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German Pages 450 Year 2023
N EU D RU C K E D EU T S C H E R L I T E R AT U RWE R K E Neue Folge
Herausgegeben von Johann Anselm Steiger und Robert Seidel
Band 108
J U L IUS WI L H E L M Z I N C G R E F
Gesammelte Schriften Herausgegeben von Dieter Mertens (†) und Theodor Verweyen
Band V
De Gruyter
J U L IUS WI L H E L M Z I N C G R E F
Deutsche Kleinschriften Herausgegeben von Werner Wilhelm Schnabel, Victoria Gutsche und Dirk Niefanger unter Mitarbeit von René Wundke
De Gruyter
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
ISBN 978-3-11-110081-4 e-ISBN (PDF) 978-3-11-118111-0 ISSN 0077-7668 Library of Congress Control Number: 2023932365 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Einbandabbildung: ‚Quotlibetisches Welt- und Hummelkefig‘ (O.O. 1632), Zentralbibliothek Zürich (Signatur: 25,52). Satz: epline, Bodelshausen Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com
VORBEMERKUNG
Je weiter iſt der weg / je reicher iſt der Lohn
Julius Wilhelm Zincgref1
Im Rahmen der historisch-kritischen Werkausgabe Julius Wilhelm Zincgrefs werden hier nach etwa siebenjähriger Projektarbeit seine Deutschen Kleinschriften erstmals wissenschaftlich ediert und umfassend kommentiert. Damit rückt die vollständige Ausgabe zumindest seiner deutschsprachigen Werke in erreichbare Nähe. Die Gesammelten Schriften waren zunächst in Konstanz von Theodor Verweyen und Dieter Mertens (†) begründet und später vornehmlich in Erlangen weitergeführt worden. Nach den bereits 1978 publizierten Facetiae pennalium, den 1993 in zwei Bänden gedruckten Emblemata ethico-politica und den seit 2011 ebenfalls in zwei Bänden vorliegenden Apophthegmata teutsch wird nun ein Korpus von Texten zugänglich gemacht und erschlossen, die zwischen 1619 und 1632 als Kleinschriften erschienen sind und mit ihrer Volkssprachigkeit auf ein breiteres Publikum abzielten. Der vorliegende Band, der die Tradition der Erlanger ZincgrefAusgaben fortsetzt und in der dort seit Jahrzehnten gepflegten Frühneuzeitforschung verortet ist, verdankt sich der Arbeit eines Teams, das in allen Phasen der Edition eng zusammengearbeitet und seine Ergebnisse immer wieder ausgetauscht und intensiv diskutiert hat. Eine zunächst umstrittene Frage war die nach der Eingrenzung des Textkorpus – schließlich sind die hier vorgelegten Kleinschriften Zincgrefs ja zum Teil nicht namentlich signiert, sondern seine Autorschaft allenfalls durch auktoriale Referenzen oder zeitgenössische und sehr viel spätere allografe Zuschreibungen nahegelegt. Inhaltliche und pragmatische Überlegungen ließen es geboten erscheinen, neben den eindeutig gesicherten und mit hoher Wahrscheinlichkeit zuzuschreibenden Werken (Vermahnung zur Dapferkeit und Weltkefig) auch solche aufzunehmen, die nur minder verbindlich zugewiesen werden können. Ihr Ausschluss wäre alleine schon aus wissenschaftshistorischer Sicht nicht zu verantworten gewesen; schließlich wurde Zincgrefs Autorschaft für diese Texte immer einmal wieder konstatiert oder zumindest mit Nachdruck erwogen. Argumente für und gegen eine Zuschreibung werden für jeden einzelnen Fall in den jeweiligen Vorbemerkungen zu den edierten Texten eingehend diskutiert. Trotz der zum Teil ‚kollektiven‘ Arbeitsweise verblieb die Federführung für die einzelnen Bereiche bei benennbaren Personen, die dafür auch in erster Linie verantwortlich zeichnen: Die – wie in der Zincgref-Ausgabe üblich – auf der Kollation aller erreichbaren Exemplare beruhenden Druckbeschreibungen der einzelnen Ausgaben fertigte überwiegend René Wundke an. Ihm sind auch die Erstellung der edierten Texte und meist der mitunter außerordentlich komplexe Variantenapparat zu verdanken. Die Kommentierungen teilten sich die Herausgeber auf, so dass Victoria Gutsche die Haidelberga, Dirk Niefanger die Vermahnung zur Dapferkeit und Werner Wilhelm Schnabel den Vogelherd und den Weltkefig sowie die Neuen Zeitungen und die Indexierung federführend betreuten. Die stilometrischen Analysen und Untersuchungen lagen in der Hand von Victoria Gutsche, René Wundke und Friedrich Michael Dimpel, die dazu bereits an anderer Stelle publiziert haben.2 Die Einleitung haben die Herausgeber gemeinsam zu verantworten. Bei Dirk Niefanger und Werner Wilhelm Schnabel lag die Verantwortung für die Antragstellung, die Berichterstattung und die organisatorische Durchführung des von der DFG geförderten Editionsprojekts 1 2
Zincgref, An die Teutschen. In: Opitz, Teutsche Pöemata, 1624, S. 162. Dimpel/Gutsche/Wundke, Autorschaft, 2016.
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Vorbemerkung
(Sachbeihilfe, Projektnummer 261398176). Eveline Böhm hat jederzeit den Überblick über die verwaltungstechnische und finanzielle Abwicklung des Unternehmens behalten. Diese war wegen unvorhergesehener Hemmnisse in der Spätphase des Projekts zeitweilig eine ausgesprochene Herausforderung. Ihr gilt ein ausdrücklicher Dank aller am Projekt Beteiligten. In der Frühphase hat sich der Herausgeber der Gesamtausgabe, Theodor Verweyen, an der konzeptionellen Diskussion und der Erörterung der Kommentare beteiligt. Ihm sei an dieser Stelle herzlich für seine Mühen und sein großes Engagement gedankt. Dass er aus DFG-Projekt- und Universitätsmitteln vielfältige Unterstützung für seine der Ausgabe in mancher Hinsicht nützliche Zincgref-Forschung bekam, sehen die Herausgeber des Bandes als kollegiale Selbstverständlichkeit an. Jederzeit bereitwillige und interessierte Hilfe durften wir erfreulicherweise von verschiedenen Seiten erfahren: Achim Aurnhammer (Freiburg), Klaus Jaitner (München), Valérie Leyh (Namur), Dieter Martin (Freiburg), Markus Meumann (Halle), Michael Schilling (Magdeburg) und Axel E. Walter (Eutin) haben uns sachdienliche Hinweise auf zum Teil entlegene Literatur bzw. Fundorte gegeben, Fotis Jannidis (Würzburg) vielfältige Unterstützung beim Einsatz der Stilometrie gewährt, Friedrich Michael Dimpel (Erlangen) hat mit großem Engagement an der Durchführung und Interpretation der stilometrischen Untersuchungen mitgewirkt; Willi Lobenwein und Wolfgang Srb haben uns mit Übersetzungen aus dem Humanistenlatein unter die Arme gegriffen; im Freiburger Oberseminar Achim Aurnhammers konnten wir unsere editorischen Überlegungen fruchtbar diskutieren. Dafür und für spätere bibliographische Hinweise danken wir ganz herzlich. Das gleiche gilt für die Auskunftgeberinnen und -geber in zahlreichen Bibliotheken und Archiven, deren einschlägige Materialien wir untersuchen konnten. Zu Dank sind wir auch den längere Zeit beteiligten studentischen Hilfskräften verpflichtet: Rebekka Makari und Karin Pröve, daneben David C. Hamon, Sabrina Körper, Johanna Mauer und Sven Meinhard, die in Erlangen für das Editionsprojekt tätig waren. Unser Dank gilt schließlich den Herausgebern der Reihe Neudrucke deutscher Literaturwerke Robert Seidel und Johann Anselm Steiger sowie dem betreuenden Verlag Walter de Gruyter. Dass das Entstehen dieses Bandes der Gesamtausgabe und sein Druck ohne die großzügige Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen-Nürnberg nicht möglich gewesen wäre, muss ausdrücklich gewürdigt werden. Erlangen im Herbst 2022
Die Herausgeber
EINLEITUNG
Julius Wilhelm Zincgref (1591–1635), dessen Deutsche Kleinschriften hier ediert werden, zählt in mehrfacher Hinsicht zu den besonders vielseitigen und wirkungsmächtigen Autoren1 in einer zentralen Formierungsphase der deutschen Kultur in der Frühen Neuzeit, die sich zum Beispiel in einer zunehmenden Verbreitung deutschsprachiger ‚Sachtexte‘ für unterschiedliche Lesemilieus ( Johannes Colers Oeconomia ruralis et domestica oder Haußbuch)2, der Etablierung einer geistlichen Lied- und Musikszene (Genfer Psalter, Lieder und Psalmen […] recht und warglaubiger Christlicher Kirchen), der Versreform von Martin Opitz (1597–1639), der Etablierung eines vielstimmigen deutschsprachigen Theaters (mit Shakespeare-Stücken auf der Wanderbühne, dem protestantischen Schultheater und dem Jesuitentheater),3 ersten deutschsprachigen Zeitungen (Aviso Relation oder Zeitung)4 und historiografischen Periodika (Theatrum Europaeum) sowie den unübersehbaren Erfolgen der religiösen Gebrauchsliteratur ( Johann Arndts Vier Bücher vom wahren Christentum,5 Predigtsammlungen) noch im Dreißigjährigen Krieg auf vielfältige Weise zeigt. Auch und besonders in Zincgrefs Werk ist paradigmatisch der Übergang von einer späthumanistischen Gelehrtenkultur zu einer frühbarocken sowohl deutschsprachigen wie lateinischen Literatur mit ausgesprochen divergenten pragmatischen Intentionen und ästhetisch ambitionierten Gestaltungsvorstellungen sichtbar.6 Die hier vorgelegten Kleinschriften dokumentieren dies zwar nicht umfassend, geben aber einen guten exemplarischen Einblick in poetische und journalistische sowie persuasive und polemische Ausdrucksmöglichkeiten zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Zincgrefs Kleinschriften sind ohne die kulturpoetischen Reformbestrebungen seiner Zeit kaum begreifbar. Er hatte als Mentor des noch jugendlichen Martin Opitz dessen Gedichte erstmals publiziert und damit die Präzisierung poetologischer Vorgaben im Buch von der deutschen Poeterey (1624) zumindest mittelbar angestoßen. Durch Zincgrefs Gedichtanthologie, die als Anhang zu seiner Opitz-Ausgabe erschien,7 verankerte er dessen Bestrebungen in bestehenden Traditionen deutschsprachiger Literatur und stellte sie so auf eine breitere Basis. Er griff in den fingierten Newen Zeitungen die eben neu entstehenden Nachrichten-Periodika auf und wagte im Quotlibetischen Weltkefig Formexperimente in polemischer Absicht, die durch die Opitzianische Poetik nicht oder kaum abgedeckt waren. Zincgref war in seinem Heimat- und Wirkungsort, der kurpfälzischen Residenzstadt Heidelberg, einer der prominentesten Vertreter eines literarischen Milieus, das zwar dezidiert reformiert dachte, aber für intellektuelle und interkonfessionelle Auseinandersetzungen auffallend offen war. Tatsächlich bildete die Literatur ein Tätigkeitsfeld, in dem zum Teil die in der politischen und weltanschaulichen Sphäre so bestimmenden konfessionellen Differenzen mit kulturpatriotischen Intentionen überwunden werden sollten. So veröffentlichte Zincgrefs Heidelberger Freund und Förderer Janus Gruter (1560–1627) in seinen berühmten neulateinischen Anthologien Delitiae poetarum Germanorum und Belgicorum bewusst reformierte und katholische Gedichte als Nach1 2 3 4 5 6 7
Vgl. Kühlmann, Zincgref und der Heidelberger Späthumanismus, 2011. Vgl. Hahn, Das Haus im Buch, 2013. Vgl. Niefanger, Barock, 2012, S. 151–200. Vgl. Schröder, Die ersten Zeitungen, 1995. Vgl. Otte/Schneider, Frömmigkeit oder Theologie, 2007. Vgl. etwa Kühlmann, Gelehrtenrepublik und Fürstenstaat, 1982. Zincgref, Anhange, 1624.
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Einleitung
weis einer ideal gedachten Kulturnation und begründet dies in einschlägigen Paratexten.8 Ihm folgte Zincgref in mancherlei Hinsicht in seiner eigenen Anthologie, die er seiner Opitz-Ausgabe beigab. Martin Opitz, der nach seiner Heidelberger Zeit zwischen 1626 und 1632 als Sekretär für Karl Hannibal von Dohna (1588–1633) arbeitete, dedizierte dem Führer der schlesischen Gegenreformation9 1628 sein Lob des Krieges Gottes Martis und 1629 den zweiten Teil der Deutschen Poemata.10 Zincgref selbst und sein intellektuelles Umfeld in Heidelberg unterhielten enge kulturelle Verbindungen insbesondere nach Frankreich, in die Schweiz, nach Belgien, in die Niederlande und nach England. Heidelberg befand sich zudem in einem produktiven Konkurrenzverhältnis mit den deutlich lutherisch geprägten literarischen Zentren im übrigen protestantischen Reich. Aufgrund seiner guten Verbindung in die Nachbarländer und seiner großen Kenntnis gelehrter und poetischer Texte nahm Zincgref auch jenseits von Konfessionsgrenzen eine Schlüsselfunktion bei der Einbürgerung und Erprobung von Gattungen und Schreibverfahren in die deutschsprachige Literatur ein, die zuvor allenfalls altsprachlich oder im romanischen Raum verbreitet gewesen waren. Dabei lag seine Bedeutung zweifellos insbesondere auf dem Gebiet der „literarischen Zweckformen“.11 Dieses umfasste neben der lateinischen und deutschen Kasualpoesie die literarischen und gemischt-medialen Gattungen der Fazetie, des Emblems, des Apophthegmas und des satirischen Quodlibets; zu ihrer Verbreitung bediente sich Zincgref nicht zuletzt der zeitgenössischen ‚Massenmedien‘ Flugschrift und Flugblatt, die eine weite Streuung und leichte Zugänglichkeit seiner Kleinschriften sicherstellten. Zincgref positionierte sich wie kaum ein anderer Autor seiner Zeit in politischen Fragen und schaltete sich aktiv in aktuelle Debatten ein. Immerhin war Heidelberg zu seiner Zeit Mittelpunkt der antihabsburgischen Bewegung. Die Kurpfalz setzte den offenen und verdeckten Rekatholisierungsbestrebungen des Kaiserhauses anhaltenden Widerstand entgegen und stand in deutlicher politischer Opposition zu dessen politischen Zentralisierungsbemühungen, ja verfolgte sogar eigene monarchische Ziele. Der Heidelberger Jurist hat diese politischen und kulturellen Rahmenbedingungen und Konflikte in seinen Schriften immer wieder kritisch, mahnend und polemisch begleitet und behandelt. So nehmen gerade seine Deutschen Kleinschriften eine recht genau rekonstruierbare Stellung in den damaligen Meinungs- und Interessenskonflikten ein. Anhand reichhaltig erhaltener Korrespondenzen und historischer Quellen lassen sie sich zudem relativ gut kontextualisieren.12 Seine vielfältigen Kleinschriften sind je für sich Musterbeispiele für das gleichermaßen ästhetische wie gesellschaftliche Engagement, das Zincgref in der Frühzeit des Dreißigjährigen Krieges entfaltete. Die vorliegende Edition soll insofern durchaus noch verbreitete Wahrnehmungsmuster korrigieren, die den Autor in verkürzter Rezeption seiner Apophthegmata v. a. als vermeintlichen ‚Anekdotenerzähler‘13 rubrizieren oder als ‚Moralsatiriker‘ missverstanden haben.14 Zudem muss auf die kulturhistorische Bedeutung der Kleinschriften Zincgrefs hingewiesen werden. An ihnen kann in nuce studiert werden, wie differenzierend und subtil zeitgenössische Wahrnehmungsanordnungen wirkten und wie dabei kulturelles, historisches sowie politisches Wissen vorausgesetzt, 8 9 10 11 12 13 14
Vgl. Gruter, Delitiae Belg., 1614, Bd. 1, fol. 3r. Vgl. Niefanger, Opitz und Dohna, 2019, S. 91–106. Vgl. Opitz, Laudes Martis, 1628 (erneut in: Opitz, Weltliche Poemata, 1644, S. 130–135) und Opitz, Deutscher Poëmatum Anderer Teil, 1629, fol. ):(r. Vgl. Sengle, Die literarische Formenlehre, 1967, S. 10–20. Vgl. etwa Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879; Reifferscheid, Briefe Lingelsheims, 1889; Beichert/ Kühlmann/Schnabel, Ungedruckte Briefe, 2011. Vgl. Press, Calvinismus und Territorialstaat, 1970, S. 348, 464. Vgl. die Materialsammlung bei Mertens/Verweyen, Bericht, 1972, S. 129.
Einleitung
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genutzt und verändert wurde. In seinen Schriften zeigt sich paradigmatisch, wie komplexe Formen des Wissens- und Kulturtransfers zu Beginn des 17. Jahrhunderts auch über einzelne Rezeptionsmilieus hinaus funktioniert haben. Wie kann man die hier edierten Texte kategorial fassen? Man könnte sie – zumindest mehrheitlich – mit guten Gründen der in der jüngeren medienhistorischen Forschung begrifflich eingeführten „Flugpublizistik“ zuordnen,15 in der u. a. Flugblätter, Flugschriften, Pliegos, Theaterzettel, Edikte, Liedflugschriften oder -blätter, Flyer und weitere Varianten von ‚fliegenden Blättern‘ unterschieden werden. Abzugrenzen ist die Flugpublizistik von „periodisch-seriellen Publikationen wie Zeitungen und Zeitschriften“, denn erstere ist – das trifft auf die hier edierten Zingrefiana zu – „auf eine bestimmte Kommunikationssituation hin thematisch ausgerichtet“, und muss insofern „unregelmäßig erscheinen.“16 Unterscheiden kann man drei sich manchmal überschneidende und unterschiedlich stark ausgeprägte Intentionen der Flugpublizistik, die für die hier edierten Beispiele cum grano salis einzeln oder in Kombination ebenfalls anzutreffen sind: Die Texte erscheinen als dezidierte Autorenmeinung, als „Auftragstitel“ anderer, möglicherweise fingierter Institutionen oder Personen und als „ökonomisches Produkt“.17 Die Flugpublizistik der Frühen Neuzeit verarbeitet in textlicher wie grafischer Gestaltung „die beobachtete oder imaginierte Lebenswelt“ und bietet „relevante bzw. interessante Informationen, Deutungs- und Interpretationsangebote“ für unterschiedliche soziale Milieus mit differenten Lesefähigkeiten.18 Dabei konnte sie – wie vielleicht das Vogelherd-Flugblatt oder das Soldaten-Lob – zum Teil eine „breitenrezeptive Wirkung“19 entfalten, konnte aber auch in geringer Auflage für ein spezifischeres Publikum gedacht sein, wie mutmaßlich der Quotlibetische Weltkefig. Häufig löste die Flugpublizistik, wie auch bei Zincgref, lebhafte Anschlusskommunikationen, Rezeptionszeugnisse oder sogar konkrete Handlungen aus. Auf den ersten Blick spricht die Medienkombination von Text und Bild sowie die nicht buchförmige Veröffentlichung der Heidelberga für eine Zuordnung in die Flugpublizistik (hier des Flugblattes). Schon die materielle Form der Medienkombination wirkt aber höchst ungewöhnlich. Denn der Druck des Textes erfolgte auf mehreren zusammengehörigen Blättern, der – wie beim Flugblatt, nicht bei einer Flugschrift – jeweils nur einseitig erfolgte. Zincgrefs mutmaßlicher Text fungiert lediglich als Begleittext zu einer großformatigen Bilddarstellung, auf die er mit deiktischer Bezugnahme und Nummernreferenzen immer wieder verweist. Eine solche Hilfsfunktion des Textteils ist zwar auch in manchen Flugblättern zu finden, wirkt in seiner Ausschließlichkeit aber eher ungewöhnlich. Die Seiten sollten von den Nutzern (ebenso wie der mehrteilige Kupferstich) offenbar zusammengeklebt werden. Die Größe des so hergestellten Gesamtdruckes, die zum Teil separate Überlieferung allein des Kupferstichs und der nicht selbstständige, sondern ausschließlich in Kombination mit dem Heidelberg-Stich publizierbare Text sprechen eher gegen eine übereilte Einordnung in die Flugpublizistik. Zudem ist eine für die Flugpublizistik meist zu konstituierende Ereignisgebundenheit nicht festzustellen. Einen weiteren Sonderfall bildet die Vermahnung zur Dapferkeit. Der Text, zunächst möglicherweise mündlich vorgetragen, ist erstmals unselbstständig im Rahmen der Anthologie Zincgrefs erschienen. Erst danach folgten separate Ausgaben in Flugschriftform, die nicht zuletzt die Aufnahme in die vorliegende Ausgabe legitimieren. Dass die mediale Erscheinungsform keine Aussage 15 16 17 18 19
Vgl. Bellingradt, Vergessene Quellen, 2008 und Bellingradt/Schilling, Flugpublizistik, 2013, S. 273–289. Bellingradt/Schilling, Flugpublizistik, 2013, S. 273. Bellingradt/Schilling, Flugpublizistik, 2013, S. 273. Bellingradt/Schilling, Flugpublizistik, 2013, S. 274. Bellingradt/Schilling, Flugpublizistik, 2013, S. 274.
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über die durch sie verbreiteten Inhalte erlaubt und offen ist für vielerlei Textsorten, Gattungen und Wirkungsintentionen, muss nicht weiter begründet werden. Derlei Zuordnungsprobleme ließen es geraten erscheinen, als – zugegebenermaßen wenig trennscharfen – Oberbegriff den der ‚Kleinschriften‘ zu wählen. Die Bezeichnung hat sich in der Bibliotheks- und Archivwissenschaft schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts als pragmatischer Fachbegriff etabliert. Er bezeichnet – unabhängig von einer Gattungs- oder Funktionsbestimmung – „Druckwerke, die u. a. einen geringen Umfang und ein kleines Format aufweisen, zu den Gelegenheitsdrucken oder der Grauen Literatur gehören.“20 Der Parallelausdruck ‚Kapselschrift‘ verweist auf den Sammelcharakter und die bibliothekarische Verzeichnungs- und Aufbewahrungspraxis, die für das Kleinschrifttum charakteristisch war und oft heute noch ist. Die immer noch schwierige bibliografische Nachweisbarkeit, die auch bei der Arbeit an dieser Ausgabe immer wieder deutlich geworden ist, ist eine Folge der geringen Achtung derartiger Schriften, die wissenschaftlich lange Zeit kaum Wahrnehmung gefunden haben. Als Kleinschriften rubrizierbar werden inhaltlich, formal und funktional recht heterogene, nichtperiodische, in sich abgeschlossene Publikationsformen, die mit geringer Seitenzahl und ohne festen Einband vertrieben wurden. Solche Schriften konnten, mussten aber nicht von Buchbindern zu größeren Einheiten zusammengebunden werden. Sie enthielten manchmal Angaben zur Autorschaft und zum Verlag – zwangsläufig war dies, wie auch die hier edierten Beispiele zeigen, allerdings nicht. Mit der neutralen, an der Publikationsform ausgerichteten Bezeichnung ‚Kleinschriften‘ soll im Übrigen keine neue Kategorie von Textformaten aufgegriffen und etabliert oder gar im Bereich der so genannten ‚kleinen Formen‘21 platziert werden. Vielmehr handelt es sich dabei ganz pragmatisch um in mehrfacher Hinsicht niederschwellige Verbreitungsmedien unterschiedlicher Literaturformen und Gebrauchstexte. Deren Spannbreite ist bei den hier edierten Beispielen ja auch tatsächlich bemerkenswert (Quodlibet, Satire, Paränese, Zeitungsmeldung, Stadtbeschreibung, Bildunterschrift bzw. -beitext usw.).22 Mit dem Buchtitel ‚Deutsche Kleinschriften‘ haben wir uns bewusst gegen die ursprünglich geplante Auszeichnung als ‚Politica‘ entschieden; diese war im vor etwa einem halben Jahrhundert entworfenen Publikationsplan noch vorgesehen und wird auch in einer neueren Zincgref-Publikation noch variiert.23 Zum einen wurde innerhalb der Werkausgabe einer getrennten Bearbeitung von deutschsprachigen und lateinischen Texten den Vorzug gegeben. Diese fokussierten schon zur Entstehungszeit unterschiedliche Publikumssegmente und erfordern im Übrigen auch auf Seiten der Bearbeiter jeweils spezifische Zugänge und Expertise. Eine Aufteilung der Schriften ist auf diese Weise weitestgehend trennscharf möglich. Zum anderen galt es auf eine inhaltliche Auszeichnung der Texte zu verzichten. Denn die Zuweisung zum ‚politischen‘ Bereich bringt zweifelsohne einige Probleme mit sich, die in einer kritischen Edition nur schwer zu meistern sind. Verwendet man nämlich die zeitgenössische Vorstellung vom ‚Politischen‘, so war diese mit Verhaltensweisen verbunden, die der Verfolgung bestimmter Ziele im gesellschaftlichen Umgang dienten und in der Regel eng mit höfischem Habitus und zeitgenössischem Karrieredenken verbunden waren. Gerade im humanistischen Politikverständnis des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts veränderte sich der noch an der Antike geschulte Fokus auf 20 21
Umlauf, Kleinschrifttum, 2015, S. 228. Vgl. auch Pflug, Kleinschrifttum, 1995. Vgl. Kleine literarische Formen in Einzeldarstellungen, 2002 oder das DFG-Graduiertenkolleg 2190 Literaturund Wissensgeschichte kleiner Formen (HU Berlin: https://www.kleine-formen.de/, eingesehen 2.12.2022). 22 Einen Versuch, gattungsmäßige Zusammenhänge zu beschreiben, bietet in jüngster Zeit Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019. 23 Mertens/Verweyen, Bericht, 1972, S. 150 (Bd. V: Politische, juristische, epistolographische, Vorreden- und Widmungsprosa) und Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019.
Einleitung
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die Bewahrung von Frieden und Gerechtigkeit. ‚Politik‘ wurde mehr und mehr zu einem Komplex aktiver und kluger, u. U. nicht ethisch geleiteter Verhaltensweisen (Leonardo Bruni, Niccolò Machiavelli, Baltasar Gracián, Baldassare Castiglione usw.), die nicht zuletzt dem längeren Verbleiben in politischen Ämtern und damit der Stabilität im Staate dienten. Zu diesen, zumindest in den staatlichen Eliten weit verbreiteten frühneuzeitlichen Politikvorstellungen passen die Schriften Zincgrefs allerdings so gut wie gar nicht. Man könnte hier allenfalls auf Erasmus von Rotterdam und seine normativen Konzeptionen eines christlichen Gemeinwohls verweisen. Aber diese wären nach frühneuzeitlicher Vorstellung kaum vom gebräuchlichen Politikbegriff im ‚modernen Staat‘ abgedeckt. Bis zu seiner Umwertung im späten 17. Jahrhundert (etwa bei Christian Weise und Christian Thomasius) galt „der Begriff politicus (lat.; ‚Politiker‘) […] als Schimpfwort.“24 In diesem Sinn dürfte sich Zincgref selbst wohl kaum als Zoon politikon verstanden haben. Bezieht man sich umgekehrt auf die moderne Vorstellung des ‚Politischen‘ als einen Komplex von Entscheidungen und Einflussnahmen, die der verträglichen Regelung von Angelegenheiten eines Gemeinwesens dienen, so kommt dies den Bezugshorizonten Zincgrefs und der Ausrichtung seiner Werke möglicherweise schon etwas näher. Allerdings sind die historischen Bedingungen des Politischen vollkommen anders als jene, die mit dem modernen Begriff des Politischen und seinen je spezifischen Freiräumen und Gestaltungsmöglichkeiten verbunden werden. Zudem kann bei einer breiten und letztlich unhistorischen Ausweitung des Politischen außer den hier verhandelten Kleinschriften ein überwiegender Teil der Werke des Heidelbergers unter diesem Etikett spielend subsumiert werden. So kann das Politische in dieser vagen und historisch unpräzisen Fassung wohl kaum als sinnvolles Differenzkriterium zu anderen Texten des Autors in Frage kommen. Schließlich verfolgen auch die Facetiae pennalium und die Apopthegmata (kultur-)politische Ziele im weiteren Sinne, und die im unmittelbaren Umfeld des böhmischen Abenteuers von 1618/20 entworfenen Emblemata ethico-politica signalisieren diese Ausrichtung bereits im Titel. Tatsächlich hat sich Zincgref wie kaum ein anderer Autor seiner Zeit fast ständig politisch engagiert und aktiv in aktuelle Diskurse und Polemiken eingeschaltet. So nehmen seine Dichtungen über ihre Bedeutung im Kontext von Literaturreform, Wissens- und Kulturtransfer, Gattungsimport und dichterischer Experimentierfreudigkeit hinaus einen weitgehend rekonstruierbaren ‚Sitz im Leben‘ bzw. im rezenten Meinungs- und Interessenstreit ein. Das wird in den hier versammelten deutschen Kleinschriften noch einmal in besonderer Weise deutlich. Die in die vorliegende Edition aufgenommenen Texte werden – unabhängig von ihrer ‚Bedeutsamkeit‘, ihrer Überlieferungsform oder Gattungs- bzw. Textsortenzugehörigkeit – in der Folge ihres Entstehens wiedergegeben. Eine solche Reihung entspricht dem ‚Gebrauchscharakter‘ und dem ‚Aktualitätsbezug‘ der Texte, die in vielerlei Hinsicht auf unmittelbar vorangegangene politische Ereignisse und Prozesse alludieren. Auch die Zusammenhänge zwischen den Texten werden deutlicher, wenn deren Chronologizität berücksichtigt wird. Schließlich lassen sich so nicht nur thematische und formulatorische Bezugnahmen aufeinander und Anleihen voneinander erkennen, sondern auch die sich ändernden argumentativen Fokussierungen nachvollziehen. Auf diese Weise ergibt sich folgende Reihung der Texte: A. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul (1619 u. ö.) B. Haidelberga (1620) C. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob (1622/24, 1625, 1632) D. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig (1622, 1623, 1632) E. Der Römische Vogelherdt (1623) 24
Weber, Politik, 2019.
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Einleitung
Die historisch-kritische Ausgabe der Werke Zincgrefs wurde von Theodor Verweyen und Dieter Mertens (†) begründet. Verweyen verantwortet bis heute die Gesamtausgabe. Der vorliegende Band der ‚Deutschen Kleinschriften‘, an dem er beratend in der Anfangsphase beteiligt war, unterscheidet sich aufgrund des zu edierenden Materials in mancherlei Hinsicht von den bereits vorgelegten Bänden der Gesamtausgabe. Anders als in den bisherigen Bänden der Historisch-kritischen Edition der Werke Zincgref steht diesmal kein Textkonvolut zur Verfügung, das bereits vom Autor als solches zusammengestellt und abgegrenzt wurde. Vielmehr wurden hier fünf Schriften kürzeren Umfangs zusammengefasst, die zwischen 1619 und 1623 entstanden und unabhängig voneinander erschienen sind. Sie weisen also nicht die Geschlossenheit auf, die sie historisch zu einem festen und genau umgrenzbaren Korpus hat werden lassen. Das hängt nicht zuletzt mit der zum Teil unsicheren Autorschaft Zincgrefs zusammen. Eindeutig belegt ist die Verfasserschaft des Heidelberger Späthumanisten lediglich für die Vermahnung zur Dapferkeit, die Zincgref 1624 mit ausdrücklicher Autornennung in den Anhang seiner anonym erschienenen Ausgabe von Opitzens Deutschen Pöemata aufgenommen hat. Die übrigen hier edierten Schriften sind hingegen anonym erschienen. Das resultierte ohne Zweifel aus pragmatischen Rahmenbedingungen. Nicht nur die zahlreichen landesherrlichen Zensurbestimmungen, sondern auch die Reichspoliceyordnung von 1577 hatten die Herstellung und Verbreitung von Schriften der Zensur der regionalen Obrigkeiten unterworfen. Indem Urheber, Hersteller und Verbreiter gleichermaßen mit Strafe bedroht wurden, sollte insbesondere dem wachsenden Erfolg von ‚Famosbüchern‘ und Pasquillen (im Sinne von Läster- und Schmähschriften, gleich unter welchem Anschein), aber auch dem einschlägiger Bilddarstellungen und Plastiken entgegengesteuert werden.25 Mit der Funktionsbezeichnung ‚Famosschrift‘ belegt waren Druckerzeugnisse, die geeignet waren, die öffentliche Ordnung zu stören. Indem sie etwa gegen die Regelungen des Augsburger Religionsfriedens, die Rolle der Obrigkeit oder moralische Gemeinüberzeugungen agitierten, liefen sie der „pflantzung und erhaltung Christlicher lieb und einigkeit / und verhütung unruhe / und weiterung / so darauß ervolgen möchte“,26 zuwider. Mit einer moralisch und religiös aufgeladenen Wirkungsabsicht wurden also zunächst einmal aufrührerische Appelle oder Schmähprodukte gegen den Status quo inkriminiert. In der Rechtspraxis fielen darunter allerdings auch alle Schriften, die dem Wirken der Obrigkeit gegenüber kritisch argumentierten, die deren Stellung und Entscheidungen oder auch nur die Eignung des Personals in Regierung, Verwaltung oder Kirche in Frage stellten. Gerade das trifft für die meisten Schriften zu, die hier versammelt sind. Anonymität oder Pseudonymität waren Verfahren, mit denen Verfasser, Drucker und Verleger potenziell anstoßerregender Texte versuchten, obrigkeitlicher Inquisition aus dem Weg zu gehen. Der Wunsch späterer Literaturhistoriker nach klaren Attribuierungen stand zunächst einmal nicht im Fokus der unmittelbar Beteiligten, die sich mit empfindlichen Strafen bedroht sahen. So ist die Literaturwissenschaft im Wesentlichen auf Indizien angewiesen, wenn sie zu begründeten Aussagen kommen will. Weitestgehend gesichert ist die Verantwortlichkeit Zincgrefs zumindest für den anonym gedruckten Quotlibetischen Weltkefig. In dieser Satire, die gegen den politischen Katholizismus Stellung bezieht, verweist eine auffällige Referenz auf ein zwar ebenfalls anonym erschienenes Werk Zincgrefs, für das dessen Verfasserschaft allerdings eindeutig gesichert ist. Zudem ist die Involvierung des Autors in den Flugschriftenkrieg um die Cancellaria hispanica quellenmäßig belegt, so dass hier hinreichende Indizien vorliegen. 25
Vgl. Weber, Reichspolizeiordnungen, 2002, S. 263 (zum Druck- und Verlagswesen und verwandten Feldern ebd., S. 263–266: Titul XXXV); dazu auch Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 75–81. 26 Weber, Reichspolizeiordnungen, 2002, S. 263 f.
Einleitung
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Wesentlich fragiler sind jedoch die Zuschreibungen der Newen Zeitungen, der Haidelberga und des Römischen Vogelherdts. Die Forschung hat sie v. a. mit dem Mittel des Parallelstellenvergleichs und inhaltlicher oder formulatorischer Entsprechungen mehr oder minder überzeugend Zincgref zugewiesen. Der im Rahmen der Editionstätigkeit unternommene Versuch, diese Attribuierungen mit modernen stilometrischen Verfahren zu stützen oder zu relativieren, ist aufgrund der Kürze der Texte allerdings nur von mäßigem Erfolg gewesen, da nur die Newen Zeitungen und der Quotlibetische Weltkefig überhaupt in die Analyse einbezogen werden konnten. Während in Bezug auf den Weltkefig die Autorschaft Zincgrefs nicht unwahrscheinlich ist, konnte die Zuweisung der Newen Zeitungen nicht bestätigt werden, was möglicherweise jedoch auf die formale Verfasstheit des Textes oder auch das Gattungssignal zurückzuführen sein mag.27 So müssen die aufgrund von Indizien vorgenommenen Zuschreibungen leider nach wie vor offenbleiben. Berücksichtigt man die übliche Anonymität der Verfasser politisch brisanter Schriften und die Produktionsweisen des zeitgenössischen Verlags-, Druck- und Nachdruckwesens gerade in diesem Bereich, so werden die Attribuierungen noch unsicherer. Wenn etwa die Newen Zeitungen im Laufe ihres Erscheinens mehrfache Erweiterungen erfahren haben, so wäre es durchaus auch denkbar, dass spätere Ausgaben von anderen Bearbeitern ergänzt worden sind. Auch für Drucke oder Nachdrucke, die an entferntem Ort entstanden und ggf. auch ergänzt wurden, ist die ‚Werkherrschaft‘ des ursprünglichen Verfassers mehr als problematisch. Schließlich führte Zincgref nach seinem Abzug aus Heidelberg im September 1622 zunächst das unstete Leben eines Flüchtlings, wechselte immer wieder seinen Wohnort, war zeitweilig gesundheitlich angeschlagen, hatte neben seinen größeren und kleineren literarischen Projekten auch administrative Funktionen zu übernehmen und schließlich als Kriegsflüchtling erneut eine sichere Bleibe zu suchen. Greifbar sind letztendlich immer nur die überkommenen Überlieferungsträger der Texte, während andere Quellen – wie die vergleichsweise breit erhaltenen Korrespondenzen Zincgrefs und seines Umfelds – in dieser Frage nicht weiterhelfen, da sie potenziell gefährdende Informationen aus begreiflichen Gründen von vorneherein aussparten. Wenn die nicht eindeutig zuzuweisenden Texte trotz derlei Unklarheiten über den Verfasser in diese Ausgabe aufgenommen wurden, so ist dies nicht zuletzt pragmatischen Überlegungen geschuldet. Die oft selten und nur verstreut oder gar nur unikal überlieferten Texte sollten in einer Weise zusammengestellt werden, die einen komparativen Zugriff und vertiefende Analysen ihres Zusammenhangs ermöglicht. Überdies erschien es nicht vertretbar, Texte, die im Laufe vieler Jahrzehnte der wissenschaftlichen Thematisierung Zincgrefs mit ihm in Zusammenhang gebracht wurden, aus dem Textkorpus auszuschließen, ohne dafür triftige Gründe zu haben. Auch die fachgeschichtliche Tradition setzt Ansprüche, die man bei der Korpuskonstitution zu berücksichtigen hat – selbst wenn deren Berechtigung mitunter angezweifelt werden mag. In diesem Band galt es – wie schon in den bisherigen Teilen der Werkausgabe Zincgrefs – textphilologische Behandlung mit historisch-kritischer Kommentierung zu verbinden.28 Anders als in den bisher herausgegebenen Bänden waren die hier aufgenommenen Kleinschriften Zincgrefs allerdings recht unterschiedlich. Infolgedessen erschien es sinnvoll, die Einleitung nicht mit dem Anspruch eines übergreifenden Konspekts über doch recht disparate Texte zu belasten oder sich in grundsätzlichen Erwägungen zur Gattungsgeschichte zu verlieren, sondern die historischen, sachlichen und druckgeschichtlichen Informationen zu den jeweiligen Einzeltexten in Vorbemerkungen zu bündeln, die den Editionen unmittelbar zugeordnet sind. 27 28
Vgl. Dimpel/Gutsche/Wundke, Problematische Autorschaft, 2016. Vgl. dazu Verweyen, Edition und Textbegriff, 1988, S. 528–531 und in Fortführung des Ansatzes Verweyen, Zwischenbericht, 1995, S. 191–194.
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Diese jeweils vorangestellten Vorbemerkungen sollen einen systematischen Zugriff ermöglichen, der in etwa der gleichen Struktur folgt: a) Kontexte An erster Stelle steht eine kursorische Darstellung der historischen Rahmenbedingungen, in denen die jeweiligen Texte entstanden sind und auf die sie oft unmittelbar Bezug nehmen. Das erscheint für die Kleinschriften von besonderer Wichtigkeit, sind sie doch allesamt in engem Zusammenhang mit historischen Ereignissen oder gar als Repliken in gesellschaftlichen und politischen Diskursen entstanden, die für die Zeitgenossen erhebliche politische oder lebensweltliche Bedeutung hatten. Mit literarischen Mitteln versuchte der Autor mehr oder minder direkten Einfluss auf die Leser zu nehmen, sie in ihrer Meinung zu bestärken oder gar auf seine Seite zu ziehen. Eine Vernachlässigung dieses Aspekts würde zu einer Enthistorisierung der Texte führen, die doch immer eine Wirkungsabsicht im Hinblick auf den zeitgenössischen Leser und eine aktuelle Funktion im Zeitgeschehen hatten. Mit einer knappen literaturexternen Rekontextualisierung wird den Texten poetisch-rhetorische Qualität nicht etwa abgesprochen, diese aber historisch relationiert und einer unangemessenen Ästhetisierung vorgebeugt. b) Text Hier finden Informationen ihren Platz, die sich direkt auf den Text selbst und seine literatur interne Verortung beziehen. Das können Aspekte des Inhalts oder des Themas, solche der Quellenverarbeitung, aber auch der Struktur und ihrer Genese, der Machart und Form oder relevanter Gattungstraditionen sein. Verzichtet wurde mit Bedacht auf ausgreifende gattungsgeschichtliche Diskussionen, für die uns eine historisch-kritische Edition nicht der richtige Platz zu sein scheint. Einer ‚Vorbemerkung‘ angemessen, geht es hier nicht um eine monografische Darstellung, sondern um eine knappe Einordung des abgedruckten Textes. c) Verfasserschaft Der Autorisierungsstatus der hier aufgenommenen Texte ist – wie angedeutet – sehr unterschiedlich. An dieser Stelle werden Aspekte thematisiert, die für oder gegen eine Zuweisung an Zincgref sprechen. d) Ausgaben und Druckbeschreibungen Die Druckbeschreibungen beruhen auf Autopsie aller heute noch mit angemessenem Aufwand greifbaren Exemplare. Wie auch in den vorangegangenen Bänden der Werkausgabe lag auch diesmal wieder das Prinzip zugrunde, sich nicht auf stellvertretende Exemplare einer Ausgabe zu verlassen, sondern möglichst viele einzusehen und zu kollationieren. Die Beschreibung der einzelnen Überlieferungsträger folgt dabei dem Muster der vorhergehenden Bände der Zincgref-Ausgabe. Sie ist nach folgenden Kriterien strukturiert: (a) Format entsprechend dem Bogenbruch; Gesamtumfang (Anzahl der Blätter inklusive Leerseiten, Foliierung, Anzahl der Bögen, Bogensignaturen nach der Kollationsformel, fehlerhafte Bogensignaturen). (b) Typografischer Befund: Kolumnentitel, Marginalien auf Recto- und Versoseiten, Kustoden, Drucktypen, Zierelemente, Satzspiegel des Textsatzes (Höhe × Breite in Millimeter). (c) Beschreibungen der Titelillustration. (d) Gliederung des Druckes. (e) Genutztes Exemplar für die Edition und Druckbeschreibung; weitere Nachweise (die im Originaldruck, als Mikrofilm oder Digitalisat eingesehenen Exemplare sind mit * gekennzeichnet). (f ) Hinweise auf frühere Druckbeschreibungen.
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Gerade für den Quodlibetischen Weltkefig konnten auf diese Weise zusätzliche Ausgaben identifiziert werden, die bisher nicht erkannt worden waren. Durch philologische Untersuchungen der Zeugnisse konnte auch das bisherige Wissen um die Entstehung der zugrundeliegenden Texte und die Abhängigkeit der einzelnen Drucke voneinander erheblich präzisiert werden. In noch größerem Ausmaß gilt das in Hinblick auf die Newen Zeitungen. Sie waren bisher nur unzureichend bibliografisch erfasst, zumal sie auch unter verschiedenen Titeln auftauchten und die Texte bzw. einige Sequenzen zum Teil in selbständiger, zum Teil auch in unselbstständiger Form gedruckt und verbreitet worden sind. Diese ebenso komplexe wie inhaltlich interessante Folge von Flugschriften ist durch die editorischen Bemühungen nun erstmals stemmatisch zu überblicken. Zusätzlich zu den strukturierten Angaben werden Besonderheiten der jeweiligen Überlieferung, Spezifika der Drucke und Abweichungen von gängigen Mustern gesondert aufgeführt.
e) Rezeption Zincgrefs Kleinschriften haben in sehr unterschiedlichem Maße Wahrnehmung seitens der Zeitgenossen und der Nachwelt erfahren. Hier werden – soweit bekanntgeworden – rezente und spätere Hinweise zusammengestellt und kontextualisiert. Sie erlauben einen Blick auf die Geschichte der Rezeption und dann auch auf die wissenschaftliche Thematisierung und Erforschung der einzelnen Texte. f ) Hinweise zur Edition Für den Benutzer möglicherweise überraschend, da dem verbreiteten Methodenpurismus in der Editionsphilologie widersprechend, ist die Anwendung unterschiedlicher Darstellungsverfahren bei den einzelnen Texten. So findet sich neben dem Textabdruck nach der editio princeps (Der Römische Vogelherdt, Haidelberga) in einem Fall der Abdruck des letzten möglicherweise noch von Zincgref autorisierten Separatdrucks (Vermahnung zur Dapferkeit), weiter ein Paralleldruck zweier Leitausgaben (Quotlibetisches Weltkefig), in einem weiteren Fall ein Stufenapparat29 (Newe Zeitungen). Die nach längeren Diskussionen getroffene Entscheidung, innerhalb des Buches nicht einem durchgängigen Verfahren den Vorzug geben, sondern sich an den Besonderheiten und Erfordernissen der einzelnen Texte bzw. ihrer Überlieferungssituation zu orientieren, basiert auf der Überzeugung, dass Darstellungsmodalitäten bei wissenschaftlichen Editionen unserer Meinung nach keine quasi ‚weltanschaulichen‘ Entscheidungen sind, die sich verselbständigen dürften. Sie haben vielmehr eine dienende, pragmatische Funktion und sollen in erster Linie dem jeweiligen Text gerecht werden. Ihre Aufgabe ist es, einen leichteren Zugang zu dem zu ermöglichen, was in bearbeitungs- und verbreitungsgeschichtlicher Hinsicht gezeigt werden kann und soll. Die auf den ersten Blick auffällige methodische ‚Inkonsequenz‘ ist also eine bewusste Entscheidung für die editorischen Verfahren, die den Artefakten und der jeweiligen Überlieferungslage jeweils adäquat zu sein schienen. Ein solches Vorgehen hat in den Editionsrichtlinien der bisher erschienenen Bände der historisch-kritischen Zincgref-Ausgabe, die im Detail ja ebenfalls variiert haben, durchaus ihre Vorläufer. Allen Texten ist aber gemein, dass sie mittels aufwendiger interner Kollationierungen erstellt und überprüft wurden – die daraus gewonnenen Erkenntnisse haben sich in den Druckbeschreibungen und im Variantenapparat des Kommentars niedergeschlagen. Im Hinblick auf die Darbietung gelten folgende Gestaltungs- und Einrichtungsprinzipien: Wo eine komplexere Text- und Überlieferungsstruktur zu markieren war, sind zusammengehörige Textgruppen der Drucke mit römischen Ziffern versehen. Beim Quotlibetischen Weltkefig 29
So schon bei der Edition der Facetiae Pennalium (Zincgref, Facetiae, 1978).
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weisen sie etwa Titel, Motti, Leservorreden, den eigentlichen Hauptteil und verschiedene, im Laufe der Zeit hinzugekommene Anhänge aus und erlauben eine bessere Vergegenwärtigung der zugrundeliegenden Struktur und deren sukzessiver Erweiterung im Laufe der Publikationsgeschichte. Bei den Newen Zeitungen wurden die thematischen Kapitel in entsprechender Weise ausgezeichnet; die einzelnen Daß-Sätze erhielten zum Zweck einfacherer Referentialisierung zusätzlich eine arabische Nummerierung. Wie schon in den vorangegangenen Bänden der Gesamtausgabe beschränken sich die teils notwendigen, teils ratsamen Eingriffe auf die Textkritik und die Erleichterung der Lesbarkeit. Im Einzelnen sind dies: (1) die stillschweigende Verbesserung druckbedingter Fehler wie etwa von Fliegenköpfen oder beschädigten Buchstaben; (2) explizite Textkorrekturen: sie werden im Text durch spitze Klammern gekennzeichnet: „⟨n⟩efarias“. Beruhen sie auf der Textüberlieferung, geht dies aus dem Verzeichnis der Varianten hervor; (3) die stillschweigende Auflösung von Abbreviaturen: also Kürzelzeichen in deutschen Texten wie etwa „dz“ = „das“, „d’“ = „der“, „vnˉ “ = „vnd“ sowie in lateinischen Texten wie etwa für „-que“ oder für „-us“, ferner die Auflösung von Nasal- bzw. Geminationsstrichen. (4) die Auflösung von Suspensionen und Kontraktionen wird hingegen markiert: „de consol⟨atione⟩ Philosophiæ“. Ansonsten bemüht sich die Ausgabe wie die vorangegangenen Bände um typografische Nähe zu den wiedergegebenen Texten, soweit dies vertretbar war. Beibehalten ist die auch sprachgeschichtlich relevante Auszeichnung von Fraktur- und Antiqua-Texten; gleiches gilt für die Wiedergabe des in handschriftlicher Überlieferung erscheinenden Umlauts v̈ und der beiden s-Formen in gedruckter und handschriftlicher Fraktur und Antiqua (ſ, s). Die manchmal willkürlich wirkende Groß- und Kleinschreibung wurde nicht vereinheitlicht, ebenso wenig die gängige v-Schreibung für den Vokal „u“. Andererseits soll der Text auch kein Faksimile imitieren: entfallen sind deshalb die Unterscheidung der beiden r-Formen in der Bruchschrift und die Wiedergabe von Ligaturen, das Trema über dem „y“ und die Umlautbildung mit supraskribiertem „e“ – hier wurde den heutigen typografischen Gepflogenheiten gefolgt. Virgeln werden – anders als heutige Satzzeichen – prinzipiell freigestellt. Herausgeberzugaben im Text sind durch Kursivierung markiert. Wie in den bisherigen Bänden der Reihe eingeführt, unterscheidet auch diese Ausgabe unterschiedliche Apparate. Hingewiesen wird auf die Grundsätze, die in der Einleitung der Facetiae Pennalium-Edition (S. XXXIII f.) und im Kommentarband der Apophthegmata (S. 171–173) ausführlich formuliert worden sind. a) Der Variantenapparat beruht auf der internen Kollationierung aller zugänglichen Überlieferungsträger und Textzeugnisse. b) In die Worterläuterungen wurden alle Wörter aufgenommen, die heute nicht mehr allgemein oder nur mehr in einem anderen Sinne gebräuchlich, für das Verständnis des Textes und seiner Allusionspotenziale aber notwendig sind. Wo die Literatur weitergehende Informationen bietet, wurde eine entsprechende Referenz angegeben. Hier finden auch die Übersetzungen fremdsprachiger Wörter und Passagen ihren Ort. c) Die Sacherläuterungen bieten Informationen zu erwähnten Realien, Begriffen oder Kontexten, deren Kenntnis heute nicht mehr allgemein vorausgesetzt werden kann oder die für das Textverständnis genauerer Nachweise bedürfen. Öfter werden an dieser Stelle auch Anspielungs-
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bereiche benannt, die gut informierten Zeitgenossen wohl präsent waren, heute aber nicht mehr geläufig sind. Auch hier werden in vielen Fällen einschlägige Literaturbelege gegeben, um weitere Recherchen zu erleichtern. d) Der Quellenapparat verzeichnet die Vorlagen, die Zincgref für seinen Text vermutlich unmittelbar benutzt hat. Bei Zitaten und Bibelbelegen wird der Prätext im Wortlaut wiedergegeben; bei Materialvorgaben, die den Ausführungen nur inhaltlich zugrunde gelegen haben, wird darauf in der Regel verzichtet und lediglich die genaue Belegstelle genannt. e) Gelegentlich erschien es sinnvoll, auch wichtige Rezeptionsbelege im Wortlaut beizugeben, da sie entweder schlecht greifbar sind oder für die Wahrnehmungsgeschichte relevant erscheinen. In einigen Fällen erschließen sie zudem spezifische Verständnismöglichkeiten. Die verwendeten Siglen sind den Druckbeschreibungen in den jeweiligen Vorbemerkungen zu entnehmen. ⟨ ⟩ Zusätze und Ergänzungen der Herausgeber. Ergänzungen aus der Überlieferung sind in Fraktur bzw. Antiqua recte gesetzt, editorische Zusätze kursiv. [ ] (ausgedruckte oder nichtausgedruckte) Paginierung. * autopsiertes und kollationiertes Exemplar. ° Vorbehaltsmarkierung für rekonstruierte Erscheinungsjahre und nicht ausdrücklich von Zincgref autorisierte Kleinschriften. | Zeilensprung. × Im Text nicht ausgedruckter Buchstabe. {…} Wegen enger Bindung nicht mehr entzifferbare Buchstaben oder Buchstabenfolgen in Handschriften. Häufiger genutzte Abkürzungen in den Texten sowie den Apparaten sind: Churfürſt. Churfürstliche(n) Ehzg. Erzherzog Gf. Graf Heiliger H. Hzg. Herzog Hzgt. Herzogtum Kayſerl. Kayserliche(n) Kfst. Kurfürst Kg. König Kgr. Königreich Ks. Kaiser Königl. Königliche(n) Mayſt. Mayestät Mgf. Markgraf Pfgf. Pfalzgraf Pfaltzgr. Pfalzgraf(en)
Personen und Orte, die in der Einleitung, den edierten Texten samt Vorbemerkungen und Apparaten vorkommen, werden in einem Namenindex erschlossen. Prinzipiell nicht lemmatisiert werden dabei Verfasser von Forschungsliteratur nach 1900. Ein Index der Provenienzen erfasst die Bibliotheken, aus denen die hier ausgewerteten Drucke und Handschriften stammen.
II. NEWE ZEITUNGEN BZW. DIE ALTE WARHEIT MIT EIM NEWEN TITUL
1. Vorbemerkungen Auf den ersten Blick hat man es bei den Zeitungen mit einem Textkorpus zu tun, das ganz und gar nicht in die Reihe der Zincgrefschen Kleinschriften passt. Schließlich handelt es sich bei ‚Zeitungen‘ im Allgemeinen um ephemere Lesestoffe, die eher eine schnelle, extensive Lektüre voraussetzen und mit der nächsten Ausgabe schon wieder veraltet sind.1 Fingierte Zeitungen wie die hier behandelten nahmen im konkreten historischen Zusammenhang allerdings eine andere Rolle ein: Sie spielten mit dem Aktualitätsanspruch der Presseerzeugnisse und ihrer Darstellungsweise ‚sans passion‘, konterkarierten sie zugleich aber durch ihre Literarisierungsverfahren. Sie griffen einerseits eine bereits eingeführte Form auf, füllten sie andererseits aber mit Inhalten, die uneigentlich verstanden werden sollten und eine gewisse ‚überzeitliche‘ Geltung beanspruchen konnten. Sie dienten somit nicht zuletzt der satirischen Dekonstruktion von Verlautbarungen der politischen Akteure, bei denen öffentliche Propaganda und tatsächliche Ziele weit auseinanderklafften.
a) Kontexte Die Zincgref zugeschriebenen Newen Zeitungen erschienen zwischen 1619 und 1621 während der politischen Vorbereitungen und in der Frühphase des militärisch ausgetragenen Konflikts zwischen katholischem Kaisertum und Liga auf der einen Seite und dem vom ‚Winterkönig‘ regierten Königreich Böhmen bzw. der reformierten Pfalz auf der anderen. Nach dem Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 waren die böhmischen Ständetruppen Richtung Österreich vorgestoßen und standen im Juni 1619 vor Wien. Die Absetzung Ferdinands II. als böhmischer König wurde allerdings erst am 19. August vollzogen, die Wahl des pfälzischen Kurfürsten zum König am 26. August – sie machte den innerhabsburgischen Konflikt zu einer Reichsangelegenheit. Da Ferdinand zwei Tage später zum Kaiser gewählt und am 9. September gekrönt wurde, bahnte sich hier erkennbar eine Eskalation an. Tatsächlich stellte der Münchner Geheimvertrag zwischen Kaiser und Bayern am 8. Oktober 1619 die Weichen für einen Krieg, für den sich die Parteien formierten. Nachdem Bayern am 6. Juni 1620 mit der Reichsexekution in Böhmen beauftragt worden war, wurden die böhmischen Truppen zurückgedrängt und beim Vormarsch gegen Böhmen auch oberpfälzische Gebiete besetzt. Die Schlacht am Weißen Berg bei Prag am 8. November 1620 führte zur Flucht des ‚Winterkönigs‘ aus seiner Residenzstadt und zur Auflösung der ständischen Regierung. Am 22. Januar 1621 wurde die Reichsacht über Friedrich V. verhängt. Am 14. Mai 1621 löste sich die protestantische Union auf, die schon mit dem Ulmer Vertrag im Vorjahr als ernstzunehmende Einung der protestantischen Seite ausgeschieden war. Dem großen Strafgericht in Böhmen und einer forcierten Rekatholisierung in Böhmen und der besetzten Oberpfalz stand nun nichts mehr im Wege. Entschieden war diese erste Phase des Krieges spätestens Ende 1622, als die Kurpfalz von kaiserlich-spanischen und ligistischen Truppen besetzt und ausgeplündert wurde, während sich die übrigen militärischen Aktionen nach Norden verlagert hatten.
1
Vgl. Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, 1994, S. 173–176.
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
Die Newen Zeitungen entstanden also in einer Phase der fieberhaften Geheimdiplomatie, der Mobilisierung von Bündnissen und militärischen Kräften, des Versuchs, die Gegner und Unentschlossenen über die jeweiligen Absichten zu täuschen und zugleich die Öffentlichkeit von der eigenen moralischen und argumentativen Überlegenheit zu überzeugen. Als die zunächst lokalen Kampfhandlungen sich ab Ende Juli 1620 dann tatsächlich ausweiteten, schlug sich das auch noch einmal im publizistischen Kampf nieder. Denn noch bestand zunächst die Hoffnung, die Kräftekonstellationen durch propagandistische Arbeit zu beeinflussen. Auf Seite der Kurpfalz bedeutete das, dass die aktuellen Ereignisse als Ergebnis einer lange vorbereiteten politischen Verschwörung interpretiert wurden. Das sollte den Legitimationsbemühungen der kaiserlich-katholischen Seite, die überwiegend nicht mit historischen Herleitungen, sondern aktuellen politisch-militärischen Beweggründen argumentierte, die Grundlage entziehen – dieser Kerngedanke wurde 1622 retrospektiv auch noch in Zincgrefs Weltkefig breit ausgeführt.
b) Text Mit dem Schlagwort ‚Neue Zeitungen‘, das in den unterschiedlichen Titelformulierungen des zusammengehörenden Flugschriftenkorpus erscheint, wurden beim zeitgenössischen Leser durchaus vertraute Erwartungen geweckt. Es diente schon seit dem frühen 16. Jahrhundert meist der Ankündigung akzidentieller Informationen zunächst in Flugblattform.2 Die nichtperiodischen – auch seriell erscheinenden3 – Medien versprachen dem potenziellen Käufer und Rezipienten also Nachrichten zu einem bestimmten Gegenstand meist ohne Kommentierung4 und beanspruchten dabei Novität und unmittelbaren Aktualitätsbezug. In der Forschung werden zu den nichtperiodischen ‚Neuen Zeitungen‘ allerdings auch Kleinschriften gerechnet, die als „Neues Lied“,5 „Relation“6, ‚Aviso‘7 oder „Extract“8 ausgezeichnet waren. Es existierten also verschiedene Untergruppen, Bezeichnungen und Erscheinungsformen der Neuigkeitsliteratur, die formal und sprachlich unterschiedlich gestaltet sein konnten. Periodische Zeitungen, die statt in der vorher üblichen Flugblattform nun als Flugschriften erschienen, mehrere Einzelmeldungen enthielten9 und auch von anderen Druckern und Verlegern stammten,10 verbreiteten sich erst seit dem frühen 17. Jahrhundert11 und übernahmen das eingeführte Titelschlagwort ‚Neue Zeitung‘ auch für den neueren Medientypus. Im Falle der Newen Zeitungen hat man es allerdings in mehrfacher Weise mit einer Spielform zu tun, die auf die schon länger bekannten, zunächst noch handschriftlichen ‚Avisen‘ und ‚Relationen‘ Bezug nahm. Diese waren seit 1605 zunächst von Straßburg aus auch gedruckt verfügbar und erschienen bald auch in Basel und Frankfurt/M. in wöchentlicher Folge.12 Erst ab 1617 breiteten sich die Avisen dann auch im nord- und nordostdeutschen Raum aus und gewannen nach dem Aus 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Schröder, Die ersten Zeitungen, 1995, S. 14–16; Bellingradt, Zeitung, 2011. Erstes gedrucktes Beispiel: Newe Zeytung von orient und auff gange 1502. Vgl. Körber, Entstehung, 2011, S. 212. Stöber, Pressegeschichte, 2014, S. 66 f. Vgl. etwa die Flugschrift ‚Ein Neues Lied / von der Türckischen Proceßion‘ (um 1680). Vgl. etwa die Flugschrift ‚Relation und klarer Bericht / Was sich […] mit eröberung der […] Festung Stulweissenburgk / zu getragen und verlauffen‘ (1601). Stöber, Pressegeschichte, 2014, S. 58–60. Vgl. etwa die Flugschrift ‚Extract Auß Churfürstlich. Pfaltz / einer löblichen Gewerckschafft‘ (1606). Lang, Neue Zeitung, 1987, S. 58. Lang, Verdrängung, 2011, S. 81. Stöber, Pressegeschichte, 2014, S. 60–63. Weber, Straßburg 1605, 2005.
1. Vorbemerkungen
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bruch des Dreißigjährigen Krieges enorm an Bedeutung.13 Mit vier bis acht kleinformatigen Seiten war ihr Umfang recht beschränkt; sie enthielten „eine Anzahl von Nachrichtenblöcken, meist mit vorangestellter Verzeichnung von Korrespondenzort und -datum“.14 Struktur und Machart solcher Periodika waren also zumindest dem informierten (und zahlungskräftigen) Publikum – gerade im oberrheinischen Raum – durchaus geläufig. Die 1619 erstmals gedruckten Newen Zeitungen ordnen sich schon auf der Titelseite in die Sphäre der Nachrichtenblätter ein, ja suggerieren im Titel durch den Zusatz ‚von unterschiedlichen Orten‘ das Vorhandensein eines weitgespannten, überregionalen Korrespondentennetzes. Allerdings bieten sie dann aber doch eine ganz andere Einlösung der geweckten Erwartungen.15 Zunächst einmal ist das Titelschlagwort in den Plural gesetzt und unterscheidet sich somit von der Masse der zeitgenössischen Zeitungen, bei denen sich die Bedeutung des Begriffs schon im 16. Jahrhundert von der Nachricht auf den Nachrichtenträger verschoben hatte und dieser deshalb mittlerweile überwiegend im Singular verwendet wurde.16 Der Verfasser der Newen Zeitungen griff also eine bereits veraltende Wortverwendung auf – oder er formulierte seinen Titel als ludifikatorische Potenzierung und Überbietung üblicher Zeitungstitel, zumal auch der Untertitel „Die alte Warheit mit eim newen Titul“ die üblicherweise beanspruchte Aktualität der Meldungen ironisch konterkariert. Da die schlicht aufgemachten und mehr oder minder ungeordneten17 Avisen auf Räsonnement weitgehend verzichteten18 und die engeren lokalen Verhältnisse nicht berücksichtigten, wurden sie von den Obrigkeiten üblicherweise geduldet.19 Die Auszeichnung als ‚Zeitung‘ mag für eine politisch-satirische Schrift deshalb auch besonders geeignet gewesen sein, stand sie doch nicht von vornherein im Fokus der Zensurbehörden. Auffällig ist im Haupttext der Newen Zeitungen dann insbesondere die grammatikalische Machart der einzelnen ‚Meldungen‘. Sie bestehen – bis auf wenige Ausnahmen20 – aus elliptischen Teilsätzen, die mit der Konjunktion „Daß“ eingeleitet werden und durch den häufig verwendeten Konjunktiv zusätzlich als referierte Rede erkennbar sind. Grundsätzlich wird – passend zur Publikationsform ‚Zeitung‘ – eine syntaktische Konfiguration zugrunde gelegt, wie sie dort in immer wieder variierter Fom gebräuchlich war. Entweder ist der Daß-Satz direkt auf die Titelformulierung „Zeitung“ (also ‚Nachricht‘, ‚Brief ‘, ‚Neuigkeit‘) zu beziehen, bedient sich also einer Art verkürzenden Telegrammstils. Wahrscheinlicher ist jedoch ein – in Zeitungen vielfach belegtes – Satzmuster zu unterlegen, das dem Schema ‚Mit Briefen aus … wird anhero geschrieben, dass …‘, ‚Es wird berichtet, dass …‘, ‚Man hat gewisse Nachricht, dass …‘, ‚Die Nachricht ist angekommen, dass …‘, ‚Man hört, dass …‘, ‚Aus … verlautet, dass …‘, ‚Von hier ist zu berichten, dass …‘ oder ‚Es verlautet, dass …‘‘ folgte. In einem Fall wird dieser Satzbauplan, der aus einer übergeordneten 13 14 15 16
17 18 19 20
Weber, Straßburg 1605, 2005, S. 9 f.; Ströber, Pressegeschichte, 2014, S. 68. Weber, Straßburg 1605, 2005, S. 7. So schon Schöne, Zeitung, 1940, S. 27. Lang, Verdrängung, 2011, S. 85. Vgl. Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Digitalisierung der vollständigen Zeitungen des 17. Jahrhunderts. https://brema.suub.uni-bremen.de/zeitungen17 (Zugriff 12.8.2022). Ein Gegenbeispiel sind allerdings 1621 die in Güstrow erscheinenden ‚Zeitungen / von unterschiedlichen Orten / Als: Oesterreich / Schwaben / Straßburg / Speyer / Böhmen / Niederland / Franckfurt / Dreßden / Worms / Nürnberg / etc.‘ (Schöne, Zeitung, 1940, Abb. 15). Weitere Beispiele zwischen 1577 und 1638 bei Hohenemser, Flugschriftensammlung Freytag, 1925, S. 509 f. Weber, Straßburg 1605, 2005, S. 12. Vgl. Gieseler, Nutzen, 1996, S. 283 f. Stöber, Pressegeschichte, 2014, S. 72. Vollständige Satzkonstruktionen bieten die ‚Meldungen‘ ⟨168⟩ und ⟨270⟩; einen Sonderfall stellen die im Konjunktiv ohne ‚daß‘ formulierten ‚Meldungen‘ ⟨68⟩ und ⟨78⟩ dar, die ebenfalls als referierte Rede verstanden werden können.
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
(wenngleich im Vagen verbleibenden) Referenz und einer davon herrührenden, abhängigen Information besteht, auch in den Newen Zeitungen explizit ausformuliert:21 ES verlaut daß man daselbst eine Vnzahl newer Brillen in Böhmen zu schicken zurueste / daß wann man dardurch sihet / man meynet alles schwartz sey weiß.
Alle übrigen Daß-Sätze bleiben allerdings ohne ausformulierten Hauptsatz, der vom Leser zwangsläufig ergänzt wird. Vereinzelt lässt sich ein ähnliches Schema der Einsparung redundanter Satzglieder übrigens auch bei ‚wirklichen‘ Zeitungen beobachten.22 Entscheidend ist, dass der Autor bzw. die Redeinstanz hinter die genannte oder nicht explizit hervorgehobene Quelle zurücktritt.23 Charakteristische Beispiele finden sich schon in den ersten deutschsprachigen Zeitungen: „Von Genua wird vermelt / das man alda täglich der Spannischen Galleren mit der Barschafft erwarte / […];“24 „[g]leich jetzt kömpt auch bericht ein / das der Hertzog in Bayern vnd Bischoff zu Saltzburg stattliche Posten alhero schicken […]“.25 Der Leser wird also – wie in den üblichen „subjektlosen Zeitung[en]“26 – gewissermaßen in die Rolle des Empfängers aktueller Korrespondenzberichte versetzt. In den Newen Zeitungen wird dieses Verfahren aufgegriffen, ja, es wird allein schon durch die Titelgebung nahegelegt, die in allen Fassungen auf einen vermeintlichen journalistischen Nachrichten- und Meldungscharakter Bezug nimmt. Man hat darin mit Recht einen Akt der „Distanzierung“ gesehen.27 Tatsächlich wird auf diese Weise neben dem eigentlichen Inhalt auch der Übermittlungscharakter einer Meldung akzentuiert. Die Redeinstanz vermeidet es, als behauptendes ‚Ich‘ hervorzutreten. Sie übernimmt also nicht etwa die Verantwortung für die Richtigkeit des Berichteten, sondern referiert nur eine Information, die von einem fernen Korrespondenten bzw. aus anderer Quelle stammt.28 Dieser Sachverhalt ist nicht unerheblich, denn er spielt nicht nur auf eine gängige Berichtsform im zeitgenössischen Zeitungswesen an, nimmt also eine charakteristische Satzbauform auf. Darüber hinaus sichert er die Rede- und Berichtsinstanz ab, da diese nur als Vermittler fungiert und für die eigentliche Information nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann – in Situationen scharfen Meinungsstreits ein weiteres Verfahren des Selbstschutzes gegenüber allenthalben drohenden Zensurverwicklungen und Repressionen. Der Verfasser hat diese taktische Zurückhaltung im Übrigen selbst in Satzfragment ⟨56⟩ angedeutet: Daß mancher diese Zeitung gelten lest / der sie nicht gelten liesse / wann er wueste wer sie geschrieben hette.
Das beschriebene Verfahren ist darüber hinaus deshalb von Belang, weil sich die vermeintlichen Meldungen in den Newen Zeitungen grundlegend von denen üblicher Presseerzeugnisse unterscheiden. Auch in inhaltlicher Hinsicht wird also mit der gelenkten Erwartungshaltung der Leser 21 22 23 24 25 26 27 28
⟨270⟩. In dieser Form bereits im frühesten Druck A1, fol. A4r. Demske-Neumann, Bestandsaufnahme, 1996, S. 98. Gieseler, Nutzen, 1996, S. 272 f. ‚Relation: Aller Fürnemmen vnd gedenckwürdigen Historien / so ſich hin vnnd wider in Hoch vnnd Nieder Teutſchland […] Jnn diesem 1609. Jahr verlauffen vnd zutragen möchte‘; zit. nach Schröder, Die ersten Zeitungen, 1995, S. 176. ‚Avisa, 1609, Auß Wien den 14. Dito‘. Berns, Parteylichkeit, 1976, S. 210. Schröder, Die ersten Zeitungen, 1995, S. 168–189, hier S. 183. So schon Berns, Parteylichkeit, 1976, S. 209 f., 217. – Anders Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 153, der von einer anderen – zeitungsuntypischen – Interaktionssituation ausgeht und die zentrale Rolle des SprecherIchs betont (‚Ich behaupte, dass …‘, ‚stelle fest, dass …‘, ‚beobachte, dass …‘). Die unterstellte Ergänzung bezieht sich auf aphoristische Bonmots aus dem Nachlass Zincgrefs, die auffälligerweise nach dem gleichen Satzbauplan eingerichtet sind (vgl. Weidner, Apophthegmata III, 1644, S. 178–190). Sie sind aber erkennbar einer anderen kommunikativen Konstellation zuzuordnen.
1. Vorbemerkungen
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(und der Zensurbehörden) gespielt. Gängige Avisen der Zeit sind Nachrichten29 und erheben einen Faktizitätsanspruch: Sie berichten sachlich, betont ‚unparteylich‘30 und ohne Räsonnement und Wertung von aktuellen Ereignissen aus dem politischen oder sozialen Leben, die (systemisch) eine Differenz zwischen Vorher und Nachher herstellen. Hingegen referieren die Halbsätze in den Newen Zeitungen keine berichtenswerten Einzelereignisse, sondern beanspruchen schon nach der Titelexplikation, ‚die alte Wahrheit‘ zu enthalten, die hier nur „mit einem neuen Titul“ zusammengestellt worden sei. Mit den einzelnen Sätzen werden also Erkenntnisse kompiliert, die prinzipiell statischer Natur sind und allgemeine Geltung beanspruchen, mittlerweile aber aus dem Bewusstsein geraten seien.31 Sie bestehen aus sprichwörtlichen Redensarten, Aphorismen und Bonmots, Formeln, Maximen und Klugheitssätzen, die hier bestimmten Binnenüberschriften zugeordnet sind. Eher verdeckt als offen alludieren sie politische Ereignisse, bieten Vergleiche, spielen mit Konnotationen und weisen oft eine stark (ab)wertende, sarkastische Tendenz auf. Insofern muss der Leser nicht nur die fragmentarischen Sätze gedanklich vervollständigen, sondern die Bonmots auch als metaphorische und pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen verstehen. Da ganz überwiegend keine tatsächlich stattgehabten Ereignisse benannt werden, sehr wohl aber darauf angespielt wird, setzen sie Vertrautheit mit den aktuellen Vorängen voraus; die tertia comparationis, die zwischen Faktum und Einordnungsvorschlag vermitteln, gilt es dann erst selbst zu erarbeiten. Im Übrigen ist zu betonen, dass die Satzfragmente jederzeit ohne Schwierigkeiten in aphoristische Sentenzen umzuwandeln wären. Aus „Daß die Gemein muß der Herrn Geloch zahlen“ ⟨57⟩ ließe sich problemlos auch der vollständige Satz ‚Die Gemein muß der Herrn Geloch zahlen‘ bilden. Damit wäre allerdings ein stilistisches ‚Alleinstellungsmerkmal‘ der Newen Zeitungen aufgegeben, das sich in der Rezeptionsgeschichte als durchaus wirksam erweisen sollte.32 Für die Entschlüsselung stellen die textorganisierenden Binnenüberschriften als ‚Tituli‘ das passende Zuordnungsinstrumentarium zur Verfügung. Die ‚Wahrheiten‘ der Newen Zeitungen erweisen sich durch ihre Einordnung als alles andere als politisch neutrale Weisheitssprüche. Anders als tatsächliche Zeitungsmeldungen vermitteln sie also kein Faktenwissen. Sie generieren mit ihrer distanzierten Ironie und ihrem grimmigen Sarkasmus vielmehr Einordnungswissen, das eine übergeordnete „Wahrheit“ – etwa in herrschaftsmethodischer, sozialtechnologischer oder ethischer Hinsicht – beansprucht. In den auf den ersten Blick zeitungskonformen Binnenüberschriften33 wird die angebliche Herkunft der vermeintlichen ‚Meldungen‘ aus „vnterschiedlichen Orten“ ausdrücklich markiert und damit ein wichtiges Strukturelement der Avisen aufgegriffen. Die über die verschiedenen Ausgaben hinweg einigermaßen feste Ordnung der angeblichen Korrespondenzorte erinnert an die „Stapelchronologie“, mit der bereits die ersten wöchentlichen Zeitungen gearbeitet hatten.34 Freilich sind im Fall der Newen Zeitungen nicht zwangsläufig geografische Lokale angeführt. Tatsächlich werden in den Binnenüberschriften in bunter Mischung konkrete Regionalbezeichnungen aufgeführt („Aus Teutschland“, „Auß Böhmen“, „Auß Franckreich“, „Auß Spanien“ etc.). Daneben erscheinen 29 30
Weber, Straßburg 1605, 2005, S. 16. Stark ideologisierte Kritik dieses Anspruchs bei Berns, Parteylichkeit, 1976; sachlicher Gieseler/Schröder, Bestandsaufnahme, 1996, S. 54–58; Gieseler, Nutzen, 1996, S. 268–276; Schröder, Maximen, 1996, S. 306–314. 31 ⟨25⟩: Daß der Brauch vnd die Gewonheit ſo ferrn vberhand genommen / daß die Warheit nun die gröſte Newezeitung iſt. – ⟨133⟩: Daß alle dieſe newe Zeitung einem Verſtändigen nichts newes iſt. 32 Siehe auch unten S. 34 ff. 33 Zeitungsmeldungen wurden üblicherweise nach dem Korrespondenzprinzip organisiert, also nach dem Herkunftsort der Meldung sortiert, der zugleich die Binnenüberschrift abgab (Gieseler/Schröder, Bestandsaufnahme, 1996, S. 33 f.; Stöber, Pressegeschichte, 2014, S. 63). Siehe auch Demske-Neumann, Bestandsaufnahme, 1996, S. 94–99; Gloning, Vorgeschichte, 1996, S. 223. 34 Körber, Zeitungsextrakte, 2011, S. 217.
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
aber auch globale oder bewusst im Vagen gelassene Räume („Auß der Welt“, „Vom Land“, „Von daheim her“, „Auß dem Läger“, „Auß dem Bisthumb“, „Auß dem Sawerbrunnen“). Als Herkunftsorte der Neuigkeiten werden überdies Institutionen („Von Hof auß“, „Auß der Kirchen“, „Auß dem Gericht“, „Von der Vniversitet“, „Auß dem Jesuiter Collegio“) und sogar weltanschauliche oder politisch-pragmatische Orientierungsräume („Auß der Neutralitet“) genannt. Tatsächlich dienen geografisch-politische Räume, Orte, Einrichtungen, Milieus und Verhaltensbzw. Überzeugungsgemeinschaften in den zugeordneten Daß-Sätzen freilich nur scheinbar als (fingierte) Herkunftsbezeichnungen der Zeitungs-‚Meldungen‘. Vielmehr statuieren sie eine Struktur, die die jeweils zugeordneten Satzfragmente erst als aphoristische Allusionen auf aktuelle politische Ereignisse und Prozesse auslegbar macht. Ebenso wie thematische ‚loci‘ in der Rhetorik als Oberbegriffe dazu dienen, Material disparater Herkunft sachlich zu ordnen, sollen die Binnentitel dem Leser das Verständnis der aphoristischen Anspielungen erleichtern bzw. die Wahrnehmung erst auf gewisse Zusammenhänge lenken. Die strukturierenden Überschriften fingieren also zwar zunächst in zeitungsüblicher Weise bestimmte Korrespondenzorte, die die Herkunft einer Meldung offenzulegen scheinen. Tatsächlich stellen sie aber Verständniszusammenhänge her, auf die der Leser die zunächst verrätselt erscheinenden, geografisch und situationell meist nicht spezifizierten und prinzipiell vielseitig interpretierbaren ‚Wahrheiten‘ beziehen soll. Die nach dem Muster der Zeitungen organisierte Ordnung nach Herkunftsorten erweist sich so eher als eine Struktur von Betrefforten. Diese wurde über die unspezifischen und zeitungsuntypischen, sprachlich und inhaltlich pointierten, ebenso kotextisolierten wie permutierbaren Klugheitssätze35 gelegt und sollte der Ausdeutung der aphoristischen Teilsätze36 im Rahmen bestimmter Einordnungshorizonte dienen. Erst durch die Zuordnung zu diesen Betrefforten werden die kotextisoliert eigentlich harmlos erscheinenden ‚Wahrheiten‘ zu bissigen Aussagen über den realpolitischen Betrieb. Die beschriebene Ordnungssystematik wurde in den Ausgaben des Jahres 1619 bis zu denen des Jahres 1620 auf der einen Seite bewahrt, auf der anderen hat sie aber auch deutliche Erweiterungen erfahren. Zu den zunächst 13 Kapiteln wurden im Folgejahr sieben neue hinzugefügt und der Bestand 1621 schließlich durch einen umfangreichen Anhang ergänzt. Das gleiche gilt für die darunter subsumierten ‚Meldungen‘, die von 100 im Jahr 1619 auf 426 in den Fassungen von 1621 anwuchs. Der entsprechende Bestand hat sich innerhalb von drei Jahren also insgesamt mehr als vervierfacht. Die Ergänzungen wurden dabei im Wesentlichen den Kapiteln zugeordnet, die schon in der ersten Ausgabe vorgegeben waren. Sie fanden aber auch unter neuen Überschriften ihren Platz, die den Textbestand im Laufe der Zeit um die Kategorien „Auß der Welt“, „Auß dem Läger“, „Auß dem Bisthumb“, „Auß der Neutralitet“, „Auß dem Jesuiter Collegio“, „Auß Schweitzerland“ und „Auß dem Sawerbrunnen“ erweiterten. Einen Sonderfall bildet die Fassung C, die die sukzessive Erweiterung und Ausdifferenzierung der Kapitel nicht nachvollzog und auch nur eine insgesamt geringere Zahl teilweise anders zugeteilter ‚Meldungen‘ übernahm – sie ist aber wohl als Hybridausgabe zu verstehen (siehe unten). 35
Diese Feststellung gilt übrigens auch für reale Zeitungsmeldungen, die innerhalb des jeweiligen Herkunftsblocks nicht systematisch geordnet, sondern chronologisch nach dem Eingang der Information gereiht wurden. 36 Zur Gattungsbestimmung und Abgrenzung des Aphorismus siehe Fricke, Aphorismus, 1984, S. 7–24; Lamping, Aphorismus, 1991, S. 21–27; Fricke, Aphorismus, 1992, Sp. 773 f. bzw. Fricke, Aphorismus, 2007, S. 104. Dort betont Fricke die Serialität und zugleich die kotextuelle Isolation „innerhalb dieser Serie“ (minder einengend Lamping, Aphorismus, 1991). Die durch die Binnenüberschriften segmentierten Serien von Halbsätzen in den „Newen Zeitungen“ könnten also (anders als Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 151–153) durchaus als Aphorismen im dort definierten Sinne verstanden werden, sofern die Serienbildung vom Autor stammt. Auf die Möglichkeit semantischer Verschiebungen verweist Fedler, Aphorismus, 1992, S. 191 f. – sie wäre nicht zuletzt durch Neukontextualisierung möglich.
19
1. Vorbemerkungen
Die Entwicklung der Abschnitte und der zugeordneten Texte stellt sich im Überblick folgendermaßen dar: Abschnitt (D2)
1619 (A1, A2, A3, A4, A5)
1620 (B1, B2)
1620 (C)
1621 (D1, D2)
⟨II⟩ Auß der Welt ⟨III⟩ Von Hof auß ⟨IV⟩ Vom Land ⟨V⟩ Auß der Kirchen ⟨VI⟩ Auß dem Gericht ⟨VII⟩ Von der Univerſitet ⟨VIII⟩ Von daheim her ⟨IX⟩ Auß Teutſchland ⟨X⟩ Auß Böhmen ⟨XI⟩ Auß dem Läger ⟨XII⟩ Auß Frankreich ⟨XIII⟩ Auß Spanien ⟨XIV⟩ Auß Engelland ⟨XV⟩ Auß Italien ⟨XVI⟩ Auß Niederland ⟨XVII⟩ Auß dem Biſthumb ⟨XVIII⟩ Auß der Neutralitet ⟨XIX⟩ Auß dem Jeſuiter Collegio ⟨XX⟩ Auß Schweitzerland ⟨XXI⟩ Auß dem Sawerbrunnen
– 13 8 12 8 5 8 13 10 – 6 12 2 1 2 – – – – –
12 31 15 29 9 17 26 40 18 15 7 19 3 7 4 4 5 18 4 8
12 31 15 29 9 17 26 (22) – – – – – – – – – – – –
15 33 18 32 10 17 29 61 19 28 7 25 3 7 18 9 6 18 6 8
Gesamt Newe Zeitungen
100
291
161
369
⟨XXII⟩ Zeitung auß der ChurPfaltz / von dem jetzigen
–
–
(51)
57
Gesamt incl. Anhang
100
291
212
426
Verlauff
Die Einteilung der Abschnitte war zumindest am Beginn relativ stringent. Auf eine Folge von sechs Kapitelüberschriften, die eher soziale Milieus thematisierten (⟨II⟩–⟨VII⟩) folgte mit einem regional unbestimmten Fugenkapitel (⟨VIII⟩) eine weitere Reihe mit acht geografisch bezeichneten Abschnitten (⟨IX⟩–⟨XVI⟩). Diese Ordnung wurde ab 1620 aufgeweicht, da die neu hinzukommenden Kapitel nicht mehr so klar eingeordnet wurden. Andererseits deuten die Erweiterungen auf die zeitbedingte Aktualität bestimmter Themen hin, die in den Newen Zeitungen unmittelbaren Niederschlag erfuhr. So verlor die zunächst brisante böhmische Angelegenheit mit der Niederlage des ‚Winterkönigs‘ Ende 1620 offenbar an Bedeutung und wurde kaum noch durch neue ‚Meldungen‘ ergänzt, während die Verlagerung der Auseinandersetzungen auf weitere Teile des Reichs zu einem erheblichen Anstieg der diesbezüglichen ‚Meldungen‘ führte. Als Kriegstreiber wurden die Höfe, die Kirche und der Jesuitenorden eingeschätzt, die 1620 deutlich neue Aufmerksamkeit erfuhren. Hingegen wurden die Entwicklungen in der Kurpfalz zunächst gar nicht weiter fokussiert. Wenn von den Verhältnissen in der Heimat die Rede war, so konnte das auf die jeweiligen Heimaten der Leser bezogen werden, die oft ähnliche Probleme hatten. Sie und die Zustände an den Universitäten gerieten zumindest 1620 stärker in den Fokus. Während Frankreich und England, die von Anfang an thematisiert wurden, nur vergleichsweise geringes Interesse erweckten, ist hinsichtlich der spanischen Kriegspartei kontinuierlich wachsende Aufmerksamkeit zu verzeichnen. Die um ihre Freiheit kämpfenden Niederlande fanden in den Versionen von 1621 besondere Beachtung. Eine Ausnahmestellung nahm der erst 1621 entsprechend ausgezeichnete Anhang zur Kurpfalz ein, über den weiter unten im Abschnitt ‚Rezeption‘ noch zu sprechen sein wird.
20
II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
Inhaltlich sind die Newen Zeitungen darauf ausgerichtet, die Kriegspolitik der altgläubigen Mächte, der katholischen Kirche und des Kaiserhauses zu diskreditieren. Entworfen wird das Bild einer bedenkenlosen Machtpolitik ohne moralische Schranken und Rücksichten. Dieses transportiert eine tiefsitzende Skepsis gegenüber der Weisheit und Moralität der politischen Entscheider, Kritik an politischen Missständen und dem vermeintlichen Recht des Stärkeren. Anklagen menschlicher oder standesgebundener und konfessionsspezifischer Schwächen und Laster vermitteln die Newen Zeitungen ebenso wie Empörung über die utilitaristische Politik der europäischen Mächte und Resignation angesichts der mangelnden Einsicht der Menschen, die unter den Zuständen zu leiden haben. Dass die Herrschenden ihre Winkelzüge ungehindert durchführen könnten, dass ihnen seitens der davon Betroffenen kein Widerstand entgegengesetzt werde, weil sich diese der politischen Verschwörungen und Lügen gar nicht bewusst seien und sie die Konsequenzen nicht wahrnähmen – das wird dem Leser mit den seriell gereihten ‚alten Wahrheiten‘ im Gewand von Zeitungsmeldungen nahegebracht. Denn sie suggerieren, dass die derzeitigen politischen Verfahren eigentlich eine althergebrachte Praxis seien. Während der zynische Berichterstatter seine metaphorisch zu verstehenden ‚Meldungen‘ bzw. Erkenntnisse kommentarlos zusammenstellt, wird der Leser, der die Informationen – wie beabsichtigt – auf die Ereignisse in bestimmten Konfliktzentren appliziert, mit satirischen Mitteln desillusioniert. Die dabei vermittelten Einordnungs- und Überzeugungshorizonte der politischen Einflussnahme gliedern sich zwanglos denen an, die auch in anderen Schriften Zincgrefs zu den Entwicklungen seiner Zeit zum Ausdruck kommen.
c) Verfasserschaft Die Newen Zeitungen, die von Zensur und Lesern zweifellos als Invektivschriften verstanden werden mussten, erschienen aus naheliegenden Gründen ohne Autorangabe und – sofern überhaupt angegeben – mit fingiertem Druckort. Während die gängigen Avisen und Zeitungen bis ins ausgehende 17. Jahrhundert Erzeugnisse des „sub- und nichtakademischen Dienstleistungsgewerbes“ blieben,37 hat man die literarische Qualität der Newen Zeitungen schon im 19. Jahrhundert erkannt und in diesem Zusammenhang auch versucht, mögliche Verfasser zu identifizieren. Tatsächlich wurden sie im Laufe der Zeit für verschiedene Autoren reklamiert, ohne dass die z. T. eher intuitiv, z. T. aufgrund von Indizien erarbeiteten Zuschreibungen wirklich verbindlich sein können.38 Zunächst scheint es der Chronist der Hussitenbewegung Zacharias Theobald (1584–1627) gewesen zu sein, der als möglicher Verfasser in den Fokus geriet. Der aus Böhmen stammende Theologe, der 1618 als Feldkaplan im Heer Ernst von Mansfelds diente und sich ab 1620 gesundheitlich angeschlagen in Nürnberg bzw. dann als Pfarrer im nahen Kraftshof aufhielt, hatte sich als entschiedener Unterstützer der protestantischen Sache einen Namen gemacht.39 Eine argumentative Herleitung der Attribuierung blieb allerdings aus. Das vermittelt jedenfalls eine Notiz in der ‚Quellenkunde‘ des Historikers Friedrich Christoph Dahlmann (1785–1860), der 1838 daran erinnerte, dass Barthold Georg Niebuhr (1776–1831) die Newen Zeitungen als besonders reizvolle Quelle geschätzt und den aus Böhmen stammenden Theologen für den Autor gehalten habe.40 Da die Angabe nicht belegt ist und in den autobiografischen Aufzeichnungen Niebuhrs 37 38 39
Weber, Straßburg 1605, 2005, S. 9. Eingehender Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 134–137. Wurzbach, Biographisches Lexikon 44, 1882, S. 205–207; Bachmann, Theobald, 1894, S. 683; Müller, Theobald, 2002, Sp. 243 f. 40 Dahlmann, Quellenkunde, 1838, S. 83, Nr. 517a. Der Hinweis ist erst in der zweiten Auflage seines Werkes
1. Vorbemerkungen
21
keine entsprechenden Belege zu finden waren, müssen die Gründe dieser Attribuierung und ihre Zuverlässigkeit unklar bleiben. Sie erscheint nicht zuletzt auch deshalb wenig plausibel, weil der Anteil der spezifisch böhmischen Anspielungen am Gesamttext – angesichts der Interessen des Historiker-Theologen – vergleichsweise gering bleibt. Diesem ersten Versuch wurde 1862 eine immerhin mit Indizien untermauerte Zuschreibung an Theophil Dachtler (1553/54–nach 1627) entgegengestellt. Auf der Basis einer (allerdings mehr als problematischen) regionalen Zuordnung des fingierten Druckortes („in der Parnassischen Truckerey“) hielten Julius Opel (1829–1895) und Adolf Cohn (1834–1871) eine Entstehung der Texte in Straßburg für wahrscheinlich. Immerhin denkbar erschien es ihnen aufgrund verschiedener Indizien, dass der seit 1580 dort ansässige Jurist, Ratskonsulent und Aktuar Dachtler als Autor fungiert haben könnte. Schließlich hatte dieser sich in seiner 1618 erschienenen „Relatio ex Parnasso“ und anderen satirischen Publikationen als antikatholischer, insbesondere antijesuitischer, oft auch grobianischer Polemiker erwiesen und gebrauchte in seinen (zugeschriebenen) Schriften gelegentlich ähnliche seltene Formulierungen, wie sie in den Zeitungen enthalten waren.41 Während manche Bibliografen auch dieser Attribuierung gegenüber skeptisch blieben,42 äußerte Franz Schnorr von Carolsfeld (1842–1915) zunächst 1874 Zweifel an der Lokalisierung der Druckerei in Straßburg43 und brachte 1879 den Namen Julius Wilhelm Zincgrefs als Autor ins Gespräch. Dieser entstammte ebenfalls dem oberrheinischen Kulturraum, war als scharfzüngiger politischer Autor bekannt und übrigens auch mit Dachtler eng verbunden.44 Schnorrs Zuschreibung, die auf intimer Kenntnis des Materials und verschiedenen namhaft gemachten Parallelstellen in andern Werken beruhte, hat sich in Bibliografie und Literatur heute überwiegend durchgesetzt – auch wenn der ADB-Artikel von 1900 zu Zincgref noch leise Bedenken anmeldete45 und manche Bibliotheken ihre Ausgaben der Newen Zeitungen selbst heute noch mit dem Autornamen Dachtler versehen. Die Parallelstellen, die Theodor Verweyen zuletzt angezeigt hat,46 haben weitere Indizien für die Wahrscheinlichkeit dieser Attribuierung beigebracht. Zweifelsfrei zu sichern ist sie nach derzeitigem Kenntnisstand allerdings nicht.
41 42 43 44 45 46
enthalten und bislang nicht verifizierbar. Opel/Cohn, Der Dreißigjährige Krieg, 1861, S. 484 f.; Schmidt, Theophil Elychnius, 1994, S. 123–129; Zincgref, Apophthegmata II, 2011, S. 222 f. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 136. Schnorr von Carolsfeld, Ergänzung, 1874. Dachtler erhielt 1624 eine von Zincgref handschriftlich gewidmete Ausgabe der von diesem herausgegebenen ‚Poemata‘ Opitzens (Forster/Fechner, Sonett, 1977, S. 58) und lieferte 1626 seinerseits ein Begleitgedicht für die Erstauflage der ‚Apophthegmata teutsch‘ (Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 20 f.). Waldberg, Zincgref, 1900, S. 309. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, v. a. S. 142–149.
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
d) Ausgaben und Druckbeschreibungen A o. O. 1619 A1 Newe Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | [Linie] | Gedruckt im Jahr Chriſti / | 1619.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 190 × 155 mm); Umfang: 4 Blätter (keine Leerseiten); Paginierung: keine; Bogenzahl 1; Bogensignaturen: A2 und A3. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden Av–A4r; Drucktypen: Fraktur in fünf Schriftgraden und Antiqua recte in zwei Schriftgraden; Zierelemente: Zierinitiale (20 × 20 mm) auf Av; Satzspiegel: 144 × 97 mm (Av), 152 × 97 mm (A2v und A4r), 155 × 96 mm (A2r), 159 × 97 mm (A3r–A3v). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 87 × 68 mm: vier Personen. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] Titel mit Holzschnitt; [Av]–[A4v] Newe Zeitungen. (e) Genutztes Exemplar | SBBPK Berlin: Flugschr. 1619/75 [VD17 1:068687Z]. – Weitere Nachweisungen: SStB Augsburg: 4 Gs Flugschr. 914. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4366, Nr. 8.1.
1. Vorbemerkungen
23
Bereits der erste Druck der Newen Zeitungen versammelte insgesamt 100 ‚Meldungen‘, die 13 unterschiedlichen Abschnitten zugeordnet waren. Text und Strukturierung blieben in allen Drucken der Reihe A gleich. Allerdings unterschieden sich die Ausgaben zunächst noch durch unterschiedliche Titelholzschnitte. Der der Version A1 mag eine – sehr grob geschnittene – Ständedarstellung wiedergeben, bei der Jurist und Geistlicher, vielleicht auch ein Bürger erkennbar zu sein scheinen. Vielleicht sollten sie die intendierte Leserschaft der Newen Zeitungen typologisch verbildlichen. A2 Newe Zeittungen / | Von vnterſchiedlichen Orthen: | Das iſt / | Die alte Warheit / mit | einem newen Titul. | [Holzschnitt] | Gedruckt im Jahr 1619.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 201 × 156 mm); Umfang: 4 Blätter (keine Leerseiten); Paginierung: keine; Bogenzahl 1; Bogensignaturen: Aij und Aiij. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden Av–Aivr; Drucktypen: Fraktur in sechs Schriftgraden und Antiqua recte in einem Schriftgrad; Zierelemente: zwei einfache Zierleisten (85 × 5 mm) links und rechts des Holzschnittes auf Ar, Zierinitiale (18 × 18 mm) auf Av, Endzierstück mit Kopf in der Mitte (62 × 69 mm); Satzspiegel: 170 × 120 mm (Aijv), 171 × 120 mm (Aijr), 172 × 120 mm (Av, Aiijv und Aivr), 173 × 120 mm (Aiijr). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 84 × 72 mm: Reiter. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] Titel mit Holzschnitt; [Av]–[Aivv] Newe Zeitungen. (e) Genutztes Exemplar | HAAB Weimar: 7, 2: 41 (18) [Provenienz: 1744 Balthasar Friedrich von Logau] [VD17 32:636757E]. – Weitere Nachweisungen: UB Leipzig: 01A-2017–6753. – HAAB Weimar: 7, 1: 32 = Scha BS 4 A 00089 [Brandschaden]. – HAAB Weimar: 7, 2: 2 [Brandverlust].
24
II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
(f ) Frühere Druckbeschreibungen | Opel/Cohn, Der Dreißigjährige Krieg, 1862, S. 476. – Dünnhaupt, Handbuch III, 1981, S. 2015, Nr. 8. Der Titelholzschnitt der Version A2 zeigt wohl einen berittenen Landsknecht. Als erster Druck der Reihe suggeriert diese Fassung damit einen Bezug auf die kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich mittlerweile ankündigten. Die Qualität des Stiches und die typografische Gestaltung des Titelblatts sind wesentlich ambitionierter als die der Vorgängerfassung. Der mit einer Schlussvignette gezierte Neusatz weist zahlreiche sprachliche Veränderungen gegenüber A1 auf. A3 Newe Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | [Holzschnitt] | Gedruckt im Jahr Chriſti / | 1619.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 197 × 155 mm); Umfang: 4 Blätter (keine Leerseiten); Paginierung: keine; Bogenzahl: 1; Bogensignaturen: Aij und Aiij. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Av–Aivr; Drucktypen: Fraktur in vier Schriftgraden und Antiqua recte in zwei Schriftgraden; Zierelemente: Zierinitiale (17 × 17 mm) auf Av, Endzierstück mit Kopf in der Mitte (82 × 112 mm) auf Aivv; Satzspiegel: 159 × 118 mm (Av–Aivr). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 72 × 63 mm: drei Ritter. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] Titel mit Holzschnitt; [Av]–[Aivv] Newe Zeitungen. (e) Genutztes Exemplar | SLUB Dresden: Hist. Germ. c. 499,24. [Exlibris (54 × 84 mm) „Aus der Schloßbibliothek zu Oels 1885“, eingebunden zwischen Av und Aijr.] [VD17 14:002821E]. – Weitere Nachweisungen: keine.
1. Vorbemerkungen
25
(f ) Frühere Druckbeschreibungen | Schnorr von Carolsfeld, Ergänzung, 1874, S. 465. Die Ausgabe A3 weist erstmals die Illustration mit den drei beisammenstehenden, behelmten und z. T. gerüsteten Rittern auf, die später auch für die meisten Folgedrucke verwendet wurde. Sie verfügt über eine besonders raumgreifende Schlussvignette. A4 Newe Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | [Holzschnitt] | Gedruckt im Jahr Chriſti / | 1619.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 189 × 141 mm); Umfang: 4 Blätter (keine Leerseiten); Paginierung: keine; Bogenzahl: 1; Bogensignaturen: Aij und Aiij. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Av–Aivr; Drucktypen: Fraktur in vier Schriftgraden und Antiqua kursiv in einem Schriftgrad; Zierelemente: Zierinitiale (17 × 17 mm) auf Av, Endzierstück mit Kopf in der Mitte (82 × 112 mm) auf Aivv; Satzspiegel: 152 × 119 mm (Aiijr), 153 × 119 mm (Aivr), 162 × 119 mm (Av, Aijv und Aiijv), 166 × 120 mm (Aijr). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 72 × 62 mm: drei Ritter. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] Titel mit Holzschnitt; [Av]–[Aivv] Newe Zeitungen. (e) Exemplar: UB Gießen: Rara 851 (35). – Weitere Nachweisungen: StB Braunschweig: Brosch. I 9888 [VD17 56:741364A]. – UStB Köln: 1A1520. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | keine. Die neu gesetzte Ausgabe A4 weist den gleichen Titelholzschnitt auf wie die Vorgängerversion.
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
A5 Newe Zeitungen/ | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das ist / | Die alte Warheit mit | einem newen Titul. | [Holzschnitt] | Gedruckt Jm Jahr Christi / | 1619.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 188 × 152 mm); Umfang: 4 Blätter (keine Leerseiten); Paginierung: keine; Bogenzahl: 1; Bogensignaturen: Aij und Aiij. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Marginalien: keine; Kustoden: Av–Aivr; Drucktypen: Fraktur in fünf Schriftgraden, Antiqua recte in einem Schriftgrad; Zierelemente: Zierinitiale (20 × 20 mm) auf Av; Satzspiegel: 154 × 114 mm (Av), 154 × 115 mm (Aijv), 155 × 114 mm (Aijr), 155 × 115 mm (Aivr), 155 × 116 mm (Aiijv), 163 × 115 mm (Aiijr). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 120 × 93 mm: Soldat mit Spieß. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] Titel mit Holzschnitt; [Av]–[Aivv] Newe Zeitungen. (e) Genutztes Exemplar | HAB Wolfenbüttel: 63 Pol. (27) [VD17 23:294169W]. – Weitere Nachweisungen: keine. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | keine. Singulär blieb der (sehr grobe) Titelholzschnitt der Fassung A5. Er zeigt einen trabantenartig in kurze weite Beinkleider und ein schmales Wams gekleideten Soldaten mit Spieß. Die Ausgabe enthält kleinere (nur zwei Zeilen hohe) Initialen und keine Schlussvignette. Weitere Überlieferungsträger der Fassung A konnten nicht autopsiert werden und blieben deshalb ohne Variantenzuordnung: BU Breslau (357203); BU Breslau (360787); TULB Jena (ohne Signatur); UB Leipzig (Neuere Gesch. 122 [K]).
1. Vorbemerkungen
27
B o. O. 1620 Die Versionen der Reihe B weisen gegenüber den Vorläuferausgaben mit 291 einen fast verdreifachten Bestand an ‚Newen Zeitungen‘ auf. Diese sind sowohl den bereits bekannten Abschnitten zugeordnet, die dadurch zum Teil deutlich umfangreicher wurden. Hinzugekommen sind aber auch sieben neue Nachrichtenblöcke, die auf aktuelle Konfliktfelder anspielten. Sie sind deshalb berechtigterweise als „Vermehrt vnd auch verbessert“ ausgezeichnet. Erstmals nennen die Titelblätter die ‚Parnassische Druckerei‘ als Herstellungsort. B1 Warhaffte Newe Zeitungen / | Von vnterſchiedlichen Orten vnd Landen. | Das iſt: | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | Vermehrt vnd auch verbeſſert. | [Holzschnitt] | Gedruckt in der Parnaſſiſchen Druckerey / Jm | Jahr Chriſti / 1620.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 188 × 148 mm); Umfang: 8 Blätter (Leerseite: Bivv); Paginierung: keine; Bogenzahl: 2; Bogensignaturen: Aij, Aiij, B, Bij und Biij. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Av, Aijr (Fehler: „Das“ anstatt „Daß“), Aijv (Fehler: Das anstatt Daß), Aiijr bis Bv (Fehler: Das anstatt Daß), Bijr (Fehler: Das anstatt Daß), Bijv bis Biijr, Biijv (Fehler: Das anstatt Daß); Drucktypen: Fraktur in vier Schriftgraden und Antiqua recte in einem Schriftgrad; Zierelemente: Endzierstück (75 × 77 mm) auf Bivr; Satzspiegel: 160 × 115 mm (Biijr), 162 × 115 mm (Bijr), 164 × 117 mm (Aijr), 166 × 116 mm (Av, Aijv–Aivr, Br, Bv, Bijv, Biijv), 170 × 116 mm (Aivv). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 59 × 78 mm: zwei Soldaten und ein Hund. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] Titel mit Holzschnitt; [Av]–[Bivr] Newe Zeitungen; Leerseite. (e) Genutztes Exemplar | SLUB Dresden: Hist. Germ. c. 499,27 [VD17 14:002823V]. – Weitere Nachweisungen: *SLUB Dresden: Lit. Germ. rec. D. 67,48. – *ULB Halle an der Saale:
28
II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
Id 7121 (20) [mit zahlr. Unterstreichungen]. – *LB Hannover: GA 1393:1. – *TULB Jena: 4 Hisp. 3 (23). – *BSB München: L. eleg. m. 1343 q. – HAAB Weimar: 7, 1: 32 (15) [Brandverlust]. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Opel/Cohn, Der Dreißigjährige Krieg, 1862, S. 476. – Schnorr von Carolsfeld, Ergänzung, 1874, S. 464. – Dünnhaupt, Handbuch III, 1981, S. 2015, Nr. 8a. – Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4366, Nr. 8.2. Der Titelholzschnitt der Version B1 wurde nur in dieser Fassung benutzt. Er zeigt vor bergiger Landschaft zwei mit Hellebarde bzw. Spieß bewaffnete Landsknechte, die von einem Hund begleitet werden. B2 Continuatio der | Newen Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | Vermehrt vnd auch verbeſſert. | [Holzschnitt] | Gedruckt in der Parnaſſiſchen Tru ckerey | im Jahr Chriſti / | 1620.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 188 × 152 mm); Umfang: 8 Blätter (Leerseite: Bivv); Paginierung: keine; Bogenzahl: 2; Bogensignaturen: Aij, Aiij, B, Bij und Biij. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Av–Bv, Bijr (Fehler: Daß anstatt Das), Bijv–Biijv; Drucktypen: Fraktur in vier Schriftgraden, Antiqua recte in einem Schriftgrad und Antiqua kursiv in einem Schriftgrad; Zierelemente: Endzierstück mit Kopf in der Mitte (82 × 112 mm) auf Bivr; Satzspiegel: 158 × 118 mm (Bijv), 160 × 119 mm (Biijr), 162 × 119 mm (Biijv), 163 × 118 mm (Aijv und Bijr), 163 × 119 mm (Br), 164 × 118 mm (Aivv), 164 × 119 mm (Aiijr und Aiijv), 165 × 118 mm (Av), 165 × 119 mm (Aivr), 165 × 120 mm (Aijr), 166 × 118 mm (Bv). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 72 × 62 mm: drei Ritter.
1. Vorbemerkungen
29
(d) Gliederung des Druckes | [Ar] Titel mit Holzschnitt; [Av]–[Bivr] Newe Zeitungen; [Bivv] Leerseite. (e) Genutztes Exemplar | HAB Wolfenbüttel: 63 Pol. (28) [VD17 14:002764Y]. – Weitere Nachweisungen: BU Breslau (ohne Signatur). – StB Breslau (ohne Signatur). – *SLUB Dresden: Hist. Germ. c. 499,30 [Repariertes Exemplar mit Wasserschaden und Textverlust an oberer Kante]. – *UFB Erfurt/Gotha: Hist 8° 01276–1279 (23). – *UFB Erfurt/Gotha: Hist 8° 01279–1282 (25). – *BSB München: 4 J. publ. e. 312,13. – *StB Nürnberg: 16 an Hist. 4. 267. – *TTHB Regensburg: 9993/Häb. 8/11. – *HAB Wolfenbüttel: 61.6 Pol. (3). – *HAB Wolfenbüttel: 69.12 Pol. (14). (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Heyer, Dritte Nachlese, 1889, S. 41, Nr. 38. – Hohenemser, Discursus, 1930, S. 56 (Nr. XXIV, 5). In der Titelblattgestaltung knüpft die Ausgabe B2 erneut an die Versionen A3 und A4 an. Weitere Überlieferungsträger der Fassung B konnten nicht autopsiert werden und blieben deshalb ohne Variantenzuordnung: SBBPK Berlin (Yd 1952); MB Halle/S. (ohne Signatur); WHB Halle/S. (ohne Signatur)47; TULB Jena (4 Bud. Hist. un. 131 [22]); PS Wittenberg (ohne Signatur).
C o. O. 1620 C Continuatio der | Newen Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | Vermehrt vnd auch verbeſſert | [Holzschnitt] | Gedruckt in der Parnaſſiſchen Truckerey | im Jahr Chriſti / | 1620.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 194 × 152 mm); Umfang: 6 Blätter (Leerseite: Bijv); Paginierung: Seitenzählung 9.–11.; Bogenzahl: 1 ½; Bogensignaturen: Aij, Aiij und B. 47
Nachweis bei Opel/Cohn, Der Dreißigjährige Krieg, 1862, S. 476.
30
II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
(b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Av–Bv; Drucktypen: Fraktur in fünf Schriftgraden, Antiqua recte in zwei Schriftgraden und Antiqua kursiv in einem Schriftgrad; Zierelemente: Schlusszierde (12 × 22 mm) auf Bijr; Satzspiegel: 157 × 98 mm (Br und Bv), 163 × 118 mm (Aijv), 164 × 118 mm (Aivv), 164 × 119 mm (Aiijr und Aiijv), 165 × 118 mm (Av), 165 × 119 mm (Aivr), 165 × 120 mm (Aijr). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 73 × 63 mm: drei Ritter. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] Titel mit Holzschnitt; [Av]–[Bivr] Newe Zeitungen; [Bijv] Leerseite. (e) Genutztes Exemplar | HAB Wolfenbüttel: 32.32.1 Pol. (11) [VD17 23:286751S]. – Weitere Nachweisungen: keine. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | keine. Eine Sonderstellung innerhalb des Stemmas der Ausgaben nimmt die Fassung C ein. Sie besteht bis einschließlich Abschnitt ⟨VIII⟩ aus dem gleichen Textbestand wie die Fassung B2. Abschnitt ⟨IX⟩ („Auß Teutschland“) ist hingegen auf den ersten Blick erheblich ausgebaut und auf 73 Beiträge erweitert worden. Bei genauerer Analyse wird freilich deutlich, dass die erste Lage im Seitenfall den Drucken B entspricht; statt allerdings mit der Lage B der Vorlage fortzusetzen, ist diese hier durch eine neue Lage B ersetzt, die neben der Foliierung nun zusätzlich über eine eigenständige (und korrekt anschließende) Seitenzählung verfügt. Die nur aus vier Seiten bestehende neue Lage B enthält 51 syntaktisch gleichartige und inhaltlich nicht auffällige Daß-Sätze. Sie sind – mit gleichem Seitenfall und im gleichen Jahr – auch in einem anderen Überlieferungszusammenhang gedruckt worden.48 Als Beigabe zu einer Flugschrift des Johann von Liptitz beginnt dort auf Seite 8 eine Textsequenz mit dem Binnentitel „Zeitung auß der Pfaltz“. Die dortige Lage B wird nun mit der Lage A der Newen Zeitungen verbunden. Dafür fehlt die alte Lage B mit dem Rest des Abschnitts ⟨IX⟩ und den folgenden Abschnitten ⟨X⟩ bis ⟨XVI⟩. So wird der ursprüngliche Textbestand der Newen Zeitungen auf 161 Teilsätze reduziert; durch die Einfügung des kürzeren neuen Textbestands aber immerhin ein Gesamtumfang von 212 ‚Zeitungen‘ erreicht. Die neu hinzugekommenen Teilsätze sind durch den Verzicht auf weitere Binnenüberschriften sämtlich dem Abschnitt „Auß Teutschland“ zugeordnet. Bei der Ausgabe C handelt es sich um eine aus den unvollständigen Fragmenten zweier Druckwerke zusammengesetzte Version, deren diverse Herkunft aufgrund des gleichen syntaktischen Aufbaus nicht ohne Weiteres erkennbar ist. Komplett, also mitsamt den in C noch fehlenden Teilsätzen ⟨370⟩–⟨375⟩, wurde der neue Anhang erst im Folgejahr in Version D übernommen und dort mit der Überschrift „Zeitung auß der ChurPfaltz“ auch als eigenständiger Anhang markiert. Bei Titelblattgestaltung und Druckereiangabe orientiert sich die Fassung C an den Versionen A3, A4 und B2.
D o. O. 1621 Die Ausgaben D, die sich selbst als „Editio tertia“ auswiesen, verfügen noch einmal über einen deutlichen Zuwachs an Teilsätzen, die sich nun auf 369 Belege im Haupttext summieren. Die Struktur der Abschnitte blieb gegenüber den Fassungen B von 1620 unverändert. Erstmals wird in D hingegen der eigens ausgezeichnete Anhang „Zeitung auß der Chur Pfaltz / von dem jetzigen Verlauff “ mit 57 weiteren Teilsätzen beigedruckt. Dieser besteht aus Satzfragmenten mit der gleichen syntaktischen Konstruktion wie in den Vorgängerdrucken der 48
Siehe unten die Anmerkungen zur Rezeption.
1. Vorbemerkungen
31
Newen Zeitungen, war allerdings bereits 1620 in einer Flugschrift des Johann von Liptitz als separater Beitrag enthalten gewesen. Zu großen Teilen war er überdies als unmarkierte Fortsetzung des Abschnitts ⟨IX⟩ der Ausgabe C angehängt worden.49 Vom Haupttext der Newen Zeitungen ist er nicht nur dadurch geschieden, dass dieser auf fol. Bivv mit der Markierung „Ende“ abgeschlossen wird; auch typografisch ist er durch eine neu einsetzende Paginierung (bei weiterlaufender Foliierung) abgehoben. Eine Abschrift des Anhangs unter dem Titel Neuwe Zeitung auß der Pfaltz hat sich in dem Karlsruher Dokumentenkonvolut erhalten (BLB Karlsruhe: Karlsruher Handschriften 400, fol. 255r–256v), das auch eine Abschrift des Quotlibetischen Weltkefigs enthält (siehe dort). Titelblattgestaltung und Druckereiangaben entsprechen denen der Ausgaben B2 und C. Titelfaksimile bei Schöne, Zeitung, 1940, Abb. 371. Ein bei Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4366, Nr. 8.3 erwähntes Exemplar in der UB Bremen war nicht zu eruieren. D1 Noua Nova Antiqua Con- | tinuationis | Der Newen Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | Vermehrt vnd auch verbeſſert | EDITIO TERTIA. | [Holzschnitt] | Gedruckt in der Parnaſſiſchen Truckerey / | Anno MDCXXI.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 194 × 148 mm); Umfang: 10 Blätter (keine Leerseiten); Paginierung: Seitenzählung 17.–20.; Bogenzahl: 2 ½; Bogensignaturen: Aij, B, Bij, Biij und C. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Av–Bijv, Biijr (Fehler: ter/ anstatt ten/), Biijv, Bivr (Fehler: Das anstatt Daß), C–Cijr; Drucktypen: Fraktur in fünf Schriftgraden, Schwabacher in einem Schriftgrad, Antiqua recte in drei Schriftgraden und Antiqua 49
Siehe unten die Bemerkungen zur Rezeption.
32
II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
kursiv in zwei Schriftgraden; Zierelemente: Zierleiste mit Engeln, Tieren und Pflanzen (19 × 111 mm) auf Cr; Satzspiegel: 162 × 111 mm (Cv und Cijr), 162 × 119 mm (Aivv und Bijv), 163 × 117 mm (Biijr), 163 × 118 mm (Av, Aijv und Aiijv), 164 × 118 mm (Bivr), 164 × 119 mm (Bijr), 165 × 118 mm (Aijr), 166 × 117 mm (Bivv), 166 × 118 mm (Aiijr), 166 × 119 mm (Biijv), 166 × 120 mm (Bv), 167 × 118 mm (Br), 167 × 119 mm (Aivr). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 72 × 63 mm: drei Ritter. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] Titel mit Holzschnitt; [Av]–[Bivv] Newe Zeitungen; 17–20 [= C–Cijv] Zeitung auß der ChurPfaltz. (e) Genutztes Exemplar | HAB Wolfenbüttel: 39 Pol. (12) [VD17 14:002773X]. – Weitere Nachweisungen: *SLUB Dresden: Hist. Germ. c. 499,33:2. – *UB Heidelberg: Mays (Brosch.) 8,42 RES. – *TTHB Regensburg: 9993/Häb. 15/42. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Opel/Cohn, Der Dreißigjährige Krieg, 1862, S. 476. – Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4366, Nr. 8.3; S. 4368, Nr. 11 B. D2 Noua Nova Antiqua Con- | tinuationis | Der Newen Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | Vermehrt vnd auch verbeſſert | EDITIO TERTIA. | [Holzschnitt] | Gedruckt in der Parnaſſiſchen Truckerey / | Anno MDCXXI.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 196 × 144 mm); Umfang: 10 Blätter (keine Leerseiten); Paginierung: Seitenzählung 17.–20.; Bogenzahl: 2 ½; Bogensignaturen: Aij, B, Bij, Biij und C.
1. Vorbemerkungen
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(b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Av–Bijv, Biijr (Fehler: ter/ anstatt ten/), Biijv, Bivr (Fehler: Das anstatt Daß), C–Cijr; Drucktypen: Fraktur in fünf Schriftgraden, Schwabacher in einem Schriftgrad, Antiqua recte in drei Schriftgraden und Antiqua kursiv in zwei Schriftgraden; Zierelemente: Zierleiste mit Engeln, Tieren und Pflanzen (19 × 111 mm) auf Cr; Satzspiegel: 162 × 111 mm (Cv), 162 × 118 mm (Av und Bijv), 163 × 113 mm (Cijr), 163 × 118 mm (Aijv, Bijr und Biijr), 164 × 118 mm (Aijr und Aiijv–Aivr), 166 × 118 mm (Aiijr, Br, Bv und Biijv), 168 × 118 mm (Aivr). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 72 × 63 mm: drei Ritter. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] Titel mit Holzschnitt; [Av]–[Bivv] Newe Zeitungen; 17–20 [= C–Cijv] Zeitung auß der ChurPfaltz. (e) Genutztes Exemplar | SLUB Dresden: Hist. Germ. C. 499,33:1. – Weitere Nachweisungen: keine. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | keine. Ein weiterer Überlieferungsträger der Fassung D konnte nicht autopsiert werden und blieb deshalb ohne Variantenzuordnung: HAAB Weimar: 19 A 13022. Auffälligerweise verzichteten die Newen Zeitungen zunächst auf eine gleichbleibende Aufmachung, die so etwas wie eine kontinuierliche Wahrnehmung ermöglicht hätte. Die zum Teil groben Titelholzschnitte unterscheiden sich stellenweise deutlich voneinander und verfestigten sich erst mit der Zeit zu einem auch bei erweitertem Inhalt gleichbleibenden Erscheinungsbild. Waren es in der Fassung A1 noch Verkörperungen unterschiedlicher Berufsstände, die als Träger der „Wahrheit“ oder auch als potenzielle Leser verbildlicht wurden, so dominieren ab der Ausgabe A2 durchgängig militärische Motive, die einen kriegerischen Anspielungsbereich in den Fokus stellen. Ein bewaffneter Reiter zu Pferde (A2),50 ein einzelner Landsknecht (A5),51 zwei Soldaten mit Hund (B1) wurden als Darstelllungen nur je einmal verwendet. Schon früh war mit der Abbildung dreier beisammenstehender, gerüsteter Ritter (A3, A4, B2, C, D1, D2) allerdings ein Titelmotiv gefunden, das dann bis 1631 Verwendung fand. Dieses Rittermotiv ist zugleich mit der „Parnassischen Truckerey“ verbunden, die als der Herstellungsort der Drucke firmiert. Allerdings taucht die gleiche Selbstbezeichnung auch in der Version B mit einem anderen Titelbild auf, während andere Fassungen ohne Druckerangabe die gleiche Darstellung benutzen (A3, A4). Das könnte auf ein gezieltes Verwirrspiel der Druckproduzenten ebenso deuten wie auf die mögliche Beteiligung mehrerer Druckereien. Angesichts der zahlreichen Varianten innerhalb der Drucke und der zu dieser Zeit üblichen Nach- und Raubdruckpraxis ist letzteres sogar naheliegend. Die zunächst vermutete Lokalisierung der ‚Parnassischen Druckerei‘ in Straßburg52 hat sich schon früh als problematisch erwiesen.53 Auch die Zuordnung nach Prag54 blieb ohne argumentative Begründung und wurde später nicht mehr aufgegriffen. Tatsächlich scheint der Name der fingierten Druckerei zwischen 1616 und 1626 und erneut in den frühen 1640er Jahren als durchaus 50 51 52 53 54
Die Darstellung unterscheidet sich grundlegend von den üblichen Postreiterdarstellungen, die in ein Horn blasend auf galoppierendem Ross dahinsprengen und als Bildmarke für Zeitungen gebräuchlich waren (vgl. etwa Schöne, Zeitung, 1940, Abb. 29 f., 56, 223–227, 238–240, 247, 250, 280 u. passim). Auch dieses Darstellungsmuster unterscheidet sich von der Bildmarke des Boten zu Fuß, der zwar ebenfalls einen Spieß trägt, aber durch das Aviso in der Hand und den gezogenen Hut eindeutig erkennbar ist (Schöne, Zeitung, 1940, Abb. 50 f.). Opel/Cohn, Der Dreißigjährige Krieg, 1861, S. 480–484. Schnorr von Carolsfeld, Ergänzung, 1874, S. 466. Weller, Druckorte I, 1864, S. 19.
34
II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
gängige Herkunftsbezeichnung für Famosschriften aller Art fungiert zu haben.55 Die anonymen Drucker spielten dabei mit der antiken Vorstellung des Musenberges Parnassos, der als Heimstatt der Künste und Wissenschaften galt.
e) Rezeption Zwischen 1619 und 1621 sind zehn verschiedene Ausgaben der Newen Zeitungen erschienen. Diese Verbreitung und die wiederholten Bearbeitungen und Erweiterungen lassen auf ein breites und nachhaltiges Interesse schließen. Bemerkenswert für die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte der Newen Zeitungen ist der Sachverhalt, dass der umfangreiche Anhang mit 57 aphoristischen Teilsätzen, der der Ausgabe C von 1620 teilweise, den Ausgaben D von 1621 komplett beigegeben war, 1620 schon als Bestandteil einer anderen Schrift gedruckt worden war, die möglicherweise über den Drucker in engem Zusammenhang mit den Newen Zeitungen stand: dem Iudicium Apocalypticum des Johann von Liptitz (1591–1654). Die Kleinschrift des aus Straßburg stammenden, aber in Schlesien und Mähren wirkenden Theologen, die 1621 zudem in einer niederländischen Übersetzung erschien,56 ritt eine scharfe Attacke gegen die kaiserlich-katholische Partei, gegen die der Verfasser aus religiösen Gründen zum Widerstand aufrief. Die ausgeprägt apokalyptische Bildlichkeit, die er dabei verwendete, kam schon im Folgejahr auch in einer weiteren Schrift zum Tragen, die einen Endkampf zwischen den Mächten des Bösen und den Anhängern des rechten Glaubens heraufbeschwor und den Weltuntergang prognostizierte.57 Liptitz war vor allem an böhmischen Belangen interessiert und argumentierte primär konfessionell bzw. apokalyptisch. Unübersichtlich werden die Bezüge zwischen den Newen Zeitungen und dem Iudicium Apocalypticum deshalb, weil es eine vierfache Überschneidung der Anhänge gibt: Sie lässt sich in zwei Versionen der kleinen, 1620 gedruckten Flugschrift des schlesischen Verfassers feststellen. In der kürzeren, älteren Version Liptitz I schließt sich dem Haupttext auf dem unteren Drittel von Seite 8 (fol. Aivv) nach einem Zierbalken ein Abschnitt an, der „Zeitung auß der Pfaltz“ betitelt ist.58 Dieser enthält ohne weitere Untergliederung und mit fortlaufender Paginierung eine knapp dreieinhalbseitige Folge von Daß-Sätzen, die ganz nach dem Muster der Newen Zeitungen formuliert 55
Spannische Sturmglock / Unnd Teutsches Warnglöcklein, 1616 (VD17 14:002974R und VD17 12:189432F; Weller, Druckorte I, 1864, S. 16). – Des Cappuciner Münchs Wider Das Evangelische Jubelfest / außgesprengter Paßquill, 1618 (VD17 39:124107S; Weller, Druckorte I, 1864, S. 17). – Cursus mundi, d. i. ein überaus schöne Newe Zeitung von dem König Ludwigen XVIII., 1618 (Weller, Druckorte I, 1864, S. 16). – Jeremias Jonaeman: Spannische Haderkatz, 1618 (VD17 1:068710F; Weller, Druckorte I, 1864, S. 17). – Komētoprostasiekdikētēs Oder Cometenbutzers Schützer, 1619 (VD17 23:268482E; Weller, Druckorte I, 1864, S. 17). – Iusti Corneli Vindiciarum Faulhaberianarum Prodromus, 1619 (VD17 1:077688F; Weller, Druckorte I, 1864, S. 18). – Expolitio Famae Sidereae novae Faulhaberianae, 1618 (Weller, Druckorte I, 1864, S. 18). – Postulatum aequitatis plenissimum, 1618 (Weller, Druckorte I, 1864, S. 18). – Variorum Discursuum Bohemicorum Nervus, 1619 (VD17 1:068760P). – Der RosencreutzBrüder Weissagung, 1622 (VD17 31:749112B). – Reinmundus de Salerma: Colloquium Montis Parnassi, 1622 (VD17 14:003144G; Weller, Druckorte I, 1864, S. 22). – Avisi Parnassici, 1623 (VD17 23:236971Z u. ö.; Weller, Druckorte I, 1864, S. 22). – Almannus Boccalinus: Das Wunderseltzame Leben, 1623 und 1624 (VD17 3:693354S und 14:003277E; Weller, Druckorte I, 1864, S. 22). – Nagelnewe, warme Zeittung auss Levante, 1624 (Weller, Druckorte I, 1864, S. 22 f.). – Discursus de statu publico ex Parnasso, 1625 (Weller, Druckorte I, 1864, S. 23). – Mira wundriorum Fasciculi, 1625 (Weller, Druckorte I, 1864, S. 23). – Apocalypsis Holandica, 1626 (VD17 14:084641S). – Immerwerende Newe Politische Postzeitung aus Macrocosmia, 1641 (Weller, Druckorte I, 1864, S. 26: „Parnass“). – Newe vnd zuvor unerhörte Pracherey vnd Bettlers-Armee, 1642 (Weller, Druckorte I, 1864, S. 27: „Gedruckt in der newen Parnassischen Druckerey“). 56 Liptitz, Oordeel, 1621 (mit dem Teilsatz-Bestand der deutschen Version I). 57 Liptitz, Mysteria, 1621. 58 Liptitz, Iudicium, 1620a [VD17 14:050209C], S. 8–11 (= A v–B r). iv ij
1. Vorbemerkungen
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sind. Es handelt sich um einen neu formulierten Text, der der apokalyptischen Flugschrift beigegeben wurde, mit ihr allerdings inhaltlich nicht in direktem Zusammenhang stand.59 Ein weiterer, umfangreicherer Überlieferungsträger der apokalyptischen Schrift aus dem gleichen Jahr (Version Liptitz II) ist bis zur Seite 8 (Bogen A) identisch mit der Version I und führt nach dem Zierbalken auch die ersten sechs bereits dort enthaltenen Daß-Sätze auf. Ab Bogen B enthält er nun aber nicht mehr die Fortsetzung dieser Folge, sondern – auf schlechterem Papier gedruckt – weite Teile der ‚Meldungen‘ aus dem Haupttext der Newen Zeitungen. Nicht nur der Inhalt mitsamt den Binnenüberschriften,60 sondern auch der Seitenfall des Bogens B entspricht den Newen Zeitungen des Jahres 1620; die Kustode und das Grotesken-Zierstück am Ende wiederum verweisen auf die Ausgabe B2. Aufgrund dieser drucktechnischen Besonderheiten ist hier eine Hybridauflage anzunehmen. Umgekehrt fand der ursprüngliche Beitext der Version Liptitz I im gleichen Jahr 1620 Eingang in die Version C der Newen Zeitungen. Wohl ebenso in der Art einer Hybridausgabe ist die in Liptitz II fehlende zweite Lage nun an die erste Lage der Zeitungen angehängt. Für diese wechselseitige ‚Druckanreicherung‘ könnte der unbekannte Verleger oder Drucker verantwortlich sein, da beide Flugschriften in Frankfurt/M. erschienen. Nicht ganz unwahrscheinlich ist es freilich, dass es sich dabei in beiden Fällen um eine fehlerhafte Buchbindersynthese handelt, es sich also lediglich um ein Hybridexemplar handelt. Immerhin sind die Flugschrift Liptitz II und die (singulär nachweisbaren) Newen Zeitungen in Version C in einem gemeinsamen Sammelband der Herzog August Bibliothek überliefert.61 Gleichwohl ist die enge Verbindung beider Flugschriften auch auf andere Weise naheliegend: Zum einen bot die eigenartige syntaktische Machart der Newen Zeitungen von 1619 ganz offensichtlich das formale Vorbild für den Beitext des Iudicium Apocalypticum von 1620; zum anderen fand der in der Version Liptitz I gedruckte Beitext dann 1621 tatsächlich komplett in die Ausgaben D1 und D2 der Newen Zeitungen Aufnahme. Dort stellt er unter der Binnenüberschrift Zeitung auß der Chur Pfaltz / von dem jetzigen Verlauff einen geschlossenen Anhang dar und bildet nun den Abschluss der Flugschrift.62 Dieser Anhang ist – anders als der Haupttext dieser Ausgaben – wiederum zusätzlich und korrekt paginiert (17.–20.). Auch hier ist durch die Differenz zu den beiden ersten Lagen also eine typografische Sonderstellung zu konstatieren – obwohl der Anhang in allen bekannten Ausgaben der Drucke von 1621 auftaucht. Die nun nötige Binnenüberschrift wurde in den Newen Zeitungen ganz offensichtlich aus dem vorjährigen Druck des Iudicium übernommen, wo diese Formulierung bereits auf dem Titelblatt zu lesen war. Dafür entfiel nun der kürzere Binnentitel des Liptitz-Druckes. Für den ohne Verfassernennung gebliebenen Beitext der apokalyptischen Flugschrift kommt Liptitz als Urheber ebensowenig in Betracht wie als Autor der Newen Zeitungen. Zum einen wird die Zeitung auß der Chur Pfaltz auf dem Haupttitel der apokalyptischen Schrift durch einen unbestimmten Artikel („Sampt einer Zeitung […]“) als zweiter Text oder Anhang angekündigt, also nicht durch ein Possessivpronomen (‚Sampt seiner …‘) mit dem in Auszeichnungsschrift herausgehobenen Autor des Haupttextes verknüpft. Zum anderen bediente sich der anonyme Verfasser des Anhangs auch einer ganz anderen Machart seiner Texte als der namentlich benannte Autor des erstplatzierten Textes. Bei den eigenartigen Strukturkonventionen richtete er sich unverkennbar nach dem Muster, wie es mittlerweile aus den Newen Zeitungen bekannt war. Aber auch die 59 60
Abdruck bereits bei Schnorr von Carolsfeld, Ergänzung, 1874, S. 466–469. Liptitz, Iudicium, 1620b [VD17 23:286799D], fol. Br–Bivv. Übernommen wurden die Teilsätze ⟨178⟩–⟨195⟩, ⟨216⟩–⟨249⟩, ⟨263⟩–⟨288⟩, ⟨295⟩–⟨308⟩, ⟨323⟩–⟨326⟩, ⟨332⟩–⟨336⟩, ⟨338⟩–⟨359⟩, ⟨362⟩–⟨369⟩. 61 HAB Wolfenbüttel: 32.32.1 Pol. (10) und (11). 62 Teilsätze ⟨370⟩–⟨426⟩. Wortlaut abgedruckt auch bei Schnorr von Carolsfeld, Ergänzung, 1874, S. 466–469.
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
inhaltliche Ausrichtung und die Aussageintentionen des Anhangs sind mit dem Prosatext von Liptitz kaum kompatibel. In der Zeitung auß der Pfaltz sind es in erster Linie das rheinische Kurfürstentum und die Niederlande bzw. Spinola, die im Mittelpunkt des Interesses stehen; argumentiert wird eher politisch bzw. militärtaktisch und obrigkeitskritisch. Hingegen ist der auf Böhmen fokussierte Liptitz stark konfessionell ausgerichtet und zeigt eine auffällige endzeitprophetische Orientierung. Die Diskrepanz zwischen den beiden eigentlich disparaten Teilen der Schrift von Liptitz und dem Zeitungs-Text ist jedenfalls unverkennbar. Gleichwohl ist der Anhang auch in der niederländischen Übersetzung als „eene tijdinghe uyt Chur-Paltz / van het teghenwoordighe verloop aldaer“ enthalten.63 Entstanden ist die Zeitung auß der Pfaltz offensichtlich im Herbst/Winter des Jahres 1620. Als terminus post quem sind der mehrfach erwähnte Ulmer Vertrag (3. Juli 1620) und die Eroberung Oppenheims (14. September 1620) zu fixieren; vielleicht bezieht sich eine Anspielung auch auf Wormser Ereignisse vom Oktober 1620.64 Die Kurpfalz war seit August 1620 durch den Einfall Spinolas zum Kriegsschauplatz geworden, Prinz Friedrich Heinrich von Oranien (1584–1647), der niederländische und englische Unterstützungseinheiten an den Rhein geführt hatte, zog sich Ende November ohne Erfolg wieder in die Niederlande zurück; bald danach wurden auch die unierten Truppen aus dem Land herausgeführt, während sich Spinola mit seinen spanischen Truppen im Winterlager in Kreuznach festsetzte.65 Die Wahrnehmung der Dinge, die in der Zeitung auß der Pfaltz zum Ausdruck kommt, lässt sich wohl am besten als die eines desillusionierten Beobachters beschreiben, der sein pfälzisches Vaterland der Bedrohung durch den Feind von Nachbarn und Verbündeten preisgegeben sieht und auch auf die Verteidigungsfähigkeit und Überzeugungstreue der eigenen Landsleute kein großes Vertrauen hat. Bitter beklagt er sich nicht nur über die Untreue der Fürsten und der politischen Akteure, sondern insbesondere auch über die Sittenlosigkeit, die mangelnde Schlagkraft und Ungeschicklichkeit des Militärs, das die alte Rechtschaffenheit und Kriegskunst vermissen lasse. Nach allem drohe nicht nur der Untergang der Kurpfalz, sondern auch der calvinischen Glaubensrichtung. Die Tendenz ist also durchaus mit der der Newen Zeitungen vergleichbar. Und sicher ist sie auch mit Zincgrefs – aber sicher nicht allein mit seiner – Sichtweise ‚kompatibel‘. Die Enttäuschung über die unzureichende militärische Selbstbehauptung der Pfalz, über die mangelnde Eignung nicht nur der Kämpfer, sondern auch ihres Führungspersonals wird etwa immer wieder auch im Weltkefig augenfällig. In der aufgewühlten Stimmung, die in den Jahren des böhmischen Engagements der Pfalz herrschte, konnte die Darstellung der politischen und militärischen Verhältnisse in den Newen Zeitungen kaum unwidersprochen bleiben. Noch 1621 setzte eine nur vier Seiten umfassende anonyme Flugschrift einen inhaltlichen Kontrapunkt. Die Zeitung auß Wormbs Paralleliter der Pfältzischen Zeitungen opponirt, daß einem jeden PlackVogel von grosser Herren actionibus zu discuriren nicht gebühre66 nimmt schon im Titel explizit auf die Newen Zeitungen bzw. die Zeitung auß der Pfaltz Bezug. Sie verfügt nicht nur über den gleichen Titelholzschnitt wie der Prätext, sondern kündigt zugleich ausdrücklich an, der unangebrachten obrigkeitskritischen Haltung entgegenzutreten, mit der sich der unberufene Herausgeber hervorgetan habe. Der Pfälzischen Zeitung, von einem zwie63
Liptitz, Oordeel, 1621, fol. A4v–Bv. Die niederländische Version hebt übrigens den Zusammenhang der mit „Dat“ beginnenden Teilsätze mit der Überschrift durch die Binnenüberschrift „De tijdinghe uyt den Paltz is“ eindeutig hervor. 64 Siehe den Kommentar zu ⟨375⟩. 65 Theatrum Europaeum I, 1662, S. 425. 66 Dieser Text wird aufgrund seiner unmittelbaren Verflechtung mit den Zincgrefschen Flugschriften im Materialienteil zu den Newen Zeitungen ediert. Auszugsweise abgedruckt hat sie bereits Schnorr von Carolsfeld, Ergänzung, 1874, S. 469 f.
1. Vorbemerkungen
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lichtigen Räuber67 verfasst, wird entgegengehalten, sie müsse eine angemessene Antwort ertragen, denn „wer in den Waldt rufft / widerumb leiden muß / daß es herauß schalle.“68 In der gleichen Form der Daß-Sätze, die auch der Bezugstext verwendet – also auch unter direkter formaler Anknüpfung – schüttet die Schrift ihren Zorn über inkompetente, mit der politischen Materie nicht vertraute, bösartige und feige Skribenten aus und kritisiert insbesondere auch die scheingelehrten und streitsüchtigen Advokaten, Prokuratoren und Graduierten, die eine machiavellistische Politik etabliert hätten, sowie die kurpfälzische Beamtenschaft, die ihr Fähnlein nur allzu schnell nach dem Wind hänge. Achtung habe vielmehr dem tapferen und widerstandsbereiten Adel zu gelten, der den „Pfaffen vnd schreiber[n]“ seit je ein Dorn im Auge sei. Der offenbar standesstolze und die alte Vormachtstellung der Aristokratie in der Kurpfalz favorisierende Verfasser, der vielleicht aus den Kreisen der politisch schon seit längerem entmachteten Ritterschaft stammte, unterstellt den bürgerlichen Amtsträgern gar, eine „Democratiam stabiliren“ zu wollen, und wirft ihnen zugleich vor, ihr Vaterland nicht hinreichend zu verteidigen, ja zu verraten und nur ans eigene Wohl zu denken. Inwieweit er hier – verdeckt – ad personam polemisiert, ist nicht ganz durchsichtig. Auffällig ist jedenfalls, dass Zincgref auf die offenbar als schmerzlich wahrgenommene Schmähschrift im Quotlibetischen Weltkefig ausdrücklich Bezug nahm. Dort versuchte die Redeinstanz, die vermeintlich zweifelhafte Herkunft des Verfassers der „Wormbser Zeitung“ der Lächerlichkeit preiszugeben.69 In diesen Kontext gehört auch eine zweite, 1621 offenbar kurz danach erschienene, immerhin achtseitige anonyme Flugschrift,70 die auf die beiden Kontrahenten bereits im Titel Bezug nahm: Ein Schreiben Auß dem Wormmsischen Feldläger / In sich haltend Einen Bericht / Was von beyden Zeitungen / aus Pfaltz / vnd Wormbs zuhalten seye? Sie greift nun allerdings die Faktur der DaßSätze nicht mehr auf, sondern informiert ihre Leser in einem Prosa-Fließtext über die laufende Auseinandersetzung. Bei seinen Mutmaßungen über den Verfasser der Zeitung auß der ChurPfaltz, der von manchen unter den unzufriedenen Beamten gesucht werde und die ‚Neuigkeiten‘ angeblich aus Äußerungen ‚gemeiner Leute‘ zusammengetragen habe, entwickelt der offensichtlich lutherische Verfasser eine differenziertere Beurteilung. Er führt den Unmut des Pfälzer Autors nicht zuletzt auf die provokante Überheblichkeit „vnserer vom Adel“ zurück,71 dem er offensichtlich auch selbst zuzuordnen ist. Die Pfälzer hätten so den Eindruck gewinnen müssen, dass sie von ihren Verbündeten im Stich gelassen würden, ja ihr Schaden von den Nachbarn sogar mit Häme bedacht werde. Zur Wahrnehmung der Isolation habe schließlich auch der Konflikt zwischen den protestantischen Konfessionen beigetragen, weshalb den calvinistischen Pfälzern aus Gehässigkeit nur zögerliche Hilfe geleistet worden und die Verzweiflung der Bedrängten gewachsen sei. So verrichteten die Traktätlein letztendlich das Geschäft der Jesuiten, die nach dem Motto „Diuide & regnabis“ Uneinigkeit unter ihren Gegner säen wollten, während diese doch die gemeinsamen Interessen vertreten sollten. Sowohl die bittere Abrechnung der Newen Zeitungen mit den Zeitumständen wie die standespolitisch motivierte (und vielleicht sogar jesuitisch veranlasste) Polemik der Zeitung auß Wormbs werden hier also als Symptome des inneren Zwiespalts gesehen, der die protestantische Partei schwäche. Die kleine Schrift endet mit einem Anruf Gottes, der angesichts der aus dem Ruder laufenden Kriegsvorbereitungen den „geliebten Frieden“ wiederherstellen und die Bevölkerung „bey seinem reinen Evangelio“ erhalten möge. Der Verfasser zeigt sich als politisch einsichtiger und kenntnisreicher Beobachter, der Versäumnisse und Polemiken der Vergangenheit 67 68
‚Placker‘ meint den Strauchdieb, Räuber oder Plünderer (DRW 10, 1997/2001, Sp. 1074 f.) Zeitung aus Wormbs, 1621, S. 2 (dort auch die folgenden Zitate) – Textabdruck weiter unten im Materialteil. Zur Ausrichtung vgl. Schnorr von Carolsfeld, Ergänzung, 1874, S. 469–471. 69 Siehe den Sachkommentar zum Weltkefig, Z. 318 f. 70 Schnorr von Carolsfeld, Ergänzung, 1872, S. 470 f. 71 Schreiben Auß dem Wormmsischen Feldläger, 1621, S. 2.
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
beklagt und die gegenwärtige Situation nicht zuletzt durch eigenes Verschulden der protestantischen Seite gefördert sieht. Anders als der bittere Zynismus, den die Newen Zeitungen und die Zeitung auß der ChurPfaltz an den Tag legen, herrscht hier eine distanziertere Haltung, die – aus einer dezidiert protestantischen Position heraus – die Vorgeschichte der aktuellen Lage abwägend und selbstkritisch in Augenschein nimmt. Wie sehr das durch die Newen Zeitungen verbreitete Darstellungsmodell wirksam war, zeigt eine Reihe weiterer politischer Pamphlete, die offenbar kurz vor bzw. nach April 1622 – erneut ohne Druckortangabe – den Weg an die Öffentlichkeit fanden. Der Bon’avis (24 S.)72 und das Complement bon’avisorum (15 S.)73 waren anonym erschienen, stammen aber von dem im Vorjahr emigrierten böhmischen Kontroverstheologen und Chiliasten Paul Felgenhauer (1593–nach 1677). Beide Flugschriften nehmen anders als die Newen Zeitungen direkt auf politische Ereignisse Bezug und prophezeien in verschlüsselten Wendungen und der gängigen Adler-Bär-Löwen-Bildlichkeit für das kommende Jahr den Sieg der pfälzischen Waffen und – zum Teil sogar tagesgenau – zahlreiche weitere Ereignisse. Angekündigt wird zwar die Rückkehr des Böhmenkönigs Friedrich nach Prag, aber auch die Calvinisten werden (ebenso wie Katholiken und Lutheraner) nicht von Kritik ausgenommen. In den Fokus geraten zudem in erster Linie böhmische Sachverhalte, während an der Pfalz kaum Interesse besteht. Der Tenor des heterodoxen Verfassers ist ein apokalyptischer, prophetischer, stark bibelbezogener, der zudem zahlenmystizistisch gestützt wird. Anders als die Newen Zeitungen bemüht sich der Bon’avis, die zahlreich angehängten Daß-Sätze in einen klaren Zusammenhang zu bringen, indem er entsprechende Binnenüberschriften formuliert, die die syntaktische Abhängigkeit deutlich machen: An Teilsätze wie „Von der Union wird Avisiret“ oder „Von Böhmen wird Avisiret“74 lassen sich die folgenden Daß-Konstruktionen mühelos anschließen, auch wenn die Zeichensetzung durch Großschreibung der Teilsatzanfänge jeweils geschlossene Sätze suggeriert. Dass sich die Friedenshoffnungen des Schreibens Auß dem Wormmsischen Feldläger nicht erfüllten, ist bekannt, auch wenn sich die Situation nach dem Fall und der Besetzung der Pfalz 1622/23 vorübergehend wieder beruhigte. Trotzdem wurden die Newen Zeitungen 1627 offenbar noch einmal zu einem Anknüpfungspunkt für eine vierseitige Zeitung auß der Christenheit. Diese fungierte als Anhang und Abschluss einer Flugschrift mit dem Titel Lustig und Lesens würdige Historia, Fabula oder Ænus von des Papsts, von Lutheri, auch von Calvini Tod, und was darauf erfolget sei […] Aus christlicher Wolmeinung verfasset und zu Papier gebracht, auch vermehret und verbessert durch Christianum von Jerusalem.75 Der ursprüngliche Text stammt von dem kaiserlichen Juristen Daniel Brinz, der 1581 mit einer Legation nach Köln betraut worden und dort wegen seines reformierten Bekenntnisses aufgefallen war. Zwar hielt der spätere pseudonyme Herausgeber und Bearbeiter mit seiner Kritik an dem „Heuchler“ und ‚Götzendiener‘ Brinz nicht zurück; in seiner Ablehnung des Gewissenszwangs publizierte er als überzeugter Katholik allerdings eine bemerkenswerte Stellungnahme in einer Zeit, die ganz andere Prioritäten setzte. Auch die nun als Anhang ans Ende gesetzte Zeitung auß der Christenheit bedient sich wieder in auffälliger Weise der Faktur der Daß-Sätze, greift also das syntaktische Bauprinzip der 1619/21 erschienenen Vorlagen auf. Ohne Segmentierung in Abschnitte beziehen sich die Teilsätze offensichtlich auf das übergeordnete Substantiv der Binnenüberschrift. In den einzelnen ‚Zeitungen‘ 72 73
Zwei Ausgaben 1622: VD17 39:125900M bzw. VD17 14:003211V. – Der Avisenteil auf S. 10–24. Zwei Ausgaben 1622: VD17 3:602644T bzw. VD17 23:333688G. – Der Avisenteil auf S. 4–12 bzw. fol. A3v– B4r. 74 Bon’avis, 1620, S. 10, 13. 75 VD17 3:005621G. – Abgedruckt bei Opel/Cohn, Der Dreißigjährige Krieg, 1862, S. 393–396; vgl. Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 51.
1. Vorbemerkungen
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wird ein irenisches Christentum propagiert, das die Parteiungen und Polemiken, die das zeitgenössische Gegeneinander der Konfessionen auszeichnete, hinter sich gelassen hat. Dass nicht das Disputieren über die Buchstaben, sondern Frömmigkeit und (!) gute Werke Gott wohlgefällig seien, dass christliche Liebe wichtiger sei als dogmatische Abgrenzung, dass in der sichtbaren Kirche die wahren Christen fast unsichtbar geworden seien und seit je als Ketzer verfolgt würden, dass die gottlosen Zeiten und die akademischen Streitereien eine Rückkehr zu ‚einfältiger‘ Frömmigkeit notwendig machten, dass „die größte Weisheit sei sich und alle geschaffene Creaturen vor unweis zu halten“: Das sind – mitten in aufgewühlten Zeiten – bemerkenswert eigenständige Stellungnahmen zur Situation der unmittelbaren Gegenwart. Aus dem politisch-militärischen Erfahrungsbereich, der das Entstehen der Newen Zeitungen ursprünglich motiviert hatte, war die Stoßrichtung nun ganz ins Religiöse übertragen und damit eine konkurrierende Systemreferenz eingesetzt. Aus der bitteren Klage über die Ungerechtigkeit der Welt und insbesondere der Gegenpartei war ein frömmigkeitspropagandistischer Denkanstoß geworden, der den unheilbringenden Frontenbildungen eine überparteiliche Absage erteilen und auf das gemeinsame Fundament christlicher Nächstenliebe zurückführen wollte. Das sprachliche Bauprinzip, das die Newen Zeitungen 1619 entworfen und für ihre politischen Zwecke in einer Reihe von Ausgaben zunächst immer weiter ausgebaut hatten, wurde in den folgenden Jahren also wiederholt aufgegriffen. Dabei wurde die anspruchsvolle metaphorische, anspielungsreiche, verschleiernde und aphoristische Sageweise, die ursprünglich auffällig gewesen war, allerdings nicht mehr weiterverfolgt. Die in den späteren Publikationen formulierten Halbsätze sprachen sehr klar aus, was sie meinten; sie kamen also den zeitungstypischen Meldungen wieder näher. Dabei verzichteten sie allerdings durchgehend auf eine bloße Berichtsfunktion, sondern versuchten die öffentliche Meinung mit Stellungnahmen und Wertungen zu beeinflussen. Zugleich unterlagen die Inhalte, die mit diesen Mitteln transportiert wurden, einem bemerkenswerten Wandlungsprozess. Er zeigt, dass die einfache, sprachlich durchaus bemerkenswerte Struktur so offen und vielseitig verwendbar war, dass sie – einmal etabliert – auch ganz anderen Funktionen gerecht werden konnte. Ob sie über die Bindung an die konfessionellen und politischen Turbulenzen der ausgehenden 1610er und 1620er Jahre hinaus auch später noch An- und Verwendung fand, kann hier allerdings nicht weiterverfolgt werden. Die Newen Zeitungen waren eng mit dem zeitgenössischen politischen Meinungsstreit verwoben und wurden zum Ausgangspunkt einer ganzen Reihe von Flugschriften, die die dort satirisch und polemisch vorgebrachten Behauptungen aufnahmen bzw. auf sie reagierten. Für die Wahrnehmung seit dem 19. Jahrhundert war dieser Bezug auf die Zeitumstände von besonderem Interesse. So brachte der bedeutende Althistoriker Barthold Georg Niebuhr (1776–1831) den Newen Zeitungen bereits besondere Aufmerksamkeit entgegen und soll den Theologen und Kirchenhistoriker Zacharias Theobald für den Autor gehalten haben.76 Mit dieser rezeptionsgeschichtlichen Information nahm der Historiker Friedrich Christoph Dahlmann (1785–1860), der eben mit den ‚Göttinger Sieben‘ seines Amtes enthoben worden war, die Flugschrift im Jahr 1838 in die zweite Auflage seiner ‚Quellenkunde‘ auf und sorgte damit für eine wirkungsvolle wissenschaftliche Referenz. In der Folge wurden die Newen Zeitungen v. a. Gegenstand einer außerhalb des akademischen Betriebs blühenden Kulturgeschichtsschreibung. Oft linksliberal orientiert, griff diese bewusst auf Publikationsformen zurück, die eine breitere Streuung und größere Öffentlichkeitswirksamkeit erfahren hatten als die von der Fachhistorie bevorzugt herangezogenen Verwaltungsschriften, Aktenbestände und juristischen Traktate. Als Quellen zeitgenössischer Polemik eröffneten sie einen 76
Dahlmann, Quellenkunde, 1838, S. 83, Nr. 517a.
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
vermeintlich ‚unmittelbareren‘ Zugriff auf Positionen und Denkweisen, die die Wahrnehmung des ‚Volkes‘ bestimmt hätten. So fanden die Newen Zeitungen 1862 Eingang in die ausführlich kommentierte Anthologie, die der bei den Franckeschen Stiftungen in Halle tätige Lehrer Julius Opel (1829–1895) und der Göttinger Privatdozent Adolf Cohn (1834–1871) aus Liedern der Zeit des Großen Krieges zusammenstellten.77 Ihr Interesse galt zum einen der „ganz eigenthümlich[en]“ Machart des Textes, der „aus Sprichwörtern oder sprichwörtlichen Redensarten“ bestehe; diese seien „unter gewissen Überschriften“ zusammengestellt und würden eine – durchaus parteiliche – Übersicht über die „politisch-socialen Anschauungen“ ihrer Zeit geben.78 In seinen „Kurzreden“ habe der Verfasser den Deutschen geradezu einen Spiegel vorgehalten. Die Überzeugung, dass die Herausgeber nur „wenigen seiner Zeitgenossen ein so scharfes unbefangenes und daher überraschend treffendes Urtheil zutrauen“ mochten,79 führte sie auch zur Frage nach dem Autor. Diesen verorteten sie in Straßburg80 und versuchten ihn mit dem Juristen Theophil Dachtler namhaft zu machen. Demgegenüber reklamierte der Dresdener Bibliothekar Franz Schnorr von Carolsfeld (1842– 1915) in seiner Biografie Zincgrefs 1879 die Newen Zeitungen für den von ihm untersuchten Autor. Er stützte sich dabei nicht zuletzt auf Parallelstellen, die er im Korpus seiner Werke nachweisen konnte.81 Auch den in der Fassung D hinzugekommenen Anhang wies er mit einiger Vorsicht Zincgref zu.82 Diese Zuschreibung ist seither mehr oder minder unwidersprochen geblieben und durch die Untersuchungen Theodor Verweyens noch wahrscheinlicher geworden.83 Dieser hat seit Opel und Cohn auch einen ersten weiteren Versuch unternommen, die eigenartige Darstellungsweise näher zu bestimmen.84 Inhaltliche und interpretatorische Fragen haben hingegen seit über 150 Jahren kaum mehr Beachtung gefunden.
f ) Hinweise zur Edition Als Basistext wird das Exemplar der SLUB Dresden (Hist. Germ. C. 499,33:1) von 1621 wiedergegeben. Es repräsentiert mit der Fassung D2 die vollständigste Version der Newen Zeitungen. Mit einem Stufenapparat wird die zeitliche Schichtung der einzelnen Additamenta, die seit der ersten Version des Jahres 1619 hinzugekommen sind, auch visuell sichtbar gemacht.
77 78 79 80 81 82 83 84
Opel/Cohn, Der Dreißigjährige Krieg, 1862, S. 371–392, dazu Kommentar S. 476–486. Opel/Cohn, Der Dreißigjährige Krieg, 1862, S. 476. Opel/Cohn, Der Dreißigjährige Krieg, 1862, S. 477. Opel/Cohn, Der Dreißigjährige Krieg, 1862, S. 484. Eingehender zum Verfahren der Autorfindung Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 135–137. Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 48–51. Schnorr von Carolsfeld, Ergänzung, 1874, S. 465. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 140–149. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 149–160.
2. Edition [Ar] ⟨I⟩
Noua Nova Antiqua Continuationis
Der Newen Zeitungen Von vnterſchiedlichen Orten: Das iſt / Die alte Warheit mit eim newen Titul. Vermehrt vnd auch verbeſſert
5
EDITIO TERTIA. [Holzschnitt: drei Soldaten]
Gedruckt in der Parnaſſiſchen Truckerey /
10
Anno MDCXXI.
[Av] ⟨II⟩ ⟨1⟩ ⟨2⟩ 15 ⟨3⟩ ⟨4⟩ ⟨5⟩ ⟨6⟩ ⟨7⟩ 20 ⟨8⟩ ⟨9⟩ ⟨10⟩ ⟨11⟩ ⟨12⟩ 25
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35
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⟨III⟩ ⟨16⟩ ⟨17⟩ ⟨18⟩ ⟨19⟩ ⟨20⟩ ⟨21⟩ ⟨22⟩ ⟨23⟩ ⟨24⟩
D
Auß der Welt. Aß je länger der Menſch vff der Welt iſt / je mehr gewohnet er derſelben. Daß die eine Welt lache vnd die ander weyne. Daß je eine Welt wider die ander iſt. Daß der Tauſentſt nit weiß wie ſich der Hunderſt ernehret. Daß der Welt Lohn iſt Vndanckbarkeit. Daß wer der Welt die Warheit ſagt der iſt ein Narr / vnnd wird von jedem Lügen geſtrafft. Daß die Welt der Narren Kefig iſt / vnd ich vnd du auch darinn ſtecken. Daß die Welt Welt iſt vnd Welt bleibt / ſo lang ſie ſeyn wird. Daß niemands mehr Wort mache als die Thier ſo reden können. Daß ein jeden bedunckt ſein Kupffer ſey Gold. Daß wann der Welt Maß voll iſt / ſo laufft ſie über. Daß die gantze Welt von der Pfaffheit das geitzen / liegen vnd triegen / gelernt habe. ⟨13⟩ Daß es mehr Wunderköpffe in der Welt gebe / als in keiner Statt in gantz Franckreich. ⟨14⟩ Daß je einer den andern jage vnd der letzt verjagt ſie alle. ⟨15⟩ Daß wenn es noch ſo übel ſtünde / lieſe man doch das wuchern vnd finantzen / ſchinden vnd ſchaben / liegen vnd triegen nicht.
Von Hof auß. Aß Zucht vnd Erbarkeit daſelbſt in verfolgung lebe / gleich wie ein Lutheraner in Spanien. Daß jederman zutrage vnd jederman abtrage. Daß Herren Gunſt die gröſte Tugend ſey. Daß nichts beſſers ſey als auß groſſer Herrn Seckel bawen lernen. Daß die Herrn Köch die Warheit nimmer ohn ein bitter Brülein zurichten / auß forcht / die Her ren möchten ſich ſonſt kranck daran eſſen. Daß gemeiniglich die jenige den Herrn die Schuh außtretten / die jhnen am nechſten nachgehen. Daß es kein Wunder / daß der Atlas den Himmel getragen / dieweil die Herrn jetzo gantze Länder auff den Achſeln tragen. Daß die Lakeyen ein Eyd ſchwüren / ſie müſten hinforters Pagen heiſſen. Daß GOtt ein rechte weſentliche natürliche Welt erſchaffen / aber die Menſchen auß jhrem Hirn ein andere von lauter Kunſt / Opinionen vnd Einbildungen gemacht haben.
D
42 ⟨25⟩ [Aijr] ⟨26⟩ 45 ⟨27⟩ ⟨28⟩ ⟨29⟩ 50
55
60
65
70
75
⟨IV⟩ ⟨49⟩ ⟨50⟩ v] ⟨51⟩ [Aij80 ⟨52⟩ ⟨53⟩ 85
⟨54⟩ ⟨55⟩
II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
Daß der Brauch vnd die Gewonheit ſo ferrn vberhand genommen / daß die Warheit nun die gröſte Newezeitung iſt. Daß Mann / Weib / Teuffel / ſeyn drey gradus comparationis. Daß kein Courtiſan ſich ſelbſt kennen lerne als von hören ſagen. Daß der Teuffel der beſt Hofmann ſeye. Daß eines Herren Wolluſt vnd Laſter jhn ſelbſt mit nachfolgung vnd verwehnung der Vntertha nen ſtraffe / ſo geſchwind ſeyn alle böſe Exempel die jenige zu überfallen / die ſie andern geben. ⟨30⟩ Daß ein Fürſt alſo vnd dergeſtalt der Geſetz entbunden / weil er von ſich ſelbſt auß ey gener bewegung thun ſoll / was andere auß zwang. ⟨31⟩ Daß der Bapſt nicht allein zu Rom ſey / ſondern an allen denen Orten / da man einem Geiſtlichen den Zaum ſo weit leſt / daß er ſtoltz wird vnnd meynt GOtt / die Religion vnd Region hang allein an jhm. ⟨32⟩ Daß die erſte / zweyte vnd dritte Tugend eines Fürſten ſey die wahre Gottesfurcht. ⟨33⟩ Daß wo die Weiber regieren da regier niemand weniger dann ſie. ⟨34⟩ Daß Herrendienſt in einer Stund auß Narren witzige Leut mache. ⟨35⟩ Daß der Ehrgeitz / die vanitet vnd begierde groß zu werden / der Lieb Aff ſeye / die leydet alles / die geduldet alles. ⟨36⟩ Daß gleich wie wir durch viel Trübſal ins Reich Gottes müſſen / alſo fahren viel Hofleut durch viel Jrrſal ins Teuffels Reich. ⟨37⟩ Daß ein Hofmann gleich ſey einem Rechenpfenning / der gilt bald viel / bald wenig / bald gar nichts. ⟨38⟩ Daß wann der Fürſt am Leib kranck wird / ſo iſt der Artzt ſein Herr / wird er an der Seelen kranck / ſo iſt es der Theologus, im vbrigen aber iſt vnd bleibt er jhr beyder Herr. ⟨39⟩ Daß wann einem Fürſten nicht mehr zurathen iſt / ſo iſt jhm auch nicht mehr zuhelffen. ⟨40⟩ Daß groſſe Leut auch jrren / vnd groſſe Herren die gröſte Mängel haben. ⟨41⟩ Daß einem witzigen Mann kein kleine Thorheit begegne. ⟨42⟩ Daß die Seſſion mehr diſputirens macht als die Poſſeſſion. ⟨43⟩ Daß deß Glimpffs ſo viel vnd das höfeliren ſo gemein worden / daß man es ſchier nicht mehr achten vnd wider recht zureden anfangen wil. ⟨44⟩ Daß der Geſchickter dem Vngeſchickten muß platz machen herfür zutretten. ⟨45⟩ Daß ſo bald zween wollen ſo iſt der dritt jhr Narr. ⟨46⟩ Daß die Gelehrten den vortrag thun vnd die Vngelehrten das Vrthel fällen. ⟨47⟩ Daß es der eben ſo gut hat der hinder die Thür thut / als der es außbutzt. ⟨48⟩ Daß manchmahl Bileams Eſel ſchärpffer ſihet / als ſein Herr. Vom Land. Aß daſelbſt viel newes iſt / dann es ſamblet vnd mehret ſich im gang / gleich wie ein gewel tzter Schneeballen. Daß man die Reputation nach dem Morgenmaß außmeſſe. Daß Armuth die gröſte Vntugend ſey. Daß die Statt nichts darnach frage / was das Land dencke / Et econtrà. Daß Räthlichkeit vnd Sparſame deß Lands beſter Schatz vnnd Vorrath ſeye / wenn man nem blich jſſet vor Hunger / trinckt vor Durſt / ſich kleidet vor Kälte vnnd blöſſe / vnd ſpendiret von Ehren / Barmhertzigkeit vnd Notturfft wegen. Daß ein Landkind in zeit der noth beſſer iſt als ſonſt zehen Männer. Daß das gröſt Geheimnuß zur erhaltung der Hochheit iſt / dieſelbige vor den Vnterthanen ge heim zuhalten.
D
⟨56⟩ 90
⟨57⟩ ⟨58⟩ ⟨59⟩
95
⟨60⟩ ⟨61⟩ ⟨62⟩
100
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105
110
⟨V⟩ ⟨67⟩ ⟨68⟩ ⟨69⟩ ⟨70⟩
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120
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130
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2. Edition
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Daß mancher dieſe Zeitung gelten leſt / der ſie nicht gelten lieſſe / wann er wüſte wer ſie geſchrieben hette. Daß die Gemein muß der Herrn Geloch zahlen. Daß was man in groſſen Regierungen Tyrannen heiſt / das heiſt man auff dem Land Schultheis vnd Schöffen. Daß niemand mehr zuſchaffen vnd weniger außzurichten hat / als ein Bawr der in ſeinem Dorff ein Emptlein bekompt. Daß nichts ſtoltzers iſt als ein Bawr vff ſeiner Miſten / weiß der den Pflug zuregiren / ſo meynet er / er wiſſe mehr dann Salomon mit all ſeiner Weißheit. Daß wann ein Bawr Schultheis wird / ſo meynt er deß Reichs Laſt lige vff jhm. Daß eins Bawren Höflichkeit vnd Curteſia nicht eher geſehen werd / als wann er ein beſcheiſſen oder ſonſt ein Gewinn von einem haben wil. Daß ein Narr jhm allezeit mehr einbilde als zehen Verſtändige / ſonderlich wann er zugebieten hat. ⟨64⟩ Daß vnſer Schultheis meynet weil die Obrigkeiten in der Schrifft werden Götter ge nennet / er ſey auch ein Götz. ⟨65⟩ Daß die Vnderthanen gleich ſeyen einem Eſel / dem gilts gleich wer vff jhm reitet. ⟨66⟩ Daß ins gemein die jenigen Vnterthanen ſo am leidlichſten vnd billichſten gehalten werden / am vnbillichſten / vnleidſamſten vnd vnwilligſten ſeyn. Auß der Kirchen. Aß viel Religionen / aber wenig Gottesfurcht / vnd Lieb deß Nechſten vntern Leuten ſey. Weil die Hirten zancken / ſo freſſe vnter deß der Höllenwolff die Schaf. Daß der Lutheraner vnd Calviniſten Götzen ſeyn jhr heimlicher Neid / Ehrgeitz / Stoltz / Dünc kel / Eygenlieb / Vneinigkeit vnd Zanckſucht. Daß die Seel iſt deß Leibes Liecht / die Vernunfft der Seelen / die Religion der Vernunfft / der Glaube der Religion / vnd Chriſtus deß Glaubens. Daß Gott von ſeinen Schuldigern eine rechnung vnd eben kein bezahlung begere. Daß ſich mehr vor der Welt als vor Gottes Vrtheil förchten. Daß die fünff Sinn deß Menſchen die gröſte Siebenſchläffer ſeyn. Daß die beſt Regul in allen dingen ſey / der Leib vnd die Seel müſſen miteinander / doch das beſte Theil voran gehen. Daß wann Träum vnd Wüntſch alle wahr weren / ſo weren wenig Nonnen mehr vff der Welt. Daß niemand vff ſich ſelbſt / ſondern je einer vff den andern ſiht. Daß kein Menſch recht durchauß vffgemuntert werde / es ſey dann durch verfolgung. ⟨78⟩ Es gehe gleich drüber oder drunder in der Welt / ſo müß es doch alles denen zum beſten dienen die Gott lieben. ⟨79⟩ Daß wer meiner Seelen vbel wil / der gönnet auch meinem Leib nichts guts. ⟨80⟩ Daß dieſes das beſt reformiren ſey / daß ein jeder an ſich ſelbſt anfenge. ⟨81⟩ Daß man Menſchlicher Vernunfft Tribut geben / aber nicht opffern ſoll. ⟨82⟩ Daß vnſer Leben iſt wie ein Fußſtapff in einem ſtaubichten Weg. ⟨83⟩ Daß all Weltlicher Wolluſt vnd Frewd ſey gleich eines Febricitanten gutem Tag zwiſchen zween böſen. ⟨84⟩ Daß der Teuffel auch etwan ein kleine Warheit ſage / damit er einer groſſen Lügen deſto beſſern Credit mache. ⟨85⟩ Daß mancher ein Theologus oder Geiſtlicher genennet wird der wol Phariſeer heiſſen könte.
D
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⟨86⟩ Daß welchen Gott ſtürtzen wil / dem verſtürtzt er zuvor ſeine Sinn vnd Rathſchläge. ⟨87⟩ Daß beſſer ſey in die Hand deß HErren fallen / dann in die Hand der Menſchen. ⟨88⟩ Daß keinem zutrawen ſey / der GOtt gelogen / vnd zum Fundament ſeins Gottesdienſts
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⟨89⟩ Daß welchen der Geiſt Gottes nicht lehret / den lehret auch kein Pfaff / ob er jhm ſchon ein Tag 3. mahl predigte / oder miſſtficirte. ⟨90⟩ Daß recht thon iſt ſein ſelbſt Lohn / vbel thon / ſein ſelbſt Spott vnd Hohn. ⟨91⟩ Daß kein feinerer Glaub ſey für junge Kinder vnd alte Weiber / als der Römiſche. ⟨92⟩ Daß es den Theologis nichts am Handwerck ſchade / wann ſie einander ſchon Schelmen
den Geiſt der Lügen geſetzt hat.
vnd Dieb ſchelten.
⟨93⟩ Daß es ſpöttlich / daß die jenigen ſo den H. Geiſt / die einige Brunquell aller Kunſt vnnd Weißheit zum Lehrer haben / erſt bey den Heyden / die kaum den Ablauff ja die Pfützen darvon geſehen / in die Schul gehen ſollen. ⟨94⟩ Daß ein rechter Kirchenlehrer mehr mit Wercken als Worten / mehr mit einem
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vnſträflichen Leben vnd Wandel als mit dem Maul lehre vnd erbawe. ⟨95⟩ Daß wann wir theten was wir ſolten / ſo thet auch GOtt was wir wolten. ⟨96⟩ Daß wer GOtt recht ehrt / der bleibt vnverſehrt. ⟨97⟩ Daß wer vor Gottes Sach ſtreite / vor den ſtreite GOtt hinwiderumb. ⟨98⟩ Daß gemeinlich auß einer gezwungenen oder ſimulirten Religion gar ein atheiſmus werde.
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⟨VI⟩ Auß dem Gericht. ⟨99⟩ Aß die liebe Iuſticia oben vff einem ſteinern Giebel mit eyſern Klammern angefaſt ſtehe /
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darumb könne ſie nicht herab in die Rathſtube kommen.
[Aiijv] ⟨100⟩ Daß Gewalt jetzt Recht / Recht kein Gewalt mehr hat. ⟨101⟩ Daß wer ſingular vnd beſonderſinnig ſey / der gebe nimmer kein Aſſeſſorn. ⟨102⟩ Daß nichts newes ſey / daß die Advocaten vnd Procuratores das Langweilen vnd vffſchieben ſo 160 wol können / weil ſie es nun von den Richtern ſelbſt lernen. ⟨103⟩ Daß weil ſich zween mit einander ſtutzen / der dritte die Woll darvon vffleſe. ⟨104⟩ Daß wo die Laſter zu vnnd die Straffen abnehmen / allda ſey es vmbs Regiment geſchehen. ⟨105⟩ Daß es nicht wunder / daß manchem im Rechten vnrecht geſchehe / dieweil man der Juſticiæ die Augen verbind / vnd ſie blind zu mahlen pflegt. 165 ⟨106⟩ Daß die Vmbſtände nichts anders ſeyn als Atomi deß Rechtens vnd der Policey. ⟨107⟩ Daß kleine Laſter wann ſie in ſchwang kommen / eben als ſchädlich ſeyn / als ein klein Löchlein im Schiff / daß man nicht ſehen kan / vnd daß das vbel ſtraffen / vnd nit vorkommen / ſey eben ſo viel / als wann man ſich gewaltig in der Pumpen zuarbeit / vnd ſtopfft die Löcher im Schiff nicht zu.
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⟨108⟩ Daß man wider einen der de facto procedire vergeblich rechtet.
⟨VII⟩ Von der Vniverſitet. ⟨109⟩ Aß der höchſte Grad der Geſchicklichkeit eins Studenten ſey / wann er anfengt zu wiſſen / 175
⟨110⟩ ⟨111⟩ ⟨112⟩ ⟨113⟩
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daß er nichts weiß. Daß nachdem die Pennal vffkommen / wollen alle Studenten Junckern ſeyn. Daß wann man einen nicht gern ein Herrn heiſt / ſo iſt er gut zu einem Monſieur. Daß das thun erweiſe viel beſſer / wie geſchickt einer ſey / als das reden. Daß viel auß lauter Ehrerbietigkeit gegen den Alten / ein alten Jrrthumb wider ein newe War heit behaupten.
2. Edition
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⟨114⟩ Daß die gröſte Weißheit vnd Geſchicklichkeit ſey / glauben / daß allein Erbarkeit vnd Tugend zur Hochheit vnd Reputation / vnd hingegen Laſter vnd Vntugend zum Fall
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vnd Verachtung befürdere.
⟨115⟩ Daß die begird in dem Franckfurter MeßCatalogo zuſtehen / mehr vnſchuldig Papir verkleckt / als einige Purgation. ⟨116⟩ Daß wann einer zuvor ein Jahr oder zwantzig gelogen hat / ſo laß er ſich zum Notario creiren / ſo muß man jhme glauben. ⟨117⟩ Daß alle Lernung aneinander hange vnd jedes eintzele ding wol gelernt / ein Staffel
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ſey alle andere ding deſto leichter zu begreiffen.
⟨118⟩ Daß ein guter Sterngücker nicht alles an dem Himmel / ſondern auch ein theil an der ⟨119⟩ ⟨120⟩ ⟨121⟩ ⟨122⟩
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Erden vnd an den Menſchen ſehe. Daß müſſiger Leut gröſte Arbeit ſey / das böſe auß dem guten zuklauben. Daß Witz ohne die Erfahrung lauter Maulwitz ſey. Daß Tugend nur ein Schulnahm ſeye. Daß die Theori ſich gegen der Praxi verhalt wie die Seekart oder Landtafel gegen | einer Schiffart oder Raiſe: Jn jenem kan man alles fein abzirckelen vnnd vber Berg vnd Thal hinauß gerad zu abmeſſen / in dieſer aber kompt einem mancher krummer vberzwercher Weg vnter die Füß / mancher widerwertiger jrregular Wind vnter das Geſicht / daß viel nicht wiſſen / ob ſie die Regel oder die Exception appliciren ſollen. Daß wo die Natur nit das Fundament gelegt / da bawe die Kunſt auff Sand. Daß die gröſte Kunſt ſey / Kunſt verbergen können. Daß alle die jenigen auß dem Parnaſſo relegirt ſeyen / die nicht nach Natur / ſondern nach Weibern oder Gewinn ſtudieren.
⟨VIII⟩ Von daheim her. ⟨126⟩ Aß ich nichts darnach frag / wo dieſes gebrechliche Schifflein meines Fleiſches hinkomme / wann ich nur die jenige / die darinn vberfehrt / ſicher durchbringe. ⟨127⟩ Daß das beſt außſehen iſt / in ſich ſelbſt lugen. ⟨128⟩ Daß es beſſer iſt in eim gantzen vnverletzten Gewiſſen / dann in einer gantzen Haut ſchlaffen. ⟨129⟩ Daß vieler Weiber Leben nichts anderſt iſt / als der jenigen zuſtand / die da im Schlaff gehen vnd
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⟨130⟩ ⟨131⟩ ⟨132⟩ ⟨133⟩
reden. Daß der beſt Schlaffgeſell iſt / ein gut Bett ohn ein Schlaffgeſellen. Daß einſen Hauptküſſen iſt ſein beſter Rathgeber. Daß jhr wenig ſeyn die die Warheit von daheim auß ſchreiben dörffen. Daß alle dieſe newe Zeitung einem Verſtändigen nichts newes iſt. ⟨134⟩ Daß es beſſer iſt newe Zeitungen hören als ſehen. ⟨135⟩ Daß wer mich meſſen wil / der miſſet mich mit ſeinem Schuhe. ⟨136⟩ Daß mein barchet Hoſen geben meiner Frawen ein par sammet Ermel. ⟨137⟩ Daß ein Fraw ein halb gebackener Mann ſey. ⟨138⟩ Daß wer zuviel denckt der thut gemeiniglich zu wenig. ⟨139⟩ Daß nein nicht nein ſey vff eines Weibs Zung. ⟨140⟩ Daß die beſt Muſic ſey wann Hertz vnd Mund vbereinſtimmet. ⟨141⟩ Daß gute Haußhaltung der Statt Grundfeſte vnd Reichthumb ſeye. ⟨142⟩ Daß mir jhrer viel rathen aber all in jhren Sack. ⟨143⟩ Daß mich jhrer etlich gern nach jren Köpffen haben wolten / weil aber der eine kalt der an der hitzig / vnd der dritte lohe iſt / als iſt mirs vnmöglich / jhr jedem zugefallen / ſondern wil meinem Kopff folgen.
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
⟨144⟩ Daß mir niemand nichts zugefallen thut als vmb ſein ſelbſt willen. ⟨145⟩ Daß ich mich gern weiſen laſſe / aber nur von den jenigen die es gut mit mir gemeinen. ⟨146⟩ Daß ich in meinem Hauß befinde / wieviel Vnruh ein Frembder vrſachen kan / wann
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man jhm Credit gibt vber die Kinder vnd Haußgenoſſen.
⟨147⟩ Daß ein Freund beſſer ſey als zehen Verwandten. ⟨148⟩ Daß mich ein Freund am meynſten betriegen könne / weil ichs jhm am wenigſten zu
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trawe.
[Aivv]
⟨149⟩ Daß wer jederman wil recht thun / der muß jederman gefallen / wer jederman gefallen wil / muß jedermans Knecht ſeyn. ⟨150⟩ Daß niemand dieſe Zeitungen beſſer verſtehe / als der ſie ſelbſt erfahren vnnd verſucht hat.
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⟨151⟩ Daß GOtt die Kinder vnd Narren behütet / vnd mich auch / ſampt allen frommen ein
feltigen Hertzen. ⟨152⟩ Daß ich gern einmal ein gute Zeitung hörte. ⟨153⟩ Daß eben die jenigen die erſten ſeyn / die einem ſein Thorheit vnd Armuth auffmutzen / die einen darzu gebracht haben. ⟨154⟩ Daß wo das fœmininum vmb das maſculinum wirbt / da dörffe das maſculinum dem fœminino wol ein Korb geben.
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⟨IX⟩ Auß Teutſchland. ⟨155⟩ Aß die liebe natürliche Einfalt der alten Teutſchen alſo groß geweſen / daß ſie auch jhren Nachkömlingen nur kein Namen hinderlaſſen / damit ſie das Wörtlein Affectation vff
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gut teutſch nennen köndten.
⟨156⟩ Daß der gemein Nutz manchem eygen Nutzen zum Deckmantel diene. ⟨157⟩ Daß wo der priuat vnd gemeine Nutz nicht ſubalterna ſondern oppoſita ſeyn / da werden gewiß frembde Meiſter.
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[Br] 270
⟨158⟩ Daß bey ſo viel Religionen gleichwol keiner zufinden / der vnſerm HErr Gott vnd ſeinem vnfehl baren Wort ſo viel glaubte / daß das jenige Reich / ſo vnter ſich ſelbſt vneins iſt / nicht Beſtand ⟨159⟩ ⟨160⟩ ⟨161⟩ ⟨162⟩ ⟨163⟩ ⟨164⟩ ⟨165⟩ ⟨166⟩ ⟨167⟩
haben könne. Daß es gut ſey Vnion machen / beſſer dieſelbige halten / das allerbeſt / keiner bedörffen. Daß allein der Bund vnd das Reich GOttes ewig wehre. Daß ein Vorſorger beſſer ſey als zehen Schadenweiſer. Daß viel Köpff müſſen viel Hüt haben / vnnd keiner dem andern ſeinen recht auffſetzen könne. Daß Nachwitz jedermans Witz ſeye. Daß die Jeſuiten gleich wie Artiſchocken ſeyn / hiebevor war etwan do vnd dort eine gefunden in groſſer Herren Heuſer vnd ſehr köſtlich gehalten / jetzund kan man ſie ſchier vergebens haben in jeder Bawrenhütte. Daß viel nicht beym Kirchhof wohnen / vnd doch angeſteckt werden / aber jhr Jnfection kompt von Spanien / vnd iſt zubeſorgen / es möchte dieſe Seuch vberhand nehmen / daß man ſtürbe ehe mans gewahr würd / daß man kranck ſeye. Daß man ſchwerlich erkennet was man Guts hat / ehe es verlohren iſt. Daß den Reichsſtätten ein künſtlicher Spiegel von den Venedigern verehret worden / darinn man Metz / Achen / Weſel vnd Donawert gar ſchön ſehen ſolle. ⟨168⟩ Wer wider Gewalt / der da vber Recht iſt / Legitimè procediren wil / der gehet Legitimè zuſcheitern. ⟨169⟩ Daß kein Enderung der Jahrzeiten ohne groß Gewitter / vnd kein Enderung deß Re giments ohne groſſe Zerrüttung vnd Confuſion vorgehe.
2. Edition
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⟨170⟩ Daß wann mancher ſeine Titul verlöre / behielte er gar nichts vbrig. ⟨171⟩ Daß wo die Titul vnd Müntzen ſteigen / da werden die Herrſchafften vnnd das Gelt klemmer.
⟨172⟩ Daß es beſſer ſey von einem Mitbürger beraubt / als von einem Frembden gar ver 275
kaufft werden.
⟨173⟩ Daß es beſſer ſey einem Landtsman die Schuh butzen / dann einem Außlender die Füß küſſen.
⟨174⟩ Daß ein Herr ohne Land ſey ein groſſer Titul ohne Buch. ⟨175⟩ Daß die Außlendiſchen von anfang hero die Teutſchen durch Teutſchen zuvertilgen pfle 280
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gen.
⟨176⟩ Daß die jenigen ſehr töricht ſeyn / die vermeynen nur eynerley Religion im Reich zuha ben / da ſie doch in jhren eignen Ländlein nicht zu wegen bringen mögen / daß ſie nur einerley Gewicht / Eich / Ehlen / Müntz vnd Pfund haben. ⟨177⟩ Daß was das Publicum betrifft das könne nicht wol durch Privatas actiones außgetra gen werden.
⟨178⟩ Daß die Hund / Kühe vnd Eſel es zum beſten haben / die dörffen nur trincken ſo viel jhnen geliebt.
⟨179⟩ Daß der ſich ſelbſt vnd ſein Glück nicht moderiren kan / wie wolte der andere zur Zucht 290
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⟨180⟩ ⟨181⟩ ⟨182⟩ ⟨183⟩ ⟨184⟩ ⟨185⟩ ⟨186⟩
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bringen? Daß ein Titul ohne das Land ſey viel lächerlicher als ein Buch ohne Titul. Daß nimmer weniger vom Adel geweſen / als da jederman wil vom Adel ſeyn. Daß ander leut Schwachheit durch vnſer Vneinigkeit ſtarck werde. Daß ein wunder ſey wie ein Reſpubl⟨ica⟩ beſtehen könne / da frembde Räth / frembde Secten / frembde Hülff / frembde Sitten / frembde Sprachen / frembde Müntzen / frembde Kleider / frembde Coloniæ / frembde Artzneyen / vberhand nehmen. Daß wol vertrawen vnnd gern glauben aller frommen Hertzen einiger mangel vnd nachtheil ſey. Daß ein Spanier vnd Rhodomont oder Großſprecher Termini convertibiles ſeyen. Daß die Küche das ſchmutzigſte vnd doch das theureſte / das nothwendigſte vnnd doch das ſchedlichſte Gemach im Hauß ſeye. Daß man habe Bacchum deß Lands verweiſen wollen / aber der hat Venerem zuhülff genommen vnd haben die zwey die Oberhand behalten. Daß die kleine Männlein auffkommen wie etwan die groſſe Hoſen. Daß wann man auch ſoll Feinden guts thun / wie viel mehr Freunden / Landsleuten / Bluts- vnd ReligionsVerwandten? Daß ſich viel ſo wol inheimiſche als außlendiſche Potentaten gegen dem Teutſchen Reich verhalten wie die Wolcken die verdecken vnd obſcuriren die Sonn von welchen ſie ſeyn erhöhet worden. Daß das Frantzöſiſch Blutbad den Teutſchen auch noch gedencke. Daß den zu viel Civiliſirten jederweil ein kleiner Barbariſmus / vnnd den zu viel ſchamhafften bißweilen ein kleine Jmpudentz nützer wehre. Daß mancher Eſel drauſſen hölet / der wol Pferd daheim hette. Daß von dem jenigen Land wenig zu hoffen / da die jenigen / ſo daſſelb regieren ſolten / vom Feind regieret werden. Daß wann das Vatterland brennt / ſo hat ein jeder macht Feurio zuruffen. ⟨196⟩ Daß das ſinceriren ſchon viel betrogen / nicht weiß man was das neutraliſiren thun werde.
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
⟨197⟩ Daß wer deß Fewrs nicht wil / der muß auch einem Funcken wehren. ⟨198⟩ Daß das ſpaniſche Fieber die Köpff alſo erhitzt / daß man nun anhebt von der Teutſchen Freyheit zufabuln vnd zutreumen.
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⟨199⟩ Daß man nunmehr auch cum Priuilegio lüge. ⟨200⟩ Daß ein Narr nicht fühlet wie kranck er ſey / vnd viel Teutſchen nicht mercken / wie nahe jhne das ſpaniſche Joch am Halß ſey.
⟨201⟩ Daß die jenigen jhnen die ReichsConſtitutiones am meiſten wollen gehalten haben / die ſie andern am wenigſten halten. ⟨202⟩ Daß die Nachbarn die ſchädlichſte Feinde ſeyen / ſonderlich die ſo vnderm
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ſchein Friedens mit vns durch andere kriegen. Daß niemand lenger Fried haben könne als ſeine Nachbarn wollen. Daß die ſpaniſch Monarchi gerathen ſey / ſie dörff nur vollend gut thun. Daß die ſpaniſche Macht mehr mit Raht als mit That gewinne. Daß in dem etliche den Frieden vnnd Freyheit auch gern mit verluſt jhrer Länder erhalten wollen / verlieren ſie Frieden / Freyheit / Land vnnd Leut miteinander. Daß mancher Geſandter heiſſe / der wol Außſpeher hieſſe. Daß ſeiter die Reuſch vnd das æquivocirn entſtanden / finde man kein Vollſüffer vnd Lügner mehr. Daß bißhero die frembde Sitten vnd Kleider ins Land kommen / jetzund kom men völlig die frembde Gäſte darzu. Daß das ſinceriren vnd æquivociren geſchwiſter Kind ſeyen. Daß jetzunder groß vnnd klein Hans mercke wie vnnützlich er manchmal das Gelt verthöret / daß er jetzo wol nützlicher vnd nötiger anzuwenden hette. Daß mancher jetzt mit dem Bapſtumb vnd mit den Wölfen heule / der vor Jahren mit dem Evangelio jubilirt. Daß deſſen vbel gewartet werde der zu lang wartet. Daß die vff dem Königreich Böhmen practicirte Erblichkeit dem Teutſchen Wahlrecht die Augen auffthue. Daß forters hin die Verrähter weil ſie zugemein mit einer Suppen werden müſſen vorlieb nehmen.
Auß Böhmen. Aß kein Schwerd ſchärpffer ſchneidet / als das jenig ſo vor die Freyheit fechtet. Daß alle Menſchen begiriger ſeyn Krieg anzufangen als außzuführen. Daß die erſte Maulſchell ſo gut ſey als ſonſten zwo. Daß wer an der offentliche Straſſen bauwet / muß ſich jederman regiſtriren laſſen. Daß es gut were die Jeſuiten außzujagen / wenn man nur den Teuffel auch verjagen köndte. Daß viel vor die Religion ſtreiten / aber doch alle vmbs Gelt. Daß eines freyen Volcks beſte Cautel ſey / keinem Tyrannen glauben. Daß ein Jeſuit ſey ein newer Nam eins Verrähters. ⟨224⟩ Daß kein ſicher Geleit ſicher genug ſey / wann es an den Halß gehet. ⟨225⟩ Daß wo die Obrigkeit die Vnderthanen vnnd deren Freyheit vndertruckt / da vnder truckt gewiß bald GOtt die Obrigkeit. ⟨226⟩ Daß die Geiſtliche vnd Weltliche Tyranney gemeiniglich beyeinander ſeyn. ⟨227⟩ Daß Gott gemeinlich Tyranney mit Rebellion ſtraffe. ⟨228⟩ Daß wann man dem Volck die Zügel doppelt / ſo kompt Moyſes.
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⟨229⟩ Daß Pergamen ein ſchlechte Maur ſey gegen einen Printzen / der mache ein loch dar durch / wann er wöll. ⟨230⟩ Daß ein guter Vorgenger mache ein guten Nachgenger. ⟨231⟩ Daß der Teuffel allezeit gern auß der Religion ein Rebellion gemacht hette. ⟨232⟩ Daß wo man vbel regiret / da wird auch vbel gehorſamet. ⟨233⟩ Daß wann man lang den Glimpff gebraucht / ſo muß man doch endlich den Beltz naß machen / ſoll er anders gewaſchen werden. ⟨234⟩ Daß an einem Fuchs man kein Wiltbahn / vnnd an einem Jeſuiten keine Geſetz brechen kan.
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[Bijv]
⟨XI⟩ Auß dem Läger. ⟨235⟩ Aß die Soldaten die beſten Antiquarij ſeyen / vnnd die alte Gewonheiten am meiſten er halten / dann das aller erſte Bett der bloſſe grund geweſen. ⟨236⟩ Daß das Vnglück im Kriegen eben ſo wanckelbar ſey als das Glück. ⟨237⟩ Daß die Gerechtigkeit einer guten ſach / vnnd das gut Gewiſſen / eins Soldaten beſtes Courage ſey. ⟨238⟩ Daß wer hinden kein Hend vnnd Augen habe / der thut ſehr närriſch wann er ſeinem
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Feind den Rücken wende.
⟨239⟩ Daß der beſte Kriegsvorteil ſey / auß einem heimlichen vnd inheimiſchen Feind ein ⟨240⟩ ⟨241⟩ ⟨242⟩ ⟨243⟩ ⟨244⟩ ⟨245⟩ ⟨246⟩ ⟨247⟩ ⟨248⟩ ⟨249⟩
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offentlichen zumachen. Daß wo kein Ordnung / Diſciplin vnd Gehorſam iſt / da iſt auch kein Sieg. Daß wo das Gelt vnd der Geitz obligt / da ligt das Heer vnden. Daß Tröwwort nur Wort ſeyn. Daß beſſer ſey ehrlich geſtorben als ſchändlich geflogen. Daß es als dann zeit ſey ehrlich zu ſterben / wann man nicht mehr ehrlich leben kan. Daß der jenige Arm nimmer ermüde / der das Schwert vor die Gerechtigkeit führt. Daß auch wenig Schwerter genug ſeyen / eine gerechte Sach wider die Vnbillichkeit zuverfechten. Daß Huren vnd Buben mehr ſchaden vnd abbruch thun als die Feind. Daß wo Einigkeit / Vffrichtigkeit vnnd Vertrawlichkeit nichts neuwes iſt / da | ſey auch Sieg / Victori vnd Herrlichkeit nichts neuwes. Daß wer mit vielem Volck wenig außrichtet / der zehret von ſeinem eigen Fleiſch / vnd friſt ſich endlich ſelber auff. ⟨250⟩ Daß es beſſer ſey wir binden vnſere Pferd an deß Feinds Zäun / als daß er die ſeinige an vnſere Zäun binde. ⟨251⟩ Daß viel Medici den Krancken: Viel General das Heer: Vnd viel Köch die Supp verderben. ⟨252⟩ Daß wem vfferlegt iſt nicht anzugreiffen / ſondern nur zu wehren / dem iſt erlaubt vnden zu liegen / vnd nicht obzuſiegen. ⟨253⟩ Daß wer den ehret der jhn verachtet / der iſt gleich einem MaulEſel / vnd wer ſeinem Feindt nachgibt / der wird ſeiner Handt ſterben. ⟨254⟩ Daß was gewonnen iſt durch der Teutſchen Mannheit vnd Rapier / wer ſchandt verlieren durch faulheit vnd Papier. ⟨255⟩ Daß man einen willigen Gaul vnnd ein willigen Soldaten nicht vbertrei ben / aber auch nicht zu lang hindertreiben ſolle / ſie möchten ſich ſonſt beyde verſtehen.
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
⟨256⟩ Daß im elend herumb ziehen weit erbärmlicher ſey als vor das Vatterland ſterben / vnd vor daſſelbe ſterben / viel edler ſey / als vor daſſelbe leben. ⟨257⟩ Daß man alſo auff den Feindt drauſſen ſehen muß / daß man vnter deſſen auch
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auff die Verrähter daheim acht gebe.
⟨258⟩ Daß die Soldaten / Pfaffen / vnd Huren nimmer zubegnügen ſeyen. ⟨259⟩ Daß wer nicht wil wann er kan / der kan hernach nicht wann er wil. ⟨260⟩ Daß die præparation die biß auff den euſſerſten nothfall auffgeſchoben wor den / die Leut viel kleinmütiger mache / als die / ſo vor der gefahr vnd von
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langer Hand geſchicht.
⟨261⟩ Daß / der den Freunden mehr als dem Feindt beſchwerlich iſt / der warte vergeblich auff des Feindts angriff.
⟨262⟩ Daß wir viel Cunctatores haben / aber wenig Fabios.
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⟨XII⟩ Auß Franckreich. ⟨263⟩ Aß dieſes Land der beſten Glieder eins deß Königsreichs Spanien ſey. ⟨264⟩ Daß man daſelbſt viel Wirt aber wenig Freunde finde. ⟨265⟩ Daß jhre Freundſchafften ſich mit jhrem Wein vergleichen / die lieblichſten halten ſich am
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wenigſten.
⟨266⟩ Daß ein Feindt / der im erſten anlauff ſo grimmig ſey / ſich mit einer Regenbach / ſo über das Gebirg herein laufft / vergleiche / dann ſie führet alles mit vnd vor ſich her / was ſie ereylet / habe du aber nur gedult / über ein klein weil wirſtu mit truckenem Fuß darüber gehen. ⟨267⟩ Daß Eytelkeit / Beſchiß / Scheinpracht / newe Faſſonen / vnd die Frantzöſiſch Armuthey an dem 430 ſey außzuziehen / vnd ſich in Teutſchlandt Häußlich nider zulaſſen. ⟨268⟩ Daß allezeit was newes da ſey / ſelten was guts. [Biijr] ⟨269⟩ Daß die ſammete Mäntel vnd güldene Stück manchem ein böſen Bauch vnd ſchmale Bißlein machen.
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⟨XIII⟩ Auß Spanien. ⟨270⟩ S verlaut daß man daſelbſt eine Vnzahl newer Brillen in Böhmen zu ſchicken zurüſte / daß wann man dardurch ſihet / man meynet alles ſchwartz ſey weiß. ⟨271⟩ Daß das Gold der newen Welt / die alt Welt gar zum Narren gemacht habe. ⟨272⟩ Daß nicht alles Golt iſt / was glentzet. ⟨273⟩ Daß wann kein Bapſt in Jtalien were / ſo könne man einen in Engelland haben. ⟨274⟩ Daß das beſte Mittel ſey frembde Herrſchafften bendig zu machen / daß man jhre Rähte vnd
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Geſandten zuvor an güldene Ketten lege.
⟨275⟩ Daß ein groß Gefäß ein groß Bruch haben müſſe. ⟨276⟩ Daß ſich mit dem ſeinen begnügen ſtehe den Kindern zu / die da meynen / wann es in jhrer Heymat regnet / ſo regne es in der gantzen Welt. ⟨277⟩ Daß dieſes Lands ruhe iſt anderer Länder vnruh. ⟨278⟩ Daß wer von jederman geförcht wird / muß ſich vor jederman förchten. ⟨279⟩ Daß es ein ſtoltzen Menſchen viel übler verdrieſſe / wann man jhn veracht / als wann man jhn nicht förchten wil.
⟨280⟩ Daß die groſſe Macht vnd Weitläufftigkeit eines Regiments zu deſſen eygner zerſtörung gnugſam 450
ſeye.
⟨281⟩ Daß vff ander Leut koſten dapffer zehren / vnd vff ſein eygen koſten ſchmale Bißlein eſſen / die allerbeſte vnd geſundeſte diet ſeye.
⟨282⟩ Daß ein Pomerantz / Rettich / vnd ein Zanſtöhrer ein Ritterlich eſſen ſey.
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Daß die Natur vnd die Spanier nichts vergeblich thun. Daß wer die gantze Welt freſſen wil / der müſſe ein groſſes Maul haben. Daß alle ding in dieſem Land gut vnd fürtrefflich iſt / ausgenommen das / ſo reden kan. Daß die Regierſucht ein Königliche Tugend ſey. Daß man nunmehr daſelbſt im Werck vnnd mit ſchaden gelernet habe. Germanos nullas ferre poſſe contumelias. Daß nunmehr in Spanien der Teutſchen verrümbde Einfalt eben ſo wenig mehr gelte als in Teutſchland der Spanier gute Wort. ⟨289⟩ Daß vorters hin jede Compani zwey Fänlein brauchen ſol / das eine Keyſeriſche vor den Teutſchen Stetten vnd das andere / Spaniſche / wann ſie hinein kommen ſeyn. ⟨290⟩ Daß die Verreterey daſelbſt ſehr lieb / aber alle Verräther verhaſt ſeyn. ⟨291⟩ Daß nichts böſers ſey / als ſpaniſche Freundſchafft vnd Huren Liebe. ⟨292⟩ Daß dieſe Monarchi ein weit Außſehen habe von der Veſtung Fuentes vber das Schweitzer Gebirg den gantzen Reinſtrom hinab / biß gen Weſel vnd Achen. ⟨293⟩ Daß vnder deß Spaniers vnd Teutſchen Langſamkeit dieſer vnderſcheid ſeye / jene gehe jmmer vor ſich vnd dieſe hinder ſich. ⟨294⟩ Daß daſelbſt neben dem gülden Flüs ein newer Orden nemblich das gül den Mundſtück vffkommen / wann mans anlegt einem Bömiſchen Vatter lands Verräter / Fantaſtiſchen Frantzoſen / verſchwendiſchen Englender / Graubunderiſchen Partitenmacher / verloffenen Schottlender / Ehrgei tzigen Holender / Jtalieniſirten Teutſchen / Ligiſtiſchen Cantzler / Gelt geitzigen Schweitzer / Sachſiſchen Bierſtütz / Hochtrabendem Theologo, Evangeliſchen Wetterhanen⟨ /⟩ gerngroſſen Printzen / newgebackenen Prælaten⟨ /⟩ Hochheit haltenden Geſandten / kalen vom Adel / Banckerottiriſchen Patricio / Vbelbeſoldeten Rath / Armianiſchen Rottengeiſt / Jeſuitiſchen Fuchſchwentzer / Heuchleriſchen Pfaffen Knecht / Verſchwetzten Secretario / Judentzenden Reichsſtät-|ten / Rathsherriſchen Schmierbauch / Verdor benen Schultheiſen / Meineydigen Burger / Malcondenten Landsknecht / Müſſiggehender Jugend / ſo könne man jhr jeden ſatteln / zäumen vnd reiten wie man wolle.
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⟨XIV⟩ Auß Engelland. ⟨295⟩ Aß ein Mannsbild mit einem Weibiſchen verſtand ſey der ärgſte Hermaphrodit⟨.⟩ Daß nichts wolfeylers ſeye / als das Geld / vnd nichts thewrers / als müſſiger Leut Curteſia. ⟨296⟩ ⟨297⟩ Daß die jenige Länder am Glückſeligſten ſeyen / darinn entweder ein Philoſophus regirt / oder ein Regent philoſophirt.
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⟨XV⟩ Auß Jtalien. ⟨298⟩ Aß wo die Laſter vor Rationes ſtatus oder Regier Vörteil gebraucht werden / daſelbſten thun alle die jenigen ſehr Vbel / die nichts vbels thun. ⟨299⟩ Daß Frombkeit vnnd Redlichkeit ſo ſeltzam iſt / daß viel zweiffeln obs ein ding oder ein
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Wort ſeye.
⟨300⟩ Daß ein Römiſche Warheit ſey ein Teutſche Lügen. ⟨301⟩ Daß beydes alt vnd neuw Rom mehr Völcker durch Fried vnd Wolluſt als durch Krieg vnd Mannheit bezwungen.
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
⟨302⟩ Daß der Bapſt deß Keyſers vnd der Teuffel vnſers HErr Gotts Aff ſeye. ⟨303⟩ Daß die Religion daſelbſt gantz Weltlich worden. ⟨304⟩ Daß die ſilberne vnd güldene Götter die beſten ſeyn / dann mit denſelben kan man zur zeit der noth die Römiſche Kirche beſchützen / mit denſelben kan man auß dem Land lauffen / auß denſelben kan man Gelt machen / vnd in Summa mit einem ſolchen Gott kan man Thaten thun.
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⟨XVI⟩ Auß Niederland. ⟨305⟩ Aß ein Prediger vnd Demagogus ſo weit voneinander ſeyn / als ein Redner vnnd ein
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Schwätzer.
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⟨306⟩ Daß die jenigen witzig ſeyn / die vnderm ſchein deß Guten ſich vorm Vbel vorſehen. ⟨307⟩ Daß kein Gelährter könne berümbt werden / er fange dann ein Sect vnd newe Lehr an. ⟨308⟩ Daß deß Spaniers Krieg nützlicher ſey dann ſein Friede. ⟨309⟩ Daß der Frieden nicht mit Federn vnd Dinten ſondern mit dem Schwert er halten werde.
⟨310⟩ Daß wer mit ſeinem Feind nicht feindlich handel / der mach jhm auch endlich ſeine Freund zu Feinden.
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⟨311⟩ Daß es nicht gnug ſey daß ein Feind Frieden mit vns mache / ſondern er muß auch ſein feindlich Gemüth ablegen.
⟨312⟩ Daß wer ſein Feinden glauben gibt / der ſey werth das er von jhnen betrogen werd.
⟨313⟩ Daß nicht eben der den Krieg anfange der am erſten zuſchmeiſt / ſondern der 520
den andern nicht im Frieden mit frieden leſt.
⟨314⟩ Daß derjenig den Frieden am erſten breche / der am erſten heimliche Krieg spracticken mache.
⟨315⟩ Daß Gewalt mit Gewalt nit allein zu hindertreiben / ſondern auch zuvor kommen ſey.
525
⟨316⟩ Daß wer kein Hertz hat ſich eines ſtarcken Feinds zuerwehren / der hab auch kein Hertz ſich eines ſchwachen zubemächtigen.
⟨317⟩ Daß wer die Feind nicht ſchlegt / wann ſie noch getrennet seyn / der ſchlegt ſie viel weniger / wann ſie mit hellem Hauffen verſamblet ſeyn. ⟨318⟩ Das einen Offendenten offendirn nit offendiren ſondern das Recht defendi 530
[Bivr]
⟨319⟩ ⟨320⟩ ⟨321⟩ ⟨322⟩
535
ren ſey. Daß jmmer ein Zehengebot Krieger auß einer Arbeit zwo mache. Daß das bloſſe defendiren allein kein defendirens ſeye. Daß keine rechtſchaffene defenſion ohne offenſion beſchehe. Daß im Krieg wie im fechten wer nur außnimbt vnd defendirt / dem jenigen gleich ſey der vff ſich ſchlagen leſt vnd nicht wider ſchleg⟨t⟩.
⟨XVII⟩ Auß dem Biſthumb. ⟨323⟩ Aß mancher tröwet der ſich fürchtet. ⟨324⟩ Daß der Biſchoff ſey wie ein zwey Herriſcher Bawr / wanns jhm der Keyſer nicht recht macht / ſo berufft er ſich vff den Bapſt / machts jhm der Bapſt nicht recht / ſo berufft
D
540
er ſich vff den Keyſer.
⟨325⟩ Daß der Biſchoff gut Händel anzufangen hat / dann geräths jhm ſo hat er gewonnens Spiel / verliert er aber Land vnd Leut drüber / ſo bleibt er doch ein Juncker / wie er zuvor auch geweſen.
2. Edition
53
⟨326⟩ Daß die Lügenſpargirer ſich ſelbſten ſtraffen / damit daß jhnen hernach niemands mehr 545
glaubt.
⟨327⟩ Daß man ſich ſo häuffig vnd mit ſolchem getreng zum Himmel eylet / daß zubeſorgen man gehe den breiten Weg.
550
⟨328⟩ Daß ein Miedling / weil er doch heut oder morgen von den Schafen muß / nimmer alſo derſelben Heil vnd Nutz bedencke / als der eigenthumbs Herr. ⟨329⟩ Daß wann Keyſer / König vnnd Fürſten anheben jhre Söhn vnd Vettern zu Biſchoffen zu machen / ſo werden hinfort die Edelleut müſſen Junckern bleiben.
⟨330⟩ Daß wann ſchon tauſendt Pfaffen zuſammen ſchwüren / ſo ſeyn ſie doch alle geſchoren.
555
⟨331⟩ Daß ein Dieb nicht beſſer kan / dann er fang der erſt an ſchreien / halt den Dieb / vnd ein Reichsverwirrer er laſſe turbatos imperij ſtatus außgehen. ⟨XVIII⟩ Auß der Neutralitet. ⟨322⟩ Aß wer es mit keiner vnder zwoen Partheyen helt / der wird endlich beyden zur
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Beuth.
560
565
570
575
⟨333⟩ Daß welcher nur halb vnſers HErr Gotts ſeyn will / der iſt gar deß Teuffels. ⟨334⟩ Daß in dem Parnaſſo die Frag vorgefallen / weil das Wörtlein Neutral vnteutſch / deßgleichen das Wörtlein Vnparteyſch halb vnd halb ſey / wie man es vff gut teutſch ge ben möchte / als habens etlich verteutſch / keinerley / das iſt / weder Fiſch noch Fleiſch / ſondern ſonſt ein verdeckt eſſen Krebs / die eben ſo bald hinderſich als vor ſich gehen. Andere habens verteutſcht / beyderley / weil ſie gemeinlich vff beyden Achſeln tragen / andere / vntrew / weil ſie keinem theil trawen / vnd hinwiderumb kein theil jhnen ver trawet / andere habens darvor gehalten / Neutral ſey nichts anders als gut Spaniſch / bemühe man ſich alſo vergebens / dem Kind ein teutſchen Namen zugeben. ⟨335⟩ Daß wer mitten im Hauß wohnt / der wird von oben herab beſäycht / vnd von vnden hinauff beräucht.
⟨336⟩ Daß in der Welt Comedi niemands mehr gedruckt wird / als die müſſige Zuſeher oder Otioſi Spectatores. ⟨337⟩ Daß die Vtriusque / das iſt / vff beyden Achſelntreger bald dörfften inter vtrumque / das iſt / zwiſchen beyden Stülen darnieder ſitzen. ⟨XIX⟩ Auß dem Jeſuiter Collegio. ⟨338⟩ Aß einer wol ein falſchen Eyd ſchwören könne / wann es nur zu einem guten End
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geſchehe.
580
[Bivv] 585
⟨339⟩ Daß jeder jhme ſelbſt das beſte ſchuldig ſeye. ⟨340⟩ Daß man auch deß Teuffels Hülff zu einem guten End gebrauchen könne. ⟨341⟩ Daß es zu erbarmen / daß ſich ſo wenig Reſolvirter Leut finden / die ſich zuabthuung der ketzeriſchen Fürſten vnd Tyrannen gebrauchen lieſſen.
⟨342⟩ Daß der Römiſch Glaub nicht allein ſelig / ſondern auch reich mache. ⟨343⟩ Daß jedes ding ein Vrſach hab / vnd einen Schein oder Prætext darneben. ⟨344⟩ Daß wann man ein Land recht bethören wil / müß man es an der Jugend mit jhm anfangen.
⟨345⟩ Daß der beſte Griff ſey zu erhalten / was einer gern hab / das er einem jeden ſage was er gern höret.
⟨346⟩ Daß der weltlichen Verhetzung wider einander / der geiſtlichen Acker vnd Pflug ſey.
54
II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
⟨347⟩ Daß einen keiner künlicher betriegen könne als der jhm zuvor ein Eyd geſchworen. ⟨348⟩ Daß nichts beſſer ſey als exemt ſeyn à foro, ſo könne man einen ſeiner Stück vnd Tück
590
nimmer vberzeugen.
⟨349⟩ Daß kein beſſer Prætext ſey einem andern ſein Land vnd Leut zunehmen / als die fort pflantzung der Römiſchen Kirchen.
⟨350⟩ Daß wo man gern in die Region niſten wolte / da müſſe mans trennen (Re-ligion) vnd ein Liga darzwiſchen hinein ſchieben / ſo werde dann ein Religion darauß. ⟨351⟩ Daß dieſe Geſellſchafft ein rechte Monarchia ſeye / vnd mangel jhr nichts / als das nur
595
vollend ein Bapſt auß jhrem Mittel gewehlet werde.
⟨352⟩ Daß dieſe Geſellſchafft / ſich nicht vnbillich deß HErren Jeſu Brüderſchafft rühmen / weil ſie mit gleichmeſſiger Verſuchung / wie der HErr Jeſus in der Wüſte / vom Sathan verſucht werden / da er jhm ſagte: Diß alles wil ich dir geben. ⟨353⟩ Daß wann es mancher Gott vnd nicht die Societet walten lieſſe / ſo behielte er Land
600
vnd Leut.
⟨354⟩ Daß wann die Polniſche Monarchi den gantzen Septentrionem vnd die ſpaniſche den gantzen Meridiem vnderſich gebracht haben / ſo werden alle die Jeſuiten Nachbawrn ſeyn.
605
⟨355⟩ Daß der Teuffel die Jeſuiten vnd Spanier mit einer Schlang ſich vergleichen / wo die den Kopff durchbringt / da zeugt ſie das gantz Corpus hernach. ⟨XX⟩ Auß Schweitzerland. ⟨356⟩ Aß man gemeiniglich embſiger iſt frembdes Gelt an ſich zubringen / als das ſeine
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zubehalten.
610
⟨357⟩ Daß man ſchier mit den alten Moribus der alten Freyheit vergiſſet. ⟨358⟩ Daß wie die Mannheit ein Rempub⟨licam⟩ vff / alſo bringe ſie der Geitz wider ab. ⟨359⟩ Daß eines Volcks Freyheit durch Krieg gewunnen vnd behauptet / durch betrügliche Frieden wider verlohren werden könne.
⟨360⟩ Da⟨ß⟩ die Graubüntneriſche Pferd das Spaniſche Naßband nicht eher gefü let / als da ſie es gern wolten aber nicht mehr können abſchütteln. ⟨361⟩ Da⟨ß⟩ den Kronenfreſſern vor der alten Freiheit eckelt / gleich wie den Kin
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dern Jſrael vor dem Manna in der Wüſten.
620
625
⟨XXI⟩ ⟨362⟩ ⟨363⟩ ⟨364⟩ ⟨365⟩ ⟨366⟩ ⟨367⟩ ⟨368⟩ ⟨369⟩ ENDE.
[Cr] [17.] [Zierleiste]
Auß dem Sawerbrunnen. A⟨ß⟩ ein Medicus ſey der aller dienſthaffteſte Mörder. Da⟨ß⟩ zu gar geſund ſey vngeſund. Da⟨ß⟩ jhr mehr von Füllerey als von Hunger ſterben. Da⟨ß⟩ die Natur das beſt thut / vnd die Aertzt den Lohn darvon tragen. Da⟨ß⟩ ein jeder ſein ſelbſt beſter Artzt ſeyn könne. Da⟨ß⟩ Meſſigkeit in allen dingen die beſt Apoteck ſey. Da⟨ß⟩ die Medici die gefehrlichſte Rathsherren ſeyn. Da⟨ß⟩ niemand deß edlen Schatzes der Geſundheit weniger achte / als eben die aller Geſundeſten.
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2. Edition
⟨XXII⟩ Zeitung auß der Chur Pfaltz / von dem jetzigen Verlauff.
⟨370⟩
Aß auß ander Leut Leder gut Riemen ſchneiden ſey. Daß man forthin nicht mehr das Teutſche Vertrawen / ſondern die Teutſche Vntrew ſchreiben werde. ⟨372⟩ Daß doch endlich noch Vntrew werd jhren eygen Meiſter ſchlagen. ⟨373⟩ Daß die Critici forthin in variantem lectionem ſetzen werden / P. P. patres, alias proditores Patriæ. ⟨374⟩ Daß zur zeit der Noth 50. Freund auff ein Quintlein gehen. ⟨375⟩ Daß die Franckforter Meß reiche Leut / aber die Oppenheimer vnd Wormbſer Kirweyh arme Länder mache. Daß Oppenheim Teutſch Budweiß werden wird. Daß viel Köpff einem corpus zuertragen zuſchwer ſeyen. Daß die Soldaten zu nichts mehr nutzen / als dem Spinola das Land zuverderben. Daß der Feind der mitten in ein voll Land gelaſſen wird auß vnſerm Seckel kriege. Daß ein groß Vnterſcheid ſey vnter Dieberey vnd Kriegerey. Daß dieſer Krieg auch die witzigſten Caluiniſten gut Lutheriſch mache / darin jederman ſeine Vernunfft gefangen nemen muß. Daß er den Zug vor Reeß wider ehrlich mache werde. Daß er der Probierſtein ſey / der trewen Patrioten, Vnterthanen / vnd redlichen Teutſchen. Daß durch jhn vieler Hertzen Gedancken werden offenbar gemacht. Daß die newe Vnion der alten ſchier gleich werde. Daß es forthin heiſſen werde: Jch bin gut Pfaltzgräfiſch geheye mich nur dapffer. Vrſach man heiſt vns Calviniſten. Daß wann man mit vns wird fertig ſeyn / ſo iſt es an vnſern nechſten ⟨N⟩achbarn. [18.] Daß wer jhm ſelber nicht hilfft / dem hilfft auch Gott nicht. Daß zubeſorgen / ſo bald der Feind wider abgetrieben were / ſo höreten die KriegßBeſtallung auff. Daß wer vns zu Friedens Zeiten allerley Neyd vnd Feindſtücklein bewieſen / wie ſolte der es in Kriegsnöthen gut meynen? Daß jetzund ein defenſionWerck heiſſe ſo viel / als mit groſſer Macht zu Feld liegen / vnd darmit vor dem Feind zurück weichen / vnd jhn das halbe Land laſſen einnehmen. Daß wer ſich auff Fürſten verläſt / der verlaſſe ſich auff Menſchen. Daß wer ſich auff Menſchen verläſt / der verlaſſe ſich auff Wetterhanen. Daß wer ſich auff GOtt verläſt / der verlaſſe ſich auff den rechten Helffer. Daß es am beſten were / man ſchaffte das Volck vnd den groſſen vnkoſten diſſeits ab / vnd lieſſe vns / weil es ja ſeyn ſol / vergebens Spaniſch werden. Daß weil jederman will / ſo wil ich auch / ſo ſey die Welt gleichwol Spaniſch. Daß auch der allerſchlimmeſte Spanier den jenigen vor einen rechten Cuyonen hal te / der vmb eygen Nutzes vnd Geldes willen ſein eygen Religion / Vatterland vnd Freundſchafft verrathe vnd in ſtich ſetze. Daß nicht allein der ſein Vatterland dem Feind vbergebe vnd verrathe der außländiſche Beſtallung von jhm neme / ſondern auch alle die jenigen die jhre einheimiſche Beſtallungen vnd anbefohlene Amptsgeſchäfft nicht mit fleiß vnd Trewen verrichten. Daß die Spaniſche Monarchy nie ſo nahe bey dem Zweck jhrer Vollkommenheit geweſen / als ſie jetzunder iſt.
⟨371⟩
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v] 655 [C
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
⟨400⟩ Daß ein Zehen Gebot Krieger jhm allezeit doppele Mühe mache / die eine / biß er das Land verlieret / die ander biß ers wider gewinnet. ⟨401⟩ Daß ein müſſiggehendes Kriegsheer den Freunden mehr ſchade als dem Feinde. ⟨402⟩ Daß das Schaf dem Wolff / vnd der Teutſche dem Spanier allezeit das Waſſer betrübt 680
[Cijr]
685
690
habe.
⟨403⟩ Daß kein Wunder daß der Feind die jenigen cujonire die da länger | [19.] zu Bett als zu Feld liegen / öffter zu Tiſch als zu Rath gehen / beſſer zu Spiel als zu Pferd ſitzen. ⟨404⟩ Daß Venus, Bacchus vnd der diebiſche Mercurius den gröſten theil deß Heers führe. ⟨405⟩ Daß es rathſamer ſey ein Armada Haaſen werde von einem Löwen als ein Armada Löwen werde von einem Haaſen geführt.
⟨406⟩ Daß eben mit ſolchem Eyfer vnd Ernſt / wie wir Gottes Ehre vnd gemeines Evangeliſches Weſen beſchützen / Gott ſich vnſer hinwiderumb annehme. ⟨407⟩ Daß die Galgen nur vor die geringe Diebe gebawet ſeyn. ⟨408⟩ Daß die Capitain auch mit der doppeln Kreyden können / dann ſie vor einen Mann zween auffſchmitzen.
⟨409⟩ Daß es nichts newes daß ein kleine Anzahl reſolvirten wachtſamer Leuth ein groſſen ſichern Hauffen faullentzender Bernheuter geſchlagen.
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⟨410⟩ Daß ſich niemand erinnern könne / daß man jemals einen Feind mit wol liegen / wol leben / wol luſtiren vnd prachtiren geſchlagen. ⟨411⟩ Daß das ſchlagen den Metzlern in dem Schlachthauß / das liegen aber vnd luſtig ſeyn den ehrlichen Soldaten im Feldläger zuſtehe.
⟨412⟩ Daß es nothwendig nicht ohne Barnfelderey zugehen könne / wo man mit vielem Volck wenig / hingegen der Feind mit wenigem Volck viel außrichte. ⟨413⟩ Daß wann die Herren den Freunden nicht mehr folgen vnd gläuben wollen / ſo müſſen 700
ſie endlich den Feinden glauben.
⟨414⟩ Daß in Kriegßweſen alles allein auff die Fauſt vnd Macht ſetzen / vnd nichts mit Liſt / Vortheil / Rath vnd Klugheit angreiffen / der höchſte Grad der Vngeſchickligkeit ſeye. ⟨415⟩ Daß ein rechtſchaffener Oberſter ſich nit mit Worten vnd Schrifften / ſondern mit Wercken vnd tapffern Thaten entſchuldigen müſſe.
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[Cijv] 710
⟨416⟩ Daß ein eintziger Obe⟨n⟩traut alle Excuſation einer gantzen Kriegsmacht zuſchanden machen könne.
⟨417⟩ Daß mit einer kleinen Macht ein frembd Land einnehmen / vnd mit einer groſſen Macht das Vatterland nicht defendiren können / ein Geheimniß ſeyn müſſe. ⟨418⟩ [20.] Daß mancher meynet es mangele jhm am Volck / vnd mangelt jhm am Muth. ⟨419⟩ Daß wir Tugend vnd Mannhafftigkeit auch an vnſerm Feind loben / hingegen Faulkeit auch an vnſern Freunden ſchelten ſollen.
⟨420⟩ Daß nichts thun oder tentiren eher vnd zuvor / der Feind rege ſich dann / nichts anders ſey / als nach deß Feindes ſinn vnd belieben kriegen. ⟨421⟩ Daß die Frag ſey / ob die Ligiſten auch nach volligem Böhemiſchen ſucceſs oder fort 715
gang den Vlmiſchen vertrag zuhalten ſchuldig ſeyen?
⟨422⟩ Daß die Frag ſey / wo jetzund die Reichs Kreiß auß oder angehen? ⟨423⟩ Daß wann man vns zuvor Stückweiß vberredt / ſo beſcheiſt man vns hernach leichtlich Vberhaupt.
720
⟨424⟩ Daß wer viel red / red gemeiniglich zuviel. ⟨425⟩ Daß die Frag ſey / welcher vnter dieſen beyden wider den Vlmiſchen Vertrag handele / der dem Feind ein Veſtung bawe / oder der ſie niederreiſſe.
2. Edition
57
⟨426⟩ Daß ein anderer Ernſt vnd anſtalt zum kriegen gehöre / als zu den Vffzügen bey Fürſtlichen Kindtauffen.
725
ENDE.
Vox populi, Vox Dei. [Zierelement]
58
II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
3. Apparate a) Varianten ⟨I⟩ Titel A1:
Newe Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | [Holzschnitt: vier Personen] | Gedruckt im Jahr Chriſti / | 1619.
Titel A2:
Newe Zeittngen / | Von vnterſchiedlichen Orthen: | Das iſt / | Die alte Warheit / mit | einem newen Titul. | [Holzschnitt: Reiter] | Gedruckt im Jahr 1619.
Titel A3:
Newe Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | [Holzschnitt: drei Soldaten] | Gedruckt im Jahr Chriſti / | 1619.
Titel A4:
Newe Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | [Holzschnitt: drei Soldaten] | Gedruckt im Jahr Chriſti / | 1619.
Titel A5:
Newe Zeitungen / | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | einem newen Titul. | [Holzschnitt: Soldat mit Spieß] | Gedruckt Jm Jahr Chriſti / | 1619.
Titel B1:
Warhaffte Newe Zeitungen / | Von vnterſchiedlichen Orten vnd Landen. | Das iſt: | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | Vermehrt vnd auch verbeſſert. | [Holzschnitt: zwei Personen und ein Hund] | Gedruckt in der Parnaſſiſchen Druckerey / Jm | Jahr Chriſti / 1620.
Titel B2: Continuatio der | Newen Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | Vermehrt vnd auch verbeſſert. | [Holzschnitt: drei Soldaten] | Gedruckt in der Parnaſſiſchen Truckerey | im Jahr Chriſti / | 1620. Titel C: Continuatio der | Newen Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | Vermehrt vnd auch verbeſſert. | [Holzschnitt: drei Soldaten] | Gedruckt in der Parnaſſiſchen Truckerey | im Jahr Chriſti / | 1620. Titel D1: Noua Nova Antiqua Con- | tinuationis | Der Newen Zeitungen | Von vnterſchiedlichen Orten: | Das iſt / | Die alte Warheit mit | eim newen Titul. | Vermehrt vnd auch verbeſſert | EDITIO TERTIA. | [Holzschnitt: drei Soldaten] | Gedruckt in der Parnaſſiſchen Truckerey / | Anno MDCXXI. Auß der Welt. ] Aus der Welt. B1 fehlt in A1A2A3A4 Normaldruck in ⟨II⟩ 13 Fraktur und größere Schrift als Textbasis in B1B2CD1D2 ⟨1⟩ 13 je länger ] je lenger B1 vff ] auff B1
3. Apparate
59
⟨4⟩ 16 Daß der Tauſentſt nit ] Das der Tauſendſt nicht B1 Hunderſt ] hunderſt B1 ⟨5⟩ 17 Daß ] Das B1 ⟨6⟩ 18 vnnd ] vnd B1B2C wird ] wirdt B2C ⟨7⟩ 19 darinn ] darin B1 ⟨8⟩ 20 lang ] lange B1 ⟨9⟩ 21 Daß ] Das B1 ⟨10⟩ 22 jeden ] jeder B1B2C ⟨11⟩ 23 Daß wann ] Das wenn B1 über. ] vber- B1 ⟨12⟩ 24 DAß … geitzen / liegen vnd triegen / gelernt habe. ] DAs … geitzen gelernet hat. B1 DAß … geitzen gelernt habe. B2C fehlt in A1A2A3A4 ⟨13–15⟩ 25–28 Daß … nicht. ] fehlt in A1A2A3A4B1B2C ⟨III⟩ 29 Von Hof auß. ] Von Hoff auß. A1A2A5 Von Hof aus. B1 Normaldruck in Fraktur und größere Schrift als Textbasis in A1A2A3A4A5B1B2CD1D2 ⟨16⟩ 30 DAß … Spanien. ] Daß … Spanien. A1A2A3A4B2C Das … Spanien. B1 an anderer Stelle im gleichen Abschnitt (nach ⟨27⟩) und ohne Initiale in A1A2A3A4A5B1B2C vnd ] vnnd A1B2C verfolgung ] Verfolgung B1 ein ] die A2 ⟨17⟩ 31 Fehlt A5 ⟨17⟩ 31 Daß … abtrage. ] an anderer Stelle im gleichen Abschnitt in B1B2C fehlt in A1A2A3A4A5 ⟨18⟩ 32 Daß ] DAß A1A3A4B2C DAs A2A5B1 Initiale über fünf Zeilen in A1 Initiale über vier Zeilen in A2A3A4A5 Initiale über zwei Zeilen in B1B2C Herren Gunſt ] Herrngunſt A2 Herrn Gunſt A5B1 ſey ] iſt B1 ⟨19⟩ 33 Daß ] Das A5B1 ſey als ] ſey / als A2 als B1 auß ] aus B1 Herrn ] Herren A1A2A3A4A5 lernen ] lehrnen A1 ⟨20⟩ 34 Daß ] Das A1A5B1 Herrn Köch ] Herrenköche A2 Herren Köche A5 ohn ein ] ohn eine A5 Brülein ] Brühlein A1A3A4A5B1B2C auß ] aus B1 forcht ] furcht A2A5B1 Herren ] Herrn A1A3A4A5B1 35 ſonſt ] fehlt in A1 ⟨21⟩ 36 Daß ] Das A1A5B1 gemeiniglich ] gemeinlich A3A4A5B1 jenige ] fehlt in A1A2A3A4A5 Herrn ] Herren A2
60
II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
außtretten ] außtreten A2B1 jhnen ] jnen A3 ⟨22⟩ 37 Daß ] Das A5B1 Wunder ] Wunder noch Fabel mehr ſey A1A3A4A5B1B2C wunder noch Fabel mehr ſey A2 daß ] das A5 Atlas ] Atlaß A5B1 getragen ] ſoll getragen A1 ſol getragen haben A2A3A4A5B1B2C dieweil ] Dieweil A5 Herrn ] Herren A2A5 38 auff ] vff A3A4 Achſeln ] Mänteln A1A2A3A4A5 Achſeln vnd Mänteln B1B2C ⟨23⟩ 39 Daß ] Das A5 Lakeyen ] Lackeyen A2A5 ⟨24⟩ 40 Daß ] Das A5B1 GOtt ] Gott A1A2A5 GOTT A3A4 ein ] eine A2A5 weſentliche ] weſentliche / A5 erſchaffen / aber ] erſchaffen habe / Aber A1A3A4A5B1B2C erſchaffen habe / aber A2 auß jhrem ] haben auß jhren A1A3A4A5B1B2C haben auß jrem A2 41 von ] gemacht von A1A3A4B1B2C gemacht / von A2A5 Opinionen vnd Einbildungen ] opinionen vnd einbildungen A2A5 aufrechte Antiqua in A2A5 gemacht haben ] fehlt in A1A3A4A5B1B2C ⟨25⟩ 42 Daß ] Das A5 Brauch ] brauch A2 vnd ] vnnd B2C Gewonheit ] gewonheit A1A2 ferrn ] fern A2B1 vberhand ] vberhandt A5 daß ] das A1A5 43 gröſte ] gröſt A1A3A4 Newezeitung ] newe Zeitung A2 Newe Zeitung A5 ⟨26⟩ 44 Daß ] Das A5B1 Mann ] Man A2 Teuffel / ſeyn drey ] Teuffel ſeyn / drey A1A3A4A5 Teuffel ſeyn drey A2 gradus comparationis ] gradus comporationis A3 aufrechte Antiqua in A1A2A3A5B1 kursive Antiqua in A4B2CD1D2 ⟨27⟩ 45 Daß ] Das A5B1 Courtiſan ] Courtiſa A1 Curtiſan A2 ſelbſt ] ſelb A1 lerne als ] lerhne als A1 lerne / als A2A5 ⟨28⟩ 46 Daß ] Das A5 beſt ] beſte A2B1 Hofmann ] Hoffman A1A2A5 Hofman B1 ſeye ] ſey A2B1
3. Apparate
61
⟨29⟩ 47 Daß ] Das A5 Herren ] Herrn A2B1 vnd ] vnnd A4 Laſter jhn ] Laſter / jhn A2A5 nachfolgung ] Nachfolgung A2 verwehnung ] verderbung A1A2A3A4A5B1B2C ſtraffe ] ſtraffen A1A2A3A4A5 48 geſchwind ] geſchwinde A2A5 ſeyn alle ] ſeyen alle A1A3A4B2C ſeyn / alle B1 die jenige ] diejenige A1 überfallen ] vberfallen A2A5B1 ⟨30–48⟩ 49–75 Daß … Herr. ] Das … Herr ſelbſten. B1 Daß … Herr ſelbſten. B2C fehlt in A1A2A3A4A5 ⟨30⟩ 49 auß ] aus B1 50 bewegung thun ſoll ] Tugend thun ſol B1B2C andere ] andere thun B1B2C auß zwang ] auszwang B1 ⟨31⟩ 51 Daß ] Das B1 daß ] das B1 vnnd ] vnd B2C GOtt / die Religion vnd Region ] GOtt vnnd die Religion B1B2C 52 ⟨32⟩ 54 Daß ] Das B1 ⟨33⟩ 55 Daß … ſie. ] zugehörig zum vorhergehenden Absatz in B1 regieren da regier ] regiren da regir B1B2C ⟨34⟩ 56 Herrendienſt ] Herren dienſt B1 Narren ] narren B2C ⟨35⟩ 57 vanitet vnd begierde ] vanitet vnnd begirde B1B2C aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 Lieb ] lieb B1B2C ſeye / die ] ſeye die B1 58 leydet ] leidet B1B2C ⟨36⟩ 60 Jrrſal ] jrrſal B1B2C ⟨37⟩ 61 Hofmann ] Hofman B1 Rechenpfenning ] Rechenpfennig B1 ⟨38⟩ 63 Artzt ] Artz B1 64 Theologus, im ] Theologus / im B1B2C aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 bleibt ] bleibet B1 ⟨39⟩ 65 Daß … zuhelffen. ] Daß … zu helffen. B1B2C zugehörig zum vorhergehenden Absatz in B1 ⟨40⟩ 66 Daß ] Das B1 ⟨41⟩ 67 Thorheit ] Torheit B1B2C ⟨42⟩ 68 Daß ] Das B1 die Poſſeſſion ] Land vnd Leut B1B2C ⟨43⟩ 69 Glimpffs ] Glimpfs B1B2C vnd ] vnnd B1B2C wider recht ] widerrecht B1 70
62
II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
⟨46⟩ 73 Gelehrten ] Gelehten B1 den vortrag thun ] reden B1B2C das Vrthel fällen ] judiciren B1B2C ⟨47⟩ 74 hinder ] hinter B1B2C thut / als ] thut als B1 außbutzt ] außputzt B1 ⟨48⟩ 75 manchmahl ] manchmal B1 Eſel ] Eſel weit B1B2C ⟨IV⟩ 76 Vom Land. ] Normaldruck in Fraktur und größere Schrift als Textbasis in A1A2A3A4A5B1B2CD1D2 ⟨49⟩ 77 DAß ] DAs A5B1 Initiale über drei Zeilen in A1A3A4 Initiale über zwei Zeilen in A5 newes ] Newes A5 ſamblet ] ſamlet A2A3 ⟨50⟩ 79 Daß ] Das A5B1 Reputation ] aufrechte Antiqua in A5 ⟨51⟩ 80 Daß ] Das A5B1 Armuth ] Armut A1A2A3A4B1B2C ⟨52⟩ 81 Daß ] Das A5 Statt ] Stadt A2B1 dencke / Et econtrà ] dencke A1A2A3A4A5 dencke Et econtra B1 aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 ⟨53⟩ 82 Daß ] Das A5 Räthlichkeit ] Redligkeit A1A2 Rädligkeit A3A4 Rätligkeit A5 Räthligkeit B1 vnd ] vnnd B2C Sparſame deß Lands beſter Schatz ] ſparſame deß Landes beſter ſchatz A2 Sparſame / des Landes beſter Schatz A5 vnnd ] vnd A1A2A3A4A5B1B2C Vorrath ſeye ] vorrath ſey A2A5 wenn ] wen B1 nemblich ] nemlich A2A3A4B1B2C jſſet ] iſſet B1 83 trinckt ] trincket A2 Trincket A5 kleidet ] kleydet A5 vnnd ] vnd A1A2A3 ſpendiret ] aufrechte Antiqua in A5 84 Ehren ] ehren A3A4 Barmhertzigkeit vnd ] Barmhertzigkeit / vnd A2 bamhertzigkeit vnd A3 barm hertzigkeit vnd A4 Notturfft ] notturfft A1A3A4A5 Nothdurfft A2 ⟨54⟩ 85 Daß ] Das A5 Landkind ] LandtKindt A5 in zeit der noth ] fehlt in A1A2A3A4A5 ⟨55⟩ 86 Geheimnuß ] geheimnuß A1A3A4A5 geheimniß A2 Geheimniß B1 Hochheit ] Hoheit A2A5 hocheit A3A4 dieſelbige ] dieſelbe A1A2A3A4
3. Apparate
63
Vnterthanen ] Vnderthanen A1 87 zuhalten ] zu halten A2A5 ⟨56⟩ 88 Daß ] Das A5 nicht ] nit A2 wüſte wer ] wiſte wer A1A3A4 wüſte / wer A2 ⟨57–63⟩ 90–101 Daß … hat. ] fehlt in A1A2A3A4A5 ⟨57⟩ 90 Daß ] Das B1 muß ] mus B1 der Herrn Geloch ] vor die Herren B1B2C ⟨58⟩ 91 Daß ] Das B1 groſſen ] groſſer B1 auff ] vff B1B2C ⟨59⟩ 93 Daß ] Das B1 zuſchaffen ] zu ſchaffen B1 außzurichten ] aus zurichten B1 Bawr ] Baur B1 ⟨60⟩ 95 Daß ] Das B1 weiß der ] wann der weis B1 wann der weiß B2C meynet ] meinet B1 96 Weißheit ] Weisheit B1 ⟨61⟩ 97 Daß ] Das B1 deß Reichs Laſt ] des ReichsLaſt B1 ⟨62⟩ 98 Daß ] Das B1 Curteſia ] Carteſia B1B2C aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 99 haben ] gewarten B1B2C ⟨63⟩ 100 Daß ] Das B1 allezeit ] alle zeit B1 Verſtändige ] Verſtendige B1B2C wann ] wan B1 ⟨64–66⟩ 102–106 Daß … ſeyn. ] fehlt in A1A2A3A4B1B2C Auß der Kirchen. ] Normaldruck in Fraktur und größere Schrift als Text⟨V⟩ 107 basis in A1A2A3A4A5B1B2CD1D2 ⟨67⟩ 108 DAß ] DAs A5B1 Initiale über drei Zeilen in A1A3A4 Initiale über zwei Zeilen in A5 Religionen / aber ] Religionen aber A3A4 Religion / aber B1 Gottesfurcht / vnd ] Gottsfurcht / vnd A1A4 Gottesfurcht vnd A2 Gotts furcht / vnnd B2C Lieb deß Nechſten ] deß Nechſten lieb A1A3A4B2C deß Nechſten Liebe A2 des Nechſten liebe A5 des Nechſten lieb B1 vntern ] vnter den A2 Leuten ] Leuthen B2C ⟨68⟩ 109 freſſe ] friſt A2A5 deß ] deß / A5 des B1 Höllenwolff ] Teuffel A1A2A3A4A5 Schaf ] Schaff A1A2A5 ſchaf A3A4
64
II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
⟨69⟩ 110 Daß ] Das A5B1 vnd ] vnnd A1A4 Calviniſten ] Calvinjſten B1 Götzen ſeyn ] Götzen / ſeyn A2A5 heimlicher ] heimliche A3 Neid /] neid / A2 Neid A5 Eyd / B1 Ehrgeitz / Stoltz ] ehrgeitz / ſtoltz A2 Ehrgeitz / stoltz A5 Dünckel ] dünckel A2 Düncken B1 111 Eygenlieb / Vneinigkeit vnd Zanckſucht ] eygenlieb / vneinigkeit vnd zanckſucht A2 ⟨70⟩ 112 Daß ] Das A5B1 iſt ] fehlt in A2A5 deß ] des B1 Vernunfft ] vernunfft A2A5 Vernunfft ] vernunfft A2A5 113 Glaube ] glaub A2 deß ] des A5B1 Glaubens ] glaubens A2A3A4A5 ⟨71⟩ 114 Daß ] Das A5B1 Gott ] GOtt A1A3A4 Schuldigern ] Schuldnern A2 Schuldigern / A5 rechnung vnd eben ] Rechnung / vnd aber A1A5 Rechnung / aber A2 Rechnung vnd aber A3A4 kein ] keine A1A2A5 bezahlung ] Bezahlung A1A2A3A4 begere ] begehre A2A5 ⟨72⟩ 115 Daß ] Das A5B1 Welt als ] Welt / als A2A5 Gottes ] GOttes A1 Vrtheil förchten ] vrtheil fürchten A2A5 ⟨73⟩ 116 Daß ] Das A5B1 Sinn ] ſinn A2A5 deß ] des B1 Menſchen ] Menſchen / A5 gröſte ] gröſten A2A5 Siebenſchläffer ] Sieben ſchläffer B1 ⟨74⟩ 117 Daß ] Das A5B1 beſt Regul ] beſte Regel A2 beſte Regul A5 der ] daß der A1A2A3A4B2C das der A5B1 Seel ] Seele A2A5 miteinander ] mit einander gehen A1B1 miteinander gehen A3B2C miitenan der gehen A5 118 Theil ] Theil muß A1A2A3A4 A5B2C theil muß A2 Theil mus B1 ⟨75⟩ 119 Daß wann ] Daß / wenn A2 Das wann A5B1 Träum ] Träume A2 vnd ] vnnd A3 Wüntſch ] Wünſch A1A2A3A4A5B1B2C
3. Apparate
65
weren / ſo weren ] wehren / ſo wehren A5 vff ] auff A1A2 ⟨76⟩ 120 Daß ] Das A5B1 vff ] auff A1A2A5 vff ] auff A1A2 anff A5 ſiht ] ſihet A2 ⟨77⟩ 121 Daß ] Das A5B1 durchauß ] durchaus B1 vffgemuntert ] auffgemunter A1 auffgemundert A2 auffgemuntert A5 verfolgung ] Verfolgung A1A2A3A4 ⟨78–94⟩ 122–148 Es … erbawe. ] fehlt in A1A2A3A4A5 ⟨78⟩ 122 drunder ] drunter B1 müß ] müſſe B1B2C ⟨79⟩ 124 Daß ] Das B1 gönnet auch ] gönet aunch B1 ⟨80⟩ 125 dieſes ] fehlt in B1B2C das beſt reformiren ] das Reformiren B1 ſey ] ſey das B1B2C ⟨81⟩ 126 Daß ] Das B1 ſoll ] ſol B1 ⟨82⟩ 127 Daß ] Das B1 ⟨83⟩ 128 Daß ] Das B1 Weltlicher ] weltlicher B1B2C ⟨84⟩ 130 damit ] vnd damit B1 vnnd damit B2C Lügen ] Lügen hernach B1B2C 131 Credit ] aufrechte Antiqua in B1D1D2 kursive Antiqua in B2C ⟨85⟩ 132 Daß ] Das B1 Theologus ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 wird der ] wird / der B1 könte. ] köndte. B1 Einfügung über der Zeile mittels öffnendem Klammerzeichen in B2CD1D2 ⟨86⟩ 134 Daß ] Das B1 Rathſchläge ] Rathſchläg B1 ⟨87⟩ 135 Daß ] Das B1 deß HErren ] des HErrn B1 fallen / dann ] fallen dann B1B2C ⟨88⟩ 136 Daß ] Das B1 GOtt ] Gott B1 ſeins ] ſeines B1 ⟨89⟩ 138 Daß ] Das B1 139 predigte / oder miſſtficirte ] predigte B1B2C ⟨90⟩ 140 Daß ] Das B1 Spott ] Spot B1 ⟨91⟩ 141 Daß kein feinerer ] Das kein feiner B1 Weiber / als ] Weiber als B1B2C ⟨92⟩ 142 Daß ] Das B1
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
Theologis ] Catholicis B1 aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 ⟨93⟩ 144 Daß es ſpöttlich ] Das es ſpötlich B1 die jenigen ] diejenigen B2C Brunquell ] Brunquel B1 vnnd ] vnd B1 146 darvon ] davon B1 ⟨94⟩ 147 Maul lehre ] MaulLehre B1 ⟨95–98⟩ 149–153 Daß … werde. ] fehlt in A1A2A3A4A5B1B2C ⟨98⟩ 153 atheiſmus ] kursive Antiqua in D1D2 werde. ] Einfügung über der Zeile mittels öffnendem Klammerzeichen in D1D2 ⟨VI⟩ 154 Auß dem Gericht. ] Aus dem Gerichte. B1 Normaldruck in Fraktur und größere Schrift als Textbasis in A1A2A3A4A5B1B2CD1D2 ⟨99⟩ 155 DAß ] DAs A5B1 Initiale über drei Zeilen in A1A3A4 Initiale über zwei Zeilen in A5 Iuſticia ] Juſticia A1A3A4B1 aufrechte Antiqua in A2A5 kursive Antiqua in B2CD1D2 vff ] auff A1A2A5B1 einem ] ein A1A3A4B1B2C eim A2 Giebel ] Gibel A1A2 eyſern ] Eyſern A5 156 könne ] können A2A5 nicht ] nit A3A4, als Korrektur darübergedruckt A5 herab ] fehlt in A2 die ] den A1A2A3A4A5 Rathſtube ] Raht A1 Rath A2A3A4 Rhat A5 ⟨100⟩ 157 Daß ] Das B1A5 jetzt ] jtzt A5 Recht kein ] vnd Recht kein A2 Recht keine B1 ⟨100 f.⟩ 157 f. hat. Daß wer ] hat / daß wer A1A3A4 hat / daß / wer A2 hat / das wer A5 kein neuer Absatz in A1A2A3A5 hat. Das wer B1 ⟨101⟩ 158 ſingular vnd ] ſingular vnnd A2 ſingular vnd A5 aufrechte Antiqua in A2A5 beſonderſinnig ] beſonder ſinnig B1 kein Aſſeſſorn ] keinen Aſſeſſorn A2A5 ⟨102⟩ 159 Daß ] Das A2A5B1 ſey / daß ] ſey das A1 ſey / das A2A5 ſey daß A3A4B1B2C Advocaten vnd Procuratores ] Advocaten vnd Procuratores A5 vnd ] vnnd A2 das ] des B1 Langweilen ] langweilen A2 langweilen A5 vffſchieben ] auffſchieben A1A2A5B1 ⟨103⟩ 161 Daß ] Das A2A5B1 zween ] zwene A5 Woll ] Wolle A2A5B1 darvon ] darvor A2A3A4A5 davon B1 vffleſe ] auffleſe A1A2A5B1
3. Apparate
67
⟨104⟩ 162 Daß ] Das A2A5B1 zu vnnd ] zu vnd A1B2C zu- vnd A2 zu: vnd A5 zu / vnd B1 Straffen ] ſtraffen A5 Straffe B1 allda ] alda A2 ſey es ] ſeys B1 ⟨105⟩ 163 Daß ] Das A2 daß ] das A2A5B1 Juſticiæ ] Juſticie A1 Iuſticiæ A2B1 aufrechte Antiqua in A2B1 164 verbind ] verbindet A2 vnd ] vnnd A5 zu mahlen ] zumahlen A3 pflegt ] pfleget A2 ⟨106⟩ 165 Daß ] Das A2 Vmbſtände ] Vmbſtende A1A3A4A5B1B2C nichts anders ſeyn als ] ſeyn nichts anders als A1A3A4A5 ſeyn nichts anders / als A2 Atomi deß ] Atomides A2 Atomideß A5 aufrechte Antiqua in A2 deß Rechtens ] des Richtens B1 Policey. ] Policey B1 ⟨107⟩ 166 Daß ] Das A2B1A5 kleine ] keine B1 Laſter wann ] Laſter / wann A2 in ] im A1A3A4A5 als ] ſo A2 alß A5 ſeyn / als ein ] ſein / ein A1 ſeyn / alß ein A5 Löchlein ] löchlein A1A3A4A5B2C daß man ] das man A2A5 167 vnd daß ] vnnd daß A4A5 nit ] nicht A1A2A5 als ] alß A5 168 Pumpen ] Pompen A1 zuarbeit ] zu arbeit A1A2A3A4A5 ſtopfft ] ſtopffet A2 Löcher ] löcher A1A3A4A5B1B2C ⟨108⟩ 170 Daß … rechtet. ] fehlt in A1A2A3A4A5B1B2C de facto ] kursive Antiqua in D1D2 ⟨VII⟩ 171 Von der Vniverſitet. ] Normaldruck in Fraktur und größere Schrift als Textbasis in A1A2A3A4A5B1B2CD1D2 ⟨109⟩ 172 DAß ] DAs A2 Initiale über drei Zeilen in A1A3A4 Initiale über zwei Zeilen in A5 Geſchicklichkeit ] Geſchickligkeit A2A5B1 eins ] eines A2 anfengt ] anfangt A1 173 daß ] das A5B1 weiß ] weis B1 ⟨110⟩ 174 Daß nachdem ] Daß nach dem A1 Das / nach deme A2 Das nach dem A5B1
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
Pennal ] Penal A2 vffkommen ] auffkommen A1A2A5 ⟨111⟩ 175 Daß wann ] Das / wann A2 Das wann A5B1 nicht ] nit A2 Monſieur ] Monſiur A1A3A4A5 Monſiur A2 aufrechte Antiqua in A2 ⟨112⟩ 176 Daß ] Das B1 thun ] Thun A2 ⟨113⟩ 177 Daß ] Das A2A5B1 viel ] fehlt in A2 auß ] aus A2B1 Alten ] alten A1A2A3A4A5B1B2C Jrrthumb ] Errorem A1A3A4A5 errorem A2 aufrechte Antiqua in A1A2 kursive Antiqua in A3A4 wider ] wieder A5 ein ] eine A2A5 newe ] neuwe A3A4B2C ⟨114–125⟩ 179–201 Daß … ſtudieren. ] Das … ſtudiren. B1 Daß …ſtudiren. B2C fehlt in A 1A 2A 3A 4A 5 ⟨114⟩ 179 Weißheit vnd Geſchicklichkeit ] Weisheit vnd Geſchickligkeit B1 daß ] das B1 180 Hochheit ] Hochzeit B1 ⟨115⟩ 182 Daß ] Das B1 in ] im B1 MeßCatalogo ] Meß Catalogo B1B2C aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 zuſtehen ] zu ſtehen B1 ⟨116⟩ 184 Daß ] Das B1 Jahr ] jahr B1B2C laß ] las B1 Notario creiren ] Notario creirn B1 aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 185 muß ] mus B1 ⟨117⟩ 186 Daß ] Das B1 Lernung ] Lehrnung B1B2C vnd ] vnnd B2C leichter ] füglicher B1B2C 187 ⟨118⟩ 188 Daß ] Das B1 ⟨119⟩ 190 Daß ] Das B1 Leut ] Leuth B2C Arbeit ] arbeit B1B2C auß ] aus B1 zuklauben ] zu klauben B2C ⟨120⟩ 191 Daß ] Das B1 ⟨121⟩ 192 Daß ] Das B1 ⟨122⟩ 193 Daß ] Das B1 Theori ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 Praxi ] praxi B1B2C aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2
3. Apparate
69
Landtafel ] Landtaffel B1 194 Raiſe: Jn ] Reiſe. Jn B1 vnnd ] vnd B1B2C hinauß ] hinaus B1 195 196 vnter ] vnder B2C Füß ] Füs B1 vnter ] vnder B2C daß ] das B1 197 viel ] mancher B1B2C nicht ] nit B1 wiſſen ] weis B1 weiß B2C ſie ] er B1B2C Regel ] Regul B1 Exception appliciren ] exception applicirn B1 aufrechte Antiqua in B1 ſollen. ] ſol B1 ſol. B2C ⟨123⟩ 198 Daß ] Das B1 nit ] nicht B1 bawe ] bawt B1 ⟨124⟩ 199 Daß ] Das B1 ⟨125⟩ 200 Daß ] Das B1 auß ] aus B1 ſeyen ] ſeyn B1 201 Gewinn ] nach Gewin B1 nach Gewinn B2C ⟨VIII⟩ 202 Von daheim her. ] Von Daheim her. A1 Von daheim. A2 Von daheime her. B1 Normaldruck in Fraktur und größere Schrift als Textbasis in A1A2A3A4A5B1B2CD1D2 ⟨126⟩ 203 DAß ] DAs A2B1 Das A5 Initiale über drei Zeilen in A1A3A4 Initiale über zwei Zeilen in A5 frag ] frage A2A5 dieſes ] diſes A2 gebrechliche ] gebrächliche B1 204 darinn vberfehrt ] darin vberfähret A2 darin vberfehrt A5 ⟨127⟩ 205 Daß ] Das A2B1 beſt ] beſte A2A5 außſehen ] auſſehen A2 ausſehen B1 lugen ] lügen A2 Lügen A5 ⟨128–133⟩ 206–212 Daß … iſt. ] Das … iſt. A2B1 kleinere Schrift als Textbasis in A1 ⟨128⟩ 206 Daß ] Das A2A5B1 iſt in eim ] iſt / in einem A2 gantzen vnverletzten ] guten A1A2A3A4A5 ⟨129⟩ 207 Daß ] Das A2A5B1 anderſt iſt ] anders iſt A2A5 anders B1 zuſtand ] Zuſtand A2 vnd ] oder A2 ⟨130⟩ 209 Daß ] Das A2A5B1 beſt Schlaffgeſell iſt / ein ] beſte Schlaffgeſell ſey ein A2
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
Schlaffgeſellen. ] Schlaffgeſel- und Einfügung von len. unter der Zeile mittels öffnendem Klammerzeichen in A2 ⟨131⟩ 210 Daß ] Das A2A5 einſen ] ein ſein B1 Hauptküſſen ] Häuptküſſen A5 ⟨132⟩ 211 Daß ] Das A2A5 jhr ] jhrer A2B1 wenig ] weinig A5 ſeyn die ] ſeyn / die A1 ſeynd / die A2 ſein die A5B1 Warheit ] warheit A5 auß ſchreiben ] außſchreiben A1A3A4A5B1B2C auſſchreiben A2 ⟨133⟩ 212 Daß ] Das A2 5B1 newe ] Newe A1 neuwe A3A4B2C Verſtändigen ] Verſtendigern A1 verſtändigen A2 Verſtändigern A3A4B1B2C newes ] neuwes A3A4B2C ⟨134–151⟩ 213–237 Daß … Hertzen. ] fehlt in A1A2A3A4A5 ⟨134⟩ 213 newe ] neuwe B2C ⟨135⟩ 214 wil / der ] wil der B1B2C mich ] mich nur B1B2C ⟨136⟩ 215 Daß ] Das B1 sammet ] Sammet B1 ⟨137⟩ 216 halb gebackener ] halbgebackener B1B2C ⟨138⟩ 217 Daß … wenig. ] an anderer Stelle im gleichen Abschnitt in B1 denckt ] bedenckt B1 gemeiniglich zu ] fehlt in B2C ⟨139⟩ 218 Daß … Zung. ] Das … Mund. B1 Daß … Mund. B2C an anderer Stelle im gleichen Abschnitt in B1 vff ] in B1B2C Weibs ] Weibes B1 ⟨140⟩ 219 beſt ] beſte B1 ⟨141⟩ 220 Daß ] Das B1 Statt ] Stadt B1 ſeye ] ſey B1 ⟨142⟩ 221 Daß ] Das B1 ⟨143⟩ 222 Daß ] Das B1 jren ] jhren B1B2C kalt der ] kalt / der B1B2C mirs vnmöglich ] mir vnmüglich B1 223 ⟨144⟩ 225 willen. ] willen B1 ⟨145⟩ 226 Daß ] Das B1 Vnruh ] Vnruhe B1 ⟨146⟩ 228 man jhm ] er B1B2C gibt ] bekömpt B1 bekompt B2C ⟨147⟩ 229 Daß ] Das B1 Verwandten. ] Verwandten B1 ⟨148⟩ 230 Daß ] Das B1 betriegen ] betrüben B1 betrügen B2C
3. Apparate
71
zutrawe ] zutrauwe B2C ⟨149⟩ 232 Daß ] Das B1 ⟨150⟩ 234 Daß ] Das B1 verſtehe ] verſteht B1 vnnd ] vnd B1B2C ⟨151⟩ 236 Daß ] Das B1 ⟨152–154⟩ 238–242 Daß … geben. ] fehlt in A1A2A3A4A5B1B2C ⟨154⟩ 241 fœmininum ] kursive Antiqua in D1D2 maſculinum ] kursive Antiqua in D1D2 242 maſculinum ] kursive Antiqua in D1D2 fœminino ] kursive Antiqua in D1D2 ⟨IX⟩ 243 Auß Teutſchland. ] Aus Deutſchland. B1 Normaldruck in Fraktur und größere Schrift als Textbasis in A1A2A3A4A5B1B2CD1D2 ⟨155–167⟩ 244–266 DAß … ſolle. ] DAs … ſolle. A2B1 Initiale über drei Zeilen in A1A3A4 Initiale über zwei Zeilen in A5 kleinere Schrift als Textbasis in A1 ⟨155⟩ 244 DAß ] DAs A2A5B1 liebe ] Liebe B1 Teutſchen ] Deutſchen A5B1 daß ] das A1A2A5 245 Nachkömlingen nur ] Nachkömlingen / nur A2A5 Namen ] Wort oder Namen A1A2B1 Wort oder Nahmen A3A4A5B2C hinderlaſſen ] hinterlaſſen A2A5B1 Affectation ] affectation A1A3A4 affectation A2A5 aufrechte Antiqua in A2A5 vff ] auff A1A2A5B1B1 246 teutſch ] Teutſch A1A2 deutſch A5B1 nennen ] ſagen oder nennen A1A2A3A4A5B1B2C ⟨156⟩ 247 Daß ] Das A2A5B1 Nutz ] nutz A2A5 manchem ] manchen B1 eygen ] eigen A5 Nutzen ] nutzen A2A5 Deckmantel ] deckmantel A2B1 ⟨157⟩ 248 Daß ] Das A2A5B1 priuat ] privat A1B1 privat- A2 privat A5 vnd ] vnnd A4 Nutz nicht ] nutz nit A2 ſubalterna ſondern ] ſubalterna, ſondern A2A5B1 aufrechte Antiqua in A1A2 A5B1 kursive Antiqua in A3A4B2CD1D2 oppoſita ] aufrechte Antiqua in A1A2A5B1 kursive Antiqua in A3A4B2 CD1D2 ſeyn ] ſein A5 ⟨158⟩ 250 Daß ] Das A2A5B1 bey ] vnter A1A2A3A4A5B1B2C zufinden ] zu finden A2 vnſerm ] vnſerem A3A4 HErr ] HERRN A1 HErrn A2A5 HERR A3A4
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
Gott ] GOTT A3A4 GOtt B2C vnfehlbaren Wort ] vnfehlbarn wort A2 vnfehlbahren Wort A5 glaubte / daß ] gleubte / das A2 gläubte / das A5 251 Beſtand ] beſtand A2B1 beſtandt A5 ⟨159⟩ 253 Daß ] Das A2A5B1 ſey Vnion ] ſey / Vnion A2 ſey Union A5 halten / das ] halten: das A3 allerbeſt ] allerbeſte A2A5 bedörffen ] bedürffen A2B1 ⟨160⟩ 254 Daß ] Das A2A5B1 GOttes ] Gottes A1A2A3A4A5B1B2C ewig ] Ewig A5 wehre ] were A2 wehrt A3 ⟨161⟩ 255 Daß ] Das A2A5 Vorſorger ] Verſorger A2 ſey als ] ſey / als A2A5 ⟨162⟩ 256 Daß ] Das A2A5B1 Köpff müſſen ] Köppfe A2 Hüt ] Hüte A2B1 Hüth A5 vnnd ] vnd A1A5B1B2C auffſetzen ] vffſetzen A3A4B1B2C ⟨163⟩ 257 Daß ] Das A2A5B1 Nachwitz ] Nachwitz / A5 jedermans ] jederman A1A3A4 ſeye ] ſey A2A5B1 ⟨164⟩ 258 Daß ] Das A2A5 ſeyn ] ſein A5 etwan ] etwa A2 vnd ] vnnd A5 gefunden in ] gefunden / in A2A5 259 Herren ] Herrn B1 Heuſer vnd ] Häuſer / vnd A1A2 Häuſer / vnnd A5 Häuſern vnd B1 jetzund ] Jetzt A2 Jetzundt A5 haben in ] haben / in A5 260 Bawrenhütte ] Baurenhütte A1A3A4B2C Bawren Hütte A5 ⟨165⟩ 261 Daß ] Das A2A5B1 Kirchhof ] Kirchhoff A1A5 vnd ] vnnd A3A4A5 jhr ] jhre A5 Jnfection ] Infection A1A2A5 aufrechte Antiqua in A1A2A5 kompt ] kömpt A2A5B1 262 vnd ] vnnd B2C zubeſorgen ] zu beſorgen A2 Seuch ] Seuche A2A5 nehmen ] nemen A2 daß ] das B1 ſtürbe ehe ] ſtürbe / ehe A2A5
3. Apparate
73
263 gewahr ] gewar A2 würd / daß ] würde / daß A2 würde / d as A5 würde / das B1 kranck ] Kranck A5 ſeye ] ſey A2A5 ⟨166⟩ 264 Daß ] Das A5B1 erkennet was ] erkennet / was A2A5 Guts ] gutes A2A5 verlohren ] verloren A3A4 iſt ] fehlt in B1 ⟨167⟩ 265 Daß ] Das A5 Reichsſtätten ein ] Reichsſtädten ein A2B1 Reichsſtätten / ein A5 darinn ] darin A2 266 Metz / Achen / Wesel vnd ] Metz vnd Achen / vnd dann A1A2 Metz vnd Achen vnd dann A3A4B1B2C Metz vnnd Achen / vnnd dann A5 Donawert gar ] Donawerth gar A2 Donawert / gar A5 ⟨168–177⟩ 267–285 Wer … werden. ] fehlt in A1A2A3A4A5 ⟨168⟩ 267 Recht ] recht B1B2C Legitimè ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 wil ] fehlt in B1 Legitimè ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 ⟨169⟩ 269 Daß ] Das B1 deß ] des B1 ⟨169 f.⟩ 270 f. vorgehe. Daß ] vergehe / das B1 vorgehe / daß B2C kein neuer Absatz in B1B2C ⟨170⟩ 271 verlöre ] verlöhre B1 behielte ] behilte B2C ⟨171⟩ 272 Daß ] Das B1 vnnd das Gelt ] vnd das Geld B1 ⟨172⟩ 274 verkauft werden. ] ver- und Einfügung von kaufft werden. über der Zeile mittels öffnendem Klammerzeichen in D1D2 ⟨173⟩ 276 Landtsman ] Lantsman B1 Außlender die Füß ] Außländer die Füſſe B1 ⟨175⟩ 279 Außlendiſchen ] Außländiſchen B1 Teutſchen durch Teutſchen ] Deutſchen durch Deutſchen B1 zuvertilgen pflegen. ] zuver- und Einfügung von tilgen pflegen. über der Zeile mittels öffnendem Klammerzeichen in D1D2 ⟨176⟩ 281 eynerley ] einerley B1B2C eignen ] eygnen B1 282 283 Ehlen ] Elen B1 ⟨177⟩ 284 Daß ] Das B1 Publicum ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 Privatas actiones ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2CD1D2 ⟨178–195⟩ 286–315 Daß … zuruffen. ] Das … zuruffen vnd zuleſchen. B1 Daß … zuruffen vnd zuleſchen B2 fehlt in A1A2A3A4A5C ⟨178⟩ 286 dörffen ] därffen B1 287 jhnen geliebt. ] Einfügung über der Zeile mittels öffnendem Klammerzeichen in D1D2 ⟨179⟩ 288 Daß ] Das B1
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
vnd ] vnnd B2 289 bringen ] bracht haben B1B2 ⟨180⟩ 290 Daß ] Das B1 ⟨181⟩ 291 Daß ] Das B1 weniger vom ] weniger von B1 ⟨182⟩ 292 Daß ] Das B1 ⟨183⟩ 293 Daß ] Das B1 Reſpubl⟨ica⟩ ] Reſpubl. B1B2D1D2 aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 frembde ] fremdde B1 295 Coloniæ ] Colonia B1 ⟨184⟩ 296 Daß ] Das B1 vnnd ] vnd B1 ⟨185⟩ 298 Daß ] Das B1 Großſprecher ] Grosſprecher B1 Termini convertibiles ] Termini Convertibiles B1B2 aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 ⟨186⟩ 299 Daß ] Das B1 theureſte ] thewreſte B1 vnnd ] vnd B1B2 300 Hauß ] Haus B1 ⟨187⟩ 301 Daß ] Das B1 Bacchum ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 deß ] des B1 Venerem ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 ⟨188⟩ 303 Daß ] Das B1 Männlein ] Mänlein B1 auffkommen ] ſchier auff kommen B1 ſchier auffkommen B2 etwan ] etwan hiebevor B1B2 ⟨189⟩ 304 Daß ] Das B1 ſoll ] ſol B1B2 wie viel ] wieviel B2 mehr ] mehr ſol man B1 mehr ſoll man B2 305 ReligionsVerwandten? ] Religions Verwanten guts thun. B1 Religions Verwanten guts thun. B2 ⟨190⟩ 306 Daß ] Das B1 inheimiſche ] inheimiſcher B1B2 außlendiſche ] auslendiſchen B1 außlendiſchen B2 307 die verdecken vnd obſcuriren die Sonn von welchen ſie ] gegen der Sonne / als die ſie verdecken vnnd obſcuriren / wann ſie von derſelben B1B2 ⟨191⟩ 309 Teutſchen ] Deutſchen B1 ⟨192⟩ 310 Daß ] Das B1 zu viel ] zuviel B1 Barbariſmus ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 zu viel ſchamhafften bißweilen ] zuviel ſchamhafften bisweilen B1 ⟨193⟩ 312 Daß ] Das B1 hölet ] holet B1
3. Apparate
75
⟨194⟩ 313 Daß ] Das B1 314 regieret ] regiret B1 ⟨195⟩ 315 Daß ] Das B1 ⟨196–215⟩ 316–348 Daß … nehmen. ] fehlt in A1A2A3A4A5B1B2C ⟨199⟩ 321 cum Priuilegio ] kursive Antiqua in D1D2 ⟨201⟩ 324 ReichsConſtitutiones ] kursive Antiqua in D1D2 ⟨208⟩ 335 æquivocirn ] kursive Antiqua in D1D2 ⟨210⟩ 339 ſinceriren vnd æquivociren ] kursive Antiqua in D1D2 ⟨215⟩ 348 vorlieb nehmen. ] Einfügung über der Zeile mittels öffnendem Klammerzeichen in D1D2 ⟨X⟩ 349 Auß Böhmen. ] fehlt in C Normaldruck in Fraktur und größere Schrift als Textbasis in A1A2A3A4A5B1B2D1D2 ⟨216–223⟩ 350–357 DAß … Verrähters. ] DAs … Verrähters. A2A5B1 fehlt in C Initiale über drei Zeilen in A3A4 Initiale über zwei Zeilen in A5 kleinere Schrift als Textbasis in A1 ⟨216⟩ 350 Schwerd ] Schwerdt A1A5 Schwert A2 ſchärpffer ] ſchärffer A1A2A5 ſchneidet / als ] ſchneidet als B1 jenig ſo ] jenige / ſo A2A5 ⟨217⟩ 351 Daß ] Das A2A5B1 begiriger ] begieriger A1A2A5 anzufangen als ] anzufangen / als A2A5 ⟨218⟩ 352 Daß ] Das A2A5B1 ſey als ] ſey / als A2A5 ⟨219⟩ 353 Daß wer ] Das / wer A2 Das wer A5B1 offentliche ] offentlichen A1A3A4B1 öffentlichen A2A5 bauwet ] bawet A1A2A5B1 jederman ] viel A1A2A3A4A5 regiſtriren ] regiſteriren A2 laſſen. ] laſſen B1 ⟨220⟩ 354 Daß ] Das A2A5B1 were die ] were / die A2 außzujagen ] aus zujagen B1 wenn ] wann A2 ⟨221⟩ 355 Daß ] Das A5B1 ſtreiten ] ſtreitten A1 Gelt ] Geld A1A3A4 Geldt A5 ⟨222⟩ 356 Daß ] Das A2A5B1 Cautel ] Cautel A2A5 aufrechte Antiqua in A2A5 ſey / keinem ] ſey keinen B1 glauben ] glauben geben A1A2A3A4A5B1B2 ⟨223⟩ 357 Daß ] Das A2A5B1 Nam eins ] Nahm eines A5 ⟨224–234⟩ 358–372 Daß … Geſetz brechen kan. ] Das … Geſetze. B1 Daß … Geſetz. B2 fehlt in A1A2A3A4A5C ⟨224⟩ 358 genug ] genung B1
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
Halß ] Hals B1 ⟨225⟩ 359 Daß ] Das B1 Vnderthanen ] Vnterthanen B1 vnnd ] vnd B1B2 vndertruckt ] vnterdruckt B1 vndertruckt gewiß ] vnterdruckt gewis B1 ⟨226⟩ 361 Daß ] Das B1 beyeinander ] bey einander B1B2 ⟨227⟩ 362 Daß ] Das B1 ⟨228⟩ 363 Daß ] Das B1 ⟨229⟩ 364 Daß ] Das B1 365 wöll ] wolle B1B2 ⟨230⟩ 366 Daß ] Das B1 ⟨231⟩ 367 Daß ] Das B1 allezeit gern auß ] allzeit gern aus B1 ⟨232⟩ 368 Daß ] Das B1 ⟨234⟩ 371 Daß ] Das B1 man ] breche / man B1 vnnd ] vnd B1 keine ] kein B1 brechen kan. ] Einfügung über der Zeile mittels öffnendem Klammerzeichen in D1D2 ⟨XI⟩ 373 Auß dem Läger. ] fehlt in A1A2A3A4A5C Normaldruck in Fraktur und größere Schrift als Textbasis in B1B2D1D2 ⟨235⟩ 374 f. DAß … geweſen. ] Daß … geweſen. A1A3A4 Das … geweſen. A2A5 an anderer Stelle im Abschnitt Auß Böhmen in A1A2A3A4A5 fehlt in C kleinere Schrift als Textbasis in A1 374 Antiquarij ] Antiquarii A2 Antiquarii A3 Antiquarij A4 aufrechte Antiqua in A1A2B1 kursive Antiqua in B2D1D2 ſeyen ] ſeyn A2 seyn / A5 vnnd ] vnd A1A3A5B1 375 aller erſte ] allererſte A1A3A5B1B2 allerbeſte A2 Bett der ] bett / der A2 Bett / der A5 grund ] Grund A1 grundt A5 ⟨236⟩ 376 Daß … Glück. ] Das … glück. A2A5 an anderer Stelle im Abschnitt Auß Böhmen in A1A2A3A4A5 fehlt in C kleinere Schrift als Textbasis in A1 Kriegen eben ] kriegen eben A2 Kriegen / eben A5 ſey als ] ſey / als A2A5 Glück ] glück A2A5 ⟨237–249⟩ 377–395 Daß … auff. ] Das … auff. B1 fehlt in A1A2A3A4A5C ⟨237⟩ 377 ſach / vnnd ] ſach vnd B1 ſach vnnd B2 Gewiſſen / eins ] Gewiſſen eins B1B2 378 Courage ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 ⟨238⟩ 379 Daß ] Das B1 Hend vnnd ] Händ vnd B1 habe / der thut ] habe der thue B1
3. Apparate
77
⟨239⟩ 381 offentlichen zumachen. ] Einfügung über der Zeile mittels öffnendem Klammerzeichen in D1D2 ⟨240⟩ 383 Daß ] Gas B1 Diſciplin ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 ⟨241⟩ 384 vnden ] vnten B1 ⟨242⟩ 385 Daß ] Das B1 ⟨243⟩ 386 Daß ] Das B1 ⟨244⟩ 387 zu ſterben ] zuſterben B1B2 nicht ] nit B1 ⟨245⟩ 388 ermüde / der ] ermüde der B1 führt ] führet B1 ⟨246⟩ 389 f. Daß … zuverfechten. ] Das … zuverfechten. B1 zugehörig zum vorhergehenden Absatz in B1 ⟨246⟩ 389 gerechte ] gereche B1 ⟨247⟩ 391 Daß ] Das B1 abbruch ] Abbruch B1 ⟨248⟩ 392 Daß ] Das B1 vnnd ] vnd B1 neuwes ] newes B1 393 Victori ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 Herrlichkeit nichts neuwes ] Herrligkeit nichts newes B1 ⟨249⟩ 394 Fleiſch / vnd ] Fleiſch vnd B1 ⟨250–262⟩ 396–420 Daß … Fabios. ] fehlt in A1A2A3A4A5B1B2C kursive Antiqua in D1D2 ⟨251⟩ 398 Medici ] kursive Antiqua in D1D2 ⟨262⟩ 420 Cunctatores ] kursive Antiqua in D1D2 ⟨XII⟩ 421 Auß Franckreich. ] Aus Franckreich. B1 fehlt in C Normaldruck in Fraktur und größere Schrift als Textbasis in A1A2A3A4A5B1B2D2 ⟨263–268⟩ 422–431 DAß … guts. ] DAs … guts. A2A5B1 fehlt in C Initiale über drei Zeilen in A1A3A4 Initiale über zwei Zeilen in A5 kleinere Schrift als Textbasis in A1 ⟨263⟩ 422 Land ] Landt B1 Glieder ] Glider A1 eins deß ] eins / vnd der rechte Arm deß A1A2 eins vnd der rechte Arm deß A3A4B2 eins / vnnd der rechte Arm des A5 eins vnd der rechte Arm des B1 Königsreichs ] Königreichs A1A2A3A4B1B2 ⟨264⟩ 423 Daß ] Das A2A5B1 Wirt aber ] Wirthe / aber A2 Wirte / aber A5 Wirth aber B1 ⟨265⟩ 424 Daß ] Das A2A5B1 jhrem ] jrem B1 lieblichſten halten ] lieblichſten / halten A5 ⟨266⟩ 426 Daß ] Das A2A5 Feindt ] Feind A1A2A3A4A5B1B2 anlauff ] Anlauff A1 über ] vber A1A2A5B1 427 Gebirg ] Gebirge A5 laufft ] leufft A2 läufft A5 führet ] füret A2
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
ereylet ] erreylet B1 habe ] hab A1A3A4B1B2 428 gedult ] Gedult B1 über ] vber A1A2A5B1 klein ] kleine A2A5 weil wirſtu ] weile / wirſtu A5 truckenem ] druckenem A2 truckenen B1 darüber ] darvber B1 ⟨267⟩ 429 Daß ] Das A2A5B1 Eytelkeit / Beſchiß ] Eytelkeit Beſchiß A5 vnd ] vnnd A5 Armuthey ] Armutey A2 430 Teutſchlandt ] Teutſchland A1A2A3A4B2 Deutſchland A5 Teudſchland B1 Häußlich ] häußlich A2A3A4B1B2 nider zulaſſen ] niederzulaſſen A2A5 niderzulaſſen A3A4 ⟨268⟩ 431 Daß ] Das A5 allezeit ] allzeit B1 ⟨269⟩ 432 f. Daß … machen. ] fehlt in A1A2A3A4A5C ⟨XIII⟩ 434 Auß Spanien. ] Aus Spanien. B1 fehlt in C Normaldruck in Fraktur in A1A2A3A4A5B1B2D1D2 größere Schrift als Textbasis in A1A2A3A4A5B1 B2 ⟨270–277⟩ 435–445 ES … vnruh. ] ES … vnruhe. A2A5 ES … Vnruhe. B1 fehlt in C Initiale über drei Zeilen in A1A3A4 Initiale über zwei Zeilen in A5 kleinere Schrift als Textbasis in A1 ⟨270⟩ 435 verlaut daß ] verlaut / das A2A5 verlaut das B1 zu ſchicken zurüſte ] zuſchicken zurüſte A1A4B1B2 zuſchicken / zurüſte A5 436 daß ] das A2A5B1 wann ] fehlt in A2A5 dardurch ] dadurch B1 meynet alles ] meinet alles A1 meinet / alles A2A5B1 meynet / alles A3A4B2 ⟨271⟩ 437 Gold ] Golt A4B2 Goldt A5 Welt / die alt ] Welt die alte A2 ⟨272⟩ 438 Daß ] Das A2A5B1 Golt ] Gold A2A3B1 Goldt A5 glentzet. ] gleiſt A1 gleiſt. A2A3A4A5B1B2 ⟨273⟩ 439 Daß wann ] Das / wann A2 Das wann A5B1 Bapſt ] Pabſt A2 were ] wehre A5 könne ] müſte A1A2A3A4A5 könte B1B2 in ] inn A2 Engelland ] Engellandt A5 Spanien B1 ⟨274⟩ 440 Daß das ] Das das A2B1 Das daß A5 Mittel ] mittel A2 ſey frembde ] ſey / frembde A1A5 Herrſchafften ] Herrſchafft A2 bendig ] bändig A5
3. Apparate
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zu machen ] zumachen A3A4A5 daß ] das A2A5B1 Rähte ] Räthe A2 vnd ] fehlt in B1 441 Geſandten zuvor ] Geſandten / zuvor A5 ⟨275⟩ 442 Daß ] Das A2A5B1 ein groß ] eine groſſe A2A5 ⟨276⟩ 443 Daß ] Das A2A5 begnügen ſtehe ] benügen / ſtehe A1 begnügen / ſtehe A2A3A4A5B1B2 meynen ] meinen A1A2A5B1 444 Heymat ] Heimat A1A2 regnet ] regne A2 ⟨277⟩ 445 Daß ] Das A2A5B1 Lands ] Landes A2A5 vnruh ] vnruhe A5 ⟨278⟩ 446 Daß wer … förchten. ] Das / wer … fürchten. A2 Das wer … fürchten. A5 Das wer … förchten. B1 fehlt in A1C jederman ] jedermann A2 wird ] wirdt A2 jederman ] jedermann A2 ⟨279–282⟩ 447–453 Daß … ſey. ] Das … ſey. A2A5B1 fehlt in C ⟨279⟩ 447 ein ] einen A2 übler ] vbler A1A2A5B1 448 förchten ] fürchten A2A5 fürchthen B1 ⟨280⟩ 449 Daß ] Das A2A5 Daſz B1 vnd ] vnnd A5 Weitläufftigkeit ] weitleufftigkeit A2A5 Weitlaufftigkeit A1A3A4 eygner ] eigner B1 fehlt in A2 zerſtörung ] zerſtörunge A2A5 450 ſeye ] ſey A2A5B1 ⟨281⟩ 451 Daß ] Das A2A5 Daſz B1 vff ] auff A1A2A5B1 Leut ] Leute A2A5 Leuten B1 koſten ] Koſten B1 dapffer ] tapffer A2A5B1 vff ] auff A1A2A5B1 ſein ] ſeyn B1 eygen ] eygenen A2 eigen A5 koſten ] Koſten B1 ſchmale ] ſchmalle A5 Bißlein ] bißlein A2 geſundeſte ] geſündeſte A1A2A3A4A5B2 452 diet ſeye ] Diet ſey A1A3A4A5B1 Dietſey A2 Diet ſeye B2 ⟨282⟩ 453 Daß ] Das A2A5 ein Pomerantz ] eine Pomerantz A5 Zanſtöhrer ] Zanſtörer A1 Zahnſtürer A2 Zahnſtöhrer A5 eſſen ] Eſſen B1
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
⟨283–288⟩ 454–461 Daß … Wort. ] Das … Wort. B2 fehlt in A1A2A3A4A5C ⟨283⟩ 454 vergeblich ] vergeblichs B1B2 ⟨284⟩ 455 Daß ] Das B2 wil / der ] wil der B2 groſſes ] groß B1 ⟨285⟩ 456 Daß ] Das B1B2 ausgenommen ] außgenommen B1 ⟨286⟩ 457 Daß ] Das B2 ⟨287⟩ 458 Daß ] Das B1B2 Werck ] Werck ſpüre B1B2 vnnd ] vnd B1 Germanos nullas ferre poſſe contumelias. ] Germanos nullas ferre poſſe contumelias. Das iſt / die Deutſchen können keine Leſterwort / oder Schme wort leyden. B1 aufrechte Antiqua in B1D1D2 kursive Antiqua in B2 ⟨288⟩ 460 Daß ] Das B1B2 Teutſchen verrümbde ] Deutſchen verrumbde B1 461 Teutſchland ] Deutſchland B1 ⟨289–294⟩ 462–485 Daß … wolle. ] fehlt in A1A2A3A4A5B1B2C ⟨292⟩ 467 Monarchi ] aufrechte Antiqua in D1D2 Fuentes ] aufrechte Antiqua in D1D2 ⟨294⟩ 477 Theologo ] aufrechte Antiqua in D1D2 Wetterhanen⟨ /⟩ gerngroſſen ] Wetterhanen gerngroſſen D1D2 478 Prælaten⟨ /⟩ Hochheit ] Prælaten Hochheit D1D2 aufrechte Antiqua in D1D2 480 Patricio ] aufrechte Antiqua in D1D2 481 Secretario ] aufrechte Antiqua in D1D2 ⟨XIV⟩ 486 Auß Engelland. ] Aus Engeland. B1 fehlt in C Normaldruck in Fraktur in A1A2A3A4A5B1B2D1D2 größere Schrift als Textbasis in A1A2A3A4A5 B 1B 2 ⟨295–296⟩ 487–490 DAß … Curteſia. ] DAs … Curtheſia. A2A5 DAs … Curteſia. B1B2 fehlt in C Initiale über drei Zeilen in A1A3A4 Initiale über zwei Zeilen in A5 kleinere Schrift als Textbasis in A1 ⟨295⟩ 487 Mannsbild ] Mannsbildt A2 Mansbild B1 einem ] eim B1 verſtand ] Verſtand A1A2A3A4B1B2 ärgſte ] ärgeſt e A5 ergſte B1 Hermaphrodit⟨.⟩ ] Hermaphrodit. A1A2A3A5B1B2 Hermaphrodit D1D2 ⟨296⟩ 488 Daß ] Das A2A5B1B2 wolfeylers ] wolfeilers A1 ſeye ] ſey A1A2A5B1 als ] alß A5 das ] fehlt in A2 Geld ] Gelt A3 vnd ] vnnd A4A5 müſſiger ] müßiger A1 müſiger A5 Leut ] Leuthe A2 Leute A5B1 Curteſia ] Curtheſia A5
⟨297⟩
3. Apparate
489 f.
81
Daß … philoſophirt.] Das … philoſophirt. B1 Das … philoſophirt. B2 fehlt
in A1A2A3A4A5C aufrechte Antiqua in B1 ⟨297⟩ 489 jenige ] jenigen B1 Philoſophus ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2
⟨XV⟩ 491 Auß Jtalien. ] Auß Jtalia. A1 Aus Jtalien. B1 fehlt in C Normaldruck in Fraktur in A1A2A3A4A5B1B2D1D2 größere Schrift als Textbasis in A1A2A3A4A5B1B2 ⟨298⟩ 492 f. DAß wo die … thun. ] DAs / wo … thun. A2 DAs wo die … thun. B1B2 fehlt in C Initiale über drei Zeilen in A1A3A4 Initiale über zwei Zeilen in A5 kleinere Schrift als Textbasis in A1 492 Rationes ſtatus ] aufrechte Antiqua in A1A2A5B1 kursive Antiqua in A3A 4B 2D 1D 2 Regier Vörteil ] Regier vörtheil A1 Regiervortheil A2 RegierVörteil A4 Re gierVortheil A5 Regier Vorteil B1 gebraucht ] gebrauchet A2 daſelbſten ] da ſelbſten B1 493 Vbel ] vbel A1A2A5B1 ⟨299–304⟩ 494–504 Daß … thun. ] Das … thun. B1B2 fehlt in A1A2A3A4A5C ⟨299⟩ 494 Frombkeit ] Frömbkeit B1 vnnd ] vnd B1B2 daß ] das B1B2 oder ] oder nur B1 ⟨300⟩ 496 Daß ] Das B1B2 Teutſche ] Deutſche B1 ⟨301⟩ 497 Daß ] Das B1B2 neuw ] new B1 ⟨302⟩ 499 Daß ] Das B2 deß ] des B1B2 Keyſers vnd ] Spaniers / vnd B1 ⟨303⟩ 500 Daß ] Das B2 ⟨304⟩ 501 Daß ] Das B2 502 noth ] Noth B1 auß ] aus B1B2 Land ] Lande B1 503 auß ] aus B1B2 Gelt ] Geld B1 ⟨XVI⟩ 505 Auß Niederland. ] Auß Niderland. A1 Aus Niederland. B1 fehlt in C Normaldruck in Fraktur in A1A2A3A4A5B1B2D1D2 größere Schrift als Textbasis in A1A2A3A4A5B1B2 ⟨305⟩ 506 f. DAß … vorſehen. ] DAs … vorſehen. A2A5B1B2 fehlt in C vor- und Einfügung von ſehen. über der Zeile mittels öffnendem Klammerzeichen in D1D2 Initiale über drei Zeilen in A1A3A4 Initiale über zwei Zeilen in A5 kleinere Schrift als Textbasis in A1 506 vnd ] vnnd A2
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
Demagogus ] aufrechte Antiqua in A1A2A5B1 kursive Antiqua in A3A4B2 D1D2 voneinander ] von einander A1A2A3A4A5B1B2 als ] alß A5 vnnd ] vnd A1A2A3A4A5B1B2 ⟨306⟩ 508 Daß ] Das A2A5B1B2 vnderm ] vnterm A2A5B1 deß ] des A2B1B2 Guten ] guten A2A5 Vbel ] vbel A2A5B1 ⟨307–308⟩ 509–510 Daß … Friede. ] Das … Friede. B1B2 fehlt in A1A2A3A4A5C ⟨307⟩ 509 Gelährter ] Gelehrter B1 dann ] denn B1 newe ] neuwe B2 ⟨308⟩ 511 Daß ] Das B2 deß ] der B1 des B2 Spaniers ] Spanier / Hollender vnd Niderländer B1 ſein ] jhr B1 ⟨309–322⟩ 511–535 Daß … ſchleg⟨t⟩. ] Daß … ſchleg×. D1D2 fehlt in A1A2A3A4A5B1B2C ⟨309⟩ 512 werde. ] Einfügung über der Zeile mittels öffnendem Klammerzeichen in D1D2 ⟨XVII⟩ 535 Auß dem Biſthumb. ] Aus dem Biſtthumb. B1 fehlt in A1A2A3A4A5C Normaldruck in Fraktur in B1B2D1D2 größere Schrift als Textbasis in B1B2 ⟨323–326⟩ 537–545 DAß … glaubt. ] DAs … glaubt. B1B2 fehlt in A1A2A3A4A5C ⟨324⟩ 538 Daß ] Das B2 ſey wie ] ſey / wie B1 Bawr ] Baur B1B2 wanns ] wans B1 539 vff ] auff B1 Bapſt ] Babſt B2 Bapſt ] Babſt B2 recht / ſo ] recht ſo B1 540 vff ] auff B1 ⟨325⟩ 541 Daß ] Das B2 geräths ] geraths B1B2 gewonnens ] gewonnen B1 543 zuvor auch ] auch zuvor B1 ⟨326⟩ 544 Daß ] Das B2 daß ] das B2 jhnen ] jnen B1 mehr glaubt. ] Einfügung über der Zeile mittels öffnendem Klammerzeichen in D1D2 ⟨327⟩ 546 f. Daß … Weg. ] Daß … weg. A3A4 Das … Weg. A5B1 an anderer Stelle im Abschnitt Auß den Kirchen in A1A2A3A4A5B1B2C ſich ] fehlt in A2 546 häuffig ] heuffig A2
3. Apparate
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vnd ] vnnd A2A4A5 getreng ] gedreng A2A5 daß ] das A5B1 zubeſorgen man ] zubeſorgen / man A1A3A4A5B1B2C zu beſorgen / man A2 breiten ] breyten A5 ⟨328–331⟩ 548–556 Daß … außgehen. ] fehlt in A1A2A3A4A5B1B2C ⟨331⟩ 556 turbatos imperij ſtatus ] kursive Antiqua in D1D2 ⟨XVIII⟩ 557 Auß der Neutralitet. ] Aus der Neutralitet. B1 fehlt in A1A2A3A4A5C Normaldruck in Fraktur in B1B2D1D2 größere Schrift als Textbasis in B1B2 ⟨332–336⟩ 558–574 DAß … Spectatores. ] DAs … Spectatores. B1B2 fehlt in A1A2A3A4A5C aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 ⟨332⟩ 558 vnder zwoen ] vnter zween B1 wird ] wirt B2 ⟨333⟩ 560 Daß ] Das B1B2 vnſers ] vnſer B1 will ] fehlt in B1 deß ] des B1B2 ⟨334⟩ 561 Daß ] Das B1B2 vnteutſch ] vndeutſch B1 562 deßgleichen ] desgleichen B2 Wörtlein ] wörtlein B1 man es vff gut teutſch ] mans auff gut deutſch B1 563 etlich verteutſch ] etliche verdeutſcht B1 iſt / weder ] iſt weder B1 564 vor ſich ] vorſich B1B2 565 verteuſcht ] verdeutſcht B1 gemeinlich vff ] gemeiniglich auff B1 566 vntrew ] Vntrew B1 theil ] Theil B1 theil ] Theil B1 jhnen ] jnen B2 567 darvor ] davor B1 568 teutſchen ] deutſchen B1 ⟨335⟩ 569 Hauß ] Haus B2 oben herab ] obenherab B1 beſäycht ] beſchüttet B1B2 vnden ] vnten B1 570 beräucht ] bereuchert B1 beräuchert B2 ⟨336⟩ 571 Daß ] Das B1B2 wird / als ] wird als B2 572 Otioſi ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 ⟨337⟩ 573 f. Daß … ſitzen. ] fehlt in A1A2A3A4A5B1B2C 573 Vtriusque ] kursive Antiqua in D1D2 inter vtrumque ] kursive Antiqua in D1D2
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
⟨XIX⟩ 575 Auß dem Jeſuiter Collegio. ] Aus dem Jeſuiter Collegio. B1 fehlt in A1A2A3A4A5C Normaldruck in Fraktur in B1B2D1D2 größere Schrift als Textbasis in B1B2 aufrechte Antiqua in B1 ⟨338–355⟩ 576–607 DAß … hernach. ] DAs … hernach. B1B2 fehlt in A1A2A3A4A5C ⟨338⟩ 577 ſchwören ] ſchweren B1 guten ] gutem B1 ⟨339⟩ 578 Daß ] Das B1B2 jhme ] jhm B1 ſchuldig ſeye ] ſchüldig ſey B1 ⟨340⟩ 579 Daß ] Das B1B2 deß ] des B1B2 Hülff ] Hülff vnd Beyſtand B1 Hülff vnnd Beyſtandt B2 ⟨341⟩ 580 Daß ] Das B1B2 zu erbarmen ] zuerbarmen B1 daß ] das B2 finden / die ſich zuabthuung der ketzeriſchen Fürſten vnd ] finden die ſich zu abthu ung der B1B2 ⟨342⟩ 582 Römiſch ] Römiſche B1 ⟨343⟩ 583 Daß ] Das B1 hab / vnd ] habe vnd B1 hab vnd B2 Prætext ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 ⟨344⟩ 584 Daß ] Das B1B2 ein Land ] die Welt B1B2 wil / müß ] wolle / müſſe B1B2 es ] es ſtrack B1B2 jhm ] jhr B1B2 ⟨345⟩ 586 Daß ] Das B1B2 ſey ] ſey vmb B1B2 zu erhalten / was ] zu erhalten was B1 zuerhalten was B2 ſage ] ſagt B1 587 er ] derſelb B1B2 ⟨346⟩ 588 Daß ] Das B1B2 einander / der ] einander der B1B2 ſey ] ſey / davon ſie ſich nehren B1B2 ⟨347⟩ 589 Daß ] Das B1B2 jhm ] jm B1 geſchworen. ] geſchworen B1 ⟨348⟩ 590 Daß nichts beſſer ] Das nichts beſſers B1B2 exemt ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 à foro, ſo ] a foro ſo B1 aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 591 nimmer ] fehlt in B1 ⟨349⟩ 592 Daß ] Das B1B2 Prætext ſey einem ] prætext ſey einen B1 aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 zunehmen ] zunemen B1 die ] ein B1
3. Apparate
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⟨350⟩ 594 Daß ] Das B1B2 (Re-gion) ] (Region B1 595 Liga ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 darzwiſchen ] dar zwiſchen B1 darauß ] daraus B1B2 ⟨351⟩ 596 Daß ] Das B1B2 Monarchia ] Monarchi B1B2 nichts ] nichtes B1 597 auß ] aus B1B2 ⟨352⟩ 598 Geſellſchaft / ſich ] Geſelſchafft ſich B1 Geſellſchaft ſich B2 vnbillich ] vnbillig B1 deß ] des B1B2 HErren ] HERR B1 HERREN B2 Sperrsatz in B1B2 599 HErr ] HErrn B1 HERR B2 Sperrsatz in B2 600 werden ] worden B1 Diß ] Dis B1B2 ⟨353⟩ 601 Gott ] GOtt B1B2 Societet] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 Land vnd Leute ] ſein Land B1B2 ⟨354⟩ 603 Septentrionem vnd ] Septentrionen vnnd B1B2 aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 604 Meridiem ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 vnderſich ] vnter ſich B1 haben ] haben werden B1B2 die Jeſuiten vnd Spanier ] vnd die Jeſuiten B1B2 ⟨355⟩ 607 durchbringt ] durch bringt B1 zeugt ] zeucht B1B2 Corpus ] aufrechte Antiqua in B1 kursive Antiqua in B2D1D2 ⟨XX⟩ 608 Auß Schweitzerland. ] fehlt in A1A2A3A4A5C Normaldruck in Fraktur in B1D1D2 größere Schrift als Textbasis in B1 ⟨356–359⟩ 609–613 DAß … könne. ] fehlt in A1A2A3A4A5C ⟨357⟩ 611 Moribus ] aufrechte Antiqua in B1D1D2 kursive Antiqua in B2 ⟨358⟩ 612 Mannheit ] Manheit B1 Rempub⟨licam⟩ ] Rempubl B1 Rempubl. B2 Rempub. D1D2 aufrechte Antiqua in B1D1D2 kursive Antiqua in B2 vff / alſo ] auff bringe alſo B1 ⟨359⟩ 613 Volcks ] Volckes B1 ⟨360 f.⟩ 615–618 Da⟨ß⟩ … Wüſten. ] fehlt in A1A2A3A4B1B2C ⟨361⟩ 617 Da⟨ß⟩ ] Das D1D2 ⟨XXI⟩ 619 Auß dem Sawerbrunnen. ] fehlt in A1A2A3A4A5C Normaldruck in Fraktur in B1B2D1D2 größere Schrift als Textbasis in B1B2 ⟨362–369⟩ 620–628 DA⟨ß⟩ … Geſundeſten. ] DAß … Geſundeſten. B1 fehlt in A1A2A3A4A5C ⟨362⟩ 620 Medicus ] aufrechte Antiqua in B1D1D2 kursive Antiqua in B2 ⟨363⟩ 621 Da⟨ß⟩ ] Daß B1B2 Das D1D2
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
geſund ſey vngeſund ] geſundt ſey vngeſundt B1B2 ⟨364⟩ 622 Da⟨ß⟩ ] Daß B1B2 Das D1D2 ⟨365⟩ 623 Da⟨ß⟩ ] Daß B1B2 Das D1D2 darvon ] davon B1B2 ⟨366⟩ 624 Da⟨ß⟩ ] Daß B1B2 Das D1D2 ⟨367⟩ 625 Da⟨ß⟩ ] Das B1D1D2 Daß B2 ⟨368⟩ 626 Da⟨ß⟩ ] Daß B1B2 Das D1D2 Medici die gefehrlichſte Rathsherren ] Medici die gefehrlichſten Rathsherrn B1 aufrechte Antiqua in D1D2 kursive Antiqua in B2 ⟨369⟩ 627 Da⟨ß⟩ ] Das B1D1D2 Daß B2 deß ] des B1 629 ENDE. ] fehlt in C Fraktur in A1A3A4B1B2 Schwabacher in A2D1D2 Sperrsatz in A1A2A3A4B1B2D1D2 größere Schrift als Textbasis in A1A2A3 A 4B 1B 2D 1D 2 ⟨XXII⟩ 630 Zeitung … Verlauff. ] fehlt in A1A2A3A4A5B1B2C größere Schrift als Textbasis in D1D2 Chur Pfaltz ] ChurPfaltz D1 ⟨370–375⟩ 631–639 Daß … mache. ] fehlt in A1A2A3A4A5B1B2C ⟨372⟩ 634 eygen ] eigen D1 ⟨373⟩ 635 Critici ] kursive Antiqua in D1D2 variantem lectionem ] kursive Antiqua in D1D2 P. P. patres, alias proditores Patriæ ] kursive Antiqua in D1D2 ⟨374⟩ 637 zeit ] Zeit D1 ⟨376–426⟩ 640–723 Daß … Kindtauffen. ] fehlt in A1A2A3A4A5B1B2 ⟨377⟩ 641 corpus ] aufrechte Antiqua in C kursive Antiqua in D1D2 zuertragen zuſchwer ] zu ertragen zu ſchwer C ⟨378⟩ 642 zuverderben ] zu verderben C ⟨381⟩ 645 Calviniſten ] Caluiniſten CD1 darin ] darinn CD1 jederman ] jedermann C ⟨382⟩ 647 wider ] wieder C mache ] machen CD1 ⟨383⟩ 648 Patrioten ] aufrechte Antiqua in C kursive Antiqua in D1D2 ⟨384⟩ 650 jhn ] jn CD1 ⟨386⟩ 652 Pfaltzgräfiſch geheye ] Pfaltzgräfiſch / geheye CD1 653 Calvinisten ] Caluinisten C ⟨387⟩ 654 ⟨N⟩achbarn ] Nachbarn CD1 ×achbarn D2 ⟨388⟩ 655 ſelber nicht ] nicht ſelber CD1 ⟨389⟩ 656 zubeſorgen ] zu beſorgen C wider ] wieder C KriegßBeſtallung ] KriegsBeſtallungen CD1 657 ⟨390⟩ 658 Neyd ] Neid CD1 ⟨391⟩ 660 defenſionWerck ] aufrechte Antiqua in C kursive Antiqua in D1D2 661 einnehmen ] einnemen C ⟨394⟩ 664 GOtt ] Gott C ⟨396⟩ 667 will ] wil C
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⟨398⟩ 673 anbefohlene ] anbefolene C ⟨399⟩ 674 Monarchy ] Monarchei C ⟨400⟩ 676 Zehen Gebot ] ZehenGebot C jhm ] jm D1 677 wider ] wieder C ⟨402⟩ 679 Schaf ] Schaff C ⟨403⟩ 681 cujonire die ] cuionire, die C aufrechte Antiqua in C kursive Antiqua in D1D 2 682 Pferd ] Pferdt C ⟨404⟩ 683 Venus, Bacchus ] aufrechte Antiqua in C kursive Antiqua in D1D2 vnd ] vnnd C Mercurius ] aufrechte Antiqua in C kursive Antiqua in D1D2 ⟨405⟩ 684 Armada ] Armade C Armada ] Armade C ⟨406⟩ 687 Evangeliſches ] Euangeliſches C hinwiderumb ] hinwiederumb C annehme ] anneme CD1 ⟨407⟩ 688 Diebe ] Dieb CD1 ⟨408⟩ 689 Daß ] Das D1 Kreyden ] Kreiden CD1 ⟨409⟩ 691 reſolvirten ] reſoluirten CD1 aufrechte Antiqua in C kursive Antiqua in D 1D 2 Leuth ] Leut C ⟨411⟩ 695 Feldläger ] Feldleger CD1 ⟨413⟩ 699 Herren ] Herrn CD1 ⟨414⟩ 701 Kriegßweſen ] Kriegsweſen CD1 auff ] vff CD1 vnd Macht ] vnnd Macht C vnd ] vnnd D1 702 Grad ] Gradt C Vngeſchickligkeit ] Vngeſchicklichkeit CD1 ⟨415⟩ 703 rechtſchaffener ] Rechtſchaffener C Worten ] worten C tapffern ] dapffern C 704 ⟨416⟩ 705 Obe⟨n⟩traut ] Obentraut CD1 Obertraut D2 Excuſation ] aufrechte Antiqua in C kursive Antiqua in D1D2 ⟨417⟩ 707 Land ] Landt C Vatterland ] Vatterlandt C 708 Geheimniß ] Geheimnuß CD1 ſeyn ] ſein C ⟨418⟩ 709 meynet ] meinet CD1 am ] an C ⟨419⟩ 710 Tugend ] Tugendt C Feind ] Feindt C ⟨420⟩ 712 tentiren ] aufrechte Antiqua in C kursive Antiqua in D1D2 zuvor ] zuuor C Feind ] Feindt C
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
⟨421⟩ 714 ſucceſs ] aufrechte Antiqua in C kursive Antiqua in D1D2 ſeyen ] ſeye D1 ⟨422⟩ 716 jetzund ] jetzundt C ⟨423⟩ 717 man vns zuvor ] mann vns zuuor C ⟨424⟩ 719 red / red gemeiniglich zuviel ] redt / redt gemeiniglich zuuiel C Vertrag ] Vertag C ⟨425⟩ niederreiſſe ] niderreiſſe CD1 720 724 ENDE. ] fehlt in A1A3A4B1B2 Sperrsatz in A5CD1D2 größere Schrift als Textbasis in A5CD1D2 725 Vox populi, Vox Dei. ] Vox Populi, Vox Dei. CD1 fehlt in A1A3A4A5B1B2 aufrechte Antiqua in C kursive Antiqua in D1D2
b) Worterläuterungen ⟨13⟩ Wunderköpffe ] ‚wunderliche Köpfe‘, ‚Querulanten‘, aber auch ‚Umstürzler‘ (Grimm, DWb 30, 1991, Sp. 1895 f.) ⟨15⟩ finantzen ] ‚wuchern‘, ‚übervorteilen‘, ‚betrügerisch wirtschaften‘ (Grimm, DWb 3, 1991, Sp. 1640). ⟨19⟩ Seckel ] ‚Geldbeutel‘. ⟨24⟩ Opinionen ] ‚Meinungen‘. ⟨25⟩ Newezeitung ] Neue Zeitung: ‚aktuelle Nachricht‘ (Schröder, Zeitungen, 1995, S. 14). ⟨26⟩ gradus comparationis ] ‚Steigerungsformen‘. ⟨27⟩ Courtiſan ] Höfling. ⟨34⟩ witzige ] ‚gewitzte‘. ⟨35⟩ vanitet ] Vanität: ‚Überheblichkeit‘, ‚Eitelkeit‘, ‚Prahlerei‘ (Krünitz, Encyclopädie 203, 1850, S. 210). ⟨42⟩ Seſſion ] ‚Sitzungsperiode‘, ‚Tagung‘, ‚Verhandlungen‘. Poſſeſſion ] ‚Besitz‘. ⟨43⟩ Glimpffs ] ‚(gutes, schickliches) Benehmen‘, ‚Sitte‘, ‚Ehre‘ (Grimm, DWb 8, 1991, Sp.103– 109, insbes. 104 f.) ⟨43⟩ höfeliren ] eigentlich ‚in Gesellschaften sein‘, ‚Gesellschaften geben‘, dann aber auch ‚den Hof machen‘, ‚schmeicheln‘ (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 1663). ⟨52⟩ Et econtrà. ] ‚und umgekehrt genauso‘. ⟨57⟩ Geloch ] ‚Gelage‘. ⟨62⟩ Curteſia ] Courtoisie: ‚höfliches (adelig-höfisches) Benehmen‘. ⟨64⟩ Götz ] ‚Götze‘, ‚Abgott‘. ⟨71⟩ rechnung ] ‚Rechenschaft (über Tun und Lassen)‘ (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 355–362, hier 355 f.). ⟨77⟩ vffgemuntert ] aktiviert. ⟨83⟩ Febricitanten ] ‚Fieberkranken‘. ⟨84⟩ Credit mache ] ‚Glaubwürdigkeit verschaffe‘. ⟨89⟩ miſſtficirte ] mystifizieren: ‚geheimnisvoll erscheinen lassen‘, aber auch ‚täuschen‘; hier wohl ein Wortspiel, das sowohl mit Anklängen an religiöse Praktiken wie an ‚Mist‘ operiert. ⟨92⟩ Schelmen ] ‚Betrüger‘ (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 2506–2510). ⟨101⟩ ſingular ] ‚einzigartig‘, ‚selbstständig‘.
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⟨101⟩ Aſſeſſorn. ] Assessor: Beisitzer eines Gerichts oder einer Behörde. ⟨103⟩ ſtutzen ] ‚beeinträchtigen‘, ‚(in ihren Ansprüchen) beschneiden‘ (Grimm, DWb 20, 1991, Sp. 769–771). ⟨105⟩ im Rechten ] ‚bei Gerichtsprozessen‘. ⟨106⟩ deß Rechtens vnd der Policey ] ‚der Gerichtsverfahrenspraxis und der (obrigkeitlichen) Verwaltung‘. ⟨108⟩ der de facto procedire ] ‚der mit Taten (und nicht bloß mit Worten) vorangehe/agiere‘. ⟨115⟩ Purgation. ] ‚Verabreichung von Abführmitteln‘. ⟨120⟩ Witz ] ‚Klugheit‘, ‚Verstand‘, ‚Gewitztheit‘ (Grimm, DWb 30, 1991, Sp. 861–883). ⟨121⟩ Schulnahm ] möglicherweise Neologismus für eine Vorstellung, die lediglich in der Schule gelehrt werde, mit dem tatsächlichen Leben aber nichts zu tun habe (bei Grimm, DWb 15, 1991, Sp. 1961 nur dieser Nachweis). ⟨122⟩ vberzwercher ] ‚überquer‘, ‚kreuzweise‘ (Grimm, DWb 23, 1991, Sp. 693–695). ⟨122⟩ Exception ] ‚Ausnahme‘. ⟨125⟩ relegirt ] ‚(von der Hochschule) verwiesen‘. ⟨127⟩ lugen ] oberdt. ‚sehen‘ (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 1270–1272). ⟨131⟩ Hauptküſſen ] ‚Kopfkissen‘. ⟨136⟩ barchet ] Barchent: ‚Baumwollflanell‘. ⟨136⟩ sammet ] ‚samtene‘. ⟨143⟩ lohe ] ‚lau‘. ⟨146⟩ vrſachen ] ‚verursachen‘. ⟨153⟩ auffmutzen ] ‚(übertreibend) vorhalten‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 692–695). ⟨155⟩ Affectation ] ‚Getue‘, ‚Ziererei‘. ⟨157⟩ nicht ſubalterna ſondern oppoſita ] ‚nicht in einem Verhältnis der Unterordnung (des Privatnutzens unter den gemeinen Nutzen), sondern in einem Gegensatzverhältnis‘. ⟨163⟩ Nachwitz ] ‚hintennach angewandter Witz‘ (Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 233). ⟨164⟩ ſchier vergebens ] ‚geradezu umsonst‘. ⟨168⟩ Legitimè ] ‚mit Rechtsmitteln‘. ⟨168⟩ procediren ] ‚(gerichtlich) vorgehen‘. ⟨171⟩ klemmer ] Komparativ zu ‚klemm‘ oder ‚klamm‘: ‚eng‘, ‚knapp‘ (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 935 f., 1136 f.). ⟨177⟩ Publicum ] ‚Öffentlichkeit‘. ⟨177⟩ durch Privatas actiones ] ‚durch private Handlungen/Verfahren‘. ⟨179⟩ moderiren ] ‚mäßigen‘, ‚zähmen‘. ⟨183⟩ Coloniæ ] ‚Niederlassungen‘ ⟨185⟩ Rhodomont ] ‚Prahler‘ (nach dem Sarazenenkönig Rodomonte im ‚Orlando furioso‘ des Ariost). ⟨185⟩ Termini convertibiles ] ‚austauschbare Bezeichnungen‘. ⟨190⟩ obſcuriren ] ‚verdunkeln‘. ⟨192⟩ Jmpudentz ] ‚Schamlosigkeit‘, ‚Frechheit‘. ⟨196⟩ ſinceriren ] ‚sich verstellen‘, ‚heucheln‘. ⟨196⟩ neutraliſiren ] wohl: ‚unter dem Schein, man sei neutral, die Sache des Gegners unterstützen‘ (vgl. Pöhls, Handelsrecht III/IV, 1833, S. 1184–1193). ⟨199⟩ cum Priuilegio ] ‚mit förmlicher Erlaubnis‘ (des Landesherrn oder Kaisers). ⟨201⟩ ReichsConſtitutiones ] ‚Reichsgrundgesetze‘ (z. B. die Goldene Bulle von 1356). ⟨207⟩ Außſpeher ] ‚Kundschafter‘, ‚Spion‘. ⟨208⟩ æquivocirn ] ‚mehrdeutig reden‘ (FWB-online, s. v.).
90 ⟨210⟩ ⟨211⟩ ⟨213⟩ ⟨219⟩ ⟨222⟩ ⟨233⟩ ⟨234⟩ ⟨235⟩ ⟨237⟩ ⟨241⟩ ⟨243⟩ ⟨248⟩ ⟨254⟩ ⟨255⟩ ⟨255⟩ ⟨256⟩ ⟨260⟩ ⟨262⟩ ⟨267⟩ ⟨267⟩ ⟨274⟩ ⟨282⟩ ⟨283⟩ ⟨287⟩ ⟨288⟩ ⟨293⟩ ⟨294⟩ ⟨294⟩ ⟨294⟩ ⟨294⟩ ⟨294⟩ ⟨294⟩ ⟨296⟩ ⟨298⟩ ⟨299⟩ ⟨314⟩ ⟨318⟩ ⟨318⟩ ⟨319⟩
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ſinceriren ] siehe Anm. zu ⟨196⟩. æquivociren ] siehe Anm. zu ⟨208⟩. verthöret ] wie ein Tor ‚leichtsinnig vertun‘ (Grimm, DWb 25, 1991, Sp. 1892 f.). vbel gewartet ] ‚schlecht behandelt‘. regiſtriren ] ‚wahrnehmen‘, ‚beurteilen‘. Cautel ] Kautel: ‚Vorkehrung‘, ‚Absicherung‘. Glimpff ] ‚Milde‘, ‚Nachsicht‘ (Grimm, DWb 8, 1991, Sp. 107–109). Wiltbahn ] Wildbann: ‚Jagdrecht‘ (Grimm, DWb 30, 1991, Sp. 43–45). Antiquarij ] ‚Liebhaber von Altertümern‘. Courage ] ‚Motivation‘ (eigtl.: ‚Mut‘, ‚Herzhaftigkeit‘). obligt ] ‚die Oberhand hat‘. geflogen ] ‚geflohen‘. Victori ] ‚Sieg‘. Rapier ] langer Degen (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 114). hindertreiben ] ‚hindern‘, ‚hemmen‘ (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 1522). ſich … verſtehen ] ‚Einverständnis herstellen gegen einen Dritten‘ (Grimm, DWb 25, 1991, Sp. 1690 f.). im elend ] ‚in der Fremde‘ (Grimm, DWb 3, 1991, Sp. 406–409). præparation ] ‚Vorbereitung‘. Cunctatores ] ‚Zögerer‘, ‚Zauderer‘ (siehe auch unter Sacherläuterungen). Armuthey ] ‚Armut‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 562 f.). an dem ſey ] ‚dabei sei‘. bendig zu machen ] ‚an die Leine zu legen‘, ‚zu bändigen‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 1100). Zanſtöhrer ] ‚Zahnstocher‘ (Grimm, DWb 31, 1991, Sp. 183 f.). vergeblich ] ‚umsonst‘. Germanos nullas ferre poſſe contumelias. ] ‚dass man den Deutschen keinerlei Schmach/ Beleidigung antun könne‘. verrümbde ] verrühmen: ‚berühmt, bekannt machen‘ (Grimm, DWb 25, 1991, Sp. 1028). vor ſich … hinder ſich ] ‚vorwärts‘ bzw. ‚zurück‘. Partitenmacher ] ‚Betrüger‘, ‚Ränkeschmied‘ (Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 1480). verloffenen ] von ‚verlaufen‘: ‚weglaufen‘ bzw. ‚in die Irre gehen‘ (Grimm, DWb 25, 1991, Sp. 739–746). Bierſtütz ] ‚Bierbecher‘ (Grimm, DWb 2, 1991, Sp. 2). Fuchſchwentzer ] ‚Schmeichler‘ (Grimm, DWb 4, 1991, Sp. 355). Judentzenden ] judenzen: ‚sich nach Art der Juden verhalten‘, gemeint ist wohl der in Zusammenhang mit den Reichsstädten gebräuchliche Vorwurf des Wuchers (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 2358 f.). Malcondenten ] ‚unzufriedenen‘, ‚missvergnügten‘. Curteſia ] ‚Höflichkeit‘ (Grimm, DWb 2, 1991, Sp. 640). Rationes ſtatus ] ratio status: ‚Staatsräson‘. ſeltzam ] ‚selten‘. Kriegspracticken ] Practiken: ‚Intrige‘, ‚Hinterlist‘, ‚Ränke‘ (Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 2053). Offendenten offendirn ] ‚Angreifer angreifen‘. defendiren ] ‚verteidigen‘. Zehengebot Krieger ] ‚ein Krieger, der sich (immer) an die Zehn Gebote hält‘, der also den Krieg nicht als Situation eigener Art mit eigenen Gesetzen bestreiten will.
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⟨324⟩ ein zwey Herriſcher Bawr ] ‚ein Bauer, der zwei Herren hat‘. ⟨326⟩ Lügenſpargirer ] spargieren: ‚verbreiten‘, ‚ausstreuen‘ (Schweizerisches Idiotikon 10, 1939, Sp. 490). ⟨328⟩ Miedling ] Mietling: (nur kurzzeitig gedungener) ‚Mietknecht‘ (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 2180 f.). ⟨331⟩ turbatos imperij ſtatus ] ‚Verwirrungen des Staatszustandes‘. ⟨335⟩ beſäycht ] ‚bepisst‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 1612 f.). ⟨336⟩ Otioſi Spectatores. ] ‚müßige Zuschauer‘. ⟨337⟩ Vtriusque … inter vtrumque ] ‚beide‘ bzw. ‚zwischen beiden‘. ⟨337⟩ Achſelntreger ] ‚Heuchler‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 164). ⟨341⟩ Reſolvirter ] ‚entschlossener‘. ⟨343⟩ Prætext ] ‚Vorwand‘, ‚Scheingrund‘. ⟨348⟩ exemt ſeyn à foro ] ‚von der Pflicht, vor Gericht erscheinen zu müssen, befreit sein‘. ⟨349⟩ Prætext ] siehe Anm. zu ⟨343⟩. ⟨353⟩ die Societet ] ‚Gesellschaft‘ (gemeint ist die Societas Jesu = Gesellschaft Jesu). ⟨354⟩ den gantzen Septentrionem ] ‚die ganze Nordhälfte der Erde‘. ⟨354⟩ den gantzen Meridiem ] ‚die ganze Südhälfte der Erde‘. ⟨357⟩ mit den alten Moribus ] ‚mit den alten Sitten‘. ⟨358⟩ Mannheit ] ‚männliche Tugenden‘ wie Festigkeit, Mut, Tapferkeit, Unerschrockenheit (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 1587). ⟨358⟩ ein Rempub⟨licam⟩ ] ‚eine Republik‘, ‚einen Staat‘. ⟨XX⟩ Sawerbrunnen ] ‚Bade-/Kurort‘ mit einem ‚Gesundbrunnen‘ (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 1870). ⟨373⟩ in variantem lectionem ] ‚in unterschiedlicher Lesart‘. ⟨373⟩ P. P. ] praemissis praemittendis: ‚nach Vorausschickung des Vorauszuschickenden‘; Formel, die die fehlende Anführung aller gebührenden Titel in Briefen etc. ersetzt bzw. entschuldigt. ⟨373⟩ patres, alias proditores Patriæ. ] ‚Väter‘ bzw. ‚(bei den anderen) Verräter des Vaterlandes‘. ⟨375⟩ Kirweyh ] Als Kirchweih werden im übertragenen Sinne auch Schlägereien, Kämpfe, ja Kriegszüge bezeichnet (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 832 f.). ⟨379⟩ kriege ] ‚Krieg führe‘. ⟨386⟩ geheye ] (ordinär:) ‚vergewaltige‘, ‚misshandle‘, ‚quäle‘ (Grimm, DWb 5, 1991, Sp. 2343– 2347). ⟨389⟩ KriegßBeſtallung ] ‚Anstalten/Vorkehrungen für den Krieg‘ (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 2262). ⟨394⟩ Wetterhanen ] siehe Sacherläuterung zu ⟨294⟩. ⟨395⟩ vergebens ] ‚umsonst‘, ‚ohne Kosten‘. ⟨397⟩ Cuyonen ] ‚Narren‘, ‚Schufte‘. ⟨397⟩ in ſtich ſetze ] in den Stich setzen: ‚übervorteilen‘, ‚betrügen‘, ‚auf Spiel setzen‘ (Grimm, DWb 18, 1991, Sp. 2698). ⟨399⟩ Vollkommenheit ] ‚Allumfassenheit‘. ⟨402⟩ das Waſſer betrübt habe ] ‚etwas zuleide getan habe‘ (vgl. das sprichwörtliche: ‚kein Wässerchen trüben können‘). ⟨403⟩ cujonire ] ‚schikaniere‘. ⟨408⟩ mit der doppeln Kreyden ] redensartlich für ‚betrügerisch‘ (wie der Wirt, der die Schuld des Gastes mit zwei Strichen statt einem notiert) (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 2140). ⟨409⟩ reſolvirten ] ‚entschlossener‘.
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⟨409⟩ Bernheuter ] Bärenhäuter: ‚Dummköpfe‘, Faulpelze‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 1128 f., 1526). ⟨411⟩ Metzlern ] ‚Metzgern‘, ‚Schlachtern‘. ⟨416⟩ Excuſation ] ‚Entschuldigung‘, ‚Entschuldigungsschrift‘. ⟨417⟩ defendiren ] ‚verteidigen‘. ⟨418⟩ Volck ] ‚Kriegsvolk‘, ‚Soldaten‘. ⟨420⟩ tentiren ] ‚etwas versuchen‘ (Grimm, DWb 21, 1991, Sp. 256). ⟨421⟩ ſucceſs ] ‚Erfolg‘. 781 Vox populi, Vox Dei. ] ‚Volkes Stimme (ist) Gottes Stimme‘.
c) Sacherläuterungen ⟨7⟩
Narren Kefig … ich vnd du auch darinn ſtecken. ] Vgl. das Motiv im Quotlibetischen Weltkefig,
Z. 36–40. ⟨8⟩ die Thier ſo reden können ] die Menschen. ⟨22⟩ Atlas ] griech. „der Träger“; in der griechischen Mythologie Bruder des Prometheus und der Titan, der im Westen der Erde den Himmel auf seinen Schultern trägt (Hunger, Lexikon, 1976, S. 77 f.). ⟨35⟩ Aff ] Affe: Nachäffer, Nachahmer. ⟨37⟩ Rechenpfenning ] Marke in Gestalt einer Münze, die zum ‚Rechnen auf Linien‘ verwendet wird (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 344); je nach der Positionierung auf dem Rechenbrett hat sie eine andere Wertigkeit. ⟨48⟩ Bileams Eſel ] Das aus 4 Mo 22,21–35 gezogene Motiv der hellsichtigen Eselin, die mehr erkennt als ihr Herr, der verblendete Prophet Bileam (Balaam), findet sich auch im ‚Weltkefig‘, Z. 482. ⟨50⟩ Morgenmaß ] Die Flächenmaßeinheit ‚Morgen‘, die im Südwestdeutschen etwa 0,32–0,36 ha ausmachte (Hellwig, Maße, 1979, S. 169). Gemeint ist also die Bewertung eines Menschen nach der Größe seines Grundbesitzes. ⟨58⟩ Schultheis ] Schultheiß: Verwaltungsbeamter eines Grundherrn, herrschaftlicher Dorfvorsteher und Richter im Dorfgericht (Haberkern/Wallach, Hilfswörterbuch II, 1980, S. 558 f.). ⟨58⟩ Schöffen ] Schöffe: Geschworener Urteiler in Niedergerichten (Haberkern/Wallach, Hilfswörterbuch II, 1980, S. 554 f.). ⟨60⟩ Salomon ] Der sprichwörtlich weise König Salomon des Alten Testaments, Sohn Davids (1 Kö 1–11). ⟨73⟩ Siebenſchläffer ] Anspielung auf die christliche Legende der Sieben Schläfer von Ephesus (Jacobus de Voragine, Legenda aurea, 1993, S. 503–508). Sie wurden während einer Christenverfolgung in einer Höhle eingeschlossen und überlebten dort schlafend auf wunderbare Weise mehrere Jahrhunderte, ehe sie 448 geweckt wurden. ⟨85⟩ Phariſeer ] Pharisäer: Angehöriger einer jüdischen Religionspartei, die sich durch besondere Treue gegenüber den Gesetzen und der Schultradition auszeichnete; v. a. im neuen Testament wurde ihnen deshalb kleinliche Regelobsession, Eitelkeit, Ehrsucht, Frömmigkeitsdünkel und Heuchelei vorgeworfen, während sie die wahren Erfordernisse religiösen Verhaltens nicht erkennen würden (LThK² 8, 1986, Sp. 438–441). ⟨87⟩ Hand deß Herrn ] Das Motiv der ‚Hand Gottes‘ symbolisiert in der Bibel dessen Allmacht, Richtergewalt und Retterkraft (etwa Ps 31,6: In deine Hand befehle ich meinen Geist).
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⟨93⟩ Pfützen ] Vgl. das aus Luthers Tischreden übernommene Motiv auch bei Zincgref, Apophthegmata, 2011, Nr. ⟨952⟩: Die Juden trincken auß den Quellen / die Griechen auß dem ablauff / vnd die Römer / oder Lateiner / auß den pfützen. ⟨105⟩ die Augen verbind ] Anspielung auf die gängige Ikonografie der Justitia, die nicht nur mit Waage und Schwert, sondern auch mit verbundenen Augen dargestellt wird, um zu allegorisieren, dass sie ohne Ansehen der Person urteile. ⟨110⟩ Pennal ] Neu eingeschriebene Studenten, die in ein Dienstverhältnis gegenüber älteren Studenten gezwungen werden. Die v. a. an protestantischen Universitäten florierende Unsitte des Pennalismus, die nicht selten zu ausbeuterischen, entwürdigenden und quälerischen Praktiken führte, wurde erst nach einem Reichstagsbeschluss von 1654 unterdrückt (Hensel, Pennalismus, 2014). Zincgref selbst hat die Pennale und ihre Lehrer zum Gegenstand seiner ab 1618 erschienenen satirischen ‚Facetiae pennalium‘ gemacht. ⟨115⟩ Franckfurter MeßCatalogo ] Die seit 1564 erscheinenden Messkataloge der Frankfurter Herbstmessen stellten Neuerscheinungen und Neuankündigungen zusammen, die die vertretenen Buchhändler in ihrem Sortiment hatten. Es handelte sich also um bibliografische Verkaufskataloge, die einen Eindruck vom aktuellen Publikationsmarkt verschafften (Duntze, Meßkataloge, 2002). ⟨116⟩ Notario ] Notar: vom Landesherrn (oft mittels eines Pfalzgrafen) ernannter öffentlicher Schreiber, dessen Beurkundungen unbedingte Beweiskraft beanspruchen (Haberkern/Wallach, Hilfswörterbuch II, 1980, S. 444). ⟨125⟩ Parnaſſo ] Parnassos: Berg bei Delphi, in der griechischen Mythologie der Sitz der Musen (und damit auch der Wissenschaften). ⟨126⟩ jenige / die darinn vberfehrt ] Gemeint ist die Seele, die in den Himmel eingehen soll. ⟨128⟩ in einer gantzen Haut ] also: körperlich unverletzt. ⟨159⟩ Vnion machen ] Anspielung auf die 1608 in Auhausen gegründete Union, eine Einung protestantischer Stände, die sich als Defensivbündnis gegen die kaiserlich-katholische Politik verstand. Die Union riet dem pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. 1619 von der Übernahme der böhmischen Krone ab und verhielt sich neutral, als der Kaiser militärisch gegen den ‚Winterkönig‘ vorging. 1621 löste sie sich auf (Ernst/Schilling, Union und Liga, 2010). ⟨165⟩ Jnfection kompt von Spanien ] wohl Anspielung auf die Syphilis, die 1493 erstmals in spanischen Hafenstädten auftrat und von Söldnern epidemisch über ganz Europa verbreitet wurde (Gerabek, Syphilis, 2005). Die auch als ‚morbus gallicus‘ bezeichnete Infektionskrankheit wird hier mit ihrem spanischen Ausgangspunkt in Verbindung gebracht, von dem nach Überzeugung der protestantischen Partei auch politisch Gefahr drohte. ⟨167⟩ künſtlicher Spiegel von den Venedigern ] Venedig war bis um 1600 das europäische Zentrum künstlerischer Glasherstellung; von hier (Murano) war seit dem 16. Jahrhundert auch die Entwicklung flacher Spiegel ausgegangen, deren Herstellungsgeheimnis streng gewahrt wurde (Vaupel, Zauber, 2009). Der ‚künstliche Spiegel‘ zeigt den Betrachtern warnende Beispiele ehemaliger Reichsstädte, die in jüngerer Zeit ihre Selbständigkeit verloren hatten und rekatholisiert worden waren: Metz wurde 1552 von Heinrich II. von Frankreich besetzt, seinem Reich eingegliedert und der bischöflichen Verwaltung unterworfen; die Reichsstadt Aachen, in der der katholische Magistrat zeitweilig verdrängt worden war, wurde 1614 während des jülich-cleveschen Erbfolgestreits von den Spaniern besetzt; ebenso erging es im gleichen Jahr der protestantischen Hansestadt Wesel, die als alte Reichsstadt galt; das evangelische Donauwörth verlor mit der Besetzung durch Bayern 1607 nicht nur die Reichsstandschaft, sondern auch die Bekenntnisfreiheit.
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⟨176⟩ einerley Gewicht / Eich / Ehlen / Müntz vnd Pfund ] Anspielung auf die regional, ja lokal unterschiedlichen Gewichts-, Hohl- und Längenmaßeinheiten sowie Währungswerte, deren Vereinheitlichung in Deutschland erst im 19. Jahrhundert schrittweise durchgesetzt wurde (Hellwig, Maße, 1979, S. 8). ⟨187⟩ Bacchum … Venerem ] Bacchus und Venus, also Wein und Liebe, werden traditionell als Verbündete betrachtet; vgl.: sine Baccho friget Venus. ⟨191⟩ das Frantzöſiſch Blutbad ] wohl das Massaker in der Bartholomäusnacht vom 23./24. August 1572 anläßlich der Hochzeit des Protestanten Heinrich von Navarra (später Heinrich IV. von Frankreich) mit Margarete von Valois, dem die in Paris anwesenden Protestanten zum Opfer fielen. ⟨198⟩ ſpaniſche Fieber ] Doppeldeutige Anspielung auf die Folgen der spanischen Politik im Reich und auf die Syphilis (vgl. Anm. zu ⟨165⟩). Teutſchen Freyheit ] Traditioneller, letztlich aus der humanistischen Rezeption der Taciteischen ‚Germania‘ abgeleiteter Kernbegriff der deutschen Selbstsicht; seit den Zeiten Karls V. auch politischer Kampfbegriff der Reichsstände gegen die ‚viehische spanische Servitut‘. ⟨201⟩ ReichsConſtitutiones ] Zu den ‚Reichsgrundgesetzen‘ zählten u. a. die Goldene Bulle von 1356 (die beispielsweise die Modalitäten bei der Kaiserwahl und die Rechte und Pflichten der Kurfürsten fixierte), die Reichsexekutionsordnung von 1555 (die das Landfriedensgebot des Ewigen Landfriedens institutionell verankern sollte) oder der Augsburger Religionsfrieden von 1555 (der den Landesherrn die Bestimmung der Konfession ihrer Untertanen überließ und den lutherischen, nicht aber den calvinischen Protestantismus reichsrechtlich sicherte) (vgl. Mitteis/Lieberich, Rechtsgeschichte, 1981, S. 218–231, 307–329). ⟨214⟩ vff dem Königreich Böhmen practicirte Erblichkeit ] Böhmen – nach Überzeugung der böhmischen Stände eine Wahlmonarchie – befand sich seit 1526 unter der Herrschaft der Habsburger, die versuchten, das Königreich in ihrem Hause erblich zu machen. Nach der Absetzung des erst 1617 gewählten Ferdinand II. 1619 hatten die Stände den pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. zum König gewählt. Nach der Vertreibung des ‚Winterkönigs‘ und der faktischen Sistierung des ständischen Wahlrechts 1621 blieb die böhmische Krone bis 1918 beim Haus Österreich (Zeeden, Zeitalter der Glaubenskämpfe, 1980, S. 86). Intendiert ist hier eine Warnung, dass auch das Kaiserwahlrecht, das durch die Goldene Bulle den Kurfürsten zukam, auf solche Weise außer Kraft gesetzt werden könnte. ⟨219⟩ Daß wer an der offentliche Straſſen … regiſtriren laſſen. ] Vgl. Zincgref, Apopthegmata, 2011, Nr. ⟨31⟩. ⟨220⟩ Jeſuiten ] Die Jesuiten waren – als Speerspitze der Gegenreformation – bei den Protestanten besonders verhasst. Sie waren von den böhmischen Ständen deshalb bereits am 9. Juni 1618 ausgewiesen worden (Harenberg, Jesuiten, 1760, S. 805 f.). ⟨228⟩ Daß wann man dem Volck … kompt Moyſes. ] Vgl. Zincgref, Apophthegmata, 2011, Nr. ⟨1024⟩. ⟨229⟩ Pergamen ] Pergament als traditionelles, weil besonders haltbares Beschreibmaterial für Urkunden und Verträge. ⟨229⟩ Printzen ] Gemeint ist wohl Ehzg. Ferdinand II. von Innerösterreich (1578–1637), der 1617 zum König von Böhmen gewählt worden war, dessen gegenreformatorischer Eifer bei den dortigen Ständen aber auf nachhaltigen Widerstand stieß. Sie beriefen sich bei seiner Absetzung 1619 u. a. auf die (später allerdings aufgehobene) Wahlkapitulation Ferdinands I. von 1526, in denen dieser die freie Wahl der Stände anerkannt hatte (Pánek, Ferdinand I., 2006, S. 65).
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⟨230⟩ ein guter Vorgenger ] Anspielung auf Ks. Matthias (1557–1619, reg. ab 1612), seit 1611 Kg. von Böhmen, der allerdings krankheits- und interessenbedingt kaum Staatsgeschäfte führte und die Politik seinem Kanzler Melchior Klesl (1552–1630) überließ. Durch die schrittweise erfolgte Verlegung seiner Residenz aus Prag nach Wien verlor er zudem die Kontrolle über die Verhältnisse in Böhmen (NDB 16, 1990, S. 403–405). ⟨250⟩ Daß es beſſer ſey wir binden vnſere Pferd … an vnſere Zäun binde. ] Vgl. Zincgref, Apophthegmata, 2011, Nr. ⟨372⟩; dort als Ausspruch des Calvinisten Johann Casimir von PfalzLautern (1543–1592), ab 1583 Administrator der Kurpfalz. ⟨262⟩ Cunctatores … Fabios ] Anspielung auf Quintus Fabius Maximus Verrucosus, gen. Cunctator (um 275–203 v. Chr.), einen römischen Feldherrn, der im Zweiten Punischen Krieg gegen Hannibal erfolgreich eine Taktik hinhaltenden Widerstands verfolgte; die Eroberung von Tarent, der letzten von den Puniern gehaltenen Stadt in Italien, verdankte er dem Umstand, dass er in der Stadt Verräter gewinnen konnte, die die Tore öffneten. Er wurde allgemein als Muster von Beharrlichkeit, Klugheit und Prizipientreue wahrgenommen (RE VI/2, 1909, Sp. 1814–1830 [Friedrich Münzer]; RDK VI, 1971, S. 816–834 [Max Denzler]). ⟨266⟩ Regenbach ] Gießbach: Bach, der (nur) aufgrund von Regen anschwillt (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 516); vgl. auch Zincgref Apophthegmata, 2011, Nr. ⟨1119⟩. ⟨270⟩ alles ſchwartz ſey weiß. ] Zur Vorstellung der Verwirrung und fehlerhaften Wahrnehmung in der aktuellen politischen Gemengelage vgl. ausführlicher Zincgrefs ‚Weltkefig‘ in diesem Band. Das hier verwendete Bild alludiert wohl eine wirkungsmächtige Aussage Ignatius von Loyolas (1491–1556), der in seinen ‚Exercitia spiritualia‘ den Gehorsam unter die Befehlsgewalt der römischen Kirche forderte: „Wir müssen, um in allem sicher zu gehen, stets festhalten: was meinen Augen weiß erscheint, halte ich für schwarz, wenn die hierarchische Kirche so entscheidet.“ (Loyola, Geistliche Übungen, 1922, S. 161) ⟨282⟩ ein Pomerantz / Rettich / vnd ein Zanſtöhrer ] Die Reihe vereint völlig unzusammenhängende Elemente: Pomeranzen galten in der Frühneuzeit als exotische, kostbare Früchte, die importiert und als Liebhaberei mit großem Aufwand auch in heimischen Orangerien gezüchtet wurden (Glaser, Zitrusfrucht, 2011); der Rettich hingegen war ein verbreitetes, bäuerliches und damit wenig vornehmes Gemüse; Zahnstocher schließlich hatten im Essen überhaupt nichts zu suchen. Es handelt sich wohl um eine Anspielung auf die vermeintliche Kulturlosigkeit der ‚Ritter‘. ⟨292⟩ Veſtung Fuentes ] Die Festung Fuentes auf dem strategisch wichtigen Hügel Monteggiolo bei Colico am oberen Ende des Comer Sees wurde 1603/04 von dem Mailänder Gouverneur und Generalkapitän Pedro Enriquez de Acevedo (1525–1610), Graf von Fuentes angelegt, um die Transitrouten zwischen dem spanischen Hzgt. Mailand und der Eidgenossenschaft zu kontrollieren. Damit sollte auch den Vorstößen des Freistaats der Drei Bünde Richtung Mailand begegnet werden. Der Festungsbau gehört in die Vorgeschichte der ‚Bündner Wirren‘, die Graubünden zum Schauplatz des Dreißigjährigen Krieges machten (siehe Anm. zu Weltkefig, Z. 184). ⟨292⟩ Weſel vnd Achen ] nordwestdeutsche Städte, die von den Spaniern besetzt wurden; siehe Anm. zu ⟨167⟩. ⟨294⟩ gülden Flüs ] Der Orden vom Goldenen Vlies, 1430 anlässlich der Hochzeit des Burgunderherzogs Philipps des Guten (1396–1467) mit Isabella von Portugal (1397–1471) in Brügge gegründet, ging später an die spanische Linie der Habsburger über. Der Jungfrau Maria gewidmet, hatte er die Erhaltung des katholischen Glaubens, den Schutz der Kirche und die Wahrung des Rittertums zum Ziel. Aktueller Großmeister war Philipp III. (1578–1621), König von Spanien und Portugal (Müller, Orden vom Goldenen Vlies, 2009). Die Auf-
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
zählung der mit dem (fiktiven) neuen Orden zu Bedenkenden spielt auf Krisenherde und Personengruppen an, die nach Überzeugung der protestantischen Partei von der spanischen Politik instrumentalisiert wurden. Ligiſtiſchen ] Die Liga war ein Defensivbündnis katholischer Fürsten, das 1609 in Reaktion auf den Zusammenschluß protestantischer Fürsten in der Union gegründet worden war. Forciert wurde sie v. a. von dem bayerischen Herzog Maximilian I. (1573–1651), dessen Ambitionen auf die Kurfürstenwürde sich nach dem Scheitern Friedrichs V. von der Pfalz erfüllen sollten. Die ligistischen Truppen, die etwa auch die Schlacht am Weißen Berg über den ‚Winterkönig‘ gewonnen hatten, waren in der Frühphase des Krieges die stärkste Stütze für die kaiserlich-katholische Politik (Ernst/Schindling, Union und Liga, 2010). Geltgeitzigen Schweitzer ] Wohl Anspielung auf die Bündner Wirren (1618–1639) und ihre Vorgeschichte und Begleitumstände, während der das gemischtkonfessionelle Graubünden zum Spielball der konkurrierenden Mächte Frankreich, Venedig und Spanien-Österreich wurde. Dabei agierte der spanische Gouverneur in Mailand, Gf. von Fuentes (vgl. Anm. zu ⟨292⟩) wiederholt mit Handelssperren gegen die Drei Bünde und heizte damit die konfessionellen Gegensätze an (Theatrum Europaeum I, 1662, S. 94–97; Wendland, Nutzen der Pässe, 1995). Sachſiſchen Bierſtütz ] Gemeint ist wohl Kfst. Johann Georg von Sachsen (1585–1656), der sich u. a. durch „unmäßigen Genuß von Speise und Trank“ und seine Jagdleidenschaft auszeichnete. Trotz seines lutherischen Bekenntnisses wandte er sich gegen den calvinistischen ‚Winterkönig‘ und ließ sich vom Kaiser gegen territoriale Zusicherungen zum militärischen Vorgehen gegen Böhmen bewegen (NDB 10, 1974, S. 525 f.). Wetterhanen ] Wetterhahn: Windfahne in Hahnengestalt, die wegen ihrer ‚Wetterwendigkeit‘ sprichwörtlich ist (Grimm, DWb 29, 1991, Sp. 730–733). Armianiſchen Rottengeiſt ] Die Arminianer (oder: Remonstranten) sind eine Richtung innerhalb der niederländisch-reformierten Kirche, die sich auf den Leidener Theologieprofessor Jacob Arminius (1560–1609) zurückführt. Sie zeichnen sich insbesondere durch ihre irenische Ausrichtung aus und sehen in der Bindung an Kirche und Dogma eine Einschränkung der religiösen Selbstbestimmung; dadurch gerieten sie bereits früh in Gegensatz zur calvinistischen Staatskirche (LThK 1, 1986, Sp. 877 f.). Hermaphrodit ] Mischwesen aus der griechischen Mythologie, das sowohl männliche wie weibliche Geschlechtsmerkmale aufweist. ein Philoſophus regirt ] Nach Platon (Politeia) ist ein gut regierter Staat dadurch gekennzeichnet, dass die Herrscher Philosophen seien oder die Herrschaft den Philosophen übergeben werde. alt vnd neuw Rom ] das antike Rom und das Papsttum. vnſers Herr Gotts Aff ] Der Affe (als Nachahmer Gottes) ist ein traditionelles ikonografisches Symbol für den Teufel (LCI 1, 1990, S. 76 f.). ſilberne vnd güldene Götter ] ‚Abgötter‘, ‚Götzen‘ (vgl. etwa das ‚Goldene Kalb‘, 2 Mo 32). den breiten Weg ] Nach traditioneller bildhafter Vorstellung führt nur der schmale, steile und dornige, von Wenigen beschrittene Weg zum Himmel, nicht aber der breite, bequeme und viel belaufene. ein Dieb … / halt den Dieb ] Vgl. Zincgref, Weltkefig, Ausgabe A, °1622, Z. 91; dort Z. 88 f. mit dem Verweis auf libellos de Turbato Imperij Statu, die man in den Bistümern veröffentliche, um ein künftiges militärisches Eingreifen vorzubereiten. in dem Parnaſſo ] Zur Vorstellung des Musenhügels vgl. Anm. zu ⟨125⟩. Hier ist freilich nicht von einem Standort ‚auf dem Parnaß‘, sondern ‚in dem Parnaß‘ die Rede. Die verschlüsselte
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Lokalisierung könnte sich also durchaus auch auf Heidelberg beziehen, wo das Parnaß-Motiv in der Verbindung zum dortigen Hof bereits seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert etabliert war und gerade im Umfeld Kfst. Friedrichs V. immer wieder aktualisiert wurde (Hubach, Parnassus Palatinus, 2002). wann es nur zu einem guten End geſchehe. ] Anspielung auf die ‚Jesuitenmoral‘, dass der ‚Zweck die Mittel heilige‘. zu einem guten End gebrauchen ] siehe Anm. zu ⟨338⟩. Liga ] siehe Anm. zu ⟨294⟩. Polniſche Monarchi ] Anspielung auf den polnischen König Sigismund III. Wasa (1566–1632), seit 1587 als Katholik König von Polen und Großfürst von Litauen, bis 1599 Erbkönig, nach der Absetzung durch den Ständereichstag Titularkönig des protestantischen Schweden. Befürchtet wurde zeitweilig die Entstehung einer Großmacht Polen-Litauen-Schweden, in der der Protestantismus ausgemerzt werden könnte. die ſpaniſche ] Philipp III. von Spanien (1578–1621), seit 1598 König, war als Philipp II. zugleich König von Portugal, von Sizilien und Neapel sowie von Sardinien. frembdes Gelt an ſich zubringen ] Anspielung auf das Pensionswesen, das die katholischen Orte der Eidgenossenschaft von den Geldzahlungen der spanischen Krone abhängig machte (Bolzern, Spanien, 1982, S. 150–188). betrügliche Frieden ] Gemeint sind die vielfältigen, aber meist wenig dauerhaften Befriedungsversuche im Zuge der nicht zuletzt von Spanien gesteuerten konfessionellen Auseinandersetzungen innerhalb der Eidgenossenschaft (Bolzern, Spanien, 1982, passim). Graubüntneriſche Pferd … Spaniſche Naßband ] Siehe Anm. zu ⟨294⟩. Der durch italienische Söldner angeheizte Aufstand der katholischen Veltliner gegen die protestantischen Drei Bünde und die Massaker an Protestanten 1620 führten zu blutigen Auseinandersetzungen, die die Spanier förderten und nutzten: Durch einen Separatfrieden mit dem mehrheitlich katholischen Grauen Bund (6.1.1621) konnten sie sich Durchzugs- und Besatzungsrechte auch für die Bündner Pässe sichern; zahlreiche reformierte Familien flohen daraufhin nach Zürich und Bern. In den Mailänder Verträgen von 1622 mussten die Drei Bünde schließlich auf ausgedehnte Gebiete verzichten, die wieder an Habsburg fielen. Kronenfreſſern ] Spottname für die Schweizer im 16. und 17. Jahrhundert, nach den Kronen, die sie als Söldner in Frankreich verdienten (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 2385). Manna in der Wüſten ] Siehe 2 Mo 16,13–36. Rathsherren ] Wortspiel mit dem Changieren zwischen ‚Ratsherren‘ und (medizinischen) ‚Ratgebern‘. Quintlein ] altes, regional unterschiedliches Handelsgewicht: ca. 3,9–4,4 g (Hellwig, Maße, 1983, S. 203 f.). Franckforter Meß ] Die spätestens seit 1150 bestehende Frankfurter Herbstmesse war ein überregionaler Umschlagplatz für Handelswaren, der seit 1240 auch durch kaiserliche Schutzprivilegien für die Reisenden unterstützt wurde. Seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert wurde die Stadt damit zu einem der bedeutendsten Zentren des Handels- und Zahlungsverkehrs im Reich, das nicht zuletzt auch durch den Zuzug reformierter Glaubensvertriebener aus den Niederlanden gestärkt wurde (Sante, Hessen, 1993, S. 132 f.: Hermann Meinert; s. a. Anm. zu ⟨115⟩). Oppenheimer vnd Wormbſer Kirweyh ] Im Gegensatz zur Frankfurter Messe handelt es sich bei diesen beiden Ereignissen um eine ironische Benennung der Tatsache, dass beide Städte 1620 von kriegerischen Ereignissen heimgesucht wurden: Oppenheim wurde am 14.9.1620 von spanischen Truppen erobert; in Worms befand sich im Oktober 1620 das Hauptquar-
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tier der Unionstruppen, die Spinola nur unzureichenden Widerstand entgegensetzten und ihrerseits von den Spaniern bedroht wurde, deren Winterquartier sich in Kreuznach befand (Theatrum Europaeum I, 1662, S. 382, 425; Eosander, Deutscher Soldat, 1738, S. 208, 210). Teutſch Budweiß ] Die Lage des Anfang September belagerten Oppenheim wird mit der Situation der südböhmischen Stadt Budweis verglichen, zu der sich 1618 der kaiserliche Feldmarschall Charles Bonaventure de Longueval Comte de Bucquoi (1571–1621) gegen ständische Truppen durchgekämpft und wo er in der Folge sein Hauptquartier errichtete (Theatrum Europaeum I, 1662, S. 71; Eosander, Deutscher Soldat, 1738, S. 152). Spinola ] siehe Sacherläuterungen zum „Weltkefig“, Z. 172. Zug vor Reeß ] Angespielt ist wohl auf die Einnahme von Rees (Kreis Kleve) durch ein spanisches Söldnerheer 1598 und die misslungene Rückeroberung durch ein Reichsheer 1599; 1614 war die zwischenzeitlich von Niederländern besetzte Stadt an Brandenburg gefallen (vgl. Petri, Nordrhein-Westfalen, 1970, S. 672: Karl Westermann / Rudolf Stampfuß). Probierſtein ] Reibstein meist aus schwarzem Kieselschiefer, der zur Prüfung des Reinheitsgrades von Edelmetalllegierungen verwendet wird (Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 2153). Hier übertragen als ‚Prüfstein‘. Vnion ] Gemeint ist wahrscheinlich die seit November 1618 geplante Wiederbelebung der Liga (die in zeitgenössischen Rechtsquellen ebenso wie ihr protestantisches Pendant als ‚Union‘ bezeichnet wurde; Theatrum Europaeum I, 1662, S. 339–341). Die ‚alte Liga‘ (siehe Anm. zu Nr. ⟨294⟩) war 1613 eingeschlafen; seit 1617 bestand ein bayerischer Sonderbund, den Hzg. Maximilian ins Leben gerufen hatte. Die ‚neue Liga‘ teilte sich nun in zwei Abteilungen – eine rheinische unter kurmainzischer und eine (am 31.5.1619 begründete) oberländische unter bayerischer Führung – auf. Sie diente der Verteidigung gegen Angriffe auf ihre Mitglieder und der Sicherung der Rechte des Kaisers. Die Leitung des Bundesheeres übernahm Maximilian von Bayern, der dafür im Münchner Vertrag vom 6.10.1619 nicht nur eine angemessene Vergütung zugesichert bekam, sondern in einem geheimen, nur mündlichen Revers auch die pfälzische Kurwürde, falls Friedrich V. auf die Seite der böhmischen Aufständischen treten werde (Egler, Die Spanier, 1971, S. 15–18). defenſionWerck … vor dem Feind zurück weichen / vnd jhn das halbe Land laſſen einnehmen ] Kritik an der vorsichtigen Defensivstrategie der Union, die auch in der Folgezeit angesichts der zögerlichen Verteidigung verbreitet war; vor allem war es der Oberbefehlshaber, der Ansbacher Markgraf Joachim Ernst (1583–1625), der immer wieder vor Aktionen zurückschreckte und die Union 1621 dann auch aus dem Kriegsgeschehen in der Pfalz herauszog (Theatrum Europaeum I, 1662, S. 382; Eosander, Deutscher Soldat, 1738, S. 208, 210; NDB 10, 1974, S. 439 f.). Zehen Gebot Krieger ] siehe Worterläuterung zu ⟨319⟩. Venus, Bacchus vnd der diebiſche Mercurius ] die römischen Götter der Liebe, des Weines und der Diebe (sowie des Handels). von einem Haaſen geführt ] Mgf. Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach (siehe Anm. zu ⟨391⟩). vor einen Mann zween auffſchmitzen ] also Abrechnungsbetrug begehen, indem sie mehr Soldaten angeben als tatsächlich vorhanden sind. Barnfelderey ] Anspielung auf die Politik des niederländischen Landsadvokaten Johan van Oldenbarnevelt (1547–1619), der Friedensverhandlungen mit den Spaniern einleitete und 1609 einen zwölfjährigen, für die Vereinigten Niederlande aber unvorteilhaften Waffenstillstand abschloss. Das Entgegenkommen gegenüber dem Feind wurde von den radikaleren
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Calvinisten als Verrat aufgefasst. Der Oberbefehlshaber der Armee, Prinz Moritz von Oranien (1567–1625), der die Unabhängigkeit der Niederlande v. a. militärisch sichern wollte, stellte sich 1617 offen gegen Oldenbarnevelts Politik, der 1619 abgesetzt, angeklagt und hingerichtet wurde (Lademacher, Geschichte der Niederlande, 1983, passim). Obe⟨n⟩traut ] Hans Michael Elias von Obentraut (1574–1625), Reiterobrist in kurpfälzischen Diensten und später als „der deutsche Michel“ bezeichnet (vgl. Zincgref, Apophthegmata II, 2011, S. 429 f.). Der kühne Militär konnte auch in Situationen, in denen die Unionstruppen glücklos und passiv agierten, wirksame Gegenstöße durchführen und hochstehende Gefangene wie den Prinzen von Espinoy machen (Theatrum Europaeum I, 1662, S. 382; Eosander, Deutscher Soldat, 1738, S. 208). Excuſation einer gantzen Kriegsmacht ] Die Union publizierte 1620 eine Rechtfertigungsschrift, die ihren mangelnden militärischen Erfolg mit rechtlichen Rücksichten entschuldigen sollte (Theatrum Europaeum I, 1662, S. 382–384; Eosander, Deutscher Soldat, 1738, S. 208 f.). Vlmiſchen vertrag ] Im – nach beiderseitigen Kriegsdrohungen zustandegekommenen – Ulmer Vertrag vom 3.7.1620 vereinbarten die katholische Liga und die intern uneinige protestantische Union auf französische Vermittlung, die militärischen Auseinandersetzungen auf Böhmen zu beschränken und nicht aufs restliche Reichsgebiet übergreifen zu lassen. Trotz Drängens der Unionisten waren nur die beiden Bündnisse, nicht aber Ehzg. Albrecht, der Statthalter der spanischen Niederlande, in diese Vereinbarung eingezogen, von dem man wußte, dass er die Pfalz angreifen wollte. Da die unierten Fürsten die Einigung – anders als die Liga – zum Anlass nahmen, sich aus der böhmischen Angelegenheit ganz zurückzuziehen, führte sie nicht nur zur Isolation des ‚Winterkönigs‘, sondern schwächte auch die Position der Kurpfalz angesichts des drohenden spanischen Vordringens. Die Union löste sich daraufhin am 24.4.1621 förmlich auf (Theatrum Europaeum I, 1662, S. 339–341; Egler, Die Spanier, 1971, S. 18; Zeeden, Zeitalter der Glaubenskämpfe, 1980, S. 84; Wedgwood, Der Dreißigjährige Krieg, 1988, S. 106 f.). wo jetzund die Reichs Kreiß auß oder angehen ] Die Reichskreise waren ab 1500 im Zuge der Reichsreform Ks. Maximilians I. eingerichtet worden, u. a. um die Durchsetzung der Landfriedensordnung (Reichsexekution gegen Landfriedensbrecher) und die Vollstreckung von Reichskammergerichtsurteilen sicherzustellen. Sie waren für die Erhaltung des gemeinen Friedens im Inneren und die Abwehr von Angriffen von außen zuständig, bekamen mit der Vollstreckung von Achtserklärungen, der Aufsicht über das Münzwesen und die Zölle aber auch weitere Aufgaben. Die Formulierung bezieht sich wohl auf den Umstand, dass es zunächst einmal der eigene Kreis war, der für die Umsetzung von Ächtungen verantwortlich war (Dotzauer, Reichskreise, 1998). Der nach Vorbereitungen seit 1619 und stetigem bayerischem, dann auch spanischem Drängen am 29.1.1621 nach einem rechtlich nicht unproblematischen Verfahren endlich geächtete Friedrich V. wurde in seinem Heimatterritorium nun aber von spanisch-niederländischen und ligistischen Truppen bedrängt. Kompliziert war die Lage auch deshalb, weil Friedrich V. als Kurfürst nicht nur dem stark zersplitterten kurmainzischen Reichskreis, sondern – über Simmern – auch dem oberrheinischen Kreis angehörte. Die Invasion spanisch-niederländischer Truppen in die Kurpfalz hatte König Philipp III. freilich schon am 9.5.1620 beschlossen, um den unliebsamen Verbündeten der Vereinigten Niederlande auszuschalten – also lange ehe das Proskriptionsverfahren abgeschlossen war (Egler, Die Spanier, 1971, S. 31). der dem Feind ein Veſtung bawe / oder der ſie niederreiſſe ] Angespielt ist wohl auf die 1615 erbaute fstbfl. speyerische Festung Udenheim (heute Philippsburg), die 1618 von den Pfälzern
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II. Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul
niedergelegt worden war, da sie darin eine Bedrohung sahen und sich angeblich auch der spanische Feldherr Spinola bereits darin aufgehalten habe. Sie wurde ab 1621 (also nach dem Ulmer Vertrag vom 3.7.1620) vom Bischof erneut und stärker als zuvor befestigt (Theatrum Europaeum I, 1643, S. 28–30; siehe auch Anm. zum „Weltkefig“, Z. 182).
d) Quellennachweise ⟨109⟩ zu wiſſen / daß er nichts weiß ] „Ich weiß, dass ich nichts weiß“: geflügeltes Wort der Antike, das auf Sokrates zurückgeführt wird (vgl. Cicero, Academica 1, 16). ⟨160⟩ Bund ] Vgl. Jer 32,40: Vnd wil einen ewigen Bund mit jnen machen, das ich nicht will ablassen, jnen Guts zuthun vnd will jnen meine Furcht ins Hertz geben, das sie nicht von mir weichen (Luther, Biblia, 1545, fol. 54r). ⟨158⟩ das jenige Reich … nicht Beſtand haben könne ] Mt 12,25: JHEsus vernam aber jre gedancken / vnd sprach zu jnen / Ein jglich Reich so es mit jm selbs vneins wird / das wird wüste. Vnd ein jgliche Stad oder Haus / so es mit jm selbs vneins wird / mags nicht bestehen. (Luther, Biblia, 1545, fol. 252r) ⟨219⟩ Daß wer an der offentliche Straſſen … regiſtriren laſſen. ] Eike von Repgow, Sachsenspiegel, S. 10: Ich zimmere, so man seit, bi dem wege, | des muz ich manchen meister han. (= Reimvorrede, V. 1–2) ⟨228⟩ Daß wann man dem Volck … kompt Moyſes. ] Accelerant etiam mutationes illas boulim … aj principum, vt dicebat Capnio: Quando ⟨con⟩duplicantur lateres, tunc venit Moses (Melanchthon, Postilla, pars III, 1594, S. 561, unter Bezug auf eine Vorlage bei Johannes Reuchlin). Vgl. auch: quando duplicantur lateres, venit Moses bzw. wann den kindern Israel in Egipten die Ziegelarbeit gesteigert wird, so gedencket der liebe gott gewiszlich auf einen Mosen und heyland (Grimm, DWb 31, 1991, Sp. 908 mit Belegstelle von 1645). ⟨328⟩ Miedling ] Vgl. Joh 10,12 f.: JCh bin ein guter Hirte. Ein guter Hirte lesset sein Leben fur die Schafe. Ein Miedling / der nicht Hirte ist / des die Schafe nicht eigen sind / sihet den Wolff komen / vnd verlesset die Schafe / vnd fleucht / vnd der Wolff erhaschet vnd zerstrewet die Schafe. Der Miedling aber fleucht / denn er ist ein Miedling / vnd achtet der Schafe nicht. (Luther, Biblia, 1545, fol. 303v) ⟨352⟩ wie der HErr Jeſus in der Wüſte / vom Sathan verſucht werden ] Vgl. Mt 4,8 f.: WJderumb füret jn der Teufel mit sich / auff einen seer hohen Berg / vnd zeiget jm alle Reich der Welt / vnd jre Herrligkeit / Vnd sprach zum jm / Das alles wil ich dir geben / So du niderfellest / vnd mich anbetest. (Luther, Biblia, 1545, fol. 246v). ⟨360⟩ Spaniſche Naßband ] Die gleiche Bildlichkeit im gleichen Zusammenhang auch im ‚Weltkefig‘ (seit Ausgabe A, 1622), Z. A141 und H184; siehe auch den dortigen Sachkommentar zu Z. 184. ⟨XXII⟩=⟨630–725⟩ Zeitung auß der Churpfaltz … Vox Dei. ] Der Anhang, der erstmals in der Ausgabe D1 erscheint, ist an den bereits in den Vorauflagen enthaltenen, nach wie vor mit ENDE abgeschlossenen Text als neuer Bogen C angehängt. Im Unterschied zu den Bögen A und B, die unpaginiert geblieben sind, verfügt der Bogen C über eine neue, korrekt anschließende Seitenzählung (S. 17–20). Erschienen ist der hinzugekommene Text unter dem Binnentitel „Zeitung auß der Pfaltz“ offenbar erstmals als Anhang zu Liptitz, Iudicium, 1620, S. 8–11. Zur komplexen Überlieferungslage siehe die Vorbemerkungen zur Rezeption (S. 34–36). ⟨370⟩ auß ander Leut Leder gut Riemen ſchneiden ſey. ] Sprichwörtlich (vgl. Wander, SprichwörterLexikon II, 1867, Sp. 1872, Nr. 5).
3. Apparate
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781 Vox populi, Vox Dei. ] Nach Alkuin (vgl. Dümmler, Epistolae Karolini aevi II, 1895, Nr. 132, S. 199, Abs. VIIII).
e) Material zur Rezeption Zum Stellenwert der Flugschrift vgl. die Vorbemerkungen, S. 36 f. Wiedergegeben ist der Wortlaut nach dem Exemplar UB Heidelberg: Mays Br. VIII, 18 No. [S. 1] Zeitung auß Wormbs Paralleliter der Pfältziſchen Zeitungen opponirt, daß einem jeden PlackVogel von groſſer Herren actionibus zu diſcuriren nicht gebühre? Gedruckt im Jahr / 1621. [S. 2] DAs wer in den Waldt rufft / widerumb leiden muß / daß es herauß ſchalle. Das ein gut Gewiſſen beſſer als aller Leichtfertigen Scribenten Diſcurs vnd deß Vnſinnig Böfels
reden ſeien. Das ein ander Werck mit der Feder / als mit dem Dägen fechten. Das mehr zum Dantz / als ein pahr newer Schuh gehöret. Das keiner den andern hinder dem Ofen ſuche / Er ſeye dann selbſten dahinden geweſen. Das ein vnbeſcheidener Schreiber einem Herren in einem Tag mehr Rechtſchaffene Leuth zu wider mache / als ein diſcreter Mann in einem Jahr gewinnen kan. Das vom erſten / biß vff den 8. Septembris, mehr Bartholi als Baldi den Necker hinauff ſeyen geführet worden / als Cæſares von Polybii in vielen Jahren. Das die Leuth in einer Reſpubl. ſehr ſchädlich ſeyen / ſo allein gewinnes halben studiren. Das die ſtudia hoch zu loben / welche einem Menſchen zum vnluſt seiner Haab vnd Nahrung / Ja deß lebens ſelbst diſponiren. Das ſeithero die MarchiaVelliſche Politica, ins Reich geführt worden / iſt weder Glück noch Segen in Teutschland geweſt. Das nit weniger als vor Jahren / die Poeten, von Rom / die groſſe menge der Aduocaten, Procuratores vnd der Graduirten auß dem Reich müſſen geſchafft werden / wo mann anders daß alte Teutſche vertrawen wider herbey bringen will. Das die Pfaffen vnd ſchreiber alle privilegirte ſtändt vnd beſonders den Adel gern auß dem weg ge raumet ſehen / damit jene ein Hierarchiam dieſe aber eine Democratiam ſtabiliren / vnd alſo ein ein Augigter vnter vielen Bawern König ſein könte. Das heut zu Tag Brieff vnd Siegel alle Verträg vnnd Contrafactur diſputirt vnd wider die intention der Contrahenten vielmals annullirt vnd Caſſirt worden / ſeyen niemandts ſchuldig als die groſſe anzahl der Rabulaten forenſium, welche alle mit einander wohl leben vnd ſtattlich vnterhalten sein wollen. [S. 3] Das kein Graff oder vom Adel in der Pfaltz (vngeacht jhrer vnterſchiedtlich vmb alle jhre Güter kommen) noch vngedultig worden / oder außzuſetzen begeret. Das viel ſchreiber verrechnete vnd vnverrechnete Diener mit hindanſetzung der geleiſteten Pflicht jhren Herrn ſchändlich verlaſſen / ſich mit dem Feind accomodirt vnd die Heimligkeit deß Vatterlands ver rathen haben. Das derowegen die Critici hinfuro in jhren varie lectionibus S. P. Q. R. ſetzen müſſen Scribæ Pal⟨a⟩ tinatus quærunt Ruinam: vnnd das alſo Keyſer Mauritius zu seinem Tochterman Philippo von Phoca recht geſagt: Si timidus, Ergo proditor. Das der Diener ſo von ſeines Herrn Feinden geſchenck nimpt / halb gewunnen iſt.
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Das es eine Panacæa iſt / welche zur Chur aller ſchreiber lehrer Seckel dienlich / daß man Graffen vnd vom Adel (vngeachtet jhrer Qualiteten) von der Fürſten Rathſtuben vnnd beſonders der RentCammer außschlieſe. Das ein jeden verrechneter Diener / wann er in ſeiner Rechnung nicht Contro rollirt werden will / einen Schwager in der Rechenkammer haben muß. Das wehr viel Vögel fangen will / einen guten Locker haben muß. Das die verrechnete Diener der Pfaltz / diß Jahr deßwegen eine gute Condition haben / weil ſie jhre außgaben nit bevrkunten laſſen dörffen. Das mit dem Marquis Spinola alle Receß / im Ampt Creutzenach vnd Altzey / ins künfftig werden bezahlt werden. Das es Natürlich daß ein Bawren Räckel einen Wind haſſe. Das die ſchreiber der Ritterschafft vnd gantzem Adel / vornemblich ſo Feind ſeyen / weil im Bawren krieg jhrer vffrüriſchen vorElter viel vom getrewen Adel erlegt worden. Das eine verborgene ratio darhinder ſtecken muß / warum alle ſchreiber gern Edelleut sein / vnd doch den Adel gern verdilgt ſehen wolten. Das ob wohl die Hammerſchmitt in Teutſchland / vnd die Glaßmacher in Franckreich Edelleut ſein wollen / ſelbige jedoch dem Adel von Hertzen feind ſeyen / weil der Vrſprung jhres Adels nicht von Tugent ſondern von Mechaniſchen ſachen herrüret. Das es nit genug zum Adelichen ſtandt / ein offenen Helm zuführen. Das ſich ein jeder Herr / wohl vorſehen ſoll / ſich mit den jenigen / in den [S. 4] die wolfahrt seines ſtatus concerni enden ſachen zu berathen / welche zu Kriegßzeiten den Degen nicht anhengen / ſondern vorgeben wollen / das jhnen den Gaißberg hinauff zu lauffen vnd auß zu reiſſen erlaubt ſeye. Das es bißhero geheiſſen / Er iſt von der Rittersch⟨a⟩fft / geheye jhn dapffer / es ſchadet nichts. Das wenn ein Graff oder Edelman mit einem Bawren oder ſchreiber zuthun gehabt / daß ſein ſtandt / vnter ſeines gegentheils meritis cauſæ das vornembste fundament geweſen. Das ob wohl dieſe zeitungen gering ſcheinen / daſſelbe doch mehr als zu viel wahr vnd practicirt zu werden pflegen. Das Gott der Allmächtige als ein gerechter Richter / dermahl eins ein einſehen haben / vnd die jenige ſo nicht auffrichtig / ſondern zum ſchaden jhres nechſten handeln wollen zu ſeiner Zeit ſtraffen wirdt Amen.
Nihil tam incertum quam fama fulgi.
III. HAIDELBERGA
1. Vorbemerkungen1 Bei der Haidelberga handelt es sich um einen großformatigen Einblattdruck mit einer Stadtansicht Heidelbergs vor der Zerstörung der Stadt 1689/93 aus der Werkstatt von Matthäus Merian, der ein separater, ohne eigene Überschrift gebliebener Prosatext beigefügt ist. Wohl nicht zuletzt aufgrund der Seltenheit des Druckes – nachgewiesen werden konnten nur zwei Exemplare des Prosatextes – wurde die Haidelberga von Seiten der literaturwissenschaftlichen Forschung bisher kaum wahrgenommen, obwohl sich insbesondere die lokal- und kunsthistorische Forschung der Heidelberg-Vedute wiederholt gewidmet hat. Während die Urheberschaft der Radierung durch die Angabe „Matthae. Merian. fecit.“ sowie den Zueignungstext in der Delphinkartusche unstrittig ist, ist die Zuschreibung des begleitenden Prosatextes erst 1901 mit plausiblen Argumenten durch Maximilian Huffschmid erfolgt.2 Der Prosatext ist in die Tradition des Städtelobs einzuordnen und geht ausführlich auf die Herkunft des Stadtnamens, die geografische Lage, die Stadtgeschichte sowie die Gebäude der Stadt ein. Dabei stellt der Text jedoch keineswegs nur eine bloße Zugabe zur Stadtansicht dar, sondern beide Teile stehen in einem engen Funktionszusammenhang, dem Lob der kurpfälzischen Residenzstadt als kulturellem Zentrum und ihres Fürsten Friedrich V.
a) Kontexte Die Ende 1619 oder Anfang 1620 entstandene Haidelberga zeigt die Stadt auf dem Höhepunkt ihrer Blüte: Nur zwei Jahre vor der Eroberung der Stadt durch Tilly und rund siebzig Jahre vor der teilweisen (1689) und dann vollständigen Zerstörung (1693) im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde die Residenzstadt mit dem Schloss hoch über der Stadt als Zentrum kurfürstlicher Macht präsentiert, das nicht nur auf eine über 450-jährige Geschichte zurückblicken konnte,3 sondern zugleich auch mit einer der ältesten Universität Deutschlands, der Bibliotheca Palatina und den zahlreichen namhaften Gelehrten und Dichtern als wissenschaftliches und literarisches Zentrum des europäischen Calvinismus fungierte.4 Dabei war die Herausbildung Heidelbergs zur kurpfälzischen Residenz ein durchaus langwieriger Prozess, der erst Ende des 14. Jahrhunderts unter Ruprecht II. (reg. 1390–1398) abgeschlossen worden war.5 So diente die Heidelberger Burg zwar schon Konrad dem Staufer (1134/36–1195), dem mutmaßlichen Gründer Heidelbergs, Ludwig II. (reg. 1253–1294) und vor allem Ruprecht I. (reg. 1329–1390), der mit der Gründung der Universität 1386 die Durchsetzung Heidelbergs als alleinige Residenz wesentlich vorbereitet hatte, als wichtiges Herrschaftszentrum,6 doch erst mit der Bestimmung der Heiliggeistkirche zur neuen Grablege der Wittelsbacher unter Ruprecht III. (reg. 1398–1410) stieg Heidelberg endgültig zur Residenzstadt auf. Die zunehmende Bedeutung der Stadt wirkte sich auch auf die Bautätigkeit aus: Neben der Heiliggeistkirche sind vor allem 1 2 3 4 5 6
Für zahlreiche hilfreiche Hinweise und Ergänzungen bei der Kommentierung sei Theodor Verweyen ausdrücklich gedankt. Vgl. Huffschmid, Wer verfaßte den Text, 1901. Die erste urkundliche Erwähnung Heidelbergs ist für das Jahr 1196 belegt. Vgl. Schaab/Lenz, Ausgewählte Urkunden, 1998, Nr. 7, S. 8 f. Hepp, „Der Pfaltz Haupt flecken“, 2003, S. 80. Hartmann/Kühlmann, Heidelberg, 2012, S. 831; Kolb, Heidelberg, 1999. Cobbers, Der Chor der Heidelberger Heiliggeistkirche, 2004, S. 21.
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III. Haidelberga
die umfangreichen Umbauten des Schlosses unter Ruprecht III. zu nennen7 sowie die kurfürstliche Kanzlei (1462/66) und die Münze (ab 1500 nachweisbar), die den Residenzcharakter der Stadt sichtbar machten. Darüber hinaus wurden mehrere Universitätsbauten errichtet, hinzu kamen Kloster- und Adelshöfe.8 Unter Friedrich I. (reg. 1449–1476) wurden weitere Zentralbehörden wie das Hofgericht eingerichtet, zudem hielt während seiner Regierungszeit erstmals der Humanismus Einzug in die Universität, auch wenn es noch bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts dauern sollte, bis sich dieser durchsetzen konnte.9 Friedrichs Nachfolger Ludwig V. (reg. 1508–1544) ließ schließlich die umfangreichsten Umbaumaßnahmen am Schloss durchführen, indem er nicht nur die vorhandenen Gebäude wie z. B. den Ruprechtsbau über- und umbauen, sondern die Schlossanlage auch durch zahlreiche Wehr- und Wohnbauten ausweiten ließ.10 Auch unter Friedrich II. (reg. 1544–1556) wurde das Schloss weiter modernisiert, mit der Regentschaft seines Nachfolgers Ottheinrich (reg. 1556–1559) setzte schließlich eine „baukünstlerisch herausragende Periode ein“.11 So gilt der Ottheinrichsbau „als einer der schönsten Profanbauten der Renaissance auf deutschem Boden“.12 Zudem ließ der Kurfürst den Herrengarten in der Vorstadt einrichten. Jedoch war seine kurze Regierungszeit nicht nur aufgrund seiner Bautätigkeit und in kultureller und wissenschaftsgeschichtlicher Hinsicht von nicht zu unterschätzender Bedeutung – er begründete die Bibliotheca Palatina und gab der Universität neue Statuten. Überdies prägte sein Wirken die Kurpfalz für die nächsten fünfzig Jahre entscheidend, da er in dieser die lutherische Reformation einführte. Auf diese Weise stellte er im Kurkolleg ein Gleichgewicht zwischen evangelischen und katholischen Fürsten her, wobei er eine offensive Opposition nicht nur gegen den Kaiser, sondern auch zahlreiche evangelische Reichfürsten betrieb und damit „eine spezifisch pfälzische Tradition bis 1618“ begründete.13 Zudem stellte er die Weichen für eine westeuropäisch-protestantische Unionspolitik, indem er Exulanten aufnahm.14 Sein Nachfolger Friedrich III. (reg. 1559–1576) vollzog sodann nach dem Abendmahlsstreit 1559/60 den Wechsel zum Calvinismus und führte die von Ottheinrich begonnene Politik der Konfrontation auf der einen Seite und der Unionsbemühungen auf der anderen Seite fort.15 Friedrichs Sohn Ludwig VI. (reg. 1576–1583) setzte nach seinem Regierungsantritt die Rückkehr zum lutherischen Bekenntnis durch. Nach seinem frühen Tod übernahm Ludwigs jüngerer Bruder Johann Casimir (reg. 1559–1592), der das reformierte Bekenntnis beibehalten hatte, die Regentschaft für den erst neunjährigen Friedrich IV. (reg. 1592–1610) und nutzte die Vormundschaft zur Restitution des Calvinismus – eine Entscheidung, die auch unter seinen Nachfolgern Friedrich IV. und Friedrich V. (reg. 1610–1623) Bestand haben sollte. Die unter Ludwig VI. ausgewiesenen Calvinisten konnten nun nach Heidelberg und an die Universität zurückkehren, die in den folgenden Jahren eine zunehmend reformierte Prägung erhielt sowie neben Genf und Leiden zur wichtigsten reformierten Universität mit internationaler Anziehungskraft aufstieg.16 Neben der Universität wurde der Hof in diesen Jahren zu einem Zentrum späthumanistischer Gelehrsamkeit,17 zudem entwickelte sich eine rege Bautätigkeit, die Zeugnis über den Bedeutungszuwachs der Stadt ablegt, der nicht zuletzt 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Hanschke, Schloss Heidelberg, 2016, S. 15. Scheuerbrandt, Heidelbergs Aufstieg und Niedergang, 1996, S. 55–58. Wolgast, Die Universität Heidelberg, 1996, S. 290 f. Hanschke, Schloss Heidelberg, 2016, S. 17–19. Ebd., S. 20. Scheuerbrandt, Heidelbergs Aufstieg und Niedergang, 1996, S. 61. Wolgast, Reformierte Konfession, 1998, S. 28. Ebd., S. 31 f. Ebd., S. 52. Wolgast, Die Universität Heidelberg, 1986, S. 40. Wolgast, Reformierte Konfession, 1998, S. 98–114.
1. Vorbemerkungen
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auf die hohe Zahl der französischen und niederländischen, wallonischen und hugenottischen Exulanten zurückzuführen ist, die in der reformierten Residenzstadt Zuflucht suchten und fanden. Unter Johann Casimir wurden das Collegium Casimirianum, das Marstallgebäude und der Fassbau sowie mehrere Adelshöfe und Bürgerhäuser errichtet. Unter Friedrich IV., einem ausgesprochenen Förderer der Künste, wurde der dreigeschossige Friedrichsbau gebaut, dessen Innenhoffassade mit einer Ahnengalerie der pfälzischen Wittelsbacher ausgestattet wurde, die bis auf Karl den Großen zurückgeführt wurde und den pfälzisch-wittelsbachischen Führungsanspruch im Reich markierte. Die Außenfassade wurde dem Ottheinrichsbau angeglichen, jedoch eine deutlichere vertikale Orientierung gewählt.18 Der unter Ottheinrich vollzogene Konfessionswechsel führte dazu, dass der Kurpfalz in der europäischen Politik größere Beachtung zukam, zumal sie aufgrund ihrer geografischen Lage für Frankreich, England und die Niederlande ein potenzieller Bündnispartner gegen Habsburg war.19 Aber auch auf Reichsebene konnte die Kurpfalz eine führende Position einnehmen und sich als wesentlicher Protagonist unter den evangelischen Reichsständen behaupten; in der protestantischen Union von Auhausen (1608) übernahm die Kurpfalz das Direktorium.20 Auf europäischer Ebene gipfelten die diplomatischen Bemühungen schließlich – trotz Vorbehalten vonseiten der protestantischen Reichsfürsten wie auch des Pfälzer Oberrats21 – in einem 1612 mit England geschlossenen Bündnisvertrag. Im Dezember desselben Jahres erfolgte die Verlobung Friedrichs V. mit Elizabeth Stuart (1596–1662), der Tochter Jakobs I. (1566–1625), des Königs von Großbritannien, im Januar die Ratifizierung des Heiratsvertrages; im Februar wurde Friedrich V. der Hosenbandorden verliehen. Damit war die Allianz zwischen England und der Kurpfalz gegen die katholisch-habsburgische Partei besiegelt. 1614 folgte noch ein auf zwölf Jahre geschlossener Defensivvertrag zwischen der Kurpfalz und den Niederlanden. Dementsprechend euphorisch wurde die Hochzeit zwischen dem Führer der Union und Elizabeth Stuart, die in London und später in Heidelberg mit großer Pracht gefeiert wurde, in der protestantischen Öffentlichkeit begrüßt. Das schon bei der Vermählungsfeier im Juni 1613 sichtbar werdende Repräsentationsbedürfnis des kurpfälzischen Hofes wie auch die Verbindung zwischen den zwei wichtigsten protestantischen Mächten drückte sich auch in architektonischer Hinsicht aus: Ab 1612 wurde zwischen dem Frauenzimmerbau auf der Burg und dem Dicken Turm der sogenannte Englische Bau für Elizabeth Stuart errichtet, der Dicke Turm wurde in einen Theater- und Festsaal umgewandelt. Auch der sogenannte Stückgarten an der Westflanke der Burg wurde zu einer Parkanlage umgebaut und dort – angeblich innerhalb einer Nacht – 1615 das Elisabethenportal errichtet.22 Am deutlichsten zeugt aber sicher der Hortus Palatinus nach einem Entwurf von Salomon de Caus (1576–1626) vom Repräsentationsbedürfnis des jungen Fürsten; er wurde von Zeitgenossen als achtes Weltwunder gefeiert.23 Die Haidelberga zeigt die kurpfälzische Residenzstadt mithin auf dem Höhepunkt ihrer Blütezeit. Tatsächlich hatte die Stadt ihren Zenit zur Zeit des Druckes 1620 aber schon überschritten, war der Untergang der Kurpfalz mit der Krönung Friedrichs V. zum böhmischen König im Grunde vorhersehbar. Die pfälzische Bevölkerung brachte dem Vorhaben ihres Kurfürsten, die Wenzelskrone trotz Warnungen Jakobs I. und zahlreicher Mitglieder der protestantischen Union wie auch des 18 19 20 21 22 23
Hepp, „Der Pfaltz Haupt flecken“, 2003, S. 76; Hanschke, Schloss Heidelberg, 2016, S. 21 f. Hepp, „Der Pfaltz Haupt flecken“, 2003, S. 77. Wolgast, Reformierte Konfession, 1998, S. 95. Hepp, „Der Pfaltz Haupt flecken“, 2003, S. 79; Wolgast, Reformierte Konfession, 1998, S. 95 f. Hanschke, Schloss Heidelberg, 2016, S. 349. Hepp, „Der Pfaltz Haupt flecken“, 2003, S. 80; Hanschke, Schloss Heidelberg, 2016, S. 406–437.
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III. Haidelberga
Oberrates anzunehmen, wenig Begeisterung entgegen. Schließlich war die katholische Liga somit endgültig zum Gegner geworden.24 Am 27. September / 7. Oktober 1619 verließ Friedrich V. mit seinem Gefolge Heidelberg in Richtung Prag, wo am 25. Oktober / 4. November die Krönung stattfand. Der Regierungsantritt in Böhmen gestaltete sich schwierig: So stieß der Bildersturm im Veitsdom im Dezember 1619 auf wenig Verständnis und dem Königspaar schlug bei seiner Huldigungsreise durch Böhmen im Januar 1620 zum Teil offene Ablehnung entgegen. Auch außenpolitisch spitzte sich die Lage zu, da Jakob I. wie auch die protestantischen Reichsfürsten Friedrich V. ihre Unterstützung in Böhmen versagten.25 Als der ‚Winterkönig‘ in der Schlacht am Weißen Berg im November 1620 unterlag und aus Prag fliehen musste, war sein Untergang und der Heidelbergs besiegelt. Bereits im Oktober waren spanische Truppen in die Pfalz eingefallen, 1622 wurde die kurpfälzische Residenz von Tilly belagert, eingenommen und geplündert.
b) Text Die Datierung des ohne eigenen Titel gebliebenen Textdrucks bereitet mit Blick auf die Signatur „Haidelberg bey dem Authore An[no] 1620“26 und der auf das gleiche Jahr datierten Zueignung der Radierung an den böhmischen König Friedrich in der Delphinkartusche wenig Schwierigkeiten. Dessen Königskrönung hatte am 25. Oktober / 4. November 1619 stattgefunden.27 Ausgehend von dem Baukran an der nördlichen Gartenterrasse sowie der Ansicht des Hortus Palatinus vermutet Hepp, dass erste zeichnerische Vorarbeiten bereits Anfang 1619 vorgenommen wurden.28 Darauf könnte ferner Zincgrefs Epigramm auf Merians Heidelberg-Ansicht deuten, das in Johann Leonhard Weidners Triga 1619 veröffentlicht wurde.29 Auch wenn aus dem Epigramm selbst nicht hervorgeht, auf welche Heidelberg-Ansicht Merians sich Zincgref hier bezieht – Merian fertigte um 1619 verschiedene Zeichnungen von Heidelberg an,30 zudem zeigen zahlreiche picturae der Zingrefschen Emblemsammlung im Hintergrund Ansichten der Stadt31 – ist davon auszugehen, dass die Radierung sowie der zugehörige Prosatext Ende 1619 oder Anfang 1620 entstanden sind. Wer die Haidelberga in Auftrag gegeben hat bzw. ob sie auf einen konkreten Anlass zurückgeht – z. B. die Krönung Friedrichs V. – lässt sich heute nicht mehr beantworten. Die Abfassung der Haidelberga fällt somit in eine Zeit größter innen- und außenpolitischer Verunsicherung und Bedrohung, wovon Text und Stadtansicht freilich nicht zeugen.32 Im Gegenteil: 24 25 26
Scheuerbrandt, Heidelbergs Aufstieg und Niedergang, 1996, S. 72. Bilhöfer, Nicht gegen Ehre, 2004, S. 73–94. Dies sei – so Huffschmid, Wer verfaßte den Text, 1901, Sp. 219 f. – jedoch „nicht so aufzufassen, als ob bei ihm [Zincgref; zur Verfasserfrage siehe unten] der Druck zu haben gewesen wäre. […] Es ist eher denkbar, daß er auf Veranlassung des Verlegers, der zugleich Drucker gewesen sein mag, den Text schrieb und ihm erlaubte, ihn auf eigenen Namen zu vervielfältigen.“ 27 Vgl. auch Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 46 f. 28 Hepp, Merian, 1994, S. 22. 29 Vgl. Weidner, Triga amico-poetica, 1619, S. 84: In vrbem Haidelbergam delineatam à Matthaeo Meriano Basiliensi. Mvlta tibi debet Merianus, Myrtilis alma; Debeat ast cum multa tibi, deberis et ipsa Huic, qui te arte suâ toto dedit orbe videndam. 30 Zangemeister, Ansichten des Heidelberger Schlosses, 1886, S. 85 f.; Schefold, Alte Ansichten aus Baden, 1971, S. 233; Hepp, Merian, 1994, S. 12–16. 31 Zangemeister, Ansichten des Heidelberger Schlosses, 1886, S. 71–74. 32 Dies schließt nicht aus, dass einzelne Passagen durchaus Kritikpotenzial in sich tragen. Dies betrifft etwa die Wendung von der „gegenwertigen Hauptstadt der Churfürstlichen Pfaltz“ (Z. 1), auf die auch Verweyen, Zincgref
1. Vorbemerkungen
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Die Haidelberga dient vor dem Hintergrund des ‚böhmischen Abenteuers‘ den laudes Friedrichs und der Kurpfalz und ordnet sich somit in die publizistische Offensive nach der Annahme der Königskrone ein.33 Sie setzt den von Friedrich in seinem Rechtfertigungsschreiben formulierten Anspruch, in göttlichem Auftrag zu handeln,34 sowie die Auffassung, dass mit der Annahme der Krone durch den Wittelsbacher eine letztlich zwangsläufige Entwicklung – der Aufstieg der Wittelsbacher zum Königtum – zum Abschluss komme, in Text und Bild um. Damit wird zugleich die implizite Aufforderung an Friedrich verbunden, die Stadt und damit auch die Kurpfalz in ihrem gegenwärtigen Zustand zu schützen. Tatsächlich zeigt der Text der Haidelberga die Stadt „wie es der augenschein allhie fürzeigt“ (Z. 123). Dabei wird das Zeigen des Ist-Zustandes durch eine historische Dimension ergänzt, indem das Vergangene vergegenwärtigt wird und sich die Sprecherinstanz durch Raum und Zeit bewegt. Synchrone Zustandsbeschreibung und diachrone Geschichtsschreibung gehen Hand in Hand. Dies wird gleich zu Beginn des Textes deutlich, wenn die Redeinstanz der Namensgebung der auf dem Stich „gegenwertige[n] Hauptstadt“ (Z. 1) nachgeht und sich vom Ist-Zustand in die Vergangenheit bewegt.35 Der zyklisch aufgebaute Text36 mit seinen drei Teilen gehorcht dabei weitgehend dem vorgegebenen Formular des Städtelobs:37 Auf die Herleitung des Namens – verbunden mit dem Lob der herausragenden topografischen Lage und dem Verweis auf Brunnen und Gärten, die zum Verweilen einladen – folgen Ausführungen zum Ursprung und Alter der Stadt und schließlich eine Aufzählung der Gebäude, bevor der Text abschließend noch einmal genauer auf die Umgebung Heidelbergs eingeht und einzelne Ereignisse der Stadtgeschichte auflistet. Dabei werden die tradierten Topoi bedient, sei es die exklusive Lage oder die herausragenden Bürger.38 Mit Blick auf den historischen Kontext der Veröffentlichung wäre es jedoch zu kurz gegriffen, wollte man die Haidelberga allein als Stadtlob lesen. Vielmehr dient die Darlegung der Stadtgeschichte einem weiteren Zweck. Mit der lobenden Beschreibung der Besiedlungs- und Gründungsgeschichte, dem Ursprung in der Römerzeit und dem Ausbau durch die Fürsten wird die Stadt als Ergebnis menschlichen Handelns vorgestellt: „Die Stadt erscheint so ‚in actu‘ und nicht nur wie bei topographischer Vorstellung ‚in situ‘ projiziert.“39 Dabei wird die Entwicklung der Kommune zu einem politischen und kulturellen Zentrum in erster Linie auf das Wirken der jeweiligen Fürsten zurückgeführt, wenn nach den etymologischen Erläuterungen und dem Lob der natürlichen Bedingungen die Burg bzw. das Schloss besonders hervorgehoben wird und bei der Aufzählung der „fürnemste[n] Gebäw“ (Z. 120) die kurfürstlichen Bauwerke mit Erläuterungen zu deren Errichtung an erster Stelle angeführt werden. Darüber hinaus werden am Textende einzelne Ereignisse der Stadtgeschichte benannt, etwa der sog. Studentenkrieg von 1406 (vgl. Z. 203–207). Die Aufzählung dieser Ereignisse entspricht
33
34 35 36 37 38 39
als polit. Publizist, 2019, S. 73, hingewiesen hat. Zu erwarten wäre „Haupt- und Residenzstadt“, die Streichung ist wohl auf die zeitweilige Verlegung der Residenz nach Prag zurückzuführen. Mit Blick auf die Vedute, die am Neckarufer das 1620 nicht in Heidelberg anwesende Fürstenpaar in der Kutsche zeigt – so Hepp, Merian, 1994, S. 39 –, mag man eine implizite Aufforderung erkennen, die Stadt als Residenz nicht aufzugeben. Dazu gehört auch das Epos ad Fridericum Zincgrefs, der – so Mertens – die Annahme der Wenzelskrone wohl grundsätzlich bejahte. Vgl. Mertens, Zincgrefs „Epos ad Fridericum“, 2011, S. 110. Dem widerspricht nicht, dass sich in den Emblemata ethico-politica auch eine Warnung vor der Annahme der Krone findet. Zincgref, Emblemata ethico-politica, 1619, Nr. 71. Bilhöfer, Nicht gegen Ehre, 2004, S. 71 f. Vgl. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 53 f. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 61 f. Vgl. dazu grundlegend Kugler, Die Vorstellung der Stadt, 1986, S. 26–37. Vgl. dazu auch Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 66 f. Kleinschmidt, Textstädte, 1999, S. 74.
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weniger einem chronikalischen Anliegen als vielmehr der Illustrierung kurfürstlicher Macht und Größe. Damit verbunden wird im Rahmen des abschließenden Gebets die implizite Aufforderung der Bürger, zu denen sich auch die Sprecherinstanz zählt (vgl. Z. 214), an den jetzigen Kurfürsten, die Stadt und ihre Bewohner zu schützen – Heidelberg steht hier pars pro toto für die gesamte gefährdete Kurpfalz. Zudem wird durch die Auswahl der Bibelstellen – insbesondere Psalm 46 – sowie durch den Verweis auf die „Burger[] von Jerusalem“ (Z. 215) das tradierte Repertoire der Ebenbildlichkeit mit der Heiligen Stadt aufgerufen,40 das seinerseits seine visuelle Verwirklichung in der Vedute findet: Die exponierte Lage des Schlosses oberhalb der Stadt mit seiner wehrhaften Umgrenzung und dem königlichen Saalbau im Zentrum weist dem Kurfürsten gleichsam einen Platz zwischen göttlichem und weltlichem Bereich zu, von dem aus er über das fromme und wehrhafte Gemeinwesen wacht.41 Städtelob und Panegyricus überlagern einander, ohne dass das eine vom anderen zu trennen ist, wenn die Bedingungen für die kulturelle Blüte der Stadt auf das Wirken der Fürsten zurückgeführt werden. Der Text referiert – durchaus konventionell42 – auf eine Fülle von Prätexten. Sie werden zum Teil explizit markiert (die Colmarer Chronik, Michael Beheim, Louis Guyon, Marquard Freher, Franciscus Irenicus usw.), sind aber zum Teil auch nur zu erschließen (z. B. Sebastian Münster oder Michael Heberer). Tatsächlich lässt sich für den kurzen Text eine hohe Anzahl von deutschsprachigen wie auch lateinischen Bezugstexten identifizieren, die direkt oder indirekt zitiert und miteinander sowie mit eigener Rede centoartig verschränkt werden. Dies gilt vor allem für den ersten Teil der Haidelberga, lässt sich aber auch am Ende (Abschlussgebet) nachweisen.43 Die vielfachen Zitate und zitatnahen Entlehnungen stellen dabei jedoch nicht nur die Gelehrsamkeit der Sprecherinstanz heraus, sondern etablieren – im Kontext des Städtelobs – zugleich Heidelberg als Zentrum der Gelehrsamkeit. Schließlich stammt eine große Anzahl der herangezogenen Quellen von Heidelberger Gelehrten, die auch namentlich genannt werden (Paul Schede Melissus, Marquard Freher, Franciscus Irenicus, Hubert Thomas Leodius, Jacob Micyllus). Dies korrespondiert wiederum mit der – insbesondere im Vergleich zu kirchlichen und anderen öffentlichen Bauten – hervorgehobenen Erwähnung der Universitätsbauten; bei ihnen werden analog zu den kurfürstlichen Gebäuden Angaben zur Erbauung und Ausstattung beigefügt. Heidelberg erscheint in diesem Sinne also nicht nur als politisches Zentrum der Kurpfalz, sondern auch als ihr kulturelles. Als Symbol dieser Einheit dient die Heiliggeistkirche, die damals Grablege der Wittelsbacher war und zugleich die berühmte Bibliotheca Palatina beherbergte.
c) Verfasserschaft Die Verfasserschaft des Prosatextes gilt seit dem Aufsatz von Huffschmid als weitgehend unbestritten,44 auch wenn die Zuschreibung nur anhand von biografischen und werkbiografischen Indizien sowie Parallelstellen erfolgt ist. Während Zangemeister zunächst noch einen Theologen als möglichen Verfasser ins Spiel brachte,45 kam für Mays und Christ ausgehend von der Pandektenstelle nur ein „im Corpus Juris bewanderter Jurist […], also wahrscheinlich ein Universi40 41 42 43 44 45
Dazu Kugler, Die Vorstellung der Stadt, 1986, S. 79–141. Siehe zum Vergleich die vielfach aufgelegte Stadtansicht von Braun/Hogenberg, Civitates orbis terrarvm, 1593, zw. 34 u. 35, die von der überragenden Heiliggeistkirche bestimmt wird. Die Burg rückt dagegen in den Hintergrund. Arnold, Städtelob und Stadtbeschreibung, 2000, S. 266; Fasbender, Palimpsest Stadtlob, 2015. Vgl. dazu mit Beispielen für diese Schreibweise Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 58–61. Vgl. z. B. Wüthrich, Das druckgraphische Werk I, 1966, S. 188; Paas, The German Political Broadsheet IV, 1994, S. 534; Gercke, Sie können sich nicht sattsehen, 1996, S. 471; Hepp, Merian, 1994, S. 49. Zangemeister, Text zu Merians Ansicht, 1890, S. 280.
1. Vorbemerkungen
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tätsprofessor und nach dem damaligen Personalstande entweder Philipp Hofmann oder Daniel Nebel oder Reinhard Bachoven von Echt“ in Frage.46 Unwahrscheinlich erscheint angesichts der Komplexität des Textes sowie der herangezogenen Quellen hingegen eine Verfasserschaft Merians.47 Ausgehend von diesen Attribuierungsversuchen verfolgte Huffschmid sodann eine mehrstufige Argumentation.48 So brachte er angesichts der verwendeten Quellen sowie einer „gewissen Vorliebe für Verdeutschung fremder Ausdrücke“49 – als Beispiel führt er „Castenvogt“50 und „Zeitregister“ an – den Verfasser mit Martin Opitz’ Reformbestrebungen in Zusammenhang und vermutete „in dem Verfasser des Textes ein Glied des Heidelberger Gelehrtenkreises“,51 was ihn sodann zu Zincgref führt. Zwei Argumente dienten ihm zur Stützung seiner These: Zum einen Zincgrefs Zugehörigkeit zum Heidelberger Gelehrtenkreis sowie seine nahe Bekanntschaft mit Matthäus Merian. Beide kannten sich spätestens seit 1618, zudem war Zincgref Taufpate der ersten Tochter Merians.52 Von der engen Zusammenarbeit zwischen Merian und Zincgref zeugen neben Zincgrefs Epigramm auf Merians Heidelberg-Ansicht, auf das oben schon verwiesen wurde, insbesondere auch die 1619 erschienenen, Friedrich V. dedizierten Emblemata ethico-politica, bei denen die Kupferstiche durchweg von Merian stammen. Gedruckt wurden sie bei dem Heidelberger Hofbuchdrucker Gotthard Vögelin, bei dem mutmaßlich auch die Haidelberga hergestellt wurde.53 Neben diesen biografischen Hinweisen führte Huffschmid zweitens Korrespondenzen zwischen dem Werk Zincgrefs und dem Haidelberga-Text an. Dabei stützte er sich insbesondere auf zwei Textstellen: Zum einen auf die Wendung „mit fugen gesagt werden mag“ (Z. 142), der zwei Alexandrinerverse folgen und die sich in ähnlicher Form auch in der Leservorrede zur Straßburger Ausgabe von Opitz’ Teutschen Poemata (1624) findet, und zum anderen auf die Wendung „welches herrliche Rheinthal Kayser Maximilian der erst die Pfaffengasse zu nennen pflegt“ (Z. 9 f.). Die Apophthegmata teutsch, die Zincgref eindeutig zuzuweisen sind, griffen 1626 darauf zurück: „Keyser Sigismundum / weil er das Concilium zu Constantz außgeschrieben vnd angeordnet / nente er / der Pfaffen Büttel: den Reinstrohm aber / wegen der vielen Bistummen / stifft vnd beiderseits daran gelegenen Klöster / die Pfaffengaß.“54 Der Text der Haidelberga fungiert in diesem Sinne als Prätext zu späteren Arbeiten Zincgrefs.55 Vergleichbares hat man für die Zueignungsformeln56 der Haidelberga und der Emblemata postuliert, die eine große Ähnlichkeit aufweisen würden.57 Allerdings handelt es sich dabei um prinzipiell zu unterscheidende Überlieferungszusammenhänge. Die (zudem ausdrücklich von Merian unterzeichnete) Dedikation auf der Radierung beschränkt sich im engen Rahmen der Kartusche auf eine Adressierung des Empfängers, die Nennung des Verfassers und die Herstellung einer Relation zwischen beiden; die Dedicatio der Emblemata (die ausdrücklich Zincgref als Verfasser nennt) 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57
Mays/Christ, Einwohnerverzeichnis, 1890, S. 282 f. Gemeint ist wohl eher Reiner Bachoven von Echt. Vgl. Huffschmid, Wer verfaßte den Text, 1901, Sp. 216. Vgl. zu Huffschmids Argumentation auch Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 49–52. Huffschmid, Wer verfasste den Text, 1901, Sp. 217. Der Verweis auf „Castenvogt“ ist gleichwohl nicht recht überzeugend, stammt die ‚Eindeutschung‘ doch nicht vom Verfasser der Haidelberga, sondern wurde aus Münster, Cosmographey, 1588, übernommen. Vgl. Quellenkommentar zu Z. 96–104. Huffschmid, Wer verfasste den Text, 1901, Sp. 217. Wüthrich, Matthäus Merian, 2007, S. 89 f. Huffschmid, Wer verfaßte den Text, 1901, Sp. 220; Hepp, Merian, 1994, S. 49. Zur Druckgeschichte der Emblemata vgl. Zincgref, Emblemata ethico-politica II, 1993, S. 40 f. Zu Vögelin vgl. Dyroff, Gotthard Vögelin, 1962. Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 72, Nr. ⟨240⟩. So schon bei Spiegel, Scholia, 1586, S. 282. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 52. Zur sinnvollen Differenzierung zwischen Widmung und Zueignung vgl. Genette, Paratexte, 1989, S. 115–140; Schnabel, Dedizieren, S. 118–127. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 47.
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folgt hingegen der klassischen epistolografischen Form, bei der die Adressierung (bzw. salutatio) am Anfang nur einen quantitativ kleinen Bestandteil neben weiteren Elementen bildet.58 Die Ähnlichkeit beider streng normierten Formeln, die in kotextuell gänzlich unterschiedlichen Bezügen erscheinen, kann in diesem Fall infolgedessen kaum weitergehende Hinweise liefern. Festzuhalten ist allerdings, dass die konventionell ausgestaltete Zueignungstafel ein Bestandteil der Bilddarstellung ist, während der auf drei Blättern mit Typendruck vervielfältigte Text einen eigenen Verfasser hat. Die Differenz der dafür verantwortlichen Instanzen wird nicht zuletzt darin deutlich, dass der Radierer seine Stärken sicher eher in seinem eigenen Metier als im Schreiben hatte,59 während der Textautor sich mit breitem historischem, philologischem und juristischem Wissen präsentierte.
d) Ausgabe und Druckbeschreibung (a) Format: Gesamtgröße 43 × 40 cm, bestehend aus 3 untereinander geklebten Blättern (14,5 × 40 cm; 13,5 × 30 cm; 15 × 40 cm) mit je 4 Spalten, einseitig bedruckt. (b) Typografischer Befund | Drucktypen: Fraktur-Initiale über 7 Zeilen; Fraktur in drei Schriftgraden; Antiqua recte in zwei Schriftgraden; Gesamtsatzspiegel: 40 × 46 cm; Satzspiegel der Einzelspalten: 13,5 × 8,7 cm, getrennt durch beidseitige Linien (in der ersten Spalte nur rechtsseitige, in der letzten Spalte nur linksseitige Linie). (c) Zugehörige Illustration | Radierung auf zwei Platten von Matthäus Merian, 43,8 × 104,8 cm. (d) Gliederung des Druckes | Sp. 1–7: Geschichtlicher Abriss; Sp. 7–12: Vornehmste Gebäude; Sp. 12: Beschreibung der Umgebung, chronikalische Angaben, Gebet, Impressum. (e) Genutztes Exemplar | UB Basel: Bot. 3825, Beilage 3 [Text auf drei untereinander geklebten Blättern; mit handschr. Nummerierung der Spalten; sauberes Exemplar mit wenigen Flecken (Z. 57 f., Sp. 3; Z. 68, Sp. 4) und einer handschriftlichen Überschreibung (Z. 17, Sp. 1: diesem > dieſem)]. – Weiterer Nachweis: SKM Stockholm: Tysk s. n. [Text auf drei nebeneinander geklebten Blättern unten an die Radierung montiert; Abbildung: Paas, The German Political Broadsheet IV, 1994, S. 534]. – Nachweise der Radierung ohne Text: *KSK Dresden: A 133695. – *KPM Heidelberg: Graph. Slg. S 2268–1 und *Graph. Slg. S 2268–2. – *UB Heidelberg: Graph. Slg. I, 63. – BM London, Print Room: Foreign History Folders 1623. – *GNM Nürnberg: S. P. 1223, Kapsel 1055e. – BNF Paris: Ec. 11, fol. 156. – *ÖNB Wien: Kartensammlung, ALB Vues 00571. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Zangemeister, Ansichten des Heidelberger Schlosses, 1886, S. 83 f. – Wüthrich, Das druckgraphische Werk I, 1966, S. 188 f. – Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4367, Nr. 10 A. Die sich über zwei Platten erstreckende, mit 43,8 × 104,8 cm ungewöhnlich große und „Haidelberga“ betitelte Radierung von Matthäus Merian (oder aus seiner Werkstatt),60 auf die der Text Bezug nimmt, zeigt eine panoramatische Ansicht Heidelbergs vom nördlichen Neckarufer auf dem Heiligenberg, der sogenannten Merian-Kanzel. Auf der linken Seite ist das Schloss mit dem Hortus Palatinus zu sehen, in der Mitte Heiliggeist-Kirche, Marstall und Peterskirche, auf der rechten 58 59
Vgl. Leiner, Widmungsbrief, 1965; Wagenknecht, Taufen, 1986, S. 434–436; Schnabel, Dedizieren, S. 124 f. Huffschmid (Wer verfaßte den Text, 1901, Sp. 216, Anm. 8) bemerkt dies mit Blick auf die eigenwillige Orthografie von „humilime“ (in der Bild-Dedikationsformel) sowie „Septendrio“ (auf dem Kompass); beide verweisen auf eine gewisse Schwäche des Radierers im Lateinischen. Bei einer Werkstattarbeit wäre dies im Übrigen nicht verwunderlich. Merian, der Leiter der Offizin, verfügte wohl über eine „ausnehmend gute Allgemeinbildung“ (Wüthrich, Matthäus Merian, 2007, S. 9) und Lateinkenntnisse (ebd., S. 19), hatte aber andererseits keine vertiefende akademische Bildung genossen. 60 Vgl. Wüthrich, Druckgraphisches Werk I, 1966, S. 188 f.
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Seite die Vorstadt, Trutzkaiser und Speyerer Pforte, auf der äußeren rechten Seite reicht der Blick über die oberrheinische Tiefebene bis nach Speyer. Im Vordergrund sind auf der linken Seite ein überwachsener Stein, in der Mitte Weinberge und rechts ein Waldstück zu sehen. Die Darstellung der Stadtanlage ist stilisiert (u. a. niedrigere Dächer, breitere Straßen, vergrößerte Anwesen), um in die Straßen sehen zu können.61 Die Naht zwischen den beiden Platten führt durch die Peterskirche, das Collegium Casimirianum und den Gebäudekomplex östlich des Frauenturms. Die Delphinkartusche rechts oben enthält die Zueignung an den böhmischen König Friedrich, das Wappen im Himmel zeigt unter einer stilisierten böhmischen Königskrone die zugehörigen Herrschaftsgebiete (Königreich Böhmen, Kurpfalz, Markgrafschaft Mähren, Herzogtum Schlesien, Markgrafschaften Ober- und Niederlausitz); um das Wappen ist das Schnallenband des Hosenbandordens mit dem Wahlspruch „Hony soit qui mal y pense“ gelegt. Der zugehörige Prosatext, der titellos geblieben ist, setzt sich aus drei zusammen geklebten Papierbögen mit jeweils vier Spalten zusammen. Diese Bögen sind in den beiden erhaltenen Überlieferungsträgern auf unterschiedliche Weise miteinander verbunden. Im Basler Exemplar sind sie auf eine Weise untereinander geklebt, die bei der Lektüre die Beachtung der jeweiligen Spaltensprünge verlangt – was wegen der engen Montierung nicht ganz einfach ist, aber durch eine handschriftliche Nummerierung erleichtert wird (1–9; die erste Spalte auf dem Bogen trägt dabei jeweils keine Nummer). Der Text ist nicht unmittelbar mit der Radierung verbunden. Beim Stockholmer Exemplar wurden die drei Blätter hingegen direkt unter die Bilddarstellung montiert. Sie sind in diesem Fall waagrecht miteinander verbunden, was die Lektüre zwar erleichtert, die Handhabung wegen der Größe des Gesamtkonvoluts allerdings eher erschwert. Der Text gliedert sich in insgesamt drei Abschnitte: Im ersten Abschnitt wird ein Abriss zur Geschichte Heidelbergs geboten (Sp. 1–7), darauf folgt im zweiten Abschnitt (Sp. 7–12) die Erklärung der 34 auf der Stadtansicht bezeichneten Gebäude. Typografisch nicht weiter hervorgehoben und nur durch einen Absatz markiert, enthält der dritte Abschnitt eine kurze Beschreibung der Umgebung Heidelbergs, chronikalische Angaben, ein Gebet zum Schutz der Stadt sowie das Impressum. Ein Drucker/Verleger ist nicht angegeben, es wird in der Forschung jedoch davon ausgegangen, dass der Druck bei Gotthard Vögelin erschienen ist.62
e) Rezeption Die Rezeptionsgeschichte der Haidelberga fällt sehr kurz aus: Angesichts der wenigen erhaltenen Exemplare ist nicht davon auszugehen, dass der Text im 17. Jahrhundert weitere Auflagen erfahren hat; immerhin hat sich die repräsentative Radierung etwas häufiger erhalten. Mays vermutete, dass „fast alle Exemplare im 30-jährigen Krieg zu Grunde gegangen [seien]. Seitdem blieb sie über zwei Jahrhunderte unbekannt, und wurde erst in den 1850er Jahren wieder neu entdeckt“.63 Damals wurde im Nachlass von Friedrich Wilhelm Carové (1789–1852) ein Exemplar gefunden, weitere wurden später in Bibliotheken (Nürnberg, Basel, Paris, Coburg) sowie in Privatbesitz nachgewiesen.64 Allerdings haben sich lediglich in Basel und Stockholm Exemplare erhalten, bei denen der Stadtansicht der Text beigefügt ist. Aufgrund der Seltenheit ging es der lokal- und kunsthistorischen Forschung zunächst vor allem darum, den Druck zu dokumentieren und so für weitere Forschungen zugänglich zu machen. An 61 62 63 64
Hepp, Merian, 1994, S. 24. Huffschmid, Wer verfaßte den Text, 1901, Sp. 220; Hepp, Merian, 1994, S. 49. Mays, Erklärendes Verzeichnis, 1892, S. 58. Mays/Christ, Einwohnerverzeichnis, 1890, S. 11 f. Eine Umfrage von Ludwig Merz führte 1962 zu neun Exemplaren in öffentlicher Hand. Vgl. Merz, Alt-Heidelberg, [1976], S. 4.
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erster Stelle steht hier der Oberbibliothekar der Heidelberger Universitätsbibliothek Karl Zangemeister (1873–1902), der 1886 die Haidelberga als „die größte und werthvollste Ansicht der Stadt Heidelberg aus der Zeit ihrer größten Blüthe, das Urbild mancher späteren Bilder“,65 bezeichnete und die ersten acht Gebäudebeschreibungen mit wenigen Kommentaren zu den verwendeten Quellen abdruckte. Der schon angekündigte Abdruck des gesamten Textes erfolgte sodann 1890 und wurde ebenfalls mit einigen Kommentaren versehen.66 Im selben Jahr, kurz vor Erscheinen der Wiedergabe Zangemeisters, veröffentlichten auch der Rechtsanwalt und Kunstsammler Albert Mays (1818–1893) und der Laienhistoriker Karl Christ (1841–1927) den Beitext des Panoramas, wobei sich jedoch – stärker noch als bei Zangemeister – eine Reihe von Lesefehler feststellen lässt. Die wenigen Anmerkungen zeugen von einem in erster Linie lokalhistorischen Interesse der Editoren, die beide auch als Herausgeber des Neuen Archivs für die Geschichte der Stadt Heidelberg und der rheinischen Pfalz fungierten. Auf das Betreiben Mays’ ging 1879 auch der Ankauf der Graimbergschen Sammlung durch die Stadt zurück, aus der später das Kurpfälzische Museum hervorging.67 Auch wenn Zangemeister und Mays/Christ Vermutungen zur Verfasserschaft anstellten, wurde die Zuschreibung an Zincgref erst 1901 durch den Konstanzer Landgerichtsrat und Pfälzer Landeshistoriker Maximilian Huffschmid (1852–1924) vorgenommen. Sie wurde in der Folge von Seiten der Forschung weitgehend übernommen (s. o.). Damit war jedoch auch die Beschäftigung mit dem Prosatext weitgehend zum Erliegen gekommen. Während die Ansicht Merians immer wieder als stadtgeschichtliche Quelle68 herangezogen oder zu illustrativen Zwecken69 verwendet wurde, hat der Prosatext keine Aufmerksamkeit mehr erfahren. Die erste – ursprünglich aus der Arbeit an der vorliegenden Edition hervorgegangene – intensive Auseinandersetzung mit der Haidelberga erfolgte erst 2019 durch Theodor Verweyen.70
f ) Hinweise zur Edition Als Grundlage der Edition dient das Basler Exemplar. Aufgrund der Seltenheit des Druckes – nur ein weiteres Exemplar ist bekannt – verzeichnet das Variantenverzeichnis nur Herausgebereingriffe.
65 66 67 68
Zangemeister, Ansichten des Heidelberger Schlosses, 1886, S. 83. Zangemeister, Text zu Merians Ansicht, 1890, S. 277–290. Zangemeister, Ansichten des Heidelberger Schlosses, 1886, S. 40. Vgl. z. B. Alt, Entstehungsgeschichte des Ottheinrichbaues, 1905; Zahn, Heiliggeistkirche, 1960; Merz, Adelshöfe in Heidelberg, 1966; Merz, Alt Heidelberg, 1976; Landesbildstellen Baden und Württemberg, Haidelberga, 1977; Riedl, Die Gebäude der Universität, 1985; Flum/Flum, Der Wiederaufbau Heidelbergs, 2009. Vgl. auch die Schautafel auf der Meriankanzel in Heidelberg, auf der sich ein Abdruck der Radierung findet und die zum Vergleich mit dem heutigen Stadtbild einladen soll. 69 So werden etwa Flaschenetiketten oder Pralinenschachteln mit dem Stich geschmückt und neben Kunstdrucken zahlreicher Anbieter sind Kalender und Puzzles erhältlich, die die Stadtansicht bzw. Ausschnitte daraus zeigen. 70 Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 45–75.
D
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Jeſe gegenwertige Hauptſtadt der Churfürſtlichen Pfaltz / welche von ettlichen fälſchlich vor deß Ptolomæi Budoris gehalten wird / ſoll jhren Namen Haidelberg⟨,⟩ wie etliche mainen / herführen von der Bergechten gegendt daherumb / dannen hero ſie etliche newe poëten Panoris, das iſt / Eitelberg genennt haben: Jm gegenſpiel 5 wollen es andere von Haid, thal, Berg herziehen / weil ſie nicht von lauter Thal vnd Berg allein / ſondern auch vff der Nidergangs Seiten / von der groſſen Hayde / oder dem weiten Feld vmbgeben / welches biß vber den Rhein hinüber an das andere Gebirge / die Hardt genent / in die fünff Meylen breit / vnd der lenge deß Rheins nach / von Baſel an biß gen Bingen hinab ſich erſtreckt / welches herrliche Rheinthal Kayſer Maximilian der erſt die Pfaffengaſſe 10 zu nennen pflegte. Andere wollen / es ſoll heiſſen Edelberg, wegen der Fruchtbarkeit deß edlen luſtigen Gebirgs darumb / welches ſchier biß an die Gipffel hinauff voller Wein vnd Obsgärten / Keſten vnd Eich wälden / auch friſchen Quellen iſt: zugeſchweigen der ſchönen ſpatziergänge / Wieſengründe vnd Thälen / befeuchtigt mit vielen rauſchenden Bächlin / Weyern / kühlen natürlichen Grotten oder hölen / allerhand Landtſchafften / Mühlen vnd ſpringenden Brunnen / nicht allein jnnerhalb / ſondern auch auſſerhalb der 15 Stadt / als da ſeyn der Wolffsbrun von Churfürſt Fridrich dem zweyten zugerüſt / der Fürſtenbrunn / Lindenbrunn / etc. deren orten jegliches eines beſonderen Lobſpruchs würdig were. Hierzu kompt / daß nicht allein Silberbergwerck in die⟨ſ⟩em Gebirg herumb geweſen / wie alte documenta außweiſen / ſon⟨d⟩ern bevorab auch eine Goltmine Anno 1292. darin gefunden worden / als der Dominicaner [Sp. 2] Münch zu Colmar jhre Chronic be-|zeugt. Andere ſetzen ein H darfür / vnd nennen es Hedelberg von den 20 Gaiſſen / deren etwa viel vmb dieſe Gegent gezogen worden / dannenhero der vnderſte Berg gegen der Ebne zu hinder der Statt der Gaißberg genennt wird. Aber gleich wie dieſe mainungen vielmehr nur bloſſe alluſiones vnd muhtmaſſungen ſeyn / alſo ſeyn die zwo nachfolgende hernahmungen die beſten vnd beweißlichſten / welche Michael Böhm von Weinsperg in ſeinen alten Teutſchen Reimen / von geſchichten vnnd Thaten Churfürſt Fridrichen deß erſten / den man gemeinlich den Siegreichen oder Böſen Fritzen 25 nennet / mit dieſen worten an tag gibt: Dieſe hieig Stadt iſt nach aim Perlin eines Gewechſt viel klaim Haidelberg nach hieiger Sprach Von vns Teutſchen gehaiſſen / ach 30 Etlich ſagen vnd jehen Es ſy alſo beſchehen Sie werd von Jnwohnern etwo Der Haydniſchen Diet alſo Vnglaubig Haydenberg genant / etc. 35 Mit der erſten meynung von den Haidelbeeren / deren diß Gebirg aller voll ſtehet / halten es viel hoch gelährte Männer / als Irenicus, Meliſſus, Freherus, inſonderheit aber gemeldtes böſen Fritzen geweſener Hof Capellan / Matthias von Kemnaten / welcher von dieſem Orth vmb das jahr 1460. alſo geſchrieben: Jm Teutſchland iſt ein gegnus in dem eingang der Berg / nicht ferr gelegen von dem Rhein / dem König der waſſer / in derſelben gegnus ſeyn vff beeden ſeiten zween Berg vffgeſpitzt biß in den Lufft mit jhren 40 ſitten vnd Bühelen / luſtig von der ſumma vnd fruchtbarkeit deß Weins in einem aller wunſamſten Thal / [Sp. 3] da der Necker vff das Blachfeldt heraus fleuſt: Jm dieſem ort | iſt gelegen ein Statt mechtig von Kriegsweſen vnd vberflüſſigkeit deß Erdrichs / welche da genennet wird von der Beer eins kleinen gewächs / Haidel berg / von den Teutſchen / welche ſtatt den andern darumb ligenden nicht zu weichen gegleicht mag wer den / darumb daß ſie als eine wohnung alter guten ſtudien / Männer in allen Künſten vffbracht hat⟨ /⟩ 45 dann warumb find man in dieſer ſtatt alß viel klarer Liechter Göttlichs / Kaiſerlichs oder geiſtlichs rechtens /
[Blatt 1, Sp. 1]
2. Edition
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oder aller freyer Künſten / daß ſie nit allein dieſe freye Statt / ſondern auch viel nah gantz Teutſchlandt vnderwieſen vnd erleuchtet hat? Was ſoll ich ſagen von der Freundlichkeit / Frombkeit vnd beſonderlicher Tugent der Bürger / die alſo groß iſt / daß ichs nicht genug loben mag⟨.⟩ Ein zweigipffeliger groſſer Bühel gehet auch her bey der Statt an der ſeiten eines faſt groſſen Bergs / in deß gipflen zwo Burg / als gar von 50 vielen ſteinen gebaut ſeyn / daß ſie von gezirde der Häuſer / denen die darin wonhafft ſind / zu einem wolluſt / vnd von hohen erhabungen der Mauren vnd Thürnen / von Fürſchüſſen / auch von natur der gelegenus den Feinden zu einem ſtehten grawen ſeyn mag. Wer möcht nun erzehlen die ſonderliche vnd wunderliche gröſſe deß Gebäwes / beſonders der einen Burg / d⟨ie⟩ man den Königlichen Saal heiſt / von vffenthaltung der alten Seulen / von gezierdt der Bünen / von hüpſchkeit der Oberbalcken / hierumb die 55 Fürſten deß Rheins den Stuhl der Pfaltzgraffſchafft / der do anderſtwo geſetzt war / mit vollkommner betrachtung vor viel vergangenen zeiten in dieſe vbertreffliche Burg zu verendern / nicht haben gezweifelt. Soviel von dieſem. Belangend die andere meynung / daß ſie von den Haiden / das iſt / von den Römern her Haidenberg genennet ſey / ſo hat dieſelbe auch jhre Beyſtimmer / als Munſterum, Leodium, Micyl[Sp. 4] lum, vnd andere mehr / welche ſich darauff gründen / daß mann | ſehr offt daſelbſt herumb vnderſchiedliche 60 Stain mit alten Römiſchen ſchrifften / auch Heidniſcher Abgötter / alß deß Mercurij, Vulcani, Victoriæ, &c. ſteinerne Bilder / wie dieſelbe theils zu Ladenburg / theils zu Hentesheim / Neuenheim / vnd andern vmbligenden orthen / ſonderlich auch zu Haidelberg im Schloß biß noch zu ſehen / vnnd dann vnzehlich viel Römiſche Müntzen / endlich auch Gewölber oder Ciſternen vnder der Erden / deren noch eine vff dem hailigen Berg / das Haidenloch genennt / vffgegraben vnd gefunden hat. Vnd ob wol zu zeiten der alten 65 Römer vnd Francken dieſe Statt vielleicht noch nicht im weſen / vnd jhr Nahmen noch nicht bekant geweſen / ſo iſt doch nicht ohn / daß ſie jhren vrſprung von dieſen beyden Völckern hat. Dann es iſt gewiß / daß zu zeiten der Römiſchen Kayſer Probi, Valentiniani, vnd bevorab Gratiani welcher die Teutſchen / alß der Römer Erbfeinde / wie ſie vom Juriſten Ulpiano in l. 23 ff. de captivis & postl⟨iminio⟩ rev⟨ersis⟩ getaufft werden / vmb dieſe gegend herumb im flachen Feldt geſchlagen / biß vber den Necker herauff ge 70 trieben / vnd mit feuer vnd Schwerdt verfolgt / die Römiſche hör an dieſer Bergclauſen / daran jhnen viel gelegen / zwo Beſatzungen oder Caſtell gehabt haben / als nemblich eines vff der lincken ſeiten deß Neckers / vff der höhe eines Bergs / aus welchem hernach das alte Schloß Haidelberg entſtanden / das andere vff der gegenſeiten / zur rechten hand deß Fluſſes / vff dem Berg / den man jetzo den hailigen Berg nennet. Vnder jenem Schloſſz an war eine Mauwer biß an das Waſſer herab geführet / daran vff der lincken hand 75 ein hoher Thurn / vnd dann dargegen vber ein auffziegende Bruck geweſen / dardurch ſie alſo das gantze Thal beſchloſſen / die ebne Landtſchafft von dem Gebirg vnd Gewälde abgeſondert / vnd vor der Aleman [Blatt 2, nier oder Teut-|ſchen vberfall verſichert. Hernach als das Römiſch Reich angehoben ſich zu neigen / vnd das Sp. 5] alte Teutſche Mannhaffte Volck der Francken / demſelben nicht allein das Land der Gallier abgezwackt / vnd Franckreich genennet / ſondern auch die Römer auß jhren beſatzungen lengs deß Neckers vnd Rheins 80 verjagt / vnd alſo dieſe hierumb gelegene orth allein beherſchet / haben ſie jhrem gebrauch nach / zu außt hilgung deß Römiſchen Namens / nicht allein an andern orthen / ſondern auch hierumb deroſelben Gebäw vnd Caſtell theils in Fränckiſche Flecken oder Burgen / theils in Kirchen vnnd Clöſter verwandelt / inmaſſen ſie dann die Gebäw vff dem Hailigenberg / welchen ſie damals Ebrinsberg / Apirinsberg / Abremsberg quaſi Abrahams Berg genennet / den Ortelius vor Pyri montem helt / in S. Steffans vnd S. Michels 85 Kirchen vnd Klöſter verendert / darvon noch vff den heutigen tag etliche Thürn vnd Gemäur vbrig ſeyn. Auß dieſem allem iſt leicht abzunehmen / gleich wie die ſonderliche beſchaffenheit dieſer Berg den Römern Veſten vnd Schlöſſer daruff zu ſetzen vrſach gegeben / welche hernach vnder den Fränckiſchen Königen ei nem oder dem andern Fränckiſ⟨ch⟩en Herrn oder Grafen / zu theil / vnd von jhnen / wie zu geſchehen pflegt / ge⟨ä⟩ndert / vnd vff jhre gattung gebawt worden / daß ebener maſſen / demnach vnden an den 90 Bergen allgemach Häuſer / Mühlen / Viehöff vnd Schaffhütten von denſelbigen vnd jhren angehörigen dem obern Schloß vnd der Kirchen zu gut angehengt worden / vnd man der orths die bequeme Furth oder Vberfahrt deß Neckerſtromes vermerckt (welches ſchier aller Stätt gemeiner vrſprung iſt) dieſe vnd andere
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betrachtungen den damahligen Jnhabern anlaß gegeben hab / ein Flecken mit Mauren vnd Pfordten beſchlossen / welches die alte Francken ein Burg zu nennen pflegten / all-|da vffzurichten. Wer aber der erſte Bawherr geweſen / iſt wegen mangel oder vnachtſamkeit der Scribenten ſelbiger zeit vnbewuſt / zwar das iſt bekandt / daß Pfaltzgraff Conradt / Kaiſer Fridrichs deß erſten / den man den Rohtbart nenn te / leiblicher Bruder / von dem er auch die Pfaltzgrafſchafft bey Rhein geſchenckt bekommen / in dem Berckhauß Staleck zu Bacherach Hoff gehalten / auch etwa Haidelberg bewohnet / vnd den vhralten oben daran gelegenen Stifft Neuberg in ein Nunnenkloſter verwandelt hab / vnd führet dieſen Titul⟨:⟩ Von 100 Gottes Gnaden Conrad Pfaltzgraff bey Rhein / Hertzog zu Schwaben vnd in Francken / deß heiligen Römiſchen Reichs Ertztruchſes vnnd Churfürſt / deren Gotteshäuſer Wormbs / Wirtzberg / Straßberg / Speir / Fuld vnd Weiſſenberg Probſt vnd Caſtenvogt. Jſt vmbs jahr 1192. geſtorben / vnd begraben im Kloſter Schönaw / ein meil wegs vber dieſer Statt gelegen / welches vngefehr ein jahr fünfftzig zuvor er baut worden. Dieſem nach hat Anno 1225. Pfaltzgraff Ludwig Hertzog auß Beyern / ein V⟨e⟩tter Ot105 tonis von Wittelſpach deß erſten Churfürſten dieſer noch wehrenden Linien / der Henrich deß letzten Pfaltz graffen einige Tochter Agnes zum Gemahl / vnd mit jhr Haidelberg zur Eheſteur bekommen / das Schloß Haidelberg mit ſampt der Burg vnden daran / vnd der darumb gelegenen Graffſchafft Stahlbühel ge nennt / zu Lehen empfangen / von Henrich damals Ertzbiſchoffen zu Wormbs / doch weiß man nicht auß was vrſachen. Dieſe Burg iſt Anno 1278. abgebronnen / nach außweiß eines alten geſchriebenen 110 Zeitregiſters / vnd iſt vnbekant / von wem ſie hernach wieder gebaut worden: Allein findt man / daß Anno 1392. Churfürſt Ruprecht der Elter / den man den Rohten nennet / die Statt vmb ein guts erwei [Sp. 7] tert / vnd die noch genante Speirer Vorſtatt mit Grä-|ben vnd Mauren vmbgeben / der alten Statt ein verleibt / vnd die newe ſtatt genennet / auch die Einwohner deß nechſt daran gelegenen Dorffs Altberg / darvon heut zu tag nichts mehr als die Bergheimer Mühl vorhanden / darein ziehen vnd bauen laſſen / 115 auch deſſelben Pfarrkirche / mit ſampt jhren anſehenlichen Gefellen in die Statt transferirt vnd verſetzt habe / nachdem er ſchon in die 30. Jahr zuvor die Univerſitet, deren erſter Rector Marſil⟨i⟩us von Jngen geheiſſen / ebenmeſſig darin geſtifftet / vnd ſie mit gleichen privilegien vnd Freyheiten / als die Univerſitet zu Pariß hat / begabet / welche hernach für vnd für biß vff vnſere zeit / wegen menge gelährter Leuth / berümbt geweſen. 120 Folgt ein kurtzer bericht vber die fürnemſte Gebäw dieſer Statt. 1. Jſt das Churfürſtliche Schloſſz / welches von obangezogenem Hoff Cappellan der Königliche Saal von Leodio der newe Hoff / oder das newe Schloſſz / vnd ins gemein / von dem Berg daruff es ſteht / Jettenbühel genent wird / iſt wie es der augenſchein allhie fürzeigt / ein fürtrefflicher herrlicher vnd weit läuffiger Pallaſt / deßgleichen weit vnd breit nicht zu finden / allerdings von rohten Quaderſteinen köſtlich 125 erbaut / alſo daß jener nicht ſehr vnrecht geſchrieben / es ſey ein groß vnmöglich wunder / wie dieſer Berg ein ſolchen grauſamen Steinlaſt von dickem Gemeur ertragen könne. 2. Churfürſt Fridrich deß vierdten newer Baw / daran vber der Kirchen der Königliche Stamm der Churfürſten Pfaltzgraffen bey Rhein von vielen Anherrn aus ſchönen weiſſen Steinen ſtaturmeſſig / vnd gleichſam nach dem Leben außgehawen ſtehen. 130 3. Der dicke Thurn / welches Maur vngefehr 25. werckſchuh dick / iſt von Churfürſt Ludwig Philippi [Sp. 8] Sohn / welcher diß Schloß ſehr erweitert / gebawen / hat oben drauff ein mechtigen groſſen runden Saal / in dem man vber die 100. Tiſch geräumig ſtellen / vnd noch ein zimlichen Dantzplatz vbrig haben kan. Jſt von jhrer Churfl: Gnaden / jetziger Königlichen Mayt: in Böhmen vor jahren die Seul herauß gethan / vnd die Bün mit einem ſchwebenden runden Gewölb ſo hoch als das Tach iſt / erhaben worden / vnd auß 135 dieſem Saal iſt ein vberaus luſtiges außſehen in das Neckerthal hinab / vnd vber die recht paradeiſiſche Rheinfelder. 4. Das Zeughauß. 5. Das new Ballenhauß. [Sp. 6] 95
2. Edition
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6. Der Altan darunter das wundergroſſe weitbeſchreite Weinfaß in einem ſonderbaren darzu bereiten Gewölb ligt / hält 132. Fuder 3. Ohm 3. viertel / iſt gemacht worden durch Kieffer Wernern von Ger 140 mersheim in der Chur Pfaltz bürtig / bey Hertzog Johan Caſimirs Adminiſtration. 7. Der newe Garten / vor etlichen Jahren von jhrer Königl. Mayt: zu bawen angefangen / mit ſchönen kunſtreichen Grotten / Brunnen vnd Waſſerwercken / von welchem wol mit fugen geſagt werden mag: All wunderwerck der Welt vor dieſem Gart ſich naigen / Jn welchem die Natur all jhr Kunſt thut erzaigen. 145 8. Der Pomerantzen garten / darinn viel groſſe ſchöne Feigenbäum / Pomerantzen / Limonen / Citro nen / Granaten / Lorber / Cypreſſenbäum vnd andere / dergleichen gröſſe man wenig auch in Jtalien ſelbſt findet: welche auß dem alten Churfürſtl. Garten in der Vorſtatt num. 9. notiert, durch künſtliche Werck [Blatt 3, zeug vor einem jahr dahinauff geführt vnd gepflanzet worden. Von dieſem Pomerantzen-|garten / vnd wie Sp. 9] der den Winter durch gegen die Kälte bewahret werde / findet der Leſer einen gantzen Lobſpruch in Herrn 150 Louys Guyons Königlichen Frantzöſiſchen Rahts diverſarum Lectionum tom. 2. lib. 3. cap. 36. 10. Vberbliebene Maurſtücker vom alten Schloß / welches Anno 1537. an S. Marxen tag vmb 3. vhr nachmittag durch ein groß Gewitter vnd ſtraal vom Himmel / ſo in den Pulverthurn gefallen / zerſprengt worden. 11. Der Stifft zum H. Geiſt / welcher vmb das jahr 1400. durch Pfaltzgraff Ruprecht Römiſchen 155 Kaiſern erbaut / der auch in dem Chor / beneben viel andern Churfüſten vnd Pfaltzgraffen begraben ligt. Jn dieſer Kirchen oberſtem vmbgang iſt durch Churfürſt Ottheinrich die weitberümbte Bibliotheca Palatina angeordnet / welche durch ſeine Nachfahrn biß dahero alſo reichlich vermehrt worden / daß ſie beydes an menge vnd Köſtlichkeit ſo wol vhralter geſchriebener / als getruckter bucher allerhand Sprachen keiner Liberey in der gantzen Welt nachgibt. 160 12. Der Schönawer Münchhoff / 13. das Oberthor. 14. S. Jacob / von Churf: Ruprecht dem Eltern erbauen / vnd den Studioſis deß Ciſtertzer Ordens eingeraumbt / 15. Das Barfüſſer Cloſter / von Churfl. Fridrich dem 3. in ein pædagogium verwandelt / 16. Die Cantzley durch Churfl: Friedrich den erſten zu bawen angefangen Anno 1463. vnd Anno 1472. mit einem Churfl: Hoffgericht gezieret / darinnen nechſt einem Præſidenten 12. Rechtsgelärten vnd 12. Ritter ſitzen. 17. die Müntz. 18. das Kauffhauß. 19. das 165 Keffig oder Frawenthurn. 20. der Churfürſtl. Marſtall / durch Hertzog Johann Caſimirn erbaut. 21. das vnder Thor. 22. das Collegium Caſimirianum, durch höchſtbemelten Hertzogen / ⟨A⟩dminiſtratorn der [Sp. 10] Chur Pfaltz erbaut Anno 1591. 23. der Diebsthurn. 24. das | Auguſtiner Cloſter durch Churf: Fridrich den zweyten / mit bewilligung Pabſt Julij deß III. in ein Collegium Sapientiæ, nach geſtalt deß jenigen ſo zu Rom ebenmeſſiges Namens iſt verwandelt / im jahr 1555. Vnnd iſt die Kirch darin der Theologiſchen 170 Facultet zu einem auditorio, vnd der Frantzöſiſchen gemein zum predigen eingeraumbt. 25. das Contubernium Academicum oder die Burſch / durch Churf: Ludwig den ſechſten / der Univerſitet zum beſten erbaut / als welche nicht allein jhr Conſiſtorium, ſondern auch jhre Bibliothec, Prytanéum oder Gaſtſaal / vnd dann das auditorium Philoſophicum darinnen hat. 26. der Juriſten vnnd Medicorum Collegium, welches anfangs ein Judenſchul / hernach vnſer Frawen Capell genant geweſen / vnd der 175 Univerſitet von Churf: Ruprecht dem Eltern geſchenckt worden Anno 13⟨9⟩0. 27. die Bruck / welche alſo künſtlich gehenckt / vnd ineinander gefügt / daß ſich ein Königlicher Geſandter vor etlichen jahren nicht genugſam vber dero kunſtreichen Architectur verwundern können. Dieſe Bruck iſt im jahr 1565. den 2. Februarij durch ein eißſchwellung vnd daherrührende gewaltige Waſſerflut zerriſſen vnd hinweg geführt worden. 28. S. Peters Stifft / eine feine hohe vnd weite Kirch / vnd daß ſich zu verwundern 180 ohne einige Seul. 29. das newe Schießhauß. 30. S. Anna Kirchhoff. 31. der Trutzkaiſer / welcher an ſtatt einer Warth an diß Eck deß Gaißbergs / von Churf: Fridrich dem Erſten geſetzt worden / als er mit Kaiſer Fridrichen dem dritten in Vnwillen geſtanden. 32. der Seegarten / in welchem die Muſterungen vnd ritterliche vbungen / auch fürnehme Hauptſchieſſen gehalten werden / inmaſſen Anno 1524. von Pfaltz graff Ludwigen dem ſechſten ein ſtattlich Stahlſchieſſen darin verübt worden / deme in die 16. Chur- vnd
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III. Haidelberga
Fürſten / geiſtlich vnd weltlich in der | Perſon beygewohnt. 33. die Speyrer Pfordt. 34. das Prediger Cloſter / jetzo der Reiche Spital genennt / deſſen ſtiffter Albertus Medelein deß Stiffts zum H. Geiſt Vicarius Anno 1468. geſtorben vnd darin begraben ligt. Betreffend ſonſt die gelegenheit der Statt / iſt die jhrem bezirck nach / nur zuviel Volckreich / alſo daß man 6. Gemeinen darin predigt / hat gegen Mittag den Kraichgaw / vnd gegen Mitternacht den Otenwaldt / 190 von welchen beyden Orthen ſie mit allerhand Speiß vnd Notturfft zum vberfluß verſehen wird / alſo daß man / gleich wie vor zeitten Cato das Königreich Sicilien der Statt Rom / alſo auch dieſe zwo angrentzende Revieren der Statt Haidelberg Cellas penarias oder Speißkammern nennen mag: der vorüberlauffende Strohm deß Neckers iſt Schiffreich biß 8. Meilen vber dieſe Statt hinauff / auch wegen ſeines klaren friſchen Waſſers ſehr reich an allerhand Fiſchwerck / beſonders Eltzen oder Mayfiſchen / Laxen / Barben / Berſig / 195 vnd Grundeln / auch vff beiden ſeiten ſehr holdſeelig wegen menge der Wälde / vnd deß Weinwachſes / welchen man heiſt Neckerwein / aber wie der Poët Fiedlerus, in ſeinen Flüſſen Teutſchenlandes andeutet / heiſſen ſolte Nectarwein / da er alſo ſchreibt: Sehr glaublich iſt das von dem himmelsſchencken fein / Den Göttern wird credentzt dieſer gut Nectarwein. 200 Es halten ſich auch viel Reyer am Vfer dieſes Fluſſes / welche dann den Chur: vnd Fürſtlichen Perſonen manche kurtzweil machen: Ferners ward Anno 1235. König Henrich / Kaiſer Fridrichs deß andern Sohn / welcher wider ſein Vatter rebellirt / von demſelben zu Worms gefangen / vnd in dieſe Statt Churfürſt Otthen Ludwigs Sohn / gefänglich zu bewahren vberſchickt. Anno 1406. erhub ſich zwiſchen den Stu [Sp. 12] denten / der Cleriſey / vnd dann der Bur-|gerſchafft ein Tumult / zu welches ſtillung Pfaltzgraff Ruprecht 205 Römiſcher Kaiſer mit ſeinen Söhnen vnd Rähten ſelbſt in das Auguſtiner Cloſter herab kommen / dahin er die Burgermeiſter vnd gantze Burgerſchafft beſchaiden hat / vnd vermahnet ſie nichts thetlichs wider ein Löbliche Univerſitet vorzunemen / ward alſo der zwiſpalt hingelegt. Anno 1481. war vnder Churf: Philipſen in dieſer Statt ein Turnier gehalten / von der Reiniſchen Ritterſchafft / bey welchem viel Chur vnd Fürſten / Graffen vnd Herrn / mit 4000. Pferdten gantz präch 210 tig erſchienen. Anno 146⟨2⟩. vff S. Paulus abendt / iſt Churf. Fridrich der Erſt / mit Sieg vnd Triumph in dieſer Statt eingeritten / vnd drey Reichs Fürſten / die jhme vnbillich zuwider waren / vnd in ſeinem abweſen dieſe Statt zu vberfallen gedachten / gefangen mit ſich hinein gebracht. Gott der Allmechtige wolle der Churfl. Pfaltz auch ins künfftig / wider alle dero Feind Schutz vnd beyſtandt laiſten / auff daß wir in dieſer 215 Statt mit den Burgern von Jeruſalem ſingen / vnd frolocken mögen: (Pſalm. 46.) Wann gleich das Meer wütet / vnd von ſeiner Vngeſtüm die Berg einfielen / dannoch ſol die Statt Gottes frey luſtig bleiben / mit jhren Brünnlein: da die heilige Wohnungen ſeyn: Gott iſt bey jhr drinnen / darumb wird ſie wol bleiben / Gott hillft jhr frühe. (Pſalm. 87.) Sie iſt feſt gegründet vff den heiligen Bergen: Herrliche ding werden in dir geprediget / du Statt Gottes. Es müſſe wolgehen denen die dich lieben⟨.⟩ (Pſalm. 122.) Es müſſe friede 220 ſeyn inwendig in deinen Mauren / vnd Glück in deinen Palläſten / AMEN Haidelberg bey dem Authore An. 1620. 185 [Sp. 11]
3. Apparate
121
3. Apparate a) Varianten 2 17
Haidelberg⟨,⟩ wie ] Haidelberg wie. die⟨ſ⟩em ] Im Exemplar UB Basel mit brauner Tinte handschriftliche Stellenüberschreibung
mit einem langem ‚s‘. 18 ſon⟨d⟩ern ] ſonern 44 hat⟨ /⟩ dann ] hat dann 48 mag⟨.⟩ Ein ] mag Ein 53 Burg / d⟨ie⟩ ] Burg / der 88 Fränckiſ⟨ch⟩en ] Fränckiſcken 89 ge⟨ä⟩ndert ] geäendert 99 Titul⟨:⟩ ] Titul104 V⟨e⟩tter Ottonis ] Vatter Ottonis 116 Marſil⟨i⟩us ] Marſil us 166 ⟨A⟩dminiſtratorn ] Adminiſtratorn 175 13⟨9⟩0 ] 1300 211 146⟨2⟩ ] 1464 lieben⟨.⟩ (Pſalm. ] lieben (Pſalm. 219
b) Worterläuterungen 1 11 20 21 22 26 27 28 30 33
38 40
gegenwertige ] hier nicht temporal verwendet (wie erst seit dem 18. Jh.), sondern im Sinne eines deiktischen Verweises auf die ‚vorliegende‘ Radierung (vgl. Grimm, DWb 5, 1991, Sp. 2294 f.). Keſten vnd Eichwälden ] „Kästenwald“: ‚Kastanienwald‘ (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 272¸ FWB 8, 2013, Sp. 672 f.); „Eichwald“: ‚Eichenwald‘ (Grimm, DWb 3, 1991, Sp. 82). Gaiſſen ] ‚Ziegen, Geißen‘ (Grimm, DWb 5, 1991, Sp. 2796; FWB 6, 2010, Sp. 627–629). bloſſe alluſiones ] lat. Pl. von „allusio“: ‚Allusion‘, ‚Anspielung‘ (Adelung 1, 1991, Sp. 219); in Verbindung mit dem Adj. „blosz“, hier in der Bedeutung von ‚schlicht‘ ‚einfach‘, ‚leer‘ (Grimm, DWb 2, 1991, Sp. 144 ff.), pejorative Wortverwendung von alluſiones. hernahmungen ] ‚namentliche Herleitungen‘. hieig ] ‚hier befindlich‘, ‚hiesig‘ (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 1310). Perlin ] Diminutivform zu mhd. „ber“ / „Beere“, ahd. „peri“ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 1243 f.). klaim ] „klaim“ = „kleinem“: die Kontraktion ist dem metrischen und Reimzwang des Knittelverses geschuldet. hieiger ] s. Worterläuterung zu Z. 26. jehen ] ‚sprechen, sagen, aussagen‘ (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 2298). Diet ] ‚Volk, Bevölkerung eines Landes‘; insbes. in eschatologischen Texten auch für die Bezeichnung religiös bestimmter, vor allem auch nicht-christlicher Volksgruppen; Tendenz zur abwertenden Verwendung (Grimm, DWb 6, 1991, Sp. 1040–1042.; FWB 5.1, 2006, Sp. 702–705). ferr ] ‚fern‘, ‚weit‘ (Grimm, DWb 3, 1991, Sp. 1540–1543.). ſitten ] wahrscheinlich von mhd. „sîte“ in der Bedeutung ‚abfallende, sich absenkende Fläche oder Land‘ (Grimm DWb 16, 1991, Sp. 379).
122 41 48 51 55 58 63 70
75 87 130 142 159 162 178 181 183 184 194 195
III. Haidelberga
Bühelen ] Pl. zu „Bühel“: ‚Hügel, Anhöhe‘ (FWB 4, 2000, Sp. 1355 f.); die Zwillingsformel wäre zu übersetzen mit ‚Hänge und Hügel‘. Blachfeldt ] ‚flaches Feld, Ebene‘ (Grimm, DWb 2, 1991, Sp. 59; FWB 4, 2000, Sp. 507 f.). Bühel ] s. Worterläuterung zu Z. 40. Fürſchüſſen ] Pl. zu „Fürschuß“: ‚Vorschuss, überstehender oder überhängender Teil eines Gebäudes oder Daches, Vordach‘ (Grimm, DWb 4, 1991, Sp. 804). Stuhl der Pfaltzgraffſchafft ] Residenz der pfalzgräflichen Herrschaft. Beyſtimmer ] ‚Beipflichter‘, von „assentiri“: ‚beistimmen, zustimmen‘, ‚eher auf innere Überzeugung gegründet‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 1398). Ciſternen ] ‚unterirdischer Behälter zur Sammlung von Regenwasser‘ (Grimm, DWb 31, 1991, Sp. 1652). Bergclauſen ] ‚schwer zugängliche, entlegene, enge Behausung oder Örtlichkeit‘ (Grimm, DWb 11, 1862, S. 1035); vgl. für den kompositalen Bestandteil „clause“ nach lat. „clausa“ die engere Bedeutung ‚Einsiedelei, kleine Kapelle, Klosterzelle‘, metonymisch ‚Kloster‘ (FWB 8, 2013, Sp. 1049–1050). Caſtell ] aus lat. „castellum“: ‚Burg, Festung‘ (FWB 8, 2013, Sp. 682 f.). auffziegende Bruck ] ‚Ziehbrücke, Zugbrücke‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 783; FWB 4, 2000, Sp. 1239 ff.). Veſten ] Pl. zu „Veste“: ‚befestigter Ort, Festung‘ (Grimm, DWb 26, 1991, Sp. 18 f.). werckſchuh ] altes Längenmaß der Zimmerer und Maurer (Grimm, DWb 29, 1991, Sp. 394 f.); ca. 30 cm. mit fugen geſagt werden mag ] ‚mit Recht gesagt werden mag‘, redensartlich ‚mit Fug und Recht‘ (Grimm, DWb 4, 1991, Sp. 376). Liberey ] „liberei“ aus lat. liber(arium): ‚Bibliothek‘ (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 853; FWB 9.1, 2013, Sp. 1110 f.). Cantzley ] „Kanzlei“: ‚Schreibstube einer Obrigkeit‘, metonymisch auch ‚Personal der Schreibstube‘ (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 178 f.; FWB 8, 2013, Sp. 591–595). eißſchwellung ] ‚Auftürmen von Eisschollen‘ (Grimm, DWb 15, 1991, Sp. 2510). Warth ] „Warte“: ‚Wachturm, Wache, Ort der Ausschau‘ (Grimm, DWb 27, 1991, Sp. 2111 f.). Hauptſchieſſen ] ‚grosses, allgemeines Schießen, Schützenfest‘ (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 627). Stahlſchieſſen ] ‚Schießen mit einer Armbrust‘, wobei der Pfeil aus Stahl ist (Grimm, DWb 17, 1991, Sp. 581). Eltzen oder Mayfiſchen / […] Berſig ] „Eltzen“: ‚Elzen/Elsen (Maifische)‘ (Grimm, DWb 3, 1991, Sp. 417; PfWB 2, 1975, Sp. 886); „Bersig“: ‚Barsch‘ (ElsWB 2, 1907, Sp. 90b). holdſeelig ] ‚freundlich gesinnt, gewogen‘ (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 1739 f.).
c) Sacherläuterungen 1
2
gegenwertige Hauptſtadt der Churfürſtlichen Pfaltz ] Bereits unter Ludwig II. (1253–1294) gewann Heidelberg den Charakter einer Residenzstadt, im 14. Jh. unter Ruprecht I. d. Ä. (1309–1390) setzte sich die Stadt als fester Regierungssitz der pfgfl. Herrschaft durch (Kolb, Heidelberg, 1999). Ptolomæi Budoris ] „Boudoris“ taucht als Ortsname in der „Geographia“ von Claudius Ptolemäus auf, dessen genaue Lokalisierung in der Nähe des Rheins aufgrund unterschied-
3. Apparate
123
licher Breitengradangaben in den verschiedenen Handschriften jedoch unklar bleibt (RGA 3, 1978, S. 332–333). Hardt ] Wald (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 473), hier: die Hardt, waldreicher, nordwestl. 8 Gebirgsrand der Oberrheinischen Tiefebene, westl. von Heidelberg und jenseits des Rheins gelegen. fünff Meylen ] Altes Längenmaß für größere Entfernungen, 1 deutsche Meile = zwischen 5 und 8 km (Torge, Geschichte der Geodäsie, 2007, S. 42). Kayſer Maximilian der erſt ] Maximilian I. (1459–1519), Ehzg. von Österreich, seit 1477 9 durch Heirat Hzg. von Burgund, seit 1486 römisch-deutscher König, seit 1508 Kaiser (NDB 16, 1990, S. 458–471; Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 69–74, Nr. ⟨223⟩– ⟨261⟩). Pfaffengaſſe ] Bezeichnung für den Landstrich entlang des linken Rheinufers aufgrund der zahlreichen dort gelegenen Bistümer, Klöster, Stifte etc. (Zedler 31, 1742, Sp. 1109). Wolffsbrun ] Die Wolfsbrunnenanlage wurde um 1550 von Friedrich II. erbaut; nach Aus15 kunft von Thomas Leodius auf den Mauerresten einer alten heidnischen Kapelle, in der die legendenhafte Seherin Jetta gewohnt habe, die bei einem Spaziergang an diesem Ort von Wölfen angefallen und getötet worden sei (Merian, Topographia Palatinatus Rheni, 1645, zw. S. 28 und 29: Tafel mit den drei Stichen „Wolffs Brunn“, „Fürsten Brunn“ und „Neuburg Closter“, dazu S. 29 f. der beschreibende Text; Kayser, Historischer Schau-Platz, 1733, S. 169 f.; Zedler 58, Sp. 1273; Hepp, Merian, 1994, S. 14 f.). Churfürſt Fridrich dem zweyten ] Friedrich II. (1482–1556), Pfgf. bei Rhein, 1520 Regent der Oberpfalz, seit 1544 als Nachfolger seines Bruders Ludwig V. Kfst. von der Pfalz. Dort führte er die Reformation ein und musste sich, um seine Besitzungen und seine Kurwürde zu bewahren, 1546 Ks. Karl V. unterwerfen (NDB 5, 1961, S. 528–530; Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 89 f., Nr. ⟨357⟩–⟨362⟩). Fürſtenbrunn ] Das am rechten Neckarufer gelegene Dorf Ziegelhausen mit dem Fürsten haus und Fürstenbrunnen war ein beliebtes Ausflugsziel des pfälzischen Hofes (Merian, Topographia Palatinatus Rheni, 1645: siehe Erläuterung zu Z. 18; Kayser, Historischer Schau-Platz, 1733, S. 170 f.; Hepp, Merian, 1994, S. 14). Lindenbrunn ] Der Lindenbrunnen lag an der heutigen Klingenteichstraße in Heidelberg 16 (Merian, Topographia Palatinatus Rheni, 1645: siehe Erläuterung zu Z. 18; Derwein, Flurnamen von Heidelberg, 1940, S. 195; Mays/Christ, Einwohnerverzeichnis, 1890, S. 20). 18 der Dominicaner Münch zu Colmar jhre Chronic ] Die ‚Colmarer Chronik‘, eine deutsche Prosachronik, verfasst von einem unbekannten Dominikaner um 1402 in Colmar, beginnt auf Grundlage der Annalen des Colmarer Dominikanerchronisten mit dem Jahr 1212 (bis 1293, zweimal fortgesetzt bis 1426/1454). Sie nimmt auf Reichs- und Lokalgeschichte Bezug und untermischt gelegentlich Notizen zu Wetter, Naturereignissen und zur wirtschaftlichen Lage. Die Colmarer Quellen sind die ältesten Dominikaneraufzeichnungen „zur politischen Zeitgeschichte auf deutschem Boden“; sie enthalten auch topografische Beschreibungen des Elsass und Deutschlands (2VL 1, 1978, Sp. 1294 f. bzw. 1295 f.). Gaißberg ] Berg auf dem Gebiet der Stadt Heidelberg, der dem westlichen Hangabfall des 21 Berges Königstuhl aufsitzt. Auf dem kleineren Gaisberg stand ursprünglich das alte Schloss bzw. die obere Burg, die wahrscheinlich Ende des 12. Jhs. erbaut und 1537 durch Blitzeinschlag und eine Pulverexplosion zerstört wurde (Kayser, Historischer Schau-Platz, 1733, S. 21 f.; Hanschke, Schloss Heidelberg, 2016, S. 12).
124 23
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Michael Böhm von Weinsperg ] Michael Beheim (auch Behaim, Beham, Behm; um 1420–
um 1474/78), Verfasser einer „Pfälzischen Reimchronik“ (Heidelberg, Universitätsbibl., Cpg 335) mit Chronik der Taten Kfst. Friedrichs I. Diese stellt eine Versifizierung der Prosachronik des Matthias von Kemnat dar (Heidelberg, Universitätsbibl., Heid. Hs. 3599; vgl. Anm. zu Z. 37), die wiederum auf eine Lobrede Peter Luders (um 1415–1472, Lehrer an der Universität in Heidelberg) zurückgeht, die dieser 1458 auf Friedrich I. gehalten hat (Zangemeister, Text zu Merians Ansicht, 1890, S. 281; NDB 2, 1955, S. 6 f.; 2VL 1, 1978, Sp. 671–680; NDB 15, 1987, S. 292 f.). Churfürſt Fridrichen deß erſten / den man gemeinlich den Siegreichen oder Böſen Fritzen nen net ] Friedrich I. der Siegreiche (1425–1476) übernahm nach dem Tod seines Bruders Pfgf. Ludwig IV. 1449 als Vormund seines Neffen Philipp die Regentschaft der Pfalz. Mit der Adoption des Neffen 1452 übernahm er auf Lebenszeit die Regentschaft – ein Verfahren, das von Ks. Friedrich III. jedoch abgelehnt wurde, der ihm die Bestätigung seiner Rechte versagte. Dieser konnte sich jedoch auf die Autorität des Papstes und der anderen Kfst. stützen, die das Verfahren anerkannten. In der Folge kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen mit dem Kaiser; eine über Friedrich I. 1474 verhängte Acht blieb ohne Folgen (ADB 7, 1877, S. 593–603; NDB 5, 1961, S. 516–528; Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 88 f., Nr. ⟨354⟩–⟨356⟩). Irenicus ] Franciscus Irenicus = Franz Friedlieb (1495–1553): Studium der Artes 1516 in Tübingen wie Melanchthon; 1517 in Heidelberg, wo er Rektor des Katharinenkontuberniums wurde. 1518 wandte er sich der Reformation zu und stellte sich in der Folge wiederholt auf die Seite Luthers; seit 1519 Stiftsherr in Baden-Baden, seit 1522 Hofprediger des Mgf., seit 1531 Leiter der Gemminger Lateinschule. Sein Jugendwerk „Germaniae exegesis“ (Hagenau 1518) bietet eine Beschreibung Deutschlands auf historischer Grundlage (ADB 14, 1881, S. 582 f.; NDB 10, 1974, S. 178 f.; VL 15.1, 2008, Sp. 1247–1257). Meliſſus ] Paul Schede gen. Melissus (1539–1602), neulat. Lyriker; Studium in Wien, Wittenberg, Leipzig und Würzburg, von Ks. Ferdinand I. zum Poeta Laureatus Caesareus erhoben und geadelt. 1571 ging Melissus nach Heidelberg und dichtete im Auftrag von Kfst. Friedrich III. den Hugenottenpsalter von Clément Marot (1496–1544) und Théodore de Bèze (1519–1605) in dt. Sprache nach. Nach weiteren Jahren in Italien, Frankreich und England übernahm er 1586 die Leitung der Bibliotheca Palatina. In Heidelberg lebte Melissus als kurpfälz. Rat im Umkreis der Gelehrten der Universität (ADB 21, 1885, S. 293–297; NDB 17, 1994, S. 15 f.; Kühlmann/Seidel/Wiegand, Humanistische Lyrik, 1997, S. 1395–1397; Jaumann, Handbuch, 2004, S. 588 f.; VL 16.5, 2016, Sp. 478– 494); Verweyen, Teutischland, 2023. Freherus ] Marquard Freher (1565–1614), Jurist und Historiker; trat nach seinem Studium in kurpfälzische Dienste und wurde 1596 Professor der Rechte in Heidelberg. 1598 Geheimer Rat und Vizepräsident des Hofgerichts. Freher edierte historiografische Werke, auf deren Basis er u. a. „Originum Palatinarum commentarius“, Heidelberg 1599 (weitere Ausgaben 1612–1613), schuf. Freher gilt als Begründer der pfälzischen Geschichtsschreibung (ADB 7, 1878, S. 334 f.; NDB 5, 1961, S. 392 f.; Jaumann, Handbuch, 2004, S. 278; VL 16.2, 2012, Sp. 429–440; vgl. auch Quellennachweis zu Z. 3). Matthias von Kemnaten ] Matthias Widman von Kemnat (um 1430–1476), aus Kemnath/ Opf., immatrikulierte sich, bereits Kleriker, 1447 als „pauper“ in Heidelberg und wurde 1449 Baccalaureus artium; 1457 ist er Schüler des ital. Humanisten Arriginus auf der Plassenburg bei Kulmbach; kehrte schon 1457 mit Empfehlungsschreiben an Kfst. Friedrich I. und Peter Luder nach Heidelberg zurück; schloss 1465 seine Studien mit dem Bakkalaureat
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im kanonischen Recht ab; seit 1460 Hofkaplan Friedrichs I. Widman war mit Wimpfeling und anderen Mitgliedern des Zirkels der Heidelberger Frühhumanisten am Hof Friedrichs bekannt, darunter auch mit Michel Beheim, dem er 1469 sein bisher gesammeltes zeitgeschichtliches und historisches Material zur Verfügung stellte; aus ihm gestaltete dieser die „Pfälzische Reimchronik“. Matthias von Kemnat selbst verfasste eine bis 1475 reichende Chronik, deren zweiter Teil ein Fürstenlob auf Friedrich I. darstellt (vgl. Anm. zu Z. 23) (2VL 6, 1987, Sp. 186–194; Studt, Überlieferung, 1988; NDB 16, 1990, S. 410 f.; Probst, Chronik, 1994). freyer Künſten ] „freie Künste“: Bezeichnung für die ‚septem artes liberales‘, die sich in alteuropäischen Überlieferungen in ein Trivium (Grammatik, Rhetorik und Dialetik) und ein Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie) aufgliedern (Zedler 30, 1741, Sp. 32; HWbRh 1, 1992, Sp. 1080–1109). Burg / d⟨ie⟩ man den Königlichen Saal heiſt ] Eine erste Schloss- oder Burganlage (‚untere Burg‘) auf dem Jettenbühl (vgl. Anm. zu Z. 123) dürfte bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. erbaut worden sein. Unter Ruprecht II. wurde die Burg ab 1400 zu einer repräsentativen Schlossanlage umgebaut. Der sogenannte Königssaal mit Mittelstützen und Balkenunterzügen, nach Hanschke mutmaßlich ein Vorgängerbau des heutigen Frauenzimmerbaus an der nordwestl. Ecke des Schlosses, wird von Matthias von Kemnat in seinem Fürstenlob auf Friedrich I. (vgl. Anm. zu Z. 37) beschrieben und gelobt (Hanschke, Schloss Heidelberg, 2016, S. 12–16). Munſterum ] Sebastian Münster (1488–1552), Kosmograf und Hebraist. Während seiner Studienjahre in Heidelberg trat er dort wohl 1507 in den Franziskanerorden ein (Primiz wohl in Pforzheim 1512); es folgten Aufenthalte in Löwen und Freiburg/Br. sowie im elsässischen Rufach, wo er Conrad Pellikan (1478–1556) traf, der seine weiteren mathematischen und hebräischen Studien wesentlich prägte. Während des ersten Basler Aufenthaltes 1518–1520 Übersetzung lat. Schriften Luthers. 1524 Prof. für Hebraistik an der Universität Heidelberg, seit 1529 an der reformierten Universität Basel; Austritt aus dem Franziskanerorden und Heirat. Neben seinen bedeutenden hebraistischen Publikationen ragt aus seinem Werk insbesondere die auch von Zincgref benutzte „Cosmographia. Beschreibung aller Lender“ (erstmals Basel 1544) heraus. Die jahrelang gepflegte Verbindung etwa mit Bucer, Melanchthon, Grynaeus und Erasmus, auf dessen Seite er sich im Streit mit Luther schlug, belegt Münsters Rang in der europäischen Gelehrtenwelt (ADB 23, 1886, S. 30–33; NDB 18, 1997, S. 539–541; Jaumann, Handbuch, 2004, S. 462; VL 16.4, 2015, Sp. 491–503). Leodium ] Hubert Thomas Leodius (1495–1555/56), Historiker, immatrikulierte sich 1525 an der Universität Heidelberg, stand jedoch zu dieser Zeit wohl schon in den Diensten Kfst. Friedrichs II., den er auf zahlreichen Reisen begleitete und dem er eine umfangreiche Biografie widmete; die „Annalium de vita rebus gestis Principis Friderici II. libri XIV“ wurden 1624 publiziert und von Zincgref vielfach herangezogen. Dieser muss 1620 also bereits vor dem Druck der Leodius-Biografie Einblicke ins Manuskript oder eine Druckvorstufe gehabt haben (ADB 18, 1883, S. 295 f.). Micyllum ] Jacob Micyllus = Jacob Molshem/Moltzer (1503–1558) studierte in Erfurt, Wittenberg und lehrte in Frankfurt, bevor er 1533 einen Lehrauftrag für Griechisch an der Universität Heidelberg erhielt. 1537 kehrte er nach Frankfurt zurück, befand sich aber seit 1547 wieder in Heidelberg. 1548 wurde er dort Dekan der Artistenfakultät und 1549 Mitglied der Kommission zur Revision der Bibliothek. Neben der Herausgabe antiker Autoren sowie der Lyrik widmete er sich auch tagesaktuellen Ereignissen wie der Zerstörung des
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alten Heidelberger Schlosses 1537 (ADB 21, 1885, S. 704–708; NDB 17, 1994, S. 459 f.; VL 16.4, 2015, Sp. 410–425). vnderſchiedliche Stain mit alten Römiſchen ſchrifften ] Kayser berichtet von zwei Steinen, die sich auf dem Heiligenberg fanden. Der erste, Mercurius gewidmete Stein sei zunächst in der Mauer der St. Stephans-Kirche eingemauert gewesen, bevor er an der Rathausmauer von Handschuhsheim angebracht wurde. Der zweite, auf dem eine Allegorie Jupiters, Figurationen von Victoria und Vulcanus sowie einer nicht identifizierten Göttin dargestellt sind, diente zunächst in St. Stephan als Weihwasserbecken und wurde später ins Heidelberger Schloss gebracht (Freher, Originum Palatinarum commentarius, 1599, S. 23–32, dort S. 27–29 Abbildungen der Mercurius-Tafel, des Adlers sowie der drei Götter; Kayser, Historischer Schau-Platz, 1733, S. 172 f.). Mercurij, Vulcani, Victoriæ, &c. ] Namen römischer Götter: der Gott des Handels Mercurius (griech. Hermes), der Schmiedegott Vulcanus (griech. Hephaistos) und die Siegesgöttin Victoria (griech. Nike). – Vgl. Anm. zu Z. 59. Ladenburg … Hentesheim / Neuenheim ] Ladenburg, Heddesheim (heutiges Handschuhsheim) und Neuenheim sind kleinere Ortschaften nordwestl. von Heidelberg (Merian, Topographia Palatinatus Rheni, 1645, S. 53 f.; Mühling, Handschuhsheim, 1840). Haidenloch ] 55 Meter tiefer gemauerter Schacht auf dem Heiligenberg (Moers-Messmer, Der Heiligenberg, 1964, S. 83–86). Römiſchen Kayſer Probi ] Marcus Aurelius Probus (232–282); römischer Ks. seit 276. Während seiner sechsjährigen Regierungszeit kämpfte er gegen die Alamannen und suchte dann die aus dem Osten eindringenden Franken über den Rhein zurückzudrängen (DNP 10, 2001, Sp. 361). Valentiniani ] Flavius Valentinianus I. (321–375); Vater des Gratianus; seit 364 römischer Ks. im westlichen Teil des Reiches mit Mailand als Regierungssitz (sein jüngerer Bruder Valens war Mitkaiser im Ostreich). Schwerpunkt von Valentinians Regierung lag in der Reichsverteidigung; er residierte daher vor allem in Trier, von wo aus er die Rheingrenze gegen Alamannen, Franken und Burgunden verteidigte. Selbst orthodox, vertrat er religionspolitische Toleranz (DNP 12/1, 2002, Sp. 1083–1085). Gratiani ] Flavius Gratianus (359–383); römischer Kaiser; sorgfältig ausgebildet durch Ausonius; 367 zum Augustus erhoben, übte er seit 375 (Tod des Vaters) vollständig die Herrschaft im Westen des Reiches aus; er setzte die Bemühungen seines Vaters zur Sicherung der Rheingrenze fort, residierte nach 366 v. a. in Trier und kämpfte u. a. gegen die Alamannen; seit 379 häufig in Mailand, wo Bf. Ambrosius seinen Einfluss geltend machte; christlich erzogen, blieb er gleichwohl ungetauft (DNP 4, 1998, Sp. 1208–1210). Ulpiano ] Domitius Ulpianus († wohl 223 n. Chr., vermutl. ermordet): römischer Jurist, vermutl. Schüler Papinians. 205–209 n. Chr. war er wohl Leiter des kaiserl. Justizbüros und nahm in der Folge verschiedene Ämter wahr. Seine Werke, insgesamt etwa 240 Buchrollen, füllen mehr als ein Drittel der justinianischen Digesten und bilden das Gerüst für deren wichtigste Titel (DNP 12/1, 2002, Sp. 980 f.). Alemannier ] „Alamannen“/„Alemannen“: Bezeichnung für einen vermutlich Ende des 2. Jhs. n. Chr. gebildeten germanischen „Stamm, der sich aus Heer- und Wanderhaufen verschiedener Herkunft, großenteils aber aus elbgermanischen Sueben zusammensetzte“, wobei die Stammesbildung offenkundig durch die Auseinandersetzung mit den Römern motiviert wurde (Beatus Rhenanus, Res Germanicae [1531], 2008, S. 110/111–132/134; Zedler 1, 1732, S. 1118–1121; Lexikon des Mittelalters I, 1980, Sp. 263–265).
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Gallier ] Bezeichnung für Völkerschaften und Stämme, die in Gebieten der „Gallia“ siedel-
ten (Zedler 10, 1735, Sp. 181–1735; Lexikon des Mittelalters IV, 1989, Sp. 1092–1094). 83–85 die Gebäw vff dem Hailigenberg … verendert ] An der Stelle einer römischen Kultstätte auf der Kuppe des Heiligenberges wurde um 870 durch Abt Thiotroch (amt. 863–875) die Kirche St. Michael gegründet, um 1020 durch Abt Reginbald von Lorsch († 1039) ein Kloster; 1049 entstand auf der vorderen Kuppe des Berges die Zelle St. Stephan. Anfang des 16. Jhs. wurde das Kloster aufgegeben und die Ruine der Universität übertragen, die 1589 den Abriss beschloss, der jedoch wohl nur teilweise durchgeführt wurde (Leodius, De Palatinorum Origine, 1599, S. 35–42; Schleuning, Michaelsbasilika, 1887). 96–98 Pfaltzgraff Conradt … zu Bacherach Hoff gehalten ] Konrad von Staufen (um 1134/36–1195), Halbbruder Kaiser Friedrichs I. Barbarossa (um 1122–1190), der ihm 1156 als Nachfolger von Hermann III. von Stahleck († 1156) die rheinische Pfalzgrafenwürde verlieh. Konrad bemühte sich, die rheinische Vormacht auszubauen, was ihn immer wieder in Konflikt mit den Erzbischöfen brachte, wobei er von Barbarossa jedoch nur teilweise unterstützt wurde. Konrad gilt als mutmaßlicher Gründer Heidelbergs (ADB 16, 1882, S. 603 f.; NDB 12, 1979, S. 520–523). Stifft Neuberg in ein Nunnenkloſter verwandelt ] Stift Neuburg bei Heidelberg, 1130 als 99 Benediktinerkloster gegründet, ab 1165 der Abtei Lorsch unterstellt. 1195 erfuhr die Abtei auf Initiative Konrads von Staufen die Umwandlung in ein Benediktinerinnenkloster. Nach 1300 Übergang zur Zisterzienserregel, um 1460 Rückkehr zur benediktinischen Observanz. Kurze Zeit später verließen die Nonnen, die sich 1459 der Bursfelder Reform anschlossen, das Kloster; 1562 wurde es aufgehoben und in ein adeliges Fräuleinstift umgewandelt (Bosslet, Benediktinerabtei, 2000). 104 f. Pfaltzgraff Ludwig … Churfürſten ] Ludwig I. der Kelheimer (1174–1231) folgte seinem Vater Otto bereits 1183 als Hzg. von Bayern und band sich an Ks. Heinrich VI., den er u. a. zweimal nach Italien begleitete. Nach dem Tod Heinrichs gelang es Ludwig durch die Heirat mit der Witwe Gf. Alberts III. von Bogen, umfangreiche Besitzungen zu erwerben. Nach der Ermordung Kg. Philipps von Schwaben durch Ludwigs Vetter Otto VIII. von Wittelsbach (vor 1180–1209), der seit 1193 als bayerischer Pfgf. nachweisbar ist, wurde er am 21.6.1208 mit der Durchführung der Reichsacht betraut und bekam dessen Lehen. In der Folge stellte er sich auf die Seite des Staufers Friedrich II., von dem er 1214 die rheinische Pfalzgrafschaft erhielt. 1225 wurde Ludwig mit der Burg zu Heidelberg belehnt (ADB 19, 1884, S. 493–497; ADB 24, 1887, S. 646 f.; NDB 15, 1987, S. 355–357; NDB 19, 1999, S. 673). 105 f. Henrich … Agnes zum Gemahl ] Heinrich V. der Lange (Ältere) von Braunschweig (1173/74– 1227), Sohn Heinrichs des Löwen, begleitete seinen Vater in die Normandie und nach England. 1190 wurde er zur Geisel Heinrichs VI., den er nach Italien begleiten musste. Nachdem er nach seiner Flucht fälschlicherweise den Tod des Kaisers verkündet hatte, wurde er von diesem geächtet. 1193/94 heiratete er heimlich Agnes von Staufen (um 1176–1204) auf Burg Stahleck, 1194 verzieh ihm der Ks. und belehnte ihn 1195 mit der Rheinpfalz. 1212/13 verzichtete Heinrich wohl zugunsten seines Sohnes Heinrich d. J. (um 1196– 1214) auf die Pfalzgrafschaft. Als dieser starb, ging sie mit der Heirat seiner Tochter Agnes an Ludwig I. den Kelheimer (1173–1231) über (ADB 11, 1880, S. 559–561; NDB 8, 1969, S. 381–383). Graffſchafft Stahlbühel ] 1225 belehnte der Bf. von Worms Ludwig I. (1173–1231), Hzg. 107 von Bayern und Pfgf. bei Rhein, mit Schloss und Stadt Heidelberg sowie mit dem Stahlbühel. Dabei handelt es sich um eine frühe Gerichtsstätte für die Gft. Lobdengau mit dem
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Zentrum Ladenburg (Hägermann, Das Strafgerichtswesen im kurpfälzischen Territorialstaat, 2002, S. 63, 518). Churfürſt Ruprecht … nennet ] Ruprecht I. d. Ä. (1309–1390), auch ‚der Rote‘, Sohn Rudolfs I., Hzg. von Oberbayern und Pfgf. bei Rhein (1274–1319), wurde nach dem Tod seines Vaters mit seinen Brüdern Adolf († 1327) und Rudolf II. (1306–1353) unter die Vormundschaft von Johann von Nassau († 1329) gestellt. Ludwig IV. der Bayer nahm bereits 1317 die Rheinpfalz in Besitz; aber erst 1329 konnte im Hausvertrag von Pavia eine Einigung zwischen Ludwig, Ruprecht und seinem Bruder Rudolf erreicht werden. Beide regierten nun, gemeinsam mit ihrem Neffen Ruprecht II. (1325–1398), die Pfalz als Kfstt.; 1338 wurde das Fürstentum aufgeteilt. 1353 erbte Ruprecht nach dem Tod seines Bruders dessen Besitz, Heidelberg wurde endgültig Residenz; sein Territorium konnte er durch Kauf, Tausch und Bündnispolitik ausweiten. Die zuvor innerwittelsbachisch alternierende Kurwürde und das Reichsvikariat wurden 1356 in der Goldenen Bulle endgültig verankert. Am 1.10.1386 gründete Ruprecht I., unterstützt von Marsilius von Inghen (1335/40–1396), die Universität Heidelberg, die dritte Universität im Reich, für die er Professoren sowohl von der Pariser als auch der Prager Universität gewann (ADB 29, 1889, S. 731–737; NDB 22, 2005, S. 288 f.). Altberg ] Bergheim (vgl. Anm. zu Z. 114). Bergheimer Mühl ] Die Bergheimer Mühle war ein Rest des Dorfes Bergheim, das Ruprecht II. 1392 abbrechen ließ. Die Bewohner wurden in die westliche Vorstadt umgesiedelt und nach Heidelberg eingemeindet (Dielheim, Antiquarius, 1781, S. 180). Rector Marſil⟨i⟩us von Jngen ] Marsilius von Inghen (um 1340–1396) hielt an der Pariser Universität 1326 seine Inauguralvorlesung und übernahm in der Folge mehrere wichtige Ämter: 1367 wurde er Rektor, 1371 und 1373–1378 Prokurator der englischen Nation, 1369 und 1377–1378 war er Repräsentant der Universität am päpstl. Hof von Avignon. In dieser Zeit verfasste er mehrere umfangreiche Werke, darunter Kommentare zu Aristoteles. 1386 wurde er von Ruprecht I. zum ersten Rektor der Universität Heidelberg berufen, deren Organisation im Wesentlichen derjenigen der Universität Paris entsprach. 1396 wurde Marsilius schließlich zum Doktor der Theologie promoviert (ADB 20, 1884, S. 441; NDB 16, 1990, S. 260 f.). ſie mit gleichen privilegien … begabet ] In der Gründungsurkunde der Universität Heidelberg, die Ruprecht I. am 1.10.1386 ausstellte, wurde bestimmt, dass die Universität nach dem Pariser Vorbild zu organisieren sei. Eingerichtet wurden vier Fakultäten: die theologische, die juristische, die medizinische sowie die artistische. Den Professoren und Studenten wurden die üblichen Rechte und Privilegien zugesichert, etwa Steuerfreiheit und teilweise Zollfreiheit (Wolgast, Universität Heidelberg, 1986, S. 4 f.). obangezogenem Hoff Cappellan ] Matthias von Kemnat, vgl. Anm. zu Z. 37. Leodio ] Vgl. Anm. zu Z. 58. Jettenbühel ] Felsvorsprung unterhalb des Berges Königsstuhl, auf dem das Heidelberger Schloss steht; benannt nach der legendenhaften Seherin Jetta, die dort gewohnt haben soll (Leodius, De Palatinorum Origine, 1599, S. 24 f.; Kayser, Historischer Schau-Platz, 1733, S. 19 f.). Churfürſt Fridrich deß vierdten ] Friedrich IV. der Aufrichtige (1574–1610) wurde nach dem Tod seines Vaters Ludwig VI. (1539–1583) zunächst unter die Vormundschaft von Johann Casimir von Pfalz-Simmern (1543–1592) gestellt, der bis 1592 auch die Regentschaft übernahm, und im reformierten Bekenntnis erzogen. Nach dem Tod Johann Casimirs musste er sich im Kurpfälzischen Administrationsstreit gegen Pfgf. Reichard von
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Pfalz-Simmern (1521–1598) durchsetzen. Die folgende Regierungszeit wurde durch ein Kollegium streng reformierter Hofräte gelenkt. In der Reichspolitik setzten diese im Wesentlichen die traditionelle Linie einer aktiven protestantischen Opposition fort und betrieben den politisch-militärischen Zusammenschluss der protestantischen Reichsstände zur evangelischen Union, deren Führung Friedrich IV. übernahm. Während seiner Regierungszeit ließ er 1601–1607 im Heidelberger Schloss den nach ihm benannten Friedrichsbau errichten. Meister Sebastian Götz aus Chur schuf an der Hoffassade eine Wittelsbacher Ahnengalerie (ADB 7, 1878, S. 612–621; NDB 5, 1961, S. 532–535; Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 94, Nr. ⟨377⟩). Churfürſt Ludwig Philippi Sohn ] Ludwig V. der Friedfertige (1478–1544), seit dem Tod seines Vaters Philipp des Aufrichtigen (1448–1508) Kfst. von der Pfalz, suchte nach seinem Amtsantritt durch diplomatische Bemühungen die Beziehungen zu den pfälzischen Gegnern zu normalisieren. Doch erst 1518 erreichte er die volle Wiederherstellung der reichspolitischen Position der Kurpfalz, die offizielle Aufhebung der Acht, die Belehnung und die Bestätigung der pfälzischen Privilegien. Ludwig V. ließ das Heidelberger Schloss erweitern, u. a. um den sogenannten „Dicken Turm“, dessen oberen Teil dann Friedrich V. 1619 in ein Theater umgestalten ließ (ADB 7, 1878, S. 621–627; ADB 19, 1884, S. 575–577; NDB 5, 1961, S. 535 f.; NDB 15, 1987, S. 412; Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 80 f., Nr. ⟨304⟩). jhrer Churfl: Gnaden / jetziger Königlichen Mayt: in Böhmen ] Friedrich V. (1596–1632), von 1610 bis 1623 Pfgf. und Kfst. von der Pfalz, von 1619 bis 1620 als Friedrich I. König von Böhmen, trat 1610, nach Konflikten um die Vormundschaft, das Erbe seines Vaters an. 1612 begann er für Elizabeth Stuart (1596–1662), Tochter des englischen Königs Jakob I. (1566–1625), die er 1613 heiratete, umfangreiche Baumaßnahmen am Heidelberger Schloss durchzuführen: Er errichtete den sogenannten Englischen Bau, 1615 das Elisabethentor und legte einen neuen Hofgarten an (ADB 7, 1877, S. 621–627; NDB 5, 1961, S. 535 f.; Bilhöfer, Nicht gegen Ehre, 2004). Zeughauß ] Das Zeughaus wurde mutmaßlich unter Ludwig V. erbaut und im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstört (Hanschke, Schloss Heidelberg, 2016, S. 388). new Ballenhauß ] Das unweit des Altangebäudes gelegene Ballhaus entstand wohl im Zuge der Arbeiten Friedrichs IV. und wurde später durch die Karlsschanze ersetzt (Hanschke, Schloss Heidelberg, 2016, S. 398 f.) Altan ] Das Altangebäude des Heidelberger Schlosses ist mit dem Friedrichsbau im Zuge der umfangreichen Umbauarbeiten unter Kfst. Friedrich IV. erbaut worden und mit dem Friedrichsbau räumlich verbunden (Hanschke, Schloss Heidelberg, 2016, S. 390–395). Der Name leitet sich von der umlaufenden Balustrade ab, die als Aussichtsterrasse diente. „Altan“: ‚flaches Dach‘, ‚begehbares Dach‘ (Adelung 1, 1808, Sp. 235). 132. Fuder 3. Ohm 3. viertel ] alte Volumenmaßeinheiten für Flüssigkeiten, wobei sich die Einheiten je nach Region zum Teil deutlich unterschieden (Zedler 1, 1732, Sp. 854: Art. „Ahm“; Zedler 9, 1735, Sp. 2224 [eigentl. 2202]: Art. „Fuder“; Zedler 48, 1746, Sp. 1165: Art. „Viertel“). Wernern von Germersheim in der Chur Pfaltz ] Das sog. Johann-Casimir-Fass oder das Große Fass wurde 1589 bis 1591 durch Michael Werner, Küfermeister aus Landau, erbaut, der 1500 Gulden Entlohnung bekam. Es fasste etwa 130.000 Liter; für die eisernen Bänder, die um das Fass gelegt waren, wurden 122 Zentner Stahl verwendet; im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Michael Werner baute noch weitere Riesenfässer, etwa das sog. Gröninger Fass
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(vgl. Sacherläuterungen zum ‚Weltkefig‘, Z. 173; Merian, Topographia Palatinatus Rheni, 1645, zwischen S. 22/23 mehrere Tafeln; Hepp, Merian, 1994, S. 88). Hertzog Johan Caſimirs ] Johann Casimir von Pfalz-Simmern (1543–1592), seit 1576 Landesherr von Pfalz-Lautern, übernahm nach dem Tod seines Bruders Ludwig VI. die Vormundschaft für Ludwig IV. von der Pfalz und bis 1592 auch die Regentschaft. 1578 gründete er in Neustadt an der Haardt eine reformatorische Hochschule, das Casimirianum, das neben Genf für kurze Zeit zu einer der wichtigsten reformierten Hochschulen avancierte. Mit der Regentschaft der Kurpfalz und der Einführung des reformierten Bekenntnisses auch an der Universität Heidelberg verlor das Casimirianum jedoch wieder an Bedeutung. 1591 ließ Hzg. Johann Casimir das große Fass im Heidelberger Schloss bauen. (ADB 14, 1881, S. 307–314; NDB 10, 1974, S. 510–513; Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 93 f., Nr. ⟨372⟩–⟨376⟩). Feigenbäum / Pomerantzen / Limonen / Citronen / Granaten / Lorber / Cypreſſenbäum vnd andere ] Seit dem 15. Jh. wuchs nördl. der Alpen das Interesse an der Kultivierung von mediterranen und insbes. von Zitrusgewächsen; sie stellten ein Symbol des Reichtums dar. Zudem identifizierte sich der Herrscher über den Besitz der Zitrusgewächse mit Herakles (Raub der ‚goldenen Früchte‘ aus dem Hesperidengarten; die immergrünen Bäume dienten darüber hinaus als Symbol für Unsterblichkeit). Der erste Pomeranzengarten im Herrengarten in der westl. Vorstadt wurde zwischen 1545 und 1547 unter Ottheinrich angelegt. In diesem gab es bereits ein abschlagbares Pomeranzenhaus. Nach der Fertigstellung des Hortus Palatinus unter der Leitung von Salomon de Caus (1576–1626) im Jahr 1619 wurden dreißig Pomeranzen-Bäume sowie etwa vierhundert weitere Bäume in den neuen Garten transportiert. Danach wurde im Herbst ein Fachwerkgebäude über den Bäumen gebaut. De Caus plante aufgrund der hohen Kosten des alljährlichen Auf- und Abbaus ein steinernes Gebäude, dessen Bau jedoch aufgrund des Dreißigjährigen Krieges verhindert wurde (Kayser, Historischer Schau-Platz, 1733, S. 34; Derwein, Der Herrengarten in Heidelberg, 1956, S. 179–184; Hamann, Pomeranzenhaus, 2003, S. 29–32; Hanschke, Schloss Heidelberg, 2016, S. 406–410; Pommeranz, Zu Zitrusgewächsen in deutschen Pflanzenbüchern, 2011). Louys Guyons ] Louis Guyon (1527–1617), französischer Mediziner und Autor. Nach Abschluss des Medizinstudiums und anschließender Reise durch Europa ließ sich Guyon als Arzt in Uzerche nieder, wo er durch Heirat ein beträchtliches Vermögen gewann und Berater des Königs wurde. Seine „Les Diverses Leçons […]. Contenans plusieurs Histoires, Discours, et faits memorables, recueillis des Autheurs Grecs, Latins, François, Italiens, Espaignols, Allemans, et Arabes […]“ (Lyon 1603) erlebten bis 1678 sieben Auflagen. Guyon profitierte im 1613 erschienenen 2. Band dieses Buches (lib. 3, S. 703–705) von der Darstellung im 1610 publizierten Reisebericht Michael Heberers (vgl. Quellennachweis zu Z. 121 ff.) (ABF 1, S. 326–330; BU 18, 1857, S. 283 f.). Der Reiseschriftsteller (um 1560–nach 1623), aus Bretten, bleibt im Text ungenannt, ist aber als sichere Quelle für die „Haidelberga“ nachweisbar. Mütterlicherseits mit Melanchthon verwandt, nach Schulbesuch in Bretten und Neuhausen (Worms) ab 1575 Studium in Wittenberg, 1578 in Leipzig, 1579 in Heidelberg. Später in frz. „Dienstbarkeit“. Eine Reise führte ihn 1584 nach Flucht vor den Massakern an den Hugenotten von Marseille über Italien nach Malta; 1585 geriet er auf einem Kaperschiff des Malteserordens in osmanische Gefangenschaft und brachte als Galeerensklave fast drei Jahre in Ägypten zu, bevor er Ende Dezember 1587 von dem frz. Gesandten in Konstantinopel freigekauft wurde. Nach der Rückreise trat Heberer 1592 in die Dienste des pfälzischen Kurfürsten Friedrich IV. (1592–1610) und war ab 1593
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als „Cantzley Registrator“ tätig. Heberer unternahm 1592/93 Gesandtschaftsreisen nach Krakau, Prag und Schweden. 1610 erschien sein Reise- und Erlebnisbericht „Ægyptiaca Servitus“ (Neudruck u. d. T. Chur-Pfältzischer Robinson, Frankfurt/M., Leipzig 1747) (ADB 11, 1880, 197 f.; NDB 8, 1969, S. 170; VL 16.3, 2014, S. 1960–203). 151–153 Anno 1537. … Pulverthurn … zerſprengt worden ] Am 25. April 1537 explodierte der Pulverturm nach einem Blitzeinschlag (Ein erschrockliche newe zeitung, 1537). Stifft zum H. Geiſt ] Als Gründungsjahr der Kirche gilt 1398, als Ruprecht III. den Chor 154 der vorherigen Kirche abreißen und durch einen größeren ersetzen ließ. In der Folge wurde die Kirche weiter um- und ausgebaut, Ludwig III. legte den Grundstock der Bibliotheca Palatina, indem er auf der Empore die ersten Bücher aufstellen ließ. Im Zuge der Reformation wechselte die Kirche mehrfach die Konfession; sie diente als Grablege der pfälzischen Kurfürsten (Zahn, Heiliggeistkirche, 1960, S. 3–15). Pfaltzgraff Ruprecht Römiſchen Kaiſern ] Ruprecht III. (1352–1410), Pfgf. bei Rhein, seit 1398 Kfst. von der Pfalz, setzte zusammen mit anderen Kfst. 1400 Kg. Wenzel ab und ließ sich als Ruprecht I. zum Nachfolger wählen; 1401 wurde er zum römisch-deutschen König gekrönt (ADB 29, 1889, S. 716–726; NDB 22, 2005, S. 283–285; Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 58, Nr. ⟨151⟩). Churfürſt Ottheinrich ] Ottheinrich, eigentl. Otto Heinrich (1502–1559), 1507 Pfgf. bei 156 Rhein, seit 1556 Kfst. von der Pfalz. Für Ottheinrich und seinen Bruder wurde nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 1505/09 das Hzgt. Pfalz-Neuburg geschaffen, welches ab 1522 von beiden regiert wurde. 1541 erhielt Ottheinrich von seinem Bruder dessen Landesteil, doch seine vorher schon bestehenden finanziellen Schwierigkeiten führten schließlich zur Übernahme der Regierungsgewalt durch die Landstände. Nach der Besetzung Neuburgs durch die Truppen des Kaisers ging er nach Heidelberg ins Exil und später nach Weinheim ins Karmelitenkloster. Er begann eine Bibliothek aufzubauen und schaffte 1548 die Bibliothek des Klosters Lorsch auf das Heidelberger Schloss. Nach dem Tod des Kfst. Friedrich II. von der Pfalz wurde Ottheinrich schließlich Kfst., reformierte u. a. die Universität in Heidelberg und begründete die Universitätsbibliothek Palatina neu, die die bedeutendste diesseits der Alpen wurde (ADB 24, 1887, S. 713–719; NDB 19, 1999, S. 655 f.; Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 299, Nr. ⟨1684⟩). Bibliotheca Palatina ] Die Bibliotheca Palatina zählte im 16. Jahrhundert zu den bedeutendsten Bibliotheken. Gegründet von Ludwig III. (1378–1436), seit 1410 Kfst. von der Pfalz, in der Heiliggeistkirche, erweiterte Ottheinrich die Bestände, indem er die der Universität, der Stifts- und der Schlossbibliothek zur Bibliotheca Palatina zusammenführte; sie fand in der Heidelberger Heiliggeistkirche ihren Platz (Merian, Topographia Palatinatus Rheni, 1645, S. 38 f.; Mittler, Bibliotheca Palatina, 1986). Schönawer Münchhoff ] 1142 gründete Bf. Burkard II. von Worms das Zisterzienser-Kloster 160 Schönau, das sich durch Schenkungen und den Erwerb von Liegenschaften zu einem der reichsten Klöster der Pfalz entwickelte. Der Mönchhof, ein Wirtschaftshof, ist erstmals 1191 erwähnt. 1560 wurde das Kloster aufgehoben, der Mönchhof ab 1571 verpachtet (Schnur, Mönchhof, 1980, S. 117–124). Oberthor ] Inneres oberes Thor an der nordöstl. Stadtmauer, um 1750 abgerissen (Derwein, Flurnamen von Heidelberg, 1940, S. 268 f.). S. Jacob ] 1386 gründete Ruprecht I. die Universität und erbaute im gleichen Jahr außer halb der Stadtmauern ein Studienhaus zur Aufnahme von Zisterziensermönchen, das von Papst Urban IV. (vor 1200–1264, reg. ab 1261) die gleichen Privilegien wie das Pariser
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Studienhaus zuerkannt bekam. Im 16. Jh. sank die Zahl der Studenten, ab 1523 nahm das Kolleg keine Studenten mehr auf (Arnold, St. Jakob, 1936). Churf: Ruprecht dem Eltern ] Vgl. Anm. zu Z. 111. Barfüſſer Cloſter ] Das Franziskanerkloster („Barfüßerkloster“) ist mit seiner erstmaligen Erwähnung 1268 das älteste der Heidelberger Klöster. Zunächst vor dem oberen Tor und damit außerhalb der Stadtmauern gelegen, wurde es 1320 auf den heutigen Karlsplatz verlegt. 1565 wurde das Kloster unter Friedrich III. aufgehoben und dort die früher gegründete Lateinschule, das Pädagogium, untergebracht (Huthwelker, Franziskanerkloster). Churfl. Fridrich dem 3. ] Friedrich III. der Fromme (1515–1576), Pfgf. von Simmern, folgte dem kinderlosen Ottheinrich 1559 als pfälzischer Kfst. Auf seine Initiative geht der Heidelberger Katechismus von 1563 zurück, woraufhin die Lutheraner die Pfalz verließen. Friedrich III. förderte die Universität Heidelberg nachhaltig, die zahlreiche, nicht zuletzt ‚ausländische‘ Studenten anzog und zu Genf und Wittenberg in Konkurrenz trat (ADB 7, 1878, S. 606–612; NDB 5, 1961, S. 530–532; Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 90–93, Nr. ⟨363⟩–⟨369⟩). pædagogium ] Der Theologe und Hebraist Paul Fagius (1504–1549) schlug 1546 im Zusammenhang mit seinem Projekt zur Reform des Universitätsstudiums die Einrichtung eines vier Klassen umfassenden Pädagogiums vor, das die Universität vom Elementarunterricht in Latein und Griechisch entlasten sollte. Nach anfänglichem Widerstand der Universität wurde es noch im selben Jahr eingerichtet und unter die Aufsicht der Artistenfakultät gestellt. Friedrich III. errichtete das Pädagogium 1560 mit sechs Klassen neu und brachte es im ehemaligen Franziskanerkloster unter (Wolgast, Universität Heidelberg, 1986, S. 29, 33, 34; zu Fagius siehe Zincgref, Apophthegmata II, 2011, S. 201 f.). Churfl: Friedrich den erſten ] Vgl. Anm. zu Z. 24. Anno 1472. mit einem Churfl. Hoffgericht gezieret / darinnen … ſitzen ] 1472 errichtete Friedrich I. das Pfälzische Hofgericht in Heidelberg. Die Zusammensetzung der Richter änderte sich im 15. und 16. Jh., wobei unter den Richtern bzw. Beisitzern auch immer Professoren der Universität waren (Stölzel, Entwicklung des gelehrten Richterthums, 1872, S. 258). die Müntz ] Seit 1353 gab es in der Pfgft. eine selbstständige Münzpolitik, nachdem Ruprecht I. die Münzhoheit durch Ks. Karl IV. bestätigt erhalten hatte. Bereits nach 1200 wurden in Heidelberg Münzen geschlagen, eine einigermaßen kontinuierliche Münzstätte bestand jedoch erst ab dem 14. Jh. Weitere landesherrliche Münzstätten gab es im 14. Jh. u. a. in Bacharach, in Amberg und später in Mannheim. Das Gebäude der Münze ist nach 1500 gegenüber der Kanzlei nachzuweisen, 1693 wurde es zerstört (Kolb, Heidelberg, 1999, S. 155–162; Stadt- und Landkreise Heidelberg und Mannheim II, 1968, S. 22 f.). das Kauffhauß ] Der Fernhandel spielte in Heidelberg keine entscheidende Rolle, so dass sich der Warenverkehr vorwiegend auf die Deckung des örtlichen Bedarfs beschränkte. Vor diesem Hintergrund waren die auswärtigen Händler, die im Kaufhaus ihre Waren anboten, auch kaum erfolgreich. Dieses wurde deshalb in ein städtisches Tanz- und Ballhaus umfunktioniert (Hepp, Merian, 1994, S. 27). das Keffig oder Frawenthurn ] Der äußere Turm der Nordwestbefestigung der Stadtmauer – Käfig, Frauenturm oder Mantelturm genannt – diente als Frauengefängnis, bis er 1693 zerstört wurde (Derwein, Flurnamen von Heidelberg, 1940, S. 135, 169, 199). Churfürstl. Marſtall ] Der Marstall wurde 1590 unter Johann Casimir als Erweiterung und Umbau des um 1510 von Ludwig V. errichteten Zeughauses erbaut. Ende des 17. Jhs. brannte der Marstall bis auf seine Grundmauern ab (Wundt, Geschichte und Beschreibung, 1805, S. 116 f.).
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Hertzog Johann Caſimirn ] Vgl. Anm. zu Z. 140. das vnder Thor ] Unteres Tor, Mitteltor oder inneres Speyerer Tor in der westl. Stadtmauer,
um 1370/1400 erbaut, im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört, Anfang des 18. Jhs. neu aufgebaut, 1827 abgebrochen (Derwein, Flurnamen von Heidelberg, 1940, S. 206 f.). das Collegium Caſimirianum ] Vgl. Anm. zu Z. 140. der Diebsthurn ] Der Turm an der Nordwestbefestigung der mittelalterlichen Stadtmauer diente – ebenso wie der Frauenturm – seit dem 15. Jh. als Gefängnis. Die spätere Bezeichnung „Hexenturm“ ist erst ab 1698 belegt (Derwein, Flurnamen von Heidelberg, 1940, S. 156). das Auguſtiner Cloſter ] Die erste Erwähnung des ältesten Klosters in Heidelberg findet sich 1297; ein Patrozinium ist nicht bekannt, jedoch stand das Kloster in der Gunst des jeweiligen Pfalzgrafen. So ließ Kfst. Friedrich I. im Kloster 1450 die Universitätsreform verkünden, 1526 gab Kfst. Ludwig V. dem Konvent eine Klosterordnung. 1518 disputierte hier Martin Luther während des Generalkapitels. 1547 wurde das Kloster aufgelöst und das Gebäude der Universität überlassen (Wernicke, Augustinerkloster Heidelberg). Churf: Fridrich den zweyten ] Vgl. Anm. zu Z. 15. Pabſt Julij deß III. ] Giovanni Maria Ciocchi del Monte (1478–1555), 1550–1555 Papst (BBKL 3, 1992, Sp. 815–818). Collegium Sapientiæ ] Das Collegium Sapientiae wurde unter Kfst. Friedrich II. 1555 im ehemaligen Augustinerkloster als Stipendienanstalt der Artistenfakultät eingerichtet und in den kommenden Jahren zu einem theologischen Studienhaus umgewandelt, das der Vorbereitung der Sapientisten auf den Dienst als Pfarrer oder Lehrer diente. 1561 wurde es unter Friedrich III. zu einer Einrichtung der Landeskirche, dennoch blieb es vor allem personell eng mit der Universität verknüpft. So waren die Sapientisten etwa auch Angehörige der Universität (Zepf, Fructus uberrimi, 2001; Wolgast, Universität Heidelberg, 1986, S. 31 f.). Frantzöſiſchen gemein zum predigen ] Nach 1560 bildete sich unter dem Schutz von Kfst. Friedrich III. eine französisch-reformierte Gemeinde in Heidelberg, die zunächst vor allem aus französischen und wallonischen Exulanten bestand. Nach Friedrichs Tod floh der größte Teil der Gemeinde 1577 nach Frankenthal, das unter der Herrschaft des reformierten Pfgf. Johann Casimir stand. Mit der Übernahme der Regentschaft 1583 wurde das reformierte Bekenntnis in der Kurpfalz wieder eingeführt (Velden, Kirchenbuch, 1908). das Contubernium Academicum oder die Burſch ] 1546 wurden die Heidelberger Bursen (Realistenburse, Schwabenburse, Nominalistenburse) zum großen Contubernium, der ‚Bursch‘, vereinigt und im Haus der Realistenburse eingerichtet. Um die Mitte des 15. Jhs. umfasste die Bursch zahlreiche Gebäude: Großes und kleines Contubernium, Auditorium philosophicum, Prytaneum mit Saal und Universitätsbibliothek, ab 1576 ein Dozentenhaus und ab 1617 das Collegium Principis (Wolgast, Universität Heidelberg, 1986, S. 32–34). Churf: Ludwig den ſechſten ] Ludwig VI. von der Pfalz (1539–1583), Pfgf. von Simmern, 1563 Statthalter der Oberpfalz in Amberg, 1576 Kfst. von der Pfalz, älterer Bruder Johann Casimirs, hing – im Gegensatz zu seinem Vater Friedrich III. – nicht dem calvinistischen, sondern dem lutherischen Bekenntnis an, was zu einer tiefen Entfremdung von seinem Bruder führte. Nach dem Tod seines Vaters führte er die Kurpfalz zu einem gemäßigten Melanchthonianismus zurück. In diesem Zusammenhang wurde auch an der Universität das Luthertum durchgesetzt (ADB 19, 1884, S. 577–580; NDB 15, 1987, S. 414 f.; Zinc gref, Apophthegmata I, 2011, S. 93, Nr. ⟨371⟩). Conſiſtorium, … auditorium Philoſophicum ] Vgl. Anm. zu Z. 168.
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der Juriſten vnnd Medicorum Collegium ] Nach der Vertreibung der Juden 1390 unter Pfgf. Ruprecht II. wurde die Synagoge in eine Marienkapelle umgewandelt, die als Universitätskapelle und zugleich als Hörsaal diente; auch gingen alle weiteren Gebäude der jüdischen Gemeinde in den Besitz der Universität über (Kayser, Historischer Schau-Platz, 1733, S. 101, 233). Churf: Ruprecht dem Eltern ] Vgl. Anm. zu Z. 111. 175 13⟨9⟩0 ] Die ehemalige Synagoge wurde 1390/91 der Universität überlassen (vgl. Wolgast, Universität Heidelberg, 1986, S. 6). S. Peters Stifft ] Die Peterskirche gehört zu den ältesten Kirchen in Heidelberg, sie ist 179 1196 das erste Mal urkundlich erwähnt. Bis zum Bau der Heiliggeistkirche diente sie als Pfarrkirche. Von 1400 bis zur Einführung der Reformation 1554 übte die Universität das Patronatsrecht aus (Stadt- und Landkreise Heidelberg und Mannheim II, 1968, S. 43). das newe Schießhauß ] Nach einem lateinischen Gedicht von Leonhard Flexel wurde das 180 Schießhaus anlässlich des großen Heidelberger Schützenfestes 1554 ad hoc durch Kfst. Friedrich II. errichtet (Wiegand, Deutsch und Latein, 1995, S. 128 f.). S. Anna Kirchhoff ] Der Friedhof wurde Ende des 16. Jhs. angelegt und zu Beginn des 18. Jhs. abgetragen (Derwein, Vom Heidelberger Begräbniswesen, 1930). der Trutzkaiſer ] Mittelalterlicher Wehrturm, der 1462 von Kfst. Friedrich I. errichtet wurde (Merz, Der „Trutzkaiser“, 1967, S. 48). Churf: Fridrich dem Erſten ] Vgl. Anm. zu Z. 24. 181 Kaiſer Fridrichen dem dritten ] Vgl. Anm. zu Z. 28 f. Pfaltzgraff Ludwigen dem ſechſten ] Vgl. Anm. zu Z. 171. 183 Stahlſchieſſen ] siehe Worterläuterungen. Unter den verschiedenen Festformen spielten Schüt184 zenfeste im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit eine herausragende Rolle, dienten sie doch der Geselligkeit, der Demonstration von Wehrhaftigkeit sowie der Festigung und Bestätigung politischer Bündnisse (Wiegand, Deutsch und Latein, 1995, S. 122). die Speyrer Pfordt ] Speyerer Tor an der westl. Stadtmauer, das im Zuge der Stadterweite185 rung unter Ruprecht II. 1392 erbaut wurde (Derwein, Flurnamen von Heidelberg, 1940, S. 255). das Prediger Cloſter ] Die Gründung des Dominikanerklosters geht auf Kfstin. Mechthild von der Pfalz († 1438) zurück, die eigentlich ein Klarissenkloster einrichten wollte. Erst ihrem Sohn Friedrich I. gelang es, ein Dominikanerkloster zu gründen. Im Zuge der Reformation unter Friedrich III. fiel der Klosterbesitz an das Spital und wurde fortan das „reiche Spital“ genannt (Kayser, Historischer Schau-Platz, 1733, S. 86–88; Huthwelker, Dominikanerkloster Heidelberg). 186 Albertus Medelein ] Laut Epitaph in der ehemaligen Dominikanerkirche Vikar des Heiliggeiststifts, Stifter des Reichen Spitals, gestorben am 26.04.1468. 1438 war Medelein an der Universität immatrikuliert (Neumüllers-Klauser, Inschriften, 1970, Nr. 140). den Kraichgaw ] Hügellandschaft im Norden der „Marc Grafschaft Baden“ und „Wirten189 berg“ (heutiges Baden-Württemberg), östlich von Heidelberg im Neckarbogen gelegen und begrenzt vom Odenwald im Norden (Merian, Topographia Franconiae, 1648, vor S. 3). Otenwaldt ] Odenwald: Mittelgebirge in Südhessen, Unterfranken und nördl. Baden (Me rian, Topographia Franconiæ, 1648, zw. Kupfertitel und S. 3). 191 Cato ] Marcus Porcius Cato d. Ä. gen. Censorius (234–149 v. Chr.); römischer Feldherr, kämpfte seit 217/16 im Krieg gegen Hannibal; als Staatsmann zeichnete er sich als „Censor“ 184 v. Chr. durch Strenge aus und war durch sein Eintreten für den „mos maiorum“
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bekannt; Historiograf, Schriftsteller, Begründer der röm. Prosa-Literatur (DNP 2, 1997, Sp. 1033–1035). Poët Fiedlerus ] Felix Fiedler († 1553), neulateinischer Dichter, wurde von Karl V. mut196 maßlich zum Poeta laureatus gekrönt. Er wandte sich wahrscheinlich im Zuge der Reformation nach Königsberg (Killy 3, 1989, S. 376). König Henrich / Kaiſer Fridrichs deß andern Sohn ] Heinrich (VII.) (1211–1242), Sohn 201 Friedrichs II., bereits seit 1212 König von Sizilien, 1222 noch minderjährig in Aachen zum römisch-deutschen König gekrönt. Ende 1228 übernahm er die Regierung, doch geriet er schnell in Konflikt mit seinem Vater, der schließlich 1235 in der Entthronung Heinrichs und seiner Festsetzung u. a. im Heidelberger Schlossverlies gipfelte (ADB 11, 1880, S. 433–439; NDB 8, 1969, S. 326–329). Churfürſt Otthen Ludwigs Sohn ] Otto II. der Erlauchte (1206–1253), seit 1214 bzw. 202 1228 Pfgf. bei Rhein, seit 1231 Hzg. von Bayern. Heinrich (VII.) führte 1232 Krieg gegen die Wittelsbacher, unterwarf Otto II. und nahm seinen Sohn Ludwig als Geisel, woraufhin sich der Konflikt zwischen Heinrich (VII.) und seinem Vater zuspitzte (ADB 24, 1887, S. 647–651; NDB 19, 1999, S. 673–674). 203–207 Anno 1406. erhub ſich zwiſchen den Studenten / der Cleriſey / vnd dann der Burgerſchafft ein Tumult … der zwiſpalt hingelegt. ] Am 11. und 12. Juni 1406 kam es in Heidelberg zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Bürgern der Stadt und Universitätsangehörigen, dem sog. „Studentenkrieg“. Die Ausschreitungen mit Misshandlungen und Plünderungen konnten nur durch das Eingreifen des kgl. Kanzlers und Bischofs von Speyer verhindert werden; laut Kayser griff Ruprecht III. selbst ein. Die Universität stellte als Reaktion auf die Gewalt den Lehrbetrieb für drei Wochen ein, bis ihr durch die Regierung Genugtuung zugesichert wurde (Kayser, Historischer Schau-Platz, 1733, S. 102–105; Wolgast, Universität Heidelberg, 1986, S. 15). 208 Anno 1481. war vnder Churf: Philipſen … ein Turnier gehalten ] Das Heidelberger Turnier (26.–28. August 1481) war eines der sog. Vier-Landes-Turniere (Franken, Schwaben, am Rheinstrom, Bayern), die zwischen 1479 und 1487 in Südwestdeutschland veranstaltet wurden. Das Turnier in Heidelberg wurde von der Ritterschaft am Rheinstrom zu Ehren Kfst. Philipps von der Pfalz (1448–1508) ausgerichtet, der es seinerseits zur Repräsentation nutzte; das Fest diente nicht zuletzt auch der Sichtbarmachung höfischer Ordnung (Ordnung des Heidelberger Turniers von 1481, Abschrift, St. Gallen [?], Anfang 19. Jh. – UB Heidelberg: Heid. Hs. 171; Rüxner, Thurnierbuch, 1578, fol. CLXXXIXr–CCIr; Niehoff, Heidelberger „Vier Lande“-Turnier, 2009, S. 58). 211–213 Anno 146⟨2⟩. vff S. Paulus … Fridrich der Erſt / mit Sieg vnd Triumph in dieſer Statt eingeritten … hinein gebracht. ] Im Badisch-Pfälzischen und Bayerischen Krieg um die Nachfolge des Ebfs. von Mainz, in denen Friedrich I. auf Seiten des abgesetzten Ebfs. Diether von Isenburg (1412–1482) stand, gelang es ihm am 30. Juni 1462 in der Schlacht bei Seckenheim, Bf. Georg von Metz (1436–1484), Mgf. Karl I. von Baden (1427–1475) und Gf. Ulrich V. von Württemberg (1413–1480) gefangen zu nehmen. Dies verschaffte ihm erheblichen finanziellen und territorialen Gewinn und damit die Vormachtstellung am Oberrhein (ADB 7, 1877, S. 593–603; NDB 5, 1961, S. 516–528; Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 88 f., Nr. ⟨354⟩, ⟨356⟩).
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d) Quellennachweise 1
gegenwertige Hauptſtadt der Churfürſtlichen Pfaltz ] Vgl. Münster, Cosmographey, 1588, fol. dccclxxvir f.; Heberer, Ægyptiaca, 1610, S. 8. fälschlich vor deß Ptolomæi Budoris gehalten ] Vgl. Freher, Commentarius, 1599, S. 73: 2 Nam BVDORIN Ptolomaei (vt quibusdam visum est & interpres eius Bil. Pirckeime⟨r⟩ us exposuit) […]. In einer Marginalglosse werden als Quellen Leodius, Irenicus, Beatus Rhenanus und Sebastian Münster angeführt. Vgl. Leodius, De Heidelbergae Antiquitatibus, S. 22; Irenicus, Germaniae Exegeseos volumina duodecim, 1518, fol. CCXIIIIr; Beatus Rhenanus, Res Germanicae, [1531], 2008, S. 292/293; Münster, Cosmographey, 1588, fol. Dccclxxvir. Vgl. auch Braun/Hogenberg, Civitates orbis terrarvm, 1593, S. 34. ſoll ihren Namen Haidelberg … herführen von der Bergechten gegendt daherumb … ] Vgl. 2 f. Schede, Commentatiuncula, 1599, S. 66 f.; Irenicus, Germaniae Exegeseos volumina duodecim, 1518, fol. CCXIIIIr und Quad von Kinckelbach, Teutscher Nation Herligkeitt, 1609, S. 141. dannen hero ſie etliche newe poeten Panoris, das iſt / Eitelberg genennt haben ] Vgl. Schede, 3 Commentiuncula, 1599, S. 69; Pacius, Doctrinae, 1606, fol. 4r (Zangemeister, Text zu Merians Ansicht, 1890, S. 280; vgl. Sacherläuterung zu Z. 36). welches herrliche Rheinthal Kayſer Maximilian der erst die Pfaffengaſſe zu nennen pflegte ] 9 Vgl. Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 72, Nr. ⟨240⟩; Quelle dürften die Scholien Jakob Spiegels sein, die 1585 in einem Sammelwerk erschienen sind; dazu Zincgref, Apophthegmata II, 2011, S. 309. Andere wollen / es ſoll heiſſen Edelberg ] Quad von Kinckelbach, Teutscher Nation Herlig10 keitt, 1609, S. 141: […] vnnd nennen es Edelberg / quasi mons nobilis / dieweil es an einem lustigen vnd ganz fruchtbaren berge gelegen […]. Vgl. Schede, Commentiuncula, 1599, S. 73 f. Vgl. auch Münster, Cosmographey, 1588, fol. dccclxxvir. 10–13 wegen der Fruchtbarkeit … rauschenden Bächlin ] Vgl. Münster, Cosmographey, 1588, fol. dccclxxxvjr: Man findt in dieser Landschafft […] was dem Menschen zur Leibs Nahrung vnd auffenthalt noht ist / vnd sunderlich vmb Heydelberg / ausserhalb dem Gebirg ist das Erdtrich auß der massen fruchtbar / an den Bergen / in den Thälern / vnd auff der Ebne. An den Bergen wechßt sunderlich guter Wein vnd Kestenbäum / die Thäler sind mit mancherley Obßgärten geziert / die Ebne bringen mancherley Kornfrüchten […]. Vgl. auch die unmarkierte Übernahme in Quad von Kinckelbach, Teutscher Nation Herligkeitt, 1609, S. 138. vnd ſpringenden Brunnen … als da ſeyn der Wolffsbrun von Churfürſt Fridrich dem zweyten 14 f. zugerüſt ] Vgl. Leodius, De Heidelbergae Antiquitatibus, 1599, S. 25 f.; Merian, Topographia Palatinatus Rheni, 1645, zwischen S. 28/29. 18 Dominicaner Münch zu Colmar jhre Chronik ] Annales Dominicanorum Colmarientium, 1585, S. 27. Der frühneuztl. Druck ist die wahrscheinliche Quelle des Verfassers/Zincgrefs. Vgl. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 54 f. Die aus der Colmarer Chronik stammende Passage Minera auri apud Heidelberg invenitur findet sich mit Angabe der Quelle auch in Freher, Commentarius, 1599, S. 103. 19–21 Andere ſetzen ein H darfür / und nennen es Hedelberg von den Gaiſſen … der Gaißberg genennt wird. ] Vgl. Schede, Commentatiuncula, 1599, S. 70 f.: Continguus quidem mons, valle amœnissimâ ad sinistram distinctus, vulgo ‚Gaisberg‘ vocatur, id est caprarum-mons, quod ibi pascitent. […] Germanis contra masculê integrêque effertur ‚Haidelberga‘, ac certum est medius fidius atque indubitatum, nulli unquam vocabulo Germanos præ-
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ponere ‚H‘ adspirationem, nisi eam dilucidê planeque inter proferendum exprimant […]. 22–34 alſo ſeyn die zwo nachfolgende hernahmungen … / welche Michael Böhm von Weinsperg in ſeinen alten Teutſchen Reimen … ] Vgl. Schede, Commentatiuncula, 1599, S. 68: Confirmat sententiam meam Michaël Bohemus Winspergensis in carminibus suis Teutonicis de rebus gestis FRIDERICI victoriosi, Electoris Palatini, adserens nomen habere ab illis myrtillis: quanquam addit, aliquos putare (quod & Munsterus per sese libro 3. innuit [dazu Z. 65 ff.] […] vocatam fuisse. Codex manu exaratus exstat in bibliothecâ principum Palatinorum, scriptus anno Christi M CCCC LXIX. Versûs ipsos apposui ex libro 1. Dyse hyeig statt’ ist nach aim Perlin eines gevvechst vil claim Heydelberg nach hyeiger sprach Von uns Tütschen geheissen. ach Etlich sagen und jehen, Es sy also beschehen, Sie vverd von invvonern etvvo Der heydentschen diet also Vngleubig Heydenberg genand. Wie dem dey, in demselben stand Laß’ ich es also bliben: Ich will fürbasser schrieben. Da ein frühneuzeitlicher Druck der Reimchronik nicht bekannt ist, ist davon auszugehen, dass der Verfasser hier Schede als Quelle herangezogen hat. 35 f. Mit der erſten meynung von den Haidelbeeren … halten es … Männer als / Irenicus, Meliſſus, Freherus … ] Vgl. Irenicus, Germaniae exegeseos volumina duodecim, 1518, fol. CCXIIIIr: HEIDELBERG iuxta Neccharum & hercynium, a Ptole⟨maeo⟩ dicitur Budoris [vgl. Quellenkommentar zu Z. 2] teuto⟨nice⟩ Heidelberg, a nigrorum uaciniorum uel brunorum (teut⟨onice⟩ Heidelber) multitudine. […] Est & florentissimum Heidelbergæ gymnasium a Marsilio primo rectore primitus institutum, & a Ruperto Palatino anno M.ccc.xlvi multis priuilegiis donatum [vgl. Z. 117 ff.]. Mons illic omnium sanctorum […] [vgl. Z. 73]. Oppidum hoc Volaterranus lib. vii Ettelburg uocat [vgl. Z. 10 f.], corrupto nomine linguæ germaniæ ignarus. Diese Passage wird auch von Braun/Hogenberg, Civitates orbis terrarvm, 1593, S. 34 zitiert. Vgl. weiter Schede, Commentatiuncula, 1599, S. 68 Mecum certè facit Irenicus lib. XI. qui a nigrorum vacciniorum vel prunorum (Teutonicê ‚Haidelber‘ multitudine esse appellatum adserit) […]. Nach seinen etymologischen und historischen Ausführungen zur Herkunft des Namens Heidelberg kommt Schede zu dem Schluss: Priusquam concludam, de me ipso quoque nonnihil dicam oportet. Ego equidem Etymologiam veram, quae indubitatissima est, sequutus, locum hunc in carminibus meis & neutro genere nomino ‚Myrtilletum‘, ut Frutetum, rubetum, castanetum: & civitatem feminino genere, ut sit, ‚Myrtilletus‘ […]. (S. 71) Es folgt das Distichengedicht „HAIDELBERGA vocor, Myrtilli, vesula dona“ (ebd.). 36 Fritzen geweſener Hof Capellan / Matthias von Kemnaten ] Vgl. UB Heidelberg: Heid. Hs. 3599 (Kemnat, Chronik), fol. 1v; UB Heidelberg: Cpg 33 (Beheim, Reimchronik), fol. 18r. 38–57 Jm Teutſchland iſt ein gegnus … Soviel von dieſem. ] Vgl. UB Heidelberg: Heid. Hs. 3599 (Kemnat, Chronik), fol. 46r–v: In deutschen landen ist ein gegniss in den ingengen der
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berg, nit ferre gelegen von dem Rein des konges der wasser. Derselben gegniss uff beiden seitten zwen berg uffgespitzet bis in den lufft, mit iren siten vnd buheln lustig von der sonnen ufgang vnd fruchtbar des weins, machend ein aller wunsambst thale; den der abfluss des neckars, das gefilde netzende, macht frucht vol vnd gulden. Darinn ist ein statt gelegen, mechtig des krigs vnd vberflussigkeit des erdtrichs, stetiglich getziert von aussleuten vnd von heimischen, die do genant wirt von den bern eins kleinen gewechs Heidelberg von den Deutschen, welche statt, dweil sie den andern darumbligenden stedten nit weichen zugegleichet mage werden, so mage sie yedoch lichtigklichen die andern alle vbertreffen in dem, das sie als ein stetige wonung aller gutten glimpffe furstendigklich menner in allen kunsten vffbracht hoit. Dan warumb, inn dieser statt findet man als vil klarer liechter oder gotlichs rechtes oder keiserlichs oder bebstlichs oder Ypocratis oder aller freien kunsten, das sie nit allein diese freie statt, sonder auch vil nahe gantz Deutschlandt vnderwiesen vnd erleuchtet han. Was sol ich sagen von der menschligkeit, fromekeit, besunderlichen tugent der burger, so sie also gros ist, das ich mit meinen worten nicht lobes noch ehren darzu gelegen moge. Ein zweigipffliger grosser buhel geht auch herob der statt an der sitten eins fast grossen berges, inn des gipffeln zwo burg als gar von vil steinwerk gebuwet sint, das sie von getziert der hewser den, die darinn wonhafftig seint, zu einem wollust vnd von hoher erhebung der muren, vnd thornen, von vorschussen, auch von natur der gelegnis, den fienden zu einem stedten grawen gesein mogen. Wer mocht nw erzelen die wunderlich grosse des gebuwes, besunderlich der einen burge, so der einick, der auch der koniglich sale heist, von vffenthaltung der seulen, von getzird der benne, von schinbarlichkeit der vberbalken mit so grosser hubschkeit gebuwet ist, das der sale nit allein ein iglichen mechtigen konig entpfangen, sunder ime auch frewd vnd wollust machen mocht. Dan furwar, wo man sich hin kert, so ist der gesicht daraus geoffenbart wonsam vnd lustig geweldnus, herumb auch vnser vetter vnd sicher die fursten des Reins den stuel der pfaltzgraffschaffte, der do anderswo gesetzt war, mit volkomener betrachtung vor vil vergangen zeiten in diese vbertrefflich burg zu uerendern nit haben gezweiffelt. Belangend die andere meynung … auch jhre Beyſtimmer als Munſterum, … ] Vgl. Münster, 57 f. Cosmographey, 1588, fol. Dccclxxvir; Leodius, De Heidelbergae Antiquitatibus, 1599, S. 23. Vgl. auch Irenicus, Germaniae Exegeseos volumina duodecim, 1518, fol. CCXIIIIr; Schede, Commentatiuncula, 1599, S. 68; Heberer, Ægyptiaca, 1610, S. 8. endlich auch … Ciſternen vnder der erden / deren noch eine vff dem hailigen Berg / das Haidenloch 63 f. genennt … ] Vgl. Schede, Commentatiuncula, 1599, S. 70: Non desunt, qui nomen ab ‚Ethnicis‘ deducant: & hi falluntur adæque. nam editus ille trans Nicrum fl⟨umin⟩e regione oppidi mons (‚Abrinsberg‘ olim dictus, ut tu Frehere doces; hodie vero ‚Hailig berg‘) ob antrum illud subterraneum (cisternam verius diceres) cui ‚Haitenloch‘ nomen […]; non procul ab arce, quæ sita est in ‚Jettæ‘ jugo. alteri ‚Künigstul‘, hoc est, Regissolium […]. Siehe auch Z. 137 ff. Vgl. Leodius, De Heidelbergae Antiquitatibus, 1599, S. 23 f. 66–69 daß zu zeiten der Römiſchen Kayſer Probi, … vmb dieſe gegend herumb … geſchlagen … ] Vgl. Beatus Rhenanus, Res Germanicae, [1531], 2008, S. 40 f.: […] sic Valerius Probus Caesar, deuictis Alemannis in Germania prima, limitem Romanorum usque ad Nicrum fluuium, qui uulgo Neccer dicitur, protulit, exaedificatis in eius amnis ripa uariis munimentis, in quibus praesidia locarentur […]. In der Übers. Fritz Mundts: „[…] so erweiterte Kaiser Valerius Probus, nachdem er die Alemannen in Germania prima besiegt hatte, die römische Grenze bis zum Fluss Nicer, der gewöhnlich Neckar genannt wird, und baute
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am Ufer dieses Flusses verschiedene Befestigungsanlagen, in denen Besatzungen stationiert wurden.“ (Ebd., S. 41) Vgl. weiter S. 404/405.: In his alicubi narratur […] esse circa Heidelbergam. – In der Übers. Mundts: „Darin [in Ammians 27. Buch der ‚Res gestae‘] wird an einer Stelle erzählt, wie Kaiser Valentinian mit seinem Sohn und Mitkaiser Gratian den Rhein überschritten hat, um die Alemannen zu unterwerfen. […] Daher verheerte das römische Militär einige Tage lang das Land der Alemannen, ohne dass ein Feind ihnen Gelegenheit zu einer Schlacht gegeben hätte. ‚Danach‘, schreibt Ammian, ‚rückte der Kaiser langsam weiter vor; als er aber in die Nähe des Ortes gekommen war, der Solicommum genannt wird, blieb er wie vor einem Hindernis stehen. […] [Die Alemannen] besetzten nach einmütiger Überzeugung einen sehr hohen Berg, den schroffe Felsen an allen Seiten steil und unwegsam machten, außer an der Nordseite, wo er nur leicht und sanft abschüssig ist.‘ So weit Ammian. Ich vermute, dass dieser Ort sich in der Nähe des Hercynischen Waldes bei Heidelberg befindet.“ Vgl. auch Crusius, Annales Suevica I, 1595, S. 117 f. 68 Ulpiano ] Corpus Iuris Civilis, 1602, Sp. 1867 [Digest lib. 49, Tit. 15: De captivis et de postliminio, & redemptis ab hostibus, Nr. 24]: Hostes sunt, quibus bellum publicè populus Romanus decreuit, vel ipsi populo Romano. ceteri latrunculi vel prædones appellantur. Et ideo, qui à latronibus captus est, seruus latronum non est, nec postliminium illi necessarium est. Ab hostibus ‚autem‘ captus (vtputà à Germanis, & Parthis) & seruus est hostium, & postliminio statum pristinum recuperat. 73 den man jetzo den hailigen Berg nennet ] Vgl. Leodius, De Heidelbergae Antiquitatibus, 1599, S. 25; Freher, Originum Palatinarum commentarius, 1599, S. 61–63. 83 f. Ebrinsberg … genennet ] Vgl. Freher, Originum Palatinarum commentarius, 1599, S. 51. 84 Ortelius ] Vgl. Ortelius, Germaniae Veteris typus, 1601, fol. xvv–xvir. Vgl. auch Ortelius, Thesaurus Geographicus, 1596, fol. PP2v, hier allerdings ohne eindeutige Lokalisierung. 96–104 iſt bekandt / daß Pfaltzgraff Conradt … zuvor erbaut worden ] Vgl. Münster, Cosmographey, 1588, fol. dccclxxxiijr: Alß aber Herzog Conrad erbt ſeinen Schweher / fielen von jhm etlich Länder vnd Herrſchafften: Alß Lothringen / Heſſen und die Statt Wormbs / vnnd behielt dieſsen Titel: Von Gottes gnaden Conrad Pfaltzgraffe bey Rhein / Hertzog zu Schwaben vnd in Francken / des Heyligen Röm. Reichs Ertztruchſeß vnd Churfürst / der Gottsheuſer Wormbs / Wirtzburg / Straßburg / Speier / Fulden vnd Weiſſenburg / Probſst vnd Kastvogt / etc. Er iſt begraben worden zu Schönaw in dem Cloſter / gelegen ein meil wegs von Heydelberg im Otenwald. […] Es hat gemelter Pfaltzgraff Conrad die Statt Heydelberg erweitert vnd geziert. Dann vorhin war zu Heydelberg gar nichts hübſches noch Stattlichs. Er wohnet vaſt gern an dieſem ort. Er verwandlet auch zu Neuwenburg / ein viertheil meil ob Heydelberg am Necker gelegen / den Stifft in ein Nunnen Closter. Vgl. auch Crusius, Annales Suevica II, 1595, S. 254. 104–108 Dieſem nach hat Anno 1225. … Ertzbiſchoffen zu Wormbs ] Vgl. Freher, Originum Palatinarum commentarius, 1599, S. 94. nach außweiß eines alten geſchriebenen Zeitregiſters ] Vgl. Freher, Originum Palatinarum 109 commentarius, 1599, S. 80. 116–118 zuvor die Univerſitet, deren erſter Rector Marſilius … vnd ſie mit privilegien … begabet ] Heberer, Ægyptica, 1610, S. 16: Die Vniversitet dieser Statt ist der Eltesten vnd berühmsten eine in gantz Teutschland / erstlich von Hertzog Ruperto / so ein vatter gewesen Ruperti des höchstgedachten Römischen Königs / in dem jahr Christi MCCCXLVI. gestiftet worden / vnd mit gleichmessigen Privilegien, wie die Vniversitet zu Paris in Franckreich begabet. Wie sie auch von jahren zu jahren zugenommen / vnd von den volgenden / wie auch nach Jetztregierenden Churfürsten / an Collegiis, stipendiis vnd
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reditibus gemehret / ist genugsam offenbar […]. – Vgl. auch Irenicus, Germaniae Exegeseos volumina duodecim, 1518, fol. CCXIIIIr. 121 ff. 1. Jſt das Churfürſtliche Schloſſz / welches ] Vgl. Heberer, Ægyptiaca, 1610, S. 17. von Leodio der newe Hoff ] Vgl. Leodius, De Heidelbergae Antiquitatibus, 1599, S. 24. 122 123–126 weitläuffiger Pallaſt … von rohten Quaderſteinen … erbaut / … ein ſolchen Steinlaſt … er tragen könne ] Vgl. Quad von Kinckelbach, Teutscher Nation Herligkeitt, 1609, S. 141: Jedoch sindt an dem Schlos zu Heidelberg / welchs oben der Statt gelegen / kein gehawene steine gespart / […] von stercke vnd feste auch grosse vnd menge gehawener stein / deßgleichen Schlos gefunden werde: also das der vngleubliche last / wo er nicht vff gutem grunt stunde / lang durch den Berg het einsincken oder vber ein hauffen fallen müssen […]. (Hinweis Huffschmid, Wer verfaßte den Text, 1901, Sp. 217); der Text ist in die Übernahme aus Heberers Reisebericht (Ægyptiaca, 1610, S. 17 f.) einmontiert. 127 2. Churfürſt Fridrich deß vierdten newer Baw ] Heberer, Ægyptiaca, 1610, S. 17 f.: […] herrlich erbawet / sonderlich der eingang von der Stadt / vnd das erste gebew vber der Kirchen / daran der Keyserliche vnd Königliche Stamm / der Hochgebornen Chur: vnd Fürsten / der Pfaltzgraven bey Rhein / von vielen Anherren / schön außgehawen / gleich als lebendig zu sehen / So alles erst kürtzlich bey höchstgedachtes des Durchleuchtigsten Hochgebornen Churfürsten Friederichen / des Vierdten dieses namens etc. Hochlöblichen regierung / nicht mit geringem kosten / zierlich vnd herrlich auffgebawt worden. 145 8. Der Pomerantzen garten / darinn ] Heberer, Ægyptiaca, 1610, S. 9 (Hinweis Huffschmid, Wer verfaßte den Text, 1901, Sp. 217). 149 f. Lobſpruch in Herrn Louys Guyons … diverſarum Lectionum ] Guyon, Les diverses leçons II, 1613, S. 703–705. (Hinweis Zangemeister, Ansichten des Heidelberger Schlosses, 1886, S. 150). Guyon bezieht sich hier auf den kurfürstlichen Garten in der Vorstadt, nicht auf den neuen Schlossgarten. groß Gewitter … Pulverturm ] Vgl. Ein erschrockliche newe zeitung, 1537, fol. 2r; Mycillus, 152 Narratio, 1537. 154 11. Der Stifft zum H. Geiſt / welcher ] Heberer, Ægyptiaca, 1610, S. 15 f. (Hinweis Huff schmid, Wer verfaßte den Text, 1901, Sp. 217). 175–177 die Bruck / welche alſo künſtlich gehenckt / vnd ineinander gefügt / daß ſich ein Königlicher Geſandter vor etlichen jahren nicht genugſam vber dero kunſtreichen Architectur verwundern können ] Ungeklärt; möglicherweise bezieht sich die Angabe auf Coryate, Coryats Crudities, 1611, S. 476. Huffschmidt (Wer verfaßte den Text, Sp. 219) vermutet hingegen eine mündliche Äußerung eines vielleicht französischen Diplomaten und nennt als mögliche Quellen Jacques Bongars, Guillaume d’Ancel und Stéphane de Sainte Catherine, die „mit dem Heidelberger Gelehrtenkreise in innigste[r] Verbindung“ standen. 182 32. der Seegarten / in welchem ] Heberer, Ægyptiaca, 1610, S. 9 (Hinweis Huffschmid, Wer verfaßte den Text, 1901, Sp. 217). dessen Stiffter Albertus Medelein ] Adam, Apographum, 1612, S. 113 (Hinweis Huff 186 schmid, Wer verfaßte den Text, 1901, Sp. 217). Cato ] Ausspruch des Marcus Porcius Cato d. Ä., argumentativ verwendet in: Cicero, Accu191 sationis in C. Verrem. Liber secundus: De Jurisdictione Siciliensi, Oratio VII, S. 65 (Hinweis in Huffschmidt, Wer verfaßte den Text, Sp. 217). 196–199 welchen man heiſt Neckerwein / aber wie Poët Fiedlerus, in ſeinen Flüſſen Teutſchenlandes andeutet … ] Fiedler, Flumina, 1574, S 7 f.; das entsprechende Distichon des Gedichts „NECCARVS“ lautet:
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Credibile est eius, quia nomine gaudet eodem, Misceri superis a Ganymede merum. Die Übertragung des lateinischen Distichons in ein deutsches Alexandrinerverspaar stammt wohl vom Verfasser/Zincgref (Nachweis und Beleg: Zangemeister, Text zu Merians Ansicht, 1890, S. 289, Anm. 2; Hinweis Huffschmid, Wer verfaßte den Text, 1901, Sp. 217). Anno 1481. … vnder Philipſen … ein Turnier ] Vgl. Heberer, Ægyptiaca, 1610, S. 9. 208 215–218 (Pſalm. 46.) Wann gleich das Meer wütet … Gott hillft jhr frühe. ] Ps 46,3–5: Wenn gleich das Meer wütet vnd wallet/ Vnd von seinem vngestüm die Berge einfielen / Sela. Dennoch sol die stad Gottes sein lüstig bleiben/ mit jren Brünlin / Da die herligen Wonungen des Höhessten sind. Gott ist bey jr drinnen / darumb wird sie wol bleiben/ Gott hilfft jr früe. (Luther, Biblia, 1545, fol. 301r) 218 f. (Pſalm. 87.) Sie iſt feſt gegründet … du Statt Gottes. ] Ps 87,1 und 3: Sie ist fest gegründet auff den heiligen Bergen / Der Herr liebet die thor Zion / vber alle wonunge Jacob. Herrliche ding werden in dir gepredigt / Du stadt Gottes / sela. (Luther, Biblia, 1545, fol. 312v) Es müſſe wolgehen denen die dich lieben⟨.⟩ ] Ps 122,6: Wündschet Jerusalem glück / Es müs219 se wolgehen denen / die dich lieben. (Luther, Biblia, 1545, fol. 324r) (Pſalm. 122.) Es müſſe friede ſeyn inwendig in deinen Mauren / vnd Glück in deinen Palläſten ] Ps 122,7: Es müsse Friede sein inwendig deinen Mauren / Vnd glück in deinen Palasten. (Luther, Biblia, 1545, fol. 324r)
IV. EINE VERMAHNUNG ZUR DAPFERKEIT BZW. SOLDATEN LOB
1. Vorbemerkungen Zincgrefs Gedicht Eine Vermahnung zur Dapferkeit gehört, da ist sich die Forschung einig,1 nicht nur zu den populärsten Texten des Dichters, sondern auch zu den wichtigsten Kriegstexten der Frühneuzeit. Daher bleibt es erstaunlich, dass einige neuere Darstellungen, die sich speziell mit der Wechselwirkung von Krieg und Literatur im 17. Jahrhundert befassen, diesen Schlüsseltext deutschsprachiger Kriegslyrik nicht einmal erwähnen.2 Insbesondere seine Rezeptionsgeschichte lassen den Text nämlich einerseits als aufschlussreiches Zeugnis literarischer Kriegsbezüge in der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges, andererseits als der Nachwelt bestens bekanntes Muster der deutschsprachigen Kampfparänese erscheinen. Die „literarische Qualität“ des Gedichts3 und sein patriotischer, auf die deutsche Kulturnation beziehbarer Ton dürfte seine Platzierung als Schlussstein von Zincgrefs Anthologie Auserlesene Gedichte Deutscher Poeten (1624) motiviert haben; beides mag auch für die insgesamt bedeutende Rezeption ausschlaggebend gewesen sein. Dass Zincgrefs Verse in Kriegs- und Krisenzeiten besondere Erfolge hatten, muss nicht näher begründet werden. Dies gilt selbstverständlich auch für die nationalsozialistische Zeit, in der die Vermahnung als „eines der größten Kriegsgedichte in deutscher Sprache“ Aufmerksamkeit erlangte.4 Ihre Rezeptionsspuren reichen heute übrigens von Standardwerken der Geschichtswissenschaft5 über wohlfeile Gedichtsammlungen im Internet6 bis in abseitige, politisch höchst problematische Verästelungen der Popkultur hinein.7 Eine veränderte, eher rationale Auffassung von soldatischen Pflichten und von demokratischen Vorstellungen eines weitgehend selbstverantwortlichen ‚Bürgers in Uniform‘ dürften nach 1945 die Rezeption der Vermahnung insgesamt aber sichtlich gebremst haben.
a) Kontexte Die drei unterschiedlichen Drucke des 17. Jahrhunderts (1624, 1625, 1632)8 zeigen je verschiedene Nutzungsmöglichkeiten eines Textes, der ursprünglich vermutlich ganz pragmatischen Interessen diente. 1 2
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Vgl. Kühlmann, Zincgref und Heidelberg, 2020, S. 8; Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 165; Vollhardt, Zincgrefs „Vermahnung“, 2011, S. 415 oder Martin, Barock um 1800, 2000, S. 194–214. Dies bemerkten schon Mertens/Verweyen, Bericht, 1972, S. 129–130. Als neueres Beispiel Meid, Der Dreißigjährige Krieg in der deutschen Barockliteratur, 2017. In dessen Reclam-Anthologie Das Spiel der Zeit. Deutsche Barockgedichte, 2015, ist Zincgref mit keinem Text vertreten. Angeführt wird die Vermahnung aber etwa bei Kaminski, Ex Bello Ars, 2004, S. 149. Verweyen, Zincgref, 2011, S. 36. Cysarz, Das deutsche Schicksal, 1942, S. 23; vgl. v. d. Leyen, Buch deutscher Dichtung, 1942, S. 249–250; Cysarz, Vor- und Frühbarock, 1937, S. 136–140. Schmidt, Die Reiter der Apokalypse, 22018, S. 225. So findet sich das Gedicht heute in einigen wenigen Lyrik-Portalen im Internet: vgl. etwa den Abdruck in Die deutsche Gedichtbibliothek mit eigenwilliger Strophengliederung (https://gedichte.xbib.de/Zincgref_gedicht_ Ermahnung+zur+Tapferkeit.htm, eingesehen am 7.9.2022). Vgl. Obskur, Vermahnung zur Tapferkeit. In: Seelentrost, 2006 [CD, Gjallarhorn Klangschmiede], Track 6. Einige Drucke mit dem Titel Soldaten Lob von 1630 und 1644 sind nicht Zincgref zuzuschreiben und haben keinen erkennbaren Bezug zur Vermahnung. Anders Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 488;
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
Heidelberg 1622 Nach der Flucht des Winterkönigs aus Prag bereitete sich Heidelberg als Zentrum der kurpfälzischen Herrschaft seit Herbst 1621 auf die Verteidigung gegen kaiserliche und ligistische Truppen vor. Die Befestigungswerke der Stadt wurden ausgebaut und Vorkehrungen gegen eine befürchtete Belagerung unternommen. Bereits am 29. Oktober 1621 forderte der ligistische General Johannes Tserklaes Graf Tilly (1559–1632) die Stadt schriftlich – und erfolglos – zur Übergabe auf.9 Seit dem Frühjahr 1622 näherten sich die Frontlinien der Stadt dann nach und nach, wurden zahlreiche Orte im Umfeld von spanischen und ligistischen Truppen eingenommen und oft auf brutale Weise geplündert und zerstört. So stand das rund 15.000 Mann umfassende Heer Tillys am 1. Juli 1622 vor Heidelberg.10 Erste Versuche, die Stadt vom nördlichen Neckarufer aus einzunehmen, schlugen fehl, so dass Tilly die Stadt nun vom südlich und höher gelegenen Gaisberg aus beschießen ließ. Aufforderungen zu Verhandlungen lehnten die Verteidiger, die aus pfälzischen Truppen, unterstützt durch niederländische, französische und englische Hilfskontigente und die Heidelberger Bürgerwehr, bestanden, ab.11 Dabei hatten die Bürger nicht nur unter den Belagerern, sondern auch unter Willkürakten der eigenen Verbündeten zu leiden. Von Entsatz abgeschlossen, konnte die Besatzung die Stadt nach zweimonatiger erbitterter Belagerung aber schließlich nicht mehr halten. Die Vorstadt und die Kernaltstadt wurden am 16. September 1622 nach einem Generalangriff bayerischer und kroatischer Soldateska eingenommen. Diese wütete drei Tage lang unter der Bevölkerung, brannte Teile der Stadt nieder und richtete ein Blutbad unter den Einheimischen an. Am 20. September kapitulierte auch die Besatzung des Schlosses, das sich bisher noch hatte halten können und zumindest einen freien Abzug erreichte. Zincgref selbst, der öffentliche Ämter zuvor abgelehnt hatte, übernahm in seiner Heimatstadt am 17. Dezember 1621 das Amt eines Generalauditors der pfälzischen Garnison.12 Er fungierte also als Leiter und zentrale Aufsichtsperson der Justizverwaltung für die in Heidelberg stationierten Truppen. In einer Situation, in der Heidelberg dem nahenden Feind entgegensah, dann eingeschlossen und belagert wurde, sah er es offenbar als seine Aufgabe an, auch mit poetischen Mitteln an der ‚moralischen Aufrüstung‘ seiner Landsleute mitzuwirken. Folgt man den Paratexten und der Argumentationsstruktur der Vermahnung, so hatte sie als Paränese die Absicht, die Kampfkraft aller Verteidiger (und nicht nur der Söldner) zu stärken und ihnen Mut zuzusprechen, ihr Leben für das Vaterland, ihren Glauben bzw. ihre Heimat einzusetzen. So ist eine Entstehung der Vermahnung während der Belagerung Heidelbergs, wie sie das Titelblatt der Ausgabe von 1632 ausdrücklich nennt, durchaus pragmatisch situierbar. Der Text dürfte somit zwischen Juni und Mitte September 1622 geschrieben worden sein, wobei in der Spätphase der Kämpfe sicher kaum noch Gelegenheit für dichterische Tätigkeit gewesen sein dürfte. Es ist denkbar, dass Zincgref, sein militärisch-judikatives Amt weit auslegte und sich in seiner Funktion als Generalauditor wie der von ihm genannte Tyrtaios13 den „Bürgern vnd Soldaten“14, die seine Heimatstadt verteidigen sollten, mündlich zuwandte oder seine Elegie wie dieser vortragen ließ. Damit entspräche die Kommunikationssituation derjenigen der griechischen Vorlage, deren bekannte Kampfparänese in den Drucken durchgängig als zentraler Intertext ausgewiesen
9 10 11 12 13 14
Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4369 f. (Nr. 14.1–4); Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 165; Martin, Barock um 1800, 2000, S. 196. Wahrhafftige Beschreibung, 1622, S. 1 f.; Wirth, Schicksale, 1869, S. 4 f. Ludwig/Benner/Klein, Tilly vor Heidelberg, 2003, S. 132. Ludwig/Benner/Klein, Tilly vor Heidelberg, 2003, S. 137. Walter, Späthumanismus, 2004, S. 194, S. 311. Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 171. Zincgref, Anhange, 1624, S. 220.
1. Vorbemerkungen
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wird (22). Der antike Dichter habe den spartanischen Feldherrn, so Zincgref, eine Art Elegie zur Verfügung gestellt, mit der diese „jhren Bürgern vnd Kriegsknechten“ (23) Mut zusprachen, bevor sie in den Kampf zogen. Schon der früheste Druck (1624) macht auf die (fiktive, fingierte oder tatsächliche) Vortragssituation und Adressierung im Titel ausdrücklich aufmerksam. Gleichwohl ist die Bestimmung des Zielpublikums bis heute umstritten; man könnte etwa die Adressierung als rein innerliterarische Reminiszenz bewerten. Freilich nimmt die Schrift auf zeitgenössische militärpolitische Diskurse Bezug und steht in Bezug zu Positionen, die Zincgref an anderem Ort vertreten und publiziert hat. Aus einem Apophthegma des Livius Finck von Grätz (einem Anagramm für den Herausgeber), das Zincgref 1631 im zweiten Band seiner Teutscher Nation Denckwürdigen Reden veröffentlichte, geht hervor, dass der Heidelberger Jurist Gelehrsamkeit und konkreten Kriegsdienst nicht etwa als Widerspruch ansah,15 sondern die Verteidigung des Gemeinwesens in der Not keineswegs als alleinige Aufgabe von Berufssoldaten wertete: „Als jhm einer verweiß thate / daß er auß seinem standt geschritten / in dem er sich in seinem Vatterlandt in Kriegsnöthen beim Kriegswesen gebrauchen lassen / verantwortet er sich also: Wann das Vatterland in Brandt stehet / seyn alle ständ schuldig löschen zuhelfen.“16 Tatsächlich befand er sich damit in Übereinstimmung zu zeitgenössischen Ansätzen in der Kurpfalz, vermehrt waffenfähige Untertanen zum Wehrdienst heranzuziehen und damit den Anteil der Soldtruppen zu reduzieren.17 Zincgref, der hier zweifellos auf seine eigene biografische Situation in den Jahren 1621/22 rekurrierte, hat in mehreren anderen Zusammenhängen nicht nur die Pflicht der Bürger, sondern insbesondere auch der akademischen Jugend zur Landesverteidigung betont.18 „Wann wir in einem Schiff sitzen / das versincken will / so müssen wir alle rudern helffen“,19 heißt es eindringlich in einem weiteren Apophthegma des Verfassers. Wenn die Stadt, in der man lebe, existentiell bedroht werde, gälten Beruf, Stand und Vorrechte wenig. Eine gemeinsame Anstrengung sei gefragt; und die klagt Zincgrefs mündlich figurierte Paränese mit dem Verweis auf das Heidelberger Schicksalsjahr 1622 mit Vehemenz ein. Insofern wirkt es etwas verwunderlich, wenn in der neueren Forschung gelegentlich die Meinung vertreten wird, Zincgref habe sich in seiner Paränese ausschließlich „an die Soldaten der Heidelberger Garnison gerichtet“, sich also nur an die mittels Bezahlung angeheuerten, in der Stadt nicht verwurzelten, meist englischen20 Berufssoldaten des niederländischen Stadtkommandanten Heinrich van der Merven gewandt.21 Eine einseitige Adressierung des Textes an Söldner22 erscheint nicht zuletzt deshalb unwahrscheinlich, weil die intensive patriotische Ausrichtung des Gedichts auf die Verteidigung des „Vatterlands“ (2) eine ideelle Verbundenheit mit der soldatischen Aufgabe nahe legt, die bei einem lediglich bezahlten, ortsfremden und zeitlich befristet angeworbenen Söldner nicht zu erwarten ist. Tatsächlich werden immer wieder ausdrücklich Bindungen an das zu verteidigende Vaterland (1, 27, 36 u. passim) aufgerufen, das den Kämpfer selbst einst begünstigt habe (148), die Erinnerung an die gefährdete Heimatstadt (32), die Freunde (39, 113), die ( Jung-) Frauen (83 f.) und die eigene Verwandtschaft (89 f.). Sie bieten Hinweise auf die Verankerung des 15 16 17 18 19 20 21 22
Hierzu vgl. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 29. Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 323, Nr. ⟨1823⟩. Vgl. Frauenholz, Heerwesen II, 1939, S. 26 f., 47–76, 306 f.; zu Planung und bescheidenem Erfolg vgl. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 187–193. Vgl. etwa Zincgref, Facetiae, 1978, S. 3 (Vorrede); Zincgref, Weltkefig, Ausgabe A, °1622, Z. 40–51. Zincgref, Apophthegmata I, 2011, S. 323, Nr. ⟨1824⟩. Vgl. Münkler, Der Dreißigjährige Krieg, 22017, S. 231. Verweyen, Zincgref, 2011, S. 36; vgl. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 29. Anders hingegen Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 171. Zu ihrer Stellung und ihrem Selbstverständnis vgl. Burschel, Söldner in Nordwestdeutschland, 1994 und Huntebrinker, Fromme Knechte, 2010.
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
Kämpfers in dem Land, in dem er lebt, und seine Nähe zu den Menschen, die er verteidigt (86 ff.); insbesondere sind es die intensiven und insistierenden Verweise auf seine eigene Familie (90, 103, 111 f., 115, 126 f., 130), die von seinem tapferen Einsatz und späteren Ruhm profitieren werde. Die Rhetorik der Elegie spricht recht deutlich für eine – zumindest gleichzeitige – Ansprache der Bürger, die an der Seite der Berufssoldaten die Stadt verteidigten oder allein schon durch die Einquartierung der Söldner, die Wachdienste und Schanzarbeiten einen Teil der Kriegslast trugen. Auch die Emphase, mit der der Redner zur Verteidigung der eigenen „Freyheit“ (40, vgl. 66, 101, 119) aufruft und fremdes „Joch“ und „Dienstbarkeit“ (105) als Gefahren beschwört, deutet auf eine identifikatorische Beziehung der adressierten Kämpfer zur verteidigten Stadt. Wenn das Gedicht zuletzt die Achtung des eigenen Stammes in der Heimat (130) gegen die geringe Aufmerksamkeit in der Fremde als gewichtiges Argument für die Verteidigung des eigenen Lebensraums anführt, so lässt das die Adressierung der Vermahnung an die eigenen Bürgerwehr bzw. Bürgermiliz23 deutlich erkennen. Derlei Appelle richten sich allenfalls sekundär an gedungene, örtlich nicht gebundene und auf den Schlachtfeldern nach Glück suchende Söldner. Das Angebot Ernst von Mansfelds und seiner Truppen am 15. Juli 1622, dem Belagerer Tilly zu folgen, beweist im zeitlich nahen historischen Kontext der Vermahnung im Übrigen die geringe Verlässlichkeit von Söldnertruppen, die nicht ideellen, sondern vor allem wirtschaftlichen Beweggründen folgten. Als ein weiteres Argument für die Adressierung von Bürgern und Soldaten kann man das schlechte Verhältnis der einquartierten Truppen zur Heidelberger Bevölkerung anführen, das durch die Versrede möglicherweise im Sinne der oben zitierten Schiffsmetapher ausbalanciert werden sollte. Heidelberg war nicht nur durch die Belagerungssituation, sondern auch durch die berufsmäßigen Verteidiger in erheblichem Maße von den brutalen Begleiterscheinungen des Krieges betroffen24 und daher ebenso trost- wie stärkungsbedürftig. Genau auf diese Situation reagiert die Vermahnung. In einer zeitgenössischen Flugschrift aus dem Jahr 1623 führte ein Anonymus P. P. aus, wie stark die Belastung durch die „Soldatesca“25 seitens der Heidelberger Bürger empfunden wurde. So beschwert sich die Schrift, die ihrerseits auf Vorwürfe von Seiten van der Mervens antwortete, beispielsweise über „das offentlich stehlen und rauben / auch vffbrechen der Backhäusser“ oder darüber, „daß fressen vnd sauffen mehr als das Wachen“ von den Söldnern gepflegt worden sei.26 Zincgref war als Generalauditor vermutlich selbst mit der Ahndung solcher Disziplinlosigkeiten befasst, die von den fremden Soldaten in Heidelberg begangen wurden.27 Eine Aussöhnung beider Gruppen und dadurch eine Stärkung ihrer gemeinsamen Kampfkraft mit dem Bewusstsein bei allen Ständen, für die gleiche Sache einzutreten, lag insofern in Zincgrefs Interesse. Die von Tyrtaios vorgegebene doppelte Adressierung an ‚Bürger und Kriegsknechte‘ (vgl. 23) bot sich insofern an. Als wichtigstes Argument für eine Soldaten ebenso wie Bürger umfassende Adressatengruppe erscheint indes die Beteiligung beider Gruppen in der konkreten historischen Situation. Dass sich die Worte des Generalauditors nicht nur an Söldner, sondern mehr noch an die im belagerten Heidelberg agierende „Burgerwacht“28 richteten, kann man schlicht aus deren Involvierung in die Verteidigung ihrer Heimatstadt schließen. Sie waren, wie man unterschiedlichen Quellen entnehmen kann, in erheblichem Maße an den Kampfhandlungen beteiligt. Als nämlich bei der Belagerung Heidelbergs Ende August 1622 die Soldaten allein nicht genügend Schutz boten, „haben die 23 24 25 26 27 28
Zu ihrer Stellung und ihrem Selbstverständnis vgl. Schnitter, Söldnerheer und Landesdefension, 1989, S. 405– 420, und Busch, Absolutismus und Heeresreform, 2000, S. 21–34. Ludwig/Benner/Klein, Tilly vor Heidelberg, 2003, S. 137. Kurtze Verantwortung, 1623, S. 3. Kurtze Verantwortung, 1623, S. 11. Kurtze Verantwortung, 1623, S. 8–26, 30. Kurtze Verantwortung, 1623, S. 25.
1. Vorbemerkungen
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Bürger / Bürgersöhne / Handwercksgesellen / Bawren vnd Gaufferten / auch etliche Canzley vnd Vniuersitetsangehörige / die Waffen in die Hand nehmen / die Posten versehen / vnd das beste thun müssen: Deren theils auch biß in die nacht / da die Statt schon von den Soldaten verlohren geben worden / auff den Posten zu ihrem grösten Schaden verblieben.“29 In einer anderen, als Verserzählung verfassten Flugschrift wird dies bestätigt: „Die Burger […] / Wöhrten sich ritterlich […].“30 Auch eine dritte Flugschrift belegt, dass es „mehrtheils Bürger“ gewesen seien, „welche der Gubanator hin vnd wider auff die Mawren vnd an die Pfordten gestellet“.31 Die Beteiligung der „Burgerwacht“32 ging also eindeutig über die üblichen Schanzarbeiten und gelegentliche Wachübernahmen hinaus; sie war essentiell an der Verteidigung Heidelbergs beteiligt und gehörte schon deshalb unzweifelhaft zum Adressatenkreis der Kampfparänese. Auch die aktuelle geschichtswissenschaftliche Forschung erwähnt daher selbstverständlich die Beteiligung der Bürger an der Verteidigung Heidelbergs und stellt in diesem Zusammenhang Zincgrefs Vermahnung heraus, der damit die „Verteidigung des eigenen Volkes“33 heroisiert habe. Wenig überzeugend wirken angesichts dieser konkreten historischen Fakten vermeintliche Gegenargumente aus dem zeitgenössischen Militärdiskurs, der das Scheitern eines zentralen zeitgenössischen Verteidigungskonzepts, der Defensio patriae, im – wie auch immer gedachten – „Staat des Dreißigjährigen Krieges“ konstatiert habe.34 Dabei verweisen Historiker auf „eine durchaus kontroverse Bewertung“ in der Forschung.35 Zumindest sollte man anerkennen, dass nur „zwei Generationen nach dem Bauernkrieg die Untertanen auf relativ breiter Front in die Landesverteidigung integriert wurden.“36 Das schon in der Frühneuzeit viel diskutierte Konzept der Landesdefension setzte maßgeblich auf die Verteidigung des Vaterlandes durch rekrutierte Freiwilligenverbände aus der betroffenen Region bzw. Stadt. Der schlesische Burggraf Abraham von Dohna (1561–1613) sah insbesondere letztere als sinnvollen Anwendungsbereich eines bürgerlichen Defensionswesens.37 Anfang des 17. Jahrhunderts bestätigen Rechtsgutachten überdies die gesetzlichen Grundlagen für die Einbeziehung der Untertanen in die Landesverteidigung.38 In der Militärtheorie des 16. und 17. Jahrhunderts wurden relativ breit Vor- und Nachteile eines Söldnerheeres gegenüber solchen Bürgerwehren erwogen, die schon Niccolò Machiavelli (1469–1527) in seinem „berühmten Buch“39 Kunst des Krieges / Arte della guerra (1520) diskutiert hatte. Machiavellis Thesen,40 insbesondere seine Kritik am Söldnerwesen, waren nicht nur 29
Kurtze Verantwortung, 1623, S. 21. Eine detaillierte Beschreibung der Schlacht aus Sicht der Belagerer findet sich bei Heilmann, Kriegsgeschichte von Bayern, Franken, Pfalz und Schwaben, 1868, Bd. II, S. 122–157. Auch hier wird selbstverständlich darauf verwiesen, dass die „Verteidigung“ der „alte[n] Stadt […] von den Bürgern besorgt werden sollte“ (S. 150), während die Söldner etwa für die Bedienung von Geschützen, für Ausfälle und Rückeroberungen eingesetzt wurden. 30 Belägerung und Einnemung der Churfürstlichen Pfaltzgräfischen Residentz- und Hauptstatt, [1622], Versgruppe 15. 31 Warhafftige Beschreibung aller Geschichten, 1622, S. 13. 32 Kurtze Verantwortung, 1623, S. 25. 33 Schmidt, Die Reiter der Apokalypse, 22018, S. 225. 34 Vgl. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 183–194 („Defensio patria oder Landesrettungswesen: Ambition und Erfolgsaussichten“), insb. S. 191. Zincgrefs Position noch anders einschätzend: Verweyen, Einleitung zu Zincgref, Facetiae, 1978, S. XXVII, Anm. 30. 35 Schulze, Die deutschen Landesdefensionen, 1986, S. 129 f. 36 Schulze, Die deutschen Landesdefensionen, 1986, S. 146. 37 Vgl. Busch, Absolutismus und Heeresreform, 2000, S. 30, Anm. 89 (mit entsprechenden Quellenangaben). 38 Vgl. Schulze, Die deutschen Landesdefensionen, 1986, S. 133 f. 39 Oestreich, Der römische Staat, 1969, S.11–34, hier S. 15. Vgl. auch Oestreich, Heeresverfassung, 1969, S. 290– 310. 40 Zum Vorbildcharakter der florentinischen Miliz und der Wirkung Machiavellis vgl. u. a. Busch, Absolutismus
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
für Justus Lipsius (1547–1606) und die von ihm angestoßene oranische Heeresreform relevant, sondern vermutlich Gemeingut der Gelehrten im 16. und 17. Jahrhundert. Kritisch vermerkt Machiavelli, dass die Söldner den „Soldatenstand als ihr eigenes Handwerk“ ansähen.41 Sie hätten entsprechend nur ihr eigenes Wohl im Blick und würden daher nicht an das Gemeinwohl denken. Diese Grundhaltung führte – die Beschwerden des zitierten Heidelberger Flugblatts belegen es gewissermaßen – zu „Diebstähle[n], Gewalttaten, Meuchelmord“.42 Nach Lipisius könne allerdings, so führt Oestreich mit vielen Belegen aus, die stoizistisch gedeutete virtù ordinata Machiavellis zu einem neuen soldatischen Ethos führen, das die „Zügellosigkeit und Maßlosigkeit überschäumenden Söldnertums“ nachhaltig bändige.43 Das Konzept der Defensio patriae setzt bei beidem an,44 bei der Disziplinierung und kontrollierten Ausbildung der Soldaten und ihrer Rekrutierung im eigenen ‚Vaterland‘, dessen Verortung im 17. Jahrhundert naturgemäß vage bleibt und je nach militärischer Einheit, herrschaftlichem System und politischem Verständnis anders interpretiert werden kann. Dass die Frage nach der Beteiligung betroffener Bürger, Bauern und Studenten an ihrer eigenen Verteidigung im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts breit diskutiert wurde, zeigt eine ganze Reihe militärtheoretischer Ausführungen der Zeit. Exemplarisch genannt seien hier das Regenten-Buch (1556, zehn Auflagen bis 1626) von Georg Lauterbeck († 1578), die Landesdefensionsordnung (um 1596) von Johann VII. von Nassau-Siegen (1561–1623), dessen Kriegs- bzw. Verteidigungsbuch (1595/97) und die wirkungsmächtige, darauf aufbauende Schrift Defensio Patriae (1621) von Johann Jacob von Wallhausen (um 1580–1627). Das letztgenannte Werk trägt den entscheidenden militärtheoretischen Schlüsselbegriff wirkungsmächtig im Titel. Schon der Mansfelder Kanzler und spätere brandenburgische Rat Lauterbeck fordert in einem eigenen Kapitel seines Buchs, „[d]as ein Bürger schüldig sey / in vorstehender noth sein Vaterlandt zu schützen / vnd das nicht zuuerlassen“.45 Es verweist gleich zu Beginn auf die Oratio contra Leocratem des athenischen Redners und Politikers Lykurgos (um 390–325 v. Chr.), die Zincgref bereits in den Kommentaren seiner Emblemata von 1619 genutzt hatte.46 Lauterbeck argumentiert mit seinem Antikenbezug strukturell ähnlich wie Zincgref in seiner späteren Vermahnung, zumal die Lykurg-Rede eine vergleichbare Rhetorik verwendet wie die bei Zincgref in der Titelei genannten Elegien des Tyrtaios.47 Präziser als der vage Lykurg-Bezug Lauterbecks sind indes die Diskussionen um die Landesverteidigung selbst auf Zincgrefs Vermahnung zu beziehen; denn sie befassen sich weit konkreter mit den Vorteilen und militärischen Unwägbarkeiten der Bürgermilizen. Trotz der breiten Debatte um die Landesverteidigung und etwa dem Versuch Johanns VII. von Nassau-Siegen, in der Kurpfalz „ein Landesrettungswerk zu installieren“,48 konnte sich die Defensio patriae in der Praxis des Dreißigjährigen Krieges offenbar nur in geringerem Maße durchsetzen.49 Auch wenn die so genannten Ausschusstruppen im Dreißigjährigen Krieg militärisch eher wenig erfolgreich waren, erlebte das „Landesdefensionssystem“ nach 1648 aber „eine praktische Reorga41 42 43 44 45 46 47 48 49
und Heeresreform, 2000, S. 22 und Ehlert, Ursprünge des modernen Militärwesens, 1985, S. 30. Machiavelli, Gesammelte Werke, 2006, S. 719. Machiavelli, Gesammelte Werke, 2006, S. 718. Oestreich, Der römische Staat, 1969, S. 21; vgl. besonders S. 19–22. Hierzu vgl. Schnitter, Söldnerheer und Landesdefension, 1989, 405–420; Busch, Absolutismus und Heeresreform, 2000, S. 21–34; Schulze, Die deutsche Landesdefensionen, 1986, S. 129–149. Lauterbeck, Regentenbuch, 1578, S. 155 (4. Buch, 20. Kapitel). Als mögliche Zincgref-Quelle liest dies Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 31 f. Vgl. Zincgref, Emblemata ethico-politica, 1993, S. 6, 101 und 147. Vgl. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 31 f. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 189. Vgl. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 187 mit Verweis auf Österreich, Heeresverfassung, 1969.
1. Vorbemerkungen
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nisation und auch eine theoretische Renaissance.“50 So findet sich der Gedanke, dass Landeskinder eigentlich die besten Verteidiger ihrer Heimat seien, auch in Hanß Friedrich von Flemings (1670– 1733) wichtigem Kompendium Der Vollkommene Teutsche Soldat von 1726.51 In der militärischen Praxis setzte sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts „eine Kombination von stehenden Kadertruppen und ergänzend herangezogenen Milizen“ durch.52 Die militärischen Misserfolge im Dreißigjährigen Krieg sind angesichts der tatsächlichen Beteiligung der „Burgerwacht“53 an der Verteidigung Heidelbergs jedenfalls kein sinnvolles Argument für die ausschließliche Adressierung der Vermahnung Zincgrefs an die Söldner. Erstens war der Generalauditor schlicht mit einer ‚gemischten‘ Verteidigung Heidelbergs durch Bürger, Bauern und Söldner befasst und zweitens könnte ihm militärtheoretisch das Konzept der regional verwurzelten Landesdefension ja trotz ihres angeblich späteren ‚Scheiterns‘ im 17. Jahrhundert als sinnvolles Modell für die Verteidigung der Heimatstadt erschienen sein. Schaut man sich jedenfalls die elaborierteste Schrift in diesem Umfeld an (und zwar ungeachtet dessen, dass ihr Verfasser später zur katholischen Seite wechselte), stellt man jedenfalls unübersehbare Nähen zu Positionen der Vermahnung fest, die ja nur ein Jahr später publiziert wurde. Gemeint ist die bekannte Defensio Patriae Oder Landtrettung (1621) von Johann Jacob von Wallhausen. Der in den Niederlanden im Geiste der oranischen Heeresreform ausgebildete Soldat wurde später einer der angesehensten Militärtheoretiker seiner Zeit und war u. a. der Begründer der ältesten militärischen Unterweisungsanstalt im deutschsprachigen Gebiet, der Nassauischen Kriegsschule in Siegen. Auf dem Titelblatt der Defensio firmiert er bereits als kurmainzischer Obristleutnant – wegen ‚Nahrungssorgen‘ hatte er 1617 den Dienstherrn gewechselt. Die Archiley-Kriegskunst (1617, 2. Auflage 1634) gilt als das wichtigste kriegswissenschaftliche Werk Wallhausens. Daneben hat er ausführliche Abhandlungen zu allen militärischen Gattungen, zu militärhistorischen Themen, zur Kriegswirtschaft und Anleitungen zu konkreten militärischen Hantierungen vorgelegt. Die Defensio Patriae kam in Frankfurt/M. bei Daniel und David Aubry und Clemens Schleich heraus, wo zum Beispiel auch Barclays Argenis, von dem Werders Übersetzung von Tassos Das Erlöste Jerusalem oder De Iure Belli Ac Pacis von Hugo Grotius erschienen – also keineswegs nur einseitig katholische Tendenzliteratur. Gewidmet ist das Werk dem habsburgischen Kaiser Ferdinand II. (1578–1637) – was im Übrigen erneut keine konfessionelle Zuordnung des Inhalts zulässt. Jacobis Ausführungen bergen militärische Vorstellungen, die für die wenig später verfasste Vermahnung relevant gewesen sein könnten. Das Buch enthält nämlich eine relativ konkrete Anleitung zur Landesverteidigung unter Einbeziehung wehrdienstfähiger Untertanen. Diese militärische Option eigne sich vor allem zur Verteidigung von Städten und stelle dort eine – günstigere und oft zuverlässigere – Alternative zum Anwerben von Söldnern dar. Jacobi geht es ausdrücklich darum, „Mittel vnd Wege“ zu finden, „wie vnsere Stätte zu bewahren“ seien.54 Von den Soldaten verlangt er eine gute und spezifische Ausbildung („Abrichtung vnnd Ubung in den Kriegsgewehren“),55 Engagement für die Sache, eine christliche Gesinnung auch gegenüber dem Feind und der Zivilbevölkerung sowie vor allem Disziplin. Ausdrücklich warnt er – in der Tradition von Machiavellis Dell’Arte della Guerra (1521, dt. u. a. 1623) – vor skrupellosen Söldnern, da „die gworbene Soldaten“ oft „grösseren 50 51 52 53 54 55
Schulze, Die deutschen Landesdefension, 1986, S. 147. Fleming, Der Vollkommene Teusche Soldat, 1726, Tomus 2, 5. Teil, 5. Kapitel, „Von der Land-Milice“, S. 535– 543, hier S. 536 (§ 4). Schulze, Die deutschen Landesdefension, 1986, S. 148. Kurtze Verantwortung, 1623, S. 25. Jacobi, Defensio Patriae, 1621, S. 12. Jacobi, Defensio Patriae, 1621, S. 2.
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Schaden zufügen den vnserigen / als dem Feindt“.56 Ein Ausweg sei der ‚Ausschuß‘, eine Auswahl aus wehrhaften Rekruten der zu verteidigenden räumlichen Einheit. Schon bei den Römern habe man, „in Stätten vnd Dörffern alle Junge Mannschafft / vber 16 Jahren / vnd was sonsten vor Mannschafft zun Waffen dienlich wahren / durch jhre eigene besondere darzu verordnete Kriegs Commissarien […]“ ausgehoben.57 Um eine besonders hohe Identifikation mit der patria zu erreichen, „soll man zum Außschuß allezeit die Jungere Bursch nehmen / dann es ist besser die seinige ohn Costen in den Waffen abrichten vnd anführen / alß frembdes Volck im Soldt halten.“58 Ein solcher Ausschuss zur Verteidigung der eigenen Stadt in einer akuten Kriegssituation ist natürlich nicht vergleichbar mit einer modernen allgemeinen und strukturierten Wehrpflicht.59 Durch die zeitgenössische Flugpublizistik kann man aber immerhin – wie oben gezeigt – belegen, dass zumindest zur Verteidigung Heidelbergs und von Orten in ihrer Umgebung mehr oder minder erfolgreich auf dieses Verteidigungsmodell wehrhafter Bürger und Bauern zurückgegriffen werden konnte. Bezüge zur Idee, Heidelberger Bürger und Studenten an der Verteidigung ihrer Stadt zumindest zu beteiligen, könnte man etwa aus den Forderungen der Vermahnung schließen, dass der wehrhafte „Mann“ der „Stadt gemeines Gut“ (32) sei, oder dass dieser der Stadt eben nicht nur seine Kraft und Klugheit leihe, sondern „sein unverzagtes Hertz“ (36) dem Feind entgegenstelle. Auch die mahnenden Hinweise auf Ehefrau, Kinder und Familie setzen eine engere Beziehung des Soldaten zu den bedrängten Stadtbewohnern an. „Die Frage nach dem Adressaten der Vermahnung zur Dapfferkeit lässt sich schwerlich überzeugender illustrieren.“60 Sie widmet sich, wie ihr Tyrtaios-Vorbild, „Bürgern vnd Soldaten“61 bzw. in der Variation des 1632er Drucks „Bürgern vnd Kriegsknechten“ (23).62 Der deutsche Ausdruck „Kriegsknecht“, in der Frühneuzeit in der Regel spezifisch für „Söldner“63 gebraucht, grenzt hier einerseits die gedungenen Soldaten begrifflich deutlicher von den „Bürgern“ ab als die früheren Drucke und betont andererseits durch den spezifischeren deutschen Begriff die Übertragung auf die aktuelle Kriegssituation in Heidelberg.
Straßburg 1624 Anders als für die mündliche Präsentation der Paränese fungiert für deren Erstdruck in Zincgrefs Anthologie Vnderschiedlicher außgesuchter Getichten anderer mehr teutschen Poeten (1624)64 die Belagerung Heidelbergs nicht mehr als unmittelbarer Rezeptionskontext. Die mutmaßlich erste deutschsprachige Gedichtanthologie65 erschien als Zugabe zu Zincgrefs Ausgabe der Teutschen Pöemata und Aristarchus Wieder die verachtung Teutscher Sprach von Martin Opitz bei Eberhard 56 57 58 59 60 61 62
Jacobi, Defensio Patriae, 1621, Præfatio, S. 22. Jacobi, Defensio Patriae, 1621, S. 15. Jacobi, Defensio Patriae, 1621, S. 15. Vgl. Schnitter, Söldnerheer und Landesdefension, 1989, S. 413. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 194. Zincgref, Anhange, 1624, S. 220. So im Binnentitel der Flugschrift, der sich damit an die Tradition der antiken Kampfparänese und der vorgängigen Drucke von 1624 und 1625 hält. Allerdings ist (nur) auf dem Titelblatt von 1632 dieser Version eine gewisse Umsemantisierung vorgenommen worden: Bei der gepriesenen Personengruppe handelt es sich demzufolge um als edel stilisierte „Soldaten“, und auch die Adressierung der Kampfaufrufe des Tyrtaios wird im Haupttitel auf die spartanischen „Kriegsknecht“ beschränkt. Damit steht der Haupttitel von 1632 in einer gewissen Spannung zum Binnentitel und zum Inhalt des Zincgrefschen Textes. Ob diese Änderung auktorial oder allograf gewesen ist, lässt sich angesichts der Gepflogenheiten im zeitgenössischen Druck- und Verlagswesen allerdings nicht bestimmen. 63 Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 2278. 64 Opitz, Teutsche Pöemata, 1624, S. 161. Die Anthologie erschien erst 1879 unter dem inzwischen gebräuchlichen Kurztitel: Auserlesene Gedichte Deutscher Poeten, gesammelt von Julius Wilhelm Zinkgref, 1879. 65 Vgl. Niefanger/Rose, Einleitung, 2019, S. 7–24 (mit Forschungsliteratur zur Anthologie).
1. Vorbemerkungen
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Zetzner in Straßburg. In der Anthologie findet sich die „den Anhang in hochgestimmter Paränese beschließende“66 Vermahnung mit einem Titelparatext, der den Autornamen anführt und somit die Verfasserschaft des Herausgebers konstatiert: „Eine Vermanung zur Dapfferkeit / […] Gestellt durch Julium Guilhelmum Zincgrefium“.67 Das Verb ‚gestellen‘, im 16. und 17. Jahrhundert eine juristische Vokabel, könnte einerseits auf Beruf und Legitimation Zincgrefs, andererseits auf den mitgedachten performativen Akt der verbindlichen Rede verweisen (wie Herausstellen, Aufstellen, Fragen stellen usw.).68 Die Anthologie besteht aus 55 Gedichten von 13 Autoren; 22 Gedichte stammen aus der Feder Zincgrefs.69 Die Autoren, die die Konkurrenzfähigkeit und Vielfalt der deutschen Dichtung belegen sollen, sind unterschiedlichen Generationen zuzuordnen: So finden sich sowohl voropitzsche Dichter wie Paul Schede Melissus (1539–1602) oder Christoph von Schallenberg (1561–1597) als auch Zeitgenossen von Martin Opitz (1597–1639) wie Georg Rodolf Weckherlin (1584–1653) und Caspar Kirchner (1592–1627) oder Zincgref (1591–1635) selbst. Vor allem in der älteren Forschung wurde diskutiert, ob die Zeitgenossen so etwas wie einen Heidelberger Dichterkreis konstituiert hätten.70 Aurnhammer resümiert die Forschung dahingehend, dass sich wohl kaum „von einer ‚Gruppe‘ sprechen lässt“,71 auch wenn sich die Dichter gekannt und geschätzt hätten sowie mehr oder weniger einem ähnlichen, patriotisch ausgerichteten und an den RenaissancePoetiken orientierten Dichtungsideal gefolgt seien. In der Forschung geht man davon aus, dass vormodernen Anthologien sechs wichtige Funktionen zuzuschreiben sind, die mutatis mutandis auch für die Sammlung Zincgrefs gelten:72 (1) Ordnungsfunktion: Das Textmaterial wird einer ihm selbst in der Regel nicht immanenten Ordnung unterstellt, die sich aus dem Sammlungszusammenhang ergibt – hier als Beleg für die Existenz einer zeitgemäßen und qualitätvollen Dichtung vor und im Kontext von Martin Opitzʼ Reformbemühungen. (2) Autorisierungsfunktion: Durch die Aufnahme in einen Sammlungszusammenhang werden Texte als exemplarisch bzw. normbildend autorisiert. Eng damit verbunden sind Fragen der Kanonisierung, die sich insbesondere bei Anthologien moderner Literatur stellen.73 Auch Zincgrefs Anthologie dient ausdrücklich der Kanonisierung, wenn er in seiner Einleitung angibt, die Auswahl des Anhangs diene zum „Muster vnnd Fürbilde“ für deutsche Poeten.74 (3) Verortungsfunktion: Durch die oft ostentative Bindung von Anthologien an Regionen, Verlagsorte, Herausgeber oder Landessprachen tragen Anthologien wesentlich zur Kartografierung poetischer bzw. künstlerischer Tätigkeit bei. Zincgrefs Anthologie dient ausdrücklich der Etablierung des Deutschen als konkurrenzfähige Muttersprache; daneben erscheint durch die Auswahl berücksichtigter Poeten Heidelberg und das protestantische Südwestdeutschland als Wiege der angestrebten Literaturerneuerung.
66 67 68 69 70 71 72 73 74
Kaminski, Ex Bello Ars, 2004, S. 149. Zincgref, Anhange, 1624, S. 220. Vgl. Grimm, DWb 5, 1991, Sp. 4224 f. Vgl. Aurnhammer, Zincgref, Opitz und die sog. Zincgref ’sche Gedichtsammlung, 2011, S. 264. Vgl. Szyrocki, Die deutsche Literatur des Barock, 1997, S. 128–137; Mertens, Zu Heidelberger Dichtern, 1974, S. 200–241; Walter, Späthumanismus, 2004, S. 169–204; vgl. jetzt: Robert, Heidelberger Konstellationen, 2013. Aurnhammer, Zincgref, Opitz und die sog. Zincgref ’sche Gedichtsammlung, 2011, S. 264. Die im Folgenden zitierten Funktionen werden angeführt in: Niefanger/Rose, Einleitung, 2019, S. 9 f. Vgl. Kaiser, Anthologie, Kanon, Literaturbegriff, 2010, S. 151–169, bes. S. 159 f. Zincgref, Anhange, 1624, S. 161.
152
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
(4) Kontextualisierungsfunktion: Die Einzeltexte (oder Textausschnitte) werden in einen weiteren Zusammenhang gestellt und einem oft thematischen oder wissensgeschichtlichen Schwerpunkt zugeordnet, der zugleich neue Bezüge zwischen den Einzeltexten herstellt. Zincgrefs Antholgie ist in erster Linie durch die Verwendung deutscher Muttersprache geprägt; daneben werden patriotische, antikisierende und christliche Inhalte aufgerufen. So ergibt sich für viele Gelegenheitsgedichte der Sammlung ein neuer, den eigentlichen Anlass transzendierender Kontext. (5) Vermarktungsfunktion: Anthologien dienen nicht zuletzt der Vermarktung und Distribution von Texten, die kaum oder nicht mehr einzeln publiziert werden können. Eine solche Publikation hilft, Texte und Autoren der Aufmerksamkeit des literarischen Feldes zuzuführen. Dies gilt selbstredend für die vielen Gelegenheitsgedichte der Sammlung. Zudem besteht zwischen den Teutschen Pöemata von Martin Opitz und der Zincgrefschen Sammlung ein reziproker Distributionsvorteil. (6) Sicherungsfunktion: Die Sammlungen dienen der Bestandsaufnahme, Bewahrung, differenzierenden Erschließung und Sicherung prekär überlieferten Materials. Nur so konnte vermutlich eine ganze Reihe von Gelegenheitsgedichten aus Zincgrefs Anthologie überhaupt erst von einem breiteren Publikum wahrgenommen und bis heute überliefert werden. Zincgref leitet seine unautorisierte Opitz-Ausgabe, der die Anthologie angehängt ist, mit einer programmatischen „Dedicatio“75 an den Elsässer Grafen Eberhard von Rappoltstein (1570–1637) ein. Hier betont er – wie Opitz in seiner autorisierten Ausgabe selbst und in seiner Vorrede zur unautorisierten Ausgabe76 – die patriotische Intention, mit der die Werkausgabe, aber eben auch der Anhang publiziert wurden. Er wolle den „Ausländer[n]“ zeigen, dass die Deutschen ähnlich qualitätvolle Poesie zustande bringen können. Den „Inländern“ aber wolle er den Weg weisen, wie diese in ihrer „Muttersprache“ zu produzieren sei77 und warum ein Dichter in fremder Sprache „sich muthwillig zu [einem] Sklaven frembder Dienstbarkeit“ mache. Die Nutzung deutscher Sprache in der Poesie vergleicht er folgerichtig und ausgesprochen martialisch mit dem Freiheitskampf eines Volkes gegen Fremdherrschaft: Es sei „nicht ein geringeres Joch“, konstatiert er, „von einer außländischen Sprach / als von einer außländischen Nation beherrscht vnd Tyrannisiret werden.“78 Die Parallelisierung von Sprachpatriotismus und Freiheitskampf in der vorangestellten Widmung korrespondiert mit Zincgrefs Vermahnung als Schlussstein des Buchs. So erscheint in der „Dedicatio“ die poetische Sprache als adäquates Mittel vaterländischer Kämpfe, während sie in der Kampfparänese dem patriotischen Aufruf den nötigen Widerhall verleiht. Ja, die Vermahnung rückt an die Schaltstelle zwischen poetischer Praxis mit patriotischer Intention und konkreter kriegerischer Praxis jenseits der Poesie. Dass die Widmung an den Elsässer Grafen gerichtet ist, hat mit Zincgrefs damaliger Lebenssituation zu tun. Nach der Besetzung Heidelbergs war er 1622 zunächst nach Frankfurt/M. geflohen. Durch die Adressierung der Briefe von Janus Gruter (1560–1627) aus Tübingen ist Zincgrefs Aufenthalt in Straßburg ab Februar 1623 belegt.79 Hier arbeitete er an der Opitz-Ausgabe, die dann im Frühjahr 1624 im Frankfurter Messkatalog angekündigt wurde und im gleichen Jahr erschien. Die Lebensbedingungen in Straßburg, wo sich der Kriegsflüchtling trotz kürzerer Abstecher nach Trier 75 76
Opitz, Teutsche Pöemata, 1624, fol. ):( 2r. Vgl. Opitz, Buch von der Deutschen Poeterey (1624), 2002, S. 13 (Vorrede), S. 23–25 (Von der Deutschen Poeterey), und Opitz, Teutsche Pöemata, 1624, An den Leser. 77 Opitz, Teutsche Pöemata, 1624, fol. ):( 2r. 78 Opitz, Teutsche Pöemata, 1624, fol. ):( 2v. 79 Reifferscheid, Briefe, 1889, S. 151 f. (Nr. 112), 762; ebd. S. 160 f. (Nr. 119), 763 f.
1. Vorbemerkungen
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und (Bad Peterstal-)Griesbach und größerer Reisen etwa nach Dresden, Wittenberg, Nürnberg, Frankfurt oder Stuttgart die meiste Zeit des Jahres aufhielt,80 erwiesen sich angesichts der vielen Geflüchteten und der sich dort ausbreitenden Krankheiten als schwierig.81 Seine Existenzgrundlage sicherte sich Zincgref zumindest einige Zeit des Jahres als „Dolmetscher des französischen Botschafters Guillaume Marescot […], der seit 1623 in Straßburg residierte“.82 Der Botschafter sollte mögliche Koalitionen der französischen Krone mit protestantischen Herrschern im Alten Reich ausloten. Aus seiner Tätigkeit für Marescot (1567–1643) erklärt sich ein Großteil der Reisen Zincgrefs im Erscheinungsjahr der Vermahnung. Zincgrefs unbetitelte Vorrede zur eigentlichen Anthologie, dem Anhange Vnderschiedlicher außgesuchter Getichten anderer mehr teutschen Poeten, bildet zusammen mit dem Eingangsgedicht Überreime, an die Teutsche Musa des Straßburger Mediziners, Kalendermachers und Uhrmachers Isaak Habrecht (1589–1633) und Zincgrefs Epigramm An die Teutschen, dem zweiten Gedicht, den poetologischen Vorspann der Sammlung. Die Anthologie sei dem deutschen Poeten als „Muster vnnd Fürbilde“ gewidmet, „wornach du dich in deiner Teutschen Poeterei hinfüro etlicher massen zu regulieren.“83 Anders als die präskriptive Poetik von Martin Opitz setzt Zincgref also auf Mustererkennung und Praxis. Ziel ist es, über konkrete Anwendungen und nachahmenswerte Vorbilder poetische Fertigkeiten als implizites Wissen zu verankern – ein praxeologischer Zugang, der – so Aurnhammer – „die Bedeutung von Martin Opitz als maßgebliche[r] Bahnbrecher der neuen Versreform“ relativiert.84 Dazu passt, dass Zincgref in seiner Vorrede nicht nur Opitz als Vorbild nennt, sondern ausdrücklich auch Julius Caesar Scaliger (1484–1558), Johannes Clajus (1530–1592), Johannes Engerd (= Stenechthon, † nach 1587) und Ernst Schwabe von der Heide; auch deren Bemühen um eine Literaturreform hebt er hervor, um Opitz nicht als Einzelstimme im kulturellen Feld wirken zu lassen. Kaminski vermutet, Zincgref habe insbesondere durch die Würdigung der jüngeren Mitstreiter in der Anthologie „auf breiter Front ‚Alliierte‘ aufbieten“ wollen.85 Auch Newman relativiert die Sonderstellung von Opitz, wenn sie den wirkungsreichen Kollektivcharakter der Anthologie – immerhin für die deutschsprachige Literatur ein neues Medium86 – betont: Sie vereinige „new local talent with the power of its collective authority“.87 Als „wichtigsten Vorläufer bezeichnet Zincgref schließlich Johann Fischart“ (1546–1591).88 Das Glückhafft Schiff von Zürich (1576/77) zeige etwa seinen „Reichthumb Poetischer Geister / artiger Einfäll / schöner wort / vnd merckwürdiger sprüchen.“89 Auch wenn Zincgref sehr moderat kritisiert, dass Fischart „den fleiß“ nicht genug „mit der Natur“ vermählt habe, zeigt sein extensives Lob des Knittelversdichters doch, dass er mehr noch als Opitz die Errungenschaften der älteren deutschen Poesie zu schätzen wusste.90 Fischarts qualitätsvolle Gedichte wurden in die Sammlung vor allem deshalb nicht aufgenommen, weil sie zu umfangreich und nicht so sehr, weil 80 81 82 83 84 85 86
87 88 89 90
Übersicht anhand der Korrespondenzen bei Schnabel, Zincgref-Chronik. Vgl. Lammert, Seuchen, 1890, S. 59. Aurnhammer, Zincgref, Opitz und die sog. Zincgref ’sche Gedichtsammlung, 2011, S. 263. Zincgref, Anhange, 1624, S. 161. Aurnhammer, Zincgref, Opitz und die sog. Zincgref ’sche Gedichtsammlung, 2011, S. 269. Kaminski, Ex Bello Ars, 2004, 147. Vorbild waren vermutlich die Editionen und Sammelwerke von Jan Gruter (etwa von Plautus, Cicero, Sallust, Livius, Velleius Paterculus, Plinius d. J., Martial, Sueton, Florus, Apuleius, Scriptores Historiae Augustae, Aurelius Victor, Ammianus Marcellinus, Jordanis, Theophylaktos Simokates oder Paulus Diaconus): vgl. auch das dreibändige, mehrsprachige Florilegium ethico-politicum, 1610–1612. Es enthält einen Band Proverbia Germanica in deutscher Sprache. Newman, Marriages of Convenience, 1985, S. 566. Aurnhammer, Zincgref, Opitz und die sog. Zincgref ’sche Gedichtsammlung, 2011, S. 269. Zincgref, Anhange, 1624, S. 161. Vgl. Aurnhammer, Zincgref, Opitz und die sog. Zincgref ’sche Gedichtsammlung, 2011, S. 269.
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
sie „mehrtheils nach der alten Welt“91 gestaltet waren. Dabei scheint das erste Argument wesentlich relevanter zu sein als das zweite. Denn die veraltete Versgestaltung ist weniger dem Poeten selbst und seinem gelobten Ingenium zuzuschreiben, sondern der „vnachtsamen gewohnheit seiner zeiten“.92 Fischart kannte die Versreform von Opitz, die durch den Anthologie-Anhang popularisiert werden sollte, noch nicht, konnte sie selbstverständlich noch nicht kennen, denn er starb vor ihrem Erscheinen. Weil aber seine Gedichte eine so große Qualität aufweisen, wurde Fischart gleich zu Beginn des programmatischen Anhangs als einziger Dichter neben Ernst Schwabe von der Heide überhaupt hervorgehoben und ausführlich gewürdigt. Im Übrigen zeigt die Verwendung des Knittelverses verbunden mit satirischer Rhetorik in seinem mutmaßlichen Flugblatt Der römische Vogelherd (s. u.) wie nah Zincgref je nach Kontext auch in formaler Hinsicht Dichtern wie Fischart stehen konnte. Die Anthologie belegt, dass Gedichte, die nicht nach der opitzianischen Versreform gestaltet wurden, eine eigene Qualität haben können. Die Einhaltung des natürlichen Versakzents erscheint bei Zincgref insofern nicht als das entscheidende Kriterium für die Qualität poetischer Texte. Zu erinnern sei in diesem Zusammenhang, dass sich die Versreform zunächst fast ausschließlich im protestantischen Raum93 ausgebreitet hatte und selbst dort nicht einmal das gesamte akademische Milieu betraf. Von einer poetischen wie sozialen Norm für den gesamten deutschsprachigen Bereich kann also nicht die Rede sein.94 Nach Zincgrefs Fischart-Lob wirkt es gar nicht mal so ungewöhnlich, wenn er seine Anthologie mit einem Gedicht eines heute völlig vergessenen Autors eröffnet. Die in Isaac Habrechts „Vberreime“ – der Titel sei, so Aurnhammer, eine Verdeutschung von Epigramm95 – formulierten Fragen greifen ein Argument der Querelle des Anciens et des Modernes auf: Resultiere die Furcht der Deutschen in der Muttersprache zu dichten aus der Differenz zu den griechischen und lateinischen Vorbildern oder sei sie inzwischen konkurrenzfähig? Zincgrefs An die Teutschen knüpft an die Gedanken von Imitatio und Aemulatio an,96 wenn er die Deutschen ermuntert den begonnenen schweren Weg zum Parnass weiter zu gehen und sich mit Fleiß der Verbesserung der Poesie nach antikem Vorbild zu widmen. Genau diesem Programm folgt Zincgref in der Vermahung mit seiner ausdrücklichen Referenz auf das griechische Vorbild Tyrtaios, der Verwendung deutscher Muttersprache und seiner spezifischen Angleichung seiner poetischen Argumente an deutsche Kriegskontexte.
Wewelsfleth 1625 Nur ein Jahr nach der Publikation der Vermahnung im Rahmen der Zincgrefschen Anthologie erschien 1625 ein erster Separatdruck, für den Henrich (oder Henrik) Hudemann d. J. (um 1595–1628) verantwortlich zeichnete. Dieser gab sich durch seine Namensinitialen „H. H. H.“ (Henricus Hudemannus Holsatus) als Autor des vorangestellten Gedichts „An den Leser“ und der beiden Sinnbild-Gedichte im Anschluss an die Vermahnung zu erkennen.97 Die Autorschaft von 91 92 93 94 95 96 97
Zincgref, Anhange, 1624, S. 161. Zincgref, Anhange, 1624, S. 161. Vgl. etwa Breuer, Auseinandersetzung, 1971, S. 53–92; Breuer, Oberdeutsche Literatur 1565–1650, 1979; Breuer, Oberdeutsche Literatur im Zeitalter des Barock, 1984. Vgl. Schnabel, Nichtakademisches Dichten, 2017. Vgl. Aurnhammer, Zincgref, Opitz und die sog. Zincgref ’sche Gedichtsammlung, 2011, S. 274. Vgl. Aurnhammer, Zincgref, Opitz und die sog. Zincgref ’sche Gedichtsammlung, 2011, S. 275. Zincgref, Eine Vermahnung zur Dapfferkeit, 1625, „An den Leser“ und „Emblema“. Die Identifikation der Initialen gelang Dieter Martin (Freiburg), der konkrete Nachweis der beiden Epigramme aufgrund dieses Hinweises dann dem Erlanger Editorenteam. Gedankt sei in diesem Zusammenhang Ludmila Koch (Stiftung Johannes a Lasco Bibliothek, Große Kirche Emden) für ihre Hilfe bei der Recherche.
1. Vorbemerkungen
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Zincgrefs Vermahnung bleibt durch das kennzeichnende Kürzel „J. G. Z.“ ( Johannes Guilielmus Zincgrefius) von den angehängten Gedichten unterscheidbar. Ob Zincgref diesen Druck autorisiert hat, kann nicht belegt, aber natürlich auch nicht ganz ausgeschlossen werden.98 Immerhin erschien der Druck unter dem latinisierten Namen Zincgrefs im Titel der Flugschrift und dieser, anders als beim Erstdruck, samt juristischem Doktortitel. Zincgref führte den Doktorgrad bereits 1620 in seinen Begleitgedichten zu Opitz’ Sermo de Passione Christi und zu den von ihm herausgegeben Teutschen Poemata.99 Insofern ist es wahrscheinlich, dass Zincgrefs Opitz-Ausgabe100 mit ihrem Anhang die Quelle Hudemanns war. Dass er die Ausgabe kannte, konnte Aurnhammer mit einem Intertext belegen. Er zeigte anschaulich, dass Hudemann sowohl das Jonas-Epos von Hugo Grotius (1583–1645) als auch das von Opitz gelesen hatte.101 Möglicherweise begegnete dieser dem Holsteiner Herausgeber auf seiner Flucht von Heidelberg über Leiden ins ‚kimbrische Exil‘ ( Jütland) 1620/21 sogar persönlich und könnte so im Nachgang die Aufmerksamkeit für Zincgrefs Ausgabe der Teutschen Pöemata erregt haben.102 In Jütland verfasste Opitz sein aus politischen Gründen viel später veröffentlichtes Trostgedichte in Widerwärtigkeit des Kriegs (EA 1633), das als skeptisches Gegenstück zur Vermahnung interpretiert werden kann.103 Denkbar ist aber auch, dass Hudemanns Mentor und Freund Martin Ruarus (1588/90–1657) auf seinen ausgedehnten Europareisen zwischen 1615 und 1631 (u. a. nach Straßburg, in die Niederlande, nach Frankreich, Dänemark und England)104 als Mittler tätig wurde oder sogar Zincgref selbst begegnete. Er könnte letzteren etwa bei Hugo Grotius getroffen haben. Schließlich ist denkbar, wenn auch nicht unbedingt naheliegend, dass Zincgref über die französischen Verhandlungen mit Christian IV. von Dänemark – im Fahrwasser des gescheiterten Segeberger Convents – Kontakt nach Holstein bekam. Schließlich reiste er 1624 als Übersetzer des französischen Diplomaten Guillaume Marescot durch unterschiedliche deutsche Länder (u. a. nach Brandenburg, Sachsen und Bayern). Hudemann d. J. wurde 1595 als Sohn des Predigers Henrich Hudemann d. Ä. und der Wewelsflether Pastorentochter Catharina Pulsius im holsteinischen Beidenfleth geboren. Er besuchte die Lateinschule in Itzehoe oder Hamburg und studierte von 1615 bis 1620 Theologie in Rostock. Anschließend trat er eine Stelle als Diakon, dann ab 1625 als Adjunkt seines inzwischen nach Wewelsfleth gewechselten Vaters an. 1628 starb Hudemann im Alter von gerade 33 Jahren „wohl als ein Opfer des Dreißigjährigen Krieges“.105 Die beiden der Vermahnung angehängten Gedichte sind sehr wahrscheinlich Erstdrucke Hudemanns.106 Sie wurden anschließend leicht variiert in unterschiedlichen Gedichtsammlungen 98 Anders: Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 22. 99 Vgl. Opitz, Werke I, 1968, S. 155. 100 Vgl. Opitz, Teutsche Pöemata, 1624, fol. )()(vijv–)()(viijr. 101 Aurnhammer, Hudemanns Jonas-Epos, 2011, S. 183–221. 102 Vgl. Kühlmann, Martin Opitz, 2001, S. 37–45 und Sammlung Manheimer, 1927, S. 56: Wolfskehl weist darauf-
hin, dass sich Opitz, trotz seiner Distanzierung, des Buches bedient habe, etwa um es Gönnern zu dedizieren. Aurnhammer, Zincgref, Opitz und die sog. Zincgref ’sche Gedichtsammlung, 2011, S. 276, Anm. 26. Moller, Cimbria literata 1 (1744), S. 570–576; Wagemann, Ruarus, 1890; Trunz, Hudemann und Ruarus, 1935, S. 203; Rusam, Ruarus, 1994. 105 Haye, Hudemann, 2013, S. 338–360, hier S. 339; vgl. Trunz, Hudemann und Ruarus, 1935, S. 162–213. Die bemerkenswerte Sammlung deutscher Gedichte sei, so Trunz, weil sie den lateinischen Gedichten des Autors gleichberechtigt zur Seite gestellt worden sei, „fast kühner noch als Zincgrefs, der die rein deutsche Gedichtsammlung von Opitz und die des ‚Heidelberger Kreises‘ herausgab.“ (S. 184) Ihr sprachpatriotischer Duktus sei dem Zincgrefs ähnlich. „Auch inhaltlich hat Hudemanns Werk mit Zincgrefs Sammlung Berührungspunkte“ (S. 185). Zum ähnlichen Anliegen Hudemanns und Zincgrefs vgl. auch Aurnhammer, Hudemanns Jonas-Epos, 2011, S. 183. 106 Anders: Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 24. 103 Vgl. 104 Vgl.
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
wieder publiziert. Das zweite ist zunächst in der Abteilung „MUSA PATRIA, Teutsche Musa“ seiner Gedichtsammlung Divitiae Poeticae (1625) zu finden.107 Sie „zählt“, so Aurnhammer, „zu den bedeutendsten Zeugnissen der voropitzischen Modernisierung.“108 Das Buch dedizierte Hudemann zum einen mit einem lateinischen Schreiben dem Philologen und gekrönten Dichter Friedrich Taubmann (1565–1613), Vorgänger August Buchners (1591–1661) auf dem Wittenberger Lehrstuhl für Poesie, und zum anderen mit einem deutschsprachigen Gedicht dem genannten, in Altdorf ausgebildeten Juristen und Theologen Martin Ruarus, einem Sozianer bzw. Unitarier. Offenbar war es Ruarus, der Hudemann mit den Reformbemühungen muttersprachlicher Dichtung im Heidelberger Umfeld in Berührung brachte.109 Hudemanns Zueignungsgedicht an Ruarus erhebt in Bezug auf die Nutzung der deutschen Muttersprache jedenfalls einen ähnlich patriotischen Ton wie Zincgref und Opitz. Obwohl er die Mehrzahl seiner Dichtungen in Latein verfasst hat, kritisiert er die „Poeten“, die „Teutscher ankunfft“ sind, „und doch jhr[e] Muttersprach“ verachten.110 Von der antiken Dichtung sollten die deutschen Poeten lernen und durch Übung die poetische Verwendung ihrer Muttersprache verbessern. Der Zueignungsempfänger sei hierin ein Vorbild gewesen. Die sprachpatriotische Argumentation erinnert an die poetologischen Anliegen von Opitz und Zincgref. Beide nach der Vermahnung abgedruckten Epigramme sind dann in Hudemanns Hirnschleiffer (1626), den er Christian IV. von Dänemark (1577–1648) dedizierte, abgedruckt worden – das erste unter dem Titel „21. Sinnbild | Impar congressus; Ungleicher Streit“, das zweite als „22. Sinnbild | Teutschland“. Dieses Sinnbild korrespondiert mit dem „34. Sinnbild | Vaterland“.111 Die beiden Epigramme Hudemanns und seine Vorrede „An den Leser“ im Separatdruck verweisen auf die spezifische Kriegssituation in Holstein. „Es ist ein eysern zeit, darinnen wir jetzt leben“, heißt es ein Jahr später in der Vorrede zum Hirnschleiffer.112 1625, das Erscheinungsjahr der Flugschrift, war für die Region insofern bedeutsam, als Christian IV. von Dänemark, der sich bis dahin eher zögerlich verhalten hatte, im März des Jahres als „Herzog von Holstein und Reichsfürst“113 zum Kriegsobristen des Niedersächsischen Reichskreises gewählt wurde. Hinter sich hoffte er eine große Koalition aus Frankreich, England, Dänemark und den Generalstaaten vereinigen zu können. Auf ihm lagen dementsprechend die protestantischen, insbesondere die holsteinischen Hoffnungen im Krieg gegen die immer bedrohlicher werdenden Truppen Tillys, dem obersten Heerführer der katholischen Liga, und später Wallensteins, der seit dem 7. April 1625 zum Generalissimus aller kaiserlichen Truppen im Reich ernannt worden war. Ob Hudemanns Gedichte insofern tatsächlich schon entstanden sind, „bevor Wallenstein 1625 den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen erhielt und bevor Christian IV. von Dänemark sich in den Kampf mischte, der so viel Unheil brachte“, wie Trunz vermerkt,114 muss bezweifelt werden.115 Denn dessen vage Angabe, das fertige Manuskript der Divitiae poeticae116 habe schon 1623 Daniel Heinsius vorgelegen,117 kann zumindest für die im Holsteiner Druck Zincgrefs zu findenden Gedichte des Autors so nicht stimmen, auch wenn sich die Angabe auf einen bei Hudemann 107 Hudemann, Divitiae Poeticae, 1625, S. 186. 108 Aurnhammer, Hudemanns Jonas-Epos, 2011, S. 184. 109 Vgl. Trunz, Hudemann und Ruarus, 1935, S. 205. 110 Hudemann, Divitiae Poeticae, 1625, S. 186. 111 Hudemann, Hirnschleiffer, 1726, S. 21–22 und S. 38. 112 Hudemann, Hirnschleiffer, 1726, S. 7. 113 Schmidt, Die Reiter der Apokalypse, 22018, S. 245 f. 114 Trunz, Deutsche Literatur, 1995, S. 305. 115 Verweyen scheint Trunz zu folgen: vgl. Zincgref als polit. Publizist, 116 Vgl. Trunz, Hudemann und Ruarus, 1935, S. 183. 117 So auch Aurnhammer, Hudemanns Jonas-Epos, 2011, S. 183.
2019, S. 307.
1. Vorbemerkungen
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abgedruckten Brief von Heinsius beruft. Denn unter dem im Anhang der Vermahnung abgedruckten Teutschland-Gedicht ist in der Teutschen Musa die eindeutige Jahresangabe „Anno 1625“118 vermerkt. Zudem ist das Buch im Frankfurter Messkatalog für den Herbst 1625 avisiert, also deutlich nach Christians IV. Wahl und Wallensteins Ernennung.119 Wahrscheinlicher ist, dass beide Texte Hudemanns und die holsteinische Veröffentlichung der Vermahnung auf die genannten historischen Ereignisse reagierten. Die Flugschrift dürfte daher im Juni 1625 erschienen sein, als der dänische König und holsteinische Herzog „mit vorwiegend deutschen Söldnern“120 aktiv in den Krieg eingriff, um das protestantische Norddeutschland gegen die Gegenreformation und Habsburg zu verteidigen. Die Texte Hudemanns drücken die Hoffnung aus, Christian IV., der „starke Löwe“, könne Tilly (und Wallenstein), die habsburgischen „Adeler“, besiegen, Holstein schützen und der protestantischen Seite den Sieg bringen. Zu metaphorischen Akteuren wurden hier in üblicher Weise die Wappentiere der Kontrahenten. Im Einleitungsgedicht „An den Leser“ wird die „Vermahnung zur dapfferkeit“ an jeden adressiert, der „ein recht Teutsch Geblüt“ habe, und vor „Hispanischer Tyranney“ gewarnt.121 Ebenso wie sich Korinth einst gegen die Versklavung durch Philipp von Makedonien zur Wehr gesetzt habe, so sei dies nun auch die Aufgabe ‚jedes‘ Zeitgenossen mit der richtigen Gesinnung – auch hier wird die Adressierung übrigens von vornherein breiter gefasst als nur auf die Soldtruppen. Die Herausgabe der Flugschrift mit dem Zincgrefschen, von drei Hudemannschen Gedichten gerahmten Text erscheint dabei durch eine Parallele zu Diogenes als patriotische Tat eines Intellektuellen bei beginnender Kriegshandlung, die ein „newer Philip“ heraufbeschwöre.
Frankfurt/M. 1632 Im Jahr 1632 erschien in Frankfurt/M. bei Johann Friedrich Weiß der zweite, möglicherweise autorisierte122 Separatdruck der Vermahnung. Im Titel der Flugschrift123 kann man, wie oben erläutert, einen Hinweis auf den Entstehungskontext und die erste Adressierung des Gedichts lesen: „Gestellet durch H. Julium Wilhelmum Zincgreffen / Doct. Jn der Belägerung Heydelberg / Jm Jahr 1622. Franckfurt Bey Johann Friederich Weissen zu finden. M. DC. XXXII.“ (14–20). Zwischen der Eroberung Heidelbergs durch die die ligistischen Truppen Tillys 1622 und dem Frankfurter Neudruck 1632 lagen also zehn Jahre, in denen sich der Krieg stark verändert hatte. Wichtigster Einschnitt war die Landung der 13.000 Mann starken Armee Gustavs II. Adolf von Schweden (1594–1632) am 6. Juli 1630 in Peenemünde und die Erweiterung seiner Streitkräfte auf etwa 40.00 Mann. Damit stand den katholischen Truppen nun ein etwa gleichwertiges, aber moderner organisiertes Heer gegenüber, das zunächst auch ansehnliche Erfolge – etwa die Siege über Tilly in Breitenfeld und Rain am Lech – feiern konnte. Gerade auch im südlichen Deutschland konnten die Schweden und ihre Verbündeten rasch vorrücken und u. a. das Rheinland (zunächst noch ohne Heidelberg, Frankenthal und Philippsburg) zurückerobern. Der ehemalige Winterkönig Friedrich V. (1596–1632) kehrte ins Reich zurück und traf mit niederländischen Truppen am 12. Februar 1632 in Frankfurt/M. ein, um sich Gustav Adolf anzuschließen und ihn zu unterstützen.124 118 Hudemann,
Divitiae Poeticae, 1625, S. 103 f. (recte 203 f.); vgl. Zincgref, Vermahnung zur Dapfferkeit, 1625, letzte Seite. 119 Vgl. Trunz, Hudemann und Ruarus, 1935, S. 183 f., Anm. 52. 120 Schmidt, Die Reiter der Apokalypse, 22018, S. 246. 121 Zincgref, Vermahnung zur Dapfferkeit, 1625, „An den Leser“. 122 So zumindest Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 36. 123 Nicht „Flugblatt“ wie Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 166; vgl. Schilling, Flugblatt, RLW, Bd. 1, 2007, S. 607–609, und Schwitalla, Flugschrift, 1999, S. 1–14. 124 Söltl, Religionskrieg II, 1850, S. 147; Wirth, Schicksale, 1869, S. 196 f.
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
Wenig später wurde Zincgref, nach der Einnahme Kreuznachs durch Gustav Adolf am 20. Februar 1632, vom kurpfälzischen Administrator Ludwig Philipp, dem jüngeren Bruder Friedrichs V., zum dortigen Landschreiber berufen.125 Nicht in dieser Funktion, nicht als „Politiker“,126 aber als Akteur, der nun ein festes Verwaltungsamt in seinem Vaterland bekleidete, mag sich Zincgref mit der erneuten und separaten Veröffentlichung der Vermahnung zum laufenden Krieg mit deutlicher Stimme positioniert haben. Obwohl es um die protestantische Sache weit besser bestellt war als zehn Jahre zuvor, obwohl die Pfalz im Juli des Jahres zumindest von spanischen Truppen gesäubert war,127 war der Krieg ja keineswegs gewonnen und ein Frieden kaum in Sicht. Nach wie vor waren Heidelberg und Dilsburg in den Händen der Kaiserlichen, fielen deren Truppen vom Badischen und dem Elsass in die Kurpfalz ein.128 Einen Umschwung brachte allerdings im November 1632 der Tod Gustav Adolfs bei Lützen und wenige Tage später der Friedrichs V. in Mainz. Denn mit dem Verlust zweier wichtiger Akteure der protestantischen Partei stand nun auch die Dauerhaftigkeit der bisherigen Erfolge wieder auf Messers Schneide. Mochten die Maximen der Vermahnung zuvor noch als Aufmunterung für die Bevölkerung noch nicht ‚befreiter‘ oder erneut bedrohter Territorien gelten, so kam der Kampfparänese mit eiserner Durchhalteparole am Ende des Jahres wieder ganz unmittelbare Aktualität zu. Der zweite Separatdruck der Flugschrift erschien also in Zeiten, in denen die Hoffnung auf einen endgültigen Sieg über die katholische Liga und das Gefühl der existentiellen Bedrohung durch einen immer noch agilen Feind sich immer wieder ablösten und die Beschwörung von Kampfbereitschaft und Durchhaltewillen nötig zu machen schienen. Für eine Autorschaft Zincgrefs sprechen die doch erheblichen Änderungen129 zwischen den ersten beiden Drucken (1624, 1625) und der Frankfurter Flugschrift (1632). Sie scheinen in den meisten Fällen der ästhetisch motivierten Textverbesserung zu dienen. Diese betreffen nicht nur den Haupttitel, sondern alle Paratexte (Begleitgedichte, Binnentitel, Schluss, Autorname/Autorkürzel), die Typografie (Leerzeile nach 145, A, Hervorhebungen, Verwendung von Fraktur/ Antiqua), die Versgestaltung und vor allem das Vokabular des Binnengedichts. Denn im Bereich der Wortwahl finden sich recht viele Änderungen (mehrt/nährt, fest/steif, Armut/Anmut, trutzen/trotzen, Herren/Leute, Wort/Trost, angreifen/angehen, niemand/keiner usw.), im Bereich der Versgestaltung und des Satzbaus deutlich weniger. Folgendes Beispiel zeigt, wie die Elegie manchmal dem natürlichen Wortakzent und der alternierenden Rhythmik nach der Opitz-Norm angepasst wurde. Eine generelle Überarbeitung der Verse in diese Richtung ist aber kaum belegbar: „Niemand sich sein annimbt / vnd meinet jederman /“ (132 AB) „Sein nimbt sich niemand an / vnd meinet jederman /“ (132 C)130
Von einer „altfränkischen Metrik“, die Schulz-Behrend für die Zincgref-Anthologie etwas pauschal konstatiert,131 kann bei der Vermahnung zwar nicht gesprochen werden, doch finden sich auch im späten Druck von 1632 noch recht viele Abweichungen von den Opitzianischen Maximen.
125 Weidner,
Zincgrefii Leben, 1693, S. 103; Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 485. Vgl. auch Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 35. 126 Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 35. 127 Dautermann, Alzey, 1935, S. 47. 128 Wirth, Schicksale, 1869, S. 197 f. 129 Anders Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 27. 130 Die betonten Silben werden fett gedruckt. 131 George Schulz-Behrend, Kommentar in: Opitz, Werke II, 1978, S. 165.
159
1. Vorbemerkungen
b) Text Der Haupttext der drei Drucke der Vermahnung hat im Laufe der Jahre von 1624 bis 1632 nur wenige semantische Veränderungen erfahren. Hingegen unterscheiden sich die Titel und Unter- bzw. Binnentitel sowie die Paratexte der drei Versionen in auffälliger Weise und verweisen auf eine wechselnde Akzentuierung der Einzelelemente. Einen Überblick verschafft die folgende Konkordanz. A (1624)
B (1625)
C (1632)
Eine Vermanung zur Dapf ferkeit / |
Eine Vermahnung zur Dapffer keit / |
Soldaten Lob / | Oder | Vnvberwindlicher Soldaten Trutz / | Von Eigenschafften / vnd | vortrefflichen / vnvberwindlichen Dapffer- | keit der Edlen Soldaten / ſo mit vnerſchrockenem Her- | tzen vnd Frewdigkeit / zu hindertreibung deß / von dem Feind / dem | Vatterland ange träweten Vntergangs / jhr Leben Ritterlich | wagen / vnd in Gefahr ſetzen. |
Nach form vnd art der Elegi en / deß Grichiſchen | Poeten Tyrtæi, welche der Lacedæmonier FeldObersten jh- | ren Bürgern vnd Soldaten / ehe ſie ins Treffen giengen / | vorzuleſen pflegten /
Nach form / vnd art der E- | legien des Grichiſchen Poeten Tyrtaei / welche | der Lacedaemo nier FeldObersten jhren Bürgern vnd | Soldaten / ehe ſie ins Treffen giengen / | vorzuleſen pflegten /
Nach Art der Verß deß vhralten Griechi- | ſchen Poeten Tyrtæi, durch welche die Spartaner | jhre Kriegsknecht zum Streit vorzuberei ten / vnd zur Dapf- | ferkeit zu ermahnen pflegten.
Geſtellt durch | Julium Guil-
geſtellt | durch | JULIUM GVILHELMUM ZINCGRE- | FIUM, J. U. DOCTOREM. |
Geſtellet durch | H. Julium Wilhelmum Zinc greffen / Doct. |
helmum Zincgrefium
Jn der Belägerung Heydelberg / Jm Jahr | 1622. | Gedruckt im Jahr nach Chriſti Geburt. | 1625.
Franckfurt / | Bey Johann Friederich Weiſſen zu finden. | M. DC. XXXII.
An den Leſer. […] H. H. H. Eine Vermahnung zur | Dapf ferkeit.
Soldaten Lob / | Vnd | Vermahnung zur Dapfferkeit / | Nach Form / vnd Art der Elegien, deß Griechiſchen Poe- | ten Tyrtæi, welche der Lacedemonier Feldherren vnd Oberſten / jhren | Bürgern vnd Kriegsknechten / wann ſie in ein Treffen gehen sollten / vorzu- | zuleſen pfleg ten / durch Doctor | Iulium VVilhelm Zinc grefen verfer- | tiget 1622. Jn der Belägerung Heydel- | berg.
[Text der Vermahnung]
[Text der Vermahnung]
[Text der Vermahnung]
FINIS.
J. G. Z.
ENDE.
Emblema / oder Sinnenbild […]
H. H. H.
Ein ander Sinnenbild. […] Idem
faciebat.
Alle drei Editionen rekurrieren schon im Titel auf den zentralen Intertext der Vermahnung, die Kriegselegien des Tyrtaios. Hierbei geht es, konstatiert Kühlmann, „nicht nur um ein Exempel der Antikerezeption, sondern um die Wiederaufnahme und Aktualisierung eines bereits in den konfessionellen Kämpfen des 16. Jahrhunderts erprobten und bewährten Bezugstextes im Zu-
160
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
sammenhang eines religionspolitischen Patriotismus.“132 Gemeint sind die Tyrtaios-Editionen im Umfeld der frühen Türkenkriege im 16. Jahrhundert und vor allem des Schmalkaldischen Krieges (1546–1547). Neben den Bezügen auf die Kampfparänesen des Tyrtaios enthält der Text mit seinen Anfangsversen wohl auch eine Referenz auf Horaz, auf sein sprichwörtlich gewordenes „Dulce et decorum est pro patria mori“ („Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben“).133 Dabei ist es für den Zincgref-Text weniger relevant, dass Horaz seinen Vers ursprünglich nicht auf den Soldatentod bezogen hat, sondern weit allgemeiner aufs summum bonum (das höchste Gut). In zwei Titelelementen – „Vermahnung zur Tapferkeit“ (21) und „Vnvberwintlicher Soldaten Trutz“ (3) – kann man zudem eine kontrafaktische Anspielung auf Ovids ebenfalls sprichwörtlich gewordene Sentenz134 „sed stat monitis contraria virtus“ („Die Tapferkeit trotzt der Ermahnung“)135 aus der ‚Venus und Adonis‘-Episode der Metamorphosen sehen; sie leitet dort die fatale Verwandlung des Adonis ein. Vorher warnt Venus den übermütig Schönen, jene wilden Tiere zu meiden, die zum Kampf die Brust, nicht aber zum Fliehen den Rücken bieten. Die Vermahnung fordert am Ende aber, sich in „Mannlicher Postur“ (159) gerade dem offenen Kampfe hinzugeben, damit die „Wunden sich lobwürdig all befinden | Davornen auff der Brust / vnd keine nicht dahinden.“ (162 f.). Nur dann ist der Tod fürs Vaterland löblich, nur dann ziert der Kampf die Tapferkeit des Mannes und dessen Tod (vgl. 164). Vollhardt erwägt sogar eine implizite Auseinandersetzung Zincgrefs mit Platons Staatstheorie. In den Nomoi hatte der Philosoph die Geltung der Tyrtaios-Paränesen für Söldner diskutiert: Sie seien mitunter „keck, ungerecht, übermütig und fast die unverständigsten von allen“ Kämpfern.136 Dieser wenig tugendhaften Haltung stellt Zincgref einen christlich fundierten Habitus entgegen. Schon die angedeutete Komplexität der Referenzen zeigt, dass es hier wohl kaum um eine lediglich „autoritative Bezugnahme“137 auf antike Dichtungen im Sinne der imitatio veterum geht, sondern vor allem auch – ganz im Geiste der Opitz- und Anthologie-Edition – um eine Stellungnahme in der Querelle des Anciens et des Modernes, nämlich um den Nachweis der Gleichwertigkeit von muttersprachlicher und antiker Dichtung. In diesem „alt/neu-Diskurs“138 gilt selbstverständlich die nachgewiesene Kenntnis oder besser noch der souveräne und spielerische Umgang mit antiken Klassikern als Voraussetzung ihrer Überbietung (Imitatio, Aemulatio). Die Erstveröffentlichung der Vermahnung im kulturpatriotischen Projekt der Anthologie macht deutlich, dass das Gedicht eben nicht nur von seinem „propositionalen Gehalt, seiner thematische[n] Orientierung“,139 also etwa von der oben erörterten Belagerungssituation Heidelbergs her, verstanden werden sollte. Vielmehr muss es – mindestens im genannten AnthologieKontext – hinsichtlich seiner artistisch motivierten Faktur ernst genommen werden. Schließlich bildet die Vermahnung in Zincgrefs patriotischer Sammlung deutscher Gedichte, der programmatischen Erstveröffentlichung, den bewusst gesetzten Schlussstein einer Reihe poetischer Exempla und soll dort nicht zuletzt die Leistungsfähigkeit deutscher Lyrik (neben oder in der Nachfolge von Opitz’ Dichtungsreform)140 belegen. So besteht der poetische Teil der Vermahnung aus 144 132 Kühlmann,
„Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 166; vgl. Schmid, Vaterlandsliebe und Religionskonflikt, 2007. 133 Horaz, Carmina 3,2,13. 134 Vgl. Lehmann, Sentenzenschatz aus Dichtern und Denkern aller Zeiten, 1881, S. 133 (Nr. 7). 135 Ovid, Metamorphosen, 10. Buch, 709. 136 Platon, Werke, Bd. 6: Nomoi, übers. v. Hieronymus Miller, 1973, S. 15 (Stephanus 630a); vgl. Vollhardt, Zinc grefs „Vermahnung“, 2011, S. 421. 137 So Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 30. 138 Jaumann, Der alt/neu-Diskurs (Querelle), 2004, S. 85–99; vgl. Jaumann, Querelle, 2003. 139 Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 30. 140 Vgl. Aurnhammer, Zincgref, Opitz und die sog. Zincgref ’sche Gedichtsammlung, 2011, S. 263–283 und s. o.
161
1. Vorbemerkungen
durchaus kunstvoll gestalteten, paargereimten Alexandrinern in jambischen Versen mit ‚natürlicher‘ bzw. ‚opitzianischer‘ Silbenbetonung. Hinzu kommt der maßvolle, aber unübersehbare Einsatz rhetorischer Mittel und Tropen (Anaphern, Parallelismen, Metaphern, Katachrese usw.) bei einer insgesamt relativ einfach gehaltenen Sprache.141 Das Gedicht lässt sich in drei Abschnitte gliedern,142 wobei der letzte Teil, nach Vollhardt „die eigentliche Kampfparänese“,143 im Anthologie-Druck durch einen Durchschuss und eine relativ vergrößerte Zierinitiale abgesetzt wird.144 Dieser letzte Teil der Vermahnung hat insgesamt die größten Rezeptionserfolge (s. u.) erzielt. Weder der Holsteiner noch der Frankfurter Separatdruck (Drucke B und C) übernehmen dieses Layout der Schlusspassage, sondern bieten einen fortlaufenden Textfluss. Dies könnte möglicherweise für eine Abhängigkeit beider Separatausgaben sprechen. Da die Rezeption sich meistenteils auf den im Anthologie-Druck (A) abgesetzten Schlussteil bezieht, könnte man zudem auf eine geringere Verbreitung der beiden Separat-Publikationen (B und C) schließen. Doch diese beiden eher seltenen Drucke sind noch im 19. und 20. Jahrhundert auch außerhalb engerer Wissenschaftskreise bekannt. Nach einer kurzen Einleitung (bis 29: „veracht“), die das Thema, den heroischen Tod fürs Vaterland, fixiert, beginnt Teil 1 (bis 98: „Klarheit“) zunächst mit der Explikation zentraler Tugenden des ehrlichen Kämpfers wie Affektbeherrschung, Mut und Unerschrockenheit, absolute Hingabe und Selbstdisziplin (nicht aber taktisches Geschick und Verschlagenheit). Es folgt (ab 54: „Stirbt“) eine Passage, die nicht durch antike Intertexte gestützt wird und in der Forschung daher als besonders autornah angesehen wird.145 Auch hier geht es um soldatisches Verhalten, das über die gerechte Sache („die gute Sach“, 58) bzw. den gerechten Krieg, in diesem Fall die Verteidigung des Vaterlandes, legitimiert wird. Die letzte Passage dieses Teils (ab 62: „Wann er die Winde“) behandelt das wechselnde Glück des Kämpfers, dem die Sprechinstanz den festen christlichen Glauben samt einer Jenseitshoffnung entgegenstellt. Der Kampf erscheint als „Vorgeschmack“ des Himmels (79). Teil 2 (ab 99: „Wer Knechtisch“) arbeitet sich am Gegenbild des tapferen Soldaten und den konkreten Konsequenzen fehlender Tapferkeit ab. Der „Weichling und Verräther“ (102), der feige und disziplinlose Kämpfer wird heftig gescholten. Sein persönliches Verhalten trage Schuld am „Joch der frembden Dienstbarkeit“ (105), das womöglich über Generationen dem eigenen Vaterland zugemutet werde. Seine knechtische Gesinnung (vgl. 99) wird mit schwerem Leid der eigenen Nachkommen (vgl. 104) bestraft.146 Der Verlust von Familie, Heimat, eigenen Gütern und Vaterland ist nur die sichtbarste Konsequenz fehlenden Mutes und unzureichenden Engagements für die gute Sache; hinzu kommen immaterielle Folgen, wie der Achtungsverlust, die verlorene Ehre, das Gefühl der „Trostlosigkeit“ (117) und schließlich – amplifikatorisch herausgearbeitet – der Verlassenheit durch Gott: „Jedermann“ meine, „Gott nehme sich auch selbst nicht deß vertriebnen an“ (133). In der enharmonischen Reihung tatsächlich drohender Verluste (Haus und Hof ) mit bloß vorherrschenden Meinungen oder Gefühlen (Trost, Gottverlassenheit) deutet sich eine Hoffnung an, die das Gedicht gewissermaßen nur für den gläubigen, reformiert denkenden Christen versteckt. Der reformiert gedachte ‚Gnadenbund‘ zwischen Gott und den Menschen lässt natürlich nicht zu, dass ein bekennender Christ aus Gottes Gnade ausgeschlossen wird – egal was er getan hat, egal wie mutlos er zu Kampfe zieht. Daher ist der feige Soldat zwar „Fegopfer 141 Vgl. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 33 f. 142 Vgl. Walter, Zincgref, Vermahnung, 1989, S. 17 f. und Vollhardt, 143 Vollhardt, Zincgrefs „Vermahnung“, 2011, S. 417. 144 Vgl. Zincgref, Anhange, 1624, S. 223. 145 Vgl. Vollhardt, Zincgrefs „Vermahnung“, 2011, S. 419. 146 Vgl. Vollhardt, Zincgrefs „Vermahnung“, 2011, S. 422.
Zincgrefs „Vermahnung“, 2011, S. 417.
162
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
dieser Erden“ (134), aber er kommt nicht notwendig ins Fegefeuer vor dem Jüngsten Gericht. Die Schlussverse dieses Teils der Vermahnung greifen, so Vollhardt, „die Verkündigung des Heils, wie sie im Matthäus-Evangelium zu finden ist“ auf und kehren sie „ins Gegenteil“:147 „Wo man deß Worts beraubt / deß waaren Seelenbrod / | Ein solches Volck das ist gleich als lebendig tod.“ (143 f.) Die im gesamten Christentum viel diskutierte Heilsverheißung nach Matthäus bezieht sich bekanntlich auf Juden wie Christen, auf das Volk Israel wie die verfolgten Christen. Sie bleibt – theologisch gesehen – natürlich auch oder gerade in Zeiten der Not bestehen. Insofern betrifft die Zincgrefsche Umkehrung allein den Glauben an die Verheißung, das „Seelenbrod“, nicht aber das Heil selbst. Daher wirkt das betroffene Volk „gleich als lebendig tod“; es wirkt nur so, bleibt aber natürlich auch in der Niederlage nicht gottverlassen. Diese theologisch versteckten Hoffnungsmomente – für an der Gnadenlehre geschulte Protestanten hörbarer als für Katholiken – bilden auch den Schlussakkord der Kampfparänese. Sie kommt im dritten Teil (ab 148, „Drumb greiffet“) aber zunächst nochmals zu ihrem eigentlichen Kern, der Ermahnung zur Tapferkeit. Er beginnt mit einer ostentativen Eingliederung des Sprechers in die zur Verteidigung des Vaterlandes aufgerufene Gruppe. Hier ruft ein Kriegsgenosse seine Gefährten zur Verteidigung der Heimat auf. Gesetzt Zincgref selbst wäre hier als Sprecher zu denken, so kann man in der vereinnahmenden Adressierung notabene ein weiteres Argument für die doppelte Ansprache an Bürger und Söldner sehen. Sie war dem Autor offenbar recht wichtig. Denn Zincgref dürfte sich wohl kaum selbst als „Kriegsknecht“ (12) verstanden haben, wohl aber als Vaterlandsverteidiger in einer Reihe Gleichgesinnter mit unterschiedlichen militärischen Aufgaben und Funktionen.148 An diese richten sich die zusammenfassenden Worte des letzten Abschnitts: Die Kämpfer sollen trotz des Risikos eigenen Ablebens heldenhaft, mit hohem Engagement und vollem Einsatz fürs Vaterland streiten; die Verteidiger sollen zusammenhalten, nicht fliehen und in der Streitmacht Ordnung halten. Sie sollen aber auch die Hoffnung nicht verlieren. Wen so der Tod ereile, so das christliche Heilsversprechen in der Schlussformel, dem sei das ewige Leben gewiss.
c) Verfasserschaft Alle drei Drucke führen Zincgref als Autor der Vermahnung im Titel an. Für den Holsteiner Druck ist Henrich Hudemann d. J. als Verfasser der Paratexte über sein Namenskürzel „H. H. H.“ eruierbar.149 Die editorische Verantwortung für die beiden Separatdrucke ist letztlich nicht zu klären; sie liegt möglicherweise für den späteren Druck (C) wie bei der Anthologie-Ausgabe (A) bei Zincgref selbst.
d) Ausgaben und Druckbeschreibungen Es liegen drei Drucke der Vermahnung zu Zincgrefs Lebzeiten vor: Zunächst erschien sie als Schlussgedicht in Zincgrefs Anthologie Anhange Vnderschiedlicher außgesuchter Getichten anderer mehr teutschen Poeten (1624), dann unter dem Titel Eine Vermahnung zur Dapfferkeit in einem holsteinischen Separatdruck zusammen mit Texten Henrich Hudemanns d. J. (1625). Schließlich wurde zehn Jahre nach dem mutmaßlichen mündlichen Vortrag in Heidelberg 1632 ein Frankfurter Separatdruck mit dem Titel Soldaten Lob publiziert. Dieser letzte, vermutlich autorisierte Druck liegt der vorliegenden Ausgabe zugrunde. 147 Vollhardt, Zincgrefs „Vermahnung“, 2011, S. 422. 148 Vgl. Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011,
S. 171. Anders: Verweyen, Zincgref, 2011, S. 36; vgl. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 29. 149 Zincgref, Vermahnung, 1625, „An den Leser“ und „Emblema“.
1. Vorbemerkungen
163
Druck A Straßburg 1624 A [Texttitel:] Eine Vermanung zur Dapfferkeit / | Nach form vnd art der Elegien / deß Grichiſchen | Po eten Tyrtæi, welche der Lacedæmonier FeldOberſten jh- | ren Bürgern vnd Soldaten / ehe ſie ins Treffen giengen / | vorzuleſen pflegten / Geſtellt durch | Julium Guilhelmum Zincgrefium. [Binnentitel:] Folgt der Anhange | Vnderſchiedlicher außgeſuchter Ge- | tichten anderer mehr teutſchen | Poeten:
[Buchtitel:] Martini Opicii. | Teutſche Pöemata. | vnd Aristarchvs | Wieder die verachtung Teutscher Sprach | Item: | Verteutſchung Danielis Heinſij Lobgeſangs | Ieſu Christi, | und | Hymni in Bachum | Sampt einem anhang | Mehr auſerleßener geticht anderer | Teutſcher Pöeten. | Der gleichen in dieſer Sprach | Hiebeuor nicht außkommen. | Straßburg | In verlegung Eberhard Zetzners. | Anno 1624. [Titelkupfer]
(a) Format: 4°; Umfang: 5 Seiten. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: S. 220–224; Drucktypen: Fraktur in drei Schriftgraden und Antiqua recte in zwei Schriftgraden; Zierelemente: arabeskes Zierstück mit Kopf am Ende des Gedichts (S. 224 nach „FINIS.“). (c) Titelillustration | keine.
164
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
(d) Gliederung des Druckes | S. 220: Überschrift, S. 223: Durchschuss und Zierinitiale nach „lebendig todt“. (e) Genutzte Exemplare | HAB Wolfenbüttel: A: 51.1 POETICA (2). – SUB Göttingen: 8 P GERM II, 4871. – Nachdr. der Ausg. SuStB Augsburg (o. Sign.) Hildesheim, New York 1975. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Zacher, Sprichwörtersammlungen, 1852, S. 38. – Heyse, Bücherschatz, 1854, Nr. 669. – Hoffmann von Fallersleben, Martin Opitz, 1858, S. 6. – Weller, Annalen, 1864, S. 386 („Ergänzungen und Berichtigungen zu Gödeke’s Grundriß“) – Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 487 f. – Zincgref, Auserlesene Gedichte, 1879, Nr. 15, S. VII f. – Opitz, Teutsche Poemata, 1902 [Anthologie und Druckbeschreibung fehlen mit Verweis auf die vorgenannte Ausgabe]. – Mertens/Verweyen, Bericht, 1972, S. 139, Nr. 14. – Dünnhaupt, Handbuch III, 1981, S. 2017, Nr. 14. – Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, S. 4369 f., Nr. 14.1. – Opitz, Gesammelte Werke II, 1978, S. 286–289 (Abdruck), S. 161–167 (Druckbeschreibung). Druck B o. O. 1625 B Eine Vermahnung zur Dapfferkeit / | Nach form / vnd art der E- | legien des Grichiſchen Poeten Tyr taei / welche | der Lacedaemonier Feldſt Oberſten jhren Bürgern vnd | Soldaten / ehe ſie ins Treffen gien gen / | vorzuleſen pflegten / geſtellt | durch | JULIUM GVILHELMUM ZINCGRE- | FIUM, J. U. DOCTOREM. | [Zierstück] | Gedruckt im Jahr nach Chriſti Geburt. | [Linie] | 1625. [Titel]
1. Vorbemerkungen
165
(a) Format: 4°; Umfang: 4 Blätter. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden [Ajv]–[Aiijr]; Bogensignaturen Aij– Aiij; Drucktypen: Fraktur in drei Schriftgraden und Antiqua recte in zwei Schriftgraden; eine Zierleiste mit arabesker Zierleiste, Kopf und Blattverzierung vor „An den Leſer“, eine arabeske Zierleiste vor „Eine Vermahnung zur Dapfferkeit“ (Binnentitel). (c) Titelillustration | arabeskes Zierstück. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] Titel mit Zierstück, [Av] „An den Leſer“ [Hudemann], Aij[r]– [Aivr] „Eine Vermahnung zur Dapfferkeit“ [Zincgref ], [Aivv] „Emblema / oder Sinnenbild“ sowie „Ein ander Sinnenbild“ [Hudemann]. (e) Genutztes Exemplar | BJ Krakau: Yh 9921 (K10plusPPN: 153502576, OCoLC: 753882337), vormals Preußische SB Berlin: Yh 9921 (Rückseite des Titelblatts mit Nachweis: „Bibliotheca Regia Berolinensis. Dono Friderici Wilhelmi IV. Regis Augustissimi D. V. NOV. MDCCCL – Ex Bibliotheca B. M. Kar. Hartw. Gregorii de Meusebach“), weitere Angabe Z 486 (K10plusPPN: 490568572, OCoLC: 254460916), Standort: 8:HDRR. – Weitere Nachweise: Microfiche-Aufnahme des Drucks aus der BJ Krakau: Yh 9921 (1 Mf ), auch in der HAB Wolfenbüttel: XFiche 1:40 (1 Mf ). (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Zacher, Sprichwörtersammlungen, 1852, S. 38 (Provenienz: Meusebachsche Bibl.). – Weller, Lieder, 1855, S. 253 Fußnote. – Weller, Der Dichter Zinkgref, 1856, Sp. 300. – Weller, Annalen, 1864, S. 386. – Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 487 f. (mit Titeltranskription). – Goedeke, Grundriß III, 21887, S. 36 (mit Titeltranskription). – Dünnhaupt, Handbuch III, 1981, S. 2017, Nr. 14a. – Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4370, Nr. 14.2. Ein Vergleich der Zierleisten und Zierelemente legt nahe, dass die Flugschrift beim gleichen Drucker wie Hudemanns Divitiæ Poeticae von 1625 produziert wurde: Lange in Hamburg („Hamburgi Ex officinâ Typographicâ Pauli Langii“). Paul Lange war zwischen 1603 und 1630 als Buchdrucker in der Hansestadt tätig. Auch die Autorangabe auf dem Titelblatt der Divitiæ Poeticae hat mit der regionalen Verankerung Bezüge zum Kürzel „H. H. H.“, das im Separatdruck (B) der Vermahnung verwendet wird: ‚Henricus Hudemannus, F[ilius]| Holsatus‘.150 Druck C Frankfurt/M. 1632 C Soldaten Lob / | Oder | Vnvberwindlicher Soldaten Trutz / | Von Eigenſchafften / vnd | vortreffli chen / vnvberwindlichen Dapffer- | keit der Edlen Soldaten / ſo mit vnerſchrockenem Her- | tzen vnd Frew digkeit / zu hindertreibung deß / von dem Feind / dem | Vatterland angeträweten Vntergangs / jhr Leben Ritterlich | wagen / vnd in Gefahr ſetzen. | Nach Art der Verß deß vhralten Griechi- | ſchen Poeten Tyrtæi, durch welche die Spartaner | jhre Kriegsknecht zum Streit vorzubereiten / vnd zur Dapf- | ferkeit zu ermahnen pflegten. | Geſtellet durch | H. Julium Wilhelmum Zincgreffen / Doct. | Jn der Belägerung Heydelberg / Jm Jahr | 1622. | [Schmuckstück] | Franckfurt / | Bey Johann Friederich Weiſſen zu finden. | [Linie] | M. DC. XXXII.
150 Hudemann,
Divitiæ Poeticæ, 1625, Titelblatt.
166
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
(a) Format: 4° (beschnitten auf 192 × 150 mm); Umfang: 4 Blätter (Leerseiten: [Av] und [Aivv]); Paginierung: Seitenzählung von 3. bis 7.; Bogenzahl: 1; Bogensignaturen: Aij und Aiij. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Aij[r]–[Aiijv]; Drucktypen: Fraktur in vier Schriftgraden und Antiqua recte in drei Schriftgraden; Zierelemente: Zierleiste mit Pflanzen (22 × 104 mm) und Zierinitiale (25 × 25 mm) auf Aijr; Satzspiegel: 156 × 86 mm (Aiijv), 157 × 92 mm (Aiijr), 157 × 96 mm (Aijv). (c) Titelillustration | keine. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] (Haupt-)Titel; [Av] Leerseite; Aij[r] (S. 3) (Binnen-)Titel; Aij[r]–[Aivr] (S. 3–7) Zincgref, Soldaten Lob; [Aivv] Leerseite. (e) Genutztes Exemplar | HAB Wolfenbüttel: 48.2. Pol. (13). – Weitere Nachweisungen: *LB Hannover: Gm-A 936. – *SUB Göttingen: 8 P Germ. II, 4871. – *SB Ansbach: VIII b 202. – *StB Ulm: Schad 1836. – *UB Gießen: Rara 15 (44). – *ZB Zürich: 18.19,17. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Soltau, Historische Volkslieder, 1836, S. LXXIX. – Zacher, Sprichwörtersammlungen, 1852, S. 38. – Weller, Lieder, 1855, S. XXX, S. 249–253 (Abdruck von Soldaten Lob). – Weller, Der Dichter Zinkgref, 1856, Sp. 300. – Schnorr von Carolsfeld,
1. Vorbemerkungen
167
Zincgrefs Leben, 1879, S. 472 f., S. 488. – Goedeke, Grundriß III, ²1887, S. 36. – Mertens/Verweyen, Bericht, 1972, S. 139, Nr. 14. – Dünnhaupt, Handbuch III, 1981, S. 2017, Nr. 14b. – Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4370, Nr. 14.3.
e) Rezeption Die lange und recht intensive Rezeption der Vermahnung151 beginnt früh. Im sechsten Stück des zweiten Teils von Johann Michael Moscheroschs (1601–1669) Gesichte Philanders von Sittewald – im so genannten „Soldaten-Leben“152 – findet sich ein Abdruck des dritten und letzten Teils (ab 148, „Drumb greiffet“). Es ist jener Part, der im Anthologie-Druck vom restlichen Text abgesetzt wird (s. o.).153 Der Zincgref-Ausschnitt ist eingebettet in kritische Ausführungen zur Praxis des Soldatenlebens und gerahmt durch zwei weitere Gedichte, zunächst wohl einem eigenen: Ein gute Sach der Krieg; nach der Passage aus Zincgrefs Vermahnung154 folgt dann Georg Rodolf Weckherlins Ode Frisch auff.155 Moscherosch deutete, so Vollhardt, Zincgrefs Elegie „nicht primär als Aufruf zur Tapferkeit, sondern zu einer gerechten Kriegsführung, welche die Grundlagen der menschlichen Gesellschaft und eines christlichen Gemeinwesens nicht beschädigt.“156 Im 18. Jahrhundert wurde Zincgrefs Vermahnung schon im neunten Teil von Johann Jacob Bodmers (1698–1783) wichtiger literaturhistorischer Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften (1743) vollständig abgedruckt. Der Schweizer grenzte in seinem Kommentar, wie seit dem 18. Jahrhundert üblich, Zincgref vom ‚Dichtervater‘ Opitz ab. Die meisten Texte von Zincgrefs Auserlesenen Gedichte würden wegen ihrer Mängel indirekt „den Vorzug der Opitzischen Gedichte, auch in dessen allerersten Versuche[n]“, belegen. Einen „großen Unterschied“ sah er selbst zu Zincgrefs eigenen Gedichten in der Anthologie, auch wenn sich diese an der opitzianischen Literaturreform orientierten.157 Die zitierte Kampfparänese158 galt ihm noch als „[d]as beste“ des Autors.159 Immerhin erkannte der studierte Theologe Bodmer in seiner Interpretation, den protestantischen Unterton der Vermahnung rezipierend, neben der Tapferkeit im Feld auch die Hoffnung der Kämpfer nach verlorener Schlacht als wichtiges Motiv des Gedichts. Vor allem in der nationalistisch gefärbten Rezeption (s. u.) wurde – selbst in der Forschung – die von Bodmer etablierte Wertung hingegen umgedreht: Ihr erschien der weniger kunstvolle Zincgref für das deutsche National- oder Volksempfinden wertvoller als der schon barock dichtende Opitz. Ähnlich wie Bodmer bewertete hingegen der in Paris tätige Literaturhistoriker und Übersetzer Michael Huber (1727–1804) das Verhältnis von Zincgref und Opitz, wenn er in der Einleitung seiner französischen Anthologie Choix de poésies allemandes (1766) kommentierte: „La premiere collection de ses Poésis [gemeint sind die Gedichte von Opitz] parut à Strasbourg en 1624; l’ Editeur, JuleGuillaume Zinkgræf, y ajouta le Poèsis de quelques amis d’Opitz […], mais elle ne servirent au’a faire connoître le mérite de celle d’Opitz.“160 Das Zitat zeigt trotz einer unübersehbaren Kritik an der 151 Hierzu
vgl. etwa Mertens/Verweyen, Bericht, 1972, S. 136 f.; Verweyen, Zincgref, 2011, S. 15–48; Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 38–45. 152 Moscherosch, Gesichte Philanders, 1650, S. 537. 153 Vgl. Zincgref, Anhange, 1624, S. 223. 154 Moscherosch, Gesichte Philanders, 1650, S. 566–567. 155 Weckherlin, Gaistliche und Weltliche Oden, 1641, S. 244–246. 156 Vollhardt, Zincgrefs „Vermahnung“, 2011, S. 423. 157 Bodmer, Sammlung, 9. Stück, 1743, S. 31. 158 Vgl. Bodmer, Sammlung, 9. Stück, 1743, S. 36–40 (Abdruck nach der Anthologie). 159 Bodmer, Sammlung, 9. Stück, 1743, S. 36. 160 Huber, Choix de poésies allemandes I, 1766, S. XXVII f. (Zitat aus dem „discours préliminaire“). Valérie Leyh (Namur) sei für den Hinweis gedankt.
168
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
Versgestaltung zumindest die weite Verbreitung der Anthologie sowie die Bekanntheit Zincgrefs über die deutschen Landesgrenzen hinaus. Der wirkungsmächtige, erstmals mit Worterklärungen versehende vollständige Druck der Vermahnung im letzten Band der Auserlesenen Stücke der besten deutschen Dichter von Martin Opitz (1778), den Johann Joachim Eschenburg (1743–1820) verantwortete,161 ging auf eine Anregung Gotthold Ephraim Lessings (1729–1781) zurück. Dieser hatte den Braunschweiger Kollegen in einem Brief vom 26. März 1778 auf „Zinkgräfs Poesieen“162 verwiesen und ihm am 4. September des gleichen Jahres163 Zincgrefs Anthologie zukommen lassen. In seinem Schreiben verwies der Moscherosch-Kenner Lessing auch auf das in der Rezeption oft ergänzend gesehene Kriegsgedicht Weckherlins, ohne sich indes auf den genauen Fundort besinnen zu können. Eschenburg rekurrierte vermutlich auf eine in der Folge oft konstatierte ästhetische Differenz zu Opitz, wenn er kritisch die „Härte“ und die „Unvollkommenheit des Versbaus“ betonte.164 Wichtig war ihm aber der ‚innere Verdienst‘ der Elegie, also sein Patriotismus und seine militärdidaktische Ausrichtung.165 Einer solchen Deutung konnte sich Johann Gottfried Herder (1744–1803) durchaus anschließen, der eher die Volksnähe der Vermahnung als dessen ästhetischen Wert betonte. Dieser zitierte Zincgrefs Text nach Moscheroschs Gesichten Philanders von Sittewald (1650) unter dem martialischen Titel „Schlachtlied. Deutsch“.166 Es sei „voll starker Stellen und starker Sprache.“167 Der Abdruck mixte den dritten Teil der Vermahnung mit Weckherlins Ode Frisch auff; die beiden ursprünglichen Barockautoren wurden nicht genannt. Auf alle Rezeptionszeugnisse des späten 18. Jahrhunderts kann ein kursorischer Überblick nicht eingehen (Matthisson, Gebauer).168 Eine weitreichende Verbreitung der Vermahnung um 1800 hatte vermutlich der Abdruck einer spezifischen Version des Schlachtlieds im Textteil von Des Knaben Wunderhorn (1805–1808), der sehr erfolgreichen Sammlung „Alter deutsche[r] Lieder“ von Ludwig Achim von Arnim (1781– 1831) und Clemens Brentano (1778–1842) verhindert. Die Zincgref-Verse wurden hier nämlich herausgekürzt und folgerichtig im Titel allein Weckherlin und Philander von Sittewald genannt.169 Dies ist insofern erstaunlich, weil Arnim Zincgrefs Vermahnung in seiner angehängten Abhandlung Von Volksliedern. An Herrn Kapellmeister Reichardt170 nicht nur lobend erwähnte – „Wer hat es je vor- oder nachgedichtet, was Zinkgref […] aus aller braven Landsknechte Mund im öden dreissigjährigen Kriege, lehrend uns zu Gemüthe führt“171 –, sondern hier den dritten, von Moscherosch schon zitierten Teil variierend abdruckte.172 Trotzdem zählte die Vermahnung zur Tapferkeit im 19. Jahrhundert vermutlich noch zu den bekanntesten Gedichten der Frühen Neuzeit. Dies zeigen auch erste wissenschaftliche Spuren: Der Göttinger Poet und Literaturhistoriker Friedrich Ludewig Bouterwek (1766–1828, pseud. Ferdinand Adianow) berief sich 1817 in seiner Geschichte der Poesie und Beredsamkeit nicht mehr auf die Fassung Moscheroschs oder die der 161 Zachariae / Eschenburg, Auserlesene Stücke III, 1778, S. 237–246. 162 Lessing, Werke und Briefe XII, 1994, S. 140. 163 Vgl. Lessing, Werke und Briefe XII, 1994, S. 192. 164 Zachariae / Eschenburg, Auserlesene Stücke III, 1778, S. 237. 165 Vgl. Zachariae / Eschenburg, Auserlesene Stücke III, 1778, S. 237. 166 Herder, Volkslieder, 1779, S. 240–244. 167 Herder, Volkslieder, 1779, S. 310. 168 Vgl. eingehender Martin, Barock um 1800, 2000, S. 194–199, 208. 169 Vgl. Arnim/Brentano, Des Knaben Wunderhorn, 1806, S. 254; Des 170 Arnim/Brentano, Des Knaben Wunderhorn, 1806, S. 425–464. 171 Arnim/Brentano, Des Knaben Wunderhorn, 1806, S. 449. 172 Arnim/Brentano, Des Knaben Wunderhorn, 1806, S. 449–450.
Knaben Wunderhorn, 22007, S. 234.
1. Vorbemerkungen
169
Anthologie, sondern ausdrücklich auf den allein Zincgref zugeschriebenen Frankfurter Separatdruck von 1632.173 Er brachte den Anfang des Gedichts und begründete dies mit einem geradezu überschwänglichen Lob: „Das ganze Gedicht gehört zu den besten in der deutschen Litteratur des siebzehnten Jahrhunderts“.174 Wilhelm Müller (1794–1827) wiederum erwähnte die Vermahnung eigens und mit besonderem Respekt in seiner Vorrede zum dritten Teil der Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts (1825), der ersten umfassenderen retrospektiven Anthologie deutschsprachiger Barockdichtung. Bemerkenswert ist hier die poetologische Abgrenzung von der Opitz-Schule, die Müller konstatierte. Sie diente ihm nicht zuletzt dazu, Zincgref im Sinne Herders und der Romantik als frühen volksnahen Nationaldichter aufzuwerten: „Zincgref ’s Muse neigt sich dem Tone des alten Volksliedes und der kräftigen Gedrungenheit der Weckerlin’schen Sprache viel näher zu, als der neuen Poeterei, deren Vater, seinen Opitz, er mehr bewunderte und anstaunte, als er ihm nachzutreten wagte. Besonders fühlbar ist sein Abstand von der schlesischen Schule in der prosodischen Form seiner Gedichte. Sein Soldatenlob nach dem Tyrtäus,“ – in einer Anmerkung wurde der ältere Titel nachgetragen – „welches im Jahr 1632 – oder 1623? – auch einzeln zu Frankfurt/M. gedruckt erschienen ist, verdient in seiner feurigen Kraft und nervigen Gediegenheit den besten Weckherlin’schen Alexandrinern an die Seite gestellt zu werden.“175 Zu notieren ist, dass Müller zwar wie Herder und die Romantiker Weckherlin heranzog, dass er aber den selteneren Frankfurter Separatdruck und nicht die Moscherosch-Mixtur nutzte. Einige Seiten später druckte er die Ermahnung zur Tapferkeit mit einigen Worterklärungen vollständig ab.176 Es folgten weitere Neudrucke im 19. Jahrhundert, etwa in Friedrich Karl von Erlachs (1769–1852) Volksliedern der Deutschen (1834)177 oder Wilhelm Wackernagels (1806–1869) Altdeutschem Lesebuch (1840).178 Beide nutzten die Anthologie als Vorlage; Erlach gab sangbare Melodien für den Text an und verwies zudem auf Herder. Emil Ottokar Wellers (1823–1886) Die Lieder des Dreißig jährigen Krieges (1855) enthielt eine Einleitung vom Herausgeber des Altdeutschen Lesebuchs. Wie dieser veröffentlichte der später als 48er Revolutionär und früher Marxist bekannt gewordene Buchhändler die Vermahnung – allerdings in der Fassung des Frankfurter Separatdrucks von 1632.179 Bemerkenswert ist, dass vermutlich der politisch ambitionierte Hobbyphilologe Weller und nicht der angesehene Bibliothekar und Literaturhistoriker Schnorr von Carolsfeld180 erstmals in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Zincgref alle drei heute bekannten Drucke (1624, 1625 und 1632) notierte.181 Schnorr hatte den Frankfurter Separatdruck übrigens offenbar nicht selbst einsehen können, sondern verließ sich bei seiner Angabe auf Wellers Liedsammlung.182 In den Kontext der frühmarxistischen Rezeption der Vermahnung gehört auch ein Rezeptionszeugnis „aus der Feder Ferdinand Freiligraths“183 (1810– 1876). Es ist „in Form einer traumhaft-fiktiven Kirchshof-‚Vision‘ des Achtundvierzigers“184 ge173 Vgl. Bouterwek, Geschichte der deutschen Poesie X, 1817, S. 221, Anmerkung c. 174 Bouterwek, Geschichte, Bd. X, 1817, S. 222. Vgl. den Teilabdruck in Anm. d). 175 Müller, Bibliothek, 1825, Bd. 3, S. XV. 176 Müller, Bibliothek, 1825, Bd. 3, S. 17–26. 177 Vgl. Erlach, Volkslieder, 1834, Bd. 2, S. 410–413. 178 Vgl. Wackernagel, Altdeutsches Lesebuch, 2. Teil, 21840, Sp. 301–310. 179 Vgl. Weller, Lieder, 1855, S. 249–253. 180 Vgl. Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 487 f. 181 Vgl. Weller, Lieder, 1855, S. 253. Anders: Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 23, besonders Anm. 38.
Zacher erwähnt den Holsteiner Druck (1625) nicht auf S. 28 sondern auf S. 38 unter dem falschen (Frankfurter) Titel Soldatenlob. 182 Vgl. Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 488: „Nach Abdruck bei Emil Weller, die Lieder des dreissigjähr. Krieges […] führe ich an:“ 183 Kühlmann, Rezension v. Zincgref: Emblemata, 1995, S. 731. 184 Kühlmann, Rezension v. Zincgref: Emblemata, 1995, S. 731.
170
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
staltet. Das Gedicht trägt die Jahreszahl „1843“ im Titel; es ist das schicksalhafte Jahr, in welchem dem Sprecher der legendäre Kriegsdichter „Zinkgref “, gestorben in „Sankt Goar“, als Wiedergänger begegnet: „Sein Hut war breit von Krempe, | Sein Mantel reich an Staat; | Am Gurt hing ihm die Plempe, | Doch schien er nicht Soldat. | Sein Antlitz war wie Erden; | Sein Auge matt doch stet.“185 Von diesem Haudegen lernt er den unbedingten Einsatz für die Freiheit; dass der historische Zincgref von dieser eine andere Auffassung hatte als Freiligrath, mochte hier weniger relevant erscheinen. Wenig spielerisch und in hohem Grade ideologisch vereinnahmend wirkte die martialische Indienstnahme der Vermahnung in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie wurde als Zeugnis des ‚deutschen Kampfes‘ gedeutet, eines ‚unaufhörlichen Kampfes gegen viele schwere Gefahren der Zerstörung‘.186 Der Abdruck im Buch deutscher Dichtung (1942)187 von Friedrich von der Leyen (1873–1966), damals Senator der gleichgeschalteten Deutschen Akademie der Dichtung, begnügte sich mit dem dritten, bei Moscherosch schon ausgewählten Teil und ließ wie dieser Weckherlins Frisch auff folgen (s. o.). Willi Flemming (1888–1980) fasste den Tenor der Vermahnung als „mannhaft“. Das patriotische „Gefühl“ Zincgrefs sei „echt“.188 Für den – in der Nachkriegszeit noch durchaus angesehenen – Barockforscher Herbert Cysarz (1896–1985) erschien die Vermahnung als „eines der größten Kriegsgedichte in deutscher Sprache“;189 diese war ihm indes vor allem „Gesinnungssprache“, also Ausdruck deutschen Volksgeistes. Sie sei die Sprache „des Kriegs, des Tischs und Betts“.190 Cysarz erkannte in Zincgref „eine streitbare Natur im besten Sinn des 16. Jahrhunderts, genialisch und verwegen […] aus jenem zähen Holz, an das sich am schwersten Hand legen läßt“.191 Die Vermahnung zeige dessen Überlegenheit gegenüber Opitz und den barocken Opitzianern. „Wie kein anderer“ mache er „sichtbar, was Opitz preisgeben muß: eine Eroberung der Form mitten aus deutschem Wuchs und Saft heraus; eine Form, die den furor teutonicus […] aus sich selbst heraus in Gestalt führt.“192 Diese nationalsozialistische Ideologisierung der Vermahnung ließ keine Kürzung zu; so wurde die Kampfparänese vollständig in der AnthologieVersion im Band Vor- und Frühbarock abgedruckt.193 Dass sich Cysarz und von der Leyen mit ihrer Deutung der Vermahnung nicht immer durchsetzen konnten, zeigt allerdings der Band Das deutsche Gedicht (1941), herausgegeben von dem neoklassizistisch geprägten Schriftsteller Wilhelm von Scholz (1874–1969), in dem zwar eine ganze Reihe von Barockgedichten zu lesen ist, aber keines von Zincgref.194 Im 21. Jahrhundert muss man nach Rezeptionszeugnissen der Vermahnung regelrecht suchen; natürlich findet sich die Elegie in Gedichtsammlungen im Internet195 oder auch schon mal in einer gedruckten, thematisch passenden Anthologie, etwa in Deutschland! Deutschland? Texte von Martin Luther bis Günter Grass, herausgegeben von dem bekannten Literaturkritiker Heinz Ludwig Arnold (1940–2011). Abgedruckt wird hier indes nur der Anfang der Vermahnung (bis 54
185 Freiligrath, Gesammelte Dichtungen, 1870, S. 192–195, Zitate: S. 194, 192 f. 186 Vgl. v. d. Leyen, Buch deutscher Dichtung, 1942, S. 5. 187 Vgl. v. d. Leyen, Buch deutscher Dichtung, 1942, S. 249–250. 188 Flemming, Deutsche Kultur, 1937, S. 84. 189 Vgl. Cysarz, Das deutsche Schicksal, 1942, S. 23. 190 Cysarz, Barocke Lyrik, 1937, S. 43. 191 Cysarz, Barocke Lyrik, 1937, S. 48. 192 Cysarz, Barocke Lyrik, 1937, S. 48. 193 Cysarz. Vor- und Frühbarock, 1937, S. 136–140. 194 Vgl. Scholz, Das deutsche Gedicht, 1941. 195 Zum Beispiel Die deutsche Gedichtbibliothek: https://gedichte.xbib.de/Zincgref_gedicht_Ermahnung+zur+
Tapferkeit.htm (Zugriff am 7.9.2022).
1. Vorbemerkungen
171
„verderb“)196 in der Fassung von Zincgrefs Anhange (1624). Daneben findet sich natürlich auch Weckherlins Frisch auff – allerdings vollständig.197 Ein in mehrfacher Hinsicht bemerkenswertes Rezeptionszeugnis stellt das Lied Vermahnung zur Tapferkeit der seit 1999 bestehenden Black Metal Band Obskur auf dem Album Seelentrost (2006) dar.198 Die Gruppe bedient ein Feld nordisch-heidnischer, nihilistischer und düstererer Inhalte und wird gelegentlich auch dem Genre „NS-Metal“ zugeordnet.199 Das Stück nutzt bzw. zitiert erneut lediglich den dritten Teil der Zincgrefschen Elegie und insistiert mit der mehrmaligen Wiederholung des letzten Verspaares auf die Todesbereitschaft der besungenen Kämpfer – ohne den Transzendenzbezug des Prätexts zu durchschauen. Auf den Barockdichter, den man ‚verwendet‘ hat, findet sich im Booklet und auf der CD kein Hinweis.
f ) Hinweise zur Edition Abgedruckt und kommentiert wird der letzte möglicherweise noch von Zincgref autorisierte Separatdruck (C: Frankfurt/M. 1632), da die Erstausgabe im Kontext der Gedichte Zincgrefs zu gegebener Zeit in einer eigenen Edition erscheinen soll. Die Varianten der vorausgegangenen beiden Fassungen, der Anthologie-Ausgabe (A: 1624) sowie des holsteinischen Separatdrucks (B: 1625) sind im Variantenapparat vermerkt.
196 Arnold, Deutschland, 2002, S. 70–71. 197 Arnold, Deutschland, 2002, S. 75–77. 198 Obskur: Seelentrost, 2006, Label Gjallarhorn Klangschmiede, hier: Nr. 6 (4.13 Minuten). 199 https://tinnitusrecords.com/product/obskur-seelentrost-compact-disc/ (eingesehen 26.9.2022).
2. Edition [Ar]
⟨I⟩
[1]
5
10
15
Soldaten Lob / Oder Vnvberwindlicher Soldaten Trutz / Von Eigenſchafften / vnd vortrefflichen / vnvberwindlichen Dappferkeit der Edlen Soldaten / ſo mit vnerſchrockenem Hertzen vnd Frewdigkeit / zu hindertreibung deß / von dem Feind / dem Vatterland angeträweten Vntergangs / jhr Leben Ritterlich wagen / vnd in Gefahr ſetzen. Nach Art der Verß deß vhralten Griechiſchen Poeten Tyrtæi, durch welche die Spartaner jhre Kriegsknecht zum Streit vorzubereiten / vnd zur Dapfferkeit zu ermahnen pflegten. Geſtellet durch H. Julium Wilhelmum Zincgreffen / Doct. Jn der Belägerung Heydelberg / Jm Jahr
1622. [Schmuckstück] Franckfurt /
Bey Johann Friederich Weiſſen zu finden.
[Linie] M. DC. XXXII.
20
[Aiir] ⟨II⟩
25
⟨III⟩
30
35
[3.]
[Zierleiste]
Soldaten Lob / Vnd Vermahnung zur Dapfferkeit / Nach Form vnd Art der Elegien, deß Griechiſchen Poeten Tyrtæi, welche der Lacedemonier Feldherren vnd Oberſten / jhren Bürgern vnd Kriegsknechten / wann ſie in ein Treffen gehen ſolten / vorzuleſen pflegten / durch Doctor Iulium VVilhelm Zincgrefen verfertiget / anno 1622 . Jn der Belägerung Heydelberg.
K
Ein Todt iſt löblicher / kein Todt wird mehr geehret / Als der / durch den das Heyl deß Vatterlands ſich mehret / Den einer willkomm heiſt / dem er entgegen lacht / Jhn in die Arme nimpt / vnd doch zugleich veracht. Ein ſolcher ſtehet feſt mit vnverwendten Füſſen / Er weichet niemand nicht / ſein Feind jhm weichen müſſen / Ein ſolcher Mann der iſt der Stadt gemeines Gut / Der Widerſacher Grauß / deß Lands wehrhaffte Hut. Er kan der Schlachten Fluth bezwingen nach ſeim Willen / Mit ſeiner Gegenwart deß Feindes Trutzen ſtillen / Sein vnverzagtes Hertz iſt ſeinem Vatterland Ein vnerſtiegne Burg / deß Volckes rechte Hand.
40
[Aiiv]
45
50
55
60
65
70
75
[Aiijr] 80
2. Edition
Mit ſeines Leibes Mawr ſperrt er den wilden Feinden / Gleich vornen an der Spitz den Zugang zu den Freunden / Verſcherzt die Freyheit nicht vmb einen Hut voll Fleiſch / Vmb eine Hand voll Blut / vmb einen Mund voll Geiſt.
[4.]
Begehrt deß Lebens nicht vff nidrige Gedinge / Helt vnbarmhertziger Herrn Gnade vor geringe / Sucht ſeiner Feind Freundſchafft mit ſeinem Schaden nicht / Sein hohe Seel ſteht nur vff Gottes Gnad gericht. Es geh jhm wie es woll / er iſt gerüſt zu leiden Das gut vnd böſe Glück / vnd weil er nicht kan meiden / Daß er doch endlich muß / das er nur einmal kan / Sucht er recht würdiglich ſein Todt zu legen an. Friſcht an die Seinigen mit Worten vnd mit Wercken / Thut jhrer Tugend ſchärpff mit Fewerblicken ſtärcken / Vnd lehret ſie / es ſey viel beſſer einer ſterb / Als daß das gantze Volck vnd Vatterland verderb. Stirbt vngerochen nicht: weiß daß er wird zur Erden / Todt vff ſeim todten Feind ligend gefunden werden / Beſorgt nicht / daß der Feind ſtarck / er hingegen ſchwach / Verläſt ſich vff die Stärck ſeiner gerechten Sach; Die gute Sach jhn tröſt / ſolt auch der Feind obſiegen / So werd die Warheit doch mit nichten vnden ligen / Sein Vnſchuld ſelber ſich zu einem Bürgen ſtellt / Daß ſie doch endlich noch behalten werd das Feld. Wann er die Winde nun ſieht mit den Fähnlin ſpielen / Da thun erſt Zorn vnd Luſt all Adern in jhm fühlen / Jn dem er ſicher iſt / daß der in ſeiner Macht / Deß Feindes Leben hat / der ſeines ſelbſt nicht acht. Acht für die beſte Kunſt / wann er nicht frey kan leben / Daß er doch ſterbe frey: thut jmmer fürwerts ſtreben / Sein vngeſäumbte Fauſt macht beyderſeiten Platz / Biß ſie errungen hab den vorgeſetzten Schatz / Geſtraffet den Vnbill durch zugelaßne Rache / Tringt durch / auff daß ſie ſich vnvberwindlich mache / Vnd durch ein ſchönen Sieg / oder ein ſchönen Todt / Sich hab verſicheret vor allem Feindes Spott. Wie jhr die Sonn / wann ſie am allertieffſten ſtehet / Zum Vntergang geneigt / am allergröſten ſehet / So auch erzeiget ſich in ſeinem letzten Streit / Sein vnerſchrocken Hertz mit doppler Herrligkeit: Vergiſſet ſeiner ſelbſt / in ſeinem Geiſt entzucket / Deß Himmels Vorgeſchmack / deß Lebens Luſt vertrucket /
[5.]
Erfüllt mit ewigkeit / mit lauter Frewd entzündt / Durch ſeinen Todt den Furth zum rechten Leben findt.
173
174
85
90
95
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105
110
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[Aiijv] 120
125
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
Es folgt das gantze Volck / das auff jhn thäte bawen. Der Leichen traurig nach / der Leichen von Jungfrawen (Den er jhr Ehr bewart / die er vor Schand behüt) Mit Cronen auffgeziert / mit Blumen vberſchütt / Jhn klaget Jung vnd Alt / das Lande thut beweinen Zwar jhne nicht ſo ſehr / als ſelbſt ſich vnd die ſeinen / Die dieſer Seul entſetzt / die dieſen Arm verlorn / Der jhn zur Vffenthalt vnd Rettung war geborn / Sein Kinder vnd Geſchlecht ſeint wegen hochgeprieſen Geliebt von jederman / vnd jederman gewieſen Sein Grab / das Dapfferkeit fürtrefflich zugericht / Erleuchtet durch der Ehr vnaußlöſchliches Liecht / Sein Ruhm füllt alle Land; ligt ſchon ſein Leib begraben / Bleibt doch ſein edler Nam an Himmel hoch erhaben / Erhaben an den Thron der waren Herrligkeit / Vmbgeben mit dem Glantz v⟨n⟩ſterblicher Klarheit. Ein ſolchen hüpſchen Tod beſchert Gott nur den frommen. Wer Knechtiſch iſt geſinnet / muß vnder Herren kommen / Die jhn mit einem Zaum nach jhren Willen führen / Weil er der Freyheit müd ſich ſelbſt nicht mag regiren. Seht den verdienten Lohn der Weichling vnd Verräther / Die ſetzen auß dem Glaiß der Redlichkeit der Vätter / Die das vnſchuldige Blut der Nachkommenheit Verſclaven in das Joch der frembden Dienſtbarkeit. Es iſt zu lang gewart / ſie werdens nicht entkommen / Es iſt zu ſpat gewehrt / wans Hertz ſchon iſt genommen / Wo wolluſt / Geitz / Haß / Forcht / hat dieſe Veſtung ein / All andre Veſtungen gewiß vergebens ſeyn. O wie deß Hertzenleyds / O weh deß ſchweren Leiden / Wo von dem Weib der Mann / vom Mann das Weib geſcheiden / Weh von den Elteren die zarte Kinderlein Ein Freund vom andern verjagt / getrent muß ſeyn. Wo frembd Vnkeuſchheit man muß jhren wüſten Willen An ſeinen Töchtern vnd Weibern ſehn erfüllen / Darff drüber ſeufftzen nicht / darff weder ſehn noch hörn / Muß vor Troſtloſigkeit ſich in ſich ſelbſt verzehrn.
[6.]
Darff ſich in ſeinem Creutz mit weinen nicht ergetzen / Darff mit der Freyheit ſich mit keinen Threnen letzen / Wann von jhm weichen will der vngeſchetzte Schatz / Muß leyden daß jhn reit auch der geringſte Fratz / Vnd mit dem Rücken dann das ſeinig noch anſehen / Vnd alſo leer vnd bloß an Bettelſtabe gehen / Verlaſſen Hauß vnd Hoff / zu ſampt dem Vatterland / Ziehen / da niemand jhm / er niemand iſt bekand. Mit ſeinen Eltern grau / mit ſeiner lieben Frawen Vnd vnerzogner Zucht das bitter Elend bawen /
130
135
140
145
150
155
[Aivr]
160
165
170
2. Edition
Bey jedermenniglich verſchmähet vnd verhaſt / Vnd wo er kommet hin ein vnwillkommner Gaſt / Seins Stammens Achtbarkeit man drauſſen wenig achtet / Vor Vnmuth all Armut der Schönheit jhm verſchmachtet / Sein nimbt ſich niemand an / vnd meinet jederman / Gott nehme ſich auch ſelbſt nicht deß vertriebnen an. Mit einem Wort / das recht Fegopffer dieſer Erden Der Außwürffling der Welt er mag genennet werden / Ein Stieffkind aller Frewd / ſein Leben voller Hohn / Ein recht Tragedia geſpielt durch ein Perſon. Es ſchewet keiner ſich jhm Leyd zu zufügen / Jhm zuverweiſen ſein Vnfall / jhn zubetriegen / Wer liegt / der liegt / vor jhm laufft jederman vorbey / Denckt nicht / wie nah vielleicht ſein eygen Vnglück ſey. O wehe vnd aber wehe / wann noch die füll deß Kummers Den harten Stand beſchleuſt / der Hunger alles Hungers / Wo man deß Worts beraubt / deß waaren Seelenbrod / Ein ſolches Volck das iſt gleich als lebendig tod. Drumb greiffet dapffer an / jhr meine Kriegsgenoſſen / Schlagt ritterlich darein / ewr leben vnverdroſſen / Vors Vatterland vffſetzt / von dem jhr ſolches auch Zuvor empfangen habt / das iſt der Tugend brauch. Ewr Hertz vnd Augen laſt mit Eyfferflammen brennen / Niemand vom andern ſich Menſchlich Gewalt laß trennen. Niemand den anderen durch Kleinmut ja erſchreck / Noch durch ſein Fluch im Heer Vnordnungen erweck. Kan er nicht fechten mehr / er doch mit ſeiner Stimme / Kan er nicht ruffen mehr / mit ſeiner Augen grimme
[7.]
Den Feinden Abbruch thue / in ſeinem Heldenmuth Nur wünſchend daß er thewr verkauffen mög ſein Blut. Ein jeder ſey bedacht / wie er das Lob erwerbe / Daß er in Mannlicher Poſtur vnd Stellung ſterbe / An ſeinem Ort beſteh ſteyff mit den Füſſen ſein / Die Zän zuſammen beyß vnd beyde Lefftzen ein; Daß ſeine Wunden ſich lobwürdig all befinden Davornen auff der Bruſt / vnd keine nicht dahinden / Daß jhn der Tode ſelbſt auch in dem Tode zier / Vnd man in ſeim Geſicht ſein Ernſt noch leben ſpür. So muß / der Tyranney geübriget wil leben / Er ſeines Lebens ſich freywillig vor begeben. Wer nur deß Tods begert / wer nur friſch geht anhin / Der hat den Sieg vnd dann das Leben zu gewinn. ENDE.
175
176
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
3. Apparate a) Varianten ⟨I⟩ 1–20
⟨II⟩ 21
Soldaten Lob … M. DC. XXXII. ] Eine Vermanung zur Dapfferkeit / | Nach form vnd art der Elegien / deß Grichiſchen | Poeten Tyrtæi, welche der Lacedæmonier FeldOberſten jh- | ren Bürgern vnd Soldaten / ehe ſie ins Treffen giengen / | vorzuleſen pflegten / Geſtellt durch | Julium Guilhelmum Zincgrefium A Eine Vermahnung zur Dapfferkeit / | Nach form / vnd art der E- | legien des Grichiſchen Poeten Tyrtaei / welche | der Lacedaemonier FeldOberſten jhren Bürgern vnd | Soldaten / ehe ſie ins Treffen giengen / | vorzuleſen pflegten / geſtellt | durch | JULIUM GVILHELMUM ZINCGRE- | FIUM, J. U. DOCTOREM. | Gedruckt im Jahr nach Christi Geburt. | 1625. B
Vor dem Binnentitel eingefügt in B: An den Leſer. ALS Philipp Macedo außrüſtet ſich zu kempffen Mit den Corinthern; und ihre Macht zu dempffen Dann mit Gewaldt / dann Liſt bewaffnet viele zeit / Vnd / ſie verſclaven in das Joch der Dienſtbarkeit Mit ſeiner Kriegsſchaar-Gedancken hat ergriffen / Hergegen aber ſie zu Land / wie auch mit Schiffen Sich embſig rüſten thun / Diogenes ſein Faß / So ſeine Wohnung war / vmweltzt ohn vnterlaß / Vff daß er nicht allein mag werden angeſehen Müſſig / vnd ohn Arbeit. Es will jetzund auffſtehen Ein newer Philip / deß Begier iſt auch allein / Daß andre Knechte / er mög aber ihr Herr ſeyn; Darumb man billig iſt mit ſolchem fleiß beladen / Wie abzutreiben ſey des Fuchſes Liſt / vnd Schaden / Ein jeder ſchaffet / der / als ein rechts Teutſch Geblüt / Auffs Vaterlandes Heyl gerichtet ſein Gemüth: Ich habe wollen hie Diogeni nachſtreben; Vnd eine Vermahnung zur dapfferkeit außgeben / Vff daß ich auch der Schuld deß Müſſiggangs loß ſey; Vnd auch loß ſey Teutſchland Hiſpanſcher Tyranney. H. H. H.
21–25 ⟨III⟩ 26 27
Soldaten Lob … Heydelberg. ] Eine Vermahnung zur Dapfferkeit. B Normaldruck in Fraktur und aufrechter Antiqua. Größere Schriften als Textbasis C
Todt … Todt ] Tod … Tod A Heyl ] Heil A mehret ] nehret AB
29 30 31 32
3. Apparate
in ] inn A feſt ] ſteiff AB Feind Jhm ] Feinde AB Stadt ] Statt A Gut ] gut A Widerſacher ] Wiederſacher AB 33 Grauß ] grauß AB Lands ] Landrs A Hut. ] Hut: AB Willen ] willen AB 34 Gegenwart ] gegenwart A 35 deß ] des B Trutzen ] Trotze A trotze, B Vatterland ] Vatterlandt, A 36 Hand ] handt A 37 Mawr ] Maur AB 38 Zugang ] zugang A 39 nicht ] nicht / A 40 Hand ] Handt A 41 Mund ] Mundt A Begehrt ] Begert AB 42 deß ] des B nidrige ] niedrige AB Herrn ] Leut AB 43 vor ] für AB Feind ] Feindt, A 44 vff ] auff B 45 Gnad ] gnad AB jhm ] jhm / AB 46 woll ] wollʼ A wöll B leiden ] leyden B Glück / ] Glück; AB 47 Meiden ] meyden B Daß ] Das AB 48 muß ] mus A einmal ] einmahl A Todt ] Tod A 49 Seinigen ] ſeinigen AB 50 ſchärpff ] schärſſ A schärff A (Errata Typographica, S. 240) Schärff B 51 ſtärken ] stercken AB verderb. ] verderb: B 53 nicht: ] nicht / AB 54 Erden / ] Erden AB Feind ligend ] Feindt liegend A Feind liegend / B 55 Werden / ] werden: AB nicht / ] nit A, nicht B 56 Feind ] Feindt A
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178
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
ſtarck ] Starck A ſchwach ] Schwach A Verläſt vff ] Verleſt auff AB Sach; ] sach. A Sach. B Sach ] sach A solt ] soltʼ A ligen ] liegen AB Vnschuld ] vnschuld AB Stellt ] stelt A werd ] wird B Feld ] Feldt AB ſieht ] ſicht AB all Adern in jhm fühlen ] all ſeine Adern fühlen AB allʼ adern in jhm fühlen A (Errata Typo
graphica, S. 240)
Macht / ] Macht AB nicht ] nit AB jmmer fürwerts ] immer vorwarts A jmmer vorwerts B vngeſäumbte ] vngeſeumbte AB beyderſeiten Platz ] beiderſeiten platz A beyder Seiten platz B Schatz / ] Schatz; B 69 Vnbill ] vnbill B 70 auff ] vff AB 71 vnvberwindlich ] vnvberwintlich A vnüberwindlich B Todt / ] Todt: A, Todt B 72 Spott ] ſpott A 73 am allertieffſten ſtehet / ] am aller tiefſten ſtehet A am allertieffſten ſtehet B 74 Vntergang ] vndergang AB 75 allergröſten ſehet / ] aller gröſten ſehet: A aller gröſten ſehet; B Streit / ] Streit AB 76 doppler ] dopler AB 77 entzucket ] entzücket AB 78 ewigkeit ] Ewigkeit AB 80 Frewd ] frewd A Todt den Furth ] Tod die Furth A Todt die Fuhrth B 81 auff jhn thäte bawen. ] uff jhn thetebawen / A auff jhn thete bawen B 82 traurig ] trawrig AB 83 Schand ] Schandt AB 84 Cronen ] Kronen AB 85 vberſchütt / ] vberſchütt. A vberſchütt: B Jhn klaget Jung vnd Alt ] Jhn klaget Jung / vnd Alt B 86 ſich ] ſich / B 87 verlorn ] verlohrn AB 88 Der jhn ] So jhn AB 89 Vffenthalt ] Vffenthalt / B Rettung war geborn / ] rettung war geborn. A Rettung war geborn B ſeint wegen ] ſeintwegen AB 90 hochgeprieſen ] hochgeprieſen / B
64 65 67 68
92 93 94
3. Apparate
Dapfferkeit ] dapfferkeit A Liecht / ] Liecht. AB Land; ligt ] Landt: liegt A Land liegt: B begraben / ] vergraben A vergraben / B edler ] Edler A 95 waren ] wahren A 96 Glantz v⟨n⟩ſterblicher ] glantz vnſterblicher A Glantz vnſterblicher B 97 v⟨n⟩ſterblicher ] voſterblicher C 97 frommen. ] frommen: A Frommen: B 98 / ] geſinnet B 99 geſinnet ] zaum A 100 Zaum Willen führen ] Willen führn AB ] nit AB 101 nicht regiren ] regirn A regiern B Weichling ] Weichling / B 102 Glaiß ] glaiß A 103 Verſclaven ] VerSclafen A Verſclauen B 105 ] jhn A, jhm A 106 jhm 107 genommen / ] genommen; AB wolluſt ] Wolluſt AB 108 Veſtung ] Feſtung AB All andre Veſtungen ] Allʼ andre Feſtungen A All andre Feſtungen B 109 ſeyn ] ſein A ] wee A Wee B 110 wie Hertzenleyds / O weh ] Hertzenleids! o wee A Hertzensleyds! O wee B Weh von ] Wo von AB 112 Kinderlein ] Kinderlein / A ſeyn. ] ſeyn: AB 113 ] frembdʼ A 114 frembd Willen ] willen AB ] Töchteren AB 115 Töchtern ſeufftzen ] ſeuftzen A 116 weder ſehn ] weder ſehn / B ] verzehrn; AB 117 verzehrn. keinen Threnen ] keinem threnen A keinem Threnen B 119 leyden ] leiden / A leyden / B 121 reit ] reitʼ A Fratz / ] Fratz; AB leer ] lär A, lär / B 123 Hauß vnd Hoff / ] Hauß vnd Hoff A Hauß / vnd Hof B 124 ] bekant: A bekandt: B 125 bekand. ] graw AB 126 grau Frawen ] Frawen / A Elend ] Elendt A 127 jedermenniglich ] jedermänniglich AB 128 verſchmähet vnd verhaſt ] verſchmehet vnd verhaßt AB ] Vnd / AB 129 Vnd
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
hin ] hin / AB Gaſt / ] Gaſt. AB all Armut der Schönheit ] allʼ Anmuth der Schönheit A all Anmuth der Schönheit B 131 Jhm ] jhn A jhm A (Errata Typographica, S. 240) Sein nimbt ſich niemand an ] Niemand ſich ſein annimbt AB 132 nicht deß vertriebnen an. ] keines vertriebnen an / A keines vertriebnen an; B 133 ] wort A 134 Wort Erden ] Erden / AB / ] hohm A 136 Hohn 137 Tragedia ] Tragoedia aufrechte Antiqua A Tragoedia Normaldruck in Fraktur B auf-
rechte Antiqua C ] Leide A, Leyde B 138 Leyd zu zufügen / ] zuzufügen B Vnfall ] vnfall AB 139 zubetriegen / ] zubetriegen; B Wer liegt / der liegt ] Wer ligt der ligt AB 140 vielleicht ] vieleicht A 141 eygen Vnglück ] eigen vnglück A O wehe vnd aber wehe ] O wee vnd aber wee AB 142 Kummers ] kummers A ] Standt A 143 Stand ] Trosts AB 144 Worts waaren Seelenbrod / ] wahren Seelen-brot. A wahren Seelenbrot; B ] todt. AB 145 tod. Leerzeile A Drumb greiffet dapffer an ] Drumb gehet dapffer an Initialie größer und fett gedruckt A 146 Drumb geht dapffer an B jhr ] Jhr AB / ] darein; AB 147 darein leben vnverdroſſen / ] Leben vnverdroſſen AB Vatterland ] Vaterlandt AB 148 Tugend brauch. ] Tugent Brauch. A Tugend brauch; B 149 Eyfferflammen ] Eiferflammen A 150 ] Keiner ] AB 151 Niemand Menſchlich ] menſchlich A trennen. ] trennen / AB ] Keiner ] AB 152 Niemand Kleinmut ] Kleinmuth AB Fluch ] flucht A Flucht B 153 Heer ] Hör A ] ein vnordnung AB Vnordnungen erweck. ] erweck; B ] nit A 154 nicht ] nit A 155 nicht ] abbruch AB 156 Abbruch wünſchend daß ] wünſchendt / daß A wünſchend / daß B 157 ] poſtur A, Poſtur / B 159 Poſtur
3. Apparate
181
Stellung ] ſtellung A An seinem ] An seinen A An seinem A (Errata Typographica, S. 240). Ort ] orth A ſteyff ] fest AB Die Zän zuſammen beyß ] Vnd beiß die Zähn zuſamm A Vnd beiß die Zähn zuſamm / B 161 beyde Lefftzen ein; ] beide lefftzen ein: A lobwürdig ] lobwirdig AB 162 auff ] uff A 163 ] Zier A 164 zier in ſeim ] inn ſeim A in ſeinm B 165 wil ] will A 166 ] begeben / AB 167 begeben. ] Todts AB 168 Tods ] Sieg / AB 169 Sieg gewinn ] gewin AB ENDE ] FINIS aufrechte Antiqua, mittig gesetzt, anschließend: Zierelement mit Kopf A 170
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J. G. Z. aufrechte Antiqua, nach rechts gesetzt B mittig gesetzt C Nach dem Haupttext neu eingefügt in B: Emblema / oder Sinnenbild. DEr Adeler wil mit dem ſtarckem Löwen ſtreiten / Er ſchneidet durch die Lufft mit Flügeln / vnd thut leiten Zu jhm den alten Haß: der Löw mit tapfferm muth Hergegen wieder jhn die Zäne wetzen thut. Ob du ſchon biſt ein Printz der Vögel / doch nicht dempffen Du kanſt des Löwens macht; ey lieber laß dein kempffen / Und ſo nit haben wilt zum ſchaden Schimpff / vnd Hohn / Erſchwing die Federn hoch / vnd fleug nur bald davon. H. H. H.
Leerzeile
Ein ander Sinnenbild. TEutſchland iſt durch den Wind des Krieges vmbgetrieben Nicht anders / als ein Schiff / welchs faſt iſt auffgerieben Durch groſſen Meeres ſturm / durch vnglück mannigfalt / Vnd ſölches iſt geſchehn durch Aeoli gewalt; Derſelbe iſt dahin / ſein Krafft hat er verlohren: Caſtor / vnd Pollux ſeynd nun wieder new gebohren; Die werden ſcheinen hell / vnd vnſer Schiff geſchwind Wird finden ſeinen Port durch ſtillen guten Wind. Idem faciebat
Überschriften in größerer Schriftart und fett, mittig gesetzt, Autorangaben je unter den Gedichten am rechten Rand, hinter beiden Gedichten Zierelement mittig
b) Worterläuterungen 3
Trutz ] ‚Trotz‘, ‚Unbeugsamkeit‘ (vgl. Grimm, DWb 22, 1991, Sp. 1084–1085, hier Sp.
1440); mutiger Widerstand (vgl. Adelung, Seb–Z, 699–700).
182 12 14 21
21 23 23 27
31 39
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
Kriegsknecht ] hier: Söldner, vgl. Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 2278. Geſtellet ] vorgestellt, (mündlich) präsentiert. Juristische Vokabel des 16. und 17. Jahr-
hunderts, die auf Zincgrefs Amt als Generalauditor hinweisen und an den mündlichen Vortrag der Vermahnung erinnern könnte. Vgl. Grimm, DWb 5, 1991, Sp. 4224 f. Vermahnung ] Der Ausdruck (und/oder der Sprechakt der Soldatenansprache) erscheint zur mutmaßlichen Entstehungszeit des Gedichts insoweit als Allgemeingut, als er sogar in der deutschen Fassung von Garzonis ‚Piazza Vniversale‘ (1619) in der hier verwendeten Bedeutung zu finden ist; im Artikel über Militärwesen und Soldaten heißt es dort u. a.: „Den Oberisten aber […] gebührt […] die Soldaten wann sie zur schlacht anziehen vermahnen / sie gegen den Feind führen / Schlachtordnungen machen deß Feindes warten / oder jn tapfer angreiffen“ (S. 488). Ansonsten taucht „Verma(h)nung“ sehr häufig in (Buch-, Flugblatt- und Flugschrift-)Titeln, insbesondere in Predigten und Sendschreiben der Zeit auf: „Trewhertzige Vermahnung / An die Bürgermeister und Rahtherrn aller Städte Deutsches Landes / das sie Christliche Schulen auffrichten und halten sollen“ (1621), „Vermahnung an alle ware Evangelische Christen vnd guthertzige Lutheraner […] / daß dieselben in diesen letzten gefehrlichen zeiten / für falsche Lehre / Rotten / Secten / Ketzer und Schwermer sich hüten und wol fürsehen sollen“ (1620), „Christliche Vermahnung / zu andächtigem Gebett“ (1619), „Vermahnung An Alle rechtgläubige Christen im Königreich Böhmen: Wessen sie sich zu ihme zuversehen / und sie sich hingegen in diesem Kriegswesen zu verhalten haben“ (1618) usw. Dapfferkeit ] Tapferkeit gilt als Grundtugend des Soldaten; in der deutschen Fassung von Garzonis ‚Piazza Vniversale‘ (1619) heißt es daher: Die Soldaten sollten „keine weiche[n] Memmen, sondern dapffere / harte / vnnd zu Wetter gehawene Leute seyn“ (S. 485). Kriegsknechten ] hier: Söldner, vgl. Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 2278. Treffen ] ‚bewaffneter Zusammenstoß‘, ‚kriegerische Auseinandersetzung‘ (vgl. Grimm, DWb 21, 1991, Sp. 1654). Vatterlands ] im Sinne von lat. patria (‚Geburtsland‘, ‚Heimatregion‘) zunächst das vom Vater bebaute, vom Vater ererbte Land, dann auf die über Generation bewohnte und geschützte Region und das (klein-)staatliche Gebilde innerhalb des Alten Reichs bezogen. Erst seit dem 18., mit zunehmend aggressivem Unterton seit dem 19. und 20. Jahrhundert, dominiert eine nationale Bedeutung im heutigen Sinn (Grimm DWb 25, 1991, Sp. 27–30; vgl. Garber, Vom universalen zum endogenen Nationalismus, 1993; Garber, Nation und Literatur, 1989; v. Essen/Turk, Unerledigte Geschichten, 2000; Vollhardt, Zincgrefs ‚Vermahnung‘, 2011, S. 418 mit weiteren Angaben; vgl. auch Zincgref, Apoph thegmata teutsch, 2011, Nr. 1823: „Als jhm einer verweiß thate / daß er auß seinem standt geschritten / in dem er sich in seinem Vatterlandt in Kriegsnöhten beim Kriegswesen gebrauchen lassen / verantwortet er sich also: Wann das Vatterlandt in Brandt stehet / seyn alle ständ schuldig löschen zuhelffen.“ Vgl. Verweyen, Zincgref, 2011, S. 35. – In seinem „Sonnet. Von der Liebsten flucht in Kriegszeiten“ hebt Zincgref allerdings auch hervor, dass das Vatterlandt im Krieg unter Soldaten aller Parteien leide: „Das Vatterlandt das wird von Freund vnd Feind verhört / In dem mit seinem Volck Mars alles macht zu beuten.“ (Zincgref, Auserlesene Gedichte, 1879, S. 20) Er weichet niemand nicht ] ‚Er weicht absolut keinem‘. Die doppelte Verneinung dient hier entgegen der Logik einer Verstärkung des Gesagten (negativer Concord). Übliche Sprachverwendung in oberdeutschen Dialekten. vornen an der Spitz ] ‚vorne an der Spitze‘. Vgl.: jdm. ‚die Spitze bieten‘: ‚sich ihm tätig widersetzen‘. Gedanklicher Bezug zur ‚Spitze einer Waffe‘, die im Kampf den Feind zuerst
42 49 50 54 58 68 70 81 85 88 90 100 103
105 121 121
122 123 127 137 131 139 143 144 f.
3. Apparate
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treffen sollte. (vgl. Grimm, DWb 16, 1991, Sp. 2582–2598). Der unmittelbare Feindkontakt galt als am gefährlichsten. Gedinge ] (aus Verhandlungen erwachsene) ‚Zusage‘, ‚Versprechen‘ (Grimm, DWb 4, 1991, Sp. 2029). würdiglich ] ‚würdevoll‘, ‚ehrenhaft‘ (vgl. Grimm, DWb 30, 1991, Sp. 2131–2137). Frischt an ] ‚erfrischt‘, ‚ertüchtigt‘ (vgl. Grimm, DWb 4, 1991, Sp. 212); auch: ‚zum (Wett-)Kampf motiviert‘ – erhalten noch in der redensartlichen Aufforderung ‚frisch auf‘, vgl. den Handballverein ‚FRISCH AUF! Göppingen‘). ungerochen ] ‚ungerächt‘. solt … obſiegen ] ‚sollte … siegen‘ (vgl. Adelung, M–Scr, 571–572), ‚sollte … triumphieren, gewinnen‘ (vgl. Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 1119–1123). Sein vngeſäumbte Fauſt macht beyderſeiten Platz ] ‚sein sofortiger/unzögerlicher Faustschlag schafft auf allen Seiten Platz‘ (vgl. Grimm DWb 24, 1991, Sp. 827 f.). Vnbill ] ‚Unbild‘, ‚dem Bilde nicht entsprechend‘: ‚etwas, das nicht zu billigen ist‘, ‚Unrecht‘ (vgl. Grimm, DWb 24, 1991, S. 388–397); auch: ‚üble Behandlung‘ (Südhessisches Wörterbuch, 6, Sp. 83). den Furth zum rechten Leben ] ‚den Übergang zum rechten (nämlich zum paradiesischen) Leben nach dem Tod‘. Cronen ] ‚Märtyrerkronen‘. Seul ] Säule: tragendes Teil eines Bauwerks (hier der Landesverteidigung). Geſchlecht ] ‚Verwandtschaft‘ (vgl. Grimm, DWb 5, 1991, Sp. 3903). Zaum ] ‚Riemenzeug‘ am Kopf der Pferde und Saumtiere, um diese zu lenken und zu bändigen (vgl. Grimm, DWb 31, 1991, S. 399), hier auf das unnachgiebige Führen von Menschen übertragen. Die ſetzen auß dem Glaiß der Redlichkeit der Vätter ] ‚Sie missachten die Tradition der Redlichkeit, die die Väter vorgegeben haben‘. Zur Wortverwendung von ‚Gleis/Geleis‘ vgl. Grimm, DWb 5, 1991, Sp. 2981. Das ‚Gleis der Redlichkeit‘ referiert auf ein ähnliches semantisches Feld wie der ‚Tugendpfad‘ (vgl. ebd. 22, 1991, Sp. 1676). Joch ] Gerätschaft zum Tragen von Lasten, im übertragenen Sinn: Stand der Bedrückung besonders durch Dienstbarkeit (vgl. Adelung, F-L, S. 1435), hier: strenge Unterdrückung. reit ] jdn. reiten: ‚jdn. zügeln, züchtigen, quälen‘ (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 776 f.). Fratz ] ‚ungezogenes Kind‘, auch: ‚kindische oder häßliche, schändliche Person‘ (vgl. Grimm, DWb 4, 1991, Sp. 68) oder ‚eingebildeter, hochmütiger Mensch, Geck, Kleidernarr‘ (vgl. Südhessisches Wörterbuch, 2, Sp. 928); Bezug zu ‚Fratze‘, ‚teuflisches Trugwerk‘, ‚Grimasse‘. mit dem Rücken … anſehen ] ‚verlassen‘. Bettelſtabe ] ursprünglich Krücke für Schwache und Alte, später auf Mittellose (leer vnd bloß) übertragen (vgl. Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 1731). das … Elend bawen ] ‚in der Fremde/heimatlos leben‘ (Grimm, DWb 3, 1991, Sp. 406 f.). Tragedia ] ‚Trauerspiel‘: Schauspiel mit tragischem/schlechtem Ausgang (vgl. Niefanger, Tragödie/Tragödientheorie, 2003). verſchmachtet ] ‚in Sehnsucht nach etwas zugrunde gegangen‘ (vgl. Grimm, DWb 25, 1991, Sp. 1116). zubetriegen ] ‚zu betrügen‘ (vgl. Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 1714). beſchleuſt ] ‚beschließt‘. deß Worts beraubt ] ‚des Gottesworts (also der Verkündigung der eigenen konfessionellen Lehre) beraubt‘.
184 148 159 161 166
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
vffſetzt ] aufsetzen: ‚aufs Spiel setzen‘, ‚wagen‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 737). in Mannlicher Poſtur ] ‚in männlicher Positur, Stellung, Lage, Stand‘ (vgl. Grimm, DWb
13, 1991, Sp. 2012). Lefftzen ] ‚Lippen‘ (vgl. Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 515; Südhessisches Wörterbuch, 4, 236). geübriget ] ‚frei von‘, ‚enthoben‘ (Grimm, DWb 23, 1991, Sp. 699).
c) Sacherläuterungen 1
Soldaten Lob ] Zum Beruf und zur prekären sozialen Situation des Soldaten im Dreißig-
21 21–24
Vermahnung zur Dapfferkeit ] Titel der Erstausgabe der Elegie 1624 (s. o.). Nach Form vnd Art der Elegien, deß Griechiſchen Poeten Tyrtæi, welche der Lacedemonier Feldherren vnd Oberſten / jhren Bürgern vnd Kriegsknechten / wann ſie in ein Treffen gehen ſolten / vorzuleſen pflegten ] Paratextuelle Gattungsbestimmung: Der Ausdruck „Elegien“ –
jährigen Krieg vgl. Burschel, Söldner, 1994 und Huntebrinker, „Fromme Knechte“, 2010.
im engeren Sinne „lyrische Texte […] mit der Ausdrucksqualität der Wehmut oder Trauer“ (RLW 1, 1997, S. 429) – wird hier eher unspezifisch im Sinne ‚ernster Gedichte‘ gebraucht. Die genauere Bestimmung erfolgt dann über einen markierten intertextuellen Verweis auf den griechischen Dichter Tyrtaios (s. u.), von dem sog. (Kampf-)Paränesen (poetische Kampfaufrufe; vgl. Latacz, Kampfparänese, 1977) überliefert sind. Er kannte vermutlich die Verfassung der Soldaten vor Kampfeinsätzen gut, denn er hatte im zweiten Messenischen Krieg (Mitte des 7. Jh. v. Chr.) eine führende militärische Position im spartanischen Heer inne. Die geografische Zuordnung der militärischen Tätigkeit bezieht sich auf das antike Sparta und dessen mythischen Stammvater Lakedaimon bzw. die peloponnesische Landschaft Lakonien (vgl. Volkmann, Sparta, 1975, Sp. 292–297), ohne dass damit eine ethnische Herkunft behauptet würde. Diese changiert je nach Überlieferung zwischen Sparta, Milet und Athen. Gegner Spartas war Messenien im Westen der Polis. Dass Tyrtaios seine Paränesen tatsächlich zur Ermutigung der Soldaten vorgetragen habe oder – wie es im Vorspann heißt – von Feldherren und Obristen vortragen ließ und dass auch später diese Elegien vor Schlachten vorgetragen wurden, wird etwa bei Lykurg in seiner Rede gegen Leokrates berichtet (vgl. Lykurg, Rede gegen Leokrates, 2008, S. 105 sowie Lykurg, Rede des Athenischen Staatsmannes Lykurgos gegen Leokrates, 1840, S. 44 f.). 22 Tyrtæi ] Zu Tyrtaios/Τυρταῖος (7. Jh. v. Chr.) vgl. Keydell, Tyrtaios, 1979, Sp. 1030 f.; Blumenthal, Tyrtaios, 1948, Sp. 1941–1957; und Bowie, Tyrtaios, 2002, Sp. 957 f. Von Tyrtaios sind heute etwa 200 Verse erhalten; die drei Paränesen, auf die sich Zincgref bezieht, finden sich „bei Lykurg bzw. Stobaios“ (Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 165). Präzisere Referenzen siehe unten. 24–25 durch Doctor Iulium VVilhelm Zincgrefen verfertiget / anno 1622. Jn der Belägerung Heydelberg ] Angabe zum Entstehungskontext des Gedichts, wobei nicht ausdrücklich hervorgehoben wird, dass Zincgref – etwa in seiner Funktion als Generalauditor der kurfürstlichen Besatzung – die Verse auch tatsächlich vor kampfbereiten Soldaten oder auch nur vor im weiteren Sinn kriegsbeteiligten Honoratioren vorgetragen hätte (vgl. Mertens, Zu Heidelberger Dichtern, 1974, S. 234 f.; Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 171). Die antike Tyrtaios-Überlieferung (etwa Lykurgs Rede gegen Leokrates oder Platon: Nomoi, 629 a–b) legt den eigenen Vortrag durch den Dichter auch nicht unbedingt nahe. Genannt wird Zincgrefs akademischer Grad in unspezifischer Form, nicht
3. Apparate
185
seine damalige militärische Funktion als Generalauditor. Allerdings ist der ursprüngliche historische Anlass der Dichtung, der hier benannt wird, recht gut bestimmbar: Es dürfte sich um den Zeitraum zwischen Anfang August und Mitte September 1622 handeln, da Heidelberg am 19. September eingenommen wurde. Unwahrscheinlicher wirkt Kühlmanns Überlegung: „Denkbar wäre der historische Moment, als Markgraf Georg Friedrich von Baden gegen Tilly antrat und von ihm zuletzt bei Wimpfen am 6. Mai 1622 geschlagen wurde.“ (Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 166). Kein Tod … ſich mehret ] Anspielung auf „Dulce et decorum est pro patria mori“ („Süß 26 f. und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben“), Horaz, Carmina 3,2,13. 26–145 Kein Tod … lebendig tod. ] Der größere erste Teil des Gedichts orientiert sich – so Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 172 – an Idealen des christlichen Stoizismus (v. a. wohl an Lipsius, De Constantia, 1584 und 1586); vgl. auch Vollhardt, Zinc grefs ‚Vermahnung‘, 2011, S. 417 und als Überblick: Neymeyr/Schmidt/Zimmermann, Stoizismus, 2008. Ein ſolcher ſtehet feſt mit vnverwendten Füſſen ] Aufgerufen werden hier die Tugenden der 30 ‚Constantia‘ (Beständigkeit) und der ‚Patientia‘ (Duldsamkeit). Bezugstext könnte Lipsius, De Constantia Libri Duo, 1584, Kap. 4–7, sein. Justus Lipsius (1547–1606) war einer der zentralen Vermittler neustoizistischen Gedankenguts, das auch im Zusammenhang mit den zeitgenössischen Heeresreformen einen wichtigen Stellenwert besaß. der Stadt gemeines Gut / Der Widersacher Grauß / deß Lands wehrhaffte Hut ] Die Defensi32 onspflicht der Bürger und Studenten sowie die Vertragspflicht der ‚fremden‘ Sölder werden in zeitgenössischen politischen und militärhistorischen Schriften mehrfach thematisiert; mögliche Bezugstexte sind: Lauterbeck, Regentenbuch, 1600/1997, 20. Kapitel (mit Bezug auf die ‚Oratio contra Leocratem‘ von Lykurg, die Zincgref hier in der Übersetzung Melanchtons von 1548 rezipiert haben könnte; vgl. Verweyen, Pluralisierung und Autorität, 2007, S. 362–396) und Jacobi von Wallhausen, Defensio Patriae oder Landtrettung, 1621. der Schlachten Fluth ] metaphorische Anspielung auf die steigenden Anforderungen an die 34 Soldaten in den Schlachten bei fortdauerenden Kriegshandlungen. Das Bild der ‚Flut‘ (an sich ein zyklisch ‚steigendes Wasser‘) könnte sich zudem auf die (einmalige) Sintflut (1 Mo 6–8) und ihre spezifischen Anforderungen an den gläubigen und standhaften Menschen (Noah) beziehen. deß Volckes rechte Hand ] Redensartlich ist die rechte Hand die stärkere und daher die meist 37 bevorzugte; sie ist etwa die Leithand beim Reiten und wird hier im frühen 17. Jahrhundert entsprechend symbolisch gedeutet (vgl. den berühmten Wallenstein-Stich mit der Inschrift ALBERTUS DEI GRATIA DUX FRIDLANDIAE SACRAE CAESAREAE MAIESTATIS CONSILIARIUS BELLICUS, CAMERARIUS, SUPREMUS COLONELLUS PRAGENSIS ET EIUSDEM MILITIAE GENERALIS von 1625/28). Die Phrase meint hier ‚des
40 f.
Volkes vorzüglichster Beistand‘. Im 17. Jh. ist die Redensart etwa in Andreas Gryphius’ Drama ‚Catharina von Georgien‘ (1657), Vers 479, nachweisbar. Vgl. auch Grimm DWb 10, 1991, Sp. 337.
Verſcherzt die Freyheit nicht vmb einen Hut voll Fleiſch / Vmb eine Hand voll Blut / vmb einen Mund voll Geiſt. ] Ein ‚Hut‘ bezeichnet eine frühneuzeitliche Maßeinheit (Hut Salz oder
Zucker, nachgebildet im so genannten ‚Zuckerhut‘). In der Kurpfalz betrug ein Hut je nach Gemeinde zwischen 172 und 336 Pfund. Gemeint ist im übertragenen Sinn also eine größere Menge an Nahrungs- und Genußmitteln (vgl. Elsas, Preise und Löhne, 1936,
186
45 45 46
52 f.
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
S. 43). Die rhetorisch steigernd genannten Maßeinheiten (Hut, Hand, Mund) werden kleiner, der Freiheitslohn also geringer. Sein hohe Seel ] sein selbstloser, überragender, Gott zugewandter ‚Kern des Selbst‘ – nicht im heutigen Sinn ‚psychologisch‘ gemeint (vgl. Grimm DWb 15, 1991, Sp. 2851– 2856). Gottes Gnad ] im Sinne des reformatorischen ‚sola gratia‘ (‚allein durch die Gnade‘). Biblischer Bezug: Röm 11,6; Eph 2,8; Apg 15,11. er iſt gerüſt zu leiden ] doppelte Anspielung auf die soldatische Schutzkleidung mit Harnisch und Helm (‚Rüstung‘) sowie die religiöse Rüstung durch den Glauben; protestantische ‚Rüstzeiten‘ bereiten durch Seelsorge, Gespräch, Musik, Gebet und Einkehr auf Kommendes vor (vergleichbar den katholischen Exerzitien und Einkehrtagen) – bis heute ein wichtiges Element der Militärseelsorge. Dabei beruft man sich auf Bibelstellen, die einen festen Glauben und die Bereitschaft zum strikten Bekenntnis in schwierigen Situationen einklagen: Mt 20 und 28 sowie Apg. 9,1–19; vgl auch Artikel 16 der ‚Confessio Augustana‘ mit seiner Rechtfertigung des gerechten christlichen Krieges. Vnd lehret … verderb ] Die statistische Aufrechnung von Leid ist an sich moralisch unangemessen, da nach christlicher Vorstellung jeder ein Recht auf Leben hat. Hier wird aber auf ein Martyrium im Sinne der ‚Imitatio Christi‘ angespielt; vgl. Thomas a Kempis, De imitatione Christi (1418), als Überblick: Luz, Nachfolge Jesu, 1993. die Stärck ſeiner gerechten Sach ] Der gerechte Krieg als Verteidigung gegen äußere und innere Feinde wird schon von Thomas von Aquin in seiner ‚Summa theologica‘ (1265/73, II/II, quaestio 40) legitimiert (vgl. Beestermöller, Thomas von Aquin und der gerechte Krieg, 1990). Eine calvinistische Referenz zur Frage des ‚gerechten Krieges‘ bzw. des gerechten Widerstands könnten die ‚Politica Methodice digesta‘ (1603, dritte Auflage 1614, v. a. Kap. XXXV) von Johannes Althusius sein (vgl. Vollhardt, Zincgrefs ‚Vermahnung‘, 2011, S. 419 f.); Hugo Grotius (1583–1645) erlaubt in ‚De iure belli ac pacis‘ (1625) mit Bezug auf eine Frühform des Naturrechts indes ausschließlich erlittenes Unrecht als Rechtfertigung der Kriegsführung (vgl. Buch II, Kap. 1/II und ausführlich Kap. 20–22, dt. 1869). Seine berühmte Relativierung des gerechten Krieges mitten im Dreißigjährigen Krieg ist für die erste Veröffentlichung der Vermahnung nicht relevant, sie wird man bei den späteren Ausgaben aber mitzudenken haben. Wann er die Winde nun ſieht mit den Fähnlin ſpielen ] Anspielung auf den Zufall, dem militärische Aktionen ausgesetzt sind, oder die uneinsehbare göttliche Prädestination. Die Bildlichkeit spielt zugleich auf die Bezeichnung militärischer Einheiten an (vgl. Grimm DWb 3, 1991, Sp. 1243). Acht für die beſte Kunſt / wann er nicht frei kan leben / Daß er doch sterbe frey ] Gemeint ist weder der Freitod noch eine individuelle Freiheit im modernen Sinn, sondern die Überzeugung, dass es besser sei, (im Verteidigungskampf ) zu fallen als unter Fremdherrschaft zu leben. mit doppler Herrligkeit ] Bezug auf die Herrlichkeit des Herrn als Mensch und Gott und damit die Erlösung des Menschen im Sinne von 2 Kor 3,18: „von Herrlichkeit“ (die Herrlichkeit des Herrn) „zu Herrlichkeit“ (die Herrlichkeit in uns). den Furth zum rechten Leben ] Vielleicht auch eine bildhafte Anspielung auf die Flucht des Volkes Israel aus Ägypten durch das Rote Meer (vgl. 2 Mo 14,21 ff.). Es folgt das gantze Volck … / Der Leichen traurig nach ] Gemeint ist der Trauerzug, der durch seine Anteilnahme dem toten Soldaten seinen Respekt und seine Dankbarkeit zollt. Der Zug repräsentiert sowohl das zu beschützende Volk als auch das Kriegsvolk selbst, das auf die Tapferkeit des Soldaten baute, wie die Parenthese deutlich macht. Die Erwähnung des
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3. Apparate
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trauernden Volkes hebt die Verbundheit der Zivilisten mit ihrem Soldaten hervor. Dieser schützt sie und bewahrt ihre Ehre. Sein Kinder vnd Geſchlecht ] Vgl. Zincgrefs ‚Sonnet. Von der Liebsten flucht in Kriegszeiten‘ (Zincgref, Anhange, 1624, S. 178 f.; vgl. Zincgref, Auserlesene Gedichte, 1879, S. 20 f.): Ach ach was hab ich nun erlebt vor ſchwere Zeiten / Mir wird mein Mut vnd Sinn von Vnmut all verstört / Das Vatterlandt das wird von Freund vnd Feind verhört Jn dem mit seinem Volck Mars alles macht zu beuten. Mein liebſte weicht von mir / ich kan sie nicht geleiten / Dagegen Amor sich nur näher zu mir kehrt / Es hilffet nicht / wie sehr sich auch mein Hertze wehrt / Kein Mensche kan zugleich mit zweyen Göttern streiten. Nun was der Krieg hinnimbt / es sey Gut oder Goldt / Kan alles mit der Zeit widrumb gewonnen werden / Jhrs gleichen aber kan ich finden nicht vf Erden. Vom Mars ich alles gern gedultig leiden wolt / Wann Amor wolte nur jhr / meines lebens leben / Ein Füncklein meiner Lieb vor jhr geleite geben.
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Ein ſolchen hüpſchen Tod ] In der Vorstellung des angemessenen, lohnenden Todes, der Anerkennung verdient, vielleicht eine Anlehnung an „das griechische ‚kalon‘, das lateinische ‚honestum‘ oder das horazische ‚decorum‘“ (Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 168). ſich ſelbſt nicht mag regiren ] Gefordert wird Selbstdisziplin im Sinne des Neostoizismus (vgl. Lipsius, De Constantia, 1584, lib. I, cap. 8, 11 und 22). Wo von dem Weib der Mann / vom Mann das Weib geſcheiden ] Vgl. Zincgrefs ‚Sonnet. Von der Liebsten flucht in Kriegszeiten‘ (s. Anm. zu Zeile 90, Zincgref, Auserlesene Gedichte, 1879, S. 20 f.). Von der (erzwungenen) Trennung von der Ehefrau bzw. Geliebten handelt außerdem sein ‚Liedt‘ (Zincgref, Auserlesene Gedichte, 1879, S. 21 f.).
Wo frembd Vnkeuſchheit man muß jhren wüſten Willen An ſeinen Töchtern vnd Weibern ſehn erfüllen ] Eigentlich verbotene Vergewaltigungen wurden seitens feindlicher Soldaten nicht
selten als Mittel zur Einschüchterung und Demütigung der Zivilbevölkerung eingesetzt (vgl. Theibault, Landfrauen, 1998, S. 25–39; Burschel, Söldner, S. 226–257).
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Wo man deß Worts beraubt / deß waaren Seelenbrod / Ein ſolches Volck das iſt gleich als leben dig tod. ] Befürchtet wird also eine Zwangsrekatholisierung, für die man in von kaiserlich-
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Davornen auff der Bruſt / vnd keine nicht dahinden ] Die Wunden an der Vorderseite des
ligistischen Truppen eroberten Gebieten vielfältige Beispiele vor Augen hatte.
Körpers zeugen vom Kampf, die an der Rückseite von der Flucht (vgl. Zincgref, Apophthegmata teutsch I, 2011, Nr. 609).
d) Quellennachweise 1–25
Soldaten Lob … Tyrtæi ] Als zentrale Quellen des Gedichts kommen „die drei großen,
bei Lykurg bzw. Stobaios überlieferten Gedichte des Tyrtaios (Fragm. Nr. 10–12 nach der Ausgabe von Bergk bzw. West; nach der Anthologie von Diehl, Fragm. Nr. 6/7–9)“ in Frage (Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 165 f. Mögliche neulateinische Referenztexte Zincgrefs sind ebd., S. 178–186, abgedruckt; ein genauer Nachweis
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3
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
der Vorlage ist derzeit nicht möglich). Mögliche altgriechische Referenztexte finden sich in folgenden Ausgaben nachgedruckt: Bergk, Poetae Lyrici Graeci II, 1882, S. 13–20; West, Delectus ex Iambis et Elegis Graecis, 1980, S. 263–268; Anthologia Lyrica Graeca I, 1954, S. 11–19; neuere Ausgaben mit deutscher Übersetzung: Snell/Franyó/Maehler, Frühgriechische Lyriker I, 1971, S. 16–27 und Rüdiger, Griechische Gedichte, 1972, Übertragung v. Christian zu Stolberg, 1748–1821, S. 32–36. Einen genauen Vergleich von altgriechischem Prätext und Zincgrefs ‚Vermahnung‘ liefert Fischl, Quelle und Nachwirkung, 1911, S. 28–34; er resümiert insgesamt „eine freie Nachahmung des griechischen Vorbildes“ (S. 34) – auf seinen Textbefund bezieht sich wesentlich die neuere Forschung (Verweyen, Kühlmann, Vollhardt). Soldaten Trutz ] Möglicherweise Anspielung auf das sentenzhafte „sed stat monitis contraria virtus“ – „Die Tapferkeit trotzt der Ermahnung“, Ovid, Metamorphosen, 10. Buch, 709. Vgl. die Ovid-Bezüge in Zeile 21 und 159–165. Die Ovid-Sentenz enstammt der Venus und Adonis-Episode: „[…] hos tu, care mihi, cumque his genus omne ferarum, quod non terga fugae, sed pugnae pectora praebet, effuge, ne virtus tua sit damnosa duobus!“ Illa quidem monuit iunctisque per aera cycnis carpit iter, sed stat monitis contraria virtus. (10. Buch, 705–709) „Diese, du Trautester nun, und die sämtlichen Schwärme des Wildes, Das nicht Rücken zur Flucht, das die Brust zum Kampfe dir bietet, Fliehe mir! oder es wird dein Mut einst schädlich uns beiden!“ Also ermahnt ihn die Göttin, und drauf mit geschirreten Schwänen Steigt sie empor in die Luft; doch die Tapferkeit trotzt der Ermahnung. Übertragung von Johann Heinrich Voß (1798).
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Vermahnung zur Dapfferkeit ] Möglicherweise Ovid-Bezug, vgl. Anm. zu Z. 3. Kein Todt … ſich mehret ] Anspielung auf Horaz, Carmina III,2,13: „Dulce et decorum
est pro patria mori | Mors et fugacem persequitur virum“ (Süß ist’s und ruhmvoll, stirbt man für’s Vaterland. | Des Todes Arm erfasset den Flüchtgen doch […]). Vgl. Fischl, Quellen und Nachwirkung, 1911, S. 27–41; Mertens, Zu Heidelberger Dichtern, 1974, S. 234 f.; Vollhardt, Zincgrefs ‚Vermahnung‘, 2011, S. 416; Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 171. Deutliche Nähen sind auch zu den Anfangsversen des Ersten Kriegslieds von Tyrtaios erkennbar: „τεθνάμεναι γὰρ καλὸν ἐνὶ προμάχοισι πεσόντα | ἄνδρ‘ ἀγαθὸν περὶ ᾗ πατρίδι μαρνάμενον[.]“ – „Schön ist der Tod wenn der edle Krieger im vordersten Treffen | Für das Vaterland ficht, und für das Vaterland stirbt!“ (Rüdiger, Griechische Gedichte, 1972, S. 32 f., Übertragung v. Christian zu Stolberg, 1748–1821). Ein vnerſtiegne Burg ] Möglicherweise eine Anspielung auf Martin Luthers bekanntes Kirchenlied ‚Ein feste Burg ist unser Gott‘ (1529, gedruckt 1531) – die „Marseillaise der Bauernkriege“ (Friedrich Engels in einem Brief an Hermann Schlüter, London, 15. Mai 1885, in: Marx/Engels, Werke, Bd. 36, S. 314). Zu Luthers Lied vgl. auch: Rohmer, Luthers Lied, 1991, S. 38–69, und Mager, Luthers Lied, 1986. er iſt gerüſt zu leiden ] Möglicherweise Anspielung auf Luthers Übersetzung von Apg 9,15: DEr HErr sprach zu jm / Gehe hin / Denn dieser ist mir ein ausserwelt Rüstzeug / das er meinen Namen trage fur den Heiden / vnd fur den Königen / vnd fur den kindern von Jsrael (Luther, Biblia, 1545, fol. 317v).
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mit Worten vnd mit Wercken ] Vgl. Kol 3,17: Vnd alles was jr thut / mit worten oder mit
wercken / Das thut alles in dem namen des HErrn Jhesu […] (Luther, Biblia, 1545, fol. 367r). Stirbt vngerochen nicht … zum rechten Leben findt ] Für diese Abschnitte gibt es „keinen Prätext in den Tyrtaios-Fragmenten“ (Vollhardt, Zincgrefs ‚Vermahnung‘, 2011, S. 419). der Feind ſtarck / er hingegen ſchwach ] Möglicherweise Anspielung auf Davids Kampf gegen Goliath und dessen Ausgang: 1 Sam 17 und 2 Sam 21,16–22; vgl. 1 Chr 20,4–8. So auch erzeiget … Leben findt. ] Vermutlich ein vager Paulusbezug: 2 Kor 12,2–5. Vgl. Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 168. So auch erzeiget … Liecht ] nach Kühlmann („Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 167) gelegentliche, nicht markierte intertextuelle Beziehungen zum 12. Fragment des Tyrtaios (Zählung nach Bergk, Poetae Lyrici Graeci, 1882): οὔτ‘ ἂν μνησαίμην οὔτ‘ ἐν λόγῳ ἄνδρα τιθείην οὔτε ποδῶν ἀρετῆς οὔτε παλαιμοσύνης, οὐδ‘ εἰ Κυκλώπων μὲν ἔχοι μέγεθός τε βίην τε, νικῴη δὲ θέων Θρηίκιον Βορέην, οὐδ‘ εἰ Τιθωνοῖο φυὴν χαριέστερος εἴη, πλουτοίη δὲ Μίδεω καὶ Κινύρεω μάλιον, οὐδ‘ εἰ Τανταλίδεω Πέλοπος βασιλεύτερος εἴη, γλῶσσαν δ‘ ᾿Αδρήστου μειλιχόγηρυν ἔχοι, οὐδ‘ εἰ πᾶσαν ἔχοι δόξαν πλὴν θούριδος ἀλκῆς· οὐ γὰρ ἀνὴρ ἀγαθὸς γίνεται ἐν πολέμῳ εἰ μὴ τετλαίη μὲν ὁρῶν φόνον αἱματόεντα, καὶ δηίων ὀρέγοιτ‘ ἐγγύθεν ἱστάμενος. ἥδ‘ ἀρετή, τόδ‘ ἄεθλον ἐν ἀνθρώποισιν ἄριστον κάλλιστόν τε φέρειν γίνεται ἀνδρὶ νέῳ. ξυνὸν δ‘ ἐσθλὸν τοῦτο πόληί τε παντί τε δήμῳ, ὅστις ἀνὴρ διαβὰς ἐν προμάχοισι μένῃ νωλεμέως, αἰσχρῆς δὲ φυγῆς ἐπὶ πάγχυ λάθηται, ψυχὴν καὶ θυμὸν τλήμονα παρθέμενος, θαρσύνῃ δ‘ ἔπεσιν τὸν πλησίον ἄνδρα παρεστώς· οὗτος ἀνὴρ ἀγαθὸς γίνεται ἐν πολέμῳ. αἶψα δὲ δυσμενέων ἀνδρῶν ἔτρεψε φάλαγγας τρηχείας· σπουδῇ δ‘ ἔσχεθε κῦμα μάχης, αὐτὸς δ‘ ἐν προμάχοισι πεσὼν φίλον ὤλεσε θυμόν, ἄστυ τε καὶ λαοὺς καὶ πατέρ‘ εὐκλείσας, πολλὰ διὰ στέρνοιο καὶ ἀσπίδος ὀμφαλοέσσης καὶ διὰ θώρηκος πρόσθεν ἐληλάμενος. τὸν δ‘ ὀλοφύρονται μὲν ὁμῶς νέοι ἠδὲ γέροντες, ργαλέῳ δὲ πόθῳ πᾶσα κέκηδε πόλις, καὶ τύμβος καὶ παῖδες ἐν ἀνθρώποις ἀρίσημοι καὶ παίδων παῖδες καὶ γένος ἐξοπίσω· οὐδέ ποτε κλέος ἐσθλὸν ἀπόλλυται οὐδ‘ ὄνομ‘ αὐτοῦ, ἀλλ‘ ὑπὸ γῆς περ ἐὼν γίνεται ἀθάνατος, ὅντιν‘ ἀριστεύοντα μένοντά τε μαρνάμενόν τε γῆς πέρι καὶ παίδων θοῦρος Ἄρης ὀλέσῃ.
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
εἰ δὲ φύγῃ μὲν κῆρα τανηλεγέος θανάτοιο, νικήσας δ‘ αἰχμῆς ἀγλαὸν εὖχος ἕλῃ, πάντες μιν τιμῶσιν, ὁμῶς νέοι ἠδὲ παλαιοί, πολλὰ δὲ τερπνὰ παθὼν ἔρχεται εἰς Ἀίδην, γηράσκων δ‘ ἀστοῖσι μεταπρέπει, οὐδέ τις αὐτὸν βλάπτειν οὔτ‘ αἰδοῦς οὔτε δίκης ἐθέλει, πάντες δ‘ ἐν θώκοισιν ὁμῶς νέοι οἵ τε κατ‘ αὐτὸν εἴκουσ‘ ἐκ χώρης οἵ τε παλαιότεροι. ταύτης νῦν τις ἀνὴρ ἀρετῆς εἰς ἄκρον ἱκέσθαι πειράσθω θυμῷ μὴ μεθιεὶς πολέμου. Niemals würd’ ich erwähnen den Mann, noch seiner gedenken, Ob er mit hurtigem Fuß oder im Ringen gewinnt, Ob er auch selbst des Kyklopen Kraft und Größe besäße Oder den Boreas gar weit überholte im Lauf; Wär’ er dem Tithon selbst an Anmut und Wuchs überlegen, Reicher an Gütern als einst Midas, als Kinyras war, Fürstlicher strahlend als Pelops strahlte, des Tantalos Erbe, Und des schmeichelnden Worts kundiger selbst als Adrast; All das gälte mir nichts, bewährt er sich nicht im Gefechte. Kann doch ein Mann nur dann wacker sich zeigen im Krieg, Wenn sein Auge vermag, den blutigen Mord zu ertragen, Und sein Mut es ersehnt, nahe zu stehen am Feind. Das ist Tugend und Ruhm, das ist bei den Menschen der schönste, Ist der köstlichste Preis, den sich ein Jüngling erringt. Allen gemeinsam ist dieser Stolz, der Stadt und dem Volke, Wenn unwankend ein Mann vorn in der Schlachtreihe steht, Ausharrt, jeden Gedanken an schimpfliches Fliehen vergessend, Einsetzt mit duldendem Mut, was ihm das Leben verhieß, Und mit befeuerndem Wort zur Seite sich stellt dem Gefährten. Kann doch ein Mann nur so wacker sich zeigen im Krieg. Rasch dann treibt er zur Flucht die Reihen der feindlichen Männer, Und mit gewaltigem Arm hemmt er die Woge der Schlacht. Fällt er in vorderster Reihe, verliert er im Kampfe sein Leben Seinem Volke, der Stadt, auch seinem Vater zum Ruhm, Mehrfach die breite Brust durch den ehernen Panzer getroffen Und von vorne den Schild grimmig vom Speere durchbohrt: Dann wehklagen um ihn die Jünglinge neben den Greisen, Sehnsucht lastet und Schmerz über der trauernden Stadt. Ehren erweisen weithin die Menschen dein Grab und den Kindern Und den Enkeln; man rühmt später das ganze Geschlecht. Nie vergehen adliger Ruf und Name des Helden; Unter der Erde lebt ewig, unsterblich er fort, Den, wie er duldenden Muts sich treu im Kampfe bewährte Heimat und Kindern zum Schutz, Ares der grimme erschlug. Wenn aber einer entrann dem Rachen des grausamen Todes Und im Lanzengefecht strahlende Siege errang,
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Wird er von allen geehrt, von Jungen wie auch von den Alten; Freude erfährt er zuhauf, bis ihn der Hades empfängt. Kommt dann das Alter, so glänzt er im Kreise der Bürger, und keiner Weigert die Achtung ihm oder missgönnt ihm sein Recht. Alle machen ihm Platz, die Jungen, die Altersgenossen, Selbst die Betagtesten stehn vor dem sich Nahenden auf. Jeder versuche es jetzt, so rühmlichen Grat zu ersteigen, Nimmer im Kampf und Krieg sinken zu lassen den Mut. Griechischer Text nach: https://www.gottwein.de/Grie/lyr/lyr_tyrt_gr.php; Übersetzung: Zoltán Franyo (1887–1978), in: https://www.gottwein.de/Grie/lyr/lyr_tyrt_de.php (Zugriff 3.11.2022). 93–104 Erleuchtet … Nachkommenheit ] Nach Kühlmann („Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 168) von Zincgref ohne Rückgriff auf Tyrtaios entfaltet. Ein ſolchen hüpſchen Tod beſchert Gott nur den frommen. ] Vielleicht ein vager Paulusbezug: 98 2 Kor 12,2–5 und 9–10 (vgl. Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 168) oder auch eine vage Anspielung auf Mt 10,39 (vgl. Vollhardt, Zincgrefs ‚Vermahnung‘, 2011, S. 420). Möglicherweise auch ein Intertext zum ‚Liber Peristephanon‘ (Märtyrerpreis) des spätantiken christlichen Dichters Aurelius Prudentius Clemens (348 – nach 405): „martyrium pulchra morte“ (Vers 4). 110–136 O wie deß Hertzenleyds … Leben voller Hohn ] Dieser „Vorausblick […] auf die trostlose Emigration, die soziale Erniedrigung und die Trennung von Familien und Freunden“ stützt sich „immer wieder mehr oder weniger deutlich auf Tyrtaios-Reminiszenzen“ (Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 167), einschlägig ist hier besonders der erste Teil des 10. Fragments (nach Bergk, Poetae Lyrici Graeci, 1882) bzw. des ‚Ersten Kriegsliedes‘ (nach der Tusculum-Edition):
τεθνάμεναι γὰρ καλὸν ἐνὶ προμάχοισι πεσόντα ἄνδρ‘ ἀγαθὸν περὶ ᾗ πατρίδι μαρνάμενον· τὴν δ‘ αὐτοῦ προλιπόντα πόλιν καὶ πίονας ἀγροὺς πτωχεύειν πάντων ἔστ‘ ἀνιηρότατον, πλαζόμενον σὺν μητρὶ φίλῃ καὶ πατρὶ γέροντι παισί τε σὺν μικροῖς κουριδίῃ τ‘ ἀλόχῳ. ἐχθρὸς μὲν γὰρ τοῖσι μετέσσεται, οὕς κεν ἵκηται, χρησμοσύνῃ τ‘ εἴκων καὶ στυγερῇ πενίῃ, αἰσχύνει τε γένος, κατὰ δ‘ ἀγλαὸν εἶδος ἐλέγχει, πᾶσα δ‘ ἀτιμίη καὶ κακότης ἕπεται. εἰ δ’ οὕτως ἀνδρός τοι ἀλωμένου οὐδεμί’ ὤρη γίνεται οὔτ’ αἰδὼς οὔτ’ ὀπίσω γένεος. θυμῷ γῆς πέρι τῆσδε μαχώμεθα καὶ περὶ παίδων θνῄσκωμεν ψυχέων μηκέτι φειδόμενοι. ὦ νέοι, ἀλλὰ μάχεσθε παρ’ ἀλλήλοισι μένοντες, μηδὲ φυγῆς αἰσχρῆς ἄρχετε μηδὲ φόβου, […]. Schön ist der Tod wenn der edle Krieger im vordersten Treffen Für das Vaterland ficht, und für das Vaterland stirbt! Aber der Schanden größte beschimpfet den Feigen, er fliehet Stadt, und Acker, und Haus, bettelt schmähliges Brod,
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Irrend schleicht er umher mit Weib und Kindern, und weinend Folgt die Mutter ihm nach, und sein Vater der Greis; Seiner harren Verachtung, und Haß, wohin ihn der Armut Kummer zu wandern gebeut, harren Jammer und Noth; Er ists des edlen Stamms und der blühenden Jugend Entehrung, Seinem Fußtritt folgt Schmach und quälender Hohn. Also irrt er umher! die Gestalt und Schöne des Mannes Ist entflohen, und bald wird von ihm fliehen die Schaam. 123
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(Rüdiger, Griechische Gedichte, 1972, S. 32 f., Übertragung v. Christian zu Stolberg).
Bettelſtabe ] Korrespondenz zum 10. Fragment des Tyrtaios (nach Bergk, Poetae Lyrici Graeci, 1882), Vers 4: „πτωχεύειν πάντων ἔστ‘ ἀνιηρότατον“ – „Fern der reichen Heimat
als Bettler durchs Land ziehen“ (Rüdiger, Griechische Gedichte, 1972, S. 32 f., Übertragung v. Christian zu Stolberg). Vgl. Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 167 und Fischl, Quellen und Nachwirkungen, 1911. Bey jedermenniglich verſchmähet … ein vnwillkommner Gaſt ] Korrespondenz zum 10. Fragment des Tyrtaios (nach Bergk, Poetae Lyrici Graeci, 1882), Vers 8 f.: χρησμοσύνῃ τ‘ εἴκων καὶ στυγερῇ πενίῃ αἰσχύνει τε γένος, κατὰ δ‘ ἀγλαὸν εἶδος ἐλέγχει Er, fremd, fleht umsonst um Beistand, ist als Feind bedroht, seine Ahnen entehrt, sein schönes Gesicht entstellt
(Rüdiger, Griechische Gedichte, 1972, S. 32 f., Übertragung v. Christian zu Stolberg). Vgl. Kühlmann: „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 167 und Fischl: Quellen und Nachwirkungen, 1911. Wer liegt / der liegt / vor jhm laufft jederman vorbey ] Anspielung auf das Opfer der Räuber 140 im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,30–35). 142–144 O wehe vnd aber wehe … deß waaren Seelenbrod ] eher vage Korrespondenz zum 10. Fragment des Tyrtaios (nach Bergk, Poetae Lyrici Graeci, 1882), Vers 11–12:
εἰ δ’ οὕτως ἀνδρός τοι ἀλωμένου οὐδεμί’ ὤρη γίνεται οὔτ’ αἰδὼς οὔτ’ ὀπίσω γένεος Lasst ihn das Land durchstreifen. Man verhöhnt ihn ins Gesicht, Er findet nirgends Achtung, Rücksicht und Mitleid.
(Rüdiger, Griechische Gedichte, 1972, S. 32 f., Übertragung v. Christian zu Stolberg). Vgl. Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 167 und Fischl, Quellen und Nachwirkungen, 1911. 159–165 Daß er in Mannlicher Poſtur … noch leben ſpür. ] Möglicherweise Ovid-Anspielung. Vgl. Kommentar zu Z. 3 und 21. 160–165 An ſeinem Ort beſteh … leben ſpür ] eher vage Korrespondenz zum 10. Fragment des Tyrtaios (nach Bergk, Poetae Lyrici Graeci, 1882), Verse 29–32: ἀνδράσι μὲν θηητὸς ἰδεῖν, ἐρατὸς δὲ γυναιξὶ ζωὸς ἐών, καλὸς δ’ ἐν προμάχοισι πεσών. ἀλλά τις εὖ διαβὰς μενέτω ποσὶν ἀμφοτέροισι στηριχθεὶς ἐπὶ γῆς, χεῖλος ὀδοῦσι δακών.
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3. Apparate
da wo ihm Wunden und Tod dräuen, den Feind zu bestehn, Männer und Weiber priesen ihn schön da er lebte, gestorben Ist er des Helden Tod, auch noch im Tod ist er schön!
(Rüdiger, Griechische Gedichte, 1972, S. 32 f., Übertragung v. Christian zu Stolberg). Vgl. Kühlmann, „Vermahnung zur Dapfferkeit“, 2011, S. 167 und Fischl, Quellen und Nachwirkungen, 1911.
Vers- bzw. Zeilenkonkordanz unterschiedlicher Ausgaben der Vermahnung zur Tapferkeit / Soldaten Lob.
⟨I⟩, Titel ⟨II⟩, Binnentitel ⟨III⟩, Einleitung ⟨III⟩, 1. Teil ⟨III⟩, 2. Teil ⟨III⟩, 3. Teil Explicit
Gegenwärtige Ausgabe
Neudrucke deutscher Literaturwerke, Halle 1879
Opitz, Gesammelte Werke, Stuttgart 1978
1–20 21–25 26–29 30–53 54–61 62–98 99–117 118–133 134–145 146–149 150–169 170
1–4 5–29 30–36 37–74 75–92 93–108 109–120 121–124 125–144 145
1–4 5–29 30–36 37–74 75–92 93–108 109–120 121–124 125–144 145
Ein Vergleich der Paratexte der drei zeitgenössichen Ausgaben findet sich in der Einleitung, Abschnitt b) (s. o.).
e) Materialien zur Rezeption (1) Die dem Druck B angehängten Gedichte können dem holsteinischen Dichter Henrich Hudemann d. J. zugewiesen werden: Hudemann, Hirnschleiffer, 1626, 21. Sinnenbild, S. 22:
Impar congressus, Vngleicher Streit
Der Adeler wil mit dem ſtarcken Löwen ſtreiten / Er ſchneidet durch die Lufft mit Flügeln / vnd thut leiten Zu jm den alten Haß: der Löw mit tapfferm muth Hergegen wieder jhn die Zähne wetzen thut. Ob du ſchon biſt ein Printz der Vögel / doch nicht dempffen Du kanſt des Löwens macht; ey lieber laß dein kempffen / Vnd ſo nicht haben wilt zum Schaden Schimpff vnd Hohn / Erſchwing die Federn hoch / vnd fleug nur bald davon.
Hudemann, Divitiae poeticae, 1625, S. 103 f. (recte 203 f.) (vgl. Hudemann, Hirnschleiffer, 1626, 22. Sinnenbild, S. 23):
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
Teutſchland. Emblema. TEutſchlandt iſt durch den Wind deß Krieges vmbgetrieben Nicht anders / alß ein Schiff / welchs faſt iſt auffgerieben Durch groſſen Meeres Sturm / durch Vnglück mannigfalt; Vnd ſolches iſt geſchehn durch Aeoli gewalt; Derſelbe iſt dahin / ſein Krafft hat Er verlohren; Caſtor vnd Pollux ſeynd nu wieder new gebohren / Die werden ſcheinen hell / vnd vnſer Schiff geſchwind Wird finden ſeinen Port durch ſtillen guten Wind. Anno 1625
(2) Oft fälschlich Zincgref zugewiesener anonymer Druck: [Georg Nicolaus Erasmus (1610–1679)200:] Soldaten Lob. (o. O. u. J. [ca. 1644]): An den Ehrliebenden Soldaten. Landsknecht frage dein Gewiſſen Obs von ſolcher üppigkeit / Wie allhier ſteht / ist befreyt / Dann ſo laß dich nicht verdrieſſen / Das die Laſter in gemein / Welche der Soldat jzt übet / Vnd dardurch das Land betrübet / Etwas ſcharff gestraffet ſeyn.
[…]
Georgius Nicolaus Erasmus, P. L. I. Donner / Plitz vnd hagelsteine / Alle Wetter groß vnd kleine / Wolkenbrüche / Waſſerflut / Erd-erbeben / Fewer-glutt / Druſen / Peſtilentz vnd Feigen / Die biß an das Hertze ſteigen.
[…]
(3) Johann Michael Moscherosch, Gesichte Philanders II, 1650, S. 565–568 (Soldaten-Leben. Sechs Gesichte) . Teil 1: Moscherosch, Teil 2: Zincgref, Teil 3: Georg Rodolf Weckherlin (1584–1653):201 [1]
EJn gute Sach der Krieg ſoll han Sonst mag das Gwiſſen nicht beſtahn /
200 Vgl.
Autorenlexikon des Thüringer Literaturrats: http://www.thueringer-literaturrat.de/autorenlexikon/eras mus-georg-nikolaus/ (eingesehen am 9.11.2022). 201 Vgl. auch Weckherlin, Gaistliche und Weltliche Oden, 1641, S. 244–246.
3. Apparate
Paar Gelt / Kraut / Loth / vnd Proviant, Allzeit ſoll ſein wol bey der Hand / Ehe man den Krieg will fangen an / Sonſt er nicht lang beharren kan. Das Haupt ſey klug / hab Löwen Hertz / Laß jhm die Sach nicht ſein ein Schertz. Kriegs Diſciplin fein ſteth behaff / Gotts-Läſtrung / Hurn / Dieb abſchaff. Meyd Füllerey / vnzeitig Beuth Verderbt manch dapffere Krieges-Leuth. Fleißig Kundſchaft zu Tag vnd Nacht Hat manchen zu eim Mann gemacht. Die gute Paß an allem Ort Verwahr vnd Eh nicht rücke fort. Schick dich vnd richt dich nach der Zeit / Verſaum nicht gute Gelegenheit. Den Feind mit Ernſten greiffe an/ Ob ſolt es alls zu boden gahn. Vnd nicht ſo bald laß ſchrecken dich / Ob ſchon der Feind auch wehret ſich. Den hinderſten ſprich dapffer zu / Daß jeder auch ſein beſtes thu: Ein Hinderhut von nöthen iſt / Jm Streit ſtreit ſie daß dir nicht gebrüſt. Dein Feind vexier bey tag vnd nacht / Biß daß du jhn zum Fall gebracht. Kriegslüſt laß dir befohlen ſein / Groß Ehr kanſtu dann legen ein. Wann du wilt gehn zum Streit vnd Schlacht Ein Trincklein Wein dich muthig macht. Aber die Trunckenheit du meid / Daß du nicht kombſt in groſſes Leyd. Was dir befelchs wird vorgebracht / Dem komm gehorſamlichen nach. Die Freund / befreyten ort / Perſohn / Allzeit ſolt vnbekümmert lon / Auff daß von jhnen mann zur noth Gehaben möge Hülff vnd Brodt. Dann jederman bekennet frey Daß viel am Nachtruck gelegen ſey. Vnzeitig Obs nicht iß / nicht trinck Jnd Hitz / daß keine Kranckheit ſtinck. Vnd durch roth Ruhr vnd Peſtilentz / Noch Breun / verderb deß Lägers Gläntz / Es iſt bekant wie mancher Chriſt / Ohn Schwerdt alſo vmkommen iſt. Wann du ein Schlacht wilt greiffen an /
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
Bitt Gott / daß er dir woll beyſtahn / Vnd wann der HErr dir gibt den Sieg Daß du vollendeſt deinen Krieg. Dem lieben Gott zu nacht zu tag / Ewig Lob / Danck / vnd Preiß du ſag. So wird er dir nach diſem Leben / Jn jener Welt den Frieden geben. Wer fleiſſig bett / vnd ſchlegt friſch drein / Der mag ein rechter Kriegsmann ſein.
[2]
DRumb gehet dapffer an / jhr meine Kriegsgenoſſen / Schlagt ritterlich darein; ewr leben vnverdroſſen Vors Vatterland vffſetzt / von dem jhr ſolches auch Zuvor empfangen habt / das iſt der Tugend Brauch. Ewr Hertz vnd Augen laſt mit Eiferflammen brennen / Keiner vom andern ſich menſchlich Gewalt laß trennen. Keiner den anderen durch Kleinmuth ja erſchreck / Noch durch ſein Flucht im Heer ein vnordnung erweck. Kan er nicht fechten mehr / er doch mit ſeiner Stimme / Kan er nicht ruffen mehr / mit ſeiner Augen grimme Den Feinden Abbruch thue / in ſeinem Heldenmuth Nur wünſchend / daß er thewr verkauffen mög ſein Blut. Ein jeder ſey bedacht / wie er das Lob erwerbe / Daß er in mannlicher poſtur vnd ſtellung ſterbe / An ſeinem Orth beſteh feſt mit den Füſſen ſein / Vnd beiß die Zähn zuſamm vnd beide lefftzen ein; Daß ſeine Wunden ſich Lobwürdig all befinden / Davornen vff der Bruſt / vnd keine nicht dahinden / Daß jhn der Tode ſelbſt auch in dem Tode Zier / Vnd man in ſeim Geſicht ſein Ernſt noch Leben ſpür. So muß / wer Tyranney geübriget wil leben / Er ſeines Lebens ſich freywillig vor begeben / Wer nur deß Todts begehrt / wer nur friſch geht dahin / Der hat den Sieg / vnd dann das Leben zu gewinn.
[3]
FRiſch auff / jhr dapfere Soldaten / Jhr / die jhr noch mit Teutſchem Blut / Jhr / die jhr noch mit frühem muht Belebet / ſuchet groſſe thaten! Jhr Landsleuth/ jhr Landsknecht friſch auff / Das Land / die Freyheit ſich verlieret / Wa jhr nicht muhtig ſchlaget drauff / Vnd vberwindend triumphiret. Der iſt ein Teutſcher wol geboren / Der von Betrug vnd Falſchheit frey / Hat weder Redlichkeit noch Trew /
3. Apparate
Noch glauben / noch Freyheit verlohren: Der iſt ein Teutſcher ehren wehrt / Der wacker / hertzhafft/ vnverzaget / Für die Freyheit mit ſeinem Schwerdt Jn die gröſte Gefahr ſich waget. Dann wann jhn ſchon die feind verwunden / Vnd nemen jhm das Leben hin / Jſt doch Ruhm vnd Ehr ſein Gewin / Vnd Er iſt gar nicht vberwunden: Ein ſolcher Todt iſt jhm nicht ſchwer / Weil ſein Gewiſſen jhn verſüſſet; Vnd erwirbet Lob vnd Ehr / Jn dem er ſein Blut ſo vergieſſet. Sein Nahm vnd Ruhm allzeit erklingen Jn allem Land/ in jedem Mund: Sein Leben durch den Tod wird kund / Weil ſein Lob die Nachkömling ſingen: Die edle Freyheit iſt die Frucht/ Die er dem Vatterland verlaſſet; Da der Hertzloß durch ſeine Flucht Wird gantz verachtet vnd gehaſſet. Alſo zu leben vnd zu ſterben Gilt dem redlichen Teutſchen gleich: Der Tod vnd Sig ſeind ſchön vnd reich / Durch beed kan er ſein Hayl erwerben: Hingegen fliehen allen Danck Die flüchtige vnd der Verrähter / Vnd jhnen folget ein Geſtanck / Weil ſie verfluchte Vbelthäter. Wolan derhalb! jhr wehrte Teutſchen / Mit Teutſcher Fauſt / mit kühnem Muht / Dämpfet nu der Tyrannen muht / Zubrechet jhr Joch / Band vnd Beutſchen: Vnvberwindlich rühmen ſie Jhr Titul / Thorheit vnd Stoltzieren: Aber jhr Heer mit ſchlechter müh Mag (vberwindlich) bald verlieren. Ha! fallet in ſie: jhre Fahnen Zittern auß Forcht: Sie trennen ſich / Jhr böſe Sach helt nicht den ſtich / Drumb zu der Flucht ſie ſich ſchon mahnen: Groß iſt jhr Heer; Klein iſt jhr Glaub / Gut iſt jhr Zeug / böß jhr Gewiſſen: Friſch auff / ſie zittern wie das Laub / Vnd weren ſchon gern außgeriſſen. Ha! ſchlaget auff Sie / liebe brüder / Jſt die Müh groß / ſo iſt nicht ſchlecht
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
Der Sig vnd Beut: vnd wol vnd recht Zu thun / ſeynd ſie dann jhr viel müder: So ſtraff / O Teutſches Hertz vnd Hand / Nu die Tyrannen / vnd die Böſen; Die Freyheit vnd das Vatterland Muſt du auff diſe weiß erlöſen.
(4) Gotthold Ephraim Lessings (1729–1781) Briefe an Johann Joachim Eschenburg (1743–1820) mit Hinweisen auf Zincgrefs Gedichte. Sie sind vermutlich der Anlass, die ‚Vermahnung‘ in seinen ‚Auserlesenen Stücken der besten deutschen Dichter von Martin Opitz bis auf gegenwärtige Zeiten‘ neu zu edieren und mit Worterklärungen zu versehen. Lessing, Werke und Briefe XII, 1994, S. 140: Wolfenbüttel, 26. März 1778: Sie werden sich schon mit dem Zinkgräf durchstoppeln müssen; welches auch um so viel besser sein wird, da von Zinkgräfs Poesieen nie etwas zusammengedruckt worden. Wolfenbüttel, 4. September 1778: Hierbei der Zincgräf; aber das Ms. will mir in der Geschwindigkeit nicht in die Hände fallen, wo ich den frühern Charakter des Weckerleins angegeben fand. Eschenburg, Auserlesene Stücke der besten deutschen Dichter von Martin Opitz bis auf gegenwärtige Zeiten, Bd. 3, 1778, S. 236 [Kommentar zu Zincgrefs „Vermahnung zur Tapferkeit. Nach Form und Art des Tyrtäus“]: Wenn dieß Gedicht auch nicht, bey aller Härte und Unvollkommenheit des Versbaues, ſo viel Verdienſt hätte, ſo wäre es ſchon als literariſche Merkwürdigkeit des Aufbewahrens werth, indem es nichts anders iſt, als eine freye Ueberſetzung der elegiſchen Fragmen te, die uns noch von Tyrtäus erhalten, und von Herrn Weiſſe ſo glücklich in deutſche Verſe überſetzt ſind. S. deſſen Lyriſche Gedichte (Leipz. 1772. 8.) B. 2. S. 123-175. Zinc gref hat auch das Eigene, daß er aus den vier Fragmenten des Griechiſchen Dichters Ein zuſammenhängendes Ganzes gemacht hat.
(5) Freiligrath, Gesammelte Dichtungen II, 1870, S. 192–195. Vision 1848
[…]
„Jch war in meinen Tagen Ein Dichter, weitgenannt; Jch habe friſch geſchlagen Die Leier durch das Land. Jn wüſten Kriegesläuften Muth ſingend ſtand ich da; Ach, in der bluterſäuften, Der zitternden Germania.
3. Apparate
Als ſie zur Gruft mich brachten Nach ſturmgetriebner Fahrt, Da war zu Gang das Schlachten, Das dreißigjährig ward. Mir fand ich Kampf beſchieden, Dir fiel die Ruhe zu: Jm dreißigjährʼgen Frieden Uebſt deine freudʼgen Seiten du. „Dich ſtört kein Schwedenjagen Bei Lied und bei Sonett, Kein ſpringender Pulverwagen, Kein krachend Falkonett! Dich irrt auf Deinen Wegen Kein wallenſteiniſch Volk! Dir kreuzen nicht die Degen Der Weimar und der wilde Holk!
[…]
Jch ſprach: „Nah iſt die Fehde, Und kampfbereit bin ich! Doch du, mit dem ich rede, Zincgref wohl hieß man dich? Wo du ein Weib erworben, Jn dieſem Sankt Goar Biſt nachmals du geſtorben“ – Er ſprach zurück: „du redeſt wahr!“
[…]
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IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob
(6) Booklet zur CD: Obskur, Seelentrost, 2006, Label Gjallarhorn Klangschmiede, [S. 2].
V. QUOTLIBETISCHES WELTKEFIG BZW. QUOTLIBETISCHES WELT VND HUMMEL KEFIG
1. Vorbemerkungen Der Weltkefig ist die Kleinschrift Zincgrefs, die in der Öffentlichkeit die breiteste Aufmerksamkeit erfahren hat. Davon zeugen die zahlreichen Ausgaben, mit denen die Flugschrift zwischen 1622/23 und 1632 verbreitet wurde. Das ist nicht zuletzt deshalb bemerkenswert, weil der Text nicht nur eine ausgesprochen komplexe Struktur aufweist, sondern auch ein durchaus informiertes Publikum voraussetzte – nur dieses war in der Lage, die zahlreichen Anspielungen auf politische Ereignisse und literarische Traditionen zu verstehen. Das Tractetlein bediente das Feld des politischen Meinungskampfes und der Bestärkung der eigenen Meinungsgruppe ebenso wie es mit stilistischen und formalen Experimenten, Allegorien und Verrätselungen, mit der unterhaltsamen Beschäftigung der Kombinations- und Assoziationsfähigkeiten der Leser eine im engeren Sinne literarisch interessierte Klientel ansprach. Freilich blieb die Wirksamkeit zunächst auf die unmittelbare Gegenwart beschränkt. Mit der militärischen und machtpolitischen Durchsetzung der Partei, die in der Schrift mit Verve bekämpft wurde, mit dem allmählichen Verblassen von Kenntnissen der unmittelbaren Zeitgenossen entfiel nach 1632 offenbar auch eine wesentliche Grundlage für die Wahrnehmung der Zincgrefschen Satire.
a) Kontexte Entstanden ist die Urversion des Weltkefig wohl ab Mitte April oder im Mai 1622, also vor der Belagerung Heidelbergs durch Tilly (siehe unten). Die Abfassung fällt somit in die Phase, in der die im Spätherbst 1620 begonnenen Kriegshandlungen, die sich zunächst auf Böhmen konzentriert hatten, nun unmittelbar in die Kurpfalz verlagerten. Eine Grundlage für dieses Vorgehen hatte der spanische Feldherr Spinola bereits im Oktober 1620 mit der Einnahme und Befestigung Oppenheims gelegt, das als Basis für das Ausgreifen in die kurpfälzische Residenzstadt dienen sollte.1 Am Jahresende waren zahlreiche Beamte und wohlhabende Heidelberger aus der Stadt geflohen, da sie unmittelbare Kriegshandlungen befürchteten.2 Auch Zincgref selbst hatte sich zeitweilig in Heilbronn aufgehalten.3 Das böhmische Königspaar hatte sich nach der Flucht aus Prag Anfang November 1620 zunächst nach Schlesien und über Norddeutschland im April 1621 ins Exil nach Den Haag begeben. Mit der Selbstauflösung der Union im folgenden Monat war das Verteidigungsbündnis der protestantischen Reichsstände ausgefallen, das der Politik des inzwischen geächteten Pfälzers ohnehin starke Vorbehalte entgegengebracht hatte. Während Vermittlungsbemühungen auf diplomatischem Weg konterkariert wurden, hatte Herzog Maximilian von Bayern, der engste Verbündete des Kaisers, im Herbst die Oberpfalz besetzt. Der Soldunternehmer Ernst von Mansfeld wurde im September 1621 beauftragt, die Pfalz gegen die spanisch-ligistische Bedrohung zu verteidigen.4 Dessen Truppen konnten um den 22. Oktober dieses Jahres erstmals kompromittierende Briefe des Kaisers und seiner Verbündeten abfangen, die Rückschlüsse auf die Ziele der gegnerischen 1 2 3 4
Theatrum Europaeum I, 1643, S. 382–384. Theatrum Europaeum I, 1643, S. 384. Weidner, Zincgrefii Leben, 1693, S. 102; Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 20. Rusdorf, Bericht, 1624, fol. A2r–A4v.
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Konfliktpartei zuließen. Sie wurden ab November 1621 unter großer Aufmerksamkeit verbreitet und zur publizistischen Propaganda eingesetzt. Nachdem der ligistischen Partei schon Anfang November 1620 in Prag die Anhaltische Kanzlei (des Ratgebers von Friedrich V., Christian von Anhalt) in die Hände gefallen und zur Bloßstellung der böhmisch-pfälzischen Seite genutzt worden war,5 bot sich jetzt die Gelegenheit zu einer propagandistischen Revanche. Eine Edition mit Übersetzung und Kommentierung wurde vorbereitet, in deren geplante Publikation neben dem pfälzischen Kanzler Conrad von Spina (1594–1645), einem engen Bekannten Zincgrefs, auch sein Mentor Georg Michael Lingelsheim (1556?–1636) wie dieser selbst unmittelbar involviert waren.6 Zincgref sollte die mehrmals überarbeitete Schrift bei dem Heidelberger Drucker Gotthard Vögelin (1597–1631) in den Druck bringen; ob er sich tatsächlich nachhaltig darum gekümmert hat, ist nicht bekannt. Der Streit um die ‚Cancellaria hispanica‘, der von beiden Seiten mit publizistischen und diplomatischen Mitteln ausgetragen wurde, war sicher einer der wichtigsten diskursgeschichtlichen Hintergründe für das Entstehen des Weltkefig. Dass Österreich und Bayern seit langem und zielstrebig auf die Vernichtung der Kurpfalz hinarbeiteten, der Kaiser die ‚libertas germanica‘ beseitigen wolle und dabei unlautere Mittel anwende, dass die Vernichtung der ‚Ketzer‘ überhaupt das Endziel der gegnerischen Partei sei, wird in der Invektivschrift immer wieder aufgegriffen. Auch der Aufruf zum Widerstand gegen ein derlei ‚tyrannisches‘ Vorgehen und das Vertrauen, dass Gott sein Wort nicht werde untergehen lassen, findet hier seinen Ort. Die Arbeit am Weltkefig fiel in die Zeit, in der die geplante Liquidierung der kurpfälzischen Herrschaft in ihr Endstadium ging und die Hoffnungen der Pfälzer Seite auf einen Verhandlungsfrieden zunichte machte. In Heidelberg wurde schon seit Herbst 1621 die Verteidigung gegen die befürchtete Invasion der spanischen Truppen geplant. Zincgref übernahm am 17. Dezember 1621 das Amt eines Generalauditors der kurpfälzischen Garnison in Heidelberg.7 Als solcher war er schon zu Jahresbeginn 1622 wohl unmittelbar mit der Disziplinlosigkeit der Soldateska befasst8 – ein Problem, das gegen den Willen des desinteressierten und völlig undiplomatischen Gubernators Heinrich van der Merven allerdings kaum zu bewältigen war. Diesen Sachverhalt belegen detailreiche Darstellungen aus dem Kreis der Bürger, die sich später gegen die einseitige Darstellung der Ereignisse zur Wehr setzten. Seit April 1622 hielt sich auch der am 22. Januar 1621 geächtete Kurfürst auf dem pfälzischen Kriegsschauplatz auf; er kehrte nach einem kurzen Aufenthalt in Heidelberg Mitte Juni, bei dem er letzte Wertsachen barg, allerdings ins Exil nach Den Haag zurück. Mittlerweile rückten ligistische und spanische Truppen unter Verwüstungen und Massakern in kleineren Orten auf Heidelberg vor. Am 22. Juni 1622 begann die Belagerung der Residenzstadt durch Tilly, während der Kurfürst am 13. Juli 1622 auf englisches Drängen seine Heerführer Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig und deren Truppen entließ und sein Land damit dem Feind preisgab. Nach schweren Sturmangriffen wurde die von Bürgern und Söldnertruppen verteidigte9 Kernaltstadt Heidelbergs am 6. September eingenommen und geplündert; die Schlossbesatzung (zu der auch Zincgref gehörte) kapitulierte am 10. September und musste unter Zurücklassung ihrer Habe abziehen. Dass die pfälzische Kur am 22. September 1622 zunächst ad personam und im Geheimen auf Hzg. Maximilian I. von Bayern übertragen wurde, noch ehe die Kurpfalz mit dem Fall Mannheims 5 6
Koser, Kanzleienstreit, 1874, S. 2–23; Bilhöfer, Winterkönig, 2004, S. 108. Duch, Politik, 1970, S. 487; Walter, Späthumanismus, 2004, S. 161 f.; Schnabel, Zincgrefs Weltkefig, 2011, S. 246 f. 7 Walter, Späthumanismus, 2004, S. 194, 311. 8 Kurtze Verantwortung, 1623, S. 8–26, 30. 9 Siehe die Liste der von den Truppen Tillys gefangengenommenen Soldaten in: Kurtze Beschreibung, 1622, S. 21–23.
1. Vorbemerkungen
203
(12.11.1622) ganz besetzt war, war zum Zeitpunkt der Abfassung der Urversion des Weltkefig ebenso unbekannt wie Schenkung der erbeuteten Bibliotheca Palatina an den Papst, die Maximilian vornahm. Weitere Ereignisse wurden in die späteren Fassungen des Textes aber sukzessive aufgenommen.
b) Text Anhaltspunkte für eine Datierung des Weltkefig hatte bereits Schnorr von Carolsfeld gesammelt.10 Maßgeblich dafür ist die Erwähnung bestimmter geschichtlicher Ereignisse wie der Massaker von Hilsbach (18.3.1622) und Neckargemünd (5.4.1622), die einen ‚terminus post quem‘ liefern;11 dass andererseits die verhängnisvollen Folgen der Vergleichsverhandlungen auf dem ungarischen Landtag in Oedenburg vom April 1622 noch nicht bekannt waren (A 165) – nämlich die Entlassung der Heere Ernsts von Mansfeld (1580–1626) und Christians von Braunschweig (1599–1626) durch Friedrich V. am 13.7.1622 – markiert den ‚terminus ante quem‘.12 Der (fingierten) Lokalisierung „im Mannsfeldischen Läger“ (A 270) wäre andernfalls die empirische Grundlage entzogen gewesen, da der Militärunternehmer im pfälzischen Zusammenhang fortan nicht mehr in Erscheinung trat. Im Übrigen ist davon auszugehen, dass Zincgref als Generalauditor der kurpfälzischen Garnison in Heidelberg im direkten Vorfeld oder gar nach Beginn der feindlichen Belagerung am 22.6.1622 kaum noch die Muße gehabt haben dürfte, eine so anspielungsreiche und kunstvoll gebaute satirische Schrift zu Papier (und in den Druck) zu bringen. Eine wichtige Wirkungsabsicht des Textes – die Aufklärung der Leser über die hegemonistischen Ziele und ebenso intriganten wie gewaltsamen Mittel der kaiserlich-ligistischen Partei und die Immunisierung der Beobachter gegen propagandistische Falschdarstellungen der Gegenseite – war nach dem Fall Heidelbergs eigentlich hinfällig geworden. Die sich überstürzenden militärischen Ereignisse und spätestens der im Januar 1623 eröffnete Deputationstag in Regensburg, auf dem der Kaiser die pfälzische Kurwürde auf Lebzeiten an den Bayernherzog Maximilian I. übertrug (15./25.2.1623), hatten inzwischen neue Tatsachen geschaffen. Im Laufe der folgenden Jahre erfuhr der Text immer wieder additive Erweiterungen, ohne dass der ursprüngliche Bestand davon grundlegend tangiert worden wäre. Diese Ergänzungen fungierten meist eher als ‚Anlagerungen‘ im Argumentationsgang, umfassen aber auch neue Strukturelemente, die nach und nach beigegeben wurden. Sie sind z. T. genauer zu datieren und auffälligerweise nicht zwangsläufig mit dem Erscheinen der Druckausgaben kongruent. An dem Text wurde also offensichtlich immer wieder einmal gearbeitet, ohne dass sich dies sofort in einer Neuausgabe niedergeschlagen hätte. Relativ bescheiden blieb die inhaltliche Ergänzung zunächst in der Textfassung, die 1623 in den Druck gelangte (Ausgabe C). Dort wurde eine Invektive gegen den Bischof von Mainz, die zuvor lediglich in Form eines lateinischen Sprichworts enthalten war, durch einen historischen Exkurs erweitert, der nicht nur Herkunft und Alter des Spruchs referentialisierend nachwies, sondern auch ihre Berechtigung untermauerte.13 Zudem wurden am Ende einige neue Sottisen gegen die Spanier und die römische Kirche platziert.14 In der Folge scheint es verschiedene Bearbeitungsphasen gegeben zu haben, die jeweils ihren Niederschlag im Text fanden, ohne später im Druck noch an die jeweils aktuellen Gegebenheiten 10 11 12
Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 45. Vgl. Dorinus, Niederlag, 1622. Vgl. Schnabel, Zincgrefs Weltkefig, 2011, S. 226 f. – Unentschieden neuerdings Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 84 vs. S. 126. 13 Varianten zu A 92. 14 Siehe Varianten zu A 268 und 269.
204
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
angepasst zu werden. Offenbar schon in die Jahre 1624/25 verweist die Datierungsformel am Ende des Haupttextes, die in den Druckausgaben von °1622 (A 258 f.) und 1623 (C) noch auf das 3. Jahr der Kriegsfurie Bezug genommen hatte. Diese aus der Sicht der Pfalz korrekte Datierung, die den Krieg erst mit dem Abmarsch der ligistischen Truppen Ende Juli 1620 und dem Einsetzen der Kampfhandlungen im Spätjahr 1620, nicht aber schon mit dem von den böhmischen Ständen veranstalteten Prager Fenstersturz vom 23.5.1618 beginnen ließ, wurde in der Ausgabe E auf das fünfte Jahr geändert. Obwohl dieser Druck erst nach dem Sommer 1631 erschienen sein kann (siehe Druckgeschichte S. 216), blieb der offenbar früher eingesetzte Hinweis darauf unverändert. Das gleiche gilt für die Lokalisierung in „Juncker Ernsten Läger“ – der Söldnerführer Ernst von Mansfeld, auf den sich die Anspielung (wie schon in den Ausgaben A und C) bezieht, war nach seiner Entlassung 1622 Ende 1624 zwar wieder in pfälzische Dienste gestellt worden. Dass er bereits am 29.11.1626 sterben würde, war damals noch nicht absehbar. Im allgemeinen Bewusstsein verhaftet dürfte aber die Empfänglichkeit des Kriegsunternehmers für Zuwendungen gewesen sein, die zu diesem Zeitpunkt noch von aktueller Bedeutung war, zum Zeitpunkt des späteren Druckes E (°1632) dann aber ebenso an unmittelbarer Relevanz verloren hatte.15 Als im März und April 1625 mit Jakob I. von England und Moritz von Oranien zwei wichtige Unterstützer des ‚Winterkönigs‘ starben, zugleich aber die Hoffnung wuchs, breitere Unterstützung für die pfälzische Sache zu erreichen,16 mag eine damals entstandene Überarbeitung bzw. Ergänzung des Textes denkbar sein, die den Weg in den Druck aber dann doch nicht fand. Ein ähnlicher Einschub kann für das Jahr 1629 festgestellt werden, als der Ausgang einer bevorstehenden Wahl zum Mainzer Erzbischof noch unsicher war, der Sprecher aber einen neuerlichen Machtgewinn der habsburgischen Partei befürchtete.17 Dass die Wahl am 6.8.1629 dann doch anders ausging, war einem späteren Beobachter zwangsläufig bekannt. Aber auch hier ist die Formulierung im späteren Druck E (°1632) nicht mehr verändert worden. Dass solche irritierenden Inkonsequenzen in der Zeitstruktur des Textes häufiger sind, lässt sich auch an anderer Stelle beobachten18 – sie laufen einer verlässlichen Chronologizität zuwider, die der im politischen Streit engagierte und an der Korrektheit der Tatsachendarstellung interessierte Leser erwarten mochte; darstellerisch sollen sie aber möglicherweise auch das ‚Chaos‘ der Welt widerspiegeln, das der Text so auf eindrucksvolle Weise vermittelt. Für den Druck E (°1632) wurde dann wiederum eine Anpassung sowohl des Titels wie der Textbestandteile vorgenommen. Nach der seit °1622 mit unwesentlichen Änderungen überkommenen Formulierung aus Titelschlagwort und Titelexplikation wurde zum einen – und gewissermaßen als Motto – ein leicht verändertes Horaz-Zitat eingesetzt, das die satirische Verfahrensweise signalisierte. Ein ebenfalls neu eingebrachtes, leicht adaptiertes Zitat nach Cassiodor machte die Skepsis des Verfassers gegenüber den Wertungssicherheiten des Gelehrtenstandes deutlich, der Zincgref ja schon seit den Facetiae pennalium immer wieder Ausdruck verliehen hatte. Ob der Formulierung vom „Wunder Jahr“ eine Entscheidung des Autors oder des Verlegers zugrunde lag, wird sich kaum klären lassen. Erstmals wurde über den eigentlichen Haupttext, der inhaltlich nur unwesentliche Veränderungen erfuhr,19 nun auch ein Binnentitel gesetzt, der noch einmal mit dem schon vom Titelblatt her 15 16 17 18
Siehe Sachkommentar zu 480. Mout, Winterkönig, 1988, S. 266 f.; Bilhöfer, Nicht gegen Ehre, 2004, S. 131–134. Siehe Sachkommentar zu 459. So wurde der erste Versuch Spinolas, Heidelberg zu erobern, von Ausg. A (°1622) bis Ausg. H (1632) durchgehend auf die Zeit vor rund acht Jahren datiert (siehe Sachkommentar zu 172). 19 In Ausgabe E wird allerdings erstmals die Prinzessin Condé und deren skandalumwitterte Kindsgeburt von 1621 namentlich genannt (vgl. Sachkommentar zu 290).
1. Vorbemerkungen
205
bekannten Horaz-Zitat versehen war. Wichtige Ergänzungen ergaben sich allerdings durch neue Strukturbestandteile, die den Textumfang deutlich erweiterten. Hinter dem Titel – im Druck auf der Titelrückseite – fand nun ein Symbolum Turbatorum Imperij Romani ⟨II⟩ seinen Platz, das als Motto für die zerstörerische Regierungsauffassung des Kaisers etikettiert wurde. Diesem wurde das Eingeständnis des Strebens nach Erblichkeit der Wahlwürde gegen alle verbrieften Reichsgrundgesetze, das Desinteresse am Reich abseits des eigenen Machtgewinns in den Mund gelegt – ein vermeintlich entlarvender Ausspruch, der alle Anhänger der überkommenen Austarierung kaiserlicher und fürstlicher Rechte affizieren musste. In einer Art Dokumentenanhang wurden nun erstmals außerdem drei weitere Texte beigegeben. Ob diese (immerhin erst in einer Folgeausgabe umgesetzte) Technik der Kompilation von ‚Haupttext‘ und ‚Anhang‘ als Spezifikum Zincgrefschen Schreibens und Strukturierens aufgrund seiner juristischen Sozialisation gewertet werden kann,20 sei dahingestellt. Unbestreitbar ist jedoch, dass die im Hinblick auf ihren Status sehr unterschiedlichen Beigaben anhand historischer Quellen und Aussagen die Behauptungen des Haupttextes belegen sollten – der historia kam (als magistra vitae) im Wertesystem der Zeit ja in aller Regel höhere Reputation zu als ‚erfundenen Geschichten‘. Die ersten beiden Zugaben, die nun im Anhang ihren Platz fanden, wurden in philologisch korrekter Verfahrensweise zunächst in der fremdsprachigen Originalfassung wiedergegeben, ehe dann für eine breitere Leserschaft eine Übersetzung ins Deutsche folgte. Zumindest für die erste Anlage ⟨V⟩, einen Auszug aus den Instruktionen Papst Pius’ V. (reg. 1566–1572) an seinen Kardinallegaten Giovanni Francesco Commendone (1523–1584) für dessen Reise an den Augsburger Reichstag von 1556, wurde die intendierte Verständnisweise gleich im Titel angekündigt. Der direkt auf die politische Praxis bezogene Anweisungstext sollte die traditionelle Feindschaft des Papsttums gegenüber der ‚ketzerischen‘ Kurpfalz dokumentieren und zugleich dessen enge Verbindung mit den rechtgläubigen bayerischen Herzögen zeigen, die es in jeder Weise zu stärken gelte.21 Der zweite Ausschnitt ⟨VI⟩ dagegen – ein historiografischer Text – widmete sich den Bayernherzögen selbst, deren Gier nach der pfälzischen Kurwürde bereits unter Kaiser Maximilian I. (reg. 1508–1519) zutagegetreten und von diesem damals als Gefährdung der eigenen Herrschaft sehr wohl durchschaut worden sei. Dass mit dem in pfälzischen Diensten stehenden Hubert Thomas Leodius (1495–1556) dabei ein nicht ganz unparteiischer Gewährsmann zitiert wurde, blieb in diesem Zusammenhang unerwähnt, dienten dessen Annalen Friedrichs II. doch nachdrücklich der Selbstdarstellung der Kurdynastie; sie lagen erst seit wenigen Jahren nicht nur in der lateinischen Originalfassung, sondern auch in einer deutschen Übersetzung vor, die auch ein nichtakademisches Publikum ansprechen wollte.22 Der dritte Anhang ⟨VII⟩ schließlich nutzte ein erheblich gerafftes Zitat aus der spätantiken Konsolationsliteratur, nämlich der um 525 entstandenen Consolatio Philosophiae des Boethius. Hiermit sollte – unter Vorgabe des Verständnishorizonts durch die Überschrift – der gescheiterte ‚Winterkönig‘ charakterisiert werden, indem ihm des Boethius Worte in den Mund gelegt wurden. Ebenso wie der schuldlos verfolgte Gelehrte und Staatsmann der Spätantike, der sich in seinem Buch selbst präsentierte, erscheint somit Friedrich V. als Verfolgter und Dulder, während die ruchlosen Feinde ihre Erfolge genießen und schon auf weitere Schandtaten sinnen. Zugleich stellt das Verszitat die Gläubigkeit des Pfälzers heraus, der Gott um ein Einschreiten gegen die Bemühungen bittet, die Schöpfungsordnung ins Wanken zu bringen. Drei Zitate mit unterschiedlichem Textstatus und aus sehr verschiedenen Zusammenhängen wurden also dazu verwendet, Aussagen des Haupttextes zu untermauern. Sie sind allerdings letztlich 20 21 22
So Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 89–94. Siehe Sachkommentar zu 485. Siehe Sachkommentar zu 511.
206
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
nur Beigaben geblieben, da keine direkt ausformulierte argumentatorische Referenz zwischen ihnen und dem satirischen Teil namhaft zu machen (sondern vom Leser selbst herzustellen) ist; die disparaten Belegtexte waren im Bedarfsfall auch ohne weiteres wieder wegzulassen – was in der Druckausgabe G (1632) mit den Teilen ⟨VI⟩ und ⟨VII⟩ auch tatsächlich geschehen ist. Der Textbestand des Weltkefig hatte damit weitgehend seinen Endstand erreicht. Die weiteren Druckfassungen des Jahres 1632 weisen nur noch kleinere Änderungen auf. Deren auffälligste dürfte (ab der Druckversion F) die Erweiterung des Titelschlagworts sein, die den Weltkefig nun zu einem Welt- und Hummelkefig machte. Damit wurde eine Metaphorik, die in der Titelexplikation bisher eher beiläufig verwendet worden war, an prominenterer Stelle herausgehoben.23 Möglicherweise war damit eine verdeckte Referenz auf eine wichtige Satire Johann Fischarts (1546–1590?) beabsichtigt, der bereits 1579 seinen (pseudonymen) Bienenkorb Deß Heil. Röm. Immenschwarms veröffentlicht und damit eine Umarbeitung der niederländischen Satire De Bijenkorf der Heilige Roomsche Kercke von Philips van Marnix (1540–1598) vorgelegt hatte. Zwingend war dies freilich nicht. Immerhin war das Motiv des Bienenkorbs auch in der zeitgenössischen Flugpublizistik – und gerade auch in Bezug auf den ‚Winterkönig‘ – durchausverbreitet. Mit der Akzentuierung der Hummeln wurde der Vorstellung des trotz aller hierarchischen Organisiertheit und Arbeitsteilung unübersichtlichen Gewimmels und Durcheinanders nun aber noch die unproduktiver Existenz und Bosheit zugewiesen: die vermeintlich räuberischen Hummeln standen, wie der Volksglaube wissen wollte, in enger Verbindung zum Teufel.24 Zudem wurde die Titelexplikation jetzt auch mit klaren politischen Aussagen ergänzt, die zuvor gefehlt hatten. Zum einen wurde der konstatierte Unfrieden auf den konfessionspolitischen Rigorismus der katholischen Partei zurückgeführt, der einem dauerhaften Frieden entgegenstehe; zum anderen erfuhr die Schrift auch eine Charakterisierung hinsichtlich ihrer Wirkungsintention: Sie sollte dem „Vaterland Teutscher Nation“ als Warnung dienen, dem intriganten und gewaltsamen Wirken der Gegenseite zu misstrauen. Was zuvor als Ankündigung einer Satire auf den allgemeinen Zustand der Welt verstanden werden mochte, war nun tatsächlich auf die aktuelle politisch-militärische Situation bezogen, die im Jahr 1632 mehrfach spektakuläre Wendungen erfuhr. Innerhalb des Textes selbst blieben die Ergänzungen allerdings auf zwei Passagen beschränkt, deren längere von strategischen Überlegungen am spanischen Hof berichtet, die den pfälzischen Kurfürsten als kühl kalkuliertes Opfer machtpolitischer Winkelzüge erscheinen lassen (H 131–136); nur zwei neue Zeilen werden den zurückhaltenden Reaktionen der pfälzischen Partei gewidmet, die den feindlichen Intrigen nicht mit gleichen Mitteln begegnet sei (H 210 f.). Auf die unmittelbaren Zeitereignisse des ‚Schwedischen Krieges‘ wurde also nicht mehr explizit Bezug genommen. Auch wenn in den folgenden Druckauflagen nicht immer alle Ergänzungen und Bestandteile des Textbestands aufgenommen wurden, hatte die Arbeit an Wortlaut und Struktur damit offensichtlich ein Ende gefunden. Der Weltkefig nimmt in seinen faktualen Referenzen auf langdauernde historische Prozesse ebenso wie auf mehr oder minder aktuelle Ereignisse der Zeit Bezug. Gleichwohl erschöpft sich der Text nicht in der politischen Polemik, sondern dient – gerade am Anfang – auch der Charakter- und Ständekritik, die als Schelt- und Spottrede formuliert und mit Sarkasmus verfolgt wird.25 Der unverkennbar satirischen Machart entspricht die Selbstauszeichnung als Quodlibet, die in den Titelschlagworten der Drucke von der ersten bis zur letzten Ausgabe gleich an prominenter erster 23 Zum folgenden Schnabel, Zincgrefs Weltkefig, 2011, S. 238 f. 24 Bächtold‑Stäubli, HdA IV, 1987, S. 467–470. – Vgl. auch das
Wortspiel im Titel der Bienenkorb-Ausgabe „Christlingen“ [um1610], wo von „Hummelszellen (oder Himmelszellen)“ die Rede ist. 25 Schnabel, Zincgrefs Weltkefig, 2011, S. 239.
1. Vorbemerkungen
207
Stelle hervorgehoben wurde. Der Verfasser hat seinem Text – wenn die Titelgebung denn auktorial erfolgt ist – somit in allen Ausgaben ein eindeutiges Signal zur Einordnung mitgegeben.26 Dabei bezog sich die gattungsgeschichtliche Referenz trotz des regionalen Bezugs und der Einbindung Zincgrefs in das Milieu der oberdeutschen Späthumanisten wohl weniger auf die (nicht sehr verbreitete) Tradition der disputatio quodlibetica, wie angenommen wurde.27 Denn die akademischen Scherzdisputationen handelten ihren Gegenstand trotz der ungewöhnlichen, nicht vom Fächerkanon abgedeckten Wahl des Themas sehr wohl in (parodistisch aufgegriffener) systematischer Form und mit ausgebreiteten Literaturreferenzen ab – was im Weltkefig sowohl textorganisatorisch wie argumentationstechnisch nicht der Fall ist. Vielmehr wird hier wohl eher auf eine Verfahrensweise Bezug genommen, die aufgrund der Kombination heterogener, inkohärenter Teile eine komische oder absurde Wirkung entfaltet.28 Die schon im ausgehenden Mittelalter nachweisbare, nicht an eine bestimmte literarische Form gebundene satirische Technik wurde im späteren 16. Jahrhundert als „Ein zusam geklaubt ding, es sei was es wöl, das sich doch nindert oder wenig zusamen gattet, ein durcheinandermischmäsch“ charakterisiert.29 Der Verzicht auf innertextuelle Kohärenz wird im Falle des Weltkefig nicht nur in den sprunghaften Gedankengängen und oft fast assoziativ gereihten Mitteilungen des Berichterstatters, sondern auch in der verwirrenden Unsicherheit über seinen eigenen Status ‚innerhalb‘ oder ‚außerhalb‘ des Käfigs, als Narr und kenntnisreicher Beobachter des Zeitgeschehens und verdeckter Zusammenhänge deutlich. Die Zeitstruktur, die sich nachvollziehbarer Chronologizität verweigert, indem sie längst vergangene Ereignisse als gegenwärtig darstellt und nicht als vorzeitig markiert, die scheinbare Willkür der gewählten Bilder, die Anspielungen, Doppel- und Mehrdeutigkeiten und die Unberechenbarkeit der Gedankenführung, der unvermittelte Wechsel von grobianischer Verschimpfung zu gelehrter Auslassung wirken auf den Leser in gleicher Weise verwirrend und dienen der artifiziellen Darstellung des kaum durchschaubaren ‚Weltgetümmels‘. Die Orientierung Zincgrefs an der satirischen Technik und den sprachlichen Manierismen etwa Johann Fischarts ist dabei unverkennbar. Gleichwohl gerät dabei die Zielrichtung der Invektiven – die Geißelung der Machtpraktiken des politischen Katholizismus, die den unmittelbaren Zeitbezug herstellt – nie aus dem Fokus. Wenig aussagekräftig für die Charakterisierung des Textes erscheint hingegen die Auszeichnung als „Tractätlein“, wie sie ab den Ausgaben F auf der Titelrückseite im Abschnitt „An den Leser“ formuliert wurde. Tatsächlich wurde diese Diminutiv-Bezeichnung – anders als die der aus der Wissens- und Frömmigkeitsliteratur bekannten ‚Traktate‘, die durch ihre systematische Gedankenführung und Argumentation ausgezeichnet waren – meist pejorativ verwendet.30 Sie stellte die damit bezeichneten Texte also in ein eher unvorteilhaftes Licht. Freilich muss auch hier die uneindeutige Stellung der Redeinstanz in Rechnung gezogen werden. Zum einen ist nicht klar, ob es sich um eine auktoriale oder allografe Äußerung oder gar die einer fingierten Person handelt. Zum anderen werden in diesem Zusammenhang gezielt falsche Fährten gelegt, wenn als mögliche Druckorte der Ausgabe von 1623 Köln oder Mainz genannt werden. Die Zuverlässigkeit des hier 26
Es besteht also kein Anlass, den Text einer vermeintlichen literarischen Gattung ‚Flugschrift‘ zuzuordnen (vgl. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 107), zumal die buch- und literaturwissenschaftliche Forschung die Flugschrift in der Regel als Medium, nicht als poetische Gattung versteht (Schilling, Flugblatt, 1997, S. 607– 609; Schwitalla, Flugschrift, 1999, S. 7; Graap, Medien, 1999, S. 501–516 usw.). 27 Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 116. – Zum Genre Kipf, Ludus philosophicus, 2010. 28 Liede, Dichtung als Spiel, 1963, S. 48–57; Rogge, Quodlibet, 1965, S. 17; Kleinschmidt, Scherzrede, 1977; Kühne, Quodlibet2, 2007, S. 210 f. – Zur Einordnung des Textes vgl. Schnabel, Zincgrefs Weltkefig, 2011, S. 251–256; Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 115 f. 29 Roth, Dictionarius, 1571, fol. N7v. 30 Schulz/Basler, Fremdwörterbuch 5, 1981, S. 367 f.; Störmer-Caysa, Traktat, 2007, S. 674.
208
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
auftretenden Sprechers ist also durchaus in Zweifel zu ziehen – selbst wenn er die „pur lautere Warheit“ dessen beteuert, was der aufmerksame Betrachter der politischen Ereignisse auch selbst erkennen könne.
c) Verfasserschaft Dass der Weltkefig – angesichts seines unbestreitbaren Charakters als ‚Famosschrift‘– anonym erschien, ist nicht verwunderlich. Mit der Angabe „Datum im Mannsfeldischen Läger“ (A 258) legte er auch noch eine falsche Fährte, signalisierte zugleich aber auch, dass die Schrift die Perspektive der kurpfälzischen Seite vertrat (was dem Leser ganz am Ende des Textes allerdings ohnehin klar geworden war). Auch die Drucker und Verleger dieser und sämtlicher weiterer Auflagen haben sich aus guten Gründen – und wie bei solchen Produkten allgemein üblich – nicht identifiziert bzw. ihre Identität aktiv verschleiert. Entsprechend wies Christian Gryphius (1649–1706) in seiner litterärgeschichtlichen Darstellung der historischen Schriften über das 17. Jahrhundert zwar auf den vergnüglichen Charakter der Invektivschrift und darauf hin, dass der Verfasser ein „exul Palatinus“ gewesen sei; dessen Namen konnte er aber nicht ausdrücklich nennen.31 Bemühungen, die ohne oder mit fingierter Ortsnennung und unterdrückter Verlegerangabe unter verschiedenen Titeln erschienene Flugschrift Zincgref zuzuweisen, wurden bereits kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts unternommen. Emil Weller (1823–1886) wies den im Lauf seiner Publikationsgeschichte vielfach veränderten Text erstmals dem Heidelberger zu. Ansatzpunkt für ihn war die Drohung der Redeinstanz, ein Buch mit „pennal bossen“ drucken lassen zu wollen (A 38), um den Studenten die Federfuchserei zu verleiten. Die Referenz bezog er auf die bereits 1618 erstmals erschienenen und in den Jahren bis 1654 immer wieder ergänzten Facetiae Pennalium Zincgrefs, dessen Autorschaft durch Weidners Biogramm Zincgrefs eindeutig gesichert ist.32 Sie erfuhren eben 1622 eine zweite Auflage.33 Im Übrigen lässt sich zwischen den Facetiae und dem Weltkefig auch eine Reihe mehr oder minder aussagekräftiger Parallelstellen und thematischer Überschneidungen nachweisen, die die Annahme einer Autorschaft Zincgrefs stützen.34
d) Ausgaben und Druckbeschreibungen Druck A o. O. u. J. (°1622) A Quotlibetiſches Weltkefig. | Darinn gleichſam / alß in einem Spiegel / | daß gegenwärtige Weltgetüm mel / gehümmel vnd ge- | trümmel / wüten vnd toben / liegen triegen vnd kriegen / jrren | wirren vnd ſinceriren, Schwarm vnd Alarm, zuſehen. (a) Format: 4° (beschnitten auf 194 × 155 mm); Umfang: 4 Blätter (8 Druckseiten, keine Leerseiten); Paginierung: keine; Bogenzahl: 1; Bogensignaturen: ()(), ()()ij und ()()iij. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: ()()v, ()()ijv und ()()iijv; Drucktypen: Fraktur in vier Schriftgraden, Antiqua recte in zwei Schriftgraden; Zierelemente: keine; Satzspiegel: 171 × 109 mm (()()ijv), 172 × 109 mm (()()iijv), 174 × 109 mm (()()v und ()()ivr), 175 × 109 mm (()()ijr). (c) Titelillustration | keine. 31 32 33 34
Gryphius, Apparatus, 1710, S. 101. Vgl. Weidner, Zinckgrefii Leben, 1644, S. 113. Zincgref, Facetiae, 1978, S. XVI. Vgl. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 95–101.
1. Vorbemerkungen
209
(d) Gliederung des Druckes | ()()[r] Titel; ()()[r]–[()()ivv] Zincgref, Weltkefig. (e) Genutztes Exemplar | SLUB Dresden: Hist. Germ. c. 527,54. – Weitere Nachweisungen: keine. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 57. – Dünnhaupt, Handbuch III, 1981, S. 2016, Nr. 13. – Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4368, Nr. 13.1. Die erste Druckversion der Flugschrift umfasst lediglich vier bedruckte Blätter. Auffällig ist der Umstand, dass dieser Druck ohne eigens gestaltetes Titelblatt auskommt – in der zeitgenössischen Flugschriftenpraxis ein recht seltener Fall. Das Titelschlagwort (Quotlibetisches Weltkefig) und die vierzeilige Titelexplikation vermitteln somit eher den Eindruck einer bloßen Überschrift, der dann unmittelbar der Haupttext folgt. Dass die wenig elaborierte Aufmachung, die etwa auf Zierelemente und Kolumnentitel verzichtete, Zeichen einer flüchtigen Herstellung unter bedrückenden Rahmenbedingungen gewesen sei, wurde vermutet;35 dafür könnte auch die recht hohe Zahl von Setzerfehlern sprechen, die annehmen lassen, dass auf einen eingehenden Korrekturgang hier verzichtet wurde oder verzichtet werden musste. Gleichwohl wurden mit der Verwendung unterschiedlicher Schriftgrößen, mit der drei Zeilen hohen Initiale und der Fettung der Erstzeile des Haupttextes doch die üblichen typografieästhetischen Regeln eingehalten. Auffälligerweise wurde im frühesten Druck auf eine Strukturierung des Textes durch Absatzbildung verzichtet, was die Lektüre gerade angesichts der kleinen Lettern und der langen Zeilen durchaus erschwert. Das könnte allerdings durchaus auch ein bewusstes gestalterisches Verfahren gewesen sein. Mit ihm wird schon typografisch die Anmutung einer Suada vermittelt, eines ununterbrochenen, aufgeregten Redeschwalls, der einen nach außen drängenden, nicht kontrollierbaren 35
Schnabel, Zincgrefs Weltkefig, 2011, S. 225; Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 126.
210
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
inneren Antrieb suggerieren soll. Das immer auch wahrnehmungsleitende drucktechnische Verfahren würde damit der über weite Teile affektiven, verwirrten, alarmistischen und immer wieder unvermittelt wechselnden Redehaltung der Sprecherinstanz entsprechen. Nicht auszuschließen ist es, dass Druck A gar nicht als separater Druck, sondern als Beidruck, also als unselbstständiger Teil einer (bislang unbekannten) umfangreicheren Publikation zumindest geplant war; ein öffentliches Erscheinen des ‚Probeausdrucks‘ wäre damit eher unwahrscheinlich. Der mutmaßliche Fragmentcharakter des unikal erhaltenen Druckexemplars würde nicht nur die ungewöhnliche Ausformung des Titels erklären (der dann ein Binnentitel und als solcher durchaus konventionskonform wäre); er würde auch die sonderbaren Bogensignaturen in einem neuen Licht erscheinen lassen. Die nämlich setzen schon auf der vermeintlichen Titelseite ein (was untypisch ist) und beginnen mit der Signatur ()(). Das legt es nahe, dass dem damit bezeichneten Bogen zumindest ein solcher mit der Signatur () vorausgegangen ist. Die erste Fassung des Weltkefig wäre damit zumindest der zweite (?) Teil einer Folge von Einzeltexten, die in Buchform zusammengestellt werden sollten. Potenziell zugehörige Fragmente haben sich bislang allerdings nicht identifizieren lassen. Sie wären angesichts der unikalen Überlieferungslage von A wohl auch nur durch Zufall zu entdecken. Offenbar ist das durch zahlreiche Satzfehler geprägte Dokument keiner eingehenden Korrektur unterzogen und vor einer Auslieferung möglicherweise sogar verworfen worden. Handschriftliche Überlieferung b o. O. (°1622) b Quodlibetiſches Weldt | Käffig. | Darin gleichſam, alß in einem Spiegell zusehen | das gegenwertig weldtgetümmel: gehümmel: |vndt getrümmel, wüten vndt toben, liegen | triegen vndt kriegen: Jrren, wirren | vndt Synceriren, Schwarm | vndt Alarm. | MDC XXII. (a) Format: Folio. (b) Handschriftenbefund | Schreiberhand. (c) Titelillustration | keine. (d) Gliederung der Handschrift | 258r Haupttitel; 259r–272v Zincgref, Weltkefig (betitelt „Quotlibetisch Käffig“). (e) Exemplar | BLB Karlsruhe: Karlsruher Hs. 400, fol. 258r–272v. (f ) Frühere Beschreibungen | Handschriften Karlsruhe, 1896, S. 55–62 (Konvolut), hier S. 60 f. Es ist unklar, ob die handschriftliche Datierung „MDC XXII“ unmittelbar zeitgenössisch oder eine spätere Zugabe ist. Ebensowenig ist zu entscheiden, ob sie eine Datierung der Vorlage oder einen Betreff markiert. Der Schreiber ließ sich gegenüber den Druckversionen jedenfalls gewisse Freiheiten. In der Titelexplikation zog er beispielsweise die in den Drucken A, C und E weit auseinanderstehenden Formulierungen „Spiegel […] zusehen“ wohl der besseren Verständlichkeit willen zusammen. Gelegentlich tauschte er auch einzelne Wörter aus („nimmermehr“ statt „nimmer“, „alzeit“ statt „alß“, „Nachrichtern“ statt „Executoren“ etc.). Das Ende seiner Fassung markierte er mit einem „FINIS“, wie es erst in der Druckversion C von 1623 auftauchen sollte. Andererseits übernahm er auch einen Halbsatz, der nur in Ausgabe A, nicht aber in Ausgabe C erscheint.36 Um die strukturelle Gliederung des Textes besser deutlich zu machen, ließ der Schreiber die einzelnen Sätze fast listenmäßig überwiegend mit einer neuen Zeile beginnen und markierte deren Zusammenhang mit einem hängenden Einzug. Immer wieder wurde auch Auszeichnungsschrift zur Hervorhebung einzelner Schlagworte genutzt. Aufgrund gewisser sprachlicher Eigenheiten („nit“ 36
Varianten zu A, Z. 266.
1. Vorbemerkungen
211
statt „nicht“, „drinnen“ statt „darinnen“, „füeßen“ statt „Füssen“, „glaub“ statt „glaube“, „Huett“ statt „Hüt“ etc.) könnte es sich um einen Schreiber aus dem oberdeutschen Raum gehandelt haben. Die Handschrift, die wegen der engen Bindung im Falz mitunter nicht mehr eindeutig zu entziffern ist, befindet sich in einer gebundenen Sammlung von „Schriften und Nachrichten, so vor und währendem 30jährigen Kriege sind verfertiget worden, und die damaligen Unruhen in Deutschland, und die Religions-Streitigkeiten betreffen“. Das Konvolut, das von dem Heidelberger Professor der Rechte Philipp Burchard (1627–1688) zusammengestellt wurde, enthält Abschriften historischer und verwaltungstechnischer Dokumente, Berichte, Briefe, Gedichte, Prognostiken, Visionen, Pasquille und ‚Zeitungen‘ sowie einzelner Druckwerke. Sie decken die Zeit von 1566 bis 1664 ab und sind grob chronologisch geordnet. Druck C o. O. 1623 C Quodlibetiſches Weltkefig / | Darinnen gleichſamb / als in einem | Spiegel / das gegenwertige | Welt getümmel / gehüm- | mel / vnd Getrümmel / Wüten vnd Toben / | Liegen / Triegen vnd Kriegen / Jrren / Wirren | vnnd Synceriren / Schwarm vnd | Alarm zusehen. | [Holzschnitt] | Gedrückt Jm Jahr / 1 6 23.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 189 × 150 mm); Umfang: 8 Blätter (zwei Leerseiten: Av und Bivv); Paginierung: 1. bis 13.; Bogenzahl: 2; Bogensignaturen: Aij, Aiij, B, Bij und Biij.
212
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
(b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Aijr bis Aiijv, Aivr (Fehler: „Trefine“ statt „Tre fin dan“), Aivv bis Biijv; Drucktypen: Fraktur in drei Schriftgraden, Antiqua recte in einem Schriftgrad; Zierelemente: Zierleiste (20 × 113 mm) und Zierinitiale (37 × 37 mm) auf Aijr, Endstück (17 × 34 mm) auf Biijr; Satzspiegel: 156 × 113 mm. (c) Titelillustration | Holzschnitt: 61 × 60 mm, doppelköpfiger Adler mit gespaltenem Schild und schwebender Krone. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] Titel mit Holzschnitt; [Av] Leerseite; Aij[r] bis [Bivr] (S. 1–13) Zincgref, Weltkefig; [Bivv] Leerseite. (e) Genutztes Exemplar | SBBPK Berlin: Yy 1478. – Weitere Nachweisungen: *SBBPK Berlin: Yy 1478 MR. – SUB Göttingen: 8 H. Germ. VIII, 77 (40). – *UB Heidelberg: Mays (Brosch.) 9,20 RES. – *TTHB Regensburg: Slg. Häberlein, Nr. 20/10. – *BN Warschau: XVII.3.27688. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | keine. Die 1623 erschienene, erstmals datierte Fassung weist nun ein Titelblatt und einen großzügigeren Satz auf, der den Druck auf 2 Bogen bzw. 14 bedruckte Seiten anwachsen ließ und ihm ein äußeres Aussehen verschaffte, das den üblichen Flugschriften-Konventionen entsprach. Obwohl Titelschlagwort und Titelexplikation inhaltlich keine Erweiterung erfuhren, wurden durch die typografische Gestaltung nun doch die Schlagworte akzentuiert, die den verwirrten, unübersichtlichen Zustand der Welt metaphorisch vermitteln sollten (Weltgetümmel / gehümmel). Die Einrichtung des Satzes stand also nicht mehr nur im Dienst einer ästhetischen Gestaltung der Druckseite, wie das bei der (eigentlich sinnwidrigen) Betonung der ersten Zeile der Titelexplikation durch Auszeichnungsschrift in Druck A der Fall gewesen war, sondern auch der inhaltlich motivierten Aufmerksamkeitslenkung. Ausgestattet war der Druck nun mit einer Titelillustration, für die die (im Vergleich zum Kupferstich gröbere, aber auch preiswertere und höhere Auflagen ermöglichende) Holzschnittechnik gewählt wurde. Sie zeigt einen Doppeladler mit schwebender (heraldischer) Krone. Auch wenn die Adlerköpfe hier nicht – wie in vielen anderen Fällen – nimbiert sind und das gespaltene Brustschild unspezifisch bleibt, vermittelt die Darstellung doch die Anmutung eines Reichsadlers, wie er in der kaiserlichen Repräsentation seit 1335/38, v. a. aber von 1433 bis 1806 Verwendung fand.37 Dieses Bildsignal mochte auf den ersten Blick wie ein Hinweis auf eine offiziöse Funktion der Druckschrift wirken und ihr entsprechende Aufmerksamkeit verschaffen; tatsächlich markierte es aber die politische Partei, gegen die sich der Furor der Redeinstanz des Textes vornehmlich richtete. Auch wenn der Holzschnitt das Titelschlagwort nicht direkt verbildlichte, kann er also durchaus als Teil des satirischen Programms gesehen werden, das im Innenteil der Flugschrift umgesetzt wurde. Dort war der Druck nun mit einigen Schmuckelementen versehen und vermittelte mit typografischen Mitteln eine gewisse Wertigkeit, auch wenn die Papierqualität wie bei vielen auf schnellen ‚Konsum‘ ausgerichteten Flugschriften schlecht war und zum Durchschlagen der Druckfarbe führte. Anders als im Vorläuferdruck war der Text in dieser Version immer wieder durch eine semantisch nachvollziehbare Absatzbildung strukturiert. Insbesondere im ersten Teil der Affekt rede (S. 1–2) wurde der ungegliederte Fließtext im Stil einer Suada allerdings beibehalten. Ob diese drucktechnischen Änderungen unter Zutun des Autors vorgenommen wurden, ist angesichts der Umstände nicht zu entscheiden – der aus seiner Heimatstadt vertriebene Zincgref befand sich zunächst auf unsteter Suche nach einem längerfristigen Zufluchtsort und war anschließend in Straßburg unter sehr schwierigen Verhältnissen v. a. mit der Arbeit an seiner Opitz-Ausgabe und
37
Vgl. Gall, Doppeladler, 1970; Weyss, Doppeladler 1986.
1. Vorbemerkungen
213
an den Apophthegmata beschäftigt. Dagegen könnte überdies sprechen, dass etliche Fehler, die der des Lateinischen offenbar unkundige Setzer produzierte, unkorrigiert stehen blieben. Dass die Ausgabe von 1623 – wie die späteren Ausgaben ab 1632 behaupten38 – in Köln oder Mainz gedruckt worden sei, dürfte eine Verschleierungsstategie sein, wie sie in Invektivschriften nicht selten ist. Beides waren Bischofsstädte und die einzige maßgebliche textuelle Erweiterung gegenüber der Erstausgabe – ein anekdotischer Seitenhieb auf die ‚Schalckheit‘ des Mainzer Erzbischofs39 – dürfte hier obendrein am ehesten auf Zensurprobleme gestoßen sein. Handschriftliche Überlieferung d o. O. u. J. Quotlibetiſches Weltkeffig. | Darinn gleichſam, alß in einem Spiegel, | das gegenwärtige Weltgetümmel, gehümmel, | vnd getrümmel, wüten vnd toben, liegen triegen | vnd kriegen, irren wirren vnd ſinceriren | Schwarm vnd Alarm, zuſehen.
(a) Format: Folio. (b) Handschriftenbefund | Gute Tintenqualität auf Schöpfpapier, saubere Schreiberhand, Titel und Titelexplikation in Auszeichnungsschrift. (c) Titelillustration | keine. (d) Gliederung der Handschrift | 121r Haupttitel; 121r–128v Zincgref, Weltkefig (Fragment). (e) Exemplar | NLA Wolfenbüttel: NLA WO 1 Z Nr. 1/1, fol. 121r–128v. (f ) Frühere Beschreibungen | keine. Zum Überlieferungszusammenhang: http://www.arcinsys. niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=b5685 Die Abschrift d bleibt fragmentarisch und bricht mit Zeile 159 ab. Sie beruht offenbar auf der Druckversion C, da sich darin eine längere kritische Passage zu den Bischöfen von Mainz findet, die in der Ausgabe A noch nicht vorhanden war (siehe Varianten zu A 92). Der Text ist besonders sauber geschrieben und akzentuiert gelegentlich auch die Antiqua-Passagen deutlich. Das undatierte Fragment war ursprünglich wohl Teil des Aktenbestands „2 Alt – Justizkanzlei und Geheimer Rat“, der wahrscheinlich zur Zeit Hzg. Augusts II. von Braunschweig-Wolfenbüttel (1579–1666), also ab 1635, zusammengetragen wurde und u. a. zahlreiche handschriftliche Relationen auswärtiger Korrespondenten enthielt.40 Aus diesem Überlieferungszusammenhang löste der Wolfenbütteler Archivleiter Paul Zimmermann (1854–1933) später handschriftliche Zeitungen, Extrakte und Gelegenheitsdichtungen heraus und fasste sie zu thematischen Konvoluten zusammen. Der heutige Sammelbestand umfasst im Wesentlichen Militaria. Da die Neuordnung nach dem Pertinenzprinzip die einstige Provenienz-Struktur aufgelöst hat, ist der Zusammenhang des Fragments mit dem ursprünglichen Überlieferungskontext nicht mehr nachvollziehbar.41 Druck E o. O. u. J. (°1632) E Quotlibetiſches | Welt-Kefig: | Darinnen das gegenwertige Weltgetüm- | mel / Gehümmel vnd Ge trümmel / Wüthen vnd Toben / | Jrren / Wirren vnd Sinceriren, Liegen / Triegen vnd | Kriegen / 38 39 40
Ausg. F, G. H, jeweils fol. Av. Varianten zu A 92. Zum Korrespondentenwesen der Braunschweiger Herzöge überblicksmäßig Kleinpaul, Nachrichtendienst, 1930, v. a. S. 87–93. 41 Für freundliche Auskünfte danken wir Herrn Dr. Philip Haas und Frau Ewa Schmid (NLA Wolfenbüttel).
214
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
gleich alß in einem Spiegel zuſehen. | Ridentem dicere verum, nil vetat, & prodeſt. | [Holzschnitt] | Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. | Getruckt im Groſſen WunderJahr.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 192 × 154 mm); Umfang: 14 Blätter (Leerseite: Dijv); Paginierung: Seitenzählung 3–27; Bogenzahl: 3 1/2; Bogensignaturen: Aij, Aiij, B, Bij, Biij, C, Cij, Ciij und D. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Aijr–Bivr, Bivv (Fehler: „thet“ statt „that“), Cr–Civr, Civv (Fehler: „Ex-“ statt „EX-“), Dr–Dv; Drucktypen: Fraktur in fünf Schriftgraden, Antiqua recte in vier Schriftgraden; Zierelemente: einfache Zierleiste (5 × 108 mm) auf Aijr, Civv und Dr; Satzspiegel: 154 × 110 mm (Dv), 155 × 110 mm (Aijv–Ciijv). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 98 × 67 mm, kugelförmiger Drahtkäfig (Ø 67 mm) mit Vögeln und Insekten, der mithilfe einer fünfzehngliedrigen Kette an einer Wolke hängt, Vogel links oben einfliegend. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] (Haupt-)Titel mit Holzschnitt; [Av] Symbolum; Aij[r] (S. 3) (Binnen-)Titel; Aij[r]–[Civr] (S. 3–23) Zincgref, Weltkefig; [Civv] (S. 24) Extract; D[r]–[Dv] (S. 25–26) Excerpta; [Dv]–[Dijr] (S. 26–27) Prosopopoeia; [Dijv] Leerseite. (e) Genutztes Exemplar | HAB Wolfenbüttel: 171.36 Quod. (5). – Weitere Nachweisungen: *UB Bern: MUE Rar alt 6601:5. – *SLUB Dresden: Hist. Germ. c. 527,51. – LB Hannover: Gd–A 1083 (31). – *UB Heidelberg: B 4335–10 RES. – *BL London: 10704.bb.21 – *UB Mann-
1. Vorbemerkungen
215
heim: Desb. Schr. 48/163. – *BSB München: Res 4° Eur. 359 (45). – UB München: 0001/4 Hist. 124 – *UB Rostock: Re – 4571 (6). 4. – *ZB Zürich: 18.1522 (23). (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 57. – Dünnhaupt, Handbuch III, 1981, S. 2016, Nr. 13a. – Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4368, Nr. 13.2. Das Titelblatt des undatierten, wahrscheinlich 1632 entstandenen Drucks E wies bei gleichem Titelschlagwort einen neuen Illustrationstypus auf: verbildlicht wurde nun ein ‚Weltkäfig‘, der mittels einer Kette von einer angeschnittenen Wolke hängt. Das weltkugelförmige Gittergebilde mit drahtartigen Stäben wird von allerlei Vögeln und Fluginsekten ganz unterschiedlicher Art bevölkert, die – abgesehen von zwei stehenden Vögeln am Boden – wild durch den Käfig fliegen und gelegentlich auch die Köpfe durch das Gitter stecken. Nur ein Vogel befindet sich außerhalb des Vogelbauers und versucht in ihn einzudringen oder zumindest hineinzusehen – offensichtlich eine Allegorisierung der satirischen Redeinstanz, die sich auch nicht sicher ist, ob sie sich nun innerhalb oder außerhalb des Käfigs befinde. Käfige als Zwangsbehausungen für Vögel, wilde Tiere, Häftlinge oder auch Narren stellen in der Flugpublizistik der Zeit ein anspielungsreiches Bild politischer Zustände dar42 und mochten sogar als Signal für eine satirische Verarbeitung gelten. Und auch Vogelkäfige in runder oder ovaler Form waren an der Wende zum 17. Jahrhundert offenbar durchaus nicht unüblich. So haben etwa Joachim Camerarius (1534–1598) und Sebastián Covarrubias y Orozco (1539–1613) eine ähnliche Konstruktion als res picta in einem ihrer Embleme verwendet.43 Diente der Käfig mit stets waagrechter Achse und dem darauf sitzenden Vogel dort allerdings als Sinnbild für die Unbewegtheit des stoischen Weisen, so wurde er bei Zincgref zum Schauplatz des in der Titelexplikation wortspielerisch beschriebenen Durcheinanders, ungebändigter Affekte und moralischer Aberration. Der Verlust der Ordnung, das Gefangensein in den Verhältnissen wurde auf diese Weise allegorisch verbildlicht. Wenn man so will, gehorcht der Aufbau geradezu einer quasi-emblematischen Struktur: Metapher und Thema werden im Titel verrätselt angedeutet, in der Titelillustration sinnbildlich umgesetzt und im Haupttext der Flugschrift in ausführlicher Form beschrieben, ausgelegt und appliziert; alle drei Teile sind somit aufeinander bezogen und erhellen sich gegenseitig. Der Titelholzschnitt der Ausgabe E hat also nicht lediglich Signalfunktion (wie in Ausgabe C), sondern ist durchaus ein konstitutiver Bestandteil des vielgliedrigen Werkes.44 Dass der seinerseits aus mehreren Strukturelementen zusammengesetzte Text gegebenenfalls auch ohne das pikturale Element verständlich wäre, ist unwidersprochen – das trifft allerdings auch für die große Überzahl der Flugblätter zu, bei denen das Vorhandensein von Bildelementen zwischen Titel und Haupttext gemeinhin als konstitutiv angenommen wird. Immerhin muss das Käfigmotiv auf dem Titelblatt der Zincgrefschen Flugschrift den Zeitgenossen so zentral und treffend erschienen sein, dass es bei den künftigen Ausgaben nicht etwa ersetzt oder anders gestaltet, sondern durchgehend beibehalten wurde – und das, obwohl die Holzstöcke immer wieder neu angefertigt werden mussten und dabei leichte Variationen erfuhren. Neu an dieser Ausgabe ist die Datierung „im Grossen WunderJahr“ auf dem Titelblatt. Mit dieser Formel wurde die Angabe einer exakten Jahreszahl vermieden, wie es bei Erzeugnissen der Flugpublizistik häufig war, zugleich aber Aktualität suggerierte. Auffällig ist, dass eine entspre42 43
Vgl. Burckhardt, Reichskriege, 1997, S. 58. Camerarius, Symbola et emblemata III, 1596, Nr. 88 (Abb. bei Henkel/Schöne, Emblemata, 1996, Sp. 756); ähnlich auch Covarrubias Orozco, Emblemas morales, 1610, Buch I, Nr. 17 (Henkel/Schöne, Emblemata, 1996, S. 756). Ein ähnlicher Käfig auch auf dem Titelbild von Ch[ristopher] Mar[lowe]: The Tragicall History of the Life and Death of Doctor Faustus. London 1620. 44 Anders: Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 107.
216
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
chende Datierungsformel 1624/25 auch bei zwei Flugschriften aus dem Kontext der ‚Cancellaria hispanica‘ erscheint, auf die der Autor (bzw. der Verleger oder Drucker) Bezug genommen haben könnte.45 Als ‚Terminus post quem‘ fungiert in diesem Druck der Hinweis auf den Frankfurter Kompositionstag, der am 3.8.1631 (NS) ausgeschrieben wurde und am 5.9.1631 erstmals zusammentrat.46 Noch war der Durchführungsort offenbar nicht bekannt – was auf einen frühen Zeitpunkt hindeutet; die Vermutung, dass man auch dabei betrogen werden würde, machte die Redeinstanz aber um so deutlicher. Drucke F o. O. 1632 F1 Quotlibetiſches | Welt vnd Hummel Kefig: | Darinnen das jetziger Zeit gegenwertiges tyranniſi- | ren de / rauberiſche Weltgetümmel / Gehümmel vnd Getrümmel / wü- | ten vnd toben / jrren / verwirren / ſynceriren, liegen / triegen / vnnd kriegen / | gleichſam als in einem klaren Spiegel vor Augen geſtellet / | vnd erwieſen wird / | Daß in Teutſchland kein beſtändiger Fried zu hoffen / ehe vnd zu- | vor die Ketzer alle gut Catholiſch ſeyen. | Dem hochbetrangten Vatterland Teutſcher Nation zur hochnöthig- | ſten Warnung wolmeynend in Truck gegeben. | Ridentem dicere verum, nil vetat, & prodeſt. | [Holzschnitt] | Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. | Getruckt im groſſen Wunder Jahr / | [Trennstrich] | M. DC. XXXII.
45 46
Detaillierter: Schnabel, Zincgrefs Weltkefig, 2011, S. 232. Sachkommentar zu H 227. – Vgl. Schnabel, Zincgrefs Weltkefig, 2011, S. 234 f.
1. Vorbemerkungen
217
(a) Format: 4° (beschnitten auf 182 × 145 mm); Umfang: 11 Blätter (keine Leerseiten); Paginierung: Seitenzählung 3.–21. und 23. (Fehler: „23.“ statt „22.“); Bogenzahl: 2 3/4; Bogensignaturen: Aij, Aiij, B, Bij, Biij, C, Cij und C3. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Aijr–C3r; Drucktypen: Fraktur in vier Schriftgraden, Antiqua recte in vier Schriftgraden, Antiqua kursiv in einem Schriftgrad; Zierelemente: einfache Zierleiste mit einfacher Unterbrechung (6 × 110 mm) auf Av und Cijr, Zierleiste mit rankenden Pflanzen (22 × 105 mm) und Zierinitiale (38 × 38 mm) auf Aijr; Satzspiegel: 155 × 110 mm (Cr), 157 × 110 mm (Bijv), 159 × 110 mm (Bijr), 160 × 110 mm (Bv, Biijv–Bivr), 161 × 110 mm (Biijr und Bivv), 162 × 110 mm (Aijv–Aiijv), 166 × 110 mm (Aivr). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 79 × 65 mm, kugelförmiger Gitterkäfig (Ø 61 mm) mit Vögeln und Hummeln mittels neungliedriger Kette an Wolke hängend, ein Vogel rechts oben einfliegend. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] (Haupt-)Titel mit Holzschnitt; [Av] Symbolum; [Av] An den Leser; Aij[r] (S. 3) (Binnen-)Titel; Aij[r]–[Cv] (S. 3–18) Zincgref, Weltkefig; Cij[r]–[Cijv] (S. 19–20) Extract; [Cijv]-C3[r] (S. 20–21) Excerpta; C3[r]–[C3v] (S. 21–2[2]) Prosopopoeia. (e) Genutztes Exemplar | SLUB Dresden: Hist. Germ. c. 527,60. – Weitere Nachweisungen: *UFB Erfurt/Gotha: 01 – Jus. K. 8° 324 (11). – *MB Halle/S.: Oel 374 (30) Q. – *ULB Halle/S.: Pon. IIn 6037 (14). –*ZB Zürich: 18.21,25. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 57 f. – Dünnhaupt, Handbuch III, 1981, S. 2016 f., Nr. 13c. – Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4369, Nr. 13.4. F2 Quotlibetiſches | Welt vnd Hummel Kefig: | Darinnen das jetziger Zeit gegenwertiges tyranniſi- | ren de / rauberiſche Weltgetümmel / Gehümmel vnd Getrümmel / wü- | ten vnd toben / jrren / verwirren / ſynceriren, liegen / triegen / vnnd kriegen / | gleichſam als in einem klaren Spiegel vor Augen geſtellet / | vnd erwieſen wird / | Daß in Teutſchland kein beſtändiger Fried zu hoffen / ehe vnd zu- | vor die Ketzer alle gut Catholiſch ſeyen. | Dem hochbetrangten Vatterland Teutſcher Nation zur hochnöthig- | ſten Warnung wolmeynend in Truck gegeben. | Ridentem dicere verum, nil vetat, & prodeſt. | [Holzschnitt] | Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. | Getruckt im groſſen Wunder Jahr / | [Trennstrich] | M. DC. XXXII. (a) Format: 4° (beschnitten auf 196 × 148 mm); Umfang: 12 Blätter (zwei Leerseiten: C4r und C4v); Paginierung: Seitenzählung 3.–17., 10. (Fehler: „10.“ statt „18.“), 19.–21. und 23. (Fehler: „23.“ statt „22.“); Bogenzahl: 3; Bogensignaturen: Aij, Aiij, B, Bij, Biij, C, Cij und C3. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Aijr bis C3r; Drucktypen: Fraktur in fünf Schriftgraden, Antiqua recte in fünf Schriftgraden, Antiqua kursiv in einem Schriftgrad; Zierelemente: einfache Zierleiste mit einfacher Unterbrechung (6 × 110 mm) auf Av, einfache Zierleiste mit doppelter Unterbrechung (6 × 110 mm) auf Cijr, Zierleiste mit rankenden Pflanzen (22 × 103 mm) und Zierinitiale (37 × 37 mm) auf Aijr; Satzspiegel: 155 × 110 mm (Bijv), 156 × 110 mm (Cr), 159 × 110 mm (Aijv–Aiijv, Bv, Bijr und Bivr), 160 × 110 mm (Biijr und Biijv), 161 × 110 mm (Bivv), 164 × 110 mm (Aivr). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 80 × 62 mm, Vogelkäfig (Ø 61 mm) in Kugelform mittels neungliedriger Kette an Wolke hängend, ein Vogel rechts oben einfliegend, drinnen Vögel und Hummeln. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] (Haupt-)Titel mit Holzschnitt; [Av] Symbolum; [Av] An den Leser; Aij[r] (S. 3) (Binnen-)Titel; Aij[r]–[Cv] (S. 3–1[8]) Zincgref, Weltkefig; Cij[r] und [Cijv] (S. 19–20) Extract; [Cijv]–C3[r] (S. 20–21) Excerpta; C3[r]–[C3v] (S. 21–2[2]) Prosopopoeia; [C4r]–[C4v] Leerseiten.
218
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
(e) Genutztes Exemplar | UB Gießen: M 17236 (10). – Weitere Nachweisungen: *UB Leipzig: Dt. Gesch. 16935. – *BNU Straßburg: D. 146.222. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | keine. Die Drucke F weisen nicht nur die weiter oben beschriebenen Erweiterungen des Titelschlagworts und der Titelexplikation auf, die von nun an zum festen Bestandteil der weiteren Ausgaben werden sollten; sie wurden nun auch mit einer Jahresangabe datiert. Darüber hinaus nahmen sie eine leichte Umgestaltung des Bildmotivs vor. Aus dem Drahtkäfig der vorherigen Ausgaben wurde nun ein Gitterkäfig mit wesentlich massiveren Gitterstäben oder gar -bändern. Deren waagrechte Linien liefen nicht mehr links und rechts zu ‚Polen‘ zusammen; technisch war dies wohl aus der Möglichkeit abgeleitet, die (durchaus für Vogelkäfige nachweisbare) Kugelkonstruktion an Scharnieren zu öffnen. Vielmehr erschienen jetzt nur noch die ‚Längengrade‘ sphärisch verzerrt, die ‚Breitengrade‘ aber waren parallel angeordnet, was dem Gebilde einen deutlich ausgeprägteren Käfig-Charakter verlieh, bei dem die Möglichkeit der Öffnung offenbar nicht mehr vorgesehen war. Dies ließ auch die herumschwirrenden Insassen optisch zurücktreten. Gleichwohl wurde die Bildkomposition mit dem von außen zufliegenden Betrachter und den an manchen Stellen aus dem Käfig herauslugenden Gefangenen beibehalten – die seitenverkehrte Darstellung war das Ergebnis der Reproduktion, die im Ausdruck naturgemäß mit vertauschten Seiten erschien. Typografisch war der Text dieser Ausgabe deutlich enger gesetzt als der des vorausgegangenen Drucks. So reichten nun 22 Druckseiten aus, um den Text von zuvor 27 Seiten unterzubringen. Gegenüber der sehr sauber produzierten Vorausgabe wirkt der Druck gestalterisch weniger ausgewogen und weist oft verschmutzte Typen auf. Weitere Überlieferungsträger der Fassung F, die nicht berücksichtigt werden konnten und deshalb ohne Variantenzuordnung bleiben, haben sich in der NLS Edinburgh (ohne Signatur) und der UL Yale (ohne Signatur) erhalten. Druck G o. O. 1632 G Quotlibetiſches | Welt vnd Hummel Kefig: | Darinnen das jtziger Zeit gegenwertiges tyranniſirende / | / jrren / verwir rauberiſche Weltgetümmel / Gehümmel vnd Getrümmel / wü- | ten vnd toben ren / ſinceriren, liegen / triegen / vnd kriegen / | gleichſam als in einem klaren Spiegel vor Augen geſtellet / | vnd erwieſen wird / | Daß in Teutſchland kein beſtändiger Fried zu hoffen / ehe vnd | zuvor die Ketzer alle gut Catholiſch ſeyen. | Dem hochbeträngten Vaterland Teutſcher Nation zur hochnö- | thigſten Warnung wolmeynend in Druck gegeben. | Ridentem dicere verum, nil vetat, & prodeſt. | [Holzschnitt] | Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. | Gedruckt im groſſen Wunder Jahr / | [Trennstrich] | M. DC. XXXII.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 188 × 148 mm); Umfang: 14 Blätter (keine Leerseiten); Paginierung: Seitenzählung 3.–28.; Bogenzahl: 31/2; Bogensignaturen: Aij, Aij (Fehler: „Aij“ statt „Aiij“), B, Bij, Biij, C, Cij, Ciij und D. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Aijr–Dijr; Drucktypen: Fraktur in vier Schriftgraden, Antiqua recte in einem Schriftgrad, Antiqua kursiv in einem Schriftgrad; Zierelemente: einfache Zierleiste (4 × 103 mm) auf Av, Zierleiste mit drei Löwen (11 × 87 mm) und Zierinitiale (30 × 30 mm) auf Aijr, einfache Zierleiste (7 × 109 mm) auf Dv, Endzierstück (49 × 57 mm) auf Dijv; Satzspiegel: 141 × 109 mm (Cijr), 142 × 109 mm (Dr), 144 × 109 mm (Dv), 141 × 109 mm (Cijr), 146 × 109 mm (Bv, Bivr, Cr, Cv und Ciijv), 147 × 109 mm (Aivr bis Br, Bijr, Bijv, Biijv, Bijr, Bivv, Cijv, Ciijr, Civr und Civv), 148 × 109 mm (Aijv bis Aiijv, Biijr und Dijr).
1. Vorbemerkungen
219
(c) Titelillustration | Holzschnitt: 79 × 62 mm, kugelförmiger Gitterkäfig (Ø 60 mm) mit Vögeln und Hummeln mittels neungliedriger Kette an Wolke hängend, ein Vogel rechts oben einfliegend. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] (Haupt-)Titel mit Holzschnitt; [Av] Symbolum; [Av] An den Leser; Aij[r] (S. 3) (Binnen-)Titel; Aij[r]–D[v] (S. 3–26) Zincgref, Weltkefig; D[v]–[Dijr] (S. 26–27) Extract; [Dijr]-[Dijv] (S. 27–28) Excerpta. (e) Genutztes Exemplar | HAB Wolfenbüttel: 232.1 Quod. (31). – Weitere Nachweisungen: *SBBPK Berlin: Yy 1481. – *SBBPK Berlin: Yy 1481a. – *SLUB Dresden: Hist. Germ. c. 527,57. – *UFB Erfurt/Gotha: 01–Jus. H. 8° 208 (04). – *BJ Krakau: Flugschr. 1632/54. – *BL London: 3907. aa. 23. (9.). – *GNM Nürnberg: 4° G. 3514. – *UB Osnabrück: POL 8506–721 7. – *LB Schwerin: I g VII 2135. – *KB Stockholm: 125 C 1 c Br 1632. – *UB Wien: I 166789 A. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Weller, Der Dichter Zincgref, 1856, Sp. 299 f. – Franck, Anonyme Schrift, 1866, S. 262. – Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 58. – Dünnhaupt, Handbuch III, 1981, S. 2016, Nr. 13b. – Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4368 f., Nr. 13.3. Die Ausgabe G knüpft in der Gestaltung des Titelblatts an die Ausgaben F an, macht aber einen deutlich ‚aufgeräumteren‘ und besser gestalteten Eindruck. Dass es sich beim Holzschnitt um einen erneuten Nachschnitt handelt, wird aus dem Umstand deutlich, dass der einfliegende Vogel dem Käfig sich nun erneut von links oben nähert.
220
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Auch der Inhalt ist nun wieder großzügiger gedruckt. Insgesamt werden 28 Seiten gezählt, wobei allerdings auf mehrere Passagen der Vorauflage verzichtet wird. Nicht enthalten sind im Anhang die lateinische Version der Instruktionen Papst Pius V. ⟨V⟩ und der lateinische Auszug aus Hubert Thomas Leodius ⟨VI⟩, während die deutschen Übersetzungen jeweils wiedergegeben werden. Komplett verzichtet wurde auf die (lateinischen) Prosopopoeia ⟨VII⟩. Der Druck scheint also gezielt für ein breiteres Publikum eingerichtet worden zu sein, das auf die Wiedergabe der bildungssprachlichen Passagen leicht verzichten konnte. Auch einige kürzere deutsche Passagen, die in den Fassungen E, F und H enthalten sind, wurden hier weggelassen. Drucke H o. O. 1632 H1 Quotlibetiſches | Welt vnd Hummel Kefig: | Darinnen das jetziger Zeit gegenwertiges | Tyranniſirende / rauberiſche Weltgetümmel / Gehümmel vnnd Ge- | trümmel / wüten vnd toben / jr ren / verwirren / synceriren, liegen / triegen / | vnd kriegen / gleichsam als in einem klaren Spiegel vor Au- | gen gestellet / vnd erwiesen wird / | Daß in Teutſchland kein beſtändiger Fried zu hoffen / ehe | vnd zuvor die Ketzer alle gut Catholiſch ſeyen. | Dem hochbetrangten Vatterland Teutſcher Nation zur hoch nöhtig- | ſten Warnung wolmeynend in Truck gegeben. | Ridentem dicere verum, nil vetat, & prodest. | [Holzschnitt] | Interdum genus est peritiæ vitare, quod doctis placeat. | Getruckt im groſſen Wunder Jahr / | [Linie] | M. DC. XXXII.
(a) Format: 4° (beschnitten auf 189 × 150 mm); Umfang: 12 Blätter (Leerseiten: Civr–Civv); Paginierung: keine; Bogenzahl: 3; Bogensignaturen: Aij, Aiij, B, Bij, Biij, C, Cij und C3.
1. Vorbemerkungen
221
(b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Kustoden: Aijr bis C3r; Drucktypen: Fraktur in sechs Schriftgraden, Antiqua recte in vier Schriftgraden, Antiqua kursiv in zwei Schriftgraden; Zierelemente: einfache Zierleiste (7 × 112 mm) und Zierstück mit Gesicht (40 × 57 mm) auf Av, Zierleiste mit einem Kopf in der Mitte und einem Affen links sowie rechts (22 × 101 mm) und Zierinitiale (25 × 25 mm) auf Aijr, Endstück (9 × 18 mm) auf Cv, einfache Zierleiste (7 × 112 mm) auf Cijr; Satzspiegel: 153 × 111 mm (Cr, Cijr und C3r), 154 × 111 mm (Aijv, Aiijr, Br, Bv, Bijv bis Bivv), 154 × 112 mm (Aivr und Bijr), 156 × 112 mm (Aijr), 158 × 112 (Aiijv), 159 × 112 (Aivv). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 70 × 58 mm, kugelförmiger Gitterkäfig (Ø 57 mm) mit Vögeln und Insekten mittels siebengliedriger Kette an Wolke hängend, ein Vogel links oben einfliegend. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] (Haupt-)Titel mit Holzschnitt; [Av] Symbolum; [Av] An den Leser; Aij[r] (Binnen-)Titel; Aij[r]–C[v] Zincgref, Weltkefig; Cij[r]–[Cijv] Extract; [Cijv] und C3[r] Excerpta; C3[r]–[C3v] Prosopopoeia; [Civr]–[Civv] Leerseiten. (e) Genutztes Exemplar | SBBPK Berlin: Yy 1482 [Ex libris: „Bibliotheca Regia Berolinensis. Dono Friderici Wilhelmi IV. Regis augustissimi d. v. Nov. MDCCCL. Ex Bibliotheca B. M. Kar. Hertw. Gregorii de Meusebach.“]. – Weitere Nachweisungen: StB Augsburg: 4° Gs Flugschriften Nr. 1461 b (16). – *SBBPK Berlin: Yy 1482a. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Hohenemser, Discursus, 1930, S. 162 (Nr. LVIII, 25). H2 Quotlibetiſches | Welt vnd Hummel Kefig: | Darinnen das jetziger Zeit gegenwertiges | Tyranniſirende / rauberiſche Weltgetümmel / Gehümmel vnnd Ge- | trümmel / wüten vnd toben / jr ren / verwirren / ſynceriren, liegen / triegen / | vnd kriegen / gleichſam als in einem klaren Spiegel vor Au- | gen geſtellet / vnd erwieſen wird / | Daß in Teutſchland kein beſtändiger Fried zu hoffen / ehe | vnd zuvor die Ketzer alle gut Catholiſch ſeyen. | Dem hochbetrangten Vatterland Teutſcher Nation zur hoch nöhtig- | ſten Warnung wolmeynend in Truck gegeben. | Ridentem dicere verum, nil vetat, & prodeſt. | [Holzschnitt] | Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. | Getruckt im groſſen Wunder Jahr / | [Linie] | M. DC. XXXII. (a) Format: 4° (beschnitten auf 192 × 149 mm); Umfang: 12 Blätter (Leerseiten: Civr und Civv); Paginierung: keine; Bogenzahl: 3; Bogensignaturen: Aij, Aiij, B, Bij, Biij, Cij und C3. (b) Typografischer Befund | Kolumnentitel: keine; Marginalien: Aijv und Biijr; Kustoden: Aijr–C3r; Drucktypen: Fraktur in vier Schriftgraden, Antiqua recte in vier Schriftgraden und Antiqua kursiv in einem Schriftgrad; Zierelemente: einfache Zierleiste (7 × 111 mm) und Zierelement mit Gesicht (40 × 47 mm) auf Av, Zierleiste mit zwei Affen sowie einem Tierkopf in der Mitte (22 × 101 mm) und Zierinitiale (25 × 25 mm) auf Aijr, einfaches Endzierstück (9 × 19 mm) auf Cv, einfache Zierleiste (7 × 112 mm) auf Cijr; Satzspiegel: 154 × 111 mm (Br, Bv, Bivr, Cr und C3r), 154 × 112 mm (Aiijr, Aivr, Bijr–Biijv), 155 × 111 mm (Bivv), 155 × 112 mm (Aijv), 157 × 112 mm (Aiijv), 158 × 112 mm (Aivv). (c) Titelillustration | Holzschnitt: 71 × 59 mm, kugelförmiger Gitterkäfig (Ø 57 mm) mit Vögeln und Hummeln mittels siebengliedriger Kette an Wolke hängend, ein Vogel links oben einfliegend. (d) Gliederung des Druckes | [Ar] (Haupt-)Titel mit Holzschnitt; [Av] Symbolum; [Av] An den Leser; Aij[r] (Binnen-)Titel; Aij[r] bis C[v] Zincgref, Weltkefig; Cij[r]–[Cijv] Extract; [C3r] Excerpta; C3[r]–[C3v] Prosopopoeia; [Civr]–[Civv] Leerseiten. (e) Genutztes Exemplar | HAB Wolfenbüttel: 48.2 Pol. (8). – Weitere Nachweisungen: *UB Augsburg: 02/IV.13.4.181 angeb. 7. – *BU Breslau: 358312. – *UB Frankfurt/M.: Fl. Slg.
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
G. Fr. XXIII, 1632, 4. – *StA Heidelberg: A 178 d. – *BSB München: 4° H. ref. 748 m. – *BSB München: 4° Polem 3401s. – *UB Münster: Rara RD 10138. – *KBV St. Gallen: Ms. 226. – *LBZRP Speyer: 7 an: 3.651 Rara. – *ZB Zürich: 25,52. (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Hohenemser, Flugschriftensammlung Freytag, 1925, S. 368 (Nr. 5529). – Dünnhaupt, Handbuch III, 1981, S. 2017, Nr. 13d. – Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4369, Nr. 13.5. Die Fassungen H bieten den vollständigsten Textbestand. Im Titelkupfer knüpfen sie mit dem robusteren Käfig an die übrigen ‚Wunderjahr‘-Versionen F und G an, wobei der einfliegende Vogel nun allerdings oben links plaziert ist. Auch reduzierte der Nachstich die Zahl der Kettenglieder auf sieben. Weitere Überlieferungsträger der Fassung H konnten nicht berücksichtigt werden und blieben deshalb ohne Variantenzuordnung: UL Harvard (ohne Signatur) und UL Yale (ohne Signatur).
e) Rezeption Dass der Weltkefig auf reges zeitgenössisches Interesse stieß, belegt schon allein die Zahl der Auflagen. Ein erster, kleinerer Block von zwei Drucken erfolgte in der Spätphase des Böhmisch-pfälzischen Krieges in den Jahren 1622 und 1623. In diesen Zeitraum fallen auch zwei Versionen, die als Abschriften von unbekannter Hand (°1622 und undatiert) handschriftlich überliefert sind und eine Streuung über die Verbreitung der Druckausgaben hinaus dokumentieren. Nach der Niederwerfung und Besetzung der Pfalz durch ligistische Truppen scheint das Interesse an der Schrift zunächst erlahmt zu sein. Das änderte sich erst 1632, als der schwedische Siegeszug durch das Reich die Hoffnungen der Protestanten auf einen siegreichen Ausgang des Konflikts wieder weckte. In offenbar rascher Folge entstanden nun vier weitere Druckausgaben mit jeweils charakteristischen Änderungen. Die Schrift wurde also tatsächlich als aktualitätsbezogen wahrgenommen und offenbar zunächst in erster Linie als konfessionspolitische Kampfschrift gelesen; sie sollte den Widerstandsgeist der protestantischen Seite dadurch beflügeln, dass die gewaltbereite Politik der Gegenseite als langangelegte Verschwörung und das zögerliche Verhalten der eigenen Seite als Naivität entlarvt wurde. Mit dem Tod der ‚Retterfigur‘ 1632 und der ligistischen Gegenpropaganda, die die Interessen der Schweden naheliegenderweise ihrerseits machtpolitisch deutete, scheint das unmittelbar nutzbar zu machende gesinnungsbildende und handlungsbeeinflussende Wirkungspotential der Invektivschrift zwar nicht erloschen, eine Wiederauflage aber inopportun erschienen zu sein. Zincgrefs Freund und Nachlassverwalter Johann Leonhard Weidner (1588–1655), der in seiner Fortsetzung von dessen Apophthegmata 1640 eine kurze Biografie und Personalbibliografie des Verstorbenen aufnahm,47 nennt den Titel der potenziell inkriminierten Famosschrift nicht – was möglicherweise aber auch daran lag, weil er sich als Konrektor in der gemischtkonfessionellen Stadt Nimwegen zu besonderer Rücksichtnahme gewungen sah. Ein interessanter Rezeptionsbeleg ist erst aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts bekannt. Als Christian Gryphius (1649–1706), damals Rektor des Breslauer Gymnasiums, am Anfang des neuen Jahrhunderts eine umfassende Quellenkunde zur Geschichte des 17. Jahrhunderts zusammenstellte, berücksichtigte er – wohl mit Benutzung der bedeutenden Stadtbibliothek – ausdrücklich auch literarische Belege („poemata, si historica sind, satyras & fabulas Milesias sive Romanas“).48 Dabei stieß er auch auf den Weltkefig, dessen Autor er zwar nicht benannte, aber doch als „exul Pa47 48
Weidner, Zinckgrefii Leben, 1644, S. 109–116. Gryphius, Apparatus, 1710, S. 2. Das Buch erschien erst posthum. – Vgl. Graupe, Oratio historica, 2012, S. 373 f.
1. Vorbemerkungen
223
latinus“ identifizierte.49 Der Poet, Dramatiker und Herausgeber zeigte sich allerdings weniger vom Thema der Schrift als vielmehr von ihrer satirischen Machart beeindruckt („non quidem ob rem ipsam, sed miros ingenii sales“). Der Text zerzause Papisten und Protestanten gleichermaßen, lasse kaum jemanden ungeschoren und offenbare zudem genaueste Vertrautheit mit den historischen Ereignissen der Zeit. Damit wurde die Wahrnehmung als primär konfessionspolitische Invektive, die in den Kriegsjahren dominant gewesen sein dürfte, durch eine ästhetisierende Einschätzung als Beispiel satirischer Kunstprosa abgelöst – beides Zugänge, die der Weltkefig ja nahelegt. Zudem wurde die primär antikatholische Zielrichtung, die in der Invektivschrift unverkennbar ist, abgeschwächt und als eine Abrechnung interpretiert, die nun beide Kontrahenten traf – auch das ein Aspekt, der im Text durchaus angelegt ist, wenngleich Licht und Schatten dort trotzdem sehr ungleich verteilt sind: Bestimmte Akteure der protestantischen Seite werden eben nicht als intrigante Schurken, sondern als naive, verblendete oder auch selbstsüchtige Helfershelfer kritisiert. Die zeitliche Distanz und der Abstand zum Ernst des Geschehens und den unmittelbaren Bedrohungen machten nun offenbar eine Lektüre ohne persönliche Involviertheit und existentielle Positionierung möglich. Sie lenkte den Blick verstärkt auf die Rhetorizität der Darstellung, stellte deren Machart und ihre satirischen Komponenten heraus. Das Interesse der Literaturwissenschaft wandte sich dem Weltkefig erst kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts zu. Beschränkt blieb es zunächst auf Vertreter einer dezidiert kulturgeschichtlich bzw. volkskundlich ausgerichteten Germanistik, die – anders als die damals universitär institutionalisierte philologische Richtung und deshalb in einer Außenseiterstellung – gerade auch expositorisches Kleinschrifttum dokumentierte und untersuchte und dabei oft nicht zuletzt aktuelle politische Interessen und Sympathielagen aus dem vormärzlichen Kontext mit einbrachte. An erster Stelle steht hierbei der Kultur- und Literaturhistoriker, Bibliograf und Politaktivist Emil Weller (1823–1886), der mit der Flugschrift wohl durch seine Untersuchungen zu dissidenter Literatur der Vergangenheit in Berührung kam. Der frühe Kommunist, der wegen seiner Überzeugungen zeitlebens marginalisiert wurde, publizierte seine erste Zuschreibung des Textes an Zincgref aus dem Schweizer Exil bezeichnenderweise im ‚Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit‘, der genuin kulturhistorisch orientierten Zeitschrift des Germanischen Nationalmuseums.50 Weller machte nicht nur die Autorschaft Zincgrefs wahrscheinlich (s. o.), sondern war insbesondere auch von dessen „freisinnigen Ansichten“ und „helle[m] Geist“ angetan;51 auch in der Folge beschäftigte er sich weiter mit dem Autor als ‚Politiker‘.52 Übernommen wurde die Zuschreibung durch den (ebenfalls über eine revolutionäre Vergangenheit verfügenden) Gymnasiallehrer, Literaturhistoriker und Biografen Jakob Franck (1811–1884), auch wenn dieser der Schrift „keinen grossen Kunstwerth“ zusprach.53 Genauere Beschreibungen der in Dresden vorhandenen Drucke und historische Kontextbelege zur Datierung erfolgten dann durch den dortigen Bibliothekar Franz Schnorr von Carolsfeld (1842–1915) in seiner Biobibliografie Zincgrefs von 1879.54 Damit war das durchgängig außerhalb der akademischen Literaturwissenschaft unterhaltene Interesse an der Flugschrift allerdings auch schon wieder weitgehend erloschen. Nur noch kurz referierend, oft auch conaisseurhaft wertend wurden die Erträge älterer Recherchen in der Handbuchliteratur zusammengestellt. Der Heidelberger Literaturhistoriker Max von Waldberg 49 50 51 52 53 54
Gryphius, Apparatus, 1710, S. 101. – Hinweis darauf (allerdings mit anderer Bewertung) auch bei Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 83 f. Weller, Der Dichter Zincgref, 1856. Weller, Der Dichter Zincgref, 1856, Sp. 298. Weller, Zincgref als Politiker, 1867. Franck, Anonyme Schrift, 1866, S. 262. Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 26, 44–47, 57 f.
224
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
(1858–1938) etwa bescheinigte dem Verfasser des Weltkefig in seinem ADB-Artikel von 1900 eine an Fischart gemahnende „Sprachgewalt“, mit der „die Sache Friedrich’s V. und der Kurpfalz verfochten und mit drastischen Bildern, geschickt gewählten sprüchwörtlichen Wendungen, die den feinen Kenner sentenziöser Litteratur deutlich verrathen, tagesgeschichtliche Polemik getrieben“ werde; dabei trete ein „starkes journalistisches Talent“ zutage.55 Die eigentliche Bedeutung Zinc grefs wurde freilich nicht in seinen eigenen Veröffentlichungen, sondern in seiner Rolle als Erstherausgeber der Gedichte Opitzens gesehen; vermeintliches Tagesschrifttum konnte bei einer solchen Grundausrichtung natürlich nur eine periphere Rolle spielen. Ohne weitere Anregungsfunktion blieb die kurze Charakterisierung des Weltkefig, die der Schriftsteller Karl Wolfkehl (1869–1948) in dem kenntnisreich kommentierten Versteigerungskatalog platzierte, der 1927 die Barocksammlung des deutsch-jüdischen Gryphius-Forschers, Bibliophilen und Bohemiens Victor Manheimer (1877–1942) dokumentierte.56 Erst in jüngerer Zeit wurden der direkte Bezug des Textes auf die Wirren um die ‚Cancellaria hispanica‘ genauer herausgearbeitet und seine politischen Referenzen konkreter thematisiert.57 Auch ein Versuch zur weiteren Stützung der Autorschaftshypothese und zur Einordnung des Texts in die Gattungsgeschichte ist aus der Arbeit an der vorliegenden Ausgabe entwickelt worden.58
f ) Hinweise zur Edition Um die Entwicklung des Textes deutlich zu machen, die in ihrer Komplexität über den Variantenapparat nur schwer erschließbar ist, wird ein Paralleldruck der frühesten Version A (wohl 1622) und der umfangreichsten und damit wohl spätesten Version H1 (1632) geboten. Die Varianten der enger zusammengehörigen Ausgabengruppen A bis C (auf der Basis von A) und E bis H (auf der Basis von H1) werden der Übersichtlichkeit halber getrennt dargestellt. Die Kommentierung (Worterläuterungen, Sacherläuterungen und Quellennachweise) bezieht sich auf Ausgabe H1: StB Augsburg: 4° Gs Flugschriften Nr. 1461 b (16).
55 56
Waldberg, Zincgref, 1900, S. 309. „Eine fabelhaft lebens- und temperamentvoll hingeschriebene politische Flugschrift in der derben, bilderreichen Ausdrucksweise des echten Pfälzers. Witzig-wütige Allokution über die Ländergier der Habsburger, päpstliche Übergriffe, Fremde und Einheimische. Wie ein Nachhall des echten, des Hutten’schen Reformationsgeistes.“ (Sammlung Manheimer, 1927, Nr. 476) 57 Schnabel, Zincgrefs Weltkefig, 2011. 58 Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 82–133.
2. Edition (A und H)
2. Edition A [()()r] ⟨I⟩
Quotlibetiſches Weltkefig.
Darinn gleichſam / alß in einem Spiegel / daß gegenwärtige Weltgetümmel / gehümmel vnd getrümmel / wüten vnd toben / liegen triegen vnd kriegen / jrren
5
wirren vnd ſinceriren, Schwarm vnd Alarm, zuſehen. █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █
2. Edition H [Ar] ⟨I⟩
Quotlibetiſches
Welt vnd Hummel Kefig:
Darinnen das jetziger Zeit gegenwertiges
Tyranniſirende / rauberiſche Weltgetümmel / Gehümmel vnnd Getrümmel / wüten vnd toben / jrren / verwirren / ſynceriren, liegen / triegen / vnd kriegen / gleichſam als in einem klaren Spiegel vor Augen geſtellet / vnd erwieſen wird /
5
Daß in Teutſchland kein beſtändiger Fried zu hoffen / ehe vnd zuvor die Ketzer alle gut Catholiſch ſeyen.
Dem hochbetrangten Vatterland Teutſcher Nation zur hochnöhtigſten Warnung wolmeynend in Truck gegeben.
10
15
[Av]
20
⟨II⟩
Ridentem dicere verum, nil vetat, & prodeſt. [Holzschnitt: Vogelkäfig in Kugelform mittels siebengliedriger Kette an Wolke hängend, ein Vogel links oben einfliegend, drinnen Vögel und Hummeln] Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. Getruckt im groſſen Wunder Jahr / [Linie] M. DC. XXXII. [Zierleiste] Symbolum Turbatorum Imperii Romani. Wills Reich nicht vnſer erblich ſeyn / So wolln wirs ehe gar werffen ein: Was habn wir auch das Reich zu ſchutzen / Davon wir haben keinen Nutzen.
[Trennstrich, aus zwölf Teilen bestehend]
⟨III⟩
25
An den Leſer. Jeber Leſer / dieſes Weltkefig iſt Anno 1623. an ſeinem Ort getruckt worden / ſelbiger Zeit hat mans noch nicht verſtehen wollen. Weil es nun aber jetziger zeit der Sachen Außgang allenthalben bekräfftigt / ſo leget mans wider auff. Lieber Leſer / beſiehe es durch / wann du anderſt ſehen kanſt / vnd dir die Augen nicht verpicht ſeyn / vnd ſag mir / ob dieſes Tractetlein nicht die pur lautere Warheit ſeye?
L
[Schmuckfigur]
228
B ⟨II⟩
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Otz botz deß groſſen Kefigs! Nun hab ich mein lebentag kein gröſſers geſehen! Ey wie thun die Narren darinnen! Jn Summa / was wunderlicher Vögel? Es were doch kein wunder ſie würffen es vber vnd vber. Aber es iſt jhnen gut / daß es Rundt iſt / ſo kan es nicht fallen / ſondern beſtehet alß auff ſeinem Puncten. Aber was ſehe ich / Jch glaub es ſey oben an 10 der bloen bühnen angefeſtet / ſonſt hetten es die Geckhen vndereinander lengſt verſchmettert. Doch was gehen ſie mich an? Wollen ſie nicht mehr auff den Füſſen gehen / ſo mögen ſie auff dem Kopff gehen / weil doch kein faſſon lenger gewährt / alß jene? Aber daß Jch wider zu meinem Kefig komme; oder Jch glaube Jch ſeye nie darvon kommen. Nuhn hette Jch wahrlich ſchier ge meint / Jch guckhe hinein / ſo guckhe Jch herauß / vnnd dieſer da mein Geſell / der Bouffon Lerman / auch. 15 Ey nuhn / wer thut vns nuhn wider auß dem Kefig / Jch muß nuhr hinauß gehen / vnd hinein guckhen / die zäncker können einander doch nit vngeropfft drinnen laſſen / vnd dörffte Jch auch eine gute Haarräuffe drüber bekommen. Ach wie wehre es ſo fein / wann ein jeder ſein jrthe / die jhm Gott aufftragen leßt / fein mit frieden auffzehrt. Sie köndten ja alle ſatt werden. Nuhr die ſchwartzen Narrhanſen / Scharrhanſen / Schnarrhanſen / oder Narrans dort / ſein ſo heiß hungerig / Jch glaub ſie haben den freſſenden Wolff / ſie 20 wollen ja alles allein in jhre päntz vnd wänſt füllen; vnd deyet jhnen doch nit an; Sie ſein ſo hundsmager / wie jhr Frawenzimmer Jungfraw Böckhin / vnd darumb tragen ſie ſo breite Hüt / ſo groſſe Kröſer / ſo lange ſpitze zanſtörichte Knebelbärt / vnd Degen / vnd ſo weite hangende Caſackhen / damit ſie jhre böſe tückh vnd ſtückh darunder vermenteln können; Dann ein Mann muß ein anſehen haben / der die gantze Welt bochen will: Aber doch können ſie ſich nimmer ſo wol bedecken / die Diebsfüß guckhen alß vnden herfür. 25 Sie wollen ſich ſchier auch zu gemein in Teutſchland machen / vnd gern die Leuth vberreden / jhr Dreck rieche wie Byſam. Nit leidets Jhr ehrliche fromme Teutſchen! nembt ein Exempel an vnſern Neapolitanern vnd Meyländern. Jch / ehe ichs leide / ehe fang Jch ein eigen Krieg an. Aber wo gelt nemmen! Bey den reichen Pfaffen / ſie habens doch vnſern Voreltern abgeſtolen: bey den Finantzern / Reichsſtetter Judent zern vnd Pfefferſäcken: Sie ſein doch deß Banckherotirens gewohnt / Ergo wie noth / wann Jchs jhnen 30 ſchon nit wider gebe? Jſt jhnen auch kein ſchand / dann der König in Spannien hat wol ſelbſt fallirt: Auch [()()v] kein ſchad / dann die Ceſſores ſeind gemeiniglich hernach reicher / als jhre Creditores. Nuhn | weiter im Text; Wo Soldaten hernemmen? Mit Bawren iſt nichts anzufangen / die Schelmen reiſſen auß: habt Jhrs nit newlich erſt am Re⟨i⟩nſtrom geſehen? Alldieweil ſie noch etwas vbrig haben / ſo begeren ſie nichts zu kriegen / gleichwohl wir haben alle mehr verlohren / alß gekriegt. Drumb dapffer vber ſie hien / Jhr hölle 35 brüder / Oberſten / Capitain / Leutenant / Fenerich / etc. beut / plündert / raubt den ſchelmen ſo lang ſie etwas haben / es thut gar fein bey jhnen / ſie dörffen ſich nit wehren / ſonſt wann Jhr dem feind etwas nemmen wolt / müßt Jhr euch beſorgen / er klopff euch auff die finger. Jch muß noch eins thun / ein newen fund erdencken / vnd ein gantz Buch voll pennal boſſen trucken laſſen. Was gilts ich will den kitzlichen Stu denten jhr feder / dinten vnd ſchreiberey ſo erleiden / daß ſie mir alle zulauffen. █ █ █ █ █ 40 █ Sie ſein gut darzu / der Buckhel hat ſie lang gejuckt. Wie haben ſie ſich auff jhren Vniverſtänden mit jhren Fetzern / Steinhawern vnd plautis bißher nuhr ſo krautig gemacht? Daß fünff fingern haben ſie bald vollend gelehrnt / dann ſie begreiffen ein ding bald: ſonderlich wans ein hefft / handhab oder ſchnur dran hat. Vnd was thut einer ſonſt
[Aijr]
2. Edition (A und H)
229
[Zierleiste mit Affen]
⟨IV⟩
B
Quotlibetiſches Weltkefig.
Ridentem dicere verum, Quid vetat?
Otz! Botz! deß groſſen Kefigs! Nun hab ich mein lebetag kein gröſſers geſehen: Ey wie thun die Narren darinnen? Was wunderlicher Vögel / allerley Farben / auch ein ſchwartzer auff einem Helm? Es were doch kein wunder / ſie würffen es über vnd über. Aber es iſt jhnen gut / daß es rund iſt / ſo kan es nicht fallen / ſondern beſtehet als auff ſeinem Punc ten. Doch was ſehe ich? Jch glaub es ſey oben an der blawen Bühnen angefeſtet / ſonſt hetten es die Gecken vnter einander längſt verſchmettert. Aber was gehen ſie mich an / 35 wöllen ſie nicht mehr auff den Füſſen gehen / ſo mögen ſie auff dem Kopff gehen / weil doch keine Faſſon länger gewäret / als jene. Aber daß ich wider zu meinem Kefig komme / oder ich glaub ich ſey nie darvon kommen. Nun hette ich warlich ſchier gemeynet / ich guck hinein / ſo guck ich hinauß. Ey wer thut mich nur wider auß dem Kefig? Jch muß nur hinauß gehen / vnd hinein gucken / die Zäncker können einander doch nicht vngeropfft drinnen laſſen / vnd dörffte ich auch eine gute Haarräuff drüber bekommen. Was iſt doch 40 jmmer / daß man einander ſo Hauffenweiß Todt ſchlägt? Ach wie were es ſo fein / wann ein jeder ſeine Jrrthen / die jhme GOTT der HERR aufftragen läſt / mit Frieden verzehrete. Sie könnten ja alle ſatt werden. Nur die ſchwartze Narrhanſen / Scharrhanſen / Schnarchhanſen / oder Marrans dort ſein ſo heiß hungerig / ich glaub ſie haben den freſſenden Wolff / ſie wöllen ja alles allein in jhre Wänſt füllen / vnd deyet jhnen doch nicht an / ſie ſeyn gleichwol ſo Hundsmager / wie jhr Frawenzimmer Jungfraw Böckin / 45 vnd darumb tragen ſie ſo breite Hüte / ſo groſſe Kröſer / ſo lange ſpitzige zahnſtörichte Knebelbärt vnd Degen / vnd ſo weite hangende Caſacken / damit ſie jhre böſe Tück vnd Stück darunter verbergen können / dann ein Mann muß ein Anſehen haben / der die gantze Welt bochen will. Aber ſie können ſich doch nimmer [Aijv] ſo wol bedecken / es guckt als ein paar Spannen lang Diebsfüß darun- | ter herfür. Sie wollen ſich auch ſchier zu gemein in Teutſchland machen / vnnd gern die Leut überreden / jhr Treck rieche wie Bieſam. Nicht 50 leidets jhr fromme ehrliche Teutſchen / nemet ein Exempel an vnſern Neapolitanern vnd Meyländern. Jch / ehe ichs leide / ehe fang ich ein eygenen Krieg an. Aber wo Gelt nemen? Bey den reichen Pfaffen? Sie habens doch vnſern Voreltern abgeſtolen. Bey den Finantzern / Reichſtätter Judentzern / Kippedi wippern / vnd Pfefferſäcken? Sie ſeyn doch deß Banckerottirens gewohnet. [NB. als linksseitige Marginalie eine Zeile tiefer] Vnnd werden doch endlich noch / wie vorzeiten Magdeburg / das Bad außſauffen / 55 vnd vielleicht gar die Spanniſch: Oeſterreich: vnnd Bäyeriſche Armaden abdancken vnd bezahlen müſſen. Ergò, wie Noht / wann ich es jhnen ſchon nicht wider gebe / iſt jhnen auch kein Schand / dann der König in Spanien hat wol ſelbſt fallirt / auch kein Schad / dann die Ceſſores ſeyn gemeiniglich hernach reicher als die Creditores. Nun weiter in Text: Wo Soldaten hernemen? mit Bawren iſt nichts anzufangen / die Hudler reiſſen auß / habt jhrs nicht newlich erſt am Rheinſtrom geſehen? Alldieweil ſie noch etwas übrigs 60 haben / begehren ſie nicht zu kriegen. Gleichwol wir haben noch alle mehr verlohren / als bekommen. Darumb tapffer über ſie hin / jhr Höllenbrüder / Obriſten / Capitäyns / Leutenant / Fenderich / etc. beutet / plündert / raubt den Schelmen / ſo lang ſie etwas haben; Es thut gar fein bey jhnen / ſie dörffen ſich nicht wehren / ſonſten wann jhr dem Feind etwas nemen wolt / iſt zu beſorgen / er klopffe euch auff die Finger. Jch muß noch eins thun / ein newen fund erdencken / vnnd ein gantz Buch voll Pennalboſſen 65 trucken laſſen / was gilts / ich will den kitzeligen Studenten jhre Feder / Dinten vnnd Schreiberey ſo er leiden / daß ſie mir alle zulauffen? Es iſt doch mit der Feder / mit ſchreiben vnd mit ſagen nicht zu thun / das ſiehet man nun wol: Es gehören Fäuſt darzu / vnnd befinde ich dieſe Burſch gar tauglich / dann der Buckel hat ſie lang gejucket. Wie haben ſie ſich auff jhren Univerſtanden bißhero mit jhren Fetzern / Stein hawern vnd Plautis nur ſo Krautwelſch gemacht / das fünfffingeren haben ſie bald vollend gelernt / dann 70 ſie begreiffen ein ding ſchwind / ſonderlich wann es ein Hefft / Handhab oder Schnur daran hat. Vnd was 30
230
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
mit den händen / wann er nit zugreifft? Haben ſich aber nit die ſtudiums knecht zu Wien newlich ſchon fein in daß Drillen geſchickt? Aber daß Jhr nit meinet / ſie ſeins allein / könnens doch die Ketzeriſchen auch / wie vor dieſem etwan die zu Genff / jtzo die zu Haidelberg: vielleicht kombts auch bald an die newgebackene Doctorellos zu Straßburg vnd Moltzen. Oder wohl gar an die zu Cöllen / Meintz vnd Gieſſen / Witteberg oder Leiptzig. Quis ſcit, quid ſerus veſper vehat? █ █ █ █ Tübingen wirdt endlich auch noch jhr groß Buch auff 50 ein ſeit legen / vnd den groſſen Rolandts degen anbinden müſſen. Teutſchland iſt doch nie weiter von fremb den gewonnen worden / alß biß an die Schwaben. █ █ █ Nuhn hette es deß dings all nit bedörfft / wer nuhr der Fritz auß dem diebs Böhmerlandt geblieben / in ſeiner Waſſergaſſen / wolt ſagen in der Pfaffengaſſen / am Wein: oder Rhei⟨n⟩ſtrom / vnd were gut Männel blieben. Vnd hette gleichwohl der Kayſer / die Böhmiſche 55 Krauthäupter oder Magſaamenköpff fein gleich / vnd eben abkürtzen laſſen. Sie habens doch einen w⟨e⟩g alß den andern müſſen geſchehen laſſen / dann jhre köpff waren ſch⟨o⟩n vor längſt in der Steyermarck darzu prædeſtinirt. Drumb ſoll Fr⟨itz⟩ jhrer ſein müſſig gangen / ſo were es Jhm nit ſo vbel gegangen. Aber Jch glaube ſchier es were eben das geweßt / ob er gleich hinauß blieben / vnd nit hinein kommen were. Ja Jch muß es ſauber vnd ſchön glauben. Es iſt auch nit anderſt / es were doch dieſen weg hinauß gegangen. 60 Nemblich / auß Böhmen (wann man mit demſelben were fertig geweſen) in das Reich / vnd dieſes redet mir niemand auß / ſo lang ein füncklin vom Concilio Tridentino gliemet. Dann darinnen iſt das Vrtheil den Kätzeren ſchon gefellet / der Stab vorlängſt gebrochen / vnd hat nuhr bißhero gemangelt an deß Pabſts Executoren / dem Keyſer vnd Spannier. Vnd mögen alle Vncatholiſche dieſes kecklich glauben / █ █ █ daß wie 65 die Gänß jhre Martinsnacht / vnd die Frantzoſen jhre Barthelsnacht haben: Alſo die Teutſchen (Aber es iſt wahr / dieſe haben keine Nächt / ſondern halten nur Täg) Jch wolte ſagen; Alſo haben █ █ ſie jhre gewiſſe [()()ijr] Schlacht / vnd Mätzel- | täg nach gewiſſem vmblauff der zeiten: Bald zu Coſtantz am Bodenſee / bald in Niderteutſchlandt / bald in Steyermarck / vnd anderſtwo. █ 70 █ Vnd hierumb hat man den Tref ihn dan mit allerley füreylender tauſent liſt vnd practicken / newlich noch bey lebzeiten ſeines Vorfahrens / in die zwey Königreich / vnd endlich gar ins Reich eingeſchoben: Vermög deß Teutſchen Herrn / Ertzhertzogen Maxi milians / gegebenen wolmeinenden Rathſchlags / von der ſucceſsion deß Hauſes Oeſterreich im Reich: Vnd darauff erfolgten Decrets am Kayſerl. Hoff. █ 75 █ Ja er iſt ſchon bey lebzeiten Dorolfi hierzu jenſeit vorgeſchlagen geweſen / alß ein herrlicher Werckzeug deß Herrn zu Exequirung der Heiligen alten Univerſal intention der Römiſchen Catholiſchen Kirchen. Dann Er hat gleich anfangs bey antrettung ſeiner Erblän der Regirung / ſo feine Prob vnd eiferiges Schulrecht gethan / mit blutiger außrottung ſeiner eigenen Vnderthanen. Jſt nuhn daß am Grünen holtz geſchehen: Ey / was hat daß dürr beſſers zu gewarten ge 80 habt? Jn ſumma / Er iſt gleich in ſeinen lehrjahren Meiſter worden. Vnd dieſer war alſo ein erwünſchter Mann zum handel. Nach dieſem hat man Jhm müſſen ſocios adjungiern, Militię ſacroſanctę Equites, newe Glaubens Ritter / den Heiligen Kriegsknecht Orden / Nemblich zu Außtilgung der Vnglaubigen vnd Vnheiligen: das iſt / der Ketzer / die nit an Pabſt / vnd ſeine Heiligen Glauben. Ferners hat man müſſen ein LermenMann oder Blöſer / ein Sophiſtiſchen ſcopticum, ein Verlogenen Vngersdorff / ein 85 Verhülleten Gottesdieb vom Rabenſtein / haben / ſo daß Claſsicum dieſes lang getröweten Belli ſacri, 45
2. Edition (A und H)
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thut einer ſonſten mit den Händen / wann er nicht zugreifft? haben ſich aber nicht die Studiumsknecht zu Wien newlich ſchon fein in das Trillen geſchickt? Vnd damit jhr nicht meynet / ſie ſeyens allein / ſtellen ſich doch die Ketzeriſchen auch ein / wie vor dieſem etwa die zu Genff / jetzo die zu Heydelberg (dieſe habens ſchon auß gekönnt.) Vielleicht kompt es auch bald an die newgebackene Doctorellos zu Straßburg / Molt 75 zen / oder wol gar an die zu Cölln vnd Gieſſen / Wittenberg oder Leiptzig. [NB. als linksseitige Marginalie auf Zeilenhöhe] Quis ſcit, quid ſerus veſper vehat? Wer weiß was dieſer Abend noch vor Aben thewer mit ſich bringet. Hoc ſcio, daß das Reichiſche Hauß gar freundlich / niemand verſchmähet / einen [Aiijr] nach dem andern daheim ſuchet. Tübingen wird | endlich das groſſe Buch auch noch müſſen auff ſeyt legen / vnd davor den groſſen Rulands Dägen anbinden. Teutſchland iſt doch nie weiter von Frembden gewonnen 80 worden / biß an die Edle Schwäbiſche Lätz / ob zwar bey jhnen die Tugend eben ſo wenig erbet als bey andern. Wir wollen erfahren / ob ſie noch die alte Lätz ſeyen / oder ob ſie rechts vnd lincks handlen werden. Nun deß dings hett es aller nicht bedörfft / wer nun der FRJTZ auß dem Diebs Böhmerland in ſeiner Waſſer (wolte ſagen Pfaffengaſſen) am Wein oder Rheinſtrom geblieben / vnd were fein gut Männel blieben / vnd hette mit ſeinem alten grohen Vatter ein guten Teutſchen vertrewlichen Trunck Ringawer / 85 Bacharacher / oder ſonſt Vini Theologici gethan / vnd gleichwol den Käyſer die Böhmiſche Krauthäupter oder Magſamenköpff ſeyn gleich vnd eben abkürtzen laſſen. Er hat es doch einen weg als den andern müſſen geſchehen laſſen / dann jhre Köpff waren ſchon vor längſt in der Steyrmarck darzu prædeſtinirt. Darumb ſolte FRJTZ jhrer ſeyn müſſig gangen / ſo were es jhm nicht ſo übel gangen. Aber ich glaub ſchier / es were doch eben das geweſen / wann er gleich hierauſſen blieben / vnnd nicht hinein kommen were. Ja ich muß 90 es ſauber vnd ſchön glauben / es iſt auch nicht anderſt / es were doch dieſen Weg hinaußgangen: Nemlich auß Böhmen / wann man mit demſelben were fertig geweſen / in das Reich / hernacher auch in Schweitz. Vnd diſes redet mir niemand auß / ſo lang ein Füncklein vom Concilio Tridentino glimmet / dann dar innen iſt den Ketzern das Vrtheil ſchon geſprochen / der Staab gebrochen / vnd hat nur biß dahero geman gelt an deß Papſts Nachrichtern. Vnnd mögen alle Vncatholiſche / wie ſie auch heiſſen / dieſes kecklich 95 glauben / daß man ſie zu Rom alle mit einerley Feuer verbrenne / vnd daß / gleich wie die Gänß jhre Martinsnächt / vnnd die Frantzoſen jhre Barthelmesnächt haben: Alſo die Teutſchen / (aber es iſt wahr / dieſe haben keine Nächt / ſondern nur eytele Täge) wolte ich ſagen: Alſo haben die Teutſchen nach jhrem leydigen vnverantwortlichen Abfall / von jhrer Mutter der Kirchen / jhre beſtimbte blutige Schlacht vnd Metzeltäge / nach gewiſſen Vmbläuffe der Zeiten / bald zu Coſtnitz am Bodenſee / bald in Sachſen / bald 100 in NiderTeutſchland / bald in Steyrmarck / bald in Pündten / vnd ſo fortan. Vnd eben darumb / dieweil der periodus wider vorhanden / hat man den trefflichen Tref‑in‑dan, mit allerley tauſendliſt vnd fürey lenden Practicken newlich noch bey Lebzeiten ſeines Vorfahren in beyde Königreich / vnd endlich / vermög deß Teutſchen Herrn Ertzhertzogen Maximi Æmiliani, zuvor hierunter gegebenen wolmeynenden Rahtſchlags / von der ſucceſſion deß Hauſes Oeſterreich im Reich / vnd hierauff erfolgten Decrets am 105 Käyſerlichen Hof / gar ins Käyſerthumb eingeſchoben: damit die Pfaffen (wie ſie ſchryen) nur allein einen Käyſer hetten / vnd die Ketzer keinen. Ja er iſt ſchon bey Lebzeiten Dorolfi jenſeyt hierzu vorgeſchlagen [Aiijv] geweſen / als ein herrlicher Werckzeug deß | HErren / zu Promovirung vnd Exequirung der Heiligen alten Univerſal intention der Römiſchen Catholiſchen Kirchen. Dann er hat gleich anfangs bey Antrettung ſeiner Erbländer Regierung / ſo eyferige Prob vnd löbliches Schulrecht / mit blutiger Außrottung vnnd 110 Vertreibung ſeiner eygenen Vnterthanen gethan. Jſt nun dieſes am grünen Holtz geſchehen / ey was hat das dürre beſſers zugewarten gehabt? Jn ſumma / er iſt gleich in ſeinen Lehrjahren Meiſter worden. Vnd diſer war alſo ein erwüntſchter hochnöhtiger Mann zum Handel. Dieſem nach hat man jhm Socios adjungiren müſſen / Equites militiæ hujus ſacroſanguineæ, newe GlaubensRitter / deß Heiligen Kriegs knechts Ordens: Nemlich zur Außtilgung der Vnglaubigen vnd Vnheiligen / das iſt / der Ketzer / die nicht 115 an den Papſt vnd ſeine Heiligen glauben. Ferrners hat man müſſen ein Lermenbläſer haben / ein Sophiſtiſchen Scopticum, ein verlogenen Vngersdorff / ein verhülten Gottesdieb zum Rabenſtein / die
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
theils intoniren, theils præludirn müſſen. Ja man hat auch müſſen zu Cöllen / München / vnd Meintz / da der Pabſt fermentum Germaniæ (daß den gantzen Teig aufftreibt) ſitzen hat / durch █ █ █ libellos de Turbato Imperij Statu █ 90 █ vorbawen / vnd was man derends ſelbſt vor / vnd im ſinn hatte / meiſterlich zu verdecken / vnd Andern zu zuſchreiben: Wie jener Dieb / der ſelbſt vornen anlieffe / vnd ſchrie der erſt / haltet den Dieb; Et hinc proverb⟨ium⟩ Moguntia nequam ab antiquo. Vnd diß alles iſt geſchehen / vorgenommen worden / vnd vor geweſen / ehe Fritz an Böhmen gedacht / ehe Böhmen an Fritzen ge dacht; Ja / ehe Er vnd ſein Vatter waren gemacht. Drumb ſag Jch noch ein mahl / ſie haben es doch ohne 95 daß zuvor ſchon alſo vberlegt vnd berahtſchlagt gehabt. Schreib doch Tref ihn dan ſelbſt / Daß Ers mit der Pfaltz ſchon vorlängſt alſo vorgehabt. O / wie ſein ſie fro geweſen / daß Fritz den Böhmen willfahret. Es iſt jhnen angſt geweſen / Er werde nit ſo keckh ſein / daß Er die Kron annemme / vnd werden ſie alſo kein vrſach an Jhn haben können / jhre lang gefaßte Vrtheil gegen Jhm zu Exequiren / vnd per Conſequens dermahl eins daß Kalb mit der Kuh zu würgen. █ █ █ █ █ █ 100 █ Drumb ſagte der Spanniſch Geſandt / Er köndte ſeinem König keine frölichere Bottſchafft bringen / alß eben dieſe / daß Fritz dem Kayſer die Kron geſtolen: Vnd muß ſich alſo auch hierinn deß Kayſers Nahm mißbrauchen laſſen / vnd wer deß Kayſers freund ſein will / Chriſtum / alß ein Verführer deß Volcks / vnd ſeine Glieder / alß des Kayſers Rebellen / verdammen [()()ijv] helffen. Dergleichen Evangeliſche Pi- | latos es heut zu tag mehr alß zu viel gibt. █ █ 105 █ Dem Bayer hat das Maul lang nach der Chur:Pfaltz geweſſert. Lieber / was hat ſein Raht Geupolt vnd der dicke Freher zu Haidelberg / hiebevor für wort mit einander drumb verbrochen? Sie beyde haben drumb geſchrieben vnd diſputirt / jtzo Fecht vnd Kriegt man drumb: Dann von der ſpitzfindigen Feder gerethet man gemei niglich zu den plumpen Fäuſten. So iſt bekandt / daß der Bayer bey allen Kayſers Wahlen / wider der 110 Churfürſt. Pfaltzgr. Votum proteſtiert, vnd eben alles hervor gekratzt / was jhm nuhr einen ſchein einiger prætenſion auff die Chur:Pfaltz machen können. Aber was ſagt Lutz darzu? Was ſagen deß Fritzen Kinder darzu / Sie ſeind doch alle neher alß jener dort? Jſt doch der Newburger auch noch neher? █ █ █ █ █ Aber weil derſelbige von Königl. Mayſt. in Spannia mit dem herlichen Viceregnat deß Königreichs Sicilien begabet / 115 Alß hat er ſich vmb ein Bettelachte / Lauſichte / Churhaube / wenig zu bekümmern. Jtem es ſein doch die Zweybrückher / vnd faſt alle andere Pfaltzgrafen noch neher. █ █ Aber hierauß muß eben doch die gantze Welt ſehen / daß dieſe Leuthe / mit den Reichs Conſtitutionen vmbgehn / wie eine Saw mit einem Lum pen. Wo Sie jhnen in jhren Sack dienen / da wollen Sie ſolche halten / vnd von andern jhnen gehalten 120 haben / worinnen Sie aber jhnen zu wider ſein / da heißt es; Man muß das Recht ein wenig biegen / ſo können wir darneben hingehen / vnd vns ſelbſt Excipiern. █ █
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das Claſſicum dieſes langgetroheten belli ſacri, oder Religionskriegs / theils præludiren, theils offentlich intoniren müſſen. Ja man hat auch müſſen zu Cöllen / München / vnd vorab zu Meyntz (da der Papſt deß Teutſchlands Saurteig / der den gantzen Teyg aufftreibt / ſitzen hat. NB. er führet das Rädlin nicht 120 vmbſonſt) durch Libellos, de turbato Imperii ſtatu, auch da noch niemands keine turbas beſorgte: vorbauen / vmb / was man der enden ſelbſt vor vnd im Sinn hatte / Meiſterlich zu verbergen / vnd auff andere zu legen / wie jener Dieb / der ſelbſt voranlauffende / vor dem Nachjagenden vorher ſchrye / Hal tet den Dieb: Et hinc proverbium: Moguntina nequam ab antiquo. Vnd dieſes alles iſt alſo geſchehen vnd vorgeweſen / ehe FRJTZ an Böhmen gedacht / ehe Böhmen an FRJTZEN gedacht / Ja ehe er vnd 125 ſein Vatter waren gemacht. Drumb ſag ich noch einmal: Sie haben es ohne das ſchon lang zuvor alſo über legt vnd berahtſchlagt gehabt. Schreibt doch Tref‑in‑dan ſelbſt vnverholen / daß ers mit der Pfaltz / (als deren er von alters her gram /) ſchon vorlängſt alſo vorgehabt. O wie ſeyn ſie ſo froh geweſen / da FRJTZ die Cron vnd dero betrangte verfolgete Vnterthanen zu beſchützen angenommen. Es iſt jhnen angſt geweſen / er werde nicht ſo keck ſeyn / daß ers thue / vnd werden ſie alſo kein vrſach an jhn haben können / 130 jhren langeſchöpfften Rachmuht an jhme zu kühlen / vnd dermal eins dem Concilio Tridentino zu genü gen / das Kalb mit der Kuh zu würgen. Es ſagt mir einmal ein hohes Frantzen Mängen: Wir wiſſens / vnd haben Nachricht an vnſers Königs Hof / daß allein der König in Spanien gewehret / daß der Sachs nicht König in Böhmen würde / weil er jhm entſeſſen / vnnd nicht zu ſeiner Intention, &c. Dargegen daß er den Pfaltzgrafen zum König in Böhmen machen laſſen vnnd befördert / als 1. kein Kriegsmann / 2. nicht 135 mächtig / 3. jhm nahe geſeſſen / alſo daß er leicht in ſein Land kommen / vnd dardurch deß Rheinſtroms von oben an biß vnten auß ſich bemächtigen / vnd alſo deß Reichs Meiſter werden möchte. [Aivr] Darumb ſagte der Spanniſche Geſandter mit beſondern frolocken: Er könnte ſeinem König kein frö lichere Zeitung bringen / dann diſe / daß der FRJTZ dem Käyſer die Cron genommen. Muß ſich eben alſo auch hierinn deß Käyſers Nam mißbrauchen laſſen / vnd wer deß Käyſers Freund ſeyn will / den 140 Hohenprieſtern zugefallen / Chriſtum / als einen Verführer deß Volcks / vnd ſeine Glieder / als deß Käyſers Rebellen / verdammen helffen / deßgleichen Evangeliſche Pilatos es heut zu Tag mehr als zu viel abgibt. Es will ja bald ein jeder Käyſer ſeyn / vnd vnter dieſem Namen thun / was jhn nur gelüſtet. Jm übrigen weiß man wol / daß dem Bayerfürſten das Maul längſt nach der Churpfaltz gewäſſert. Lieber was hat vor Jahren ſein Raht Gewolt / vnd der dicke Freher zu Heydelberg Wort mit einander drumb 145 zerbrochen? Sie beyde haben drumb geſchrieben vnd diſputirt. Jetzo fechtet vnd krieget man drumb / dann von der ſpitzfindigen Feder gerähtet man gemeiniglich zu den plumpen Fäuſten. So iſt bekannt / daß bereit Hertzo⟨g⟩ Wilhelm in Bayern ſchon vor dieſem ſo guten Adamiſchen Appetit gehabt / in dieſen ChurApffel zu beiſſen / wider welchen dann Pfaltzgraf Wolffgang von Newburg damals / nemlich auff Montag / nach Reminiſcere Anno 1548. zu Augſpurg / zum allerzierlichſten vor dem Käyſer vnd den Churfürſten deß 150 Reichs proteſtiren laſſen. So iſt weiter bekannt / daß eben hierumb der Bayer bey allen Käyſer Wahlen wider der Churpfaltz Votum proteſtirt, vnd eben alles herfür geſucht / was jhnen nur einen Schein einiger prætenſion auff die Churpfaltz machen können. Aber was ſagt Lutz hierzu? was ſagen Fritzen Kinder dar zu? Sie ſeyn ja die Nechſten. Jſt doch der Newburger auch noch näher als der Bayer. Aber weil derſelbe / damit er ja nicht ſo gar vergebens Papiſtiſch würde / von Königl. Mayſt. in Spanien zur Recompens, mit 155 dem herrlichen Vice‑Regnat deß Königsreichs Sicilien begabet: Als hat er ſich vmb ein bettelechte lauſichte Churhaube wenig zu bekümmern. Jtem es ſeyn doch die Zweybrücker vnd faſt alle andere Pfaltzgrafen noch näher. Vnd iſt ſonſt ins gemein hierinn Gottes Außſpruch: Filius non portabit iniquitatem Patris. Aber hierauß eben muß die gantze Welt ſehen / daß dieſe Leut mit den ReichsConſtitutionibus vmbge hen / wie ein Saw mit einem Bettelſack: Jederman muß ſich gegen jhnen obſerviren, vnd halten / vnd 160 ſie haltens gegen niemand / als nur wo es jhnen nutzt: Worinnen ſie jhnen aber zuwider ſeyn / da heiſt es: Man muß die Rechten ein wenig auff ein Seite biegen / ſo können wir darneben hingehen / vnd vns ſelbſt excipiren, wann andere ein Feder über den Tiſch abwerffen / iſt es ein KirchenDiebſtahl / wann ſie ein gantz Ploch abwerffen / ſo darff niemand ſagen: Warumb thuſtu das? Dieſes gibt die gantze Handlung
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█ Dieſes gibt die gantze handlung deß Tref ihn dan an den tag; █ █ █ vnd bleibt darbey / man were dem Fritzen lang gern hinder daß leder geweſen. █ █ █ Hätte man nit ſchon ſeinem VraltVatter gern einen freundlichen Abſchied von der Chur geben wollen / Aber Gott hat Jhn doch darbey erhalten. █ █ Jſt nicht vor vngefehr acht Jahren / Spinola ſchon auch ein mahl daran geweſen / das Er gemeint vnd Jhm eingebildet hat / Er müſſe auß dem groſſen Faß zu Haidelberg trincken. Wer hat dem Spannier oder Kayſer ſelbigen mals ein Kron genommen gehabt? █ █ Jn ſumma / wann man den Hund ſchlagen will / findet man bald einen ſtecken. Fritz hat müſſen herhalten / Fritz muß geſchlagen ſein / wann er ſich Böhmen annimbt / vnd muß geſchlagen ſein / wann er ſich Böhmen nicht annimbt: Er iſt à fato & fatuis darzu prædeſtiniert geweſen; A fato im Himmel / à fatuis, am Spanniſchen / Päbſtiſchen / Kayſeriſchen vnd Bayeriſchen Hoff. Die Haidelberger Beckhermädelein ha ben ſchon vor Jahren etwas gerochen / da der Brüſſeler tauſent Künſtler / die ſchöne Gärten daſelbſt vmb das Schloß herumb gebawt / die Thürn abgebrochen / die Gräben zu gefüllet / dargegen deß Fritzen Sec kel außgelehrt / vnd Jhn alſo von langer hand entwehret. Jtem da der Kriegeriſche Biſchoff ſein Raubneſt Eidenheim fortificirt. █ █ O / daß die Bündtner auch ſo wohl gerochen hetten / da jhnen der Comte de Fuentes das Naſebandt in Veltlin anbundte / vnnd ſie vberredete / es were ein gebieſamte Brülle. Jtem es habens andere mehr gemerckt / was die Glock geſchlagen / da die Jeſuiter vor dieſem auff den Reichstägen außgeſprengt:
Vtere jure tuo, Cæſar, ſervosque Lutheri [()()iijr] 145 Enſe, ⟨r⟩otâ, laqueis, ignibus ure, neca. Jtem: Soluite Germani, Turcarum frangite vires, Reddite Papicolis, quæ ſunt donata Luthero, Et Ferdinandum Romanum dicite Regem. █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ A propos deß Naſenbands / Was haben die armen Büffel die Bündtner gethan / haben ſie dem Kayſer 150
auch ein Kron genommen? Was hat der arme vnſchuldige Hunßrücker Lutz damit zuthun gehabt? Was hat Gülch mit dem Böhmiſchen weſen zuthun? Was haben die Hugenotten in Franckreich gethan / haben ſie jhrem König auch ein Kron genommen? Es müßte vielleicht die in Navarra ſein / dann die in Franckreich hat Er noch? Was haben die Butten Holländer gethan / hat ſie doch der König in Spannien vor 12. Jah ren / ſelbſt vor ein frey Volck erklärt / vnder ſeiner Hand vnd Jnſigel / Jetzt erklärt Er ſie vor Rebellen.
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deß Tref‑in‑dan, an den Tag. Jch glaub nur den Schulfüchſen zu trutz / die daheim hinter dem Ofen in v [A165 iv ] jhrem Staub ſitzen / vnnd noch die plenitudinem poteſtatis | ſpitzfündeln / vnd diſputiren dörffen: Ob die hohe Häupter auch legibus ſolvirt vnd über die Geſätz ſeyen? Meines theils bleibt es dabey / Man were dem FRJTZEN lang gern hinder das Leder geweſen / vnd darzu haben trewlich geholffen / vnſer Nachbaur der dicke Riemenſchneider / vnd der Spanniſche Corduwanmacher⟨.⟩ Man hat es doch ſchon an ſeinem vralt Vatter angefangen / dem man bereit auch gern ein freundlichen Abſchied von der Chur hatte 170 geben wollen: vnnd der hatte gleichwol kein Böhmiſche Cron genommen. Aber er iſt ⟨ſ⟩o grob geweſen / vnd hat es nicht verſtehen wollen / vnnd GOtt hat jhn bey ſolcher ſeiner Einfalt gehandhabet. Was hat den Spindler vor vngefehr 8. Jahren / da er auch einmal ſo nahe herauff geruckt / vervrſacht / daß er ſich ſchon damals eingebildet / er müſſe auß dem groſſen Faß zu Heydelberg trincken / hatte doch FRJTZ ſelbigenmals dem Käyſer keine Cron genommen / oder nemen können / dann er hatte noch keine? Jn 175 ſumma / wann man den Hund ſchlagen will / find man bald einen Brügel. FRJTZ hat müſſen herhalten / FRJTZ hat müſſen geſchlagen ſeyn / wann er in Böhmen zeucht / vnd were geſchlagen worden / wann er nicht hinein gezogen were. Er iſt à fato & fatuis dazu beſtimpt geweſen / à fato, im Himmel / à fatuis & brutis fulminibus, am Spanniſchen / Päpſtiſchen / Käyſeriſchen / Bayeriſchen / Speyeriſchen vnnd Meintziſchen Hof: die Heydelberger Beckermägdelein / haben ſchon vor Jahren etwas gerochen / da der 180 Brüſſeler Tauſendkünſtler / die ſchöne Luſtgärten daſelbſt vmb das Schloß herumb gebawet / die Thürn abgebrochen / die Gräben zugefüllet / dargegen deß FRJTZEN Seckel außgelehret / vnd jhn alſo zuvor auß von langer Hand entwehret / da der Kriegeriſche Biſchoff ſein Vdenheimiſches Raubneſt fortificiret, wann die Pfaltz im Sack were / den Sack darmit zu zuknüpffen. O daß die Pündner auch ſo wol gerochen hetten / als jhnen der Conte de Fuentes das Naſenband im Veldlin anſchraubte / vnd ſie weiß machte / 185 es geſchehe jhnen zum beſten / ſie möchten ſich ſonſt überlauffen vnd ſtürtzen. Es habens noch wol andere mehr gemerckt / was die Glock geſchlagen / nach dem die Jeſuiten auff den Reichstägen die Mäuler ſo weit auffgethan / vnd geruffen: Utere jure tuo, Cæſar, ſervosque Lutheri Enſe, rotâ, laqueis, ignibus, ure, neca. 190 Solvite Germani, Turcarum frangite vires, Reddite Catholicis quæ ſunt donata Luthero, Et Ferdinandum Romanum dicite Regem. Brauch dich / O Käyſer deines Rechten / Mach den Garauß deß Luthers Knechten / 195 Mit Fewer / Strang / dem Rad vnd Schwerd / Brenn / henck ſie / tilg ſie ab der Erd. Jtem: [Br] Zahlt auß / jhr Teutſchen / gebt Gelt her / Daß man darmit dem Türcken wehr / 200 Den Catholiſchen gebet wider⟨ /⟩
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Die entzogne Lutheriſche Stiffter; Vnd machet vnſern Ferdinand / Zum Römiſch⟨e⟩n König in Teutſchland. A propos deß Naſenbands / was haben nur die arme Püffel / die Pündner mißthan? Haben ſie dem Käyſer auch ein Cron genommen? was hat der arme vnſchuldige minderjährige Hundsrücker Lutz darmit zu thun / was hat Gülch mit dem Böhmiſchen Weſen zu thun? Was haben die Hugenoten in Franckreich gethan / haben ſie jhrem König auch ein Cron genommen? Es müſte vielleicht die in Navarra ſeyn / dann die in Franckreich hat er noch. Was haben die Butten Holänder gethan / hat ſie doch der König in Spannien vor zwölff Jahren ſelbſt für ein frey ledig Volck erkläret gehabt / vnter ſeiner Hand vnd Jnnſigel. Jetzt erkläret er ſie vor Rebellen: da rahte nun / was bedeutet (L. S.) vorzeiten hats geheiſſen Locus Sigilli,
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█ █ █ █ 155 Wie reimbt ſich daß? So reimbt ſichs. Sie ſein eben alle Kätzer / quibus non ſervanda fides. Drumb müſſen ſie alle außgerottet ſein / vnd auff ein mahl / ſo darff es nicht doppel mühe. Damit es aber nicht jeder mercke / wo der Haaß im Pfeffer lige / muß der eine Böhmen / der ander ſonſt daß Waſſer betrübt haben. █ █ Et ſic decretum in Concilio Tridentino. Weiter fort. Was hat jhnen der König in Engelland gethan / der doch ſo fromm vnd friedfertig iſt / wann man Jhn auff den einen Backen ſchlägt / daß Er den andern 160 auch darreicht / daß ſie Jhn nemblich mit Weib vnd Kindt / ſampt den Ständen / im Rauch gehn Himmel ſchicken wollen; hat Er auch jemands ein Kron geſtolen? █ █ █ Aber was ſag Jch viel / man iſt eben lang damit vmbgangen / vnd hat vns bald hie / bald dort / bald zu Vlm / bald zu Meintz / bald zu Wien (Jhr wißt wohl Milord Digbye?⟨)⟩ Stück weiß betrogen: Jetzo ſtehet es drauff / daß man vns zu Brüſſel / vnd 165 Oedenberg vollends vber haupt beſcheiſſe. Doch der Teuffel lecks ab / Jch nit / es leßt es doch jederman auff jhm ligen / keiner begerts abzuwiſchen: Wens ein mahl wider an vns kompt / Jch weiß / Jch will einem auch ein mahl ins kraut ſcheiſſen / der Kraut Schultes iſt doch auch ein Heuchler / wie ſehr er ſich auch annimbt frieden zu machen. █ █ █ Aber pfuy Teuffel / wie ſtinckt dieſer Pabiſtiſche beſchiß / Jch muß jhn warlich 170 abwiſchen / Jch kans lenger nit riechen: █ █ █ █ Mein Lieber⟨⟩ / wer mir nit helffen will / der hindere mich auch nicht / riecht jhr es ſo gern / ſo mögt jhrs thun: Pfuy / wie ſtinckts / Aber es iſt nicht beſſer geſchiſſen worden. A propos vom Dreck zu den Sewen. Die Bayer hetten Land genug / nicht weiß Jch / ob vielleicht vnſerige SewMandeln die Eichel dieſer Landsart ſüſſer ſeyen. Jch geſtehe / daß die Obrigkeit von Gott iſt / Aber die 175 Obrigkeit die wider Gott iſt / vnd thut / die ſag ich / ſey vom Teuffel / vnd kein Dienerin Gottes / ſondern deß Sathans / der auch ein Fürſt genennt wirdt dieſer Welt. █ █ So heißt es derohalben / Man muß Gott mehr gehorchen / alß den Menſchen. Seind alſo die jenige Vnderthanen mit nichten læſę Majeſtatis ter[()()iijv] renæ ſchuldig / die einen reum Majeſtatis | Divinæ, vnd einen perduellem, den ſie zuvor ſelbſt erhöhet / 180 wider abſetzen: Sondern dieſer iſt ein reus læſæ Reipub⟨licæ⟩ der wider Ayd vnd Pflicht / Capitulation, vnd leges fundamentales handelt / den ſtatum oder formam eines freyen Lands zuverendern / vnd ein Erbland drauß zu machen vnderſtehet: Alſo per Conſequen⟨s⟩ ein Tyrannus. █ █ █ █ █ █ Jſt es nicht ein ehrliches erbietens? Jetzo wollen ſie Frieden mit den Bündtneren machen / da ſie Jhnen daß gantz Land abgenom 185 men. So wirdts vns auch ergehn. Wie offt haben wir ſchon frieden gemacht / zu Vlm / zu Meintz / zu Wien / zu Preßburg / Jtzo gar zu Brüſſel im Frawenzimmer / vnd kiefen doch noch alß: vnd wann wir andere nichts mehr werden vberig haben / darnach werden jene den frieden mit vns halten. █
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jetzo heiſt es: Jſt nicht wol zu trawen / wir ſeynd ſchlimme / daß wirs jhnen nicht wider ſo machen. Dann es heiſt: Nemo melius vincitur, quam ſuis artibus. Die Böhmen müſſen ſtampen / weil ſie vngehorſam geweſen / die Steyrmärcker haben auch müſſen ſtampen / vnnd ſeyn gehorſam geweſen. Zu Heydelberg hat man alle Kirchen genommen / weil man es mit Gewalt erobert. Zu Prag ſperret man die Kirchen / 215 vnd es hat ſich in güte ergeben / wie reimbt ſich dieſes alles? So reimet ſichs: Sie ſeyn eben alle Ketzer / quibus non ſervanda fides, denen kein Glauben zu halten / drumb muß man ſie auff allen Ecken anfaſſen vnd außwurtzeln / vnnd das auff einmal / ſo darffs nicht doppelter Mühe / vnd damit man es nicht vor ein Univerſal oder Religionswerck halte: So muß man ein particular Vrſach vom Zaun ropffen / vnd nur an einem allein anfangen / an den andern auffhören / vnd hierzu kompt das Böhmiſche weſen eben recht. 220 Et ſic decretum in Concilio Tridentino. Nun weiter im Kefig / was hat jhnen der gute König Jacob gethan / der doch ſo fromb vnd gütig iſt / wann man jhn auff einen Backen ſchlägt / daß er vmb Friedlebens willen / den andern auch darreicht? daß ſie jhme in Schottland das Meſſer an die Gurgel geſetzt / Jhn in Engelland mit Weib vnnd Kind vnnd ſamptlichen Ständen im Rauch gen Himmel ſchicken wollen? hat er auch jemands ein Cron genommen? Aber Jch glaub / ſie haben jhm ſeiner Frombkeit halben / das ewig 225 Leben ſo zeitlich gegönnet. Vnd was ſoll ich viel ſagen? man iſt eben lang darmit vmbgangen / vnnd hat vns bald hie / bald dort / jetzt zu Vlm / dann zu Mäintz / bald zu Wien / (jhr wiſt woll Milord Digby,) bald zu [Bv] Brüſſel vnd Regenſpurg / ſtückweiß betrogen: | Jetzo ſtehet es drauff daß man vns auff dem Conſpiration Tag zu Franckfurt oder Cöllen / vollend überhaupt beſcheiſſe: der Teuffel lecks ab / Jch nicht / es läſt es doch jedermann auff jhm ligen / keiner will es abſchüttelen / keiner will den Dreck rütteln / dann ſie wol 230 len jhn nicht riechen / vnd müſſen jhn doch endlich gar freſſen. Wann es einmal wider an vns kompt / will ich nicht viel auff der Leimſtangen mit der Gänß Geyſſel lauffen / wie jener Gezwitterte / der Füchs vnd Haſen zugleich beiſt / vnd alſo beyderſeyts ein Heuchler iſt / wie geſchäfftig er ſich auch im Friedenmachen erzeiget. Aber pfuy bley / wie ſtincket dieſer Päpſtiſche Beſchiß. Jch muß jhn warlich abwiſchen / ich kan jhn länger nicht riechen. 235 Beſchiß wird es billich genannt / Die Schrifft nennt es auch Menſchentand. Lieber / wer mir nicht helffen will / der hindere auch mich nicht daran / riecht jhr es ſo gern / ſo möcht jhrs auff euch ligen laſſen. Pfuy wie ſtinckts: Aber es iſt nicht beſſer geſchiſſen worden. A propos vom Dreck zu den Säwen / die Bayern hetten Lands genug / nicht weiß ich / ob vielleicht 240 vnſern Säwmandeln / die Eychel dieſer Lands art ſüſſer ſeyen. Jch geſtehe / daß die Obrigkeit von Gott iſt / aber die Obrigkeit die wider Gott vnd Recht / wider Eyd vnd Pflicht handelt vnd thut / iſt kein Diene rin Gottes / ſondern deß Teuffels / der auch ein Fürſt genennet wird der Welt / vnnd eben ſo wol / ja weiter zu regieren hat / als Papſt / Käyſer / Spannier / Bayer / etc. Vnnd heiſt dieſem nach: Man muß GOTT mehr gehorchen als den Menſchen. Sein alſo die vnterthanen mit nichten læſæ Majeſtatis terrenæ 245 ſchuldig / die einen reum læſæ Majeſtatis divinæ, vnnd einen perduellem, den ſie zuvor certis conditionibus ſelbſt erhöhet / his non ſervatis, wider abſetzen: Sondern dieſer iſt ein reus læſæ Reipublicæ, der wider Eydspflicht / Capitulation vnd leges fundamentales, den ſtatum vnd formam eines freyen Lands zu verändern / vnd ein Erbland darauß zu machen vnterſtehet: Alſo per conſequens ein offenbarer Tyrann. Aber es iſt nichts newes / daß man durch vnerhörte Tyranneyen / die Vnterthanen zur 250 Widerſetzlichkeit nöhtiget. Exempli gratia, die Schweitzer vnd Niderländer. Solte es dann ſo groß wunder ſeyn mit Böhmen? Da heiſſet es dann auch / Quando duplicantur lateres, tunc venit Moyſes, Et tandem furor fit læſa ſæpius patientia. dann der Krug gehet ſo lang zum Brunnen / biß er endlich zerbricht. Jſt aber das nicht ein erbares Erbieten: Jetzo machen ſie Frieden mit den Bündnern / da ſie ſie zu Sclaven gemacht / vnd jhnen Land vnd Freyheit zugleich genommen? So wirds vns auch gehen / wann 255 wir vnſere hohe Augen nicht auffthun. Wie offt haben wir ſchon Frieden gemacht / zu Vlm / zu Meyntz / zu Wien / zu Preßburg: Jetzo gar zu Brüſſel im Frawenzimmer bey der Nußſchalen? vnd kiefen doch noch: [Bijr] vnd wann wir andere nichts mehr werden zu | verlieren haben / darnach werden wir von jenen den Frieden
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█ Schreibts doch der Bayeriſche Secretarius auch auß deß Tylly Leger / von Biſchoffsheim / an denn Pfaffen gehn Ladenberg: 190 Er hoffe / ſie wollen jhre Feind bald vollig gedempfft haben / vnd dann werde im Reich der erwünſchte frieden wider auffgerichtet werden. Cuſtos notabenir mir daß / ad marginem, Setze die gloſſa darbey: (vnd nicht eher) Nam ſic decretum in Concilio Tridentino, Romæ irreconcil⟨i⟩abilis. █ █ Wer het te gedacht / daß dem Frantzoſen-Mann ſo Ernſt were frieden in Vngarn vnd in vnſerm Land zu machen / 195 durch ſeine Geſandten / da Er doch bereit ſelbſt in ſeinen Landen gegen vnſere Mitbrüder / mit Krieg ſchwanger gienge / vnd jtzo ſelbſt bekennt: Daß Er nit anderſt könne / den Er habe ſeinem Gott / das iſt / dem Pabſt / vor dieſem ein Ayd geſchworen / daß Er müſſe die Ketzer außrotten. Was darffs viel vmbſtändt? Jſt doch vor etlich wochen erſt der Kayſeriſche Friedensbott / Jch weiß nicht ob Er Schwartz oder Weiß ſeye / zum König in Engelland verreiſet. Interim quid fit? Tylly fehrt immer fort / brennt vnd ſengt. Macht zu 200 Hilſchbach Metzelſuppen / macht zu Neckergemündt Metzelſuppen / ſchlacht ſchwangere Weib vnd Kinder / alt vnd junge Leuth tröwet den andern gleiches / ja erger zu thun: Heißt das nuhn frieden machen / wo man ein Wüſte machet? Jch erzittere / wann Jch denck an die Vnſoldatiſche Stück / an die Vnchriſtliche Tyran ney / daß Jch vor grauſen nit weiß / wo Jch bin. Wo bin Jch dann? Jch weiß nit ob Jch verzuckt ſey / oder ob mir träumet: Vnd ſihe / Jch ſahe einen Adler mit zween Köpffen / vnd mitten auff ſeiner Bruſt hat Er 205 ein Burgundiſch Bottenbüchs. Dieſer nam das Schwerdt deß Königreichs Böhmen / vnd wolte den Löwen darmit zerfetzen: Aber der Löw lieff jhm vnder / brach den Streich / griff dem Adler ins Gefeß / riß jhm das Schwerdt auß den klawen / vnd ſchlug jhn mit ſeinem eigenen Wehr / daß die federn darvon ſteubten / vnd alſo jedermenniglich daß Wapen / ſo von den Federn zuvor bedeckt ware / ſehen köndte. Vnd ſihe / der gant ze Vogel / ware anders nichts / alß ein Spanniſch Wapen / mit Adlers federn vmbgeben vnd eben an ſich 210 ſelbſt nur ein bloſſes Schaweſſen. Aber ein Beer kam / nahme ſich groſſer verwandtſchafft vnd ſinceration [()()ivr] an / gegen dem Löwen. Der Löw / alß ein Muthig / Heroiſch / vnd gar | nit mißtrewig / oder argwöniſch Thier / trawete jhm: Aber ward von jhm wider alle zuverſicht / durch Argliſt vberfallen vnd verjagt: Da bekam der Adler wider ein Hertz / verflucht vnd verdammet alle die jenigen offentlich / die Er in ſeinem Blutregiſter vorlengſt heimlich auffgezeichnet: Aber bißhero / wegen anderer / nit angreiffen dörffte. Vnd 215 der Vaticaniſche Baſiliſc ſchickte ein Heiligen Glantzman auß / dem ſchnitten die Pariſiſche Damoiſellen ſtücker vom Saum ſeines kleidts / vnd Eine drunder genaß von der entgangenen krafft dieſes Heiligthumbs / jhres Kindes deſto leichter: Welches Heiligthumb ſie auff jhrer Beermutter hatte angebunden. Vnd dieſer H. Mann mußte dem Adler helffen lügen / durch ſeine Heilige weiß ſeiner lügen credit machen / Alle König vnd Fürſten zur Außrottung der Vncatholiſchen bewegen / vnd auffwickeln. Nuhn wie kompts doch / dacht 220 Jch / daß jener allen zulauff / Fritz nirgend kein hülff hat? Soll das ein Wunder ſein / ſagt mir einer in ein Ohr / findet nicht der Teuffel / alß ehe ſeines gleichen / alß vnſer Herr Gott? Die Bawren die Wein trinc ken / mercken auch was Schwartz oder Weiß iſt. Haben lang geſagt / es werde ſo ergehen. Jeder Narr will ein Prophet ſein / drumb haben ſie auch Propheceyet / Doch Gott bleibt trew / ob ſchon die Menſchen zu Mammelucken werden / vnd mit dem Antichriſt heuchlen. Es belle nuhr niemands / Jch rathe es jhm / er 225 verräthet ſich ſonſt ſelber / daß er getroffen ſey: Dann wer ſich entſchuldigt / ehe er recht beſchuldigt wirdt / iſt ſchwerlich vnſchuldig. Jſt das aber nit ein alber ding / zu friedens zeiten groſſe Bündnuſſen vnd Vereinbah rungen machen / zu noth vnd Kriegszeiten dieſelbe brechen? Aber wie haben ſie können in ein Horn blaſen / da es ſtrack den einen verdreußt / wann der ander entweder ſtärcker oder geringer bläſet / alß er. Aber es ſtehet auch keinem gemeinen Mann zu / viel verheiſſen vnd wenig verſprechen. Wie verrede Jch mich in dem 230 verſprechen? halten laut beſſer. Weiß doch das ein jeder wohl / das alle defenſion beſtehet in reſiſtendo nit in recedendo, im entgegen gehen / vnd im widerſtehen / nit im zu rück gehen. Dann wer einen defendirn will / der muß vor jhn / nit hinder jhn ſtehen. Aber vnſer defenſion werck vergleicht ſich mit den böſen Fech tern / die pariren mit dem Kopff / wir pariren mit Land vnd Leuthen. Jch rede warlich rund / dann man kan mir nichts mehr verderben / man hat mir ſchon Hauß vnd Hoff verpariret. █
2. Edition (A und H)
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haben. Schreibt es doch der Bayeriſche Secretarius auß deß Tylli Läger von Biſchoffsheim / deß Hälmſtättiſchen Territorii, an den Pfaffen von Ladenburg / gar klärlich: Er hoffe nemlich / ſie wollen jhre 260 Feind bald vollend gedämpfft haben / vnd dann im Reich den erwüntſchten Frieden beſtändig wider auff richten. Cuſtos Nota benire mir das ad marginem, ſetzt die Gloſſa darbey / (vnd nit eher:) Nam ſic decretum in Concilio Tridentino Irreconciliabilis Romæ. Alsdann ſolle nemlich Frieden ſeyn / wann Spannien mit Caſtilien: vnd Oeſterreich mit Habſpurg ſich begnügen werde. Wer hette aber jmmer ge dacht / daß dem Frantzenman ſo wenig ernſt were Frieden in Vngarn vnnd vnſern Landen durch ſeine 265 Geſanden zu machen / da er doch bereit daheim in ſeinen Landen mit Krieg wider vnſere Mitbrüder ſchwanger gienge / vnd jetzo ſelbſt bekennet / daß er nicht anderſt könne / dann er hab ſeinem Gott / dem Papſt / ein Eyd geſchworen / daß er das Concilium Trident⟨inum⟩ exequiren müſſe. Vnd was darff es vieler Vmbſtänd? J⟨ſt⟩ doch vor etlich Wochen erſt wider ein ſolch Käyſ. Fridensbott (ich weiß nit ob er ſchwartz oder weiß ſey) zum König in großBritannien verreiſet: Nichts deſtoweniger fehret vnter deſſen 270 Tylli fort / brennet vnd ſengt / mach⟨t⟩ zu Hilſpach Metzelſuppen / macht zu Neckergemünd Metzelſuppen / ſchlachtet ſchwangere Weiber vnd Kinder / alt vnd jung / verſchonet niemands / ſondern trohet den übri gen gleiches / ja ärgers zu thun: Vnd das heiſſet nun Frieden machen / wo man eine Einöde machet. Jch erzittere wann ich gedencke an jhre Vnſoldatiſche ſtück / an jhre mehr als Türckiſche Tyranney / daß ich vor grauſen nicht weiß wo ich bin / vnd wo bin ich dann? Nun weiß ich noch auff diſe ſtund nicht / ob ich auß 275 oder in dem Kefig / ob ich verzuckt ſey / oder ob mir träumet? Vnd ſiehe / ich ſahe einen Adler mit zween Köpffen / vnd er führet mitten auff ſeiner Bruſt ein Spanniſch oder Burgundiſche Bottenbüchs / dieſer nam das Teutſche Reich beym Kopff / das iſt / er ereylte das Schwerd deß Königreichs Böhmen / vnd wolte den Löwen vnd andere Thier / deß Teutſchen Gewä⟨ld⟩s / damit würgen vnd zerfetzen / aber der Löw lieff jhm vnter / brach den ſtreich / fiel dem Adler ins Geſäß / vnd riſſe jhm das Schwerd auß den 280 klawen / vnd ſchlug jhn mit ſeiner eygenen Wehr / daß die Federn darvon ſteubeten: vnd alſo jedermän niglich das Wapen / ſo von den Federn bedeckt war / ſehen konnte / vnd ſihe der gantze Vogel war nichts anders / als ein Spaniſch Wapen / mit Teutſchen Adlers Federn vmbgeben / vnd an ſich ſelbſt nur ein bloſſes Schaueſſen. Aber ein Beer kam geſchlichen / nam ſich groſſer Freundſchafft vnd Synceration an / gegen dem Löwen. Der Löw als ein Heroiſch vnd gar nit mißtrauig oder argwöniſches Thier / trauete jhm 285 zuviel / vnd ward hiedurch von jm wider alle zuverſicht / argliſtiglich einsmals überraſchet / vnd auß allem ſeinem vortheil vertrieben. Da bekam der Adler wider ein muht / daß er nun nit mehr diſſimulirt: ſondern [Bijv] anfieng offentlich zu verfluchen vnd zu ver- | bannen / die er lang zuvor in ſeinem Blutregiſter heimlich auffgezeichnet hatt / aber bißhero wegen anderer nicht antaſten dörffen. Da ſchickte der Vaticaniſche Baſilißke einen H. Glantzman hinauß / dem ſchnitten die Pariſiſche Damoiſellen / auß lauter devotion 290 ſtücklein von dem Saum ſeines H. Kleyds / vnd eine der fürnembſten / die Princeſſin von Conde, bande es über jhren Nabel / vnd gieng eine ſolche Krafft von dieſem Heiligthumb / daß ſie alſobald jhres Kinds genaß. Vnd dieſer H. Menſch muſte dem Adler helffen / durch ſeine heilige Weiſe / ſeinen Lügen Credit machen / vnd alle König / Fürſten vnd Herrn / zur Außrottung der Vncatholiſchen bewegen ⟨vnd⟩ auff wicklen. Wie kompts dann nun jmmer / gedachte Jch / daß jener allen Zulauff / FRJTZ hingegen nirgend 295 Hülff findet? Soll das wunder ſeyn / ſagt mir einer in ein Ohr. Findet nicht der Teuffel allzeit ehe ſeines gleichen / als vnſer Herrgott. Die Bawren die Wein trincken / mercken auch was weiß oder ſchwartz iſt / haben lang geſagt vnd geſehen / wo es hinauß gehe. Jeder Narr will jetzo ein Prophet ſeyn / drumb haben ſie auch Propheceyet. Doch Gott bleibt trew / ob ſchon alle Menſchen zu Mammelucken würden. Es belle nur niemand / ich rahte es jhm / er verräht ſich ſonſt ſelbſt / daß er getroffen ſey. Dann wer ſich entſchuldiget / 300 ehe er beſchuldiget wird / iſt kaum vnſchuldig. Jſt das aber nicht ein alber ding / zu Friedenszeiten machen wir groſſe Bündnuß vnd Vereinbarungen / zu Kriegszeiten vnd in der Noht brechen wir ſie. Aber wie haben ſie können in ein Horn blaſen: Es waren der Mäuler zu viel / vnd verdroß je eines / wann das ander ſtärcker oder ſchwächer blieſſe / als es. Nun es ſtehet auch keinem gemeinen Mann zu / viel verheiſſen vnd wenig verſprechen / wie verrede ich mich in dem Verſprechen? Halten lautet beſſer. Weiß doch jederman
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
█ █ █ █ █ 235 █ Aber ſtill! Nit ſchwetz zu viel / es iſt gar ein grewlicher Adlicher zorn / in der Wormbſiſchen zeitung außgegangen. █ █ █ █ █ █ █ █ Doch was ge het er mich an / er iſt nur vber die Haidelbergiſche Cantzeley Herren ſo zornig: ſonſt iſt ein Adlicher Schelm noch wohl eines ehrlichen Bawrs werth / vnd vergleicht ſich Adel vnd Adeler ſehr wohl / glaub es werde 240 eins vom andern deriuirt. Vnd hat mich mein Vatter das gelehrt / ſcapham ſcapham vocare. Vnd dieſer freyheit will ich mich gebrauchen / ſo lang ſie mir gedeyen mag / dann wer weiß vber ein Jahr ſein die Spannier hier / vnd die Jnquiſition / ſo darff man ohne das nicht reden. Nuhn müſſen wirs wohl glauben / weil wirs erlebt haben / Principes ludere fœderibus, ut pueri aſt⟨r⟩agalis. Bleibt alſo nachmals dar [()()ivv] bey / ehe vnd zuvor die Ketzer alle gut Catholiſch / vnd die Catholiſche / alle | gut Spanniſch ſein werden / 245 kein beſtändiger fried in Europa nimmer zu hoffen. █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █
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wol daß alle Defenſion beſtehet in reſiſtendo, im Widerſtehen / vnd im entgegen gehen / nicht in recedendo, im zurück gehen: dann wer einen defendiren will / muß vor jhm / nicht hinter jhm ſtehen. Aber man hat vns gegen dem Feind defendirt, wie die Katz den Speck / auff dem ſie ſaſſe / gegen die Mäuß: vnd vergleicht ſich vnſer Defenſionwerck einem böſen Fechter / der pariret mit dem Kopff / wir pariren mit Land vnd Leuten. Jch rede warlich Teutſch / dann man kan mir nichts mehr verderben / man hat mir ſchon 310 Hauß vnd Hof verpariret. Aber ſtill / nicht zu viel! Was? Witzige vnnd Narren reden all einerley hievon. Doch ohne Spott / ſehe dich für / es iſt gar ein Adelicher / ja Fürſtlicher Zorn / in der Wormbſer Zeitung in alle Welt außgangen / gewiß muß er etwann ein Biſchoff in ſeinem Geſchlecht gehabt / oder noch haben. Vielleicht iſt etwann gar ſein Vatter ein Biſchoff geweſen / oder doch er deren Höltzlin eines / wie jenes Witzerſeuffte Damoiſelliſche Mundloch ſagte / darauß man die Prælaten / Biſchoff vnd Fürſten ſchnitzelt / 315 Er meynte ja gewiß / deß Reichs Laſt lige jhm auch ſchon auff ſein Atlantiſchen Achſeln; vnd müſſe er daſſelbe [Biijr] empor tragen helffen: hingegen ohne | jhn daſſelbe zu Boden ſincken. Aber hörets der Juncker wol / were er vnd ſeines gleichen / nicht zu Oppenheim darvon gelauffen / ſo hetten die Doctor zu Heydelberg auch nicht über den Geißberg dörffen hinauß lauffen. Doch was gehet mich der Bawrenknopff an / er iſt nur über 305
die Heydelbergiſche Cantzleyſchreiber ſo ergrimmet. Sonſt iſt ein Adeliſcher Schelm noch eines redlichen Bawren werth; vnd vergleicht ſich Adel vnnd Adler ſehr wol / glaub ſchier / es werde eines vom andern deriviret. Zum beſchluß mein Vatter hat michs gelehret Scapham, Scapham vocare, jedes Ding nach ſeinem Namen nennen / will mich alſo dieſer Freyheit gebrauchen / ſo lang ich kan / wer weiß / über ein Jahr ſeyn die Spanier vnnd Bäyern vollend Herren hier / ſampt der H. Inquiſition, ſo muß man alsdann ohne das ſchweigen. Vnter deſſen ſo müſſen wirs nun glauben / weil wirs erlebt haben: Magnates ludere 325 fœderibus & juramentis, ſicut pueri aſtragalis; Bleibet nochmal darbey: Ehe vnd zuvor die Ketzer alle gut Catholiſch / vnnd die Catholiſchen alle gut Spanniſch ſeyn werden / kein beſtändiger Fried in Europa zu hoffen. Dann es muß ein Stall / vnnd ein Hirt ſeyn / ſollen ſie eins bleiben. Sie könnten ja nun einmal zu frieden ſeyn / vnd gar wol mit einem ſchmutzigen Maul zum Fenſter hinauß gucken / ſie haben ja nun was ſie begehret / vnd mehr als ſie begehrt haben. Böhmen / vnd die Ober: vnd NiderPfaltz / Grawbünd 330 ten / viel ReichsStätt darzu: Was wollen ſie dann mehr? Aber es iſt den vnerſättigten vnd vnverſöhnlichen Wänſten nicht gnug: Es müſſen jhr noch mehr an den Reyen. An Böhmen hat mans angefangen / am Fritzen wird es ſich warlich nicht enden / darüber laß ich euch dieſen Hut voll Fleiſch zu Pfand. [NB. als rechtsseitige Marginalie] GOTT weiß an wem man auffhören wird. Es iſt jhnen nicht gnug / daß ſie den armen Fritzen von Land vnd Leuten ins Elend vertrieben / ſie wolten jhn auch gern gar mit Weib vnd 335 Kindern auß der Welt haben. Nun werden ſie jhn dannoch auß dem Himmel nicht treiben / der gute from me Fritz kan ſeines Leibs vnd Lebens / auch in weit entlegenen Landen vor dieſen Leuten nicht ſicher ſeyn / vnd dannoch muß vnter deſſen er zu Regenſpurg den Namen haben / als thät ers ſeinem Käyſer / was man jhm thut. Was mag aber doch die Vrſach ſeyn / daß man das einige Hauß Pfaltz / die bißhero geweſene Zuflucht der betrangten Teutſchen Freyheit / ſo gar gern außgetilget ſehe. Jſt das der Danck / den es von 340 Oeſterreich zu gewarten / vor die demſelben erwieſene vielfaltige vnvergültliche Wolthaten? daß es nem lich ſoll vntertruckt werden / von dem jenigen / den es eintzig vnnd allein erhöhet hat. Alſo wird die Winde / die den Klotz erhöhet vnd auffwindet / von demſelben in den Koht getruckt. Es iſt ja bekannt vnd wahr / daß der erſte Vrheber deß Hauſes Oeſterreich / Rudolphus deß Namens der Erſte / von Churfür⟨ſt⟩ Lud wigen Pfaltzgrafen / in deſſen Stimmen vnd Willen / bey damaliger Wahl / alle die übrige Churfürſten v [B345 iij ] deß Reichs / weil ſie | nicht einig werden konnten / jhren Willen vnd Stimmen ſamptlich ergeben vnd heimgeſtellet hatten / auß einem Grafen von Habſpurg / zum Römiſchen Käyſer erhaben / vnd gewöhlet worden / welcher dann auch hernach durch jetztgemeltes Churfürſt Ludwigs Pfaltzgrafen Stimm vnnd Beyfall / die Poſſeſſion der Oeſterreichiſchen vnd anderer mehr Landen / vor ſeinen Sohn Albertum den Erſten Hertzogen auß Oeſterreich / erblich erlangt / vnd alſo dieſe familiam auffgerichtet hat. Jtem wahr / 350 daß gleich damals dieſe newe Ehr / Herrlich: vnnd Erblichkeit / dieſen newgebackenen Hertzogen Albertum, in Newlichkeit geweſenen Grafen von Habs: oder Kyburg / alſo gekützelt / daß er nach ſeines Vatters Käyſer 320
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Rudolphi Todt / auch damals ſchon auff die Erbliche ſucceſſion am Käyſerthumb prædentiren dörffen. Trithemius. Da jhm aber von den Teutſchen Fürſten / ſonderlich dem Rädlinsführer von Maintz / ein Graf von Naſſaw / bey der Wahl vorgezogen worden. Weil aber dieſer WahlKäyſer / der Naſſawer / von 355 dem newen Erblichen Käyſer / endlich mit offentlichem hiedurch erwecktem Kriegsgewalt überwunden / vnd in einer Schlacht erlegt worden / alſo / daß der Oeſterreicher das Feld vnd Keyſerthumb zugleich er halten / als möchte einer wol gedencken / ob man Oeſterreichiſchen theils auch ſo gar vnrecht hette / wie etliche darfür halten wollen / wann man ſelbigen theils nemlich vorgeben thäte / als hette das Hauß Oeſterreich ſchon zur ſelbigen Zeit die Erblichkeit am Reich / mit dem Schwerd vnd jure belli acquirirt, 360 erfochten / vnd alſo rechtmeſſig hergebracht. Jtem wahr / daß Rudolphus, obbeſagtes Pfaltzgraf Ludwigs Sohn / vnd Nachfahr an der Chur / ſeinem eygenen leiblichen Bruder / Hertzog Ludwigen auß Bayern (der von den übrigen Teutſchen Churfürſten zum Käyſer erwehlt vnd beſtimpt geweſen war) abgeſtanden / vnd ſeine Wahlſtimm zum Käyſerthumb / vor demſelben ſeinem Bruder / dem Hertzog Friederichen von Oeſterreich gegeben / auch darüber in Jammer vnd Leiden kommen / vnd von gemeltem ſeinem Bruder 365 Hertzog Ludwigen / auſſer Land vnd Leut / vnnd von der Chur verjagt worden. Jtem wahr / daß nach dieſem Hertzog Friederichen / alle Käyſer auß dem Hauß Oeſterreich / durch Zuſtimmung vnd Hülff der Churfürſten Pfaltzgrafen zur Käyſerlichen Wahl vnnd Cronen gelangt: Sonderlich aber vnd bevorab / hat der letzte Hochlöblichſte Käyſer Matthias / dem Hauß Pfaltz vor andern / ſeine Erwehlung zu dancken gehabt. Vnter welchen dieſes ſonderliche Exempel merckwürdig iſt / daß Churfürſt Philips Pfaltzgraf / 370 Käyſer Maximiliano dem Erſten / mit zwoen Stimmen in der Wahl beygefallen / auch mit nicht weniger devotion demſelben / als er von ſeinen Vnterthanen / den Bürgern zu Brugk vnnd Gendt in Flandern / gefänglich gehalten ware / 400. außerleſener Fußknecht / vnnd 200. Reyſigen / vnter dem Commando [Bivr] Graf Heinrichens von Bitſch / zu Hülff geſchickt / vnd 6. Monat lang auff ſei- | nen eygenen Koſten vnter halten. Jtem wahr / daß dem lobwürdigſten Käyſer Carlen dem V. von einigem Teutſchen Fürſten mehr 375 Trew vnd Dienſt nicht erwieſen / noch ſchwerere Reyſen vnnd gröſſere Gefahr zu gefallen außgeſtanden worden / als eben vom Churfürſten Friederichen / deß Namens dem Zweyten / Pfaltzgrafen bey Rhein: Darbey nicht zu verſchweigen / daß dieſes löblichen Churfürſten Bruders Sohn / Pfaltzgraf Philipps / die Oeſterreichiſche Reſidenz vnd Hauptſtatt Wien in deren er das Commando vnnd Gubernament über die Beſatzung gehabt / mit vngeſpartem Fleiß vnd Schweiß / Gut / Blut / vnd rechteyferigem Helden 380 muht / wider den Türcken / in der weitbeſchreyten Belägerung / Anno 1529. nechſt GOtt / beſchützt vnd erhalten / vnnd dannenhero / Salvator Patriæ genennet worden. Melch⟨ior⟩ Soiterus JC. de bello Pannoniæ. Jtem wahr / daß Käyſer Ferdinand der Erſt / vnd Rudolph der Zweyte / nie nicht den geringſten Widerwillen / ſondern vielmehr alle mügliche Dienſte / Ehr vnnd Trew von Chur Pfaltz emp fangen / vnnd zu rühmen gewuſt. Jtem wahr / daß zwiſchen Käyſer Maximiliano dem Zweyten / vnd 385 Churfürſten Friderichen dem Dritten / Pfaltzgrafen / ſolche vertrewliche Freundſchafft jederzeit ſich ver halten / daß Anno 1559. Er Maximilian / als er bey ſeinem Herrn Vattern in Verdacht der Ketzerey kommen / vnnd eingehawen worden / auch derenthalben hart gehalten werden wollen / gleichſam als ein zweyter Jonathan / zu dieſem Pfaltzgrafen / als zu ſeinem vertrawten Freund David / ſeine Zuflucht zu nemen entſchloſſen. Jtem wahr / daß / da eben jetztgemelder Käyſer / ſich durch etlicher Vngeſtümmigkeit 390 zu Augſpurg / Anno 1566. bewegen vnd auffbringen laſſen / er derentwegen hernachmals zum öfftern / bey erſtgemeldem ſeinem vertrawten Churfürſten / vmb verzeyhung gebetten. Jſt dieſem allem nach wahr / daß ſolche vielfaltige Gutthaten vnd Trew deß Hauſes Pfaltz / bey Oeſterreich anders nichts würcken können / als eben das Politicum dogma, Gratiam oneri haberi; daß zu gar groſſe Gutthaten / dem ſie geſchehen / demſelben nur beſchwerlich ſeyen. Beſiehe deß Käyſers gröſſere Epiſtel an Zunigam / 395 Spanniſchen geheimbden Raht zu Madril. Vnd alſo endlich wahr / daß FRJTZ eben darumb eintzig vnd allein ein Dorn in Augen ſey / dieweil er ſich gleichwol in etwas mehr dem Reich / als Oeſterreich verpflich tet zu ſeyn erkennet / vnd dieſes in jenem ſeines Gefallens nicht graſſiren laſſen wollen.
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Es iſt das Hauß Pfaltz nicht allererſt nach angenommener Reformation Lutheri oder Calvini, vnd nach auffgehendem hellem Liecht deß Evangelii / ſondern wol ſchon gar mitten im tieffeſten Finſternuß deß 400 Papſtthumbs / den Welſchen nach einem Käyſer ſtinckenden Päpſten / ein Dorn in den Augen geweſen / als welche da jederzeit mit den frommen Teutſchen / wegen der / durch jhre Dapfferkeit an ſich gebrach [Bivv] ten Römiſchen Reichs Hochheit / æmulirt, vnd mißgünſti- | ger weiß geeyfert / vnd deren vermeſſenen prætenſionen, vngegrünten præſumptionen, vnd vnleidenlichen Eingriffen ins Teutſche Reich / auch geſuchter Geiſtlicher / ja mehr als Geiſtlicher / vnd faſt gar in ein Weltliche / ja Käyſerliche Monarchy vnd 405 Herrſchung / vnverſchamter weiß / verwandelten Juriſdiction, ſich dannenhero eben dieſes hochlöbliche Hauß / faſt vor allen andern / vnd ſtrack von anbegin / ja von deſſen erſten Vrheber Pfaltzgraf Otto von Wittelſpach an / mit recht Heroiſchen Eyffer widerſetzt vnnd opponirt. Es iſt dieſer lobwürdige Pfaltzgraf wol ſo gut Römiſch Catholiſch geweſen / als einer / doch hat er ſich ſeinem Käyſer vnd dem Reich mehr verpflicht erkennet / als dem Papſt. Dann als dieſer Bottſchaffter von Rom zum Käyſer Friederichen dem 410 Erſten / Anno 1156. kam / vnnd vnter werender Audientz hochgedachter Pfaltzgraf / als ein Marſchalck mit bloſſem Schwerd auffwartende / den Legaten vnter andern der Käyſerlichen Majeſtät gut trucken vnter die Naſen ſagen hörete: Daß dieſelbe (darumb / weil ſie dem Papſt nicht in allen dingen recht geben / noch ſich ſeinem ſpöttlichen vnd vnbefügten zumuhten vnd begehren allerdings vnterwerffen thäte) ſich gegen dem heiligen Vatter / von dem ſie Jhre Hochheit empfangen hette / vndanckbar erzeigte; Ergrim 415 mete darüber der ehrliche Fürſt vnd Pfaltzgraf alſo in ſeinem Geiſt / daß wenig gefehlet / er hette ſich über dieſem Läſtermaul vergeſſen / wann nicht der ſittſame Käyſer ſelbſt auß ſeinem Thron geſprungen / ins Mittel geloffen / den ergrimbten Pfaltzgrafen begütiget / vnd dem Geſanden den Hof alſobald verbotten hette. So weh that dieſem Edlen Teutſchen der Päpſt vnd ſeiner welſchen Buben übermachter Stoltz vnd Hochmuht / den ſie wider die Käyſ. Mayſt. inſonderheit zu denen Zeiten / wider dieſen thewren Helden 420 Friederichen den Erſten übten. Als im Jahr 1459. Papſt Pius der Zweyte / den Oeſterreichiſchen Käyſer Friederich den Dritten / gantz auff ſeine vnd deß Stuls zu Rom Seiten gebracht hatte / ſetzte er Biſchoff Dietrichen von Yſenburg / Churfürſten von Mäyntz ab / vnnd an ſeine ſtatt Adolffen von Naſſaw ein. Die vornembſten vrſachen dieſer Entſatzung waren / daß der Yſenburger deß Papſts Muhtwillen hefftig widerſtunde / als welcher groſſen 425 vnſäglichen Schatz (vnter dem ſchein / als were es wider den Türcken / deſſen doch nie kein Heller wider jhn gebraucht ware / wie dieſer Fund noch heutiges Tages auch etwann im Reich practiciret worden) in Teutſchland / durch vngewöhnliche Preſſuren vnd Schatzungen geſamblet / vnnd Jhne / den Yſenburger / darnebenſt zu einem Eydſchwur tringen vnd zwingen wöllen / daß weder Er / noch ſeine Nachfahren / an der Chur / die Chur: vnd Fürſten deß Reichs / nimmermehr zu ewigen Tagen / zu einiger Käyſerwahl / 430 oder anderer Berahtſchlagung der Reichsſachen / auch nicht auff eines Teutſchen Käyſers / oder der [Cr] Churfürſten ſelbſten Befehl / beruffen oder zu- | ſammen beſchreiben wolle / er habe es dann zuvor mit einem Römiſchen Papſt communicirt. vnd deſſen Willen vnd conſens hierzu erlangt. Dieſen Biſchoff Dietrichen nun hat Pfaltzgraf Friderich der Erſte / genannt der Siegreiche / wider dieſes deß Papſts frefentliches beginnen / vnd vnerhörtes machiniren, in ſo gerechter gemeiner Sach / 435 zu ſchützen vnd zu handhaben ſich mit allem Ernſt vnterfangen / ſich auch deß Papſts / vnd von dem Papſt verführten Käyſers / Acht vnnd Bann / wenig oder viel / von der Erhaltung deß Reichs wolhergebrachten Gerechtſame / vnd Wolfahrt / Frey: Hoch: vnd Einigkeit / nit abſchrecken laſſen / daſſelbe auch ſo lang Ritterlich vnd glücklich geleiſtet / biß endlich der Naſſawer / den wolmeynenden Yſenburger / der in dieſem Gräfl. Hauß noch ſein eyfferige Nachfolger hat / auß Mäyntz verjaget / ſelbige alte berühmte Reichsſtatt 440 zu einer Fürſten vnnd Pfaffenſtatt gemacht / vnd alſo dem Herrlichen ReichsAdler / durch deß Papſts Schuld / wider ein Feder außgeropffet hat. Aber GOtt kan ſeinen Feinden die Karten in einem huy verwerffen / vnd das Blat ſich bald vmbwen den. Die Läuß vnd Mäuß haben wol eher ein groſſen Tyranniſchen König / oder Biſchofflichen Bluthund
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█ Vnd iſt euch ſchon vergeſſen / was zu vnſerer Vätter zeit geſchehen? Kayſer Carel / die Teutſchen Fürſten / vnd der Pabſt / verwirreten die gantze Welt. Jeder hat ſein beſonder Abgeſicht / vnd ſucht ſein eigenes. Jener ſahe immer Plus Ultra, vnd macht jhm / alß ein zweyter Alexander Magnus / faſt ſelbſt die Welt zu eigen / vnd vorbereitete der fünfften Mon archy mit Teutſchem Blut / gut vnd muht / den weg. Der Pabſt dacht / wie Er ſein temporalem vnd Abſolutum Dominatum behielte / der wolte jhm ſchier wackeln. Drumb knüpffte Er die Weltliche Po tentaten / die jhm ſonſt hetten mögen zu mächtig werden / vnd jhm in die Haar wachſen / zuſamen. Die vbrige hatten jhre andere Mundanos reſpectus, vnd Conſiderationes privatas. Einer dacht / wann Jch nuhr vngeropfft darvon käme / Gott gebe wie es meinem Nachbawren ergehe. Der Ander / wann Jch nur daß meine ſalvire / oder wann Jch nur Churfürſt in Sachſen werde / vnd ſo fort an: Aber Gott ſchaffte ſein werck auff ein ander weiß / daß Wort müſſen ſie laſſen ſtehn / vnd kein danck darzu haben / vnd muſt noch der Kayſer ſelbſt / ſeinen Heiligen Vatter den Pabſt / endlich zwiſchen die Sporen nemmen. Jſt es dann wunder / wann es ſich jtzo wider zu gleichem ſchickt: Weil doch ja das Teutſch Reich allgemach in daß Oeſterreich metamorphoſirt wirdt / vnd nun nichts weiters mehr reſtirt / Alß das man vollend auff die Erbgerechtigkeit am Teutſchen Kayſerthumb prætendire: █ █ █ Jch kans nicht wehren: könnens die leiden / die Patres patriæ & Pr⟨o⟩tectores libertatis Germanicæ ſein ſollen / vnd wollen / vnd die / ſo ſich Defenſores fidei nennen / Aber Deſertores fidei heiſſen: █ █ █ So mögen ſie es auch verantworten: Jch bin der geringſten einer / muß eben in dem Kefig bleiben / ſo lang Gott will / Alſo muß Jch mit zwitzeliren / was die groſſen Vögel vor pfeiffen: Können Teutſche Fürſten / Grafen vnd Herrn vertragen / daß ſie einem jeden Spanniſchen Geißhirdten zu gebott ſtehn müſſen. So kan Jchs / der ich ohne daß / nie vber den Schäffer Stab kommen / noch weit beſſer dulden. █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ █ Datum im Mannsfeldiſchen Läger / in ſ⟨i⟩gnor Aretini, parrhiſiaſtis, flagelli Principum, Zelten /
Anno Diaboli incarnati, & per Europam furentis, tertio; quo Reges delirant, Principes ſedent, ſapientes tacent, omnes AntiChriſto dormiunt, Balaami Cœcutiunt, & Aſini tandem videre & loqui coguntur. █ █
2. Edition (A und H)
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gefreſſen. Jſt euch vergeſſen / was zu vnſerer Vätter Zeit geſchehen? Käyſer Carle der Fünffte / der Papſt vnd die Teutſche Fürſten / verwirrten die gantze Welt / jeder hatte ſein beſonder abſehens / vnd ſuchte ſein eygenes. Jener ſahe jmmer plus ultrà, vnnd machte jhme / als ein zweyter Alexander Magnus, faſt ſelbſt die Welt zu eng / vnd vorbereitete der Fünfften Monarchy mit Teutſchem Blut / Gut / Macht vnd Muht / den Weg. Der Papſt gieng darauff / daß er ſein wacklenden Dominatum tempora⟨l⟩em vnterſtützte / vnd die Weltlichen / die jhm ſchaden konnten / mit den Haaren zuſammen knüpffte. Die übrigen hatten 450 jhre andere Weltliche Bedencken vnd privat reſpect. Einer ſahe auff gute Beuthen / der ander auff fette Klöſter: Jener dachte / wann er nur vngeraufft darvon käme / ſeine Privilegia, vnd das ſein ſalvirte, oder wie er Churfürſt / vnd erhöhet würde / vnnd dergleichen. Vnd muſte mehrertheilen die Religion jhrer Schalckheit Deckel ſeyn. Aber Gott gieng ein andere Bahn / vnd ſchaffet ſein Werck auff ein andere weiß / das Wort muſte bleiben ſtahn / vnd der Käyſer noch endlich ſelbſt den Papſt zwiſchen die Sporen nemen. 455 Were es dann Wunder / wann es ſich vielleicht bald wider alſo ſchickete? Weil doch ja das Teutſche Reich / allgemach in Oeſterreich metamorphoſirt wird / vnnd nichts weiters mehr reſtiret, als daß man vollends auch die Erbgerechtigkeit am Käyſerthumb prætendiret. Jch hab ſonſt vor dieſem einmal gehöret / es hab ein Oeſterreicher gar Papſt werden wollen / zwar Biſtthumber haben ſie gnug in Teutſchland / vnd kan [Cv] geſchehen / daß vielleicht bald einer gar Churfürſt zu Mäyntz würde / woferrn jhme nicht ein Eißvo- | gel 460 zu vor kommen ſolte / meines theils gilt mirs alles gleich / per me ſint omnia tresque. Jch will jhn keines wehren / können es die leiden / die Patres Patriæ, vnd Beſchirmer Teutſcher Libertet ſeyn ſollen / vnd wollen / vnd die / ſo ſich Defenſores Fidei nennen / aber Deſertores fidei heiſſen (aber groſſe Leut fehlen auch / vnnd von einem witzigen Mann geſchicht kein kleine Thorheit) ſo mögen ſie es Heut oder Morgen verantworten. Jch bin der geringſten einer / muß eben in dieſem Kefig bleiben / ſo lang Gott will / vnd 465 nachzwitzeliren / was die groſſen Vögel vorpfeiffen. Können es die Teutſche Fürſten / Grafen / Stätt / vnd Hohe Doctor ⟨/⟩ Churfürſten vertragen / daß ſie einem jeden Spanniſchen Geißhirten / oder Römiſchen Kuttenhengſt müſſen zu Gebott ſtehen / ſo kan ich es weit beſſer / vnd thut mir nicht ſo gar vngewohnet / weil ich doch zum Diener geboren / vnd nie über den Schäfferſtab kommen. Solten aber die Herrn bedencken / daß ſie eben darumb da ſeyn / das Volck GOTTES vnd ſeine Kir 470 chen zu beſchützen / vnd daß ſie eben vmb dieſer / vnd keiner andern Vrſachen willen / Vncti Domini, die Geſalbten deß HERRN genennet werden / weil ſie den jenigen / die deß Geſalbten Sohns GOTTES Glieder / vnd ſeiner Salbung theilhafftig / das iſt / das Volck GOTTES ſeyn / mit einem rechten Eyfer vnd Ernſt / ja auch mit darſetzung Leibs vnd Lebens vorſtehen ſollen / dann GOTT der HERR hat die Herrſchafften / König / vnd Obern / vmb deß Volcks willen / vnnd nicht das Volck vmb jhrent willen 475 gemacht. Hie habt jhrs. Brechen wirs ſelbſten / etc. vnnd dencken nicht / wann zween guter Companen ſich trennen / von ein ander theilen / einander über die Achſel anſehen / der dritte leicht zwiſchen ſie hinein zu tretten hat / vnd dem einen mit der Rechten / dem andern mit der lincken / zugleich abkehren kan / welches er noch lang nicht könnte / wann ſie ſich veſt vnd ſteiff zuſammen vereinbaret hielten / vnnd ein Januskopff machten / der 480 hinden vnd vorn geſiehet. Datum in Juncker Ernſten Läger / zu der ſilberen Hand / in Signor Aretini parrhiſiaſtis flagelli Principum Zelten / Anno Diaboli incarnati, & per Europam furentis, Quinto, 445
Quo Reges delirant, Principes ſedent, ſapientes tacent, omnes Antichriſto dormiunt, Baleami cœcutiunt, & Aſini tandem videre ac loqui coguntur. [Schmuckfigur]
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
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2. Edition (A und H)
[Cijr] [Zierleiste] ⟨V⟩
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EXTRACT
Auß der Jnſtruction Papſts Pij V. So er dem Cardinal Comendona gegeben / deren formalia in der durch Hieronymum Catenam beſchrieben / vnd zu Rom Anno 1587. getruckten Lebens Hiſtori / gemeltes Pii V. zu finden: Auß welcher der alte Päpſtiſche Haß vnd Rachgierigkeit wider das Hauß Pfaltz / handgreifflich zu ſpüren.
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A
Ppreſſo hauenda l’Elettor Palatino vſate tante impietà contra j Cattolici nella dioceſe di
Spira & di Vormatia, trattaſſe il Legato, che, ne j Principi, ne j Prelati Cattolici, ne la Maeſtà dell’Imperatore, laſciaſſero impunita tanta ſceleragine: mà vendicaſſonla acerbamente: affermando il diſſimulare, ò tolerare ſimili ſceleragini, non eſſere altro, che inuitare j Principi her⟨e⟩tici alla ruina de gli Eccleſiaſtici vicini loro. In cio Pio offeriva ogni ajuto, accioche il mondo conoſceſſe, che in coſa di tanto momento, non era mancato del douer ſuo. Confermaſſe in ufficio il Duca di Bauiera, ſi Cattolico & buon Principe, eſſortandolo ad alleuare j figlioli nella medeſima conſtanza, guardandogli da pratiche d’heretici, & ponendo ogni ſtudio perche non ne haueſſero qualcuno occulto per caſa, &c.
Lautet auff Teutſch alſo: Demnach der Churfürſt Pfaltzgraf ſo Gottloß mit den Catholiſchen im Biſtthumb Speyer vnd Wormbs vmbgangen / ſoll ſich der Legat dahin bewerben / daß weder die Catholiſchen Fürſten vnd Prælaten / noch die Käyſ. Majeſtät ſolche Schelmerey vngeſtrafft hingehen laſſen / ſondern daß ſie es recht ſcharpff rechnen / mit Beſtettigung: Daß wann man werde dißfalls durch die Finger ſehen / vnd zu dergleichen Schelme rey ſtill ſchweigen / man dardurch die Ketzeriſche Fürſten nur mehr zu Vntertruckung jhrer benachbarten 505 Catholiſchen anreitzen werde. Vnd hierzu biete Papſt Pius alle Hülff an / darmit die gantze Welt erkennen [Cijv] ſolte / daß in ſo einem weit außſehenden hochwichtigen | Werck / an ſeiner Seiten vnd Gebühr nicht geman gelt habe. Soll den Hertzogen in Bäyern / als einen ſo guten vnd Catholiſchen Fürſten / in ſeinem Ampt alſo fortzuſetzen ſteiffen / vnnd jhn vermahnen / ſeine Söhn in gleichmäſſigem Eyffer vnd Standhafftigkeit auffzuziehen / vnnd ſie vor der Ketzer Practicken zu bewahren / vnd allen fleiß anzukehren / daß ſich nicht 510 etwa deren einer / oder mehr / heimlich an ſeiner Hofſtatt einſchleiche / etc. 500
[Trennstrich, bestehend aus zehn Teilen] ⟨VI⟩
515
520
525
Excerpta ex Huberti Thomæ Leodii, Lib. 4. Annalium, de vitâ Friderici II. Elect⟨oris⟩ Palatini. Ubſequentibus diebus cum in maximo honore, ſummâque benevolentiâ ab Imperatore (Maximiliano I.) & omnibus Aulicis haberentur & proſequerentur præ cæteris Elector Palatinus (Ludovicus) & frater Dux Fridericus, vix quisquam crederet, quantâ invidiâ id videre Bavari Duces,* qui anhelarant jam tum ad Electoriam dignitatem, & propter direptas, ut ſupra dixi, civitatum Imperialium merces, putabant Imperatorem ſummam adverſus Electorem indignationem concepiſſe, belloq⟨ue⟩ iterum aggreſſurum Palatinum, ad quod omnibus modis ſuam Majeſtatem & dictas civitates inſtigabant. Sed prudentior illis bonus Imperator animo perpendebat, id peſſimo exemplo & periculo futurum, ſi Bavaris eam dignitatem concederet, qui nunquam eſſent quieturi, donec & Imperialem conſecuti eſſent, & domum Auſtriæ perderent, Palatinos verò peſſundarent nullâ juſtâ causâ, per quos ille & ſua domus creviſſet, &c. * Guilielmus & Ludovicus, de quorum illo idem author dicit, Lib. 6. fuiſſe excelſo animo Principem, nunc Electoralem, nunc Regiam, nunc Imperialem dignitatem affectaſſe, quemque lib. 13. poſt mortem Ludovici Electoris ait, dignitatem Electoralem ad ſe, nec ad Fridericum fratrem Ludovici, pertinentem affirmaſſe; ſed ab Imperatore repulſum fuiſſe.
S
250
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
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[Ciijr] 530
535
540
545
A
2. Edition (A und H)
251
Translatio Extracts, auß Huberti Thomæ Leodii vierdtem Buch / ſeiner Geſchicht / von Pfaltzgraf Friderichs / deß Andern / Churfürſten / Leben.
Ls nun der Käyſer Maximilian der Erſt / vnd der gantze Hof in der folgenden Zeit / Pfaltzgraf Lud wigen Churfürſten / vnnd deſſen Brudern Hertzog Friderichen / vor allen andern herfür gezogen / geehret vnd werth gehalten: Jſt nicht zu glauben / wie hoch dieſes die zween Bäyeriſche Hertzogen / Wil helmum * vnd Ludwigen verdroſſen / vnd wie neydiſch ſie drauff worden / als welche ſchon damal nach der Churfürſtlichen Dignitet vnd Hochheit ſtrebeten / vnd verhofften / es ſolte der Käyſer vielmehr ein Vn willen wider den Churfürſten gefaſt haben / wegen oberzehlter Plünderung der Reichsſtättiſchen Güter vnd Wahren / vnd jhn den Pfaltzgrafen auffs new befehdten: warzu ſie dann Jhre Käyſ. Maj. vnnd die Stätt zu verhetzen nicht das geringſte vnterlieſſen. Aber es ware der fromme Käyſer fürſichtiger dißfalls / als ſie / vnd betrachtete bey ſich ſelbſten / es würde ſolches ſehr groſſe Gefahr vnd ein böſes Exempel erwec ken / wann er nemlich dieſe Dignitet auff die Bayern verwenden ſolte / welche dann nicht ruhen würden / biß ſie auch die Käyſerliche Würde ſelbſt / noch darzu auff ſich gebracht / das Hauß Oeſterreich vntertruckt / vnd das ChurHauß Pfaltz / durch welches er der Käyſer / vnd bemeltes ſein Hauß auffkommen / vnd groß worden / ohne einigen fug zu grund gerichtet haben würden / etc. * Welchen ebenmeſſiger Author im 6. Buch alſo beſchreibt: daß er ein hochmühtiger Fürſt geweſen / vnd bald nach der Chur: bald nach Königlicher / ja nach Käyſerlicher Dignitet getrachtet / etc. Vnd meldet ferr ner im 13. Buch / daß er nach erwehntes Churfürſten Pfaltzgrafens Ludwigen tödlichem Abgang / offent lich ſich der Chur angemaſt vnd behaupten wollen / daß jhm ſolche / vnd nicht Friderico deß verſtorbenen Churfürſten Bruder gebürte: Setzte aber darzu / daß er vom Käyſer hiervon gäntzlich abgewieſen wor den / etc.
[Trennstrich, bestehend aus neun Teilen] ⟨VII⟩
PROSOPOPOEIA FRIDERICI BOHEMIÆ REGIS, &c. ELECT⟨ORIS⟩ Palat⟨ini⟩ &c. 550 Ex Boethii Lib. 1. de conſol⟨atione⟩ Philoſophiæ. Oc tantum dixerim, ultimam eſſe fortunæ adverſæ ſarcinam, quod, dum miſeris aliquod crimen affingitur, quod perferunt meruiſſe creduntur. Et ego quidem bonis omnibus [Ciijv] pulſus, dignitatibus exutus, exi- | ſtimatione fœdatus, ob beneficium ſupplicium tuli. Videre autem videor ⟨n⟩efarias ſceleratorum officinas gaudio lætitiaq⟨ue⟩ fluitantes, perditiſſimum 555 quemque novis delationum fraudibus imminentem: jacere bonos, noſtri diſcriminis terrore proſtratos, flagitioſum quemque ad audendum quidem facinus impunitate, ad efficiendum vero præmiis incitari: inſontes autem non modo ſecuritate, verum ipſa etiam defenſione privatos. Itaq⟨ue⟩ libet exclamare: O ſtelliferi conditor orbis 560 Qui perpetuo nixus ſolio Omnia certo fine gubernas: Hominum ſolos reſpuis actus Merito Rector cohibere modo. Nam cur tantas lubrica verſat 565 Fortuna vices? premit inſontes Debita ſceleri noxia pœna. At perverſi reſident celſo Mores ſolio, ſanctaq⟨ue⟩ calcant. Injuſta vice colla nocentes. 570 Latet obſcuris condita virtus Clara tenebris juſtusq⟨ue⟩ tulit
H
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
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580
585
2. Edition (A und H)
Crimen iniqui. Nil perjuria, nil nocet ipſis Fraus mendacii compta colore Sed cum libuit viribus uti Quos innumeri metuunt populi Summos gaudent ſubdere Reges. O jam miſeras reſpice terras Quisquis rerum fœdera nectis. Operis tanti pars non vilis Homines, quatimur fortunæ ſalo. Rapidos Rector comprime fluctus Et quo cœlum regis immenſum Firma ſtabiles fœdere terras, &c. FINIS.
253
254
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
3. Apparate a) Varianten bCd zu A Titel und Struktur b: ⟨I⟩ ⟨II⟩
Quodlibetiſches Weldt | Käffig. | Darin gleichſam, alß in einem Spiegell zusehen | das ge genwertig weldtgetümmel: gehümmel: |vndt getrümmel, wüten vndt toben, liegen | triegen vndt kriegen: Jrren, wirren | vndt Synceriren, Schwarm | vndt Alarm. | MDC XXII. Quodlibetisch Käffig.
Titel und Struktur C: ⟨I⟩
⟨II⟩
Quodlibetiſches Weltkefig / | Darinnen gleichſamb / als in einem | Spiegel / das gegenwertige | Weltgetümmel / gehüm- | mel / vnd Getrümmel / Wüten vnd Toben / | Liegen / Triegen vnd Kriegen / Jrren / Wirren | vnnd Synceriren / Schwarm vnd | Alarm zuſehen. | [Vignette: Doppeladler mit Krone] | Gedrückt Jm Jahr / 1623. I.
Titel und Struktur d: ⟨I⟩
Quotlibetiſches Weltkeffig. | Darinn gleichſam, alß in einem Spiegel, | das gegenwärtige Weltgetümmel, gehümmel, | vnd getrümmel, wüten vnd toben, liegen triegen | vnd kriegen, irren wirren vnd ſinceriren | Schwarm vnd Alarm, zuſehen.
⟨II⟩ [Haupttext] ⟨II⟩ 6
BOtz botz ] Botz, botz b BOtz / botz C Botz. Botz d deß ] des C Kefigs! Nun hab ] Käffigs? Nun hab b Kefigs: Nun habe C lebentag ] lebetag b lebtage C Lebentag d gröſſers ] größers bd geſehen! Ey ] geſehen. Ey b geſehen / Ey C darinnen! Jn ] drinnen? Jn b darinnen? Jn C 7 Summa / was ] ſumma: was b ſumma waß d were ] wehre bC wunder ſie ] wunder, ſie b Wunder / ſie C 8 vber vnd vber. Aber ] über vnd vᵉ ber; Aber b vber vnnd vber / aber C jhnen gut / daß ] ihnen gut, das d ihnen gutt, daß d Rundt ] rundt bd rund C iſt / ſo ] iſt, ſo bd nicht ] nit b fallen / ſondern ] fallen, ſondern bd alß ] als b alles C 9 auff ] vff bCd ſeinem ] ſeinen C Puncten. Aber ] punckten. Aber b Puncten / aber C Puncten; Aber d ich / Jch ] ich, Jch bd ich? Jch C
3. Apparate
255
es ] er C 10 bühnen ] Bühnen C angefeſtet / ſonſt ] angefeſtet: Sonſt b angefeſtet / ſonſten C angefeſtet, ſonſt d Geckhen ] gäcken b Gecken Cd vndereinander lengſt verſchmettert. Doch ] vndereinander längſt verſchmettert; Doch b vnter einander längſt verſchmettert / doch C 11 was ] waß bd nicht ] nit b Füſſen gehen / ſo ] füeßen gehen, ſo b Füßen gehen, ſo d auff ] vf b vff d 12 dem Kopff ] dem Köpffen bC gehen / weil ] gehen, weil bd kein ] keine C faſſon ] Fahson b faſsoum C fahson d Aufrechte Antiqua in A. gewährt / alß ] gewehrt als b wehret / als C gewährt, alß d jene? Aber daß ] jene. Aber das b jehne. Aber das C Jch ] ich bCd wider ] wieder bC Kefig ] käffig b Keffig Cd 13 komme; oder ] komme, Oder b komme / oder C komme; Oder d Jch glaube Jch ] ich glaub, ich b ich gleube ich C ſeye ] ſey bC ſeye d darvon ] daruon bd Nuhn ] Nun bCd Jch ] ich bC wahrlich ] warlich bCd gemeint / Jch ] gemeint, ich b gemeint / ich C gemeinet, Jch d guckhe ] gucke bCd 14 hinein / ſo ] hinein, ſo bd guckhe Jch ] gucke ich bCd herauß / vnnd dieſer da mein Geſell / der ] herauß. Vnd dießer da mein geſell der b heraus / vnd dieſſer da / mein Geſelle / der C herauß, vnd diſer da, mein Geſell, der d Bouffon ] Aufrechte Antiqua in A. Lerman / auch. Ey nuhn / wer ] LerMan auch. Ey nun wer b Lerman auch / Ey nun / wer C Lerman, auch. Ey nun, wer d thut vns ] thut vnß b thutt vnß d 15 nuhn ] nur b nun d Fehlt in C. wider auß ] wieder aus bC Kefig / Jch ] käffig? Jch b Kefig? Jch C nuhr ] nur bCd hinauß ] hinaus bC gehen / vnd ] gehen vnd bC gehen, vnd d guckhen / die ] gucken: Die b gucken / die C gucken, die d zäncker ] Zäncker bCd 16 nit vngeropfft ] nicht vngeröfft C laſſen / vnd ] laßen: Vnd b laſſen / vnnd C laſſen, vnd d dörffte Jch ] dörfft ich b dürffte ich C
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
eine gute ] ein gute b eine gutte d Haarräuffe ] haarrauff b Haarrauffe Cd 17 drüber ] darüber b drüber d bekommen. Ach ] bekommen / Ach C wehre ] were d fein / wann ] fein, wan b fein, wann d jeder ] ieder d ſein ] ſeine C jrthe / die ] Jrthe, die b jrrthe, die d jhm ] ihm bd jhme C Gott ] GOtt C aufftragen ] vfftragen b leßt / fein ] läßt, fein b leſſet / fein C leßt, fein d 18 mit ] mitt d auffzehrt. Sie ] vfzehrt. Sie b auffzehrte / dann ſie C köndten ] könten bd werden. Nuhr ] werden. Nur bd werden / Nur C Narrhanſen / Scharrhanſen / Schnarrhanſen / oder ] Narrhanßen, Scharhansen, Schnarrhan ßen oder b Narrhanſen / Scharrhanſen / Schnarhanſen oder C Narrhanſen, Scharrhanſen, Schnarrhanſen, oder d dort / ſein ] dort, seind b dort / ſeyn C dort, ſein d 19 heiß hungerig / Jch ] heiß hungerig. Jch b heißhungerig / Jch C heiß hungerig, Jch d freſſenden Wolff / ſie ] freßenden Wolff. Sie b freßenden Wolff, ſie d ja ] ia b allein ] Fehlt in C. 20 jhre ] jhren C ihre d päntz ] Pantz C päuz d vnd wänſt ] Fehlt in b vnd Wantz C füllen; vnd ] füllen vnd C füllen; vndt d deyet jhnen ] deyet ihnen bd nit an; Sie ſein ] nit ahn, Sie ſeindt b nicht an / ſie ſeyn C hundsmager / wie ] hundtsmager, wie b Hundesmager / wie C hundsmager, wie d 21 jhr ] ihr d Frawenzimmer ] Frawen Zimmer b Böckhin / vnd ] Böckin: vnd b Böckhin, vndt d ſo ] Fehlt in C. breite ] braite b breyte d Hüt / ſo ] Huett, ſo b Hüte / ſo C Hütt, ſo d Kröſer / ſo ] krößer ſo b Kröſer, ſo d zanſtörichte ] Zahnſtörichte bd Zahnſtöchrichte C Zanſtörichte d 22 Knebelbärt / vnd ] knebelbärtt, vnd b Knebelbährte vnd C Knebelbärt vnd d Degen / vnd ] dägen, vnd b Degen, vnd d weite ] weitte d Caſackhen / damit ] Caßacken, damit b Coſiacken / damit C Caſackhen, damit d jhre ] ihre bd böſe tückh vnd ſtückh ] böße tück b Tück vnnd Stück C darunder vermenteln ] darunter vermänteln b darunter vermenckeln C 23
3. Apparate
257
können; Dann ] können. Dan b können / dann C können; dann d anſehen ] Anſehen C haben / der ] haben, der bd Welt ] welt b Weltt d 24 will: Aber ] will; Aber C nimmer ] nimmermehr b wol ] wohl bC woll d bedecken / die ] bedeckhen, die bd Diebsfüß ] Diebs füeß b Diebsfüſſe C guckhen ] gucken bCd alß vnden herfür. Sie ] alzeit vnden herfür. Sie b als vnten herfür / ſie C ſchier auch ] auch ſchier Cd 25 Teutſchland ] Teutſchlandt b Teudſchland C machen / vnd ] machen, vnd bd machen / vnnd C Leuth ] leuth b Leute C Leutt d vberreden / jhr Dreck ] uberreden, Jhr dreckh b vberreden, ihr Dreck d Byſam ] bießem b 26 Nit leidets Jhr ] Nit leydets, Jhr b Nicht leidets jhr C ehrliche ] Ehrliche d Teutſchen! nembt ] Teutſchen, nembt b Teudſchen / nehmet C Teutſchen! nempt d Exempel ] exempel b exempel d Meyländern. Jch ] Maylendern. Jch b Meiländern / Jch C 27 Jch / ehe ] Jch, ehe bd leide / ehe ] leide, ehe bd Jch ] ich bCd ein ] einen C eigen Krieg ] eigen krieg b eigenen Krieg C eygen Krieg d an. Aber ] ahn. Aber b an / aber C gelt ] Gelt C geltt d nemmen! Bey ] nemmen? Bey b nehmen? Bey C nemmen! Bey d Pfaffen / ſie ] Pfaffen: Sie b Pfaffen, ſie d 28 Voreltern ] Vorelttern d abgeſtolen: bey ] abgeſtolen. Bey b abgeſtohlen; Bey C abgeſtolen: bey d Finantzern / Reichsſtetter Judentzern vnd ] Finantzern: Reichsſtätten Judentzern vnd b Fi nantzern / Reichsſtädten / Jüdentzern vnnd C Finantzern, Reichsſtetter Judentzern vndt d Pfefferſäcken: ] Pfefferſäcken. b ſein ] ſeindt b ſeynd C 29 deß ] des bC Banckherotirens gewohnt / Ergò wie noth / wann ] bancqerottirens gewohnt. Ergò, wie noth, wan b Panckrottirens gewohnet. Ergo, Wie noth? Wann C Banckherrotirens gewohnt, Ergo, wie noth, wann d Aufrechte Antiqua in A. Jchs] ichs bC jhnen ] ihnen bd nit ] nicht Cd 30 wider gebe? Jſt ] wieder gebe? Jſt b wiedergebe / iſt C widergebe? Jſt d jhnen ] ihnen bd kein ] keine C
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
ſchand / dann ] ſchandt, Dan b Schand / dann C ſchand, dann d Spannien ] Spanien bC hat ] hatt bd wol ] wohl b Fehlt in C. fallirt: Auch ] fallirt. Auch b fallirt, auch C fallirt: Auch d ſchad / dann ] ſchadt. Dann b Schade / dann C ſchad, dann d 31 Ceſſores ſeind ] ceſsores ſeindt b Ceſſores, ſeyn C Ceſsores ſeind d
in A.
Aufrechte Antiqua
gemeiniglich ] gemeiniglichen C reicher / als ] reicher, als b reicher als C reicher alß d jhre ] ihre d Creditores. Nuhn ] creditores. Nun b Creditores, Nun C Creditores. Nun d Aufrechte
Antiqua in A.
weiter ] weitter d Text; Wo ] Text? Wo b Text: Wo C 32 Soldaten hernemmen ] ſoldaten hernemmen b Soldaten hernehmen C Mit Bawren ] Mit bauern b Mitt Bawren d anzufangen / die Schelmen ] anzufangen; Die ſchelmen b anzufangen, die Schelmen d auß: habt ] auß: Habt bd aus / habt C Jhrs nit ] ihrs nicht b jhr nicht C Re⟨i⟩nſtrom ] Re×nſtrom A Rheinstrom b 33 Alldieweil ] All dieweil b etwas ] etwaß d vbrig ] übrig bd vbrigs C haben / ſo ] haben, ſo bd begeren ſie nichts ] begehren ſie nichts b begehren ſie nicht C kriegen / gleichwohl ] kriegen. Gleichwol bC kriegen, gleichwol d 34 verlohren / alß gekriegt. Drumb ] verlohren als gekriegt. Darumb b verlohren als gekrieget / darumb C verlohren, alß gekriegt. Drumb d dapffer ] tapffer C vber ] über b hien / Jhr hölle brüder / Oberſten / Capitain / Leutenant / Fenerich / etc. beut / plündert / raubt ] her. Jhr Höllebrueder, Oberſten Capitain Leutnambt, Fendrich etc. Beuttet, plün dert, raubt b hin jr HelleBrüders / Oberſte / Capitän / Leutenambt / Fenderich / beutet / plündert / raubet C hien, Jhr Höllebrüder, Oberſte, Capitain, Leutenantt, Fenderich etc. beutt, plündert, raubt d ſchelmen ] Schelmen bCd 35 lang ] lange C etwas haben / es thut ] etwas haben: Es thut b etwaß haben, es thutt d 36 bey jhnen / ſie ] bey ihnen, ſie bd dörffen ] dürffen C dorffen d nit ] nicht C wehren / ſonſt ] wehren: Sonſt b wehren / ſonſten C wehren, ſonſt d Jhr ] ihr bd jhr C feind ] feindt b Feind Cd 37 nemmen ] nehmen C wolt / müßt Jhr ] wolt, müst ihr b wolt / müſt jhr C wollt, mußt ihr d
3. Apparate
259
beſorgen / er ] beſorgen, er bd klopff ] klopfe b klopffe C auff die finger. Jch ] auf die finger. Jch b auff die Finger / Jch C thun / ein ] thun, ein bd thun / einen C 38 fund ] Fund C erdencken / vnd ] erdencken, vnd bd Buch ] buch b pennal boſſen trucken laſſen ] Pennal boßen trucken laßen b Penalpoſſen drucken laſſen C
Aufrechte Antiqua in A.
Was ] Neuer Absatz in C. Was gilts ich ] Was gilts? Jch b Waß gilts ich d will ] wil C kitzlichen ] kützlichen bC Studenten ] Studenten b jhr feder / dinten ] ihre feder dinten b jhre Feder / Dinten C ihr feder, dinten d 39 vnd ] vnnd C ſchreiberey ] Schreiberey Cd erleiden / daß ] erlaiden, das b erleiden, daß d zulauffen. Sie ſein ] zulauffen: Sie ſeyndt b zulauffen / ſie ſeynd C gut ] gutt d 40 darzu / der ] darzu, der bd darzu der C Buckhel ] buckhel b Buckel Cd 41 hat ] hatt bd lang gejuckt. ] lang geiuckt b lange gejucket. C Wie ] Neuer Absatz in C. auff jhren ] vff ihren b auff ihren d Vniverſtänden ] Vniverſtänden b Vnverſtandt C jhren ] ihren bd Fetzern / Steinhawern ] Fetzern, Steinhauern b Hetzern / Steinhaweren C Fetzern, Steinhawern d plautis bißher ] Plautis bißhero b Plautis, bißhero C plautis bißher d Aufrechte Antiqua 42
in A.
nuhr ] nur bCd krautig gemacht? Daß ] krauttig gemacht? Das b kreutig gemacht / daß C krauttig gemacht? Daß d fünff fingern ] fünfffingern bCd bald vollend ] baldt vollents b alſo bald vollendt C gelehrnt / dann ] gelernt, dan b gelernet / denn C gelehrnt, denn d ſie ] die C ding ] Ding C 43 bald: ſonderlich wans ] baldt, ſonderlich was b bald / ſonderlich / wenns C baldt: ſonderlich wanns d ein ] eine C hefft / handhab ] hefft, handhab b heffte Handhabe C Hefft, Handhab d ſchnur dran ] Schnur daran C hat. Vnd ] hatt. Vnd bd hat / vnnd C was ] waß d
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
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mit ] mitt d händen / wann ] Händen, wan b Händen / wenn C Händen, wann d nit ] nicht C nit ] nicht C ſtudiums knecht zu ] Studiumsknecht zu b ſtudiumsKnechte / zu C studiumsknecht zu d
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Aufrechte Antiqua in A. newlich ] neulich b
ſchon fein in daß Drillen geſchickt? Aber daß Jhr nit ] ſchon fein in das Trillen geſchickt? Aber das ihr nit b in das drillen ſchon fein geſchicket / aber daß jhr nicht C meinet / ſie ] meinet, ſie bd ſeins ] ſeyens b ſeyns C allein / könnens ] allein, könnens bd Ketzeriſchen auch / wie ] ketzeriſchen auch; wie b Ketzeriſchen auch, wie d dieſem ] diſem d die zu Genff / jtzo ] zu Genff Jetzo b die zu Genff / jetzo C die zu Genff, ietzo d Haidelberg: vielleicht kombts ] Heydelberg: Vieleicht kombts d Heydelberg / vielleicht kömpts C Heydelberg: Vielleicht kompts d bald ] baldt bd
Doctorellos ] Doctorellen b Aufrechte Antiqua in A.
Straßburg vnd Moltzen. Oder wohl ] Straßburg vnd Moltzen. Oder wohl b Straßburgk / vnd Moltzeman / oder wol C Straßburg vnd Moltzen. Oder woll d Cöllen / Meintz vnd Gieſſen / Witteberg ] Cöln Meintz vnd Gieſſen. Wittemberg b Cölln / Meintz / vnd Gieſſen / Wittenberg C Cöllen, Meinz vnd Gießen, Witteberg d 48 oder ] vnd C Leiptzig. Quis ] Leipzig. Quis bd Leiptzig / quis C Aufrechte Antiqua in A.
ſcit, quid ] Aufrechte Antiqua in A. ſerus ] Cras C serus d Aufrechte Antiqua in A. veſper ] vesper d Aufrechte Antiqua in A. vehat? Tübingen ] vehat; Tübingen C Aufrechte Antiqua in A. wirdt endlich auch noch ] würdt endtlich auch noch b wird auch noch entlich C wirdt endtlich 49 auch noch d jhr ] ihr bd ein ] die C Buch ] buch b auff ein ſeit legen / vnd ] vff ein ſeit legen, vnd b auff ein Seit legen / vnnd C auff ein ſeitt legen, vnd d groſſen Rolandts degen ] großen Rolands Dägen b Rolandtsdegen C groſſen Rolandts 50 Degen d anbinden ] anbünden d Teutſchland ] Teutſchlandt b Teudſchland C weiter ] weitter d worden / alß ] worden, alß bd 51 alß ] als C Nuhn ] Nun bCd Neuer Absatz in C. 52 deß dings all nit ] des Dings all nit b des Dinge nicht alle C bedörfft / wer ] bedörfft, wehre b bedürffen / were C bedörfft, wer d nuhr ] nur Cd
53
3. Apparate
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Fritz auß ] Fritz, auß d Böhmerlandt ] Böhme{…}landt b Böhmer Land C Böhmer Landt d geblieben / in ] blieben, in b geblieben, in d Waſſergaſſen / wolt ] Waſſergaſſen, wolt bd Pfaffengaſſen / am ] Pfaffengaßen am b Pfaffengaſſen am d Wein: ] Wein bd 54 Rhei⟨n⟩ſtrom / vnd ] Rheimſtrom / vnd A Rheinſtrom. Vnd b Reinſtrohm, vnd C Reinſtrom, vnd d were ] wehre bC gut Männel ] fein guet Mennel b gutt Männel d blieben ] geblieben C Vnd ] Neuer Absatz in C. gleichwohl ] Gleich wohl b gleichwol Cd Kayſer / die ] Kayßer, die b Käyſer die C Kayſer, die d Böhmiſche ] Böhemiſche C 55 Krauthäupter ] krautthäupter b Kraut Heupter C Krautthäupter d Magſaamenköpff ] Magſamen köpff b Magſamen Köpff C Magſaamen köpff d gleich / vnd ] gleich vnd bCd laſſen. Sie ] laßen. Sie b laſſen / ſie C w⟨e⟩g ] w×g A Weg Cd alß ] als bC 56 laſſen / dann ] laßen. Dan b laſſen, dann d jhre ] ihre bd köpff ] Köpff C vor längſt ] vorlängſt bd lengſt C Steyermarck ] Steyermarckh b prædeſtinirt. Drumb ] prædestinirt. Darumb b prædeſtinirt, darumb C prædestiniert: 57 Drumb d Aufrechte Antiqua in A. ſoll ] ſolt Cd Fr⟨itz⟩ ] Fr××× A Fritz bCd jhrer ] ihrer d ſein ] ſeyn C gangen / ſo ] gangen, ſo bd ſo were es Jhm nit ſo vbel gegangen. Aber ] ſo wehre es ihm nit ſo vᵉ bell gangen. Aber b aber C ſo were es ihm nit ſo vbel gegangen. Aber d Jch glaube ſchier es were ] ich glaub ſchier, es wehre b ich glaub ſchier / es were C 58 das ] daß d geweßt / ob ] geweſt. Ob b geweſt / ob C geweßt, ob d hinauß ] heraus C herauß d blieben / vnd ] plieben, vnd b blieben / vnnd C blieben, vndt d nit ninein ] nit hinnein b nicht hinein C were. Ja ] wehre. Ja b wehre / ja C 59 Jch ] ich bCd ſchön glauben. Es ] ſchön glauben: Es b ſchon gleuben / Es C nit anderſt ] nicht anders C anderſt / es were ] anderſt; Es wehre b anderſt, es were d dieſen ] diſen d
262
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
weg ] Weg bCd hinauß ] hinaus bC gegangen. Nemblich auß ] gangen Nemlich Auß b gegangen / Nemblich aus C gegangen. 60 Nemblich, auß d wann ] wan b wenn C were ] wehre b Fehlt in C. fertig geweſen ] fertig geweßen b ferttig geweſen d das ] daß d Reich / vnd ] Reich. Vnd b Reich, vnd d dieſes] das C niemand auß / ſo ] niemandt auß: ſo b niemandt auß, ſo d 61 lang ] lange C füncklin ] Füncklein C füncklein d Concilio Tridentino ] Aufrechte Antiqua in A. gliemet. Dann darinnen ] glimmet. Dan darinn b glimmet / denn darinnen C gliemmet. Dann darinnen d das ] daß d Kätzeren ] Kätzern bd Ketzern C 62 gefellet / der Stab ] gefelt, der ſtab b gefellet, der Stab d vorlängſt ] vorlengſt bC gebrochen / vnd ] gebrochen vnd b gebrochen, vnd d hat ] hatt bd nuhr ] nur bCd deß Pabſts ] des Papſts b des Bapſt C Executoren / dem Keyſer ] Nachrichtern Dem Kayßer b Executorn, dem Käyſer C Exe63 cutoren, dem Keyſer d Spannier. Vnd ] Spaniern. Vnd b Spanier / vnnd C Vncatholiſche dieſes ] VnCatholiſche dießes b Vncatholiſche diſes d glauben / daß ] glauben: das b glauben, daß d Gänß ] Genſe C 65 jhre ] ihre bd Martinsnacht / vnd die ] Martins nacht: Die b Mertens Nacht / vnd die C Martinsnacht; vnd die d jhre ] ihre bd Barthelsnacht haben: Alſo ] Barthelsnacht: haben also b Bartels Nacht haben / Alſo C Teutſchen ] Teudſchen C Aber ] aber Cd wahr / dieſe ] wahr dieße b war, dieſe d 66 Nächt / ſondern ] nächt: ſondern b Nacht / ſondern C Nächt, ſondern d halten ] haltten d Täg ] täg b den Tag C Jch ] ich d ſagen; Alſo ] ſagen: Alſo b ſagen / alſo C jhre gewiſſe ] gewieße b ihre gewiſſe d 67 Schlacht / vnd ] Schlacht vnd b Schlacht: vnd C Schlacht, vnd d Mätzeltäg nach ] Metzeltäg. Nach b Metzeltag nach C vmblauff ] Vmblauff bd
3. Apparate
263
zeiten: Bald ] Zeitten: baldt b Zeiten / bald C Zeitten: Bald d Coſtantz ] Constentz b Bodenſee / bald ] bodenſee: baldt b Bodenſee, bald d Niderteutſchlandt / bald ] Nieder Teutſchlandt: baldt b Nieder Teudſchland / bald C Nider 69 Teutſchland, bald d Steyermarck / vnd ] Steyermarckh vnd b Steyermarck vnd C Steyermarck, vnd d anderſtwo ] anders wo C Vnd ] Neuer Absatz in C. 70 hat ] hatt bd Tref ihn dan mit ] TREF=IHN=DAN, mit b Trefindan mit C Tref ihn dan, mitt d
Aufrechte Antiqua in A.
füreylender tauſent liſt ] füreilender tauſentliſt bd Füreiländer tauſent Liſt C practicken / newlich ] practiquen neulich b Practicken newlich C practicken, newlich d lebzeiten ] lebzeitten b Lebzeiten C Lebzeitten d Vorfahrens / in ] Vorfahrens in bC Vorfahrens, in d zwey ] Zwey bd Königreich / vnd ] Konigreich vnd b Königreiche / vnd C Königreich, vnd d 72 eingeſchoben: Vermög deß Teutſchen ] eingeſchoben. Vermög des Teutſchen b eingeſchoben / vermög des Teudſchen C Herrn / Ertzhertzogen ] Herren Ertzhertzogen b Herrn, Ertzhertzogen d Maximilians / gegebenen ] Maximilians gegebenen b Maximilians / gegeben C Maximilians / gegebnen d wolmeinenden Rathſchlags / von ] wohlmeinenden rhatſchlags, von b wolmeinenden 73 Rathſchlags, von d
71
ſucceſsion ] Aufrechte Antiqua in A. deß Hauſes Oeſterreich ] des Hauſes Oeſterreichs b des Hauſes Oſterreich C Reich: Vnd darauff erfolgten Decrets ] reich, vnd darauf erfolgten Decrets b Reich vnd drauff erfolgten decrets C Aufrechte Antiqua in A. Kayſerl. Hoff. Ja ] Kayſerlichen Hoff. Ja b Käy: Hofe / ja C Keyſerl. Hoff. Ja d 74 bey lebzeiten ] bey Lebzeitten d 75 Dorolfi ] DOROLFJ b Rudolphi C Dorolfj d hierzu ] hier zu C jenſeit ] jenſeitt d geweſen / alß ] geweßen, als b geweſen / Als C geweſen, alß d 76 herrlicher Werckzeug ] Herrlicher Werckzeüg bd deß ] des bC Herrn ] Herren bCd Exequirung ] exequirung C Heiligen alten Univerſal ] Heyligen alten univerſal b heiligen Alten univerſal C heyligen altten vniuerſal d Aufrechte Antiqua in A. intention ] Aufrechte Antiqua in A. 77 Kirchen. Dann ] Kirchen{…} Dan b Kirchen / denn C Er ] er bCd hat ] hatt bd anfangs ] anfangs, b Anfangs C antrettung ] andrettung b Regirung / ſo ] regirung, ſo b Regierung ſo C Regierung, ſo d 78
264
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
feine Prob ] feine prob b fein prob C eiferiges Schulrecht ] eyferiges schulrecht b Schulrecht C Eyfferiges Schulrecht d gethan / mit blutiger ] gethan, mit bluttiger b gethan, mitt bluttiger d außrottung ] Außrottung C eigenen ] eygenen d 79 Vnderthanen ] Vnterthanen C nuhn daß ] nun das bC nun daß d Grünen holtz ] grünen holtz b grünen Holtz Cd geſchehen: Ey / was ] geſchehen? Ey was b geſchehen; Ey was C geſchehen: Ey waß d hat daß ] hatt das b hatt daß Cd daß dürr ] das Türre C zu gewarten ] zugewarten bC zu gewartten d gehabt? ] gehabt. b ſumma / Er ] ſummâ, Er b Summa / er C ſumma, Er d 80 lehrjahren ] lehrJahren b LehrJahren C Lehrjahren d worden. Vnd ] geworden / vnd C dieſer ] dießes b diſer d erwünſchter ] gewundſchter C handel ] Handel bCd 81 Nach ] Neuer Absatz in C. hat ] hatt bd Jhm ] ihm bd jhm C ſocios ] socios b docios C Aufrechte Antiqua in A. adjungiern, Militię ſacroſanctę ] adiungiren: Militiæ Sacroſanctæ b adjungiren / mili-
tiæ ſacro ſanctæ C Aufrechte Antiqua in A. 82 newe ] Neuwe b New C Newe d Glaubens ] glaubens C Ritter / den ] Ritter, dem b Ritter, den d Heiligen Kriegsknecht Orden / Nemblich ] Heyligen Kriegsknecht Orden; Nemlich b heiligen Kregsknecht: Orden / Nemblich C Heyligen Kriegsknecht Orden, Nemlich d zu Außtilgung ] Zu außtilgung b zu außtilgung d Vnglaubigen ] Vngleubigen C Vnheiligen: das iſt / der ] Vnheyligen, das iſt der b Vnheiligen. Das iſt der C Vnheyligen: 83 Daß iſt, der d Ketzer / die ] Kätzer, die b Ketzer, die d nit ] nicht C Pabſt / vnd ] Pabſt vnd bC Pabſt, vnd d Heiligen ] Heyligen bd Glauben ] glauben bCd Ferners ] Neuer Absatz in C. hat ] hatt bd müſſen ] mueßen b 84 LermenMann ] Lermen Man b Lermen Mann Cd Blöſer / ein ] blaßer, ein b bläſer / ein C Bläſer, ein d ſcopticum, ] Scopticum b Scopticum, Cd Aufrechte Antiqua in A. Verlogenen ] verlogenen C Vngersdorff / ein ] Vngersdorff ein b Vngersdorff, ein d
3. Apparate
265
85
Verhülleten ] Verhülten b verhülleten Cd Gottesdieb ] Gottes dieb d vom Rabenſtein / haben / ſo ] von Rabenſtein haben. So b vom Rabenſtein haben / ſo C vom Rabenſtein, haben, ſo d daß Claſsicum ] das Claſsicum b des claſsicum C Aufrechte Antiqua in A. dieſes ] dießes b diſes d getröweten ] getröwten b getraweten C Belli ] belli bCd Aufrechte Antiqua in A. sacri, ] Sacri b Aufrechte Antiqua in A. 86 intoniren, theils ] intoniren theils b intoniren / theils C Aufrechte Antiqua in A. præludirn ] præludiren bCd Aufrechte Antiqua in A. müſſen ] müßen b hat ] hatt bd Cöllen / München / vnd Meintz / da ] Cölnn; München vndt Maintz: da b Cölln / München vnd Mäntz / da C Cöllen, München, vnd Meintz, da d
87
fermentum ] Aufrechte Antiqua in A.
Germaniæ (daß ] Germaniæ (das b Germaniæ, (das C Teig ] teig b Teich C Teyg d aufftreibt ] auftreibt b außtreibt C hat / durch ] hatt. Durch b hatt, durch d
88
libellos ] Libellos bd Aufrechte Antiqua in A. de ] Aufrechte Antiqua in A. Turbato ] turbato Cd Aufrechte Antiqua in A. Imperij Statu vorbawen / vnd ] Jmperij statu vorbawen. Vmb b Imperij ſtatu, vorbawen / vnd C Jmperij statu vorbawen, vnd d Aufrechte Antiqua in A. was ] waß d 90 derends ] der enden b vor / vnd ] vor, vnd bd vor vnd C ſinn ] Sinn C hatte / meiſterlich ] hatte, meiſterlich bd zuverdecken / vnd ] zuverdecken vnd b zuverdecken, vnd d 91 Andern ] anderen b andern Cd zu zuſchreiben: Wie ] zuzuſchreiben. Wie b zuzuſchreiben; Wie C zuzuſchreiben: Wie d Dieb / der ] Dieb, der bd vornen anlieffe / vnd ] vor anliefe. Vnd b vornen an lieffe / vnd C vornen anlieffe, vnd d ſchrie ] ſchrey Cd erſt / haltet den Dieb. ] erſt: Haltet den dieb; b erſt haltet den Dieb. C erſt, halttet den Dieb. d Et hinc ] Aufrechte Antiqua in A. 92 proverb⟨ium⟩ ] proverb. Ad Proverbium b proverbium. C Aufrechte Antiqua in A. Moguntia nequam ab ] Aufrechte Antiqua in A. antiquo. Vnd ] antiquo) dieſes Sprichwort von den Biſchöffen zu Mäyntz / iſt vhralt / vnd ſchon für etlich hundert Jahren getrieben worden / welches jhrer viel für eine allgemeine Pro phecey / andere aber für eine denckwürdige Hiſtori (welches doch beydes neben einander wahr ſeyn kan) erkennen vnd halten / vnd ſol ſolches dahero entſprungen ſeyn / daß für drey oder
vierhundert Jahren bey der Kirchen Thür des hohen ThumbStifft zu Mäyntz ein Stein ge funden worden / auff welchen dieſe Lateiniſche Wort gehawen geweſen / (verte & invenies)
266
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
das heiſt auff Teudſch / daß man den Stein vmbwenden ſoll / ſo werde mans finden / diß hat eine verſchlagene Perſohn gemercket / vnnd ſich derwegen bey der Nacht dahin begeben / in Hoffnung vnter demſelben Stein einen groſſen Schatz zufinden / als er aber den Stein vmbge wendet / hat er nichts gefunden / als das auff der andern Seiten des Steins dieſe Lateiniſche Wort geſtanden / (Moguntia ab antiquo nequam,) das iſt Mäyntz ſey ein Schalck von al ters her / vnd dieſes Sprichwort iſt Anno Chriſti 1400. als der newerwehlte Kayſer Frie derich / geborner Hertzog zu Braunſchweig vnd Lüneburgk / durch anſtifftung des domahligen Ertzbiſchoff zu Mäintz von einem Graffen von Waldeck heimblich verweglagert vnd ſchendlich ermordet / wieder renovirt vnd vernewert worden / inmaſſen Criſpianus in VVenceslao & Ruperto, Albert Crantz Sax: lib: 10. cap. 20 vnd andere Hiſtorici gnugſam bezeugen / vnd
C Diese Passage wird auch in der Abschrift d wiedergegeben. Aufrechte Antiqua in A. diß ] dieß b geſchehen / vorgenommen ] geſchehen, vorgenommen bd worden / vnd vor geweſen / ehe ] worden, vnd vorgeweßen, ehe b vnd ehe geweſen / ehe C 93 worden vnd vorgeweſen ehe d gedacht / ehe ] gedacht: ehe b gedacht, ehe d gedacht; Ja / ehe ] gedacht: Ja ehe d gedacht / ja ehe C gedacht; Ja ehe d 94 Er ] er C Vatter waren ] Vatter wahren b Vater waren C Drumb ſag ] Drumb ſage b Darumb ſage C Jch ] ich bCd ein mahl / ſie ] einmahl: Sie b einmahl / ſie C einmahl, ſie d 95 daß ] das bCd zuvor ] zuuorn d zuuor d vberlegt vnd berahtſchlagt gehabt. Schreib doch Tref ihn dan ] vberlegt vnd berathſchlagt ge habt. Schreibt doch TREF-IHN-DAN b vberlegt. Schreibet doch Tre fin dan C vberlegt vnd berathſchlagt gehabt. Schreibt doch Tref ihn dan d Aufrechte Antiqua in A. ſelbſt / Daß ] ſelbſt, das b ſelbſt, Daſs d Daß … vorgehabt. ] Größere Schrift als Textbasis in A. Daß Ers ] das ers b daß ers C vorlängſt alſo ] vorlengſt ſo C 96 O / wie ] Ô wie b O wie C O, wie d ſein ] ſeindt b ſeyn C fro ] ſo frohe b ſo froh C ſo fro d geweſen / daß ] geweßen, das b geweſen, daß d willfahret. Es ] willfahret / es C jhnen ] ihnen bd 97 geweſen / Er ] geweßen, er b geweſen / er C geweſen, Er d nit ] nicht C keckh ſein / daß ] keckh, das b keck ſeyn / daß C keck ſein, daß d Er ] er bC Kron ] kron b Cron C annemme / vnd ] annehme vnd b annehme / vnd C annemme, vnd d kein vrſach an Jhn ] kein Vrſach an ihn b keine Vrſach an jhn C kein Vrſach an Jhn d können / jhre ] können, ihre bd lang gefaßte ] längſt gefaſte C Lang gefaßte d 98
3. Apparate
267
Jhm ] ihm b jhme C Jhme d Exequiren / vnd ] exequiren, vnd b exequiren / vnd C exequiren, vnd d
Conſequens ] conſequentz b conſequens Cd Aufrechte Antiqua in A.
dermahl eins daß ] dermal eins das bC Kalb ] Kalff b 99 Kuh ] Küch b Kuhe Cd zu würgen. Drumb ſagte der Spanniſch ] zuerwürgen. Drumb sagte der Spanisch b zu würgen / darumb ſagt der Spaniſch C Geſandt / Er ] Geſandt, er bd 100 köndte ] könte Cd Bottschafft ] bottschafft b 101 bringen / alß ] bringen, als b bringen / als C bringen, alß d dieſe / daß ] dieße, das b diſe, daß d Kayſer ] Keyſer C Keyſer d Kron geſtolen: Vnd ] Kron geſtolen. Vnd b Cron geſtohlen / vnnd C alſo auch ] auch alſo b 102 hierinn deß ] hierinnen des b hinein des C Kayſers ] Kaiſers b Käyſers C Keyſers d Nahm ] nahm b laſſen / vnd ] laßen. Vnd b laſſen, vnd d deß ] des bC Kayſers ] Käyſers C Keyſers d freund ſein ] freundt ſein b Freund ſeyn C will / Chriſtum / alß ] will Christum, als b will / Chriſtum als C will, Chriſtum, alß d Verführer deß ] Verführer des b verführer des C Volcks / vnd ] Volcks vnd bC Volcks, vnd d 103 Glieder / alß ] glieder, als b Glieder / als C Glieder alß d des ] deß d Kayſers Rebellen / verdammen ] Kayßers Rebellen verdammen b Käyſers Rebellen ver dammen C Keyſers Rebellen, verdammen d helffen. Dergleichen ] helffen / dergleichen C 104 Evangeliſche ] Euangeliſchen b Euangeliſche d Pilatos ] Pilaten b Pilatos C heut ] heutt d tag mehr alß ] tag mehr als b Tage mehr als C zu viel ] zuviel b gibt. Dem Bayer ] abgiebt. Dem Bayer b giebt / dem Bäyer C hat das Maul ] hatt das maul b hatt daß Maul d 105 lang ] lange C Chur:Pfaltz ] Chur Pfaltz bC Chur: Pfaltz d geweſſert. ] gewäſſert: b gewäßert. d Lieber ] Neuer Absatz in C. Lieber / was ] Lieber was bC Lieber, waß d hat ] hatt bd Raht ] Rhat b Rath Cd Geupolt ] Leopoldt C Freher ] Freyherr C
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
107
Haidelberg / hiebevor ] Heydelberg hiebeuor b Heidelberg / hiebevor C Heydelberg, hiebeuor d für wort ] wort b vor Wort C für wortt d drumb verbrochen? Sie ] zerbrochen. Sie b drumb verbrochen / ſie C drumb ] darumb bC geſchrieben vnd ] geſchrieben vndt b geſchrieben / vnd C diſputirt / jtzo ] diſputiret. Jetzo b diſputiret, jtzt C diſputirt, ietzo d 108 Fecht ] fecht bCd vnd ] vnnd C vndt d Kriegt ] kriegt bCd drumb: Dann ] darumb. Dan b darumb; Dann C drumb: dann d ſpitzfindigen ] Spitzfindigen Cd Feder ] feder bd gerethet ] gerähtet b geredt C plumpen ] plumben b 109 Fäuſten. So ] fäuſten. So bd Feuſten / ſo C bekandt / daß ] bekandt, das b bekantt daß d Bayer ] Beyer C Kayſers Wahlen / wider ] Kaiſers wahlen wieder b Käyſers Wahlen / wieder C Keyſers wahlen, wider d Churfürſt. Pfaltzgr. ] Churf. Pfaltzgrafen b Chur Pfaltz groß C Churfürſt: Pfaltzg. d 110 Votum ] votum b Aufrechte Antiqua in A. proteſtiert, vnd ] protestirt. Vnd b proteſtiret, vnd C protestieret, vnd d Aufrechte
Antiqua in A.
hervor ] herfür d heruor d gekratzt / was jhm ] gekratzt, was ihm b gekratzet / was jhme C gekratzt, waß ihm d nuhr ] nur bCd einen ſchein ] einigen Schein C
111
prætenſion ] prætension bd Aufrechte Antiqua in A.
Chur:Pfaltz ] Chur Pfaltz bC Chur: Pfaltz d können. Aber ] können / aber C was ] waß d ſagt Lutz ] ſaget Lütz C Was ] Waß d deß ] des bC Kinder ] kinder b darzu / Sie ] darzu? Sie b darzu / ſie C darzu, Sie d 112 ſeind ] ſeindt b ſeynd C neher alß jener ] Näher, als iener b näher / als jene C dort? Jſt ] dort: Jſt b dort. Jſt C dortt? Jſt d Newburger ] Neuberger b derſelbige ] derſelbe b 114 Königl. Mayſt. ] Köni. Mayt. b Königl: Majeſt: C Königl May. d Spannia ] Spanien b Spania C mit ] mitt d herlichen Viceregnat ] Heiligen viceregnat b herrlichen vice regnat C
regnat d Aufrechte Antiqua in A.
Herrlichen Vice
3. Apparate
269
deß Königreichs Sicilien ] deß Königreichs Sicilien b des Königreichs Sicilien C begabet / Alß ] begabet: als b begabet / alſo C begabet, Alß d 115 hat ] hatt bd ein ] eine C Bettelachte / Lauſichte / Churhaube / wenig ] bettelachte, lauſichte Churhaube wenig b bet tellichte lauſichte Churhaube wenig C Bettelachte, Lauſichte, Churhaube, wenig d zu bekümmern ] zubekümmern C ſein ] ſeindt b ſeynd C Zweybrückher / vnd ] Zweybrücker vndt b Zweybrücker vnd C Zweybrücker, vnd d 116 faſt ] vaſt d Pfaltzgrafen ] Pfaltzgraffen Cd neher. Aber hierauß ] näher? Aber hieraus b näher / aber hieraus C muß eben ] eben muß b 117 Welt ſehen / daß dieſe ] welt ſehen, das dieße b Weltt ſehen, daß diſe d 118 Leuthe / mit ] leuth mit b Leute mit C Leutte, mitt d Conſtitutionen vmbgehn / wie ] Constitutionen vmbgehen, wie bd Conſtitutionen vmb gehen / wie C Aufrechte Antiqua in A. eine Saw ] ein ſaw b Lumpen. Wo Sie ] lumpen: wo ſie b Lumpen / wo ſie C 119 jhnen ] ihnen bd jhren ] ihren bd Sack dienen / da ] ſack dienen, da b Sack dienen, da d Sie ] ſie d halten / vnd ] halten, vnd bd halten vnd C von andern ] von C jhnen gehalten haben / worinnen ] ihnen gehalten haben. Worinnen b ihnen gehaltten haben, worinnen d 120 Sie ] ſie bCd jhnen ] ihnen bd jnen C zu wider ] zu wieder b zuwieder C ſein / da ] ſeindt, da b ſeyn / da C ſein, da d heißt es; Man ] heißt es Man b heiſt es? Man C muß ] mueß b das Recht ] das recht b daß Recht d biegen / ſo ] biegen, ſo bd beugen / ſo C hingehen / vnd ] hingehen vnd bC hingehen, vnd d 121 vns ] vnß d ſelbſt Excipiern ] ſelbſt excipiren b ſelbſten excipiren C ſelbs excipiren d Dieſes ] Diſes d 122 gibt ] giebt b handlung deß Tref ihn dan an ] Handlung deß TREF=IHN=DAN an b Handlung des Tre fin Dan. an C Aufrechte Antiqua in A. tag; vnd bleibt darbey / man ] tag, vnd bleibt darbey, man b Tag vnd bleibet dabey / man C tag; vnd bleibt darbey, man d dem ] Fehlt in C. 124 lang gern hinder daß ] lang gern hinder das b lange gerne hinter das C leder ] läder b Leder Cd
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
geweſen. Hätte man nit ] geweßen. Hette man nit b geweſen / hat man nicht C ſeinem ] ſeinen C VraltVatter ] VhralttVatter b vhralten Vater C Vraltt Vatter d gern ] gerne C freundlichen ] freundtlichen b Abſchied ] abſchiedt b Abſcheid C wollen / Aber ] wollen? Aber b wollen. Aber C wollen, Aber d hat Jhn ] hatt ihn bd hat jhne C 127 darbey erhalten. Jſt ] dabey erhalten / iſt C darbey erhaltten. Jſt d nicht ] nit b 128 acht ] .8. b vor acht C Jahren / Spinola ] Jahren Spinola bC Jahren, Spinola d ein mahl ] einmahl b einmal C geweſen / das Er ] geweßen, Der b geweſen / daß er C geweſen, daß Er d 129 gemeint vnd ] gemeint / vnd C Jhm ] ſich b jhm C ihm d hat / Er ] hatt, er b hat / er C hatt, Er d groſſen Faß ] großen faß b zu Haidelberg ] Fehlt in b zu Heydelberg Cd Wer ] Neuer Absatz in C. 130 hat ] hatt bd Spannier ] Spanier b Kayſer ſelbigen mals ] Kayßer ſelbigenmals b Käyſer ſelbigenmahls C Keyſer ſelbigen mahls d Kron ] kron b Korn C Jn ſumma / wann ] Jn Summa Wann b Jn Summa / wann C Jn ſumma, wann d 131 Hund ] Hundt bd will / findet ] will findet b wil / findet C will, findet d 132 bald einen ] baldt ein b ſtecken ] Stecken C hat ] hatt bd herhalten / Fritz ] herhalten Fritz b herhaltten, Fritz d ſein / wann ] ſein, wan b ſeyn / wann C ſein, wann d 133 Böhmen annimbt / vnd ] Böhmen annimbt vnd b Böhmen annimpt / vnnd C Böhmen annimpt, vnd d ſein / wann ] ſein, wan b ſeyn / wann C ſein, wann d nicht annimbt: Er ] nit annimbt. Er b nicht annimpt. Er Cd 134 Er ] Neuer Absatz in C. à fato & fatuis ] à Fato & Fatuis b Aufrechte Antiqua in A. prædeſtiniert ] prædestinirt bd prædeſtiniret C Aufrechte Antiqua in A. geweſen; A fato ] geweſen. A Fato b geweſen / à Fato C Aufrechte Antiqua in A. Himmel / à ] Himmel. A b Himmel, à d Aufrechte Antiqua in A. fatuis, am ] Fatuis am b fatuis an C Aufrechte Antiqua in A. Spanniſchen / Päbſtiſchen / Kayſeriſchen ] Spaniſchen, Päbſtiſchen, Kayſeriſchen b 135 Spanniſchen / Papiſtiſchen / Käyſeriſchen C Spanniſchen, Päbſtiſchen, Keyſeriſchen d vnd ] vnnd C Bayeriſchen ] Bäyerſchen C
126
3. Apparate
271
Hoff. Die ] Höfen / die C Haidelberger Beckhermädelein ] Heydelberger BeckerMeydlein b Heydelberger Beckermäg delein C Heydelberger Beckermädelein d ſchon ] Fehlt in C. 136 etwas ] A was C gerochen / da ] gerochen. Da b gerochen, da d tauſent Künſtler / die ] Tauſentkünſtler die b tauſent Künſtler die C tauſent künſtler, die d Gärten ] Garten C gärten d das ] daß d 137 Schloß ] schloß b gebawt / die Thürn ] gebawet, die thürn b gebawet / die Ttürn C gebawt, die Thürn d abgebrochen / die ] abgebrochen, die bd Gräben ] gräben b Graben C zu gefüllet / dargegen ] zugefült, dagegen b außgefüllet / dargegen C zugefüllet, dargegen
d
deß ] des bC Seckel ] Seckhell b Säckel Cd außgelehrt / vnd ] außgelehrt, vnd b außgelähret / vnd C außgelärt, vnd d 138 Jhn ] ihn b jhnen C hand ] Hand C handt d Jtem ] Item C Neuer Absatz in C. Eidenheim ] Eydenheim b Eydenhäimb C 139 fortificirt. O / daß ] fortificirt. O, daß bd fortificiret, O daß C Bündtner ] Bündter b Büntner C 140 wohl ] wol C woll d hetten / da jhnen ] hetten da ihnen b hetten, da ihnen d
Comte ] Conte C Aufrechte Antiqua in A. de ] Aufrechte Antiqua in A. Fuentes das Naſebandt ] Fuentes daß Naßbandt b Fuentes, das Naſenband C Aufrechte Antiqua in A. 141 in ] im bC Veltlin ] Veldtlin b anbundte / vnnd ] anbunde, vnd b anbundte / vnd C anbundte, vnd d vberredete / es ] vᵉ berredte, es b vberredete, es d gebieſamte ] gebieſamter C Brülle. Jtem es ] brülle. Jtem es b Brill / Jtem / es C Brille. Jtem es d 142 andere ] ander b gemerckt / was ] gemerckt, was b gemercket / was C gemerckt, waß d Glock ] glock b Glocke C geſchlagen / da ] geſchlagen: Da b geſchlagen, da d dieſem auff ] dießem vff b 144–145 Vtere … neca. ] Utere … neca. C Aufrechte Antiqua in A. jure tuo ] Jure tuo b tuo jure C 144 Cæſar ] Cæsar bd ſervosque Lutheri ] ſervosq⟨ue⟩ Lutheri b ſervosq⟨ue⟩ Lutheri, C servosq⟨ue⟩ Lutheri d 145 Enſe ] Ense bd
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
⟨r⟩otâ ] totâ A rotâ bd rota C ignibus ] ignib⟨us⟩ bC ure ] vre d Jtem ] Größere Schrift als Textbasis in A. 146 Jtem: Soluite ] Jtem. Solvite b Item, Solvite C Jtem: Soluite d Aufrechte Antiqua in A. 146–148 Germani … Regem. ] Aufrechte Antiqua in A. vires, ] vires bC 147 Papicolis ] papicolis C ſunt ] sunt d Luthero, ] Luthero. b 148 Et ] Dreifache Einrückung in C 149 A propos ] Aufrechte Antiqua in A. deß ] des bC Naſenbands / Was ] Naſenbandts. Was b Naſenbandes / was C Naſenbands, was d armen ] arme b Armen d Bündtner ] Büntener C gethan / haben ] gethan? Haben bC gethan, haben d Kayſer ] Käyſer C Keyſer d ein Kron ] ein Cron b eine Crone C 150 genommen? Was ] genohmen? Was b genommen / was C genommen? Waß d hat der arme ] hatt der arme b hatt der Arme d vnſchuldige Hunßrücker ] vnſchuldige, Junge Hundtsrücker b vnſchüldige Hundesmucker C Vnſchuldige Hundßrücker d Lutz ] Lütz C damit ] darmit b damitt d zuthun ] zu thun C Was hat ] Was hatt b Waß hatt d Gülch ] Gülich C 151 weſen ] weßen b Weſen Cd zuthun ] zu thun C gethan / haben ] gethan? Haben C gethan, haben d Hugenotten ] Huguenotten b gethan / haben ] gethan? Haben b 152 jhrem ] ihrem bd ein Kron ] ein cron b eine Chrone C genommen ] genohmen b müßte ] müste b möchte C mußte d vielleicht ] vieleicht b Navarra ſein / dann ] Nauarrâ ſein,dan b Navarra ſeyn / dann C Nauarra ſein, dann d 153 hat ] hatt b Er ] er bCd noch? Was ] noch. Was C noch? Waß d Was ] Neuer Absatz in C. Butten Holländer ] butten Hollender b gethan / hat ] gethan? Hatt b gethan? Hat C gethan, hatt d Jahren / ſelbſt ] Jahren ſelbſt C Jahren, ſelbſt d
3. Apparate
273
154 vor ] für C erklärt / vnder ] erklärt vnder b erkleret / vnter C erklärt vnter d Hand ] Handt bd Jnſigel / Jetzt ] inſigell. Jetzt b Siegel / jetzt C Jnſigel, ietzt d erklärt Er ſie vor ] erkleret er ſie für C Rebellen. Wie ] Rebellen. Wie b Rebellen: Wie d reimbt ſich daß ] reumbt ſich daß b reumbt ſich das C 155 reimbt ] reumbt b ſichs. Sie ſein ] ſichs; Sie ſeynd bC Kätzer / quibus ] kätzer, quibus b Ketzer / quibus C Ketzer quibus d Aufrechte Antiqua in A. non ] Aufrechte Antiqua in A. ſervanda ] eſt ſervanda C est servanda d Aufrechte Antiqua in A. fides. Drumb müſſen ] fides drumb C Aufrechte Antiqua in A. ſein / vnd ] ſein, vnd bd ſeyn / vnd C 156 auff ein mahl / ſo ] vff einmahl, ſo b auff einmahl / ſo C auff einmahl, ſo d darff es ] darffs b nicht doppel mühe. Damit ] nit doppelt mühe. Damit b keine doppelte Mühe / damit C nicht jeder mercke / wo ] nit Jeder mercke, wo b nicht ieder mercke, wo d 157 Haaß ] has b Haſe C Pfeffer lige / muß ] pfeffer liege: Muß b Pfeffer liege / muß C Pfeffer lige, muß d Böhmen / der ] Böhmen Der b Böheimb / der C Böhmen, der d daß ] das bC 158 Et ] Aufrechte Antiqua in A. ſic ] sic d Aufrechte Antiqua in A. decretum in ] Aufrechte Antiqua in A. Concilio ] concilio C Aufrechte Antiqua in A. Tridentino. ] Aufrechte Antiqua in A. Weiter fort. Was hat jhnen ] Weitter fortt. Was hatt ihnen b Weitter fortt. Waß hatt ihnen d Engelland ] Engellandt bCd gethan / der ] gethan? Der b getahn / der C gethan, der d 159 fromm ] from ist b fromb C friedfertig iſt / wann ] friedfertig, wan b friedfertig iſt / Wann C friedferttig iſt, wann d wann ] Hier bricht der Text bei d mit der Kustode ab. man Jhn auff ] man jhn vf b man jhn auff C Backen ] backen b ſchlägt / daß ] ſchlägt das b ſchlegt / daß C Er ] er bC darreicht / daß ] darreiche. Daß b darreicht / des C 160 ſie Jhn nemblich mit ] ſie ihn nemblich mit b ſie jn nemlich / mit C Weib vnd Kindt / ſampt ] weib vnd kindt ſampt b Weib vnd Kind / ſambt C Ständen / im ] Ständen im bC Rauch ] rauch b gehn ] gen bC wollen; hat ] wollen. Hat bC 161 Er auch jemands ] er auch Jemandts b er auch jemandts C
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Kron ] Cron b geſtolen ] geſtohlen C Jch ] ich C 162 viel / man ] viel? Man b damit ] darmit b vmbgangen / vnd hat ] vmbgangen, vnd hatt b 163 bald hie / bald dort / bald ] baldt hie, baldt dort baldt b zu Vlm / bald ] zu Vlm baldt b Meintz / bald ] Mayntz baldt b Mäyntz / bald C (Jhr wißt wohl Milord Digbye⟨)⟩ ] (:Jhr wüßts wohl Milord Digby:) b
(ihr wiſſet wol
M. Cord. Digbie C Aufrechte Antiqua in A. Stück weiß betrogen: Jetzo ] stücks weiß betrogen: Jetzo b Stückweis betrogen) Jetzo C 164 drauff / daß ] druff, das b darauff / daß C Brüſſel / vnd ] Brüſſell vnd b Oedenberg vollends vber haupt beſcheiſſe. ] Oedenburg vollents vᵉ ber Haupt beſcheiſſe? b 165 Oedenburg vollendts vber Haupt beſchieſſe. C lecks ] lecke es C ab / Jch nit / es leßt ] ab. Jch nit. Es läſt b ab / ich nicht / es leſt C jederman auff ] Jederman vf b ligen / keiner ] liegen, keiner b liegen / keiner C 166 begerts abzuwiſchen: Wens ein mahl wider ] begerts abzuwiſchen. Wans einmahl wieder b begehrts abzuwiſchen. Wanns einmahl wieder C kompt / Jch weiß / Jch will ] kompt: Jch weiß ich will b kombt / ich weiß ich wil C ein mahl ins kraut ] einmahl ins kraut b Nißkraut C 167 ſcheiſſen / der] ſcheißen. Der b Kraut Schultes ] kraut ſchultheiß b Krautſchülter C Heuchler / wie ] heuchler wie b 168 frieden ] Frieden C pfuy Teuffel / wie] pfuy teuffell, wie b pfui Teuffel / wie C 169 dieſer Pabiſtiſche beſchiß / Jch ] dießer Päbſtiſche Beſchieß? Jch b dieſer Bapiſtiſche Beſchiß. Jch C abwiſchen / Jch ] abwiſchen: Jch b abwiſchen / ich C 170 kans lenger nit riechen: Mein ] kans länger nicht riechen. Mein C Lieber⟨⟩ / wer ] Liebert / wer A liebert, wer b Lieber / wer C 171 nit helffen will / der ] nit helffen will, der b nicht helffen wil / der C hindere ] hinder bC nicht / riecht jhr ] nit. Riecht ihr b richt jhr C 172 gern / ſo mögt ] gern. ſo möcht b gern / ſo möcht C thun: Pfuy / wie ] thun. Jch nit! pfuy wie b ſtinckts / Aber ] ſtinckts? Aber b ſtinckts / aber C nicht beſſer ] nit beßer b geschissen worden. A ] geschießen worden. À b geſchieſſen worden / A C Aufrechte Antiqua in A. 173 propos ] Aufrechte Antiqua in A. Dreck ] dreckh b Sewen ] Säwen bC Bayer ] Beyer b Bäyer C
3. Apparate
275
Land genug / nicht ] Landts genung, nit b weiß Jch / ob ] weiß ich, ob b weis ich / ob C vielleicht vnſerige SewMandeln die Eichel dieſer Landsart ſüſſer ſeyen. Jch geſtehe / daß ] vie leicht vnſere Säw Mandeln die Eichel, dieſer landts art ſüſſer ſeien? Jch geſtehe, das b viel leicht vnſerige Säw Mandlen die Eychel dieſer Landts ort ſüſſer ſeyn / ich geſtehe daß C iſt / Aber ] iſt, aber b iſt / aber C 174 Obrigkeit die] Obrigkeyt, die b 175 wider ] wieder bC iſt / vnd thut / die ] iſt vnd thuet, die b ich / ſey ] ich, ſey b Teuffel / vnd ] Teuffell, vnd b keine Dienerin ] kein dienerin b keine Dienerin C Gottes / ſondern ] Gottes, ſondern b deß Sathans / der ] des Sathans, der b des Satans / der C 176 genennt wirdt dieser ] genent würdt der b genandt wird dieser C heißt ] heiſt C 177 derohalben / Man ] derohalben. Man b derohalben / man C gehorchen / alß ] gehorchen als bC 178 Menſchen ] menſchen b Seind ] Seindt b Seynd C die jenige ] die Jenige b Vnderthanen ] Vnterthanen C læſę Majeſtatis terrenæ ſchuldig ] Læſæ Maieſtatis terrenæ schuldig b leſæ majeſtatis terrenæ ſchüldig C Aufrechte Antiqua in A. 179 reum Majeſtatis ] reum læſæ Majeſtatis b Aufrechte Antiqua in A. Divinæ ] divinæ bC Aufrechte Antiqua in A. perduellem, den ] perduellem: den b Aufrechte Antiqua in A. erhöhet / wider abſetzen: Sondern ] erhöhet wieder abſetzen: Sondern b erhöhet / wieder abſetzen; Sondern C reus læſæ Reipub⟨licæ⟩ der wider Ayd ] reus læſæ Reipub. der wider Ayd … A Reus læſæ 180 Reipublicæ, der wieder Eyd b Reus leſæ reipubl: der wieder Eyd C Aufrechte Antiqua
in A.
vnd ] vndt b
Capitulation, vnd ] Capitulation, vnd b Capitulation vnd C Aufrechte Antiqua in A. leges fundamentales handelt / den ] leges Fundamentales handelt, den b Aufrechte Antiqua in A. ſtatum oder formam ] ſtatum vnd formam C Aufrechte Antiqua in A. Lands ] landts b Landes C zuverendern / vnd ] zuuerändern, vnd b 182 drauß ] daraus bC vnderſtehet: Alſo per Conſequen⟨s⟩ ] vnderſtehet: Alſo per Conſequenz A vnderſtehet, alſo per conſequens, b vnterſtehet / (alſo per conſequens C Aufrechte Antiqua in A. Tyrannus. ] Aufrechte Antiqua in A. nicht] nit b 183 ehrliches ] erbares b ehrlichs C 184 erbietens ] erbieten b Jetzo ] Jetzt b Jtzo C
181
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Frieden ] frieden b Bündtneren ] Bündtnern b Bündnern C Jhnen daß gantz ] ihnen das gantz b jhnen das gantze C abgenommen. So wirdts ] abgenommen. So wirdt es b abgenommen / ſo wirds C ergehn ] ergehen bC 185 Wie offt ] Wie C frieden gemacht / zu ] frieden gemacht? Zu b Frieden gemacht zu C Vlm / zu ] Vlm, Zu b Meintz / zu ] Maintz Zu b Mäyntz / zu C Wien / zu ] Wien Zu b Preßburg / Jtzo ] Preßburg, Jetzt b Preßburg / jetzo C 186 Frawenzimmer / vnd ] Frawenzimmer, vnd b kiefen ] kiefffen C alß: vnd wann ] alſo? Vndt wan b als / wann C vberig ] vᵉ berig b vbrig C 187 haben / darnach ] haben, Darnach b jene ] Jene b frieden ] Frieden C Bayeriſche Secretarius ] Bayeriſch Secretarius b Bäyriſche Secretarius C 189 deß Tylly Leger / von ] des Tilly läger von b des Tilly Läger von C Biſchoffsheim / an denn Pfaffen gehn Ladenberg: Er ] Biſchoffsheim an den Pfaffen gen La denburg: Er b Biſchoffsheim an den Pfaffen gen Ladenberg; Er C 190–191 Er … werden. ] Größere Schrift als Textbasis in A. hoffe / ſie ] hoffe ſie bC 190 jhre Feind bald ] ihre Feindt baldt b vollig ] völlig C haben / vnd dann ] haben, vndt dan b werde ] würdt b erwünſchte frieden wider auffgerichtet ] erwünſchte friede wiederumb vffgerichtet b er wündſchte Frieden wieder auffgerichtet C werden. Cuſtos notabenir ] werden / Cuſtos, notabenir C Aufrechte Antiqua in A. 191 daß / ad marginem ] daß. Ad marginem b das ad marginem C Aufrechte Antiqua
in A.
Setze die gloſſa darbey: ( ] ſetze die gloſsen darbey ( b ſetze die Gloſſa dabey ( C Aufrechte
192
nicht ] nit b
Antiqua in A.
Nam ſic decretum in Concilio Tridentino, Romæ irreconcil⟨i⟩abilis. Wer ] … irreconcil×abilis. Wer A Nam hic decretum in Concilio Tridentino Romæ Jrreconciliabilis. Wer b Nam hic decretum inconcilio Tridentino Romæ irreconciliabilis, wer C Aufrechte Antiqua in A. gedacht / daß ] gedacht; das b 194 Frantzoſen-Mann ſo Ernſt were frieden in Vngarn vnd ] Frantzen Mann ſo ernſt wehre Frie den in Ungern vnd b Frantzoſen Mann ſo ernſt / were Frieden in Vngern / vnd C vnſerm Land ] vnsern landen b machen / durch ] machen durch b Geſandten / da ] geſandten? Da b Geſanten / da C 195 Er ] er bC
3. Apparate
277
bereit ] bereits b Landen gegen ] landen gegen b Landen / gegen C Mitbrüder / mit Krieg ] Mitbrüder mit krieg b Mitbrüdern / mit Krieg C gienge / vnd jtzo ſelbſt bekennt: Daß ] gienge vnnd ietzt ſelbſt bekennet, das b gieng / vnnd jetzo 196 ſelbſt bekennet: Daß C Er nit anderſt ] er nicht anders bC den Er habe ſeinem ] Dann er habe ſeinen b denn er habe ſeinen C Gott / das iſt / dem Pabſt / ] Gott das iſt dem Pabst b dieſem ] dießem b 197 Ayd ] ayd b Eyd C geſchworen / daß ] geſchworen das b Er ] er bC Ketzer ] ketzer b außrotten. Was ] außrotten / was C vmbſtändt? Jſt ] vmbſtände / iſt C 198 etlich wochen erſt der Kayſeriſche ] etlich wochen erſt, der Käyserische b etliche Wochen erſt / der Käyſerliche C Friedensbott / Jch weiß ] Friedens bott: Jch weiß b Friedensbott / ich weis C nicht ob Er Schwartz oder Weiß ſeye / zum ] nit ob er Schwartz oder weiß ſeye: zum b nicht ob er ſchwartz oder weiß ſey / zum C König ] Konig b 199 verreiſet ] verraißt b Interim quid ] Aufrechte Antiqua in A. fit? Tylly fehrt immer ] fit? Tilly fahret immer b fit: Tilly fehret jmmer C Aufrechte
Antiqua in A. fort / brennt vnd ſengt. Macht zu Hilſchbach Metzelſuppen / macht ] fort, brendt vnd ſengt, macht zu Hilſpach metzelſuppen, macht b fort / brennet vnnd ſengt / macht zu Hilßbach Metzelſuppen / macht C Neckergemündt Metzelſuppen / ſchlacht ] Neckergemündt metzelſuppen: ſchlachtet b Necker 200 gemündt Metzelſuppen / ſchlachtet C ſchwangere Weib vnd Kinder / alt vnd ] ſchwangere weiber vnd kinder, alte vndt b ſchwangere Weiber vnd Kinder / alte vnd C junge Leuth / vnd ] Junge leuth, vnd b junge Leute / vnd C 201 tröwet ] dröwet b dräwet C gleiches / ja erger ] gleiches ia ärgers b gleichs ein ärgers C thun: ] thun. b Heißt das nuhn frieden machen / wo ] Heißt das nun frieden machen? Wo b Heiſſet das nun Frieden machen / wo C ein Wüſte machet? Jch ] eine wüſte machet. Jch b eine Wüſte machet / ich C 202 erzittere / wann Jch denck ] zittere, wan ich gedencke b erzittere / wenn ich dencke C Vnſoldatiſche Stück / an ] vnsoldatiſche stück: An b vnſoldatiſche Stücke / an C Vnchriſtliche Tyranney / daß Jch ] vnchriſtliche Tyranney Das ich b Vnchriſtliche Tyranney. 203 Daß ich C grauſen nit weiß / wo Jch bin. Wo bin Jch dann? Jch weiß nit ob Jch verzuckt ] graußen nit weiß wo ich bin. Wo bin ich dan? Jch weiß nit, ob ich verzückt b grauſen nicht weiß wo ich bin / wo bin ich denn / ich weiß nicht ob ich vorzücket C ſey / oder ] ſeye, oder b 204
278
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
träumet: Vnd ſihe / Jch ] träumet? Vnd ſiehe! Jch b dreumet / vnd ſiehe / ich C einen ] ein b zween Köpffen / vnd ] zween köpffen, vnd b zweyen Köpffen / vnd C auff ] vnter b vff C 205 Bruſt hat Er ein Burgundiſch ] bruſt, hatte er ein Burgundiſch b Bruſt hatte er eine Burgundiſche C Bottenbüchs. ] Bottenbüchs? b nam ] nham b Schwerdt deß Königreichs Böhmen / vnd ] schwerdt des Königreichs Böhmen vnd b Schwerdt / des Königreichs Böheimb / vnd C darmit zerfetzen: Aber ] darmit zerfetzen. Aber b damit zerfetzen; Aber C 206 der Löw lieff jhm vnder / brach ] Der Löw lief ihn vnder, brach b der Löwe lieff jhn vnter / bracht C Streich / griff ] streich, grieff b griff dem ] grieff den C Gefeß / riß jhm ] gefäß, rieß ihm b Gefäß / er rieß jhm C 207 Schwerdt ] schwerdt b klawen / vnd ] klawen vnd b Klawen / vnd C jhn ] ihn b ſeinem eigenen Wehr / daß ] ſeinem eignen wehr, das b ſeiner eignen Wehr / daß C federn darvon ſteubten / vnd ] federn daruon ſtäubten: vnd b Feder darvon ſtübten / vnd C 208 jedermenniglich daß Wapen / ſo] Jedermenniglich das wappen, ſo b jedermänniglich das Wapen / ſo C Federn zuvor ] federn zuuor b bedeckt ware / ſehen ] bedecket wahr, ſehen b bedecket wahren / ſehen C köndte. Vnd ſihe / der ] könnte. Vnd ſiehe! Der b kondte vnd ſiehe / der C 209 Vogel / ware anders nichts / alß ] Vogell wahr anderst nichts, als b Vogel wahr anders nicht / alſo C Spanniſch Wapen / mit ] Spaniſch wapen mit b Spanniſch Wapen mit C federn vmbgeben vnd ] federn vmbgeben. Vnd b Feddern vmbgeben / vnd C 210 ſelbſt nur ] ſelbſten nur b ſelbſt / nur C bloſſes Schaweſſen. Aber ein Beer ] bloßes schaueſſen. Aber Ein Beer b bloſſes Schaweſſen / aber ein Bäer C kam / nahme ] kam, nahme b kam / nam C groſſer ] großer b 211 ſinceration ] synceration b Sinceration C an / gegen dem Löwen. ] an gegen dem Löwen: b an / gegen den Löwen. C Löw / alß ein Muthig/ Heroiſch / vnd ] Löwe, als ein Muttig Heroiſch vnd b Löwe als ein Mutig / Heroiſch / vnnd C gar nit mißtrewig / oder argwöniſch ] gar nit mißtrauich oder argwöniſch b gar nicht miß 212 trauig oder argwohniſch C Thier / trawete jhm: Aber ward ] Thier, träwete ihm, aber wurdt b jhm wider ] ihm wieder b jhm wieder C zuverſicht / durch ] zuuerſicht, durch b zuverſicht durch C Argliſt vberfallen ] argliſt vᵉ berfallen b 213 verjagt: Da bekam ] veriagt{…} Da bekahm b verjagt. Da bekam C Adler wider ] Adler wieder b Adeler wieder C
3. Apparate
279
Hertz / verflucht vnd ] hertz. Verfluchet vndt b die jenigen offentlich / die ] dieienigen offentlich, die b Er ] er bC Blutregiſter vorlengſt ] blut regiſter vorlängſt b Blutregieſter vorlängſt C auffgezeichnet: Aber ] vffgezeichnet: aber b bißhero / wegen ] bißhero, wegen b bißhero wegen C anderer / nit angreiffen dörffte. Vnd ] anderer nit angreiffen dörffen. Vnd b anderer / nicht 215 angreiffen dörffte / vnd C Baſiliſc ſchickte ein Heiligen Glantzman ] Baſilisc ſchickte ein heylgen Glantzman b Baſilißke ſchickte einen heiligen Glentzman C auß / dem ] auß. Dem b Pariſiſche Damoiſellen ] Pariſche Domaſellen C 216 Saum ] saum b kleidts/ vnd ] kleydts. Vnd b Kleides/ vnd C Eine drunder ] eine darunder b eine darunter C krafft ] Krafft C 217 Heiligthumbs / jhres Kindes ] heiligthumbs, ihres kindts b leichter: Welches ] leichter. Welches bC Heiligthumb ] heiligthumb b auff jhrer Beermutter ] vff ihrer beerMutter b auff jhrer BeerMutter C angebunden. Vnd dieſer H. Mann mußte dem Adler helffen lügen / durch ] angebunden. Vnd 218 dießer heilige Man muſte dem Adler helffen lügen: durch b angebunden / vnd dieſer heiliger Mann müſte dem Adeler helffen liegen / durch C Heilige weiß ſeiner lügen credit ] heilige Weiß ſeiner lüge credit b heilige Weiſe ſeiner Lugen
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credit C machen / Alle König vnd Fürſten zur Außrottung ] machen, Alle Könige vndt Fürſten zur außrottung b machen / alle Könige vnd Furſten zu außrottung C Vncatholiſchen ] vnCatholiſchen b bewegen / vnd auffwickeln. Nuhn wie kompts ] bewegen vnd vffwickeln. Nun wie kombt b be wegen vnd affwickeln. Nun wie kömpts C doch / dacht ] doch, dacht b Jch / daß jener allen zulauff / Fritz nirgend kein hülff hat? ] Jch, das Jener allen zulauff: Fritz nirgendt kein hilff hatt? C ich / das jener aller zulauff Fritz nirgendt kein Hülff hat? C Soll ] Sol C Wunder ſein / ſagt ] wunder ſein. ſagt b Wunder ſeyn / ſagte C Ohr / findet nicht ] ohr: Findet nit b Teuffel / alß ehe ] Teuffel alzeit eher b Teuffel / als er C gleichen / alß vnſer Herr ] gleichen. Als vnſer Herr b gleichen / als vnſer HErr C Bawren die Wein trincken / mercken ] Bauren. die wein trincken. mercken b Bawren die Wein trincken mercken C auch was ] auch, was b Schwartz oder Weiß ] ſchwartz oder weiß bC iſt. Haben lang geſagt / es werde ] iſt: haben lang geſagt: Es werde b iſt. Haben lange geſaget es wede C ergehen. Jeder Narr will ] gehen. Jeder Narr will b ergehen / jeder Narr wil C Prophet ſein / drumb ] prophet ſeyn: Drumb b Prophet ſeyn / drumb C
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Propheceyet / Doch Gott bleibt ] propheceiht. Doch Gott bleibt b Propheceyet / doch Gott bleibet C trew / ob ] trew: ob b 224 Menſchen ] menſchen b Mammelucken werden / vnd ] Mamelucken werden. vnd b Mamlucken werden / vnd C mit ] nicht C nuhr niemands / Jch ] nur Niemandts. Jch b nur niemands ich C 225 rathe ] rhate b jhm / er ] ihm, er b verrähtet ſich ſonſt ] verräht ſich ſonſt b verräth ſich ſonſte C ſelber / daß ] ſelber, das b ſey: Dann ] ſey. Dan b ſey. Dann C entſchuldigt / ehe ] entſchuldiget, ehe b entſchüldiget / ehe C 226 beſchuldigt wirdt / iſt ] beſchuldigt würdt, iſt b beſchüldiget wird / iſt C vnſchuldig ] vnſchüldig C aber nit ] nit aber b nicht C ding / zu ] ding. zu b ding zu C friedens zeiten groſſe Bündnuſſen ] FriedensZeiten große Bündtnus b friedens Zeiten 227 groſſe Büntnüſſen C machen / zu noth vnd Kriegszeiten dieſelbe brechen? Aber ] machen: zu noth vnd kriegsZeiten dieſelbe brechen? Aber b machen zu Gott vnd Kriegs Zeiten dieſelben brechen / aber C Horn blaſen / da ] horn blaßen, da b 228 ſtrack den einen verdreußt / wann ] ſtracks den einen verdreußt, wan b ſtrack dem einen verdreuſt / wenn C ſtärcker ] ſtercker C 229 bläſet / alß er ] bläßet, als er b dläſet / als Er C Mann ] Man bC zu / viel verheiſſen ] zu, viel verheißen, b verſprechen. Wie verrede Jch ] verſprechen, wie verrede ich b verſprechen / wie verrede ich C 230 halten laut ] Haltet / lautet C jeder wohl / das alle defenſion beſtehet in reſiſtendo nit ] Jeder wohl das alle defenſion 231 beſtehet in reſistendo, nit b jeder wol / daß alle Defenſion beſtehet in reſiſtendo nicht C
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235
Aufrechte Antiqua in A. recedendo ] Aufrechte Antiqua in A. gehen / vnd im widerſtehen / nit im zu rück ] gehen vnd wiederſtehen: nit im zurückh b gehen / vnd im wiederſtehen / nicht im zurück C Dann ] Dan b defendirn will / der ] defendiren will, der C defendiren will / der C muß vor jhn / nit hinder jhn ſtehen. Aber vnſer defenſion werck vergleicht ] muß vor jhn, nit hinder jhm ſtehen, Aber Vnſer defension werckh vergleicht b mus vor jhm / nicht hinder jhm ſtehen / aber vnſer defension Werck vergleichet C böſen Fechtern / die pariren ] bößen fechtern die pariren b Kopff / wir pariren ] kopff: wir pariren b Land vnd Leuthen. Jch ] landt vnd Leuthen. Jch b Land vnd Leuten: Jch C rund / dann ] rundt. dan b verderben / man hat ] verderben, man hatt b Hauß vnd Hoff verpariret ] hauß vndt hoff verpariert b
3. Apparate
281
ſtill! Nit ſchwetz ] ſtill? Nicht ſchwätzt C viel / es ] viel; Es b grewlicher Adlicher zorn / in ] grewlicher adelicher Zorn in b gründlicher Adlicher Zorn in C Wormbſiſchen zeitung außgegangen ] Wormbſiſchen Zeittung außgangen b Wurmbſiſchen 236 Zeitung außgangen C an / er ] ahn Er b an er C 237 vber ] vᵉ ber b Haidelbergiſche Cantzeley Herren ] Heydelbergiſche Cantzley herren C Heidelbergiſch238 Cantzley Herrn C zornig: ſonſt ] zornig. Sonſt b zornig / ſonſt C Adlicher ] Adelicher bC wohl ] wol C Bawrs werth / vnd ] Bawren werth. Vnd b Baurens werth / vnnd C vergleicht ] vergleichet C 239 Adel ] Adell b Adeler ſehr wohl / glaub ] Adeler ſehr wohl glaub b Adler ſehr wol glaube C eins ] eines C 274 deriuirt. Vnd ] deriviret Vnd b deriviret, vnd C hat ] hatt b Vatter das gelehrt / ] Vatter das gelehrt / b Vater das gelehret / C 240
ſcapham ſcapham ] Aufrechte Antiqua in A. vocare. Vnd dieſer freyheit will ] vocare. Vnd dießer freyheit will b vocare, vnd dieſer Freyheit wil C Aufrechte Antiqua in A. gebrauchen / ſo lang ] gebrauchen, ſo lang b gebrauchen / ſo lange C ſie mir gedeyen mag / dann ] ich kann: Dan b ſie mir gedeyen mag / denn C 241 weiß vber ] weiß, vᵉ ber b vber ein Jahr ſein ] vbers Jahr ſeyn C ſein ] ſeindt b hier / vnd ] hier, vnd b Jnquiſition / ſo ] Inquiſition, ſo bC 242 ohne ] ohn C nicht ] nit b Nuhn müſſen wirs wohl glauben / weil wirs erlebt ] Nun müſſen wirs wohl glauben, weil wirs erlebt b Nun müſſen wir es wol gleuben / weiln wirs erlebet C haben / Principes ludere fœderibus, ut pueri aſt⟨r⟩agalis. Bleibt alſo nachmals ] … aſtaga lis … A haben. PRINCIPES ludere foederibus ut pueri astragalis. Bleibt alſo nachmahl b haben / Principes ludore fœdoribus ut pueri aſtragalis, bleibet alſo nochmals C Aufrechte Antiqua in A. darbey / ehe ] darbey. Ehe b 243 vnd zuvor ] vnd zuuor b vnnd zuvor C Ketzer ] Kätzer b Catholiſch / vnd ] Catholiſch: vnd b 244 Catholiſche / alle ] Catholiſche alle bC Spanniſch ſein ] Spaniriſch ſein b Spanniſch ſeyn C werden / kein ] werden Kein beſtändiger fried ] beſtendiger Friedt b beſtendiger Fried C Europa ] Europâ b
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
245 246
nimmer zu hoffen ] zu hoffen b zuhoffen C jhnen ] ihnen b Karten ] kahrten b huy verwerffen. Vnd ] hui verwerffen / vnd C vergeſſen / was ] vergeſſen, was b 247 vnſerer Vätter zeit ] vnſer Väter zeiten C Kayſer Carel / die ] Kayſer Carlen, die b Käyſer Carll / die C 248 Teutſchen ] Teutſche b Teudſchen C Fürſten / vnd ] Fürſten vndt b Pabſt / verwirreten ] Papſt. Verwürten b Papſt verwirreten C Welt. Jeder ] welt: Jeder b 249 hat ] hatt b hatte C Abgeſicht / vnd ſucht ] abgeſicht, vnd ſucht b abgeſicht / vnnd ſuchete C immer Plus Ultra ] jmmer plus ultra C Aufrechte Antiqua in A. macht ] machet b jhm / alß ein zweyter Alexander Magnus / faſt ] ihm als ein zweiter Alexander Magnus faſt b jhm als ein zweiter Alexander Magnus faſt C Welt ] welt b 250 eigen / vnd ] eng: vnd b eigen vnd C Monarchy mit Teutſchem Blut / gut vnd muht / den weg ] monarchi, mit teutſchem blut gut vnd muht den weg b Monarcheyen mit Teudſchem Blut / Gut / vnd Muth den Weg C dacht / wie Er ] dacht, wie er b gedachte wie er C 251 ſein temporalem ] ſeinen temporalem b Aufrechte Antiqua in A. Abſolutum Dominatum ] abſolutum dominatum bC Aufrechte Antiqua in A. 252 behielte / der ] behielte, der b jhm ] ihm b wackeln. Drumb knüppfte Er ] wackeln. Drumb knüppfte er b wackelen. Darumb knupffte er
C
Weltliche Potentaten / die jhm ] weltliche Potentaten, die ihm b ſonſt hetten ] hetten C 253 mächtig werden / vnd ] mächtig werden, vnd b mechtig werden / vnd C wachſen / zuſamen ] wachſen. Zuſammen b wachſen / zu ſammen C 254 vbrige ] vᵉ brigen b jhre ] ihre b Mundanos reſpectus, vnd Conſiderationes ] mundanos Reſpectus vnd Conſiderationes b mundanos reſpectus vnd conſiderationes C Aufrechte Antiqua in A. privatas ] Aufrechte Antiqua in A. dacht / wann ] dacht, wan b gedachte / wann C Jch nuhr vngeropfft darvon käme / Gott ] ich nur vngeropfft daruon keme. Gott b ich nur vngerupfft darvon keme / Gott C gebe wie ] gebe, wie b gebe / wie C 255 meinem Nachbawren ergehe ] meinem Nachbarn gehe b meinen Nachtbarn ergehe C Ander / wann Jch nur daß meine ſalvire / oder ] Ander, wan ich nur das meinige ſalvire oder b ander / wenn ich nur das meinige ſalvire / oder C wann Jch ] wan ich b wenn ich C 256 werde / vnd ſo fort an: Aber ] werde. Vnd ſo vort an. Aber b werde vnd ſo fort an. Aber C ſchaffte ſein werck ] ſchafft ſein werckh b ſchaffet ſein Werck C
3. Apparate
283
257
weiß / daß ] weiß. Das b Weiſe / das C Wort müſſen ſie laſſen ſtehn / vnd ] wort muſten ſie laſen ſthan vnd C Wort müſſen ſie laſſen ſtehen / vnd C kein danck ] keinen Danck C haben / vnd muſt noch ] hahn. Vnd muß noch b haben / vnnd muß nach C Kayſer ſelbſt / ſeinen Heiligen Vatter ] Kayßer ſelbſt, ſeinen heiligen Vatter b Kayſer ſelbſt 258 ſeinen heyligen Vater C Pabſt / endlich ] Pabſt endtlich b Pabſt entlich C nemmen ] nehmen C Jſt es ] Jsts b Neuer Absatz in C wunder / wann ] wunder? Wan b Wunder / wann C 259 jtzo wider zu gleichem ſchickt: Weil ] itzo wieder zugleichen ſchicket Weil b jetzo wieder zugleichen ſchicket / weil C ja ] ia b Teutſch Reich ] Teutſche Reich b Teudſche Reiche C daß Oeſterreich metamorphoſirt wirdt / vnd ] das Öſterreich, metamorphoſirt würdt: Vnd b das Oeſterreich Meta morphoſiret wird / vnd C Aufrechte Antiqua in A. weiters mehr reſtirt / Alß das ] weiters mehr reſtiret, alß das b weiter mehr reſtiret, als daß 260
C
vollend auff ] vollendt vff b Teutſchen Kayſerthumb prætendire: Jch ] Teutſchen Kayſerthumb prætendire. Jch b 261 Teudſchen Käyſerthumb prætentire. Jch C Aufrechte Antiqua in A. 262 kans ] kann es b nicht wehren: könnens ] nit wehren. Können es C nicht wehren / könnens C leiden / die Patres ] leyden, die Patres b leyden die patres C Aufrechte Antiqua in A.
263
patriæ & ] Patriæ & b Aufrechte Antiqua in A. Pr⟨o⟩tectores ] Prætectores A protectores bC Aufrechte Antiqua in A. libertatis Germanicæ ] Libertatis Germanicæ b Aufrechte Antiqua in A. ſein ſollen / vnd wollen / vnd ] ſein ſollen vnd wollen: Vnd b ſeyn ſollen vnd wollen / vnd C die / ſo ] die ſo bC Defenſores fidei ] Defensores fidei b Aufrechte Antiqua in A. 264 nennen / Aber Deſertores fidei ] heissen nennen: aber Deſertores fidei b nennen / aber deſertores fidei C Aufrechte Antiqua in A. 264–265 heiſſen: So mögen ſie es auch verantworten: Jch ] heiſſen So mögen ſie es auch verandtworten. Jch b heiſſen. Jch C geringſten ] geringſte C 266 einer / muß ] einer. Muß b dem Kefig bleiben / ſo ] dem Käffig bleiben, ſo b dieſem Kefich bleiben / ſo C will / Alſo muß Jch mit zwitzeliren / was ] will. Alſo muß ich mit zwitzeliren, was b will / alſo muß ich mit zwintzeliern / was C groſſen Vögel ] Große Vögell b 267 vor pfeiffen: Können ] vorpfeiffen. Können b vorpfeiffen: Können C Teutſche ] Teudſche C Fürſten / Grafen vnd Herrn ] Fürſten. Graffen vndt Herren b Fürſten / Graffen vnd Herren / vnd fürnehme Städte C vertragen / daß ] vertragen das b
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
jeden Spanniſchen Geißhirdten zu gebott ſtehn ] Jeden Spaniſchen Geißhirten zu gebott ſtehen b jeden Spanniſchen Geiſthirten / oder Römiſche Kuttenhengſte zu Gebot ſtehen C Jchs / der ] ichs (:der b ichs der C daß / nie ] das nie bC vber den ] vᵉ ber b Schäffer Stab kommen / noch ] schäfferſtab kommen:) noch b Schäfferſtab kommen bin / noch
C beſſer ] beſſers C 270–273 Datum … coguntur. ] Größere Schrift als Textbasis in A. Aufrechte Antiqua in A. im Mannsfeldiſchen Läger / in ſ⟨i⟩gnor Aretini, parrhiſiaſtis ] … ſeignor … A im 270 Manßfeldiſchen läger in Signor Aretini Parrhiſiaſtis C Jm Manßfeldiſchen Läger In ſignor Aretini parrhiſiaſtis C Principum, Zelten / Anno ] principum, Zellten Anno C incarnati, & ] incarnati. Et b incarnati & C 271 furentis, tertio; quo ] Furentis Tertio, quo b tertio; quo ] tertio: quo b delirant, Principes ] delirant: Principes b delirant, principes C ſedent, ſapientes ] ſedent: Sapientes b tacent, omnes ] tacent: Omnes b 272 AntiChriſto ] Antichristo b Antichriſto C dormiunt, Balaami Cœcutiunt, ] dormiunt. Baalami cœcutiunt: b dormiunt, Baalami cœcutiunt C & ] Et b
b) Varianten EFG zu H1 Titel und Struktur E: ⟨I⟩
Quotlibetiſches | Welt-Kefig: | Darinnen das gegenwertige Weltgetüm- | mel / Gehümmel vnd Getrümmel / Wüthen vnd Toben / | Jrren / Wirren vnd Sinceriren, Liegen / Triegen vnd | Kriegen / gleich alß in einem Spiegel zuſehen. | Ridentem dicere verum, nil vetat, & prodeſt. | [Abbildung: kugelförmiger Drahtkäfig mit Vögeln und Insekten,
der mithilfe einer dreizehngliedrigen Kette an einer Wolke hängt; Vogel links oben einfliegend] | Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. | Getruckt im Groſſen
⟨II⟩ ⟨IV⟩ ⟨V⟩ ⟨VI⟩ ⟨VII⟩
WunderJahr.
Symbolum Turbatorum Imperij Romani. | Wills Reich nit unſer Erblich ſein / | So wolln wirs ehe gar werffen ein: | Was habn wir auch das Reich zu ſchützen / | Darvon wir haben keinen nutzen? Quotlibetiſches Weltkefig. | Ridentem dicere verum, Quid vetat? Extract auß der Jnstruction Pabst Pij V. […] – Lautet auff Teutsch also: […] EXCERPTA HUBERTI THOMÆ LEODII […] – Translatio Extracts, Auß Huberti Thomæ Leodij vierdtem Buch / ſeiner Geſchicht […] PROSOPOPOEIA FRIDERICI BOHEMIÆ REGIS, &c. […]
Titel und Struktur F1: ⟨I⟩
Quotlibetiſches | Welt vnd Hummel Kefig: | Darinnen das jetziger Zeit gegenwertiges tyranniſi- | rende / rauberiſche Weltgetümmel / Gehümmel vnd Getrümmel /
⟨II⟩ ⟨III⟩
⟨IV⟩ ⟨V⟩ ⟨VI⟩ ⟨VII⟩
3. Apparate
285
wü- | ten vnd toben / jrren / verwirren / ſynceriren, liegen / triegen / vnnd kriegen / | gleichſam als in einem klaren Spiegel vor Augen geſtellet / | vnd erwieſen wird / | Daß in Teutſchland kein beſtändiger Fried zu hoffen / ehe vnd zu- | vor die Ketzer alle gut Catholiſch ſeyen. | Dem hochbetrangten Vatterland Teutſcher Nation zur hochnöthig- | ſten Warnung wolmeynend in Truck gegeben. | Ridentem dicere verum, nil vetat, & prodeſt. | [Kupfer: kugelförmiger Gitterkäfig mittels neungliedriger Kette an Wolke hängend, ein Vogel rechts oben einfliegend, drinnen Vögel und Hummeln] | Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. | Getruckt im groſſen Wunder Jahr / | [Trennstrich] | M. DC. XXXII. Symbolum Turbatorum Imperii Romani. | Wils Reich nicht vnſer erblich ſeyn / | So wolln wirs ehe gar werffen ein: | Was haben wir auch das Reich zu ſchutzen / | Davon wir haben keinen Nutzen. An den Leſer. | LJeber Leſer / dieſes Weltkefig iſt Anno 1623. zu | Cölln / oder wie etliche halten / zu Mäyntz getruckt worden / ſel- | biger Zeit hat mans noch nicht verſtehen wollen. Weil es nun | der Sachen Außgang allenthalben bekräfftigt / ſo leget mans wider | auff. Lieber Leſer / beſihe es durch / wann du anderſt ſehen kanſt / vnd | dir die Augen nicht verpicht ſeyn / vnd ſag mir / ob dieſes Tractätlein | nicht die pur lautere Warheit ſeye. Quotlibetiſches Weltkefig. | Ridentem dicere verum, Quid vetat? EXTRACT Auß der Jnstruction Pabsts Pij V. […] – Lautet auff Teutsch also: […] Excerpta Huberti Thomæ Leodii […] – Translatio Extracts, Auß Huberti Thomę Leodii vierdtem Buch / ſeiner Geſchicht […]
PROSOPOPOEIA FRIDERICI BOHEMIÆ REGIS, &c. […]
Titel und Struktur F2: ⟨I⟩
⟨II⟩ ⟨III⟩
⟨IV⟩ ⟨V⟩
Quotlibetiſches | Welt vnd Hummel Kefig: | Darinnen das jetziger Zeit gegenwertiges tyranniſi- | rende / rauberiſche Weltgetümmel / Gehümmel vnd Getrümmel / wü- | ten vnd toben / jrren / verwirren / ſynceriren, liegen / triegen / vnnd kriegen / | gleichſam als in einem klaren Spiegel vor Augen geſtellet / | vnd erwieſen wird / | Daß in Teutſchland kein beſtändiger Fried zu hoffen / ehe vnd zu- | vor die Ketzer alle gut Catholiſch ſeyen. | Dem hochbetrangten Vatterland Teutſcher Nation zur hochnöthig- | ſten Warnung wolmeynend in Truck gegeben. | Ridentem dicere verum, nil vetat, & prodeſt. | [Kupfer: kugelförmiger Gitterkäfig mittels Kette an Wolke hängend, ein Vogel rechts oben einfliegend, drinnen Vögel und Hummeln] | Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. | Getruckt im groſſen Wunder Jahr / | [Trennstrich] |
M. DC. XXXII. Symbolum Turbatorum Imperii Romani. | Wils Reich nicht vnſer erblich ſeyn / | So wolln wirs ehe gar werffen ein: | Was haben wir auch das Reich zu ſchutzen / | Davon
wir haben keinen Nutzen. An den Leſer. | LJeber Leſer / dieſes Weltkefig iſt Anno 1623. zu | Cölln / oder wie etliche halten / zu Mäyntz getruckt worden / ſel- | biger Zeit hat mans noch nicht verſtehen wollen. Weil es nun | der Sachen Außgang allenthalben bekräfftigt / ſo leget mans wider | auff. Lieber Leſer / beſihe es durch / wann du anderſt ſehen kanſt / vnd | dir die Augen nicht verpicht ſeyn / vnd ſag mir / ob dieſes Tractätlein | nicht die pur lautere Warheit ſeye. Quotlibetiſches Weltkefig. | Ridentem dicere verum, Quid vetat? EXTRACT Auß der Jnstruction Pabsts Pij V. […] – Lautet auff Teutsch also: […]
286 ⟨VI⟩ ⟨VII⟩
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Excerpta Huberti Thomæ Leodii […] – Translatio Extracts, Auß Huberti Thomę Leodii vierdtem Buch / ſeiner Geſchicht […] PROSOPOPOEIA FRIDERICI BOHEMIÆ REGIS, &c. […]
Titel und Struktur G: ⟨I⟩
⟨II⟩ ⟨III⟩
⟨IV⟩ ⟨V⟩ ⟨VI⟩
Quotlibetiſches | Welt vnd Hummel Kefig: | Darinnen das jtziger Zeit gegenwertiges tyranniſirende / | rauberiſche Weltgetümmel / Gehümmel vnd Getrümmel / wü- | ten vnd toben / jrren / verwirren / ſinceriren, liegen / triegen / vnd kriegen / | gleichſam als in einem klaren Spiegel vor Augen geſtellet / | vnd erwieſen wird / | Daß in Teutſchland kein beſtändiger Fried zu hoffen / ehe vnd | zuvor die Ketzer alle gut Catholiſch ſeyen. | Dem hochbeträngten Vaterland Teutſcher Nation zur hochnö- | thigſten Warnung wolmeynend in Druck gegeben. | Ridentem dicere verum, nil vetat, & prodeſt. | [Kupfer:
kugelförmiger Gitterkäfig mittels Kette an Wolke hängend, ein Vogel rechts oben einfliegend, drinnen Vögel und Hummeln] | Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. | Gedruckt im groſſen Wunder Jahr / | [Trennstrich] | M. DC. XXXII. Symbolum Turbatorum Imperii Romani. | Wils Reich nicht vnſer erblich ſeyn / | So wolln wirs ehe gar werffen ein: | Was haben wir auch das Reich zu ſchutzen / | Davon
wir haben keinen Nutzen. An den Leſer. | LJeber Leſer / dieſes Weltkefig iſt Anno 1623. zu | Cölln / oder wie etliche halten / zu Mayntz gedruckt worden / ſelbiger | zeit hat mans noch nicht verſtehen wollen. Weil es nun der Sachen Auß- | gang allenthalben bekräfftiget / ſo leget mans wider auff. Lieber Leſer / beſiehe es | durch / wann du anderſt ſehen kanſt / vnd dir die Augen nicht verpicht ſeyn / vnd ſag | mir / ob dieſes Tractätlein nicht die pur lauter Warheit ſeye. Quotlibetiſches Weltkefig. | Ridentem dicere verum, Quid vetat? EXTRACT Auß der Jnstruction Papsts Pij V. […] Translatio Extracts, Auß Huberti Thomæ Leodij vierdtem Buch ſeiner Geſchicht […]
Titel und Struktur H1: ⟨I⟩
⟨II⟩ ⟨III⟩
Quotlibetiſches | Welt vnd Hummel Kefig: | Darinnen das jetziger Zeit gegenwertiges | Tyranniſirende / rauberiſche Weltgetümmel / Gehümmel vnnd Ge- | trümmel / wüten vnd toben / jrren / verwirren / ſynceriren, liegen / triegen / | vnd kriegen / gleichſam als in einem klaren Spiegel vor Au- | gen geſtellet / vnd erwieſen wird / | Daß in Teutſchland kein beſtändiger Fried zu hoffen / ehe | vnd zuvor die Ketzer alle gut Catholiſch ſeyen. | Dem hochbetrangten Vatterland Teutſcher Nation zur hochnöhtig- | ſten Warnung wolmeynend in Truck gegeben. | Ridentem dicere verum, nil vetat, & prodeſt. | [Holzschnitt: kugelförmiger Gitterkäfig mittels siebengliedriger Kette an Wolke hängend, ein Vogel links oben einfliegend, drinnen Vögel und Hummeln] | Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. | Getruckt im groſſen Wunder Jahr / | [Linie] | M. DC. XXXII. Symbolum Turbatorum Imperii Romani. | Wills Reich nicht vnſer erblich ſeyn / | So wolln wirs ehe gar werffen ein: | Was habn wir auch das Reich zu ſchutzen / | Davon wir haben keinen Nutzen. | [Linie] An den Leſer. | LJeber Leſer / dieſes Weltkefig iſt Anno 1623. an ſeinem | Ort getruckt wor den / ſelbiger Zeit hat mans noch nicht | verſtehen wollen. Weil es nun aber jetziger zeit der Sa- | chen Außgang allenthalben bekräfftigt / ſo leget mans wider | auff. Lieber Leſer / beſiehe
⟨IV⟩ ⟨V⟩ ⟨VI⟩ ⟨VII⟩
3. Apparate
287
es durch / wann du anderſt ſehen kanſt / | vnd dir die Augen nicht verpicht ſeyn / vnd ſag mir / ob dieſes | Tractetlein nicht die pur lautere Warheit ſeye? | [Schmuckfigur] Quotlibetiſches Weltkefig. | Ridentem dicere verum, Quid vetat? EXTRACT Auß der Jnstruction Papsts Pij V. […] – Lautet auff Teutsch also: […] Excerpta Huberti Thomæ Leodii […] – Translatio Extracts, auß Huberti Thomæ Leodii vierdtem Buch / ſeiner Geſchicht […]
PROSOPOPOEIA FRIDERICI BOHEMIÆ REGIS, &c. […]
Titel und Struktur H2: ⟨I⟩
⟨II⟩ ⟨III⟩
⟨IV⟩ ⟨V⟩ ⟨VI⟩ ⟨VII⟩
Quotlibetiſches | Welt vnd Hummel Kefig: | Darinnen das jetziger Zeit gegenwertiges | Tyranniſirende / rauberiſche Weltgetümmel / Gehümmel vnnd Ge- | trümmel / wüten vnd toben / jrren / verwirren / ſynceriren, liegen / triegen / | vnd kriegen / gleichſam als in einem klaren Spiegel vor Au- | gen geſtellet / vnd erwieſen wird / | Daß in Teutſchland kein beſtändiger Fried zu hoffen / ehe | vnd zuvor die Ketzer alle gut Catholiſch ſeyen. | Dem hochbetrangten Vatterland Teutſcher Nation zur hochnöhtig- | ſten Warnung wolmeynend in Truck gegeben. | Ridentem dicere verum, nil vetat, &
prodeſt. | [Holzschnitt: kugelförmiger Gitterkäfig mittels sechsgliedriger Kette an Wolke hängend, ein Vogel links oben einfliegend, drinnen Vögel und Hummeln] | Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. | Getruckt im groſſen Wunder Jahr / | [Linie] | M. DC. XXXII. Symbolum Turbatorum Imperii Romani. | Wills Reich nicht vnſer erblich ſeyn / | So wolln wirs ehe gar werffen ein: | Was habn wir auch das Reich zu ſchutzen / | Davon wir haben keinen Nutzen. | [Linie] An den Leſer. | LJeber Leſer / dieſes Weltkefig iſt Anno 1623. an ſeinem | Ort getruckt wor den / ſelbiger Zeit hat mans noch nicht | verſtehen wollen. Weil es nun aber jetziger zeit der Sa- | chen Außgang allenthalben bekräfftigt / ſo leget mans wider | auff. Lieber Leſer / beſiehe es durch / wann du anderſt ſehen kanſt / | vnd dir die Augen nicht verpicht ſeyn / vnd ſag mir / ob dieſes | Tractetlein nicht die pur lautere Warheit ſeye? | [Schmuckfigur] Quotlibetiſches Weltkefig. | Ridentem dicere verum, Quid vetat? EXTRACT Auß der Jnstruction Papsts Pij V. […] – Lautet auff Teutsch also: […] Excerpta Huberti Thomæ Leodii […] – Translatio Extracts, auß Huberti Thomæ Leodii vierdtem Buch / ſeiner Geſchicht […] PROSOPOPOEIA FRIDERICI BOHEMIÆ REGIS, &c. […]
27–547 Aufrechte Antiqua in EF1F2H1H2. Kursive Antiqua in G. Quotlibetiſches Weltkefig. ] Größere Schrift als Textbasis in H2. Ridentem dicere verum, Quid vetat? ] Größere Schrift als Textbasis in H2. BOtz! ] Initiale über drei Zeilen in E. Zierinitiale in H2. BOtz! Botz ] BOtz / Botz G deß ] des G lebetag ] lebtag E Was ] Jn Summa was E 30 Farben ] farben E ſchwartzer ] Schwartzer E auff ] vff G 31
27 28 29
288
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
wunder / ſie ] wunder ſie E Wunder / ſie FG würffen ] wurffen E über vnd über ] vber vnd vber EFG daß ] das G 32 rund ] rundt E nicht ] nit E als ] alß E auff ] vff G Puncten ] puncten E vnter einander ] vnder einander E vntereinander FG 34 längſt ] lengſt E an / wöllen ] an? wöllen E ] nit E 35 nicht Füſſen ] füſſen E Kopff ] kopff E länger ] lenger E 36 gewäret ] gewähret EFG als ] alß E ich glaub ich ] Jch glaub Jch E warlich ] wahrlich E 37 gemeynet ] gemeinet EG ſo guck ] ſo guk G Ey ] Ey nun E hinauß ] hinaus G 38 vnd ] vnnd F hinein ] hienein G Zäncker ] Zencker E einander ] ein ander G nicht ] nit E 39 vnd ] vnnd F ich ] Jch E Haarräuff ] harräuff E Harräuff G Hauffenweiß Todt ſchlägt ] hauffen weiß Todtſchlegt E hauffenweiß todt ſchlägt F hauffen 40 weiß todt ſchlägt G Jrrthen / die ] Jrrthen die E 41 GOTT ] Gott E GOtt FG Sperrschrift in H2. HERR ] Herr E Sperrschrift in H2. läſt ] leßt E Frieden ] frieden E könnten ] köndten E könten FG ſchwartze ] Schwartze E 42 ſein ] ſeyn FG ] Jch E 43 ich ſie wöllen ja alles allein in jhre Wänſt füllen / vnd deyet jhnen doch nicht an / ] ſie wöllen ja alles allein in jhre Wänſt füllen / vnd deyet jhnen doch nit an / E Fehlt in G. ſeyn gleichwol ] ſein einmahl E 44 ſpitzige zahnſtörichte Knebelbärt vnd Degen ] ſpitze zanſtörichte Knebelbärth vnd Dägen E 45
46
3. Apparate
jhre ] jre F Tück vnd Stück ] tück vnd ſtück E darunter ] darunder EFG Anſehen ] anſehen E 47 will ] wil FG wol ] wohl E 48 als ] alß E Spannen ] ſpannen E darunter ] darunder E herfür. Sie ] herfür Sie G vnnd ] vnd EFG 49 Leut ] leuth E überreden ] vberreden EFG Treck ] Dreck E Teutſchen / nemet ] Teutſchen. Nempt E Teutſchen / nehmt FG 50 Meyländern ] Meylendern E ] Ehe E 51 ehe eygenen ] eigenen EF eignen G Gelt ] gelt E Geld G nemen ] nehmen EFG abgeſtolen ] abgeſtohlen E 52 Reichſtätter Judentzern ] Reichſtetter / Judentzern E Reichſtetter Judentzern FG ] vnnd F 53 vnd ſeyn ] ſein EG deß ] des G Banckerottirens ] banckerottirens FG ] Vnd EFG Keine Marginalie in E und G. 54 Vnnd vorzeiten ] vor zeiten E Bad ] Badt E außſauffen ] außſanffen F vielleicht ] vieleicht G 55 vnnd ] vnd EFG Bäyeriſche ] Bayeriſche E Armaden ] Armada G Noht ] noth EF noht G 56 ich ] Jch E nicht] nit E wider gebe ] widergebe EG iſt ] Jst E Schand ] ſchandt E Spanien ] Spannien E 57 wol ] wohl E auch ] Auch E Schad ] ſchadt E Schand G Ceſſores ] Cesſores G ſeyn gemeiniglich ] ſein gemeinlich E als ] alß E 58
289
290
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Wo ] wo E hernemen ] hernehmen EFG mit ] Mit G ] Jhrs E 59 jhrs nicht ] nit EFG übrigs ] vbrigs EFG ] begeren E 60 begehren zu kriegen ] zukriegen G Gleichwol ] Gleichwohl E als ] alß E bekommen ] gekriegt EFG ] vber EFG 61 über Capitäyns ] Capitens E Fenderich ] Fehnrich E ] Beutet EG 62 beutet Schelmen ] ſchelmen E Feind ] feind G 63 nemen ] nehmen EFG zu beſorgen ] zubeſorgen E Finger ] finger E 64 muß ] mus G vnnd ] vnd EF Pennalboſſen ] Pennalpoſſen G will ] wil FG 65 Feder ] feder E Dinten ] dinten EG vnnd ] vnd EF Schreiberey ſo ] ſchreiberey / ſo E ſchreiberey ſo G ] feder E 66 Feder nicht ] nit EG zu thun / das ] zuthun / daß E zuthun / das G ] ſihet FG 67 ſiehet wol ] wohl E Fäuſt ] Feuſt E vnnd ] vnd EFG Burſch ] burſch G Buckel ] buckel G 68 Univerſtanden ] Vniverſtanden F Vniverſtanten G Fetzern / Steinhawern vnd Plautis ] fetzern / ſteinhawern vnd plautis G Krautwelſch ] krautwelſch FG 69 gemacht / das fünfffingeren ] gemacht? das fünfffingern E vollend ] vollent G gelernt ] gelehrnt E begreiffen ] begrieffen G 70 ſchwind ] ſchwindt E Hefft / Handhab oder Schnur ] hefft / handthab oder ſchnur E hefft / Handhab oder Schnur F hefft Handhab oder Schnur G
3. Apparate
291
71 Händen ] henden E wann ] wan EG aber nicht ] aber nit EFG newlich ] neulich G 72 Vnd ] vnd E nicht ] nit E meynet ] meinet G dieſem ] dieſen G 73 jetzo ] jtzo E Heydelberg (dieſe ] Heydelberg / dieſe E Heidelberg (dieſe G auß gekönnt.) Vielleicht ] außgeköndt. Vielleicht E außgekönt.) Vielleicht F ausgekönt.) Viel 74 leicht G kompt ] kommt G Straßburg ] Straßberg E wol ] wohl E 75 Cölln ] Cöllen E Leiptzig ] Leipitzg G 76 Quis ] Keine Marginalie in E und G. weiß ] weißt E Abenthewer ] Abendtheur E Abendthewer FG bringet ] bringt E 77 freundlich / niemand verſchmähet ] freundtlich / niemandt verſchmehet E wird endlich ] wirdt endtlich E 78 ſeyt ] ſeit EFG ] vnnd F 79 vnd davor ] darvor EFG Rulands Dägen ] Rülands dägen E RulandsDägen G Lätz / ob zwar bey jhnen … oder ob ſie rechts vnd lincks handlen werden ] Lätz E Lätz / ob 80 f. zwar bey jhnen die Tugent eben ſo wenig erbet als bey andern. Wir wollen e fahren / ob ſie noch die alte Lätz ſeyen / oder ob ſie letzs vnnd lincks handlen werden F Lätz / ob zwar bey jhnen die Tugend eben ſo wenig erbet als bey andern. Wir wollen erfahren / ob ſie noch die alte Lätz ſeyen / oder ob ſie letzs vnd lincks handeln werden G deß ] des G 82 wer ] were E nun ] nur EFG FRJTZ ] FRJtZ E Böhmerland ] Bömerland G Waſſer ] waſſer FG 83 were ] wehre E Männel ] Mennel E Vatter ] Vater G 84 Trunck Ringawer ] trunck Ringkawer E vnd ] vnnd F 85 gleichwol ] gleichwohl E Käyſer ] Keyſer EFG Krauthäupter ] Krautheupter E ſeyn ] fein EFG 86
292 87
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
als ] alß E vor längſt ] vorlengſt E vorlängſt G Steyrmarck ] Steyermarck E Steyrmarckt G prædeſtinirt ] prædeſtinirt E FRJTZ jhrer ſeyn ] FRJtZ jhrer ſein E 88 nicht ] nit E übel ] vbel EFG ich ] Jch E vnnd ] vnd EFG 89 nicht ] nit E ich ] Jch E ſauber vnd ſchön ] ſelber ſchon G 90 nicht ] nit E Weg ] weg E hinaußgangen ] hinauß gangen EFG Nemlich ] Nemblich E demſelben ] denſelben EFG 91 diſes ] dieſes EFG 92 glimmet ] gliemet EFG Staab ] Stab G 93 vnd ] vnnd F biß dahero ] bißdahero E ] des G 94 deß Papſts ] Bapſts EFG Vnnd ] Vnd EFG Vncatholiſche ] Vncatholiſchen EFG Feuer ] fewr E Fewr FG 95 vnd ] vnnd F daß ] das EG vnnd ] vnd EFG 96 wahr ] war FG eytele ] eitele E 97 ich ] Jch E leydigen ] leidigen E 98 jhrer ] jrer F jhre ] jre F blutige ] Blutige E Vmbläuffe der Zeiten ] vmbläuffe der zeiten E 99 bald ] Bald EF bald ] Bald EF bald ] Bald EF NiderTeutſchland ] NiederTeutſchland G 100 bald ] Bald EF Steyrmarck ] Steyrmarckt G bald ] Bald EF fortan. Vnd ] fortan Vnd F darumb / dieweil ] darumb dieweil E
3. Apparate
101
293
tauſendliſt ] Tauſentliſt EFG füreylenden ] füreilenden E ] lebzeiten E 102 Lebzeiten Vorfahren ] Vorfaren G deß ] des G 103 Æmiliani, zuvor ] Aemiliani zuvor E AEmiliani, zuvor G hierunter ] hierunder EFG wolmeynenden ] wolmeinenden EFG Rahtſchlags ] Rathſchlags FG 104 von … Hof ] Kleinere Schrift als Textbasis in E. 104 f. von ] Von EFG 104 ſucceſſion ] ſucceſsion E ſucesſion G deß ] des G Oeſterreich ] Oeſtereich G im Reich / vnd hierauff erfolgten Decrets am ] im Reich / vnd hierauff erfolgten Decrets am E Käyſerlichen ] Keyſerlichen EFG 105 Hof / gar ] Hoff / gar E Hoff gar F Käyſerthumb ] Keyſerthumb EFG damit ] Damit G Käyſer ] Keyſer EFG 106 Lebzeiten ] lebzeiten E jenſeyt ] jenſeit EFG hierzu ] Fehlt in G. als ] Alß E 107 HErren ] Herren E HErrn G Promovirung ] promovirung E Promovirung FG vnd ] vnnd F Exequirung ] Exequirung EFG Univerſal ] Vniverſal G 108 er ] Er E Antrettung ſeiner Erbländer ] antrettung ſeiner Erblender E ] eiferige E 109 eyferige Außrottung ] außrottung E vnnd ] vnd EFG ] vertreibung E 110 Vertreibung eygenen ] eigenen E Vnterthanen ] Vnderthanen EF Jſt nun dieſes am grünen Holtz geſchehen / ey was hat das dürre beſſers zugewarten gehabt? ] Jſt nun dieſes am grünen holtz geſchehen / Ey was hat das dürre beſſers zugewarten gehapt? E
Fehlt in G.
er ] Er E diſer ] dieſer EFG erwüntſchter ] erwünſchter EF erwündſchter G hochnöhtiger ] höchnötiger E hochnötiger FG Handel. Dieſem ] handel. Dieſem E Handel Dieſem F Handel / dieſem G adjungiren ] adjungiren EFG hujus ] huius F 113
111 112
294
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
GlaubensRitter ] Glaubens Ritter G deß ] des EG Heiligen ] heiligen FG Kriegsknechts ] Krigsknechts G Nemlich zur Außtilgung ] Nemblich zur außtilgung E 114 Vnglaubigen ] Vngläubigen EG nicht ] nit E ] Pabſt E Bapſt FG 115 Papſt Ferrners ] Ferners G Sophiſtiſchen Scopticum ] Sophiſtiſchen / Scopticum E 116 Vngersdorff ] Vngersdorf E Gottesdieb ] Gottsdieb EFG Claſſicum ] Clasſicum G 117 langgetroheten ] langgetröweten E belli ſacri, oder ] Belli ſacri oder E belliſacri, oder G præludiren, theils offentlich intoniren ] præludiren / theils offentlich intoniren EFG vnd ] vnnd F 118 Meyntz ] Meintz EFG Papſt ] Pabſt E Bapſt FG deß ] des EG Teutſchlands ] Teutſchenlands E 119 Saurteig ] Saurteyg FG Teyg ] Taig E aufftreibt ] auftreibt F hat. NB. er ] hat. (NB. Er E Rädlin ] redlin E nicht ] nit EFG Imperii ] Imperij E 120 vorbauen ] vorbawen EFG 121 vnd ] vnnd F Sinn ] ſinn E Meiſterlich ] meiſterlich E zu verbergen ] zuverbergen EFG vnd ] vnnd F Dieb / der ſelbſt voranlauffende / vor dem Nachjagenden vorher ſchrye / Haltet den ] Dieb / der 122 ſelbſt Voranlauffende / vor dem Nachjagenden vorher ſchrye / Haltet den F Fehlt in G. 123 Moguntina ] Moguntia E Moguntin G FRJTZ ] FRJtZ E 124 FRITZEN ] FRJtZ E FRJTZen FG er ] Er E Vatter ] Vater G 125 ich ] Jch E einmal ] ein mahl E überlegt ] vberlegt EFG berahtſchlagt ] berathſchlagt F beratſchlagt G 126 gehabt ] gehapt E daß ers mit der Pfaltz /] daß Ers mit der Pfaltz / E Kleinere Schrift als Textbasis in E.
3. Apparate
295
als deren er ] alß deren Er E ] gramm E 127 gram ſchon ] Kleinere Schrift als Textbasis in E. vorlängſt ] vorlengſt E vorlengſt FG Kleinere Schrift als Textbasis in E. alſo vorgehabt ] alſo vorgehapt E Kleinere Schrift als Textbasis in E. ſeyn ] ſein E FRJTZ die Cron ] FRJtZ die Kron E ] vnnd F 128 vnd verfolgete ] verfolgte EFG Vnterthanen zu beſchützen ] Vnderthanen zubeſchützen EF Vnterthanen zubeſchützen G jhnen ] jnen F er werde nicht ] Er werde nit E 129 ſeyn ] ſein E ers ] Ers E vnd werden ] vnnd werben F vrſach ] Vrſach FG langeſchöpfften ] Langgeſchöpfften E langgeſchöpfften FG 130 Rachmuht ] Raachmuth EF zu kühlen ] zukühlen G dermal ] dermahl E zu genügen ] zugenügen E Kalb ] Kalf E 131 Kuh ] Küyh E zu würgen ] zuwürgen EFG 131–136 Es ſagt mir einmal ein hohes Frantzen Mängen … vnd alſo deß Reichs Meiſter werden möch te. ] Es ſagt mir einmal ein hohes Frantzen Mängen: Wir wiſſens / vnd haben Nachricht an vnſers Königs Hoff / daß allein der König in Spanien gewehret / daß der Sachs nit König in Böhmen würde / weil er jhm entſeſſen / vnd nicht zu ſeiner Jntention / etc. Dargegen daß er den Pfaltzgraven zum König in Böhmen machen laſſen vnd befördert / als der 1. kein Kriegs mann / 2. nit mächtig / 3. jhm nahe geſeſſen / alſo daß er leicht in ſein Land kommen / vnd dardurch deß Rheinſtroms von oben an biß vnden auß ſich bemächtigen / vnd alſo deß Reichs Meiſter werden möchte. F Es ſagt mir einmal ein hohes Frantzen Mängen: Wir wiſſens / vnd haben Nachricht an vnſers Königs Hof / das allein der König in Spanien gewehret / daß der Sachs nit König in Böhmen würde / weil er jhm entſeſſen / vnd nicht zu ſeiner Jntention / etc. Dargegen daß er den Pfaltzgraven zum König in Böhmen machen laſſen vnnd befördert / als der 1. kein Kriegsmann / 2. nicht mächtig / 3. jhm nahe geſeſſen / alſo daß er leicht in ſein Land kommen / vnd dardurch des Rheinſtroms von oben an biß vnden auß ſich bemächtigen / vnd alſo deß Reichs Meiſter werden möcht. G Fehlt in E. Darumb ] Kein neuer Absatz in E. 137 Spanniſche ] Spaniſche G beſondern ] beſonderm EFG frolocken: Er ] frolocken / Er E Er … genommen ] Kleinere Schrift als Textbasis in E. 137 f. könnte ] köndte EFG 137 Zeitung ] zeitung E Zeittung G 138 diſe ] dieſe EFG daß der ] daß der E
296
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
FRJTZ ] FRJtZ E FRJtz F Käyſer ] Keyſer EFG Cron ] Kron E deß ] des G 139 Käyſers ] Keyſers EFG Nam ] Nahm EF Käyſers ] Keyſers EFG Freund ſeyn ] freund ſein E will ] wil G als ] alß E 140 deß ] des EG vnd ] vnnd F als deß ] alß des EG Käyſers ] Keyſers EFG 141 deßgleichen ] der gleichen E desgleichen G Tag ] tag E als ] alß EG zu viel ] zuviel FG will ] wil G 142 Käyſer ] Keyſer EFG ſeyn ] ſein E vnter ] vnder EF Namen ] Nahmen EG gelüſtet ] geluſtet E ] vbrigen EFG 143 übrigen wol ] wohl E längſt ] lengiſt E Churpfaltz ] Chur Pfaltz G gewäſſert ] geweſſert E Raht ] Rath FG 144 Gewolt / vnd ] Gewold vnd EFG Wort ] wort E zerbrochen? Sie ] zerbrochen. Sie E 145 Jetzo ] Jtzo EG fechtet vnd krieget ] Fechtet vnd Krieget E Feder ] feder E 146 gerähtet ] geräthet F geräth G gemeiniglich ] gemeinlich E Fäuſten ] Feuſten E bekannt / daß ] bekandt / das E bekandt / daß FG Hertzo⟨g⟩ ] Hertzog EFG Hertzotz H 147 Wilhelm ] Willhelm E Appetit gehabt ] appetit gehapt E ChurApffel ] Chur Apffel EG zu beiſſen ] zubeiſſen G 148 Pfaltzgraf ] Pfaltzgraff FG Newburg damals ] Newberg damahls E
3. Apparate
nemlich ] nemblich EF Montag / nach ] Montag nach G Anno ] Anno FG 149 Käyſer ] Keyſer EFG Churfürſten ] Churf. G deß ] des G proteſtiren ] proteſtiren EFG 150 bekannt ] bekandt EFG der Bayer ] die Beyer EFG Käyſer Wahlen ] Keyſer Wahlen EFG Churpfaltz ] ChurPfaltz G 151 proteſtirt, vnd ] proteſtirt / vnd E alles ] altrs F Schein ] ſchein E Churpfaltz ] ChurPfaltz G 152 Sie ] ſie G 153 ſeyn ] ſein E Nechſten ] nechſten E Newburger ] Newberger E näher ] neher EG als ] alß E Bayer ] Beyer G er ja nicht ] Er ja nit E 154 Königl. ] Kön. EG Königl F Mayſt. ] Mſt. E Mayeſt F May. G Spanien ] Spannien EF Recompens, mit ] recompens, mit E Recompens / mit F Vice‑Regnat ] Vice‑regnat E 155 deß ] des G Königsreichs ] Königreichs EFG Als hat er ] Alß hat Er E bettelechte ] bettelachte E zu bekümmern ] zubekümmern EFG 156 ſeyn ] ſein E vnd ] vnnd G Pfaltzgrafen ] Pfaltzgraven F ] neher E 157 näher Gottes ] GOttes G Außſpruch ] außſpruch E hierauß ] hieraus G 158 dieſe ] die G Leut ] Leuth EF ReichsConſtitutionibus ] Reichsconſtitutionibus E ] eine G 159 ein Jederman ] Jderman G ſich ] ſie EFG obſerviren, vnd ] obſerviren / vnd E obſerviren / vnd F
297
298 160
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
niemand / als ] niemandt / alß E zuwider ] zu wider E zu wieder G ſeyn ] ſein E heiſt ] heißt E ] mus G 161 muß Seite ] ſeite EFG excipiren, wann andere … Warumb thuſtu das? ] excipiren. E excipiren, wann andere ein 162 f. Feder vber den Tiſch abwerffen / iſt es ein KirchenDiebſtahl / wann ſie ein gantz Ploch abwerf fen / ſo darff niemand ſagen: Warumb thuſtu das? FG gibt ] giebt F 163 Handlung ] handlung E Tag. Jch ] Tag / jch G 164 Schulfüchſen ] Schulfuchſen E hinter ] hinder EFG ] vnd EG 165 vnnd diſputiren ] diſputiren EFG Häupter ] Heupter E 166 über ] vber EFG Geſätz ] Geſetze G dabey ] darbey EF FRJTZEN ] FRJtzen E 167 Spanniſche ] Spaniſche G 168 Corduwanmacher⟨.⟩ Man ] Cordubanmacher. Man E Cordubanmacher Man F Corduban macher. Man G Corduwanmacher Man H ] Vater G 169 Vatter Abſchied ] Abſchiedt E ] vnd EF Vnd G 170 vnnd Cron ] Kron E er ] Er E ⟨ſ⟩o ] ſo EFG so H ] vnnd G 171 vnd nicht ] nit E vnnd GOtt ] vnd Gott EFG Einfalt ] einfalt E gehandhabet. Was ] gehandthabet. Was E gehandhabet Was F 172 8. ] acht E er ] Er E er ] Er E eingebildet / er ] eingebildt / Er E 173 auß ] aus G Heydelberg ] Heidelberg G FRJTZ ] FRJtZ E ſelbigenmals dem Käyſer ] ſelbigen mals dem Keyſer EFG 174 Cron ] Kron E nemen ] nemmen EF nehmen G er ] Er E ſumma ] Summa EG 175
3. Apparate
299
Hund ] Hundt E will ] wil G find ] findt E Brügel. FRJTZ ] brügel. FRJtZ E FRJTZ ] FRJtZ E 176 ſeyn ] ſein E er ] Er E vnd ] vnnd F er nicht ] Er nit E dazu ] darzu EG 177 beſtimpt ] beſtimmt G Spanniſchen ] Spaniſchen G 178 Päpſtiſchen ] Bäpſtiſchen EFG Käyſeriſchen ] Kayſeriſchen E Keyſeriſchen FG Speyeriſchen ] Speyriſchen EF vnnd ] vnd EG ] Hoff EFG 179 Hof Beckermägdelein ] Beckermaidelin E Beckermägdlein G Tauſendkünſtler ] Tauſentkünſteler EF 180 dargegen ] dagegen E 181 deß ] des G FRJTZEN ] FRJtzen E FRJTZENS G vnd ] vnnd G zuvor auß ] zuvorauß E zuvor aus G ] handt E 182 Hand Kriegeriſche ] Krigeriſche G fortificiret, wann die Pfaltz im Sack were / den Sack darmit zu zuknüpffen ] fortificiret E fortificiret, wann die Pfaltz im Sack were / den Sack darmit zuzuknüpffen FG Pündner ] Pündtner E 183 wol ] wohl E als ] alß E 184 Veldlin ] Veltlin E es ] Es E 185 jhnen ] jnen F überlauffen ] vberlauffen EFG Glock ] glock E 186 nach dem ] nachdem G auffgethan ] aufgethan F 187 188 Utere ] Vtere G Zeile einfach eingerückt in E. ſervosque ] ſervoſque EF ſervoq G 189 Enſe ] Zeile einfach eingerückt in E. rotâ ] rota G 190 Solvite ] Zeile einfach eingerückt in E. 191 Reddite ] Zeile einfach eingerückt in E. 192 Et ] Zeile einfach eingerückt in E. Käyſer ] Kayſer E Keyſer FG 193 Garauß ] garauß EFG 194
300
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
deß ] des G Fewer ] Fewr EFG 195 Schwerd ] Schwerdt EG Erd ] Erdt E 196 Zahlt ] Zalt E 198 jhr ] Jhr E Teutſchen / gebt ] Teutſchen gebt EFG Stiffter; ] Stiffter / G 201 Ferdinand ] Ferdinandt E 202 Römiſch⟨e⟩n ] Römiſchen EFG Römiſchn H 203 Teutſchland ] Teutſchlandt E deß ] des G 204 arme ] armen G Pündner ] Pündtner E mißthan? Haben ] mißthan: Haben E ſie ] Sie E Käyſer ] Kayſer E Keyſer FG 205 Cron genommen ] Kron geſtolen E minderjährige ] minder jährige FG zu thun ] zuthun EFG 206 Weſen ] weſen E zu thun ] zuthun EFG Hugenoten ] Hugenoten E ] jhren G 207 jhrem Cron ] Kron E müſte ] müßte E in ] zu G ſeyn ] ſein E ] Er E 208 er Holänder ] Holender E Spannien ] Spanien G zwölff Jahren ] 12. jahren G 209 gehabt / vnter ] gehapt / vnder E gehabt / vnder F gehabt / vndrr G Hand ] Handt E vnd ] vnnd F Jnnſigel. Jetzt ] Jnſigel: Jtzt E Jnſigel. Jetzt F Jnſiegel. Jtzt G erkläret ] erklärt EFG 210 er ] Er E rahte ] rathe F L.S. ] LS E geheiſſen Locus ] geheiſſen. Locus E jetzo ] jtzo EG 211 heiſt ] heiſſet E Jſt nicht wol zu trawen … quam ſuis artibus ] Lauter Schelmerey E Jſt nicht wol zu tra 211 f. wen / wir ſeynd ſchlimme / daß wirs jhnen nit wider ſo machen. Dann es heiſt: Nemo melius vincitur, quam ſuis artibus F Jſt nicht wol zutrawen / wir ſeynd ſchlimme / daß wirs jhnen
3. Apparate
301
nicht wider ſo machen Dann es heiſt: Nemo melius vincitur, quam ſuis artibus G Kleinere
Schrift als Textbasis in E.
vnnd ] vnd EG ſeyn ] ſein E Gewalt ] gewalt E 214 güte ] Güte G 215 reimbt ] reumbt EG reimet ] reumet E ſeyn ] ſein E 216 ſervanda ] ſeruanda F Glauben ] glauben E zu halten ] zuhalten G ſie ] ſie zumal E anfaſſen vnd ] anfaſſen / vnd E außwurtzeln ] außwurtzlen EF 217 vnnd ] vnd EFG auff ] auff ein F nicht ] nit F doppelter ] doppeler EFG Mühe / vnd ] mühe: vnd E nicht ] nit E Univerſal ] Uniuerſal F Vniverſal G 218 Religionswerck ] Religions Werck G muß ] mus G Vrſach vom Zaun ] vrſach vom zaun E vnd ] vnnd F auffhören ] auff hören G 219 recht. Et ] recht: Et F jhnen ] jnen F 220 Backen ] backen E 221 ſchlägt ] ſchlegt E ſchlecht G Friedlebens ] friedlebens E Schottland ] Schottlandt EFG 222 Jhn ] jhn G vnnd ] vnd EF 223 vnnd ] vnd E ſamptlichen ] ſämptlichen G Ständen ] Stenden E gen ] gehn EF wollen? hat ] wollen: hat E ] Kron E 224 Cron Jch ] jch G Frombkeit ] frombkeit E Frömmigkeit G halben / das ] halben / daß E halben das G ] leben E 225 Leben ſoll ] ſol G ich ] Jch E
213
302
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
ſagen? man ] ſagen / man E darmit ] damit G vnnd ] vnd EFG jetzt ] Jtz E jtzt G 226 Mäintz ] Meintz EFG bald ] baldt E jhr ] ihr F wiſt ] wißt EFG woll ] wol EF wohl G Digby,) bald ] Digby?) baldt E Jetzo ] Jtzo EG 227 ſtehet ] ſteht EFG drauff daß ] druff / daß EG druff / das F dem Conſpiration Tag ] den Conſpirationtag G Cöllen / vollend ] Cölln vollend G 228 überhaupt ] vberhaupt EFG der ] Der G nicht ] nit E läſt ] leßt E läßt F ] jederman EF jderman G 229 jedermann ligen ] liegen G will ] wil G abſchüttelen ] abſchütteln G will ] wil G rütteln ] rüdeln EFG ] nit E 230 nicht jhn ] jn F endlich gar freſſen ] riechen E 230–232 kompt / will ich nicht viel … wie geſchäfftig ] kompt / Jch weiß / ich will auch einem ins kraut ſcheiſſen: der kraut Schulttheiß dictus fidelis, iſt doch nur ein Heuchler mit / wie geſchefftig E kompt / will ich nicht viel vff der Leimſtangen mit der Gänß Geyſſel lauffen / wie jener Gezwitterte / der Füchß vnd Haaſen zugleich beiſt / vnd alſo beyderſeits ein Heuchler iſt / wie geſchäfftig F kömmt / wil ich nicht viel vff der Leimſtangen mit der Gänß Geyſſel lauffen / wie jener Gezwitterte / der Füchß vnd Haſen zugleich beiſt / vnnd alſo beyderſeits ein Heuchler iſt / wie geſchäfftig G Friedenmachen erzeiget ] Friedmachen erzeigt G 232 bley / wie ] bley wie EFG 233 Päpſtiſche ] Päbſtiſche E Bäpſtiſche FG Beſchiß ] beſchiß E ich ] Jch E länger nicht ] lenger nit E 234 Beſchiß … Menſchentand. ] Menſchentant. E Kleinere Schrift als Textbasis in G. 235 f. wird ] wirdt E 235 Lieber / wer ] Lieber wer G 237 nicht ] nit E will ] wil G auch mich nicht ] mich auch nit E
238
3. Apparate
möcht ] mögt G ligen ] liegen G nicht ] nit E Säwen ] Sewen E 239 Bayern ] Bayer E hetten ] hatten EFG Lands ] Landes G nicht ] nit E weiß ] weis G ich ] Jch EF vielleicht ] vieleicht G vnſern ] vnſere EFG 240 Säwmandeln ] Sewmandeln E Eychel ] Eycheln E Lands art ] Landtsart E Landsart FG Eyd ] Ayd E Eydt G 241 Gottes / ſondern ] Gottes: ſondern E 242 deß ] des G wird ] wirdt E vnnd ] vnd EG ] regiren G 243 regieren als ] alß E Papſt / Käyſer ] Pabſt / Kayſer E Bapſt / Keyſer FG Spannier ] Spanier G Vnnd ] Vnd EFG heiſt ] heißt EF Man … Menſchen. ] Kleinere Schrift als Textbasis in E. 243 f. GOTT ] Gott EG Sperrschrift in H2. 244 als ] alß E Sein ] Seyn G vnterthanen ] Vnderthanen EF Vnterthanen G 245 divinæ ] Divinæ E diuinæ F vnnd ] vnd EFG conditionibus ] Conditionibus G ſervatis ] ſeruatis F 246 Eydspflicht ] Aydespflicht E 247 vnd ] vnnd G ] Landts E 248 Lands zu verändern ] zuverendern E zuverändern FG Erbland ] Erblandt E darauß ] daraus G zu machen vnterſtehet ] zumachen vnderſtehet EFG offenbarer ] offenbahrer G Tyrann. Aber ] Tyrann Aber F 249 Vnterthanen ] Vnderthanen EF Widerſetzlichkeit ] widerſetzligkeit E Widerſetzligkeit F Wiederſetzligkeit G 250 nöhtiget ] nöthiget E nötiget FG
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
gratia ] gratiâ E Niderländer ] Niderlender E dann ſo groß ] denn ſo gros G ſeyn ] ſein E 251 Moyſes ] Moiſes E 252 patientia. dann ] patientia; dann E patientia, dann F patientia, dan G gehet ] geht E Brunnen ] Bronnen E nicht ein erbares Erbieten: Jetzo ] nit ein ehrbares erbieten: Jtzo E 253 Frieden ] frieden E Bündnern ] Bündtnern E ſie ſie ] ſie G ] vnnd G 254 vnd jhnen Land ] jnen Landt F wirds ] wirdts E Augen nicht ] augen nit E 255 Frieden ] frieden E Meyntz ] Meintz EFG Wien / zu ] Wien zu G 256 Jetzo ] Jtzo E andere ] anders G 257 zu verlieren ] zuverlieren G 257 f. / darnach werden wir von jenen den frieden haben ] / darnach werden wir von jenen den Frie den haben E Fehlt in G. Bayeriſche ] Bayriſche G 258 deß ] des EG Tylli ] Tilly EFG deß ] des EG Hälmſtättiſchen ] Helmſtettiſchen E Helmſtättiſchen F Helmſtätiſchen G 259 Territorii, an ] Territorij an G 259–261 Er … auffrichten ] Kleinere Schrift als Textbasis in E. nemlich / ſie ] nemblich / Sie E 259 gedämpfft ] gedempfft E 260 erwüntſchten ] erwünſchten EF Frieden beſtändig ] frieden beſtendig E ] daß E 261 das ſetzt ] ſetze E Gloſſa ] Gloſſa EFG vnd ] Vnd E Kleinere Schrift als Textbasis in E. nit eher: ] nicht eher G Kleinere Schrift als Textbasis in E. Alsdann ] Alßdann E 262 nemlich ] nemblich E Frieden ] frieden E Friden F ſeyn / wann ] ſein / wann E ſeyn / / wann G ] Spanien G 263 Spannien vnd ] vnnd F jmmer ] immer G
3. Apparate
264 Frieden ] frieden E vnnd ] vnd EFG Geſanden ] Geſandten E Geſanten G 265 zu machen ] zumachen G er ] Er E bereit ] Fehlt in G. wider ] wieder G Mitbrüder ] Mittbrüder E MitBrüder G ] vnnd G 266 vnd jetzo ] jtzo E daß ] das F er ] Er E nicht ] nit EFG er ] Er E hab ] habe G ] Pabſt E Bapſt FG 267 Papſt Eyd ] Aydt E er ] Er E Trident⟨inum⟩ ] Tridentinum E Trident. FG H exequiren ] exequiren E exequiren FG ] vmbſtendt E 268 Vmbſtänd J⟨ſt⟩ ] Jſt EFG Jch H Wochen ] wochen E ſolch ] ſolcher EF Fehlt in G. Käyſ. ] Keyſeriſcher E Keyſ. FG Fridensbott ] Friedensbott EFG ich ] Jch E nit ] nicht EG ſchwartz oder weiß ] Schwartz oder Weiß E 269 ſey ] ſeye EFG großBritannien ] Groß Britannien EF groß Britannien G verreiſet ] verreyſet F deſtoweniger ] deſto weniger G vnter deſſen Tylli ] vnder deſſen Tilly EF vnder deſſen G ſengt ] ſenget G 270 mach⟨t⟩ ] macht EFG mach H Neckergemünd ] Neckergemündt E trohet ] tröwet E 271 übrigen ] vbrigen EFG ] ergers E 272 ärgers zu thun ] zuthun EFG Frieden ] frieden E Friede G machen / wo ] machen wo G eine ] ein EFG jhre ] jre F 273 als ] alß E ich ] Jch E
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
274 nicht ] nit EFG ich ] Jch E vnd ] Vnd E ich ] Jch E ich ] Jch E diſe ] dieſe EFG ſtund ] Stund FG nicht ] nit FG ich ] Jch E Fehlt in G. dem ] den G 275 ich ] Jch E ſiehe ] ſihe FG ich ] Jch E zween Köpffen ] zwen köpffen E Bottenbüchs ] Bottenbüx E Botenbüchs G 276 nam ] name E beym Kopff ] beim kopff E ereylte ] ereilte EG Schwerd ] Schwert EFG deß ] des G vnd ] vnnd FG ] vnnd F 278 vnd Thier / deß Teutſchen ] Thier des Tertſchen G Gewä⟨ld⟩s ] gewälds E Gewälds FG Gewädls H vnd ] vod G ] jm F 279 jhm vnter ] vnder EFG ſtreich ] ſtraich E ſtreych FG Geſäß ] gefäß EFG jhm ] jm F Schwerd ] Schwerdt E Schwert F auß den klawen ] aus den Klawen G ] jhne E jn F 280 jhn eygenen ] eigenen EG Federn ] federn E darvon ] davon G vnd ] Vnd G jedermänniglich ] jedermeniglich E jedermenniglich F jedernänniglich G Federn bedeckt war ] federn zuvor bedeckt ware E 281 konnte ] kondte EG konde F vnd ] vnnd G ſihe der ] ſiehe / der E war ] ware E als ] alß E 282 Spaniſch ] Spanniſch EFG Wapen / mit ] Wapen mit G Federn ] federn E
3. Apparate
283 Schaueſſen ] Schaweſſen EFG Beer ] Bär EFG nam ] name E nahm G vnd ] vnnd G Synceration ] Sinceration EFG Löwen. Der ] Löwen Der F 284 Löw als ] Löwe alß E nit ] nicht G mißtrauig ] mißtrawig EFG argwöniſches ] argweniſches E trauete ] trawete EFG jhm ] jm F ] hierdurch E 285 hiedurch jm ] jhm EG einsmals ] einesmals E überraſchet ] vberraſchet EFG auß ] aus G vertrieben. Da ] vertrieben Da F 286 muht ] muth EF Muth G nit ] nicht FG diſſimulirt ] diſſimulirte E disſimulirt G zu verfluchen vnd ] zuverfluchen / vnd E zuverfluchen vnd FG 287 zu verbannen ] zuverbannen EFG er ] Er E Blutregiſter ] blutRegiſter E hatt / aber ] hatte: Aber E hatte aber F hatte / aber G 288 bißhero wegen ] bißhero / wegen E anderer nicht ] anderer / nit E anderer nit FG H. ] heiligen E 289 auß ] aus G devotion ſtücklein ] devotion, ſtücklein EF ] den G 290 dem H. Kleyds ] heiligen kleids E Kleids G Conde ] Condé E bande ] bante G ] vber EFG 291 über jhren ] jren F gieng ] ging G Krafft ] krafft E Kraft FG dieſem ] dieſen G alſobald ] alſo bald EFG Kinds ] Kindts E genaß. Vnd ] genaß / vnd G 292 H. ] heilige E Menſch ] Mnnſch G muſte ] mußte E Weiſe ] weiſe E
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V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Credit ] credit E Credit FG ] vnnd FG 293 vnd Außrottung ] außrottung E ⟨vnd⟩ ] vnd EF vnnd G auff H auffwicklen ] auffwickeln G ] kommts G 294 kompts Jch ] ich G Zulauff / FRJTZ ] zulauff / Fritz E Hülff ] hülff E 295 Soll ] Sol G ſeyn ] ſein E ſeines ] ſeins G als ] alß E 296 weiß ] weis G ] hinaus G 297 hinauß Jeder Narr will jetzo ] Jder Narr wil jtzt G ſeyn ] ſein E ] GOtt FG 298 Gott trew ] Trew E würden. Es ] würden Es F würden / es G ] Jch E 299 ich rahte ] rathe F verräht ] verräth EFG ſey. Dann ] ſey Dann G entſchuldiget ] entſchuldigt E beſchuldiget wird ] recht beſchuldigt wirdt E 300 nicht ] nit E Friedenszeiten ] friedenszeiten E ] Bündtnuß E 301 Bündnuß vnd ] vnnd F Vereinbarungen ] Vereinbahrungen G Kriegszeiten vnd ] Kriegszeiten / vnd E Noht ] Noth EFG zu viel ] zuviel FG 302 vnd ] vnnd F verdroß ] verdroſſe E ſtärcker oder ſchwächer ] ſtercker oder ſchwecher E 303 als ] alß E ſtehet ] ſteht E ich ] Jch E 304 Verſprechen ] verſprechen E Halten ] halten EFG wol daß ] wol / das E wol / daß F 305 Defenſion ] defenſion E Defenſion FG beſtehet ] beſteht E Widerſtehen ] widerſtehen E Wederſtehen G zurück ] zuruck E 306
3. Apparate
309
defendiren ] defendiren E defendiren FG will ] wil G jhm ] jhn EFG hinter jhm ] hinder jhn EFG 307 defendirt, wie ] defendirt / wie EF defendirt wie G Mäuß ] Meuß E vnd ] vnnd F Defenſionwerck ] Defenſion werck E Defenſionwerck FG 308 Fechter / der ] Fechter der G pariret ] pariret EFG pariren ] pariren EFG ] Landt F 309 Land Leuten ] Leuthen EFG Hof ] Hoff EFG 310 verpariret ] verparirt E verpariret FG nicht ] nit E zu viel! Was ] zuviel! Was EF zuviel. Was G Witzige vnnd Narren ] witzige vnd narren E einerley ] eynerley F hievon ] hiervon EG Spott ] ſpott E Spot G 311 für / es ] für / Es E für es G Zorn ] zorn E Zeitung ] zeitung E ] etwan EFG 312 etwann ſeinem ] ſeinen G Geſchlecht ] geſchlecht E gehabt / oder ] gehapt oder E gehabt / oder G Vielleicht ] Vieleicht G 313 etwann ] etwan EFG Vatter ] Vater G er ] Er E Höltzlin ] höltzlin EF höltzlein G Witzerſeuffte ] witz erseuffte E witzerſeuffte G 314 Mundloch ] Mundtloch E Prælaten / Biſchoff vnd Fürſten ſchnitzelt / Er ] Prælaten Biſchoff vnd Fürſten ſchnitzelt. Er E Prælaten / Biſchoff vnnd Fürſten ſchnitzelt Er F Prälaten ſchnitzelt Er G ] meinet E meinte FG 315 meynte deß ] des EG Laſt ] laſt E lige ] liege EFG Achſeln; vnd ] Achſeln: vnd E Achſeln; vnnd F Achſeln / vnd G er ] Er E jhn ] jhm G 316 Boden ] boden E Juncker ] Junckher EF ] nit E 317 nicht
310
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
gelauffen ] geloffen EF nicht ] nit E über ] vber EFG hinauß ] hinaus G gehet ] geht E gehet er FG der ] Fehlt in F und G. Bawrenknopff ] Baurenknopff EF er ] Er E über ] vber EFG Adeliſcher ] Adelicher EFG 319 Bawren ] Bauren EF 320 werth; vnd ] werth: vnd EFG vnnd ] vnd EF 321 deriviret ] deriviret E deriuiret F derivirt G beſchluß mein ] beſchluß / mein E Beſchluß / mein FG Vatter ] Vater G michs ] mich G gelehret Scapham ] gelehret / Scapham EF gelärt / Scapham G Ding ] ding E nach ] mit EFG ] Nahmen G 322 Namen will ] wil FG ich ] Jch E über ] vber EFG ſeyn die Spanier ] ſein die Spannier E 323 vnnd ] vnd EFG Bäyern ] Bayer E Bayern G alsdann ] alßdann EFG ] Vnder E 324 Vnter erlebt ] erlebet G 325 juramentis ] iuramentis F Bleibet ] Bleibt E vnnd ] vnd EG 326 ſeyn ] ſein E beſtändiger ] beſtendiger E Fried ] Friede G Europa ] Europâ E zu hoffen ] zuhoffen EG 327 vnnd ] vnd EFG ſeyn ] ſein E könnten ] köndten E könten FG ſeyn ] ſein E 328 hinauß ] hinaus G ] begert E begehrt G 329 begehret als ] alß E begehrt ] begert E haben. Böhmen / vnd ] haben Böhmen / vnd F haben. Böhmen vnd G
318
3. Apparate
311
Ober: ] Ober G NiderPfaltz ] Nider Pfaltz E NiederPfaltz G viel ] Neun E neun FG 330 ReichsStätt ] Reichſtätt E Reichsſtädt F Reichsſtät G darzu: Was ] darzu: was E dazu / was G wollen ] wöllen E vnerſättigten vnd vnverſöhnlichen ] vnerſettigten vnd vnverſönlichen E nicht ] nit E 331 gnug: Es ] genug Es G am Fritzen wird ] Am Fritzen wirdt E ] Jch EG 332 ich Hut voll Fleiſch zu Pfand ] hüt voll fleiſch zu pfandt E GOTT ] Gott EG GOtt F Keine Marginalie in E und G. 333 weiß ] weis G wird ] wirdt E nicht ] nit E Leuten ins Elend ] Leuthen ins Elendt E 334 jhn ] Jhn E ] aus G 335 auß auß ] aus G nicht ] nit E gute fromme ] gut fromm E Leibs vnd Lebens / auch ] leibs vnd lebens auch E 336 Leuten nicht ſicher ſeyn ] Leuthen nit ſicher ſein E vnter deſſen er ] vnder deſſen Er E 337 Namen ] Nammen E als thät ] alß that E Käyſer ] Keyſer EG jhm ] Jhm E 338 Vrſach ſeyn ] vrſach ſein E Hauß ] Haus G Zuflucht ] zuflucht E 339 Freyheit / ſo ] Freyheit ſo EG das der Danck ] daß der danck E zu gewarten ] zugewarten EG 340 nemlich ] nemblich EG ſoll ] ſol FG 341 vntertruckt ] vndertruckt E vnterdruckt FG vnnd ] vnd EFG Alſo wird die Winde / die den Klotz erhöhet vnd auffwindet / von demſelben in den Koht ge truckt. ] Alſo wird die Winde / die den Klotz erhöhet vnd vffwindet / von demſelben in den Koth getruckt. F Alſo wird die Winde / die den Klotz erhöhet vnd vffwindet / von demſelben in den Koth gedruckt. G Fehlt in E. ja ] Fehlt in G. 342 bekannt ] bekandt EF bekand G Vrheber ] vrheber E 343 deß ] des EG
312
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
deß ] des G Namens der ] Namens / der E Nahmens der G Erſte ] Erſt E Churfür⟨ſt⟩ ] Churfürſt EFG Churfürtz H Pfaltzgrafen ] Pfaltzgraffen EFG 344 in ] Jn E Stimmen ] ſtimm E Stimm F ſtim G Willen ] willen E damaliger ] damahliger EG übrige ] vbrige EFG ] des G 345 deß nicht ] nit E konnten ] köndten E konten FG Willen vnd Stimmen ] willen vnd ſtimmen E Grafen ] Graffen FG 346 Käyſer ] Keyſer EG erhaben / vnd ] erhaben vnd G gewöhlet ] gewehlet G jetztgemeltes ] jetzt gemeldtes E 347 Pfaltzgrafen ] Pfaltzgraffen FG Stimm ] ſtimm E vnnd ] vnd EF Beyfall ] beyfall E 348 Poſſeſſion ] poſſeſſion E Poſſeſſion FG Albertum den ] Albertum / den E Albertum, den F auß ] aus G 349 Oeſterreich / erblich ] Oeſterreich erblich E daß ] das E 350 Ehr / Herrlich: vnnd ] Ehr Herrlich: vnd E Ehr / Herrlich- vnd G Erblichkeit / dieſen newgebackenen Hertzogen Albertum, in Newlichkeit ] Erblichkeit dieſen Newgebackenen Hertzog Albertum / in newlichkeit E Grafen ] Graffen FG 351 Habs: ] Habs- G Vatters ] Vaters G Käyſer ] Keyſer EG ] todt E 352 Todt damals ] damahls EF ſucceſſion ] ſucceſsion G Käyſerthumb ] Keyſerthumb EG prædentiren ] prætendiren E prætendiren FG Rädlinsführer ] Redlinsführer E 353 Maintz ] Meintz E Mäyntz F Mayntz G ] Graff FG 354 Graf WahlKäyſer ] WahlKeyſer EG Erblichen ] erblichen G 355 Käyſer ] Keyſer EG endlich ] endtlich E entlichen G
3. Apparate
356 überwunden ] vberwunden EFG vnd ] vnnd G erlegt ] erleget G worden / alſo / daß ] worden. Alſo daß E Keyſerthumb ] Kayſerthumb E Käyſerthumb F erhalten / als ] erhalten: Alß E wol ] wohl G 357 ob ] Ob E darfür ] dafür G 358 theils nemlich vorgeben thäte / als ] theils / nemblich vorgeben thete / alß E Zeit ] zeit E 359 Reich / mit ] Reich mit E Schwerd ] Schwerdt EG Schwert F jure ] Jure E iure F acquirirt, erfochten ] acquirirt / erfochten E daß ] das E 360 Rudolphus, obbeſagtes ] Rudolphus / obbeſagtes E Rudolphus obgeſagtes G Pfaltzgraf ] Pfaltzgraff FG vnd ] vnnd G 361 eygenen ] eigenen EFG Bruder / Hertzog ] Bruder Hertzog E auß ] aus G Bayern (der ] Bayern / (der E Bäyern (der F ] vbrigen EFG 362 übrigen Käyſer ] Kayſer E Keyſer G erwehlt ] erwöhlet E war ] ware E Käyſerthumb ] Kayſerthumb E Keyſerthumb G 363 Hertzog Friederichen ] Hertzogen Friderichen E Jammer vnd Leiden ] jamer vnd leiden E 364 gemeltem ] gemeldtem E vnd ] vnnd F 365 Leut ] Leuth E vnnd ] vnd EFG Friederichen ] Friderichen E 366 Käyſer ] Kayſer EF Keyſer G Zuſtimmung ] zuſtimmung EG Hülff ] hülff E Pfaltzgrafen ] Pfaltzgraffen FG 367 Käyſerlichen ] Kayſerlichen EF Keyſerlichen G vnnd ] vnd EG Cronen ] Kronen E gelangt ] gelanget G bevorab / hat ] bevorab hat E letzte ] letſte E 368 Hochlöblichſte ] hochlöblichſte EG Käyſer ] Kayſer EF Keyſer G
313
314 369
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Erwehlung ] erwöhlung E erwehlung G gehabt. Vnter ] gehapt. Vnder E daß ] das E Pfaltzgraf ] Pfaltzgraff FG Käyſer ] Kayſer EF Keyſer G 370 Maximiliano ] Maximiliano E 371 devotion demſelben ] devotion, demſelben E als er ] alß Er E Vnterthanen ] Vnderthanen E Bürgern ] Burgern E Brugk ] Brügk EFG vnnd ] vnd EG Gendt ] Gent G gefänglich gehalten ware ] gefenglich gehalten waren E 372 400. außerleſener ] 400 außerleſener F Fußknecht / vnnd ] Fußknecht vnd E Fußknecht / vnd G Reyſigen ] Reiſigen EG vnter ] vnder E Graf ] Graff FG 373 zu Hülff ] zuhülff E eygenen ] eigenen EFG Koſten vnterhalten ] koſten vnderhalten E Käyſer ] Kayſer E Keyſer G 374 ſchwerere Reyſen ] ſchwärere Reiſen E 375 vnnd ] vnd EF zu gefallen ] zugefallen E zu Gefallen FG als ] alß E 376 vom ] von EFG Friederichen ] Friderichen EG deß ] des G dem ] den G Zweyten ] zweiten E zweyten G Pfaltzgrafen ] Pfaltzgraffen FG Darbey nicht ] darbey nit E 377 zu verſchweigen ] zuverſchweigen EG Pfaltzgraf ] Pfaltzgraff FG Philipps ] Philips EFG 378 Reſidenz ] Reſidentz EFG Hauptſtatt ] Hauptſtadt FG Wien in ] Wien / in EFG er ] Er E vnnd Gubernament über ] vnd Gubernament vber EFG gehabt ] gehapt E 379 vngeſpartem ] vngeſparten G Fleiß vnd Schweiß ] fleiß vnd ſchweiß E rechteyferigem ] rechteiferigem E rechteifferigem F recht eifferigem G Heldenmuht ] Heldenmuth EF Heldenmut G
3. Apparate
380 weitbeſchreyten ] weitbeſchreiten G GOtt ] Gott EG ] vnd EFG 381 vnnd Salvator ] Saluator F Patriæ genennet ] Patriæ, genennet E worden. Melch⟨ior⟩ ] worden. Melch. EGH worden Melch. F JC. ] IC. FG ] das E 382 daß Käyſer ] Kayſer EF Keyſer G Ferdinand ] Ferdinandt EF Widerwillen ] widerwillen EG 383 vielmehr ] viel mehr E Dienſte ] Dienſt E vnnd ] vnd EFG Chur Pfaltz ] Churpfaltz EG empfangen / vnnd ] empfangen vnd E empfangen / vnd FG zu rühmen ] zurühmen G 384 gewuſt ] gewußt E daß ] das E Käyſer ] Kayſer E Keyſer G Maximiliano dem Zweyten ] Maximiliano dem Zweiten E Friderichen ] Friederichen FG 385 Pfaltzgrafen ] Pfaltzgraffen FG daß ] das EG 386 Maximilian / als ] Maximilian / alß E Maximilian, als FG er ] Er E Vattern ] Vatern G Verdacht ] verdacht EG ] vnd EFG 387 vnnd derenthalben ] derentwegen G als ] alß E ] zweiter G 388 zweyter Pfaltzgrafen ] Pfaltzgraffen FG als ] alß E Freund ] freund E zu nemen ] zuſuchen E zu nemmen F zunehmen G 389 jetztgemelder ] jtz gemeldter E jetztgemeldter F jtztgemelter G Käyſer / ſich ] Kayſer ſich E Keyſer / ſich G Vngeſtümmigkeit ] vngeſtümigkeit E Augſpurg / Anno ] Augſpurg Anno E 390 er ] Er E öfftern / bey ] offtern / bey E offtern bey FG erſtgemeldem ] erſtgemeldtem EFG 391 verzeyhung gebetten ] verzeihung gebeten G allem ] allen G deß ] des G 392 würcken ] wircken G
315
316 393
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
als ] alß E haberi; daß ] haberi das G daß … ſeyen ] das … ſeyen E Kleinere Schrift als Textbasis in E. 393 f. gar ] Fehlt in G. 393 beſchwerlich ] beſchwärlich E 394 Beſiehe ] Beſihe EFG deß Käyſers ] des Keyſers EG Spanniſchen geheimbden ] Spaniſchen geheimbten G 395 Raht ] Rath FG endlich ] endtlich E daß ] das E FRJTZ ] FRJtZ EF eintzig ] einig G er ] Er E 396 als ] alß E verpflichtet ] verpflicht G zu ſeyn ] zuſein E 397 Gefallens ] gefallens E nicht ] nit E graſſiren ] graſſiren EFG nicht ] nit E 398 Reformation ] Reformation EFG Calvini, vnd ] Calvini vnd E Caluini, vnd F hellem ] hällem E hellen G 399 Liecht ] liecht E deß ] des EG Evangelii / ſondern ] Evangelij: ſondern E Evangelij / ſondern FG im tieffeſten ] in tieffen G Finſternuß ] finſternuß E deß ] des EG ] Pabſtumbs E Pabſtthumbs F Pabſtthums G 400 Papſtthumbs einem ] ein G Käyſer ] Kayſer E Keyſer G Päpſten ] Päbſten EG geweſen / als ] geweſen; Alß E Dapfferkeit ] dapfferkeit E tapfferkeit G 401 Reichs Hochheit / æmulirt, vnd ] Reichs / Hochheit / æmulirt / vnd E 402 mißgünſtiger weiß geeyfert ] mißgönſtiger weiß geeiffert EFG ] prætenſionen / vngegründten 403 prætenſionen, vngegrünten præſumptionen, vnd præſumptionen / vnd E vnleidenlichen ] vnleidlichen EFG Eingriffen ] eingriffen E Geiſtlicher ] Geiſtlichen G 404 als ] alß E Käyſerliche ] Kayſerliche E Keyſerliche G vnverſchamter ] vnverſchampter EFG 405 weiß / verwandelten ] weiß verwandelten G
3. Apparate
Juriſdiction ] Jurisdiction E Iuriſdiction FG Hauß / faſt ] Hauß faſt E allen ] all E Vrheber ] vrheber E Pfaltzgraf ] Pfaltzgraff FG Heroiſchen ] Heroiſchem EF 407 Eyffer ] Eyfer E vnnd ] vnd EFG opponirt ] opponirt E opponirt FG lobwürdige ] Lobwürdige E Pfaltzgraf ] Pfaltzgraff FG als ] alß E 408 Käyſer ] Kayſer E Keyſer G als ] alß E 409 Papſt ] Pabſt EFG als ] alß E dieſer ] dieſes EFG Käyſer ] Kayſer E Keyſer G Friederichen ] Friderichen EG ] Anno F 410 Anno vnnd ] vnd EFG vnter ] vnder EG werender ] wehrender EFG Audientz ] Audientz E hochgedachter Pfaltzgraf ] Hochgedachter Pfaltzgraff FG als ] alß E ] Schwerdt E Schwert FG 411 Schwerd vnter ] vnder E andern ] anderm EF Käyſerlichen ] Kayſerlichen E Keyſerlichen G Majeſtät ] Mayſt. E Mayeſtät FG ] vnder E 412 vnter Naſen ] Naſe EFG Daß ] daß E darumb / weil ] darumb weil E Papſt ] Pabſt EFG nicht ] nit E dingen ] Dingen FG ſpöttlichen ] ſpötlechten G 413 zumuhten ] zumuthen EFG begehren allerdings vnterwerffen thäte ] begeren allerdings vnderwerffen thete E heiligen ] H. EG 414 Vatter ] Vater G Jhre ] jrhe E jhre G erzeigte; Ergrimmete ] erzeigt; Ergrimpte E erzeigte: Ergrimmete G ehrliche ] Ehrliche E 415 vnd ] vnnd F
406
317
318
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Pfaltzgraf ] Pfaltzgraff FG gefehlet / er ] gefehlt / Er E über ] vber EFG dieſem ] dieſen G 416 nicht ] nit E Käyſer ] Kayſer EG ſeinem ] ſeinen G Mittel ] mittel E 417 den ergrimbten Pfaltzgrafen begütiget / ] den ergrimbten Pfaltzgraffen begütiget / FG Fehlt
in E. vnd ] vnnd G Geſanden ] Geſandten EF Geſanten G Hof ] Hoff EFG alſobald ] alſo bald E alſbald G ] hätte G 418 hette weh ] wehe E Päpſt ] Pabſt E Päbſt FG welſchen ] Welſchen EG übermachter ] vbermachten E vbermachter FG ] Hochmuth EFG 419 Hochmuht Käyſ. ] Kayſ. EG Käyſ F Mayſt. ] May F May. G Zeiten ] zeiten E Friederichen ] Friderichen E 420 übten ] vbten FG Als ] Alß E 421 Papſt ] Pabſt EG Zweyte / den ] Zweite den E Käyſer ] Kayſer EG Friederich ] Friderich E deß ] des EG 422 Seiten ] ſeiten EG er ] Er E Dietrichen von Yſenburg / Churfürſten ] Dietrichen / von Jſenburg Churfürſten E Mäyntz ] Meintz E Mayntz G 423 vnnd ] vnd EF Adolffen ] Adolphen G vornembſten ] vornehmbſten F vornemſten G vrſachen ] Vrſachen G Entſatzung ] entſetzung EG Entſetzung F 424 Yſenburger ] Jſenburger E deß ] des G Papſts ] Pabſts EFG Muhtwillen ] muthwillen E Muthwillen FG als ] alß E vnſäglichen ] vnſeglichen EG 425 vnter ] vnder E
3. Apparate
als ] alß E Heller ] heller E Fund noch heutiges ] Fundt noch heutigs E 426 Tages ] tags E tages G etwann ] etwan EFG practiciret worden) in Teutſchland ] practicirt worden /) in Teutſchlandt E geſamblet ] geſamlet FG 427 vnnd ] vnd EFG Jhne ] jhne E Yſenburger ] Jſenburger E Eydſchwur ] Aydſchwur E 428 tringen ] dringen G wöllen / daß ] wöllen: daß E wollen / daß G Chur: vnd Fürſten deß ] Chur- vnnd Fürſten des G 429 Tagen ] tagen E Käyſerwahl ] Kayſerwahl EG Berahtſchlagung ] berahtſchlagung E Berathſchlagung F 430 nicht ] nit E Käyſers ] Kayſers EG Befehl ] befehl E 431 wolle / er ] wolle: Er E ] Pabſt EFG 432 Papſt communicirt. vnd ] communicirt / vnd E communicirt, vnd FG Willen ] willen E vnd ] vnnd G Dieſen ] Kein neuer Absatz in E. 433 hat ] hatt E Pfaltzgraf ] Pfaltzgraff FG Friderich ] Friederich F Erſte ] Erſt E genannt ] genandt G deß ] des EG 434 Papſts ] Pabſts EF Babſts G frefentliches ] fräfenliches E freffentliches FG beginnen / vnd ] beginnen vnd E Beginnen / vnd G machiniren, in ] machiniren / in EFG zu ſchützen vnd zu handhaben ] zuſchützen vnd zuhandhaben EG 435 vnterfangen ] vnderfangen E deß ] des G Papſts ] Pabſts EFG Papſt ] Pabſt EFG Käyſers ] Kayſers EG 436 vnnd ] vnd EF Erhaltung ] erhaltung E deß ] des G wolhergebrachten ] wohlhergebrachten EG Wolfahrt ] wolfarth E Wolfart G 437
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320
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Frey: Hoch: ] Frey- Hoch- G nit ] nicht G Fehlt in E. daſſelbe ] daſſelb E Ritterlich ] ritterlich G 438 endlich der Naſſawer ] endtlich der Jtalieniſirte Naſſawer / was Er mit dapfferkeit nit ver mocht / mit liſt außgerichtet E wolmeynenden ] wolmeinenden EG Yſenburger / der in dieſem Gräfl. Hauß noch ſein eyfferige Nachfolger hat ] Jſenburger durch Verrähterey vbereilet E Yſenburger / der in dieſem Gräffl. Hauß noch ſein eyfferige Nachfol ger hat F Yſenburger / der in dieſen Gr. Hauß noch ſein eifferige Nachfolger hat G ] aus G 439 auß Mäyntz ] Meintz E Mayntz G verjaget ] verjagt EFG berühmte ] berümbte E berühmbte F Reichsſtatt ] Reichſtatt E Reichsſtadt FG ] vnd EG 440 vnnd Pfaffenſtatt ] Pfaffenſtadt FG Herrlichen ] herrlichen EFG ReichsAdler / durch ] Reichsadler durch E deß ] des G Papſts ] Pabſts EFG Schuld ] Schuldt E 441 außgeropffet ] außgeruppft G GOtt ] Gott E 442 einem ] einen G Blat ] Blatt FG Läuß vnd Mäuß ] Leuß vnd Meuß E 443 Biſchofflichen ] Biſchoff G Bluthund ] Bluthundt E Fehlt in G. ] Euch E 444 euch Vätter ] Väter G Zeit ] zeit E Käyſer ] Keyſer EG Papſt ] Pabſt EF Bapſt G Welt / jeder ] Welt. Jeder E 445 eygenes ] eigenes EFG 446 plus ] Plus E ultrà, vnnd ] ultrà, vnd E vltrà, vnd F ultrà vnd G als ein zweyter Alexander ] alß ein zweiter Alexander E Magnus, faſt ] Magnus / faſt E Magnus faſt G Fünfften ] 5. G 447 Muht ] Muth EFG ] weg E 448 Weg Papſt ] Pabſt EF er ] Er E wacklenden ] wackelenden E tempora⟨l⟩em ] temporalem EFG temporarem H
3. Apparate
321
vnterſtützte ] vnderſtützte E ] köndten E konten FG 449 konnten Haaren ] haaren E übrigen ] vbrigen EFG Bedencken ] bedencken E 450 Beuthen ] Beuten E Klöſter ] Clöſter E 451 er ] Er E käme ] kehme EG Privilegia ] Priuilegia F ſalvirte, oder ] ſalvirte / oder E ſaluirte, oder F er Churfürſt / vnd ] Er Churfürſt vnd E 452 vnnd ] vnd EFG muſte ] mußte E Religion ] Religion FG ſeyn ] ſein E 453 Gott ] GOtt F gieng ein andere ] ging ein ander G vnd ] vnnd F ſchaffet ] ſchafft E andere weiß ] ander weiſe G ] mußte E 454 muſte vnd ] vnnd G Käyſer ] Kayſer E Keyſer G endlich ] endtlich E Papſt ] Pabſt E nemen ] nemmen EFG Were … ſchickete? ] Fettdruck in H1H2. 455 Wunder ] wunder E vielleicht ] vieleicht G 456 metamorphoſirt ] metamorphoſirt E metamorphoriſiret G wird ] wirdt E vnnd ] vnd EFG reſtiret, als ] reſtiret / alß E Käyſerthumb ] Kayſerthumb E Keyſerthumb G 457 prætendiret ] pretendiret E Papſt ] Pabſt EF Bapſt G 458 Biſtthumber ] Biſtumber E Biſthümber FG Teutſchland ] Teutſchlandt E vnd ] vnnd F ] das E 459 daß vielleicht ] vieleicht G Mäyntz ] Meintz E würde / woferrn jhme nicht ein Eißvogel zu vor kommen ſolte / meines ] wurde. Meins E wür de / wo fern jhme nicht ein Eißvogel zuvor kommen ſolte / meines FG 460 tresque ] treſque EF will ] wil FG
322
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
keines ] keins EFG ſeyn ] ſein E Fidei ] fidei EFG heiſſen (aber ] heiſſen. Aber E Leut ] Leuth E Leute G vnnd ] vnd EFG 463 einem ] ein G Thorheit) So ] Thorheit. So E Heut ] heut EFG Morgen ] morgen EG Gott ] GOtt F 464 will ] wil FG vnd ] vnnd F nachzwitzeliren / was ] nach-zwitzeliren was E 465 groſſen ] groſſe E Grafen / Stätt ] Graffen / Städt FG vnd ] vnnd F ] hohe G 466 Hohe Doctor⟨ /⟩ Churfürſten vertragen ] Doctor / Churfürſten / vertragen E Doctor Churfürſten vertragen FH Leute vertragen G Spanniſchen ] Spaniſchen E ] gebott E Geboth G 467 Gebott ich ] Jch E nicht ] nit E über ] vber EFG 468 Schäfferſtab ] Schäfferſtaab E ſeyn ] ſein E 469 GOTTES ] Gottes EFG zu beſchützen ] zubeſchützen EG 470 dieſer / vnd ] dieſer vnd E andern ] Fehlt in G. Vrſachen willen / Vncti Domini, die ] vrſachen willen Uncti Domini die E HERRN genennet ] Herren / genennet E Herrn genennet F2G 471 GOTTES ] Gottes E GOttes FG GOTTES ] Gottes EG GOttes F 472 ſeyn ] ſein E Eyfer ] Eyffer F vorſtehen ] vorſtehn E vor ſtehen G 473 GOTT ] Gott EF GOtt G HERR ] Herr E HErr G vnnd ] vnd EG 474 nicht ] nit E jhrent willen ] jhretwillen E jhrent Willen F vnnd ] vnd EFG 476 zween ] zwen E theilen ] theilen / einander theilen G 477 über ] vber EFG
461 462
3. Apparate
478
zu tretten ] zutretten EG Rechten ] rechten E lincken ] Lincken FG könnte ] köndte E könte FG 479 veſt ] feſt EFG vnd ] vnnd F2 vereinbaret ] vereinbahret G vnnd ] vnd EFG ] vnnd F2 480 vnd geſiehet ] geſihet F ſihet G Datum in Juncker ] Datum in Junckher E Ernſten ] Enrſten F2 ſilberen ] ſilbern F2G Hand / in ] Handt / in E 482 ſedent ] ſedant G 483 ac loqui ] acloqui G
⟨V⟩ 484 485
EXTRACT ] Extract E EXTRACT. G Auß ] auß E Kein neuer Absatz in E. Papſts ] Pabſt E Pabſts FG So ] ſo G Anno ] An. E 487 getruckten ] gedruckten G Hiſtori ] Hiſtory EFG gemeltes ] gemeldtes EF Pii ] Pij EG V. zu finden ] V zufinden G Päpſtiſche ] Päbſtiſche EF Bäbſtiſche G 488 Haß ] Haſs E vnd ] vnnd F Rachgierigkeit ] Rachgirigkeit E Rachirigkeit G das ] daß G handgreifflich ] handtgreifflich E 489 zu ſpüren ] zuſpüren EG 490–499 APpreſſo … alſo: ] Fehlt in G. 490 APpreſſo ] Appreſſo E Keine Initiale in E. hauenda ] hauendo EF impietà ] impieta F2 491 di Vormatia ] Vormatia F2 che, ne ] che ne EF 492 dell’ Imperatore ] dell’ Imperadore EF 493 diſſimulare ] diſsimulare E inuitare ] invitare E her⟨e⟩tici ] heretici EF heritici H Pfaltzgraf ] Pfaltzgraff FG 500 Gottloß ] Gottlos E
323
324
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Biſtthumb ] Biſtumb E Biſthumb FG Speyer vnd ] Speyr vnd E Speyr vnnd F2 Fehlt in G. ſoll ] ſol F1 501 vnd ] vnnd G Prælaten ] Prelaten E Käyſ. ] Kayſ. E Käyſ F1 Keyſerl. F2G 502 Majeſtät ] Maſt. E Mayeſtät F1 May. G laſſen / ſondern ] laſſen: ſondern E ] beſtätigung E Beſtättigung F2G 503 Beſtettigung dißfalls ] dißfals E Finger ] finger E ſtill ſchweigen ] ſtillſchweigen E 504 Vntertruckung ] vndertruckung E vntertruckung G biete ] biethe EFG 505 Papſt ] Pabſt EF1 Bapſt F2G Hülff ] hülff E weit außſehenden ] weitaußſehenden EFG 506 Seiten ] ſeiten E Gebühr ] gebür E Gebür F gebühr G nicht gemangelt ] nit gemanglet E Soll ] Sol FG 507 Bäyern / als ] Bayern / alß E Ampt ] Amt E ] vnd EFG 508 vnnd gleichmäſſigem ] gleichmeſsigem E Eyffer ] eyfer E Eiffer FG Standhafftigkeit ] ſtandhafftigkeit E ] vnd EFG 509 vnnd Practicken zu bewahren ] practicken zubewahren E einer / oder ] einer oder E 510 mehr / heimlich ] mehr heimblich E ſeiner ] ſeine G Hofſtatt ] Hoffſtatt EF Hoffſtadt G
⟨VI⟩ 511–522 Excerpta … fuiſſe. ] Fehlt in G. 511 Excerpta ex Huberti Thomæ Leodii, ] EXCERPTA EX HUBERTI THOMÆ LEODII. E Lib. ] Neuer Absatz in E. II. Elect⟨oris⟩ ] Secundi, Electoris E II. Elect. FH 513 SUbſequentibus ] SVbſequentibus F benevolentiâ ] beneuolentiâ F 514 Maximiliano ] Maximiliani E omnibus ] omnib. E 515 Ludovicus ] Ludouicus F quisquam ] quiſquam EF invidiâ ] inuidiâ F videre ] vidére E
516 517 518 519 520 522 523 525 526 527
3. Apparate
Bavari ] Bauari F ut ] vt F civitatum ] ciuitatum F belloq⟨ue⟩ ] belloq; H belloque EF Majeſtatem ] Maieſtatem F civitates ] ciuitates F Bavaris ] Bauaris F juſtâ ] iuſtâ F creviſſet ] creuiſſet F Ludovicus ] Ludouicus F Ludovici ] Ludouici F Ludovici ] Ludouici F auß ] Auß EFG Huberti Thomæ ] Huberti Thomæ E Leodii ] Leodij E Leoodij G Buch / ſeiner ] Buch ſeiner G Pfaltzgraf ] Pfaltzgraff FG 528 Friderichs ] Friedrichs G deß ] des E Andern / Churfürſten / Leben ] Andern Churfürſten Leben G ALs ] ALß E 529 Käyſer ] Kayſer E Keyſer FG Hof ] Hoff EFG Zeit ] zeit EG Pfaltzgraf ] Pfaltzgraff FG ] vnd EFG 530 vnnd werth ] wärth E wert G 531 nicht ] nit EFG zu glauben ] zuglauben EG zween ] zwen E Bäyeriſche ] Bayeriſche EF Bayriſche G Wilhelmum * ] Willhelmum * E Wilhelmum † G neydiſch ] neidiſch E 532 drauff ] druff EFG damal ] damahl E Churfürſtlichen ] Churf. G 533 Dignitet ] Dignitet FG vnd ] vnnd FG ſtrebeten ] ſtrebten G Käyſer ] Kayſer E Keyſer FG vielmehr ein Vnwillen ] viel mehr ein vnwillen E gefaſt ] gefaßt E 534 Plünderung ] plünderung E Reichsſtättiſchen ] Reichſtätiſchen G Pfaltzgrafen ] Pfaltzgraven F 535 befehdten ] befehden EFG Jhre ] jhre E
325
326
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Käyſ. Maj. ] Kayſ. May. EG Keyſ. Majeſt. F vnnd ] vnd EFG ] Städte G 536 Stätt zu verhetzen ] zuverhetzen EFG geringſte ] geringſt E vnterlieſſen ] vnderlieſſen EFG Käyſer ] Kayſer EG Keyſer F dißfalls / als ] dißfals / alß E dißfals / als F dißfals als G er ] Er E 538 nemlich ] nemblich EG Dignitet ] Dignitet EG Dlgnitet F Bayern ] Bayer E nicht ] nit G würden ] wurden E Käyſerliche ] Kayſerliche E Keyſerliche FG 539 Würde ] Wurde G das ] daß G vntertruckt ] vndertruckt EF vnterdruckt G ] Chur Hauß E 540 ChurHauß er ] Er E Käyſer ] Kayſer E Keyſer FG bemeltes ] bemeldtes E einigen ] einige E 541 grund ] grundt EG würden ] wurden E 542 * Welchen ebenmeſſiger ] † Welchen ebenmäſſiger G Author ] Author EFG er ] Er E hochmühtiger ] hochmütiger EFG Käyſerlicher ] Kayſerlicher E Keyſerlicher FG 543 Dignitet ] Dignitet EFG etc. Vnd ] vnnd G meldet ] meldt E ferrner ] ferner FG 13. Buch ] 13 Buch G 544 er ] Er E Pfaltzgrafens ] Pfaltzgravens F Pfaltzgraffens G tödlichem ] tödtlichem EG Abgang ] abgang E ] angemaßt E 545 angemaſt deß ] des E verſtorbenen ] Verſtorbenen G Setzte ] Setzt EFG 546 darzu / daß er ] darzu: daß Er E Käyſer ] Kayſer E Keyſer FG gäntzlich ] gentzlich E worden / etc. ] worden. G
3. Apparate
327
⟨VII⟩ 548–584 PROSOPOPOEIA … &c. ] Fehlt in G. ELECT⟨ORIS⟩ Palat⟨ini⟩ ] ELECT. Palat. EFH 549 Boethii ] Boethij E 550 conſol⟨atione⟩ ] conſol. EFH 551 ultimam ] vltimam F adverſæ ] aduerſæ F quod ] quæ E 554 ⟨n⟩efarias ] nefarias EF refarias H lætitiaq⟨ue⟩ ] lætitiâq; EH lætitiaque F novis ] nouis F 555 fraudibus ] ſraudibus E fraudibus F jacere ] jacére E iacere F quemque ] quemq; E 556 vero ] verò E 557 modo ] modò E ipſa ] ipsâ E privatos ] priuatos F Itaq⟨ue⟩ ] Itaque EF Itaq; H 558 libet ] liber E 564 cur tantas ] curtantas E 567 perverſi ] peruerſi F 568 ſanctaq⟨ue⟩ ] ſanctaq; EH ſanctaque F calcant ] calcant. EF 569 Injuſta ] Injuſtâ E Iniuſta F 571 juſtusq⟨ue⟩ ] juſtuſque E iuſtuſque F juſtusq; H 573 perjuria, nil ] periuria nil E periuria, nil F 575 uti ] vti F 577 Reges. ] Reges, E 578 jam ] iam F 579 Quisquis ] Quiſquis EF FINIS. ] ENDE. FG Fehlt in E. 585
c) Worterläuterungen ⟨I⟩ 1
4 5
6
Quotlibetiſches ] Adjektivbildung aus lat. „quotlibet” (‚soviel beliebt‘, ‚so viel man will‘)
bzw. aus der Gattungsbezeichnung Quodlibet: „Ein zusam geklaubt ding, es sei was es wöl, das sich doch nindert oder wenig zusamen gattet, ein durcheinandermischmäsch“ (Roth, Dictionarius, 1571, fol. N7v; zit. nach: Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 2384). Gehümmel ] Summendes Schwärmen der Hummeln (Grimm, DWb 5, 1991, Sp. 2557). ſynceriren ] ‚gute Worte geben‘ (Grimm, DWb 16, 1991, Sp. 1065); hier wohl eher: ‚unter dem Schein der Wahrhaftigkeit nach dem Munde reden‘. liegen ] ‚lügen‘, ‚wissentlich eine Unwahrheit sagen‘. triegen ] ‚trügen‘, ‚betrügen‘. kriegen ] ‚Krieg führen‘.
328 12 13
⟨II⟩ 16 17–20 ⟨III⟩ 25 ⟨IV⟩ 28 29 32 33 34 35
39 41 42
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
Ridentem dicere verum, nil vetat, ] lat.: ‚Nichts verwehrt es, lachend die Wahrheit zu sagen‘ (nach Horaz, siehe Quellennachweise). & prodeſt. ] lat.: ‚und es nützt sogar‘ (Ergänzung Zincgrefs). Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. ] lat.: ‚Bisweilen ist es eine Form von Erfahrung, zu meiden, was die Gelehrten gutheißen‘ (nach Cassiodor, siehe Quellennachweise). Symbolum Turbatorum Imperii Romani. ] ‚Motto der Unruhestifter im (Heiligen) Römischen Reich‘; vgl. Newe Zeitungen ⟨331⟩: „vnd ein Reichsverwirrer er lasse turbatos imperij status außgehen“. Wills … Nutzen. ] Die folgenden vier Verse als poetische Verarbeitung des Symbolums in Knittelversform. verpicht ] „verpechen“: ‚(mit Pech) verkleben‘ (Grimm, DWb 25, 1991, Sp. 958 f.). Tractetlein ] Diminutiv zu „Traktat“ (‚Abhandlung‘).
Ridentem dicere verum, Quid vetat? ] siehe oben Anm. zu ⟨I⟩ 12. BOtz! Botz! ] Vgl. formelhaft etwa ‚Potz Donner!‘ (Grimm, DWb 2, 1991, Sp. 279 f., 281; ebd. 13, 1991, Sp. 2039 f.), wohl Entstellung von ‚Gott‘ im Fluchen. beſtehet als ] steht alles. an der blawen Bühnen ] ‚am blauen Firmament‘; so schon bei Fischart (Grimm, DWb 2, 1991, Sp. 509). Gecken ] Plural von männlich „Geck, Gecke“: ‚Narr, Tor’; niederdeutsche Herkunft (Grimm, DWb 4, 1991, Sp. 1914; Götz, Kleines frühnhd. Wb, 1967, S. 97). Faſſon ] im späten 15. Jh. entlehnt aus (alt-)französisch „façon“: ‚Art und Weise etwas zu tun, Formgebung, Gestaltung‘; seit dem 18. Jh. die übertragene und hier zutreffende Bedeutung ‚Brauch/Sitte, Gewohnheit, Eigenart, Lebensart‘ veraltend (Schulz/Basler, Deutsches Fremdwb. 5, 2004, S. 728–730). Haarräuff ] wohl „Haarrupfe“: ‚vellicatio crinium‘, wie etwa bei Frisch und Grimmelshausen (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 35). Jrrthen ] Ürte: ‚Rechnung im Wirtshaus, Zeche, (Hohl‑)Maß‘, auch ‚Zechgelage, -gesellschaft, -betrag‘ (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 2180 f.; Götze, Frühnhd. Glossar, 1967, S. 221; Baufeld, Kleines frühnhd. Wb, 1996, S. 239). Narrhanſen ] Neologismus aus ‚Hans Narr‘, dem Held zahlreicher Schwankerzählungen (nicht bei Grimm, DWb 13, 1991, S. 386). Scharrhanſen ] Scharrhans: ‚scharrender Kerl‘, ‚Maulheld‘, ‚Prahlhans‘, ‚Renommist‘ (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 2218 f.). Schnarchhanſen ] Satirisches Wortspiel, das mittels Phonemsubstitutionen zu einem Neologismus in der bedeutungsnahen Wortkette führt, hier: „schnarchen“ im Sinne von ‚schnauben‘, ‚erregt/wütend sein‘ (Grimm, DWb 15, 1991, Sp. 1181). Marrans ] wohl von frz. „marrons“ (‚große Haarlocken‘) pars pro toto für die durch ihre aufwendigen Perücken gekennzeichneten Alamode-Akteure (vgl. Nouveau Dictionnaire de Poche, 1835, S. 289); in feststehenden Wendungen deutlich abwertend (advocat marron:
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Winkeladvokat; courtier marron: Pfuschmakler; imprimeur marron: Winkeldrucker). Vgl. frz. „marrant“: ‚drollig, komisch‘. den freſſenden Wolff ] Der „fressige“ (gefräßige) Wolf war sprichwörtlich (Grimm, 43 DWb 30, 1991, Sp. 1243). Wänſt ] Pl. von „Wanst“: ‚Eingeweide‘, ‚erster Magen der Wiederkäuer‘, ‚(dicker, gemästeter) Bauch‘ (Grimm, DWb 27, 1991, Sp. 1912–1921). Hundsmager ] ‚so mager wie ein Windhund‘ (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 1939). 44 Kröſer ] „Krösel“: ‚Halskrause‘ (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 2409). 45 zahnſtörichte Knebelbärt ] Anspielung auf die an Zahnstocher („Zahnstörer“) erinnernde Form der Bärte (Grimm, DWb 31, 1991, Sp. 183 f.), offensichtlich auch satirische Periphrase der Torheit solcher Modeerscheinungen. Caſacken ] Kasack, Kasacke: ‚Oberrock, Mantel, Überwurf, Reitrock‘ (Grimm, 46 DWb 11, 1991, Sp. 247). die gantze Welt bochen ] „pochen“: mhd. „bochen“: ‚trotzen, plündern‘; aus dem breiten 47 Bedeutungsspektrum kommen hier in Betracht ‚jdn. misshandeln, plagen‘; ‚etw. (z. B. Dörfer, Höfe) plündern‘; vielleicht auch ‚ungestüm, zornig, trotzig, prahlerisch auftreten, handeln, reden‘ (FWB 4, 2001, Sp. 704–707; Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 1956 ff.). Spannen ] „Spanne“: Längenbezeichnung ‚so weit die Hand spannt‘ (Grimm, DWb 16, 48 1991, Sp. 1894); ca. 22–28 cm (Hellwig, Maße, 1983, S. 224). Diebsfüß ] Neologismus. Wohl Anspielung auf den ‚Pferdefuß‘, an dem der volkstümliche Teufel erkennbar ist. Treck ] ‚Kot‘, ‚Exkremente‘ (Grimm, DWb 2, 1991, Sp. 1353 f.). 49 Bieſam ] „Bisam“: aus dem Mittellateinischen entlehntes Wort („bisamum“) in der Bedeutung ‚wohlriechende Pflanze, Wohlgeruch‘ (Kluge, Etymolog. Wb, 1999, S. 113; FWB 4, 2001, Sp. 471 f.). Finantzern ] aus ital. „finanziere“ bzw. frz. „financier“: ‚Finanziers, Kapitalisten‘ in – 52 insbesondere im protestantischen Kulturbereich schon seit Luther – stark abwertendem Wortverständnis (Grimm, DWb 3, 1991, Sp. 1640 f.). Reichſtätter Judentzern ] Wortspiel mit ‚Judices‘ (Richter, Rechtsgelehrte) und ‚Juden‘ (als Geldgebern) unter Nutzung des Gleichklangs mit „Finantzern“. Die Reichsstädte werden genannt, weil sie gemeinhin als besonders wohlhabend galten. Kippediwippern ] Portmanteau-Wort aus „Kippern“ und „Wippern“, also (oft mit Juden in Verbindung gebrachten) Münzverschlechterern und -fälschern, die insbesondere in den Jahren 1619/23 für die grassierende Geldentwertung verantwortlich gemacht wurden. Pfefferſäcken ] „Pfeffersack“: im 16. und 17. Jh. verächtlich für ‚reicher (Gewürz-)Kauf53 mann, Krämer‘, auch: ‚Emporkömmling‘ (Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 1639). Banckerottirens ] „bankrottieren” im späteren 16. Jh. abgeleitet von „bankrott“ nach ita lienisch „banca rotta“ zu deutsch „Bankrott“ (mit italienisch beeinflussten Wortformen wie „Panckrott“, „Bancrot“): als intransitives Verb in der Bedeutung ‚zahlungsunfähig werden‘ und vereinzelt als transitives Verb für ‚jdn. finanziell ruinieren‘; seit Ende des 16. Jhs. selten auch als Verbalsubstantiv „Bankrothierung“ in der gelegentlich übertragenen Verwendung für ‚zugrunde gehen, scheitern‘ (Schulz/Basler, Dt. Fremdwb. 3, 1997, S. 107–114). Armaden ] ‚Kriegsflotten‘, im weiteren Sinne aber auch ‚Kriegsheere‘. 55 Ergò ] lat.: ‚deshalb, folglich‘. fallirt ] „fallieren“: Mitte des 16. Jhs. entlehnt aus gleichbedeutend ital. „fallire“: ‚betrügen, 57 täuschen; scheitern, versagen‘; im kaufmännischen Bereich verwendet für ‚zahlungsunfähig
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werden, in Konkurs gehen, Bankrott machen‘ (Schulz/Basler, Dt. Fremdwb. 5, 2004, S. 672–674). Ceſſores ] ‚Schuldner‘. 58 Creditores ] ‚Gläubiger‘. Hudler ] ‚verlumpter, heruntergekommener Kerl‘ und ‚leichtfertiger Mensch‘, aber auch 59 ‚Soldat, der schlecht schießt bzw. zielt‘ (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 1865), im Schwäbischen ‚unruhiger, zappeliger Mensch‘. kriegen ] eine Amphibolie, das semantische Spiel mit dem Wort „kriegen“ und seinen Be60 deutungen ‚bekommen‘ und ‚Krieg führen‘. Höllenbrüder / Obriſten / Capitäyns / Leutenant / Fenderich / etc. ] Klimax in absteigernder 61 Linie mit pejorativ-besetztem Eingangswort. Schelmen ] „Schelm“: deutlich pejorativer als heute im Sinne von ‚verworfener Mensch, Be62 trüger, Dieb, Verbrecher, Verräter‘; oft als beleidigendes Schimpfwort gebraucht (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 2507 f.). 64 Pennalboſſen ] als Kompositum aus „Pennal“ und „Bossen, Possen“ zu lesen. Das Neutrum „Pennal“ als vom mittellateinisch „pennale“ stammendes Wort bezeichnete ursprünglich die ‚Schreibfederbüchse‘; metonymisch hat das zum Maskulinum gewordene Substantiv die Bedeutung des die Federbüchse, das Schreibzeug mit sich tragenden und die Vorlesungen nachschreibenden Schülers erhalten (vgl. Zincgref, Facetiae Pennalium, 1978, S. 61, 62 f. u. ö.); im 17. Jahrhundert kam „Pennal“ in der Studentensprache als spöttische Benennung für den angehenden Universitätsstudenten auf (Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 1541); an der letzteren Bedeutungsentwicklung dürfte Zincgref mit seiner Veröffentlichung von 1618 (siehe Sacherläuterungen unten) nicht unwesentlich Anteil haben. – Das wohl aus dem Französischen entlehnte Wort „Posse“ als Bezeichnung der ‚in Stein gemeißelten Figur‘ (häufig als Fratze) gewann im Spätmittelhochdeutschen und Frühneuhochdeutschen in der Literatur eine Bedeutungsbreite, die von ‚Scherz, Spaß, Spott, Zote‘ über ‚mutwilliger oder betrügerischer Streich‘ und ‚Narretei‘ bis zu ‚Unfug‘ reicht (Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 2013; Baufeld, Kleines frühnhd. Wb, 1996, S. 39; FWB 4, 2001, Sp. 838 f.). Zincgrefs Publikation „Allerley Lustige SchulBossen“ (siehe unten) bewegt sich im Spielraum der jüngeren Extension des literarisch‑publizistischen Formbegriffs. kitzeligen ] „kitzlich“: ‚neugierig, reizbar‘ (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 884 f.). 65 erleiden ] das stets mit dem Dativ der Person verbundene Verb hat folgende Bedeutungen: 1. ‚leid sein‘ (vgl. lat. „laedere“); 2. und an dieser Stelle ‚leid machen, verleiden‘ (vgl. lat. „invisum reddere“); dazu frühneuhochdeutsche Belege vor Zincgref etwa im „Rollwagenbüchlein“ Wickrams und in den „Tischreden“ Luthers (Grimm, DWb 3, 1991, Sp. 900 f.). 68 Univerſtanden ] Portmanteau‑Wort als satirische Schachtelwort‑Bildung aus „Universitäten“ und „Unverstand“. mit jhren Fetzern ] Fetzer: hier ‚großer Degen‘ (Grimm, DWb 3, 1991, Sp. 1577). Steinhawern ] Steinhawe(r): ‚eine zugespitze Haue, Steine damit loszubrechen‘; nach einem Beleg bei Zesen hat ‚die hakke oder steinhaue (…) eben dieselbe grösze (wie die pike)‘ (Grimm, DWb 18, 1991, Sp. 2090). Plautis ] komisierende plurale Dativbildung zum Femininum „Plaute“: ‚kurzer breiter 69 oder unförmiger Degen‘ (Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 1931); vgl. Zincgref, Facetiae Pennalium, 1978, Abb. 4, in der oberen Bildleiste Bild Nr. 2. Anspielung auf den Namen des lateinischen Komödiendichters Plautus (um 250–184 v. Chr.); stilistisch eine Barbarolexis.
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Krautwelſch ] möglicherweise Wortspiel in Anlehnung an das „Rotwelsch“, die Sprache der
Gauner, Betrüger und Bettler (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 1324 f.); hier verbunden mit der Vorstellung des in der einfachen Küche geläufigen Speisegemüses: sinngemäß also eine für zivilisierte Hörer kaum verständliche Primitivsprache. fünfffingeren ] wohl Anspielung auf das ‚Fünffingerhandwerk‘ = Diebshandwerk (Grimm, DWb 4, 1991, Sp. 563). Hefft / Handhab ] Griff einer Waffe. Studiumsknecht ] Studenten (in Analogie zu ‚Kriegsknecht‘). Trillen ] Exerzieren, (quälerisches) soldatisches Einüben (Grimm, DWb 2, 1991, Sp. 1411 f.), wie es im Zuge der Oranischen Heeresreform überall in Europa üblich wurde. Doctorellos ] eine Barbarolexis, die küchenlateinisch verballhornende Diminutivierung von „Doctores“ zwecks Herunternumerierens des dünkelhaften Anspruchs der Gelehrten neuen Typs. zu Straßburg / Moltzen ] ironisch‑satirische Anspielung auf die Hochschulneugründungen Straßburg (1567/1621) und Molsheim (1617) und deren Abgänger. Quis ſcit, quid ſerus veſper vehat? ] lat.: ‚Wer weiß, was noch der späte Abend bringt?‘. Abweichend in C: quis ſcit, quid Cras veſper vehat: ‚Wer weiß, was morgen der Abend bringt?‘. Hoc ſcio ] lat.: ‚Dies weiß ich‘. Reichiſche Hauß ] sprachspielerische Verkürzung von ‚Haus (Öster)reich‘, die die im Namen transportierte Orientierung auf den Osten des Reichs angesichts der hegemonialen Expansionsbemühungen der Habsburger tilgt. suchet ] ‚aufsucht‘. die Edle Schwäbiſche Lätz ] odt. „Letz/Lätz“: ‚jemand, mit dem nicht zu scherzen ist‘ (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 797). Lätz ] odt. „letz/Lätz“: ‚link, verkehrt, rechts und links verwechselnd‘ (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 794–797). Waſſer (wolte ſagen Pfaffengaſſen ] eine Paronomasie, die semantisch akzentuierte Differenz jener in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden Wörter, die eine morphologisch partielle Übereinstimmung aufweisen. Zur Verwendung der scherzhaften Charakterisierung vgl. Zincgref, Apophthegmata, 2011: Nr. ⟨240⟩ und Kommentierung. Pfaffengaſſen ] Alte scherzhafte Bezeichnung für die ‚Rheinlande vor allem von Chur bis Köln‘ (Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 1587) bzw. für die Hochstiftslandschaft am Rhein. Wein oder Rheinſtrom ] eine weitere Paronomasie, die zudem über die ‚W‘-Alliteration mit der ersten Paronomasie verbunden ist. Männel ] ‚Männchen‘. grohen ] ‚grauen‘. Ringawer / Bacharacher ] Weine bekannter Herkunft aus dem Rheingau bzw. aus Bacharach. Vini Theologici ] wohl Anspielung auf die Zugehörigkeit vieler rheinischer Weinbaugebiete zu den Hochstiften Köln, Mainz und Trier. Böhmiſche Krauthäupter ] ironische Gleichsetzung der Böhmen (bzw. ihrer ständischen Führer) mit den in ihrer Küche gerne verwendeten ‚Krautköpfen‘. Magſamenköpff ] Kapselfrucht, die die ölreichen Samen des Mohns enthält (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 1448; Baufeld, Kleines frühnhd. Wb., 1996, S. 165: s. v. „magsamen“). abkürtzen ] köpfen (siehe Sacherläuterungen).
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prædeſtinirt ] ‚vorherbestimmt‘; gewählt wird ein zentraler Terminus der calvinischen Theologie, die in der Prädestinationslehre von der ‚Erwählung‘ des Menschen zur Seligkeit durch Gott ausging und die Willensfreiheit des Menschen negierte. 92 Concilio Tridentino ] lat.: ‚Konzil von Trient‘. Schlacht vnd Metzeltäge ] ‚Schlachttage‘. 98 Coſtnitz am Bodenſee ] Konstanz. 99 101 periodus ] ‚abgelaufener Zeitraum‘, ‚Zeitpunkt‘. Tref‑in‑dan ] Anagramm aus dem Buchstabenmaterial von „Ferdinand“; aufgrund des Buchstabenwechsels zugleich ein sprechender Name zwecks satirischer Aufforderung zum Kampf gegen Ks. Ferdinand II. Practicken ] ‚unerlaubte Kniffe, hinterlistige Tricks‘ (Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 2053). 102 103 Maximi Æmiliani ] sprachspielerische Umdeutung des (genetivierten) Namens „Maximilianus“ zu ‚der allergrößte Aemilian‘; angespielt wird dabei entweder auf den nach nur dreimonatiger Regierung von seinen eigenen Soldaten ermordeten Ks. Marcus Aemilius Aemilianus (207/13–253) oder auf Lucius Mussius Aemilianus († 262), der als Christenverfolger in die Geschichte eingegangen ist und nach seinem Ausruf zum Gegenkaiser ermordet wurde (Kl. Pauly 1, 1979, Sp. 89). 104 ſucceſſion ] ‚Nachfolge in der Herrschaft‘. 106 Dorolfi ] Anagramm aus dem Buchstabenmaterial des genetivierten Namens „Rodolfus“ (siehe Variante C bey lebzeiten Rudolphi), also des Namens Ks. Rudolfs II. Promovirung vnd Exequirung ] lat. ‚Förderung/Vorantreibung‘ bzw. ‚Durchführung‘. 107 108 Univerſal intention ] lat. ‚Hauptziel, Generalabsicht‘. Schulrecht ] ‚Probearbeit, Beweis der Aneignung gelernter Regeln‘ (Grimm, DWb 15, 109 1991, Sp. 1965). am grünen Holtz … das dürre ] gartenkundlicher Vergleich mit dem Schnitt lebender bzw. 110 abgestorbener Pflanzenteile. Socios adjungiren ] lat. ‚Gefährten beigeben‘. 112 113 Equites militiæ hujus ſacroſanguineæ ] lat. ‚Ritter dieser Streitmacht vom heiligen Blut‘, unter neologistischer Anspielung auf die (den Reformierten fremde) Verehrung der Präsenz des Blutes Christi in der altkirchlichen Eucharistie; wohl auch Wortspiel mit dem gebräuchlicheren „sacrosanctus“: ‚von geheiligter Unverletzlichkeit‘. Lermenbläſer ] Lermen: landsknechtssprachliche Verstümmelung von ital. „al arma“ bzw. 115 frz. „al arme“ = ‚Zu den Waffen!‘ (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 202); ein „Lermenbläser“ ist also ein Trompeter, der zum Angriff bläst, oder auch ein lautstarker Aufwiegler (ebd., Sp. 205). Sophiſtiſchen ] „sophistisch“: nach Art der Sophisten, der Gegner des Sokrates um 116 400 v. Chr., hier in der pejorativen Bedeutung ‚rhetorisch verschlagen und wahrheitsverdrehend‘ und zusammen mit „scopticus“ in der Bedeutung ‚rhetorisch verschlagener, wahrheitsverdrehender Spötter‘; vgl. im folgenden. Scopticum ] lat. Ableitung von griech. σκωπτικός (skôptikós): ‚scherzhaft, spöttisch‘ und Substantivierung: ‚Spötter‘; zur speziellen Bedeutung vgl. Sacherläuterung zu Z. 116. Gottesdieb zum Rabenſtein ] bislang ungeklärt. Rabenstein: ‚Hinrichtungsstätte, Richtplatz‘ (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 11). 117 das Claſſicum dieſes … belli ſacri … præludiren … intoniren ] ‚den Schlachtruf … dieses heiligen Krieges … vorzuspielen / im Vorspiel einzustimmen … donnernd anzustimmen‘; vgl. dazu Sacherläuterung zu Z. 117.
120 123 131 133 138 147 152 154 156 157 159 161 162 163 164 165 166 168 169 172 177
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Libellos, de turbato Imperii ſtatu ] lat. ‚Flugschriften/Schmähschriften über den verwirrten Zustand des Reichs‘. turbas ] lat. ‚Unruhen, Wirren‘. Et hinc proverbium: Moguntina nequam ab antiquo. ] lat.: ‚Und daher kommt das Sprichwort: Mainz hat seit jeher nichts getaugt‘ (Übersetzung: Wolfgang Srb); siehe auch Sacherläuterung. Frantzen Mängen ] ‚ein hochrangiges Männchen aus Frankreich‘. entseſſen ] ‚weit weg von ihm beheimatet‘. Zeitung ] ‚Nachricht, Neuigkeit‘. Adamiſchen Appetit ] ‚kreatürliche, leibliche, tierische Neigungen‘ (im Gegensatz zur Ebene des Spirituellen). prætenſion ] ‚Ansprüche, Anmaßungen‘. Recompens ] ‚Entschädigung, Besänftigung‘. Churhaube ] ‚Kurfürstenhut‘. Filius non portabit iniquitatem Patris. ] lat.: ‚Der Sohn soll nicht tragen (verantwortlich gemacht werden für) die Missetat des Vaters‘ (Hes 18,20). wie ein Saw mit einem Bettelſack ] ‚mit jdm. rabiat, rücksichtslos umgehen‘ (vgl. Röhrich, Redensarten IV, S. 1283). obſerviren ] ‚mit Hochachtung und Ehrerbietung verhalten‘. die Rechten … auff ein Seite biegen ] ‚das Recht beugen‘. excipiren ] ‚ausnehmen‘. Ploch ] ‚Block, Klotz‘ (Grimm, DWb 2, 1991, Sp. 136). Schulfüchſen ] ‚(pedantischen) Stubengelehrten‘. plenitudinem poteſtatis ſpitzfündeln ] ‚über die Machtfülle, den Umfang der Machtbefugnisse (des Kaisers) spitzfindige Überlegungen anstellen‘. legibus ſolvirt ] ‚von der Bindung an die Gesetze befreit‘ (vgl. die Bestimmung des ‚absolutistischen‘ Herrschers als ‚legibus solutus‘). Spanniſche Corduwanmacher ] Korduan: weiches, saffianartiges Leder. Die Berufsbezeichnung spielt ebenso wie die des ‚Riemenschneiders‘ auf das ‚Leder‘ (die Haut) an, an die die missliebigen Nachbarn dem Kurfürsten Friedrich V. angeblich gehen wollen. vralt Vatter ] ‚Urgroßvater‘. Spindler ] ‚Spindelmacher‘ (DWb 16, 1991, Sp. 2504); eindeutschendes Wortspiel mit dem Namen des Feldherrn Spinola. à fato & fatuis ] lat.: ‚von der (göttlichen) Bestimmung und (menschlichen) Dumpfbacken‘. (Übersetzung Willi Lobenwein) à fatuis & brutis fulminibus ] lat.: ‚durch Dumpfbacken und (Blitz-)Schläge ohne vernünftige Absicht‘. (Übersetzung Willi Lobenwein) Tauſendkünſtler ] ‚jd., der in tausend Gaukelkünsten beschlagen ist‘, auch: ‚Teufel‘ (Grimm, DWb 21, 1991, Sp. 222). Seckel ] ‚Geldbörse‘. fortificiret ] ‚(militärisch) befestigt‘. Pündner ] ‚Bündner‘ (Bewohner der ‚Drei Bünde‘; heute: Graubünden). Utere jure … neca. ] lat.: ‚Mach Gebrauch von deinem Recht, o Kaiser, und die Lutherknechte brenne, töte mit dem Schwert, dem Rad, mit Stricken und mit Feuern.‘ (Übersetzung Wolfgang Srb)
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190–192 Solvite Germani … dicite Regem. ] lat.: ‚Zahlt, ihr Deutschen, euren Beitrag, und zersprengt die Macht der Türken, gebt den Papstanhängern wieder, was man Luthern hat geschenkt, und nennet Ferdinand den König Roms!‘ (Übersetzung Wolfgang Srb) Püffel ] Büffel (Anspielung auf die v. a. von Viehwirtschaft lebenden Bündner). 204 Butten Holänder ] Anspielung auf die handeltreibenden Holländer; vgl. ‚Buttenkrämer‘ 208 (Grimm, DWb 2, 1991, Sp. 580 f.). 210 Locus Sigilli ] Der ‚Platz für das Siegel‘ auf einer Urkunde, die erst dadurch rechtskräftig wird. 212 Nemo melius vincitur, quam ſuis artibus. ] lat.: ‚Niemand wird leichter besiegt als durch seine eigenen Künste‘ – ‚Niemand wird trefflicher zuschanden als in der eigenen Künste Banden‘ (vgl. Otto, Sprichwörter, 1890, s. v.). ſtampen ] ‚weggejagt werden‘ (Grimm, DWb 17, 1991, Sp. 680). 216 quibus non ſervanda fides ] lat.: ‚denen man keine Vertragstreue schuldet, kein Wort halten muss‘; vgl. Liebs, Rechtsregeln, 2007, S. 85. Hier die lat. Version einer deutschen Teilphrase im Titel der Schrift von Caspar Schoppe: „Erinnerung von der Caluinisten falschen / betrüglichen Art vnd Feindseligkeit gegen / dem heiligen Römischen Reich“, die unter dem Pseudonym Christoph von Ungersdorff 1616 erschienen ist; darin lautet die Teilphrase: „vnd ob Ketzern, Trew vnd Glaub / zu halten sey“ (Schoppe, Texte und Briefe, Bd. I/2, 2004, S. 1162). 218 Univerſal oder Religionswerck ] im Sinne von ‚politisches Großziel‘. particular Vrſach ] im Sinne von ‚Einzelanlass‘. 220 Et ſic decretum in Concilio Tridentino. ] lat.: ‚Und so ist es auf dem Konzil von Trient beschlossen.‘ zeitlich ] ‚zeitig‘. 225 auff der Leimſtangen … lauffen ] „Leimstange“: Stange der Vogelsteller, die mit Leimruten 231 besteckt ist; vgl. „mit der Leimstange laufen“: ‚den Mädchen nachstellen‘ (wie der Vogelfänger den Vögeln mit der Leimrute) bzw. ‚sich wie ein Geck benehmen‘ (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 701). Gänß Geyſſel ] „Gänsegeisel“: wohl ‚Gerte zum Treiben von Gänsen, Treibstecken‘ (vgl. Grimm, DWb 5, 1991, Sp. 2616). Gezwitterte ] ‚Zwitter‘. Beſchiß ] ‚Betrug‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 1569 f.). 233 Menſchentand ] ‚(wertlose) menschliche Erfindung‘ (im Gegensatz zur göttlichen Wahrheit) 236 (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 2069 f.). Säwmandeln ] knollige Blatterbsen, ‚Erdnüsse‘ (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 1910); 240 „mandel“ auch als Diminutiv zu „Mann“ sowohl im baierischen wie niederländischen, niederdeutschen oder mitteldeutschen Sprachgebiet (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 1535). læſæ Majeſtatis terrenæ ] lat.: ‚Verletzung/Beleidigung der irdischen Majestät (des Kai244 sers)‘. einen reum læſæ Majeſtatis divinæ ] lat.: ‚einen der Verletzung/Beleidigung der göttlichen 245 Majestät Angeklagten‘. perduellem ] lat.: ‚Staatsfeind‘. certis conditionibus ] lat.: ‚unter bestimmten Bedingungen‘. 246 his non ſervatis ] lat.: ‚die (scil. Bedingungen) dieser nicht gehalten hat‘. reus læſæ Reipublicæ ] lat.: ‚der Verletzung/Beleidigung des Staates, des Hochverrats Angeklagter‘. Capitulation ] lat.: (seine) ‚Wahlkapitulation‘. 247
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leges fundamentales ] lat.: ‚Grundgesetze‘. ſtatum ] lat.: ‚Zustand, Verfassung‘. formam ] lat.: ‚Staatsform‘. per conſequens ] lat.: ‚folglich‘. Exempli gratia ] lat.: ‚zum Beispiel‘. Quando duplicantur lateres, tunc venit Moyſes ] lat. Sprichwort: ‚Wenn die Ziegelfron verdoppelt wird, dann tritt ein Moses auf‘; sinngemäß: wenn der Zwang das erträgliche Maß übersteigt, naht der Befreier (vgl. 2 Mo 5,6–23). Et tandem furor fit læſa ſæpius patientia ] lat.: ‚und endlich schlägt in Rachsucht um die Duldsamkeit, wenn man sie allzuoft mit Füßen trat‘. (Übersetzung: Wolfgang Srb) kiefen ] ‚nagen, mühsam kauen‘ (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 668 f.). Cuſtos Nota benire mir das ad marginem ] lat.: ‚Aufpasser, versieh mir das mit einem ‚Nota bene‘ (‚Merke wohl!‘) am Seitenrand.‘ Gloſſa ] ‚erklärende Randbemerkung‘. Nam ſic decretum in Concilio Tridentino Irreconciliabilis Romæ. ] lat.: ‚Denn so wurde es beschlossen auf dem Tridentinischen Konzil des unversöhnlichen Rom.‘ (d. h. der kompromisslosen römischen Kirche). Wohl Paronomasie in der Zusammenstellung von ‚Concilio‘ und ‚irre-concili-abilis‘. Frantzenman ] ‚Franzose‘. Concilium Trident⟨inum⟩ exequiren ] ‚die Bestimmungen des Trienter Konzils durchsetzen‘. Metzelſuppen ] ‚Wurstsuppe‘ (als Bestandteil der Schlachtplatte) (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 2154); von „metzeln“: ‚schlachten, in Stücke hauen‘. Bottenbüchs ] ‚Botenbüchse, Botenzeichen‘. Synceration ] ‚Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit‘. diſſimulirt ] ‚täuschte, sich verstellte‘. Blutregiſter ] ‚Liste mit den Namen hinzurichtender Personen‘. devotion ] ‚Verehrung‘. H. Menſch ] ‚Heilige Mensch‘. Credit ] ‚Vertrauen, Glauben‘. verrede ] verreden: ‚versprechen, etwas nicht mehr zu tun‘ oder ‚durch Reden entschuldigen‘, ‚sich verteidigen‘ (Grimm, DWb 25, 1991, Sp. 999 f.) Defenſion ] ‚Verteidigung‘. in reſiſtendo ] ‚im Widerstehen‘. in recedendo ] ‚im Zurückweichen‘. defendiren ] ‚verteidigen‘. böſen ] ‚schlechten‘. pariret ] parieren: ‚einen Angriff abwehren‘ (Fechtersprache). verpariret ] Neologismus i. S. von ‚in der Verteidigung vertan/abgenommen‘. Witzerſeuffte Damoiſelliſche Mundloch ] ‚der Mund einer übermäßig von Esprit sprühenden jungen Dame‘. Dabei obszönes Spiel mit der Bezeichnung ‚Mundloch‘ als lochartige Mündung eines Dinges, u. a. auch für den Übergang von der Vagina zum Gebärmutterhals (Grimm, DWb 12, 1992, Sp. 2691). Atlantiſchen Achſeln ] ‚Schultern, die denen eines Atlas gleichen‘. Atlas: Riese, der das Himmelsgewölbe trägt (griech. Mythologie). Juncker ] Niederadeliger. deriviret ] ‚abgeleitet‘.
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Scapham, Scapham vocare ] lat.: (‚ein Boot ein Boot nennen‘:) ‚die Dinge beim Namen nennen‘. H. Inquiſition ] Heilige Inquisition. 323 324 Magnates ludere fœderibus & juramentis, ſicut pueri aſtragalis ] lat.: ‚dass die Mächtigen mit Verträgen und Eiden spielen wie Knaben mit Würfeln‘. (Übersetzung Wolfgang Srb) Reyen ] ‚Reigen‘. 331 332 NB. ] ‚Nota bene‘: etwa ‚Achtung‘, ‚gut zu beachten‘; siehe Worterläuterung zu Z. 261. 348 Poſſeſſion ] ‚Besitz‘. auffgerichtet ] ‚zu einem höheren Rang gebracht‘. 349 gekützelt ] ‚begierig darauf gemacht‘, ‚angeregt‘. 351 352 ſucceſſion ] ‚Nachfolge‘. prædentiren ] ‚Ansprüche erheben‘. Rädlinsführer ] ‚Rädelsführer‘. Anspielung auf das ‚Mainzer Rad‘, das seit dem 12. Jh. 353 übliche Wappenbild des Bistums Mainz, das später von der Stadt Mainz übernommen wurde. jure belli acquirirt ] lat.: ‚durch das Kriegsrecht erworben‘. 359 abgeſtanden ] ‚sich von … abwandte‘. 362 Reyſigen ] ‚Kriegstüchtigen‘, metonymisch ‚bewaffneten Reitern‘ (Grimm, DWb 14, 1991, 372 Sp. 746; Staub/Tobler, Schweizerisches Idiotikon 6, 1909, Sp. 1325–1327). Gubernament ] ‚Befehlsgewalt‘. 378 381 Salvator Patriæ ] lat.: ‚Retter des Vaterlandes‘; rechtssprachlicher Terminus. JC. ] lat.: Juris consultus: ‚Rechtsberater, Rechtsgelehrter‘. eingehawen ] ‚verleumdet‘ (Grimm, DWb 3, 1991, Sp. 196). 387 hart gehalten ] ‚schlecht behandelt‘. 393 Politicum dogma, Gratiam oneri haberi ] lat.: ‚den Grundsatz in der Politik, dass (pflichtschuldige) Dankbarkeit als Last empfunden wird‘ (Übersetzung Wolfgang Srb). Epiſtel ] ‚Brief‘. 394 397 graſſiren ] ‚sich ausbreiten‘ (Grimm, DWb 8, 1991, Sp. 2001–2003). Welſchen ] ‚italienischen‘ bzw. ‚französischen‘ – oft mit pejorativer Färbung (Grimm, DWb 400 27, 1991, Sp. 1327–1353) 402 æmulirt ] ‚gewetteifert‘, ‚in Konkurrenz gestanden‘. 403 prætenſionen ] s. Worterläuterung zu Z. 152. vngegrünten præſumptionen ] ‚unbegründeten Annahmen‘. 405 Juriſdiction ] ‚Rechtsprechung‘. ins Mittel geloffen ] (vom Thron herab) ‚in die Mitte des Versammlungsraums gelaufen‘. 416 Stuls zu Rom ] des ‚Heiligen Stuhls‘, also des Papsttums. 422 Entſatzung ] ‚Entsetzung, Absetzung‘. 424 Preſſuren ] ‚Zwangsmaßnahmen‘. 427 Schatzungen ] ‚Auferlegung von Abgaben‘ (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 2290). 432 communicirt ] ‚mitgeteilt‘, ‚beraten‘. 434 machiniren ] ‚etwas Böses aussinnen‘. abſehens ] ‚Ziel, Absicht‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 114). 445 446 plus ultrà ] lat.: ‚Darüber hinaus‘ (Wahlspruch Ks. Karls V.). 448 Dominatum tempora⟨l⟩em ] lat.: ‚zeitliche (weltliche) Herrschaft‘. privat reſpect ] ‚private Rücksichten‘. 450 451 ſalvirte ] ‚rettete‘.
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zwiſchen die Sporen nehmen ] ‚hart bedrücken, antreiben‘ (Grimm, DWb 16, 1991, Sp. 2681). allgemach ] ‚nach und nach‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 233 f.). 456 metamorphoſirt ] ‚umgewandelt‘. reſtiret ] ‚übrig bleibt‘. 457 prætendiret ] ‚beansprucht‘, ‚anmaßt‘. 460 per me ſint omnia tresque ] lat.: etwa ‚von mir aus sollen sie alles drei sein‘. 461 Patres Patriæ ] lat.: ‚Väter des Vaterlandes‘. 462 Defenſores Fidei ] lat.: ‚Verteidiger des Glaubens‘. Deſertores fidei ] lat.: ‚Deserteure des Glaubens, diejenigen, die den Glauben im Stich lassen’.’ nachzwitzeliren ] zwitzern: ‚zwitschern‘ (Grimm, DWb 32, 1991, Sp. 1426–1428). 465 470 Vncti Domini ] lat.: ‚Gesalbte des Herrn‘. von einander theilen ] sich teilen: ‚nach verschiedenen Seiten auseinandergehen‘ (Grimm, 476 DWb 21, 1991, Sp. 357). einander über die Achſel anſehen ] ‚geringschätzig von der Seite ansehen‘ (Grimm, DWb 1, 477 1991, Sp. 163 f.). abkehren ] ‚Schaden zufügen, misshandeln‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 59 f.). 478 Datum … in Signor Aretini parrhiſiaſtis flagelli Principum Zelten ] lat.: ‚Gegeben … in 480 f. den Zelten des freimütig redenden Herrn Aretino, der Geißel der Fürsten.‘ 481–483 Anno Diaboli incarnati, & per Europam furentis, Quinto, Quo Reges delirant, Principes ſedent, ſapientes tacent, omnes Antichriſto dormiunt, Baleami cœcutiunt, & Aſini tandem videre ac loqui coguntur. ] lat.: ‚im fünften Jahr der Fleischwerdung des Teufels, da er über Europa hinwegrast, da die Könige von Sinnen sind, die Fürsten müßig rasten, die Weisen verstummen, alle vor dem Antichrist schlafen, die Bileams blind sind und endlich die Esel gezwungen werden, zu sehen und zu reden‘ (Übersetzung: Wolfgang Srb).
⟨V⟩ 484 501 502 509 ⟨VI⟩ 511 f.
EXTRACT ] ‚Auszug‘. Legat ] ‚Gesandter‘. Schelmerey ] ‚(hinterlistiges) Schurkenstück‘ (Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 2517 f.). rechnen ] ‚rächen‘. allen fleiß anzukehren ] ‚allen Fleiß anzuwenden, sich nachdrücklichst darum zu bemühen‘.
Excerpta ex Huberti Thomæ Leodii, Lib. 4. Annalium, de vitâ Friderici II. Elect⟨oris⟩ Palatini. ] lat.: ‚Auszüge aus dem 4. Buch der Annalen von Hubert Thomas Leodius über das Leben Friedrichs II., Kurfürsten von der Pfalz‘. 513–526 SUbſequentibus … fuiſſe ] lat.: ‚Da nun in den nachfolgenden Tagen in allen Ehren und höchstem Wohlwollen beim Ks. (Maximilian I.) und bei allen Höflingen standen und vor allen anderen den Vorzug genossen der Kurfürst von der Pfalz (Ludwig) und sein Bruder Hzg. Friedrich, hätte man wohl schier nicht geglaubt, mit welcher Scheelsucht dies die Herzöge von Bayern* mitansahen, welche bereits damals nach der Kurwürde gierten und wegen der obenerwähnten Plünderung der reichsstädtischen Güter vermeinten, der Kaiser habe Allerhöchsten Groll gegen den Kurfürsten gefasst und werde erneut wider die Pfalz zu Kriege ziehen, wozu sie mit allen Mitteln Seine Majestät und die genannten Städte
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aufzustacheln suchten. Doch umsichtiger als sie, erwog der gütige Kaiser bei sich, es werde dies ein verhängnisvolles Beispiel und Risiko bedeuten, wenn er den Bayern eine solche Bedeutung einräumen würde, die doch niemals Ruhe geben würden, bis sie endlich auch noch die Kaisenwürde erlangt hätten, das Haus Österreich vernichtet, die Pfalz aber zugrundegerichtet hätten ohne einen triftigen Grund, dank derer der Kaiser selbst und sein Haus doch emporgekommen war. * nämlich Wilhelm und Ludwig, über deren Ersteren der nämliche Autor schreibt (und zwar in Buch 6), er sei ein Fürst hochfahrender Gesinnung gewesen und habe bald die Kur-, bald die Königs-, bald die Kaiserwürde angestrebt, und ferner (im 13. Buch), er habe nach dem Tod des Kurfürsten Ludwig darauf gepocht, dass die Kurwürde ihm und nicht Friedrich, dem Bruder Ludwigs, zukomme; doch sei er vom Kaiser abgewiesen worden.‘ (Übersetzung Wolfgang Srb) Translatio Extracts ] ‚Übersetzung des Auszugs‘. Dignitet ] ‚Würde‘. fug ] ‚Grund‘.
⟨VII⟩ 548–550 PROSOPOPOEIA FRIDERICI BOHEMIÆ REGIS, &c. ELECT⟨ORIS⟩ Palat⟨ini⟩ &c. Ex Boethii Lib. 1. de conſol⟨atione⟩ Philoſophiæ. ] 551–584 HOc tantum dixerim, … fœdere terras, &c. ] lat.: ‚Nur das eine möchte ich sagen: es ist dies die ärgste Last, die das Unglück uns auferlegt, dass die Unglücklichen, dieweil ihnen irgendein Vergehen angedichtet wird, nach allgemeinem Dafürhalten verdient haben, was sie erdulden. Ich jedenfalls bin aus allen meinen Besitzungen verjagt, meiner Würden beraubt, in der öffentlichen Wertschätzung entehrt, habe es gut gemeint und dafür Strafe geerntet. Und nun vermeine ich zu sehen, wie die schändlichen Brutstätten der Verbrecher überquellen vor Genugtuung und Freude, und wie gerade der verworfenste Schuft auf neuen verräterischen Lug und Trug sinnt; wie die Rechtschaffenen darniederliegen, in Schrecken vor der Gefahr, die uns droht, zu Boden gestreckt, wie jeder beliebige Schandbube angespornt wird zum Wagnis dreister Missetat durch Straflösigkeit, zu ihrer Ausführung gar durch Belohnung; wie die Unschuldigen jedoch nicht nur der Sicherheit, sondern sogar des Schutzes beraubt sind. Daher möchte man ausrufen: O Schöpfer du des sternbesäten Himmelsbogens, der du thronst auf ewgem Sitze, alles lenkst nach vorbestimmtem Ziele: einzig nur der Menschen Handeln unterlässt du regelnd nach verdienter Weise einzuschränken. Denn warum lässt trügerisch das Glück in solchem Maß die Wechselfälle spielen? unterdrückt, die ohne Schuld sind, schadenfroh mit Strafe, wie sie einer Untat ziemte? Doch verderbte Sitten thronen auf erhabnem Sitze, und den Nacken Unbescholtner treten mit den Füßen in Verkehrung allen Rechts die Bösen. Heller Tugendschimmer liegt verborgen, eingehüllt in finstre Schatten, der Gerechte lud auf sich die Schuld des Ungerechten. Falsche Eide bringen keinen Schaden denen, die sie schwören,
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keinen Schaden bringen Lug und Trug, mit Farben schöngeschminkt. Jedoch sobald die Bösen ihre Kräfte spielen lassen möchten, unterjochen sie mit Lust die höchsten Herrscher, deren Anblick ungezählte Völker fürchten. O beachte doch das Elend hier auf Erden, wer auch immer du die Schöpfungsordnung webst! Als nicht geringer Teil in solch gewaltigem Werk sind wir, die Menschen, von der Flut des Schicksals hin- und hergeworfen. Großer Lenker, dämme ein die reißend schnellen Fluten, und mit jenem Regelwerk, mit dem du der Unendlichkeit des Himmels steuerst, wolle (gütig) auch die Erdenlande unerschütterlich befestigen, usf.‘ 585
(Übersetzung Wolfgang Srb). FINIS. ] lat.: ‚Ende‘.
d) Sacherläuterungen ⟨I⟩ 6
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Spiegel ] Gespielt wird mit dem seit der Antike gebräuchlichen und noch in der Frühneuzeit verbreiteten Titelschlagwort des ‚speculum‘. Der Überblick über den Ist-Zustand der Welt und der Vergleich mit dem Soll-Zustand wurde v. a. in moraldidaktischer Hinsicht verwendet. Ridentem … prodeſt. ] Das Zitat einer bekannten Stelle aus den Satiren des Horaz markiert unverkennbar die satirische, trotz der ‚lachenden‘ Darbietungsweise ‚strafende‘ Wirkungsabsicht des Textes. Wunder Jahr ] Siehe Vorbemerkungen S. 215 f. erblich ] Das Motto gibt in der Form einer Rollenrede die (vermeintliche) Position des Hauses Österreich wieder, die das Reich in selbstsüchtiger Absicht zu einer Erbmonarchie umwandeln und dabei die reichsrechtlich verankerte Funktion der Kurfürsten aushebeln möchte. Anno 1623. an ſeinem Ort getruckt ] Siehe Vorbemerkungen S. 213. Was wunderlicher Vögel / allerley Farben / auch ein ſchwartzer auff einem Helm? ] offenbar Anspielung auf heraldische Tiere in verschiedenen Tinkturen; der schwarze Vogel im Zusammenhang mit einem Teil der Rüstung wohl der Reichsadler. Frawenzimmer Jungfraw Böckin ] nicht identifiziert. Neapolitanern ] Das Kgr. Neapel stand seit 1442 unter spanischer Herrschaft; nach 1503 war Neapel als tributpflichtige Provinz (bis 1707) den spanischen Habsburgern untertan. Der Einführung der Inquisition widersetzten sich die Neapolitaner 1547 durch einen Volksaufstand. Ein Aufstandsversuch in Kalabrien unter Tommaso Campanella (1568– 1639) wurde 1599 im Keim erstickt. Machtmissbrauch führte seit den 1620er Jahren zum Missmut gegen den einheimischen Adel und die Spanier und zu zunehmender Unruhe im
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Volk (Chłędowski, Kulturbilder, 1920, S. 369–372; Seidlmayer, Zusammenbruch, 1940, S. 329 f.). Meyländern ] Das Hzgt. Mailand fiel 1525 von den Franzosen an Ks. Karl V., der die italienischen Besitzungen bei seiner Abdankung 1556 an die spanische Linie der Habsburger übergab. Seitdem führten dort spanische Gouverneure das Regiment. wie vorzeiten Magdeburg ] Die erstmals in der Ausgabe E (1632) auftauchende Bemerkung bezieht sich auf die Belagerung, Eroberung und Zerstörung Magdeburgs am 10./20. Mai 1631 durch Truppen Tillys, die ungeheuere publizistische Aufmerksamkeit erfuhr und bis heute als das größte Massaker des Dreißigjährigen Krieges gilt. Spanniſch: Oeſterreich: vnnd Bäyeriſche Armaden ] die militärischen Aufgebote der Hauptgegner Kurpfalz-Böhmens. König in Spanien ] Kg. Philipp II. von Spanien (1527–1598, reg. ab 1556) musste gleich dreimal während seiner Regierungszeit den Staatsbankrott erklären, weil er seine Gläubiger nicht mehr befriedigen konnte: 1557, 1575 und 1596. Die Hauptursache war die hohe Inflation, die durch die umfänglichen Goldimporte aus Amerika hervorgerufen und durch zahlreiche kriegerische Engagements verstärkt worden war. Fast 40 % der staatlichen Einnahmen waren in der Spätphase für die Zinszahlungen gebunden (Menzel, Spanien, 2008). habt jhrs nicht newlich erſt am Rheinſtrom geſehen ] Wohl Anspielung auf die fehlgeschlagene Verteidigung der Pfalz gegen die ligistischen und spanisch-niederländischen Truppen 1622. ein gantz Buch voll Pennalboſſen trucken laſſen ] Zincgrefs Büchlein der „Facetiæ Pennalium, Das ist / ALlerley lustige Schulbossen“ in Quart ist anonym erstmals 1618 und in zweiter Auflage 1622 erschienen. Erweiterte Versionen – darunter die von 1624: „Vermehrete Schulbossen: Das ist / Allerley lustige Facetiæ Pennalium“, die hier der Autor als „newen fund“ ankündigt – gingen 1625, 1627 und 1636 und in fünf weiteren Ausgaben ab 1643 in den Druck (Zincgref, Facetiae Pennalium, 1978, S. VIII–XXXII). Die Autorschaft Zincgrefs ist gesichert (siehe oben „Einleitung“). Studiumsknecht zu Wien … in das Trillen geſchickt ] wohl im Zusammenhang mit der Belagerung Wiens durch die böhmisch-mährischen Ständetruppen unter Heinrich Matthias von Thurn (5.–12. Juni 1619) bzw. der Bedrohung durch die Ungarn unter Gábor Bethlen (26. September und Anfang Dezember 1619); vgl. Theatrum Europaeum 1, 1662, S. 254 f. die Ketzeriſchen … zu Genff … zu Heydelberg ] Aus der ubiquitären Sicht des Satirikers – in der Realität ja selber ein Reformierter – sind hier die von katholischer ebenso wie von protestantisch-lutherischer Seite als „Ketzer“ verschrienen Calvinisten gemeint. zu Straßburg / Moltzen ] Die Akademie der protestantischen Reichsstadt Straßburg erhielt nach vielen vergeblichen Anläufen erst 1621 von Ks. Ferdinand II. das Volluniversitätsprivileg; Grund und Anlass dazu war das Ausscheiden Straßburgs aus der evangelischen Union. Bereits 1617 wurden von Papst und Kaiser der in der Nachbarstadt Molsheim von den Jesuiten seit 1580 aufgebauten Akademie – in Konkurrenz zur protestantischen Hochschule der freien Reichsstadt – die Universitätsrechte verliehen; dabei wurde die Einweihung der Molsheimer Hochschule im August 1618 „durch die Anwesenheit der Bischöfe von Basel und Straßburg, Wilhelm Rinck von Baldenstein und Ezhg. Leopold I., zu einer Machtdemonstration der Gegenreformation und des Hauses Habsburg. Die Frage der Universitätsprivilegien […] war nun deutlich in die konfessionelle Parteibildung am
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Vorabend des Dreißigjährigen Krieges hineingeraten.“ (Schindling, Humanistische Hochschule, 1977, S. 70 ff., Zitat S. 72). Cölln vnd Gieſſen / Wittenberg oder Leiptzig ] Köln und Mainz waren streng altgläubige Universitäten, Gießen zwischen 1605 und 1624 auf die reformierte Lehre eingeschworen worden, während Wittenberg und Leipzig als Bastionen lutherischer Orthodoxie galten (Boehm/Müller, Universitäten, 1983, S. 156, 229, 241 f., 256, 368). Abgedeckt sind also prominente Hochschulen aller drei großen Konfessionen. Tübingen ] Die Universität Tübingen war nach längeren Konflikten ein Hort des Luthertums und v. a. wegen ihrer Theologenausbildung im Evangelischen Stift bedeutsam (Boehm/Müller, Universitäten, 1983, S. 339 f.). groſſen Rulands Dägen anbinden ] Roland, der Held aus der mittelalterlichen Karlssage, wurde geharnischt mit einem großen Schwert und barhäuptig dargestellt. In den Städten Magdeburger Rechts galten derartige Standbilder als Städtewahrzeichen, als Sinnbilder des rechtlich-politischen Status und der Wehrhaftigkeit. Anspielung auf die Befreiung der Studenten vom Kriegsdienst, der Zincgref offensichtlich kritisch gegenüberstand. FRJTZ ] Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz (1596–1632): am 26./27. August 1619 wurde seine Wahl zum König von Böhmen vollzogen, Ende September nahm er die Wahl als „Vocation“ in Gottes Namen an, Anfang Oktober brach er mit großem Gefolge von Heidelberg auf, Anfang November wurden er und seine Gattin Elizabeth, Tochter des englischen Königs Jakob I., in Prag gekrönt (Mertens/Verweyen, Vorarbeiten zu einer Zincgref‑Ausgabe, 1972, S. 147 f.). den Käyſer die Böhmiſche Krauthäupter oder Magſamenköpff ſeyn gleich vnd eben abkürtzen laſſen ] Gemeint sind die blutigen Unternehmungen gegen die ‚Aufständischen‘ Böhmens
nach der Niederlage Kfst. Friedrichs V. von der Pfalz und Königs von Böhmen, des sogannten Winterkönigs, am Weißen Berg bei Prag am 8. November 1620, wobei im Text das Niedermachen der Andersgläubigen satirisch in nutzfeldfloristischer Metaphorik dargestellt ist. in der Steyrmarck ] Unter Ehzg. Karl II. von Innerösterreich (reg. 1564–1590) wurde in Graz, der Residenzstadt der Steiermark, nicht nur das 1573 eingerichtete Jesuitenkolleg 1585 zur Universität erhoben – „eine typische Universitätsgründung der Gegenreformation“ –; zudem führte Ehzg. Ferdinand (reg. 1596–1637), der spätere Kaiser, die von seinem Vater Karl II. bis in die Einzelheiten vorbereitete Gegenreformation ab Sommer 1598 mit aller Entschiedenheit durch (Mecenseffy, Protestantismus, 1956, S. 71–82; Amon in: Schindling/Ziegler, Die Territorien des Reichs, Bd. 1, 1989, S. 111–114). ein Füncklein vom Concilio Tridentino glimmet ] Geist des Tridentinischen Konzils. Das Konzil von Trient, durch die Bulle ‚Laetare Jerusalem‘ vom 19. November 1544 nach der reichsdeutschen Bischofsstadt einberufen, fand in drei Tagungsperioden statt: 13. Dezember 1545 bis 11. März 1547, 1. Mai 1551 bis 28. April 1552, 18. Januar 1562 bis 4. Dezember 1563. Dass als eine Konsequenz des Konzils die „primatiale Stellung des Papsttums in der Kirche“ „durch die konziliaren und gallikanischen Ideen“ nicht geschwächt wurde, erwies sich innerkirchlich zwar als stabilisierender Faktor, geltungsgeschichtlich im Hinblick auf den Gedanken der Versöhnung der alten Kirche mit den reformatorischen Glaubensgemeinschaften und Bewegungen aber als eine der nachhaltigsten Barrieren, zumal die päpstliche „potestas“ verstärkt im Sinne politischer Machtausübung verstanden wurde. Die theologische Arbeit erfolgte zu sehr „unter dem Aspekt des Konfessionalismus“; mit der Ablehnung der reformatorischen Theologie hat auch die katholische Kirche erheblich zum „Prozess der Konfessionalisierung des Christentums“ beigetragen
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(Bihlmeyer/Tüchle, Kirchengeschichte, 1961, S. 102–114 und passim; LThK 10, 2001, Sp. 224–232: Klaus Ganzer, Art. „Trient“, hier Sp. 232 f.; TRE 34, 2002, S. 62–74: Gerhard Müller: Art. „Tridentinum“, hier S. 72; RGG 6, 1962, S. 1012–1017 [G. Müller]). Dies ist offenkundig auch ein die satirische Kritik motivierender Gesichtspunkt. der Staab gebrochen ] Das Brechen des Stabs über einem zum Tode Verurteilten war ein Rechtssymbol, das für die Endgültigkeit und Unumkehrbarkeit des Urteils stand und bis in die Neuzeit hinein verbreitet war (Grimm, DWb 17, 1991, Sp. 349 f.). daß man ſie zu Rom alle mit einerley Feuer verbrenne ] Das Verbrennen bei lebendigem Leib oder nach der auf andere Art vollzogenen Hinrichtung war seit dem 11. Jh. die klassische Strafe für Häretiker, deren leibliche Auferstehung am Jüngsten Tag damit verhindert werden sollte. die Gänß ] Spottname der Hussiten (von tschechisch „husa“: ‚Gans‘), der Anhänger des im Zentrum der hussitischen Reformbewegung stehenden Theologen Johannes (tschechisch: Jan) Hus (um 1370–1415), der auf dem Konzil von Konstanz öffentlich verbrannt worden war; dieser selber begann sich schon in seiner Studienzeit, vielleicht selbstironisch, als Johannes Hus zu bezeichnen (Gänse galten damals wie heute als dumme Tiere); daher wurde später die Abbildung der Gans von den Gegnern der Hussiten in abwertender Absicht eingesetzt, abgesehen von den Reformatoren, welche die ‚Gans‘ dem ‚Schwan‘ Luther zuordneten (vgl. Hilsch, Hus, 1999, S. 9 und Abb. S. 129: kolorierter Einblattholzschnitt, verlegt in Nürnberg von Hans Guldenmundt um 1530/34; vgl. auch den Kommentar zu Nr. ⟨645⟩ der ‚Apophthegmata teutsch‘ von 1626). – Die Teilphrase ist als Andeutung auf die blutige Verfolgung der hussitischen und andersgläubigen Bevölkerung Böhmens nach der Niederlage des Winterkönigs Friedrich V. um den 11. November 1620, den kirchlichen Feiertag des heiligen Martin, zu verstehen. Martinsnächt ] Die Nacht vor dem Martinsfest (11. November), an dem in Deutschland traditionell ein Gänsebraten auf den Tisch gebracht wird. Die Gans gehört – vor allem im bayerischen Raum – als Attribut mit zu Darstellungen des heiligen Martin (LCI 7, 1990, S. 574). vnnd die Frantzoſen jhre Barthelmesnächt ] sarkastisches Wortspiel mit dem Namen der Bartholomäusnacht vom 23./24. August 1572, der Nacht der „Pariser Bluthochzeit“. In dieser Nacht fand ein Massaker an der politischen und militärischen Führungsschicht der Hugenotten und an rund 3.000 bis 4.000 Reformierten statt, die zu den Vermählungsfeierlichkeiten Heinrichs von Navarra und der Margarethe von Valois nach Paris geströmt waren. Dem Morden, das im europäischen Calvinismus Schockwellen auslöste, fielen in Paris und in den französischen Provinzen etwa 22.000 Hugenotten zum Opfer. Damit wurde – auf Anstiften der Königinmutter Catharina von Medici – die Eindämmung der konfessionell‑politischen Streitigkeiten hintertrieben, die ihr Sohn Karl IX. durch die Heirat seiner (katholischen) Schwester Margarethe von Valois mit dem (protestantischen) Heinrich von Navarra einleiten wollte. Täge ] Gemeint sind politische ‚Versammlungen‘, also etwa Kreistage, Fürstentage, Reichstage etc. Coſtnitz am Bodenſee ] Während des Konzils von Konstanz (1414–1418) wurden die böhmischen Reformatoren Jan Hus (um 1369–1415) und Hieronymus von Prag (um 1379–1416) verurteilt und hingerichtet. Sachſen ] In Kursachsen setzte sich nach dem Tod Christians I. 1591 die gnesiolutheranische Fraktion durch, die die bisherige Annäherung an die Calvinisten mit (z. T. blutiger) Gewalt rückgängig zu machen versuchte. Prominentestes Opfer der mit äußerster Rigidität
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betriebenen Säuberungen war der ehemalige Kanzler Nicolaus Krell (um 1550–1601), der 1601 nach zehnjähriger Haft hingerichtet wurde. 100 NiderTeutſchland ] Gedacht ist hier möglicherweise an die blutige Zerschlagung der Täuferbewegung in Münster (1535); aufgrund der grob chronologischen Reihe sind aber wahrscheinlicher die Ereignisse in den Niederlanden gemeint, die sich rechtlich erst 1648 vom Reich lösten. Die dortigen blutigen Aufstände gegen die Herrschaft der spanischen Habsburger, die neben politischen und wirtschaftlichen nicht zuletzt konfessionelle Gründe hatten, datieren seit 1566 und fanden mit der Gründung der Generalstaaten und der Unabhängigkeitserklärung von der spanischen Krone 1581 einen vorläufigen Höhepunkt, der weitere Jahrzehnte kriegerischer Auseinandersetzungen einleitete. Steyrmarck ] Die seit 1598 unter Ehzg. Ferdinand in der Steiermark forciert einsetzende Gegenreformation arbeitete zwar mit harten Mitteln (Schikanen, Ausweisungen, Geldstrafen, Inhaftierungen, Androhnung von Hinrichtungen, Einquartierungen während der Züge der Religionsreformationskommissionen, Bücherverbrennungen, Zerstörung von Kirchen und privaten Liegenschaften, Friedhofs- und Leichenschändungen, Plünderungen), blieb aber weitgehend unblutig (Dedic, Steiermark, 1930, S. 105–139). Die Konfessionsstreitigkeiten in der Steiermark und ihre bedauerlichen Folgen wurden auf protestantischer Seite als ein Fanal wahrgenommen, für das v. a. das schädliche Wirken der Jesuiten verantwortlich gemacht wurde (Classicum belli sacri ernewert, 1619, S. 13). Pündten ] Die „Bündner Wirren“, die von 1618 bis 1639 zwischen französisch-venezianisch und spanisch-österreichisch orientierten Fraktionen blutige Folgen zeitigten, hatten neben geopolitischen und staatsrechtlichen Gründen, Familienfehden und Rivalitäten in dem gemischtkonfessionellen Gebiet nicht zuletzt auch konfessionelle Hintergründe. Sie äußerten sich u. a. in zahlreichen Ausweisungen, Hinrichtungen, Massenmorden und Attentaten. Mehrfache fremde Interventionen im Gebiet der konkurrierenden Bünde drohten hier zeitweilig einen neuen Schauplatz des Dreißigjährigen Krieges zu eröffnen (Färber, Bündner Wirren, 2011). Tref‑in‑dan ] Ehzg. Ferdinand (1578–1637), im Sinne des gegenreformatorischen Katho101 lizismus in Ingolstadt erzogen, trat mit der Großjährigkeitserklärung 1596 die Regentschaft in Innerösterreich (unter anderem) mit dem Hzgt. Steiermark und der Hauptstadt Graz an und begann ab 1598 mit der strikten Durchführung der Gegenreformation in seinem Herrschaftsgebiet. Sie setzte er als König von Böhmen 1617–1619 und als König von Ungarn seit Mai 1618 in großem Stil fort. Als er 1619 auch die Länder der österreichischen Linie erbte und am 28. August des Jahres zum Römischen König und deutschen Kaiser (als Ferdinand II.) gewählt wurde, nahm er seine Herrschaft nun von Wien aus in „konfessioneller Prinzipientreue“ wahr (Albrecht in: Schindling/Ziegler, Kaiser der Neuzeit, 1990, S. 125–141; siehe oben zu Zeile 85). 102–105 noch bey Lebzeiten ſeines Vorfahren … gar ins Käyſerthumb eingeſchoben ] Angespielt wird auf das problematische Verfahren, durch das Ehzg. Ferdinand noch zu Lebzeiten des kränkelnden und kinderlosen Kaisers Matthias (reg. 1612–1619) die Kronen Böhmens (1617) und Ungarns (1618) sowie die Anwartschaft auf die Kaiserkrone erlangt hatte – unter dem Versprechen, sich zu Lebzeiten des Kaisers aller politischen Einmischungen zu enthalten. Da Ferdinand absolutistischer Tendenzen verdächtig war, war seine Wahl sowohl in Böhmen wie in Ungarn und im Reich umstritten (Zeeden, Glaubenskämpfe, 1980, S. 76 f.). Ertzhertzogen Maximi Æmiliani ] Ehzg. Maximilian (1558–1618), Bruder Ks. Matthias’, 103 seit 1590 Hochmeister des Deutschen Ordens und ebenso wie alle näheren Verwandten des
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Kaisers kinderlos, favorisierte die Thronanwartschaft seines Großneffen Ehzg. Ferdinand zum Nachfolger seines Bruders. Dessen Regierungsantritt war also – so wird suggeriert – von der römischen Kirche zielstrebig eingefädelt worden. Dorolfi ] Ehzg. Rudolf (1552–1612): Regent der Grafschaft Tirol mit der Hauptstadt Innsbruck, Kg. von Ungarn 1572–1608, Kg. von Böhmen 1575–1611, 1575 Wahl zum Römisch‑deutschen Kg., 1576 Ks. (als Rudolf II.); im „Bruderzwist“ trat er 1608 an Ehzg. Matthias Ungarn, Mähren und Österreich, 1611 auch Böhmen ab; unter seiner Regentschaft ging mit dem zunehmenden „Autoritätsverlust von Kaiser und Dynastie“ ein fortschreitender „Konfessionalisierungsprozeß“ und die damit verbundene „Polarisierung im Reich“ einher (Press in: Schindling/Ziegler, Kaiser der Neuzeit, 1990, S. 99–111). ſo eyferige Prob … ſeiner eygenen Vnterthanen ] Nach seinem Herrschaftsantritt in Inner österreich 1596 verbot Ehzg. Ferdinand zunächst das evangelische Schul‑ und Kirchenwesen und setzte die Rekatholisierung mit Gewaltmaßnahmen durch, was zur Emigration zahlreicher Protestanten vor allem aus den Städten führte. Nach dem Anfall Nieder‑ und Oberösterreichs 1619 wurde auch dort die Gegenreformation durchgeführt, wobei sich die Stände allerdings als deutlich widerständiger erwiesen. Exponierte Adelige, die ein Bündnis mit Böhmen eingegangen waren, wurden geächtet, inhaftiert und enteignet; 1624 setzte nach dem Verbot des evangelischen Exercitiums auch eine massenhafte Abwanderung aus den Städten ein (Mecenseffy, Protestantismus, 1956, S. 76–82, 155–161, 163–174). newe GlaubensRitter / deß Heiligen Kriegsknechts Ordens ] Anspielung an den mittelalterlichen Kreuzzugsgedanken und seine Begleiterscheinungen, die auch auf die Vertilgung der ‚Ketzer‘ übertragbar waren. Lermenbläſer ] Anspielung auf die Selbstcharakterisierung Caspar Schoppes (s. u. Anm. zu Z. 116), die bereits in der zeitgenössischen Kontroversliteratur aufgenommen wurde: vgl. die Formulierungen in: Schoppe, Lermenblasen [1616], S. 187 u. passim; Schoppische Blumen, 1619, Titelblatt, fol. Aijr, Aiijr, Aivr u. ö.; Ungersdorff, Missiv, 1620, S. 3; desgleichen noch im Oktober 1623 im Sinne einer Selbstbestätigung seiner ehemaligen Polemik (Schoppe, Briefe II/3, 2012, S. 1458). Sophiſtiſchen Scopticum ] Neben der abwertenden Charakterisierung als ‚Sophist‘, also als (vermeintlich) amoralischer und gewissenloser Tatsachenverdreher, soll offensichtlich die morphologisch partielle Übereinstimmung von ‚scopticus‘ mit dem von Schoppe selbst latinisierten und italianisierten Namen: (Caspar) ‚Scioppius‘ bzw. (Gaspare) ‚Scioppio‘, eine Verschiebung vom Eigennamen zur satirischen Paronomasie möglich machen. – Caspar Schoppe (1576–1649), aus Neumarkt/Opf. stammend, hatte sich bereits in jungen Jahren Achtung in der respublica literaria erarbeitet. Mit dem Übertritt zum römischkatholischen Glauben und der Niederlassung in Italien verlor er seine Anbindung in Deutschland aber weitgehend. In Rom vernetzte er sich eng mit hochrangigen Angehörigen der Kirchenhierarchie, korrespondierte europaweit mit wichtigen Vertretern des politischen Katholizismus, die er zum Kampf gegen den Protestantismus anspornte, und verfasste eine Vielzahl von Streit- und Schmähschriften gegen die Interessenvertreter unkatholischer Konfessionen, insbesondere gegen die Calvinisten, später aber auch gegen die Jesuiten. Der vielseitig tätige Philologe, Historiker, Diplomat gilt als der radikalste und einflussreichste deutsche Propagandist der Gegenreformation und gab zu seiner Zeit gerade für die Calvinisten ein bevorzugtes Feindbild ab, wandte sich später aber auch gegen Missstände innerhalb der Papstkirche und insgesamt einer ausgleichenden Position zu (NDB 23, 2007, S. 475–478).
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Vngersdorff ] Christoph von Ungersdorff: eines der Pseudonyme Caspar Schoppes, unter denen er anticalvinistische und antijesuitische „famosi libelli“ veröffentlicht hat (Schoppe, Texte und Briefe, Bd. I/2, 2004, S. 1161 f.). Claſſicum dieſes langgetroheten belli ſacri ] zitatnahe Aufnahme des Titels einer Schrift Caspar Schoppes: „Gasp⟨aris⟩ Scioppii Consiliarii Regii Classicvm Belli Sacri sive … Svasoria De Christiani Cæsaris erga Principes Ecclesiae rebelles officio“. Die Schrift basiert auf mehreren moderateren Vorstufen seit dem Jahr 1613, in denen er die Katholiken, die bisher einer Beschwichtigungspolitik zugeneigt hätten, zunächst zur Wachsamkeit gegen die calvinistischen Ketzer aufrief. Ihnen unterstellte er, jede Häresie erlauben zu wollen, was binnen kurzem zum Untergang des Katholizismus führen werde. Man müsse sich auf einen künftigen Krieg vorbereiten; die friedenstiftenden Verträge mit den Lutheranern müssten jedoch eingehalten werden. Die schließlich gedruckte Ausgabe (Pavia 1619) steht allerdings unter dem Eindruck der ‚revolutionären‘ Ereignisse in Böhmen und Österreich: nun rief er die altgläubigen Fürsten zum Krieg gegen die Häretiker auf, die es insgesamt zu vernichten gelte. Schoppes besonderer Hass auf die calvinische Kurpfalz kommt auch in seinen privaten Briefen zum Ausdruck (ebd. II/3, 2012, S. 1316). Die Schrift, aus der bald auch ein verdeutschter Auszug erschien (Extract aus Scioppii Classicum belli, 1619), erregte im Vorfeld des Frankfurter Krönungstags erhebliches Aufsehen und provozierte noch im gleichen Jahr protestantische Gegenschriften, in denen Schoppe der Kriegshetze bezichtigt und die Jesuiten als Urheber allen Unglücks decouvriert wurden (Schoppische Blumen, 1619; Classicum belli sacri ernewert, 1619). Auch in der Kommentierung der ‚Cancellaria hispanica‘ durch Ludwig Camerarius wurde noch 1622 auf das ‚Classicum belli sacri‘ Schoppes Bezug genommen, um die bösen Absichten der Gegenseite in einen Traditionszusammenhang einzuordnen (vgl. Schoppe, Texte und Briefe I/1, S. 215–220). Cöllen / München / vnd vorab zu Meyntz ] Die Kurerzbistümer Köln unter Ebf. Ferdinand von Bayern (reg. 1612–1650) und Mainz unter Ebf. Johann III. Schweikard von Cronberg (reg. 1604–1626) sowie das Hzgt. Bayern unter Maximilian I. waren die wichtigsten Partner Ks. Ferdinands II. bei der Durchsetzung der Gegenreformation im Reich. Cöllen ] Kurfürst‑Erzbischof von Köln war seit 1612 Ferdinand, Hzg. von Bayern (1577– 1650). Infolge eines Dispenses von der kirchlichen Pfründenhäufung war er zuvor Koadjutor in Köln, Hildesheim, Münster und Paderborn gewesen und hatte so eine erhebliche Machtstellung erlangt, die durch die im 16. Jh. üblich gewordene ‚Vererbung‘ der nordwestdeutschen Stifte dauerhaft für Bayern gesichert schien. Er war – gemeinsam mit seinem Bruder, dem Bayernherzog Maximilian I. – schon seit 1609 Mitglied der Liga und bemühte sich mit staatsrechtlichen, militärischen und pastoralen Mitteln nachhaltig um die Ausbreitung des Katholizismus in seinem ausgedehnten Einflussgebiet. Den Widerstand der calvinistisch geprägten Stadträte konnte er 1620 mit Hilfe ligistischer Truppen brechen (Gatz, Bischöfe III, 1990, S. 107–111 [Erwin Gatz]). Meyntz ] Kurfürst‑Erzbischof von Mainz war seit 1604 Johann Schweikard von Cronberg, der nach anfänglicher Kompromissbereitschaft seit der Frühphase des Krieges zu den wichtigsten Exponenten der katholischen Liga zählte. Er sorgte nicht nur für eine Reform der innerkirchlichen Verhältnisse in seinem Herrschaftsgebiet, sondern kündigte 1621 nach der Eroberung der Pfalz durch Tilly auch die seit 1461 bestehenden Pfandschaften. Dadurch gewann er den alten kurmainzischen Besitz an der Bergstraße zurück, den er sofort rekatholisierte (Gatz, Bischöfe II, 1996, S. 654–656 [Friedhelm Jürgensmeier]). Libellos, de turbato Imperii ſtatu ] zitatnahe Aufnahme des Titels einer weiteren Streitschrift Caspar Schoppes: „Tvrbatus Imperii Romani Statvs Eivsque Origo et Cavsa“; sie
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erschien 1613; nach bibliografischem Ausweis des Exemplars der Universitätsbibiliothek Erlangen kam sie unter dem Pseudonym Oporinus Grubinius heraus; zu diesem Pseudonym vgl. Schoppe, Texte und Briefe, Bd. I/2, 2004, S. 1158, 1161 (im dortigen Werkverzeichnis ist die Schrift nicht erfasst). Moguntina nequam ab antiquo ] Das gegenüber der Stadt bzw. ihren Bischöfen sehr kritische Sprichwort wird hergeleitet vom legendären Stadtgründer Nequam, der angeblich 1362 v. Chr. als Zauberer („Magus“) aus Trier verjagt worden war (Merian/Zeiller, Topographia Germaniae, 1646, S. 4; Pistorius, Thesaurus paroemiarum, 1716, S. 434). Schreibt doch Tref‑in‑dan ſelbſt vnverholen ] Anspielung auf die sogenannte ‚Spanische Kanzlei‘. Aus einem abgefangenen Brief des Kaisers an Baldassar de Zúñiga (Beilage zum Schreiben vom 15. Oktober 1621) konnte erschlossen werden, dass Ferdinand II. dem bayerischen Hzg. bereits vor den böhmischen Ereignissen die pfälzische Kur zugesagt hatte (Prodromus, 1622, S. 35–40, hier S. 38; dazu auch Camerarius’ Kommentar ebd., S. 8; vgl. Schnabel, Zincgrefs Weltkefig, 2011, S. 243–250). der Sachs ] Die böhmischen Stände, die Ferdinand II. als König von Böhmen abgesetzt hatten, boten die Krone zunächst dem sächsischen Kfst. Johann Georg I. (1585–1656) an. Dieser, Vertreter einer kaisertreuen Ausgleichspolitik und zugleich Gegner der calvinistischen Bewegung, schlug sie allerdings aus – ganz ohne Einwirkung Spaniens. Das führte in der Folge zur Wahl Friedrichs V. von der Pfalz, zu dessen Bekämpfung Johann Georg ein Bündnis mit dem Kaiser einging; in den späteren Auseinandersetzungen blieb er zunächst neutral, ehe er sich dem Schwedenkönig Gustav Adolf anschloss, sich dann aber wieder von der protestantischen Sache distanzierte (ADB 14, 1881, S. 376–381; NDB 10, 1974, S. 525 f.). Evangeliſche Pilatos ] Pontius Pilatus († 39?) führte den Prozess gegen Jesus durch, den er nach biblischer Überlieferung wider besseres Wissen auf Drängen der Juden verurteilte und dafür keine Verantwortung übernehmen wollte. Gemeint sind hier wohl in erster Linie die protestantische Union, die ihrem pfälzischen Führer nicht folgte und sich im Gefolge der böhmischen Ereignisse auflöste, Kursachsen, das sich von dem Pfälzer Unternehmen distanzierte, und Kurbrandenburg, das Hilfe für den abgesetzten Winterkönig ablehnte (Zeeden, Glaubenskämpfe, 1980, S. 87). Raht Gewolt ] Christoph Gewold (1560/65–1621), ein aus dem oberpfälzischen, protestantischen Amberg stammender Jurist, konvertierte – unterstützt von den Jesuiten – 1581 zum Katholizismus und trat in den Dienst des bayerischen Hzgs. Er wirkte dort als Hofratssekretär, wurde wirklicher Hofrat und Geheimratssekretär. Zwischen 1595 und 1617 betreute er das landesherrliche Archiv in München. Gewold entwarf längere Zeit die gesamte politische Korrespondenz und verfasste historische Werke, in denen er das Alter und die Rechtsansprüche des Hauses Bayern herzuleiten suchte. Als Jurist, Archivar und Historiker schien er Hzg. Maximilian die richtige Persönlichkeit, die Ansprüche Bayerns auf die Erztruchsessen‑ und Kurwürde zu vertreten. dicke Freher zu Heydelberg ] Marquard Freher (1565–1614), aus Augsburg stammend, war nach dem Studium der Rechte 1587 zum pfälzischen Rat ernannt worden. Als solcher vertrat er bereits früh nachdrücklich die Interessen des Kurhauses auch gegenüber anderen pfälzischen Linien. Eine Lehrtätigkeit als Professor codicis an der Universität Heidelberg blieb Episode. Nach verschiedenen Gesandtschaften wurde er 1606 zum Vizepräsidenten des Hofgerichts ernannt. Er führte auf kurpfälzischer Seite die publizistischen Auseinandersetzungen um die bayerischen Ambitionen auf die pfälzische Kurwürde in der Frühphase des zunächst noch unmündigen Friedrich V. Freher ist in erster Linie mit histo-
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riografischen und rechtsgeschichtlichen Editionen hervorgetreten (Kühlmann/Hartmann/ El Kholi, Humanisten I/I/1, S. 1–3 mit vollst. bibliografischen Hinweisen). Wort mit einander drumb zerbrochen ] Mit Marquard Freher, der 1611 den Pfälzer Anspruch unterbaut hatte, wechselte Gewold von 1612 bis 1614 drei Streitschriften. Seine die bayerische Position zusammenfassende Schrift „De imperii septemviratu“ (1616) wurde nach der Schlacht am Weißen Berg in einer vermehrten Ausgabe 1621 neu gedruckt. Auch in den folgenden Darstellungen bewährte er sich als Historiker seines Landesherrn, seiner jesuitischen Förderer und der alten Kirche (ADB 9, 1879, S. 131–134, 796; NDB 6, 1964, S. 355). Den Anstoß des Streites hatte Marquard Freher geliefert, der 1599 in seinen „Origines Palatinae“ die zwischen den wittelsbachischen Linien umstrittene Kurwürde für die Pfälzer reklamiert hatte. Wirklich virulent wurde die Debatte über diesen Anspruch aber erst nach 1610, als sich nach dem Tod Kurfürst Friedrichs IV. ein heftiger publizistischer Streit um die Vormundschaft und Landesverwaltung für die Kurpfalz ergab und wenig später nach dem Tod Ks. Rudolfs II. die Frage des Reichsvikariats anstand. Nachdem Freher 1611 in der 2. Auflage seines „Commentarius ad Auream Caroli IV. imp. Bullam de legitima tutela curaque electorali Palatini“ die Kurwürde aus historischen Gründen erneut für die Pfalz beansprucht hatte, antwortete Gewold mit seiner „Antithesis ad Marquardum Freherum“ (1612) und forderte die Kur mit gleicher Argumentation für seinen bayerischen Herrn. Die bald darauf folgenden „Epistola responsoria“ Frehers (1612) bemühten sich um eine weitere Stützung der pfälzischen Ansprüche und parallel dazu um eine Schwächung der bayerischen Argumente. Gewolds „Replicatio“ (1612) blieb ohne Antwort, weshalb er 1614 in seinen „Epistola monitoria“ nochmals eine Entgegnung zu provozieren versuchte. Eine angeblich geplante Entkräftung durch Freher wurde erst posthum gedruckt, da dieser schon am 13. Mai 1614 gestorben war (Dürrwächter, Gewold, 1906, S. 34–39). Hertzo⟨g⟩ Wilhelm ] Wilhelm IV. der Standhafte (1493–1550), 1508 nominell Hzg. von Bayern, ab 1511 selbständige Regierung gemeinsam mit seinem wichtigsten Berater, Leonhard von Eck (1480–1550). Der anfängliche Konflikt mit seinem Bruder Ludwig X., der die Primogenitur Wilhelms anfocht, wurde 1514 im Vertrag von Rattenberg beigelegt und fortan trotz geteilter Verwaltung (Residenzen in München bzw. Landshut) eine gemeinsame Regierung geführt. Der energische Gegner der Reformation und Förderer der Jesuiten hegte den politischen Ehrgeiz, die von Bayern (v. a. auch an Ks. Maximilian I.) verlorenen Gebiete wieder zurückzugewinnen; dies scheiterte jedoch ebenso wie die ambitioniert verfolgte Heiratspolitik. Trotz seines Engagements gegen die Protestanten im Schmalkaldischen Krieg von 1546/47 gelang es ihm auch nicht, die erhoffte pfälzische Kurwürde zu erhalten. Das Verhältnis zu den Habsburgern war schon seit der Frühzeit seiner Regierung getrübt und sollte sich während der Regierungszeit Karls V. noch erheblich verschlechtern: er arbeitet zeitweilig auf eine Absetzung des Kaisers hin und hoffte für sich selbst auf die Königswürde. (ADB 42, 1897, S. 705–717 [Sigmund von Riezler]; Menzel, Wolfgang von Zweibrücken, 1893, S. 42–46). Pfaltzgraf Wolffgang von Newburg ] Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken (1526–1569), ab 1532 Pfalzgraf in Zweibrücken. Als kaisertreuer Interessenvertreter des Protestantismus trat er dem Schmalkaldischen Bund nicht bei, versuchte aber das auf dem Augsburger Reichstag von 1548 beschlossene Interim zunächst zu verhindern und dann zu hintertreiben. 1559 übernahm er nach dem Tod Kfst. Ottheinrichs (1502–1559) das hochverschuldete Hzgt. Pfalz-Neuburg und stürzte sein Land seinerseits in hohe Schulden, die bis ans Ende des Reiches nicht abgetragen werden konnten. Mit dieser Übernahme verstrickte er
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sich auch in Feindschaft zu dem künftigen Kfst. Friedrich III., von dem ihn auch seine lutherischen Überzeugungen trennten (ADB 44, 1898, S. 76–87). 149 Reminiſcere ] 2. Sonntag der Fastenzeit – im Jahr 1548 der 25. Februar. Augſpurg ] Auf dem ‚geharnischten Reichstag‘ von 1547/48 wollte Karl V. seinen Sieg über die protestantische Partei im Schmalkaldischen Krieg sichern und eine starke monarchische Macht im Reich fundieren, scheiterte damit aber weitgehend am Widerstand der Kurfürsten und Reichsstände. Gegenstand der Verhandlungen waren – neben dem alles überlagernden Themenfeld des vom Kaiser betriebenen Interims – am Anfang des Jahres 1548 auch die bayerischen Ansprüche auf die pfälzische Kur; einen eigenen Gesandten schickte Wolfgang von Zweibrücken allerdings erst im März 1548 nach Augsburg (Menzel, Wolfgang von Zweibrücken, 1893, S. 55 f.). Lutz ] Ludwig Philipp von der Pfalz (1602–1655), jüngerer Bruder des Winterkönigs, wur152 de 1632 von den Schweden als Verweser der Pfalz eingesetzt, musste die Pfalz nach dem schwedischen Zusammenbruch bei Nördlingen 1634 aber wieder verlassen. 1649 Pfalzgraf von Simmern (Press, Gegenspieler, 1980, S. 33). Fritzen Kinder ] Kronprinz Karl Ludwig von der Pfalz (1617–1680), zu dieser Zeit mit der elterlichen Familie im niederländischen Exil, konnte später tatsächlich wesentliche Teile der Pfalz (mit Ausnahme der Oberpfalz) wiedererlangen. Für ihn wurde 1649 eine neue, achte Kurwürde geschaffen. der Newburger ] Wolfgang Wilhelm (1578–1653) war 1613 heimlich zum Katholizismus 153 konvertiert und hatte eine Schwester des bayerischen Hzgs. Maximilian geheiratet. Erst nach seinem Regierungsantritt in Neuburg 1614 machte er seinen Konfessionswechsel öffentlich und wechselte damit auch das politische Lager, um seine Ansprüche im JülichKleveschen Erbfolgestreit zu wahren. Im 1614 erworbenen Jülich-Berg, das künftig den Mittelpunkt seiner Regierung bildete, führte er die Gegenreformation ebenso durch wie in seinen Stammlanden und hielt damit ursprünglich gegebene Versprechungen nicht ein. Später setzte er sich für die Rückführung der inzwischen bayerischen Kur an die Pfälzer ein (ADB 44, 1898, S. 87–116). näher ] Das Hzgt. Pfalz-Neuburg (die Junge Pfalz) war 1505 als eigenständiges Reichs territorium entstanden und wurde von verschiedenen Pfälzer Linien regiert. Die Jüngere Neuburger Linie, die seit 1569 in Neuburg an der Donau residierte, ging auf Philipp Ludwig von Pfalz‑Zweibrücken (1547–1614) zurück und stand der Kurpfalz verwandtschaftsmäßig also näher als den bayerischen Wittelsbachern. Deshalb beanspruchte Pfgf. Wolfgang Wilhelm von Neuburg die Kur nach der Entsetzung Friedrichs V. auch für sich (ADB 44, 1898, S. 98 f.). Nach dem Aussterben des Hauses Simmern mit Karl II. (1651–1685) ging die Pfälzische Kur später auf die Linie Neuburg über. Vice‑Regnat deß Königsreichs Sicilien ] Sizilien stand von 1516 bis 1713 unter spanischer 155 Herrschaft und wurde durch einen Vizekönig verwaltet. Von einer entsprechenden Würde Pfgf. Wolfgang Wilhelms ist nichts bekannt – möglicherweise handelte es sich um ein despektierliches Gerücht über den Konvertiten. Zweybrücker ] Die verzweigte Linie Pfalz‑Zweibrücken ging auf Ludwig I. von Pfalz‑Sim156 mern (1424–1489) zurück. Nach dem Tod Kfst. Ottheinrichs war die Kur 1559 mit Friedrich III. (s. u. Anm. zu Z. 169) an die Simmern-Zweibrückensche Linie übergegangen. ReichsConſtitutionibus ] Zu den Reichsgrundgesetzen gehörte die Goldene Bulle von 1356, 158 die unter anderem die Rechte der Kurfürsten bei der Kaiserwahl festlegte. Dort war aber auch die Unteilbarkeit der Kurlande und das Erstgeburtsrecht bei der Vererbung der
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Kurwürde festgelegt und wurde den Kurfürsten die volle Landeshoheit zuerkannt. Außerdem wurde der Kurpfalz (zusammen mit Kursachsen) die Reichsverweserschaft übertragen (Mitteis/Lieberich, Rechtsgeschichte, 1981, S. 224–228). der dicke Riemenſchneider ] Welcher der Pfalz feindlich gesonnene Fürst in der Nachbarschaft gemeint ist, ist unklar. Möglicherweise handelt es sich um Ludwig V. den Getreuen (1577–1626), seit 1596 Lgf. von Hessen-Darmstadt, der trotz seines lutherischen Bekenntnisses seit 1621 mit dem Kaiser verbündet war. 1623 stimmte Ludwig, der sich Mitte 1622 einige Wochen in Gefangenschaft des Winterkönigs befunden hatte, während des Regensburger Reichstags als einziger protestantischer Fürst für eine harte Bestrafung der Unionisten und des Kurfürsten von der Pfalz (ADB 19, 1884, S. 547–550; NDB 15, 1987, S. 391 f.). Allerdings war er Anfang der 1620er Jahre ebensowenig durch eine außergewöhnliche Leibesfülle ausgezeichnet wie der Regent der Mgfsch. Baden-Baden und die Bischöfe von Trier und Speyer oder der Ebf. von Mainz. der Spanniſche Corduwanmacher ] Gemeint ist wohl der Regent der spanischen Niederlande, Ehzg. Albrecht VII. von Österreich (1559–1621). Zunächst im Kirchendienst stehend (Kardinal-Erzbischof von Toledo), wurde er nach seiner Resignation 1598 zum Generalgouverneur der südlichen Niederlande ernannt und regierte ab 1559 als Landesfürst. Seine Witwe Isabella Clara Eugenia von Spanien (1566–1633) blieb bis zu ihrem Tod Statthalterin der Niederlande (ADB 1, 1875, S. 290–292; NDB 1, 1953, S. 170). vralt Vatter ] Friedrich III. (1515–1576) war der erste Kurfürst aus der Simmern-Zweibrückenschen Linie der pfälzischen Wittelsbacher. Der Urgroßvater des Winterkönigs hatte sich den oberdeutsch‑reformierten Strömungen zugewandt, enge Beziehungen zu den westeuropäischen Religionsparteien aufgebaut und 1563 mit der Einführung des Heidelberger Katechismus und der pfälzischen Kirchenordnung den offiziellen Übergang der Kurpfalz zum reformierten Bekenntnis vollzogen. Er riskierte damit nicht nur harte Auseinandersetzungen mit dem landsässigen Adel, der sich zunehmend von der Pfalz ablöste, sondern stellte sich damit auch außerhalb der Friedensgarantien des Augsburger Religionsfriedens, der nur für Lutheraner und Katholiken galt. Auf dem Reichstag von 1566 konnte Friedrich III. nur mit Mühe den Entzug des Schutzes durch den Religionsfrieden verhindern, den die Lutheraner Hzg. Christoph von Württemberg und Pfgf. Wolfgang von Zweibrücken sowie der katholische Ks. Maximilian II. anstrebten. Dem Ks. war nicht zuletzt die außenpolitisch eigenständige, quasi‑königliche Politik ein Dorn im Auge, die die Pfalz nun wieder aufnahm (Press, Gegenspieler, 1980, S. 26–28). den Spindler ] Ambrosio Spinola Doria, Marqués de los Balbases (1569–1630), der erfolgreichste spanische Heerführer auf dem niederländischen Kriegsschauplatz, war seit 1620 zur Unterstützung des Kaisers gegen den ‚Winterkönig‘ abgeordnet. Mit seinem Heer drang er im August 1620 in die Kurpfalz ein und eroberte weite Teile des Territoriums, wurde schon im folgenden Jahr aber erneut in die Niederlande zurückberufen (Egler, Spanier, 1971, passim). Für die protestantische Partei war er die Verkörperung des spanischkatholischen Expansionismus, der nach den Niederlanden nun auch die Kurpfalz in den Fokus nahm. vor vngefehr 8. Jahren ] 1614 war Spinola mit seinen Truppen von Belgien aus an den Rhein marschiert, um dem zum Katholizismus konvertierten Pfgf. Wolfgang Wilhelm von Neuburg (reg. 1614–1653) bei seinem Kampf um die Besitzwahrung im JülichCleveschen Erbschaftsstreit beizustehen. Dessen Gegner Kfst. Johann Sigismund von Brandenburg (reg. 1608–1619) wurde von Moritz von Oranien unterstützt. Bevor es zum Kampf kam, vermittelten England und Frankreich eine ausgleichende Einigung, durch
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die das umstrittene Gebiet aufgeteilt und im Vertrag von Xanten (12. November 1614) fixiert wurde (Zeeden, Glaubenskämpfe, 1980, S. 73). Diese relative Zeitangabe blieb allerdings auch in den ‚Weltkefig‘-Ausgaben des Jahres 1632 stehen, so dass ihre unmittelbare Referenzfunktion verlorenging. dem groſſen Faß zu Heydelberg ] Das Johann-Casimir-Fass im Heidelberger Schloss, 1589 bis 1591 mit rund 127.000 l Fassungsvermögen gebaut, zählte schon den Zeitgenossen als Sehenswürdigkeit und zugleich als Symbol der Überlegenheit des Calvinismus über andere Konfessionen. Das Fass wurde während des Dreißigjährigen Krieges zerstört und verheizt (Hegeler/Wiltschko, Praetorius und das Große Faß, 2007). Vgl. „Haidelberga“, Sacherläuterungen zu Z. 139. wann man den Hund ſchlagen will / find man bald einen Brügel ] s. Quellennachweis zu Z. 175. Brüſſeler Tauſendkünſtler ] Der Architekt Salomon de Caus (1576–1626) nahm im Auftrag Friedrichs V. 1614–1618 den kostspieligen Umbau der Heidelberger Festung zu einer repräsentativen Schlossanlage vor, der freilich ihre Verteidigungsfähigkeit erheblich einschränkte. Er legte den von Zeitgenossen als achtes Weltwunder gepriesenen ‚Hortus Palatinus‘ an, wandelte Artilleriebastionen in eine Parkanlage und den ‚Dicken Turm‘ in einen Festsaal um (Hepp, Hauptflecken, 2003, S. 80; Frese, Hortus palatinus, 2003). De Caus stammt aus einer Hugenottenfamilie, die aus Frankreich nach England geflohen war. Er hatte sich als Ingenieur und Erfinder besonders auch mit dem Einsatz technisch hochentwickelter Wasserkünste in der Gartenbauarchitektur einen Namen gemacht. Die hier genannte ‚Brüsseler‘ Herkunft bezieht sich auf die vorangegangene Tätigkeit (bis 1610) des Architekten am Hof des habsburgischen Statthalters in Brüssel, Ehzg. Albrecht, und muss in diesem Zusammenhang als beiläufige Herabwürdigung verstanden werden. Kriegeriſche Biſchoff ] Philipp Christoph von Sötern (1567–1652), seit 1610 Bischof von Speyer, ab 1623 Kurerzbischof von Trier. Der Konvertit tat sich nicht nur durch eine Politik der Stärke gegenüber Frankreich und eine straffe Verwaltung hervor, sondern auch durch nachdrückliche gegenreformatorische Maßnahmen. Später verbündete er sich mit Frankreich gegen den Kaiser, der ihn daraufhin inhaftieren ließ; NDB 20, 2001, S. 386 f. (Karlies Abmeier). Vdenheimiſches Raubneſt ] Schloss und Stadt Udenheim, seit 1371 Residenz des Speyrer Bischofs, waren von Philipp Christoph von Sötern zu einer starken Festung ausgebaut worden, obwohl die sich bedroht fühlende Kurpfalz und die sich auf ihren Immunitätsbezirk berufende (protestantische) Reichsstadt Speyer scharf dagegen protestiert hatten. Nach vorangehendem publizistischen Geplänkel wurde die Festung am 15. Juni 1618 den heranziehenden Pfälzern und Badenern geöffnet und danach geschleift. Der Bischof ließ sie allerdings 1621 bis 1623 von neuem befestigen und in Philippsburg umbenennen (Theatrum Europaeum 1, 1643, S. 28–30). Conte de Fuentes ] Don Petro Henriquez von Toledo und Azeuedo, Graf von Fuentes (um 1525–1610), spanischer Feldherr und Politiker, kämpfte unter anderem in den Niederlanden gegen die Generalstaaten und Frankreich. Seit 1595 spanischer Gubernator in Mailand, ließ er 1605 die „Forte di Fuentes“ auf dem Montecchio in Nähe des Comer Sees an der Grenze zum Veltlin erbauen. Die wichtige Festung diente in der Folge dazu, den Bündnern das Veltlin und verschiedene andere Orte abzudringen. Fuentes hatte sich dabei der bezahlten Unterstützung spanisch gesinnter Bündner bedient, die ihre Landsleute mit Beschwichtigungen wider besseres Wissen davon abhielten, den Bau gewaltsam zu verhindern (Theatrum Europaeum 1, 1643, S. 95; Zedler 9, 1735, Sp. 2242 f.).
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das Naſenband im Veldlin anſchraubte ] Nach ständigen politischen und konfessionellen
Unruhen in Graubünden seit 1617 war es im Veltlin im Juli 1620 zu blutigen Protestantenverfolgungen gekommen, die ein militärisches Einschreiten der protestantischen Orte und einen wechselvollen Krieg ab Herbst 1620 provozierten. Darin verwickelt waren auch die in Mailand sitzenden Spanier, die die Aufständischen militärisch unterstützten, dabei aber v. a. ihre eigenen geopolitischen Interessen verfolgten. Sie zwangen die protestantischen und katholischen Bünde 1622, ihre Gebirgspässe an das österreichische Tirol und das spanische Mailand abzutreten. Damit war eine strategisch wichtige Landbrücke zwischen den habsburgischen Landen in Italien und Deutschland hergestellt, da das Veltlin als Durchmarschgebiet für spanische Truppen nach Norden (u. a. nach Böhmen) gesichert wurde (Theatrum Europaeum 1, 1643, S. 94–97, 435–454, 535–589; Zeeden, Glaubenskämpfe, 1980, S. 89; Bolzern, Spanien, 1982, S. 329–336). Utere jure … neca. ] Dieses Distichon soll zur Zeit des Augsburger Reichstags von 1530 von Gegnern Luthers an das dortige Rathaus angeschlagen worden sein (vgl. Effner, Luther, 1817, S. 83). Hundsrücker Lutz ] Karl Ludwig von der Pfalz, siehe Sacherläuterung zu Z. 152. Gülch ] Der Erbfolgestreit um Kleve und Jülich führte 1609–1614 zu einer ersten scharfen Konfrontation der Konfessionsparteien, die inzwischen in der protestantischen Union und der katholischen Liga organisiert waren. Sie unterstützten die jeweiligen Prätendenten um die Herrschaft, Brandenburg und Pfalz‑Neuburg, während der Kaiser das Land als heimgefallen betrachtete. Ein Krieg mit französischer, niederländischer und englischer Beteiligung wurde um Haaresbreite vermieden. Navarra ] Der hugenottische König Heinrich III. von (Nieder‑)Navarra hatte 1589 als Heinrich IV. den französischen Thron bestiegen und war 1593 zum Katholizismus konvertiert, um die Religionskriege zu beenden. Seitdem gehörte Navarra zum Kgr. Frankreich, und dessen Herrscher führten bis zur Julirevolution den Titel ‚Könige von Frankreich und Navarra‘. vor zwölff Jahren ] Die Formulierung bezieht sich wohl auf den Abschluss des zwölfjährigen Waffenstillstands zwischen den spanischen Statthaltern Ehzg. Albrecht und Ehzgin. Isabella und den Vereinigten Niederlanden 1609, der auf spanischer Seite mit einer De‑facto‑Anerkennung der Republik verbunden war. In der Folge wurden die diplomatischen Vertreter der Vereinigten Niederlande in London, Paris und Venedig als Botschafter eines souveränen Staates anerkannt (Lademacher, Niederlande, 1983, S. 133–135). Diese relative Zeitangabe blieb allerdings auch in den ‚Weltkefig‘‑Ausgaben des Jahres 1632 stehen, so dass ihre unmittelbare Referenzfunktion verlorenging. da rahte nun / … nicht wider ſo machen. ] Wortspielerische Bearbeitung und semantische Umdeutung eines urkundlichen Terminus, die sich allerdings erst in Kenntnis der 1623er Fassung erklärt. Böhmen müſſen ſtampen ] Gemeint sind die repressiven Maßnahmen gegen die böhmische Opposition, insbesondere aber gegen die Protestanten, die 1620 in großer Zahl das Land verlassen und ins Exil gehen mussten. Steyrmärcker ] Nachdem das protestantische Bürgertum der innerösterreichischen Städte schon am Beginn des 17. Jhs. ins Exil gedrängt worden war, richtete sich die Gegenreformation ab Mitte 1628 nun auch gegen Nobilitierte und ständischen Adel, obwohl diese anders als die oberösterreichischen Stände dem Landesherrn gegenüber loyal geblieben waren: wer nicht zur Konversion bereit war, wurde ausgewiesen und hatte seine heimischen
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Besitzungen zu verkaufen. Über 750 innerösterreichische Adelige wählten daraufhin das Exil (Schnabel, Exulanten, 1992, S. 58 f.). ſperret man die Kirchen ] Ferdinand II. befahl die am 24.10.1622 umgesetzte Sperrung der beiden deutschen evangelischen Kirchen in Prag, die eigentlich unter dem Schutz des sächsischen Kurfürsten standen (Theatrum Europaeum I, 1635, S. 463 f.). König Jacob ] Jakob I. (1566–1625, reg. ab 1603), Sohn der Maria Stuart und zunächst (als Jakob VI.) Kg. von Schottland, hatte den englischen Thron 1603 bestiegen. In calvinischem Geist erzogen, begünstigte er zunächst die katholische Konfessionspartei, ging aber später scharf gegen sie vor. Seine hilflose und wankelmütige Innen‑ und Außenpolitik blieb ohne klare Linie, sein mangelndes Verständnis für die Rechtstraditionen Englands und sein absolutistisches Selbstbild führten zu einem zunehmenden Abstand zwischen Bevölkerung und Parlament auf der einen Seite und dem Monarchen auf der anderen. Als Schwiegervater des Winterkönigs vermied er zunächst eine deutliche Unterstützung des böhmischen Königs und abgesetzten Pfalzgrafen. vmb Friedlebens willen / den andern auch darreicht ] Jakob I. verfolgte nicht nur eine Friedenspolitik gegenüber Spanien, die ihn in England unpopulär machte, sondern wollte auch in Kontinentaleuropa als Friedensbringer erscheinen. In diesem Zusammenhang sind auch seine – gegen den Willen des Parlaments betriebenen – Bemühungen um eine Verschwägerung mit Spanien zu sehen: nachdem eine erste Verbindung zwischen seinem Sohn Heinrich Friedrich bzw. Karl und der spanischen Infantin Anna gescheitert war, weil Madrid 1615 dem französischen Kg. Ludwig XIII. den Vorzug gab, misslang 1620 auch ein zweiter Versuch, Karl mit der Infantin Maria zu verheiraten, als die spanischen Truppen in der Pfalz einfielen; auch ein dritter und letzter Versuch 1623 blieb erfolglos, da das damals siegessichere Spanien an einer Verbindung mit einem protestantischen Königshaus kein Interesse hatte (Kluxen, England, 1976, S. 277, 281 f., 284). in Schottland das Meſſer an die Gurgel ] In Schottland, seinem ursprünglichen Herrschaftsgebiet, befand sich Jakob I. in ständiger Auseinandersetzung mit der presbyterianischen Generalversammlung, die sich als Zentrum des antiköniglichen Widerstands etabliert hatte (Kluxen, England, 1976, S. 269 f.). in Engelland … im Rauch gen Himmel ſchicken ] Anspielung auf die ‚Pulververschwörung‘ von 1604/05, bei der eine Gruppe fanatisierter katholischer Verschwörer plante, alle Mitglieder des englischen Ober‑ und Unterhauses und den Kg. bei der Eröffnung der Parlaments am 5. November 1605 mittels einer Pulvermine in die Luft zu sprengen. Das Komplott wurde entdeckt, die Attentäter hingerichtet und die zuvor tolerante Gangart gegen die katholische Partei in England deutlich verschärft. In der Öffentlichkeit wurde der Katholizismus daraufhin für Jahrzehnte mit Mord und Attentat in Verbindung gebracht (Kluxen, England, 1976, S. 273 f.). Die protestantischen Zeitgenossen führten auch diese Untat auf den Jesuitenorden zurück (Classicum belli sacri ernewert, 1619, S. 13). Vlm ] Im von Frankreich vermittelten Vertrag von Ulm (3. Juli 1620) vereinbarte die protestantische Union mit der katholischen Liga, dass die Mitglieder beider Einungen in Böhmen freie Hand haben, sich im Reich selbst aber nicht angreifen sollten. Die Union zog daraufhin ihre Truppen zurück, wodurch das Rheinland für die Einfälle der katholischen Truppen offenstand (Zeeden, Glaubenskämpfe, 1980, S. 84; Wedgwood, Krieg, 1988, S. 108). Mäintz ] Möglicherweise die Verhandlungen in Mainz 1620, bei denen Spinola „in beysein des Cardinals von Zollern vorgeben / daß des Königs in Spanien Will vnd Befehl / der Inuestitur der Vndern-Churfürstlichen Pfaltz / welche der Conte d’Ognate für die Spanische
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bey der Käy. May. procuriren wolte / zu wider seye.“ Diese Haltung wurde – so behauptete zumindest der Wiener Nuntius Caraffa gegenüber seinem Brüsseler Kollegen – später fallengelassen (Prodromus, 1622, S. 51 f.); faktisch traf das aber nicht zu. Im Mainzer Akkord vom 1. April 1621 beugten sich die Mächte der Union der durch den Ks. und Spinola aufgebauten Drohkulisse und lösten ihr noch vorhandenes Heer auf (Wedgwood, Krieg, 1988, S. 128 f.). Wien ] Mit der Wiener Mission 1621/22 wollte der englische Kg. die Konflikte um seinen Schwiegersohn Friedrich V. entschärfen, indem er seinen Gesandten John Digby (s. u.) zu Verhandlungen an den kaiserlichen Hof schickte. In der Proposition, die dieser dem Ks. am 19. Juli 1621 überreichte, forderte er die vollständige Restitution der pfälzischen Erblande und die Rückkehr zur Friedenspolitik und drohte auch mit militärischen Maßnahmen Englands. Von Ferdinand II. erhielt er nur eine hinhaltende Antwort, da sich dieser erst mit seinen Verbündeten beraten wollte (Messinger, Übertragung, 2015, S. 67). Das zunächst vorhandene Entgegenkommen der kaiserlichen Räte wurde zudem durch den päpstlichen Gesandten P. Hyacinth von Casale (1575–1627) hintertrieben (Staber, Eroberung, 1964, S. 218). Belege für die „Zweizüngigkeit der kaiserlichen und ligistischen Politik“ gegenüber Digby enthielt auch die 1622 wohl von Ludwig Camerarius herausgegebene „Cancellaria Hispanica“ (s. Koser, Kanzleienstreit, 1874, S. 28). Milord Digby ] John Digby, Graf von Bristol (1580–1650), Geheimer Rat und in zahlreichen Missionen Gesandter des englischen Königs. Er war unter anderem 1620 bei Ehzg. Albrecht und 1621 bei Ks. Ferdinand II. und Hzg. Maximilian von Bayern, um die pfälzische Sache gütlich beizulegen. Da er erfolglos blieb, veranlasste er Ernst von Mansfeld, in der Pfalz einzumarschieren und gegen die spanischen und ligistischen Truppen zu kämpfen (Zedler 7, 1734, Sp. 896–898; Khevenhüller, Annales Ferdinandei IX, 1724, Sp. 1397 f.; Albrecht, Maximilian, 1998, S. 551 f.; Walter, Späthumanismus, 2004, S. 281–283). Digby wurde bei seiner Wiener Mission 1621/22 von Johann Joachim von Rusdorf begleitet, einem Freund Zincgrefs und Lingelsheims, über den beide wohl nähere Informationen erhielten. Brüſſel ] Brüssel, Sitz der spanischen Infantin und Statthalterin (s. u. Anm. zu Z. 256). 227 Aus einem abgefangenen Brief Caraffas an den päpstlichen Nuntius in Brüssel vom 20. Oktober 1621 wurde deutlich, dass die Infantin und die Minister in Brüssel dafür instrumentalisiert werden sollten, den skeptischen sächsischen Kurfürsten hinzuhalten, bis die Entscheidungen zugunsten Bayerns umgesetzt worden seien (Prodromus, 1622, S. 52). Regenſpurg ] Gemeint ist der Regensburger Convent vom 7. Januar bis 29. März 1623, auf dem der Ks. die pfälzische Kur auf den Hzg. von Bayern übertrug. Dieses Vorgehen rief auch bei den Reichsständen große Verwunderung hervor, da der rechtliche Anspruch Maximilians auf die Kurwürde auf äußerst wackligen Füßen stand (Theatrum Europaeum 1, 1643, S. 712–730). Welche Anspielung hinter der Lokalisierung „Oedenberg“ in der Fassung A steht (der Odenwald nordöstlich von Heidelberg? Ödenburg?), ist ungeklärt. Conſpiration Tag zu Franckfurt ] Mit dem bissigen Wortspiel gemeint ist wohl der Kompositionstag in Frankfurt/M., der am 3. August 1631 ausgeschrieben wurde und am 5. September 1631 erstmals zusammentrat. Er sollte die Differenzen schlichten, die sich zwischen den evangelischen und katholischen Ständen wegen der durch das Restitutionsedikt von 1629 erzwungenen Rückgabe der geistlichen Güter ergeben hatten. Nachdem
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Gustav Adolf auf die Stadt vorrückte, löste sich die Versammlung aber schon Anfang Oktober ergebnislos auf (Theatrum Europaeum 2, 1646, S. 436–448). Cöllen ] Möglicherweise der Landtag im Hochstift Köln (wohl Mitte Oktober 1631), bei 228 dem der Erzbischof auf die Aufstellung eines Heeres zur Verteidigung gegen Lgf. Wilhelm von Hessen drängte (Theatrum Europaeum 2, 1646, S. 489). wie jener Gezwitterte ] Gemeint ist möglicherweise der frz. Kg. Ludwig XIII., der sich 231 während der Ulmer Verhandlungen im Juni 1620 als Friedensstifter inszeniert hatte, um ein Übergewicht einer der beiden Seiten zu verhindern. Sein Eintreten für den Vorschlag Hzg. Maximilians von Bayern hatte maßgeblich zum Abschluss eines Nichtangriffspakts zwischen der Union und der Liga geführt, der der Liga einen freien Rücken für ihr Vorgehen gegen Böhmen verschaffte (Albrecht, Konfess. Zeitalter II, 1977, S. 382). – In der Fassung A ist der Betreffende als „Kraut Schultes“ bezeichnet; warum diese sicher abschätzige Charakterisierung (Schultes: alemann.: Schultheiß/Bürgermeister) gewählt wurde, ist unklar. Säwen ] Damit sind in der zeitgenössischen Polemik üblicherweise die Bayern gemeint 239 (vgl. etwa Dorinus, Bayerische Niederlag, 1622, S. [6]; Harms, Emblemata secreta, 2001, S. 200; Zincgref, Apophthegmata, 2010, Nr. 1939). Sprachspielerisches Tertium comparationis ist möglicherweise die von den Jesuiten (‚Esauitern‘) mitbestimmte Politik des bayerischen Hzgs. 240–250 Jch geſtehe / daß die Obrigkeit von Gott iſt / aber die Obrigkeit die wider Gott vnd Recht / wider Eyd vnd Pflicht handelt vnd thut / iſt kein Dienerin Gottes / ſondern deß Teuffels … Aber es iſt nichts newes / daß man durch vnerhörte Tyranneyen / die Vnterthanen zur Widerſetzlichkeit nöhtiget. Exempli gratia, die Schweitzer vnd Niderländer. ] Die Passage legitimiert ein Widerstandsrecht gegen Herrscher, die ihren göttlichen Auftrag und damit den von Gott gewollten Aufbau des Staatswesens und der Welt verletzen; sie provozieren die Widersetzlichkeit ihrer Untertanen damit geradezu. Diese – tendentiell eher calvinistische – Position war auch innerhalb des lutherischen Protestantismus sehr umstritten. Als zeithistorische Belege werden die nicht zuletzt konfessionell motivierten Auseinandersetzungen in der Eidgenossenschaft und den Niederlanden herangezogen. ein Fürſt genennet wird der Welt ] Die (aus dem Johannesevangelium stammende) Vor242 stellung des Teufels als ‚Fürst der Welt‘ (vgl. Jh 12,31; Jh 14,30; Jh 16,11) ist ein im Mittelalter häufig auch bildkünstlerisch umgesetzter Topos. 244 læſæ Majeſtatis terrenæ ] Das „crimen laesae majestatis“ (Majestätsbeleidigung) war ein reichsrechtlicher Straftatbestand; so wurde etwa in der Bambergischen Peinlichen Halsgerichtsordnung von 1507 derjenige, „so die Romischen Keyserlichen oder Koniglichen maiestat lestern“, mit Ahndung „an seinen eren / leben / vnd gut“ bedroht (Brandenburgische Halsgerichtsordnung, 1516, Art. 132). 247 Capitulation ] Wahlkapitulation: Vertrag, in dem der zu wählende König seinen Wählern (Kurfürsten, Ständen etc.) gewisse Zusicherungen macht, die idR. deren althergebrachten Rechte sichern und die königlichen Herrschaftsrechte begrenzen sollen (vgl. Haberkern/ Wallach, Hilfswörterbuch II, 1980, S. 655 f.). Der Vorwurf der Verletzung der Wahlkapitulation richtet sich gegen Ferdinand II., der mit der – ohne Beratung mit den Kurfürsten vollzogenen – Ächtung des Winterkönigs gleich gegen mehrere Punkte seiner 1619 eingegangenen Verpflichtungen verstieß (Messinger, Übertragung, 2015, S. 148–151) und dem überdies Absichten auf eine Erbmonarchie für das Haus Österreich unterstellt wurden. 251 Moyses ] Zur Überhöhung der Moses-Gestalt vgl. Bächtold-Stäubli, HDA 6, 1987, Sp. 583–593.
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Frieden mit den Bündnern ] Gemeint sind wohl weniger die Mailänder Verträge (Januar 1622), in denen die mehrheitlich katholischen Mitglieder des Grauen Bundes einen Separatfrieden mit den Spaniern schlossen, nachdem diese das Veltlin besetzt und ein Hilfefeldzug der Eidgenossen an der Obstruktion der katholischen Kantone gescheitert war. Den nach dem Veltliner Mord an rund 500 Protestanten und nach einer österreichischspanischen Invasion 1621 geschlagenen Drei Bünden wurde ein Jahrestribut von 25.000 fl., erhebliche Gebietsverluste und die Duldung kaiserlicher Besatzungen auferlegt. Die Bünde wurden damit faktisch zu einem österreichischen Protektorat. Die Zwangsrekatholisierung führte aber bereits im April des gleichen Jahres zu einem neuen Aufstand im Prättigau. Am 30. September 1622 wurde den Bünden von den siegreichen österreichischen Invasoren deshalb der Lindauer Vertrag diktiert. Erneut mussten sie die Herrschaft Österreichs anerkennen und alle Freiheitsbriefe ausliefern; außerdem war es ihnen untersagt, ohne österreichisches Einverständnis Bündnisse zu schließen; die Pässe waren für Durchzüge der kath. Kriegspartei offenzuhalten; katholischer Besitz war auf dem Stand des Normaljahrs 1526 zurückzuerstatten. Der Vertrag war die Basis für die Gegenreformation in Graubünden. Allerdings flammten die Auseinandersetzungen schon 1623 erneut auf, da sich nun auch Frankreich, Savoyen und Venedig in den Konflikt einmischten und Ausweisungsbescheide gegen Reformierte Unwillen hervorriefen. Die weiteren Wirren – immer wieder durch kurzzeitige Friedensschlüsse unterbrochen – konnten erst 1639 mit dem Mailänder Kapitulat beendet werden (Theatrum Europaeum 1, 1662, S. 694–710, 765–771). zu Preßburg ] Die ungarische Freistadt Preßburg war 1619 von Gábor Bethlen, Unterstützer der böhmischen Insurrektion, erobert worden. Obwohl die Stadt am 26. April 1621 Gesandte an den Kaiser geschickt hatte, die eine Unterwerfung gegen „Gnade und Versöhnung“ anbieten sollten, wurde sie am 2. Mai 1621 vom kaiserlichen General Charles Bonaventure de Longueval, Comte de Bucquoy (1571–1621) zur Übergabe gezwungen (Theatrum Europaeum 1, 1662, S. 512; Zedler 29, 1741, Sp. 313). Brüſſel im Frawenzimmer ] Verhandlungen zwischen dem englischen König und dem Ks. wurden seit Frühjahr 1622 in Brüssel mit der Statthalterin der Spanischen Niederlande, der Infantin Isabella, geführt, wobei sich die kaiserliche Partei um Verzögerungen bemühte, um zuvor militärische Tatsachen zu schaffen. (Theatrum Europaeum 1, 1643, S. 643; Bilhöfer, Nicht gegen Ehre, 2004, S. 112–117). Bayeriſche Secretarius ] Christoph Gewold (s. o. Anm. zu Z. 144). Tylli ] Johann Tserklaes Graf von Tilly (1559–1621), damals bedeutendster ligistischer Feldherr; Sieger der Schlacht am Weißen Berg 1620, dann in der Oberpfalz und ab 1622 in der Rheinpfalz kämpfend, wo er u. a. Heidelberg, Mannheim und Frankenthal eroberte. Später an Kriegsschauplätzen in Nord- und Mitteldeutschland (Zerstörung Magdeburgs 1631) aktiv, starb er bei der Verteidigung Bayerns gegen Gustav Adolf an einer bei Rain am Lech empfangenen Verwundung. Der überzeugte Katholik, der im Dienst des bayerischen Herzogs/Kurfürsten und des Kaisers eine gewaltsame Rekatholisierung der eroberten Gebiete durchführte, galt als einer der gefährlichsten Gegner der protestantischen Partei. Biſchoffsheim/ deß Hälmſtättiſchen Territorii ] Tilly unterhielt sein Hauptquartier vom 6. März bis 4. April 1622 im Alten Schloss (‚Steinernes Haus‘) in Bischofsheim (heute: Neckarbischofsheim), einem reichsritterlichen, den Herren von Helmstatt gehörigen Ort. Von hier aus plante er den Angriff auf Heidelberg. Als am 3. April 1622 pfälzische Truppen von Osten her gegen die Stadt vordrangen, zog er sich jedoch von dort zurück.
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Pfaffen von Ladenburg ] Ladenburg am Neckar, das teils zur Pfalz, teils ins Hochstift
Worms gehörte, war im Oktober 1621 von Tilly eingenommen worden. Im April 1622 wurde die Stadt von Ernst von Mansfeld erobert, von Tilly aber schon zwei Monate später zurückgewonnen (Theatrum Europaeum 1, 1643, S. 541, 626, 643). Spannien mit Caſtilien: vnd Oeſterreich mit Habſpurg ] Sowohl das Kgr. Spanien (mit dem 263 1516 darin aufgegangenen Kgr. Kastilien) wie das Ehzgt. Österreich (mit der ursprünglich oberrheinischen Gfsch. Habsburg) waren habsburgisch regierte Territorien, deren Herrscherfamilien sich weit über ihren ehemaligen Ursprung hinaus ausgedehnt hatten. Frantzenman ] Der französische Kg. Ludwig XIII. (1601–1643, reg. ab 1610) hatte nach 264 der Vormundschaftszeit infolge der Ermordung seines Vaters 1617 die Macht übernommen. Als er in der rein protestantischen Provinz Béarn 1620 die katholische Religionsausübung wieder einführen wollte, provozierte er damit einen Hugenotten-Aufstand. Nach dessen Niederschlagung verloren die Hugenotten im Frieden von Montpellier (19. Oktober 1622) die meisten ihrer Sicherheitsplätze und das Recht, ohne Zustimmung des Königs Versammlungen abzuhalten. Ab 1624 überließ Ludwig die Regierung im wesentlichen dem Kardinal Armand Jean Duplessis, Hzg. von Richelieu (1585–1642), der eine forciert antihugenottische und gegen den ehrgeizigen Adel gerichtete Innenpolitik und eine antihabsburgische Außenpolitik betrieb. Vngarn ] Gábor Bethlen von Iktár (1580–1629), Fürst von Siebenbürgen, war 1619 im Bündnis mit den aufständischen Böhmen in Ungarn eingerückt, um den dortigen Protestantismus zu sichern. Vorgedrungen bis Preßburg, ließ er sich 1620 auf dem Reichstag in Neusohl zum König von Ungarn wählen. 1622 begnügte er sich im Frieden von Nikolsburg allerdings mit dem Königstitel und sieben ungarischen Komitaten. Die faktische Macht überließ er Ks. Ferdinand II., der nach der Schlacht am Weißen Berg die Oberhand gewonnen hatte und nun die Bekenntnisfreiheit und die Einhaltung der Konstitution zusicherte. 1623 fiel Bethlen in Absprache mit den protestantischen Mächten erneut in Ungarn ein, wurde aber von Tilly zurückgeschlagen und erlangte 1624 im Frieden von Wien die gleichen Zusicherungen wie zuvor. Auch in Zukunft blieb er den Gegnern Ferdinands eng verbunden. ſeine Geſanden ] Für Ludwig XIII. war der Winterkönig ein potentieller Verbündeter gegen den Kaiser, auch wenn er sein Prager Königtum nie anerkannt oder unterstützt hatte. Selbst in Konflikten mit den Hugenotten stehend, blieben die Möglichkeiten einer Annäherung an den calvinistischen Pfälzer freilich beschränkt (Bilhöfer, Nicht gegen Ehre, 2004, S. 127–129). Käyſ. Fridensbott ] Gemeint ist möglicherweise der Kapuzinerpater Alessandro d’Alix, der 268 im September 1623 nicht im braunen Habit, sondern in Zivilkleidung und unter dem Pseudonym Francesco della Rota in London erschien, um englisch-spanische Kompromiss pläne einer Restitution des pfälzischen Kurfürsten zu hintertreiben, die die bayerischen Absichten konterkariert hätten. Er war allerdings im Auftrag Kfst. Maximilians unterwegs und von dem päpstlichen Gesandten P. Hyacinth von Casale (s. Anm. zu Z. 226) instruiert (Aretin, Bayerns auswärtige Verhältnisse, 1839, S. 195; Gindely, Beiträge, 1900, S. 91–99; Bilhofer, Nicht gegen Ehre, 2004, S. 123 f.). Hilſpach ] Das kurpfälzische Städtchen Hilsbach im Kraichgau wurde am 28. März 1622 270 von ligistischen Truppen eingenommen. Die wegen des Widerstands rasende Soldateska ermordete 165 Einwohner und verschleppte 135 weitere; von 181 Familienoberhäuptern überlebten nur 59 das Massaker. Von den Überlebenden wurden schwere Kontributionen erpresst (Reitzenstein, Feldzug II, 1893, S. 128–130).
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Neckergemünd ] Tilly hatte Neckargemünd am 4. April 1622 vergeblich zur Übergabe auf-
gefordert. Tags darauf wurde das Städtchen gestürmt und die Besatzung mitsamt der Bevölkerung, Frauen und Kindern niedergemacht (Theatrum Europaeum 1, 1643, S. 621, Reitzenstein, Feldzug II, 1893, S. 132 f.). 275 ff. Vnd ſiehe … ] Wohl atmosphärische Anspielung auf die apokryphe Apokalypse des 4. Buchs Esra 11–12, deren Motivik in der zeitgenössischen Flugschriftenpolemik öfter als Bezugsrahmen verwendet wurde (Schreiner, 4. Buch Esra, 1980, S. 383–391; vgl. Leu, Nuhu trit herfur, 2009, S. 297). Der dort auftretende dreiköpfige Adler, der die Erde gewaltsam unterdrückt, geht nach einer Anklagerede des Löwen (des Messias) in Flammen auf – ein Bild für den heilsgeschichtlichen Sinn des gegenwärtigen apokalyptischen Weltzustands. Ihm werden bei Esra alle schlechten Herrschereigenschaften zugeschrieben: „du hast die Gewaltherrschaft geführt über die Welt mit großem Schrecken und über den ganzen Erdkreis mit schlimmer Drangsal; du hast so lange Zeit auf dem Erdkreis mit Hinterlist gewohnt und nicht mit Wahrheit die Erde gerichtet; du hast die Sanften gequält, die Ruhigen verletzt, die Wahrhaftigen gehaßt, die Lügner geliebt; du hast die Häuser der Fruchtbringenden zerstört und die Mauern derer, die dir nichts Böses taten, eingerissen. Deine Schmährede stieg auf zum Höchsten und dein Hochmut zum Gewaltigen.“ (4 Esra 11,40–43 nach Schreiner, 4. Buch Esra, 1980, S. 387). einen Adler mit zween Köpffen ] Der zweiköpfige Adler (wie er seit 1433 als Symbol des 275 König- und Kaisertums im Heiligen Römischen Reich gebräuchlich war) steht als Wappentier für den Kaiser, also für Ferdinand II. Spanniſch oder Burgundiſche Bottenbüchs ] „Boten‑Büchse, oder Boten‑Zeichen, sind dieje276 nigen Schilde, in welchen die Wapen derjenigen, von welchen die Boten fortgeschicket werden, eingesetzet, aus welchen erkannt wird, dass diejenigen, so sie tragen, öffentliche und geschworne Boten eines gewissen Herrns oder Stadt seyn […]“ (Zedler, Lexikon 4, 1733, Sp. 831). Die Auszeichnung als ‚burgundisch‘ verweist wohl auf die spanischen Habsburger, an die der 1548 eingerichtete Burgundische Reichskreis nach dem Tod Karls V. gefallen war und die fortan die dortigen Statthalter stellten. den Löwen vnd andere Thier / deß Teutſchen Gewä⟨ld⟩s ] Der pfälzische Löwe bzw. der 278 doppelschwänzige böhmische Löwe als Verkörperung Kfst. Friedrichs V.; das aggressive Vorgehen des Adlers richtet sich darüber hinaus – so unterstellt das Bild – auch gegen weitere deutsche Fürsten. Spaniſch Wapen ] Das Bild suggeriert also, dass der Kaiser lediglich ein ausführendes Organ 282 der Krone Spanien sei. Schaueſſen ] Schauessen waren aufwendige Dekorationsartikel in Speisenform, die zur Aus283 zier vornehmer Tafeln verwendet wurden und für den Verzehr nicht gedacht und geeignet waren – hier also ein Bild für die Vorspiegelung falscher Tatsachen. Beer ] Bayern. Als Verkörperung Hzg. Maximilians ist hier nicht das Wappentier Bayerns verwendet (ebenfalls ein Löwe), sondern eine spielerisch-etymologische Ableitung aus dem Namen ‚Bayern‘. argliſtiglich ] Arglist und Täuschung galten der protestantischen Polemik als Eigenschaften, 285 die insbesondere den Jesuiten zugeschrieben wurden; nach ihrer Lehre könne man „alle gethane zusagen / Eid / Trew vnd Glauben brechen”, wenn es nur dazu diene, den Ketzern zu schaden (Classicum belli sacri ernewert, 1619, S. 14); s. a. Anm. zu Z. 222 f. Vaticaniſche Baſilißke ] Papst Gregor XV. (reg. 1621–1623), dessen Hauptziel die Re288 stauration der katholischen Macht in Mitteleuropa war, wird hier durch ein fabelhaftes Untier verkörpert, das die Gestalt eines Hahns mit Drachenflügeln, einem Adlerschnabel
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und einem Eidechsenschwanz hat und ein Krönchen auf dem Kopf trägt. Mit seinem giftigen Atem und einem todbringenden, stechenden Blick galt es als besonders gefährlich (Bächtold‑Stäubli, HdA 1, 1987, Sp. 935–937). H. Glantzman ] Der charismatische Karmeliterpater Domenico di Gesù Maria (1559– 1630) stammte aus Spanien, lebte aber in Rom, von wo aus er 1619 eine Reise durch Europa antrat, die ihn nach Prag, Wien, München und Lothringen führte. Bei der Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620) waren es angeblich seine Gebete und Aufrufe, die der Seite Ks. Ferdinands den Sieg brachten. Im Juli 1621 hielt er sich in Brüssel auf, von wo er im Auftrag Papst Pauls V. nach Paris weiterfahren sollte. Der Zutritt zur Stadt gelang ihm erst beim zweiten Versuch am 20. August 1621. Trotz fehlender französischer Sprachkenntnisse begeisterte er die Menschen in seinen Predigten gegen die Häresie in einer Mischung aus Latein und Italienisch. Viele waren beglückt, ein Stück von seiner Kleidung abzuschneiden, die sie wie Reliquien wert hielten. Der Pater soll sein Habit und sein Skapulier deshalb innerhalb von drei Tagen dreimal ausgetauscht haben (Giordano, Domenico, 1991, S. 171–216, zum Pariser Aufenthalt insbes. S. 200–203). Gedankt wird Klaus Jaitner für seinen freundlichen Hinweis. die Princeſſin von Conde ] Die auf wundersame Weise leichter gebärende Mutter, die erst ab der Ausgabe E (°1632) namentlich genannt wird, war Charlotte-Marguerite de Montmorency (1594–1650). Als schönste Frau ihrer Zeit gepriesen, war sie 1609 auf Anordnung Heinrichs IV. mit Henri II. Condé (1588–1646) verheiratet worden, der als homosexuell galt. Um den Nachstellungen des Königs zu entgehen, schickte ihr Mann sie nach Brüssel, wohin er bald darauf auch selbst fliehen musste. Dort gebar sie 1621 Louis II. de Bourbon (1621–1686), den später als „Le Grand Condé“ bekannten Feldherrn Ludwigs XIV. Klaus Jaitner wird für seinen freundlichen Hinweis gedankt. Mammelucken ] Militärsklaven in vielen islamischen Herrschaftsgebieten, meist mittelasiatischer oder osteuropäischer Herkunft. ein Adelicher / ja Fürſtlicher Zorn ] Wohl zugleich Anspielung auf den Adler in der obigen Traumvision, also ein ‚kaiserlicher Zorn‘. Wormbſer Zeitung ] 1621 erschien eine bissige Antwort auf die Pfälzischen Zeitungen der Vorjahre, die sich in gleicher Machart wie diese dagegen verwahrte, dass jeder uninformierte „PlackVogel von grosser Herren Actionibus […] discuriren“ wolle; sie wandte sich gleichermaßen gegen die inkompetenten, mit der politischen Materie nicht vertrauten, bösartigen und feigen Skribenten wie gegen Advokaten, Prokuratoren und Graduierte, die der Wiedererstehung des alten deutschen Vertrauens schädlich seien, und trat für die Hochschätzung des tapferen und widerstandsbereiten Adels ein, der den ‚Pfaffen und Schreibern‘ ein Dorn im Auge sei (Zeitung aus Worms, 1621; dazu Schnorr von Carolsfeld, Ergänzung, 1874, S. 469–471 sowie die Bemerkungen zur Rezeption der ‚Newen Zeitungen‘ in diesem Band, S. 36 f.). ſein Vatter ein Biſchoff ] Sottise gegenüber der manchmal unzureichenden Einhaltung des Pflichtzölibats durch katholische Kleriker. Prælaten ] hohe geistliche Würdenträger der katholischen Kirche. Oppenheim ] Die seit 1398 faktisch zur Pfalz gehörige ehemalige Reichsstadt, die nur mit einer kleineren unierten Besatzung versehen war, ergab sich nach dem Abzug des Hauptteils der Truppen im September/Oktober 1620 dem heranrückenden Spinola und wurde von ihm als Basis seines Vorgehens gegen die Pfalz und Heidelberg befestigt. Der kampflose Verlust Oppenheims wurde den unierten Fürsten als schwerer Fehler angelastet (Theatrum Europaeum 1, 1643, S. 382–384).
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Doctor zu Heydelberg ] Die kurfürstlichen Räte und das Lehrpersonal der Universität Heidelberg, die die Stadt aus Furcht vor den anrückenden ligistischen Truppen schon im Sommer und Herbst 1622 fluchtartig verließen (Theatrum Europaeum 1, 1643, S. 384). Zincgref selbst berichtet über eine allgemeine Fluchtbewegung aus der Stadt bereits in seinem Brief an Lucius vom 1. Oktober 1621 (Beichert/Kühlmann/Schnabel, Briefe, 2011, S. 206–209: Nr. 20). ] Der Gaisberg, eine Erhebung südlich Heidelbergs und westlich des Residenz318 Geißberg schlosses, diente als Fluchtroute vor den aus Nordwesten anrückenden ligistischen Truppen (vgl. auch Zeitung aus Worms,1621, S. 4). Er wurde nach dem Übersetzen Tillys über den Neckar rasch genommen, um von hier aus die Stadt zu beschießen (Wirth, Schicksale, 1869, S. 165 f.). Bawrenknopff ] Herabwürdigende Sottise gegenüber dem offenbar besonders adelsstolzen Verfasser der Wormser Polemik. über ein Jahr ſeyn die Spanier vnnd Bäyern vollend Herren hier ] Diese relative Zeitangabe, 322 die eine Aussage über eine mögliche Zukunft darstellt, ist bereits im ersten Druck von °1622 vorhanden. Mit dem Fortgang der Ereignisse (Eroberung der Kurpfalz durch ligistische Truppen 1622) entfiel allerdings ihre unmittelbare Referenzfunktion; der Beibehalt dieser und anderer Stellen auch in den späteren Ausgaben ist einer der Gründe für die ausgesprochen unübersichtliche Zeitstruktur der historischen Anspielungen innerhalb des Textes. H. Inquiſition ] Von den Päpsten im 13. Jh. eingerichtete Untersuchungs‑ und Gerichts323 gremien zur Aufspürung und Aburteilung von Ketzern, die zur Vollstreckung der Urteile an die weltliche Obrigkeit überstellt wurden. Die vor allem von Dominikanern und Franziskanern betriebene Inquisition war in erster Linie in den südlichen Ländern und in Frankreich aktiv und verquickte von Anfang an religiöse und politische Motive. Besonders berüchtigt war bei den Zeitgenossen die spanische Inquisition, die seit 1478 als staatliche Einrichtung bestand. Böhmen / vnd die Ober: vnd NiderPfaltz / Grawbündten / viel ReichsStätt ] Aufgezählt wer329 den die territorialen Zugewinne, die die katholische Partei in den vergangenen Jahren gemacht hatte: Böhmen (1620), die Oberpfalz (1621), die Rheinpfalz (1620/22), Graubünden (1621/22) und Reichsstädte wie etwa Donauwörth (1607/09). Hut voll Fleiſch ] Idiomatisch für einen angesichts eines hohen Ziels geringen Einsatz (so 332 z. B. in Zincgrefs ‚Vermahnung zur Tapferkeit‘: Opitz, Poemata, 1624, S. 220; ähnlich bei Logau, Sinn-Gedichte, 1654, Andres Tausend, Achtes Hundert, Nr. 22). in weit entlegenen Landen ] Friedrich V. hatte sich nach der Entlassung seiner Truppen im 336 Juli 1622 zunächst nach Sedan zurückgezogen und hielt sich seit Oktober 1622 im Exil in Den Haag auf (Bilhöfer, Nicht gegen Ehre, 2004, S. 115, 117). zu Regenſpurg ] Auf dem Regensburger Deputationstag vom Januar bis März 1623 wurde 337 die pfälzische Kurwürde öffentlich, aber lediglich ad personam an den Bayernherzog Maximilian übertragen. Friedrich V. befand sich schon seit dem 19. Januar 1621 in Acht. Teutſchen Freyheit ] Die Vorstellung von der altüberlieferten ‚teutschen Libertät‘ spielte in 339 den Auseinandersetzungen um die spürbaren monarchischen Tendenzen des Kaisertums eine bedeutsame Rolle als politischer Kampfbegriff; als Hort der Widerständigkeit gegen die Beschneidung der reichsständischen Rechte verstand sich dabei nicht zuletzt die calvinistische Kurpfalz (vgl. Camerarius, Achtsspiegel, 1622; Schnabel, Zincgrefs Weltkefig, 2011, S. 242, 249 f.)
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die demſelben erwieſene … Wolthaten ] Die folgende Aufzählung von Verdiensten der pfäl-
zischen Herrscher um das habsburgische Kaiserhaus stellt wohl eine Replik dar auf die in den im Oktober 1621 abgefangenen kaiserlichen Korrespondenzen aufgeworfene Unterstellung, die Pfalzgrafen seien seit je die schlimmsten Feinde des Hauses Österreich gewesen (vgl. Prodromus, 1622, S. 35). Zincgref hatte von diesen Schriften spätestens Anfang 1622 eingehende Kenntnis erlangt, da er für die Verbreitung der ‚Litterae interceptae‘ im Druck sorgen sollte (Schnabel, Zincgrefs Weltkefig, 2011, S. 246 f.). Alſo wird die Winde / die den Klotz erhöhet vnd auffwindet / von demſelben in den Koht ge truckt. ] Bild eines Flaschenzugs bzw. Baukrans, der unter der Last im Schmutz versinkt. Rudolphus deß Namens der Erſte ] Rudolf IV. Graf von Habsburg (1218–1291) wurde 1273 nach langen Unstimmigkeiten der Kurfürsten über die Kandidaten als erster seines Geschlechts zum König (nicht Kaiser!) des Heiligen Römischen Reiches gewählt (Rudolf I.). Er betrieb eine erfolgreiche Hausmachtpolitik, die seiner Familie die – von vielen Fürsten kritisch gesehene – Herzogswürde für die Länder Österreich, Steiermark, Krain und die Windische Mark einbrachte. Der Wunsch, seinem Sohn Albrecht die Sukzession als Ks. zu sichern, wurde von den Kurfürsten – mit der Ausnahme Ludwigs II. von der Pfalz – aber nicht unterstützt und scheiterte. Nachfolger wurde stattdessen Adolf von Nassau (s. u. Anm. zu Z. 353). Die Titulierung des römischen Königs als Kaiser ist wohl nicht Folge des Unwissens, sondern die (auch in den „Apophthegmata“ nachzuweisende) Praxis, alle Oberhäupter des Heiligen Römischen Reichs derart zu bezeichnen; die Würde wird also als unabhängig von der päpstlichen Salbung und Krönung dargestellt, macht sie somit von der Vergabe durch die alte Kirche unabhängig. Churfür⟨ſt⟩ Ludwigen Pfaltzgrafen ] Ludwig II. der Strenge (1229–1294), Pfalzgraf bei Rhein, ab 1253 Hzg. von Bayern; in dritter Ehe 1273 verheiratet mit Mathilde von Habsburg, einer Tochter Rudolfs I., den er auch in seinem Kampf gegen Kg. Ottokar von Böhmen unterstützte. Er erbte nach dem Aussterben der Staufer 1268 deren Besitzungen bis zum Lech. Albertum den Erſten Hertzogen auß Oeſterreich ] Albrecht V., Graf von Habsburg (1255– 1308), ab 1282 gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf als Albrecht I. Hzg. von Österreich und Steiermark, ab 23. Juni 1298 zunächst Gegenkönig, nach dem Tod Adolfs von Nassau und neuerlicher Wahl am 24. August 1298 römisch-deutscher König. Kyburg ] Die Grafschaft Kyburg (heute Kt. Zürich) war 1264 durch Erbschaft an die Habsburger gelangt. Rudolf von Habsburg hatte bis 1573 die Regentschaft inne; dann aber entstand durch die Heirat von Anna von Kyburg mit Eberhard I. von HabsburgLaufenburg eine neue Grafendynastie. Anrecht auf die Herrschaft Kyburg hatte Albrecht nicht. Trithemius ] Johannes Trithemius (eigtl. Johannes von Heidenburg, 1462–1516), seit 1482 Mönch, 1483–1505 Abt der Benediktinerabtei Sponheim bei Bad Kreuznach, deren Bibliothek er zu einem Zentrum humanistischen Wissens machte, ab 1506 Abt des Schottenklosters St. Jakob in Würzburg; einer der vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit, der sich u. a. als Theologe, Historiker, Bibliograf und Steganograf einen Namen machte. Zincgref bezieht sich wohl auf das um 1495 bis 1509 entstandene „Chronicon Sponheimense“; dieser Text war über den zweiten Band der „Johannis Trithemii Opera historica“ (Frankfurt/M. 1601) zugänglich, die Zincgrefs Gönner Marquard Freher (1565–1614) herausgegeben hatte. dem Rädlinsführer von Maintz ] Der Mainzer Kurerzbischof Gerhard II. von Eppstein (um 1230–1305, reg. Ab 1289) verfolgte eine gegen das Königtum gerichtete expansive Ter-
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ritorialpolitik. 1292 verabredete er mit anderen Kurfürsten, die Wahl des neuen Königs in erster Linie von eigenen Interessen abhängig zu machen. Später betrieb er maßgeblich die Absetzung Adolfs von Nassau. Angespielt ist auf das Rad im Mainzer Wappen. ein Graf von Naſſaw ] Adolf von Nassau (vor 1250–1298), 1292 zum römisch-deutschen König gewählt, wurde 1298 von den Kurfürsten abgesetzt und fiel kurz darauf in der Schlacht von Göllheim (2. Juli 1298) gegen seinen Widersacher Albrecht von Habsburg. Erblichkeit am Reich ] Reichsrechtlich war das Heilige Römische Reich keine Erbmonarchie, sondern eine Wahlmonarchie. Darauf wurde insbesondere von den Fürsten, die sich weitgehende Eigenständigkeit bewahren wollten, großer Wert gelegt. Das Streben des Hauses Österreich nach einer erblichen Sukzession im Reich bildete deshalb einen der zentralen argumentativen Ansatzpunkte für die reichsständische Opposition. Rudolphus ] Rudolf I. der Stammler von der Pfalz (1274–1319), 1294–1317 Hzg. von Oberbayern und Pfalzgraf bei Rhein, Schwiegersohn Kg. Adolfs von Nassau, wurde früh in die innerwittelsbachischen Auseinandersetzungen hineingezogen. Im Streit mit seinem Bruder Ludwig (s. u. Anm. zu Z. 361) ergriff er bei der Königswahl von 1314 gegen diesen und für Friedrich den Schönen von Österreich Partei. In den folgenden Konflikten geriet er aber in die Defensive und musste 1317 allen Herrschaftsansprüchen entsagen. Hertzog Ludwigen auß Bayern ] Ludwig der Bayer (1282/86–1347), Sohn des Wittelsbachers Ludwigs II. des Strengen, ab 1314 als Ludwig IV. römisch-deutscher König, ab 1328 (ohne Zutun des Papstes) zum Kaiser gekrönt. 1314 wurden als Nachfolger Heinrichs VII. in Sachsenhausen bzw. Frankfurt zwei konkurrierende Könige gewählt, die sich in den folgenden Jahren bekämpften: der Wittelsbacher Ludwig IV. und sein habsburgischer Vetter Friedrich der Schöne (s. u. Anm. zu Z. 363). Letzterer geriet nach der Schlacht von Mühldorf 1322 in die Gefangenschaft Ludwigs und verzichtete in der ‚Trausnitzer Sühne‘‚ am 13. März 1325 auf seine Herrschaftsansprüche. Ludwig wiederum wurde 1324 vom Papst gebannt und musste sich im Münchner Vertrag bald darauf (5. September 1325) auf eine Doppelherrschaft mit Friedrich einlassen, die allerdings nur wenige Monate anhielt. Während eines Italienzuges regelte Ludwig am 4. August 1329 im Hausvertrag von Pavia die künftige Erbfolge der Wittelsbacher, die sich in eine bayerische und eine pfälzische Linie aufteilten und erst nach dem Aussterben der Bayern 1777 wieder vereint wurden. Nach einer Vertiefung der Konflikte mit den Fürsten wurde 1346 Karl IV. als Gegenkönig gewählt. Ludwigs Beiname ‚der Bayer‘ stammt aus papstnahen Quellen der Zeit, die damit gezielt eine Herabsetzung des exkommunizierten Kaisers intendierten. Hertzog Friederichen von Oeſterreich ] Friedrich III. der Schöne (1289–1440), Hzg. von Österreich und Steiermark, 1314–1325 Gegenkönig. Die Konflikte mit dem wittelsbachischen Cousin Ludwig dem Bayern beruhten auf der Vormundschaft Friedrichs für die niederbayerischen Herzöge, auf die er nach seiner Niederlage in der Schlacht von Gammelsdorf (1313) im Folgejahr verzichtete. Die Wahl zweier römisch-deutscher Könige im gleichen Jahr 1314 führte zu einer militärisch ausgetragenen Rivalität, die erst mit der Gefangennahme Friedrichs durch Ludwig 1322 und seiner Haft auf Burg Trausnitz endete. Da es ihm nach dem Trausnitzer Vertrag von 1325 und seiner Freilassung nicht gelang, seine Brüder von seinem Thronverzicht zu überzeugen, stellte er sich vereinbarungsgemäß in München erneut zur Haft. Von Ludwig wurde er jedoch als Mitregent und deutscher König anerkannt. Nach dem Tod seines Bruders Leopold verzichtete Friedrich auf die Mitwirkung an der Regierung und zog sich nach Österreich zurück. Käyſer Matthias ] Matthias (1557–1619), Ehzg. von Österreich, ab 1608 Kg. von Ungarn und Kroatien, ab 1611 Kg. von Böhmen, ab 1612 Kaiser. Eher zögernd zum Haupt
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der innerhabsburgischen Opposition gegen den geisteskranken Ks. Rudolf II. geworden, betrieb Matthias seit 1606 die Entmachtung seines Bruders (‚Bruderzwist in Habsburg‘). Nachdem sich Rudolf politisch zunehmend isoliert hatte, schwenkten die Stände zu Matthias über, der nach der erzwungenen Abdankung seines Bruders als böhmischer König 1611 zu dessen Nachfolger und nach dessen Tod dann auch zum Kaiser gewählt wurde. Die pfälzische Stimme wurde nach längeren innerpfälzischen Machtkämpfen durch den ‚possedierenden‘ Kurfürsten, Johann II. von Pfalz-Zweibrücken-Veldenz (1584–1635), ausgeübt, der kurzzeitig auch als Reichsvikar fungierte (Bilhöfer, Nicht gegen Ehre, 2004, S. 38). Die ausgleichende Konfessionspolitik des kaiserlichen Ministers Kardinal Klesl stieß bei den radikal gegenreformatorischen Kräften auf Widerstand, bei den Protestanten auf Misstrauen. In späteren Jahren wurde Matthias durch die Opposition Ehzg. Maximilians und Kg. Ferdinands politisch kaltgestellt. Churfürſt Philips Pfaltzgraf ] Philipp der Aufrichtige (1448–1508), Pfalzgraf, ab 1476 Kurfürst von der Pfalz. Anders als sein burgundisch orientierter Vater unterhielt er enge Beziehungen nach Frankreich und geriet in seiner politischen Ausrichtung zunehmend in Gegnerschaft zu Ks. Maximilian I., mit dem es im Zuge des Landshuter Erbfolgekrieges sogar zu militärischen Auseinandersetzungen kam. Käyſer Maximiliano dem Erſten ] Maximilian I. (1459–1519), Ehzg. von Österreich, ab 1477 durch Heirat Hzg. von Burgund, ab 1486 römisch-deutscher König, ab 1508 Kaiser. Die politische Gegnerschaft zum pfälzischen Kurfürsten Philipp entwickelte sich erst später (NDB 16, 1990, S. 458–471 [Hermann Wiesflecker]). mit zwoen Stimmen ] Gegen die Wahl Maximilians zum römischen König hatte es noch 1485 Vorbehalte auch in der Kurpfalz gegeben, und der Kfst. hatte sich gar selbst ins Gespräch gebracht. Sein Einlenken ließ er sich in Verhandlungen mit Ks. Friedrich III. durch die Verleihung von Regalien und finanzielle Zuwendungen teuer bezahlen (Wiesflecker, Maximilian I., Bd. I, 1971, S. 185–192). Bürgern zu Brugk vnnd Gendt in Flandern ] Maximilian I., der sich in seinen frühen Regierungsjahren v. a. den niederländischen Streitigkeiten widmete, war im Februar 1488 in die Gewalt der empörten Flandern geraten und in Brügge inhaftiert worden. Erst nach 16-wöchiger Gefangenschaft, während der er mit der Auslieferung an Frankreich, ja mit der Hinrichtung bedroht worden war, wurde er nach dem Heranrücken eines Reichsheers mit 11.000 Kriegsknechten und 4000 Reitern wieder entlassen. Das Reichsheer wurde überwiegend vom Schwäbischen Bund gestellt; die Kurfürsten (und darunter auch Philipp der Aufrichtige) verhielten sich dagegen ausgesprochen zurückhaltend und stellten nur kleine Kontingente. (ADB 20, 1884, S. 725–736 [Ulmann], hier S. 726 f.; Fuchs, Reformation, 1979, S. 20; Wiesflecker, Maximilian I., Bd. I, 1971, S. 207–216; NDB 16, 1990, S. 458–471 [Hermann Wiesflecker], hier S. 459). Graf Heinrichens von Bitſch ] Möglicherweise Heinrich I. Gf. von Zweibrücken-Bitsch, der durch seine Frau Cunigunde, Erbin des letzten Gfen. von Ochsenstein, 1442 auch Herr von Ochsenstein geworden war (Zedler 64, 1750, Sp. 1259). Käyſer Carlen dem V. ] Karl V. (1500–1558), ab 1516 als Karl I. Kg. von Spanien, 1519 römisch-deutscher König, 1520 „erwählter römischer Kaiser“, 1530 als letzter römischer Herrscher vom Papst zum Kaiser gekrönt, 1556 Thronverzicht zugunsten seines Bruders Ferdinand I. (NDB 11, 1977, S. 191–211 [Alfred Kohler]; Kohler, Karl V., 1999). Churfürſten Friederichen ] Friedrich II. der Weise (1482–1556), Pfalzgraf bei Rhein, 1520 Regent der Oberpfalz, ab 1544 pfälzischer Kurfürst. Friedrich war am habsburgisch-burgundischen Hof in den Niederlanden aufgewachsen und sozialisiert. Seinen
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Bruder Kfst. Ludwig V. bewog er zur Wahl Karls (dessen Regent er in Brüssel zeitweilig gewesen war) zum Kaiser gegen den ebenfalls kandidierenden französischen Kg. Franz I. 1521/23 fungierte er neben dem Bruder des Kaisers als Statthalter beim Nürnberger Reichsregiment, führte 1529 und 1532 Reichsheere gegen die Osmanen und war 1541 neben Granvella Präsident des Religionsgesprächs auf dem Regensburger Reichstag. Sein Engagement für das Kaiserhaus wurde allerdings nur zögerlich gedankt. Nachdem er – entgegen den Bestimmungen in der Goldenen Bulle – 1544 Nachfolger seines Bruders als pfälzischer Kurfürst geworden, in seinem Territorium die Reformation eingeführt und sich den Schmalkaldenern angenähert hatte, verfiel er 1546 der kaiserlichen Acht. Er unterwarf sich dem Kaiser und konnte seinem Haus nur dadurch – zur Enttäuschung der bayerischen Wittelsbacher – Besitz und Kurwürde erhalten. (NDB 5, 1961, S. 528–530 [Peter Fuchs]; Press, Gegenspieler, 1980, S. 25). Pfaltzgraf Philipps ] Philipp der Streitbare (1503–1548), ab 1522 Hzg. von Pfalz-Neu377 burg, jüngerer Bruder Ottheinrichs, des späteren Kfsten. von der Pfalz, mit dem zusammen er nach dem Tod des Vaters (1504) unter Vormundschaft des Onkels Friedrich II. des Weisen stand. Philipp begab sich schon früh in kaiserliche Dienste. 1529 war er Oberbefehlshaber zweier Regimenter bei der Verteidigung Wiens gegen die Osmanen und wesentlich für die Zurückschlagung der bereits in die Stadt eingedrungenen Angreifer verantwortlich. Ab 1535 amtierte er als Regent der jungen Pfalz, die er 1544 hochverschuldet aufgab; seinen Lebensabend verbrachte er in Heidelberg. wider den Türcken / in der weitbeſchreyten Belägerung / Anno 1529. ] Wien wurde vom 380 27. September bis 14. Oktober 1529 von den Osmanen belagert, die die Prätensionen ihres Vasallen, des siebenbürgischen Woiwoden Johann Zápolya, auf die ungarische Königswürde unterstützten. Die Stadt wurde von einer ca. 17.000 Mann umfassenden Besatzung verteidigt, zu der sich Pfgf. Philipp noch kurz vor Schließung des Belagerungsrings mit 100 Panzerreitern gesellt hatte. Philipp kommandierte die zwei Regimenter Reichstruppen in der Stadt und war für die erfolgreiche Verteidigung des besonders umkämpften, unterminierten und gesprengten Kärntnertors verantwortlich. Das etwa 120.000 bis 150.000 Kämpfer umfassende feindliche Heer brach die Aktion nach schweren Verlusten, wegen Versorgungsproblemen und angesichts des nahenden Winters ab, noch ehe die kaiserliche Entsatzarmee unter Pfgf. Friedrich dem Weisen eintraf. Die Osmanen kehrten nach Konstantinopel zurück, wo das Ergebnis nicht als Niederlage gewertet wurde (Hummelberger, Belagerung, 1983). 381 Melch⟨ior⟩ Soiterus JC. De bello Pannoniæ ] Melchior Seuter von Windach († 1554), promovierter Jurist, 1524 Kanzler in Freising. 1538 erschienen in Augsburg seine „De Bello Pannonico … Libri duo“, die in besonderer Weise die Verdienste Pfgf. Friedrichs des Weisen und seines Neffen Philipp des Streitbaren bei der Verteidigung Wiens herausstrichen. Der Zueignungsbrief an den Freisinger Fürstbischof Philipp von der Pfalz (1480–1541, reg. seit 1498) war in Landsberg am Lech verfasst. Käyſer Ferdinand der Erſt ] Ferdinand I. (1503–1564), Bruder Ks. Karls V., 1521 Ehzg. 382 von Österreich, 1526/27 Kg. von Böhmen, Kroatien und Ungarn, 1531 römisch-deutscher König, ab 1558 nach dem Rücktritt seines Bruders Kaiser. Der überzeugte Katholik setzte sich in späteren Jahren aus politischen Gründen für eine duldsame Politik gegenüber den Protestanten ein. Rudolph der Zweyte ] s. o. Anm. zu Z. 106.
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Käyſer Maximiliano dem Zweyten ] Maximilian II. (1527–1576), Sohn Ks. Ferdinands I., 1562 Kg. von Böhmen und römisch-deutscher König, 1563 Kg. von Ungarn und Kroatien, 1564 Kaiser. Friderichen dem Dritten / Pfaltzgrafen ] s. o. Anm. zu Z. 169. in Verdacht der Ketzerey kommen ] Maximilian, zeitweilig von einem evangelischen Erzieher beeinflusst, fiel bereits in seiner Jugend durch protestantische Neigungen auf, stand in enger Verbindung und sympathisierte mit protestantischen Fürsten; zudem las er evangelische Literatur und verweigerte sich seit 1555 dem Empfang des Abendmahls nach römischem Ritus, dann auch der Teilnahme an feiertäglichen Prozessionen, was vom Kaiser mit großem Argwohn wahrgenommen wurde. Die Konflikte wurden 1557 virulent: Der Papst drohte, ihm die Anerkennung als römischem König zu verweigern, und sein Vater musste zusichern, nur eine katholische Erbfolge zuzulassen; ein Verbindungsmann zu den Verfassern der ‚Magdeburger Centurien‘ wurde vergiftet. 1560 entließ der Kaiser Maximilians Hofprediger, dem protestantische Neigungen nachgesagt wurden; dem Thronfolger wurde mit Enterbung gedroht. Hilferufe des Kronprinzen an befreundete evangelische Fürsten, in denen er sich als ‚Verfolgter‘ darstellte, führten zwar zu einer Solidaritätsadresse Kursachsens, Kurbrandenburgs und des Mgfen. von Brandenburg-Küstrin, blieben aber ohne praktische Folgen – nur der pfälzische Kfst. Friedrich III. stärkte ihm den Rücken. Aus familienpolitischen Gründen näherte sich Maximilian aber bald darauf wieder dem Katholizismus an, der allein die Nachfolge im Reich verbürgte, und legte 1562 ein Treue bekenntnis zur alten Kirche ab. Politisch verfolgte er später einen Weg der Kompromisse gegenüber dem Protestantismus, der allerdings nicht zur erhofften Überwindung der Kirchenspaltung führte (NDB 16, 1990, S. 471–475 [Volker Press]; Edel, Der Kaiser und Kurpfalz, 1997, S. 74–87). Jonathan … David ] Der spätere König David und Jonathan, der älteste Sohn Kg. Sauls, galten als biblisches Beispiel inniger Freundschaft (1 Sam 18 und 20; 2 Sam 1,26). Vngeſtümmigkeit zu Augſpurg / Anno 1566. Bewegen vnd auffbringen laſſen ] Auf dem Augsburger Reichstag von 1566 versuchte Maximilian II., der durch den Augsburger Religionsfrieden reichsrechtlich nicht sanktionierten „calvinistischen Sekte“ in der Pfalz ein Ende zu setzen. In einer Gegenrede wies Friedrich III. den Vorwurf von sich, er habe sich von der Grundlage der Augsburger Konfession verabschiedet. Das ermöglichte in der Folge die faktische Duldung des Calvinismus im Reich. gröſſere Epiſtel ] Beilage zum Brief Ks. Ferdinands II. an den spanischen Staatsrat Zúñiga, Wien 15. Oktober 1621, in dem er seine Motivation zur Absetzung des pfälzischen Kurfürsten und zur Übertragung der Kur an den Bayernherzog Maximilian begründet (abgedruckt im Prodromus, 1622, S. 35–40, das Zitat S. 36). Der mehrfach aufgelegten Enthüllungsschrift über die ‚Cancellaria hispanica‘, die Zincgref hier zitiert, konnte er zahlreiche Informationen über die angeblich kaiserlich-spanisch-päbstlich-bayerische ‚Verschwörung‘ gegen die Kurpfalz entnehmen, die das Kernthema seines ‚Weltkefigs‘ ausmacht. Zunigam ] Baldassar de Zúñiga (1561–1622) war nach vorherigen Diplomatenposten in Brüssel und Paris ab 1608 spanischer Botschafter beim Heiligen Römischen Reich, wo er die Kooperation der spanischen und österreichischen Habsburger und deren europäisches Hegemoniestreben tatkräftig förderte. Von dieser Aufgabe wechselte er 1617 als Staatsrat nach Madrid; zuletzt amtierte er dort als Unterweiser des Thronfolgers und Vorsitzender des Staatsrats. Zúñiga war maßgeblich verantwortlich für das spanische Eingreifen in den böhmischen Krieg und dessen Fortsetzung nach der Flucht des Winterkönigs aus Böhmen.
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Reformation Lutheri oder Calvini ] In der Kurpfalz wurde 1546 unter Friedrich II. die lutherische Reformation eingeführt. Der Wechsel zwischen den lutherischen und calvinistischen Spielarten war bis ans Ende des 16. Jhs. ein Charakteristikum der verworrenen dynastischen Geschichte des Landes und vielfältiger machtpolitischer Einflüsse von außen. nach auffgehendem hellem Liecht deß Evangelii ] Die geläufige (protestantische) Licht-Me tapher für die Durchsetzung der Reformation wird üblicherweise mit der ‚Finsternis‘ der alten Kirche kontrastiert. 400–405 Päpſten … Juriſdiction ] Angespielt wird auf die mittelalterliche Konkurrenz zwischen Kaisertum und Papsttum um die politische Vormacht, die mit juristischen, politischen und militärischen Mitteln ausgetragen wurde. 405 Juriſdiction ] Der Vorwurf bezieht sich auf die vielfältigen Überschneidungen des kirchlichen und weltlichen bzw. kaiserlichen Rechts, bei denen das kanonische Recht im Mittelalter einen Vorzugsanspruch erhob (Mitteis/Lieberich, Rechtsgeschichte, 1981, S. 268 f.). Pfaltzgraf Otto von Wittelſpach ] Otto I. Gf. von Wittelsbach (um 1120–1183) tat sich 406 1154/55 als Bannerträger während des ersten Italienzugs Ks. Friedrichs I. Barbarossa besonders hervor und wurde deshalb zunächst zum Pfgf. von Bayern, 1180 zum Hzg. von Bayern ernannt. Papſt ] Nicolaus Breakspear, 1154–1159 Papst als Hadrian IV., war ein strikter Vertreter 409 päpstlicher Prärogativen, der schon bald nach der Krönung Friedrichs I. in Konflikt mit dem Kaiser geriet. Dann als dieſer Bottſchaffter von Rom zum Käyſer Friederichen dem Erſten / Anno 1156. kam ] Möglicherweise auf dem Reichstag in Regensburg im September 1156; wahrscheinlich handelt es sich aber um eine Verwechslung mit dem Reichstag von Besançon im Oktober 1157, auf dem die Divergenzen zwischen Kaiser und Papst offen zum Ausbruch kamen. Die Gesandten Kardinal Bernhard von S. Clemente und der päpstliche Kanzler Orlando Bandinelli (der spätere Papst Alexander III.) überbrachten Briefe, in denen Friedrich eine Verletzung seiner kaiserlichen Rechtswahrungspflichten vorgeworfen und das Kaisertum als ‚beneficium‘ des Papsttums bezeichnet wurde (was Reichskanzler Rainald von Dassel als ‚Lehen‘ übersetzte); die aufgebrachten Teilnehmer sahen darin den ‚honor imperii‘ verletzt, und nur das persönliche Einschreiten des Kaisers verhinderte Tätlichkeiten gegenüber den päpstlichen Legaten. Die römischen Gesandten hatten den Hof daraufhin ohne Verabschiedung und Geschenke zu verlassen, während der Papst insoweit einlenkte, als er ‚beneficium‘ im Sinne von ‚bonumfactum‘ (Wohltat) verstanden wissen wollte (Jordan, Investiturstreit, 1979, S. 126 f.). Marſchalck ] Das Marschallsamt war eines der traditionellen vier Hofämter, das ursprüng410 lich aus der Aufsicht über den kgl. Reitstall und das Ritterheer hervorgegangen war; es war mit der Aufsicht über das gesamte Hofwesen verbunden (Haberkern/Wallach, Handwörterbuch II, 1980, S. 417 f.). Friederichen den Erſten ] Friedrich I. Barbarossa (um 1122–1190), 1147–1152 als Fried420 rich III. zunächst Hzg. von Schwaben, ab 1152 römisch-deutscher König, ab 1155 Kaiser, der in seinem politischen Handeln zentral von der Vorstellung der Wahrung des ‚honor imperii‘ gegenüber konkurrierenden Mächten geleitet wurde (Görich, Ehre, 2001). Papſt Pius der Zweyte ] Enea Silvio Piccolomini (1405–1464), ab 1458 Papst als Pius II. 421 Der humanistische Gelehrte war längere Zeit als Sekretär und Gesandter in Diensten Friedrichs II. gestanden, der ihn auch zum Dichter gekrönt hatte. Als kaiserlicher Kommissar auf dem Frankfurter Reichstag von 1454 und später als Papst engagierte er sich u. a. besonders für die Abwehr der osmanischen Expansion, die seit der Eroberung Kon-
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stantinopels 1453 und der Besetzung Griechenlands eine dauernde Bedrohung darstellte. Dabei vertrat er das Konzept eines durch das Christentum verbundenen Europa, das als gemeinsames ‚Vaterland‘ geschützt werden müsse. Politisch erwies er sich seit seiner Wahl als Vertreter des Papalismus, der die Befugnisse des Papsttums in allen Belangen zu stärken versuchte. Käyſer Friederich den Dritten ] Friedrich (1415–1493), 1424 als Friedrich V. Hzg. von Steiermark, Kärnten und Krain, 1439 Hzg. von Österreich, 1440 römisch-deutscher König, ab 1442 als Friedrich III. Kaiser. Der letzte in Rom vom Papst gekrönte Kaiser galt lange Zeit als eher passiver Herrscher, der sich v. a. um seine Hausmachtinteressen kümmerte. Der Kampf gegen die Osmanen wurde im wesentlichen von ungarischen Truppen getragen, da sich Kaiser und Fürsten auf den Reichstagen gegenseitig blockierten und nicht über die Finanzierung eines Reichskontingents einigen konnten. Dietrichen von Yſenburg ] Diether von Isenburg (1412–1482) wurde 1459 gegen Adolf von Nassau mit knapper Mehrheit zum Ebf. von Mainz gewählt, nachdem er sich gegen Kfst. Friedrich von der Pfalz positioniert hatte. Wegen seiner papst- und kaiserkritischen Haltung und seiner Bemühungen um eine Reichs- und Kirchenreform konnte er keine päpstliche Bestätigung erhalten und wurde am 21. August 1461 durch den Papst abgesetzt und gebannt. Dagegen wehrte er sich auf militärischem Wege („Mainzer Stiftsfehde“) nicht zuletzt mit kurpfälzischer Unterstützung, konnte sich jedoch gegen seinen vom Papst eingesetzten Nachfolger Adolf von Nassau nicht halten und trat 1463 zurück. Abgefunden wurde er mit einem eigenen Fürstentum und einer erheblichen Geldsumme. Ehe Adolf von Nassau 1475 starb, schlug er den abgesetzten Vorgänger selbst als Nachfolger vor. Die neuerliche Wahl wurde nun auch vom Papst bestätigt. Seine Amtszeit widmete er der Durchsetzung strenger Kirchenzucht, ohne noch weitergespannte reichsreformerische Ziele zu verfolgen. (ADB 5, 1877, S. 164–170 [Karl Menzel]; NDB 3, 1957, S. 558 f. [Ernst Bock]). Adolffen von Naſſaw ] Adolf von Nassau-Wiesbaden-Idstein (um 1423–1475), als Adolf II. 1461–1475 Kurerzbischof von Mainz. Da Stadt und Domkapitel an Diether festhielten, musste sich der vom Papst ernannte Ebf. mit militärischen Mitteln durchsetzen. Die Freie Stadt Mainz verlor dabei ihre Privilegien und wurde zu einer „Pfaffenstadt“, das selbstbewusste Bürgertum zerschlagen und zum Teil ausgewiesen (ADB 1, 1875, S. 19 [Philipp Walther]; NDB 1, 1953, S. 84 f. [Anton Brück]). Heller ] kleine Münzeinheit, seit 1385 im Wert eines halben Pfennigs bzw. eines achtel Kreuzers, genannt nach dem Entstehungsort Schwäbisch Hall (denarius hallensis). noch heutiges Tages … practiciret ] Der Vorwurf bezieht sich auf die kaiserliche Praxis, bei den Reichsständen Geld für die Türkenkriege einzusammeln, die dann aber – so die Unterstellung – gar nicht für diesen Zweck verwendet würden. Pfaltzgraf Friderich der Erſte ] Friedrich I. der Siegreiche (1425–1476), seit 1451 Kfst. von der Pfalz, leitete sein Kurrecht aus der Tatsache ab, dass er seinen Neffen (und Nachfolger) Philipp den Aufrichtigen, den Sohn Kfst. Ludwigs III., adoptiert und auf eine eigene Ehe verzichtet hatte. Dieses Verfahren wurde von Ks. Friedrich III. abgelehnt, der ihm denn auch die Bestätigung versagte. Gegenüber dem zögernden Kaiser gehörte er zur Fraktion der Reichsreformer unter den rheinischen Kurfürsten. In den Wirren um die Nachfolge auf dem Mainzer Erzbischofsstuhl konnte er sich gegenüber seinen Gegnern militärisch durchsetzen; in der Folge geriet er immer wieder in Auseinandersetzungen mit dem Kaiser und verbündete sich mit dessen Gegnern. Die über ihn verhängte Reichsacht blieb allerdings
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ohne Wirkung (ADB 7, 1877, S. 593–603 [Karl Menzel]; NDB 5, 1961, S. 516–528 [Henny Grüneisen]). dem Herrlichen ReichsAdler … ein Feder außgeropffet ] Mainz hatte sich 1244 durch den Erhalt der Stadtprivilegien als Freie Stadt weitgehend von der Oberherrschaft des Erzbischofs emanzipiert, der nur noch einen formalen Rechtstitel aufrechterhielt. Im Jahr 1462 wurde es wieder zu einer Residenzstadt ohne eigene politische Bedeutung degradiert. Mit dem Rechtsstatus einer Reichsstadt, die Zincgref hier mit seiner Bildlichkeit unterstellt, hat der der Freien Stadt allerdings nichts zu tun – die Stadt Mainz war nicht reichsunmittelbar und besaß selbst nie die Reichsstandschaft. die Karten in einem huy verwerffen / vnd das Blat ſich bald vmbwenden. ] Die Wahl des Bildes ist bezeichnend: Trotz seiner Beliebtheit galt das Kartenspiel als moralisch verwerflich und wurde immer wieder mit dem Teufel in Verbindung gebracht (Bächtold-Stäubli, HdA 4, 1987, Sp. 1014–1016, 1020–1023; Schoch, Laster, 1993, S. 75–77). Tyranniſchen König / oder Biſchofflichen Bluthund ] Wohl Anspielung auf den hartherzigen Ebf. Hatto von Mainz, der einer Sage zufolge während einer Hungersnot die Öffnung seiner Kornkammern verweigert und die bettelnden Hungernden in einer Scheune verbrannt haben soll; vor der ausbrechenden Mäuseplage soll er sich in den Mäuseturm auf einer Rheininsel bei Bingen geflüchtet haben und dort von den Nagern gefressen worden sein. Ähnliches wird auch von Popiel, einem legendären polnischen Herrscher des 9. Jhs., erzählt, den dieses Schicksal auf dem Turm von Kruschwitz (Kruszwica) am Gopło-See (östlich von Posen) ereilt haben soll. Käyſer Carle der Fünffte ] S. o. Anm. zu Z. 374. Angesprochen werden die unterschiedlichen Interessen, die die politischen Akteure mit der Auseinandersetzung zwischen den Konfessionsparteien verbanden. Alexander Magnus ] Alexander III. der Große (356–323 v. Chr.), ab 336 v. Chr. Kg. von Makedonien, literarisch vielfach behandelter Eroberer eines antiken Weltreichs, das nach seinem Tod aber rasch wieder zerfiel. Fünfften Monarchy ] In Anlehnung an den Traum Nebukadnezars und seine Ausdeutung durch den alttestamentarischen Propheten Daniel (Dan 2 und 7) wurde die vorchristliche Weltgeschichte in eine Abfolge von vier Großreichen/Monarchien eingeteilt (Babylonier, Perser, Griechen, Römer). Aus seiner Vision (Dan 7,27) ließ sich aber noch ein kommendes fünftes Reich ableiten – eine Annahme, die sich mit der neutestamentarischen Vorstellung eines tausendjährigen Reiches der Gottesherrschaft verband (Off 20). Die Vorbereitung der fünften Monarchie bedeutete also die Einleitung des apokalyptischen Zeitalters, das mit dem ‚letzten Kampf‘ und dem Weltgericht enden würde. wie er Churfürſt / vnd erhöhet würde ] Anspielung auf die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Linien der sächsischen Dynastie. Die Kurfürstenwürde wurde 1547 nach der Niederlage Kfst. Johann Friedrichs I. von der ernestinischen auf die albertinische Linie übertragen, die sich im Schmalkaldischen Krieg trotz ihrer evangelischen Konfession auf die Seite des Kaisers gestellt hatte. Sein Vorgehen als „Judas von Meißen“ wurde dem neuen Kfsten. Moritz von den Konfessionisten zunächst übelgenommen; später positionierte er sich aber nachdrücklich als Haupt der Fürstenopposition gegen Karl V. Weil doch ja das Teutſche Reich / allgemach in Oeſterreich metamorphoſirt wird ] Die Umwandlung des Reiches von einer Wahlmonarchie in eine Erbmonarchie, wie sie die Habsburger erstrebten, wurde als eine Bedrohung der deutschen ‚Libertät‘ empfunden; insbesondere die Kurfürsten hätten damit ihre Rolle bei der Bestimmung des Kaisers und bei
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der Regulierung der künftigen Politik durch die auszuhandelnden Wahlkapitulationen eingebüßt. ein Oeſterreicher gar Papſt werden wollen ] nicht identifiziert. Biſtthumber haben ſie gnug ] Bis 1624 amtierten habsburgische Bischöfe in Breslau und Brixen, bis 1625 in Passau und Straßburg (Gatz, Bischöfe II, 1996, S. 352–354, 416– 418). Aktuell bezieht sich die Formulierung wohl in erster Linie auf Ehzg. Leopold Wilhelm von Österreich (1614–1662), der 1626 bereits im Kindesalter in Nachfolge seines verstorbenen Onkels Leopold zum Bischof von Straßburg und Passau gewählt, 1627 (bis 1648) zum letzten kath. Bischof von Halberstadt und 1629 nominell auch noch zum Erzbischof von Magdeburg erhoben wurde. Diese Ämterkumulation widersprach eigentlich den Bestimmungen des Tridentinums, wurde aber als sinnvoll erachtet, um das Vordringen des Protestantismus zu verhindern und verlorene Gebiete zurückzugewinnen (NDB 14, 1985, S. 296–298 [Ludwig Hüttl]). daß vielleicht bald einer gar Churfürſt zu Mäyntz würde ] Anspielung auf eine zum Zeitpunkt der Abfassung des Texts aktuelle oder absehbare Wahl, deren Ausgang aber noch nicht feststand. Gemeint ist wahrscheinlich der Wechsel von Georg Friedrich von Greiffenklau (1573–1629) zu Anselm Casimir Wambolt von Umstadt (1580/82–1647) am 6. August 1629. Dessen Wahl galt als Niederlage der habsburgischen Ambitionen auf diese Position; der Kaiser nämlich unterstützte nachdrücklich und sogar unter Drohungen den ihm eng verbundenen Johann Reinhard von Metternich († 1637). Gerüchten zufolge sollte dieser nur als Platzhalter für Ehzg. Leopold Wilhelm dienen. Das Entstehen einer habsburgischen Sekundogenitur auf dem Mainzer Erzstuhl wollte das Domkapitel allerdings unterbinden. Freilich schwenkte der neugewählte Kurerzbischof Anselm Casimir selbst bald auf eine prokaiserliche Linie um (Gatz, Bischöfe II, S. 733–735; Brendle, Erzkanzler, 2011, S. 69–72). Eißvogel ] Gemeint damit ist sicher einer der Konkurrenten um den Mainzer Erzstuhl. Vielleicht bezieht sich die Anspielung auf Friedrich von Sickingen (1581–1634) oder Johann Reinhard von Metternich († 1637) (vgl. Brendle, Erzkanzler, 2011, S. 69 f.), die beide einen Schwanenhals als Helmzier über ihrem Wappen führten. die Patres Patriæ, … vnd die / ſo ſich Defenſores Fidei nennen ] die Fürsten. Spanniſchen Geißhirten / oder Römiſchen Kuttenhengſt ] abschätzig für Vertreter des spanischen Militärs und des römisch-katholischen Mönchtums (vgl. Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 2903). Die Variante Geiſthirten in C lässt die Verbindung zum religiösen Bereich, der nicht nur durch die despektierliche Benennung der katholischen Gegner, sondern auch durch das Pastor-Motiv naheliegt, noch deutlicher werden. Schäfferſtab ] Werkzeug des Schäfers zum Treiben und Verteidigen der Herde. die Geſalbten deß HERRN ] Eindeutschung der Formel „Christus Domini“; durch die Salbung des Königs oder Kaisers mit heiligem Öl wurde nach biblisch-byzantinischem Vorbild die Verleihung der Herrschaftsbefugnisse durch Gott beansprucht. Zincgref wertet diese herrschaftslegitimatorische Vorstellung zu einer Verpflichtung des Herrschers um, der die Glieder der ‚wahren‘ (also der reformatorischen) Kirche Christi zu schützen habe. zween guter Companen ] wohl Anspielung auf die Trennung des Winterkönigs von seinen Soldtruppen unter Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig im Juli 1622, um damit die Milde des Kaisers zu erreichen. Januskopff ] charakteristischer Doppelkopf des Janus, der als römische Gottheit der Tordurchgänge, des Ein- und Ausgangs, übertragen des Anfangs und des Endes, nach beiden Seiten blickt.
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Juncker Ernſten Läger ] (Peter) Ernst II. von Mansfeld (1580–1626), einer der aktivsten
Kriegsunternehmer der Zeit, stand eher durch Zufall auf Seiten der protestantischen Union. Nachdem er bis zum Herbst 1621 noch in der Oberpfalz gekämpft hatte, wandte er sich mit seinen Truppen dann dem Rhein zu. Er entsetzte Frankenthal, das von den Spaniern hart bedrängt wurde, drang plündernd und brandschatzend ins Bistum Speyer ein und kämpfte glücklich gegen Tilly und Gonzalo Fernández de Córdoba. In Hagenau überwintert, vereinigte er sich im Frühjahr 1622 mit dem Mgfen. von Baden und schlug Tilly am 27. April bei Wiesloch. Danach zog er mit seinen Truppen wieder planlos und plündernd durch die Rheinlande. Zusammen mit Christian von Braunschweig trat er im Hochsommer in die Dienste der Generalstaaten, als Kfst. Friedrich V. unerwartet die Waffen niedergelegt hatte. Zum Zeitpunkt der Kapitulation Heidelbergs kämpfte er in den spanischen Niederlanden, ab November 1622 in Friesland, später in Norddeutschland, Schlesien, Mähren und Ungarn (Ütteroth, Mansfeld, 1867, S. 472–711; Meyers Lexikon 13, 1909, S. 246 f.). – Auch diese Lokalisierung ist in den späteren Ausgaben der Schrift stehengeblieben, obwohl Mansfeld schon am 29. November 1626 in Rakovica bei Sarajewo gestorben war. in Signor Aretini parrhiſiaſtis flagelli Principum ] Anspielung auf den italienischen Dichter Pietro Aretino (1492–1556), der ein außerordentlich bewegtes, nicht zuletzt kriegerisches Leben geführt hatte: Wegen seiner bissigen Satiren musste der Sohn eines armen Schusters, der sich für adelig hielt, seinen Aufenthaltsort Rom verlassen. Er kehrte 1523 mit seinem zum Papst ernannten Herrn dorthin zurück, wurde in Skandale verwickelt, floh nach einem Mordanschlag auf ihn und schloss sich schließlich dem Condottiere Giovanni de’ Medici an. Nach dessen Tod 1526 ließ er sich in Venedig nieder, wo er ein großes Haus führte. Seinen aufwendigen Lebenswandel bestritt er nicht zuletzt durch Schmeichel‑ und Drohbriefe, mit denen er Geld von einflußreichen Persönlichkeiten erpresste. In seinen Korrespondenzen machte er immer wieder Skandale in den höheren Ständen öffentlich und handelte sich als ‚Geißel der Fürsten‘ deshalb zahlreiche Feindschaften ein. Verfasser von Komödien, Gesprächen, obszönen und Erbauungsschriften. Die Formulierung alludiert die Militärzeit des Satirikers, der sein Schicksal dem Aufdecken von Skandalgeschichten und dem bissigen Spott über die Mächtigen zu verdanken hatte. Anno Diaboli incarnati, & per Europam furentis, Quinto ] Die Datierung, die die gebräuchliche Wendung ‚Anno Domini incarnati‘ parodiert, bezieht sich in der ersten Ausgabe nicht – wie heute üblich – auf den spektakulären Anlass der politischen und kriegerischen Verwicklungen, den Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618, sondern auf den tatsächlichen Ausbruch der Kampfhandlungen im Spätjahr 1620. Die auslösende Rolle der böhmischen Ständepolitik und der pfälzischen Involvierung in die Auseinandersetzungen zwischen Böhmen und dem Haus Österreich wird damit argumentationstechnisch verkleinert. In der Ausgabe von 1623 wurde die Referenz auf das ‚dritte Jahr‘ aktualisiert; die Angabe des ‚fünften Jahres‘ in den Ausgaben von 1632 ist möglicherweise der unbereinigte Rest eines früheren Bearbeitungszustandes, der die interne Zeitstruktur des Textes und seine Referenz auf die politischen Ereignisse verwirrt. Baleami cœcutiunt, & Aſini tandem videre ac loqui coguntur. ] Das Motiv des verblendeten Propheten Bileam (Balaam) und seines klug sprechenden Esels nach 4 Mo 22,21–35. Papſts Pij V. ] Antonio Michele Ghisleri (1504–1572), Dominikaner und als unbarm-
herzig geltender Großinquisitor, wurde 1566 als Pius V. zum Papst gewählt. Persönlich
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bescheiden und asketisch, sah er seine Hauptaufgabe in der inneren Reform der römischen Kirche auf der Basis der tridentinischen Beschlüsse und in der unerbittlichen Vernichtung aller Häretiker. Politisch agierte er häufig wenig weitsichtig und realitätsfern. 1712 heiliggesprochen. Cardinal Comendona ] Giovanni Francesco Commendone (1523–1584), aus Venedig stammender päpstlicher Sekretär unter Julius III., 1555 Bischof von Kephalonia und Zacynthus, mit vielfältigen diplomatischen Missionen nach England, Spanien und Polen, in die Niederlande, an den Kaiserhof und ins Reich betraut; unter anderem hatte er 1561 die Aufgabe, Vertreter protestantischer Staaten auf das Konzil von Trient zu laden, und nahm 1565 als päpstlicher Legat am Augsburger Reichstag teil (Pastor, Geschichte der Päpste, 1920, S. 462–467, 656–658; DBI 27, 1982, S. 606–613 [Domenico Caccamo]). Hieronymum Catenam ] Girolamo Catena, zeitlebens im Umfeld des päpstlichen Hofes tätiger Humanist, Dichter und Historiker mit breiten Interessen und weitreichender Vernetzung (DBI 22, 1979, S. 323–325 [Giorgio Patrizi]). Sein Hauptwerk war die 1586 erstmals gedruckte Lebensbeschreibung Papst Pius’ V., aus deren zweiter Auflage Zincgref zitiert. Der wiedergegebene Text bildet den Schluss der Instruktion, die Pius V. für die Reise seines Kardinallegaten Commendone zum Reichstag von 1565 verfasst hatte (Catena, Vita, 1587, S. 40–45; Pastor, Geschichte der Päpste, 1920, S. 656–658). ſo Gottloß mit den Catholiſchen im Biſtthumb Speyer vnd Wormbs vmbgangen ] Kfst. Friedrich II. der Weise von der Pfalz hatte in seinem Territorium (das kirchlich überwiegend den Bistümern Worms und Speyer unterstand) seit 1546 die zunächst lutherische Reformation eingeführt und den katholischen Kultus zurückgedrängt, musste sich allerdings bald dem Kaiser und dem Augsburger Interim unterwerfen. Die Etablierung eines lutherischen Landeskirchentums verfolgte dann Kfst. Ottheinrich weiter (Schaab, Kurpfalz II, 1992, S. 25–33). Hertzogen in Bäyern ] Albrecht V. der Großmütige (1528–1579), ab 1550 Hzg. von Bayern, stand unter starkem jesuitischen Einfluss. Der Kunst- und Büchersammler versuchte die Glaubenseinheit in seinem Herrschaftsbereich durch die Verfolgung des Protestantismus zu sichern. Sein Sohn Wilhelm V. der Fromme (1548–1626) folgte ihm in der Herrschaft nach; der jüngere Sohn Ernst (1554–1612) war später Fürstbischof von Freising, Hildesheim, Lüttich, Münster, schließlich auch Kurerzbischof von Köln (ADB 1, 1875, S. 234–237 [Sigmund von Riezler]; NDB 1, 1953, S. 158–160 [Walter Goetz]). Huberti Thomæ Leodii ] Hubert Thomas Leodius (1495–1556), aus Lüttich stammender Historiker, war zunächst in der kurpfälzischen Kanzlei tätig, dann aber ein enger Vertrauter seines Dienstherrn Friedrich II. von der Pfalz. Ihn begleitete er auf zahlreichen Reisen quer durch Europa, wodurch er in Kontakt mit vielen wichtigen Persönlichkeiten der Zeit gelangte. Nach dessen Regierungsantritt als Kurfürst wurde er vom Hofrat aber zurückgedrängt. Sein Hauptwerk sind die 1555 abgeschlossenen Annalen Friedrichs II., die 1624 in erster Auflage erschienen und bereits 1628 (unter dem Titel: Spiegel des Humors Grosser Potentaten) ins Deutsche übertragen wurden (ADB 18, 1883, S. 295 f. [Karl Hartfelder]; Press, Calvinismus, 1970, S. 181–184 u. ö.; Tournoy, Historiographie, 1994). Guilielmus & Ludovicus ] Zum Übergang der Kurwürde an den Bruder und bayerischen Hzg. Wilhelm und ihre Übertragung auf Friedrich II. siehe Leodius, Annales, 1624, S. 259.
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Käyſer Maximilian der Erſt ] s. o. Anm. zu Z. 370. Pfaltzgraf Ludwigen Churfürſten ] Ludwig V. der Friedfertige (1478–1544), ab 1508 Kfst.
von der Pfalz, 1511 verheiratet mit Sibylle von Bayern, war zunächst bemüht, die poltischen Folgen der Niederlage im Landshuter Erbfolgekrieg einzudämmen, und bemühte sich deshalb um eine Annäherung an den Kaiser und die ehemaligen Gegner der Pfalz (ADB 19, 1884, S. 575–577 [Jakob Wille]; NDB 15, 1987, S. 412 f. [Albrecht Luttenberger]). Hertzog Friderichen ] Friedrich II. der Weise (s. o. Anm. zu Z. 376), 1544 (in reichsrecht530 lich problematischer Weise) Nachfolger seines ohne legitime Kinder gebliebenen Bruders Ludwig V. als Kurfürst. Wilhelmum ] Wilhelm IV., Hzg. von Bayern (s. o. Anm. zu Z. 147). 531 Ludwigen ] Ludwig X. (1495–1545), seit 1514 nach der Einigung mit seinem Bruder Wilhelm IV. Hzg. von Ober- und Niederbayern mit Residenz in Landshut. Ehrgeizige Heiratspläne, von Ks. Maximilian initiiert, schlugen fehl. 1526 erfolgloser Konkurrent Ehzg. Ferdinands um die böhmische Krone, woraufhin die beiden Brüder die Gegner der Habsburger unterstützten; 1531 mit Ambitionen auf die römisch-deutsche Königswürde erneut gegenüber Ferdinand unterlegen. Ohne Kinder geblieben, fiel die Herrschaft nach seinem Tod seinem Bruder Wilhelm zu (ADB 19, 1884, S. 513–516 [Karl Theodor von Heigel]; NDB 15, 1987, S. 366 f. [Johannes Laschinger]).
e) Quellennachweise ⟨I⟩ 12 13 ⟨IV⟩ 76 110 131 157 175 177 f.
Ridentem dicere verum, nil vetat, ] Horaz, Satiren 1,1,24 f.: quamquam ridentem dicere verum, Quid vetat? Die Ergänzung stammt von Zincgref. Interdum genus eſt peritiæ, vitare, quod doctis placeat. ] ut interdum genus sit peritiae vitare, quod doctis placeat (Cassiodor, Opera I, 1679, S. 2: Cassiodor, Variae, Praefatio). Quis ſcit, quid ſerus veſper vehat? ] Vgl. Otto, Sprichwörter, 1890, S. 369 (Gellius 13, 11, 1; Varro bei Macrobius 1, 7, 12 p. 175 R). Jſt nun dieſes am grünen Holtz geſchehen / ey was hat das dürre beſſers zugewarten gehabt? ] Lk 23,31: Denn so man das thut am grünen Holtz / was wil am Dürren werden? (Luther, Biblia 1545, fol. 295r). das Kalb mit der Kuh zu würgen ] Sprichwörtlich: ‚Das Kalb mit der Kuh ausschlagen‘, ‚Das Kalb mit der Kuh strafen‘ (Belege aus dem 16. Jh. bei Wander, DSL II, 1870, Sp. 1106, Nr. 141 f.). Filius non portabit iniquitatem Patris. ] Vulgata, Prophetia Ezechielis 18,20; deutsch Hes 18,20: Der Son sol nicht tragen die missethat des Vaters (Luther, Biblia 1545, fol. 83r). Jn ſumma / wann man den Hund ſchlagen will / find man bald einen Brügel. ] Vgl. Wander, DSL II, Sp. 845, Nr. 831; ebd. III, Sp. 1415, Nr. 2; ebd. IV, Sp. 789, Nr. 8; Sp. 870, Nr. 39. à … brutis fulminibus ] vgl. Plinius, Historia naturalis II, 43: bruta fulmina et vana, ut quae nullam habeant rationem naturae ([hieraus entstehen] die stumpfen und nichtssagenden Blitze, die aus keinem Naturgesetz hervorgehen). Bei Plinius geht es um die Entstehung von Donner und Blitz als absichtslose, ungerichtete Naturphänomene; vgl. Rohr, Von Plinius zu Isidor, 2017, S. 53.
372 221
V. Quotlibetisches Weltkefig bzw. Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig
wann man jhn auff einen Backen ſchlägt / daß er vmb Friedlebens willen / den andern auch darreicht? ] Mt 5,39: Jch aber sage euch / Das jr nicht widerstreben solt dem vbel /
Sondern so dir jemand einen streich gibt auff deinen rechten Backen / dem biete den andern auch dar (Luther, Biblia, 1545, fol. 247v); Lk 6,29: Vnd wer dich schlehet auff einen Backen / dem biete den andern auch dar (ebd., fol. 281r). Beſchiß wird es billich genannt / Die Schrifft nennt es auch Menſchentand. ] Vgl. Der Römische 235 f. Vogelherdt, 1623, V. 107 f.: Beſchiß es kecklich wirdt genannt / | Die ſchrifft nent es auch Menſchen tant. Jch geſtehe / daß die Obrigkeit von Gott iſt ] Röm 13,1: Denn es ist keine Oberkeit / on 240 von Gott (Luther, Biblia, 1545, fol. 341r). deß Teuffels / der auch ein Fürſt genennet wird der Welt ] Joh 12,31: Nu wird der Fürst 242 dieser welt ausgestossen werden (Luther, Biblia, 1545, fol. 305v); Joh 14,30: JCh werde fort mehr nicht viel mit euch reden / Denn es kompt der Fürst dieser welt / vnd hat nichts an mir (ebd., fol. 307r); Joh 16,11: Vmb das Gerichte / das der Fürst dieser welt gerichtet ist (ebd., fol. 307v). Man muß GOTT mehr gehorchen als den Menſchen. ] Apg 4,19: PEtrus aber vnd Johannes 243 antworten / vnd sprachen zu jnen / Richtet jr selbs / obs fur Gott recht sey / das wir euch mehr gehorchen denn Gott (Luther, Biblia, 1545, fol. 314r); Apg 5,29: PEtrus aber antwortet vnd die Apostel / vnd sprachen / Man mus Gott mehr gehorchen / denn den Menschen (ebd., fol. 315r). 251 Et tandem furor fit læſa ſæpius patientia ] vgl. Publilius Syrus F 13: furor fit laesa saepius patientia. dann der Krug gehet ſo lang zum Brunnen / biß er endlich zerbricht ] Sprichwörtlich in unter252 schiedlichen Versionen (vgl. Wander, DSL II, 1870, Sp. 1641 f., insbes. Nr. 13 in Kombination mit Nr. 20 (Belege aus den frühneuzeitlichen Sprichwörtersammlungen von Franck, Egenolff, Eyering, Gruter, Petri und Lehmann). 353 Trithemius ] Vgl. Johannes Trithemius: Chronicon Sponheimense. In: Trithemius, Chronica, 1601, S. 236–435, hier S. 294–296. 381 Melch⟨ior⟩ Soiterus JC. de bello Pannoniæ ] Seuter, De bello pannonico, 1538; eine Belegstelle für den Ehrentitel war nicht zu eruieren. 393 Politicum dogma, Gratiam oneri haberi ] nach Prodromus, 1622, S. 36: Sintemahl dieser der Politicorum Spruch nur gar zu wahr ist/ Vltionem quæstui, gratiam oneri haberi, Daß die Rach für gewinn/ Gnad aber für eine beschwerung gehalten werde. das Wort muſte bleiben ſtahn ] Martin Luther: Der xlvj. Psalm / Deus noster refugium 454 et virtus / etc. („Ein feste burg ist vnser Gott“), Vers 28: „Das wort sie sollen lassen stahn“ (Luther, Lieder, 1967, S. 40). Jch bin der geringſten einer ] 1 Kor 15,9: Denn ich bin der geringste vnter den Aposteln / 464 als der ich nicht werd bin / das ich ein Apostel heisse (Luther, Biblia, 1545, fol. 350v). ⟨V⟩ 490–498 APpreſſo hauenda … per caſa ] Catena, Vita, 1587, S. 45 (weitgehend wörtlich). ⟨VI⟩ 513–522 SUbſequentibus diebus … creviſſet, &c. ] Leodius, Annales, 1624, S. 70; von Zincgref mit Ergänzungen versehen. 523 Guilielmus & Ludovicus ] Leodius, Annales, 1624, S. 89 bzw. 259.
542
544
3. Apparate
373
im 6. Buch ] Leodius, Annales, 1624, S. 89: Erat autem illis à consilijs nobilis Doctor Eckius […], quo suis Dominis præsertim Duci Wilhelmo excelso animo Principi, nunc Regiam, nunc imperialem, nunc Electoralem dignitati ambienti, tandem optatum viam inueniret & aperiret. – Zincgrefs Quellenreferat verschiebt gegenüber seiner Vorlage in nicht unpolemischer Weise die Verantwortlichkeit, indem er die Winkelzüge des Kanzlers Leonhard von Eck als Ambitionen der Herzöge selbst bewertet. im 13. Buch ] Leodius, Annales, 1624, S. 259.
⟨VII⟩ 551–584 HOc tantum dixerim … foedere terras ] Erheblich gerafft nach Boethius, De Consolatione Philosophiae, Lib. I, 4. p., 5. c. Die Verseinlage ebd. 1, m.5, 1–2.25–48 (mit Auslassungen). Vgl. Worterläuterungen zu ⟨VII⟩.
VI. DER RÖMISCHE VOGELHERDT
1. Vorbemerkungen Der Römische Vogelherdt nimmt innerhalb der hier dokumentierten deutschen Kleinschriften einen besonderen Stellenwert ein: Es handelt sich um das einzige Flugblatt, das Zincgref zugeschrieben wird. Umstritten ist sein Status nicht zuletzt wegen der Verwendung der volkstümlichen Knittelverse, die dieser ansonsten gemieden hat.
a) Kontexte Nach der Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 war Böhmen wieder unter die Herrschaft Ferdinands II. gefallen, der bereits 1617 zum König von Böhmen gewählt, aber 1619 durch die böhmischen Stände abgesetzt worden war. Nach der Episode des pfälzischen ‚Winterkönigs‘ nahm Ferdinand nun mit verstärktem Elan die Rekatholisierungspolitik wieder auf, die er bereits am Anfang seiner Regentschaft vorangetrieben hatte. Bei den gegenreformatorischen Maßnahmen, die nicht selten gewaltsam durchgeführt wurden, verbanden sich konfessionelle mit politischen Motiven, sollte zugleich doch auch die Machtbasis der böhmischen Stände und damit potenzieller Aufrührer zerstört werden. Die Güter der Verbannten wurden zielstrebig an landfremde Adelsgeschlechter vergeben, die eine neue Oberschicht bildeten und dem Herrscher und seinen absolutistischen Zielen somit besonders verpflichtet waren.1 Umgekehrt führte der Verlust der Möglichkeit, das evangelische Exercitium auszuüben, zu einer Massenemigration der protestantischen Bevölkerung in die umliegenden konfessionsverwandten Territorien.2 Die für die evangelische Seite fatale Entwicklung wurde von dieser vor allem dem Wirken der Gesellschaft Jesu zugeschrieben, die wichtige Ratgeber Ferdinands II. sowie des Bayernherzogs und neu ernannten Kurfürsten Maximilian I. stellte. Nachdem die Jesuiten bei der Übernahme des Königtums durch den pfälzischen Kurfürsten 1619 selbst aus dem Land ausgewiesen worden waren, kehrten sie nun mit der siegreichen Seite zurück, arbeiteten an der Durchsetzung des katholischen Glaubens und verfolgten zugleich den politisch-militärischen Kampf gegen die protestantischen Mächte. Da sie durch ihr Gehorsamsgelübde gegenüber dem Papst wiederum stark auf Rom orientiert waren, lag die Vermutung nicht fern, dass die Entwicklung letztendlich von dort gesteuert würde – ein Verdacht, der ja auch schon in Zincgrefs Weltkefig breit thematisiert worden war. Hintergrund der Invektivschrift waren allerdings nicht nur die Ereignisse in Böhmen, sondern auch weitere Erfahrungen, die in anderen Teilen Europas gemacht werden mussten. Dazu gehören die Auseinandersetzungen um das Veltlin, die schließlich in die blutigen ‚Bündner Wirren‘ mündeten. Zunächst durch machtpolitische Eingriffe der spanischen Machthaber in Mailand vorbereitet, führten sie ab 1618 zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen, die durch das Eingreifen fremder Mächte und die Indienstnahme von Kollaborateuren immer wieder belebt wurden.3 Indem die Bündner 1622 wichtige Alpenpässe abtreten mussten, konnten die Habsburger eine strategisch wichtige Landbrücke zwischen ihren Besitzungen im Süden und Osten ausbauen. Zu den im Flugblatt angesprochenen Rahmenbedingungen gehören aber auch die politisch-militärischen Entwicklungen in Frankreich. Dort hatte die Rekatholisierungspolitik König Ludwigs XIII. (1601–1643, reg. 1 2 3
Vgl. Zeeden, Zeitalter der Glaubenskämpfe, 1980, S. 86. Vgl. Schunka, Gäste, 2006. Vgl. Färber, Bündner Wirren, 2011.
376
VI. Der Römische Vogelherdt
ab 1610) in der protestantischen Provinz Béarn 1620 zu einem Hugenottenaufstand geführt, der blutig niedergeschlagen wurde. Daraufhin hatten die Protestanten 1622 auf die meisten ihrer einst zugestandenen Sicherheitsplätze zu verzichten und wurden in ihrer Versammlungsfreiheit wesentlich eingeschränkt. Die Position der protestantischen Seite war nach dem kaiserlich-ligistischen Siegeszug und der Selbstauflösung der Union 1621 entscheidend geschwächt. Auch die Erfolge des international agierenden Katholizismus in anderen Ländern schürten deshalb ein Gefühl der Bedrohung, das 1623 bittere Schuldzuweisungen und emphatische Mahnungen zur Wachsamkeit und Selbstverteidigung nahelegte.
b) Text Das metaphorische Gedicht greift in vielerlei Aspekten das Motiv der Vogelstellerei auf und nimmt dabei immer wieder auf Bildmotive Bezug, die im Kupferstich enthalten sind. Obwohl die reale Jagd am Vogelherd traditionell eigentlich nicht als ehrenrührig und überdies als ‚Jagd des kleinen Mannes‘ galt, war sie in den publizistischen Auseinandersetzungen des 16. und 17. Jahrhunderts nur selten mit positiven Konnotationen verbunden.4 Häufig wurden die problematischen Bedingungen des Einsatzes einer Schlagfalle aufgegriffen,5 die immer auch mit Täuschung und Hinterhältigkeit in Verbindung gebracht werden konnte. So wurden die Tiere durch „Kniffe und Schliche“ in die Falle gelockt, weshalb die Vogelstellerei auch als unwaidmännisch galt.6 Genau diese Verfahrensweisen sind es denn auch, die den im Gedicht beschriebenen ‚römischen Vogler‘ auszeichnen. Nicht etwa mit roher Gewalt, sondern mit Verstellung und Tücke lockt er die Vögel an, um sie dann zu fangen und zu töten. Dass er dabei immer wieder mit dem Teufel (54, 58) oder dem apokalyptischen Antichrist (24, 58, 156) in Beziehung gesetzt wird, greift nicht nur eine traditionelle lutherische Bildlichkeit auf, sondern fungiert auch als disqualifizierendes Mittel im konfessions- und machtpolitischen Meinungsstreit. Tatsächlich werden der Gegenseite alle nur denkbaren negativen Eigenschaften zugeschrieben. Blutdurst (27), Mordlust (37, 81) und Rachsucht (41–43), Verstellung (25, 79), Verlogenheit (36 f., 96 ff.) und Heuchelei (76), Verführung (56) und Bestechung (67–69), Undankbarkeit (71) und Verräterei (76), Verunglimpfung (78), Tücke (79) und Betrug (84, 114), ja sogar Atheismus (118) wird den Vertretern der römischen Kirche unterstellt, die damit ihre selbstsüchtigen und für ihre Opfer verderblichen Ziele erreichen wollen. Während sie als Lockmittel Dreck und Aas benutzen (129), durchschauen die ebenso törichten (201–203) wie orientierungslosen (226) Opfer die Ränke und die Verdrehung der Tatsachen nicht, werden betrogen und gefangen. Ihre Nachgiebigkeit (86–93) führt sie in den Untergang, warten die klugen Jäger doch, bis sie alle in die Falle gelockt haben, um sie dann zu erwürgen (146 f.). Schließlich muss verhindert werden, dass Entkommene ihre Artgenossen warnen können (153–155). Die Metapher der Vogelstellerei wird anschließend auch konkreter auf die politischen Verhältnisse bezogen. Nicht nur die böhmischen Ereignisse (191), für die die Redeinstanz gewissermaßen als (fiktive) biografische Beglaubigungsinstanz fungiert, sondern auch die Vorkommnisse in Graubünden (42–47) und Frankreich (172) würden davon Zeugnis ablegen. Aus diesen internationalen Erfahrungen, die Vorsicht und Misstrauen sinnvoll erscheinen ließen (206 f.), leitet sich auch der Appell zu Selbsthilfe und Wahrung der eigenen Interessen ab, der das Gedicht beendet und mit der Aussicht auf Gottes Eingreifen motiviert (178–181, 230). Der 4 5 6
Brednich, Vogelherd, 2015, S. 58–60. Coupe, Broadsheet I, 1966, S. 153 f. Brednich, Vogelherd, 2015, S. 63.
1. Vorbemerkungen
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Aufruf spielt auf die Widerstandsthematik an, die in der calvinischen Theologie deutlich mehr legitimatorischen Rückhalt findet als in der lutherischen. Der Text arbeitet innerhalb des metaphorischen Bereichs mit einer ganzen Reihe von Anspielungen auf biblische Textstellen oder Erfahrungssätze, die aus sprichwörtlicher Überlieferung geläufig sind. Er vermittelt die Vorstellung einer Redeinstanz, die nicht nur einer protestantischen, genauer einer reformierten Überzeugung anhängt und dieser konfessionellen Zugehörigkeit die Vertreibung aus der Heimat zu verdanken hat; es handelt sich auch um einen ‚bodenständigen‘ Sprecher, der auf sprichwörtlichen und biblischen Erfahrungsschatz zurückgreift und auf dieser Basis die gegenwärtigen Aktionen des Papsttums und des politischen Katholizismus beurteilt. Die bildliche Rede soll den Rezipienten die Augen über den gegenwärtigen Lauf der politischen Prozesse öffnen, deren Gefährlichkeit unterschätzt werde. Sie ruft den unwissenden oder unschlüssigen Leser zudem dazu auf, energischer gegen die Ränke einer mit unlauteren Mitteln agierenden römischen Kirche vorzugehen. In diesem Sinne adressiert der Text nicht nur die Leser direkt, sondern stellt durch die vorsorgliche Entkräftung möglicher Einwände (82–85) eine ebenso deliberative wie appellative Redesituation nach. Die populäre Bildlichkeit und die bekannten Zitatlieferanten finden ihre Entsprechung in der volkstümlichen sprachlichen Umsetzung des Spruchgedichts. Zwar bietet der Text eine allegorisch subtil ausgedeutete Diegese des Vogelherdmotivs und lässt auch die typischen satirischen Zuspitzungen sowie vielfältige politische, historische oder theologische Anspielungen erkennen. Mit dem Knittelvers verwendete der Verfasser aber eine metrische Form, die Zincgref und seinem Umfeld als veraltet und „einfeltig“ erschien.7 Es ist auffällig, dass er selbst an keiner Stelle als Verfasser von Knitteln eindeutig namhaft zu machen ist.8 Insofern scheint die Verwendung des Versmaßes ein gewisses Problem für die Zuschreibung des Textes an Zincgref zu sein. Andererseits bildet sie aber auch kein überzeugendes Ausschlusskriterium. Immerhin hatte Zincgref selbst der epischen Dichtung Das glückhafft Schiff von Zürich von Johann Fischart (1546–1591) „Reichthumb Poetischer Geister / artige[] Einfäll / schöne[] wort / vnd merckwürdige[] sprüche“ bescheinigt und dabei über die seiner Meinung nach überholten Knittelverse hinweggesehen.9 Zu berücksichtigen ist überdies der Umstand, dass die acht- oder neunsilbigen paargereimten Verse der älteren Erzähldichtung noch bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts dort dominant blieben, wo es auf Breitenwirkung ankam und ein an traditionellen Vorstellungen orientiertes Publikum angesprochen werden sollte.10 Gerade im Medium des Flugblatts, das ja auch außerhalb des Milieus akademisch gebildeter Poeten und Teilnehmer an poetologischen Diskussionen Verbreitung finden sollte, war es jedenfalls sinnvoll und üblich, eine adressatenorientierte Form zu wählen – und das insbesondere zu einem Zeitpunkt, zu dem das Opitzsche Regelwerk noch gar nicht erschienen war. Dazu bedurfte es weniger programmatischer als vielmehr einfacher wirkungspoetischer und pragmatischer Überlegungen. In einem merkwürdigen Spannungsverhältnis stehen allerdings die schlichten deutschen Verse des Haupttextes zur deutlich anspruchsvolleren Machart der sehr komplexen Bilddarstellung. Während diese üblicherweise zwischen Titel und Haupttext des Flugblatts platziert ist, nimmt sie hier eine Initialstellung auf dem Blatt ein und markiert schon damit eine gewisse Eigenständigkeit. Mit den zahlreichen neben- und übereinander dargebotenen Einzelmotiven scheint das Kupfer auf den ersten Blick ein verwirrendes Durcheinander zu verbildlichen. Allerdings besitzen die Bestandteile durchaus eine Art narrativer Struktur, die in eine sinnfällige Verteilung der Ele7 8 9 10
Zincgref, Anhange, 1624, S. 161 (in Bezug auf die Dichtweise Johann Fischarts). Anders: Faber du Faur, Author, 1954, S. 157. Zincgref, Anhange, 1624, S. 161. Lang, Flugblatt, 1980, S. 77. – Bangerter-Schmid, Erbauliche Flugblätter, 1986, S. 143.
378
VI. Der Römische Vogelherdt
mente eingebunden ist und einen informierten Bildinterpreten voraussetzt. In die Hügel- und Seenlandschaft, die Hinter- und Mittelgrund bildet, hat der Stecher zwei antagonistische Seiten gegeneinander gestellt. Links wird die gesamte Szenerie vom Auge Gottes überlagert, das innerhalb eines Wolkenkranzes und der dienstbaren vier Winde das gesamte Geschehen überblickt. Einen offenbar sicheren Standort bietet das linke Landstück mit Haus und Vorfeld; die hier dargestellten Tiere spielen auf die biblische Aussendung der Jünger (Mt 10) an und sind als Verhaltensvorbilder eindeutig positiv konnotiert (einfältige Tauben und kluge Schlange). Auf der rechten, deutlich mehr Platz einnehmenden Seite thront – etwas niedriger – eine androgyne Figur, die durch ihre Tiara als Papst (oder, wie man dem Text entnehmen kann, als Päpstin) identifizierbar ist. Hier und auf der Seeoberfläche werden weitaus gefährlichere Szenerien entworfen. Auf dem Land versuchen zwei Priester (wohl als Jesuiten einzuordnen)11 hinter einer getarnten Laube unter Aufsicht ihres Herrn mittels eines Schlagnetzes Vögel zu fangen. Angezogen von den beiden Lockvögeln und dem Pfeifen des einen Jägers lassen diese sich auf der Erde mit den Futterkörnern nieder, ohne die drohende Gefahr zu erkennen. Noch unentschlossen sind die auf den beiden Bäumen sitzenden Vögel, die allerdings ebenso wie die bereits hinzufliegenden den Lockungen der versteckten Vogelfänger zu erliegen drohen. Auf dem Wasser schwimmt eine Entenschar, die unter Führung ihres Leitvogels auf eine unheilverkündende Reuse zuschwimmt. So nimmt der Einflussbereich des Papstes und seiner Helfer auf den ersten Blick sehr viel mehr Raum ein als der sichere Hort links – was angesichts der Allmacht Gottes aber nur ein ephemerer Zustand sein wird. Die einzelnen Bildelemente weisen jeweils direkte Bezüge auf Formulierungen und Anspielungspotentiale im Text auf, wahren ihm gegenüber aber zugleich eine gewisse Eigenständigkeit. Denn sie eröffnen noch einmal zusätzliche Interpretationsangebote, die über den Haupttext hinausgehen, indem sie die Bedeutung der dargestellten Situationen ins Allgemeine ausweiten. In der Art von Impresen werden die ausdeutungsfähigen Realiendarstellungen mit meist kurzen Sentenzen verbunden, die die res pictae als sinnbildlich erweisen. Die inhaltliche Verbindung zwischen Bildmotiv und Titulus muss der Betrachter selbst erkennen – er ist also dazu angehalten, die Erklärung und Einordnung von Pictura und Motto, die eine emblematische Subscriptio zur Verfügung stellen würde, auf eigene Faust vorzunehmen. Die Tituli lassen sich verschiedentlich als Zitate bzw. Allusionen identifizieren, die aus Vergil, Ovid und den Disticha Catonis stammen. Besonders bezeichnend ist die Charakterisierung des Papsttums als Hure Babylon, die mit einem Zitat aus der Offenbarung nicht nur bildlich, sondern auch textuell herausgestellt wird. Auffällig ist, dass der Kupferstich samt gestochenen Beschriftungselementen für einen ‚bildungsfernen‘ Betrachter nicht ohne weiteres zu verstehen ist. Denn bis auf eine Ausnahme (den deutschsprachigen Ausspruch des getarnten Vogelfängers) bedienen sich alle anderen Tituli des Lateinischen. Sie wenden sich also an ein anderes Rezipientenmilieu als das des Haupttexts, der mit seinen Knittelversen auf leichte Verständlichkeit und breite Wahrnehmung ausgerichtet ist.
c) Verfasserschaft In der Druckversion wird als Verfasser des Flugblatttexts ein „Laurentiades Primnicius, Exul Bohemus“ angegeben. Ein zeitgenössischer Autor dieses Namens oder seiner volkssprachlichen Varianten ist nach heutigem Kenntnisstand nirgends sonst nachgewiesen. Es war deshalb ein Glücksfall, dass Michael Schilling, der 1981 in einem Aufsatz neue Funde zur „politischen Publizistik 11
Eine Verbindung des Vogelherd-Motivs mit den Jesuiten ist auch in einer späteren Flugschrift evident: Jesuitischer-Vogelheerd. oder Erläuterung der Frage / Ob Christlich-Evangelische Eltern / mit gutem und unverletztem Gewissen / ihre Kinder / denen Jesuitern zu unterweisen / übergeben können, 1663 (VD17 12:115607V).
1. Vorbemerkungen
379
Julius Wilhelm Zincgrefs“ vorstellte,12 auf eine singuläre handschriftliche Annotation in einem Braunschweiger Exemplar des Blattes zurückgreifen konnte,13 die einen „Zentgräff author“ identifizierte. Auch wenn diese Namensform eher auf einen Verfasser namens Zentgraf hindeuten mag (ein gar nicht so seltener Name, der etwa auch in Straßburg durchaus geläufig war), ist doch eine etymologische Ableitung nicht ausgeschlossen. Diese hätte den Namen ‚Zincgref ‘ auf die deutsche Amtsbezeichnung ‚Centgraf ‘ zurückgeführt.14 Folgt man dieser Auflösung eines unbekannten Schreibers, so hätte eine zumindest oberflächlich mit den Autorschaftsverhältnissen vertraute Person ihr Wissen über die Auflösung eines Pseudonyms schriftlich festgehalten. Weniger überzeugend wirken die Bemühungen, direkte biografische Verbindungen zwischen dem gewählten Pseudonym und dem historischen Autor Zincgref herzustellen. Weder der abgedruckte Vor- und Nachname noch dessen Ausweis als böhmischer Exulant lassen sich überzeugend mit den Lebensumständen Zincgrefs in Beziehung setzen.15 So bleibt nur die Vermutung, dass der historische Autor den Decknamen und seine Herkunftsverortung deshalb gewählt hat, um damit eine falsche Fährte für Instanzen zu legen, die die Invektivschrift mit ihrer antikatholischen Tendenz hätten sanktionieren wollen.16 Ebenso könnte der auf dem Blatt genannte Verfasser allerdings ein (fiktiver) Rollenredner sein, dessen (ebenfalls fiktiver) Status die vertretene Sichtweise authentischer erscheinen lassen sollte. In diesem Fall wäre die Suche nach biografischen Parallelen zwischen dem literarisierten Akteur und dem historischen Autor ohnehin hinfällig. Gleichwohl hat sich die Zuschreibung an Zincgref in der Forschungsliteratur mittlerweile durchgesetzt.17 Eine Präzisierung der Indizien haben Michael Schilling und Theodor Verweyen mit ihren Sammlungen und Analysen von Parallelstellen, ähnlichen Formulierungen und inhaltlichen Entsprechungen in anderen Schriften geleistet, die eindeutig aus Zincgrefs Feder stammen oder ihm zugeschrieben werden.18 Andererseits ist der Gebrauch von Knittelversen für Zincgref zumindest ungewöhnlich. So muss die Attribuierung nach wie vor ausgesprochen fragil bleiben. Gleiches gilt für die Zuschreibung des Kupferstichs an Matthäus Merian (1593–1650).19 Tatsächlich hat Zincgref wiederholt mit Merian und seiner Werkstatt zusammengearbeitet und 1619 sogar die Patenschaft für eine Tochter des Stechers übernommen.20 Selbst wenn sich bei bestimmten Motiven gestalterische Ähnlichkeiten mit Arbeiten aus der Werkstatt des Bildunternehmers feststellen lassen,21 muss allerdings dahingestellt bleiben, ob die detailreiche und mit Tituli versehene Illustration tatsächlich von dort stammt. Zwar hat Merian 1616/17 innerhalb einer Stichfolge zur Jagd auch ein Blatt zur Vogelstellerei geschaffen;22 in seinem gesamten druckgrafischen Werk ist allerdings kein einziger Beitrag zur politischen oder konfessionellen Bildpolemik belegt.23 Überdies war der Kupferstecher erst im Laufe des Jahres 1623 aus Basel nach Frankfurt/M. übersie12 13 14
15 16 17 18 19 20 21 22 23
Schilling, Vogelherdt, 1981. Abgebildet bei Coupe, Broadsheet II, 1967, Abb. 81. Einen zeitnahen Beleg mit einer derartigen Latinisierung (‚Zengravius‘) von dritter Seite bietet ein Brief Johann Joachim von Rusdorfs an Zincgref vom 13.8.1623; vgl. Schnorr von Carolsfeld, Zincgrefs Leben, 1879, S. 15. – Ein Kirchenbucheintrag zur Heirat von Zincgrefs Cousin Johannes aus dem Jahr 1619 verwendete die Namensform ‚Zentgrave‘ (Zinkgräf, Stammliste). Näher Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 160–162. Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 162. Vgl. etwa Tschopp, Verhältnis, 1998, S. 421. Schilling, Der Römische Vogelherdt, 1981, S. 284–287. – Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 162– 166. Schilling, Vogelherdt, 1981, S. 287. – Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 166. Kuby, Agricola, 1968, S. 115. Schilling, Vogelherdt, 1981, S. 294 (Fußnote 26). Wüthrich, Druckgraphisches Werk I, 1966, S. 52, Nr. 235 (2) und Abb. 114. Wüthrich, Druckgraphisches Werk I, 1966 (Einzelblätter und Blattfolgen).
380
VI. Der Römische Vogelherdt
delt, um dort das Verlagshaus seines verstorbenen Schwiegervaters Johann Theodor de Bry (1561– 1623) fortzuführen. Hier begann er gerade, seine mühevoll erreichte Aufenthaltsgenehmigung wahrzunehmen und die dortige Geschäftstätigkeit zu stabilisieren.24 Dass er in einer derartigen Situation seinen Status als Beisitzer auf solch riskante Weise aufs Spiel gesetzt hätte, ist eher unwahrscheinlich.
d) Ausgaben und Druckbeschreibungen Das Flugblatt ist – wie in diesem Medium die Regel – nur in einer einzigen, nur in wenigen Exemplaren bis heute überlieferten Auflage erschienen.
A Der Römiſche Vogelherdt
A o. O. 1623
(a) Format: 2°; Umfang: 1 Blatt, einseitig bedruckt. (b) Typografischer Befund | Drucktypen: Fraktur in zwei Schriftgraden, Antiqua recte in einem Schriftgrad; Initiale (zwei Zeilen hoch); Zierelement: Schmuckleiste; Satzspiegel: 37,0 × 25,2 cm (4 Kolumnen, getrennt durch Schmuckleisten). (c) Titelillustration | Kupferstich mit gestochenen Tituli in kursiver Antiqua (11,4 × 24,7 cm). (d) Gliederung des Druckes | Kupferstich; Der Römische Vogelherd; Autornennung; Datierung. 24
Wüthrich, Merian, 2007, S. 123–128.
1. Vorbemerkungen
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(e) Genutztes Exemplar | SSF Gotha: G 89,2. – Weitere Nachweisungen: HAUM Braunschweig: D. 1602 [mit handschr. Annotation: Identifizierung des Autors; Reproduktion bei Schilling, Der Römische Vogelherdt, 1981, S. 285]. – *BM London: Foreign History Folders, 1623 (1880-7-10-418). – UB Uppsala (ohne Signatur). (f ) Frühere Druckbeschreibungen | Drugulin, Bilderatlas II, 1863 und 1867, S. 144 (mit falscher Datierung auf 1602). – Weller, Lehrgedichte, 1868, S. 255. – Dünnhaupt, Personalbibliographien VI, 1993, S. 4368, Nr. 12.
e) Rezeption Eine zeitgenössische Wirkung des polemischen Flugblattes ist nicht nachweisbar. In den Fokus der bibliografischen Dokumentation geriet es erst seit den 1860er Jahren, als es kurz hintereinander in zwei einschlägigen Sammlungen zu bislang wenig beachteten Medien bzw. Genres der Literatur aufgeführt wurde.25 Tatsächliche Wahrnehmung erfuhr das Blatt allerdings rund ein Jahrhundert später. Nun wurde es in zwei häufig benutzte Kataloge aufgenommen, die angesichts des noch mangelnden Interesses an Flugblättern bezeichnenderweise von englischsprachigen Forschern – William Arthur Coupe (1929–2013) bzw. John Roger Paas – stammten.26 Durch die Bebilderung waren Stiche und Texte nun auch für die wissenschaftliche Forschung leichter zugänglich. So benutzte sie der Volkskundler Rolf Wilhelm Brednich im Jahr 1978 für eine ikonografische Untersuchung zur Geschichte der Jagd,27 während sich der Germanist Michael Schilling um eine Attribuierung der Verfasserschaft des Textes bemühte und eine erste Transkription des Gedichts bot.28 Theodor Verweyen wiederum thematisierte neben dem Autorschaftsproblem auch die Frage nach dem Stellenwert des Flugblatts im politisch-publizistischen Schaffen Zincgrefs.29
f ) Hinweise zur Edition Der edierte und kommentierte Text basiert auf dem Exemplar der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha (G 89,2).
25 26
Drugulin, Bilderatlas II, 1867, S. 144, Nr. 1602. – Weller, Lehrgedichte, 1868, S. 255, Nr. 170. Coupe, Broadsheet I, 1966, S. 154 f.; ebd. II, 1967, S. 247, Nr. 108 und Abb. 81. – Paas, Broadsheet IV, 1994, S. 143 (P-1006). 27 Brednich, Vogelherd, 1978, S. 17 f. (= Ndr. 2015, S. 61–63). 28 Schilling, Der Römische Vogelherdt, 1981. 29 Verweyen, Zincgref als polit. Publizist, 2019, S. 160–175.
2. Edition ⟨I⟩ [Bild]
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Der Römiſche Vogelherdt.
I
N Teutſch ein altes ſprichwort iſt / Wie man es hin vnd wider lißt: Das wer will Vögel fangen fein / Muß nit mit prügeln werffen drein. Jhm macht gar artig dieſe Lehr / Zu nutz der Römiſch Vogeler / Jn dem er ſeinen Vogelherdt Der armen Chriſtenheit ſo werth An allen enden rüſtet auß / Zu machen jhro den garauß. Er braucht darbey all kunſt vnd liſt / Die bey Voglern herkommen iſt / Wie folgende Vergleichungen / Jn dieſer Figur anzeigen. Erſtlich / ſo pflegen die Weidleuth Herbey zu locken weit vnd breit Die Vögel mit eim pfeiffilin klein / Deren ſtimm ſie nachähnen fein / Daß ſie meinen es ſey jhrs gleichen / Thun vnbeſonnen zu jhm ſtreichen / Finden an ſtatt eins freunds vnd gſellen / Ein feindt / der ſie plötzlich thut fellen / So auch der Römiſch Antichriſt Sich ſtellen kan durch arge liſt / Daß die Welt meint / er mein’ es gut /
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2. Edition
Da er doch tracht nach jhrem blut / Vnd wie ers ins verderben ſtürtz / Zeitlich vnd ewig ſie verkürtz / Er pfeifft lieblich nach jhrem gſang / Biß er ſie in den garnen fang / Vnd nimpt ſich groſſer freundſchafft an Biß er ſein vortheil haben kan / Stelt ſich dem einen theil gemeß / Biß er in deß den andern freß / Gibt mit dem munde gute Wort / Daß hertz ſtickt aber voller Mordt / Schmuckt vnd macht ſüß die rede ſein Nach dem Calend’r vnd Wetter fein / Biß er ſie bring zu ſeinem willen / Sein muth alßdann an jhn zu kühlen. Den Bündtnern hat mans ſo gemacht / Biß man ſie auß jhrm vortheil bracht / Was ſie mit mühe / ſorg / gut vnd blut Von langer hand gemachet gut / Das haben ſüſſe friedens wort Jn einer ſtundt widrumb verſtört. Vors ander / wie der Weidman weiß Sich allerhandt Vögel befleißt / Von jeder art einſen vnd mehr / Durch welche die vbrigen er Verführt vnd lockt in ſein ſtrick Da er jhn dann bricht das genick: So hat allzeit der Fürſt der Welt Auß vnſerm Mittel ſelbſt gewehlt Verführer vnd Lockvögel fein / Seiner ſchalckheit deckel zu ſein / Alß recht werckzeug deß Widerchriſts / Vnd vnderhandler ſeiner liſt / Vns jhme auch zuführen zu / Jn Leibs vnd der Seelen vnruh. Der Weidman die Lockvögel ſein / Verſicht mit ſpeiß zur notturfft fein / Biß er ſie endtlich / wann er jhr Nit mehr bedarff / ſelbſt friſſet ſchier / So dieſer groſſe Vogler auch Dieſe von vns / alß rechte Gauch / Mit gelt / mit ehr / vnd mit weltpracht Mit wollüſt / auff ſein ſeit gebracht / Meſtet vnd jhn gibt vollen bauch Biß er ſie letzlich abthüe auch: Die nun im Teutſch vnd Welſchen Land Sein leider nur zu viel bekandt:
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VI. Der Römische Vogelherdt
Die er nun alſo eingenommen / Daß ſie fein lieblich zu vns kommen / Durch Heucheley / Verrähterey Vns auch zu bringen an die Rey / Verglimpffen ſeine Schelmen ſtück Verblümen ſein heimliche tück / Mit deren er jetzt ſchwanger geht / Vnd vns nach leib vnd leben ſteht / Er ſey / wendt man vor / nit ſo böß / Wie jhn beſchreibt des Volcks getöß / Der Päbſtlich trug ſtinck nit ſo ſehr / Wie jhn verſchreit die newe lehr / Wöll vnſer GOtt vns nit mehr lahn Das Heilig Evangelion / Vnd könn mans ja nit mehr behalten / So müß mans jhnen laſſen walten / Seyen vnſre Vorfahren doch Auch Catholiſch geweßt / das joch Daß man ja nit geendern kan / Müß man gedultig nehmen an / Wiſſen alſo mit lügen glat Zu beſchönen all ſein vnthat / Vns zu bereden / ſchwartz ſey weiß / Vnd alles ſey gold / was nur gleiß / Der Teuffel ſey nit ſo vngeſtalt / Wie man jhn gmeiniglich abmahlt / Vnd glauben wir diß jhrem ſchein / (Weil ſie auch von den vnſern ſein /) Nur deſto ehe / alß gute leut / Vnd rechte Narren in der haut / Biß endlich im außkehrn ſich findt / Was im ſchildt führt das böß geſindt / Dann es kan ſich jedoch gewiß / Nit lang verbergen der beſchiß / Beſchiß es kecklich wirdt genannt / Die ſchrifft nent es auch Menſchen tant / Dann wann mans eigentlich beſicht / Vnd es recht hebet an das liecht / Findt ſich / daß dieſe leuth mit GOtt Vnd Menſchen treiben einen ſpott / Betriegen GOtt / vnd auch die Welt / Dichten / lügen / wies jhn gefelt / Dann es iſts Reich auff dieſer Erdt / Wohl einer guten lügen werth. Ja ſie glaubn nit das ein GOtt ſey / Wie es David beſchreibet frey: Vnd der ſey im korb der beſt Han /
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2. Edition
Der andre vber tummeln kan. Wann nun die Locker alſo locken Die einfeltigen auffs netz hocken / Mit hauffen fallendt auff das Aaß / So man jhn hat geſtreit ins Graß / Vnd meinen es ſey lauter frucht / Darvon zu han jhr lebens zucht / So findens aber in der that Ein hauffen keersall vnd vnrath / Vnd ſehr wenig körnlin darunder / Alſo daß ſie in einem plunder / Jn dem ſie ſolche ſcharren auff / Vrplötzlich alle gehen drauff. Doch iſt allhier zu mercken eben / Die Lehr die ich will weiter geben / Vor dieſes Vogelers Manier / Vnd wie er ſeine practick führ: Wie nun der Weidman ins gemein / Vorab / der Krämets Vögelein / Den Schleckerbißlein / nach thut ſtellen / Die garn nit pfleget zu zuſchnellen / So lang er noch ein Vogel ſicht / Auſſer dem Netz / wie man bericht / Sie müſſen vor all drinnen ſein / Ehe dann er zeucht die garne ſein / Wann ſie jhm dann all worden ztheil / Würgt er ſie erſt mit guter weil / Sonſt ſo er noch ein oder zween Hierauſſen thete vberſehn / Die andern aber würgte dar / Am ſelben orth das gantze jahr / Jhm keiner mehr einſitzen thet: Alß ob der vberbliebne hett / Gewarnt die andern vor dem orth / Vnd ſie entführet auß dem mordt: So macht es auch der Widerchriſt Mit manchem argen tück vnd liſt / Mit ſüſſen worten / mit geſchencken / Mit ſeinem Hurenwein einſchencken / Mit allerhandt erdichten lügen / Thut er die blinde Welt betriegen / Lockt ſie fein allgemach ſtück weiß / Biß er ſie vber haupt beſcheiß / Er fengt es nur an einem an / Hört auff an allen / wann er kan / Wann er dann einen nach dem andern Vnd alſo all ſicht einher wandern
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VI. Der Römische Vogelherdt
Jn ſeinen kloben / in ſein garn / Alßdann er erſt thut er zufahrn / Vnd zeiget jhn den handel an / Dann ſehn ſie erſt / was ſie gethan / Alß mans jtzt mit Frantzoſen ſpielt / Jn Teutſchland mans auch darauff zielt Wann er beyſammen hat die zahl / Dann geht erſt an die Märterqual / Was man bißher im Spiegel geſehen / Wirdt dann mit rechtem ernſt angehen. Doch iſts nichts news / das manch mal / Der Himmel vorkompt dem vnfall / Vnd leßt ſein windt vnd wetter lauffen / Reißt Garn vnd Vögler vbern hauffen. Nach dieſem heil ich ſehne mich / Sampt allen Chriſten inniglich / Dein hand / O GOtt / iſt nit verkürtzt / Durch die du offt dein feind geſtürtzt / Wann ers auffs klügſt gegriffen an / Biſtu gegangen andre bahn / Vnd dieſe hülff laß vns bald ſcheinen / O HErr nimm du dich an der deinen / Den Menſchen hülff iſt gar kein nutz / Was hilfft mein Landsleuth jetzt jhr trutz / All die ſo vor vns wachen ſollen / Sein ſelbſt alß trunckene vnd dollen / Sie bleiben alle Thoren gar / Lebten ſie Mathuſalems jahr / Sie ſein mit ſehnden augen blindt / Vnd erger alß ein Simpel kindt / Welches gebrendt / förchtet das fewr / Der Fiſch nit wieder anbeiſt heur / Der fernt ein mal am angel klebt / Drumb ſag ich nochmal / kein thier lebt / Das närriſcher alß der Menſch iſt / Der laufft auß dem pfull gar in miſt. Jſt aber bey vns in keim werth / Was vns der Heyland ſelber lehrt? Da er ſpricht / ich ſchick euch alß Schaff / Vnder die Wölff / drumb keiner ſchlaff / Keiner verſchlaff ſein eigen heil / Noch vervrſach ſein ſelbſt nachtheil / Jhr ſolt zwar wie die Tauben ſein / Ohne betrug vnd falſchen ſchein / Das iſt / jhr ſollet niemand ſchaden / Euch aber auch nit ſelbſt verrahten / Sondern euch ſelbſt vor vnglück ſein /
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Vorſichtig / klug / wie Schlangen fein / Dann wann wir niemandt ſchaden wollen / Wir auch vns nicht verſeumen ſollen / Dann wir müend rechenſchafft gar eben So wol vor vns alß andre geben / Aber da wirdt an vns auch wahr / Was propheceit vor zeiten war: Ephraim iſt gleich wie ein Taub / Die thumm / thöricht / verlockt vnd daub / Nichts mercken / ſehn noch hören will / Vnd fleugt jhrm feindt ſelbſt in das ziel / Daß du nun Ephraim verdirbſt / Du durch dein eigne ſchuldt erwirbſt. Die lieb fengt an ſich ſelber an / So ſchlegt thorheit jhrn eignen Mann / Hilff dir O Menſch / ſo hilfft dir Gott / Wo nit / haſtu zum ſchad den ſpott.
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230 ⟨IV⟩
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2. Edition
⟨V⟩
[Zierleiste] Laurentiades Primnicius, Exul Bohemus. [Linie] Getruckt im Jahr / 1623.
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VI. Der Römische Vogelherdt
3. Apparate a) Varianten ⟨II⟩ 1
Der Römiſche Vogelherdt. ] Normaldruck in Fraktur und größerer Schrift als Textbasis.
⟨IV⟩ 232 f.
Laurentiades Primnicius, Exul Bohemus. ] Aufrechte Antiqua
b) Worterläuterungen ⟨I⟩ ⟨II⟩ 1 ⟨III⟩ 7 16 19
Videt omnia Vindex ] lat. ‚der Rächer und Bestrafer (Beiname Gottes) sieht alles‘ (Auge Gottes). Für Übersetzungen und Hinweise zu den Sentenzen und Tituli gilt der Dank Willi Lobenwein. nos iussa capessere fas est: ] lat. ‚Unsere Aufgabe ist es, Deinen Befehl zu erfüllen‘ (die vier Winde im Wolkenkranz). Simplicitas nocet nemini: ] lat. ‚Die Einfalt schadet niemandem‘ (Tauben vor dem Taubenschlag). facilis descensus auerni, sed reuocare gradum labor est. ] lat. ‚Leicht ist der Abstieg in die Unterwelt, aber den Schritt zurückzuwenden, ist mühsam‘. Tuta frequensque uia est per amici fallere nomen. ] lat. ‚Ein sicheres und gebräuchliches Verfahren ist es, durch den Schein der Freundschaft zu täuschen‘ (Entenschwarm folgt der angelockten Leit-Ente in eine Vogelreuse). Prudentia nec sibi. ] lat. ‚die Klugheit (schadet) sich selbst nicht‘ (Schlange – dialektischer Bezug auf die Tauben). In biuio vitæ aut mortis. ] lat. ‚Am Scheideweg zwischen Leben und Tod‘ (zwei Bäume mit auf den Zweigen sitzenden Vögeln). In alto sed præcipiti ] lat. ‚auf der Höhe, aber vor dem Abgrund‘ (thronende Päpstin). Sedeo Regina, vidua non ero, nec videbo luctum. ] lat. ‚Ich throne als Königin, werde keine (schutzlose) Witwe sein und keine Trauer sehen‘ (thronende Päpstin). Cœca obœdientia. ] lat.: ‚blinder Gehorsam‘ (Beizvogel mit Haube). fistula dulce canit volucrem dum decipit auceps. ] lat. ‚Süß klingt die Hirtenflöte, solange der Vogelfänger den Vogel täuscht‘ (Kleriker [Jesuit?] lockt mit der Pfeife Vögel an, während ein zweiter im Laubversteck die Netze zuzieht). Ipsi decepti decipiuntque suos. ] lat. ‚Sie sind selbst Getäuschte und täuschen ihre Artgenossen‘ (gefangener Vogel, der durch seinen Ruf weitere Vögel anlockt). Vogelherdt ] Ein erhöht gelegener ‚Platz, auf welchem der Vogelsteller Vögel in Garnen oder Netzen‘ fängt (Adelung, Wörterbuch IV, 1801, Sp. 1220). Vogeler ] ‚Vogelsteller‘, eine Person, die auf waidmännische Art Vögel fängt (Grimm, DWb 26, 1991, Sp. 435; Adelung, Wörterbuch IV, 1801, Sp. 1219: Vogeler; ebd., Sp. 1222: Vogler). Weidleuth ] ‚Jäger‘ (Grimm, DWb 28, 1991, Sp. 600 f.). nachähnen ] ‚nachahmen‘ (Grimm DWb 13, 1991, Sp. 21).
3. Apparate
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fellen ] ‚zu Boden werfen‘, ‚töten‘ (Grimm DWb 3, 1991, Sp. 1285). verkürtz ] ‚schwächt‘, ‚schädigt‘ (Grimm, DWb 25, 1991, Sp. 705 f.). garnen ] ‚Jägergarn‘, Netze (Grimm, DWb 4, 1991, S. 1366). Bündtnern ] Einwohner des schweizerischen Kantons Graubünden (Grimm, DWb 2,
48
Weidman ] ‚Jäger‘ (Grimm, DWb 28, 1991, Sp. 611–613, hier Sp. 612; Adelung, Wör-
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Fürſt der Welt ] ‚Teufel‘. Widerchriſts ] ‚Antichrist‘. Gauch ] Mehrdeutigkeit in dieser Verwendung: zum einen als ‚Narren‘ oder ‚Gecken‘ und
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1991, Sp. 521 f.; Adelung, Wörterbuch I, 1793, Sp. 1256). terbuch IV, 1801, Sp. 1448: Weidemann).
zum anderen ‚Benennung verschiedener Vögel‘ und Nachahmung von deren Lauten, besonders des Kuckucks. (Grimm, DWb 4, 1991, Sp. 611–613, hier 612; Adelung, Wörterbuch II, 1796, Sp. 435). abthüe ] ‚schlachte‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 138; Adelung, Wörterbuch I, 1793, Sp. 123). Welſchen Land ] „im mhd. und älteren nhd. ist das wort im eigentlichen sinn durchaus gebräuchlich, und zwar als bedeutung die allgemeine von ‚romanisch‘ anzunehmen, so dasz es entweder überhaupt den gegensatz zu ‚deutsch‘ bildet oder, auf eine der romanischen nationen gehend, für ‚italienisch‘ oder ‚französisch‘, seltener ‚spanisch‘ oder ‚rhätoromanisch‘ steht. vom 16. jahrh. an tritt die bedeutung ‚italienisch‘ in den vordergrund (die erst gegen 1800 zu veralten beginnt), doch bleibt ‚wälsch‘ für ‚französisch‘ landschaftlich üblich und wird auch in der allgemeinen schriftsprache gebraucht, wenn der gegensatz zu ‚deutsch‘ betont werden soll.“ (Grimm, DWb 27, 1991, Sp. 1328; Adelung, Wörterbuch IV, 1801, Sp. 1370). Verglimpffen ] ‚glimpflich machen‘, ‚angemessen machen‘, ‚beschönigen‘ (Grimm, DWb 25, 1991, Sp. 462). Verblümen ] ‚verdecken‘ (Grimm, DWb 25, 1991, Sp. 146 f.). Mit deren er jetzt ſchwanger geht ] ‚Gemeinheiten und üble Dinge im Sinn oder Vorsatz haben bzw. gedanklich in Erwägung ziehen‘, aber auch ‚Bosheiten mit Arglist planen und umsetzen‘. Bereits in der Bibel mit Textstellen wie „Er gehet schwanger mit vnglück […]“ (Hiob 15,35), „Sihe / der hat Böses im sinn / mit Vnglück ist er schwanger […]“ (Ps 7,15) und „[…] Mit vnglück sind sie schwanger / vnd geberen mühe“ (Jes 59,4) negativ konnotiert. newe lehr ] die evangelische Lehre. lahn ] ‚lassen‘. laſſen walten ] ‚die Verfügung überlassen‘ (Grimm, DWb 27, 1991, Sp. 1374). gleiß ] ‚glänze‘ (Adelung, Wörterbuch II, 1796, Sp. 719). kecklich ] ‚lebendig‘ (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 376; Adelung, Wörterbuch II, 1796, Sp. 1529). beſicht ] (feierlich) ‚in Augenschein nehmen‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 1620; ebd. 13, 1991, Sp. 1948; Adelung, Wörterbuch I, 1793, Sp. 912). Reich auff dieſer Erdt ] ‚die irdische Herrschaft‘. vber tummeln ] hier: ‚durch ungebärdiges Verhalten überwältigen‘ (Grimm, DWb 22, 1991, Sp. 1739; ebd. 23, 1991, Sp. 617). keersall ] ‚Zusammengefegtes‘ (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 426 f., 428; Adelung, Wörterbuch II, 1796, Sp. 1535).
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VI. Der Römische Vogelherdt
plunder ] ‚untaugliche und abgetragene Kleidung‘ beziehungsweise ‚abgenutztes Gerät‘, aber auch im Sinne von ‚Beute‘ verwendet (Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 1945–1947, 1948; Adelung, Wörterbuch III, 1798, Sp. 794). ſcharren auff ] „Im gemeinen Leben ist das Scharren mit dem Halse eine Art des Räusperns. Eine Art Krammesvögel, die wir unter dem Nahmen der Schnarre kennen, heißt daher im Oberdeutschen die Scharre. Besonders ahmet es den Laut nach, welcher durch eine heftige Art des Reibens oder Kratzens verursachet wird, da es denn auch diejenigen Handlungen ausdruckt, welche mit diesem Schalle verbunden sind. Mit den Füßen scharren, mit den Fußsohlen auf einem festen, besonders mit Sande bestreuten Boden, stark hin und her fahren, wodurch dieser Laut hervor gebracht wird.“ (Adelung, Wörterbuch III, 1798, Sp. 1367; Grimm, DWb 14, 1991, Sp. 2214–2218). Manier ] ‚Verfahrensart‘ (Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 1551; Adelung, Wörterbuch III, 1798, Sp. 52). ins gemein ] ‚gewöhnlich‘ (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 2142; Adelung, Wörterbuch II, 1796, Sp. 1387). Krämets Vögelein ] ‚Wacholderdrossel‘ (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 2005; Adelung, Wörterbuch II, 1796, Sp. 1747). garn ] ‚Fäden‘, mit denen die Netze zugezogen werden. zeucht ] ‚zieht‘ (Grimm, DWb 31, 1991, Sp. 939; Adelung, Wörterbuch IV, 1793, Sp. 1705–1708.) einſitzen ] ‚in die Falle gehen‘ (Grimm, DWb 3, 1991, Sp. 298). Hurenwein ] ‚Wein, mit dem jemand gefügig/willenlos gemacht wird‘ (siehe Quellennachweise). betriegen ] ‚betrügen‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 1714; Adelung, Wörterbuch I, 1793, Sp. 945–946). kloben ] Fußfesseln als Vorrichtung zum Vogelfang (Grimm, DWb 11, 1991, Sp. 1215). Märterqual ] Pleonasmus aus ‚Marter‘ und ‚Qual‘ in der Verwendung für den ‚höchsten Grad der körperlichen und geistigen Schmerzen‘ (Marter: Grimm, DWb 12, 1991, Sp. 1677–1680; Adelung, Wörterbuch III, 1798, Sp. 86–87; Qual: Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 2298–2301; Adelung, Wörterbuch III, 1798, Sp. 878). dollen ] ‚toll‘: des Verstandes oder Bewusstseins beraubt und dementsprechend ‚unbändig‘, ‚wahnsinnig‘ oder ähnlich agierend (Grimm, DWb 21, 1991, Sp. 631–636; Adelung, Wörterbuch IV, 1801, Sp. 621 f.). Thoren ] Menschen, die dem gesunden Verstand zuwider handeln (Grimm, DWb 21, 1991, Sp. 392 f.). erger ] An dieser Stelle gleichbedeutend mit ‚schlimmer‘ (Grimm, DWb 1, 1991, Sp. 546; Adelung, Wörterbuch I, 1793, Sp. 424 f.). Simpel ] ‚einfältiger, schwachsinniger oder blödsinniger Mensch‘ (Grimm, DWb 16, 1991, Sp. 1061; Adelung, Wörterbuch IV, 1801, Sp. 101). heur ] ‚heute‘ oder ‚zur jetzigen Zeit‘ (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 1284–1285). fernt ] ‚im Vorjahr‘, ‚in der Vergangenheit‘ (Grimm, DWb 3, 1991, Sp. 1540). pfull ] ‚größere Pfütze‘ (Grimm, DWb 13, 1991, Sp. 1804). Heyland ] Jesus Christus als Erlöser der Welt (Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 820; Adelung, Wörterbuch II, 1796, Sp. 1069). thorheit ] Tätigkeit oder Zustand einer des gesunden Verstandes beraubten Person (Grimm, DWb 21, 1991, Sp. 400; Adelung, Wörterbuch IV, 1801, Sp. 583).
⟨IV⟩ 233
3. Apparate
391
Exul Bohemus ] Exulant (Glaubensflüchtling) aus Böhmen.
c) Sacherläuterungen ⟨I⟩
⟨III⟩ 7 24
29 42
(Bildmotiv: Auge Gottes) ] Das immer wachsame, fürsorgliche ‚Auge Gottes‘ ist ein nachmittelalterliches Bildmotiv; es wird oft in einem Wolkenkranz dargestellt (LCI 1, 2990, Sp. 222 f.). (Bildmotiv: Winde) ] Die aus einem Wolkenkranz herausblasenden vier Winde stehen für die Vierzahl der Himmelsrichtungen. (Bildmotiv: Tauben) ] Den Tauben wird bereits in der Bibel Einfalt, Einfachheit, Sanftheit und Friedfertigkeit zugeschrieben („Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“, Mt 10,16); vgl LCI 4, 1990, Sp. 241 f. (Bildmotiv: Schlange) ] Die in der Bibel meist schlecht beleumundeten Schlangen werden von Jesus ausdrücklich als ‚klug‘ und besonnen bezeichnet (Mt 10,16); vgl. LCI 4, 1990, Sp. 75. (Bildmotiv: Päpstin) ] Die dargestellte Gestalt ist aufgrund des Bibelzitats als Hure Babylon identifizierbar, die später von Gott gerichtet wird (Off 18,8–9). Bei Luther wird sie als Verkörperung der sündhaften Papstkirche gesehen. Auf der Bilddarstellung wird sie durch die Tiara mit der Päpstin Johanna amalgamiert. Die entsprechende Legende ist seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar und wurde bis ins 17. Jahrhundert auch in kirchlichen Texten erwähnt, aber von der Kirchengeschichtsschreibung bereits damals in Zweifel gezogen. Das Motiv wurde mitunter zur Kritik an der Sittenlosigkeit der römischen Kirche instrumentalisiert (Kerner/Herbers, Päpstin Johanna, 2010). (Bildmotiv: überkreuzte Baumstämme) ] Der rechts abgebildete Baum entspricht mit den sich überkreuzenden Stämmen ikonografisch einem Liebessymbol. Von ihm fliegen – anders als vom linken Baum – keine Vögel auf, um den Lockrufen in den Vogelherd zu folgen. (Bildmotiv: Vogelherd) ] Dargestellt ist eine Vorrichtung zum Fang von Vögeln, die durch den Gesang gefangener Artgenossen (‚Lockvögel‘), durch Vogelpfeifen oder ausgebrachtes Futter angelockt werden; einer der Vogelfänger (die durch ihr Birett als katholische Geistliche ausgewiesen sind) betätigt in seinem Versteck dann einen Mechanismus, der die arglosen Tiere mit Netzen festhält. Der Fang von Vögeln zum Verzehr diente bis ins 19. Jahrhundert der nicht selten notwendigen Ergänzung des Speiseplans und war eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Römiſch Vogeler ] Gemeint ist – wie auch im Kupferstich verbildlicht – die katholische Geistlichkeit, die für den römischen Papst agiert. Römiſch Antichriſt ] Die Bezeichnung des römischen Papstes als Antichrist geht auf die konfessionelle Polemik des frühen 16. Jahrhunderts zurück, die – insbesondere bei Luther – das Papsttum unter Rückgriff auf das Motivrepertoire der Offenbarung des Johannes als endzeitlichen Gegenspieler Christi wahrnahm, der falsche Lehren über den kommenden Heiland verbreite und die Menschen in die Irre führe (vgl. Martin Luther: Adversus execrabilem Antichristi bullam, 1520). Zeitlich vnd ewig ] Also sowohl in diesem (‚zeitlichen‘) wie im jenseitigen (‚ewigen‘) Leben. Bündtnern ] Siehe Sacherläuterungen zum ‚Weltkefig‘, Z. 100, 184, 253.
392 119
120 f.
139 172
195 222 f.
⟨IV⟩ 233
VI. Der Römische Vogelherdt
David ] David (hebräisch: ‚Befehlshaber‘ oder ‚Vielgeliebter‘) wirkte als König von Israel
etwa von 1000 bis 961 v. Chr. Zahlreiche Episoden seines Lebens im Alten Testament, unzählige Male in bildender Kunst, Musik und Literatur rezipiert (Bocian/Kraut/Lenz, Lexikon, 1989, S. 83–92; Koch, Bibellexikon, 1978, S. 101 f.). Vnd der ſey im korb der beſt Han / Der andre vber tummeln kan. ] In diesem Kontext wird wohl auf eine herausragende Stellung einer Person in einer Gruppe angespielt und wie diese erlangt und verteidigt werden könne. Der Hahn gilt, da er im Unterschied zu den Hennen als einziger im Korb (als geflochtener Zaun oder Gehege aufzufassen) gehalten wird, als besonders bevorzugt (vgl. Grimm, DWb 10, 1991, Sp. 162). Die Steigerung zum ‚besten Hahn‘ wird wohl auf die erfolgreiche Durchsetzung gegenüber konkurrierenden Hähnen zu beziehen sein, um die einzigartige Stellung behaupten zu können. Krämets Vögelein ] Krammetsvögel (Wacholderdrosseln) galten bis ins frühe 20. Jahrhundert als besondere Spezialität und wurden v. a. während der Zugzeit massenhaft gefangen. mit Frantzoſen ſpielt ] Nach der Ermordung Heinrichs IV. (1553–1610), der eine eigenständige Konfessionspolitik betrieben hatte, geriet die französische Politik während der an inneren Konflikten und Aufständen reichen Regentschaftszeit seiner Witwe Maria de’ Medici (1575–1642) und unter Ludwig XIII. (1601–1643) mehr und mehr unter kirchlichen Einfluss. Einflussreich waren insbesondere der Bischof von Luçon, Armand-Jean du Plessis-Richelieu (1585–1642), der 1622 zum Kardinal ernannt wurde, und dessen Beichtvater und Ratgeber François-Joseph Le Clerc du Tremblay de Maffliers (1577– 1638), gen. Père Joseph. Lebten ſie Mathuſalems jahr ] Anspielung auf den ältesten Menschen in der Bibel. Dieser soll so lange gelebt haben, „[d]as sein gantzes Alter ward / neunhundert neun vnd sechzig jar“ (1 Mo 5, 27). Ephraim iſt gleich wie ein Taub / Die thumm / thöricht / verlockt vnd daub ] Ephraim war nach der Auflösung des Reiches Davids und Salomons der führende Stamm des Nordreiches Israel und kam schließlich (besonders aufgrund von Abgötterei) unter die Herrschaft der Assyrer (vgl. Hosea 7,1–16). Exul Bohemus ] Im Zuge der Rekatholisierung Böhmens und der Vergeltungsmaßnahmen gegenüber den Aufständischen setzte ab 1621 eine breite Auswanderungswelle v. a. nach Sachsen und in die Lausitzen, aber auch ins protestantische Süddeutschland ein (Schunka, Gäste, die bleiben, 2006).
d) Quellennachweise ⟨I⟩
Videt omnia Vindex ] Vgl. Aleutner, Epigrammatum Chilias I, 1608; Moscherosch, Centuria III, Nr. XXCVI (Cernit Deus omnia vindex), Vers 4. nos iussa capessere fas est: ] Vergil, Aeneis I, 77 (Replik des Aeolus auf die Aufforderung Junos, die Flotte des Aeneas zu versenken): Tuus, o regina, quid optes, explorare labor; mihi iussa capessere fas est. facilis descensus auerni, sed reuocare gradum labor est. ] Vergil, Aeneis VI, 126–129: Facilis descensus Averno; | noctes atque dies patet atri iuana Ditis; | Sed revocare gradum superasque evadere ad auras, | Hoc opus, hic labor est. Die Weglassung von ‚opus‘ könnte als (spezifisch protestantische) Tilgung eines Bezugs auf die katholische Werkgerechtigkeit verstanden werden (frdl. Hinweis Willi Lobenwein).
⟨III⟩ 4 f.
120 f.
159 197 f. 206 f. 210 f. 215 222 228 230
3. Apparate
393
Tuta frequensque uia est per amici fallere nomen ] Ovid, Ars amatoria I, 585. Dort geht es darum, dass der Liebhaber einer verheirateten Frau deren Mann zum Freund gewinnt, indem er ihm immer den Vorrang lässt und nach dem Mund spricht – was im Folgevers allerdings als lasterhaftes Vergehen gewertet wird. Sedeo Regina, vidua non ero, nec videbo luctum. ] Apoc. 18,7 (Aussage der Hure Babylon): Sedeo regina: et vidua non sum: et luctum non videbo (Novum Testamentum, 1937, S. 647). fistula dulce canit volucrem dum decipit auceps. ] Catonis Disticha Moralia, 1565, fol. B2v–B3r (Catonis Liber Primus); s. a. Wander, DSL IV, 1876, Sp. 1665, Nr. 461. Das Zitat wurde später von der Stadt Leiden verwendet, die damit auf die Aufforderung des spanischen Befehlshabers Valdés zur Niederlegung der Waffen antwortete (May, Polemographia belgica, 1613, S. 205 f.), und erscheint auch als Beischrift auf einem karikierenden Stich von Theodor de Bry, auf dem vom Vogelfänger neben allerlei teuflischem Getier auch Vögel und Insekten auf einer Leimstange eingefangen werden (Bry, Emblemata saecularia, 1596, Nr. 61). Die Engführung von Vogelfänger und Teufel bereits bei Luther (vgl. Wander, DSL III, 1873, Sp. 1655, s. v. Reivogel). Das wer will Vögel fangen fein / Muß nit mit prügeln werffen drein. ] Sprichwort, vgl. beispielhaft „Wer Vögel fangen will, muß nicht mit Prügeln drein werfen.“ (Simrock, Die deutschen Volksbücher V, 1846, S. 521, Nr. 10992; Wander, DSL IV, 1876, Sp. 1666, Nr. 481). Vnd der ſey im korb der beſt Han / Der andre vber tummeln kan. ] Die Verwendung des Hahnes als Motiv beziehungsweise Symbol ist in der Überlieferung deutscher Sprichwörter sehr facettenreich; vgl. etwa „Der Hahn ist König auf seinem Miste“ oder „Ein jeder will Hahn im Korbe sein“ (Simrock, Volksbücher V, 1846, S. 193, Nr. 4210 und S. 194, Nr. 4223; vgl. Wander, DSL II, 1870, Sp. 262, Nr. 29; Sp. 265, Nr. 101; Sp. 268, Nr. 187; Sp. 270, Nr. 214, 227; Grimm, DWb 10, 1991, Sp.161 f.). Hurenwein ] Off 18,3: Denn von dem Wein des zorns jrer Hurerei, haben alle Heiden getruncken […] (Luther, Biblia, 1545). kindt / Welches gebrendt / förchtet das fewr ] sprichwörtlich: ein gebranntes Kind fürchtet/ scheut das Feuer (vgl. Wander, DSL II, 1870, Sp. 1279, Nr. 197). ich ſchick euch alß Schaff / Vnder die Wölff ] Mt 10,16: SJhe / Jch sende euch wie Schafe / mitten vnter die Wolffe. Darumb seid klug / wie die Schlangen / vnd on falsch / wie die Tauben (Luther, Biblia, 1545). Jhr ſolt zwar wie die Tauben ſein / Ohne betrug vnd falſchen ſchein ] siehe Anm. zu Z. 206 f. Vorſichtig / klug / wie Schlangen fein ] siehe Anm. zu Z. 206 f. Ephraim iſt gleich wie ein Taub ] Hosea 7,11: Denn Ephraim ist / wie eine verlockte Taube / die nichts mercken wil / Jtzt ruffen sie Egypten an / Denn lauffen sie zu Assur (Luther, Biblia, 1545). Die lieb fengt an ſich ſelber an ] sprichwörtlich: Liebe fängt bei sich selber an (vgl. Wander, DSL III, 1873, Sp. 148, Nr. 439). Hilff dir O Menſch / ſo hilfft dir Gott ] sprichwörtlich: Hilf dir selbst, so hilft dir Gott (vgl. Wander, DSL II, 1870, Sp. 488, Nr. 42).
VII. QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS
Mehrere Schriften eines Autors sind unter dem Namen chronologisch geordnet.
1. Ungedruckte Quellen Heidelberg, Universitätsbibliothek (UB Heidelberg) Ƿ Cpg 33 (Michel Beheim: Pfälzische Reimchronik) Ƿ Heid. Hs. 171 (Ordnung des Heidelberger Turniers von 1481, Abschrift, Anfang 19. Jh.) Ƿ Heid. Hs. 3599 (Matthias von Kemnat: Chronik der Taten des Kfst. Friedrich I.) Ƿ Heid. N. F. 9 (Matthias von Kemnat: Chronik der Taten des Kfst. Friedrich I.) Karlsruhe, Badische Landesbibliothek (BLB Karlsruhe) Ƿ Karlsruher Hs. 400 (Schriften aus dem Dreißigjährigen Krieg) Nürnberg, Staatsarchiv Ƿ Reichsstadt Nürnberg, Losungamt, Stadtrechnungsbelege, Bündel 866 Schaffhausen, Stadtbibliothek Ƿ Msc. Scaph. 5, Vol. I, Fasc. 4. (Briefwechsel Zincgref – Ludovicus Lucius) Wolfenbüttel, Niedersächsisches Landesarchiv (NLA Wolfenbüttel) Ƿ NLA WO 1 Z Nr. 1/1 (Handschriftliche Zeitungen, Sammelbestand Militaria)
2. Gedruckte Quellen Adam, Melchior: Apographum Monvmentorvm Haidelbergensivm. Accessit Mantissa Neo-Burgicorum Ad Nicrum, & aliorum. Item Oratio In Funere Marsilii Ab Inghen, Primi Rectoris Acad. Haidelberg. Anno 1396. habita. Heidelberg: Andreas Cambierius 1612. Adelung, Johann Christoph (Hrsg.): Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. Wien 1811 (https:// lexika.digitale-sammlungen.de/adelung/online/angebot; Zugriff 9.11.2022). Aleutner, Tobias: Epigrammatum miscellanorum Chilias In Pentacosiades duas tributa. Pars prima. Liegnitz: Nicolaus Sartorius 1608. Annales Dominicanorvm Colmariensivm. In: Christianus Urstisius (Christian Wurstisen): Germaniae Historicorvm […], Quorum plerique ab Henrico IIII Imperatore vsque ad annum Christi, MCCCC, Tomus vnus […]. Frankfurt/M.: Andreas Wechel. 1585. – Pars altera: Continens Dominicanorum Colmariensium fastos […], S. 3–36: Annales; S. 37–62: Chronici. Frankfurt/M.: Andreas Wechels Erben 1585. Anthologia Lyrica Graeca. Bd. I. Hrsg. v. Ernst Diehl. Leipzig 1954. Arnim, Achim von / Clemens Brentano (Hrsg.): Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder. Heidelberg 1805–1808. Arnim, Ludwig Achim von: Achim von Arnims Werke. Ausgew. u. hrsg. v. Reinhold Steig. 3 Bde. Leipzig o. J. [1911]. Arnim, Ludwig Achim von / Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder. Hrsg. v. Heinz Rölleke, Teil I. Stuttgart u. a. 1975. Arnim, Achim von / Clemens Brentano (Hrsg.): Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder. Hrsg. v. Heinz Rölleke. Frankfurt/M., Leipzig 22007.
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VII. Quellen- und Literaturverzeichnis
Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.): Deutschland! Deutschland? Texte von Martin Luther bis Günter Grass. Frankfurt/M. 2002. Avisa Relation oder Zeitung. Was sich begeben vnd zugetragen hat / in Deutsch: vnd Welschland / Spannien / Niederlandt / Engellandt / Franckreich / Vngern / Osterreich / Schweden / Polen / vnnd in allen Provintzen / in Ost: vnnd West Jndien etc. So alhie den 15. Januarij angelangt. O. O. 1609. Beatus Rhenanus: Rerum Germanicarum libri tres (1531). Ausgabe, Übersetzung, Studien. Hrsg. v. Fritz Mundt. Tübingen 2008 (Frühe Neuzeit, 127). Bergk, Theodor (Hrsg.): Poetae Lyrici Graeci. Editionis Quartae Vol. II. Leipzig 1882. [Bodmer, Johann Jakob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Zur Verbesserung des Urtheiles und des Witzes in den Wercken der Wohlredenheit und der Poesie, 9. Stück. Zürich 1743. Boethius: Anicii Manlii Torquati Seuerini Boethii De Consolatione Philosophiae Libri V. nunc denuò variis lectionibus et Notis illustrati A Theodoro Sitzmano Thuringo. […] Hanau: Typis Wechelianis, apud Claudium Marnium, et heredes Ioan. Aubrii 1607. Boethius: Trost der Philosophie. Deutsch von Karl Büchner. Mit Einführung von Friedrich Klingner. Leipzig o. J. [um 1961] (Sammlung Dieterich, 33). Bon’avisa Newe Avisen / Welche der Postilion deß grossen Löwens im Walde empfangen von einer Jungfrawen / in welchen allerley Newe Zeitung / insonderheit die den vornemsten Ständen deß Reichs sollen avisiret werden […]. O. O. 1622. Brandenburgische halßgerichts ordnung. Nürnberg 1516. Braun, Georg / Franz Hogenberg: Civitates orbis terrarvm. Liber primvs. Köln: Gottfried von Kempen 1593. Brentano, Clemens: Sämtliche Werke und Briefe. HKA. Bd. 6: Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder. Gesammelt von Ludwig Achim v. Arnim und Clemens Brentano, Teil I. Hrsg. v. Heinz Rölleke. Stuttgart u. a. 1975. – Bd. 9,1: Lesarten und Erläuterungen. Hrsg. v. Heinz Rölleke. Stuttgart u. a. 1975. Bry, Johann Theodor de: Emblemata Saecularia, Mira et Ivcvnda Varietate Sæculi Hvivs Mores Ita Exprimentia, vt Sodalitatum Symbolis Insigni isque conscribendies & depingendis peraccommoda sint […]. Frankfurt/M.: Johann Theodor und Johann Israel de Bry 1596. Büttner, Wolfgang: Handbüchlin grüntlichs Berichts, der Orthographie vnnd Grammaticae. Anhang zu: Johann Helias Meichsner: Thesavrus Avrevs. Hoch oder gemainer Teudtscher Nation Formular […]. Frankfurt/M.: Basse 1588. Camerarius, Johannes: Symbolorvm & Emblematvm Ex Volatilibus Et Insectis Desvmtorvm Centvria Tertia […]. [Nürnberg] 1596. [Camerarius, Ludwig:] AchtsSpiegel / Das ist: Clare / helle demonstration vnd außführung / darinnen gleichsam in einem Spiegel die greifliche Nichtigkeit der partheylichen Achtserclärung wider Pfaltzgraven Friderichen Churfürsten gründlich entdecket / gezeigt vnd an tag gestellet wird / Zu vertröster continuation deß vnlangsten außkommenen Prodromi, vnd Nothwendiger abgedrungener Rettung Evangelischer / hohen vnd Nidern Stands personen / vnschuld / So dann / das Chur-Fürsten vnd Ständ des Reichs darinnen sich bespiegelen mögen / in waß eusserste gefahr die so thewer erworbene libertet jetzo gerathen sey. Mannheim 1622 [SUB Frankfurt/M: Flugschriftensammlung Gustav Freytag 5169] Cassiodorus, [Flavius] Magnus Aurelius: Opera Omnia In duos Tomos distribute, Ad fidem MSS. Codd. emendata & aucta […] Operâ & studio J. Garetii […]. Tomus Primus. Rouen 1679. Catena, Girolamo: Vita Del Gloriosissimo Papa Pio Qvinto […]. Rom 1587. Catonis Disticha Moralia, cum scholijs auctis Erasmi Roterodami […]. Frankfurt/M.: Christian Egenolfs Erben 1565. Cicero, Marcus Tullius: Opera omnia quæ exstant Ex sola ferè Codd. MSS. fide emendata studio atque industria Jani Gulielmii & Jani Gruteri Additis notis […]. Hamburg: Froben 1618. Classicum Belli sacri, Der mächtige Alarm Zum Religions-Krige / inn Teutschlande Welchen vnlangst Der eifrig Catholische hochtrewe Raht des Hauses Oesterreich Caspar Scioppivs Gemacht / vnd durch gantz Europam hören lassen / Ernewert vnd gebessert. Der liben Christenheit / vnd sonderlich den Christlichen
2. Gedruckte Quellen
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Erleuchteten Potentaten / Herren vnd Stnden inn Teutschlande / Zur Trewen Nachrichtung vnd Vfweckung. O. O. 1619. Complement Bon’ Avisorum. Special Neue Avisen / Welche der Postilion des grossen Löwens vom geschlecht Juda hat gesehen in seinem Flore Prophetico / vndt empfangenen involucro, welches jhme die fürnembste Königin im himlischen Rath Gottes im Walde geben […]. O. O. 1622. Corpvs Iuris Ciuilis, In quinque partes distintum. Qvarvm prima. […]. His acesservnt notae repitiae tertiae lectionis, Dionysiuo Gothofredo […]. Genf 1602. Coryate, Thomas: Crudities. Hastily gobbled vp in five Moneths trauells in France, Sauoy, Italy, Rhetia co[m] monly called the Grisons country, Heluetia aliàs Switzerland, some parts of high Germany, and the Netherlands; Newly digested in the hungry aire of Odcombe in the County of Somerset, & now dispersed to the nourishment of the trauelling Members of this Kingdome. London 1611. Covarrubias Orozco, Sebastián de: Emblemas Morales […]. Madrid: Luis Sanchez 1610. Crusius, Martin: Annales Svevici siue Chronica Rervm Gestarvm Antiqvissimae Et Inclytae Svevicae Gentis. Qvibvs Qvicqvid Fere De Ea Haberi Potvit, Ex Latinis Et Graecis, Aliarvmqve Lingvarvm Avctoribus, scriptisq[ue] plurimis non editis, comprehenditur […]. Dodecas prima [–secunda] […]. Frankfurt/M.: Bassaeus 1595. Cysarz, Herbert (Hrsg.): Deutsche Literatur: Reihe Barock. Barocklyrik. Bd. 1: Vor- und Frühbarock. Leipzig 1937. Dorinus, Johann Philipp: Bayerische Niederlag. Oder Grundlicher bericht/ was grosse Tyrannney/ vnnd vnerhörte Mordthaten das Bayerisch Kriegsvolck zu Hiltspach vnd Neccargmündt in der Churfürstlichen Pfaltz verübt/ […] Alles auß eigner Erfahrung beschrieben. Heidelberg: Lancellot 1622. Draudius, Georg: Bibliotheca classica sive Catalogus officialis. Frankfurt/M. 1625. Dümmler, Ernst (Hrsg.): Epistolae Karolini aevi. Bd. II. Berlin 1895 (Monumenta Germaniae Historica, Epistolae 4). Eike von Repgow: Sachsenspiegel (Landrecht). Hrsg. v. Cl[audius] Frhr. von Schwerin, eingel. v. Hans Thieme. Stuttgart o. J. Ein erschrockliche newe zeitung, von einem grausamen vngewitter, So sich newlicher tag zu Heydelberg ereugt hat. Jm jar M. D. XXXVII. [Zwickau] 1537. Ens, Caspar: Nvclevs Historico-Politicvs […]. Köln: Matthäus Schmitz 1618. Eobanus Hessus, Helius: Noriberga Illvstrata und andere Städtegedichte. Hrsg. v. Joseph Neff. Berlin 1896 (Lateinische Litteraturdenkmäler des XV. und XVI. Jahrhunderts, 12). Erasmus Roterodamus, Desiderius: Opvs Epistolarvm. Bd. I. Hrsg. v. P. S. Allen. Oxford 1906. Erasmus Roterodamus, Desiderius: Panegyricvs ad Philippvm Avstriae Dvcem. Hrsg. v. Otto Herding. In: Opera omnia IV/1. Amsterdam 1974, S. 26–93. [Erasmus, Georg Nicolaus (?):] Soldaten=Lob. O. O. 1644. (VD17 7:685879A) [Erasmus, Georg Nicolaus (?):] Soldaten Lob. O. O. u. J. (um 1644). – Variante der British Library: Digital Store 1347.a.14.(11.) Erlach, Friedrich Karl von: Die Volkslieder der Deutschen. Eine vollständige Sammlung der vorzüglichen deutschen Volkslieder von der Mitte des fünfzehnten bis in die erste Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Mannheim 1834 (Reprogr. Ndr. Hildesheim 1969). Eschenburg, Johann Joachim: Auserlesene Stücke der besten deutschen Dichter von Martin Opitz bis auf gegenwärtige Zeiten, Teil III. Nach des sel. [Friedrich Wilhelm] Zachariä Tode fortgesetzt und mit historischen Nachrichten und kritischen Anmerkungen versehen. Braunschweig 1778. Extract aus Gasparis Scioppii / eines Oesterreichischen vnd Spanischen bestelten Raths (wie er sich nennet) dis 1619. jahr zu Pavia / in offenen Druck gegebenen Lateinischen Büchlein: Dessen Titul: Classicvm Belli Sacri: Das ist / Von eines Christlichen Kaysers Ambt gegen diejenigen Chur- vnd Fürsten / So sich von der Römisch-Catholischen Kirch abgesondert: Vnd was vor Mittel vnd weg zu gebrauchen / damit die Ketzer ausgetilgt / vnd gedachter Kirchen Fried vnd Ruhe geschafft werden möge. O. O. 1619. Extract Auß Churfürstlich. Pfaltz / einer löblichen Gewerckschafft. Amberg: Forster 1606. Fiedler, Felix: Fluminum Germaniae Descriptio. Königsberg 1550.
398
VII. Quellen- und Literaturverzeichnis
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2. Gedruckte Quellen
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400
VII. Quellen- und Literaturverzeichnis
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2. Gedruckte Quellen
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VII. Quellen- und Literaturverzeichnis
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2. Gedruckte Quellen
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3. Forschungsliteratur
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3. Forschungsliteratur
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VII. Quellen- und Literaturverzeichnis
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3. Forschungsliteratur
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VIII. INDIZES
1. Personen Erfasst sind die Namen verstorbener Personen mit Lebensdaten und ggf. Pseudonyme (pseud.) sowie Namen mythologischer (myth.), legendärer (legend.), biblischer (bibl.) und literarischer (lit.) Figuren. Nicht berücksichtigt wurde der Name ‚Zincgref ‘. Fürsten und Könige sind unter ihren Territorien lemmatisiert, röm.-dt. Könige, Kaiser und Päpste unter ihren Vor- bzw. Wahlnamen. Adam (bibl.) 233 Adianow, Ferdinand (pseud.) → Bouterwek, Friedrich Ludewig Adolf (von Nassau) (vor 1250–1298), röm.-dt. Kg. 243, 245, 360, 361 Adonis (myth,) 160, 188 Adrastos (myth.) 190 Aemilianus, Lucius Mussius († 262) 332 –, Marcus Aemilius (207/13–253), Ks. 332 Aeolus (myth.) 392 Aeneas (myth.) 392 Albrecht I. (1255–1308), röm.-dt. Kg. 241, 360, 361 Alessandro d’Alix (fr. 17. Jh.) 356 Alexander der Große (356–323 v. Chr.) 246, 247, 367 Alexander III. (1100/05–1181), Papst 365 Alkuin (735–804) 101 Althusius, Johannes (1563–1638) 186 Ambrosius von Mailand († 397) 126 Ammianus Marcellinus (um 330–um 395) 139, 153 Amor (myth.) 187 Ancel, Guillaume d’ († 1615) 140 Anhalt-Bernburg, Christian I. von (1568–1630) 202 Apuleius von Madaura (um 123–nach 170) 153 Ares (myth.) → Mars Aretino, Pietro (1492–1556) 246, 247, 337, 369 Aristoteles (384–322 v. Chr.) 128 Arminius, Jacob (1560–1609) 96 Arndt, Johann (1555–1621) 1 Arnold, Heinz Ludwig (1940–2011) 170 Arnim, Ludwig Achim von (1781–1831) 168 Arriginus von Busseto (15. Jh.) 124 Atlas (myth.) 41, 92, 241, 335 Aubry, Daniel (nach 1584–1627) 149 –, David (nach 1584–1635) 149
Aurelius Victor, Sextus (um 320–um 390) 153 Ausonius, Decimus Magnus (um 310–393/94) 126 Babylon, Hure (bibl.) 391, 393 Bacchus (myth.) 56, 94, 98, 163 Bachoven von Echt, Reiner (1575–um 1640) 109 –, Reinhard (1544–1614) 109 Baden, Georg von (1433–1484), Mgf., Bf. von Metz 135 –, Karl I. von (1427–1475), Mgf. 135 Baden-Durlach, Georg Friedrich von (1573–1638), Mgf. 185, 369 Baldus de Ubaldis (1327–1400) 101 Bandinelli, Orlando (1100/05–1181) → Alexander III., Papst Barclay, John (1582–1621) 149 Bartholomäus, Apostel (bibl.) 342 Bartolus de Saxoferrato (1313–1357) 101 Bayern, Albrecht V. der Großmütige von (1528– 1579), Hzg. 370 –, Ernst von (1554–1612), Bf. von Freising, Hildesheim, Lüttich und Münster, Ebf. von Köln 370 –, Ferdinand von (1577–1650), Ebf. von Köln 345 –, Heinrich XII. von (1129/35–1195) → Heinrich der Löwe –, Ludwig von (1282/86–1347) → Ludwig der Bayer, Ks. –, Ludwig I. der Kelheimer → Pfalz, Ludwig I. der Kelheimer von der –, Ludwig II. der Strenge von (1229–1294) → Pfalz, Ludwig II. der Strenge von der –, Ludwig X. von (1495–1545), Hzg. 249, 251, 338, 347, 371 –, Maximilian I. von (1573–1651), Hzg., dann Kfst. 96, 98, 201, 202, 203, 345, 346, 348, 353, 354, 356, 357, 359, 364, 375
430
VIII. Indizes
–, Otto I. der Rotkopf von (um 1117–1183), Hzg. 127 –, Sibylle von (1489–1519) 371 –, Wilhelm IV. der Standhafte von (1493–1550), Hzg. 233, 249, 251, 338, 347, 371, 373 –, Wilhelm V. der Fromme von (1548–1626), Hzg. 370 Beatus Rhenanus (1485–1547) 136 Beheim, Michael (um 1420–vor 1480) 108, 116, 123, 125, 137 Bernhard von San Clemente (12. Jh.) 365 Bethlen von Iktar, Gábor (um 1580–1629), Fst. von Siebenbürgen 340, 355, 356 Bèze, Théodore de (1519.1605) 124 Bileam (bibl.) 42, 92, 246, 247, 337, 369 Bitsch, Heinrich von, Gf. → Zweibrücken-BitschOchsenstein, Heinrich I. von Bock, Jungfrau 228, 229 Bodmer, Johann Jacob (1698–1783) 167 Böhmen, Friedrich I. von (1596–1632), Kg. → Pfalz, Friedrich V. von der –, Ottokar II. Přemysl von (um 1232–1278), Kg. 360 Boethius, Anicius Manlius Severinus (um 480/85– 524/26) 205, 251 Bogen, Albert III. von (1165–1197), Gf. 127 Bongars, Jacques (1554–1612) 140 Boreas (myth.) 190 Bouterwek, Friedrich Ludewig (1766–1828) 168 Brandenburg, Johann Sigismund von (1572–1619), Kfst. 349 Brandenburg-Ansbach, Joachim Ernst von (1583– 1625), Mgf. 98 Braunschweig, Agnes von (1201–1267) 127 –, Christian von (1599–1626) 202, 203, 368, 369 –, Heinrich V. der Lange von (1173/74–1227), Hzg. 127 –, Heinrich VI. von (um 1196–1214) → Pfalz, Heinrich II. Braunschweig-Wolfenbüttel, August II. von (1579–1666), Hzg. 213 Breakspear, Nicolaus (1100/20–1159) → Hadrian IV., Papst Brentano, Clemens (1778–1842) 168 Brinz, Daniel 38 Bry, Johann Theodor de (1561–1623) 380 Bruni, Leonardo (um 1369–1444) 5 Bucer, Martin (1491–1551) 125 Buchner, August (1591–1661) 156
Bucquoi, Charles Bonaventure de Longueval, Comte de (1571–1621) 98, 355 Burchard, Philipp (1627–1688) 211 Burgund, Philipp der Gute von (1396–1467), Hzg. 95 Burkard II. († 1149), Bf. von Worms 131 Calvin, Johannes (1509–1564) 38, 245, 365 Camerarius, Joachim (1534–1598) 215 –, Ludwig (1573–1651) 345, 346, 353 Campanella, Tommaso (1568–1639) 339 Caraffa, Carlo (1584–1644), Bf. von Aversa 353 Carové, Friedrich Wilhelm (1789–1852) 114 Cassiodorus Senator, Flavius Magnus Aurelius (um 485–um 580) 204 Castiglione, Baldassare (1478–1529) 5 Castor (myth.) 181 Catharina von Georgien (lit.) 185 Catena, Girolamo (16. Jh.) 249, 370 Cato, Marcus Porcius d. Ä., gen. Censorius (234–149 v. Chr.) 120, 140, 378 Caus, Salomon de (1576–1626) 105, 130, 350 Chiocchi del Monte, Giovanni Maria (1478–1555) → Julius III., Papst Christ, Karl (1841–1927) 108, 115 Christian von Jerusalem (pseud.) 38 Cicero, Marcus Tullius (106–43 v. Chr.) 153 Clajus, Johann (1530–1592) 153 Cohn, Adolf (1834–1871) 21, 40 Coler, Johannes (1566–1639) 1 Commendone, Giovanni Francesco (1523–1584) 205, 249, 370 Condé, Charlotte-Marguerite, Prinzessin von (1594–1650) 204, 239, 358 –, Henri II.de Bourbon, Prinz von (1588–1646) 358 –, Louis II. de Bourbon, Prinz von (1621–1686) 358 Córdoba, Gonzalo Fernández de (1581–1635) 369 Coupe, William Arthur (1929–2013) 381 Covarrubias y Orozco, Sebastián (1539–1613) 215 Cysarz, Herbert (1896–1985) 170 Dachtler, Theophil (1553/54–nach 1627) 21, 40 Dänemark, Christian IV. von (1577–1648), Kg. 155, 156, 157 Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860) 20, 39 Daniel (bibl.) 367 Dassel, Rainald von (1114/20–1167) 365
1. Personen
David (bibl.) 92, 189, 243, 364, 384, 392 Digby, John (1580–1650), Gf. von Bristol 236, 237, 353 Diogenes von Sinope (um 413–323? v. Chr.) 157, 176 Dohna, Abraham von (1561–1613) 147 –, Karl Hannibal von (1588–1633) 2 Domenico di Gesù Maria (1559–1630) 358 Dorolf (lit.) → Rudolf II., Ks. Eck, Leonhard von (1480–1550) 347, 373 Egenolff, Christian (1502–1555) 372 Engels, Friedrich (1820–1895 188 Engerd, Johannes († nach 1587) 153 England, Elizabeth von (1596–1662), Kfstin von der Pfalz 105, 129, 341 –, Heinrich Friedrich von (1594–1612), Prinz von Wales 352 –, Jakob I. von (1566–1625), Kg. 105, 129, 204, 237, 341, 352, 353, 355 –, Karl I. von (1600–1649), Kg. 352 Ephraim (bibl.) 387, 392, 393 Eppstein, Gerhard II. von (um 1230–1305), Ebf. von Mainz 360 Erasmus von Rotterdam, Desiderius (1666/69– 1536) 5, 125 Erasmus, Georg Nicolaus (1610–1679) 194 Erlach, Friedrich Karl von (1769–1852) 169 Eschenburg, Johann Joachim (1743–1820) 168, 198 Espinoy, Guillaume de Melun, Prince d’ (1588– 1635) 99 Esra (bibl.) 357 Eyering, Eucharius (um 1520–1597) 372 Fabius Maximus Verrucosus, Quintus, gen. Cunc tator (um 275–203 v. Chr.) 95 Fagius, Paul (1504–1549) 132 Felgenhauer, Paul (1593–nach 1677) 38 Ferdinand I. (1503–1564), Ks. 94, 124, 243, 362, 363, 364 – II. (1578–1637), Ks. 13, 93, 94, 96, 98, 149, 201, 202, 230, 231, 232, 233, 234, 235, 332, 334, 340, 341, 343, 344, 345, 346, 351, 352, 353, 354, 355, 356, 357, 358, 362, 364, 368, 371, 375 Fiedler, Felix († 1553) 120, 135, 140 Finck von Grätz, Livius (pseud. für Julius Wilhelm Zincgref ) 145 Fischart, Johann (1546–1591) 153, 154, 206, 207, 224, 377
431
Fleming, Hanß Friedrich von (1670–1733 149 Flemming, Willi (1888–1980) 170 Flexel, Leonhard (16. Jh.) 134 Florus, Publius Annius (2. Jh.) 153 Francesco della Rota (pseud.) → Alessandro d’Alix Franck, Jakob (1811–1884) 223 –, Sebastian (1499–1542) 372 Francke, Gotthilf August (1696–1769) 40 Frankreich, Franz I. von (1494–1547), Kg. 363 –, Heinrich II. von (1519–1559), Kg. 93, 342 –, Heinrich IV. von (1553–1610), Kg. 94, 351, 356, 358, 392 –, Karl IX. von (1550–1574), Kg. 342 –, Ludwig XIII. von (1601–1643), Kg. 352, 354, 356, 375, 392 –, Ludwig XIV. von (1638–1715), Kg. 358 Franyo, Zoltán (1887–1978) 191 Freher, Marquard (1565–1614) 108, 116, 124, 137, 232, 233, 346, 347, 360 Freiligrath, Ferdinand (1810–1876) 169, 170, 198 Friedrich I. Barbarossa (um 1122–1190), Ks. 118, 127, 245, 365 – II. (1194–1250), Ks. 120, 127, 135 – III. (1415–1493), Ks. 124, 245, 362, 366 Friedrich der Schöne (1289–1440), röm.-dt. Kg. 243, 361 Fuentes, Pedro Enriquez de Acevedo (um 1525– 1610), Graf von 95, 96, 234, 235, 350 Ganymed (myth.) 141 Garzoni, Tomaso (1549–1589) 182 Gebauer, Christian August (1792–1852) 168 Gewold, Christoph (1560/65–1621) 232, 233, 346, 347, 355 Ghislieri, Antonio Michele (1504–1572) → Pius V., Papst Glantzman (lit.) → Domenico di Gesù Maria Götz, Sebastian (fr. 17. Jh.) 129 Goliath (bibl.) 189 Gracián, Baltasar (1601–1658) 5 Graimberg, Charles François (1774–1864) 115 Granvelle, Antoine Perrenot de (1517–1586) 363 Grass, Günter (1927–2015) 170 Gratianus, Flavius (359–383) 117, 126, 139 Gregor XV. (1554–1623), Papst 357 Greiffenklau, Georg Friedrich von (1573–1629), Ebf. von Mainz 368 Grotius, Hugo (1583–1645) 149, 155, 186 Grubinius, Oporinus (pseud.) → Schoppe, Caspar
432
VIII. Indizes
Gruter, Janus (1560–1627) 1, 152, 153, 371 Grynaeus, Simon (1493–1541) 125 Gryphius, Andreas (1616–1664) 185, 224 –, Christian (1649–1706) 208, 222 Guldenmundt, Hans († 1560) 342 Guyon, Louis (1527–1617) 108, 119, 130, 140 Habrecht, Isaac (1589–1633) 153, 154 Habsburg, Albrecht V. von (1255–1308) → Albrecht I., röm.-dt. Kg. –, Mathilde von (1251/53–1304) 360 –, Rudolf IV. von (1218–1291) → Rudolf I., röm.dt. Kg. Habsburg-Laufenburg, Eberhard I. von (nach 1253–1284) 360 Hadrian IV. (1100/20–1159), Papst 365 Hannibal Barkas (um 247–183 v. Chr.) 95 Hans Narr (lit.) 328 Hatto I. (um 850–913), Ebf. von Mainz 367 Heberer, Michael (um 1560–nach 1623) 108, 130 Heinrich der Löwe (1129/35–1195) 127 – VI. (1165–1197), Ks. 127 – (VII.) (1211–1242), röm.-dt. Kg. 120, 135 – VII. (1278/79–1313), Ks. 361 Heinsius, Daniel (1580–1655) 156, 157, 163 Helmstatt, Herren von 355 Hephaistos (myth.) → Vulcanus Herakles (myth.) 130 Herder, Johann Gottfried (1744–1803) 168, 169 Hermes (myth.) → Mercurius Hessen-Darmstadt, Ludwig V. der Getreue von (1577–1626), Lgf. 349 Hessen-Kassel, Wilhelm V. der Beständige von (1602–1637), Lgf. 354 Hieronymus von Prag (um 1379–1416) 342 Hofmann, Philipp († 1626) 109 Hohenzollern, Eitel Friedrich von (1582–1625), Kardinal 352 Holk, Heinrich von (1599–1633) 199 Horatius Flaccus, Quintus (65–8 v. Chr.) 160, 204, 205, 339 Huber, Michael (1727–1804) 167 Hudemann, Henrich d. Ä. (1571–1626) 155 –, Henrich d. J. (um 1595–1628) 154, 155, 156, 159, 162, 165, 181, 193 Huffschmid, Maximilian (1852–1924) 103, 108, 109, 115 Hus, Johannes (um 1370–1415) 342 Hyacinth von Casale (1575–1627) 353, 356
Innerösterreich, Ferdinand II. von (1578–1637), Ehzg. → Ferdinand II., Ks. –, Karl II. von (1540–1590), Ehzg. 341 Irenicus, Franciscus (1495–1553) 108, 116, 124, 136, 137 Isenburg, Diether von (1412–1482), Ebf. von Mainz 135, 245, 366 Jacobi von Wallhausen, Johann (um 1580–1627) 148, 149 Jakob (bibl.) 141 Janus (myth.) 368 Jesus von Nazaret (7/4 v. Chr–30/31 n. Chr.) 155, 232, 233, 346, 368, 390, 391 Jetta (myth.) 123, 128, 138 Johanna, Päpstin (legend.) 391 Johannes (bibl.) 371 Jonas (bibl.) 155 Jonathan (bibl.) 243, 364 Jordanis († nach 552) 153 Joseph, Père (1577–1638) → Le Clerc du Tremblay de Maffliers, François-Joseph Julius III. (1478–1555), Papst 119, 133, 370 Juno (myth.) 392 Jupiter (myth.) 126 Karl I. der Große (747/48–814), Ks. 105 – IV. (1316–1378), Ks. 132, 347, 361 – V. (1500–1558), Ks. 94, 123, 135, 243, 246, 247, 340, 347, 348, 357, 362, 363, 367 Kayser, Johann Peter (1696–1767) 126 Kinyras (myth.) 190 Kirchner, Caspar (1592–1627) 151 Klesl, Melchior (1552–1630) 95, 362 Krell, Nicolaus (um 1550–1601) 343 Kyburg, Anna von (13. Jh.) 360 Lakedaimon (myth.) 184 Lang, Paul (fr. 17. Jh.) 165 Laurentiades Primnicius (pseud.) 378, 387 Lauterbeck, Georg († 1578) 148, 185 Le Clerc du Tremblay de Maffliers, François-Joseph (1577–1638) 392 Lehmann, Christoph (1568–1638) 372 Leodius → Thomas Leodius, Hubert Lerman (lit.) 228 Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781) 168, 198 Leyen, Friedrich von der (1873–1966) 170 Leokrates (fr. 8. Jh. v. Chr.) 184
1. Personen
Lingelsheim, Georg Michael (1556?–1636) 202, 353 Lipsius, Justus (1547–1606) 148, 185 Liptitz, Johann von (1591–1654) 31, 35, 36 Livius, Titus (59? v. Chr.–um 17 n. Chr.) 153 Loyola, Ignatius von (1491–1556) 95 Luder, Peter (um 1415–1472) 123 Ludwig IV. der Bayer (1282/86–1347), Ks. 128, 243, 361 Luther, Martin (1483–1546) 38, 93, 124, 125, 133, 170, 188, 234, 235, 245, 330, 334, 342, 351, 365, 391, 393 Lutz (lit.) → Pfalz-Simmern, Ludwig Philipp von Lykurgos /um 390–325) 148, 184, 185, 187 Machiavelli, Niccolò (1469–1527) 5, 101, 147, 148, 149 Makedonien, Alexander III. von (356–323 v. Chr.) → Alexander der Große –, Philipp II. von (um 382–336 v. Chr.), Kg. 157, 176 Manheimer, Victor (1877–1942) 224 Mansfeld, Peter Ernst II. von (1580–1626) 20, 146, 201, 202, 203, 204, 208, 246, 247, 353, 356, 368, 369 Maria (bibl.) 95 Marescot, Guillaume (1567–1643) 153, 155 Marnix, Philips van (1540–1598) 206 Marot, Clément (1494–1544) 124 Mars (myth.) 187, 190 Marsilius von Inghen (1335/40–1396) 118, 128, 139 Martialis, Marcus Valerius (40–103/04) 153 Martin von Tours (um 316/17–397), Hl. 342 Matthäus, Evangelist 162 Matthias (1557–1619), Ks. 95, 243, 343, 344, 361, 362 – von Kemnat (um 1430–1476) 116, 123, 124, 125, 128, 137 Matthisson, Friedrich von (1761–1831) 168 Mauricius Tiberius, Flavius (539–602), Ks. 101 Mays, Albert (1818–1893) 108, 114, 115 Maximus Aemilianus (lit.) → Österreich, Maximi lian, Ehzg. Maximilian I. (1459–1519), Ks. 99, 109, 116, 123, 136, 205, 243, 249, 251, 337, 347, 362, 371 – II. (1527–1576), Ks. 243, 332, 349, 364 Medelein, Albertus († 1458) 120, 140 Medici, Catharina von (1519–1589), Kgin. von Frankreich 342
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–, Giovanni de’ (1498–1526) 369 –, Maria von (1575–1642), Kgin. von Frankreich 392 Melanchthon, Philipp (1497–1560) 124, 125, 130, 185 Mercurius (myth.) 56, 98, 117, 126 Merian, Matthäus (1593–1650) 103, 106, 109, 110, 115, 379 Mertens, Dieter (1940–2014) 6 Merven, Heinrich van der (fr. 17. Jh.) 145, 202 Methusalem (bibl.) 386, 392 Metternich, Johann Reinhard von († 1637) 368 Meusebach, Karl Hartwig Gregor von (1781–1847) 165, 221 Micyllus, Jacob (1503–1558) 108, 117, 125 Midas (myth.) 190 Montmorency, Charlotte-Marguerite de (1594– 1650) → Condé, Charlotte-Marguerite Moscherosch, Johann Michael (1601–1669) 167, 168, 170, 194 Moses (bibl.) 94, 100, 237, 335, 354 Müller, Wilhelm (1794–1827) 169 Münster, Sebastian (1488–1552) 108, 119, 125, 136, 138 Nassau, Adolf von (vor 1250–1298) → Adolf (von Nassau), röm.-dt. Kg. –, Johann von († 1329) Nassau-Siegen, Johann VII. von (1561–1623) 148 Nassau-Wiesbaden-Idstein, Adolf von (um 1423– 1475), Ebf. von Mainz 366 Navarra, Heinrich III. von → Frankreich, Heinrich IV. von Nebel, Daniel (um 1558–1626) 109 Nebukadnezar (bibl.) 367 Nequam (myth.) 346 Niebuhr, Barthold Georg (1776–1831) 20, 39 Nike (myth.) → Victoria Obentraut, Hans Michael Elias von (1574–1625) 56, 99 Oberbayern, Rudolf I. von (1274–1319), Hzg. → Pfalz, Rudolf I. von der Ochsenstein, Cunigunde von (15. Jh.) 362 Österreich, Albrecht I. von (1255–1308), Hzg. → Albrecht I., röm.-dt. Kg. –, Albrecht VII. der Fromme von (1559–1621), Ehzg. 99, 349, 350, 351, 353 –, Friedrich III. der Schöne von (1289–1440) → Friedrich der Schöne, röm.-dt. König
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VIII. Indizes
–, Friedrich V. von (1415–1493) → Friedrich III., Ks. –, Isabella von (1566–1633), Ehzgin. → Spanien, Isabella Clara Eugenia von –, Leopold I. von (1290–1326), Hzg. 361 –, Leopold V. von (1586–1632), Ehzg., Bf. von Straßburg 340, 368 –, Leopold Wilhelm von (1614–1662), Bf. von Straßburg und Passau 368 –, Matthias von (1557–1619) → Matthias, Ks. –, Maximilian von (1459–1519), Ehzg. → Maximilian I., Ks. –, Maximilian von (1558–1618), Ehzg. 230, 231, 343, 362 –, Rudolf II. von (1270–1290), Hzg. 360 Oestreich, Gerhard (1910–1978) 148 Oldenbarnevelt, Johan van (1547–1619) 56, 98, 99 Oñate, Íñigo Vélez de Guevara, Gf. von (1566– 1644) 353 Opel, Julius (1829–1895) 21, 40 Opitz, Martin (1597–1639) 1, 2, 109, 150, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 158, 160, 161, 163, 167, 168, 169, 170, 198, 212, 224, 377 Oranien, Friedrich Heinrich von (1584–1647) 36 –, Moritz von (1567–1625) 99, 204, 349 Ortelius, Abraham (1527–1598) 117 Ovidius Naso, Publius (43 v. Chr.–17? n. Chr.) 160, 166, 192, 378 Papinianus, Aemilius (142–212) 126 Paul V. (1552–1621), Papst 358 Paulus von Tarsus (vor 10–nach 60) 189 – Diaconus (725/30–vor 800) 153 Pellikan, Conrad (1478–1556) 125 Pelops (myth.) 190 Petrus (bibl.) 371 Pfalz, Adolf der Redliche von der (1300–1327) 128 –, Elizabeth von der (1596–1662), Kfstin. → England, Elizabeth von –, Friedrich I. der Siegreiche/Böse von der (1425–1476) 104, 116, 119, 120, 123, 124, 125, 132, 133, 134, 135, 245, 366 –, Friedrich II. der Weise von der (1482–1556), Kfst. 104, 116, 119, 123, 125, 131, 133, 134, 136, 205, 243, 249, 251, 337, 338, 362, 363, 365, 370, 371 –, Friedrich III. der Fromme von der (1515–1576), Kfst. 104, 124, 132, 133, 134, 243, 348, 349, 364
–, Friedrich IV. der Aufrichtige von der (1574– 1610), Kfst. 104, 105, 118, 128, 129, 130, 140, 347 –, Friedrich V. von der (1596–1632), Kfst,, Kg. von Böhmen 13, 19, 38, 93, 94, 96, 97, 98, 99, 103, 106, 107, 109, 114, 118, 129, 144, 157, 158, 201, 202, 203, 204, 205, 206, 224, 230, 231, 232, 233, 234, 235, 238, 239, 240, 243, 251, 333, 341, 342, 346, 348, 349, 350, 352, 353, 354, 356, 357, 359, 368, 369, 375 –, Heinrich II. von der (um 1196–1214), Pfgf. 118, 127 –, Karl I. Ludwig von der (1617–1680) 348, 351 –, Karl II. von der (1651–1685), Kfst. 348 –, Konrad der Staufer (1134/36–1195), Pfgf. 103, 117, 127, 139 –, Ludwig I. der Kelheimer von der (1173–1231) 118, 127, 128 –, Ludwig II. der Strenge von der (1229–1294) 103, 122, 135, 241, 243, 337, 360, 361 –, Ludwig III. der Bärtige von der (1378–1436), Kfst. 131, 366 –, Ludwig IV. der Sanftmütige von der (1424– 1449), Kfst. 124, 130 –, Ludwig V. der Friedfertige von der (1478–1544), Kfst. 104, 123, 129, 132, 133, 249, 251, 337, 338, 363, 371 –, Ludwig VI. von der (1539–1583), Kfst. 104, 119, 128, 130, 133 –, Mechthild von der († 1438), Kfstin. 134 –, Ottheinrich von der (1502–1559), Kfst. 104, 105, 119, 130, 131, 132, 347, 348, 363, 370 –, Otto II. der Erlauchte (1206–1253), Pfgf. 120, 135 –, Philipp der Aufrichtige von der (1448–1508), Kfst. 118, 120, 124, 129, 135, 141, 243, 362, 366 –, Philipp von der (1480–1541), Bf. von Freising 363 –, Rudolf I. der Stammler von der (1274–1319) 128, 243, 361 –, Rudolf II. der Blinde von der (1306–1353) 128 –, Ruprecht I. der Rote von der (1309–1390), Kfst. 103, 118, 128, 131, 132 –, Ruprecht II. der Ernste von der (1325–1398), Kfst. 103, 119, 125, 128, 134, 134, 139 –, Ruprecht III. von der (1352–1410), Kfst. 103, 104, 119, 120, 131, 135, 139 Pfalz-Lautern, Johann Casimir von (1543–1592) 95, 105, 133
1. Personen
Pfalz-Neuburg, Philipp der Streitbare von (1503– 1548), Hzg. 243, 363 –, Ottheinrich von (1502–1559) → Pfalz, Ottheinrich von der –, Wolfgang von (1526–1569), Pfgf. 232, 233, 347, 348, 349 –, Wolfgang Wilhelm von (1578–1653), Pfgf. 348, 349 Pfalz-Simmern, Johann Casimir von (1543–1592), Hzg. 104, 119, 128, 130, 132, 350 –, Reichard von (1521–1598), Pfgf. 128 –, Ludwig I. von (1424–1489), Pfgf. 348 –, Ludwig VI. von der → Pfalz, Ludwig VI. von der –, Ludwig Philipp von (1602–1655), Pfgf. 158, 232, 233, 234, 235, 348 Pfalz-Zweibrücken, Philipp Ludwig von (1547– 1614) 348 –, Wolfgang von (1526–1569) → Pfalz-Neuburg, Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken-Veldenz, Johann II. von (1584–1635) 362 Philippikos (6. Jh.) 101 Piccolomini, Enea Silvio (1405–1464 → Pius II., Papst Pilatus → Pontius Pilatus Pius II. (1405–1464), Papst 245, 365 – V. (1504–1572), Papst 205, 220, 249, 369, 370 Platon (428/27–348/47 v. Chr.) 96, 160 Plautus, Titus Maccius (um 254–um184 v. Chr.) 153 Plinius Caecilius Secundus minor, Gaius (61/62– um 113/15) 153, 371 Polen, Popiel II. von (9. Jh., legend.) 367 –, Sigismund III. Wasa von (1566–1632), Kg. 97 Pollux (myth.) 181 Polybios von Megalopolis (um 200–um 120 v. Chr.) 101 Pontius Pilatus (1. Jh.) 232, 233, 346 Portugal, Isabella von (1397–1471) 95 –, Philipp II. von (1578–1621), Kg. 95, 97 Preußen, Friedrich Wilhelm IV. von (1795–1861), Kg. 221 Probus, Marcus Aurelius (232–282) 117, 126, 138 Prometheus (myth.) 92 Prudentius Clemens, Aurelius (348–nach 405) 191 Ptolemäus, Claudius (um 100–nach 160) 116, 136 Pulsius, Catharina (sp. 16. Jh.) 155 Rappoltstein, Eberhard von (1570–1637) 152 Reginbald von Lorsch († 1039) 127
435
Reichardt, Johann Friedrich (1752–1814) 168 Richelieu, Armand-Jean Duplessis, Hzg. von (1585–1642) 356, 392 Rinck von Baldenstein, Wilhelm (1566–1628), Bf. von Basel 240 Roland (myth.) 230, 231, 341 Ruarus, Martin (1588/90–1657) 155, 156 Rudolf I. (von Habsburg) (1218–1291), röm.-dt. Kg. 241, 243, 360 – II. (1552–1612), Ks. 230, 231, 243, 332, 344, 347, 362 Ruprecht (1352–1410), röm.-dt. Kg. → Pfalz, Ruprecht III. von der Rusdorf, Johann Joachim von (1589–1640) 353 Sachsen, Christian I. von (1560–1591), Kfst. 342 –, Heinrich III. von (1129/35–1195) → Heinrich der Löwe –, Johann Friedrich I. von (1503–1554), Kfst. 367 –, Johann Georg I. von (1585–1656), Kfst. 96, 346 –, Moritz von (1521–1553), Kfst. 367 Sachsen-Weimar, Bernhard von (1604–1639) 199 Sainte-Catherine, Etienne de (um 1600) 140 Sallustius Crispus, Gaius (86–35/34 v. Chr.) 153 Salomon (bibl.) 43, 92 Satan (bibl.) 236 Saul (bibl.) 364 Scaliger, Julius Caesar (1484–1558) 153 Schallenberg, Christoph von (1561–1597) 151 Schede Melissus, Paul (1539–1602) 108, 116, 124, 137, 151 Schleich, Clemens (1569–1638) 149 Schlüter, Hermann (1851–1919) 188 Schnorr von Carolsfeld, Franz (1842–1915) 21, 40, 169, 202, 223 Scholz, Wilhelm von (1874–1969) 170 Schoppe, Caspar (1576–1649) 230, 231, 334, 344, 345 Schottland, Jakob VI. von (1566–1625), Kg. → England, Jakob I. von –, Maria Stuart von (1542–1587), Kgin. 352 Schulz-Behrend, George (1913–2010) 158 Schwabe von der Heide, Ernst (Anf. 17. Jh.) 153, 154 Schwaben, Philipp von (1177–1208), röm.-dt. Kg. 127 Schweden, Gustav II. Adolf von (1594–1632), Kg. 157, 158, 346, 354, 355
436
VIII. Indizes
Schweikard von Cronberg, Johann III. (1553– 1626), Ebf. von Mainz 345 Seuter von Windach, Melchior († 1554) 243, 363 Shakespeare, William (1564–1616) 1 Sickingen-Hohenburg, Friedrich von (1581–1634) 368 Sigismund (1368–1437), Ks. 109 Sötern, Philipp Christoph von (1567–1652), Bf. von Speyer, Ebf. von Trier 350 Sokrates (469–399 v. Chr.) 332 Spanien, Anna Maria Mauricia von (1601–1666), Infantin 352 –, Isabella Clara Eugenia von (1566–1633) 349, 351, 355 –, Karl I. von (1500–1558), Kg. → Karl V., Ks. –, Maria Anna von (1606–1646), Infantin 352 –, Philipp II. von (1527–1598), Kg. 340 –, Philipp III. von (1578–1621), Kg. 95, 97, 99, 352 Spiegel, Jacob (1483–um 1547) 136 Spina, Conrad von (1594–1645) 202 Spindler (lit.) → Spinola Doria, Ambrosio, Marqués de los Balbases (1569–1630) Spinola Doria, Ambrosio, Marqués de los Balbases (1569–1630) 36, 55, 98, 100, 102, 201, 204, 234, 235, 333, 349, 352, 353, 358 Stahleck, Hermann III. von († 1156) 127 Staufen, Agnes von (um 1176–1204) 118, 127 Stenechthon → Engerd, Johannes Stobaios, Johannes (fr. 5. Jh.) 184, 187 Stolberg-Stolberg, Christian zu (1748–1821) 192, 193 Stuart, Elizabeth (1596–1662) → England, Elizabeth von –, Maria (1542–1587) → Schottland, Maria Stuart von Suetonius Tranquillus, Gaius (um 70–nach 122) 153 Tacitus, Publius Cornelius (um 58–um 120) 94 Tantalos (myth.) 190 Tasso, Torquato (1544–1595) 149 Taubmann, Friedrich (1565–1613) 156 Theobald, Zacharias (1584–1627) 20, 39 Theopylaktos Simokates (fr. 7. Jh.) 153 Thiotroch (9. Jh.) 127 Thomas von Aquin (1225–1274) 186 Thomas Leodius, Hubert (1495–1555/56) 108, 117, 118, 123, 125, 136, 140, 205, 220, 249, 251, 337, 370
Thomasius, Christian (1655–1728) 5 Thurn, Heinrich Matthias von (1567–1640) 340 Tilly, Johann Tserklaes Gf. von (1559–1621) 103, 106, 144, 146, 157, 185, 201, 202, 238, 239, 340, 345, 355, 356, 357, 359, 369 Titan (myth.) 92 Tithon (myth.) 190 Tref-in-dan (lit.) → Ferdinand II., Ks. Trithemius, Johannes (1462–1516) 243, 360 Trunz, Erich (1905–2001) 156 Tyrtaios (7. Jh. v. Chr.) 144, 146, 148, 150, 154, 159, 160, 163, 164, 165, 169, 172, 176, 184, 187, 188, 189, 191, 192, 198 Ulpianus, Domitius († 223?) 117, 126 Ungarn, Johannes Zápolya von (1487–1540), Kg. 363 Ungersdorff, Christoph von (pseud.) → Schoppe, Caspar Urban IV. (vor 1200–1264), Papst 131 Valdés, Francisco de (1522–1580) 393 Valens, Flavius (328–378) 126 Valentinianus I., Flavius (321–375) 117, 139 Valois, Margarete von (1553–1615), Hzgin. 94, 342 Velleius Paterculus (um 20/19 v. Chr.–nach 30 n. Chr.) 153 Venus (myth.) 56, 94, 98, 160, 188 Vergilius Maro, Publius (70–19 v. Chr.) 378 Victoria (myth.) 117, 126 Vögelin, Gotthard (1597–1631) 109, 114, 202 Vulcanus (myth.) 117, 126 Wackernagel, Wilhelm (1806–1869) 169 Waldberg, Max von (1858–1938) 223 Wallenstein, Albrecht von (1583–1634) 156, 157, 185, 199 Wambolt von Umstadt, Anselm Casimir (1580/82– 1647), Ebf. von Mainz 368 Weckherlin, Georg Rodolf (1584–1653) 151, 167, 168, 169, 171, 194 Weidner, Johann Leonhard (1588–1655) 106, 208, 222 Weimar, Bernhard von (1604–1639) → SachsenWeimar, Bernhard von Weise, Christian (1642–1708) 5 Weiß, Johann Friedrich († 1660) 157, 159, 165, 172 Weiße, Christian Felix (1726–1804) 198
2. Orte, Regionen, Länder
Weller, Emil Ottokar (1823–1886) 169, 208, 223 Wenzel (1361–1419), röm.-dt. Kg. 131 Werder, Diederich von dem (1584–1657) 149 Werner, Michael (16. Jh.) 119, 129 Wickram, Jörg (um 1505–1555/60) 330 Widmann, Matthias → Matthias von Kemnat Wimpfeling, Jacob (1450–1528) 125 Wittelsbach, Otto I. von (um 1120–1183) 245, 365 –, Otto VIII. von (vor 1180–1209) 118, 127 Wolfskehl, Karl (1869–1948) 224 Württemberg, Christoph von (1515–1568), Hzg. 349
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–, Ulrich V. von (1413–1480), Gf. 135 Zangemeister, Karl (1873–1902) 108, 115 Zápolya, Johann (1487–1540), Woiwode → Ungarn, Johannes Zápolya von, Kg. Zentgräff, NN (fr. 17. Jh.) 379 Zetzner, Eberhard (17. Jh.) 150, 163 Zimmermann, Paul (1854–1933) 213 Zúñiga, Baldassar de (1561–1622) 243, 346, 364 Zweibrücken-Bitsch-Ochsenstein, Heinrich I. von (15. Jh.), Gf. 243
2. Orte, Regionen, Länder Erfasst sind topographische Bezeichnungen und die Namen politischer Einheiten. Nicht aufgenommen wurden die Lemmata ‚Heidelberg‘ und ‚(Kur-)Pfalz‘ sowie ‚Deutschland‘ bzw. ‚Heiliges Römisches Reich deutscher Nation‘. Im Text vorkommende Adjektive sind den entsprechenden Lemmata zugeordnet. Aachen 46, 51, 93, 95, 135 Ägypten 130, 186 Alamannien 117, 126, 138 Altberg (bei Heidelberg) 118 Altdorf 156 Altzey 102 Amberg 132, 133, 346 Amerika 340 Assyrien 392, 393 Athen 148, 184 Augsburg 205, 233, 243, 346, 347, 348, 349, 351, 363, 364, 370 Auhausen 93, 105 Avignon 128 Babylonien 367 Bacharach 118, 132, 231 Baden 134, 135, 158, 350 Baden(-Baden) 124, 349 Bamberg 354 Basel 14, 114, 116, 125, 340, 379 Bayern 13, 16, 93, 98, 99, 127, 135, 155, 202, 229, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 241, 249, 251, 337, 338, 340, 345, 346, 347, 348, 353, 354, 355, 356, 357, 359, 360, 361, 364, 365 Béarn 356, 376 Beidenfleth 155 Belgien 2, 349
Bergstraße 345 Bergheim 127 Besançon 365 Bingen 116, 367 Bischofsheim 238, 239, 355 Bitsch 243, 362 Böhmen 13, 16, 19, 20, 34, 36, 38, 48, 50, 56, 93, 94, 95, 96, 99, 106, 107, 114, 118, 201, 204, 222, 230, 231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 241, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 351, 352, 354, 355, 356, 359, 361, 363, 364, 369, 375, 376, 378, 387, 391, 392 Brandenburg 98, 148, 155, 346, 351, 364 Brandenburg-Küstrin 364 Braunschweig 168 Breitenfeld 157 Breslau 222, 368 Bretten 130 Brixen 368 Brügge 243, 362 Brüssel 234, 235, 236, 237, 350, 353, 355, 358, 363, 364 Budoris 116 Budweis 55, 98 Bünden 51, 54, 95, 96, 97, 231, 234, 235, 236, 237, 241, 334, 343, 350, 351, 355, 359, 375, 376, 383, 389 Burgund 123, 126, 238, 239, 357, 362 Bursfeld 127
438
VIII. Indizes
Coburg 114 Colico 95 Colmar 108, 116, 123, 136 Como 95, 350 Dänemark 155, 156, 157 Delphi 93 Den Haag (’s-Gravenhage) 201, 202, 359 Dilsburg 158 Donauwörth 46, 93, 359 Dresden 152 Eidgenossenschaft → Schweiz Elsass 123, 152, 158 England 2, 19, 36, 50, 51, 105, 124, 127, 128, 155, 156, 202, 236, 237, 238, 349, 350, 351, 352, 356, 370 (→ auch: Großbritannien) Ephesus 92 Erfurt 125 Europa 240, 241, 366 Flandern 243, 362 Fränkisches Reich 117 Franken 118, 126, 135, 139 Frankenthal 133, 157, 355, 369 Frankfurt am Main 14, 35, 45, 55, 93, 97, 125, 149, 152, 153, 157, 158, 161, 162, 165, 169, 172, 216, 237, 345, 353, 361, 365, 379 Frankreich 2, 19, 47, 50, 51, 96, 99, 102, 105, 124, 133, 139, 155, 156, 230, 231, 233, 234, 235, 238, 239, 340, 343, 349, 350, 351, 352, 355, 358, 359, 362, 363, 375, 376, 385, 389 Freiburg im Breisgau 125 Freising 363, 370 Friesland 369 Fuentes (Festung) 95, 350 Fulda 118, 139 Gaisberg (bei Heidelberg) 102, 119, 123, 136, 144, 241, 359 Gallien 117, 127 Gammelsdorf 361 Gemmingen 124 Generalstaaten → Niederlande Genf 104, 130, 132, 230, 231 Gent 243, 362 Genua (Genova) 16 Gießen 230, 231, 341 Göllheim 361 Göppingen 183
Göttingen 39 Graubünden → Bünden Graz 341, 343 Griechenland 93, 159, 163, 164, 165, 172, 176, 184, 198, 366, 367 Griesbach 152 Grömingen 129 Großbritannien 239 (→ auch: England) Habsburg 241, 356 Hagenau 369 Halberstadt 368 Hamburg 155, 165 Handschuhsheim → Heddesheim Hardt 123 Heddesheim 117, 126 Heilbronn 201 Heiligenberg 127, 139 Helmstedt 239 Hessen 139 Hildesheim 345, 370 Hilsbach 203, 238, 239, 356 Holland → Niederlande Holstein 154, 155, 156, 157, 161, 162, 193 Hunsrück 234, 235 Ingolstadt 343, 344 Innerösterreich 343, 351, 352 Innsbruck 344 Israel 54, 93, 186 Italien 19, 50, 51, 95, 97, 124, 127, 130, 340, 344, 351, 389 Itzehoe 155 Jerusalem 108, 120, 141 Jettenbühl 125 Jülich 93, 234, 235, 348, 349, 351 Jülich-Berg 348 Jütland 155 Junge Pfalz → Pfalz-Neuburg Kärnten 366 Kalabrien 339 Kastilien 239, 356 Kemnath (Oberpfalz) 124 Kephalonia 370 Kleve 93, 98, 348, 349, 351 Köln 38, 213, 230, 231, 232, 233, 237, 285, 341, 345, 354, 370 Königsberg (Preußen) 135
2. Orte, Regionen, Länder
Königsstuhl 128, 138 Konstantinopel 130, 363, 365 Konstanz 230, 231, 342 Korinth 157, 176 Kraftshof (bei Nürnberg) 20 Kraichgau 120, 134, 356 Krain 360, 366 Krakau (Kraków) 131 Kreuznach 36, 98, 102, 158, 360 Kroatien 361, 363, 364 Kruschwitz (Kruszwica) 367 Kyburg 241, 360 Ladenburg 117, 126, 128, 238, 239, 356 Lakedaimon → Sparta Lakonien 184 Landau 129 Landsberg am Lech 363 Landshut 131, 347, 362, 371 Lausitz 114, 392 Leiden 96, 104, 155, 393 Leipzig 124, 130, 230, 231, 341 Lindau 355 Litauen 97 Lobdengau 127 Löwen (Leuven) 125 London 351, 356 Lorsch 127, 131 Lothringen 139, 358 Luçon 392 Lüttich (Liège) 370 Lützen 158 Madrid 243, 352, 364 Mähren 45, 114, 340, 369 Magdeburg 229, 340, 341, 355, 364, 368 Mailand (Milano) 95, 96, 126, 228, 229, 340, 350, 351, 355, 375 Mainz 98, 99, 135, 149, 158, 203, 204, 213, 231, 232, 233, 235, 236, 237, 243, 245, 247, 285, 336, 341, 345, 346, 349, 352, 353, 360, 361, 367, 368 Makedonien 367 Malta 130 Mannheim 132, 202, 355 Mansfeld 148 Marseille 130 Messenien 184 Metz 46, 93, 135 Milet 184
439
Molsheim 230, 231, 340 Monteggiolo (bei Colico) 95, 350 Montpellier 356 Mühldorf 361 München 13, 98, 232, 233, 346, 347, 358, 361 Münster (Westf.) 343, 345, 370 Murano 93 Nassau 149 Navarra 234, 235, 351 Neapel (Napoli) 97, 228, 229, 339 Neckarbischofsheim → Bischofsheim Neckargemünd 203, 238, 239, 357 Neuburg an der Donau 131, 348 Neuburg, Stift (bei Heidelberg) 118, 127, 139 Neuenheim 117, 126 Neuhausen (bei Worms) 130 Neumarkt (Oberpfalz) 344 Neusohl (Banská Bystrica) 356 Neustadt an der Haardt 130 Niederbayern 361 Niederdeutschland 230, 231, 343 Niederlande 2, 19, 34, 36, 51, 52, 98, 99, 105, 149, 155, 156, 157, 234, 235, 237, 334, 340, 343, 348, 349, 350, 351, 354, 362, 369, 370 Niederösterreich 344 Niederpfalz 241 Niedersachsen 156 Nikolsburg (Mikulov) 356 Nimwegen (Nijmegen) 222 Nördlingen 348 Normandie 127 Nürnberg 20, 114, 153, 363 Oberbayern 361 Oberösterreich 344, 351 Oberpfalz 13, 123, 133, 241, 346, 348, 355, 359, 362, 369 Ochsenstein 362 Odenwald 120, 134, 139, 353 Oedenburg (Sopron) 203, 236, 353 Österreich 96, 202, 229, 239, 241, 243, 246, 247, 340, 343, 344, 345, 351, 355, 356, 360, 361, 363, 364, 366, 367 Oppenheim 36, 55, 97, 98, 201, 241, 358 Osmanisches Reich 234, 235, 239, 243, 245, 363, 365, 366 Paderborn 345 Pannonien 243, 363
440
VIII. Indizes
Paris 94, 114, 118, 128, 131, 139, 167, 238, 239, 342, 351, 358, 364 Parnassos (bei Delphi) 93 Passau 368 Pavia 128, 345, 361 Peenemünde 157 Peloponnes 184 Persien 367 Peterstal (Renchtal) 152 Pfaffengasse 109, 116, 123, 136, 230, 231 Pfalz-Lautern 129 Pfalz-Neuburg 131, 347, 348, 351, 363 Pfalz-Simmern 348, 349 Pfalz-Zweibrücken 347, 348, 349 Pforzheim 125 Philippsburg → Udenheim Plassenburg (bei Kulmbach) 124 Polen 54, 97, 370 Portugal 97 Posen (Poznań) 367 Prättigau 355 Prag (Praha) 13, 33, 38, 95, 106, 107, 128, 131, 201, 202, 204, 237, 341, 352, 356, 358, 369 Preßburg (Bratislava) 236, 237, 355, 356 Punien 95 Rain am Lech 157, 355 Rakovica (bei Sarajewo) 369 Rattenberg 347 Rees (bei Kleve) 55, 98 Regensburg 203, 237, 241, 349, 353, 359, 363, 365 Rheingau 231 Rheinland 135, 157, 352, 369 Römisches Reich 93, 117, 126, 134, 367 Rom 42, 51, 52, 101, 120, 231, 238, 239, 245, 247, 334, 335, 344, 358, 365, 366, 369, 375, 376, 382, 391 Rufach (Rouffach) 125 Sachsen 51, 155, 231, 246, 346, 349, 352, 353, 364, 392 Sachsenhausen 361 Salzburg 16 St. Goar 170, 199 Sardinien 97 Savoyen 355 Schlesien 34, 114, 201, 369 Schmalkalden 160, 347, 348, 363, 367 Schönau, Kloster 118, 131, 139 Schottland 51, 237, 352
Schwaben 118, 135, 139, 230, 231, 365 Schwäbisch Hall 366 Schweden 97, 131, 157, 206, 222, 348 Schweiz 2, 18, 19, 51, 54, 95, 97, 167, 223, 231, 237, 354, 355 Seckenheim 135 Sedan 359 Segeberg 155 Siebenbürgen 356, 363 Siegen 149 Simmern 99, 348 Sizilien 97, 120, 135, 232, 233, 348 Solicommum (Sulz?) 138 Spanien 13, 19, 36, 41, 46, 47, 48, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 157, 176, 184, 201, 202, 203, 206, 228, 229, 230, 232, 233, 234, 235, 237, 238, 239, 240, 241, 246, 247, 339, 340, 343, 346, 348, 349, 350, 351, 352, 353, 355, 356, 357, 358, 359, 362, 364, 368, 369, 370, 389 Sparta 159, 163, 164, 165, 172, 176 Speyer 111, 118, 120, 134, 135, 139, 235, 249, 349, 350, 369, 370 Sponheim, Abtei 360 Stahlbühel 118, 127 Stahleck, Burg 118, 127 Steiermark 231, 237, 341, 343, 351, 360, 361, 366 Stockholm 114 Straßburg 21, 33, 34, 109, 118, 139, 151, 152, 153, 155, 163, 167, 212, 230, 231, 340, 368 Stuttgart 153 Suebenreich 126 Tarent (Taranto) 95 Tirol 344, 351 Toledo 349 Trausnitz 361 Trient (Trento) 230, 231, 233, 236, 237, 238, 239, 334, 335, 341, 368, 370 Trier 126, 152, 346, 349, 350 Tübingen 152, 230, 231, 341 Türkei → Osmanisches Reich Udenheim 99, 157, 234, 235, 350 Ulm 36, 56, 99, 100, 236, 237, 352, 354 Ungarn 203, 238, 239, 340, 343, 344, 355, 356, 361, 363, 364, 366, 369 Unterfranken 134 Uzerche 130
3. Provenienzen
Vatikan 238, 239 Veltlin 97, 234, 235, 350, 351, 355, 375 Venedig (Venezia) 46, 93, 96, 343, 351, 355, 369, 370 Wallonien 105, 133 Weinheim 131 Weißenburg/Elsass (Wissembourg) 118, 139 Weißer Berg (Bílá hora) 13, 96, 106, 341, 347, 355, 356, 358, 375 Wesel 46, 51, 93, 95 Wewelsfleth 154, 155 Wien 95, 124, 230, 231, 236, 237, 243, 340, 343, 353, 356, 358, 363 Wiesloch 369 Wimpfen 185
441
Windische Mark 360 Wittenberg 124, 125, 130, 132, 153, 156, 230, 231, 341 Wolfenbüttel 198 Worms 36, 37, 38, 55, 97, 118, 120, 127, 139, 238, 239, 240, 241, 249, 356, 358, 359, 370 Würzburg 118, 124, 139, 360 Württemberg 134 Xanten 350 Zacynthus 370 Ziegelhausen 123 Zion 141 Zürich 153, 360 Zweibrücken 232, 233, 347
3. Provenienzen Der Index erfasst die Standorte der hier edierten Kleinschriften Zincgrefs. Ansbach, Staatliche Bibliothek (SB Ansbach) 166 Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek (SStB Augsburg) 22 Augsburg, Universitätsbibliothek (UB Augsburg) 221 Basel, Universitätsbibliothek (UB Basel) 110, 121 Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz (SBBPK Berlin) 22, 29, 212, 219, 221 Bern, Universitätsbibliothek (UB Bern) 214 Braunschweig, Herzog-Anton-Ulrich-Museum (HAUM Braunschweig) 380 Braunschweig, Stadtbibliothek (StB Braunschweig) 25 Breslau, Biblioteka Uniwersytecka wa Wrocławiu (BU Breslau) 26, 29, 221 Breslau, Stadtbibliothek (StB Breslau) 29 Dresden, Kupferstichkabinett (KSK Dresden) 110 Dresden, Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB Dresden) 24, 27, 29, 32, 33, 40, 209, 214, 217, 219 Edinburgh, National Library of Scotland (NLS Edinburgh) 218 Erfurt/Gotha, Universitäts- und Forschungsbibliothek (UFB Erfurt/Gotha) 29, 217, 219 Frankfurt/M., Universitätsbibliothek (UB Frankfurt/M.) 221, 396 Gießen, Universitätsbibliothek (UB Gießen) 25, 166, 218 Gotha, Stiftung Schloss Friedenstein (SSF Gotha) 380 Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek (SUB Göttingen) 164, 166, 212 Halle/S., Marienbibliothek (MB Halle/S.) 29, 217 Halle/S., Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB Halle/S.) 217 Halle/S., Waisenhausbibliothek (WHB Halle/S.) 29 Hannover, Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek, Niedersächsische Landesbibliothek (LB Hannover) 28, 166, 214 Harvard, University Library (UL Harvard) 222 Heidelberg, Kurpfälzisches Museum (KPM Heidelberg) 110 Heidelberg, Stadtarchiv (StA Heidelberg) 222 Heidelberg, Universitätsbibliothek (UB Heidelberg) 32, 101, 110, 212, 214 Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (TULB Jena) 26, 28, 29
442
VIII. Indizes
Karlsruhe, Badische Landesbibliothek (BLB Karlsruhe) 31, 210 Köln, Universitäts- und Stadtbibliothek (UStB Köln) 25 Krakau, Biblioteka Jagiellonska (BJ Krakau) 165, 219 Leipzig, Universitätsbibliothek (UB Leipzig) 23, 26, 218 London, The British Library (BL London) 214, 219 London, British Museum (BM London) 110, 381 München, Bayerische Staatsbibliothek (BSB München) 28, 29, 215, 222 München, Universitätsbibliothek (UB München) 215 Münster, Universitätsbibliothek (UB Münster) 222 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum (GNM Nürnberg) 110, 219 Nürnberg, Stadtbibliothek (StB Nürnberg) 29 Osnabrück, Universitätsbibliothek (UB Osnabrück) 219 Paris, Bibliothèque nationale de France (BNF Paris) 110 Regensburg, Fürst Thurn und Taxis Hofbibliothek (TTHB Regensburg) 29, 32, 212 Rostock, Universitätsbibliothek (UB Rostock) 215 Schwerin, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern (LB Schwerin) 219 Speyer, Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz (LBZRP Speyer) 222 St. Gallen, Kantonsbibliothek Vadiana (KBV St. Gallen) 222 Stockholm, Kungliga biblioteket (KB Stockholm) 219 Stockholm, Statens Konstmuseer (SKM Stockholm) 110 Straßburg, Bibliothèque nationale et universitaire (BNU Straßburg) 218 Ulm, Stadtbibliothek (StB Ulm) 166 Uppsala, Universitetsbiblioteket (UB Uppsala) 381 Warschau, Biblioteka Narodowa (BN Warschau) 212 Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB Weimar) 23, 28, 33 Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB Wien) 110 Wien, Universitätsbibliothek (UB Wien) 219 Wittenberg, Bibliothek des Evangelischen Predigerseminars (PS Wittenberg) 29 Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek (HAB Wolfenbüttel) 26, 29, 30, 32, 35, 164, 165, 166, 214, 219, 221 Wolfenbüttel, Niedersächsisches Landesarchiv (NLA Wolfenbüttel) 213 Yale, University Library (UL Yale) 218, 222 Zürich, Zentralbibliothek (ZB Zürich) 166, 215, 217, 222
INHALT
Vorbemerkung
VII
I. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 II. °Newe Zeitungen bzw. Die alte Warheit mit eim newen Titul (1619 u. ö.) . . . . . . . . . . . . . 1. Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Kontexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Verfasserschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Ausgaben und Druckbeschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Rezeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f ) Hinweise zur Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Apparate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Worterläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Sacherläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Quellennachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Material zur Rezeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13 13 13 14 20 22 34 40 41 58 58 88 92 100 101
III. °Haidelberga (1620) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Kontexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Verfasserschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Ausgaben und Druckbeschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Rezeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f ) Hinweise zur Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Apparate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Worterläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Sacherläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Quellennachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
103 103 103 106 108 110 114 115 116 121 121 121 122 136
IV. Eine Vermahnung zur Dapferkeit bzw. Soldaten Lob (1622 u. ö.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Kontexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Verfasserschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Ausgaben und Druckbeschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Rezeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f ) Hinweise zur Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
143 143 143 159 162 162 167 171
444
Inhalt
2. Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Apparate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Worterläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Sacherläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Quellennachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Material zur Rezeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
172 176 176 181 184 187 193
°Quotlibetisches Weltkefig bzw. °Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig (1622 u. ö.) . . . 1. Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Kontexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Verfasserschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Ausgaben und Druckbeschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Rezeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f ) Hinweise zur Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Edition (A und H) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Apparate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Varianten bCd zu A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Varianten EFG zu H . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Worterläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Sacherläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Quellennachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
201 201 201 203 208 208 222 224 225 255 254 284 327 339 371
VI. °Der Römische Vogelherdt (1623) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Kontexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Verfasserschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Ausgaben und Druckbeschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Rezeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f ) Hinweise zur Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Apparate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Worterläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Sacherläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Quellennachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
375 375 375 376 378 380 381 381 382 388 388 388 391 392
VII. Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Ungedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Gedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Forschungsliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
395 395 395 404
VIII. Indizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Orte, Regionen, Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Provenienzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
429 429 437 441
V.