Lage der Officiere iſt im höchſten Grade bemit

leidenswerth , meiſtentheils arm , entbehren ſie feit dem 1. Juli ihr Gehalt, haben ebenfalls Mangel an Futter , theils vor dem Feinde ihre Pferde ver:

loren und befinden fich deshalb wegen Fortbringung ihrer Bagage in größter Noth. Auf Bauernpferden ift fie vielen in unſerem Rüden , da fide die Di: viſion öfter auf Streifereien gegen die berumſchwärmenden Roſađen befand ,

von dieſen unter dem 16. Auguft mit dem Caſſenwagen des Regiments ge: nommen worden , weshalb , da wir im Laufe der Campagne ſtets bivouakiren mußten , wodurch die wenigen geretteten Kleidungsſtüde ſehr angegriffen find, ich mich noch nicht überzeugen kann , wie die rauber werbende Jahreszeit von ihnen zu überſtehen ſein wird.

3ch ſelbſt befinde mich in einer um nichts

befferen Situation , indem mein beſtes Pferb , 90 Frsd'or. foftend, in der 1

Súlacht vom 7. September tobtgeſoffen wurde 2c. «

In dieſe Zeit gehört auch der Brief Napoleons an den Herzog v. Baſs

fano , d. d. Moskau , den 16. October 1812 , welder , glücklicherweiſe aufge : fangen , alſo nicht Veranlaſſung wurde , daß noch mehrere Preußiſche Regi:

menter dem unaufhaltſamen Verderben Preis gegeben wurden. Er lautet :

299

» Jch habe hier zwei Preußiſche Regimenter , die ſich bei der Avant- Garde 1812 der großen Armee ausgezeichnet, aber natürlich ſehr gelitten haben. Rönnte ſie nicht der König von Preußen durch ganz friſde, vollſtändige und mit Adem berſebene Regimenter ablöſen laſſen ? Alsdann würden die von hier nach

Preußen zurücgeben, um ſich da zu ergänzen. Der König würde dabei auf alle Art gewinnen , indem er nicht nöthig haben würde , ſich ſo ſchnell in Un koſten zu reßen , um dieſe Regimenter zu rekrutiren und weil er dadurch mehrere Stämme folder Regimenter erhalten würde , die ſich durch dieſe große Bewe: gungen disciplinirt haben und kriegsgeübt geworden ſind a . Napoleon. Wir feßen nun wieder das Tagebuch v. Werder's fort.

» Den 18.

wurden wir auf allen Seiten angegriffen. Der Feind drang ro raſch bor ,

daß er mit der Feldwache faſt zugleich in das rager ſtürzte. Die Rugeln des kleinen Gewehr tödteten Viele , ehe ſie zu Pferde kommen konnten. Die

Verwirrung war allgemein. Niemand hatte oder erhielt an dieſem Tage Bes fehle. Jeder attafirte, wo er durchzukommen glaubte. So warf fich unſere Brigade auf die in unſerem Rüden ſtehenden Roſacen , die uns bereits 8 Piecen abgenommen hatten. Wir hatten das Glüd , fie wieder auseinander

zu ſprengen , wobei die Lieutenants b. Stúlpnagel und b. Sad den Ros ſaden zwei Ranonen wieder abnahmen. Der Feind war an dieſem Tage un: fetem Corps nicht nur ſehr überlegen , ſondern focht auch mit ausgeruheten Truppen , wenigſtens ſchien dies aus den überaus tapferen und immer wieder erneuerten Angriffen hervorzugeben . Wir mußten unter großen Aufopferun: 1

gen an Leuten , Geſchüß und faſt aller Bagagewagen uns gegen Woronowo zurüdziehen , woſelbſt wir den 19. October blieben. ( * ) Den 20. gingen wir 1

eine halbe Meile links vorwärts und hielten dort auch den anderen Tag Ruhe. In *) Das Tagebuch der v. U allwiß ſagt unterm 18.: » Früh gegen 6 Uhr über: fielen die Nuſſen unſere ganze Stellung und warfen mit großem Ungeſtüm Alles über den Haufen , ſo daß faſt alle Vorpoſten gefangen wurden und viele der nur

meiſt mit Bauerpferden beſpannten Geſchüße verloren gingen. Auch wir hatten fanm ſo viel Zeit , zu Pferde zu kommen , mehrere Leute wurden noch im Bivouat

gefangen genommen. Bei der Heftigkeit des feindlichen Vordringend artete unſer Müdzug bald in eine bunt verworrene Flucht aus. Alles lief durcheinander , bis eß endlich dem Könige von Neapel gelang , einige Infanterie zum Stehen zu brin gen , die das Vorgehen des Feindes etwas aufhielt. Die Roſacken und etwas In fanterie hatten uns jedoch ſchon in der linkeu Flanfe bedeutend überflügelt, wir mußten attafiren , jedoch ohne Erfolg , bei welcher Gelegenheit der Lieutenant v. Grodzfi bleſſirt und gefangen , dem Lieutenant Dallmer aber das Pferd

unter dem Leibe von einer Kanonenfugel getödtet wurde. Ohne Zweifel wären wir alle gefangen genommen worden , wenn nicht der König von Neapel mit

2 ſchwachen Cüraſſier - Regimentern , dem Überreſt von 14., herbeigeeilt wäre und ung , ſo wie die übrigen zurückgehenden Truppen gerettet hätte. Nach einem Rud: .

zuge von 14 bis 15 Werſt nahmen ung entgegenkommende friſche Truppen auf und brachten das Ganze zum Stehen. Am Dorfe Woronowo fammelte ſich alles

wieder und ging dann geordnet weiter bis in's Bivouat bei einem Dorfe, in dem nichts zu haben war, als einiges Dachſtroh für unſere erſchöpften Pferde.«

300

1812. der Nacht erfolgte der Befehl zum Rüdzuge und wir ſchten uns den 22. gegen Morgen in Bewegung. Wir blieben den ganzen Tag im Marſch , bivouafirten dann Abends auf der Straße nach Borowsk. Den 23. erreichten wir dieſen Ort. Am 24. marſcirten wir nach Malo - Jaroslaweb, woſelbſt zwar bas Corps des Vice-Rönigs von Italien eine Solacht lieferte , an der wir jedoch nicht unmittelbar Theil nahmen . Wir bedten den rechten Flügel jenes Corps. -

Gegen Abend zog man uns gegen ein Dorf etwas mehr rechts, wodurch zwi ſchen dem Corps und uns eine Lücke entſtand , die der Feind, als er davon

Nachricht erhalten , auc ſogleich benugte und in der Nacht durch dieſelbe etwa 1000 Roſaden ſpidte, die im Rücken der Armee 9 Kanonen und 60 Bagage wagen nahmen und entführten. --- Am Morgen des 25. wurde das Gefecht mit ſo vieler Heftigkeit , als es der traurige Zuſtand unſerer Armee zuließ, erneuert, doch gewann man wenig Terrain. Auch am 26. wurde das Gefecht fortgeſebt, jedoch war ſchon in aller Frübe die Raiſerliche Garde , die mit unſerem Corps die Reſerve gebildet hatte , abgezogen , wir ſelbſt folgten ihr Nachmittags, marſcirten bei Borowst vorüber bis 11 Uhr Abends und zogen uns in die Gegend von Wereia. Hier wurde bekannt gemacht, daß der Marſchall Ney die Arriere - Garde übernommen habe und wir in die Winter: Cantonements jenſeit des Dniepr zurückehren ſollten. « » Wir braden demzufolge am 27. auf, gingen über Moſajst ( wo man 1

auf dem Schlachtfelde noch die meiſten Leichen unbegraben liegen fand ) , Oſhat

und Wjasma nach Nieſterowa, wo am 1. November der in das Depot nad Lepel commandirte Lieutenant v. Tyszka ( er war nach der Schladt bon Dio

fajsk zurüdgeſchidt worden , um die Bleffirten , linberittenen und Verſpreng ten zu ſammeln und ein Depot zu formiren ) mit 59 brauchbaren Pferben und

mehreren Wagen voll Lebensmitteln , ſo wie aud Fourage wieder zum Regi .

mente ſtieß, welches , jeßt nur noch aus einigen 30 Pferden beſtehend, dadurch 1

bedeutend, aber leider durch die nachfolgenden Begebenheiten nußlos verſtárkt wurde. - Der Marſch wurde fobann über Dorogobuſh, Dudowêzina (nach Gallwiß : Dorf Montrenina ) nach Smolensk fortgefeßt, wo wir am 9. Nos vember ankamen und in der Vorſtadt am Dniepr bivouafirten.

Grenzen:

loſer Mangel hatte Leute und Pferde faſt größtentheils ruinirt, täglich ſtar: ben ſie vor Hunger. Ihre Zahl iſt zwar genau vom Regimente vermerkt wor: den , allein dieſe Nachrichten , ſo wie die meiſten Papiere des Regiments , find an der Berefina verloren gegangen .«

» Das Corps repte ſeinen Marſch am 10. bis zum Dorfe Riffelewo fort , bei welchem es bis zum 13. im Bivouat ſteben blieb. Am 13. ging dasſelbe Abends burch Krasnoi und näötigte bald hinter dieſer Stadt beim Dorfe Maladobra von Froſt, Kraftloſigkeit und Hunger gequält. Hier ging beim Regimente eine Kaiſerliche Drore ein , wonach dasſelbe aus ſeinen berittenen Mannſchaften eine Compagnie errichten ſolle, bas Commando derſelben einem »

Rittmeiſter zu übergeben und fie zur Dienſtleiſtung bei der Arriere- Barde an den Oberſt v. Nicolai zu überſenden habe. Das Regiment gab unter Be

fehl des Lientenants v. Tyszka 50 Pferde , weil mehr für den Augenblick

301

burdaus nicht brauchbar waren. Dies Commando ift indeß einige Tage 1812. darauf in einen ſo ungleichen Rampf mit dem Feinde gerathen , daß nicht mehr als der Officier und 7 Mann zum Regiment zurüdgefehrt ſind. « > Die unberittene Mannſchaft von der Diviſion ſollte ebenfalls bewaffnet werden , um ſich in ihrem Cantonement vertheidigen zu können , allein wir wurs

den am 14. überfallen und die ganze Diviſion ging auseinander. Der Com mandeur war ſo glücklich , die Reſte des Ulanen -Regiments zu retten , indem er die wenigen , berittenen Mannſchaften vorzog und den Angriff des Feindes abwarten wollte. Man fand bald , daß das Gefürei von einer unbedeutender feindlichen Patrouille herrührte, die es gleich aufgab, ſelbſt die traurigen Reſte des Ulanen - Regiments anzugreifen. ( * ) Der Diviſions- General Bordefoult batte fich bereits retirirt. Der Commandeur trat saber für ſeine Perſon den

weiteren Rüdzug an , und als er in der Folge den genannten General fand,

erhielt er von demſelben die Anweiſung , ſich mit den Reſten des Regiments nad Wilna zu retiriren . «

» Das Regiment marſáirte bon jeßt an allein über Dubrowna , durch Orsza nach dem Dorfe Poftinka ( ** ), über Periwolosna , durch Toloſchin nach Kuczewice , fann über Pleſſa und Bober nad dem Vorwert Clemensbored , wo wir am 20. anlangten und endlich einmal wieder unter Dach kamen . ( ***) Der Commandeur erhielt hier die Nachricht von der Anweſenheit feindlider 1

#) Die Gebrüder v. Gallwiß erzählen uns nichts von den erwähnten Überfall, ſondern nur , daß man ſtarten Kanonendonner von Krasnoi her hörte , doch

ſchildern ſie lebhaft die überſtandenen Leiden : » Es war heute ſehr ſchönes Wet ter « , heißt es in ihrem Tagebuche unter dem 15. November , » doch ſehr falt und die Straße ſo glatt , daß weder die verhungerten Menſdien nod Pferde fich fortſchleppen fonnten . Zu Tauſenden fielen ſie um , nur wenige erſtanden wieder. Überall fand man umgeworfene und zertrümmerte Wagen und Geſchüße, deren elende Beſpannung getödtet oder kraftlos zuſammengeſunken war. Die 1

.

Hälfte der Armee iſt ohne Waffen, weil die Menſchen zu ſchwach ſind , ſie zu .

tragen. Die Cavallerie hat faſt ganz aufgehört, daher

gt ſich auch Niemand

mehr von ter großen Straße herab , aus Furcht, ſogleich den ung ſtets beglei !

tenden Koſaden in die Hände zu fallen oder von den Bauern ermordet zu wer:

den . Das menſchliche Elend hat den höchſten Grad erreicht, es iſt ſchrecklich zu ſehen , wie die Unglüdlichen vor Hunger und Kälte erſtarrt hilflos mit dem .

Tode ringen ! « ** ) Auf dem Marſche nach Drsza am 15. erſchien der General Sebaſtiani beim

Regimente und forderte den Major v. Werder auf, Officiere zur Bildung der heiligen Schaar , die den Kaiſer bewadyen ſollte , abzugeben. Major y. Wer : der ſchlug dies aber unter dem Vorwande , daß ſeine Officiere alle ſchlecht be: 1

ritten und frank wären, ab , worauf indeß der General nicht eingehen wollte. Der Major feßte aber ruhig ſeinen Marſch mit ſeinem kleinen Häuflein wei ter fort, ohne daß dieſe Angelegenheit wieder zur Sprache gebracht worden wäre.

***) Officielle Liſten geben an , daß für das Gefecht bei Brzoſa am 15. ( ? ) Novem ber der Unterofficier Jaf. Deutſchmann der 4ten (Schlefiſdyen ) Escadron die filberne Medaille erhalten habe. I

302

1812. Truppen in Minsk und deren Vorrüden gegen Boriſſow . Er beſchloß alſo, bier Erkundigungen einzuziehen , bevor der Marſd fortgeſeßt wurde. Zu dem Ende wurben täglich Dificiere ausgeſchidt,! die zugleich die auf der Landſtraße

etwa zurüdgebliebenen Mannſchaften des Regiments dieſem zuweiſen folften ;

dadurch gelang es , das nod) unter dem Lieutenant v. Michaelis (gleich wie Tyszka früher abgeſendet ) abweſende Depot , ſo wie einen Officier, der mit Verpflegungsgeldern berumirrte, heranzuziehen , und wir wuchſen wieder zu der Stärke von 200 Mann an , die aber größtentheils nur auf Bauer: Boriſſow war unterdeß vom Feinde wirklich ges pferden beritten waren. nommen und der Fürſt Ruturo w drängte von Toloſdin aus unſere Arriere:

Garde , wir mußten daber die Ankunft des Marſdals Victor erwarten , der die Beſtimmung hatte , Boriſſow wiederzunehmen. Dies geſah am 25. No: vember , vir brachen den 25. auf und bivouakirten den 26. nahe an jener Durch die fortwährend abgeſendeten Patrouillen erfuhr der Com

mandeur den Aufbruch des Corps in der Nacht, er folgte ſogleið und bivoua: firte den 27. bei Wielika - Triſtanica, 4 Stunden oberhalb Boriſſow , obnweit der Bereſina, wo die Brücken geſchlagen waren. Ein Corps war bereits hin:

übergegangen und ſchlug ſich mit dem Feinde , der nach Minsk gedrängt wurde.« übergang über die Bereſina am 29. November. » Nach den denkwürdigen Memoiren von Tiditſagoff und Toll (Ruí: fiſchen Berichterſtattern ) ſollte der Erſtere hier gegen das erſchöpfte und der Auflöjung nabe Franzöfiſche Heer , eine Armee von 160,000 Mann aufſtellen ,

welche wohl geeignet geweſen ſein würde , nicht einen Mann über die ſhwierigen Defilé's zu laſſen , allein im entſcheidenden Augenblid ſtanden dieſe 160,000 Mann vereinzelt in verſciebenen Corps und konnten zu dem großen Zweck nicht vereinigt werden , - der moderne Ferres mit ſeinen Marſballen und allen Heer: führern brachen ſich Bahn ; damit ward , wie ſchon Eingangs gedacht, der leste Schuß an der Bereſina , der erſte des Feldzuges von 1813 gethan.« Mit Tages: anbrudy rezte ſich am 28. das Regiment von Triſtanica, wo ſich auch die Reſte des

combinirten Preußiſchen Huſaren -Regiments Nr. 2 unter dem Major v. Kald : reuth demſelben angeldloſſen hatten , in Bewegung , um zu den Brücken zu gelangen , allein in deren Nähe hatten ſich Truppen, unabſehbare Züge Rranker

und Bleſfirter, Marketender, Geſchüße, Pulver- und Bagagewagen ſo geſtopft, !

daß man ſchwer durch dies Chaos , in welches noch , um die Verwirrung auf

das Höchſte zu ſteigern , die feindlichen Rugeln følugen , ſich weiter bewegen konnte. Erſt gegen Abend erreichten die Unſerigen die Brücken. Hier wei

gerte man ihnen jedoch den Übergang , weil der Befehl gegeben ſei, daß die nicht kampffähige Mannſchaft die Leßte ſein ſollte und die Raiſerliche Bagage , ſo wie die der Generale, zuerſt hinüber müſſe. Man wartete daber den frü: ben Morgen bes 29. ab. Als aber um dieſe Zeit der Feind die Arriere - Garde bereits gegen die Brüden zurüddrängte , auch die feindlichen Granaten und Rugeln den Brücken großen Schaden zufügten und der Commandeur ſah , daß die Franzöſiſchen Truppen ſich mit Gewalt ben Weg durch die Bagage babna

303

ten , wobei Tauſende von Menſchen ertrúdt oder niedergeritten wurden , zwang 1812. ihn die Noth , zu ähnlichen Maßregeln zu ſchreiten, die ihm dann auch den Weg über die Brücken vereinzelt oder in fleinen Abtheilungen öffneten, wenn gleich dabei natürlich Mancher mit ſeinem ſchwachen Bauerpferde durch den gewaltigen Druck der Maſſe ebenfalls in das Waſſer hinabgeſtürzt wurde.

Der Medicinwagen des Regiments , den zu erhalten es bis jett gelungen war , ging bier verloren.

Nachdem die vereinzelten Leute am jenſeitigen Ufer

wieder geſammelt worden waren , marſchirte man noch eine halbe Meile bis zu einem brennenden Dorfe, wo die Erſtarrten fich zu erwärmen ſuchten. Solche, die unvorſichtig genug geweſen waren , fich zum Shlaf niederzulegen , erwachten nicht wieder. – Mit hungrigem Magen wurde der Mario hierauf .

fortgeſeßt und gegen Mittag das Dorf Birolowa erreiďt , wo ein Ulan einige Rartoffeln entdedte, die eine wohlthuende Erquidfung dem Häuflein wurden , während die Pferde wie gewöhnlich ſich mit Dadſtroh begnügen mußten. » Den 30.,« ſagt v. Galwiß, » paſirten wir das Stadtơen Plešczenice , wo wir um einen unglaublich hoben Preis etwas Brob fauften. Von Ples: cjenice bogen wir links von der großen Straße ab und bivouafirten im Hofe Drila , welches einem Herrn 6. Janows fi gehört , der mit allen ſeinen Leu: ten anweſend war und uns hinreichend mit Suppe und Fleiſch bewirthete. Wie wohl uns dies nach ſo vielen Drangſalen that , läßt fich nicht beſchreiben .

Cbgleich die Rálte jegt immer empfindlicher wurde, da ſie auf 20 bis 26 Grad ſtieg , legten wir doch im Verein mit den Reſten des combinirten Huſaren Regiments unſeren Weg viel beſchwerdenloſer als ſonſt fort , indem wir nur am hellen Tage mit der Maſſe auf der Hauptſtraße zogen , ſeit dem 4. Decem :

ber aber gegen Abend immer ſeitwärts gelegene Dörfer bequartirten. - શAuf dieſe Weiſe zogen wir über Maloteczna , Smorgoni , Oszmiana, Medniki nach Wilna , wo wir am 7. December eintrafen , uns in einigen Gaſthäuſern reſtau 1

rirten und dann im Dorfe Wafa einquartirten.. Hier überbrachte uns der

Major v. Scent ben Befehl zur Rüdkehr nach Preußen , die wir denn auch am 9. antraten. Wir gingen an dieſem Tage über Novis Trofi bis Puſiafeni, am 10. über Rumszinszki, wo auf dem Eiſe die Memel überſchritten wurde ,

nach Schilani, am 11. über Poniemon bis Skronoz, den 12. iiber Pilwiſch: ken nach Dleriani , am 13. unter furchtbarem Schneegeſtöber und begleitet von Roſaden nach einem Dorfe auf der Straße nach Neuſtadt, am 14. bei Neu: ftadt über die Spirwind und die Preußiſche Grenze nach dem Stadtchen Shirwind, wo wir Quartier erhielten und von den Einwohnern ſehr gut auf genommen wurden . Alles was nicht transportabel war , wurde hier zurüdge laſſen. Die kranten Officiere: Rittmeiſter v. Michaelis , Premier- Lieutenant b. Stülpnagel , die Seconde- Lieutenants v. Gallwitz II. und v. Arn : ftádt nebſt einigen Ulanen blieben hier mehrere Wochen , bis ſie, wieder ge

neſen , nachfolgen konnten. — Am 18. gegen Mittag verließen wir Schirmind und marſcirten auf Rönigsberg zu , welches wir am 21. erreichten , nachdem der Lieutenant v. Gal wiß I. ſchon am 19. mit Briefen an den Gouverneur von Dftpreußen, General v. Bülow , dort eingetroffen war. “

304 1812.

Major b. Werder ſĐließt, nabdem er fury die hier angegebenen Máríde erwähnt , mit folgender Bemerkung ſeinen Bericht, den er , wie wir geſehen , in Form eines Tagebuches Allerhöchſten Drts einreichte:

» Das Regiment wurde im Laufe der Campagne durch die Franzöſiſchen Generale aufgefordert, ſeine Hauptlanze mit dem Raiſerlichen Adler zurüd : zulaſſen , um ſo mehr , als das Regiment ſchon um die Mitte des Octobers 1

nicht mehr als 40 außerſt ſlechte Pferde batte , allein der dringende Wunſch

des Regiments veranlaßte den Commandeur , dieſe Forderung abzulehnen, und während die Raiſerlichen Adler auf den Bagagewagen vom Feinde genommen find, genießt das Regiment den Vorzug , ſeine Hauptlanje glüdlid gerettet zu haben und noch zu beſiken. « » Möchten Se. Majeſtät den edlen Stolz , welden diez Glück dem Regis

ment eingeflößt hat, Alergnädigſt zu genehmigen und darin den einſtimmigen ebrfurchtsvollen Wunſch nicht zu verkennen geruben , daß jeder einzelne Rampf

fähige mit ſehnendem Verlangen dem Augenblic entgegenfieht, wo er ſeinem Allergnädigſten Monarchen und dem Vaterlande neue Beweiſe ſeiner Liebe und unerſchütterlichen Anhänglichkeit zu geben vermag. v . Werder,

Die Zeit des Aufenthaltes in Rönigsberg , in welcher der Major v. St. Paul bas Commando des Regiments wieder übernahm , und die Leute beſſere Bekleidung

und die halbjährige rückſtändige Löhnung erhielten , erzeugten manderlei Cor: reſpondengen , die wir in Rüdſicht auf dieſen denkwürdigen Krieg nicht über geben dürfen und dies um ſo weniger , als aus dieſer Zeit nur wenig Schrif ten dem Regiment erhalten worden ſind.

Major v. Werder reidte unter dem 21. December nachſtehenden Rap port ein : Trainfnechte .

Rapport

von dem Königl. Preußiſchen mobilen Wlanen - Regiment pro 21. December 1812.

Davon find

‫ܐ‬€‫|ܤ‬s ‫ܟܒܟܨܘ‬

1

6 1

2

68 209 1 25 106 2 331 257

III

commandirt im Arreſt... bleiben zum Dienſt . Sumina nach dem Gtat

1

1

3 2

21 25

22 25

94

22

-

19

3

1

1

2660

12

4

4 576 64831.317

7

‫بنام‬

1lol cow 601

4 3 29

deſertirt.... bleſſirt franf

11

2

avancirt .....

vor dem Feinde geblieben geſtorben ...... gefangen und vermißt ..

305 1812

Gefangen und bleſſirt:

Vor dem Seinde iſt geblieben :

Seconde- Lieutenant

1 ) Stab3-Rittmeiſter v. Wildow sli,

Lavalette.

2) Seconde - Lieutenant v. Wulffen, v. Grodyti ,

3) 4)

V. Dunter ,

>

Julius

5)

Commandirt : Seconde Lieutenant v. Norellt).

Bleffirt :

1 ) Rittmeiſter v. Wißleben , b. Strang ,

2)

3) Seconde- Lieutenant b. Lupinski. rank :

1 ) Major und Commandeur 6. St. Paul in Landed , 2) Major Rayfer in Wiſtiten , 3)

b . Eiſenbardt unbekannt ,

1

4) Rittmeiſter v. Blada in Rónigsberg , 5) Premier Lieutenant d. Stúlpnagel 2

6)

b. Midaelis

>

in Shirwind.

7 ) Seconde - Lieutenant 6. Gal wit II. v. Arnſtadt 8)

Das Anſchreiben , dem dicſer Rapport beigefügt war , enthält folgenden Soluß : » In wie fern das Regiment in dem gegenwärtigen Kriege ſeine

Shuldigkeit erfüllt hat , darüber hoffe ich, wird Ew . Majeſtät von dem Rai 1

fer von Frankreich Anzeige geworden ſein , wenigſtens hat der Rönig von Neapel dies mehrere Male durch den General Sebaſtiani gegen mid geäußert, auch hat das Regiment , wie Ew. Majeftat aus der Anlage ( ) 311 erſehen geruben werden , 10 Orben der Ehrenlegion und ich

für meine Perſon das Officier - Rreuz erhalten , um deren Tragung Allerhöchſt dieſelben für das Regiment hierdurd nochmals Alerunterthänigft bitte.“ >> Möge dieſer Beweis von Zufriedenheit mir auch das Allergnädigſte Wohlwollen Ew. Königl. Majeſtät zu bewirken im Stande ſein , dann bin ich hinlänglich belohnt für alle ausgeftanbenen Leiden und für den thatigen An theil des außer an den Gefechten während des Feldzuges ftets mit Hunger v. Werder. « fämpfenden Regiments. Ferner rapportirt Major B. St. Paul aus Königsberg unter dem 23. December 1812 an den General -Lieutenant v. York : .

» Ew . Excellenz verfehle ich nicht ganz geborſamft zu melden , daß , nachs dem am 14. und 15. Anſtrengungen und Glüd mich aus der Gefahr, in der Gegend von Rauen von den Ruſſen gefangen zu werden , befreiten, ich am 21. 8. M. hier eingetroffen bin und das Commande der am nämlichen Tage .

.

hierſelbſt eingerüdten Überreſte meines unterhabenden Regiments übernommen babe. – Die überreſte des Regiments beſtehen aus 12 Unterofficieren , 125 Mann und 44 Rönigl. Dienftpferden , für jeßt zu jedem Feldbienft unbrauch: *) Die beigelegte Lifte iſt die Wiederholung derjenigen vom 16. October. 20

306

1812. bar , weil Menſchen und Pferde durch die beiſpielloſen Anſtrengungen theils

frank , theils im höchſten Grade ermattet ſind. « 1

Jndem der nunmehrige Führer des Regiments noch anzeigt , daß er wahr: ſcheinlich ſchon am 26. auf Befehl des Generals v. Bülow mit dem Regi mente nach Preuß.- Stargardt werde aufbreden müſſen , empfiehlt er dasſelbe der Gnade und wohlwollerden Fürſorge Sr. Ercellenz. Am 26. December verließ das Regiment im Verein mit dem combinirten Huſaren - Regiment Nr. 2 Rönigsberg wieder , und beide marſibirten in der Richtung über Rreußburg und Mehlſad nach Preuß.- Stargardt, wo ſie 8 Tage lang fteben blieben. Nach einem Rapport des Majors v. St. Paul aus Thiergardt bei Marien : 1813. burg , wo das Regiment fich am 1. Januar 1813 befand , hatte das mobile Ulanen - Regiment an dieſem Tage zum Dienſt: 9 Officiere, 17 Unterofficiere, 2 Trompeter , 86 Gemeine, 2 Chirurgen , 1 Fahnenſchmidt, 105 Röpfe und 24 Pferde. Die nachzuweiſenden Kranken und Commandirten mitgerechnet, belief ſich der effective Stand auf 20 Officiere, 24 Unterofficiere, 3 Trompeter , 137 Gemeine , 3 Chirurgen , 1 Fahnenſ( miðt, überhaupt 164 Köpfe und 49 Pferde. – Von Stargardt marſcirte das Regiment über Behrendt, Bú tow , woſelbſt es ſich am 18. Januar befand , Babliß nach Schiebelbein , wo e3 am 22. anfam. In Bablig trennten ſich die Pommerſchen Huſaren und .

!

gingen nach Belgard zu ihrem Depot zurüc. Am 23. war Ruhetag. Am 24. marſcirte der Major v. St. Paul mit den Ulanen und Brandenburgi ſchen Huſaren nach Schleſien ab , nicht ohne den General B. Bülow zu fra: I

gen , wie er ſich gegen die Ruſſen zu berhalten habe , fals er auf dieſe viel,

leicht in der Gegend von Landsberg an der Warthe ſtoßen ſollte. Auf Befehl des Generals v. Bülow hatte Major 1. St. Paul den Lieutenant v. lu : pinski in Bütow zurückgelaſſen , um den Empfang der Refruten und Pferde zu bewirken. Am 19. hatte derfelbe indeß noch nichts empfangen . Ritt: meiſter v. Søierſtadt, welder mit 50 Pferden Erſatz für das mobile Ula

nen -Regiment in Swiebelbein ankam , vereinigte ſich hier mit dem Regiment. Es war nämlich von früher im Laufe der Campagne öfter darauf hin

geſtrebt worden , den Abgang bei dem Ulanen - Regiment zu erſeßen. Zwei Erſaß - Transporte , von denen der lebte im November aus 2 Unterofficieren , .

1 Rurſchmidt und 25 Ulanen beſtand, hatte das Sølefiſche Ulanen - Regiment

bereits dahin geſendet. -- Um aber die beiden mobilen Cavallerie- Regimenter bei der großen Armee , nachdem ſie ſo ungewöhnliche Verluſte erlitten hatten , wieder vollzählig zu maden , ordnete eine Cabinets -Ordre vom 7. December einen extraordinairen Erſatz von 800 Leuten und Pferden , die in 2 Marſch Regimenter von jedes 400 Mann getheilt werden ſollten, an. Anfangs beab

ſichtigte man dieſelben bei Gumbinnen zu verſammeln und dort vom General b. Bülow in 4 Marſch - Escadrons theilen zu laſſen, wobei ſämmtlice Huſas ren dem Major v. Sobr , dagegen ſämmtliche Ulanen dem Major v. Súmiede: berg untergeordnet werden ſollten , ſpäter wurden ſie jedoch auf Graudenz dirigirt , um wo möglich das Corps des Generals v. Yorf zu unterſtüßen. Demnach hatte das Schleſiſche Ulanen - Regiment in Polniſch - Wartenberg eine

307

Marſch - Escadron , beſtehend aus i Escadrons -Chef, 3 Officieren, 10 Unter: 1813. officieren , 3 Trompetern , 112 Gemeinen , 1 Chirurgus , 1 Fahnenſchmidt, 132 Rönigl. Dienftpferden , 6 Packnechten und 2 Padpferden , aus den nicht mo bilen ( Depot - ) Escadrons formirt, deren Feldetat den 21. December anfing.

Die Officiere wurden dazu durch das loos beſtimmt, die Gemeinen aus der

Maſſe des effectiven Standes und der 50 überzähligen gewählt. Mit dieſer s

Marſch - Escadron folten die des Brandenburgiſchen Ulanen- und Huſarens Regiments fich vereinigen . Da das mobile Ulanen - Regiment aber nach Shie fien dirigirt worden war , ſo kehrte auch dieſe Escadron am 13. Februar wie der zum Solefiſden Ulanen - Regiment zurüd. - Als das mobile Ulanen - Regi ment in Croſſen am 2. Februar 1813 fich befand , ſtarb ber Major v. St. Paul und Major b. Werder übernahm nun wieder das Commando über dasſelbe, welches er über Deutſch -Wartenberg , Polfwiß , Neumarkt nach Breslau führte, mo es am 18. Februar einrüdte. Die Reſte beiber Solefiſcher Escadrons bezogen hierauf unter dem Befehl des von Sr. Majeſtát jekt zum Major ernannten Rittmeiſter 6. Blada ( * ) in der Gegend von Polniſch - Warten : berg die Cantonirungs- Quartiere, während die des Brandenburgiſchen Ula: 1

nen -Regiments in Sulau zu ſteben kamen . An dieſen Orten wurden fie reta blirt , um dann ſpäter wieder vollzählig zu ihren Regimentern ſtoßen zu können. Somit hätten wir alſo den in dem verhängnißvollen Kriege von 1812

thätigen Theil des Regiments in ſeinen Trümmern zu ſeiner vaterländiſchen Heimath zurückgeführt und tonnen nun die Epoche der unglüdlichen Kriege , welche das Vaterland zu führen hatte , beſchließen , um uns zu der zu wenden , welche dasſelbe fieggekrönt zu neuem fortdauernden Glanze erhob. Vorher möge uns aber noch geſtattet fein , die im Laufe des Jahres 1812 in dem Officier - Corps des Regiments ſtatt gefundenen Veränderungen hier anzuführen : Unter dem 9. Januar 1812 wurde der aggregirte Seconde -Lieutenant v. Britts wiß bei dem Brandenburgiſchen Ulanen -Regiment aggregirt. Unter dem 26. Februar trat der Seconde - lieutenant v. Saniß zum Gene: ralſtabe über. Er wurde weiterhin Rönigl. General - Lieutenant. ( ** ) 3

.

Mittmeiſter v. Blada wurde unter dem 13. Februar zum überсompletten Ma

jor ernannt. Unter dem 15. März 1813 befahl der König deſſen Patent auf den 9. September 1812 vorzubatiren. **) Von dieſem Officier, welcher in der Folge auch Geſandter in Wien und dann bis zum Jahre 1848 Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten war , verdient fol gende ehrenvolle Handlung bemerft zu werden : Er befand ſich im Jahre 1810

auf Grenz - Commando und ging in Civilkleidern nach Militídy, wo er im Gaft: hofe abſtieg und an der Wirthshaustafel Plaß nahm. Gin Franzöſiſcher Offi cier vom 7ten Huſaren - Regiment , welches ſich auf dem Rückmarſch nady Frank:

reich befand, war auch gegenwärtig und ließ ſic iiber den König von Preußen in ſehr beleidigenden Worten vernehmen , troßdem baß ihn der Wirth darauf aufmerkſam zu madjen ſucite , daß ein Preußifdyer Déficier fich im Zimmer

befinde. – Da der Franzoſe in ſeinen Schmähungen fortfuhr, verlangte der Lieutenant v. Caniß in ſehr entſchiedenem Ton, fofort Alles zu widerrufen , was er geäußert habe , oder ihm Satisfaction zu geben. Jener aber weigerte 20 *

308

1813. Unter dem 4. März wurde Rittmeiſter 1. Werder , welcher als aggregirter

Premier - Lieutenant vom Huſaren - Regiment Nr. 5 unterm 22. Juli 1807 dimittirt , am 8. November 1811 unter die inactiven Officiere der Armee wieder aufgenommen worden war, dieſem Regiment mit Beibehalt ſeis S

nes halben Gehalts aggregirt , aber ſchon unterm 16. März bem 3ten

mobilen Huſaren - Regiment mit demſelben Gehalt wieder aggregirt. Unter dem 2. Mai wurde der aggregirte Seconde - Lieutenant v. Rropff als aggregirter Premier - Lieutenant zum 2ten Weſtpreußiſchen Dragoner: Regiment berſegt.

Unter dem 26. Juni rangirte der aggregirte Stabs - Rittmeiſter v. Langenn als überсompletter wirklicher Rittmeiſter beim 2ten Splefiſchen Huſarens Regiment ein.

Unter dem 30. Juni trat der Seconde- Lieutenant v. Plehwe aus dieſem Regiment heraus.

Unter dem 2. Auguft wurden die aggregirten Rittmeiſter v. Soallern , Seconde-Lieutenants v. & übbers , B. Rönig und b. Holly bei der Gensd'armerie angeſtellt. ( Erſterer wurde unter dem 27. October Kreis - Brigadier in Nieder : Shleſien , Regtere waren Kreis - Officiere in Ober- Schleſien .)

Unter dem 27. October wurde der Secondes Lieutenant Graf v. Pfeil zum 2

Kreis - Officier bei der Gensd'armerie in Ober - Solefien ernannt.

Unter dem 5. November erhielt Major Raiſer den Abſdied als Oberſt-: Lieutenant mit Penſion bewilligt.

Unter dem 23. November wurde der Portépée - Fähnrich Kayſer mit Patent vom 3. December zum Seconde - Lieutenant ernannt.

Unter dem 24. December desgleichen der aggregirte Premier - Lieutenant 1. Malachowski zum Stabs - Rittmeiſter. Bei den Aſpiranten zum Officier kamen folgende Beförderungen vor : Unter dem 5. April avancirte der Unterofficier v. Schidfuß zum Portépée Fähnrich und

unter dem 29. November avancirte der Ulan Graf v. Stilfried ebenfalls zum Portépée . Fábnrid . beides. Caniß eilte alſo zu ſeinem Commando zurück, kleidete ſich in die Uni form , nahm zwei Piſtolen mit und erſchien am andern Morgen zu Pferde bei dem marſhirenden Franzöſiſchen Regiment, wo er dem Commandeur des Negi

ments die Sache vortrug. Der Commandeur befahl, als er von den Officier den Vorfall beſtätigt fand , daß er ſich ſofort hinter der Front des Regiments

mit Caniß ſchieße. Caniß ſchoß ihn todt , dankte dem Oberſten und beſtieg ſein bereitſtehended Roß. – Caniß iſt auch Verfaſſer des geiſtreichen Werkes über die Thaten und Schickſale der Reiterei ; drei Söhne von ihm dienen Sr. Ma .

jeſtät in höheren Stellen.

309

XXI.

Der Krieg von 1813 bis 1815. Feldzug von 1813.

Die Tage des Unglüds , die ſchwere Zeit des erfolgloſen Rampfes für 1813. die Erhaltung unſeres geliebten Vaterlandes , das Jahr der Erniedrigung , in welchem Preußens Krieger im Dienſte eines fremden Eroberers den alten Ruhm ihrer Tapferkeit mit blutendem Herzen zu bewahren ſtreben mußten -- fie waren vorüber , die Morgenrothe des Heiligen Rampfes zur Befreiung ter in den Feſſeln Napoleon's ſchmachtenden Nation brach an. Große außerordentliche Anſtrengungen wurden gemacht, um das Heer

in Verbindung mit der fehr geſchwächten Ruſſiſchen Armee ſo ſtark und ſo gut ausgerüſtet als möglich, dem gewaltigen Gegner gegenüber ſtellen zu können , aber ſo groß auch die Opfer waren , welche Patriotismus und edle Selbſtver: leugnung brachten , konnten doch erſt nach und nach jene Kräfte entwidelt werden , welche Europa in Staunen und Bewunderung legten. – Die Orga: niſation , Formation , ſo wie die Bewaffnung und Bekleidung der Cavallerie beſtimmte die Cabinets - Ordre vom 1. Februar , aus der wir folgende Stellen 1

1

bervorheben : > Die fünf completten Cavallerie - Regimenter in Schlefien und das Regis

ment der Gardes du Corps werden auf 600 Pferde gelegt und formirt jedes

Regiment außerdem eine Depot- Escadron von ebenfalls 150 Pferden. Zum Stamm der Depot - Escadron giebt jede Escadron 2 Unterofficiere und 10 Ge meine , wonachft dieſelbe burch Krümper und Cantoniften complettirt wird.

Die Officiere werden von den Überzähligen aus der Armee dazu gegeben.« » Das Brandenburgiſche und Schleſiſche Ulanen - Regiment formiren zu ſammen 4 Escabrons zu 150 Pferden und eine gleich ftarke Depot . Escadron.a » Sämmtliche Depots müſſen in der Zuſammenſebung der Mannſchaften und Officiere mit eben der Sorgfalt als die Regimenter felbft behandelt wer: ben , weil es die Abſicht iſt, daß fie durchaus in möglichſt kurzer Zeit eben

ſo dienſttauglich ſein ſollen , als jene. Die bisher beſtandenen Marſch - Escas drons find in obiger Stärke mit einbegriffen und werden dazu benußt , dieſe Starke zu erreichen .« 2

» Der Etat einer Cavallerie - Escadron roll ſein : 5 Officiere, 15 lInter officiere, 3 Trompeter , 12 Befreite und 120 Gemeine , wozu per Regiment hinzutreten : 1 Commandeur , 1 Adjutant , 1 Rechnungsführer und 1 Stabs:

Trompeter. – Die Bekleidung der Cavalleriſten ſoll beſtehen in Mantel , Jade, Hoſen , Stiefeln mit Sporen , Ezato , Handſduben, Sođen nebſt kleinen Mon

tirungsſtüden. Die Bewaffnung in Seitengewehren und vorläufig , in ſo weit es baran mangelt , nur einer Piſtole. «

Unter dem 3. Februar erſchien der Rönigliche Aufruf zur Bildung von De: tachements freiwilliger Jäger , die jedem Infanterie- und Cavallerie- Regiment

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1813. attachirt werden ſollten ; am 7. Februar verfügte eine Cabinets - Drbre die Er: nennung der Portépée -Fähnriche, die den Krieg von 1806 bis 1807 mitge:

maďt und derjenigen , welche das Zeugniß der Reife zum Portépée - Fähnrich unbedingt erhalten hatten , zu Seconde - Lieutenants ; ferner am 9. eine ſolche die allgemeine Verpflichtung zum Kriegsdienſte mit Aufhebung der beſtandenen Cantonfreiheit.

Die 3te und 4te Escadron unſeres Regiments , aus Nußland zurüdge: kehrt , ſuchten , wie wir geſehen haben , ſich bei Polniſd) -Wartenberg zu reta: bliren. Des Rönigs Majeſtät bewilligte ben in Rußland geweſenen Officieren bis zum Rittmeiſter hinauf ein monatliches Gehalt als Entſchädigung für die verlorene Equipage. Beide Escadrons rückten nicht mit in das Feld , ſondern ſhidten , als ſie ſo weit hergeſtellt waren , am 22. Mai unter dem Rittmeiſter

v. Mörner ein Commando von 150 Pferden von Öls zum Blocade - Corps von Groß - Glogau ab. Da aber der Feind Glogau entfepte, als es die Ge gend von Steinau erreichte, ſo blieb es mit dem zurüdgegangenen Corps in

der Gegend von Borne und Polkendorf ſtehen , wo es fich dann am 30. Mai mit dem unterbeß nachgerügten übrigen Theil der retablirten Escadrons unter Major b.v Blad a wieder vereinigte. - Nur der Lieutenant Franz Dalmer

und die Ulanen Zietas und Jilla , welche ganz geſund aus Rußland zurüc gekehrt waren , wurden zur 1ſten Escadron verſekt und kämpften in den nächs ften Schlachten ſchon wieder mit. - Die 1ſte und 2te Escabron , welche im Jahre 1812 anfangs auf 6 Wochen in Groß - Streliß und Peisfretſdam , dann .

aber vereint in Polniſch -Wartenberg untergebracht worden waren , batten im .

Herbſte desſelben Jahres einem Feldmanover unter den Oberſten t. Zieten

und 6. Klür , das ſich von Neiſſe bis Shurgaſt hin ausdehnte, beigewohnt , 1

1

dann aber im Winter von 1812 zu 1813 fich mit der Ausbildung der Refru.

ten , welche zur Ergänzung der nach Rußland geſchidten Erfaßmannſchaften

und derjenigen, welche für die Krümper , 0. 5. drei auserercirte Leute per Ess cadron , die jeden Monat entlaſſen werden mußten , eingezogen worden waren ,

fleißig beſchäftigt. Dieſe Thätigkeit erhöhte fich noch, als im Monat Februar 1813 zur Verſtärkung der Escadrons die Krümper einbeordert und die Pferde

vom Lande , Sattel und Zaumzeug aber von den benachbarten Städten gelie fert wurden. - Vom 3. März an ſollten beide Escadrons auf den Feldetat geſebt und 150 Pferde ſtark marſchfertig ſein , wenn ſie indeß auch dieſe Zahl erreichten , fo blieb doch nod).Vieles in der Ausbildung der Leute und Pferde, 1

ſo wie in der Bekleidung , die theils aus Collets , theils aus Littewken beſtand , zu wünſchen übrig. Nichts deſto weniger hatten dieſe noch in der Ausbildung und Formation begriffenen Escadrons ſchon im Februar Gelegenheit gehabt , ihren Eifer zu beweiſen , denn nur ihrem ſchnellen Anrüden gegen die Grenze iſt es zu danken , daß Haufen Zerſtreuter vom Regnier'ſchen Corps , welche bei Breila die Soleſiſche Grenze überſchreiten wollten , die Neutralität des Sule:

fiſchen Bodens zu reſpectiren gezwungen wurden , indem ſie nach Galizien ſich wenden mußten. Den darunter befindlichen Sachſen nur allein geſtattete man , nach vorhergegangener Entwaffnung, den Durdzug durch die Provinz nach

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ihrer Heimath.. – Sehr nachtheilig für die Ausrüſtung des Regiments wurde 1813. der am 28. April im Schloſſe zu Polniſd - Wartenberg ausbrechende Brand. S

Ein beftiger Wind verbreitete das Feuer ſehr raſch, welches die Rammern der Iſten , 2ten und 3ten Escadron ergriff und Alles zerſtörte. Von der 4ten und 1

.

5ten Escabron , welche legtere als Depot - Escadron unter dem Rittmeiſter

v. Wißleben in Wartenberg formirt worden war , rettete Major v. Blacha die meiſten Effecten.

Bei der mobilen Iſten Escabron , geführt von dem Stabs - Rittmeiſter zobn , ſtanden , als ſie in das Feld rüdte : Premier - Lieutenant Fran; Dall mer und die Seconde - Lieutenants Graf v. Weſta rp . Julius und v. Sie : ratowski. Der Wachtmeiſter derſelben war ber nadherige Rittmeiſter a. D.

Rnothe. Die mobile 2te Escadron führte der Premier -Lieutenant v. Slus

godi und ſtanden dabei die Seconde - Lieutenants b. Somitdkow , w. Soid . fuß und v. Winning. Beide Escadrons commandirte Major v. Schmiedes

berg , ein Mann voll Patriotismus , edler Menſchenfreundlichkeit und der ausgezeichnetften Bravour, deſſen praktiſche Renntniſſe und Umſicht ſelbſt der

Feldmarſchall Fürſt Blücher, mit dem er früher ſchon im Privatverkehr ge lebt hatte , hochſchäfte und deſſen Anſichten er bei vielen Gelegenheiten zu hö ren verlangte , weshalb er ihn in das Hauptquartier zuweilen ausdrücklich kommen ließ. - Die Stelle als Adjutant und Rechnungsführer verſab Lieute nant Skallcy. Der Commandeur des Regiments , Major Laroche v. Star fenfels , wurde unter dem 1. März zum Brigadier der Ober - Schleſiſchen Ca ballerie ernannt. Der Stabs - Rittmeiſter b. Malachowski that Adjutanten dienſte ſeit dem März bei dem Brigade - Commandeur Oberſten v. Mutius , Premier - Lieutenant Eugen Daumer bei dem Major Larode v. Starkens fels. In der Armee - Eintheilung finden wir anfangs beide mobile Esca:

drons unſeres Regiments bei der Obers Soleſiſchen Cavallerie - Brigade aufges führt , doch ſchon unter dem 8. März wurden ſie der Nieder - Sülefiſten Bri gade des Oberſten v. Rlür überwieſen. - Getrennt in ſeinen einzelnen Glie-: dern ſehen wir alſo das Schlefiſche Ulanen - Regiment Prinz Biron v. Cur: land , beim Beginn des Feldzuges auftreten und leider erhält ſich dies durch immer wiederholtes Detachiren einzelner Escadrons faſt durch den ganzen

Freiheitskrieg, ſo daß trojdem , daß das Regiment den meiſten großen Schlachs ten und den bedeutenderen Gefechten desſelben beigewohnt hat , es ſelten dazu

gekommen iſt, iin vollſtändigen Ganzen dem Feinde gegenüberzutreten. 1

Seine vielſeitige Verwendung und das beſondere Vertrauen , welches ihm ſtets

zu Theil geworden iſt, find ſein Stolz und ſein Ruhm , aber uns erſchwert die Mannichfaltigkeit ſeiner Berufspflichten das Verfolgen der ganzen Wirkſamkeit desſelben , wenn gleib uns ſcabbare Quellen , als das Tagebuch des Regiments: Commandeurs mit Bemerkungen des nachherigen Oberſt - Lieutenants a. D. John , das des Brigade- Commandeurs Oberſten Grafen b. Hade , des Wachtmeiſters, nadherigen Rittmeiſters a. D. Rothe und des Trompeters der 2ten Escabron lúttle , ſo wie viele andere amtliche und nicht amtliche Schriften und Notizen zu Gebote ftehen, weshalb wir viele Nachficht in Anſpruch zu nehmen !

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1813. haben werden , ſobald es fich darum bandeln wird , die Thátigkeit jedes einzelnen Theiles des Regiments auch in unwichtigeren Momenten genau naczuweiſen. Wir geben daber mit Hilfe der vorgenannten Tagebücher zur chronolo gijd geordneten Beſdyreibung der Begebenheiten des Jahres 1813 , die das Re:

giment betreffen , vom Tage des Ausmarſches der mobilen Escadrons an , über : .

Am 10. März marſcirten beide mobile ( 1ſte und 2te ) Escadrons des Schleſiſchen Ulanen - Regiments unter dem Befehl des Majors v. Somiede : berg aus ihrer Garniſonſtadt Polniſch - Wartenberg aus , gingen am 13. durch Breslau , wo ſie von Sr. Majeſtát dem Könige auf dem Markte inſpicirt

wurden und dann in Parade vorbei defilirten. Zwölf freiwillige Jäger mit ihren Burſchen hatten ſich dem Regiment angeſchloſſen und marſchirten unter Führung des Lieutenants Grafen . Róber , obgleich noch ſehr ungeübt , aber doch ſo gut , als es folche Verhältniſſe geſtatteten, an der Spiße der Escadrons ebenfalls bei Sr. Majeftat vorbei. Noch an demſelben Tage wurde der Marc bis Liſſa fortgeſegt und am 16. trafen beide Escadrons bei Jauer ein , wo fie der Brigade des Oberſten b. Rlúr zugetheilt , in Márzborf und Umgegend

Cantonirungen bezogen. - Am 22. brach die ganze Brigade auf. Major v. Sơmiedeberg ſticß mit der 2ten Escadron und dem Jäger - Detacement zur Avantgarde der Brigade unter dem Major 1. Pfuel. Die Iſte Esca bron dagegen blieb mit den beiden Escadrons des Weſtpreußiſchen Dragoner: Regiments unter Major v. Unruh vereinigt bei der Reſerve der Brigade. Am 24. verſammelte fich die Brigade diesſeits der Sachfiſden Grenje bei Lauban. Jedem Bataillon und jeder Escadron wurde der Aufruf des Königs an ſein Volk und Heer vom 17. Mirz vorgeleſen , der bei Alen einen hohen Muth und anhaltenden Enthuſiasmus zu dem bevorſtehenden Rampfe erwedte. Nach Beendigung dieſes feierligen Actes überſchritten die Truppen mit klin gendem Spiel und von dem Jubelruf der Sächſiſchen Einwohner begrüßt , die Grenze , worauf fie in und bei Lauban Quartiere angewieſen erhielten. Hier ſowohl als in den ſpäteren zehntägigen Cantonirungen bei Zwickau und Rohren bei Altenburg , wohin die Brigade über Dresden , wo ſie auf ei: ner Ponton - Brüde die Elbe paſſirte und vor dem General der Cavallerie v . Blücher, ihrem Corps- Führer , paradirte , wurde die Zeit emfig benust , um den großen Theil der durch den baldigen Ausmarſd gleich nach der For: mation noch fehr mangelhaft ausgebildet gebliebenen Mannſchaft im Reiten und Waffengebrauch, ſo wie in den tactiſchen Bewegungen und dem Felddienſt To viel als möglich zu üben . Zu dieſem Behufe geſchaben auch die Märíde, wenn ſie nicht zu lang waren , wie vor dem Feinde , wobei die verſchiedenen Waffen nach Maßgabe des Terrains wechſelten und ſich unterſtüßten. Man war ſchlecht bekleidet und unvollkommen bewaffnet ausgerückt. Viele der uns dreffirten Pferde, dem Bauer direct aus dem Pfluge geſpannt, waren nur 1

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mit Trenſen gezäumt , viele Leute ohne Såbel und oft nur mit leinenen Jacken bekleidet , welchen Mangel im Regiment der Feldzug in Rußland wohl ganz

beſonders bewirkt haben mochte. Aus dem Depot ſuchte man jegt durch Nach ſendungen das Feblende zu ergänzen. Die unbegründete Annahme, daß der

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Feind ſchon ganz nahe vor der Avantgarde, welche Major v. Pfuel comman- 1813. dirte und die von Zwickau aus gegen Soleiß und Plauen vorgeſchoben wor: den war , ſei, ſo wie die etwas zu peinlich getroffenen Vorſichtsmaßregeln fa tiguirten die derſelben zugetheilte iſte Escadron ungemein und erſchöpften die

Kråfte der Pferde außerordentlich, ſo daß fie ihrer Vereinigung mit der 2ten Escadron , welche in den lezten Tagen des April erfolgte , aus Rüdficht auf

ihre Rampffähigkeit nur gern entgegen feben konnte. — Den 30. April wur: den beide Escadrons nach Frohburg und Gaithain beordert, um Se. Majeſtát den Raiſer von Rußland als Bebedung nach Altenburg zu begleiten , da aber Allerhöchſtbieſelben auf dieſer Tour nicht anlangten , fo bereinigten fich beide am 1. Mai zu Frohburg und trafen im Bivouat bei Rotha bei der Brigade wieder ein. Des Abends 10 Uhr brach dieſelbe auf, paffirte die Pleiße, am 1

Morgen des 2. bie Elfter rechts von Pegau , ſo wie auß den Floßgraben und rückte gegen 10 Uhr Vormittags in die Ordre de bataille. Die Schlacht von Groß - Görſchen am 2. Mai.

Dieſe Solaďt wird dadurch darakterifirt, daß die Verbündeten bei ſehr mangelhafter Commandoführung von der urſprünglichen ſehr geſchidten ſtras tegiſuben Combination abwichen und ihre Rräfte in zu keiner Entſcheidung fühs

renden Dorfgefechten conſumirten , auch ihre überlegene Cavallerie, ftatt fie auf dem ebenſten Boden Deutſchlands kräftig zu gebrauchen , unthätig 1

1

dem feindlichen Feuer ausſekten. » Man ſah, die Preußen und Ruſſen waren Neulinge in Sdlachten mit entſchieden offenſiver Haltung« , ſagt General v. Valentini , und die Wahrheit ſeiner Bemerkung : » In feiner Schlacht ha 1

ben Adjutanten und Galoppins mit dieſem in's Feuer bringen einzelner Abs theilungen , wo ſie eine fanden , die noch nicht darin geweſen , mehr ihr Un : wefen getrieben , als in dieſer « , kann auch an den Situationen , in die ein Theil unſeres Regiments gebracht wurde , fic erproben. Eine Stunde nach dem Einrüden in die Solachtlinie , zwiſchen 11 und 12 Uhr Vormittags , eröffnete eine Ranonade , beren eine der erſten feindlichen 1

Rugeln einen Ulan der lften Escabron - das erſte Opfer dieſes Krieges tödtete, die Sølacht. -– Die Cavallerie der Brigade ſtand in Linie mit : In

terballen hinter ihrer Infanterie , welche zum Angriff auf das Dorf Groß - Gör: ſchen beſtimmt war. Auf dem rechten Flügel befand fich die 1ſte Escadron des Regiments und das Jáger : Detachement, geführt vom Stabs - Rittmeiſter goun , bas Centrum bildeten 2 Escadrons des Weftpreußiſden Dragoner Regiments unter Major b. Unruh und den linken Flügel unſere 2te Escabron , bei der ſich Major v. Schmiedeberg befand. -- Nachdem die Infanterie der Brigade unter Major v. Pfuel Groß - Görſchen im ungeſtümen Anlauf genom

men hatte, erhielten die Dragoner Befehl , durch dieſes Dorf zu gehen , um das weitere Vorgehen der Infanterie zu unterſtüßen , während unſere 2te Ess 1

cadron bie feindlichen Tirailleurs links von Groß - Gör den attafiren ſollte.

Major v. Somiedeberg griff ſogleich dieſe Tirailleurs an und trieb fie mit vielem Verluſt bis auf die hinter dem Dorfe aufgeſtellten feindlichen Infan:

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1813. terie Colonnen zurüd 1, doch mußte die Escabron wieder zurückgeben , als die erneuerten Angriffe des Feindes unſere Infanterie zwangen , ben Ort zu ber: laſſen. Sobald aber die Preußiſchen Garden Groß - Görſden abermals erober: ten , ging fie auch wieder vor und ſtürzte fich , als das 10te Franzöſiſche Hus jaren - Regiment auf die über die Ebene links von Rabna gegen Starſiedel bin borbringenden Tirailleurs ber Garden einbauen wollte , mit rühmenswer: ther Entſchloſſenheit auf dieſe überlegene feindliche Cavallerie, warf ſie unter Tödtung vieler Huſaren , die mit ihren Uniformen den Platz ganz blau be dedten , über den Haufen und bis durch die Intervalle ihrer eigenen Infanterie zurück. Hierbei wurden der Lieutenant v. Schmidtfow und viele Ulanen bers wundet ( * ) , 1 Unterofficier und 2 Ulanen getödtet. – Unterbeß war die 1ſte Escadron mit dem Jäger - Detacement hinter dem rechten Flügel der Brigade rubig verblieben , bald darauf erſchien jedoch ein Adjutant des Ge nerals v. Yorf und forderte den. Oberſt v. Klúr auf , ſeine noch disponible Cavallerie ebenfalls durch Groß - Görſdhen zur Unterſtüßung der Infanterie vor: zuſchiden. Demzufolge ging der Stabs - Rittmeiſter John , geleitet von jenem Adjutanten , mit ſeiner Escadron , zu Zweien abgebrochen , unter dem beftigſten feindlichen Geſchüßfeuer , wobei dem Adjutanten das Pferd unter dem Leibe erſchoſſen wurde , durch das Dorf. An der Lifière desſelben glüdlich angelangt , fand es dort einen breiten Graben mit nur einer Brüde als Übergangspunkt .

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1

von feindliden Tirailleurs befest und 400 - 500 Sdritt dahinter das Corps

des Marſchals Ney in Bataillons - Colonnen aufgeſtellt, welches mit ſeiner Artillerie, die man bis dahin nicht geſehen , nur ihre Wirkung empfunden hatte ,

das Dorf beftig beſdoß. Muthig drang die Escadron bis an jenen Graben bor , ben zu überſchreiten unmöglich war , als ber Commandeur der Cavallerie

der Nieder : Schleſiſchen Brigade , Oberſt v. Mutius , erſchien, einer ſolihen nuga

loſen Aufopferung Einhalt gebot und der Escadron befahl , durch das Dorf zur Brigade zurüdjukehren .

Bei dieſem Zurüdgehen wurde einem freiwilligen Jäger , der dicht hinter dem Rittmeiſter und dem Lieutenant Grafen W. Nöder ritt , von einer Ra nonenkugel der Ropf weggeriſſen. Merkwürdiger Weiſe hatte die Escadron des heftigſten Feuers außer einigen leichten Verwundungen ſonſt keinen weiteren Verluſt. - Am Ausgange des Dorfes wieder angekommen , fand !

den Rittmeiſter Job

ein Adjutant des commanbirenden Generals , der ihn 1

aufforderte, ihm mit der Escadron zu folgen. Dieſelbe trabte nun die ganze Splachtlinie herunter und wurde im beftigen Kanonenfeuer am rechten Flügel

der Preußiſchen Cüraffier - Linie aufgeſtellt, wo ſie zwedlos viel Leute berlor. Nach Verlauf einiger Zeit fah der erſte Adjutant des Generals d. Blúder , Major Graf v. 0. Golk , daß eine Ruſſiſche Batterie von 12 Geſdüşen , auf 500 Schritt rechts ſeitwärts vor die Cüraffier - Linie geſchoben , ohne alle Bes 3

*) Ju ſpäteren officiellen Berichten findet ſich ein Ulan Jafob Saabe , der mit dem Lieutenant v. Schmidtfow zugleich durch das Springen einer Granate am Kreuz verwundet wurde, genannt.

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deđung ſtand, worauf er die 1ſte Escadron mit dem Jåger - Detachement dazu 1813. beſtimmte, die Bebedung zu übernehmen. Hier ſtand dieſelbe 3 Stunden lang bis 6 Uhr Abends , ohne indeß bedeutende Verluſte zu erleiden , während der 1

Batterie ſelbſt 5 Geſchüße demontirt , 4 Artilleriſten und 9 Pferde getödtet wurden ; nach dem die Batterie ſich verſchoſſen batte , fubr ſie ab und die Escadron kehrte zur Brigade bei Groß - Görſchen zurüd , wo ſie fich zwiſchen 7 und 8 Uhr Abends mit der 2ten Escadron wieder vereinigte, welcoe durd die verſchiedenen Angriffe und durch das feindliche Feuer , dem fie viel

fac ausgeſet worden war , auf einen Zug , etwa 30 Ulanen in Reih und Olieb, zuſammengeſamolzen war. Sämmtliche Officiere derſelben, außer dem 1

Major 1. Schmiedeberg, waren verwundet.

» Gänzliche Dunkelheita , erzählt der Wachtmeiſter Rnotbe , hatte enblich das Gefecht zum Schweigen gebracht, als plöblich ein ftarkes Gewehrfeuer

nicht weit von uns Alles in Alarm ſeşte. Eine Menge reiterloſer Pferde jagte an uns vorüber , die wir bei dem Sd;eine der brennenden Dörfer als

Huſaren - Pferde erkannten. Die ihnen bald darauf zu Fuß nacheilenden Hu jaren des combinirten ſowarzoi: Fuſaren - Regiments gaben an, daß fie in der Meinung : es feien Roſaden bor ihnen aufgeſtellt, ſorglos abgeſeſſen wären , 2

als fie plößlich feindliche Infanterie überfallen hatte , in Folge deſſen fid ihre Pferde losgeriffen und davon gelaufen waren. – » Wenn in einer Schlacht: ordnung die Reiterei , wie eine ſtehende Fluth fich bereit hält , auf den erſten

Wink in langen Strömen daher rauſchet, dann fic ergießt und alle Wehren zerreißt « , heißt es in Berenborſt's Betrachtungen über die Kriegskunſt, » ſo erreicht fie das Jbeal der Vollkommenheit, welches man fich von Reiterei machen kann. “ Davon aber ſah man in dieſer Sdlacht Nights ! Nach Ankunft des Vicetonigs von Italien bei Markranſtedt bot ſich von ſelbſt

die überzeugung, daß man in der Ausdauer mit den feindlichen Rräften nicht mehr würde aushalten können. Man woute baber « , ſagt General 6. Slau :

ſewiß , vnoch einen Verſuch machen , ob durch einen plöblichen Anfall in der Dunkelheit die Cavallerie, bom Glück begünſtigt , nicht zu einem großen Res ſultate kommen konnte. Ein Angriff bloß mit Cavallerie ohne Einleitung > Der Marſchau Marmont in ſeinen Memoiren iſt der Meinung : daß obne ben Floßgraben , der den Angriff aufhielt , der Erfolg gegen die Frans jöfiſche Armec gar nicht zu berechnen geweſen wäre , - aber freilich, einen ſolchen Graben hatten die Preußiſchen Generalſtabs -Officiere kennen ſollen ! « Den 3. Mai , gegen 8 Uhr Morgens, jog fich Major v. Schmiedeberg mit beiden Escadrons , dem Rüdzuge der verbündeten Armee nach der Elbe .

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folgend , ebenfalls vom Schlachtfelde ab und ſtieß Abends ſpát bei Borna wieder zur Brigade von Klüg , auf welchem Marſche fich auch der Unterofficier Rorth mit den bei dem nächtlichen Caballerie-Angriff abgekommenen 21 ula nen bei der lſten Escadron wieder einfand. - Am 4. marſcirte die Brigade in das Bivouak bei Coldig. Hier wurde die 2te Escadron , ſo viel es die Mittel erlaubten , ergänzt. Die Unberittenen wurden burd Beute und 25

Sådfiſche Remonte - Pferdc beritten gemacht. Acht Freiwillige, welche im Cantonement bei Zwickau Dienſte genommen hatten , ſo wie die Leichtbleſfirten !

wurden eingeſtellt, woburch dieſelbe die Stärke von 90 bis 100 Pferden ers reichte. – Nach Angabe des Commanbeurs , Majors b. Somiedeberg , bat: ten fich in der Schladt von Groß - Görſchen mit Auszeichnung benommen : Der 5

Stabs -Rittmeiſter John , die Lieutenants 1. Slugodi , v. Somidtkow , .

die Wadtmeiſter Rollmann und Anothe , die Unterofficiere Dil , Ro : jinsky , Sommer , Herrmann , Rowski und Mardte , bie Befreiten Schönknecht, Ropka , Beder und die Ulanen Karger , Nitſchke, Sakr :

jewski , Domnit , Biedermann, Paffondet und Gayda. Verwundet 1

wurden die Lieutenants v. Slugodi und v. Schiltfuß leicht, die Lieutenants

v. Winning und v. So midtfow ſchwer, alle vier von der 2ten Escabron. .

Die 1ſte und 2te Escabron batten am 2. Mai überhaupt folgenden Verluſt ( * ) : an Todten : an Verwundeten :

Offic. 2 Unteroffic. – Trompeter 26 Ulanen 59 Pferbe;

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»

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In Summa = 4 Offic. 4 llnteroffic. 2 Trompeter 89 Ulanen 94 Pferde. Das Jiger Detachement batte cinen Todten. Die Stärke der Escadrons betrug vor der Schlacht in Reih und Glieb ,

nebſt dem Jäger - Detachement, 11 Officiere, 27 Unterofficiere, 268 Ulanen und Jäger , 7 Trompeter und 302 Pferde.

Als Belohnung für Anſtrengungen und Tapferkeit in dieſem Kriege hatte der König unter dem 10. März das eiſerne Rreuz lſter und 2ter Claffe ge ſtiftet. Von unſerem Regimente erhielten für die erwähnte Schlacht ſpäter

das eiſerne Rreuz 2ter Claſſe: Major v. Somiedeberg ( unter dem 13. Juni ) , Premier -Lieutenant Dallmer und Ulan Grüneberg , ( beide beim Major Laroche b. Starkenfels commandirt, mittelſt Cabinets -Ordre vom 29. Juli ) !

*) Namentlich genannt in einer Liſte der Erbberechtigten zum eiſernen Kreuz 2ter Claſſe findet ſich Ulan Heinrich Krife von der 2ten Eseabron , verwundet ain rechten Schlüſſelbein durch eine Gewehrfugel.

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ferner : die Wachtmeiſter Chriſtian Rollmann , Auguſt Anothe , lInterofficier 1813. Carl Herrmann , Gefreite Gottfried Beder ( unter dem 18. Mai ) und Quartiermeiſter Samuel Roſinski (mittelft Cabinets- Drore vom 22. Seps tember ). Den 5. ging der Rüdmarſch unter kurzen Gefechten mit dem nachrücken

den Feinde bis Döbeln. An dieſem Tage verordnete der König die Stiftung der Gedächtnißtafeln aller lebenden und gebliebenen Ritter des eiſernen Kreuzes. Den 6. marſcirte die Brigade bis Meißen , nachdem ſie 1 Meile vor dieſer Stadt durch das Ruffiſde Corps des Generals Miloradowitſch aufgenommen und

abgelöſt worden war. Unſere beiden Escadrons kamen auf Vorpoſten bei Bockwein auf der Straße nach Wilsbruf. - Den 8. Rudzug über die Elbe. Die Un ſerigen , bei der Arriere - Garde berwendet, gingen über die bereits zu brennen -

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beginnende Brüde, nahmen zwar noch eine Aufſtellung in der Vorſtadt, muß ten aber bald dem feindlichen Feuer weichen und bezogen dann ein Bivouak Den 10. Marſo in das Bivoual bei Königsbrüd, ben 11 , in und am 13. in die Poſition bei Baußen , wo die Armee 8 Tage Ramenz das bei ruhte, aber mit Entbehrungen aller Art zu kämpfen hatte. -- Am 20. , Mit: bei Okrill.

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tagế gegen 1 Uhr , als das Corps des Generals v. Kleiſt auf den Höhen von Burg im Gefecht ſtand , marſchirte die Brigade von Klür rechts ab , defi lirte durch Rredwiß , beſegte die von Baſantwik rechts liegenden Höhen und I

blieb in dieſer Stellung die Nacht über unter Gewehr. -- Es war bereits dunkel geworden , als die Escadrons des Schleſiſchen Illanen - Regiments Bes fehl erhielten , im Trabe vorzugeben. Den General v. Blücher an ihrer Spige , trabten fie die vorliegenden Höhen hinan , auf welchen das Geſchüß aus Einſchnitten feuerte, da ſich aber kein Feind zeigte, nur einzelne Paskugeln

berüberkamen , ſo wurde Halt gemacht und unſere Batterien ſtellten bald darauf !

ihr Feuer auch ein. Starke Abtheilungen Roſaden gingen hinter der Aufſtel lung fort , um auf der rechten Flanke die Vorpoſtenfette fortzuſchen. Die Schlacht bei Baußen am 21. Mai. Das Blúder'io e Corps ftand im Centrum der Soladytlinie auf den

Höhen von Kredwiß und von da über Doberſchüß bis nach Pliskowig. Den rechten Flügel bildete das Corps von Bartlay de Tolly bei Gleina , den lin ken binter Jentwig bas Corps des Generals v. Berg , dem fic cas Tages 1

zubor aus Baußen in die Poſition zurüdgebrängte Corps bes Generals v. Mis

loradowitíd anſdloß. General 6. York ſtand in dem ebenen Raume zwiſchen Baſchüß und Kredwig , hinter ihm das gleichfalls zurückgezogene Corps von Rleiſt. Jn Reſerbe die Ruſſiſchen Garden und Cavalerie. Der Gang der

Schlacht war ſehr einfach. In dem waldigen , bergigen Terrain des linken Flügels machte Napoleon durch den Angriff Oudinot's eine bloße Demons ſtration. Starke Colonnen entwidelten ſich aus Bauben und ſtellten ſich aus berhalb der Scußlinie drobend dem Centrum der Verbündeten gegenüber auf , während der entſcheidende Schlag durch die Corps von Laurifton und Ney

gegen die Rüdzugslinie und zwar den rechten Flügel unter Barklay geführt wurde. Als dieſer Ruffiſche General von dem Windmühlenberge bei Gleina

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1813. vertrieben wurde und Blúcher, um ihn zu unterſtüßen , einen Theil ſeiner Re: ſerve gegen Preitig ſựidte, griff der Feind das Centrum auch an , wodurch Blús 1

mer in die üble Lage fam , faſt nad allen Seiten hin Front maden zu müſſen.

Selbſt die größte Bravour der Truppen , wobei fich die Brigade Klür beſon ders auszeichnete , war nicht mehr , als einen geordneten Rückzug der Preußen nach Weiſſenberg und der Ruſſen nach Löbau zu bewirken im Stande. Dieſe Andeutungen mögen den Rahmen bilden , in welchen die Thätigkeit un

ſerer beiden Escadrons , wie ſie unſere Quellen angeben , binein zu paſſen iſt. Mit Tagesanbruch wurden beide Escadrons beſtimmt, zwei Batterien ,

eine Ruſſiſche 12 -pfündige und eine Preußiſche 6 -pfündige, zu deden , welche auf dem äußerſten vorliegenden Berge, ohnweit der Spree, links von Burg ,

aufgefahren wurden. Bei dieſer Gelegenheit ftanden fie drei Stunden lang im beftigen feindlichen Ranonenfeuer , welches mehrere Leute und Pferbe töttete. Stabs - Rittmeiſter John wurde hierbei durch ein Granatenſtück am Fuße verwundet , und ſonderbarer Weiſe fam feines von den Trompeterpferden , die ſámmtlic Scheden waren , lebend vom Schlachtfelde. – Der Feind hatte ſtarke Infanterie - Colonnen der eigentlichen Poſition gegenüber aufgeſtellt, dod blie: ben ſie unthätig ſtehen. Major v. Schmiedeberg brachte mit Hülfe ſeiner Drbonanz einen maréchal de logis der équipages militaires gefangen ein ,

welớer auf die Frage , weshalb jene Colonnen ſich ſo rubig berhielten , die täuſchende Antwort gab : > Es fehle ihnen an Munition und fie wollten des: halb unſeren Angriff abwartena, was auch dem commandirenden General be:

richtet wurde , keinesweges aber der Wahrheit entſprach. – Um die Mittags: zeit, nachdem auch die Meldung eingegangen war , der Marſchall Ney dringe .

gegen Preitiß vor , pafſirte der Feind die Spree und rúdte mit mehreren Ba: taillons - Maſſen und zahlreichen Tirailleurs, unter dem Souße eines günſti gen Terrains , gegen unſere Batterien auf den Kredwiger Höhen vor. ( * ) Unſere beiden Escadrons griffen ſogleich den Feind an , welcher, dadurch ſtubig gemacht, den Batterien Zeit zum Abfahren ließ. Beſonders batte ein Ruſfi: 1

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ſches Gefdüb, deffen Pferde ſcheu geworden und nicht zum Anziehen zu bewe gen waren , ſeine Rettung aus den Händen der Franzöſiſchen Infanterie nur dem fühnen Muthe der llnferigen zu danken. Die Preußiſche Batterie des Lieutenants v. Pipow , von beiden Escadrons und einem Infanterie - Ba taillon gebedt, bejchüßte den Rüdzug der Preußiſchen Truppen gegen die feind

liche Übermacht durch gute Aufſtellungen im Zurückgehen. Ein an der Spiße *) Der damalige Lieutenant, ſpäter Major und Führer des 2ten Aufgebots v. Sie : rafow & fi erzählt : » Die beiden Escadrons unſeres Regiments machten bei die:

ſer Gelegenheit einen glücklichen Angriff auf eine, von der Ruſſiſchen Befaßung .

übereilt geräumte und von der Franzöſiſchen Infanterie ſchnell beſeßte Stanze der Kredwißer Höhen ., bei welchem es ihnen gelang in die Schanze zu dringen ,

und einen Träger des Franzöſiſchen Adlers , ſo wie einen Stabs - Officier, wahr: ſcheinlich den Commandirenden , niederzuſtechen. Auch retteten ſie bei dem ſpäte: ren Rüđzuge den von feindlichen Reitern hart bedrängten General v. Klür durch einen raſchen entſchloſſenen Angriff von der Gefangenſchaft. «

319

der beranſtürmenden feindlichen Colonnen unaufhörlich »» en arant ! « rufender 1813. Officier ward hierbei von einem Schuſſe dieſer Batterie ſo überraſchend ge:

troffen , daß er und ſein Pferd ſpurlos verſchwanden. – Die gute Ordnung, welche bei dieſem Zurüdgehen dieſe Ulanen - Escadrons in dem heftigſten feind lidhen Kartatſch- und Gewehrfeuer bewahrten und die auch ſelbſt da nicht er: ſhüttert wurde , als dicht bei ihnen ein mit ſechs Pferden beſpannter Pulver: wagen in die Luft flog, endiprach allen Anforderungen , welche man bei ſolchen Gelegenheiten an eine tüchtige Cavallerie zu machen berechtigt ſein kann. Als die ganze Brigade Klür vorrückte, mußten die Escadrons zwiſchen den Bataillons .Maſſen folgen und dabei wieder das feindliche Feuer aushalten. S

Auch hier , ſo wie bei dem , nach den größten aber vergeblichen Anſtrengungen der Brigade erfolgten Rüdzuge, blieben ſie in Ruhe und in geſchloſſenen Gliedern. Ein ſeltenes Beiſpiel von Raltblütigkeit bewies bei dieſer Gelegenheit ein Ulan der Iſten Escadron. Eine Baßkugel nämlich tödtete und verwundete zwei Ulanen

und drei Pferde zu gleider Zeit. Der unbeſchädigt gebliebene Ulan Fels ſchnallte ungeachtet des heftigſten Feuers ruhig den Mantelfact von ſeinem todten Pferde ab , ergriff ein anderes freigebendes Pferd , befeſtigte denſelben darauf, beſtieg es und folgte dann der Escabron. - Die Brigade befilirte durch Rredwig , nahm die Richtung nach der Straße von Baußen nach Gör: 1

.

liß und legte auf dieſer den Maríď fort.

Die beiden Escadrons blieben

als Arriere-Garde unter dem Major 8. Ragler zurüd. Eine Escadron Ruf fiſcher Huſaren ſchloß fich ihnen an. Damit die Truppen das Defilé von Würſden ungeſtört pafſiren fonn ten , marſcirte die geſammte Cavallerie der Arriere- Garde gegen Abend bor einer Waſſermühle anf. » Wir wurden hier « , ſagt Rootbe, » nicht allein in der Front, ſondern auch in der rechten Flanke von einer Sachfiſden Bat: terie, wie ich nacher erfuhr, die nur durch einen Teich von uns getrennt war , ſehr wirkſam beſchoſſen. Aus dieſer üblen Lage rettete uns ein fich plößlich erhebender Wirbelwind, der die ganze Gegend anhaltend in Staub húllte und bem Feinde jedes fichere Schießen unmöglich machte , wodurch wir im Stande .

waren , uns ziemlich glüdlich zu Einem und zu zweien durợ und neben der Mühle abzuziehen. -- Dieſer Sturmſtoß,, beleuchtet von der blutroth unter : gehenden Sonne , war eine beſondere Schickung des Himmels; wir finden in den Erzählungen Homer's ſolde von der Gottheit gebotene Momente , mit denen

bem Sulaptenkampfe Halt geboten wurde , - wie Viele von uns zogen hier , hingeriſſen zum Dank für den Allmachtigen , der dem Würgen urplößlich Ein

balt gebot. « – Nachdem die Escadrons das Defilé von Würſchen zulebt von allen Truppen paffirt hatten , ſtellten ſie ſich jenſeit desſelben , Weiſſenberg rechts

habend , an der Straße nach Górliz als Vorpoſten auf. Trotz der großen Er mattung der Pferde, durfte doch erſt nach Mitternacht der vierte Theil ab

wechſelnd abfißen und füttern. -- Den 22. mit Tagesanbrud griffen die Frans 30ſen die Poften der Ulanen an und famen mit vieler Cavallerie durch Groß Würſden , worauf die Escadrons über die Ebne durch das Defilé von Waſſers fretſdam fich zurüdzogen . Von hier aus repliirten fie fich auf die rechts lie:

320

1813. genden Höhen von Reichenbach und ſchloſſen ſich an die hier aufgeſtellte Ruſ fiſche Arriere - Garde des Generals b. Miloradowitſch an. In der Nacht trafen ſie die Brigade bei Görliß , bivouafirten und rúdten in dieſelbe ein . In der Schlacht von Baußen hatten mit Auszeichnung gefochten : der I

Lieutenant v. Slugodi , Dalmer II. und Stalley , die Unterofficiere 1

Maſchke, Gauwiß und Sommer , bie Gefreiten S donknecht und Sonei: der , die Ulanen Dhlendorff, Domnid , Rurg und Fels. Der Verluſt an dieſen Tagen betrug:

Offic. – Unterofficier 4 Ulanen und Jäger 25 Pferde ;

an Todten :

-

18 23 an Verwundeten : 1 1 icier Summa Unteroff in 21Offic. I 22 Illanen und Jäger 48 Pferde. >>

>>

Unter den berwundeten Ulanen finden fich der Gefreite Earl Weſter :

mann und die Ulanen Jobann Mende und Wutfe namentlich genannt. Spätere Angaben erwähnen auch, daß der Jäger Dittrich einen Schuß durch !

das Bein und Ulan Joh. Gottl. Geppert eine Hiebwunde am Ropfe erhal ten båtten. - Vor der Schlacht ftanden in Reih und Glied : 6 Officiere, -

23 Unterofficiere, 5 Trompeter , 179 Jäger und Ulanen und 206 Pferde. Laut Parole - Befehl vom 5. Juli waren dem Regiment für die Shladt bei Baußen vier eiſerne Rreuze 2ter Claſſe zur Wahl bewilligt worden , welde der Unterofficier Joh. Dill , Gefreite Friedr. Dhlendorff, der Ulan Gottfr. Fels und Jäger Heinrich Rarraß erhielten. Für die Officiere John , Dall : mer II. und Skalley zuſammen , war durch Corps - Befehl d . d . Rrippik , den 6. Juli , nur ein ſolches Kreuz beſtimmt, welches dem Lieutenant Stalley zufiel.. - Zum eiſernen Kreuz in Vorſhlag gebracht, aber nicht belohnt wur: den : die Unterofficiere Schlies , Rowski von der lften Escadron , Unter 1

officier Joh. Quitſø , Ulan Gottlieb Schneider und Wilh. Mid aelis von der 2ten Escadron. ( * )

Den 23. Mai ſegte die Brigade ihren Mariď bis in das Bivouat von Walbau fort, den 24. bis in das von Bunzlau. ( ** ) Den 25. verblieb die 1ſte Escadron bei der Brigade , während die 2te Escadron und mit ihr Major b. So miedeberg zur Arriere - Garde des Oberſten B. M utius ſtieß.

Lieutenant v. Slugodi dedte mit der Escadron die rechte Flanke und 30g fich über Niſchwis gegen Hainau zurück , als der Feind den Bober überſchrit: ten hatte.

Überfalls : Gefecht bei Hainau am 26. Mai. Es lag in der Abſicht der Verbündeten , den Rückzug ſo langſam als mög:

lich zu machen. Der General Barklay batte für Wittgenſtein den Ober: Wenn ſich hier feine Übereinſtimmung mit den oben angeführten Perſonen zeigt , ſo müſſen wir darauf hinweiſen , daß jene Namen aus der Erinnerung des Com mandeurs , dieſe dagegen aus den Vorſchlag8 - Liſten geſchöpft ſind. **) An dieſem Tage famen 80 Mann von der Depot - Escadron unter dem Lieute : nant Kayſer bei Schweidniß an , wurden aber nicht weiter geſchickt, ſondern bei der Cavallerie des Majors v. Briren einſtweilen verwendet.

321

befehl des Heeres erhalten und war darüber in das große Hauptquartier ge- 1813. gangen. Blücher commandirte während der Abweſenheit und da der Feind anfing , unſere Arriere- Garbe ſtärker zu drängen , ſo beſchloß Blücher , der feindlichen Avant - Garde ein Verſteck zu legen.

Oberſt b. Dolfs ſollte mit 22 Escadrons und 3 reitenden Batterien aus einer verbedten Aufſtellung bei Schellendorf dem Feinde in Flanke und Rüden fallen , ſo bald er über Michelsdorf auf die Ebne , die ſich von hier

gegen Gohlsdorf bin ausbreitet , vordringen würde ; der Oberſt v. Mutius führte die Arriere- Garde, aus 3 Bataillons Infanterie und 9 Escadrons leich

ter Cavallerie beſtehend, und hoffte, die Franzöſiſchen Vortruppen bald nach fich — in's Verderben zu zichen. Der Feind folgte indeſſen an dieſem Tage 1

Seine Avant- Garden - Diviſion unter General

behutſamer als gewöhnlich.

Maiſon betrat mit furchtſamen Schritten erſt um 3 Uhr Nachmittags jene Ebne , ohne indeß Patrouillen in das rechts gelegene durchſchnittene Terrain

weit genug vorzuſchicken . Das zum Vorrüđen der Reſerbe - Cavallerie durch Anzünden der Windmühle bei Baudmannsdorf gegebene Signal , erkannte Ge neral Maiſon auch als ſolches und ließ ſogleich ſeine Infanterie Maſſen for: miren , aber ſchon war es zu ſpåt, denn Oberſt v. Dolfs ſtürzte ſich mit 3 Regimentern , ohne ſich erſt mit Artilleriefeuer aufzubalten , in dieſelben hin: ein. Was nicht niedergehauen oder gefangen wurde , entfloh durch Michels dorf nach Hainau.. – Dies geſchah ſo ſchnell, daß Major v. Schmiedeberg mit der 2ten Escadron nebſt 4 Escadrons Ruffiſher Dragoner und einer Escas

cabron Ruſſiſcher Huſaren , die ihm der General v. Tích apliß zur Führung übers geben hatte, faum noch Zeit gewann , an dieſem für die Cavallerie ſo glorreichen 1

Gefechte Theil zu nehmen. Er attafirte mit dieſen zur Arriere -Garde des Oberſten v. Mutius gehörenden Truppen , längs der Chauſſee von liegnitz

nach Hainau vorgehend , den linken Flügel des Feindes , warf ihn über den Haufen und eroberte dabei die Ruſſiſche Cavallerie vier , unſere Escadron eine Ranone , völlig beſpannt. ( * ) — Lieutenant 6. Slugodi zeichnete ſich hierbei

mit dieſer kaum 60 Pferde ſtarken Escadron abermals aus. Außer ihm ge denkt der Commandeur Major v. Schmiedeberg noch lobend der Unterof

ficiere Grandey , Gallw iß und Dil , des Gefreiten v. Dforowski und der Ulanen Sakrzewski , Helbig , Rother und Frobnert. – Laut Pas role - Befehl vom 7. Juli erhielt der Lieutenant 1. Slugodi für dieſes Ge fecht das eiſerne Rreuz 2ter Claſſe. Unterofficier Romanowski blieb todt auf dem Plake , ſonſt hátte er für ſeine Tapferkeit ebenfaus dieſen Drben erhalten.

Der Verluſt der Escadron beſtand in : Todten

1 Unterofficier 2 Ulanen 7 Pferden ;

Verwundeten

>>

6

»

9

In Summa = 1 Unterofficier 8 Ulanen 16 Pferden . In der Geſchichte der Kriege in Deutſchland und Frankreich in den Jahren von 1813 und 1814 von C. v. Plotho heißt es : » Oberſt v. Dolfo ſtürzte fich

mit der leichten Garde - Cavallerie, dem Scyleſiſchen Curaſſier - und Schleſiſchen .

Ulanen - Regiment zuerſt auf den Feind .« Dieſe Angabe beruht auf einem 3rrthum . 21

322 1813,

Am 27. blieb die 2te Escabron bei der Arriere - Garbe, befehligt von dem General v. Zieten , ging bei Liegniß über die Raybach und bis auf die Höhen von Wahlſtatt, den 28. bis Mertſchüß, den 29. bis Ruhnern , wo ſie zu den Vorpoſlen fam , welche von dem Major Larode v. Starkenfels comman:

dirt wurden und bis zum 30. in dieſer Stellung verblieben. Ein Corps Fran zoſen marſihirte an dieſem Tage von Jauer nach Neumark. Die Escadron hatte Gelegenheit , von deſſen Arriere - Garde bei Damsborf einige dreißig Ge fangene zu machen . - Den 31. marſchirte dieſe Escabron über Schweidnit in das Bivouak bei Pilzen , wo ſie ſich mit der Iſten Escadron wieder ver einigte und beide den 1. und 2. Juni ftehen blieben . - Am 3. marſchirten fie bis Banthenau , brachen von hier am 4. , Abends , auf und rüdten am 5 . in die Aufſtellung bei Strehlen ein , wo ſie bis zum 8. verblieben , an welchem Tage der Abſchluß des Waffenſtilſtandes bekannt gemacht wurde , in Folge

deſſen ſie in Grögersdorf bis zum 17. Cantonirungs - Quartiere bezogen. Den 17. marſcirten ſie nach Groß - Sürding , wo ſie zu der Brigade des Generals b. Zieten traten. (* ) Hier hatten ſie die große Freude, fich mit der 3ten und 4ten Escadron zu einem vollſtändigen Regiment wieder zu vereinis

gen ; dieſe beiden Escadrons batten auf ihrem Maríde bereits einein heftigen Gefechte mit dem Feinde bei Arnoldsmühle beigewohnt.

In dieſer längere Zeit dauernden Cantonirung wurde auch die 1ſte und 2te Escadron an Leuten und Pferden wieder vollſtändig ergänzt. – Den 8. Juli veränderte das nun complette Regiment ſeine Quartiere , indem es

die Dörfer Oltaſchin, Domslau , Bettlern u. . w. bezog , von wo aus Feld 3

wachen längs der Demarkations - Linie ausgeſeßt wurden. - Am 20. wurde bas Regiment in die Gegend von Grottfau verlegt , um hier zur Reſerves Cavallerie unter dem General v. Roder zu ftoßen. Außer mehreren Paraden ,

worunter eine vor dem General 1. Blücher , Beſichtigungen und Erercier: übungen zur Ausbildung der Mannſchaften und Pferde, geſchah bis zum Abs lauf des Waffenſtillſtandes weiter nichts Erhebliches bei dem Regimente. Einige Cabinets - Ordres aus dieſer Zeit des Waffenſtilſtandes über die Ein :

theilung der Preußiſchen Truppen enthalten zugleich Beſtimmungen , welche nicht allein die Verwendung der einzelnen Waffengattungen der Cavallerie ná *) Ein Brief des Generals v. Klür aus Plohmühl , den 22. Juni , bezieht ſich auf dieſen Wechſel des Regiments in der Brigade , er iſt gerichtet an den Lieutenant .

v. Siera fows fi vom Schleſiſchen Ulanen -Regiment und lautet alſo : - Es iſt mir ſehr leid , daß Ew. Hochwohlgeboren entfernt von meiner Brigade mir die

gefällige Anzeige von Dero Wiedereintreffen bei dem Hochlöblichen Regiment machen , indem ich Dieſelben für dieſe Aufmerkſamkeit danke und bedaure es ge wiß aufrichtig , von ſo ehrenwerthen Officieren und Ulanen getrennt worden zu

ſein , wie diejenigen der beiden Escadrons des Hochlöblich Scyleſiſchen Ulanen Regimento find , die ich gegen den Feind fechtend geſehen , wahrhaft hocyathte. Auch entfernt werde ich indeſſen Theil an Allem nehmen , was w . Hochwohl geboren und dieſen beiden Escadrons begegnet und mich ſehr freuen , wenn ſel D. Klür.« bige mich in ihrem Andenken behalten wollen .

323

ber bezeichnen , ſondern auch die Verhältniſſe , unter denen unſer Regiment 1813. mit anderen Vereinigt zu wirken hatte, berühren. – So heißt es in der Sa:

binets - Ordre an den General v. Blücher, Tradbenberg, den 12. Juli, welche über die Vereinigung der Landwehr mit der Linie ſpricht , unter Anderem : » Die Formirung des 2ten Armee - Corps ( v. Kleiſt) kann dagegen gleich, ſo .

wie ſie fünftig bleiben ſoll, geſoeben , mit Ausnahme der Cavalerie-Regi menter bei den Infanterie- Brigaden , von welchen 35 will , daß fie in der

erſten Zeit mit der Landwehr- Caballerie ſo vermiſcht werden ſoll , wie die Anmerkung in der Formations- Tabelle es beſagt.« ( Dieſe Anmerkung lautet: >> Bis die Landwehr - Caballerie fide an den Krieg gewohnt hat, ſollen bei der

Brigabe immer 2 Escadrons der Landwehr - Cavallerie mit 2 Escadrons der Linien - Cavallerie zuſammenſtoßen.« ) --- In der Formations - Tabelle find bei der Reſerves Cavallerie des 2ten Armee - Corps unter General -Major b. RO : der aufgeführt : 4 Escadrons Garde du Corps , 4 Escadrons leichte Garbe: Cavalerie, 4 Escadrons Oſtpreußiſchen Curaſſier - Regiments , 4 Escadrons Brandenburgiſchen Cúraffier - Regiments , 4 Escadrans Shleſiſchen Cúraffier: Regiments , 2 Escadrons 2ten Solefilden Huſaren - Regiments, 2 Escadrons Sólefiſcher National - Cavallerie, 4 Escadrons Solefiſden Ulanen - Regiments, 8 Escabrons Solefiſder Landwehr : Cavallerie und 2 reitende Batterien. Eine Cabinets - Ordre an Blücher, Neiſſe, den 29. Juli, verfügt : » Zur Avant - Garde rollen an Cavallerie Huſaren und Ulanen , ſo weit es zulaffig iſt, aus denen der Brigaden , der Mehrbedarf aber aus der Reſerve - Cavallerie, von lekterer jedoch nicht Süraffiere, genommen werden. « .

3

Ferner enthält eine Cabinets - Orbre an Blücher, Landed , den 4. Auguſt, .

die Nachweiſung der meiſtentheils nur intermiſtiſch angeſtellten Brigade - Com: mandeurs des 3ten Armee - Corps. Sie giebt beim 2ten Armee - Corps die Brigade des Oberſt - lieutenants Laroche b. Starkenfels, unſeres Regi: ments - Commandeurs , aus 4 Escabrons Dftpreußiſchen Cüraffier - Regiments, 4 Escadrons Schleſiſchen Cüraffier - Regiments und 4 Escadrons Sclefiſchen .

.

.

I

Ulanen - Regiments beſtehend, an , aber unter dem Verhältniß, daß dieſe Bris gabe in der Folge getheilt werden ſolle.

Ebe wir dem Gange der Operationen weiter folgen , müſſen wir hier noch der Veränderungen in dem Officier - Corps unſeres Regiments bis zum Monat Juli gedenken , worauf wir dann die Rang - Liſte von dieſem Monat folgen laſſen. Es wurde nämlich: Unter dem 5. Márz der Portépée - Fahnrich Böhm vom 2ten Schlefiſchen Huſaren - Regiment hier als Seconde - Lieutenant angeſtellt. s

2

Unter dem 5. März Stabs - Rittmeiſter Graf Noftiß, welcher am 24. Februar 1810 vom Dragoner - Regiment Wobeſer Nr. 14 dimittirt worden war , mit vollem Gehalt dieſem Regiment aggregirt.

Unter dem 27. Juni der Premier Lieutenant Daumer zum Stabs - Rittmeiſter in Stelle des zum Adjutanten beim Oberſt v. Mutius ernannten

Stabs -Rittmeiſters v. Maladowski. 3

21 *

324

1813. Unter dem 27. Juni Portépée -Fähnrich Gautier , Unterofficier v. S d midt

bals , freiwilliger Jäger Reinhardt und freiwilliger Jäger Lieben : einer zu Seconde- Lieutenants ernannt. Legtere beide als überсomplett, weil den Seconde- Lieutenants 1. Norelli und Julius ihre Stellen vorbebalten blieben.

Unter dem 19. Juli die Unterofficiere Andre , Soließ , v. 3 aluškowski und v. Barbeleben zu Portépée Fábrids ernannt.

An Stelle des wahrſcheinlich in Moskau geſtorbenen Regiments - Chirurgus Krieger wurde unter dem 3. Juni der Stabs - Chirurgus lampe als ſolder .

bei unſerem Regimente angeſtellt.

Rang : Lifte

von dem Officier - Corps des Schleſiſchen Wlanen - Regiments Prinz Biron don Curland pro Monat Juli 1813.

Charakter.

Vor und Zunamen.

Dienſt

Alter.

Vaterland . zeit. J.

I. M.

Gener.- Major Guſt. Prinz Biron 31 6 Gurland .. 6 und Chef, von Curland , Oberſt- lt. und Chriſtian Laroche 4111 Pfalz ..... 16

Wo fie früher ſtanden .

M.

2 Schleſiſches Curaſſier: Regiment.

.

Commandeur, v. Starfenfels , Major . F. v.Schmiedeberg 34 Joh. Fr. v. Blaca 38 Nittmeiſter ... Theodor v . Mörner 38

Stabe- Nittın. Fr. W. v.Wißleben 36 H. Lud. Leop. John 35

Stabo- Nittm . Cugen Dallmer .. 31

6 Regt. Pleß- Huſaren .

6 Cür.-Megt. v. Heifing. 3 Schleſien .. 23 2 Regiment Bosniafen . Huſ.- Regt. v. Uſedom . 24 2 Marf ... 7 Magdeburg 17 9 Regiment Bosniafen .

3 Halberſtadt 20

9 Preußen .. 19 desgl . .. 15

8

9 5

desgl. desgl .

2

desgl.

u. Adjutant ,

Premier -lieut. Ch. F. v. Michaelis 28

3

Seconde - Lieut. Carl v. Thiele ... 32 Ignaß v . Žeromski / 32

1 Gurland

>>

>

>>

.

»

D )

>>

1 Herzogth.

15 12

6 Huſ-Regt. v. Uſedom . 12 11 Bataillon Towarczye.

Warſchau , 12 desgl. desgl... | 12 8 8 Preußen .. 11 7 deegl.. 4

Jakob v. Slugodi 32 2 Joſeph v. Norelly 31 Franz Dallmer .. | 26

»

doogl .

Joh. Friedr. Wilh. 22 v. Schmidtfow ,

11

desgl.

3

deegl.

1 Huſ. Megt. v. Uſedom. 6 Regiment Towarczy .

desgl.

Joh. Carl Gottlieb 25

3

desgl. ..

7

6

v. Galwiß I. , Fr. Wilh. v. Ty8jka 24 L. Graf v. Weftarp 22

6 desgl. . 2 Sachſen ...

9

4 Huſ.- N.v. Gettfandt.

6

7 Regt. Pleß - Huſaren.

2 Preußen .. 6 desgl. ..

7

2 Regiment Towarczys.

8

6

7 Stralſund .

11 Oſterreich. Cavallerie.

F. A. v. Gallwiß II. 21

S.-lt. u. Reg.- Joh. Chriſt. Sam. 29

Deegl.

Quartiermſtr., Sfalley , Seconde-lieut. Ferdinand Julius. 129

325

1813.

Vor

Alter.

Charakter.

und Zunamen .

Dienſt Vaterland . zeit. Wo ſie früher ſtanden .

I. / M.

I. M.

Seconde -lieut. Ernſt v. Winning 25

2 Neumarf ..

Heinrid, Rorbanz . 22 Erdm . Fr. v. Sie : 20

7 Preußen .. 2 desgl.

7

desgl. .. 6 Schleſien ..

6

3

3

8 Regiment Ulanen.

>

>>

8 6

1 König - Infanterie. 6 Bataillon Towarczyg . Desgl .

rakowsli , 10

>>>

»

>

>>

Fr. Wilh. Kayſer 19 Adolph v.Schidfuß 21 Carl Eduard Böhm 21

6 1

Eduard Gautier .. | 1710

l. v. Schmidthals 18 Guſtav Reinhardt | 23

2

2

Liebeneiner ...

desgl. desgl. desgl.

72te8Schlej.Huſ.- Regt. Schleſiſche Artillerie. Regiment Ulanen .

bedgl. deegl.

Port. - Fähnr. Guſtav Andre .... 20 11 Schleſien .. Ant. v.Zalusfuwsti 24 11 Preußen .. Auguſt Schließ ... 17 USdylefien ..

>

beegl .

3 11 Negiment Ulanen. 3 11 Huſ.- Regt. v. Uſedom . 2

11

Carl v .Barbeleben 1711 Preußen .. Aggregirte officiere: Stabs: Nittm . Graf v. Noſtip. (* ) Premier-Lieut. 6. Graf v. Nöder 29

. |20144 Schleſien .. 16161 4 Drag.- Regt. v. Krafft. 5 Rönigliche Pépiniere. Auditeur .....|B. F. Streckenbach | 31 1 6..Sauf!|18| 1 Füfilier - Bat. v. Rühle. I nter - Stab : :

.

10

7

Cantonirung8- Quartier Ondersdorf bei Grottfau ,I den 28. Juli 1813. s

D. Sdmiedeberg.

Von dieſen Officieren hatten zu dieſer Zeit Königl. Orden : der Chef Prinz Biron den großen rothen Adlerorden , der Oberſt- Lieutenant v. La Rode , die Majors b. Schmiedeberg und v. Blacha, die Rittmeiſter B. Mörner und b. Wißleben , die Lieutenants b. Tiele , t. Norelly ,

Franz Dalmer , Julius und Nördanz den Verdienſt - Orden. Die eiſer: nen Kreuze waren noch nicht beſtätiget.

Geben wir nun wieder zu den Begebenheiten des Krieges nach dem Ablauf tes Waffenſtilſtandes über. Schon am 8. Auguft brach das Schleſiſche Ulanen - Regiment aus ſeinen Quartieren bei Grottfau auf , trennte fich von ber Garde - Cavalerie unter dem Oberſt v. Werder , mit der es bis dahin vereinigt geweſen war , vereinigte ſich mit dem Schleſiſchen Süraſſier - Regiment, mit dem es nun eine Brigabe unter dem Oberſt -Lieutenant Parode v. Stars fenfels bildete und marſcirte bis Schönwalde bei Silberberg. Den 9. nady S

Mittel - Steine. Den 10. war Ruhetag. Den 11. bei Braunau über die Schles fiſche Grenze nach Ezira. Am 12. über Nachod und Skaliß nach Jeſſenig. Am 13. über Joſephſtadt nach Lublau.

Den 14. war Ruhetag. Den 15.

über Horciß nach Ejiemowig. Den 16. nach Aujeſt. Den 17. über die Elbe Dies iſt der heutige General der Cavallerie und General - Adjut. Graf v. Noſtiß.

326

1813. bei Roftilig nach Libiſø . Den 18. war Rubetag. Am 19. in das Bivouat bei Bubin und am 20. in das bei Brir. Alle dieſe Märſche waren ſo ſtark, daß , wenn auch Morgens um 3 Uhr aufgebrochen wurde , man doch erſt Abends um 8 oder 9 Uhr in dem Quartier oder Bivouak anlangte; » es fam darauf an ,I ben Raiſer Napoleon beim Ablauf des Waffenſtilſtandes mit

einer Preußiſch - Ruffiſchen Armee im Erzgebirge zu überraſchen , da wo er folche nur fich gegenüber in Soleſien vermutbete ; und dieſe Operation gelang um fo ficherer, da die freundlichſten Unterhandlungen in diplomatiſchen Bes

ziehungen mit Öſterreich noch beſtanden, Napoleon daber auch fick jdwer überzeugen konnte , von dieſer Seite bekrieget zu werden.« Den 21. wurde Nachmittags 4 Uhr aufgebrochen und der Maríď bis Das Regiment war in Reih in das Bivouat bei Georgenthal fortgeſeßt. und Glied excl. der Commandirten unó Rranken ſtark: 21 Officiere, 55 Unter

officiere, 13 Trompeter , 486 Jäger und Ulanen und 554 Pferde. Stabs: Rittmeiſter John , obzwar von ſeiner Wunde am Fuß nou nicht ganz geneſen , batte fich doch ſchon während des Waffenſtilſtandes aus dem Lazareth zu Glatz zum Regiinente ſchaffen laſſen und führte , wenn auch ohne Stiefel , dennoch febr thấtig die 1ſte Escadron. — Am 22. rüdte das Regiment über die Sach-:

fiſche Grenze bis in die Gegend von Sayda ; am 23. wurde dasſelbe getheilt. Die 1ſte und 2te Escabron unter dem Major v. Schmiedeberg tamen zur Brigabe des Oberſt -Lieutenants v. Rarnal , die 3te und 4te unter dem Ma

jor v. Blach a zu der des Generals v. Pir d. Den 24. Marſch in das Bivouak bei Höſeliß, den 25. in das bei Grana vor Dresden. Am anderen Tage vereinigte ſich das Regiment wieder. Der General - Lieutenant v. Rleift übertrug dem Major b. Schmiedeberg noch das Commando über das Ste

Landwehr -Cavallerie - Regiment mit dem Auftrage , die Communication zwiſchen dem 2ten Armee - Corps und dem des Generals der Cavallerie Grafen v. Witt genſtein mit beiden Regimentern zu unterhalten. Schlacht bei Dresden am 26. und 27. Auguſt.

Am 26. Auguſt, Nachmittags 4 Uhr , befahl der den Oberbefehl über die geſammte alliirte Armee führende Fürſt . So warßenberg den Angriff,

welcher gegen die ſtärkſte Seite der Stadt Dresden unternommen wurde, na: mentlich war dort , wo die Brigade Zieten gegen den großen Garten vorgehen mußte , faſt ganz unmöglich vorzubringen.

Die beiden Cavallerie - Regimenter unter dem Major v. Schmiedeberg nahmen ihre Aufſtellung unweit des großen Gartens , das Dorf Gruna rechts !

babend ; ſie verblieben hier während des erfolgloſen Angriffs freier Preußiſcher Brigaden ( zieten , Jagow und Pirch ) gegen jenen Garten und während der

darauf folgenden Nacht. Nur einmal ging das Regiment im Trabe vor , als gegen Abend feindliche Cavallerie die Ruffiſche Infanterie bedrohte , da aber jene fich bald zurückzog, ſo kam es nicht zum Gefecht. – Am anderen Tage decten beibe Regimenter die Brigabe des Prinzen Auguft von Preußen , als fie nach Vertreibung der Franzöſiſchen Diviſion Serrurier, don Strehlen nach -

327

Leubniß zurüdging; unſer Regiment fand keine günſtige Gelegenheit , bei dieſer 1813. Schlacht ſich auszuzeichnen , hatte aber dennoch durch feindliches Ranonenfeuer, in welchem es längere Zeit ausbauern mußte , manden Verluſt an bleffirten und getödteten Pferben. - Der Regen floß an dieſem Tage in Strömen , Menſchen und Pferde erſchöpften ihre Kräfte in der ſchwierigen Bewegung auf bem erweichten Boden, und das auf die Solacht folgende Bivouat war eines der beſchwerlichſten des ganzen Rrieges, denn es fehlte barin nicht allein an Lebensmitteln und Fourage , ſondern ſogar an Holz zum Feuer. » In dieſer traurigen Lage , in der wir uns im Bivouak befanden « , er: zählt Rootbe, » rechnete ich es mir als ein großes Glück an , daß ich mit zwei

Zügen der Iſten Escadron zum Fouragiren ausgeſchict wurde , ein Geſøäft, welches in finſterer Nacht, beim Mangel lokaler Renntniß und bei der weiten

Entfernung ſolcher Dörfer, die nicht ſchon ausgeplündert waren , keine leichte Aufgabe war. Erſt 14 Meile von unſerem Bivouak entfernt, fand ich an dem Ausgange eines Dorfes eine iſolirt ſtehende Scheuer mit Getreibe angefült.

3ch ließ Hafer und Linſen , ſo viel als nur irgend möglich war , auf die Pferde paden und war kaum damit zu Stande gekommen , als ein Commando Ruſſen , 1

!

geführt von einem Officier, erſchien . Dieſer befahl mir , alles aufgepadte Getreide zurückzulaffen und ihm zu übergeben , welchem Verlangen ich aber nicht entſprad , ſondern meine Leute auf die Pferde klettern und abreiten ließ. .

Die Ruffen kümmerten fich auch weiter nicht um uns ,I als ſie ſaben , daß in

der Scheuer noch Vorräthe genug für ſie vorhanden waren und ließen uns unangefochten wegreiten. In dem Dorfe ſelbſt hatte ich bei dem Durchſuchen

einer Scheuer den Capitain v. Schmiedeberg, Bruder unſeres Comman beurs , ſchwer bleffirt und mit dem Tode kämpfend, angetroffen . Auf meinem Rüdwege, mich zu weit links haltend , kam ich in der Finſterniß an die Frans 1

1

jöfiſden Vorpoſten , auf deren Anrufen ich die entgegengeſepte Seite zu errei den eilte , wo ich ohne Feldgeſchrei und Loſung auch nur dadurch in die Po

ſtenchaine gelaſſen wurde , daß uns die befreundeten Truppen erkannten. « Am 28. Auguſt traten die beiden vom Major b. Schmiedeberg geführ: ten Regimenter zu ber 9ten Brigabe unter dem General v. Klúr , welde , an die Befeble des Generals Grafen v. Wittgenſtein direct gewieſen , ihren

Rückzug auf Dippoldiswalde nahm. Zwei.Escadrons Schleſiſcher National Huſaren ſtießen auch dazu. Der Feind ( bas 6te Corps des Marſchalls Marmont ) folgte mit ftar: fen Caballerie -Maffen , unterſtüßt bon Infanterie, und drängte die zurüdge: bende Brigade lebhaft gegen das Defilé von Poffendorf. +

Gefecht bei Poñendorf am 28. Auguſt. Das Sulefiſche Ulanen - Regiment bildete , als der Major b. Schmiede:

berg feine Cavallerie links abmarſchiren ließ , um im Trabe noch vor Ankunft des Feindes das Defilé von Poffendorf zu gewinnen , die Arriere - Garbe.

Ein Grund, durch den ein kleiner Bach fließt, über deſſen Brüde die Straße fortläuft, war auf beiden Seiten in der Entfernung eines Ranonen

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1813. ſchuſſes von einander burch ziemlich ſteile Bergrúden begrenzt , wovon auch ſchon der entferntere, von der Infanterie und Artillerie der Brigade, ſo wie von der Landwehr - Cavallerie und den National -Huſaren erreicht worden war , während unſer Ulanen - Regiment fich erſt am Fuße desſelben befand und eben

im Begriff war , auf einem Hohlwege dieſe Hoben zu erſteigen. – Einige Fun bert Öſterreichiſche Jäger hatten die Brüde, ſo wie den Bach beſeßt. Eine

Escadron Öſterreichiſcher Chevaur -légers , vom Kegiment Vincent , geführt von dem Rittmeiſter Biller v. Bildſtein , welche ſich ebenfalls unſerem Regi mente angefæloſſen hatte , hielt zur Hälfte hinter jenen Jägern , während die

andere Hälfte und ein Zug der Iſten Escabron , unter dem Lieutenant Julius , auf den dem Feinde zunächſt gelegenen Hoben gegen die feindliche Cavalerie flanfirten. Anfangs zeigten fich den Legteren gegenüber nur einzelne feindliche Lanciers , plößlich aber rüdten ganze Linien feindlicher Cavallerie vor. Das 2te Bergiſche Sanciers - Regiment, geführt vom Oberſten Toll, ſtürzte ſich in Es cadrons - Colonnen auf unſere vorgeſchobenen Trupps und verfolgte fie mit Uns geſtüm durch die Solucht, welche der Weg bildet , bis in den erwähnten Grund.

Die Öſterreichiſchen Jäger , in Gefahr , von Freund und Feind niedergeritten zu werden , retteten ſich noď zeitig genug in die feitwärts gelegenen Wacholders büſche. Unſer Ullanen - Regiment , im Marſche nach dem Ramme der gegen

überliegenden Höhen begriffen , theilweiſe jdon im Hohlwege eingeengt , hörte .

nicht ſobald, daß ſeine Arriere :Garde angegriffen wurde , als der Ruf : Kehrt ! erſcholl, der von dem an der Spiße des Regiments reitenden Major

v. Schmiedeberg ſogleich als Commando ausgeſprochen wurde , dem dann uns mittelbar : Lanzen gefällt! und: Marſch ! Marſch! folgten. Auf dieſe Comman:

do's ſtürzte fich unſer Regiment in Gemeinſchaft mit den Öſterreichiſchen Ehe: beauy -légers , beſeelt und geleitet von dem Eifer , ſo ſchnell als möglich an den Feind zu kommen , in vollem Jagen auf das mit geſpanntem Carabiner den Angriff erwartende Bergiſche Lanciers- Regiment, warf es über den Haufen , verfolgte es durch die Solucht bis auf die Höhen , von wo es bergekommen

war , ſtad gegen hundert Mann nieder und machte noch mehr Gefangene , ſo daß in weniger als fünfzehn Minuten dieſes ſchöne Regiment beinahe völlig

vernichtet wurde, denn nur einem Theile der hinterſten Escadron konnte eš gelingen , zu entfommen . Die Oſterreichiſchen Jäger zu Fuß ſäumten niot, fich durch die Pferde

der getödteten und bleffirten Feinde beritten zu machen , fie ehrten in ſpäteren Tagen , wenn das Regiment fie traf , durch freudigen Zuruf ihre Retter ; auf

jenen Höhen angekommen , ließ Major v. Schmiedeberg, als er dort die feindlichen Truppen erblickte, Apel blaſen und railirte im Angeſicht der feind lidhen Cavallerie - Maſſen ſein Regiment. Bei dieſer Gelegenheit ſprengten ,

wie dies öſter zu geſchehen pflegte, einige muthige Officiere gegen die Front des Feindes vor , um mögliớerweiſe noch einige Gefangene zu machen. Einer

dieſer Officiere, Lieutenant Gautier , rief plößlich ſeinem Cameraden , dem Lieutenant Rörda nz zu , Acht zu geben auf einen Bergiſchen Lancier - Offi

cier , der in ſeinem Rücken mit geſchwungenem Sibel auf ihn eindringen wollte.

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Der durch ſeine Bravour , wie durch andere militairiſchen Eigenſchaften gleich 1813. ausgezeichnete Lieutenant Rördanz wandte hierauf ſchnell ſein Pferd , ent:

waffnete ſeinen Gegner und nahm ihn gefangen. Es war dies der Lieutenant Hadelberg , welcher ſpäter im Jahre 1815 als unmittelbarer Vordermann

des Lieutenants Rördang in unſer Regiment fam ; außer ihm kam zu derſel: ben Zeit der ebenfalls in dieſem Gefechte gefangen genommene Lieutenant Teuſch als dritter Seconde - Lieutenant in das Regiment. ( * ) – Der Erſte, welcher die Hoben in der Mitte der fliebenden Feindc erreichte, war der Un: terofficier Rowski bon dem 4ten Zuge der lſten Escadron. Er ſtach noch kurz vor der feindlichen Cavallerie - Linie einen Lancier nieder.

Verwundet

wurden in dieſem Gefecht von der lſten Escadron die Ulanen Stech und Wewoda. Von der 2ten Escadron war der Illan Michnik todt , 2 Ulanen

bleffirt; 4 Ulanen wurden vermißt, außerdem hatte dieſe Escadron 4 Pferde

und die 3te Escadron 2 Pferde todt. Einige der Verwundungen hatten die Öſterreichiſchen Chevaur : légers veranlaßt, welche in der Verwirrung unſere !

Ulanen trobem , daß dieſe graue , während die Feinde grüne Mäntel trugen ,

verkannten und auf ſie einbieben. – Für Auszeichnung in dem Gefechte bei Poſſendorf ertheilte Se. Majeſtát der König durch Cabinets: Ordre vom 3

23. September dem Major B. Schmiedeberg das eiſerne Kreuz lſter Claſſe, dem Major v. Blad a das 2ter Claſſe. Rittmeiſter John , die Lieutenants

Dallmer und b. Winning wurden öffentlid belobt. Außerdem wurden zur Wahl dem Regimente vier eiſerne Kreuze 2ter Claſſe bewilligt, die der Unter: officier Chriſtian Feifer und die Gefreiten Gottfr. Beichert, Joh. Gottfr. Erdmann und Joh. Krůbn erhielten. Zur Belohnung vorgeſlagen , aber nicht berücfidtigt wurden : Portépées Fähnrich b. Rabonis , Unterofficier Zietas , die Ulanen Abam Souls, Weiß II. , Heinrich Schulb , Rluge, Jadel und Souppe. Nach dieſer Affaire ließ ſich die feindliche Cavallerie während des ganzen febr beſchwerlichen Rüdmarſches nicht mehr ſehen. Abends um 10 Uhr wurde

jenſeits Dippoldiswalde bei Elend in das Bivouaf gerückt.

Den 29. wurde

) Dieſe Mißverhältniſſe ſind ein Beweis , daß dieſes Gefedt, von dem Plotho in ſeiner Geſchichte ſagt: » Dieſe Waffenthat der Preußiſchen Reiterei war um

ſo fühner , als ſie im Angeſicht der zahlreichen feindlichen Colonnen geſchah , in jener Zeit nicht ſo gewürdigt worden iſt, als dasſelbe eg verdiente, was wiederum darin ſeinen Grund fand , daß Major v. S dy miedeberg viel zu beſcheiden und anſpruchled war , um ſeine Thaten durch den Schmuck der Rede zu verherrlichen. Erſt ſpäter, als der Commandant von Graudenz, General v. Toll und andere Generale der Preußiſchen Armee, dieſes Gefechts ehren:

und ruhmvoll für das Regiment gedachten , belebte und Fräftigte ſich die Erinne: rung daran , wenigſtens in engeren Kreiſen . Als durch die Verſeßung dieſer

gefangenen Officiere als Vorderleute ihrer Beſieger eine große Mißſtimmung in dem Ofícier - Corps ſich fund gab , wurden im November 1815 die Patente der

Lieutenants Teuſch und Hackelberg zuricdatirt, ſo daß fie bis zu ihrer Abgabe an ein Garniſon - Bataillon hinter dem Lieutenant Neinhard rangirten.

330

1813. der Rudzug über Altenberg bis Neugeißing fortgeſeßt, am 30. über Vorber: Zinnwald und dem Jägerhauſe durch das Defilé von Eichwald in die Ebene von Topliß , wo die Brigabe von Rlür einige Tage bivouatirte. - » Nur uns ter den größten Anſtrengungen « , erzählt Anothe , » gelang es uns , auf einem

für völlig impracticable gehaltenen , mit großen Steinen und Feléftüden be: bedten Wege durch die Wälder , die Berge hinab , vereint mit einer reitenben

Batterie , den übrigen Theil der Brigade zu erreichen. Jm Thale vor uns müthete die Solacht bei Culm , hinter uns , auf unſerer Flanke, überall , wo wir einen Ausweg ſuchten, knallten uns Schüſſe aus allen Gebüſchen entges gen , ſo daß unſer Marſ außerordentlich gefährdet war Durch dieſe Schwie: rigteiten behindert, hatte das Regiment auch keinen unmittelbaren Antheil an der Schlacht von Culm nehmen können , wie wohl unſere Brigade boch weſents lich dazu beitrug , daß dem Vandamme'den Corps von dieſer Seite ber feine Hülfe zur rechten Zeit erſcheinen konnte. Das Regiment hatte auf dieſem Marſche mehrere tobte und berwundete Reute und Pferde. « ( * ) » Das war der erſte unglückliche Verſuch , den unſcre ſchöne Armee machte,

die Offenſive gegen Napoleon über das Erzgebirge zu ergreifen ; es fehlte uns nichts , als eine kluge Leitung, um cin entſcheidendes großes Reſultat zu 1

erreichen , – dagegen ſaben wir ein ganzes Öſterreichiſches Corps die Waffen ftreden , – wahrlich, es war um zu verzweifeln. Doch aus der Mark Bran: denburg und aus Sclefien grüßten und ſiegreich die alliirten Waffenbrüber unb boben uns das Herz ! und in der Nähe war der Ehrentag von Culm und

ein gefangener feindlicher General - Feldmarſchal ganz bazu angethan , ben erſten Verſuch uns friſch erncuern zu laſſen .« » Am 4. September brach die Brigade wieber auf und rüďte bis über

Nollendorf vor , ben 5. bis auf die Höhen jenſeits Peterswalde, ben 6. bis * ) Von einem Augenzeugen wird und erzählt, daß während des Bivouats bei Tö:

pliß dem Major v. Blach a eine ſehr erfreuliche Überraſchung wurde. Gs hatte ihn nämlich in dem Ruſſiſchen Feldzuge ein Ulan als Burſdie begleitet , welcher eine ſeltene Gewandtheit beſaß , ſelbſt in den ſchwierigſten Lagen die Vorräthe an Lebensmitteln für ſeinen Herrn in einem verhältniſmäßig ſehr befriedigenden Zuſtande zu erhalten. Unter dem Namen » Wilhelmchen « war er überall be: fannt und ſein Späherblick in Allem , was auf den Lebensunterhalt Bezug hatte , machten ihn zu einer ſehr ſchäßenswerthen Perſon für ſeinen Escadrons - Chef. Eines Tages war aber Wilhelm in Rußland verloren gegangen und ſelbſt die eifrigſten Nadyforidungen wermochten nidt , ihn zurückzubringen. Während nun .

>

Major v. Blachy a hier im Bivouaf ſtand , ſah er einen Pulf Roſaden in ſeiner

Nähe vorüberziehen und glaubte in einem Roſaden ſeinen Wilhelm wiederzu: erkennen. (Gr eilte nach, worauf ſich denn bald herausſtellte , daß er es wirklich war , der bei den Koſacken Dienſte genommen hatte. Einige Unterhandlungen mit dem Führer des Pulfs brachten hierauf Wilhelm in ſein früheres Verhält: niß zurüd. Wir finden in den Liſten der 4ten Escadron einen Ulan Hundert , au8 Ruffiſder Gefangenſchaft am 2. September zurückgekehrt, angegeben , fön :

nen aber nur muthmaßlich die Anſicht ausſprechen , daß dieſer jener Wilhelm geweſen iſt, da wir deſſen Familiennnamen nie erfahren konnten.

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jenſeits Berggieshübel , den 7. wieder nach Peterswalde zurüd , wobei von der 1813. 3ten Escadron 1 Ulan und 3 Bferbe bleffirt wurden , am 8. wurde abermals

bis Berggieshübel vorgegangen und den 9. nach Nollendorf zurüdgekehrt; am 10. rúdte unſer Regiment wieder in ſeine Brigade bei der Reſerves Cavalerie

ein . Die Franzoſen machten an dieſem Tage einen ernſtlichen Verſuch , durch die Defile's von Rloſter Graupen und Marienſchein in die Ebene zu bringen , welches ihnen aber nicht gelang. Den 12. wurde das Regiment zur 12ten Brigade ( des Prinzen Auguſt von Preußen ), melde ben zurückweichenden Feind verfolgte, beordert ; die 3te und 4te Escadron rüdten auf die Höhe des Gebirges bei Müdenthurm und Ebersdorf zu den Vorpoſten. Am 18. wurden die in Ebersdorf ſtehenden Vor: poſten von 4 feindlichen Bataillons angegriffen und genöthigt , fich bis Ober: Graupen zurückzuziehen. Hier ſtand der Major b. Wigleben , der ſeine Abs theilung, inſoweit es für uns von Intereſſe ſein kann , folgendermaßen aufges ſtellt hatte : 1 Escadron Garde - Dragoner und unſere beiden Escadrons Ulanen

diesſeit Ebersdorf; an dem Wege , der von dieſem Dorfe nach Mückenthurm führt, eine Felowacht, die ihre Vedetten auf der kleinen Anhöhe an dem Wege nach Fürſtenwalde und Stredenwalde vorpouſfirt hatte. In Ebersdorf ſtand ein Infanteriepoſten von 1 Unterofficier und 12 Mann zur Unterſtüßung der Cavallerie - Feldwacht, ſo wie in den Gebüſchen diesſeits des Dorfes 1 Offi cier, 40 Mann nebſt 10 Schüßen zur Unterſtüßung jener 3 Escabrons. Es war 12 Uhr Mittags, als feinblide Reiterei aus Ebersborf vorrüdte , ihr folgte das Fußvolt in drei Colonnen nadı. Die Reiterei wurbe aus Ebers: dorf , die Scharfſchüßen aus den Bülden hinter dieſem Orte zurücgebrängt. Der Feind rüdte mit Scharfſchüben , von Colonnen gefolgt , gerade gegen

Mudenthurm und Ober- Graupen vor. Major b. Wigleben fendete ſeine Reiterei zurüd und erwartete den Feind mit vieler Rube. ( * ) Am 20. erhielt Major v. Schmiedeberg den Befehl über die Vorpoſten , welche noch durch die 1ſte und 2te Escadron unſeres Regiments verftärkt wurden. Die Aufſtellung dieſer Truppen war folgende : das Füfilier - Bataillon des iften Weſtpreußiſchen Infanterie - Regiments war auf dem Plateau bei Múdenthurm , das Solefiſde Ulanen - Regiment den Geiersberg rechts, das Dorf Ebersdorf in der Front habend , an dem Wege , der von dieſem Orte nad Marienſchein führt , in dem ſogenannten Plagebuſch aufgeſtellt. Dieſem

war eine Compagnie freiwilliger Fußjäger und 30 Mann Infanterie beigegee ben , welche mit einem Poſten den Rirdbof von Ebersdorf beſeft hielten , als

Soutiens der Cavallerie - Feldwachen , die jenſeit dieſes Dorfes bis Müglik ftanben. Abends wurde noch ein Poften von 10 Mann in der Schlucht, die

dicht am Geiersberg nad Marienſchein läuft , poftirt. Eine Compagnie des Solefiiben Schüben - Bataillons ſtand diesfeits Boigtdorf , bart am Dorfe ,

und hatte einen vorgeſchobenen Poften in Müglik , der links die Verbindung mit den Vorpoſten des Öſterreichiſchen Generals Crenville und rechts mit *) Wir entlehnen dieſe Darſtellung aus der Geſchichte diefes Krieges von Plotho.

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1813. ben unſrigen bei Ebersdorf hielt. Durch Cavallerie - Patrouillen wurde rechts

die Communication über Stređenwalde und Schönwalde mit den Vorpoſten des Generals v. Zieten unterhalten. In Graupen ſtand das Bataillon von

Haas , welches auf der Hälfte des Weges nach dem Müdenthurm einen Ver bindungspoſten batte , als Soutien ſämmtlicher Vorpoſten. Die Patrouillen der Ulanen ſtreiften bis gegen Breitenau , wo das Corps von Marmont las

gerte , welches Anfangs die ſeinigen aub bis Fürſtenwalde vorſchidte, als ihm aber einige durch gelegte Verſtede weggenommen wurden , ſich begnügte , einen ſtehenden Poſten gegen Waldorfden vorzuſchieben. Durch Cabinets - Drdre vom 21. und darauf folgende Tagesbefehle wurde 3

Oberſt- Lieutenant Laroche b. Starkenfels an Stelle des mit Tode abge gangenen Oberſten 6. Werber interimiſtiſch zum Brigadier der beiden Garbe:

Caballerie - Regimenter ernannt , er ſollte aber dabei Commandeur des Sole: fiſchen Ulanen - Regiments bleiben. Die erledigte Brigade Commandeur - Stelle

über das Sælefiſche Cüraſſier- und Ulanen - Regiment wurde dem Oberſt - Lieute nant Grafen b. Hade dermaßen übertragen, daß er dabei das Commando des Brandenburgiſchen Cüraffier - Regiments behielt. Nach den Rapporten vom 23. September waren beim Regiment zum Dienſt nur vorhanden : 17 Officiere, 46 Unterofficiere, 9 Trompeter , 4 Chirur:

gen , 2 Fahnenſchmiede, 275 Ulanen und 418 Pferde , und zwar: Offic. Unteroffic. Tromp. Chir. Fahnſchm . Gemeine. Pferde. bei der Iſten Escadron 6 10 3 1 1 80 93 » 2ten » 3ten » 4ten

3 5

»

3

12 11 13

2

1

2

1

2

1

1

96 89 100

112 102 111

Bei dem Jäger - Detachement befanden fich 1 Unterofficier und 13 freiwillige Jäger . » Da das Regiment ſeit dem Rapport vom 21. Auguſt nicht erhebliche Verluſte gegen den Feind erlitten batte , ſo kann dieſe unerhört geringe Stärke nur ihren Grund in einer Maſſe von Commandirten haben , wie wir weiter : hin zum Erſchreden ſehen werden . « Inter dem 23. September wurde der Premier - Lieutenant Graf v. Ros der zur Dienſtleiſtung bei dem Prinzen Biron von Curland commandirt. .

Am 24. detadzirte das Regiment den Lieutenant Julius mit 2 Unter officieren , 1 Trompeter, 19 Ulanen und 22 Pferden zu dem Streifcorps des

Majors v. Colomb. -- Den 27. löſte der Öſterreichiſche General Prinz von Heſſen - Homburg die oben erwähnten Vorpoſten ab , dagegen übernahm Major . Schmiedeberg mit den Bataillons Haas und Rojokul, ſo wie aus dem Solefiſchen Ulanen - Regimente , diejenigen des Generals 6. Srenville bei Hinter- und Vorder - Zinnwald. ( * ) :

*) Obgleich der Tagesbefehl des Generals v. Kleiſt vom 27. September unter .

der an der Tete der Brigaden vom Oberſt -Lieutenant v. Bord geführten Cas vallerie beim Marſche nach dem Lager von Dur auch 2 Escadrons des Schle: fiſchen Ulanen - Regimento angiebt , auch nur von 2 Escadrong dieſes Regimento 1

ſpricht, die mit 2 Bataillons nach Eichwald und Zinnwald detachirt wären ,

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Den 30. wurde derſelbe von den Truppen des Generals 6. Bennigſen 1813.

abgelöſt. – Der Dienſt in dieſer Zeit war bei der Nähe des zahlreichen Fein: des , wo alle Wachſamkeit aufgeboten werden mußte, um nicht in dieſem bo ben waldigen Gebirgsterrain einen Echec zu erleiden , bei täglichem Regen wetter , welches im boben Gebirge äußerſt empfindlich war und bei dem Mangel an Lebensmitteln - Brod gab es ſelten , Salz und Branntwein gar nicht – für Menſchen und Pferbe ſehr beldwerlich. Legtere mußten , obgleich anſtrens gend gebraucht, nur mit etwas Heu fich begnügen. Das Ehlimmſte für ſie waren aber die hoben ſteinigen Berge, die ſie ſo oft hinauf- und hinabflettern mußten , ohne daß man , indem alle Werkzeuge und die Schmiede zerſtört waren , .

.

den Hufbeſchlag in gutem Stande erhalten fonnte. Nur eine rühmenswerthe Thátigkeit und Sorgfalt der Vorgeſeßten , berbunden mit dem guten Willen der Leute , Ades zur Erhaltung ihrer Pferde anzuwenden , bob die volle Wir: fung dieſer

ſtände einigermaßen auf. » Es war die höchſte Zeit , daß der

Monat October die Truppen endlich aus dieſen jammervollen Zuſtanden er: loſete ; wie war es aber möglid ), daß folche Zuſtände fein konnten ? Man hatte ſich von Anfang an den Aufenthalt in Böhmen nur als vorübergehend ,

als den Übergang zum ſchnellen Siege gedacht. Die Niederlage vor Dres den lag außerhalb der Berechnung. « ( * ) Das 2te Armee - Corps unter dem General v. Kleiſt marſchirte unterbeſ

auf Rommotau. Major v. Schmiedeberg folgte mit dem Regiment und den beiden Bataillons demſelben , indem er am 1. October über Dur nach

Liskowi , am 2. bis Triebſgüß bei Brir und den 3. durch Rommotau nach Traſced ging , wo das Regiment fich wieder mit dem Sælefiſchen Cüraffier .

Regiment und der reitenden Batterie Nr. 8 zur Brigade in der Referbe - Ca vallerie vereinigte. – Am 4. marſchirte das Regiment mit der Cavallerie des Oberſt - Lieutenants v. Bord nach Königswalde , ben 5. nach Neuſtadt bei

Schneeberg und den 6. nach Ober : Planit bei Zwickau. - Am 7. wurde das Regiment der Avant - Garde unter dem General v. Zieten zugetheilt und ver einigte ſich mit dem 1ſten Schleſiſchen Huſaren - Regiment. In der Dispoſition zu dem ießt auf Altenburg beabſichtigten Angriff heißt es unter Anderem : » Die beiden anderen Caballerie - Regimenter, worüber 9

vorläufig der Major v. Somiedeberg bas Commando übernehmen wird , brechen bergeſtalt aus ihren Quartieren auf, daß fie um 7 Uhr mit der Tete am Thore von Zwiđau rechts abmarſchirt ſtehen , fie folgen der Infanterie wo fie bis zur Abloſung burd, die Truppen des Generale v. Bennigfen blei: ben ſollten, ſo erwähnt doch keines der Tagebücher einer ſolchen Theilung des Regiments , vielmehr beſtätigen alle die hier wiedergegebene Angabe des Majors

v. Schmiedeberg.

*) » Wir dürfen aus Achtung für die ausgezeichnete Perſönlichkeit nicht außer Acht laffen , zu wiederholen : daß der vortreffliche Oberſt und Brigade - Commandeur v. Werder , deſſen wir im Jahre 1812 Gelegenheit hatten , ſo oft rühmlich zu erwähnen, in dieſer Zeit in Böhmen vom Sclage gerührt plößlich ſtarb .

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1813. ( 10te und 11te Brigade unter General v. Zieten ) , welche um 4 ; Uhr duro die Stadt auf der Chauſſe nach Altenburg bis gegen Gößenthal marſøiren wird.« Hiernad marſchirte die Avant - Garde an dieſem Tage gegen Altenburg vor , da der Feind dieſe Stabt aber bereits verlaſſen hatte , ſo unterblieb der Angriff und die 10te unb Ilte Brigade blieben bei Gößnig ſtehen. Von den beiden Regimentern des Majors b. Somiedeberg famen die Huſaren nato Naundorf , die Ulanen nad Coblenz und Pfersdorf. Zhre Vorpoſten erſtred: ten ſich von dem rechten Ufer der Pleiße bei Pobelmiß über Zumroot bis .

Nieber - Wiebra. Ein Poſten des Ulanen - Regiments unter dem Lieutenant 1. Diele wurde bis Nieber - Arnsborf vorgeſchoben . Auch gingen Patrouillen .

links bis Somóln , redts bis Waldenburg. – Am 9. rúdten beide Cavallerie: Regimenter nebſt der reitenden Batterie von Tuchſen burd Altenburg bis in das Bivouat bei Windiſd - Leuba vor. Sie machten dieſen Marſch vereint mit den beiden Brigaden , wie es die Dispoſition des Generals v. Kleiſt gebot.

Den 10. ſollte ein Angriff auf Frohburg gemacht werden , allein der Feind erwartete denſelben nicht erſt, ſondern zog fich zeitig zurüd. General v. Zieten

ging mit ſeinen Truppen durch Frohburg und verließ dann die Straße nach Borne, indem er rechts abbog , um durch den Brandwald gegen Flosberg hin

dem Feinde zu folgen. Ilnweit dieſes Dorfes wurde die feindliche Cavallerie abgeſeſſen angetroffen und es entwickelte ſich nun bald ein ſehr lebhaftes Ge

fecht, welches damit begann, daß die halbe Batterie von Tuchſen ein wirkja: mes Feuer eröffnete, wodurch jene Cavallerie zum Abmarſch bewogen wurde, der in Colonne auf einem Damme durch einen Wald geſchehen mußte. Major

1. Somiedeberg ging auf Befehl des Generals v. Zieten mit der 2ten Escabron des Ulanen - Regiments, der die 3te Escadron unter dem Rittmeiſter B. Mörner folgte , burch das Defilé von Flosberg und attatirte die Queue der feindlichen Colonne. Weil beim Durchreiten des Defile's von Flosberg

zu zweien und oft zu Einem viel Zeit verloren ging , hatte der Feind ſolche gewonnen , um Infanterie heranzuziehen, welde verbinderte, daß ſein Verluſt ſo bedeutend wurde , als er unter ſo ungünſtigen Umſtänden für ihn hätte

werden können . Portépée- Fähnrid Andre wurde bei dieſem Vordringen in den Wald ſchwer verwundet, åbnlich erging es einigen Leuten der 2ten Escadron. Nach dieſem ging Major b. Blada mit der 3ten und 4ten Escadron des Regiment3 links durch einen Wald gegen Beica vor , wo er den König von Neapel vom Mittageſſen aus dem Schloſſe zu flieben nöthigte und dabei

mehrere Gefangene machte. - General 6. Zieten folgte mit dem Huſaren : Regimente , der lſten und 2ten Escadron Ulanen und der Batterie auf dem ſelben Wege , paffirte das Defilé von Beicha und richtete dann ſeinen Marſo auf Ritſcher, wo er dem Major v. Somiedeberg das Commando über beide .

1

Regimenter und der Batterie mit dem Auftrage übergab , den Feind , welcher .

mit Infanterie Ritſder beſebt hielt , daraus wo möglich zu vertreiben. Major v. Somiedeberg ließ denınach dieſes Dorf beſdießen , um den Feind zum Verlaſſen desſelben zu bermögen ; allein derſelbe antwortete auf dieſes Feuer mit zwei Batterien , die er auf den jenſeitigen Hößen auffuhr.

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Die ganze Haltung des Feindes gab bald zu erkennen, daß er Ritſơer zu bes 1813. haupten ernſtlich entſchloſſen ſei, welches ihm ſeine überlegenheit an Rraften aud nicht lower machte. Als nun überdem noch die Nacht hereinbrach, fand Major v. Schmiedeberg es am Zwedmäßigften , das Gefecht abzubrechen 1

und Vorpoſten langs des Jordansbaches auszuſehen, die links eine Verbindung mit den Ruſſen unter dem Grafen Bablen unterhielten. Der brabe Lieutes

nant Liebeneiner entzog fich nicht der Führung einer ber hier ausgeſepten Feldwachen , obgleich er ernſtlich krant war. - Die Batterie ging unter Be dedung der lften und 2ten Escadron Ulanen durch Beicha zurüc , worauf fie jenſeits desſelben fic placirte, die übrigen 6 Escabrons blieben diesſeits des Dorfes. Das Hauptquartier des Rönigs von Neapel war in Thierbach, eine Stunde hinter Ritſcher. Der Feind hatte an dieſem Tage viel an Gefangenen und Todten berloren ; unter den Lesteren befanden ſich einige Officiere, die auf dem Plaße gefunden wurden . Am 11. verblieben beide Theile ruhig in I

ihrer Stellung; den 12. verließ der Feind die feinige und zog ſich über Mól bus in die von Stórmthal zurüd. Major v. Schmiedeberg rúdte bis Mól: bus vor. Den 13. marſchirte derſelbe zur Brigabe des Generals v. Zieten , die bei Espenhain ein Bivouat bezog. Die 1ſte und 4te Escadron unſeres

Regiments , ſo wie das Dftpreußiſche Cüraffier -Regiment und die Batterie des S

Hauptmanns v. Tuden wurden auf Befehl des Generals v. Rleift zu der

Avant - Garde des Ruſſiſchen Generals Grafen Pahlen geſendet. Am 14. übers ſüritt die Brigade bei Klein - Petſche den Göſſelbach und rúdte bis Stórmthal

vor , wo fie, dieſen Ort rechts haltend , fich in Schlachtordnung aufſtellte. Cavalleries Gefecht bei Liebertwolkwiß am 14. October. Fürſt Schwar Benberg befaßl dem Grafen Wittgenſtein die feind lidbe Stellung vor Leipzig zu recognosciren , wo Rönig Murat das Dorf Marf- Rleeberg mit der Infanterie des Sten Corps ( Fürſt Poniatowski), Wachau mit der des 2ten Corps ( Victor ) und Liebertwolkwig mit der des 5ten Rorps ( Lauriſton ) beſeßt hielt , während ſeine Artillerie auf dem Galgen

berge aufgefahren war und ſeine Cavallerie, mehr als 8000 Pferde , darunter 6 aus Spanien eben angekommene DragonersRegimenter , rechts von Liebert wolfwiß in tiefer Colonne ſtand. Graf Wittgenſtein dirigirte zu dieſem Zwed ben Grafen Bahlen mit 3300 Pferden über Gröbern gegen die Scha: ferei Auenhayn , den Fürſten Gortſdatof mit dem Tſdugujef'ſchen Ulanen:

und Grefofſden Roſaden - Regiment über Stórmthal gegen Liebertwolfwiß und trug dem Grafen Rlenau auf , mit dem 4ten Öſterreichiſchen Armeecorps vor .

Bombſen auf der Grimmaer Straße gegen Liebertwolkwitz vorzugeben. Die 4te und 14te Ruſſiſche Infanterie - Diviſion ſollte Goffa und Gröbern beſeßen. Zur Unterſtüßung des Grafen Bablen wurde noch die Reſerve - Cavallerie

des 2ten Preußiſchen Armeecorps herangezogen , die aber erſt eintraf, als die Ruffiſche Cavallerie zwiſchen Quenbayn und Goſſa gegen libertwolkwig zum Angriff vorging und dann ſogleich auf dem rechten Flügel placirt wurde. Die feindliche Cavallerie wurde unter Befehl bon Murat ( Milhaud , La

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1813 tour -Maubourg, St. Germain und Doumerc ) den Verbündeten ohne Zögern

entgegengeführt und es entſpann ſich nun ein lebhaftes , bartnäckiges Cavallerie Gefecht, welches dadurch um ſo merkwürdiger iſt, als es faſt das einzige Gefecht dieſes Krieges iſt, wo die Reiterei in ſo großen Maſien I

gegenüber támpfte. – Der Gang des Gefechtes war ſehr einfach. Die Regimenter attafirten in der Front einzeln , ſeltener zu zwei in Linie , nad

der Flanke des Feindes hin , aber nur mit einzelnen oder mehreren Escadrons zu gleicher Zeit. Sobald ein Regiment geworfen wurde, ging es zurüd , um fic hinten zu neuen Attafen zu ſammeln , indeß die vorberen zum Angriff vor: gingen. Während des Rampfes traten häufig Pauſen ein. Unſere 1ſte und 4te Escabron , geleitet von dem Major d. Blada, nahmen Theil an dieſem .

Kampfe , indem ſie, wie wir geſehen haben , zu der Avant - Garde des Grafen Pablen detachirt worden waren , und ihre ausgezeichnete Bravour bei den Angriffen gegen die linke Flanfe des Feindes verdiente ſich hier die ſchmeichel hafteſte Anerkennung dieſes Generals. Der damalige Wachtmeiſter der lſten Escabron , Rnothe , crzählt uns Nachſtehendes über dieſes Gefecht:

» Am 14., Morgens, rückte die geſammte Cavallerie des Pahlen'iden Corps

über Magdeborn zwiſchen Gröbern und Gülden - Goffa gegen Liebertwolkwiß vor. Der Nebel war an dieſem Morgen ſo ſtark, daß man kaum die eigenen Regimenter , viel weniger Etwas vom Feinde erkennen konnte. Bei Gröbern .

waren wir auf kurze Zeit abgeſeſſen, denn bald inahnten uns Ranonenſchüſſe zum Aufbruch. Unſere beiden Escadrons befanden ſich auf dem rechten Flügel der Colonne , gefolgt von dem Oſtpreußiſchen Cúraffier - Regiment. Wir ſchwenk ten mit Zügen rechts ab und gingen im ſtarken Trabe eine ziemliche Strede fort. Plößlich , als wir um eine der vielen Anhöhen des wellenförmigen Ter: rains bogen , erblidten wir ganz dicht vor uns eine in Nebel gebüllte feind liche Cavalleriemaſſe in Escadrons - Colonne auf uns zutraben. Shnell ſchwenk: 1

ten wir mit Zügen ein , attakirten mit Ungeftum den Feind , ſo daß er ftugte , Kehrt machte und zurücwich. Wir eilten ventre à terre nach , bis er , uns terſtüzt von ſeinen Batterien , wieder Front machte. Es trat dann eine kurze Pauſe ein , während welcher Flanfeurs gegen einander fochten und unſere bei den Escabrons , weil ſie gegen die übrige Cavallerie zu weit vorſtanden , zu: rüdgenommen wurden. Das Dſtpreußiſche Cúraffier - Regiment ftand uns zus nachſt, dann folgte das Brandenburgiſche und weiter zurüd die übrigen Re: gimenter unſerer Reſerve - Cavallerie. Auf unſerer rechten Flanke formirte

ſich gegen das Ende des Gefechtes ein Öſterreichiſches Huſaren - Regiment , ich glaube Blankenſtein und Klenau's Chevaur - légers , ſo wie ein Ruffiſches Ulanen : Regiment, zur Verſtärkung der Angriffe gegen die linke Flanke des Feindes .

Als der Nebel ſpäter fiel, erhielt man eine freie Überſicht des Solachtfeldes , auf welchem nicht die ganzen Linien auf einmal ,I ſondern die Regimenter eins zeln gegen einander attakirten . Unſere beiden Escadrons machten 16 ſehr glanzende und erfolgreiche Attafen , die der General Graf Pahlen in einem

Parolebefehl beſonders anerkennend hervorhob . Als das Oſtpreußiſche Cüraf: ſier - Regiment nach einem Angriff bis über einen hinten liegenden Graben

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jurudging , folgte ein feindliches Dragoner - Regiment ſo keď nach, daß es faſt 1813. unſern durch jenes Zurückgeben entblößten linken Flügel der 4ten Escadron

ſtreifte. Das Cúraſſier - Regiment ſammelte ſich aber ſchnell jenſeit des Gra: bens und warf den Feind gegen den Graben zurüd , der nun nicht ſo leicht

wieder überſprungen werden konnte, wodurch die Ordnung des Dragoner: Regiments fich löfte. Wir nahmen ſogleich die zurüdfliehende regelloſe Maſſe in Empfang und brachten dadurch dem Feinde einen ſehr empfindlichen Ver luft bei. Bei einem ber Zahl und Zeit nach mittleren Choc wurde der Se

conde: Lieutenant Franz Daumer , wie ich deutlich geſehen habe , von einem Grenadier à cheval, welcher als Flankeur vor der Front ritt, am Kopfe durch einen Schuß getroffen , worauf er bom Pferde ſtürzte. In dem Augen

blid , wo id dem Unterofficier Sommer zurief, dem Gefallenen zu helfen , rüdte auch ſchon die feindliche Cavallerie gegen uns an. Wir gingen einige Scritte zurüd , magten wieder Front und warfen die Feinde zurüc. Wah rend dieſer Vorgänge ſah ich , daß der Grenadier à cheval und ein Dragoner auf den fich aufrichtenden Lieutenant Dallmer einbieben , wodurch ihm ein Auge und frei Finger der rechten Hand berlegt wurden. Wir ſchafften den

Officier hierauf zurüc und er iſt ſpäter zu Altenburg ausgeheilt worden , lei der aber mit Verluſt des Auges und der drei Finger. Sein Bruder, der

Rittmeiſter Eugen Dallmer, welcher ſich als Brigade - Adjutant bei dem Oberſten Grafen 6. Hade befand , war bei dem erſten Angriff des Sole ſich zu lange bei dem Geſchüß, .. fiſden Cúraſſier-- Regiments gefallen. Er ſoll fidh welches dem Feinde abgenommen wurde, aufgehalten haben und dabei von einem feindlichen Dragoner von hinten erſtochen worden ſein. Sein Rörper iſt nie aufgefunden worden. «

Als Graf Klenau gegen Liebertwolfwig vorrüdte und ſein Artilleriefeuer dagegen eröffnete, jog fich der Feind zurüd. Graf Pablen hielt gemäß der Weiſung Wittgenſtein's das Gefecht bis zum Abend bin und ging alsdann gegen Gülben - Goffa zurüd , bei welchem Orte auch Major b. Blad a mit

ſeinen Escadrons das Bivouak bezog. Bei dem Abmarſch dahin traf noch eine Pakkugel zwei ſehr brave Leute der iften Escadron , von denen der Eine augenblidlich getödtet , der Andere aber mit aufgeriſſenem Unterleibe, da er nicht transportirt werden konnte , liegen gelaſſen werden mußte. Der Berluſt der Escadrons in dieſem Gefechte war folgender : Von der lſten Escadron

waren todt : die Ulanen Jakob Polliwodda, Chriſtoph Lucas , Mathias Speda , Nicolai Rutida und 5 Pferde ; von der 4ten Escadron waren tobt : Ulan Weigelt und 5 Pferde ; gefangen oder vermißt : Ulan Kretſd mer und 1 Pferd ; blefjirt: 4 Ulanen , 6 Pferde. Später erhielten als Auszeichnung I

für das Gefecht bei Liebertwolkwit : 1) das eiſerne Kreuz lſter Claſſe: Major v. Blada ; 2) das eiſerne Kreuz 2ter Claſſe : Stabs - Rittmeiſter 306n , Se conde- Lieutenant Franz Dallmer, Escadrons - Chirurgus Sdródter , Lieu: tenant b. Zeromsli. Zur Wahl wurden dem Schleſiſchen Ulanen -Regiment

durch Parole : Befehl vom 31. December 7 Rreuze 2ter Claſſe bewilligt, von denen für den 14. October 3 , und zwar an den Wachtmeiſter Joſeph Leß 22

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1813. mann , Quartiermeiſter Ludwig Wimmer und Unterofficier Benjamin Groß : mann bertheilt turden. — Unterdeß die beiden genannten Escabrons bei Lie: bertwolfwig kämpften , war um 1 Uhr Nachmittags die Infanterie der Bri: gabe b. Zieten in die Poſition zwiſchen Magdeborn und Gröbern gerüdt. Major v. Somiedeberg blieb jedoch mit der 2ten und 3ten Escadron des Regiments, dem lften Sclefiſden Huſaren - Regiment , ber reitenden Batterie b. Mandels:

lobe und 2 Compagnien Schleſiſcher Süßen bei Störmthal ſteben . Am 15. ,

Nachmittags, befahl der General b. Zieten dem Major b. Somiedeberg nach Belgershain zu marſøiren und fich dort wieder mit der Brigade zu vereinigen. Die Schlacht bei Leipzig am 16. bis 19. October. Zu dem Rampfe der Entſcheidung über die Freiheit oder das fortbauernde Joch der Völker Europa's unter Napoleon's Zwangsherrſchaft ſollten auf den Feldern von Leipzig die ebernen Würfel rollen. Unſer Regiment , 16 Offi çiere , 46 Unterofficiere, 9 Trompeter , 365 Ulanen und Jäger , 420 Pferde ſtark, támpfte in dieſen Tagen getrennt in 2 Theilen auf verſchiedenen Punkten. Die 2te und 3te Escadron waren bei der 11ten Brigade ( v. Zieten ) , die mit

dem 4ten Öſterreichiſchen Armeecorps unter Graf Rlenau die 4te Colonne der vom Grafen Barilay de Tolly geführten Truppen am rechten Ufer der

Pleiße , womit der Hauptſchlag gegen Napoleon geſchehen ſollte, bildete. Sie ſollte gegen Liebertwolfwitz vorgeben ; unſere bom Major d. Blaca bers einigte Iſte und 4te Escadron befand ſich dagegen bei der Preußiſchen Reſerve:

Cavallerie des Generals v. Róber , welche mit der Ruffiſden Cavallerie unter Graf Pahlen rechts von Goſia vorrüden ſollte , um die Verbindung zwiſchen

den Colonnen des Prinzen von Würtemberg und des Fürſten Gortſdatof II. zu unterhalten , von denen die erſtere Wachau , die legtere ebenfalls Liebert wolkwiß zum Dbjekt erhielt. Graf Klenau ließ ſeine Colonne am 16. zwi: ſchen Groß- Pößnau und Fuchshayn aufmarſchiren und ſchob die Reiterei der Avant - Garbe , ſo wie das Infanterie- Regiment Rerpen mit 2 Batterien nach dem vom Feinde noch unbeſegten Rolmberge bor. Während die Öſterreichiſbe $

Reiterei von der Diviſion Mohr über den Rolmberg hinausging , über den

Wechſelgraben ſeßte und das ihm über den Töpfergraben entgegentrabende 2te Franzöſiſche Cavaleriecorps ( Sebaftiani) attakirte , eröffneten 2 Oſterrei chiſche Batterien vom Rolmberge ein heftiges Feuer gegen die linke Flanke des bei Liebertwolkwiß, ſtehenden 5ten Franzöſiſchen Corps ( Lauriſton ), unter deſſen Shuß das Oſterreichiſche Infanterie - Regiment Erzherzog Carl um den Rraben wald berum gegen Liebertwolfwiß vorbrang und dieſen Marktfleden nad bart: nådigem Widerſtande der Franzoſen erſtürmte. Die Vortheile, welche die 4te Co lonne errang , waren jedoch von kurzer Dauer, denn die Heiterei der Oſter reichiſchen Diviſion Mohr erlag der Übermacht der Caballerie Sebaftiani's , und der Rolmberg , ſo wie auch Ricbertwolkmiß , mußten verlaſſen werden , als I

nach 11 Uhr die vorderſte Diviſion ( Charpentier ) des 11ten Franzöſiſchen Corps ( Macdonald ) von Taucha eintraf , gleich von Holzhauſen eine Colonne gegen den Rolmberg vorſchickte und durch eine andere das Corps von Lauriſton unterſtüßte.

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Major v. Somiedeberg hatte während dieſer Vorgánge den Befehl 1813.

ausgeführt , mit den Ulanen und Huſaren gegen den Rolmberg , der mit Ófter reichiſcher Infanterie und Artillerie beſegt war, vorzurüden und ſich im Aligne inent der bereits rechts ſtehenden Cavalerie aufzuſtellen. Als nun die Fran:

zoſen die Oſterreicher von jenem Berge vertrieben und fich der Geſchüße be mächtigen wollten, eilten die Ulanen und Huſaren , die feindliche Infanterie anzugreifen .. Dieſelbe formirte ſogleich drei Quarré's. Der Rittmeiſter V. Mörner , ein Mann ſeltener Entſchloſſenheit und Bravour ,

ſtürzte fich mit der 2ten und 3ten Escabron unſeres Regiments muthig den Berg hinan , gerade auf das mitttelfte Quarré , welches zwar feuerte, aber dann beſtürzt über ſo ungewöhnliche Rühnheit, die Gewehre wegzuwerfen be: gann , um zu flieben , wodurch die erwähnten Geſchüße bis auf eines befreit

wurden. (* ) Der Major b. Engelhardt ſprengte mit ſeinem Huſaren -Re giment im geſtredten Galopp , wie auf dem Exercierplage geordnet , gegen die lints ſtehende Maſſe ber feindlichen Infanterie vor , wurde aber am Einbauen

gehindert, weil einige zurüdfehrende Öſterreichiſche Escadrons von dem Hu. faren : Regiment Erzherzog Ferdinand fich auf ſein Regiment warfen. Dieſer Umftand, ſo wie der , daß die rechts ſtehende Cavallerie nicht angriff , wodurch die Ulanen - Escadrons von dem rechts ſtebenden Feinde Feuer erhielten , ferner

da die Öſterreichiſchen Bataillons fortwährend im Retiriren blieben, ja ſogar ihre Tirailleurs auf die Ulanen und Huſaren ſchoſſen , zwangen unſere Ulanen , die ſo glänzend errungenen Vortheile aufzugeben , und ſich in die Aufſtellung der Brigade zurüdzuziehen. Der Verluft, welchen beide Escadrons hierbei erlitten , war nicht unbedeutend. Der Adjutant und Rechnungsführer Lieute nant Slalley wurde kurz vor dem Quarré durch die Stirne geſdoſſen und

blieb augenblicklich todt ; der Major v. Somiedeberg , Nittmeiſter b. Mors I

ner und Lieutenant v. Winning wurden bleſſirt, doch verließ Erſterer das Regiment nicht. Dem Lieutenant v. Slugodi wurde beim Zurüdgeben das Pferd unter dem Leibe erſchoſſen , um dem Regimente dennoch folgen zu fón: nen , faßte er ſchnell den Steigbügel eines Ulanen und ließ ſich ſo fortbringen , 1

welche Anſtrengung jedoch einen Blutſturz zur Folge hatte. – Von der 2ten -

Escadron waren ferner toot : die Gefreiten Friedrich Oblendorf und Gottfr. Wolff, der Ulan Martin Rliſts und 9 Pferde; vermißt wurden die Ulanen Carl Dausler , Jakob Woydzig , Lorenz Barzig , Joh. Kleinw echter, * ) Alo in ſpäterer Zeit der Lieutenant Gautier mit dem Regiment nach Laon in das Quartier fam , trat ihm bei dem Abſteigen vom Pferde vor ſeiner Wohnung der ihn lange Zeit aufmerkſam beobachtende Wirth mit der Frage entgegen : · Giebt es in Ihrer Armee noch ein anderes Regiment, welches blau und rothe Flaggen hat ?. Nein « , entgegnete der Officier. » Dann « , bemerkte Jener , » muß ich anerkennen , daß dies ein ſehr braves Regiment iſt, ich habe es bei Leipzig im Angriff auf unſere Quarré's kennen gelernt, aber « , ſeßte er mit Franzöſiſcher Zuverficht hinzu : „ das Bataillon , welches ich damals die Ehre hatte zu commandiren 1, würde Ihr Regiment , ſo brav es andı iſt, dennoch nicht >

>

>

1

geſprengt haben .« 22 *

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1813. 301. Rrüger , Job. Pietard ( febrte ſpäter zurüd ), Franz Hannad und

3 Pferde. Bleſſirt waren 3 Unterofficiere ( darunter der Unterofficier Dil , den eine Rugel in die Bruſt traf , aber ſo glüdlich an der Rippe herumgelaufen war , daß der Regiments - Arzt Dr. Lampe fie ihm noch auf dem Schlachtfelde am Rüden herausſchneiden konnte ) , 8 Ulanen und 4 Pferde. Von der 3ten Es

cadron waren todt : Unterofficier Friedr. Krug , Gefreiter Jor. Großpietro , Ulan Gottfr. Dövirelt und 15 Pferde ; vermißt wurden : die Ulanen Chriſt. Rluge , Carl Müller und 2 Pferde; verwundet : 1 Unterofficier, 12 Ulanen und 16 Pferde. Über die Wirkſamkeit der Iſten und 4ten Escadron an dieſem Tage berichtet uns das Tagebuch von Knotbe Folgendes : » Am 16. Morgens rüdten wir in die Solachtlinie bor. Major b. Blada

verkündete uns , daß eine Schlacht geliefert werden würde , und ermahnte uns

zu treuer Pflichterfüllung und Ausdauer. Raum hatte er ausgeredet, ſo gab unſerer Seits eine auf der links vor uns gelegenen Höhe aufgefahrene Bat:

terie das Signal zum Angriff , und ſogleich entſpann ſich eine lebhafte Rano: nade. Anfänglich war von jeder Escadron ein Zug zum Flankiren und zur Dedung der im Feuer ſtehenden reitenden Batterie vorgeſchidt worden. Bon

der iften Escadron führte der Lieutenant Liebeneiner denſelben. Das hef tige Feuer nöthigte aber bald , dieſe Züge wieber einzuziehen. Um die Heftig feit des Feuers zu charakteriſiren , führe ich hier beiſpielsweiſe an , daß ich den Ulan Sdufter iin Verlauf von kaum einer halben Stunde dreimal durch Pferbe getödteter Leute habe beritten machen müſſen. Das Geſcütfeuer wurde noch ſtärker, als eine feindliche Colonne Cavallerie und Artillerie aus Liebert wolfwiß debouchirte, ihre Geſơüße im ſtarken Trabe gegen unſere Linie auf fahren und wirken ließ. Da wir nun unmöglich länger auf unſerem Plaße ausbauern konnten , befahl Major . Blada , mit Zügen Rechtsumkehrt zu ſchwenken , worauf beide Escadrons , trop der einſchlagenden Kugeln , im ruhigen Schritt gegen Goſſa zurüdgingen. Bei dem Herumſchweden der Züge zerſchmetterte eine Ranonenfugel dem linken Flügelmann ber iften Escabron , Befreiten W uſtmann , den linken Oberſchenkel, er blieb zwar noch auf dem Pferde hängen , auc ließ ich ihn zurückbringen , doch iſt nie mehr etwas von I

1

ihm zu hören geweſen. - Unterdeſſen hatte das Gefecht auf der andern Seite -

von Boſſa für die Verbündeten eine ungünſtige Wendung genommen , in Folge deſſen Napoleon durch eine Cavallerie - Maſſe von 8000 Pferden , die er hin: ter dem Gehölz von Wachau ſammelte, einen entſcheidenden Druc gegen das Centrum der Adiirten , die Colonne des Prinzen von Würtemberg bei Boſſa ausüben wollte. Unaufhaltſam drang dieſelbe gegen Goffa bor , warf ſelbſt die ihr entgegengeſchidte Ruffiſche Garde - Cavallerie auf die Lehmgruben bei

dieſem Orte zurück und bedrohte ſogar ſchon die auf einer dahinter liegenden Höhe haltenden Monarchen. «

» Der Major v. Blach a erhielt , nachdem er von den Anhöhen vor Goſſa zurüdgegangen war , den Befehl, iconell auf die andere Seite des Dorfes zu

marſchiren. Im ſtarken Galopp eilte er mit ſeinen Escadrons in die bezeich: nete Gegend und ſtürzten wir uns in demſelben Augenblick auf die feindlichen

1

341

Cüraffiere, als die von dem Raiſer von Rußland über den Damm bei den 1813. Lehmgruben ben Franzoſen entgegengeſendeten Garbe - Roſaden unter Graf Drlof : Deniſof ihre bekannte rubmvolle Attale machten , woburch die nach einer ungewöhnlich langen Carriere außer Athem gekommene feindliche Reiterei aufgebalten wurde. Wir befanden uns hier in dem bunteſten Hand gemenge mit Franzoſen und Ruffen , und ritten kämpfend durcheinander. In ben fo gebildeten wirren Knäuel fchoß die feindliche Artillerie mit Rartätſen , welches den Franzoſen aber eben ſo viel Opfer foſtete, als uns. Mit Hülfe anderer herbeieilender Preußiſcher Reiterei (Neumarkiſche Dragoner und Schle fiſche Süraffiere ), wurde der Feind dann vollends nach Wacau zurüdgetrie ben.

Nachdem die Escabrons fich wieder geordnet batten , zogen fie fich in

ihre frühere Stellung , aber náber an den Univerſitäts - Buſ ( zurüd, wo fie bis zum Abend halten blieben und am 17. mit den Waffen in der Hand , wie die übrigen Truppen ruhten. – Als ich am Nachmittage dieſes Tages zur Auffindung von Lebensmitteln ausgeſchidt wurde , traf ich den General Gra

fen Rlenau , dem ich einige Auskunft über unſere Aufſtellung geben mußte.« » Am 18. rúdten wir mit der Reſerve- Cavallerie des Generals b. Röder , die wieder zum Kleiſtſchen Corps geſtoßen war , gegen Probſthayda vor. Da wir nicht weit von dem Orte vorbeifamen , wo das Caballerie - Gefecht am 16. ftatt gefunden hatte , ſo wurde ich mit dem Burſchen des Lieutenant lies beneiner ausgeſchidt, dieſen nach jenem Gefechte vermißten Officier, von

bem Niemand eine beſtimmte Auskunft zu geben wußte, wo möglich aufzufin den . Wir beſaben bergeblich zahlloſe Leichen , endlich aber fanden wir einen nadten , auf dem Baude liegenden , mit Wunden bebedten Leichnam , in wel:

dhem wir Beibe ben Lieutenant Liebeneiner zu erkennen meinten , was noch

durch einen um den Hals gewundenen Strumpf, wie er , krank, ihn am 10. auf der Feldwache trug, beſtärkt wurde. Mit Hülfe eines von einem vorüberfah renden Munitionswagen entliebenen Spatens , bergruben wir den Rörper und meldeten dann den Vorgang der Escadron. Wie erſtaunt war ich aber , als ſpäter bei Erfurt ein Soreiben Liebeneiner's aus Grimma , wo er fich ſchwer

verwundet im Lazareth befand , einlief ; durch das Rartatſchfeuer während des erwähnten Gefechtes war nämlich ſein Pferð getödtet und zugleich ſein rechter Arm zerſchmettert worden , er war bewußtlos liegen geblieben , erhielt dabei noch einen Stich in den Unterleib , wurde alsdann von den Franzoſen fortges 1

Idleppt, bis auf das Hemde entkleidet , der Arm ibm noch auf dem Schlachte felbe amputirt und ihm alsdann befohlen , nach Leipzig zu geben.

Er batte

fich aber zu verſtecken gewußt , am Abend den Univerſitats - Buſch erreicht, war dort bis zum 18. früh ohne alle Nahrung verborgen geblieben und batte fich dann , als er aus dem Schalle des Kanonendonners auf den Rüdzug der Frans

doſen ſchloß, aus ſeinem Verſtec hervorgewagt , worauf er durch einen Roſađen vor ben General v. Bennigfen geführt wurde , der ibn nach Grimma in das Lazareth bringen ließ. «

( Gebührenden Reſpect für eine ſolde Natur.)

» Als die Escadrons vor Probſtheyda ankamen , machten ſie Halt und marſdirten in linie auf. Wir hatten hierbei noch ein ziemlich bedeutendes

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1813, Ranonenfeuer auszuhalten , burch weldes unter Anderen auch ber brabe Un

terofficier Maſchke der lſten Escadron , der ſchon im Jahre 1807 bei Glas ſich die goldene Verbienft Medaille erworben hatte ( Ⓡ ) , tödtlich getroffen wurbe. Major v. Blada nahm ſpäter die Escabrons aus dem Feuer etwas zurüd , wo wir bis zur Nacht ohne weiteren Verluft ftehen blieben und dann

bivouafirten . 35 wurde zum Fouragiren beorbert, konnte aber , wegen der mit Todten und Bleſfirten angefüllten Dörfer, nicht früher als in Stormthal

in eine Seuer bringen , aus der ich am nächſten Tage , um 2 Uhr Morgens , einige Vorräthe herbeiſchaffte. Am 19. , bei Anbruch des Tages , rúdten wir

gegen die Stadt Leipzig vor und blieben bei dem Vorwerk Thonberg halten , wo ſich bald darauf das ganze Regiment wieder vereinigte, « So weit Anothe.

Aus dem Bericht des Majors v. Somiedeberg ergiebt fich das Ver halten der 2ten und 3ten Escadron in der Zeit vom 17. bis 19. October. Es beißt darin alſo :

» Den 17. ließ der General v. Zieten die Brigade links abmarſdiren und mit derſelben die lifière des Univerſitats - Waldes auf der Seite nach Liebert woldwig zu , beſeßen. Die Huſaren , Ulanen und reitende Batterie von Man delslobe ftellten fich, denſelben links behaltend , bei dem Jägerhauſe auf. Am 18. fegte fich die Brigade in der Richtung, Liebertwolfwiß links laffend, gegen 1

1

Zucelhauſen und Holzhauſen in Bewegung , welche Drte von ihr genommen wurden. Der Capitain 6. Mandelslobe machte ein ſchönes Manober , er fubr mit ſeiner Batterie unter Bebeckung der 2ten und 3ten Escadron Ulanen ,

die nach der Abweſenheit des bleſſirten Rittmeiſters b. Mórner, ber Lieutes

nant v. Tiele commandirte , auf den Höhen rechts von Holzbaufen auf und hielt durch ſein wirkſames Feuer den Feind ſo lange ab , diefen vortheilhaften Poſten zu beſeßen , der , ihn wieder zu nehmen , den diesſeitigen Truppen viel

gefoſtet haben würde , bis er von den Ruſſen befekt wurde. Das Huſaren Regiment ging bei Zudelhauſen links vorbei und ftellte fich ſo auf , daß es vorkommenden Fals zu Allem bei der Hand ſein konnte. Das Dorf Probſt beyda wurde von den alliirten Truppen öfters genommen , ohne jedoch völlig behauptet werden zu können , indem die Franzoſen in Angriffsmaſſen dabinter ftanden und immer neue Verſtärkungen hineinwarfen. Ruffiſche Cüraffiere gin gen , dieſes Dorf links laſſend , zum Angriff vor , mußten aber wegen des bef:

tigen Rartatſchfeuers und der vortheilhaften Stellung des Feindes zurückgeben. Das iſte Soleſiſche Huſaren - Regiment machte daber links eine Viertelſchwens kung ,1 um die feindliche Cavallerie in ihrer rechten Flanfe zu faſſen , wenn fie etwas gegen die zurückgebende Ruſſiſche unternehmen wollte. Bei dieſer Ges legenheit hielt dasſelbe mit einer lobenswerthen Ruhe und Ordnung das ſtärkſte Eine andere officielle Nadzricht giebt an , daß der Unterofficier Gottlieb Maſchfe, welcher im Jahre 1810 bei der Commandeur- Escadron , früher aber bei der Infanterie - Compagnie von Stengel geſtanden hatte , für Auszeichnung in Sdle ſien bei dieſer Compagnie die goldene Verdienſt - Medaille erhalten habe. Mit dem Befiß dieſer Medaille war eine monatliche Zulage von einem Thaler ver: bunden .

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Ranonenfeuer aus. Dasſelbe ſowieg mit einbrechender Finſterniß, worauf der 1813.

General b. Zieten dem Major v. Schmiedeberg befahl , die Feldwachen

gegen Probſtheyða und Stötteriß auszuſehen. Alles übrige blieb die Nacht *

;

1978

über unter dem Gewehr in der Gegend von Zudelhauſen .« » Den 19. , des Morgens 3 Uhr , ließ der Major v. Schmiedeberg dem

General B. Zieten den Abzug des Feindes aus Probſtheyba melden , worauf auch ſogleich dieſer General ſelbſt zu den Vorpoſten kam und bis über gedach -

tes Dorf mit denſelben vorging. Da aber Stötteriß noch ſtark vom Feinde befekt war , ſo konnte nichts unternommen werden , ſondern das Vorgeben des Gangen mußte abgewartet werden , welches gegen 10 Uhr erfolgte. Die Eins nahme von Leipzig machte der Schlacht ein Ende. Der Major b. Smie: deberg rådte mit dem wieder vereinigten Ulanen - Regiment in die Referbe Cavallerie und in das Bivouat vor Leipzig. In dieſer denkwürdigen Schlacht hatte das ganze Regiment mit einer Tapferkeit gefochten , die des Preußiſchen 1

Namens würdig war. « Der noch nicht erwähnte Verluſt bei der iften und 4ten Escabron am

16. betrug bei der 1ſten Escadron an Todten : 10 Pferde ; an Verwundeten : I Unterofficier ( Chriſtian Nad tiga ll ) 5 Ulanen und 18 Pferbe; an Ber

mißten : 3 Ulanen ( Johann Bartel, Anton Niedella [ kehrte ſpäter zu rúd ) , Johann Piontel ) und 5 Pferde. Bei der 4ten Escadron an Todten : 2 Ulanen (Raſchke und Herde ) und 6 Pferde ; an Verwundeten : 3 Pferde ;

an Vermißten: 2 Ulanen ( Trautmann und Kloſe ( fehrte ſpäter zurück ]) und 2 Pferbe. - Von den Berluften in den ſpäteren Tagen iſt uns nur der Tod des Unterofficiers Gottlieb Maſd fe von der lſten Escadron am 18. befannt geworben. Als Auszeichnung erhielten für die Schlacht bei Leipzig und zwar für den 16. October ſpäter:

e

a) das eiſerne Rreuz ifter Claffe: Seconde- Lieutenant 6. Slugodi ; b) das eiſerne Rreuz 2ter Slaſſe: der Rittmeiſter v. Mörner , die Ses conde : Lieutenants v. Winning und liebeneiner. Ferner von den zur Wahl dem Sülefiſchen Ulanen - Regiment überwieſes nen fieben reuzen 2ter Claſſe, von denen drei , wie wir geſehen haben , für das Gefecht von Liebertwolfwitz ( * ) bertheilt worden waren , empfingen die noch übrigen vier Rreuze : die Unterofficiere Heinrich Sommer , Ferdinand

Sawiſtowsli, Gottlieb Gallwiß und der Ulan Carl Friedrich Geiſter; der #) Die Trennung der Schlacht von Leipzig von dem Gefedite bei Liebertwolfwit in den Ordensliſten verfügt der alſo lautende Parolbefehl vom 23. October 1814 : » Der 14. October und der Name Liebertwolfwiß iſt für die Regimenter der

Reſerve - Cavallerie zu merkwürdig und ruhmvoll, als daß wir deffen nicht im mer auch namentlich eingedent bleiben ſollten . Der Herr Brigade - Chef , Ge: 3

neral v. Rober , hat baher befohlen , daß Liebertwolfwiß und Leipzig von ein

ander getrennt und die für den 14. October ertheilten Auszeichnungen in allen

Ordensliſten mit dem Namen Liebertwolfwiß belegt werden ſollen . Graf Hjacke.

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1813. Unterofficier Grandey der 2ten Escadron erbte laut Parelebefehl vom 2. Mai

1814 für dieſe Súlacht das eiſerne Kreuz 2ter Claſſe des gebliebenen Ge freiten Ohlendorf. Zur Belohnung vorgeſdlagen aber nicht berückfichtigt murde der Lieutenant Reinhardt. – In Folge der von Sr. Majeftát bem Rönige der Armee ſpäter für die verſchiedenen Gefechte bei Leipzig bewilligten Auszeichnungen erließ der General v. Kleiſt unter dem 14. December folgens

den Tagesbefehl : » Se. Majeſtät der König haben mir auf meinen Bericht vom 10. 8. M. unter dem 8. 6. zu erkennen zu geben geruht , wie Allerhöchft:

Sie erſt jeßt im Stande wären , dem Corps die Beweiſe Hödſtihrer Dant:

barkeit zu erkennen zu geben , für den Heldenmuth , mit dem es an jenen un vergeßlichen Tagen für die Sache Sr. Majeſtät und des Vaterlandes gefochten hat. Ein wichtiger Antheil an dem großen Siege gehörte der Tapferkeit des Corps und die Freude , womit Se. Majeſtät dies anerkannten , kann nur durch

das Andenken an die edlen Männer getrübt werden , die dieſe Tage uns fo: fteten .« ( Run folgen die einzelnen Belohnungen .) Major v. Somiedeberg wurde in dieſem Tagesbefehl für ſein ausge

zeichnetes Benehmen öffentlich belobt. Der unter dem 16. December von ihm hierauf erlaſſene Parolebefehl drůdt auf fürſorgliche Weiſe ſein Gefühl für die Verdienſte ſeiner Untergebenen , welche damals noch nicht alle Berücfichtigung fanden , aus , baber wir ihn als Erinnerung an dieſen wohlwollenben våter: lichen Führer bier anführen wollen. Er lautet : » Es gereidt mir zum beſon beren Vergnügen , ben reſp. Escadrons bekannt machen zu können , wie Se. Majeſtät ber Rönig wegen vorzüglichem Verbienſt in der Sdlagt bei Leipzig dem Major 1. Blacha und dem Lieutenant v. Slugodi das eiſerne Kreuz iſter Claſſe und dem Rittmeiſter John , ſo wie den Lieutenants Dallmer und v. Winning , ebenfalls auch dem Escadrons-Chirurgus Shrodter bas eis I

ſerne Kreuz 2ter Claſſe zu verleihen, die Lieutenants v. Žeromski und Graf Weſtarp öffentlich zu beloben Allergnädigſt gerubt haben. Jų nehme gewiß den innigſten Antheil und füge meinen aufrichtigſten Glüdwunſch bei , nur muß ich recht ſehr bedauern , daß ein ſo verdienſtvoller Officier , wie der Herr Rittmeiſter b. Mörner und einige andere Herren für ihr ausgezeichnetes Be: nehmen nicht belohnt worden ſind. Meinerſeits werde ich gewiß Alles ans

wenden und mich bei dem Herrn General v. Klüg deshalb verwenden , damit dieſe Herren auch eine Belohnung erhalten 20. « ( Mörner 2. . oben .) Als

beſonders fich bervorthuend in den Gefechten bei Leipzig nennt Major v. Schmie deberg außer den bereits erwähnten Officieren noch die Lieutenants v. Tiele

und Rordan3 , dic Wachtmeiſter Wer wein , Rollmann, Leßmann und Rnotbe , dic Unterofficiere Wimmer , Gallwik, Spebr , Reifinger , Großmann , Sawiſtow s fi und Sommer , die Gefreiten und Ulanen Gei : fter , Domnit, v. Оfforowski, Münzer , Fißner , Schmidt, Lur,

Beyer , Wilner, Filla , Werner , Bodsleitner, Michaelis, Ro : >

ther , Frobnert, Paffondet , lobdau und Kloste und den freiwilligen Jäger Materne.

Eine beſonders ebrendolle Anerkennung wurde dem Regiment in einem

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bom General b. Róber unter dem 26. October erlaſſenen Parolebefehl zu 1813. Theil , in welchem derſelbe ſeine Zufriedenheit über das Benehmen der Re: ſerbe - Cavallerie in dem Gefecht von Liebertwolfwiß und der Schlacht bei Leip:

sig ausdrüdt. Über das Schlefiſche Ulanen - Regiment außerte er ſich dabei :

folgendermaßen : » Die beiden Escadrons des Soleſiſchen Ulanen- Regiments unter dem Major 1. Blad a, welche unter meinem Commando geſtanden , ba: ben fid in dem Gefecht am 14. durd unzählige Angriffe, in denen ſie ſtets den vor ſich habenden Feind über den Haufen trarfen , einen Ruhm erwor:

ben , der nur mit dem Regiment ſelbſt erlöſchen kann. Von den beiden ande: ren Escadrons dieſes Regiments und einigen Escadrons des lften Solefiſchen

Huſaren - Regiments unter dem Major v. Somiedeberg babe ich am 16. etwas geſehen , was vielleicht nod nie von einer Cavallerie ge : leiftet worden iſt und was id , obwohl es nicht unter meinem Commando geſdeben iſt, hier öffentlich zu rühmen für meine Pflicht balte. Es war nämlich 1

eine ſteile Anhöhe von der Öſterreichiſchen Infanterie verlaſſen und von dem Feinde genommen worden , als die genannten Schleſiſchen Ullanen und einige 1

Escadrons Schleſiſchen Huſaren - Regiments dieſe Höhe angriffen und glüdlich

nahmen , aud ficher behauptet haben würben , wenn die Öſterreichiſche Infan: terie ihnen entſQloſſen gefolgt wäre und wenn durch ein unglüdliches Miß verſtändniß nicht die Öſterreichiſchen Tirailleur : Feuer in ihrem Rüden auf fie gegeben hatten , wodurch ſie viel Leute und Pferde verloren und genothigt p. Köder. « wurden , ihren errungenen Vortheil wieder aufzugeben.

Am 20. October brach die zu der Reſerve - Cavallerie gehörige Brigade .

des Oberſten Grafen b. Hade , in die auch unſer Regiment wieder getreten war , mit Tagesanbruch auf, marſchirte über Rötha bis hinter Groitſch und bezog in und um Saasdorf Quartier und Bivouak. Lieutenant Kayſer traf bier mit 2 Unterofficieren , 58 Ulanen und 59 Pferden aus dem Depot als

Erſaß bei dem Ulanen - Regiment ein. In Folge deſſen wurbe bald nachher der Lieutenant Böhm zum Depot abgeſdict. - Den 21 , wurde der Marſch über Zeiß auf der Straße nad Naumburg fortgeſeßt, gegen Abend wurden Quartiere bezogen , die Ulanen famen nad Sdeibliß. Den 22. wurde um Mittag aufgebrochen , bis Naumburg vorgegangen und bivouafirt. Lieutenant

Rolloczinski von der 4ten Escadron ging nach Borna, um dort die bleſſir: .

ten und vermißten Pferde zu ſammeln. Am 23. brach die Brigade um 3 Uhr Morgens auf, um zu der Avant - Garbe unter dem Ruffiſchen General Grafen b. Bablen zu ſtoßen . Der Marſch ging über Röſen , Edartsberge und Buttel

ſtádt, wo eine Avant -Garde vom Soleſiſchen Ulanen - und Huſaren : Regiment 5

unter dem Grafen v. Hade formirt wurde , welche fich auf dem rechten Flü :

gel in gleicher Höhe mit der Ruffiſden Avant - Garde aufſtellte, indeß fam es zu keinem Gefecht, weil der Feind ſich überall eilfertig zurüdzog. Abends wurde ein Bivouat bei Schwertſtadt auf der Straße nach Erfurt bezogen. – Am 24. ging die Avant - Garde zur weiteren Verfolgung des Feindes bis Groß Mólſen bor , wo fie von den Öſterreichern abgelöſt wurde. Auf dem Marſde

gegen Hopfgarten kamen Gegenbefchle, wonach die Avant-Garde abermals ge .

346

1813. gen Erfurt bis hinter Mölſen marſviren mußte. Bei einbrechender Nacht traf jedoch ein neuer Befehl ein , ber ſie nach Hopfgarten zurüdgeben hieß , wo fie dann um 9 Uhr ein Bivouat bezog. Der General v. Kleift, unter deſſen Befehl die Brigade zurückkehrte, ftand bei Ula. Den 25. war Ruhetag. Fourage und Lebensmittel wurden aus dem idon geplünderten Hopfgarten bezogen. Am nächſten Tage marſcirte die Brigabe um 2 Uhr Mittags links ab. Nachts um 2 Uhr kam das Cúraffier Regiment bei Trechtelsborn, bas Ulanen - Regiment bei Frimur in das Bi 1

vouat. Die Rälte war ſehr empfindlich, alle Waſſer waren zugefroren. Den 27., um 11 Uhr Morgens, wurde in der Direction auf Gotha abmarſdirt. I

Eine halbe Stunde nachher ging der Befehl ein , Santonements zu beziehen , indem das 2te Armee - Corps zur Einſchließung von Erfurt beftimmt ſei. Das Ulanen -Regiment trat zu der Brigade des Generals 0. Pird und kam nach Bienſtädt bei Gotha in das Quartier, von wo es am 28. nach Mittelhauſen

marſchirte. Hierauf der für die Blokade von Erfurt ebenfalls verwendeten Brigabe von Klür zugetheilt, ging es am 30. nad Alzmannsdorf. Aus dem Rapport pro October ergiebt fich , daß das Sdlefiſche Ulanen :

Regiment mit Einfluß des Jáger : Detachements ( 1 Unterofficier und 7 Mann ) zum Dienſt nur 11 Officiere, 43 Unterofficiere, 8 Trompeter, 296 Ulanen , 2 Chirurgen , 3 Fahnenſchmiede und 352 Pferde zu verwenden hatte. Ader: dings hatten Verluſte in den verſchiedenen Gefechten den effectiven Stand des Regiments febr verringert , doch bermochte dieſe der Erſatz aus den Depots zu beden , aber nicht ſo tonnte dieſes mit den Commando's geſchehen , welche eine ſehr bebenkliche Höhe bei bem Regimente erreicht hatten , weshalb ber General v. Kleiſt unter dem 4. November die Rüdſendung aller bei den bers

ſchiedenen Brigabe - Rriegs - Commiffariaten commandirten Ulanen berfügte, weil das Ulanen - Regiment durch die Verwendung bei verſchiebenen Brigaden mehr Commandirte als alle übrigen Regimenter habe. Der erwähnte Rapport führt folgende Abcommandirte an : Oberft -Lieutenant Laroche v. Starkenfels als Brigade - Commandeur;

Lieutenant v. Norelly bei dem Oſtpreußiſchen National - Cavallerie- Regiment; Julius bei bem Streif - Corps des Majors v. Colomb ; 1 Unterofficier - Ulanen 1 Pferd bei dem General 1.v Blüd er ; Blücher 2

1 1 1

»

>

11

»

5

3

>>

4

4

>>

4

3

»

4

.

>>

bei dem General v. Kleiſt; bei dem General v. Klúr ;

2

>>

5

2

3

13

13 2 10

A

2

10

bei dem Prinzen Auguſt Bon Preußen ; in dein Raiſerl. Ruffiſchen Haupt-Quartier ;

»

bei dem Oberſt - Lieutenant Laro de 1. Starfenfels; bei bem Grafen b. Hade ; bei der Proviant - Colonne des Prinzen Auguft ;

bei dem Hauptmannn v. Domming ; bei dem Kriegs - Commiſſariat;

347

2 Unterofficiere 1 Trompeter 19 Ulanen 22 Pferde bei dem Streif - Corp8 1813. bes Majors 6. Colomb ; 4 Unterofficiere 63 Ulanen 18 Pferbe in den verſchiedenen Depots ( Budyn ,

Nimburg und Neuſtadt); 1

1 4 18

» »

1

bei dem General d. Röder ;

1

bei dem Lieutenant Grafen b . Rober ;

1

>>

1 5

>

zur Dienſtl. bei dem Prinzen Biron ; bei bem Lieutenant 1. Ty szta , fieber: trant in Prag ; bei dem General v. Pirc ;

bei der Bagage ; zum Pferderequiriren für die Artillerie;

2

zuſammen 3 Offic., 12 Unteroffic., 1 Trompeter , 152 Ulanen und 99 Pferde. » Wir ſind bem Verfaffer beſonderen Dank ſchuldig für dergleichen Details , welde als ein warnendes Beiſpiel dafteben , in welcher Art ſchwade Cavals

lerie - Regimenter fich häufig durch den Mißbrauch von Commando's im Felde :

auf Null reduciren ; dieſes iſt ſehr beachtenswerth ! * Blokade von Erfurt vom 30. October bis 23. December.

Unſer Regiment hatte bei der Einſchließung von Erfurt einen ſehr be Towerlichen und ermüdenben Dienſt. Täglich mußte es 1 Officier und 41 Pferbe zu den Felowaden und faſt eben ſo viel zur Sicherung der Cantonirung auf Fußwache geben. Die Witterung war Anfangs regnigt und ſtürmiſch ,

dann trat Froſt ein , gegen welben die leichte Bekleidung wenig ſchüßte. Die .

Lieferungen an Brob und Fourage geſchaben zwar regelmäßig, waren aber

febr knapp zugemeſſen und felten von guter Beſchaffenheit. Die Folge dieſer Verhältniſſe waren Krankheiten , beſonders Nervenfieber , welche die Zahl der wenigen Dienſtthuer auch noch täglich verminderten. Am 5. November rüdten die Truppen in das auf den Höhen von Erfurt erbaute Hüttenlager. Die Avant- Garde ſtellte ſich dort auf , wo bis dahin die .

Vorpoſten des Blocabecorps geftanden batten , das 1ſte Treffen dahinter , dann

die Fuß - Artillerie und hinter ihr die Ulanen. Am 6. November wurde hierauf die Feſtung beſdorfen und dann ein Waffenftillſtand auf 48 Stunden abge

ſchloſſen , welcher zunächſt bis zum 12. , dann aber bis zum 20. November berlán gert wurde , worauf Fanale auf dem Galgenberge , bei Zlvergehofen , auf einer ſehr bemerkbaren Anhöhe des Steigerwaldes , ferner in der Nähe der Somes benſchanze, auf einer Höhe am Wege von Vieſſelbad nad Klein - Mölſen ac. errichtet wurden , um zeitig von den Ausfällen des Feindes benachrichtigt zu werden. In dieſe Zeit fällt ein Befehl des Generals . Rlür , welder , ob gleid er einen Tafel gegen das Regiment und andere Truppentheile ausſpricht, s

1

doch zugleich ein bedeutungsvolles Vertrauen , das fich dieſelben bereits er: worben hatten, andeutet. Er lautet : » Jch hatte die Brigade auf heute früh um 10 Uhr bei Alzmannsdorf beſtellt. Das Schleſiſche Ulanen - Regiment , die Compagnie Schüßen und das Füfilier - Bataillon find aber erſt, nachdem 2

348

1813. mehrere Male nach ihnen geſchidt kommen. 30 bin überzeugt , wenn würden dieſe Truppentheile Ich erwarte , daß dieß nicht mehr

worden , um 11 Uhr auf den Plas ge es zu einem Gefecht geweſen wäre , auď nidyt ju ſpät gelommen ſein. geſchehen werde ; die Uhren müſſen öfter

nach der meinigen geſtellt werden z . B. Klür. «

Am 18. November wurde der Lieutenant Graf v. W eftarp mit 2 Unter:

officieren , 18 Ulanen und 20 Pferden nach Görspersloben commandirt , um eine Ruffiſde Großfürſtin als Escorte von dort nach Gotha zu begleiten. Ein Tagesbefehl vom 22. November verkündete : daß Se. Majeftát der König durch Cabinets - Ordre vom 15. bei dem Schleſiſchen Ulanen - Regiment für den am 14. October gebliebenen Stabs - Rittmeiſter Daumer und für den am 16. Di:

tober gebliebenen Lieutenant Stalle y den Premier : Lieutenant ». Michaelis zum Stabs - Rittmeiſter, den Seconde- Lieutenant b. Zeromski zum Premier: Lieutenant und die Portépée- Fähnrichs b. Zalustowski und Andre zu Seconde-Lieutenants , für die berwundeten Seconde-Lieutenants Dal mer und Liebeneiner die Portépée - Fähnrichs Soließ und b. Bardeleben zu 1

.

Seconde - Lieutenants zu ernennen geruhet haben. Ein Befehl vom 24. magte >

bekannt, daß mittelſt Cabinets - Orbre bom 17. der aus Würtembergiſchen Dienſten verabſchiedete Stabs - Rittmeiſter Graf Leutrum b. Ertingen als

ſolcher dem Regiment mit ganzem Gehalt aggregirt ſei. Er traf am 17. De cember bei demſelben ein.

Nachdem zu Anfang December das Waſſer in den Wallgräben gefror, was eine Leitererſteigung ſehr begünſtigte , mußte jede Brigade 25 — 30 Stüd 15 Fuß hohe mit eiſernen Schuhen und Spißen beſchlagene Leitern bereit halten , und Faſchinen , ſo wie Scanzkörbe anfertigen. Das Regiment war aus dem Lager bald wieder nach Alzmannsdorf in die Cantonirung zurüdgekehrt, doch behielt es nach wie vor einzelne Punkte mit Felówachen beſeßt, wobei die Hüt:

ten zum Schuß für Menſchen und Pferde benußt wurden. Der Poſten bei Zlvergehofen hatte keinen ſolchen Schuß , bier mußten die Ulanen Tag und Nacht unter freiem Himmel ſtehen und mehr , als anderswo , dem Patrouillendienſt obliegen , welcher im December um ſo mehr ausgedehnt und vervielfältigt wurde , als es nun auch darauf ankam , dem Feinde das Aufeiſen der zugefronen Feſtungsgräben zu hindern. Die Befaßung der Feſtung machte häufig Ausfälle und ermüdete die Truppen burd Allarmirungen. Am 11. December wurde ein Waffenſtilſtand bis zum 14. abgeſbloſſen , dem bann am 23. die Capitulation folgte , wonac die Feftungswerke der Stadt übergeben

wurden , der Petersberg aber von den Franzoſen beſegt bleiben ſollte. ( * ) *) Um dieſe Zeit , nämlich am 14. December, marſchirte die 5te Escadron unſeres Regimente, welche zur zweiten Einſchließung von Groß- Glogau herangezogen war , von hier ab und ließ nur ein Commando unter dem Lieutenant v. Gall :

w iß zurück , der aber auch ſchon am 14. Januar 1814 in Militích bei der Gs: cadron wieder eintraf. Der Ulan Kubißfi , weldier ſpäter ebenfalls als Erſas dem Regiment nad Frankreich nachgeſtickt wurde, hatte ſich vor Glogau burd;

beſondere Bravour ausgezeichnet.

349

Am 25. übergab das Ulanen - Regiment ſeine Poſten einem Landwehrs 1813 . Cavallerie- Regiment und marſcirte nach Groß- Rudtſtadt und Rranichborn.

Am 27. bezog es in Greuſen , Ottenhauſen, Groningen , Heruſchwende, Ober und Nieder -Tópſtadt, Ober- und Nieder - Boja Cantonirungs - Quartiere, um fich nach den vielen Fatiguen vor Erfurt zu erholen. Es bereinigte fich hier:

bei wieber mit der Brigade des Grafen v. Hade , zu der noch das Sole: fiſche Süraffier -Regiment , 8te Landwehr - Cavallerie - Regiment und die Batterie Nr. 8 geborten. Am 30. wurde folgende Rönigl. Proclamation mitgetheilt : s

.

1

An mein Krieg & beer !

Das verhängnißvolle Jahr 1813 neigt fich zu ſeinem Ende. In ſeinen thatenreichen Abſchnitten wurde der ſchwere Rampf für die gerechte Sache auf eine unbergeßlich glorreiche Weiſe unter Gottes Beiſtand bis an den Rhein vollbracht. Der Feind iſt über den Rhein gewichen und die von ihm beſekten Feſten fallen . — Alle meine tapfern Krieger haben fich eines Andenkens dieſes ewig denkwürdigen Jahres würbig bewieſen. Für Auszeichnung des Einzelnen iſt das eiſerne Rreuz geſtiftet. Aber Jeder , der in dieſem Rampfe vorwurfsfrei

mitgefochten hat , berdient ein ehrendes Denkzeichen vom dankbaren Vaterlande geweiht und Jo babe deshalb beſchloſſen , eine ſolche Denkmünze aus dem Metall eroberter (Geſchüße mit einer paſſenden Inſchrift und der Jahreszahl 1813 prägen zu laſſen , die an einem Bande , deſſen Farbe Jd noch beſtimmen

will, am Knopfloch getragen werden und die nach errungenem ebrenvollen Frieden jeder Meiner Krieger ohne Ausnahme erhalten ſoll, der im Felde ober vor einer Feftung wirklich mitgefochten und der während der Dauer des jeßi gen Krieges ſeinen Pflichten treu geblieben und fich keines Erceſſes ſchuldig gemacht hat. – Das Jahr 1814 wird , wir dürfen es unter Gottes fernerem Beiſtand hoffen , dic Thatenreihe glorreich beſợließen und dann iſt dieſes ehs .

rende Dentzeichen auch dieſem Jahre geweiht. Wer in beiden Jahren mitges támpft, erhält die Denkmünze auch mit der zwiefachen Jahreszahl. Haupt- Quartier Frankfurt a. M. , den 24. December 1813. Friedrich Wilhelm. !

Am 31. December befekte das Ulanen - Regiment die Orte Klingen , Weſt greuſen , Waſſerthalleben , Bliederſtadt, Ober- und Nieder - Spira , Weſterengel,

Otterſtådt, Rirchengel, Holbengel , Felbengel und Trebrow mit kleinen Com mando's , benen , ſo wie allen Souvegarden , ſchriftliche Legitimationen mitge geben wurden , da ſie dort als ſolche dienen ſollten. Ehe wir von dieſem bedeutungsvollen Jahre ſcheiden , haben wir hier noch

die ſeit dem Juli vorgekommenen Veränderungen in dem Officiercorps , inſoweit wir ſie nicht ſchon berührt haben , zu erwähnen. Sie beſchränken fich auf fol: gende : Unter dem 14. September avancirte der freiwillige Jäger Graf v. Bo :

ninski zum Seconde - Lieutenant ohne den Officier - Etat ; ferner wurde der bei Sr. Majeſtät dem Könige als Ordonanz ſtehende Unterofficier Rollocs zinsli zum Seconde - Lieutenant befördert und mit ganzem Gebalt dem Re: giment aggregirt, ebenſo der Würteinbergiſche Ober- Lieutenant Hartig ; der am 9. October 1807 als Premier - Lieutenant dimittirte Seconde - Lieutenant

350

1813. vom ehemaligen Huſaren - Regiment von Pleß , Carl Rudolph v. Gorchigli, welcher aus der Hanoverſchen Legion unter dem 29. Mai 1813 als Stabs: Rittmeiſter wieder in den Dienſt getreten war , wurde dem Regiment aggregirt

und dem tapfern verwundeten Lieutenant Liebeneiner der erbetene Abſchied mit Wartegeld bewilligt.

XXII.

Der Feldzug von 1814. 1814.

Der Feldzug des Jahres 1814 begann mit dem Vorrüden der verbún: deten Heere über den Rhein. Das Schlefiſche Ulanen - Regiment batte nach dem Rapport vom 5. Ja

nuar nur 17 Officiere, 43 Unterofficiere, 8 Trompeter, 349 Ulanen , 3 Obi rurgen , 3 Fahnenſchmiede, 315 Pferde und das Jager -Detachement: 1 Unter: officier, 6 Jäger und 7 Pferde zum Dienſt. Commandirt waren 2 Officiere, 7 Unterofficiere, 1 Trompeter , 75 Ulanen und 69 Pferde. In dieſer Stärke brad dasſelbe am 7. Januar aus ſeinen Cantonements bei Greuſen auf und mar: 1

ſchirte in den folgenden Tagen über Mühlhauſen , Raſſel, Friklar , Marburg , Herborn , Montabaur nach Ehrenbreitſtein , wo es am 20. auf Rähnen , deren

jeder 10 Pferde faßte, bei ſtarkem Eisgange über den Rhein geſegt wurde. Jn Coblenz defilirte es hierauf in Parade vor dem General v. Kleift. Wah:

rend dieſes Marſches war ein Brief des unter dem 30. December 1813 zum Oberſten ernannten Commandeurs des Regiment3 Larode B. Startenfels an den Major v. Somiedeberg eingegangen , welcher deutlich zeugt , welche aufrichtige Theilnahme er feinem von ihm getrennten Regiment ſchenkte, indem

er unter anderem ſchreibt : » Daß Sie , beſter Major , den Befehl erhalten, mit dem Regiment endlich aus der Sten Brigade beraus und neuerdings unter den Befehl des Oberſten Grafen Hade zu treten , gratulire ich von Grund

der Seele. 3ch habe Nachrichten erhalten , die mich nicht gefreuet haben , da .

das arme Regiment die legte Zeit , da es unter den directen Befehlen des Generals v. Klüy ftand, fich nicht glüdlich gefühlt hat. “ » Den 13. gehet die ganze Reſerves Armee bei Baſel unter Anführung der drei Monarchen über den Rhein , und wir betreten den Franzöſiſchen Grund

und Boden en Parade und mit der größten Feierlichkeit. Warum kann ic nicht mein ſo braves Regiment bei mir haben , um an deſſen Spiße dieſen Augenblick zu erleben ! 20. Marſch Quartier Sulzburg bei Freiburg, den 9. Januar 1814. Laroche o. Starkenfels . «

» Wenn ſich das Regiment in der Brigade von Rlür nicht glücklich fühlte, ſo hatte dies wohl nur ſeinen Grund in dem Commando vor der Feſtung, und weil dasſelbe lieber in der Avant - Garde geweſen wäre. «

351

Vom 21. bis 25. blieb bas Regiment , welches nun wieder von der Bri: 1814.

gade des Grafen Hade abgezweigt und der Avantgarde der Brigade von Zieten zugetheilt war , in Pülich , Nauenheim und Mertloch ſtehen , um die durch den ſchwierigen Rheinübergang aufgebaltenen Truppen , namentlich die

Artillerie, abzuwarten. Die Brigade von Zieten ging alsdann über Wittlich und Trier nach Luremburg , wo ſie zur Blokade dieſer Feftung unſer Regi: ment , ſo wie die Batterie Nr. 7 , abgab.. – Das Ulanen : Regiment nahm

am 30. die Stelle des bisher zur Einſcließung verwendeten Oſtpreußiſchen Cüraffier - Regiments ein und löſte deſſen Poſten unter dem heftigſten Feuer der Feſtung ab. Blokade von Luxemburg vom 30. Januar bis 12. Februar.

Der Major v. Somiedeberg ließ zur Einſchließung dieſer Feſtung das Regiment folgende Aufſtellung nehmen : 3 Escabrons blieben am rechten Ufer der Alcette ( Elze ) in Niederanven , Sennigen und Sandweiler , fie feptent 1 Officier, 3 Unterofficiere und 24 Pferde bei Helmſingen , 1 Officier, 3 Unt terofficiere und 30 Pferde an der Chauſſee von Thionville nach Luremburg, 1 Unterofficiere und 10 Pferde an der alten Römerſtraße am Ausgange des grünen Waldes , 1 Officier, 3 Unterofficiere und 24 Pferde bei Esperingen

als Feldwachen und Poften aus. – Die 4te Escabron , unter dem Major 1. Blada , nebſt 30 Commandirten der anderen Escadrons poftirten ſich auf dem anderen Ufer bei Straßen. Die Poſten von Esperingen und Helmſingen unterhielten durch Patrouillen die Verbindung mit dem Major v. Blad a. Da die Zahl der Dienſtthuenden verhältniſmäßig nur gering war , ſo tonnten auch die Wachen nur mit dem dritten Theil ihrer Mannſchaft täglich abgelöſt werden . Die Witterung war falt und rauh , der Sonee lag mehrere Fuß tief, deſſenungeachtet berrichteten Officiere und Soldaten mit Luft und

Aufmerkjamkeit ihren Dienſt, ſo daß es dem Feinde bei allen ſeinen Ausfällen , die er, vom Terrain und Wetter gleich begünſtigt , meiſt mit Infanterie uns

ternahm , nicht gelang , auch nur einen Mann zu überrumpeln und wegzuneh men , im Gegentheil verlor er zuweilen Leute. - So wurde eines Tages ein feindlicher Gensd'arm dicht am Glacis gefangen genommen. Es lag nämlich dort ein Wirthshaus , in welchem die Ulanen - Patrouillen zuweilen im Vor beireiten frühſtückten. Eine ſolche von 3 Mann war nun auch eben angekom 1

men , worauf ein Ulan ſein Pferd vor dem Hauſe anband , um hineinzugeben , .

während die andern beiben hinter dem Hauſe berblieben. Raum hatte ein Gens:

d'arm das Pferd erblict, als er herbeieilte , um fich desſelben zu bemächtigen , ſonel ſprangen aber nun die Verborgenen hervor und der Gensd'arm floh

überraſcht davon, fiel jedoch einer eben von der andern Seite kommenden klei nen Patrouille in die Hände, welche ihn gefangen fortführte. Die an der Chauſſee bon Thionville nad Luyemburg ſtehende Feldwache

batte in einer Nacht ihre Pferde an einer Barriere bei einem Aſch- und Roh: lenhaufen angebunden. Plößlic ſchlug eine 24 - pfündige Rugel in dieſen Haus fen , was die Pferde ſo erſchreckte, daß fie ſämmtlich fic losriſſen und davons

352

1814. liefen. Der Unterofficier v. Dierowski meldete dieſen ſeltſamen Vorfal dem das dahinterſtehende Biquet commanbirenden Lieutenant Rayſer , der ſogleich bis zu dem Plaß der Felowache vorging. Die Ulanen der Feldwache ruhten aber nicht, bis ſie ſämmtliche Pferde wieder eingebracht hatten , und am andern Morgen ſtanden ſie vollſtändig beritten wieder an Drt und Stelle wie zubor. 1

Am 8. Februar traf die Brigade des Generals V. Klúz vor Luxemburg ein . Dem zu Folge wurde dem Major v. Somiedeberg die Einſớließung

der Feſtung mit dem Bataillon von Suoß , einer Compagnie Solefiſher Schüßen, der halben reitenden Batterie von Mandelslobe und den 3 Esca: drons Ulanen auf der andern Seite der Alcette übertragen ; der Major v. Blad a wurde nach Longwy detachirt. Von jenen Truppen ſtanden die Shüßen im Ruhriger Grunde, 3 Compagnien Infanterie in Straßen , 1 Com pagnie nebſt 1 Officier und 30 Ulanen in Holrid , 1 Cavallerie - Feldmade von 1 Unterofficier und 12 Ulanen auf der Chauſſee von Straßen gegen Lu: remburg vorgeſchoben , die Escadrons in Bartringen und llmgegend. Im Fall eines Angriffs ſollte fich Alles bei Straßen concentriren , wo der Major

v. Schmiedeberg eine gute Poſition ausgewählt hatte. – Den 10. erhielt Major v. Somiedeberg die Erbre vom General B. Röder , zu ihm zu -

ftoßen und nur 1 Compagnie Shugen , 1 Escadron Ulanen und die erwähnte Feldwacht bis zur Ankunft der Heifiſchen Truppen , vor Ser Feſtung ſtehen zu laſſen. Der Rittmeiſter B. Mörner erhielt das Commando über die zurüd:

bleibenden Truppen , und Major v. Schmiedeberg brach demgemäß mit den übrigen gegen Abend auf , marſchirte in der größten Stille, da das eingetretene Thauwetter keinen anderen Weg geſtattete, dicht an der Feſtung vorbei , ohne 1

daß er von derſelben aus beunruhigt worden wäre , und traf um Mitternacht

glüdlid in Esperingen ein. Anderen Tages nach dem Abmarſch machte zwar der Feind einen Ausfall mit ungefähr 500 Mann , aber der Rittmeiſter v. Mor : ner fölug ihn mit Verluſt zweier Officiere und mehrerer Leute, die der Feind todt auf dem Plaße ließ, zurüd. Bei dieſer Blokade batten ſich duro Umſicht und Muth beſonders aus:

gezeichnet: Rittmeiſter v. Morner , die Lieutenants Hartig und b. Siera :

kowski , die Unterofficiere t. Sommer , Behrendt und Bernhardt, die I

Ulanen Seider , Engliſd), Ruffert, Fay , Múnßer , Birtiß und Pies : ter. Später erhielten durch Cabinets -Ordre vom 31. Mai das eiſerne Rreuz 2ter Claffe für Auszeichnung bei dieſer Blokade : Unterofficier Chriſt. Beb : rendt und Ulan Heinr. Pießker , welder , ſchwer verwundet , bald darauf ftarb; zur Belohnung in Vorſdlag gebracht, aber nicht berückſichtigt wurden :

der Unterofficier Joſeph Bernard von der 4ten Escadron und Ulan fay von der 2ten Escadron.

Den 11. Februar, Morgens 8 Uhr , ſammelte Major v. Sú miedeberg ſein Detachement bei Weiler -la -tour auf der Straße nach Thionville und ging , .

dieſe Feſtung links laſſend, bis Hayange ; am 13. wurde der Marſch auf der

Straße nach Meß bis Semicourt fortgeſeßt. Das Bataillon von Shoß blieb, in Richemont zurück , wo es die Brigade von Klür abwartete und dann in die

353

elbe einrúdte ; am 14. traf Rittmeiſter 6. Mörner mit ſeiner vor lurem : 1814

burg zurücgelaſſenen Abtheilung beim Regiment wieder ein. Den 15., Morgens 4 Uhr , verſammelte fich bei Maiſon - rouge diesſeits Meß, das ganze Corps des Generals v. Rober , von dem während der Blo: kabe von Luremburg zwei Cüraffier . Regimenter zur Beobachtung von Thion

ville und Meg verwendet worden waren . Major v. Schmiedeberg führte die Avant , Barbe , aus den 3 Escadrons des Regiments unb i Compagnie

Sdlefiſcher Schüßen beſtehend, rechts von Meß vorbei über die Berge, da die große Straße langs der Moſel dicht an den Feſtungswerken binläuft, und gelangte bei Moulin , ohnweit der Ruinen einer Römiſchen Waſſerleitung, wieder auf die nach Pont - à -Mouſſon führende Chauffee, auf welcher an dies

1

ſem Tage noch bis Nervinne, am 16. aber bis Prouſſey und den 17. über

Commerch bis Ligny marſcirt wurde. In dem leßteren Orte ſtieß der Ma: jor 6. Blada mit ſeiner Escadron wieder zum Regiment. Er war von

Longwy bei Verdun vorbei , dann langs der Maas über St. Mihiel als Sei tenpatrouille zur Dedung der Flanke gegangen . --- Am 18. Marſū nach St. Dizier. Hier blieb der Premier - Lieutenant v. Slugodi mit 91 Pferden ,

von denen jedoch nur 21 beritten , die übrigen aber theils gebrüdt oder frank, theils ohne Reiter, die frank nicht fortgeſchafft werden konnten , waren . Den 19. Marſo bis Luſſemont, den 20. burd Vitry nach Grandville, den 21. durch .

Arcis - ſur -Aube bis Trou - St. - bal , und den 22. in das Bivouak bei St. Cyr vor Mery, wo fich unſer Regiment wieber mit der Brigade des Grafen b. Hade vereinigte , weshalb das 8te Landwehr - Cavallerie - Regiment , das bis dahin ſeine Stelle in der Brigade einnahm , aus derſelben trat. » Die Blücher'ſche Armee hatte dieſen Seitenmarſch an die Seine gemacht, um fich der Hauptarmee zu nähern und mit ihr vereint die Offenſive gegen Paris zu regreifen ; da man aber bei biefer die offenſiven Gedanken bei der Annäherung

Napoleon's bereits wieder hatte fallen laſſen , ſo erbat fich Blücher die Hülfe der Corps von Bülow und Wingingerode von der Norbarmee , um, durch dieſe verſtärkt , allein , d. 5. ohne die Hauptarmee , die Offenſive gegen Paris

zu unternehmen ; am 23. fand noch ein lebhaftes Infanterie- Gefecht bei Mery ſur - Seine ftatt « ; die Truppen litten hier ſebr durd Rälte und Mangel an Lebensmitteln und Fourage. Von jest ab bis Paris ftand das Regiment im mer nur in Bivouats , daber auch der Zuſtand ſeiner Bekleidungsgegenſtande fich von Tage zu Tage verſchlechterte, Mäntel , Beinkleider und Stiefel litten am meiſten , den einzigen Schus gegen die Witterung gewährte die Littewka , ba fie die dauerhafteſte war. — Am 24., Nachmittags, marſdirte die Referbe .

.

Caballerie rechts ab , wobei aber , wie es faſt immer zu geſchehen pflegte, unſer Regiment an die Tete borgezogen wurde , ging bei Unbruch der Nacht auf einer Pontonbrüde bei Baudemont obnweit Anglure über die Aube und nach Launay in das Bivouak. Den 25. Marſd , Sezanne rechts laffend, über die .

.

Weinberge bis in das Bivoual bei Treffaur. Der Feind zog ſich in der Richs tung auf Meaug zurüd ; ben 26. marſcirte das Regiment bei Rebais vorbei nad Betit- morain in das Bivouat. - Am 27. wurde der Maríd über la 23

354

1814. Ferté- ſous - Jouarre bis St. Jean auf der Straße nach Meaur, wo die Res ſerbe. Caballerie Halt maste , fortgeſegt. Major 6. Smiedeberg mußte von hier mit der 1ſten und 2ten Escadron des Regiments nach Trilport an

der Marne abrüden , um den Übergang des Corps über die Marne auf einer 1

Schiffbrüde bei Dulchy unweit La Ferté zu beden . Als berſelbe in der Macht ausgeführt worden war , folgte er mit den beiden Escabrons und ſtieß am ans 5

dern Morgen 3 Uhr wieder zur Reſerve - Cavallerie bei uffy. Gefecht bei Gué : à: trêmes am 28. Februar.

Am 28. gegen Mittag paſfirte das 2te Armee - Corps bei Liſy den Durcq und rückte dann auf der Chauſſee nad Meaug bis Gués à trêmes vor. Bes .

gen Abend wurde die Avant - Garde des Generals b. Raßler , zum Corps des Generals v. Çort gehörend , von überlegenen feindlicheu Maſſen ( bie Corps von Marmont und Mortier) zurüdgedrängt. Die Brigade von Zieten ſtellte fich vor dem erwähnten Dorfe auf, während die andern Brigaden durch das: ſelbe zurückgingen und es entwickelte ſich nun ein lebhaftes Tirailleur: Gefecht, .

zu deffen Unterſtüßung gleich anfangs der Lieutenant Graf v. Poninski mit

dem 4ten Zuge unſerer lſten Escadron vorgeſchickt wurde. Von der Reſerbe Cavallerie des 2ten Armee : Corps, welche zur Aufnahme der Infanterie hins ter dem Dorfe Gués à - trêmes aufgeſtellt worden war , wurden die Euraſſier: .

Regimenter nach und nach zurüdgeſchickt, nur das Ulanen -Regiment blieb dort ſtehen. Unſer Regiment war hier ſtart: 19 Officiere, 43 Unterofficiere, 9 Trompeter , 251 Ulanen und 303 Pferde. - Des Abends 5 Uhr , als es fcon finſter zu werden begann , das Tirailleurfeuer aber immnr heftiger wurde , erhielt der Major v. Schmiedeberg Befehl, eine Escadron vorrüden zu laſſen. Derſelbe führte ſogleich ſelbſt die 1ſte Escadron unter dem Rittmeiſter John durch unſere Infanterie vor , warf ſich mit gefälten Lanzen auf die

feindlichen Tirailleurs, trieb fie zurüd , ritt die ſich bildenden Rnäuel über den Haufen und drang , vom Freudenruf unſerer wieder vorgebenden Tirailleurs begleitet , bis in die Intervalle der feindliden Maſſen binein . Hier vom tigſten Feuer des bedrohten Feindes empfangen , endete der fiegreiche Lauf ſer braben Escabron , welche zurüdgebend von dem unterdeß herbeigeeilten gimente aufgenommen wurde , aber leider ſo viel Verluſt batte, daß fie

þef: die Re nur

27 Mann und 38 Pferbe zum Dienft nach dieſer Affaire behielt ; das Regis ment mußte noch einige Zeit im feindlichen Feuer balten bleiben , dann trat

es in finſterer Nacht den Rüdzug über den Durcq bei Mareuil nach dem Bi pouak bei Fulaines an.

Von den Officieren wurden der Lieutenant Graf

d. Boninski und der der lften Escabron freiwillig folgende Rittmeiſter Graf Peutrum ſchwer verwundet; der Major b. Schmiedeberg und Rittmeiſter John verloren die Pferde unter dem Leibe. Unter den tobten und verwun

beten Mannſchaften finden fich nur der freiwillige Jáger Rarras und Un terofficier Sommer namentlich genannt , von denen der Erſtere durch eine Rugel am Urm bleffirt, der Lektere mit noch 12 [ wer verwundeten Leuten

nach Rheims geſchickt wurde, wo fämmtlich beim Angriff Napoleon's auf

355

dieſe Stadt, ihr Grab fanden . Der Brigade- Commandeur Graf Hade 1814 . nennt in ſeinem Bericht dieſen Angriff der lften Escadron auf die feindlichen Tirailleurs einen » glänzenden « , und der Commandeur des Regiments rühmt

die Tapferkeit der Officiere und Mannſchaften, welche dem Feinde einen gro Ben Verluft beibrachte.

Um 1. März ging die Brigade wieder auf der Straße nach Meaux vor , paffirte den Durcq und rüdte in einen Bivouat bei Neuchelles. Unſer Regis

ment kam auf Vorpoſten gegen May. Die gegenſeitigen Poſten ftanben nur eine Piſtolenſchußweite von einander und waren blos burch einen Graben ge

trennt , deſſen Brüde der Feind beſegt hatte. Auf Ranonenſchußweite hinter 1

den feindlichen Poſten bei dem Dorfe May ftand das Gros des Feindes. Gefecht bei May am 2. März.

Mittags den 2. März hatte General v. Bieten ben Auftrag erhalten , mit der Sten Brigade bon Rlüg , bem Neumárkiſden Dragoners, lften Schles fiſchen Huſaren - und Sælefiſchen Ulanen - Regiment und den Batterien Nr. 8 und 9 , eine Recognoscirung des Feindes hinter den Höhen von May zu mas den. In dem Augenblic , wo dieſe Truppen in der Nähe des Bivouakplabes >

1

des Ulanen - Regiments ankamen , debouchirte die Cavallerie des Feindes, bon I

Infanterie unb Artillerie unterftüßt, über die Brüde , welche vor der Vors poſtenlinie fich befand , und marſcirte ohne Avant - Garde oder Flankeurs , den 1

Graben im Rüden , aus der Mitte rechts und links auf. — General v. Zies ten wollte die bereits herübergekommene Cavallerie durch das iſte Schleſiſche

Huſaren - Regiment angreifen laſſen , aber Major v. Schmiedeberg wartete dies nicht erſt ab, ſondern ſtürzte fich mit der dem Feinde gerade gegenüber: ſtehenden 2ten und 3ten Escadron unſeres Regiments auf das am weiteſten vorgerudte feindliche Sanciers - Regiment, warf diefes auf das dahinter ſtehende Dragoner - Regiment und dieſes wiederum auf die nachfolgenden beiben Cú: raffier - Regimenter, welche die Brüde noch nicht vollſtändig paffirt batten . — .

Die 1ſte und 4te Escabron , ſo wie das Sdlefiſche Huſaren - Regiment waren 3

unterbeß auch herangefommen und halfen nun die Niederlage der fich zur Flucht nach der verſtopften Brüde wendenben wirren Maſſen des Feindes

vollenden , ſo daß ein glorreicher Erfolg errungen wurde. ( * ) Es wurden ſehr zahlreiche Gefangene gemacht, worunter fich auch ein Officier und viele Súraffiere befanden. Der Berluſt des Feindes an verwuns deten und getödteten Dfficieren war um ſo bedeutender , als dieſelben bei dem Rebrtmachen der zurüdgeworfenen Regimenter , hinter der Front geblieben was ren . Mit beſonderem Lobe erwähnt Major v. Schmiedeberg in ſeinem Bes richt den Muth und das ausgezeichnete Benehmen in dieſem Gefecht: des Ma: *) Im Jahre 1831 , während der Zuſammenziehung des 6ten Armee- Corps bei Breslau , hob der General v. Bieten vor vielen hohen Officieren dieſe Waf

fenthat des Regimento beſonderd rühmend hervor und zwar auf eine Weiſe, die deutlich zu erkennen gab , welcher ausgezeichneten Anerkennung er die Tapferkeit desſelben werth hielt. 23 #

356

1814: jors . Blacha, Rittmeiſters b. Mörner ( der an der Spiße ſeiner Escadron zuerſt in den zehnfach ftárkeren Feind eindrang ), und der Lieutenants Graf 1. Weftarp und v. Gallwig II. – Zur Belohnung mit dem eiſernen Kreuz wurben vorgeſchlagen , blieben aber unberücfidhtigt: die Unterofficiere Erom. Stadttowitz und Stardew ski , die Ulanen Freudenberg , Górde , Lobdau , Rloste und Pfißner . Der Ulan Gottfr. Beyer von der 4ten Escadron erhielt ſpäter unter dem 30. März 1816 für dieſe Affaire das eiſerne Kreuz 2ter Claſſe des bei Fleurus gebliebenen Ulan Willner; einer lobenden Erwähnung geſchieht ferner noch des Unterofficiers Marks und der Ulanen -

Frohnert , Adam , Soulß , Geida und Filla. Nach dieſem Shoc auf die feindliche Cavalerie nahm das Recognosci

rungs - Corps hinter dem erwähnten Graben Stellung, die Cavallerie im erſten Treffen , die Infanterie weiter zurüd. Es begann hierauf ein beftiger Beſchüß fampf, in welchem die Batterien Mandelslobe und Tuchſen eine große Thätig

keit entwickelten . Unſer Regiment litt hierbei ſehr durch das feindliche Geſcüß. Der freiwillige Jager Gallinski , Carabinier ( * ) Schulß u. a. m. wurden durch Ranonenkugeln getödtet , Trompeter Sdent u. a. m, berwundet.

Später griff der Feind wieder ernſtlich an. General b. Zieten erhielt den

Befehl, das Gefecht abzubrechen , worauf dann der Rudzug Abends über den Durcq und in der Nacht über La Ferté- Milon bis gegen Neuilly - St. Front fortgeſeßt wurde, wo die Brigade eine halbe Stunde vor der Stadt bei einem elenden Dorfe ein Bivoual bezog. – Das Ulanen - Regiment und die Batterie

Mandelslohe mußten dieſen Rückzug deden. Der Batterie wurden 7 Geſchüße demontirt , aber Lieutenant v. Tiele , der mit ſeinem Zuge dieſelbe dedte , traf

ro zweckmäßige Anordnungen und dic 2te Escadron zeigte ſo viel Entſchloſſen heit, daß ſämmtliche zerſchoſſene Geſchüße in Sicherheit gebracht werden konnten.

Den 3. März wurde der Rüdzug , als der Feind Morgens angriff, auf der Chauſſee nad Soisſons weiter fortgeſeßt. Unſer Regiment hatte wiederum die Arriere - Garde und deckte den Rüdzug der Ruſſen unter dem General 1. Rorff. Es befand fich hierbei in der ſchwierigen Lage , im beftigſten Ra:

nonenfeuer durch Ruhe und Ordnung dem Feinde zu imponiren , damit er den abziehenden Truppen die nöthige Zeit laſſe, doch rechtfertigte es das in ſeine bewährte Brabour gefegte Vertrauen auf eine ausgezeichnete Weiſe, indem es ſeine Evolutionen wie auf dem Erercierplage ausführte und ein bart bedring tes Ruffiſdes Jáger - Regiment durch fräftige Unterſtüßung vor einer Nieder. lage bewahrte. - Am 4. formirte Major v. Blad a mit 2 Escadrons des Regiments und noch anderer beigegebener Cavallerie einc Arriere - Garde, welche mit vieler Geſchidlichkeit gegen den Feind manöverirte , als der weitere Rüd

zug zur Annäherung an die Corps von Bülow und Wingingerode durd die von den Adiirten befekte Stadt Soisſons über die Aisne fortgeſeßt wurde. * ) Obgleich die Bezeichnung Carabiniers und ihr höheres Rangverhältniß fdyon im

Jahre 1807 durch Cabinets - Ordre aufgehoben worden war , ſo ſcheint doch die Gewohnheit dieſelben beibehalten zu haben , ſo daß eine friegsminiſterielle Beftim mung vom 23. October 1814 ausdrüdlich jenen Befehl in Erinnerung brachte.

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Das Regiment fam in und um Bargney in das Quartier, wo es zu ſeiner 1814. Erholung am 5. ſtehen blieb. » Nach langer Zeit konnten hier die Leute ends

lich wieder fochen und etwas Warmes genießen « , erzählen uns die Tagebü her , » es war aber kein Bauer im Dorfe und der Maire mußte Brod baden « , fügt das bes Trompeters Lüttte hinzu.

Den 6. rúdte die Brigade des Grafen B. Hade auf die Höhen von La Rogère , wo ſie eine ungewöhnlich kalte Nacht im Bivouak blieb. Die Franzoſen hatten unterdeß unbemerkt von der zur Beobachtung des Fluſſes aufgeſtellten Cavallerie des Generals v. Winßingerode die Aisne bei Ponta baine und Vailly überſchritten. – Am 7. marſchirten um 10 Uhr Morgens beide Referbe- Cavallerie - Brigaben des iften und 2ten Armee - Corps, unter

Anführung des Generals v. Bieten rechts ab, um vereint mit der Ruffifchen

Cavallerie unter Winßingerode eine Diverſion in der Flanke des Feindes ( die Corps von Mortier , Ney und Victor ) , der mit den Verbündeten ( die

Corps von Saden und Wingingerobe ) fich bei Craone ſchlug, zu machen. Allein dies mißglüdte , der Angriff in der feindlichen Flanfe unterblieb und die Brigade bezog ein Bivouak an der Chauſſee von Fetieur nach Corbent

zwiſchen Fetieur und Maiſon - rouge. Zwei Escadrons des Ulanen - Regiments unter dem Major b. Blach a blieben als Vorpoſten in der Gegend des Dor: fes Orgeval. Den 8. , ſchon am frühen Morgen, rüdte die Brigade in die Poſition von Laon. » Die Corps von Bülow und Winzingerode waren nun mit uns bereinigt und Blücher ſtellte fich bem heftigen Anbringen Napo : leon's , der uns von der Seine nachgezogen war , fräftig entgegen. « Die Schlacht von Laon am 9. März.

Die Brigade des Grafen Hade bildete den linken Flügel der unter dem General - Lieutenant B. Zieten vereinigten Reſerve - Caballerie des iften und 3

2ten Corps , die an der Straße von Laon nach Chambry ſo zurüdgezogen ftand , daß fie während der Schlacht wenig von dem feindlichen Geſchüßfeuer zu leiben hatte. Nachmittags trabte die Reſerve - Cavallerie um den feindlichen rechten Flügel unb ftellte ſich um 5 Uhr am Walde von Salmouch hinter 1

Athies auf. » Unter heftigem Feuer wüthete im Laufe dieſes 9. die Schlacht, namentlich gegen die Hauptſtellung vor dem Bergkegel von Laon ; doc Bors theile errang der Gegner nicht, dieſe behielt fich Napoleon für den folgens

ben Tag , für den 10. März , vor , wenn wir ihm dazu Zeit gelaſſen hätten. « Als die Dunkelheit der Nacht bereits die Gegend verſchleierte, gewahrte man , daß die gegenüberſtehende Franzöſiſche Caballerie des bis Athies Borges brungenen Corps abraß, einzelne Feuer anzündete und fich der Ruhe überlaffen wolte. Plößlich gaben die belltonenben Signalhörner der Preußiſchen Infans terie das Zeichen zum Vorrüden. Prinz Wilhelm griff Athies an und nahm es ; eine reitende Batterie der Reſerve - Cavallerie feuerte in das Lager ber Franzöſiſchen Cavallerie. Die dadurch entſtandene Verwirrung benugte unſere .

Cavallerie und hieb ein. - Unſer Regiment , auf dem äußerſten linken Flügel ftebend, ſtürzte fich , ein Defilé fchnell überſchreitend, auf den Feind und nabm

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1814. ihm gleid beim erſten Anlauf 8 Geſcüße ab, deren Bedienungsmannſchaft theils niedergeftochen, theils gefangen wurde , ſpåter eroberte es noch 4 Ge: ſchüße und viele Gefangene fielen in ſeine Hände. Die Geſơüße wurden an die Batterien Nr. 5 , an die von Richter und an den Oberft- Lieutenant Lebmann abgeliefert. – Der Feind leiſtete bald gar keinen Widerſtand mehr, fondern ſuchte fich durch ſchnelle Flucht in die Wälder , duro Niederwerfen in die Gräben und auf die Erde zu retten.. – Wie groß die allgemeine Bermir:

rung in dieſem nächtlichen Rampfe geweſen ſein muß , zeigt fich ſchon daduro , I

daß der Führer der Referbe- Cavallerie des 2ten Corps , General v. Röder ,

längere Zeit an der Spiße eines Franzöſiſchen Cavallerie - Regiments ritt und dieſer Jrrthum zuerſt durch einen von unſerem Regiment bei ihm commandir:

ten Trompeter wahrgenommen wurde , worauf der General mit ſeinem Ge folge ſeitwärts abritt, ohne daß die Franzoſen es bemerkten . Der Sieg war unſer ! » Vieles Heergeräthe und im Stich gelaſſene Waffen , beſonders Ců: raſſe, fielen den fiegreich gegen dieſen rechten Flügel des Franzöſiſchen Heeres .

bordringenden Preußiſchen Truppen in die Hände.

Das Verlangen , den

Preußiſchen Cüraffieren auch wieder Cú raffe zu verleihen , mag hier wohl in mander Bruſt erwacht ſein , -- die Erfüllung brachten die reichhaltigen De: pots von gelben und weißen Cúraſſen , welve in Paris genommen wurden. « .

Der größte Theil des Feindes fonnte das von uns früher erreichte Defilé von Fétieug nicht mehr paffiren , ſondern mußte es umgehen ; vor gänzlicher Bets nichtung rettete ihn nur die cingetretene totale Finſterniß. Der Trompeter Lüttte der 2ten Escabron erzählt uns in ſeinem Tagebude einige Züge ſeis

nes Verhaltens während der Solaot , die allerdings auf Muth , aber nicht auf Uneigennüßigkeit deuten , jeboch die allgemein Gebrauch geworbene Ber:

fahrungsweiſe gegen Gefangene zeugen , wofür beſonders die unbefangene Art ber Darſtellung ſpricht. Er ſagt: » Ich fam im Finſtern von der Escabron ab und machte einen Franzöſiſchen Dragoner und zwei Jnfanteriften gefangen.

Der Cavalleriſt gab mir ſein Geld , welches in neun Rronen beſtand. Jo kam aber bei dem Zurüdtransportiren mit ihnen unter 6 Escabrons Franzöſiſcher

Cúraffiere, weshalb ich fie laufen laſſen , und mich frid davon machen mußte. Als ich zum Regimente reiten wollte, traf ich wieder einen Dragoner zu Fuß Jo ritt dreift auf fie zu, und zwei Infanteriſten mit geladenem Gewebr. Jc worauf ſie die Gewehre wegwarfen und um Pardon baten , welchen ich ihnen auch gleich gab. 3ch bekam von dem Drogoner brei Napoleonsd'or und ſeis

nen Mantel. Hierauf übergab ich die Gefangenen einem ſchwarzen Huſaren und fuchte mein Regiment , welches ich auch bald fand. Was fich in dieſer Nacht nicht ergab , wurde niedergemacht, wir berfolgten den Feind bis Fétieur, 1

wo wir bivouafirten . Die Attake ber Cavallerie dauerte die Nacht burd bis 1 Uhr früh. Dieſe Solacht enbigte fich ſehr gut für uns. “ » Der von dem rechten Franzöfiſchen Flügel durch Terrainhinderniſſe ge

trennte linke Flügel unter Napoleon felbſt, wurde von jenem fluchtartigen Rudzug bes Marſdaus Marmont gar nicht berührt, vielmehr ſuchte der

alte Raiſer auf ſeiner Seite feſtzuhalten, und er gab fich am 10. ſogar das

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Anſehen , als wäre er im Stande , die Schlacht allein zu erneuern und dieſe 1814. Demonſtration übte einen nachtheiligen Einfluß auf die ſchleunige Verfolgung des flüchtenden Marſchals -- die Vortheile aus dem Siege ſchmälerten fich hierdurch für den Sieger , nicht minder durch ernftes Unwohlſein des Feld marſchalls b. Blú er. «

Mit Diſtinction batten fich nach dem Urtheil des Regiments - Comman: beurs in dieſer Sdlacht benommen : ſämmtliche Escabrons - Chefs und Com

mandeurs , der Adjutant Seconde- Lieutenant 0. Tyszka , die Lieutenants

b. Diele , b. Sierakowsli , 6. Gallwiß, b. Soidfuß , Hartig und .

Rórdang , die Wachtmeiſter Rollmann und Wehrwein , die Unterofficiere

Remple , Grandey , Botoff, Schmidt und Flidſouh , Trompeter Rit : ter und die Ulanen Zietas , Domnick, Rother , lug , Beyer und Will !

ner ; die Belohnungen mit dem eiſernen Rreuz für dieſe Schlacht erfolgten burd Cabinets . Drbre vom 31. Mai , doch unter der Zuſammenfaſſung aller Gefechte von Laon bis Baris , weshalb am Soluß des Feldzuges darüber bes richtet werden wird.

Unter der nicht unbedeutenden Zahl der Verwundeten

in der Shlacht von Laon fanden wir nur den Unterofficier Berent von der iften Escabron , der einen Schuß in den Ropf , und den Unterofficier Dietrich .

der 2ten Escadron , der zwei Rugeln in das Bein erhielt , namentlich genannt. ( * ) 1

I

Am 10. März ging die Brigade auf der Chauſſee nach Corbeny bor ,

erhielt aber Gegenbefehl und bezog ein Bivouak bei Maiſonsrouge, am 11. rúdte fie näher an Laon und bivouafirte bei Uippes , von wo ſie am Abend bes 12. wieder bis St. Croir vorging ; erſt am 13. marſchirte fie über das Suhlachtfeld von Craone , wo noch eine große Menge getödteter Pferde jagen , nach den Cantonements bei Ailles , wo fie Mittags eintraf. » 30 ſdhlief mit dem Volontair gung in einem Schweinſtall fehr gut “ , erzählt Lüttte , und fährt dann fort: Montag , den 14., marſcirten wir um 3 Uhr 1

Nachmittags ab , es kam das halbe Dorf in Brand , weil die Cüraffiere ibr Feuer nicht ausgelöſcht hatten und ein großer Sturm war. « In dieſem Marſche 1

ging bie Brigade wieder zurück über die blutgedüngten Felder von Craone nach Ville - au - bois , wo fie bivouakiren ſollte , doch ein Angriff des Feindes auf Bery - au - bac inderte dies und fie bezog ein Bivouat bei Zavincourt, wo fie bis zum 18. ſtehen blieb. An dieſem Tage ging die Brigade Nadmittags , da bie Brüde bei Pontavaire zerſtört war , durch eine Furth zwiſchen dieſem Ort

und Bery - au - bac bei einem von den Franzoſen angezündeten Vorwerk über die Aisne , trieb den Feind bei Château - Rouſſy vor fich ber und nahm ihm viele Gefangene ab. Unſer Regiment wurde noch eine halbe Stunde weiter

vorgeſdoben unb fegte während der Nacht die Vorpoſten aus. Wegen der Nähe des Feindes durfte kein Feuer gemacht, auch nur theilweiſe gefuttert werden. Dieſe Nadt auf Vorpoſten « , ſagt Lüttte , » war ſehr falt , wir Eine fich vorfindende Verluſt - Liſte, welche die Zahl der Todten und Verwun Deten vom 28. Februar bis einſchließlich der Schlacht von Laon auf.1 Officier , .

2 Unterofficiere, 1 Trompeter , 28 Ulanen und 48 Pferde angiebt , wird von

dem Tagebuche des Rnot he als ungenau bezeichnet.

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1814. hatten fein Holz, kein Strob und fein Brod. «

Der Lieutenant v. Suid :

fuß zeichnete fich hierbei durch geſchickte Führung einer Patrouille vortheil: haft aus.

Am 19. jog die Reſerve - Cavallerie fich mehr rechts bis in die Gegend der Dorfer Serbal unb Merval. Die 3te und 4te Escabron unſeres Regis ments unter dem Major b. Blad a wurden nad Baar betacirt , um auf der Straße von Braine nach Rheims die Bewegungen des Feindes zu beobachten. Den 20., Nachmittags, mußte ſich der Major 1. Somiedeberg init der iften und 2ten Escadron ebenfalls nach Paar begeben , um burde eine De:

monſtration zwiſchen Braine und Daily , den Übergang des Sacen’ſốen Corps über die Aisne bei Bailly zu erleichtern. Nachdem Major v. Somiedeberg dies ausgeführt hatte , ging er am 21. , da die Franzoſen fich in der Nacht von den Ufern der Vesle zurückgezogen hatten , bei Braine über dieſen Fluß. Die Einwohner dieſes Ortes waren meiſt aus Furcht vor der Radhe der Preu: Ben , beren Bagagewagen und zurüdgebliebene Soldaten fie bei dem Ruđzuge

im Februar geplündert hatten , entflohen. Das Regiment erholte ſich in Braine einige Stunden und folgte dann dem unter dem General Charpentier fich zurüdziebenden Feinde bis in die Gegend von Dulcy - le - Château , wo es bic Ankunft des 2ten Armee- Corps in einem Bivouak abwartete.

Den 22. wurde das Ulanen - Regiment nach Sormelan geſhidt , um die

Verbindung mit dem Oberſten v. Blücher, dem Sobne des Feldmarſchalls, :

der bei Neuilly- St. - Front ſtand, zu unterhalten ; am 23., Nachmittags, mar: ſchirte bas Regiment bis in das Bivouat bei Etrepide , rechts von Château Thierry , um den Bau der Schiffbrücke in dieſer Stabt abzuwarten. > 30 ritta , ſhreibt fúttke , » mit dem Lieutenant v. Smidfuß , dem Rurſchmied 1

1

und Jung requiriten , wir brachten ein Schwein , ein Faß Wein nebſt vielen .

Hübnern und Tauben . « Den 24, wurde die Marne bei Château Thierry paffirt. Major 1. Se mie beberg erhielt den Auftrag, über Montmirail bis auf die

Straße von Sezanne nach La Ferté- gaucher vorzugehen und dieſe zu beob achten. In Montmirail traf ihn aber ein Gegenbefehl , demzufolge er hier die Reſerve - Cavallerie abwarten ſollte, in die das Regiment denn auch nach Mitternadot einrüdte.

Am 25. marſcirte die Caballerie von Montmirail auf der Straße nach Chalons ab. In Etoges wurde Mittags gefuttert. Hier erfuhr man die traurige Lage der Franzöſiſchen Diviſion Pactod , in die fie durch die Haupt: Armee bei La Fère - champenoiſe berſekt worden war. Um dem nach Paris retirirenden Feinde zuvorzukommen , brach die Cavallerie unter General b. Zie ten um 3 Uhr Nachmittags auf, bog von der großen Straße nach Chalons

ab und ſchlug einen Feldweg nach Sezanne ein. Viele Verſprengte der Di: vifion Pactod geriethen hierbei oft truppweiſe in die Colonne , man entwaff nete fie fogleich und nahm ſie gefangen.

Der ſchlechte Weg verſpätete die Ankunft des Generals b. Zieten vor Sejanne bis zum nächſten Morgen , aber noch ehe der Tag anbrachy, griff er

ſchon die Arriere - Garde des Feindes an , der , obgleich er bereits in vollem

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Rúdzuge war, dennoch das Gefecht aufnahm , als er ſab , daß General v .Zie : 1814. ten nur Reiterei führte. Indeß hatten die Marſchälle Marmont und More tier über vielem Berathen die richtige Zeit verſäumt und es entſtand nur ein lebhaftes Cavallerie- Gefecht, wozu auch unſer Regiment vorgeſchidt wurde , ohne indeß zu einem Angriff zu gelangen. Sobald die Teten ber beranrúden: ben Colonnen der Haupt- Armee , die an dieſem Tage ihre Vereinigung mit s

.

der Armee des Feldmarſchals v. Blücher bewirkte , ſichtbar wurden , gog fich der Feind zurüd und gab Sezanne auf. Nach beendigtem Gefecht wurde ge futtert, dann aber feßte die Cavallerie von Zieten den Marſch über Meilleray nach La Ferté- gauder fort, wo fie Nachts eintraf. 1

Den 27. Marſch über Ribais , La Ferté - fous : Jouarre nach Trilport ;

» ber Commandeur der Infanterie ber Avant - Garbe , Baron Hiller , lieferte 1

hier zur Sicherung der geſchlagenen Pontonbrüfen und des Übergangspunktes für die ganze Armee eines der glänzendſten Gefechte des Feldzuges. Am 28. wurde die Marne bei Meaur paffitt und auf der großen Straße nad Paris vorgerudt. Nachmittags traf man den feindlichen General Compans mit 3 Bataillons junger Garde , 400 Súraſſieren und eben ſo viel Lanciers bei Clave aufgeſtellt. Es entſpann fid bald ein lebhaftes Gefecht, in das bald darauf die Infanterie und Reſerve -Cavallerie des Kleiſt'ſơen Corps eingriff, der Feind jog fich nach Ville Parifis und der Meierei Montſaigle, um dieſe zu behaupten. - Unſer Regiment ging links von der Straße nach Barifis .

vor , gefolgt von dem Sulefiſchen Cüraffter -Regiment. As es aus den Ges .

büſchen und Weinbergen in das Freie trat , fand es vor fic ein Bolniſches

Lanciers - Regiment in Linie formirt. Sogleich ließ Major b. Somiedeberg ſein Regiment aufmarſciren , Langen fällen und zum Angriff blaſen. Die Polen aber warteten den Angriff nicht ab , ſondern zogen fich eilig zurüd, ftellten ſich dann zwiſchen Gebüſchen , die mit Tirailleurs befeßt waren , wieder auf und ſchidten Flankeurs vor , mit denen die Unſrigen ein lebhaftes zerſtreu tes Gefecht führten , wobei von beiden Seiten mehrere Peute und Pferbe ber wundet oder getödtet wurden. Die Ifte Escadron war als Soutien der Flan: .

keurs hierbei aufgeſtellt worden. General v. Zieten war in Begleitung fei nes Adjutanten , Major v. Fröhlich, als es ſchon finſter wurde , bis unter die Flankirenden vorgeritten und fepte fich bem feindlichen Feuer aus , jeder Ge: fahr troend , ſeinem Adjutanten wurde auch das Pferd unter dem Leibe er: 1

ſchoffen.

Die einbredende Nacht machte dieſem Gefecht ein Ende. Der

Major D. Blada blieb mit 2 Escadrons des Schleſiſchen und 2 Escadrons des Brandenburgiſchen Ulanen - Regiments auf den Höhen links von Ville Parifis auf Vorpoſten zurück. Die beiden anderen Escadrons bezogen ein

Bivouat bei Pin. — Am 20. unterbrach ein vierſtündiger Waffenſtilſtand die Feindſeligkeiten, nach deſſen Verlauf man das Vorrüden auf Paris fortſeşte.

Während dieſer Rube der Waffen kamen viele Franzöſiſche Officiere an unſere Vorpoſten und erkundigten ſich nach den Lieutenants

b. Tiele , b. Slugođi und v. Žeromski , mit denen ſie zur Zeit im Regiment Towarczy 8 gebient batten.

362 1814.

Die Reſerve - Cavalerie bezog an dieſem Tage ein Bivouak bei Mitry. Mittwoch ben 30. März , 10 Uhr früh, rúdte man noch náber gegen Paris bor. Die Reſerve -Caballerie des 2ten Armee : Corps blieb in Referbe und

fam in der denkwürdigen Solacyt, welche die Einnahme von Paris und den

Frieden zur Folge hatte , zu keinem Angriff. » Wir hatten nur « , erzählt Anothe , eine Ranonade von Bantin aus eine Zeit lang auszuhalten , die aber I

uns keinen Verluſt brachte. Nachmittags war die Referbe - Cavallerie am Ourcq - Canal aufgeſtellt , als ſie den Befehl erhielt , borzugeben. Wir trabten durch das vor uns gelegene Dorf – wenn ich nicht irre Bondy – matſchir -

ten alsdann ſo ſchnell als möglich, den Montmartre rechts laſſend, in einer 1

1

Linie formirt , auf der Ebene gegen die Stadt vor. Da ſprengten Adjutan: ten heran und verkündeten den Waffenſtilftand. « – » Wir rüdten mit boller Mufit in das Bivouaf dicht an der Vorſtadt « ( La Chapelle ), ſagt Lúttle. 31. marſchirte das Regiment rechts ab und bezog wieder mit voller Muſik ein Bivouak an der Barriere la roule. » So ſchlecht wie die Bivouats bei Paris waren , haben wir noch keine gehabt « , äußert Lüttke. Nad ein :

tägige: Ruhe ging das Regiment am 2. April durch die Vorſtädte bon Paris bei dem Invalidenhauſe vorbei über das Champ Elyſé nach Orſay , wo es , größtentheils bivouakirend untergebracht, mehrere Tage ſtehen blieb. Ein Tagesbefebl des Feldmarſdaus v. Blücher aus ſeinem Hauptquartier 1

Montmartre vom 2. April zeigte der Armee an , daß er ſeiner geſchwächten Geſundheit wegen auf einige Tage das Commando derſelben niederlege und fprad ſämmtlichen Truppen biefer Armee ſeinen wärmſten Dank für Alles , was fie Großes und Ruhmwürdiges geleiſtet habe , aus. Der Feldmarſdal Bartlay de Tolly übernahm den Oberbefehl über das Solefifde Heer. 1

Es wurbe bem berbündeten Heere zum Gefeß gemacht, auch als Sieger

- ohne Rüdblid auf die Vergangenheit – die Rechte der Menſolichkeit und bie Würde eines wahren Soldaten aufrecht zu halten. - Während des Auf: .

enthalts im Bivouak zu Orſay erhielt das Regiment mehrere Ballen grünes Tuch , wovon jedem Mann ſogleich zwei Elen zu Hoſen Jugetheilt wurden , da die mitgebrachte graue Hoſe vollſtändig unbrauchbar geworden war. — Am 10. April, dem Ofter - Sonntag , marſcirte das 2te Corps mit der Referbes Cavallerie unter dem Oberſten v. Róber nach dem Departement der Somme ab. Das Regiment ging über Verſailles, St. Germain, Pontoiſe , Courbis

manche, Bebencourt , paffirte am 17. Abbeville und bezog nabe der See in Rue le Crotoy ( ein Fiſcherort, wo der Thurm , in dem die Jungfrau bon Orleans von den Engländern gefangen gehalten ſein ſoll, als Ruine fich be

findet) Vron , Creſſy, Arry u. a. m. weitläuftige Cantonirungs- Quartiere. Hier blieb das Regiment bis zum 14. Mai ſtehen und benugte dieſe Zeit zur Ergänzung und Inſtandſeßung ſeiner Bekleidung und Reitzeugſtúde. Dies .

wurbe burd Requiſitionen in Belgien und den benadbarten eroberten Pro vingen , durch Lieferungen aus den Departements , ſo wie durch die aus dem

Vaterlande in die Depots geſendeten oder in Paris vorgefundenen Vor : råthe bewirkt.

363

Unterbeß hatte General b. Zieten die Führung des 2ten Corps während 1814. der Abweſenheit des nad Paris berufenen Generals v. kleift übernommen .

Von dort aus erließ der lektere unter dem 12. folgenden Tagesbefehl : » Des Rönigs Majeſtát haben midy nad Paris berufen und der mir

daſelbſt angewieſene Wirkungsfreis trennt mich auf cinige Zeit von meinen braven Truppen , obgleich ich hoffe und wünſche, bald wieder zu ihnen zurüd: kehren zu dürfen , ſo nehme ich doch dieſe Trennung als eine Gelegenheit wahr , dem bisher geführten Armee - Corps meinen wärmſten Dank abzuſtatten für ben Muth und die Ausbauer , mit denen ſie in Gefahren und Entſagungen !

bis zu dem nun erreichten Ziele beharrten. Meiner innigen Hobachtung und Freundſchaft möge ein jeder einzelne Theil fich verſichert balten , ich werbe ein Vergnügen darin finden , zur Zufriedenheit fo braver Männer hinzuwirken und es mir zur Pflicht machen , für die leßten Gefechte tie wohlverdiente Belobs nung von Sr. Majeſtät zu erbitten. 3d wiederhole ben Wunſch , recht bald

wieder in die Mitte meiner braven Rrieger zurückzukehren und empfehle mich ihres Wohlmollens, ſo wie bes mir bisher bewieſenen Vertrauens. p. Kleift.

Nach dem übereinkommen mit den Landesbehörden wegen der Berpfle: gung wurden für jeden Mann täglid 2 Pfund Brod , Pfund Fleiſch, Pfund 1

Gemüſe, t Bouteille Branntwein und 1 Bouteille Bier oder Cyberwein bers abreicht. Die Officiere mußten durch die Wirthe anſtändig beföſtigt werden . Ein Pferd erhielt täglich an Fourage : 10 Pfund Heu , 10 Pfund Stroh und 1 Boiſſeau = 9 Franzöfiſche ober 10: Berliner Pfund Hafer. ( * )

über das Verbalten gegen das Franzöſiſche Militair, deſſen Officiere die: ſelben Honneurs , wie die des berbündeten Heeres erhielten , ſpricht fich der Tagesbefehl des Generals v. Rober , Abbeville, den 16. April , folgender:

maßen aus : » Da noch in der hieſigen Stadt Franzöſiſches Militair vorhanden ift, ſo muß ich ganz beſonders allen Individuen der Brigade empfehlen , jeben Zwiſt mit dieſem auf das Gefliffentlichſte zu bermeiden , indem unter den jeßi gen Umſtänden eine Streitigkeit dieſer Art mid in die unangenehmſte Verles genheit ſeben würde , ta des Rönigs Majeſtät ausdrücklicy befohlen haben , das befte Vernehmen mit dieſen Truppen zu beobachten. Es benle baber ges der baran , daß es uns als Sieger mehr Ehre maden wird , ſelbſt wenn das !

Recht auf unſerer Seite iſt, Beſcheidenheit und Nachgiebigkeit zu zeigen , als 1

das obredies durch den Drang der Begebenheiten gereizte Ge : fühl der Beſiegten noch mehr zu reigen.

p . Röder. «

Beim Eyerciren und anderen dienſtlichen Gelegenheiten mußten bis nach Ankunft des Rönigs & uwig XVIII . die weißen Binden am linken Arm getragen werden , » welde bei der Verſchiebenheit der Uniformen unter den aliirs *) Der Tagesbefehl des Generals v. Nöder vom 16. April aus Abbeville enthält

dieſe Angaben. Auf Beranlaffung dieſes Generals wurde in Übereinſtimmung mit den Unter - Präfecten ein Normal - Maaß einer täglichen Hafer - Nation an gefertigt, welches 11 - 12 Franzöſiſche Pfund Hafer faßte, alſo etwa 37 Ber: liner Meßen 1, die ebenfalls 12 Pfund wiegen.

364

1814. ten Truppen in Frankreich als Erkennungszeichen nothwendig erachtet worden waren , während die Anhänger der Bourbons dies Zeichen als einen Gruß I

an fie betrachteten; beim Einzuge in Paris hatte es wirklich die Folge , daß die Anhänger des Königthums ſogleich ihre Taſchentücher hervorholten und fich mit uns egaliſirten .« Die Landung des Königs von Frankreich und ſeine Reiſe über Abbeville wurde um den 25. April erwartet , doch konnte der Tag nicht beſtimmt an: gegeben werden , weshalb der Brigade - Chef unter dem 20. einen Tagesbefehl erließ , der vorläufig die militairiſchen Ehrenbezeugungen für den Rönig an : ordnete und nachſtchende nabere Details enthielt : »An der Grenze des De: partements de la Somme bei Nempon fteben 2 Officiere, 4 Unterofficiere, 1 Trompeter und 40 Gemeine vom Schlefiſchen Ulanen - Regiment zur Auf: nahme und Begleitung Sr. Majeſtät bereit. Joh werde ſelbſt in Begleitung des Herrn Oberſt und Brigade - Commandeurs Grafen b. Hade dort ſein und die Art der Begleitung noch nåber an Ort und Stelle beſtimmen . « » Die Herren Stabs - Officiere und Escadrons - Commandeure , ſo wie einige Subaltern - Officiere des Ulanen -Regiments wollen fich ebenfalls in Nempon einfinden. « .

.

» Das Detachement des Ulanen - Regiments begleitet Se. Majeſtát bis Nouvion , dort wird es von einem Detachement gleicher Stárke vom Schlefijchen Cúraſſier - Regiment abgelöſt, welches die Begleitung bis Abbeville übernimmt. 1

.

Die Herren Stabs - Officiere des Schleſiſchen Cüraffier - Regiments erwarten Ee. Majeftat in Nouvion . Das Cüraffier - Regiment Großfürſt Conſtantin commanbirt 1 Rittmeiſter, 2 Subaltern - Officiere, 4 Unterofficiere, 2 Troms peter und 40 Pferde nebſt ber Standarte des Regiments, und das Bran.

denburgiſche Cüraſſier -Regiment 3 Officiere, 4 Unterofficiere, 2 Trompeter und 40 Pferbe nach Abbeville, « » Dieſe beiden Detachements bilden eine Escadron als Ehrenwache unter bein Commando des Rittmeiſters , und marſhiren vor dem Hauſe auf, wo Se. Majeſtät abſteigen werden , einen Doppelpoſten vor das Haus ftellenb. Bleibt Se. Majeſtät über Nacht in Abbeville, ſo bleibt auch die Ehrenwache ſtehen , ſpannen Allerhöchſtdieſelben aber hier nur um , ſo übernimmt das De: tachement des Brandenburgiſchen Cüraffier - Regiments die weitere Begleitung von hier bis Ailly und das des Oſtpreußiſchen Reginents marſcirt nach der Abreiſe Sr. Majeſtät wieder zurüc in ſein Quartier. Es muß möglicht darauf geſehen werden , daß die die Detachements commandirenden Officiere Frans jöſiſch ſprechen .« Demgemäß ftanden 2 Officiere und 40 Pferde ſchon ſeit dem 25., früh 8 Uhr , in Nempon von Seiten des Regiments bereit , die den König Lud :

wig XVIII. am 27. , im Verein mit Franzöſiſchen Huſaren , auf der bezeich: neten Tour begleiteten .

Unſer Regiment erercirte in dieſer Zeit der Cantonirungen im Departes ment der Somme fleißig zu Fuß und zu Pferbe, aud fehlte es babei nicht an Beſichtigungen , wie am 7. Mai vor dem General b. Röder.

363

*Unter dem 11. Mai wurde die Cabinets Drdre vom 30. April befannt 1814: gemacht, nach welcher die Detacements ber freiwilligen Jäger aufgelöſt und in ihre Heimath entlaſſen werden ſollten , doch konnte jeder bei den übrigen Truppen der Urmee fortbienen , wenn er dies borjog. Am 12. Mai traf der Rittmeiſter b. Mida elis mit einem ftarken Erfaß - Detachement bei dem

Regiment ein , hierdurch und durch das in St. Dizier zurücgelaſſene Depot franker Pferde , welches nun auch herangezogen wurde, konnten die faſt nur noch 50 Pferde ftarken Escabrons theilweiſe ergänzt werden. Auch trafen zu

dieſer Zeit mehrere frank und commandirt zurüdgebliebenen Officiere, als : die Lieutenants v. Slugodi , Somidtkow , Winning und Gautier wieder bei dem Regiment ein. Viele andere Commandirte febrten ebenfalls zurück, ſo auch die beiden Ordonanzen , welche der General 1. Rlür bei fich behalten þatte. Sie gaben dieſem General Gelegenheit , dem Regiment in einem Sørei

ben , Peronne , den 1. Mai , an den Commandeur eine ſchmeichelhafte Aner: kennung feines Wohlverhaltens auszudrücken , indem er darin ſagt: » Indem ich Ew. Hochwohlgeboren von der Rüdkehr der beiden Ulanen benachrichtige,

1

erkenne ich es mit Dant , daß Dieſelben mir ſolche ſo lange gelaſſen haben , und bin mit ihrem Betragen ſehr zufrieden geweſen. «

Ein Tagesbefehl vom 12. zeigte an , daß Se. Majeſtät der Rönig dem Ges neral v. Şort neben dem Commando bes iſten , auch den Oberbefehl über das 2te Armee - Corps übertragen habe, doch behalte der Raiſerl. Ruffiſche Feldmarſchal Bartlay de Tolly bas General - Commando der Armee, 10

bald derſelbe fich bei derſelben befánde. General 6. Zieten fügte dieſem Be: feble bie Bemerkung hinzu , daß die Officiere , welche Urlaub nach England haben wollten, einkommen ſollten , doch möchten die Commandeure darauf auf

merkſam machen, daß dieſe Reiſe nicht mit weniger als 600 Thlr. unternom men werden könne.

Am 14. Mai trat das Regiment ſeinen Marſch nach den Niederlanden an. Es wurde von dem General b. Zieten am 15. , wo die Referbe - Ca ballerie um 7, Uhr früh bei Beauval , feitwärts ber Chauſſee von Amiens nach Doulens ihr Rendezvous hatte , beſichtigt, marſcirte dann über Bapaume

bei Chambray und Valenciennes vorbei , welớen Feſtungen nicht zu nabe

zu kommen befohlen war , und bezog am 21. Cantonirungs » Quartiere zwis ſden Mons , Tournay und Conóé. Der Stab der Brigade ſtand in Perucale, die lfte Escadron des Regiments in Barry und Pipaig , die 2te und der Stab in Antoin , die 3te in Fontinay und Vejon , die 4te in Maubrais und Beronne.

Die vorläufig feſtgeſtellte Demarcations : Linie fiel zwiſchen die Departes ments Zemappes und du Nord , lekteres ſollte nur von Franzöſiſchen Truppen 2

befekt bleiben , auch durfte der Feſtung Condé fid Niemand auf Soußweite

nábern. Als bald nacher die Belgiſchen Truppen die Gegenb bon Tournay bezogen , nahm bas Regiment am 26. in folgenden Orten Quartier : die 1ſte Escadron in Thieulain und Grand - Meis , die 2te und der Stab in Leuze ,

Barry und Bipair, die 3te in Gallais unb Maulbe und die 4te in Chapelle

366

1814. und Moulbais. Am 27. traf ber am 28. Februar íchwer verwundete Ritt: meiſiler Graf Leutrum b. Ertringen wieder bei dem Regiment ein. Der Friede von Paris wurde unter dem 30. Mai unterzeichnet und das

durch dieſer thatenreiche Krieg beendet. Frankreic” trat in ſeine Grenzen bom 1. Januar 1792 zurüd.

Wir fönnen hier nicht die Worte übergeßen , womit der Commandeur ſein Tagebuch des Feldzuges ſchließt, fie verdienen dem Regiment zur dauernden Erinnerung zu verbleiben und lauten : » Das Regiment þat ſtets das Glüd ge habt , fich bei allen Splachten , Gefechten und Blokirungen auszuzeichnen. Ade commanbirenden Herren Generale werden demſelben bas Zeugniß der Tap

ferkeit, Wachſamkeit und Disciplin geben. Niemals hat es einen Ehec oder überfall erlitten, und eben ſo wenig iſt ein Officier oder eine Patrouille ge fangen worden,

Uns bleibt zum Beſchluß dieſes Abſchnitts nur noch die Angabe der Be. lohnungen übrig , auf welche ſich das Regiment in den legten Gefechten vor der Einnahme von Paris Anſprüche erworben hatte. Für die Gefechte bei Meaur, der Schlacht von Laon und den übrigen Gefechten bis zur Einnahme von Paris , erhielten burd Cabinets - Drbre vom

31. Mai das eiſerne Rreuz lſter Claſſe: der Stabs - Rittmeiſter John für Laon ; das eiſerne Kreuz 2ter Claſſe: die Stabs - Rittmeiſter Graf Leutrum v. Er : tringen für Gué - à - trêmes und v. Goru ißky für Laon ; der Premier : Lieus tenant Baron v. Tiele , die Seconde- Lieutenants Graf Wefta rø , b. Gal : wiß II. , Rórdang und B. Schidfuß für Laon ; Unterofficier Sommer für Gué - à - trêmes und Ulan Appelt für Etoges und Montmirail. Durch dieſelbe Cabinets -Ordre erhielten auch der Unterofficier Behrent und der 3

3

s

.

.

bei Trier geſtorbene Ulan Pieter für Luxemburg nagträglid das eiſerne Kreuz 2ter Claſſe. -- Ein Tagesbefehl vom 4. Juli überweiſt dem Regiment 10 eiſerne Rreuze 2ter Claſſe zur Wahl für die Schladt bon Raon . Davon erhielt die 1ſte Escadron 2 , die 2te und 3te jede 3 , und die 4te 2 Kreuje. Folgende Individuen wurden demgemäß damit decorict: Wagtmeiſter Philipp .

Webrwein , die Unterofficiere Carl Potoff, Michael Mark3, Michael Rudzinski , Ferdinand Weber , und Carl v. Dlorowski , Trompeter Earl Ritter , die Befreiten Martin Domnit und Chriſtian Lohbau unb Ulan Gottfried Willner. Später wurde noch für Auszeichnung in den oben : ge

nannten Gefechten dieſes Ehrenzeichen ertheilt : den Seconde - Lieutenants b. Somidtkow ( erbte unter dem 28. Auguſt das eiſerne Kreuz des geblie: benen Premier - lieutenants D a Umer ) und v. Tyszka ( erbte laut Cabinets

Drbre vom 12. December das Rreuz des gebliebenen Lieutenants Stalled ). Seconde -Lieutenant v. Sierakowski und Regiments - Chirurgus Dr. Lampe erhielten es durch Wahl der Officiere für die Schlacht von Laon laut Drbre vom 27. Februar 1815. Durch Vererbung fiel dasſelbe auch an die Unter officiere Dietrich und Flidí uh und den Ulan Beyer. Zur Belohnung für die Solacht bon faon und den übrigen Gefechten wurden außerdem noch vorgeſdlagen aber nicht berüdfichtigt: Seconde - Lieute:

367

nant Hartig , die Unterofficiere Carl Rempte , Schmidt, Rother , 'Lug , 1814. Gottfried Hentido , Filla , Gottfrieb Zietas und Baul Geyber und Bo lontair -Jáger Materne. - Später berlieh auch der Raiſer von Rußland dem Regiment mehrere Auszeichnungen für dieſen Krieg ; Schweden belohnte

ſchon jeßt den Commandeur des Regiments, Major v. Schmiedeberg, mit dem Schwert - Drben.

XXIII.

Friedens- Periode von dem Frieden zu Paris bis zum Ausbruch der Feindſeligkeiten im Jahre 1815. » Ob je ein Volt, wie hier das Preußiſche, würdiger und erhabener aus

einem großen Kriege berborgegangen ſein mag ! Sein Lob erklang in dieſer Zeit in allen Ländern , vielleicht in Deutſchland am wenigſten , weil ſo viele Deutſche Stämme weit hinter Preußen zurüđblieben in dem Eifer , der 1

großen gemeinſamen Sache des Vaterlandes mit wahrer Hingebung und mit Aufopferung zu dienen . Neuerdings iſt in einem bedeutenden Geſchichtswerke, in den Denkwürdigkeiten des Generals Grafen . Tou , der Sòleier der Politit jener benkwürdigen Zeit mit feltener Geſchidlichkeit und überzeu gender Wahrheit und Treue mehr als bisher gelüftet worden ; Jedermann tann fich nun über den Gang der Begebenheiten aus der Zeit von 1812, 13 und 14 genauer informiren und ſich eine treue Vorſtellung machen , in welcher Art fich jene großen Begebenheiten entwidelten und wic Ofterreich bis über den Waffenſtilſtand hinaus , mit ſeinem Emiſſair bei Napoleon , ein Hemmſchuh in dem großen Bunde blieb , und wie endlich der Kronprinz von Schweden mit ſeinen Privat: Intereſſen , eine der ſeltenſten Erſcheinungen in dem großen .

Heldenzuge war. Wir müſſen dem Verfaſſer jenes bedeutenden Geſchichtswerks, ein Herr v. Bernhardi , für die Aufklärungen banken, die er der denkenden Welt gewährt hat , und wir Preußen beſonders müſſen ihm banken , daß er .

auf eine überzeugende, auf Urkunden gegründete Weiſe, für Mit- und Nachs welt die entſcheidende Stellung dargelegt hat , welche unſer Vaterland in jenem bentwürbigen Rampfe einnahm . « Die Proclamation des Rönigs: > An mein Heer! « worin er unter dem 1

3. Juni ſeinen Kriegern den Dank für ihren Muth , der einen ſo rubmwürdi: gen Erfolg errungen , ſo wie für ihr Benehmen gegen die Beſiegten , » bas .

keine Greuelthat befledtea, ausſpricht, bezeichnet den Eintritt einer Friedens: Periode und giebt uns Gelegenheit, die in ihrem Charakter ſehr wenig von 1

einander verſchiedenen Begebenheiten zu trennen.

368 1814.

Der General - Lieutenant 1. Aleift, durch Cabinets - Drore vom 30. Mai

zum General der Infanterie und bald darauf zum Grafen b. Nollendorf erhoben , erhielt vorläufig den Befehl über die 3 erſten Preußiſchen Armee:

Corps , ſo wie das 3te , 4te und 5te Deutſche Armee - Corps. – Major b. Somiedeberg brate in ſeinem und des Regiments Namen dieſem hoc geachteten General unter dem 14. Juni ben Blüdwunſch zu dieſen Beförbes rungen bar und empfing für dieſe Theilnahme ein ſehr freundliches Dantídrei

ben , d. d. Aachen , den 26. Juni , mit den Sdlußworten : > 3 erſuche Die felben , zugleich auch dem unterhabenden Regiment meinen Dank abzuſtatten , und demſelben in meinem Namen die Verficherung zu geben , daß ich mit der böchften Udtung für dasſelbe ftets bebarren und nie vergeſſen werde , wie viel

es unter Ew. Hochwohlgeboren Anführung zum glücklichen Ausgange des Arie: ges beigetragen und welche Anſprüche fich dasſelbe auf den Dank des gerettes ten Vaterlandes erworben þat. «

Auch unſerem Regiment wurde die Freude, ſeinen hochgeehrten Comman: deur unter dem 31. Mai zum Oberft - Lieutenant befördert zu ſehen. Er aber .

fah beſcheiden dieſe Belohnung nur aus den Verdienſten des Regiments her: vorgehend an , und ſpraď dies in einem Regiments - Befehl vom 10. Juni aus : 1

» JĄ halte es für meine Pflicht, dem Regiment meinen innigſten und verbinds lichſten Dank hiermit abzuſtatten , da ich überzeugt bin , daß ich meine Beför: derung blog der Ausdauer und dem ausgezeichneten Benehmen desſelben mit 1

zu verdanken habe, es thut mir leid , daß mehrere Individuen , die zur Be .

lohnung vorgeldlagen , nicht berüdſichtigt find. “ Sehr ſchmeichelhaft be: glüdwünſcht der General 6. Zieten dieſe Beförderung, d. d. Mons , ben

14. Juni : » Ew. Hochwoblgeboren Beförderung zum Oberſt - Lieutenant gereiật mir zur größten Freude, ſo wie daß des Königs Majeſtät auch das brave Bee nehmen des Regiments ſo vorzüglid gerücfigtigt. ( * ) Ew . Hochwohlgeboren kennen meine Anhänglichkeit an Sie und das ausgezeichnete Corps Officiere, Jhr Benehmen im Felde wird mir ſtets gegenwärtig ſein , überzeugen Sie ſich

alſo von meiner aufrichtigen Theilnahme und genehmigen Sie die Verſicherung meiner aufrichtigſten Hochachtung.

p. Bieten .

Am 3. Juni ging Lieutenant Andre nebſt den Unterofficieren lava : lette , Rort und Braun II. zur Erſag -Escadron , die unter dem Rittmeiſter 1. Wißleben in Militſch in Soleſien ſtand, ab , ihın folgten am 8. die ent 1

laſſenen freiwilligen Jäger unter Führung des Jágers Materne , die in die Heimath zurüdkehrten. Nur der Jäger v. Samogye blieb bei der 2ten Es cabron zurüd. - General - Major 6. Róber übergab am 9. Juni , ſeiner 1

angegriffenen Geſundheit wegen , die Leitung der Brigade dem General - Ma jor b. Wrangel auf einige Wochen. Unſer Regiment , an häufigen Quar: #) Os iſt und ungefannt geblieben , trorauf fich dieſe beſondere Berückſichtigung des Regiments bezieht , da die Zahl der verliehenen Orden nicht die bei anderen No: gimentern überſteigt, auch außer der bezeichneten Beförderung nur die des Ritt: meiſters v. Mörner durch Cabinets - Ordre vom 19. Mai zum Major , auf eigenen Antrag des Generals v. 3ieten erfolgte.

369

tierwechſel gewöhnt , erhielt bald wieder Ordre zum Marid in die Gegend von 1814. Dinant. Es brach am 24. aus ſeinen Quartieren bei Ath auf , machte Nacht quartier in Gröſage, Herchies, Hunſignies und Neufmaiſon , hatte am 25. am Thore von Mons Beſichtigung vor dem General 0. Zieten und legte dann 1

ſeinen Marſch noch bis Peronne und Gegend fort. In den folgenden Tagen ging es über Wagnèle , Bry , Risnes u. f. w. nach Namur, worauf es am

28. in die Cantonements bei Dinant einrüdte, und zwar die 1ſte und 2te Es cadron unter den Rittmeiſtern John und b. Michaelis in Dinant , die 3te 1

unter Major 1. Mörner in Sorinne und die 4te unter Major 1. Blacha in Celle. Am 5. Juli vertauſchte die lſte Escadron Dinant mit Zvoir. In deſſen konnte aus Rückſichten der Verpflegung das Regiment auch bei Dinant fich nicht lange der Ruhe überlaſſen. Schon am 12. Juli marſchirte die ifte

Escadron nach Scy , dic 2te und der Stab nach Hachez und Mohaville, die 3te nach Chaltin und Champion , die 4te nach Hamois und Hubine. Am 13. wurden Cantonirungen im Lüttich'ſchen bezogen , worunter die Orte Bremont und Duffet fich genannt finden .

Eine Special - Revue vor dem nunmehrigen Commandeur des 2ten Armees Corps , General - Lieutenant v. Zieten , die am 19. zwiſchen Strée und Scry ſtatt fand , veranlaßte einen Quartierwechſel auf einige Tage bei den Regi mentern der Reſerve -Cavallerie. Unſer Regiment belegte Villers - le - temple ,

Neufville und die naheliegenden Orte. Bei dieſer Beſichtigung erercirten zuerſt .

das Brandenburgiſche und Oſtpreußiſche Cüraſſier - Regiment gemeinſam , dann das Solefiſche Süraffier- und Ulanen - Regiment nebſt der Batterie Nr. 8 von Tuchfen vor dem General. Die Rritik , welche dieſer Inſpicirung folgte , ent hielt manchen Tabel über die mangelhafte Ausbildung der Leute und Pferbe , ſowohl im Einzelnen als im Ganzen. >> Beştere« , hieß es , » ſcheine in der Brigade Hade wenig geübt zu ſein . Beſonders fiel dabei der ſchlechte Bes kleidungszuſtand der Leute und Pferde des Ulanen - Regiments auf, indeß mil -

derte der General das Bittere ſeiner Unzufriedenheit durch folgende bedeutungs

volle Shlußworte , die ſich auf das Regiment bezogen : » Im Allgemeinen ſtatte

ich dem Herrn General v. Wrangel , den Herren Regiments - Commandeuren , Stab3- und Subaltern - Officieren meinen Dank für die Mübe ab , die fie fich gegeben haben und die im Vergleich vor noch wenig Wochen nicht zu verken nen iſt. Aufrichtig bebauere ich aber , daß ich gegen ein Regiment , deſſen Be: nehmen im Felde bei jeder Gelegenheit zum Muſter aufgeſtellt werden konnte, jest nicht eben ſo bandeln kann. “

Am 26. trat der Oberſt-Lieutenant v. Somiedeberg den erhaltenen viermonatlichen Urlaub nach Halberſtadt an , der ſpäter noch verlängert wurde. Mit ihm zugleich, theils einige Zeit darauf , erhielten auch die Lieutenants b. Slugodi , Graf Weftarp , Julius , V. Bardeleben , Roloczinski u. f. w. Urlaub. Der Major 1. Blacha übernahm nun das Commando des

Regiments. Ein Tagesbefehl vom 27. verfügte , daß die Officiere vom Stabs: Arzt abwärts eine monatliche Zulage von 36 Franks und außerdem täglich 2 Pfund Brod und 1 Pfund Fleiſch , die Mannſchaften vom Feldwebel abwärts 24

370

1814. aber 2 Pfund Brob , į Pfund Fleiſch und ' Quart Branntwein erhalten follten. Die Geldzulage der Officiere borte indeß ſchon mit dem 1. September auf. Auch der General - Lieutenant 6. Zieten nahm wegen trauriger Fami:

lien - Verhältniſſe jeßt einen vierwöchentlichen Urlaub nach Shleſien und übers trug durch Tagesbefehl vom 27. dem General -Major v. Röder das Com inando des 2ten Armee - Corps während dieſer Zeit. Jo verlaſſe das Armee Corpóa , ſagt er dabei , » mit gepreßtem Herzen und verſichere, daß der erſte »

heitere Augenblick, der , der Wiedervereinigung mit meinen helbenmüthigen Truppen ſein wird. «

Am 30. wurde durch Tagesbefehl nachſtehende Allerhöchſte Cabinets - Drbre, d . d. Paris , den 27. Mai , bekannt gemacht:

» Nachdem der Zweck der großen Anſtrengungen Meiner Unterthanen ſo glüdlich erreicht worden iſt und Jc in Folge deſſen bereits verfügt habe , baş bie Detachements der freiwilligen Jäger aufgelöſt werden ſollen , damit Lektere zu ihrem früheren Beruf und zu ihren vorigen Geſchäften zurückehren können ,

will Joh nun auch die früheren Beſtimmungen , nach welchen jeder Jüngling , der das 17te Jahr vollendet hat , ohne Ausnahme zum Militairdienſt fich zu 1

ſtellen ſchuldig iſt,1 in Abſicht deren hierburch aufheben , welche nach der bishe:

rigen Verfaſſung nicht öffentlichen Kenntniß zu Beamte , ſowohl Näthe desgleichen Profeſſoren

cantonpflichtig ſind und überlaſſe Ihnen ſolches zur bringen. Auch reke Jch zugleich feſt, daß ſämmtliche als Referendarien , Auſcultatoren und Subalternen , an Univerſitäten und Lehrer an höheren Schulen ,

welche freiwillig in Kriegsdienſte getreten find, nunmehr in ihre Ämter zurück 1

kehren follen , um ſie ihrem eigentlichen Dienſt nicht langer zu entziehen und daß , wenn Einzelne von ihnen im Militairdienſt zu verbleiben wünſchen , dazu Meine Genehmigung beſonders eingebolt werden muß. 3ch trage Ihnen hier: durch auf , die legteren Beſtimmungen nicht nur der Armee durch das Auges meine Kriegs - Departement bekannt machen zu laſſen , ſondern auch das was ſonſt zu ihrer Ausführung etwa noch erforderlich iſt, zu verfügen , wobei jo 1

.

Zhnen insbeſondere anheimgebe, dieſen Officianten für ihren patriotiſchen Eifer, durch welchen ſie zur Erreichung des großen Zwedes weſentlich mit beigetragen haben , Meiner lebhaften Erkenntlichkeit zu verſichern. Paris , den 27. Mai 1814.

Friedrich Wilhelm .

An den Staats - Miniſter Freiherrn v. Hardenberg.

Jm Lüttich'ſchen lag das Regiment ſehr weitläuftig vertheilt, ſo daß es Shwierigkeiten maďte, dasſelbe zuſammenzuziehen , weshalb ſelbſt der Geburts: tag des Rönigs von den Escabrons nur vereinzelt gefeiert werden konnte , auch zum Gottesdienſt, den der Feldprediger Ehlebus abhielt, konnten nur 1

zwei und zwei Escadrons bei Bremont und La Chapelle fich verſammeln. Detachirte Commando's zu beſonderen Zweden hatte das Regiment nur we:

nige , nämlich die gewöhnliche Stabswacht von 1 Officier, der aber abweds ſelnd mit den übrigen Regimentern gegeben wurde , 1 Unterofficier und 6 Ula

nen in Huy und ein Briefrelais in Franceſfe. - Am 17. Auguft verließ das Regiment ſeine Quartiere wieder und bezog am 18. ſeine früheren bei Dinant.

371

Hier erercirte es häufig zu Pferde , ſchoß auch bis zum 15. September nach 1814 . der Scheibe, übte bierauf in einzelnen von Officieren geleiteten Abtheilungen Felddienſt und hatte dann während der Herbſtmanover vom 20. September bis 9. October , wozu es anfangs Quartiere zwiſchen Dinant und Einney ,

ſpäter aber zwiſchen Sinney und Huy bezog , Paraden vor dem Brigade - Com mandeur, Brigade - Chef , vor dem am 18. September zurüdgekehrten General. Lieutenant 6. Zieten und endlich am 9. October vor dem General en chef

Grafen Rlcift v. Nollendorf auf dem Plaße bor Terwagne , bei welcher Gelegenheit der Brigade wiederholt die ausgezeichnetſte Zufriedenheit mit ihrer guten Haltung und ihrem Zuſtande ausgeſprochen wurde. Den 11. October marſcirten die Truppen in ihre früheren Quartiere zurück und zwar die 1ſte Escadron des Regiments nad Noiſy , die 2te nach Zvoir , die 3te nach So rinne und die 4te nach Dinant.

Während dieſer Übungen wurden mehrere Allerhöchſte Beſtimmungen be kannt , nämlich die vom 9. Auguſt , wonach jeder , der zur Tragung der neuer: dings geſtifteten Denkmünze von Geſbükmetall für den Krieg von 1813 und I

1814 befugt ſei , darüber ein Zeugniß mit dem Dienſtſiegel vom Commandeur des Truppentheils erhalten ſolle; ferner die Ordre vom 16. September, wonach

künftig Abidiede vor dem 40ſten Jahre nur mit Vorbehalt der Anſprüche, welde der Staat nach dem Geſetz vom 3. September machen könne, ertheilt werden ſollten , endlich vom 27. September , welche verfügte , daß die Militair: Ehrenzeichen lſter und 2ter Claſſe und der St. Georgen - Orben 5ter Claſſe, welche gegenſeitig von Unterofficieren und Soldaten des Preußiſchen und Rur fiſchen Heeres für Auszeichnung in dem zu Paris beendigten Kriege verlichen

werden , forterben ſollten , ſo lange darin Leute vorhanden ſind, welche dieſen Krieg mitgemacht haben. ( * ) Der Jahrestag der Solacht von Leipzig wurde beim Regiment durch

eine Parade und eine große Meſſe in der Kirche zu Dinant gefeiert. – Am 9. November hatte das Regiment eine Beſichtigung durch den General v. Ró : .

der zwiſchen Sceuve und Tibremont. Sonntag , den 20. November, ſtellten

fich die Escadrons zu Pferde in Parade auf , um die Kriegsdenkmünzen zu empfangen. Es erhielt das Regiment für das Jahr 1813 = 107 , pro 1814 z 4 und pro 1813 und 1814

452 1, in Summa 563 Stüd. Dabei wurde

beſtimmt, daß das Band ber Denkmünze durch die beiden oberſten Knopf löcher gezogen werden und die Jahreszahl derſelben oben liegen ſollte. Den 6. December feste fich unſer Regiment aufs Neue in Bewegung,

um ſeine Quartiere mit denen des Schlefiſchen Cüraſſier - Regiments zu ver tauſchen ; es kam in 72 Orten , darunter Einney , Porchereſſe, Scy , La Haute #) Wir wollen hier nicht behaupten , daß wir mit dieſer Angabe alle wichtigen

Cabinets - Dedres dieſer Zeit angeführt haben , ſondern nur eine Erklärung ſpa: terer Angaben bieten. Auf alle für die Armee wichtigen Beſtimmungen dieſer

Periode näher einzugehen , würde uns zu weit führen und auch ſtyon um des .

willen nicht zu empfehlen ſein , als dieſelben vielfach anderwärts aufgenommen und faſt algeniein befannt ſind. 24 *

372

1814. und Barveaur, zu liegen. - Am 27., 28. und 29. fand eine Beſichtigung 1

der Bekleidung und Armatur des Regiments durch eine Commiſſion, beſtehend aus dem Major b. Rolembabr bom Solefilden Cúraffier: Regiment und Seconde- Lieutenant ». Zieten vom Oſtpreußiſchen Cúraffier -Regiment , bei s

Porcereſſe ftatt. - Am 27. machte ein Regiments - Befehl den Abgang fol: gender Verwundeten bekannt : >

1) Ulan Caspar Schmidt der 3ten Escadron , iſt an einer am 6. Novem ber 1813 erhaltenen Bleſſur im Lazareth zu Leipzig geſtorben. 1

2) Ulan Carl Jadler der 2ten Escadron , iſt am 16. Juni wegen Un brauchbarkeit des linken Fußes und rechten Soultergelenks durch eine Schußwunde als Jnvalide aus dem Lazareth entlaſſen.

3) Ulan Jakob Sauer der 4ten Escadron , desgleichen am 16. Auguſt wegen einer Soußwunde am Ellbogengelenk. 4) Ulan Gottfried Jankel der 2ten Escadron , desgleichen am 16. Auguſt ebenfalls wegen einer Schußwunde am Edbogengelenk. Mit einem Ball zu Einney wurde dies auch für das Regiment ſo ereig:

nißreiche Jahr 1814 beſøloſſen und ebe wir das neue Jahr voll großer Bes gebenheiten beginnen , haben wir noch die Veränderungen im Officier - Corps und eine Rang - Liſte des verfloſſenen einzuſchalten . Unter dem 26. januar 1814 erhielt Seconde - Lieutenant Dalmer den nachgeſuchten Abſchied als Stabs - Rittmeiſter; unter dem 24. Mai wurde Nitt: meiſter b. Maladowski Adjutant bei dem Brigade - Commandeur , Oberſt

v. Mutius beim Regiment als aggregirt geführt , doch ſchon am 5. Juli ward er bei dem Brandenburgiſchen Ulanen - Regiment aggregirt. - Durd Cabinetss Ordre vom 18. Aug. wurde der freiwillige Garde-Roſaden -Unterofficier Suhá: fer zum Seconde - Lieutenant im Regiment ohne Gehalt bis zur Einrangirung befördert, jedoch unter dem 16. October zum Elb - Infanterie - Regiment mit Portépée -Fähnrichs - Sebalt verſetzt. 3u Portépée - Fähnridos avancirten unter dem 4. und 5. Februar die Unterofficiere v. Drorowski und v. Radonis , ſo wie der Jäger v. Drouart und unter dem 2. December Unterofficier v. Sa : in ogyi. Von dem Jáger - Detachement erhielten unter dem 24. Auguſt den Abſchied als Seconde -Lieutenants : Oberjáger Rarras und die Jager Ma : terne , Reinhardt und Dietric Rang : Liſte des Officier - Corps des Schleſiſchen Ulanen - Regiments vom 17. November 1814. Alter.

Charakter.

Vor- und Zunamen.

Vaterland.

J.

M.

I. M.

Gener.-Major u. Chef Guſt. Prinz Biron v. Gurland | 32 10 Curland . Oberſt u.Commandeur 6. Frhr. Laroche v.Starkenfels 46 4 Pfalz... Oberſt - Lieutenant Major ..

Ferdinand v. Schmiedeberg .. 35 Johann Heinrich v. Blacha . 39

7 Halberſtadt .. 7 Schleſien

Theodor v. Mörner....

5

39

Dienſt: zeit.

Mart

7 6 710

21

8

24 25

6 4

373

1814 Alter.

Charakter.

Vaterland.

Vor- und Zunamen. J.

M.

Dienſt: zeit. 3. M.

Stabs - Rittmeiſter ... | Friedrich Wilhelm v. Wißleben 37 10 Magdeburg ... 19

1

Heinrich Ludwig Leopold John 37 Chriſtian Friedr. v. Michaelis 33

1

desgl..

5 Curland.

33 33

6

5 Bigt.Warſchau 14 bedgl.

Seconde - Lieutenant.. Joh. Fr. Wilh. v. Schmidtfow 23 8 Preußen . Joh. Carl Gottl. v. Gallwiß I. 26 7 Desgl . Sec.- Lieut.u.Adjutant Friedrich Wilhelm v. Ty8zfa 26 1 deegl . Seconde- Lieutenant .. Ludwig Graf v. Weſtarp ... 23 6 Sachſen Friedrich Albert v. Gallwiß II. 22 6 Preußen

>

3

14 3 8 10 8 10 10

8

711 6 8

Ferdinand Carl Julius Ernſt v. Winning Heinrich Rörbanz Erdmann Fr. v. Sierakowski

30

8 Stralſund ...

3

26

6 Neumark

9/ 5

23 11 Preußen . desgl.. 21 6 Friedrich Wilhelm Kayſer... 2010 desgl .

7110 4

Adolph v. Schickfuß

22 10 Schleſien

Carl Eduard Böhm .

22

Eduard Gautier

19 19 24

Ludwig v. Schmidthals .

>

16 6 13 / 10

oo wo or

>

2

33

21

o coO CO

2)

Premier - Lieutenant.. Carl Baron v. Tiele Ignaß v. Žeromski. Jafob v. Slugodi.

Preußen ..

Sec.-Pt. u. N.-Omſtr. Guſtav Reinhardt Seconde - Lieutenant.. Eduard Graf v. Poninsfi . Anton v. Žalusfuwsfi Guſtav Andre .. .

20 26

desgl. . desgl. 2 6 doogl . 6 beogi . 3 desgl.. 3 Preußen .

22

31 Schleſien

5

3

81 7 5 1 il --

3 3

8 6

1

9

19 5 3 5

3

Überzählige Officiere : Seconde - Lieutenant .. | Auguſt Schließ .. Carl v. Barbeleben .

3

3 Scyleſien . 19 | 3 Preußen ...

19

8

Aggregirte Officiere : Major ....

Graf v. Noſtiß .

Stabo :- Nittmeiſter.

E. Graf Leutrum v. Ertringen 19 Carl Rudolph v . Goſchiffi .

1 Würtemberg. Schleſien

»

Seconde- Lieutenant .. D)

Grbniann Graf v. Nöder ... 30

8

» . Rolliczingfi

26

7 53gt.Warſchau

Friedrich v. Hartig ..

26

7 Würtemberg ..

desgl.

17

8

1

2

2 |

4

portépée - $ ähnrich $ : Portépée - Fähnrich ... >

Carl Fr. Wilh. v. Dſorowefi | 18 Carl Heinrich v. Drouart ... 19

7 Schleſien 6 besgl. .

Julius Lachmann ...

19

5

begge .

Theodor v. Radonig ..

18

2

desgl. .

110

110 8

Unter - Stab :

Regimento -Chirurg .. | Dr. Johann Carl lampe ... | 33 |11||| Nieder - Lauſik | 11 | 9 .

Dinant , den 17. November 1814.

In Vertretung : John.

374 1814.

Während der größte Tbeil der Königlichen Armee, von dem dankbaren

Vaterland mit Zubel begrüßt , bereits wieder eingekehrt war in den lieblichen Gefilden der Heimath, berblieben wir beim Jahreswechſel noch auf frembem Grund und Boden .

XXIV. Der Feldzug von 1815. 1815.

Das Jahr 1815 begann mit bein Austauſch berzlicher Glüdwünſde. Sie wurden gegeben , wie es unter ruhmbeglückten Rameraden Brauch iſt mit Aner: kennung und Zuneigung. General - Lieutenant b. Zieten ſchrieb aus Ber: viers an den Major 1. Blacha: » Ew. Hochwohlgeboren ſo geneigten Wünſche zum Jahreswechſel erbeiſden meinen innigſten Dant, id ) bringe Ihnen ben:

ſelben gern dar. Das Benchmen des Schleſiſchen Ulanen - Regiments im Felde verdient das größte Lob , die ſchönſte Gerechtigkeit, Niemand bekundet dies lieber als ich , der das Vergnügen ſoon batte , früher mit demſelben in Ver bindung zu ſtehen. Ich erbitte für Ew. Hochwohlgeboren , Deren tapferes Corps Officiere und den braven Soldaten das beſtändigſte Wohlergeben und die ſtete Zufriedenheit. Ich werde glüdlich ſein , wenn ich zu legterer etwas beitragen kann. Angelegentlichſt bitte ich um die Fortdauer der Freundſchaft und die Verſicherung meiner ergebenſten Hochadtung zu empfangen, « Nod ) ahndete man nicht, was das neue Jahr Verhängnißvolles bringen follte, aber dennoch blieben die Übungen nady allen Richtungen bin nicht einen 1

Augenblick ausgefeßt. Die meiſten Schwierigkeiten ſcheint die Ergänzung der Bekleidung und der übrigen Ausrüſtung gemacht zu haben. Noch am 12. Ja

nuar tadelte der General v. Zieten bei einer Beſichtigung des Regiments , ſtatt der Langenſdube, blos die Fußriemen gefunden zu haben. Der Grund zu ſoldem und ähnlichen Tadel lag in dem ungleichen Verhältniß der Maffe der Production zur vorhandenen Zeit. Der Regiments - Befehl vom 18. 3as

nuar verfügte : » General v. Zieten hat befohlen , daß unter dem Ezakot: Úber: zug eine Erhöhung angebracht werden ſoll , damit es ausſehe , als wäre ein National darunter, «

Am 23. Januar mußten die 3 Cüraſſier - Regimenter nach Düſſeldorf ab: marſçiren , während das Ulanen -Regiment die Cantons Einney , Dinant und I

!

Süd - Namur bezog. Wie zerſtreut hierbei das Regiment lag , beweiſt, daß die 2te Escadron allein gegen 50 Orte beſepte. Major v. Blad a lag mit dem Stabe in Brumagne, auf der Straße von Namur nad Huy. – Durch Tagesbefehl vom 21. trat das Schleſiſche Ulanen - Regiment und die beiden reitenden Batterien der Reſerve - Cavallerie vom 26. ab einſtweilen zur 9ten

375

Brigabe des Oberften v. Lud über , wobei General v. Roder dieſe von 1815. ihm ſcheibenben Truppen mit folgenden Abſchiedsworten entließ : „ Durch den borſtehenden Tagesbefehl von den Truppen getrennt , die ich bisher zu com mandiren die Ehre hatte , nehme ich hiermit von dem ausgezeichneten , braven Schlefiſchen Ulanen - Regiment und den beiden reitenden Batterien Nr. 8 und 9 Abſdieb. 30 danke für ben mir von dieſen Truppen ftets bewieſenen Gebor

fam , guten Willen und raftloſen Dienfteifer, burch welche ſie mir das Com mando über fie ſo angenehm gemacht haben und wodurch die gegenwärtige Trennung von ihnen mir um deſto ſchwerer wird. Möge es Jhnen allen im iner wohl geben , ich werde als Ihr wahrer Freund immer den herzlichſten An theil daran nehmen. Ich kann und werde ſo gute und brave Truppen und die begebenheitsreiche Epoche, in welcher ich mit ihnen in naher Dienſtverbin: bung ſtand, nie vergeſſen . Bergeſſen Sie auch mich nicht. v. Röder. « Die 1ſte und 4te Escadron beſeßen mit einem Commando von 1 Gefrei ten und 3 Mann die Brücke in Namur , die 2te und 3te die in Dinant. Je

der Reiſenbe mußte von dieſen Poſten eraminirt , fein Militair ohne Paß auf die andere Seite der Maas gelaſſen , auch alle aus Frankreich kommenden Emigranten und Deſerteurs an die Gensdarmerie - Officiere abgeliefert werden . Am 6. Februar wurde der Stab nach Einney verlegt , weil der von Ur laub zurüdgefehrte Oberſt : Lieutenant b. Somiedeberg nun wieder das Commando des Regiments übernahm. Ein Regiments - Befehl vom 13. Fe: bruar publicirte die Allerhöchſte Cabinets - Orbre , d. d. Wien , den 16. Januar ,

worin Se. Majeſtát der Ronig ſeinen Dank für den Glückwunſch zum neuen Jahr dem Regiment ausſprach. Gleichzeitig brachte er die Benachrichtigung, daß das Ulanen - Regiment vorläufig in ſeinen jeßigen Quartieren verbleiben , jebody die 1ſte Escabron fich noch über den Canton Havelange, die 4te über den von Andenne auszudehnen habe. Das iſte Schleſiſche Huſaren - Regiment , das

11te Reſerve - Infanterie - Regiment und das Soleſiſche Schüßen - Bataillon traten zur 9ten , dagegen das Neumarkiſche Dragoner - Regiment zur 10ten s

Brigade úber.

( Rúdtebr Napoleon's. ) Während die in Wien verſammelten Groß machte fich mit der Geſtaltung der fünftigen Staaten - Verhältniffe Europa's s

beſchäftigten , hatte ſich am 26. Februar Napoleon mit 1200 ſeiner Getreuen von Elba eingeſchifft und war troß aller Hinderniſſe, die ihm die Bewachung des Meeres durch Engliſche und Franzöſiſche Fahrzeuge entgegenſtellte , am 1. Márz glüdlich in Frankreich gelandet. Schnell boten fich nun die durch

diplomatiſche Intriguen bereits getrennten Monarchen die Hand zur Vereinis gung gegen den gemeinſchaftlichen Feind, der den kaum verlaſſenen Thron wieder beſtieg, um das Schwerdt des Verderbens über Europa zu dwingen. Es begannen ſogleich die Rüſtungen in allen berbündeten Staaten. Jedes Urlaubsgeſuch wurde unter dem 17. März von dem General b. Zieten für unzulaffig erklärt, felbſt Abſchiedsgeſuche ſollten möglichſt ab

gelehnt werden. Bald darauf verfügte das Rriegs - Miniſterium die Einziehung aller Beurlaubten . - Nach einem Dielocations -- Entwurf des Generals v. Zie :

376

1815. ten ſtand um dieſe Zeit der Stab der Sten Brigade in Lüttich , das ifte Weſtpreußiſche Infanterie - Regiment in Lüttich und Umgegend , das Splefiſche Schüßen - Bataillon in den Cantons Malmedy und Stavelot , das iſte Sole: fiſche Huſaren - Regiment in Fleron und Louveigne und das Soleſiſche Ulanen: Regiment in den Cantons Cinney , Dinant, Sid - Namur , Havelange und An:

benne. - Da die Mehrzahl der Franzöſiichen Feſtungen , darunter auch Gi vet und Philippeville, fich ſogleich für Napoleon erklärten , ſo wurde die Brigade Luc als Avant- Garde des 2ten Armee - Corps zur Bewachung der Grenze aufgeſtellt. Unſer Regiment , dicht an der Grenze ſtehend , erhielt den Befehl , ſich bei Dinant zu concentriren , Feldwachen gegen Givet und Phi: lippeville vorzuſchieben , möglichſt viel Nachrichten aus Frankreich einzuziehen, die Rüdkehr der ſich diesſeits aufhaltenden Franzöſiſchen Soldaten zu verhin bern und die von Napoleon geſendeten Emiſſaire anzubalten. Alle Reiſenden , die nach Frankreich zu gehen wünſchten , durften nur mit einem Paſſe bon dem Polizei - Director des 2ten Armee -Corps, Oberſt- Lieutenant Graf Louſy , berſeben , die Grenze paſſiren . Zur Unterhaltung der Verbindung mit dem .

Oberſt- Lieutenant v. Somiedeberg , ſollte die in Cinney befindliche Escas bron des Neumárfiſchen Dragoner - Regiments einen Avertiſſements - Poſten nach Achin und die des lſten Schleſiſchen Huſaren - Regiments in Crupet einen ſol:

chen nach Evrebaille ſtellen. » Würde cine feindliche Bewegung von Givet aus die Zuſammenziehung des Corps nothwendig machen “ , heißt es im Tagesbefehl des Generals v. Z ieten vom 28. März , o lo concentrirt fich das Gros unter dem General v. Pird bei Huy , die Avant - Garde bei Andenne. « Der Oberft - Lieutenant v. Schmiedeberg traf nun mit gewohnter This tigkeit die Anordnungen , welche dazu dienen ſollten , den Zweck der neuen Dis: 1

I

.

location » möglichſt ſdnell von dem Vorrüden eines Franzöfijoen Corps gegen

die Maas benachrichtigt zu werden , aber nur durch Beobachtung ohne Ver: legung der Grenze « zu erreichen. Die 2te und 3te Escadron , welche in und bei Dinant, in Celle, Boiſelle, Notre- Dame de Foy , Sorinne und Erbidhène in engeren Cantonirungen zuſammengezogen waren , poſtirten Feldwachen bei Dinant und 1 Unterofficier und 6 Mann an der Brücke über die Loſſe, auf dem Wege von Givet nad Dinant. Portépée - Fåbnric Lachmann ging mit 1

einem Commando der 4ten Escadron nach Rodefort und ſtationirte ein Brief relais in Montgautier. Jhin folgten die 1ſte und 4te Escatron nad und fie beſeften Rochefort und Liebenbas.

Für den Fall eines feindlichen Andringens von Dinant her ſollten die 2te und 3te Escadron ſich über Sorinne nad, Aſeſſe auf das lſte Schleſiſơe

Huſaren -Regiment, die 1ſte und Ate Escadron aber nach Huy zurüdzieben , wohin auch die Bagage dirigirt wurde. Ein Tagesbefehl vom 31. März ge: nehmigte die Annahme von Freiwilligen , die ſich ſelbſt bekleiden und bewaff: nen wollten , ſo wie , daß die Kriegscaſſe Gelder der Officiere in fidere Ber:

wahrung gegen Dispoſitionsſcheine nehmen könne. » Da die boben verbünde: ten Mächtea , ſagt cin Tagesbefehl des Generals b. Zieten vom 2. April, » babin übereingekommen find, in keine Unterhandlungen oder Relationen mit !

377

ſich einzulaſſen , ſo 1815. dem Feinde fein fie audy, welcher Art fie wollen , wird es hiermit den Truppen zur heiligſten Pflicht gemaot , alle Parlamen tairs , Emiſſaire , Botſchafter , Geſandte, furz jede Perſon , welde mit Auftra: gen von Napoleon Bonaparte oder deſſen Anhang , den Eingang in die

diesſeitigen Provinzen nadſuchen ſollten , unter jeder Bedingung mit dem Ges webr in der Hand zurüdzuweiſen.

p. Bieten . «

Am 3. April gingen die 2te und 3te Escadron über Dinant nach Mou:

lain und Bouvigne , wo ebenfalls Feldwachen ausgelegt wurden. Den 4. April erließ der General der Infanterie Graf Rleiſt folgenden Tagesbefehl: » Dem General - Feldmarſcal Fürſt Blücher v. Wahlſtatt iſt der Oberbefehl über das Preußiſche Heer übertragen. Bis zu ſeiner Ankunft ſoll der General

Quartiermeiſter des Heeres Graf v. Gneiſenau alle Befehle in ſeinem Nas men erlaffen . Des Rónigs Majeſtát haben mir dagegen den Oberbefehl über die zuſammenberufenen Norddeutſchen Bundestruppen zu übertragen geruht. Es geht mir nabe , von Truppen zu ſcheiden , die ſich in vollem Maße meine

Achtung und Liebe erworben haben , ihr Andenken wird mir ſtets theuer bleis ben und nur die Überzeugung , ihrem Gedächtniß nicht entrüdt zu werden und mich ſtets ihrer fortdauernden Anhänglichkeit zu erfreuen zu haben , kann mich dieſe Trennung ertragen laſſen. Dine großes , meiſt leeres Wortgepränge bes gnüge ich mich, dieſen braven Truppen ein herzliches Lebewohl zu ſagen. Die Vorſehung walte über fie und gönne ihnen die Genugthuung , den Unters drüder der Menſo beit vernichten zu helfen und dadurch Europa Friede , Rube und Sicherheit zu bereiten.

0. Kleifl.

Der General v. Bieten machte unter dem 10. April die Allerhöchſte Sa:

binets - Ordre vom 13. März bekannt , nach welcher alle Ulanen - Regimenter, alſo auch die der Garde , fünftig an den langen ſchwarz und weiße Flag . gen und zwar nur von der Größe der, der Ruffuden Ulanen , nach einer ſpäter

einzuſendenden Mufterflagge führen ſollten . Eine Änderung, die , ſo unweſent: lich fie auch an ſich zu ſein ſcheint, doch manchen Schmerzenslaut erweckte, Senn die bisher geführte roth und blaue Flagge hatte die Achtung des

Feindes und ruhmreiche Erinnerungen. ( * ) Am 10. April traf auch nachſte bendes Søreiben des Brigade - Commandeurs an den Oberſt - Lieutenant B. Schmiedeberg mit der Befanntmachung einer neuen Armee - Eintheis lung bei dem Regiment ein : .

#) Die blauen und rothen Flaggen erhielten ſich noch bis zum Jahre 1817 in Ge: brauch , wenn auch nicht bei Gelegenheiten , wo das Regiment im Ganzen er:

ſchien , ſo doch bei den kleineren Übungen in den Cantonirungen. Im Septem ber 1816 I, wo zwei Parteien gegen einander Felddienſt iibten , erſchien zur Ver wunderung des Commandeurs die eine nicht mit umwickelten Flaggen , wie es 1

zur Unterſcheidung befohlen war , ſondern mit den alten Flaggen. Als nun ge gen die Anwendung derſelben immer ernſtere Befehle erſchienen , ſuchten die Ula: nen durch roth und blaue Büſchel an der Lanze daran zu erinnern , welches aber im März 1819 von dem commandirenden General ihnen gleichfalls unterſagt .

wurde.

378 1815 .

» Ew. Hodwoblgeboren beehre ich mich in der Anlage eine neue Armee Eintheilung zu überſenden , nach der ich leider mich des Vorzugs beraubt ſebe, in Gemeinſchaft mit Ihnen und dem ſo ausgezeichneten Ihrem Commando übergebenen Regiment , den Rampfplaß auf's Neue zu betreten. Wann ehe die Corps ſo wirklich gebildet werden , wie die Anlage es beſagt, iſt noch nicht beſlimmt. Vor der Hand bleiben Ew. Hochwohlgeboren mit dem Ihrem Com : mando untergebenen Hochlöblichen Regiment in den gegenwärtigen Quartieren und Verhältniſſen ſtehen , nur erſuche ich Sie , von morgen den 10. ab bis übermorgen früh alle einigermaßen bedeutenden Meldungen nicht an mich, .

der ich morgen mit der Infanterie nach Fleurus und Gegend aufbreche, ſon: dern direct an den commandirenden Herrn General-Lieutenant b. Bieten , Ercellenz, hierber nad Namur einzuſenden. Wahrſcheinlich bricht den 11. bas 1ſte Soleſiſche Huſaren - Regiment aus ſeinen gegenwärtigen Cantonirungen auf , um rechts die Holländer zwiſchen Biesme und Ham - ſur-Meuſe abzulöſen. .

.

%

Den Plaß der Huſaren würde dann das Neumärkiſche Dragoner - Negiment einnehmen und mittelſt desſelben die Verbindung mit Em. Hochwohlgeboren wie

bisher beſtehen. Was Ihre Verbindung mit mir und dem General - Commando vom 11. an betrifft, behalte ich mir bor , Em. Hodwoblgeboren noch das Nás

bere zu eröffnen. Hinſichts der auf dem Ratbhaus zu Dinant befindlichen Ge: wehre und Säbel befehlen Se. Excellenz, daß ſelbige durch die Gensd'armerie

von dort nach Jülich geſpafft werden ſollen. Cantonirungo - Quartier Namur, den 9. April 1815.

0. Luck .« ( * )

Die beigelegte Eintheilung der Armee am Rhein enthielt als Commans deur des 2ten Armee - Corps den General- Lieutenant v. Borſted angegeben. 5

Brigade - Chef bei der Reſerve-Cavallerie dieſes Corps , welche aus dem Re: giment Rönigin Dragoner , Neumärkiſchen Dragoners, Brandenburgiſchen Hus faren-, Pommerſchen Huſaren- , Sqleſiſchen Ulanen - und 3ten und 4ten Rur: märkiſden LandwehrsRegiment beſtehen ſollte, war General -Lieutenant v. Jür. gas ; Brigade-Eommandeure: Oberſt W. Thúmen , die Oberſt · Lieutenants v. Sohr und Graf t. d. Sdulenburg.

Die beiden detacirten Escadrons, die lſte und 4te , wurden am 12. und 14. April berangezogen und dann die Orte Bouvigne, Moulin , Biauly und

Sommière vom Regiment belegt. Feldwaden ſtanden von der lften Escabron bei Onbaie, von der 2ten bei Sofoie, von der 3ten bei Weillen und von der 4ten bei Falaen. Patrouillen gingen rechts bis St. Gérard , wo das Neumár:

fiſche Dragoner - Negiment ſtand. Im Fall eines nothwendigen Rückzuges ſollte Mittelſt Tagesbefehl vom das Regiment fich nach Annevoie dirigiren. 13. April wurden die Portions- und Rationsſäke , welche nach dem Regulativ

vom 22. April 1814 in Cantonirungen und auf Marſchen bei den Lieferungen durch die Einwohner maßgebend, bekannt gemacht. Die Ration pro Pferd

beſtand biernad, täglich in nur 1 Decaliter = 9 Pfund Hafer , aber 3 Pfund #) Dieſer General v. Lucf lebt als General der Infanterie und General - Adjutant in Potsdam .

379

Heu und 2 Pfund Stroh mehr als ſonſt. Die tägliche Portion für die Mann- 1815. ſhaften vom Feldwebel abwärts war beſtimmt auf: 28 Unzen Weizen - und Roggenmehl -Brob , 8 Unzen friſches Fleiſch, 1 Unge Salz , 3 Unzen Reis :

!

oder 6 Ungen andere Hülſenfrüchte, 3 Unzen Butter oder Sped , 1 Bouteille Bier , 1 Decaliter Branntwein , dies auf zweimal des Tages bereitet , und

į Unge Tabat, wenn es verlangt wird. Die Officiere erhielten von ihren Wirthen: ein Bataillons -Commandeur 4 Couverts, Mittags zu 4 Schüſſeln , Abends 2 ; 1 Major ober Compagnie - Chef 2 Couvert3 , Mittags zu 3 Schüſſeln ,

.

.

Abends 2 ; 1 Stabs - Capitain , Premier : ober Seconbe - Lieutenant i Coubert,

Mittags zu 3 Stüffeln , Abends 2; außerdem pro Couvertį Flaſche guten Wein.

» Der General 6. Zieten hat mit mir die Verabredung getroffen « , ſchreibt General . Borſtell aus ſeinem Hauptquartier Namur unter dem

17. April an den Oberſt- Lieutenant v. Schmiedeberg, - » Ew. Hochwohl ,

geboren Regiment , welches ich für den Augenblick zur Beſeßung der Vorpo: ften an der Franzöſiſchen Grenze beſtimmen muß , in nadſtehender Art zu mei: nem Armee - Corps abrüden zu laſſen : den 20. 2 Escadrons nach Rochefort, die Vorpoſten in Soyère müſſen noch an demſelben Tage abgelöſt werden ; 1 Escadron bleibt in Rochefort, die andere rüdt den 21. nach Liebenbas und

loſt noch an demſelben Tage die Vorpoſten in Palijeul ab. Den 21. ruden Ew . Hochwohlgeboren mit 2 Escadrons nad Dinant. Die Vorpoſten des Oberſt- Lieutenants v. Lúßow müſſen möglichſt früh abgelöſt werden , um noch an demſelben Tage ihrem Regiment folgen zu können. Da von den 2 , ben 21. nach Dinant gerüdten Escadrons Ihres Regiments , eine den 22. abmar: 1

ſchirt, um zum 3ten Armee - Corps zu ſtoßen , und Ew. Hochwohlgeboren für den Poſten von Dinant nur eine Escadron bebalten , ſo ſtellte ich das 25ſte

Infanterie - Regiment ( bisher v. Lüßow ) unter Ihre Befehle. Dies Regiment fteht in der Stadt und im Canton Dinant und kann von Ihnen , inſofern Sie

es zwedmäßig und nöthig finden , zum Vorpoſtendienſt benugt werden. Die Ausſeßung der Vorpoſten bon Dinant bis Paligeul wird wieder in der Art 1

und nach der zweckmäßigen Inſtruction übernommen , wie Sie es meiner Ca vallerie überliefert hatten. Ew. Hodwohlgeboren berichten über den Poſten von Dinant direct an mich . Die Poſten von Liebenbas unb Rochefort find

an die Befehle des Oberſten v. Reuß , Commandeur des 26ſten Infanterie Regiments gewieſen und rapportiren an denſelben nach Einnety , geben Ihnen

aber gleichzeitig von wichtigen Vorfällen Nachricht. Jin Ridzugsfalle repliis ren fich auch dieſe Poſten auf Einney. Ew. Hochwohlgeboren wollen es mir anzeigen , ſobald Sie eingetroffen ſind. Jo freue mich, ein ro brabes , zuver: läſſiges Regiment im 2ten Armee - Corps zu erhalten , in welchem ich Bekannte 0. Borflell. und Freunde zu finden weiß. In Rücficht dieſer Anordnungen batte die 1ſte und 4te Escadron am 20.,

früh 7 Uhr , ein Rendezvous zwiſchen Bouvigne und Dinant, von wo Ma: 1

jor v. Blad a mit beiden nach Rochefort abmarſcirte. In Rochefort blieb die 4te Escadron , löfte auch den Poſten in Soyère mit 1 Officier und 24 Pferden ſogleich ab. Rittmeiſter 30bn ging mit der lſten Escadron am 21. weiter

380

1815. nad Liebenbas und löſte ebenfaus noch am Tage des Eintreffens bie Vorpoſten

in Palizeul ab. Verbindungspoſten wurden wie früher in Montgautier und Bure ftationirt. Die 2te Escabron übernahm , als die 3te Escatron fich zum Abgang bereit maďte , fammtlidbe Wachen bei Onhain und Falaen.

1

Ebe wir aber über die Veranlaſſung zu dieſer Trennung der 3ten Esca: bron von dem Regiment Näheres berichten , baben wir noch einen Parole: 1

befehl des Generals v. Borſtel, d. d. Namur ben 19. April, anzuführen ,

welcher zunächſt die Anzeige von ſeiner Ernennung zum Commandeur des 2ten Armee- Corps , ſo wie den Ausdruck des Bedauerns über das Scheiben

von den zu andern Corps beſtimmten Waffenbrübern , dann aber noch Folgen des enthält: » Die neu ankommenden zum 2ten Armee - Corps beſtimmten 1

Truppen heiße ich willkommen , fie finden in dem alten Beſtandtheil des 3ten Armee - Corps treue und zuverläſſige Brüder und in mir , ſo wie in allen ihren Oberen jeden Ranges wohlmeinende Vorgeſepte, welche mit ftrenger Gerech tigkeit auf Ordnung halten , aber auch nach äußerſter Möglichkeit ſorgen wer: den , daß es den Soldaten woblgebe. – Die Referbe - Cavallerie führt einft: weilen der Oberſt und Brigade - Commandeur v. Thúmen in Havelange. Das Neumärkiſche Dragoner - Regiment ſoll den Vorpoſtendienſt des lften Armee: Corps , das Schleſiſche Ulanen - Regiment, das 9te Reſerve - Regiment, das Lúgow'ſche Infanterie - Regiment und die reitende Batterie Nr. 4 den Vorpoſtens 1

dienſt des 2ten Armee- Corps , und das Bergiſche Huſaren - Regiment der Re ſerbe - Caballerie : Brigade bis auf Weiteres zugewieſen bleiben. Vom 20. an übernimmt der Oberfl - Lieutenant v. Somiedeberg , Commandeur des Sole fiſchen Ulanen - Regiments, das Commando der Vorpoſten in Dinant, beftes bend aus 1 Escadron Ulanen und 3 Bataillons von Lützow . Der Oberſt Lieutenant . Redow , Comandeur des Sten Reſerve - Regiments , das Com:

mando der Vorpoſten des linken Flügels , beſtehend aus 2 Escabrons Ulas nen , 3 Bataillons des 9ten Reſerve- Infanterie- Regiments und 1 reitenden Batterie Nr. 14. Beide Vorpoſten - Commandanten berichten nach Namur an den General -Major v. Pirch I. ( * ) und bis zu ſeiner Ankunft direct an mich. v. Borfiell. «

Se. Majeſtät der König hatte unter dem 7. und 11. März die Forma:

tion von 8 neuen Cavallerie - Regimentern und gleicəzeitig als eine dies erleich ternde Maßregel die Auflöſung und Einverleibung der 5ten Escadrons befoh: len . Es ſollte von jedem Cavallerie - Regiment eine Escadron durch das Loos

beſtimmt, zur Bildung jener 8 Cavallerie - Regimenter abgegeben werden , und mußten dieſelben wenigſtens die Stärke von 100 Pferben haben oder darauf gebracht ſein. Bis das Regiment nicht über 400 Pferde ſtart wäre , follte *) General v. Pird übernahm am 21. April das Commando der Vorpoſten und

hatte ſein Quartier in Namur. Fürſt Blücher war am 21. ebenfalls in ſei nem Hauptquartiere Lüttich eingetroffen. Für die geſammte Preußiſche Reiterei

war es ein großer übelſtand , daß die Regimenter furz vor dem Beginn des Krieges neu formirt und dadurdy ſehr incomplett wurden .

11

$

.

381

der Stamm der 4ten Escadron nicht gebildet werden. Zu dem neu zu bilden- 1815. ben Ulanen - Regiment Nr. 5 ſollte 1 Escabron vom Sclefijchen , 1 Escadron bom Brandenburgiſchen Ulanens und 1 Escabron vom Bergijden Huſaren :

Regiment gegeben werden. Das loos zur Abgabe fiel bei unſerem Regiment auf die 3te Escabron des Majors v. Mörner. -- Die zum Übertritt in das 5te Ulanen - Regiment beſtimmten Officiere waren : Major v. Mörner ,

Premier, Lieutenant v. Slugodi , die Secondes lieutenants Graf Weſtarp, Julius , v. Sierakowski uno v. Soidfuß. Folgende freundliche Abſchiedsworte erließ der Commandeur unter dem 20. April an die Scheidenden , welche am 21. auf ihrem erſten Marſche von vielen theilnehmenden Rameraben begleitet wurden : » Wenn Se. Majeſtät der

König befohlen haben , daß die 3te Escadron zur Formation eines neuen 5ten Ulanen - Regiments abrücken ſoll, und dieſelbe morgen ihrer neuen Beſtimmung nadkommt , ſo erfülle ich hiermit die traurige Pflicht, dem Herrn Major

v. Mörner , den Herren Lieutenants b. Slugodi , Graf 6. Weſtarp , Julius , b. Sierakowski und b. Suidfuß , dem Herrn Wachtmeiſter Webrwein, dem Herrn Chirurgus , rámmtlichen linterofficieren und Ulanen mein herzliches Lebewohl zu ſagen , Allen das allererdenklidſte Glúd und Gute zu wünſchen. Dem Herrn Major v . Mórn er , ſo wie den Herren Officieren, Wachtmeiſter und Ulanen kann ich meinen Dank nicht mit Worten ausdrüden für die Treue, wahre Freundſchaft und Liebe , womit fie mich Alle erfreut haben ,

Jhrer Tapferkeit und Thätigkeit habe ich mit die vielen Auszeichnungen zu bers danken , die mir zu Theil geworden ſind. Die brave , rubmvolle That bei Leip : zig und alle nadherigen Gefechte werden ſtets meinem Herzen eingebent bleiben

und mich in den Wünſchen beſeelen , mit Ihnen vereint für König und Vater:

land aufs Neue zu fechten. Indem ich mein Lebewohl wiederhole , bitte ich um die fortbauernde Freundſchaft Ader, ſo wie mic in fernerem guten An v . Schmiedeberg.

denken behalten zu wollen.

Bald nach Erlaß jener Formations - Beſtimmungen hatte Se. Majeſtát auch eine beränderte Zuſammenſeßung des Officier - Corps des Solefijden Ulanen - Regiments befohlen , welche hier folgt : Officiere des Schleſiſchen Ulanen - Regiments. a me n.

Charge.

Bemerkungen.

Oberſt- Lieut. u . Command. v. Schmiedeberg. Major ....

Überzähliger Major Nittmeiſter . Stabs - Nittmeiſter..

v. Blacha. v. Szerdahely ... v. Wisleben .

John. V. Midyaelis .

Premier - Lieutenant

v. Tiele.

v. Žeromski.

früh. aggr. 8. lſten Schleſ. Huſ.- Ngt.

332 1815 .

Bemerkungen.

Ni a men.

Ch a r ge.

v. Somidtfow .

Seconde- Lieutenant

v. Gallwiß I. Theiß V. Gallwig II . V. Kaiſer. Hadfelberg .

>

>

>

D

vom ehem. Bergiſchen Lanciers - Negt. vom ehem. Bergiſchen Lanciers - Regt.

Rörbang.

>>

V. Arensdorff ..... Böhm.

D

vom 1ſten Huſ.-Ngt. Deutſø . Legion.

Gautier.

V. Schmidhals. Reinhardt. Graf Poninsfi.

2)

>

>

v. Zalustowsti. v. Andre. v. Barbeleben .

»

>

>>

Hartig. Driwar

früher Gornet im 2ten Huſaren - Negt. Deutider Legion.

Wien , den 29. März 1815.

Friedrich Wilhelm.

Von dieſem Regiment ſind verſet: Oberft Laroche v. Starkenfels ſocibet als Brigade -Commandeur aus ; 3

aggreg. Stabs -Rittmeiſter Graf Röder zum Brandenburgiſchen Ulanen -Rgt.; »

Graf Leutrum zum 6ten Ulanen - Regiment ; Seconde- Lieutenant v. Tyszka >>

>>

Cließ

>> >>

>>

6. Winning

>>

8ten

über den Stab3 - Rittmeiſter 6. Gofuißfi behalte 3d Mir die Beſtim mung vor und iſt derſelbe bis dahin , als ſolche erfolgt , bei dem Regiment, zu

dem er gebürt , als aggregirt zu betrachten. Wien , den 29. März 1815.

Friedrich Wilhelm .

Ein Tagesbefehl vom 23. April brachte die Cabinets - Drdre vom 10. zur Renntniß , wonach Regiments- und Bataillons -Commandeure künftig keine Compagnien mehr haben ſollten , ein anderer bom 25. die Allerhofte Ordre vom 25. Márz, welche die Abzeichen der Linien - Infanterie und Cavallerie be: ſtimmte. Das Shleſiſche Ulanen - Regiment ſollte rothe Rragen und Auffdlage, rothe Shulterklappen und gelbe Knöpfe führen. Am 1. Mai wurde die 2te Escadron dem Major v. Szerbabelly úber: geben , welcher dann mit ihr in Sorinne, Selle und Euſtine Quartier nahm ,

während die ſchon früher wieder herangezogene 4te Escabron dieſe Orte ver: ließ und nach Dinant zu ſtehen fam. Die ebenfalls zurüdgekehrte ifte Esca: dron cantonirte in Bouvigne, vertauſchte aber am 11. ihr Quartier mit denen

383

der 2ten Escadron. Von dem Regiment wurden die Felówachen bei Cuſtine, 1815. Bouvigne , zu Onhain und Unſerre gegeben. Die Infanterie hielt Dinant be feßt und batte bei Druance, Walfin und Furfaut Felomadyen . Im Fall eines feindlichen Angriffs ſollte das Regiment eine Aufftellung bei Bouvigne nehmen. A13 Rúdzugspunkt war Namur beſtimmt.

Der Rittmeiſter v. Go diffi

follte auf Befehl des Rönigs die bevorſtehende Campagne als Commandant des Hauptquartiers des Generals v. Zieten mitmachen. -- Ein Parolebes fehl des Generals o. Borſtel warnte bie Truppen - Befehlshaber vor Miß

brauchen mit den Ordonanzen , deren Pferde zu Grunde geben müßten, wenn außer bei wichtigem Jnbalt , die Briefe mit zwei Kreuzen bezeichnet würden. Auch empfiehlt dieſer General unter dem 5. Eintracht und Verträglichkeit mit

den in Namur ftehenden Sächſiſchen Truppen. » Es find Deutſưe Waffen brüder « , lautet der Befehl , » wir müſſen durch offenes freundliches Entgegen fommen ihr Vertrauen erwerben , es von uns zu erwerben , wird ihr Beſtre

ben ſein . “ – Die Sådfiſden Truppen wurden bald darauf Veranlaſſung, daß General . Borftell das Commando bes 2ten Armee Corps verlor.

» Jď madhe den Brigaden bekannt « , lautet der darauf bezügliche Parolebefehl des Generals v. Bird I. vom 9. Mai , baß Se. Durchlaucht der Fürſt Blú : er b. Wahlſtatt ſich beranlaßt gefunden hat , mir in Stelle des General: .

1

Lieutenants b. Borftell, Ercellenz, das einſtweilige Commando des 2ten Ar .

mee - Corps zu übertragen , daber alle Eingaben und Meldungen fünftig an mich zu richten find. Dem Wunde des General- Lieutenants v. Borſtell

gemäß, ſoll ich den Truppen für die ihm bewieſene Liebe und Anhänglichkeit banken und ihnen berfichern , daß er auch in der Entfernung vom Corps an

ihrem Schidſale den lebhafteſten Antheil nehmen werde. « Am 16. Mai marſchirte das Regiment von Dinant nach Namur , wo Fürſt Blücher die Reſerve - Cavalerie bei fich vorbei defiliren ließ. Der Fürſt

war mit dem Zuſtande des Regiments ſehr zufrieden und überhäufte ſeinen alten Freund, den Oberft- Lieutenant v. Schmiedeberg, mit ſchmeiwelhaften I

I

Lobſprüchen. Dieſer theilte dem Regiment die Zufriebenbeit des Fürſten unter dem 17. burch folgenden Tagesbefehl mit : » Se. Durðlaucht der Fürft Blů : der 0. Wahlſtatt baben mir aufgetragen , dem Hochlóblichen Regiment noch:

mals bekannt zu machen, wie ſehr Sie mit dem guten Zuſtande desſelben bei I

dem geftrigen Marſch durch Namur zufrieden geweſen , daß Sie dasſelbe we: gen ſeiner bewieſenen Tapferkeit in dem legten Kriege ganz vorzüglich hoch ſchaften und in dem feften Vertrauen lebten , daß es auch bei dem jest bevor:

ſtehenden Rriege ſeinen alten Ruhm auf's Neue begründen werde. Jndem ich mich beeile, diefes dem Hochlöblichen Regiment bekannt zu machen , bitte ich die Herren Escadrons - Chefs und Commandeurs , ſo wie ſämmtliche Herren .

Officiere meinen innigſten Dank für die Mühe und Thätigkeit , womit ſie dies ſen guten ordnungsmäßigen Zuſtand bei den Escadrons zu Wege gebracht

haben , hiermit in Güte annehmen , ſo wie auch den Wachtmeiſtern , Unteroffi cieren und Soldaten in meinem Namen für ihre gute Führung und Ordnung , in der fie fich halten , banken zu wollen . D. Schmiedeberg. “

384 1815.

Der Stab des Regiments ſtand am 17. Mai in Marde , die Escadrons in Nameche , Andenne und Umgegend. An demſelben Tage traf der Rittmeiſter v. Wißleben mit der Erfas - Escabron ein , worauf am 18. ſchon zur For: mation der manquirenden 3ten Escadron bei Nameche, wo das Regiment zu:

ſammenfam , geſchritten wurde. Man ging hierbei von der Anſicht aus , alle

· Escabrons gleich ſtark an Leuten und Pferden zu machen , die Mannſbaften aber nicht zu theilen , ſondern die Escadrons nur mit Rüdficht auf eine gleiche

Anzahl Handwerker zu complettiren. Die Pferde der Erſag - Escadron wurden nach Alter 1, Größe und Güte durch das Loos an alle 4 Escadrons gleichmäßig vertheilt. Jede Escadron behielt als Stainm die Unterofficiere und Flügel pferde. Die 3te Escadron zog durch das Loos aus den drei beſtehenden Es cabrons ihren Bedarf an Pferden. Alles Sattel- und Riemzeug blieb bei den Escadrons , wie es vorher war.

General v. Jurgas , der Brigade - Chef , erließ am 18. Mai folgenden

Befehl : » Die Reſerve-Cavallerie iſt in folgende Brigaden getheilt : 1 ) Rönigin - Dragoner - , Neumärkiſches Dragoner- und Schlefiſches Ulanen :

Regiment unter Oberſt v. Thủinen ;

2) Brandenburgiſches und Pommerſches Huſaren - Regiment unter Oberſt Lieutenant v. Sobr ;

3) 4tes und 5tes Rurmărfiſches Landwehr - Cavallerie - Regiment unter Oberſt.Lieutenant Graf v. 8. Smulenburg.

>> Alle Märſche vor dem Feinde geſcheben , wenn es das Terrain erlaubt , in großen Fronten. Beim Angriff eines oder mehrerer Regimenter befinden

fich, wenn Ulanen zur Hand find, ſolche verbeckt auf beiden Flügeln, um beim Choc den Feind in Flanke und Rücken zu nehmen. Es muß nie ein Angriff gemacyt werden , der nicht durch ein zweites Treffen gebedt wird. Iſt daber ein Regiment allein und greift an , ſo muß ſolches nur mit 2 Escadrons ge: ſchehen , indem die andern beiden zum Soutien dienen. Da die Nähe des

Feindes oft eine ſūnelle Entwickelung nothwendig macht, fo hoffe ich, daß die Regimenter darauf eingeübt find , im ſtarken Galopp zu deployiren und in jeder andern Art aufzumarſchiren. Beſonders nothwendig iſt es , daß die Leute Apel haben und ſich , wenn ſie geworfen werden ſollten , ſelbſt im feindlichen Feuer d . Jürgas.

ſogleich wieder ſammeln.

Am 21. Mai bezog unſer Regiment Quartiere in der Gegend von Hanut ; in Avin , Ville -en - Herbaye, Meffle u. 1. w. Die Formation des Jáger - De 1

tachements wurde bem Rittmeiſter w. Michaelis in Meffle übertragen.

Den 27. hatte das 2te Corps mit der Reſerve - Cavalleric bei Branſon an der Römerſtraße eine Parade vor dem Fürſten v. Blüder. Unter Trom petenſchall wurde demſelben ein dreimaliges Hurrab zugerufen , dann in Zügen vorbeimarſdirt und wieder in die Quartiere eingerückt. Zu Anfang des Monats Juni trafen die Beſtimmungen ein , wonach von jeder Escadron der Reſerve : Cavallerie ein Mann zur reitenden Batterie Nr. 6 3

abgegeben werden ſollte, auch ſollten von jeßt ab keine Untercamiſoler und Staljaden mehr geliefert werden. Ein kriegsminiſterielles Reſcript vom 7. Juni

385

verfügte das Nähere über die durch Cabinets - Ordre vom 12. April gebotene 1815. Formation neuer Reſerbe: Escabrons für die Cavallerie - Regimenter. .

Die Friedensübungen waren bis jeßt durch keine feindliche Maßregeln ges ſtórt worden. Es brohte zwar der Krieg und man rüftete fich von beiden Sei ten dazu , aber der defenſive Charakter , ben das Verhalten unſerer Armee

trug , begünſtigte bis zum legten Augenblick die Gewohnheiten des Friedens. > Die Escadrons , welche heute nicht erercirt haben , ererciren morgen zu Pferde «, lautet noch am 15. Juni Vormittags der Regimentsbefehl, und íhließt mit der oft in Friedenszeiten gebräuchlichen Ermahnung : » wobei ich bie Herten Escadrons - Chefs bitte, ganz vorzüglich darauf feben zu wollen , baß mehr Ruhe in den Escabrons herrſcht und daß , ohne daß » Rührt Eucla

commandirt iſt, einzelne Leute fich nicht willkührlich bewegen . « Aber faum !

riefen die Strahlen der Mittagsſonne die Truppen an dieſem Tage zur Leen:

digung ihrer Übungen , als der Befehl zum ſchleunigen Marſch einging, weil Napoleon gegen die Sambre borbrang und der glorreice Feldzug von 1815

begann. Am 15. Juni , Nagmittags 2 Uhr , brach das Regiment auf und mar: ſcirte die Nacht hindurch bis zum Sammelplaß des 2ten Armee - Corps bei Onoz. Von hier ging es am frühen Morgen des 16. nebſt dem 11ten Hu

ſaren - Regiment zur Unterſtüßung des iften Armee - Corps , welches bei Fleu: rus fich mit der Franzöſiſchen Armee im Gefecht befand, ab. In dieſem Ges fecht wurde der Ulan Willner ber 4ten Escadron todtgeſchoffen . Das eiſerne

Kreuz, welches derſelbe für Auszeichnung in der Súlacht von Laon trug, .

wurbe durch die Kugel, welche ihn traf, gerſchmettert. Gegen Mittag rúdte das Regiment in die Aufſtellung der Armee bei Ligny. Die 1ſte Escadron unter dem Rittmeifter John wurde jedoch zur Erhaltung der Verbindung mit den Engländern ſeitwärts auf die Straße nach Quatrebras detachirt. Sie !

nahm eine Aufftellung neben der Straße und ſchob eine Feldwacht gegen Braisne - le - comte vor. Bald nachher paſfirte der Herzog b. Wellington , vom Fürſten Blücher zurückkehrend, dieſen Poften . Der in ſeinem Gefolge

befindliche General v. Muffling gab dem Rittmeiſter John die für ſeinen Zweď nöthigen Inſtructionen. ( * ) Die Schlacht bei Ligny am 16. Juni. Die Preußiſche Armee batte eine Aufſtellung, die fich von Tongrenelle über Sombref bis an den Durchſchnittspunkt der Römerſtraße und der von #) » Blücher, um 1 uhr Mittag8 , hielt bei der Mühle von Buzy. Welling : .

ton traf gleich darauf bei ihm ein ; er trug einen einfachen blauen überrod ohne Abzeichen , einen gewöhnlichen dreieckigen Hut mit 3 Rofarden nebeneinander, einer ſchwarzen und 2 rothen , der Spaniſchen und Portugiſiſchen , mit einem

weißen unten rothen Federbuſch, der nach engliſcher Art zurückgelegt in der Hut frempe lag. Das Pferd hatte hinten am Sattel einen kleinen Mantelſack mit Gegenſtänden zum Wed feln des Anzuges , in den Piſtolenholftern ein Portefeuille mit Schreibmaterialien. Man glaubte mit Sicherheit in den vorderſten Reihen

des Feindes in dieſem Augenblic auch Napoleon zu erkennen. « ( General v. Reichye's Denkwürdigkeiten . ) 25

386

1815. Namur nach Brüſſel ausdehnte , genommen. Es kam hier auf ein Feſthalten des zu einer Offenſive - welche wegen der wahrſcheinlichen Hülfsleiſtung der Engländer erwartet werden konnte - günſtigen Terrains an, daher ließ man fich auf Dorfgefechte ein , die bei St. Amand , La Haye und Ligny áußerſt heftig wurden. Eine für die Preußen unglückliche Entſcheidung erfolgte , als es Napoleon bei Ligny gelang , das von Infanterie entblößte Centrum zu burchbrechen . -

Nach dem Verluſt des Dorfes St. Amand beſchloß Nach

mittags 4 Uhr der Feldmarſchal Blücher, einen fräftigen Angriff in 2 Co lonnen zur Wiebereroberung dieſes Dorfes und St. Amand - la - Have zu uns ternehmen . Die eine Colonne , aus 8 Bataillons des 2ten Gorps beftebend,

follte Bepteres von der breiten Seite angreifen , während Oberſt- Lieutenant v. & ú sow vom Generalſtabe dem General v. Jürgas den Befehl überbrachte, mit dem Brandenburgiſchen , Pommerſchen und Bergiſchen Huſaren , Schleſi ſchen Ulanen : Regiment und 2 Escabrons Neumärkiſcher Dragoner, wozu ſpå ter noch die Cavalerie - Brigade von Marwig vom 3ten Corps ſtieß, und der Batterie Nr. 6 ſogleich in die linke Flanke des Feindes zu geben und mit der

bei St. Amand ſtehenden 5ten Infanterie - Brigade des Generals b. Tippels firch ſogleich den Feind anzugreifen. Die übrigen Regimenter der Reſerves

Cavallerie wurden dem General-Lieutenant b. Zieten zur Dispoſition geſtellt. General-Lieutenant v. Jurgas ſegte die Truppen in Bewegung , um jenen Befehl auszuführen , befahl aber dem Oberſten b. Thumen , mit dem Süleft ſchen Ulanen- und Bergiſchen Huſaren - Regiment rechts um das Dorf Wag 1

nele zu gehen und fich auf den jenſeitigen Hoben aufzuſtellen .

Das Weitere erfahren wir aus der nachſtehenden Relation des Oberſt Lieutenants v. Schmiedeberg über die Leiſtungen des Regiments in dieſer Schlacht: »Den 16. , Nachmittags, rüdte das Regiment aus feiner Stellung rechts abmarſcirt , in Verbindung mit dem Bergiſchen Hufaren - Regiment über das Dorf Wagnele vor , die rechte Flanke der Brigabe von Tippelskirch zu deden. Bei dieſer Gelegenheit hielt es mit mufterhafter Rube eine heftige lang anhaltende Kanonade aus , wodurch es viele Leute und Pferde berlor. Der Oberſt und Brigade - Commandeur v. Thúmen wurde vor der Mitte des Solefiſchen Ulanen , Regiments durch eine Ranonenkugel getödtet, worauf ich das Commando über beide obengenannten Regimenter und 2 Escadrons des .

5ten Rurmärkiſchen Cavallerie - Regiments übernahm. Nachdem noch einige Zeit dieſe Truppentheile in ihrer Stellung geſtanden , rúdte die feindliche Cavallerie, unſere rechte Flanke umgebend , vor. Jū ließ dieſerhalb mit ſämmtlicher Ca valerie eine Rechtsſchwenkung machen und mehrere hervorgebrochene feindliche Escadrons durch das Sølefiſche Ulanen - Regiment attakiren und zurüdwerfen. Bei dieſem Angriff blieben , nach ihren Epauletts zu urtheilen , zwei feindlide Stabs - Officiere. Eine lange Linie feindlider Cavallerie von 6 bis 8 Regi: !

mentern , in drei Treffen aufgeſtellt , nahm dieſe geſớlagenen Escadrons auf und rückte vor. Dieſes, das Zurückgehen unſerer Infanterie und das Erſdei nen neuer feindlicher Maſſen , ſchon ganz in unſerer rechten Flanke und im

Rücken bordringend, nöthigte , den Rückzug anzutreten , der treffenweiſe mit ſol

387

cher Ordnung geſchah, daß die feindliche Cavallerie keinen Angriff zu unter: 1815. nehmen wagte. Das Bergiſche Huſaren - Regiment , unter Anführung des Ma jors v . Romberg , ſo wie die 2 Escadrons Landwehr unter Führung des Grafen . Schwerin und v. Bredow machten ihre Bewegungen in dem feindlichen Ranonenfeuer mit lobenswerther Ordnung wie auf dem Erercier plaß. Das ſchöne, ſchnelle Rangiren des Sclefiſchen Ulanen - Regiments nach 5

der Attake , als es auf den zehnfach ſtarkeren Feind ſtieß , wodurch es fich

obne allen Nadtheil aus dieſem Handel 30g , madte dem Major d. Blada , der das Regiment führte , ſo wie den Escadrons - Chefs Major v. Szerda : belly und Rittmeiſter v. Wigleben nebſt allen Officieren und Soldaten alle

Ehre , fie gaben den Beweis , daß eine mit Ordnung geführte Truppe auch einem überlegenen Feinde Reſpect einflößen und abhalten kann. « In dieſer Schlacht erlitt das Regiment einen anſehnlichen Verluſt an Leuten und Pferden ; die 2te Escadron allein büßte dabei 14 Pferde ein. Bei der Attafe auf die feindliche Cavallerie, bie ſo beftig war , daß einzelne Ver. folgende bis in die feindlichen Referven hineingeriethen , wurden die Gefreiten

Frobnert und Janus , ſo wie die Ulanen Riebel und Romala getödtet. Unterofficier Beichert und die Ulanen Witte , Engliſch und liescio von der 2ten Escabron , Graupe und Plewnia von der 4ten Escadron u. a. m. erhielten bedeutende Hiebwunden , obne jedoch gefangen genommen zu

werden. – Durch außerordentliche Bravour beim Flankiren zeichneten fich nach Angabe der lften Escadron : die Gefreiten Carl Schulz und Wilh. Rünaft und die Ulanen Adam Schulb , Zoh. Schiller, Lorenz Filla und Anton Henning ſehr aus. Der Ulan Gottf. Grimm blieb , obgleich ſchwer verwundet, dennoch auf ſeinem Plaße und fuhr fort , gegen den Feind Front zu machen. ( * ) Wachtmeiſter Anothe erzählt uns in ſeinem Tagebuche noch Einiges von den Vorgängen bei der Iſten Escadron : » Von der Feldwacht der 1ſten Ess cadrona , Idreibt er , » hatte ich Gelegenheit , den Hin- und Hermarſch einer feindlichen Colonne ( wahrſcheinlich das Erlon'ſche Corps ) , das bald nach

Quatrebras , bald nach St. Amand zu fich dirigirte , zu beobachten. Bei Ligny und Quatrebras wüthete die Schlacht fort. Gegen Abend erfdien ein Eng liſcher Officier aus dem Hauptquartier des Feldmarſchals Fürften Blücher und verlangte vom Rittmeiſter John die ſichere Beförderung einer von ihm

mit Bleiſtift niedergeſchriebenen Meldung an den Herzog b. Wellington. Ich erbot mich zur Ausführung dieſes Auftrages, welches mir gewährt wurde. In Begleitung eines Ulanen mußte ich die Engliſchen Linien auf und an der Brüffeler Straße paffiren und traf den Herzog zu Quatrebras in dem Augen blid an , als die Franzoſen gegen die Poſition anſtürmten ; id war dabei Zeuge des Anmarſches und ſchnellen Deployirens der Engliſchen Colonnen , bes An *) Da die 1ſte Escadron vom Mittag ab detachirt war , ſo mußte dieſes Flanfeur gefecht anderswo als bei der erwähnten Aufſtellung der Franzöfiſchen Cavallerie gegenüber ftatt gehabt haben. Da nähere Angaben fehlen , vermuthen wir , daß damit ein Flankeurgefecht bei Fleurus gemeint iſt,. das einzige Gefecht der Art , was wir angedeutet finden. 25 *

388

1815. griffs des Herzogs von Braunſchweig, ſo wie des Zurückwerfens des Feindes.

Als Beſcheinigung der richtigen Abgabe der Depeſche empfing ich von einem Officier aus der Suite des Herzogs ein Stück einer Engliſden Zeitung ( die

id noch befiße, da ich zu deren Abgabe keine Gelegenheit mehr batte). Es war ſchon ganz finſter geworden , als ich auf den Plaß , wo die Escadron .

am Tage geſtanden hatte , zurüdfam , fand dieſelbe aber nicht mehr bor. 30 1

folgte nun in der Richtung, welche mir der Schau der Signalhörner der In

fanterie angab , der Armee. Unter manchen Schwierigkeiten , vom Anruf Fran zöfiſcher Poſten und ihrer Schüſſe einige Mal überraſcht, gelangte ich endlich

in die Suite des Generals v. Róber , bei der ich bis zum nächſten Morgen I

berblieb , dann aber das Regiment im Bivouat bei Wavre fanb. « Unſer Regiment verließ um 9 Uhr Abends , gefolgt von dem 11ten Hu ſaren - Regiment , ( * ) das Splachtfeld von Ligny. Die Armee zog nach Wabre , um die Verbindung mit der Engliſchen Armee feſtzuhalten und den Rampf zu 1

!

Bei Wavre mußte die Reſerve - Cavallerie des 2ten Armee- Corps .

erneuern .

längere Zeit halten bleiben , weil die Parts des 4ten Corps nicht vorwärts famen. Aus dieſer Stadt erließ der Fürſt Blúc er einen Tagesbefehl, datirt vom 18. Juni , welcher einen Dank an die Armee, aber zugleið einen Tabel !

für einen Sheil der Caballerie enthielt. Er lautet : Einem Theil der Sabals

lerie fann ich nicht danken , fie hat nicht den Muth und die Ausbauer bemie

fen, die zu erwarten waren und die überlegenheit nicht bewährt , die Preu ßiſche Cavallerie über Franzöſiſche immer gehabt hat. Sie wird und muß die

Scarte auswegen und ich hoffe, daß die Herren Officiere und Soldaten die nächſte Gelegenheit beungen werden , um Ehre und Ruhm zu erhalten und zu erwerben. Dies iſt eine Ehrenfache, der König , das Vaterland und Europa ſeben auf uns und erwarten von uns Reſultate, die unſerer gerechten Same, unſerer Stärke und unſerem Ruhm entſpreden . « #) Aus dem Bericht des Majors v. Romberg entnehmen wir und führen der größeren Vollſtändigkeit wegen Folgendes an : Nadidem das Gefecht bei St. Amand bis 8 Uhr Abends gedauert hatte , zeigte ſich mit einem Male in der rechten Flanfe des Schleſiſchen Ulanen - Regiments , welches dem 11ten Huſaren : Negiment rechts zur Seite ſtand , eine Linie feindlicher Cavallerie. Der Oberſt: Lieutenant v. Sdmiedeberg , welcher anſtatt des gebliebenen Oberſten v. Thú : men das (Commando übernommen hatte , ging gleich mit dem Schleſiſchen Ula: nen - Regiment vor und überſandte dem Huſaren - Regiment Befehl, ihm zu fol. gen. Die ſich gezeigte Franzöſiſche Cavallerie ließ es nur theilweiſe zum Gefecht >>

-

fommen und zog ſich wieder eilends auf drei Treffen Franzöſiſcher Cavallerie zurück, die gerade auf uns zu marſchirt famen und in einer Entfernung von .

1000 Schritt Halt machten . Da unter dieſer Zeit das Schlachtfeld gänzlich von unſeren Truppen verlaſſen war und wir uns von allen Seiten nur vom Feinde

umringt ſalen, To trat der Oberſt - Lieutenant v. Schmiedeberg ſeinen Riid : 311g vom Schlachtfelde an. Das 11te Huſaren - Regiment formirte eine geſchloſſene Colonne und ging ſo bei der ſich weiter links gezogenen Franzöſiſchen Cavallerie vorbei und machte hiernach die Arriere - Garde des Oberſt - Lieutenants v. S dmie : .

deberg. « ( Romberg ſtarb als ein in hoher Achtung ſtehender Officier.)

389

» Dieſelben werden zugleich die Anführer der Cavallerie inſtruiren «, ſchreibt 1815. Blüder unter demſelben Tage an Pirch zur Bekanntmaðung an die Cas valleries Brigade , » darauf zu halten , daß dieſe Waffe mehr Ausbauer bezeuge ,

geſgloſſen bleibe , die Signale genau beachte, ſich nicht vor der Zeit in Ga 1

lepp reße und ſich ſtets geſchloſſene Reſerven bereit halte 20. a Unſer Regiment , brad wie immer , befand ſich nicht unter der Zahl jener fünf Caballerie - Regimenter , welche die Schuld der Unzufriedenheit des Für ſten trugen ; der General v. Bülow rechtfertigte eines derſelben , das 2te Solefiſche Huſaren -Regiment, gegen eine nicht begründete Beſchuldigung, in dem er ſagt: » Dies Regiment iſt ſeiner Pflicht und Ehre am 18. Juni eben ſo wenig ungetreu geworden , als irgend ein Truppentheil im Armee - Corps.« Erſt in den legten Vormittagsſtunden des 18. Juni brady unſer Regiment aus ſeinem Bivouak bei Wabre auf, ging durch deſſen Vorſtadt, in der eben ein Feuer aufloberte, und überſchritt die Dyle. Die überaus ſchlechten , von Gewitterregen burchwühlten Wege verzögerten den Marſch der Colonnen ſo, daß es ſchon ſpät Nachmittags war , als das Regiment das Defilé von St. Lambert durchídritten batte. Die Referbe - Cavallerie des 2ten Armee . Corps

befand fich an der Tete desſelben. Sie deckte den Aufmarſch und die Auf: ſtellung der nachfolgenden Infanterie- Colonnen auf eine Art , daß der Gene: ral v. Pird mit ihr ſehr zufrieden war. Die Schlacht von Belle : Alliance am 18. Juni.

Das 4te Armee -Corps unter General B. Bülow erreichte um 3 Uhr Nadmittags die Gegend von Frichemont und betrat juerſt das Schlaďtfeld , auf welchem Napoleon und Wellington fich ſchon ſeit 12 Uhr Mittags bekämpften. Das 2te Corps, welches bem 4ten folgte , traf einige Stunden ſpáter ein und das ifte unter General 6. Zieten erſchien erſt um 6 Uhr auf bem linken Flügel des Herzogs. ( * ) Um 41 Uhr trat bie Mitwirkung der Preußen ein und die Solaďt endigte zwiſchen 8 und 9 Uhr in der Dunkelheit mit der Flucht der Franzoſen . » Dabin müſſen wir « , ſagte General v. Gneiſenau , mit der Hand auf ein hohes Haus mit rothem Dach deutend , als er das Schlachtfeld durchſpäht hatte, » bei jenem Hauſe fteht Napoleon und ſeine Garde , feine lebte Res ſerbe. « So wurde dies Haus der Zielpunkt, welchen alle Corps im Auge hielten , hier reichten ſich beide Feldherren die Hände als Sieger , und durch 1

I

1

einen Armeebefehl Blücher's vom 21. erhielt dieſe Splacht nach ihm ihren Namen.

Dem 4ten Corps gelang es , das Corps des Grafen Lobau bis

in die Linie des Dorfes Planchenoit zurüdzudrängen , worauf ſein rechter Flü: gel im Avanciren gegen das hohe Haus blieb , indeß der linke dieſes Dorf zu #) » Reiche, im Vorreiten , begegnete Müffling, der ihm die höchſte Noth in der Engliſchen Stellung ſchilderte und um Beſchleunigung des Iſten Armee - Corps »

1

bat , da traf Scharnhorſt, Adjutant von Blücher, mit dem Befehle ein , daß dasſelbe auch ſich nach Frichemont wenden ſollte.

Zieten aber blieb in

der alten Marſchordnung zu den Engländern. « ( v. Reidhe's Denfwürdigkeiten .)

390

1815. umgeben ſuchte, um des Feindes Flanke und ſeinen Rüden zu gefährden. – General b. Bülow leitete dieſen Angriff und der unter ihm commandirende

Brigadier Baron v. Hiller erwarb ſich große Ehre und Ruhm und das Generals - Patent. Man fand hier den beftigften Wiberſtand, es kämpfte hier die alte Garbe für einen geſicherten Rüđzug der Armee. Erſt als das 2te Corps bas 4te unterſtügte , gelang es gegen Abend das Dorf dauernd zu crobern und die Niederlage des Feindes auf allen Punkten zu bewirken . Unſer Regiment unterſtüßte hierbei die Angriffe der Infanterie ſehr leb: baft , batte dabei auch einige Todte und Verwundete. Beſonders zeichnete fich der Lieutenant Hartig aus , welder mit ſeinem Zuge rechts über das Dorf

Planchenoit hinaus vorging und mit großer Bravour in das Gefecht eingriff, als unſere Infanterie - Bataillons durch zahlreich vorbringende feindliche In fanterie - Maſſen aufgebalten wurden. Der Oberjäger Edelmann ermuthigte

die zurüdweichenden Infanteriſten und führte fie ſelbſt in das mórberiſche Feuer zurüd. Als der Feind fich zur Flucht wandte, wurden unter dem Oberften

Grafen 6. 6. Shulenburg das Rönigin - Dragoners, Solefiſche Ulanen , 4te und 5te Rurmärkiſche Landwehr-Cavallerie- Regiment und die ifte und 4te Escabron des Neumärkiſchen Dragoner - Regiments zur Verfolgung des Feins des nad Genappe nachgeſchickt. >

» Der Oberſt-Lieutenant v. Somiedeberg “ , erzählt uns Rnothe , I

»ließ die Brigade rechts abſowenfen und eilte duro Planchenoit zur Verfol

gung des Feindes. Bereits war völlige Finſterniß eingetreten. Wir marſchir-: ten ohne zu frånken und zu füttern die ganze Nacht hindurch auf der Chauſſee nad Genappe. Oft wurde der Marſo burch ſtehengebliebene und umgeworfene Munitionŝwagen und andere Fahrzeuge aufgehalten. Bor Ges nappe war die Straße ſo vollgepfropft, daß wir erſt mit Anbruch des Mor: gens durch dieſen Ort gelangen konnten . Die neben und auf der Straße fte:

henden Wagen und kaiſerlichen Equipagen wurden von uns nicht beaqtet , wir waren nur darauf bedacht, raſch vorwärts zu fommen , Gefangene aller Waffengattungen zu machen und dem Feinde weder Ruh nod) Raft zu gönnen.

Erſt gegen 7 Uhr Morgens blieb das Regiment eine furze Zeit halten , um die erſchöpften Pferbe zu tränken und zu füttern . «

Dem gerechten Stolze , Theilnehmer ſo großer Begebenheiten , wie die des Jahres 1815 es waren , geweſen zu ſein , können wir hier nur dadurch ein be

ſonderes Zeichen unſerer Anerkennung zu Theil werden laſſen , daß wir eine namentliche Liſte aller Officiere und Soldaten des Regiments , welche in den Schlachten vom 16. und 18. Juni gefochten haben , mittheilen. Es nabnen an dieſen Splaten bei Ligny und Belle- Alliance Theil : Bei der lften Escadron. Der Stabs - Rittmeiſter John ; Premier Lieutenant v. Schmidtkow ; die Seconde - Sieutenants : Rörbang , Graf . Po:

ninski und v. Barbeleben ; die Wachtmeiſter: Knothe und Rowski; der Port:

épée - Fähnric b. Radonis ; der Quartiermeiſter Wimmer ; die Unterofficiere: Rempke , Rudzinski, Behrendt , Schröder, Sawiſtowski, Citas , v. Rou , Gender , !

1

v. Roſchüpfi und Nachtigall; der Stabs - Trompeter Ortlepp ; bic Trompeter:

391

Ziegler und Ritter ; die Gefreiten : Beder , Ludwig , Mende , Sewabe , Schmidt, 1815. Baapke , Hoffmann , Grzybowski, Pfeiffer, Schulk , Rynaſt und Kittlaus; die Ulanen : Arendt, Adler, Appelt , Bluhm , Bartel , Bartſchock, Bobfa , Babr , Biſdoff. Fromberg, Fels , Fila , Fiſcher, Girth , Geisler , Gratfched , Goyda , 1

.

1

Grimm , Gera , Galleßli, Gregor , Gogerka , Hube , Horlikki , Harnaß , Hartig , Hippe, Herrmann , Hobheifel, Heilmann , Hoffmann II. , 3åtel , Rynaſt, Klinke I

mann , Rlinert, Kluge, Rullek, Klofſe, Rothe , Klein , Kleinert, Rocjol , Ruczor, Lubadel , Rroll, Lucaſſed , Langner , Marec , Mathes , Mai , Marius , Noak , Niedzella , Nitſche , Ochotta, Philipp, Paul, Peparſch, Paraſſol, Riemer , Ro !

1

ther , Richter, Rzusta , Röhrig , Riedel , Rittau , A. Schulz, Fr. Schulz, Gottfr. Shulp , Stiebuhr , Steinert, Schäffer, Stec , Schmidtberger, Seiffert, Semala , Shufter, Sciller , Szemballa, Simon , Späth , Duttke , Urbanec , Walter I., Walter II. , Wende , Wasner , Wewoba , Wawrod und Weidlich. In Summa : 5 Officiere, 14 Unterofficiere, 3 Trompeter und 102 ulanen. Bei der 2ten Escadron. Der Major Friedr. b.v Szerbabelly ; Stabs: 1

1

Rittmeiſter b. Michaelis ; bie Lieutenants Friebr. Alb. 8. Gallwiß, Ed. Carl !

Böhm , 6. Zaluskowski und Driwer ; der Wachtmeiſter Sam. Rofinski; Port: épée - Fähnrich Carl v. Dlorowski; Quartiermeiſter Chriſt. Braun ; die Unter officiere: Joh. Grandey , Gottl. Gallwitz , Ferb. Weber, Carl Schwarz, Joh. Duitſch , Joh. Gottl. Ropka , joſ. Pfitner , Gottfr. Beichert, Sam. Helbig , Zat. Satrczewski, Carl Walter und Martin Domnik ; die Trompeter : Gottl. Lüttfe und Caſp. Schenke ; bie Gefreiten : Franz Tinje , Andr. Soimankowi , Wilh. Böhnke , 306. Seidemiß . Jaf. Liesczio , Jat. Bißler , Aug. Weber , Wilh. Michaelis , Valentin Raluza , Paul Prudlo und C. Wilh. Woge ; die Ulanen : Wilh. Arrenfeld , Aug. Baron , Caſp. Baron , Gottl. Bartſch , Joh. Braun, 1

Joh. Bock, Joh. Bußkow , Paul Cziecola , Jof. Ezech, Mich. Dambon , Wilh. Engliſch, Gottfr. Fay , Aug. Faſemann, Gottl. Fiebig , Gottl. Grabs , Andr. Goyda, Bal. Glombißa , Bart. Gawron , Aug. Gorsky), Friedr. Geißler , Ph. Gresczid , Chr. Heiborn , Chr. Hundda , Franz Hannad , Gottl. Heilmann , 3oh. Janepkt), Val. Jorczed , Gottl. Jacob , Georg Friedr. Ruhnert , Gotti Rarger , Dan. Klimpfe, Chrift. Kirſch , Carl Robiegli , Sim. Rommor , Paul Roska , Ifidor Ralonka , Steph. Kreißig , Franz Roncziorred, And. Ruſconic , .

1

Bern. Rlappaß , Franz Lucas, Martin Lura , Flor. Müde , Gottfr. Müller , Fr. Mitolay , Sim. Manife , Chr. Nießli , Georg Nagel , 3gn. Nageduſo , Paul 1

Paſſonded , Franz Pilfa , Thom . Pampuc , Bart. Pampuck, Georg Piontek F. W. Pott , Gottl. Pohl , Ignas Phillipin , Simon Rother , Chriſt. Ruffer Gottl. Reimann , Val. Riegel , Gottfr. Röhr , Georg Rad , 3oh. Scirley , Georg Shulg , Woitef Sabanny , Chr. Sliba, Joſ. Schwitada, Mich. Som 1

mer , Mich. Stodollfa , Mat. Thomas , ab. Urbaşka , Urb. Warmuß , Sobeď Wohnid , Joh. Witte , Friedr. Winkler und Franz Zirz. In Summa : 6 Offi 1

ciere , 15 Unterofficiere, 2 Trompeter und 88 Ulanen.

Bei der 3ten Escadron. Der Rittmeiſter 8. Wißleben , Premier, Lieutenant v. Žeromski ; die Seconde- Lieutenants: Hadelberg , 8. Arnsdorf und Gautier ( Regiments - Adjutant) ; der Wachtmeiſter Joh. Stolzmann ; Port:

392

1815. épée-Fähnrich Louis v. Samogge; Quartiermeiſter Job. Döbriß; die Unter. officiere: Gottfr. Sommer , Joh. Braun , Mich. Poble, Martin Raluba , Job. Poltin , Friedr. Rortb , Job. Altid , Alex. v. Malechowski, Aley. v. Chappuis , Carl Ririoth und Joh. Ruttig ; die Trompeter : Gottl. Walaſa , 30ſ. Klacz nic und Th. Sjieblowski ; die Gefreiten : Ernſt b. Frandenberg, Franz Adam , Friedr. Hanke , Heinr. 6. Holly , Peter Kreifebaum , Sam. Plotke , Gottl. Folfe ,

Nic. 6. Fuß , Gottl. Thomas , Friedr. Waßilewski , Friedr. Weber und C. Lubw . Worch ; die Ulanen : Sim . Babaş , Gottl. Balzer, Benj. Broks , Anton Berne: wiß , 3gn. Beyler , Gottl. Bergel , Job. Georg Berger , Mich. Biniaß , Gottl.

Bruſchke, Chriſt. Dasler , Gottfr. Dietrich, Joh. Dybeck, Gottl. Eigenwillig, Wilhelm Erdmann , Joh. Ermlich, Job. Filla , Andr. Fiſcher, Gottfr. Gloge , Ed. Goliſch, Gottl. Golinski , Joh. Grune , Chriſt. Günther , Jat. Goreşti, Joh. Kunnuſa, Ehrenfr. Hartmann , Carl Heinric , Gottfr. Helbig , Gottfr. Herrmann , Gottl. Hoffmann , Dav. Jacob , Mich. Jaśmer , Joh. Gottfr. Jos

1

feph , Joh. Rampa , Mich. Raspark , Chriſt. Raufmann , Gottl. Kindler, Thom . Rorus, Franz Roſſig, Andr. Rowalski, Joh. Krauſe, E. Rrida , Gottfr. Kunze , Gottfr. Land , Mich. Meisler , Gottfr. Meyer , Joh. Miſchke, Chriſt. Miecha, 1

1

Carl Meißner , Ehrenfr. Neigenfind, Gottfr. Nicht, E. Nirborf, Anton Ciga 1

kow , Mich . Plafi, Gottl. Pohl , Martin Pabke , Gottfr. Pelz , Franz Pelz, Sam. Preuß , Gottfried Rafeld, Nic. Roſa, Domn. Rother, Gottl. Sauer ,

Blaf. Szimulla, Joh. Gottfr. Sholz, Gottfr. Səubert, Chriſt. Schmidtling, W. Schumann, 6. Shols, C. Schweigſtern , Chrift. Stach , Matth. Speba, Caſp. Stieber , Gottl. Steuer , Gottfr. Stief , Johann Stiller , Franz Stoſo . Gottl. Skorzec , Chriſt. Tiebike , Aug. b. Tſchierski, Anton Völkel , Mich. Wit ſchal, Val. Walla, Gottfr. Wiesner und Gottfr. Zeidler. In Summa : 5 Offi: ciere , 14 Unterofficiere, 3 Trompeter und 97 Illanen. Bei der 4ten Escadron. Der Major v. Blacha; Premier Lieutenant v. Tiele ; die Seconde - Lieutenants : v. Rayſer, v. Sæmidthals und v. Hartig ; I

1

.

der Wachtmeiſter Leßmann ; Portépée - Fähnrich Ladymann; Quartiermeiſter Ezepull; die Unterofficiere: Stadtfiewiß , Reiſinger, Marks , Großmann, Spebr , Deutſchmann , Thom , Gratſ , Müller , Flidhu und Górz ; die Trompeter : Schwarzkopf und Nagel ; die Gefreiten : Beyer , Behrendt, Freudenberg, Klimke , Röhnler , Rrohu, Lindner, Nowotnick, Sæuppe , Spiotowski , Steiner, Thorias und Zimmermann ; die Illanen : Bartille, Barszik , Bohe , Brämer, Brauer I. , !

Bräuer II. , Condziella , Szimec , Dietrich, Dürftig , Ernſt, Fabiſd), Fiedler , 1

Fiſcher, Förſter, Fuchs , Ginzig , Gawronke , Giesler , Gotſpolt, Görke , Graupe, 1

Günther , Hartwig, Heinridy, Anton Hennig , Aug. Hennig , Hentſch , Hepke , Heyne , Holama , Hübner , gifs , Rapid , Rlapper , Klein , Mart. Kloſe, Franz Rloſe, Knoblochy, Roſconi, Roslick, Roppen , Kramer , Kriegel, Kuhnert, Lanz , Leder, Leßibor , Nidsdorf , Poſer, Pilz , Plewnia , Pogrzeba , Rachals , Reich, Rösler , Rother , Silpert I. und II ., Seidel , Shafer , Schede, Schuz, Shwar: ger , Sowefel , Spät , Spiller, Steiber , Tiele , Tranzina , Wandzud, Winbzed , Wosned und Wilde. Jn Summa : 4 Officiere, 14 Unterofficiere, 2 Trom: 1

peter und 87 Ulanen.

393

Lieutenant Teiſch befand ſich im fliegenden Pferde - Depot. Lieutenant 1815 . b. Schmidt als war mit den beiden Ulanen Quater und Soneider beim General v. Birch commandirt , machte deshalb auch in deſſen Gefolge bas ſpå: tere Gefecht bei Namur mit , welchem bas Regiment nicht beiwohnte. Vier Ulanen waren in Düſſeldorf, ſechs bei der Bagage theils frank , theils unberitten .

Erſt am 30. Juni bermochte Oberſt-Lieutenant . Somiedeberg die nachſtehenden Belohnungs - Vorſdlage für die Schlaďten am 16. und 18. Juni dem commandirenden General v. Pirch I. einzureichen. Es geſchah dies direct

an denfelben , da der Brigade . Chef General 6. Jürgas verwundet und der Brigabe - Commandeur Oberſt 8. Thúmen getödtet worden war. Das Ein treffen dieſer Eingabe im Cabinet verſpätete ſich jedochy, weshalb der Comman: beur unter dem 23. Auguſt von Valogne aus, bem Major und Corps - Abju:

tanten . Weyradh nochmals darüber berichtete. Daß der General . Birde nicht fehr geneigt ſein mochte, Belohnungs - Vorſdlage zu unterſtüßen , beweiſt der Schluß ſeiner Relation über die Gefechte vom 16. bis 20. Juni , worin .

1

es beißt : » Die Truppen haben durch ihren ausbauernden Muth, ihre Beharrs

lichkeit in der größten Gefahr , fich felbft dem Rönige empfohlen , ich bitte für ſie um Nichts, ibre Verdienſte find anerkannt. Das Zeugniß des Fürs 1

ften Blücher b. Wahlftatt belohnt ihre Thaten. « - » Da nicht alle Corps:

Commandeure von gleichen Grundfäßen ausgingen , ſo tamen die Truppen un ter einem ſo geſtrengen Urtheilsſpruch gegen andere ſehr in Nachtheil. « Belohnunge Vorſchläge Werer, welche ſich in der Schlacht bei St. Amant am 16. Juni und 18. Juni bei Belle - Alliance ausgezeidhnet haben. 8

1. Major job. Heinr. v. Blad a. Er führte das Schleſiſche Ula: nen -Regiment am 16. Juni, weil der Oberft - Lieutenant v. Somiedeberg über mehrere Cavallerie das Commando hatte , machte mit demſelben einen ſchönen Angriff auf feindliche Cavallerie und nachdem der Feind mit einer gros Ben Maſſe Cavallerie auf das Regiment vordrang, vereitelte er durch den ſcho: .

nen Rüdzug die Verſuche des Feindes , dem Regiment ſo wie der übrigen Cavallerie zu ſchaden. Er hat im legten Kriege das eiſerne Kreuz Ifter und 2ter Claſſe erhalten. Da derſelbe im Avancement ſebr zurückſteht und er ſich in allen vorigen Kriegen ſtets mit Auszeichnung benommen hat , welches alle Generale ihm bezeugen werden , ſo würde er durch Beförderung zu belohnen ſein. 2. Major Friedr, W. Szerd abelly. ( * ) Er führte bic Escadron mit

muſterhafter Ordnung und warf dadurch mit derſelben mehrere ſtarke Abthei: lungen feindlider Cavallerie. Er hat im letzten Kriege das eiſerne Rreuz 2ter Claſſe erhalten.

*) Dieſer Officier zeichnete ſich während des ganzen Krieged durcy außerordentliche Tapferkeit, die ſich oft bis zur höchſten Kühnheit ſteigerte, aus. Er dachte nie

daran , die Zahl der Feinde zu zählen , und ſtürzte ſich ohne Ricſicht auf ihre

Überlegenheit , modhte ſie auch noch ſo bedeutend ſein, mit ſo wenig Mann , als .

er gerade bei fich hatte , auf denſelben , wobei die Vorſehung ihn oft wunder: bar beſchüßte.

394 1815.

3. Rittmeifter Friedrid Wilhelm v. Wißleben diftinguirte fich wie Major 1. Szerdahelly. Er hat noch gar leinen Drben im lesten Rriege erhalten.

4. Secondeslieutenant Friedrich v. Hartig war einer ber Er:

ften , der mit ſeinem Zuge in eine geſchloſſene Escadron , die ihn mit Carabi: nerfeuer empfing , eindrang und fie dadurch zum Umkehren brachte. Er zeich nete fic ferner am 18. bei dem Dorfe Planchenoit dadurch ſehr aus , daß er

ſich bemühte , unſere Infanterie - Bataillons , die durch den ſehr zahlreich vor: dringenden Feind aufgehalten wurden , mit ſeinem Zuge kräftig zu unterſtüßen . 5. Seconde lieutenant Friedr. Wilh. Kayſer warf mit ſeinem Zuge eine große Anzahl Feinde über den Kaufen und bezeugte hierbei einen außerordentlichen perſönlichen Muth und Umſicht. Ungeachtet ihm 2 Pferde tödtlich verwundet wurden , blieb er dennoch auf ſeinem Poften mit Gefahr, da:

durd getödtet oder gefangen zu werden. Ich war am 16. ſelbſt Augenzeuge ſeines wahrhaft tapferen Benehmens.

6. Secondes lieutenant und adjutant Eduard Gautier be:

zeugte auf's Neue auch in dieſen Sølachten ſeinen Muth durd die richtige

überbringung der Befehle im ſtärkſten Ranonenfeuer und Getümmel. Durch ſeine Thätigkeit in dem Gefechte bei dem Dorfe Planbenoit hat er ſich gerechte Anſprüche auf eine Belohnung erworben. 7. Secondes lieutenant und Rechnungsführer Guſtav Rein : hardt. Derſelbe war am 16. commandirt , den Caffenwagen zurück zu bringen. Bei dieſer Gelegenheit traf er auf eine zurückgehende demontirte Batterie, die der Feind attakirte , er warf fich mit den wenigen Leuten , die er bei fich batte , den vorſpringenden feindlichen Cavalleriſten entgegen , wodurch 2 Haubigen ge

rettet wurden , ebenſo traf er folde zweckmäßige Anſtalten , daß die Caffen und Bagagewagen dem Feinde nicht in die Hände fielen. Sein Pferd wurde bei dieſer Gelegenheit unter ihm getödtet. Auch hat fich derſelbe in der Schlacht von Baußen , beſonders aber in der bei Leipzig ausgezeichnet , wofür er auch zu einer Belohnung vorgeſchlagen war. 8. Rittmeiſter Chriſtian v. Michaelis wurden als Zugführer

Sec. - lieut. Ludwig 6. Sd midtbals Wilbelm Driwer > »

>>

Carl Ludwig Böhm

Fr. Wilh. v. Arnsdorf

9. Prem.Lieut. Baron Earl v. Siele » 3gna b. 3 eromski

becom

Secs Lieut. 6. Zaluskowski 10. Wachtmeiſter 30h. Stolzmann Sam . Rojinsity

als beſonders tapfere und brabe Officiere zu einer Auszeichnung em: pfohlen.

ebenſo , da ſie ſchon in frü : beren Solachten und Ges fechten fich auszeichneten .

haben in beiden Saladten an Alem ben tumbolften Ans

theil genommen . Cbrift. Leßmann Die beiden Leyteren baben bereits ons eiſerne Kreuz 2ter Claſſe.

395

11. Stabs - Trompeter Gottreich Ortlepp. Zeichnete fich in den 1815.

Gefechten bei Baußen , Leipzig und Laon ſchon vortheilhaft aus und in dieſer denkwürdigen Schlacht auf's Neue , iſt auch bereits öfter zur Belohnung in Vorſchlag gebracht worden , ohne indeß eine ſolche zu erhalten. 12. Ulan Johann Schiller Lorenz Filla

}

von der lſten Escadron.

Unterofficier Chriſtian Braun Joſeph Pfigner Gefreiter Samuel Helwig

von der 2ten Escabron.

Gottlieb Frohnert

Friedrich Sakrzewski Gefreiter Peter Krekenbaum Nicolaus b . That

von der 3ten Escadron .

Ulan Johann Stiller Quartiermeiſter Ernſt Ezepull Unterofficier Mid ael Gör ; Ulan Anton Hennig

"}

von der 4ten Escadron.

Sie zeichneten ſich jämmtlich burdifren Muth ganz beſonders aus , waren zum Theil die Erſten , die in den Feind eindrangen und Viele herunterſtachen. Sie baben fich alle ſchon früher ausgezeichnet, find auch zur Belohnung bors

geſchlagen geweſen , aber ohne Berücfichtigung geblieben , weshalb fie zur Bes lohnung mit dem eiſernen Rreuz empfohlen werden. 13. Freiwilliger Jáger Friedrich Edelmann. Benahm fich am 16. febr brav, vorzüglich aber am 18. in dem Dorfe Planbenoit, wo er die zurüdweichenden Infanteriſten aufmunterte und vorwärts führte. 3$ war Augenzeuge ſeines guten Benehmens. 14. Ober - Shirurgus Wilhelm Webl. Er hat nicht einen Augen: blid das Regiment verlaſſen , ſelbſt im heftigſten Ranonenfeuer nicht, und hat

jedem Verwundeten augenblidlich Hülfe geleiſtet, wodurch er fich die Bewun derung und Achtung des ganzen Regiments erwarb. Auch die beiden Lekteren werden zum eiſernen Kreuz 2ter Claſſe vorgeſchlagen , Bivouaf bei Etreur , den 25. Juni 1815.

v. Schmiedeberg.

Durdy Cabinets - Ordre vom 2. October 1815 erhielten , namentlich be

ſtimmt, das eiſerne Kreuz 2ter Claſſe: Rittmeiſter b. Wißleben , die Seconde Lieutenants v. Hartig und Reinhardt , ber Stabs - Trompeter Ortlepp und

Ober - Jáger Edelmann ; durch Cabinets - Ordre vom 23. October : Seconde.

Lieutenant Rayſer für Lignty. Vier Kreuze wurden außerdem zur Wahl ges ſtellt , welche den Wachtmeiſtern Rowsfi und Stolzmann , ſo wie den Quartiermeiſtern Cjepull und Braun zufielen. Nachträglich wurden von der 1ſten Escadon nod Mehrere zum eiſernen

Rreuz vorgeſchlagen , als : Unterofficier Citas , die Gefreiten Carl Souls und Wilhelm Rynaſt und die Ulanen Abam Soulß und Gottfried Grimm

allein die meiſten der Vorgeſchlagenen wurden überhaupt entweder gar nicht oder doch erſt viel ſpäter berücfidhtigt. So erbte der oben erwähnte Unter:

396

1815. officier Pfisner der 2ten Escadron erſt am 1. April 1816 das durch den

Tod des am 18. Auguſt 1815 verſtorbenen Unterofficiers Sommer erledigte Kreuz. – Die bekannte Proclamation des Fürſten Blüder aus dem Haupt quartier Merbes- le- chateau vom 20. Juni wurde dem Regiment burd Tages: befehl vom 22. befannt gemacht. Es wird darin der ausdauernde Muth der

Armee, womit fie ſo große Dinge gethan , indem fie zwei Shlachten in drei Tagen geliefert habe , gerühmt und fie enthält die bedeutungsvollen Worte : !

» Alle großen Feldherren haben bon jcber gemeint , man fónne mit einer gefolagenen Armee nicht ſogleich darauf wieder eine Suhlacht liefern. 3hr habt den Ungrund dieſer Meinung bar :

gethan und gezeigt , daß tapfere und geprüfte Krieger wohl tón : nen überwunden , aber ibr Muth nicht gebeugt werden. « ( * ) Wir wollen nun das Regiment auf ſeinem ferneren Wege begleiten. Es verfolgte , wie wir geſehen haben , am 18. Juni ben Feind auf der Straße nad Genappe mit raſtlofem Eifer. Am 19. ſepte es dieſe Verfolgung bis gegen Charleroi , am 20. über Fontaine l'Evêque hinaus und am 21. bis !

Beaufort bei Maubeuge fort. Weil die Hauptmaſſe des 2ten Armee : Corps fich gegen Namur dirigirte , fo fam die 5te Infanterie - Brigade, das Schle:

fiſche Ullanen - , Königin - Dragoner- und 5te Rurmärkiſche Landwehr - Cavallerie: Regiment davon ab. Das 2te und das Deutſche Armee - Corps wurden , als der General Graf Kleiſt wegen Krankheit fein Commando niederlegen mußte , unter den Befehl des Prinzen Auguſt von Preußen geſtellt, welcher die

Belagerungen und Blokirungen der Feſtungen Maubeuge , Lanbrecy , Philippe 1

ville und Givet zu leiten hatte. Zwar beſtimmte Fürſt Blücher unter dem 22. im Hauptquartier Noyelle: » Das Regiment Königin - Dragoner , Schlefiſche Ulanen - Regiment und eine

balbe reitende Batterie marſiren nad Ors jenſeits Lanbrecy , wo ſie zur Dispoſition des Hauptquartiers bleiben, a Adein Graf b. Soulenburg hielt unſer Regiment und die balbe Batterie bei Maubeuge zur Blokirung der Feftung zurück, » weil er ſonſt mit 4 Kanonen allein ohne Cavallerie hätte bleiben müſſen,

Jndeß blieb der Fürſt bei ſeiner Beſtimmung, unſer Regiment dem Haupt quartier zur Dispoſition zu ſtellen. In der Dispoſition zum 24. beißt ee : » Die Cavallerie - Regimenter Rönigin - Dragoner , Sclefiſche Ullanen , Bran: denburgiſche und Pommerſche Huſaren nebſt der reitenden Batterie verſammeln fid unter dem Befehl des Oberſt - Lieutenants . Sobr bei Etreur und er:

hält derſelbe ſeine Befehle unmittelbar aus dem Hauptquartier. « #) Dieſe Proclamation ſollte allen denjenigen Bataillonen und Cavallerie - Regi mentern nicht vorgeleſen werden , welche fich in den Schlachten nicht zur Zufrie denheit benommen hätten. General v. Pirch hatte es den untergebenen Führern zur Ghrenſache gemacht, diejenigen Truppentheile namhaft zu machen , welche

» durdy augenblickliche feindliche überlegenheit irre geleitet , fich in Feiger Flucht zerſtreut hatten , ſtatt burd, unerſchrockenes Feſtſtehen Ghrfurcht einzuflößen und den Feind zum Weichen zu bringen. a

397

Noch an demſelben Tage änderte der Fürſt dieſe Orbre dahin , » daß der 1815. Dberſt - lieutenant v. Sobr mit ſeiner Cavallerie und Artillerie ſogleich über

Aveệne ihm nachmarſchiren folle , um ihn wenigſtens am 24. zu erreichen , ebenſo erwarte er bas Solefiſche Ulanen - Regiment, a

Dieſes wurde aber erſt am 24., nachdem die Brigade von Tippelskirch 1

s

und andere Truppen eingetroffen waren , von ſeinem Patrouillen - Dienſt zur Einſchließung von Maubeuge befreit. Es marſuhirte hierauf über Avesne und traf am 25. im Bivouat bei Etreur ein. Hier erhielt der Oberft- Lieutenant

v. Somiedeberg von dem Fürſten Blücher aus ſeinem Hauptquartier St. Quentin folgende Ordre vom 25. Juni : » Die Haupt - Armee wird die Diſe am 27. bei Pont - St.-Mayence u. 1. w. paffiren und den 28. mit ihren Vor poften bis gegen Paris geben. Der Oberſt - Lieutenant b. Ramete mit dem Regiment Rönigin - Dragoner und einer halben reitenden Batterie wird ben 26. über Chauny und Caucy gegen Soiſſons vorpouſſiren und ſich über Com

piegne in Verbindung mit dem iften Corps ſeben. Der Oberſt - Lieutenant 3. Somiedeberg erhält den Auftrag, mit den Solefiſchen Ulanen morgen gegen Laon vorzugeben , bort Alles zu allarmiren und die Ankunft der ganzen Armee anzuſagen. Er läßt aber Laon rechts , geht auf die Hoben von Mont Shalons binauf , beobachtet die Straße von Laon nach Soiſſons, ſein Haupt

augenmerk aber iſt Beobachtung des Corps von Vandamme , ob dieſes über Rethel nach Rheims oder wohin ſonſt es fich bewegt. Er muß daber nach Bery - au - bac, Neufchateau und Château - Porcien Beobachtung: - Detachements 3

ausſenden. Außerdem bleibt es ihm überlaſſen, wenn er einen glüdlichen Coup ausführen kann. Er ſucht fich links mit dem Major B. Falkenbauſen , rechts mit dem Oberſt-Lieutenant v. Ramefe in Verbindung zu erhalten und ſendet

durch Leßteren alle Meldungen zum Hauptquartier ein. Ein Duplicat der 0. Blücher . « Meldung wird nach Guiſe geſandt. In Folge dieſes Auftrages brach das Regiment am 26. auf und rückte (C

bis 1 Stunde ſeitwärts Laon vor. Es traf hierbei einen Parlamentair nebſt

einem Trompeter und zwei Reitern , den es mit ſeinen Depeſchen ſogleich in das Hauptquartier ſchidte. Gegen Abend bezog es ein Bivouaf 3 Stunden von Laon. Licutenant v. Gall wig II. wurde voraus zwiſchen Laon und Soiſſons bis auf die Höhen von Mont Chalons mit einer Patrouille geſdidt.

Es war dies eine Art verlorener Poſten , da man bei der Unkenntniß von bem Stande des Feindes jeden Augenblid erwarten konnte, mitten unter die

feindlichen Truppen zu gerathen. Er ſtieß auch wirklich ganz plößlich auf ei nige Cavallerie - Regimenter des Groudy'iden Corps, die ihn angriffen. Dies ſer tüdtige Officier zog ſich aber durch einen mit Umſicht und Bravour ge

leiteten Rüdzug ohne Verluſt aus ſeiner mißlichen Lage , weshalb ihn der 1

Commandeur beſonders noch zur Belohnung vorſchlug. Unter dem 27. meldete hierauf Oberſt - Lieutenant v. Schmiedeberg aus der Gegend von Fetieur in das Hauptquartier an den General b. Groll: mann : » En . Hochwohlgeboren beehre ich mich hiermit ganz gehorſamft an zuzeigen , wie ich geſtern Abend nad einem zwölfſtündigen Marſche bei Mont

398

1815. Chalons angekommen bin und meine Patrouillen ſogleich gegen Neufchateau, Corbigny und Craone borgeſdict habe , welche in leştgenannten beiden Orten ten Feind antrafen , der aber eben in Begriff war , ſeinen Rüdzug über Daily nach Soiſſons anzutreten und auch wirklich denſelben in dieſer Ridtung bes

werkſtelligt haben ſoll. Ade eingegangenen Nachrichten ſtimmen mit dem über: ein , daß die Generale Vandamme und Groudy noc geſtern Morgen in

Rheims geweſen und von da aus ihren Marſch auf Paris nehmen wollen. Die hieſigen Einwohner geben ihre Stärfe auf 4000 Mann an. Es ſcheint mir wahrſcheinlich zu ſein , baß Bandamme ſeine Richtung über Château

Thierry nad Paris nimmt , weil er langs der Aisne ſtarke Truppentheile in ſeiner Flanke geben läßt. Beſtern Nachmittag war die Straße von Laon nad Soiſſons von feindlidøen Truppen noch nicht leer und ſind dieſerhalb meine ausgeſchidten Patrouillen, die Verbindung mit Oberſt - lieutenant v. Rameke zu eröffnen , noch nicht zurüd , ich hoffe jedoch , daß ſie nicht Gefahr laufen werden . In Laon follen gegen 6000 Mann theils Linien- Infanterie , theils National - Garden fich befinden , und fand ich dasſelbe von einem ſchwachen Detachement unter dem Rittmeiſter v. Gordigki , Adjutant des Generals Lieutenants v. Zieten Excellenz, blokirt oder vielmehr blos umíd warmt. 3

Von dem Major 0. Falkenhauſen babe ich noch nichts erfahren können , ohnerachtet ich gegen Siſonne und Neufchateau ein Detachement abgeſchidt habe. Den 27. Juni , in der Gegend von Feſtieur.

D. Schmiedeberg . «

Am 28. wurde um 5 Uhr früh aufgebrochen. Der Marſch ging , beun rubigt von den im Aufſtande begriffenen Bauern , welche mehrere Leute und Pferbe bleffirten , durch große Wälder nach Couch - Chateau. Die Meldung von dieſem Tage lautet: » Ew. Hochwohlgeboren verfehle ich nicht ganz gebor: famſt zu melden , daß die unter dem 27. übermachten Nachrichten über die Bewegungen des Generals Vandamme durch die heute eingegangenen fich beſtätigen. Diejenigen feindlichen Truppen unter Commando des Generals Dumont , welche vorgeſtern und geſtern früh aus der Gegend von Corbigny und Craone über Vally abmarſcirt ſind , haben die Aisne paſſirt und nehinen auf dem linken Ufer dieſes Fluſſes die Richtung auf Paris. .

Den 28. Juni 1815 , Mittago 2 uhr.

p. Schmiedeberg. a

Während des 29. und 30. ging Schmiedeberg über Compiegne nach Verberie, wo ihn folgende neue Ordre aus dem Hauptquartier zu Goneſſe vom 30. traf : » Da es höchſt wichtig iſt, Alles genau zu beobachten , was

von der Maas über Chalons gegen Paris vom Feinde in Bewegung iſt, ſo wollen Em. Hochwohlgeboren mit der unterbabenben Cavallerie gegen Chalons und tiefer in die Champagne borgehen und Streifcorps tiefer in's Land zwi ſchen Marne und Aube ſenden . Hat der Feind in den dortigen Gegenben Garniſonen , ſo können ſolche liegen gelaſſen werden ; bagegen müſſen Em .

Hodwohlgeboren Ihren Plat häufig berändern und ride als Avant - Garbe

eines Corps ausgeben. Der Oberſts Lieutenant b. Ramefe erhält Befehl, gegen La Ferté-ſous - Jouarre und Château - Thierry vorzugehen und Streif züge bis Montmirail und Sezanne vorzuſchicken. Alle Meldungen werden nach S

399

Goneſſe dirigirt und geben ſowohl an den Fürſten Blücher als an den Be: 1815. neral v. Müffling, welcher ſich bei dem Herzog Wellington befindet.« Demgemäß richtete das Regiment am 1. Juli ſeinen Marſd nach Villers

Cotterets, indem es wie gewöhnlich auch dies Mal bei Morionval um die Mit tagszeit einige Stunden ruhte und erſt gegen Abend im Bivouak ankam. Den 2. bivouatirte es bei Dulchy - le - château. Von der Feldwacht wurden zwei Spione ergriffen. Am 3. berweilte das Regiment von 9 bis 3 Uhr über Mittag bei s

Fère- en Tarbenois, um zu füttern. Die Bürger mußten Lebensmittel herbei ſchaffen. Bewaffnete Bauernbanden wollten dieſe Gelegenheit benußen , einen

Überfall zu machen , allein die Wachſamkeit des Commandeurs, der überbem durch den Maire von La Ferté zeitig von den böswilligen Abſichten der Fran

jojen benachrichtigt worden war , vereitelte dies Vorhaben gänzlich. Das Res giment rúdte den ankommenden Banden entgegen , die ſich beeilten , ſogleich in den Wäldern Schutz zu ſuchen. Abends wurde ein Bivouaf bei dieſer Stadt bezogen. - Den 4. und 5. ging der Marſch über Chatillon nad Epernay ,

wo noch die dreifarbige Fahne wehte und feindliche Trupps den Übergang über die Marnebrüđe ſtreitig zu machen ſuchten. Unſere Flanfeurs aber griffen dieſe Blouſenmänner ohne Zögern an , zerſtreuten ſie in die Weizenfelder und Weinberge , nahmen auch dabei mehrere Officiere und Leute gefangen. Darauf wurden aus der Stadt viele Lebensmittel , Tabak und Champagnerwein requi rirt. Eine Baieriſche Patrouille, welche nicht lange nachher eintraf , brachte die Nachricht, daß die Baiern Chalons genommen hatten. Auch wurde bes .

tannt , daß Paris capitulirt habe und Fürſt Blücher in dasſelbe eingezogen ſei. Als auch die Avant - Garde des Baieriſchen Corps in Epernay, anlangte , ging Oberſt- Lieutenant 1. Somiedeberg am 7. wieder zurüc nach Dor: mans , am 8. und 9. über die Marne , umſchwärmt von bewaffneten Bauern , in das Bivouat bei Cruy und am 10. nach Villeneuf, von wo der Comman deur feine legte Meldung mit einem anliegenden Transport - Zettel über Ges

fangene in das Hauptquartier abſchickte. Sie lautete : » Nach meiner an Ew. Hochwohlgeboren ganz gehorſamſt gemachten Mel dung vom 3. d. M. ( * ) aus der Gegend von Fère und Chatillon , richtete ich meinen Marſch gegen Epernay , um ſo Chalons vorbei nach Arcis - ſur - Aube

zu ſtreifen. Bei Epernay nahm das Regiment 1 Capitain , 2 Lieutenants nebſt !

24 Soldaten gefangen , die den landſturm zwiſchen Rheims und Epernay or ganiſiren wollten . “

» Im legteren Drt erfuhr ich , daß das Corps des Herrn Feldmarſchall d. Wrede den 5. 6. M. in Chalons eingerückt ſei, worauf id den 6. daſelbſt blieb , um die Avant - Garde gebachten Corps daſelbſt abzuwarten. Nach deren Ankunft trat ich meinen Rüdmarſch an , bin heute bei Dommartin und will

morgen bis Goneſſe marſciren. 35 bemerke noch ganz gehorſamſt, daß die Einwohner auf beiden Seiten der Marne noch häufig mit Gewehren verſehen find , welche ihnen von Château-Thierry aus zur Bewaffnung gegeben worden 3

#) Dieſe Meldung iſt möglicherweiſe vom Feinde aufgefangen worden.

400

1815. find und die ihnen wohl abgenommen werden ſollten , da dieſe Leute ohne bem nicht ungeneigt ſind, davon gegen uns Gebrauch zu machen . Em. Hodwohl. geboren bitte ich nun ganz geborſamſt, dem Überbringer dieſes, ben Lieutenant !

Rordanz , mir geneigteſt Hochbero weitere Befeble, wohin id meinen Marſ nehmen ſoll , zu ertheilen. «

» Anliegend überreiche ich das Atteſt der richtig abgegebenen Gefangenen ganz geborſamft. Ville - neuve , den 10. Juli 1815. Transport : Zettel.

0. Schmiedeberg. «

Ankommende 3 Franzöſiſche Officiere, Namens Charles Brieure , Shar

les Auguſte Marlot und Jean David find nebſt 24 Franzöſiſchen Militairs bei Epernay vom Königl. Preuß. Solefiſchen Ulanen - Regiment gefangen ge nommen worden , welche beabſichtigten , den Landſturm zu organiſiren und burde Streifzüge den alliirten Truppen zu ſchaden. Dieſelben werden an die nächſten

aliirten Truppen abgegeben , und um die gefällige Beſcheinigung der richtigen überlieferung gefáligſt gebeten. Bivouak bei Epernay , den 6. Juli 1815. D. Schmiedeberg, Oberſt - Lieutenant 2. 3

Obige Franzöſiſơe Officiere und Unterofficiere nebſt gefangenen Gemei: nen find von benanntem Detachement richtig sierher überbracht worden , wel: des hierburd recipiffirt. Jouilly , den 8. Juli 1815.

Weber , Rittmeiſter,

Am 11. ging das Regiment nad Goneſſe, wo es den 12. Rubetag hatte, 1

am nächſten Tage aber über Pontoiſe nach Heronville in die Cantonirung marſcirte. Unterdeffen batte Fürſt Blüder durch Armeebefehl vom 9. Juli dem General-Major b. Ragler bis zur Wiederherſtellung des verwundeten

General- Lieutenants v. Jürgas das Commando der Reſerve- Cavallerie des 2ten Armee - Corps , und dem Oberſten t. 6. Golß an Stelle des getödteten Oberſten W. Thủ men das der Brigade übertragen .

Ein Armeebefehl vom 13. aus dem Hauptquartier Blüdy er's in St. Cloud machte folgenden Tagesbefehl Sr. Majeſtät des Königs an die Armee vom II. bekannt: • Die Armee hat Mir auf's Neue Gelegenbeit gegeben , ihr Meine volle Zufriedenheit und Meine Erkenntlichkeit auszudrüden für die ausgezeich: neten Waffenthaten , durch welche es ihr gelungen iſt, in einem Zeitraum bon 19 Tagen einen Feldzug zu beendigen , ihren Namen burch neuen Ruhm zu erhöhen und die Hoffnung zu einem dauernden Frieben zu gründen. Nie iſt Tapferkeit und Beharrlichkeit durch glänzenberen Erfolg gekrönt worden . 30 wünſche Meiner Armee Glück zu dieſem Erfolge und erwarte von ihr, daß fie

fich unter allen Umſtänden duro Kriegszucht und Ordnung ebenſo rühmlich auszeichnen wird , wie durch ihre Siege. Mein angelegenes Geſchäft wird es ſein, der Armee und den vorzüglich verdienſtvollen Männern in derſelben ,

welche Mir genannt werden , die Beweiſe Meiner beſonderen Gnade zu geben,

1

.

auf welche fie gerechte Anſprüche baben. Paris , den 11. Juli 1815. .

Friedrich Wilhelm . «

401

Bei Heronville trat das Regiment wieder mit dem Regiment Rönigin - Dra : 1815. goner als eine Cavalerie- Brigabe unter die Befeble des Oberſten b. 6. Golf

und legte ſeinen Marſd nach der Normandie fort. Es ging am 17. Juli über Meulan nach Limay , am 18. über Pacy nad Evreur , legte alſo in zwei Tagen 10 Meilen zurück. In Evreur blieb die Brigade 11 Tage ſtehen , fich mit der Desarmirung der National - Garden und Confiscirung ſämmtlicher 1

Waffen beſchäftigend, zu welchem Zwed Abtheilungen von 60 Pferden völlig gepadt täglich ausrücken mußten. – Als Verpflegung erhielt jeßt jeder Mann täglich : 1 Pfund gutes Rindfleiſch nebſt Gemüſe, 1 Flaſche Bier oder eine

halbe Wein , i Berliner Quart Branntwein und 2 Loth Tabac. Nach Ankunft des iften Weſtpreußiſchen Infanterie - Regiments marſcirte das Regiment vom 30. Juli bis 10. Auguſt über Lotron , la Haye de Calle

ville, Lifieur, Caen , Bayeur und Valognes zur Einſchließung von Cherbourg. .

1

Bis zum 20. wurde vor der Feſtung einzeln in Escabrons bivouakirt und theil

weiſe cantonirt. Die Dispoſition zur Einſchließung lautete alſo : » Das Re giment Rönigin - Dragoner blokirt Cherbourg und die Forts von der weſtlichen und füdlichen Seite. Das Solefiſche Ulanen - Regiment beſett Bretteville, Degoville, Menil - ausbal , La Gravelle und La Vente.

Nach Menil-aus bal

fommt der Stab und die Hauptforce des Regiments. Der Poften in La Vente detachirt auf dem Wege nach Cherbourg bis gegen Pont - conas vor und feßt fich lints mit den Dragonern in Martinvas in Verbindung. Das Regiment blokirt demnach Cherbourg und die öſtlich liegenden Forts von der öftlichen

und füdlichen Seite und giebt gegen ſelbige die nöthigen Feldwachen . Der etwa nöthige Rüdzug geht gegen Balognes. Jedes der Regimenter erhält 2 Ranonen . Die beiden Saubigen und übrigen beiben Ranonen bleiben mit einem Zuge Ulanen in Valognes. Alle Verbindung mit Cherbourg wird in der Art verhindert, daß jeder Einzelne in der Feftung ( jeboch unbewaffnet) heraus , aber Niemand unter keiner Bedingung hinein gelaſſen wird. Da zur Uus

übung der Feindſeligkeiten bis jeßt noch keine Ordre , ſo unterſage ich ſolche unſerer Seits auf das Nachdrüdlichſte und find demgemäß alle Poſten danach zu inſtruiren. Da aber das Benehmen der Franzöſiſchen Beſaßung ganz un

gewiß iſt, ſo müſſen die Poſten auf ihrer Hut ſein , um nicht überraſcht und .

in dem ſchwierigen Terrain abgeſchnitten zu werden. Jch nebme morgen mein Quartier in Menil - au - bal. >

Valognes , den 11. Auguſt 1815.

p. d. Golb. «

Die Regimentsbefehle der folgenden Tage enthalten nachſtehende näheren Beſtimmungen : » Die Einſchließungs - Truppen , welche in Sydville und Me nil - au -val cantoniren und die Hauptabtheilung bilden , können bis auf Wei 1

1

teres bei Tag und bei der Nacht abgeſattelt haben und die Leute entkleidet ſein. Des Nachts müſſen alle Pferde der Feldwachen gezäumt bleiben. « » Der Sammelplaß der iften , 3ten und 4ten Escabron iſt in Menil - aus

val. Die Patrouillen müſſen einen Ranonenſchuß weit fich entfernt von der Fe ſtung halten. Damit die Herren Stabs - Officiere du jour wiffen , wie die

Felowachen geſtellt find, ſo wird hiermit angezeigt, daß die 3te Escabron eine 26

402

1815. Feldwacht von 30 Pferden in Tour - la - ville und 5 Pferde in Bede, die 1ſte und 4te Escadron eine von 1 Unterofficier und 12 Pferden in demſelben Dorfe auf dem Wege von der Glaſſerie nach Cherbourg und 1 Officier, 2 Unter: officiere und 14 Pferde auf der Chauſſee von Valognes nach Cherbourg bat. Dieſer Officier inſpicirt beide Poſten. Die 2te Escadron bat eine Feldwacht bei der Ferme Blaneſe von 1 Unterofficier und 8 Pferden. Bei einem Angriff geht der Rüdzug der Feldwacht ber 3ten Escadron auf dic Hobe bon Menil

au - val , der der 1ſten und 4ten Escadron nach der Glaſferie auf das Ren dezvous der 3ten Escadron ; der Officierpoſten auf der Chauſſee nach Valognes, wo er ſich an die 2te Escadron anſchließen kann. «

Da die Feſtung ſehr bald in Unterhandlungen wegen der Übergabe trat und Krankheiten unter den Einſchließungs - Truppen ſehr bemerklich zu werden

anfingen , ſo bezogen dieſe am 20. Auguſt Cantonirungs - Quartiere. Die 1ſte 1

und 4te Escadron famen nach Valognes , die 2te in Yvetot und die 3te in 1

Colombi zu ſtehen. -- Bis zum 24. September , wo die Cavallerie - Regimenter nebſt der Batterie Nr. 6 aus dieſer Gegend abmarſchirten , verblieb das Ne: giment in der erwähnten Stellung , ohne daß man genöthigt geweſen wäre , 1

Änderungen vorzunehmen . Man erercirte wie gewöhnlich, hatte Paraden und verſah gleichzeitig den Vorpoſtendienſt gegen die Feſtung, welche wie die mei ften übrigen , durch politiſơe Unterwerfung an Ludwig XVIII. überging. 1

Wir laſſen hier einzelne Befehle folgen , die theils allgemein für die ganze Armee, theils ſpeciell für das Regiment von Intereſſe find und die in dieſer Zeit dem Lekteren zur Renntniß gebracht wurden : 1. Armee - Befehl , Hauptquartier St. Cloud , den 17. Juli 1815.

» Der Herzog v. Wellington hat mir angezeigt , daß ſowohl das Ober als das Unter - Parlament von England unter dem 23. Juni eine Dantadreſſe

der Engliſchen Nation an mich und an die meinen Befehlen untergebene tapfere Armee für den am 18. Juni erfochtenen Sieg einſtimmig becretirt hat. 30

mache dies der Armee mit um ſo größerem Vergnügen bekannt, als dies das erſte Beiſpiel iſt, daß die Engliſche Nation einer fremden Armee auf dieſe Art ihren Dank und ihre Achtung öffentlich bezeugt, und wird dies zu einem neuen Bande der wechſelſeitigen Achtung und des Ver:

trauens führen , welches icon bisher beiðe Armeen ſo ſchön vereinigte und wos durch ſo glänzende Reſultate errungen wurden.

v . Blücher.

II . Armee - Befehl vom 9. Auguſt 1815.

» Zur Unterſuchung der Erceſſe von Soldaten gegen Einwohner und um: gekehrt , wird eine Commiſſion von 1 Stabs . Officier, 4 Officieren, 1 Beamten der nächſten Franzöſiſchen Behörde oder einem 5ten Officier und 1 Brigade: Auditeur als Vortragenden eingeſeßt, an die die mobilen Colonnen alle Indi: 1

viðuen , die Erceſſe begehen , einliefern. Dieſe Commiſſion fann Militair - Pet : ſonen den geſeblichen Vorſchriften gemäß und Einwohner nady Verhältniß ihrer Verſchuldung nach unſeren Gefeßen zu Feſtungsſtrafen , und bei Aufruhr, Todt: fchlag an Militairs und Gebrauch der Schießgewehre gegen unſere Truppen zur 1

Todesſtrafe berurtheilen und das Urtheil vollziehen laſſen.

D. Blücher.

3

403

III. Armee - Befehl, Hauptquartier Chartres , den 12. Auguſt 1815. » Se. Majeſtát der König haben gerubt , den Truppen , welche den Feld zug mitgemacht haben , einen zweimonatlichen Solb als außerordentliche Gras 1

tification zu bewilligen , inſofern der Betrag desſelben aus den von Frankreich zu erhebenden Contributionen auffommt. IV. Ordre Sr. Majefät an den Fürfen Blücher.

d. Blücher. «

» Es iſt unzweifelhaft, daß die bisher von Ihnen angewendeten ſtrengen 1

Maßregeln das Franzöſiſche Gouvernement geneigt gemacht haben , dieſen für uns vortheilhaften Vertrag, den auch die übrigen verbündeten Mächte anneb

men , einzugeben , dagegen iſt nun auch zur Bedingung gemacht, daß alle und I

jebe Requiſition an Gelb , Materialien , Pferden u. dgl. ohne Ausnahme fos gleich aufhören follen und daß überau feine Einmiſchung in die Verwaltung weiter ſtatt finden darf, auch ſämmtliche arretirten Präfecten , Unter - Bráfecten .

und andere Franzöſiſche Beamte wieder loszugeben find. Hierzu wollen Sie alſo die Anſtalten unverzüglich treffen und dafür ſorgen , daß von nun an Ules baar bezahlt werde , was nicht zur Naturalverpflegung oder Einquartie 1

rung der Armee gehört. Friedrich Wilhelm . « Paris, den 31. Auguſt 1815. V. Befehl des Brigade - Chefs General- Major p. saßler. Şauptquartier Coutances , den 6. September 1815.

» Laut Befchl Sr. Durchlaucht vom 25. v. M. bin ich mit den 4 Caval

lerie -Regimentern und den Batterien , wegen zu großer Entfernung vom 2ten Armee - Corps, unter die einſtweiligen Befehle des General - Lieutenants b. Zie : :

ten geſtellt.

d. Kabler.

VI. Corps - Befehl des Generals o. Sieten. Hauptquartier Schloß Navarra , den 7. September 1815.

» Am 10. September wird in der Gegend von Vertus große Rebue über

die Ruſfiſche Armee abgehalten. Se. Majeſtät der Raiſer wünſchen , daß mehrere Preußiſche Herren Generale und Officiere fich dazu einfinden möchten. Urlaub with dazu ertheilt.

p. Sieten . «

VII. Kegiments - Befehl vom 10. September 1815 .

In Folge der durch Cabinets - Ordre vom 12. Auguſt und friegsminiſte rieller Verfügung vom 13. und 17. Auguſt befohlenen Änderung der ſchwarz grau in afchgrau farbigen Beinkleider mit rothem Beſaß an der Nath ftatt der Knöpfe: » Die ſchwarzgrauen Tuchbeinkleider können aufgetragen , aber die Knöpfe herunter geſchnitten und mit rothen Streifen beſeft werden. Bei der Parade vor dem Herrn General b. Zieten ſollen alle Herren Officiere mit biefen abgeänderten Beinkleidern erſcheinen. . Das Regiment erhält auch ftatt der Ezato's Ejapka's.. Der Lieutenant Rörbanz in Baris hat die Probe zu den Officier - Ejapka's und wird die Beſorgung à 80 Francs übernehmen ; Epauletts à 15 Francs. « – Unter dem 25. Auguft ernannte der Rönig ben Major d. Blach a zum Commandeur eines im Roſen'ſchen errichteten Landwehrs Cavalleries Regiments , er ſdied beshalb aus unſerem Regiment und Premier Lieutenant v. Tiele übernahm die von ihm bisher geführte 4te Escabron, .

26 *

1815 .

404 1815 .

Die Cavallerie - Regimenter Rönigin - Dragoner , Sohlefiſche Ulanen , die Brandenburgiſchen und Pommerſchen Huſaren traten am 24. September ihren Rüdmarſch an. Das Unſerige ging über St. Lo 2o , Caen , Liſieur, St. Aubin le - Guichard, le Fidelaire , wo General v. Zieten am 1. October dieſe Caballerie inſpicirte , Breteuil nach der Gegend von Verneuil unb No:

nancourt , welche es am 2. October erreichte und in der es Cantonirungs Schon am 8. batte das Regiment ein Parade - Ererciren vor dem General v. Raßler und Oberſt v. d. Golt , bei dem es zum erſten

Quartiere bezog. -

Male in den neu gelieferten blauen Szapka's erſcien. Die beſten alten Eja fot's gab es an die Batterie Nr. 6 ab. Der von Valognes aus nach Paris geſchickte Lieutenant Rorbang war am 7. mit einer vollſtändig neuen Beklei

dung für 602 Mann und Pferde eingetroffen , balb nachher ging auch ein Commando nad Paris ab um Erfaßpferbe zu holen. - Durch Regiments-: Befehl vom 8. übernahm Wadtmeiſter Rnothe ( der unterm 6. April 1816 :

zum Seconde- Lieutenant befördert wurde ) an Stelle des lieutenants Rein : bardt die Rechnungsführer - Geſchäfte.

Die Officiere waren bei den Escadrons jeßt folgendermaßen bertheilt : 1ſte Escadron : Rittmeiſter John , die Lieutenants v. Galwiß II. , 6. Rai : .

fer , b. Schmidthals, Andre und b. Górne ; 2te Escabron : Major v . Szeroabelly , Premier - Lieutenant b. Zeromski , die Seconde- Lieutenants Hadelberg , Bohm , Graf Poninski und v. Hartig ; 3te Escabron :

Rittmeiſter v. Wifleben , Premier - Lieutenant v. S d midtkow , die Seconde: Lieutenants Rördang, Gautier und b. Zalus kowski ; 4te Escabron : Premier - Lieutenant b. Tiele , die Seconde-lieutenants Theiß , b. Arnsdorf , 1

Reinbardt und v. Bardeleben. Bei der Erſay- Escadron in Strehlen befand ſich nur Seconde - Lieutenant 6. Gallwi3 I.

Am 11. October brach das Regiment aus ſeinen Cantonirungen bei Ver : neul wieder auf, marſhirte über Merville, Anet , Beauville, bei Meulan über

die Seine , dann über Eſſuilles nach Montdidier. In dieſer Gegend bezog es am 19. ebenfalls Cantonirungs - Quartiere und zwar die 1ſte Escadron in La Faloiſe, die 2te und der Stab in Ailly , die 3te in Fleurs und die 4te in le Chauſſoi. - Bereits unter dem 3. Juni 1814 batte Se. Majeſtát befohlen ,

daß alle Regimenter der ſtebenden Armee und der Landwehr, die vor dem

Feinde geweſen wären , Fahnen , und die alten Fahnen der Infanterie und Standarten der Cavallerie , welche den Krieg binduro geführt worden ſind, ein eiſernes Rreuz in der Fahnenſpiße erhalten ſollten . Die zerſtreute Fecht

art der leidyten Truppen konnte den Beſit der Fahnen im Kriege gefährden, Þaber wurde für die Hufaren , bei denen man gewohnt war , die Standarte, wenn folche überhaupt ihnen als Auszeichnung bewilligt worden , nur als Pa: 1

1

radeſtück im Frieden anzuſehen , ausdrücklich beſtimmt, daß fie ihre Standarten 1

nicht in das Feld mitnehmen ſollten. Die Ulanen waren in demſelben Ver :

hältniß und man begte Zweifel , ob beide jest Fahnen erhalten könnten , indeß verfügte der König unter dem 5. October an den Kriegsminiſter. v. Boven :

405

» So wie 3des in Betreff ber Huſaren : Regimenter ſchon befohlen habe , 1815. follen auch die Ulanen - Regimenter Standarten erhalten. « Noc vor Ankunft des Regiments bei Montdidier waren Standarten für

das Schleſiſche Ulanen- , Pommerſche und Brandenburgiſche Huſaren - Regiment nebſt einer Standartenſpiße mit Kreuz für das Regiment Rönigin - Dragoner

an die Commandantur zu St. Quentin geſchidt worden. Dieſe wurden am 20. October durch ein combinirtes Commando bon 1 Officier, 1 Trompeter,

4 Unterofficieren und 20 Pferden abgeholt und am 26. den Regimentern über geben. Zu dem Zweck bejog am 25. dic 1ſte Escadron Quartiere in Ujjain ville, die 2te in Menil- St.- Georg, die 3te in Cordonnay , die 4te in Agen court und der Stab in Vilette , wodurch ſie näher an den Parabeplaß bei Montbidier zu liegen kamen . Am 26. ſtanden die 4 Cavallerie - Regimenter um 11 Uhr bei Montdidier

in Parade aufgeſtellt, der Feldprediger hielt eine Rede , dann wurde nach der vom Fürſten Blücher beſtimmten älteren Form der Eidge: .

leiſtet. Er lautete : » Wir Ober- und Unter - Officiere und Gemeinen ſchwó:

ren zu Gott dem Admächtigen , daß wir Sr. Majeſtät dem Rönige von Preute 1

Ben , unſerem Alergnädigſten Herrn, treu , gehorſam und gewärtig ſein und mit Leib und Leben nach unſerem äußerſten Vermögen Sr. Majeſtät und deſſen Landes Schaden verhindern , deſſen Nußen aber zu beförbern bemüht ſein wollen . 1

1

Wir wollen auch von dem Regiment und der Fahne , zu der wir gehören , bei 1

feiner Gelegenheit , es ſei zu Waſſer oder zu Lanbe , weichen , ſondern benſel

ben , ſo oft es uns befohlen wird , ſtandhaft, willig und gern folgen und uns übrigens ſo bezeugen , wie es treuen , tapferen und unverzagten Kriegsleuten eignet und gebühret , ſo wahr mir Gott helfe durch Jeſum Chriſtum . Amen. « Sobald die Fahnen übergeben waren , riefen die Regimenter drei Mal :

» Hurrah!« begleitet vom Shall der Trompeten , fie ſchwenkten dann mit Zus gen ab , defilirten in Parade bei dem General v. Ragler vorbei und zum Beſchluß dieſer Feierlichkeit ließ der General noch jedes Regiment für ſich eine Attafe machen .

» Um fich ferner dankbar für die Anſtrengungen des Heeres zu beweiſen « , batte Se. Majeſtät unter dem 3. October ein avancement in der Armee ftatt

finden laſſen. In Folge deſſen traf am 28. die Ernennung unſeres Commans deurs zum Oberſten bei dem Regiment ein. — Ebenſo wurde jegt bekannt , daß 8 Cavallerie -Regimenter ( * ) , worunter auch das Inſerige fich befand , drei Jahre in Frankreich zurückbleiben und ſich deshalb auf den Stand von 602 Mann und Pferde complettiren und erhalten ſollten , doch nicht allein aus

den Erſaz -Escadrons , die in den Provinzen , wo ſie waren , einſtweilen zu: !

rúdblieben .

Eine ehrenwerthe patriotiſche Gabe brachte nachſtehender Re

giments - Befehl vom 28. zur Renntniß : » Der Herr Graf Ponin v. Pos ninsli zu Siebeneichen in Schleſien , Vater des hier im Regiment ſtehenden #) Dieſe 8 Cavallerie -Regimenter waren folgende : Das Brandenburgiſche , Nent mărfiſche, Ifte Weftpreußiſche und 7te Dragoner - Regiment, bas Brandenburgiſche

und 2te ( Leib- ) Huſaren - Regiment und das Schleſiſche und 7te Ulanen - Regiment.

406

1815. Lieutenants Grafen b. Poninski , hat ein Geſchenk von 80 Thalern für die in den Schlachten von 1813 bis 1815 verwundeten Soldaten des Regiments

mir zugeſendet. Indem es mir Freude macht, dieſes bem Hochlöblichen Regis ment bekannt zu machen , erſuche ich die reſp . Escabrons , mir bie namentliche Liſte der Verwundeten in genannten Sólachten baldigſt zuzuſenden, um danach d. Schmiedeberg. die Repartition des Geſchenks zu machen. Gleichzeitig ging ein Søreiben des Generals Grafen Bülow v. Denne :

wiß vom 16. October ein , welchem die Aufforderung des Generals v. Zie . ten zur regen Theilnahme beigefügt war. Es hieß darin : » Aus ziemlich fiches rer Quelle habe ich die Nachricht, daß die durch ihren hoben weiblichen Muth

allgemein rühmlichſt bekannte Marquiſe de la Roche - Jacquelin, Frau des in dem legten Vendéekriege gefallenen Führers der Vendéer und Verfaſſe: s

rin der Memoiren über den Vendéekrieg von ihren eigenen Landsleuten nicht allein die ihr ſchuldige Åớtung nicht allgemein genießt , ſondern von ihnen

und ihrem Könige vielleicht gar in einer nicht glanzenden Lage bergeſſen und verlaffen iſt. Ergriffen von ihrem boben Verdienſte halte ich es für eine bem friegeriſchen und moraliſchen Werthe der Preußiſchen Armee würdige

Handlung , ihr ein Anerkenntniß ihres Verdienſtes zu widmen. J“ habe das unter meinem Befehle ſtehende Armee - Corps hierzu aufgefordert und dazu das mit Brillanten reich befekte Bildniß ihres geliebten Mannes vorgeſdlagen . Graf Bülow v. Dennewiß. -

Am 29. October mußte unſer Regiment dem 6ten Ulanen - Regiment ſeine Quartiere räumen , es marſcirte nach Harboniere und Mehancourt , um dann Quartiere in dem noch unbelegten Theile des Diſtricts bon Montbidier zu neh: men. Oberft b. Schmiedeberg ſtand in Roffières. - Am 2. November marſcirte die Rabler'ſche Brigabe nach der Gegend von Xybons. Den 3. trenn

ten fich von ihr die 4 in Frankreich zurüdbleibenden Regimenter bei Peronne. Unſer Regiment nahm an dieſem Tage Quartiere in : Ronſey ( Stab und 3te

Escabron ) , Marquois ( 1ſte Escadron ) , Roiſelle ( 2te Escadron ) , Terncourt und Boucly ( 4te Escabron). Oberft 1. d. Golp nahm auch hier ſeinen Auf: enthalt und wurde der Seconde -Lieutenant Graf v. Boninsti einftweilen

zur Dienſtleiſtung als Adjutant zu demſelben commandirt. Am 4. und den folgenden Tagen , wo die freiwilligen Jäger nach der Heimath abgeſchickt wurden , regte unſer Regiment ſeinen Marſch über Guiſe, Quiquangronge bei la Chapelle, Aubinton , Aubigny , Mezières nach Sedan fort. Hier inſpicirte General 6. Zieten am 13. das in Frankreich zurüdblei benbe Armee - Corps , welches ſeinen Befehlen untergeordnet war. General Major b. Coffow , deſſen Hauptquartier Longwy war , führte die Brigade, der bas Regiment jeßt zugetheilt wurde. - Am 14. marſchirte unſer Regis 1

1

ment weiter nach Mouzon , dann über Montmeby nad ben Cantong Spin: court und Etain. Am 18. nahm es folgende Quartiere : ifte Escabron : 1 Escadrons - Chef, 2 Officiere und 50 Rönigl. Dienftpferde

in Etain , der andere Theil der Escadron nach Rouvrez , lan birez , Warcq , Boinville , Barmont uno St. Maurice.

407

2te Escabron : 1 Escabrons - Chef , 2 Officiere unb 50 Königl. Dienftpferde 1815. in Etain , der andere Theil der Escadron nach Hermeville, Soumiez , Fromery , Morgemoulin , Ginerey und Mogeville. 3te der Escadrons -Chef in Belly , Loiſon , Muzery , Mangiennis , Villers , St. Laurent und Vaudoncourt.

der Escadrons - Chef in Arrançy , Pillon , Spincourt , Nouillon ,

Ate

.

Pont , Rouvroy , Sorbey und Han. Die 3te und 4te Escadron blieben nur bis zum 23. in dieſen Quartieren ,

dann bezogen fie den Canton Damoilliers. ( * ) Oberſt b. Schmiedeberg übernahm in dieſer Zeit einſtweilen die Führung der Brigade v. Loſſom , Mas jor v. Szerdabelly bas Commando des Regiments. Am 29. kehrte Ge

neral b. Lofow zur Brigade zurück und verlegte ſein Quartier nach Etain. Aber auch bei Etain verblieb das Regiment nicht lange. Noch ehe das Jahr verging , verlegte General v. Lorow ſein Quartier nach Thionville, bas Re: I

giment marſcirte aber am 21. und 22. December nach den neuen Cantoni:

rungen : Briey ( Stab und 2te Escadron ) , Ars - fur -Moſelle ( 1ſte Escabron ) , Gorge ( 3te Escabron ) und Jarny ( 4te Escabron ). Hiermit ſchloſſen die Begebenheiten des berühmten Jahres 1815. Der zweite Friebe von Paris am 20. November batte Frankreich auf die Grenzen von 1790 zurüdgewieſen. Als Garantie für denſelben und um die Bezahlung der Contributionen zu erzielen , blieben 17 Feſtungen und ein Theil des Lan des drei Jahre lang von den Truppen der Verbündeten belegt. Ehe wir zu den Zeiten eines langdauernden Friedens übergehen , wollen wir noch einen Augenblick bei den Auszeichnungen verweilen , die der Kaiſer von Rußland bem Regiment für die Sğladt von Leipzig und denen der fol: genden Zeit zu Theil werden ließ. Die Patente der nachſtehenden Droen gin gen im Laufe des Jahres 1815 bei den Betheiligten ein. – Es erhielten : 1) den Ruffiſchen St. Wladimir-Orden 4ter Claſſe: Oberſt b. Schmiebe: !

berg , Rittmeiſter b. Morner , Rittmeiſter John , Premier Lieutenant

v. Tiele , die Seconde -Lieutenants b. Slugodi , o. Galwig II. , Reinhardt , Hartig und der verabſchiedete Lieutenant Liebeneiner ; 2) den St. Annen - Orben 2ter Claſſe: Oberft v. Schmiedeberg, Major b. Blacha, Major 6. Szerbabelly und Rittmeiſter v. Wipleben ; 3) denſelben Orden 3ter Claſſe: Premier- Lieutenant v. Žeromski , die Sec. Lieutenants Graf v. Weftar” , 1. Winning und liebeneiner ; 4) ben St. Georgen - Orben 5ter Claſſe: Licutenant Driwer , Wachtmeiſter Rowski , die Unterofficiere Ropka , Reiſinger und Sakrzewski , * ) » Unter dem 21. November erließ der König die Beſtimmung, nach welcher die

Beinfleider der Officiere ſtatt der bisherigen Knöpfe mit einem Vorſtoß und zwei einen Zou breiten Streifen in Ponceau verſehen ſein ſollten « , bemerkt die Ge

ſchichte des Königl. Preußiſchen lſten Cüraſſier - Regiments S. 495 , weshalb wir auf den Vergleich mit der erwähnten Cabinets - Drdre vom 12. Auguſt .

hinweiſen.

408 1815.

Gefreiter Rreifebaum ( * ) und die beiden bei dem General Bartlay

de Tolly commandirten Orbonanzen : Gefreite Sdimanfowit und Ulan Mathes.

Die Veränderungen , welche im Laufe dieſes Jahres in dem Officier - Corps und ſeinen Aſpiranten vorkamen , fein Zuwachs und ſein Abgang, waren außer bem bereits angeführten , noch folgende :

Inter dem 7. April avancirte der Stabs - Rittmeiſter John zum Rittmeiſter unb Escabrons Chef.

Unter dem 20. Mai wurde der Hannoverſche Rittmeiſter Laroche v. Star : fenfels als Premier - Lieutenant ohne Gehalt dem Regiment aggregirt.

Unter dem 7. Juni avancirte der Stabs - Rittmeiſter 6. Michaelis zum Ritt: meiſter und Escadrons . Chef.

Unter dem 15. Juni wurde dem Grafen 8. Oppersdorf erlaubt , den Krieg als Volontair bei dieſem Regiment mitzumachen.

Unter dem 21. Juni wurde der am 18. Juni zum lſten Rurmärkiſchen Lands wehr - Infanterie - Regiment beſtimmt geweſene Hanſeatiſche Rittmcifter Leppin als Premier -Lieutenant ohne Gehalt dem Regiment aggregirt. Unter dem 28. Juli abancirte der Portépée - Fähnrich Lachmann zum Se: conde - Lieutenant.

Unter dem 4. Auguſt wurde der unterm 18. Auguſt 1814 als Seconde - Lieu: tenant dimittirte Freiwillige bes leichten Garbe -Cavallerie- Regiments

b. Görne als Seconde- Lieutenant mit Fähnrichs - Gehalt dem Regi ment aggregirt.

Unter dem 25. Auguft wurde Major b. Blacha zum Commandeur eines Po

ſen'ſchen Landwehr- Cavallerie: Regiments ernannt. Unter dem 15. September wurde ber Seconbe - Lieutenant der Hanſeatiſchen

Cavallerie v. Beſeler als Volontair - Officier dem Regiment aggregirt.

Unter dem 19. December ſchieb der unter dem 19. April als Commandant des Hauptquartiers des iften Armee - Corps angeſtellte Rittmeiſter v. 60 ſchikki aus ſeinem Verhältniß zu dieſem Regiment aus. Er wurde unterm 12. October 1816 aus dem ftebenden Heere mit Vorbehalt der Dienſtverpflichtung entlaſſen. Die dem Regiment im Jahre 1817 verliehenen beiden St. Georgen - Kreuze 5ter Clafíe fielen durch Wahl unter dem 23. Mai 1817 an den Unterofficier Sa :

Irzew ofi der 2ten , und Gefreiten Kreife baum der 3ten Escabron.

409

XXV .

Das Regiment bei der Occupations - Armee in Frankreich von 1816 bis 1818.

Das Jahr 1816 begann für das Regiment mit den gewöhnlichen Frie: 1816 . bens- Beſchäftigungen , welche fortbauernd in Frankreich beibehalten wurden. In den Monaten April und Mai erercirte tas Regiment zu Pferbe im Gans gen bei Audin - le - romagne. Ende Juni begann das Ererciren in der Brigade, theils auf demſelben Plaße , theils bei Beuvillers , wozu das Regiment die

Dörfer Marville, Mercy - le - haut , Baudercy, Joppicourt und Anderny bezog. Auf dieſes Ererciren theils in getrennten , theils verbundenen Waffen , folgte das Herbſt - Manöver. Beſichtigungen fanden nach allen Bildungs - Perioden ftatt, fie begannen bei der Detailausbildung und endeten die Herbſt - Revue. Am 14. Januar hatte das Regiment in Tbionville auf dem Raſernenplay, vereint mit dem Neumarfiſchen Dragoner - Regiment , eine ſolche bor bem General-Lieutenant b. Zieten , am 13. und 14. März vor dem Oberſten b. d. Gols ( * ) während eines beftigen Regens. Da auf das ſehr ſchlechte Wetter keine Rüdficht genommen wurde , das Regiment aber in den neueſten eben erſt erhaltenen Sachen erſcheinen mußte, ſo verbarb alles rothe Tuch der Montirungen und an den Chabraden. — Am 19. Mai war Barabe vor dem Brigade- Chef, am 26. wieder vor dem commandirenden General bei Aubins 1

le - romagne. Die Unterofficiere, welớe bisher Lanzenſchuhe am Steigbügel getragen hatten , erſchienen an dieſem Tage ſämmtlich, außer bem Standarten träger, ohne dieſelben. Während des Parade - Erercirens wurde eine Attake gemacht, die fich daburd von der gewöhnlichen Art unterſchied , daß nur drei Escadrons vorgingen , die 4te aber in Reſerve zurückblieb , eine in der Praxis ſehr bewährte Maßregel. Nachdem die Brigade vom 25. bis 29. Juni zum

Exerciren zuſammengezogen geweſen war , beſichtigte Oberft v. 0. Golt am 11. Juli wiederum das Regiment auf dem Plaße dicht an der Unterſtadt von Briey , wo des Terrains wegen nur ein Vorbeimarſch ſtatt finden konnte. Am 18. September hatte die Brigade von Loflow bei Thionville eine Revue vor dem inſpicirenden Ober - General Herzog v. Wellington. Das Regiment räumte dabei bem 28ſten Infanterie - Regiment, von den , wie Nach einer Cabinets - Ordre vom 5. Januar ſollten von den 8 Cavallerie - Ne: gimentern 4 unter einem Cavallerie - General , wozu unterm 9. December Ges neral v. Hobe beſtimmt wurde , eine Reſerve - Cavallerie.- Brigade bilden , die übrigen 4 aber bei den Infanteries Brigaden vertheilt ſein , über die der Oberſt V. d. Golf in Hinfidit der Ausbildung und Ausrüſtung bie Aufficht erhielt.

Da fie aber wechſeln ſollte , ſo reſſortirte der Oberft v. 0. Golß von dem I

General v. Hobe und hatte dieſem erſt die darauf bezüglichen Vorlagen zu machen , ehe ſeine Einrichtungen zur Ausführung famen .

410

1816. wir weiter ſehen werben , am 25. Juli eingenommenen Quartieren , die Dörfer Florange , Daspich und Terville, bezog aber dafür die Orte Buſange, Bene: ville und Gudrange. Der Anzug der Leute war am 18. , wo aus der Bris

gade - Aufſtellung zu einem Manöver übergegangen wurde , in Collets und über: zogenem Czapka , die Pferde zwar mit Chabrađen aber ohne Mantelſade,

Futterſåđe und Rochgeſchirr. Die Officiere dagegen trugen abgezogene Chap ka's ohne Fangſchnüre, jedoch Kartuſche und Schårpe. Am 19. erſchien indeß Alles in vollem Paradeanzuge. Es wurde in Zügen , der Zug zu 15 Rotten ,

im Schritt und Trabe vor dem Herzog vorbeimarſdirt. Da es ſtart regnete , jo bedienten ſich der Herzog und ſeine Adjutanten der Regenſdirme , was für ein Preußiſches Solbatenauge eine ganz ungewohnte Erſcheinung war. ( Man fab auch den berühmten Herzog in einem zweifißigen gläſernen Wagen fahren , aus dem der Commandirende nach allen Rigtungen fich umſchauen 1

fonnte und deſſen er fich viel in Spanien bedient hatte. b. Reide a. a. D. ) » Es gereicht mir zum beſonderen Vergnügen « , ſagt der Corps , Befehl

vom 23. September in Folge dieſer Inſpicirung, „ daß dem Herzog Welling : ton die Haltung , Oleichheit im Anzuge und die Ruhe bei dem Vorbeimario im Armee - Corps aufgefallen ſind und derſelbe fich darüber ſehr günſtig ge äußert hat. Zu gleicher Zeit hat mir derſelbe erneuert, was er mir bereits in Paris zu ſagen die Güte hatte , daß ihm über die Führung des Armees >

.

Corps die günſtigſten Berichte eingingen und mir aufgetragen , bem Armee Corps bafür feinen Dank abzuſtatten. 30 benuße baber die Gelegenheit mit Vergnügen , dem Armee - Corps nicht allein für die Ordnung , Ruhe und mi litaitijden Anſtand, welcher im Algemeinen bei der Revue por dem Feld : 1

marſdal Herzog v. Wellington ftatt gehabt hat , meinen aufrichtigſten Dant abzuſtatten , ſondern auch meine Erkenntlichkeit für die Mannszucht dar zulegen , welche dasſelbe im fremden Lande bált. 30 bin völlig überzeugt , daß die Herren Brigade - Chefs alles Mögliche anwenden werden , um ſowohl die Ausarbeitungen zu vervollkommnen , als daß die Truppen fich ferner ſo I

1

im Frieden betragen , damit Heerführer fremder Mächte dieſelben ebenſo im Frieben chren müſſen , als fic dazu bereits im Kriege veranlaßt geweſen find. 0. Bicten. “

In den auf dieſe Inſpicirung folgenden Tagen fanden kleine Manóver unter Führung von Stabs - Officieren ſtatt. Jede Partei beſtand Anfangs nur aus 1 Bataillon und 16 Pferben , welche Leştere unſer Regiment unter Führung der Lieutenants Andre, b. Görne , Graf v. Boninski und Lady

mann abwechſelnd ſtellte. Am 27. September traten aber 2 Escadrons gegen die beiden anderen unter den Rittmeiſtern v. Wigleben und John , eben: falls mit Infanterie verbunden , zur Löſung einer taktiſchen Aufgabe in ein fupponirtes Gefechtsverhältniß. ( * ) .

*) Ende October fanden auch noch Belagerungsarbeiten ſtatt , wobei das Regiment täglich 50 Pferde als Bedeckung ſtellen mußte. Am 12. und 13. December be:

fichtigte General v. Loflow , am 24. December General v. Zieten das Negiment.

411

Der Commandeur des Regiments ging nach Sdlefien und in die Bäber 1816 .

von Agen auf Urlaub. Major b. Szerdabelly ( * ) , der ſeine Stelle vers treten ſollte, erkrankte ſchon im Februar und führte deshalb Rittmeiſter v. Wit , lel das Regiment bis zu deſſen Geneſung am 16. September. Oberſt b. Schmiedeberg fehrte erſt am 20. October zum Regiment zurüd. Bald nach bem Frieben wurden faſt in allen Zweigen der Militair - Or: S

ganiſation und Verwaltung neue oder veränderte Einrichtungen getroffen , die

mit unbedeutenden Modificationen zum Theil noch beſtehen. Die in dieſem

Jahre erlaſſenen Beſtimmungen des Königs oder des Miniſteriums beziehen fid meiſt nur auf die Dienſtverpflichtung aller Staatsbürger bei der Linie , Referbe und Landwehr , auf das Invalidenweſen , den Erſaß und die Ent: laſſung bei den Regimentern nach dem neu entworfenen Etat , ſo wie auf die zwedmäßigere Ausrüſtung der Soldaten mit Bekleidungsgegenſtänden und Ar maturſtúden. Die zahlreichen Beſtimmungen über die Freiwilligen beim Mis

litair enthalten eine, welche wir anzuführen nicht verſäumen mögen , da fie, wie es ſcheint, ſelten Anwendung gefunden haben mag , alſo auch unbekannter geblieben iſt. Sie lautet: » Wenn Bauern oder ſolche Söhne , deren Vater mehrere Pferde halten 1, fich mit tüchtigen Pferden verſehen zu Freiwilligen bei der Cavallerie melden , ſo können ſolche zwar angenommen werden , es

wird ihnen aber für vorgedachte Begünſtigung die Verpflichtung aufgelegt , fidh nach beendigter Dienſtzeit noch 4 Jahre bindurch bei Ausbrud eines Krie: ges zu Pferbe bei ihren Regimentern zu ſtellen. «

Einjährige Freiwillige, welche bei einem Ulanen - Regiment eintraten , hatten nad einer kriegsminiſteriellen Verfügung vom 19. Mai für ihre vol: ftändige Equipirung incl. Pferd , wenn ſie ihnen vom Regiment geſchafft wer: den ſollte, 178 Thlr. 18 gGr. 5 Pf. zu zahlen , wobei das Pferd mit 100 Thlr. berechnet wurde. Nach Coln und Erfurt ſandte das Regiment Commando's ab , um in dem .

erfteren Orte Rheiniſche und Braunſchweigiſche Remonte , im zweiten Mann

fchaften als Erfaß für dasſelbe zu holen. Die Remonten trafen ſchon am 23. März und 29. April beim Stabe ein , die Rekruten ſpäter, auch wurden am 2. Juli Mannſchaften und Pferbe, die von der noch immer auf der Stärke

von 125 Pferden erhaltenen Erſaß - Escadron in Peisfretſdam angekommen waren , bertheilt, wodurch jede Escadron den Stand von 150 Ropfen erreichte. Unter dem 3. April erſchien ein neuer Friedens . Verpflegungs - Etat für

die Cavallerie - Regimenter. Er war auf 175 Pferde per Flügel - Escabron und 174 Pferde per Mittel - Escadron angelegt. Hiernach ſollte vom 1. Mai ab ein Cavallerie- Regiment incl. Stabstrompeter und Regimentsſchreiber zur Zeit des Krieges auf 700 Pferde gebracht werden , zur Friedenszeit aber nur 150 Pferde per Escadron haben. *) Major v. Szerdahelly wurde durch Cabinets - Ordre vom 5. April ale etatde mäßiger Stabo - Dfficier beſtätigt.

412

Friedens : Verpflegungs : Etat

1816 .

für das Schlefiſche Ulanen - Regiment pro 1816 . monatlid :

IIIII

I. Löhnung und Kationen . Gr . Thlr. 216 16 1 Regimento -Commandeur.. ſteht demſelben dieſes Tractament nach ſeiner Ancienne: tät nicht zu , ſo bezieht er nur monatlich 158 Thlr. 8 Gr. 158 8

1 Stabs Dfficier

2 Rittmeiſter und Escadrons - Chefs à 108 Thlr. 8 Gr. 216 16 2

2 Premier · Lieutenants .

»

:

2

120 60 40

60 30 20

>

5

8 6 4

-

4 3

26 240

1 Adjutant 12 Seconde - Lieutenants à 20 Thlr......

Rat. 6

24 60

III

23 Officiere.

NB. Diejenigen Dfficiere , welche bisher ein höheres Gehalt als das hier ausgeworfene bezogen haben , behalten dasſelbe und der Mehrbetrag wird ertraordinair liquidirt. 1 Rechnungsführer , wenn derſelbe Seconde 3- Lieutenant iſt, incl. 10 Thlr. Zulage ...

2

30 32 24

-

4 Wadtmeiſter à 8 Thir... 4 Quartiermeiſter à 6 Thlr. . 24 4 Bortépée - Fähnride à 6 Thlr. .... 57 Unterofficiere incl. Regimente ſchreiber à 4 Thlr. 12 Gr. 256 12 -

69

II

69 Mann. 6 64

1 Stabø- Trompeter .... 16 Trompeter à 4 Thlr. .

} 17

= 17 Mann. 303 8

112 Gefreite à 2 Thlr. 17 Gr. ......

} 614

1255

12

614 Mann , wobei 126 Gemeine für jede Flügel - Esca dron und 125 Gemeine fiir jede Mittel - Escadron berechnet ſind. 4 Kurſchmiede à 6 Thlr. .. 704 Mann Victualien - Zulage à 12 Gr.. Bemerkung. Die Virtualien - Zulage wird fortbauernd aus

24

Il

502 Semeine à 2

352

700

gezahlt den dienſtthuenden Unterofficieren incl. Wacht meiſter und Stabs - Trompeter und per Escadron den 30 älteſten Soldaten incl. Gefreiten ,1 wenn dieſe 30 Mann länger als 3 Jahre dienen.

1 Regiments - Chirurgus. NB. Von deſſen Gehalt werden monatlich 4 Gr. zur

50

Chirurgen - Wittwen - Caffe einbehalten.

4 Escadrons -Chirurgen à 10 Thlr....... I Regimento - Sattler 1 Büdſenmacher.....

40 7 12 5

Latus = 3551

2

413

monatlich : Thlr. Gr.

jährlich : 1816. Thlr. Gr.

Transport = 3551 1 Büchſenſchafter

6 3 3

Für bie Beſorgung der geringen Zuftiggeſchäfte Zulage dem Regimentsſchreiber ... Summa der Löhnung II. Kleine Montirungsgelder.

= 42744

3562

Unterofficiere Für 618 86 Gemeine u. Erompeter à 1Thlr. 122 Gr. 8.Þ5.} 407 10 und Kurſchmiede »

-

4889

III . Sewehrgelder.

Für 704 Mann à 2 Gr. 7 Pf.........

75 187

8

909

IV. Reparatur der Montirungen des Sattelzeuges und Escadrons - Unkoflen . Für 704 Mann à 3 Gr. 2 Pf.

180

á 3 Gr. }

D)

9

2164 16

V.v Medicingelder . 58 16

704

Für jede Escadron 7 Thlr.........

28

336

-

VII. Bur Befreitung kleiner Ausgaben . Per Escadron 5 Thlr. ..

20

240

-

Für 704 Mann à 2 Gr.....

1

VI. Pferde - Arznei.

-

VIII . Sur Unterfüßung von Soldatenkindern bei 16 16 Erlernung eines Sandwerks... 8 8 IX. Scul - Unterhaltungsgelder . X. Krankenverpflegungs - Buſcus 28 auf 7 Kranke, per Escadron 1 Thlr..... Summa der ganzen Verpflegung = 4385 6

200 100

336 52623

monatl.:

Davon ab an Recepturgelbern :

Thlr. Gr.

yom Commandeur...... ( erhält der Commandeur nur das Gehalt von

1

12

vom Stabø - Officier ...

1

von 2 Nittmeiſtern à 1 Thlr. 4 Gr.

2

8 8 6 8

158 Thlr. 8 Gr., To entrichtet derſelbe nur 1 Thlr. 8 Gr. ) 2

>>

>

-

1

15

id

2 Premier - Lieutenants à 4 Gr. .... » 15 Premier - und Seconde - Lieutenants à 3 Gr. 1 21 1 Rechnungsführer, wenn derſelbe Gec. - Lieut. ift 3 vom Regimento - Chirurgus...

1

Summa

9 18

117

Bleiben zur Verpflegung = 4375 12

52506

414 1816. Bemerfung. Der effective Friedensſtand, auf weldien die Berpflegung liquidirt wird , beſtimmt fich zwar nach dem Pferdebeſtand , da aber das Regiment nur auf 602 Pferde gebracht werden ſoll, ſo fönnen aucy nur von den in dieſem Gtat ange Mann.

ſepten 704 Mann verpflegt werden :

4 Wachtmeiſter , 4 Quartiermeiſter, 4 Portépée - Fähnriche und 49 Unterofficiere 61 13 532

ferner I Stabo - Trompeter und 12 Trompeter ...

96 Gefreite , 432 Gemeine und 4 Kurſchmiede.

22

Summa

606

erd. Kurſchmiede aber nur

602

Thlr. Gr. Pf. 4375 12

Von der monatlichen Verpflegung8 - Summe von. wird daher erſpart die Verpflegung für:

Thlr. Gr. Pf. 4 12 12 1 2 2

8 Unterofficiere an Tractament à .. ,

III

Victualienzulage à ..... Kleine Montirungsgelder à Gewehrgelder à Reparatur der Montirungen à Zuduß zum Aufbeſchlag à

Medicingelder à

3 3 2

-

à

8 7 2 .

6 13

Victualienzulage à .... Kleine Montirungsgelder à . Das Übrige wie oben à .

4

24

5

8

66 13

9

1.

5

52 11

-

1 2 17 12

16 Gefreite an Iractament à



5

4 Trompeter, welche 12 Gr. weniger Tractament , die übrigen Säße aber mit denſelben gleich haben à.... 6

-

12 1} 10

à 7 4

9

3 105 =

70 Gemeine , welche 5 Or. weniger Tractament als die Gefreiten , die übrigen Säße aber mit denſelben gleich 3 22 104 = 276 16 34 haben à Summa =

419 23

Daher bleiben zur monatlichen Verpflegung = 3955 12 11 % Friedrich Wilhelm Berlin , den 3. April 1816.

Feldzuſchußgelder für das Schleſiſche Ulanen - Regiment von vier Escadrons. monatl. : 1. Feldzulage. Thlr. Gr. 25 1 Regimento - Conmandeur ... -

1 Stabs - Officier .

4 Rittmeiſter à 25 Thlr. 17 Subaltern - Officiere incl. Adjutant

6 Thlr.

1 Rechnungsführer als Seconde - lieutenant 1 Regiments - Chirurgus .....

102 6

6

II . für die Knechte.

3 Knechte für den Regiments - Commandeur; Stabs - Officier; 5 Knechte.

2

19

Latus = 264

III

25 100

415 monatl . : 1816.

Thlr. Gr. 5 Knechte . 17 1 1 6

Transport = 264 – für 4 Nittmeiſter ;

8

» 17 Subaltern - Officiere incl. Adjutant ; >

>

den Rechnungsführer als Seconde - Lieutenant ; Regiments - Chirurgus; >>

bei den Wagen u. Padpferden des Negiments ; 38 Knechte Tractament und Bictualienzulage à ..

Thlr. Gr. 3

Escadrons -Unkoſten ... Klein - Montirung & geld á

2

12 ;

Medicingelber à

2

-

à = 3 164 = 139 203 II. Sur Unterhaltung der Fahrzeuge und Geſchirre ,

Hufbeſchlag und Pferde - Arznei.

Thlr. Gr.

1 a) Zur Reparatur von 8 Padſätteln à 4 Or. b) 2 Fahrzeugen u. Geſchirren à 1 Thlr. 12 Gr. 3

8

c) Zum Theer und anderen nothwendigen Kleinigkeiten auf 2 Fahr: zeugen à 8 Gr....... d ) Sufbeldlag und Pferbe - Arznei für 12 Dienſtpferde à 11 Gr.

-

16

:

in Summa

12

10

Summa > 414 8 }

Hiervon ab die Recepturgelder von 1 Regimento Commandeur; 1 Stabs - Officier ;

4 Nittmeiftern ; 6 Officiere à 12 Gr. 6 Pf.

.

.

.

.

.

.

3

. .

3

Bleiben Felbverpflegungegeld 411 5 Friedrich Wilhelm

Berlin , den 3. April 1816.

Anfangs September hatte das Regiment 37 Officiere, darunter wareu 13 Aggregirte. Es empfing damals für 697 Reitpferde, worunter fid 95 Offi ciets und 602 Rönigl. Dienſtpferde befanden , ſchwere Rationen täglich à 1 Boiſ ſeau Hafer, 6 Pfund Heu , 5 Pfund Gerſten- oder Haferſtroh , oder 3 Pfund Weizen- oder Roggenſtrob , außerdem für 12 Klepper und Zugpferde leichte

Rationen , jede zu 16 Boiſſeau Hafer, 5 Pfund Heu und 3 Pfund Stroh. I

Die Bekleidung der Leute beſtand aus Collets mit rothem Rragen und Udſelklappen . Der zwei Zou breite Befaß auf den Schößen , welder jeßt noch fich um die ganze Taille gog , und die ſpit zugeſchnittenen Aufſchläge batten dieſelbe Farbe. ( * ) Die Knöpfe waren gelb , oben ftanden fie weiter auseinander als unten , auch befanden fich auf jedem Ärmelauffdlage einer

und hinten am S500ß zwei derſelben. Zu dem Collet gehörte noch eine blau *) Gine friegøminifterielle Verfügung vom 25. Januar 1819 beſtimmt das Weg:

fallen dieſes farbigen Befaßes vorn am untern Ende des Collets, der durch einen Vorſtoß von gleicher Farbe erſeßt werden ſoll.

416

1816. und rothe Leibbinde. Die grauen Beinkleider mit rother Nath und Lederbe fak batten unten 4 Knopfe , wovon der legte 1 Fuß hoch von unten entfernt ſein

mußte , an ihre Stelle traten aber ſchon im Jahre 1817 Haken und Öſen. ( * ) Als Ropfbedeckung hatten die Ulanen Ezapka's von blauer Farbe mit Leder: beſaß auf dem Tuď , anfangs nur mit Riemen , dann aber mit Schuppenketten, die bei den Officieren durch Adler am Czapka befeſtigt waren , zur feſteren

Haltung auf dem Ropfe verſehen. ( ** ) Weiße Haarbüſche, bei den Officieren 1

unten , bei den Unterofficieren oben ſchwarz, wurden im November aus den Erſparniſſen des Regiments beſchafft. Die Fangſchnüre, welche nach einer Bez ſtimmung des Rönigs bom April bei den Ulanen , die gelbe Rnöpfe batten , gelb , bei denen mit weißen Knöpfen weiß ſein ſollten , wurden an der linken Schulterklappe befeſtigt, liefen dann einmal um die Bruſt und den hinteren

Theil des Halſes und waren dann an der rechten Seite des Czapka's anges knöpft. Bei den Officieren waren dieſe Schnüre bon Silber , anfangs ſehr lang und dünn , dann ftárker und fürzer. Die bis jeßt üblichen lite when wurden noch mehrere Jahre zum gewöhnlichen Dienſt getragen. Ihre Taide reichte bis an die Hüfte und ſie waren ſo lang, wie der ausgeſtredte Arm reichte. Die Rnöpfe derſelben ſtanden oben 74 Zoll , unten 2 ; Zoll auseinander. !

Die Aufſchläge auf den Ärmeln waren ebenfaus ſpit zugeſchnitten und hatten rothen Vorſtoß. Die bei allen Cavallerie- Officieren jeßt übliớhen überrođe ſollten laut Cabinets - Ordre vom 25. November künftig an den Ärmelaufſqlägen >

eben den Vorſtoß erhalten , wie die Litemfen der Gemeinen. - Die Chabraden ,

von blauem Tuch, hatten einen rothen Beſaß. Das Lederzeug war ſchwarz und wurde ladirt. Die Bandeliere batten bei den Ulanen keine Carabiner:

haken , auch war kein Ladeſtod für das Piſtol an der Cartouſche, ſondern der: ſelbe wurde mit einem langen Riemen am Sattelknopf befeſtigt und in der linken Piſtolenholfter beherbergt. - Die Patronentaſchen der Officiere waren rund geſchnitten , die Mantelſäde ebenfalls rund und das lederne Kreuz ſowohl wie die Näthe desſelben mit einer rothen Einfaſſung berſeben. Sie wurden nur mit 2 Padriemen angeſchnaut. Intereſſant iſt das Feldgerdrei , welches von dem commandirenden .

General ſtets auf einen ganzen Monat voraus gegeben wurde, ſowohl ſeiner Form als ſeinem Inhalt nach. Wir wählen aus den charakteriſtiſchen Stro

pben die pro Juni , Juli und November aus , welche in ihren einzelnen Wörtern nach einander das Feldgeſerei für jeden Tag bilden. Sie lauteten : pro Juni :

Und alle Herrſcher ſtrecken hoch die Redyte Und ſchwören neu den Bundeseid

Dem athmenden und werdenden Geſchledyte, Zu fidyern die erſiegte goldene Seit ,

*) Regimento - Befehl vom 22. Juli 1817. Die Dfficiere trugen zur Revue vor dem Könige 1817 nach Corp8 - Befehl vom

23. Juni 1817 erſt Sduppenketten , die der in Sedan befindlide Kaufmann Schlomann für 1 Thlr. 16 gør. das Paar zu liefern übernahm .

417

Gebrochene Gelübde ſchwer zu ſtrafen

1816.

Und nie

pro Juli :

zu koſten der Erholung Frucht

Und nie in weicher Ruhe zu entſchlafen , Bevor auf ungeſtümer Flucht Der Fehdeſtifter , den die Frommen hafſen , Das Leben nicht, Europa nicht verlaſſen. Friedrich. Franz. Alerander. .

pro u ove mber :

Dem Tage fluchend, der des Corſen Wiege , Das Grab der Franken einſt erhellt, Erdulden die Vollbringer ſeiner Kriege Die ärgſte Noth , die tiefſte Schmady der Welt , Zu Leichen niederſtürzend und zertreten.

Am Sonntag den 2. Juni gab der berühmte Franz. Schauſpieler Talma

in Thionville eine Vorſtellung, zu deren zahlreichen Beſuch der General b. Lors fau die Officiere aufforberte. ( Der Huſaren - General ſchrieb fich loſow. )

Das Weſtpreußiſche Dragoner - Regiment hatte bisher in Thionville ges ſtanden. Nach ben daſelbſt vorgefallenen Unannehmlichkeiten mit dem 28ften Infanterie-Regiment mußte dasſelbe dieſen Ort räumen und ſeine Quartiere

mit denen unſeres Regiments vertauſchen. – Demnach belegte am 25. Juli der Stab , die 1ſte und ein Drittel der 2ten Escadron : Thionville; der übrige

Theil der Legteren : Boregard , Terville, Florange , Ebange und Daspid ; die 3te Escadron : Hayange , Haute- et -baſſe - Romelange und.Faweck, und die 4te Escabron : Richmont, Hukange und Mondelange. Am 1. October rücten die 3te und Ate Escadron in die Quartiere der

iſten und 2ten Escadron und wechſelten dann alle zwei Monate , um die Vor theile der Reitbahn in Thionville gleichmäßig zu genießen. Dieſe wurde im No vember von 10 bis 1 und von 4 bis 5 Uhr auch der Infanterie zum Erer:

ciren bei ſchlechtem Wetter überlaſſen. Nach 5 Uhr ritten die Officiere darin bei Beleuchtung. — Oberſt v. 0. Gols gab unterm 7. Auguſt eine Felddienſt

Inſtruction für die Cavallerie und einen Catechismus für den gemeinen Mann im Felde. Die Erſtere enthält nichts von der jebigen Juſtruction Abweichendes, der Lektere aber Einiges , was anderswo fich nicht gerade ſo hervorgehoben findet, d. B.: »Wabre Tapferkeit kann nie ohne Einigkeit mit fich ſelbſt ſtatt finden , dieſe beruht auf reine geläuterte Religion , inniges feſtes Vertrauen auf Gott und ein reines tugendhaftes Herz. « Ferner : » Jebe Lüde , die durch .

feindliche Süſſe entſteht, muß ſogleid geſchloſſen werden, ſelbſt wenn die mei

ften Rugeln in dieſer Richtung fallen.« – » Empfängt die feindliche Cavallerie den Angriff ftehend, mit vorgehaltener Degentlinge, ſo muß man durch einen fräftigen Hieb von unten nach oben die Klinge in die Luft fchleudern und unter allen Umſtänden im feften Entſchluß berharren , den Feind zu werfen , indem

man in der Bewegung bleibt. « – » Sucht der Feind durch Søreien während des Angriffs uns aus der Faffung zu bringen und die Pferde ſcheu zu ma 27

418

1816. dhen, ſo muß man ſich dadurch nicht irre machen laſſen und kurz vor dem Feinde die Sporen dem Pferde noch einmal eindrüden. « – Jm » Im Handges menge muß man den Säbel gebrauchen, nicht die Feuerwaffen, beſonders wirts »

1

ſam find bie Hiebe nach dem Geſicht und der linken Hand. « – » So lange fid der Cavalleriſt in der Linie befindet, darf er keine Gefangene zu machen fuchen , ſondern nur tödten und verwunden , dagegen bleibt es ihm bei dem Flanfiren überlaſſen , dazu feinen Muth anzuwenden. « Dieſe Lehren waren das Reſultat einer eben geldloffenen praktiſchen Er: fahrung, baber man ihren Werth oder ihre Autorität nicht verwechſeln muß .

mit denen ideeller Vorſchriften. – Der Kriegsminiſter v. Boyen erließ uns ter dem 24. November an die Cavallerie ebenfalls eine Inſtruction über die

Behandlung der als Remonte überwieſenen Ralmüdiſchen und Doniſchen Pferde. Sie empfiehlt eine äußerſt geduldige Verfahrungsweiſe, um die noch wilden Pferde zu zähmen und enthält Vieles aus der bereits früher erwähnten Gun : ther'ſchen Inſtruction.

Die Brigade - Schulen , im gewöhnlichen Sprachgebrauch immer noch Kriegg: Schulen , ſpäter aber Diviſions - Schulen , wie noch heute, genannt , zum Un

terricht der Officier -Aſpiranten , traten überal , alſo auch bei dem Armee 2

Corps in Frankreich in das Leben. Unſer Regiment hatte ſeine Portépée: Fähnriche und auf Avantage Dienenden nach Thionville, wo ſie Ende April

eintreffen mußten , zu ſenden. Als das Regiment ſpäter bei Sedan ſtand, war 1

dieſe Schule hier. Auch die Algemeine Kriegsſchule zu Berlin , mit der Anfangs ein Militair - Reit- Inſtitut unter dem am 10. December zum Director

ernannten Oberſt v. Sobr verbunden war , forderte die Officiere zum Beſuch derſelben für cine höhere militair wiſſenſchaftliche Ausbildung auf. Lieutenant Raiſer meldete ſich dazu , allein tros ſeiner Talente und dem eiſernen Kreuz auf der Bruſt gelang es ihm nicht, der dabei üblichen Prüfung zu genügen.

Er nahm ben ihm angebotenen vorbereitenden Unterricht in Berlin nicht an und kehrte zum Regiment zurück. Am 5. September ging der bisherige Adjutant Lieutenant Gautier nad Berlin ab , um bei den dortigen Garden einige Zeit Dienſte zu leiſten und neue Erercitien zu erlernen . An ſeine Stelle als Adjutant trat Lieutenant v. Befeler. - Die beim Regiment anweſenden Dificiere wurden am 1. Des tober folgendermaßen den Escadrons zugetheilt : 1ſte Escabron : Premier - Lieutenant Laroche 6. Starkenfels ; die Secondes Lieutenants Andre und v. Görne. 2te

>>

Premier - Lieutenant Leppin ; die Seconde - Lieutenants Graf v. Poninski , Driwer und Schön. :

3te

Premier- Lieutenant W. Schmidtfow ; die Seconde - Lieute

4te

nants v. Schmidtbals und Maſch. die Seconde - Lieutenants Rörbang , 6. Saluszkowski ,

>>

Padmann und b. Pirch.

Bei der in Beiskretſcham befindlichen Erſas . Escabron ftanben : Premier Lieutenant 1. Zeromski ; die SecondesLieutenants v. Gallwit I. und II. ,

419

Reinhardt und v. Barbeleben. – Fortdauernd hatte das Regiment fol- 1816. gende Commandirte zu ſtellen: Auf Stabswacht 1 Unterofficier, 8 Ulanen und 9 Pferbe; beim General-Major v. Lojau 1 Ulan und 1 Pferd; beim Oberſt: Lieutenant v. Groben 1 Unterofficier, 2 Ulanen und 3 Pferde; Briefrelais

in Longwy : 1 Befreiter , 3 Ulanen und 4 Pferde ; Briefrelais in Brebautla court: 1 Gefreiter , 3 Ulanen und 4 Pferde ; Briefrelais in Fontoy : 1 Gefreiter, 3 Ulanen und 4 Pferde ; und als Revidirenden der Relais in Brehautlacourt: 1 Unterofficier.

Großen Unfug trieben fremde Werber , welche die Soldaten zur Deſer: tion zu berleiten ſuchten. General 6. Zieten warnte wiederholt vor denſel

ben , allein nichts deſtoweniger kamen monatlich mehrere Deſertionen vor. -Unſer Regiment war zwar längere Zeit frei davon geblieben , allein in der 1

Nacht vom 2. zum 3. November deſertirten 2 Ulanen mit ihren Pferden von der 2ten Escadron , námlich : Auguſt Gorski aus Rornowanz bei Katibor und Mathias Scwarz aus Maſtric in Holland , ſpäter noch einige Andere.

Wir jūließen die Denkwürdigkeiten dieſes Jahres mit der Zuſammen: ſtellung der Veränderungen im Officier - Corps während desſelben : Unter dem 6. Februar wurden die Seconde -Lieutenants Teuſch und Hadel berg dem 33ſten Garniſon - Bataillon aggregirt.

Unter dem 13. Februar erhielt Seconde-Lieutenant Böhm den nachgeſuchten Abſchied mit Wartegeld und der alten Armee -Uniform . ( Er ererbte

unter dem 12. März 1824 das eiſerne Kreuz 2ter Claſſe des verſtorbe nen Generals a. D. B. Schmiedeberg.) Unter dem 13. Februar (died der Seconde -Lieutenant v. Hartig aus dem activen Dienſt aus. Den 24. Auguſt 1819 bei dem Iſten Bataillon des lſten Stettiner Landwehr- Regiments angeſtellt. Unter dem 24. März erhielt Unterofficier b. Wimmer bei ſeinem jebigen .

Übergange in das Landwehr - Verhältniß den Charakter als Seconde .

Lieutenant.

Unter dem 7. April wurde Rittmeiſter 6. Midaelis zum 7ten Ulanen Regi ment als Escadrons - Chef verſeßt. Er ſtarb am 15. Auguſt und wurde am 17. beerdigt , wobei unſer Regiment die Leichenparade, beſtehend aus 1 Rittmeiſter ( John ) , 4 Lieutenants ( Raiſer , Andre, Scon und

Górne ) , 6 Unterofficieren, 6 Trompetern , 54 Ulanen und 66 Pfer 1

ben 1, gab.

Unter dem 7. April Regiments - Quartiermeiſter Rnotbe zuin Seconde Lieu :

tenant und Seconde - Lieutenant b. Gallwiß I. zum Premier-Lieutes nant ernannt.

Unter dem 7. April Premier - Lieutenant Ziegler v. Rlipp baufen vom 7ten Ulanen - Regiment als Rittmeiſter und Escadrons - Chef bei dieſem Regiment angeſtellt.

Unter dem 8. April wurde Oberft- Lieutenant 1. Biſſing vom 6ten Schleſi fiſchen Landwehr - Regiment aggregirt. 27*

420

1816. Unter dem 8. Mai wurden die Seconde - Lieutenants Rrauſe II. und Meiß ner vom lften Rurmarkiſen Cavalleries Regiment und Maſo bom 3ten Pommerſchen Landwehr - Cavalleries Regiment bei dieſem Regiment

aggregirt, aber Meißner ſie ſchon am 12. October aus dem acti 1

ven Dienſt aus , während Rraufe unter dem 28. Auguft zur Dienft leiſtung bei der Garde - Cavallerie commandirt wurde. Unter dem 18. Mai wurden der Rittmeiſter v. Dobſd úß und die Seconde: Lieutenants v. 0. Landen und v. Pird vom 1ſten Schleſiſchen Land wehr - Cavallerie - Regiment bei dieſem Regiment aggregirt. Unter dem 27. Mai wurde der Sohn des Geheimen Raths Mens aus Brauns ſoweig'idem Dienſt dieſem Regiment aggregirt. Unter dem 16. October wurde der aggregirte Premier - Lieutenant Larode v. Starkenfels nad ſeinem Patent vom 20. Mai 1815 in bas 7te Ulanen- , der aggregirte Premier - Lieutenant . Tyszka bom Weſtpreußis ſchen Ulanen - Regiment aber nach ſeinem Patent vom 8. April 1814 >

1

in unſer Regiment verſeßt.

Unter dem 16. October avancirte der Unterofficier v. Maladowsli zum Portépée - Fähnrich.

Laut Cabinets - Ordre vom 5. November ſollten die Regimenter neben ihrer Benennung nach Nummern auch noch den Provinzial-Namen füb: ten , danach hieß unſer Regiment am Soluß des Jahres 1816 : 2tes (Sole: fiſches ) Ulanen - Regiment. Das Jahr 1817 entwickelte ſo wie das Vorhergehende einen regelmäßis geren Gang des Dienſtes , welcher im Algemeinen auch ſpäter beibehalten $

1817.

wurde , wenn ihn auch der Übergang aus dem jeßt noch immer mobilen Zu ſtand der Truppen in den demobilen der fünftigen Zeit mannigfach modificirte.

Es würde keine beſſere Überſicht gewähren, wollte man die chronologiſche Folge der Begebenheiten verlaſſen, um das Gleichartige zuſammen zu ſtellen ; wir legen daber hier unſerer Erzählung jene nach wie vor zu Grunde. Eine Cabinets - Ordre vom 25. December 1816 madte ein Corps - Bes fehl vom 3. Januar dieſes Jahres bekannt. Sie lautet: » Die Rriegszei : chen , die in dem ſo glorreichen beendigten Kriege von Meinem tapferen Heere mit den Waffen in der Hand erobert wurden , find heute in der Garniſon : .

Rirche zu Potsdam feierlich aufgeſtellt worden. Bei der Unmöglichkeit, alle Meine braven Krieger zu dieſem denkwürdigen Feſte um Mich verſammeln zu können, ſo þabe Jch Mein Herr durch eine Auswahl von Männern Meiner Garde- und Grenadier Corps vertreten laſſen , die in den verſchiedenen Armee: Corps theils einzeln , theils in ibren jebigen Compagnien und Escadrons ge dient und an den rubmvollen Thaten derſelben ehrenbol Theil genommen ha ben. Machen Sie dies ben Truppen unter Zhrem Befehl bekannt und ber: ficheren Sie dieſelben nochmals Meines Danfs für den im Rampfe bewieſenen Muth , wodurch unter Gottes Hülfe der rubmvolle Friebe errungen und des Vaterlandes Freiheit und Selbſtſtändigkeit geſichert wird. 1

Potsdam , den 25. December 1816.

Sriedrich Wilhelm. «

421

Eine Cabinets - Drbre vom 15. Januar verfügte die Prüfung der Erb : 1817. >

berechtigung gum eiſernen Rreuz und die überweiſung dieſes Ehren

zeichens an Erbberechtigte der Regimenter durch die General- Ordens -Com miffion, eine andere vom 18. desſelben Monats gab die noch jeßt geltenden Beſtimmungen über das Frontmaden der Unterofficiere und Soldaten vor

St. Majeftåt dem Könige , den Prinzen ſeines Hauſes und den übrigen dadurch zu ehrenden Militair - Chargen bis zu den Officieren der Compagnie oder Es: cabron herab. Ein heute nicht mehr gebräuchliches Honneur der Unterofficiere und Gemeinen durch Abnehmen der Müfen , wenn ſie ohne Waffen waren , vor den Officieren , erwähnt ein baran erinnernder Regiments - Befehl vom 17. Januar. Bei Gelegenheit der Feier des Ordensfeſtes wurde burch Cabinets:

Ordre vom 17. Januar dem Lieutenant Gautier das eiſerne Kreuz 2ter Claſſe ertheilt. Eine friegsminiſterielle Beſtimmung vom 28. Januar bradhte die Erläuterungen zu ber Cabinets - Drdre vom 30. Mai 1816, welche benje

nigen Soldaten , welche nach vollendeter 3 - jähriger Dienſtzeit fich noch zum Weiterdienen auf 6 Jahr verpflichtet hatten , eine Capitulanten - Ehren : troddel am Såbel verlieh.

Das Bahnreiten , ſo wie die Einzelübungen zu Fuß und zu Pferde, mit und ohne Waffen, endeten ſchon Ende Märg , worauf ſogleich das Erer ciren in der Escabron zu Pferbe und 8 Tage ſpäter bas im Regiment folgte. Die Bferbe wurden ſämmtlich am 1. März auf Canbare gefeßt. Das Erer: ciren hatte wenig Abweichendes von dem jebigen , doch bringt eine Inſtruction des Oberſten . Somiedeberg bom 4. Februar die Ausführung des

lanzenſtichs mit beiden Händen borwärts in der Carriere auf eine Weiſe zur Sprache,1 wie fie jest nicht mehr beſteht. Er ſagt barin : » Dies

ſer Stich wird nur aus aufmarſdirten Gliedern zu Einem bouführt und zwar auf das Commando : Lanzen gefällt! Der Stich mit beiden Händen borwärts !

zu Einem rechts brecht ab - Marſd ! Marſch! worauf rottenweiſe abgeritten , der Abreitende als auď die ganze Linie : Hurrah! rufen , die Trompeter Fan

faro blaſen, die Dfficiere und Unterofficiere die Hiebe vorwärts machen .« Am 6. März hatte das Regiment Parade vor dem Oberſten v. 0. Golf in Litewken und überzogenem Czapka, doch erſchienen bie Officiere in Collets mit Scarpe, wie es überhaupt Sitte war , daß die Litewken im gewöhnlichen Dienſt und zur Shonung der Collets , deren Tragezeit mit dem 1. Mai begann , ges tragen wurden , während die Officiere ſtets im Dienſt im Collet und nicht im überrod erſcheinen mußten. Ein Corps - Befehl vom 10. März verkündete, daß nach Beſchluß der bers .

bündeten Mächte die Dccupations - Arme e 311 Gunſten Frankreichs um ein Fünftel verringert werden und dieſer Theil am 1. April die Grenze Frank:

reidos paffiren ſollte, da aber eine ſolche Verringerung bei dem Preußiſchen Corps fich nicht ausführen ließe , dasſelbe auch nie ſo ſtark geweſen wäre , als es nad dem Friedens - Tractat ſein ſollte, ſo feien nur per Compagnie 1.Un terofficier unb 16 Mann , per Escabron 6 Mann und 6 Pferbe zu entlaſſen.

422

1817. Der Etat unſeres Regiments war demnach am 1. April: 24 Officiere, 61 Unter:

officiere, 13 Trompeter , 504 Gemeine , 5 Chirurgen , 4 Rurſchmiede, 36 Trains knechte , 2 Trainſoldaten , 578 Rönigl. Dienfipferbe und 25 Mobilmachungs Eine Cabinets -Ordre vom 13. März drüdte dem Regiment die Zufriedenheit Sr. Majeſtät aus, daß im Monat Februar bei demſelben nur

Pferde.

zwei Beſtrafungen nothwendig geworden waren , während andere in dieſer Zeit 50 gehabt hätten. Am 22. März wurde die Kriegs -Reſerve entlaſſen , welche die auf vier Monat nad Sohlefien beurlaubten Lieutenants b. Somidtkow und Graf v. Poninski in das Vaterland zurüdführten. Die Erfagmannſchaften tra Am 6. April

fen dagegen am 25. ein und zwar 46 Mann per Escadron.

beſichtigte General v. Loffau, am 24. General b. Zieten bas Regiment , welches in den neuerdings abgeänderten Szapfa's fich vorſtellte. Vom 11. bis 22. Mai hatte die Brigade von Loſjau die ſogenannte Frühjahrs - Rebue. Das s

Regiment bejog bei dieſer Gelegenheit die Cantonirungs -Quartiere: Malla villers ( Stab und 25 Pferbe der 2ten Escadron ) , Hayange ( 1ſte Escadron ) ,

Anderny ( 2te und 3te Escadron ) und Sançyleba ( 4te Escadron ). Fourage empfing dasſelbe in Fontay und Audun- le- romagne. Während dieſer Erercier

Übungen beſichtigte General v. Zicten am 16. das Regiment zu Fuß , wobei es mit borgezogenen Chargen ſich aufſtellte, am 17. zu Pferde. Anfang Juni begann das Scheibenſchießen. Zeber Ulan fchoß mit dem Biftol gegen eine

8 Fuß hobe , 6 Fuß breite SĐeibe 2 Schuß zu Fuß und 6 zu Pferde auf 25 Soritt, 7 Schuß aber auf 40 Schritt. Die Belohnung der beſten Sūüßen durch Prämien geſchah durch einen feierlichen Act , nach folgender Vorſchrift:

» Nachdem das Scheibenſchießen der Escadron beendigt iſt, růdt die ganze Es' cadron auf den Schießplatz in Parade aus. Die drei beſten Schüßen empfan * gen ſodann vor der Front aus den Händen des Escadrons - Chefs die Prá: mien und ein Büſchel Eichenlaub , welche ſelbige an dem Czapka befeſtigen. Wenn nach der Garniſon zurückmarſchirt wird , ſo reiten dieſe 3 Mann zuerſt .

vor der Tete der Escadron , auf ſelbige folgen mit einer Diſtance diejenigen 1

6 Mann , welche nach ihnen am beſten geſchoſſen haben , hinter dieſen aber die Trompeter und der Reſt der Escadron. «

Die Cabinets - Ordre vom 6. Juni berfügte die Auflöſung der Erſatz Escadrons der in Frankreich ſtehenden Cavallerie- Regimenter. Ihre leßten Reſte kehrten zum Regiment erſt im Jahre 1818 zurück. Nach Beendigung

der Frühjahrs - Revue bis zum 20. Juni exercirte das Regiment nur zweimal in der Woche zu Pferde. An dem leßt genannten Tage růdte es in die Bris gade - Aufſtellung und erercirte am 21. und 22. auf dem Plaße an der Rirde von Hayange. In der Nacht vom 22. zum 23. rüdte die Brigade in ein Bi voual und kehrte aus demſelben in die früheren Quartiere wieder zurück. -

Schon am 11. und 12. Juli hatte hier bas Regiment eine abermalige Befich tigung vor dem Oberſten v. 0. Golk , welcher, wie erwähnt , über die Ausbil: I

dung und Ausrüſtung der bei den Infanterie - Brigaden vertheilten 4 Cabal lerie - Regimenter die Aufficht führte. - Am 12. Juli empfing bas Regiment

423

12 aus dem Erſparniſfond der Portionsgelber durch General v. Zieten an: 1817. gefaufte coupirte Chargen Pferde für die Subaltern - Officiere. Das Stück im Preiſe von 850 Francs. Die Chargen - Pferde wurden damals den Officieren zum Reiten im Dienſt geſtellt und ſo lange von ihnen gebraucht , als ſie überhaupt zu dieſem Zweck geeignet blieben. Die nun gelieferten Chargen Bferbe follten burchaus zur bevorſtehenden Revue vor dem Rönige thatig und >

dienſtbraudbar gemacht werden , weshalb man genöthigt war , ihre Dreſſur zu forciren , worüber aber die meiſten zu Grunde gingen. Am 26. Juli erercirte bie Brigabe von Loſſau bor dem General 6. Zieten im Feuer. Das ſogenannte Waterloo - Comitée in London batte gleich nach dem Kriege dem Feldmarſchau Fürſten 6. Blúc er eine ſehr bedeutende Summe zur Uns

terſtüßung hinterbliebener Waiſen der im Rriege 1815 gebliebenen oder ber: mißten Militairs zugeſtellt. Ende Juli wurde das in Frankreich befindliche Armee- Corps benachrichtigt, daß jenes Comitée abermals die Summe von 63,103 Thlrn. dem Fürften zu dem genannten Zweck zugeſtellt habe. Der Geheime Staats - Rath v. Ribbentropp ordnete die Vertheilung dieſer Gelber. Nachdem zur Feier des Geburtstages des Rönigs am 3. Auguſt 25 Ra

nonenſchüſſe auf dem Raſernen - Plaße zu Thionville früh Morgens gefallen waren , marſchirte das Regiment zur Revue vor Sr. Majeſtät ab. Es ging in der Richtung über Marslatour , Vigneulles , Aspermont, wo der Stab .

Quartier nahm , nato der Gegend von St. Aubin und Ligny , wo die 1ſte, 2te und 4te Escadron in Rovée und Reffroi, die 3te Escadron und der Stab

in Neuveſemblois cantonirten. — Am 9. Auguft begannen die Übungen des bei Ligny und St. Aubin zuſammen gezogenen halben Armee - Corps mit einem Ererciren im Feuer vor dem General b. Zieten. Am 13. nahm der König ,

begleitet von dem Herzog b. Wellington und vielen Engliſchen und Franzöſiſchen Generalen und Officieren , die Parade ab, auf 1

welche am 14. ein Exercir - Manöver folgte. Der Rönig belobte den guten Zuſtand der Truppen und bewies demſelben ſeine beſondere Zufriedenheit für

die gute Mannszucht, auch bewilligte er ihnen ein Rebuegeſchenk von 4 Gr. pro Gemeinen und 8 Gr. pro Unterofficier. » Se. Majeftat der König haben

geruht, heute noch einmal dem Regiment ihre Zufriedenheit zu bezeugen « , lautet der Regiments - Befehl vom 14. Auguft. General b. Zieten tabelte aber bei der Brigabe von Loſjau die Fehler bei dem Manöveriren und fagte in ſeinen Bemerkungen zu den Monatsberichten dieſer Brigade pro Juli bis September : » Es iſt nur zu bebauern, daß der Major 1. Rummel am 2ten

Revuetage bei Ligny ſo große Fehler begangen hat , wodurch die ganze Bri: gabe weſentlich leiden mußte , welches weder das 28fte ( 2te Rheiniſche) In

fanterie - Regiment noch das 2te (Schleſiſche) Ulanen - Regiment verdient haben.« Am 17. Auguſt trat das Regiment den Rückmarſch nach ſeiner Garniſon an. Oberft v. Schmiedeberg reiſte nach Sedan , wo der andere Theil des Corps vor dem Rönige die Revue hatte , und ging dann auf mehrere Wochen nach Aachen in das Bad. Lieutenant v. Arnsdorf wurde mit 31 Pferden , woruns

ter fich 15 Handpferbe für die fremden Officiere befanden , ebenfalls nach Se 1

424

1817. ban geſchidt. Voin 24. Auguft ab beſchäftigte fich das Regiment mit den Felddienſtübungen. Am 6. September marſchirte Lieutenant la mann mit 2 Unterofficieren , 2 Ulanen und 4 Pferden von Sedan zu dem neugebil . deten Militair - Neit - Inſtitut in Berlin. Am 8. traf Lieutenant

v. Gal wiß I. mit Erfag -Mannſchaften und Pferden bei dem Regiment ein. ( * ) Der Corps - Befehl vom 5. September brachte die Cabinets - Drdre vom 3.

zur Renntniß , wonad die Brigaden des Zieten'íçen Corps künftig anders be: nannt und zuſammengeſeßt ſein ſollten. Das Corps wurde hiernach in 5 Bri: gaden eingetheilt , deren Chefs die General- Majors Graf Hendel v. Don :

nersmark , 6. Borde , w. Ryffel, v. Loffau und b. Hobe waren . Less 1

1

terer war der Chef der Reſerve - Cavallerie, die wiederum in 2 Brigaben , welche

die Oberſten v. Borſell und Graf 1. Debndorff commanbirten , gerfiel. Unſer Regiment , verbunden mit dem 4ten ( Pommerſden ) Ulanen - Regiment , bilbete

die Brigabe des Oberſten Grafen b. Lehndorff. Dieſer neuen Eintheilung lag der in der kriegsminiſteriellen Verfügung vom 15. Februar angekündigte Wechſel von 4 Infanterie- und 2 Caballeries Regimentern des Armee - Corps in Frankreich mit einer gleichen Zahl anderer Truppen , zu Grunde. Ende September und in den erſten Tagen des October brachen demgemäß das 3te , 9te , 14te und 16te Infanteries, das 2te Huſa ren- und das 2te Dragoner : Regiment auf und marſchirten in das Vaterland zurüc , bagegen rückten bas 18te , 19te , 20ſte und 23ſte Infanterie- und 4te .

und 6te Ulanen - Regiment bald darauf in Frankreich ein und ſtießen zum Corps des Generals 6. Zieten. Dieſe Veränderung gab Veranlaſſung zu einem Quartierwechſel. Das Regiment marſchirte deshalb am 24. September über

Labeville und Haudunville nach der Gegend von Verdun ab , wo am 27. dem Stabe Ancemont , der iften Escadron Dugny , der 2ten Anfangs Montheron le - grand et petit und Villers , ſpäter aber Dieu und Senoncourt , der 3ten 1

Tilly und der 4ten Souilly als Stand - Quartiere angewieſen wurden. Brief: relais von 4 Pferden ftationirten in Carignan , Margut , Dougy und Boug. 1

mont.

Am 6. unb 7. October inſpicirte General 1. Hobe das Regiment

und drückte ihm feine große Zufriedenheit über deſſen guten Zuſtand aus. Am 8. October fehrte Dberft b. Schmiedeberg aus dem Babe zurüd und em

pfing folgendes Schreiben des eben vom Urlaub zurückgekehrten Oberſten Gra: fen b. lehndorff: » Ew . Hodwohlgeboren zeige ich meine Rüdfehr von dem

nad; der Schweiz gehabten Urlaub an , und erlaube mir bei dieſer Veranlaſſung Hochbenſelben meine aufrichtige und berzliche Freude auszudrücken , nunmehr mit einem Regiment in Dienſtverbindung zu treten , welches ſo häufige Beweiſe

ausgezeichneter Tapferkeit gegeben , vorzüglich aber mit dem Führer desſelben , für den die Stimme der Armee in jeder Beziehung ſo vortheilhaft und auss

gezeichnet ſpricht 20. « – Die Officiere des Regiments waren in dieſer Zeit folgendermaßen bei den Escadrons vertheilt : #) && gingen in dieſem Jahre 132 Mann zur Kriego - Reſerve ab , 12 Mann auf andere Weiſe, ſo daß das Regiment 144 Refruten aus dem Bezirk des 5ten Armee - Corps erhielt. s

425

Bei der iften Escabron :

Bei ber 3ten Escabron :

Rittmeiſter . Wißleben , Rittmeiſter John , Prem. - Lieutenant W. Schmidtkow , Premier - Lieutenant v. Tyszka , Sec.- Lieut. v. Arnsdorf , Secondes lieutenant Rördang , v. S d midtbals , Graf v. Poninski , »

b . Górne (0 ) ,

»

»

»

>>

>>

v. 0. landen.

Bei der 4ten Escadron :

Bei der 2ten Escabron :

Rittmeiſter 6. Ziegler , Premier- Lieutenant Leppin ,

Rittmeiſter v. Tiele ,

Premier -Lieutenant v. Gallwitz, Seconde: Lieutenant Reinhardt ,

Seconbe - Lieutenant Gautier , .

»

>> »

5. Piro , Sd on.

Driwer , Maſch ,

>> >>

Andre , Rrauſe.

Mens.

Am 14. October trafen frei lange filberne Trompeten , ein Geſchent des Chefs Prinzen Biron v. Curland , bei dem Regiment ein. – Am 2. Nos vember gingen die Portépée- Fåbnrichs b. Radoniß und Rarwat , die Un: terofficiere b. Robl , v. Gallwis , v. Heugel , b. Frandenberg , v. Thur , b. Tidirſoli , v. Diemar (**), v. Butler und 6. Febrentheil zum Beſuch ber Brigade - Scule nach Seban ab.

Um in der ganzen Reſerve - Cavallerie gemeinſam mit den übrigen frei Cavallerie - Regimentern vom 8. November ab bei St. Aubin zu ererciren , marſcirte unſer Regiment am 5. und 6. November über St. Mihiel nach

jener Gegend ab und bezog am 7. folgende Cantonirung:-Quartiere: 1ſte Es cadron : Nonville und Mallancourt; 2te Escadron : Merrin und Braſette; 3te Escadron und Stab : Leronville und Vadonville; 4te Escabron : Grimoncourt, Caffonée- au -bois und Menelle- au-bois . Beim Manöver, welches am 12. und 13. nach einer General - Zbee ftatt batte, trat das Regiment zur Brigade des Generals Grafen . Hendel

über, zu welchem Zweck die 1ſte Escadron in Meligny - le- grand et petit , die 2te in Domremy und Ernecourt, der Stab, die 3te und 4te Escabron in Dey , Ebenevieres und Morlaincourt Quartiere erhielten. Am 15. endeten dieſe

Übungen und die Regimenter kehrten in die alten Stand- Quartiere zurück, um mit dem 1. December die Bahnreiterei zu beginnen.. – Die Veränderuns Lieutenant v . Górne wurde am 22. September mit 20 Pferden zur Abholung von Remonten abgeſchickt. Es wieg nämlich ein Corp8 - Befehl vom 15. Juni jedes Cavallerie - Regiment an , 40 aus Preußen gelieferte und bis zur Elbe transportirte Pferde im Herbſt zu einpfangen , die aber an der ganzen Lieferung von 60 Stück pro Regiment auf das Jahr 1817 noch fehlenden 20 Stück durch Selbſtanfauf zu beſchaffen , worauf aber kein Regiment eingehen wollte, weshalb nichts übrig blieb , als durch den Huf- Commiſſionair Liepmann Marcus in .

Pleß die nöthige Zahl Moldauiſcher Pferde beſchaffen zu laſſen. **) Unterofficiere v. Tich irſchfi und v. Die mar erhielten im October und No

vember 1820 die nachgeſuchte Entlaſſung.

1817.

426

1817. gen im Officier- Corps während des Jahres 1817 waren folgende: Unter dem 7. Mai wurde der bem 2ten ( Weſtphäliſchen ) Dragoner - Regiment aggregirte Oberſt Graf Nefelrode als aggregirt zu unſerem Regiment verſeßt und

batten dabei Se. Majeſtät zu bemerken geruht , daß derſelbe bei vorkommender Gelegenheit zur Änderung ſeines Verhältniſſes nicht unbeachtet bleiben ſollte. Sein Patent datirte ſich vom 9. Juli 1815. Er batte früher in Bergiſchem Dienſt als Oberſt geſtanden und war dann zum Commandeur des llten Rhei: niſchen Landwehr- Cavallerie - Regiments ernannt worden ; unter dem 18. De: cember erhielt ber im October verabſchiedete Unterofficier der 3ten Escadron v. Chappuis ben Charakter als Seconde - Lieutenant. Unter dem 12. Ja

nuar 1831 wurde derſelbe bei dem lften Bataillon 23ſten Landwehr - Regiments einrangirt. 1818.

Das Jahr 1818 hatte eine ähnliche Dienſtordnung wie die beiden bor : bergebenden Jahre. Die Übungen und Beſichtigungen folgten ihrem gewöhns lichen Gange. Die Jahrestage der Solachten von Leipzig und Belle - Alliance, ſo wie der Geburtstag des Königs wurden nach wie vor durch Paraben und Gottesdienſt, ſo wie anderen Feſtlichkeiten gefeiert. Der Soldat und Krieger ehrte in ihnen feine brei größten Feſttage.

Oberſt v. Schmiedeberg war gewohnt, um ſein Regiment vor künfti: gen Beſchuldigungen der Einwohner ſicher zu ſtellen , fich von den einzelnen Maires Atteſte ausſtellen zu laſſen , welche über die Verträglichkeit der Sol:

daten mit den Einwohnern , und ob Erceſſe vorgekommen waren oder nicht, ſich ausſpreden ſollten. Die Maires jedoch mißverſtanden dieſe Abſicht und erlaubten ſich ein Ilrtheil über die Führung der Soldaten auszudrüden , als

ob ſie dazu berechtigt waren , eine Art Aufſicht über dieſelben zu führen , was den Oberſten veranlaßte , obgleich dieſe Urtheile über die Ulanen febr lobend Anfang Januar ausfielen , ſie ſehr ernſtlich als unpaſſend zurückzuweiſen .

wurden die Kriegs : Reſerven in die Heimath abgeſchict, wohin ihnen ein zweiter Transport am 3. März folgte. - Unter dem 25. Januar ertheilte das Ge: neral- Commando dem Escadrons -Chirurgus Sauer die Erlaubniß zur An legung des ihm vom Könige von Frankreich ertheilten Lilien -Ordens. Am 1. Februar ließ der Oberſt Graf v. Bebndorff 1 Officier, 1 Unter: officier und 1 Ulan von jeder Escadron in Vignol Sicht bei Commercy eins quartieren , um ihnen bis zur Ankunft der Remonten bei den Regimentern Unterricht in der Bearbeitung dieſer jungen Pferde zu ertheilen , damit eine Gleichmäßigkeit in den dabei zu Grunde gelegten Grundfäßen ſtatt fånde. Von unſerem Regiment wurden die lieutenants Gautier, v. Schmidthals , Reinhardt und v. 0. Landen dazu beſtimmt. Dieſe Einrichtung erhielt den

ganzen Beifall des Königs , ſo wie auch » das vorzügliche Benehmen beim Unterricht im Felddienſt« von Seiten des Oberſten Grafen 6. Neſſelrode, welches durch die dreimonatlichen Corps - Berichte zur Allerhöchſten Kenntniß gelangte , ſich eines ähnlichen beſonderen Lobes Sr. Majeſtät zu erfreuen hatte. Den 13. Februar traf Lieutenant v. Gallwig II. mit 4 Unterofficieren und 20 Ulanen von der Erſatz - Escadron bei dem Regiment ein , balo barauf , am

427

15. März, kehrte auch der Führer dieſer Escabron , Premier -Lieutenant v. Ze : 1818. romsli , zurüd. - Ein Regiments -Befehl vom 20. Februar zeigte mit tiefem -

Bedauern den Tod eines ausgezeichneten Officiers des Regiments , des Se: conde : Lieutenants Grafen 6. Boninsfi , welcher am 30. Januar zu Breslau an einer Lungenentzündung geſtorben war , an. - Den 24. und 25. Februar 1

inſpicirte General-Major v. Hobe die einzelnen Escadrons in ihren Canto nirungen , ben 10. März General 1. Zieten die 1ſte, 3te und 4te Escadron bei Dugny. Die 2te Escadron wurde erſt am 15. vorgeſtellt, weil das große

Waſſer in der Maas fie gehindert hatte , an jenem Tage bei Dugny zu er ſcheinen. — Am 20. März trafen die Remonten bei dem Regiment ein , doch erſt am 16. April vertheilte fie der Commandeur an die Escadrons. Die für dieſelben ausrangirten Pferde wurden zum Theil dem fliegenden Pferde Depot in Sedan überwieſen .

Unter dem 18. April erfolgte die Rönigliche

Beſtimmung, daß auch die Ulanen Officiere Leibro de mit blauem Vorſtoß am Rragen , rothen Aufſchlagen , Schulterſtüden und Rodfutter , Knopfen , wie bei den Collets, ſo wie auch Federhüte tragen durften . :

Ende April marſcirte das Regiment zur Frühjahrs - Übung , welche mit einer Zuſammenziehung und einem Ererciren , ſo wie Manövriren der ganzen Reſerve - Cavallerie verbunden ſein ſollte. Seit dieſer Zeit hörte das bis das bin üblide Commando : » Rleine Voltea beim Reiten in dem Viered auf Am 2. Mai begann Marſch ! « commandirt.

und es wurdc nur » Volte

das Brigade - Eyerciren mit einer Parade , am 25. und 26. inſpicirte ber com: mandirende General bie Referbe - Cavallerie. Das Ererciren geſchah immer

nach einer vorher gegebenen ſchriftlichen Dispoſition , wodurch allerdings mehr Praciſion in der Ausführung der einzelnen Evolutionen erreicht werden konnte , was aber weniger die Umſicht und die ſchnelle Entſchloſſenheit der Führer in Anſpruch nahm . Am 28. Mai manovrirte unſer Regiment , bereint mit dem

4ten Ulanen - Regiment , gegen das 3te Huſaren- und 7te Ulanen - Regiment , .

bivouatirte dann während der Nacht und ſeşte am folgenden Tage in derſel

ben Verbindung das Manöver fort. Der Ausdruck der größten Zufriedenheit von Seiten der Generale war der Lohn , den das Regiment für ſeine in jeder Beziehung anerkennenswerthen Leiſtungen empfing. Schon am 1. Juni marſchirte der Rittmeiſter v. Ziegler mit den lieu tenants Rórdans , Gautier , Reinhardt und N. Diorowski nebſt 100 Pferden des Regiments nach Commercy , um die dortigen Ståle und die Ca

ſernen zu beſeßen. Die beiden Brigaden der Reſerve - Cavallerie follten mit ihren Quartieren tauſchen , daber rådte am 6. Juni das Regiment an der Stelle des 3ten Huſaren - Regiments , welches nach Ancemont ging , in Com mercy ein und beſefte mit 1 Unterofficier und 24 Mann täglich, ſpäter ſogar 27 Mann die Wachen. - Brief -Relais ſtellte das Regiment in Ligny , St. Aubin , Merrin und St. Mihiel auf. - Während der Monate Juni und !

Juli erercirte das Regiment nach einer wöchentlich eingereichten Dienſteintheis lung zu Pferde und zu Fuß , ſchoß nach der Scheibe und unterrichtete die Mannſchaften theoretiſch im Feldbienft nach der Günther'ſchen Inſtruction.

428

1818. Anfangs Auguſt erercirte die Brigade bei Leronville und dann bei Pont - ſur

Meuſe. – Am 27. Auguſt wurde das Officier -Corps des Regiments von den Rittern des Königl. Franzöſiſchen St. - Ludwigs- und Militair : Verdienſt- Ordens zur Theilnahme an der feierlichen Meſſe, die zu Ehren des Geburtstages des Königs von Frankreich ſtatt finden ſollte, eingeladen. Es erſchien dazu in vollem Parade - Anzuge. » Es wurde überhaupt nichts überſehen , um dem wieder hergeſtellten Königthum und ſeinen neuen Autoritäten und Einrichtungen gebührende Ach:

tung zu bezeigen. Der commandirende General Graf Zieten war ganz der Mann bazu ; ein Herr von der feinſten Bildung , verſäumte er in dieſer Bezie:

bung nicht, zu den Couren an den Hof nach Paris zu gehen , woſelbſt übers .

dem ber Oberbefehlshaber das Hauptquartier hatte. Herr v. Reide , der Chef des Generalſtabes des Occupations - Corps , erzählt uns in ſeinen Dent:

würdigkeiten, bei Gelegenheit wo er den Grafen Zieten an den Hof beglei: tete : der König Ludwig XVIII. erhob ſich mühſam von ſeinem Throne und ſhaukelte ſich – geben konnte man es nicht nennen , langſam borwärts ; er konnte wegen ſeiner großen Beleibtheit nicht ſtehen , ohne die Füße zu ſpreizen

und fiQ von der einen nach der anderen Seite fortwälzend zu wiegen ( élé phantik ) ; wenn er ſich vorwärts bewegte , ſo ſchob er ſich ſchaukelnd nur mit Mühe fort, bei jeder Bewegung nur wenige Zoll Raum gewinnend. Reise

wurde ſelbſt darüber ſchwindlich und drüdte die Augen zu und als der König endlich bei ihm anlangte , ſo galt es an ihn bei allen Couren dieſelbe Frage : où est votre quartier général ? «

Unter dem 5. September erſchien eine Rönigliche Verordnung über eine neue Armee- Eintheilung. Die früheren Brigaden ſollten danach fünftig Dis

viſionen genannt werden. Iluſer Regiment wurde beim 6ten Armee- Corps der 12ten Diviſion zugetheilt. Außer ihm bildeten noch bas 10tc und 23fte

Infanterie-, ſo wie das 6te Huſaren - Regiment dieſe Diviſion. Das lektere Regiment und das unſrige bildeten die 12te Cavallerie: Brigade. Das Corps .

commandirte General - Lieutenant b. Hünerbein , die Diviſion General-Major v. Ryfel J. , die Brigade General- Major v. Stoffel. – Unſer Regiment

verblieb aber , ſo lange es ſich noch in Frankreich befand , in ſeinem früheren Verhältniß, nur veränderte ſich der Name Reſerve - Cavallerie : Brigade in den .

der Diviſion. Am 9. September war Parade vor dem General b. Zicten ,

in den Tagen darauf übte das Regiment den Felddienſt zu Pferde und zwar in der Art , daß die Escadrons - Chefs die Idee angaben und zweien Officieren

die Ausführung übertrugen , auch ward ein Manóver angeordnet zur Übung des nächtlichen Felddienſtes. Am 6. October marſcirte das Regiment zur Revue vor dem Könige in der Gegend von Donchery ab. Es ging über

La Croir -ſur -Meuſe, Dieu , Haudainville , Sivry - ſur -Meuſe und Stenay und S

5

3

1

traf am 10. in dem als ſein Cantonirungs - Quartier beſtimmten Raucourt, einem Schnallenfabrikdorf von 1194 Einwohnern, ein. — Bis zum 26. Dc to ber nahm das Regiment Theil an den Vorübungen des Corps , die wegen des weiten Marſches bis zum Erercirplatz bei Seban ſehr anſtrengend waren,

429

An dem genannten Tage paradirte bas Corps vor dem Rónige und dem 1818. ihn begleitenden Raiſer Alerander von Rußland. - Abends war ein

Bal im Schauſpielhauſe zu Sedan , den beide Monarchen mit ihrer Gegen wart beehrten. Sämmtliche Escabrons - Chefs , die verheiratheten Officiere mit ihren Frauen , ſo wie ein Theil der jüngeren Officiere waren eingeladen. Jeder Officier des Regiments , welcher tanzen wollte , ſollte in den üblichen blauen Hoſen mit breiten rothen Streifen erſcheinen. Lieutenant b. Schmidthals war 1

von Seiten des Regiments als Ordonnanz- Officier des Rönigs commandirt. » Dieſe ate ſo ſchnell aufeinanderfolgende Revue vor dem Rönige wat eine Folge des Congreſſes von Aachen , welcher dieſe Monarchen bereinte , eine .

Vereinigung, welche auch die große Frage in Überlegung jog , ob die Decu pations - Urmee noch ferner zur Sicherung der Zuſtande in Frankreich in die I

3

ſem Lande bereint bleiben ſollte ? Dieſe Frage ward mit nein beantwortet

und zwar ging die Aufregung in Frankreich über dieſe koſtbare fremde Armee , welche das Land mit Gold erſchwingen mußte , in's Ungebeure ; bieſe Armee, welche Ruhe und Ordnung gebieten follte, ward in ten Rammern von den oppofitionellen Aufwieglern als eine Somach und als eine Sậande für Frant: reich hingeſtellt, zu deren Entfernung das ganze Land in die Waffen treten I

müßte. Der König Ludwig XVIII. bot unter ſolchen Verhältniſſen Alles auf, diefes koſtbaren Soupes erledigt zu werden. «

Am 28. trat das Regiment ſeinen Rückmarſch nach Commercy an , wo es aber nicht mehr lange bleiben ſollte, weil bereits der Befehl zur Rüdfebr

des Armee - Corps in das Vaterland eingegangen war. - Unter vielen Freund ſchaftsbezeugungen der Einwohner, welche die gute Mannszucht und Disciplin des Regiments während des Aufenthalts in Frankreich zu ſdagen gewußt hatten , berließ das Regiment am 6. November Commercy . Die Lieutenants Rórdang und v. Drorowski wurden als Quartiermacher vorausgeſchickt. Der Oberſt v. Somiedeberg erhielt das Ritterkreuz von dem Rönigl. Fran: jöfiſchen Militair - Verdienſt - Drden . Das Regiment marſchirte über St. Mihiel , Wol , bei Meg vorbei durch Thionville, am 11. November über die Franzöſiſche Grenze , von wo ab die bisherige Marſchverpflegung aufhörte und die nach dem Regulativ vom 6. Juni

1818 mit 12 g6r. pro Monat und 1 gGr. Brodgeld pro Tag eintrat , nach Bergh, dann über Tavern , durch Trier , Schweid , burch Heberath nach Hont beim , Alflen , durch das Marterthal unb Raiſereſch nad Oftendung. Am 22. November wurde das Regiment auf der Fähre bei Neuwieb , während die Regiments -Mufit , von dem Stabs - Trompeter Púttte dirigirt , ſpielte, über ben Rhein geſeßt. Weiter wurde der Marſch fortgeſest burch Dierdorf nach I

Mugein, Hadamar , über Weilburg nach Weglar , Gießen , Röſtnig, Altenburg bei Alsfeld, Bibra , durch Berla a. 6. Werra nad Herda , Eiſenach, woſelbſt das Regiment vor dem Oberſten und Brigade - Commandeur v. Klüy defilirte,

Friemar , Eryleben , Brembado, Laucha , bei Freiburg vorbei nad Weißenfels, 1

durd Lügen nach Weblis , Groß- Wölfau , burch Eilenburg nach Strelln, durch

Torgau in Parade nach Falkenberg , bei Finſterwalde vorbei nach Bredenau ,

430

1818. Dann Klelwiß , über Senftenberg nach Groß - Partwiß , Rochden , Rothenburg, Leopoldsheim , am erſten Weihnachts -Feiertage nach Linde , dann durch die Vorſtadt von Lauban nach Neuland , über Löwenberg nach Nieber - Harpers

dorf , burch Goldberg nach Rolbniß , durch Jauer nach Seriſchau. Um 1. Ja nuar 1819 cantonirte das Regiment in der Gegend des Zobten- Berges, der Stab in Wernersdorf. In den folgenden Tagen ging der Marſch über Groß Ting , Gaule bei Strehlen , Bergdorff, Loffen. Am 7. Januar famen die Bür:

ger von Löwen dem Regiment mit Muſik und fliegenden Fahnen entgegen , brachten dem Commandeur ein Hoch ! und geleiteten es durch die Stadt. Der

Stab nahm an dieſem Tage ſein Quartier in Chroszinna. ( * ) Vom 8. Jas nuar ab marſhirten die einzelnen Escadrons für ſich nach den ihnen angewie: ſenen Garniſonen und zwar der Stab und die 1ſte Escadron nach Gleiwiß , die 2te Escadron nach Pleß , die 3te nach Nicolai, die 4te nach Beuthen. Am 11. Januar rüdte der Stab und am 13. die 1ſte Escadron in Gleis wits ein . Die übrigen Garniſonen wurden ein bis zwei Tage ſpäter erreicht. Der Zuwachs und Abgang im Officier - Corps während des Jahres 1818 er: giebt nachſtehende Zuſammenſtellung : Unter dem 16. April wurde Portépée: Fähnric 6. Drorowski zum Seconde- Lieutenant befördert ; unter dem 9. Juni wurde Seconde - Lieutenant v. Barbeleben zum 2ten Cüraffier - Regiment als .

aggregirt verſekt; unter dem 18. October avancirte Portépée- Fähnrich b. Ma : ladowski zum Seconde- Lieutenant.

XXVI.

Friedens - Epoche von 1819 bis 1840. 1819.

Der Etat , auf welchen das nun demobil gemachte Regiment fich zu ſeben hatte , war auf 562 Combattanten feſtgeſtellt worden und zwar ſollte die 1ſte

und 2te Escadron jede 141 , die 3te und 4te aber jede nur 140 Mann und Bferbe baben. Das Regiment batte durch die zu berſchiebenen Zeiten erfolgte

Zuſendung von Remonten , deren Zahl fich im Ganzen auf 30 Stüd per Es cadron belief , wovon die legten 17 Stüd am 8. März in Pleß empfangen

wurden , 622 Pferde. Um den angegebenen Etat , wozu aber noc per Esca *) Wir haben bei der Angabe der Orte nur die Stabe - Quartiere berücfittigt, doch müſſen wir hier noch erwähnen , daß am 6. December die 3te Escadron in Liefthal ſtand, bei welder Gelegenheit eine Feuersbrunſt entſtand , wobei

der Unterofficier v. I hur durch Eifer und thátige Hülfeleiſtung fich ſehr ver: dient machte und dafür den Dank der Einwohner und den der Königl. Regie: rung zu Erfurt ſich erwarb.

431

dron 2 Krümper hinzugerechnet werden müſſen , zu erhalten , gab das Regi 1

ment 23 Pferde an das 6te Huſaren - Regiment , 6 an die 10te Cavalleries Brigabe ab und verkaufte 23 Stüd in Coſel. Im Juli erſøien ein neuer Befehl, nad welchem bas Regiment nur 542 Röpfe zählen ſollte. Sowohl bei dieſen Rebucirungen als vorher im Februar wurden daher Kriegs - Refer ven und Invaliden entlaſſen. Der Empfang der Rekruten aus den Regierungs - Bezirken Oppeln und Breslau fand in der lebten Halfte des October und im Anfang des No vember ſtatt. Den erſten Transport Remonten , 38 Stüd pro 1819 , empfing

das Regiment am 9. November in Pleß. – Die erſte Befichtigung in den neuen Garniſonen batte das Regiment am 27. Januar durch den General

v. Stófiel, der am 12. Februar die des Diviſions. Commandeurs General Major 6. Ryffel I. folgte, welchen der Major v. Reyher begleitete , der

nämliche, welcher in dieſem Jahre als General der Infanterie und Chef des General- Stabes der Armee mit Tode abging. Am 8. Februar wurden 8 Pferde zur Errichtung der Lithauiſchen Garde:

Landwehr - Escadron abgegeben und am 26. April gingen 15 unberittene Mann zur Garde - Landwehr - Cavallerie ab.

Durch Cabinets - Drdre vom 11. Februar wurde der General - Lieutenant

Graf b. Zieten an Stelle des am 4. Februar plößlich geſtorbenen General Lieutenants 6. Hünerbein zum commandirenden General in Schleſien ernannt. Den 19. Februar verfügte eine Königliche Beſtimmung, daß die Unterofficiere lederne Fauftriemen mit ſchwarz und weißen Sábelquaſten tragen ſollten .

Zur Unterſtüßung der Grenzbeamten wurde die Aufſtellung einer Poſti: rung an der Ruſſiſch - Polniſchen Grenze von Uſchüß bis Zabrzec nothwendig. Das Ulanen - Regiment batte vom 21. Februar ab die Dörfer Deutſch - Piekar, Groß- Dombrowka , Szimianowig , Mislowig , Imelin , Klein Chelm und Zabrze mit 2 Unterofficieren und 12 Ulanen zu beſeßen. Ein .

Dfficier regulirte und leitete dieſes Grenz - Commando von ſeiner Garniſon aus. Anfangs fand alle drei Monate, dann jeden Monat die Ablöſung der Com mandirten ſtatt. Lieutenant v. Tyszka , dann b. Zeromsfi waren die erſten Officiere , denen die Führung des Commando's übertragen wurde , da aber die Sperrung der Grenze mehrere Jahre Bauerte , fo famen nach und nach 1

faſt alle Officiere zu dieſem Dienſt an die Reihe. Am 6. Mai wurde das Regiment bei Gleiwiß zum Ererciren zuſam

mengezogen. Dabei cantonirte die 2te und 3te Escadron in Schönwald, die 4te in Preiſewiß. Am 14. marſchirte es zur Frühjahrs - Übung in die Gegend von Ober- Glogau , wo der Stab Quartier in Walzen nahm. Den 22. und 23. beſichtigte der commandirende General die Diviſion. Am 1. Juni gab das Regiment zum erſten Mal 4 Officiere und 8 Un

terofficiere zu einer Landwehr - Übung , nämlich den Bataillons des iften und Aten Dppeler Landwehr - Regiments, die Lieutenants v. Gallwiß II. ,

b. Diorowsli , Rordan3 , Driwer und Lachmann, dieſer als Adjutant , wurden zur Dienſtleiſtung bei der Cavallerie commandirt.

432

Auf Befehl des Rönigs ſollte der Pferdezuſtand in ſämmtlichen Caballerie - Regimentern durch Commiſſarien unterſucht werden . Für die 12te Cavallerie - Brigabe war Oberſt 6. Sobr bazu ernannt. Er bereifte im Juni bas Regiment und fand noch viele ſchlechte Pferde, was wie bekannt

nichts Auffallendes hatte , indem die Regimenter während des Krieges außer ordentlich mangelhaft beritten geweſen waren. Dem Regiment wurden hier:

auf 20 Pferde von dem 4ten Huſaren - Regiment überwieſen , für die es eine 1

gleiche Anzahl ſeiner ſchlechteſten Pferde ausrangirte, außerdem eigneten fich 21 Pferde nicht für den Dienſt ber Ulanen , welche die Artillerie erhielt, deren

Erfaß aber durch Remonten erfolgte. In Folge eines durch die Anweſenheit bei dem Regiment veranlaßten Antrages des Oberſten b. Sobr , berfügte das Rriegs - Miniſterium die Verſegung des Wachtmeiſters leßmann von der 4ten Escadron als Wachtmeiſter zum Militair - Reit- Inſtitut nach Berlin. Am 20. Juni beſichtigte Se. Rönigl. Hoheit der Rronprinz bei ſeiner Bereiſung von Ober - Soleſien die 1ſte, 3te und 4te Escadron , welche auf dem .

Exercirplage bei Edgut unweit Gleiwit in Parade aufgeſtellt wurden. Un demſelben Tage ſtand der Lieutenant 6. Tyszła mit 2 Unterofficieren und 18 Ulanen in Tarnowiß als Ehrenwache zum Empfange des Prinzen bereit. Die 2te Escabron paradirte am 21. vor demſelben in Pleß. Am 3. Auguſt fand die feierliche Aufſtellung der Gedächtnißtafeln ,

die die Namen der Gebliebenen und der Inhaber des eiſernen Kreuzes ent hielten , in der evangeliſchen Kirche zu Gleiwigs ftatt. Die für eine ſolche Feier: lichkeit gegebenen Beſtimmungen wurden hierbei von Seiten des Regiments in ihrer ganzen Ausdehnung in Ausführung gebracht.

Unter dem 18. Auguſt erſchien folgende Rönigl. Verfügung an den Kriegs miniſter gerichtet in Betreff des Anzuges der Officiere: » Nachdem Job Jhnen unterm 29. Juli d. J. bei Überſendung des Berichts vom General Lieutenant Grafen b. Zieten, wegen Warnung der Officiere vor der Theil nahme an den demagogiſchen Verbindungen , eine ähnliche Verfügung an ſämmtliche General-Commando's erlaſſen habe , will job in Beziehung auf die in jenem Bericht gleichzeitig erwähnte unpaſſende Kleidung nachträglich Folgens des beſtimmen : Es foll den Officieren des ſtehenden Heeres burchaus unterſagt ſein , weder auf der Straße noch an öffentlichen Orten fid anders als in

Uniform zu zeigen , am wenigſten aber dürfen ſogenannte Deutſche Kleidungen oder Turnanzüge getragen werden. Bei Maskeraden und dahin gehörigen Ge !

ſellſchaften will Jd nachgeben , daß man ſich anſtändiger Civiltleider bedienen kann und zur Erleichterung auc hiernächſt geſtatten , daß außer Dienſt die

Officiere in Feldmüşen , Uniform oder überrod ohne Achſelſtüde und ohne Degen geben können , welches auch auf die Unterofficiere auszudehnen iſt. 1

Jo gebe Ihnen hiernach anheim , an die Armee das Weitere zu verfügen, 1

Friedrich Wilhelm .

Ende Auguſt marſchirte das Regiment zur Herbſt - Übung bei Rapsdorf unweit Canth , wo Se. Majeftat der Ronig eine Heerſchau über die 3 in Solefien ſtehenden Diviſionen abhielt. Am 3. September erreichte es die für

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dasſelbe beſtimmten Quartiere. Stab , ifte und 4te Escadron : Offig; 2te Es cadron : Neuhof und 3te Escadron : Pitſchen.

Vom 4. bis 13. September fanden die Übungen nach folgender Ordnung ftatt : Den 4. September Eyerciren und Parade - Aufſtellung bei Beylau ; ben 5. Rube , ben 6. Barabe vor Sr. Majeſtät dem Rönige , welcher die Beſichtis

gung vom linken Flügel , alſo bei unſerem Regiment , begann ; der Parades marſch batte nicht bei allen Zügen den Allerhöchſten Beifall ; die am 7. Sep

tember anbefohlen geweſene Felddienſt - Übung ward nicht ausgeführt; den 8.

große Felddienſt - übung und Marſch in die engeren Cantonirungen zu Scheda lakowiß und Sachwiß . -

Eine Allerhöchſte Cabinets :- Drbre von dieſem

Tage ſprach den bei Rapsdorf berſammelten Truppen Sr. Majeſtät Zufries denheit über ihren guten Zuſtand aus , und dankte den Generalen 6. Rober, r. Dobſchůß und v. Ryſſel I. , ſo wie allen Befehlshabern für ihre Tha tigkeit in der Ausbildung berſelben. Das übliche Rebuegeſchenk für Unter officiere und Soldaten mit reſp. 8 und 4 Gr. wurde bewilligt. - Den

9. September zweite große Feldbienft: Úbung unter Leitung der Generale v. Rós der und b. Dobfch úts; den 10. Rube ; den 11. Felddienſt-Übung zwiſchen der 10ten und 11ten Diviſion , geleitet von den General-Majors b. Werder

und Larode v. Starkenfels; den 12. desgl. zwiſchen der 10ten und 12ten Diviſion, geleitet von den General-Majors 1. Clauſewiß und b. Stoffel; den 13. desgl. zwiſchen der Ilten und 12ten Diviſion, geleitet von dem Ges neral-Major b. Siobolm und Oberſten V. Klút ; den 14. Rúdmarſch in die Garniſonen.. – Unſer Regiment commandirte als Ordonnanz- Officiere bei -

Sr. Majeftat am 6. den Lieutenant Gautier , am 7. den Lieutenant Lach : mann , am 8. den Lieutenant v. 0. Landen. Unter dem 14. September

erließ der Rönig auf die Nachricht von dem während dieſes Manóvers erfolg, ten Tobe des Fürſten 6. Blú der folgende Cabinets - Ordre :

» 3o empfange fo eben die Nachricht von dem am 12. 6. M. erfolgten Ableben des Feldmarſchals Fürſten Blúder v. Wahlſtatt. Bol Bes

trübniß über ein Ereigniß , das dem Vaterlande ſeinen beſten Feldherrn und Mir einen treuen Diener entreißt, gebe 35 Ihnen anheim , bie Armee !

mit dem erlittenen Berluſt befannt zu machen . Seinen Verdienſten wird das bantbare Vaterland ein unvergängliches Anbenken erhalten , um dasſelbe aber auf eine würdige und ausgezeichnete Weiſe durch die Waffengefährten des Ver:

ſtorbenen zu ehren , ſoll die Armee auf 8 Tage und zwar vom Tage nadı Empfang dieſes Befehls , in Berlin aber vom 16. September ab , Trauer anlegen . Berlin , den 14. September 1819.

Friedrich Wilhelm. «

Bei unſerem Regiment begann dieſe Trauer am 26. September. Den 1. Dctober traf Lieutenant Rörbanz mit den Commandirten bei dem Mili: tair - Reit-Inſtitut in Berlin ein. Im November erfolgte eine höhere Beſtim : mung, nach welder die Subaltern - Officiere, bom Escadrons - Chef abwärts ,

alle Jahre im December and Februar ſchriftliche Ausarbeitungen über dienſt lide und militairiſch -wiſſenſchaftliche Gegenſtände an den Brigade. Comman . 28

434

deur einreichen ſollten.

Unter dem 30. December forderte General Graf

b. Zieten alle Officiere und Soldaten ſeines Corps auf zur Errichtung eines einfachen , aus einem großen Steinblodt, über der unter den bekannten frei !

Linden zu Rrieblow it befindlichen Gruft, beſtehenden Denkmals für den Fürſten b . Blücher freiwillige Beiträge zu geben , dem mit der größten Bereitwilligkeit von allen Seiten entgegengekommen wurde.

Im Officier - Corps und den Officier - Aſpiranten kamen im Laufe des Jahres 1819 folgende Veränderungen vor : Unter dem 22. März ſchieb Seconde- Lieutenant v. 3 alusfowski mit bal bem Gehalt auf 2 Jahr aus. Zugleich wurbe ihm das ciſerne Kreuz des verſtorbenen Lieutenants Grafen v. Poninski berließen .

Unter dem 4. April wurde der aggregirte Rittmeiſter Senft v. Pilſad vom 3ten Dragoner - Regiment als aggregirt zum Regiment verſeßt. Unter dem 16. Juni avancirten die Unterofficiere v. Frandenberg und v. Gal w i B zu Portépée - Fähnrichs . Unter dem 19. Juli wurde bem Seconde - Lieutenant b. Pird der Abſchied bewilligt.

Unter dem 12. Auguſt ſieb der Seconde- Lieutenant Raiſer aus dem Regi ment aus und wurde bei demſelben aggregirt geführt.

Unter dem 12. Auguſt wurde der Prem. -Lieutenantv. Schmidtkow dimittirt. linter dem 28. Auguft ſchieb der Secondes Lieutenant v. Somithals aus; unter dem 8. Februar 1821 erbte derſelbe das eiſerne Rreuz 2ter Claſſe von dem verſtorbenen Oberſt v. Blada , welcher zulegt bem 2ten Hu : jaren - Regiment aggregirt geweſen war.

Unter dem 24. December wurde der aggregirte Seconde-Lieutenant v. Beſe : ler einrangirt und die Unterofficiere Weber und b. Rohl avancirten zu Portépée - Fähnrichs. Abweichend von der jeßt üblichen Weiſe ließ der Diviſions.Commandeur 1820.

ſchon am 5. Februar 1820 fich die Remonten und Rekruten bei dem Regiment vorſtellen und mit den übrigen Mannſchaften und Pferden Felddienſt Übungen in Abtheilungen ausführen. Des Rönigs Majeſtät beſtimmten unter dem 5. März , daß die auf einjährige Dienſtzeit eintretenden Freiwilligen nicht mehr gehalten ſein follten , ſich Waffen und Lederzeugſtücke aus eigenen Mitteln anzuſchaffen, ſondern dieſelben aus den Vorräthen geliefert erhalten könnten , bagegen ſollten fie aus jeder Geld- und Brodvergütigung fallen und fernerhin auf öffentlide Roften nur freies Quartier erhalten.. Bei notoriſd) armen Studenten konnten in einzelnen Fällen durch die Diviſions - Commandeure und commanbirenden Generale Ausnahmen hiervon genehmigt werden. Solche einjährigen Freiwil. ligen mit Verpflegung gehörten bann zur etatsmäßigen Stärke der Truppen , während alle übrigen als überzählig geführt werden ſollten. Für die bei der Cavallerie Eintretenden durften jedoch die obigen Beſtimmungen keine Anwen: bung finden , dieſe fouten jeder Zeit aus der Verpflegung fallen , überzählig ſein und ſich ſelbſt ihr Pferd aus eigenen Mitteln erhalten.

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Unter dem 29. März wurde ein verminderter Friedens- Rations Etat für Officiere feſtgeſtellt. Unterm 3. April erfolgte der Königl. Befehl , wonach die Benennung General - Commando in Schleſien in 6tes Armees Corps verändert ward. — Am 17. Mai begann das Regiment den Marſ 3

zur Frühjahrs - Übung bei Grottkau. — Am 23. Juni traten die Truppen der 12ten Diviſion den Rüdmarſch in ihre Garniſonen an . Unter dem 7. Auguſt genehmigte cine Königl. Verordnung die Verſor :

gung der neun Jabr gedienten Unterofficiere als Canzliften und Unter- Calculatoren. Während der Herbſt übungen bei Neiſſe vom 1. bis 23. Februar bezog das Regiment Anfangs Bielau , Heydau , Preyland und Deutſch -Ramig als Cantonirungs - Quartiere , am 8. September aber : Pol niſch - Wette , Markersdorf, Eylau , Mohrau und Deutſch -Ramiß . Am 1. Oc

tober wurden, wie noc jekt Gebrauch , bie Kriegs - Referben entlaſſen. Als der Raifer Alerander von Rußland auf ſeiner Durchreiſe zu einem Monarchen - Congreß nach Laibach auch Gleiwiß berührte , wurde für ihn eine Ehrenwache der ſchönſten Leute und beſten Pferde aus allen vier

Escadrons zuſammengeſtellt. Das ganze in Gleiwitz ro formirte Commando, deſſen Mannſchaften alle mit Drden oder wenigſtens ber Rriegsdenkmünze des corirt ſein mußten , war 150 Pferde ſtark, bildete alſo eine Escadron , die von

dem Chef des Regiments Prinzen Biron von Eurland felbft dem Raiſer in Parade vorgeführt wurde. ( * ) Nachſtehender Regiments - Befehl vom 24. September läßt das Weitere entnehmen : » Das Regiment reße ich in

Renntniß , wie bei der Beſichtigung des am 19. d. M. hier verſammelten Com mando's durch Se. Majeſtát den Raiſer von Rußland Allerhöchſtbie ſelben geruht haben , über den Zuſtand der Leute fich lobend auszuſprechen , auch die Zufriedenheit des commandirenden Herrn Generals Ercellenz und Sr. Durchlaucht unſeres hochverehrten Chefs vollkommen erlangt worden iſt.

Se. Majeſtät der Raiſer haben als Zeichen Aderhödſter Zufriedenheit an den unmittelbar im Dienſt geweſenen Officieren und Leuten Geſchenke zu vertheis len gerubet, als :

Major du jour : Major v. Szerdahelly) einen Brillantring; Officier du jour: Rittmeiſter John eine goldene Doſe;

Ordonnanz-Officier : Seconde- Lieutenantv. Gallwiß eine goldene Repetiruhr ; desgl.; Officier der Wadhe: Seconde- Lieutenant Driwer den Ordonnanzen ,1 den Unterofficieren des unmittelbaren Poftens und ben

Mannſchaften der Wache : Geldgeſchenke. Auch Se. Durchlaucht der Prinz Biron von Curland bat den Leuten als Anerkennung des Geleifteten ein Geldgeſchenk zuſtellen laſſen. d . Schmiedeberg.

Der Zuwachs und Abgang im Officier - Corps im Jahre 1820 war fol gender:

#) Der Prinz Biron war zum Gouverneur von Glaß und als ſolcher am 30. März 1817 zum General - Lieutenant befördert worden . 28 *

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Unter dem 22. Februar wurde der aggregirte Oberft Graf v. Neſſelrode ad intr. Inſpecteur der Münſter'ſden Landwehr - Inſpection zum Bria gades Commandeur der 13ten Landwehr - Brigabe ernannt und ſieb das ber vom Regiment aus.

Unter dem 3. April ſoied der aggregirte Seconde-Lieutenant Raiſer mit Belaſſung des halben Gehalts aus. Ferner ſchieben mit Znactivitats. Gehalt und Armee - Uniform mit blauen Adfelſtüden aus dem activen

Rriegsdienſt in Folge der im Kriegshaushalt nothwendig werdenden Erſparniſſe unter demſelben Datum aus : 1) ber aggregirte Oberſt- Lieu : tenant v. Biſſing ( 14. Juni 1833 mit Charakter als Oberſt, Armee Uniform und Beibehalt des Inactivitats - Gehalts als Penſion der Ab ſchieb bewilligt); 2) ter aggregirte Nittmeiſter b. Dobrdüş ( ftarb am

24. October 1828 ); 3) der aggregirte Rittmeiſter Senft b. Piliad ( 15. Juni 1841 unter Beilegung des Charakters als Major zum Füh rer des 2ten Aufgebots im 2ten Bataillon 18ten Landwehr - Regiments ernannt ) ; 4) der aggregirte Premier -Lieutenant Loppin ( ſtarb 22. April 1830 ); 5) der aggregirte Seconde - Lieutenant v. d. March ( obne Abs ſchied entlaſſen ); 6) der aggregirte Seconde- Lieutenant Soon ( 20. Des cember 1824 mit Armee - Uniform , Charakter als Premier -Lieutenant

und Anwartſaft auf Civilverſorgung der Abſchied bewilligt ). Unter dem 23. April aggregirter Seconde - Lieutenant Krauſe und Secondes Lieutenant Reinhard ſchieben beibe als Premier -Lieutenants mit Ar mee - Uniform aus.

Unter dem 28. April wurde Portépée: Fähnrich v. Heydebrand zum Sten Ulanen - Regiment verſet.

Unter dem 28. Juli avancirte Portépée - Fahnrich v. Frandenberg zum Ses conde - Lieutenant. 1821.

3m Februar bes Jahres 1821 erfolgte die gewöhnliche Beſichtigung der Remonten und Rekruten , womit Fuß . Paraben und Feldbienſt - Übungen ganzer

Escadrons oder einzelner Abtheilungen gegeneinander verbunden wurden. Der Major v. Szerda belly befahl in Abweſenheit des beurlaubten

Regiments -Commandeurs, daß die Officiere den kleinen Dienſt in der Bar: niſon in den bei dem Regiment eingeführten vier edigen Müßen verrichten durften , dagegen ſollte der Officier du jour fortwährend in vollem Dienſt

Anzuge ſich befinden. Zu den Wachtparaden konnten die Officiere vom 1. Mai in Leibröden mit ſchwarzen Beinkleidern in den Stiefeln oder mit grauen über

denſelben erſcheinen , was aber auf den Officier du jour keine Anwendung finden durfte. – Durd Cabinets - Ordre vom 1. Februar wurde das bisherige Militair - Reit- Inſtitut in Berlin in eine Lebr - Escadron verwandelt. Nam einer Röniglichen Verordnung vom 30. März erhielten vom 1. April ab ale Feldwebel , Wachtmeiſter , Oberfeuerwerker und Portépée - Fähnrichs eine mo:

natliche Gehaltszulage von 2 Thalern , ferner in jeder Compagnie oder Escadron die 3 älteſten Unterofficiere eine ſolche von 14 Thaler und die 2 nächſtfolgenden von 1 Thaler.

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Unter dem 24. April wurde die Lithewka in der ganzen Armee abges

ſchafft und dafür eine blaue Dienſtjađe mit Haken und Öfen bei den Ulanen eingeführt. ( * ) Am 19. Juni trafen die vom Stabe entfernten Escadrons bei Gleiwitz in Soonwald , Petersborf und Elgut zum Ererciren im Regiment ein . Im Juli beſtimmte eine durch das miniſterielle monatliche Circulair vom

14. Juni bekannt gemachte Königliche Verfügung eine Veränderung an

der Uniform , welche in allen Armeen ein charakteriſtiſches Merkmal der Bekleidung eines Ulanen geworden war. Es ſollten nämlich die Rücken- und

Ärmelnäthe an den künftig neu anzufertigenden Collets der Ulanen - Regimen ter, wie bei dem Garbe- Ulanen - Regiment, mit einem Vorſtoß von der Farbe

ber Rragen verſehen werden. Da bei den bereits gefertigten Collets unſeres Regiments aber ein fich nicht dazu eignender Schnitt der Ärmel angewendet worden war , bei welchem die Näthe ganz unterhalb des Armes fielen , ſo konnte 1

der obigen Beſtimmung vorläufig nicht anders entſprochen werden , als daß eine rothe Rundſchnur am Rüden und den Ärmeln aufgenäht wurde.

Am 7. Auguſt begann der Diviſions - Commandeur die ſogenannte Mu : fierung des Regiments , wobei der Zuſtand des ganzen Materials dess ſelben unterſucht wurde.

Eine Cabinets - Drdre vom 3. Auguft verfügte bie Umformung des Garde - Ulanen - Regiments in ein Garde - Túrafier - Regiment und taß die Stamm - Escadron der Garbe - Landwehr - Cavalerie auf den Friedens Etat von 146 Ropfen gebracht , dann aber in 2 Regimenter zu 4 Escabrons und 584 Pferden eingetheilt werden ſollte. Um dies mit möglichſt wenig Roften ausführen zu können , mußte jedes Cavallerie - Regiment 16 möglidſt große Leute und eben ſo viel gute und große Pferde abgeben , behielt aber das dadurch entſtandene Manquement bis auf Weiteres bei. Die ausgewähl 3

ten Mannſchaften marſchirten am 26. September aus den Cantonirungen bei Lowen nach Berlin ab.

Ende Auguſt trat das Regiment ſeinen Marſch zu einer Herbſt- übung des Armee- Corps an. Am 5. September rüdte es in folgenden Santos

nirungen : Schürgaft, Weißdorf, Rauske , Arnsdorf, Hilbersdorf, Stroſchwiß , Fróbel, Löwen und Cantersdorf ein. Die Dauer dieſer übung war bis zum I

1

I

26. September feſtgeſeßt und zwar nach folgender Zeit- Eintheilung : 9 Tage zu taktiſchen Bewegungen in Brigaben und Diviſionen , wobei die Cavallerie:

Regimenter in dieſer Zeit unter Leitung des Brigade - Commandeurs für fich

geübt wurden ; 2 Tage zu taktiſchen Corps - Übungen ; 5 Tage zu den einzelnen Feldbienft Übungen in der Diviſion , wobei jede Diviſion in dieſen Tagen bi: .

vouatirte; 5 Tage zu großen Manövern , während welcher das Armee - Corps

in 2 Theile getheilt wurde und man annahm , daß die 11te Diviſion die 12te

in 2 Tagemårſden bis Oppeln zurüdwirft, dieſe aber ihren Rüdzug durch eine Bei unſerem Regiment tam erſt im Februar 1822 die Probe für die Dienſtjaden an , weshalb erft von der Zeit ab ſolche gefertigt werden konnten.

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Seitenbewegung auf Faldenberg erleichtert, fich verſtärkt, dann ſelbſt zum An: griff übergeht und jene über Grottlau nach Brieg zurüdbrángt. Die Land: wehr- Escabrons- Führer Rittmeiſter V. Holly , W. Mikuſch und . Ronig

wurden zur Beiwohnung der Herbſt - Übung zu den einzelnen. Escabrons des .

Regiments vertheilt.

Unter dem 6. September verordnete eine Rönigliche Beſtimmung , daß die Unterofficiere fünftig dieſelben Leberzeugftüde wie die Gemeinen führen follten. Am 8. September ging Lieutenant v. Drorowski mit 3 Ulanen zur Lebr - Escadron nach Berlin ab.

Der ſchon längere Zeit wegen Krankheit beurlaubte , allen ſeinen Unter: gebenen unvergeßliche Commandeur des Regiments , Oberft v. Somiede : berg , ( chied tief betrauert von Aden unter dem 27. September aus dem ac

tiven Dienſt. Er erließ folgende Abſchiedsworte an das Regiment: » Meine fränklichen Geſundheitsumſtände, Folgen der Beſchwerden in den

mitgemachten Kriegen, haben mich genöthigt , meine Entlaſſung aus dem Mi: litair - Dienſt nachzuſuchen . Se. Majeſtät der König haben mittelft Cabinets : Drdre vom 27. September Allergnädigſt gerubt , mir biefe von mir erbetene Entlaſſung mit dem Charakter als General- Major und einer jährlichen Pen: fion von 800 Thlrn. zu ertheilen. Hierdurch von dem Commando bes 2ten (Schleſiſchen ) Ulanen - Negiments entbunden , ſäume ich nicht, von dieſem aus: gezeichneten Regiment Abſchied zu nehmen. Mit ſchwerem Herzen ſcheibe ich von einem Regiment , weldes in drei blutigen Feldzügen ftets bas erſte im Rampfe war , mit bewährter Tapferkeit focht, durch ſein belbenmüthiges Bes

nehmen fich ftets den Sieg errang und fich durch jede militairiſbe Tugend hervorthat. Ich fühlte mich hoch geehrt , als ich beim Ausbruch des Krieges im Jahre 1813 an die Spiße desſelben geſtellt wurde , jeßt iſt mein höchſter Stolz , der Führer dieſes tapferen Regiments geweſen zu ſein und begründet die Freude meines Lebens. Nehmen Sie , meine hodgeehrten Herren Officiere und die Herren des Unter -Stabes , den Dank in Güte an für die vielen Bes weiſe Zhrer Freundſchaft, Wohlwollens und des geſchenkten Vertrauens wah rend der Zeit meines Commando's , den ich Ihnen hiermit mit innigfter Rüh: -

rung abftatte. – Euch , meine lieben , braven Unterofficiere und Ulanen , die

Jhr mir ſo viele Proben Eurer Liebe und des Gehorſams gegeben habt, Euch banke ich ebenfals mit gerührtem Herzen dafür als Euer bisher geweſener Führer und als Freund. Nun lebt wohl , Jhr Alle, meine lieben theuren Ra: meraden , behaltet mich lieb und in gutem Andenken , das meinige an Euch wird nur mit meinem Leben erlöſchen . Norod ,I den 12. October 1821 .

v . Schmiedeberg. «

Einen zweiten ſchmerzlichen Verluſt erlitt das Regiment in dieſem Jabre burch den Tod ſeines befs , des Prinzen Biron von Surland.

Unter dem 30. September wurde ein Geſeg über eine neue Münzvers faffung im Staate erlaſſen. Zur Verbreitung der danach geprägten Silber: groſchen und Kupfermünzen ſollte das Gehalt der Soldaten zum zehnten Theil in dieſer Scheidemünze ausgezahlt werden.

439

Durch Cabinets -Ordre vom 11. October gründete der König einen Of : ficier -Unterſtüßungsfond von 400 Thlrn. für jedes Cavallerie -Regiment mit der Beſtimmung, bülfsbedürftigen Officieren in Krankheitsfällen oder Ver

luften an Pferden u. ſ. w. eine Unterſtüßung oder Vorſchüſſe zu gewähren. Vom 1. November ab wurde die Grenze zur lInterſtüßung der Zollbe amten nur von Myšlowitz bis Zabrzey durch Ulanen - Commando's befekt. Am 15. November rüdte die 3te Escabron in ihre noch jest beibehaltene

Garniſon Ratibor ein und blieb Nicolai von da ab unbeſeßt.

Unter dem

5. December wurde das durch den Tod des Prinzen Biron von Curland erledigte eiſerne Kreuz 2ter Claſſe dem Lieutenant Driwer verliehen.

Außer den bereits erwähnten Veränderungen kamen noch folgende im Laufe des Jahres 1821 in dem Officier - Corps bor :

Unter dem 21. Januar wurde dem Seconde- Lieutenant Andre der Abſchied

mit Ausſicht auf Civilverſorgung und 96 Thlr. Wartegeld bewilligt. Unter dem 19. März avancirte der Portépée - Fähnrich Karbat zum Seconde Lieutenant ; dagegen ſchied Portépée - Fähnrich Radoniß aus , body als

Secondes Lieutenant wegen der erworbenen Erbberechtigung zum eijernen Kreuz 2ter Claſſe. Am 17. September 1827 wurde er bei dem 2ten Bataillon 10ten Landwehr - Regiments einrangirt. Unter dem 22. December avancirte Portépée - Fähnrich 6. Gallwiß III. zum SecondesLieutenant und der Unterofficier v. Tbur zum Portépée-Fähnrich.

Mehr um der Befiţtigung der Locale , der Ställe, Reitbahnen und La- 1822 . jarethe willen , welche zum Theil noch im Bau fich befanden , als wegen der

der Truppen, bereiſte ſchon Mitte Januar der commandirende General die Garniſonen. Die Inſpicirungen der verſchiedenen Zweige der taktiſchen Ausbildung folgten wie gewöhnlich auf einander und ſchloſſen dieſes Mal mit der Muſterung in der Mitte des December.

Um die Mannſchaften zu üben , auf gerader Linie zu galoppiren und rich: tige Diſtancen ſowohl gerade aus , als in den Wendungen zu halten , wurde jeßt eine von dem Oberſten V. Sobr angegebene Methode febr beliebt , bas ſogenannte » Vorreiten der Flügelrotten «, wozu die Escadron eine Auf ſtellung mit , auf Zug - Diſtance auseinander geſtellten Zügen nahm , und 4 Un: terofficiere als Points auf die Entfernung von 150 bis 200 Schritt vor der Escadron ausſekte. – Man gewohnte ſich jest daran , Alles was bei der Garde und Lehr - Escadron Gebrauch war , auch bei der Linie in Aus: führung gebracht zu ſehen , ſo viel auch die Führer derſelben eine möglichſt ſelbſtſtändige Leitung zu behaupten ſuchten und ſo verſchieben auch das Mates rial beiber Truppen fein modote.

Der Herzog Carl von Medlenburg, commandirender General des Garde - Corps , erließ am 26. Januar einen Corps -Befehl über den Anzug der

Officiere bei Hofe , der auch für die übrigen Truppen der Armee Geltung batte. Danach ſollten bei Bällen , Couren und Präſentationen , wo die Offi ciere nicht im Corps erſchienen , die Ulanen - Officiere blaue Beinkleider tras .

gen , bei allen anderen Gelegenheiten aber im Parade - Anzuge zu Hofe gehen.

440

Die Cabinets - Drdre vom 31. Januar verordnete die Einführung der von dem Major b. Barner des Garde-Dragoner - Regiments conſtruirte trags

bare Feldſchmiede bei den Cavallerie- Regimentern . — Unter dem 17. Fe: s

bruar erhielt die von dem Oberſten v. Sobr entworfene Reit . Jnſtruction die Rönigliche Sanction , wodurch die Cavallerie verpflichtet wurde , fie dem Reit:

unterricht zu Grunde zu legen. Die Einfachheit, Deutlichkeit und Gründlic .

keit der in dieſer Inſtruction enthaltenen Lehren , ficherten ihnen ihre Beſtim mung bis auf die neueſte Zeit. - Ende Februar erhielt der Unterofficier

Soneiber der 2ten Escadron bas dur den Tod des Unterofficiers Großs mann erledigte eiſerne Kreuz 2ter Claſſe.

3m März erſchien eine Königliche Beſtimmung, welche gebot , künftig nur lang gediente , berſorgungsberechtigte Militairs als Grenz - Aufſeher anzuſtellen. Schon durch Cabinets -Ordre vom 30. December 1820 war feſtgeſeßt worden , daß die Diviſionen in jedem Jahr nur einmal zuſammengezogen werden ſollten , und zwar zur Vermeidung großer Roſten , womöglich bei den Stabs - Quartie:

ren derſelben , doch war den commandirenden Generalen geſtattet, die Zuſam menziehung der Cavalleries Regimenter im Frühjahr nach wie vor eintreten zu laſſen. Unter dem 12. Mai d. J. verfügte eine Königliche Beſtimmung noch

ausführlicher über die Art und Weiſe der fünftigen übungen der Trup : pen , die nun längere Zeit maßgebend blieb und alſo lautet: > Der bedeutende Roftenaufwand , den größere Truppen - Vereinigungen 3

veranlaffen , macht es boppelt nothwendig , die darauf zu verwendende Zeit möglichſt zwedmäßig zu benußen. 3c feße saber hierdurch feft:

1. Ale Detail - Übungen, auch die des Feldbienſtes , múffen in die Gar niſonen verwieſen werden und fönnen als zwerf nur noch bei einzeln zuſam : mengezogenen Regimentern ſtatt finden .

2. Wenn eine Brigade zuſammengezogen wird , ſo muß nur die rich: tige Führung der zu dem Ganzen einer Brigade verbundenen Bataillone und Regimenter geübt werden , und wenn einzelne Theile gegen andere zurück find

To müſſen ſie ſolche erſt, wenn die Brigade auseinander gegangen iſt, für fid nad holen .

3. Wird eine ganze Diviſion zuſammengezogen, ſo geſchieht es in der Abficht, um die richtige Verbindung der verſchiedenen Waffen nach den geges benen Beſtimmungen und mit Anwendung auf das Terrain , wozu der Herbſt immer Raum geben wird , bis zur möglichſten Vollkommenheit zu üben , und es muß daher in der Regel nichts anderes borgenommen werben.

4. Die Zuſammenziehung eines ganzen Armee - Corps hat zum Zwed , die ad 3 enthaltenen Marimen auf eine größere Truppenmaſſe anzuwenden , und es ſoll zu dieſem Ende die dazu beſtimmte Zeit in folgende Perioben ein: getheilt, biernach die Übungen geleitet und die Dislocirung der Truppen ge: ordnet werden :

a) Ifte Periode : Waffenweiſe. Die 4 Cavallerie - Regimenter eines Corps werben , unter einem Befehlshaber geſtellt, zuſammen geübt. Die Infans

441

terie ebenſo. Im Ganzen werden hierzu 7 Tage incl. der Ruh- und Marſchtage verwendet.

b) 2te Periode: Diviſionsweiſe. Die Diviſionen werden ad 3 während 7 Tage incl. Ruh- und Marſtage geübt. c) 3te Periode : Corpsweiſe. Dieſe Periode dauert 14 Tage und zerfält in 2 Hauptabſchnitte

1) Große Parade und Corps :Manöver 7 Tage , 2) Feld - Manóver 7 Tage. Hierbei beſtimme 3ch, daß die Feld :Manöver , da die Truppen in engere .

Cantonirungen verlegt werden müſſen , aus einer Gegend in die andere zu füb ren find, woburch Officiere des Generalſtabes und Verpflegungs- Beamte Ge: legenheit erhalten , ſich praktiſch auszubilden. Die nöthigen Inſtructionen wird für die Erſteren der Chef des Generalſtabes der Armee und für die Lesteren

das Rriegs - Miniſterium ertheilen. Unbeſbadet der in den obigen Perioden angegebenen Folge , muß ſowohl der Felddienſt in den engeren Cantonirungen , als auch der kleine Rrieg gegen benachbarte Quartiere bei Tag und Nacht ges übt werden.

5. Die Berichte über die Herbſt - Übungen werden in Form eines Tages buchs eingereicht, welches die vollſtändigen Dispoſitionen und die Kritit der

hoberen Befehlshaber über die Ausführung derſelben enthalten , auch durch Zeichnungen und Rarten erläutert werden muß. Die Dispoſitionen zum Egers ciren und Manövriren müſſen kurz und einfach ſein, da den Truppen -Befehls: 3

habern aus dem Reglement und aus eigener Renntniß ihres Handwerks bekannt ſein muß , wie fie in der Ausführung zu verfahren haben. Das Detail der gleichmäßigen Einrichtung dieſer Tagebücher haben Sie mit dem Ehef des Ge

neralſtabes der Armee zur näheren Anleitung der Generalſtabs - Officiere bei den Armee - Corps zu verabreden. Au

will Jo Sie autoriſiren , die Berichte

von den Manóvers bem Chef des Generalſtabes der Armee zuzufertigen , zur

ſpeciellen Bearbeitung derſelben , Behufs des Vortrages bei Mir , welchen 30 demnadſt von Ihnen erwarte. Ein gleides Verfahren ſoll auch bei denen von den commandirenden Generalen nach Meiner Drdre vom 30. December 1820

einzureichenden Entwürfen zu den Manóvers geſchehen , wodurch zugleich der

Chef des Generalſtabes der Armee Gelegenheit bekommt , mit Rarten und Zeich. nungen aus ber Plankammer den General- Commando's , ſo weit es erforbere

lich iſt, zu Hülfe zu kommen. Die fich aus dem Obigen ergebenden Bemer: kungen über die Übungen haben Sie demnächſt den betreffenden commandis renden Generalen mitzutheilen. 6. Endlich befehle 30 , daß die beſpannten Fuß- und reitenden Ges

ſchüße fich, ſo oft es zuläffig, den llbungen der anderen Truppen anſchließen , .

damit alle Theile die Fertigkeit erlangen , ſtets in richtiger Beziehung und Ver. bindung zu handeln. Sie haben deshalb mit dem Chef der Artillerie und den commandirenden Generalen nähere Abrebe zu nehmen. 3° trage Ihnen auf , biernad bas Weitere zu verfügen . Potodam , den 12. Mai 1822. An den Kriegeminifter.

Friedrich Wilhelm. «

442

Im Monat Mai wurde auch bei unſerem Regiment die bei der Garde

üblich gewordene Befeſtigung des Langen - Armriemens und die neue Art der Mantelwidelung eingeführt. -- Am 20. Juni ließ der commandirende General das bei Gleiwitz zuſammengezogene Regiment vor fich ererciren. Als Beweis feiner außerordentliden Zufriedenheit mit demſelben , verfügte er eine acittágige Ruhe und geſtattete, daß 8 -- 10 Leute per Escadron auf 8 Tage

in nahegelegene Heimathsorte beurlaubt werden konnten. – Im Zuli fam die für die Armee gegebene neue Rirden - Agende zur Ausführung. - Unter dem 21. Juni ernannte der König den bem 6ten Ulanen - Regiment aggregir .

ten Oberſt v. Horn zum Commandeur unſeres Regiments. Derſelbe traf am 10. Auguſt in Gleiwitz ein. Am 19. Auguſt rúgte das Regiment in die Can: tonirungen bei Ratibor , um hier vereint zu ererciren. Da der Raiſer Alerander von Rußland auf ſeiner Reiſe von War:

ſchau nach Wien zu dem Monarchen - Congreß von Verona am 3. September Oleiwiß und am 4. Ratibor paffirte, fo waren fort und bier Escabrons aus 150 der ausgezeichnetſten Leute und Pferde des Regiments zuſammengeſest, in Parade zum Empfange des Kaiſers aufgeſtellt worden , welche auo dic

nöthigen Waden und Poſten zu geben hatten. Die combinirte Escadron in Gleiwiß führte Rittmeiſter John , die dabei befindlichen Officiere waren : Pres 1

mier- Lieutenant v. Gall wiz II. , die Seconde -Lieutenants v. 0. Landen , !

Mens und Driwer.

Ordonnanz- Officier war Lieutenant Anothe , die

Wache hatte Lieutenant v. 0. Landen. - Die Officiere ber in Ratibor auf: geſtellten Escabron waren : Rittmeiſter v. Siele , Premier -Lieutenant v. Gall : 5

wiß I. , die Seconde- Lieutenants Lachmann , Weber und v. Gallwig III. !

Hier war Ordonnanz- Officier Lieutenant Rördang , die Wache batte Lieute:

nant Lachmann. - Die Allerhöchſte Zufriedenheit Sr. Majeſtát des Raiſers mit dieſen Escadrons ſprach ſich wiederum burch reiche Geſchenke an Officiere und Ulanen aus.

Am 6. September traf das Regiment in ben Cantonis .

rungen bei Zül3 , Deutſch- und Polniſch · Mülmen und Deutſch - Probniß zur 1

Herbſt-Übung in der Diviſion , die bis zum 20. September dauerte , ein. Am 1. October trat eine Verſebung der Officiere bei den Escadrons ein und waren ſie danach folgendermaßen bertheilt: 3te Escadron :

1ſte Escadron :

Rittmeiſter John ,

Premier -Lieutenant b. Tyszka ,

Premier - Lieutenant v. Gallwis II. , Seconde- Lieutenant v. Arnsdorf , 1

Seconde - Lieutenant Driwer , » b. Görne ,

v. Frandenberg.

>>

>

Mens,

v. Diorowsli , »

1. Malad owsti.

4te Escadron : 2te Escadron : Rittmeiſter v. 3 eromsli, Rittmeiſter v. Tiele , Seconde - Lieutenant Rörd anz , Premier -Lieutenant v. Gall wig I. , Gautier , Seconde - Lieutenant Lad mann , b. d. Landen , Rarvat , » Weber. 1. Galwiß III.

443

Anfangs Dctober bereiſte der Diviſions - Prediger Dr. Riebel die Garniſonen und hielt Gottesdienſt und Communion ab , ein Gebrauch, der fich längere Zeit alljährlich wiederholte. Am 12. October empfing das Regi ment in Pleß 60 Remonten , wozu ein Commando von 1 Officier und 30 Pfer den bahin geſchidt wurde. Am 24. November feierte das Regiment nach träglich den Jahrestag der 25 - jährigen Regierung des Königs durch eine große Kirchen Parade. Folgendes ſind die Veränderungen im Offi cier - Corps während des Jahres 1822 : Unter dem 3. April avancirte Major v. Szerdahelly zum Oberſt- Lieutenant. Unter dem 23. April erhielt der Rittmeiſter Ziegler b. Klipphauſen ben nachgeſuchten Abſchied mit Ausſicht auf Civil : Verſorgung und 200 Thlr. Wartegeld ( 7. Juni erhält er die Erlaubniß zur Anlegung der Armee: Uniform. )

Unter dem 20. Juni avancirten der Premier - Lieutenant v. Jeromski zum Rittmeiſter und Escadrons - Chef, der Seconde -Lieutenant v. Gallwig II. zum Premier - Lieutenant und der Unterofficier Leopold v. Reisenſtein zum Portépée - Fähnrich. Unter dem 18. Juli ichieb der Portépée : Fåbnrich v. Samoggi mit dem ges feblichen Vorbehalt als Seconde - Lieutenant aus.

Unter dem 21. Juli abancirte der Rittmeiſter b. Wißleben zum Major und Commandeur des 3ten Bataillons 3ten Landwehr :- Regiments.

Unter dem 16. September avancirten der Premier - Lieutenant . Tyszta zum Rittmeiſter und Escadrons - Chef, der Seconde : Lieutenant Rörbang zum Premier - Lieutenant und der Unterofficier v. Fehrentheil zum Portépée - Fähnrich. Ferner wurden die Portépée -Fähnrichs Weſtphal und Roßteutſcher vom 6ten Huſaren -Regiment zu dieſem Regiment verſekt und der aggregirte Seconde- Lieutenant v. 6. Landen einrangirt. Unter dem 29. September wurde der aggregirte Rittmeiſter v. Reißwiß vom 4ten Huſaren - Regiment als aggregirt hierher verſeßt. Unter dem 17. December avancirte der Seconde - Lieutenant v. Arnsdorf zum

Premier - Lieutenant und der aggregirte Seconde - Lieutenant Mens wurde einrangirt.

Im Jahre 1823 fanden Beſichtigungen des Regiments durch die Generale 1823. im Mai und während der Übungen die Befleidungs-Muſterung am 16. No: 5

vember ftatt. – Eine Königliche Beſtimmung vom 13. Januar verfügte, daß fämmtliche Leibröde der Cavallerie einen blauen Smooß mit farbigem Schooß beſaß haben ſollten .

Ein Brigade - Befehl vom 10. März forderte das Regiment auf , ſich mit der bei der Garde in Gebrauch gekommenen neuen Badung und Satte : lung bekannt zu machen , um fie ſpäter auch annehmen zu können. Je nach dem Zwed unterſchied ſich dieſe Pacung in feldmäßige , in Parade-Packung, .

in der Garniſon und auf dem Marſche. - lInter dem 10. März wurde die bisherige provinzielle Bezeichnung der Regimenter aufgehoben , daher hieß unſer Regiment von nun an nur 2tes Ulanen - Regiment. Vom 5. März 1

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ab legte das Regiment auf 3 Tage Trauer für ben verſtorbenen Feldmar : fdal Grafen Rleift t. Nollendorf an.

Am 1. Mai empfing das Regiment 20 Remonten aus dem Geſtüt zu Pleß , am 7. October dagegen 41 Moldauiſde Pferde, welche ber mit einem

Commando nach Pleß geſchickte Lieutenant Rórdang von dem Lieferanten dort übernahm. - Vom 29. Mai bis 9. Juni waren die Landwehr- Officiere v. Rheinbaben , v. Mlefow , Graf v. Strad wiß , v. So weiniden und Thill zu einer ſogenannten Vorübung den Escabrons zugetheilt. Dies , I

ſo wie die Commandirung der Linien -Officiere zur Landwehr- ú bung und 2

die Theilnahme an den Herbſt-Übungen von Seiten der Landwehr - Escadrongs führer wiederholte ſich von nun an alljährlich. Am 1. Juni fandte das Re giment von jeder Escadron 10 junge Pferde auf Graſung , ein Verfahren , welches ſeit den älteſten Zeiten bei der Caballerie ſehr beliebt war. Vom 4. bis 24. Juni crercirte bas vereinigte Regiment bei Ra : tibor und erwarb fich durch die alle anderen Regimenter übertreffende Aug.

bildung ſeiner Refruten in dem Reiten und allen übrigen Beziehungen bas beſondere lob des commandirenden Generals. Am 19. Juni wurde das Regiment zum erſten Mal von dem nieder:

beugenden Gefühl berührt , einen Sträfling der Garde , Joſeph Ejepotta vom iften Garbe - Landwehr: Cavallerie » Regiment , nach Abbüßung ſeiner Strafe, aber noch in der 2ten Claſſe des Soldatenftandes befindlid ), bem Gefeß ge

mäß in ſeinen Reiben aufnehmen zu müſſen. Erſt des jeßt regierenden Königs Majeſtät hat dieſe für die Linien - Regimenter fehr berlebende Beſtimmung aufgehoben. – Vom 12. bis 28. September übte die 12te Diviſion bei Patſokau und Ottinachau , wozu auch die Landwehr-Regimenter herangezogen .

wurden. llnſer Regiment ſtand in dieſer Zeit in Goſtig und Heingendorf. Das Exerciren ſowohl als die übrigen taktiſchen Übungen geſchahen wie ges bräudlich nach vorher gegebenen Dispoſitionen , die oft bis in das Detail bie Thätigkeit jeder cinzelnen Truppe angaben und meiſt darauf berechnet waren ,

dem Auge ein gefälliges Bild darzuſtellen. - In der Mitte des Novembers -

empfing das Regiment ſeinen Erſaß an Refruten und am 15. December poftirte es ein Commando von 1 Unterofficier und 9 Ulanen an der Grenze

gegen Teſchen in Goldmannsdorf, Deutſch - Weichſel und Moſchiniß zur Un: terdrúdung des dortigen Schleichhandels, weldes indeß am 31. Januar t. 3.

1824.

ſchon wieder eingezogen wurde. Befördert wurden in dieſem Jahre : Unter dem 13. Juni die Portépée: Fähnrichs Weſtphal und Roßteutider zu überzábligen Sec.:lieutenants. Am 19. Januar 1824 fand eine Beſichtigung durch den commandis renden General ſtatt, die das Eigenthümliche hatte , daß dazu die 1ſte, 3te und 4te Escabron bei Ratibor zuſammengezogen wurden.

Unter dem 12. Februar wurde der Rittmeiſter Weſtphal bom 6ten Hus jaren -Regiment für ſich und ſeine Deſcendenten , alſo auc ſein Sohn , der im Regiment ftehende Seconde-Lieutenant Weſtphal, in den Adelſtand erhoben. 1

Eine Rönigliche Beſtimmung vom 26. Februar berpflichtete die auf Staats .

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foften Erzogenen oder Unterrichteten zu einer Dienſtzeit von 2 Jah ren für jedes Jahr, welches fie in einer Lehr - Anſtalt zugebracht hatten , doch follte dieſe Verpflichtung nie das Maaß von 9 Jahren überſteigen , ohne aber dabei die allgemeine Verpflichtung zu einer dreijährigen Dienſtpflicht aufzuheben. .

Durch Cabinets - Ordre vom 7. März erhielten die Ulanen Achſelſtúde >

mit balben Monden und Schuppen. Dieſe Epauletts waren länger als die

jeßigen , weil das Bandelier nicht wie bei den Officieren darüber , ſondern unter denſelben getragen werden mußte.

Vom 10. Márz ab legte das Regiment für den am 20. Februar vers ſtorbenen General der Infanterie Grafen Tauengien 6. Wittens berg auf 3 Tage Trauer an. 11

Zur Ausbildung in der ſpeciellen Waffenfenntniß traf ein Unterofficier des Regiments am 1. April bei der Gewehrfabrik in Neiſſe ein. ( * ) – Am

16. April begann der Remonte - Inſpecteur , General - Major Beyer , die ihm commiſſariſch übertragene Unterſuchung des Zuſtandes der Pferde im Regiment. Eine Maßregel, die den Vortheil brachte, daß zur Verbeſſerung jenes Zuſtandes 12 Remonten extraordinair geliefert wurden. – Jm Monat .

Mai folgten fich die Inſpicirungen durch die verſchiedenen Generale ſchnell aufeinander. - Am 2. Auguſt begann das Regiment ſeinen Marſch zur Herbſt

übung , die in dieſem Jahre durch die Gegenwart Sr. Majeſtät des Rönigs beehrt wurde. – Vom 10. bis 24. Auguſt fanden die Vorübungen

der 12ten Cavallerie- Brigade auf dem Plaze zwiſchen Bömiſchdorf und Groß: Jánkwitz ſtatt. Zu der darauf folgenden Diviſions - Übung vom 24. Au guft bis zum 1. September wechſelte das Regiment theilweiſe feine Quartiere und wurden die Dörfer : Pogarell, Alzenau , Johnsdorf, Kreiſewiß und gå gendorf von demſelben belegt. Am 4. September traf es zur Corps - Übung bei Leuthen ein , wo ihm als Cantonirungs - Quartiere Zaugwiß , Neudorf bei Rant und Landau ange: wieſen worden waren . Der Diviſions - Commandeur General - Major b. Nagmer erercirte hier die vereinigte Cavallerie des Corp8 in den erſten Tagen nach dem Einrüden. (**) Am 12. September war große Parade vor Sr. Majeſtät dem Rós nige , darauf folgten am 13. und 14. Corps- Manoder nach gegebenen Dis. pofitionen. Lieutenant Rörbang war Ordonnanj. Officier bei Sr. Majeſtát. # ) Dieſe Commandirung von Unterofficieren zur Gewehrfabrik in Neiffe blieb , mit .

andereen Truppen wechſelnd, fortdauernd beſtehen. &8 wird für alle Zeiten intereſſant ſein zu wiſſen , daß der heutige General

der Infanterie und General - Adjutant Oldwig v. Naßmer , Chef eines Huſaren : Negimento ( des 12ten ) iſt, und zwar in Anerkennung , daß Herr v. Naßmer bei einer großen Berliner Revue ein Cavallerie - Corps von 12 Regimentern zur vorzüglichen Zufriedenheit des Königs Majeſtät führte und die Bewegungen desſelben während mehrerer Wodyen mit großer Uinſicht und I

mit dem Geſchick eines Reiter - Generals leitete.

446 Die Truppen , zu denen dies Mal auch die Landwehren gehörten , von denen tas 2te Landwehr - Cavallerie - Regiment, combinirt aus 2 Escadrons des 22ften und 2 Escadrons des 23ſten Landwehr - Caballerie - Regiments , unſer Oberſt:

Lieutenant v. Szeroabelly führte , erwarben fich die größte Zufriedenheit des Rönigs. - Am 19. September begann das Regiment den Rüdmarſch in ſeine Garniſonen. Bald nach ſeinem dortigen Eintreffen entließ es die Reſer: ven , empfing 67 Moldauiſche Remonten in Pleß und im November die Re kruten. Der Zuwachs und Abgang in dem Officier- Corps und ſeinen Aſpi

ranten ſtellte ſich in dieſem Jahre folgendermaßen heraus : Unter dem 20. März ſtarb der Portépée - Fähnrich v. Thur an einer Bruſt S

Entzündung.

Unter dem 30. März wurde der Major und Adjutant bei der 12ten Cavallerie: Brigade H. Haugwis bei dem Regiment als aggregirt angeſtellt, ebenſo Rittmeiſter 0. Raminie s von dem Cavallerie-Stamm des 3ten Ba:

taillons 23ſten Landwehr - Regiments und Premier- Lieutenant v. Taub : adel vom Caballerie - Stamm des 2ten Bataillons Ilten Landw.- Regt.

Unter dem 7. Mai wurde der aggregirte Premier - Lieutenant 0. Lojewski vom 5ten Süraffier - Regiment als aggregirt hierher verſeßt. Unter dem 11. Juni avancirte der Regiments - Arzt Pampe zum General: Diviſions - Arzt des 6ten Armee - Corps mit Majors - Rang und der Pen fionair - Chirurgus Lehmann zum Regiments - Arzt dieſes Regiments mit Capitains - Rang. Unter dem 18. Juni erhielt der Wachtmeiſter Gall wiß bei ſeiner Verabſchie:

dung den Charakter als Secondes Lieutenant beigelegt. Unter dem 26. September wurde dem aggregirten Seconde - Lieutenant . Górne der Abſchied mit Ausſicht auf Civilverſorgung und 96 Thlr. Wartegeld bewilligt. Unter dem 1. November ſtarb der Seconde - Lieutenant Lachmann.

Unter dem 20. December avancirte der Unterofficier Pedell zum Portépées Fähnrich. Unter dem 21. December avancirte der Unterofficier v. Blandowski zum

überzähligen Portépée - Fähnrich. Da unſer heutiger Regiments - Chef der Graf v. d. Gróben mit dieſem

Jahre zu einem erweiterten Wirkungskreiſe erhoben ward , nämlich zu einem !

Chef des General-Stabes von dem 2ten Armee - Corps, von welchem Se. Rönigl. Hobeit der Kronprinz der Commandirende war , ſo werden wir von nun ab

ſeiner höheren Carriere an den geeigneten Stellen beſonders gedenken. 1825.

Unter dem 9. Januar 1825 wurden bei dem Regiment die Röniglichen Beſtimmungen vom 31. Auguft und 12. December v. 3. bekannt gemacht, to nach die Adjutanten , Rechnungsführer und Cavallerie- Officiere bei dem

Stamm der Landwehr allmählig eingeben und dieſe Stellen durd com mandirte Officiere der Linie beſeßt werden ſollten . Durch die Cabinets - Drbre vom 13. Januar wurden den etatsmäßigen

Lieutenants Chargen - Pferde bewilligt, die nach fünfjähriger Dienſtzeit ihr

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Eigenthum ſein und burd Lieferung anderer erſegt werden ſollten. Die zus nächſt zum Empfange foldher Chargen - Pferde berechtigten Officiere machten indeß nur von der hierbei geſtatteten Selbſtbeſchaffung gegen eine Entſchädigung von 85 Thlr. - dem Remonte - Preis - Gebrauch,, als aber ſpäter die Pferde

in der Provinz Preußen empfangen wurden , wählten die Officiere die Liefe: rung in natura.

Um 1. Februar waren die Officiere und Portépé - Fähnriche des Regiments bei den Escadrons folgendermaßen bertheilt : 1fte Escadron : Rittmeifter John ,

3te Escadron : Rittmeiſter b. Syszta ,

Premier - Lieutenant B. Gall wiß II. , Premier Lieutenant v. Arnsdorf , S

Seconde : Lieutenant Driwer , Seconde Lieutenant Mens , Bande 1.0. n, v. Malad owsti, Roßteutder, 1. W eft p bal. Portépée -Fähnrich Reißenftein. Portépée - Fábnrich v. Febrentbeil. Aggregirter Officier : Aggregirte Officiere: Major Graf v. Haugwiß , Premier - Lieutenant W. Lojew sfi. Rittmeiſter b. Raminies , Wadtmeiſter Weniger. v. Reiſewiß . 4te Escadron : .

»

>>

>>

.

Wachtmeiſter Gintber. 2te Escabron :

Rittmeiſter 6. Zeromski , Premier Lieutenant Rördang , Seconde: Lieutenant Gautier ,

Rittmeiſter 6 . Siele , Premier s Lieutenant v. Gallwiß I. , Seconde- Lieutenant . Dorowski, >>

Weber ,

v. Galwit III. ,

> :

v. Frankenberg , Portépée -Fähnrich Pedel. Aggregirter Officier :

Rarwat ,

>>

Portépée - Fähnrid v. Blandowski. Premier -Lieutenant v. Taubadel. Wachtmeiſter Ebriſtowski. Wachtmeiſter Rnew el. Ein Circulair vom März brachte die Rönigliche Verordnung d. d. 14. Ja nuar , wonach der Verkauf der ausrangirten Pferde bei der Cavallerie .

künftig ſtets bis ſpäteſtens zum 1. October und die Entlaſſung der Kriegs 3

Referben auch unmittelbar nach der Herbſt -übung erfolgen ſollten, und die vom 17. Januar , welche verfügte, daß die Cavallerie - Regimenter bei Baraden

den Zug mindeſtens zu 12 Rotten und zum Ererciren mindeſtens zu 11 Rot ten haben mußten. Unter dem 5. Mai bewilligte der König ben Ulanen -Regimentern wei :

Bes leberzeug. Am 13. Juni erſchien das vom Rönige Allerhöchft vollzo gene neue Penſions - Reglement. Dieſes ficherte alt gedienten zum Dienſt

unbrauchbaren Officieren eine ſorgenfreie Zukunft und zwar unter Wegfall der ſogenannten Recepturgelder auf verhältnißmäßige Abzüge vom Gehalt und Zus fQüſſen aus Staatsfonds bafirt. Durch Cabinets - Ordre vom 18. Juni wurde ein Dienſt auszeichnung8.Rreuz für Officiere, bie 25 Jahr in der

Armee treu gedient, und eine Dienſt auszeichnung lſter, 2ter und 3ter

448

Claffe für Unterofficiere und Gemeine , welche reſp. 20, 15 und 9 Jahr gedient hatten , geſtiftet. Sowohl bei der Penſion als bei den Anſprüchen auf dieſe

Dienſtauszeichnung ſollten die Kriegsjahre doppelt gerechnet werden. Bei den Beförderungen am 18. Juni wurde der Oberſt v. Stiern vom 4ten Dragoner - Regiment zum Commandeur ber 12ten Cavallerie - Brigade an Stelle des unter dem 13. mit Inactivitats - Gehalt ausgeſchiedenen General:

Majors v. Stoffel ernannt. Dem neuen Commandeur blieb das Verdienſt, alle Zweige der taktiſchen Ausbildung mit großer Gründlichkeit und Sabfennt niſs behandelt zu haben und ſein prattiſcher Blid , der ebenſo lonell als ſcarf war , machte ihn zu einem ausgezeichneten Fübrer der Cavallerie. Man war

bisher gewohnt, die Fehler Einzelner leicht hin auf das Ganze zu übertragen , ſein erfahrenes Auge lehrte die Schuld Einzelner von dem Ganzen zu trennen und jene dafür allein verantwortlich zu machen. Seine Inſtructionen für das

Ererciren und den Felddienſt find noch heute in Bezug auf praktiſche Nüßlich keit und Gründlichkeit bei allen benen , welche gewohnt waren , danach zu ban beln , in bohem Anſehen .

Durd Königlichen Beſchluß voin 18. Juni erhielten ſämmtliche Ulanen

Regimenter weiße Fangichnüre und weißen Sonurbeſaß am Szapfa. Vom 10. bis 23. Juni exercirte das Regiment im Ganzen bei Coſel. Während der legten fünf Tage übte es vereint mit dem 22ſten Landwehr- Ca

vallerie - Regiment. Es ſtand hierbei in den Dörfern Koſtenthal, Roške und Autiſchkau.. – Am 24. Auguft begann eine breiwodentliche übung der 12ten Diviſion bei Neiſſe. Bis zum 3. September übte die Cavalleries -

Brigabe für fich , dann erercirte die Diviſion. Am 11. , 12. und 13. fanden Felo -Manöver ſtatt, worauf am 14. die Regimenter ihren Rüdmarſch in die Garniſonen antraten .

Am 30. September ging Premier -Lieutenant Rörbang , dem ein Com: mando von 3 Unterofficieren, i Rurſchmidt und 24 Ulanen beigegeben war , mit den Remonten für das 11te Huſaren - Regiment , welches wegen der Ne

vue vor dem Könige kein Commando dazu geben konnte , von Pleß ab. Anfang October gab pfange und Transport der lerie und die Süraffiere, fie . Frandenberg und v.

das Regiment berſchiedene Commando's zum Em Refruten für das Garde Corps , die Artil wurden geführt von den Lieutenants v. 0. landen , Weſtphal ( * ) , auch wurde der aggregirte Pre S

mier-Lieutenant v. Lojew s fi als Lehrer zur Diviſions - Schule commandirt. Lieutenant Roßteutſcher traf am 1. October bei der Lehr- Escadron in Ber: lin ein . Durch die Cabinets - Orbre vom 30. December erhielten Briefe, Pas

quete und Geldſendungen der Unterofficiere und Soldaten an ihre Angebória

gen , die jeßt üblide Porto - Ermäßigung als Soldaten - Briefe. Vom 29. December bis 25. Januar 1826 legte die 12te Diviſion, nach Róniglichem Befehl , » um das Anbenken des verewigten Kaiſers Alerander #) Ähnliche Cominando's wiederholten ſich auch in den folgenden Jahren. Erſt in der neueſten Zeit hörten ſie auf.

449

bon Rußland zu ehren « , Trauer an . während ees Jahres 1825 waren folgende :

Die Perſonal- Veränderungen

Unter dem 13. Juni ( chieden der aggregirte Major Graf b. Haugwit , der aggregirte Rittmeiſter b. Raminieß und der aggregirte Premier - Lieu tenant v. Taubabel mit Znactivitats -Gehalt ihrer Charge bis zur

weiteren Beſtimmung aus , doch verfügte hierbei ber Rönig : „ Es iſt dieſen Officieren dabei jedoch zu erklären , daß ihr Ausſcheiden kein Be weis Meiner Unzufriedenheit , ſondern nur lediglich eine Folge nothwen : diger Erſparungsmaßregeln ſei und Ju ihrer eingebent bleiben und für ,

.

fie ſorgen werbe , ſo weit es mit den Umſtänden vereinbar iſt .« Unter dem 13. Mai 1833 erhielt b. Raminieß mit Beibehalt ſeines Inactis

vitats - Gehalts den Abſchied bewilligt, v. Taubadel wurde aber am

8. Juni 1831 bei der Cavallerie des lſten Bataillons 22ften Landwehr: Regiments einrangirt , ( ſpäter Major a. D. ).

Unter dem 18. Juni wurde Oberſt-Lieutenant v. Szerdahelly zum interis miſtiſchen Commandeur des 6ten Ulanen - Regiments ernannt, bei dem er auch künftig als aggregirt geführt werden ſollte. Unter dem 18. Juni erhielt der Wachtmeiſter Nachtigal bei ſeiner Entlaſ ſung den Charakter als Seconde - Lieutenant.

Unter dem 31. Juli ftarb der Regiments - Arzt Dr. Lehmann am Solaganfall. Unter dem 12. Auguſt avancirte der Stabs -Arzt Hirſekorn zum Regiments Arzt dieſes Regiments mit Capitains - Rang. Unter dem 19. October avancirten der Rittmeiſter John zum etatsmäßigen Stabs - Officier, der Premier - Lieutenant v. Galwiß I. zum Rittmeiſter und Escadrons - Chef , der Seconde -Lieutenant Gautier zum Premier: I

Lieutenant und Seconde-Lieutenant v. Weft pbal rüdte in den Etat.

Die Portépée -Fähnrichs Reißenftein und v. Febrentheil avancir

ten zu überzähligen Seconde- Lieutenants und die Unterofficiere v. Bri : ren , v. Febrentheil und b. W rodem zu überzähligen Portépées

Fähnrichs. ( * ) - Borſtchende Beförderungen ſollten fo angenommen werden , als ob ſie bereits am 15. October befohlen worden waren . Rang - Liſte 5

der Officiere des Königl. Preufliſchen 2ten Ulanen - Regiments pro December 1825. Vor

Charakter.

Dienſt

Alter.

Vaterland .

J.

3. M.

Oberſt und

zeit. Früheres Verhältniß.

und Bunamen.

Johann v. Horn * 49

Nieder :

Commandeur,

Major....... Heinr. l. John * 48 Nittmeiſter ... Carl v. Tiele *

Nhein ,

31

M.

1 aggreg . d. 6ten Ulanen : Regiment. 2 Regiment Bosniaken.

1 Preußen .. 32 24 11 Huſ.- Regt. v. Uſedom . Surland

6

* ) Die Patente der ernannten Officiere und Portépée - Fähnrichs waren vom 15. , 16. und 17. September datirt. 29

450

Dienſt Charakter.

Vor und Zunamen.

Alter.

Vaterland.

zeit. I.

I. M.

Nittmeiſter ... Ign. v. Žeromsti * 44

Früheres Verhältniß.

M.

6 Polen ..... 25

3 Bataillon Towarczyt.

desgl. Leof. v. Tiszfa * 36 11 Preußen .. 21 8 desgl. 19 11 G. v. Gallwiß I. 37 8 desgl. 6 Regiment Torrarczye. 19 Premier-lieut. Fr. Alb. v. Gall: 33 7 desgl.

wiß II. , * Heinr. Nördanz * 35

desgl. desgl. .. 18 11 Fr.W.v . Arnsdurf 34 11 Pommern . 15 8 Huf. Deutſcher Legion .

Eduard Gautier * 30 3 Schleſien .. 16 Seconde-lieut. Wilhelm Driwer * 34 10 Oldenburg 18

S.-Lt. u. Adi. Carl v. Beſeler .. 38 Seconde:Lient. Fr. v. d . Lancken * 29

9 reitende Artillerie.

7 Huſ. Deutſcher Legion.

9 Hamburg · 12 9 Hanſeatiſche Legion. 5 Mecklenb.. 12 11 1ſtes Schleſ.Landwehr Cavallerie - Regiment.

S.-lt. u. Nech Auguſt Knothe* . 38 8 Sclefien .. 18

1 Frei -Corps Görg.

nungsführer , 28

1

deegl... 13

6 Herzoglich Braunſdyw .

C. v. Dſorowsfi * 29

8

desgl. .

4

Seconde-Lieut. Moriß Mens ....

lfted Fuſaren Regt. >

13 12

. 29 33 Preußen Medlenb. .

A. v. Malachowski 29

9)

>

>

>)

>

>>

aus dem Cad . - Corps.

11 6 10tes Huſaren - Regt. 9 Schleſien .. 11 8 9 doogl. . 12 8 5tes Schleſ.Landwehr: Cavallerie- Regiment. A. v. Gallwiß III . 32 1 Preußen .. 12 3 2tes Dſtpr. Landwehr: Jufanterie-Regiment. Jul. Roßteutſcher 25 3 Weſtpreuß. 6 36tes Huſaren - Hegt. Albert v. Weſtphal | 24 3 Schleſien .. 9 desgl.

Auguſt Weber * .. 29 E. v. Franckenberg 27 Joſeph Karvat ... 29

Überzählige Officiere : Seconde-lieut. Leup. v . Neißenſtein 24 4. v. Fehrentheil I. 24

|21

>>

»

7 | Polen ..... 5 Schleſien ..

511 8

9

portépée - Fähnrids :

Port. - Fähnr. Robert Pedell.... / 20

31 Sdyleſien .. | 3

F. V. Blandowsfi 21 | 2

desgl. deegl.

2 1 1 2

2

2

überz. P.- F. Alerand. v. Briren 19 7 4 Otto v. Wrochem . 18 4 desgl. 9 desgl. A. v. Fehrentheil II. |19/11 Aggregirte Officiere : Nittmeiſter ... | F.W.v. Neiſewiß * | 32 5 Schleſien .. | 18 2 | 4te8 Guſaren -Regt. Auguſt v. Lojewski 31 desgl. 14 2 5tes Cúraſſier - Regt. Bemerkung. Die Herren mit den Sternchen beim Namen waren Ritter des eiſernen 10



.

..

>

>>

19

..

Kreuzes , v. Tiele und Rördanz hatten auch den Orden pour le mérite !

und der Erſtgenannte audy den Orden der Ehrenlegion.

451

Vom 2. bis 16. Mai 1826 erercirte bas Regiment bereint bei Gleiwik. 1826 . Ende Mai begleitete der Lieutenant v. Beverförde vom Garde - Hufa

ren - Regiment ben Remonte - Lieferanten Commiſſions -Rath Zoller nach der Moldau zum Ankauf von Remonten. Zur Sicherung der mitgeführten Remontegelber wurden ihm vom Regiment 3 zuverläſſige Gefreite mitgegeben.

3m Juni erſchien die von dem General-Major b. Sobr auf Allerhöch: ften Befehl des Königs ausgearbeitete Reit : Inſtruction in drei Theilen .

im Druck, und wurden jedem Cavallerie - Regiment auf die Zahl der etats máßigen Officiere Exemplare davon berliehen. Sie follten als eiſerner Bes ſtand betrachtet werden und auf den Nachfolger in der Stelle übergeben. Eine friegsminiſterielle Verfügung vom 17. Juni bringt bes Ronigs Be fehl zur Renntniß , daß die Haarbüſche auf der Ropfbedeckung bei der Cas ballerie und Artillerie mit Ausnahme der Garbe abgeſchafft ſein ſollten , doch wurde das Tragen berſelben bei Fuß- Paraben noch nachgegeben.

Vom 28. Auguſt bis 8. September fand die Herbſt - Übung bei Ratſcher ftatt. Bis zum 3. September erercirte das Regiment in fich und in der Bris gade , von da ab manovrirte die Diviſion. Am 8. ſchloß die übung mit einem Feld - Manöver. – Eine Cabinets - Drbre vom 23. November verfügte

als Abzeichen für die bei der Lehr - Escadron befindlichen und geweſenen Mannſchaften eine farbige Schulterſchnur auf der Mitte des Epauletthalters. Perſonal - Veränderungen , durch Zuwachs und Abgang oder andere Dienſt beſtimmungen erzeugt , waren in dieſem Jahre folgende : Im März wurde durch das Diviſions - Commando der aggregirte Rittmeiſter

v. Reiſewiß zum Stamm des 3ten Bataillons 23ſten Landwehr-Res giments commandirt.

Unter dem 26. Mai wurde der Portépée - Fähnrid v. Blandowski zum 7ten Huſaren - Regiment berſegt. Unter dem 7. October erhielt der Rittmeiſter b. Tiele ben Abſchieb als Mas jor mit Armee - Uniform und Penſion bewilligt.

Unter dem 12.November wurde der Rittmeiſter b. Triebenfeld von dem 2ten .

Garde - Ulanens ( Landwehr- ) Regiment als aggregirt hierher verfekt.

Unter dem 13. December avancirten der Premier- Lieutenant v. Gallwig II. zum Mittmeiſter und Escadrons - Chef , der Seconde - Lieutenant Driwer

zum Premier- Lieutenant , der Portépée-Fähnrich Pedell zum überzäh ligen Seconde -Lieutenant, der Unterofficier v. Mleko zum überzáb ligen Portépée -Fähnric . Seconde - Lieutenant Reißenſtein rückte in .

den Etat.

Unter dem 30. März 1827 wurde der Brigade : Commandeur Oberſt 1827. 1. Stiern zum General --Major befördert.. - Bom 2. bis 16. Mai erercirte

das Regiment in fich bei Gleiwiß auf der Feldmark bei Lona und dem Vors werk Carlowig. Die 2te Escadron hatte ihr Quartier in Lona und Lany , die 3te in Rieferſtädtel und die 4te in Dſtroppa. Unter dem 18. Mai ver fügte der Kriegsminiſter den Erſaß der zur Garde- Landwehrs Caballerie ab gegebenen 16 Mann und Pferde, ſo daß die Escadrons von dieſem Herbſt ab 29 *

452

135 Pferde ſtart ſein ſollten. Im Auguft wurde der erſte Verſud eines An : faufs von Remonten in Schleſien gemacht, welcher durch den Oberſt Lieutenant 6. Dorville bom lften Ulanen - Regiment geleitet wurde.

Die Herbſt übung fand vom 27. Auguft bis 17. September bei Patíðkau ſtatt. Der Stab und die 1ſte Escadron cantonirten während dieſer Zeit in Gefäß, die 2te Escadron in Heidersdorf, die 3te und 4te in Goſtig. Unter dem 6. September erhielt der Premier -Lieutenant 1. Arnsdorf das

eiſerne Kreuz 2ter Claſſe. Die Cabinets - Ordre vom 23. September beſtimmte die Brandzeichen für die Pferde der Armee. Die unſeres Regiments wurden mit U 2 bezeichnet. Durch Rönigliche Beſtimmung vom 21. Nos

vember wurden nur 30 Capitulanten pro Escadron fünftig geſtattet. Da in dem Kreiſe Pleß ſich die Kinderpeſt zeigte , ſo wurde durch ein Commando

von 3 Unterofficieren , 29 Ulanen und 32 Pferden unter Führung des Pre mier - Lieutenants Rörbanz dieſer Kreis vom 23. December an abgeſperrt. Die Perſonal - Veränderungen waren folgende : Unter dem 14. März avancirten die Portépée - Fähnrichs v. Brigen und v. Wrochem zu überzähligen Seconde-Lieutenants. s

Unter dem 17. September avancirte der Portépée - Fähnrich v. Fehrentheil zum überzähligen Seconde- Lieutenant, Unter dem 17. September wurde dem Seconde -Lieutenant v. Gallwitz III. der Abſchied mit Penſion bewilligt und ihm unter dem 22. Februar 1828 erlaubt , die Armee- Uniform ohne Dienſtzeichen zu tragen. In Jahre 1828 empfing das Regiment zum erſten Mal die ganze 2

1828 .

Zahl ſeiner Remonten aus Preußen. Zum Empfang derſelben ging ſchon im Mai der Premier - Lieutenant Gautier mit 1 Kurſchmidt, 2 Ulanen

und 3 Pferden nach Preußen ab , ihm folgte nach der Revue Lieutenant Mens mit 3 Unterofficieren , 21 Ulanen und 24 Pferden , der aber nur bis Thorn !

marſchirte und dort die ihm entgegen gebrachten Remonten empfing, welche dann am 22. November bei dem Regiment eintrafen . ( * ) Zum Empfange der Remonten ging von nun an alljährlich ein Commando nad Preußen im Mai ab und kehrte dann im Spät : Herbſt nach Gleiwitz zurüd , wo die Remonten durch das Loos an die Escadrons vertheilt wurden.

Vom 27. Juli bis 10. Auguſt erercirte das Regiment bei Gleiwiß , an dem leßten Tage brach es auf und rüdte am 18. Auguft in die Cantonirun

gen zur Revue vor Sr. Majeſtát dem Rönige bei Rapsdorf. Die 1ſte Escadron und der Stab lagen in Ingramsdorf , die 2te in Borganie , wo ſich auch der Brigade - Stab befand, die 3te in Domanße , ein Dritttheil der 4ten ebenfalls in Ingramsdorf und zwei Dritttheile derſelben in Ebersdorf. Die Regimenter erercirten bis zum 31. Auguft theils in der Brigade, theils in der Vereinigung der drei Cavalerie- Brigaden unter dem General - Ma : * ) Bei Revuen vor dem Könige gingen die Remonte - Commando's fünftig immer .

nur bis Thorn , wohin von anderen Regimentern ihnen die Remonten zugeführt

wurden , während in den iibrigen Jahren dieſe Commando's nach den Depots in Lithauen marſdirten.

EL

453

jor Prinzen Friedrich von Heſen. Am 1. September begann das Corps -Manóver , dann folgte am 5. und 6. die Revue vor Sr. Majeſtät

dem Könige und am 8. und 9. ein Feld - Manöver gegen das 5te Armee - Corps.

Der König äußerte durch Cabinets - Ordre vom 9. Sep

tember feine beſondere Zufriedenheit mit der ausgezeichneten Haltung unb tak tiſchen Ausbildung der Truppen des 6ten Armee - Corps. Am 10. September begann ber Rüdmarſd in die Garniſonen.

Im Laufe des Jahres 1828 ſtellten fich die Perſonal - Veränderungen unter den bem Officier- Corps Angehörenden folgendermaßen heraus : Unter dem 30. März abancirte ber aggregirte Premier - Lieutenant b. lo : jewski zum Rittmeiſter.

Unter dem 14. Juni erhielt der Wachtmeiſter Chrifto w s ki bei ſeiner Ents: laſſung den Charakter als Seconde- Lieutenant.

Unter dem 26. Juli wurde der Cadet b. Dziengel als Portépée - Fähnrich hier angeſtellt.

Unter dem 28. Juli avancirte ber Escadrons - Chirurgus König zum Batail lons - Arzt des 3ten Bataillons 22ften Landwehr- Regiments. Unter dem 7. September erhielt Seconde-Lieutenant Rarwat den Abſchied mit

Armec : Uniform , Ausſicht auf Civil-Verſorgung und Penſion bewilligt. Unter dem 27. October wurde dem Regiments -Arzt Hirſekorn der Abſchied 3

s

2

mit Penſion bewilligt. Unter dem 14. November wurde der Regiments - Arzt Sqramin vom Ilten Huſaren - Regiment zu dieſem Regiment verſekt.

Unſer heutiger Regiments - Chef ward im Jahre 1829 unter Beibehaltung 1829. ſeiner Stellung als Chef des General - Stabes des 2ten Armee · Corps , per ſönlicher erſter Adjutant Sr. Rönigl. Hobeit des Rronprinzen , feines comman direnden Herrn Generals. – Die Rönigl. Beſtimmung vom 29. Januar bob das Frühjahrs- Ererciren der Cavallerie - Regimenter auf, um die Winterbreffur der Remonten nicht zu übereilen oder zu unterbrechen , ftatt deſſen ſollten die Caballerie -Regimenter mit mehr als einer Garniſon 14 Tage lang im Herbſt -

vor den Diviſions- und Corp3 - Übungen zuſammengezogen werden. Durch Cabinets - Orbre vom 20. Februar wurde der General - Major und

Commandeur der 12ten Cavallerie - Brigade 8. Stiern in den Ruheſtand ver ſekt, an ſeine Stelle trat unter dem 30. März der General - Major v. Co lomb vom Kriegs-Miniſterium , welchem die Brigade viele ſehr ſmäßenswerthe Anſichten über die Dreſſur und Behandlung der Pferde zu danken bat. Er bereiſte am 26. Juni das erſte Mal die einzelnen Garniſonen des Regiments. .

In dieſem Jahre fand nur eine Felddienſt - Übung in Detachements vom 6. bis 12. September bei Steinau ſtatt. Unſer Regiment gab dazu zwei combinirte Escadrons , jede 135 Pferbe ftarf, welche die Rittmeiſter v. Gall wiß I. und II. führten , ſie nahmen ihr Quartier in Schmietſch und gehörten zum Detachement des Oberſt- Lieutenants v. Poch hammer, welches aus 1 Ba taillon 22ſten Infanterie - Regiments , 1 kleinen Bataillon 38ften Regiments , den beiden genannten Escadrons und 2 Geſchüßen beſtand. 3hm gegenüber

454 ſtanb eine gleich ſtarke Abtheilung unter dem Oberſt- Lieutenant v. Kwiat :

kowski , zuſammengeſeßt aus dem 23ſten Infanterie- , 38ſten Infanterie- und 6ten Huſaren - Regiment. General - Major v. Colomb leitete dieſe Übung. Um bei der Gemeinheitstheilung in Gogolin den Commiſſarius der General Commiffion gegen die Widerſeblichkeit der Einwohner zu fbügen , ſtellte das

Regiment ein Commando von 20 Pferden unter dem Lieutenant v. Mala : dowski dort auf. Dieſer Officier ging , nachdem ſein Auftrag erfüllt war , zur Lehr - Escadron ab und traf am 1. October in Berlin ein.

Eine Cabinets - Orbre vom 7. December ſchaffte die weißen Tum bein : kleider und langen Stiefeln , ſo wie die blauen Beinkleider mit rotben Streifen bei den Officieren ab. - Der Zuwachs und Abgang im Officier - Corps und ſeinen Aſpiranten geſtaltete fich im Laufe des Jahres alſo: Unter dem 7. Januar ſchieb der Portépée - Fåbnrich 6. Mleko mit Charaf: ter als Seconde - Lieutenant aus.

Unter dem 14. Zuni avancirte der Unterofficier v. Raminieß zum überzáh ligen Portépée - Fähnrich.

Unter dem 2. Juli wurde der aggregirte Seconde -lieutenant v. Boddien vom 2ten Garde - Ulanen - ( Landwehr :) Regiment als aggregirt zu dieſem Regiment berſebt.

Unter dem 12. September desgl. der Seconde - Lieutenant b. 3 a wab ; li vom Sten Ulanen - Regiment. 2

1830.

Durch Cabinets -Ordre vom 27. Februar 1830 wurden Sterne in den

Monden der Epauletts zur Bezeichnung der Unterabtheilungen in den Hauptclaſſen nach Graden bei den Officieren der Armee eingeführt , auch er:

hielten die Achſelſtücke der Lieutenants rund berum die Officiertreſſe, wie dies 1

bisher nur bei den Rittmeiſtern der Fall war. ( * ) Unter dem 15. März ſtellte eine Königliche Beſtimmung die Unterſcheidung in den Achſelſtúden

für die mit Erlaubniß Uniform zu tragen , aus dem Dienſt geſchiedenen Of= ficiere feſt. Generale follten Epauletts mit einem ſchwarzen Strich in der Mitte derſelben und im Schieber, bie Officiere Achſelſtücke obne Monde mit

ſchwarz eingefaßter filberner Treſſe je nach den Graben ganz oder zum Theil eingefaßt , tragen. Vom 9. bis 22. Auguſt erercirte das vereinigte Regiment bei Ratibor. Vom 25. Auguſt bis incl. 1. September übte es mit dem 6ten Huſarens

Regiment bei Ober - Glogau vereint in der Brigade. Die Diviſions - Übung bauerte vom 2. bis incl. 17. September. Das Regiment wechſelte dazu die Quartiere. Die im Juli ausgebrochene Revolution zu Paris regte

auch in Deutſdland unruhige Röpfe zu Erceſſen an , die aber ohne beſondere Bedeutung blieben, dagegen brady am 29. November eine Inſurrection aus , welche Preußen nöthigte , ein wachſames Auge auf ſeine öftlichen Grenzen zu

* ) Die Epaulettabzeichen , wie ſie jeßt üblich find , mit oben geſchloſſener Treſſe bei 1

allen Graden ohne oder mit einem oder zwei Sternen , je nach der Charge , die

fie in den Hauptelaſſen ausdrücken ſollen , wurden erſt durch Cabinets - Ordre vom 17. November 1832 beſtimmt.

455

richten. Vorläufig wurde nur die Grenze beſest , wozu unſer Regiment unter bem Lieutenant v. Diorowski ein Commando von 30 Pferden in Tarno wis ſtationirte; aber man war darauf bedacht, die Truppen für einen Krieg

vorzubereiten. Jedes Cavallerie - Regiment erhielt 100 Landwehr - Refru ten mit dem Auftrage, fie binnen 3 Monaten auszubilden , und vermehrte fei .

nen Etat bis auf 586 Pferde, einzelne Regimenter erlangten ſelbſt ſchon jest die Stärke von 602 Pferden. Um die Pferde an Anſtrengungen zu gewöhnen ,

wurden ſogenannte Winter - Übungsmärſche angeordnet. Unter dem 27. December verfügte eine Cabinets - Ordre , daß die Ulanen und Landwehr : Cavallerie - Regimenter in dem Maße wie die Süraſſier -Regis menter mit Büchſen und Sarabinern bewaffnet werden fouten , nämlich mit 48 Büchſen und 32 Carabinern. - Die Perſonal - Veränderungen im Officier- Corps und des Regiments waren im Jahre 1830 folgende : Unter dem 15. April wurde der Premier - Lieutenant 1. Sulikowski vom

5ten Ullanen - Regiment auf ſeinen Antrag als aggregirt in dieſes Re giment verſekt.

Unter dem 15. Juni avancirte der Portépée - Fähnrich v. Dziengel zum über: zähligen Seconde-Lieutenantund der Unterofficier v. Heugel zum über zábligen Portépée - Fähnrich. Unter dem 17. Auguft wurde dem Seconde - Lieutenant Anothe der Abſchied mit Armee- Uniform , Ausſicht auf Sivilverſorgung und Penſion bewil ligt , aud ihm dabei eröffnet, daß Se. Majeſtät der König nichts bages

gen habe , wenn ihm die Rechnungsführer - Geſchäfte ferner übertragen blieben . ( 1833 den 14. März wurde ihm der Charakter als Premier Lieutenant beigelegt , unter dem 28. December 1839 wurde er von den Rechnungsführer - Geſchäften entbunden und ihm geſtattet, die Regiments:

Uniform zu tragen. Unter dem 28. April 1842 erhielt er den Cha: rafter als Rittmeiſter.)

Der Feldmarſchall Graf v. Gneiſenau erhielt den Oberbefehl über 1831 . die 4 öſtlichen Armee- Corps und befahl eine Zuſammenziehung des 6ten Armee Corps bei Breslau , um einem von den Polen beabſichtigten Einbruch auf der Straße von Raliſch in Schleſien entgegenzutreten. Die am entfernteſten ſtehen: den Escadrons des Regiments braden 12 bis 24 Stunden nach Ein >

gang der Marſch · Ordre auf , und das Regiment erreichte am 16. März 1831 die ihm bei Breslau angewieſenen Quartiere. Der Stab lag in Bres: lau. Sämmtliche Kammern der Escadrons waren nach Ratibor geſchafft und dort ein Depot unter dem Lieutenant Weber gebildet worden . General v. Colomb erhielt den Auftrag, 560 Pferde in Schleſien , wo von 400 für das 6te Armee - Corps und 160 für die Garde - Cavallerie bes

ftimmt wurden , anzukaufen , ihn unterſtüßten in dieſem Geſchäft der Lieutenant v. Rnobelsdorf vom iften Cúraffier -Regiment und Seconde - Lieutenant v. 6. Landen unſeres Regiments. Zum Transport der Pferde von den

Marktplaßen Breslau , Öls , Namslau und Roſenberg naď dem zu Strehlen formirten Depot gab unſer Regiment ein Commando von 2 Officieren (Lieu

456

tenants v. Febrentheil und v. Dziengel ) , 5 Unterofficieren, 1 Rurſchmidt, 32 Ulanen und 38 Pferden , welche am 18. März abmarſchirten. Nachdem im April die in Strehlen aufgeſtellten Pferde init 100 Stück für jedes Ca: vallerie- Regiment vertheilt worden waren , gingen die Lieutenants Mens und v. Febrentheil II. mit ihnen in das Depot nach Ratibor, der Lieutenant v. Dziengel führte aber die für die Garde beſtimmten Pferde bis Polkwiß. 3m Mai mußte zur ausgedehnteren Befeßung der Grenze von Woiſo : nit bis Berun - Zabrzed das Grenz- Commando verftárkt werden und ging am 7. Lieutenant b. Weſtphal mit 4 Unterofficieren , 36 Ulanen und 40 Pferden dahin ab. Am 9. Mai wechſelte das Regiment ſeine Quartiere und bezog ſolche bei Dhlau , doch blieb es hier nur bis zum 13. Juni, wo die 12te Di viſion nach den Friedens - Garniſonen abmarſchirte, um einen Sanitäts :

Cordon gegen die in Lemberg und Broby bereits ausgebrochene Cholera an der ſüdlichen Grenze von Sohlefien aufzuſtellen. Man glaubte ein Sicherheits mittel gegen die Cholera in der Abſperrung gefunden zu haben und gedachte

die Truppen , um ſie nicht von der Krankheit ergriffen zu ſehen , immer weiter weſtlich ausweichen zu laſſen , ſo daß für unſer Regiment als legter Rüdzug die Gegend von Grottkau und Neiſſe vorläufig beſtimmt worden war. Die 2te Escadron blieb wegen der Cholera mit der 3ten vereint in Ratibor ſtehen , als in Beuthen die Cholera ausbracy, rückte dieſe am 4. Auguft nad Rieferftádtel, und aus demſelben Grunde berließ bald darauf bie 1ſte Escadron Gleiwiß und bezog die Vorſtådte bon Ratibor.

Ein wohl nur irrthümlich als dolerakrant behandelter und dann geſtors bener Ulan der 4ten Escadron wurde Veranlaſſung, dieſelbe , als von der

Cholera ergriffen , anzuſehen , es rúdte deshalb Infanterie heran und ſperrte Kieferſtadtel 14 Tage lang von jeder Verbindung nach außerhalb ab. Als man fich jedoch endlich überzeugte, daß alle getroffenen Vorfiøtsmaßregeln 1

ohne Erfolg blieben , kehrten die Escadrons aud in ihre früheren Garniſons

ftädte zurück, zuerſt die 1ſte Escadron nach Gleiwiß , dann am 15. November die 4te nach Beuthen und endlich die 2te am 12. December nach Pleß. » Dieſer Verſuch , eine anſiedende , von weit ber zu uns gekommene Rrant :

heit durch Armeen aufzubalten , koſtete dem Lande Millionen , und fole Privat-Abſperrungen , wie eben gedacht, bei Rieferſtadtel, vervielfältigten fich und führten zu den größten Verirrungen und zu den dringendſten Verlegen beiten. Während damals berühmte Ärzte nur ſchwer zu geſunderen Anſichten zu vermögen waren , half ber liebe Gott , indem er die Seude über die Truppen Cordons meilenweit hinwegſpringen ließ , und in dieſer Art menſchliche koſtbare Einrichtungen auf die richtige Erkenntniß zurückführte. Dieſe Seuche machte aber von da ab eine große Störung in der Ordnung , mit der bis dahin die Rönigs - Revuen abgehalten wurden ; größere Truppen -Vereinigungen erlit ten fortan häufig Störungen durch fie. «

Eine Cabinets - Ordre vom 23. Juni beſtimmte den künftigen Stand der Caballerie - Regimenter auf 602 Pferoe. Die bei der Concentrirung des Armee:

457

Corps über den Etat einrangirten überzähligen Officiere blieben auch nach Bes endigung derſelben in dem Genuß des chargenmäßigen Gehalts. Perſonal - Veränderungen im Jahre 1831: Unter dem 17. September avancirten die linterofficiere B. Stechow und Meyer zu Portépée - Fähnrichs. .

Unter dem 7. October wurde dem aggregirten Soc. - Lieutenant b. Zawadzki der Abſchieb mit Penſion bewilligt.

Unter dem 28. October ſtarb ber aggregirte Rittmeiſter b. Reiſew iß . Unter dem 9. November wurde dem Premier Lieutenant Rorbanz der Ab 3

ſchied mit Penſion bewilligt. Er ſtarb ſchon am 12. November desſels ben Jahres.

Unter dem 14. December avancirten der Seconde-Lieutenant v. Beſeler zum Premier - Lieutenant , der Bortépée Fähnrich b. Raminieß zum überzáh: ligen Seconde : Lieutenant , ber Unterofficier b. Noftiß zum Portépée: Fähnrich ; der überzählige Seconde-Lieutenant b. W rodem rüdte in ben Etat.

Mit dem 1. Januar 1832 begann ein Reitunterricht für die jungen 1832. Officiere und Portépée - Fähnrichs bei dem Stabe , geleitet von dem Premier Lieutenant Gautier, welcher auch in der Folge fich während der Wintermo nate alljährlich erneuerte. Die zunächſt als Schüler Herangezogenen waren :

die Lieutenants v. Brigen , v. Wrochem , b. Febrentheil , v. Dziengel und der Portépée - Fähnrich v. Raminieß. Sie kehrten am 15. April zu den Escadrons zurüd , denen ſie angehörten.

Am 1. Februar hörten ſämmtliche Grenz - Commando's auf und die dazu verwendeten Mannſchaften fehrten zu den Regimentern zurück. Die Abs

löſung des Commando's bei der Lehr- Escadron erfolgte in dieſem Jahre am 15. April, Lieutenant 6. Briren , 1 Unterofficier und 3 Ulanen gingen bem gemäß zur entſprechenden Zeit nach Berlin ab. Eine Cabinets - Ordre vom 29. März verfügte, daß die breiten rothen Streifen an den Pantalons der Officiere, die bei den Truppen ſtanden , wegfallen , und nur die Näthe .

1

mit einem rothen Vorſtoß befekt bleiben ſollten , aud wurde unter demſelben

Datum eine Veränderung der Rragen und Sdulterklappen der Måns tel beſtimmt. Danach erhielten die Mäntel der Ulanen - Unterofficiere blaue

Rragen mit rothen Patten , die der Gemeinen graue Rragen mit eben ſolchen 1

Patten wie jene , beide aber einen Knopf auf jeder Patte. Die Schulterklap: pen ſollten blau mit rotbem Vorſtoß ſein. Weil das 6te Armee - Corps bem im vorigen Jahre erforderlich gewor:

denen beſchwerlichen Dienſt mit bereitwilligem Eifer nachgekommen war und den guten Geiſt bethätigt hatte , der dasſelbe beſeelte , ſo verlieh der König an mehrere Officiere und Soldaten desſelben Orden und Ehrenzeichen . Unſerem Regiment wurde laut Cabinets - Ordre vom 20. März ein allgemeines Ehrens 1

zeichen zur Wahl bewilligt. Dieſe Wahl fiel auf den Unterofficier Jüttner der 3ten Escabron , welcher damit dekorirt wurde. Im April erhielt der bes

reits entlaſſene Ulan Gottlieb Squppe für das Gefecht bei Poſſendorf ein

458

burch den Tod erledigtes eiſernes Kreuz 2ter Claſſe. – Mittelft Cabinets: Ordre vom 26. Juni wurde dem Diviſions Commandeur General-Lieu : tenant 6. Ryffel I. unter äußerſt gnädigen Ausdrüden Sr. Majeſtät des Königs der nachgeſuchte Abſchied mit dem Charakter als General der Infan :

terie bewilligt. Er hatte nicht lange vorher ſein 50 - jähriges Dienft- Jubiläum gefeiert , zu welchem Feſte ihm von dem Officier- Corps ber 12ten Diviſion ein ſchon gearbeiteter Degen mit goldenem Griff und darauf befindlichen To: paß mit ſeinem Wappen überreicht worden war. 3hm folgte in ſeiner Stel lung als Commandeur der Diviſion der General-Major 1. Rlúr. Vom 5. bis 18. Auguſt egercirte bas vereinigte Regiment bei Ratibor.

Die Brigade- und Diviſions- Übungen unterblieben in dieſem Jabre , aus Beforgniß vor dem Umſichgreifen der Cholera. Vom 1. No vember dieſes Jahres datirt die Abid aaffung der Lattenſtrafe in der Perſonal - Veränderungen im Jahre 32 :

Armee.

-

Unter dem 14. März wurde der Portépée - Fähnrich v. Noftis zum 4ten Hu: :

ſaren - Regiment verſekt.

Unter dem 14. Juni avancirte der Unterofficier v. Siegroth zum Portépée Fähnrich. Unter dem 14. September erhielt der Rittmeiſter b. Tyszka ben nadgeſuch : ten Abſchied mit Charakter als Major, Regiments - Uniform obne active

Dienſtzeichen , Anſpruch auf Civil-Verſorgung und Penſion. Unter dem 9. December desgl. der aggregirte Premier - Lieutenant b. Sulis towski mit der Armee - Uniform , Ausſicht auf Civil- Verſorgung und .

Penſion.

Unter dem 14. November avancirte der Premier Lieutenant 0. Arnsborf zum Rittmeiſter und Escadrons - Chef , der Sec.- Lieutenantv. 8. Landen

zum Premier- Lieutenant; der Seconde- Lieutenant v. Febrentheil II. rückte in den Etat, 1833.

Im Februar 1833 erhielten die Unterofficiere b. Mleko und Jutt : ner , jener von der 2ten Escadron , dieſer von der 3ten , das ihnen von St. Majeſtát dem Könige verliebene allgemeine Ehrenzeiden. Die Cabinets - Ordre vom 18. Mai ſtellte den künftigen Etat der

Cavallerie - Regimenter auf 61 Unterofficiere, 13 Trompeter , 508 Ula: nen , 582 Röpfe und 570 Pferde feſt, ſo daß dieſelben alſo um 20 Mann und 32 Pferde berringert wurden , doch ſollten ſich fünftig ſtatt 8 Rremper ,

16 derſelben bei dem Regiment befinden. Eine Escabron betrug demnach mit

Ausſchluß des Stabs - Trompeters und Regiments - Streibers : 15 Unterofficiere, 3 Trompeter, 127 Illanen , 145 Röpfe und 142 Pferde , nebſt 4 nitøt in Ver: pflegung geſtellten Krempern. Die Ernennung zum Portépée - Fähnrich ſollte von jeßt ab duro die commandirenden Generale erfolgen. Das Regiment cyercirte vereinigt in

fich vom 11. bis 24. Auguft bei Ratibor, und während der Brigade - Übung vom 28. Auguft bis 4. September bei Neuſtadt , und während der Diviſions: übung bei Neiffe vom 7. bis 22. September.

459

Am 14. October traf der nach abgelegtem Eramen zum Beſuch der All

gemeinen Kriegsſchule einberufene SecondesLieutenant ». Dziengel in Bers lin ein . – Die Perſonal - Veränderungen entnehmen wir aus nachſtehendem : Unter dem 14. März abancirten die Portépée - Fähnrichs b.v Heugel und Meyer zu überzähligen Seconde- Lieutenants , der Unterofficier v. Randow zum Portépée:Fähnrich, dieſem wurde auch die Verſeßung in das 7te Cüraſ: fier - Regiment bewilligt.

Unter dem 13. Mai erhielt der Rittmeiſter v. Žeromski den erbetenen Ab: ſchied mit Charakter als Major , Erlaubniß die Regiments - Uniform ohne active Dienſtzeichen zu tragen und Penſion. Unter dem 11. Juni desgl. die Wachtmeiſter Günther und Weniger mit >

Charakter als Seconde - Lieutenants.

Unter dem 11. Juni avancirten der Premier- Lieutenant Gautier zum Ritts meiſter und Escadrons - Chef , der Seconde - Lieutenant Mens zum Pre mier - Lieutenant und der Seconde - Lieutenant b. Dziengel rüdte in den Etat.

Unterofficier Boblmann wurde burch den commandiren:

den General zum Portépée - Fähnrich unter dem 12. ernannt. Unter dem 29. Auguſt avancirten der Unterofficier Baron b. Reißenſtein und der Ulan W. 8. Landen zu Portépée -Fähnrichs.

Unter dem 14. September wurde dem Oberſten und Commandeur des Regiments v. Horn der erbetene Abſchied mit dem Charakter als General - Major und Penſion bewilligt. Unter dem 24. September ſtarb der Rittmeiſter v. Gallwig II.

Unter dem 9. October wurde Major b. Ratte vom 6ten Huſaren- Regiment mit der einſtweiligen Führung des Regiment3 beauftragt ,

aber ſchon am 30. März des nächſten Jahres zum wirklichen Comman deur desſelben ernannt.

Unter dem 9. October avancirte der Unterofficier v. Paczinski zum Port épée - Fahnrid . Unter dem 14. December wurde der Premier - Lieutenant Driwer zum Ritt: meiſter und Escabrons - Chef , ber Seconde - Lieutenant b. Dorowski zum Premier - Lieutenant ernannt. Seconde : Lieutenant b. Raminiet rückte in den Etat.

Unſer heutiger Regiments - Chef avancirte in dieſem Jahre zum General: 1834 . Major und Commandeur der 3ten Cavallerie - Brigade , jedoch unter Beibehal tung ſeiner Stellung als Adjutant Sr. Rönigl. Hoheit des Kronprinzen. Die Seelſorge für das Militair wurde in den Städten , wo ſich keine Militair: Geiſtliche befanden , evangeliſchen und katholiſchen Civil - Geiſtlichen , wie es die Militair -Kirchenordnung vom 12. Februar 1832 vorſchrieb , übertragen. Das Ererciren im Regiment unter dem nun zum wirklichen Commandeur ers 3

nannten Major b. Ratte fand bei Gleiwiß ſtatt, die berangezogenen Esca: drons lagen während dieſer Zeit in Schönwald und Preiſewit. Die Brigades übung dauerte vom 2. bis 9. September , die in der Diviſion vom 10. bis 25. September. Zu beiden nahm das Regiment Quartiere bei Patſchau.

460

Es wurde die 11te und 12te Diviſion zu den taktiſchen Übungen vereinigt, auch traten in den Felddienſt -Übungen beide gegen einander auf , bei welcher Gelegenheit wiederum ein Quartierwechſel eintrat, bem zu Folge die 12te Di viſion nach der Gegend von Camenz marſchirte und unſer Regiment in Alt Altmannsdorf, Barwalde und Reiſejagel Cantonirungs- Quartiere bezog. Durch Cabinets - Ordre vom 31. December wurde allen Erbberechtig. ten zum eiſernen Rreuz dieſes Ehrenzeichen jest ſchon bewilligt. Nach ftebende Perſonal-Veränderungen famen in dieſem Jahre vor : Unter dem 21. April wurde der Premier -Lieutenant 6. Drouart vom 5ten Ulanen - Regiment mit Beibehalt ſeines Verhältniffes als Abjutant bei 3

der 11ten Cavallerie - Brigabe als aggregirter Rittmeiſter hierher berſegt. Unter dem 14. Auguſt erhielt der Portépée- Fähnrich Bohlmann den nat geſuchten Abſchieb.

Unter dem 14. December besgl. der Portépée - Fähnrich v. Stechom. Unter dem 14. December avancirte der Portépée - Fähnrich Baron b. Reiben : ſtein zum überzähligen Seconde-Lieutenant.

Unter dem 20. December wurde der Portépée - Fähnrich Ludwig von der 6ten Artillerie - Brigade hierber berſeßt. Die Zuſammenſeßung des Officier - Corps im Jahre 1835 zeigt die nach

1835 .

folgende Rang - Liſte 3

der Officiere des Königl. Preußiſden 2ten Ulanen - Regiments pro Februar 1835 . Charakter.

Vor und Zunamen.

Dienſt

Alter.

Vaterland. ) zeit. J.

Maj.u. interm . Gottfr. Fr. Wilh. 45

M.

9.

4 Magdeb... 33

Frühered Verhältnis.

M.

16tes Huſaren - Negt. .

Commandeur, 3. Ratte , # Major..... Heinr. l . John * 57 3 Preußen .. 141 4 Regiment Bosniaken . Nittmeiſter ... Gottl. v. Gallwiß 46 10 desgl . 29 1 Bataillon Towarczye. F. W. v . Arnsdorf * 44 1 Pommern . 24 10 Huſ.Deutſmer Legion. Eduard Gautier * 40

3 Schleſien . . 24

2 Schlef. reit. Artillerie.

Wilhelm Driwer * 44

Oldenburg 27

Premier-lieut. Carl v. Beſeler.. |47 11 Hamburg . 21

8 puſ. Deutſdyer Legion. 1 Hanſeatiſche Legion.

Fr. v. d. Landen * 38

7 Medlenb.. | 22

1 lftes Sdyleſ.Landwehr:

Morik Mene .... 37

3 Schleſien .. 22 8 Herzoglich Braunſchw .

>>

»

Cavallerie- Regiment. >

Iſtes Huſaren - Regt. C. v. Dſorowsfi # 38 10 desgl... 22 Seconde-lieut. N. v. Malachowofi 38 5 Preußen .. 21

6 2 aus dem Cad. - Corps.

S.- Lt u. Adj . Auguſt Weber ... 38 2 Medlenb.. 20 8 10t8 Huſaren - Regt. Seconde-Lieut. G. v. Franckenberg 36 11 Schleſien .. 20 10

>

Jul. Roßteutſcher 34 Albert v. Weſtphal | 33 Leop . v .Neißenſtein 33

5 Weſtpreuß. 15

4 6tes Huſaren - Regt . deegl.

3 Schleſien .. 16

5

9 Polen ..... 15

1

H. v. Fehrentheil I. | 34 | 11 | Schleſien .. ( 17/11

461

Vor

Alter.

Vaterland .

Charakter.

Dienſt zeit. Früheres Verhältniß.

und Zunamen. J. M.

9. M.

Seconde- Lieut. Robert Pedell ... 29 11 Sæleſien .. 12 Alerand. v. Briren 29

>>>

Otto v. Wrochem . | 28 | 4

A.v. FehrentheilII. 29 11

Johann v. Dziengel 24

>>

Desgl. desgl. desgl.

..

2 Preußen ..

Ernſt v. Kaminieß | 25 6 Sdlefien .. Überz. S.- ft.Heinrich v. Heugel 26 1 desgl. desgl... 22 11 Franz Meyer G. v. Meißenſtein | 20 | 2 | deogl. 1

4

11

7

11 12 6 8

4 9 7 6

7 5

4

3

66te Artillerie - Brigade.

4

Unter - Stab :

Negts.- Arzt.. Johann Schramm | 55 | 4 | Sachſen ... 21 1 11ted Huſaren -Negt. Pr.- Lt. a. D. Auguſt Anothe * . 47 10 Schleſien .. 27 3 Frei -Corps Görß. u. Rechnungsf. portépée - fähnrics: Port. - Fähnr. Herrmann Ludwig | 24 4 Schleſien .. 64 | 6te Artillerie - Brigade. desgl. .. | 3 6 aus dem Cad . - Corps. Adolph v. Siegroth 2011 DD

Überz. P. - F. Aler. v. 0. Landen 21

4 Medlenb. .

2

7 Pagen - Inſtitut zu Schwerin.

Conr. v. Paczinski | 19 | 11 | Schleſien .. / 2 7 Aggregirte Officiere: Rittweifter ... | Fr. Carl v. Trie- | 44 1 /Poſen ..... 25 52te8 Garde - Ulanens >

:

Regiment.

benfeld, *

Aug. v. Lojewski * 40 6 Schleſien .. 23 4 5tes Cüraſſier - Negt. 5tes Ulanen - Regt. Heinr. v. Drouart 39 8 desgl. 22 Seconde- Lieut. Alphongv. Boddien 32 11 Medlenb. . 7 42tes Garde - Ulanen : R :giment. Bemerkung . Commandirt waren von dieſen Officieren : der Lieutenant v. Wro : .

chem zur Lehr - Escadron , v. Dziengel zur Allgemeinen Kriegeſchule, v. Iriebenfeld zum 1ſten Bataillon 22ſten Landwehr- Regiments , v. Los je w o fi zum Iften Bataillon 23ſten Landwehr - Negiments, v. Drouart als Adjutant bei der 1ten Cavallerie - Brigade. Die Anſtellung des v. Boda .

8

bien geſchah nach einem Großherzogl. Mecklenburgiſchen Patent. Die Herren mit den Sternchen beim Namen waren Nitter des eiſernen Kreuzes ; v. Katte und John felbft von der lſten Claſſe

Am 24. März legte das Regiment für den verſtorbenen Raiſer Franz von öfterreich Trauer auf 4 Wochen an. - Im April erhielten aud die Gemeinen gleich wie bisher die Unterofficiere Rnöpfe auf den Rragenpatten

der Dienſtjade und die Legteren zur Unterſcheidung eine fowarz und weiße Bandborte auf den Epauletthaltern. Eine Cabinets - Orbre vom 15. April er: weiterte die Disciplinar - Strafgewalt der höheren Befehlshaber gegen untergebene Officiere. Unter dem 2. Mai erhielt der Quartiermeiſter Rreis ten baum ber 3ten Escadron bas eiſerne fireuz 2ter Claſje. Zur Feier des 50

462

jährigen Dienſt. - Jubiläums des commandirenden Generals Gra :

fen v. Bieten , welche auf Befehl des Königs am 30. März ftatt gefunden hatte , ſtiftete der Magiſtrat von Breslau einen Fond zur Unterhaltung

dreier Militair - Jnvaliden auf ewige Zeiten. Der genannte General wählte zum Genuß dieſer linterſtüßung die drei hilfsbedürftigſten Invaliden ſeines Corps aus , welches nur allein Anſpruch darauf haben ſollte.

Am 15. Juli begann das Exerciren im Regiment. Den 16. Auguſt traf dasſelbe zur Rebue vor Sr. Majeſtät dem Könige bei Rapsdorf in folgenden Cantonirungen ein : der Stab, die ifte und 3te Escadron in Bodau , die 2te in Struſe und Somachtenhayn und die 4te in Borganie und 1

Lorgendorf. - Bis zum 24. Auguft erercirten die Truppen waffenweiſe in -

Brigaden , dann in Diviſionen , wobei die Cavalerie von dem General - Major v. Colomb geführt wurde. Am 29. Auguſt begannen die Übungen im Corps. Den 3. September traf Se. Majeſtät der König in Rapsdorf ein. Ihre Majeftaten der Kaiſer und die Raiſerin von Rußland , mehrere Erzherzöge von Öſterreich und viele andere ausgezeichnete Fremde waren als 1

Gäfte des Rönigs erſchienen. In den Cantonirungs- Quartieren der 4ten Ess cadron Borganie und Lorgendorf , nahmen Rönigliche Prinzen und hohe Herr ſchaften ihren Aufenthalt. - Am 4. September war große Parade vor St.

Majeſtät dem Könige, am 5. eine Corps-Übung vor Alerhöchſtdemſelben. Premier - Lieutenant v. 0. Landen war von unſerem Regiment als Droon

nanz- Officier des Königs commandirt. Den 6. trat unſer Regiment mit dem 1ſten Ulanen- Regiment zu einer Brigade zuſammen und demnach zum 5ten Armee- Corps über , weshalb der Stab und die 1ſte Escadron Schmel

wif , die 3te Polniſch - Sựweidnitz und die 2te und 4te Goſſendorf, Ragſduk !

und Tſhechen als enge Cantonirungen zu den nun beginnenden Felddienſt Übungen des gegen einander manövrirenden 5ten und 6ten Armee - Corps bezogen. In dem Bivouat der Nacht vom 7. zum 8. September wurde dieſe Vereinigung der beiden ſo lange von einander getrennt gebliebenen Regimenter , welde einſt ein Ganges gebildet batten , auf eine berzlide und heitere Weiſe

gefeiert. — Am 8. September wechſelte das Regiment wiederum die Quar tiere, der Stab und die 1ſte und 3te Escadron kamen nach Strehliß, bie 3te und 4te Escadron nach Stephanshayn , von wo fie am 10. den Rüdmarſch in die Garniſonen antraten. Der Rönig ſprach in einer höchſt gnädigen Cabinets : Ordre vom 8. September ſeine beſondere Zufriebenbeit mit der ausgezeichneten taktiſchen Ausbildung und Haltung fämmtlicher Truppentheile des 6ten Armee:

Corps aus. Als Beweis dieſer Zufriedenheit wurden die Generale und Com: mandeure mit Orden belohnt. Der Commandeur unſeres Regiments Major

v. Ratte , erhielt den rothen Adler - Orden 4ter Claſſe. Im Laufe des Septembers fanden noch große Übungen der Ruffiſden Truppen bei Raliſch ſtatt, wobei Detagements der Preußiſchen Garden , der Lehr: Escadron und das 6te Cüraffier -Regiment als Theilnehmer , viele Generale und Officiere der Preußiſchen Armee, darunter auch der Commandeur und >

463

mehrere Officiere des Regiments als Zuſchauer zugegen waren. Se. Maje: ſtát der König und ſämmtliche Königlich Preußiſche Prinzen nahmen Theil an dieſen höchſt impoſanten und Epoche machenden Truppen - Übungen. Unter dem 20. September verlieh der Raiſer von Rußland vielen böheren Officieren des 6ten Armee - Corps Drden und 100 St. Annen - Medaillen für die älteſt - gedienten Wadtmeiſter, Unterofficiere und Gemeine der Regimen: ter dieſes Corps , welche an die am 4. September bei der Parade in Reibe und

Glieb geſtandenen Individuen forterben ſollten. Die 3 unſerem Regiment überwieſenen St. Annen -Medaillen erhielten : Wachtmeiſter Sowefel der 4ten Escadron , Quartiermeiſter Rreifenbaum und Gefreiter Blum der 3ten Escadron. Von den Officieren des Regiments wurde der Commandeur Major 6. Ratte mit dem St. Annen- Orden 2ter Claſſe, und Major John mit dem Stanislaus - Orden 3ter Claſſe decorirt.

Nach der Herbſt -Übung wurde Premier - Lieutenant Mens als Esca bronsführer zum 2ten Bataillon 22ſten Landwchr - Regiments und Secondes Lieutenant b. Boddien als ſolcher bei dem Landwehr - Bataillon des 38ſten Infanterie - Regiments commandirt.

Eine Cabinets - Ordre vom 7. November verlängerte die Dienſtzeit der Unterofficiere zur Verſorgungs - Berechtigung von neun auf zwölf Jahre. – Nachſtehende Perſonal-Veränderungen fanden im Jahre 1835 ſtatt: Unter dem 21. Februar wurde der Premier lieutenant v. Beſeler zum Plak -

Major in Coſel ernannt uns ihm der Charakter als Rittmeiſter beigelegt. Unter dem 11. März avancirte der Portépée - Fähnrich 6. 8. Landen zum überzähligen Seconde - Lieutenant.

Unter dem 25. Juni desgl. der Seconde - Lieutenant v. Maladhowski zum Premier - Lieutenant, der aggregirte Seconde - Lieutenant v. Boddien rüdte in den Etat , Anfangs vor Frandenberg , dann hinter dieſem , .

auch wurde der Portépée- Fähnrich v. Siegroth zum überzáhligen Ses conde - Lieutenant befördert.

Unter dem 3. Juli erhielt der verabſchiedete Wachtmeiſter Renewel den Cha ter als Seconde - Lieutenant. >

Unter dem 31. Juli erſchoß fich der Seconde - Lieutenant Leopold v. Reißens ftein in Coſel.

Unter dem 20. November wurde der Escadrons - Chirurgus Kroll zum Bas

taillons - Arzt des 2ten Bataillons 22ſten Landwehr - Regiments ernannt. Unter dem 21. December rüdte der Sec.- Lieutenant v. Heugel in den Etat. Die von der Lehr- Escadron zurückgekehrten Gefreiten Wenzel von der 1836. 2ten , Jåldte der 3ten und Herrmann der 4ten Escabron wurden vom Chef der Lehr - Escadron zu Unterofficieren empfohlen , weil fie ſich wie die übrigen Gefreiten bes 6ten Armee -Corps bei dem am 21. September v. 3. bei Raliſch producirten Reiten der Lehr - Escadron in Gegenwart Ihrer Mas joſtaten durch Aufmerkſamkeit ausgezeichnet hatten. 5

Unter dem 18. Januar erhielt der Premier Lieutenant v. Djorowski für ſeine Umſicht und Thätigkeit bei der Leitung der Commando's an der

464

Grenze im Jahre 1831 und für ſeine übrigen gut geleiſteten Dienſte den ros then Adler - Drben 4ter Claſſe.

Der Freiſtaat Krakau war ſeit längerer Zeit ein Heerd revolutio närer Umtriebe geweſen. Politiſche Flüchtlinge aller Art , ehemalige Pol: niſche Militairs , Landſtreicher und andere verdachtige Individuen erlaubten fich Unordnungen , Gewaltthätigkeiten , ja felbft Verbrechen , wodurch die Ruhe .

.

des Freiſtaates und ſeiner friedlichen Bewohner geſtört und demnach ein Ein :

ſchreiten der drei Schußmachte nöthig wurde. Anfangs befekten dieſe nur die Grenzen desſelben. Die Oſterreichiſchen Truppen an der Galliziſchen Grenze , aus 5 Bataillons, 2 Escadrons und einer halben Batterie beſtehend, com

mandirte der Brigade.General Raufmann 6. Trauenfteinburg, die Ruſſen an der Polniſchen Grenze , 5 Bataillons , einige Geſcüße und 150 1

Roſaden ſtark, befehligte bis zur Ankunft des Oberſten Fürſten Gallizin der Oberſt Rofalowitſo , Commandeur des Infanterie - Regiments Aleropol. Preußen verwendete zur Beſepung ſeiner 3 Meilen langen Sclefijo - Rrakauer Grenze vom Einfluß der Przemſa in die Weichſel bis eine halbe Meile von Myslowiß , nur 220 Pferde, nämlich unſere 2te und 4te Escadron , die unter

dem Befehl des Regiments -Commandeurs, Major v. Ratte , am 8. Februar

an der Grenze ankamen und in einzelnen Detachements in Jmilien , Groß Chelm , Kraſſow , Roprezowitz, Dziezkowitz, Brzenskowiz, Brzezinka und Slupna

untergebracht wurden. Sie hielten die Übergangspunkte bei Chelmed , Gaſt, Slupna und andere wichtige Punkte durch Poſten beſeßt, während Patrouillen Tag und Nacht in Bewegung waren , jeden übertritt Polniſcher Flüchtlinge auf dem eisbebedten Grenzfluſſe zu hindern. Der commandirende General fragte zwar öfter an , ob bei dem beſchwerlichen Dienſt im tiefen Schnee und Idlimmen Wegen nicht eine Verſtärkung nöthig ſei , allein Major v. Ratte erklärte , er werde mit ſeinen beiden Escadrons feiner Pflicht in ihrem ganzen Umfange genügen und interte auch da nicht ſeine Anſicht, als ihm der Öſter: reichiſche General anzeigte, » daß die gefährlichſten Polniſchen Flüchtlinge bes I

abſichtigten , über die gefrorene Weichſel durch den Militair - Cordon zu brechen , um fich durch Galizien nach Ungarn durchzuſchlagen « , doch wurde nur der

Poften bei Czarnuchowiß verſtärkt, ohne daß jedoch mehr Truppen herange: zogen wurden.

General Graf v. Zieten ſợrieb unter dem 19. Februar in belobender

Anerkennung der getroffenen Maßregeln an den Major b. Ratte : » Ew. Hod: wohlgeboren liefern den Beweis , daß auch mit wenig Pferden viel zu leiſten iſt, wenn der Dienſt nur richtig eingetheilt wird « , und ſpäter im Márz be richtete derſelbe höheren Orts : » Das 2te Ulanen -Regiment hat fich troß ſeiner

Dienſtanſtrengungen an der Soleſiſch - Krakauer Grenze in einem vortheilhaften Zuſtande erhalten. «

Am 17. Februar rückte der Öſterreichiſche General - Feldwad ts .

meifter Raufmann 6. Trauenfteinburg, jekt zum Befehlshaber der im Namen der drei Schußmachte das Gebiet des Freiſtaates Krakau beſebenden Truppen ernannt, mit 2 Bataillons, 2 Escadrons und einer halben Batterie

465

in Rrafau ein und erließ eine Rundmachung , nach welcher alle nicht aus dem

Gebiete des Freiſtaates gebürtigen Individuen , welche in der ehemaligen Bola nijden Armee gedient oder ſonſt an der legten Polniſchen Revolution Theil

genommen hatten , und die ſich über ihren Aufenthalt in der Stadt oder dem Gebiet von Krakau durch keinen von der competenten Behörde der drei be (düßenden Mächte ausgeſtellten Paß oder ſpeciellen Erlaubnißſcheine der Re: fidenten ausweiſen könnten , die Stadt und das Gebiet von Krakau binnen 6 I

Tagen auf dem Wege über Podgorze , unter Androhung ſchwerer Strafe im Unterlaſſungsfalle, zu verlaſſen hätten. Unter dem 18. Februar forberte General 6. Raufmann ben Major b. Ratte auf, jeßt wo es ſich darum handelte ,. das flache Land mittelft mos

biler Colonnen von den Polniſchen Flüchtlingen , die keine Gelegenheit fich zu verbergen oder über die Grenze zu entkommen , unbenugt laſſen würden , zu 1

ſáubern, die Grenze um ſo ſorgfältiger bewachen zu laſſen , auch mit einem Detachement über die Grenze zu rüden , und dort wichtige Punkte , beſonders Bobred , einen bekannten Zufluchtsort flüchtiger und gefährlicher Individuen , zu befeßen.. Gleichzeitig bemerkte er noch, daß , wenn die ihm durd Depeſche aus Wien angekündigte Verſtärkung der Preußiſchen Truppen eintrafe, ſo wäre das Einrüden einer ganzen Escadron nad Alwernia zu wünſchen , welche dann

mit den Ruſſen in Chrzanow und der Oſterreichiſchen Cavalerie in Ezernichow Verbindung zu halten hätte.

Ehe jedoch dieſen Anordnungen in allen ihren Theilen genügt werden konnte, mußte erſt der Befehl zum überſchreiten der Grenze durch die Preußi fchen Truppen eingeholt werden , doch befahl ſchon unter dem 20. Februar der

Rönig aus eigener Entſchließung dem Major v. Ratte , nach Krakau entweder mit einem Detachement oder allein zu geben und ſich bei dem Öſterreichiſchen General perſönlich zu melden , auch ſtellte Se. Majeſtát dem General - Coms mando in Breslau anheim , die 1ſte und 3te Escabron des Ulanen - Regiments an die Grenze rúden zu laſſen. Major b. Ratte begab ſich am 23. Februar nach Krakau, wo er die ſpeciellen Befehle zur Befeßung der Orte Poremba ,

Chelmed , Bobred und Jellin empfing, aber auch von dem Oſterreichiſchen Ge neral den nothgedrungenen Wunſch, dem auch die Reſidenten beiſtimmten , aug ſprechen hörte , ein Detachement Breußiſcher Truppen wenigſtens auf einen Tag nach der Stadt Rrafau rücken zu laſſen , da fich unter den Einwohnern die Meinung geltend machte, daß Preußen nicht gleiches Intereſſe bei .

ihren Angelegenheiten wie Öſterreich und Rußland babe , alſo nicht alle Souşmachte mit den gegen Krakau getroffenen Maß : regeln einberftanben feien.

Am 25. Februar rúdte die 1ſte und 3te Escadron in Nocolai ein und

nahm nunmehr Theil an der Beſeßung der Grenze. – Am 28. marſdirte eine aus den ſchönſten Leuten und Pferden gebildete Escadron , zu der jede Escabron des Regiments 2 Unterofficiere und 24 Ulanen gegeben hatte, und wobei folgende Officiere: Rittmeiſter Driwer , Premier Lieutenant 1. Dio : rowsti , bie Secondes Lieutenants v . Weſtphal, v. Febrentheil II. und 1

30

466

b. Heugel fich befanden, nach Krakau ab. --- Nadſtehender Bericht des

Regiments - Commandeur : an den commandirenden General bom 6. Már3,

giebt das Nähere über den Empfang in Krakau und die ſpäter getroffenen militairiſchen Maßregeln an :

» Ew. Excellenz beehre ich mich ganz gehorſamſt zu melden , daß ich mit dem aus allen 4 Escadrons , des meinem Commando Allergnádigſt anvertrau ten Regiments zuſammengeſebten Detachements den 1. 6. M. in Krakau eins

gerückt bin , daſelbſt jedoch wegen der durch den plößlich eingetretenen Eis: gang der Weichſel unterbrochenen Communication mit den Magazinen zu Bod

gorze, aus denen der Lieferant die Fourage für den Rúdmarſc entnehmen mußte und in Folge der mit der größten Bereitwilligkeit ertheilten Erlaubniß des R. R. Öſterreichiſchen General-Feldwachtmeiſters Raufmann , Edlen bor Trauenſteinburg, zwei Ruhetage zu halten genöthigt war und demnach erſt den 5

4. 8. M. nach Zurücflaſſung des Premier - Lieutenants b. Drorowski mit Pferden von dort abmarſchirt und heute auf dem diesſeitigen Gebiet wie: der eingetroffen bin. «

» Der Empfang des Detachement3 war von Seiten der Raiſerl. Öfter: reichiſchen Behörden höchſt zuvorkommend und freundſdaftlich, auch war duro

fie für das Unterfommen der Officiere, Mannſchaften und Pferde nach Möga lichkeit geſorgt worden , da die desfallſigen hierzu durch den Senat des Frei ſtaates getroffenen Veranſtaltungen nicht beſonders gerühmt werden konnten. Der Herr General v. Kaufmann war dem Detachement mit einem ſehr zahlreichen Gefolge von Officieren verſchiedener Truppengattungen , namentlich von ſehr vielen Huſaren - Officieren von Sr. Majeſtät unſeres Allergna : digſten Rönigs Regiment einc bedeutende Strecke entgegen geritten und bewillkommnete dasſelbe auf das Herzlichſte, ſo wie ſich bei allen Dfficieren der Kaiſerl. Oſterreichiſchen Armee ſowohl, als auch bei denen des Raiſerl. Ruffiſchen Heeres eine wahrhaft kameradſchaftliche Theilnahme und Freude laut ausſprachy , wodurch uns ein Empfang zu Theil wurde, als wenn ſich alte Freunde nach langer Trennung wiederſehen . « » An der Barriere der Stadt angelangt, ſtand das Mufik - Corps des

K. R. Öſterreichiſchen Hufaren -Regiments , deffen Chef Se. Majeſtát unſer Rönig iſt, aufmarſcirt, folches ſegte fich bor das Trompeter- Corps des diesſeitigen Regiments und blieſen beide Chöre von hier aus abwechſelnd bis zur Beendigung des Einmarſhes. Der Herr General führte das Detaque: ment über den Markt , befahl deſſen Aufmarſch vor der Wohnung des Königl.

Preußiſchen Refidenten , nahm hier die Parade ab , worauf mit Zugen abge ſchwenkt und nochmals, beide Mufik - Chöre an der Spiße , um den Markt 1

marſchirt wurde. Vor der vorgenannten Wohnung abermals angelangt, ließen der Herr General das Detachement an ſich vorbei defiliren , wonach demſelben die Erlaubniß ertheilt wurde, die Quartiere zu beziehen. Der Einmarſch war

vom ſchönſten Wetter begünſtigt und ſchon vor dem Thore wurde das Des tachement von einer großen Menge von Rrafau's Bewohnern begrüßt, alle Straßen , durch die der Zug ging , ſo wie der Marktplay, waren bon einer

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unüberſehbaren Menſchenmaſſe angefüllt , auch von allen Balcons und Fenſtern

berab áußerte ſich laut die freudigfte Theilnahme über das Eins ruden Preußiſcher Truppen in Rralau's Mauern . «

» Am 2. huj. war dem Officier: Corps des Detachements , nachdem es Tages zuvor von dem Herrn Legations-Rath v. Hartmann bewirthet wors ben , die Ehre zu Theil geworden , von dem Herrn General v. Raufmann zur Mittagstafel eingeladen zu werden , bei der auch außer mehreren Óſters 1

reichiſchen und Ruffiſchen Officieren , die Senatoren Rrakau's zugegen waren.

Der Herr General brachte hier einen Toaſt auf das Wohl der drei verbündeten boben Monarchen , der Befüßer Rraka u's ,

aus , ſo wie der R. R. Oberſt- Lieutenant 6. Gräſer denſelben beſonders für Se. Majeſtit den König , als dem erhabenen In : baber des Regiments , bei dem er zu ſtehen das Glück habe , wie : derholte. Den 3. huj. fand eine gleiche Feſtlichkeit bei dem neu erwählten Präſidenten von Krakau , bem Baron b. Haller ſtatt, zu der ebenfalls ſämmtliche hier eingerückte Officiere des Regiments geladen waren und bei der ſich die reinſte Harmonie zwiſchen den Militairs der drei Nationen , als auch die völlige Zufriedenheit der Behörden Rrafau's mit den Bedlüffen der boben Sd uß machte laut befundete. Bei dem Ub: marſch aus Kratau batte das Detachement noch die Ehre , von dem Herrn Ge:

neral befidtigt und mit der Verſicherung der bodkommenſten Zufriedeneit entlaſſen zu werden , in welcher Art fich der Herr General ſúhon Tages zuvor

gegen mich wiederholentlich geäußert und fich hauptſächlich über das muntere und friſche Ausſehen und den militairiſchen Anſtand unſerer jungen Leute ver: wundernd ausgeſprochen hatte , auch war von dem Herrn General wohlgefällig bemerkt worden , daß am erſten Abend unſeres Aufenthalts in Krakau von dem Trompeter - Corps diesſeitigen Regiments vor ſeinem Quartier die Öfter: reichiſche Retraite geblaſen worden war. « » Die Fourage, ſo wie die Lebensmittel wurden ſowohl auf dem Hin- als Rüdmarſch, als auch während des Aufenthalts in Krakau durch den Unter, Lieferant Slutſch geliefert und wird auch für die Folge derſelbe die Verpfle gung der Commando's in Krakau und Poremba von Podgorze aus beſorgen. Im Freiſtaat ſind bis jeßt folgende Commando's ftationirt: In Krakau ſelbſt Premier - Lieutenant v. Drorowski mit 20 Pferden , in Poreba lieutenant 1. Weſtphal mit 20 Pferden , in Bobred Lieutenant v. Brigen mit 20 Pferden , in Chelmed Lieutenant Pedell mit 20 Pferden und in Jellin Lieutenant v. Raminieß mit 20 Pferden. Dieſe Officiere ſprechen fimmtlich gut Polniſch. Nach einer ſo eben erhaltenen Aufforderung des Herrn Generals V. Kaufmann ſollen aber gegenwärtig noch die im Freiſtaat gelegenen Orte Mettfau , Jankowice und Podleze an der Galliziſchen Grenze von dem diesſeitigen Regiment belegt und die Gegend an der Weichſel bis gegen Rio : tozin beobachtet werden , von wo ab dieſer Dienſt von den Öſterreichiſchen Huſaren verrichtet wird. Da nunmehr eine Linie von circa 7 Meilen , näm lich von Bodlege bis Slupna , von dem Regiment abpatrouillirt werden 30 *

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muß , ſo beabſichtige ich, die ganze 1ſte Escabron auf das Krakauer Gebiet ein rücken , und von derſelben die Dörfer Bobred , Mettfau , Jankowice .

1

und Podleze bereken zu laſſen , und mein Quartier felbft, in Vorausſeßung der Genehmigung Ew. Excellenz, nad Bobred zu verlegen , indem dieſe ge genwärtig im Centro der Aufſtellung gelegen , auch die Communication mit Krakau , ſo wie die mit dem Poſt: Amt zu Neu - Berun befördert und er: leichtert wird , im hieſigen Ort hingegen die auf dem Krakauer Territorium 1

ftationirten Abtheilungen des Regiments von mir zu weit entfernt ſtehen und zu ſpät von mir die nöthigen Befehle erhalten würden. Dadurch würde nun das Regiment folgendermaßen zu ſtehen kommen : Ein von allen 4 Escadrons

zuſammengeſeptes Commando in Krakau , ein dergleichen in Poreba , die 1ſte Escadron in Podleze , Jankowice , Mettkow und Bobrec , die 2te Escadron in Neu - Berun , Czarnuehowiß , Ropcziowig , Groß- und Klein- Chelm und Ebel med , die 3te Escadron in Imielin , Dziezkowiß , Jellin und Kraſſow , die 4te

Escadron in Brzezinka , Brzenskowiß und Slupna. Da der Dienſt jeßt bei Weitem nicht ſo anſtrengend als früher iſt, ſo würde ich, nachdem Em. Er: cellen; das Regiment beſichtigt, wohl 40 – 50 Pferde desſelben nach den ver: !

ſchiedenen Garniſonen zurüdſenden können. Cantonirunge - Quartier 3mielin , den 6. März 1836. v . Katte. «

Am 12. März beſichtigte der commandirende General Graf v. Zieten das Regiment und dankte demſelben , » daß es fich in den jeßigen Verhältniſſen ebenſo rühmlich ausgezeichnet habe , wie es ſolches an allen wichtigen Splacht 1

tagen früher gethan hat.

Am 16. März ſtanden die im Gebiet des Frei

ſtaates aufgeſtellten Detachements fer combinirten und der iften Escadron

folgendermaßen vertheilt : Jn der Stadt Rrata u Premier - Lieutenant b. Dlo : rowski mit 20 Pferden , in Poreba Lieuteuant . Weſtphal mit 20 Pfer: den , in Lipowice Lieutenant 0. Briren mit 10 Pferden , in Podleze 1 Un terofficier und 10 Pferde , ebenſo viel in Jankowice und Mettfow , in Bobred der Stab und 44 Pferbe , in Chelmed Lieutenant Ludwig mit 20 Pferden ,

und in Jellin Premier - Lieutenant v. Malachowski mit 20 Pferden . Ende März ging die Rönigliche Beſtimmung vom 6. November b. J. ein , wonach die nach Raliſch commandirten Mannſchaften zur Erinnerung an dieſen denkwürdigen Abſchnitt in ihrer Dienſtzeit eine ſchwarz, gelb und weiß mollene Schnur auf dem Epaulett tragen ſollten. Unter dem 30. März wurde der Major v. Ratte zum Oberft - lieutenant und Eommandeur des Garde - Dragoner - Regiments ernannt, doch behielt er vorläufig noch das Commando an der Grenze. Gleichzeitig trat Major v. Lupinski , Com mandeur des Landwehr - Bataillons des 37ſten Infanterie - Regiments , als 1

Commandeur unſeres Regiments an ſeine Stelle. A18 derſelbe am 8. Mai

bei dem Regiment eintraf, äußerte er darüber ſeine Freude, daß er das Glúc babe , den Vorzug zu genießen , an die Spige eines Regiments geſtellt zu wer: ben , in weldoem er ſeine militairiſche Laufbahn begonnen habe. -

Am 20 .

April verließen alle Detachements das Krakauer Gebiet und ſchon den 23.

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traten die Escabrons ihren Rüdmarſch von der Grenze nach ihren Garniſonen an , coch blieben unter dem Befehl des Premier- Lieutenants v. Dorowski, die Lieutenants v. Heugel, v. Baczinski und v. Reibenſtein mit 80 Bfer: ben in Klein - Chelm , Neu - Berun , Dziezłowitz und Slupna zurüd , welches Commando aber am 1. Auguſt auf 32 Pferde unter dem Lieutenant 1. Sieg roth , die in Rlein - Chelm und Dziezkowiß poſtirt waren , reducirt wurde. In dem Augenblick bes Abmarſches aus Krakau empfing der Oberſt >

1

1

Lieutenant b. Ratte folgendes Schreiben des Generals b. Kaufmann :

» In dem Augenblic , als fich nach dem Willen unſerer hohen Souve rains die unter Ew. Hochwohlgeboren Commando geſtandenen Rönigl. Preußi

ſchen Truppen aus dem Freiſtaat Rrafau wieder in ihre Heimath zurück diri giren , erfülle ich die angenehme Pflicht, Ew. Hochwohlgeboren den wärmſten Dank für Ihre Mitwirkung zur glüdlichen Realiſirung des uns vorgeſekten

Zweckes auszudrücen und Sie zu bitten , Zhren ſämmtlichen Herren Officieren gleidmäßig meinen Dank für ihren niớt geringen Antheil an der guten Sade zu ſagen , der Mannſchaft aber ineine Zufriedenheit mit ihrem muſterhaften Betragen und ihrem bei allen Gelegenheiten an den Tag gelegten guten Wil

len zu erkennen zu geben. Wie ich es für meine ſchuldige Pflicht erachte, meinen höchſten Behörden darüber den Rapport zu erſtatten , werde ich es mir auch angelegen ſein laſſen, das rühmliche Betragen der Königl. Preußiſchen

Occupations - Truppen und ihres würdigen Commandanten Sr. Excellenz dem General der Cavallerie Herrn Grafen b. Zieten mit der Bitte anzuzeigen , .

folches zur Aderhöchften Renntniß Sr. Majeftát Zhres erhabenen Souverains

zu bringen. Empfangen übrigens Ew. Hochwohlgeboren im Augenblic des Sheidens die Verſicherung, daß das Anbenken an ſo brave Truppen , wie ich hier ſie zu befehligen die feltene Ehre batte , mir ſtets theuer bleiben und baju

beitragen wird , Ew. Hochwohlgeboren bie Geſinnungen meiner ausgezeich: netften Hochachtung immerbar zu bewahren. Kratau , den 19. April 1836 .

Sr. R. R. Apoſtoliſdien Majeſtät wirflicher General - Major und Befehlshaber der im Namen der drei Schuß - Mächte das Gebiet des Freiſtaates Krakau beſeßenden Truppen

Kaufmann Edler v. Srauenſleinburg. «

Am 8. Auguft begann das Erereiren im Regiment bei Gleiwitz. Vom

27. Auguft bis 5. September fand die Brigade - Übung bei Neuſtadt ſtatt, woju bas Regiment folgende Cantonirungs - Quartiere bezog : Stadt Zülz, Hartſtein , Altſtadt , Groß- Pramſen , Muhlsdorf , Zeiſelwitz und Buchelsdorf. -

Bei der darauf folgenden Diviſions- Úbung vom 6. bis 21. September in der Gegend von Neiſſe lag es in Neunz, Wiſchke, Ritterswalde , Oppersdorf , 1

Deutſch - Ramiß und Dürr - Ramiß im Quartier. 3n Folge einer Meldung nach dem Einrücken des Regiments in ſeinen

Garniſonen ſchrieb der General Graf w. Zieten unter dem 4. October an den Commandeur : » Mit großem Vergnügen habe ich aus Ew. Hochwohlges

boren geehrtem Sohreiben vom 3. 0. M. entnommen , daß ſich bei dem adt

470

baren Regiment bei dem Einmarſch in die Garniſon nur ein vom Sattel ge drücktes Pferd befand. Ew. Hochwoblgeboren wollen Ihren Herren Escadrons: Chefs darüber meine Freude und Erkenntlichkeit in Güte vorlegen. . Bieten . «

Unter dem 22. October erhielt Wachtmeiſter Disput ber iften Escabron

die durch den Tod des Quartiermeiſters Kreikenbaum erledigte St. Annen Medaille durch Wahl einer Commiſſion .

Ende des Jahres gelangte eine

Aufforderung eines Comité's zu Beiträgen für die Errichtung eines Dent mals zu lyd über den aus Tykoczin herbeigeholten ſterblichen Überreſten des Generals v. Günther, zu dem Regiment , und das Officier - Corps ließ es 3

fich angelegen ſein , die Erinnerung an dieſen berühmten Chef des Regiments, deſſen wir in dieſen Nachrichten mit gebührendem Ruhme gedachten , auf's Neue zu beleben.

Die Perſonal : Veränderungen während des Jahres 1836 finden wir nach : ftebend verzeichnet:

Unter dem 5. Februar wurde der Seconde- licutenant v. Dziengel auf ein Jahr zur Dienſtleiſtung bei der lften Artillerie : Brigade commandirt und trat dies Commando am 3. Auguſt an.

Unter dem 12. März avancirte der Portépée - Fähnricht. Pacjenski ( * ) zum überzähligen Seconde : Lieutenant ; Seconde : Lieutenant Meyer rüdte in den Etat.

Unter dem 30. März abancirte Major b. Ratte zum Oberſt- Lieutenant und wurde Commandeur des Garbe : Dragoner - Regiments ; an ſeine Stelle bei dieſem Regiment trat Major b. Pupinsli vom Landwehr - Ba: taillon des 37ſten Infanterie - Regiments. Unter dem 11. Juni fchied der Seconde - Lieutenant Ludwig aus , der Unter:

officier v. Schipp wurde zum Portépée- Fähnrich befördert. Unter dem 8. Juli ſtarb der Seconde- Lieutenant Roßteutſcher zu Falkens berg an der Bruſtwaſſerſucht.

Unter dem 13. September wurde der überzählige Seconde - Lieutenant Baron v. Reißenſtein über den Etat einrangirt. Unter dem 22. October avancirten die Ulanen v. Frandenberg Ludwigs : -

dorf und Graf v. Strach wiß zu Portépée - Fähnrichs. s

Unter dem 8. December rückte der überzählige Sec.- Lieutenant v. 0. landen in den Etat. 1837.

Unter dem 14. Januar 1837 wurde Major 1. Lupinsli jum wirts

liden Commandeur des Regiments ernannt. Ihm verdankt das Regi: ment eine muſterhafte Ökonomie und eine gründlichere Ausbildung in der Hands babung der Lanze.. Um eine gewandtere Führung dieſer Hauptwaffe im Re: giment zu erzielen , führte er eine eigenthümliche Erercir - Methode zum Gebrauch 1

*) Ein ſeltener Zufall wollte , daß dieſer Officier in Krakau , wie ſein Vater bei

dem Cüraſſier - Regiment von Bunting im Jahre 1794 , nait der Erſtürmung des dortigen Syloſſes durch die Cüraſſiere, die Nachricht von ſeiner Beförde: rung erhielt.

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der Lange im Marſciren zu Fuß und eine beſtimmte Gefechtsform für das Einzelgefecht mit der Lanze zu Pferde ein. In Folge eines borhergegangenen Röniglichen Befehls änderte eine friegsminiſterielle Beſtimmung vom 3. Februar das erſte Tempo beim Auf- und Einnehmen und bei dem Präſentiren des Sábels , welcher in dieſem Tempo nur ſo hoch vor die Mitte des Leibes ges bracht werden ſollte, daß der Kopf des Gefäßes mit dem unterſten Montirungss Inopf abſchnitt.

Unter dem 14. Mai erhielt in Folge der Cabinet3 - Ordre vom 1. Dctos ber 1835 der Premier -Lieutenant v. 0. Landen den Ruffiſden St. Georgen

Orden 5ter Claſſe. – Durch Wahl einer Commiſſion wurde im Juli dem Wachtmeiſter Philipp die burch den Tod des Gefreiten Blum crledigte St. Annen - Medaille zuerkannt.

Yus Beſorgniß vor dem Umſichgreifen der wieder ausgebrocenen Cho lera fand in dieſem Jahr nur ein Ererciren im vereinigten Regiment bei Glei

wiß , welches am 17. Auguſt begann , ſtatt. Es wurden jeßt Anordnungen zur Auflöſung der Garniſon -Compagnien und zur Bildung der Veteranen Sectionen für die aus den Truppen ſcheidenden Halbinvaliden getroffen. Dieſe Veteranen fodten zum inneren Dienſt bei den Truppen , zur Beauf

ſichtigung der Lazarethe und Rammern , als Officierburſchen , Ordonnangen und in den Feſtungen zur Aufficht über die Straf - Abtheilungen 2. verwendet wer den. Am 29. September legte das Regiment für den am 21. verſtorbenen General der Infanterie Herzog Carl v. Medlenburg die Trauer auf 8 Tage an , er war commandirender General des Garde : Corps. Eine Beſtimmung des Königs vom 1. December berfügte , die Stan : dartenſtangen mit einem Blech zu verſehen , auf welchem der Name des Trup

pentheils , dem die Standarte gehöre , angebracht ſein ſollte. Auch wurde am Schluſſe des Jahres der Befehl bekannt , daß die Ulanen : Officiere Zaum

zeuge mit meffingenen Budeln und Schnallen künftig in jedem Dienſt gebrauchen ſollten , wodurch alſo die ſogenannten Interims - Zaumzeuge , welche bei dem Regiment üblich waren , ganz wegfielen. Die Perſonal- Veränderungen im Laufe des Jahres waren folgende: Unter dem 8. März wurde Major John mit dem Charakter als Oberſt

Lieutenant , der Erlaubniß , Regiments - Uniform mit den vorgeſchriebenen .

Abzeichen für Verabſchiedete zu tragen , und Penſion in den Ruheſtand berſegt. Er ſtarb am 15. November 1848 am Shlagfluß und wurde am

18. mit militairiſchen Ehren von der lften Escadron zur Erde beſtattet. Unter dem 8. März desgl. Rittmeiſter 6. Gallwit mit der geſeblichen Pens fion und der Weiſung, Armee - Uniform zu tragen , zur Dispoſition ges ſtellt. Unter dem 12. Juli erhielt er den nachgeſuchten Abſchied als Major mit ber Erlaubniß , die Regiments - Uniform mit den vorgeſdries benen Abzeichen für Verabſchiedete zu tragen und Penſion. Unter dem 30. März abancirte Major 1. Lupinsli zum Oberſt- Lieutenant.

Rittmeiſter . Holleben vom 12ten Huſaren - Regiment wurde als etatsmäßiger Stabs - Dfficier hierher verfekt.

472 Unter dem 27. Mai avancirte der Unterofficier v. Deger : Muljentin zum überzähligen Portépée - Fähnrid. Unter dem 15. Juni besgl. ber Premier -Lieutenant v. 6. Banden zum Ritt: meiſter und Escabrons -Chef , Seconde -Lieutenant Weber zum Pre mier Lieutenant und Sec.: Lieutenant v. Siegroth rúdte in den Etat. Unter dem 2. September wurde der Portépée -Fähnrich v. Witowsli von der 2ten Schüßen - Abtheilung zum überzähligen Seconde- Lieutenant et >

3

s

nannt und hierher berſet. Unter dem 29. November avancirte der überzählige Unterofficier v. Monſter

berg zum überzähligen Portépée- Fähnrid . 1838.

Unſer heutige Regiments - Chef, damals General - Major, erhielt im Jahre 1838 interimiſtiſch bas Commando der 14ten . Diviſion und 1840 eine Beſta 1

tigung in dieſer Stellung. Unter dem 30. März wurde an Stelle des ver abſchiebeten General - Lieutenants o. Rlúr der General - Major B. Þfuel , Commandeur der 3ten Infanterie - Brigabe, zum interimiſtiſchen Commandeur der 12ten Diviſion , General -Major v. Colomb ( * ) zum Commandeur der

15ten Diviſion und der Oberſt 6. Rheinbaben vom 7ten Huſaren - Regiment zum Commandeur ber 12ten Cavallerie- Brigade ernannt. Legterer wurde ſchon im nächſten Jahre unter dem 30. März zum General - Major befördert.

Für die Zeit der diesjährigen Zuſammenziehung des 22ften Landwehr: Cavallerie: Regiments , deſſen Führung dem Oberft þringen Adolf von Hohenlobe übertragen worden war , wurde der Seconde- Lieutenant Bedel als deſſen Adjutant commandirt. Dieſes Berhältniß wiederholte ſich für die fen Officier auch in den nächſtfolgenden Jahren und blieb beſtehen , ſo lange

der Prinz das genannte Regiment führte. Zur Übung des 23ften Landwehrs Cavallerie: Regiments , welches Major 1. Holleben commandirte , wurde der 8

Seconde - Lieutenant Meyer als Adjutant beſtimmt.

Vom 10. bis 23. Auguft erercirte das bereinigte Regiment bei Gleiwit und ſtand in dieſer Zeit in Gleiwiß , Preiſewiß , Trynnect und Scanpald. * ) Der General v. Colomb nahm in folgenden Worten von ſeiner Brigade Abſchied: » Indem ich die Führung der 12ten Diviſion und das Conimando der 12ten Cavallerie - Brigade abgebe , um meiner neuen Beſtimmung zu folgen , ift es mir eine ſchmerzliche Pflicht, Abſchied zu nehmen. Beide Regimenter der Brigade haben mir durch Tüchtigteit, gute Disciplin und ihr bereitwilliges Ont

gegenkommen auf alle meine Wünſche mein Verhältniß zu ihnen zu dem Ange: nehmſten gemacht. Je lieber ich ſie dadurch gewonnen , je ſchmerzlicher wird mir jeßt die Trennung , bei der mich hohe Achtung und das lebhafteſte Intereſſe für fie , ſowohl im Allgemeinen , als im Einzelnen und Perſönlichen für immer be:

gleiten werden. Möchten ſie auch mich im guten Andenken behalten. Sollte ich im Dienſteifer irgend Jemand verleßt haben , ſo möge die Verſicherung dies vers geſſen machen, daß das nie meine Abſicht geweſen iſt. Indem ich für alle Be: weiſe von Freundlichkeit meinen lebhafteſten Danf abſtatte, wünſche ich , daß dies

ſer mein wahrhaft ſchmerzlicher Abſchied allen Theilen der Regimenter bekannt gemacht werde.

. Colomb. «

473

In der Brigabe erercirte es vom 30. Auguſt bis 6. September bei Grottkau und eben dort hatte es auch die übung in der Diviſion vom 7. bis 22. Sep tember. Die Cantonirungs - Quartiere während der Brigade : Ubung waren : Leipe, Michelau, Bömiſchdorf und Seiffersdorf; während der Diviſions-Übung : Alt - Grotttau, Klein - Neudorf , Roppig , Tiefenſee, Raſchwig, Graafe und Groß Sarne. Am 12. September hatte die Diviſion eine Parabe und am 17. gegen die vom General Grafen v. Brandenburg commandirte 1lte Diviſion

ein Manöver zwiſchen Michelau und Löwen vor dem am 30. März zum In ſpecteur der 3ten Armee -Abtheilung ernannten Prinzen Friedrich von .

Preußen , Rönigl. Hobeit. Bei dieſem Manöver kam das Eigenthümliche vor , daß die bei Dohm die Neißbrüde angreifende Hauptmacht der 12ten Di vifion mit dem bei Löwen einen Scheinangriff machenden Detachement unter dem Oberft . Rheinbaben burch Relais , die langs des Neißbammes auf

geftellt waren , correſpondirte, um Einklang in die getrennten Operationen zu bringen ; allein die llte Diviſion unterſchied zeitig genug ben wirklichen von I

dem Scheinangriff, und die Abſicht der 12ten Diviſion fonnte nicht erreicht werden. In Betreff der perſönlichen Angelegenheiten im Regiment , iſt noch Folgendes während dieſes Jahres zu bemerken : Unter dem 18. Januar wurde der Escabrons - Chirurgus Utting zum Ba:

taidons - Arzt bei dem Iſten Bataillon 23ſten Landw.: Regts. ernannt. Unter dem 21. Januar erhielt der Oberſt- Lieutenant v. & upinski ben rothen Adler - Orben 3ter Claſſe mit der Schleife.

Unter dem 2. März avancirte der überzählige Unterofficier b. Garnier zum überzähligen Portépée - Fähnrich.

Unter dem 30. März wurde der Premier-Lieutenant Habi , aggregirt dem 6ten Ulanen - Regiment und zur Dienſtleiſtung als Adjutant bei der 11ten Diviſion commandirt , unter Belaſſung in dieſem Verhältniß als aggre girter Rittmeiſter bierber berfest. Unter dem 30. Mai avancirte ber Unterofficier W. Schimonsli zum übers

zähligen Portépée- Fähnrich.

Unter 12. Juni desgl. der Portépée - Fähnrich Carl v. Frandenberg - lud : .

wigsdorf zum überzähligen Seconde- lieutenant. Unter dem 26. September desgl. der Portépée - Fähnrich Graf Alexander B. Strach w iß zum überzähligen Seconde-Lieutenant.

Ilnter dem 30. November desgl. die Unterofficiere v. Treskow und Rudolf b. Siegroth zu Portépée - Fähnrichs. Da Se. Majeſtät der König beſchloſſen hatte , 1 Stabs - Officier , 2 Sub: 1839.

altern- Officiere unb 4 Unterofficiere der Cavallerie als Inſtructoren der Ottomaniſchen Pforte auf 3 Jahre zu überlaſſen , ſo forderte das Kriegs 1

Miniſterium unter dem 17. Januar bie Officiere auf , fich zu einer ſolchen Be ſtimmung zu melden. Im Januar wurden die Parole :- Befehle beim Garbe:: Corps vom 15. December v. 3. mitgetheilt , welche auch der Linie als Richts ſchnur dienen ſollten und welche beſtimmten , daß die Länge der Officier: überrode bis zum oberen Rande des Knie's reichen , die Dfficier - Müßen

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3.9 Zoll hoch und oben 10 Zou breit ſein ſollten , ferner , daß die Cavalleries

Officiere wie die Infanterie -Officiere den Degen , ihren Sábel durch einen

Suliß im Überrock und zum Überrod farbige Handſchuhe tragen dürften, auch außer Dienſt ihre Pferde mit braunem Zaumz eug reiten könnten.

Unter dem 6. Februar erhielt der faſt 70 -jährige General der Ca: vallerie Graf v. Zieten ( * ) die erbetene Entlaſſung als General Feld: marſhall mit der geſeblichen Penſion und wurde dem General - Lieutenant und Commandeur der 11ten Diviſion Grafen v. Brandenburg bie Waþr: nehmung der Geſchäfte des General-Commando's des VIten Armee- Corps úbers tragen , doch ſchon am 29. November ernannte ihn der König zum comman direnden General dieſes Corps.

Am 14. Februar legte das Regiment auf

8 Tage Trauer für den verſtorbenen General der Infanterie Landgras fen Ludwig von Heſſen - Homburg, Gouverneur von Luxemburg , an. Unter dem 4. April fügte der Regiments - Commandeur den borhandenen

Inſtructionen über die Dienſt: Obliegenheiten eines Cavalleriſten noch die für das Fouragiren hinzu, worin beſonders die Conſtruction bes Neges zum Fortbringen des Futters ſehr bemerkenswerth war. Ende April bereifte zum

erſten Mal der General Graf v. Brandenburg in Begleitung des Oberſten v. Staff die verſchiedenen Garniſonen des Regiments und inſpicirte die Win : terdreſſur bei den Escadrons. Das Negiment übte in fich vereinigt vom 12.

Auguſt ab 14 Tage lang bei Gleiwit , vom 1. bis 8. September in der Bri: 1

gade und vom 9. bis 24. September in der Diviſion bei Neiſſe, zu welchen

beiden legteren Übungen es Quartiere in Riemertsheyde !, Weißenberg , Großs Neuendorf und Hannsdorf bezog. Durch die Böswilligkeit eines Knechts brach in Groß- Neuendorf Feuer aus , wodurch ein großer Theil des Dorfes in Aſqe

gelegt wurde und wobei dem Rittmeiſter Mens 2 eigene und dem Regiment 4 Rönigl. Dienſtpferde verbrannten. Auch bei dieſer Divifions - Übung war Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen gegenwärtig. Ende Auguſt folgte das Officier- Corps febr bereitwillig einer Aufforbe: rung der Sqlefilden Provinzial- Stande zu freiwilligen Beitragen für die Errichtung einer Reiterſtatue Friedrich des Großen in Breslau. Unter dem 9. October gab der commandirenbe General Graf v. Bran : denburg den Cavallerie- Regimentern eine genau mit dem Reglement über: einſtimmende Vorſchrift, welche zugleich die Commando's enthielt, wonad fünftig 1

bei Beſichtigungen der Bahnreiterei verfahren werden ſollte, um im Armee Corps darin die nothwendige Gleichmäßigkeit zu erzeugen. In dieſem Jahr zeigte ſich bei den Pferden der Cavallerie an verſchiedenen Orten eine bis da: bin nicht gefannte Krankheit, der man den Namen influenza gab. *) Eigenhändig fügte der König der über die Verabſchiedung ſprechenden Cabinets:

Ordre hinzu : » Äußerſt ſchwer iſt es Mir geworden , auf Ihr wiederholtes Ge: ſuchy einzingehen , indem ich fühle , welch großer Verluſt es für die Armee ift,

einen Mann Ihres Gleichen , einen im Kriege wie im Frieden ſo ausgezeichneten und bewährten Feldherrn , aus einer ſo langen und ebenſo ehrenvoll zurüdge: legten militairiſden Laufbahn ausſcheiben zu ſehen . " K

475

Nach der Herbſt übung ging der Seconde- Lieutenant v. Dziengel nach Berlin ab , um der ihm unter dem 12. Auguſt gewordenen Erlaubniß, bei der Garbe: Pionier - Abtheilung ein Jahr Dienſte zu leiſten , nachzukommen. Die Beförderungen, der Abgang und Zuwachs im Officier - Corps und den dazu gehörigen Aſpiranten im Laufe des Jahres 1839 waren folgende : Unter dem 18. März wurde der Rittmeiſter . Arnsdorf mit Penſion zur Dispoſition geſtellt. Er erhielt unterm 26. Márz 1840 den Abſchied bewilligt mit dem erbetenen Charakter als Major , Regiments - Uniform und Penſion.

Unter dem 30. März avancirte der Oberſt-Lieutenant v. Lupinski zum Oberſt mit Patent vom 15. April ; ferner wurde Rittmeiſter Enuppius , ag gregirt dem 6ten Ulanen - Regiment , als aggregirter Major mit Be laſſung in ſeinem Verhältniß als Adjutant des Remonte - Inſpecteurs hierher verfekt.

Unter dem 15. Juni avancirte der Premier Lieutenant Mens zum Rittmeiſter und Escadrons - Chef , ber Seconde : Lieutenant v. Frandenberg zum

Premier-Lieutenant und der Portépées Fahnrich b. Sdipp zum über: zähligen Seconde - Lieutenant. 3

Unter dem 29. Auguſt farb der Premier - Lieutenant und Escadronsführer bei dem 22ſten Landw. - Regt. zu dieſer Zeit , 6. Malachowski in Coſel. Unter dem 19. September avancirte der Secondes Lieutenant V. Boddien

zum Premier- Lieutenant und der Portépée - Fähnrich B. Schimonski zum überzáhligen Seconde - Lieutenant.

Am 31. Mai 1840 , dem Tage der Thronbeſteigung Friedrid des 1840. Großen vor Hundert Jahren , ging dem Regiment ein Bild als Geſchenk Sr. Majeſtät des Königs zu , welches in 4 Perſonen die getreue Darſtellung

der Bekleidung und Bewaffnung des Regiments bei dem Tode des großen

Rönigs enthält , und war dasſelbe von folgender Cabinets - Orbre begleitet : $

>> 3

babe für diejenigen Regimenter der Armee , welche ſchon unter der

Regierung König Friedrich II. beſtanden , ein Bild anfertigen laſſen , welches ihre Bekleidung und Bewaffnung aus dem Jahre 1786 auf das Allergenaueſte darſtellt. Ein ſolches Bild übergebe 35 hiermit dem 2ten Ulanen - Regiment,

damals Regiment Bosniaken ( Huſaren - Regiment Nr. 9 ) , mit der Beſtimmung, daß dasſelbe in der Wohnung des jedesmaligen Regiments - Commandeurs aufbewahrt und die noch nachfolgende Zuſammenſtellung von dazu gehörigen Notizen im Regiments - Archiv deponirt werde , und 3d erwarte , daß das Res

giment Meine damit verbundene wohiwollende Abſicht, das Gedächtniß jener glorreichen Periode hierdurch zu erneuern , in welcher das Regiment auch ſeis .

nerſeits ebrenvoll mitwirkte , erkennen werde. Berlin , den 18. April 1840. An bas 2te ülanen - Regiment.

Friedrich Wilhelm. «

476

XXVII.. Geſchichte während der Zeit des jekt regierenden Königs Majeſtät. Wenige Tage nad der Grundſteinlegung zum Monument Friedrich des Großen in Berlin , welchem feierlichen Act außer den bei der Lehrs

Escabron commandirten Mannſcaften auch ein Officier unſeres Regiments , der lieutenant v. Dziengel , beiwohnte , ftarb am 7. Juni der König

Friedrid Wilhelm III. , tief betrauert von allen ſeinen Unterthanen und beſonders von der Armee , der er in jeder Beziehung und zu allen Zeiten eine mohlwollende väterliche Sorgfalt batte zu Theil werden laſſen . Sobald die Nadricht von dem Tode des Königs bei dem Regiment ein traf, leiſtete dasſelbe dem nunmehrigen Rönige Friedrich Wilhelm IV. den Eid der Treue. Für den hochfeligen Rönig legte die 12te Diviſion bis zum 2. Juli tiefe Trauer und von da ab bis zum 23. Juli die ſogenannte

halbe Trauer an , doch gab es viele Militairs , die aus perſönlicher Anhang lichkeit an den verſtorbenen Monarchen dieſe Trauer noch auf längere Zeit ausdehnten. Unter dem 10. Auguft und 10. September erließ der König Friedrich

Wilhelm IV. eine Amneſtie für politiſche und ſolche Verbrechen, welche nicht zu ben ſchwerſten , als da ſind: Morb , Raub , Diebſtahl, linterſợlas gung u. bergl. gehörten.

Das Regiment exercirte in dieſem Jahre vom 9. Auguſt ab vereinigt bei Gleiwit ; es übte in der Brigabe vom 24. Auguſt bis 5. September bei Patſch:

kau und ebendort machte es vom 6. bis 20. September die Diviſions - Übung 3

mit. Die Quartiere in der Brigabe waren : Alt- Patſchkau, Schwammelwig , Heinersdorf . Rothmannsdorf, Peterwib , Rradwitz und Möſen .

An Stelle

der drei erſteren Orte erbielt das Regiment während der Diviſions - Übung die Dörfer Hermsdorf , Raldau , Brunſchwitz und Würben.

Unter dem

10. September wurde der General-Major v. Þfuel als Divifions : Comman 2

deur beſtätigt.

Um den Tag der Erbbuldigung am 15. October in Berlin mit einer Anerkennung für die Armee zu bezeichnen , bewilligte der Rönig allen Lieutes nants der Linie und der Landwehr , welche die Kriegsdenkmünze für Combat:

tanten erworben hatten , eine Charakter - Erhöhung und eine Feldzulage von monatlic 8 Thlr. Durch Cabinets - Ordre vom 10. December genehmigte der König , daß für die Folge 9 Officiere der Cavalerie und Artillerie zum Beſuch der Thierarznei - Schule in Berlin , während eines zweijährigen Lehr Curſus zu zulaſſen ſein ſollten. Unter dem 26. December erhielt der Seconde: 1

Lieutenant Baron b. Neißenſtein die Erlaubniß , ein Jahr lang bei der 6ten Artillerie - Brigade Dienſte zu leiſten.

477

Die Perſonal- Veränderungen dieſes Jahres folgen nadſtehend: Unter dem 11. Januar wurde dem Major 6. Holleben geſtattet, mit dem Major v. Poor charly vom 5ten Illanen - Regiment zu tauſchen und

wechſelten daber beide ihre Stellungen. Ferner erhielt Premier- Lieute nant b. Frandenberg den nachgeſuchten Abſchied mit dem Charakter als Rittmeiſter , Armee-Uniform , Ausſicht auf Civil- Verſorgung und Penſion. Unter dem 2. Mai wurde Major Enuppius , Adjutant bei der Remonte: Inſpection , zum interimiftiſchen Priſes der Remonte - Ankaufs Commiſ fion in Preußen ernannt und dem Iſten Dragoner: Regiment aggregirt. IInter dem 16. Mai ſchied der Seconde - Lieutenant . Frandenberg - Lud : .

1

3

wigsdorf aus.

Er wurde unter dem 10. März 1841 in bas lfte

Bataillon 22ſten Landwehr - Regiments einrangirt.

Unter dem 16. Juni abancirte der Portépée -Fähnrich b. Monſterberg zum überzähligen Seconde- Lieutenant.

Unter dem 27. Juli tauſchte der Portépée: Fähnrich Weger mit dem Port épée - Fähnrich Pfeiffer vom 38ſten Infanterie - Regiment und wird unter dem 30. September zum Secondes lieutenant ernannt. Unter dem 9. Auguft wurde der Sadett. Rönig als Seconde- Lieutenant hier angeſtellt.

Unter dem 23. Auguſt erhielt der Rittmeiſter Driwer den nachgeſuchten Ab: ſchied mit dem erbetenen Charakter als Major , Regiments - Uniform und Benfion. 3

Unter dem 30. September avancirte der Premier - Lieutenant v. Olorowski zum Rittmeiſter und Escadrons - Chef , der Seconde- Lieutenant v. Feh rentheil I. zum Premier - Lieutenant.

Unter dem 20. December erhielt der Premier - Lieutenant Weber den Cha 3

rakter als Rittmeiſter.

Um den Einzigen der Unterofficiere und ulanen , welchen 1841. noch die Rriegs - Denkmünze fomůdte , für ſeine muſterhafte fonftige Führung zu belohnen , ernannte am 1. Januar 1841 der Regiments - Commandeur ben Quartiermeiſter der 1ften ES :

cabron Baumgart zum Wachtmeiſter. Ein Diviſions - Befehl vom 1. Mai beſtimmte den Premier - lieutenant v. W eftpbal zum Escabronsführer bei dem 3ten Bataillon 22ften Landwehr: Regiments und den Seconde- Lieutenant b. Dziengel als Lehrer bei der Dis viſions - Schule in dem Fache der Militair- Wiſſenſchaften vom 15. October ab. Mit dem 31. Juli begann das Ererciren des vereinigten Regiments bei Gleiwik. Um 20. Auguſt traf der Stab und die 1ſte Escadron in Banfau

und Sögewiß , die 2te in Stein , Biſchkowiß und Jeſchwiß, die 3te in Naſel wiß und die 4te in Wilſchkowitz ein , um auf dem Plaße bei Groß- Ting in der Brigade zu ererciren. Den 25. Auguft bezog das Regiment Cantonirungs Quartiere in Landau , Fürſtenau , Ober- und Nieder - Struſe, Schmachtenhayn ,

Sadwiß und Rapsdorf, und übte bis zum 29. Auguft auf dem Plage bei dem

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Vorwerk Simsſchüß das Ererciren im Verbande mit den übrigen Cavallerie

Regimentern des Corps , wozu auch die der Landwehr traten, unter der Füh 1

rung des General -Majors v. Rheinbaben.

Dem Viten Armee - Corps wurde in dieſem Jahre die Ehre zu Theil , die Herbſt- Übungen in Gegenwart Sr. Majeſtát des Rönigs , welcher beglei: tet von Jbrer Majeſtät der Rönigin , den Brinzen und Prinzeſſin :

nen des Hauſes, den Erzberzögen von Öſterreich Carl und Fer : dinand , dem Prinzen Carl von Baiern und vielen anderen Fürſten und Generalen , unter denen ſich auch der Franzöſiſche General Rimigno befand , in Solefien erſchien, abzuhalten. .

Unter dem 3. Juni waren für die Truppen - Übungen neue Beſtimmungen ergangen , welche ſowohl die Zeiteintheilung, als aud das Formelle dieſer übungen auf eine dem Kriege mehr entſprechende Weiſe änderten. Die Brigade foute künftig die größte Truppen - Abtheilung fein für Übungen in der reinen Elementar - Taktik, die übung in größeren Truppenmaſſen dage gen mehr in Feld -Manóvers befteben , die nicht nach vorhergegangenen lang 1

vorbereiteten Dispoſitionen auszuführen waren , ſondern bei denen die Führer

nach den obwaltenden Verhältniſſen unmittelbar und augenblidlich die Entideis dung zu treffen hätten. Das Corpstrat am 30. Auguſt zuſammen . Das Regiment belegte die Orte : Jakobsdorf, Tſchechen , Sabath und Roftenblut. 1

Die Zeiteintheilung war folgende: Vom 31. Auguft bis 3. September Parade

und Manóver gegen den marfirten Feind. Am 4. September rückten die Trup pen in engere Cantonirungen. Unſer Regiment nad Ober- und Nieder - Urns: dorf. Den 5., 6. und 7. Felo - Manóver , den 8. Ruhe und Ausſeßen der Vor poſten , den 9. , 10. und 11. Felo - Manöver, den 12. Ruhe und den 13. große Parade. Die Feld - Manöverwurden gegen das Vte Armee - Corps unter dem General der Infanterie b. Grollmann ausgeführt. Die General-Idee dazu war folgende : Ein Weft: Corps ( Vtes Armee Corps ) iſt im Anmarſch über Goldberg und läßt die Abſicht, etwas gegen :

1

>

Schweidnit zu unternehmen , vermuthen. Ein Dſt -Corps ( VItes Armee- Corps ), das hart am Zobtenberge gelagert hat , geht demſelben über Strigau entge gen , um es zurückzuwerfen. - Das Dſt - Corps verſammelt fich hinter dem Freiburger Waſſer , ſeine Avant - Garde bält Strigau beſeßt. Das Weft - Corps iſt bei Jauer eingetroffen und hat ſeine Avant - Garde gegen den Krebsbach -

bei Herzogswalde vorgeſchoben. – Aus den Verſtärkungen , die der eine oder der andere Theil erhielt , ergab ſich, daß in den erſten drei Manóver - Tagen

das VIte Armee- Corps , in den legten aber das Vte im Vorgeben , alſo in der Offenſive bleiben sollte. Während der Naet bivouakirten beide Corps und fepten Vorpoſten gegen einander aus. Am Abend des 6. , als das Regiment hinter dem Bad , der von Hermsdorf fommt , bivouafitte, kam der General Rimigny zu demſelben und wurde vom Officier - Corps gebührend empfangen . Der Regiments -Commandeur Oberſt o. Lupinski ließ , obgleich er eine Brigade , beſtehend aus unſerem und einem Landwehr - Cavallerie - Regiment, .

479

führte, das Regiment nicht aus dem Auge, und war ſtets beſtrebt, dasſelbe Sr. Majeſtät unter günſtigen Momenten vor Augen zu führen. So ftieg er mit demſelben den Hollenberg hinan , ſchwenkte nach der rechten Flanke ein und warf fid in die Flanfe der gegen unſere Truppen ſchwärmenden feindli

den Huſaren. Dieſe zogen fich wegen dieſes Angriffs eilig auf ihre dahinter: ſtehende Reſerbe - Cavallerie zurück, wodurd dieſelbe aber an der Entwickelung gehindert wurde , welches wiederum von den Oberſten benugt wurde , um auch dieſe, in der Colonne ſtehend, ſchnell zu attaliren .

Viel Beifall erhielt eine nach Lüſſen am 10. September zurückgebende Feldwache, welche von dem abmarſcirten Regiment auf den Höhen von Merz: dorf bis zur Anfunft des Feindes zurückgelaſſen worden war , als ſie am

Ausgange des Dorfes auf Se. Majeſtät und ſein zahlreiches Gefolge ſtieß , und um die Suite durch den Weitermarſch auf der Straße nicht zu beläſtigen , zwei bedeutende Straßengräben überſpringen mußte. Die Pferde nabmen dieſe Hinderniſſe mit Leichtigkeit und das Regiment batte hier Gelegenbeit , die Auf merkſamkeit vieler fremder Officiere auf ſich zu zieben. - Auf beſonderes Verlangen des Diviſions - Commandeurs erhielt das Regiment beim Vorgeben des Corps ftets die Avant - Garde und machte bei dem Zurücgeben desſelben S

die Arriere - Garbe der Diviſion.

Der König außerte nach Beendigung dieſer in vieler Bezie : bung ro glänzenden Revue , die größte Zufriedenheit über die Truppen des VIten Armee - Corps. Am 14. September gab die Schles fiſde Ritterſd aft Sr. Majeſt åt dem Könige in Breslau ein Feſt, welches fich durch reiche Pradyt, Eleganz , ziedmaßige und geimadvolle An : ordnungen auszeichnete. Viele Officiere des Regiments nahmen als Gäſte 1

an demſelben Theil.

Folgende Perſonal - Veränderungen traten in dem Jahre 1841 ein : Unter dem 1. März avancirten die Unterofficiere v. Gorß und Weft p hals to.

Bergener zu Portépée- Fähnrichs. linter dem 13. Mai erhielt der verabſchiedete Wadytmeiſter Schwefel ber 4ten Escadron den Charakter als Seconde - Lieutenant.

Unter dem 12. Auguſt wurde der Sabetten - Unterofficier 30bn als Secondes Lieutenant bier angeſtellt. Unter dem 29. September avancirte ber Ulan 1. Niebelich ü 3 zum über

zähligen Portépée - Fähnrich und der Portépée- Fähnrich v. Treslow >

wurde zum iften Cüraffier - Regiment verſekt. Unter dem 30. November avancirte der Escabrons -Chirurgus Dr. Rieß zum Bataillons - Arzt des 3ten Bataillons 22ften Landwehr - Regiments.

Unter dem 9. December wurde Major v. Werner vom 2ten Bataillon 10ten

Landwehr - Regiments als aggregirt hierher verſekt. Unter dem 28. December erhielt Portépée - Fähnrich Pfeiffer wegen Inva: lidität den Abſchieb.

Unſer Regiments - Chef avancirte im Jahre 1842 zum General - Lieute: 1842.

nant und im folgenden Jahre zum General - Adjutanten Sr. Majeſtät des

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Rönigs. Eine Cabinets - Orbre vom 30. März bewilligte allen Premiers Lieutenants bas böhere Gebalt dieſer Charge - bei der Cavallerie

von 30 Thlr. monatlich – und ſämmtlichen Seconde - Lieutenants eine monat : lide Gebaltszulage von 3 Thlrn.. - Unter dem 7. April wurde der Di viſions -Commandeur General - Major v. Þfuel zum General- Lieutenant befördert und zum erſten Commandanten in Stettin ernannt. An feine Stelle

als Commandeur der 12ten Diviſion trat der General - Major b. Barnet , bisher Commandeur der 14ten Cavallerie - Brigade. Derſelbe bereifte zur In ſpicirung ſchon im Mai die Garniſonen des Regiments.

Jm Juli wurde die Inſtruction einer unter dem Vorſit Sr. Rönigl. Hos heit des Prinzen von Preußen mit ihrer Abfaſſung beauftragten Commiſſion , über die Aufſtellung und den Gebrauch größerer Caballerie - Maſſen von 8 bis

12 Regimentern Cavallerie und 2 bis 3 Batterien reitender Artillerie, mitge: theilt. Ihr liegt die Idee zu Grunde , daß große Cavallerie -Maſſen den Feind durch ein ſchnelles Zurüdlegen großer Räume mit Rraft überraſchen müſſen,

um durch die dabei erzeugte Übermacht bedeutende Theile ſeiner Streitkräfte zu zerſtören , hierdurch den Sieg zu beginnen oder wenn er von anderen Wafs fen erkämpft iſt, ihn durch eine kräftige Verfolgung vollſtändig zu machen. .

Das Regiment erercirte bom 9. bis 12. Auguft vereinigt bei Gleiwig, bom 28. Auguſt bis 4. September übte es in der Brigade, vom 5. bis 16. September in der Diviſion bei Neiſſe, zu welchen beiden Übungen es Quars tiere in Glumpenau, Gießmannsdorf , Woiß , Tſdauſchwi , Udersdorf , Weið : lich , Perſchtenſtein, Laskowiß , Bedlik , Keiſewiß und Graſchwiß bezog. Am 1. October wurde Rittmeiſter Weber zum Stamm des Iſten Ba: taillons 22ften Landwehr - Regiments commandirt und Seconde- Lieutenant Am 15. October traf der v. Heugel trat an ſeine Stelle als Adjutant. - Um Lieutenant Baron b. Reißenftein zum Beſuch der Allgemeinen Kriegsſchule in Berlin ein. Von hier terte nach Beendigung ſeines Commando's bei der Lehr -Escadron am 1. October der Lieutenant . 8. Landen zum Regiment 1

.

.

zurüđ. Unter dem 12. Detober wurde dieſer v. 0. landen durch den com: mandirenden General im Namen Sr. Majeſtät des Rönigs wegen ſei: ner im verfloſſenen Jahre bei Gefangennehmung des berüchtigten Inquifiten Rubißa in Gubrau, auf deſſen Einbringung bie Preußiſche ſowohl als die

Öſterreichiſche Regierung Preiſe ausgeſeßt hatten , bewieſenen EntſĐloſſenheit belobt. Eine Rönigliche Ordre vom 23. October verfügte die Verkleinerung der Czapka's und Verkürzung der Epauletts bei den Ulanen , eine

andere vom 10. November eine ſchwarz-weiß gedrehte wollene Schnur am Epaulett als Abzeichen für einjährige Freiwillige. Der Abgang und der Zuwachs in dem Officier - Corps und ſeinen Aſpi ranten während des Jahres 1842 ergiebt ſich aus Nachftebendem : Unter dem 3. März avancirten die überzähligen Unterofficiere v. Hertel , $

Graf b. Wengerski und b. Gallwiß zu überzähligen Portépée: Fåbnrichs.

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Unter dem 7. April wurde der aggregirte Rittmeiſter und dienſtleiftende Ab jutant ber 3ten Diviſion in der Adjutantur, die aggregirten Rittmeiſter

8. Triebenfeld und v. Pojewski zu Majors ernannt ; der Seconde: Lieutenant Graf v. Strad wiß auf fein Anſuchen mit dem geſeblichen Vorbehalt entlaſſen .

Unter dem 9. Juni avancirte der Portépée - Fähnrich Rudolph 0. Siegroth zum überzábligen Seconde:Lieutenant. Unter dem 8. September wurde Major 1. Lojewski auf ſeinen Antrag zum 1ſten Süraffier- Regiment verſeßt.

Unter dem 29. November avancirte der Ulan Matting zum überzähligen Portépée - Fähnrich.

Beim Beginn des Jahres 1843 ging die unter dem 28. December 1842 1843.

erlaſſene friegsminiſterielle Erläuterung ein , nach welcher Officiere, die vor .

bem 20ſten Lebensjahre in den Dienſt getreten , auch ebenſo viel Jabre vor

dem 39ften Lebensjahre ihre Entlaſſung ohne weiteren Vorbehalt fordern könn : ten , eine Beſtimmung, durch die der Inhalt der Cabinets - Ordre vom 16. September über die Militairdienſtpflicht aber weiter nicht geändert wurde. Unter dem 15. März erhielt der Brigade - Commandeur Gener al-Ma jor b. Rheinbaben den nachgeſuchten Abſchied mit Charakter als General Lieutenant und Penſion. Ihm verdankte die Brigade ein Ererciren mit ſehr lebhaftem Trabs Tempo , welches er gleich wie bei dem Bahnreiten auf 300 Schritt in der Minute feſtſtellte, auch hatte er ſein beſonderes Augenmerk auf :

das Zurüdjatteln der Pferde gerichtet. An ſeine Stelle trat als Commandeur des 12ten Cavalerie - Regiments Oberſt v. Weſtphal vom 4ten Huſaren Regiment. - Ende März wurden auch bei dein Regiment Verſuche mit der

viel Aufſehen erregenden Reitmethode des Franzöſiſchen Stallmeiſters Baus der gemacht, welche aber , wie überhaupt in ber Armee , auch hier bald fallen gelaſſen werden mußten. Eine Rönigliche Verfügung vom 26. April berbot das Engliſiren der Ebargen - Pferde und geſtattete auch langſ d w änge bei Paraten zu reiten. Unter dem 29. Mai gab ein Brigade - Befehl eine ſehr zweckmäßige Form an , wie bei den aljáhrlichen Muſterungen die vorzuzeigenden Gegen: .

.

1

ſtände von den Mannſchaften überſichtlich geordnet borgelegt werden ſollten .

Unter dem 20. Juli erſchien eine Verordnung des Königs über den von den

Officieren zu bildenden Ehrenrath und die Ehrengerichte, um die ge meinſame Ehre der Genoſſenſchaft, ſo wie die Ehre des Einzelnen zu wahren.

Am 6. Auguſt wurde șas tauſendjährige Beſtehen des Deut fden Reichs durch einen darauf Bezug nehmenben Gottesdienſt in allen Kirchen gefeiert. Vom 8. bis 21. Auguſt erercirte das Regiment vereinigt bei Gleiwiß , vom 28. Auguſt bis 4. September in Verbindung mit dem 6ten Hu:

ſaren - Regiment bei Neiſſe, wobei es Cantonirungs -Quartiere in Polniſch, und Deutſch -Wette , Markersborf , Altewalde und Röppernit bezog , dieſe auch

während der Diviſions - Übung vom 5. bis 16. September behielt , obgleich es :

auf fürzere Zeit zu den Felddienſt - Übungen auch Quartierwechſel batte. Ein 31

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während dieſer Feldmanöver von dem Oberſt b. W eftphal ausgeführter nächts licher Überfall bei Rothbaus gab ein ſehr getreues Bild der Wirklichkeit. Das Regiment führte im Laufe aller dieſer Übungen , in Stelle des beurlaubten Commandeurs , abwechſelnd Major v. Podrcharly und Major 1. Werner. Eine Cabinets - Ordre vom 21. Juli befahl der Armee , für den in Brom berg verſtorbenen Prinzen Auguſt bon Preußen auf 14 Tage und eine andere vom 16. September für den verſtorbenen General der Infanterie v. Gromann auf 3 Tage Trauer anzulegen. · Am 1. October erhielt der

Unterofficier Grund der 4ten Escadron für ſeine in eder Beziehung auss gezeichneten Leiſtungen bei der Lehr - Escadron die große filberne Medaille als Belohnung.

Durch Cabinets - Drdre vom 7. December veränderte der Rö:

nig die Uniform der Ulanen - Regimenter , indem dic Collets Rabatten von der Farbe der Rragen und eine andere Form des Shooßbefaßes haben

follten , auch erhielt der Tuch überzug des Czapka's die Farbe der Epau letts. – Eine Königliche Beſtimmung vom 28. December ſprach ſich über die Verminderung der überzähligen Officiere aus , wonach bei drei Ab gangsfällen nur zwei Stellen fünftig zur weiteren Beſeßung durch die Truppen ihnen verbleiben durften , die dritte aber nicht wieder beſegt werben ſollte.

Folgende Perſonal- Veränderungen traten im Jahre 1843 ein : Unter dein 22. März wurde der Premier - Lieutenant mit Rittmeiſter - Charaf: ter Weber als Rittmeiſter und Escadrons - Chef in das 3te Süraffier

Regiment , der aggregirte Major v. Triebenfeld als Escadrons - Chef in das 5te Ulanen- und der aggregirte Nittmeiſter Hahn als ſolcher in das 6te Huſaren - Regiment verſekt. Unter dem 1. Mai erhielt der Regiments - Arzt Sqramm den nachgeſuchten Abſchied mit Penſion.

Unter dem 8. Mai wurde der Stabs - Arzt Dr. Zilmer zum Regiments. Arzt init Capitains - Rang ernannt.

Unter dem 12. Juni avancirte der Seconde - Lieutenant Pebell zum Premier Lieutenant und der überzählige Seconde- Lieutenant b. Soimonski rückte in den Etat.

Unter dem 26. September avancirte der überzählige Portépée- Fähnrich Weſt 1844.

pbal v. Bergener zum überzähligen Seconde-Lieutenant. Durch Cabinets - Orbre vom 27. Januar 1844 empfahl der König den Officieren der Armee , ſich durch Theilnahme am Fechts Unterricht Gewand: beit in der Handhabung der blanken Waffe zu verſchaffen. Eine Rönigliche Verfügung vom 8. Februar gab den Ulanen - Officieren die Erlaubuiß, zu allen Bällen und Feſten blaue Beinkleider mit breiten Strei: fen nach der Farbe der Kragen in Verbindung mit den Collets anlegen zu dürfen. - Ende Februar mußte die 3te Escadron die Bewachung des Jn 1

quiſitoriats in Ratibor übernehmen und erhielt dadurch eine ſehr anſehnlice Vermehrung ihres Wachtdienſtes.

Unter dem 14. März verlieh der König den Ulanen - Regimentern udler an den Czapka's , fie hatten bei der Linie die Form des für die

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Linie vorgeſchriebenen Adlers , und zwar ſollten die drei álteſten Regimenter den Namenszug F. W.R. , die übrigen aber F. R. in demſelben führen . 1

Um dem Mangel an guten Schullehrern möglichſt abzuhelfen , geneh migte der König unter dem 16. Mai , daß 12 Jahr dienende Unterofficiere, welche Fábigkeiten und Neigung zum Lehramt hatten, als ſolche angeftelt

werden könnten.. Bei der diesjährigen landwehr- ibung führte Major v. Podſarly das 22ſte Landwehr- Cavallerie - Regiment. Als Adjutant war ihm der Lieutenant v. Febrent beil II. beigegeben worden. Am 1. Juni traf der zu den topographiſchen Vermeſſungen des großen Generalſtabs berufene SecondesLieutenant b. Dziengel in Frankfurt a. D. ein , um dort den Auftrag zur Aufnahme der Gegend bei Beeskow zu erhalten , einen Monat ſpäter trat der Seconde- Lieutenant . Brigen an die

Stelle des als Escadronsführer zum Cavallerie : Stamm des 2ten Bataillons

22ſten Landwehr- Regiments commandirten Premier ·Lieutenants v. Boddien. Vom 11. bis 24. Auguſt erercirte das Regiment vereinigt bei Gleiwit , .

vom 31. Auguſt bis 7. September in der Brigade bei Grottfau , wo es Duar:

tiere in der Stadt Grottfau , in Woiſſelsdorf, Halbendorf , Tharnau und Lichs

tenberg erhielt. Zur Diviſions - Úbung vom 6. bis 20. September bei Grott .

kau bezog es die Cantonirungen in Olbendorf , Lichtenberg, Herzogswalde und Groß- Zankwiß. - Am 1. October traf der Seconde - Lieutenant v. Wi towski bei der Lehr - Escadron in Berlin ein , ihm folgte dahin Seconde - Lieu:

tenant John , welcher unter dem 10. October die Erlaubniß zur Dienſtleiſtung auf 1 Jahr bei der Garde - Pionier : Abtheilung erhielt , ſo daß alſo während des Winters von 1844 zu 1845 4 Officiere des Regiments fich in Berlin commandirt befanden , eine Erſcheinung, die ſelbſt Se. Rönigl. Hobeit der Prinz von Preußen bei einer Aſſemblee im Palais Sr. Rönigl. Hobeit des Prinzen Carl von Preußen , wo ſie von Höchſtdemſelben bemerkt zu wer: den das Glück hatten , als felten vorkommend bezeichnete. 1

Im Jahre 1844 war der Zuwachs und Abgang in dem Officier- Corps und ſeinen Aſpiranten folgender :

Unter dem 4. Februar ſtarb zu Brieg der Portépée - Fähnrich Hugo 0. Nies belſchůz an der Nervenſchwindſucht.

Unter dem 3. Februar wurde der im April vorigen Jahres zum Portépée Fähnrich v. Seydlig und Rurzbach als überzähliger Seconde- Lieu nant zum 3ten Ulanen - Regiment verſeßt.

Unter dem 16. März wurde der Portépée - Fähnrich Benno b. Gör ; II. zum 3ten Dragoner - Regiment verſekt und der Portépée - Fåbnrich Graf 1. Wengersli erhielt den Charakter als Seconde - Lieutenant.

Unter dem 30. März erhielt der Rittmeiſter Gautier den Charakter als Major , verblieb aber in ſeinem Verhältniß als Chef der 2ten Escadron , ferner wurde Major Alfer vom 2ten Bataillon 1lten Landwehr - Res 1

giments hier aggregirt, doch ſchon unter dem 9. Mai als aggregirt zum 4ten Huſaren - Regiment verſeßt. 31*

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Unter dem 2. Juni avancirte der überzählige Unterofficier v. Stocmanns zum Portépée - Fähnrich. Unter dem 4. Juni wurde der Cadetten Unterofficier Daumer als Portépées Fähnrich dem Regiment überwieſen. Unter dem 25. Juni erhielt der Portépée - Fähnricht. Gall wiß den Charat: ter als Seconde - Lieutenant.

Unter dem 28. September erhielt der Portépée -Fähnrich Lindor v. Gott den Charakter als Seconde - Lieutenant. Unter dem 21. December wurde der Seconde : Lieutenant v. 8. Landen mit

Ausſicht auf Anſtellung im Invalidenhauſe zu Rybnik und bis ſolde

erfolgen könnte, mit Penſion verabſchiedet; ferner erhielt der Portépée !

Fähnrich Da Umer den Charakter als Seconde - Lieutenant.

Unter dem 24. December wurde der mit Penſion zur Dispoſition geſtellte

1845 .

Rittmeiſter Melhorn , früher im lften Huſaren : Regiment, mit Be laſſung in ſeinem Verhältniß als Aufſeher der Eleven in der Thier: Arzneiſchule hier aggregirt. Um der Widerſeblichkeit der Gemeinde Rocziş im Kreiſe lus

blini Schranken zu ſehen , wurde am 5. Februar 1845 ein combinirtes Com mando der lſten und 4ten Escadron von 97 Pferden unter dem Rittmeiſter

v. 0. Landen und 2 Officieren , die Lieutenants v. W eftp bal und v. Soi : monski, dahin geſendet. Ende Februar konnte jedoch dies Commando ſchon auf die Hälfte reducirt werden , worauf der Premier Lieutenant Pebell die 3

Führung desſelben übernahm .

Anfang März ging eine Rönigliche Verordnung vom 14. Januar bei dem Regiment ein , welche den Preis der den einjährigen Freiwilligen zu liefernden Pferde bei den Cüraſſieren auf 150 Thlr., bei der übrigen Caval Ieric auf 140 Thlr. erhöhte.

Unter dem 15. Mai wurde der bisherige Commandeur des Regiments

Oberſt v. lupinski zum (General-Major und Commandanten von Coſel er: nannt , ihm folgte im Commando des Regiments unter dem 22. Mai der !

Oberſt - Lieutenant und Flügel - Adjutant Sr. Majeſtät des Königs Freiherr v. Reißenſtein.

Vom 11. bis 24. Auguſt war das Regiment zum Ererciren bei Gleiwis

zuſammengezogen worden. Am 17. Auguſt wurde zur Feier des hundert : jährigen Beſtehens des Regiments , demſelben das ihm hierzu unter dem 24. Mai von Sr. Majeſtät dem Könige verliebene Standarten -Band, von dem Brigade :Commandeur General v. W eftpbal übergeben , und unter den dabei üblichen Feierlichkeiten vor dem , in einem nach 1

vorn offenen Viered in Parade aufgeſtellten Regiment , an der Standarte be feftigt. Der Diviſions - Prediger ſprach den Segen zu dieſer Handlung und das Regiment begrüßte dieſes Ehrenzeiden mit einem freudigen » Hurrab !« Zu dieſem feſtlichen Tage waren alle Officiere des Regiments vereinigt und während eines fröhlichen Mahles , wobei ſie den Prinzen Adolph von hobenlobe , ihren beſtändigen boben und gütigen Gönner , en General

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v. Weſtphal, General b. Lupinski, ben ehemals im Regiment geſtandenen Commandeur des 6ten Huſaren - Regiments Grafen v. Weſtarp, nebſt einer Deputation feines Regiments , ſo wie viele ehemalige Kameraden aus der Ges gend , als Gäſte zu bewirthen die Freude batten , erinnerten ſie ſich der ruhm 1

vollen Zeiten , welche das Regiment unter den verſchiedenen Benennungen : Bosniaken , Tow a rezys und Ulanen durchlebt hatte. ( * ) Vom 2. bis 6. September übte das Regiment in der Brigade bei Patſch

kau , wozu es Quartiere in Alt - Patſūkau , Heinzendorf, Goſtig , Fuchswinkel, >

Gefäß und Alt - Wilmsdorf bezog. Während der Diviſions - Übung vom 9. bis 19. September bei Patiokau ftand es in Ramis , Coſel, Neubaus, Brudſtein , Liebenau , Herbsdorf , Nieder : Pomsborf , Lobeban und Gollendorf. Unter dem 11. September erhielt der Ulan Sd úđ der 3ten Escadron I,

für die mit eigener Lebensgefahr bewirkten Rettung eines Handlungsdieners , die Rettungs - Medaille am Bande. Anfang October wurde der Sec. - Lieutenant John zum Beſuch der Allgemeinen Kriegsſchule in Berlin commandirt. Außer der erwähnten Veränderung im Commando des Regiments batte noch folgender Abgang und Zuwachs im Officier - Corps während des Jahres 1

5

1845 ftatt:

Unter dem 18. März wurde der Portépée - Fähnrich mit Seconde: Lieutenants Charakter Graf . Wengersfi zum überzähligen Seconde- Lieutenant ernannt.

Unter dem 14. April ſtarb der Seconde - Lieutenant Jobann D. Ronig.

Unter dem 3. April wurde der Portépée - Fähnrich b. Hertell zum 2ten ( Leib - ) Huſaren - Regiment verſekt.

Unter dem 26. Juni erhielt der Portépée- Fähnrich Matting den Charakter als Seconde - Lieutenant.

Am 1. Januar 1846 ftarb der Diviſions : Commandeur Ge : 1846.

neral - lieutenant 6. Barner , und übernahm am 12. Mai der General Major und General- Adjutant des Königs v. Lindbeim das Commando der 12ten Diviſion. -- »Herr 6. Barner hatte , durch Thatendurſt getrieben , im jugendlichen Alter ſchon ben Feldzügen unter Wellington in Spanien bei

gewohnt ; eine raftloſe Thätigkeit zeichneten ihn aus - das Beſtreben , in der 1

Armee Gutes und Nüßliches zu befördern ; von zwei Königen beſonders geehrt und geachtet, hatte er das Glück, den Prinzen Adalbert und Auguft, Rönigl. Hobeiten , in die berühmten Ruſſiſchen Cavallerie- Lager im außerſten Süden des weiten Reichs zu folgen und mit Höchſtdenſelben ſich in Conſtan . tinopel dem Sultan borzuſtellen - damals eine Art von Phänomen. Die ganze Armee nahm Antheil an fein frübes Dahinſeiden . « Premier -Lieutenant Pedell löſte den b. Weſtpbal im Commando als

Escadronsführer beim Cavallerie - Stamm des 3ten Bataillons 22ſten land Die bei dem Regiment noch vorhandenen Fahnen des Negiments Towarczy8 , wovon eine auch in den legten Kriegen von dem 2ten Ulanen - Regiment geführt

worden war , 'mußten auf Befehl des Kriegs - Miniſteriums im Juli an das Zeughaus in Berlin abgeliefert werden.

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wehr - Regiments in Ratibor am 1. Januar ab. Unter dem 13. Januar wurde der bis jept interimiſtiſce Commandeur des Regiments Oberſt - Lieutenant Freis herr v. Reißenſtein als Commandeur beſtätiget. Ende Januar ging das unter dem 6. Januar beſtätigte Gehalts - Verbeſſerungs- Regulativ ein , wonech jede Escadron fünftig drei Sergeanten haben konnte , die , durch einen Knopf mit Adler ann Rragen ausgezeichnet, ein monatliches Gehalt von 8 und 9 Thlrn. erhielten . Die übrigen Unterofficiere follten nach Verhältniß ihrer Anciennetät und Führung 4 Thlr. 15 Sgr., 5 Thlr. 15 Sgr. und 6 Thlr. 15 Sgr. erhalten. Eine neuerrichtete Charge , die Ober : Gefreiten , vier per Escadron , welche ebenfalls jenen Adler - Knopf , jedoch von etwas kleinerer Dimenſion , am Rragen trugen und aus den ſich zu Unterofficieren eignenden Gefreiten genommen wurden , erhielten eine Gebalts-Verbeſſerung von 15 Sil: bergroſchen monatlich. Am 20. Februar , Abends 10 Uhr , brach in der Stadt Rrafau und faft gleichzeitig in dem Gebiet dieſes Freiſtaates ein Aufſtand aus , der ſeine 5

Verbindungen nach allen Theilen des ehemaligen Königreichs Bolen ausdehnte ,

beſonders aber das Öſterreichiſche Gallizien bedrohte , wo ſich ebenfalls ernfte Unruhen zeigten. Die Öſterreichiſchen Truppen , welche ſchon am 17. Februar 1

in den Freiſtaat gerückt waren , die Stadt Krakau mit 3 Bataillons Infanteric und die Fleden Jaworzno, Chrzanow und Krzeszowice theils mit Infanterie-, theils mit Cavallerie - Detachements ( Raiſer - Chevauy - légers ) von geringer Stärke beſeßt hatten , wurden in den legteren Orten plößlich von Schaaren von Inſurgenten , die beſonders in der Bergwerks - Gegend von Sierza ihre Waffen: Depots hielten , überfallen , und in Krakau ſelbſt in einen Rampf berwidelt ,

der dem Öſterreichiſchen General 1. Collin , als er borte , daß auch von Böhnia in feinem Rücken Inſurgenten anrüdten , ſo bedenklich erſchien , daß er die Stadt räumte , und fich nach Podgorze zurüdzog. In Krakau bildete fich unter dem Dictator Tillow ski eine proviſoriſche Regierung, welche einem gewiſſen Scro czynski, Grundherrn von Lufina, ben Befehl über die ſich .

bildende bewaffnete Macht übertrug.

Auf die Requiſition der Landråthe von

Beuthen und Pleß , in Folge der von dem Aufſtande durch die fliebenden 40 miniſtrations- und Saſſen - Beamten erhaltenen beſorglichen Nachrichten , wurde

zur Beobachtung und Siderung der eigenen Grenze zunächſt ein Commando von 6 Pferden nach My slowiß und dann gleich darauf ein zweites von 20 Pferden der 4ten Escadron unter Lieutenant ». Fcbrentheil II. nad Brzenstowiß abgeſchickt. Am 22. Februar, Mittags , traf der Premiers Lieutenant b. Boddien mit 40 Pferden in Neu - Berun ein , ihm folgte Abends der Reſt der 2ten Escadron unter Major Gautier und ſtellte Feld .

wachen bei Kopczowitz und Zabrze auf. Am 23. früh traf ein Commando der lſten Escadron unter dem Lieutenant v. Wrochem ebenfalls in Neu -Berun ein und ging von da nach Imielin.

Se. Majeſtät der Rönig hatte bereits am 21. nad eigenem Ermeſſen den Befehl erlaſſen , daß im Fall eines Aufſtandes in Krakau auf eingebende Requiſition des diesſeitigen Röniglichen Reſidenten 2 Escadrons des 2ten Ulis

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nen - Regiments in den Freiſtaat einrüden und zur Dispoſition des Comman: danten von Krakau geſtellt werden ſollten . Leider fam aber dieſe einen rühm lichen Erfolg ficher verſprechende Maßregel nicht zur Ausführung , da die Reſidenten , beſtürzt, Rrafau zu früh berlaſſen hatten. Unterbeß wuchs mit dem Mangel an ficheren Nachrichten auch die übertriebene Vor: ſtellung von der Gefahr. Soon am 23. Februar trafen außer den noch zu rúdgebliebenen Escadrons des Regiments, das ifte Bataillon 10ten Infan

terie - Regiments und eine Compagnie der 6ten Jäger - Abtheilung an der Grenze ein , wo alle dieſe Truppen unter die Befehle des Oberſt- lieutenants und Flü gel-Adjutanten Freih. 6. Reißenſtein , der in Lendzie ſein Quartier nahm , ge ſtellt und folgendermaßen bertheilt wurden : die 1ſte Compagnie des Infanterie Bataillons ſtand in Berun und Ropjowiß , die 2te in Groß- und Klein- Chelm , die 3te in Brzezinta und Brgenstowig , die 4te in Alt- und Neu - Anhalt , die 1

Jáger - Compagnie in Myslowiß und Slupna , die 1ſte Escadron und der Stab

unſeres Regiments in Lendzin mit in Jmielin detachirten 30 Pferden , die 2te in Neu - Berun , die 3te in 3mielin und Groß- Chelm und die 4te in Rroſſow mit einem Commando in Brjenskowiß und Dziezowiß. Für die weiteren Vorgänge geben wir die Darſtellung aus dem Tagebuch eines bereits ausgeſchiedenen Officiers des Regiments , wo es alſo heißt : > Die Berichte ſprachen aber immer noch gefahrbrobender, die Zeitungen 1

erzählten bereits von Gefechten und den barin Gebliebenen des Illanen - Regi :

ments , man las in Berlin bon 10,000 Senſenmännern , die zum verzweifelten Kampf bereit waren , es war alſo der Vorſicht gemäß, noch mehr Truppen bereit zu halten , um nicht zweifelhaften Chancen unterworfen zu ſein. Schon am 27. Februar fam bas 2te Bataillon des 10ten Infanterie - Regiments, das

Ifte Bataillon des 23ſten Infanterie - Regiments, 1 Compagnie Jáger und 4 Fuß: .

Geſchüße bei Berun an , und nun traten ſämmtliche Truppen an der Grenze des Freiſtaates unter die Befehle des Generals v. Felden. « » Se. Majeſtät der Rönig batte in unverkennbarer Weisheit die Befeßung des Dorfes Helmed , jenſeits der Grenze , um den wichtigen Über:

gangspunkt der Brüde über den Grenzfluß zu fichern und in der Gewalt zu behalten , angerathen , aber man wollte nicht die Folgen der Verlegung des neutralen Gebiets auf ſich nehmen , und ſie unterblieb. Am 3. März reiſte !

der General - Lieutenant v. Rohr gleichzeitig mit 476 Reſerve - Mannſchaften von Breslau auf der Eiſenbahn ab , um an der Grenze über die unterdeß auf 10,000 Mann angewachſenen Truppen , zu denen auch das Gleiwiger Land wehr- Bataillon und das 6te Huſaren - Regiment gehörten , den Oberbefehl zu übernehmen und in den Freiſtaat einzurücken ; kaum hier angekommen , kam dem General auch ſchon das Verlangen der vor den Sicherheffen , Mufelmän nern und Ural -Roſaden fliebenden Polniſchen Inſurgenten , unter ihrem Dics tator Tifowski , fich zu ergeben , entgegen und ebe der Abend des 4. März berantam , waren ſie auch ſchon auf das Preußiſche Gebiet übergetreten , ent

waffnet und , 400 Mann ſtark, borläufig in Urbanowit untergebracht. Damit hatte eigentlich dieſer Aufſtand ein Ende. Wenn nun am

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5. März das Preußiſche Corps , welches ſich die abgenommenen Waffen , daruns ter eine kleine ganz erbärmliche Ranone , bei dem Mariche durch Neu - Berun

mit Lächeln betrachtete, troß der von Krakau geſendeten , zur ( lberſchreitung der Grenze ſeit langer Zeit táglich einladenden Deputationen , dennoch mit allen Vorſichtsmaßregeln mit Avant - Garbe, Seiten - Corps , Gros und Res ſerbe über die Grenze gegen Krakau vorrückte, ſo war dies mehr eine gute 1

Übung für die Truppen , aber doch von der Klugheit eingegeben , als daß dieſe Maßregeln von den gefahrdrohenden Verhältniſſen geboten wurden , denn die Tſcherkeſſen ſchwärmten beuteluftig vor den Teten , ſuchten vergeblich nac 3n: ſurgenten umher und hätten beinahe die in der Nacht über die Grenze borge ſchobenen Preußiſchen Jnfanterie - Poſten attakirt , wenn nicht der gerade in der Nähe befindliche Fürſt Baratinski dieſe Mißverſtändniſſe nov zeitig ges nug beſeitigt hätte. Die Avant - Garbe , aus den lften Bataillons des 10ten

und 23ſten Infanterie- Regiments und aus der Iſten und 3ten Escadron des Ulanen - Regiments beſtehend, unter dem Befehle des Generals v. Felden , mußte ſogar die auf dem Sdloßhofe zu Poremba futternden Tſcherkeſſen erſt aus dieſem Orte berauscomplimentiren , um nur noch vor der einbrechenden Nadt in I

dieſes ihr beſtimmte Quartier zu gelangen. Die beiden genannten Escadrons haben an dieſem Tage einen Marſch von 7 Meilen gemacht, fie futterten in Lipo wice. Am 6. März regte die Avant - Garde allein ihren Marſch über Smierdzaca

und Umgegend gegen Krakau fort , die übrigen Truppen blieben in Referbe bei Lipowice und noch weiter zurüd. Das linke Flügel - Corps führte der General v. W eftphal über Jaworzno gegen Chrzanow vor , bei ihm befand fich die 4te Escadron. Als die Avant - Garde am 7. März in Krakau einrückte, be

fanden ſich die beiden Escabrons des Regiments unter dem Major b. pod : Icarly , bei welchem der von dem topographiſchen Bureau des Generalſtabs beurlaubte Seconde-Lieutenant v. Dziengel den Dienſt als Adjutant verſah , an der Tete. An der Barriere der Stadt begrüßte das ziemlich zahlreich ver:

ſammelte Volk die Preußen mit » Hurrah ! « Dieſer Gruß war nicht enthu ſiaſtiſch zu nennen , weil er aus ſchmerzlich bewegten und kummervollen Ge

müthern fam , aber in ſeinem Ton lag doch der Ausdruck einer freudigen Hoff nung . Welche Sympathien die Preußen damals in Rrafau hatten , zeigte fich in einzelnen Zügen oft ſehr deutlich, ſelbſt der weiße Roßſchweif am Czapka

und das viele Roth der Ulanen - Ilniform ſchien dem Volt eine wohlwollende Theilnahme Preußens an ſeinem Geſcid zu verrathen , man meinte, der Rö: nig habe deshalb ein Regiment mit den Polniſchen Farben zur Beſeßung 1

Krakau's gewählt. Auf der Promenade in Rrafau ritt der commandirende Ge: neral des VIten Armee - Corps Graf 1. Brandenburg , begleitet von den

Raiſerl. Öſterreichiſchen Feldmarſhall - Lieutenants Grafen v . Wrbna und Caſtiglioni, General v. Collin , dem Raiſerl. Ruffiſchen General der Caval: lerie Grafen v. Rüdiger, dem General 1. Paniutin , dem Fürſten Bara : tinski und einer zahlreichen Suite von Officieren der verbundenen Mädte, an

der Front der dort aufgeſtellten Preußiſchen Truppen herunter, während die Ural : Roſaden mit dem requirirten Heu und Stroh hinter der Front forglos und

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ungenirt einzeln vorbeitrabten. Auf dem Markte der Stadt fand ein Vorbeis marſch der Preußiſchen Truppen vor der hohen Generalität der verbundenen

Mächte ſtatt, dann rúdten ſie in die angewieſenen Quartiere und zwar kam

der Stab in der Stadt , die 1ſte Escadron in der Vorſtadt Raziminiersz und die 3te in Weſſola zu liegen. «

» Am 8. März bezogen die Preußiſchen Truppen zum erſten Mal die Wa chen , es kamen 2 Officiere und 72 Mann Infanterie auf Hauptwache. Von den Ulanen- Escadrons ftanden 1 Officier, 3 Unterofficiere, 2 Trompeter und 45 Pferde, theils auf dem Marktplag als Piket , theils als Vorpoſten zur Cers 1

1

nirung der Stadt. Sie löſten hierbei die Ural-Roſaden ab , während die zum Abmarſch bereiten Iſerkeſſen und Muſelmanner in reich betrefter Uniform in Parade vor der Generalitat defilirten und dann mit ſdarf geladenen Flin ten ihre oft erwähnten Künſte im Einzelngefecht mitten auf dem Marktplatz producirten , welche aber auf Verlangen des Grafen v. Brandenburg aufhör: ten , als eine abprallende Rugel in die glücklicherweiſe ftark wattirte Bruſt eines Öſterreichiſchen Cadetten ſchlug. Die ſchönen Pferde dieſer frembartigen Reis terei erregten ein allgemeines Intereſſe, weniger bemerkt wurde aber ihre für den Reiter ſehr wichtige Eigenſchaft des Nichtſcheuens. Ohne Zügel jagten die Tſcherkeſſen ſchießend auf dem Pflaſter hinter einander her und legten über die Rinnſteine, ohne daß das Pferd auch nur im geringſten fußte. Bis zum 12. März , wo die Preußiſchen Truppen in Parade aus der Stadt nach ihren

Cantonements in und bei Poremba und Chrzanow abrückten , bot der geſellige Verkehr der Officiere dieſer verſchiedenen Armeen viel intereſſante Unterhaltun

gen. Beſonders ſchloſſen die Preußiſcßen Ulanen- und Öſterreichiſchen Ches vauſ : légers- Officiere, die fich meiſt ſchon aus ihren Nachbar - Garniſonen Ra tibor und Troppau fannten , enger an einander , und an lebhaften Beweiſen 1

der Freundſchaft unter ihnen fehlte es nicht. Mit Vergnügen werben ſich noch

Viele der gemeinſam berlebten frohen Stunden in den Hotels de Dresde und der Role erinnern , wo bei den heiteren Klängen der wechſelnden Muſif - Chore der Öſterreicher und Preußen kameradſchaftliche Herzlichkeit die ſtoffreiche Un: terhaltung belebte. «

» Die 1ſte Escadron verließ das Corps der Avant - Garde auf ihrem Marſche nad Poremba und ging nach Lipowice , von wo ſie mit den übrigen Truppen in ihre Garniſon zurückfehrte. Die 4te Escadron nahm ihre Stelle ein und bildete mit dem Iſten Bataillon 23ſten Infanterie - Regiments in der Gegend von Chrzanow den ſogenannten linken Flügel. Am 1. April wedſelten .

dieſe Truppen mit dem Iſten Bataillon 10ten Infanterie - Regiments und der 3ten Escadron in Poreinba ihre Cantonements, und nun trat dieſes linke Flügel - De

tachement in Chrzanow , Trzebinia , Roszielec und Jaworzno unter den Befehl des etatsmäßigen Stabs - Officiers des Regiments Major v. Podſcharly, dem auch eine gewiſſe Einwirkung auf die Civil - Adminiſtration dadurch zufiel. General

v. Felden blieb in Poremba und organiſirte einen ununterbrochenen Relais: Dienſt zur Beförderung der zahlreichen Rapporte und Correſpondengen. Der

Öſterreichiſche Feldmarſchall - Lieutenant Graf v. Eaftiglioni wurde mit der

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ganzen Civil- und Militair - Adminiſtration des Freiſtaates beauftragt. Bres mier -Lieutenant v. Boddien fungirte bei ihin als Ordonnanz- Officier und hatte das Verdienſt , die Anſichten dieſes Generals , deſſen wohlwollendes Ge

müth ſich überal bemerkbar machte , bei der Unterſuchungs- Commiſſion, die zur Aburtheilung der Inſurgenten eingeſegt war , mit Geſchic oft zur Geltung zu bringen. Die anhängliche Kameradſøaft der Öſterreichiſchen und Preußi: ſchen Officiere machte ſich bei der Feier des Geburtstages des Kaiſers von Oſterreich am 19. April in Krakau am deutlichſten bemerkbar. Die Preußi

feøen Officiere, zu dieſer eingeladen , nahmen als Gäſte bei einem von der Oſter: reichiſden Garniſon arrangirten Feſtmable Theil , und wurden hier mit einer Herzlichkeit aufgenommen , die alle Erwartungen übertraf. A13 Graf Caſti: glioni die Glüdwünſche der Preußen für den Raiſer , burdh den General v. Felden ausgedrüdt, in Empfang nahm , bankte er gerührt und betonte ſeine Abſicht, ſie dem Raiſer , ſeinem Herrn , zu melden. Bald darauf nåberte er ſich zwei Officieren des Regiments , die das auf dem Marktplaß aufmar: ſcirte Chevaur- légers - Regiment des Kaiſers , vom Fenſter feines Empfangss Zimmers betrachteten, und ſagte jo redt mit dem Enthuſiasmus eines alten

Cavalleriſten : » Sie ſehen bloß nach den Chevaur - légers , ja , ich ſehe aud am liebſten die Cavallerie ! « In Ungariſcher Huſaren -Uniform feste er fich um 10 Uhr Vormittags zu Pferde , gefolgt von einer zahlreichen Suite , aus Offi cieren aller Truppen des Freiſtaates zuſammengeſekt, und ritt die Front der 1

mit grünen Zweigen am Hut geſchmüdten Öſterreichiſchen Infanterie und Cas vallerie, welche um den ganzen Marktplaß aufgeſtellt war und das Gewehr präſentirte , entlang. Die Truppen befilirten in Parade erſt dann an dem

General vorbei , als die im Dom vom Weihbiſtof gehaltene Meſſe, der ſammt: liche Officiere beiwohnten , beendet war ; wir bemerkten bei dem öſterreichiſchen

Parademarſch, daß die zugführenden Officiere nicht vor dem Zuge berritten , wie bei uns. «

» Am 3. Mai feierten die Ruffiſchen Truppen beim Kloſter Mogillo, ihrem

Hauptquartier, den Namenstag der Raiſerin und den Geburtstag des Throns folgers burd einen Ruſſiſchen Gottesdienſt , eine Parade und ein Déjeuner. Der Commandeur des Krementſchuct'ſden Jäger . Bataillons und zugleich aller Ruffiſden Truppen im Freiſtaat, Oberſt v. Mengben , hatte dazu die Coms

mandeure der Preußiſchen und Öſterreichiſchen Truppen und » einige a ihrer Officiere eingeladen. In der Parade - Aufſtellung befanden fich das genannte Jáger - Bataillon und etwa 100 Rojacen , deren boshafte Pferde, während die Reiter abgefeffen waren , feinc Annäherung zur näheren Betraģtung ihrer Sats I

telung und Zäumung geſtatteten. Dieſe Rojacen batten keinen Lanzenſchub am

Bügel , ſondern nur einen Riemen am unteren Ende der Lange , den ſie um ben Fuß hingen , wenn die Lanzen unſerem » Lanzen am Ort ! « gemäß , getra 1

gen werden ſollte , was aber beim Berg auf- und Berg abreiten ſelten gcíhah.

Der Geſang und Tanz der Ruſſiſchen Soldaten , welcher producirt wurde , hatte nur nationelles Intereſſe , und dazu gehörte vor allem das Heben und Sen: ken des Oberſten v. Mengden auf den Armen der Officiere als Ehrenbezeu :

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gung , begleitet von lauten Vivats. Die dienſtlichen Beſchäftigungen der Truppen im Krakau'ſchen gingen bald in den gewöhnlichen Friedensdienſt über ,

nachdem die Überzeugung gewonnen worden war , daß keine Unruben mehr zu befürchten ſeien. Ehe dieſe aber eintrat, wurden häufig Patrouillen gemacht, beſonders nach den Bergwerks - Diſtricten von Sierzna , von wo aus die Über: fälle der Öſterreichiſchen Abtheilungen in Chrzanow , Jaworzna u. a. D. aus: .

gegangen und vorbereitet worden waren.

Ebenſo durchſtriden mobile Colon

nen , aus Infanterie und Cavalerie zuſammengeſeßt, das Land, eine Maßre: gel , die von den Preußen ausgegangen , bei den Oſterreidern und Ruffen viel

Anklang fand. Auch lobte der Öſterreichiſche General das Überſichtliche und Verſtändliche ber Preußiſchen Rapporte , aber ſchon nach dem 3. Mai wurden

trop dem die Preußiſchen Truppen genöthigt , die Oſterreichiſchen Formulare der Rapporte anzuwenden , welche die veralteten Bezeichnungen der Rubriken : Prima Plana , in's Regiment transferirt, in's Gemein , Ordinair – wohin 1

man die Chirurgen und Kurſchmiede ſtellen mußte – 2. enthielten. “«

Am 13. Juli räumten die Preußen das Gebiet des Freiſtaates. Das Regiment marſcirte dann zur Revue vor Sr. Majeſtát dem Rönige und ge

hörte während der Brigade- und Diviſions - Übungen zur 11ten Cavalleries Brigade , vereint mit dem Iſten Cüraffier - Regiment. Beide Brigaden des Corps erercirten bei dem Vorwerk Simíchüß, die Felo - Manóver fanden bei Jorbansmühl ſtatt, fie zogen fich zwei Tage lang gegen Schweidnis hin und wandten ſich dann die nächſten beiben Tage nac Santh. Corps . Manover und große Parade vor Sr. Majeſtät dem Rönige waren bei Rapsdorf. Noch wäre in dieſem Jahre die Gehaltsverbeſſerung der Unterofficiere zu erwähnen , von denen die drei älteſten einer Escadron als Sergeanten ein mos natliches Gehalt von reſp. 8 , 9 und 10 Thlrn. , die übrigen reſp. 7 Thlr. 15 Sgr. und um 1 Thlr. fallend bis 5 Thlr. 15 Sgr. monatliches Tractas ment erhielten. Die neu eingeführten Ober -Gefreiten , mit 15 Sgr. monat

licher Zulage , ſollten wie die Sergeanten als Auszeichnung einen Knopf am Rragen mit beraldiſdem Adler tragen , doch iſt dieſe Charge einige Jahr ſpa ter wieder eingegangen.

Beförderungen und Veränderungen im Officier - Corps :

Unter dem 17. März erhielt der Sec.- Lieutenant v. Scipp unter dem geſega lichen Vorbehalt , ohne die erbetene Penſion , den nachgeſuchten Abſchied. 3m März rúdten die überzähligen Sec. -Lieutenants John und Graf v. Wen : gersti an Stelle des verabſchiedeten Seconde-Lieutenants v. Shipp und Leşterer in Stelle des beim 3ten Bataillon 22ften Landwehr : Regi: ments commandirten Prem . - Lieut. Pedell in , reſp. über den Etat ein. Unter dem 18. Juni wurde der mit dem Charakter als Seconde - Lieutenant 1

:

beliebene Portépée - Fähnrich v. Gallwits zum überzähligen Secondes Lieutenant befördert. ( * )

*) Im Auguſt wurde der Wachtmeiſter und Rechnungsführer Kablins fi als Ganz

Invalide entlaſſen und der Wachtmeiſter Kreikenbaum zum Rechnungsführer

492 Inter dem 12. September erhielt der Seconde - Lieutenant v. Witowsli uns

ter dem geſebliden Vorbehalt , aber ohne die erbetene Penſion , den nach : geſuchten Abſchied. Die Seconde - Lieutenants 6. Siegroth II. und V. G a Uwiß rückten in , reſp. über den Etat ein. Unter dem 30. September erhielten der aggregirte Major v. Werner und der Major und Escadrons - Chef Gautier den rothen Adler - Orben .

4ter Claſſe.

Unter dem 14. November wurde der Seconde: Lieutenant v. Febrentheil II. als Adjutant zur 12ten Cavallerie - Brigade commandirt. Unter dem 20. December wurde der Major und etatsmäßige Stabs - Officier v. Pooldarly , unter Verleihung des rothen Adler - Ordens 4ter Claſſe,

mit dem Charakter als Oberſt - Lieutenant, der Erlaubniß zur Tragung der Regiments - Uniform mit den vorgeſchriebenen Abzeichen für Verabs ſchiedete und der geseblichen Penſion , auf ſein Anſuchen verabſchiedet. Gleichzeitig wurde der mit dem Charakter als Seconde - Lieutenant bes liebene Portépée - Fähnrid b. Gör zum Seconde- Lieutenant befördert

1847.

und in Stelle des abcommandirten Seconde - Lieutenants v. Febrens theil über den Etat einrangirt. 3m Monat Januar des Jahres 1847 ging der Oberſt- Lieutenant Freis

herr v. Reibenſtein nach Berlin , und nahm dieſe Gelegenheit wahr , um Sr. Majeſtät dem Könige bas auffallende Zurückbleiben des Officier - Corps im Avancement, im Verhältniß zu den anderen Regimentern der Armee , zur allergnädigſten Berückſichtigung vorzutragen. Der darüber geführte Nachweis ergab das Vorhandenſein eines ſolchen Mißverhältniſſes und Se. Majeſtát be: willigte einige Beförderungen. Gleiszeitig wurde erneuert um die Verleibung des eiſernen Kreuzes in der Standartenſpiße gebeten , allein der Wortlaut der für eine ſolche Getrährung ſprechenden Cabinets - Orbre vom Jahre 1814 , war den Umſtänden , unter denen das Regiment zwei von ben ihm beim Brande .

in Polniſch - Wartenberg übrig gebliebenen Escadrons - Fahnen während der :

Feldzüge von 1813 bis 1815 mitgeführt hatte , nicht genügend anzupaſſen , weshalb ftatt der Genehmigung dieſer Bitte der Befehl einging, die bisher bei dem Commandeur des Regiments befindliche Fahnen an das Zeughaus in Berlin abzuliefern.

Am 27. März erhielt der Oberſt v. Auerswald, welder im nächſten Jahre einen ſo unglüdlichen Tod in Frankfurt a. M. fand, bas Commando der 12ten Cavallerie - Brigade. Das Regiment.batte in der nur ſehr kurzen

Zeit , welche er dieſem Commando vorſtand , mehrfach Gelegenheit, die wohl. wollende Weiſe ſeiner Behandlung militairiſcher Verhältniſſe kennen zu lernen .

Anfang Juni beſichtigte der Diviſions - Commandeur General - Lieutenant v. Lindheim , und 8 Tage ſpäter der commandirende General Graf v. Bran :

denburg die einzelnen Escadrons des Regiments , dann begann am 1. Juli ernannt, welcher bereits am 5. April 1848 ſtarb und unter dem 1. Auguſt des:

ſelben Jahres durch den Wachtmeiſter v. Karmainsti in dieſeni Poſten erſeßt wurde.

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wie gewöhnlich das Scheibenſchießen.

Wegen der geſegloſen Zuſtände in der Umgegend von Beuthen , wo die Maſſe der ſich aller polizeilichen Controle -

leicht entziehenden Grubenarbeiter die árgſten Gewaltthätigkeiten gegen frem des Eigenthum , beſonders Feldfrüchte, beging , wurde der Seconde - Lieutenant V. Dziengel mit 33 Pferden in Radzionkau vom 25. Juli bis 15. Septem

ber ſtationirt. Die Herbſt - Übungen begannen mit dem Ererciren im Regiment vom 13. Auguſt ab , dann übte das Regiment in der Brigade bei Reiſje 5

Tage und 11 Tage lang in der Diviſion. Während der Brigade - Übung war es dislocirt in Ottmachau , Nitterwiß , Möſen , Schleiwiß, Friedrichseck, Brunſchs wit ,! Würben , Klein - Brieſen , Maſchkowiß und Bauce , während der Diviſions: ilbung trat Ralfau als Cantonirungs - Quartier an die Stelle von Ottmachau 1

1

1

unb Nitterwib.

Beförderungen und Veränderungen im Officier- Corps : Am 1. Januar trat der Premier- Lieutenant v. Febrentheil I. bom Com:

mando bei dem Stamm des lſten Batailuns 22ſten Landwehr - Regi ments zum Regiment zurück und der Seconde - Lieutenant v. Wro dem wurde in ſeiner Stelle forthin commandirt.

Unter dem 23. Januar wurden der Major und Escabrons - Chef Gautier zum etatsmäßigen Stabs - Officier im Regiment , der Premier - Lieutenant

V. Boddien zum Rittmeiſter und Escadrons -Chef , der Premier - Lieu: tenant v. Weſtphal zum überzähligen Rittmeiſter, der Secondeslieu tenant 6. Brigen zum Premier -Lieutenant und der Seconde- Lieute: nant v. Wrochem zum überzähligen Premier - Lieutenant befördert. Der Secondes Lieutenant . Febrentheil II. wurde unter Belaſſung in ſeinem Verhältniß als Adjutant der 1lten Savallerie - Brigade , als Premier - Lieutenant dem diesſeitigen Regiment aggregirt. Die überzah ligen Seconde - Lieutenants v. Weſtp bal und Graf v. Wengersti wurden in den Etat einrangirt.

Unter dem 11. März wurde der mit dem Charakter als Seconde - Lieutenant s

beliebene Portépée - Fähnrich Dallmer zum Seconde - Lieutenant befor:

dert und dem 2. b. Stocmanns der Charakter als Seconde- Lieute nant beigelegt.

Durch Cabinets - Ordre vom 27. März wurde der Oberſt- Lieutenant und Flů: gel - Adjutant , Regiments -Commandeur Freiherr v. Reißenſtein zum Oberſt und der aggregirte Rittmeiſter Melhorn , welcher mit großer Thátigkeit im Kriegsminiſterium an der Ausführung eines neuen Egercir: s

Reglements , welches im Jahre 1853 aber erſt den Truppen zuging , ge arbeitet hatte , zum Major befördert. Mit demſelben Tage trat der überzählige Seconde- Lieutenant Dallmer in den Etat. Am 18. April beendete der Seconde- Lieutenant v. Dziengel ſein Commando bei dem topographiſchen Bureau des General - Stabes und kehrte zum Regiment zurüc. I

Unter dem 7. October wurde der Seconde - Lieutenant v. Schimonski mit dem Charakter als Premier- Lieutenant , der Erlaubniß zur Tragung der

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Armee- Uniform mit den vorgeſchriebenen Abzeichen für Verabſchiedete, auf ſein Geſuch berabſdiebet. Der überzáblige Seconde - Lieutenant v. Gallwiß rückte in den Etat.

Ilnter dem 18. December wurde der mit dem Charakter als Seconde- lieute: nant beliebene Portépée - Fähnrich Matting zum Seconde- Lieutenant befördert und über den Etat einrangirt. 1848.

Im Jahre 1848 ward unſer heutige Regiments - Chef interimiſtiſch zum commandirenden General des Vilten Armee- Corps ernannt und im Jahre

1852 in dieſer Stellung beſtätigt, auch zum General der Cavalerie befördert. Es hat die Geſchichte in politiſcher Beziehung bereits über das Jahr 1848 gerichtet. Egoismus und Eigennug ſpiegelten fich in dem eitlen Wahn , die Völfer glüdlich zu machen , aber die entfeſſelten Leidenſchaften zertraten ihre eigenen Väter. Die Lüge und der Verrath, der Frevel und die Entfittligung trugen das Banner dieſes Liberalismus und die Alles bcthörenden Demokra: ten hatten wohl die Dialectif der alten Republikaner, aber nicht ihre Tugen : den. Es war natürlich, daß ſolche Freiheitshelden nur durch Phraſen und ihren verführeriſchen Klang zu beſtechen ſuchen mußten , um Shwankenbe zum Wi derſtande gegen Alles, was bisher durch Gewohnheit und Recht geheiligt war , .

anzuregen. Man untergrub jede Autorität, ſelbſt wenn ſie auf der Nothwen

digkeit bafirt war , um dann auf den Trümmern eines lange beſtandenen Staa

tes mit Hülfe der volbrachten Demoraliſation eines Volfs , das Reich der Träume und des Wahns zu leben. Nachdem man im Lande durch ein finn: reich erbachtes Rettenſyſtem ſchon lange vorher alle Nothleidenden , alle Miß

vergnügte, alle gefränkte Ehrſüchtige zu Hebelsarmen der verhängnißvollen Plane berbunden batte , nachdem jebe Executiv - Gewalt des Staats durch Soma: bung und Verhöhnung ſchüchtern und zaghaft gemacht war , galt es ſchließ lich auch die Armee ju demoraliſiren und man fing damit an , ſie gleichgültig gegen ihre Ehre und ihr Vaterland zu machen . >>» Verthierte Sol dateska «, »rohe Sólblinge « , » Söhne des verzündnadelten Säbelregiments « und andere ſchmähende Bezeichnungen - die fie ungeftraft bulben mußte , da

dergleichen Beleidigungen in den öffentlichen Blättern oder gar auf der Tri búne nicht zu züchtigen waren – ſollten die Armee daran gewöhnen , die Vers leßung ihres Eþrgefühls zu ertragen und ſie zu weiterer Schmach vorbereiten .

Im Geheimen durchwühlt, dem verderblichen Zwecke gemäß bearbeitet , gebro den mit ihrer ruhmvollen Vergangenheit ſollte ſie dann im ehrloſen Taumel zum Abfall und zu ihrem Untergange geführt werden .

Unſer Regiment hat in bewunderungswürdiger Ruhe dieſem Treiben zuges feben. In einer Gegend in Garniſon ftehend, welche durch ihre Bergwerfe und Hütten ſtets der Schauplaß der böſen Thaten einer großen Menge von Geſindel aller Länder iſt, welches meiſt auf der Flucht vor der ſtrafenden Ge: rechtigkeit, hier leicht unter der Erde fich jeder Beobachtung entzieht und ſtets zu Unthaten geneigt iſt, wäre es nöthig geweſen, bei einem weniger zu

verläſſigen Regiment außerſt aufmerkſam ſein zu müſſen . Aber ber mili: tairiſde Geiſt eines Regiments , welcher ſeit einem Jahrhun :

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dert darin ſorgſam gepflegt worden , erlangt eine wunderbare Rraft und verkörpert ſich bald felbft in ſeinen jüngſten Mitglie : dern. All dies Treiben , ſo frech es war , übte nicht den geringſten Einfluß auf die treue Pflichterfüllung jedes Einzelnen , und wir glauben , daß kaum Einer aus der zweiten Claſſe des Soldatenſtandes fich , obne darüber emport 1

zu ſein, als Demokrat im Sinne dieſer Zeit hätte bezeichnen laſſen. Da auf die arbeitende Claſſe der Bewohner überhaupt und hier noch

außerdem zum Theil vom religiöſen Standpunkt auf die ſehr bigotte Menge eingewirkt wurde , ſo kamen häufig in dieſen Gegenden Ruheſtörungen vor , die durch Commando's des Regiments unterdrückt werden mußten. Beſonders forderten bei Beuthen die Gutsbefißer häufig den Schuß der 4ten Escadron , welche nicht allein Patrouillen nach Tarnowiß , Ruba , Sharley u . a. D. 1

mabte , ſondern nicht ſelten auch Commando's während der Nacht auf den Gü

tern ftationirte. Die 3te Escadron batte Unruhen in Hultſchin und die 2te in Nicolai zu unterdrüden. Am 11. December ging die 1ſte Escadron nach Kreuz burg , welcher Kreis wegen mannigfachem Unfug baſelbſt ſogar in Bela :

gerungszuſtand erklärt wurde. Sie blieb dort bis zum 26. März 1849. Eine ganz eigenthümliche Wirkſamkeit des Militairs, an der das Regi: ment mit 1 Officier , 5 Unterofficieren , 6 Gefreiten und 13 Illanen Theil nahm , war das fogenannte Typbus . Commando. Es wurben nämlich am 23. Februar von allen Regimentern des VIten Armee - Corps Commando's nach den Kreiſen Pleß , Sorau und Rybnik geſchickt, welche hier, auf den cin

zelnen Ortſchaften vertheilt , in den Functionen der Gensd'armen thatig ſein follten , damit die Maßregeln der Regierung zur Beſeitigung dieſer furớtbaren Seuche, Hunger - Typhus genannt, und zur Linderung der Noth der Bes wohner beſſer beaufſichtigt und geregelt wurden. Die Gefahr dieſer Krankheit, die zahlloſen Leichname in den verſchiedenſten Räumen der Gebäude , ſdredten die noch lebenden Nachbaren ab , ſich gegenſeitig Hülfe zu leiſten , es blieb dem : nad nichts übrig , als , die Soldaten nicht blos als Polizei , fondern auch als

Krankenpfleger zu berwenden , was ſie mit einer Selbſtaufopferung ausführten , die ihnen den allgemeinſten Dank dieſer ſo hart heimgeſuchten Gegend erwarb , und nicht genug anerkannt werden fann. Die täglichen Zulagen , weloe aus

dem Civil - Fond gezahlt wurden , betrugen für den Militair - Commiſſarius 2 Thlr. täglich , für jeden Officier 1 Thlr. , für den Unterofficier 15 , den Ges freiten 10 und den Gemeinen 7 Sgr. 6 Pf. Sämmtlide Commando's ſtan

den unter dem Militair -Commiſſarius Rittmeiſter v. Boddien in Pleß. Das Commando des Ulanen - Regiments im Kreiſe Rybnik führte Anfangs der Premier - Lieutenant v. Brigen , und als dieſer Militair - Commiſſarius wurde , der Seconde: Lieutenant o. Dziengel , dazu gehörten noch 4 Unterofficiere

und 8 Gefreiten des 23ſten Infanterie - Regiments. Der Gefreite Piskurich der 3ten Escadron wurde ein Opfer treuer Pflichterfüllung, er ſtarb am 15.

Juli am Typhus, ebenſo der Unterofficier Hepner der Iſten Escadron , wel der wie viele andere erſt ſpäter am Typhus erkrankte und im December dess

felben Jahres dieſer Krankheit erlag. Den 1. September kehrten die Com :

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mandirten zu ihren Regimentern zurück und Se. Majeſtát der König be lohnte die Älteſten jeder Charge mit Orden und Ehrenzeichen, wonach Pre mier - Lieutenant d. Brigen den rothen Adler - Orden 4ter Claſſe erhielt. Am 1. Mai fanden die Wahlen zur National: Verſammlung in Berlin ſtatt, woran fich das Regiment beſtimmungsmäßig betheiligte. Ihnen folgten die zur Deutſchen National - Verſammlung in Frankfurt a. M. , aus denen Rittmeiſter b. Boodien als Deputirter des Kreiſes Pleß bervorging. Er fdloß fid in Frankfurt an den General d. Auerswald und Fürſten lido 1

110 w ski , war zur Unterdrücung des Aufſtandes , in welchem dieſe Beiden 1

ermordet wurden , ſehr thấtig und erwarb ſich das Vertrauen des Reichsvet:

weſers Erzherzog Jobann von Öſterreich. Herr b. Boddien hatte ein gros Bes Talent zum Zeichnen und Portraitiren , ſeine zahlreichen in die Öffentlich keit übergegangenen Carricaturen , womit er die Mitglieder der Linken jener

National - Verſammlung geißelte und lächerlich machte, zeichneten ſich nicht allein durch Ühnlichkeit, ſondern auch durch geiſtreiche Auffaſſung aus , wir erinnern nur an eine von den vielen unter dem Titel : hyaenae parlamentaris. Am 18. November begleiteten die 1ſte Escadron und die Officiere des Re:

giments die Leiche des hier öfter erwähnten , am 15. plößlich am Schlagfluß geſtorbenen Oberſt-Lieutenant John zur Rubeſtätte und ehrte ſo das Anden I

ken an dieſen langjährigen Genoſſen des Regiments. – Noch darf nicht un erwähnt bleiben , daß mit dieſem Jahre die Anrede der Officiere und Unters officiere an die Gemeinen ſtatt des bisherigen » Du « in » Sie « angeordnet wurde. Es hat dieſes ben Officieren keinen Nachtheil gebragt und iſt ihnen bald geläufig geworden , aber Diejenigen , welche dazu die Veranlaſſung gaben - auch ganz andere Folgen davon erwarteten - baben ſchon oft Gelegenheit gehabt , dies zu bereuen , wenn ſie in ihrem Verhältniß als Brodberren , ge genüber ihren Dienern , die Soldaten waren , die Verſchiedenheit dieſer Titus .

laturen unberückſichtigt ließen.

Als die Preußiſche National - Verſammlung in Berlin bewies , daß fie wohl zerſtören , aber Nichts gründen könne und endlich durch die Nachgiebig keit der Regierung bis zum Übermuth fich verſtiegen hatte , berief der König den commandirenden General Grafen v. Brandenburg aus Breslau als

Miniſter -Präſidenten nach Berlin, » und hatte zu ihm das Vertrauen , daß ſein

ritterliger feſter Charakter ganz bazu geeignet ſein würde , fich tem revolu: tionären Strom entgegenzuſtellen , die National-Verſammlung zu imponiren .

und das geſammte Vaterland vor der Anarcie zu bewahren. Und der Ró :

nig irrte ſich nicht in der Perſon des Brandenburg, er war eines Rönigs Sohn , ein geborner Held und der Manteuffel ſtand wie ein Schild ibm treu zur Seite ! Graf Brandenburg erließ bei ſeinem Abgange an das VIte Armee - Corps folgende , von dem Regiment in treuer Verehrung gegen ihn bewahrten , denkwürdigen Abſchiedsworte : » An das VI te Armee - Sorps !

Durch das Vertrauen Sr. Majeſtät des Königs in eine andere Stellung berufen , und für jezt von dem Commando des VIten Armee: Corps entbuns

497

ben , kann ich nicht unterlaſſen , demſelben ein Lebewohl zu ſagen , nachdem ich I

1

in dem ſchönen Soleſien während 10 glücklicher, unbergeßlicher Jahre , faſt duroweg an deſſen Spige geſtanden habe ; unbergeßlich beſonders dieſe legte

Zeit, wo ich Zeuge war , wie deſſen Officiere aller Grabe , aller Truppengat: tungen , der Linie wie der Landwehr , mit Daranſebung von Leib und Leben

bald einer verheerenden Seuche entgegentraten , bald dem offenen Aufruhr , 1

überall aber den Verſuchen feigen Verraths als ichte Preußen und wackere Schleſier mannbaft widerſtanden . Unwillkührlich erinnert dies , im Verein mit dem Verhalten unſerer Rameraden aller Provinzen , ſei es auf entfernten

Schlachtfeldern, ſei es im Innern zur Herſtellung von Ruhe und Ordnung , an die unſterblichen Worte des großen Rönigs nad einer ſeiner Schlagten :

» Sicerer ruht nicht die Welt auf den Schultern des Atlas , als Preußen auf einer folden Armee ! « So lebt denn wohl für jest !, Freunde und Rameraben des VIten Armees

Corps ! Bleibt eingebent Eures bem Rönige geleiſteten Eides , der Selbſt ein

gedent bleiben wird Seinen dem Lande gegenüber übernommenen verfaſſungs mäßigen Verpflichtungen. Bleibt eingebenf unſeres alten Wahlſpruchs: » Mit Gott , für Rönig und Vaterland ! « Berlin , den 8. November 1848.

Graf Brandenburg, General der Cavallerie. «

Wegen der politiſchen Unruhen fanden in dieſem Jahre feine Eyercir Übungen und Manóver ſtatt. Das Regiment ftand ſeit dem April unter dem Befehl des zu ſeinem Commandeur ernannten Majors b. d. Landen. Beförderungen und Veränderungen im Officier - Corps: Unter dem 21. März wurde der überzählige Rittmeiſter 1. Weſtphal als Escadrons - Chef in das Iſte Ulanen - Regiment verſeßt, der überzählige 2

1

Premier - Lieutenant . Wrochem und der überzählige Seconde- Lieus tenant v. Gorj rüdten in den reſp. Premier - Lieutenants- und Ses conde - Lieutenants - Etat ein.

Unter dem 6. April erhielt der Oberſt und Regiments - Commandeur Freiherr v. Reißenftein , mit der Erlaubniß zur Tragung der Flügel- Adju : tanten - Uniform mit den vorgeſchriebenen Abzeichen für Verabſchiedete , den erbetenen Abſchieb. Am 1. desſelben Monats wurde der Portépées

Fähnrich 0. lippa dem Regiment aus dem Cabetten -Corps überwieſen. Unter dem 13. April wurde der Major und etatsmäßige Stabs - Officier im 7ten Ulanen -Regiment d. 8. Landen zum interimiſtiſchen Commandeur des diesſeitigen Regiments ernannt und unter dem 7. Juni als Com: mandeur beſtätigt.

Unter dem 9. Mai wurde der aggregirte Major v. Werner mit dem Cha rakter als Oberft- Lieutenant, der Erlaubniß zur Tragung der Regiments: Uniform mit den borgeſchriebenen Abzeichen für Verabſchiedete, Ausſicht auf Civil - Verſorgung und der geſeblichen Penſion , auf ſein Anſuchen verabſchiebet. .

32

498

Unter dem 31. Mai wurde der überzählige Unterofficier Haniſch zum Port: épée - Fähnrich befördert , laut Verfügung des General - Commando's. Unter dem 10. Juni wurde der mit dem Charakter als Seconde - Lieutenant beliehene Portépée - Fähnrich 1. Stod manns zum überzähligen Se: conde : Lieutenant befördert und über den Etat einrangirt. Unter dem 22. Auguſt wurde der Rittmeiſter und Escadrons - Chef v. Bod : -

:

dien als Mitglied der Abtheilung der Heeres -Drganiſation im Departe:

ment für das Heerweſen im Reichs - Kriegs - Miniſterium der proviſoriſden Deutſchen Central - Gewalt commandirt und dem Regiment aggregirt. Unter dem 12. September wurde der Premier -Lieutenant v. Febrentbeil in Stelle des , dem Regiment aggregirten Rittmeiſters v. Boddien , zum Rittmeiſter und Escadrons - Chef , der Sec. - Lieutenant b. Dzien : gel zum Premier - Lieutenant befördert und der überzählige Seconde: Lieutenant rückte in den Etat. Der überzählige Unterofficier v. Boja : nowski wurde zum Portépée - Fähnrich ernannt. Unter dem 5. November wurde der aggregirte Rittmeiſter v. Boddien zum Flügel - Adjutanten Sr. Majeſtát des Königs ernannt. Unter dem 3. December wurde der Unterofficier v. Damniß zum Portépée: .

Fähnrich befördert. 1849.

Wiederum waren es Wahlliſten , welche beim Beginn des Jahres 1849 angefertigt werden mußten , um aus den Urwählern am 22. Januar die Wah ler der Deputirten zur 2ten Rammer zu erhalten , welde Legtere dann am 5. Februar gewählt wurden.

Das Regiment beſchäftigte ſich in gewohnter Weiſe mit der Ausbildung

feiner Leute und Pferde, es hatte nur eine Erercir- Übung im Regiment vom 19. bis 27. September bei Gleiwiß. Die als Escadronsführer zum Stamm der Landwehr - Bataillone commandirten Officiere v. Wro dhem , v. Dzien : .

gel und v. Raminieß wurden , in Coſel vereint, zu Stellvertretern der Stábe der aus ihren Stand- Quartieren abgcrüdten Bataillone berwendet. Die 3te Escadron war aus Ratibor nach Lošlau und Umgegend gerüdt und die 4te Escadron des 6ten Huſaren - Regiments trat , ſo lange als jene dort berblieb, an ihre Stelle in Ratibor. In dieſer Zeit einer abwartenden Rube und einer Urt Abſpannung nach der vorjährigen Aufregung , wurde es nichts deſto we niger ſehr lebhaft in den Garniſonen des Regiments Gleiwiß und Ratibor. Es waren nicht allein bier Landwehr - Bataillone zuſammengezogen , ſondern auch führten ausgedehnte und häufige Eiſenbahnzüge theils Ruſſiſde Truppen nach 1

1

Oſterreich und Ungarn , theils Öſterreichiſche Erſaßmannſchaften nach Rrakau und Gallizien. Es bot fich hier auf den Perron's der Bahnhöfe den Officie: ren des Regiments die bequemſte Gelegenheit dar , fich mit den Eigenthümlich keiten dieſer fremden Heere bekannt zu machen und hervorragende, felbft be:

rühmte Perſönlichkeiten kennen zu lernen. - Ohne Rückſicht auf die Ausga: ben , welche dem Officier durch den Dienſt an und für fich , und namentlich --

denen der Cavallerie erwachſen , hatte ſchon die National - Verſammlung eine Beſteuerung derſelben mit Claſſen- und Einkommenſteuer nach ihrem Gehalt

499

veranlaßt ; fie trat jett in's Leben . - Am 2. November reiſte Jhre Majes ſtát unſere Allergnädigſte Rönigin in Begleitung einer Prinzeſfin von Sach ſen mit dem Eiſenbahnjuge durch Ratibor nach Wien. Die Officiere der 3ten Escabron begleiteten Ihre Majeſtät bis Oderberg , wo eine Compagnie des Öſterreichiſchen Infanterie - Regiments Zanini als Ehrenwache aufgeſtellt war , deſſen Muſikbande die Preußiſche National - Hymne ſpielte, als der Zug ankam ,

während die zahlreich berbeigeſtrömten Bewohner mit freudigem » Hoch !« Ihre Rönigliche Majeſtät begrüßten.

Beförderungen und Veränderungen im Officier - Corps : Am 16. Januar wurde der Seconde-Lieutenant v. Heugel zur Dienſtleiſtung als Adjutant des VIten Armee - Corps commandirt, ſeine Stelle als Re: giments - Adjutant erhielt der Seconde - Lieutenant v. Monſterberg. Unter dem 10. April wurde der Major und etatsmäßige Stabs - Officier Gaus tier mit dem Charakter als Oberſt- Lieutenant und der geſeblichen Ben

Unter

Unter

fion zur Dispoſition geſtellt und der Rittmeiſter v. 0. Landen zum Major und etatsmäßigen Stabs . Officier befördert. dem 19. Mai wurden der Premier -Lieutenant Pedell zum Rittmeiſter und Escadrons - Chef , der Sec. - Lieutenant b. Raminieß zum Brem . Lieutenant beförbert, der Sec.-Lieutenant Matting rúdte in den Etat. dem 16. Auguft iſt der Portépée - Fähnrich v. Sydow vom 22ſten In fanterie - Regiment in dies Regiment berſekt worden. dem 25. September desgl. der Premier : Lieutenant b. Pö Uniß vom 4ten Ulanen - Regiment als aggregirt , erhielt jedoch ſchon im Jahre 1850 den erbetenen Abſchied. dem 19. November wurde der Commandeur Major b. 8. Landen zum 3

Unter

Unter

Oberſt- Lieutenant befördert.

Unter dem 18. December wurden die Portépée - Fähnrichs v. Damni , Ha :

niſch und 6. Bojanowski zu überzähligen Seconde- Lieutenants bes förbert und über den Etat einrangirt.

Am 31. Mai 1850 kam der Öſterreichiſche Miniſter - Präſident Fürſt 1850. b. Schwarzenberg mit dem Mittagszuge aus Warſchau , wohin er gleich .

zeitig mit dem Prinzen von Preußen gereiſt war , in Ratibor an und verweilte

daſelbſt bis zum Abend. Er benugte dieſe Zeit , um von den Officieren bes gleitet, den großen Stall der 3ten Escabron und das Landwehr - Zeughaus zu 1

beſuchen. Mit großer Sachkenntniß und nicht erwartetem Intereſſe ging er auf die kleinſten Details ein , beſah die einzelnen Theile der Ausrüſtungs - Ge genſtände und ſtellte Vergleichungen mit denen der Oſterreichiſchen Armee an.

Die Sattelung , Badung und Zaumung der Pferde hielt er in einzelnen Ab weichungen bei den Oſterreichern für praktiſcher, bagegen war er verwundert .

über die Vorzüglichkeit des Mechanismus der Armee - Ergänzung und der Son trole der Heerespflichtigen. Es hatte etwas Eigenthümliches, dieſen hochges ſtellten , berühmten Mann , die Dauerhaftigkeit eines Landwehrſtiefels prüfen und das Rochgeſchirr in der Hand , deſſen Einrichtung zergliedern zu ſehen. — Das Egersiren im Regiment begann am 13. Auguft wie gewöhnlich bei Gleis 1

32 #

500

witz, und dauerte bis zum 26. Während das Regiment fich dazu zuſammen : zog , ging eine Requiſition der Civil- Behörden ein , wonach die 4te Escadron veranlaßt wurde , vom Marſche aus den Premier Lieutenant b. Dziengel mit 30 Pferden nach Rattowiß zu ſenden , um eine Räuberbande von 15 Mann , die unter ihrem Führer Weifer Straßenraub und Mord ſelbſt am bellen Tage

mit großer Fredheit verübte , aufzuheben. Es gelang dem Commando , auch mebrere der Räuber gefangen zu nehmen , die übrigen floben zerſprengt aus der Gegend. Es iſt eine hier gewöhnlide, aber ganz irrige Meinung , daß zu 1

folchem Zweck nur Infanterie erfolgreich gebraucht werden könnte, weil die dichten , mit Unterholz ſtart verflochtenen Wälder , die vielen Hütten und Gru ben den Räubern ganz unnabbare Schlupfwinkel böten. Aber es haben gerade Treibjagen , die hier oft mit Hunderten bon aufgebotenen Leuten der Umgegend ,

zu benen in der Regel noch viele berrſchaftliche Zäger mit Büchſen und andere Bewaffnete traten , in den Wäldern ſtatt fanden , nie ein günſtiges Reſultat gegeben . Einer der Räuber , aus dem Lager aufgeſcheucht, wand fich wie eine Solange behend zwiſchen den Bäumen und den zahlreichen Armen der lär: menden und ſchießenden Verfolger bindurch und verſchwand, als alles ermús det , ihm nicht mehr folgen konnte. Beſſere Erfolge ergaben fich , wenn das durch die Aufſtellung eines Militair - Commando's geſtärkte Vertrauen der Bes wohner, die Maßregeln desſelben unterſtüßte und ſchleunig der momentane Aufenthalt ſolcher böſer Geſellen in Wirthshäuſern , einzeln liegenden Gebäu den , Röſchen der Hütten u. ſ. w. , zur Renntniß des im Umkreiſe dieſes Trei

bens vertheilten Commando's gebracht wurde. Eine eilige Überraſchung brachte faſt jedes Mal einen Fang, dazu cignet ſich aber viel beſſer Cavallerie als

Infanterie, welche Lestere doch mehr oder weniger immer nur mit den Spio nen der Räuber gleichen Schritt halten wird. In der Brigade erercirte das Regiment 5 Tage , während welcher Zeit es in Ober- , Mittel- und Nieder -Neuland, Wiſakau , Neunz, Oppersdorf , Heydau und Steinhübel Quartier nahm . Ju der Diviſion übte es von den Cantonirungs - Quartieren Neunz , Oppersdorf , Heydau , Steinhübel und Deutſch - Ramiz aus, 10 Tage lang. Den mit Zündnabel - Gewebren verſehenen Füſilieren durfte man hierbei nur auf größeren Entfernungen gegenüber tre ten , weil die Spiegel ihrer Plakpatronen noch auf 100 Soritt verwundeten . Die Zerwürfniſſe mit Öſterreich machten bald darauf eine Mobilmadung nöthig , ſie geſchah nach dem damals beſtehenden Mobilmadungs- Plan , der einige Jahre ſpäter, feiner Mängel wegen , ganz verändert wurde , und beſon: S

1

ders in der Organiſation der Landwehr- Cavallerie eine durchgreifende Reform erzeugte, wonach das 22ſte Landwehr - Cavallerie - Regiment fünftig 2tes Land 2

wehr- Ulanen -Regiment heißen ſollte, auch eine innige Verbindung nicht allein in der Ergänzung, ſondern auch in der Bekleidung und in ſeiner Führung durch einen Wechſel in den Officieren und Unterofficieren mit dem Linien : Regiment angeordnet wurde. Am 26. November marſchirte das mobile Regiment in die Gegend von

Jordansmühl ab , wo die 1ſte Escadron in Krolfwiß , Roberwiß , Peſchüß und

501

Guckelwiß, die 2te in Nieder -Schlanz, Schauerwitz und Zaungarten , die 3te 1

in Groß - Jägewiß und Wirrwiß , und die 4te in Jadſchenau , Priſſelwig und 1

Schönbankwiß Quartiere nahmen. Der Alarm - Plag des Regiments war bei Nieder - Schlang. Die Erfas- Escadron unter dem Lieutenant v. Raminies wurde nach Soſel geſendet, wo fie dann in Reinſchdorf untergebracht war. Als Führer bes 22ſten Landwehr - Cavallerie - Regiments befehligte Major v. 6. Landen , unter ihm führten der Rittmeiſter v. Rurowski und die Pre mier- Lieutenants v. Febrentheil und v. Dziengel Escadrons. Der Ritt: meifter b. Droro w sfi führte das lite Landwehr- Cavallerie - Regiment. .

Beförderungen und Veränderungen im Officier- Corps: Unter dem 19. Februar erhielt der Rittmeiſter Meng mit dem Charakter als

Major , der Erlaubniß zur Tragung der Regiments -Uniform mit den vorgeſchriebenen Abzeichen für Verabſchiedete, Ausſicht auf Civil- Ver: ſorgung und der geſeblichen Penſion , den erbetenen Abſchied. Das Df ficier - Corps des Regiments ſuchte dieſem allgemein verehrten Officier

einen Beweis ſeiner Liebe und Hochſchabung durch die überreichung einer Vaſe von Porzellan, mit Scenen aus ſeinem ehrenvollen Leben , darzu bringen. Die Mannſchaften der Escadron übergaben in rührenden Aus

drüđen ihres Schmerzes über ſeine Trennung von ihnen, ihm einen fil bernen Becher als Erinnerung an fie. - Gleichzeitig erhielt der Se: conde- Lieutenant 1. Gors , ohne die nad geſuchte Charakter -Erhöhung

und ohne Bewilligung der Armee - Uniformn , unter dem geſeblichen Vor

behalt , die Entlaſſung. Die überzähligen Seconde - Lieutenants v. Stocks manns und v. Damniß rückten in den Etat ein .

Am 21. Februar ſtarb der Portépée- Fähnrich v. Sydow auf der Diviſions. Schule zu Neiſſe am Typhus.

Unter dem 18. April wurde der Premier : Lieutenant v. Brigen als aggre : girt zum lſten Ulanen - Regiment verſekt. Durch Allerhöchſte Cabinets - Ordre vom 11. Mai wurde der aggregirte Pre >

.

mier -Lieutenant v. Febrentheil unter Entbindung von dem Commando als adjutant fer llten Cavallerie : Brigade , in das Regiment wieder

einrangirt , der Premier- Lieutenant v. Wrochem zum Rittmeiſter und Escadrons - Chef und der Seconde -licutenant v. Heugel , mit Vorda tirung ſeines Patents bis zum 20. Mai 1849 , zum Premier -Lieute nant befördert ; der Sec.- Lieutenant v. Damniß rückte in den Etat ein. !

Unter dem 16. November wurde der Rittmeiſter v. Kurowski bem Regiment

aggregirt und als Escadronsführer zum 22ſten Landwehr - Cavalleries Regiment commandirt, ebenſo wurde dahin in gleicher Eigenſchaft der Premier-Lieutenant b . Febrentheil commandirt, während der Ritt: meiſter v. Diorow $ fi von dem Verbältniß als Führer des 1lten Lands wehr - Cavallerie - Regiments und der Sieutenant Baron v. Reißenſtein 1

von dem eines Escabronsführers bes 22ſten Landwehr -Cavalleries Regi

ments entbunden wurden und zum Regimente zurückkehrten . Wir laſſen hier folgen die

502 Rang - Liſte

der Officiere des Königl. 2ten Ulanen - Regiments pro Februar 1850. Vor- u. Sunamen

Charge.

Vaterland .

Bemerkungen .

Db.-L. u.Rgt.- Friedr. v. 0. Lancken Medlenburg . St. 3. - D. N. A. - D. 4. CI. Commandeur ,

D. Kr.

Maj. u. etatom . Friedr. v. 0. landen

desgl...... E. K. 2. C. R. G. 5. O.

Stabs - Offic.,

D. Kr.

Schleſien .... D. Kr. Ntm .u.E.-Ch. Moriß Mens .... deegl..... E. R. 2. Carl v. Dſorowski.. 22

D)

>

Heinr. v. Fehrentheil

Robert Pedell.... Premier -Lieut. Alerander v. Briren . >)

D)

desgl .... deegl.. desgl... beegl ...

Otto v. Wrochem ... David v. Dziengel .. Lithauen.

G.

M. A. 4. & 1 .

N. G. 5. CI . D. Rr. D. Rr. D. Kr. R. 2. 4. St. 2. . D. Rr.

Ernſt v. Kaminieß .. Schleſien. Seconde-lieut. Heinrich v. Heugel .. G. B. v. Reißenſtein 22

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2 )

D

deegl.

deegl. Adolph v. Siegroth .. deegl. Conrad v. Paczensty deegl . Herm . v. Monſterberg Sachſen ... Oskar John ...... Schleſien. Rudolph v. Siegroth desgl . Friedrich Wilh. Weſt- deegl. phal v. Bergener H. Graf v. Wengeroty deegl. Heinrich v. Gallwiß . desgl. Lindor v. Görg .. desgl .

Regiments - Adjutant.

Friedrich Dallmer ... Preußen ..... commandirt zur Reitſchule in [Schwedt a. D. Reinhard Matting .. Brandenburg. Guſt. v. Stockmanns Schleſien .... über den Etat einrangirt. Heinrich v. Damniß. Carl Häniſd ... Paul v. Bojanowofy

Desgl ...... desgl...... Desgl...

desgl. desgl. beegl .

Unter - Stab :

Negts. - Arzt .. | Dr. Carl Zillmer ... Weſtphalen. .

Wachtmeiſter u.

Rechnungsf., 1 Ferd. v. Karmainsky. | Scyleſien .... D. A. 2. CI. Portépée - $ ähnrids : Port. - Fähur. | Victor v. Lippa..... | Sdleſien. Otto v. Sydow ..

deegl.

aggregirte Officiere : Major Julius Melhorn ..... | Oſtpreußen .. 1 6. Kr. 2. GI. D. Kr. Comman : dirt bei der Thier - Arzueiſdule. Premier -Lieut. Friedrich v. Pölniß .. Baiern. Adolph v. Fehrentheil Schleſien .... D. Kr. Commandirt als Adju tant der 12ten Cav. - Brigade. »

503

Der gelinde Winter erleichterte das Ererciren der Truppen im Freien 1851. ſehr , man bereitete fich lebhaft zum Kriege vor , aber ſchon in der Mitte des Januar 1851 gaben fich Zeichen des baldigen Friedenszuſtandes kund , denn die Landwehr entließ die häuslich ſchwer Abkömmlichen , endliæ regten ſich Ende 1

des Monats die Regimenter in Bewegung , um nach ihren Friedens - Garni fonen zurüdzukehren , nachdem unſer Regiment noch vorher , am 7. Januar , ſeine bisherigen Quartiere in Strehlen , Wanſen und Umgegend vertauſcht hatte. Die übrige Zeit bis zur Herbſt - Übung beſchäftigte ſich das Regiment mit der Demobiliſirung und mit der ſorgſamen Herſtellung des früheren günſtigen Zu: ftandes der Bekleidung und Ausrüſtung. Der Pferdebeſtand wurde bei der

Verminderung des Etats durch den Austauſch der alten und ſchlechten Pferde gegen die guten und jungen Mobilmadungs- Pferde ſehr verbeſſert. Anfangs Juni berührte der Raiſer bon Rußland Nicolaus I. , em: pfangen von Sr. Majeſtát dem Könige , auf ſeiner Reiſe nach Wien die beiden Garniſonen des Regiments , Gleiwitz und Ratibor, 3n Gleiwiß ſtand die 1ſte Escadron auf dem Perron deš Bahnhofes als Ehrenwache. Ihre Majeſtáten ſtiegen aus dem Salonwagen , begleitet von zwei Großfürſten , bem Prinzen Friedrich von Preußen , dem Fürſten Pastiewitíd , den Grafen Orloff und Bendendorf, dem Fürſten b. liedtenftein aus Wien und den Preußiſchen Generalen b. lindheim und v. Gerlach, ſie gingen die Front der Escadron þerunter , wobei Se. Majeſtät der Raiſer ſich ſehr lobend über ihre ausgezeichnete Haltung und ihre Sorgfalt in der äußeren Erſchei: 1

nung ausſprach. In Ratibor waren die Officiere der 3ten Escadron zum Em pfange Jhrer Majeſtäten zunächſt der Thür des für die Allerhöchſten Herr ſchaften als Speiſezimmer eingerichteten Warteſaal lſter Claſſe des Bahnhofes aufgeſtellt. Die Ehrenwache bildete die Ste Compagnie des 22ſten Regiments mit dem Muſik- Chor dieſes Regiments. Se. Majeſtät der Raiſer, im blauen Überrod und dem Helm des Preußiſchen 6ten Cüraffier - Regiments , aber in S

Öſterreichiſchen Militair: Beinkleidern , um gleich beim überſchreiten der Grenze in Oſterreichiſcher Uniform erſcheinen zu können , Se. Majeſtät der Rönig , in Ruffiſcher Generals - Uniform , die Kaiſerlichen und Röniglichen Prinzen nebſt 1

den fürſtlichen Perſonen des Gefolges und dem dazu gleichfalls eingeladenen Herzog von Ratibor, ſpeiſten vereint an einer Tafel etwa : Stunden lang ,

1

das übrige Gefolge that dasſelbe in einem anderen Zimmer. Die 4 Garde: Roſaden von der Leibwache des Fürſten von Warſchau , mit ihren rothen , gel: 1

ben und grünen , mit Pelz beſepten Müßen und ihren reich mit Silber aus: I

gelegten Sábeln , Dolchen und Piſtolen , bildeten in Geſellſchaft der als Ordons 2

nanzen commandirten Ulanen : Unterofficiere, ebenfalls ſpeiſend, eine für die Zuſchauer ſehr anziehende Gruppe. Als der Kaiſer dann ſeine Reiſe weiter

nach Annaberg , wo die Majeftaten auf dem Bahnhofe von einander ſchieden , fortſepte, fuhren die Officiere der Garniſon mit , um dort wiederholt die Ho: beit und Würde des Ruſſiſchen Monarchen noch freier bewundern zu können , und ficher wird Vielen nod der erhabene Eindruck erinnerlich ſein , als er im Augenblid der Abfahrt nach Oderberg auf den Balcon ſeines Waggons trat ,

504

und den auf dem Perron in Annaberg Zurüdgebliebenen ſeinen Abſchiedsgruß

durch eine leichte Verneigung des Hauptes andeutete. Dieſer Eindruck wurde noch geſteigert durch das vorbergebende wohlthuende Gefühl , welches alle Zus ſdauer beſeelte bei dem herzlichen Scheiden beider Monarden in brüderlicher

Umarmung. – Der Kaiſer ſchien ſichtbar erfreut über den ihm alſeitig in Preußen bewieſenen freudigen Empfang , wie er ibu kaum ſo erwartet hatte. 3n Folge dieſer Durchreiſe des Ruffiſden Raiſers erhielt der ſtellver tretende Commandeur des Regiments, der Major und etatsmäßige Stabs: Officier v. 0. landen , den St. Stanislaus -Orden 2ter Claſſe und der Ritt meiſter und Escadrons - Chef Pedell den St. Annen - Drben 3ter Claſſe. .

Im Juli empfing das Regiment Piſtolen mit Percuſſionsídlöſſern , welche nur 1 Loth Pulver als Ladung bedürfen , darauf wurden im Februar 1852 die Carabiner abgegeben und ſeitdem führen Unterofficiere und Ulanen nur eine Piſtole. Das Regiment erercirte in dieſem Jahre 14 Tage bei Gleiwit , dann 5 Tage in der Brigade bei Neiſſe , wo es in Beerborf , Neu - Altmannsdorf, Wenig .Noſſen , Lindenau und Bernsdorf, und 11 Tage übte es in der Divi:

fion , wo es in Beerwalde , Sclauſe, Reindörfel , Bernsdorf und Groß-Noſſen im Quartier ſtand.

Beförderungen und Verändcrungen im Officier - Eorps :

Unter dem 31. Januar wurde der Unterofficier Miketta zum Portépée - Fähn rich befördert , aber ſchon am 10. April zur Reſerve entlaſſen.

Inter dem 17. April wurde der Rittmeiſter und Escadrons - Chef v. Dio : rowski mit dem Charakter als Major , der Erlaubniß zum Tragen der Regiments - Uniform mit den für Verabſchiedete vorgeſchriebenen Ab : zeichen und der geſeblichen Penſion in den Ruheſtand verſeßt. Das Of: ficier- Corps überreichte beim Seiben aus ſeiner Mitte dieſember

dienſtvollen, ſchon in den Freibeitskriegen ausgezeichneten Officier, einen kunſtvoll gefertigten filbernen Pokal.

Unter dem 19. April wurde der Oberſt- Lieutenant und Regiments -Comman: deur v. 0. Landen zum Oberſt befördert. Unter dem 13. Mai erfolgte die Ernennung des Premier -Lieutenants v. Feb

rentheil zum Rittmeiſter und Escadrons - Chef und die des Secondes Lieutenants Baron v. Reißenſtein zum Premier- Lieutenant ; der Se conde- Lieutenant Hanifd rüdte in den Etat.

Inter dem 19. Juli erhielt der Premier -Lieutenant b. Raminie , mit der gefeßlichen Penſion und Ausſicht auf Anſtellung bei einer Invalidens Compagnie , ben nachgeſuchten Abſchied.

Unter dem 22. Juli wurde der Seconde- Lieutenant Adam eß vom 3ten Bas taillon des 22ften Landwehr - Regiments bem Regiment überwieſen . Unter dem 22. Auguſt rangirte der Seconde -Licutenant 8. Heydebrandt

u. 8. Laſa vom Regiment Gardes du Corps nach ſeinem Patent hier ein . Unter dem 11. September wurde der Oberſt und Regiments - Commandeur v. 0. landen , mit der Erlaubniß zur Tragung der Regiments - Uniform

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mit den vorgeſchriebenen Abzeichen für Verabſchiedete und der geſeblichen Penſion , auf ſein Anſuchen verabſchiedet. An ſeine Stelle beim Regi: ment als Commandeur trat durch Allerhöchſte Cabinets - Ordre vom 22. September der dem 4ten Cüraſſier - Regiment aggregirte Oberſt: Lieutenant v. Gansauge.

Unter dem 15. November wurde dem Rittmeiſter und Escadrons - Chef 6. Feb : rentbeil , mit der Erlaubniß zur Tragung der Regiments - Uniform mit den vorgeſchriebenen Abzeichen für Verabſchiedete, Ausſicht auf Ci vil - Verſorgung , bem Charakter als Major und der geſeblichen Penſion der Abſchied bewilligt. Die Mannſchaften der 2ten Escadron , deren Zuneigung er im boben Grabe befaß, überreichten ihm als Zeichen der

Erinnerung bei ſeinem Abſchiebe einen filbernen Becher.

Unter dem 18. December wurde der Major und etatsınäßige Stabs - Officier v. 6. Landen , mit der Erlaubniß zur Tragung der Regiments -Uniform mit den vorgeſchriebenen Abzeichen für Verabſchiebete und der geſeblichen

Penſion , in den Ruheſtand geſetzt. Mit ibm died bas legte eiſerne Rreuz aus dem Regiment. A13 ein Zeichen bleibender Ergebenheit überreichte ihm das , zu einem Feſtmahl verſammelte Offi

cier - Corps , einen filbernen Humpen. Gleichzeitig wurde dem Secondes I

Lieutenant v. Heydebrandt u. 8. Laſa der Abſchied bewilligt. Un ter demſelben Datum erfolgte die Verſegung des Rittmeiſters v. Wal : dow vom 10ten Huſaren - Regiment als Major und etatsmäßiger Stabs. Officier zum Regiment; ferner die Beförderung des Premier : lieutenants 1. Dziengel zum Rittmeiſter und Escabrons : Chef und des Secondes Lieutenants v. Pacjenski zum Premier - Lieutenant. Die Seconde: Lieutenants v. Bojanowski und b. Lippa rüdten in den Etat. Das revolutionáre Central - Comité in London ſuchte im Frühjahr des 1852. Jahres 1852 ſubverſive Schriften in der Armee zu verbreiten , man hatte ein wachſames Auge darauf und das Regiment blieb damit verſchont. Se. Hobeit der Fürft b. Hoben hollern - Siegmaringen in Neiſſe, mit der Divifion

in Verbindung getreten , lud die Officiere zu einer Aſſemblée am 2. Februar ein. Der Commandeur des Regiments , Oberſt -Lieutenant b. Gansauge ,

begleitet von mehreren Officieren , erſchien bei dem Feſte und ſtellte die Lebtes ren der fürſtlichen Familie vor. Neben dem Glanze des Feſtes war es be fonders die alle Herzen gewinnende Freundlichkeit des fürſtlichen Paares , welche für die Anweſenden eine der angenehmſten Erinnerungen blieb. » Der ſcone Einbrud , den der Fürſt nach dem kurzen Commando in Neiſſe hinterließ , übers trug fich im erweiterten Ilmfange auf die Bewohner von Düſſeldorf, der nun: mebrigen Garniſon Sr. Hobeit. «

Die Theuerung der Lebensmittel hatte in den lebten Jahren häufig Noth bei den Verheiratheten erzeugt; um dieſelbe zu lindern , geſtattete das Rriegs Miniſterium die Lieferung von Brodten für die Familien der Unterofficiere und Soldaten aus den Rönigl. Bådereien zu Coſel, zum Preiſe von 21 Sgr. pro Stüd. Es war dies eine bedeutende Hülfe, da der Werth der Brodte

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nach ben Marktpreiſen zuweilen bis auf 11 Sgr. geſtiegen war. Am 7. Mai , Nachmittage, empfingen Se. Majeſtät der König und bie Prinzen Carl und Albrecht den auf der Eiſenbahn ankommenden Kaiſer von Rußland und die Raiſerin Majeſtät auf dem Perron des Bahnhofes zu Myšlowiß. Es war ein unbeſchreiblich rührender Anblid , der fich dem berſammelten Publicum bot ,

als der König mit der liebevollſten Herzlichkeit die Raiſerin und den Raiſer begrüßte und umarmte. Eine Ehrenwache des 22ſten Infanterie - Regiments

auf dem Perron wurde nur flüchtig vom Raiſer in Augenſchein genommen , dann zogen ſich die Monarchen und Königlichen Herrſchaften in den Waggon zurüd. Die Officiere der 4ten Escadron batten ſich aus eigenem Antriebe nac Myslowiß begeben , um bei der Ankunft der Allerhoften Perſonen ge genwärtig zu ſein . Se. Majeſtát der König war ſo bulbreich, dieſe Of: ficiere anzureben und fie fich durch den Rittmeiſter borſtellen zu laſſen. In 1

Gleiwig , wo die 1ſte Escadron als Ehrenwade aufgeſtellt war, hielt der Rai ſerliche Eiſenbahnzug gar nicht an , man ſah ihn nur ſonell vorübereilen. Der Rittmeiſter und Escadrons- Chef Bedell erhielt in Folge dieſer Duro reiſe des Kaiſers den St. Wladimir Orden 4ter Claſſe. 3m Anfange des Monats April inſpicirte der Brigade - Commandeur , General-Major b. Treškom , die Winterdreſſur der Leute und Pferde. Es >

.

dürfte nicht unintereſſant ſein, ben gewöhnlichen Gang ſolcher Beſichtigungen

kennen zu lernen , weshalb wir hier ihre Darſtellung aus dem Tagebude eines Officiers des Regiments entnehmen , die über Frühjahrs - Beſichtigung, Muſte: rung und Herbſt - Übungen dieſes Jahres folgendermaßen lautet : » Dic Früb

jahrs - Inſpicirung fand wie gewöhnlich durch den Brigade - Commandeur im April ftatt. Sie umfaßte die Ausbildung der Einzelnen zu Pferde und zu Fuß mit allen Waffen , beſonders der Lanze , den theoretiſchen Unterriot, die Bahn reiterei , wobei die Dreſſur der Remonten die wichtigſte Rolle ſpielte, das Vol

tigiren , das Fechten mit Rappieren , die Shule , die Ausbildung der jeder Escadron auf 6 Monate beigegebenen 3 Trainſoldaten und der Kurſchmidts: gehülfen. Die Bahnreiterei wurde während des Winters ganz nach den Vor: føriften der Reit- Inſtruction geleitet , doch machen ſich jezt ſchon die Anfich:

ten der Reitſchule in Shwedt für den Reit : Unterricht geltend. Der Lieute:: nant Dallmer war im Jahre 1851 nach einem zweijährigen Curſus von dort zurückgekehrt, ihm follte 1853 der Lieutenant v. Stockmanns folgen. Mit der Bahnreiterei fing die Beſichtigung an und zwar folgendermaßen : Die Reiter 1ſter Claſſe begannen die Vorſtellung und zwar die ſchlechteſte Abtheis lung , meiſt aus Officierburſchen , Handwerkern , lange Zeit krank Gewefenen u. dergl. beſtehend , zuerſt. Sie mußten rechts abgebrochen in die Bahn rei: ten und dort links aufmarſciren. Nachdem der General an ihrer Front her: I

unter gegangen war , ihr Sattelzeug und die Zäumung , die richtige Länge der Bügel , das richtige Einſchnallen der Steigriemen , den Pus : und Futter: zuſtand der Pferde und beſonders ein gutes Arrangement der Mähnen und Schweife unterſucht hatte , wurde nach dem Commando des unterrichtenden Officiers vorſchriftsmäßig in der Bahn geritten , wobei vorzüglich auf ein gu : .

507 tes Trabtempo , welches faſt nur von der paſſenden Wahl eines Tetenreiters

abhängt , ſcharfes Edendurchreiten , egale Volten , auf guten Sitz im Spalt und ruhige Fäuſte geſehen wurde , natürlich ohne daß die übrigen Reit- Vorſchrif ten dabei ganz vernachläſſigt waren . Die Stiche mit der Lanze wurden ents weber im Steben - die Borhand des Pferdes mit rechts um in die Bahn geſtellt - oder in Changiren burch die Bahn gezeigt ; das Eyerciren mit dem Piſtol in aufmarſchirter Front, nachdem die Abtheilungen über die Stange einzeln geſprungen waren. Bei dem Springen mußte jeder Mann im Sooritt

rubig anreiten , dann das Pferd in furzen Galopp , nicht aber in die Carriere ſeben. Zum Søluß wurde auf die an der Bande mit Intervallen ſtehenden

Pferde voltigirt , mit eingehaktem Sibel , mit und ohne Lanze , nach einer da: für beſonders vom Brigade - Commando herausgegebenen Beſtimmung. Die Refruten hatten dasſelbe wie die Reiter lſter Claſſe zu reiten , da ſie ſtets die beſſeren Pferde erhielten , ſo übertrafen ſie nicht ſelten in ihren Leiſtungen die älteren Leute.

Es iſt lohnenber ſie zu unterrichten , als die Reiter ifter

Claſſe. – - Die Reiter 2ter Claſſe - bei allen Escadrons ſogar in mehreren Abtheilungen vorhanden – hatten eine viel vollkommenere Ausbildung zu zei: gen. Die Seitengänge der Pferde mußten ihnen geläufig ſein , ſie waren dic Bildungsſchule der Remontereiter und ſie wurden in der Dreſſur ihrer Pferde nur noch von den Unterofficieren übertroffen , welde obſervanzmäßig ihre Vor

ftellung im Galopp anfingen und ſie mit der Achte im Ganzen beendeten. -Die Ausbildung der Remonten , welche meiſt die Bahnreiterci beendeten , fiel

nach der Inſtruction etwa in die Grenzen, welche für die Dreſſur ber Pferde ber 2ten Reitelaffen bezeichnet war. «

» Nach der Bahnreiterei folgte ein Eramen im theoretiſchen Unterricht ( Inſtruction) über alle Zweige des Dienſtes , es wurden dabei furze einface Fragen und ſchnelle präciſe Antworten gewünſcht. Felódienſt und das Piſtol find hierbei Licblingsthemas. So leicht es ideint, ſo ſchwierig iſt es hierbei für den Officier, ein guter Inſtructeur und Frageſteller zu ſein. Hierauf mußte auch der Rurſchmidt ſeine 6 Gehülfen über Entzündungs-Krankheiten und den

Hufbeſchlag, beſonders der krankhaften Hüfe , eraminiren, alsdann boltigirte die Escadron und foot in Abtheilungen und contra mit Rappieren. Endlich

ſchloß dieſer Tag mit dem Beſuch des Lazareths , der Arreſte und der Quar: tiere. Am zweiten Tage dieſer ſtets ſo lange dauernden Beſichtigung, wurde die Escabron im vollen Dienſtanzuge zu Fuß mit vorgezogenen und dann wie:

der eingeſtellten Refruten vorgeſtellt, wo ſie in der Sauberkeit des Anzuges , in der Fertigkeit der Griffe mit dem Sibel , den Wendungen , Schwenkungen und Märſche fich zu zeigen hatte. Die Refruten mußten auch noch das voll: ſtändige Erercitium mit der Lange durchmachen. Schließlich wurden auch noch einige Unterofficiere und Ulanen mit den verſchiedenen Padungen zu Pferde vorgeſtellt. «

» Die Muſterung der Escadron Ende Mai durch denſelben General ge ſchah alſo : Die Escadron war im Garniſon - Stall in vollſtändigem Dienſt Anzuge aufgeſtellt. Jeder Ulan , ſo weit es die Ordnung und der Zuſammen

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Hang in den Beritts oder Zügen erlaubten , vor ſeinem umgedrehten und aus gebundenen Pferde. Reithoſe , Chabrace , Piftol, Mantelſac , Ledertaſche, Pußzeug, kleine Montirungsſtüde, Stalljade, Fangſchnüre und Abrechnungss Buch waren auf dem Woylach genau nach einer gegebenen Zeichnung und 1

1

Vorſdrift ausgebreitet. Das Sattelzeug und die Zäumung hingen an den

Pfeilern , Gürte und Bügel frei herabfallend. Der General geht , gefolgt von

den Officieren und einem Intendantur : Beamten - welder fich vornámlich mit der Prüfung der Abrechnungs - Búder , mit den Forderungen der Leute an 2

Gehalt , kleinen Montirungsſtúden und anderen Competenzen und mit der Un

terſuchung der Beſdaffenheit aller gelieferten Artikel beſøäftigt – durch die Reihen. Er vflegt nur hier und da etwas genauer zu prüfen , er unterſuot das Leder , ob es weich iſt und niøt bricht, ob die Näthe an den Sandaren:

zügeln nicht reißen und die am Schwanzriemen gut zuſammenhalten , ob die Woylachs wolreich und rein , die Piſtolen , ob ſie einen guten Gang im Solo

haben, er läßt die Schlaufen an den Steigriemen in die Höhe ſdieben, um zu ſehen , ob Alles , ſelbſt auch dieſe ſo verborgene Stelle, ſtaubfrei iſt und ob auch der Steigbügel oben gepugt iſt. Beſonders aufmerkſam unterſuchte er Zwieſel und Blätter des Sattelbocs , ob ſie niật geſprungen find. Hier und da müſſen Hemde oder Staljaden angezogen werden , damit es ſich beſſer zeigt , daß fie rein , ganz und paſſend find. Das Verſäumen der Stempelung der einzelnen

Gegenſtände wird gerügt. 3it die Beſichtigung der ausgelegten Saden vor: über , ſind die an die Ulanen häufig geridteten Fragen über ihre Competenzen ,

das Alter , die Beſchlagszeit ihrer Pferde und die ihnen zukommenden Ratios nen beantwortet , fo werden Peute zu Pferde marſch , feld- und parademäßig gepadt vorgeſtellt, dann tritt die Escabron mit Müßen und umgebangenen Mánteln an , wobei die möglidſte Weite und Länge der Lesteren beſonders

berückſichtigt wird. Die Muſterung ſchließt in der Regel mit dem Vorführen aller Pferde ungeſattelt und auf der Waſſertrenſe, mit dem Befragen der Leute , ob ſie irgend welche Forderung an die Escadron zu machen haben , und

mit der Beſichtigung aller auf der Rammer befindlichen Gegenſtände, nicht allein der Zahl , ſondern auch der Güte nach. « » Anfangs Juni und Ende dieſes Monats bereiſten der Diviſions - Com=

mandeur General- Lieutenant v. Werder und der commandirende General des VIten Armce - Corps, v. Lindheim , die einzelnen Garniſonen des Regi ments. Die Escadrons erercirten vor ihnen zu Pferde , dabei mußten auch noch die Nefruten im Quarré reiten , mit der Lanze in allen Gangarten die Stiche machen , ferner wurden die jüngſten Remonten auf Sattel und Trenſe angeritten gezeigt. Je rubiger die Escadron die Commando's aufnahm und ausführte, je präciſer die Evolutionen geſchaben und je gewandter der Esca: drons - Chef das Ererciren zu einem gefälligen Bilde zu geſtalten wußte, deſto günſtiger fiel die Beurtheilung aus. Nicht zu kurze , ſondern langere , anhal

tendere Bewegungen wurden ſehr empfohlen. Es galt als Gebrauch bei der kurzen Zeit , welche folche Inſpicirungen nur bauern konnten , alle duro Zu fälligkeiten entſtandene Unregelmäßigkeiten der Escadron zum Nachtheil anzus

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rechnen , da der Vorgefekte nur darüber urtheilen konnte , was er eben geſe: ben batte , und eine Escabron ficher um ſo vollfommener au gebildet anzuſeben

war , je mehr ſie alle ſtörenden Zufälligkeiten beherrſchen konnte , ohne mil bernde Umſtände in Anſpruch nehmen zu müſſen . «

» Das Exerciren im Regiment , welches in dieſem Jahre vom 13. Auguſt ab 14 Tage lang wie gewöhnlich bei Gleiwiz ftatt fand, beſtand zunächſt in dem Egaliſiren des Tempo's , was bei dem Getrenntſein der Escadrons wábs rend der übrigen Zeit des Jahres ſehr nothwendig war, dann wurde regel

mäßig das ganze Reglement durchgemacht, in den legten Tagen aber wie ge: wöhnlich nach einer , dem Erercirplaße angepaßten Dispoſition zum Parades

Exerciren , vor dem Brigade - Commandeur geübt. Dem inſpicirenden Vorge: fekten blieb es überlaſſen , durch eigene Beſtimmung von Evolutionen die Ges wandtheit in der Ausführung des Unvorbereiteten kennen zu lernen. Dies

geſchah auch am zweiten Tage der Beſichtigung durch den General 1. Treškow mittelſt Vorlage einer ſelbſt entworfenen Exercir : Dispoſition .« Während der Anweſenheit dieſes Generals wurden auch die einzelnen

Cantonirungen allarmirt und damit kleine Felddienſt- Übungen verbunden. Etwas , das vom Reglement nicht vorgeſchrieben iſt, aber in den legten Jahs 1

ren mit gewiſſer Vorliebe oft verlangt wurde , war der Parademarſch im Ba: lopp mit gefällter Lange , ein beſonders für die hinteren Escadrons ſehr ſchwies riges , aber den Augen wohlgefälliges Schauſpiel. Ebenſo fonnte als Schmuck des Exercirens oder vielmehr der Evolutionen , die jeßt üblich gewordene Be zeichnung: » die Flügel im Galopp aufnehmen «, betrachtet werden , was ſo viel bedeutete , als das Signal Galopp geben laſſen , wenn beim Aufmarſch die äußerſten Flügelzüge eben in die Linie treten. « » Das Exerciren in der Brigade bei Neiſſe währte vom 2. September ab !

5 Tage. Das Regiment cantonirte in dieſer Zeit in Olumpenau , Tſchauſch wiß , Woigt , Weidich , Ullersdorf , Bittendorf , Perſ( kenſtein , Mahlendorf ,

Zeðlis , Laskowiz und Ogen. Während bisher den Escadrons - Chefs das ſtwierigere Geſchäft beim Ererciren zugefallen war , trifft dies von der Bri: gabe ab auf die Regiments - Commandeure. Die meiſte Achtſamkeit bei dieſem

Exerciren erfordern die verſchiedenen Deployements aus der Colonne, die Schwenkungen in Diviſionen, die Aufmärſche in Jnverſionen und die Bewe gungen der Flankenzüge. üblid war es auch , mit dem Huſaren - Regiment eine Brüde zu vertheidigen , über die nur markirte Brücke dann zu dreien zu rückzugehen , Diviſionen zu formiren und mit dieſen dann Schwenkungen aus: zuführen. Um mehr Abwechſelung in den Parademarſch hineinzubringen , .

1

1

mußte der Escabrons - Chef , nachdem er bei dem Vorgeſeßten vorüber war , an deſſen Seite reiten und die Escadron im Galopp aufmarſchiren laſſen. In

den legten Tagen exercirten auch 4 Geſchüße der reitenden Artillerie mit der Brigade. «

» In der Diviſion wurde in dieſem Jahre 11 Tage ebenfalls bei Neiſſe vom 8. September ab , wo ſdon Abends Vorpoſten ausgeſegt wurden , geübt. Nur

einzelne Quartiere wurden auf kurze Zeit gewechſelt. Die Übungen begannen

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mit Manóvers kleiner Corps von 6 Compagnien Infanterie, 2 Escadrons und 2 Geſøüßen gegen einander bei Ullersdorf , die zur etwanigen Verſtärkung Manóverflaggen mitführten und am Abend Feldwađen ausſekten. Dann folgte ein Manöver mit marfirtem Feinde bei Woiß , ein Diviſions - Excrciren , eine 1

Wiederholung desſelben und eine Parade por bem commandirenden General. Den Beſoluß machten Feld - Manöver der in zwei Theile , unter der Benen : nung Nord- und Süd - Corps , getheilten Diviſion bei Tidauſchwiß , Gießmanns: dorf und Starwi , bei Ogen , Gauers , Tarnau , Carlowiß und Reiswiß , wo: bei die ganze Diviſion au bivouakirte und engere Cantonirungen bezog. Man wird hierbei bes Galopps des Regiments einen ſteilen und kurzen Berg hinan , .

1

den die Infanterie als eine fichere Poſition anſah, gedenken. « » Der Rüdmarſch des Regiments am 20. September in ſeine Garniſo: nen hatte das Abweichende von den früheren , daß , wie ſchon beim Hinmarít , der Stab des Regiments nicht wie gebräuchlich mit der lften Escadron nach

Gleiwiß , ſondern mit einer anderen Escadron marſốirte und zwar jeßt mit .

der 4ten über Volfmannsdorf, Rujau , Romorne und Sulawenßiß. « Beförderungen und Veränderungen im Officier : Corps : Unter dem 22. Juni wurden die Premier - Lieutenants v. Heugel und Ba ron v. Reißenſtein zu Rittmeiſtern 3ter Claſſe und die Secondes Lieu tenants b. Monſterberg und John zu Premier-Lieutenants befor: dert , da in dieſem Jahre eine Etatserhöhung dieſer Chargen ſtatt fand. Der Premier : Lieutenant 6. Heugel erhielt am 14. Juni den rothen Adler - Orden 4ter Elaſſe. Unter dem 1. September wurde der überzählige Unterofficier 6. Lift zum Portépée - Fähnrich befördert.

Unter dem 4. November wurde der Seconde- Lieutenant Þrátorius bom 2ten Bataillon 24ſten Landwehr - Regiments hierher verſeßt. Laut Allerhöchſter Cabinets - Drdre vom 29. April wurde aus dem 22ften

Landwehr - Cavallerie: Regiment das 2te Landwehr : Ulanen - Regiment gebildet und vom 1. Juni ab dem correſpondirenden Linien - Regiment zugetheilt. Dem zufolge berſieht der etatsmäßige Stabsofficier die Functionen eines Regiments:

Commandeurs. Der Rittmeiſter Freiherr v. Reißenſtein und die Premier: Lieutenants v. Siegroth und v. Pacjenski , ſo wie der Seconde - Lieute: nant Matting wurden als Escadronsführer zum 2ten Landwehr : Ulanen Regiment commandirt, fie übernahmen die nunmehr in den 4 Garniſonſtadten des Regiments placirten Rammern der Landwehr - Escabrons , thaten aber ebenſo wie die dieſen Escadrons zugetheilten Wacht- und Quartiermeiſter, den ihrer Charge entſprechenden Dienſt bei der Linien Escadron .

Laut Allerhöchſter Cabinet3 - Ordre vom 22. Januar 1852 erhielten alle Diejenigen , welche in der Zeit vom 1. März 1848 bis 1. October 1849 Ge fechten beigewohnt , oder mindeſtens 14 Tage gebient und während dieſer Dienſt

zeit , wie auch ſpäter Sr. Majeſtät dem Könige die ſchuldige Treue bewahrt , aud nicht unter den Ehrenftrafen geſtanden , die dem zobenzollerſden Haus:

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orben beigegebene Hohenzollerſche Medaille, welche den 12. September 1852 an die zu dem Zwecke ausgerückten Escadrons vertheilt wurden. Im März 1853 wurden die neuen Kriegsartikel, welche in Folge des 1853.

neuen Strafgeſezbuches auch modificirt worden waren , bei den Escadrons be kannt gemacht. Es batten fich faſt in allen Kreiſen Vereine gebildet zur Un terſtüßung der alten húlfsbedürftigen Krieger aus den Feldzügen bon 1807 bis 1815. Sie vertheilten alljährlich , in der Regel am Geburtstage des Pringen von Preußen , des hohen Protectors dieſer Vereine , namhafte Summen als National : Dank an dieſe Nothleidenden. Allen Soldaten wird in dieſer Art die Hoffnung gegeben , für die Dienſte , die ſie dem Vaters lande leiſten , nicht der Befürdtung Preis gegeben zu ſein , vielleicht in der Zukunft den Nahrungsſorgen erliegen zu müſſen . ( * ) Laut Allerhöchfter Cab. -Ordre vom 24. November wurde ſtatt der Collets die Ulanta eingeführt und mit Genehmigung des Rönigl. Rriegs - Miniſteriums vom 9. Februar 1854 die 2te Garnitur Collets zu ulanfa's umgeändert. Im Mai reiſte Se. Majeſtät der König durch Ratibor nach Wien. Die 3te Escabron war im Stalle verſammelt, um jeben Augenblick in Parabe

zu Pferde ausrüden zu fönnen , doch unterblieb es und wurde Se. Majeſtát nur durch den Oberſt- Lieutenant v. Boddien und die Officiere der Escadron auf dem Bahnhofe erwartet. Der neu ernannte Regiments - Commandeur, .

Oberft- Lieutenant v. Boddien , machte Sr. Majeſtät die übliche Meldung und wurde ſehr gnädig empfangen . Nochmals befand fich der König in der Nähe des Regiments , als das Denkmal des , um das Berg- und Hüttenweſen Schleſiens hochverdienten Grafen Reben bei Rönigshütte am 28. Auguſt enthüllt wurbe.

Am 15. Auguſt begann das Ererciren im Regiment , am 5. September in der Brigade bei Bösdorf, wo ein ſehr kleiner und mit Tümpeln angefüll

*) » Wic bei ſo vielen Veranlaſſungen , ſind wir hier dem Herrn Verfaſſer Dank ſchuldig , der Landes- Inſtitution eingedenk zu ſein , welche in un ſerem folbatiſchen Vaterlande den Sinn erweckte, für die Verbeſſerung des Looſes der altgedienten Soldaten. So viel die Könige des Lans des von je an auch bedacht waren , die Lage dieſer Leute zu verbeſſern , - theils war der Maßſtab, den man damals dafür anlegte , ein ſehr

mäßiger , th cils reichten auch wirklich die Staats - Nevenuen dazu nicht aus , ſehen wir doch in unſern Tagen , daß die für dieſen Zweck ertra ordinair bewilligten 50,000 Thlr. , bei dem beſten Willen mehr zu thun , oft fid in Gaben zu 2 ,! 3 und 4 Thlr. auflöſen. Unter dieſen Umſtänden

erſcheint alſo, wie der Verfaſſer ſehr richtig bemerkt , dieſe Landesſtif: tung , ſo viel fie auch der Anfechtungen erlitt , als eine wahre Wobl: that und hatte ſie auch wirklich kein anderes Verdienſt als das , in dem weiten Umfang des geſammten Vaterlandes ienen edlen Sinn ge 1

weďt zu baben. Aber die ganze Juſtitution kann nicht füglich ge dacht und erwähnt werden , als unter Nennung des Namens ihres ehren :

werthen Gründers , des Präſidenten Herrn Generals v. Maliszewski,

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ter Plaß dazu angewieſen worden und das Regiment wie folgt dislocirt war : Stab in Neiſſe , lſte Escadron in Mogwiß , 2te in Rumsborf und Mogwik , 3te in Bösdorf und Strubiß und 4te in Hannsborf , Smolig und Reimen . Den 11. September fing die Diviſions - Übung mit einen Marſd über Reinſd dorf , Edwertsheibe, Friedewalde , Falkenau und Vorwerk Hammer an , von

wo die Truppen in ihre neuen Quartiere rúdten und zwar das Regiment nach Roppiß , Falkenau , Sonnenberg, Rirdberg , Märzdorf , Groß - Brieſen und .

1

Winzenberg. Am 21. September endeten die Feld - Manóver und die Trup pen kehrten in ihre Garniſonen zurück. Beförderungen und Veränderungen im Officier- Corps :

Unter dem 15. Januar wurde der aggregirte Rittmeiſter 6. Rurowski zur Dienſtleiſtung als Adjutant bei dem General : Commando des VIIten Armee- Corps commandirt.

Unter dem 1. Februar wurde der Unterofficier b. Gróling zum Portépée Fähnrich und unter dem 8. desſelben Monats der Portépée - Fähnrich Taistrzid zum überzähligen Seconde - Lieutenant befördert.

Unter dem 15. Februar wurde der Portépée - Fåbnrich Jouanne vom Garde Dragoners Regiment zum Regiment verſeßt. Unter dem 17. März wurde der Oberſt und Regiments -Commandeur 6. Gans : auge in gleicher Eigenſchaft zum lften Cúraffier - Regiment verſeßt; der Major und Flügel- Adjutant Sr. Majeſtät des Rönigs v. Boddien wurde unter Beibehalt ſeiner Eigenſchaft als Flügel - Adjutant zum Com mandeur des Regiments ernannt und am 22. März zum Oberſt- Lieus tenant befördert.

Unter dem 14. April wurde dem Wachtmeiſter und Rechnungsführer v. Rar : mainsky der Charakter als Seconde - Lieutenant verlieben . Unter dem 18. Juni wurde der aggregirte Rittmeiſter v. Rurowski zum Ma: jor befördert und in den Generalſtab des VIIten Armee - Corps verſekt.

Unter dem 25. Juli erhielten die Affiſtenz-Ärzte Rauder und Pohl den Rang eines Officiers.

Unter dem 17. Auguſt wurde der Portépée - Fähnrich v. Rönig vom lſten Cü raffier - Regiment und unter dem 13. October der Seconde - Lieutenant 1. Eidſtedt vom 3ten Bataillon 22ften Landwehr - Regiments hierher verſeßt.

Laut Allerbodhter Cabinets - Drore vom 21. September 1853

wurde Se. Excellenz der General Graf b. d. Gróben zum Chef des Regiments ernannt , auch in dieſem Jahre zum commandírenden General des Garde Corps befordert.

Unter dem 18. October erhielt der Oberſt- Lieutenant und Regiments - Com

manbeur 1. Boddien die Erlaubniß zur Anlegung des ihm von des Raiſers von Rußland Majeſtät berliebenen St. Annen - Drdens 2ter El.

Unter dem 8. November wurden der Portépée - Fähnrich 1. Lift zum Secondes Lieutenant und der Unterofficier v. S d olten zum Portépée - Fähnrich

befördert , ebenſo wurde unter dem 8. December der Portépée-Fähnrich

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Jouanne zum Seconde- Lieutenant ernannt und der v. Blücher bom 12ten Infanterie - Regiment zum Regiment verſekt.

Unter dem 7. April 1853 erſchien das neue Verpflegungs - Reglement , nach welchem die Charge der Vice - Unterofficiere und Ober - Gefreiten abge ſchafft wurde , bagegen erhielten fämmtliche Gefreiten , 80 per Regiment, bic Knöpfe der früheren Ober - Gefreiten , und wurde das Gehalt derſelben auf 4 Thlr. per Monat erhöht. Am 25. Februar 1854 ritten 12 Officiere des Regiments in der ſehr ges 1854. ſchmadvoll becorirten und glänzend erleuchteten Reitbahn zu Gleiwiß vor einer zahlreichen Verſammlung eine Quadrille in dem jebigen Parade - Anzuge und

in dem der ehemaligen Bosniaken. Die anſprechenden Uniformen , die ſcho: nen Pferde und die elegante und präciſe Ausführung der einzelnen Touren , gefielen in bohem Grade und erfreuten ſich des unzweideutigſten Beifalls. Dieſer feſtliche Tag wurde noch mehr verherrlicht durch die Gegenwart bes .

bohen Chefs des Regiments , des Generals Grafen v. 6. Gróben , deſſen Ernennung als ſolchen ſchon im September vorigen Jahres von dem Regis ment mit ſo vieler Freude und Hoffnung aufgenommen worden war. Der

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General war der Einladung des Commandeurs zu dieſer militairiſchen Luft barkeit gefolgt , um bei dieſer Gelegenheit auch ſeinem Regiment den Beſuch zu machen , einem Regiment , in welchem er , freilich unter anderer Benennung und verſchiebener Uniform desſelben , ſeine militairiſche Laufbahn begonnen

hatte. Bei ſeiner Ankunft auf dem Berron bes Bahnhofes zu Gleiwig von dem froh erwartenden Officier - Corps empfangen , verſammelte er es gleich zu einem Déjeuner dinatoire um fich. - Hier nahm er das Glas und leerte ben däumenden Wein auf das Wohl Sr. Majeftat des Rönigs und dann des Regiments , und wünſchte diefem in berebten Worten ſtets » Günther's

Geiſt und Gebhard's Lanze ! « Nach der Quadrille folgte ein Bal und anderen Tages ein Mittagsmahl des Officier- Corps , bem Aden der hochvers

ebrte Chef mit beglücender Freundlichkeit beiwohnte und dann die Kücreiſe nach Berlin antrat. Es war bei Gelegenheit dieſes Beſuches zum erſten Mal , daß die Officiere in der Ulanka mit den kürzlich eingeführten goldenen Ban: delieren der Cartouche erſchienen.

Anfangs Máry wurde den Escadrons der neue M o bilmachungsplan

mitgetheilt , auch erſchien ein neues Serviss und Geldverpflegungs Reglement , wodurch einem weſentlichen Bedürfniß abgeholfen wurde. Nach einem , Ende vorigen Jahres ausgegebenen Erercir - Reglement , welches 1

mannigfache Änderungen des früheren enthielt, ( die Abbrüche zu zweien und breien erleichterte, dabei das Durchreiten der Officiere nach der Frontſeite ab. ſchaffte, ftatt der Flanteurzüge aller Escabrons , die ganze 4te Escadron verwendete , Flankendeckungen und Flankenangriffe mit den Flügel - Escadrons

u. a. m . anordnete ) bereiteten ſich die Escadrons zum Ererciren im Regiment bom 5. Auguft ab vor , aber dieſes Reglement blieb in ſeiner ganzen Ausdeh 1

nung auch nur ein Jahr in Kraft, bann unterlag es , wie die früheren Ändes

derungen. Wegen der Überſchwemmungen in Schleſien endeten mit dem Re: 33

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giments - Ererciren die Herbſtzuſammenziehungen der Truppen und bie zu der angeordneten Revue Bor Sr. Majeſtät bem Könige getroffenen Vorbereitun :

gen batten keine Folge. Die Befichtigungen , die Muſterung und die Zuſam menziehung des Regiments bei Gleiwis, folgten in dieſem Jahre ſchnell auf einander. Ende April war die Frühjahrs - Befichtigung ; Ende Mai ließ der kurz vorber zum Commandeur ber 12ten Diviſion ernannte , frühere Kriegs. miniſter, General -Lieutenant v. Bonin , etwa 8 Tage ſpäter der commandi. tende General die Escadrons vor fich ererciren. Anfangs Juli bielt der in 3

Abweſenheit des Brigade- Commandeurs dazu befehligte Oberft . Gansauge die Muſterung ab und kurz vor dem Ausmarſch inſpicirte noch ber neu er : nannte Brigade -Commandeur Oberſt b. Sobbe die Escadrons. Beförberungen und Veränderungen im Dfficier - Corps :

Unter dem 10. Januar wurde der Portépée - Fähnrich v. Gröling zum Ses condc - Lieutenant befördert.

Unter dem 18. Januar erhielt der aggregirte Major Melborn ben rothen Adler - Orden 4ter Claſſe. IInter dem 8. April wurbe der Seconde -Lieutenant D. Damniß unter dem geſeblichen Vorbehalt entlaffen . lInter dem 20. April wurde der Portépée : Fähnrich Graf Hendel b. Don nersmart vom Garde- Dragoner -Regiment bierber berfest. s

linter dem 14. September erhielt der Rittmeiſter und Escadrons-Chefv. Dzien : gel mit der Erlaubniß zur Tragung der Regiments - Uniform mit den vor:

geſchriebenen Abzeichen für Verabſchiedete, Ausſicht auf Civil- Verſorgung und der geſeglichen Penſion , den nachgeſuchten Abſchied. Das Officier: Corps übergab ihm als Zeichen der Erinnerung einen filbernen Humpen, Unter dem 12. October wurde der zum General - Commando des VIten Armec:

Corps als Adjutant commandirte Rittmeifter 1. Heugel von dieſem Commando entbunden und trat zum Regiment zurüd . Der Premier

Lieutenant t. Siegroth wurde zum Rittmeifter, und Seconde- Lieutes nant v. Siegroth zum Premier - Lieutenant befördert. Der Seconde: Lieutenant und Regiments- Adjutant Graf v. Wengers fi wurde zur Dienſtleiſtung als Adjutant bei der 12ten Diviſion commandirt, feine Stelle als Adjutant des Regiments übernahm der erſt im vorigen Jahre von einem zweijährigen Commando bei der Gefandtſchaft in Baris zu rückgekehrte Premier Lieutenant zobn. Unter dem 11. November erhielt der Rittmeiſter Freiherr V. Reißenftein,

mit der Erlaubniß zur Tragung der Regiments - Uniform mit den vors geſchriebenen Abzeidsen für die Verabſchiedeten , Ausſicht auf Civil- Ver ſorgung und der geſeglichen Penſion, den Abſchied bewilligt. Der Port: épée :Fähnrich v. Scholten wurde zum Seconde - lieutenant mit Ein

rangirung über den Etat und der Unterofficier v. Lieres zum Port: épée Fähnrich beförbert. 5

Unter dem 12. December wurden der Premier - Lieutenant b. Pacjensli zum Rittmeiſter 3ter Claffe , ber Seconde - Lieutenant b. W efipbal zum Pre

515

mier - Lieutenant, die Portépée - Fähnrichs b. Rönig und 6. Blúcher zu Seconde - Lieutenants beförbert.

Zum Empfange der Remonten , welche früher ftets durh 2 Officiere und 1855 . ein Commando von 28 Pferden in der Regel aus dem Depot zu Jurgaitiden

in Lithauen geholt wurden , die dazu im Mai jeben Jahres aus Gleiwiß ab marſchirten, verwendete das Regiment in den legten Jahren nur 1 Officier. Zuweilen wurden auch Commando's zum Transport von Remonten nach dem

Depot Bárenklau gegeben. Im Jahre 1855 wurde zum obenerwähnten Zweck der Lieutenant Dallmer nach der Provinz Preußen geſchickt. Er nahm in

Groß . Neuendorf bei Rönigsberg am 20. Juni die hier aufgekauften jungen Pferde auf, führte fie nad Rattenau in's Depot , ging hierauf in den erſten Tagen des Zuli nach Jürgaitſchen und trat erſt Ende dieſes Monats mit eini gen 60 Remonten ſeinen Rüdmarſch an.

Bemerkenswerth war es hierbei,

daß das Regiment bon allen Ulanen - Regimentern das erſte war , welches .

ſeine Commandirten in den noch kein Jahr lang befohlenen Ulanka's ausge rüſtet hatte , während die übrigen Regimenter ihre Ulanen noch in den frühe ren Collets hier erſcheinen ließen.

Die ſeit 1852 mehr bewilligte Meße Hafer für jede tägliche Ration der Ulanen - Pferde, hat einen ſehr vortheilhaften Einfluß auf die Kräfte ders ſelben geübt , ſo unbedeutend auch Anfangs dieſe Zulage erſchien . Noch wohl >

thätiger war bei der anhaltenden Theuerung der Lebensmittel in den legten Jahren die Erhöhung der täglichen Brodportionen auf 1, Pfund, und beſon ders erleichterno waren die Victualien - Zulagen im Betrage von 3 bis 5 Pf. pro Tag.

In dieſem Jahre wurde das Regiment in Folge Aderhöchſter Cabinets Orbre vom März 1855 , nach welcher alle diejenigen Regimenter , welche mehr als eine Garniſon haben , im Jahre 1855 ausnahmsweiſe ſchon im Mai im

Regiment ererciren ſollten , am 10. Mai bei Gleiwitz zuſammengezogen und .

exercirte dort bis zum 13. desſelben Monats. Das zweite Regiments - Erer ciren fand in der Zeit bom 10. bis 23. Auguſt Sei Ratibor ftatt, worauf bas

felbe zu einer 5 - tägigen Brigades Übung nach Neiſſe rückte und die fich daran ſchließende 15 - tägige Diviſions-Übung mitmachte. >

1

Beförderungen und Veränderungen im Officier- Corps : Unter dem 13. Januar wurbe der Bortépée - Fähnrich Graf Hendel v. Don : .

nersmark unter Beförderung zum Seconde - Lieutenant zum lften Củs 3

1

raffier - Regiment Berſeßt. Unter dem 28. Juli erhielt der Rittmeiſter v. Febrentheil den rothen Ab: 2

ler . Drben 4ter Claſje.

Unter bem 4. Auguft wurde der Premier -Lieutenant 30bn als Adjutant zur

5ten Diviſion commandirt. An feiner Stelle übernahm der Secondes

Lieutenant Prátorius die Regiments - Adjutanten - Geſchäfte. Unter dem 25. September wurde der Major und etatsmäßige Stabs - Officier

b. Waldo w zum Commandeur des 3ten Dragoner-Regiments ernannt.

)

516

Unter dem 23. October wurde der Rittmeiſter und Escadrons - Chef Pedell zum Major und etatsmäßigen Stabs -Officier und der Rittmeiſter v. Sieg : roth zum Escadrons - Chef befördert. Unter dem 20. November wurde der Portépée - Fähnrich Jacoby vom 3ten

Ulanen - Regiment hierher verſeßt, jedoch ſchon unterm 13. März 1856 in das 24ſte Infanterie - Regiment verſeßt. Unter dem 6. December wurde der Prem. - Lieutenant v. Monſterberg zum .

Rittmeiſter 3ter Claſſe und der Seconbe . Lieutenant Graf v. Wengerski zum Premier Lieutenant befördert. 1856 .

Am 29. Mai 1856 berührte auf der Reiſe nach Berlin ber Raiſer von Rußland Alerander II. Gleiwig. Se. Excellenz der Herr Regiments: Chef , General der Cavallerie Graf v. d. Gróben , war auf Befehl Sr. Mas

jeſtät des Königs Hochdemſelben bis Warſchau entgegengeſandt. Die 1ſte Es cabron war als Ehrenwache auf dem Berron des Bahnhofes aufgeſtellt. Der

Escabrons - Chef , Rittmeiſter v. Siegroth , erhielt aus dieſer Veranlaſſung den St. Annen- Orden 3ter Claſſe.

Wir glauben in dieſem Jahre nichts weiter , als die Übungen erwähnen

zu dürfen . Das Gyerciren im Regiment fand vom 20. bis 30. Mai bei Glei wiß , 4 Tage im Auguft bei Leobſcup ſtatt. Bei dieſem legteren Orte war aud das 5 - tägige Brigade- Ererciren. Die Dislocirung des Regiments hierbei war folgende : lſte Escadron in Taumlib , Ober - Vorſtadt und Wernersdorf, die 2te in Kreuzendorf , die 3te in Soppau und Bratſch und die 4te in Leisnig.

Die übung in der Diviſion war näher an Ratſcher und ſtand dabei das Re: giment in Branit , Bleiſchwis, Waiſſack, Nafſiedel, Jacubowiß und Oſterwig. Beförderungen und Veränderungen im Officier: Corps : Unter dem 9. Februar erhielt der Ehef des Regiments , General der Cavallerie Graf d. 6. Gróben ben ſchwarzen Adler - Orden . Der Ulan v. Bleſ: ſingh wurde zum Portépée - Fähnrich befördert. Unter dem 15. April war der Portépée - Fähnrich b. lieres zum überzähligen Seconde- Lieutenant ernannt worden.

Unter dem 2. Mai wurde der Cadetten - Grenadier v. Gröling mit dem Cha rakter als Portépée - Fähnrich zum Regiment verſeßt.

Unter dem 26. Juni erhielt der Chef des Regiments , General der Cavalerie Graf b. d. Gróben , von Sr. Majeſtät dem Raiſer von Rußland den I

St. Alerander - Newsky - Drden in Brillanten . Der Rittmeiſter und Es: cabrons- Chef . Urodem wurde mit dem Charakter als Major, der Erlaubniß zur Tragung der Regiments - Uniform mit den vorgeſchriebenen Abzeichen für Verabſchiedete und der geſeglichen Penſion , verabſdiedet. An ſeine Stelle trat der vom Commando als udjutant beim Commando der Garde - Cavallerie entbundene Rittmeiſter v. Frandenberg - Lud wigsdorf unter Beförderung zum Major und Escadrons - Chef. .

Unter dem 11. Dctober wurde der Portépée - Fähnrich v. Bleſſing 5 zum Ses conde - Lieutenant befördert.

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Unter dem 15. October wurde der Oberft - Lieutenant und Regiments - Com

mandeur v. Boddien zum Oberſt ernannt. Unter dem 13. November wurde der Seconde- Lieutenant v. Bojanowski zur Dienſtleiſtung als Adjutant bei der 12ten Cavallerie - Brigade coms mandirt.

Unter dem 30. December ward der Premier - LieutenantJohn unter dem Na men gobno. Freyend in den Adelſtand erhoben.

Gleich mit dem Beginn des Jahres 1857, am 31. Januar , hatte das Re- 1857. giment den Tod des am Nervenfieber erkrankten Commandeurs , Oberft 1. Bod .

dien , zu beklagen. Seine Leiche wurde mit den üblichen Ehren von einer combinirten Escabron unter dem Befehl des Majors v. Frandenberg Lud :

wigsdorff zur Ruheſtatte begleitet. Es äußerte ſich dabei eine große Theil nahme der Bewohner , und ſchloſſen ſich nicht nur Magiflrat und Schüßengilde,

ſondern auch ein großer Theil der Bürgerſchaft dem Leichenzuge an. Jn Folge Verfügung des Königl. Kriegs - Miniſteriums vom 8. Januar 1857 empfing das Regiment die neuen Rorbſábel aus dem Depot zu Magdeburg und lieferte die Säbel alter Art an das Rönigl. Artillerie - Depot zu Corel ab.

Beförderungen und Veränderungen im Officier - Corps : Unter dem 21. Januar ſchied der Seconde - Lieutenant v. lippa aus dem Res giment. Der Ober - Stabs- und Regiments - Arzt Dr. Zillmer erhielt den rothen Adler · Drden 4ter Claſſe. Unter dem 19. Februar wurde der Major und etatsmäßige Stabs - Officier des Sten Cüraffier - Regiments v. Wnud zum Commandeur des Regi mentz ernannt und unter dem 19. April zum Oberſt - Lieutenant befördert. Unter dem 16. Mai wurde der Seconde - Lieutenant Prátorius zum Aten Ulanen - Regiment verſekt; feine Functionen als Adjutant des Regiments :

gingen auf den Premier Lieutenant 6. W eft p hal über.

Unter dem 6. Juni wird dem Seconde - Lieutenant Taistrzid zum 4ten Dra goner -Regiment und der Seconde -Lieutenant v. François vom 12ten Huſaren - Regiment zu dieſem Regiment verſeßt. Den 10. Mai wurde das Regiment wie in den früheren Jahren zur Re 3

.

giments - Übung bei Gleiwiß zuſammengezogen und blieb dort bis zum 23. Mai 5

vereinigt. In dieſer Zeit wurde dem Regiment , welches am 18. Se. Ercel. lenz der commandirende General 6. lindheim befehligte , das unverhoffte Glück zu Theil , am 22. und 23. Mai vor Sr. Excellenz dem General :

Feldmarſchall Freiherrn b. Wrangel eyerciren zu dürfen und ſich die Zufriedenheit dieſes bewährten Cavallerie - Führers zu erwerben. Den 11. reſp. 14. Auguſt rüdte das Regiment zu den Brigade: reſp. Diviſions übungen ab , welche in dieſem Jahre zwiſchen Patſchkau und Münſterberg ab gehalten werden ſollten. Nach beendigtem Manöver bezog die 4te Escadron 1

in Folge Allerhöchſter Cabinets - Ordre vom 5. März 1857 ftatt der ſeit 38 Jahren innegehabten Garniſon Beuthen , die Garniſon Lcobſchüß, und wurde der Escabron vor ihrem Scheiben von Seiten der Ritterſchaft des Rreiſes , als Zeichen der Achtung und Verehrung, ein glänzendes Feft gegeben. 1

518

Se. Excellenz der Herr Regiments . Chef begleiteten im Herbſt Se.

Majeſtát den Kaiſer von Rußland nach St. Petersburg und empfingen daſelbſt den St. Andreas Drben , das vornehmſte Ehrenzeichen dieſes Heides.

Wir konnten dieſe Geſchichte des Regiments mit feinem erfreulicheren Zeitpunkte beenden , als indem wir ſie bis zum Tage ber 50 - jáhrigen Dienft: feier des hohen Shefs des Regiments , des Generals der Cavallerie ,. commans direnden General des Garde - Corps , Ocneral - Adjutanten Sr. Majeſtát des Königs Grafen 0, 0. Groben , bem 22. November , fortführten. Und inbem

bas Regiment dazu bie innigften Segenswünſche ſeinem General darbringt, erneuert es gleichzeitig das Gelübde der Treue gegen Gott , Rónig und Vas terland .

Uus dem Vorworte wird es den Beſern berſtändlich ſein , wenn wir über die Zeit des Feicrtages vom 22. November 0. J. hinaus, bier am Soluß noch die neueſte Rang - Liſte aus dieſem Jahre folgen laſſen : .

Nang :8 und Quartier - Liſte

der Officiere des Königl . Preufliſchen 2ten Ulanen - Regiments pro februar 1858. Vor

Charge.

und Zunamen .

Bater land.

Dienſtz .-

C

Früheres Berhältnis.

Bemerfungen.

Regts.- Chef, Carl Graf v. Dſtpreuß. 56 command. Stenes | Ritter des großen ſchwar: General der

d. Gröben ,

Savallerie,

ral des Vllten

zen Adler- und vieler

Armee - Corps ,

höchſter fremder Drben.

Oberſt - Lieut. Carl v. Wuuc .. Pommern 37 Major u. etatom. R. A. D. 4.

D. Kr.

Stab8 -Offic. im

und Regts. Command .,

8ten Cür.-Rgt., Majoru.etats- Robert Pedell... Schleſien . 35 Rittmeiſter u . 88: Führer d. 2ten Landwehr: mäß. Stabs cadrons-Chef im Ulanen - Negte. D. Kr. Regiment,

Officier ,

Mittaſtt. und Ad. v. Fehrentheil Esc. - Chef, deegl.

desgl. desgl.

N. A. 3 und R. W. 4.

desgl. .. 35 Prem .-Lieut. im N. A. D. 4. D. Kr. Regiment,

Heinrich v .Beugel Ad. V. Siegroth u . Schlavidau , Conrad Paczinski V. Tenczyn ,

desgl. .. 30 desgl. 26

desgl. desgl.

R. A. Q.4. D. Kr. D. Kr. R. A. 3.

desgl. .. 25

deegl. ......

R. A. 5.

desgl.

commandirt als Führer

Nittmeiſter ... Herrm . v. Mona Sadſen..20

der 3ten Escadron 2ten

ſterberg,

Landw . - Ulanen - Negis.

Premier-lieut. Nud. v. Siegroth Schleffen . 20 Sec. - Lieut. im commandirt als Führer u . Sclavickau ,

Regiment,

der 2ten Escadron 2ten

Landw . - Ulanen - Regts. .

Charge .

Vor und Zunamen.

Vater

Dienſtz 62 .

519

Früheres Verhältniß.

land .

Bemerkungen.

3.

Premier-lieut. Eduard Weſtphal Schleſien. 17 Scc. - Lieut. im Regiments - Adjutant. Regiment , V. Bergener , commandirt als Adjutant H. Graf v. Wen: desgl. .. 16 dedgl. gersfy , ber 12ten Diviſion. commandirt als Führer Heinr. v.Gallwiß disgl. .. 16 deøgl. >

>

der 4ten Escadron 2ten

Landw. - Ulanen : Regts. Seconde-lieut. Friedrich Dallmer Oſtpreuß. 13 Cadet : Portépée: Fähnr. im Regt.

Reinh. Matting . Brandenb. 15 Port. - Fähnr. ini .

Regiment.

G. v. Stocians Schleſien . 13 Port.- Fähnr. im Regiment.

Carl Haniſh .... P.v . Bojanowsky

desgl... 10 desgl. .. 10

deegl.

desgl.

command. als Adjut. der 12ten Cav. -Brig.

Wilhelm Adameß l deegl. .. 7 Sec.-Lt.im 22ſten Landwehr - Ngt.

2

udo v. François Luremb...

7 Sec. Lt. im 12ten

Rud. v. Eickſtedt Pommern

5 Sec. Lt. im 22ſten

Huſaren - Regt. Landwehr - Rgt. Titus ». Liſt .... Brandenb.

>>>

7 Port. - Fähnr. im Regiment. Guſtav Jouanne desgl. ../ 6 desgl. Victor v. Gröling | Schleſien ./ 5 deegl . .

über den Etat einrangirt : Seconde-lieut. Nich. v. Scholten |Brandenb. 5 | Port. - Fähnr. im command. zur R. Milit. Regiment, Reitſch. in Schwedt a. D. »

>

Albert v. Rönig Schleſien ./ Lebr. F. v. Blücher Brandenb. Alfred v. Lieres Schleſien . jub. v. Bleſſingh Pommern

5 5 4 2

drogi . bedgl.

deegl. desgl .

Unter - Stab :

Rgt6.- u . Db.- Carl Dr. Zillmer |

Weſt-

27 | med dhir. Friedr.. | N. A. D. 4.

phalen,127/"

Stabs -Arzt , Wilh. - Inſtitut, , Affiftenz - Arzt Friedrich Rauder Schleſien . 26 Unterarzt im Ngt. Bernhard Pohl.. deegl. 20 dedgl . Ad. v. Kronhelm desgl. 17 bei der Reſerve: Feftungo- Artil. Abthl. in Mainz. Sec.-lt. a. D. F. v . Rarmainoky ' dedgl. .. 25 Wachtmeiſter im D. Az. II. CI. .

u. Zahlmſtr.,

Regiment ,

Charge .

Vor und Zunamen.

Vater

Dienſtz .12

520

Früheres Verhältniß.

land .

Bemerfungen.

portépée - Fähnrichs : Port. - Fähur. | leo Graf v. Lüt- | Luremb... | 1 | P.- Fähnr. im 5ten .

tichaut , >

Leo v . Gröling.. Schleſien

i

Güraffier - Regt . Grenad . u. Cadet.

A. Graf v. War: Pommern 2 ulan im Regt.

»

tensleben , >>>

P. v. Madaisky Schleſien . 1 Unteroffic. im Rgt. à la suite :

Major ...

Julius Melhorn .| Oſtpreuß. | 48 | zur Diopoſition.. commandirt bei d.Königl.

Thierarzneiſchule in Ber: lin. R. A. D. 4. D. Rr.

Gif. Kr. 2 .

Stand : Quartiere: Stab und iſte Escadron in Gleiwig , in Pleß , in Ratibor , in Leobídu.

2te 3te 4te

Gleiwiß , den 1. März 1858. von Wnud , Oberſt - Lieutenant und Regimento - Commandeur.

3 3

61

Gedruckt bei 6. Krämer in Potsdam .

Bemerkungen nach dem Wruck.

S. 313 , bei Eröffnung der Schlacht von Groß - Gorſchen muß es heißen : Nachdem 20

die Infanterie der Nieder - Schleſiſchen Brigade , D. h. das Füfilier - Bataillon

des Iſten Weftpreußiſchen (6ten ) Regiments unter Major v. Þfuel « *. 16. ( Die Schleſiſchen Ulanen gehörten zu der Ober - Schleſiſchen Brigade unter .

Oberſt v. Bieten. )

S. 316 , Wenn der Marſchall Marmont in ſeinen Memoiren den breiten Hohlweg , an welchem der nächtliche Angriff der Preußiſchen Reiterei bei Groß - Görſchen ſcheiterte, den Floßgraben nennt , ſo war es dieſer nicht, ſondern ein beſon derer breiter , einige Fuß tiefer Hohlweg mit ſteilen Rändern. S. 326 ,1 leßte Zeile , lies Strehla.

S. 406 , Zeile 7 von unten und folgende, die Bemerkung: Daß der hier genannte Ges neral fich Loſſau ſchrieb; von der Seite 417 abwärts ſteht er richtig, der

Huſaren - General , mit dem wir Seite 42 und folgende zu thuen hatten , ſchrieb fich dly 'gen fofio w.