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German Pages 239 [240] Year 1984
Ernst Risch Gerundivum und Gerundium
Ernst Risch
Gerundivum und Gerundium Gebrauch im klassischen und älteren Latein Entstehung und Vorgeschichte
W G DE
Walter de Gruyter · Berlin · New York 1984
CIP-Kurztitelaufnahme
der Deutschen
Bibliothek
Risch, Ernst: Gerundivum und Gerundium : Gebrauch im klass. u. älteren Latein ; Entstehung u. Vorgeschichte / Ernst Risch. - Berlin ; New York : de Gruyter, 1984. ISBN 3-11-009686-2
© Copyright 1983 by Walter de Gruyter Sc Co., Berlin 30, Printed in Germany. Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz und Druck: Saladruck, Berlin Buchbinder: Lüderitz & Bauer, Berlin
Hoc opusculum discipulis meis dedicandum censeo
Vorwort Was ich hier der Öffentlichkeit vorlege, ist bedeutend umfangreicher geworden, als ich es mir vorgestellt hatte. Meine Erfahrungen im Unterricht sowohl auf der gymnasialen als auch der akademischen Ebene haben mich immer mehr zur Überzeugung geführt, daß die Verwendung von Gerundivum und Gerundium im normalen Latein bedeutend einfacher und klarer geregelt ist, als man gemeinhin meint, und daß sich daraus auch wesentlich deutlichere Indizien für den Ursprung dieser Erscheinungen ergeben. So dachte ich vor allem daran, eben diesen normalen Sprachgebrauch anhand nicht allzu spärlicher Beispiele aus verschiedenen Stilschichten darzustellen, ihnen auch einige besonders anschauliche aus dem Altlatein beizufügen und zu zeigen, was für Hinweise wir aus den vorliterarischen Sprachresten gewinnen können. Unumgänglich schien mir auch, kurz darzustellen, was das Partizip und was der Infinitiv im Latein leisten. Mit der Arbeit wuchs jedoch der Stoff, und der untersuchte Bereich weitete sich aus. Da in der wissenschaftlichen Diskussion die vom normalen Sprachgebrauch abweichenden Verwendungsweisen, die sich etwa im Altlatein und noch mehr in der Ubergangszeit finden, eine unverhältnismäßig große Rolle spielen, durften auch sie nicht umgangen werden. Doch schien es mir notwendig, sie in den allgemeinen Rahmen des damaligen Sprachgebrauchs zu stellen. So mußte ich die älteren Autoren möglichst vollständig daraufhin untersuchen, wie sie Gerundivum und Gerundium verwenden. Die Arbeit ist somit nicht nur umfassender, sondern, wenn man so will, auch wissenschaftlicher geworden. Dennoch blieb das ursprüngliche Ziel bestehen, nämlich denen eine Hilfe und Handreichung zu bieten, welche überzeugt sind, daß der Lateinunterricht nur dann sinnvoll ist, wenn er nicht unverstandene Regeln eintrichtert, sondern sich bemüht, möglichst einfach und doch sachgemäß den lebendigen Sprachgebrauch vorzuführen. Ich darf aber hoffen, auch der historischen und vergleichenden Sprachwissenschaft etwas bieten zu können.
VIII
Vorwort
Meine ehemaligen und jetzigen Schüler haben diese Arbeit seit Jahren mit großem Interesse verfolgt; sie haben mir eigene Beobachtungen mitgeteilt und mich durch Fragen zu nochmaligem Überdenken veranlaßt. Sie haben mich auch ermuntert, die wichtigsten Ergebnisse in Form von Tabellen festzuhalten. So verdanke ich ihnen sehr viele wertvolle Anregungen. Alle beim Namen zu nennen, ist unmöglich, und einige wenige herauszugreifen wäre ungerecht. So nenne ich stellvertretend nur einen, Herrn lie. phil. Rudolf Wächter aus Winterthur, der die vielen Zitate nachkontrolliert, mich dabei an manchen Stellen zur Überprüfung der Darstellung veranlaßt und das ganze Manuskript wirklich druckfertig gemacht hat. Auch beim Lesen der Korrekturen hat er mir unentbehrliche Hilfe zuteil werden lassen. Ihm, aber auch allen andern Helfern sei ganz herzlich gedankt. Eine besondere Freude ist es für mich, daß der Verlag Walter de Gruyter sich bereit erklärt hat, diese meine Arbeit in gediegener Form herauszubringen. Auch ihm gilt mein herzlicher Dank. So darf ich hoffen, daß dieses Buch, wie es entstanden und gewachsen ist, sowohl denen, welche Latein unterrichten, als auch jenen, welche sich der wissenschaftlichen Erforschung dieser Sprache widmen, wertvolle Dienste leisten kann. Kilchberg, Sommer 1983
Ernst Risch
Inhaltsverzeichnis S
A. Einleitung 1. Vorbemerkungen 2. Form und Funktion von Gerundivum und Gerundium . . Form von Gerundivum und Gerundium -undus neben -endus Funktion des Gerundivums Funktion des Gerundiums Gegenüberstellung beider Funktionen 3. Allgemeine Charakterisierung des lateinischen Partizips Vorbemerkungen a) Die ein Substantiv charakterisierende Grundfunktion des Partizips b) Die satzerweiternde Funktion: sog. Partizipialkonstruktionen Participium coniunctum und Ablativus absolutus . . . Partizipialkonstruktion im Nominativ, Akkusativ und Ablativ Vorkommen in allen Sprachschichten Partizipialkonstruktion im Dativ Partizipialkonstruktion im Genetiv Von einer Präposition abhängige Partizipialkonstruktion: ante und post
ab urbe condita u. ä ob und inter Wesen der lateinischen Partizipialkonstruktionen . . Zusatz: Eingliedriger Ablativus absolutus c) Die satzbestimmende Funktion: das prädikative Partizip Vorbemerkungen α) Das Partizip als Prädikatsnomen ß) Das Partizip als prädikativer Zusatz zum Akkusativobjekt Part. Perf. Pass
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X
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Part. Präs. Akt d) Semantisch selbständige Partizipien Adjektive Substantive Semantische Einheiten vom Typus res gestae Entstehung semantisch selbständiger Partizipien . . . 4. Allgemeine Charakterisierung des lateinischen Infinitivs
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B. Die Verwendung des Gerundivums in klassischer Zeit Vorbemerkungen 1. Die satzerweiternde Funktion: sog. Gerundivkonstruktion Einleitung a) Die Gerundivkonstruktion im Genetiv abhängig von facultäs, occäsiö u. ä. (Ausdruck der Möglichkeit) abhängig von spes, Studium u. ä. Ausdruck von etwas Gewünschtem) abhängig von causa, genus, laus und glöria abhängig von Adjektiven wie cupidus, perttus b) Die Gerundivkonstruktion im Dativ Traditionelle Wendungen der Amtssprache Beispiele für einen lebendigen Gebrauch c) Die Gerundivkonstruktion im Ablativ bloßer Ablativ in mit Ablativ de und ab mit Ablativ d) Gerundivkonstruktion bei Präpositionen mit Akkusativ ad mit Akkusativ andere Präpositionen mit Akkusativ e) Zusammenfassung Allgemeines Das zeitliche Verhältnis zum übergeordneten Verbum Die Gerundivkonstruktion im Rahmen der übrigen Partizipialkonstruktionen
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2. Die satzbestimmende Funktion: prädikativ verwendetes Gerundivum Allgemeines 44 a) Das Gerundivum als Prädikatsnomen Allgemeines 45 Die „unpersönliche" Passivkonstruktion 46 Das prädikative Gerundivum im Acl, besonders bei censere 47 bei anderen Verben des Beschließens und Erkennens 48 Die Bedeutung des „Müssens" 49 b) Das Gerundivum als prädikativer Zusatz (prädikative Apposition) bei Verben wie dare u. ä 50 Bedeutung des Gerundivums als prädikativer Zusatz 51 c) Vergleich der beiden Hauptfunktionen des Gerundivums 52 3. Gibt es beim Gerundivum eine Verwendung, die der charakterisierenden Grundfunktion des Partizips entspricht? a) Älteres Latein und klassische Prosa Einleitung 53 Gerundiva, die etwas Wunderbares bezeichnen . . . . 54 Gerundiva, die etwas Ernstzunehmendes bezeichnen 55 Gerundiva, die etwas Verabscheuenswürdiges bezeichnen 56 Ausrufe vom Typus ο navigationem amandam! . . . . 57 In der Bedeutung sind solche Gerundiva den Adjektiven auf -bilis ähnlich 58 b) Der Gebrauch bei den Dichtern der klassischen Zeit . Catull und Vergil 59 Die anderen Augusteer 60 Formelhafte und individuelle Verwendung solcher Gerundiva 61 Verwendung dieser Gerundiva als Prädikatsnomen . 6 2 c) Prosa der Kaiserzeit 63 d) Herkunft solcher Gerundiva triirandus neben tritrus, miserandus neben miser . . . . 64 expetendus,nonferendus,noncontemnendus 65
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4. Semantisch selbständige Gerundiva
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a) Gerundiva mit passiver Bedeutung als Adjektive und Substantive ; Adjektive, besonders mit in- negierte Substantive wie verenda, pudenda; merenda; praebenda Kalendae (pecuniae) repetundae iüs iürandum
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b) Gerundiva mit nichtpassiver Bedeutung als Adjektive secundus oriundus volvendus läbundus Weitere Beispiele
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c) Die Adjektive auf -cundus Einleitung fäcundus fecundus träcundus iücundus verecundus rubicundus Zusammenfassung
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d) Die Adjektive auf -bundus Einleitung moribundus Die übrigen fürs älteste Latein bezeugten Bildungen . Belege aus den älteren Historikern Der Gebrauch bei Cicero Der Gebrauch bei Lukrez und Catull Überblick bis zum Ende der Republik Augusteische Dichter Livius Die Entfaltung der Adjektive auf -bundus im frühen Latein
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Inhaltsverzeichnis
C. Die Verwendung des Gerundiums in klassischer Zeit 1. Allgemeines 2. Das Gerundium im Genetiv abhängig von einem Substantiv abhängig von einem Adjektiv 3. Das Gerundium im Ablativ im bloßen Ablativ mit Präpositionen 4. Das Gerundium im Akkusativ mit Präposition 5. Adverbiale und nominale Zusätze beim Gerundium . . . Allgemeines Gerundium mit Akkusativobjekt Der Typus principium generandi anitnalium 6. Das Nebeneinander von Gerundium und Gerundivkonstruktion 7. Spätere Entwicklung 8. Zusammenfassung zum Verhältnis von Gerundium und Gerundivum
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D. Der Sprachgebrauch der altlateinischen Dichtung Einleitung 1. Die Gerundivkonstruktion im Genetiv . im Dativ im bloßen Ablativ bei Präpositionen mit Ablativ bei Präpositionen mit Akkusativ 2. Das Gerundivum als Prädikatsnomen Persönliche Konstruktion mit Agens Persönliche Konstruktion ohne Agens Unpersönliche Konstruktion mit Agens Unpersönliche Konstruktion ohne Agens Aus dem Rahmen fallende Beispiele a) Persönliches passives Gerundivum bei sonst intransitiven Verben b) Aktives Gerundivum
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Inhaltsverzeichnis
c) Akkusativobjekt neben unpersönlichem Gerundivum d) Vereinzelte weitere Besonderheiten 3. Das Gerundivum als prädikativer Zusatz bei dare, rogäre u. ä bei locäre, condücere, cüräre bei censere 4. Das Gerundium Einleitung Gerundium im Genetiv im Dativ im bloßen Ablativ bei Präposition mit Ablativ oder Akkusativ Adverbiale Ergänzungen beim Gerundium Akkusativobjekt beim Gerundium Seltenheit der Angabe des Akkusativobjektes Logisches Objekt im Genetiv: nöminandt istörum cöpia Mehrere Gerundien hintereinander Wechsel von Gerundium und Verbalabstraktum 5. Zusammenfassung
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E. Altlateinische Prosa und die alte Rechts- und Sakralsprache 1. Der Sprachgebrauch bei Cato Einleitung a) Sakrale Texte bei Cato Die Opferrituale Stereotyper Gebrauch der Gerundivkonstruktion in Gebetsformeln b) Sonstige Verwendung bei Cato Prädikativer Zusatz bei dare, rogäre, locäre Belege für die Gerundivkonstruktion Gerundivum als Prädikatsnomen c) Das Gerundium bei Cato 2. Besonderheiten der Amts- und Gesetzessprache a) Charakterisierung von Beamten (Typus decemviri sacrts faciundts) b) Die Formel liberum quaesendum causä
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c) Weitere Gerundiva in der alten offiziellen Sprache . . 141 d) Alte Belege für das Gerundium 142 e) Zusammenfassung 143
F. Die Sprache der Übergangszeit 1. Allgemeine Charakterisierung der Übergangszeit Geistige, soziale und materielle Veränderungen Veränderungen in der Sprache 2. Die Sprache der Gesetze und offiziellen Bekanntmachungen a) Charakterisierung von Beamten, Comitien und Gesetzen Typus tresvin colöniae dedücundae Typus comitia decemvins creandJs und lex parietJ faciendö b) Weitere Beispiele für die Gerundivkonstruktion . . . . Gerundivkonstruktion abhängig von de und in . . . . Gerundivkonstruktion im Genetiv Gerundivkonstruktion im Dativ c) Das Gerundivum als prädikativer Zusatz bei curare, locäre und ähnlichen Verben Beispiele aus Bauinschriften mit cüräre Bei mehreren Objekten steht das Gerundivum im Neutrum (Plur.) Beispiele mit locäre oder vendere Beispiele mit condücere oder redimere d) Der Gebrauch des Gerundiums e) Abweichungen von den üblichen Konstruktionen . . . faciendö cüräre Sonstige Abweichungen f) Zusammenfassung 3. Andere Zeugnisse der Ubergangszeit a) Lucilius und das Drama Lucilius Das Drama b) Private Inschriften und Prosa Private Inschriften Varro
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c) Schlußbetrachtungen
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G. Vorgeschichte und Herkunft von Gerundivum und Gerundium
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1. Der älteste lateinische Sprachgebrauch a) Der Befund des Altlateins 164 b) Vorliterarisches Latein 165 c) Die Frage nach der Priorität von Gerundivum oder Gerundium Enge Verbindung zwischen Gerundivum und Gerundium 166 Übergang von Adjektiv zu Substantiv und umgekehrt 167
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Annahme, das Gerundium sei primär 168 Annahme, das Gerundium sei ein Sonderfall des Gerundivums 169 d) Passive oder mediale Bedeutung der alten Gerundiva? 170
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e) Das Ergebnis der innerlateinischen Sprachvergleichung 171 2. Vergleich mit den anderen italischen Sprachen
164 165
a) Das Gerundivum im Oskischen b) Das Gerundivum im Umbrischen c) Vergleich des oskisch-umbrischen Gerundivums mit dem lateinischen d) Lautliche Probleme betreffend die Herkunft des lateinischen und oskisch-umbrischen Gerundivums . Herkunft des lateinischen nd und des osk.umbr. (n)n Die Entwicklung von *tn in den italischen Dialekten Das Gerundivum aus *-tno-, evtl. aus *-d(h)no- herleitbar 3. Das baltisch-slavische Gerundivum Das litauische Partizip der „passiven Notwendigkeit" . . Slavisch prijqtmü Baltisch-slavisch *-t°no- und lat., bzw. ital. *-tno4 . Die Herkunft von *-tno-, bzw. *-t°noVergleich mit den heth. Verbalabstrakta auf -(a)tar . . . .
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Andere Gerundiva sind ebenfalls von Verbalabstrakta abgeleitet ebenso auch andere passive Verbaladjektive Das Gerundivum als o-Ableitung zum Verbalabstraktum auf *-tr/-tn- (evtl. *-dhr/-dhn-) 5. Die Entwicklung im Latein a) Die Situation im frühesten Latein b) Das Verhältnis zu den alten Partizipien auf -m(e)no-. c) -(u)ndus in der Amtssprache d) Die Adjektive auf -cundus und -bundus e) Weitere Entwicklung Die Beliebtheit der Gerundivkonstruktion Das Gerundivum als Prädikatsnomen Die Entwicklung des Gerundiums
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Annex I (zu § 4 6 und § 116c): Das unpersönliche Gerundivum mit Akkusativobjekt
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Annex II (zu § 78): Das Adjektiv oder Partizip (fetus) feta
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Annex III (zu § 101 und § 128): Die Konstruktion principium generandt animälium
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Annex IV (zu § 1 4 6 und § 1 5 0 ) : Der Dativ iure dicundo Tabelle 1: Die wichtigsten Verwendungsweisen des Part. Perf., des Part. Präs. Akt. und des Gerundivums Tabelle 2: Vergleich zwischen den Verwendungsweisen von Gerundivum und Gerundium Tabelle 3: Für die vorliterarische Zeit bezeugte oder erschlossene Verwendungsweisen Indices 1. Index verborum 2. Index locorum
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Abkürzungen 1. Lateinische Autoren und Werke Die lateinischen Autoren und Gesetze sind nach TLL (Thesaurus Linguae Latinae) zitiert, jedoch mit folgenden Ausnahmen: ad M. fil. (Cato) ad Marcum filium (ad. fil. TLL) Aug. Augustus, nicht Augustinus (Caesar) bellum civile (civ. TLL) bc bG (Caesar) bellum Gallicum (Gall. TLL) bP (Naevius) bellum Punicum (carm. TLL) comica com. fam. (Cicero) ad familiares epistulae (epist. TLL) Heroid. (Ovid) Heroides (epist. TLL) LL (Varro) de lingua Latina (ling. TLL) PF Pauli excerpta ex Festo (ed. Lindsay 1913; Paul. Fest. TLL) Pit. Plautus Pomp. (Cicero) de imperio Cn. Pompei oratio (Manil. TLL) RR (Varro) de re rustica (rust. TLL) scaenica sc. tr. tragica Verr I/II (Cicero) actio prima/secunda in C. Verrem (anders gezählt TLL)
2. Fragmentsammlungen Bü J L Male.
F. Bücheler, Varronis Menippearum reliquiae (Anhang zu Petron, Satiren) Berlin 5 1912 H. Jordan, M. Catonis praeter librum de re rustica quae extant, Leipzig 1860 (außer für die Origines, s. P) s. „Autoren und Werke" PF Henrica Malcovati, Imperatoris Caesaris Augusti operum fragmenta, Turin 41962
Abkürzungen
Marx Maur.
R Strz. V Warmington
XIX
Fr. Marx. C. Lucilii carminum reliquiae, Leipzig 1904/5 B. Maurenbrecher, C. Sallusti Crispi Historiarum reliquiae, fasc. II, Leipzig 1893 H. Peter, Historicorum Romanorum reliquiae, 2 1914 (v. a. p. 55 ff. für Cato, orig.) O. Ribbeck, Scaenicae Romanorum poesis fragmenta, Bd. I (Tragiker) 2 1871, Bd. II (Komiker) 2 1873 W. Strzelecki, Cn. Naevii belli Punici carmen, Leipzig 1964 J. Vahlen, Ennianae poesis reliquiae, Leipzig 2 1903 Ε. H. Warmington, Remains of Old Latin, 4 Bde., Loeb, London 1 1 9 3 5 - 4 0
3. Inschriften Bruns
K. G. Bruns, Fontes iuris Romani antiqui, Tübingen 1909 Corpus Inscriptionum Latinarum, vol. I, ed. altera E. Diehl, Pompeianische Wandinschriften und Verwandtes, 2Berlin 1930 A. Degrassi, Inscriptiones Latinae liberae rei publicae, Florenz, Bd. 1 2 1 9 6 5 , Bd. II Ί 9 6 3 (v. a. für im CIL I2 nicht enthaltene Inschriften) Senatus consultum de Bacchanalibus (CIL I2 581, S. C. de Bacch. TLL) E. Vetter, Handbuch der italischen Dialekte, Heidelberg 1953 7
CIL I2 D Dgr.
SCBacch Ve
4. Weitere Literatur Aalto Hofmann-Szantyr
P. Aalto, Untersuchungen über das lateinische Gerundium und Gerundivum, Helsinki 1949 J. B. Hofmann, neubearb. v. A. Szantyr, Lateinische Syntax und Stilistik, Hdb. der Altertumswissenschaft 11,2, Bd. 2, München 1965
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Abkürzungen
Lejeune, Manuel
M . Lejeune, Manuel de la langue venete, Heidelberg 1 9 7 4 Leumann (Gramm.) M . Leumann, Lateinische Laut- und Formenlehre, München 2 1 9 7 7 (Bd. 1 zu Hofmann-Szantyr, s. o.) Leumann, Kl. Sehr. Manu Leumann, Kleine Schriften, Zürich 1 9 5 9 Prosdocimi Lingue e dialetti dell'Italia antica, ed. (mit eigenen Beiträgen) A. Prosdocimi, Rom 1978 Sommer-Pfister F. Sommer, neubearb. v. R. Pfister, Handbuch der lateinischen Laut- und Formenlehre, Bd. I, Heidelberg 1 9 7 7 Verf., Kl. Sehr.
Ernst Risch, Kleine Schriften, Berlin 1981
Α. Einleitung 1. Vorbemerkungen § 1. Das Nebeneinander von Gerundivum und Gerundium, ihre Funktion, ihr gegenseitiges Verhältnis, ja sogar die Abgrenzung zwischen ihnen darf wohl als ein für Lehrer und Schüler gleichermaßen dornenvolles Kapitel im üblichen Lateinunterricht bezeichnet werden. Nicht besser steht es mit der wissenschaftlichen Diskussion, die besonders in den letzten dreißig Jahren, nämlich seit Pentti Aalto's ,Untersuchungen über das lateinische Gerundium und Gerundiv' (Helsinki 1949) schier ins Unermeßliche angeschwollen ist, wobei teils sprachwissenschaftliche, teils fachdidaktische Gesichtspunkte im Vordergrund stehen. Was immer wieder diskutiert wird, ist die Frage nach der Funktion oder den Funktionen von Gerundivum und Gerundium, beim ersteren auch, wie weit die Bedeutung des Müssens (notio necessitatis) wesentlich ist, und ferner das Verhältnis von Gerundivum und Gerundium. Das alles sowohl synchronisch, d.h. wie es sich z.B. vom klassischen Latein aus darbietet, als auch diachronisch, d. h. sprachhistorisch betrachtet. In der fachdidaktischen Diskussion kommt natürlich die Frage dazu, wie die Schüler in diese Erscheinungen eingeführt werden sollen. Man kann sich kaum des Eindrucks erwehren, daß hier jede mögliche Erklärung nicht nur bereits vorgetragen, sondern auch „endgültig bewiesen" und ebenso „endgültig widerlegt" worden ist, so daß es einem jeden freisteht, irgendeine hervorzuholen und sie als „wissenschaftlich eindeutig gesichert" zu präsentieren. Lohnt es sich nun in dieser Situation, da alle Wege schon ausprobiert sind und keiner den anderen überlegen zu sein scheint, und da jede neue Diskussion nur noch größere Verwirrung zu stiften droht, sich überhaupt noch mit dieser Frage Gerundivum/Gerundium oder, wie man in neuerer Zeit gerne sagt, mit den -nd-Formen zu beschäftigen? Wenn ich es dennoch wage, so deshalb, weil ich immer mehr die Überzeugung gewonnen habe, daß bei der ganzen Diskussion verschiedene m. E. entscheidende Fakten und Gesichtspunkte kaum berücksichtigt worden sind. Ich verzichte daher in dieser besonderen Situation auf eine Auseinandersetzung mit den zahlreichen bisherigen
2
Α. Einleitung
Vorschlägen 1 und versuche vielmehr, vor allem den normalen Sprachgebrauch zu umreißen, dabei das Regelmäßige herauszuarbeiten und daraus die — wie mir scheint - sich aufdrängenden Schlüsse zu ziehen. Meine Untersuchung zielt also auf die Feststellung des Gesetzmäßigen und nicht auf das Sammeln von gelegentlichen Ausnahmen, Unregelmä-
1
Aus den oben dargelegten Gründen beschränke ich mich auf die Nennung einiger wichtiger oder wenigstens besonders markanter Arbeiten in chronologischer Reihenfolge: Alfred E r n o u t , Infinitif grec et gerondif latin, in seinen Philologica I (1946), 203—223 (Charakterisierung des Gerundiums). Bereits erwähnt ist die Dissertation von Pentti A a l t o , Untersuchungen über das lateinische Gerundium und Gerundivum, Helsinki 1949, auf der die meisten späteren Arbeiten direkt oder indirekt basieren, und die wegen ihres reichen, allerdings chronologisch zu wenig geordneten und nicht immer exakt genug interpretierten Materials auch heute noch äußerst wichtig ist; vgl. die Rezensionen von A.Ernout, Gnomon 22 (1950), 312f., und Verf., ZRPh 67 (1951), 356—359. Verschiedene Aufsätze im „Gymnasium" verfolgten, der allgemeinen Zielsetzung dieser Zeitschrift entsprechend, besonders Fragen des Schulunterrichts: Martin H a r l i n g , Die lateinische Gerundivkonstruktion. Ihre innere Struktur und ihr Verhältnis zum Satzganzen. Überlegungen und unterrichtliche Folgerungen, Gymnasium 67 (1960), 422—440 (Gerundivum im Grunde Part, Präs. Pass., die notio necessitatis sekundär [in der Verbindung mit esse], Gerundium unpersönliche Sonderform des Gerundivums); Hans D r e x l e r und Klaus S t r u n k , Uber Gerundium und Gerundivum (Arbeiten aus dem Landesinstitut für den altsprachlichen Unterricht NordrheinWestfalen in Köln), Gymnasium 69 (1962), I. H. Drexler 4 2 9 - 4 4 5 (bespricht mit ausgewogenem Urteil die verschiedenen Erklärungsvorschläge, stellt einige evidente Irrtümer richtig, ζ. B. Häufigkeitszahlen für Plautus), II. K. Strunk 445—460 (mit Aalto für Priorität des Gerundiums, aber ohne wesentliche neue Argumente). In den folgenden Jahren herrscht das Bestreben vor, die damals neuesten Theorien der allgemeinen Sprachwissenschaft auch aufs Latein anzuwenden, so Hermann St ei η t h a i , Grammatische Begriffsbildung dargestellt an der Lehre von Gerundium und Gerundivum, Gymnasium 74 (1967), 227—251 (sehr klare, auf L. Tesniere's Dependenzgrammatik basierende, rein synchronische Darstellung des hauptsächlichen Sprachgebrauchs), dann Ada Ν e s c h k e, Strukturale und traditionelle Syntax dargestellt am Beispiel von Gerundium und Gerundivum, Glotta 52 (1974), 237—273, als kritische Antwort darauf Klaus S t r u n k , Lat. Gerundium/Gerundivum und die TG ( = Transformationsgrammatik), ebd. 273—287. Ich habe nicht den Eindruck, daß das Problem Gerundivum/ Gerundium dadurch sehr gefördert wurde, vielmehr haben die Transformationsbäume dem einen oder anderen die Sicht auf die Spracherscheinungen verdeckt. Wieder stärker traditionell ist Wolfgang Β1 ü m e 1, Zur historischen Morphosyntax der Verbalstrakta im Lateinischen, Glotta 57 (1979), 7 7 - 1 2 5 (reiche Bibliographie, übernimmt aber unkritisch die Vorschläge von Strunk und konstruiert recht willkürlich angebliche ältere Vorstufen). Im übrigen verweise ich auf die bibliographischen Angaben bei Leumann 331 f. und in den oben genannten Arbeiten, vor allem bei W. Blümel.
§§1,2
Übereinstimmung in der Form
3
ßigkeiten, ja sogar Entgleisungen 2 . Von dieser Basis aus soll dann versucht werden, zum frühesten faßbaren Gebrauch zunächst innerhalb des Lateins, dann im Bereich des Indogermanischen vorzustoßen und von dorther den Weg der Entwicklung und Entfaltung zum klassischen Normalgebrauch aufzuzeigen.
2. Form und Funktion von Gerundivum und Gerundium § 2. Es empfiehlt sich, zu Beginn unserer Darlegungen die beiden Termini Gerundivum und Gerundium nach Form und Funktion zu definieren. Das drängt sich um so mehr auf, als in dieser Hinsicht keineswegs restlose Übereinstimmung herrscht 3 . Als sicher darf gelten, daß beide fest im verbalen Paradigma verankert sind und hier zum Verbum infinitum gehören. Ein jedes Verbum kann also, wenn man von so unregelmäßigen wie esse und velle absieht, ein Gerundivum und ein Gerundium bilden. Beide sind der F o r m nach weitgehend identisch: sie werden mit -and- oder -end- plus Kasusendung der 2. (bzw. der 2. und 1.) Deklination gebildet, wobei das Gerundivum ein vollständiges Adjektivparadigma, das Gerundium dagegen nur einige Singularkasus hat. Rein deskriptiv wird man also sagen, daß das Gerundium eine auf wenige Formen beschränkte Sonderverwendung des Gerundivums darstellt. Es genügt daher, solange man bloß die Form betrachtet, nur das Gerundivum oder nur das Gerundium zu nennen, da das eine vom anderen problemlos ableitbar ist. Gebildet werden diese -rad-Formen jeweils vom sog. Präsens-Stamm (besser: Infektstamm). Dabei besteht eine ganz feste Koppelung mit dem Part. Präs. Akt., ζ. T. auch mit der 3. Pers. Plur. des Ind. Präs., nämlich: laudandus usw. monendus usw. legendus usw. 2
3
wie laudäns -antem usw., vgl. 3. Plur. laudant wie monens -entern usw., vgl. 3. Plur. monent wie legens -entern usw., aber 3. Plur. legunt
Gerade solche spielen sowohl bei Aalto, als auch in der übrigen Diskussion eine unverhältnismäßig große Rolle. So zählt z.B. Aalto 92ff., bzw. 8 2 f f . den Typus cavendum est, ebenso faciendum cürävit nicht zum Gerundivum, sondern zum Gerundium, und andere folgten ihm (vgl. Anm. 138 und 204). Zu beachten ist auch, daß im Französischen mitgerondif auch das bezeichnet wird, was wir „Gerundium" nennen.
4
Α. Einleitung
SS 2 , 3
capiendus usw. wie capiens -entern usw., aber 3. Plur. capiunt ftniendus usw. wie ftniens -entern usw., aber 3. Plur. ftniunt (-)eundum usw. wie (-)euntem usw., vgl. 3. Plur. (-)eunt. § 3. Früher war -undus auch in der 3. und 4 . Konjugation normal. Diese Form herrscht ζ. B. bei Plautus vor (wobei der Befund der Handschriften nicht immer einheitlich ist), sie findet sich regelmäßig in der Lex Acilia repetundarum (CIL I 2 5 8 3 , Bruns S. 5 5 ff.; a. 123), ζ. B. 19 de
nomine deferundo
iudicibusque
legundeis, ähnlich in den anderen
inschriftlich erhaltenen Gesetzen der republikanischen Zeit 4 , öfter auch in anderen Inschriften, z.B. CIL I2 621 (bald nach 181) triu(m)vir
Aquileiae coloniae deducundae (§ 139), oder faciundum coiravit u. ä.
neben faciendum . . . ( § 1 5 1 ff.), allerdings - trotz archaisierender Schreibweise - in SCBacch. 3 exdeicendum und 25 faciendam. Dagegen steht nach u, ν regelmäßig -endus, z.B. Lex repetund. 65 tribuendei
caussa,
volvendus
(seit Ennius, s. § 73), solvendö
(§ 142) u.a. 5 . In
klassischer Zeit ist -undus bei Archaisten wie Sallust beliebt; vor allem kennen es die Römer aber aus Gesetzen oder anderen Inschriften und verwenden es noch in festen Formeln wie ζ. B. de (pecünns) repetundis (§ 69), ferner beim isolierten oriundus (§ 72) und bei den Adjektiven auf -cundus und -bundus (§§ 7 6 ff., 8 4 f f . , 188). Offenbar galt zunächst die Koppelung an die 3. Plur.; diese wurde dann durch jene an das Part. Präs. Akt. abgelöst, was bei der 3. und 4. Konjugation zu neuen Formen führte. Das alte -undus hielt sich beim Gerundivum und Gerundium in der normalen Sprache nur dort, wo -unt- auch beim Part. Präs. Akt. erhalten blieb, nämlich bei eundum6.
4
Erst in der Lex Iulia municipalis (CIL I 2 5 9 3 , Bruns S. 1 0 2 ; a. 45) und der Lex Ursonensis (CIL I 2 5 9 4 , Bruns S. 1 2 2 ; a. 44) wird -endus normal und -undus bleibt auf einige formelhafte Wörter wie referunda
5
*sequondos 6
beschränkt.
Jedoch geht das sehr früh selbständig gewordene secundus
offenbar auf ein altes
zurück, s. § 71.
S. Leumann 3 3 1 ; beim Part. Präs. der athematischen Verben wechselte ursprünglich -ont- (vgl. *volont-, bzw. *velont- in voluntas) mit -ent-, letzteres offenbar aus *-nt-, also alter Ablaut. Doch ist hier -ent- viel früher als -endus
beim Gerundivum/
Gerundium verallgemeinert worden, s. Leumann 5 8 2 . - Zur möglichen idg. Herkunft des ο in -undus (< *-ondo-) s. § 181 Ende.
§4
Allgemeine Funktion des Gerundivums
5
§ 4. Während Gerundivum und Gerundium formal offensichtlich zusammengehören, scheinen sie in der F u n k t i o n zunächst scharf getrennt zu sein. Das G e r u n d i v u m ist ein Verbaladjektiv oder eine Art Partizip mit passiver Diathese (während Part. Präs. und Part. Fut. eindeutig aktiv sind) 7 und drückt das noch nicht vollendete (noch nicht abgeschlossene) „Erleiden" einer Handlung aus. Wie weit dieses „noch nicht vollendet" als präsentisch, als futurisch, als Ausdruck der Möglichkeit, der Wünschbarkeit oder der Notwendigkeit aufzufassen ist, soll später zur Sprache kommen (§§ 4 1 ff., 4 9 , 52); auf alle Fälle steht es im deutlichen Gegensatz zum Part. Perf. Pass., was sich seit der augusteischen Zeit oft in pointierten Wendungen ausdrückt, z.B. Aug. ad Liviam 1, 5 ff. (Male. p. 6) quid est, quod dubitemus, quin per eosdem articulos et gradus producendus sit, per quos frater eius produetus sit? M o n . A n c . 4 Ob res ... prospere gestäs qui[nquagiens et qjuinquiens decrevit senätus supp[lica]ndum esse dts immortälibus. dies a[utem, pejr quos ex senätus consulto [sjupplieätum est, fuere ... (vgl. auch 13 [Ianum] Quirin [um] ... a condita urbe bis omnino clausum ... ter me principe senatjus claudendum esse censui[t]) Besonders bei Dichtern: Ov. Heroid. 7, 15 f. (Dido:) facta fugis, facienda petis. quaerenda per altera, quaesita est altera terra tibi [orbem Hör. epist. 1, 1, 1 prima dicte mihi, summa dicende Camena Hör. carm. saec. 2 f. . . . ο colendi / semper et culti (s. § 61), sowie bei Livius: Liv. 2 1 , 2 1 , 8 inter labores aut iam exhaustos aut mox exhauriendos (s. § 40) Liv. praef. 6 ante conditam condendamve urbem (s. §§ 14, 4 0 , 4 2 ) , vgl. H. Drexler, Gymnasium 6 9 (1962), 4 4 0 . Als Verbaladjektiv oder Partizip bildet das Gerundivum sämtliche Formen des Paradigmas mit den drei Genera, allen Kasus (vereinzelt
7
Über vereinzelte Bildungen mit aktiver (aber intransitiver!) Bedeutung wie Pit. Epid. 7 4 puppis pereundast probe s. § 1 1 6 , vgl. Aalto 143 ff. Über ursprünglich mediales secundus < *sequondos, oriundus u. ä. s. § 71 ff.
6
Α. Einleitung
§§4-7
auch Vokativ8) und den beiden Numeri, also im ganzen 14 verschiedene Formen. § 5. Das G e r u n d i u m ist dagegen Verbalsubstantiv und wird gerne als Ersatz für die fehlenden Kasus des Infinitivs definiert. Gebildet werden daher nur ein Genetiv auf -t, ein Ablativ und ein (sehr seltener) Dativ auf -ö und ein Akkusativ auf -um (dieser aber nur nach Präpositionen gebraucht), also agendt, agendo, (ad) agendum. Die Bedeutung ist normalerweise aktiv, doch wird das Gerundium auch bei Deponentien gebildet; bei Verben wie laväre ,jem. waschen od. baden' / lavärt,(selbst) baden' kann das Gerundium sowohl transitiv als auch intransitiv sein, vgl. einerseits Pit. Poen. 223 eae (ancillae) nos lavando, eluendo operam dederunt (Dat., vgl. § 122), andererseits Varro LL 9, 68 balneum ...,
ubi bina essent coniuncta aedificia lavandi causa, unum ubi viri, alterum ubi mulieres lavarentur. Genau genommen ist das Gerundium also diathesenindifferent und bezeichnet daher gewöhnlich die nichtmarkierte Diathese, ist also meist aktiv: agendt zu agere, nicht zu agp.
§ 6. Das G e r u n d i v u m i s t also hinsichtlich Diathese markiert, nämlich eindeutig passiv, ist ein Partizip (Adjektiv) und besitzt alle Genera, Kasus und Numeri. Das G e r u n d i u m ist dagegen hinsichtlich Diathese unmarkiert (daher meist aktiv), ist substantivisch gebrauchter Infinitiv und bildet nur drei verschiedene Formen (-t, -ö, -um, s. § 5, ausführlicher § 94 ff.). Obwohl sie also nach der Funktion scharf geschieden sind, weiß jeder aus der Erfahrung, daß sie im Einzelfall (also im Bereich der „parole") vielfach ähnliche Bedeutung haben und es nicht immer einfach, ζ. T. sogar unmöglich ist, beides zu trennen, ja daß man beim Übersetzen oft ganz gut ohne eine Entscheidung durchkommt.
3. Allgemeine Charakterisierung des lateinischen Partizips § 7. Da das Gerundivum als Partizip und das Gerundium als Infinitiv definiert werden, empfiehlt es sich, bevor wir ihre Verwendung genauer 8
Etwa Verg. Aen. 9, 2 7 6 venerande puer (s. § 59), Hör. epist. 1 , 1 , 1 dicende, carm. saec.
2 f. ο colendi semper (s. § 61) u. a., verschiedene Beispiele aus Ovid s. § 60. ' Passives Gerundium z.B. Lucr. 1, 3 1 2 anulus in digito subter tenuatur habendo; vgl. mit weiteren Beispielen E.A.Hahn, ΤΑΡΑ 74 (1943), 2 7 6 ff, s. auch Anm. 194 a.
SS 7 , 8
Funktionen des Partizips
7
betrachten, vorerst in Erinnerung zu rufen, was im Latein ein Partizip und was ein Infinitiv leistet. Wir beginnen mit dem P a r t i z i p . Zu unterscheiden ist grundsätzlich zwischen grammatischer Verwendung, d.h. der Verwendung als eigentliches Partizip, das an sich bei jedem normalen Verbum, sofern es der Sinn erlaubt, möglich ist und gegenüber dem betreffenden Verbum keine Eigenbedeutung hat, und der semantisch selbständigen oder lexikalischen Verwendung, d. h. der Verwendung als wirkliches Adjektiv, evtl. als Substantiv. So bedeutet ζ. B. prtvätus als Partizip ,(einer Sache) beraubt', als Adjektiv ,privat' im Gegensatz zu püblicus ,öffentlich, auf Staatskosten' oder zu communis ,gemeinsam', als Substantiv »Privatmann' im Gegensatz zu magisträtus. Oder nätus als Partizip ,geboren', als (allerdings nur sehr beschränkt verwendbares) Adjektiv (decern annös) nätus ,(zehn Jahre) alt', als Substantiv ,Sohn' (näta ,Tochter')10, cönstäns als Partizip feststehend, kostend' u. ä., als Adjektiv ,standhaft' usw. Verneint wurde das Partizip in älterer Zeit durch in- ( < *n-, gr. ά-, dtsch. ««-), was sich bei den häufiger gebrauchten erhalten hat, z.B. infectus ,ungetan' invictus ,unbesiegt' (und ,unbesiegbar'), msciens ,nicht wissend', isoliert invvtus (dem Sinn nach zu velle)u. a) Die ein Substantiv charakterisierende Grundfunktion des Partizips § 8. Die grammatische, offenbar seit uridg. Zeit ererbte Grundfunktion des Partizips ist, ein Substantiv durch einen Verbalbegriff zu charakterisieren oder es dadurch zu beschreiben, während die charakteristische Beschaffenheit, Eigenschaft oder Lage durch ein Adjektiv ausgedrückt wird. So kann im Deutschen eine Brücke als hängende Brücke oder als gedeckte Brücke gegenüber anderen Brücken gekennzeichnet sein, aber auch als hölzerne oder steinerne, als neue oder alte, als obere oder untere. Die besten Beispiele für diesen Gebrauch findet man wohl im nichtliterarischen Alltag. So wird in Pompeji in einer Verlustanzeige eine entlaufene Stute als ,mit einem Packsattel mit Körben beladen' beschrieben:
10 11
Außerdem bei Pit. nätus nemo ,kein Mensch', z.B. Most. 4 0 2 , 4 5 1 u . a . Nach Vorbild der negierten Partizipien auch iniussü (seit Cato agr. 5, 3 u. a. und Ter. Hec. 5 6 2 , Phorm. 2 3 1 ; iussü seit Pit.).
8
Α. Einleitung
D 4 3 3 equa ... abe(r)ravit K[a]l. S[ept]embres.
cum semuncis12
§8
honerata
(h- !) a. d. VII
Beliebt sind auch Charakterisierungen in Überschriften, so in derjenigen zum Monumentum Ancyranum (die so verwendeten Partizipien sind durch Sperrung hervorgehoben): Kerum gestärum13 dtvi Augusti, quibus orbem terra[rum]... subiecit, et inpensarumquas in rem publicam populumque Romanum fecit, incisarum in duabus ahenets ptlis, quae su[n]t Romae positae, exemplar sub[ijectum ,(unten folgende) Abschrift der in zwei eherne Pfeiler eingetragenen Taten . . . und finanziellen Leistungen . . . ' . Aus dem Monumentum Ancyranum etwa noch 19 Curiam et continens ei Cbalcidicum templumque Apollinis in Palatio ..., aedem diviluli..., aedes in Capitolio lovis Feretri et lovis TonantisH, feci 2 0 rtvos aquärum complüribus locts vetustäte labentes refeci15. Wir können diese Funktion, da hier das Partizip ein einzelnes Substantiv näher bestimmt, als s u b s t a n t i v - c h a r a k t e r i s i e r e n d bezeichnen. In den meisten der gegebenen Beispiele hat das Partizip noch eine zusätzliche Ergänzung (Objekt oder Adverbiale), welche im Prinzip genau so konstruiert ist wie beim entsprechenden Verbum finitum16. 12
13 14
15
16
Die Präp. cum steht wohl im Sinn von ,samt', also genauer ,samt dem Packsattel, mit dem sie beladen ist'; semunctae (vermutl. Plurale tantum) ,Packsattel mit Körben' (clitellae semunctae κανθήλιον Gloss.) ist bezeugt Cato agr. 10, 3 und 1 1 , 4 (für Esel), vgl. R. Goujard, Caton, de l'agriculture, Paris 1975, S. 154. Zu res gestae als semantische Einheit s. § 25 f., zu impensa s. § 24. Iuppiter Tonäns (wohl jünger als love tonante) zur Differenzierung etwa gegenüber luppiter Optimus Maximus, Iuppiter Capitöltnus, Iuppiter Feretrius u. a., wo der Name durch Adjektive charakterisiert ist. Der Anklang an den Anfang der 6. Römerode (Hör. carm. 3, 6, 2 f.) ist nicht zu überhören. So jedenfalls im klassischen Latein. Doch sind auch im Altlatein im Gegensatz zu einer verbreiteten Ansicht Ergänzungen zum Partizip gut bezeugt, so z.B. Akk.-Obj. Liv. Andr. 17 (19) utrum genua amploctens virginem orarat (allerdings nach ζ 142 ή γουνών λίσσοιτο λαβών εύώπιδα κούρην), Enn. ann. 195 f. non cauponantes bellum, sed belligerantes, / ferro non auro vitam cernamus utrique, ebd. 47 haec effatus pater, germana, repente recessit (ebenso 59), mit Akk.-Obj. und instrumentaler Ergänzung ebd. 71 f. hinc campum celeri passu permensa parumper / coniicit in silvam sese, wo allerdings campum und permensa konjiziert sind; mit instrumentaler und lokaler Ergänzung Liv. Andr. 18 (20) ibi manens sedeto donicum videbis I me carpento vehentem domum venisse (anders ζ 295 f. . . . , εις δ κεν ημείς / άστυδε έλθω μεν και ίκώμεθα δώματα πατρός).
§§ 9, 10
Charakterisierendes u. satzerweiterndes Part.
9
b) Die satzerweiternde Funktion: sog. Partizipialkonstruktionen § 9. Aus dieser substantiv-charakterisierenden Grundfunktion lassen sich die verschiedenen anderen herleiten. Ich nenne zunächst die fürs Latein so eminent wichtigen sog. Partizipialkonstruktionen, also das P a r t i c i p i u m c o n i u n c t u m und den (daraus entwickelten) A b l a t i v u s a b s o l u t u s . Ihre Funktion ist es, eine Nebenhandlung oder einen Nebenumstand anzugeben, oder - allgemeiner ausgedrückt — einen Satz in einen anderen zu integrieren („einzubetten"), indem das Verbum finitum (Prädikat) durch ein Partizip (Attribut) ersetzt wird17. Wir nennen diese Verwendung, die eine wichtige Form der Unterordnung oder Hypotaxe ist, s a t z e r w e i t e r n d . Der immer wieder mögliche Übergang von der Grundfunktion zu dieser läßt sich etwa am eben genannten Beispiel veranschaulichen (Mon. Anc. 20): rwös aquärwn ... vetustate läbentes refeci ,ich stellte die baufällig gewordenen (quasi veteres) Wasserleitungen wieder her' —» ,da die Wasserleitungen einzustürzen drohten [ήνϊ läbebantur), stellte ich sie wieder her'. § 1 0 . Auf die Entfaltung dieser Partizipialkonstruktionen, vor allem auch auf die Entstehung und Entwicklung des Ablativus absolutus, brauche ich hier nicht einzugehen. Vielmehr genügt es, die verschiedenen Möglichkeiten anhand einiger Textstellen anzudeuten. Beim Participium coniunctum ist der N o m i n a t i v weitaus am häufigsten, seltener ist der A k k u s a t i v . Daß bei a b l a t i v i s c h e n Konstruktionen die Abgrenzung gegenüber dem Ablativus absolutus (= abs) nicht immer einwandfrei möglich ist, weiß man. Cie. Sex. Rose. 126 in summo otio rediens a cena Romae occisus est Cie. Sex. Rose. 110 istius fide ac potius perfidia deeepti... pro re certa spem falsatn domum rettulerunt 17
Die in verschiedenen neueren Schulgrammatiken verbreitete Kennzeichnung des Participium coniunctum als Prädikativum (ζ. Β. E. Bornemann, Lat. Sprachlehre 4 1959, § 2 1 3 ) ist m.E. zum mindesten irreführend. Das eindeutig prädikativ verwendete Partizip (s. § 1 9 ff.) ist jedenfalls etwas völlig anderes: nur hier besteht die feste Verbindung mit bestimmten Verben (ζ. B. esse, habere, videre u. a.), während sie bei den Partizipialkonstruktionen gerade fehlt. Im übrigen kann jedes Substantiv mit Attribut (z.B. die neue Brücke) als Transformation eines selbständigen Satzes mit Subjekt und Prädikat (z.B. die Brücke ist neu) verstanden werden. Richtig dagegen F.Sommer, Lat. Schulgrammatik 2 1923, § 2 4 2 .
10
Α. Einleitung
Cie. Cato 4 quam (= senectutem) ut adipiscantur otnnes Optant, eandem accusant adepti Cie. div. 2, 42 love tonante fulgurante (abs) comitia populi habere nefas Caes. bG 1, 25, 6 id conspicati Helvetii ... rursus instare et proelium redintegrare coeperunt Caes. bG 2, 19, 1 Caesar equitatu praetnisso (abs) subsequebatur omnibus copiis Caes. bG 1, 8, 4 Helvetii ea spe deiecti, navibus iunetis ratibusque compluribus factis (abs?) alii vadis Rhodani, qua minima altitudo fluminis erat, .. t, si perrumpere possent conati, operis munitione et militum concursu et telis repulsi hoc conatu destiterunt Cie. Phil. 2, 28 „Caesare interfecto (abs)" inquit (M. Antonius) „statim cruentum alte extollens M. Brutus pugionem Ciceronem nominatim exclamavit atque ei recuperatam libertatem est gratulatus" Mon. Anc. 20 eandem basilicam consumptam incendio (,als durch Feuer zerstört wurde'), ampliäto eius solo (abs ? ) . . . [ijncohavi (,begann ich nochmals aufzubauen'). . . . duo et octoginta templa deum ... refeci, nullo praetermisso (abs), quod eo tempore [refici debebajt. Mit einem durch in- verneinten Partizip etwa Sali. lug. 28,3 ita infectis rebus (abs) illi domum
discedunt.
Dazu einige Beispiele aus Pompeji: D 531 Secundus quoservis (,seinen Mitsklaven', quo- pseudohistorisch für co-) proficisce(n)s salutem libe(n)s D 629 Glyco cum Martial[e] sole calente (abs?) sitie(n)s .. .18. Oft in Wahlempfehlungen, z.B. D 138 . . . M . Epidium Sabinum Ilvir(um) iur. die.... Suedius Clemens ... facit (,empfiehlt zur Wahl') vteinis rogantibus. Aus der hohen Dichtung etwa Verg. Aen. 1, 8 ff. Musa, mihi causas memora, quo numine laeso (abs ?) quidve dolens regina deum tot volvere casus insignem pietate virum, tot adire labores impulerit. 18
Das Partizip sitiens fasse ich als substantiv-charakterisierend im Sinne einer Überschrift auf (s. § 8 ) , wie sich das auch sonst öfters in Wandinschriften findet, z.B. D 1 9 8 (Pompeji) agentes gratias, D. 1 0 8 8 f. (Ostia) convenientes.
§§11,12
Partizipialkonstruktionen
11
§ 1 1 . Wie die Beispiele zeigen, finden sich die Partizipialkonstruktionen in a l l e n S p r a c h s c h i c h t e n , wenn sie auch in der gepflegten Sprache häufiger und vor allem differenzierter sind als in der Volkssprache19. Die Augusteer verwenden sie raffinierter als etwa Cicero und Caesar. Besonders häufig sind sie bei Livius (vgl. etwa 29, 32, 1 ff.). Bei ihm finden sich auch so gewagte Beispiele wie 21, 1, 5 angebaut ingentis spiritus virum (= Hamilcarem) Sicilia Sardiniaque atnissae (,der Verlust von Sizilien und Sardinien'). Hier kann im Gegensatz zum normalen Participium coniunctum das Partizip nicht weggelassen werden, ohne daß der Sinn des Satzes zerstört würde. Doch gilt das (natürlich abgesehen vom Ablativus absolutus) in der Regel auch für die im Genetiv stehende oder von einer Präposition abhängige Partizipialkonstruktion, aber auch für Beispiele wie recuperatarn libertatem Cie. Phil. 2, 28 (s. § 10); weitere Beispiele bei W. Blümel, Glotta 57 (1979), 98. Vgl. auch § 17.
§ 12. Seltener sind Beispiele für P a r t i c i p i u m c o n i u n c t u m im D a t i v . Immerhin finden sich in den verschiedensten Spachschichten Belege, so ζ. B. Cie. de orat. 1, 1 cogitanti mihi saepenumero et memoria veter a repetenti perbeati fuisse ... illi videri solent, qui... Cie. Mur. 7 nihil tibi consulatum petenti a me defuit (,blieb dir keine Hilfe schuldig') Caelius (Cie. fam. 8) 3, 1 hoc mihi certum ac iueundissimum vacanti negotium erat, tecum id oti tempus consumere Liv. 22, 1, 8 (verschiedene Prodigien werden gemeldet) in Sardinia autem in muro circumeunti vigilias equiti seipionem (,Stab'), quem manu tenuerit, arsisse Vgl. auch Pit. Amph. 4 3 7 nam iniurato, scio, plus credet mihi quam [iurato tibi
19
Sehr ausgeprägt ist in dieser Hinsicht etwa bei Petron der Unterschied zwischen der gebildeten Sprache des Erzählers, welche sehr viele Partizipien hat, und jener der Freigelassenen.
12
Α. Einleitung
SS 12, 13
Relativ oft finden sich Beispiele bei Dichtern, die ohnehin eine reiche Verwendung von Partizipialkonstruktionen zeigen, ζ. B. Ov. am. 1, 8, 77 f. surda sit oranti tua ianua, laxa ferenti, audiat exclusi verba receptus amans Eine Versinschrift aus Pompeji: D 1 scribenti mi dictat Amor mo(n)stratque
Cupido.
Ja sogar in so vulgären Kritzeleien aus Pompeji wie D 694 . . . [t]u [t]uo patri cacanti confregisti peram (,den Ranzen'). Es fällt auf, daß es sich fast immer um das Part. Präs. handelt und das Beziehungswort meist mihi oder tibi ist. § 13. Auffallend selten sind P a r t i z i p i a l k o n s t r u k t i o n e n G e n e t i v (praktisch nur Part. Perf. Pass.). Ich nenne:
im
Caes. bc 3, 80, 7 (Caesar) Metropolim venit sie ut nuntios expugnati oppidi famamque (,die Nachricht von der Eroberung von Gomphoi') antecederet20 Cie. leg. 2, 41 poena vero violatae religiortis iustam recusationem non habet Cie. Verr. I, 38 suspicio aeeeptae pecuniae ,Verdacht einer Bestechung' (s. §40) Ov. met. 15, 35 f. .. .fit murmur in urbe spretarumque agitur legum reus (,wird angeklagt wegen...'), ähnlich auch später laesae maiestatis accusari (z.B. Sen. contr. exe. 9, 2); über dämm mfecti in Rechtstexten s. Anm.28. Erst von Livius an ist der Typus glöria urbis captae ,der Ruhm, die Stadt erobert zu haben' beliebt, ζ. B. 25, 29, 5 (Rede an Marcellus) gloriam captae nobilissimae pulcherrimaeque urbis Graecorum (= Syracusarum) di tibi dederunt, Marcelle (ähnlich 3, 21, 7 gloria spreti honoris, 7, 40, 4 concordiae partae gloria, 8, 31, 7 gloria ret gestae, 10, 46, 6 gloria captivae pecuniae in aerarium illatae). 20
Häufiger sind in solchen Fallen andere Ausdrucksweisen: mit de Caes. bG 7, 11, 4 .. .allato nuntio de oppugnatione Vellaunoduni (vgl. 5, 39, 1) oder Acl ebd. 7, 43, 1 ... nuntio allato omnis eorum milites in potestate Caesaris teneri.
SS 13, 14
Partizipialkonstruktion im Dat. u. Gen.
13
Doch hat dies auch
Verg. Aen. 10, 143 f. adfuit et Mnestheus, quem pulst pristina Turni aggere murorum sublimem gloria tollit. Vor den Augusteern ist jedoch, soviel ich sehe, nur rerum gestärum glöria bezeugt21, wo man res gestae als einen semantisch einheitlichen Ausdruck betrachten darf (s. § 25), ζ. B.
Cie. Verr. II, 4, 78 . . . P. Africani, viri fortissimi, rerum gestarum gloriam, memoriam virtutis, monumenta victoriae C. Verrem sustulisse Cie. Brut. 9 itaque ei mihi videntur fortunate beateque vixisse ..., quibus cum auetoritate rerumque gestarum gloria tum etiam sapientiae laude perfrui lieuit (ähnl. de orat. 1, 1, s. § 12) Nep. reg. 2, 1 ex Macedonum autem gente duo multo ceteros antecesserunt rerum gestarum gloria. Aus dieser Wendung hat sich offenbar in der folgenden Generation der freiere Gebrauch entwickelt, wobei auch solche Wendungen wie Caesars nuntius expugnati oppidi (s. o.) mitgewirkt haben können. § 14. Unter den v o n e i n e r P r ä p o s i t i o n a b h ä n g i g e n P a r t i z i p i a l k o n s t r u k t i o n e n sind am wichtigsten die Zeitangaben mit post und ante. Am einfachsten und offenbar am ältesten sind Wen-
dungen wie post sölem ortum und ante sölem occäsum, ζ. B.
Lex Iul. munic. (CIL I2 593, Bruns S. 102 ff.; a. 45) 56 f ne quis in ieis vieis ... plostrum interdiu post solem ortum neve ante horam X diei ducito agito Pit. Men. 437 tum facito ante solem occasum ut venias advorsum [mihi22. Doch scheinen diese Ausdrücke in klassischer Zeit ungebräuchlich geworden zu sein (vgl. Anm. 26). 21
22
Nep. Pel. 4, 1 liberatarum Thebarum propria laus ist nur Konjektur, s. § 32 mit Anm. 49 und § 4 2 . Auch Pit. Epid. 144, ähnlich Men. 1022 ad solem occasum ,bis zum Sonnenuntergang'. Der Nominativ sol occasus ist durch Gell. 17, 2 , 1 0 für das Zwölftafelgesetz bezeugt: 1, 9 5i ambo praesentes, sol occasus suprema tempestas esto (andere schreiben das offenbar jüngere solis occasus, so Varro LL 7, 51, Festus 396, 35 L).
14
Α. Einleitung
§§ 1 4 , 1 5
In der von Sulla erlassenen Lex Corn, de XX quaest. (CIL I2 587, Bruns S. 89 if.) findet sich II, 18 ff. itaque de eis quattuor viatoribus quaestor queiquomque erit viatores sumito habeto, utei ante harte legem rogatam ... habere sumere solitei sunt (ebenso II, 21 ff.). Am häufigsten in unseren Texten sind Ausdrücke wie post Romam, ante Romam conditam, ζ. B.
conditam
Sali. Cat. 18,8 quodni Catilina maturasset pro curia signum soeiis dare, eo die post conditam urbem Romam pessumum facinus patratum foret Cie. Phil. 2, 13 qui bonos post conditam hanc urbem habitus est togato ante me neminP. Gleich mehrere Angaben dieser Art, ζ. T. mit der Zahl der Jahre (im Abi.) verbunden, finden sich Cie. Tusc. 1, 3 f. . . . Homerus fuit et Hesiodus ante Romam conditam, Archilochus regnante Romulo; serius poeticam nos aeeepimus. annis enim fere quingentis decern post Romam conditam Livius (Andronicus) fabulam dedit, C. Claudio Caeci filio, M. Tuditano consulibus, anno (,ein Jahr') ante natum Ennium24. Wie ante natum Ennium auch Nep. Epam. 10, 4 . . . Thebas et ante Epaminondam natum et post eiusdem interitum perpetuo alieno paruisse imperio15. § 15. Nur vereinzelt begegnet uns bei Cicero ab urbe conditä (oder vielmehr ä conditä urbe), nämlich Cie. Phil. 3, 9 illi (die Römer der Königszeit) regibus parere iam a conditä urbe didicerant; nos post reges exaetos servitutis oblivio ceperat (s. Anm.25). 23
24
25
Bei Cicero findet sich noch mit post: Brut. 127, har. resp. 12, Cat. 3, 15 u. 4, 14, Phil. 5, 17, dazu post conditam Messanam Verr. II, 5, 169; mit ante: Tusc. 5, 7 ante hanc urbem conditam. Zu Liv. praef. 6 ante conditam condendamve urbem s. § 42. Ähnlich, nur mit etwas anderen Zahlen Cie. Brut. 72 anno ... quarto deeimo et quingentesimo; vgl. auch abgekürzt geschrieben Varro RR 2, 11, 10 p.R.c.a.CCCCLIII. Vgl. auch Cie. Verr. II, 5, 97 f . . . . ante te praetorem ... te praetore-, Cie. Phil. 3, 9 post reges exaetos.
§§15-17
15
Partizipialkonstruktion mit Präpositionen
Bei Livius ist aber ab condita
urbe allgemein, ζ. B.
1, 60, 3 regnatum Romae ab condita urbe ad liberatam annos ducentos quadraginta quattuor, ferner Mon. Anc. 13 (Ianwn Quirinum)... cum priu[squa]m näscerer a condita urbe bis omnino clausuni [f]uisse prodätur m[emori]ae, ter me princi[pe senatjus claudendum esse censui[t] (vgl. §4). Dagegen findet sich schon seit Plautus ab ineunte adulescentiä, 3 0 1 , auch Cie. fam. 13, 2 1 , 1 u . a .
Trin.
§ 16. Altertümlich ist offenbar der Gebrauch der Präpositionen und inter (vgl. auch § § 4 0 und 111), z.B.
ob
Mon. Anc. 4 ob res ά me aut [per legatos] meos auspicis meis terrä ma[ri]que prospere gestas qui[nquagiens et qjuinquiens decrevit senätus supp[lica]ndum esse dis immortälibus (s. §48). Aus der Sakralsprache stammt
Varro LL 6, 16 inter cuius (agnae) exta caesa et porrecta flamen primus (?) vinum legit. Daraus als feste Redensart
Cie. Att. 5, 18,1 . . . we quid inter caesa et porrecta, ut aiunt, oneris mihi addatur aut temporis. Vgl. auch Sali. Cat. 43, 3 inter haec parata atque decreta Cethegus semper querebatur de ignavia sociorum (s. auch Hofmann-Szantyr 2 3 3 , wo allerdings Varro LL 6, 16 nicht berücksichtigt ist). § 17. Es lohnt sich, das W e s e n d e r l a t e i n i s c h e n P a r t i z i p i a l k o n s t r u k t i o n , die wir in den §§9—16 anhand verschiedener Beispiele vorgeführt haben, nochmals herauszuheben und den Unterschied gegenüber vergleichbaren, ζ. B. im Deutschen üblichen Ausdrucksweisen herauszustreichen. Es geht darum, eine mindestens einen nominalen und einen verbalen Begriff umfassende Vorstellung, die an und für sich durch einen ganzen Satz ausgedrückt werden könnte (ζ. B. urbem condiderunt,
bzw. urbs condita est, die Stadt wurde gegründet) in einen größeren
Zusammenhang einzubauen, und zwar so, daß sie einen Platz bekommt,
Α. Einleitung
16
SS
17,18
den normalerweise ein einzelnes Nomen einnimmt. Im Deutschen wird zu diesem Zweck zuerst das Verbum in ein Verbalabstraktum umgesetzt (Gründung) und daran das eigentliche Nomen (Stadt) als Genetivattribut angefügt, also z.B. seit der Gründung der Stadt. Im Latein wird dagegen das Nomen (urbs) in den Satz gesetzt und erst daran das Verbum in Form eines Partizipiums (condita) mittels Kongruenz (also als Adjektivattribut, s. Anm. 17) gefügt, also ζ. B. post urbem conditam. Schematisch läßt sich das etwa so darstellen: urbs condita est
die Stadt wurde
gegründet
/
\
post urbem
seit
der
\
Gründung
/ conditam
der Stadt
In beiden Fällen muß der Verbalbegriff also nominal ausgedrückt werden, entweder durch ein Verbalsubstantiv oder durch ein Verbaladjektiv. Dieser Charakter der lateinischen Partizipialkonstruktion ist besonders deutlich beim Ablativus absolutus, bei den von einer Präposition oder einem Substantiv abhängigen Partizipialkonstruktionen und beim allerdings seltenen Typus Sicilia Sardiniaque amissae (s. § § 1 1 , 13 ff.)26. § 1 8 . Zusatz: Eingliedriger Ablativus absolutus Zum Wesen der Partizipialkonstruktion gehört die Zweigliedrigkeit: das Partizip ist ja durch Kongruenz mit einem Substantiv, evtl. Pronomen fest verbunden, das — beim Participium coniunctum — in den übrigen Satz syntaktisch eingebaut oder — beim Ablativus absolutus — davon „gelöst" ist (vgl. § 17). Die Zweigliedrigkeit bleibt im Prinzip auch dann erhalten, wenn das Nomen zu ergänzen oder im Verbum enthalten ist. Wenn aber das Partizip ein unpersönlich gebrauchtes Verbum vertritt, wird die Partizipialkonstruktion eingliedrig und das Partizip erscheint als Neutrum Singular. Als solches ist es von den substantivierten Partizipien vom Typus dictum, factum usw. (s. § 24) kaum zu unterscheiden.
16
Die der deutschen entsprechende Konstruktion ist auch im Latein nicht unbekannt, so etwa Caes. bG 2, 11, 6 sub occasum ... solis u.ä., vgl. auch allato nuntio de oppugnatione Vellaunoduni (s. Anm. 20), Nep. Epam. 10, 4 ante Epaminondam natum, dazu als Gegensatz post eius interitum (s. § 14).
Eingliedriger Abi. abs.
17
Deutlicher feststellbar wird die eingliedrige Partizipialkonstruktion nur im Ablativus absolutus. Verschiedene Beispiele bietet Livius, ζ. B. 29, 32, 3 inde (Bocchar), prope ut iam debellato (,tamquam iam debellatum esset'), nec praeda modo pecorum bominumque captorum missa ad regem sed copiis etiam ... remissis, ... Masirtissam persecutus in valle arta ... inclusit 9, 16, 4 f. . . . aegreque impetrato, ut de ea re consult senatum responsaque ad se referri sineret, ad suos redeunt (ähnl. 9, 30, 10)27, mit negiertem Partizip 22, 4, 4 Flaminius ..inexplorato postero die vixdum satis certa luce angustiis superatis ... id tantum bostium, quod ex adverso erat, conspexit. Ein offenbar alter Ausdruck ist auspicätö ,nachdem glückliche Vorzeichen erlangt worden waren', negiert inauspicätö, ζ. B. Cie. rep. 2, 5 (Romulus) urbem auspicato condere et firmare dicitur primum cogitavisse rem publicam Cie. div. 1, 28 nihil fere quondam maioris rei nisi auspicato ne privatim quidem gerebatur (vgl. 1, 33 quod inauspicato pomerium transgressus esset) Pit. Persa 606 f. (parodierend) in proelium / vide ut ingrediare auspicato (vgl. auch Ter. Andr. 807). Ähnlich ist Liv. 5, 38, 1 nec auspicato nec litato (,ohne glückliche Opfer') instruunt aciem Liv. 5, 52, 2 urbem auspicato inauguratoque conditam habemus (vgl. Anm. 36). Ein anderes altes Beispiel findet sich bereits im Zwölftafelgesetz: Lex XII tab. 5, 4 si intestato moritur ,wenn einer stirbt, ohne daß ein Testament gemacht worden wäre'. 27
Hier kann der Satz mit ut als das andere Glied des Ablativus absolutus betrachtet werden. Ähnlich permisso ut... (Liv. 6, 25, 5 und 38, 10, 2), edicto ut... (10, 36, 6), weitere Hinweise in der Ausgabe Weissenborn-Müller bei den einzelnen Stellen. Deutlich zweigliedrig dagegen Liv. 37, 53, 3 quo impetrato, 38, 1, 4 impetrato ab Aetolis auxilio, 42, 9, 6 neutra impetrata re, 34, 30, 4 qua impetrata re, 36, 11, 2 tandem impetrata re, 24, 27, 4 impetratis eis.
18
§S 18,19
Α. Einleitung
In die Rechtssprache gehört ferner iurato, ζ. B. Edict, imp. Aug. de aq. Venafr. (Bruns S. 249) 29 f. dum ob eas res damn[i] infecti iurato promittatur ,wenn nur deswegen im Hinblick auf noch ungetanen, d.h. zukünftigen Schaden eidlich versprochen wird' 28 . Als eingliedriger Ablativus absolutus ist ursprünglich wohl auch imprövTsö ,ohne daß man es vorausgesehen hätte' zu verstehen, ζ. B. Pit. Asin. 310 tantum adest boni improviso
(auch Rud. 1196?)
Caes. be 1, 54, 3 . . . militesque his navibus flumen transportat continentemque ripae collem improviso occupat (ähnl. bG 1, 13, 5, Liv. 29, 32, 2, sonst meist ex oder de inoptnätö:
Plautus, Cicero u. a.).
c) Die satzbestimmende Funktion: das prädikative Partizip § 19. Die andere mindestens ebenso wichtige, im Latein sogar noch viel häufigere aus der Grundfunktion (s. § 8) entwickelte Verwendung ist die p r ä d i k a t i v e (vgl. Anm. 17). Während bei der substantivcharakterisierenden Grundfunktion wie bei der satzerweiternden Funktion (Partizipialkonstruktionen, s. § 9 ff.) die enge Verbindung mit einem Substantiv (das durch ein Pronomen ersetzt werden kann, unter Umständen zu ergänzen ist) wesentlich ist und der ganze übrige Satz davon wenig berührt wird, geht hier das Partizip eine engere Verbindung mit dem Prädikat ein und wird zum Teil sogar selbst ein Teil davon. Charakteristisch ist dabei, daß nur bestimmte Verben diese enge Verbindung mit dem Partizip zulassen. Im Latein wie in anderen Sprachen besteht die Tendenz, diese Verbindung so eng werden zu lassen, daß daraus eine grammatische Einheit entsteht, die sog. „analytische" Konjugation oder „coniugatio periphrastica" (im weiteren Sinn). Zwei Fälle sind dabei zu unterscheiden: im ersten ist das Partizip P r ä d i k a t s n o m e n und das finite Verbum (eine Form von esse) Kopula, die übrigens auch fehlen kann und in älterer Zeit sogar oft fehlt. Beim zweiten Fall ist das Partizip p r ä d i k a t i v e r Z u s a t z (prädika-
28
dämm mfectt allerdings zu dämm facere: es handelt sich also hier nicht um direktes (logisches) Objekt zu facere, sondern ursprünglich wohl um einen Genetivus causae.
S§ 19, 2 0
Satzbestimmendes (prädikatives) Partizip
19
tive Apposition), und zwar vor allem zum Akkusativobjekt, das Prädikat selbst also ein transitives Verbum. Daneben kommt auch ein prädikativer Zusatz zum Subjekt in Frage, so bei Verben des Gehens, z.B. Naev. bP 5* [4] Strz. amborum uxores / noctu Troiad exibant capitibus opertis / flentes ambae, Sen. apocol. 13, 4 cum plausu procedunt cantantes: ενρήκαμεν, σνγχαίρομεν, aber auch etwa bei Verben des Sagens, z.B. Caes. bG 7, 38, 1 Litaviccus, ..., convocatis subito militibus lacrimans „quo proficiscimur" inquit „milites?..Verg. Aen. 6 , 1 sie fatur lacrimans, Hör. sat. 1 , 1 , 24 f. ridentem dicere verum / quid vetat? Doch ist eine solche Verwendung des Partizips im Latein eher selten. α) Das Partizip als Prädikatsnomen § 20. Die Grundfunktion des Partizips ist an sich attributiv (s. § 8); als Prädikat wird ja normalerweise ein finites Verbum gesetzt. Da aber gewöhnliche Adjektive als Attribut wie als Prädikatsnomen gebraucht werden, ist auch beim Partizip die Verwendung als Prädikatsnomen möglich. Doch ist sie nur dann sinnvoll, wenn dadurch etwas ausgedrückt wird, was das finite Verbum nicht leisten kann. So ist es im Latein seit jeher üblich, die beim finiten Verbum fehlenden Perfektzeiten durch die Verbindung des P a r t . P e r f . P a s s , mit esse zu bilden29: ζ. B. ist verberätus est Perfekt zu verberätur und Passiv zu eum verberävit -erunt, auch etwa gleichwertig mit vapulävit ,er hat Schläge gekriegt'. Vgl. auch ζ. B. Cie. Att. 8, 6, 2 litterae mihi a L. Domitio ... adlatae sunt gegenüber dem Impf. Caes. bG 2, 1, 1 crebri ad eum rumores adferebantur. Ebenso steht auf die Deponentien übertragen z.B. adeptus est (etwa gleich invenit), mortuus est (wie obiit) usw.30. Häufig findet sich auch ein unpersönliches Passiv, ζ. B. Caes. bG 1, 26, 1 ita aneipiti proelio diu et acriter pugnatum est. Das P a r t . F u t . A k t . auf -türus bzw. -sürus wird sogar vorzugsweise als Prädikatsnomen gebraucht (Coniugatio periphrastica im enge-
19
30
Ebenso im Oskischen und Umbrischen, hier werden sogar die zwei Wörter oft zusammengeschrieben, z.B. Ve 8, 4 (Pompeji) teremnatust ,terminate est', 1, A, 16 (Abella) prüftüset,posita (etymologisch ,prodita') sunt'. Ein Überrest eines älteren Gebrauches ist Perf. reverti zu revertor, memim zu remintscor, s. Leumann 509.
20
§20
Α. Einleitung
ren Sinn)31, am häufigsten ist dabei die Verwendung als Inf. Fut. Akt. (mit oder ohne esse). Dagegen wird das P a r t . P r ä s . A k t . nur selten so verwendet. Es besteht auch kaum ein Bedürfnis, ζ. B. pugnant durch pugnantes sunt zu ersetzen. Gebräuchlich ist audiens dictö sum ,ich bin (aufs Wort) gehorsam', das sich deutlich von audio ,ich höre' unterscheidet, ζ. B. Pit. Amph. 9 8 9 ego sum Iovi dicto audiens Cato agr. 142 (viltcus) domino ... dicto audiens sit Caes. bG 1, 3 9 , 7 nonnulli etiam Caesari nuntiarant, cum castra moveri ac signa ferri iussisset, non fore dicto audientis milites neque propter timorem signa laturos (ähnl. 5, 54, 3) Caelius (Cie. fam. 8) 4 , 4 (vox Cn. Pompei) omnts oportere senatui dicto audientts esse31. Der Bedeutung nach ähnlich ist im Altlatein sts sciens ,daß du ja weißt' u. ä., ζ. B. Pit. Poen. 1 0 3 8 Carthagine ego sum gnatus, ut tu sis sciens (ähnl. Ter. Andr. 5 0 8 , 775) SCBacch. 2 3 senatuosque sententiam utei scientes e(s)setis33. Verschiedene Beispiele für prädikatives Part. Präs. Akt. bietet das Spätlatein, hier allerdings zum Teil nach dem Vorbild der Bibel und
31
Immerhin findet man sogar in pompejanischen Wandinschriften (in allerdings ζ. T. mangelhaften Versen) D 482 littera Theorianis semper dictura salutem / nomine nunc Dextri tempus in omne manet oder D 672 [en? fjormonsa domus domino veneranda futura.
32
Entstanden ist diese Spezialbedeutung höchstwahrscheinlich in attributiver (substantivcharakterisierender) Verwendung, etwa puer dictö audiens ,ein aufs Wort gehorchender Knabe' (vgl. Pit. Asin. 544 audientem dicto, mater, produxisti filiatri); erst von daher die Verwendung als Prädikatsnomen est dictö audiens. Schematisch dargestellt hätte man also etwa folgende Entwicklung anzunehmen: puer (dicto) audit ,der Knabe hört (wenn etwas gesagt wird)', dazu puer (dicto) audiens ,ein Knabe, der hört...', Bedeutungsverschiebung zu ,ein gehorsamer Knabe', dazu est dicto audiens ,er ist gehorsam'.
33
Anders, nämlich Passivkonstruktion zu Socratem loquentem ... loquens Socrates, s. Anm. 39.
facit, ist Cie. orat. 41 est
21
Prädikatives Partizip
SS 2 0 , 2 1
damit als Gräzismus (indirekt Semitismus?), z.B. Vulg. loh. 1, 28 übt erat Ioannes baptizans = όπου ήν ό 'Ιωάννης βαπτίζων 34 . β) Das Partizip als prädikativer Zusatz zum Akkusativobjekt § 2 1 . Beim P a r t . P e r f . P a s s , kommt hier vor allem die Verbindung mit habere in Frage, die sich auf dem Wege zu den romanischen Sprachen zu einem periphrastischen Perfekt Aktiv entwickelt hat (fr. passe compose, it. passato prossimo). Das Latein selbst bietet erst die Vorstufen, diese sind allerdings zum Teil schon früh ausgeprägt35. Hier lassen sich die verschiedensten Abstufungen feststellen, z. B. habere im Sinne von ,halten' Varro RR 2, 1, 18 mar es a feminis secretos habeant ,man soll die männlichen Tiere von den weiblichen getrennt halten'. Etwas schwächer (etwa ,in Besitz haben') ist z. B. Cato agr. 3, 1 aedificare oportet, si agrum consitum habeas (,in Ordnung hast') Lex Anton, de Term. (CIL I2 589, Bruns S. 92 ff.; a.71) II, 34 f. quei publica populi Rotnani vectigalia redempta habebunt (,in Pacht haben') 36 . Ein geistiger Besitz, d. h. ein Wissen, wird ausgedrückt z. B. in Cato ad M. fil. 1 (bei Plin. nat. 2 9 , 1 , 1 4 ) dicatn de istis Graecis suo loco, Marce fili, quid Athenis exquisitum habeam Cie. div. in Caec. 11 ad meant fidem, quam habent spectatam tarn et cognitam, confugiunt (sc. Siculi) 34
Vgl. Hofmann-Szantyr 3 8 8 f., zum Gebrauch im N T s. Blass-Debrunner, Gramm, d. neutestamentlichen Griechisch, § 3 5 3 , dort auch Hinweis auf G. Björck, ήν διδάσκων ( 1 9 4 0 ) ; doch hat diese äußerst anregende Schrift verschiedene Kritik erfahren.
35
Dazu ausführlich E. Benveniste, Hittite et indo-europeen (1962), 5 5 ff.
36
Anders Mon. Anc. 2 8 Italia autem XXVIII
colonids ...
habet, auch Liv. 5, 5 2 , 2 urbem auspicato inauguratoque
me a auetoritate
deduetas
(s. § 18) conditam
habemus,
da hier das logische Subjekt (agens) des Partizips im Gegensatz zu den oben zitierten Beispielen mit dem Subjekt von habere nicht identisch ist. In anderen Fällen ist das Partizip adjektivisch (s. S 2 3 ) zu fassen, so z. B. Caes. be 1, 6, 2 (Pompeius) copias suas exponit: propitios)
legiones habere sese paratas (,kampfbereit') X ; oder deos iratos (Gegensatz habere,
z.B. D 1 1 1 7
iratum u.a., mit propitium
(Pompeji) ...aut
-am etwa D 3 1 , 77.
si contempseris,
habeas
Iove(m)
22
§§21,22
Α. Einleitung
Caes. bG 2, 4, 4 ,
dusw, z.B.
Cie. Mil. 7 2 (im Munde eines anderen) nefandum
auch
nefan-
adulterium
Sali. Cat. 15, 1 iam primum adulescens Catilina multa nefanda stupra fecerat cum virgine nobili, cum sacerdote Vestae. 87
Mit gleicher Bedeutung auch tnfätis bei Acc. tr. 189 R (aus Nonius p. 5 6 , 14) prius quam infans facinus oculi vescuntur tui, vgl. Anm. 8 9 und § 1 6 0 .
88
Ob fäs, nefäs etymologisch zu färt sprechen* gehört oder zu festus, feriae, fänum *fasnom,
{
kn, die an gemeinitalisch, aber auch spätlateinisch tl > kl erinnert, ζ. B. lat. -clum (> -culum) in zahlreichen
Werkzeugbezeichnungen wie pöc(u)lum
kn (osk.-umbr. akno-). Dort, wo das t, vielleicht weil der etymologische Zusammenhang mit patere u. ä. noch empfunden wurde, erhalten blieb, wurde die Konsonantengruppe durch Anaptyxe beseitigt (osk. patensins)211. Es sind das z.T. regionale, also dialektische, z.T. wohl auch chronologische Unterschiede. Im ganzen spiegelt dieses verwirrende Nebeneinander der verschiedenen lautlichen Möglichkeiten sehr schön die Situation wider, in der die verschiedenen Dialekte und Sprachen in Mittelitalien neben- und miteinander lebten und sich daher immer wieder beeinflußten (vgl. Anm. 209). § 177. Es ist also vom Lautlichen her durchaus möglich, das lateinische und oskisch-umbrische Gerundivum auf *-ndos, auf *-tnos oder auf *-dnos zurückzuführen. Gegen ein *-dbnos scheint das OskischUmbrische zu sprechen, da man hier - wenn das Gerundivum autochthon ist — f < *dh erwartet; doch lautet die Entsprechung zu got. 211
Das Venetische hat jedoch tl bewahrt: metlon (Lejeune, Manuel, nr. 123, aus Vicenza), magetlon
(ibd. nr. 2 4 5 aus Würmlach), beides Bezeichnungen etwa von ,Opfergabe'
oder ,Weihgeschenk', vgl. M. Lejeune, RPh 4 6 (1972), 1 8 5 ff. 212
Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß Vetter in der volskischen Inschrift aus Velletri (nr. 2 2 2 ) arpatitu
als ad-panditö
,er soll öffnen und hervorholen' auffaßt.
Überzeugender ist M . Durante (in Prosdocimi, Lingue e dialetti, 8 1 2 )
,adquatito'
(allerdings mit Fragezeichen); ganz anders V. Pisani, Le lingue dell'Italia antica oltre il latino ( 2 1964), 123 f. *adpatitöd Abi. des Part. Perf. Pass. ,adsperso' (verwandt mit gr. πάσσω -brum (z.B. ventiläbrum ,Worfelschaufel') neben -trom (z.B. arätrum), *-dhlom > -b(u)lum (z.B. trtbulum ,Dreschschlitten' zu terere trüum) neben *-tlom
> -c(u)lum (z.B. pöculum,
s. §176), s. Leumann 312ff. Das
lateinische (und oskisch-umbrische) Gerundivum geht also weitaus am wahrscheinlichsten auf *-tnos, evtl. auch auf *-dbnos zurück. Nach Ausweis des Lateins wäre bei den thematischen Verben davor noch ein
-o- anzunehmen (also *-otnos, bzw. *-odhnos).
3. Das baltisch-slavische Gerundivum § 1 7 8 . Am nächsten mit dem lateinischen, bzw. italischen Gerundivum vergleichbar ist wohl das litauische Partizip der „passiven Notwendigkeit", z.B. nestinas -tinä ,wer, was getragen werden muß' (zu nesti ,tragen') 214 . Auch das ältere Lettisch kennt genau entsprechende
213
Gerade die Schwierigkeit, -ndo- als altes Suffix mit nd zu erklären, hat zur Annahme geführt, in diesen Formen seien Infinitive oder Verbalabstrakta mit einer Postposition *dö oder endo zusammengewachsen, s. Leumann 3 3 2 . Wenn auch eine solche Erklärung für eine infinitivartige Bildung prinzipiell akzeptabel sein kann, kommt sie jedoch für ein Verbaladjektiv kaum in Frage.
214
Vgl. ζ. Β. A. Senn, Handbuch der litauischen Sprache I (1966), 1 8 7 f . Ausführlich Erich Hofmann, Das litauische Participium necessitatis und bütinai, KZ 94 (1980), 2 2 9 - 2 4 3 , mit zahlreichen Beispielen (vor allem aus Bibelübersetzungen) und wertvollen bibliographischen Angaben.
§178
173
Litauische Gerundiva auf -tinas
Partizipien auf -tins115. In den Grammatiken wird gerne angegeben, daß es der Bedeutung nach dem lateinischen Gerundivum entspricht, womit offensichtlich die Verwendung des Gerundivums als Prädikatsnomen gemeint ist. Doch zeigen die Einzelangaben auch eine weitere Bedeutung, ζ. B. girtinas därbas, ... toks därbas, kür\ reika girti, kuris veftas pagyrimo (,... eine solche Tat, die man loben muß, die des Lobes würdig ist') 21 '. In den weitaus meisten Beispielsätzen, welche ich in den Handbüchern und bei E. Hofmann (s. Anm. 214) finde, steht es als Prädikatsnomen, oft sogar ohne Kopula, ζ. B. dirbk visa, käs dirbtina ,mach alles, was zu machen ist'216, und öfters ist es negiert. Beispiele für attributive Verwendung finden sich vor allem in Wörterbüchern und Grammatiken, z.B. sektinas pavyzdys ,ein nachahmenswertes Beispiel' (zu sekti ,folgen')217, neabejotinas dalykas ,etwas Unbezweifelbares (abejoti ,bezweifeln'). Die Bedeutung ist normalerweise passiv; die wichtigste Ausnahme ist butinas ,unerläßlich, dringend', auch ,wesentlich, hauptsächlich' (zu büti ,sein'). Sehr gut bezeugt sind Adverbien auf -tinai, ζ. B. neab'ejotinai,zweifellos', dirbtinat,künstlich', gintinat ginti,unter Auf218 bietung aller Kräfte wegjagen (ginti)' usw. . Ferner gibt es daraus erweiterte Adjektive auf -tints -tine, z.B. dirbtinis (dirbtiniai dantys »künstliche Zähne'), megztinis ,gestrickt', siütinis ,genäht', sakytine tautosaka ,mündliche (eigtl. „gesagte") Volksdichtung' u.a. Zum mindesten die offensichtlich sehr beliebten Adverbien und die Ableitungen auf -tints zeigen also eine Bedeutung, die viel allgemeiner ist als die der „Notwendigkeit". 215
Siehe J. Endzelin, Lettische Grammatik, Heidelberg 1 9 2 3 , 5 4 5 . Doch ist auch im heutigen Litauisch des Partizips auf -tinas umgangssprachlich im Rückgang, ζ. T. sogar, sofern es nicht selbständig geworden ist, ganz geschwunden, s. E. Hofmann K Z 9 4 (1980), 2 3 4 .
216
Aus J. Ambraska und J. Ziugzda, Lietuviy kalbos gramatika 1 (1946), 131 f.
217
Dies und die folgenden Beispiele aus dem Wörterbuch der litauischen Schriftsprache von M. Niedermann - A. Senn - F. Brender - A. Salys, Heidelberg 1 9 3 2 - 1 9 6 8 .
218
Zahlreiche Beispiele bei E. Hofmann (s. Anm. 214). In einigen älteren Belegen kann -tinai als eine Art Infinitiv interpretiert werden (Hofmann S. 2 3 0 f.), ζ. B. äs cion bütinat fsitaisysiu ,ich werde mich dort zum Bleiben einrichten', ähnlich gyventinat
fsikürti
,sich dauernd (zum Leben) niederlassen', auch gintinat ginti (aus Niedermann-SennBrender-Salys) erinnert sehr an die Verwendung des sog. 2. Infinitivs auf -te. Das beweist aber natürlich nicht, daß -tinai ursprünglich ein Infinitiv war, zumal die Verwendungsweisen von Partizip, Adverb zum Partizip und Infinitiv sich oft überschneiden, ζ. B. schweizerdt. wer chunt da ζ springe? ,wer kommt da „zu rennen", d. h. dahergerannt (oder ,eilends')'.
174
G. Vorgeschichte und Herkunft
§S 1 7 9 - 1 8 1
§ 179. Von diesen Partizipialbildungen kennt das S1 a ν i s c h e wenigstens ein — allerdings schon längst lexikalisch gewordenes — Adjektiv, nämlich aksl. prijqtmü, russ. prijatnyj ,angenehm' (eigtl.,annehmbar'), zur indogermanischen Wurzel *em-,nehmen', vgl. lit. imti, lat. emere). Ob auch im Slavischen einst ein vollständig ausgebautes Partizip -tinü = lit. -tinas vorhanden war, braucht uns jetzt nicht zu beschäftigen. Vielmehr genügt uns, daß man vom Litauischen, vom Lettischen und vom Slavischen her passive Verbaladjektive auf *-tinos oder auf *-Pnos ansetzen muß. § 180. Es liegt nahe, dieses baltisch-slavische Partizip oder Verbaladjektiv nicht nur von der Funktion her mit dem lateinischen Gerundivum zu vergleichen, sondern auch in der Form beide gleichzusetzen21'. Das empfiehlt sich um so mehr, als zwischen dem baltisch-slavischen und dem lateinischen, bzw. italischen (und keltischen) Verbum auch sonst bemerkenswerte Übereinstimmungen bestehen, z.B. Präterita (aksl. „Aoriste") auf -ä-110, Zustandsverba auf -e- (auch germ.), evtl. auch aksl. vede ,ich weiß' ( < *woidai) = (?) lat. vidi, vgl. falisk. peparai ( > lat. peperT). Wenn also lat. -ndo- (osk.-umbr. -nno-) höchst wahrscheinlich auf *-tno- zurückgeht (s. § 177), steht einer Gleichsetzung mit dem baltisch-slavischen *-t°no- nichts im Wege. Denn der Unterschied, daß im Lateinischen das η unmittelbar auf t folgt, was eben die lautlichen Umgestaltungen veranlaßt hat, während im Baltisch-Slavischen ein reduzierter Vokal dazwischen stand, erklärt sich am einfachsten mit der Annahme, daß hier die nach einem Konsonanten zuständige Form, im Italischen die nach einem Vokal korrekte Form verallgemeinert wurde. Bemerkenswert ist allerdings, daß sich im Baltisch-Slavischen nichts findet, das dem lat. -undo- < -otno- entspricht. Man hatte im BaltischSlavischen *-K-t°no- (z.B. sektinas, s. § 1 7 8 ) , im Latein jedoch
*-K-otno- (z.B. secundus < *sekwondos
Doch bleiben solche Erklärungsver-
suche rein hypothetisch. Sicher scheint mir jedoch, daß die ersten Bildungen auf -cundus
und -bundus
in einer Zeit entstanden sein
müssen, da das Gerundivum noch nicht durchwegs passive Bedeutung hatte und in der 3. und 4 . Konjugation die Form -(i)undus Bereits im Altlatein steht aber -endus
neben -undus
vorherrschte.
(s. § 3).
e) Weitere Entwicklung § 189.
Zu Beginn der lateinischen Literatur in der 2. Hälfte des
3.Jahrh. ist das G e r u n d i v u m in seinen verschiedenen später bekannten Verwendungsweisen alles in allem schon voll ausgebildet (s. § 131). Doch wird sein Gebrauch bei der Entwicklung zum klassischen Latein im ganzen noch häufiger. An Gründen für die Beliebtheit der G e r u n d i v k o n s t r u k t i o n , die gerade in der klassischen Prosa sehr verbreitet ist, können genannt werden: deren feste Verankerung in der offiziellen Sprache (s. §§ 1 3 9 f . , 1 4 6 ff.); dann führte die immer größer werdende Beliebtheit der Partizipialkonstruktion auch zu einer Zunahme der Gerundivkonstruktion, da als Pendant zum Part. Perf. Pass, ein 237
Es ist anzunehmen, daß dieses k letzten Endes einen Laryngal fortsetzt und in bestimmten Lautkombinationen lautgesetzlich sein könnte. Am ehesten wird man etwa an die 1. Sing. Perf. vom Typus *stestoH2-H2e
2311
(?) denken.
Vgl. J. Otr^bski, K Z 8 4 (1970), 9 1 „vielleicht... verdankt (sc. moribundus)
das
sekundäre b seiner Futurbedeutung". - Über die verschiedenen Erklärungsversuche
von -bundus und -cundus vgl. Leumann 332 f.
184
G. Vorgeschichte und Herkunft
SS 1 8 9 , 1 9 0
passives nicht-perfektivisches Partizip (also Infectum) erwünscht war (s. § 4); vor allem erhielt das Latein so die Möglichkeit, das, was etwa das Griechische (oder das Deutsche) durch Verbalabstrakta mit davon abhängigen weiteren Substantiven ausdrückt, recht elegant mittels Gerundivum, also partizipial auszudrücken, s. § 17. Gegenüber den eigentlichen Partizipialkonstruktionen hatte hier die Gerundivkonstruktion den Vorteil, daß weniger die Vor- oder Gleichzeitigkeit zur Haupthandlung als vielmehr das Geschehen an sich hervorgehoben werden konnte. Dadurch erklären sich wohl auch die Unterschiede zwischen der Gerundivkonstruktion und den übrigen Partizipialkonstruktionen, die § 43 genannt sind. Im Gegensatz zum Ausdruck der Handlung an sich ist bei einer Betonung von Vor- oder Gleichzeitigkeit das Subjekt normalerweise wichtig, daher der Nominativ häufig, der gerade bei der Gerundivkonstruktion ausgeschlossen ist (vgl. § 52). Anderseits ist die Angabe der Handlung an sich besonders erwünscht zur Präzisierung von Abstrakta wie occäsiö, Studium u. ä., ferner bei finalen Ausdrücken: daher rührt — im Gegensatz zur eigentlichen Partizipialkonstruktion - die Häufigkeit der Gerundivkonstruktion im Genetiv allgemein, daneben speziell bei causä und außerdem bei ad. § 190. Die Verwendung des Gerundivums als P r ä d i k a t s n o m e n , die in anderen Sprachen bei vergleichbaren Verbaladjektiven teils ausschließlich gilt (wie im Griechischen), teils vorherrscht (wie im Altindischen, vermutlich auch im Litauischen, s. § 178), scheint sich im Latein, nach unseren Zeugnissen zu schließen, erst allmählich entwickelt zu haben (s. § § 1 3 7 und 141). Doch ist evident, daß diese Verwendung später sehr beliebt wird und vielfach als die eigentliche Funktion des Gerundivums empfunden wurde. Nun werden im Latein die Partizipien nur dann häufiger als Prädikatsnomen verwendet, wenn dadurch Lükken im Konjugationssystem geschlossen werden können, also als Coniugatio periphrastica im weiteren Sinn, so vor allem das Part. Perf. Pass, (und Akt.) als Ersatz für die fehlenden Perfektzeiten beim Passiv, Typus captus sunt und secütus sunt. Fast ausschließlich in dieser Funktion wird das Part. Fut. Akt. verwendet, nämlich als Ausdruck einer bevorstehenden oder nachzeitigen Handlung, Typus captürus sunt und vor allem im Infinitiv captürum (esse) (Coniugatio periphrastica im engeren Sinn). Auch das Gerundivum konnte man so — persönlich und unpersönlich — verwenden, um auszudrücken, daß eine bestimmte Handlung verlangt
SS 190,191
Weitere Entwicklung im Latein
185
wird, ohne sagen zu müssen, wer sie ausführen muß. Da im Latein beim Imperativ die Passivformen nur sehr schlecht ausgebaut sind239, bestand hier offenbar eine Lücke, die eben durch das Gerundivum ausgefüllt werden konnte. Auch das Quasi-partizip auf -bundus füllte in seiner hauptsächlichen Verwendung offensichtlich eine Lücke aus und konnte sich daher in der frühen Kaiserzeit sehr entfalten, s. § 92. § 191. Auf die Dauer hat sich freilich das G e r u n d i u m durchgesetzt, das, wie wir gesehen haben, offenbar ein relativ junger Seitensproß des Gerundivums ist, der in vorliterarischer Zeit anscheinend nur schwach ausgebildet war (s. § 142). Die größte Entfaltung erfolgte eigentlich erst von Livius an. Der Vorteil war vor allem, daß man sich statt eines durchdeklinierten Partizips mit nur drei Formen begnügen konnte, so daß man es immer häufiger auch dort gerne verwendete, wo es eigentlich ausgeschlossen war, z.B. mit direktem Objekt. Vor allem wurde die Ablativform immer beliebter und immer mehr auch im Sinn des Part. Präs. Akt. verwendet240. Auch hier war der Vorteil groß, daß man eine starre Form auf -andö oder -endo ohne irgendwelche durch Flexion hervorgerufene Komplikationen hatte. Diese Entwicklung genauer zu verfolgen, ist nicht unsere Aufgabe. Es genügt aber festzustellen, daß es gerade dieser Ablativ des Gerundiums auf -andö oder -endo ist, welcher in den romanischen Sprachen in der Bedeutung eines Part. Präs. weiterlebt, während sich vom Gerundivum nur einige selbständig gewordene Nomina (ζ. B. praebenda, s. § 67) und gelehrte Bildungen erhalten haben.
23
' Passive Imperativformen sind im Latein — im Gegensatz zum Griechischen und vor allem zum klassischen Sanskrit - sehr selten (s. Leumann 5 7 0 f.); selbst bei den Deponentien werden für den Imperativ der 3.Pers. nur teilweise besondere Formen gebildet: alt ist der Typus antestäminö (fast nur in der Gesetzessprache), sonst ütitö (auch 2.Sg.), ütuntö. Die später übliche Form auf -tor kommt vereinzelt bereits bei Plautus vor (2. Sg. patitor Asin. 375, utitor Epid. 263, ferner loquitor Ter. Heaut. 828), s. Leumann 5 7 2 f. Formen auf -ntor, welche nicht nur in den Schulen, sondern auch in den wissenschaftlichen Grammatiken gelehrt werden, sind in Wirklichkeit nicht belegt, sondern höchstwahrscheinlich eine Erfinding spätantiker Grammatiker, s. H. Tränkle, M H 35 (1978), 5 7 f. 240 Vgl. Hofmann-Szantyr 380, ausführlich F. Piccoli, Participium Praesentis Activi und Ablativus Gerundii. Aspekte ihrer syntaktischen Entwicklung im Latein der Kaiserzeit (Diss. Zürich 1972).
Annex I (zu §§46 und 116 c) Das unpersönliche Gerundivum mit Akkusativobjekt Beim unpersönlichen, als Prädikatsnomen verwendeten Gerundivum auf -um findet sich gelegentlich auch ein Akkusativobjekt. Etwas häufiger ist diese Konstruktion nur bei Lukrez und Varro (hier vor allem in De re rustica). Sonst trifft man sie in altlateinischer wie in klassischer Zeit jedoch nur ganz vereinzelt. Verschiedene Beispiele gibt Aalto 94 ff. (der hier von „Nominativ des Gerundiums" spricht, s. Anm. 138 und 204), wo freilich manches zu streichen ist, ζ. B. Lepidus (Cie. fam.) 10, 34, 3, Cie. de orat. 2, 341, Varro R R 1 , 20, 3; vgl. ferner Hofmann-Szantyr 372.
Soviel ich sehe, kommt diese Konstruktion bei L u k r e z lOmal vor, davon 4mal mit multa als Objekt, nämlich 1, 138 multa novis verbis praesertim cum sit agendum 3, 391 . ..prius est in nobis multa ciendum 4, 777 f. multaque in his rebus quaeruntur multaque nobis clarandumst 6, 917 hoc genus in rebus firmandumst multa.. ferner 1, 111 aeternas quoniam poenas in morte timendumst 1, 381 f. aut igitur motu privandumst corpora quaeque aut esse admixtum dicendumst rebus inane 2, 492 addendum partis alias erit 2, 1128 f. nam certe fluere atque recedere corpora rebus multa manus dandum est (manüs dare als fester Ausdruck ,sich geschlagen geben', also ,man muß zugeben, d a ß . . . ' ) 5, 43 f. . . . quae proelia nobis atque pericula turnst ingratis insinuandum? Endlich 3, 626 quinque, ut opinor, eam faciundum est sensibus
auetam,
Unpersönliches Gerundivum mit Akk.-Obj.
187
wo aber eher ein Acl als ein Akkusativobjekt vorliegt: ,man muß annehmen, daß die Seele fünf Sinnesorgane hat'. Weitere Beispiele bietet V a r r ο , dessen Stil bekanntlich wenig gepflegt ist:
LL 10, 19 quare non tarn harte partem ab illa dividendum quam illud videndum, ut... RR 1, 20, 1 f. quos (= boves) rudis neque minoris trimos neque maioris quadrimos parandum: ... hos veteranos ex campestribus locis non emendum in dura ac montana RR 1, 32, 2 serendum viciam lentem cicerulam ervilam ceteraque RR 1 , 1 3 , 1 fruetus, ut est vinum et oleum, loco piano in cellis, item vasa vinaria et olearia potius faciendum. In beiden letzten Beispielen sind verschiedene Dinge Akkusativobjekt,
was an den Typus portas turris muros faciundum curavere (s. § 152)
erinnert. Im übrigen ist auch bei Varro die sonst normale Konstruktion häufiger. Aus der altlateinischen Literatur ist Plautus Trin. 869 agitandumst vigilias zu nennen, ferner aus der Übergangszeit Accius tr. 174 R ferum feroci contundendum imperiost (nicht ganz eindeutig) und Afranius com. 99 R optandum uxorem, s. § 116 c. Dann finden wir in klassischer Zeit
Catull. 39, 9 quare monendum est te mihi, bone Egnati Verg. Aen. 11, 229 f. . . . alia arma Latinis quaerenda, aut pacem Troiano ab rege petendum (also beide Konstruktionen hintereinander)
Cie. Cato 6 Laelius: „volumus sane, nisi molestum est, Cato, tamquam longam aliquam viam confeceris, quam nobis quoque ingrediundum sit, istuc, quo pervenisti, videre quale sit". Da Wendungen wie faciendum est etwa gleichwertig mit facere necesse est oder oportet sind und bei letzteren ein Akkusativobjekt durchaus möglich ist, lag es nahe, auch zu faciendum est ein solches zu setzen, und zwar um so mehr, als in den zahlreichen Sätzen vom Typus
quid faciendum est? das Neutrum quid ebenso gut als Nominativ wie als
Akkusativ interpretiert werden kann. Außerdem muß mit griechischem Einfluß gerechnet werden, wo die „unpersönliche" Konstruktion beim
188
Annex I
Verbaladjektiv auf -τέος sehr verbreitet ist, z.B. Plat. Cri. 51b ουδέ λειπτέον την τάξιν ,man darf seinen Posten nicht verlassen'. Daß also Beispiele wie serendum viciam lentem usw. (Varro RR 1, 32, 2, s. § 162) vorkommen, überrascht nicht; vielmehr ist es erstaunlich, daß sie wenn man von Lukrez und Varro absieht — nicht viel häufiger sind. Daß diese Ausdrucksweise aber im Altlatein verbreitet war, davon kann aufgrund der uns erhaltenen Zeugnisse keine Rede sein. Doch sieht es so aus, daß z.B. Cicero sie als rustik und veraltet empfindet und gerade darum in der Einleitung zu seinem Cato anwendet. In der Übergangszeit wird sie geläufiger gewesen sein; daher wurde sie von Lukrez und Varro nicht gemieden.
Annex II (zu § 78) Das Adjektiv oder Partizip (fetus) feta In den Wörterbüchern wird für fetus -α -um sowohl,schwanger, trächtig' (dann ,fruchtbar, angefüllt'), als auch ,was geboren hat' angegeben. So schreibt auch Serv. Aen. 1, 51 sciendum est autem fetam dici et gravidam et partu liberatam (ähnl. ibd. 2, 238 feta nunc plena ..alias enixa iam). Eine solche Doppelbedeutung (nach Serv. Aen. 1, 51 medius sermo est) mag für einen Stubengelehrten oder einen poeta doctus ganz plausibel sein, ist aber im Alltag unbrauchbar. Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob für eine Frau das eine oder das andere gilt. Auch ein Viehhalter muß wissen, ob ein weibliches Tier trächtig ist oder bereits geworfen hat; selbst für den Jäger ist dies übrigens nicht unwichtig.
Aus den Textstellen ergibt sich folgendes Bild: 1. Mit feta wird bei Varro RR 2, 10, 8 und fr. de vita pop. Rom. II (aus Non. p. 312, 14) eine ,'Wöchnerin' bezeichnet. Sonst sind es weibliche Tiere, die (vor kurzem) Junge bekommen haben, so Enn. ann. 68 V lupus femina feta (darauf anspielend Verg. Aen. 8, 630 f. und Ov. fast. 2, 413; - über femina s. § 186) Verg. georg. 3, 176 ff. nec tibi fetae more patrum nivea implebunt mulctaria vaccae, sed tota in dulcis consument ubera natos Col. 7, 3, 26 (pastor ovium) ... ut neque tardiores et gravidas, dum cunctantur, neque agiles et fetas, dum procurrunt, separari a ceteris sinat. Tiere, die Junge säugen, bekommen besseres Futter: Verg. ecl. 3, 83 {feto pecori ,für die Mutterschafe'), ähnlich, aber substantiviert ecl. 1, 49 (gravis ... fetas, von Serv. Aen. 2, 238 mißverstanden), Col. 9, 1, 7 (cum etiam fetae partus ediderint)·, feta ist eine Stute, die gefohlt hat Col. 6, 37, 10; ovis ... feta hat schon einmal gelammt Col. 7, 3, 11
190
Annex II
(Gegensatz ovis matura), wohl auch ibd. 7, 6, 5. Raubtiere sind dann besonders gefährlich: Ov. met. 13, 803 fetä truculentior ursä usw. Eigenartig (und offenbar sprichwörtlich) ist
Enn. ann. 528 V tantidem quasi feta canes (,Hündin') sine dentibus Hierher wohl auch
[latrat.
Pit. Most. 852 tarn placidast quam feta, quam vis ire intro audacter licet (so Leo, feta quaevis. eire Lindsay nach A, quavis P; - evtl. feta ,Mutterschaf'?, s.u.).
Ein schlechtes omen ist Hör. carm. 3, 27, 4 feta ... volpes (neben praegna(n)s canis). Bei Vögeln bedeutet feta (columbae), vgl. auch fetäre
offenbar ,brütend': Varro RR 3, 7, 6 ,Eier legen', bzw. ,brüten' Col. 8, 8, 8
(columbae), 8, 12 (silvestres gallinae), 8, 15, 7 (anates), vgl. auch Verg. georg. 4, 139 apibus fetis. Dagegen bedeutet es ,trächtig, befruchtet' Col. 7, 9, 3 femina sus ...
quattuor mensibus feta, quinto parere (debet), 8, 11, 5 si (masculus pavo) unam, vel alteram fetam saepius compressit, nicht ganz klar 7, 6, 5 (von einer Ziege). 2. Mit fetus -α -um wird der B o d e n charakterisiert, dies vor allem bei Dichtern. Eindeutig im Sinn von ,befruchtet' ist
Lucr. 2, 992 ff. omnibus ille idem pater est, unde alma liquentis umoris guttas mater cum terra recepit, feta parit nitidas fruges arbustaque laeta et genus humanum, parit omnia saecla ferarum. In diesem großartigen Bild ist also die Erde als weibliches Wesen gefaßt. Gleiche Bedeutung, aber ohne das Bild,
Ov. fast. 1, 662 seminibus iactis est ubi fetus ager. Sonst aber ist die Bedeutung einfach ,fruchtbar', so
Ov. Pont. 1, 7, 13 nos habeat regio nec pomo feta nec uvis, auch Cie. nat. deor. 2, 156 terra vero feta frugibus et vario leguminum genere (einzige Stelle für feta bei Cie., und eine der ganz wenigen für
Adjektiv (Partizip) feta
191
diesen Wortgebrauch außerhalb der Dichtung, vgl. noch Col. 3, 21, 3 zu palmites ,Rebschosse'). Noch allgemeiner ist die Bedeutung ,angefüllt mit':
Verg. Aen. 1, 51 loca feta furentibus austris Verg. Aen. 2, 237 f. scandit fatalis machina muros / feta armis (vom hölzernen Pferd, also auf ,trächtig' anspielend). 3. Daraus ergibt sich, daß feta bei weiblichen Lebewesen, jedenfalls in älterer Zeit, den Zustand unmittelbar nach dem Gebären bezeichnet, und daß die Bedeutung »befruchtet, trächtig' zunächst nur bei den Dichtern von Lukrez an, und zwar vorzugsweise von der Erde, bei Vergil auch vom hölzernen Pferd gebraucht wird. Allgemeiner, aber ebenfalls von der Erde oder von Pflanzen, ist »fruchtbar, voller Früchte'; auch dies fast nur bei Dichtern, allerdings auch bei Cicero und Columella. Der Schluß liegt am nächsten, daß die ältere Bedeutung,geboren habend, mit eben geborenem Kind oder Jungen' war, also Part. Perf. Akt. Die aktive Bedeutung paßt zur Tatsache, daß die Verbalwurzel fe- einst ein Deponens bildete (s. § 78). Freilich ist deren Bedeutung nach Ausweis sowohl des Lateinischen wie der anderen indogermanischen Sprachen nicht ,gebären', sondern ,säugen'. Offenbar hat sich aber daraus die Bedeutung Junge haben' entwickelt, dazu also das Part. Perf. Akt. Junge bekommen habend'. Zunächst als Metapher wurde das Wort von Dichtern auch von einem Stück Land mit reichen Früchten gebraucht. Hier aber lag — im Gegensatz zum Gebrauch bei Lebewesen — die Umdeutung zu ,fruchtbar, Frucht in sich habend' nahe. Da Lukrez unter feta deutlich ,befruchtet' versteht, muß man annehmen, daß vor ihm bereits andere Dichter feta von der Erde gebraucht haben, allerdings im Sinne von ,mit zahlreichen Früchten (die bereits gewachsen sind)'. Auch Ciceros Wendung in nat. deor. 2, 156 wird aus der Dichtersprache stammen. Die Umdeutung zu ,Früchte im Innern habend' kann auf Lukrez selbst zurückgehen; sie ist von Vergil weitergeführt worden. Man darf daher annehmen, daß in dieser Zeit das alte Wort feta in städtischen Kreisen nicht mehr lebendig war; Varro kannte es vermutlich dank seiner Verbundenheit mit dem Land. Um so bemerkenswerter ist, daß feta im Sinn von ,(Mutter-)Schaf' sich bis in die romanischen Sprachen erhalten hat: provenz. fedo, friaul. fede (s. Meyer-Lübke s. v.
feta).
Annex III (zu §§ 102 und 128) Die Konstruktion principium generandi animalium Da Aalto 155 ff. diese Konstruktion nicht nur ausführlich und mit wertvollen Hinweisen auf andere Sprachen bespricht, sondern ihr sogar einen zentralen Platz bei der Entstehung des Gerundivums zuweist (s. § 168), empfiehlt es sich, etwas genauer darauf einzugehen. Im ganzen führt er 44 Stellen an, von denen 20 aus dem 2. Jahrh. n. Chr. stammen oder noch jünger sind. Von den 6 altlateinischen sind 2 zweifelhaft, bzw. nach der Überlieferung unsicher, s. § 128 mit Anm. 160. Wegen des fehlenden Zusammenhanges unsicher ist auch Lucil. 1193 hymnis cantando quae me adservisse ait ad se (so Aalto 155), wo Marx hymnis, cantando schreibt (vgl. seinen Kommentar zur Stelle) und Warmington (bei ihm fr. 1168) Hymnis als Personennamen auffaßt. Von den restlichen 17 von Aalto zitierten Stellen sind 10 aus Cicero, 2 aus Lukrez, 4 aus Varro und 1 aus Livius. Doch sind einige höchst wahrscheinlich anders zu interpretieren. In Cie. fam. 4, 3, 2 tanta est omnium rerum amissio et desperatio reeiperandi ist nämlich omnium rerum jedenfalls zunächst von amissio abhängig, und in Cie. ac. 2, 128 quoniam omnium rerum una est definitio comprehendendi ist omnium rerum possessiver Genetiv bei est; ähnlich, aber unter Weglassung der Kopula, ist auch Varro LL 5, 7 nunc singulorum verborum origines expediam, quorum quattuor explanandi gradus. In Varro LL 6, 61 hinc iudex (dictus est), quod iudicat aeeepta potestate, id est quibusdam verbis dicendo finit ist verbis gewöhnlicher Instrumental, während dicendo noch zur etymologischen Erklärung beigefügt ist. Auch in Cie. inv. 2, 5 ex maiore enim copia nobis quam Uli fuit exemplorum eligendi potestas wird man exemplorum eher auf copia beziehen, wobei man nicht vergessen darf, daß die Verbindung eligendi potestas gleich anschließend nochmals vorkommt. In einigen Fällen bestimmt der vorausgenommene Genitiv zwei Ausdrücke näher, so inveniendi rationem und genera in Cie. de orat. 3 , 1 5 6
principium generandi animalium
193
quarum (translationum) ego quid vobis aut inveniendi rationem aut genera ponam? Ähnlich ist auch Cie. Verr. II, 4 , 1 0 4 earum autem rerum nullum sibi iste neque infitiandi rationem neque defendendi facultatem reliquit, nur daß hier beide parallelen Ausdrücke ein Gerundium enthalten. Hierher auch Cie. Tim. 30 reliquorum siderum quae causa conlocandi fuerit quaeque eorum sit conlocatio; nur ist hier beim 2. Ausdruck der Genetiv (eorum) nochmals gesetzt. Zur Beurteilung von Cie. Verr. II, 2, 77 quibus ne reiciendi quidem amplius quam trium iudicum praeclarae leges Corneliae faciunt potestatem sollte man diese Bestimmungen der von Sulla erlassenen Gesetze im Wortlaut kennen. Es fällt auf, daß verschiedene Beispiele aus C i c e r o in einem größeren Zusammenhang drin stehen, in welchem die logische Parallelität zu einer sprachlich nicht ganz gerechtfertigten Parallelität und damit zu einer Kontamination führt. So Cie. dom. 1 cum multa divinitus ... a maioribus nostris inventa atque instituta sunt, tum nihil praeclarius quam quod eosdem et religionibus deorum immortalium et summae rei publicae praeesse voluerunt, ut amplissimi et clarissimi cives rem publicam bene gerendo religiones, religionibus sapienter interpretanda rem publicam conservarent. Da keiner der verschiedenen Verbesserungsvorschläge überzeugt, ist der überlieferte Text zu halten: unmittelbar nach religiones nochmals religiones als Objekt zu sapienter interpretanda zu setzen, wäre sicher sehr hart und zudem mißverständlich gewesen; statt des korrekten Gerundivums interpretandis setzte er parallel zu bene gerendo das Gerundium sapienter interpretanda (vgl. auch E. Löfstedt, Synt. II 163). Ähnlich ist auch Cie. fin. 5, 19 facere omnia aut voluptatis causa, etiamsi eam non consequare, aut non dolendi, etiamsi id assequi nequeas, aut eorum quae secundum naturam sunt, adipiscendi (statt adipiscendorum wegen non dolendi), etiamsi nihil consequare. Auch die beiden von Aalto (155 und 157) zitierten Stellen aus L u k r e z sind alles andere als eindeutig: In 5, 1224f. (wenn es blitzt, fürchten die Könige:) nequid ob admissum foede dictumve süperbe poenarum grave sit solvendi tempus
adactum
ist es unklar, ob poenarum von -quid oder von solvendi abhängt, und in 5, 193 f. (primordia) ... in talis venere meatus,
194
Annex III
qualibus haec rerum geritur nunc summa novando dürfte qualibus eher zu rerum summa geritur gehören und novando ein allgemeinerer Zusatz zum ganzen Satz sein. Sicher nicht hierher gehören die von Aalto 158 zitierten Beispiele wie Caes. bG 7, 43, 2 legatos ... sui purgandi gratia mittunt, da der Genetiv des Personal- und Reflexivpronomens ursprünglich Genetiv Sing, des Possessivpronomens ist und syntaktisch noch so behandelt wird (vgl. auch Anm. 160). Es bleiben also aus der klassischen Zeit kaum mehr als die in § 102 genannten und aus altlateinischer Zeit die in § 128 zitierten je 4 Stellen. Aber auch das einzige Cicero-Beispiel unter diesen, nämlich Phil. 5, 6 (agrorum suis latronibus condonandi) steht evident an der Nahtstelle der beiden in Frage kommenden Konstruktionen, vorher der Gerundivkonstruktion (facultas ... opprimendae rei publicae, caedis faciendae bonorum, f urbis f ) und nachfolgend des Gerundiums mit Akkusativobjekt (populum Romanum Servitute opprimendi), ist also ähnlich wie verschiedene oben genannte als Kontamination zwischen den beiden Möglichkeiten zu verstehen. Auch die altlateinischen Beispiele sehen eher nach jüngeren Kontaminationen als nach etwas Altertümlichem aus. Da sämtliche, auch die umstrittenen altlateinischen Beispiele im Genetiv stehen, ist es nicht einmal sicher, ob es sich hier nicht um einen Genetivus objectivus handelt, der vom als Verbalnomen aufgefaßten Gerundium abhängt. Dagegen fehlen - wie Aalto 158 selbst zugibt Beispiele für den Dativ, im Altlatein auch für den Ablativ. Wir würden aber, wenn es sich wirklich um etwas Altes handeln würde, Wendungen wie * decemviri sacris faciundo (vgl. § 139) oder *liberis quaerundo, bzw. * liberum (-orum) quaerundi gratia (vgl. § 140) erwarten. Beispiele für den Ablativ finden sich vielleicht bei Lucilius, sicher bei Varro, bei dem Belege für diesen Typus überhaupt etwas häufiger werden, bei dem aber auch sonst verschiedene Abweichungen vom normalen Sprachgebrauch festzustellen sind, s. § 162. Man findet also im Latein zwar ganz vereinzelte Ansätze zu einer aus anderen Sprachen durchaus bekannten Ausdrucksweise (s. Aalto 159 ff.). Doch herrscht in diesen gerade die Konstruktion mit dem Dativ vor, z.B. aind. RV 5, 2, 9 d sisite sfhge räksase vintkse ,er schärft die
principium generandi animalium
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Hörner, um das Ungetüm zu durchbohren' (eigtl. ,£ür das Ungetüm, [es] zu durchbohren'), lit. ji pasikure krösn{ düonai kepti ,sie heizte den Ofen, um Brot zu backen' (eigtl. ,für Brot [Dat.], zu backen'), s. A. Senn, Handbuch der litauischen Sprache I (1966), 4 1 4 f. Im Latein ist diese Konstruktion fast ausschließlich auf den Genetiv beschränkt, der auch als Genetivus objectivus verstanden werden kann (s. o.). Jedenfalls hat sich diese Ausdrucksweise im Latein nicht weiter entfaltet, und man muß sich wundern, daß sie nicht viel reicher bezeugt ist.
Annex IV (zu § 146 und § 150) Der Dativ iure dicundo Die normale Form des von duovir(i), bzw. quattuorvir(i) und von praeesse sowie ähnlichen Ausdrücken abhängigen Dativs ist offensichtlich iure dicundo (älter ioure deicundo). Freilich wird sie in den Inschriften fast immer abgekürzt geschrieben, z.B. IIHvir i.d. (so CIL I2 2515, 1721, 2098, 2198, Dgr. 599, 613 usw.), wobei vir auch viro (so Dgr. 498 a, 558) oder viri (so CIL I2 1503, 2107, Dgr. 661) bedeuten kann; noch kürzer ist llv. i. d. (CIL I2 1635). Viel seltener ist IHIvirei iour. deic. (CIL I2 1542) oder Ilvir(i) iur. deic. (CIL I2 1634). Voll ausgeschrieben ist diese Wendung in einer Grabinschrift aus Venafrum CIL X 4876 (Diehl, Altlat. Inschr. 657; nicht bei Dgr.) . . . duovir urbis (! s. u.) moeniundae bis, praefectus iure deicundo bis, duovir iure deicundo, ferner, von praeesse abhängig, in Lex repetund. 31 ubei ioure deicundo praesse solent, in Lex Urson. c. 96 tum IIvir((i)) qui((q))ue iure (Bruns iuri, wohl nur ein Versehen) dicundo praerit... und im etwa gleichzeitigen Legis fragmentum Atestinum CIL I2 600 (= Bruns S. 101) 12 qui... iure dicundo praefuit. Sonst wird auch hier abgekürzt, ζ. B. i. d. p. in Lex Urson. c.61 (bis), c. 76 usw., CIL I2 600, 18; i.d.praefuit Lex Iul. munic. 116 usw. Die gleiche auffallende Dativform scheint auch für die seit ca. 85 bestehende Behörde der tresviri aere argento auro flando feriundo zu gelten. Hier stammen die nicht abgekürzt geschriebenen Zeugnisse erst aus der Kaiserzeit; die älteren Inschriften haben nur IHvir a. a. a. f. f., s. TI T. s. vv. aes und flö. Auch Cicero schrieb offenbar so; daher bieten die Handschriften in fam. 7 , 1 3 , 2 teils auro aere argento, teils argento auro aere. Dagegen lautet der Dativ wie erwartet auf -i in einem 105 erlassenen Gesetz CIL I2 698, 5 lex parieti faciendo in area (die Inschrift selbst in der Kaiserzeit erneuert).
Dativ iure dicundo
197
Es stellt sich also die Frage, wie ein Dativ auf -e statt auf -i, das auf älteres -ei zurückgeht, zu erklären sei. Nun findet sich auf Inschriften des 3. (z.T. sogar 4.?) und 2.Jahrh. verhältnismäßig oft e statt ei, und zwar vor allem in Endsilben, z.B. Nom. PI. ploirume ,plurimi' in der 2. Scipioneninschrift (CIL I2 9 , 1 ) und besonders Dat. Sg. von Götternamen, z.B. CIL I2 30 M., C.Pomplio(s) No(vi) f. dedron Hercole (3./2.Jahrh.). Die Belege sind zusammengestellt und besprochen in der Lizentiatsarbeit von R. Wächter, Datierung altlateinischer Inschriften und Probleme der Dialektgeographie des vorsullanischen Lateins (1981), 27 ff. Es fällt auf, daß die meisten Belege nicht aus Rom stammen und vielfach noch andere dialektale Merkmale zeigen, so ζ. B. CIL I2 359 lunone Locina (aus Norba) mit ö < ou und Dat. Sg. auf -a ( < *-äi) gegenüber CIL I2 360 lunonei Loucina (ebenfalls aus Norba, aber abgesehen vom Dat. -a stadtrömisch) und CIL I2 361 lunone Loucinai (aus Rom? — zu -e s. u.), vgl. auch CIL I2 5 8 0 sacro(m) Matre Mursina (aus Cortona?, angebl. 4. Jahrh.). Bei den in Rom oder dessen nächster Umgebung gefundenen Inschriften handelt es sich auffallend oft um solche von Freigelassenen, z.B. CIL I2 31 M.(?) Bicoleio(s) V(ibi) l(ibertus) Honore donom dedet mereto (3. Jahr.?), CIL I2 977 conlegia aerarior(um) Forte Fortunae donu(m) dant; mag(istri) C. Carvilius M. L, L. Munius LA , ähnlich 978 und 9 8 0 (alles 2. Jahrh.), vgl. auch die Grabinschrift (in sehr holperigen) Versen der Freigelassenen Mania Τ. I. Gnome (CIL I 2 1 2 1 8 ) : nernine unquam debui ,ich bin niemand je etwas schuldig geblieben' (1. Jahrh.). — Aus der Literatur ist evtl. Lucilius 115 curando corpore (edd. -i) zu nennen, s. §159. Entstanden ist dieses -e durch Monophthongierung aus -ei, die in Teilen der Landschaft, ζ. B. in Praeneste, aber auch in Falerii schon früh und offenbar nach den gleichen Regeln wie im Umbrischen, Marsischen und Volskischen erfolgte, nämlich ai und ei zu e und au und ou zu ö, während im eigentlichen Latein nur ei und ou (meistens auch oi) monophthongiert wurden und im Laufe der 1. Hälfte des 2. Jahrh. mit altem t, bzw. ü zusammenfielen, wobei die Schreibweise ei meist beibehalten wurde, jetzt aber für jedes lange /"verwendet wurde. Als Zwischenstufe zwischen ei und Γ wird ein sehr geschlossenes e angesetzt. So ist das -e in ploirume (Scipioneninschrift, gegen Ende 3.Jahrh.?), lunone Loucinai (CIL I2 360, nicht jünger als 200) oder Hercole (CIL I2 30, um 200, s. o.)
198
Annex IV
wohl als langes geschlossenes e zu verstehen. Man hat also dieses inschriftliche -e auf alle Fälle als Länge zu denken, gut stadtrömisch sogar als sehr geschlossene Länge, die später als t weiterlebt, meist aber noch ei geschrieben wird. Dabei können wir nicht immer entscheiden, ob das geschriebene -e als alt-stadtrömisch oder als rustik (und in Rom vulgär) zu interpretieren ist. Es liegt nahe, auch iure dicundo so zu deuten, wofür sogar noch sprechen würde, daß ja die quattuorviri oder duoviri iure dicundo ausschließlich lokale Behörden sind. Genauso wie das u in dicundo usw. hielt sich also in dieser traditionellen Formel auch der Dativ auf -e bis zum Ende der Republik. Von einem gewissen Zeitpunkt wird die Aussprache freilich kurzes -e (d. h. = Abi.) gewesen sein. Allerdings wird hier das Schriftbild kaum großen Einfluß gehabt haben, da diese Formel fast immer abgekürzt geschrieben wurde. Es ist auch nicht anzunehmen, daß das offizielle Rom sich in der Aussprache dieses Dativs nach anderen Gegenden Mittelitaliens gerichtet hätte. Streng genommen müßte man übrigens dort etwa *iöre decundö erwarten! Was die Römer aus alten Inschriften kannten, waren die Dative von Götternamen. So bleibt zu erwägen, ob nicht für den Dativ ioure noch andere Erklärungen in Frage kommen. Es darf als höchstwahrscheinlich gelten, daß der Dativ bei -es-Stämmen und anderen Paradigmen mit zurückgezogenem Akzent („proterodynamisch") einmal die Endung -i und nicht -ei hatte, also *-es-i lautete, was im Mykenischen noch erhalten ist: E-ume-de-i, we-te-i-we-te-i Jahr für Jahr' gegenüber sonstigem -ei aus Paradigmen mit Endbetonung („hysterodynamisch"), z.B. ma-te-re Imätriil, di-we /Diwei/ usw., s. Verf. Festschrift H. Seiler (1980), 261 (= Kl. Sehr. 732). Die aus *-esi lautgesetzlich entwickelte Form lebt im lateinischen Infinitiv -ere weiter, ζ. B. pendere ,zu wägen', eigtl. Dativ zu * pendos (später pondus -eris), s. §27 mit Anm.46. So ist es denkbar, daß sich auch in ioure (< *ieuesi}) ein alter Rest des Dativs auf -i der -es-Stämme erhalten hat; s. auch W.Blümel, Glotta 57 (1979), 80 m. Anm. 9, der allerdings den Infinitiv anders erklärt. Doch hätte man gerne etwas mehr Zeugnisse für solche alte Dative im Latein. Auf alle Fälle ist zu beachten, daß die Gerundivkonstruktion im Dativ im frühen Latein recht verbreitet war, dann aber zurückgeht und sich fast nur noch in einigen offiziellen Formeln hält, s. §§ 34,108,139. Nun
Dativ iure dicundo
199
ist der Dativ in vielen Fällen in der Form mit dem Ablativ identisch, vor allem regelmäßig im Plural, z.B. decemviri sacris faciundis, tresviri a(gris) d(andis) a(dsignandis) usw., s. §§139, 146f., so daß hier das Bewußtsein, daß es sich um einen Dativ und nicht um den immer häufiger werdenden Ablativ handelt, mit der Zeit schwinden konnte. Vgl. auch Liv. 22, 2, 1 . . . consul placandis ... dis habendoque dilectu dat operant, also mit Ablativ statt des erwarteten Dativs, s. § 35. Eine Unsicherheit darüber, welcher Kasus bei solchen Gerundivkonstruktionen zu setzen sei, verrät auch die Inschrift CIL X 4876 aus Venafrum (s. o.), wo parallel mit iure deicundo der Genitiv urbis moeniundae steht. Ganz gleich, ob der Dativ iure dicundo einen uralten Dativ auf *-i fortsetzt oder aus alter, evtl. rustiker Schreib- und Sprechweise, die auf einen Dativ auf -ei zurückgeht, umgedeutet ist: in klassischer Zeit ist er eine syntaktisch kaum mehr verstandene Altertümlichkeit.
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Indices 1. Index verborum (Verzeichnis der behandelten Wörter und Wendungen) a) Lateinisch (m. Gv. = mit Gerundivum konstruiert)
ab urbe condita abstandus accipere m. Gv. satis accipere adolescendus adulescens adversus (s. auch res adv.) altus alumnus Amandus amorabundus annus antestamino aptus audiens sum auspicato -bilis (Adj.) -bundus (Adj.)
cantabundus cassabundus celsus censere m. Gv.
certus columna comissabundus conducere m. Gv. constans contemnendus contionabundus cunctabundus
14 f., 39 58 111 48, 113 129 155 25
-cundus (Adj.)
68 23 178, 180 67 87 170 f. 185 23 ' 23 20, 20 32 , 49 17, 162 54, 59, 62 81-92, 101' 37 , 155, 158, 163, 182 f., 185 85, 85125, 92 83, 87, 92 23 44, 113 f., 127, 129, 133, 133180, 147, 150 f., 158, 181 23 180 90 113, 147 7, 23 45, 52, 62 90 f., 91132 85, 90
decemviri sacris faciundis deliberabundus dispennite duumvir -e (Dat.) elegans ergo errabundus eundum eximius expetendus
curare m. Gv. damni infecti dare m. Gv.
facere m. Gv. Präs. facto facundus falsus fandus fatum feci fecundus femina ferendus feta fetare florescendus fremebundus
74-81, 158, 163, 182 f. 48, 113, 144-146, 148, 150, 158 18, 1828 4 7 , 1 1 2 f., 127, 133, 147, 158, 181 32, 38, 130, 139, 163 f. 91 170, 180232 139185 196-199 23 126, 126 170 , 132178 85 f., 90 4 61, 61 86 , 177 39 57 , 44 f., 51 f., 59, 61 167 182236 74 f., 80 f. 23 64, 64'°, 81, 152 25, 58 83 , 81, 161 182, 182236 75 f., 80 f., 180 75, 80 f., 180 45, 62 75, 80 f., 180, 189-191 190 155 84, 89, 153
204 fugiendus fundus furibundus futurus gemebundus gloria urbis captae gratulabundus gratus habere m. PPP m. Gv. hittnibundus horrendus improviso in- (negierend) indignabundus infandus infans infans (= infandus) inferius iniussu inter intolerandus iracundus iratus iter iucundus Iuppiter Tonans iurato iuratus iure dicundo ius iurandum Kalendae labundus lacrimabundus laesae maiestatis lascivibundus laus patriae liberandae lavandi, -o lectus libare liberum quaesendum causa lixabundus locare m. Gv. loebesum
Indices 3957, 4 5 " 169 f. 85 f., 88 f., 92 24 89 12 90 23 21 f., 147 48, 4 8 " , 113 85 54 f., 58 f., 62, 153 18 7 , 1 0 f., 17, 26, 62 f. 91 52 f., 62 f., 73, 81, 103, 153 25, 81 6387, 73, 153 126 16 ', 177 7
U
15, 37, 40 52 f., 62 f. 76-78, 80 f. 76 f., 81 175 78-81 8, 814 18 11 139, 196-199 66 f., 123163, 157, 163, 165 64 f., 67, 123163, 157 f., 163-165 70, 73, 92, 153, 156, 163 91 12 84 30, 40 6 24 125, 125167 104, 104140, 131 f. 8 4
122
113, 127, 133, 144, 146 f., 150 132 17 '
ludibundus lurc(hin)abundus lux (masc.) mactare maturus merenda minitabundus mirabundus mirandus miserandus moribundus mortuus nascendus natus nefandus nefans negibundus noctuabundus ob obsecundare oriundus pandere parentes penna peregrinabundus pereundus placendus plorabundus pollucere populabundus potens praebenda praedabundus privatus *probenda prudens pucnandod pudenda (pl.) pudendus pudibundus queribundus quoservis redimere m. Gv. repetundae res adversae res gestae
83, 83121, 8 5 , 8 8 , 9 0 , 92 84, 123163 104141 124, 124166 24 64, 157, 163 91 91 51 f., 54, 60-62 45, 53-55, 60 f., 103, 153 82, 89, 91 f., 163 2341 154 f. 7, 24 63 f., 73, 152 6 3 " , 73, 152 f. 87, 87127 85 15, 36 f., 40, 107, 143,157 73, 181 70-73, 92, 123, 157, 163-165, 181 169-171, 180232 25 169 f. 90 111 111 83, 92 105, 125 85, 90, 91132 23 64, 101, 185 85, 88, 90 7, 23 64, 101 23 135182 64, 67 54-56, 58 f., 63, 110, 153, 158 89 86, 89, 92 10 147 65 f. 25, 66, 69100 8, 13, 25 f.
205
Index verborum res secundae reverendus ridibundus rogare m. Gv. rotundus rubicundus ruibundus rursus sciens sis scribundo secundae secundus,
-um
semunciae senescendus serpens Sicilia Sardiniaque amissae sol occasus sol oriens solvendo sons tabula picta teges temptabundus tennitur tremebundus
69 56 83 f., 92, 123 163 113, 127 73 f., 123 163 7 9 - 8 1 , 89 129 90uo 23 20, 49, 58 83 93, 133 f., 158 f., 162, 164 69 f. 45, 67-70, 73, 123'", 157 f., 163-165, 174, 179, 180 f. 8, 8 12 154, 156 25 11, 16, 50 1322 25 f., 66 93, 102, 134, 158 f. 23 f. 25, 66 178 22 ' 91 170 86, 89, 92
tremendus triumvir tuburch inabundus -iura (Subst.) turunda über unda -undus uti,
utendus
utito, -itor vendere m. Gv. ν enerabilis venerabundus venerandus verberabundus verecundus Verecunnus verenda verendus versabundus vertilabundus vetus vitabundus vivus volutabundus volvendus
54-56 139 181 84, 123 163 25 123 163 160 169 f. 4, 157, 176, 179, 181, 183 38 56 , 43 60 , 48, 48 65 , 107, 112 f., 127, 164 185 239 146 f. 59 85 90 5 4 - 5 6 , 58 83 79-81 81, 168 64, 67 56, 59, 81 86, 92 86 f. 160, 160 201 85, 90, 91 132 23 41 86, 89 70, 72 f.
b) Andere italische Sprachen osk.-umbr. aknoosk. amvtanud umbr. anferener volsk. arpatitu osk. eehiianasum ital. fakven. fagsto osk. fefacid umbr. fe(i)tu umbr. ferine ven. luvantven. Karanmns fal. lecet
170 f., 183 168 207 167 171 212 166 182 236 182 236 182 236 167 168 207 81 180 24
osk. üpsannam osk. patensins umbr. pelsanumbr. perakni umbr. pibaner osk. prüftuset pael. sacaracirix osk. sakrannas osk. teremnatust umbr. umen umbr. une (zu utur) umbr. -vendu ven. Voltiiomnos
165 f. 171 166 f. 170 167 1 9
29
171, 182 235 166 19 2 ' 168 169-171 172 178, 180
206
Indices
c) Romanische Sprachen rrom. buontad vin rrom. chalanda(marz) friul. fede prov. fedo
160 65 191 191
rrom. marenda rrom. ttausch(a) *probenda
64 160 64, 10
ΰδωρ φατειός (φερό)μενος Φιλούμενος myk. di-we myk. E-u-me-de-i myk. ma-te-re myk. qe-te-jo myk. we-te-i-we-te-i
169, 1 177 178 67 198 198 198 177 198
d) Griechisch (und Mykenisch) άλοσύδνη γραφομένωι ,scribundo' δαίς έθηκα ngr. έχω δεμένο ήν βαπτίζων •θησθαι, ΰήσασθαι πυθμήν -τέος
169 134, 159, 162 178 182 22 21 75, 183 169 177, 188
e) Anatolisch (heth. nicht bezeichnet) adätar, adantias anijattbark- m. Part. huitar itar
175 f. 1 7 8
229
22 175 175
karsattar luw. pijamasiwattwatar, wetenas
175223 178 178229 169
f) Indo-iranisch (aind. nicht bezeichnet) -aniyaudn-äh gürtäap. cartanaiy cyautnäjanitavyäjäntva-tavyä-
177 169 23 175 176225 177 1 7 7
226
161, 176 f.
aw. barsmnabudbnä(bhara)mänavahätaw. siiao&nasravätaw. zaoiiahävya-
178 169 178 178229 176225 178229 177 177
g) Baltisch-Slavisch (lit. nicht bezeichnet) butinas dirbtinas, -is
173 173
gtrtas gtrtinas
23 173
207
Index locorum aksl. nesomü nesamas nestinas apr. poklaustmanas
178 178 172 178
russ. prijatnyj sektinas -tinas
170 169
ahd. pfruonta Pfründe) got. windan
174 173 f., 180 233 172 f.
h) Germanisch got. apnaahd. bodam
(nhd. 64, 101 172
i) Phrygisch (-)δακετ
182 236
2. Index locorum Zu speziellen Abkürzungen und Ausgaben s. oben p. XVIII f. a) Autoren 111, 152, 187 Acc. trag. (R) 174 189 153 391 f. 84 432 152 569 i. 73, 153 6 5 7 ff. 152 Afran. com. (R) 99 111, 152, 187 Augustinus conf. 4, 14 22 Aug. ad Liviam (Male. p. 6 f.) 1 , 5 ff. 5 1 , 9 f. 101 1, 24 ff. 47 ad Maecen. (Male. p. 21)32, 34, 38 Edict, de aq. Venafr. 29 f. 18 Edict, de priv. vet. (Male. p. 55) 11 f. 97 M o n . Ancyr. Einleitung 8 1 139 ,8S 4 5, 15, 45 7 139 185 8 47 13 15, 44
19 20 25 27 . 28
8 8-10 36 47, 71 21 36 85 85 52
Bell. Afr. 2, 5 21, 3 Bell. Alex. 15, 1 Brut., s. Cie. fam. 11, 20, 1 Caecil. com. 150 f. (R) 121 Cael., s. Cie. fam. 8 Caes., s. auch Cie. Att. 9/10 be 1, 3, 5 97 1,4,2 31 49 1,5, 1 2 9 , 3 8 bis, 155 21 36 1,6,2 1,8,3 1, 9, 1 1, 14, 1 1, 19, 1 1, 25, 9 1, 33, 1
77 35 35 36 96 34
208
Indices 1, 35, 1 1, 36, 1 1, 36, 2 1, 42, 1 1, 48, 7 1, 54, 3 1, 64, 3 1, 65, 5 1, 66, 3 1, 67, 3 ff. 1, 68, 2 1, 69, 1 1, 71, 1 1, 72, 3 1, 78, 1 1,81,2 1, 82, 1 1, 84, 3 1, 86, 1 3, 16, 3 3, 59, 2 3, 80, 7 3, 110, 1 b G 1, 2, 4 1,3,2 1,3,7 1, 8 , 4 1, 25, 6 1, 33, 5 1, 39, 7 1, 41, 1 1, 52, 3 2, 1 , 2 2, 4, 1 2, 4 , 4 2, 6 , 4 2, 8 , 2 2, 9 , 2 2, 10, 4 2, 11, 6 2, 19, 1 2, 20, 1 2, 21, 1 2, 21, 5 2, 21, 6 3, 1 , 4 3, 4 , 4 3, 6 , 2 5, 8 , 4 5, 27, 5 7, 1 1 , 4
29 29 36 47, 99 94 18 45 46 35, 39 44, 46 42, 46 94 29, 38 45 100 97 30, 38 44 78 78 48 12 45, 62 95 36 40 10 10 45, 62 20 60 98 94 70 22 94 36 69, 94 34 16 26 10 42, 46, 9 4 m 35, 38 36 34 68 98, 100 29, 98 58 32 1 2
20
7, 7, 7, 7, 7, 8, C a t o
a d
M .
38, 43, 43, 58, 76, 52, fil.
1 1 2 5 2 4 (Hirt.) 1
4 6 14 agr. 1, 7 2,5 3, 1 5, 3 6,2 14, 1 16 28, 1 31, 1 38, 1 61, 2 115, 1 132, 1 134, 2 f. 134, 4 137 139 141, 1 141, 3 142 144, 1 144, 4 144, 5 145, 1 145, 2 146, 2 161, 2 inc. libr. frg. 49 mor. frg. 3 orat. frg. 1, 7 1, 12 10, 1 11, 1 19, 4 23, 1 40, 1 51 orig. 31 83 95
19 1220 194 68 29 48 21 128 129 129 68 129 21 127 128 f. 127 127 129 128 129 128 128 125 124 125 f. 127 125 126, 133 125 f. 20 127, 133 127 128 127 bis, 133 129 128 129 84 129 129 84 1 2 9
174
128 129 69 129 129 71 128, 129 bis, 133 129
209
Index locorum ull. 17, 15 f.
39, 9 64, 112 f. 64, 405 81, 3 f. 109, 1 ac. 2, 128 Arch. 26 Att. 1, 17, 5 2, 6, 1 2, 14, 2 4, 1 , 6 4, 17, 2 4, 19, 1 5, 18, 1 7, 8, 1 7, 18, 2 9, 7C, 1 (Caes.) 10, 8B, 1 (Caes.) 12, 1, 2 12, 38, 2 13, 10, 3 15, 12, 2 Brut. 9 Cael. 13 Catil. 4, 1 4, 12 Cato 3 4 6 53 65 Cluent. 157 div. 1, 4 1,28 1, 33 2, 42 2, 148 div. in Caec. 11 dom. 1 20 134 epist. ad Q. fr. 1, 2, 9 2, 1, 3 fam. (epist.) 1, 7, 3 1 , 9 , 21 4, 3, 2 4, 7, 2 5, 21, 5 7, 33, 2 8, 3, 1
54 187 86, 89 64 82 78 192 34 52 96 53 72 33 134 53 15 25 53 94 45, 69 85 53 134 53, 62 13 78 78 61 22 10 187 75 76 34 86 17 17 10 33 21 193 32 86 53 69 78 99 192 32, 38 31, 98 79 11
8, 4 , 4 8, 8 , 2 8, 8, 3 8, 16, 1 8, 16, 4 9,5,2 9,8, 1 11, 20, 1 12, 2, 1 12, 29, 2 15, 8 16, 9, 2 fat. 28 fin. 2, 14 3,7 5, 19 5, 48 5, 55 Flacc. 1 25 43 Font. 43 inv. 1, 28 2,5 leg. 1, 60 2, 41 leg. agr. 2, 40 2, 95 Mil. 49 72 Mur. 1 3 7 42 nat. deor. 2,, 156 2,, 160 3,, 83 off. 1, 1 1,2 1,3 1,5 1,6 1,9 1, 10 1,11 1, 13 1, 15 1, 18 1, 25 1, 27
20, 96 66 66 34 97 44 79 51 69 30 134 52, 60 85 25 f. 78 22 193 35, 96 97 30, 40 30, 40 32, 134 31 25 192 96 12 78 42 59 , 58 24 63 37 65 11 5Q6S
190 75 69 44, 96 33 94 33 44, 61, 97 95 43 94, 96 29, 36, 97 bis 34, 38, 98 100 36, 39 36, 38, 43 34
210 1, 28 1, 29 1, 33 1, 3 4 1, 35 1, 36 1, 39 1, 4 1 1, 4 6 1, 4 7 1, 48 1, 5 0 1, 5 2 1, 60 1, 64 1, 65 1, 74 1, 153 2, 2 2, 4 2, 75 2, 79 3, 26 3, 40 3, 42 3, 60 orat. 41 54 74 de orat. 1, 1 1, 169 1, 2 2 1 2, 16 3, 156 Phil. 2, 13 2, 28 3,9 5,4 5, 6 5, 11 8, 5 8, 15 8, 16 13, 19 Plane. 94 Pomp. (Manil.) 1 23 27 29 38 40
Indices 30, 38 29 43 42, 94 43 bis 65 34, 38, 44 44 45 34 30, 48 46, 95 43 30, 39 94 43 31, 98 39" 94 95 141 134 145"' 34, 46 46 95 2 0 « 22 39 96 33 11 45, 61 45, 59, 61 98 192 14 10 f. 14, 14 25 42 99, 194 62 98 47 77 86 68 78 30 34 96 95 45, 93
43 49 61 62 63 69 prov. 5 Rab. Post. 9 rep. 1, 50 2,5 2, 68 3, 23 3, 35 6, 13 6, 15 S. Rose. 22 36 43 44 45 48 50 65 73 74 110 126 129 132 Sest. 85 117 Sull. 30 Tim. 30 top. 29 Tusc. 1, 3 f. 1, 116 2,2 2,4 2, 4 9 2, 62 4, 2 7 Vatin. 31 Verr. I, 38 II, 1, 130 II, 2, 77 II, 2, 78 II, 2, 132 II, 3, 19 II, 3, 28 II, 3, 32 II, 3, 156
35 37 47 29 53, 62 93 53, 61 66 95 17 86 68 33, 38, 41, 99 36 43 29 53 47 32 94 35 22 22 93 47 9 9 54 48 82 63, 86 86 193 70 14 48 58 69 52, 62 95 76'" 52 12, 36 48 193 97, 100 31 34 53 29 85
211
Index locorum II, 4, 7 8 II, 4, 1 0 4 II, 5, 68 II, 5, 9 7 Colum. 1, 3, 5 1,5,2 7, 3, 2 6 7, 6 , 3 7, 9 , 3 8, 11, 5 C o m . pall. inc. 3 4 Culex 133 258 Edictum Augusti, s. Aug. Enn. ann. 4 5 f. 47 68 71 f. 7 9 f. 113 195 f. 2 3 6 f. 245 246 2 7 2 f. 290 3 1 9 f. 3 4 4 f. 355 370 380 4 0 3 f. 407 528 531 sc. 58 120 129 147 2 4 8 f. 2 6 4 f. 3 1 3 f. 315 Epist. praet. ad Tiburt., s. CIL I2 5 8 6 Gell. 3, 10, 7 3, 10, 10 11, 15, 1 11, 15, 3 11, 15, 8 14, 7, 5
13 193 51 1425 71 71 189 33 5 1 190 190 83 121 58 8 1 58 8 1 107
gl6
17, 2 1 , 4 4 Hirt., s. Caes. b G 8 Hör. ars 2 3 2 f. 3 3 1 f. 4 7 4 f. carm. 1, 3, 2 3 f. 1, 10, 1 1, 16, 10 ff. 2 , 4, 17 ff. 3, 3, 4 5 f. 3, 6, 2 f. 3, 6, 17 f. 3, 6, 3 3 3, 9, 2 1 ff. 4, 2 , 15 f. 4, 2, 4 5 ff.
189
g.6 68 70
g!6
106 74 68 65 70 104 115 69 116 106 116 115 190 72 104 132 104, 132 105 120 68 107 112
155 155 87 82 82 130 1 7 6
Lex Lex Lex Lex
Lex Lex Lex Lex Lex
132 89 57 95 57 74 55 55 55 8 15 76 71 76 55 57 71 55 57 5, 6 8 5, 6 8 , 5 7 57 33 89 57 80 57 56 78 5780 19 9 8 , 101 71 71 55 70 75 75
4, 5, 1 4, 14, 12 carm. saec. 1 ff. 2 f. epist. 1, 1, 1 1, 1 , 8 1 , 2 , 4 4 f. 1, 10, 15 ff. 1, 11, 8 f. 1, 16, 8 f. 1, 17, 3 1, 18, 7 3 epod. 2, 3 6 16, 8 sat. 1, 1, 2 4 f. 1, 4, 1 0 5 f. 1, 6, 10 1, 6, 7 3 1, 8, 2 5 f. 1, 9, 4 5 ff. 2, 4, 4 4 2, 5, 3 0 f. agr., s. CIL I2 5 8 5 Anton, de Term., s. CIL I2 5 8 9 Corn, de X X quaest., s. CIL I 2 . XII tab. 1, 3 181 2 3 4 5,4 17 10, 1 181234 10, 4 126 1 7 0 10, 7 126 1 7 0 2 Iul. munic., s. CIL I 5 9 3 repetund., s. CIL I2 5 8 3 Rubr., s. CIL I2 5 9 2 Tarent., s. CIL I2 5 9 0 Urson., s. CIL I2 5 9 4
212
Indices
Liv. praef. 6 1,4, 8 1, 15, 1 1, 20, 3 1, 20, 6 1, 29, 3 1, 54, 6 1, 59, 8 1, 60, 3 2, 9, 1 2, 13, 2 2, 26, 1 2, 32, 8 2, 60, 5 3, 9, 5 3,21,7 3, 24, 1 3, 35, 1 3, 46, 8 4, 4 , 3 4, 48, 5 4, 49, 12 5, 22, 4 5, 29, 10 5, 38, 1 5, 41, 8 5, 52, 2 6, 7 , 2 6, 11, 5 6, 33, 5 6, 37, 12 6, 42, 2 7, 33, 18 7, 40, 4 8, 12, 14 8, 13, 17 8, 31, 7 9, 7 , 2 9, 16, 4 f . 9, 17, 17 10, 41, 3 10, 46, 6 21, 1 , 5 21, 21, 8 21, 36, 1 22, 1, 3 22, 1, 8 22, 2, 1 22, 3, 7 22, 4, 4
5, 37, 39 f. 101 137 90 71 100 90 91 63 15 71 50 90 71, 75 98 131 12 31 50 140 91 131 130 75 90 91 17, 39 58 90 17, 21 36 90 37, 39 58 59 130 141 90 12 69 24 12 59 17, 39 58 90 64 12 11, 39 58 5, 37 91 100 11 32, 38, 39 58 , 199 35 17
24, 4, 9 24, 6, 1 24, 16, 14 f. 25, 6, 11 25, 13, 4 25, 29, 5 25, 37, 12 25, 40, 1 26, 15, 11 26, 15, 15 26, 24, 3 28, 11, 1 28, 18, 10 29, 32, 3 35, 10, 6 38, 8, 3 38, 57, 7 39, 16, 9 39, 41, 3 40, 27, 8 42, 34, 3 f. 43, 14, 5 Liv. Andr. 17 (19) 18 (20) Lucil. (Marx) 52 55 115 f. 140 195 874 1054 1193 1331 Lucr. 1, 95 f. 1, 111 1, 138 1, 210 ff. 1, 312 1, 381 f. 2, 492 2, 991 2, 992 ff. 2, 1128 f. 3, 295 3, 391 3, 626 3, 1033 4, 692 f. 4, 777 f. 5, 43 f. 5, 193 f.
101 137 71 90 59 90 12, 39 58 91 100 91 82 100 69 90 17 59 52 91 31 91 90 75 140 g!6 g!6 151 152 152 152 151 152 149, 151 151, 192 152 86 186 186 75 6' 186 186 70 190 186 76 186 186 82 86 186 186 193
213
Index locorum 72 5, 514 193 5, 1224 f. 72 5, 1276 72 6, 178 f. 86 6, 367 86 6, 438 186 6, 917 82 Mat. carm. frg. 6 Mon. Anc., s. Aug. 19 Naev. bP (carm.) 5* [4] com. 15 f. 116 155 18 105 105 28 f. 112 76 78 112, 181 120 83, 92 94 Nep. Att. 9, 2 48 Epam. 4, 1 14, 1626 10, 4 36 Pel. 2, 2 30, 40 4, 1 13 reg. 2, 1 Ov. am. 1, 8, 77 f. 12 2, 13, 11 56 42 5 9 , 56 3, 7, 22 56 ars 2, 618 56 fast. 1, 392 1, 662 190 68" 3, 790 4, 598 56 6, 313 80 Heroid. (epist.) 3, 104 56 7, 15 f. 5 56 Ib. 73 55 met. 1, 216 56 1, 358 f. 76 3, 31 55 3, 38 4, 22 f. 56 4, 5 4 0 f. 56 74 6, 4 6 9 57 8, 211 f. 56 11, 704 124 12, 128 13, 871 f. 89 14, 188 89 12 15, 35 f. 190 Pont. 1, 7, 13 89 trist. 4, 5, 3 Pacuv. trag. 17 117 43 104 142 8 4
85 164 191 f.
Pers. 1, 9 f. Petron. 52, 3 62, 4 PF (L) 7, 5 17, 7 104, 1 455, 2 Pit. Amph. Arg. I, 7 Iff. 437 505 527 551 619 638 f. 669 903 989 1006 1098 f. 1128 f. Asin. 169 2 2 2 f. 2 4 9 f. 310 451 518 544 557 595 676 728 778 833 873 908 Aul. 96 148 ff. 251 311 317 400 456 542 5 67 f. 8 0 6 f. Bacch. 86 191 f.
114 53 113 27 27 85 125 23 23 84' 2 2 67 97 60 106 11 24 109 69 110 104 106 118
79
20 116 22 114 121, 161 121 105, 162 18 77 117 20 3 2 106 110 112 105 113 79 105 60 113 105 113 113 83 113 117 71 113 118 108 82
214 223 402 4 2 8 f. 487 543 594 6 1 2 f. 7 7 2 f. 9 8 1 f. 1 0 2 8 f. 1190 C a p t . 153 158 2 1 2 f. 239 5 0 2 ff. 748 819 852 889 965 1008 C a s . 190 528 968 1004 Cist. 6 9 99 166 228 721 Cure. 6 10 f. 113 187 4 3 9 f. 486 508 533 706 Epid. 7 4 162 1 6 6 ff. 271 41 I f f . 4 3 3 f. 436 605 667 M e n . 16 103
Indices 106 117 121 104 69 77 76 117 121 67 110 115 60 115 69 117 104 113 120 132 74 104, 120 1 6 0 118 112 108 113 76 108 112 60 37 110 71 113 116 112 109 121 77 115,118 5,111 121 58,110 115 83 51 6 9 , 1 0 5 116 119 61 107 110
345 437 592 657 687 7 3 2 f. 860 8 8 2 f. M e r e . 13 3 5 f. 119 141 218 987 Mil. 260 347 359 663 745 851 856 887 889 891 1041 1210 1311 1 3 5 8 f. M o s t . 139 f. 456 701 852 855 1 0 1 4 f. 1023 1142 Persa 5 80 1 1 7 f. 4 2 5 f. 428 469 5 2 0 f. 560 6 0 6 f. P o e n . 3 2 ff. 206 223 224 541 572
114 13 24 112 115 112 107 119 61 74 110 76 117 105 119 113 109 77 1 1 4 105 83 83 108 108 108 60 109 116 108 79 116 109 190 108 116 108 109 106 108 112 106 105 115 42,61 105 17 115 78 6, 119 105 77 77
Index locorum 629 741 855 926 f. 1038 1054 f. 1215 1225 1243 1394 f. Pseud. 5 f. 197 238 400 472 f. 915 1045 1218 ff. 1273 ff. 1329 Rud. 149 157 313 f. 345 f. 602 652 912 1145 1205 1298 1334 1374 Stich. 70 117 124 204 281 288 321 369 443 f. 678 757 Trin. 224 229 231 f. 263 f. 301 380 645 f. 825 f.
118 115 109 III149 20 71 108 108 110 67 118 121 161 78 107 60 50, 112 105 80 83 77 69 69 80 52, 60 113 79 60 104 116 108 109 105 121 117 69 108 118 84 77 68 83 105 109 116 105 107 111 15 74 106 52
869 942 f. 1048 1131 1159 1173 True. 8 15 f. 28 f. 269 2 9 2 f. 370 834 916 Vid. 49 5 1 ff. Prop. 2, 24, 4 4, 1, 127 4, 3, 35 4, 4, 30 4, 9, 69 Quadrig. ann. (hist.) 10 b 78 Quint, (inst.) 9, 3, 9 10, 1, 65 12, 3, 10 Rhet. Her. 1, 6 3, 2 5 Sali. Catil. 6, 5 10, 2 15, 1 18, 3 18, 8 31, 9 43, 3 58, 14 lug. 14, 7 17, 5 28, 3 38, 1 85, 26 85, 28 89, 2 90, 2 103, 2 SCBacch., s. CIL I2 581 Sen. contr. exc. 9, 2 Sen. apocol. 13, 4 dial, de ira 1, 4, 1 epist. 15, 2 Tro. 858 ff.
215 111, 187 68" 119 118 111 60 117 121 77 58 8 2 104 104, 120 160 108 118 64 64 91 58 58 58 58 47, 56 75 84 85 27 75 97 96 86 33 52 63 66 14 85 15 53 53, 61 75 1 , 2 10 85, 90 74 42 37 85 101 1 , 7 12 19 76 101 48
216 Sent. Minuc., s. CIL I2 5 8 4 Serv. Aen. 1 , 5 1 189 Sisenna hist. 55 85 Suet. Iul. 45 37 52, 5 132 Otho 2 65 T a b . Iguv., s. „Inschr.", Ve T a c . ann. 1, 74 66 3, 33 65 15, 4 0 30, 40 T e r . Ad. 114 112 207 108 116 213 270 115 77 310 4 1 9 f. 115 469 109 545 105 112 585 662 ff. 110 869 117 967 106 9 8 7 f. 117 Andr. 1 117 106 5 152 109 158 115 182 107, 115 2 3 2 f. 121 254 108 2 8 7 f. 107 454 109 541 104 705 f. 121 767 53, 103 771 117 113 865 912 121 9 3 7 f. 106 Eun. 7 f . 119 68 119 97 110 222 109 104 620 109 636 f. 638 f. 121 664 53, 63, 103 681 109 784 106 109 883 119 1008
Indices 1072 1087 Heaut. 28 ff. 73 f. 80 86 113 f. 119 133 142 ff. 218 2 8 2 f. 321 509 512f. 655 675 7 3 9 f. 9 2 0 f. 941 1018 1044 1064 f. Hec. 4 4 f. 91 f. 123 254 283 372 391 4 1 3 f. 425 4 3 9 ff. 480 684 716 729 815 821 Phorm. 2 2 f. 56 176 202 2 2 4 f. 225 2 4 9 f. 266 3 6 4 f. 4 2 2 f. 457 460
114 113 120 106 24 121 119 109 107 106 104 118 110 108 109 112 116 109 77 25 110 117 109 118 115, 118 121 119 116 120 106 108 109 80 109 118 114 110 116 105 121 109 104 103 , 120 108 106 107 110 107 48 66 , 113 115 114 108
217
Index locorum 466 665 696 f. 701 f. 818 826 ff. 885 f. 890 1008 , 10, 1 , 5, 8 inc. 63 198 s trag. 1 LL 5, 7 5, 61 5, 78 5, 81 5, 86 5, 137 6, 11 6, 15 6, 16 6, 27 6, 5 2 6, 61 6, 75 7, 53 9, 68 10, 19 Men. 108 365 R R 1, 2, 2 1, 9 , 5 1, 13, 1 1, 1 6 , 2 1, 20, 1 f. 1, 32, 2 2,1,3
113 109 118 118 117 104 118 108 53, 61, 103 55 57 7 8 153, 158 1 9 9 153, 158 1 9 ' 63 192 155 96 96 65 93 154 35, 154 15 64 74 192 96 96 6 187 86 98, 155 95 80 187 48" 155, 187 187 98, 155
2, 1, 18 2, 5, 14 Verg. Aen. 1, 8 ff. 1,51 1, 234 ff. 1 , 2 6 7 ff. 1,543 2,3 2, 6 ff. 2, 199 f. 2, 2 2 2 2, 2 3 7 f. 3, 26 4, 45 f. 6, 1 6, 732 6, 882 f. 9,7 9, 276 10, 143 f. 10, 790 11, 55 f. 11, 229 f. 11, 258 f. 11, 271 12, 88 f. ecl. 6, 57 f. georg. 1, 3 f. 1, 67 1, 163 1, 2 9 7 2, 446 3, 152 3, 159 3, 176 ff. 3, 294 3, 5 2 1 4, 4 4 2 Vulg. loh. 1, 28
21 51 10 191 72 72 64 63 101 1 3 7 54 54 191 54, 59 69 19 89 55 72 6 S , 55 13 72 55 187 55 59 151"4a 89 151 1943 75 72 80 '75 59 151 1 9 4 a 189 55 72 59 21
583, 11 19 31 32 56 58 65
141 4 196 142 141 141 4, 148
b) Inschriften CIL I 2 p. 236, 28 25 (Duilius) 364 b 581, 2 3 23 25
155 135 1 8 2 154, 157' 9 8 134 4, 133, 181 234 20 4, 133
218
Indices
584, 585,
586, 587,
589,
590, 592, 593,
594,
600,
75 76 82 31 25 31 51 85 87 2 Anfang II, 15 II, 18 ff. II, 6 ff. II, 3 I f f . II, 3 4 f. 14 f. II, 5 4 ff. allg. 14 17 2 7 f. 3 0 f. 3 9 f. 5 0 f. 5 6 f. 5 7 f. 5 9 f. 74 8 0 f. 82 112 f. 122 152 155 f. allg. c. 65 c. 66 c. 7 1 c. 92 c. 95 c. 96 c. 101 c. 102 c. 124 c. 126 c. 1 2 7 c. 128 c. 132 c. 134 12
143 141 143 148 147 147 142 147 146 f. 134 181 2 3 4 141 14 148 140 21 140 149 44 145 145 142 147 145 140 13 142 149 147 148 148 148 143 142 149 44 148 148 145 141 142 196 149 148 142 141 142 145 142 145 196
621 6 3 2 , 4 f. 6 7 5 f. 682 685 698, 5 751 7 5 6 , 4 f. 815 838 f. 981 1463 1473 1 5 2 2 f. 1529 1563 1565 1635 1722 1747 1759 1793 1797 1801 2112 2138 2224 2511 2519 2661 2711 CIL VI 2 0 6 5 , 19 f. 2067, 49 2 0 7 8 , 60 f. 2080, 36 CIL X 4 8 7 6 5159 D (Pompeji) 1 138 198 429 433 482 531 629 672 694 818 908 1 0 8 8 f. 1117
4, 131, 1 4 0 154 144 143 144 140, 196 144 143, 149 144 144 146 147 144 145 144 147 146 146 145 144 146 145 150, 155 146 146 4 2 , 46, 153 148 154 148 135, 148, 149 139 185 , 144 143"° 143 1 9 0 143 1 9 0 143 1 9 0 196, 199 145 12 10 10 18 44 8 20 3 1 10 10 20 3 1 , 56 7 5 12 95 43 10 18 21"
Index locorum Dgr. 562 a (CIL X 5159) 145 708 146 Edict, imp. Aug., s. „Autoren", Aug. Mon. Anc.,, s. „Autoren", Aug. 166 Vc 11 166 86 88 A 166 153 166
286 A Tab. Iguv. I, a, 26 II, a, 6 II, a, 43 III, 32 VI, a, 19 VI, b, 22
219 24 167 166 167 167 167 167
ERNST RISCH
Kleine Schriften Zum siebzigsten Geburtstag herausgegeben von Annemarie Etter und Marcel Looser Groß-Oktav. XVII, 798 Seiten. 1981. Ganzleinen D M 9 8 , ISBN 3 11 008410 4 Aufsätze zur griechischen Sprachgeschichte (Wortbildung, Morphologie und Lautlehre, Geschichte der griech. Dialekte, griech. Dichtersprache, Mykenisch und Frühgriechisch), zur lateinischen Sprachgeschichte, zu anderen indogermanischen Einzelsprachen und zum Indogermanischen. Inhalt: Zur griechischen Wortbildung, Morphologie und Lautlehre - Zur Geschichte der griechischen Dialekte - Griechische Dichtersprache - Mykenisch und Frühgriechisch - Zur lateinischen Sprachgeschichte - Zu anderen indogermanischen Einzelsprachen und zum Indogermanischen.
Wortbildung der homerischen Sprache Zweite, völlig überarbeitete Auflage Groß-Oktav. XIX, 475 Seiten, zahlreiche Tabellen. 1973. Ganzleinen DM 1 8 5 ISBN 3 11 003799 8 Untersuchung des gesamten homerischen Wortschatzes (einschließlich der verbalen Stammformen) hinsichtlich seiner morphologischen Bildung unter Berücksichtigung des My kenischen.
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