Geschichte der Emigranten und ihrer Armee, von deren Entstehung bis zur Auflösung : Ein Beitrag zur Geschichte des Revolutionskrieges und der Donkischottiaden [1]


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Geschichte der Emigranten und ihrer Armee, von deren Entstehung bis zur Auflösung : Ein Beitrag zur Geschichte des Revolutionskrieges und der Donkischottiaden [1]

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Hoppe sculps

HdLe Brun pi

M.DE

CALONNE .

&

e schichte

der

Emigranten

und

ihrer Armee,

von deren Entstehung bis zur Auflösung .

Von einem Augenzeugen. Mit Belegen.

Ein Beytrag zur Geschichte des Revolutionskriegs und der Donkischottiaden.

Erste s

Bändchen.

Leipzig , bey

1802,

Heinrich

Grå ff.

SH

TI

I BR

MU

SE

U

babet

GRI Inhalt

ersten Bändchens.

des

Seite 1

Einleitung

Erstes Kapitel.

Parallele. G ** Wer hatte Recht, die Prinzen oder die Nation ? 25

Wo dir wohl ist,

da bleibe !

Zweytes Kapitel . Bilder Gallerie der Emigranten : Häupter , und deren fortdauernde Verbindung mit Frank reichs Hofe.

58 4 2

1

[ IV ] Drittes Kapitel

Provence ent

Ludwigs Versuch , auszuwandern.

kömmt. Fernere Einrichtung zu Coblenz.

6.83

Biertes Kapitel. Schein Politik. bon.

Bramarbaſſaden.

Jolgen da: 100

Fünftes Kapitel. 254 Eintheilung der Emigranten ,

und deren Le: 124

bensart

Sechstes Kapitel . Br Warum begünstigte man die Emigranten ? und warum hatten diese keine Ohren ?

Siebentes De Tuaknie

Wer andern Schlingen legt , hinein.

152

Kapitel.

geråtht oft zuerst

191

173

Achtes Kapitel.

Förmliche Organisation der Emigranten : Armee S D

188

T ]}

[

Neuntes & Kapitel. Uebersicht der Emigranten Armee .' derselben. Ankunft der Preußen.

Betragen Emigrans

ten Gericht , Despotie und Bastille . XP2

S. 210

6535

Zehntes Kapitel. Semang

Der Schein trügt , wie oft die Hoffnung. nifest des Herzogs von Braunschweig. Emigranten in Preußens Schule .

Eilftes

Mas Die 01230

Kapitel.

Ankunft, Rebû und Marsch der Preußen.

Marsch Der zehnte August 1792. Benehmen. Belagerung. 247

der Emigranten. Einrichtung.

Zwölftes Kapitel .

zurechtweisung der Emigranten.

Demüthigung

und Einschmelzen derselben . Ihr Cannivas lenwesen. Einnahme von Verdün. La Fayet te'ns Flucht. Dümourier. Canonade ben St. Menehould. Verrätherey.

Dreyzehntes

Kapitel.

Deutschlands unbefestigte Gränzen. Oestreichs Poz litik dabey. Emigranten am Overrhein .

290

[ VI ]

Wierzehntes



Kapitel.

Emigranten in den Niederlanden. stand gegen sie.

Funfzehntes

Bauern : Auf 8.316

Kapitel.

Zurückzug der Verbündeten aus Frankreich.

Düz mourier, Der Emigranten Lage und Schick fal, sowohl auf dem Rückmarích als zu Lüt tich.

Erste Auflösung ihrer Armee.

344

regis

1

LUOK

HAYA

duddatio

#S 90 Quisquam ne regno gaudet? O fallax bonum ! Quantum malorum fronte quam blanda tegis ! Ur alta ventos femper excipiunt juga,

()

Rupemque faxis vafta dirimentem freta, Quamvis quieti verberant fluctus maris, Imperia fic excelfa fortunae objacent. NOR Senecca.

TAUHID VAS statybaloden 50

$12

AM biance Eain 1eitung .

नोकर

Diie gewaltsame Umånderung des Regierungss wesens in Frankreich ist eine Begebenheit , die in der Geschichte keine ihres Gleichen hat.

Als

Begebenheit, von solcher Art , fand sie überall chdem der Ansichts Freunde und Feinde , je punkt und das Interesse daran verschieden war, Jene erhoben und diese verdammten sie ; aber Emigr. Gesch. I. B.

20

[

2

}

felten falt und unpartheyisch. St. Etienne, Fantin Arthur Young , Schulz,

Desodoards ,

Burke ,

Necker ,

Campe , Girtanner , Eg

gers, Eichhorn und

Prüfung.

Rabaut von

Rup $1404

andere dienen zur

607 CAUTOM }

Es ist wohl noch zu früh , wenn auch nicht überflüssig , die Nachrichten der genannten Hers ren Schriftsteller noch anzuhausen , zumal in +37 einer Schrift, wie dieser. An Beyträgen dazu von gar mancher Art fehlt es mir keinesweges, und es kann geschehen , daß ich zu einer andern. Zeit aus dem ungeheuren Wust von Nachrichten eine zusammenhängende ,

aber nåher geprüfte

Revolutions - Geschichte herausgebe.

Was ich

hier darüber sagen werde , darf nur kurz und fragmentarisch seyn.

Genug für jest ist es mir, daß die Revo's tution in Frankreich die Auswanderung zur Folge hatte, und diese den Revolus tions Krieg , wenigstens anfänglich.

Adel

und Geistlichkeit hielt sich und ihre Rechte für gekränkt und gefährdet ; und um diese wies der herzustellen , wollten die Prinzen und deren

[ 5

]

hoher Anhang von Außen her das mit Ge walt erzwingen , was sie nach Gründen im Innern nicht mehr retten konnten. Dazu wähnten sie - > bedürfe es nur einer Pros menade!

Die Selbst- Hörrsch- und Nachsucht

dev veritshüten Herren verrechnete sich aber, wie Seats , und die Folge davon erschütterte ganz Europasivat dos month

Wichtig für die Geschichte ist die

and

Ger

schichte der Emigranten und ihrer Ar moe darum schon immer, und noch wichtiger ist sie als Suchespiegel für Fürsten und Volkert Werfte näher kennt, stimmt mir hterin wohl beyzi und wer sie nicht näher kennt , der lese weiter ,

und ich bin gewiß,

Meynung. sondrace ungad jen os

mod si

JOOTEN

( 2

er wird meiner

[ 4 ]

$ 370

$$750

2009

*pids

Ludwig der Eilfte , König von Frankreich, und Vater der

temporisirenden Kriff 25 und

Piff Politik , war es, wer sich der Stimme des dritten Standes oder der

Bürger zu

erst bediente, um nicht nöthig zu haben, der Stimme des ersten und zweyten Stander oder des Adels und der Geistlichkeit jedesmal nachzugeben.

König und Bürger waren das

purch in Frankreich, was durch die Oppositionss Parthey Parlament und Volk in England ist →→→→ Mittel des Gleichgewichts. *) en dan

Wie das Intereſſe , gemeinsames und eige, nes, bey öffentlichen Verhandlungen verſchie den ist, so ist auch die Richtung der Kräfte und deren Ringen und Gegen ፡ Ringen verschieden. Was hieben nicht immer Stärke vermag , ver, mag öfters List und Rånkespiel. 99 Die Welt *) Philipp der Schöne suchte auch schon einen dritten Stand einzuführen, um die beyden ersten in Schranken halten zu können ; aber ohne Erfolg.

*P

[ will betrogen seyn , "

] ist der Grundfag der

lestern; aber Vexatio dat intellectum oder Neckerey öffnet die Augen www . ist das endliche Resultat für die Betrögnen. Wie Ludwigs Nachfolger , wenn auch

nicht immer an List und Ränken, doch an öffent licher Gewalt und Macht stärker waren , so was ren Adel und Priesterschaft an- Einsicht durch etwas Bildung wieder stärker , als gemeinhin Bürger und Landmann.

Selbst Vorurtheile,

politische und religiose , entschieden gewöhnl 86336 ich fanken nach herab und nach big . die Lehtern und Die der Erstern; für den Willen Stand des Lastthiers . *)

Hof, Adel und Geistlich.

Im H. Band des Neuen deutschen Merz furs für 1793 wird den åltern Franzosen die Schuld an dem Unglück der jeßigen dadurch zuges schrieben : daß jene sich sklavische Behandlung håts ten gefallen laſſen , ſo daß eben in dem geduldig ertragnen Despotismus der Grund von der jekigen allgemeinen Zerrüttung enthalten sey. - » Der wahre und einzige Grund der Zerstörung der frans zösischen Monarchie, des Unglücks , welches ihre Régenten, und des Elends , welches ihr Volk be: troffen hat, ist," wie dort gesagt wird , ,, die sklavische Unterwürfigkeit , der blinde Gehor: sam und das bloß leidentliche Verhalten der

[[

6

]

keite bedurften einander öfters ;

und der Des

spotismus der Einen unterstüßte den Despotiss visits and T chemaligen Franzosen gegen die. tyrannische Wilkihr ihrer hohen und niedern Regenten. “ Hiſtoriſch mag der Verfaffer Recht haben, aber, nicht philosophisch - kritisch. In dieser Hinſicht, wurde das damalige Volk , sowohl durch politische als religdie Maſchinerie noch zu sehr nieder gehal ten, als daß es ihm hätte möglich werden können, gegen n seine Herrscher , die man ihr immer und Aberall als Gottes Steuvertreter darstellte, nur aufzumucksen. Sie beleidigen, hieß Gott vez leidigen, und ihnen nicht gehorchen oder sich ih: nen widersetén, hleß Gott nicht gehorchen oder Ach Gott widersehen. - Dieß hörte das Volk in Pre und entfehte sich darüber im Beichtstuhl. Digten und end,but fe war also noch zu sehr gelähmit , noch zu sehr zus ruck, als daß es gekonnt hätte , was der Verfaſſer fodert. Man kennt jä dië Macht religidser Vorur: theile; und was würde aus der Staatenruhe wer den, wenn man verlangen wolte, daߧ tdas jedesz malige Volk der jedesmaligen Willkühr seiner Rez 141 genten die Spike viethen foute! 50 t Nicht Gewalt im Aeußern, nein, Kraft im Sunern, bewirkt durch gleich má ßigen Gang, sowohl in der Ausbildung der Völker , als jener der Fürsten, ist das bluttofeste Mittel, Staaten und " Menschen ihrer Bestimmung, zanzundheru. Hierin verfahen: es die einhelfenden und die wirk tichen Regenten Frankreichs ; und nur dadurch

[ mus der Andern.

x

]

Man sah einander zuwei

len gern nach, wenn man nur sich nicht zu nahe kam.

und das Haupt, Trümmer ftürste es jenen überARKA SHANGA *erschütz davon jerschlugen fich weit und breit , terten selbst die Festen Europa's. 2 Dieß nicht angenommen , bedenke man , was aus Preußen würde geworden seyn , wenn deſſent Bolk, unter Friedrich dem zweyten gegen Launay's Finanz- und Régie - Wesen aufgestan den, der unter Fr Friedrich Wilhelm dem Zweyten gegen dessen Tovaks - Adminiſtratign en .wäre, oder wenn es sich jcht gewaltsam aufgetreten fid)ter unter Friedrich Wilhelm dem Dritten Korn Ausfuhr widersehen ʼn wollte. — Wâr und ist es überhaupt nicht heilsamer MƏNƏ in Hoffnung auf beffere Zeiten und Fürsten , den Zeitpunkt ab: suwarten, we die Macht Macht der Umstände und der öf fentlichen Meynung es gleichsam zur Pflicht des Klugheit Tung der Unterthanen in eine Menschen wäre Digere umzuåndern ? - Aepfel , die dôk det 192 Zeit ihrem Baum entfallen oder ihm gewaltsam entz riffen werden, sind wurmstichig oder im Geschmac su herbe, wenn ich gleich auch sehr gern zugebe : daß Äpfelbäume, entweder zu arg oder zu oft ves schnitten, oder zu fest angebunden , oder der freyen Luft- Nahrung , wie unter einer Luftpumpe , ve raubt , eben so wenig gute Frucht tragen können, ats wenig Bé lieblich abzusehen find.

[

8

]

Einzugelloses Herren : Leben führte der Hof und der V Adel seitdem von Geschlecht zu Geschlecht årger , wie Götter der Erde, und in ihren Augen war Bürger und Landmann Tag und Nacht ihr Sklave, bis zu den lästigsten und erniedrigendsten Diensten und Abgaben.... hätte, Hohe und niedere Geistlichkeit 1 als der Himmels- Advokat der Großen, Theil an deren Vorzügen. Abgaben , das

Auch sie entrichteten keine

und schwelgten wie jene , während

Volk büßen und hungern mußte.

Da

Noms Denk und Handlungs ; Weise systemas tisch auch ihre war : so waren Priester , Schulen und Glaubenszwang eit.er der Zügel, der die und da Ausbildung der Nation zurückhielt, Chap ter durch deren Aufflug und Veredlung . Moral und Religion ward durch ihre Behandlung ein Popanz, der an Achtung und heiliger Wirksam keit in dem Maaße abnahm , in welchem er der Herrscher

und Priester

Klasse dienen mußte,

das Volk dumm und in Zaum zu halten.

Im

Kabinet , wie in den Kirchen , bürdete man der gläubigen Heerde Lasten auf,

die man selbst

kaum oder gar nicht berührte...Wer dieß zu rüs

[ 9

]

gen Muth hatte , der blutete als Majestätsvers brecher oder als Kezerwowd of Deviantrieb in der Menschen

Natur

zum Immer weitern ist indessen der Schlage baum für das Zuweite in den Abweichungen von ihr durch die Bürger , Natur .

In

Frankreich standen diese Abweichungen schon lange erbäumlich niedrig ; aber die Regierung achtere dieß nicht, eher als bis es ihr kaum noch " möglich war sie wieder leidlich heraufzulenken, Da erst merkte sie handgreiflich, daß erschöpfs tes Woll auch die Regierung erschöpfe

moment

**** Vorher entschied machthaberiſch - kalt ein 4 Tel eft notre plaifir; und nachher fand man; daß die Regierungshebel dadurch verlenkt und verächtlich geworden waren.: Eingeschläfert vor Lust und Macht, und eingewiegt von Dünkel und Leidenschaften durch Minister , 20 Jesuiten, Finanziers und , Måtressen, lebte man, ym das Gemeine gemein auszudrücken, 7 in den Tag hinein ; aber während man ſo lebte, ſchoſ fen aus unhochgebohrnen und uneingeweihten Köpfen Lichtstrahlen , die den Hof

und Kire

chen , Unfug nicht zum erbaulichsten beleuchteten.

[

10

]

Mali fanimelte dieſe Lichtstrahlen , zür. Schade loshaltung , in den niedern Regionen zu Spotte gedichtchen ; und in den höhern sammelte sie ein Maby

ein Voltaire und ein Rouse

fea uzum entzündenden Brennpunkt.d #Nun sah man sogar bey Hofe , daß übers triebene Neckerey über kurz oder fang der be 12 trognen Welt die Augen öffnet, während die betriegende vor blendendem Lehr- und Res gierungs

Nebet im

despotischen

Herrscher

1ofst Die Be Schlamm immer tiefer herabsinkt. lehrten und Regierten übersehen dann ihre Lehs ter und Regierer : und so ist es , nach Verschie denheit des Gesichtpunkts ,

wahr und falsch,

daß Aufklärung → Frankreich zerrüttet hat. Unter Friedrich dem Zweyten ging fie in Preußen ,

wie noch jest unter Friedrich

Wilhelm dem Dritten Hand in Hand, wie im * Kabinet so in Schulen und Kirchen : und Gerechtigkeit und Friede umarmen fich dort noch immer vom Thron bis zur Hütte. y Nicht so in Frankreich ! Mißverhältniß zwis schen Ausgabe und Einnahme,

erzeugt durch

Verschwendung und Lurus ; Herrscherdünkel und

[

]

Kriege

befördert durch, Matressen und Pfafs fen 2Regiment; **fchiefe Fürsten - Politik, gemos dele nach der späpstlichen Sittenlosigkeit

Prinsen - Büberey und

erleichtert durch Katholicismus

and Jesuitismas . Erschöpfung des Volks , be wirkt durch, den Stolz mudt die: Blutfangerey der:Herrscherlinge und der Finanzpåchters vers ächtliches, Hinwegsehen, über das · Winselt der Erliegenden durch säuschende Minister Künstes hummelschreyendes

Mishandeln

so

manches

Edeln durch Lettres de Gachet und Bastilles troßendes Vertrauen auf Kanonen und Bajoz wette?? → Dieß und noch mehr dergleichen war der Erfolg aus dem Mangel an Aufklärung bey Boltsführern und Herrschern; und gerade dieß war eben der Stahl, der aus den Staats-Kies seln in Frankreich , endlich jenen Funken herauss Lochte, der das ganze Reich: lichterloh in Flains men sette... Dammerst “ ,

fagte (den zten Auguſt

1789) der Bischof von. Bourdeaux,

als

Siegelbewahrer ,,, dann erst ". durchbricht das Volk die Gesetze , wenn die Regierung sie zuerst durchbricht. “

In Frankreich war,

[

12

von Seiten des hofes ,

] dieß längst der Fall;

aber den vorher noch immer einhüllenden Hof and Herrscher - Ninibus zerstreuetesund durchs brach erst recht Voltaire und Rousseau. Hey, den Fackeln in ihren Werken, wie in denen von Friedrich dem Zweyten , trat maw die Vorurtheile der Kirche und des Staats mit Füßen :

und seitdem erst bot der

allgemeine Wille,

erhelltë

durch sie und Sieyes

noch mehr belehrt und angefeuert , dem uners Hellten

besondern

immer 1 kühnéru die

Spize.

2002 20 In der wahren und dauerhaften Regier

rungskunst unaufgeklärt, hatte Frankreichs Res gierung den Gesellschafts- Vertrag längst gebros aber erst dann zeigte sie dieß unwiders für sich .-R nicht mehr ver fprechlicy, als sie chen;

mögend war , es noch zu verbergen oder wieder List und Stärke konnten , wie ya foust , nun nicht mehr helfen ; auch Necker gut zu machen.

and Calonne nicht.

Man stand am Abr

grund ; und, um nicht mit ſammt dem Reich hins abzustürzen , schritt man zu Mitteln, die das Uebel drückender und greller machten.

[ #3

]

Gothgebrungen; suchte man überall Nath und Hülfe; und fand sie weder bey den Nose tablein

noch den Gränden.

Abel und

Geistlichkeit, verwöhnt durch lange ungefters ten Genuß ihrer usurpirted Hab

und Herrsch

sucht, und nicht hell und flug genug , Erwas aufguopfern ,

um nicht Alles zu verlieren,

wollte von gesehlich

festet Mithülfe wes

nig oder nichts wissen.

Durch unbedeutende

Geschenke die allgemeine Noth heben helfent Das allenfalls wollten sie ; aber sich die Bere bindlichkeit aufbürden zu lassen, die Staats lasten får immer mit zu tragen: dieß htelten sie für einen Eingriff in ihre Rechte.audio

)

An Factionen darüber konnte es nicht feh len; und Männer von Einsicht , sowohl in der Stånde Versammlung , als in der Nationalen fahen bald ein, daß man, unter solchen Umſån, ben, zu keiner Staatsverbesserung, von Grund aus , kommen konnte.

Die Hartherzigkeit und

der Unpatriotismus der

Privilegiirren

empörte die Nichtprivilegiirten von Tag zu Tage årger ; und selbst des Königs Machts gebot war nicht mehr stark genug ,

die Nas

[

14

]

tional Deputirten seinem Willen noch zu

unterwerfen.

aluit dunpromm 7984

A & Gran Man fand immer deutlicher , daß es nicht mehr die Regierwag ::war, können ". helfen

die noch, hätte

und was Abel und Geist s

Lichkeit wollte und nicht wollte , wußte man, leider , lange. -ge Selbsthülfe, trat also an die Ordnung des Tages ! —

Mirabeau,

von Sieyes und dem öffentlichen Willen uns terstützt , ward National Organ ; und der Hof, durch dessen Donnerworte ein- und aufgeschreckt, legte den privilegiirten: Kasten Verbindlichkeiten auf, die gegen ihre hergebrachten Rechte, wie 冰 ww sie behaupteten , gewaltig avstachen.

Vorher schon war das erbitterte Volk kaum noch zu båndigen ; and wozu es hätte ſchreiten können ,

lehrte die Gährung zu Paris and

in den Provinzen.

Die Parthey des. Adels

9 sank darüber , täglich tiefer ; und der. Hülf-, und Rath lose Hof sah sich gendthigt,

Mira,

beau's oder der Volksparthey immer mehr nachzugeben.

Eine unsichtbare Propaganda

verschaffte durch populáre Flugschriften dem Strom immer raschern Laufraum ; " und : was

[ 15

]

den Staatsbrand unfehlbar löschen sollte , ents zündete ihn noch årger:

42

Hieher rechne ich das Heranziehen von Trup pen in die Nähe der Hauptstadt. gegen einländische Krieger , ausländischer , besc.

Mißtrauisch

bediente man sich

unter Broglio and Lami

Zwar suchten die Minister das Hers

anziehen der Truppen als ein Mittel- darzustel len , um bey dem hohen Preise und dem Mans gel des Korns , dessen Zufuhr zu decken , und bie Einwohner der Hauptstadt vor fernerer Mens terey zu sichern. Man wußte aber rocht & gut daß eben sie es waren, die durch Aufkauf das Getreide theuer und felten machten, und daß eben sie die Meuterer befoldeten. Dieß ver mehrte die ‫ ܕ܂‬allgemeine Verbitterung unber schreiblich.

in suurtelen get to

Um die Truppen vor deren Mittheilung zu Hütek ; durfte keiner weder von noch zu densel ben; die elektrische Erschütterung Frankreichs drang aber dennoch bis dahin.

In Begleitung

Artois ritt zwar auch die Königin von Glied zu Gliede, um durch Geld und Herablassung fie für den Hofzu gewinnen ; allein ich hörte laut

[

46

]

und verächtlich genug von - Huren und Hu rengeld murren.

Ich muß es hier nur sagen,

daß, nach vollendetem Studium der Mathema tik und Tactik unter Eickemeier zu Mainz, ich, als Abkömmling von Schweizern , uns ter einem dieser Regimenter Cadet war, seit dem 17ten Aug. 1787.

Sogar tam man ‫ ده‬glieds

weise überein , daß " man auf die nicht feuern wolle, von deren Fleiß und Willigkeit, man bis dahin eigentlich Kleidung und Mahrung ge habt habe. Für Freyheit ― riefen Andere kämpften unsre Vorfahren : ein Schurke, wer sie hier unterdrücken hilft! es Aspecten von dieser Art waren für den Hof wenig tröstlich , und sie wurden noch uns tröstlicher durch den ungestümen Lambesc . Er ließ auf Unbefangene in den Tuilerien und bald darauf " ward , auf das

einhauen;

Wort eines Stuhl - Redners im Palais Royal,

eine Cocarde das Losungszeichen

zum allgemeinen Aufstand.

Allgemeiu empört,

schaffte sich ganz Paris Waffen , die Bastille , des Despotismus.

erstürmte

und mit ihr die Schuhwehre In andern Städten ging es nicht

[

17

]

nicht beffer; und bald darauf schwand vollends A in ganz Frankreich alle Hoffnung zur Rettung der Despotie und der Despoten.

Schon an ihe

ren Dienern war die Rache mehr als blutig.t Da konnte man Wielanden im Cyrus nachsagen :

-

Die goldnen Paläste, KBO mit Wollust der Stolz und unerfättliche Raub

fucht Wohnten, die marmornen Tempel , wo vor vergötz terten Laftern Seiner Priester ein schwärmendes Volk im Staube fich wälster

Des Heulen der Todess angst winselt Aus den Ruinen herauf. Umsonst! Der zürnende Himmel A Söret le nicht ! Bergeblich entfliehn die nacken:

Stürzen krachend hinab.

Bleichen

den Schaaren, Gespenstern gleich , dem tausendfältigt

Tode, Der sie von allen Seiten umstürmt. Unter solchen Umständen war in Frankreich für das Bleiben der Prinzen freilich kein Ort mehr.

Den einzigen Orleans und dessen

Emigr. Gesch. I. B.

B

[

18

]

Söhne ausgenommen , hatten sie, ― wie sie durch die bestätigten Decrete ohnes wähnten hin schon mehr als zu arg gelitten.

Einmal

sollte sie eine Civil - Liſte genügen, welche viel zu unbedeutend war ,

um für ihre Ueppigkeit

und verwöhnte höfische Gourmandile hinzus reichen , zumal zur Kleiderpracht , zu Spielen, zum Galantthun und was so sonst zum Wesen französischer Prinzen gehörte. Freilich war ihre Civil Liste noch immer ans sehnlich genug, und übertraf weit die Tafelgelder der preußischen Prinzen , selbst der östreichischen. Aber Artois ,

Provence,

Condé und

andere würden an ihre Tafel , an ihre Köche und was sie sonst Werthes und Liebes hatten, nicht mehr haben ſpenden können , wie zur lies ben Herrscher Zeit vorher.

Hätten sie auf Unterstützung von der K8. nigin allenfalls noch rechnen können : wer weiß , vielleicht hätten sie sich gefügt und wären geblieben. Aber auch diese viel- und hoch schmas cigeDame hatte der Ausgaben und der Bedürfs niſſe unendlich mehr , als daß zu deren Beſtréis

[

19

]

tung ihre Civilliste nur zur Hälfte hätte reichen können. 43 Jene des Konigs war allerdings ansehns licher ;

aber die klugen Rechenmeister in der

National : Versammlung hatten auch diese so ökonomisch berechnet , daß , die Ausgaben , die er davon zu bestreiten hatte , V abgerechnet, ihm zum Verborgen wenig oder nichts übrig blieb. Und an's Borgen von Andern war vollends noch weniger zu denken ! Alle , welche , zur Zeit der scheinbar ፡ glänzenden Herrscher 3 Fülle , der Das 2 me und den Herren geborgt hatten , dachten an die Halsbandsgeschichte warnend , Strasburg.

noch

eben so

als der Juwelierer Böhmer zu Man wußte in

reich , ja, in ganz Europa ,

ganz Franks

daß jene Dame

und jene Herren mit dem Faß der Danais den gar viel Aehnliches hatten. Dieß schon war ein erzböser Punkt ! anderer war von nicht besserer Art.

Ein

Seit un

denklichen Zeiten oder seit den Merovingern hatten die Prinzen des Hauses großen Antheil an der Regierung, sobald nämlich ein Reichs. tag gehalten wurde.

Aber auf der allgemets

$ 2

[

20 ]

nen Stånde " Versammlung ward dieß ihr Vor recht, äußerst geschmålert , und verschwand end lich,

durch die Bemühungen des Orleans,

ganz und gar. Orleans war zwar nicht reich an Kopf, aber desto reicher an Verschmißtheit und Nan ken; und Geld hatte er zum Ueberfluß.

Er

kannte, außer seinem eignen Reichthum, Eng lands Goldgruben vielleicht näher als Acton und Thugut, und dadurch ? war er - jum ergebensten Dank an den französischen Hof für geleistete Dienste in Nordamerika - im Stande, sowohl in als außer der Nationals Versammlung sich Anhang zu verſchaffen , und dieß zum Ruin seiner Vettern und Frankreichs. Pitt kannte seinen Mann :

denn Ors

leans haßte den Artois , den Provence und Condé nebst der Königin und selbst dem König.

Sie hatten ihn mehrmals persönlich

beleidiget, aber die Königin am ſtolzesten.

Un

vergeßlich war es ihm , daß sein Plan mit der Groß- Admirals - Stelle entweder für ihn , oder seinen künftigen Tochtermann durch die Königin gescheitert war.

[ 21 ]

Alle seine Reden glühten daher von versteck ter Rachsucht gegen sie ; und öffentliche Neden hielt er häufig.

Auswendig gelernte Stellen

Rousseau ,

aus

Mably ,

Raynal,

Montesquieu und deren Gleichen , waren die Lichter und Blumen darin ; und , um all mächtig zu werden , sprach er am häufigsten von von Volksliebe , von Freyheit

Patriotismus ,

und Gleichheit, und er erhielt dadurch ein ente scheidendes Uebergewicht. Was Irrlichter durch die aufgehende Sonne werden , das wurden die Prinzen jest durch Ihr Glanz und Ansehn verschwand nach und nach • gänzlich , und ihr årgster Feind war

ihn.

über sie der Sieger. mußten

sie

fast tåglich ,

in

Unter seiner Wirksamkeit

Versammlungen auch noch

bald versteckt, bald offenbar die

bittersten Vorwürfe hören.

Das alles war für

die verwöhnten Herren, für diese Götter Franks reichs zu krånkend , zu empörend ! Sie erschie nen gen,

endlich

nicht

mehr bey Versammlun

und hielten sie

Rebellen.

für Spelunken von

+1

[

22

]

Wenn schon ein Artois im Kleinen , ein Trenck , vor vermeynter Kránkung , im tin dischen Trossinn ausruft : Flectere fi nequeo Superos , Acheronta movebo : welche Rachsucht mußte nicht Leutchen beleben, in des ren Busen jeht mehr als Nero tobte ! Bleis ben , wie das damals war , konnte und durfs te es ,

wie ihr angebohrner Herrscherwahn

meynte , unmöglich ! Umgeändert , umgestürzt, ja, umgesengt und umgebrannt, wenns sonst nicht gehen sollte, mußte durchaus Alles wer den ! Aber wo und wie?

Dieß war bey der

damaligen Lage der Dinge für jeden Unbefanz genen eine Frage , schwerer aufzulösen , als je ne des Hamlets über Seyn oder Nichtseyn. Aber was, nach Lage der Dinge , kalter, unbefangner Ueberblick derselben unmöglich ges funden hätte, das fand prinzlicher Herrscher dünkel ,

durch Hof: Brillen schielend ,

leicht;

nur nicht in Frankreich. Dort warf ein Staats Vulkan gesammelte , vieljährige Despotie , Glu then zu stürmisch ; brausend umher, als daß selbst die verwegensten Giganten unter seiner Lava Gluth nicht hätten ersticken müſſen.

[

]

23

Ins Ausland denn, und von dort aus ent gegen gestürmt : dieß war , was Hof und Prins zen leichter fanden.

Ihre Sache sollte und

mußte Sache aller Höfe und Prinzen ſeyn, und Destreichs ,

wegen

der

Königin ,

vorzüglich.

Dazu kam noch: stürzten sie die Revolution im Innern durch eine mit fremder Hülfe von Aus Ben: dann hatten sie das Recht, auf mehr Vor rechte für die Zukunft anzusprechen , ohne daß. Hof und Volk es håtte wagen dürfen , sie ihnen nicht einzuräumen.

Und dann war Prinz und

Prinzenwesen erseht und zwar doppelt ! Triumphirend also schon im Voraus , wie Gellerts Milchmädchen , und schon kackelnd wie Claudius Henne vor dem Ey - Legen, wanderten sie aus ; und die National - Ver. ſammlung , über prinzliche Herrscher - Philoso phie erhaben, ließ sie wandern. Denn

Ihr Glück verschwand mit der Einfalt Ihrer Sitten.

Die Lorbern der Ahnen, in bes sern Zeiten

Mit Türennen erkämpft , verdorren am werth lofen Haupte Ueppiger Enkel.

Unfähig ,

ihr våterlich Erbe zu

schützen,

[ 24 ] Schmiegen sie sich ins Soch der Fürsten von Ba : bel. ") -Zwar ziehn file in stählerner Rüstung Schimmernd einher, mit Speeren und langen Schil den beladen ; Aber die Seele, die einst in ihren würdigen

Waute ,

begeistert

Våtern nicht mehr die Söhne. --

ausgearteten

Ann -

Nur die Tugend , diese edle Tochter der Frey heit, Zeugt den heroischen Sinn ; entadelte , knechtische

Seelen Streben umsonst

--

ju gebieten . "

So Wieland im Cyrus , ihm

die

Geschichte über

den

und so mit Auszug

der

Prinzen ! * In Deutschland spricht man nur Eine Sprache; aber wer weiß, wie viele in Babel zur Zeit des giz gantischen Thurmbau's ! Ich habe also nicht ndz thig, erst noch zu bitten, daß man Deutschland, als wohin die Prinzen wanderten , nicht mit Ba: bel vergleichen wolle! Sonst könnte freilich Mancher versucht werden , zwischen dem kindischen Riesenwerk der Babeler mit ihrem Thurm bis, an den Himmel , und zwischen dem imposanten An: fang des Anti- Revolutionskriegs und der nachhe: rigen Verwirrung dabey , und dem endlichen Aus einanderlaufen G eine Paralele zu ziehen.

pan

Erstes Kapitel .

Wo die wohl ist, da bleibe !

Parallèle. ver die Wer hatte Recht , die Prinzen ooder Nation?

Humilis res eft ftultitia , abjecta , fordida 2 fervilis , multis affectibus et faeviffimis fub • jecta. Hos tam graves dominos , inter dum alternis imperantes ,

interdum pari

ter, 1 dimittit a te Sapientia , quae fola libertas eft . Una ad hanc fert via , et quidem recta.

Non aberrabis : vade certo

gradu. Si vis tibi omnia fubjicere , te fubjice rationi! Seneca.

Veränderung ist die Würze des Lebens, fagt man im Sprůchwort ; aber Physiker, Aerze te ,

Pådagogen und Moraliſten ſchildern ſie ſo

[

26

]

gar als Bedürfniß der Natur ,

um nåmlich

Stockung, Melancholie, Einseitigkeit ,

Grils

len , Laune und dem zu entgehen , was der La teiner fitum contrahere nennt. Wie aber die beste Arzney Gift werden kann, und Gift Arzney, so kann auch Veränderung ſchädlich , und Stätigkeit nüßlich werden.

Das

Zuviele meidet der Kluge überall , wie das Zuwenige ; und der gesezte Mann hált fich hübsch da still und fest,

wo Beruf und

Pflicht ihn haben will.

Daß dieß nicht immer , nicht von jedem ges schieht, liegt bald in, bald außer dem Mens schen ;

und Moralisten sowohl als Satyriker

und Philosophen sind reich an Vorschriften wis der das eine und das andere. Nicht den Ort, aber

ich muß man ån

dern *) , ist, was Seneka den Wandellustis gen zuruft: denn nur den Himmelsstrich ändern fie sagt Horatius - nicht Sich, die übers Meer hinauseilen. *)

⚫) Non locus , fed animus mutandus eft. *) Coelum , non animum mutant , qui trans mare currunt.

[ 27 ] Eben dieß,

nebst Horazens Vorschrift

über das Behaupten unsers angewiesenen Pos. stens, erwähnte ich aufunsrer Flucht aus Cham , pagne - man wird schon finden , warum ich das Auswandern mitmachte

als einige Auss

gewanderte anfingen , das Thörigte ihres Das vonlaufens und die Unausführbarkeit einer Ges gen-Revolution einzusehen, und nun wünschten,, daß sie mogten daheim geblieben seyn.

Ein

Marki und ein Abbé waren andrer Meynung.

Ein Leibdichter von Augustus ", außerte Lesterer, und ein Aufseher bey Nero haben gut . Vorschriften geben!

Sener hatte Falerners,

Wein, guten Tisch und hübsche Mädchen 1 volls. auf; + und die Gattin von diesem trug , trok des Herrn Gemahls Lehre von Verachtung des Reichthums , werth war,

Ohrgehänge ,

deren eins mehr

als das ganze Vermögen seines

Bruders ! Ich werkte,

ich hatte mit Leuten zu thun,

Die , wie die Prinzen , Hof- Logik trieben , und. folglich die Wahrheit nicht nach Sachen, sons dern nach Personen und Dünkel bestimmten. Ich fand für gut, einzulenken : denn das Brand,

[ 28 2 ] mark eines Jakobiners → was das bey Emigrirten auf Reh hatte , wußte ich aus Er . fahrung.

Anders und zwar beſſer werden , wie

ich hoffe , meine Leser denken , und darum tann: ich ihnen schon sagen , was ich jenen verschwei gen mußte. Seneka und Horazius haben allera dings Recht , nicht ,

weil eben sie so riechen,

sondern weil das ,

wozu sie riechen ,

Vernunft und Erfahrung råtht. be daheim und nähre dich redlich gut fist ,

auch

Denn : Bleis oder : Wer.

der bleibe figen ―― Find Aussprü

che der Vernunft ,

bestätigt durch die Erfah

rung, oder durch sie aufgefunden.

Es kommt

nur darauf an , in welcher Lage,

in welcher

Haut der steckt, Posten ,

nen dann

der seinen Wohnort, setz

sein Vaterland

åndert ,

und

warum oder wozu .

Thut es jemand aus unedler , niedriger Leis denschaft, aus übertriebnem Dünkel , überhaupt ohne zureichenden ,

vernünftigen Grund ;

thut er's ohne bestimmten , vernünftigen Zweck, oder ohne wahrscheinliche Hoffnung , den Zweck feiner Aenderung zu erreichen : dann handelt er

[ 391] leichtsinnig , übereilt, oder ungerecht gegen sich, die Seinen und sein Vaterland, und zeigt sich als beschäftigten Müßiggånger, oder als vers ächtlichen Bagabunden

Zu welcher Klasse der erwährten Veränder linge wir unsere Prinzen und deren Anhang zu rechnen haben : wird der Leser späterhin ſelbſt schon finden.

Bevor ich aber weiter schrei

be , finde ich für gut , etwas über die Auswan derung der Franzosen überhaupt zu sagen, und dies, um eine Bemerkung darüber anzus bringen, die vielleicht nicht jedem gleich einfällt, die aber doch nicht ganz unwichtig ist , eben 091000014 wegen einer gewiſſen Aehnlichkeit der neuern Emigration mit der Hugenottiſchen. Man weiß, daß nach Entkräftung und vol tends nach Aufhebung des Nantesischen Edikts, zum Vortheil der freyen Religions - Uebung der Reformirten von Heinrich dem Großen, viele tausend reformirte Franzosen mit Weib und Kind und allem, was sich mit fortbringen ließ, auswanderten , um nach Chriſti Nath den Staub ihrer Füße einem Lande zuzuschütteln, wo man ihnen verbot , Psalmen zu fingen und

[

30

]

früh beym Nachtmahl Wein zu trinken; ja , wo man sie vielmehr zwingen wollte, in die Mess ſe zu gehen und eine Beichte ihrer Sünden, wenigstens einmal des Jahrs , abzulegen.

Allein schon

Dieß ist allgemein bekannt. unter Franz dem Ersten ,

unter Hein

rich dem Zweyten und den nächstfolgenden Königen gab es in Frankreich eine ungeheure Menge Reformirten , welche aufs heftigste vers 46 folgt wurden und zu deren Bertilgung man sos gar das scheusliche Schauspiel, Bluthochzeit genannt, aufstellte:

und doch wanderten die

Unglücklichen nicht aus ! Cher rebellirten sie st und ertroßten mehr als einmal sich Frieden, oder sie ertrugen alles und blieben. Sobald aber Ludwig der Vierzehnte zugleich mit dem Edikt von Nantes ihre Re ligionsfreyheit aufhob : da erst liefen die Ents privilegiirten schaarenweise davon , wem gleich ihre damalige Bedrückung und Verfolgung, bey allen sonstigen Gråueln und Unmenschlich, keiten, ben weitem nicht so arg war , als jene unter Franz dem Ersten, Heinrich dem

[

31

]

Zweyten und unter der Regentschaft der Kas tharina von Medici. 34

Woher dieser Unterschied ? C

Wohl daher :

daß die Hugenotten des sechszehnten Jahrhuns derts noch kein Gesez für**sich hatten , welches ihre Religionsfreyheit gesichert hätte ; daß ih re Existenz damals bloß prekár war , die leicht noch schwankender hätte werden können, wenn statt der drey jämmerlichen Söhne Hein richs des Zweyten ein kluger König regierrt håtte. Damals also fühlten nur Einzelne die Bedrückung ; nicht alle, nicht die ganze Ge sellschaft, existirte

als welche noch nicht gefeßlich sie hatte sich vielmehr widergesetzlich

felbst gebildet ; folglich konnten alle Hinrichtuns gen, Gefängnisse und Bertreibungen nie das Ganze empören : wie denn auch die Hugenots ten sich nie allgemein oder im ganzen Reiche empörten, sondern nur hin und wieder in Eleis nen Bezirken, gro Allein unter Heinrich dem Vierten erhielten sie eine legale Existenz

und als

[

32

]

Ludwig der Bierzehnte diese vernichtete: da erst wurden sie alle beleidiget ;

da erf

fühlte. alle sich gekränkt, und der Geiſt, dem zugefügten Unrecht zu widerstreben , belebte sie Alle.

Widerstreben durch Empören + konnten

sie nicht mehr : denn sie hatten jest weder Fer stungen , noch Waffen , wie ehedem ; auch keis 8 nen Condé noch, der sich an ihre Spike hät Auswandern war also te stellen können. progres das einzige , was sie noch konnten ; und dieß thaten sie nach dem Rath des Geistes im dritten Buch der Aeneide : Heu fuge crudeles. terras , fuge littus avarum! Diese Auswanderung geschah also nicht aus Ueberbruß am Vaterland, then,

wie die der Gos

Vandalen, Alanen, Hannen Die damaligen ( Franzöſiſchen

und Anderer.

Emigranten, welche man Réfugiés oder Flüchts " linge nennt, liebten Frankreich enthuſĩaſtiſch, so enthusiastisch,

daß ihnen der vaterländische

Boden immer höher galt , als jedes Ausländ, * worin sie noch so reichlich Schuß und Brodt fins den mogten.

Die Wirkung davon sah man an

noch vielen ihrer Nachkömmlinge, die ſich dahin bega

[ 33 ] begaben , sobald in neuern Zeiten der politische Himmel für sie dort günstiger ward. *) Wie nun getränktes Recht die Huger notten vertrieb , so vertrieb eben dieß die Prins zen nebst deren Anhang ; und auch diese eitten nicht von dannen , sich anderwärts anzuſiedeln, sondern um zurück zu erhalten , was sie unge rechter Weise wollten verlohren haben.

Eben

dahin strebten die Réfugiés , wenn nämlich je ner famosen Schrift man trauen darf, unter dem Titel : Avis aux Réfugiés fur leur pro chain retour en France.' In diesem Avis , den man dem berühmten. Bayle zuschrieb, und worüber der große Mann arg hat leiden müssen ,

vorzüglich durch den

Amsterdammer Theologen Jurieu , wird an gegeben : daß die ausgewanderten Reformirten. mit dem französischen Minister geheimen Briefs wechsel geführt, und unter der Bedingung , daß sie wieder nach Frankreich sollten kommen dûrs fen , versprochen håtten , Holland und andere *) Auein aus Bevat und dem Pans de Vaud habe ich 27 reiche Familien damals nach Frankreich zurückkehren sehen. Emigr. Gesch. I. B.

C

[

34

]

Länder den Franzosen in die Hånde zu spielen, und den Stuart wieder auf Englands Thron bringen zu helfen. Sey auch dieß Angeben erdichtet , sey es vielleicht bloß ein Kunstgriff damaliger Jesuiten gewesen , den Réfugiés fogar noch im Auslan de die Subsistenz zu erschweren : das Avis zeigt hinlänglich, auch selbst die Natur der Sache, daß jene Ausgewanderte ihr Vaterland eben so gern wieder hätten betreten mögen , 1 neuern.

wie die

Wie aber das damalige Religions

Sy

stem dieß für die Erstern hinderte, so hindert für dieLeßtern eben dieß das jeßige dortige Re gierungs ? System. ― "" Man hat unsere Nechte gekränkt; man hat unsere zwey angese hensten Stånde , den des Adels und den der Geistlichkeit, hart angegriffen und höchſt beleidi get.

Im Lande selbst konnten wir nichts dage

gen vornehmen ; wir sahen uns daher genöthigt, auszuwandern , um vom Auslande her unsere verlohrnen Rechte wieder an uns zu bringen. "

So die Prinzen und deren hoher Ans

hang !

"" Eure Rechte waren meist usurpirt ;

1 35 1 fie untergruben den Staat, stritten , als fendas liſtiſch , gegen die Würde des Menschen , wie gegen deffen unveräußerliche, und unverjährbare Rechte. 畿 Ihr wolltet einen Staat im Staate weiter bilden , wolltet von dessen Gesetzen und Berbindlichkeiten nichts * wissen. Man zeigte euch dieß anders ; nun wandert ihr aus und werk det.- Rebellen ! “66 So schon lange die Res gierung in Frankreich!

1.

Wir wollen die

Wer hat nun Recht?

Geschichte fragen.

Eben sie muß nachweis

fen: in welchem gegenseitigen Berhältniß 0 Franks 2 reichs Hof, Adel , Geistlichkeit und Volk stans den; was für Rechte,

Verbindlichkeiten und

Lasten dadurch zum Vorschein, kamen; wie diese nach und nach sich änderten , oder zu Grunde gingen ; und endlich : was für einen Grund die in Anspruch genommenen Rechte haben , einen legalen oder illegalen ? u. s. w.

Ich will bloß

den Historiker machen , und hier und da Winke geben ; und der Leser mag vergleichen und das Urtheil sprechen. Håtten die Verfasser der Mémoires für die Prinzen auch die Geschichte um Rath C 2

[

36 ]

ragen wollen : sie würden weit weniger Blößen und Schwächen gegeben haben.

Wie sie bewie

fen, ließe sich auch beweisen , daß Cartouche eben darum , weil er so lange Zeit unge ftraft geraubt hatte, ein Recht erlangt habe, ungestraft weiter zu rauben; und daß folglich seine Hinrichtung eben so ungerecht gewesen sey, als die Hinrichtung der Vorrechte des Königs, der Prinzen , des Adels und der Geistlichkeit, Aber wer zuviel beweist , sagen die Logiker , bez weist nichts ; und dann erfährt man obendrein, daß schlechte Håndet,

in Schuß genommen,

noch schlechter werden: *)

Doch zur Sache!

Vor der Revolution gab es in Frankreich zwey Hauptstånde.

Den ersten bildeten die

Prinzen von Geblüt, die Pairs , die Adlichen und der hohe Klerus oder die Bischöfe:

Dieser

Stand war getheilt in den geistlichen und weltlichen, Stånde.

und hieß les états oder die

Der andere Stand war das Volk,

øder die Nicht - Adlichen und solche, die keine ad liche Bedienungen oder Stellen-hatten. **) Cauffa patrocinio non bona pejor erit. Ovidius

[

37

]

In den åltern Zeiten war Frankreichs Volk, wie das Volk aller Lånder , worin das Lehns System zu Hause ist , leibeigen oder Sklav. Mannerts Schrift: ,, Ueber Freyheit , Adel und Sklaverey der Franken " giebt hierüber guz te Auskunft. Nach und nach verlohr das Lehns System seine Kraft ; und Ludwig der Eilfte war , wie in der Einleitung orberührt ist , schon gegen das Ende des funfzehnten Jahrhunderts im Stande, den Deputirten des Volks , oder dem dritten Stand , Siß und Stimme auf den Reichstagen auszumitteln. *)

Von jener Zeit an machte Frankreichs Stadt Volk einen eignen Stand aus , und hörte auf, Sklav zu seyn. Noch nicht so der Landmann : Nach dieses Ludwigs Absterben strömte aber *) Man kennt diesen despotischen König und dessen ungerechte, grausame , treulose und , nach Umstån den, bald kriechende , bald stolze Politik zur Genüz ge. Um ungehinderter despotisiren zu können , ers hob er das Volk gegen den Adel ; und die Geists lichen schwächte er durch die Aufhebung der pragmatischen Sanction von Carl dem Siebenten. Nun waren sie wieder mehr der Spielball des Papstes , und durch den Papst auch mehr wieder für ihn.

[

38

]

alles Elend über Frankreich hundert ganze Jah re lang ;

und Freyheit, Sklaverey , Tugend,

Laster, Religion , Aberglaube

kurz :

Gutes

und Böses machte eine so seltsame Mischung darin , daß es viel Ueberwindung kostet , die Begebenheiten jener Zeit etwas genauer anzuse hen.

Keine Nation war elender , keine tiefer

gesunken ,

als die franzöſiſche ; und erst unter

Heinrich dem Großen gelang es ihr,

sich .

zu erholen.cha kard Hypoten .M Dieser weise und gutgesinnte König kannte die Kräfte seines Reichs , und wußte , daß ein gewisses Gleichmaaß der Vortheile und der Las ften, auf alle Staatsbürger verhältnißmäßig Berechnet, ein Volk ruhig , glücklich und unüber windlich macht.

Adel und Geistlichkeit

mußten , wie jeder andere Unterthan , die Staats S Lasten mittragen , wenn gleich ihre Abgaben nur Dons gratuits hießen.

Hierauf

Håtten Notabeln und Stånde der leßtern Zeit mehr sehen sollen : und Gerechtigkeit ,

durch

Menschlichkeit geleitet , hätten. Frankreich noch retten können. widz

[ 39

]

Jenes goldne Zeitalter ward aber gleich nach des großen Heinrichs Ermordung wieder åu Berst

etsern

und Frankreichs

Geschichte seit

1610 bis auf Bonaparte's Consulat ist die Geschichte aller nur ersinnlichen Thorheiten, Schandthaten und Gråuel. Nichts kann so abscheulich , nichts so läppisch gedacht werden, das man nicht aus der französischen Geschichte, jenes Zeitraums , mit den grellsten Beyspielen belegen könnte.

Man fing an, den Ruhm der

Könige, als den Maaßstab des Volksglücks ans zunehmen ;

und Gerechtigkeit und National

Wohlstand opferté man hin für den Glanz des Throns..

Die Freyheit des Volks schwand dabey immer årger, zumal durch Colberts Finanz- Syſtem. Auch den Adel brachte der stolze Ludwig der

25 Bierzehnte , oder vielmehr sein Minister 3 Louvois , um alle wahren National - Privile, gien.

Die Geistlichkeit sank ebenfalls immer

tiefer.

Man bedenke nur , wie die Ludwige,

der Vierzehnte und Funfzehnte ,

der

Geistlichkeit mitspielten durch die Bulle Unige

[ nitus! *)

40

Ludwig

] der

Eilfte

räumte

zwar auch dem Papst wieder viele Gewalt ein, aber nie diese , daß er der gallikanischen Kirche eine simple Bulle als Glaubens ; Artikel håtte aufdringen können. Ich habe in der Einleitung von einem ver schiednen Ringen und Gegenringen gesprochen ; und hier ein Beyspiel darüber !

In der Stände - Versammlung von 1614 nahm der dritte Stand einen Artikel an, welcher die Macht des Königs ,

nebst der Sicherheit

und Unverleßlichkeit seiner Person festseßte Artikel, that,

ein

der damals um so dringender Noth

da mehrere theologische Facultäten

dem Papste die Macht zuschrieben , Könige abzusehen und deren Unterthanen vom Eide der Treue gegen sie loszusprechen. Wie nachtheilig diese Lehre den Thronen werden konnte , und wie sehr sie deren Dauer, Ansehen und Sicherheit den theologischen Grils

Wer überhaupt die schändliche Regierung der ges nannten französischen Kron : Buben näher kennen mögte, dem dienen . Carl Duclos geheime Me moiren darüber.

[ 41

]

len der Priesterschaft ausfeßte, fällt in die Aus gen.

Er ist ein Keherreichte dann schon

hin ,

ihn jeder Gefahr bis auf Merchelmord

preiszugeben.

Um also seine Könige vor Priez

ster - Schlingen zu sichern ,

sette der dritte

Stand Ben erwähnten Artikel fest; aber die Kammer der Geistlichkeit und die des Adels verwarfen ihn , so weise er der Mo narchie , wie der Ruhe des Staats auch ents sprach. * Zahn um Zahn ward bey einem solchen Bes nehmen natürlich die Marime, wodurch die Kd; nige gegen ihren einheimischen Feind sich zu sichern suchten.

Sie also und ihre Minister bes

Wer mehr desgleichen wissen will , der lese ! die Kritische Geschichte des Adels in Frankreich, vom Anfange der Monarchie bis auf unsere Zeiten ; und er wird staunen über dessen Vorurtheile, Räubereyen und Verbrechen . Ev wird finden, daß Frankreichs Adel die Geißel der Freyheit, der Vernunft , der menschlichen Kennt nisse , und beständig der Feind des Volks und der Könige gewesen ist. Diese Schrift ist von Du ? Faure , Bürger zu Paris is;; und , aus dem Franzd sischen überseht, verlegte sie zu Zürich Orell und Compagnië , 1792.

[ 42

]

schränkten den hochfahrenden Adel iminier eger; fo enge, daß er unter Ludwig dem Bierz zehnten a von den ehemaligen Privilegien kaum noch den Schatten hatte.

Spåterhin ſchien er

fogar sie völlig vergessen zu wollen.

Erfühlte

nur zu gut, daß er nichts gewinnen würde, wenn er sie auch zurückfodern wollte. Er hatte ja das Verfahren des Hofes gegen die Parlamente vor Augen! A.

git NADOM

Diese alten ehrwürdigen Körperschaften ge nossen von jeher, selbst unter sonst despotiſch gesinnten Königen großes Ansehn in Rücksicht Justiz : Verwaltung und der Einrich,

ihrer

tung der Auflagen :

und doch hieß Ludwig

der Funfzehnte

das Pariser Parlament

eriliren , bloß, weil es sich

weigerte ,

eine

Auflage zu registriren oder ewig zu machen ! Ludwig der Sechszehnte machte es nicht anders ; und der sonst ehrwürdige , unbewegliche Areopag beugte seinHaupt und gehorchte ! Dieß hieß stillschweigend erklären ,

daß er alle seine

Nechte verlohren habe. Auf diese Weise herrschte in Frankreich eine Despotie von der ſeltſamſten Art.

Schon seit

[ 43

]

Ludwig dem Dreyzehnten , geleitet von Ancre und Laines , und tyrannisert von Richelieu , hielt man keinen Reichstag mehr. Alles ging nach dem bloßen Willen des Königs oder seiner Günftlinge ; Måtressen , Beichtvå ter und Ministers und der Adet , wie die Geists lichkeit, unterschmiegte sich slavisch - gehorsam.

Ueber entrißne Rechte hörte man sic indeß nicht klagen, und an Auswandern dachten sie noch weniger.

Aber es waren oder es hießen Kös

nige, von denen sie beschränkt wurden ; und das Volk hielt noch geduldig hin , sowohl sich als das Seine. Ihr. Stolz hatte also noch Hins terhalt, und ihre Habsucht hielt sich schadlos am Lestern.d Ehemals war der Edelmann verbunden, zur Bestreitung der Staatsbedürfnisse mehr her zugeben , als der Nicht- Edelmann.

Er mußte

zur Kriegszeit Soldaten stellen und sie beſolden ; er mußte Agung für das königliche Hoflager eins liefern ; und die übrigen Ausgaben bestritt der König von seinen Domånen.

Diese Domånen

geriethen nach und nach in andere Hånde, ents weder in die Hände der Prinzen , oder für gute

[ 44

]

Dienste in die Hände des Adels , oder in die Hånde der Geistlichkeit für Seelen , Meſſen, oder sie wurden verkauft , um in dringender Noch Geld zu haben. Als der Schweden

General Banner

90,000 Thaler foderte, man aber kein Geld in Caſſa hatte, verkaufte der Hof alle seine in Lyonnois gelegenen Domånen an die Stadt Lyon . -- Und doch wuchsen die Staats- Uus gaben immer , und immer ward der Hof üppis ger!

Da nun erfanden die Finanz -Miniſter,

nach Colberts Plan, eine Menge , an sich zwar geringer , im Ganzen aber sehr drückender Auflagen; und da Adel und Geistlichkeit sich das von zu befreyen wußten , so fiel die ganze Last dem armen , bedrångten Volke zu.

In åltern Zeiten leistete der Fröhnende nur Hand - Arbeit , und erhielt dafür , wessen er be durfte. 9 Damals war er nicht einmal als Un terthan des Landesherrn anzusehen , indem er thm gar nichts entrichtete und zu dessen Kunde nur dann gelangte, wenn er sich eines groben Verbrechens schuldig machte.

Allein in der Fol

ge erstreckte sich der Thron s Despotismus auch

[

45

]]

bis auf den geringsten Landmann.

Er mußte,

gleich einer verkaufbaren Handelssache ,

ohne

Rücksicht auf Menschen Würde , Kopffteuer entrichten , Salzgeld , Wegegeld geben; mußte seine Kinder sich nehmen lassen zu Soldaten : und doch blieb das 0drückende Fröhnen nach wie vor

Die Geistlichkeit zog den Zehnten , und

wußte noch außerdem das Benige,

was die

Taille übrig ließ, durch Heucheley oder durch Aberglauben an sich zu bringen. *) $ Unter diesen Umständen konnte Adel und Geistlichkeit ihre verlohrnen reichsständischen Rechte allerdings verschmerzen.

Sie fanden sich

*) Wie weit dieß. habe- gehen müssen , kann man be rechnen , wenn man weiß , daß bleß zu Paris im Jahr 1790 man noch 48 Men und 47 Nonnen Klöster zählte , nebit fünf Abteyen, einem Erzbisthum und funfzehn Collegiat : Kir chen, und daß die Erhaltung dieser Staats : Raus pen jährlich fiebtehalb Millionen Livrés kam . Wie hoch kam nun wohl die Erhaltung derselben durch ganz Frankreich ? Wie nachtheilig für die Moralität diese Körperschaften durch das Co livats = Geſeß außerdem noch wurden , darüber weiß ß ich Benſpiele, die schaudern machen. Bu einer andern Zeit liefere ich sie unter dem Titel: Kloster Geschichten aus Frankreich.

[

46

]

durchs Bolk schadlos; und nur das Volk litt arg, und durch sie doppelt arg.

Es trug ihre ehes

maligen Lasten jeht ganz allein , nebst seinen; und von seinen alten Privilegien hatte es teins mehr. Durch die Geburt von allen Verdiensten 1 losgesprochen , erhielt der Adel, fast ausschlies Bend , auch noch alle Civil- Bedienungen , Aem, ter , Ehrenstellen , und sah den Staat für ein Erbtheil, und das Volk für eine Beute an, die er nach Willkühr verschlingen dürfte.

Der Adel

ward dadurch angesehen und reich, und das Wolk ward verachtet und zum Bettler. Da endlich seit der erzschändlichen Einrich tung des Kanzlers Duprat alle Richter Aem , * 1. ter verkauft wurden : so konnte der kurzsichtigste Dorfjunker und der abgefeimteste Bube, sobald feine Herkunft nur sechszehn Eselstålle$1 passirt war, das Recht erhandeln , über das Vermö gen, das Leben und die Ehre des Volks ab zusprechen. Zuleht erhielt der Adel auch ferner noch alle hohen Kirchen S Würden , ja, diese blieben oft bey einer Familie, wie ein Erbgut.

So z. B.

[

47

]

besaßen die Grammonts das Erzbisthum Besançon ; die Rohans das Bisthum Stras burg, und die Briennes das Erzbisthum zu Toulouse. Die Domkapitel waren wie Nullen

Eine so schöne Einrichtung mußte der finan zissen Noblesse überaus gut anstehen; und daß sie nun nicht murrten, nicht auswanderten und das hohe Despoten Spiel als privilegiirte Menschen Schinder, ganz ruhig mitspielten, ist begreiflich! denn ans Die Prinzen von Geblüt C dere Prinzen, wie Rohan , Soubise u. s. w. gehörten zum eigentlichen hohen . Adel- hate ten sehr viel Reichthümer und Gewalt. Sie fas ßen obendrein noch an der Quelle , und konnten . nach Gutdünken schöpfen, was und wie sie wolk Die schönsten ehemaligen königlichen Dos. + månen tamen nach und nach in ihre Hände.

ten.

Man denke,

welche

Güter

Ludwig

der

Vierzehnte seinem Bastard, demHerzog von Ponthievre,

geschenkt hat !

Was besaß

nicht Orleans, was nicht Condé ! Condé war sogar noch Statthalter in Burgund und beynahe Erbstatthalter : denn seine Vorfahren waren es auch gewesen.

[

48

]

Go also war der König Despot , die Parla mente gehorsame Diener , die Prinzen und der Adel Unter- Despoten, und das Volk - Sklave. Die General, Pächter saugten es aus bis aufs Blut; und Priester und Mönche künftelten und bereten ihm den letzten Heller noch aus der Tasche! Und damit in all dem Wesen weder Hof, noch Adel, noch Geistlichkeit Störung finden mögte: so hatte man Bücher- Censoren , Bas stillen und Bicetres , die dazu da waren, keinen Gedanken, keine Empfindung ins Publikum kommen zu laſſen , wodurch dieß belehrt , und jene beleuchtet und beschimpft hårten werden können. Die Schriftstellerey galt gar als etwas Entehrendes und als ein Hinderniß zum höhern Fortkommen in der Hof- und Adelse Pelitik.

Aber man merkte auch jandaß . Fins

sterlinge , wie einst Preußens Minister Herzs Berg schrieb , von Licht nichts wissen wollen, eben weil auch Mörder , Diebe und Räuber Freunde der Nacht sind!

Herr von Charleval hatte eine überaus artige Unterredung zwischen einem Pater Cas

naie

974

[ 49

]

naie und dem Marschall von aufgesetzt.

Gein Vetter,

ocquincourt

der Präsident von

Rts , wollte das nicht Wort haben,

weil

Schriftstelleren , wie er sich ausdrückte , für eig nen Mann von Stande sich nicht gezieme. Eben So entschuldigte Bussy Rabutin seinen Fe der Schwulst, und ließ sich in einem seiner eig nen Werke von einem Dichter sagen : Tuachane nud 1978 tomad Faut- il , que le deftin t'ait fait naitre en un rang, Qui t'oblige à cacher ce merveilleux ta 91109872} 9701 lent? MIC HD 19:0857 MO 920 Montesquien hielt bey der Verwaltung der auswärtigen Geschäfte um eine nicht ſehr bedeu tende Stelle an und erhielt sie nicht, bloß , weil er Schriftsteller war. Wie man die Philoso moda?? 15749-4 7 phen Woltaire, Rousseau, Helvetius undIJ viele ihres › Gleichen behandelt hat, - weiß 11890 1004 3360 $24 die halbe Welt. sis, Wiſſenſchaften und C Berſtand waren noch

bürgerlich (röturiers), "'Jagt der Verfaſſer der Schrift : Du gouvernement des moeurs . 182 und 319 ; des conditions enFrancej Emigr. Gesch. I. B.

D

[ 50 ] und wenn ein Mann aus den höhern Ständen fich den Schriftstellern zugesellte , schien2014er zu don niedern Klaſſen Herab zu steigen. Der Be ruf eines Schriftstellers war ein unüberwind liches Hinderniß auf der Laufbahn der Ehre!“ *) *) Noch im Felde bedeutender sächlüſcher Ar anders bey Ho tillerist versichern , fe zu Dresdent dente. Also, auch da ſollte Größe des menschlichen Geistes, der erhabenste Vor=" zug der Menschheit, durch den ein afar, ein Friedrich der Einzige sich nicht herabgesezt glaubten, durch Durchden den ein Edfar Cafar Uygu gustus und selbst Ludwig der Bierzehnte höher gehoben wur den, als durch ale ihre Thaten Batte dieser let ?Vorzug , dieses Verdienst sollte auch am Dresdner Hofe Hin 152 Derniß zum Fortkommer im Dienste des Staates Daß England Portugalls und Spaniens feyn ? Aufklärung immer zu hindern gesucht hat , sieht politik ahnlich denkt des conglands , Kaufman Kaufmanns 5244438 Gott, sagte Burke, als er noch nicht, durch Pitt erkauftes Kabinets : Organ war, ist n i o Te i GContobuch , und sein Altar ist die Börse. Aud

daß Oestreich . Preußen, die Ehre zermeiſe,s. Ginter ihm im Dunkeln herumzutappen , Preußens Vortheil; daß aber das sonst edle Sächsen feine igen Aigen God Prlüßens maheim und wohlthät Lichte sollte verschließen wollen, könnte ich faune s glauben , wenn gleich Reinhard eudăminiſti der "fcher Go und sötüllder Soverri prichter : Sinn in feiner Predigt guf den Sehrhundertswechſel → ich

bieding

[ 5

]

Daher denn natürlich auf Frankreichs Eh renbahn die vielen Esel- und Büffel- Sprünge ; daher denn auch mit

das Gegenringen der

$ rigin Poin sed my dung cad Fann es kein Hehl haben mich fast verhindert, mit Juvenalis auszurufen : Credat Judaeus jung appellas

19Des Hof und Adel in Frankreich die Schrift Steuleren als entehrend betrachten konnten , ist für Bort , wie für jeden katholischen Staat , bez greiflich . Sn diesen megne man , wie ju Rom: Wissen thue dem Glauben Abbruch ; und dadurch eidet duer. der Priester Kopfouch Pol. Priester nämlich • find domeingin die Schut Despotenz und als Begründer und Leiter der öffentlichen Mers nung müßten sie ihren Vortheit weniger kennen, tem als sie ihn kennen , wenn sie nicht aues dufbicthen wellten, das zu brandmarken , was ſie als das Ge fährlichste für ihr Handwerk betrachten Cages hindertes Denken und Schreiben . Sachsen ist aber protestantisch , und dessen Kurfürst, so fatt lisch für sich er übrigens ns ,feyn mas, ist, wohl zu befcheiden, um als' Lancesherr zu wollen, daß ſeis

ne Unterthanen , als Protestanten sich nach einen Katholikens Priester Poftulat follten behandeln lassen. Glauben könnt' ich noch dag der Dresdner Hof, wie überhaupt in Sach ehemaligen in Frankreich , au in fen , gields 123 teru arm feyn sollte , um von taen áu Bern, wie da ist Adel und Reichthum , feinen Werth und Glanz erbetteln zu müssen. Ankers D 2

[

52

]

Foder Mächtigen gegen das Ringen des Hofes, des Adels und der Geistlichkeit; daher denn fer ner das unbegreiflich : linkiſche Benehmen und das Zurückseyn der meisten vornehmen Emigran ten sogar in Geschichte , Geographie , wie fast Allem, was oft der preußische Musketier weiß ! Aber so wahr ist es , daß Verachtung der Wis 167 senschaften , über kurz oder lang , sich an den Verachtern , sie seyen einzelne Menschen oder Staaten, ein Paul der Erste Danoder S Frank reich, schrecklich råchet ! Strafe dafür war ja selbst der Revolutions Krieg! Also, Wahrheit und Vernunft war in den Augen der höhern Stände Frankreichs Contre bande, wie Menschheit und Menschlichkeit. Und boch sollte, ats Frankreichs Volk all den Despo tismus nicht länger tragen konnte , es ungerecht gewesen seyn, daß es seine Rechte reclamirte? Ungerecht , daß es nothgedrungen sie nahm,

424

D 301 firdhm war auch von Adel , wie Artois und Orleans , und reich war dieser, wie in Sachsen fast keiner ; ehren aber wird man keinen von allen, und wenn ihre Diplome selbst im Himmel gestem velt wären ?

[ 33 ] als auf die widerſinnigste , hartherzigste und un gerechteste Weise man sie ihm weigerte? Hat denn eine ganze , von ihren kurzsichtigen Zwingherren so unmenschlich

belastete Nation

weniger Recht , ihre wirklichen Menschen und Bürger

Rechte zurück zu fodern , als aus

gewanderte Prinzen, Edelleute und Priester ihre eingebildeten oder ufurpirten ? A Frankreichs Elend stieg nach seines Hofes Theilnahme an dem Amerikaner Freyheitskrieg noch höher ; und was man nun vornahm , den National Kredit durch Verhütung eines, Natio nal - Bankrotts zu sichern, enthält die Einleitung schon in Kurzem .

Der Hof konnte den Staat

nicht mehr retten ; und die Nation ward durch den König aufgefodert, für ihr eignes Beste t und für ihre künftige Staatsverfassung selbst zu sorgen.

Er that Verzicht auf die Entschei

dung der großen Fragen , von deren Erörterung. beydes abhing.

Dieß zeigt die Schrift: Sur

l'adminiſtration de Mr. Necker , par lui même unwidersprechlich. *) • Ohne Zweifel glaubten die verwöhnten kurzsichtigen Herren, durch diese in Frankreich längstnicht mehr

[

54 ]

་་་ Wozu also die Nation schon durch die Natur çines Staats berechtigt war , dazu berechtigte ihr Repräsentant sie auch noch äußerlich,

Sie

folgte demnach ihrem Recht und Beruf, und griff endlich zu Mitteln , die jenes nur einzig möglich machten. " Und darüber schrie dennoch hernach Hof, Prinzen und deren Anhang!

Aber auch der Verrückte schreyt , wenn der Arzt weiter kein Mittel weiß, dessen kranken Körper vor allgemeinem Brand zu sichern, als wenn er ihm den unheilbar beschädigten Theil ausbrennt oder mit dem Meſſer nimmt.

Daß

aber die französische Nation an jenen eben so wenig Unrecht that, als der Arzt an diesem, mag zur Bestätigung ein Bruchstück aus Fo . rens Rede zeigen , die er 1783 den isten Dec. 2 Nothwendigkeit im Parlament hielt , um die

darzuthun , die willkührliche Macht der Ostindis schen Compagnie einzuschränken.

modige Ehre die Notabeln , die Städte und durch diese die Nation zum willigen herhalten • ihrer Beutel noch einmal recht anzukirren; aber die Nas tion war lange kläger ; und daher die Lerna ma¬ lorum , und für jene vorzüglichene

[

55

]

,, Was ist der Zweck aller Regierung? frågt er und antwortet : Ohne Zweifel die Glückselig. feit derer, die regiert werden. *)

Andere md

gén vielleicht anders denken ; dieses aber ist mei ne Meynung, und ich sage sie hier laut.

Was

sollen wir von einer Regierung denken , deren Glück aus dem Unglück ihrer Unterthanen ent Springt ?

Aber man wendet ein : man müſſe

teine Privilegien verlegen ! Ueber diesen " Punkt will ich meine Meynung ganz offenher zig fagen.

"" Ein Privilegium ist ein an eine oder meh rere Personen gegebner Gnadenbrief für irgend einen aur guten Dienst (zur Ausnahme von der Vers bindlichkeit eines Gesetzes, das sonst allgemein ist).

Wenn dieses Privilegium

nun gemiß

braucht, wenn der gute Dienst nicht geleistet wird , und dessen Nichtleisten von handgreiflis cher Schuld oder , welches in diesem Fall eben LOYE so schlecht ist, von handgreiflicher Unwissenheit * Wer dafür mit Kant und Fichte die Aufrecht haltung von Gerechtigkeit und Sicherheit nimmk, nimmt etwas als Grund von dem an , was in Fo 34 rens Zweck dann als Folge gift."

[

56

]

herkömmt : wird jemand wohl im Ernste behaup ten, daß man das Privilegium nicht zurückneh men könne? - Ich bitte die Heiren zu beden ken, zu welchen Folgen ihre Argumente für die Unverleßlichkeit der Privilegien führen !

Auf

die Art hätte auch Jacob der Zweyte auf das Eigenthum von Englands Regierung An spruch machen können, “ 99 Aber wie war die Sprache des Volkes ?

Nein, sagte es, Ihr habt kein Eigenthum der Regierung ; Euch wurde, so wie jeder hohen Magistratsperson , die Regierung zum Besten der Gemeine übertragen , welche regiert werden sollte ; es war ein heiliges , durch wechselseitigen Vertrag Euch übertragnes Vorrecht.

Ihr habt

dieß Vorrecht gemißbraucht ; Ihr habtHerrschaft ausgeübt, nicht der Sicherheit , Ordnung und dem Wohlstande, sondern der Tyranney und der Unterdrückung zum Besten.

Wir nehmen

daher die Macht zurück, die ursprünglich unser war ; wir gehen wieder zu den ersten Grunds såßen der Regierung zurück

zum allgemeinen

Willen, und unser Wille ist, daß Ihr nicht lån ger Eure Gewalt mißbrauchet.

Es thut

[

57 ]

zur Sache nichts, woher die Herrschaft entsteht, ob durch Eroberung oder durch Vertrag. Erobe rung giebt dem Eroberer fein Recht, ein The rann zu seyn ; und es ist keine Verlegung der Gerechtigkeit, eine Gewalt zu vernichten , die gemißbraucht wird. “ Regionsfrican thr

Dieß als wahr vorausgeseßt ,

wiederhole

ich: Wer hat nun Recht? Hatte es der König, hatten es die Prinzen , nebst einigen Tausenden ihres verwirkten Privilegien 3 Gelichters , oder hatte es die Natton, eine Nation von mehr als 24 Millionen unterdrückter , unglücklicher Un terthanen , die obendrein noch die Committentin von jenen war? Hat denn ein 2nvertrauer nicht das Recht, das einem Andern: Anvertraute zu rück zu fodern , sobald dieser es vertragswidrig gegen jenes Vortheil mißbraucht? Oder ist in andrer Rücksicht ein unschuldis ges Ganze nicht mehr , nicht wichtiger , als des fen einzelne schuldigen Theile?

Sollen denn

mehrere Millionen sich abarbeiten und hungern, damit einige Tausende von privilegiirten Faul `lenzern , auf der Unglücklichen Kosten, ungestört schwelgen und tyrannisiren mögen ? Wer das

V

38

[

]

ernstlich verlangen könnte , Håtte der wohl Kopf, um das Ungereimte davon einzusehen , oder ein Herz, um das Barbarische davon zu fühlen? Kurz, ich sage mit Schldzer im 64ster Heft seiner Staats s.Anzeigen : Für Frank reich, wo die Regierung keine Ohren für Men schenrechte hatte,

und sich steif gegen ihr

Zeitalter sperrte , war die Revolution nothwen dig, so wie sie überhaupt für die gesammté Menschheit sehr viel Gutes gestiftet hat.

Sie

lehrt nämlich praktisch , was wir Deutſche långst theoretisch wußten , oder daß es unnatürlich sey, daß Ein oder Einige hochwohlgebohrne Schwach. töpfe und Faullenzer von dem Verstand und der Arbeit gescheuter und arbeitsamer Leute leben sollen ;

daß es höchst ungerecht sey , daß ein

hochwohlgebohrner Diener der christlichen Reli gion , der nicht dient, nicht lehrt , nicht erbaut, sondern wollüstelt, den wirklichen Kirchendienern das Kirchenbrod vor dem Munde- wegnehmen dürfe ; • daß es die platte Wahrheit sey , daß der Souverain der erste Staatsbeamte ist, wie schon Friedrich der Einzige gesagt hat, und daß er,

bey aller seiner Unverleß

[ 59 lichkeit, seinem Volte Red ' und Antwort geben müsse . u. s. w. Håtte doch Ludwig der Sechszehnte und die Prinzen , nebst ihren Rathgebern und Rathnehmern , nach obigem Motto, Sene ta's Rath befolgen wollen und hätten sie C - erst - der Vernunft unterworfen, sich — ehe sie suchten,

Alles sich zu unterwerfen:

wahrlich , sie hätten

so gutmüthig die Frans

zosen , billig behandelt, ſind — nicht erfahren dürfen, wie wahr man sagt : Wer nicht nachzus geben weiß , verliert alles , und wer seine Dha ren verstopft, entblößt den Rücken !

‫رک‬ 01

6.67 Wibe

1

KATE

Zweytes

Kapitel.

Bilder : Gallerie der Emigranten : Häupter, und deren fortdauernde Verbindung mit Frankreichs Hofe . int

Die Schwärmeren steckt wie der Schnupfen an: Man fühlt, ich weiß nicht was ; und eh' man wehren kann ,

Ist unser Kopf des Herzens nicht mehr mächtig . Wieland.

Das vorhergehende Kapitel habe ich vorausges schickt, um in der Folge nicht auf Begebenheiten oder Beschlüsse stoßen zu lassen , zu deren rich tiger Würdigung sonst Mancher die Gründe håtte vermissen können.

Ehe ich aber den Gang

[

6

]

der neuern Auswanderung aus Frankreich, der ren Absicht und die Mittel nebst der Art:, sie zu erreichen , beschreibe, muß ich einen Mann aufs stellen, der bis zur Bereinigung der Emigrans ten Trappen mit den Preußen , Destreichern, Hessen und andern, eine große Rolle: bey dem ganzen Hergang gespielt hat auch nachher nicht ganz unthatig geblieben ist, wenn gleich sein Einfluß mächtig beschränkt wurde.sk 15 gen Dieser Mann; ist, der: chemalige General Controlleur und Minister Calonne. Calonne .

Seine

Familie ist unbedeutend , und war nie reich an Männern von Ruf . Sein Abel ist neu, und feine Glücksgüter waren , mittelmäßig.

Seine

Einsicht ist weder tief noch fest, und seine Ges stalt , wie sein 0 Umgang, find C kraftlos , abneis gend , ja , widrig.

Dieß zusammengenommen,

befähigte ihn nicht sehr , eine Rolle in der gro Ben Welt zu spielen. 341Er hatte auch an keinem Hofe je eine gespielt, wenn er an dem französ ſiſchen, als Sekretär, nicht gezeigt håtte , daß Verschmißtheit und Ränkemachen ihm zu Gebote stehen.

Lange lebte er zu Versailles ganz

unbestimmt, stand aber jedem zu Dienste, bez

[

62

]

sonders der Königin und dem Grafen von Ar tois , und darum ward er zulezt der Günft ling von beyden. (

Unbegreiflich ist es jest nicht , daß er zu An fange des Jahrs 1784 zum Staats- Minister erhoben wurde.

Vorher wußte er glimpflich

auszusprengen, daß er Mittel wiſſe, Frankreichs verlohrnen Kredit herzustellen.

Als Minister bea

trug er sich, wie er ohngefähr merkte , daß es der Hof gern habe : und man war mit ihm zu frieden.

Er borgte gleich 70 Millionen Livres

in Holland , und bestritt damit die dringendstent Bedürfnißfe.

Die Königin ,

welche damals

starken Einfluß auf die Geschäfte des Staats hatte, wurde von ihm reichlich ausgeholfen ; auch sein hoher Gönner Artois . Die Ber schwendung von diesem nahm darum, in dem Maaße zu , in welchem der Staats - Kredit abz nahm . Um die Königin machte er sich !vorzüg 1 lich dadurch verdient, daß er alles aufbot , sie aus Nohans Halsschmucks

Geschichte . Herz

auzzivickeln. So gern aber

Calonne

Geld borgte,

faud er dennoch , daß dieß Mittel endlich trügen

[

6

]

würde ; und um dann von Jnnen zu haben, was man von Außen nicht weiter würde können Haz ben, machte er den 1oten Aug. 1786 den Kd nig aufmerksam auf die Lage der Dinge, und gab einen Plan zur Auskunft an, der an sich wirklich man merke dieß , wegen der Folge 4 nicht übel war, Frankreich noch zu retten. Sein Plan wollte Freyheit des Handels , von jeder Seite; Aufhebung der General Verpachtungen, Auflagen auf alle Güter ,

ohne Unterschied

der Besizer , und ungestörten Genuß jedes bürs gerlichen Rechts , auch für Nichtkatholiken.d us Hundert Jahre früher würde der lehtePunkt dem Könige und dessen Landen einige Millionen reicher, geschickter, thätiger, und enthusiastischer Anhänger verschafft oder erhalten haben; aber nun machte er fast keinen Eindruck mehr.

Die

Protestanten in Frankreich waren über desglei, chen schon hinaus , theils durch Selbstbildung vermittelst der Lecture,

theils auch durch den

Ton der Zeit.

Die erstern Punkte waren bedenklicher , zu mal der über die Allgemeinheit der Auflagen, und, um sich gegen die höhern Stände zu sichern,

[

64

]

und doch zu erreichen , was nebenher er noch bes zweckte , wie wir bald sehen werden , suchte der verschmißte Calonne in seinen Plan den Kda nig ? selbst hineinzuziehen. Der König Cließ sich finden; denn ging der Plan durch , dann was ten Artois und die Königin für die Zukunft gesichert " und so berief man die Notabeln . Sie erschienen ; aber es erfolgte nicht ganz, was Calonne,

Artois und die Königin erwarz

tet hatten.

Der Adel, ich+ wiederhole es , der

Adel erboste über den König

und um jenen

zu befriedigen, erhielt Calonne seinen Abschied, den gten April 1787. Calonne hierüber unzufrieden , begab sich nach London , und verweilte dort , bis Neer ckers Entfernung ihn wieder Hoffnung für sein Unterkommen in "Frankreich faffen ließ. auf der Reise dahin ,

Aber

erfuhr er in Brüssel

die Zerstörung der Bastille ; und zurückgeschreckt, durch die Pariser Grauel mit Laternen Seilen: und Piken , begab er sich nach Coblenz , wo hin Artois schon gekommen war. Artois ist zwar ein Mann von "‫ و‬einiger Geisteskraft, aber er liebt die Bequemlichkeit, und

[

65

1

und darum sah er sehr gern , daß Cafonne , als ein 7 thätiger und höfisch : gewandter Mann, fich anschmiegte und ihm die hand bor;

sein

Borhaben einleiten und ausführen zu helfen. Verbindlichkeit hatte er ohnehin gegen ihn , zu, mal für die Mühe einst, den König zum Guts fagen auf ein Darlehn von 400,000 Livres für ihn zu stimmen.

Undankbar sind die Bour

bonen überhaupt nicht , cher dankbar bis zur Calonne ward also Ar Verschwendung. tois's Seele,

und Artois Calonne's

Hand.

Schon noch in Frankreich spielten beyde ein Spiel, mit von der Königin gemischten Kars ten , zu dessen glücklicher Beendigung das Ber haßtmachen des Königs erfodert wurde.

Dieß

gelang , indem der Adel gar nicht verschmers zen konnte , daß der König zu Versammlungen einberief, wanken.

auf denen für sie Alles anfing zu Aber je turbulenter für den König,

desto günstiger achtete man alles für Artois! Er war zwar nur der jüngere Bruder des Königs , und dieser war noch jung , und Vas ter von einem Sohn ; dann war des Königs ål S Emigr. Gesch. I. V.

[ terer Bruder , noch da.

66

]

Graf von Provence

Allein

Artois

konnte

auch

dennoch),

wenn er auch kein Schwindelkopf gewesen wäre, für sich noch ealculiren.

Verhaßt war der Kös

nig bey der sogenannten Stüße der Throne schon, oder bey dem Adel; und aufs Volk in

1

der Hinsicht auch zu ſehen, lernte man erst durch die Explosionen seiner Rachwuch.

Die Könis

gin verachtete ihren Gemahl in sehr hohem Grade ; und Artois war ihr Liebling. Wie nun , wenn es dahin gekommen wåre, daß der verhaßte König , der Sechste,

wie einst Carl

håtte einen Vormund haben .

sollen ? M Wer sollte der werden ? - Artois! * Provence hatte unter dem Adel wenig oder gar keinen Anhang ; und man hatte es ja schon gesehen, daß bey der Bestellung einer Vormund schaft derjenige dazu genommen wurde , der den stärksten Anhang hatte. Ludwig der Sechs . zehnte konnte sterben;

sein Sohn war ein

Kind , das den Keim des nahen Todes schon mit zur Welt brachte ; und auf noch mehr Kin der soll die Königin nicht haben rechnen können, wie wenigstens das berüchtigte Vie privée dieß

[

67

]

She gewiß wissen wollte.

Provence hatte

gar keine Kinder. Artois fonnte also erwarten ,

daß Er

Regent werden, oder daß sein Sohn dereinst den Thron besteigen würde. *)

Eben darum uns

terbrach, ja die Königin alles , Artois im Begriff war ,

als der junge

der Tochter Ors

leans Hand und Herz hinzugeben , nur , weil es fich nicht schicken würde, daß die Tochter, ih res Feindes Orleans Königin in Frankreich werden sollte.

Besser , meynte sie, schicke sich

für ihn die Tochter ihrer Schwester - der Köni gin von Neapel;

und die wolle sie ihm vers

schaffen.

Unter diesen Umständen war es für Artois der Mühe schon werth,

etwas mitzuwagen.

Sein erstes Mitwagen mißlang aber : denn die, Notabeln gingen ohne Weiteres aus einan der ;

und einen Aufstand in Frankreich selbst,

*) Daß der Vater Artois die Hoffnung auf Frank Wreichs Thron, selbst für sich, noch immer nicht aufs gegeben häbe , auch troß den einleuchtendsten Ges genbeweisen, sah man ja nech Thatsachen , aus dem Moniteur in Nr. 217. der Augemeinen Zei tung für 1800 , S. 913. nacherzählt. € 2

[ zu seinem Vortheil, anzuregen ,

68

]

auf einem andern Wege

ließ sich zur Zeit der National

Versammlung durchaus nicht ausführen.

Me

publikanische Ideen ließen sich aus der Ferne schon merken ; und das Volk war zu voll Er wartung auf Vortheile für sich selbst , als daß es zu irgend etwas für jemand Andern hätte hel • fen sollen , das seiner eignen Sache eine andere

Richtung hätte geben können. Freylich waren mehrere Adliche und mehrere Bischöfe auf die National ; Versammlung ers boßt; aber es gab auch Viele , selbst vom hohen Adel , und von der hohen Geistlichkeit , die das mals noch warme Freunde einer Gährung was ren, deren schreckliche Wendung damals noch im Buche des Schicksals stand.

Genug ,

Ar፡

tois fand nicht für gut , sich in den Staats strudel tiefer hineinzuwagen , und entfernte sich . endlich vollends , als Orleans, durch seine Popularitåt mächtig , mehr verrückte , als wor auf die Königin und ihr Liebling gerechnet hatten.

Seiner Vorrechte beraubt , und seines Les bens eben so wenig sicher,

als heftig von Nach

[

69

]

sucht getrieben , suchte er nichts angelegner , als diese zu stillen ; denn die Hoffnung , sein und der Königin Nankespiel noch auszuspielen , .war durch Orleans ja ganz dahin !

In dieser

Stimmung traf ihn Calonne. Coblenz schien ihnen der Ort zu seyn, sich zu dem einzurichten, worauf Artois's Stims mung gerichtet war.

Es liegt Frankreich nahe,

und der Kurfürst von Trier, als damaliger Herr darüber, war der Onkel von Artois .

Unters

stüßt von diesem , und noch mit Geld selbst vers sehen , lebten die Herren französisch - prinzlich ; und zu ihrer offnen Tafel fanden sich immer * Mehrere , denen das Herren - Leben in Frank reich von Tag zu Tage schwerer ward. • Man weiß ja aus der Bibel, wohin schmauslustige Kråhen am liebsten sich sammeln ! Condé ,

von Paris flüchtig , begab sich

auf sein Gouvernement nach

Dijon, und;

als ihm hier durch einen Deputirten erklärt wurde, daß man weiter keine Befehle von ihm annehmen würde ,

entwich er nach Worms.

Er ist ein Abkömmling von Ludwig dem Heis ligen, ohne daß seit jener Zeit einer ſeiner

[

70

]

Vorfahren König gewesen wäre.

Als Mann,

nicht ganz ohne Talente , zumal militärische , ist er gefeßtes Wesens , wenigstens weit gefehters als Artois , und , wie man am Rhein wiss sen wollte , in Miene und Haltung des Körpers fast wie weiland der theologische Weltstürmer Bahrdt auf der Kanzel.

Auch um ihn sammelten sich aus Frankreich Mehrere , jedoch meist Flüchtlinge von Charaks ter wie er.

Dadurch entstand eine Art von

Hof, sowohl in Worms als zu Coblenz ; aber achte französische Prinzlichkeit merkte man nicht so arg brausend bey Condé als bey Ar tots .

Bey dieſem herrschte immer Saus und

Braus, wie er selbst ståts Sturm und Drang war.

Ich habe oft lachen müſſen über seine

Neptunische Quos - Ego - Miene, eben weil ge rade Er der Lehte war, der sich verstanden håtte auf das motos componere fluctus.

Frey

lich , die Herren verstanden das alle nicht, mit samt ihren Helfers- Helfern ! Es ist in der That nicht gut ,

wenn Völker ihren Herrscherlingen

das Herrscherwesen zu leicht machen und sie das

[ 71

]

durch verleiten , sich zur Zeitz der Noth dabey zu benehmen wie ein Eulenspiegel! Worms und Coblenz waren also die Derter, wohin sich alles begab, was mit den Prinzen gemeinschaftliche Sache machen wollte. Einige trieb sogar Neugierde , hohe Mode oder Motionsluft dahin ;

auch Gewinnsucht durch

Kuppeley und Kartenspiel. Die Anzahl von diesen allen ward aber nach und nach zu stark; und nun gings nach Trier , Maynz , Frankfurt und andern Städten , den Rhein auf und ab.

Nur

die Mächtigern , nebst deren nåchstem Anhang, blieben zu Worms oder zu Coblenz, und diese Städte wurden der Mittelpunkt ihrer Ein richtung zum Bewaffnen. Andere Große, als Conti , Broglio ,

Lambesc,

Castries u. dgl. waren ausge

wandert , um der VolksWuth und Rache zu entgehen; und bey der Eile dabey dachten sie sehr wahrscheinlich an nichts weiter ,

als das

Volk austoben zu lassen und dann wieder heim zu kehren.

Von Vielen weiß ich dieß gewiß.

Der Anschein dazu verschwand aber immer års ger, nur nicht ihr Wunsch dafür.

Inzwischen

72

[ wie den erreichen? --

]

Das wollte Calonne

wissen : und nun überließ sich alles , was unbe Fimmt noch schwankte ,

der weisen und für

untrüglich ausgegebnen Führung des Herrn Ex ? Ministers! Und eben dieß machte, daß er in Coblenz so lange allmächtig war !

2 Eine Hauptsache, welche Calonne gleich anfangs zu Stande zu bringen suchte , war eine beständige Unterhandlung mit dem Hofe, da

!

mals zu Paris .

Man mußte ja wissen, was

man wollte, man mußte gegenseitig einig seyn, in Zweck wie in Mitteln.

Sonst kürzte der

Eine, was der Andere errichtete.

Man weiß

ja , daß Rachsucht nicht immer kopflos ist , zus mal, wenn sie Zeit , und noch mehr , wenn sie Vortheil dabey hat , ſich ſyſtematiſch zu besin, nen.

Und nun die Vielen ! -

Kurz , man

müßte jene Art Menschen wenig oder gar nicht zu berechnen wissen , wenn man die erwähnte geheime Verbindung läugnen wollte. stand gewiß ,

Sie bes

wenigstens . bis zur Einsperrung

des Königs in den Tempel. Ob sie indeß immer unmittelbar war, will ich zwar nicht behaupten ; mittelbar aber oder

[ 23

]

durch Unterhåndler, beſtand ſie zuverläſſig.

An

Leuten dazu fehlte es aus Hoffnung für die Zu kunft nie ; und das damals abgeschaffte Paß. Wesen erleichterte das Heraus , und Hereinkom. men ganz nach Wunsch.

Eben jenes war es

auch , warum der König so äußerst lange zögers te, die so dringend-motivirten National-Dekrete über ungeschworne Priester und über Emigranten als Gefeß aufzunehmen.

Ich mag mich keiner

Unmenschlichkeit schuldig finden lassen ,

sonst

könnte ich Einige Unterhändler namentlich anges ben.

Aber , ausgestrichen von der Emigranten. Liste, leben sie wieder in Frankreich: und

darum lieber geschwiegen ! Doch es giebt noch andere Beweise.

Bes

kanntlich kehrten zu Anfange des Auswanderns mehrere Herren von Coblenz nach Frankreich und zwar nach Paris zurück.

Ertappt , gas

ben sie Neue vor , gingen ungehindert herum, Wozu und 7 emigrirten dennoch von neuem. Im Frühling des Jahres 1793 wurde das ? zu

Strasburg ,

wie dieß dort noch stadts

kundig seyn wird , jemand hingerichtet , bloß, weil es klar am Tage lag, daß er den Geſchäfts

[

43

]

tråget zwischen dem französischen Hof zu Pas ris und jenem zu Coblenz gemacht hatte. Mehrere sind , wie die Jugemens oder Todest Urtheile ausweisen, wegen Unterhaltung eines geheimen Verständnisses zwischen den Tuilerien und der Coblenzer Cour de France belangt und gerichtet worden. Und doch behielt die Unterhandlung ihren Gang.

Aber es gab in Frankreich noch ganze

Schaaren, die das umgestürzte System gern wieder hergestellt hätten sehen mögen ; und von Artdis's und Condé's Calonne's , Creaturen wanderten Manche erst 1792 aus. Ich könnte meine Behauptung auch noch aus dem Proceß des Königs und der Königin erhårten eben so aus öffentlichen Reden der Jakobiner ; allein wer verstößt gern gegen die Delikatesse durch die Benutzung so unreiner und mir selbst verhaßter Quellen ! Inzwischen wußte doch Defeze gerade auf den Vorwurf eines Einverständnisses zwischen den Tuilerien und 1 Coblenz weiter nichts zu antworten , als daß Louis Capet in allen öffentlichen Schrif ten immer das Verfahren der Emigranten ges

[ tadelt habe.

73

]

Das ist nun wohl richtig ; aber

daß er nie heimlich 3 mit ihnen Briefe gewechs selt, sie nie heimlich mit Nath und That unterstüzet habe

das sieht man daraus nicht.

Nach Rettungsmitteln sich nach allen Seiten umzusehen, foderte seine Lage ; und jene, welche ihm dieß erschweren oder verbieten wollten, was ren in seinen Augen natürlich Rebellen , folglich untersagte ihm jenes auch nicht Scrupu losität.

Und gesezt, diese oder Furcht vor Vers

rath håtten ihn davon abgehalten : nun so vers trat ihn die weit kühnere und verschmittere Antoinette . Eben darum meynt auch Desordöar S. 99 im I. B. seiner Revolus tionsgeschichte´sey sie nicht mit ausgewandert. + Befremden wird es also nicht , daß Alles, was von Wichtigkeit zu Paris borging, man gleich zu Coblenz wußte und bald auch im Heere der Prinzen , und dieß fast immer noch vor der Relation in Zeitungen.

Ich weiß noch

recht gut, daß die Begebenheiten vom 1oten Aug. 1792 schon am 14ten bey Lurenburg von Mund zu Munde gingen ; und die darauf folgenden September Scenen waren schon bey

[

Berdun bekannt.

76

]

Woher und durch wen

nun? National ፡ gesinnte Franzosen werden Dinge der Art doch + wohl nicht ihren Feinden haben bekannt machen sollen? Wer könnte das glauben ! - Folglich war ein gut eingerichteter

Kanal dazu da.

Eine andere Frage ist es aber : ob die Prin zen von Hofe aus mit Geld find unterstüßt wor den.

Gesetzwidriger ,

als das Vorige ,

und

verrätherischer an der neuen geſeßzmåßigen Ein richtung Frankreichs wäre es immer gewesen, aus dem schon Geld armen Lande noch Gold ins Ausland schicken zu wollen ,

nur um zu

Coblenz es verschwelgen und zur Erregung bürgerlicher Kriege ,

benußen zu lassen.

In

der Anklage wider den König und die Königin werden zwar auch Summen der Art namhaft gemacht, M doch nicht über 993,000 Livres ; allein wie håtte Ludwig oder seine Gemahlin Geld genug für die Prinzen schicken oder nur anweiſen können ? Geld war ja bey dem armen Könige und dem ganzen Hofe rar , und noch rarer der Kredit , zumal damals.

[ 27 ] Doch man hat nicht nöthig, wegen der un geheuren Geldverschwendung der Prinzen und anderer Emigranten , geräde eine Geld - Unters ftügung, von den Tuilerien aus , vorauszu 32 es giebt ja noch Auskunft genug dazu!

fehen

Einmal waren die Prinzen und andere Große mit viel barem Gelde und mit noch mehr Kost barkeiten ausgewandert.

Ihr Herrscherdünkel,

verbunden mit der Unfähigkeit, aus Volks - Neu Berungen Volks Gesinnungen , ihrem Umfang and Tiefe nach, zu würdigen , ließ sie ja in Eur zer Zeit wieder als Zwingherren sporenstreichs in Frankreich eingalloppiren : und warum hätten sie denn nicht bis dahin , auf alte hohe Hofma Don nier , Prinzen , und Andere ihren Düc , Pair , Comte, Marki und was ſie ſsonst gewesen waren , spielen sollen ! Wirthschaften war bey der Art Leuten ja meist ein unbekanntes Eiland ! Calonne war ja auch in England gewesen. Konnte er nicht von dort her Geld verschrieben haben, um eine Gegen - Revolution anzuzetteln ? Mußte diese dem rachsüchtigen und schadenfrohen Nebenbuhler Frankreichs nicht höchst willkoms men seyn ? Konnte Calonne dem englischen

[

78

]

Ministerium , aus Haß gegen Ludwig den Sechszehnten, nicht wichtige Documente verkauft oder sonst viel Wichtiges für bar Geld gesteckt haben ? Wozu, ein Mann von

Cas

Tonne's Art fähig ist, weiß Thugut und Mehrere! Jau dem Die Kurfürsten von Maynz

und von

Trier unterstüßten die Herren aus Frankreich nicht minder.

Sie waren ja von Frankreichs

neuer Regierung in ihren erzbischöflichen Rechten und Einkünften beschränkt worden ; die fremden Herren wollten sie ihnen zurück erkämpfen : Un terstüßung für sie: war also , wie sie zartfühlig meynten , höchst billig.

Auch die Prinzessin,

Cunigunde von Sachsen,

Aebtiffin zu

Essen und Hervorden , und Tante von Ars tois und Provence, hatte, wie man wiſſen wird , Geld zu Haufen ; und ob sie gleich sehr geißig ist und die Finger entweder an den Ko rallen im Rosenkranz oder am Gelde auf dem Tisch sich täglich schwarz zählt : so unterſtüßte ſie die emigrirten Prinzen , ihre lieben Neffen, mit ihrem Mammon zum Bewundern und zwar so unbegreiflich lange, bis im Winter 1792 sie

[ 79

]

thnen sagen lassen mußte : Nun sey der Mams mon allê!

Dazu kömmt noch, daß die Prinzen von anderen reichen Emigranten große Summen borgten und vom Verkauf der Officierstellen, wie man bald sehen wird , auch ganz artige einnah men. Kurz, für Glücksritter von der erwähnten Art giebt es immer , so lange sie nicht ganz und gar erliegen, zubringen

der Wege genug ,

Geld auf

und darum würde es nicht hübsch

und sehr unrecht seyn , dem unglücklichen Lud wig noch mehr aufzubürden.

Selbst der gut

müthige und dadurch leichtgläubige Friedrich Wilhelm der Zweyte, war einst willens, ihnen zwey Millionen Livres vorzustrecken ; aber zum Glück hintertrieb es noch Schulenburg. Aber

warum wanderte Philipp , Her

zog von Orleans , der reichste und angesehen. ste Prinz von Geblüte , nicht auch aus ?

Er

war doch an seinen Rechten eben so arg geschmå lert worden, als die andern Prinzen? Exilirt oder vom Hofe verwiesen, wissen wir, ging er nach England. sprach

ihm

Der Hof dort vers

Großbrittaniens

Beystand zum

[

80

]

Thronbesteigen in Frankreich, wenn nur erſt, durch die eben gåhrende Revolution , Ludwig gestürzt feyn würde.

Er kam zurück den 11ten

Jul 1790 , ohne von seinen Verrichtungen in England dem König die geringste Rechenschaft abzulegen. Er unterhielt ſogar von der Zeit an, einen fast öffentlichen Briefwechsel mit dem Mis nister ,

Wilhelm Pitt , und mit Englands

Prinzen.

Sein Ziel war , wie das des Grafen

von Artois , der Thron von Frankreich. Aber wir kennen sie, -

ganz andere Mittel,

schlug Artois ein ; ganz andere Orleans !

Er wanderte nicht aus , wie dieser , sondern er bemühte sich,

wie einst Julius Cåsar ,

um die Gunst des Volkes.

Leider fehlten ihm

allerdings die Tugenden , der Muth, die Klugs heit und die Festigkeit jenes ſtolzen.Römers, der jedoch eben so , wie Orleans , unglücklich en digte, nachdem auch er den Gipfel des Ansehns erstiegen hatte. Als die Stände noch getrennt waren , und Ludwig der Sechszehnte dieſe Trennung durch seine am 23sten Jun 1789 gehaltene Sis Hung fortdauernd machen wollte, trat Phis

lipp

[

81

]

lipp von Orleans in die Versammlung der

seinen Titelnzog le Gemeinen, seine Anhänger dahin, entſagte nannte sich Egalité , verheis rathete seinen Sohn , den bisdaherigen Duc de Chartres , an ein Bürgermädchen , - sei ne Tochter war ausgewandert , -- und that als les , was ihm die Volksgunst gewinnen konnte. Er gewann sie im vollsten Daaße , und lange Zeit über war er das Idol der Pariser und ganz Frankreichs.

Es glückte ihm , den König zu

fürzen und dessen Tod mit zu bewirken .

Aber

das fürchterliche Gebäude überfiel endlich ihn felbst. Wåre er sonst ja ausgewandert :

es wäre

entweder nie eine Emigranten - Urmee zu Stane de gekommen , oder sie hätte sich gleich nach ihr rem Entstehen gewiß wieder aufgelöſt : denn ein Artois und ein Orleans hätten nie eines Sinnes werden können. Die Familie Polignac begab sich nach Wien, und der Marschall Broglio folgte den Prinzen ; sein

Sohn

aber diente un

ter La Fayette, und erhielt einen ersfulmi nanten Brief, als er seinen Water zum Zurück Emigr. Gesch. I. B.



[

82

]

tehren hatte überreden wollen. des

Königs ,

Adelaide

Die Tanten Victoire,

und

Es blieben also in wanderten nach Italien. Familie nur noch königlichen der der König ich von Frankre der König , die Königin , ihre beyden Kinder,

der Graf von Provence und Madam Elt, sabeth, Schwester des Königs.

Bon den

übrigen Auswanderungen und von der Abtheis lung

der Ausgewanderten überhaupt ,

selbst

nach deren Sprache, tömmt die Rede weiters hin vor.

‫کیادا کرے‬ gegang

Tomosta

evesima

Drittes Kapitel.

tay

bud pid

99498 s ; uwandern . udwigs Beuda d) pence entism m t. 2 του επεξε Fernere Einrichtungu Coblen ;. 9477

08990 MOND Wann vielfach umgestaltet,) **) AMA Der Geist des Volkes strebt : So fchäße nicht, was affet,

fote

Noch dämpfe , was ſich hebt.

and dien

Die Mehrheit senket und erhöht; Mehrheit Schluß ist Majeſtäk. MEDer 2.06 . Protistage Zudi onu Sensouples

dry

Ludwig der

day

odamnediol

Sechszehnte war ein Res

gent , der bey aller Unbeholfenheit des Körpers und der Seele sich doch beständig erinnerte , daß er König von Frankreich sey , und eben den Thron inne habe, den Heinrich der Vierte und

Ludwig

der

Wierzehnte F 2

beseffen

[ hatten.

84

]

Die Miene, die ich ihn bey öffentlicher

Erscheinung einigemal machen sah , kostete mich Anstrengung, um nicht zu lachen ; und mitleis dig dachte ich an die Horaziſche Amphora und dessen Urceus.

Wahrlich, drückten je einen die Folgen bes schränkter Natur ,

vernachlässigter Erziehung

und verfehlter Bestimmung in ihrer ganzen Strenge; zeigte je einer in seinem ganzen Le ben, daß aller guter Wille , alle Frömmigkeit, ohne Verstand und Einsicht, ohne Selbststän digkeit und Thätigkeit, weder eignes Glück,. noch die Wohlfahrt " Anderer bewirken können : so war es Ludwig der Sechszehnte. Es fehlte ihm an allen dußern und innern Vorzügen , die einem Fürsten Ansehn , Liebe und Achtung verschaffen können.

Seine kraft

lose , unbedeutende Gestalt , sein Seelenleeres Gesicht, "ſeine kalten sieves Augen , ſeine Tråg, Heit

verbunden mit der eigensinnigsten Vers

nachlässigung jeder angenehmen Außenseite , lies Ben ihn von Kindheit an wenig bemerkt und Beliebtt werden. " Wenn man ferner an ปี seinen fehr eingeschränkten Verstand, an seinen frühen,

[

85

]

von Priestern genährten Hang zur Bigotterie denkt :

es kann nicht befremden , daß seine

Antoinette

auf ihrem Trianon oft untröst

lich seufzend dahinsaß , und daß der Graf von Artois in die Versuchung gerieth , sich als künftigen Regenten Frankreichs zu denken. Ludwig der Funfzehnte ließ sich bes ſtåndig durch seine Miniſter und Måtreſſen res gieren ; aber Ludwig der

Sechszehnte

wollte doch dann und wann ſelbſt regieren, und bildete sich recht viel ein über die Vorzüge seiner Regierung vor der leztvorhergegangenen.

Wie

tief nun mußte es ihn frånken , als eben der Mann, auf den er grånzenloses Vertrauen hatte, als ihm Calonne rein heraus fagte: Sire, Frankreich ist verlohren , wenn es bleibt, wie bisher! Ludwig , hierüber erschrocken ,

entschloß

sich rasch zur Rettung ; aber Mangel an achter Regierungskunde und unbelehrbarer Eigensinn, verbunden mit oft blinder Folgsamkeit , verderb ten ihm alles.

Daß er den Despoten im Kopf

hatte und ihn gern arg genug håtte machen mö gen , ist außer Zweifel.

Sein Betragen gegen

[

86

]

die Parlamente , welche er mehrmals auf die lächerlichste Weise erilirte , und dann die Befeh le , die er noch lächerlicher zur Fürbitte für die Exilirten gab , beweisen dieß mehr als zu klar.. Aber daß er bey seinem ohnmächtigen Despotis mus auch außerst unklug zu Werke ging , zeigt. schon sein Benehmen gegen den fürchterlichen Orleans . 2. Noch årger sah man dieß, als er nach Vers einigung der drey Stånde am 2ten Jun 1789, aufden Rath von Dummiköpfen oder vielmehr Bd sewichtern, die troß den bedeutendsten Exploſionen dennoch das Gehirn voll hatten von Bastille, Fe stungen und Soldaten Allgewalt, seine Mieths truppen heranzichen ließ , um den Päriſern , ja, 1 allen Franzosen die Spiße zu bieten. Dadurch eben machte er , daß , um Gewalt mit Gewalt vertreiben zu können , National

Garden

errichtet wurden , und daß gerade seit der Zeit er von derHöhe eines Herrschers zur Tiefe eines Zaun

oder Schatten

Königs herabsank und

der gehorsame Diener der Nation ward bis zur Guillotine.

Seitdem nåmlich regierte die Na

tional Versammlung allein ; Orleans ward

[ 87 ] der Abgott des Tages , und Mirabeau hatte die Direction der Dirigirenden.

Das Volk,

bisher eine Null , erhielt bedeutende Ziffern an seine Spite ; und Hof, Adel und Geistlichkeit verschwand wie ein Bruch der kleinsten Kleinigkeit.

I

Joseph der Zweyte hatte daher nicht

unrecht , als er kurz vor seinem Tode (am 20sten Febr. 1790) nach erhaltener Nachricht über die ausgebrochne Gährung in Frankreich, ausrief: ,, "" Meinem Schwager geschieht recht ! So muß

,, es allen gehen , welche sich von Dummköpfen

"" leiten lassen.

Ich habe es ihm oft gesagt,

,, daß es so kommen würde.

Er mag nur froh

,seyn, daß sein Volk ihm die Gelegenheit, noch ,, mehr Dummheiten zu begehen , genommen ,, hat. " *) Unerträglich fand jene Erniedrigung die stol ze Antoinette,

unerträglich fand sie auch

ihr schwacher Gemahl.

Auswandern wollten

sie jezt auch , um alle Höfe von Europa um Hülfe wider die Rebellen anzuflehen.

Verkleie

det entwichen sie, aber ihr Vorhaben mißlang, *) Neueste Staats : Anzeigen S. 561 im VI Bande.

[

88

]

wie jenes mit dem Heranzkchen der Truppen. Zu Varennes erkannt , würden sie angehal

ten und nach • Paris zurückgeführt König

als Gefangner seiner

ein

eignen Unters

thanen! Das denn war das zweyte Mal der Erfolg vom Rath von Höflingen ! TEXT Heiliger Sos trates ,

flüßtre du doch allen Machthabern

ein , was einzuflüßtern deinen Verehrern nicht gelingen will! Wer auch könnte Königen mit Lehren beykommen , Mühe kostet,

da es hier und da schon

ihnen nur eine Bittſchrift um

Gerechtigkeit einzuhändigen ! Sage du ihnen : Prüft Fürsten, prüft, wonach eu'r Wahn ges. lüftet, Wonach der Höfling ,

der euch årger macht, sehnt!

ſich

Der Fürst, der sich an solche Pfeiler lehnt, Empört den Menschensinn , verdirbt sein Recht dem Staate Und schafft Verderben sich und seinem Hof : Senate. Zum eignen Sturz reicht jeder Fürst die Hand, Durch dessen Unvernunft des Volkes Glück verschwand. Schrecklich !

Eben jene ,

die vorher nur

Götterschaft athmeten, sahen sich genöthigt, ihr

I 89

I

Heil in Kleidung von Stånden zu suchen, auf die . sie sonst nur mit Berachtung herabfahen. Der König machte sechs. Stationen in Kuts scher

Kleidung zu Pferde ;

die Königin

und Madame Elisabeth fuhren , verkleidet als gemeine Bürgerinnen , und der Daus phin erschien als Mädchen.

Leser, was

ist Größe , wenn nicht innere die vorzüglichste ist! Auf diese kann das Weltgebäude einstürzen : Re steht! Der Fliehenden Weg sollte auf Meß ges hen ; und hier sollte Bouillé sie soldatisch weiter führen.

Den König erwartend , eilte er

nachher nach Varennes , zu retten ;

die Angehaltenen

aber erschrocken über den Gemeine

finn und die Uebergewalt der herbeyströmenden Nationalgarden, streckten Dragoner und Husas ren das Gewehr , und Bouillé entfloh nach den Niederlanden. Mächtige , schon nach London ausgewanders te Aristokraten, unter andern der Prinz von Cas renzy, Choiseul und der Herzog von Piens ne, nahmen ihre Gelder -gegen 200,000 Pfund Sterlinge

aus Englands Fonds zurück,

[

90

]

und eilten in Postschiffen nach Ostende, sich den Fliehenden anzuschließen.

Nachher kehrten

Einige von ihnen wieder nach London , und nur die Genannten begaben sich zu ihres Gleichen nach den Niederlanden.

Schon auch waren zu

Dünkirchen 200,000 Livres angekommen, die Gegen - Empörer zu unterſtüßen ; allein man entdeckte sie und schickte ste nach Paris .

Auch am Rhein war man auf die Flucht des Königs vorbereitet , und gleich nach seiner 1 Dahinkunft sollte die Gegen - Nevolution anhe ben , 199 spätestens zu Ende des Juls. Condé und sein Anhang -

nicht so Artois , Cas Lonne und ihr geheimer Ausschuß ―――― waren bey der Nachricht über des Königs Entkommen. aus Paris vor Freude wie außer sich.

Cons

dé flog von Worms nach Coblenz, mit Artois den König einzuholen.

um Man

schickte Couriere nach Rom , Turin , Lisabon, Madrit, Wien , t Berlin , Petersburg , Stocks holm -

um der ganzen Welt kund zu thun:

der König sey gerettet ! Schon hielt man das Umstürzen des neuen Bürgerwesens in Franks reich für gewiß ; und während überall nur Jubel

·[ 9 und Troß sich hören ließ

] siehe da

da kam

die Nachricht : der König sey angehalten und gebracht zurück nach Paris als Gefangner ! $ Hierauf ånderte sich die Lage der Dinge in und außer Frankreich

fürchterlich. – # Schon

Långst war Frankreichs Volk über das zweydeus tige Benehmen des Hofes aufgebracht ;

aber

nun tobte es und verfolgte Alles , was nur von Ferne hdfischen Anstrich hatte.

Adel und hohe

Geistlichkeit , nebst Pächtern und alten Regies rungswerkzeugen litten weit und breit zum Ent sehen.

Der König und sein Anhang hatten al

les Zutrauen nun vollends verlohren. Man hielt sie durch ganz Frankreich für Feinde und Verrä ther ; und vor der Verfolgung darüber , wie vor dem , was nachher daraus erfolgte , entsetzt sich die Menschheit ewig. * Da nun huben die Auswanderungen erst

recht an.

Um der Wuth des rasenden Pöbels

auszuweichen, entschlichen Adliche, Priester und Pächter haufenweise, und verstärkten den Ans hang der Prinzen täglich mächtiger.

Aber auch

Viele schon von den ersten Ausgewanderten vers lohren den Muth , kehrten heim und entsagten

[

92

]

ihrem Adel, nach Vorschrift der National, Vere ſammlung vom 20ſten Jun 1790. Einige von die sen wurden nachher noch Jakobiner.

Selbst der

in der Folge so berühmt gewordene Cüftine bes fand sich unter den Erstern ; auch Merlin von Thionville.

Beyde gingen zurück;

und

was sie thaten, weiß Jeder. Der Graf von Provence, mit seinem Brüder , dem König , zur Flucht + einverstanden, entkam, aber auf einer andern Reise-Route, nach den Niederlanden und von da nach Coblenz . Schon im Februar eben des Jahres beschuldigte man ihn ,

daß er mit den Dauphin habe

flüchten wollen ,

und man hielt ihn seit jener

Zeit scharf im Auge : und dennoch entkam er! Aber auch an Verråthern fehlte es in Paris nie ;

und daher verstärkte die Volkswuth ſich

dort unbändiger.

Provence, als ältester Bruder des Kö nigs , sonst Monſieur genannt , und jest titus fårer Ludwig der Achtzehnte, hat auch wenig Kopf, aber ein Herz beffer als Artois . Schon seine Gesichtsbildung zeigt einen einfål:

{ 93

]

tigen , geistlosen Mánn an.

Sein Gang ist

wie der eines schwerfälligen Gleichvielbrüders. Die linke Hand schiebt er ståts in die Hosen, und mit der rechten fummelt er in der Rocks tasche.

Er spricht wenig und achtet kaum auf

das, worüber mit ihm gesprochen wird.

3206Ich habe den Herzog von Brauns schweig MA über diesen erztrågen Prinzen sich Hatte er über die nicht wenig årgern sehen. wichtigsten Angelegenheiten mit ihm gesprochen, und stand er dann begierig auf Antwort : so versicherte Provence:

die Pariser Pasteten

seyen immer besser als die Coblenzer.

Bey

dem Anblick der schönen Gegend um Coblens meynte 003 er einst: es wäre doch Jammer Schas de , que ces beaux lieux ne foient pas bedachte damals gewiß nicht, de France ! Erdies die Ursache, daß h

zu bedauren, auch ihm noch ganz entriſſen werden würde. Schon zu Versailles spielte er gar keine Rolle, so wenig als seine Gemahlin, Tochter des Königs von Sardinien.

Sie

haben keine Kinder ; und wie der Mann , so die

[ Frau.

94

]

Kommst du heute nicht, so kommst du

morgen! *) Wie wenig Ansehen er zu Bersailles hatte, so wenig hatte er anfänglich auch zu Coblenz .

Die Emigrirten hingen mejſtens

seinem Bruder , dem Artois ,

an.

Pro

vence war ihnen zu tråge und zu ehrlich.

Ich

glaube auch, er würde ihm all ſein Ansehn gern eingeräumt haben ,

schon der Béquémlichkeit

wegen, wenn nicht Andere ihn belehrt Håtren, daß er höher als sein Bruder stehe , und daß, im Fall eine Regentschaft nöthig werden sollte, diese ihm zukomme. Da erst erwachte er von seiner Ehren ፡ Schlafſucht und nannte sich " Comte Régent de France. Dieß aber Im Jahr 1771 und 1773 heiratheten Provence Sund Artois die beyden Töchter des Königs von Sardinien, Luise und Therese . Beyden wurs den große Schäße als Heirathsgut ¡ugejagt; nach Sm her aber berechnete der Sardinische Minister sogar die Kleidungsstücke , auch gar die Kisten zum Eins packen , nebst Någeln zum Zunageln und andern wahren Bagatellen aufs theuerste : und die Herren Prinzen erlebten ein großes Deficit. Schön waren die Damen eben auch nicht ; wenigstens fand ich sie zu Coblenz an Farve wie Lilien , aber wie dic gelblichen.

1951 fand der Hof zu Trier anstößig , indem der König noch lebe, und es solglich sich nicht schicke, schon eine Regentschaft einzuführen.

Da nun

war er auch wieder zufrieden , Monfieur: zu heißen, doch nicht ohne Sarkasmen , selbst von Seiten der Emigrirten. Provence hatte große Summen mitge bracht , und doch keinen Gläubiger mit seiner Foderung stecken lassen , wie der Schuldens schwere Artois .

Dieß mitgebrachte Geld

diente auch dem Lestern ; und wenn diesen sonst nichts bestimmte, dem Erstern zu hofiren : so thats dessen nervus rerum gerundarum ; und eben deswegen hofirte dem Provence auch Artois's Anhang.

Calonne suchte

aber, diesem nach und nach das Hauptansehn wieder zuzuwenden ;

und,

auf sein Zureden,

würde Monfieur auch gern, wegen des damit verknüpften Låstigen, jedem Vorzug entsagt has ben ,

wenn

Condé

nicht ins Spiel getres

ten wäre.

Gesetzt und ohne Ziererey , wie dieser oben beschrieben ist , wollte er , nach alter Hof Mas nier, nicht zugeben , daß man einem Prinzen

[

96

]

Borzüge zu rauben.suche , die ihm, seiner Ge hurt nach, zukamen ; und so belehrte er in einem Schreiben sowohl den Provence als den Artois über

ihr gegenseitiges

Verhältniß.

55 Der König muß gerettet , der Thron muß vertheidigt werden , “ schrieb er , „, und wer soll dieß chun?

Der erste Prinz nach dem König

muß sich an die Spihe des Adels ftellen und da Befehle geben, wo der König keine kann geben. “

#bb Der emigrirte Adel war indeß größtentheils nicht so geseht als Condé , und darum war er dem Provence, für sich, auch meistens abges neigt.

Provence nåmlich faselte weniger,

schimpfte weniger, ließ mehr Anhänglichkeit ges gen seinen Bruder , den König, blicken und gab nicht so herrliche Gastmale, als Artois.

Aber

da auch mancher Adliche von Artois und dess sen Creaturen , vorzüglich von dem stolzen Ca ; lonne war geneckt und beleidigt worden : so erhielt Provence Loch Anhang ; und von der Zeit an gab's , nach Hofmanier , Kabalen über Kabalen.

Utm

[ 97 ) Um inzwischen auch ſich, nicht zurückzusehen, hielt Calonne einst in Beyseyn des Proz vence, Artois , Condé und tausend 2nder rer eine sehr pathetische Rede und deklamiste ge gen die Duelle mit der ihm eignen Marktschreyer Beredsamkeit fast årger , als weiland Wellner in seinem famösen Religions Edikt

Die

Aufklärung und deren Beförderer,, Franks reichs ausgewanderter Adel ,“ sagte er,,, würde sehr inkonsequent zu Werke gehen, wenn er sein kostbares Blut, welches man für den Kampf gegen die Rebellen schonen müßte, kampf versprißen wollte.

im Zwey

Die Herren seyen

jest lauter Brüder ; und als solche , ja , als Männer, die, bloß für ihren König , und für ihre gemeinschaftlichen Rechte zu streiten bereit wåren , dürften sie einander weder verwunden noch erstechen. " Diese Rede machte zwar Eindruck und vers minderte die sonst auch unter den Emigranten häufigen Duelle ; aber noch mehr , als auf dieß, sah Calonne bey seiner Rede auf ein Mittel, seiner Herrschsucht mehr Raum zu verschaffen, Wie er voraussehen konnte, unterblieben unter Emigr. Gesch. I. B.

&

[ 98 ]

einer Horde Sitten

und Zügel

loser Wilds

fånge , wenn auch die Duelle, doch eben darum desto weniger die Veranlassung zu Duellen oder Die Beleidigungen.

Auf den Duell stand nun

Schimpf als Strafe : er also konnte jene nicht mehr schlichten, und folglich ward ein anderer Schiedsrichter über sie ndthig : und der war, benn seine Excellenz , der Herr Minister Cas Tonne! Dann auch hielt sich der leichtsinnige , flüch? tige Auswurf von Frankreich an Artois zu Coblenz , oder welches eins ist , an Calon, ne ; reifere hingegen ,

besser gesinnte und im

Dienst schon geübte Männer hielten sich zu Worms meist an Condé, und machten die Gegenparthey.

Wåren unter diesem Umstande

die Duelle, wie sonst, gängig geblieben : so stand zu befürchten , daß gar Manche , aus Furcht vor Condé's Eisenfressern , sich von Calon, neg Parthey trennen mögten. So also nugs te Calonne durch eine sonst rühmliche Anstalt seinem Vortheile und dem seines Idols, des Grafen von Artois .

[

99

]

Seit Condé's Belehrung , hieß Pro vence's Hof vorzugsweise der französische oder der prinzliche (la Cour de France. ou celle des princes ) . Condé hatte einen Gesandten zu Coblenz , und Provence eis nen zu Worms . Diese Gesandten, von welchen ✓ der lehte Ambaffadeur , der erste Charge d'affaires hieß, spåhten und forschten nach Allem und gaben ihren Höfen durch Couriere tåglich pünktliche Nachricht. Auf Provence's Hof schielten Emigranten ,

Viele

eben weil auch bey dieſem das

schöne Geschlecht

sehr

viel

Einfluß

hatte.

Provence sollte sich von der Frau von Bals by gar zu sehr gångeln lassen.

Seine und

Artois's Gemahlinnen begaben sich mit der Zeit nach Turin , und Lehtere zahlte monath lich drey Louisd'ors fürs Hinschreiben jeder Neuigkeit.

$ 2

Viertes

Kapitel .

Schein Politik . Bramarbassaden . Folgen davon .

Der Geist der Eigensucht zerreißt Fast alle Liebesbande ;

A Die Herzen werden wie beeißt, Das Glück entflieht dem Lande. o dieser Geist sein Wesen treibt, Da wird der Staat gar bald entleibt.

Gleich nach Ludwigs Flucht legte General Rochambeau, La Fayette , D'Estaing und tausend andere , hohe und niedere Officiers, an die Nation den Eid der Treue ab , die Na tional - Garden wurden vermehrt , waffenfähige Bürger zu Soldaten eingeſchrieben , das Auss

[

101

]

wandern verboten, und Frey leben oder Sterben ward der Entschluß jedes braven Franzosen.

Durch nichts hätte der König der

National Versammlung mehr

Ansehn ,

der Nation mehr festen Muth ,

und

ihre Sache

durchzusehen , verschaffen können , als durch sei nen Versuch, auch auszuwandern.

Vom höch

sten Posten der Staatsbeamten sich gleichsam wegzustehlen , um als gekrönter Deserteur dann seine von Despotie : Fesseln sich immer höher he bende Nation durch Krieg von Außen und Ins nen wieder in Fesseln niederzuschlagen : dieß hielt Freund und Feind , von seiner Seite , für zu eigensüchtig und für mehr als Aufruf zum Kriege. Ertappt, gab der König zwar vor : er has be nicht entweichen ,

S bloß nach sondern sich

Montmedy begeben wollen , zen Welt zu zeigen ,

um der gans

er sey frey.

Allein

dieß Vorgeben , außerdem, daß es mit seis nem hinterlaßnen Flucht ; Memoire gar nicht ſtimmte , war ganz höfisch - linkiſch, ſo lin kiſch , daß es nicht einmal ein Schirach håtte glauben können.

Warum nämlich hätte nicht

[

102

]

auch die National ; Versammlung wissen dürfen, was er doch, angeblich , der ganzen Welt hatte zeigen wollen ?

Kurz , Ludwig hatte

durch seine Flucht den gängigen Verdacht gegen sich mehr als beståtiget : und wen hätte es jeht befremden können , daß Zutrauen und Ansehn seitdem für ihn völlig dahin war !

Man hielt

ihn , als meinendigen Landesverråther, um sich gegen ihn zu sichern , in den Tuilerien uns ter sehr scharfer Aufsicht , so daß er nur in den Gårten herumwandeln durfte.

König war er

gar nicht mehr ; denn die National - Verſamm. lung , von den Jakobinern unterstüßt , führte die Regierung.

Ein Tumult verdrängte den

andern ; und in dieser Verlegenheit entschloß sich Ludwig zu thun , was er långst håtte thun, aber auch ehrlich befolgen sollen. Die Franzosen nämlich hatten sich ihres Reches bedient , und , durch harte Erfahrungen gewißigt , hatten sie eine Staatsverfaſſung ans genommen , nach welcher es dem König fast un möglich gemacht war , das gewöhnliche Königss spiel fortzusehen.

Ludwig ,

um seinen Zus

Fand durch wieder erworbne National - Gunft zu

[ 103

]

erleichtern , bequemte sich endlich , sie den 14tens Sept. 1791. eidlich anzunehmen .

Allein miß

trauisch dennoch gegen ihn noch immer, legte. die National 2 Versammlung schon den 4ten: Oct. einen Eyd ab , die Constitution nebst ihrer Freyheit zu behaupten oder zu sterben.

Auch

fuhr sie fort zu wirken, wie wenn kein König da gewesen wäre. Ludwig erklärte zwar an alle Höfe , daß er freywillig die Constitution angenommen habe ; allein dieß hatte viel Schein wider sich. Friedrich Wilhelm II wollte zwar Antheil daran genommen haben ; aber dieß war gewiß nur Höfsprachenspiel : denn sein Schreiben dare über vom 7ten Oct. 1791 lautete weit anders, als was man vorher zu Pillniz beſchloſſen hatte.

Doch mißbilligte weder Oestreich noch

Preußen, was Ludwig vorgab gethan, zu ha ben.

Ganz anders zeigten sich die Emigranten,

oder vielmehr die Prinzen.

Auch diese hatte Ludwig seinen Schritt wiſſen laſſen ,

und er foderte sie auf, ſeinem

Beyspiel zu folgen , zurück zu kommen , und ja nicht mit Waffen gegen ihr Vaterland aufzutres

[ ten.

104

]

Was er án Condé , durch Duveys

rier, + darüber besonders ergehen ließ , ist zu wichtig , um es nicht ganz mitzutheilen.

Es

war Folgendes : Mein Vetter ! In Ihrem Vaterlande ist eine überaus große Revolution vorgefallen. Diese Revolution ist nichts anders, als die Zernichtung einer Menge durch uns wiffenheit des Volks , die Macht der Geistlichkeit, den Despotismus der Minister und denIrrthum als ler übrigen seit Jahrhunderten gehdufter Mißbräus che. Jest ist Alles verändert. Diese Mißbrauche find nicht mehr , und auf ihre Trümmer hat sich eis He Constitution erhoben, welche die Gleichheit und die Freyheit zur Grundlage, hat, und welche auf einmal. der Nation , der Monarchie und meiner Gewalt eine ganz neue Gestalt giebt. Die souves raine Nation hat keine Bürger mehr als solche, die fich an Rechten gleich sind , keine Despoten mehr als das Gesez, keine Dollmetscher als dffentliche Beamte, und unter diesen Bin ich der erste. Dieß ist der kurze Inhalt der Revolution. * Dieſe neue Ordnung der Dinge hat denen noths wendig mißfallen müssen , welche in dem ersten Aus genblick den Verlust ihrer persönlichen "pr des Irrthums T an der alten Regierungsart gebundenen Vortheile bedaurt haben. Selbst verschiedne Andere , die

I. 105

1

feit der Eröffnung der allgemeinen Stände Gesin nungen geäußert haben , die der gegenwärtigen Res gierung ganz zuwider sind, haben geglaubt , in dem Augenblick des Ausbruchs das Reich verlassen zu müssen.

Die Unruhe und Unordnung , welche von

dem Anfange einer Revolution unzertrennbar find, haben damals ihr Betragen entschuldigen können. Freylich wäre es edler und größer gewesen, ftatt aus dem Vaterlande zu wandern , den Nuhm und die Gefahren deffelben zu theilen und wenigs ftens den Bürgerposten zu behaupten. * Aber was auch für Gründe fie gehabt haben ; so gültig ihre Furcht auch hat scheinen mögen : so muß sie doch jest nicht mehr vorhanden seyn. Nun gilt kein Vorwand mehr. Frankreich ist organis firt, die Ordnung erscheint von neuem , die Gefeße werden in Ausführung gebracht , und alle Bürger ftehen unter deren Schuh. Alle Franzosen ohne Unterschied müssen also ins Reich zurückkommen, müssen sich von der Franzöfifchen Constitution den Begriff machen , den ich mir selbst davon mache, und müssen keine schimpflichen und firafbaren Zweis fel über meine Denkungsart hegen. Ich habe die Constitution angenommen und ich werde sie aus ak ler Macht unterstügen. Warum sollte ich sie auch nicht angenommen haben ? Ste kömmt dem Uns glück zuvor , welches die Mißbräuche der alten Ne gierung früh oder spåt berbey geführt haben würs

[ 106

]

den; sie macht das Glück des Volks , fie macht das Meinige. Sie müssen also zurückkommen , jene freys willige Emigranten ; und Ihnen , mein Vetter, kömmt es zu, hierin das erste Beyspiel zu geben. Sie vorzüglich hat die Läßtersucht als einen Feind des Staats geſchildert, als einen Rebellen, der ſein Vaterland mit Feuer und Schwerdt verwüs ften wolle. Sie müssen, durch eine in die Augen fals lende Handlung von Unterwerfung gegen den allges meinen Willen und das Geſeß machen , daß man ihre Irrthümer vergeffe. Kehren Sie, alſo in den Schooß eines Vaterlandes zurück , welches die Arz me zu Ihnen ausstreckt ; genießen Sie in selbigem alles Glück , welches es Ihnen verspricht. Koms men Sie zurück : statt Feinde werden Sie Brüder finden. Ich befehle es Ihnen im Namen der Nation und in meinem Namen, und ich beschwdre Sie dars um durch dieBande, die uns vereinigen, und durch das Blut , welches in unsern Adern wallet. Das Gesetz hat gesprochen : gehorchen Sie oder fürchten Sie die traurigen Folgen einer unvorsichtigen fal schen Einbildung ! Hierüber bitte ich Gott, daß er Sie, mein Vetter , in " seinen heiligen und würdis gen Schuß nehmen wolle.

Louis. Condé, wie. Provence und Artois , wußten recht wohl, was sie von den Erklärun

[ 107

]

gen eines gefangnen Fürſten halten sollten, wels cher kurz vorher selbst unsichtbar hatte werden, wollen, gerade um dem zu entschleichen , wozu er jest Miene machte , sie zu bereden oder die Constitution anzunehmen.

Sie , wie ihr

ganzer Anhang, nannten- des Königs Schreiben zu teuflisch- bürgerlich ,

als daß es ihm

Ernst damit habe seyn können. Ein König von Frankreich,

meynten sie , dürfe und werde

nie zugeben, daß man die Nation und deren Willen Ihm und seinem vorziehe. Und was will denn , hieß es allgemein , die Rotte von Bür gergesindel - die National

Bersamms

lung hatte die Ehre , so genannt zu wer den mit ihrer Unterwerfung mit dem Befehlen ?

So spricht man nicht zu

Prinzen, auch zum Adel nicht ! u. s. w. Was in Paris vorgegangen war , wuß ten die Herren lange ; und hätte Duveyrier . fich nicht eiligst entfernt , es håtte schlimm mit ihm werden können.

Daß ein König von

Frankreich, zumal ein Ludwig der Sechs zehnte, von freyen Stücken nie so geschrieben hatte, wie er vorgab ; und daß folglich das gans

108

[

]

ze Geschreibe von der Rotte des Bürgergesin dels herrühren mußte, konnte man den Herren nicht absprechen :

es war ja so

wahr , so

schlicht, so vernünftig !

Aber eben deswegen emporte es die Horden des Prinzen Gelichters und selbst diese um so årger.

Provence und Artois stellten in

ihrer Antwort an ihren Bruder , den König, sich etwas zweifelnd , nannten die Constitution staatswidrig, und bemerkten , daß er zwar den Besiz des Königreichs , aber ohne Eigenthum genieße ;

daß er seinen Nachfolgern Rechen,

schaft davon schuldig sey und es ihnen so über liefern müsse , wie er es von seinen Vorfahren, den Königen , erhalten habe. Fest entschlossen seyn ,

Dann wollten ſie

alles anzuwenden , um

ihm den Thron , den die Aufrührer bis in die Grundfeste erschüttert håtten , wieder zu befestis gen, damit er und seine Nachfolger ihn wieder mit eben der Würde besteigen könnten , womit die Könige, seine Vorfahren ihn besaßen. Die guten Herren wußten nur nicht , daß feit der Regierung des Chlodowich s bis auf Ludwig den Sechszehnten die französische

[

109

]

Constitution mehy also. Veränderungen erlits ten hat ; ja , daß seit 987 ,

da Hugo Ca

pet,

Capetinger ,

der Stammvater der

von den Stånden erwählt wurde, gar viele Ver ånderungen in der Constitution vorfielen.

Aber nicht nur die Prinzen , sondern auch der gesammte, um sie versammelte Adel schrieb an den König , und erklärte ihm sein Mißfallen über seine Annahme der Constitution. Er ver sprach zugleich , den edelmüthigen Prinzen anti # bürgerlich zu folgen und Frankreich für V

ihn zurück zu erobern. sie mit

Die Prinzen verglichen

Heinrich dem

Vierten ,

und

mißbrauchten dazu die schöne Stelle der Hens riade: Qui par le malheur même apprit à gouverner, Perfecuté long tems fçut vaincre et pardonner. Shre dünkel reiche Hoffnung zeigen sie im Fol genden.

,, Ihr National Garden , (sagen sie

in ihrem Schreiben an Ludwig ) die ihr die Waffen ergriffen habt, Frieden und gute Ord nung aufrecht zu erhalten, adidas Ihr werdet Eus ren Zweck erreichen , wenn Ihr Euch mit uns

[

110

]

1 vereiniget.

Vermeider unsere Gefechte , wenn

wir keine andere als unsere Brüder treffen sollen. " ― Am Schlussfe drduen sie, Alles niederzumachen ,

was sich ihnen sollte widers

sehen wollen , um Frankreich nicht völlig un tergehen zu lassen .

Andere ,

noch läppischere,

Tiraden über

gehe ich; denn Quis tulerit Gracchos de feditione querentés ! Hier aber sieht man , daß wenn auch nicht von Anfang, doch schon in der Mitte des Jah res

1791

die

Emigranten

die

Absicht

gehabt haben, Frankreich mit Gewalt zu uns terjochen und die ehemalige Verfaſſung unter Blutvergießen wieder herzustellen. Der Brief an die Franzosen oder das Ma nifest der Armee des Marki von Bouillé, vom 2ten Jul 1791 , ist noch erbaulicher. Erstlich versichert diese Armee , oder vielmehr ein noch fast gar nicht organisirter Haufen von franzd fischen Edelleuten und einigen davon gelaufenen oder verführten Linientruppen , daß sie schon seit zwey Jahren sich bemüht hätten ,

die Bande

III des besten Königs zu zerbrechen ; - also schon seit 1789 , wahrscheinlich beym damaligen Hers anziehen der Truppen gen Paris .

Dani

kömmt nach viel Selbstrühmerey ein Eyd vor, der werth ist ,

angeführt zu werden.

aller talten Ueberlegung beraubt, Bernunft

armen Leute:

Faft

sagen die

,, Wir schwören auf

bie Ehre, als das einzige uns noch übri ge Gut,

zu sterben ,

um unsern König zu

befreyen , und die Anführer der Aufrüh . rer zu verfolgen , so lange wir leben. *)

ir

halten jeden französischen Soldaten für infam, der diesen Schwür weigern sollte.

Weder Feuer

noch Schwerdt, noch Flamme, noch Gift, noch unsere Verwandte , noch unsere Weiber , noch unsre massakrirten Kinder , nichts kann uns den ersten Schwur vergessen machen , den wir uns ſerm König geschworen haben ! “

Bouillé war ehemals Marschall , Gou verneur zu Meß und General ? Inspecteur. Sein Anhang in der Armee war groß , und man muß einräumen , daß er ein Officier von

Nicht warnungslos für Bonaparte!

[

112

]

Erfahrung ist. · Anfänglich schien er ein eifriger Anhänger der National - Versammlung zu ſeyn, und noch am 3ten Aug. 1790 dämpfte er zu Nancy einen Militär- Aufstand.

Allein da

der stolze, herrschsüchtige Mann merkte ,

daß

Die National Versammlung von ihm sich nichts vorschreiben ließ , und vorzüglich , als er sah, daß man ihm den La Fayette, damals Ab gott des Volks , vorzog :

da verließ auch er,

`gleich nach dem Anhalten des Königs , voll Eis gensucht, Frankreich, zu Ende des Juns 1791. Viele von den unter ihm stehenden Officieren, 3 1 nebst deren Untergebnen , folgten ihm. Die Officiere waren von Royal Allemand, Royal-Champagne, Jåger von Champagne, Neus strie, Noyal-Bourgogne, Condé, Infanterie ; Lauzun, Husaren, von Schomberg Dra goner ; Nassau, Jäger von Cevennes, vom för niglichenIngenieur Corps ; Monsieur , Dras goner, königliche Dragoner , Gardes du Corps, Gardes des Grafen von Artois und andere. Die Gemeinen und Unteroffiziere ben meistens daheim,

blies

doch auch entwichen,

durch Geschenke und Versprechungen angelockt, fast

[

13

]

fast auch ganze Regimenter, als Royal Aller mand,

Alsace und andere

Die Gemeinen

gingen nachher meist alle; bald der Geringschi Bung, vom Adel müde, bald an Besoldung vers kürzt, wieder davon , theils zurück nach Franke reich, theils zu andern Truppen. Zu den Leh tern rechne, man mich……. Um den König zu retz ten, gab man uns zoo Lonisd'ors und versprach uns Gardisten Dienst.

Es kam anders ; und

vorzüglich Mengierde. trieb mich aus den Niederr landen zum Tummelplaß des Hauptspektakels, nach Coblenz 1. Bouillé und seine höhern Herren Colle gen glichen dem Fabel

Bår ,

der ,

um den

Schlummernden Einsiedler von den störenden Mücken zu befreyen , einen Stein auf ſie ein warf, und des Schlummernden Hirnschädel zers Schmetterte.

Vis confilii expers ! Um ihren

König zu retten , hätten die Herren bleiben fol len, wo sie ihre Festungen , Regimenter , Mus nition, Concentrirungspunkte u. f. w. hatten. Aber die Herren, vom Wanderungs , Schnupfen ergriffen, wollten alle durch die Prinzen dereinst hoch hinaus ; und die Augen fast bloß darauf Emigr. Gesch. 1. V.

$

[ 114

]

geheftet , ja , faßt verprinzet, sahen sie den Wald vor Bäumen nicht und stürzten , indem fie zu eigensüchtig , hoch klimmen wollten. 1

Ludwig blufete , vorzüglich ihrentwegen auf dem Schandgerüste , und die Herren irren jezt vaterlandslos herum , als ein Denkmahl für die Wahrheit des Motto's zu diesem Kapitel, wohl noch mit der atra poſt equitem cura ! Aber so geht es , wenn man Wiſſenſchaften, Schrifts stellerey und Aufklärung standesmåßig für Cons trebande hålt! Schon den isten Jul fand die National-Ver. fammlung für gut, ein Schreiben von Bouif, lé

an sie laut 是 verlesen zu lassen.

Der

unvorsichtige , blinde Mann nahm sich so rasend, so trokig , so verråtheriſch darin , daß man håtte meynen sollen, sein unsinniger Glut Styl sol le nur dienen ,

die Erbitterung gegen Thron,

König, Prinzen , Adel und deren Anhang und Wesen unvertilgbar zu vermehren. Das Schreis ben ist zu weitläufig , um hier ganz Plak zu ‫اا ا اااا ا ا‬ finden ; also nur Einiges !

Daß man den König auf der Flucht anges halten habe, darüber gebehrdet Hr. von Bouils

[ Lé sich gewaltig.

15 ] Die Regierung in Frank

reich nennt er eine auf Grund fäßen er, richtete Anarchie . — Das mag uns Herr 1 Lange will er die Schans Genz erklåren ! de und Erniedrigung ertragen haben , mit der. National : Versammlung in Geschäften zu Freylich La Fayette'ns Fördes

sevn.

rung öffnete ihm erst die Augen!

Die Flucht

des Königs soll bloß sein Anschlag gewesen seyn. Bolts

Administration ist in seinen Aus

gen nur Usurpation , nur Herrschaft des Vers brechens. die

So hellsehend schrieben nachher auch

Eudâmonisten ;

aber

unauslöschbar

noch die Vernunft Sonne in Sous leuchtet 7 feau's Contract - Social! Ihre Blindheit ," (fährter fort , indem er die Mitglieder der National C Versammlung anredet ) ,,, wird baid die Zerstörung des fran * „ zdfiſchen Reichs hervorbringen.

Glauben Sie

,, mir , meine Herren, die Fürsten von Europa ,, erkennen es , daß auch sie von dem Ungeheuer „, bedrohet werden , das Sie an's Tageslicht ,, gefördert haben. -- Ganz Europa wird wi 4.3 ,,der Ihre höllische Constitution aufstehen. Ich

$ 2

[

116

]

,, bin es, der alles ausgedacht , alles eingerich tet, alles anbefohlen hat ! Bloß wider Mich ,, muß Ihre blutdürftige Wuth gerichtet seyn; », bloß gegen Mich müssen Sie Ihre Dolche ,,schärfen und ihre Gifte erschöpfen ! Sie sollen „ für den König , für die königliche Familie, ,, Sie sollen für deren Kopf nicht nur Mir, son ,, dern allen Königen von ganz Europa verants ge In Kurzem soll in Pas ,, wortlich seyn. ,, ris kein Stein auf dem andern bleiben.

Ich

,, kenne die Wege ; Ich werde die fremden Urs ,, meen führen! Dieser Brief von mir ist bloß ,, der Vorläufer von den Manifesten der Fürs ,,sten in Europa. " Da hat man's! Sprach aber ein Bouillé so: wie håtten die , von Prinzen und ändern Hohen, selbst Generalen ,

beschwaßten Fürs

sten schonender sprechen können ! Ohne Zweifel waren ihre Manifeste , zumal das unter dem. Namen des Herzogs von Braunschweig, und der Ton darin wohl auch nur ein Product verstimmter hoher französischer Wuthköpfe , die vor dunkelreichem und qualmdickem Aufbrausen. von Vernunft, Klugheit und Moral nichts mehr

[ 117 ] zu wiſſen ſchienen , wußten

oder vielmehr nicht mehr

Inzwischen eben dieß machte auch,

daß nachher selbst Emigranten einſahem, daß man sehr wohl thue , sowohl auf Fürsten- als Bettler

Sihen,

recht ernstlich nachzudenken,

was im Evangelio steht von Blinden und deren " (507

Führern!

Einige in der National Versammlung höre ten Bouille's Schreiben mit mitleidigem Kopfschütteln , Andere mit Verachtung an.

Es

enthielt quot verba, tot vanas fine viribus iras.

Aber die Blindheit , den Stolz und die

Herrschsucht der Herren Ausgewanderten zeigte es deutlich; dann auch ihre noch damalige Zu verſicht : Condé

daß eben sie

ihr Bouillé oder

die großen Armeen führen würden,

die Europens Fürsten ihnen stellen sollten. Und nun das Reden von massakrirten Kins dern, von Giften J sollte dieß nicht an das Sprüchwort erinnern : Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über ? Aber so macht's die blinde Rache Wuth! Während man einen Andern auf den Sand sehen will, selbst darauf!

siht man

[ 118 ] Geschichtskundige wis sen , daß " auch Ja, お茶 fob Stuart der Zweyte , flüchtig sein

Land verließ und demselben einen höchst gefährs lichen ,

aber zu Englands Glück und Ruhm

nachher doch ausfallenden Krieg zu Stande brach,

te.

Eben dieß, meynte man in ganz Franks

reich , habe auch ihr Ludwig

wollen ;

und

diese Meynungbestätigte selbst Bouillé , indem er in dem Schreiben bekennt , daß er dem König die dringendsten Vorstellungen zur Flucht ge macht habe, und dann fortfåhrt : 21

,, Ich war überzeugt, daß die Abreise des Königs

( nach

einer ,

wie Bouillé ſagt,

Grånzfestung ) das einzige Mittel war , den Staat zu retten.

Ich wußte, daß alle euro

päischen Mächte sich gegen Frankreich rüsteten, daß sie sich fertig machten, ihm den Krieg anzus kündigen und in sein Gebiet einzudringen. (Oh, ne Zweifel , wie bald folgen wird , nach dem ges heimen Tractat zu Pavia und jenem zu Pil, nih , die beyde ein Erfolg von Ludwigs en o wa ). de von Thr re r on n fr Frey und in der Mitte seinereuTruppen war der nd en

[

19

I ]

König nur im Stande, den Marsch der feind lichen Heere aufzuhalten .

Alsdann würde das

erschrockne Volk, wenn es sich ohne Vertheidis gungsmittel gesehen , wenn es erfahren hätte) daß die Armee nicht mehr eristire , daß die Fes stungen beynahe ganz entblößt und die Finanzen erschöpft seyen , daß das : bare Geld aus diesett verarinten Lande :entflohen wäre , sich in die 2r me des Monarchen geworfen haben. “ Der Commentar zu dieser Stelle drångt sich

von selbst auf.

Der Bürgerkrieg war also

da, wenn sich das Volk nicht, wie Bouille vorausseßte, dem Monarchen in die Arme warf Man darf nur weiter fragen : Warum denn alle 100 europäischen Mächte, die theils eben aus dèm Kriege kamen , wie Oestreich , Preußen , Eng en und Spanien ; theils noch Krieg führten, wie Rußland , Destreich und die Pforte ; theils in den lehten Zügen lagen , wie Polen und Holz land ; theils selbst nur mittelbar gegen Frank reich handeln konnten , wie Neapel , Schweden, Danemark ; theils sehr ohnmächtig waren , wie warum , 2 sage Sardinien , Benedig , Genya ich, diese Mächte sich gegen Frankreich hätten

[

20

]

rüsten wollen?

Wo sollte Ludwig in der " Witte seiner Truppen existiren ? Wie kam es

denn , daß zu Anfange des Jahres 1791 keine französische Armee mehr da war ?

Wer hatte

dem Volk die Bertheidigungsmittel genommen " und die Festungen ( von Garnison , Geschüß, Munition, Magazinen u. dgl. ) entblößt? Wer hatte endlich das bare Geld fortgeschleppt 2 →→→ Diese Fragen löse man sich nach der mög lichen

Meynung des Herrn von Bouillé

und man wird finden : daß er seinem, ohnehin zu ſehr mit Verdacht belasteten ,

König keis

nen schlechtern Dienst habe leisten können , als den, daß er etwas an die Nat National: Ber: sammlung schrieb , welches sie schon bes $ rechtigen konnte, den König , als meineidigen Landesverråther, zu inquiriren und zu richten bloß nach dem Schreiben des Herrn Marki von Bouillé .

Bouille war allerdings sehr artig, daß er , als Feind, dem Feide voraus sagte, was er mit ihm vorhabe.

Aber so tief glaubte man

Frankreich ungeahndet verachten zu können !

[

121

]

Die National Versammlung blieb indeß # fich gleich und sorgte nur , daß Bouillés Drohungen unerfüllt bleiben mögten.

Aber die

Jakobiner, schon zu der Zeit durch ganz Frankreich mächtig , bewußten Bouillés Ochreiben årger. Es diente ihnen zum Beweife! daß der König ein Verräther , und daß alle n stande Reiche u . dgl. mit ihm eine ver , Adlichen + und gegen die Nation verschwor ren wåren.

Noch unmenschlicher als vorher

ward. nun die Verfolgung , die auch die Unschuls " digsten der genannten Stände wegraffte , und noch stärker war das dadurch neuerdigs verans faßte Auswandern Wahrlich ,

wenn die Emigranten..die

Absicht gehabt hätten , ihre Haufen künstlich verstärken , selbst auf Kosten von hunderttausen den vaterländischer . Familien: nie hätten sie ein schicklichers Mittel wählen können, als das Here einsenden ihrer Invektiven.

Wir werden noch

Gelegenheit haben , dieß näher zu sehen. ist wahr

in dem unglücklichen Frankreich wurs

de in dem lehten Jahrzehend beynahe mehr Un heil von jeder Art , gestifter ,

als im sechss

[

122

]

zehnten und siebzehnten Jahrhundert durch die bürgerlichen Kriege ; die veranlaffende oder die wirkende Ursache davon waren aber in den meis ften Fällen die Emigranten oder deren Ut terhändler.

Ohne die Maschinerie derselbeg

hätte die Gegen- Maschinerie der Jakobiner jene fürchterliche Höhe and Dauer je weder ers reichen noch behaupten können.

Sie war aber,

wie auch zum Theil der nachher erfolgte Terro, rismus , beynahe ein nothwendiges Uebel ger PULSIVELSER worden.

T Las Die Tollkühnheit der Emigranten- Häupter " ging ja so verachtend weit, daß sie förmliche Missionen in Frankreich hatten , durch die ſie Auffoderungen an alle rechtschaffnen Franzosen, das heißt, an alle Adliche und Vermögendej erz gehen ließen, zu kommen und mit ihnen gemeins schaftliche Sache zu machen. 严 Anfänglich übers

sah dieß die Regierung , theils um der Mißvers gnügten loszuwerden, theils auch, weil mit der Zeit deren Hinterlassenschaft dem Nationals Schah anheim fiel.

Nach und nach aber fand

fie, daß die Maffe ihrer Gegner dadurch zu sehr anwuchs , und nun berief sie die Ausgewanders

[

123 ] 1:

ten zurück den 9ten Jul 1791, bey Strafe eis ner dreyfachen Besteurung.

Als nach des Kd,

nigs gehemmter Flucht, die Auswanderung dens noch*3 immer årger ward , aus Furcht sowohl vor der Verfolgung der Jakobiner, als vor den Dros hungen des Bouillé , da erst verbot sie alles Auswandern bey Todesstrafe, den 9ten Nov. eben des Jahres: Und dennoch unterblieb es nicht! .... Gewißigt indes durch das Schicksal der Ans gehörigen früherer Emigranten, nahmen die spås tern Weib und Kind mit.

Die Begebenheiten

des Tages lehrten sie ja,

daß die Hoffnung

der Erstern , in ihr Vaterland bald zurückwans dern, immer, trüber ward , und so fanden sie für heilsamer, ihre Angehörigen durch Zurücklass 3 fung ven Jakobinern nicht Preis zu geben. Ge hatten wirklich nicht unrecht, zumal für die Zeit des Terrorismus. Es war damals, wie ich von Huns derten gehört habe, wahrlich ein hartes Schicks ?? sal , Verwandter oder Freund eines Emigranten zu feyn. Diesen ging es, wie es den Keßern vor Zeiten in Spanien ging : auch sie verbreitete. über alle ihre Angehörigen Jarmer und Elend,

[ ar

638

#ONTEXTOS

Fünftes

01

Kapitel.

heilung der Emigranten, deren Lebensart .

Einzig die Flucht zu vergrößern geschickt — — - !__ Sto Ein Volk von knechtischer Seele,

Blinde Verehrer des Throns ; vom unbedingten Ge ·Fajo

donedhorfam eðan só

Unter die Würde der Menschen hinab erniedrigt; ju bidde,

Nur an weisen Monarchen der Gottheit Bild zu erkennen,

" Führt sie, ein Wästting ,

im Schooße der Weiber

gebildet, Gewohnt, die und von Schmeichlern beherrscht. Größe der Fürsten Nach dem Schimmer zu messen, womit sie den Pöbel betäuben, Nefft er mit citélm Bemähn der Pracht des Sardi schen Königs Lächerlich nach und schämt ſich , an Glanz und üppie gem Aufwand Uebertroffen zu seyn. Wieland im Cyrus .

[ 125

]

Jedemnach der Beweggrund zum Auswandern verschieden war, war auch die Klasse verschieden, welche die Ausgewanderten einander selbst ans wiesen.

Sie nannten sich entweder Emigrés

purs oder non - purs.

Zu dem reinen,

åchten oder activen Emigranten zählten sie bloß jene, welche aus Haß gegen die neue Eins richtung } der Dinge, aus Abscheu gegen die National Versammlung, und aus Anhänglichs keit für König und altes Königthum davon lie fen, mit dem Bestreben, diefe ganz wieder hers 3 zustellen. Die Klaſſe von diesen machte unteß ihnen die Grandes der ersten

Größe.

aus, und dahin gehörten vorzüglich die Prinzen, die Herren Erzbischöfe, Cardinale ,

Bischöfe,

Prålaten , hohe Officiere , › Minister und ders gleichen , nebst jedem von hohem Adet. *** pr Die Emigrés non - purs zerfielen in drey Nebenklassen, je nachdem der Beweggrund , die Zeit und das Land ihres Auswanderns verſchies den war.

Zur ersten Klaſſe dieser nicht , rët .

ner, • unåchter oder paſſiver Emigranten rechneten sie alle, welche zum Auswandern erst eines Antriebs von Außen bedurft hatten, sowohl

[ 126

]

durch Versprechungen als durch Drohungen von den Emissarien der Prinzen oder des Calon Das Princip, wodurch diese zum Aus wandern bestimmt wurden , war nach emigran, tischen Grundsägen weder selbstthätig noch edel, und darum ihr Verdienst , wie ihre Klasse, niedriger.

a.In die zweyte Klaffe der Emigrés non-purs schrieben sie die ein , welche davon gingen , um entweder der neu - geſeßlichen Strafe oder der Berfolgung der Jakobiner und Demagogen oder des revolutionären Pöbel- Gerichts auszuweis chen.

Die Klasse von diesen war zahlreich und

wurde im Jahr 1792-93 und 94 gar sehr vermehrt, indem besönders aus Lyon , Mars Bourdeaux, anch aus Bre T tagne und der Vendee ganze Haufen davon

seille,

liefen.

Unter diesen gab es viele Bürgerliche,

selbst aus den niedrigsten Stånden , ja , brecher.

So unglücklich, so unschuldig dieMeis

ften von ihnen waren , so wenig fanden ſie Mits Leid oder Achtung.

Die erste Emigranten -

Klasse würdigte sie kaum eines Anblicks , und neckte sie, wo und wie es anging. Bris SAVE

1

[ x27 1 Und doch hatten viele dieser Ausgewanderten die Weiber und Kinder von sehen in ihre Mitte aufgenommen, und ihnen Unterhalt und Schug angedeihen lassen ! Sogar waren Einige dersel ben eben dadurch genöthigt worden , aufHeerd und Ruhe Verzicht zu thun : und doch überfah " So fast unglaublich arg kann

man fio!

Stolz und Rangsucht aus Menschen mehr als Tyger machen ! —

Die Unglücklichen blieben

ihrem Kummer und der Verachtung überlassen, bis jeue Unmenschen im Jahr 1794 und '95 an fingen, ihre zerrißnen Haufen mit Englands Geld wieder zurecht zu flicken.

Nun erst waren

fie ihnen gut , aber höher als zu Unterofficiers stellen gelangten sie doch nicht.

Die dritte Klasse der unåchten Emigrans ten enthielt bloß solche, welche , als Unterthas nen nicht- französischer Fürsten ,

aus Anhäng

lichkeit an ihre vertriebnen oder verlaufnen Her ren,

und aus Liebe zu ihrem hergebrachten

Glauben und Regierungswesen ihr Vaterland/ verlassen H hatten.

Dahin gehörten namentlich

viele Savoyarden , flüchtig seit der Vereis nigung ihres Geburtslandes mit Frankreich im

x

[

28

]

December 1792 ; ~ mehrere påpstliche Unter thanen aus Avignon und dem Comtat; Unterthanen der deutschen Fürsten aus dem El fa ,

namentlich des Landgrafen von Hef

fen

Darmstadt, des Herzogs von Wür

temberg ,

des Fürsten von

Leiningen,

des Bischofs von Speier u. f. m.

Man kann

auch jene hinzuzahlen, welche als verrufne Aris ftokraten u. dgl. aus der

Pfalz ,

aus dem

Trierischen und Kölnischen , aus Lüts tich, Cleve , Belgien, Holland u . f. w. fich wegbegaben , aus Furcht vor Mißhandlung von ſiegenden oder einbrechenden Franzosen. Geachtet wurden auch diese nicht ,

aber ihr

Schicksal war von einer andern Seite weit ers träglicher. Sie durften ſchon im Sommer 1795 meistens zurückkehren und gegen dieſelben gab's auch kein Dekret als Emigranten.

Man sah wohl schwerlich je eine Maſſe von Menschen , welche

einige Ausnahmen abges

rechnet - sich so stolz, verschwenderisch , widers finnig und läppisch betragen håtte, und die eben deßwegen so allgemein verächtlich geworden was re, als die buntschäckige Masse der ausgewan derten

[ 129

]

derten Franzosent, zumal in den Gegenden- and Rhein.

Fast jeder Schriftsteller , welcher übe

sie geschrieben hat, und selbst Zeitungsschreiber und Regierungen klagten über das unwürdige 4 and mehr als herrische Benehmen dieser Cy devants.

Es ist kaum denkbar , wie ein Haus

fen son Flüchtlingen , welche auf fremdem Bo den nur sehr prekår existirten, so erz ‫ވ‬. arg sichhas be zeigen können. ... Selbst Recensenten wollten in récensirten Schriften manche Stelle über fte zu stark

ja , unglaublich finden.

fernte, selbst gut

Freylich ent/

gesinnte Menschen könneir

die emigrantischen Auswüchse der Menschheir kaum als möglich denken : es allerdings auffallen , ſtellt als wirklich.

und diesen muß

wenn jemand sie darz Diese achtungswerthe

Herren werden aber im Verlauf dieser Geſchiche te schon auf Belege stoßen , die , so wehe sie ih rem Herzen auch thun mögen , doch unverwerf. lich seyn werden. Artois schåndete , als Prinz ohne Grund faße , gleich einem Spielball der Sinnlichkeit, durch seine Vernunft und Sitten lose Auffüh rung seinen Nang ſchon in Frankreich, und durch Emigr. Gesch. I. V.

I

* [

130

]

ſeinen alles verschlingenden Aufwand zog er sich den Haß und Fluch aller Vernünftigen zu.

Zu

Coblenz sezte er jene Lebensart , als Maſchi yen- Mensch, auf die einmal angewöhnte Art fort ; und wie sein, Prunk sinnlos war, so kann te sein Stolz und seine Verschwendung keine Schranken.

Wäre er ' und , ſeines Gleichen nie

ausgewandert : mancher Ausländer hätte an der Unvermeidlichkeit der Revolution in Frankreich noch lange zweifeln können. und seine Entwürfe ,

Kurz , ſein Wesen

sowohl im Inlande als

Auslande , waren ſo empörend ungereimt, daß er nichts anders , als die Fabel Europens wer den 744-8konnte.

Aber er ward eben dadurch auch

eine entzündende Fackel! Wie er lebte, so lebten die Meisten seines Anhangs , so weit nämlich ihre Kräfte es zulies Ben.

Die Nichtschnur ihres Lebens ſchien von

dem Grundsatz auszugehen :

dryachongað

Qu'un Roi n'a d'autre frein que fa volonté même, Qu'il doit immoler tou à fa grandeur fuprème Qu'aux larmes , au travail le peuple eſt condamné, Et d'un fceptre de fer veut être gouverné, Que, f'il n'eſt opprimé , tôt ou tard il opprime.

[

131

]

ad Sie zeigten sich als Götter der Erde, sund überfahen mit folger Berachtung sogar ihre Der Kurfürst von

Gönner.

Trier,

der

Sohn eines Königs , ein Erzbischof, ein hoher deutscher Reichsstand, und einer. ihrer Hauptbe Schüßer sollte nur Rücksicht verdienen, inwiefern seine Schwester die Mutter ihrer Prinzen ges wesen 1.sey.

Den Kurfürsten, von Maynz

nannten sie einen Pfaffen von gemeinem Adel.

Der Herzog von Braunschweig,

dieser Abkömmling von Heinrich dem Lös wen,

war in ihren Augen nur ein Prince

d'un maiſon peu, illuftre.

dd- diment

Man war sonst gewohnt, bey einem Frans zosen artiges , höfliches Wesen zu finden, und man kann nicht läugnen , daß selbst der gemeine Mann unter ihnen an lebhafter , leichter und ungezwungner Artigkeit des Umgangs oft selbst vornehme Deutsche hinter sich ließ ; aber mit der Revolution zugleich schien der Dämon der Unges schliffenheit und des Sturm- und Drang- We sens in die ganze Nation gefahren zu seyn , sog wohl in die Royalisten als in die Republikaner, Diese schafften unter der Jakobinischen Revo

I 2

1 [

132

]

Juttons - Regierung fast alles ab , was vornehm hieß oder schien , wie den Adel auch so die Titel, und man duzte sich durchaus , und der Bettler hieß so gut Citoyen als der Kapitaliſt. In Frankreich selbst konnte dieß schon nicht anders ſeyn.

Der Volkshaufen darin war, wie

gewöhnlich bey Revolutionen , die durch Empds rung sich anheben und fortsehen , hülfswerk dabey ,

ein Haupts

und da fodert es schon die

Klugheit, daß Höhere sich zeigen , wie der Nies dere fich zeigt.

Gewiß hat Mancher. sich ges

schämt, den Sansculotten und andern sich pas triotisch - dünkenden Gassenbuben nachzuahmen ; * aber wer verdachtslos und ungeneckt bleiben wollte, mußte: es war damals fó Ton ! 일상 Beh den Gegnern dieser Leute hatte man

billig das Gegentheil vermuthen sollen ;

und

doch war die Impertinenz der Emigranten von

einer noch tollern Art.

Die Republikaner spiel

ten Maus um Maus, Citoyen um Citoyen, und damit war's gut ; die Emigranten aber for derten Aufmerksamkeit von Allen ; geehrt und ausgezeichnet werden wollten sie durchaus ; thre Wünsche sollte man evráthen und sie ja nicht

[

133

]

erst befehlen und noch weniger sie dann lange warten laſſen: Nund dabey wollten sie das Pris vilegium haben , grob und impertinent allein zu feyn ! Freylich hat sich ihr erstes, adlich - grobes, stolzes und Anspruchs - reiches Wesen jetzt ziem? lich gelegt , ob es gleich bey Manchem noch ime mer nicht ganz verschwunden ist; aber als sie am Rhein dominirren , glich ihnen an Imperti nenz nur jeder ihres herriſchen , Dünkel- reichen Gelichters.

Wo Emigranten waren ,

ihrer drey oder

viere, hörte man ståts ein Lårmen , wie weng ein Nelson oder Bouillé, mit 30' Boots oder Packknechten gezecht, geprahlt oder ge flucht hätten.

Nabbinen måßig.perorirte.jeder

auf eigne Faust, ohne auf die Andern zu höfeng und um doch Gehör für sich zu erzwingen : schrig er, wie wenn man ihm ein,Hein gèquerscht hät te.

Das: unausstehliche Geplapper betraf aber

gemeinhin nur Låppereyen , oder ihre künftigen Maſſakraden in Paris, oder Winkelmådchen auf den Gaffen.

Für sonst was Kluges war ihr Kopf

felten geformt oder nicht zu Hause.

[

34

]

Es ist bekannt , daß gerade im Sommer 1791 die National

Versammlung alle mit

Grausamkeit verbunden Todesstrafen abſchaffte and die Verbrecher nur guillotinirt wissen wollte. Das Unsehn der Folter war schon durch 7 des Eta las. Hinrichtung , wie durch des " braven Beaumonts Vertheidigungsschrift gesunken, aber die neuern Verwalter Frankreichs verbanne ten sie ganz. Als von diesen Humanitätsbeweisen die Emigrirten hörten, schrieen sie laut auf, daß sie auch die Galgen , die Råder , die Scheiter. Haufen wieder in Gang bringen wollten

Sie

sankten sich ordentlich über die Marter ፡ vollste Hinrichtung der Rebellen.

Es war-ſettſám an

zuhören ; aber schrecklich würden sie Wort gehalt ten und den Robespierre gewiß noch übers troffen haben, wenn ihr Anschlag und Wunsch gelungen wåve, 1 ng day differ doc ) chod mu Ora vild Zu Coblenz zergliederten elust in einek Weinhause bey einer Seche Einige: die Graf Arten ,

wodurch man die rebellischen Bürgers

Canaille , oder

die National

Versammlung

Hinrichten müßte.… Seder von ihnen drohte we nigstens 100. der Nådelsführer hinzuwürgen.

[

35

]

Einer von der Gesellschaftw welcher noch um eis nige Grade unsinniger zu seyn schien , als die übrigen, zog seinen Såvel, und , indem er das mit hin und her hieb , schrie er : ,, So will ich in die Hunde einhauen ! So will ich in die Bes stien stechen ! ,, - Aus Unvorsichtigkeit verwun dete er einem die Hand.

"" Verzeihen Sie, Herr Ritter , es ist nicht gern geschehen! " Thut nichts, Herr Graf; zählen Sie die Blutstropfen ?

aber

warum

(Er zählte sie

wirklich beym Verbinden.) webbra ,, Es ist theuer Blut , lieber Ritter ! Ich schwöre Ihnen : für jeden Tropfen massakrire ich von den Rebellen ihrer Zehne! " Das ist ein schöner Gedanke , riefen alle; na A

das ist ein nobler Gedanke !

Ein Deutscher saß daneben, lächelte und schwieg.

Was lächeln Sie, fragte einer

der Emigranten. T ,, Ich denke an die Mirnberger. "

An die Nürnberger? ,, Die henken nicht eher, bis sie einen ha ben ! “ ➡ (Er ſtand auf und ging.)

[

136

]

Das Sitten Verderben , welches fle allers . Orten hinbrachten , war abscheulich und schreck lich.

Ganze

sonst ehrbare, Stådte wurden

1

1

durch sie wie Bordelle , und der Erfolg davon wird die Keime und die Pforten der Menschheit noch lange inficirt halten.

Der ganze Rhein

from , von Basel an bis Kölln , und von da bis noch hinter Münster, ist von dieser heillosen Brut so arg geschwächt und geschåndet worden, daß die Spuren von der Sitten, und 1 der Körper -Herfidrung durch ſie, in jenen Gegenz den wohl so bald nicht verschwinden werden, ** Daß Artois damals nur 4 Matressen hielt, die sich , wie er , in Rheinwein badeten, Trier als einen gab man dem Kurfürsten von I Beweis der Besserung an : denn sonst hätte er deren Zwölfe gehabt.

Ein Bürger aus

Coblenz soll den ſaubern Herrn bald noch erz baulicher schildern.mo

M

Mit der ausschweifendsten Geilheit verbans den sie eine ganz ungeheure Verschwendung. Sie machten es in dieſer Hinsicht, wie vorher in Frankreich , und oft noch verschwendrischer. Tollhäusler müßten die Herren gewesen seyn,

[ 137 ] wenn sie ihr Geld so hårten verprassen wollen, ohne zuverlässig Quellen zu haben , dem derein stigen Mangel abzuhelfen. Wir kennen sie noch nicht alle. —

*

Um zu beweisen , daß อ ihre Prinzen große Herren seyen , gegen die selbst ein König von Preußen sich verstecken müßte

und Friez

drich Wilhelm II war eben nicht sehr. Qeko nom

rechneten sie deren Hofstaat, an den

Fingern her , bis auf die Legionen von Köchen, Kammerdienern , Hunden u dgl , und zum Intermezzo fragten sie : Voyez vous Mon fieur Prugend rastiem Hieraus sieht man , wie dummstolz sie sich brüsteten , und daß der Maaßstab zur Würdis *) gung der Menschen und der Stände hier ganz französisch

adlich : war.

Unbekannt mit

Vorzügen im Innern , schäßten sie alles nach denen im Aeußern , nach Geburt, Reichthum, T Wohlleben u dgl.; und da der Deutsche dar über weniger exaltirt schwindelt : so war Ges ringschägung der Dank für seine Güte und Nach ficht.

Wäre der Deutschmann in das Auslän

disch Modische nicht als fervum pecus vers

1738 narut: wahrlich das Benehmen der Emigrants ten, zumal ihres hdhorn - Gesindels gegen sie hätte ihnen unwiderstehlich einen Vatinianischen Haß auföringen müssen. Doch ihrer viele hiel ten sich schadlos durch das lucri bonus odor! Daß sie unsre Sprache nicht lernen mogten, ift begreiflich. Sie nåmlich ist unter allen Spra: chen wohl leicht die schwerste , sowohl der Auss sprache als der Grammatik nach).

Ihr Vor

rath von Vocabeln ist ** obendrein unermeßlich. Wie håtte nun ein an ein weit leichteres Idiom gewöhnter Franzmann ,

der sich um die ge

meinſten Kenntniſſe der Erdbeschreibung , der Geschichte , der Rechenkunst u. s. w . nicht eins) mal bekümmert hatte , um die Erlernung unsers schweren Idioms bekümmern mögen, zumal da s er hörte, daß der Deutsche Modemann überaus gern französisch nachpappelt, wenn gleich hals: brechend in der Aussprache ? Nur. Noth und mehrjähriger Umgang konnte ihrer viele dazu bringen ; aber wie schmächtig ist nicht ( auch der Vorrath au systematischer Kenntniß ihrer eignenLandessprache, selbst bey denen, die durch den Unterricht darin unter den Deutſchen jeßt

39

[

]

ihr®Brod fuchen ! Was "ſie davon "wiſſen

ist,

mit Basedow gesprochen , Erfolg der Am men

Methode; und im Gebiete jedes an

dern Sprach- Materials , es heiße Kimst oder Wissenschaft, Sünder!

sind fast

alle

armselige Au

Mußte man aber nicht die Achseln zuckert, wenn man so hörte,

wie die Herren unsere

ſayshe , "kraftvolle," "philosophische, ' jeder je Kunst und Wissenschaft so bedeutend , fo" anschaulich

entsprechende

Hyperboraische Herabfehten ? —

so lebendig,

Sprache,

Mundart ,

eine Sprache ,

als

sportend worin ein

Spalding seine Religion , als die Haupt's werder Menschen , seine Angelegenheit des Kan't seis ne Kritik der Vernunft , Tein' Ideen zur Philosophie der Geschichte der Mensch heit, ein Wieland seine Geschichte der Köni ge von Scheschian , ein gessing seinen Naz than, ein Gd the setnen Werther, ein Schil's 1er feine Götter Griechenlands , ein mermann seinen National , Stolz

im ein

Kloppstock seinen Messias , ein Voß seine Luise , ein Tiedge seine Urania schrieb und

₤ 140 1 sie schöner und bündiger sang, als Homerus seinen Achilleus und Virgilius seine Elysäi fchen Gefilde ?

Wahrlich dieß konuien nur die

emigrirten Seelen - Krüppel aus Frankreich ! Aber Ihr wunderbare Rheinländer ,

4 wie

konntet Ihr zu Worms , zu Oppenheim und in den übrigen Städten dem Rhein entlangs, Menschen zuhören , welche die Großthaten ih res Ludwigs feigen

und

des Vierzehnten, " jenes

grausamen

Zerstdrers

der

Pfalz , herausstrichen und immer vom gros Ben Ludwig hochsprachen ? Solche erbittern: de Prahlereyen, mit der eingreifendsten Berach tung verbunden , wie ertrugt Ihr ſie?

Wart

Ihr denn gesunken , daß Ihr Berachtung , als die höchste Beleidigung , nicht fühltet, und sie Euch bieten ließet von Menschen, ihr eignes Land

die durch

und Menschheit verrathendes

Benehmen eben so ehrlos waren , als durch den Schand ፡ Brandmark , welchen , nothgedrungen, den Unbefferlichen ihr eignes Volk aufdrückte?, : Ich kenne Euch, Ihr lieben Leute, und der Mechanismus Eurer bisdaherigen Lage giebt uns Aufschluß.

Der Wein macht Euch jovia

- [

14

]

Hsch, undsobralisch gemacht übersteht man feichter das unangenehme, zumal das längst vergangne. Nur einige Flaschen Hochheimer; und die Emit granten hatten frey rabottrell

Eure Länd

chen unterlagen ſchon Generationen hindurch dem Duodeź, Deſpõlisinns von Grafen , F ften oder Pfaffen, und was die Emigranter trieben , trieben auch öfters Eure Herren.ht füh't und hörter also nicht viel Befremdendest Wer Jbey Euch vornehm , reich, oder bray be Bändert und berirelt war , hatte Freyhandeln. Schon die Kritik über eiren Carl Magnus , einen Graf Friedrich und Graf Cart von Leiningen Westerburg , über einen Graz fen von Ostein , über einen Fürst von Salm Kyrburg und deren Gleichen war bey Euch ma Verbrechen. Zu Berlin darf man kritisiren ,

sogar

-über den König ; und selbst unter Friedrich Bithelm dem II erhielt des örthodoxe Inquis sttions : Gericht doch nie die Gewalt , welche ein Hochgräflicher Schulz

am Rhein hatte,

nämlich jeden einzustecken , der sich beygehen leg, mir ein Wört über die lieblichen Einrich

{

42 x4 ?

] -

tungen der dortigen Duodez ; Monarchen fallen zu lassen.

Niederschlagendes Erdulden auch

der ungerechtesten Hudeley und knechtische Vers ehrung gegen jeden Titelträger ward demnach einBestandtheil im Charakter der meisten Rheins bewohner.

Aeußerst klein ist dort das Häuschen,

das seine Würde, als Mensch , kennen und füh, len mag.

Aberglaube und eine für Deutschland

beyspiellose Unwissenheit herrscht in jenem schös nen Lande; und die Grundlage dieser Erniedri gung ist der Gottes

ſchåndrische ,

erzfalsche

Sah, daß jede Obrigkeit von Gott fey , und als solche das Privilegium habe, alle Arten von Teufeleyen auszuüben.- 72 Dieß vorausgeschickt ,

wird es nicht mehr

befremden, daß das beschriebne Emigrantenwes sen am Rhein nicht årger auffiel, nicht empörte. Die Leute hatten Geld , und ſpendirten es wie die Kinder an Markttagen.

Sie waren daher,

sogar willkommen : denn in tyrannisirten Låns dern ist Geld das Mittel, wonach man strebt, seine Existenz von Hudeley zu befreyen und ſie, dadurch erträglich zu machen.

Im Brandens

burgischen, im Sächsischen, im Gothaischen und

[

45 ]

anderwärts, wo man noch, gesohlich Mensch seyrt. darf, würde ein Artois , ein Calonne, ein MirabeauTonneau und ihres Gleis chen, ihr Emigrantenspiel micht hoch haben bringen können. unhas de Ich kann mit's denken , daß manche Deuts sche meine Nachrichten für übertrieben oder gar für erdichtet und falsch. halten werden. ihnen!

Sie fühlen noch ,

daß fie Deutsche sind

Wehl

daß sie Menschen,

aber ihre ehemals ents

würdigten Stiefbrüder am Rhein und in der Pfaffenstraße, das soll sagen: im Mayne zischen

Trierischen,

Köllnischen , Münsteris

schen und Paderbörnischen kennen : ſie dann wes nig.

Sollten sie aber ja einmal dorthin::verirs

ren und sich nach der dortigen Einrichtung , vor und zur Zeit der Emigranten erkundigen wols len: ich stehe dafür , fie werden die skandalöse Chronik freylich skandalds , doch aber wahr fins den.

Alsdann auch, werden sie meine Erörte

rung gelten lassen, warum die Emigranten dort so hübsch zurecht kommen konnten... Sonst spielten die Adlichen in Frankreich meistens den Atheisten, und ſpotteten oder wißels

[

44 ]

wen über die Religion , nicht aus Ueberzeugung, sondern um die Mode mitzumachen.

Aechté

1 Religion kannte nran in Frankreich freylich wes nig

und es fèrint ein Katholik überhaupt

sie selten.

Sein Kirchensystem ist mit Phantas N fie und Sinnlichkeit zu reißend verwebt; und

sein Glaube an Seligkeit,

an Himmet und

Hölle stroht von Orientalismus und hohepries FevlichenMarimenso einschläferud und lähänend, daß die Vernunft ; Erkenntniß einer Göttes und Menschen würdigen Religion bey ihm nur äußerst schwer zum Durchbruch ex gelangen kann. Das ganze Interesse seines Glaubens läßt durchs aus kein Zweifeln zu , und noch weniger frey und ungehindert Prüfen. 75

Der Zweck davon ist ja, Wahrheit vor Jrrs thum aufzufinden ;

und wozu dieß für einen,

dem es zur Sünde gemacht ist, das erkannte Frrige als irrig anzunehmen , sobald seine Kir che über dessen Gegentheil einmal entschieden hat?

Der Name Protestant soll ja schon,

wie der Katholiken - Proselyt Stollberg will, den Keim zu Revolutionen in sich schließen. Rechter katholisch konnte der Herr Graf nie spre

[ sprechen

4

]

und doch protestirte er gegen den Pros

testantismus ! Außerdem waren Abbé's gewöhnlich die Leh rer und Erzieher der vornehmen Jugend in Frank, reich ; aber wie sehr diese noch selbst der Erzie hung und Lehre bedurften, weiß jeder , der sie im alten System gekannt hat.

,, Die Geistli

chen (sagt Desmoulins in la France libre) verlangen , theils als Gelehrte , theils als Die: ner der Religion , der erste Stand im Staate zu seyn ; die Religion will aber , er soll gerate der Leßte der übrigen seyn. Ich fodre Jeden N auf, mir in der Gesellschaft ein verächtlicheres Wesen zu zeigen,

als einen Abbé ! Welcher

unter ihnen hat seine Kleidung , nicht angezogen, und nichtsli ch lustig umeines zu leben spottet, Herrn die Livrec , über den er innerlich zu thun? Giebt es wohl ein verächtlicheres Metier , als dieses Metier der Enthaltsamkeit ,

der Lügen

und einer Beständigen Charlatanerie ? " Etwas stark ist dieß allerdings gesprochen, doch nicht zu stark, wie ich nämlich sogar Bis schöfe und Erzbischöfe habe kennen lernen , die auf Colibat, Rang und Kirchen - Ordnung erzs Emigr. Gesch. I. B,

K

[

146

]

ftvenge • brangen , wenn sie gleich im Geheimen selbst als Wüstlinge lebten. Waren aber die Hir ten so : wie waren wohl ihre Schaafe? Die Eis nen wie die Andern hatten , für Religion und Moral, an ihrem Kinder- Katechismus . genug, und nachher studierten sie die Pucelle d' Or leans oder den Parnaffe libre ,

und lebten,

wie der Zuschnitt dieser Bücher es lehrt. Kaum aber waren die Herren ausgewan, dert: da wollten fast alle - Heilige werden, d ft eir ) Vernun , durch Recht und Billig, k nicht keit , nein, durch Beichten , Rosenkranz - beten, Messe-hören und was sonst von leichterer Art die katholische Handels- Neligion gegen Hims mels ፡ Procente vorschreibt. Man ward andäch. tig aus Nachsucht, und der Himmel sollte die Waffen ſegnen, sie nach Wunſch zu befriedigen. Religion war ståts ihr Wort, und dennoch spotteten sie der protestantischen , sogar an Ders I tern , wo diese , wie man spricht , herrschte. Zu Trarbach an der Mosel besuchten Ei nige der Herren die Lutherische Kirche, trieben Unfug.

und

Der Pfarrer , Herr Pfåns

der, beschwerte sich darüber ;

und als der

[

147

]

Hauptmann den Beschuldigten einschärfte, die Saints lieux forthin zu respectiren , verseßte eis ner von ihnen : Saints lieux ? Vous me fai tes rire, Monfieur ! C'elt comme li j'etois So insolent dans un etable à cochons . urtheilen gewöhnlich katholische Kirchen- Papa geyen über die religiösen Belehrungs- und Er bauungsgebäude der Protestanten.

Sie finden

ja kein Venerabel , kein Weihwasser , keine Bil der darin , und noch weniger Messe ,

Bene

dictionen und Ablaß!

Eine Menge

ausgewanderter Bretagner

hatten sich nach der Insel Jersey geflüchtet, und betrugen sich ,

als Leute von Vermögen,

zum Erstaunen und zum Aerger der Einwoh ner. Den Anführer derselben , den Erzbischof von Bayeur , trieb der Fanatismus bis zum öffentlichen Messelesen mit aller Feyerlichkeit. Die Insulaner , keine abgeftumpften Rheinlån der oder Pfaffenstråßler , versammelten sich in Menge und drangen auf die Abfahrt der Uebers müthigen.

Diese verbanden mit troßigem Wi

dersehen Drohungen , und es kam zum Hand gemenge.

Das entrüstete Volk siegte , erschlug . K 2

[

148

]

Viere der Rasenden, und die übrigen eilten nach Ostende.

Dieß habe ich aus dem Munde eis

nes dieser Entkommnen.

So impertinent, was

ren aber die Herren !

Die ungeheure Menge entflohner Geistli chen, sowohl aus Klöstern als von Kirchen, fan den unter dem Anhang der Prinzen wenig Rück ficht, aber alle mögliche unter den Einwohnern zun und in den Klöstern Klöstern , zumal an der Pfaffens straße .

Mancher brave ehrwürdige Greis

unter ihnen verdiente Mitleid im vollsten Maas Be.

Der große Haufen betrachtete sie als Mårs

tyrer , und ihrer viele zeigten sich als Aposteln des Aberglaubens .

Die meisten schon betagten

Mönche, auch die kurzsichtigern, traten wieder zu ten Mönchen ; und sogar Alatrappis fanden +44 einen Raupensitz im Münsterland. Wha

Nach Ita

lien , Portugall und Spanien entwichen ihrer noch mehrere ; sogar zu den Keßern in England. Machten sie hier nach und nach an 2000 Pro selyten,

und

( wie einst For bemerkte )

der

Kinder nicht weniger : so war ihr Betragen dort nicht sehr exemplarisch, oder sie müßten durch

[

149

]

die Inoculation der Liebe die feherische Brut has ben veredeln wollen ! Es ward damals große Mode, an Mädchen. und. Damen Präsenter zum Halsschmuck mit genen Kreuzen zu machen.

Die saubern Her

ren waren noch dienstfertig genug, sie den Schd . nen selbst umzubinden ; und das Bon - mot : ,, der gekreuzigte Heilaud müsse hübsch zwischen den Schächern hängen zum Busen.

öffnete ihnen den Weg

Hierin waren jene die Devotesten,

welche in Frankreich nie in Kirchen gekommen. " und zu Coblenz in alle kamen. Dast A gängigste Gebetbuch dieser Herren war das Seelen

Manna des Paters Segneri ;

und so übernachtig es seyn mogte : es schmeckte. Die größte Sünde begingen die Herren an ihrem eignen Volke. In allen Provinzen Frank reichs hatten sie ihre Bothschafter , welche das Volk verwirren und gegen die Constitution und deren Handhaber aufwiegeln mußten. / Vorzüge lich durch sie gewann der Zunder der Zwietracht Um " durch und der Keim des Bürgerkriegs. Geldmangel alles ins Stocken und dadurch in Wuth zu bringen , tauſchten ihre Geſchäftstrå

{ 150 } ger das bare Geld gegen Assignate ein und schickten. oder brachten es aufallerhand Art zu den Ihrigen ins Ausland.

Dieß, verbunden mitjenem , was

über sie weiter bemerkt ist , zeigt die Herren eben nichtfzum Vortheil.

Nimmt man vollends ‹ßes

Elend zusammen, welches durch sie über Frankreich, ja, über ganz Europa wie hingegossen ist: ich weiß nicht welche ich für größere Barbaren halten soll, die alten Vandalen , Hunnen und Gothen, oder die Emigranten , zumal ihre Häupter ! Was

Temperament ,

Klima ,

Angewöh

nung, Religion , Beyspiel und Regierung aus den Menschen zu machen pflegen , ist mir nicht unbekannt ; aber auch nicht, daß der Mensch, als selbstthätiges und zur Vernunft - Einheit bestimmtes Wesen , die Kraft und den Beruf

F

hat, in reifern Jahren das durch sich selbst zu mastern und auszubessern , was in frühern Andere an ihm verrückt und verpfuscht has ben.

Kucku

Peter konnte kein eifrigerer

Katholik, Keherhasser ,

Rosenkranzbeter und

Schwärmer seyn , als in meiner Jugend ich das zu gezogen und gebildet worden bin.

Aber , du

lieber Himmel , wie ganz anders erscheine ich

[ jest ! Dichtkunst ,

151

]

Geschichte und Philosophie

brachten mich zuerst zum Nachdenken und Nach denken zum Sichten : und , bey Gott , jeht füh Je ich mich im Himmel , während gewiß Mans cher mich als ein Höllenkind verdanïren mag. Gern indeß lasse ich einem Jeden seine Weise ; und wer mich der bürgerlichen oder kirchlichen Intoleranz zeihen mögie, irret, oder er müßte mir Zumuthen , Laster und Schwäche für eins zu nehmen und dann die Welt ihren Gang. Y? 10001 Ich zweifle , ob gleichgültig gehen zu lassen. man dieß könne, und da, ich, als Augenzeuge, zu tief gefühlt habe, was für unwürdige Men schen die Emigrés purs waren : so wird man begreifen , warum ich schreib wie ich schreibe, AR ohne mich eben intolerant oder unmenschlich finden zu dürfen.

Wahrlich , Homo fum,

schmeichle ich mir , im åchten Sinn mit Tes -rentius fagen zu können, zumal anonym ; uit so mag man mir glauben, daß gerade Humanitat, mich antreibt, diesen Zucht- und Sittenspiegel auf Wen nun ' eignes Unglück noch nicht

zustellen.

gewißigt hat, dessen Unglück, wißigt wohl Andre.

CA

sidentation da baskan

vid colonn

sday

IS GA

Spots Sechstes Kapitel.

Warum begünstigte man die Emigranten? Und warum hatten dieſe keine. Qhren ?

Man weiß ja wohl , daß sich in Moden und in™Pflichten Die Völker nach den Fürsten richten, 20

$ 99515

Und daß den gelonen Spruch :. „Kein Ding ist unerlaubt old

Ein Potentat , am ersten glaubt. 0475

Pfeffel. " 9th 2 D6

190 Es ist schon gemeldet worden , daß and war ✓ um der Erzbischof zu Trier die Emigranten " Häupter so vorzüglich begünstigte. Durch sie erwartete er vielleicht wieder , was durch Los tharingens Einverleiben in Frankreich seis nem Erzstift vor Zeiten entrissen wurde. - Bis

[

#53

]

1790 hatte er, als Erzbischof, über

Toul

und Verdun zwar noch einiges Ansehen ; allein da die Appellation von da nach Trier zu jener Zeit schon sehr eingeschränkt worden war : so trugen ihm seine Bisthümer in Frank reich nur noch wenig.

Dieß Wenige entging

ihm endlich vollends, als die National : Versamms lung 1790 alle feudalistische kirchliche Oberherrs schaft aufhob.

Eben so litt Maynz großen

Abbruch durch

das Abreißen des Bisthums

Strasburg von seinem Erzſtuhl.

Man bemerke noch , daß die Bischöfe von Verdun, von • Meß und von Strasburg , ihre Stühle verlassen hatten, und daß man neue anstellte, ohne die kanonische Wahlform zu befolgen,

Die Neu- angestellten waren Leute,

welche aus Wohlwollen gegen ihr Vaterland die Revolution begünstigten... So z. B. ward BUNDES Pro fessor Brendel , ein Mann , an deſſen Ors thodoxie man stark zweifelte , und der schon Mancherley zum Vortheil der Revolution ge schrieben hatte,

Bischof zu

Strasburg.

Sein General Vikar ward , zu noch größerer

[

154 ]

Krántung des Kurfürsten von Maynz, der ber rüchtigte Pater

Eulogius

Schneider,

Beyde waren den hohen Herren an Einsicht gar fehr überlegen , und darum ein Dorn in deren Augen doppelt.

Es entstand auch,

100 23001 durch Frankreichs , weue

Einrichtung , für Deutschland, für die Nieders Lande , fa , sogar für Italien und Spanien eine große Verwirrung in der Kirchen - Geographie: Const.ftand z. B. ein Theil von Deutschland uns ter den Meßer und Strasburger Bischt, fen ; ein Stück von Deutsch : Belgien gehörte nach Berdun ; dagegeir hingen einige fran 30flich

Provinzen in kirchlicher Rücksicht von

Deutschen, Niederländischen , Spanischen und ändern fremden Ober : Seelenhirten abaz

sel, Mecheln und Pampelona erläutern es.

Das Alles sollte seit 1790 aufhören

und

nun bedenke man , was für Wirrwarr daraus entstehen mußte. Die National ; Versammlung schritt noch weiter. Auchden weltlichen Fürsten Deutschs lands entzog sie manchen Strich Landes .

Sie

nahm dem Herzog von Würtemberg die

[ 055

]

Grafschaft Harburg und Reichenweger im Ober- Elsaß ; dem Herzog von Zweybrú cken Rappoltstein , im obern, und Lüßets stein nebstBisch weiter im untern Elsaß ; dem Markgrafen von Baden nahm sie Beinheim ; dem Landgrafen von Darmstadt die Graft schaft Hanau

Lichtenberg; dem Fürften

von Leiningen Dachsburg, und dem Bischof zu Speyer Lauterburg , Madenburg und Dahn im Unter - Eisaß.

Der Fürst von

litten auch Salm und die Rheingrafen 1 Verlust. Alles dieses sind Sachen , welche man weder läugnen , noch auch vertheidigen kann , so lange nämlich noch nicht erwiesen ist , daß alle und jede Oberherrschaft getränktes Menschenz recht voraussetzt.

So dachten die feudalistischen Deutschen, und nahmenFrankreichs Benehmen für eine Be leidigung aller Fürsten in Deutschland ,

und

folglich für eine Kriegserklärung durchs Han deln. Eben so sprach Friedrich der Zweyte in seinem Manifest von 1778 gegen Oestreich, als dieß das Haus Bayern an sich reißen und das durch das Reich widerrechtlich zerstückeln wollte.

{

156

]

Er nannte dieß Vorhaben eine Beleidigung aller Fürsten in Deutschland, und folglich, meynte er, habe Destreich ihnen sämmtlich den Krieg so gut wie erklärt.

Schade, daß Friedrich II .. nicht auch so dachte , ehe er Schlesien und

Ostfriesland

an sich nahm!

Kurz ,

die

deutschen Stände protestirten gegen die Eins griffe Frankreichs , wie gegen die angebothene Schadloshaltung ; und die National - Verſamms fung ließ sie merken, Conc Daß in Meden und in Pflichten Pizz Auch Vdtker sich nach Fürsten richten.

Inzwischen ein Hofrath Nüht , welcher damals in Strasburg lebte und 1794 sich in Paris todt ſchoß , zeigte ſelbſt aus der Na tur des Feudalwesens , daß die Reich s ſtånde ſich nur dann für gefrånkt håtten halten können, wenn die Lehnsländer ihnen ein fremder Fürst Håtte nehmen wollen ; nicht aber , wenn múns diggewordne Einwohner oder deren Repräsens tanten sie reklamirten.

Die National- Ver

fammlung dachte wie Rühl ,

und es blieb

beym Aufheben des Feudalsystems.

Rühls

[

15

]

Grundsäge drangen weiter , fogar,

wie man

wissen wollte, durch Frankreichs Emissarien bis zur Volksklasse. Man stellte Untersuchungen über Gegenstände an, die sonst den Kabinetten uners hört geblieben waren. Schläfrig waren aber dießmal die Reichs fürsten nicht: sie fühlten , was ihnen schadete, und merkten , was ihnen werden konnte... Um dieß abzuwenden , mußte eine Gegenrevolution selbst

ihr Wunsch seyn.

Die Emigrantens

Häupter hatten eine im Werke ; und nun halfen Uebertrieben wo und wie sie konnten. " sogar ehrten sie dieselben; denn wenn Artois sie,

oder Provence nach Maynz kamen , wurs den alle Kanonen abgefeuert.

Auch erhielten

sie starke Ehrenwachen , um , wie die Gäste bes liebten vorzugeben ,

nichts von Propagan

disten fürchten zu müssen.

Propagandist war

aber jeder , der weiter sah als die Herren, und darum nicht dachte oder nicht sprach , wie sie. Auf diese Art hatten die Herren gewonnen Spiel, und sie konnten sich sammeln , bewaffe nen u. s. w. ohne daß es gerade heißen mußte, die Rheinfürsten erlaubten dieß.

Dadurch håtte

[

158

]

man, wie aus der Vorzeit noch erinnerlich seyn mogte, das alte Franzosenspiet wieder am Rhein haben können.

Man half also nur noch unter

der Hand , und mogte nur erst dann öffentlich helfen wollen, wenn man auf den Beystand der mächtigern europäiſchen Fürſten würde rechnen können.

Von Deutschland allein Hülfe zu er

warten, schien ihnen nicht hinreichend.

Mäche

tig genug ist es zwar , aber es leider an einer Radical-Lethargie in allen seinen Nerven.

Ein

Schalk von Verfaffer der Farce ,. Germania “ hat daher nicht unrecht, wenn er Gott den Was ter sagen läßt :

Er habe längst gewußt , daß

Germania todt sey! -

·Preußen und Oestreich

leben freylich noch immer darin ; aber Preußen und Oestreich gehören nur vel quali oder bloß in lucrativis dazu.

Bevor man also auf eine

mannhafte Allianz gegen Frankreich noch nicht · rechnen konnte, getraute sich keiner der Kurfür sten, die Franzosen geradehin aufzubringen, und darum gestatteten sie den Emigranten zwar Hospitalitåt , aber noch nicht öffentlich, fich zu

11

organisiren.

[ 159 ] Condé organisirte inzwischen doch ;

und

da die Stadt Worms dieß bedenklich fand, schrieb sie an den Kurfürsten von Maynz , und ersuchte ihn um Beystand , im Fall eine Rotte Gesindet aus Frankreich (sie meynten die Nationalgarden , ) machen wollen.

auf sie einen Angriff sollte Der Kurfürst versprach das,

jedoch mit dem Vermahnen , ja nichts vorzuneh, men , was die National - Versammlung reißen fönnte.

Er selbst wollte dem Prinzen von

Condé ‫ سب‬begreiflich gemacht haben , daß man den Emigrirten weder Exercieren noch sonst ets was Militärisches gestatten könnte.

Der Brief

war vom zten Dec. 1791. Die Reichsstadt Worms

lebte dennoch

Immer in ångstlicher Erwartung und schrieb schon • den 22sten Dec.: daß ein Haufe liederliches Französisches Gesindel

auf dem Wege

nach

Deutschland sey und ihre Stadt heimsuchen wolle.

Condé , baten sie also , mögte ents

fernt werden. Der Kurfürst versprach auch dieß; Gesin nebst Beystand wider das räuberische del. -

Man merke hier, daß das lieder ,

liche, räuberische Gesindel jene Natio 2000

[

160

]

nal Garden waren , welche La Fayette an die Gränze gestellt hatte. Condé zog dem ohnerachtet nicht ab , und er organisirte unaufhörlich.

Da auch das —

Gesindel nicht näher kam , so verlohren die Wormser ihre Furcht , und ließen die Emis granten schalten, wie sie wollten.

Sie mach.

ten ihnen ja goldene Zeiten ! Zu

Mettenheim ,

ohnweit

Worms,

wohnte damals ein Graf Kotb von Wars tenberg , der långſt bankrott und bekommiss ſionirt worden war.

Eine Gråfin Luise von

Wartenberg war die Gemahlin des Prins zen von Salm

Kyrburg, Bruders des in

Frankreich hingerichteten regierenden Fürsten gleiches

Namens .

Dieser

Prinz,

vorher

Oberster in Frankreich, der mit ausgewandert war, hielt sich zu den Prinzen von Bourbon, und verschaffte ihnen bey seinem Schwager in der Grafschaft Wartenberg alle Aufnahme. Nirgends haben die Emigranten hübscher " ges wirthschaftet , als eben da. Sehr klug betrug sich Hof,

indem

er

der Pfälzische

den Emigranten nirgends

Schußz

[ 161 ] Schuß und Aufenthalt gestattete,

bloß aus.

wohl überlegter Politik und aus Achtung gegen die Reichsgesehe , welche Y schlechterdings fodern, daß sein Reichsfürst etwas thue oder thun lasse, wodurch iar Römiſchen Reich, deutscher Nation, ein Krieg entstehen könnte.

Sogar den Kais

fer binder dieses Gesetz so gut als die andern. Fürstenthin S4 Ob und wie mancher Fürst Deutschlands die ser Verschrift entsprochent habe, hat die Zeit ger lehrt, nebftöffentlichen Urkünden. Die Apologie dines CoblenzerBürgers für die Stadt Coblenz und das Trierische Land an den National Convent istabs Charakteristik der Emigrantten Häupter zu wichtig , als daß ich sie hier ganz.

C

übergehen dürfte

„ Coblenz (Heißt es darin) hat den Zur-:

"" der zum Kriege gegeben. ,, kannt ,

Kaum war es be-

daß . Monfieur und

Coblen

Artois

in

eingetroffen waren , so strömten.

,, die Ausgewanderten aus allen Gegenden in ,, unglaublicher Menge dahin

nur wenig Wo

chen , und ihre Anzahl belief sich auf mehrere „ Tausende;

nur wenig Monate,

Emigr. Gesch. I. B.

L

und kein .

[

162

]

„ Dachstübchen war mehr in Coblenz zu has ,, ben,

Bürger und Volksrepråſentanten ! Ihr

,,kennet ja am besten den Charakter dieser Elens ,, den , dieser Wüstlinge ohne Erziehung , ohne,

· ,, alles ſittliche Gefühl, ohne Menſchengefühl → ,, diesen Auskehricht der Menschheit, dem jede ,, Tugend 1 lächerlich, und der Tugendhafte ein „ Dummkopf ist,

der nur das glänzende Las

,, ster , als das erste Idol anbetet. - Ihr ken ** ** net die Prinzen, die durch ihre unſittliche) ,, Bebensart ,

ihre Verschwendungssucht ,

ihre

,, Schlemmeren sich selbst zu den verworfensten „, Geschöpfen herabſeßten ,

und wegen ihres :

vom Fluch der So war . Menschheit gedrückt werden. -

,,Hangs zum Despotismus ,

"" das Urtheil der einſichtigern und unintereſſïr ,, ten Einwohner von Coblenz い über die Auss

,,gewanderten ! Zur Wiedervergeltung wurden . ,, wir dem Kurfürsten als Erzpatrioten geschil . ,, dert und so lange verschrieen , bis es ihnen .

25 gelang , demselben gegen seine eignen Unters ,, thanen Mißtrauen beyzubringen . ,,mens ,

Eles

( Kurfürst von Trier ) gehört nicht .

,, in jene Klasse der Regenten, die mit eindrin

[ 139

]

,, gendem Blick das Ganze einer Sache mit ih ,, ren Verkettungen , ihren nahen und entfern ,, ten Verhältnissen ,

ihren natürlichen , wahr.

,,scheinlichen und möglichen Folgen durchschauen ,, und zweckmäßige Maaßregeln selbst ergrei ,,fen.

Er legte die Sache ,

22 betreffend ,

die Emigranten

dem Ministerio vor ,

und die

,,Hauptperson desselben war im Solde der Prins ,, zen , war ihr erster Anhänger.

Dieser nichts

,, würdigste , verworfenste aller Menschen , der ,,feilste Sklave des Lasters und der Wollust, bekleis ,, dete den obersten Poften eines geheimen Staats 22 und Kabinets : Ministers. Und wer ist dieser ,, Schändliche ?

Dúminique ist sein Name..

,, Dieser elende Wicht sollte die Geißel des Tries ,, rischen Landes, sollte die Geißel von ganz Eus ropa werden! “ In diesem Ton fährt die Apologie noch lange fort ; und ihr Inhalt ist , den harten Ton ab gerechnet , unwidersprechlich. Anfangs erhielten zu Trier , zu Coblenz und im ganzen Ländchen die Emigranten außer Obdach , sogar Nahrungsmittel ; allein sobald, als sie anfingen , sich zu organisiren, drohte die

L 2

1

{

164

]

National 2 Versammlung (natürlichmußte Lud wig XVI die. Drohung unterstüßen und das Dekret darüber sanctioniren) mit gewaffneter Hand in das Trierische einzufallen , wenn man den ausgewanderten Franzosen fernerhin Kriegs rüstungen gestatten würde.

Eben so überreich

ten die Trierischen Landsstände dem Kurfürsten eine Vorstellung wegen der Theurung und der ſcheuslichen Unordnungen , Emigranten entstånden ,

welche

durch die

und baten ihn drins

gend, daß er sie entfernen mögte. Der Kurfürst war nun gendthigt , in einen fauern Apfel zu beißen, auch sein Dúminique , und so versprachen sie dem französischen Gesands ten Bigot de Sainte Croir *) den 31sten *) Bigot de Sainte Croir war in Cobleng und zwar an der Stelle des Grafen von Bergen : nes, welcher sich zu den Emigranten geschlagen hat: te. Er wurde eines Abends , als er von Dùmis nique kam , auf der Straße angefallen , aber er rettete sich. Den folgenden Tag entschuldigte der Kur fürst feine Coblenzer durch das Vorgeben : es mûß ten fremde Räuber gewesen seyn. Nicht doch, Mon: seigneur , versezte Bigot ; fremde Räuber hätten mich nicht gekannt ; aber es waren auch keine von Ihren Unterthanen : es waren von meinen eignen

[

165

]

Dec. 1791 und den 3ten Jänner 1792 aufs hei? ligste, alles Mögliche zur Erhaltung der öffent lichen Ruhe beyzutragen, und nicht im geringsten zuzugeben, daß im Trierischen etwas unternoms men werde ,

welches der französischen Nation

nachtheilig werden könnte.

Man sieht ohne mein Erinnern , daß dieß undersprechen bloß ein Blendwerk ähnliches war ; denn hätten laut der Zusage des Kurfürs sten von Maynz und des von Trier , gegen das Ende des Jahrs 1791 ,

die Emigranten

durchaus keine Organisation unternehmen dür fen: wie hätten sie schon im Frühling , oder seit der Kriegserklärung der Franzosen vom 20sten Mårz 1792 , eine vollståndig - organisirte , be, S waffnete und mit Artillerie, Pferden und Knech ten versehne Emigranten

Armee auf den Bei

nen haben können ? Man weiß ja, wie vielZeit, bey allem angewandten Fleiß es erfodert, nur

Landsleuten , welche sich nicht schämen , in einem remden Lande den Banditen zu vielen. Ich muß mich nur in 2cht nehmen. -- Bigot verlies E bald darauf Coblenz .

[

138

ein Regiment, wenn's auch organisirt ist, mos bil zu machen! Also entweder wußten nicht die Herren Kurz fürsten , was in ihrem Lande vorging , oder ſie wollten es nicht wissen. Der erste Fall würde ihs nen keine Ehre machen; denn wer ein Amt hat; sagt Paulus , der warte seines Amtes , und wer Regent ist , der gucke zu , was in ſeinem Lande vorgeht ; feyn.

oder er håre auf, Regent zu

Im zweyten Fall wåre ihre Schande und

Schuld noch größer:

denn officiell ' etwas

versprechen und doch nicht halten , ja , vielmehr das Gegentheil zugeben , ist Betrug, ist Falsch, héit.

Doch Der goldne Spruch : ,, Kein Ding ife uners 242 laubt"

Ift , was ein Potentat am ersten glaubt! Was der Kurfürst von Trier den Franzos fen officiell zusagte, war wesentlich Folgendes: Innerhalb acht Tagen in seinen Staaten Allem ein Ende zu machen , was nur ein Kriegs korps oder Organiſiren heißen könnte. (Alſo muß te doch schon ein Anfang damit gemacht seyn !) › Diejenigen, welche diesem entgegen handeln

[ würden,

167

]

sollten innerhalb Brey Tagen seine

Staaten räumen müssen.

Merber ,

welche

sich unterfangen würden , in dem Kurfürstent: khunt zuwerben (dieKaiserlichen ausgenommen) follten aufzwey Jahre zu öffentlichen Arbeiten, oder zum Festungsbau verurtheilt u. f. w. Can gudregne m

werden,

pleOhnerachtet dieser strengen Zusage, welche noch gedrückt und angeschlagen wurde , fürchte ten doch die Trierer , daß die Franzosen in the Ländchen einbrechen mögten, und baten den Kat ser um Beystand:

Leopold

der Zweyte

Håtte herzlich gern Frieden halten mögen ; es wat ihm ' gaf^üngelegen , daß fäst ganz Europa auf 0 Krieg gegen Frankreich drang! Aber Leopold hegte diese Gesinnung bloß

aus Ohnmacht.

Sein verstorbner Bruder Föseph hatte ihm einen Krieg mit den Türken hinterlassen , wel chen er endigen mußte, da Preußen sich drein legte.

Seine Niederländer Waren auch im N Aufstand. Aber eben dieß entdeckte seine wahre Gesin nung: denn er schickte mehr Truppen dahin, als nöthig war.

Diese Sendungen zielten schon

( 168

)

auf Frankreich , Y ob indeß offensive oder, defen five, will ich nicht entscheiden.

Man muß nuy

wiffen , daß Leopold Geld aus England en baffi hatte. Genug, im Jånner 1792 vers sprach er dem Kurfürsten von Trier, ihn, und fein Land zu schüßen, und trug dem alten Mar schall Bender in Luremburg auf, im Fall man, aus Frankreich ins Trierland fallen follte, marschiren zu faffen.

Die Franzosen erfuhren

Dieß, und ſtatt-ins, Triersche einzufallen , fielen fie in Belgien ein,

wo schon seit dem 29sten

Avril 1792 , Feindseligkeiten

vorfielen.

Der

nachher so bekaunt, gewordene Cüstine koms mandirte damals in den Niederlanden , nebf Dillon, Biron und Elbec.

danza erhielten auch die Emis 3 1029 Gerade um jene Zeit granten , auf den Vorschlag des englischen Mis nifteriums , große Summen zu ihrer Organiſas tion : und " doch erklärte England den 1sten Mai, daß es neutral bleiben wollte ! Was doch die Herren unter Neutral : bleiben verstes hen mögen ! Schade, daß man noch kein Lexikon der Hof

und Kabinetssprache hat! Es muß

[ 169 ] eine sehr schwere Sprache seyn ; denn ehrliche Månner sollen sie nicht lernen können.

ana)

Die Feindseligkeiten, welche 1792 in Belgien vorfielen, waren von Seiten Frankreichs noch uns bedeutend. König Ludwig der Sechs z chnhe erklärte ja beständig : sein Schwager, der Kaiser, und sein Neffe Franz (Leopold starb, den en März) hätten die redlichsten Absichten und feven vollig mit ihm einverstanden.

Viele rechte

schaffne Franzosen glaubten dieß und ließen sich blenden.

Die Armee wurde daher nicht gehörig

unterstüßt , die Befehle nicht gehörig vollzogen, und Generale gingen auf Luftreisen.

Dennoch fürchteten, die Trierischen Stände noch immer, und machten dem Kurfürsten noch mals die triftigsten Vorstellungen.

Dieser fah

ſelbſt ein , daß es am Ende doch Ernst werden mögte, und suchte Mittel wider das sogenannte Gesindel, welches sich auf seinen Gränzen zy Sammen zog.

Am besten wäre es gewesen, die

Emigranten zu entfernen ; aber statt dessen fann er auf militärische Operationen.

Er empfahl

nämlich (wider alle Gesetze und Conventionen) die Kaiserin von Rußland als Garantin

[

170

]

des westphälischen Friedens , wie wenn Deutschys nud land nicht ohnehin schon durch mächtige Gas ranten seiner Quast worden wåre!

Existenz elend genug ges Dann rief er " den König

Gustav den Dritten , dessen despotische Ges finnungen hinlänglich bekannt sind , auf, ihm 'gegen Frankreich beyzustehen.

Und doch ver

ficherte er dem bekannten Achselträger Defefs

14

fart, damals Minister des Königs von Frank reich , daß die Emigranten vollkommen zerstreut wåren! Ich enthalte mich aller weitern Anmers abin 3105 Joyretm tungen. dr . In kleinern Deutschen Ländern , ich meyne im Runkeischen , Naſſaniſchen u. dgl. fragten nicht einmal die Emigranten , ob man sie auf nehmen und dulden wolle, und organiserten , was sie konnten.

Die Herren dieser 'Ländchen

sahen aber von jeher nur aufGeld , und wer das gab oderhatte, hatte auch Freyhandeln. Castine rechnete indeß nachher mit ihnen dafür ab. Ueberhaupt stand nicht umsonst auf den Fahnen Der Franzosen : ,, Friede den Hütten , und Krieg ben Palasten !?

[ 141

]

Im Badischen hatte der ehrwürdige Greis, der biedere Markgraf Carl Friedrich , seine wahre Noth mit den Emigranten.

Sie dran

gen ihm mir nichts dir nichts ins Land ; und als er sie fortschaffen wollte , blieben sie sogar in der Reſidenz.

Noch im Jahr 1796 betheuer

te er den vordringenden Franzosen , daß er alles gethan habe, die Widerspenstigen weg zu schaf fen , es seh ihm aber nicht möglich gewesen. Besser gelang es dem Herzog von Würtem berg , welcher dem Prinzen von Condé ge radezu abschlug, sich in Ludwigsburg aufzuhalten und kriegerische Organisation vorzunehmen. der Franzosen , Gus

Der erklärte Feind

stav der dritte, König von Schweden, den das Königsfieber gewaltig schüttelte und der gern ein Gustav

Adolph oder ein Carl der

Zwölfte håtte werden mögen , ohne deren Tu genden und Muth zu besißen , büßte im März sein Leben auf eine entseßliche Weise ein : und so war der Mann dahin , der ganz Europa an Sprach, Armeen wider das Gesindel in Frank reich herzugeben , die er als General führen

20

0 wollte.

Es ist beynahe gewiß, daß Ludwig

{

172

]

der Sechszehnte ihn aufgefodert hatte, sich seiner thatig anzunehmen . Man weiß es ja, daß der. Hof zu Stockholm seit langer Zeit von dem zu Versailles beherrscht wurde. Nun war bloß noch Oestreich und Preus Ben übrig , welche im Stande waren , etwas mit

Macht wider Frankreich

Spanien konnte nicht,

auszuführen.

England wollte

nicht, und die Russische Kaiserin war zu weit entfernt. 2 Doch davon im Folgenden. GM6 $ 100 $152.

Muston #

108

dis

Siebentes Kapitel.niyas

C70445 Wer Andern Schlingen legt ,, geråtht off zuerst hinein .

Männerftolz vor Königsthronen, Brüder , gålt es Gut und Blut ! Dem Verdienste seine Kronen, baud Untergang der S Lügenbrut! er ft bon Schi

92

990 dh

Als dem Kaiser bekannt wurde , daß Ludwig der Sechszehnte

mit seiner Familie auf

der Flucht und als Gefangner nach Pa J Vat OT erhascht B ris zurück gebracht war, verschwanden alle Bes denklichkeiten , sich in die französischen Angele, genheiten einzulassen.

Bor der Hand machte

man es aber noch glimpflich , um den Feind nicht in die Karte gucken zu laſſen.

[

135

]

Leopold der Zweyte war gerade in Italien , und erließ von Pavia aus ein Um laufsschreiben an die Höfe zu Petersburg , zu Die Turin und Neapel. A Minister dieser Höfe zu Paris überreichten

Berlin , London ,

nachher der National, Versammlung eine Denk schrift , ihr anzuzeigen : 1. Daß alle Europäische Höfe die Sache des Allerchristlichsten Königs als ihre eigne an såhen ; daß sie foderten, daß ihm und seiner Fa milie gestattet werde , hinzugehen ,

wohin er

wolle , und daß man ihm und seiner Familie die Ehrfurcht erweise ,

welche den Souverainen

nach dem Natur- und Völkerrecht zukomme. *) 2. Daß sich alle ihre Souveraine verbinden würden , alles dem Könige oder seiner Familie

Das Naturrecht kennt wohl våterliche , aber Renkeine königliche Gewalt. Man lese den Hugo Grotius de jure belli ac pacis. Das Völkers recht kennet swar Könige, aver bloß, in fo fern sie cin Volk regieren. Schränkt das Volk die Gewalt feines Regenten ein: so, paffirt er eingeschränkt im Völkerrecht. Der abgefehte König von Polen spielte im Völkerrecht so gut eine Person als seine Abfeher. Senes ganze Recht beruht ja , wie man weiß, auf lauter Traktaten ; und Traktaten — ?

[ 175

]

zugefügte Unrecht aufs allerschärfste zu, rächen. ahalle Souveraine von kemer Constitution 3 in Frankreich wissen wollten , als von der , wel che Ludwig der Sechszehnte bey volls kommner, Freyheit entwerfen würde. *)

Alle

Souveraine würden die Eingriffe in die königli chenRechte streng und schnell zu bestrafen wiſſen.. Die National Versammlung gab auf diese Note der Gesandten die kurze Antwort : daß ſie, als Repräsentantin der französischen Nation, das Recht habe, diese zu constituiren, wie sie es für gut: und nöthig finde, und daßsie sich sehr wundere; wie auswärtige Fürsten sich könnten einfallen laſſen,: fich um die Einrichtungen in Frankreich zu betums mern. Weiter gab sie keine Antwort , $ und die Drohungen überging fie vollends.

Nun aber

war es Zeit, daß man sich in den Stand sehte,: wenigstens dem Kaiser zu widerstehen.

Ro

chambeau erhielt also Befehl , ein Lager bey

Sondervar : die Franzosen fouten ihren König nach dem122Naturrecht behandeln , und die Könige is Sup behan delten die Franzosen hier gang dawider ! Even dar: um sagte damals einer In der National - Versamm lung nicht unrecht : Parturiunt montes !

[

176

]

Maubeuge zu errichten , und Buckner ward Commandant im Elsaß , den 2ten Aus T

guſt 1791, 1928 Mehrere Regimenter des : Kaisers erhielten ebenfalls Befehl, sich marschfertig zu halten,. und jedermann wollte schon damals wissen , der Kaiser und der König in Preußen waren eine Verbindungsvider Frankreich eingegangen , und schon in Pavia: vi Diese Sache kain aber erst ganz ins Klare , als der Kaiser und dor König. von Preußen im August 1791 mit dem Kurfürs ſten von Sachsen zu Ptnis zusammen . E. men, begleitet von Lafci , Möllendorf, Artois

Boutilé , Calonne und andern.

Hier nun wurde der Krieg wider Frankreich gteichsam beschlossen ,

und dennoch wurde er

den Franzosen nicht geradehin erklärt. war ,

&C&st

als wenn man sie noch hinhalten und .

dann unvorbereitet überfallen wollte.

Eben

darum ließen auch die Rheinfürsten immer nach Paris schreiben, daß sie keine emigransische Krigsrüstungen zuließen. Die Uebereinkunft des Königs von Preus ßen und des Kaiſers iſt dunkel, unbeſtimmt und sehr

h

[

177

]

sehr undeutsch ; aber die Erklärung der Prinzen vom foten September an ihren Bruder ,

den

König, ist defto deutlicher, and zeigt hinlänglich, daß ein großer Bund gegen Frankreich da war. Die Prinzen ließen ihre Erklärung drucken ; auch die des Wiener und Berliner Hofes.

Defs

fentliche Bekanntmachung , sagten sie, sey noch zur Unterhandlung mit dem König ihr einziges Mittel, deffen die grausamen Unterdrücker sie Das war nur nicht berauben könnten. ―――――― Gefagtes! Sie korrespondirten ja noch immer heimlich, und Ludwig der Sechszehnte hat noch lange nachher ihre Briefe erhalten, wie aus seinem Proceß hervorgeht. Sie wollten nur einen Ausfall thun auf die National 2 Versammlung, und diese gern öffentlich beschimpfen.

Eben das

zu ließen sie auch Aufsäße in Zeitungen ein rücken. Das Prinzen Machwerk verfehlte aber seis nen Zweck, und bewirkte das Gegentheil.

Ihre

Aeußerungen waren zu despotisch, zu Dünkel, voll , zu unwahr ; und so wurde der Haß gegen sie reger, und die Raserey der Franzosen stür mischer.

Selbst Ausländer verachteten sie jest.

Emigr. Gesch. I. B.

m

178 um so mehr.

].

Ludwig der Sechszehnte

indeß, wie die Königin, stellten sich außerlich und öffentlich, als wären sie mit der National Bersammlung

einverstanden ,

Emigrirten sogar zurück.

und riefen die

Dieß ** alles war in

zwischen nur Blendwerk , wie die Annahme und die Beschwörung der neuen Constitution von Seiten des Königs. Nachdem der König die Constitution beschwo ren hatte,

entfernten sich binnen acht Tagen

noch an 600 Franzosen, meistens nach Coblenz, ohne Zweifel Anhånger der Prinzen.

Selbst

viele von den Entwichenen nach Spanien vers 1 fügten sich auch dahin, damals nåmlich, als man fie dort anhielt, alle revolutionåre Grundsäße ab zuschwören und einen Huldigungseid abzulegen. Noch schien es indessen nicht ,

daß es mit

dem Krieg gegen Frankeich wirklich Ernst wer den würde.

In Preußen und in Oestreich

blieb alles noch ruhig , und in Rußland schien vollends alles friedlich bleiben zu wollen , zumal nach 9 Potemki's Absterben im October eben des Jahres.

Sogar große Politiker wollten

es weder klug noch nüßlich finden , wenn sich

[

]

179

Deutschlands mächtige Fürsten in die franzö fischen Händel mischen würden. meynten sie,

Man müsse,

die Franzosen in Ruhe lassen;

man habe ja schon oft genug Revolutionen zu gesehen, ohne daß Europens Mächte sich hinein gelegt hatten. In Rußland sey seit noch nicht lange eine Régentin und ein Kaiser abgeseht ; ein andrer Kaiser sey massakrirt worden. Schweden habe man

einen König

In

behan

delt, daß er für gut fand , abzudanken .

In

England sey auch mancher Gråuel an den Regenten verübt worden , kein

und doch habe sich

ausländischer Monarch

darum

beküm

mert, u. s. w. Der Wiener Hof schien vor den Angriffen der Franzosen auch ziemlich gesichert zu seyn , durch die starke Armee in den Niederlanden.

Selbst

die Franzosen schienen eben so,

nicht recht zu meta wissen, was sie in Absicht der fremden Mächte wählen sollten.

In der National - Versamm

lung schrieen zwar viele , daß man den Kaiser angreifen müsse , wenn auch nur , um dem Vol ke etwas zu schaffen zu machen, welches besser in Thätigkeit wolle geſeht seyn. Mt 2

[

180

]

Sehr auffallend ist es aber , daß der Kaiser und der König von Preußen durch ihre Ant. worts

Schreiben an Ludwig den Sechs

zehnten ( vom 7ten und 23sten Oct. 1791 ) seine Annahme der französischen Constitution nicht ganz mißbilligten , oder sie vielmehr billigten, da doch eben durch deren Inhalt ( im Auguſt 1789) viele beträchtliche Länder vom deurschen Reich gerissen waren. December

Schon 1790 den 14ten

schrieb deßwegen

Leopold der

Zweyte an den König in Frankreich , erhielt aber eine unbefriedigende Antwort.

Er erklär

te sich daher wider die Constitution ziemlich deutlich zu Regensburg ,

den 1oten Dec.

1791 , wenn gleich immer noch schonendfür die Franzosen. Zugleich erklärte er sich gegen die Apostel der Freyheit , welche in ganz Deutſchland den Gallicismus predigen sollten, vorzüglich in Ges genden, wo die Emigranten ihr Wesen tries ben.

Dieß war allerdings ganz dazu , den

Adel verhaßt und lich zu machen.

die Revolution

annehm.

Eben so that eine Wiener

Zeitschrift, welche gegen das Endevon 1791

[

181

]

heraus kam , durch das nnsinnige Getobe gegen alles Nevolutionåre ,

und durch das abge

schmackte Behaupten der vermeynten Fürsten , Geistlichkeits- und Erb

Adels

Rechte dem

Gallicismus in Deutſchland mehr Vorſchub als Einhalt.en Die Emigranten fuhren indessen fort, th ren Anhang zu verstårken, und betrieben ihre Organisation eifrig , in fester Hoffnung , daß nächstens der Krieg anheben würde. Sie schickten Gesandte an alle Hdfe in Europa , welche auch gut aufgenommen wurden ,

und die Prinzen

der Hülfs Zusage von allen Fürsten versicherten. Die National Versammlung erfuhr aber alles, was dieHerren nur trieben. Sie trieben ja auch. alles so trosig ? offen ,

wie wenn ihre Sache

nicht mehr fehlschlagen oder hinterwärts gehen könnte.

Um den Zulauf zu ihnen zu mindern,

entstand den 9ten Nov. 1791 das schreckliche Dekret,

welches

die

Todesstrafe auf Emi

gration festsette. In diesem Dekret steckt der große Fehler, daß die Güter der Emigrirenden der Nation heimfallen sollten ;

und da dieses hernach auf

[

18

]]

alle Revolutionsverbrechen gedehnt wurde: so häuften die ſchändlichen Buben , ein Marat, Collot

d' Herbois ,

Carrier ,

Robespierre ,

Le Bon und andre , jene Ver

brechen noch mehr aus Geiß als aus Blutdurſt. Billig sollte das Gut eines Verbrechers nie in die Hände der G Obrigkeit kommen , wie der ges lehrte . Filansieri , sehr weise bemerke und noch gründlicher bewiesen hat.o Seitdem Ludwig der

Sechszehnte

die Constitution beschworen hatte , auch die Prinzen ,

KORE

schwüren

nichts mehr anzunehmen,

was von ihm oder seinem Hofe an sie gelangen würde.

Der alte französische Hof,

meynten

sie , sey dadurch aufgelößt, und an deffen Stelle gelte nur der neue zu Coblenz

In gewiss

ser Rücksicht hatten sie nicht Unrecht: denn eins mal war in Paris kein königlicher Hof mehr ; und da der Herr Kurfürst von Trier die Emis granten Häupterǝumumschränkt hausen ließ: so hatte ihr Hof zu Coblenz alles Ansehn eines pahren Hofes. fier der Prinzen ,

Calonne war erster Minis und hieß selbst Minister

von Frankreich,

Minister des Kö

[ nigs.

183

]

In dieser Eigenschaft war er auch in

Pillnig gewesen.

Phierauf

und

waren seine Gehülfen als Mitdirektoren.

Rey Jes

ner war ehemals Büchsenspänner bey Artois , und dieser Polizeylieutnant gewesen.

Develle

ward Schahmeister, und der alte Broglio #3 Kriegsminister. Viele andre Aemter , nicht Kriegsstellen, sondern Civilåmter , wurden eben fo vergeben; und wenn der Plan der Herren geglückt wåre : es stånde jezt Mancher auf ei nem sehr hohen Posten , der nun in Deutsch land oder sonstwo eine traurige Figur spielt. An Gesandten es dem

von

fremden Höfen fehlte

Coblenzer auch nicht.

Schweden war der erste. übrigen.steal

Der von

Nachher kamen die od unu

Es ist kein Zweifel, daß der König Ludwig und sein Minister Delessart, eben der, wek cher nachher bey den Septembergråueln so " schändlich unitam ; sich alle Mühe gaben , die Franzosen "" von allen Kriegsanstalten wider Dest 7 reich abzuhalten. Alle Erklärungen des Wiener Hofes würden der National; Versammlung vor enthalten, so wie Deftreichs- Bündniß mit Preuß

[ 184

]

Ben, die Convention zu Pillnig und sogar die lehte Wiener Erklärung vom Monat Novem ber 1792.

Deleffart sowohl als der König

versicherten, immer , der Kaiser denke an nichts Feindliches. Indessen war

nichts gewisser ,

als daß

Leopold entweder Genugthuung haben , oder Krieg

anfangen

würde.

Es

kann seyn,

daß er bis auf die schndde Behandlung seines Schwagers und seiner Schwester immer noch nicht an Krieg gegen Frankreich dachte ;

aber

feit diesem Vorfall ganz gewiß , ob man gleich weder faktisch zufuhr , noch schnell vorwärts ging.

Nach und nach war ein großes Heer in

Belgien zusammen gebracht, 3 und es verstärkte sich unaufhörlich .

Die Bündnisse der Fürsten

Deutschlands mit Oestreich wurden auch erneuert und bestätiget.

44

Que also Chal

Vielleicht wollte man mit Thåtlichkeiten noch einhalten,

bis Ludwig mit seiner Familie

in Sicherheit seyn würde. * Dieß hoffte man töglich und f ſtündlich , eben weil die Prinzen versicherten , daß man dieß von der Treue und der Anhänglichkeit der Franzosen an ihren Kös

[

185

]

nig zuverlässig erwarten dürfte.

Tausende von

treuen Bürgern (schrieben sie öffentlich , selbst nach der verunglückten Flucht ) würden all ihr Blut gern vergießen zur Bertheidigung des Kde nigs.

Der Franzose , meynten sie, ließe sich

zwar leicht irreführen ; aber er kehre eben so leicht auf den Weg zur Pflicht zurück u. s. w.

Wie

recht sie hatten , wie genau sie die damalige Mas tional ፡ Gesinnung kannten, sah man den 1oten August 1792 und

den 21sten Jånner 1793.

Kurz, die Franzosen kehrten zu ihrer Pflicht nicht zurück: sie wurden nur noch rasender! In der National ? Versammlung saßen das mals zwey heftige Männer ,

Brissot

Condorcet, welche durchaus Deutschland wollten.

und

Krieg wider

Krieg müsse man füh

ren , schrieen sie immer.

In den Niederlanden

stånden ja schon 55,000 Mann, 6060 im Breis gau , und 50,000 wåren marschfertig in Böh men.

Was in Böhmen steht , sagte der Wins

kelzügler Delessart , ist zur Sicherheit gegen Preußen.

Nicht doch,

versette Brissot,

50,000 Mann gegen Preußen?

Wozu denn ?

Hat nicht erst Preußen mit Oestreich Frieden

[

186

]

gemacht? Sie werden bald sehen, daß diese Ar mee gegen uns stehen wird. Briffor und die Jakobiner siegten.

Dem

Kaiser wurde also ein Ultimatum von seiner Er klärung abgefodert.

An eben dem Tage aber,

den man zur Erklärung hatte festgesetzt ,

(den

1sten Mårz 1792) starb Leopold nach einer langen rühmlichen Regierung in Toscana , und einer kurzen , sehr unglücklichen auf dem Kaiserthron. / Franz der Zweyte, Led. polds Sohn , in feinen Erblanden ruhig an erkannt ,

erhielt die Kaiserkrone bald darauf

ohne Widerschpruch.

Aber des Hinhaltens und

des Täuschens müde , hatten die Franzosen schon am 20ßten März den Krieg wider Oestreich be schlossen , und vier Wochen später sanctionirte dieß der König.

Die Kriegs- Erklärung wurde

demnach abgeschickt , und der bisdaherige frans zösische Gesandte Noailles verließ Wien. Me Nun frohlockten die Emigranten, und hofften völlig gewiß, daß jest alle mit Oestreich verbünde ten und mit Frankreich in Feindseligkeit stehenden Fürsten eilen müßten, einem Einfall der Franzos sen in Deutschland vorzubeugen.

Gleich schickten

[ 187

]Y

sie Gesandten an alle Höfe mit J bittern Klas gen über die Vermessenheit der Franzosen , (die freylich unartig genug waren, sich an Prinzen Drohungen nicht zu kehren, und die sich anſchick, ten, sie als renommistische Hof: Pygmåen, dem Spott und der Berachtung07 der ganzen Welt Preis zu geben) ja, ſie versprachen ſogar hoch und theuer ,

alle ihre Kräfte sogleich aufzubieten,

um dem Kaiser und dem heiligen Römischen Reich treu beyzustehen.

Dieß Anerbieten vers

diente alle Rücksicht , und so erhielten sie von weit und breit die wärmsten

Dankschreiben.

Hiedurch noch mehr angefeuert ,

führten sie

ihre und ihres Korps Organiſirung mit dreydop pelten Kräften weiter.

Fatat nur war es, daß

fie erzlange warten mußten, ehe das kommen wollte, worauf sie rechneten und worauf man ihnen Hoffnung gemacht hatte , so daß selbst ein Deutscher Fürst nicht umhin konnte , ſie Juden gleich zu achten,

die nie müde würden , den

noch solange ausbleibenden Meſſias zu erwarten !

MUSTIKA

Achtes

Kapitel.

Förmliche Organisation der Emigran: ten : Armee .

In unsrer liehen Menschenwelt Ift, traun , sehr oft für wenig Geld Viel Seltenes zu schauen ! Hier wie man einen hohen Thurm Auf Menschen Schultern vauen; Dort soll ein kleiner Regenwurm Den Felsenberg zerkauen, Hier stellt ein Zwerg den Atlas vor ; Dort immert man ein Mäusekor, Die Welt damit zu stürmen !

Miranda.

&& Es ist unnöthig , hier noch Untersuchungen über die Frage anzustellen : woher die Emigrans ten Häupter das viele Geld haben mogten, wels ches sie nöthig hatten , um neben ihren ungeheus

[

189

]

ren Ausgaben, noch eine überaus kostbare Trup pen- Organiſation vorzunehmen.

Einige ihrer

Quellen kennen wir , und außer diesen floß ih nen noch täglich vieles zu , besonders im Winter 1791 und 1792.

Um jene Zeit wurden außerors

dentlich viel Vornehme aus Frankreich flüchtig, troß dem scharfen Emigrations- Verbot , und diese gaben reichlich , einmal um durch Mitwir ken zur Gegenrevolution wieder zu dem verlaßs nen Ihrigen zu gelangen ; und dann , um nach hergestelltem alten System einst auf Dank und Belohnung der künftigen Beherrscher Frankreichs für sich und ihre Familie rechnen zu können. Die National Versammlung erhielt ja auchmeh rere patriotische und mit unter Geschenke von Be deutung.

Dieß wurde in den Zeitungen ge

rühmt ; und nun wollten für ihre Parthey die Antipatrioten oder die reichen Ausgewanderten nicht minder seyn. Auch

erhielten

die

Prinzen

monatlich

dem 100,000 Livres ▸ von ihrem Schwiegervater, Catharina die König von Sardinien. Zweyte versprach ihnen anfänglich zwar eine Armee ; nachher aber schickte sie ihnen statt deren

[ Geld.

190

]

Vom König von Preußen erhielten sie

Einiges auf dem Zug nach Champagne ; viels leicht auch schon vorher:

Doch ein Negoz auf

2 Millionen wurde , wie oben steht , hintertrie ben.

Aus England zogen ſie desto mehr.

Der

Kaiser und die Prinzen Frankreichs, (ſo ſtimmte Pitt) müßten unterstüßt werden , sobald die Franzosen Miene machen würden , die Nieders lande anzugreifen. Dieß fodereschon die Scheļs de. Ansehnlichen Handels Häusern vers sprachen die Prinzen auf dereinst Monopol für dieß und jenes ; und der Vorschuß war fertig. Andere Quellen ſahen wir hin und wieder.

Die

Herren hatten also leicht organisiren ! Schon im Jahr 1791 zählten sie Haufen, von allerley Namen.

So z. B. gab's das

mals schon ein Regiment , genannt Nobles Gardes du Roi. Dem Namen nach. hatten fie der Haufen viele , wenn gleich der Sache nach anfänglich unbedeutende.

Das Fürstens

verbot zerstreute sie pro forma ; und was un ter diesem Namen hier schien aufzuhören , erhob sich unter einem andern anderwärts. // Sie mach ten es, wie inquirirte Ordensbrüder auf Univer

[ ſitäten.

191

]

Sie legten ihre Gewehre eine Zeits

lang bey Seite, und trieben heimlich, was sie nicht öffentlich mehr sollten.

Vom Exerciren

waren312 die Herren überhaupt keine Liebhaber, und vom Soldatendienst noch weniger. Ihr ganzes Organisiren bestand, meistentheils im Ars miren und Montiren.

Selbst Coblenzer Sols

daten spotteten dieses elenden Soldatenwesens.

Der Kardinal von Rohan, von Strasburg ,

Ex- Bischof

hielt sonst , als Reichs

fürst , einige Mannschaft , hellblau , mit gelb gekleidet. Sie wanderte fast ganz mit ihm aus, und bezog in seinem Låndchen in der Ortenau, diesseits des Rheins , Quartier.

welches ihm blieb, ihr

Ihre Anzahl mehrte sich dort immer.

Der Kardinal hatte durch die Revolution , au ßer seinem ergiebigen Bisthum , auch beträcht liche Güter von einer Million Liver Ertrag eins gebüßt , und mußte also schon die Gegenrevo. lution unterstüßen. Sehr willkommen war's ihm daher, als der berüchtigte jüngere Niquetti Mirabeau , wegen seines Umfangs und Truntes Tonneau oder die Tonne zugenamt, dahin kam , die

[

192

]

nachher so verrufene Legion de Mirabeau Dieß häßliche Gesindel betrug

aufzurichten.

sich aber so ausschweifend wild , daß dem Kar dinal von dem Schwäbischen Directorium bald anbefohlen wurde ,

die Leute wegzuschaffen.

Darüber ergrimmten sie, feuerten auf die Jäger von Würtemberg , die man zur Bändigung ih nen nach der Ortenau auf den Hals schickte, und verwundeten derer Manchen.

Bezwungen

endlich, zogen sie ab und nahmen ihren Aufents halt im Hohenlohischen. ¿ Der Herzog von Würtemberg hatte sich in Beyseyn ihrer Officiere schon zu Freyburg also erklärt:

,, Die Leute von

Mirabeau

kann ich auf meinen Gränzen nicht dulden. Sie müssen ansteckende Krankheiten erzeugen, und wenn sie endlich aus einander gehen, so wers den's Räuber. “

Kein Frey Korps , selbst die

Kaiserlichen nicht ausgenommen , war zuchtlos ser und schlechter, als das von Mirabeau. Alle Arten Reinlichkeit fehlten ihm ; und da die Leute darunter weder ordentlich noch hinlänglich besoldet wurden : so liefen sie häufig davon oder fie trieben allen möglichen Unfug, sogar durch Steh

'[ Stehlen und Rauben.

193

]

Es war also, kein Wuns

der, daß aufVermittelung des Fränkischen Krei ses sie auch das Hohenlohiſche räumen mußten. Nach manchem Herumstreichen nahmen sie ihre Zuflucht doch wieder zu dem Kardinal in der Ortenau.

Man nannte sie dort die schwarz

zen Maykåfer , und noch im Jahr 1793, als sie am Rhein Pikete machten, schrieen ihnen die Franzosen zu : Venez, hannetons noirs : voilà de la boue ! Wir werden den Miz rabeau und dessen Legion schon näher kennen. lernen , und dann finden , daß sie ihren Namen mit eben dem Recht führte, wie jener Beschwor ne im Evangelium. Ganz anders fand man die Garde , welche drey, wenn gleich schwache , Regimenter aus machte.

Sie bestand aus lauter Adlichen, war

beritten , und machte die Leibwache der Prinzen, hieß aber Leibwache des Königs , ( Gardes du Roi ) .

Ihre Uniform war hellblau mit rothen ‫اناونه هجمة‬ Aufschlägen und goldnen Lilien auf jeder Seite

des Kragens. Dieſe Lilien überzogen sie schwarz nach der Hinrichtung des Königs Ludwig . Die Garde war im Jahr 1791 schon orga Emigr. Gesch. I. V.

N

[

194 ]

nifirt, nicht aber als Feldsoldaten , sondern als Ritter zu Pferde, mit großen Såbeln, jedoch Diese erhielten

ohne Karabiner und Pistolen.

ſie erst zur Zeit der General- Organiſation im Monat Mai 1792. Die1 genannten Corps existirten schon , als noch alle Reichsfürsten , selbst der Kaiſer , nicht schienen zuzugeben , daß die Emigranten mis litärische Rüstungen machen sollten.

Diese wuß

ten aber recht gut , daß das Intereſſe der meis ften Fürsten mit ihrem gemeinſam war , und folglich hatte deren Verbot für sie nicht viel zu bedeuten.

Alle ihre Kniffe ,

denselben auszu,

weichen mag ich nicht durchgehen : an folgendem wird es genug seyn. Um die Reichsfürsten keinem Widerspruch auszusehen , baten sie einige deutsche Stände, daß sie ihnen erlauben mögten ,

ihre Organis

ſation unter deren Namen fortzusehen. Erlaubniß machte wenig Schwierigkeit ,

Diese und

gleich sah man ein Corps von Wittgenstein, eins von Nassau , andern.

von Salmund

von

Da hatte man, ( wenn schon in frau

dem legis , contractus , conventionis ac

[ 195

]

promiffi , nach Juristen : Sprache) lauter dént! sche Truppen, dem Namen nach, und in der That waren und blieben sie Truppen der Emigran ten.SOAL Nun DAY wenigstens ſollte Frankreich es nicht weiter rügen können , daß selbst Deutschesich in wehrhaften Stand zu setzen suchten !

Das Corps Wittgenstein stand zu Ma rienborn bey Maynz und in den benach barten großen

Es erhielt ganze

Dörfernt.

Transporte Rekruten aus dem Lüttichschen . In Belgien , oder in den damals noch fat serlichen Niederlanden

hielt sich der Marki toden das Ende von

de la Queille auf, schon 1791.

Er warb daselbst, so viel und gut er

konnte, selbst trotz scharfer Untersagung.

Em

ausländisches deutsches Fürstenverbot hatte in den Augen der Großherren überhaupt nicht viel aufsich.

Sie spielten fast alle - Claudiusz

sens lang en Herr - Philister. Ihre Hauptorganisation ging erst recht an, ༈ ར་ཨི ། ༈ als es völlig gewiß war, daß der König von Preus ßen und der Kaiser mit vereinten Kräften in Frankreich eindringen und deffen alte Verfassung herstellen würden.

Dieß indeß war den Herren N 2

[

196

nicht ganz nach Wunsche. Fürsten

] Lieber hätten sie die

Truppen allein führen mögen,

um

ganz allein Frankreich züchtigen und dann ganz allein auf Beute, Lohn und Unsterblichkeit rech nen zu können. Wie sehr sie dieß wünschten ,

zeigten sie,

als zu Anfange des Jahrs 1792 von Seiten der genannten Fürsten sich alles noch gar langsam anließ.

Ungeduldig darüber , erließen sie fluchs

ein Manifest an die französische Armee ,

und

luden, unter Vorsehung des französischen Waps pens , alle Soldaten ein , sich mit ihnen zu vers binden und die National Versammlung , diese wahnsinnigen Philosophen , diese von Eitelkeit stürzen

aufgeblasenen

und den König

Sie beschwörten sie ,

retten

ja zu

Legisten, zu

helfen.

glauben ,

daß

der König Alles wolle , was ſie ( die Prinzen ) wollten ; er sey mit ihnen einverstanden , u. f. w. Wåren die Soldaten gekommen : die Prinzen wåren ( so geringſchäßig nämlich ſie Frankreichs Nationalkraft ansahen , und so hohe Meynung fie noch immer von sich und dem Hofsystem hegten ) in Frankreich eiligst eingedrungen , oh

[

197

]

ne sich um Preußen und Destreich nur noch zu bekümmern.

Was sie weiter sagten , daß năm .

lich der König alles wolle, was sie wollten, war ganz dazu gemacht, ihn je eher je lieber um Thron und Leben zu bringen. Als sie vollends hörten , daß nach dem Pill nitzer Vertrag auch noch Sachsen , Hessen und andre Truppen die Promenade nach Franks reich mitmachen sollten, sagten fast alle: Un 5401 peu de ſecours , un fecours de 20 à 30000 i nous auroit fuffi ! Inzwischen man ließ sie ! Um

aber nun zu zeigen , daß wenigstens * das Beste sie leisten wollten , rüsteten sie sich

mit voller Macht:

und darüber schrieen als

le Politik ; Fabrikanten in Deutschland so wie in Frankreich alle Aristokraten : Jeht geht's mit der National

Versammlung zu Ende !

Die

Folge zeigte gar bald das Gegentheil. Was aber (sagt man) den Emigranten viel zu viel war , das håtte dem König von Preußen noch immer sollen zu wenig seyn. Zu leichts gläubig 圈 verfuhr er doch immer ! - Nicht zu

sehr : denn

[

198

]

1.Waren die Franzosen seit dem siebenjährigen Kriege als elende Soldaten in der halben Welt bes Baunt. Selbst im leßten Kriege gegen England zeigtensie sich nach nicht als Helden. England gab endlichzwar nach, aber bloß vor den Radikal-Feh Tern ſeines Einrichtung, welche allemal (der aus ländischen Besitzungen und der Handels- Compa gnien halber) sichtbar werden, wenn es mit Hol land Krieg führt.

Sever2. Die Festungen standen in schlechten Um stånden, und es fehlte an allem, sie zu verbess fern

an Geld, an • Munition u. s. f. 3. Die Emigranten hatten in Frankreich

noch immer vielen Anhang , Verwandte u. dgl. 4. Frankreichs Regierung war damals noch außerst uneinig : sie machte eine monarchiſch aristokratisch demokratische Anarchie aus , wel che schon mehrere Revolutionen seit wenig Jah ren erlitten hatte.

Ein Land aber von der Art

ist leicht zu besiegen. 5. Das französischeVolkwar ausNationalstolz feinen Königen, selbst den schlechtern, äußerst treu. 6. Die ganze Armee stand nach dem Bericht der Emigranten , auf Seiten des Königs. Dieß

[ 199 ] bewiesen sie durch Briefe aus Frankreich von Die französischen Gesandten an

Generalen .

den Europäischen Höfen stimmten auch dahin, und vorzüglich die oben erwähnte Erklärung der Prinzen an ihren Bryder , den König. 7. Seitder Revolution waren schon entsetzliche Gråuelvorgefallen, durch deren Schauer dieNa tion bewogen seyn konnte , die alte Regierung zurück zu wünschen.

8. Das Volk in Frankreich litt an allen Be dürfnissen Mangel , vorzüglich an Geld. Dieß ohngefähr mogten die Gründe ſeyn, durch welche die Verbündeten sich bestimmen ließen , gegen Frankreich aufzutreten und nur leicht weg. Furcht ,

Am

erstern kann auch die

daß die sogenannte französische Pest

weiter um sich gerifen und selbst ihre Throne wankend machen könnte , viel Antheil gehabt haben.

Hiezu kam noch die nahe Verwandts

schaft des Kaisers und selbst des Königs von Preußen.

mit

dem

König

in

Frankreich.

Etwas mehr Vorsicht wåre unlåugbar gut ge wesen, um nicht so aufs Gerathewohl ohneMa

[ 200 ] "gazine, Feld- Upotheke , Lazarethe u. dgl. hine einzurennen.

Vielleicht dachte man aber Wuns

der, welche Armee die Cy - devants aufstellen würden ! Diese Herren machten nåmlich nach dem Ehrenwerthen Schirach *) schon 1791 eine Liste bekannt, nach welcher die Armee $$ der Prin zen aus 1400 Gardes du Corps , 800 leich ten Reutern , 7 Escadrons Gensd'armerie, 4 Escadrons grauer Musketiers , nebst den Ne gimentern Auvergne , Dauphiné , Forez, Bres tagne, Normandie,

Picardie , Lotharingen,

Burgund,

Roussillon ,

Poitou ,

Provence,

Languedoc und Corsica bestehen sollte. Die eins zige Legion Auvergne sollte enthalten 3000 Mann und 600 Ludwigsritter .

Ferner

sollten die Prinzen ein starkes Corps Freywillige haben, welche meistens erfahrne , tapfere Offis ciere wåren und dienen wollten als Gemeine. Dann noch zählten sie ( nach Schirach) 25 Compagnien Artillerie , 2 Compagnien Inge nieurs , 300 Ingenieur - Officiere , 600 Sees

Im Polit. Journal 1791 B. II, S. 1321 .

[ 201

]

Officiere und 10 Compagnien Husarèn , ( wets ches wohl Eskadrons hat heißen sollen ). Nun 1 frage ich jeden Sachkundigen , wie stark wohl eine solche Armee , auch nach der geringsten Berechnung habe seyn müssen? Ues her 19,000 aufs allerwenigste.

Soviel Trups

pen hätten also die Prinzen schon im Novem ber 1791 gehabt ?

Soviel wäre damals schon Dieß konnte nur

völlig organisirt gewesen ? ein Schirach

und seines

Gleichen glaus

ben! Obendrein hat er noch die Legion Mi rabeau vergessen, welche zu der Zeit wirklich in existirte, der Ortenau t

und wenigstens 800

bis 1000 Mann stark war. willen ,

Um meiner Leser

denn Mohren "! bleicht keiner gern ! )

muß ich anmerken , daß allerdings von den ge nannten Regimentern viele Deserteurs , meist Officiere und Cadetten , bey den Prinzen was ren;

aber die ganzen Regimenter waren bey

weitem nicht da , nicht einmal die Hälfte, und von einigen war noch weniger da , wenn man nämlich vor allen andern das Regiment Royal Allemand ,

welches aber Herr Schirach

nicht einmal nennt, ausnimmt.

Das Regis

[

202

]

ment Auvergne soll gar , 3600 Mann stark, zu den Prinzen gekommen seyn.

So ein poli

tischer Garkoch, als der gedachte Herr feyn will, sollte doch wissen, daß kein französisches: Regis ment von der Linie stärker war , als 1200 Mann: warum also Auvergne noch stärker ? *) Auchhätte er wissen können, daß die französischen Regimenter nie vollzählig waren , und zu Ende des Jahrs 1791 am- allerwenigsten. tqve Noch unverzeihlicher ließ er die Emigranten Kanonen zu Mannheim gießen, so daß zu Ende des Nov. 1791 ihre Artillerie schon aus 80 Kanonen bestanden hätte.

Die Bursche ha

ben nie 40, geschweige 80 gehabt.

Die ganze

preußische Armee, (und die war ganz anders im Stande, als die der Herren Emigranten ) zähl te nur 87.

Kurz , nimmt man das Aeußerste :

fo kommen von allen drey Armeen , che die Emigranten im

Jun 1792

wel

endlich

* Troupes de Ligne heißen Kriegsregimens " ter, fo wie Vaiffeaux de ligne eder de guerre, Kriegsschiffe heißen. Sie standen der Garde und den Garnisonstruppen , oder der Miz Liz entgegen.

[ 203 zusammen

]

gestoppelt hatten ,

*6,000 Mann heraus. ht nicht bloß am Rhein ,

höchstens nur

Diese standen aber wie Schirach wollte,

sondern eins ihrer Hauptcorps stand in Belgien unter dem Grafen Egmont und dem Mark de la Queille . *) Diesen unterstüßte, sosehe General Bender auch mißrathen mogte , die Erzherzogin Christina und deren Coadjutor und Gemahl ,

der Herzog

Albrecht

von

Sachsen. Der erste, welcher den Emigranten förm lich erlaubte ,

ihre Manövres

geradehin zu

treiben , war ein Mann , welcher schon 1790 die Folgen seiner Despotie empfunden hatte, der Fürstbischof von Lüttich . Schade, daß - des Beyspiels für die Zus er so bald starb --kunft halber.

In seinem Låndchen tummelten

sich schon im Winter 1792 die neuen Helden weidlich , exercirten und trieben Skandale , wie Selbstherren. drohte ;

Die National ; Versammlung

aber der Dummstolze lachte ,

eben

weil er mit einigen großen Emigranten nahe •) Verzeihung , lieber Leser , über die zurechtweisung für einen Schirach !

[ 204 ] verwandt war.

Auch kehrte er sich nicht an die

Zuschrift des Kurfürsten von Pfalzbayern , als Herzogs von Jülich und Berg .

7

Die Reichsstadt Aachen folgte ihremHerrn Nachbar und ließ die Emigranten ſich öffentlich zum Kriege vorbereiten.

Auch hier drohte der

eben erwähnte Kurfürst , hinzukommen und sein Schußherrnrecht auszuüben ; und nun wurden die Kriegszubereitungen gewissermaaßen

eins

gestellt.

Ludwig

der

Sechszehnte soll der

Stadt Frankfurt am Mayn gedankt has ben , daß sie seinen Brüdern kein Geschütz habe Das Faktum hat seine Richs tigkeit , wenn man nur hinzuseßt - aus ihrem

verkaufen wollen.

Arsenal nicht.

Sonst weiß die Stadt Frank

furt, wie alle Handelsstådte, aus allen Din gen Nußen zu ziehen ; und so konnten die Emis granten , wenn sie dort auch nicht mandvriren durften , schon 1791 und 92 Flinten , Såbel und alle Arten andrer Munition dort haben, selbst Pferde ,

Geschirr u. dergl.

Cüstine

wußte dieß recht gut, als er im Herbſt 1792 dahin kam.

[

]

205

Zehntausend Gewehre kauften die Emigrans ten zu Herzogenbusch , und zu Mastrich für 250,000 Rthlr. Reuterzeug. tillerie

holten

die verwittwete

sie zu

Ihre Ars

Bückeburg ,

Gräfin ihnen das

wo

Arsenal

des berühmten Generals von Bückeburg für schwer Geld verhandeln ließ.

Ihre meisten

Pferde kamen aus allen Gegenden Deutschlands, waren aber mitunter erbärmlich . Daher auch . Viele von den Cy-devants beym Rückzug aus Champagne durch dick und dünne, oft ohne Schuh und Strümpfe , patschen mußten , wie der gemeinste Fußsoldat. Als die Holländer merkten , daß der Kaiser und der König von Preußen sich der Prinzen thatlich annehmen würden , da fanden die Her ren auch dort Credit; und bloß Hope in Ams sterdam gab über 18 Millionen Liver her oder vier und eine halbe Million Rthlr. Es schien auch, als wenn die Prinzen nach und nach einsehen lernten , daß man das Geld nicht wegwerfen müsse : denn sie schränkten ih ren Hofstaat allmählig ein.

Vielleicht aber bes

fürchteten sie, Fürsten verhaßt zu werden , an

[

206

]

deren Höfen Maßigkeit zu Hause ist , wie am Destreichischen und Preußischen. Die Verschwen dung der Prinzen von Frankreich ward ja in deutschen und französischen Epigrammen derb i Sen mit genommen!

Ob sie aber gleich von vielen Seiten her Uns terstützung erhielten, so kamen sie , bey ihren ungeheuren Ausgaben , doch sehr bald ins Ges drånge ,

und zwar aus Mangel an Gelde.

Dieß sah man , als ohngefähr 400 Deserteurs von dem ehemaligen Regiment Royal- Saxe, auf Verleitung ihrer Officiere , von der Grånze an Condé um Aufnahme schickten,

dieser

aber zurück sagen ließ : daß er sie nicht nehmen könne aus Mangel des Geldes zur Besoldung. Eben dieß machte auch,

daß bey der starken

Emigration zu Anfange des Jahrs 1792 , wo außer Soldaten, auf die Aufforderung der Prin zen, auch viel Gesindel aus Frankreich davon. lief, es den Herren angst und bange wurde , sie alle unterzubringen.

Die Leute machten oben

drein noch Anspruch auf mehr als Besoldung, indem sie ihr Auswandern als eine Wohlthat

[

207

]

für die Prinzen betrachteten; und daher auch noch Belohnung foderten. Die Prinzen ,

um dieser Zudringlichkeit

los zu werden , schickten

abermals einen Auf

ruf oder ein Manifest nach Frankreich , worin fie die Freunde ihrer Sache baten , im Lande zu bleiben, bis sie kommen würden , oder allenfalls an den Gränzen ihrer zu erwarten u. s. w. Nach Einigen sollte dieß ein Kunstgriff seyn; um dadurch den Franzosen gleichfalls zu zeigen, wie wenn sie (die Prinzen ) der Leute schon zu viel hätten ; würden.

und folglich unwiderstehlich seyn

Dieß habe dann Furcht erregen und

Frankreichs Unterwerfung erleichtern sollen.. Die Nachricht, daß Oestreich und Preus Ben nebst dem Prinzen

Heer bald in

Frankreich eindringen und bedrohtermaaßen Al les mit Feuer und Schwerdt verheeren würden, hatte dort , wie anderwårts , einen gemischten, wunderbaren

Eindruck hervorgebracht.

Die

Aristokraten , oder die damaligen Freunde des Königthums jauchzten , die Patrioten hingegen fingen an, doch etwas zu fürchten ; und selbst viele sonst eifrige Mitglieder der National Vers

[ 208



sammlung wollten rathen , aufzuspannen.

] gelindere Saiten

Unerschüttert und sich gleich

blieben nur die Jakobiner ,

diese für

Ludwig so fatalen Sieger über die Feins * de Frankreichs , diese Vertilger der Aristo kratie und diese Schöpfer der Republik. sage und schimpfe ,

Mán

was und wie man will :

ohne die überwiegende Kühnheit dieser Leute, und ohne deren nach tiefer Menschenkenntniß geheim und öffentlich gezeigte Thätigkeit wurde die Despotie der Franzosen - Könige, wenn auch nicht ganz , doch zum Theil wieder hergestellt ; und alle Anstalten, eine angemeßnere, geschweis ge eine republikaniſche, Form einzuführen, was ren vergebens. Dieß lag am Tage ,

und eben dieß war

wohl auch der Grund von dem Befehl des Kais sers , den Feind lieber abzuhalten als anzugreis fen.

Immer hoffte man noch , Drohungen und

Furcht , nebst Kriegs- Demonstrationen aus der Ferne, würden die Franzosen antreiben, die National 3. Versammlung zu zerstreuen " und ih ren König wieder einzusetzen.

Diesem Erwar

ten ist es auch zuzuschreiben ,

daß die verbüns

deten

[

134

]

deten Mächte nicht schneller eilten , Frankreich anzugreifen. Für die Franzosen ſtand auch schon ein nicht ganz unbeträchtliches, aber doch bey weitem nicht hinreichendes Hülfs , Corps auf den Gränzen von Brabant. Dieses Corps waren auch Emigrirte, aber emigrirte Brabånter, Lütticher und Hollän der:

Es enthielt niedrige Seelen, welche raub

ten und stahlen und alle möglichen Excesse trie ben.

Sie blieben, so lange sie, herrisch leben

konnten ; und wenn dieß nicht mehr gehen woll te, liefen sie entweder nach Hause, oder ganz über zu den Franzosen.

Ich habe welche kennen ler

nen , die recht abgefeimte Buben waren , oder Diebe und Räuber.

Ueberhaupt konnten solche

militärische Ungeheuer Frankreichs Sache wenig fördern oder schüßen helfen.

Emigr. Gefch. I. B.

10

Neuntes

Kapitel .

1 Uebersicht der Emigranten- Arméê. Ankunft der . Preus

Betragen derselben . Een .

Emigranten , Gericht , Despotie und Bastille.

Wahrheit zicht vor euch dem Feuerspiegel Ihres Busens einen Schleier vot, Und umſónſt klimmt ihr am ſteilen Hügel, Den des Lichtes Tempel schmückt , empor. Kräfte , fehlen euch, den Weg zu enden und die trüben Nebel zu zerstreun : Wer den Lauf als Sieger will vollenden, 8 Schreite nicht auf Stelzen ein ! Acheron und Anti - Acheron .

Elender und erbårmlicher war in neuern Zeis ten wohl nie ein Kriegsheer organiſïrt , das der Emigranten.

als

Die Sanscülloten waren

zwar sanscullotisch genug ; aber sie verstanden

[ 136

]

den Dienst ; und in Hinsicht des Muths standen die Emigranten weit hinter ihnen. Als jene unter der Anführung der Prinzen sich im Lager bey Trier sammelten; zählten diese Hochſtens 8 bis 10,000 Mann. Aber ein an derer beträchtlicher Haufe stand in Belgien un ter Queille und Egmont; und einen drits ten kommandirte Mirabean Tonneau am Oberrhein in der Ortenau und hernach in Kehl, Am lehtern in Altbreyfach und in Freyburg. Mirabeau einem Orte starb Strom unter von Flüchen auf die Franzosen.

Er war gar

schlecht bey den Emigranten selbst angesehen. Im Jahr 1793 gab der Cardinal Rohan dessen Legion eine andre Gestalt, kleidete sie um ,

erhob sie zum Regiment und ertheilte

ihr den Namen : Régiment de Montbalon ; denn der Herr Cardinal stammt aus dem Hause Rolian Montbafon Guemené. Die bekanntesten Regimenter und Corps, woraus die ganze emigrantische Armee zusam PODER men gesezt war , ( wenn nämlich die disjecta membra , die non bene junctarum diſcor 2

212

[

]

dia femina rerum ein Ganzes ausmachen 4 können) waren folgende :

Das erste war die Legion de Mira beau , wozu noch kamen das Régiment Ro han , auch Alface genannt, und die Cavaliers de Saverne *).

Sie vereinigten sich nachher

mit der Armee unter Condé . Das zweyte hieß das Corps von La Queille und Egmont in den Niederlanden , gebraucht nachher bey der Belagerung von Ryffel oder Lille. R Es hatte zwey * Divisionen , die von La Queille und die von Egmont. **) / Jm Ganzen zählten sie , der Angabe nach , 4000 Mann, also jede Division 2000. Ueber dieses Corps führte, bey dem Abmarsch der Verbüns deten, das Ober Commando der Herzog Luds wig Heinrich von Bourbon , Sohn des

Jak

bidal

*) Saverne , u deutsch Zavern, die ehemalige Res fidenz des Cardinals Rohan. **) Der tapfere Egmont , ein Verwandter der Ahns herren unsers Emigranten frritt ehedem für die Sache der Frenheit , und verlohr feinen Kopf uns ter der Tyrannen des abscheulichen Alva . !.

[

213

]

Prinzen von Condé, ein ziemlich vernünftiger, gefeßter Mann, damals von 36 Jahren. Das dritte war das Corps des Prinzen von Condé, auch hut an

bis 4000 Mann

ſtark, jedoch´bey ' weitem besser als alle übri gen Corps , und der Kern der Emigranten 200 in den Brei saan in de Kai Armee. Dieses serlichen , um die Gegend von Freyburg , und vereinigte sich bald mit Mirabeau . *** Corps des Pro Das vierte war das8 Corpe vence und Artois ,

ohngefähr von 8 bis

die zwar die Die Prinzen hießen 10,000 Mann. enzwar 02 Ober Commanddrs davon ; allein die beyden Marschalle Broglio und Castries waren dur die eigentlichen. Calonne war zwar kein General , doch ging er mit, ohne aber irgend an einer Action Theil zu nehmen. P THÀNH So viel ich habe entdecken können , bestand das ganze Heer der Emigranten aus folgenden Regimenternat

ie enthielt es die 1. An Cavaller ¿ Garde , nebst zv schon oben 3 Regimentern adlicher Jäger mit grüner Uni

[ 214

]

form. Sie waren ein Mittelding zwischen Dras 11.05% goner und Husaren. Dann hatte es vier Dragoner , Regimenter in rother Uniform,,, nåmlich Farques An tichamps, Clermont- Tonnerre und Hart

cour.

Diese Herren waren sonst Generallieuts

nants und Inspecteurs gewesen , jeht aber bes gnügten sie sich mit der Stelle eines Obristen.

2. Ihre Hufaren betrugen fünf Regis menter :

Mirabeau ,

Dumas ,

Bourbon und Carneville.

Choifeul,

Sie waren nicht

alle beritten und eben so wenig alle montirt, fo fleißig auch alle Schneider in und um Cos blenz sich für sie beschäftigten , und so weit und breit her auch alle Juden Pferde für sie 11: aufkauften. Der Pferdekauf wurde immer bes schwerlicher ; denn Maiha auch die Oestreicher , Preu, Ben und Hessen ließen welche erhandeln. #

Jedes Cavallerie- Regiment sollte aus 409

Mann bestehen , aber diese Zaht war nie voll. 3. An Infanterie hatten sie sehr viel, und die Leute darunter waren, in der Schweiß, in den Rheingegenden und in den Niederlans den aufgetrieben und mit

Emigranten aller

[ 215

worden. Art vermehrtt worden. Stärke läßt sich

]

Ihre Namen und

aber nicht

angeben ;

konnten selbst die Prinzen nicht. sache 3 davon

ist leicht

dieß

Die Ur

einzusehen.

Einmal

nämlich hieß jeder gleich Obrist , der ein Corps von

1000 Mann beysammen hatte.

Die

ses Corps führte den Namen des Obristen, Les und zwar von allem Anfang, wenn es gleich erst nur 100 Mann enthielt, auch wohl noch wes niger. Nun fehlte es nicht selten theils am Gel de , theils an Leuten : und Monfieur le Co lonel verkaufte seinen Haufen einem Reichern . So ging ein und dasselbe Regiment vor seiner an Completirung oft durch sechs , acht Hände und führte , der Reihe nach , die Namen aller ſeiner " Es lief am Ende auch wohl gar aus Chefs. einander , oder es wurde einem andern einges Schmolzen. Durch Preußische und Hessische , vorzüglich aber durch Destreichische Ueberläufer wuchsen die Emigranten Truppen stark an, auch troß als ler Uebereinkunst ,

keine Deserteurs von den

Mitverbündeten anzuwerben . Hierin aber mach ten es die Emigranten nicht schlimmer , als die

[ 216

]

Verbündeten , außer , daß diese die Angewors damit man fie

r

benen gleich weiter schafften , a

\nicht erkennen mögte , was aber jene nicht konn=" ten.

Daher geschah es denn , daß die Anges?

worbenen entdeckt und ohne Umstände ihnen wies der genommen wurden.

Auch entliefen viele,

ſobald das Handgeld verzehrt war; und so glich die Infanterie der Emigranten seit 1791 bis zu ihrer Auflösung einer ståten Ebbe und Fluth. Ays Das Betragen der Cavallerie von Adel , aus Ber der Legion von Mirabeau , ging noch so mit: es war das Betragen der übrigen Emis granten; jenes aber der Jufanterie war das Be tragen eines Gesindels , dem nichts. glich , als etwant die Lebensart der Freycorps Mahony , Ottonelli, Michalowiß und der Batails lons von der Revolutions- Armee in Frankreich. * Die nicht- adliche Cavallerie war nicht viel bef fer: es fehlte ihr gänzlich an Diſciplin , ohne welche ein Haufen Soldaten bald einem Haufen. Straßenräuber ähnlich wird.

Exceffe begingen

die Leute, wie wenn sie lauter Cartouche ges weſen wåren , meiſtens durch Betrügen , Stehs len und Rauben auf dem flachen Lande, wenn

]

( @ 17

gleich auch, die Städte nicht verschont bfießen. Kam nachher jemand klagen : so war der Vor gesezte entweder nicht da , oder es hieß

man

verstehe die Sprache nicht, der Klåger würde sſich irren : man könne von dem und dem sonst so braven Burschen so etwas kaum glauben; oder man wolle bey mehr Zeit den Diebstahl u. dgl. untersuchen

,

und dabey blieb es

fast immer. Car Im Y Dorfe: Dieblich , anderthalb Stun, den von Coblens , stahlen die Husaren von Choifeul einem Bauern allen Klee in einer Nacht.

Der Bauer klagte beym Obristen D

mas ; und dieser wollte ihm funfzig Hiebe aufs werfen lassen !

Andere verlangten , die Leute

sollten allemal den Thåter mitbringen ; aber wer konnte das

da die Emigranten nie allein steh

len gingen, nie ohne Pistolen oder andere Waf fen ?

Wer untersteht sich,

einen gewaffneten

Spißbuben anzugreifen? Einige Mal geschah dieß doch, und dann Heß der Borgeseßte, die Ertappten mit 24 Stunden Arrest hinlaufen, oder wenn das Verbrechen gar zu arg war, und eine starke Ahndung verdient hatte , vertauschte

[ 218

]

der Colonel die Schuldigen, und gab vor: sle litten ihre schwere Züchtigung im Hauptquartier. K Es ist zwar an dem , daß unter allen Sol daten Exceffe vorfallen ,

besonders Dieberey ;

allein wenn je ein Corps hätte gute: Disciplin halten müssen: so mußten's die Emigranten in Deutschland.

Sie waren ja als Flüchtlinge da

hin gekommen und hatten bloß eine prekåre Eri stenz darin.

Sie waren also den Deutschen, als

ihren Wirthen und Wohlthätern Achtung und alle mögliche Schonung schuldig.'"an Genug, ་ "um einzusehen , daß auch das Militår der Emigranten war , wie ſie : undankbar , frech, stolz , unwissend , waste,

wenn nicht gar die

Quintessenz alles Wegwurfs.

Doch ich fahre

fort , weiter zu erzählen. Die Preußen kamen endlich 'am Rhein / an , nachdem schon (wie die Emigrantón Bemer ken wollten , und nicht ganz unrecht), der beste Theil des Jahres vorüber war. Man hatte gar nicht geeilt, und hoffte noch immer, daß die Franzosen im Innern eine Aenderung treffen und das Kriegführen überflüssig machen sollten. Die Ursachen , dieß zu hoffen , sind schon angegeben,

[ 219

]

und wegen Polen damals wünschte man noch mehr, zu Hause bleiben zu können. Coblenz war bestimmt, die Preußen aufs zunehmen ; in Coblenz aber hatten die Emis granten ihr Hauptwesen. Sie mußten dieß Wes fen fahren lassen , und die Stadt räumen. Dieß war ein Donnerschlag für sie. Als der Herzog " von Braunschweig seinen Einmarsch in . Coblenz hielt, ritt Broglio , Castries and Bourbon neben ihm. Der Herzog zog seis nen Degen ,

als Befehlshaber , und fluchs flor

gen die großen Diachschwerdter der Herren auch heraus.

,, Meine Herren, " sagte der Herzog,

,, Sie sind hier nicht an der Spiße Ihrer Trups pen ; stecken Sie Ihre Säbel nur ein. "

Uns

willig folgten sie, und verließen den Zug, sobald " Coblenz verließen. sie mit Ehren konnten. sie nicht eher, bis man sie mit Ernst heraus wies. Calonne hatte daselbst einen ordentlichen Senat angelegt, welcher anfänglich bloß Emis granten , hernach aber auch Unterthanen des Kurfürsten , ja , selbst fremde Reisende vor sich zog.

Es ist ein Grundsah des Staats- und

Völker Rechts , daß die hohe Gerichtsbarkeit

220

[

]

an dem Besit des Bodens hängt.

Wer sich

folglich in einem Lande aufhält , kann bloß vor das Gericht des Landesherren gezogen werden, und nur dieser hat dann Macht über ihn.

Die

Parlamente in Frankreich und Ludwig der Wierzehnte zürnten mit Recht , als die Kd nigin Christine den Monaldeschi , ih ren ehemaligen Liebling , auf französischem Bos den eigenmächtig hinrichten ließ, In Coblenz kümmerten sich die Emigran ten um Landesherren : Recht fast gar nicht : fie bildeten einen · gleichsam ganz unabhängigen Stagt für sich.

Aufangs errichteten sie nur eis

nen Senat, und Ealonu e dirigirte ihn ; nach: dem aber der kucfürstiche Minister Diminis que sich den französischen Prinzen ganz und gar ergeben hatte, erhielt der Emigranten2 Senat fast mehr Ansehn , als die kurfürstliche Regierung selbst.

aided on

stelse

Dieses ConfeiloderBureau Français mag te sich alle Gewalt ay , erließ, Proklamationen, und betrug sich überhaupt, wie ein völlig orga nifirter Gerichtshof.

Selbst kurfürstliche Sols

daten mußten Calonne's und Priorans

[

221

Befehte helfen ausführene mals beynahe in

darauf es in Paris, ging. Probe !

Kurz , es ging das

Coblenz,

wie das Jahr

Nur Einiges zur

pokalane r

Ein Dragoner

Hauptmann diente unter

der Garde des Artois

verließ aber seinen

Posten aus Aerger über Calonne's Despo tie. Bald nachher erzürnte ihn sein Stallknecht, und er gab ihm einige Riſſe.

Der Stallknecht

rief Calonne's. Trierische Wache zuHülfe, und da diese Miene machte , den Hauptmann eins zustecken , widersetzte er sich , wurde aber der, maßen mit Bajonetten verwündet , daß er wie todt hinfiel und erst durch eine lange Kur herges stellt werden konnte.. Er erhielt keine Genugs thuung, so sehr er sie auch suchte. Zu Paris hatte das Volk den 14ten Jul 1789 die Bastille erstürmt und zerstört ; aber Calonne konnte diese Stüße des französischen Despotismus nicht vergessen , und machte aus der Festung Ehrenbreitstein bey Coblenz eine neue ‫ ܐ‬Bastille. Jeder Verdächtige , der dem Minifire de Police verrätherische An schläge zu hegen schien , wurde dahin gebracht,

[ 122

]

und nicht selten ohne ! Anklage

und

ohne

Beweis. Ein gewisser Graf Usy , bey Auvergne ,

ehedem Major

ein bey seinen Untergebnen .

allgemein beliebter Mann , schrieb das Elend won Frankreich vorzüglich den Bedrückungen des Adels und der Geistlichkeit zu , und dich selbst in Coblenz.

Er bekam darüber Händel mit

einem Grafen von Onis, ihn auf die Klinge.

und dieser foderte

Onis hatte sonst * als

Leutenant bey Royal Contois gestanden , fiel aber in den Verdacht der Feigheit, zum Regiment Poitou.

und kam

Usy erſchien , trok

Calonne's Duell Verbot ,

entwaffnete sei

yen Gegner, und versöhnte sich mit ihm gleich auf dem Kampfplah.

Onis indeß haßte den

usy, und gab ihn wegen seiner Aeußerungen an bey Prioran.

Prioran ließ ihn gleich

auf die Festung bringen , ohne ihm auch nur sein Verbrechen bekannt zu machen.

Hier saß

er sehr lange bey schlechter Nahrung.

Wie

Usy , mußten binnen s Monaten mehr als 100 Edelleute auf die Festung wandern. diese Gewaltthätigkeiten zu koloriren,

Um ersann

[

223

]

Calonne und sein Anhang allerley Meutes reyen und Verschwörungen

gegen

Artois ,

welche aber nie sich gezeigt hatten. Artois glaubte : Erdichtungen , und Calonne ward ihm desto unentbehrlicher. Ein Abbé,

Namens Draveau , Ahatte

einen vollgeschriebnen Bogen Papier auf dem Tisch eines Gartenhauses liegen lassen. Marti von Sieste fand ihn ,

Ein

erkannte die

Hand, und überlas das Geſchriebne' aus Neus gier.

Auf dem

Bogen

stand Folgendes :

,, Mennius verglich in seiner Schußrede den Staatskörper mit dem menschlichen Körper, " 29 und behauptete, der Adel sey der Magen ,, darin.

Richtiger vergleicht ihn ein anderer

99 Schriftsteller mit einem Geschwulste ,

der,

"" ohne ein Theil des Körpers zu seyn , auf Uns ‫ܓ‬ des Ganzen wächst und sich nåhrt.

;, kosten

,, Soll der Adel ein Antrieb werden , dem Beys

"" ſpiel der Vorfahren nachzuahmen : so wird er

92 weit machtiger wirken , wenn die Kinder al ,, les durch sich selbst seyn müssen und ,, nichts durch ihre Våter.

Erblicher

Adel

"" ist ein Pasquill auf die Thorheit der Sterblis

[ chen.

C

224

]

Wir albernen Geschöpfe ! Wir las

,,sen uns nach Racen schäßen , wie die Hunde

" und Pferde : laßt uns doch Menschen were den und zeigen, daß wir weder Hunde noch ,, Pferde sind! - Freilich, die Könige ! Aber 19 in Frankreich

was gab's da für Könige?

,,Philipp von Valois ließ ohne alles ge ,, richtliche Verhör 14 Edelleute aus Bretagne, ,, die er auf die Hochzeit seiner Tochter geladen ,, hatte, durch den Henker erwürgen. König ,, Johann sagte : Wenn Treu und Glauben 4 sich auf der Erde verlohren : so müßten sie sich ,, wiederfinden bey dem König von Frankreich.

99 Und unter keinem König gab es eine årgere „, Münzverfälschung , als unter diesem König 29 von Frankreich ! Den Spartanern zeigte man

,, die Heloten , um sie vor der Trunkenheit zu „, warnen ; Uns muß man Ludwig den Eilfs „ ten zeigen ,

diesen Gevatter des Henkers,

"" um vor Monarchen Regierung Abscheu zu ,, erregen. > Selbst Duclos , sein Vertheidi:

,, ger , sagt : Um sein Schloß stand nichts als ,, Galgen.

An diesem Zeichen erkannte man

99 den Wohnort des Königs.

Sein Vergnügen "" war,



[ 225

]

,, war, eiserne Käfige bauteazza laffen ; und die „ ungeheulen Ketter;: nidiele verfertigen ließ, 3, wandte man feine Tächter , weil er sie solch te.

Bekam ein Angeklagtet die Fahren

so

1, standers gewöhnlichichinter einem Echtime, ! "" indem.ordbefürchtetes die Diishter omöhten zu z, menschlich erfahren. 10.Mdchrals 14066 Men schen huite ohne Untersuchung durchheker ,, entleiben lassen .

Alsterdseinen Vetterssen

,, Herzog von Nemours hiarichten ließyließ Molefinder neben ihm auf das Schafor 2.9 stellen, damit das Blut ihres Vaters sie bes

,,sprisen mögte. Nachher ließ er* die Prinzen Biorace "" in Gefängnisse sperren, deren Fußboden aus ve you at 790 eifernen Spißen bestand, um ihnen keinen » Augenblick Ruhe zu lassen.

Jede Woche wurs

den sie, zweymal herausgebracht, gepeitscht ( 11: Kotou slodavacke 99 und alle drey Monate MReines Zahns beraubt. 3 ,, Franz der Erste behandelte Frankreich als / ;; ein Landgut, das ihm:eigen gehöre. ,, ein ungerechter Fürst

Er war

Den Berkauf der B

,, dienungen machte en aum Gesez... | Er war ,, ein Heuchler und endlich, rißn die Luftfeuche „, dahin.” Franz der Zweyte machte in ci Emigr. Gesch. I. B.

P

NEMERA

[ 226

]

her Stegic ang wong Monaten Bankerott, A verbot seinen Gläubigern ,

bey: Todesstrafe,

ihre Zahlung zu foderà , slteß Tausende won 4 Bürgen hiarichten und wüthete gégen sein . Man wird ſagen : a der Cardinal „ eigen Blut……… 44von Lêtharingen habe das alles gethan…… Nein ! „ Die Berbrechen der Minister sind Verbrechen „ der Fürsten .

Derhirt muß dafür sorgen,

1,5 daß er die .Heørde keinem tollen Hund vers traut. “ u. Smid &awans do now wormac

1514Der Martí, eni blinder Aristokrat , läuft entrüstet , mit ebnen zu Calon : st """ dem Geschri 1. he, "und nach Verlauf einer Viertelstunde brachte man den Abbé nach Ehrenbreitstein. Ich sprach ihn den Winter darauf zu Lüttich , und er wollte, als Schriftsteller, jene Stelle bloß bey Gelegenheit deren abgeschrieben haben , um CONG Inhalt historisch ausführlicher zu prüfen. So hierdie Wie kannibalisch man Sägen der Vorzeit,

den Verfasser der

oder Herrn Wächter ,

sonst Veit Weber genannt , nebst deſſen Reises

ONE gefährten in Coblenz behandelt hat, steht im Septemberſtück des Lafontaineschen Museums

[

227

]

für das weibliche Geschlecht ( 1797 ) von Seite 228 bis 232. Selbst der gerade, wackere Las 1 fontaine ward der Hauptvermittler zur Be freyung der unschuldig und entseßlich mißhan wh delten Reisenden.

In

mal

Und diese emigrirte Kannibalen waren, eben die Menschen (wie Lafontaine hinzusest) eben die Franzosen , welche über die blinde , un gerechte Wuth des Pariser Pöbels schrieen * und Himmel und Erde in Bewegung sekten , jenen Pöbel von der Erde zu vertilgen! T Unter Calonne's

ften , gen- Ansti Anstiften

ich will nicht fas

doch Zulassung , schrieb zu

Coblenz

des Jahrs 1791 ber vom n Ende t Co Pasquillant Súleau ein Wochenblatt oder Journal, dem 1 er noch andre Schriftchen bey fügte , um die Absicht und den Gang der Revo lution auf gut emigrantisch darzustellen.

We

der den König , noch die Königin , noch Pro vence, noch Leopold, verschonte er ; und wer gut davon kam " ,, war bloß Artois und Calonne nebst ihren Anhängern, Broglio,

P 2

[ 28

] Provence,

Caftries ( und : Bouillé .

welchem nebenher sehr unsanft mitgespielt wur Se, drang auf das Verbot diefer Schriften , zu mal des Wochenblatts , Journal des Princes de France , Frêres du Roi betitelt.

26

lein Calonne's Policey Direktor wußte al tesso einzurichten , daß das Journal nicht ver 2 boten wurde, sondern nur den Titel andern mußte , und von der Zeit an Journal de là Contrerévolution hieß.

Nun sollte es "geb

ten als Antipode des Pariser Wöchenblatts,

Journal de la Révolution.

Zugleich beſtell

te man einen Censor , welcher das Manuskript vor den Druck durchsehen sollte.

Dieser Cen

sor hieß Christien, und war chedem Catons He's' Bedienter gewesen.

Der Ton des Jour

nals ånderté sich aber nicht , es seitdem noch eifriger.

und man ſuchte

Condé und Pro

vence fanden das Unwesen endlich zu arg, und nun w

Süleau und der Censor 3 tierischen Soldaten im

Christien von den

Februar 1792 aufgehoben, und auf Ehren 7 breitstein eingesperrt. Sie entwischten aber bald darauf durch Calonne's & 02

Vermittelung :

[

229

]

und Süleau ging nach der Schweiß, sein allein man verbot

Journal dort fortzusehen ;

Nachher schlich er wieder nach B Paris , > schrieb dort ein ‫ ܠ‬royalistisches Journal, • und ward den 1oten August 1792

ihm dieß.

ein. Opfer der Volkswuth. 100 e 130

mi

*50

1969

Typogra

བྷ་ སུ་ དེ

Hom

2030

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Saman 990744

da sid

18

CE

Jedn

MARSH

44 Zehntes

Kapitel.

C

Der Schein trägt , wie oft die Hoffnung . Manifest des Herzogs von Braunschweig . i Die Emigranten in Preußens Schule .

w

Wollen die Jünglinge Babels,

die zierlich

Balhamduftenden Knaben ,

gelockten, die kürzlich vom üppigen

Shrer Dirnen geriffen ,

aus goldnen Helmen iht

Busen

lächeln, Wollen die männlichen Weiber , geübter zu Kämpfen der Venus, 1 Als zur blutigen Arbeit der Schlacht Woden diese den Sieg entwenden ? Wieland im Cyrus .

Die ersten Emigranten, Haufen , welchen die Preußen ohnweit Limburg zu Gesichte kas men,

waren die sogenannten Gensd'armen.

[ 230 Dieß

von außen

]

prächtige

Corps enthielt,

800 Mann lauter starke Edelleute, deren jeder, seine ache, Zoll preußisch maß.

Sie,, machten

Mann für Mann grimmige Gesichter, so grims, mig , wie der allmächtige Säbel an ihrer Seite., Das Rasseln desselben beyn Ausziehen ,

Einstecken und

machte ihre Pferde scheu,

und

um fie davan zy gewöhnen , widmeten sie dem Manöver des Säbelzichens täglich einige Stung den.

Da aber ihrer wenige im Reiten geübt.

waren: so purzelten bey dem Commando: tirez le fabre, ihrer sechs, acht auf den Boden hin.. Ein Exercitium dieser Art machte viel Spaß, zumal denen, welche von dem Handwerk Kennt niß hatten.

in dunded

Im Vorbeygehn , merke man , daß Reiten Lernen außer dem Soldatenstande die Sache der französischen Edelleute eben nicht war.

Der

General unserer Gensd'armen und dessen Adjus dant konnten reiten ; die andern fast alle nicht. Eine halbe. Escadron Preuß. Hufaren håtte den ganzen Haufen von ihren Gaulen werfen, und diese mitnehmen können.

Die Pferde schienen

sich an das Säbelzichen durchaus nicht gewdh;

1

[ 232 ] nen zu können.

Einmal nämlich schlug ihnen.

die stark überblechte Scheide oft unter

den

Bauch und zwiſchen die Hinterbeine, und dann/ machte der Reiter , um den beynahe bis auf den StegreifHangenden Säbel in die Höhe zu bvinz

8 gen , allerley seltsame Bewegungen ,

die den

Gaul noch mehr inkommioðirkén,Ledaigeek Der General ſahreinſt,

daß ein Gens

d'arme beym Ziehen des Säbels , sein Pferð durchaus nicht zum Ruhigseyn bringen konnte. Er fragké also, was er denn machen würde, wenn sein Pferd sich nicht daran gewöhnte?

Ich werde den Sabel nicht mehr stehen. Es giebt aber Fälle , wo der Säbel unents behrlich ist.

@ qim

Dann schlage ich mit den Händen drein. Waren das nicht geübte

Gensd'armen ?

Und diese Leute hießen die Auserlesenen des franzöſiſchen Adels ! Sie ſelbſt nannten ſich not tha L'élite de la nobleffe .

Die Preußen wunderten sich anfangs über bie schöngewachsenen Reiter, aber bald sahen ſie deren elende Soldaterey und fingen an, sie ſie als Soldaten zu verachten . Deng

[ 233

]

Nichts hat die Emigränten mehr aufgel bracht , als daß sie den Preußen in Cobleng 9 Platz machen mußten. Ihr Aerger ging gar in Haß und Verachtung über , als sie erfuhren; daß der Herzog von Braunschweig

das

Oberkommando sogar über ihre Anführer führeit 60 ſolltest Biar soll der Plan erst gewesen seyn , Die Preußen bloß als Hülfsvölker der Prinzen agiz ren zu lassen.

Dieß war wenigstens die allge

meine Erwartung aller Emigranten.

Nachher

soll man diesen Plan geändert haben, besonders wein acfunden hätte , daß die Prinzen bey nachdem

nicht an Mannschaft und Munition hatten , was man nach ihrem Vorgeben erwars tete.

Auch sagte man , hätten dazu beygetra

gen die unter ihnen bemerkte Cabalen , und vor, züglich Calonne's Streben , seinen Artois überall vorzudringen , selbst ohne Rücksicht auf Provence oder auf Ludwig den Sechs zehnten. Ich kann nicht bestimmen , ob und in wie fern dieß wahr ist ; aber wer könnte glaus ben, daß ein Herzog von Braunschweig

[ 234 ] fich französischen Prinzen håtte untergeben wol len? Auch schon in der Erklärung # Friedrich Wilhelms des Zweyten

an, den 3 Kaiser,

verspricht ersterer , den Feldzug gegen die Frans zofen in eigner Person mitzumachen. wollte Gustav der Dritte ,

Eben dieß

und er würde

es gethan haben , ohne die Dazwischenkunft des Ankerströms. 2 Dieß dünkt mich , zeigt wohl genug, daß jenes Sagen bloß ein Propukt des Hochdünkels der Emigranten war. Der Plan dieser Herren ging laut ihrer nach Frankreich geschickter Manifeste auf nichts an ders , als auf ein • schnelles Wiederherstellen der alten Verfassung ,

und daher årgerten sie sich

immer, daß die Europäischen Monarchen nicht, wie sie wünschten ,

blihweise zufuhren.

In

Rußland hatte man ihnen Beystand genug vers sprochen ;

aber Catharina ließ immer nur

mündlich oder schriftlich marschiren.

Gustav

war todt; also nur noch Franz der Zweyte und Friedrich Wilhelm,

nebst einigen

Reichsfürsten, blieben ihre Stüße. rüsteten sich ,

wie wir wissen,

Diese aber

langsam,

und

selbst noch, als sie endlich dem Rhein ich nåhers

[

235

]

ten, gings noch immer zu unrasch.

Immer

noch schienen die Alliirten auf die erwähnte Nach richt aus Frankreich zu rechnen ;

immer noch

11

hofften fie, ; daß der König die oberste geseß, gebende Gewalt wieder erhalten würde. Allein sie rechneten, sie hofften vergebens ; und da endlich Ernst nöthig ward, rückten die Ars Die Emigranten machten 2194 Plag, und zogen ſich nach Bingen hin, zum meen sich nåher.

Diese , für ſich, . " Håtten in Coblenz bleiben können; allein ſo Hauptquartier ihrer Prinzen.

wohl sie, als der stolze Calonne wollten es erniedrigend für Bourbonen finden , sich an einem Orte aufzuhalten , wo nicht ſie , ſon dern ein fremder Fürst zu befehlen haben sollte. Daß aber der Herzog , welcher nicht in Co, blenz, sondern im Dahl, einem kurfürstlichen Schlosse am Rhein , sein Quartier hatte, selbst befehlen41 wollte , fanden sie bald.

Nachdem sie gen Bingen herauf waren, übertrug der König 1von Preußen oder vielmehr der Herzog von Braunschweig , A der långst merkte, woran es Noth that , die Anordnung ihrer Corps dem Preußischen General Lentes

1/

[ 236 ] Haft von der Cavallette, dem Herra von Schönfeld.

Bich kränkte die Herren wieder,

höfeld seht um sie ber und dochhat sich 3 dient gemacht , "vorzüglich " bey ihrem Nückzug aus Champagne? moim tomuto Benson 20thmbor HOME fernern Uten und Sammeln bes Zum stimmte man ihnen die Gegend von Trier an über den 110 Hundsrück bis nach Bingen, nebst den Dörfern längs der Nahe zwischen Kreuznach und Maynz, und einem Theil des Rheingaus.

In allen Gegenden hatten sie

vorher schon gehauser;

nun aber lehrte Herr

von * 107 Schönfeld ſie , hübsch Mannszucht halten, W3 7 Bey der Musterung fand sich, daß nicht ein mal alle mit Waffen versorgt waren ; und als Schönfeld dieß an den König berichtete der Kurfürst von

Maynz

gab

(verführt” theils

durch eignes Interesse, theils durch hohe Vors Spiegelungen der Prinzen , und angekirrt durch die Schmeicheleyen vorzüglich der

vornehmer Franzöſinnen,

nichtswürdigen Herzogin von * Choiseul, so sehr sie seiner sonst spottete ,)

[

237

]

dem damaligen Auffeher des Mayüzer. Zeughau, fes, Befehl, 10,000 Flinten, 12 Kanonen und eine Menge Munition an die Truppen derPric zen abzugeben , aber in möglichster Stille. Der Herr Kurfürst fühlte gewiß selbst, daß er Unrecht hatte, ein Zeughaus in einer Festung zu Plündern, welches nicht ihm, ſondern zum Reich gehörte ; über welches folglich nicht • Er fort dern nur das Reich verfügen konnte.

Viels

mehr hatte er, als Kurfürst und Reichskanzler, die hohe3 Pflicht auf sich, die Nechte des Reichs, nebst dessen Ruhe aufrecht zu erhalten, und doch gab er Befehl zu einer Handlung in möglichster Grütles von der er selbst einſah , daß sie nicht öffentlich geſchehen dürfte ! Preußen, nach Hergewecktwegen seines Geparatfriedens, rúgtean den Rheinfürsten weitergeres als dieß. Karz, man vollzog den Befehl, und bey hellen W Sommernachten wurden die genannten Waffen aus dem Zeughause in die dazu bestimmten Schiffe abgeliefert, und mit anbrechendem Tage den Rhein hinab den Enrigranten zugeschifft. Aber auch dieß erfuhren die Pariser ; und Cu ftite : echiele nachher : Befehl , dem Kurfürsten

[ 238

]

dafür sein Maynz nach dem Kriegsrecht wegs sunehmen.

Ich zweifle,

daß der König von

Preußen und der Herzog von Braunschweig um diese constitutionswidrige Y Plünderung Heis nes

Reichszeughauses

gewüßt

haben.

Sie

håtten,sonst nur Blößen auf Blößen gehäuft, und ihre Rplik würde dann sie selbst getrof

$12040

fen haben. -

TK Bud

Der König von Preußen und der Kaiser fas men, persönlich in : Maynz zusammen , und Hier wurde das mysteriöse Manifest aufge

1 seht, welches der Herzog von Braunschweig her. nach unter seinem. Namen produciren mußte. Dieser illüstern Zusammenkunft wohnten mehrere Fürsten bey , namentlich die beyden Prinzen von Preußen , der Herzog von Braunschweig , der Landgraf von Heſſen : Caſſel , der Landgrafvon Darmstadt

der Markgraf von Baden , der

Fürst von Nassau Bischof zu Speyer.

Weilburg , und der Fürst. Der jezt verstorbene Kurs

fürst von Kölln war auch da, aber incognito und als ein Graf. Das Manifest wurde in Maynz gedruckt -

und dann in Deutschland, und in

[

39

Frankreich ausgetheilt.

]

Die Folgen davon konts

men weiterhin vor.: *))1.5 tot

de

ba

Der Prinz von Condé kam auch nach Maynz und zwar auf hohem Fuß, in einem mit sacht Pferden bespannten Wagen.

Er stieg

in einem Gasthofe ab, und erhielt , wie schon vorher geschehen war , eine ganze Compagnie Grenadiere zur Ehrenwache.

In Stiefeln eilte

er nach den hohen Gästen und , gestiefelt , vers Langte er dem Kaiser und dem Könige vorges stellt zu werden.

Die Hofmarschälle entschuls

digten sich , daß sie ihn nicht melden könnten, weil er in Stiefeln sey , und dieß gegen die Eti kette verstoße.

Rergerlich über diesen Vorfalh

tehrte er in den Gasthof zurück; ließ sich beschur hen und kam wieder , f mußte aber nun Geduld haben , bis die Tafel aufgehoben, war. dominican Goranis Briefe an den Herzog van Braun: ich d to eis ist das Beste , was man über jenes Mas nifest lesen kann. Auch im dritten Theile von Herth Laukhards merkwürdiger Biographie fins det: man, vieles , was hier reichlich Auskunft giebt. Der sonderbare Mann hat zum Erstaunen scharf zugesehen, und macht, wenn er berichtet, gar nicht den Höfling.

[

240

]

Der Katser empfing ihn in Beyseyn bod gan zen Hofes und aller Zuschauer auf der Suite ch der Aus

te. Condé bat den Kaiser, daß or

grwanderten thårigß? annehmen wollen: wllein Franz der Zweyten antwortetë mik auffallew . ver Kürze: ,, Die Franzosen haben mitsdei Krieg angekündiget: den werde ich ausfähdea ; Condé

das Uebrige geht mich nichts an

hatte das nicht erwartet und verließ Maynz aufs baldigste.

Freylich konnte ein : Condé. mit

diner Aeußerung dieser Art nicht fehr zufrie Qual den seyn. Bennyman´diefes «überlegt ,

aber auch

dagegen hält, welche Beystands - Verſicherungen ote andern Prinzen

befonders

Artois , e

halten haben : in der That, man kommit auf den Gedanken :

Calonne müsse wider Condé,

und dessen Person heimlich maſchinirt haben. Dieß wird sogar wahrscheinlicy, wenn man be den Zug nach Cham . ༈ ;3 ; Y pagne -2 nicht mitmachte , sondern erst nach dem

denkt,

daß Conde

zurück

nachh

Breisgau ,

und

Worms ging ,

und dort den Sommer über

im

nachher

Bischofshof residirte.

Die Stadt Worms

[ 241

]

Worms machte noch eben deßwegen dem Kur fürsten neuerdings die triftigsten Vorstellungen # und zwar zum dritten Mal, allein noch immer vergebens.

Schrecklich war daher in der Folge

die Rache , welche die Franzosen wegen dieſer ihren Feinden erwiesenen unzettigen Gastfreund schaft td genommen haben, sogar an dem Bi schofshof.

Man lese den II. B. der ,, Neues

sten Staats, Anzeigen "

144 u. f. f.

Als das Manifest des Herzogs von Braune schweig verbreitet wurde, beglossirten es die Emis granten auf die seltsamste , und nicht selten auf eine sich komisch tragiſch widersprechende Weise, Ich will , nur eine davon anführen , die einen starken politischen Kanngießer zum Urheber hats te.

Er hieß Düaret,

und råsonnirte, wie

folget : ,, Das Manifest hat einen Ton, hat Grunds ,,fäße , die auf eine versteckte Politik , wie mich ,, dünket , hindeuten.

So unhöflich stark sprach

‫ دو‬der Preuße noch nie, und wohl noch weniger ,, der Herzog von Braunschweig.

Gerade der

23 gebietherische, herabseßende Ton darin kann ,, unsern König das Leben kosten ; und aus uns Emigr. Gesch. I. B.

[ 242

]

,, kann erLeute machen, die Zeitlebens den Wants ,, derjuden spielen müssen. ,, erklären.

Ich will mich näher

Statt zu zittern und durch Furcht

,, zum Nachdenken " gebracht zu werden, wird ,, die National - Versammlung die Achseln zuż ,, cken; und das Volk, durch die Jacobiner auf ,, gehegt , wird wüthen und in Verzweiflung ,, zum Aeußersten schreiten.

Der Ton in den

"2 Zuſchriften an unsere Nation von Bouillé ,, und von unsern Prinzen hat viel Aehnliches mit ,, dem Ton in dem Manifest des Herzogs , und ,, dießstimmtsogar üherein mit deren Grundſäßen.

"" Wie nun unser König beschuldigt wurde , an ,, den erstern Antheil gehabt zu haben, so wird ,, man ihn wieder beschuldigen , daß er ihn auch ,, an den Lestern habe : und dann ist er und sein „ Thron verlohren. Man wird es gewiß nicht S ,,vergessen, daß unsere Prinzen öffentlich gee

,, sagt haben : ,, Der König wolle , was sie wol ,, len. " 55

Kurz, es scheint, daß hier eine Politik

", im Spiel sey, die alles anlegt , den König ,, und das Königthum in Frankreich ganz auf

" die Seite zu bringen.

Ein einzelner Kopf ist

, durch Hausverträge ,

Cheverbindung u. dgl.

[

243

]

,, leicht zu gewinnen ; und Oestreich benußte seine „, Prinzeſſinnen dazu långst.

Mit einem ganzen

Staat hingegen hält das schwerer , zumal mit ,, einem republikanisch geformten. Das Wetters

n ,, leuchten republikanischer Ideen merkt man in ,, Frankreich lange: und wer weiß , ob das Mas ,, nifest sie nicht stärker soll wecken und allgemeis ,, ner machen helfen ? Frankreich ,

als Königs

thum , war meistens auf Seiten Deftreichs ; „, auf weſſen Seite wird aber Frankreich, als Repubkk, seyn ? Ohne Zweifel auf Seiten. ,,seines natürlich Alliirten. Und wer ist der? -

"" Ich fürchte, ich fürchte !" u. s. w. Hieran ," dent' ich , werden meine Leser ges nug haben , um auf noch seltsamere Arten , das Manifest nach Emigranten Politik auszulegen, Berzicht zu thun.

Die angeführte Art, nach

dem Poft hoc , ergo propter hoc zu bes ftätigen oder sie zu widerlegen , ist hier nicht nö thig : ich mache nur den Historiker.

Die Bela

gerung von Maynz ist ja auch dawider, wie die Schlacht bey Lautern. Da der Herzog versprochen hatte ,

keine

Eroberungen in Frankreich zu machen , (wel D. 2

[ 244 ] ches, wie Desodoars anmerkt, ohnehin nicht möglich war) : so blieb die ganze franzöfifche Monarchie zusammen, und die Prinzen blie ben die Erben der Verlassenschaft ihrer Vorfah ren.

Der Adel durfte alsdann hoffen, daß

ihn ,

als seinen

Retter ,

der König

wies

der in seine alten Rechte einsehen und den Nicht: Ausgewanderten ståts vorziehen würde. Die Geistlichen frohlockten wegen des Ver sprechens in Rücksicht auf ihren Altar, und so gar Einige hielten den Herzog und den König von Preußen für - Kryptokatholiken.

Wenn ich Kleinigkeiten anführen wollte, so könnte ich unter andern noch melden , daß die Herren Prinzen von Frankreich und die von Preus Ben viele Ursache fanden , miteinander unzufries den zu seyn.

Die Französischen ließen zwardem

Könige alle Ehre und jeden Vorzug , aber seis nen Söhnen waren sie, nach ihrer Meynung, als Abkömmlinge eines åltern Königshauses, überlegen.

Sie erklärten ſich darüber nach ihrer

Art deutlich genug , und die Prinzen von Preus Ben, als die Klügern , fanden für gut, den kurze,

[

245

]

sichtigen Stolz der Herren Exprinzen merklich talt abzufertigen. " Prinz Ludwig , Sohn des Prinzen Fer dinand, soll nachher von prinzlichem Bauer: stolz auf die drolligste Art gesprochen haben. Als sie in dem Wort Dauphin (welches auch einen Seefisch bedeutet , den die Fabel Nas turaliſten für unsterblich erklärten) wer weiß was für geheime Pråſagien für dieEwigkeit des fran + zösischen Throns haben suchen wollen , ſoll er laut aufgelacht haben. Mit den Preußischen Officieren konnten die Officiere der Emigranten vollends nicht auskom, men. Jene verstanden meiſt das Franzöſiſche nicht ; und kein Frånzösisch- Verstehen ist bey solchen Halbköpfen schon unverzeihlich. Anfangs ſchwirr ten sie um die Preußen herum, und håuften Frage auf Frage ; aber man ließ sie fragen. Wegen der strengen Subordination hielten sie die deutschen Truppen für ein peuple esclave. Ihrer mehrere trieben es oft gar laut , und man wurde genöthigt, sie einzustecken.

Sogar in

ſultirten Einige im Lager bey Longwy die Wache ;

aber der Generalleutnant von Lot :

[

46

]

tum ließ Re zwey Tage einfißen , so sehr auch andere Emigranten sich für sie aufs Bitten legs ten.

Lasse ich fie los, sollte Herr von Lottum

gesagt haben, so denken die Kerls, wir verſtün, den 4 den Dienst nicht und ließen uns von jedem $

hudeln.

Auf den Säbeln der Gens d'Armen stand ein Kreuz mit der Beyschrift :

In hoc figno vin

ces (in diesem Zeichen wirst du siegen. )

Dieß

war nach einer vorgegebnen Erscheinung Cons stantins des Großen ; aber Constantin siegte und die Emigranten - fühlten dieWahr, heit des lezten Motto's.

TAX 1011 14ta/w

Vi

Joe bop bus

ghEilftes

Kapitel.

Unkunft Revue und Marich der Preußen . Rep * Marsch der Emigranten , Der Zehnte Benehmen . August 1792. Einrichtung . Belagerung. 100 M

Dich selbst, o Vater der Wesen,

er der Freude , die sich aus deiner unrende: Geber lichen Fälle,velenj Durch die Welten umher zu allen Erschaffnen ergießet, Dich selbst nöthigt die Wuth der Störer dei

ner Gefeße, Die das Zögern der Strafe zu neuen Empd rungen anreißt, Oftmals von der entheiligten Erde dein Antlig zu wenden ! Wieland im Chrus ,

Obgleich die Preußische Avantgarde schon am 3ten und 4ten Jul Coblenz erreicht hatte :

[

248

]

so tam boch der 22fte heran, ehe das Lager vor der Stadt von den nachkommenden Preußen bes zogen wurde.

Man nahm sich Zeit,

machte

eitel kleine Märsche zu 2 bis 3 Meilen täglich, und hielt alle zwey Tage Ruhetag.

Erst am

23sten Jul erschien der König und hielt den 25sten u. 27sten Revie.

Den 16ften regnete es

wie gegossen. Der Kurfürst von Trier, um Friedrich Fr Wilhelm ehrenvoll zu empfangen , ließ beys nahe alles Pulver verschießen , welches auf Eh renbreitſtein zu finden war ;

aber der König

bezeigte an diesem Spielwerk nicht das gerings ste Behagen. Die Zuschauer der Revue waren außeror dentlich zahlreich), und schenierten den König nicht wenig.

Das Hin- und Herlaufen, Reiten,

Fahren und Stehen nöthigte ihn, bald diese, bald . jene Schwenkung mit seinem Rosse vorzunehmen und hinderte ihn an dem Ueberschauen des Eins zelnen und des Ganzen.

Die Zuschauer ſchic,

nen fast alle nicht zu wiſſen , was Revue- Halk ten auf sich habe.

Der König ließ aber alles

[ 249

]

gut seyn, und man merkte genug, daß jene Revie nur zum Schaugericht dienen follte. Die Französischen Prinzen , hohem Anhang von Generalén ,

nebst deren Officieren,

Erzbischöfen , Prålaten und andern wohnten der Revue ebenfalls bey.

Vor dem hochlauten Ge

lobe dieser Franzmånner blieb beynahe kein Wort vernehmbar.

Ah que ça eft fuperbe ! Oh

la merveille ! C'eſt divin ! C'eft la gloire du nom allemand ! Dieß und mehr dergleichen erscholl so betäubend arg , daß der Adjutant des Königs Hinritt, sie zu mehr Stille aufzufoderm Bey der Tafel nach der Revue fanden sich die Er ; Prinzen jedesmal gleichfalls ein. Ihre dreytägige Abwesenheit von ihren Truppen fiel aber dem König auf, und um sie dieß merken zu lassen , sagte er : ihre 1.Armee müsse wohl in gutem Stande seyn , weil sie sich auf so lange Zeit davon entfernen könnten. -

Das geht

alles recht gut ohne uns , Sire , plaßte Artois heraus,

während Condé erröthete und die

Augen niederschlug. Dann sind Sie wahrs M lich besser dran , meine Herren , als ich , ver sehte der König gelassen : denn wo ich oder meis

1250

]

ne Generale nicht sind , da fångt es an zu stos cen !

Die Herren merkten den Wink , und

entfernten sich zu ihren Haufen. Die Preußen verließen am soften Jul ihr Lager bey Rüben ach, ohuweſt Coblenz , und rückten weiter in dem abscheulichsten Regenwetter. Die Emigranten erhielten Befeht , gleich falls aufzubrechen und der gegebnen Weisung nachzumarschieren.

Ich rede jezt bloß von dem

Zug des Prinzen

Haufen mit den Preußen ;

von jenem des Bourbons nach den Nieders derlanden handle ich weiter unten.....Eben da hin verschiebe ich die Thaten des Corps Con dé ; Mirabeau

lom

Die Prinzen * verließen den zten. Auguft Bingen , wohin ſie einige Tage vorher ge kommen waren,

und zogen ihre Haufen beg

Simmern , auf dem Hundsrück, zuſammen. Da der Kurfürst von Pfalzbayern ( bis auf den zotën August ) völlig neutral blieb: so hielten die Prinzen Helden dessen Land für ein feinds " liches. Sie fingen an , die Pfälzer ganz im Ernste Patrioten und Demokraten ( wie jenes elende Gesindel ruhige Unterthanen eines deuts

[ 25+

]

schen , damals gewiß klug denkenden Fürſten zu nennen beliebte )

recht derb zu necken , und

zwar unter Zulassung ihrer Officiere.

Gutwar

es nur , daß der rechtschaffne preußische Genes ral von Schönfeld ihnen das Handwerk legte, indem er jeden mit dem Galgen drohte, der sich unterstehen würde, die Leute weiter anzur fechten.

Da aber doch die Emigranten- Kaval

lerie auf den Dörfern um Simmern herum weit und breit kantonnirte, während dieInfante rie im Lager stand : so tief mancher Exceß doch mitunter. Waffen und Reitpferde hatten die Emigran ten wohl , aber , verleitet durch die leichtsinnige Vorstellung , daß Frankreichs Bezwingung nur einer Promenade bedürfe , hatten ſie keine Magazine, keine Feldbåckerey, kein Fuhrwesen, keine Packpferde, u. s. w.

Sie fingen daher

schon an , dort durch Mangel

Leiden einzuses

hen, welch ein Unterschied zwischen den Gegens den am Rhein und jenen auf dem Hundsrück sey.

Doch , sie hatten noch Geld und konnten

vor der Hand sich noch Auskunft schaffen .

Mit

dem Gelde gingen ihrer Viele noch um , wie

[ Kinder,

252

]

die dessen Werth noch nicht kennen.

Aber eben dieß machte , daß ihnen vor allen Uns dern Alles zu Gebote stand , nur nicht Achtung. Dazu war ihr Benehmen noch gar zu flüchtig, zu läppisch, zu frech.

Sie nahmen im Ganzen

so wenig Rücksicht auf Andere , wie wenn sie lauter Potemki's oder Suwarow's ge wesen wären. Nachdem endlich dieß Corps sich halb und halb gesammelt hatte, so brach es auf, und • marschirte , ohne Rafttag , nach Halsberg. oder Pellingen ohnweit Trier . Der 1 König von Preußen ritt selbst in ihr Lager, be sah ihre Stellung , und erstaunte, da er sie weit schwächer fand , als er geglaubt hatte.

Der

Generalleutnant von Schönfeld unterrich tete iihn nebenher von der Aufführung dieser Helden

und Friedrich

Wilhelms

Zus

trauen zu den barschen , leichtsinnigen Burschen verschwand immer merklicher.

Er verbot ihnen

schon damals, sich an die preußische Armee ans zuschließen , und weder Officier , noch Soldat durfte sich mit einem von dem Prinzen - Corps einlassen.

Die Wachen der Preußen ließen seits

[ 253

]

dem keinen, auch selbst keinen Emigranten Ges [neral, ins Lager.

Freylich wurde man nach und

nach in Befolgung dieser Vorschrift schlaffer und nachgiebiger ;

aber wahrlich nicht zum Vortheil

für die Preußen. Am 27sten Jul hatte schon der preußische Husaren General Köhler den Befehl erhals ten , die Avantgarde des Wüſtlings - Corps zu machen, und besonders zu sorgen , daß keiner entkommen und nach Frankreich zurückschleichen mögte. Leuten, wie diesen , konnte ein Fries drich Wilhelm keineswegs noch trauen. Den 7ten Aug. wurden die Helden nochmals gemustert, wenn gleich der alte Broglio ihr Ober- Ans führer war. Uebrigens hatten die Emigranten es selbst verschuldet , daß man ihnen nicht traute.

Sie

wollten ja selbst viele sogenannte Patrioten uns ter sich entdeckt und als gefährliche Menschen . auf Ehrenbreitstein haben einstechen lass sen.

Noch in Coblenz überlieferten sie den

Preußen einen Grafen von Vinaisal,

Nit

ter der königlichen Orden und Colonel de la Maiſon du Roi , und den Major - Général,

[ 454 ] Marquis von Pontbraiant,

als Pátrios

ten und Spione; und daß beyde dieß seyn mog ten , offenbarte sich nachher , als sie unüberführt A loskamen und nach Frankreich zurückgingen. Hiezu kam ihre leichtsinnige , unmannliche Se bensart zu welcher man sich nichts Gates vers sehen konnte. Den 8ten Auguſt rückte das Emigranten Corps vor Trier, hatte sein Hauptquartier In der Abtey Sankt Maximin , und hernach in der Karthaus, Trier .

eine starke Stunde jenseits

Hier wurde es abermals genau ges

mustert , und nun fand sich, daß es wirklich 14 bis 15,000 Mann stark war.

Erst den 19ten August bildeten sie den reche ten Flügel der Königlich Preußischen Armee, doch immer so,

daß der preußische General

Kohler mit seinem Huſarenregiment und mit drey Bataillons grüner Infanterie, thre Avants garde machte. Am 11ten August war der Köhlersche Bortrab von Trier aufgebrochen ;

und noch

im Vorrücken begriffen , sticß er auf ein kleines Corps Franzosen , machte bey Syrch,

einem

C

[ 255

]

fleinem Städtchen an der Mosel , 031 Mann davon zu Gefangnen und nahm ihm eine Fahne und zwey Kanonen.

Die erbeutete Fahne wurs

de zur Schaur im Lager herumgetragen , und des Jubelns war dabey kein Erde. Die Franzosen hatten , allerdings tüchtig gee fochten , aber ihr Anführer , der Officier , wan mit 15 noch einigen, die an 2 den Kanonen was ren ,

davon gelaufen und zu den Prinzen.

Sonst wollten selbst die Husaren sie nicht haben besiegen können.

Indessen bestrebten sich die

Emigranten,

recht abgeschmackte Lügen auszusprengen.

Sie

hatten immer aus den zuverläſſigsten Quellen aus so zuverlässigen , wie die eines Schirachs find -die genauste Nachricht von dem Zu stand der Dinge in Frankreich.

Bald sollte die

National Versammlung gesprengt, die Jakos biner ausgerottet , und die Franzosen schaaren, weise auf dem Weg seyn , sich mit ihnen zu vers einigen und in Frankreich die alte Verfassung herzustellen u. f. w.

Diese und andere Lügen

widerlegten sich aber bald von selbst. Kaum war die Armee vier Stunden vorwärts bis Mont

[

256

]

1 fort ohnweit Lurenburg , als schon wieder ein Scharmützel vorfiel , worin fich die Franzosen zeigten , wie nachher gewöhnlich , zum Erstau wen.

Die gemachten Gefangnen vertheidigten,

noch als solche , selbst vor den Preußen, das Selbst Rettungs- und Organisirungs - Recht ihs

1984

res Volkes.

"

Eben hier hörte man ebenfalls seine ferne, aber sehr regulåre Kanonade , wie: ben Mands V vern. Man vermuthete, es sey ein Uebungs feuer der Franzosen , aber bald $1 benachrichs tete der hinkende Bote : — denfeuer ,

wegen

der

Es sey eine Freu

Begebenheiten

am

Loten August. af Diesen schrecklichen Tag , welcher wenigstens 5000 Menschen das Leben kostete , eben weil man die Treulosigkeit des Königs , der Königin und der Minister vollends wollte entdeckt haben ; eben, weil der Adelsgeist sich noch einmal in seis ner ganzen Schwärze zeigte ; diesen Tag , wel> cher den König um Königthum und Freyheit brachte, und ihm den Weg zum Schafott bahn te ――― diesen Tag feyerten die Franzosen in ihren Lagern mit Freudenſchüssen, ſelbſt troß der Nå he

[ 257 I hes derer, die gerüstet herankamen , den König zu retten! Die Gråulscenen dieses entseßlichen Tages,

welche håtten können vermieden werden,

wenn die National

Versammlung den Wün

schen des Volks Gehör gegeben , und Ludwig den Sechszehnten, den als Beschuldigten der Verråtherey und des Meineyds doch 3 nichts mehr retten konnte, abgesezt håtte) beschreibe ich nicht : denn man hat sie hinlänglich beschrieben. Aber nun streite einer mie einem Volke, wel ches im Stande ist, dergleichen zu verüben, -wie die Franzosen am 10ten August 1792 ! Streite! einer mit denen , deren Anführer öffentlich in der National

Versammlung riefens ,, Der Feind

„, sest an unsern Grånzen unsern Kriegern Henz "" fer entgegen.

Zween Despoten machen gegen,

ſo trogiges als: ,, die französische Nation ein eben so, ,, ungereimtes Manifest bekannt.

Batermore

,, derische Franzosen (die Emigranten) machen ,, ſich unter der Anführung 3 der Brüder , der "" Bundesgenossen des Königs bereit, den Busen, ,, ihres Vaterlands zu zerreißen.

Um Ludwig .

29 den Sechszehnten zu råchen, wird die Nas 99 tional, Suverainitåt unverschämter Weise ver Emigr. Gesch. I. B.

R

[

5

]

slegt; um Ludwig den Sechszehnten „ za råchen , vermehrt das verabſchewmgswürz ,, dige Haus Oestreich die Geschichte seiner Graus

99 famkeiten mit einem neuen Blatte; (ume Ludz „ wig den Sechszehnten zu retten - ^ haben ,, Tyrannen den Wunsch des Caligula ers ,, neuert , und mögten alle französischen Bürger ,, mit Einem Streich zernichten ! " *) Kurz, von da an lag das Bolk in der Fieberhiße , und die Jakobinerhatten vollkommen gelegt. Der König ** wurde erst nur suspendirt, aber bald hernach völ lig abgesetzt,

und Frankreich erklärt für eine

Republik .

***

Ein Donnerschlag war dieß für die ganze fombinirte Armee : denn jest sahen sie

wenigs

ſtens ſahens die Klügern , daß alles Lüge war, was die Emigranten gesagt und betheuerthatten ; sahen, daß man einen Schritt gethan hatte, den man nicht håtte ſollen thun. So herb, so blutreich zeigte sich die Frucht von der Manifeſten - Wuth eines Bouillé, und Conſorten !

O

håtte schon damals jes

" Hist. Pol. Magajin 1792. S. 157. 160. u. ff.

[

259

]

mand es gewagt , den großen französischen Er, Herren in

Gegenwart

Friedrich

Wil.

helms des Zweyten zuzurufen : Prinzen , 3 in verruchten Bildern Die Frevel, die Ihr übt , zu schildern, Ist nur der Hdte treueste Copie ! Seyd stolz : Ihr braucht nicht mehr nach;uringen ; Shr würdet ihre Teufel selbst bezwingen : An Sünden übertrefft Ihr ste ! S Zu dumm , der Gottheit Plane zu umschauen, Bu tor von ihr geführt zu seyn Für Große , die sie schuf, zu klein,

Zu falsch, Euch ihrer Leitung zu vertrauen, Entrüstet Ihr das göttlich : große Ziel : P Ihr wolltet Blut. / r Der Menschheit Glan

entfiel : aufgehäufte Leichen, über weilt nun Und • Wohin man sieht , der thrånen Blick : Die Völker sind in Wuth, dis Edlen weichen, und um Jahrhunderte flieht Menschlichkeit zus rück. ") plot Die Emigranten, in ihrer stolzen Blindheit, erholten sich zuerst von ihrem panischen Schres cken. Nun hat, schrieen sie, der Rebellenhaufen

*) Acheron und Anti : Acheron S. 138. R 2

[

260

]

das Maaß seiner Schandthaten vollgemacht! Welcher General , welcher Soldat wird für sol che Buben noch streiten wollen ?

Gewiß wird

sich ganz Frankreich empören , um seinen König zu retten und die Blutschuld zu tilgen, welche diese schändliche Brut über das schöne Land ge bracht hat! u. s. w.

Die blinden Leute beurtheilten ihre hohen und niedern Mitfranzosen ganz nach sich , und dachten an nichts weniger ,

als daß der 10te

August nur der Vorläufer von weit gråßlichern Grauelscenen werden würde.

Daß sich schon

damals fast ganz Frankreich

anschickte ,

der

Hauptstadt im Spizebieten nachzuahmen : wie Håtten sie das glauben, wie für möglich halten können , sie , deren Hauptfiguren sonst ganze Provinzen vor sich niederfallen und

zittern

fahen? Der König von Preußen ånderte seitdem den Plan, Frankreichs Regierungsänderung an der Gränze abzuwarten , • und sonst kein Eigens thum zu frånken laut dem Manifeste. schon am 12ten August befahl er ,

Denn

daß die Vers

pflegung der Truppen, sobald sie auf franzöfifchem

[

261

]

Boden seyn würden , folgender Gestalt gesche hen sollte: ,, Da , wo sich Dörfer und Distrikte ,, unterwerfen , in Güte nåmlich, wird Fourage ,, ausgeschrieben , und quittirt *). ,, wo sie sich nicht unterwerfen , wird S ,, zu fouragirt.

Da aber, gerades

In Ansehung des Brennholzes

"" und Lagerstrohes werden die Ortschaften , welk ,, che sich unterwerfen , es an dem Eingang des ,, Dorfes liefern, und der Quartiermeister , so ,, das Lager abgesteckt, weiset die Regimenter ,, an, bey welchem Dorfe sie es abzuholen har

"" ben.

Die sich nicht unterwerfende Dörfer wer

"" den ebenfalls den Regimentern zugetheilt , die ,, es sodann gerade aus dem Dorfe holen.

So

,,bald die vordersten Corps die Gränzen Frank

"" reichs betreten, bekommen sie kein Brodt mehr "" in Natura, sondern den Geldbetrag , und so

*) Was doch die Ratio belli nicht thut ! Man quittirt auf etwas , was man selten oder nie zu bez zahlen wilens ist. Man will bloß tìnvefangne vermögen , ihr Eigenthum herzugeben , in Hoff nung , es werde ersetzt werden. Wann wird man einmal aufhören, mit den heiligsten Versprechungen, mit der Ehre der Monarchen und ihrer Armeen ein Spiel zu treiben !

[

262

]

"" können sie das Brodt von den Ortschaften gee ,,gen bare Bezahlung liefern lassen. "

So weit der königl. preußische Befehl wört Ich habe ihn so angeführt , weil auch er

lich.

beweißt, wie wenig der Herr Concipient oder die Rathgeber des sonst gutmüthigen Königs die damalige Stimmung Frankreichs gekannt has ben.

Vom lehten Punkt anzufangen , muß ich

bemerken, daß zu der Zeit die Erndte noch nicht eingethan war , und daß also der Bauer , zu: mal der damalige Französische , meistens wenig noch hatte.

Ueberdem waren alle Lebensmittel

weggeschafft, wo man des Feindes sich befürch tete.

Woher håtte also der Soldat für Geld

Brodt kaufen können ? Im Lager bey Longwy kamen einst Bauern mit Brodt ; aber das Stück von 6 Pfund ſollte 12 Gr. kosten . Jedes Pfund kam also 2 Gr.; und der Soldat erhålt für 6 Pfund höchstens nur eben so viel.

Wie konnte

er nun kaufen , wie satt werden ! Die ganze Sache war aber, wie nachher sich auswies ,

eine Finanzspekulation des Majors

von Berg, welcher im Luxemburgischen Ges traide hatte aufgekauft , und nachher noch den

C [

263

]

Brodtspediteur spielen wollte.

Bey den Emis

granten gelang ihm dieß , aber zu seinem Nach theil.

Der Graf von Schulenburg , der

dem Dinge auf den Boden sah , weigerte ihm die Zahlung , Prinzen.

und wies ihn geradezu an die

Er meldete sich bey dem Marschall

Broglio .

99 Ich bin kein Zahlmeister , sagte

dieser , und bestieg sein Pferd. bey den Prinzen.

Berg erschien

"" Seine Majestät , der Kd

nig , mein Vetter , sagte Artois , steht für Alles. “ 29 Aber der König will das Brodt auch nicht bezahlen. “

,, Unmöglich : ich werde mit Seiner Maje ståt sprechen. " Das war der Trost für den Finanzspekulan ten, der seine Sache noch trieb, bis man ihn einsteckte. Mah sprach in dem Befehl von Dörfern, welche sich ergeben würden. hat man denn gefragt,

Du lieber Gott : welches Dorf das

wolle? Und wer sollte sich ergeben ? Die Häus ser eines Dorfes , oder dessen Leute ? waren fort ,

Lehtere

und dieses Fortseyn bewies ja

[

264

]

hinlänglich, daß sie sich nicht wollten ergeben. Weiber und Kinder waren zwar noch da; aber wer führt mit denen Krieg ! Kurz , Emigranten oder Andere hatten den König irre geführt. Ins zwischen eigene Erfahrung belehrte ihn bald eis nes Andern.

Ehe nämlich die Belagerung von Longwy angefangen wurde , unterhielt er sich mit einis gen Gefangnen.

Sie sprachen ganz frey und

ohne alle Rücksicht über die Geschichten des Tas ges, und nun erinnerte sie der Prinz von Ba; den, 10 daß sie in der Gewalt des Feindes was ren, und folglich alles zu befürchten hätten, so bald sie beleidigend sprechen würden. Kopf des Königs ,

, Der

antwortete einer der Gez

fangnen , haftet für unser Leben. " -

Messen

Königs ? fragte der Prinz. Du Roi de Fran ee auffi bien que de fa Majefté Pruffien ne.

Wahrlich , dieß Fabricische und Cicinnati

sche Wort zeigte von Seiten Frankreichs deutlich genug , aus welchem Ton der öffentlichen Meys nung das Kriegs , Concert spielen würde. *) *) Das Kühne jenes Tones schwang sich nachher sos gar über bis an die Saiten eines Kloppstecs,

[

265 $

]

Demohnerachtet waren aber die Emigranten noch immer gutes. Muths , wie alle Schwäch

Bos'ens und anderer Dichter in Deutschland. Am auffallendsten erscholl die Parodie von Scil : fers Künstler unter der Ueberschriftt der Kries ger. Man findet sie im l . B. der Beyträge zur Geschichte der franzßfiſchen Revolution S. 273. 1 Sie hebt also an : Wie scheuslich , Mensch , mit deinem Bajonette, Stehst du in der geschloßnen Mörderkette, Mit eingefuchtelter Bermessenheit, Mit feigem Sinn , mit wüthiger Gebehrde, Taktmäßig stampfend auf der fremden Erde, Auf deines Treibers Wink bereit, In gleichgeformten willenlosen Horden Zehntausend gegen dich Geprügelte zu morden, Mit mehr als thieriſcher Unmenschlichkeit, Voll Rache gegen nie gesehne Brüder Wie scheuslich stehst du da , nicht Held , nein , Hyder ! u. s. m. Nach dem Horazischen Pictoribus atque Poëtis beurtheilt man solche Auf- und Anfiüge eis ner poetischen Begeisterung ästhetisch) ; weinen aber mögte man , wenn selbst ein Friedrich der 3wente fast in eben dem Tone Schlachten als Fürstenspiele mit Menschen als Nieten zergliedert. Nirgends zeigte der große Mann den Menschen ehrenvoller , als gerade in jener Zer gliederungs und doch fand es nicht bey ihm , als König, nach Kants ewigem Frieden zu han

[

266

]

linge, welche auf fremden Beystand rechnen, er tomme her, woher er wolle. ,,Wenn wir nur erst einen festen Plah vor ans haben ,

Sire, fagte Artois zu Fries

drich Wilhelm : dann sollen Sie sehen, der 66 Plaß ist unser. "

Der König , so gut er sonst wußte , was eis ne Festung gleich wegzunehmen , auf sich habe, mogte den Versuch wollen machen lassen , und schickte die Emigranten nach Thionville oder Dietenhofen. We die Geschichte des Kriegs von 1792 nur etwas kennt , dem muß das Hinſchicken der Emigranten besonders auffallen. Thionville und Meß, nicht aber Longwy und das uns bedeutende Verdun , hätte man nehmen müſ sen , um nur erst festen Fuß in Frankreich gegen Frankreich fassen zu können.

Alsdann fiel . Cüstine nicht ungehindert in Deutſchland ein, und Dümourier nicht eben so in die Nieders lande.

Tausend Elend blieb alsdann abgehals

ten und man hätte wohl noch von einem soge deln. Also: Quid fumus , et quidnam victuri 1 gignimur?

[ 267 ] nannten honorabeln Krieg dereinst sprechen können. Aber man zog mit der Armee vor wårts ,

und schickte Emigranten , das zu

thun , was die Hauptsache in jenem Feldzug håtte seyn sollen.

Doch — man wär ja auf

einer Promenade nach Paris : und da lag Thionville und Meg zu weit . linker Hand!

Der arglose Friedrich Wilhelm

war gewiß irre geführt ; aber nach seinem Se paratfrieden hieß es öffentlich : er habe das mals höfisch gehandelt ,

das eine Auge auf

Danzig und Thorn heftend und das andere auf Frankreich , wie es jest ist.

Den 19ten August rückten die Verbündeten ins Französische, bey naßkalter, rauher Witte rung , wie man sie im November oder Decem ber hat. verwüstet , feindlich.

Die schönen Fruchtfelder waren bald und in den Dörfern haußte man Vor allen übrigen zeigten sich die

Emigranten wie räuberisches Gesindel , aus den Gliedern ,

liefen

stürmten in die Häuser,

plünderten alles , zerschmiſſer die Fenster und führten sich auf, wie weiland ihre Vorfahren, & die Franken , als sie im Jahr 404 mit wilder

[ 268

]

Ungeſtüm aus den Wåldern Germaniens her ausstürmten, mit Habichtskrallen über Gallien camals,

Herstürzten, und eben jene Gegend ,

Gallia belgica genannt, zu einer Wüſte mach ten.

Köhler und Schönfeld hatten zuviel

sonst noch zu besorgen , als daß sie überall und immer die herumstreifenden einzelnen Banden hätten in Ordnung halten können. Die erschrocknen Einwohner waren geflüchtet, und verbergten sich in den Wäldern. hier waren sie nicht sicher.

Aber auch

Broglio

und

Castries schickten starke Patrouillen dahin, dieFlüchtlinge zurückzubringen. Ein Dorf, wor ein Emigranten Haufen eindrangen , glich gar bald einer Zerstörung.

Es blieb kein Fenster,

keine Thüre ganz! Die Betten wurden aufgeschnit ten ,

und die Federn herum gestreut.

Tiſche,

Schränke, Bettladen und Stühle wurden zers hauen! Selbst die Kirchen wurden verhauset. Das Husaren : Regiment Dům as zeichnete sich in jeder Zerstörungsart besonders aus.

Die

Herren von dieſem Regiment ſtahlen sogar die Meßgewande , die Kelche und die Monstranzen. Zurückgebrachten Flüchtlingen nahmen sie die

[ 169

]

Bündel, ja, ſelbſt dieKleider vom Leibe.

Das

erste Dorf, wohin sie gekommen waren , steckten fie endlich gar in Brand und zwängen die Ans kommenden , die löschen wollten , dem Scheusal GURNA müßig zu zusehen, 1033 Ad Alles dieses geschah unter den Augen der

Prinzen und der Elite de la Nobleſſe Fran coile.!

Die Herren durften's ja nicht hindern,

die Drohungen in ihren Invectiven und Mani festen wahr zu machen ! Kam ja ein Klageführer : so hieß er ein Rebell, ein Patriot , ein Jako biner , und wurde noch ißhandelt. Selbst die Officiere ermahnten die Leute, ihre Sachen ja recht derb zu machen , um der verfluchten Nas tion Furcht einzujagen. Den ersten Tag marschirten sie fünf Stim den, und lagerten sich bey dem Dorfe Omeß. Das Dorf litt schrecklich.

Hier sah ich Einige im

Streit mit einer alten ganz beraubten Frau um eine noch übrige Frießdecke.

Die Frau wollte

die Decke nicht hergeben, aber einer von ihnen schoß ihr eine Kugel durch die Brust. KeinHahn krehte darnach!

[

270 ]

Als sie thr Lager schlagen sollten auf einem tief durchnäßten Boden und ihre Zelter noch zus rück waren , bauten sie sich Hütten von unge droschnen Weizengarben , und verwüsteten auf die Art unglaublich viel Getreide.

Ihren Pfer

den warfen sie auch Garben und abgemåhtes Die Leinwand zu ihren Zeltern war (ivas anzuführen ich oben vergessen Bin)

Getreide vor.

ein Geschent des Landgrafen von Hessen, Caffét.

Da nach obiger Verordnung des Königs von 6 Preußen nicht gesorgt war ,

und da es an

Marketendern ebenfalls fehlte : so wurde das noch übrige Vich aus den Dörfern zusammens geschleppt und geschlachtet.

Nachher nahm sich

jeder , so viel er brauchte , und das Uebrige blieb liegen. Die Preußen machten es in dieser Hinsicht nicht besser. Man lese die Bries eines Preußischen Augenzeugen.

fe

über den Feldzug des Herzogs von Braunschweig P. I S. 115.

Die Offie,

ciere quartirten sich in die Dörfer , und so konns ten die Soldaten im Lager treiben , was ihnen beliebte.

[ 271

]

Den folgenden Tag sahen die Emigranten Dongwy, seine kleine, ‫ ہوا‬aber ziemlich, wohl befes ftigte Grånzstadt.

In den Dörfern dieser Ges

gend traf man schon mehr Leute an, aus Rech nungrauf mehr Sicherheit wegen der nahen Be faßung von Longwy .

Die Emigranten kehr

ten sich aber an nichts und verübten die gröbsten Exceffe.

Unter andern zündeten sie sogar das

Haus des Richters von Denay , einem Dorfe zvey.Standen, von Longwy an , um ihrem Obersten Stachie die feingebildeten Töchter des. Richters in die Klauen zu liefern. * Man hatte berechnet, daß nach angesteckter Scheune die Tochter die Flucht würden ergreifen wollen. Aufdiesen Fall lauerten drey Officiere, und führ ten sie, als sie wirklich kamen , in ein nahes Ge hölze.

Hier mißbrauchte die Unglücklichen jener

Unmensch , und, gesätigt , überließ er sie den Uebrigen.

Ueber des Vaters Klage darüber

erhob man noch Spott und Gelächter. Die Festung Longwy hielt sich nicht lans ge, ob sie es gleich håtte können und sollen.

Ich

schreibe keine Kriegsgeschichte, und enthalte mich aller Anmerkungen über diese schnelle Ueberga

+ [ 272

I

Sie bemuthetedie Preußen ; und war20 ein op Triumph für die Emigranten. Nun sollte man

be.

sehen können, wie wahr sie gesagt hårten, daß, am Frankreich zu erobern , es nur einer, Promenade bedürfe ! Uebrigens hat man sich der Herrenbey dieser Einnahme gar nicht bedienen wollen.very Gleich nach Longwy's Uebergabe schickten fle abermals Manifeste nach Frankreich: diesen zu

So

Buremburg gedruckteft. Auffäßen

stellten sie den Franzosen alle verbrannten und verwüsteten Dörfer vor und drohten, dem ganzen Lande ein ähnliches Schicksal zuzufügen , wenn ſie ſich nicht gleich ergeben würden.

Die guten

Leute verkannter Frankreich noch immer , und hielten dessen Bewohner für zu arge Rebellen, als daß , nach ihrem hohen Dünkelwahn, sie es nicht für erlaubt håtten halten sollen, solche Widers spenstigen auf jede mögliche Art zu züchtigen. Heu, quot fcatemus intus homines bel luis , kann ich mich nicht enthalten , hier mit Plautus auszurufen ! Broglio schlug dèm König von Preußen vor , ein Werbkommamdo in Longwy einzu legen , um ein neues Corps für die Emigrans ten

[ 273 ten aufzurichten.

]

" Der König und der Herzog

von Braunschweig kannten aber das Kriegs und Bölkerrecht zu gut , als daß sie den ausr gewanderten Rebellen nicht alle Werberey in Frankreich hätten verbieten sollen.

Sie, unter

sagten ihnen sogar den Eingang in . Longwy. Dieß erbitterte sie wider die Preußen inumer as ger, und der S. 241 angeführte Düaret poch OF You Hier war es , wo sie den Befehl erhielten,

te immer lauter.

nach Thionville aufzubrechen. Stadt

In dieser

lagen zwey Regimenter Schweißer,

die , von den Prinzen gewonnen , ganz auf the rer Seite seyn sollten.

Ueberhaupt haben viele

der französischen Schweizer , während der Nevor lution, eine äußerst mißliche Rolle gespielt , and fich , leider, zu oft als feile 5unkluge Trotz und Histöpfe aufgeführt.

Ohne solche Schwefe

Her wären die Septembergråuel , dem

nebst

abscheulichen zehnten August , gewiß

nicht vorgefallen.

Und auf diese Menschen

gestüßt , hofften die Prinzen nichts zuverlässiger, als Thionville gleich weg zu haschen. auch hier trügte sie ihre Hoffnung. Emigr. Gesch. I. B.

Über

[ 274

]

Die, welche Thionville berennen ſollten, nannten sich königliche Armee und gaben vor , 40000 Mann stark zu seyn , ob sie gleich mit Einſchluß von Preußen , kaum 15000 ſtart waren.

Die Leute darunter führten außer ihren

weißen Kokarden und Lilien auch noch weiße Scherpen von Seide oder auch von Leinwand. Ihre mitausgewanderten Madamen und Mam sellen verfertigten diesen Puß , und erhielten das für, außer andern guten Diensten, die trasonis firendste Versicherung , daß sie bald alle wieder Fluchs eilte eine ganze

inFrankreichseyn würden.

Menge solcher Damen und Mädchen an Franks reichs Gränze , um beym Hereinziehn ja nicht zurück zu seyn.

Wo die weichen Seelen sind,

find auch die frommen.

Für alle diese Seelen,

ichmeyne für alle Weiber, Mädchen, Pfaffen und Mönche hatte man aber an Lebensmitteln nichts 3 übrig : denn Hoffen und Harren sättigte weder die Prinzen noch die Uebrigen.

Um also die Lebens

mittel nicht noch theurer und seltner werden zu lassen, machte der Herzog von Braunschweig dringende Erinnerungen gegen das Zusammens laufen der Emigrantinnen, der Prieſter und der

1

[ Mönche.

275

]

Alle seine Vorstellungen blieben aber

bey den gewinnsüchtigen Luxemburgern und Tries rern fruchtlos. 8. Die Madonnen und Pfaffen hatten noch Geld. Der Kurfürst von Trier , obgleich er nach und nach einsah , daß die Emigrantén undanks bar gegen ihn handelten ,

indem sie sein Land

im Obertrierischen , gleich einem feindlichen, vers

+ wüsteten , fand doch noch nicht für gut , Geniste derselben fortzuschaffen.

das

Dafür also

überfiel zwischen dem sten und 9ten Sept. ein großer Schwarm National Infanterie mit 100 Reitern von Saarlouis , die kurfürstliche Stadt Merzig .

Diese Stadt war beynahe ganz ohne Besaßung : denn es lagen nur an 50 Mann darin , obgleich einsehr beträchtliches kaiserliches Mehlmagazin da war. Als die Franzosen einrückten, ergriffdieGars niſon die Flucht , und die Einwohner flüchteten nicht minder. Die ganze Stadt wurde rein auss geplündert, und aus Mangel an Abfuhr verwüstee te der Feind allen Mehlvorrath.

Die zurücks

gebliebenen wehrlosen Einwohner mußten alles ruhig übersich ergehen lassen, um wenigstens ihre 2

[ 276 Wohnung

]

und Früchte der angedrohten Einås

scherung nicht preis zu geben.

Nach vollbrach,

ter Plünderung zogen die Franzosen zurück nach Saarlouis . Hieraus ſteht man , wie ſicher oder unvors fichtig man zu Werke ging , entweder weil man den Emigranten zu voreilig glaubte , oder weil man die Franzosen nicht fürchtete, indem man wroz aller ihrer Drohung und Bewaffnung die Gränzen Deutschlands sogar nicht beseßte , und auch noch damals nicht daran, dachte , als man hinlänglich wissen konnte , was für starke Haus fen Truppen im Elſaß und in Lotharingen herum 029

standen.

Auch der Prinz von Hohenloher Kirch, berg, in Diensten des Kaisers , hattè Befehl erhalten , sich nach Thionville zuziehen und es wegzunehmen.

Dieser unternahm auch eine

Blokade mit ohngefähr 7 bis 8000 Mann, wel : che vorher ohnweir Landau unter dem Koms: mando eines Grafen von Erbach gestanden waren.

Diese Mannschaft hatte die Gränzen

von der Pfalz her decken und die Ueberfuhre schu hen sollen , welche der Kaiser aus den Magazizs

[ 277 ] 1 nen an den Ufern des Rheins , vornehmlich aus jenem zu

Speyer seiner Armee hatte nach

schicken wollen.

Aber gleichsam, als wenn der

Damon der Emigranten auch in die Deutschen gefahren wåre , ließ man bloß eine kleine Besa Bung bey Speyer, und die Truppen mußten nach Lotharingen, daselbst Thionville zu berens nen: denn berennen nur wollte man einen Plak, der sich , laut prinzlicher Versicherung , so fort ergeben würde. Als auch Erbach hinkam, fand er Thion ville zwar blokirt , aber noch immer nicht ein genommen.

Die davor stehenden Emigranten

waren militärische Don Quixote, die statt des Belagerungs Geschüßes , sich der Hoffnung bes dienten , aber nach Art jovialisirender Brüder. Außerdem waren auch fliegende Corps von Eben und von Köhler da, und ein Kaiserliches unter dem Fürsten von Hohenlohe

Kirchberg .

Die ganze Blokade kommandirten die beyden Hohenlohe, der Preußische und der Kaiser. liche.

Die Gegend um die Festung wurde zwar

bald verwüstet, aber der Stadt selbst konnte man nicht beykommen.

Der Patriotismus der Fran

[ 278

]

zofen hatte eine eigne feste Richtung erhalten ; und gegen die Wachsamkeit der Deputirten konn te kein Schweißer. Hier zeigten auch selbst die Bauern , daß fie ihre Constitution liebten, und ihr Vaterland vertheidigen wollten : sich näherten,

denn als die Belagerer

waren viele Landleute mit der

Verbesserung und Aufwerfung

der Schanzen

beschäftiget , und viele wurden bey der Arbeit niedergeschossen , ohne daß jedoch sich nur Einer håtte beygehen lassen, sich von seinem Posten zu TERRAO entfernen.

Nach Erbachs Ankunft ,

verließen die

Preußen und die Emigranten , bis auf einige Regimenter von diesen zu Pferde , den verhaß ten , hartnäckigen Ort und zogen nach der gro ‫ات‬ Ben Armee.

In der Festung kommandirte der

brave General Wimpfen ,

dessen Söhne als

Officiere in Hessischen Dienſten ſtanden.

A

Erbach setzte die Belagerung zwar fort, aber auch er war nicht im Stande , etwas aus zurichten.

Grobes Geſchütz hatte er gar nicht,

und der Commandant von Luxemburg, Ba ron von Schröder, versagte ihm das Lurem

1

[ 279

]

burger , einmal aus Mangel an Erlaubniß von Wien, und dann aus Besorgniß selbst für Lu Erbach mußte daher bloß blo

remburg . firen

und

konnte nicht förmlich

oder stürmen. terung ,

angreifen

Dazu kam noch die fatale Wit

welche ihn hinderte ,

die nöthigen

Lauf und Schießgraben aufzuwerfen.

Kurz,

Erbach mußte abziehen , nachdem er auf Bes fehl des Herzogs von Braunschweig noch ein Auffoderungs, Manifest in die Stadt ges schickt hatte.

Vorher war Thionville ebens

falls gar oft zur Uebergabe aufgefodert worden. Der Abzug geschah den 1sten October , gerade damals , als auch die Preußen anfingen , ihr Elend mit aller Macht zu fühlen ;

als sie die

Festungen in Frankreich wieder räumen muß ten , und als Custine schon in Deutschland Haußte. Die Belagerung von Thionville,

die

den 24sten Aug. 1792 anfing , ist zwar långst vergessen , weil sie weiter keine Folgen gehabt hat, ging,

das ist ,

weil Thionville nicht übers

und weil sich niemand Ordensbänder,

wie bey Longwy und Verdún ,

dabey er

[ 280 worben hat.

]

Ich denke indeß doch, daß diese

Belagerung durch das Blut so vieler dabey umgekommenen Menschen , und durch die Taus fende , welche an der Ruhr während der Zeit Hinstarben, auch hinlänglich nobilitire iſt! 8541 Ohne gerade weiter Anmerkungen machen zu wollen, kann ich nicht umhin , es noch bis heute unbegreiflich zu finden : warum man die ganze Strecke zwischen dem Rhein und der Saar ohne hinreichende Besaßung gelassen hat. Es war ja, als wenn man die Franzosen mit Ges walt in Deutschland' hineinzwingen , und das durch die neutral ? gesinnten Fürsten nöthigen wollte, an dem Bündniß gegen Frankreich Theil zu nehmen.

Dieß Probestück der dstreichischen

Politik ist allerdings gelungen ; aber auf weſſen Kosten am årgsten ?

Zwölftes

Kapitel.

Zurechtweisung der Emigranten . Demü ¿ thigung und Einschmelzen derselben . Ihr Cannibalenwesen . Einnahme von Ver : dûn. La Fayette'ns Flucht . Dumourier .

Canonade bey St. Menehould . Verrätherey .

Wenn Prinzen und Fürsten Nach Größe nur dürsten, So ist es nicht gut.

Dann trauern Geseße, Dann schmelzen die Schäße, und fließet viel Blut. Miranda .

Während jene Emigranten nach Thionville waren , blieben Provence und Artois mit den übrigen bey der preußischen Armee als Vor

[ 282 trab.

]

Den eigentlichen Vortrab führte der Erb

prinz von Hohenlohe , und er bestand aus 8 Bataillons , und 15 Eskadrons.

Die Prinzen

ersuchten zwar den König schon bey

Trier,

daß sie die eigentliche Avantgarde machen dürf ten; allein der König lehnte dieß ab, und deckte ſein Mißtrauen durch höfliches Ausreden. * ) Nach der Einnahme von Longwy mar schierten die Preußen auf Verdún , eine an sich unbedeutende Festung , ſchlechten Umstånden.

und damals in

Links an dieser Festung

ftreiften jene Emigranten vorbey , welche nicht mit nach Thionville gewesen waren.

Sie

hofften, daß bey ihrem Anblick die Einwohner sich gleich ergeben und vive le Roi schreyen würden.

Allein mit vier

und zwanzig - Pfun

dern begrüßte sie die Besatzung , als sie die weis Ben Kokarden und Scherpen nur aus der Ferne erblickte.

Die Dünkelreichen zogen indeß unbes

ſchådigt vorbey und lagerten ſich jenseits derStadt, so daß diese außer ihrem Gesichtskreis blieb.

•) Man lese hierüber Archenhol ; ' ens Minerva B. VI. . 88.

I

[ 283

]

Der Herzog von Braunschweig,

be

lehrt über die Räuborey der Emigranten , selbst duich der Preußen und Oestreicher in den Ddr fern , legte Salvegarden hinein , um den Auss schweifungen der Soldaten Einhalt zu thun. Aber man weiß ja , wie leicht es ist , die gute Absicht mit den Salvegarden unnüß zu machen. Die Hüter des Eigenthums bedürfen ſeibst der Hüter , macht.

zumal wenn ihr Bauch sie lungern Man geht alsdann in gleiche Theile,

thut ein Auge zu ; und bey einlaufenden Klagen hat man unmöglich überall seyn können , oder man war zu schwach, abzuhalten.

So

Gewalt durch Gewalt

ging

es

in Frankreich,

und es ging dort um so årger so , je årger der Soldaten ; Bauch ansing in die Klemme zu kommen, und je weniger der Beraubte deutsch verstand , ſich auszudrücken.

Auf diese Weise konnten auch bey Verdün die Emigranten ihre Rach und Plünderungs sucht ungehindert befriedigen.

Die Officiere

derselben hatten die Gewohnheit , noch immer ihre Bequemlichkeit in den Dörfern zu suchen und alle Lebensmittel dort in Requisition

]

[ 284 zu sehen.

Che also die Franzosen requirirten,

Trok abdie emigranten. requirirten allen Requifitionen fing " es doch auch bey den Herren an ,

klaram herzugehen.

Ihr Geld war meist alle , und an Magazine u. dgl. hatten sie nicht einmal gedacht....Toute la France eft notre Magazin,

hatten sie

' immer gesagt, aber nun fanden sie dieß große Magazin verschlossen.

Die Edelleute blieben

-zwar noch standhaft , aber die Gemeinen riffen aus , schlichen nach Frankreich zurück , und wurs den , obgleich ein scharfes Gefeß wider Emigras tion und Desertion da war , doch bey den Natios nal - Truppen aufgenommen .

D

In Neustadt an der Haart stießen die . Emigranten auf einige Gefangne , welche von ihnen zu den Republikanern übergelaufen waren. Die Emigranten wolkten sie aufgeknüpft wissen ; allein der Herzog von Braunschweig schlug das ab , und die Leute wurden behandelt , wie jeder andre Gefangne.

In Frankreich selbst

aber nahm man solche Ausreißer , seit dem Aus gust 1793 , nicht mehr unter die Soldaten, aus ser etwan bey der Armée révolutionnaire.

[

285 ]

Strafe indeß, wenn man ihnen nicht Landre Revolutionsverbrechen beweisen konnte , litten sie nicht.

Waren sie aber von Adel: so war ihr

Kopf verlohren. Bey der kurzen unbedeutenden Belagerung von 8 Verdun machten die Emigranten bloß den Zuschauer , so wie die ganze übrige Armee. Der brave Beaurepaire weigerte sich , die Stadt zu übergeben, aber durch Verräther dazu genöthigt, erschoß er sich. Nun hatten die Emis granten ihn gern auf den Schindanger werfen. mögen.

Inzwischen der Herzog verstand Hel

denthum und Kriegsrecht besser.

Nachsüchtiger

als die Emigranten waren , ist wohl kein Kan- nibale :

denn der begråbt seinen Feind noch

ehrlich.

And Zu Granada lagen verwundete Franzo sen im Hospital , in einem Kloster. Novizen bedienten sie.

Kloster

Die Novizen hatten eis

nige emigrirte Priester zu Gehülfen , die an ih rer Stelle die Kranken mitbedienten.

Ein Voś

fontår lag auf den Tod.

Einer der emigrirten

Priester stand darneben.

Beichte, mein Sohn,

bereue deinen Irrthum : Gottes Güte ist groß.

[

286

]

Um dieser Güte Gottes willen , lassen Sie mich - Der Ich will nicht beichten ! —

in 2 Ruhe.

Emigrant läuft zum Prior : Der Volontär will nicht beichten: es ist ein Teufelskind ! - Nicht beichten? -

Der Kranke stirbt.

Man bindet

ihm die Füße, und kehrt ihm das Gesicht gegen den Boden.

Die Mönche stellen sich in zwey

Reihen , und durchziehen Schritt vor Schritt alle Krankensåle.

Ein Novize schleppt den Ber

storbnen an einem Strick hinterdrein. So wie sie bey einem dem Tode nahen Franzosen ankoms men , werfen sie den Leichnam auf deſſen Bette. Da siehe, was dir bevorstehet, wenn du ohne Beichte stirbst! *) ――

Verdün ging über , aber kein Emigrant durfte hinein.

Dieß erbitterte sie gegen die

Preußen noch mehr.

Seltsam war es hier, daß

junge Verdüner Schönen zwar ins Lager der Preußen kamen , gar aber nicht in das der Emis granten.

So verhaßt waren ſie ſogar bey Frans

zösinnen!

Den guten Verdüner Kindern ist aber ihre Gutmüthigkeit邮票 theuer zu stehen ges *) Der Gefangene in Spanien von Maffias S. 151 ff.

[

287

]

kommen : penn vierzehn junge Mädchen , wel che auf einem preußischen Ball getanzt hatten, find , wie Desodoards berichtet, hernach in Paris hingerichtet worden zu den Zeiten des Terrorismus.

1633

gal

Um jene Zeit verließ La Fayette die Französischen Truppen , weil man , seiner Mey nung nach, in Paris ungerecht und grausam verfuhr , und jenen Weg nicht einschlug , den er vorgezeichnet hatte.

Er wurde angehalten,

ohne Zweifel , weil er den Emignanten und den koalisirten Mächten Versprechungen gethan hats te, die er nicht erfüllen konnte, oder vielmehr weil er sie, wie man wissen wollte , hintergan gen håtte.

Zu Paris machte seine Entweis

chung gewaltiges Aufsehn ,

und die Gährung

unter dem Volke ward immer brausender.

Eben

diese Gährung wuchs noch, da Luckner und Kellermann schrieben: ,, Helft uns , Frans zosen! Wir allein sind zu schwach , den Feind abzuhalten und Eure Festungen zu beschützen. Ihr seyd verlohren , wenn Ihr unthätig bleibt. Tod und Sklaverey und Elend warten Euch! "

auf

I 288 ]

Diese Stimme erscholl durch ganz· Paris laut , und ganz Paris gerieth in einen Enthus fiasmus , der seines Gleichen nie gehabt hat. Kann man nicht einmal aufMänner, wie La Fayet te, rechnen : so ist es Zeit , uns selbst zu retten : dieß war die Stimme Aller. Die Jakobiner nüßten diese . Hige , und sprengten unter das unsre Feinde sind nicht bey

Volk noch aus :

Verdún ; sie• sind in den Gefängnisfen ! “ Man hatte seit dem schrecklichen zehnten Auguſt alle Gefängnisse voll gepfroft.

Unter den Eins

gesperrten wurde zu Paris zwischen dem zten und 5ten September dermaßen gemorder , wie man feit der Bluthochzeit nicht noch hatte gemordet.

Jene beyden Monate , der August

and September 1792 , brachten dem Aristos fratismus in Frankreich eine Wunde bey , wele che in Jahrhunderten nicht verharschen wird . Als die Emigranten diese traurige Nachricht erhielten , fiel ihr Muth , so wie der Muth der Preußen und Destréicher, Jekt sah man hands greiflich ,

mit welchen Räsenden man würde

zu kämpfen haben , und welches Schicksal: ſelbſt dem Könige und seiner Familie bevorstand. Doch

[

289

]

Doch man rechnete noch auf das Uebergehen der französischen Armee, und drang darum noch vors wärts.

Die Emigranten , im Bortrab , halfen

den engen Paß bey Grandpré ,

welchen

Dümourier besest hielt , miterobern .

Dies

ser Paß war durch ein Bataillon Volontärs aus Paris mitbesetzt.

Diese Pariser , welche

vielleichtnie hatten schießen hören, nahmen gleich beym ersten Angriff die Flücht und erschreckten das ganze Lager, so daß Reiter und Fußgänger fast davon liefen. Dümourier ließ 40 von diesen Flüchtlingen gebunden nach Paris bringen ; und hier decimirte man ſie. Dieser gelungne Streich war ein Fest für die Emigranten, und freudetrunken achteten sie weder des Herzogs noch dessen Verbote. Plündern und Häuser anzünden war ihnen wie Kleinigkeit! Dümourier ließ einen gedruckten Aufruf

an seine Armee ergehen, worin unter andern folgende imposante Stelle vorkommt :

" Ich

nehme es mit allen Despoten aus Norden, mit allen Durchlauchten und farbigen Ordensbändern und allen fahrenden französischen Rittern auf. " So verdonkischottirt war damáls fast alles! Emigr. Gesch. I, B.

K

[ 290

]

Beym Vorwärtsrücken stießen die Alliirten auf den Argonner Wald, die Gränze zwis schen Lotharingen und Champagne, und Dú mourier, der in der Nähe stand , hatte kaum 17,000 Mann. den.

Diese konnten geschlagen wer

Der kluge General ließ sich also ein in

Unterhandlung . -

Da sieht man's , schrieen

gleich die Emigrirten : sie geben sich die Rebellen! Dümourier ist ein braver Mann ! leben!

Er Joll

Allein Dümourier war damals

nichts weniger als gesinnt , seine Armee mit den Alliirten zu vereinigen.

Der Konig und der

Herzog merkten das bald , und nun gings am 171en Sept. vorwärts nochmals.

Wo man hin

kam , war alles leer , und was noch da war, plünderte der Vortrab , vorzüglich der eine Bes standtheil davon , die Emigranten.

Jenseits

der Aire , eines kleinen Flusses , schlug die Ar mee ihr Lager gerade an dem Orte,

welchen

Dümourier kaum verlassen hatte.. In einem Dorfe schossen zwey Bauern auf den Emigrantenhaufen und verwundeten ihrer einige.

Sie wurden ergriffen , aber statt , wie

die Herostrate wollten , gehenkt zu werden,

7

[ 291 ] entkamen sie mit Gaffenlaufen.

Die Herren

machten's den armen Leuten auch gar zu arg! Der General Köhler meldete, daß der Feind sich gegen Chalons an der Marne hinziehe ; und gleich wurde aufgebrochen, um, **4 im Fall er wirklich Aabziehen würde, ihm in den Hinterhaufen fallen zu können , oder ihm eine Schlacht zu liefern , wenn er sollte Fuß faſſen wollen. Der Aufbruch geschah Nachmittags um drey Uhr den 19ten Sept.

Den folgenden Tag

war Dümourier nicht abgezogen :

er stand

vielmehr , nebst Kellermann und Bour nonville, der Preußischen Armee im Ange ſichte und so gut poſtirt, daß es faſt unmöglich war, ihn anzugreifen. Noch dachten Einige, die Franzosen würden, wenigstens zum Theil, zu den2 Deutschen übergehen ;

allein davon

geschah

nichts , so sehr auch die Emigranten ihnen von ferne winken und ihre weiße Scherpen und Kokarden hin und her schwenken mogten. Der Angriff auf die Franzosen wurde bloß mit grobem Geschüß gemacht , und dabey blieb: es auch.

Der Verlust auf beyden Seiten

T 2

[ war gering ;

der

292

]

Gewinn

auf Seiten

der

Verbündeten war aber desto größer, jener nåmlich daß man die Vorspiegelung der Emigranten falsch fand , und darum alle Hoffnung aufgab, in Frankreich nur

etwas von dem auszu ·

• richten , weßhalben man dahin promenirt war. Wie schmerzhaft dem König und demHerzog dieß wohl gewesen sey , zumal nach einem Mas nifest , wie ihres war , fühlt jeder bis auf eis Düaret.

nen

Nicht lange nach der Kanonade bey St. Menehould sprach man von einer Verråthe rey der Prinzen, die ich aber nicht verbürgen, ins deß auch nicht ganz verwerfen mag.

Nach allen

Umständen genommen , hat sie viel wahrscheins liches.

Freilich wird in Lågern oft Manches

herum gesagt ,

entweder erdacht von lustigen

Brüdern zum Spaß ,

oder zur Stårkung des

Muths, wie zur Erforschung der Soldaten : Gesinnung geflissentlich in Gang gebracht von Generalen und deren Gehülfen.

Glaubt dieß

nun jemand oder schreibt dieſer und jener es hie hin dahin: gleich ist die Unrichtigkeit fertig, und,

[ 29

]

verbreitet durch öffentliche Blätter , geht sie über in die Geschichtbücher und prepetuirt sich, Die Sache, welche ich meyne, ist kürzlich folgende.

Artois und Provence , mußten

långst bemerkt und gefühlt haben , daß man immer mehr aufhörte, ſie und ihre Sache noch fo wichtig zu finden , als sie Sich und sie fanden. Ihre dünkelvolle Erwartung erfuhr in Frankreich das Gegentheil immer merklicher.

Ihre Lage

foderte also , für sich auf die Zukunft zu denken. Calonne war ihr Minister und Rathgeber. Bon diesem nun von Brüssel aus angefeuert, schickten sie einen gewiſſen Ritter von St. Leger heimlichnach Paris , und zwar von dem Städt chen Etain aus ,

wohin sich das Blokade.

Corps von Thionville gezogen hatte, und -6 wo das Hauptquartier der Französischen Prin zen war. Dieser St. Leger hatte den Auftrag , mit der National * Versammlung oder vielmehr mit den damaligen Obermeiſtern derselben in Un terhandlung zu treten.

Diese sollte darin beste

hen, daß man den Prinzen wie dem Adel

)

( 294

ihre vorzüglichsten Vorrechte wieder einräume. Um dieß mit zu bewirken , sollte der Ritter die Macht der Emigranten und ihrer Verbündeten, der Preußen und Oestreicher, vorstellen, und es den Franzosen begreiflich machen , daß sie vers 'lohren seyn würden, wenn der Krieg sollte seis nen Fortgang haben sollen.

Wollte man aber

die Hoheit der Prinzen nebst dem Vorzug des Adels anerkennen oder ihnen ihre Güter nur zurückgeben:

alsdann wollten sie sich mit den

Französischen fremden

Truppen verbinden

Gåsten

den Weg

zeigen oder abschneiden. in Frankreich,

und

den

aus Frankreich

Die Regentschaft

welche auf einen der Prinzen

kommen sollte, war auch ein Gegendstand der Unterhandlung :"" denn der einmal verhaßte und verdächtige König sollte als unfähig zu regieren erklärt werden.

Go leicht ausführbar die Herren dieß nach ihrer Art finden mogten : so kannten die Selbst süchtigen die Lage der Dinge in dem Reiche der Franken noch immer zu wenig , und darum hiels . ten sie zur Durchzusetzung ihres Gesuchs schon für

295

[

]

hinlänglich , wenn sie nur versprächen , die Preu Ben ‫سا‬und Destreicher mit wegzutreiben. Allein ‫ء‬ die Hauptfactionen in Frankreich , besonders die zu Paris , fürchteten den Feind gewiß nicht ;

vielmehr

wünschten sie,

daß

man

recht tief eindringen und alles verheeren mögte ers Alsdann konnten sie erklären : 99 Das Vat sug 48

Land sey in Gefahr ."

usin

copale p lité , ** Philip . Ega

behauptete öffent›

lich , 33 daß nur ein großer Krieg die Freys Eben so sprachen heit fest gründen könne. Condorcet , Brissot , ** Robespierre , Danton und andre. Die Sakobiner hat ten den Krieg zu ihrem Wahlspruch.

Die

Uneinigkeit der Partheyen machte den Krieg für Frankreich

Krieg

nöthig .

und nur dieser

hat die Freyheit der Griechen , der Römer , der 'Schweizer , der Niederländer und der Nordame rikaner geſchüßt.

Krieg war auch damals die

Losung in Frankreich.

Daß also die Emigran

ten-Häupter die Entfernung der Feinde den Frans zosen versprechen wollten, konnte schon den Ja kobinern nicht gefallen ; und der Vorschlag,

[ 296

]

die Prinzen und den Adel wieder in ihre Vor rechte zurück zu bringen , mußte Allen verhaßt seyn , so gut nåmlich zu der Zeit auch der ge meinste Mann den Adel hatte kennen lernen. Den Anspruch auf Regentschaft zu untergraben mußte Egalité suchen.

Zu dem fand St. Leger die aristokratisch ; Gesinnten nicht mehr in Paris : denn die sa Ben zu Tausenden in den Gefängnissen , und wurs den am 2ten und sten September ermordet. Es war damals gar sehr gefährlich ,

auch nur

ein Wort fahren zu lassen , das auf die Wieder Herstellung des alten Systems den mindesten Bezug hatte. im

Die Jakobiner waren ja eben im

Begriff , eine revolutionnåre Regierung

einzuführen.

Unter

solchen

Umständen

war es denn nicht möglich, daß St. Leger, so listig er war , und so manche geheime Expedis tion er sonst auch vollbracht hatte, hätte glücks lich unterhandeln sollen.

Er machte also, daß

er fort kam , und begab sich, wie er gekommen war , auf Umwegen unverrichteter Dinge wie der zu den Prinzen.

So viel soll man aber

[

297

]

denn doch davon entdeckt haben,

daß A Dü?

mourier es habe benußen können , die Preue fen vor den Emigranten zu warnen.

3125 m20 tutma Wenn diese Sache gegründet ist : so war sie gewiß ein rachsüchtiges Ränkespiel des Calons ne, welcher die Preußen långst haßte, die ihm einen so häßlichen Strich durch seine Rechnung gemacht hatten.

Calonne nåmlich hatte die

ganze Gegenrevolution

allein lenken wollen,

um ein zweyter Dünois zu werden , cher

ehedem die Ehre gehabt hatte ,

dem

Siebenten

zu helfen.

wels Carl

wieder auf den Thron

Er wollte noch mehr !

Er wollte

den erschütterten Französischen Thron befestigen und einen König darauf sehen , den er selbst - seinen , Grafen daß dießvon Da er aber ihmois erkieset hatteverspührte Artois ..

nicht ges lingen würde, indem die Preußen die Emigran ten Corps selbst führen wollten : da war er auf gebracht und ging nach Brüssel, fabricirte dort allerley Manifeste bald an die Emigrirten, bald an die Franzosen , wahrscheinlich um die liebe Zeit hinzubringen , und sich als französ

1

[ 298

]

sischen Minister zeigen oder wenigstens un unterschreiben zu können.

Der gute Mann

dachte noch zu künstlich, um sich in Panglos 1

Mantel einzuhüllen und mit dem Verfasser der Jugendsünden einzusehen und zu sagen : Wahrheit und Natur bezwang Stolzer Thorheit falschen Drang.

wanang 217 *$25

}

354000

2009-0000 Sus

Top

640

Dreyzehntes

Kapitel.

DeutschlandsA unbefestigte Gränzen . Desta reichs Politik daßey . Die Emigranten am Oberrhein .

201 #Quidquid

delirant Reges , Achivi.

plectuntur

(Was auch die Fürsten verschulden : ihre Unters thanen müssen es büßen.)

Wir lassen jest unsre Prinzen einen Augens blick in Champagne,

und sehen , was die

ausgewanderten Heldenhaufen am Oberrhein getrieben haben. Deutschland ist seiner Lage nach gegen Frankreich von der Natur vortrefflich versehen, aber die Kunst hat dieser guten natürlichen Lage

[ wenig

300

nachgeholfen.

]

Lotharingen

und

Elsaß wurden långſt ſchon vom Reiche abgeris sen, nicht sowohl durch die Ueberlegenheit der Franzosen , als durch die innern Uneinigkeiten der Deutschen und durch die Fehler Einiger ih rer Fürften.

Aber wenn auch Deutschland die

schönsten seiner Provinzen verlohren hat : so be siht es immer noch hinlänglich Kräfte ,

jedem

Feinde zu widerstehen, und jeden von seinen Gränzen abzuhalten. Allein unverantwortlich war von jeher die Nachlässigkeit, womit man die Gränzen gegen Frankreich behandelte,

ohnerachtet man schon

ſeit zwey Jahrhunderten die Anfälle der Franzo sen von daher hat fühlen müssen.

Gegen Lans

dau zu ist vom Rhein an gar keine Festung. Die Franzosen dagegen haben Neubreisach , Bes 4 fort , Hüningen , Landau , Strasburg , Birsch, Meh, Thionville , Sedan und Longwy ter gut angelegte feste Plåße ,

Taus

durch welche

feindliches Eindringen sehr erschwert wird. Maynz sonst und Mannheim waren noch Plåße , die etwas bedeuten konnten.

Er.

steres ist eine vorzüglich gute Festung , welche,

[

301

]

gehörig versehen, äußerst schwer zu erobern steht. Jeder erfahrne Soldat seht den Hauptnußen der Festungen vorzüglich darin , daß dem Feinde das Vordringen schwer oder unmöglich gemacht werde.

Wäre der Kommandant von Longwy

und hernach der von Verdün so entschlossen t und brav gewesen, als Wimpfen in Thions ville: die Alliirten håtten aus Champagne blei ben müſſen. Aber weder Mannheim noch Maynz sicher ten Deutschland gegen Frankreich ; und weiter hinauf konnte weder Kehl , noch Philippsburg noch Altbreifach das Einfallen der Franzosen in Schwaben u. s. w. hindern ,

gesezt auch, sie

ließen ſie ſtehen oder nahmen sie nicht weg , was doch auf jeden Fall leicht anging.

Lange und

oft genug hat man über das Anlegen von Fe stungen hin und her debattirt und decretirt ; aber das hundertköpfige Thier , deutsches Reich ge, nannt , hatte von jeher nur Klauen zum Zusam menscharren und Zerfeßen ; aber keine zum Hers geben des Bendthigten zum Bau feſter Plåge. Sonst hätte ein Plaß dieser Art ,

Landau

gegenüber , und ein zweyter bey Kreuznach

[

302

]

alles Vordringen der Franzosen aus Lotharingen hindern können. Vorzüglich Oestreich hatte von jeher diePo litik , seine Hauskriege in Reichskriege umzus schaffen: und so war es ihm gelegen, wenn Frankreich ungehindert in Deutschland einbre chen konnte. Nun mogte man wollen oder nicht : der Feind war da , und wollte man ihn fortha, ben: so mußte man mit zu den Waffen greifen. Eben diese Politik befolgte Oestreich neuerdings im lesten Kriege. Fast alle Pässe nach Deutsch land blieben , wie wir gesehen haben, unbeseßt, und sogar reiche Magazine mußten zur Lockspeise dienen, sobald man inne ward, daß einige Für sten, wie der Kurfürst von der Pfalz, By

auch troß den Eingriffen der Franzosen in deut sche Länder und Rechte, dennoch neutral bleiben wollten. Dieß und das nicht ernsthaft und kräftig ges nug untersagte Unterſtüßen der Emigranten , so dringend oft auch Landsſtände drum bitten moge

30

ten, waren allerdings wichtig genug , den unbes. schüßten und unbefestigten Gränzländern Furcht vor einem Einfall der Franzosen einzujagen.

[ 303

]

Selbst dem Kurfürsten von Pfalzbayern ward wegen des Benehmens seiner Nachbarn bange, und er befragte sich in einer Note an den dama ligen französischen Gesandten , Assigny , wes sen er sich in der Zukunft zu versehen habe , da ‫ܕ‬ er nicht Willens sey , der Coalition je beyzutre

ten.

Die Antwort entsprach seinen Wünschen,

und enthielt die Versicherung : daß alle Gene rale den Befehl håtten , neutrale Fürſtenlånder durchaus zu schonen.

Der Kurfürst freute sich,

auf diese Weise ein Ungewitter von seiner Pfalz entfernt zu haben , und war ruhig. gute Carl Theodor!

Der

Er wußte nicht , daß

er bald würde gezwungen seyn ,

auch seine

Pfalz dem fürchterlichsten Unglück auszuses hen , und für seinen Nachfolger gar zu ver lieren.

Der Kaiser, um die Franzosen von einem Besuch in Vorder- Oestreich abzuhalten, ließ die Besagung in Freyburg verstärken und meh rere Truppen dahin zusammenrücken. Kehl und Altbreisach wurden gleichfalls besetzt, besser nåm lich , als vorher : denn in Kehl standen sonst bloß einige Badenſche Invaliden. Auch Mann

1

[

304 ]

heim sollte einen kaiserlichen Kommandanten einnehmen, aber der Kurfürst schlug diesen Bey stand aus , weil er ihn mit Recht für überflüßig hielt.

Die Emigranten unter Condé standen, als kadſerlicheHülfstruppen, am Oberrhein, 4000 Mann ohngefähr , Mirabeau.

ohne jene von der Legion

Der Fürstbischof von Strasburg

gab das Geld her , noch Leute zu einem Freys corps anzuwerben.

Dieses Freycorps errichtete

man zu Oppenau , einem Flecken am Knives, einem ansehnlichen schwäbischen Gebürge.

Aerz

geres Gesindel ist wohl noch nie zusammen ges weſen , als das von den sogenannten Volon tairs de Rohan . Der Neffe des Cardinals , ein wahrer Schwindelkopf, den ich auf Tischen, Stühlen und Bånken habe herumhüpfen sehen, selbst wenn man ernsthaft mit ihm sprechen wollte, war ihr Oberster.

Ich werde bey 1793

mehr yon dessen Leuten zu sagen haben, welche meistens Deutsche waren , aber lauter Deutsche von Deutschlands Hefe. Noch lange wird man in jenen Gegenden von der elenden, råuberischen Aufführung

dieser Haufen zu sagen wissen. Man

[

305

]

Man nannte das ganze Emigranten im Breisgau und in der Ortenau Armee,

wenn

Corps

Condé's

gleich Mirabeau Toy

neau weder von Condé noch von dem kaiser. lichen General damals Befehle annahm...kaz Condé selbst war äußerst selten beyder Armee... Er lebte meistens in: Worms , und wahrscheinlich aus Aerger über den impertinens ten Mirabeau, der unaufhörlich sich brüfte te ,S daß er der Erste gewesen sey , welcher für die gute Sache der Gegen - Revolution zu den Waffen gegriffen haben. Aber auch das mogte Condé'w nicht anstehen ,ödaß ein kaiserlicher General ihn kommandaron sollte.

Vielleicht

auch war er wirklich unpaß, wie er vorgab; ge; nug, er war selten im Breisgau,Omg , edumu 204Sein Corps enthielt, wie gesagt ist ," 4086 Mann, und war bey Worms organistet 1960, den.

Es zbg unter einer starken Begleitung

von Oestreichern gerade auf Landau , in der festen Hoffnung , diesen Plaz so vor der Hand wegzuschnappen.

Der Weg von Worms fach

Speyer geht bekanntlich nicht über Neustadt nach Landau.: Mirabeau warbey Speyer

Emigr. Gesch. I. B.

it

[

306

]

über den Rhein gegangen mit seiner Legion Fulminante (so hieß,

aber nur bey den

Emigranten , dieser Troßhaufe zu Troß der alts Römiſchen Donner , Legion ) um ſich mit Cons dé zu verbinden und die Franzosen aus ihrem fe, ften Lager bey Erz - oder Arzheim wegzutreiben. en

Bey der Annäherung der combinirten Armee

verließen die Franzosen das Lager und zogen sich nach Weißenburg, * — ob aus Kriegslif øder Schwäche — weiß ich nicht genug , ſie 2007 1106476 verließen ihr Lager. Die Kaiserlichen machten gleich darauf vier Schweißer von dem Regiment

Steiner,

welches damals in Landau stand , aber schon im Auguſt eben, def Jahres ( 1792 ) weggejagt wurde, zu Gefangnen. Der General der Dests reicher schickte diese Schweizer nach Landau, aber die Wache schoß nach seinem Trompeter. Der Hinsender, wie billig, äußerst aufgebracht, schrieb seinem franzöfifchen Collegen einen derben Berweis, und foderte Genugthuung. Sie ward ihm durch die Wegjagung der ganzen Wache. 355 San da u konnte man nicht auffodern , weil man erfahren hatte, daß es voll.Demokraten

[ 307 ] stecke; und es zu belagern ging nicht an aus Mangel an Geschütz dazu.

Der Umweg dahin

war also umsonst gemacht.

Mirabeau that

den Vorschlag , die französischen Dörfer zu vers Heeren, dieß aber wurde als rachsüchtig abgewies sen.

Mirabeau's Legion und

Condé's

Corps ging denn zurück über den Rheinbey Speier und von da nach dem Orte ihrer Bestimmung. Wo sie hin und her zogen,

hinterließen sie

Spuren ihrer schlechten Disciplin und ihrer emis grantiſchen Raubsucht.

Hey diesem Abzug betrug sich Mirabeau wie ein erzemigrantiſcher Anarchist.

Er wollte

mit: Gewalt bey der Armee des Prinzen von Hohenlohe bleiben , bloß weil er voraussette dieser werde ins Elsaß rücken , indem die Kais serlichen bey Neustadt ihr Lager hatten. Prinz von Hohenlohe,

Der

der nichts weniger

als ein Pariser Süßling oder Wildfang ist, befahl ihm, nach der Ortenau aufzubrechen und daselbst seine Befehle abzuwarten.

Das war

für den stolzen Obergeneral unerträglich und er erklärte gerade zu, daß er schlechterdings nicht folgen würde, und durchaus willens sey, ins Elsaß

11 2

1

[ einzubringen.

308

]

Der Prinz drohte nun ,

das

Schwindel - Corps , welches sich schon gelagert und gewissermaßen verschanzt hatte , mit Kanos nen anzugreifen.

Da endlich hörte Mira,

beau, zog ab , wollte aber schon bey Philips , burg fid lagern von neuem.

Inzwischen der

Fürstbischofvon Speyer, welcher nicht Lusthats te,sein Låndchen dem räuberiſchen Geſindel preis zu geben , drohte mit den Truppen des Kurfürs sten von der Pfalz.

Mirabeau überström

te jeht auf die unhöflich

Heftigste Art gegen

den Drohenden und zog dann langsam und ver 72 200 SKI wüstend der Ortenau zu. 60 Die Gründe , warum der öftreichische Gene ral Mirabeau's Legión entfernt wiſſen wolls te , waren : daß der Hiß , und Troßkopf darauf bestand , ſein Corps ſelbſt anzuführen ohne Rück ſicht auf Anordnungen und Befehle von dem Obergeneral.

Dann auch hielt man deſſen zůs 12 gelloses Volk zum Kriegführen für ganz un brauchbar. Der Prinz von Hohenlohe war auf Condé ebenfalls nicht zum besten zu sprechen und wollte nicht zugeben, daß er neben ihmfechten

[ dürfte.

Condé

309 fuhr

] also ab ,

und

zog

nicht minder über Rheinhausen nach Bruch fal und von da ins Badensche.

Zu Rastatt

nahm er sein Quartier im Schloß,

aber der

Markgraf mogte ihm zu verstehen geben , daß 4 Seine Hoheit wohl thun würden , sich zu ent: fernen: denn bald that dieß Condé und zog nach Worms .

Sein Corps ging weiter hin

auf ins Wildstattsche und nach Kehl , war aber immer sehr mobil, und marschierte bald da bald dorthin , bis endlich die Oestreicher es so in die Mitte nahmen, daß es wenigstens weiterhin nicht mehr so frey und ungescheut plündern konnte, wie vorher. Im im September eben dieß Breisgau(den Corps ein ,9ten) und zog g besezten die Obermarkgrafschaft 遵 Baden zwischen Freyburg und Basel, und nur noch fünf dstreichische Dorfs schaften und einige des Bischofs von Basel. Dießwar klug ausgesonnen : denn wo Emigranten hinkamen , wurden die Dörfer erbårmlich mit genommen. Mirabeau Tonneau , welcher die Welt schien verschlingen zu wollen , starb den 14ten

[

10

]

September 1792 an einem Schlagfluß zu Frey, burg im Breisgau, wahrscheinlich an den Fol gen seiner Unmäßigkeit in Essen , Trinken und Zürnen. Er war bey keinem beliebt , weder bey den Kaiserlichen , noch bey seinen eignen Leuten. Sein auffahrendes , rasches Wesen war uner träglich : denn aufgebracht , schonte er weder Freund noch Feind. In einem Unfall dieser Art warf er zu Freyburg über Tisch dem Destreis chischen General ein Trinkglas ins Geſicht; und Condé und andere hatten genug zu vermitteln, um ihn aus dem Arest loszumachen. Sein wildes Feuerwesen verleitete ihn zu Schritten, die oft eben so gefährlich als unnüß waren.

So ging er bey Capel mit 25 Gres

nadiers von seinem Corps über den Rhein, hob eine Französische Vorwache von 12 Mann auf und brachte sie ohne den mindesten Verlust glück lich zu den Seinen. Ein andermal wagte er sich mit 35 Mann wieder über den Rhein und er haschte eine Patrouille von 40 Franzosen, die ſich nebst deren Anführer in einen Bauerhof bege ben hatten.

Der Triumph darüber in seinem

Cantonirungsquartier war unbeschreiblich. Durch

[ 311

]

dieß zweymalige Gelingen ward er kühner und wagte eine dritte Ueberfahrt , die aber nicht ſo , ablief, als die beyden ersten.

Die Franzosen:

hatten jene Vorwache und Patruille zwar vers mißt , ohne, aber zu wissen , wie. war ihr erster Gedanke darüber.

Deſertion ,

Der Inhaber:

des erwähnten Bauerhofes belehrte sie inzwis schen eines Andern.

Ihre ganze Sorge ging

nun dahin , jenen Ueberfållen Grånzen zu sehen. Sie stellten ihre Vorwachen nach wie vor aus, und mit noch mehr anscheinender Nachlässigkeit,. deckten sie aber mit starker Mannschaft im Hins terhalt. Mirabeau

erschien neuerdings mit 36 :

ausgesuchten Wagehålſen , aber kaum im Begriff, die französische Mannschaft aufzuheben , war er umrungen ; und nur ſein Glück , das Pferd eis nes französischen Husaren , den er erschossen hatte, Seine zu ergreifen , ward seine . Rettung . Ueberschiffer , durch das Geplånke in Furcht ge seht , waren mit ihren Kåhnen zurückgekehrt ; und Mirabeau sah sich genöthigt , sein Heil Er erreichte ein Ges

durch die Flucht zu suchen.

hölze, brachte die Nacht darin zu, und seine

[ 312

]

Rettung daraus ward ein Bubenstück.

Beym

Hin and Herirren nämlich entdeckt er einen be, räuschten Pastor , ohngefähr von seiner Statur, der, wie er, im Gehölze herum irrte.

Er reitet

an ihn heran , zwingt ihn , ſich ganz auszukleis den, jagt ihn fort, und nun als Pastor verkleis det, nimmt er seinen Weg gegen die Schweiß, lénkt aber , troß der äußersten Gefahr , auf ein Dorf im Elsaß ein , und besucht dort sogar den französischen National 2. Commissår, der in jener Gegend fürs Auskommen der Truppen sorgte. Bey diesem giebt er sich aus für einen reformir ten Prediger aus der Wälschen : Schweiß und speißt mit ihm zu Mittage , in Gesellschaft von noch drey französischen Staabsofficieren. Ueber Tisch sprach man von Mirabeau's Kahnheit, und der Commiſſår bedaurte, daß

& er sich von Vorspiegelungen der Prinzen has be täuschen lassen , und als Feind seines Vater lands jest herumirre , da er viel Anlage gehabt habe , unter den National ፡ Truppen Ruhm und Ehre einzuerndten .

Ja, er irrt herum , sagte

der Verwegne, und ist vielleicht gegenwärtig in der Mitte seiner Feinde.

Uber, meine Herren,

[ 373 ] feste èr hinzu, ich kenne ihn genauer: er hat ets was von Alexander und von Don Quixote an sich; und um den Verlust solcher Leute ist es eben kein Schade ! Als seine Spießgesellen ihn längst aufgege, ben hatten , war er wieder bey ihnen, aber als Pastor; und gleich gab er dem Commiſſår über seinen Tischgenossen , den reformirten Prediger, Auskunft und dankte nochmals für die Aufnah me, die erbey ihm gefunden hatte. Diese Wag A Halsereyen waren indeß dèm Condé ganz zu, wider: sie machten die Franzosen wachſam , und vereitelten ihm den Plan , mit dem er sich lange trug, nåmlich :: ſie in Sorglosigkeit zu überrum; peln.

Condé war daher froh , als er von

Mirabeau's regelloser Hiße nichts mehr zu besorgen hatte.

Der Wüstling starb , wie wir

wissen , wüste und unter Fluchen und Verwün 3 schen. Sein Grab zierte man mit einer prunks vollen Inschrift aufdem Kirchhofzu Freyburg. Der erzählte Umstand , daß beym Vorrücken der Destreicher und Emigranten die Franzosen ihr Lager verließen , und fich tiefer nach dem Elsaß zogen, machte, daß man anfing zu jubeln

[

314 ]

und auszusprengen: die Franzosen fürchteten Rich, und håtten nicht Muth , " den Feind abzuz warten.

Die Zeitungsschreiber jenes Jahres

zu Neuwied, zu Frankfurt am Mayn und zu Erlangen machten noch besondere Glossen dars über und gaben den Franzosen pöbelhafte Beys namen, Aber eben dieß verleitete Groß und Klein, fast alle Besorgniß vor den Franzosen aufzuges ben ; und selbst der Umstand , daß sie schon Merzig geplündert hatten , wißigte die Deuts schen keinesweges, Obersten,

Einem elenden Maynzer

Winkelmann ,

übertrug

man,

nach Erbachs Abzug gen Thionville, die Beschüßung des Magazins zu Speyer , wenn er gleich gar nicht dazu taugte.

Als einen Erzs

narren und unsinnigen Aristokraten beschreibt ihn

Eickemeyer

in seiner merkwürdigen

Denkschrift über Mainzens Wegnahme durch Eustine. *) Er verstand nur den elenden Mayns zer Kamaschen

Dienst , und wollte doch die

Halunken (wie er die Franzosen nannte) aufdem Freyen Felde herumpeitschen ohne einmal eine

*) Neufte Staatsanzeigen B. III. S. 155.

[ 35

]

Flinte auf sie anzuschlagen. ¿ Winkelmann dachte also, wie mehr seines Gleichen , an nichts 1 weniger , als an Verstärkung und andere Ver theidigungs und Sicherungsmittel.

3

Aber eben deßwegen hatten die Franzosen gewonnen Spiel, als sie 1792 zu Ende Sept. in Deutschland ein ፡ und vordrangen .

Spezer

und das Magazin daselbst war gleich ihre. Wine kelmann kroch, als Gefangner, zu Kreuze, und seine paar Mann Maynzer schickte man nach Frankreich. Von da rückten sie nach Worms, nahmen es ,

als ein repaire des bougres

d'émigrés ,

erzgarstig mit , zogen dann auf

Oppenheim und beseßten es gleichfalls , ob es gleich pfälzisch war , ohne jedoch die gering, ste Feindseligkeit daselbst auszuüben.

Hierauf

nahmensie die wichtige Festung . Maynz , züch tigten die Frankfurter,

die Hessen und andre

Eleine Herrschaften wegen der Aufnahme der " Emigranten , und zeigten nun exemplarisch, daß man nicht zum besten gethan habe, nach Cham pagne hinzuziehen , um nachWunsch der Emi granten Pethions Finger abzuschneiden und Jakobinerköpfe

Säckevoll abzuholen.way

[

316

]

Die in Breisgau stehende kaiserliche Armee blieb indeß immer ruhig.

Aber

Cüftine ,

welcher damals im-untern Elſaß kommandirte, war klug genug, bey seinen mit der größten Heimlichkeit angelegten Planen unter der Hand auszusprengen, daß er hinwolle, das Emigran ten: Corps des Condé im Badenschen ans zugreifen , während General Biron , welcher bey Strasburg den Rhein pafsiren sollte, den kaiserlichen General Esterhazy anfallen würde.

Dieses Geschwäß hielten Månner , wie

Winkelmann, für gegründet , und blieben ruhig. Daß die Destreicher ihr Land zu decken sus chen

würden ,

war begreiflich.

Sie waren

schwach, und konnten sich nicht trennen. Brun trut hatten die Franzosen genommen , die Dests reicher verjagt, und an die Stelle des vertriebnen Baseler Bischofs einen conſtitutionellen, Namens Gobel, angefeßt.

Vermuthen konnte man

nun, daß die Zuchtmeister aus Frankreich weiter ge hen und ins Destreichsche fallen würden. Condé, zu schwach, etwas von Entscheidung vorzunehmen, und zu klug , um den Renommis

[

317

]

ften nach Mirabeau's Artzu spielen , stand seit Maynzens Wegnahme, ganz davon ab, noch über den Rhein zu gehen.

Seit Mira .

beau's Hinscheiden hieß sein Corps am Obers rhein Armée royale de Condé.

Nochmuß

ich bemerken , daß dieses Corps in Waffen und Kleidung nichts weniger als gleichförmig war. Die Rheinländer nannten es, nach einer dort modischen Weibertracht, das

Contuschen .

Corps . Kurz, es war in Allem SERE ganz emigran tisch.

Wir lassen es am Oberrhein , und vers

fügen uns zu denen in den Niederlanden.

B 40

18 Vierzehntes Kapitel.

md bi Emigrantenwesen

in den Niederlanden ,

Bauern Aufstand gegen sie .

Der Menschen Thun ist mancher Art : Die einen puhen Lichter, Der schiert die Menschen , der den Bart, Ein Dritter schneid't Gefichter. Doch, was du immer , immer bist, Nur redlich und kein Bube ! Den Bösen führet arge Lift Wohl selber in die Grube.

Hottinger.

Man weiß schon, daß die Generale, La Queil le und Egmont, in den Niederlanden war ben , um zur Durchfechtung ihres adelreichen Hirngespinnstes Mannschaft zur Hand zu haben. La Queille wollte seinen Werbeplaß in Lus

[

319

]

remburg aufschlagen ; allein General Ben der verbat dieses und nun wurde in Brabant Herumgeworben.

Als hernach die Verbündung

zu Stande gekommen war , erhielt der Sohn des Prinzen von Condé, Ludwig Heins rich, Herzog von Bourbon , den Befeht, den unterhalb Coblenz zerstreut stehens den Emigranten ; Haufen nach Belgien zu füh ren und sich daselbst mit La Quelle und Egmont zuvereinigen. Zugleich übertrugman ihm das Oberkommando über die Emigranten in jenen Gegenden, doch so, daß er dieVerfüguns gen des Statthalters in den Niederlanden oder vielmehr die deſſen Gemahlin mitbefolgen sollte. 0977Erst marschirten die noch nach den Nieders landen bestimmten Kaiserlichen , und diesen folge " ten die Emigranten. Bey ihrem Aufbruch aus den Dörfern , (deren Bewohner ,

außer

den Nymphen darunter , sich über ihre Abfahrt nicht gråmten) waren diese Emigranten am elendsten organisirt. In Regimenter oder Bas taillons waren sie noch nicht abgetheilt, und bestanden nur noch aus Compagnien ,

welche

aber auch, wie die Truppen des Condé , ein

[

320 ]

sehr buntes Aeußere hatten.

Die Compagnien

AL richteten sich zwar ein nach ihren Landsmanns schaften ; allein wenn Leute von einer und ders selben Bandsmannschaft bey verschiednen Regiz mentern gedient hatten , (wie dieß ynter dem emigrantischen perpetuum, Mobile der Fall war) , so blieb ihre Uniform allemal sehr verschie den.

Doch dieses wäre eben kein wesentlicher

Fehler gewesen : haben doch auch die franzöſiſchen Truppen nicht anders ausgesehen !; Wie fahen nicht die Truppen

Gustav Adolphs

dreyßigjährigen Kriege aus ?

im

pato megotiat

1940

ཏ་ །” Auch in Ansehung ihrer

Stärke waren

die 9 erwähnten Compagnien , felten, einerley. Einige derselben enthielten nur 59, andre hin gegen gar 180 Mann. Die Infanterie bes ſtand aus traurigen Subjekten , geweſenen

Bedienten ,

Landstreichern. te ,

meistens aus

Schuhpußern 22 und

Selten führten sie eine Flins

sondern Pistolen , oder Såbet, jajaund

zwar größtentheils , einen Prügel, wie derfinans zidse Bertuch sie in seinem Induſtrie- Com proir wohl nicht tüchtiger haben oder anpreiſen mag.

[ mag.

321

]

Die Kavallerie bestand zwar meiſtens

aus Edelleuten , war aber auch nicht besser bes -waffnet , und hatte elende Pferde. Die Officiere dieser landsmannſchaftlichen Compagnieen wurden von den Soldaten ger wählt : denn hier wurden die Stellen nicht, wie bey der Prinzen Armee, verkauft, indem sie wes nig einbrachten und gar keine Accidenzien hate ten.

Allein gewählten Oberherren gehorcht man

nur , wenn man will:

das ist ein Grundfag,

welchen Fürsten sowohl, als gemeine Soldatent befolgen.

Die Disciplin dieser unsrer Emis

granten war daher abscheulich.

Doch dergleis

then ist man schon an Emigranten gewohnt ! Die Pferde dieses Haufens konnten weder Strapaken aushalten , noch Lasten und Gepår cke fortbringen.

Immer blieb balb dieser , bald

jener in einem Dorfe zurück , und die berittnen Compagnieen wurden dadurch tåglich schwächer. Die Verpflegung und Fourage erhielten diese Truppen aus den kaiserlichen , aber sehr schlecht versorgten Magazinen ; mehr aber wurden sie, wie die Destreicher , von den Einwohnern der Reichslånder verpflegt.

Emigr. Gesch. I. B.

Dafür sollten täglich x

£ 322

]

auf jeden Mann zehn Kreuzer bezahlt werden: Es kann seyn, daß der Kaiser , so wie der Kö nig in Preußen, dieß wollten; allein die Uns terthanen erhielten nichts : denn das Geld paßte auch in andre Taschen. Des Kaisers Truppen nahmen mit jeder Kost wenn sie nur satt wurden ; 7 aber die

fürlich ,

Emigranten wußten recht gut,

daß die Enge

länder Geld für sie hergaben , und daß dem Squer

und Bürger zehn Kreuzer für die

Verpflegung der Person versprochen waren. Hierauf gestüßt, sistenz,

pochten sie auf diese Subs

und foderten jedesmal frisches Fleisch

und das dem Franzmann, so sehr behagende Bouillon .

Bedürfnisse dieser Art konnten

fie, * troß ihrer sonstigen Unwissenheit , doch auf deutsch. fodern , und foderten sie mit der größten Impertinenz.

Hin und wieder ließen sich die

Einwohner die Grobheiten der Fremdlinge noch gefallen ; allein hier und da , wo sie den Herrn zu derb zeigen wollten,

kam es zu Thatlich

feitenang sada Chom Man weiß, daß der niederrheinische Bauer eben nicht fein ist, und überhaupt sind die Rhein

[ 323

]

länder wegen ihrer Höflichkeit noch nicht bes straft worden ; und da wurden die Herren mits, unter anders behandelt , als sie erwarteten. In Rondorff, unterhalb Kölln , waren mehrere Emigranten bey einem Pachter einquar tiert.

Der Pachter regalirte seine Gäste mit

geräuchertem Fleisch und Wurst.

Die Herren

fanden an diesem Gericht kein Behagen, und schmissen das Fleisch ihren Hunden vor.

Die

Hunde konnten des Borgeschmißnen nicht Meis fter werden,

und der Pachter sammelte das

Uebrige , und ging seiner Arbeit nach.

Die

Herren hatten inzwischen ausgewittert , daß er einen guten Stall voll Hühner habe , und fins gen, an , sie abzukehlen.

Ihr Wirth erfährt

das, schafft sich Hülfe , und bey den grellen Auftritten darüber zogen die Leckermåuler, den Kürzern und wurden genöthigt , schimpflich das Feld zu räumen.

Dafür steckten sie hernach des

Pachters Scheune in Brand ! Im

Köllnischen glaubten die Bursche

überhaupt Recht zu haben , sich nach Gutdün ken aufzuführen.

Der Kurfürst von Köln ,

ob er gleich ein Oestreicher war , wollte von ih * 2

{

324

]

nen nichts wissen, und dachte in dieser Rücksicht weit vernünftiger als die Herren der übrigen Pfaffenstraße .

Er ließ keinen Emigrans

ten willkührlich hausen , und machte sogar seis dem Kurfürsten von Trier,

nem Nachbar ,

Vorstellungen über das emigrantische Unwesen. Aber dieser blieb taub gegen alle Vorstellungen, zumal da der Hof zu Kölln mit dem zu Trier nicht gar zu gut harmonirte.

Eben aus dieser

Ursache haßten auch die Emigranten den Kur fürsten zu Köln , und behandelten sein Land wie ein feindliches. Als das Corps nur etwas zu Stande war, trat es seinen Marsch an , und der Herzog von Bourbon begab sich einstweilen nach Spaa, wo er einige Tage die Bade- Kur brauchen wolls te. Spaa, an sich , ist ein schlechter Ort, aber der Zusammenlauf und das hohe Spielen reicher Müssiggånger aus allen Nationen , besonders der Engländer , Erstaunen

verbreitet dort Überfluß zum

Um dieß nicht zu hindern , darf

jeder dort treiben , was ihm einfällt , zumal im Hazardspiel.

Der Herzog kam denn auch das

hin mit noch einigen Emigranten.

Allein diese

[ 325

]

Leute waren überhaupt dort schon verhaßt , und die Engländer neckten det guten Bourbon, daß er nach zwey Tagen schon abzog.

Es muß

te ihn allerdings verdrießen , daß er nicht Geld genug noch hatte, die angetragnen hohen Spiele neckender Engländer anzunehmen. Der Zug ging sehr unregelmäßig und langs sam vorwärts .

Die Pferde waren erschöpft ;

und da die Sättel schlecht paßten und die Her ren nicht reiten konnten : so wurden die Thiere gedrückt und ihre Reiter blieben auf den Ddr fern.

Zu Fuße zu gehen und das Pferd.

am Zaume nachzuführen, wie sonst Cavalleri ften in solchen Fällen pflegen , hielten ſie für er niedrigend.

Freilich bleiben bey gut geübter

Cavallerie die Pferde ungedrückt, und der Bur sche, dessen Pferd auf diese Art beschädigt wird, ist dafür verantwortlich ; bey den Emigranten war aber dieß, wie alles, außer Ordnung. selten geschah es ,

Nicht

daß die eine Einquartierung

noch stille lag, während eine frische ankam : und dann waren Zånkereyen fertig. Endlich foderte der Herzog von Bourbon die Zerstreuten auf, sich bey ihren Compagnieen

[ 326 einzufinden ,

]

oder

er würde ohne sie seinen

Marsch fortseßen ,

und dann mögten sie zuse

hen, wie sie durch ein Land kommen würden, worin jederman gegen sie erbittert wåre.

Ueber

dieſes übrigens sehr erbauliche Selbſtgeſtåndniß erschracken die Herren mächtig , aus Furcht vor den unhöflichen Bauerfäusten und deren unsanf ten Stockprügeln.

Zudem hatten ſie des Gel

des noch wenig , und würden haben verhungern müssen, wenn sie wåren zurückgeblieben.

Sie

eilten daher zu ihren Compagnicen ; und um am leichtesten dahin zu kommen, nahmen sie ihre Zuflucht zum Vorspann und seßten Wagen und 1 Pferde in Requisition. Da lagen denn dieHers ren Nitter , lauter sonst rüßtige Kerle , auf den Bauerwågen auf Stroh ,

ihre Bündel neben

sich und ihre Mähren hinten angebunden. Daß die Bauern durch diese Vorspanne und Pferde Requisitionen arg mitgenommen wur den ,

versteht sich von selbst.

Oft mußten ſie

我 mehrere Stationen weiter fahren , ja , man be hielt endlich die Pferde ganz und gar, indeß die Eigenthümer derselben leer nach Hause liefen und alles empörten.

[

327 ]

Im Lüttichschen requirirten die Herren verges bens. Der Herr Bischof war schon gewißigt worden durch einen großen Skandal mit ſeinen Unterthanen, eben wegen seiner anfänglich grån zenlosen Güte und Nachsicht gegen die Anarchis sten.

Aus Furcht also vor neuem Aufruhr ließ

er die Bitte der Herren fruchtlos ablaufen. Da ſie nun aus dem Bisthum, worin ſieſich ſammeln sollten, weder Pferde noch Wagen haben konn ten: so behielten sie die mitgenommenen aus dem Kölnischen und Pfälzischen , und behandel ten sie zuleht, als ihr Eigenthum.

Die Schuls

zen und andre Obrigkeiten machten zwar Vors stellungen dawider ;

allein Bourbon konni

te oder wollte nicht helfen , und es blieb beym Jakobiniſtren auch unter den Emigranten.

Bourbon schickte kurz darauf einen Geld wagen mit 30 Commandirten zu Pferde nach Köln ,

Geld dort abzuholen.

Als das Com

mando Düren passirte, eine Pfälzische Stadt an der Ruhr , strömten die Bauern aus der Gegend zusammen , und foderten den dortigen Kurpfälzer Hofrath auf, das Commando anzu

[ halten.

328

]

Anfänglich wollte er nicht, endlich aber

fand er der Bauern Foderung billig; und als das Commando zurück kam, ließ er Wagen und Mannschaft anhalten.

Die Bauern, von weit

und breit her , umgaben die Angehaltenen mit Heu- und Mistgabeln ; und dieſe, die einsahen, daß alle Gegenwehr vergeblich war, verhielten sich ruhig.

Als der Hofrath hinzu kam, und der Coms mando Officier unter seine Declamation über Bauern 3 Impertinenz Drohungen

einmischte,

zeigte er ihm an , daß Er das Anhalten befoh len habe , und zwar , um die Herren Emigran ten zu zwingen, die Pferde , welche sie zu Vor spann gebraucht und zurück behalten håtten, den Bauern wieder zu geben :

Die Erndte sey vor

der Thür , und da könne der Landmann ohne Pferd ' und Wagen nicht fertig werden . ―

Als

ihm auf seine Frage nach der Ladung ་ des bes deckten Wagens der Offizier mit Kriegskasse antwortete ,

ließ der Hofrath diese vorzüglich

bewachen , und das Commando dann so ein quartiren , daß keiner entkommen konnte.

[

329 ]

dog Der Vörfall wurde gleich an denHerzog von Bourbon nach Lüttich gemeldet ; und in dem Kriegsrath darüber riechen Einige , den Bauern zu willfahren, um die Kriegskasse, welche dnfing, sehr nöthig zu werden , je eher je lieber zu ret ten. Andre hingegen, åchte emigrantische Brau seköpfe wollten ein starkes Commando nach Di ren geschickt wissen und die Kriegskasse mit Ge walt befreyen lassen.

Der Commando : Officier

sollte kassirt werden als ein Feigling , der sich nicht getrauet håtte , gegen rebellische Bauern den Degen zu ziehen und auf sie Feuer zu bes fehlen. Diese Meynung behielt endlich die Ober: hand , und Bourbon machte schon Anstalt, T den Rath auszuführen . Aber eben kam ein Schreiben von dem General- Gouvernement aus Brüssel , des Inhalts : ,, Daß die Emi ,, granten zwar nach Brabant bestimmt wären, "" daß man aber bey en vielen gegen sie einlaus ,,fenden Klagen durchaus darauf bestehen müsse, ,, daß sie die Beschwerden gegen sie , selbst mög

29 ten heben helfen :

sonst würde man ih

"" nen den Einmarsch in Belgien abschlagen, “

[

330

]

Diese Drohung bestimmte den 1 Herzog von Bourbon, gelindere Saiten aufzuziehen : und so ward jedem das Seine und

Friede.

Die Lütticher Bauern, hicdurch angefeuert, gingen ihren Fürſtbiſchof von neuem an; und das Dringen der Umstände lehrte ihn, Bitten und Foderungen nachzugeben.

ihren Er uns

tersagte also in einem bedeutendem Befehl den Emigranten den fernern Aufenthalt in ſeinem Ländchen ; und Bourbon sah selbst die Noth wendigkeit ein , fortzuziehen , und sich als Hel den zu zeigen in Belgien , wo die Factionen täglich zunahmen ,

und wo die Franzmånner

ståts årger drohten einzudringen. Vorher noch erließ Bourbon zu Lüttich ein Manifest an seine Armee , worin er eine Spra cheführte, wie einſt Alexander anseine Siegs gewohnten Macedonier.

Es ist überhaupt eine ganz eigne Sache um Manifeste ! ― Dieß Bourbonische sollte durch hohe Worte den Schandfleck übersehen machen , den erniedrigen de Handlungen ihm und seinen Corps zugezogen hatten.

[

331

]

Die Emigranten räumten darnach das Lut tichsche : und nun konnten sie recht gut zu Fuße gehen und ihre kranken Pferde am Zaume nach führen.

Der Aufbruch geschah den 24ften Jul

1792 und so ging der Marsch langfam zwar, aber doch ununterbrochen fört bis nach Löwen, wo sie wieder Rafttage machen müßten. Die Belgier kannten die Cy - devants lan ge : denn La Queille hatte sein Heldenkorps in ihren Gegenden zusammen geworben, und dies ſe Månnlein hatten den Einwohnern eine ſehr üble Idee von ihrem Wesen beygebracht. Außer dem mußten die Belgier jeden Franzosen auch schon darum hassen , weil sie erst kurz vorher im Insurrektionskrieg von 1790 sich schlecht gegen sie bewiesen hatten , oder vielmehr ihr König, Ludwig der XVI. und dessen Anhang. Ausschweifungen aller Art fielen auch hier vor. In einem Dorfesollten die Compagnieen von Lan guedoc und von Poitou verlegt werden.

In

dem ganzen Dorfe war aber nur Ein ansehnliches/ Haus, und beyde Compagnieen foderten dasselbe. zum Quartier für ihren Chef. Der Dorfrichter küm merte sich nicht weiter drum und der Fourier von

[

332 ]

Poitou erhielt endlich den Hoffür seinen Haupts Der Besizer des Hofes war ein alter

mann.

Hagestolz , dessen junge Nichte ,

die Tochter

feiner Schwester , ihm die Wirthschaft führte. Der Pächter war reich und geißig ; und da er sehr schöne Pferde hatte : so fürchtete er, man mögte sie zum Vorspann an sich nehmen und behalten.

Er entdeckte dem Fourier, der vor

her unter dem Regiment Comtois als Leute nant gestanden war , und d'Haudote hieß, seir ne Verlegenheit, und dieser versprach ihm mit aller anscheinenden Vertraulichkeit , gewiß dafür zu sorgen, daß die Pferde verschont bleiben soll Der Fourier liebelte mit der Nichte, und

ten.

diese versprach ihm , mit davon zu gehen , um sich der strengen Zucht des alten Onkels zu ents ziehen. Den folgenden Tag rückten die genannten Compagnieen ein ,

und der Hauptmann von

Poitou foderte eine Menge Vorspannpferde. Der Schulze des Dorfes ließ auch dem Påchter ansagen, daß er sechs Vorspannpferde ſtellen müßte.

Der Pächter kaufte mit 10 Louisd'ors

den Vorspann ab ,

aber seine Nichte nahm in

[

333

]- ,

aller Stille weit mehr und schlich mit dem Fou rier davon.

So lange die Louisd'ors vor

hielten , trieb dieser mit ihr sich herum , und ließ sie erst sißen ,

als sein Corps im October

1792 schimpflich retiriren mußte. Von Löwen brachen die Cy - devants den zten August aufund marschierten aufBinge zu , wo der Staab sein Quartier erhielt.

Die

Emigranten - Compagnieen kamen aufdie Gråns 1 ze gegen Maubeuge zu zu liegen , um die elende Französische Garnison darin in einigem Respect zu halten. Fast um die nämliche Zeit , als die Preußen in Frankreich einrückten , erreichte das Corps des Herzogs von Bourbon , (verstärkt durch die Verbindung mit den hin und wieder zerstreus ten Emigranten - Haufen, welche La Quëillé auf gut Donkischottisch hin und her in ganz Belgien geschleppt hatte ) die Gränze von Bras bant, und suchte Maubeuge auch zuzusehen. Wåren die Franzosen nur etwas gerüstet gewe sen: leicht hätten sie diese irregulären Gåste ent fernen können.

Allein in Flandern sah es zu

der Zeit jämmerlich aus und im Hennegau nicht

[ beffer.

334

]

Lille, $7 Arras, Maubeuge, Bas

lenciennes , Condé und andre Pläße bes fanden sich in sehr traurigen Umständen.

Wäh

rend man in Paris das Königthum stürzte, ſorgte man äußerst schlecht für die Vertheidis gung dessen , wodurch man ſich bey jenem Stres ben behaupten konnte.

Der halben Welt woll

ten die Jakobiner den Krieg ankündigen ,mund hatten nicht Eine Armee von Bedeutung, nicht. Eine Festung , die sich hätte halten kön nen.

Die Garniſon in Maubeuge wagte

daher auch keine Ausfälle auf die Vorwachen der Emigranten und der Kaiserlichen in ihrer Nähe.

Es würde beynahe, unbegreiflich seyn,

wie damals Frankreich sich noch habe halten köns nen , wenn man nicht wüßte, wie wunderlich die Coalition es anfing ,

die Franzosen anzus

greifen. Einigemal geriethen zwar die Nationalen mit den Ausgewanderten an einander, aber bloß nur bey Streifereyen , welche die Cy - devants auf das französische Gebiet wagten, gauner und Marodeurs.

als Erz

Besonders mißhan

delten diese Flüchtlinge, diese Unmenschen ohne

[

335

}

alle wahre Neligion und Tugend , die Geiſtli» . chen, hatten.

welche den National

Eyd geschworen

In dem Dorfe Douci , nahmen eine

ge von der Compagnie Orleans den Ortsz Pfarrer gefangen ; und weil er ihnen von der Feftung Maubeuge keine beſtimmte Auskünft geben konnte , führten sie ihn zur Vorwache stachen ihm beyde Augen aus , und ermordeten ihn nachher auf das infamſte.

1.

Barbareyen dieser Art fielen mehrere vor,

und bey der Geschichte dieser Unholden im künf tigen Jahre muß ich die näher beschreiben, welche dazu dienen , begreiflich zu machen : ware um die Franzosen im Jahr 1794 oft wie die Emigranten handelten ,

nur um ihren Muth

für die Unthaten jener zu kühlen.

Menschlich.

keit ist allerdings immer und überall zu empfeh len, aber vorzüglich dem Kriegsmann zur Zeit des Krieges.

Was er glaubt mehrere Meilen

weit ungeahndet wagen zu dürfen , vergilt über kurz oder lang der auch in den Seinigen beleis digte Feind oft ihm oder seinen Angehörigen aus Rachsucht doppelt.

[

336

]

Selbst das damals noch kaiserliche Brabant mißhandelten die aufden Gränzen stehende Emi granten , wie das Land eines Feindes.

In der

Stadt Binge und auf den Dörfern, wo sie herumlagen , trieben sie alle Excesse , machten Schulden und zwangen die Leute, alles herzüge Sie wären's ja, poch,

ben, was sie verlangten.

ten ste, welche Blut und Leben wagen müßten, sie vor den Gott und Tugend vergeßnen Sans Dieß schöne Beywort

culotten zu schüßen! nämlich fing man an ,

1792 als Schimpfwort

den französischen Nationalgarden beyzulegen. Die katholischen Niederländer sind erzrechts gläubige Söhne ihrer Kirche, und hängen an ih ren Priestern devoter,

als die Portugiesen.

Solchen Leuten konnte ein System wohl nicht oder unmöglich behagen, welches so viel Eingrif fe in die sogenannten Rechte der Geistlichkeit ge wagt und sogar eins ihrer sieben Sacramentë, oder die Ehe, für einen bloß bürgerlichen Ver trag erklärt hatte.

Menschen , welche dazu få

hig gewesen waren, galten in katholisch recht gläubigen Augen als Keger , ja , nach der Pre diger Zensur von der Kanzel,

als Atheisten. Gegen

[

337

]

Gegen diese traten die Emigranten auf;

und

nun übersah man ihnen das Meiste , und unterz stützte sie , als . Glaubenshelden ,

wo und wie

man fonnte. Indessen waren nicht alle Brabanter so un moralisch religiós oder blind ; und die Hellerse henden beschwerten sich über die Ausschweisungen und die Betrügereyen der vermeintlichen Glau benshelden, bis endlich das kaiserliche Gouver nement zu Brüssel aufmerksam ward ,

und

das Betragen der Belangten untersuchen ließ, wahrscheinlich auf Betrieb des Generals Ben der, eines Erzfeindes der Emigranten *). Die Untersuchung fiel für die Herren sehr beschwe rend aus, und das Gouvernement befahl, solchen faubern Gåsten keine Subsistenz weiter zu reis chen und sie auf ihre Löhnung einzuschränken. Zugleich wurde ihnen anbefohlen, ihre Schulden abzutragen ,

oder zu gewarten ,

daß man sie,

statt ihrer , von ihrem Solde zu tilgen suchen würde. *) Im zweyten Bändchen soll eine sehr intereſſante und hinlänglich bestätige Anekdote vorkommen über die Art , wie sich die Emigranten an dem ehr würdigen Greis haben zu rächen gesucht. Emigr. Gesch. I. B. Y

[

338

]

Dieß nöthigte viele, die bis dahin Reiter gewesen waren , ihre Pferde zu verkaufen , um nicht gar abgedankt zu werden , und sich zum Infanteristendienst herabzulassen. Der Herzog von Bourbon verwendete sich zwar bey der Erzherzogin um Vermittelung , aber diese konn te oder wollte nicht helfen, und es blieb bey dem Gouvernementsbefehl. Wenn nachher zu Mons Bürger in den Schenken oder auf Kaffeehausern Emigranten gewahr wurden : so fragten sie ein ander spöttisch : ob sie auch Geld hätten , und die Antwort ,

mit einem Seitenblick an die

Großthuer auf Kosten Anderer war : Wie Sie be doch fragen! Bin ja kein Ludwigsritter ! $100

Solcher und ähnlicher Neckereyen müde, bat endlich derHerzog von Bourbon um Erlaubniß, seine Stellung bey Maubeuge verlassen zu dür fen und sich an die östreichische Armee anzuschlies ßen.

Man gestattete ihm dieſes , und nachdem

eine Oestreicher Brigade die Emigranten hatte abgelößt , zogen diese auf den linken Flügel ter Armee in der Gegend bey Tournay, wo die Stadt Cambray eben so schlecht besetzt war, als

[

339

]

Maubeuge, Valenciennes und andré Städte. Hier lagen sie zwar wieder auf deit Dörfern herum ; . allein das Estreichische Gour vernement, welchem die Herren immer bekannter und verhaßter wurden , hatte sehr klug verfäget, daß man ihnen weiter nichts geben durfte , als bloß Quartier auf dem Marsch und bey Cantons nirungen. Zu ihrer Demüthigung müßten sie unter an derm Schabernack, den ihnen die Bewohner ih rer Marsch- Gegenden anthaten , in Leuse er leben , daß ein Weinschenk sich weigerte, ihnen Wein aufzutischen. Anfänglich dachten sie, es ges schehe aus Zweifel an Bezahlung , und pochten auf ihre Börsen. mer nicht,

Der Wirth wollte noch ims

und , näher befragt ,

erklärte er,

daß er für Leute, die durch ihre Widerspenstig teit, Emigration und ihr Herrenwesen unschuldige Menschen Wasser trinken machten, durchaus kei: nen Wein feil habe. A Fluchs blisten die emis grantischen Rachschwerdter über das Haupt des verwegnen Wahrheitssagers ;

aber recht derb

prügelten die zu Hülfe Eilenden den Emigran ten ፡ Schwarm ; und als Andere ihres Gelich

Y 2

[

340

]

ters hinzufamen, wurden diese von den Straßen jungen mit einem Koth- und Steinregen heim *I* gewiesen. Auf Bourbons Beschwerde über diese Beleidigung , wurde die Sache untersucht, aber die Emigranten , als Urheber des Streites, erhielten noch eine Weisung zu mehr Ruhe und Ordnung.

"

In der Gegend von Tournay blieb das Emigranten

Corps stehen und erst den achten

September mußten sie aufbrechen und ins Lager ohnweit Gehouin marschieren.

Nun stan

den sie wieder auf franzöſiſchem Boden ; aber auch diese Emigranten - Corps behandelten ihr Vaterland, wie jene ynter Artois und Pro vence -- als wahres Feindes Land, ja, noch årger.

Der Maßstab ihrer Rache war bey den

Meisten ihre gekränkte Ichheit ; und diese bringt keiner höher in Anschlag , als ein Emigré pur. Die Erzherzogin hatte zwar sowohl ihren Leu ten, als den Emigranten alle Schonung der Einwohner anempfohlen ; allein die Leztern ſo wohl als die Erstern , kehrten sich wenig daran, und die armen Leute waren nicht selten gezwuns gen, Haus und Hof im Stich zu laſſen und ihr

[ 34

]

Heil in der Flucht zu suchen.

In allen Dör

fern , wohin die Emigranten kamen , wurde der Mår' abgeseßt , sein Haus, als ein Rebellen haus , geplündert ; und ſchlich er nicht heimlich und früh genug von dannen's so wurde er und ſeine Familie aufs barbariſchſte mißhandelt. Die Freyheitsbäume mit den rothen Mügen wurden, wie man vermuthen kann , niedergehauen , und' die Leute zwang man , weiße Kokarden aufzuftès cken und weiße Fahnen an den Kirchthürmen auszuhängen.

Im Dorfe Joie,

ohnweit Douay

wohnte zu Anfange der Revolution ein Edels mann , dessen Sohn emigrirt war.

Der Alte

wurde, des Accaparements oder des Getreidewus chers beschuldigt , nach Paris geschleppt und hingerichtet.

Sein Sohn befand sich unter den

Emigranten , welche jene Gegend durchzogen : und da mußte das arme Dorf bezahlen , was' étwan das Pariser Tribunal verschuldet hatte ! Die Häuser wurden rein ausgeplündert und her nach in Bränd gesteckt .

Eben dieß widerfuhr

dem Dorfe Templere en France und A mehr andern.

E

342

]

Die um Tournay liegenden Ortschaften waren des Demokratismus nicht wenig verdäch tig, und so mußten sie auch arg herhalten. Man kennt ja das Betragen sogar der Deutschen gegen sogenannte Jakobiner, Patrioten und Des mokraten, und man kann von daher ſchon denken; vas zu leiden ſolche .Leute von den Emigranten werden gehabt haben. Unerzwingliche Requisitios nen und angedrohte Plünderungen konnten im ge lindesten Fall nur durch Geld abgekauft werden. Hiedurch immer mehr erbittert , faßten die, Franzosen, 4 Garden nach und nach Muth und fielen aus auf die Oestreicher und die Emigrans ten. Dieß erfuhren vorzüglich in der Nacht vom 16ten September die Posten der leßtern zu Pont à Bouvain. Beyde kämpften nach dem REFRAC Wahlspruch : Vaincre ou mourir ; aber dieß sonst hübsche militärische Symbol verstanden schon hier am besten die Franzosen. Sie dran gen so entschlossen 3 muthig vorwärts , daß die Emigranten in der größten Unordnung dayon, liefen und ihr meistes Gepäcke zurück ließen., Die wenigsten befanden sich im Lager, søndern im Hauptquartier oder sonst wo.

[

343

]

Die Vorwachen thaten zwar einigen Wider stand; als aber die nöthige Unterstüßung aus dem Lager ausblieb , zogen auch sie sich nach dem Hauptquartier.

Hier ward alles bestürzt.

Bourbon stieg zu Pferde, fragte nach seinen Adjutanten ; aber diese Herren erschienen lieber bey der Tafel als auf dem Lårmplag.

Mit

Le RE endlich nur eine Anhöhe erreis

Mühe

chen; allein den Feind trieb nicht er , ſondern der überlegene kaiserliche General zurück nach Douay.

Die

ausgewanderten Großthuer

hatten also hier abermals bewiesen , # wie wenig man auf sie rechnen konnte , wenn es auf die Vertheidigung eines Postens von Wichtigkeit ans kam.

Man verlegte sie nun, und sie kamen zu

ſtehen zwischen Lille und Douay, um nur die Communication dieser beyden Pläge zu verz hindern.

$ 30

Deday adult $

2

‫ܕ ܐ ܕ ܕ܂‬

Funfzehntes

Kapitel . danca psy Zurückzug der Verbündeten 1 aus Frank : reich . Dümourier . Der Emigranten Lage und Schicksal , sowohl auf dem Rückmarsch

als zu Lüttich .: Erste Auflösung ihrer Armee.

Die große Meisterin der Tugend und der Kunst, Die Noth , ergießet oft die Früchte ihrer Gunst Auf unsre edle Müffiggånger .

Dem ältesten Naturgebot Gehorsam , effen sie mit Schweiß errungnes Brod. Dafür macht auch ein reicher Fliegenfänger, Ben seiner Sultanskost, nicht halb so frisches Blut. Wieland in Clelia und Sinibald.

Als der König von Preußen und der Herzog von Braunschweig immer mehr einsahen (Leh terer sah das långst ein ) , daß gegen die fran zösische Nation auf dem von den Emigranten

[ 345

]

vorgezeichneten Wege nichts auszurichten war, wurde Anstalt zum Rückzug gemacht. Die fran. Verdün, sehrten diesen, wenigstens bis zösischen Generale erschweren können ; allein hier kam den Combinirten die Gesinnung des feindi lichen Generals Dümourier zu Hülfe, she Dieser Mann, groß an militärischen Ta want Intriguen , und,

lenten , aber eben so

vor Stolz und ministerialer enVerwöhnung , voll on ie Demagog d Hap , welche damals gegen Frankreich unterhatten , gegen Marat, No? bespierre , Danton u. a. hatte sich vorges nommen , den Krieg sofort nicht zu endigen, um als Held noch glänzen, und, entfernt, der Parisër Cabale überhoben seyn zu können.

Zu dem En

de tauschte' er sogar die Nation , indem er das Gerücht verbreiten ließ : der König von Preu Ben sey der Kriegsstrapazen müde ,

und denke

auf Rückzug , und auf Abtreten von der Coalis tion. *) Man müsse (war der Zusah ) ihn ziehen lassen , bauen.

und ihm noch goldne Brücken

*) Desodoards B. Ì , S. 193.

[

346 ]

Zum Erbauen dieser Brücken sollen ihm die National Vorsteher große Summen zugeschickt haben ; aber nach Empfang derselben unterhans delte der Schlaufopf mit den Prèußen über ih, ren Zurückzug , und er gewann ganz im Stillen 25027 einige Millionen.

Dieses finanzissen Kunst

griffs wurde Dý mourier beschuldigt von dem hingerichteten General Miaczinsky in seis nem lehten gerichtlichen Verhör.

path Geld, haben zwar auch die Preußen gern ;

aber Geldmangel drückte sie in Champagne nd was weniger: Destreich half ja aus. Und was hätte man in einer Gegend selbst mit Crösus Schäs hen machen sollen , wo wenig oder nichts für Geld zu haben war ?

Also auch angenommen,

daß die Jakobiner weiter nicht. Krieg håtten haben wollen ,

oder daß Frankreichs Häupter

vorräthiges Geld dazu gehabt hätten ,

und daß

Miaczinsky, weder von erhißenden Getråns ken noch von Leidenschaften angetrieben , seine Aussage wider

Dümourier

wiederholt has

be: nicht Geldbestecherey , nur die blanke bare Noth war das Einzige , was den Zurückzug der Preußen und ihrer Verbündeten unvermeidlich

[ 347 ]

machte.

Dieß sah jeder ein, also auch Dis

mourier.

Wozu

hätte er denn noch et

was fodern und von dem Erhaltenen etwas uns 3 terschlagen sollen , über dessen Veruntreuung er eben so leicht con- und proſtituirt hätte werden ok zu verlans können , * als über den Ungrund , es gen? *) * Nicht einmal ist es glaublich , daß er von dem Gelde, was die Preußen für die occu pirten Magazine in Verdün und Longwy vor ihrem Rückzug bezahlen mußten , unterschlagen habe.

etwas

Er hatte zu viele und zu

mancherley scharfe Augen um sich herum. Und Damenn die Natios wozu dieß Magazin *) Schirach erzählt das angeführtel Mährchen im I. B. feines polit. Journals 1793. S. 592. Auch sol Dümourier wiuens gewesen seyn , den jungen Egalité mit der Prinzessin Tochter Lud Se ch szehnten zu vermählen und wigs den jungen Dauphin , unter Egalité's Regents schaft , zum Könige heranzuziehen , nur um sein Herrschsuchtssystem auf beydes gründen zu können . Inzwischen Dümourier kannte die Lage der Dinge damals wohl besser ; und der gute Schi: rach kennt , als pensionirter Historiograph, das fine ira et ftudio noch immer zu menig , um ben einem Archenholz, Poffelt, Mangelsdorf u. dgl. nicht noch in die Schule gehen zu müssen . .

[

34

]

nat Vorsteher auf Dümourier's Vorschlag den Preußen

goldne Brücken, hätten | bauen'

wollen? -

mod was due w

Desodoards fährt *1 einen

Grund

an,

welcher den König folle bewogen haben,

aus

Frankreich abzuziehen, den ich aber nach eigner Erfahrung und nach Aussage selbst großer Ge nerale , eben nicht als einen Hauptgrund anges ben mögte. Er sagt (un ersten Bande.S. 1:89) ; ,, Die Zeit hat auch hierüber , (über den schnel len Abzug der Preußen) Aufschlüſſe gegebrn. Ludwig der Sechszehnte war aus seis ,, nem Tempel : Gefängniß , eine der vors ,, züglichsten Ursachen von dieſem unerwarte „, ten Rückzuge.

Ich weiß es von Manuel ,

,, der damals Procurator von der Gemeine zu Paris war , daß er, nebst Pethton TE Say ‫ر‬,‫ د‬Kersaint , Ludwig den Sechszehn . ,, ten dazu beredet habe, den König von Preu ,,Een in einem eigenhändigen Schreiben zu ers ,,suchen, feine Armee aus Frankreich zurück zu zie: ,,hen. Diese drey Männer hatten den gefangnen Monarchen versichert, daß von diesem Schritte "" die Erhaltung seiner Eriſtenz abhinge. “

[ Es wäre,

349

]

in historischer Rücksicht

gut,

wenn irgend ein Drumwiſſer diesen Punkt ins Reine bringen mögte; aber zweifeln gar sehr an dessen Wahrheit kann man. Manuel war einmal kein Mann von Zuverlässigkeit. -1 Dann auch hat noch kein Preuße Gebrauch von et nem. Faktum gemacht , welches , hinlänglich ver die Jakobiner " bey jedem recht

rificirt ,

lichen Manne hätte äußerst verhaßt machen müssen.

Daß selbst Desodoards den

Rückzug der Preußen unerwartet nennt, em, pfiehlt seinen Prüfungsgeist etwas zwehdeutig. Jeder ,

welcher den

Champagner - Felds

zug mitgemacht hat, weiß das anders.

Sein

Uebersetzer, der, als Feldprediger, ihn mitgemacht haben will, håtte das berichtigen sollen , nur besser ,

als manches Andere.

Doch dieß im

Vorbeygehen ! *)

Niemand war beym Zurückziehen der Verbün deten übler dran, als die Emigranten .

Sie hats

*) Man lese die Briefe eines Preußischen Augenzeugen über den Feldzug des Herzogs von Braun: schweig , Packt 2. S. 123 ff. und urtheile, ob jener Rückzug unerwartet heißen könne. ― Gewiß nicht für einen Archenholz!

[

350 ]

ten vor Verzweiflung wüthend werden mögen ; und als den Tag nach der Kanonade Kriegsrath zu La Lüne gehalten wurde, hatte Castries noch das Herz, vorzuschlagen : man mögte gerade zu über die Marne vorwärts rücken , nach Chalons und

Rheins zu.

Die Armee

der Preußen stand nämlich zwischen der Urmee der Franzosen und diesen Städten .

Ein andrer

Emigranten General Poilly , *) welcher in jener Provinz gestanden war und das Land kannte, stimmte dem General Castries bey. Das ganze Emigranten - Corps , welches damals von Etain aus herbeyeilte , und sich in voller Angst mit den Extra : Nobeln , die schon bey den Preußen waren, vereinigte, wollte durchaus, daß der Herzog noch einen Angriff auf das Lager zu St. Menehould wagen sollte.beta? Der Herzog war anderer Meynung.25 Kalte Ueberlegung nach handgreiflicher Erfahrung leis tete ihn ; nicht Dünkel, nicht Nachsucht. " Er 347883 raptoGigice *) Moores Tagebuch B. II. S. 64. Poilly iſt wohl verschrieben, statt Bouillé oder wahrschein: licher statt Broglio : denn Bouillé war das mals, der Sage nach , noch) in Etain .

[

35

]

sah ein, daß jeder neue Angriff , wie nämlich alles damals stand , auf jeden Fall schlecht ause fallen müßte,

Ohne gerade Anspruch auf mili

tärische Kenntnisse machen.zu wollen , kann man errathen , warum die Ausgewanderten den Ans griff wünschten , und warum der Herzog nicht mogte.

Die Herren fürchteten , von den Preus

Ben im Stich gelassen zu werden und hatten's auch Ursach.

Sie nur waren es, oder wenige

stens vorzüglich, durch deren Hoffnungs

und

Glücksreiche Schilderung die Deutschen gläubig folgten und am Ende sich schändlich hintergan gen fanden.

Dieß lehrte sie ihre Gefahr füh.

len , und daß sie sie fühlten , sieht man aus da mals geschriebnen Emigranten - Bricfen. *)

Der Herzog konnte sich große Vortheile vers sprechen, wenn er die Großsprecher aufopferte, ges gen welche er und der König von Preußen keine Verbindlichkeit mehr hatten.

Dieß sahen die

Herren ein , und um dem Aufgeopfertwerden vorzubeugen , riethen sie zum Vorwärtsrücken . Correfpondence originale des Emigrés , ou les Emigrés peint par eux · mêmes. Man sehe die Minerva B. VI. S. 84 f. f.

[

352

]

Mißlang dieß: nun so schrieen die leichtsinnigen Schwindelköpfe: ,, es tebe die Freyheit ; " und verbanden sich mit Dümourier , dessen halb laue Gesinnungen ihnen schon damals nicht unbes kannt seyn konnten. Gewißigt genug war der Hers zog , so ein Etwas damals vorauszusehen ; und wenn gleichMancherley vorher ihn antrieb, noch über Verdün hinaus vorzurücken : so schreckte ihn bey St. Menehould desto mehr davon ab.

Die Entschlossenheit der Franzosen hatte

er den 20sten Sept. kennen lernen , und da sah er augenscheinlich ,

daß das Land nichts we

niger als bereit war , ſeine Absicht zu begünſti gen. Luftgebilde waren alſo alle frohe Vorherſa ´gungen der Emigranten ! Das danach berechne te Unternehmen war gescheitert , und man schritt nothgedrungen zum Zurückzug , troß allen Vors stellungen getäuschter emigrantiſcher Selbſtſucht, Schon bey Verdún soll der Herzog eben dazu gerathen haben. Die Hauptstärke der Herren stand damals in der Gegend von Somme Tourbe, einem elenden Dorfe , worin ein Theil ihrer Truppen lag.

Der andre Theil war in verschiedne Corps gegen

[

353

]

gegen Chalons zu vertheilt,

die dortigen

Wege zu beobachten ,

und den Stücken der 1. Während sie dieß Haupt Armee zu sicher thaten (vom 20ften bis zum 30sten Sept. ) fiez

len einige Scharmüßel mit den Franzosen vor, aber unbedeutende.

Die Herren Prinzen aßen

inzwischen Sultanskost ,

lebten höfisch,

und

weilten im Hauptquartier Friedrich Wil helms des Zweyten . Die Emigranten ፡ Armee war gar sehr zu sammen geschmolzen, theils durch Desertion und Krankheiten, theils auch durch des Feindes Ge ſchüß , wenn gleich hiedurch nicht stark, indem fie zu Hauptangriffen selten gelassen wurden. 2 Man traute ihnen zu wenig. Auch traute überhaupt fast keiner dem andern mehr ,

wie

dieß , nach Friedrichs des Zweyten Bes merkung , unter Verbündeten unvermeid lich seyn soll.

Das daraus entstehende Miß

vergnügen stieg gerade damals zwischen den Preußen , Oestreichern und Emigranten aufs höchste.

Man litt allseitig zuviel ,

mißlaunig zu

werden.

um nicht Dolor proximus

irae ! Friedrich Wilhelm war besonders $ 3 Emigr. Gesch. I. B.

[

354 ]

aufgebracht, daß der Plan, den er nach dem Herschwaßen der Emigranten sich so ausführ bar gedacht hatte, gescheitert war, und ließ noch kurz vor dem Abzug (den 30sten Sept.) den Grafen von

Provence zu sich holen,

nebst dem dstreichischen General Clairfait . „, Ihr habt, mich (ſoll er ſie angefahren haben) alle beyde hintergangen : dießmal will ich Euch noch aus der Noth helfen ; aber Ihr sollt an mich denken ! *) "

Einem andern Bericht aus Luremburg zufolge , den man einem Ohrenzeugen zuschreibt, soll Provence, als er vom Könige vernom men hårte, daß der Befehl zum Zurückmarsch unwiderruflich gegeben sey , wehmüthig gesagt haben: ,, Die Nachwelt , Sire, wird mit Ers staunen erfahren , daß ein großer König , vom geschicktesten Feldherrn begleitet, der die besten Truppen in Europa kommandirt , eine so glor reiche Unternehmung aufgegeben hat , da er doch nur eine von einem unerfahrnen General

*) Rapport des Commisfaires à la Conv. den 7ten Oct. 1792 im Moniteur .

Nat.

[ 355

}

kommandirte Armee von Rebellen zu bekämpfen hatte. "

Der Herzog von Braunschweig soll

dieß mitangehört und darauf erwiedert haben : " Wenn ein General einen wohlüberlegten Plan . (Frankreich nicht anzugreifen und bloß Deutsch land zu decken) für einen andern aufgegeben hat, der zwar scheinbar , aber täuschend ist : so ist $ das Beste , was er thun kann, sobald er gewahr wird , daß er betrogen ist , diefes , daß er seinen Plan aufgiebt, und zu demjenigen , den er ans Wenn er

fangs gemacht hatte , zurückkehrt.

diesen befolgt : so hat er weder von der Ges schichte , noch vom Urtheil der Nachwelt etwas zu fürchten." Zeitmäßig klingt dieß zwar immer ; aber für den tragen, wäßrigen Provence zu bomba stisch, und zu winkelzügig für den geraden Hers zog von Braunschweig.

Doch es sey, wie es

wolle: die Bestürzung der Prinzen kann man errathen.

Das Kartenhaus ihres Hochdünkels

zerfiel , und ihr Straf- und Herrſchſinn mußte sklavisch sich schmiegen.

Ein Ikarus im

Aeußern, fühlten sie den Irion im Innern. Castries war so erbittert , daß er auf der 3 2

[ Stelle abreißte. nach Brüssel.

356

]

Man ließ ihn , und er schlich Die Prinzen ፡ Armee mußte ges

horchen, brach auf und litt mehr ,

als man

glauben kann, durch erzböses Wetter, fast grund. lose Wege und durch Hunger. General Schönfeld

erhielt hier abers

mals den Befehl vom König von Preußen, für die Subsistenz der zurückpromenirenden Herren zu sorgen: denn sie hatten auch gar nichts mehr. Aber die Preußen litten nicht minder Mangel. Die Magazine in der Erwartung blieben aus in der Wirklichkeit ; und selbst Götter der Erde fühlten hier ihre Ohnmacht , und litten , was sonst nur das Loos der Bettler ist. Die Emigranten machten es auf dem Rück zug wie auf dem Hinweg ; allein Noth bricht Eisen , und die Preußen und Oestreicher trieben es nicht besser.

Man plünderte , wo man

konnte, aber es war nur noch wenig dāzu da. Die Dörfer fand man fast ganz ausgeleert. Die Landleute flüchteten indeß nicht mehr in die Wälder, sondern zu ihren National- Truppen und bewaffneten sich wider die Abziehenden.

" [ 357

]

Trauriger noch , als die Preußen sahen die Emigranten aus.

Sie hatten beynahe kein

Pferd mehr , und die sonst leichtfüßigen Hüpfe linge kneteten im tiefften Koth herum, wie che dem die Juden leyen.

Horden in . Aegyptens Zieger

Der Muth war bey den Burschen ganz

dahin, und nur durch Hoffnung besserer Zeiten suchten sie sich aufzurichten.

Noch immer sollte /

ihre Sache die gute seyn ; und daß sie dasmal gescheitert war , schoben die mit Blindheit Bes straften auf die Treulosigkeit der Preußen , be wirkt durch ein Bestochen seyn des Herzogs von Braunschweig .

Dieß unwürdige, niedrige

Geschwag ward sogar die Neuigkeit des Tages, zumal unter dem Soldatenpöbel , wozu leider, freilich auch Officiere gehören.

Es ist begreifs

lich , wie dieß läppische Vorgeben sogar in der Destreichischen Armee Gläubige fand , die es als Wahrheit bestätigten. Den 4ten October passirten die Emigran ten

den Fluß Aisne

( Aine )

und zogen

sich, nach Clairfait's Angabe , linkerhand einer Colonne Destreicher bis nach Scy. sollten zwey Påsse decken helfen ,

Sie

welche vom

[

958

]

Feinde besetzt , den Durchmarsch der Verbändes Sie heißen

ten äußerst håtten hemmen können.

les grandes Armoiles, und la hauteur de Stonne.

Man fand hier keine Schwierigs

teit, außer daß einige Franzosen und bewaffnete Bauern waldwärts her auf die Emigranten, Cavallerie eindrangen ,

welche les

Armoiles hatte besehen sollen.

grandes

Die Cavallerie

wich, verirrte sich, und mußte die Nacht unter freyem Himmel zubringen.

Erst früh Morgeng

sammelte sie sich und stieß zu den Ihrigen, An diesem Tage erblickten sie mehrere Haufen National

Garden ,

welche zwey Canonen

mit sich führten und auf sie feuerten , wahrscheins lich, um ihren Hintertrab anzufallen.pdm

Die Nationalen sollten 6000 Mann seyn; doch um les grandes Armoifes nicht zu vers lieren, griffen sie auf Clairfaits

Befehl

ſie an , und nåher herangerückt , entdeckten ſie kleine Haufen, fast ohne alle Munition und Kriegsübung ,

nach

Art

der

Emigranten.

Die Angegriffnen zogen sich in den Wald zurück und die Angreifer verfolgten nicht weiter.

Der

[

659

]

Verlust auf Seiten der Lestern bestand in Zwey Pferden von den Gardes de Corps.

Hierauf passirten fie les grandes Armoi Les ohne weiter Hinderniß , und zogen sich nach dem zweyten Defilee bey dem Dorfe Stonne. Dort läuft ein tief eingeschnittenes Chaussee eis nen steilen Berg hinab, und zieht sich schlängelnd en Büchsens in den Wald hin, der ohngefähr schuß davon steht.

Hier zeigten sich wieder Nas

tionalen , bildeten vom Walde her eine Linie und schienen die Emigranten am Ausgang des Defilees angreifen zu wollen.

Allein sie schossent

bloß einigemal zur Chauffee hin , wahrscheinlich aus Mangel an Munition ; und als die Beunt ruhigten merkten, daß der Anfall mehr Explosion eines Hasses gegen die Verråther des Vaterlands war ,

als anbefohlner , regelmäßiger Angriff :

so stieg ihnen der Muth , und einige sogenannte Irländische Infanterie , Gensdarmen und Hus saren griffen sie an, tödteten einige , machten Gefangene und trieben die übrigen in den Wald zurück.

Man kann denken , daß die Dunkel

Helden sich mit diesem Siege nicht wenig bri fteten.

[ 360

]

Der dreyzehnte October , einer der gråßlich ften Tage im ganzen ersten Feldzuge , war auch für die Emigranten ein sehr schlimmer Tag. Der öftreichische General Hohenlohe , wels cher die rechte Flanke der Preußen decken sollte, war zu früh von Stenai aufgebrochen, und in der Voraussetzung, die Preußen und alles folgs te , war er vorwärts marschiert. Er hatte seinen Abzug melden laſſen, allein ſein Adjutant sollte, wie das Gerede ging , in die Frre und den Nas tionalen in die Hände gerathen seyn.

Es fand

sich aber , daß er zu den Franzosen übergangen war.

Die rechte Flanke marschierte also ganz

unbedeckt und konnte leicht abgeschnitten und zu einem Gefecht gedrånget werden.

Diese Flanke

verfolgte daher in Angst ihren Marsch.

Zum Unglück trug es dabey sich zu , daß das Feldgepäcke der Emigranten , welches seinen Zug bey den erbårmlichen Wegen verfehlt hatte, seitwårts auf die Preußische Flanke stieß.

Die

Preußen hielten diesen Zug in der Dämmerung für eine feindliche Colonne, fielen über das Die Bedes Gepäcke her, und nahmen alles.

361

[

]

ckung und die Packknechte flüchteten und verbreis teten bey ihrem Corps Furcht und Schrecken. General Schönfeld bemühte sich verges bens , ihnen vorzustellen , daß Irrthum vorges fallen seyn müsse : die Emigranten wurden ras send , und vielleicht zum ersten Mal nicht ohne Grund. Sie drohten, ihre Bagage mit Gewalt zurück zu fodern; und Schönfeld mußte seine Wache verstärken. Der König, über den Zufall belehrt , befahl alles herauszugeben; allein nicht alles wurde herausgegeben , denn schon hatten die Preußen sich darein getheilt.

Man versprach

ihnen also zwar Ersaß , aber auch dieser konnte nicht erfolgen , zumal da man weit mehr angab, als man verlohren hatte.

Diese Begebenheit

hat den Haß der Emigranten wider die Preußen noch immer vergrößert.

Als die combinirte Armee sich der Stadt Verdün nåherte , kam auch das kleine Emis granten

Corps ,

welches bey der Belagerung

von Thionville , zurück geblieben war.

nach Abzug des größern, Es vereinigte sich gleich

mit den übrigen ; und so kamen sie belastet mit Unmenschlichkeiten und Schande , nach tausend

I

362

Beschwerlichkeiten, und unaussprechlichem Elend den 12ten October auf Deutschem Boden an. Seitdem waren die Glaubensheldigen Herren von den völlig irrgläubigen Preußen getrennt, und erst im Herbst 1793 traten sie ihnen wieder Kendt ´nåher. Zu Verdün hinterließen die Preußen in threm Lazareth 13 Emigrirte, die nachher alle in die Gewalt der Franzosen geriethen und ihr Leben auf der Guillotine verlohren.

Im drits

ten Bande des Magazins der neuesten Kriegs, begebenheiten Seite 249 hat man dieß als Kriegsrechtswidrig schildern wollen; aber wohl übertrieben.

Die Unglücklichen fielen als geach

tete Verråther' des Vaterlands.

Freilich håtten

die Verbündeten die armen Leute nicht zurück lassen sollen : sie wußten ja das scharfe Geset gegen alle Emigranten ! Es sind ihrer gar viele durch die Nachlässigkeit deutscher Truppen den Franzosen in die Hände gefallen , und haben, als Hochverråther an ihrer Nation , ihr Ende 1 auf dem Blutgerüste nehmen müſſen. Zu Arlon , wo die Emigranten drey Tage subrachten, erhielten sie Befehl vom Herzog

[

303

1

von Braunschweig , nach Lartich zu wend dern. Zwar hatte der Herzog anfangs nicht daran wollen , allein Artois und Provence tens deten sich deshalb an der König, und nawers hielt Schönfeld den Auftrag , die Prinzen mit ihrem äußerst schwachen Corps dahin zu fühs ren und für ihre dortige Verpflegung gegen bare Bezahlung zu sorgen.

Das Geld wurde auf die

Preuß. Hauptmagazinkaſſe angewiesen. Im Bar remburgischen geschah die Verpflegung , wie in Frankreich, etapenmäßig, auf Unkosten des Kaiz fers , und daher wurden in jener Gegend die Emigranten durch öftreichische Commissarien ge führt.

Den zosten October erreichte das ausgehuis gerte Emigranten-Hauflein halb barfuß und halb nackt das Lüttichsche, und ihr Hauptquartier kam nach Neufville, einem Schloß des ehemalis gen Grafen von Montmorency , ohnge fähr zwey französische Meilen von Lüttich . Hier war aber guter Rath theuer !

Die

Einwohner waren gegen die Preußen sowohl als insbesondere gegen die Emigranten aufge bracht und wollten von beyden nichts wissen. Das Emigr. Gesch. I. B.

Aa

[

364

1

Land selbst war von ihnen ausgezehrt , und es fühlte darob seine Lage wirklich traurig.

Selbst

Schönfeld wußte bey aller seiner Klugheit wenig zu helfen. Die Lütticher sind einmal, wie felbst ein Einsichtiger von ihnen eingesteht, ein ungeschliffenes, abergläubiſches Volk, welches sich aber doch nicht gern befehlen läßt.

Gegen den

Bischof, der damals schon todt war, waren sie noch grollig, und ihrem neuen Bischof wollten sie auch nicht wohl. von Meau und

Es war der franzöſiſche Graf Beaurieur, bey deffen

# Wahl (den 16ten Aug. 1792 ) sehr unkanonische Kabalen vorfielen.

Die Preußen waren ihnen eben so wenig willkommen.

Sie haßten sie noch wegen Erin

nerungen von 1790 her. es schwer daher,

Schönfelden fiel

den verwünschten Gästen nur

Quartier auszumitteln. Die Emigranten hatten ihr Corps zu 8000 Mann und 5000 Pferden angegeben ; allein auf deutschem Boden strömte ihnen von neuem als les zu , was noch aus Frankreich entwich , und diese ihre Mehrung seßte ihren Preußischen Anführer von neuem in Verlegenheit.

Er hatte

[

366

]

nur Befehl, für den vorher angegebnen Haufen zu sorgen.

Doch Schönfeld überwand alle

Schwierigkeiten und brachte alles endlich in ) $ (m Ordnung durch Geld. Hier standen nun die Emigranten , Bis fie

ohngefähr gegen den roten November die Fort schritte ihres Volks in Belgien zu ihrer größten Angst inne wurden. Der Herzog Albrecht e von Sachsen , Gouverneur- der Niederland , n Ritter aller Destreichische , Sächsischen und Französischen Orden , aber weder General noch Politiker , belagerte seit dem 24ften Sept. Die wichtige Festung Lille oder Nyffel in Flate dern . Er hatte 20,000 Oestreicher ohne die im vorigen Kapitel beschriebnen Emigranten unter Lille war äußerst schlecht versorgt , und Herzog Albrecht rechnete auf nichts sichel

sich.

als diese Feste leicht zu haben , besons en ders da die Ausgewandert wissen wollten , es seyen mächtig viel Aristokratén darin , oder, wie

rer

man damáls sagte , Gutgesinnte , ( bien in La tentionnés .) Die Destreicher beschossen

Lille in der

Voraussetzung: die reichen Einwohner würden

[

366

]

ihre Häuser nicht wollen zuſammenſchießen lass fen, und schlugen den Belagerten vor , ihre Stadt nur auf so lange für den Kaiser besehen seytt. zu lassen, bis der Friede würde hergestellt DerPlan der Oestreicher war recht hübsch , hüb. fcher, als der des Herzogs von Braunschweig: denn war Lille ihre, so war auch Dunkir chen, ihre und von Valenciennes, Condé und andern minderbedeutenden Plåßen war gar keineFrage mehr.

England konnte den Meister

im Kanal ſpielen , Haven der Nord

die schlecht bewahrten

und Westseite Frankreichs

wegnehmen und was der Folgen vor solcherley Kniffe und Pfiffpolitik mehr ist.gg VƏ BUNA

Der Plan der Destreicher scheiterte indeß durch die Standhaftigkeit der Liller. Sechss Hurdert. Häufer brannten zwar ab , und mehr als 2000 wurden schrechlich beschädigt, und doch war nichts im Stande, den Muth der Belagers ten zu "besiegen. Man hat viel von der Beharr lichkeit der belagerten Saguntiner , Numantier, Syrakuser , Carthaginenser und andrer Heldens Bürger des Alterthums gerühmt , und das mit Reches aher die Einwohner von Lille kann

[

367

]

man jenen alten Vertheidigern ihres Vaterlands an die Seite sehen. sogar ab,

Ihre Kinder richteren sie

aus den Bomben , welche auf die

Straße fielen , die 1 brennenden Lunten herauszuz reißen; und die Abgerichteten zeigten bey dieser Tod

drohenden Arbeit so viel Festigkeit und

Geschick,

daß sie die verheerenden Wirkungen

des Bombardements beträchtlich minderten.

Die Oestreicher waren endlich genöthigt, den 8ten Oct. 1792 die Belagerung aufzuheben; und die von allen Seiten in Belgien nachdrin genden Franzosen sesten den mit Schimpf belas denen überall so hartnäckig zu, daß die so hoch, gerühmtenHelden nirgends Stich hielten. Selbſ flüchtig ward die Erzherzogin (nach dem Bey, spiel aller guten Hirten neuerer Zeit ) ; und alle ihre Manifeste konnten's nicht hindern, daß ganz Belgien nach und nach den Franzosen ward, bis auf Luxemburg .

Jest war auch für die

Emigranten keine bleibende Stelle mehr im Lüte tichschen. Der König von Preußen ließ sie durch Schönfeld wiſſen, daß er sich auf keine weitere Unterstüßung für sie würde einlassen, und daß

[

368

]

die Prinzen ihre Armée mögten aus einander ges hen lassen. Noch ehe der November ausging , war also die Emigranten ፡ Armee , welche gar ims posant auftrat, Frankreichs neue Einrichtung zu stürzen aufgelößt . Ein Theil derset ben zog nach Osnabrück und Hannover ; ein anderer nach dem Breisgau zu Condé. Artois und Provence begaben sich nach England und fanden dort ihren Waffenschmiede Calonne . nach Wien . der

Condé nebst Lambesc eilten 7 Viele ihrer adlichen Anhänger,

Kriegsstrapazen und

des

Donkischottis

rens müde, wendeten sich nach Deutschland, nach Italien, nach der Schweiß , nach England, Schweden, Dänemark und andern Staaten. Um nichts zu zerstückeln , und alles so hins

zustellen ,

daß der Leser völlig in Stand gee

sezt werde , die Thaten der Emigrirten , welche wirklich hie und da von Belang waren , nebst ihren Auskunftsquellen zu übersehen und zu würs digen , beschreibe ich die erwähnte tragiſch - ko mische Trennung und die neue Organisation der Herren am Oberrhein und in Niederdeutschen

[ 327 Låndern nächstens näher.

] Was über die Ockos

nomie des ganzen Werkchens noch sonst zu ers innern seyn mögte , soll der Beschluß des zwey; ten und zugleich leßten Bändchens werden.

Die

Einleitung vertrete vor der Hand die Stelle der Vorrede. Welche Leser im ersten Bändchen , außer Unterhaltung , auch diesen und jenen Wink be merkt haben, werden beydes im zweyten reich licher finden.

Von jeßt an handeln die Herren

mehr fürfſich : und so zeigt sich der Emigrant natürlicher.

Der Historiker ,

Psycholog und

Politiker , hoff ich, wird meine Emigran ten Geschichte oder vielmehr meinen Vers such dazu, nicht fruchtlos oder überflüssig finden. Man warte nur erst das Ganze ab.

Ende des ersten Båndchens .