Gai Institutiones III 1 - 87: Intestaterbfolge und sonstige Arten von Gesamtnachfolge. Text und Kommentar. (Studia Gaiana VII) [1 ed.] 9783428474400, 9783428074402


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German Pages 278 Year 1992

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Gai Institutiones III 1 - 87: Intestaterbfolge und sonstige Arten von Gesamtnachfolge. Text und Kommentar. (Studia Gaiana VII) [1 ed.]
 9783428474400, 9783428074402

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H. L. W. NELSON / U. MANTHE

Gai Institutiones 111 1-87

Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen Herausgegeben vom Institut für Rechtsgeschichte und geschichtliche Rechtsvergleichung der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg i. Br.

Neue Folge· Band 15

Studia Gaiana VII

Gai Institutiones 111 1-87 Intestaterbfolge und sonstige Arten von Gesamtnachfolge TEXT UND KOMMENTAR

Von

Hein L. W. Nelson und Ulrich Manthe

DUßcker & Humblot . Berliß

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Nelson, Hein L. W.: Gai Institutiones III, 1 - 87 : Intestaterbfolge und sonstige Arten von Gesamtnachfolge ; Text und Kommentar / von Hein L. W. Nelson und Ulrich Manthe. - Berlin: Duncker und Humblot, 1992 (Freiburger rechtsgeschichtliche Abhandlungen; N. F., Bd. 15) (Studia Gaiana ; 7) ISBN 3-428-07440-8 NE: Manthe, Ulrich:; Gaius: Institutiones; 1. GT; 2. GT

Alle Rechte vorbehalten © 1992 Duncker & Humblot GmbH, Berlin 41 Satz: Klaus-Dieter Voigt, Berlin 21 Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin 61 Printed in Germany ISSN 0720-6704 ISBN 3-428-07440-8

Dem Andenken Martin Davids

Vorwort Dem vorliegenden Buche fällt die Aufgabe zu, ein vor längerer Zeit begonnenes, aber nur teilweise verwirklichtes Unternehmen weiterzuführen: die Erläuterung und Neuedierung von Gai Institutiones. Der vor der Unterbrechung des Unternehmens fertiggestellte Teil, Ergebnis einer langjährigen Zusammenarbeit mit meinem 1986 verstorbenen Leidener Kollegen Martin David, umfaßte die beiden ersten Institutionenbücher: Text und Kommentar erschienen in drei sukzessiven Lieferungen in der vom Verlag E. J. Brill (Leiden) herausgegebenen Serie "Studia Gaiana", und zwar in den Jahren 1954, 1960 und 1968. Als, nachdem die dritte Lieferung veröffentlicht war, sonstige Verpflichtungen und Arbeitsvorhaben dazwischenkamen, geriet die gemeinsame Gaiuskommentierung ins Stocken; wenige Jahre später hörte sie infolge ernsthafter Erkrankung von Martin David so gut wie ganz auf. Um so mehr hat es mich gefreut, daß ich, als ich nach der 1984 erfolgten Emeritierung die Gaiusarbeit wieder aufnehmen wollte, den Passauer Romanisten Ulrich Manthe bereit fand, die Arbeit mit mir zu teilen. Bei der näheren Beratung über die Ausführung des wiederzubelebenden Unternehmens gelangten wir zu der Überzeugung, daß zwecks Erhöhung der Nutzbarkeit des Kommentars im Arbeitsplan einige Änderungen vorzunehmen seien. Abweichend von der in den früheren Kommentaren befolgten Methode, vorrangig die philologischen Textprobleme zu behandeln, entschlossen wir uns, nunmehr außer den sprachlichen auch den rechtshistorischen Aspekten des Textes ausführliche Beachtung zu schenken. Um die mit juristischen Fachausdrücken reichlich versehene Darlegung des Autors einem weiteren Leserkreis leichter zugänglich zu machen, haben wir außerdem den einzelnen Abschnitten, in die die Darlegung sich zergliedern läßt, erläuternde Textparaphrasen beigegeben. Ferner haben wir uns vorgenommen, den Fragen der Überlieferung besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden und die paläographischen sowie die damit zusammenhängenden textkritischen Probleme kontinuierlich zu erörtern. Der Leser wird denn auch zu Beginn des Buches eine allgemeine paläographische Einleitung vorfinden; dem Kommentar sind an mehreren Stellen paläographische Einzelabschnitte beigegeben worden. Ebenso wie frühere Herausgeber, haben wir uns für die Textgestaltung in erster Instanz auf Studemunds Apographum des Veroneser Palimpsests gestützt: es fungierte wiederum codicis instar. Um den Leser einen besseren Einblick in die Schwierigkeiten zu gewähren, die durch Fehldeutung von Notae iuris und sonstigen leicht verwechselbaren Buchstabenverbindungen

VIII

Vorwort

oder gar Einzelbuchstaben verursacht wurden, haben wir den Versuch gemacht, die im Veroneser Codex benutzten Schriftzeichen, sofern drucktechnische Mittel es erlaubten, an den dafür in Betracht kommenden Stellen des Apparats und des Kommentars getreu nachzuahmen. Dasselbe haben wir an Stellen getan, an denen die Deutung des Geschriebenen durch schlechte Lesbarkeit der Buchstaben erschwert wurde. Eine weitgehende Berücksichtigung der Sekundarüberlieferung wurde gleichfalls von uns einprogrammiert. Was den in diesem Buche behandelten Textteil betrifft (III 1 - 87), nimmt, wie bekannt, das in der Collatio legum Mosaicarum et Romanarum überlieferte Gaiusfragment, mit dessen Hilfe der verlorengegangene Anfang von Buch III ergänzt wird, im Vergleich zur übrigen Sekundarüberlieferung eine hervorstechende Stelle ein. Diese Tatsache führte zu dem Entschluß, eine erneute Kollationierung der drei das Gaiusfragment enthaltenden Handschriften vorzunehmen (Codices Berolinensis Lat. Fol. Nr. 269; Vercellensis Nr. 122; Vindobonensis Nr. 2160). Nachdem dies geschehen war, haben wir, wenn auch nach einigem Zögern, den Entschluß gefaßt, sämtliche Varianten, einschließlich der rein orthographischen, in den Apparat aufzunehmen: dieser Vorgang dürfte den Leser in die Lage versetzen, sich vom Alter und vom Grade der Zuverlässigkeit der drei handschriftlichen Texte eine exaktere Vorstellung zu machen. In derselben Absicht haben wir dem Anhange des Buches drei Phot os beigegeben, die je ein Blatt aus den drei Collatio-Handschriften darstellen (als viertes haben wir ein Photo aus der von Joseph Justus Scaliger hergestellten Abschrift des Berolinensis hinzugefügt [Leidensis Seal. 61]; für Abbildungen aus dem Veroneser Gaiuscodex verweise ich auf den Anhang meines Buches "Überlieferung, Aufbau und Stil von Gai Institutiones" , 1981). Bezüglich des Kommentars hielten wir es für angebracht, größere Anhäufungen von Literaturnachweisen zu vermeiden. Das Zitieren von Monographien haben wir vorzugsweise auf Stellen beschränkt, wo sie hinsichtlich der dortselbst geführten Diskussion eine gewisse Rolle spielten. Fürs übrige haben wir uns mit Hinweisen auf einschlägige Handbücher begnügt: weitere Literaturzitate lassen sich dort leicht nachschlagen (in diesem Zusammenhang sei besonders Kasers "Römisches Privatrecht", Bde. I u. II erwähnt). Und schließlich haben wir, um dem Leser das schnelle Auffinden von Einzelergebnissen zu ermöglichen, uns dazu entschlossen, dem Buche außer einem Stellen- auch einen Sachindex anzuhängen. Der im vorliegenden Buche kommentierte Text III 1 - 87 stellt ein zusammenhängendes Ganzes dar. Behandelt werden das Intestaterbrecht und drei weitere Arten von Gesamtnachfolge, nämlich die Erstehung einer Konkursmasse, die Übernahme von Vermögens rechten bei Arrogation und Manusehe und schließlich die Besitznahme einer zedierten Erbschaft. Offenbar bildeten jene drei Kapitel im antiken Schulbetrieb ein traditionelles Anhängsel der Lehre vom Intestaterbrecht.

Vorwort

IX

Was die Arbeitsteilung zwischen U. Manthe und mir betrifft, haben wir verabredet, daß ersterer besonders die rechtshistorische Interpretation auf sich nehmen und ich für die sprachliche Deutung und die Textkritik sorgen würde. Es wurde ferner verabredet, daß mir die Aufgabe zufallen würde, einen vorläufigen Gesamtentwurf herzustellen, der als Basis für die von uns beiden vorzunehmenden Ausarbeitungen fungieren könne. Jener Entwurf stand denn auch, gewissermaßen als Nukleus, am Anfang des Unternehmens; nachdem jedoch daraufhin die Zusammenarbeit erst einmal richtig in Gang gekommen war, kam schon bald eine weitgehende Verschmelzung der beiderseitigen Beiträge zustande: von wenigen hier und da verstreuten Abschnitten abgesehen, ließ sich seitdem kaum mehr feststellen, wer für was die Verantwortung zu übernehmen hatte. Wir tragen deshalb beide die Verantwortung für das Ganze und verwenden überall den Plural "wir". Inzwischen haben wir beschlossen, die gemeinsame Gaiusarbeit fortzusetzen. Nach Abschluß des Manuskripts für III 1 - 87 (im Frühjahr 1990) haben wir denn auch die Behandlung des im zweiten Teil von Buch III enthaltenen Obligationenrechts in Angriff genommen. Über das Datum der Fertigstellung lassen sich aber noch keine bestimmten Mitteilungen machen. Es erübrigt noch, in unser beider Namen allen zu danken, die diese Arbeit unterstützt haben. Ganz besonderen Dank schulden wir Herrn wiss. Ass. Dr. Dietmar Schanbacher (Passau), der sich der mühevollen Arbeit der Überprüfung des kritischen Apparats unterzogen hat; weiteren Dank schulden wir ihm für die Zusammenstellung des Literaturverzeichnisses und für das Mitlesen der Korrekturfahnen. Für die Erstellung des Sachverzeichnisses und des Stellenverzeichnisses haben Frau Stud. iur. Birgit Arensmann und Herr Stud. iur. Andres Martin-Ehlers (beide Passau) dankenswerte Hilfe geleistet. Ein Wort des Dankes gebührt ebenfalls Frau Stud. iur. Heike Höher und Frau Stud. iur. Henriette Moeschke (beide Passau) für das Mitlesen der Korrekturfahnen. Um die Reinschrift des Manuskripts für die Einleitung und den Kommentar hat sich Herr Drs. Gerard van de Geijn (Apeldoorn) sehr verdient gemacht. Frau Waltraud Riesinger (Passau) sind wir für die sorgfältige maschinenschriftliche Reproduktion des kritischen Apparats zu Dank verpflichtet. Erkenntlich sind wir auch für die Mikrofilme und Photos, die folgende Bibliotheken uns zugestellt haben: die Staatsbibliothek "Preußischer Kulturbesitz" in Berlin, die Bibliotheek der Rijksuniversiteit in Leiden, die Biblioteca Capitolare und das Archivio di Stato in Vercelli, die Österreichische Nationalbibliothek in Wien. Und schließlich sei wegen der Erfüllung zahlreicher persönlicher Bücherwünsche das Utrechter Institut für Rechtsgeschichte dankend erwähnt. Die Hilfeleistung dieses Instituts war um so willkommener, als ich die Stütze des eigenen klassischen Instituts in den letzten Jahren habe entbehren müssen: kurz nach meiner Emeritierung wurde das Utrechter Institut für klassische Philologie aus Gründen der Ersparung aufgehoben.

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Vorwort

Als sich nach Vollendung der Arbeit zeigte, daß beim ursprünglichen Verleger sich die Fortsetzung der "Studia Gaiana" nicht mehr verwirklichen ließ, drohte die Serie heimatlos zu werden. Es hat uns denn auch sehr gefreut, daß das Gaiusbuch in die Reihe "Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen" Aufnahme finden konnte; den Herausgebern der Reihe, den Herren Professoren Elmar Bund, Detlef Liebs, Karl Kroeschell und Joseph Georg Wolf steht ein Wort des aufrichtigen Dankes zu. Der Verlagsfirma Duncker & Humblot danken wir für die viele Mühe, die sie sich gegeben hat, unseren speziellen Wünschen - unter anderem hinsichtlich des Druckens von nachgeahmten Unziallettern - entgegenzukommen. Ferner empfinden wir es als eine angenehme Pflicht, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Niederländischen Organisation für wissenschaftliche Forschung (NWO) für die finanzielle Druckbeihilfe unseren Dank abzustatten. Das neue Gaiusbuch sei dem Andenken des Urhebers der "Studia Gaiana" gewidmet. Bilthoven (Utrecht), im Oktober 1991

Hein L. W. Nelson

Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

Überlieferung des Textes

1

Inhalt und Stoffeinteilung

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Text: Gai institutiones III 1 - 87

mit Conspectus siglorum, Verzeichnis der Parallelüberlieferung und kritischem Apparat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kommentar

27 49

II! 1 - 24: Intestaterbfolge von Freigeborenen nach Zivilrecht .........

51

II! 25 - 38: Intestaterbfolge von Freigeborenen nach der prätorischen Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

79

III 39 - 76: Intestaterbfolge von Freigelassenen; Erbansprüche der Patrone ..

98

II! 77 - 87: sonstige Arten von Gesamtnachfolge

. . . . . . . . . . . . . . . . . . 184

II! 77 - 81: bei Erstehung einer Konkursmasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 III 82 - 84: bei Arrogation und Manusehe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 II! 85 - 87: bei Übernahme einer zedierten Erbschaft

. . . . . . . . . . . . . 207

Appendix

Tabellarische Übersicht der patronatischen Erbansprüche bezüglich des Nachlasses von Freigelassenen (Ziberti ciues Romani und Zibertae ciues Romanae) .. 213 Nachtrag zu III 33a . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 Anhang: Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . "

229

1. Codex Berolinensis Lat. Fo!. Nr. 269 (Fo!. 180') . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 2. Codex Leidensis Scaligeranus Nr. 61 (Folia 123v + 124') 3. Codex Vercellensis Nr. 122 (Fo!. 179V)

. . . . . . . . . . . . 232

•••••••••••••••••••••••

234

4. Codex Vindobonensis Nr. 2160 (Fo!. 182') ....... , . . . . . . . . . . . "

235

Literatur- und Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . "

237

Wort- und Sachregister

245

Stellenregister

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258

Einleitung Überlieferung des Textes

Ebenso wie für die übrigen Teile der Institutiones ist auch für den hier behandelten Teil der Codex Veronensis Nr.13 (ehemals XV; Veroneser Kapitelbibliothek; Siglum V) der wichtigste Textzeuge. Der Codex ist, wie bekannt, ein Palimpsest: der Gaiustext bildet die untere, eine Sammlung Hieronymusbriefe die obere Schicht (der Codex ist zu drei Vierteln ein "bis scriptus"; ein Viertel der Blätter wurde kurz nach der Neubeschriftung wieder abgewaschen, so daß, was jene Blätter betrifft, ein Codex "ter scriptus" vorliegt; der Gaiustext umfaßt im ganzen 125 Blätter; hinzu kommt 1 nichtrescribiertes Blatt). Da sich bei NELSON, Über!. S. 1ff. eine ausführliche Darstellung der Entdeckungs- und Entzifferungsgeschichte und außerdem (S. 22ff.) eine detaillierte Beschreibung der Handschrift selbst finden, können wir uns an dieser Stelle auf die Wiedergabe der wichtigsten Daten und die Behandlung einiger noch immer zur Diskussion stehender Probleme beschränken. Die für den Gaiustext verwendete Schrift ist die sogenannte "ältere" Unziale. Es ist schon mehrfach darauf hingewiesen worden, daß jene Unziale wegen des langsamen Verlaufs ihrer Weiterentwicklung wenig Anhaltspunkte für eine genauere Datierung bietet. Hinzu kommt, daß die Wahl der Buchstabenformen häufig auch vom Inhalte des zu schreibenden Buches abhing: für die Herstellung einer Bibelhandschrift wählten die Kopisten oft eine andersgeartete Unziale als für die Anfertigung eines luristenbuches. Zwar waren solche vom Inhalte abhängigen Unterschiede ebenfalls nur von bescheidenen Ausmaßen, sie waren trotzdem vorhanden: für biblische und liturgische Texte bevorzugten die Kopisten dickaufgetragene und in die Breite gezogene, für luristenschriften dünnere, schmälere und (sagen wir) sachlichere Buchstaben. Erheblich auffälliger jedoch als die Unterschiede der Schriftzüge waren die der Abkürzungen. Die für luristenschriften verwendeten Abkürzungssiglen, die sogenannten Notae iuris, hatten sogar eine ausgeprägte Eigenart und hoben sich stark von den für andere Gattungen benutzten Siglen ab. Im Gaiuscodex sind die Notae iuris überaus zahlreich; sie haben, da sie von den Kopisten leicht falsch verstanden wurden, Anlaß zu häufigen Falschlesungen gegeben. Wie aus dem soeben Gesagten hervorgeht, sind die Ungleichheiten in der Schriftform, welche die Unzialcodices aufweisen, vielfach eher als Begleiterscheinungen einer spezifischen Literaturgattung denn als Abspiegelung einer 1 Nelson-Manthe

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Einleitung

an die Zeit der Herstellung gebundenen Schreibgewohnheit zu werten. Außer den zeit- und sachgebundenen Ungleichheiten hat es sicherlich auch regionale Unterschiede gegeben: wichtige kulturelle Zentren dürften gewisse Eigenarten in der Schriftanwendung zur Entfaltung gebracht haben. Die bisher unternommenen Versuche jedoch, für einzelne Handschriften einen bestimmten Heimatsort nachzuweisen, sind über Mutmaßungen nicht hinausgekommen. Das Resultat von alledem ist, daß die Entstehungszeit des Gaiuscodex sich nicht innerhalb enger Grenzen festlegen läßt: es kommen sowohl das 5. wie das 6. Jahrh. dafür in Betracht. Aufgrund historischer Überlegungen jedoch wird man auf keinen Fall über 569 n. Chr., das Jahr der Eroberung von Verona durch die Langobarden, hinausgehen wollen. Höchstwahrscheinlich läßt sich ein noch früherer Terminus ante quem angeben: 535 n. ehr., das Jahr, in dem die Byzantiner mit der Rückeroberung Italiens anfingen; sie hatten ein Jahr vorher das Gajanische Lehrbuch durch die Institutiones lustiniani ersetzt. Die Veroneser Kapitelbibliothek besitzt sogar Reste eines justinianischen Institutionenbuches (3 Blätter, die Folia 57, 64 und 113 von Codex Nr. 36). In die Zeit der ausgehenden Antike verweist uns ebenfalls die von den Kopisten des Veronensis angewandte Orthographie (der erste Kopist schrieb die Bücher I - III, der zweite Buch IV). Einen guten Überblick über ihre Schreibgewohnheiten bietet der ausführliche "Index orthographicus", den STUDEMUND seinem Apographum (S. 313 - 325) beigegeben hat. Allerdings tragen die von STUDEMUND gesammelten Regelwidrigkeiten nicht ausnahmslos ein eindeutiges Siegel der Spätzeit: manche davon begegnen bereits auf vulgären Inschriften der frühen Kaiserzeit. Allein die Frequenz solcher Fehlschreibungen ist im Gaiuscodex erheblich größer, als sie es in den beiden ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung war. Zu den bereits in der frühen Kaiserzeit begegnenden Schreibfehlern gehören, um zwei Beispiele herauszugreifen, die Verwechselungen von e und ae, ferner die von b und u (= v): vgl. auf pompejanischen Inschriften (eIL. IV 4602) cinedae = cinaede (Vokativ) und (ebd. 4380) Berus = Verus. Was den Veroneser Gaiuscodex betrifft, verzeichnet STUDEMUND mehr als 200 Belege für e statt ae, mehr als 50 für ae statt e; ferner mehr als 60 Belege für b statt u und ca. 170 für u statt b. Wenn wir zum Vergleich die Autuner Handschrift der Gaiusparaphrase danebenlegen, so läßt sich ein augenfälliger Unterschied erkennen: in letzterem werden bund u niemals miteinander verwechselt, ae und e nur selten (3mal, s. MOMMSEN, Epimetrum zum Autuner Gaius S. LXVII, N. 1). Der Kopist der Autuner Handschrift beherrschte die Regeln der klassischen lateinischen Schriftsprache erheblich besser, als dies bei den bei den Kopisten des Veronensis der Fall war: allem Anscheine nach hat er einer früheren Periode angehört (vermutlich dem 4. Jahrh.).

Es finden sich aber in STUDEMUNDS Liste auch orthographische Unregelmäßigkeiten, die in viel stärkerem Maße als die oben genannten als charakteristisch für die Spätzeit zu betrachten sind. Dies geht unter anderem daraus hervor, daß sie in den Inschriften ebenfalls erst in der Spätzeit in Erscheinung tre-

Codex Veronensis

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ten. Dazu gehören insbesondere die vielen Verwechselungen von e und i; ferner, allerdings weniger zahlreich, die von 0 und u. Einerseits hängen jene Verwechselungen mit dem im Laufe des 3. Jahrhs. stattfindenden Verfall der Vokalquantitäten zusammen; zum anderen mit den zu ungefähr derselben Zeit einsetzenden Änderungen der Vokalqualitäten. Das Ergebnis war der Zusammenfall von langem e und kurzem I und ebenfalls der von langem ö und kurzem i1 (e, I wurden seitdem wie geschlossenes ff und Ö, i1 wie geschlossenes C! gesprochen). Laut Inschriften und dem Zeugnis der romanischen Sprachen hat der Zusammenfall von e, I eher als der von Ö, i1 stattgefunden. Der Umstand, daß im Codex V e und i häufiger als 0 und u verwechselt werden, scheint diesen Hergang zu bestätigen. STUDEMUND Apogr. S. 317 verzeichnet mehr als 60 Belege für e statt i und S. 319 mehr als 40 für i statt e. Die meisten der gesammelten Belege beziehen sich auf unbetonte Silben (darunter Endsilben): vgl. z.B. I 14 (Rubrik) dedeticiis = dediticiis, I71 crededissent = credidissent, III 205 posset = possit; ferner III 167 a accipisset = accepisset (Codex Florentinus [F] accepisset [für die Florentiner Gaiusfragmente vgl. NELSON, Überl. S. 55ff.]), IV 11 compluris = complures usw. Belege für Verwechselungen in betonten Silben lassen sich aber auch finden: IV 178 coercetio = coercitio, III 124 Corniliae = Corneliae usw. Ähnliches gilt für die Verwechselungen von 0 und u. Sie sind allerdings weniger zahlreich: STUDEMUND S. 324 verzeichnet insgesamt 25 Belege für 0 statt u und umgekehrt. Vgl. z. B. in unbetonter Silbe I 192 locoples = locuples, III 131 nomeratione = numeratione, III 70 extraneos = extraneus, II 124 filius = filios; in betonter Silbe z. B. III 33 tutum = totum. Auch was die soeben genannten Verwechselungen betrifft, unterscheidet sich der veronesische Gaiuscodex merklich von dem der Autuner Paraphrase. In letzterem begegnen Verwechselungen von e und i nur sehr vereinzelt, die von 0 und u überhaupt nicht (MOMMSEN Epimetrum S. LXVII N. 2 verzeichnet 5 Belege für die Endung -is statt -es und 7 Belege für die Endung -es statt -is).

Außer mit orthographischen wird der Leser mit grammatischen Fehlern konfrontiert. Es handelt sich häufig um Flüchtigkeitsfehler, die sich leicht korrigieren lassen. Allerdings begegnen auch Flüchtigkeitsfehler, die derart mißraten sind, daß angenommen werden muß, daß die Scribae, als sie sie hinschrieben, mit ihren Gedanken nicht mehr bei der Sache waren. Vgl. was leicht korrigierbare Fehler betrifft, z. B. III 40 si intestatis mortus (= intestatus mortuus) esset; III 52 ea (= ei) uero ... hoc ius tribuitur; III 64 quod (= quo) senatus consulto ... actum esse putant; III 73 eo iure postea utsi (= usi) essent. Schon etwas beschwerlicher ist III 173 si quid eo nomine debit (statt debeatur; im Codex F, wo debea ... lesbar ist, hat offenbar die korrekte Wortform gestanden). Völlig unsinnig sind Flüchtigkeitsfehler wie II 221 diuelse soles (= diuersae scholae); IV 17 ex graece uel una quis (= ex grege uel una ouis); usw.

Bisweilen jedoch verraten die Fehler nicht Mangel an Sorgfalt, sondern vielmehr Mangel an grammatikalischen Kenntnissen. Offenbar ist die Schulausbildung der bei den Scribae sehr dürftig gewesen. Auch dieses Faktum ist als Indiz für die späte Entstehungszeit des Veronensis zu betrachten.

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Einleitung Zu den Fehlern, die auf ungenügende grammatische Ausbildung zurückzuführen sind, gehören z. B. III 42 relinquerit (statt reliquerit; 2 Zeilen weiter unten korrektes reliquerit) und IV 18 denuntiebat (statt denuntiabat, so richtig Codex F). In III 42 hat der Kopist die perfektische Form irrigerweise vom Präsensstamm hergeleitet. Der Umstand, daß schon seit längerer Zeit die Bedeutungsunterschiede zwischen den Konjunktiven des Perfekts und des Imperfekts (reliquerit, relinqueret) sich verwischt hatten, dürfte den Fehler mitverschuldet haben. Und schließlich kommt hinzu, daß linquere und Komposita (delinquere, relinquere) in der spätlateinischen Umgangssprache bereits ausgestorben waren (im Romanischen leben sie nicht fort; als Ersatz dient vielfach laxare). Die Spätlateiner, welche die klassische Sprache ungenügend beherrschten, warfen die Konjugationsformen denn auch leicht durcheinander: vgl. z.B. CE. 698 (= CIL. XII 1499: hexametrische Inschrift aus Vaison-la-Romaine, etwa 515 n. Chr.) Vs. 2 uitae cum linquerit usum. Nicht weniger ungrammatisch ist die Verbalform denuntiebat (IV 18). Der Kopist hielt das in der Umgangssprache selten gewordene denuntia irrigerweise für ein ia-Verbum der 4. Konjugation (kurz vorher allerdings, IV 15, hatte er genauer hingesehen und korrektes denuntiabat abgeschrieben).

Fehler wie die soeben genannten bestätigen die im Vorherigen aufgrund anderweitiger Indizien vorgeschlagene Datierung: der Gaiuscodex kann kaum älter als das 5. Jahrh. sein; die ersten Jahrzehnte des 6. Jahrhs. kommen ebenfalls in Betracht. Eine genauere Präzisierung der Entstehungszeit läßt sich aber ebensowenig mit Hilfe von grammatischen wie von paläographischen Argumenten gewinnen. Außer der Datierung erfordert auch die Frage des Heimatsortes eine nähere Betrachtung. E. A. LOWE hat im Jahre 1947 an läßlich einer kurzen Beschreibung des Codex Veronensis in Band IV der Codices Latini Antiquiores (Nr. 488) zum ersten Male die Vermutung ausgesprochen, daß die Handschrift an demselben Ort wie der florentinische Digestencodex hergestellt worden sei; er fügte hinzu, daß jener Ort im griechischsprachigen Osten des Reiches zu suchen sei. Als LOWE dann mehrere Jahre später (1961) in einer Abhandlung über gemeinsame Merkmale von Juristenhandschriften wiederum auf den Gaiuscodex zu sprechen kam, stellte er erneut Vergleiche zwischen letzterem und dem Digestencodex an (Greek Symptoms in a Sixth-Century Manuscript of St. Augustine and in a Group of Latin Legal Manuscripts, Didascaliae in Honour of A. M. Albareda S. 279ff. = Palaeographical Papers II 1972 S. 466ff.; es werden im ganzen ca. 20 Juristenhandschriften miteinander verglichen; in betreff des Veronensis s. vor allem die Tabelle S. 470). LOWE macht besonders auf 3 Merkmale aufmerksam, die seiner Ansicht nach sowohl für den Florentinus wie für den Veronensis und einige weiteren Juristencodices charakteristisch seien. Zunächst auf die Art und Weise, auf die die Reihenfolge der Quaternionen vermerkt wurde. Im Florentinus steht die Quaternionenzahl jedesmal in der linken unteren Ecke einer neuen Lage. Gemäß LOWE sei dies "griechischer Brauch" gewesen. Es stellt sich heraus, daß die Quaternionenzahlen des Veroneser Gaiuscodex (und einiger weiteren Juri-

Codex Veronensis

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stencodices) in derselben linken unteren Ecke zu finden sind. Sodann weist LOWE auf die Methode der Silbentrennung hin. Bei den Kopisten des Digestencodex läßt sich das Bestreben beobachten, die Silbe auf der nächsten Zeile stets mit einer möglichst großen Konsonantengruppe beginnen zu lassen: z. B. di-ctus, i-pse, no-stra usw. Hier liege, so führt LOWE aus, ebenfalls "griechischer Usus" vor. Es muß erneut konstatiert werden, daß die Kopisten des Gaiuscodex die Silbentrennung mehrheitlich nach demselben Prinzip vorgenommen haben. Und schließlich ist LOWE der Ansicht, daß von den Unzialbuchstaben, die für die Digestenhandschrift verwendet wurden, besonders zwei als sehr typisch zu bezeichnen seien: Bund R. Das Florentiner B hat nämlich eine auffällig hochragende Form (man könnte es "zweistöckig" nennen); was das R betrifft, sinkt der erste Schaft ziemlich weit unter die Schriftlinie hinab und nimmt der letzte Schaft eine auffällig waagerechte Stellung ein. Im Veroneser Gaiuscodex haben Bund R die gleichen Formen. Gemäß LOWE seien sämtliche Unzialcodices, die derartiges Bund R aufweisen, in ein und demselben Scriptorium hergestellt worden. Auf die Frage, wo das Scriptorium des Digesten- und des Gaiuscodex (sowie der weiteren in der Abhandlung erörterten Handschriften) zu suchen sei, gibt LOWE eine sehr entschiedene Antwort: es komme dafür nur Konstantinopel in Frage. Denn nur diese Stadt sei zu gleicher Zeit "der Heimatsort einer berühmten Juristenschule und einer kaiserlichen Kanzlei" gewesen. LOWES Darlegungen haben bei mehreren Gelehrten Beifall gefunden (vgl. z.B. B. BrscHoFF, Paläographie des röm. Altertums u. des abendländ. Mittelalters, 21986 S. 40 N. 22; 243). Es muß seinen Thesen jedoch ein schwerwiegender Einwand entgegengehalten werden. Es stellt sich nämlich heraus, daß den beiden Kopisten der Gaiushandschrift jegliche Kenntnis der griechischen Sprache abging. Der erste Kopist sah sogar in den Fällen, in denen er ein griechisches Zitat hätte nachschreiben müssen, keine Möglichkeit, dies zu tun: er ließ die Stellen einfach offen.

Besonders zwei leere Stellen machen dies unumstößlich deutlich: III 93, wo der Scriba griechische Stipulationsformeln, die er in der Vorlage vorfand, wegließ; und III 141, wo er ein Iliaszitat (7, 472 - 475) hätte nachschreiben müssen; statt dessen schrieb er schlichtweg et reliqua. Außerdem zeigte der Kopist sich außerstande, die im Text vorkommenden griechischen Fremdwörter richtig zu buchstabieren: vgl. I 64 sporade statt sporaden bzw. oJtoguOT]V, I 193 Bytinorum statt Bithynorum, I 196 scolae statt scholae usw.

Der zweite Kopist stand dem Griechischen ebenfalls hilflos gegenüber. Ein Beispiel: IV 37 verballhornte der Kopist Dionis Hermaei filii (die beiden griechischen Namen sind Bestandteile einer Peregrinenformel) zu dihoniser. mei [Wo.

Jene manifeste Unkenntnis des Griechischen läßt sich nicht leicht wegdiskutieren; jedenfalls dürfte sie schwerer ins Gewicht fallen als Hinweise auf die Plazierung von Quaternionenzahlen oder auf die Methode der Silbentren-

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Einleitung

nung. Auf die Silbentrennung werden wir übrigens weiter unten noch zu sprechen kommen. Und in betreff der Plazierung der Quaternionenzahlen sei bemerkt, daß sie allein kaum eine zuverlässige Basis für die Feststellung des Heimatsortes hergeben kann. In puncto Beherrschung der griechischen Sprache befindet der Florentiner Digestencodex sich in einem offenkundigen Gegensatz zum Veroneser Codex. Anhand der häufigen griechischen Passagen, die er enthält (darunter ziemlich lange), läßt sich leicht feststellen, daß er von Kopisten geschrieben wurde, die sehr gut Griechisch konnten. Beispielshalber verweisen wir auf das Faksimile, das auf dem Titelblatt des im Jahre 1983 herausgegebenen Florentiner Ausstellungskatalogs abgebildet ist (E. SPAGNESI, Le Pandette di Giustiniano, Mostra di codici e documenti, Biblioteca Medicea Laurenziana). Es handelt sich um Folium 25 v (= Dig. 1,3,36 - 1, 5, 4). In der zweiten Spalte, Zeilen 23 - 25, findet sich ein griechischer Text (Modestin 2 excus., Dig.1, 4, 4): er ist völlig korrekt wiedergegeben. Ähnliches gilt für sämtliche übrigen griechischen Texte. Noch auffälliger ist, daß griechische Vermerke an Stellen der Florentiner Handschrift auftauchen, an denen man sie nicht erwartet hätte. Für die Numerierung der Rubriken z. B. wurden vielfach griechische Zahlenzeichen verwendet. An einer Stelle der Handschrift (Abschluß von Buch XI der Digesten) begegnet sogar statt eines lateinischen ein griechisches Explicit (E'I'rr1JXW~ Lcp ygC,:l)JaVLl W'ÜW LO ßLßA,LOV). Die Erfahrenheit im Gebrauch des Griechischen und die - offenbar unwillkürliche - Untermischung von griechischen Vermerken läßt nur eine Schlußfolgerung zu: der Florentinus wurde an einem griechischsprachigen Ort hergestellt. Die Kopisten besaßen aber gleichzeitig gute Kenntnisse des Lateinischen: sie waren offenbar zweisprachig. Für den Veroneser Gaiuscodex gilt das genaue Gegenteil: er entstand an einem Orte, wo man ausschließlich Latein konnte. Das heißt in unserem Falle: irgendwo in Nord- oder Mittelitalien (möglicherweise war Verona selbst der Ort, wo er geschrieben wurde). Was ferner die Frage nach dem Heimatsorte des Florentiner Codex betrifft, so sei bemerkt, daß sich für die schon im vorigen Jahrhundert ausgesprochene und von LowE neuerdings wiederholte Vermutung, Konstantinopel sei der Ort gewesen, kein einziger konkreter Hinweis finden läßt. MOMMSEN (Praefatio der Groß ausgabe der Digesten S. XXXVIII ff.) hat denn auch mit Recht seinen Zweifel ausgesprochen: seiner Ansicht nach käme ebensogut eine griechischsprachige Provinzstadt, zum Beispiel eine solche in Süditalien, als Herstellungsort in Betracht. Es lohnt sich, außer der Sprachbeherrschung noch andere Merkmale (Silbentrennung, Schriftform, Aufmachung, Orthographie) zwecks eines Vergleichs zwischen beiden Codices näher zu betrachten. Zunächst noch einmal die Methode der Silbentrennung. Bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, daß die sogen. "griechische" Methode in keiner der beiden Handschriften mit eiserner Konsequenz gehandhabt wurde. Bereits MOMMSEN (a.a.O. S. XXV)

Codex Veronensis

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hat darauf aufmerksam gemacht, daß sich im Florentinus zahlreiche Abweichungen von jener Methode finden: in diesen Fällen handelt es sich immer um in der Mitte der Konsonantengruppe vorgenommene Trennungen (praes-titerit, diges-tis usw.). Offenbar haben griechische Kopisten die Silben nicht immer nach "griechischer" Art getrennt. Ähnliche Inkonsequenzen begegnen, sei es weniger häufig, auch im Veronensis: vgl. etwa 11 176 scrib-tus, 111 62 ipsum usw. (s. dazu STUDEMUND Apogr. S. XXIV). In diesem Zusammenhang sei noch darauf hingewiesen, daß die lateinischen Grammatiker ebenfalls die sogenannte "griechische" Methode der Silbentrennung angewandt haben. Bereits Caesellius Vindex (2. Jahrh. n. Chr.) schrieb Trennungen wie potestas, plo-strum usw. vor (vgl. das Exzerpt aus seiner orthographischen Schrift bei Cassiodor, orthogr., gr. [KEIL] VII pag. 205, 1ff.). Die Silbentrennung kann somit kaum ein brauchbares Kriterium für die Provenienz von Handschriften liefern. Sodann die Formen der Schrift. Es war bereits von der Gleichförmigkeit der Buchstaben Bund R die Rede; es stellt sich aber bei näherem Zusehen heraus, daß die Ähnlichkeiten des Florentinus mit dem Veronensis hinsichtlich der Schrift sich über erheblich mehr Buchstaben erstrecken. Sie finden sich z. B. auch bei den nach oben hinausragenden Buchstaben h und I und bei den unter die Schriftlinie herabsinkenden Buchstaben F, p und q. Nur wenige Buchstaben weisen gegenseitige Unterschiede auf. Letzteres ist z. B. bei dem t; und dem (= s) der Fall: das Florentiner t; hat einen weiter nach unten hinabsinkenden Schwanz, das am Zeilen ende stehende einen längeren oberen Strich. Die vielen Ähnlichkeiten in der Schriftform zwischen beiden Codices finden offenbar darin ihre Erklärung, daß beide Bücher demselben Genus bzw. demselben Sachbereich angehörten - dem der Rechtsbücher.

r

r

Hinsichtlich der Aufmachung lassen sich zwischen beiden Handschriften sehr deutliche Unterschiede erkennen. Die Kopisten des Veronensis wählten Langzeilen für die Beschriftung, die des Florentinus hingegen eine zweispaltige Einteilung. Die Blattabmessungen des Florentinus sind denn auch erheblich größer als die des Veronensis (äußere Abmessungen eines Florentiner Blattes 36,6 zu 32 cm, eines Veroneser Blattes 23,5 zu 19,5 cm; s. NELSON Überl. S. 24 u. 42). Notae iuris finden sich in der Florentiner Handschrift überhaupt nicht, sonstige Abkürzungen nur äußerst selten; im Veroneser Codex hingegen sind Notae iuris sowie weitere Abkürzungen überaus zahlreich. Alles in allem macht der Digestencodex einen sehr viel gepflegteren und (möchte man hinzufügen) eleganteren Eindruck als der Gaiuscodex. Zum Schluß noch ein paar Bemerkungen über einen orthographischen Vergleich zwischen beiden Handschriften. Was den Digestencodex anbelangt, so begegnen dort ebenfalls die für die Spätzeit so charakteristischen Verwechselungen von bund u (= v), e und ae, e und i usw. Die Frequenz ist jedoch sehr viel geringer als dies im Gaiuscodex der Fall ist. Um ein Beispiel herauszugrei-

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fen: auf dem oben S. 6 schon erwähnten Faksimile von Folium 25 v des Florentinus (Ausstellungskatalog 1983) begegnen 2 Verwechselungen von e und i (Dig. 1,4,1 pr. leges statt legis; 1,5,2 decemus statt dicemus) und nur eine solche von bund u (Dig. 1,4,2 nobis statt nouis). Die diphthongische Schreibung ae, die auf dem Blatt häufig vorkommt, ist überall korrekt angewandt worden. Was sonstige Schreibfehler betrifft, so sind sie größtenteils nachträglich von Korrektoren mit gebührender Sorgfalt verbessert worden (zu den wenigen übersehenen Stellen gehört die Rubrik zu 1, 5: de estatu hominum statt de statu hominum). Der Unterschied zum Gaiuscodex springt in die Augen. Obwohl Latein für die Kopisten des Digestencodex eine Zweit sprache war, haben sie ein erheblich besseres Produkt zustande gebracht als die Veroneser Kopisten: sie hatten offenbar eine gründlichere Ausbildung in der lateinischen Grammatik genossen. Für die Herstellung des kritischen Apparats haben wir STUDEMUNDS Apographum Codicis Veronensis (Leipzig 1883) benutzt. Unser Text (III 1 - 87) findet sich auf den Seiten 127 - 150 (s. dazu auch die Ergänzungen in der 1890 von KRUEGER und STUDEMUND herausgegebenen Textedition von Gai Institutiones S. XXX - XXXII). Die von A. SPAGNOLO im Jahre 1909 verfertigte phototypische Ausgabe des Codex Veronensis haben wir leider beiseite legen müssen: die Photos sind infolge der vielen ruinösen Behandlungen, denen der Codex im vorigen Jahrhundert ausgesetzt war, so unscharf geworden, daß sie für die Entzifferung keinen Nutzen abwerfen. Für eine Beurteilung von STUDE. MUNDS Apographum vgl. NELSON, Überl. S. lOff. u. 22; in betreff SPAGNOLOS phototypischer Ausgabe ebd. S. 15f. Der Codex Veronensis weist am Anfang von Buch III eine große Lücke auf: es fehlt ein ganzes Folium (Seiten 126*/126** = Gai 111 1 bis 5 mortem patris causa eqs.). Der dadurch entstandene Textverlust läßt sich mit Hilfe eines Gaiusfragments, das in der sogen. Collatio legum Mosaicarum et Romanarum (auch Lex Dei genannt) Aufnahme fand, so gut wie vollständig ersetzen. Es handelt sich, was jene Collatio betrifft, um eine 390 n. Chr. oder bald danach hergestellte Schrift, in der ein (weiterhin unbekannter) christlicher Autor es sich zur Aufgabe gemacht hat, das römische und mosaische Recht miteinander zu vergleichen. Zu diesem Zweck stellt er jeweils Fragmente aus dem Pentateuch und aus der römischen Rechtsliteratur einander gegenüber. Für Näheres über Inhalt und Datierung der Collatio und über die Absichten des Autors vgl. NELSON, Überl. S. 104ff.; D. LIEBS, Die Jurisprudenz im spät antiken Italien (Berlin 1987) S. 162ff.

Im letzten Abschnitt der Collatio (Titulus XVI) vergleicht der Autor mosaisches und römisches Intestaterbrecht miteinander. Zu dem Zweck zitiert er zunächst (Coll. 16, 1) einen dem Pentateuch entnommenen Passus, u. zw. Numeri 27, 1 - 11. Sodann läßt er sieben sich mit dem Intestaterbrecht befassende römische Juristenfragmente folgen: das erste jener römischen Frag-

Codices der Collatio

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mente entnimmt er Gai institution es In 1 - 17 (Coll. 16, 2). Wie man sieht, verschafft das Gaiusfragment der Collatio nicht nur eine Ergänzung der veronesischen Lücke, sondern darüber hinaus noch eine Zweitüberlieferung für den anschließenden Textteil: In 5 (ab mortem patris) bis 17. Die Überlieferung der Collatio beruht auf 3 frühmittelalterlichen Handschriften: Codex Berolinensis Lat. Fol. Nr. 269 (Siglum B); Codex Vercellensis Nr. 122 (Siglum U) und Codex Vindobonensis Nr. 2160 (Siglum W). Der jeweils wichtigste Bestandteil der drei Handschriften ist die vom Konstantinopler Rechtslehrer Iulianus hergestellte Epitome latina Novellarum Iustiniani (kurz: Epitome Iuliani; Abfassungszeit etwa 556/57, s. S. 14); die Collatio findet sich in den angehängten Appendices. Wegen der zahlreichen gegenseitigen Abweichungen, welche die Collatiotexte B, U und W aufweisen, ist es nicht leicht, eine Filiation der 3 Texte herzustellen. MOMMSEN, Collectio In (1890) S. 122f. vertrat die Ansicht, daß B, U und W auf alle Fälle auf einen gemeinsamen Archetypus zurückzuführen seien. Jener Archetypus sei aber nicht mit dem Autorenexemplar identisch gewesen. In betreff der weiteren Frage, ob sich innerhalb der Dreiergruppe noch sekundäre Zusammenhänge aufdecken ließen, hat MOMMSEN sich mit einer Mutmaßung begnügt. Er wies darauf hin, daß U und W, sowohl was richtige wie falsche Lesarten anbelangt, öfters zusammengehen: eine engere Verwandtschaft zwischen beiden sei somit nicht auszuschließen (s. S. 123). Mehr als ein Halbjahrhundert später hat F. SCHULZ den MOMMsENschen Gedanken wieder aufgegriffen; aufgrund eines genaueren Variantenstudiums gelangte er zu der Überzeugung, daß zwischen U und W in der Tat ein näheres Verwandtschaftsverhältnis bestehe (The Manuscripts of the Collatio legum Mosaicarum et Romanarum, Symbolae Van Oven 1946 S. 313ff.). SCHULZ schlug deshalb betreffs der Filiation von B, U, W folgendes Stemma vor (vgl. a.a.O. S. 315; die von SCHULZ verwendeten Sigla sind in untenstehendem Graph zum Teil geändert und dem System unseres kritischen Apparats angepaßt worden): OJ

B

u

w

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Es läßt sich, was obiges Stemma betrifft, auf alle Fälle nachweisen, daß Behauptung, BUW gingen auf ein und denselben Archetypus ((!)) zurück, zutrifft. Die 3 Handschriften enthalten nämlich mehrere gemeinsame Fehler, deren Ursprung sich nur auf diese Weise erklären läßt. Es ist ferner höchst unwahrscheinlich, daß schon das Autorenexemplar jene Fehler enthalten hat. MOMMSENS

Man vergleiche folgende gemeinsame Fehler: Coll. 1,6,3 BUW dubium est qui non (statt dubium est quin); 1, 11, 3 BUW uel res uerba rescripti (eine am Rande stehende Abkürzung u. r. = uerba rescripti wurde vom Scriba des Archetypus falsch verstanden [als uel res] und daraufhin in den Text eingeschaltet); 2, 4,1 UWC ad aquilia (W 1 attaquilia), B ad aquiliam (statt einfachem Aquilia; das fälschlich hinzugesetzte ad stand offenbar im Archetypus); 4, 10, 1 BUW non dubitantur non ambigitur (non dubitantur [gemeint ist non dubitatur], ursprünglich eine Glosse zu dem in der Umgangssprache ausgestorbenen ambigitur, wurde vom Scriba des Archetypus versehentlich in den Text aufgenommen); 8, 5,1 (= Paul. sent. 5,25,2) BUW in insulam deponantur (Lex Rom. Visig., Paul. sent. 5, 27, 2 [= 5, 25, 2] richtig in insulam deportantur); 15, 3, 5 BUW euidentissimorum (statt euidentissime sunt: wohl richtige Korrektur von MOMMsEN); 16,2,14 (= Gai inst. III 14) BU cuncta est, W iuncta est (offenbar Verschlimmbesserung aus cuncta est) (Cod. Veronensis richtig nancta est [allerdings sind die Anfangsbuchstaben na schlecht lesbar, vgl. krit. App. z. St.]).

Gemeinsame Lücken in BUW weisen ebenfalls auf Abstammung von ein und demselben Archetypus hin. Sie finden sich allenthalben im Collatiotext; am eindeutigsten lassen sie sich dort nachweisen, wo eine Parallelüberlieferung vorliegt. Folgende Lücken, die sich alle im Gaiusfragment (16, 2) von BUW finden, lassen sich leicht anhand der Parallele im Codex Veronensis nachweisen: Coll. 16,2,5 (= Gai inst. III 5) BUW fehlen die Worte probatur nam et hi uiuo patre causa (richtig V); 16, 2, 6 (= III 6) BUW fehlt (am Anfang) quod (richtig V); 16,2,7 (= III 7) BUW fehlt igitur (richtig V); 16,2,13 (= III 13) BUW fehlt eo (vor testamento) (richtig V); 16, 2, 14 (= III 14) BUW fehlt bonis (hinter ceterorum) (richtig V); ebd. BUW fehlt legitima (zwischenjilia und heres esse) (richtig V); 16,2, 15 (= III 15) BUW fehlt ei (hinter si) (richtig V). Wahrscheinlich liegt auch Coll. 16,2,8 (= III 8) eine gemeinsame Lücke vor: BU fehlen die Worte ad unum aut ad duos dimidia pars pertineat et ad tres aut quattuor (so richtig V; weil W an jener Stelle eine noch größere Lücke aufweist, läßt dieser Codex sich nicht mehr zum Vergleich heranziehen). Für den ersten Teil des Gaiusfragments (llIl - 5 bis mortem), wo Codex V wegfällt, lassen sich mit Hilfe von Parallelen in den lnstitutiones lustiniani gemeinsame Lükken in BUW aufdecken: Coll. 16, 2, 2 (= III 2) BUW fehlen die Worte ex jilio (hinter nepos neptisue) (richtig lnst. 3, 1,2); ebd. BUW fehlen utrum und sint (beiderseits von naturales) (richtig lnst. a.a.O. [allerdings sunt statt sint]); ebd. BUW fehlen die Worte in potestate parentis esse siue morte id acciderit (richtig lnst. 3, 1, 2b); 16,2,4 (= III 4) BUW fehlt (hinter postumi quoque) das Relativpronomen qui (richtig lnst. 3,1,2b).

Auch außerhalb des Gaiusfragments begegnen in BUW vielerorts gemeinsame Lücken; allein lassen sie sich, da die Parallelen dort seltener sind, nicht mehr so komplett nachweisen.

Codices der Collatio

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Es folgen einige Beispiele; zunächst Stellen, für die es eine Parallelüberlieferung gibt: Coll. 6, 4, 5 (= Cod. Greg. 5) BUW fehlt (hinter amita ae matertera) sorore (richtig Cod. lust. 5,4, 17); 7, 3, 3 (= Ulp. 5 ad ed.) BUW fehlt (hinter lege Aquilia) non (richtig Dig. 9,2,5 pr.); 9, 2, 1 (= Ulp. 9 off. proc.) BUW fehlen (hinter quiue impubes erit quiue) die Worte iudieio publieo damnatus est qui (richtig Callistratus 4 cognit., Dig. 22, 5, 3, 5, wo der gleiche Wortlaut der Lex lulia zitiert wird); 10,7,5 (= Paul. sent. 2, 12, 5) BUW fehlt (hinter argentum) signatum (richtig Lex Rom. Visig. 2, 12, 1 [= 2, 12,5] und Dig. 16,3,29 pr.); 10, 8,1 (Cod. Greg. 4) BUW fehlt (vor exhibendum) ad (richtig Cod. lust. 4, 34, 1); 13,3,2 (= Ulp. 8 off. proc.) BUW fehlen (zwischen relegari und et sie in biennium) die Worte id est si iuuenior in longius si senior recisius si uero alii negotium gesserunt et ministerio funeti sunt eastigari (richtig Callistratus 3 cognit., Dig. 47,21,2, wo dasselbe Reskript zitiert wird); 16, 4, 1 (= Ulp. I. s. reg. 26, 1) BUW fehlen (zwischen agnatos und uirilis sexus) die Worte proximos id est agnatos (richtig der Ulpiancodex Vatic. reg. lat. 1128). Dort, wo es keine wörtlichen Parallelen gibt, lassen sich bisweilen Texte finden, in denen sinngemäß dasselbe gesagt wird. Wir zitieren beispielshalber Coll. 16, 1, 7/8 (= Pentateuch, Num. 27,8 - 11), wo sich in BUW zwischen homo si deeesserit et filium (filius W) non habuerit und dabitis hereditatem proximo eorum ein Bruch im Gedankengang auftut. Mit Hilfe der Parallelstelle in der Vulgata läßt sich auf alle Fälle eine inhaltliche Ergänzung der Lücke herstellen: (27, 8) homo eum mortuus fuerit absque filio, ad filiam eius transibit hereditas. (§ 9) si filiam non habuerit, habebit sueeessores fratres suos. (§ 10) quod si et fratres non fuerint, dabitis hereditatem fratribus patris eius. (§ 11) sin autem nee patruos habuerit, dabitur hereditas his qui ei proximi sunt. Gemessen am Vulgatatext erstreckt sich somit die Lücke in BUW von (§ 8) ad filiam eius an bis einschließlich (§ 11) nee patruos habuerit. Der Scriba des Archetypus von BUW dürfte durch zweimaliges Vorkommen von dabitis hereditatem irregeführt worden sein; wenn dem so ist, haben Coll. 16, 1, 7 (= Num. 27, 7) hinter filium non habuerit die Worte dabitis hereditatem filiae eius gestanden. Der Wortlaut des restlichen Teils der Lücke läßt sich nicht mehr ergänzen. Viel zahlreicher sind selbstverständlich die Stellen, wo man nur aufgrund fehlender gedanklicher Logik das Vorhandensein einer gemeinsamen Lücke in BUW vermuten kann. Hier läßt sich lediglich mit Hilfe der Konjektur eine Ergänzung des Textes bewirken. Wir begnügen uns mit einem Beispiel: Coll. 12,5,1, wo BUW einen Bruch im Gedankengang aufweisen: es fehlt ein Wort (d. h. die Erwähnung der Strafe) zwischen aut certe und adfieiendi sunt. Allem Anscheine nach muß hier deportatione ergänzt werden.

Die oben zitierten Stellen dürften ausreichende Beweise für die Richtigkeit der MOMMsENschen These gebracht haben. Für den von SCHULZ postulierten gemeinsamen Hyparchetypus (ljI: vgl. S. 9) der Codices U und W lassen sich leider nur .relativ wenige beweiskräftige Belege anführen. Für die Lieferung des Nachweises werden Stellen benötigt, an denen U und W denselben Fehler aufweisen; jene Fehler müssen außerdem derartig sein, daß sie nicht als durch Zufall auf dasselbe hinauslaufende Versehen der Kopisten gedeutet werden können. Die Stellen, die für einen gemeinsamen Hyparchetypus sprechen, sind folgende (s. dazu auch SCHULZ a.a.O. S. 320f.): Coll. 4, 11, 1 B diligentius (richtig) - UW dili-

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Einleitung gens sum (falsch); 5, 3, 1 B fracta molliter plebe (richtig) - UW facta molliter plebe (falsch); 6, 4, 1 B piis religiosisque mentibus (richtig) - UW quis religiosisque mentibus (falsch); 15, 1,3 B deus eradicauit (abgesehen von der Verwechselung von bund u [-auit statt -abit] richtig) - UW denses abdicant (falsch); 15,3,2 (von SCHULZ nicht aufgeführt) B sedi (nähert sich dem richtigen sed di [bzw. dii]) - UW redde (völlig

falsch).

Als beweiskräftig könnte auch noch eine Stelle zitiert werden, an der UW dieselben Worte auslassen, B hingegen den vollständigen Wortlaut aufweist. Vgl. Coll. 7, 5, 6 (= Paul. Sent. 2, 31, 5) B conceptiua autem agere potest, qui rem concepit et inuenit. oblatae (statt oblati) agere potest, penes quem res concepta inuenta est (so richtig, vgl. auch Lex Rom. Visig., Paul. sent. 2, 32, 8 - 9 [= 2, 31, 5]) - UW conceptiua autem agere potest, penes quem res conceptiua inuenta est (es fehlen hinter autem agere potest die Worte qui rem competit ... oblati agere potest). Zwar lassen sich außer den genannten noch weitere Stellen finden, an denen UW im Gegensatz zu B einen gemeinsamen Fehler enthalten; es muß aber zugegeben werden, daß sie sich, weil der Zufallsfaktor bei ihnen nicht auszuschließen ist, weniger gut für den Nachweis der Existenz eines Hyparchetypus (tjJ) eignen. Wir zitieren beispielsweise einige Stellen aus dem Gaiusfragment: Vgl. Coll. 16,2,2 (= Gai inst. III 2) B in potestate eius sit (richtig) - UW in potestate eius sint (falsch); 16,2,4 (= III 4) B sui heredes sunt (richtig) - UW sibi heredes sunt

(falsch; diesem Beleg wäre noch am ehesten Beweiskraft beizumessen); 16, 2, 8

(= III 8) et quia placebat (richtig) - UW et qua placebat (falsch); 16,2, 14 (= III 14) fratri sororiuae (-uae statt -ue; sonst richtig) - UW fratris sorori uel (falsch).

Trotz des Umstandes, daß gewiß nicht allen Stellen, an denen UW gegenüber B gemeinsame Fehler aufweisen, die gleiche Überzeugungskraft zukommt, muß zugegeben werden, daß mehrere Belege übrigbleiben, die der von SCHULZ proponierten These das Wort reden. Es muß aber auch bemerkt werden, daß die Stellen, an denen U und W unter sich auseinandergehen, viel zahlreicher sind. Zum Teil ist dies die Folge der Eigensinnigkeit, mit der der Kopist von Codex W zu Werke gegangen ist. Da der fehlerhafte Text der Vorlage dazu häufigen Anlaß bot, hat er sich nicht davor gescheut, ständig auf eigene Faust Textänderungen vorzunehmen. Das Ergebnis waren leider allzu oft Verschlimmbesserungen. Und was andererseits den Codex U anbelangt, so muß konstatiert werden, daß der dafür verantwortliche Kopist äußerst flüchtig gearbeitet hat. Das Resultat war, daß er die große Fehlerzahl der Vorlage noch erheblich vermehrt hat. Wo U und W so viele gegenseitige Differenzen aufweisen, erschien es ziemlich zwecklos, ein eine eventuelle nähere Verwandtschaft zum Ausdruck bringendes Siglum (tjJ) dafür in den kritischen Apparat einzuführen. Was ferner die Frage der Datierung des gemeinsamen Archetypus (w) der 3 Handschriften BUW anbelangt, so sei auf einen bereits von MOMMSEN erwähnten Anhaltspunkt hingewiesen: gemäß letzterem machten gewisse Fehlertypen

Codices der Collatio es wahrscheinlich, daß für den sei.

0)

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eine vorkarolingische Minuskel verwendet wor-

Für MOMMSENS Vermutung können ziemlich viele Beweisstellen angeführt werden; wir begnügen uns mit zwei Beispielen. Fehlerhaftes cuncta (BUW) für nancta (ColI. 16,2, 14 = Gaius III 14) läßt sich am besten durch die Annahme erklären, daß in der Vorlage vorkarolingisches "offenes" (d. h. wie ce aussehendes) a gestanden hat. Und euidentissimorum (BUW) für euidentissime sunt (ColI. 15, 3, 5) läßt vermuten, daß das lange s (von sunt) mit einem vorkarolingischen r (dessen unterer Schaft weiter unter die Schriftlinie hinabsinkt) verwechselt wurde. Für weitere Beispiele s. MOMMSEN a.a.O. S. 122. Aufgrund derartiger Indizien kämen das 7. und 8. Jahrh. als Herstellungszeit für 0) in Betracht. Die von den drei Collatio-Kopisten angewandte Orthographie ist ziemlich chaotisch; jeder von ihnen hantierte eine Schreibweise, die ihn gerade recht dünkte. Die gegenseitigen Abweichungen sind denn auch sehr zahlreich. Trotzdem finden sich Stellen, an denen alle 3 Kopisten dieselbe unklassische Orthographie angewandt haben. In solchen Fällen liegt die Annahme auf der Hand, daß die irreguläre Schreibweise aus dem Archetypus (0)) stammt. Dies bedeutet, daß die Orthographie des Archetypus ebenfalls schon ein sehr unklassisches Aussehen gehabt hat - höchstwahrscheinlich noch unklassischer als die des Veroneser Gaiuscodex. Sie war, so wird man annehmen müssen, mit dem vergleichbar, was man auch in sonstigen vor karolingischen Handschriften an Unregelmäßigkeiten vorfindet. Vielfach handelt es sich um dieselben Fehler, denen wir schon im Veronensis begegnet sind; die Frequenz der Irregularitäten liegt aber höher. Es sind Verwechselungen von ae und e, oe und e; von e und i, 0 und u, von bund u, d und t (am Wortende), qu und c, t und c (vor nachfolgendem io); fehlerhafte Weglassungen oder auch Hinzufügungen von abschließendem m, dito Weglassungen und Hinzufügungen von h; usw. Wir zitieren exempli gratia nur einige wenige Stellen (es handelt sich immer um gemeinsame Lesarten von BUW): Col!. 10,8, 1 pretexto statt praetextu; 7, 5, 6 poenes statt penes; 10, 5, 1 ordinauit statt ordinabit; 11, 8, 2 berbicem statt uerbecem; 6, 7, 1 inquid statt inquit; 10, 2, 5 ad his statt at is; 1, 3, 2 conditionis statt condicionis, 10, 4, 2 cominus statt quominus; 10,2,6 se retinere statt rem retinere (außer Weglassung von m auch durch Ähnlichkeit der Buchstabenformen verursachte Verwechselung von s und r); usw. Die orthographischen Fehler sind die am häufigsten vorkommenden. Es begegnen aber auch viele grammatische Fehler (sie waren u. a. öfters eine Folge der Weglassungen oder überflüssigen Hinzufügungen eines auslautenden -m). Auffällig ist ferner die gelegentlich auftretende Unsicherheit im Gebrauch der Verbalformen. Zwei Beispiele von unklassischen Verbalformen: 16, 2, 7 (= Gaius III 7) existent (BU, existente W) statt exstant; 7, 3, 2 occisisse statt occidisse.

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Ferner muß konstatiert werden, daß der Kopist des Archetypus (0)), wenn er den Text der Vorlage nicht richtig verstand, davor nicht zurückschreckte, etwas Unsinniges hinzuschreiben. In betreff sinnloser Lesarten, die BUW gemeinsam überliefern, vgl. z. B.: 8,7, 2 defationem statt de ea re actionem; 11,3,1 inponat statt in poena; 11, 8, 1 exercentes quas degere statt exercent equos de gregibus; 13, 3, 2 magistratui poenam statt magis statui potest; 16, 2, 13 (= Gaius III 13) intestamentum statt intestatum; 16, 2, 14 (= Gaius III 14) cuncta (BU; iuncta W, eine Verschlimmbesserung von cuncta) statt nancta.

Die Erhaltung der Collatio haben wir, wie gesagt (s. S. 9), dem Umstande zu verdanken, daß sie in die Appendices einiger Handschriften aufgenommen wurde, welche die Epitome latina Novellarum lustiniani enthielten. Jene Epitome wurde in Konstantinopel vom Rechtslehrer lulianus hergestellt. Der Abschluß des Werkes fiel aller Wahrscheinlichkeit nach in das Studienjahr 556/57. Alsbald fand die Epitome, wohl im Gefolge der zu jener Zeit von Justinian durchgeführten Rückeroberung, auch in Italien Verbreitung. In der nachfolgenden Zeit kam sie ebenfalls im außerhalb Italiens gelegenen Westen in Umlauf. HAENEL führt in der Praefatio seiner Epitome-Ausgabe (1873) 20 Handschriften auf (HAENELs Datierungen liegen zwischen dem 7. und 10. Jahrh.; seine Altersbestimmungen bedürfen aber hier und da einer erneuten Überprüfung). Nicht alle von HAENEL aufgeführten Codices enthalten einen vollständigen Epitometext: er teilt sie denn auch ein in "Integri" und "Truncati"; B, U und W gehören der Gruppe der "Integri" an (vgl. a.a.O. S. I ff., u.zw. B S. IV ff. [Nr. 4], U S. VII f. [Nr. 6] und W S. VI f. [Nr. 5]). Für Näheres über die Entstehung und Datierung der Epitome luliani vgl. H. J. SCHELTEMA, L'Enseignement de droit des antecesseurs (1970) S. 47ff.; D. LIEBS, Die Jurisprudenz im spät antiken Italien (1987) S. 220ff. Auf die Frage, wann und wo der Collatiotext zum ersten Male einer julianischen Epitome angehängt wurde, läßt sich, da BUW darüber schweigen, keine auf konkreten Indizien basierende Antwort geben. Die Vermutung liegt nahe, daß dies zu einer Zeit geschehen ist, als das Problem der Konfrontation zwischen römischem und christlichem (d. h. biblischem) Recht noch aktuell war. Dies würde bedeuten, daß die Einverleibung schon früh, wohl noch im 6. Jahrh. (d.h. in der zweiten Hälfte des Jahrhs.), stattgefunden hat. Über den Ort lassen sich ebenfalls nur Vermutungen anstellen. Weil es sich um die Aufnahme in den Anhang einer justinianischen Novellensammlung handelt, ist man geneigt, den Vorgang in einem der byzantinischen Exarchate - etwa Rom oder Ravenna - zu lokalisieren. Für die frühmittelalterlichen Kopisten von B, U und W war der Vergleich mit den Büchern Mose noch immer interessant genug, um ihn ebenfalls in die Anhänge ihrer Epitomehandschriften aufzunehmen. Außer den drei Handschriften lassen sich noch andere Hinweise dafür finden, daß die Collatio im frühen Mittelalter als Rechtsquelle Beachtung fand. M. CONRAT, Geschichte

Codex Berolinensis

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der Quellen und Literatur des römischen Rechts im frühen MA. (1891) S. 87f. (vg!. auch S. 313f.) zitiert in diesem Zusammenhang mehrere Belege. Der am besten datierbare darunter ist der Hinweis auf den von Hinkmar verfaßten Traktat De divortio Lotharii regis et Thetbergae reginae (um 860 n. Chr.): letzterer enthält zwei Verweise auf die Collatio (MIGNE PL. 125 S. 690 B: scriptum est in !ibro Leuitici [folgt Zitat aus Lev. 20, 13] ... unde et leges Romanae decernunt in capitu!is de stupratoribus eqs. = titulus von Col!. 5, Leviticuszitat Col!. 5, 1, 1; und S. 697 B: in primo !ibro legis Romanae capitulo sexta de stupratoribus et in capitulo septimo de incestis et turpibus nuptiis eqs. = tituli von Co I!. 5 und 6 [5 und 6 - statt 6 und 7 - nach der Zählung der modernen Herausgeber]) . Für die Herstellung des kritischen Apparats zu Gai institutiones III 1 - 17 (= Collatio 16, 2, 1 - 17) haben wir teils Filme teils photographische Abbildungen der betreffenden Textpartien der Codices B, U und W benutzt. Untenstehend folgt eine Übersicht, in der die wichtigsten Daten der drei Codices B, U und W in betreff Aufbewahrungsort, Herkunft und Umfang erwähnt werden. Den jenen Handschriften gewidmeten Angaben schließen sich jedesmal kurze Beschreibungen der darin vorkommenden Schriftformen an. Die Beschreibungen stützen sich in der Hauptsache auf das zu Gebote stehende Photomaterial (insbesondere Abbildungen der das Gaiusfragment enthaltenden Blätter). Im Zusammenhang mit der Behandlung der Schriftformen kommt ebenfalls die Frage der Datierung zur Erörterung. Der Codex B = Berolinensis Lat. Fot. Nr. 269 (ehemals Preußische Staatsbibliothek, heute Staatsbibliothek der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin-West) gelangte im Jahre 1837 durch Ankauf auf einer Auktion in den Besitz der Berliner Bibliothek. Was die Herkunft anbelangt, dürften BLuHME (BLUME) und MOMMSEN mit ihrer Vermutung recht haben, daß das Kloster St. Denis (bei Paris) der ursprüngliche Heimatsort gewesen ist (vg!. BLUHME, Über Pithou's Handschrift der Lex Dei oder Legum Mosaicarum et Romanarum Collatio, Zs. f. geschieht!. Rechtswiss. 10, 1842 S. 298ff.; MOMMSEN, Collectio III, 1890 S. 109f.). Im Jahre 1570 entdeckte der Humanist Pierre Pithou (Pithoeus) den Codex und brachte ihn in seinen Besitz (Pithou wurde 1573 der Erstherausgeber der Collatio). Der Codex ist somit, neben den erwähnten Hinkmar-Zitaten, ein Beleg für das Vorhandensein der Collatio im frühmittelalterlichen Frankenreich. Bis zu seiner Auktionierung (1837) blieb die Handschrift in französischem Privatbesitz. Der Berolinensis enthält 202 Pergamentblätter, die mit Langzeilen beschriftet sind (Abmessungen 270 x 190 mm). Die julianische Epitome reicht bis Folium 151 v ; in den nachfolgenden Appendices umfaßt die Collatio die Folia 157v - 182v , u.zw. bis Coll. 16,8,2 si !ibertinus est uel!i-; der Schlußteil findet sich Fo!. 191'. Das Incipit lautet: incipit lex Dei, quam Deus precepit ad Moysen. Das Gaiusfragment findet sich Fo!. 179v - 181 r • Für die Kollationierung

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Einleitung

benutzten wir die Faksimiles bei M. HYAMSON, Mosaicarum et Romanarum legum Collatio (Oxford 1913) S. 1ff. (Gaiusfragment S. 46ff.). Gemäß HAENEL a.a.O. S. V sind drei Kopisten an der Herstellung des Codex beteiligt gewesen. Anhand der Faksimiles bei HYAMSON läßt sich feststellen, daß eine merovingische Bücherschrift verwendet wurde, die dem letzten Stadium ihrer Entwickelung zuzurechnen ist. Man kann die im allgemeinen ziemlich regelmäßig gestalteten Buchstaben als Vorläufer der karolingischen Minuskel bezeichnen. Die senkrecht hochgehenden Oberlängen von b, d, h, k, I sind ziemlich lang; das gleiche gilt für die hinabsteigenden Unterlängen vonp und q. Das a hat meistens alte ccForm (daneben jedoch begegnet schon öfters unzialförmiges a). Das d ist für gewöhnlich gerade (vereinzelt findet sich auch unzial es d mit schrägem Strich). Das e hat eine über die kurzen Buchstaben hinausragende Epsilonform. Der Kopf des g weist einen großen geschlossenen Bogen auf; der untere Bogen ist offen. Der obere Balken des t hat häufig ebenfalls einen großen Bogen an der Vorderseite; daneben begegnet die Form mit geradem horizontalem Querbalken (wie das 1: der griechischen Minuskelschrift). Ligaturen kommen regelmäßig vor, vor allem Verbindungen mit einem i (li, ri, ti, ei). Legiert werden ferner et, re und st. Für ae wird e mit untergesetztem Häkchen verwendet (häufig irrtümlich an Stellen, wo einfaches e das Richtige gewesen wäre). Die Zahl der Abkürzungen ist verhältnismäßig gering. Ein über den Vokal gesetzter Strich ersetzt m am Wortende. Häufig werden per und pro gekürzt: p mit unterem Querstrich = per, mit hervorstechender Schleife = pro. Ferner ist b mit nachfolgendem Semikolon (;) = -bus, p mit Semikolon = -pus. Vereinzelt begegnet R mit Querbalken im letzten Schaft: eine Abkürzung für -rum. Für weitere Einzelheiten s. Abbildung 1 im Anhang: Codex B, Folium 180r (= Gai inst. ur 5 ab ex lege elia sentia bis 9 qua ratione scilicet etiam).

Für Kapitelzahlen, Titel und Anfangswörter eines neuen Abschnitts verwendete der Kopist rote Kapital- und Unzialbuchstaben. Ferner war er bestrebt, zusammenhängende Wortgruppen durch Spatien voneinander zu trennen; wenn es sich um längere Satzabschnitte handelte, setzte er öfters noch einen Punkt hinzu. Das Ende eines Absatzes markierte er mit einem Doppelpunkt. Das Schriftbild hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem der Sankt Galler Handschrift Nr. 731 (Stiftsbibliothek). Letztere enthält die Leges Visigothorum, Salica und Alamannorum. Der Ort und die Zeit ihrer Herstellung lassen sich genau bestimmen: Besan~on 793 n. Chr.; vgl. F. STEFFENS, Lateinische Paläographie e1929) Nr. 43c. Die Handschrift B dürfte ebenfalls aus den letzten Jahrzehnten des 8. Jahrhs. stammen; eventuell käme noch der Anfang des 9. Jahrhs. in Betracht. Die von HAENEL (Praef. der Epitome-Ausgabe S. VI) vorgeschlagene Datierung, Ende des 9.1Anfang des 10. Jahrhs., kann schwerlich richtig sein. Für das von ihm vermutete Herkunftsland, Churrätien oder Norditalien, lassen sich ebenfalls keine Indizien finden. In Anbetracht der

Codices Berolinensis und Leidensis

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Tatsache, daß das alte Kloster von St. Denis der Ort war, wo Pithou den Codex entdeckt hat, wird man auch den Herstellungsort eher in Nordfrankreich suchen müssen. Was orthographische Exaktheit anbelangt, bekundet der Kopist von B dafür ebensowenig Interesse wie die Schreiber von U und W. Zwar geht ein Teil der Fehler schon auf den Archetypus co zurück (vgl. S. 13), dennoch muß konstatiert werden, daß der Kopist von B die Zahl der Fehler um vieles vermehrt hat. Hinzu kommen einige selbstverschuldete Auslassungen (vgl. z. B. III 13 quis proximus ... tempore quo; III 16 hereditas diuidetur ... singulas portiones) . Der Codex B ist der einzige, der den vollständigen Collatiotext bietet (bis einschließlich 16, 9, 3 ipse tribuit). Durch Einwirkung der Feuchtigkeit sind die oberen Partien mehrerer Blätter schwer lesbar geworden; dies gilt besonders für die Blätter, die den Appendices (darunter die Collatio) angehören. Für Näheres über den Codex B vgl. BLUHME, Pithou's Handschrift der Lex Dei, Zs. f. geschichtl. Rechtswiss. 10 (1842) S. 298ff. (S. 300ff. Beschreibung der Zusammenstellung); HAENEL, Praefatio der Ausgabe der Epitome Iuliani S. IV ff. (ebenfalls Beschreibung des Codex); MOMMSEN, Collectio III (1890) S. 109ff. (kurze Angaben über Herkunft); M. HYAMSON, Mos. et Rom. legum Collatio (1913) S. XIIIff. (kurze Beschreibung; im Anhang Faksimiles des Collatio-Teils der Handschrift); G. DOLEzALEK, Verzeichnis der Handschriften zum röm. Recht, I (Frankfurt/Main) 1972 s.v. ,Berlin SB West, Lat. fol. 269' (mit weiterer Lit.). Die Wiederentdeckung des Codex B, die, wie erwähnt (S. 15), im Jahre 1570 stattfand, erweckte bei zeitgenössischen Gelehrten ein lebhaftes Interesse. Der bekannte Rechtsgelehrte Jacques Cujas (Cuiacius) bat Pithou um Einsichtnahme. Dieser geWährte ihm die Bitte und schickte ihm - etwa im Laufe des Jahres 1571- den Codex ins Haus (in Valence). Joseph Iustus Scaliger, zu der Zeit ein Hausgenosse des Cujas, benutzte die Gelegenheit, daraus für sich ein Apographum der Collatio herzustellen. Das Apographum ist nach Scaligers Tode (1609) zusammen mit seinen übrigen nachgelassenen Schriften in den Besitz der Leidener Universitätsbibliothek gelangt: Codex Leidensis Seal. 61, Fol. 107 v - 126 r (vgl. dazu A. GRAFTON, Joseph Scaliger I, Oxford 1983, S. 123 u. 286 [N. 132]). Mit Hilfe von Lichtbildern haben wir den Text des Scaligerschen Apographums mit dem von Codex B verglichen. Es stellte sich heraus, daß Scaliger keine in allen Details gen aue Abschrift hergestellt hat: vieles, was ihm fehlerhaft vorkam, hat er stillschweigend verbessert. Häufig hat er auch am Rande Emendationsvorschläge hinzugesetzt. Hin und wieder begegnen Auslassungen: Scaliger hat sich anscheinend für die Herstellung der Abschrift wenig Zeit gegönnt. Seit der Wiederentdeckung des Codex B hat Scaligers Apographum selbstverständlich seine Bedeutung größtenteils verloren. Lediglich an Stellen, 2 Nclson-Manthc

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Einleitung

die infolge nachträglich eintretender Feuchtigkeitswirkung schwer entzifferbar geworden sind, leistet er noch einige Lesehilfe. Für weitere Einzelheiten in betreff des Apographum Scaligeranum s. im Anhang Abbildung 2: Folia 123 v + 124r (= Coll. 16, 1, 6 ab et ideo dabitis - 8 dominus Moysi und 16, 2, 1 ab Gaius libro III - 14 in manum conuentionem apud patrem [ = Gai inst. III 1 - 14]).

Der Codex U = Vercellensis Nr. 122 (Biblioteca Capitolare, Vercelli) enthält 183 zweispaltig beschriebene Pergamentblätter (Abmessungen 320 x 250 mm). Er wurde im Oktober 1822 von F. BLUHME (BLUME) im Archiv des Domes von Vercelli wiederentdeckt: vgl. dens., Brief an Savigny vom 13. Nov. 1822 (F. C. von Savigny, Briefwechsel mit F. Bluhme, hrsg. von D. STRAUCH, 1962 S. 114ff. NT. 44); Iter Italicum I (Berlin 1824) S. 87ff., besonders 96ff. Die Epitome Iuliani bildet wiederum den Hauptbestandteil; der Appendix beginnt Fol. 150v • Die Collatio umfaßt die Folia 157v - 181 v ; sie reicht aber nur bis 16, 3, 13 (einschließlich der Worte ad agnatos legitima hereditas pertinebit). Das Incipit lautet: incipit legern Dei, quod precepit Dominus ad Moysen. Das Gaiusfragment findet sich Folia 179v - 181'. Für die Kollationierung des Textes stand uns ein in Vercelli hergestellter Film zur Verfügung. Es zeigt sich, daß der Codex empfindliche Feuchtigkeitsschäden erlitten hat: die meisten Blätter sind dadurch fleckig, viele sogar teilweise ganz unlesbar geworden. Die Schriftform ist eine frühkarolingische Minuskel; Überreste aus der vorkarolingischen Zeit sind äußerst selten. Die Buchstaben haben kräftige, bisweilen sogar etwas plumpe Konturen. Der Umstand, daß die Oberlängen von b, d, h, I noch durchweg keulenförmige Verdickungen aufweisen, bestätigt den auch anderweitig gewonnenen Eindruck, daß es sich um eine ziemlich frühe Periode der karolingischen Schrift handelt. Es finden sich zwar viele Beispiele von Worttrennung mittels Spatien; von einer konsequenten Durchführung jenes Prinzips kann aber nicht gesprochen werden. Das Satzende wird vielfach durch einen Punkt markiert; der Anfangsbuchstabe des neuen Satzes wird etwas größer als die übrigen Buchstaben gestaltet. Ebenso wie in Bund W sind in U die Epitome wie die Collatio in Capita aufgegliedert. Vor der Caputzahl steht das großformatig geschriebene Kürzel KP (= caput; an vereinzelten Stellen weist das K Blattverzierung auf); fürs übrige gibt es keine durch ihre Größe hervorstechenden Buchstaben. Abkürzungen begegnen in Codex U viel häufiger als in Codex B. Zu einzelnen Buchstaben ist folgendes zu bemerken: Das a hat in der Mehrzahl unziale Form; daneben begegnet hier und da die einfachere halbunziale Form (der rechte Schaft ragt nicht über den linken Bogen hinaus; letzterer ist ziemlich groß); die offene ce-Form kommt nicht mehr vor. Das d ist überwiegend gerade; unziales d mit schrägem Strich begegnet nur ganz selten. Das e hat ausnahmslos karolingische Minuskelform (ragt nicht mehr über die kleinen Buchstaben hinaus). Das g ist dem des Berolinensis ähnlich (oben geschlossener Bogen, unten offen). Das t hat immer einen geraden oberen Querbalken (letzterer wird aber nicht vom senkrechten Schaft

Codex Vercellensis

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durchschnitten: T, nicht t); Nebenformen kommen nicht vor. Die Schäfte der Buchstaben m, n und r haben an dem unteren Ende häufig kleine zusätzliche Schlußlinien; das gleiche gilt für die Schäfte der Buchstaben i und u an dem oberen Ende. Die Zahl der Ligaturen ist gering: ae (wiedergegeben durch geschwänztes ~, oft jedoch an der falschen Stelle), et, st und OR (d. h. 0 mit angehängtem rundförmigem R). Besonders zahlreich hingegen sind die Abkürzungen. Oft handelt es sich um Fortbildung und Weiterentwicklung von althergebrachten Mustern; es kommen aber viele neue Formen hinzu. Häufig begegnet der über einen Vokal gesetzte Strich als Ersatz für nachfolgendes m, u.zw. auch im Wortinnern (etwa tepore, cöpetit usw.). Ferner werden Pronomina, Präpositionen und sonstige Partikeln häufig nur durch den Anfangsbuchstaben mit einem kurzen zusätzlichen Zeichen wiedergegeben: q mit durchstrichener Unterlänge = qui (auch im Wortinnern: reqri = requiri, qs = quis, qde = quidem); q mit hinzugefügtem Komma (,) = que (evtl. quae); p mit nach vorne hinausragender Schleife = pro, mit durchstrichener Unterlänge = per, mit übergesetztem Strich = prae (pre). Ähnlich werden häufig vorkommende Endsilben abgekürzt: b· (mit Punkt) = -bus; R mit Querstrich durch den letzten Schaft (besonders in der Ligatur OR) = -rum (-orum); usw. Völlig neue Formen sind: ut (mit Querstrich durch die Oberlänge des I) = uel; auf (mit Querstrich über dem t) = autem; qa (mit Oberstrich durch die Oberlänge des d) = quod; rum (mit Querstrich über dem m) = tamen; Jr (mit Querstrich über dem r) = frater (daneben fraf mit Querstrich über dem t); nrm (mit übergesetztem Strich) = nostrum; oms = omnes (omib· = omnibus); usw. Ganz vereinzelt begegnen Abkürzungen in Form einer HochsteIlung des letzten Buchstabens bzw. der letzten Silbe: dixer a ,. Vgl., was sonstige Einzelheiten betrifft, Abbildung 3 im Anhang: Codex U, Folium 179v (= Coll. 16, 1, Iff. [Numeri 27, Iff.] ab Moysen et Eleazarum und Gai inst. III 1 bis 3 in filii manu est). Es ist uns nicht gelungen, für Codex U eine exakte und gleichzeitig genau datierbare Parallele zu finden. Wir begnügen uns deshalb mit dem Hinweis auf eine datierbare Handschrift, die zwar in betreff der Buchstabenformen weitgehende Ähnlichkeit, in anderer Hinsicht jedoch einige Abweichungen aufweist: es ist der zwischen 872 und 883 (Vorsteherzeit des Abtes Hartrnut) geschriebene Sankt Galler Codex Nr. 19 (Stiftsbibliothek: Psalmenübersetzung von Hieronymus). Die Formen der karolingischen Minuskelbuchstaben des Sankt Galler Codex sind nahezu die gleichen wie die des Vercellensis; auch in betreff der Worttrennung und der Interpunktion besteht große Übereinstimmung. Allein es muß festgestellt werden, daß der Sankt Galler Kopist seine Buchstaben regelmäßiger gestaltet hat; außerdem hat er - wiederum abweichend vom Schreiber des Vercellensis - für die Überschriften eine (rotgeschriebene) Capitalis verwendet (vgl. die Abbildung bei STEFFENS, Lat. Paläographie 2 Nr. 63a). Der Codex Vercellensis dürfte ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhs. (oder gar aus der Mitte jenes Jahrhs.) stammen. Die von HAENEL

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Einleitung

(Praef. der Epitome-Ausgabe S. VII) vorgeschlagene Datierung, zweite Hälfte des 10. Jahrhs., ist entschieden zu spät. Es stehen keine Indizien zu Gebote, welche die Feststellung des Herstellungsortes ermöglichen könnten. Der Fundort jedoch läßt vermuten, daß der Codex Vercellensis auch in Norditalien geschrieben wurde (DoLEzALEK [so u.] fügt - ohne nähere Quellenangabe - die Notiz hinzu, daß der Codex aus Mailand nach Vercelli gekommen sei [ehemaliger Besitz eines "iudex Ambrosius"]). Für eine Beschreibung der Zusammenstellung des Codex U vgl. HAENEL a.a.O. S. VII f.; vgl. ferner MOMMsEN, Collectio III S. 1l0f.; G. DOLEzALEK, Verzeichnis der Handschriften zum römischen Recht, II (Frankfurt/Main) 1972 s.v. ,Vercelli BCap. 122' (mit weiterer Lit.). Der Codex W = Vindobonensis Nr. 2160 (Österreichische Nationalbibliothek, Wien; ehemals Salisburgensis Nr. 360) enthält 184 zweispaltig beschriebene Pergamentblätter (Abmessungen 305 x 225 mm). Die Handschrift gelangte im Jahre 1806 zusammen mit den übrigen Beständen der Salzburger Dombibliothek in den Besitz der Wiener Hofbibliothek. Im Herbst des Jahres 1822 wurde zum ersten Male vom damaligen Hofbibliothekar, B. KOPITAR, darauf aufmerksam gemacht, daß sie den Text der Epitome Iuliani enthielt. Als daraufhin der Berliner Rechtsgelehrte K. W. VON DELEuZE DE LANCIZOLLE die Handschrift näher untersuchte, entdeckte er im Appendix den Text der Collatio (vgl. F. A. BIENER, Nachricht über einige ungedruckte Stücke in der Wien er Handschrift von Julian's Novellen-Auszug, Zs. f. geschichtl. Rechtswiss. 5, 1825 S. 338ff.). Gemäß K. FOLTz, Geschichte der Salzburger Bibliotheken (Wien 1877) S. 27 war die Handschrift unter Erzbischof Friedrich von Salzburg (958 - 991) in die dortige Dombibliothek gekommen. Die Epitome Iuliani umfaßt die Folia 2r - 162r ; die Collatio findet sich im Appendix, Fol. 162v - 184v (das Gaiusfragment 181 v - 183 r ). Das Incipit lautet: incipit legern Dei, quod precoepit Dominus ad Moysen. Der Text der Collatio ist unvollständig: er bricht 16, 7, 2 hinter den Worten data bonorum possessione ab. Für die Kollationierung haben wir einen in Wien anhand des Originals hergestellten Film benutzt. Die Schriftform ist die der karolingischen Minuskel; sie hat trotz der Zugehörigkeit zur Frühzeit bereits einen ziemlich ausgereiften Charakter. Die Buchstaben sind zierlich und gleichförmig gestaltet. Aus vorkarolingischer Zeit stammende Buchstabenformen begegnen nur ganz selten. Abkürzungen kommen sehr häufig vor; sie sind im großen und ganzen mit denen des Codex U vergleichbar. Das Vorherrschen der Scriptio continua weist darauf hin, daß der Codex aus der Frühzeit der karolingischen Minuskel stammt; Worttrennungen begegnen nur vereinzelt. Für Satzanfänge (öfters auch für Anfänge von Satzteilen) wird regelmäßig ein Kapitalbuchstabe ver-

Codex Vindobonensis

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wendet; davor steht meistens ein Punkt. Die Titel werden mit roten Kapitalund Unzialbuchstaben geschrieben. Am Anfang eines neuen Kapitels haben die Schäfte der Initialbuchstaben mehrmals die Form von breiten Rändern angenommen: die beiderseitigen Ränder sind braun gefärbt; das Innere ist mit mehrfarbigem Flecht- oder Blattwerk ausgefüllt; vereinzelt sind tierförmige Attribute angehängt worden. Bemerkungen zu den einzelnen Buchstaben: Das a hat überwiegend unziale, nur vereinzelt halbunziale Form; cc-förmiges a kommt nicht mehr vor. Das d ist in großer Mehrzahl gerade; die schräge Form begegnet nur ganz selten. Das e ragt ein wenig über die kleinen Buchstaben hinaus (ein Überbleibsel aus vorkarolingischer Zeit). Das g ist dem der Codices U und B ähnlich (der obere Bogen geschlossen, der untere offen). Das t hat ausnahmslos einen geraden oberen Querbalken ('t); Nebenformen kommen nicht mehr vor. Die Buchstaben i, m, n, u, r haben noch durchweg die alte Form: die zusätzlichen Linien, welche im Codex U zum Abschluß der oberen wie der unteren Enden der Schäfte dienten (s. S. 19), kommen nicht vor. Ligaturen begegnen in sehr beschränkter Zahl: ae (geschwänztes ~), et, ei, ganz vereinzelt die schon in der alten Capitalis vorkommende Ligatur NT.

OR,

st;

Um so zahlreicher sind die Abkürzungen; viele sind nach denselben Prinzipien wie die des Codex U gestaltet. Der über einen Vokal gesetzte Querstrich, der ein nachfolgendes m ersetzen soll, kommt wiederum häufig vor. Ebenso das p mit vorderer Schleife für pro, mit durchstrichener Unterlänge für per, mit übergesetztem Querstrich für prae (pre). Ferner e = est, ee = esse; b; (mit Semikolon [in Cod. U mit Punkt]) = -bus; q; = que (quae) (in Cod. U mit Komma statt Semikolon); t (d. h. 't) mit übergesetztem z-förmigem Zeichen = -tur (kommt in Cod. U nicht vor); OR (Ligatur) mit Querstrich durch den letzten Schaft des R = -orum. Von sonstigen Abkürzungen seien genannt: auf = autem, fraf = frater, frs (mit übergesetztem Bogen) = fratres, inf = inter, fi = non, nOD (mit Querstrich durch die Oberlänge des b) = nobis, nfm = nostrum, nult (Querstrich durch das letzte 1) = nullus, qa (Querstrich durch die Oberlänge des d) = quod, sf = sunt, rum = tamen; usw. Vereinzelt begegnen mittels HochsteIlung gebildete Abkürzungen: morienti', matrimon{ In Form einer nachträglichen Ergänzung am Rande findet sich ausnahmsweise auch eine Tironische Note (Fol. 102', Kol. II, Zeile 15 = Gaius III 7): :\:. = est. Für weitere Einzelheiten s. Abbildung 4 im Anhang: Codex W, Folium 182' (= Gaius III 1 ab successiJones intestatorum hereditates - 8 item si ex duobus filiis nepotes existant).

Der Schmuck der Anfangsbuchstaben in Codex W weist große Ähnlichkeit mit dem Initialenschmuck von sonstigen aus Salzburg stammenden Handschriften der frühkarolingischen Zeit auf. Wir zitieren exempli gratia aus LowE CLA. X: Nr. 1463 (Salzburg, Domarchiv St. Peter, a. X. 23: Hieronymus, Explanatio in Hieremiam: frühkarolingische Minuskel); Nr. 1479 (Wien, Nationalbibliothek Nr. 420; wurde 1806 aus Salzburg nach Wien gebracht: Vitae et passiones Sanctorum: frühkarol. Minuskel); Nr. 1494 (Wien, NationalbibI. Nr. 964; stammt aus Salzburg: Isidorus, Prooemia usw.; frühkarol. Minuskel); Nr. 1495 (Wien, NationalbibI. Nr. 970; stammt aus Salzburg: Gregorius Magnus, Homiliae in Ezechielem; teils vor- teils frühkarol. Minuskel).

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Einleitung

Über die Tätigkeit der Salzburger Schreiberschule im ausgehenden 8. und in der ersten Hälfte des 9. Jahrhs. s. LOWE CLA. X S. VIII ff.

Außer den Initialverzierungen lassen sich auch in betreff der Gestaltung der Minuskelbuchstaben weitgehende Übereinstimmungen mit den Salzburger Handschriften feststellen. Als auffälligste Parallele sei in diesem Zusammenhang der oben bereits zitierte Codex Vindobonensis Nr. 964 (CLA. X Nr. 1494) genannt. Die Annahme liegt deshalb auf der Hand, daß unser Codex Webenfalls in Salzburg hergestellt wurde. Eine genau datierbare Parallele ist nicht vorhanden; aufgrund des frühkarolingischen Schriftcharakters dürfte aber eine Datierung in die erste Hälfte des 9. Jahrhs. naheliegen (so bereits H. J. HERMANN, s. u.). Die von HAENEL Praefatio (Epitome-Ausgabe) S. VII befürwortete Datierung, die letzten Jahrzehnte des 10. Jahrhs., ist entschieden zu spät. Für weitere Angaben vgl. HAENEL a.a.O. S. VI f. (Beschreibung der Zusammenstellung des Codex W); MOMMSEN, Collectio III S. ll1f. (Nr. 3); H. J. HERMANN, Die illuminierten Handschriften und Inkunabeln der österreich. Nationalbibliothek in Wien (= Die frühmittelalterl. Hss. des Abendlandes, I), Leipzig 1923 S. 83ff. (Nr. 18) (Beschreibung des Initialenschmucks; Datierung in den Anfang des 9. J ahrhs.; für die von HERMANN vermutete Provenienz aus Norditalien läßt sich aber kaum ein sicheres Indiz finden; Salzburg dürfte der wahrscheinlichere Herstellungsort sein); G. DOLEzALEK, Verzeichnis der Handschriften zum röm. Recht, Bd. 11 (Frankfurt/Main 1972) s.v. ,Wien ÖNB 2160'; O. MAZAL ua., Wissenschaft im Mittelalter, Ausstellungskatalog der Österreich. Nationalbibliothek, Wien 1975 S. 125f., im Anhang Abb. 11 (Fol. 166v = Coll. 1, 12, 1ff. [pag. 142, 9ff. MOMMSEN]). Inhalt und Stoffeinteilung

Der Kommentar befaßt sich mit demjenigen Teil der Gajanischen Institutionen, in dem die Nachfolge in das gesamte Vermögen einer Person aufgrund eines Erbrechts (mit Ausnahme des durch ein Testament erlangten Erbrechts, welches schon im 2. Buch behandelt wurde), eines Erwerbs einer Konkursmasse oder einer Aufnahme einer bisher gewaltfreien Person in die eigene Familie dargestellt wird. Der von Gaius in 11 97 - 100 mitgeteilte PI ansah vor, sich nach der Behandlung des Rechtserwerbs an Einzelgegenständen (11 19 - 96) nunmehr dem Re c h t se r wer b am ga n zen Ver m ö gen zuzuwenden. Die Darstellung sollte sich in folgende Abschnitte gliedern: A) "Erwerb eines Nachlasses als Erbe (heres) nach zivilem Recht"; B) "Erwerb eines Nachlasses aufgrund eines Antrages beim Prätor auf Gewährung des Besitzrechtes (bonorum possessio)";

Stoffeinteilung

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C) "Erwerb emes Vermögens durch Kauf der Konkursmasse (bonorum emptio)" sowie D) "Erwerb des Vermögens einer ehemals gewaltfreien Person durch Arrogation (arrogatio)"; und E) "durch Aufnahme in die Hausgewalt des Ehemannes (conuentio in manum)". Gaius hat sich an diesen Plan gehalten; zivile (A: III 1 - 24) und prätorische (B: III 25 - 76) Erbfolge werden durch einen kurzen Absatz, der die Notwendigkeit der prätorischen Korrektur des Zivilrechts erläutert (111 18 - 24), verbunden; und die Aufnahme einer ehemals gewaltfreien Person in die Familie durch arrogatio (D) und conuentio in manum (E) werden in der Darstellung (111 82 - 84) zusammengefaßt und mit einem vom Plan nicht vorgesehenen Anhang (Erwerb einer zedierten Erbschaft: 111 85 - 87) ergänzt. Der Kommentar zu den Gaianischen Institutionen behandelt zunächst die nach den Zwölftafeln für den Fall, daß kein Testament vorliegt, eintretende Erbfolge (sogen. zivile Intestaterbfolge) nach freigeborenen Personen (A: 111 1 - 24, S. 51 - 79). Sodann trennt er bei der Darstellung der Erbfolge nach der prätorischen Ordnung (B) die Intestaterbfolge nach freigeborenen Personen (111 25 - 38, S. 79 - 98) von der Intestaterbfolge nach freigelassenen Personen (III 39 - 76, S. 98 - 183). Schließlich faßt er (S. 184 - 212) die sonstigen Arten von Gesamtnachfolge, nämlich den Vermögenserwerb durch bonorum emptio (C: 111 77 - 81) und den Vermögenserwerb durch Arrogation oder Manusehe (D, E: 111 82 - 84) sowie dessen Anhang (Erwerb einer zedierten Erbschaft, 111 85 - 87) zusammen. A: Erwerb aufgrund zivilen Erbrechts Der zweite Teil des zweiten Buches befaßt sich mit der Gesamtrechtsnachfolge infolge einer letztwilligen Verfügung, nämlich Erbeinsetzung (d. h. Testament: 11 100 - 190) oder Erbschaftsfideikommiß (11 246 - 259). Wie schon in 11 97 angekündigt, wird der damit in engem Zusammenhang stehende Einzelerwerb durch Legat (11 191 - 245) oder Einzelfideikommiß (11 260 267) eingefügt. Ein letzter Abschnitt dient der Abgrenzung zwischen Fideikornrniß und "strenger" letztwilliger Verfügung (11 268 - 289), wobei deutlich wird, daß hier die Grenze zwischen Einzel- und Gesamtnachfolge nicht mehr scharf gezogen werden kann. Das dritte Buch wendet sich, wie nach 11 99 vorgesehen, der z i v i I e n Erb f 0 I g e 0 h n e T e s tarn e n t zu (ab intestato: 111 1 - 24, S. 51 - 79). Die Darstellung folgt den drei Intestaterbanordnungen der Zwölftafeln: Hauserben (sui, §§ 1 - 8), über die männliche Linie verwandte Außenerben (agnati, §§ 9 - 16) und sonstige Angehörige der Gens (gentiles, § 17). Einige Bemer-

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Einleitung

kungen über den Anspruch des Zwölftafelrechts auf strenge und ausnahmslose Befolgung schließen sich an (§§ 18 - 24); diese Bemerkungen leiten in didaktisch geschickter Weise zum folgenden Abschnitt über und werden (wie unten S. 79 gezeigt) Satz für Satz wiederaufgenommen. B: Erwerb aufgrund prätorischen Erbrechts

1) III 25 - 38 (S. 79 - 98) befaßt sich mit der Korrektur des Zwölftafelrechts durch den Prätor zunächst hinsichtlich des N ach las ses von Fr e i ge bor e n e n. Während die Darstellung des zivilen Erbrechts von der testamentarischen (11 100 - 289) zur Intestaterbfolge (III 1 - 24) geführt hatte, beginnt Gaius hier mit der Intestaterbfolge und stellt drei der vier K las sen vor, in welchen der Prätor das Besitzrecht am Nachlaß eines ohne Testament verstorbenen freigeborenen Bürgers (bonorum possessio ab intestato) gewährt. Diese Klassen werden aus den Kindern (liberi, § 26), den nach Zwölftafelrecht berufenen Angehörigen (legitimi, § 27) sowie den Verwandten (cognati, §§ 27 - 31) gebildet; die Darstellung der vierten Klasse (unde uir et uxor) sowie der weiteren drei Klassen der bonorum possessio ab intestato libertorum bleibt, wie in § 33 mitgeteilt wird, besonderen Werken vorbehalten. Unter welchen Voraussetzungen der Prätor das Be s i t z r e c h tarn Na chi a ß in Abweichung von einem nach Zwölftafelrecht wirksamen Testament gewährte (bonorum possessio contra tabulas testamenti) , wurde vermutlich in dem nicht mehr lesbaren § 33 a erörtert. Hier könnte Gaius auf die Erörterung der bonorum possessio contra tabulas in 11 129, 135 verwiesen haben. Im Folgenden (111 33 b/34) legt Gaius dar, daß der Prätor die bonorum possessio nicht nur zum Zwecke der Berichtigung oder gar Anfechtung des Zwölftafelrechts, sondern auch zum Zwecke der Bekräftigung gewährt: in letzterem Falle erteilt er aufgrund eines gemäß Zwölftafelrecht wirksamen Testaments eine Besitzeinweisung (bonorum possessio secundum tabulas; sie wurde schon 11 119, 147 erwähnt). Anschließend (111 35 - 38) wird dargelegt, daß die Verleihung einer bonorum possessio durch den Prätor nicht immer den effektiven Besitz der Erbschaft zur Folge hat (es gibt bonorum possessiones cum re und sine re). 2) Der nächste Abschnitt (§§ 39 - 76, S. 98 - 183) behandelt das Re c h t des P a t r 0 n s und sei n e r A n geh ö r i gen auf den Nachlaß seiner Freigelassenen; bei diesen sind drei Kategorien zu unterscheiden. a: Da das Recht, welches die Zwölftafeln dem Patron auf den Nachlaß seiner Freigelassenen (liberti ciues Romani) gewährten, keine große Rolle mehr spielte (wie Gaius mehrfach betont: §§ 40, 46, 49), geht es hier hauptsächlich um die Verbesserungen, welche das prätorische Edikt und die Lex Papia Poppaea dem Patron (§§ 41 - 45), seinem durch die Manneslinie ver-

Stoffeinteilung

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bundenen männlichen Nachkommen (§ 46), seiner Tochter (§§ 46 - 47) sowie der Patronin und ihrem Sohn (§§ 49 - 53) gebracht haben. b: Sodann behandelt Gaius den Rückfall des nachgelassenen Vermögens eines sogen. libertus Latinus Iunianus an seinen Patron oder dessen Erben gemäß der Lex Iunia Norbana (§§ 56 - 62), dem Senatusconsultum Largianum (§§ 63 - 71) und einzelnen Gesetzen der Kaiser Trajan und Hadrian (§§ 72 73). c: Zuletzt wird das Schicksal des nachgelassenen Vermögens eines Freigelassenen mit dem Status eines Unterworfenen (libertus dediticius) erörtert (§§ 74 - 76). Der ganze Abschnitt, der das Recht am Nachlaß von liberti ciues Romani, Latini Iuniani und dediticii untersucht, orientiert sich hauptsächlich am prätorischen Edikt, schließt aber, wo es erforderlich ist, das ius ciuile nach den Zwölftafeln und den Gesetzen und Senatsbeschlüssen ein. C: Erwerb eines Vermögens durch Kauf einer Konkursmasse Inhalt des nächsten Abschnittes (§§ 77 - 81, S. 186 - 187, 188 - 199) ist der Erwerb eines gesamten Vermögens durch den Auf k ä u fe r ein e r K 0 n kur s m ass e (bonorum emptor). Ebenso wie der im vorigen Abschnitt B (III 25 - 76) behandelte Erwerb eines Nachlasses aufgrund eines Antrages beim Prätor auf Gewährung des Besitzrechtes gründet sich auch diese Art der Gesamtnachfolge nicht auf das Zivilrecht (plenum ius, ius Quiritium), sondern auf das Edikt des Prätors (res in bonis), wie Gaius in § 80 betont. D, E: Erwerb eines Vermögens durch Arrogation oder Manusehe Schließlich folgt, wie in II 98 angekündigt, die Gesamtnachfolge in das Vermögen einer ehemals gewaltfreien Person in Folge des Verlustes ihrer Rechtsfähigkeit durch Ar r 0 g a t ion oder Eingehung einer Man u s ehe (§§ 82 - 84, S. 187,200 - 207). Diese Gesamtnachfolge beruht nun weder auf den Zwölftafeln noch auf dem prätorischen Edikt, sondern auf luristenrecht (§ 82 eo iure quod consensu receptum est). Dem Textteil ist noch ein weiterer, in II 98 nicht angekündigter, Abschnitt, nämlich die Gesamtnachfolge aufgrund einer ger ich t I ich e n Abt r e tung einer Erbschaft (iniurecessio)(§§85-87,S.187-188,207212) angefügt. Wahrscheinlich hatte Gaius, wie unter S. 185 näher ausgeführt, noch zu der Zeit, als er II 98 abfaßte, vorgehabt, die Zession nicht mehr unter der Rubrik des Erwerbs eines gesamten Vermögens zu erwähnen, da sie schon

26

Einleitung

(nebenbei) beim Erwerb von Einzelgegenständen durch in iure cessio (11 24 37, zur hereditas: §§ 34 - 37) erörtert worden war. Daß er sie jetzt dennoch wieder aufgenommen hat, diente vermutlich einer weiteren Präzisierung. Hiermit ist die Behandlung der Verfügungs geschäfte (11 1 - III 87) abgeschlossen, und mit 111 88 beginnt die Darstellung der Verpflichtungsgeschäfte.

Text Gai institutiones Hf 1 - 87

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Gai institutiones

CONSPECTUS SIGLORUM ET NOTARUM

v

codex Veronensis n. 13 (olim 15) (secundum Studemundi apographum)

B

codex Berolinensis Latinus Fo!. n. 269

U

codex Vercellensis n. 122

W

codex Vindobonensis n. 2160

Vi, BI etc.

scriptura primae manus, quae codices V, B ceterosue confecit

V C , B C etc.

scriptura correctoris, qui codices V, B ceterosue recognouit

(j)

consensus codicum BUW

[1

uerba includuntur, quae a Gaio abiudicanda esse uidentur

uerba indicantur, quae quamuis a codice absint, inserenda esse uidentur

111

foramen, quod in codicis pagina inuenitur

litterae cursiuae

lectiones a codice Veronensi discrepantes indicant, quas siue mendorum corrigendorum siue lacunarum supplendarum causa recepimus

litterae, quae legi non possunt, punctis indicantur

finem paginae codicis indicat (Veronensium paginarum numeri in margine notantur) 1

finem uersus codicis indicat

()

lectiones Veronenses, quas Goeschen proposuit

[1

lectiones Veronenses, quas Bluhme proposuit

cre ... uel CRt . ..

lectiones Veronenses, quae a Studemundo minus certae habebantur

p

R

littera incerta, pro qua etiam litterula superscripta legi potest

Coll.

Mosaicarum et Romanarum legum collatio

Dig.

Digesta I ustiniani

lnst.

Institutiones lustiniani

Theophilus

Theophili antecessoris lnstitutionum lustiniani paraphrasis Graeca

Gai institution es III 1 - 2

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1. Intestatorum hereditates < ex > lege XII tabularum prim um ad suos heredes pertinent. 2. Sui autem heredes existimantur, < ut supra quoque diximus>, liberi, qui in potestate morientis fuerunt, ueluti filius filiaue, nepos neptisue < ex filio >, pronepos proneptisue ex nepote fWo nato prognatus prognataue. nec interest, naturales liberi an adoptiui. ita demum 5 tamen nepos neptisue et pronepos proneptisue suorum heredum numero sunt, si praecedens persona desierit < in potestate parentis esse, siue morte id acciderit> siue alia ratione, ueluti emancipatione: nam si per id tempus, quo quis moriatur, filius in potestate eius sit, nepos ex eo suus heres esse non potest. idem et in cete-

§§ 1 - 17 = Collatio 16,211 § 1 = lnst. 3,1,111 § 2 legemus 112 supra: cf. II 156 sq.

= lost. 3,1,2 et 2b usque ad intel-

§§ 1 - 5 usque ad 8 senatus consulto post: folium codicis V deperditum (pagg. 126* et 126**) ex Collatione 16, 2, 1 - 5 restitui potest (uerumtamen pag. 126* a scriptura uacua fuisse uidetur; ad Collationis codices B, U, W et eorum consensum 00 cf. siglorum explanationem pag. 28); aliquibus locis Institutiones lustiniani quoque textus restitutionem sarciunt. § 1: 1 intestatorum W: statutorum B, deest U, intestatorum autem lnst. 11 ex lege lnst.: lege 00 11 2 pertinent BUW1 Inst.: peruenient WC 11 § 2: 2 sui lnst.: si 00 11 existimantur B lnst.: extimantur U, estimantur W 1/ 2/3 ut supra quoque diximus: ut et supra diximus lnst., deest 00 11 3liberi 00: deest lost. 11 fuerunt W lnst. (aliqui codd.): fuerint BU Inst. (ceteri codd.) 11 filiaue lost. (aliqui codd.): filia uel BW,filiaue uel U,filia lost. (ceteri codd.) /1 nepos W Inst.: nepus BU 11 3/4 neptisue ex filio pronepos Inst.: neptisuae pronepos B, neptisue proneptus U, deest W 11 4 proneptisue UW Inst.: proneptisuae B 11 filio BU lnst.: uel filio W 11 nato BW Inst.: natu U 11 prognatus W Inst.: prognatos BU 11 4/5 prognataue UW lnst.: prognatauae B 11 5 interest utrum Inst.: interesse 00 11 sint lost. (aliqui codd.): sunt lost. (ceteri codd.), deest 00 11 adoptiui UW Inst.: adoptibi B 116 nepos W Inst.: nepus BU 11 neptisue B (-uae) W Inst.: neptimue U 11 pronepos proneptisue Inst.: pronepus pronepotesuae B (-uo BI, 0 in ~ = ae corr. BC) , pronepus pronepteue U, pronepotes proneptesuae W 11 7 praecedens lnst. U (pcedens): precedens BW /1 in potestate parentis esse siue morte id acciderit Inst.: deest 00 1/ 8 ratione ueluti emancipatione BU lnst.: rationem ueluti emancipationem W 11 id lnst.: idem 00 11 quis lnst.: quisque 00 1/ moriatur U: morietur BW, moreretur lnst. 11 9 sit B lnst.: sint UW 11 nepos UW lnst.: nepus B /1 non BU lnst.: deest W 11 idem 00: idque lost. 11 et UW Inst.: ex B /1 ceteris BU lnst.: ceteri W.

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Gai institution es III 2 - 7

ris deinceps libero rum personis dictum intellegemus. 3. Uxor quoque, quae in manu eius est, sua heres est, quia filiae loco est. item nurus, quae in filii manu est, nam et haec neptis loco est. sed ita demum erit sua heres, filius, cuius in manu est, cum pater moritur, in potestate eius non sil. idemque dicemus et de ea, quae < in > nepotis manu matrimonii causa sit, quia proneptis loco est. 4. Postumi quoque, < qui > si uiuo parente nati essent, in potestate eius futuri forent, sui heredes sunt. 5. [dem iuris est de his, quorum nomine ex lege Aelia 127 Sentia uel ex senatus consulto post 11 mortem patris causa probatur: nam et hi uiuo patre causa probata in potestate eius futuri essent. 6. Quod etiam de eo filio, qui ex prima secundaque mancipatione post mortem patris manumittitur, intellegemus. 7. Igitur cum filius filiaue et ex altero filio nepotes neptesue extant, pariter ad hereditatem uocantur; nec qui gradu proximior est, ulteriorem excludit: aequum enim uidebatur nepotes neptesue in patris sui locum

§4

= Inst. 3, 1, 2b inde apostumi /I § 7 = Inst. 3, 1, 6 usque ad uocantur.

1 intellegemus Inst. (aliqui codd.): intellegimus Ol Inst. (ceteri codd.) /I § 3: quae W: que BV /I 2 manu BW: manum VII sua heres est Mommsen: is sua heres est B, in sua heres est V, ualere et W 11 loeo B: locus V, in loco W 11 2/3 item nurus-neptis loco est deest W 11 quae: que BV 11 manu: manus BV 11 3 nam V: nec B 11 haec: hec BV 11 si inseruit Mommsen: deest Ol 11 4 manu VW: manus B 11 est David: eius Ol (sigla e = est et e' = eius permutata sunt) 11 cum V: dum BW 11 moritur BW 1: morituri VW c 11 sit BW: sunt V 11 idemque BV: que W 11 dicemus Krueger: dicimus Ol 11 5 quae: que BV 11 in Mommsen: de V, deest BW 11 manu BV: manum W 11 causa sit quia Mommsen: causa sit quae a BV (que), causa ita W 11 proneptis W: pronepotis BV 11 § 4: 6 Postumi BV Inst.: posthumi W 11 qui Inst.: deest Ol 11 eius Ol Inst. (aliqui codd.): deest in ceteris Inst. codicibus 11 futuri Inst.: futuris Ol 11 7 sui B Inst.: sibi VW 11 § 5: 7 nomine Pithoeus: nomina Ol 11 Aelia: elia BV, helia W 11 8 ex BV: deest W 11 senatus consulto V: senatum consultum B, senatus consultus W 11 ante mortem finitur lacuna codicis VII 8/9 probatur nam et hi uiuo patre causa V: deest Ol 11 § 6: 9 quod V: deest Ol 11 etiam V: et Ol 11 9/10 eo filio VBV: officio W 1110 secundaque VW: secundaquae B 11 mancipatione V: mancipationem V, aemancipationem B, emancipatione W 11 manumittitur V: manum mittitur Ol 11 11 intellegemus V: intellegimus BU, ille legitimus W 11 § 7: 11 igitur V: deest Ol Inst.; i forma maiore eminens caput nouum incohat V 11 filius VW Inst.: filiis BV 11 filiaue vvw Inst.: filiauae B 11 nepotes neptesue v: nepotesuae B, nepotesue nepte V, nepote nepteue W, nepos neptisue Inst. 11 12 extant V Inst.: existent BV, existente W 11 gradu V Inst.: gradum Ol 11 proximior V Inst.: propium B, proprio V, proprium W (fortasse proprior Ol) 11 est VBVWc Inst. (deest W 1, addidit in margine W C) 11 12/13 ulteriorem VW Inst.: ulteriore BV 1113 aequum Inst.: aecum V, ecum V, et quam B, cum W 11 uidebatur V: uidetur BV, uidentur W, esse uidetur Inst. 11 neptesue VBW: uenepte V, neptesque Inst. 11 patris sui locum VVW Inst.: patri sui loco B 11 1 portionem-

5

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Gai institutiones III 7 - 10

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portionemque sueeedere. pari ratione et si nepos neptisque sit ex filio et ex nepote pronepos proneptisue, simul omnes uoeantur ad hereditatem. 8. Et quia plaeebat nepotes neptesue, item pronepotes proneptesue in parentis sui loeum sueeedere, eonueniens esse uisum est non in eapita, sed < in > stirpes hereditatem diuidi, ita ut filius partem dimidiam hereditatis ferat et ex altero 5 filio duo pluresue nepotes alteram dimidiam; item si ex duo bus filiis ne pot es extent et ex altero filio unus forte uel duo, ex altero tres aut quattuor, ad unum aut ad duos dimidia pars pertineat et ad tres aut quattuor alte ra dimidia. 128 9. Si nullus sit suorum heredum, tune hereditas pertinet 11 ex eadem lege XII tabularum ad agnatos. 10. Voeantur autem adgnati, qui legitima eognatione 10 iuneti sunt. legitima autem eognatio est ea, quae per uirilis sexus personas coniungitur. itaque eodem patre nati fratres agnati sibi sunt, qui etiam consan-

§ 8 = Inst. 3, 1, 6 inde ab et quia. § 9 inde a 9 tune fere = Inst. 3, 2 pr. 1/ § 10 fere = Inst. 3, 2, 1 usque ad poterimus .

que Vw: deest Inst. 1/ pari ratione VU Inst.: patri rationem B, pari rationem W 1/ nepos VW Inst.: nepus BU 1/ neptisque V Inst.: neptisue BW, neptesue U 1/ ex VBW Inst.: et U 11 et ex VBcUW: sed ex BIll 2 nepote VUW Inst.: deest B 11 pronepos VUW Inst.: pronepus B 11 proneptisue w (-uae B) Inst.: neptisue V 11 simul omnes uoeantur ad hereditatem V: simul uoeantur w Inst. 11 § 8: 3 quia VB Inst.: qua UW 11 plaeebat Vw: plaeuit Inst. 11 nepotes neptesue VU: nepotes nepotesuae B, nepotis nepote sua W, nepotes neptesque Inst. (sed in quibusdam codicibus deest neptesque) 11 proneptesue VBW: pronepotesue U, proneptesque Inst. 11 parentis V Inst.: patri BU, patris W 11 4 esse uisum est V Inst.: esse uisus est UW, deest B 11 sed in BW Inst.: et in U, sed VII stirpes VU Inst.: stirpem B, stirpe W 11 5 hereditatem W Inst.: hereditates V, hereditatis BU 11 diuidi ita V: diuidit BU, diuidi W Inst. 11 partem dimidiam V Inst.: dimidiam partem w (partem deest U I , supra uersum addidit U C ) 11 ferat et V: fruat B, fuerat UW, habeat et Inst. 116 alteram VBU Inst.: aliam W 11 6 - § 10, 1 item si ex-- matrem eandem habuerint: deest U 11 7 extent et V: extent B, existant et W, extant et Inst. 11 ex altero filio Vw(= BW): ex altero Inst. 11 uel duo V: uel w (= BW), aut duo Inst. 11 tres VW Inst.: ires B 11 7 - 8 ad unum aut-- tres aut quattuor: deest w (= BW, de codicis U lacuna uide supra ad 6) 11 unum Inst.: unium V 11 8 ad duos V Inst. (aliqui codd.): duos Inst. (ceteri codd.) 11 dimidia VC (dimidiam vI, puncto superposito deleuit m VC ) Inst. 11 pertineat et V: pertinet Inst. 11 altera dimidia V Inst.: altera dimidiam B, alteram dimidiam W. § 9: 9 si V: de agnatis si w (= BW; exemplaris rubrica exscripta esse uidetur); s forma grandiore eminens caput nouum incohat V 11 ex V: et B, et ex W 11 lege VB Inst.: legem W 11 10 ad agnatos w (= BW): adgnatos VII § 10: 10 uocantur w (= BW): uouocantur V 11 legitima eognatione VB: legitimam eognationem W 11 11 iuneti VUW: uincti B 11 est ea V: hoe est w (= BW) 11 per uirilis sexus personas Inst.: purilis sexus psona , V, per uirili sexu persona B, ex uirili sexu personae W 11 12 eoniungitur. itaque eodem patre B (sed pater pro patre): •....• G ••••••••••••• AUE V, eoniunguntur itaque eodem patre W 11 nati VW Inst.: nati sunt B 11 12/1 agnati sibi sunt, qui etiam eonsanguinei uoeantur Inst. (sed et

32

Gai institutiones III 10 - 14

guinei uoeantur, nee requiritur, an etiam matrem eandem habuerint. item patruus fratris filio et inuieem is illi agnatus est. eodem numero sunt fratres patrueles inter se, id est qui ex duobus fratribus progenerati sunt, quos plerique etiam eonsobrinos uoeant; qua ratione seilicet etiam ad plures gradus agnationis peruenire poterimus. 11. Non tarnen omnibus simul agnatis dat lex XII tabularum hereditatem, sed his qui turn, eum certurn est aliquem intestatum deeessisse, proximo gradu sunt. 12. Nee in eo iure successio est. ideoque si agnatus proximus hereditatem omiserit uel, antequam adierit, deeesserit, sequentibus nihil iuris ex lege competit. 13. Ideo autem non mortis tempore quis proximus erit, requirimus, sed eo tempore, quo certurn fuerit aliquem intestatum decessisse, quia si quis testamento facto decesserit, melius esse uisum est tune requiri proximum, eum certurn esse coeperit neminem ex eo testamento fore heredem. 14. Quod ad feminas tarnen attinet, in hoc iure 129 aliud in 11 ipsarum hereditatibus capiendis placuit, aliud in ceterorum bonis ab

§ 11 usque ad 7 decessisse = Inst. 3,2, 1 inde a non tamen // § 12, 7 nec in eo iure successio est et 819 antequam adierit decesserit: cf. Inst. 3, 2, 7// § 13,11 quia si quis testamento facto decesserit: cf. Inst. 3,2,611 § 14,12 quod ad feminas: cf. Inst. 3, 2, 3.

pro etiam): AGNA I •••• B •..•.••..•..•..•..•• UOCAN'tUR V, agnati uisi sunt qui etiam consanguinei uocantur w (= BW) 11 1 an etiam matrem eandem V: an matre eadem w (= BW), an etiam eandem matrem Inst. // habuerint VB: habuerunt W // ante item finitur lacuna codicis U // item VBW Inst.: idem U // 2 patruus w Inst.: patrus V // fratris VBU Inst.: patris W // inuicem VUW Inst.: inuice B // eodem VBU Inst.: eorum W // fratres VBW Inst.: fratris U //3 patrueles VB Inst.: patruelis UW // inter se Vw: deest Inst. // progenerati Vw: procreati Inst. // 3/4 quos plerique etiam consobrinos: deest U // plerique etiam BW: pleriquet V //4 consobrinos VW: consoprinos B // ratione VBU: rationem W // scilicet Vw: deest. Inst. // ad VBU: et W // gradus VBU: grados W // 5 agnationis V: agnitionis w // poterimus VW: potuerimus B, praeterimus U // § 11: 5 simul VBW Inst.: deest U 11 agnatis w Inst.: agnatiis VII 6 XII tabularum Vw: deest Inst. 11 qui w Inst.: quibus V // tum cum V: tunc w // 6/7 intestatum V Inst.: intestato w // 7 decessisse VU: decessisset B, discessisset W // § 12: 7 iure VBU: iuro W // 8 agnatus proximus hereditatem omiserit V: heredes proximos omiserint B, heredem proximos omiserit U, heredem proximo suo miserit W // adierit V: hereditatem adierit w, adeat Inst. // 8/9 decesserit VBU Inst.: et decesserit W 11 § 13: 10 quis proximus erit requirimus, sed eo tempore quo VUW: deest B // proximus UW: .... .mus V //10/11 aliquem VBW: alique U 11 11 intestatum V: intestamentum w (-tu U) 11 quia V: quam w // testamento facto w (factum U): ..... 1C'to V,facto testamento Inst. 11 12 esse: deest wl, addidit WC 11 uisum VUW: uisus B // tunc requiri w (requirit W): 'tUNc~~~~rREqIRl V // proximum VBW: proximum est U // coeperit VBW: ceperit U //13 eo V: deest w // fore heredem v: heredem fore W, heredes (-dum U) forte BU // § 14: 13 Quod V (q forma grandiore eminens caput nouum incohat) Inst.: qui B, quid U, quedam W // tamen VUW: deest B // attinet VB U: adtinent W // in hoc V: hoc w // iure VBU: iuro W //14 aliud BU: aliut VW // placuit V: placet w // aliud BU: aliut VW // ceterorum bonis V: ceterorum w // ab

5

10

Gai institutiones III 14 - 16

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his capiendis. nam feminarum hereditates proinde ad nos agnationis iure redeunt atque masculorum, nostrae uero hereditates ad feminas ultra consanguineorum gradum non pertinent. itaque soror fra tri sororiue legitima heres est, amita uero et fratris filia legitima heres esse< non potest; sororis autem nobis loco est> etiam mater aut nouerca, quae per in manum conuentionem 5 apud patrem nostrum iura filiae nancta est. 15. Si ei qui defunctus erit, sit frater et alterius fratris filius, sicut ex superioribus intellegitur, frater potior est, quia gradu praecedit. sed alia facta est iuris interpretatio inter suos heredes. 16. Quodsi defuncti nullus frater extet, sint liberi fratrum, ad omnes quidem hereditas pertinet; sed quaesitum est, si dispari forte numero sint nati, 10 ut ex uno unus uel duo, ex altero tres uel quattuor, utrum in stirpes diuidenda sit hereditas, sicut inter suos heredes iuris est, an potius in capita. iam dudum tarnen placuit in capita diuidendam esse hereditatern. itaque quotquot erunt ab utraque parte personae, in tot portiones hereditas diuidetur, ita ut singuli singulas portiones ferant. 15

§ 15 usque ad 7 potior est fere = lust. 3, 2, 5, 1/ 7 ex superioribus: cf. III 8 et 11.

VBU: ad W 11 1 nam V: nam et w 11 hereditates w: .... 'tes V (haud dubie li'tA'tI::S) 11 proinde ad nos V (sed at pro ad): proinde BU, deinde W 11 2 atque VW: adque B, ad quem U 11 nostrae uero hereditates ad feminas ultra consanguineorum: deest U 11 nostrae: nostre Vw (= BW) 11213 consanguineorum VW: consanguinei eorum B 11 3 gradum w: grad V 11 fratri sororiue VB (-uae): fratris sorori uel UW 11 legitima heres VBU: legitima eres W 11 41egitima heres V: heres w 11 4/5 non potest, sororis autem nobis loco est w (sorores B, locum W): deest VII 5 quae VW: que BU 11 man um VBU: manu W 116 apud UW: aput VB 11 iura V: ius w 11 filiae VB: filie UW 11 nancta: ~ctA V, cuncta BU, iuncta W 11 § 15: 6 Si: s forma maiore scripta est; antecedit spatium V 11 ei qui V: quis w 11 sit Inst.: ~~ (uel ~~) V, si sit w 11 7 superioribus VUW: uperioribus B 11 frater VBU Inst.: deest W 11 potior W Inst.: pocior B, portior U, prior V 11 8 quia VBW: qui ad U 11 gradu VB: gradum UW 11 praecedit VUW: precedit B 11 facta est v: faciat B, facta uw 11 suos VUW: uos B 11 § 16: 9 sed sint w: sint V 1110 quaesitum VW: quesitum BU 11 10/11 si dispari forte numero sint nati ut ex V: si dispari numero sint forte nati (aati W) ex w 11 11 ex altero V: et (aut W) ex altero w 11 uel quattuor V: aut quattuor w 11 stirpes VBU: stirpe W 1112 suos VUW: uos B 11 heredes VBU: heredum W 11 an VUW: deest B 11 potius VUW: pocius B 1/ iam w: ian V 11 13 tarnen V: autem w 1/ diuidendam esse V: diuidendam w 11 quotquot erunt W: q,q,eRuN't (= quodquod erunt) V, quodquod dederunt B, quod erunt U 1/ 14 personae VBW: persone U 1114/15 hereditas diuidetur, ita ut singuli singulas portiones: deest B 1/ 16 diuidetur VU: diuiditur W 1/ ita ut V: et w (= UW) 1/ 15 ferant V: fuerunt B, ferunt U, fecerunt W. 3 Nelson/Manthe

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Gai institution es III 17 - 26

17. Si nullus agnatus sit, eadem lex XII tabularum gentiles ad hereditatem 130 uoeat. qui sint autem gentiles, primo eomllmentario rettulimus; et eum illie admonuerimus totum gentilieium ius in desuetudinem abisse, superuaeuum est hoc quoque loeo de eadem re euriosius traetare. 18. Haetenus lege XII tabularum finitae sunt intestatorum hereditates. quod 5 ius quemadmodum strietum fuerit, palam est intellegere. 19. Statim enim emancipati liberi nullum ius in hereditatem parentis ex ea lege habent, eum desierint sui heredes esse. 20. [dem iuris est, si ideo liberi non sint in potestate patris, quia sint eum eo ciuitateRomana donati nee ab imperatore in potestatem redaeti fuerint. 21. Item agnati eapite deminuti non admittuntur ex ea 10 lege ad hereditatem, quia nomen agnationis eapitis deminutione perimitur. 22. Item proximo agnato non adeunte hereditatem nihilo magis sequens iure legitimo admittitur. 23. Item feminae agnatae, quaeeumque eonsanguineorum gradum exeedunt, nihil iuris ex lege habent. 24. Similiter non admittuntur eognati, qui per feminini sexus personas neeessitudine iunguntur, adeo 15 quidem, ut nee inter matrem et filium filiamue ultro eitroque hereditatis eapiendae ius eonpetat, praeterquam si per in manum eonuentionem eonsanguinitatis iura inter eos eonstiterint. 131 25. Sed hae iuris iniquitates edieto praetoris emendatae 11 sunt. 26. Nam liberos omnes, qui legitimo iure deficiuntur, uoeat ad hereditatem, proinde ae 20 si in potestate parentis mortis tempore fuissent, siue soli sint, siue etiam sui

§ 17, 2 prima commentario: uidetur referre ad ea quae in lacuna I 164/65 scripta fuerunt. § 21: cf. Inst. 3, 5, 1// § 24,15 qui per feminini-17 capiendae ius fere = Inst. 3, 3 pr. qui per feminini- capiendae ius daret /I § 26 inde a 20 proinde ac si-1 concurconcurrant. rant fere = Inst. 3, 1, 9 perinde ac si -

§ 17: 1 Si: s forma maiore eminens caput nouum incohat V /I lex w: le V /I gentiles w: GENttidES (uel GENtttdES) V /I 2 uocat BU: uocant VW 11 sint Vw (sunt BI, corr. B C) li gentiles VBU: genti!is W /I commentario rettulimus V: commentariorum B, commentario U, commentario respondit W /I et V: et ultimum est w /I 3 admonuerimus VW: admouerimus BU /I totum V: deest w /I gentilicium w: gentilicum V /I in desuetudinem VBW: in de sue consuetudine U /I abisseVBW: habuisse U /I superuacuum w: superuacum V /I 4 eadem V: ea w /I re w: retin (n puncto superposito deleuit V C) V /I curiosius VCw: curiusius Vi (0 superposuit V C) /I tractare VBU: intractare W. Finitur fragmentum ab auctore Collationis exscriptum. § 18: 5 Hactenus: h forma maiore scripta est, antecedit spatium uacuum V /I § 19: 7 liberi: liueri V /I § 20: 81dem Goeschen: dem V /I liberi: liueri V /I 9 Romana Goeschen: pm (pro Rom) V /I 9/10 potestatem: potestate V /I § 23: 14 habent: habentur V /I § 24: 17 capiendae: capiende V. § 25: 19 Sed: s forma maiore eminens caput nouum incohat; uersus superior tituli adscribendi gratia uacuus relictus est V /I § 26: 20 liberos Goeschen: eos V /I 21 etiam: etia V.

Gai institutiones III 26 - 33 a

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heredes, id est qm m potestate patris fuerunt, concurrant. 27. Adgnatos autem capite deminutos non secundo gradu post suos heredes uocat, id est non eo gradu uocat, quo per legern uocarentur, si capite minuti non essent, sed tertio proximitatis nomine. licet enim capitis deminutione ius legitimum perdiderint, certe cognationis iura retinent. itaque si quis alius sit, qui integrum ius agnationis habebit, is potior erit, etiamsi longiore gradu fuerit. 28. Idem iuris est, ut quidam putant, in eius agnat i persona, qui proximo agnato omittente hereditatem nihilo magis iure legitimo admittitur; sed sunt qui putant hunc eodem gradu a praetore uocari, quo etiam per legern agnatis hereditas datur. 29. Feminae certe agnatae, quae consanguineorum gradum excedunt, tertio gradu uocantur, id est si neque suus heres neque agnatus uHus erit. 30. Eodem gradu uocantur etiam eae personae, quae per feminini sexus personas copulatae sunt. 31. Liberi quoque, qui in adoptiua familia sunt, ad naturalium parentum hereditatem hoc eodem gradu uocantur. 132 32. Quos autem 11 praetor uocat ad hereditatem, hi heredes ipso quidem iure non fiunt: nam praetor heredes facere non potest; per legem enim tantum uel similem iuris constitutionem heredes fiunt, uelut per senatus consultum et constitutionem principalem. sed cum eisdem praetor < dat bonorum possessionem>, loco heredum constituuntur. 33. Adhuc autem etiam alios conplures gradus praetor facit in bonorum possessionibus dandis, dum id agit, ne quis sine successore moriatur. de quibus in his commentariis consulto non agimus, cum hoc ius totum propriis commentariis executi simus. (?) 33a. Hoc solum admonuisse sufficit-- (3 uersus paucis

4 tertia proximitatis nomine: cf. Inst. 3, 5, 1 nam agnati tertia ordine uocantur 11 § 30: cf. Inst. 3, 5, 211 § 31 = Inst. 3, 5, 3 11 § 32 = Inst. 3, 9,2 usque ad heredum constituuntur. § 33 usque ad 21 moriatur fere = Inst. 3, 9, 2 adhuc autem moriatur.

-

§ 27, 1 adgnatos autem -

§ 27: 1 adgnatos: adnatos V 1/ 2 capite: kapite V 1/ § 29: 10 certe: certae V 1/11 ullus: VII § 30: 12 gradu uocantur: GRAlduc:'uocAN't' VI/ eae Goeschen: siheae V 11 quae: que VI/ § 31: 14 uocantur Inst: uocatur V. § 32: 15 praetor Inst.: piliiR V (pag. 131/132) 11 ipso Inst.: ipse V 1/16/17 non potest - fiunt Inst.: NONp .•••••.••.• 1•••••••••••••••••••• ~NS .•..••..•• J:t ••••• I~~! V 1/ 18 cum eisdem praetor Inst.: •• m ••. dEmpROP!~~ V 1/18/19 dat bonorum possessionem Inst.: deest V 1/19 constituuntur Inst.: istituunt V. § 33: 20/21 Adhuc autem - de ~uibus uerba propemodum cum Inst. congruunt: [A ••••. c .. AojmAlu1SCoNpluRGRAdus 1( •••••••• c.)d •• dAG [•• NcmldBj •.. Es ••••••.• 1 ••••• dEquiBu~ viI 22 commentarii;: commentaris V 11 consulto non agimus ~um Krueger: cONrull( .•.••..• ~) VII totum: tutum V 1/22/23 commentariis exsecuti simus Krueger: )mEN'tARl(lS .•)ls[!lGA j••..• V 1/ §§ 33a: 23 hoc solum: .solum V (supplendum h' = hoc) 1/ sufficit: rUFFlC(~! •..• )1 V; reliqua pars paginae 132 V (uersus 11 - 24) paucis lit~Ilus

F........

3'

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litteris exceptis legi non possunt) - - in manum conuentionem iura consan133 guinitatis nacta (10 uersus) 11 (20 fere uersus) - - 33b. Aliquando tamen neque emendandi neque impugnandi ueteris iuris, sed magis confirmandi gratia pollicetur bonorum possessionem. nam illis quoque, qui recte facto testamento heredes instituti sunt, dat secundum tabulas bonorum 5 134 possessionem. 34. Item ab inlltestato heredes suos et agnatos ad bonorum possessionem uocat. quibus casibus beneficium eius in eo solo uidetur aliquam utilitatem habere, ut is qui ita bonorum possessionem petit, interdicto, cuius principium est QUORUM BONORUM, uti possit. cuius interdicti quae sit utilitas, suo loeo proponemus; alioquin remota quoque bonorum possessione ad eos 10 hereditas pertinet iure ciuili. 35. Ceterum saepe quibusdam ita datur bonorum possessio, ut is eui data sit, < non> optineat hereditatem; quae bonorum possessio dieitur sine re. 36. Nam si uerbi gratia iure facta testamento heres institutus ereuerit hereditatem, sed bonorum possessionem seeundum tabulas testamenti petere nolue- 15 rit, eontentus eo, quod iure ciuili heres sit, nihilo minus ii, qui nullo facto testamento ad intestati bona uoeantur, possunt pe te re bonorum possessionem; sed sine re ad eos hereditas pertinet, eum testamento seriptus heres euineere hereditatem possit. 37. Idem iuris est, si intestato aliquo mortuo suus heres noluerit petere bonorum possessionem, contentus legitimo iure. Nam et agnato 20

§ 33b = Inst. 3, 9, 1 usque ad bonorum possessionem 11 § 34 item ab intestato /I 10 suo loeo: cf. IV 144.

= Inst. 3, 9,

1 inde ab

teris exceptis legi non potest; Stud. lectiones has notauit: u. 12 (i neunte ) 't~B(L­ L.ts •••••••••••• )h'tA'tE(m) = tabulis [?] - hereditatem); u. 14/15 LNlDAN .. L~'ttoNEmL1!~A. CONSA~C?1!~~"'" .~AIC'tA (= in manum eonuentionem iura consanguinitatis naicta); u. 18 (i neunte) FRA'tR~ •• ; item paginae 133 Vuersus 1 - 20 maxima ex parte legi non possunt; Stud. annotauit: u. 9 (fere ineunte) NAm; u. 12 (exeunte) - !~s~I?~P!~~~ (= hereditas non pertinet?); insunt uersibus 1 et 10 foramina minora, uersu 17 foramen dilatatum. § 33b: 3 - 6 Aliquando tamen - possessionem. (§ 34) item ab in 11 (pag. 134) testato: supplementa ex Institutionibus deprompta infimam partem paginae 133 V (u. 21 - 24 fere) explent; Stud. 3 uersuum initia discernere potuit: 22 mAG, 23 qutREC, 24 dA'tSE; pag. 134 V u. 1 'tES'tA.O /I 6 agnatos: AGNllllllllls V /I 7 beneficium: ueneficium V //8 is: his V /I 9 quae: que V. § 35: 12 Ceterum: c forma maiore scrip ta est, antecedit spatium uacuum V /I 13 non Goeschen: deest V /I § 36: 14 institutus: LNS'tllllllu'tUs V /1 creuerit: creberit V /I 17 bona: uona V /I § 37: 20 noluerit petere bonorum possessionem, contentus legitimo iure. nam Hollweg: NolluIIIRllllllpE'tEREffiPllloN'tEN'tUslllIlllIlllIlllIllIlIllIlIllIlIllIlI1111111 V (se ries foraminum)

Gai institutiones III 37 - 41

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competit quidem bonorum possessio, sed sine re, quia euinci hereditas a suo he rede potest. et illud conuenienter, si ad agnatum iure ciuili pertinet hereditas et is adierit hereditatem, sed si bonorum possessionem petere noluerit, et si quis ex proximis cognatis petierit, sine re habebit bonorum possessionem propter eandem rationern. 38. Sunt et alii quidam similes casus, quorum ali135 quos!i superiore commentario tradidimus. 39. Nunc de libertorum bonis uideamus. 40. Olim itaque licebat liberto patronum suum impune testamento praeterire: nam ita demum lex XII tabularum ad hereditatem liberti uocabat patronum, si intestatus mortuus esset libertus nullo suo he rede relicto. itaque intestato quoque mortuo liberto, si is suum heredem reliquerat, nihil in bonis eius patrono iuris erat; et si quidem ex naturalibus liberis aliquem suum heredem reliquisset, nulla uidebatur esse querela; si uero uel adoptiuus filius filiaue uel uxor, quae in manu esset, sua heres esset, aperte iniquum erat nihil iuris patrono superesse. 41. Qua de causa postea praetoris edicto haec iuris iniquitas emendata est. siue enim faciat testamenturn libertus, iubetur ita testari, ut patrono suo partem dimidiam bonorum suorum relinquat, et si aut nihil aut minus quam partem dimidiam reliquerit, datur patrono contra tabulas testamenti partis dimidiae bonorum possessio; si uero in te status moriatur suo herede relicto adoptiuo filio uel uxore, quae in manu ipsius esset, uel nuru, quae in manu filii eius fuerit, datur aeque patrono aduersus hos suos heredes partis dimidiae bonorum possessio. 136 prosunt autem liberto ad exlldudendum patronum natural es liberi, non solum quos in potestate mortis tempore habet, sed etiam emancipati et in adoptio-

§ 38,6 superiore commentario: cf. II 119 et 148 sq. § 39 = lost. 3, 7 pr. nunc- uideamus 11 § 40 = lost. 3, 7 pr. inde ab olim /I § 41 fere = lost. 3, 7, 1.

/I 1 a: ap Vi, P puneto superposito deleuit V C /I 2 conuenienter Goesehen: conuenientur V /I 3 is: his Vi, h puneto superposito deleuit V C /I 4 cognatis: cognatus V /I § 38: 5 alii: ali V. § 39: 7 nunc: n forma maiore eminens eaput nouum ineohat, uersus superior tituli inserendi gratia tiaeuus relietus est V /I bonis lost: uonis V /I § 40: 8 impune Inst.: pune V /I praeterire: preterire V /I 9 patron um Inst.: patrum V /I intestatus Inst.: intestatis V /I mortuus Inst.: mortus V /I 10 relicto Inst.: licto V /I liberto: liuerto V /I 11 suum: sum V /I bonis Inst.: uonis V /I 12 uidebatur Inst.: uideuatur V /I 13 querela: querella V Inst.: /I quae: que V /I 14 esset: esse V /I iniquum: inicum V /I iuris: iurjis (i mendosa superne inserata) V /I § 41: 15 iuris: iuriis V /I emendata: emandata V /I 16libertus: liuertus V /I 17 bonorum: uonorum V /I relinquat: relinquatur V /I 19/20 uel uxore Goesehen: uxore (pro ü uxore) V /I 20 nuru: nurus V /I filii: fili V /I datur: dat V /I 23 sed: set V /I

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Gai institutiones III 41 - 44

nem dati, si modo aliqua ex parte heredes scripti sint aut praeteriti contra tabulas testamenti bonorum possessionem ex edicto petierint: nam exheredati nullo modo repellunt patronum. 42. Postea lege Papia aucta sunt iura patronorum, quod ad locupletiores libertos pertinet: cautum est enim ea lege, ut ex bonis eius, qui [sestertiorum] HS centum milium plurisue patrimonium reliquerit et pauciores quam tres liberos habebit, siue is testamento facta siue intestato mortuus erit, uirilis pars patrono debeatur; itaque cum unum filium unamue filiam heredem reliquerit libertus, proinde pars dimidia patrono debetur, ac si sine uHo filio filiaue moreretur; cum uero duos duasue heredes reliquerit, tertia pars debetur; si tres relinquat, repeHitur patronus. 43. In bonis libertinarum nuHam iniuriam antiquo iure patiebantur patroni. cum enim hae in patronorum legitima tutela essent, non aliter scilicet testamentum facere poterant quam patrono auctore; itaque siue auctor ad testamentum faciendum 137 11 factus erat - - (IY ab intestato contra filium adoptiuum uel uxorem nurumue, quae in manu fuerit, bonorum possessionem petat, trium liberorum iure lege Papia consequitur; aliter hoc ius non habet. 47. Sed ut ex bonis libertae testatae quattuor liberos habentis uirilis pars ei debeatur, ne liberorum quidem iure consequitur, ut quidam putant; sed tarnen 10 intestata liberta mortua uerba legis Papiae faciunt, ut ei uirilis pars debeatur; si uero testamento facto mortua sit liberta, tale ius ei datur, quale datum est contra tabulas testamenti liberti, id est quale et uirilis sexus patronorum liberi contra tabulas testamenti liberti habent, quamuis parum diligenter ea pars legis scripta sit. 48. Ex his apparet extraneos heredes patronorum longe remo- 15 tos esse ab omni eo iure, quod uel in intestatorum bonis uel contra tabulas testamenti patrono competit. 49. Patronae olim ante legern Papiam hoc solum ius habebant in bonis libertorum, quod etiam patronis ex lege XII tabularum datum est. nec enim ut contra tabulas testamenti ingrati liberti uel ab intestato contra filium adoptiuum 20 uel uxorem nurumue bonorum possessionem partis dimidiae peterent, praetor similiter ut de patrono liberisque eius curabat. 50. Sed lex Papia duo bus libe139 ris honoratae ingenuae patronae, I1 libertinae tribus, eadem fere iura dedit,

I~t ROsRE h 3,4 uersus legi non potest -IAPOSSLd -0/5 uersus illegibiJis I: :A~~dp~~~ONUmp'tLNE't V. . ...... § 45: 1 Quae: q forma maiore eminens caput nouum incohat V 1/ 2 nepote ex filio: NEIIIIII'tE.xFtho V 11 pronepote [orto?] ex nepote filio David (sed orto sine uncis et sine sign~ i~t~rrogationis): pRONEpol .. OR ....... cllllllllllllw V (Jectio orto satis dubia est) 11 prognato: pRoIIIIIIA'tO V 11 § 46: '3 neptis' ex: ....... ex V 11 proneptis ex: pRO NEp •••••• V 11 3/4 nato prognata olim quidem < habebant idem> ius quod ex lege Kuebler: N~~.p~~c:;~~ .. ~!~~q~LdE ........ EGE V 11 5/6 praetor uero masculini tantum

sexus patronorum liberos "toeat. filia autem ut contra tabulas testamenti Krueger magna ex parte (sed autem non nisi uirilis pro uero maseulini tantum scripsit): p~(n ••• c ••• n ••.• mn •• sE~.}lpA'tRON~~ ~ml~B~R(C •••• pOiHU.UUCu.c.tt:r'tA}II (pag. 138) mEN'tL V 11 6 aut: addidit Huschke 11 § 47: 9 sed: set V 11 libertae: liberte VII testatae: testate V 11 10 sed: set V 11 llliberta: libertua Vi, u puncto superposito deleuit VClluerba: DA VII 13 uirilis sexus: uirilisexus V 11 § 48: 15 his: is V 11 extraneos: EIII'tRANEOS V 11 15/16 remotos esse: REmo't*sIIIE V 161/ omni: omlllL VII intestatorum: .. testatorum V 11 contra: clllllllliRA V. § 49: 19 ex lege: IIIxlEG

V 11 20 testamenti:

'tElllllllllm'tL

V 11 § 50: 23 honoratae:

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Gai institutiones III 50 - 56

quae ex edicto praetoris patroni habent; trium uero liberorum iure honoratae ingenuae patronae ea iura dedit, quae per eandem legern patrono data sunt; libertinae autem patronae non idem iuris praestitit. 51. Quod autem ad libertinarum bona pertinet, si quidem intestatae decesserint, nihil noui patronae liberis honoratae lex Papia praestat; itaque si neque ipsa patrona neque liberta 5 capite deminuta sit, ex lege XII tabularum ad eam hereditas pertinet, et excluduntur libertae liberi; quod iuris est etiam, si liberis honorata non sit patrona: numquam enim, sicut supra diximus, feminae suum heredem habere possunt. si uero uel huius uel illius capitis deminutio interueniat, rursus liberi libertae excludunt patronam, quia legitimo iure capitis deminutione perempto euenit, 10 ut liberi libertae cognationis iure potiores habeantur. 52. eum autem testamento facto moritur liberta, ea quidem patrona, quae liberis honorata non est, nihil iuris habet contra libertae testamentum; ei uero, quae liberis honorata sit, hoc ius tribuitur per legern Papiam, quod habet ex edicto patronus contra tabulas liberti. 15 53. Eadem lex patronae filio liberis honorato ... patroni iura dedit; sed in 140 huius persona etiam unius 11 filii filiaeue ius sufficit. 54. Hactenus omnia iura quasi per indicem tetigisse satis est. alioquin diligentior interpretatio propriis commentariis exposita est. 55. Sequitur, ut de bonis Latinorum libertinorum dispiciamus. 56. Quae 20 pars iuris ut manifestior fiat, admonendi sumus, id quod alio loco diximus, eos qui nunc Latini Iuniani dicuntur, olim ex iure Quiritium seruos fuisse, sed auxilio praetoris in libertatis forma seruari solitos; unde etiam res eorum peculii iure ad patronos pertinere solita est. postea uero per legern Iuniam eos omnes, quos praetor in libertate tuebatur, liberos esse coepisse et appellatos 25

§ 51,8 supra: uidetur referre ad ea quae in laeuna III 43, 15/16 seripta fuerunt. §§ 55 - 76: cf. Inst. 3, 7, 4 I/ § 56, 21 alio loco: cf. I 22.

hONORAlllAE VI/I quae: que V 1/ iure: iurae V 1/ 2 quae: que V 1/ § 51: 4 noui: nobi VII 5 praestat: prestat V 1/ 6 capite deminuta: q liberti [Latini hominis], < ut > bona possent: uerba Latini hominis u t glossema deleuit necnon duo bus locis ut inseruit Kuebler 11 8 bona Goeschen: Bp (= bonorum possessio) VII 10 uoluit ut glossema deleuit Lachmann 11 11 peculii: peculi V 11 § 57: 12 quae: que V 11 13 quae: que V 11 hereditate: hereditatem VII § 58: 14 Nam: n in marginem eminet, fortasse caput nouum incohare uoluit V 11 16 filio nato inseruit Lachmann 11 17 a addidit Goeschen 11 exheredati: exeredati V 1119 manumissoris Goeschen: mn (fortasse falso pro iiiiii) VII § 59: 19 [tem: i forma grandiore eminens caput nouum incohat VII 19/20 ciuis Romani liberti Goeschen: SCRLB. V (pro cRhB·) 1121 uero: bero VII 22 fuerit: fueri V 11 § 60: 23 excludit: excluditur V 11 25 ad alterius: adlterius Vi, d puncto superposito fortasse deleuit V c 11 § 61: 28 quartam: quarta V.

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nerent. 62. Item si alter ex his patronis suam parte m in hereditate ciuis Romani liberti spernat uel ante moriatur, quam cernat, tota hereditas ad alte rum pertinet; bona autem Latini pro parte decedentis patroni caduca fiunt et ad populum pertinent. 63. Postea Lupo et Largo consulibus senatus censuit, ut bona Latinorum primum ad eum pertinerent, qui eos liberasset; deinde ad liberos eorum non nominatim exheredatos, uti quisque proximus esset; tune antiquo iure ad heredes eorum qui liberassent pertinerent. 64. Quo senatus consulto quidam actum esse putant, ut in bonis Latinorum eodem iure utamur, quo utimur in hereditate ciuium Romanorum libertinorum. idque maxime Pegaso placuit; quae sententia aperte falsa est. nam ciuis Romani liberti hereditas 143 numquam ad extraneos patroni heredes 11 pertinet; bona autem Latinorum etiam ex hoc ipso senatus consulto non obstantibus liberis manumissoris etiam ad extraneos heredes pertinent. item in hereditate ciuis Romani liberti liberis manumissoris nulla exheredatio nocet, in bonis Latinorum nocere nominatim factam exheredationem ipso senatus consulto significatur. 64a. Verius est ergo hoc solum eo senatus consulto actum esse, ut manumissoris liberi, qui nominatim exheredati non sint, praeferantur extraneis heredibus. 65. Itaque emancipatus filius patroni praeteritus, quamuis contra tabulas testamenti parentis sui bonorum possessionem non petierit, tarnen extraneis heredibus in bonis Latinorum potior habetur. 66. Item filia ceterique sui heredes licet iure ciuili inter ceteros exheredati sint et ab omni hereditate patris sui summoueantur, tarnen in bonis Latinorum, ni si nominatim a parente fuerint exheredati, potiores erunt extraneis heredibus. 67. Item ad liberos, qui ab hereditate parentis se abstinuerunt, nihilo minus bona Latinorum pertinent; nam et hi exheredati nullo modo dici possunt, non magis quam qui testamento silentio praeteriti 144 sunt. 68. Ex his omnibus satis illud apparet, si is qui Latinum fecerit --If--

§ 62: 1 his: is V 11 hereditate: hereditatem V /I 3 decedentis V: deficientis coniecit Goeschen, sed uide comm. ad !oc. § 63: 5 Postea: p forma grandiore eminens caput nouum incohat V /I 7 exheredatos: exeredatos V /1 § 64: 8 Quo: quod V //9 id addidit Goeschen //10 idque Goeschen: idemque V /I 14 pertinent: pertinet V /I hereditate: hereditatem V /I liberis: liueris V // § 65: 19 parentis sui: parentisui V /I 20 tamen Goeschen: tam V /1 potior Goeschen: pO'tLq< (= poti quia) V I/ § 66: 21 Item: i forma grandiore eminens caput nouum incohat V /I 22 summoueantur: summobeantur V /1 23 exheredati: exhereditati V /I § 67: 25 nihilo minus bona Lachmann: [N.o!um ...... ]~NA V /I nam et hi exheredati: [Ah'tA'tEij]ExhEREdA'tL V (nam hi quoque exheredati Krueger) // § 68: 27 Ex: e forma grandiore eminens caput nouum incohat V /1 his: is V /I illud: illut V /I fecerit-: FECE Ru ... ~.B ...................... ! .. )11 (pag. 144, 1-21) (1 uersus) - I .... ..

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Gai institutiones III 68 - 72

(21 uersus exceptis paucis uerbis legi non possunt) --. 69. Item illud quoque constare uidetur, si solos liberos ex disparibus partibus patronus - - (1 Y3 uer145 sus) --11 tant, ad eos pertinere, quia nullo interueniente extraneo herede senatus consulto locus non est. 70. Sed si cum liberis suis etiam extraneum heredem patronus reliquerit, Caelius Sabinus ait tota bona pro uirilibus parti- 5 bus ad liberos defuncti pertinere, quia cum extraneus heres interuenit, non habet lex Iunia locum, sed senatus consultum; Iauolenus autem ait tantum eam partem ex senatus consulto liberos patroni pro uirilibus partibus habituros esse, quam extranei heredes ante senatus consultum lege Iunia habituri essent, reliquas uero partes pro hereditariis partibus ad eos pertinere. 71. Item quae- 10 ritur, an hoc senatus consultum ad eos patroni liberos pertineat, qui ex filia nepteue procreantur, id est ut nepos meus ex filia potior sit in bonis Latini mei quam extraneus heres; item < an > ad maternos Latinos hoc senatus consulturn pertineat, quaeritur, id est ut in bonis Latini materni potior sit patronae filius quam heres extraneus matris. Cassio placuit utroque casu locum esse 15 senatus consulto; sed huius sententiam plerique inprobant, quia senatus de his liberis [patronarum] nihil sentiat, qui aliam familiam sequerentur; idque ex eo apparet, quod nominatim exheredatos summoueat: nam uidetur de his sentire, qui exheredari a parente solent, si heredes non instituantur; neque autem 146 matri filium filiamue neque auo 1 materno nepotem neptemue, si eum eamue 20 heredem non instituat, exheredare necesse est, siue de iure ciuili quaeramus siue de edicto praetoris, quo praeteritis liberis contra tabulas testamenti bonorum possessio promittitur. ' 72. Aliquando tarnen ciuis Romanus libertus tamquam Latinus moritur, uelut si Latinus saluo iure patroni ab imperatore ius Quiritium consecutus fue- 25

sSEhuNcENLmsolum-1 Bus •• cluNthuslNBoNLsIA'tLNo--f-- (4 uersus) -lquERLtuRAN E~hE~~d~~i ._._. (7 u~~~us)· ._._ .. i~~mcoNstA~~I •• dUEposquElBoINAlatLNOR~~ ~I ~ (3 ·~~rsus) - I ••••••• BAltERL _.. _. iv .§. 69: 1 It~;";:· fö~~a g;~~di~;~ ~~inens

ii

i

caput nouum incohat V // illud: illut V 1/ 2/3 patronus tant: P~~~I?~ ••••.••••.••.•• 1 (1 uersus) -11 (pag. 145) t~t V (Krueger tentatiue suppieuit: patronus heredes instituerit, ex isdem partibus bona Latini, si patri heredes existant) 1/ § 70: 4 sed Goesehen: ei V 1/ 5 Caelius: slelius V 1/6 extraneus: extraneos V 1/ heref!: hEREIdEs V l , r post hERE addidit, dES uncis utrimque appositis deleuit V C 1/ 10 hereditariis: hereditaris V 1/ § 71: 10 Item: i forma maiore scripta est; antecedit spatium uacuum V 1/10/11 quaeritur: queritur V 1/12 nepteue: neptaeue V 1/13 an addidit Goeschen 1/14 quaeritur: queritur V 1/ 17 patronarum ut glossema deleuit Krueger 1/18 apparet: adparet V 1/ summoueat: summobeat V 1/19 exheredari: exseredari V 1/20 nepotem: npotem V 1/ 21 exheredare: exseredare V 1/ de iure: de abante supra uersum addidit V C 1/ quaeramus: queramus V 1/ 22 edicto: exedicto V. § 72: 24 Aliquando: a forma grandiore eminens caput nouum incohat V I/libertus: !tu-

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Gai institution es III 72 - 78

rit: nam ut diuus Traianus constituit, si Latinus inuito uel ignorante patrono ius Quiritium ab imperatore consecutus sit, quibus casibus, dum uiuit iste libertus, ceteris ciuibus Romanis libertis similis est et iustos liberos procreat, moritur autem Latini iure, nec ei liberi eius heredes esse possunt: et in hoc tanturn habet testamenti factionern, ut patronum heredem instituat eique, si heres esse noluerit, alium substituere possit. 73. Et quia hac constitutione uidebatur effectum, ut ne umquam isti homines tamquam ciues Romani morerentur, quamuis eo iure postea usi essent, quo uel ex lege Aelia Sentia uel ex senatus consulto eiues Romani essent, diuus Hadrianus, iniquitate rei motus, auctor fuit senatus consulti faeiundi, ut qui ignorante uel recusante patrono ab imperatore ius Quiritium consecuti essent, si eo iure postea usi essent, quo ex lege Aelia Sentia uel ex senatus consulto, si Latini mansissent, ciuitatem Romanam consequerentur, proinde ipsi haberentur, ac si lege Aelia Sentia uel senatus consulto ad eiuitatem Romanam peruenissent. 11 147 74. Eorum autem, quos lex Aelia Sentia deditieiorum numero facit, bona modo quasi ciuium Romanorum libertorum, modo quasi Latinorum ad patronos pertinent. 75. Nam eorum bona, qui si in aliquo uitio non essent, manumissi eiues Romani futuri essent, quasi ciuium Romanorum patronis eadem lege tribuuntur. non tarnen hi habent etiam testamenti factionern; nam id plerisque placuit, nec inmerito: nam incredibile uidebatur pessimae condicionis hominibus uoluisse legis latorem testamenti faciundi ius concedere. 76. Eorum uero bona, qui si non in aliquo uitio essent, manumissi futuri Latini essent, proinde tribuuntur patronis, ac si Latini decessissent. nec me praeterit non satis in ea re legis latorem uoluntatem suam uerbis expressisse. 77. Videamus autem et de ea successione, quae nobis ex emptione bonorum competit. 78. Bona autem ueneunt aut uiuorum aut mortuorum: uiuorum, uelut eorum, qui fraudationis causa latitant nec absentes defenduntur; item eorum, qui ex lege Iulia honis cedunt; item iudicatorum post tempus, quod eis partim lege XII tabularum, partim edicto praetoris ad expediendam pecuniam

§§ 77 - 81: cf. Inst. 3, 12 pr.

tus VI/I Traianus: troianus V 11 4 heredes esse: heredesse V 11 5 ut: aut V 11 eique Goeschen: eiqui V 11 § 73: 8 usi Goeschen: utsi V I/ Aelia Sentia: xs (pro Äs) V I/ 10 faciundi: paciundi V 1/12 mansissent Goeschen: manumissi essent V. § 74: 15 Eorum: e forma grandiore eminens caput nouum (pag. 147, 1) incohat V 1/ 16 ciuium Romanorum libertorum Goeschen: schBustoRum V 1/ § 75: 17 si in: sin V 1/ 18 futuri: futuris V 1/19 hi Goeschen: ~~ V 1/20 uidebatur: bidebatur V 1/ pessimae: pessime V 1/ § 76: 23 tribuuntur: tribuntur V 1/ Latini: latinis V 1/ praeterit: preterit V I/ 24latorem: legatorem VII expressisse: EXPSSE (expresse) V. § 77: 25 Videamus: u forma grandiore eminens caput nouum incohat V 1/ de ea: dea V I/ quae: que V 1/ bonorum: bonarum V 1/ § 78: 28 bonis: uonis V 1/ 28/29 eis partim

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Gai institutiones LI! 78 - 81

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tribuitur. mortuorum bona ueneunt uelut eorum, quibus certum est neque 148 heredes neque bonorum possessores neque ullum alium I] iustum successorem

existere. 79. Si quidem uiui bona ueneant, iubet ea praetor per dies continuos xxx possideri et proscribi, si uero mortui, per dies xv; postea iubet conuenire creditores et ex eo numero magistrum creari, id est eum, per quem bona uene- 5 ant. itaque si uiui bona ueneant, in die bus < x (?) legem bonorum> uendundorum fieri iubet, si mortui, in dimidio. Diebus itaque uiui bona xxx, mortui uero xx emptori addici iubet. quare autem tardius uiuentium bonorum uenditionem compleri iubet, illa ratio est, quia de uiuis curandum erat, ne facile bonorum uenditiones paterentur. 80. Neque autem bonorum possessorum 10 neque bonorum emptorum pleno iure fiunt, sed in bonis efficiuntur; ex iure Quiritium autem ita demum adquiruntur, si usuceperunt. interdum quidem bonorum emptoribus ne usu quidem capio contingit, uelut si per eos credito res (?) bonorum emptores - - (2 uersus) - - 81. Item quae debita sunt ei, cuius fuerunt bona (?), aut ipse debuit, neque bonorum possessor neque 15 bonorum emptor ipso iure debet aut ipsis debentur (?). et ideo de omnibus rebus utilibus actionibus agunt uel conueniuntur, quas in sequenti commentario proponemus. 11

§ 79: cf. Theophilum 3,12 pr. (pag. 314 - 16 Ferrini) 11 mentario: cf. IV 34 sq.

*

~l.

17/18 in sequenti com-

Goeschen: eius]parti V 11 1 mortuorum: m fOfma maiore eminens caput nouum incohat V 11 ueneunt: beneunt V 11 § 79: 3 uiui: uiuo Vi, 0 litterae i superposita correxit VC 11 iubet: iuuet V I/ 4 possideri et Goeschen: possederit V // per Goeschen: post V (sigla p' = post et p = per confudit) I/ iubet Goeschen: iubent V //6 uiui: biui V //6/7 in diebus X legem bonorum uendundorum: 1Ndu~Busi! V; cf. Theophilum 3, 12 pr. (pag. 315, 25/26 Ferrini) EJtETQEJtE1:O JtoLT]aua{}m leFf,em bonorum uendundorum: cf. etiam comm. ad loc.) // 7 itaque: ita .. V // 8 uero: ~~o V // uiuentium: uiuentiusm Vi, s puncto superposito de1euit V C // 9 compleri Lachmann: complere V // § 80: 10 possessorum Goeschen: possessio V /111 bonorum emptorum res Goeschen: U]ERU (uidetur esse UERU = BERU = bonorum emptorum) V (omisit res, i.e. Jt) //11/12 efficiuntur ex iure Quiritium: EFF1CtuNT(~.q)] CO uidetur esse nq· uel EX1q·) V //12 usuceperunt: USUSCEpER (tuNT) V //13 ·ne usu: n . . Isus (i.e. ne usus) V 1/13/14 per eos creditores (?): pEREOS(1.lp1CU) 1\': (Goescheni lectio 0 ualde incerta est; contextus pro 0 hanc suppletionem requir~re uidetur: cREd1ToJtl uel cREd1ToREsi = creditores) // 14 emptor --: EmpToR ... ~~~ ON .•..•••••.•••••• ]qUE(CN1Ul.CpCCpU.OAq) •••••..••••••..••••• ]tuRUSU(Olp1pU.0)S V // §81: 14/15 debita sunt ~i cuius fuerunt bona Lachmann: dE(Ul~l.~~~:~·.~~ .••.•) V ·(cf. ~omm.) /115 neque: neo .1 V //16 bonorum Goeschen: bon um V // debet aut ipsis debentur et ideo Huschke: dEBE(A"t) ............ ](dc~) V (cf. comm.) //17 rebus utilibus actionibus agunt uel conueniuntur quas in sequenti Huschke (sed pauca uerba mutauimus, cf. comm.): REBus(U1 .... SC1S1CO) .•••..• 1.......... ~~~s~9~~~~~ V.

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Gai institutiones III 82 - 85

82. Sunt autem etiam alterius generis suceessiones, quae neque lege XII tabularum neque praetoris edieto, sed eo iure, < quod > consensu reeeptum est, introduetae sunt. 83. Etenim eum pater familias se in adoptionem dedit mulierque in manum. eonuenit, omnes eius res ineorporales et eorporales, quaeque ei debitae sunt, patri adoptiuo eoemptionatoriue adquiruntur exeeptis his, quae per eapitis deminutionem pereunt, quales sunt ususfruetus, operarum obligatio libertorum, quae per iusiurandum eontraeta est, et lis eontestata (?) legitimo iudi- . eio. 84. Ex diuerso quod is debuit, qui se in adoptionem dedit quaeque in manum eonuenit, non transit ad eoemptionatorem aut ad patrem adoptiuum, nisi si hereditarium aes alienum fuerit; tune enim, quia ipse pater adoptiuus aut eoemptionator heres fit, dereeto tenetur iure; is uero, qui se adoptandum dedit, quaeque in man um eonuenit, desinit esse heres; de eo uero, quod proprio nomine eae personae debuerint, lieet neque pater adoptiuus teneatur neque eoemptionator nee ipse quidem, qui se in adoptionem dedit, quaeque in manum eonuenit, maneat obligatus obligataque, quia seilieet [etsi] per capitis 150 deminutionem liberetur, tamen in eum eamue utilis aetio datur rescissa 11 eapitis deminutione; et si aduersus hane actionem non defendantur, quae bona eorum futura fuissent, si se alieno iuri non subiecissent, uniuersa uendere ereditoribus praetor permittit. 85. [tem si legitim am hereditatem heres, antequam eemat aut pro herede 149

§ 82 = Inst. 3, 10 pr. /I § 83 usque ad 7 obligatio fere 9 dedit fere = Inst. 3, 10, 3.

= Inst. 3, 10, 1/1 § 84 usque ad

§ 82: 1 Sunt: s forma grandiore scripta caput nouum (pag. 149 u. 1) incohat V /I quae: que V 11 2 quod Inst.: deest V 11 eonsensu Inst.: eoneessu V. § 83: 4 Etenim: ~~~~~I VII dedit: d~ ••• V, dat Inst. 115 debitae: deuitae VII 7/8libertorum quae Goeschen: (........ q) V 11 8 et lis eontestata Krueger (dubitanter): ~~ ............ I V, et lites eontestatae Rudorff (cf. comm. ad loc.) 11 8/9 iudieio: LudLCL,! VII § 84: 9 is Inst.: his V 11 debuit qui se in Inst.: c:t~~,! ....... 1 VII 10 manum: manu VII eonuenit non Krueger: eonue ...... V 11 11 fuerit tune Krueger: F......... V, fuerit; de eo Kueb1er 11 12 dereeto: direeto VII is uero qui Krueger: (lU) ••••••• 1 VII 13 quaeque: queque V 11 heres: heredes V 1114 eae: ea VII 15 nee David: ... V, et ne Krueger 11 in adoptionem dedit quaeque partim Krueger partim David (Krueger quaeue pro quaeque): AdEmLNopnoNEmdEd •.•• •lqUAE V 1116 obligataque quia David: oBhIGA'tAm(jt!.~~ V, m puncto superscripto deleuit V (exemplaris lectio fortasse oBhGA'taq·qulA fuit) 11 scilieet Goeschen: ~~~~~~ (= seilieet etsi?) V 11 17 deminutionem: diminutionem V /I 18 defendantur: defendatur V 11 20 permittit: permittitur V. § 85: 21 [tem si Krueger: ••.••• V (litterae, quae capitis noui signandi causa minio scriptae erant, illegibiles sunt; uersus superior tituli adscribendi gratia uacuus relictus est) 11 hereditatem heres antequam eernat Krueger: h ......................... . INA't V 11

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Gai institutiones III 85 - 87

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gerat, alii in iure cedat, pleno iure fit ille heres, cui cessa est hereditas, proinde ac si ipse per legern ad hereditatem uocaretur. quodsi postea quam heres extiterit, cesserit, adhuc heres manet et ob id creditoribus ipse tenebitur; sed res corporales transferet, 'proinde ac si singulas in iure cessisset, debita uero pereunt, eoque modo debitores hereditarii lucrum faciunt. 86. Idem iuris est, 5 si testamento scriptus heres, postea quam heres extiterit, in iure cesserit hereditatem; ante aditam uero hereditatem cedendo nihil agit. 87. Suus autem et necessarius heres an aliquid agat in iure cedendo, quaeritur. nostri praeceptores nihil eos agere existimant; diuersae scholae auctores idem eos- agere putant, quod ceteri post aditam hereditatem; nihil enim interest, utrum aliquis 10 cernendo aut pro herede gerendo heres fiat an iuris necessitate hereditati adstringatur. 11

herede: heredes Vi, s puncto superposito deleuit yc //1 alii: ali V //112 hereditas proinde ac si ipse per Goeschen: Ii ................ .. V //3 id: id a V //4 debita: deuita V //5 hereditarii: hereditari V // § 87: 7 Suus: sus V // 8 aliquid: aliquit V // quaeritur: queritur V // 9 diuersae scholae: diuerse scolae V //10 aditam: aditatam V.

Kommentar

Intestaterbrecht 1111 . 76

In diesem Abschnitt äußert Gaius sich nirgends über die Ein t eil u n g der Materie. Zwar müssen wir den Umstand berücksichtigen, daß das Blatt, das den Anfang von Buch 111 enthielt, verloren gegangen ist (s. u.); die Möglichkeit jedoch, daß auf diesem Blatt Bemerkungen über Einteilungskriterien gestanden haben, muß, wie sich gleich unten zeigen wird, als unwahrscheinlich betrachtet werden. Wer eine sich auf unseren Gegenstand beziehende kompositorische Bemerkung sucht, muß recht weit zurückgreifen: 11 97 - 100, besonders 991100 Ac prius de hereditatibus ... nam uel ex testamento uel ab intestato ad nos pertinent. Et prius est, ut de his dispiciamus quae nobis ex testamento obueniunt (s. hierzu auch das oben S. 22f. Gesagte). Die Unterlassung eines erneuten Hinweises auf die stoffliche Anordnung zu Anfang von Buch 111 und der dadurch bedingte abrupte Übergang zum Intestaterbrecht lassen sich wohl am ehesten dadurch erklären, daß Gaius, da er hier ein allbekanntes Lehrbuchschema befolgte, jegliche Erläuterung für überflüssig hielt. Erörtert werden in unserm Abschnitt: 1. das Intestaterbrecht der Freigeborenen (ingenui) 111 1 - 38, unterteilt in a) die Intestaterbfolge nach dem Zivilrecht (§§ 1 - 24) und b) nach der prätorischen Ordnung (§§ 25 - 38); ferner 2. das Intestaterbrecht der Freigelassenen (liberti) 111 39 - 76, u. zw. sowohl die Erbfolge nach dem Zivilrecht wie nach der prätorischen Ordnung. Die gajanische Unterteilung der Materie weicht von jener ab, die Ulpian für seinen liber singularis regularum (cf. cc. 26 - 29) benutzt hat (s. dazu NELSON, Über!. S. 340ff.).

Ziviles Intestaterbrecht der Freigeborenen III 1 - 24 1. Überlieferung

Hinter der letzten Seite von Buch 11, V pag. 125, ist ein Doppelblatt (pag. 126*1126**) verloren gegangen; anscheinend haben die Hersteller des Hieronymusbuches es herausgeschnitten, um es für einen anderen Zweck zu verwenden (das Blatt bildete den Anfang einer neuen Lage, VIIII: s. STUDEMUND S. XXf. u. 126*: NELSON, Über!. S. 6, N. 13; ferner S. 116ff. u. 349f.). Die wichtigste Quelle, die uns für die Ergänzung zur Verfügung steht, ist das große Gaiusfragment in Collatio 16,2 (für die Überlieferung des Collatio-Fragments 4*

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Inhalt III 1 - 24

vgl. oben S. 8ff.). Hinzu kommen die einzelnen Gaiuspassagen, welche die lustinianer in den Parallelabschnitt der Inst. (3, 1) übernommen haben. Und schließlich steht die westgothische Gaiusparaphrase, die sogen. Epitome (16 [= 2, 8]), zur Verfügung. Das Collatio-Fragment ist umfangreicher als die Lücke in Cod. V: ab 16,2, 5 mortem patris causa eqs. bis einschließlich § 17 bietet die Collatio denn auch eine Parallele zum Veroneser Text III 5 - 17 (V pag. 127ff.). Von geringfügigen Abweichungen abgesehen, handelt es sich sogar um eine durchgehende wörtliche Übereinstimmung (die Abweichungen sind, so stellt sich heraus, teils auf nachlässiges Kopieren von seiten des Autors der Collatio, teils auf mangelnde Sorgfalt des Veroneser Abschreibers zurückzuführen). Dies berechtigt zur Annahme, daß auch der Anfang des Collatio-Fragments (16, 2, 1 - 5 bis einschließlich ex senatus consulto post), kleinere Varianten ausgenommen, eine wörtliche Wiedergabe des Gaiustextes enthält; er hat somit praktisch den Rang einer direkten Überlieferung und kann unbedenklich zur Ergänzung der Lücke herangezogen werden. Der soeben genannte Anfangsteil der Collatio steht, was den Umfang des Textes betrifft, einer Seite des Veroneser Codex gleich; wir müssen somit annehmen, daß nur die eine der beiden Seiten des verlorenen Doppelblattes, u. zw. die Rückseite (pag. 126**), beschriftet war. Die Vorderseite (126*) enthielt entweder überhaupt keinen Text oder lediglich einen Explicit-Vermerk. Da die Rückseite vom Collatio-Text ganz ausgefüllt wird, ist nicht anzunehmen, daß sie gegenüber letzterem noch irgendeinen Zusatz enthalten hat; OE ZULUETAS Vermutung (II S. 120), Gaius habe dort noch eine Definition des Begriffes intestatus hinzugefügt (ähnlich wie Inst. lust. 3, 1 pr.), ist deshalb unwahrscheinlich. 2. Inhalt

III 1 - 8: Die Hau s erb e n. (§ 1) Gemäß dem Zwölftafelgesetz fällt eine Intestaterbschaft an erster Stelle den Hauserben zu (sui heredes; Gaius' Hinweis bezieht sich auf XII tab. V 4; im Gegensatz zu ihm zitiert Ulpian an der Parallelstelle, 1. sing. reg. 26, 1 [= Coll. 16,4, 1], den vollen Wortlaut des Zwölftafelgesetzes: si intestato moritur, cui suus heres nec escit, adgnatus proximus familiam habeto; s. zur Textgestaltung die Anmerkungen bei BRUNS I S. 23; familia bedeutet hier offenbar "Hausgut" , "Vermögen", vgl. auch ad III 40, ,ita demum lex XII tabularum eqs. '). (§ 2) Definition des Terminus "Hauserbe" (suus heres) mit Rückverweis auf eine an früherer Stelle gegebene Begriffsbestimmung (11 156; suus et necessarius heres). Zu den Hauserben gehören zunächst Söhne, Töchter und weitere agnatische Deszendenten des Erblassers (Kinder des Sohnes; Kinder des Sohnes eines Sohnes), sofern sie zu dessen Lebzeiten seiner Gewalt (potestas) unterstanden haben und erst mit seinem Tode gewaltfrei geworden sind.

Inhalt III 1 - 24

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Adoptierte Kinder (liberi adoptiui) werden den leiblichen Kindern gleichgestellt (liberi naturales). Außerdem werden den Hauserben zugerechnet: (§ 3) die Frau, die mit dem Erblasser eine Manusehe eingegangen ist (die uxor in manu nimmt die Stelle einer Tochter ein, sie ist filiae loco); eine Schwiegertochter, die mit einem Sohne eine Manusehe eingegangen ist (sie ist neptis loco), und eine angeheiratete Enkelin, die mit einem (agnatischen) Enkelsohne eine solche Ehe eingegangen ist (sie ist proneptis loco; Voraussetzung ist dabei, daß der Sohn bzw. Enkelsohn vor dem Tode des Erblassers aus der väterlichen Gewalt ausgeschieden ist); (§ 4) ferner nachgeborene Kinder und sonstige nachgeborene (agnatische) Deszendenten des Erblassers (postumi); (§ 5) so dann Kinder des Erblassers, die erst nachträglich, d. h. nach dessen Tode, mittels eines (vor dem Prätor gelieferten) "Nachweises des Sachverhalts" (causae probatio) der väterlichen Gewalt unterstellt worden sind; (§ 6) und schließlich Söhne, die nach ein- oder zweimaliger Manzipation ebenfalls erst nach dem Tode des Erblassers aus dem Manzipium entlassen worden sind. (§ 7) Aus obiger Definition des Begriffes "Hauserbe" ergibt sich, daß außer den gradnächsten Abkömmlingen auch Gradfernere für Deferierung der Erbschaft in Betracht kommen. Enkel vom Sohne her und Urenkel vom Sohne eines Sohnes her "rücken nach" (successio: "Repräsentation" durch Deszendenten), das heißt: sie treten an die Stelle ihres (vorverstorbenen oder sonstwie aus der Gewalt des Erblassers ausgeschiedenen) Vaters. Sämtliche Hauserben - einerlei, ob Gradnähere oder Gradfernere - werden "zu gleicher Zeit" (pariter) berufen. (§ 8) Wenn mehrere Hauserben da sind, teilen sie sich die Erbschaft nach "Stämmen" (stirpes). Die Kinder bilden, jedes für sich, einen Stamm; die Ehefrau in manu bildet einen weiteren Stamm. Wenn ein Sohn vorverstorben oder aus einem anderen Grunde ausgefallen ist, kommt das auf ihn entfallende Erbteil seinen Kindern (den Enkelkindern des Erblassers) zugute: es wird von letzteren nach Köpfen geteilt. Mit Hilfe von zwei Beispielen wird das Vorhergehende nochmals erläutert (erstes Beispiel: der Erblasser hinterläßt einen Sohn und von einem zweiten - bereits verstorbenen - Sohne her zwei Enkelkinder: es erbt der Sohn die Hälfte, jedes der beiden Enkelkinder ein Viertel). III 9 . 16: Die Ag n a t e n. (§ 9) Wenn keine Hauserben da sind, fällt die Erbschaft gemäß dem bereits zitierten Zwölftafelsatz an die Agnaten (XII tab. V 4, s. oben III 1). (§ 10) Definition des Terminus "Agnaten" (adgnati): so werden all diejenigen genannt, die durch ein zivilrechtlich anerkanntes Verwandtschaftsverhältnis (Iegitima cognatio) - d. h. durch ein auf der männlichen Linie (per uirilis sexus personas) basierendes Verwandtschaftsverhältnis - miteinander verbunden sind. Dazu gehören zum Beispiel von demselben Vater abstammende Brüder (consanguinei, 2. Verwandtschaftsgrad), Vatersbrüder (Onkel väterlicherseits, patrui, 3. Verwandtschaftsgrad) und Vettern väterlicherseits (Söhne von des Vaters Brüdern, fratres patrueles, auch "Geschwi-

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Inhalt III 1 - 24

sterkinder" , consobrini, genannt, 4. Verwandtschaftsgrad). Wenn man diese Reihe fortsetzt, gelangt man zu noch weiteren Verwandtschaftsgraden (gradus agnationis). (§ 11) Das Zwölftafelgesetz deferiert jedoch die Erbschaft ausschließlich denen unter den Agnaten, welche die Gradnächsten sind (agnati proximi). Wer Gradnächster ist, wird in dem Augenblicke bestimmt, in dem es feststeht, daß der Erblasser ohne gültiges Testament gestorben ist. (§ 12) Im agnatischen Erbrecht gibt es keine "Nachfolge" von Verwandtschaftsgraden (successio): wenn die gradnächsten Agnaten die Erbschaft ausschlagen oder sie aus einem anderen Grunde nicht erwerben, wird sie nicht aufs neue den Gradferneren deferiert. (§ 13) Als Stichzeit gilt der Zeitpunkt, an dem mit der Suche eines gradnächsten Agnaten begonnen werden kann, nicht die Todeszeit des Erblassers. Es kann nämlich häufig erst nach längerer Zeit etwa erst nachdem sich ein nachgelassenes Testament als unwirksam oder gar als ungültig erwiesen hat - festgestellt werden, daß jemand intestat gestorben ist. (§ 14) Für Frauen gilt nach einer heutzutage allgemein anerkannten Auslegung des agnatischen Erbrechts eine andere Regelung als für Männer: sie können zwar von männlichen Agnaten bis zum entferntesten Verwandtschaftsgrade hin beerbt werden; ihrerseits kommen sie aber nur als Erben in Betracht, sofern sie von demselben Vater abstammende Schwestern sind (consanguineae, 2. Verwandtschaftsgrad; es handelt sich hier offenbar um eine sekundäre Entwicklung: eine Neuinterpretation des Zivilrechts, die eine Verschlechterung der Position der Frauen mit sich brachte). Eine abweichende Stellung nehmen Ehefrauen ein, die eine Manusehe eingegangen sind (eine Mutter oder Stiefmutter in manu erbt, filiae loeo, von ihrem Ehemann und, sororis loeo, von den Kindern). Anhand einiger Beispiele werden die Unterschiede der zivilrechtlichen Regelungen in betreff der Intestaterbfolge von Agnaten und von Hauserben noch einmal erläutert: (§ 15) Wenn ein Erblasser, von dem keine Hauserben vorhanden sind, einen Bruder und von einem zweiten - bereits verstorbenen Bruder her einen Neffen hinterläßt, so ist der Bruder alleiniger Erbe (er ist agnatus proximus, III 11 u. 12). Hinterläßt er aber einen Sohn und von einem zweiten - verstorbenen - Sohne her einen Enkel, so erben der Sohn und der Enkel je eine Hälfte (beide sind Hauserben und werden zugleich nach "Stämmen" berufen, III 7 u. 8). (§ 16) Wenn aber keine Brüder des (ohne Hauserben) Verstorbenen mehr am Leben sind, von einem Bruder her jedoch zwei und von einem zweiten drei Neffen vorhanden sind, so erben die fünf Neffen jeder ein Fünftel. Denn nach heutzutage allgemein anerkannter Auslegung des Zwölftafelgesetzes erben die (gradnächsten) Agnaten nach "Köpfen" (capita). Es ist zwar früher einmal von gewissen Juristen eine andere Auslegung befürwortet worden, u. zw. eine Verteilung nach "Stämmen" (in dem Falle würden die bei den Neffen vom ersten Bruder her jeder ein Viertel, die drei vom zweiten Bruder her jeder ein Sechstel erben); jene abweichende Meinung hat sich aber nicht durchsetzen können.

Kommentar § 1

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111 17: Die Gen t i 1e n. Wenn auch keine Agnaten vorhanden sind, erben nach dem Zwölftafelgesetz die Gentilen (gentiles; Hinweis auf XII tab. V 5; im Gegensatz zu Gaius zitiert Ulpian 1. sing. reg. 26, 1 a [= Coll. 16, 4, 2] den vollen Wortlaut des Zwölftafelsatzes: si adgnatus nec escit, gentiles familiam habento, s. dazu BRUNS I S. 23). Eine Definition des Begriffes "Gentilen" erübrigt sich, da sie bereits an einer früheren Stelle gegeben wurde (sie stand allem Anscheine nach in der Lücke I 164/65). Das gentilizische Erbrecht ist übrigens längst außer Gebrauch gekommen. 111 18 - 24: Die H ä r t e nun dUn z u 1ä n g 1ich k e i t endes auf dem Zwölftafelgesetze beruhenden Intestaterbrechts. Der Abschnitt bereitet auf die 111 25 - 38 folgenden Erörterungen über die prätorische Ordnung des Intestaterbrechts vor. (§ 18) Dem zivilen Intestaterbrecht haften folgende Härten an: (§ 19) Emanzipierte Kinder sind von der Erbfolge ausgeschlossen. (§ 20) Das gleiche gilt für Kinder von Neubürgern, denen bei der Bürgerrechtsverleihung nicht gleichzeitig vom Kaiser die väterliche Gewalt zuerkannt worden ist. (§ 21) Ausgeschlossen sind ferner Agnaten, die wegen einer "Schmälerung der Rechtsfähigkeit" (capitis deminutio, seil. minima) ihre Familienrechte verloren haben; sodann (§ 22) Kinder eines "gradnächsten Agnaten", der die Erbschaft nicht angetreten hat (keine Repräsentation durch Deszendenten, keine Nachfolge von Gradferneren: 111 7 u. 12). Ausgeschlossen sind außerdem (§ 23) agnatische Frauen, deren Verwandtschaftsverhältnis den 2. Grad (Grad der consanguineae, 111 14) übersteigt; und ebenfalls (§ 24) Kognaten, deren Verwandtschaft durch Personen des weiblichen Geschlechts vermittelt wird (per feminini sexus personas; eine Mutter oder Stiefmutter erbt nicht von den Kindern und umgekehrt; eine Ausnahme bildet nur die Mutter oder Stiefmutter, die der manus des Vaters unterstanden hat: sie erbt, weil sie sororis [oco ist, von den Kindern, und aus demselben Grunde wird sie von letzteren beerbt, III 14). 3. Kommentar zu 111 1 - 24 §§ 1 - 17. Für eine sprachliche und überlieferungsgeschichtliche Behandlung der Parallele in Collatio 16, 2, 1 - 17 s. NELSON, Überl. S. 116 - 123*. § 1: 1/2 Intestatorum hereditates < ex > lege XII tabularum primum ad suos heredes pertinent: "Erbschaften von testamentlos Verstorbenen fallen nach dem Zwölftafelgesetz an erster Stelle an die Hauserben. " Das in Coll. 16, 2, 1 fehlende ex findet sich Inst. lust. 3, 1, 1. Untenstehende Übersicht der Beleg-

* Dabei sind folgende Kor r e k t ure n zu beachten: S. 118, ganz unten sub 10, lies: (ColI. 16, 2, 10) nati sunt - (V: Gaius III 10) nati (das Wort nati ist an eine falsche Stelle geraten, 2 Zeilen höher rechts); S. 119, sub 10, rechte Spalte oben, statt: (V: Gaius III 10) an et matrem eandem lies: an etiam matrem eandem; S. 119, sub 12, rechte Spalte, statt: (V: Gaius III 12) uel anteaquam lies: uel antequam.

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stellen zeigt, daß Gaius in vergleichbaren Redewendungen (mit pertinere ad), von nur einer Ausnahme (111 56) abgesehen, immer die Präposition ex (bzw. e) verwendet: I 165 ex eadem lege XII tabularum ... ad patronos . .. pertinent; 111 9 pertinet ex eadem lege XII tabularum ad agnatos; 111 51 ex lege XII tabularum ad eam ... pertinet; 3 ad ed. prov., Dig. 27,10,13 ad alium e lege XII tabularum ... pertinet; 6 ad ed. prov., Dig. 5, 3, 1 hereditas ad nos pertinet ... uetere e lege XII tabularum. Hinzu kommen noch zwei Stellen, an denen mit lex eine andere Satzung als das Zwölftafelgesetz gemeint ist: 1200 ad quos non e lege . .. pertinet (e lege = "nach Zivilrecht"); 111 56 (die einzige Stelle, an der die Präposition fehlt) ad manumissores ea lege pertinet (ea lege = lege Iunia). Intestatus bedeutet hier "ein ohne Hinterlassung eines wirksamen Testaments Verstorbener". V gl. dazu die Definierung in Inst. lust. 3, 1 pr. intestatus decedit, qui aut omnino testamentum non fecit aut non iure fecit; aut id quod fecerat ruptum irritumue factum est aut nemo ex eo heres extitit. Der Hinweis bezieht sich auf XII tab. V 4 si intestato moritur, cui suus heres nec escit, adgnatus proximus familiam habeto (escit beruht auf einer Korrektur von Cuiacius, Coll. 16,4, 1 überliefert est; s. auch oben S. 56). Die Regelung, auf die Gaius sich beruft, ist nur implizite im Zwölftafelgesetz enthalten: genau genommen findet sich dort nur die Bestimmung, daß die adgnati an zweiter Stelle zu berufen sind; dies setzt aber die erste Stelle der sui voraus. Vgl. dazu VOCI, Dir. ered. I S. 9f.; KASER, Priv. I S. 95 (dazu N. 3) § 2: 2/3 Sui autem heredes existimantur, , liberi, qui in potestate morientis fuerunt: "Und zwar gelten, wie wir oben bereits gesagt haben, als Hauserben die Nachkommen, die in dem Augenblick der Gewalt des Erblassers unterstanden, in dem er starb." Der parenthetische Satz mit dem Hinweis auf eine frühere Stelle (supra = 11 156f.) ist der Parallele in Inst. lust. 3, 1, 2 entnommen worden. Der Umstand, daß die Parenthese mit dem Rückverweis in der Collatio (16, 2, 2) fehlt, ist ohne weiteres erklärlich: er wäre in jener Fragment-Sammlung nicht am Platze gewesen. Daß eins der von uns eingeschalteten Worte vom Wortlaut der justinianischen Parallele abweicht (quoque statt justinianischem et: ut et supra diximus) , beruht auf der Beobachtung, daß Gaius in vergleichbaren Rückverweisen immer die Konjunktion quoque verwendet: I 76 sicut supra quoque diximus; 119 ut supra quoque diximus; 11 149a und IV 60, 113 sicut supra quoque notauimus (für Gaius' Vorliebe für stereotype Redewendungen s. NELSON, Überl. S. 405ff., bes. 407). Die Frage, weshalb die Justinianer quoque an unserer Stelle durch et ersetzt haben, läßt sich übrigens kaum beantworten (quoque begegnet sonsthin in den Inst. lust. sehr häufig: 132mal). Ein Vergleich der Inst. lust. mit Gai inst. ergibt, daß die Justinianer an 11 von 12 Stellen den Gajanischen Rückverweis übernommen haben (Gaius 1126 = Inst. lust. 1,12 pr.; 11 1 = 2, 1 pr.; 11 115 = 2,13 pr.; 11 135 = 2, 13,3; 11 145 = 2,17,4; 11 179 = 2,16 pr.; II1182 = 4,1 pr.; IV 69 = 4,7 pr.; IV 77 = 4, 8, 5; IV 85 = 4, 10,2; IV 153 = 4, 15,5), nur an einer Stelle nicht (III 122

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= 3, 20, 4: die Justinianer haben hier nicht nur den Rückverweis gestrichen, sondern auch andere Textänderungen vorgenommen). Für das Umgekehrte (ein aus Gaius stammender Institutionentext enthält einen Rückverweis, der in der Vorlage fehlt) ließe sich höchstens ein Beispiel anführen: Gaius 111 10 = Inst. lust. 3,2, 1 (mit zusätzlicher Parenthese: ut prima quoque libro tradidimus). Bei näherem Zusehen stellt sich aber heraus, daß der von den Justinianern eingeschaltete Rückverweis durch eine weitgehende Umgestaltung des Gaiustextes hervorgerufen wurde: Gaius 111 10 hatte den Begriff agnati mit Hilfe einer Definierung von legitima cognatio verdeutlicht; die Justinianer hingegen (3, 2, 1) strichen den (zu ihrer Zeit recht archaisch gewordenen) Terminus legitima cognatio weg und griffen auf eine bereits 1, 15, 1 (= Gaius I 156) gegebene Umschreibung zurück (sunt autem adgnati per uirilis sexus cognationem coniuncti eqs.). Es muß somit gefolgert werden, daß die Justinianer es praktisch niemals für nötig gehalten haben, ihre Gaiuspassagen mit zusätzlichen Rückverweisen zu versehen. In 11 156 findet sich eine Definition von sui et necessarii heredes: sui autem et necessarii heredes sunt uelut filius filiaue, nepos neptisue ex filio, et deinceps ceteri, qui modo in potestate morientis fuerunt. Es handelt sich demnach um Kinder und sonstige Deszendenten in der männlichen Linie, die sich in der Gewalt des Erblassers befunden haben und erst durch dessen Tod gewaltfrei (sui iuris) geworden sind. Gaius spricht an der zitierten Stelle von sui et necessarii heredes (mit zusätzlichem et necessarii), weil er dort hervorheben will, daß die sui heredes ("Hauserben") gleichzeitig necessarii heredes ("Zwangserben") sind: nach Zivilrecht werden sie, mögen sie wollen oder nicht, zwangsläufig Erben des verstorbenen Gewalthabers (11 157 omni modo, uelint nolint, tam ab intestato quam ex testamento heredes fiunt). Aus ähnlichem Grunde verwendet der Autor auch 111 87 den verlängerten Terminus suus et necessarius heres (s. Komm. z. St.). Überall dort jedoch, wo der Kontext den Zusatz et necessarius überflüssig macht - so auch an unserer Stelle -, läßt er ihn weg. Außerdem ist anzunehmen, daß Gaius, weil er kurz vorher auf den Zwölftafelsatz (tab. V 4) hingewiesen hatte, hier einem engeren Anschluß an den Wortlaut der XII Tabulae (ohne et necessarius) den Vorzug geben wollte. Zu den Begriffen suus heres und suus et necessarius heres s. MANIOK S. v. ,Sui heredes' RE. IV A (1931) S. 664ff. (672 bes. zum Begriff necessarii heredes); VOCI, Dir. ered. I S. 399ff.; KASER, Priv. I S. 95 - 101 (im altröm. Recht) u. 713 - 715 (im klass. Recht; 714f. zum Terminus necessarius heres). Unter den liberi sind nicht nur die Kinder des Erblassers, sondern überhaupt dessen Deszendenten (auch die des entfernteren Grades) zu verstehen, vgl. Callistr. 2 quaest., Dig. 50, 16, 220 pr. ,liberorum' appellatione nepotes et pronepotes ceterique qui ex his descendunt continentur; hos enim omnes ,suorum' appellatione lex duodecim tabularum comprehendit. Vgl. ferner HEuMANN/SECKEL S. v. ,liber (Subst.), liberi, l' (S. 313).

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3/4 nepos neptisue : Für den in Coll. 16,2,2 fehlenden Zusatz ex filio s. Inst. lust. 3, 1, 2. S. ferner die Formulierung n 156 in vergleichbarem Kontext: nepos neptisue ex filio. Der Zusatz ex filio ist für das richtige Verständnis des Lesers unentbehrlich, weil er sonst meinen könnte, daß auch Enkel nach der Tochter als sui erbberechtigt seien. 4/5 pronepos proneptisue ex nepote filio nato prognatus prognataue: "Urenkel (beziehungsweise Urenkelin), der (die) als Nachfahr (Nachfahrin) von einem Enkel abstammt, welcher der Sohn eines Sohnes ist." In obiger Definition istfilio ein von nato abhängiger Ablativ der Herkunft. Natus, -ta bezeichnet den Abkömmling des ersten Grades (Sohn, Tochter); prognatus, -ta umfaßt ganz allgemein die Deszendenten, einschließlich der Abkömmlinge des entfernteren Grades. Bei Gaius begegnet prognatus, -ta außer an unserer Stelle noch In 45,46 und 58. In sämtlichen Fällen handelt es sich um Umschreibungen für sui heredes; der Autor verwendet denn auch jeweils ungefähr die gleichen Formulierungen (In 45 u. 58 für männliche, In 46 für weibliche agnatische Abkömmlinge). Außer bei Gaius (und außer der aus Gaius entnommenen Justinianstelle: Inst. 3, 1,2 = Gaius In 2) läßt sich prognatus noch bei einem zweiten juristischen Autor belegen: Paulus, 1. sing. de gradibus, Dig. 38, 10, 10, 8 sunt ex lateribus cognati, ut fratres sororesque et ex his prognati (die Kinder, Enkel, Urenkel usw. des Bruders wie der Schwester werden den cognati zugerechnet). Hinzu kommen Belege, die einem der Jurisprudenz nahe verwandten Bereich entnommen sind, u.zw. dem der Gesetze: Lex Antonia de Termessibus col. I, 1 - 7 (gefunden in Rom, CIL. 12 2 Nr. 589 = BRuNs I Nr. 14 S. 93; 71 v. Chr.) Quei Thermeses maiores Peisidae fuerunt ... queique ab ieis prognati sunt erunt, iei omnes postereique eorum ... leiberi amicei soeieique populi Romani sunto ("alle, die bisher Bürger von

Groß-Termes sos in Pisidien waren ... und alle, die ihre Nachkömmlinge sind bzw. sein werden, sie alle und ihre Nachfahren ... sollen autonome Bundesgenossen des römischen Volkes sein"); ferner die donatio des Flavius Syntrophus 16f. (Rom, CIL. VI Nr. 10239 = BRUNS I Nr. 139 S. 338, Wende des 2./3. Jahrhs. n. Chr.) dem habuerint (BU, habuerunt W); Inst. lust. 3, 2, 1 an etiam eandem matrem habuerint. Die Auslassung von etiam in der Coll. beruht wohl auf Unachtsamkeit. 2 patruus fratris tilio et inuicem is iIIi agnatus est: Ein Beispiel des 3. Verwandtschaftsgrades. Für eine vollständigere Umschreibung des 3. Verwandtschaftsgrades vgl. Gaius 8 ad ed prov., Dig. 38, 10, 1,5 tertio gradu sunt supra proauus proauia, infra pronepos proneptis, ex transuerso fratris sororisque filius filia; et conuenienter patruus amita, auunculus matertera. 2 - 4 fratres patrueles inter se, id est qui ex duobus fratribus progenerati sunt, quos plerique etiam consobrinos uocant: Coll. 16,2, 10 überliefert quos plerique etiam consobrinos uocant, V quos pleriquet consobrinos uocant. Durch Haplographie ist in V ein e hinter pleriqu- ausgefallen; außerdem läßt sich, was et betrifft, kein Abkürzungszeichen erkennen, das aus dem et ein etiam machen würde (übergesetzter Strich oder nachgesetzter Punkt). Da jedoch et = etiam bei Gaius nur in gewissen festen Verbindungen begegnet (Verbindungen mit Partikeln, etwa nam et, sed et; oder mit Pronomina, etwa qui et, et ipse usw.), läßt sich et an unserer Stelle nicht halten. Für Näheres über et = etiam vgl. Komm. ad I 3 (S. 9); 153 (S. 76f.) u. 197 (S. 115); ferner SZANTYR, Synt. S.483. Wie die Etymologie zeigt, kann consobrinus anfangs nur das "Kind von der Mutter Schwester" bedeutet haben, s. u.a. ERNOUT/MEILLET, DEL. S. 637 s. v. ,soror' (con + sobrinus; sobrinus < *sororinus). Seit Beginn der lateinischen Literatur jedoch wird es allgemein für "Geschwisterkind" verwendet, s. THEs. IV S. 473, 67ff. Gaius 8 ad ed. prov., Dig. 38, 10, 1,6 schaltet in die Umschreibung des 4. Verwandtschaftsgrades eine Definition des Begriffes

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consobrinus ein: quarta gradu sunt ... fratres patrueles sorores patrueles (id est qui quaeue ex duobus fratribus progenerantur), item consobrini consobrinaeque (id est qui quaeue ex duobus sororibus nascuntur, quasi consororini), item amitini amitinae (id est qui quaeue ex fratre et sorore propagantur ["Söhne und Töchter von des Vaters Schwester und der Mutter Bruder"]); sed fere uulgus omnes istos communi appellatione consobrinos uocant. Wie an der zitierten Stelle "die große Masse" (uulgus) , so werden in unserm Lemma "die meisten Leute" (plerique) für die Nicht-Beachtung der feinen Unterschiede in den I Verwandtschaftsbezeichnungen verantwortlich gemacht. Die Bedeutung "Geschwisterkind" lebt auch im Romanischen weiter, s. MEYER/LüBKE, REW. Nr. 2165 ,consobrinus' (fr. cousin). Das Simplex sobrinus wurde von den Juristen zur Bezeichnung eines "Andergeschwisterkindes" verwendet (d. h. das Kind eines consobrinus oder einer consobrina des Vaters bzw. der Mutter); das Wort bezeichnete somit ein Verwandtschaftsverhältnis des 6. Grades. Vg1. C. Aelius Gallus (1. Jahrh. v. Chr.) de signijicatione uerborum quae ad ius pertinent, bei Festus p. 379,6 380,2 (LINDSAY) (vg1. auch FuNAIOLI, GRF. pag. 552 Nr. 24): sobrinus est ... patris mei consobrini filius et matris meae consobrinae filius; Gaius 8 ad ed. prov., Dig. 38, 10, 3 pr. sexta gradu sunt ... qui ex fratribus patruelibus aut consobrinis aut amitinis ... propagantur, qui proprie sobrini uocantur. In der Alltagssprache werden aber consobrinus und sobrinus meistens als identische Begriffe behandelt. So wird z. B. Ter. Andr. 801 estne hic Crito sobrinus Chrysidis? von Donatus ad 1. folgendermaßen paraphrasiert: Crito consobrinus est Chrysidis. Für das Fortleben im Romanischen (als Synonym von consobrinus) s. MEYER/LüBKE, REW. Nr. 8050, ,sobrinus' (sp. sobrino). Das Präfix condürfte die Juristen dazu veranlaßt haben, consobrinus für einen näheren Verwandtschaftsgrad (4.) als sobrinus (6.) zu verwenden. In 8 ad ed. prov., Dig. 38, 10, 1,7 erwähnt Gaius noch eine - in seinen Institutiones nicht vorkommende - Bezeichnung für den Verwandten, der zwischen dem consobrinus und dem sobrinus steht (Sohn oder Tochter des Großoheims oder der Großtante väterlicher- oder mütterlicherseits; 5. Verwandtschaftsgrad): quinto gradu sunt ... ,propior sobrino' ,propior sobrina' (isti sunt patrui magni amitae magnae, auunculi magni materterae magnae filius filia). Für Näheres über das Aufkommen jener Verwandtschaftsbezeichnung und ihren spezifischen fachsprachlichen Charakter s. R. RÖHLE, Propior sobrino, propius sobrino in der römischen Rechtssprache, Zs. Savigny Rom. 98 (1981) S. 341ff. (zu Gaius 8 ad ed. provo bes. S. 351f.). § 11: 516 Non tarnen omnibus simul agnatis dat lex XII tabularum hereditatem: "Das Zwölftafelgesetz gibt jedoch nicht allen agnatischen Verwandten zusammen (d. h. nicht sämtlichen Agnaten) die Erbschaft." Die XII tab. V 4 spricht nur von der Berufung des agnatus proximus; wer von den Agnaten nicht zu den "Gradnächsten" gehört, geht leer aus. S. dazu auch infra 111 12. 5*

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Die Junktur omnes simul = "alle zusammen", "sämtliche" begegnet noch I 164; III 7; IV 44. 6/7 tum, cum certum est aliquem intestatum decessisse: so auch Inst. lust. 3,2, 1; intestato Coll. 16,2, 11 (wohl weniger zuverlässig). Bei der Beantwortung der Frage, wer "gradnächster" Agnat ist, wird nicht von der Todeszeit des Erblassers ausgegangen, sondern von dem Zeitpunkt der Feststellung, daß es sich um eine Intestaterbschaft handelt. Eine solche Feststellung konnte öfters erst nach einiger Zeit gemacht werden: z. B. wenn ein testamentarischer Erbe erst nach verstrichener Bedenkzeit die Erbschaft ausschlägt; wenn eine nähere gerichtliche Untersuchung zum Ergebnis führt, daß das Testament ungültig ist; wenn nach dem Tode des Erblassers noch ein Kind oder Enkelkind (postumus) geboren wird usw. Um die Konsequenzen jener Interpretation des Zwölftafelsatzes (V 4, s. 0.) zu verdeutlichen, hat BEsELER, Fruges et Paleae n, Festschrift F. Schulz I (1951) S. 44f. folgenden Fall konstruiert: Ein Erblasser, der einen/rater consanguineus (von demselben Vater abstammenden Bruder) und einen patruus (Onkel, Vatersbruder) - somit einen Agnaten des 2. und einen des 3. Gradeshinterließ, hat einen Fremden zum Erben eingesetzt. Während der Bedenkzeit stirbt der Bruder; der Fremde schlägt danach aus. Hätte die Frage, wer gradnächster Agnat ist, von der Todeszeit des Erblassers abgehangen, so wäre die Erbschaft für den nachgradigen Agnaten - den Onkel- verloren gegangen und wäre sie dem Staate zugefallen (vg1. n 150). Die Verlegung des maßgeblichen Zeitpunkts auf später rettet ihm nun die Erbschaft (der Vorschlag für eine Revision des Gaiustextes, den BEsELER seinen Ausführungen beigegeben hat, ist als überholt zu betrachten). Vg1. zur Bestimmung des Zeitpunkts auch In 13; ferner KAsER, Priv. I S. 696. 7 proximo gradu sunt: "im nächsten Verwandtschaftsgrade (zum Verstorbenen) stehen". Gaius 8 ad ed. prov., Dig. 38, 10, 1 u. 3 (LENEL, Pa1. Nr. 200 [Bd. I S. 207f.]) gibt eine Übersicht von 7 Verwandtschaftsgraden; eine noch ausführlichere Darstellung (ebenfalls 7 Grade umfassend) findet sich bei Paulus 1. sing. de gradibus, Dig. 38,10,10; vgl. außerdem Anon., tractatus de gradibus cognationum (ed. KRUEGER, Collectio n S. 166f. [vg1. auch das Stemma S. 168]; BAVIERA, FIRA. n S. 63lf. [Stemma S. 634]; in diesem Traktat fehlt aber der 7. Grad) und Inst. lust. 3, 6 pr.-8 (6 Grade). Allein die soeben zitierten Übersichten bieten Auflistungen von kognatischen Verwandtschaftsverhältnissen; wer einen agnatischen Stammbaum herstellen will, muß alle auf der weiblichen Linie beruhenden Abstammungen daraus eliminieren (in betreff der Erbschaftsregelungen, die für Kognaten gelten, s. ad In 32 ,quos autem praetor uocat ad hereditatem' [die sog. "dritte Berufungsklasse"]). Die Gradesnähe wird nach der Zahl der Zeugungen berechnet: Eltern und Kinder sind im ersten, Großeltern, Geschwister und Enkel im zweiten Grade miteinander verwandt usw. Der adgnatus proximus ist der gradnächste Seitenver-

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wandte in der männlichen Linie; er hätte zusammen mit dem Erblasser unter der Gewalt desselben Vorfahren gestanden, wenn letzterer noch gelebt hätte. Das Zivilrecht kannte, wenn es sich um Erbansprüche von Agnaten handelte, keine Einschränkungen hinsichtlich der Ferne des Verwandtschaftsgrades (dies im Gegensatz zu der prätorischen Regelung für die Klasse der Kognaten, in der nur Blutsverwandte bis zum 6. Grade, eventuell vom 7. Grade noch die sobrino nati ["Kinder des Andergeschwisterkindes", s. oben S. 67] berufen wurden, s. ad 111 28 ,idem iuris eqs.'). In der Responsensammlung des Papinian z.B. findet sich ein Urteilsspruch (6 resp., Dig. 38,8, 9 pr.), gemäß dem ein Agnat des 8. Grades Vorrang vor sämtlichen Kognaten erhielt - auch vor solchen, die in einem viel näheren Verwandtschaftsverhältnis zum Erblasser gestanden hatten. Die Tatsache, daß auch der entfernteste Blutsverwandte in der männlichen Seitenlinie noch den Agnaten zugeordnet wurde, geht ferner aus der Definition bei Ulpian 13 ad Sab., Dig. 38, 16,2, 1 hervor: adgnati autem sunt cognati uirilis sexus ab eodem orti. nam post suos et consanguineos statim mihi proximus est consanguinei mei filius . .. patris quoque frater, qui patruus appellatur; deinceps ceteri, si qui sunt hinc orti, in infinitum. In den Inst. lust. 3, 6, 12 wird das Vorrangsrecht der Agnaten - auch derer, die longissimo gradu sind - ebenfalls besonders hervorgehoben: adgnatus, qui integrum ius adgnationis habet, etiamsi longissimo gradu sit, plerumque potior habetur quam proximior cognatus. Vgl. ferner VOCI, Dir. ered. 11 S. 7f. (dazu N. 19). § 12: 7 - 9 Nec in eo iure successio est. ideoque si agnatus proximus hereditatem omiserit uel, antequam adierit, decesserit, sequentibus nihil iuris ex lege competit: "Es gibt aber in jener (für Agnaten geltenden) Regelung keine Nachfolge. Wenn somit der gradnächste Agnat die Erbschaft ausgeschlagen hat oder wenn er gestorben ist, ehe er sie antreten konnte, so fällt den Agnaten der nachfolgenden Grade nach Zivilrecht kein Erbanspruch mehr zu." Wie 111 11 dargelegt wurde, deferiert das Zwölftafelgesetz, wenn keine Hauserben da sind, die Intestaterbschaft dem gradnächsten Agnaten. Wenn es mehrere Gradnächste gibt, teilen sie sich die Erbschaft nach "Köpfen" (und nicht, wie die Hauserben, nach "Stämmen", vgl. 111 7 u. 8). Ein Berechtigter kann die Erbschaft ausschlagen; ferner besteht die Möglichkeit, daß ein Berechtigter stirbt, ehe er mittels cretio oder pro herede gestio sich bereit erklärt hat, sie anzutreten. Sind mehrere Berechtigte vorhanden, so fällt der Anteil des Nicht-Erwerbenden den übrigen zu (sie haben das ius adrescendi). Die Deferierung der Erbschaft findet nur einmal statt: wenn es nach Ausfall eines Berechtigten keine weiteren gleich nahen Agnaten gibt, gilt die Deferierung als erledigt; den Agnaten der nachfolgenden Verwandtschaftsgrade steht kein Erbanspruch mehr zu. In einem solchen Falle kennt das Zivilrecht nur noch eine weitere Möglichkeit: Deferierung an Gentilen (s. 111 17). Da jedoch zu Gaius' Zeit das Gentilrecht schon völlig außer Gebrauch gekommen war, bedeutete eine erfolglos gebliebene Deferierung der Erb-

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schaft an Agnaten in der Praxis, daß nunmehr ein Eingreifen des Prätors notwendig wurde. Letzterer brachte die diesbezüglichen Bestimmungen des Edikts in Anwendung und berief die Kognaten (die sogen. 3. - nach späterer Zählung 4. - Berufungsklasse, s. LENEL, Edict. S. 356f. § 158 ,unde cognati'; s. ferner In 27 - 31; für eine allgemeine Übersicht der Berufungsklassen s. ad In 33 ,etiam alios comp/ures gradus eqs. '). In diesem Zusammenhang sei noch darauf hingewiesen, daß einem agnatus proximus ein Mittel zu Gebote stand, eine ihm deferierte Erbschaft, die er nicht begehrte, trotz fehlender successio einem Gradferneren abzutreten: dieses Mittel war die in iure cessio hereditatis (ein zivilrechtliches Verfahren, s. In 85). Der Terminus successio bedeutet hier, wie der Zusammenhang zeigt, die stufenweise "Nachfolge" von Verwandtschaftsgraden: jedesmal, wenn sich herausgestellt hat, daß sämtliche Verwandte eines näheren Grades au~ge­ schieden sind, gehen deren Rechte auf die Verwandten eines ferneren Grades über (sogen. Sukzession der Grade). Im Vorherigen (In 7 u. 8) wurde das Verbum succedere in einem abweichenden Sinne verwendet, u. zw. für die "Repräsentation" eines ausgefallenen Aszendenten (Vater, Großvater usw.) durch einen an dessen Stelle tretenden Deszendenten (Sohn, Enkel usw.) (sogen. Repräsentation durch Deszendenten). In In 15 verdeutlicht Gaius anhand eines Beispiels, daß es in der agnatischen Erbfolge nicht nur keine allgemeine Sukzession der Grade, sondern auch keine Repräsentation durch Deszendenten gibt: wenn ein Erblasser einen Bruder und von einem zweiten inzwischen verstorbenen Bruder noch einen Sohn hinterläßt, bekommt der Bruder (2. Verwandtschaftsgrad) die gesamte Erbschaft und geht der Neffe (3. Grad) leer aus. Statt antequam adierit (V) lesen Inst. lust. 3,2, 7 antequam adeat und Coll. 16, 2, 12 antequam hereditatem adierit. Eine Entscheidung zwischen adierit (V, Coll.) und adeat (Inst. lust.) läßt sich aufgrund von sprachlichen Kriterien nicht leicht treffen; adierit ist nur deshalb vorzuziehen, weil es auf direkter Überlieferung beruht. In n 144 begegnet in einem gleichen Kontext der Konj. Impf.: si ... antequam hereditatem adiret, decesserit. Für Näheres über die Tatsache, daß Gaius oft unterschiedslos die Konjunktive des Perfekts (adierit) und des Imperfekts (adiret) nebeneinander verwendet, s. NELSON, Überl. S. 399. Das in der Coll. begegnende zusätzliche hereditatem ist wohl einem übertriebenen Streben nach Deutlichkeit zu verdanken. § 13: 12/13 tune requiri proximum, eum eertum esse eoeperit neminem ex eo testamento fore heredem: Hinter tunc finden sich in V (pag. 128, Z. 21) 5 schwer lesbare Buchstaben, etwa nur. Es läßt sich nichts Vernünftiges daraus machen: offenbar handelt es sich um eine Verschreibung (die womöglich infolge nachträglicher Ausmerzung unlesbar geworden ist). Die indirekte Überlieferung weist folgende Abweichungen auf: ... neminem ex testamento heredem fore Coll. 16,2, 13; ... nullum ex testamento heredem extaturum Inst. lust. 3, 2, 6. Da sowohl in der Coll. wie in den Inst. lust. eo vor testamento

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fehlt, ist anzunehmen, daß hier eine frühe Variante in der Überlieferung vorliegt. Die Wortfolge heredem fore (Coll.) geht möglicherweise ebenfalls auf eine alte Textvariante zurück. Die abweichende Verbalform am Satzende in den Inst. lust. ist wohl dem Bestreben zuzuschreiben, eine rhythmische Klausel herzustellen: heredem extaturum (Cursus trispondaicus) (s. oben ad In 7 S.63). Sowohl den testamentarischen wie den Intestaterben pflegte eine Frist gewährt zu werden, innerhalb der sie sich überlegen konnten, ob sie die Erbschaft antreten wollten. Gemäß n 164 - 167 gab es zwei Möglichkeiten, die Bereitschaft des Erbschaftsantritts kundzugeben: entweder durch eine formelle Antrittserklärung (cretio) oder durch ein informelles Sich-als-Erbe-Verhalten (pro herede gestio). Wenn es sich um eine testamentarische Erbschaft handelte, stand somit erst nach beendeter Bedenkzeit fest, ob es einen Erben gab. In dem Augenblick, in dem der im Testament zum Erben Bestellte die Erbschaft ausschlug, wurde aus der testamentarischen eine Intestaterbschaft. S. ferner ad In 11 ,tum cum certum est eqs.'. § 14: 14/1 aHud in ipsarum hereditatibus capiendis placuit, aHud in ceterorum bonis ab his capiendis: "hat sich hinsichtlich der Fähigkeit, deren Erbschaften zu erwerben, eine andere Ansicht (im Juristenrecht) herausgebildet, als in betreff ihrer eigenen Fähigkeit, den Nachlaß anderer Leute zu erwerben". Das Wort bonis (hinter ceterorum) findet sich nur in V; ... placet, aliud in ceterorum ab his capiendis Coll. 16, 2, 14. Was die La. der Coll. betrifft, ist zwar die Möglichkeit nicht völlig auszuschließen, daß hier eine absichtliche Ellipse vorliegt (hinter ceterorum wäre dann in Gedanken ein dem vorherigen Satzteil zu entnehmendes hereditatibus zu ergänzen); es bleibt jedoch der Einwand bestehen, daß das Fehlen eines mit dem Gerundivum korrespondierenden Substantivs der Konstruktion in ceterorum ... capiendis einen sehr schwerfälligen Charakter verleiht. Eine Parallele zu einer derartigen Ellipse läßt sich bei Gaius denn auch nicht finden. Der Zusammenhang zeigt, daß das Substantiv bona (bonis) hier nicht im spezifisch-technischen Sinne = "Nachlaß nach prätorischem Recht" gebraucht wird, sondern = hereditas. Das Umgekehrte begegnet In 36: im Satz sine re ad eos hereditas pertinet bezeichnet hereditas nicht die "Erbschaft im zivilrechtlichen Sinne", sondern ganz allgemein den "Nachlaß" (es handelt sich dort um das vom Prätor gewährte Besitzrecht an einem Nachlasse, s. z. St.). Anscheinend liegt sowohl an unserer Stelle wie In 36 eine untechnische Ausdrucksweise vor, ähnlich wie sie sich in der Laud. Turiae I 18f. (etwa 8 - 2 v. Chr.) findet: ut~uterque potius~heredi­ tatem teneremus quam omnia bona sola possideres, "so daß wir eher die Erbschaft beide haben würden, als daß du den ganzen Nachlaß allein besäßest" (omnia bona ist hier gleichbedeutend mit omnem hereditatem). Im alltäglichen Sprachgebrauch dürfte es häufiger vorgekommen sein, daß hereditas und bona als ungefähr identische Begriffe nebeneinander verwendet wurden. Das Fehlen von bonis in der Coll. beruht möglicherweise auf Nachlässigkeit (für wei-

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Kommentar III 1 - 24

tere Beispiele von fehlerhaften Auslassungen in der Coll. s. NELSON, Überl. S. 122). Das auf direkter Überlieferung beruhende Perfekt placuit (so V) verdient den Vorzug vor dem Präsens placet der Collatio. Offenbar wollte Gaius zum Ausdruck bringen, daß die Frauen nach früherem Zivilrecht den Männern in der agnatischen Erbfolge gleichgestanden hätten und daß ihre Rechte erst nachträglich eingeschränkt worden seien. Placuit bedeutet demnach etwa: "hat sich (bei den Juristen) die Ansicht herausgebildet bzw. sich durchgesetzt". Die Frage, zu welcher Zeit die abweichende - eine Neuinterpretation des zivilen Erbrechts befürwortende - Juristenmeinung die herrschende wurde, läßt sich nur annähernd beantworten. Den wichtigsten Anhaltspunkt bietet uns eine bei Paulus sent. 4, 8, 20 (= Coll. 16,3,20) begegnende Bemerkung: feminae ad hereditates legitimas ultra consanguineas successiones non admittuntur: idque iure ciuili Voconiana ratione uidetur effectum (vgl. auch, aber ohne Erwähnung der Voconiana ratio, Cod. lust. 6,58, 14, 1 [a. o 531]; Inst. lust. 3,2,3 u. 3a; Theophilos pag. 272 - 275 FERRINI). Die von früheren Gelehrten vertretene Ansicht, aus der Paulusstelle gehe hervor, daß die Einschränkung des Intestaterbrechts der Frauen auf die consanguineae (s. unten ad Z. 2/3) durch die Lex Voconia selbst (169 v. Chr.) verordnet worden sei, ist mit Recht schon von SAVIGNY zurückgewiesen worden (Über die Lex Voconia, Abh. der Akad. d. Wiss. zu Berlin 1820/21 = Vermischte Schriften I, 1850 S. 439f.; CUIACIUS hatte sogar eine Emendation vorgeschlagen: Voconiana rogatione). Paulus behauptet nur, daß die neue Juristenmeinung sich "analog zu den Bestimmungen des Voconischen Gesetzes", "aufgrund derselben Motivation wie der des Voconischen Gesetzes" (Voconiana ratione) entwickelt habe (die Lex Voconia verbot es einem Erblasser, dessen Vermögen mehr als 100000 Asse betrug, eine Frau zum Erben einzusetzen, vgl. Gaius 11 274; sie hatte gewissermaßen eine frauenfeindliche Tendenz). Es kann somit lediglich von einem indirekten Einfluß der Lex Voconia die Rede sein - mit anderen Worten: das Voconische Gesetz liefert nur einen Terminus post quem. Allerdings kann auch dann, wenn es sich bloß um eine Beeinflussung gehandelt hat, die zwischen der Verabschiedung der Lex und der Neuinterpretation des Frauenerbrechts liegende Zeitspanne nicht allzu groß gewesen sein - höchstens ein paar Jahrzehnte. Die neue Juristenmeinung dürfte somit um die Mitte des 2. Jahrhs. v. Chr. die herrschende geworden sein. Vgl. in betreff der Interpretation von Paulus sent. 4, 8, 20 KARLOwA, Röm. Rechtsgeschichte 11 1 (Leipzig 1901) S. 883f.; KÜBLER, Das Intestaterbrecht der Frauen im alten Rom, Zs. Sav. Rom. 41 (1922) S. 15ff., bes. S. 23ff.; STEINWENTER, ,Lex Voconia', RE. XII (1925) S. 2418ff., bes. S. 2420; WATSON, The Law of Succession in the Later Roman Republic (1971) S. 177f.; für weitere Lit. s. KAsER, Priv. I S. 684 N. 37 u. S. 696 N. 12; 11 S. 506 N. 66 u. S. 609 (Addenda ad § 161 N. 37 u. § 166 N. 12).

Kommentar § 14

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Vergleichbar mit der hier behandelten Verschlechterung des Erbrechts von Frauen ist die 111 46 besprochene Einschränkung der weiblichen Patronatsrechte (nach altem Zivilrecht galten die Patronatsrechte für sämtliche weiblichen Deszendenten des Patrons bis hinab zur Urenkelin, in einer späteren Periode jedoch nur für die Tochter des Patrons, s. S. 127 z. St.). 2/3 ad feminas ultra consanguineorum gradum non pertinent: Im Gegensatz zu den männlichen Agnaten, denen ein volles ziviles Intestaterbrecht zustand (nötigenfalls hinauf bis zum entferntesten Verwandtschaftsgrade, s. ad 111 11 ,proximo gradu sunt'), u. zw. auch dann, wenn es sich um Hinterlassenschaften von Frauen handelte, konnten letztere nur erben, soweit sie consanguineae des Erblassers waren. Das heißt, daß sie nur zu Intestaterbschaften von Brüdern und Schwestern von der Vaterseite her berufen werden konnten (2. agnatischer Verwandtschaftsgrad, s. ad 111 10 ,consanguineae'). Etwas besser war es um die Rechte der Frauen bestellt, die eine Manusehe eingegangen waren: sie konnten außer von den consanguinei auch vom Ehemann (filiae loco, 111 3) und von den Kindern (sororis loeo, 111 14 infra) erben. Das alte zivile Intestaterbrecht ist in der Zeit der ausgehenden Republik und der anschließenden Periode der Kaiserherrschaft von den Prätoren in mehrfacher Weise korrigiert worden; dabei wurde auch das Frauenerbrecht erweitert. Vgl. dazu 111 29 - 30 (Berufung von agnatischen Frauen in der sogen. 3. Klasse, unde cognati; Berücksichtigung von Verwandtschaftsverhältnissen, die auf der weiblichen Linie beruhen); ferner Komm. zu III 33a (SC. Tertl.dlianum). 4/5 heres esse etiam mater aut nouerca: Die Ergänzung stammt aus Coll. 16,2, 14. Die Auslassung des Satzteils in V pag. 129, 7 ist offenbar dadurch verursacht worden, daß der Kopist sich durch das Vorkommen zweier Abkürzungen, die einander sehr ähnlich waren (u· = esse; E· = est), hat irreführen lassen. 5/6 mater aut nouerca, quae per in manum conuentionem .•. iura filiae nancta est: Die Mutter oder Stiefmutter erbt nur dann von ihren Kindern, wenn sie durch Manusehe mit dem Vater "die Rechte einer Tochter erworben hat"; sie nimmt dann "die Stelle einer Schwester" ein (sororis loco est). Der Plural iura (V) dürfte den Vorzug vor dem Singular ius (Coll. 16,2,14) verdienen (die Mutter erwirbt nicht irgend ein spezielles, sondern ganz allgemein die Rechte einer Tochter); vgl. auch 111 24 consanguinitatis iura. Die La. cuncta in der Coll. (Codd. BU; iuncta Cod. W ist ein mißlungener Verbesserungsversuch) beruht auf einer Fehldeutung von nancta, mit eingeschobenem -n- (so V). Aus Priscian inst. 10,21 (11 513, 7f. KEIL) geht hervor, daß schon in der frühen Kaiserzeit über die Frage, ob nactus oder nanctus richtig sei, diskutiert wurde: ,nanciscor' etiam ,nactum' facit absque n, ut Probo et Capro et Pollioni et Plinio placet (die chronologische Reihenfolge wäre Pollio, Plinius maior, Probus und Caper gewesen; vgl. ferner Caper orthogr. VII 95, 19 KEIL). Was die übrigen Belegstellen betrifft, weist V sowohl nactus (11 51, 52; III 33a, 201) wie nanctus auf (I 175; III 14); möglicherweise hat schon

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Gaius selbst beide Formen nebeneinander gebraucht. Vgl. zu nanctus auch SOMMER Handb. S. 600. § 15: 7 sieut ex superioribus intellegitur: Rückverweisung auf das III 11 u. 12 Gesagte. Das Zwölftafelgesetz deferiert die Intestaterbschaft lediglich den grad nächsten Agnaten. Da der Deszendent nicht an die Stelle des Aszendenten tritt, schließt der Bruder (2. Verwandtschaftsgrad) den Neffen (3. Grad) aus. 7 frater potior est: Coll. 16,2, 15 Codd. BW (portior Cod. U ist ein Flüchtigkeitsfehler); prior V. Letztere La. ist, wie vergleichbare Stellen zeigen, nicht zu halten: II 120 si frater aut patruus extent, potiores ... habeantur; 149 a legitimis quoque heredibus potiores scripti habentur; ähnlich 11 207; 111 27,51,66, 71 (2ma!); IV 150 (2mal), 152. 8 aUa facta est iuris interpretatio inter suos heredes: "bei Hauserben (d. h. wenn es sich um Hauserben handelte) wurde eine andere Auslegung des Zivilrechts gehandhabt." Wie III 8 dargelegt (s. z. St.), schrieb die zivilrechtliche Interpretatio für Hauserben (sui) eine Aufteilung der Hinterlassenschaft nach "Stämmen" vor: Enkelkinder rückten an die Stelle eines emanzipierten oder verstorbenen Sohnes. Für inter zur Bezeichnung der näheren Umstände einer Handlung vgl. SZAN· TYR, Synt. S. 232f. Ein frühes Beispiel findet sich bereits bei Plaut. Cist. 505 inter nouam rem uerbum usurpabo uetus, "bei diesem neuen Fall werde ich einen alten Spruch anführen". Häufiger wird die Verwendung von inter in dieser Bedeutung seit dem Silberlatein. Vgl. z. B. Tac. hist. 1, 1, 1 neutris cura posteritatis inter infensos uel obnoxios, "bei keiner der beiden Gruppen (Schriftsteller) herrschte Sorge um die Nachwelt, weder bei den Trotzigen noch bei den Unterwürfigen" (d.h. bei den einen nicht, weil sie trotzig, bei den anderen nicht, weil sie unterwürfig waren). § 16: 12/13 iam dudum tarnen plaeuit eqs.: Wegen der nachdrücklicheren adversativen Bedeutung dürfte tamen (V: "jedoch") hier besser am Platze sein als autem (ColI. 16,2, 16: "hingegen, andererseits"). Wenn aufgrund gleicher Gradesnähe mehrere Agnaten nebeneinander berufen werden, bekommen sie jeder den gleichen Anteil (sie teilen nach "Köpfen"). Dabei macht es keinen Unterschied, ob sie Stämmen von unterschiedlicher Größe angehören (etwa von dem einen Bruder stammt ein, vom anderen stammen zwei Kinder ab: jedes der drei Bruderkinder bekommt in dem Falle ein Drittel). Welche Juristen es gewesen sind, die die abweichende Auslegung des Zivilrechts vertreten haben, daß nämlich auch für Agnaten eine Verteilung nach Stämmen stattzufinden habe, wird nicht erwähnt (im gegebenen Beispiel würde das Kind des einen Bruders demnach die Hälfte, die zwei des anderen Bruders jedes ein Viertel erhalten). Die Bemerkung jedoch, daß es "schon seit langer Zeit" (iam dudum) herrschende Meinung sei, daß nach Köpfen geteilt werden muß, läßt vermuten, daß es sich um einen Juristenstreit aus alter d. h. republikanischer - Zeit handelt.

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§ 17: 1/2 eadern lex XII tabulamrn gentiles ad hereditatern uocat: Hinweis auf XII tab. V 5: si adgnatus nec escit, gentiles familiam habento. 2 qui sint autern gentiles, prirno cornrnentario rettulirnus: Der Passus, auf den Gaius verweist, hat höchstwahrscheinlich im unlesbaren Teil von I 164 gestanden (der obere Teil von V pag. 45; s. Komm. S. 202 z. St.); die gajanische Definition von gentiles läßt sich somit nicht mehr rekonstruieren. Es findet sich jedoch eine auf Q. Mucius Scaevola Pontifex (Cos. 95 v. Chr.) zurückgehende Umschreibung jenes Begriffes (möglicherweise den iuris ciuilis libri XVIII entnommen, s. LENEL Pal. Nr. 53) bei Cic. top. 6, 29: ,gentiles sunt inter se, qui eodem nomine sunt'. Non est satis. ,Qui ab ingenuis oriundi sunt'. Ne id quidem satis est. ,Quorum maiorum nemo seruitutem seruiuit'. Abest etiam nunc. ,Qui capite non sunt deminuti'. Hoc fortasse satis est. Wenn man aus jenem Passus, in dem Cic. ein Beispiel der deduktiven Methode des Definierens vorführen will (vgl. dazu Boethius, comm. in top. Cic. 3,6,29 pag. 330, 20 - 40 ÜRELL!; vgl. ferner B. RIPOSATI, Studi sulla ,Topica' di Cicerone, 1947 S. 78f.), die für eine staatsrechtliche Begriffsbestimmung relevanten Angaben herausnimmt, ergibt sich Folgendes. Nicht alle Personen, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer gens das gleiche nomen gentilicium führen, können Anspruch auf die Bezeichnung gentiles erheben. Es müssen Einschränkungen gemacht werden: nur diejenigen sind gentiles, di~ von Generation zu Generation von freien Eltern abstammen (wobei wohl davon ausgegangen wird, daß gleichnamige gentiles ihren Ursprung letzten Endes von ein und demselben Stammvater herleiten). Sklaven, Freigelassene und sonstige abhängige Personen, etwa Klienten, sind ausgeschlossen; sie können zwar Angehörige einer gens sein, auch das betreffende gentilizische nomen tragen, werden aber nicht den gentiles zugeordnet. Ferner scheiden sämtliche Personen, die eine capitis deminutio erleiden, aus der Gruppe der gentiles aus. Der Terminus capitis deminutio umfaßt in Scaevolas Definition offenbar alle Schattierungen der Schmälerung der Rechtsfähigkeit: nicht nur die capitis deminutiones maxima und minor, sondern auch die c. d. minima. Das heißt, daß auch Emanzipation, Adoption und Manusehe Ausschluß aus der Gruppe der gentiles bewirken (zur capitis deminutio s. I 158 - 163; die von WATSON, Law of Persons 1967 S. lOOf. geäußerte Vermutung, daß nur die c. d. maxima und minor gemeint seien, läßt sich aus Cic.s Topica-Text nicht herauslesen). Bei einer Adoption oder einer Manusehe folgte auf den Ausschluß aus der einen oft der Eintritt in eine andere gens. Bei einer Emanzipation war dies nicht der Fall; in der Zeit der früheren Republik kam es jedoch vor, daß der aus einem Geschlechtsverband Ausgeschiedene selber zum Stammvater einer neuen gens wurde - es war dann allerdings, im Gegensatz zu der alten patrizischen, nur eine plebeische gens (ein bekanntes Beispiel sind die plebeischen Claudii Marcelli, ein von der patrizischen gens Claudia abgezweigter Geschlechtsverband; Cic. de or. 1,39, 176 berichtet von einem Streit zwischen den Claudiern und den Marcellern über eine Intestaterbschaft, s. LEEMAN I PINKSTER I NELSON, Komm. S. 61ff. ad

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1.). Aus dem Folgenden geht hervor, daß die Erbfolge der Gentilen zu Gaius' Zeit nur noch als ein Rechtsinstitut der Vergangenheit betrachtet wurde. Für Näheres über die Begriffe gens und gentiles (wegen des lückenhaften Materials ist vieles strittig) s. KÜBLER RE. VII S. 1176ff., ,Gens'; SIBER RE. XXI S. 120ff., ,Plebs: plebeische Gentes'; E. MEYER, Röm. Staat und Staatsgedanke, 31964 S. 30ff., 475ft.; KAsER, Priv. I S. 53ft., 269f., 696. 3 totum gentilicium ius in desuetudinem abisse: Zur Zeit des Überganges von der Republik in das Kaiserreich war die Zahl der patrizischen gentes auf eine recht geringe zusammengeschrumpft; entsprechend gering war die Zahl der patrizischen Familien. Gemäß Dionys von Halikarnass 1, 85, 3 seien von dem, "was man für den edelsten Kern der troischen Abstammung hielt", zu seiner Zeit "nur noch etwa 50 Familien übrig geblieben". Unter den 50 "troischen" sind patrizische Familien zu verstehen. Was die Zahl der patrizischen gentes betrifft, so hat MOMMsEN, Die römischen Patriciergeschlechter, Röm. Forschungen 1(1864) S. 69 - 127, bes. S. 122f. für dieselbe Zeit nicht mehr als 14 ausfindig machen können. Zivilrechtliche Bestimmungen, die gentilizische Verwandtschaftsverhältnisse berücksichtigten (außer dem Intestaterbrecht noch das Vormundschafts- und das Pflegschaftsrecht), spielten in der alltäglichen juristischen Praxis der augusteischen Zeit denn auch nur noch eine recht untergeordnete Rolle. Zu Gaius' Zeit schließlich, anderthalb Jahrhunderte später, war das Gentilrecht (wie er selber sagt) "völlig außer Gebrauch gekommen". Daß unser Autor es trotzdem zweimal erwähnt (I 164/65 [Lücke] und hier), hängt wohl damit zusammen, daß es von alters her im Institutionensystem an jenen Stellen einen festen Platz innehatte. 4 de eadem re: eadem (V) paßt besser in den Zusammenhang als ea (ColI. 16, 2, 17). Der Autor will denselben Gegenstand (das ius gentilicium) nicht zum zweiten Male gründlich behandeln. § 18: 5 Hactenus lege XII tabularum finitae sunt intestatorum hereditates: "Damit sind gemäß dem Zwölftafelgesetz die Möglichkeiten der Intestaterbschaften erschöpft." Jene Worte bereiten die Folgerung des nächsten Satzes vor: das Recht der XII tabulae ist ein ius strictum, ein "engbegrenztes (und keine Ausnahmen duldendes) Recht". Für hactenus im Sinne einer Zusammenfassung des vorher Gesagten, etwa = "damit, mit obigen Ausführungen", vg1. H. HAFFTER, ,hactenus', Beitr. aus der Thes.-Arbeit, 1979 S. 87ft. (Präzisierung von THES. VI 3, 2750, 21ff., ,hic; hactenus, III'); für verwandte Bedeutungsnuancen von hactenus s. ferner KALB, Roms Juristen S. 63 (hactenus = hoc modo); NORDEBLAD, Gaiusstudien S. 104f. (hactenus = ita, sie, tam, ea condicione); SZANTYR, Synt. S. 656 (hactenus = hoc modo; in analoger Weise quatenus = quomodo). Ein früher Beleg für hactenus in gleicher Bedeutung wie an unserer Gaiusstelle findet sich bei Plin. nat. 6, 34, 219 hactenus antiquorum exacta celebrauimus; sequentium diligentissimi quod superest terrarum supra tribus adsignauere segmentis, "mit obigen Ausführungen habe ich die Untersuchungen der Gelehrten aus alter Zeit gewürdigt; die Einsichtigsten

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unter ihren Nachfolgern haben den übrigen Teil der Erde nach Norden hin in drei Abschnitte zerlegt". Ähnlich Tac. Germ. 35, 1 hactenus in occidentem Germaniam nouimus; in septentrionem ingenti flexu redit, "mit dem oben Gesagten haben wir Germanien gegen Westen kennengelernt; nach Norden hin dehnt es sich mit einem riesigen Bogen rückwärts aus". Was Gaius betrifft, vgl. noch In 54 hactenus omnia iura quasi per indicem tetigisse satis est (s. z. St.). Außer auf Vorheriges kann hactenus auch auf Kommendes hinweisen, etwa = "in dieser Weise, folgendermaßen"; s. die Belege im THEs. VI 3, 2751, 19ff. Vgl. z. B. Gaius 1 rer. cott., Dig. 7,8,11 inque eo funda hactenus ei morari licet, ut neque domino fundi malestus sit neque his, per quas opera rustica fiunt, impedimento sit, "auf jenem Grundstück darf er (derjenige, dem lediglich das Gebrauchsrecht zusteht) sich nur unter der Bedingung aufhalten, daß er weder dem Eigentümer des Grundstücks hinderlich noch für diejenigen, die Landarbeiten ausführen, eine Belästigung ist"; ähnlich Gaius 4 ad ed. prov., Dig. 4,7,3,2; 2 fideic., Dig. 36,1,65,9. § 19: 7 emancipati liberi: Emanzipation hatte für ein Kind Austritt aus der Vatergewalt und damit Ausscheidung aus dem Familienverband zur Folge, s. In 3. Für die Verbesserung ihrer Lage durch die prätorische Ordnung s. In 26. § 20: 9110 quia sint cum eo ciuitate Romana donati nec ab imperatore in potestatem redacti fuerint: Wenn ein Peregrine für sich selbst und für sein Kind das römische Bürgerrecht erwirbt, hat dies, wie I 55, 93 und n 135 a zeigen (vgl. auch Gaius August. 1 - 3), keineswegs automatisch zur Folge, daß das Kind nunmehr unter die Vatergewalt fällt; der Neubürger muß den Kaiser erst um eine zusätzliche Verleihung der patria potestas bitten. Unterläßt er dies, so kann sein Kind, wenn er intestat stirbt, keine zivilen Rechte auf die Hinterlassenschaft geltend machen. Ein ähnliches Problem stellt sich ein, wenn Eheleuten zu der Zeit, in der die Frau schwanger ist, das Bürgerrecht verliehen wird. Das Kind, das sie gebiert, ist zwar vom Tage der Geburt an römischer Bürger, es wird aber trotzdem nicht der väterlichen Gewalt unterstellt (v gl. 194). Auch hier ist eine separate kaiserliche Bewilligung vonnöten. Unterbleibt dies, so kann das Kind keines der einem suus heres zustehenden Rechte geltend machen. In betreff des prätorischen Rechtsschutzes, der den in einer solchen Lage befindlichen Kindern geboten wird, s. In 26. § 21: 10 agnati capite deminuti: Sämtliche Formen der capitis deminutio bewirken, als Folge des Austritts aus der Familie, Verlust des agnatischen Erbrechts. Gemeint sind sowohl die capitis deminutio maxima (Verlust der Freiheit) und minor (Verlust des Bürgerrechts) wie die c. d. minima (Verlust der Familienrechte durch Emanzipation, Adoption oder Manusehe). Vgl. hierzu I 158 - 163; ferner ad III 17 ,qui sint autem gentiles eqs.'; KAsER, Priv. I S. 68f.; 27lf. Die Prätoren haben die Rechtslage der agnati capite deminuti

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insofern verbessert, als sie letztere der Klasse der cognati eingliederten, s. dazu III 27. 11 nomen agnationis ... perimitur: "erlischt der auf agnatischer Verwandtschaft beruhende Rechtsanspruch". Der Terminus nomen agnationis hat die gleiche Bedeutung wie ius agnationis (letzteres begegnet I 158, 163 [2 mal]; In 14,27). Nomen = "rechtliche Eigenschaft, in der jemand in Betracht kommt" findet sich u. a. noch In 27 tertio proximitatis nomine, "wegen eines drittklassigen (für die dritte Klasse geltenden) Rechts der Blutsverwandtschaft"; s. ferner HEUMANN/SECKEL s. v. ,nomen, 1 c' (S. 369). § 22: 12 proximo agnato non adeunte hereditatem: In In 12 sind sowohl die Folgen des Ausschlagens der Erbschaft durch den gradnächsten Agnaten wie die seines vorzeitigen Todes besprochen worden ("vorzeitiger Tod" ist in dem Sinne zu verstehen, daß der Agnat, dem die Erbschaft angetragen wurde, während der ihm bewilligten Bedenkzeit, somit vor Antritt der Erbschaft, stirbt). Nach dem Zivilrecht wird "trotz jener Tatsache kein Agnat der nachfolgenden Verwandtschaftsgrade (zur Erbschaft) zugelassen" (nihilo magis sequens ... admittitur). Da Intestaterbschaften, wenn es sich um agnatische Berufene handelt, nur einmal angetragen werden können (s. ad In 12, ,nec in eo iure successio est eqs.'), bedeutet dies, sofern es vom ius ciuile abhängt, für die Gradferneren einen endgültigen Verlust der Ansprüche. Wie jedoch aus dem In 28 Gesagten hervorgeht, macht der Prätor von der Möglichkeit, die das Edikt bietet, Gebrauch und trägt ihnen, wenn die dritte Berufungsklasse (unde cognati) an die Reihe kommt, die Erbschaft an. § 23: 13/14 feminae agnatae, quaecumque consanguineorum gradum excedunt: Wie In 14 dargelegt, hatten lediglich consanguineae (Schwestern von der Vaterseite her) Anspruch auf eine Intestaterbschaft. In betreff der Frage, inwiefern das prätorische Edikt Abhilfe bot, s. In 29: die nicht-konsanguinischen weiblichen Agnaten werden, zusammen mit den übrigen Blutsverwandten, in der dritten Klasse (unde cognati) berufen. § 24: 15 cognati, qui per feminini sexus personas necessitudine iungnntnr: "Kognaten, die aufgrund eines durch Personen des weiblichen Geschlechts vermittelten Verwandtschaftsverhältnisses (mit dem Verstorbenen) verbunden sind." Vgl. dazu In 9: lediglich Agnaten, d. h. in der männlichen Linie miteinander verwandte Personen, haben nach ius ciuile Intestaterbrecht. Für das prätorische Eingreifen s. In 30: Kognaten werden hinfort in der 3. Klasse berufen. 16/17 nt nec inter matrem et filinm filiamne nitro citroque hereditatis capiendae ins competat eqs.: "so daß nicht einmal zwischen Mutter und Sohn oder Tochter in bei den Richtungen das Recht besteht, eine Erbschaft zu empfangen". Gemäß In 14 können lediglich Frauen in Manusehe "die Rechte einer Tochter" besitzen. Daraus folgt, daß Frauen, die keine Manusehe eingegangen sind, weder von ihren Kindern erben noch selbst von letzteren beerbt werden können. Die prätorische Ordnung hat auch hier die Lage verbessert:

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aus dem III 30 Gesagten ergibt sich, daß der Prätor Mütter in der Klasse unde cognati als Erbinnen ihrer Kinder beruft und umgekehrt, u. zw. als Kognaten des ersten Verwandtschaftsgrades. In betreff der durch das Sc. Tertullianum geschaffenen besonderen Rechte s. unten S. 81 f. und ad In 33 a, ,per in man um conuentionem eqs. ' 17/18 consanguinitatis iura: Die uxor in manu hat die gleichen Rechte wie die von demselben Vater abstammenden Kinder. Das heißt: sie hat jene Rechte sowohl hinsichtlich der Hinterlassenschaft ihres Ehemannes (filiae loco) wie hinsichtlich der der Kinder (sororis loeo). Was Gai inst. betrifft, begegnet der Terminus consanguinitas noch In 33a (s. z. St.).

Intestaterbfolge von Freigeborenen nach der prätorischen Ordnung III 25 - 38 1. Überlieferung Im Codex V erstreckt sich unser Abschnitt von pag. 130,24 bis einschließlich pag. 135, 1. Die sich über dem Anfang befindende Zeile (130, 23) ist offengelassen worden: der freie Raum war für die nachträgliche Eintragung einer Überschrift (Rubriktitel) bestimmt; dieses Vorhaben wurde jedoch nicht ausgeführt (s. NELSON, Überl. S. 26). Am Ende (pag. 135, 2) begegnet wiederum eine offene Zeile. Da pag. 132 für mehr als die Hälfte und pag. 133 so gut wie völlig unlesbar sind, enthält unser Passus eine empfindliche Lücke. Den Inst. lust. können lediglich an zwei Stellen Ergänzungen entnommen werden: am Anfang Inst. lust. 3,9,2 (zweiter Satz) = In 33 (erster Satz); und ganz am Ende der Lücke Inst. lust. 3,9,1 = In 33b - 34. Vgl. zu dem Wenigen, das STUDEMUND auf pag. 133 hat entziffern können, außer dem Apogr. auch Suppl. S. XXXf. 2. Inhalt III 25 - 31: Die prä tor i s c h e n Ver b e s S e run gen und Um g e s tal tun gen des zivilrechtlichen Intestaterbrechts. Die Darlegungen bilden eine Parallele zu In 18 - 24; Satz für Satz wird der alten zivilrechtlichen Ordnung eine prätorische Neuerung gegenübergestellt: §§ 19, 20 ~ 26; 21 ~ 27; 22 ~ 28; 23 ~ 29; 24 ~ 30 (nur für § 31 gibt es im vorherigen Abschnitt keine Entsprechung). (§ 25) Der Prätor hat folgende Be r ich t i gun gen des zivilen Intestaterbrechts vorgenommen (in betreff der Frage, ob die Begriffe "Berichtigungen", "Anfechtungen" und "Bekräftigungen" das Einteilungsprinzip für die nunmehr folgenden Abschnitte abgegeben haben, s. unten S. 82). (§ 26) Er beruft auch diejenigen, die aus irgendeinem Grunde nicht mehr bzw. noch

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nicht der patria potestas des Erblassers unterstehen: emanzipierte Kinder und Kinder von Neubürgern, denen nicht im Anschluß an die Einbürgerung auch die Vatergewalt verliehen worden war. Der Autor unterläßt es, an dieser Stelle expressis verbis darauf hinzuweisen, daß der Prätor jene Kinder als Angehörige der ersten Klasse beruft (somit als Gleichberechtigte der sui heredes; die Klasse unde liberi). Er erwartet offenbar, daß der Leser aus dem nächsten Satz (§ 27), in dem von secundo gradu Berufenen die Rede ist (die Klasse unde legitimi), den logischen Schluß zieht, daß die § 26 genannten Kinder zu den prima gradu Berufenen gehören (zu gradus = "Berufungsklasse" s. ad In 27, ,non secundo gradu eqs.'). (§ 27) Was die Agnaten betrifft, die eine Schmälerung der Rechtsfähigkeit erlitten haben (adgnati capite deminuti, cf. In 21), so wird letzteren zwar auch von seiten des Prätors eine von der der zivilen Agnaten unterschiedliche Behandlung zuteil (d. h., auch der Prätor beruft sie nicht in der Klasse unde legitimi, 2. Klasse); das prätorische Edikt läßt aber für sie immer noch eine Berufungsmöglichkeit offen. Wenn nämlich die Berufung von "gradnächsten Agnaten" (2. Klasse) kein Resultat ergeben hat, werden die agnati capite deminuti in der dritten Klasse (tertio gradu), zusammen mit den Kognaten, berücksichtigt (die Klasse unde cognati). In den restlichen §§ 28 - 31 befaßt der Autor sich mit weiteren Kognaten, die gemäß dem prätorischen Edikt zu den an dritter Stelle Berufenen gehören; zunächst (§ 28) mit den gradferneren Agnaten, die infolge der Tatsache, daß der gradnächste Agnat bzw. die gradnächsten Agnaten die Erbschaft ausschlugen oder vor Erbschaftsantritt starben, ihrer zivilen Ansprüche verlustig gegangen waren (cf. In 22). Gemäß den Juristen, deren Meinung offenbar die herrschende geworden ist, müssen jene Gradferneren, ebenso wie die § 27 genannten adgnati capite deminuti, den in der dritten Klasse Berufenen zugezählt werden (idem iuris est, ut quidam putant eqs.). Es gibt aber Juristen mit einer abweichenden Meinung (sed sunt qui putant eqs.): letztere befürworten eine Berufung in der zweiten Klasse. (§ 29) Anschließend behandelt der Autor die Frauen, deren Verwandtschaftsverhältnis mit dem Erblasser das der consanguineae überschreitet (cf. In 23): sie werden vom Prätor ebenfalls in der dritten Klasse berufen. (§ 30) Das gleiche gilt für Personen, deren Verwandtschaftsverhältnis zum Erblasser durch eine weibliche Linie vermittelt wird. Zum Schluß (§ 31) werden die Adoptivkinder erwähnt: hinsichtlich ihrer natürlichen Familie behandelt der Prätor sie als Kognaten, beruft sie somit in der dritten Klasse (unde cognati). III 32 - 33a (anschließend eine größere Lücke): S tat u s und Wirkung der prätorischen Berichtigungen; die Verleihung des Besitzrechts am Nachlaß (bonorum possessi 0) (ferner Mutmaßungen über den In haI t der L ü c k e: Exkurs über das Erbrecht der Frau hinsichtlich ihrer nächsten Angehörigen und Verwandten und über die Bestimmungen des Sc. Tertullianum; Anfechtung zivil-

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rechtlicher Erbschaftsregelungen mit Hilfe der prätorischen Verleihung von bonorum possessio). (§ 32) Zunächst wird der Unterschied zwischen der zivilen und der prätorischen Ordnung verdeutlicht. Es kann nur dann von einer "Erbschaft" (hereditas) und von einem "Erben" (heres) gesprochen werden, wenn es sich um erbrechtliche Vorgänge handelt, die auf dem Zivilrecht basieren, d.h. auf einem Gesetz oder auf einer damit gleichzustellenden Satzung (Senatsbeschluß, kaiserlicher Erlaß). Der Prätor hingegen ist nicht imstande, eine Person zum "Erben" zu machen: er kann jemand lediglich "an die Stelle eines Erben" setzen (heredis loco). Was er einer solchen Person bewilligt, ist keine "Erbschaft", sondern nur das "Besitzrecht am Nachlasse" (bonorum possessio). (§ 33) Das bisher Gesagte bietet nur eine unvollständige Beschreibung der prätorischen Ordnung; es gibt denn auch mehr als 3 Berufungsklassen (es sind insgesamt 7 bzw. 8 Klassen, s. ad III 33). Der Autor will sich aber mit einem Hinweis auf ein separates Werk, in dem die Materie ausführlicher behandelt wird, begnügen; hier (§ 33a) will er nur auf einen Punkt noch näher eingehen (hoc solum admonuisse sufficit). Was aber der In hai t jen e sei n e n Pu n k t e s ist, läßt sich nicht leicht feststellen, denn der lesbare Text von Codex V, der in den §§ 32 und 33 bereits mehrere Lücken aufwies, bricht hier so gut wie völlig ab. STUDEMUND hat anhand der Reste nur noch folgenden Satzteil rekonstruieren können, pag. 132,14/15 (§ 33a): ~per~ in man~um conuen~tionem iura consanguin~itatis~ na/cta. Offenbar ist hier von der uxor in manu die Rede, die hinsichtlich der Hinterlassenschaft ihres Ehemannes wie der der Söhne und Töchter dieselben Rechte wie die zuletzt Genannten hatte (sie war filiae und sororis loeo; s. ferner ad III 24, ,consanguinitatis iura')*. Der Umstand, daß am Anfang der Lücke das Erbrecht der Frau hinsichtlich ihrer nächsten Angehörigen erörtert wurde, läßt vermuten, daß Gaius im Folgenden über jenen Gegenstand - etwa in Form eines kleinen Exkurses - weitere Bemerkungen gemacht hat. An erster Stelle käme hier eine Behandlung des Sc. Tertulli an um in Frage (da das Sc. aus hadrianischer Zeit datiert, könnte der Antragsteller mit Q. Flavius Tertullus, Consul suffectus im Juli 133 n. Chr., identisch gewesen sei'n, vgl. GROAG, ,Flavius Nr. 190', RE. VI S. 2619); s. zu dieser Vermutung HUSCHKE S. 29lf. (KRUEGERISTUDEMUND S. 108, SECKEL/KüBLER S. 128, DE ZULUETA II S. 126f. ua. haben sich ihm angeschlossen). Wie bekannt, wurde durch jenen Senatsbeschluß den Frauen, die im Besitze des ius trium uel quattuor liberorum waren (auch schlechthin ius liberorum genannt), ein Intestaterbrecht gegenüber ihren Kindern gewährt. Das heißt: wenn freigeborene Frauen 3 und freigelassene Frauen 4 Kinder geboren hatten, konnten sie im Falle einer Intestaterbschaft ihre Kinder beerben,

* In betreff des mutmaßlichen Inhalts der Lücke III 33a vgl. auch den Nachtrag S. 222ff. 6 Nelson/Mantlle

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u.zw. hinter den Kindern, dem Vater und den vatersblütigen Brüdern jener Kinder; den vatersblütigen Schwestern standen sie gleich, den Agnaten gingen sie vor (vgl. Ulpian, l. sing. reg. 26, 8). Über den I n hai t des res t I ich e n T eil s der L ü c k e können wir höchstens Mutmaßungen anstellen; erst ganz am Ende bekommen wir wieder festen Boden unter die Füße: mit Hilfe von Inst. lust. 3, 9, 1 - 2 können § 33 b und der Anfang von § 34 hergestellt werden. Im ersten Satz von § 33 b schließt der Autor Vorheriges ab und geht auf einen neuen Gegenstand über: der Prätor, so legt er dar, benutzt seine Befugnis, ein "Besitzrecht am Nachlasse" (bonorum possessio) zu verleihen, nicht nur um das alte zivile Erbrecht zu "berichtigen" oder gar "anzufechten", sondern auch um es zu "bekräftigen". Offenbar ist Gaius dabei darzulegen, für welche Zwecke die prätorische bonorum possessio nutzbar gemacht werden kann. Irgendwo in der Lücke dürfte er denn auch zur Behandlung der bonorum possessio zurückgekehrt sein. Da im folgenden (erhaltenen) Teil nur von "Bekräftigungen" zivilrechtlicher Erbansprüche die Rede ist (§§ 33b u. 34), betrachtete unser Autor, so ist anzunehmen, die Erörterung von "Berichtigungen" und "Anfechtungen" als bereits erledigt. Daraus folgt, daß jene Erörterung nach Ansicht des Autors im Vorherigen zu finden sei. Was nun die "Berichtigungen" betrifft, dürfte er dabei auf das §§ 25 - 31 Gesagte zurückverwiesen haben: der Prätor berücksichtigt außer denen, die nach Zivilrecht Erben sind, auch andere Angehörige (emanzipierte Kinder, von einer capitis deminutio betroffene Agnaten, Ehefrauen, kognatische Blutsverwandte usw.), indem er letzteren hinsichtlich des Nachlasses ein Besitzrecht erteilt. Sodann dürfte Gaius darauf hingewiesen haben, daß von einer "A n fe c h tun g" des Z i v i Ire c h t s gesprochen werden kann, wenn der Prätor aus Billigkeitsgründen gewisse Testamentsteile oder gar das ganze Testament für hinfällig erklärt. So berücksichtigt er die im Testament übergangenen emanzipierten Söhne, ferner die übergangenen Töchter und Enkelkinder, indem er ihnen "gegen die Testamentsurkunde" (contra tabulas testamenti) ein Besitzrecht am Nachlaß verleiht (der Autor konnte hier zum Teil auf früher Behandeltes verweisen, II 118 - 143, besonders II 125 und 135). III 33b/34: Der Prätor kann auf Zivilrecht beruhende Erbansprüche durch Verleihung der bonorum possessio bekräftigen. Er kann nämlich, sowohl wenn es sich um testamentarische wie um Intestaterbschaften handelt, den Ansprüchen der zivilen Erben auf diese Weise eine zusätzliche Unterstützung verleihen. Anscheinend gingen zivile Erben besonders dann den Prätor um Verleihung einer solchen "Vergünstigung" (beneficium, § 34) an, wenn ihnen die Erbschaft von anderen streitig gemacht wurde. Die bonorum possessio gewährte prätorischen Schutz durch das Interdikt quorum bonorum; mit Hilfe jenes Rechtsmittels konnte man den Zugriff von Widersachern abwehren, gegebenenfalls auch die Herausgabe des

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Nachlasses herbeiführen. Was die übrigen Wirkungen des Interdikts anbelangt, verweist der Autor auf eine spätere Behandlung (suo loco, d. h. IV 144). III 35 - 38: Wir k sam e s und u n wir k sam es" B e s i t z r e c h t am Nachlaß". (§ 35) Der Autor legt dar, daß die Verleihung einer bonorum possessiv durch den Prätor nicht immer den effektiven Besitz der Erbschaft gewährleistet. Unter Umständen unterliegt jemand, dem das prätorisehe Besitzrecht bewilligt wurde, im Erbprozeß einem Gegner, der dieses Besitzrecht nicht beantragt hat: es stellt sich dann heraus, daß die verliehene bonorum possessio "wirkungslos", sine re, war. Einige Beispiele verdeutlichen dies. (§ 36) So kann es geschehen, daß ein testamentarischer Erbe, der zwar eine Antrittserklärung (cretio) abgegeben, aber kein prätorisches Besitzrecht beantragt hat, seinen Anspruch in einem Erbprozeß gegen diejenigen verteidigen muß, die zwar nur dann, wenn kein Testament vorläge, Erben geworden wären, die aber dennoch eine Möglichkeit gesehen haben, vom Prätor ein Besitzrecht an der Erbschaft bewilligt zu bekommen. Der testamentarische Erbe wird in einem solchen Falle siegen; das prätorische Besitzrecht wird seinen Gegnern nichts nützen, es wird sich als "wirkungslos" erweisen. (§ 37) In ähnlicher Weise wird, wenn es sich um eine Intestaterbschaft handelt, die Beschaffung eines prätorischen Besitzrechts für Agnaten "wirkungslos" sein, wenn sie es gegen einen Hauserben (suus heres) aufnehmen müssen. Wenn die Agnaten sich darauf berufen, daß der Hauserbe beim Prätor kein Besitzrecht beantragt hat, so wird ihnen das nicht helfen: der Hauserbe bleibt nach Zivilrecht der Besserberechtigte. Der Agnat ist aber seinerseits wieder in einer stärkeren Rechtsposition, wenn ihm eine Intestaterbschaft von seiten eines Kognaten streitig gemacht wird. Es ist zwar denkbar, daß der Kognat vom Prätor ein Besitzrecht am Nachlasse bewilligt bekommt, das Besitzrecht wird sich aber in diesem Fall als "wirkungslos" erweisen. (§ 38) Und so könnten mehr Beispiele von bonorum possessiones sine re gegeben werden; der Autor weist abschließend darauf hin, daß er auch im vorigen Buch schon auf jenes Thema zu sprechen gekommen ist (gemeint ist rr 119 u. 148/49). Wenn wir zum Schluß unseren Gaiuspassus (Irr 25 - 38) mit der Parallele in Ulpians liber sing. regularum (cap. 28) vergleichen, so stellt sich heraus, daß letzterer trotz der abriß artigen Darstellungsweise das Institutionensystem lükkenloser bewahrt hat als Gaius. So gibt Ulpian eine vollständige Übersicht der 7 Berufungsklassen (28, 7), ferner behandelt er die für die Beantragung der bonorum possessiv geltenden Fristen (Dauer der Fristen für die jeweiligen Klassen und Verwandtschaftsgrade: 28, 10 - 11). Gaius hingegen setzt die Erörterung der Berufungsklassen, nachdem er die dritte Klasse behandelt hat, nicht weiter fort und verweist fürs Übrige auf ein anderes Werk; und die Behandlung der Beantragungsfristen läßt er völlig aus. Er war offensichtlich bestrebt, sein Anfängerbuch nicht mit Tatsachenmaterial zu überbürden. Für Näheres über die prätorische Ordnung des Intestaterbrechts s. VOCI, Dir. ered. II S. lOff.; KAsER, Priv. I S. 697ff.; WATSON, The Law of Succes6*

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sion in the later Roman Republic (1971) S. 183 ff.; über die bonorum possessio VOCI a.a.O. I S. 130ff.; 177ff.; KAsER a.a.O. S. 674ff.; 707ff. In betreff des Parallelismus zwischen Gai institutiones und Ulpiani liber singularis regularum s. NELSON, Überl. S. 92ff.; 339ff. u. 359f. 3. Kommentar zu III 25 - 38 § 25: 19 iuris iniquitates: "Unbilligkeiten des Zivilrechts". Ius wird hier, wie sonstwo, in der engeren Bedeutung von "Zivilrecht", als Gegensatz zum prätorischen Recht, verwendet; s. dazu HEU MANN / SECKEL, ,ius, 1 a y' (S.300f.). 19 emendatae sunt: Aus In 33 b geht hervor, daß der Prätor durch seine Eingriffe das Zivilrecht nicht nur "berichtigen" (emendare), sondern sogar "anfechten" (impugnare) kann. Andererseits kann er auch Maßnahmen treffen, die zur "Verstärkung" (conjirmare) des Zivilrechts beitragen. Das wichtigste Rechtsmittel, das er für jene Zwecke benutzt, ist die Verleihung der bonorum possessio ("Besitzrecht am Nachlasse"); s. dazu oben S. 80ff., ferner ad In 32 ,praetor dat bonorum possessionem'. § 26: 20 liberos omnes: Die La. eos omnes (V) ist unverständlich und kann somit nicht richtig sein. Der Autor greift auf In 19 statim enim emancipati liberi eqs. und 20 idem iuris est, si ideo liberi eqs. zurück (s. Komm. z. SL); GOESCHENS Korrektur liberos liegt deshalb auf der Hand. Möglicherweise ist eos ein durch Nachwirkung von In 24 inter eos verursachter Flüchtigkeitsfehler. Der Prätor beruft, als gleichberechtigt mit Hauserben (sui heredes), die durch Emanzipation aus der Vatergewalt des Erblassers ausgeschiedenen Deszendenten. Ebenfalls beruft er, als Gleichberechtigte, Kinder, die zwar zugleich mit ihrem Vater das Bürgerrecht erworben hatten, bei der Gelegenheit jedoch nicht gleichzeitig der patria potestas unterstellt worden waren. Aus dem Zusammenhang geht hervor, daß der Prätor die Genannten vorrangig behandelt, sie somit an erster Stelle (vor Agnaten, Kognaten usw.) beruft. Der technische Ausdruck primo gradu, "in der ersten Berufungsklasse" , wird hier zwar nicht expressis verbis verwendet; er wird jedoch durch das Folgende (nI 27 secundo gradu ... tertio proximitatis nomine) in unmißverständlicher Weise nahegelegt. 21/1 siue soli sint, siue etiam sui heredes, id est qui in potestate patris fuerunt, concurrant: "einerlei, ob sie (die emanzipierten Kinder) alleine vorhanden sind, oder ob auch Hauserben, das heißt diejenigen, die (noch) in der Gewalt des Vaters (des Erblassers) gestanden haben, mit ihnen (den Emanzipierten) den Rechtsanspruch teilen". V gl. dazu HEUMANN / SECKEL ,concurrere, b' (S. 87): "in Anspruchskonkurrenz stehen", "neben den anderen einen Anspruch haben".

Kommentar §§ 25 - 27

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§ 27: 1/2 agnatos capite deminutos: In betreff der Agnaten, die eine capitis deminutio erlitten haben (somit nach Zivilrecht keine Agnaten mehr sind), s. ad In 21, ,agnati capite deminuti'. 2 - 4 non secundo gradu ... sed tertio proximitatis nomine: "nicht in der zweiten Klasse ... , sondern unter dem der dritten Klasse zugehörigen Rechtstitel der nahen Blutsverwandtschaft". Aus dem Zusammenhang geht hervor, daß tertio nomine ein Kurzausdruck für tertii gradus nomine ist. Zu nomen = "rechtliche Eigenschaft" s. ad In 21, ,nomen agnationis eqs.'. Der Prätor beruft in der 2. Klasse (dem sogen. gradus unde legitimi) lediglich Agnaten, die auch nach dem Zivilrecht (per legem) als Intestaterben berufen werden können. Da das Zivilrecht Patrone von Freigelassenen mit Agnaten gleichstellt, beruft der Prätor letztere, von gewissen Ausnahmefällen abgesehen, ebenfalls in der 2. Klasse. Außer den Agnaten und Patronen gehörten, jedenfalls in der älteren Zeit, noch die Gentilen zu dieser Klasse (vgl. für die Agnaten In 9 - 16; für die Gentilen In 17; in betreff der Patrone s. ad III 40, ,ita demum lex Xll tabularum eqs. '; für die Ausnahmefälle [Berufung in der 1. Klasse] In 41 u. 42). Diejenigen Agnaten jedoch, die (etwa durch Emanzipation) eine "Schmälerung der Rechtsfähigkeit" erlitten haben (vgl. In 21), werden vom Prätor den Kognaten gleichgestellt und deshalb der 3. Berufungsklasse einverleibt (dem sogen. gradus unde cognati). In jener 3. Klasse werden vom Prätor sämtliche Blutsverwandte, auch die der weiblichen Linie, gradatim berufen, u.zw. bis zum 6. Grade; wenn es nötig ist, vom 7. Grade noch die sobrino nati (s. unten ad In 28, ,idem iuris est eqs.'). Zu gradus = "Benifungsklasse", "Stelle in der Reihenfolge der Berufung zu einer Erbschaft" (§ 27, 2 secundo gradu; 3 eo gradu) s. HEUMANN/SECKEL, ,gradus, 2b/ß'. In der gleichen Bedeutung begegnet das Wort noch In 28 eodem gradu a praetore uocari; 29 tertio gradu uocantur; 30 eodem gradu uocantur; 31 hoc eodem gradu uocantur; 33 etiam alios complures gradus praetor facit. Gradus = "Verwandtschaftsgrad" findet sich auch I 99, 164, 170; n 133; In 7,10,11,14,15,23, 27longiore gradu, 29 consanguineorum gradum; gradus = "Stelle in einer Reihenfolge von Substitutionen": n 154, 174, 176 (2mal); und schließlich = "genealogische Linie": 160 ex transuerso gradu. 5 cognationis iura: "Bande der Blutsverwandtschaft". Zu der Verwendung von ius (iura) in einem erweiterten Sinne = "Verhältnis, Band, Beziehung" vgl. Marcian 1 inst., Dig. 1,1,12 nonnumquam ,ius' pro ,necessitudine' dicimus, ueluti ,est mihi ius cognationis uel adjinitatis'. 5/6 integrum ius agnationis: "das ungeschmälerte Agnatenrecht"; Gegensatz zwischen denen, die nach Zivilrecht Agnaten sind, und den agnati capite deminuti. 6 etiamsi longiore gradu fuerit: "auch wenn er (zum Erblasser) in einem entfernteren Verwandtschaftsgrade steht". Für Näheres über die verschiedenen Verwandtschaftsgrade, die bei der Berufung zu einer Intestaterbschaft berücksichtigt werden, s. ad III 11, ,qui proximo gradu sunt'. Die sog. "Grad-

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nächsten" unter den zivilen Agnaten haben, weil sie Angehörige der 2. Berufungsklasse sind, Vorrang vor denen, die der 3. Klasse (unde cognati) zugerechnet werden; unterschiedliche Verwandtschaftsgrade spielen in diesem Falle keine Rolle, ein agnatus proximus etwa des 8. Grades schließt einen nicht-agnatischen Kognaten des 1. Grades aus. § 28: 6 - 9 Idem iuris est, ut quidam putant 000; sed sunt qui putant hune eodem gradu a praetore uoeari, quo etiam per legem agnatis hereditas datur: "Das gleiche Recht (auf prätorische Berufung in der 3. Klasse) gilt nach Ansicht einiger Juristen auch für jene agnatische Person, die trotz des Umstandes, daß der gradnächste Agnat sie nicht angetreten hat, nach Zivilrecht nicht zur Erbschaft zugelassen wird; es gibt aber Juristen, die der Meinung sind, jene Person müsse vorn Prätor in derselben Klasse berufen werden, in der nach Zivilgesetz den Agnaten die Erbschaft zuerkannt wird (d. h. in der 2. Klasse)." Es handelt sich um den In 22 beschriebenen Fall: wenn der "gradnächste Agnat" (agnatus proximus) die ihm angetragene Intestaterbschaft ausschlägt oder wenn er, bevor er eine Antrittserklärung abgegeben hat, stirbt, gilt nach Zivilrecht die agnatische Berufung als erledigt. Gradfernere Agnaten kommen, soweit es vorn ius ciuile abhängt, nicht mehr in Betracht. Im prätorischen Edikt wurden die gradferneren Agnaten offenbar ebenfalls erwähnt; allein der Wortlaut war, so scheint es, derart summarisch, daß die Juristen ihn auf zweierlei Art interpretieren konnten. Die Auslegung, die Gaius an erster Stelle zitiert (ut quidam putant), schloß sich aufs engste an das Zivilrecht an: wenn der gradnächste Agnat die Erbschaft nicht antritt, verfährt der Prätor in einer dem ius ciuile entsprechenden Weise. Das heißt: er behandelt die gradferneren Agnaten nicht mehr als Berufene der 2. Klasse; er kommt ihnen nur insofern entgegen, als er sie in der 3. Klasse (unde cognati), zusammen mit den nicht-agnatischen Blutsverwandten, berücksichtigt. Da jedoch in der dritten Klasse, anders als in der zweiten, eine "Aufeinanderfolge" der Berufungen stattfindet (successio, s. ad In 12 u. 22), bedeutet dies, daß die der dritten Klasse zugeführten Agnaten erst dann für eine Deferierung in Frage kommen, wenn ihr Verwandtschaftsgrad an der Reihe ist. Der Prätor wendet nämlich, wenn es sich um Angehörige der Klasse unde cognati handelt, das Berufungsverfahren stufenweise an. Das heißt: er fängt mit der Berufung des 1. Grades an; erst wenn die Berechtigten die ihnen gewährte Frist ungenützt haben verstreichen lassen, beruft er den 2. Grad. Auf diese Weise fährt er bis zum 6. Verwandtschaftsgrade fort; nötigenfalls beruft er vorn 7. Grade noch die sobrino nati (Kinder des Andergeschwisterkindes; für sobrinus vgl. ad In 10, ,fratres patrueles eqs. '). Sämtliche Angehörige desselben Grades (Blutsverwandte in der männlichen wie in der weiblichen Linie) werden zu gleicher Zeit berufen (vgl. Ulp., 46 ad ed., Dig. 38,8, 1, 10 gradatim autem admittuntur cognati ad bonorum possessionem: ut qui sunt prima gradu, omnes simul admittuntur). Sobald jedoch gleich nahe Kognaten die Erbschaft angenommen haben, schließen sie alle Gradferneren aus.

Kommentar §§ 27 - 31

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Die Verteilung unter die Kognaten geschieht, ebenso wie bei den Agnaten (s. III 16), nach Köpfen. Erst dann, wenn die sobrino nati ausgeschieden sind, gilt die Berufung der Kognaten als erledigt (für weitere Berufungsklassen, etwa unde uir et uxor, s. ad III 33, ,adhuc autem etiam alios complures gradus eqs. '). Für sonstige Einzelheiten über die Kognaten s. VOCI, Dir. ered. II S. 13ff. und KAsER, Priv. I S. 698 u. 700. Die von Gaius an zweiter Stelle zitierte Auslegung des Edikts (sed sunt qui putant) weicht stärker vom Zivilrecht ab. Die Juristen, die sie vertreten, sind der Ansicht, daß der Prätor die für die Kognaten gehandhabte (nach Verwandtschaftsgraden abgestufte) "Aufeinanderfolge" der Berufungen in analoger Weise auf die Agnaten, somit auf die zweite Klasse, anwenden könne. Das heißt: wenn der "gradnächste Agnat" die Erbschaft nicht antritt, setzt der Prätor die Deferierung "in derselben (zweiten) Klasse" (eodem gradu) fort und beruft Agnaten des nächstfernen Verwandtschaftsgrades. Erst wenn der letzte Grad der Agnaten an der Reihe gewesen ist, geht er zur dritten Klasse (unde cognati) über. Den in Inst. lust. 3, 2, 7 gemachten Bemerkungen ist indirekt abzulesen, daß die zweite Auslegung sich nicht hat durchsetzen können: dort wird nämlich nur die erste erwähnt. Sie wird übrigens von den Justinianern stark kritisiert und sogar für ungültig erklärt; seit der justinianischen Zeit gilt denn auch die sukzessive Berufung ebenfalls für die Angehörigen der Klasse unde legitim i (s. KAsER, Priv. II S. 506 [dazu N. 68]). In quo etiam hat etiam, wie öfters nach Relativen, eine stark abgeschwächte Bedeutung; vgl. für weitere Beispiele Komm. ad I 122, ,unde etiam' (S. 132f.). § 29: 10/11 Feminae certe agnatae ... tertio gradu uocantur: "Auf jeden Fall werden agnatische Frauen ... in der dritten Klasse (als Erben) berufen." Certe, "jedenfalls", "soviel steht fest, daß" soll den Gegensatz zu der im Vorherigen genannten Unsicherheit hervorheben: anders als bei den § 28 behandelten Personen, steht die Klassifizierung der agnatischen Frauen fest. Vgl. ähnliches certe in IV 60: quod an debeamus credere, diligentius requiremus. certe ... dubitare non debemus eqs., "ob wir das für richtig halten sollen, werden wir noch genauer untersuchen müssen; auf jeden Fall ... ist nicht zu bezweifeln" usw. Weitere Belege (seit Cic.) für certe in dieser Bedeutung im THES. III 934, 43ff. (bes. 935, 19ff.). Gaius greift, was die Behandlung der agnatischen Frauen betrifft, auf das III 23 Gesagte zurück (s. z. St.). § 30: 12/13 eae personae, quae per feminini sexus personas copulatae sunt: in betreff der Berufung in der 3. Klasse (unde cognati) von Personen, die in der weiblichen Linie miteinander verwandt sind, s. auch ad III 24, ,cognati qui per feminini sexus eqs. '. § 31: 13 Iiberi quoque qui in adoptiua familia sunt: Gemäß dem prätorischen Edikt werden Adoptivkinder, wenn es sich um die Intestaterbschaft des leiblichen Vaters handelt, in der dritten Klasse, als Kognaten, berufen.

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Kommentar III 25 - 38

§ 32: 15 Quos autern praetor uocat ad hereditatern: Gaius legt im Folgenden dar, daß er sich hier einigermaßen untechnisch ausdrückt: der Terminus hereditas wird in der Fachliteratur vorzugsweise für eine "auf zivilrechtlicher Sukzession beruhende Hinterlassenschaft" verwendet; an unserer Stelle handelt es sich aber um einen Nachlaß, über dessen Zuweisung nicht nach zivilem, sondern nach prätorischem Recht entschieden wird. Die Juristen bevorzugen in einem solchen Fall den Terminus bona. V gl. HEuMANN / SECKEL, ,hereditas, l' (S. 235); VOCI, Dir. ered. I S. 179; ferner ad III 14, ,aliud in ipsarum hereditatibus eqs.' und 111 36, ,sed sine re ad eos hereditas pertinet'. 16 - 18 narn praetor heredes facere non p, dat se~cundurn tabulas bonorurn possessionern. § 34: 6/7 itern ab inlS>testato heredes suos et agnatos ad bonorurn possessionern uocat: "denn denen, die in einem fehlerfrei errichteten Testament als Erben eingesetzt sind, gewährt er (der Prätor) gleichfalls ein Besitzrecht am Nachlaß gemäß den testamentarischen Verfügungen. (§ 34) Gleicherweise beruft er, wenn es sich um eine Intestaterbschaft handelt, Hauserben und Agnaten zum (honorarrechtlich geschützten) Nachlaßbesitz" . Die Ergänzung beruht auf lnst. lust. 3,

Kommentar §§ 33a - 35

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9, 1; da die wenigen in V noch lesbaren Wörter und Wortreste (qui rec-; dat se-) an den dafür in Betracht kommenden Stellen mit demjustinianischen Text korrespondieren, dürfte die Ergänzung nicht nur dem Sinne, sondern auch dem Wortlaut nach das Richtige treffen. 7 beneficium eius: Für beneficium, ein durch irgendeine Rechtsquelle (hier durch den Prätor) gewährtes "besonderes Recht", s. HEuMANNI SECKEL, ,beneficium, 2' (S. 47). Bei Gaius begegnet beneficium in der gleichen (technischen) Bedeutung noch III 122 (2mal) u. 124. 8 is qui ita bonorum possessionem petit: "derjenige, der unter solchen Umständen (d. h. als ziviler Intestaterbe) das Besitzrecht am Nachlasse (beim Prätor) für sich beantragt". In betreff des Terminus bonorum possessio s. ad In 32, ,praetor dat bonorum possessionem'. Für Näheres über die AntragsteIlung durch denjenigen, der sich für berechtigt hält, ferner über die Prüfung und etwaige Bewilligung durch den Prätor bzw. Statthalter der Provinz s. VOCI, Dir. ered. I S. 187f.; KAsER, Priv. I S. 719f. Ein Gießener (teils griech. teils latein.) Papyrus (lnv.-Nr. 40, vgl. P. M. MEYER, Jur. Papyri S. 73ff. Nr. 27; ARANGIO-RuIZ, FIRA. III S. 182ff. Nr. 61) liefert ein Beispiel der bonorum possessionis petitio und der daraufhin erfolgten Bewilligung (datio) durch den Statthalter. 8110 interdicto, cuius principium est QUORUM BONORUM, uti possit ••. suo loco proponemus: suo loco Hinweis auf IV 144. Das Interdikt quorum bonorum versetzt den bonorum possessor in die Lage, denjenigen, der den Nachlaß bzw. Stücke aus dem Nachlaß ohne gültigen Rechtsgrund in Händen hat, zur Herausgabe zu zwingen. Den zivilen Erben steht von alters her eine Klage auf Herausgabe der Erbschaft zu (hereditatis petitio); sobald ihnen jedoch vom Prätor die bonorum possessio bewilligt worden ist, verfügen sie über einen zusätzlichen Schutz (das prätorische Interdikt bietet, da es eine Art beschleunigtes Verfahren darstellt, gegenüber der zivilrechtlichen Klage gewisse Vorteile). Für Näheres über das Interdikt quorum bonorum s. LENEL, Edict. S. 452; BERGER, ,Interdictum' RE. IX S. 1666f.; KAsER, Priv. I S. 740. 10 remota quoque bonorum possessione: "auch ohne Besitzrecht am Nachlasse"; vgl. 178 (2mal) remota ea lege. § 35: 12113 ita datur bonorum possessio, ut is cui data sit, optineat hereditatem: "wird das Besitzrecht am Nachlasse unter solchen Umständen gewährt, daß derjenige, dem es gewährt wurde, die Erbschaft nicht erhält". Der Prätor pflegte, wenn eine bonorum possessio beantragt wurde, letztere meist schon nach summarischer Prüfung des Tatbestandes zu verleihen. Jener Akt stellte in der Praxis nur eine Art Zwischenlösung dar: erst wenn sich herausgestellt hatte, daß der bonorum possessor binnen Jahresfrist nicht vor einem Besserberechtigten hatte weichen müssen, erlangte er durch Ersitzung (usucapio pro herede, vgl. In 80) das volle quiritische Eigentum am Nachlaß. In betreff der prätorischen Prüfung des Tatbestandes s. auch ad In 34, ,is qui ita bonorum possessionem petit' (dortselbst Lit.).

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13 quae bonorum possessio dicitur sine re: "ein solches Besitzrecht am Nachlasse wird ein leeres (Besitzrecht ohne Substanz, ein unwirksames Besitzrecht) genannt". Zusammen mit seinem Gegensatz cum re begegnet bonorum possessio sine re bei Gaius nur an einer Stelle, II 148; ferner bei VIp. reg. 28, 13; ohne gleichzeitiges cum re findet sich der Ausdruck b. p. sine re, von unserer Stelle abgesehen, noch III 36 u. 37 (2mal); alleiniges b. p. cum re begegnet VIp. reg. 23, 6 u. 26, 8; Cod. 3,28, 25 (a. o 301); nicht bei Gaius. Es gibt bei letzterem noch zwei Belege für sine re in einer abweichenden Junktur: II 125 efficiuntur sine re heredes, "sie werden zu leer ausgehenden Erben"; III 36 sine re ad eos herediras pertinet, "ihr Nachlaß ist ohne wirkliche Substanz". Vlpian schaltet an zwei Stellen des 1. sing. reg. eine nähere Erklärung von cum re ein: 23, 6 bonorum possessionem cum re, id est cum effectu habent (seil. heredes scripti) , si nemo aUus iure heres sir; 28, 13 cum re (seil. datur bonorum possessio), cum is qui accepit, cum effectu bona retineat. Das Besitzrecht am Nachlasse erweist sich somit als eins cum re, "mit Substanz", d. h. "mit erfolgreicher Wirkung" (cum effectu), wenn der bonorum possessor dank dem prätorisehen Schutz sowie der Tatsache, daß kein Besserberechtigter sich meldet, das bisher provisorische Besitzrecht nach Jahresfrist in ein vollkommenes (quiritisches) Eigentumsrecht umsetzen kann. Als Besserberechtigter wurde in vielen Fällen noch immer derjenige betrachtet, der sich für seine Erbansprüche auf das Zivilrecht berufen konnte; ihm gegenüber nahm derjenige, der nur ein prätorisches Besitzrecht vorweisen konnte, lange Zeit eine recht schwache Stellung ein. Als Markstein in der Entwicklung wurde ein Reskript des Antoninus Pius angesehen, demzufolge die Position desjenigen, der in einem prätorischen (d. h. in einem wegen formaler Mängel nach Zivilrecht ungültigen) Testament zum Erben eingesetzt worden war, durch Gewährung der exceptio doU maU gegenüber Ansprüchen von zivilen Erben unantastbar gemacht wurde (s. inst. II 120 u. 149a). Durch jene Maßnahme wurde das Besitzrecht des in einem prätorischen Testament zum Erben Eingesetzten praktisch von Anfang an ein solches cum re. Für Näheres über die bonorum possessio cum re und sine re s. VOCI, Dir. ered. I S. 182ff.; für eine Übersicht der Belegstellen der beiden Termini s. KASER, Priv. I S. 676, N. 31. Zu dem Reskript des Antoninus Pius und der Gewährung der exceptio doU maU (Einrede wegen böser Absicht des Klägers) vgl. noch KASER a.a.O. S. 680; K. MÜLLER-EISELT, Divus Pius constituit, 1982 S. 169ff. und infra ad III 38, ,superiore commentario'. In betreff der zivilrechtlichen Vorschriften für die Testamentserrichtung (das sogen. Manzipationstestament) s. inst. II 102 - 107; ferner VOCI a.a.O. I. S. 97ff.; KASER, Priv. I S. 678 ff.; in betreff des prätorischen Testaments s. inst. II 118 - 122, ferner VOCI a.a.O. I S. 129 u. II S. 73; KASER a.a.O. S. 680. § 36: 14/15 si •.. iure facto testamento heres institutus creuerit hereditatern: Der in einem gültigen Testament zum Erben Eingesetzte konnte sich, sobald er eine Antrittserklärung (cretio) abgegeben hatte, als rechtmäßigen zivilen

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Eigentümer der Erbschaft betrachten. Zum Schutz seines ererbten Besitzes standen ihm die hereditatis petitio (Klage auf die Gesamterbschaft) und die rei uindicatio (Klage auf ein Einzelstück aus der Erbschaft) zu Gebote. Zur cretio vgl. inst. II 162 - 173; ferner VOCI, Dir. ered. I S. 587ff.; KAsER, Priv. I S. 717; zum Rechtsschutz von zivilen Erbschaften KAsER a.a.O. S. 735ff. 16/17 ii, qui nullo facto testamento ad intestati bona uocantur, possunt petere bonorum possessionem: Agnaten konnten aufgrund der Behauptung, daß es sich um ein ungültiges Testament handele und daß sie selber gemäß Zivilrecht als Intestaterben berufen seien, beim Prätor einen Antrag auf Gewährung der bonorum possessiv stellen. Da der Prätor sich meist mit einer oberflächlichen Prüfung des Tatbestandes begnügte (s. ad III 35, ,ita datur bonorum possessio eqs.'), war es keineswegs ausgeschlossen, daß er den Antrag bewilligte. Wenn es daraufhin zu einem Prozeß mit dem testamentarischen Erben kam und sich herausstellte, daß das Testament trotz der gegenteiligen Behauptung der Agnaten nach Zivilrecht gültig gewesen war, wurde das letzteren gewährte Besitzrecht zu einem leeren (sine re). 18 sed sine re ad eos hereditas pertinet: "aber der Nachlaß gehört ihnen nur auf dem Papier (ist ohne wirkliche Substanz)". Da hier nicht von einer zivilen Erbschaft, sondern von einem prätorischen Besitzrecht (bonorum possessio) die Rede ist, hat POLENAAR hereditas als Glossem streichen wollen. Viele Editoren haben sich ihm angeschlossen. Es sei aber bemerkt, daß hereditas auch sonstwo im allgemeineren Sinne = "Nachlaß", somit nicht in der spezifischen Bedeutung einer "zivilrechtlichen Universalsukzession" verwendet wird, vgl. z. B. III 32 (s. dortselbst ad ,Quos autem praetor uocat eqs. '). Und umgekehrt begegnet III 14 bona in einem Zusammenhang, in dem man hereditas erwartet hätte (s. Komm. z. St., dazu das Zitat aus Laud. Turiae I 18f.). Anscheinend wurden in der Alltagssprache die begrifflichen Differenzierungen, welche die Juristen auf die Termini hereditas und bona anwendeten, nicht immer genau beachtet. VOCI, Dir. ered. I S. 131ff. macht noch darauf aufmerksam, daß Cicero sogar 5mal von einer hereditatis possessiv spricht, dagegen nur Imal von einer bonorum possessiv; ersteres verwendet er nicht nur im privaten Verkehr (Brief: Att. 6, 1, 15; an den Sohn gerichtete Lehrschrift: part. or. 28, 98), sondern auch in öffentlichen Gerichtsreden (Verr. II 1, 45,117; 46,118; Flacc. 34, 85); bonorum possessiv hingegen lediglich Cluent. 60, 165. POLENAARS Streichung von hereditas ist somit ein unnötiger Eingriff in die Überlieferung. Für ein weiteres Beispiel von untechnischem Sprachgebrauch bei Gaius s. NELSON, Überl. S. 421. 18/19 euincere hereditatem: dem bonorum possessor im Prozeßwege durch Richterspruch "die Erbschaft entziehen"; ähnlich III 37 euinci hereditas ... potest; s. ferner HEUMANN/SECKEL, ,euincere' (S. 177). § 37: 19/20 si ••• nolu prognatos omni modo pertinet, etiamsi < a > parente fuerint exheredati: Die Ergänzung filio nato ist III 45 entnommen (s. dortselbst die gleiche Formulierung). Die Reihe der erbberechtigten Abkömmlinge des Patrons ging theoretisch auch über den Urenkel hinaus, vgl. ad 111 45, ,de filio patroni eqs.'. Der Vater kann durch Enterbung einem Sohne zwar die Erbschaft, jedoch nicht die patronatischen Rechte hinsichtlich eines libertus (mit Bürgerrecht) entziehen. Vgl. dazu VOCI, Dir. ered. I S. 334; II S. 25ff. u. 33; KAsER, Priv. I S. 119. 18/19 tamquam peculia seruorum etiam ad extraneos heredes pertinent et ad liberos manumissores exheredatos non pertinent: Es wurde ein prinzipieller Unterschied gemacht: mit dem Latinernachlaß wird, als wäre es Sklaven-peculium, wie mit jedem anderen Objekt aus der Erbschaft des Patrons verfahren; die Erbschaft eines libertus ciuis Romanus hingegen wird ähnlich wie die eines ingenuus behandelt (sie fällt in erster Instanz an die sui des Erblassers, erst in zweiter Instanz an den an die Stelle des Agnaten tretenden Patron, vgl. 111 39ff. ). § 59: 20 - 22 aequaliter ... pro ea parte pertinent, pro qua parte quisque eorum dominus fuerit: Wenn zwei oder mehr Patrone Anspruch auf die Erbschaft eines libertus ciuis Romanus erheben konnten, fand eine gleichmäßige Teilung (aequaliter) nach Köpfen statt; die Regelung wies somit Ähnlichkeit mit der für die Verteilung einer Erbschaft unter Agnaten gleicher Gradesnähe auf, vgl. III 16. Ein Latinernachlaß hingegen wurde - wie jegliches Miteigentum - nach dem Proporz (pro ea parte) der Anteile ehemaliger Besitzer verteilt. § 60: 23 patronus alterius patroni filium excludit: Die Erbschaft eines libertus ciuis Romanus fiel, wenn in Ermangelung von sui zwei oder mehr Patrone bzw. deren Deszendenten Anspruch erheben konnten, immer an den Gradnächsten; ein noch lebender Patron schloß die Söhne eines bereits verstorbenen Patrons aus. Auch in diesem Falle liegt eine Parallele zum Erbrecht der Agnaten vor, vgl. 111 1l. 24/25 et ad ipsum patronum et ad alterius [adlterius: V] patroni heredem simul pertinent: Das fehlerhafte adlterius (V) ist durch nachträgliche Expungierung von d in alterius abgeändert worden. Die zweimalige Verwendung von et macht jedoch auch die Wiederholung von ad wahrscheinlich; vgl. für ähnliche Wiederholungen der Präposition z. B. I 118 a et a parentibus et a coemptionatoribus; I 188 et in edicti interpretatione et in his libris, quos ex Quinto Mucio fecimus; 11 131 et in filio postumo et in quolibet ex ceteris liberis. In der Vorlage von Codex V dürfte deshalb ad alterius gestanden haben. MOMMSEN wollte die Worte et ad ipsum patronum als Glossem streichen; dieser Vorschlag ist aber

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kaum annehmbar, da das nachfolgende simul eine zweigliedrige Konstruktion voraussetzt: et . .. et ... simul oder simul et ... et . .. heißt "zugleich sowohl ... wie ... " oder" ... und ... zusammen". Vgl. 1160 simul et ciuitatem et libertatem amittit; 11 258 quia simul et huic ... securitas datur et actiones hereditariae ei ... transferuntur; uö. Ein noch lebender Patron und der Sohn eines bereits verstorbenen Patrons haben "zusammen" (simul) Anspruch auf den Latinernachlaß. Der Proporz der Verteilung richtet sich nach den Anteilen, die zur Zeit der Freilassung den ehemaligen Eigentümern zustanden. § 61: 26/27 si unius patroni tres forte Iiberi sunt et alterius unus: Der Fall ist vergleichbar mit dem, der oben III 59 (erste Hälfte) genannt wurde; nur sind jetzt statt der Patrone selbst deren Söhne die Gradnächsten: sie teilen sich deshalb die Erbschaft des libertus ciuis Romanus wiederum nach Köpfen; für die Parallele zum Erbrecht der Agnaten (wie bei III 59) vgl. III 16. Die Teilung eines Latinernachlasses hingegen wird nach dem Proporz der Anteile der ehemaligen Eigentümer vorgenommen; der Fall weist große Ähnlichkeit mit dem auf, der in der zweiten Hälfte von 111 59 besprochen wurde. Angenommen, daß der erste der beiden oben erwähnten Eigentümer zu zwei Dritteln, der zweite zu einem Drittel Eigentümer des ehemaligen Sklaven gewesen ist, so erbt jedes der drei zuerst genannten Kinder zwei Neuntel, das einzige Kind des zweiten Freilassers.ein Drittel. § 62: 1/2 si alter ex his patronis ... spernat uel ante moriatur, quam cernat: Wenn von zwei Patronen der eine die Erbschaft eines libertus ciuis Romanus ausschlägt oder wenn er vor Erbschaftsantritt stirbt, so wächst sein Anteil dem zweiten Patron zu (letzterer hat das ius adcrescendi); für den vergleichbaren Fall aus dem Erbrecht der Agnaten s. oben ad III 12, ,nec in eo iure successio est eqs.'. Anstelle von spernat uel ante moriatur quam cernat verwendet Gaius 111 12 die Umschreibung omiserit uel, antequam adierit, decesserit; die Bedeutung ist die gleiche. Das Verbum spernere wird an unserer Stelle in einem speziellen Sinne verwendet: das Verschmähen einer deferierten Erbschaft. Für den Gebrauch dieses Verbums in einem gleichen oder doch sehr verwandten Kontext (Verweigerung einer Erbschaft, eines Legats oder einer bonorum possessio) gibt es mehrere Belege: Ulp. 60 ad ed., Dig. 40, 5, 4, 17 bona fisco spernente; Cod. 7, 2, 6 (Gordianus, 238 - 244) hereditas ... spernitur ab heredibus; Ulp. 1. sing. ad leg. Fa1c., Dig. 31, 6 grege autem legato non potest quaedam res sperni, quaedam uindicari; Gaius 8 ad leg. Iul. et Pap., Dig. 37, 1, 4 spreuerunt (seil. hi, quibus bonorum possessio competit) ius suum. Für die Verwendung von omittere in vergleichbaren Kontexten (Unterlassen des Erbschaftsantritts, der Annahme eines Vermächtnisses oder der Agnition einer bonorum possessio) s. HEU MANN / SECKEL, ,omittere, 3e' (S. 390).

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314 bona autem Latini pro parte decedentis patroni caduca fiunt et ad populum pertinent: "der Nachlaß eines Latiners hingegen wird, sofern es sich um den Anteil eines darauf verzichtenden Patrons handelt, verfallenes Gut und fällt an die Staatskasse". GOESCHEN, KRUEGER, SEcKEL/KUEBLER, OE ZULUETA und andere Editoren ändern decedentis (V) in deficientis ab. Sie verweisen dabei auf sonstige Stellen, die ihrer Ansicht nach mit der unsrigen vergleichbar sind: II 199, 205, 206 (2mal) deficientis portio. An den zitierten Stellen ist, ebenso wie auch kurz vorher in unserm §, von Personen die Rede, die deshalb nicht erben, weil sie ausschlagen oder vorzeitig sterben (vgl. oben Z. 1/2 si spernat uel ante moriatur, quam cernat; für weitere Belege von deficere bzw. deficiens in dieser Bedeutung s. HEuMANN/SEcKEL, ,deficere, 2' S. 129f.). Demgegenüber sei bemerkt, daß wenn es sich um den Nachlaß handelt, der von einem Latinus Iunianus stammt, von einer cretio nicht die Rede sein kann: der Patron wurde nämlich aufgrund der oben III 56 erwähnten zivilrechtlichen Fiktion (iure quodam modo peculii) automatisch Eigentümer jenes Nachlasses. Er konnte höchstens, in ähnlicher Weise wie ein suus heres, den Prätor um eine Überlegungsfrist bitten (tempus ad deliberandum). Wenn er vor Ablauf der gesetzten Frist starb, fielen die bona Latini als Bestandteil seines gesamten Nachlasses an seine Erben. Demnach konnte lediglich der Fall eintreten, daß der Patron - aus welchem Grunde auch immer - auf die bona Latini verzichtete. Der Umstand, daß der Ausdruck spernere speziell für das Verschmähen einer deferierten Erbschaft verwendet wurde (s. ad III 62, ,si alter ex his patronis eqs.'), dürfte Gaius dazu veranlaßt haben, in diesem Falle, wo es sich um einen andersartigen Vorgang handelte (das Preisgeben einer Sache, die man bereits besitzt), einem situationsgerechteren Ausdruck den Vorzug zu geben: decedere. Belege für decedere = "sein Eigentum abtreten", "sein Besitzrecht preisgeben", "auf seine Habe verzichten" finden sich seit Cicero. Vgl. Cic. S. Rose. 27,73 de meo iure decedam; agr. 2, 26, 68 decedent de possessione; Verr. II 2,17,43 de suis bonis omnibus decedere uö.; Liv. 3,46,3 ut decederet iure suo uindicarique puellam ... pateretur uö. Aus der juristischen Literatur lassen sich folgende Stellen zitieren: Cels. 21 dig., Dig. 31, 22 nisi heres et ab hoc (scil. reliquo pretio militiae, "den Rest der für den Verkauf der Dienststelle erhaltenen Geldsumme") decessisse testatorem ostenderit; Ulp. 43 ad ed., Dig. 38, 2, 8, 3 remittique ei (seil. patrono) debet ab eis (seil. quae libertus donauit) decedere ("und es muß ihm - dem Patron - gestattet werden, nachträglich darauf - auf die Schenkung des Freigelassenen - zu verzichten"). An unserer Stelle müssen, wie der Zusammenhang mit dem Vorhergehenden zeigt, zu decedentis die Worte a bonis Latini hinzugedacht werden. Ebenso wie bei der vorhergehenden Aufzählung der Unterschiede (III 57 61), verzichtet Gaius auch an dieser Stelle auf eine nähere Begründung. Anscheinend erwartet er vom Leser, daß letzterer sich selber eine Argumentation zurechtlegen würde. Weil sonstige Quellen fehlen, hat die Nachvollzie11 Nelson/Manthe

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hung einer solchen Argumentation selbstverständlich einen etwas tentativen Charakter. Sie dürfte aber wie folgt ausgesehen haben: Da, wenn es sich um den Nachlaß eines Latinus lunianus handelt, das Erbrecht der Agnaten (in unserm Falle Quasi-Agnaten) nicht zutrifft, kann ebenfalls das ius adcrescendi nicht wirksam sein (s. ad Z. 1/2, ,si alter ex his patronis eqs. '). Der durch Verzicht des einen der beiden Patrone übrigbleibende Anteil am Latinernachlaß wird demzufolge eine res nullius. Jene herrenlose Sache soll aber nicht als eine res derelicta behandelt werden (somit nicht als eine Sache, die einem beliebigen Okkupanten überlassen wird), sondern als ein caducum. Das Adjektiv caducus (= "herabgefallen", vgl. Gaius 7 ad ed. prov., Dig. 50,16,30,4 glans caduca, "herabgefallene Baumfrucht") bedeutet, wenn es in erbrechtlichen Kontexten als substantiviertes Neutrum (caducum) oder in Verbindung mit dem pluralen Substantivum bona (bona caduca) begegnet, ,,(aufgrund des Gesetzes) für verfallen erklärt"; es handelt sich dann um eine "für verfallen erklärte" Erbschaft, um einen solchen Erbschaftsanteil oder um ein solches Vermächtnis. Wie aus einer von VIp. reg. 17,1 gegebenen Definierung hervorgeht, wird der Terminus caducum speziell in dem Falle verwendet, wenn eine im Testament bedachte Person aufgrund eines gesetzlich vorgeschriebenen Verhinderungsgrundes (z. B. Kinderlosigkeit; Status eines Latinus lunianus) das Zugewendete nicht erwerben kann: quod quis sibi testamenta relictum, ita ut iure ciuili capere possit, aliqua ex causa non ceperit, caducum appellatur, ueluti ceciderit ab eo: uerbi gratia si caelibi uel Latino Iuniano legatum fuerit eqs. Das gleiche gilt für den Ausdruck bona caduca. Wenn ein solcher Verhinderungsgrund vorliegt, wird das caducum in erster Instanz anderen im Testament bedachten Personen zugeteilt (selbstverständlich nur, sofern sie capaces sind); sind sie nicht vorhanden, so fällt es an die Staatskasse. Angesichts der Tatsache, daß bei einem Latinernachlaß von einer durch Testament vermachten Erbschaft nicht die Rede sein kann (s. ad 111 56 ,eafictione') , ist der Terminus caducum gen au genommen in unsrem § fehl am Platze. Es handelt sich denn auch allem Anscheine nach abermals um eine vom Gesetzgeber verordnete Gleichstellung: der preisgegebene Anteil soll wie ein caducum behandelt werden. Da, wie oben dargelegt, dem zweiten Patrone - und wenn mehrere vorhanden sind: sämtlichen übrigen Patronendas ius adcrescendi abging, fiel das caducum automatisch der Staatskasse zu. Für Näheres über das caducum (bzw. die bona caduca) s. VOCI, Dir. ered. I S.434ff.; KAsER, Priv. I S. 724f.; über das ius adcrescendi VOCI a.a.O. S. 689ff.; KAsER a.a.O. S. 729ff.; und über die occupatio KAsER, ,Occupatio' RE. Suppl. VII S. 682ff. (bes. S. 687ff. Eigentumserwerb einer res nullius und einer res derelicta); dens., Priv. I S. 425f. An unserer Stelle ist unter der Staatskasse das aerarium zu verstehen (ad populum pertinent). Im Laufe des 2. Jahrhs. machte der fiscus dem aerarium immer stärkere Konkurrenz (vgl. z.B. 11 285: ein SC. Hadrianum zugunsten des fiscus); unter Caracalla (212 - 217) fallen sämtliche bona caduca an den

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jiscus (vgl. VIp. reg. 17,2). Für Näheres über diese Entwicklung vgl. ASTOLFI, La lex lulia et Papia S. 250ff. § 63: 5 Postea Lupo et Largo consulibus senatus censuit eqs.: C. Caecina Largus war ganzjähriger Consul ordinarius im Jahre 42 n. Chr. (vgl. GROAG, ,Caecina, Nr. 19', RE. 111 S. 1240f.); Cornelius Lupus im selben Jahre, wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte, Consul suffectus (vgl. MÜNZER, ,Cornelius, Nr. 244', RE. IV S. 1402). Eine kurze Übersicht der Stellen, an denen das Sc. Largianum zitiert wird, bietet O'BRIEN MOORE, ,Senatus consultum', RE. Suppl. VI S. 811; s. ferner DE ZULU ETA 11 S. 132; VOCI, Dir. ered. 11 S. 34. 6/7 ad liberos eorum non nominatim exheredatos, uti quisque proximus esset: "ihren nicht namentlich enterbten Nachkommen, sofern sie die Gradnächsten sind" (etwas auffällig ist eorum seil. patronorum, im Plural, während im Vorherigen vom Patron nur in der Einzahl die Rede war: primum ad eum ... , qui eos liberasset). Das Nachfolgende zeigt (s. besonders infra 111 71), daß liberi (liberos) hier im allgemeinen Sinne = "Deszendenten" verwendet wird; er umfaßt somit mehr als die (im ersten Verwandtschaftsgrade zum Erblasser stehenden) "Kinder". Vgl. Callistratus 2 quaest., Dig. 50, 16,220 pr. ,liberorum' appelLatione nepotes et pronepotes ceterique qui ex his descendunt continentur: hos enim omnes ,suorum' appelLatione lex XII tabularum comprehendit; und noch allgemeiner VIp. 62 ad ed., Dig. 50, 16,56,1 ,liberorum' appellatione continentur non tantum qui sunt in potestate, sed < et> omnes qui sui iuris sunt, siue uirilis siue jemini sexus sunt exue jeminini sexus descendentes. Für liberi = "Nachkömmlinge" vgl. ferner HEuMANN/SEcKEL, ,liber (Subst.), 1', S. 313. Auf die Frage, wer alles den nominatim exheredati zugezählt werden muß, wird von Gaius erst weiter unten (111 66 u. 71) näher eingegangen. Für eine Interpretation des Begriffes nominatim vgl. 11 127. Der Hauptzweck der Maßnahme war, daß nach dem Tode des Freilassers dessen Kinder bzw. dessen sonstige Deszendenten hinsichtlich der Beerbung eines Latinernachlasses bevorzugt werden sollten, vgl. 111 64 a und Inst. lust. 3,7,4. Das heißt: das Sc. Largianum machte für den Fall, daß der Erblasser trotz des Vorhandenseins von eigenen Deszendenten im Testament einen Extraneus zum Erben eingesetzt hatte, dessen letztwillige Bestimmungen in bezug auf den Latinernachlaß unwirksam. Die bona Latini 1uniani wurden aus der Erbmasse herausgenommen und pro Kopf gleichmäßig unter die gradnächsten Patronsdeszendenten verteilt. Daß die Verteilung pro uirilibus partibus stattfinden soll, geht aus 111 70 hervor (dortselbst werden Verteilungsprobleme für den Fall besprochen, daß ein Extraneus Miterbe ist). Den Verfassern des Sc. Largianum stand hier anscheinend eine Parallele zum Intestaterbrecht der Agnaten vor Augen (Verteilung nach Köpfen unter die Gradnächsten; der Teil desjenigen, der ausfällt, wächst den anderen Beteiligten zu; vgl. 111 11f. u. 16). Wenn ein Erblasser außer seiner Hinterlassenschaft auch die Rechte an bona Latinorum einem Extraneus zugute kommen lassen 11*

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wollte, konnte er die Wirkung des SC. nur dadurch unterbinden, daß er sämtliche Deszendenten namentlich enterbte. Die Besprechung, die Gaius dem Sc. Largianum angedeihen läßt, ist recht ausführlich geraten: In 63 - 71; hinzu kommt die Lücke In 68/69, eine größtenteils unlesbare Seite (144) des Codex V. Anscheinend interessierte der Autor sich besonders für den in betreff der Interpretation des Senatsbeschlusses hervorgerufenen Juristenstreit. 7 tune antiquo iure: tunc = "erst dann", "zuletzt" nach vorhergehendem primum ... deinde. Unter dem "alten Recht" ist die Lex Iunia Norbana (19 n. Chr.) zu verstehen, vgl. In 55 - 56 und 58: der Latinernachlaß kann, wenn auch erst an letzter Stelle, noch immer an einen Extraneus fallen. § 64: 8/9 Quo senatus eonsulto quidam actum esse putant, ut eqs.: V gl. für die Einschaltung von id III 178 inter eos id actum est ut; III 33 dum id agil neo Patronatische Rechte am Nachlaß eines libertus ciuis Romanus können an agnatische Deszendenten des männlichen Geschlechts, an Patronstöchter , die im Besitze des Dreikinderprivilegs sind, und an Söhne einer Patronin, die im Besitze des Einkinderprivilegs sind, weitervererbt werden, vgl. III 45, 53 u. 58. Die Bestimmungen des Sc. Largianum (42 n. Chr.) hinsichtlich der Übertragung der Rechte an einem Latinernachlaß waren, so scheint es, einigermaßen vage: in der Paraphrase, die Gaius In 63 vom Inhalt des Senatsbeschlusses gibt, ist die Rede von einer Übertragung jener Rechte auf die liberi ("Nachkömmlinge") des Patrons (ad liberos eorum, seil. patronorum). Aus dem Folgenden geht hervor, daß die Frage, inwiefern der Begriff liberi, der allein für sich genommen recht viel umfassen kann (sowohl männliche wie weibliche, agnatische wie kognatische Deszendenten), in bezug auf das Sc. Largianum enger zu umgrenzen sei, unter den Juristen allerhand Meinungsverschiedenheiten hervorgerufen hat. Man vergleiche in diesem Zusammenhang unten III 71 die Erörterung, die Gaius der Streitfrage widmet, ob unter den liberi auch jene Deszendenten des Patrons zu verstehen seien, die von seiner Tochter oder gar seiner Enkelin abstammen (qui ex fi/ia nepteue procreantur); und ebenda die weitere Behandlung des Problems, ob auch die Söhne einer Patronin der Kategorie der liberi zuzurechnen seien (ilem an ad maternos Latinos hoc senatus consultum pertineat). In der Konstitution Cod. 7,6, 1, 1 a (ao. 531: Aufhebung der Sonderstellung der Latini Iuniani) hebt Kaiser Justinian die Schwierigkeiten, welche die Rechtsvorschriften über die Latinität - darunter die des Sc. Largianum - den Juristen wegen der vielen Undeutlichkeiten bereitet hatten, noch einmal nachdrücklich hervor: difficultates maximae emergebant tam ex lege Iunia quam ex Largiano senatus consulto nec non ex edicto diui Traiani. 10/11 idque maxime Pegaso plaeuit: Für Näheres über den Namen des Pegasus ( ü fieri iubet [si mortui, in dimidioJ; KRUEGER in diebus u(enditionem) fieri iubet. Gegen beide Vorschläge muß der Einwand erhoben werden, daß sie die lex bonorum uendundorum, einen wesentlichen Bestandteil des Konkursverfahrens, unerwähnt lassen. Sowohl MOMMSEN wie KRUEGER gehen von der Annahme aus, daß an unserer Stelle von der Suche nach einem meistbietenden Käufer und von der Zuerkennung der Habe an letzteren - somit nicht von der Anfertigung einer Übereignungsurkunde - die Rede gewesen sei (KRUEGER hebt dies sogar recht nachdrücklich hervor). Anscheinend haben MOMMSEN und KRUEGER sich hier von der herrschenden Lehre in betreff des Verlaufs eines Konkursverfahrens beeinflussen lassen. Letztere weicht in einem nicht unwichtigen Punkte von der hiesigen Darstellung ab: sie läßt den magister zunächst eine lex bonorum uendundorum anfertigen und ihn erst dann einen Käufer suchen. Aus der Darstellung bei Theophilos 3, 12 pr. geht jedoch hervor, daß die Reihenfolge eine umgekehrte war: erst die Suche nach einem emptor, sodann die Aufstellung der lex (letztere mußte die mit dem emptor vereinbarte Konkursquote enthalten). Für eine Darstellung in diesem Sinne vgl. J. E. GOUDSMIT, Studemund's Vergleichung der Veroneser Handschrift (1875) S. 61 f.; Kritik an KRUEGER äußert auch F. L. VON KELLER - A. WACH, Der röm. Civilprocess und die Actionen (61883) S. 440 N. 1058. Für eine Darstellung im Sinne der herrschenden Lehre vgl. KASER, Proz. S. 301 312 (die lex bonorum uendundorum S. 307ff.), vgl. dortselbst auch die weitere Lit.; die Beschreibung bei WENGER I FISK, Inst. S. 235 - 240 ist sehr unvollständig (die lex b. u. wird überhaupt nicht erwähnt). Das am Satzanfang stehende itaque bekommt, in abgeschwächtem Sinne, temporale Bedeutung, etwa = "und dann, darauf" (an der Parallelstelle bei Theophilos 3, 12 pr., pag. 315,24 steht EL-ra). Ähnliches Hinübergleiten ins temporale Gebiet läßt sich bisweilen auch für die Verbindungen et ita, atque ita sowie für alleiniges ita beobachten. Für itaque = (et) tum findet sich gleich unten, Zeile 7, noch ein Beispiel; für et ita = "und danach" vgl. Gaius 2 fid., Dig. 36, 1, 65, 7 iubendus est parere condicioni et adire et ita restituere, "ihm muß befohlen werden, der Bedingung Folge zu leisten, die Erbschaft anzutreten und sie danach (dem Fideikommissar) zu übertragen". Weitere Belege für itaque in zeitlicher (bzw. fortsetzender) Bedeutung (= tum, autem)

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bietet der THEs. VII 2, 531, 23ft: Zitate seit Catull. 63, 6 und Cic. Deiot. 5, 13; sehr deutliche Beispiele seit Petron, vgl. dens. 39, 6laudamus urbanitatem mathematici; itaque adiecit eqs., "wir lobten die Gelehrtheit des Astrologen; dann fuhr er fort" usw. Weitere Belege für et ita, atque ita und einfaches ita in temporaler Bedeutung bei SVENNUNG, Unters. zu Palladius S. 402f.; THEs. VII 2,522, 26ft; VIR. III, 1291, 29ft Für in dimidio, "zur Hälfte" zitiert der THEs. V 1, 1206, 29ft nur wenige Belege: außer unserer Gaiusstelle noch Plin. nat. 2, 68,171 in dimidio computari ("auf die Hälfte berechnet werden") und Origenes lat., in Matth. (19,22) vetus interpr. 15, 19 (MIGNE PG. 13, 1307ff.) in dimidio inuenis hunc adulescentem laudabilem, in dimidio uituperabilem. Der Ausdruck ist aber nicht zu beanstanden. 7/8 Diebus itaque uiui bona XXX, mortui uero XX emptori addici iubet: "Dann gibt er (der Prätor), wenn es sich um die Habe eines Lebenden handelt, nach 30 Tagen Befehl, sie dem Käufer zuzusprechen, wemi um die eines Toten, nach 20 Tagen". Am Satzanfang ist in V nur ... bus ita ... lesbar; die Ergänzungen (bereits bei KRUEGER) dürften aber so gut wie sicher sein. Auf die prätorische Beglaubigung der lex bonorum uendundorum (s. 0.) folgt das Schlußstadium des Konkursverfahrens. Zunächst muß der bonorum emptor eine bestimmte Wartezeit einhalten (30 bzw. 20 Tage). Sollte sich noch herausstellen, daß beim Verfahren Unregelmäßigkeiten vorgekommen waren, so konnte eingegriffen werden, ehe die Habe endgültig veräußert wurde. Nachdem aber die Wartezeit verstrichen war, ohne daß jemand Einspruch erhoben hatte, wurde der Prätor erneut (zum vierten Male) angegangen und um endgültige Zusprechung des Besitzrechts an der Habe ersucht (addictio). Sobald dies geschehen war, übernahm der bonorum emptor die Ansprüche des ehemaligen Besitzers; und ebenso konnten ihrerseits die Gläubiger von dem Augenblick an ihre Forderungen gegen ihn geltend machen (selbstverständlich nur auf der Basis der in der lex bonorum uendundorum niedergelegten Abmachungen). Was die Klageformeln betrifft, deren der bonorum emptor sowie die Gläubiger des ehemaligen Besitzers sich zwecks Eröffnung eines gerichtlichen Verfahrens bedienen konnten, s. III 8I. Einige Editoren (LAcHMANN, KRUEGER, DE ZULUETA ua.) ändern hinter uiui bona die Zahl XXX (so V) in ab. Sie gehen dabei von der Annahme aus, daß die Zahl hinter uiui bona das Zweifache von der hinter mortui uero betragen müsse. Außerdem sind sie der Ansicht, daß beide Zahlen Gesamtsummen - Summierungen der im Vorherigen genannten ZahlendarsteIlten: 40 die Summe von 30 + 10 (XXX in Zeile 4 u. X [?], Z. 6), 20 die von 15 + 5 (XV in Z. 4 u. ü [?], Z. 6). Von Gesamtsummen kann aber schon deshalb keine Rede sein, weil für eins der unterschiedlichen Stadien des Konkursverfahrens überhaupt keine feste Zeitdauer vorgeschrieben war - die Zeit, die der Geschäftsführer für das Auffinden eines geeigneten (meistbietenden) Käufers benötigte (Z. 5/6 magistrum ... , per quem bona ueneant). Aus

xx.xx

13*

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Kommentar III 77 - 87

der Parallele bei Theophilos 3, 12 pr. (pag. 316, 4 - 6 FERRINI) geht ebenfalls hervor, daß hier von einer zusätzlichen Frist (Wartezeit) - nicht von einer Summe bereits erwähnter Termine - gesprochen wird: xul. !-tEil-' ö rcugEögu!-tEV Ev·wi:h'}u Qr]l;o~ Xgovo~, 1:01:E 3tgooExtlgoiiw f] OUOLU 1:0 ayoguo1:fj, "und sobald danach (d. h. nach der Beglaubigung der lex bonorum uendundorum durch den Prätor) eine bestimmte Zeit verstrichen war, wurde die Habe dem Käufer zugesprochen". Für (Zeile 7) itaque = ,,(und) dann" s. oben ad (Zeilen 617) ,itaque si uiui bona eqs.'. In betreff der Begriffe addico, addictio ("durch richterliches Urteil zusprechen, zuerkennen") vgl. HEUMANN/SECKEL S. Hf. s. v. Für Näheres über die Rechte des bonorum emptor vgl. R. LEoNHARD, ,Bonorum emptio' RE. III (1899) S. 705ff. 8 - 10 quare autern tardius uiuentiurn bonorurn uenditionern cornpleri iubet, iIIa ratio est, quia de uiuis curandurn erat, ne facile bonorurn uenditiones paterentur: "der Grund, weshalb er (der Prätor), wenn es sich um die Veräußerung der Habe von Lebenden handelt, sie langsamer zum Abschluß kommen läßt, ist der, daß bei Lebenden dafür Sorge getragen werden mußte, daß sie nicht leichtfertig Veräußerungen ihrer gesamten Habe erdulden sollten". Da Lebende schutzbedürftiger als Tote sind, zieht der Prätor, wenn es sich um erstere handelt, das Konkursverfahren etwas mehr in die Länge. Dieser Grundsatz wird sowohl in den früheren Stadien des Konkursverfahrens (Einweisung und Proskription; Ausfertigung der Übereignungsurkunde) wie im Schluß stadium befolgt (Festsetzung einer Wartezeit). Längere Termine wirkten übereiltem Vorgehen entgegen; leichtfertige Konkurseröffnungen und sonstige Unregelmäßigkeiten konnten dadurch eher aufgedeckt werden. § 80: 10/11 Neque autern bonorurn possessorurn neque bonorurn ernptorurn pleno iure fiunt, sed in bonis efficiuntur: "Weder die von honorarrechtlichen Erbfolgern erworbenen Nachlässe noch die von Konkursaufkäufern erstandenen Vermögen werden vollgültiges Eigentum, sondern nur Besitz gemäß (prätorischem) Honorarrecht." Der bonorum emptor (Aufkäufer des Schuldnervermögens, s. ad 111 77 ,de ea successione eqs. ') erwirbt die gleichen Rechte wie ein bonorum possessor (unter prätorischem Schutz stehender Inhaber des Besitzrechts an einem Nachlaß, s. ad 111 32 ,praetor dat bonorum possessionem'; 111 35 ,ita datur bonorum possessio eqs.'; ferner S. 8lf.). Er hat somit, ebenso wie letzterer, nur sogen. "bonitarisches" Eigentum (vgl. 154 in bonis .. esse intellegitur; 11 40 in bonis habere, 41 in bonis ... tuis ea res efficitur). Für den Erwerb des vollgültigen (quiritischen) Eigentums s. u.; in betreff der beiden Formen des Eigentums (bonitarisches und quiritisches) vgl. 11 40 41; ferner KAsER, Priv. I S. 403f. 11 in bonis efficiuntur: "sie (die Nachlässe) werden zum prätorischen Eigenturn". Ähnlich übersetzen die meisten anderen Gaiusinterpreten. H. ANKuM 1 M. VAN GESSEL/E. POOL, In bonis 11, Zs. Sav. Rom. 105 (1988) S. 334ff., bes. 417ff. schlagen eine abweichende Interpretation vor: da sie von der

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Annahme ausgehen, daß effici nicht mit einem Präpositionalgefüge verbunden werden könne, befürworten sie eine Verknüpfung von effieiuntur mit den beiden im vorhergehenden Satzteil stehenden Genitiven bonorum possessorum und bonorum emptorum; in bonis sei nur eine limitative Bestimmung ("die Nachlässe werden betreffs des Vermögens den honorarrechtlichen Erbfolgern oder den Konkursaufkäufern gehören" - eine ziemlich komplizierte Konstruktion). Demgegenüber sei bemerkt, daß die Annahme, effici könne nicht mit einem Präpositionalgefüge verbunden werden, nicht zutrifft. Man vergleiche nur die vielen diesbezüglichen Belege im THES. V 2 S. 177, 44ff. (s. v. ,effieio'); sie stammen aus juristischen wie anderwärtigen Quellen. Es folgen einige Beispiele: Gaius 11 41 in bonis quidem tuis ea res effieitur; Ulp. 31 ad Sab., Dig. 23,3,9,1 non possint in dominio eius effiei; Inst. lust 1,10,13 nee non is ... in potestate patris effieitur; Cod. lust. 5,27, 10 pr. (ao. 529) in potestate effeeti; ebd. 6,51,1,3 (ao. 534) pro non seriptis effieiebantur; usw. Aktives effieere kennt ähnliche Verbindungen: Ulp. 6 ad ed., Dig. 3,2,2,2 inter infames effieit; usw. 11/12 ex iure Quiritium autem ita demum adquiruntur, si usuceperunt: "Eigentum gemäß quiritischem Recht jedoch erwerben sie erst dann, wenn sie es (das aufgekaufte Schuldnervermögen) ersessen haben." Der bonorum emptor wird, ebenso wie der bonorum possessor (s.o.), erst dann quiritischer Eigentümer, wenn die für die Ersitzung (usueapio) vorgeschriebene Wartezeit beendet ist. Vgl. zu den Folgen der Ersitzung 11 41 seme! enim impleta usueapione proinde pleno iure ineipit, id est et in bonis et ex iure Quiritium, tua res esse ae si ea mancipata uel in iure eessa esset. Für ein Grundstück (fundus) und ein Gebäude (aedes) betrug die Ersitzungsfrist (usueapio) zwei Jahre, für sonstige Objekte ein Jahr; vgl. 11 42 - 51 und KAsER, Priv. I S. 418ff. 13/14 bonorum emptoribus ne usu quidem capio contingit, uelut si per eos ~creditores (?)~ bonorum emptor~es~ - (2 un1esbare Zeilen) -: "wird nicht einmal den Käufern der Habe Ersitzung zuteil, zum Beispiel in dem Falle nicht, wenn sie durch das Auftreten solcher Gläubiger (?) (, die in unrechtmäßiger Weise eine Einweisung in die Habe erwirkt haben?), Käufer (geworden sind -)". Für eine wortgetreue Ergänzung der Lücke reicht das Wenige, was lesbar ist, nicht aus. Sinngemäß jedoch ergibt sich aus dem Zusammenhang folgender Inhalt: auf keinen Fall konnte die erstandene Konkursmasse in das quiritische Eigentum des bonorum emptor übergehen, wenn sich hinterher herausstellte, daß die Veräußerung der Habe zu Unrecht stattgefunden hatte. Ulpian 59 ad ed., Dig. 42,4, 7, 1 - 10 hat darauf hingewiesen, daß das Verborgen sein eines Beklagten nicht ohne weiteres als absichtliche Hintergehung der Gläubiger ausgelegt werden dürfe (vgl. u. a. Dig. 42, 4,7,2 non suffieit latitare, sed oportet fraudationis causa latitare). Kommt ein Konkursverfahren aufgrund einer falschen Interpretation des Verborgenseins zustande, so ist dies als eine unrechtmäßige Handlung zu betrachten. Vgl. zum Inhalt der Lücke auch KRUEGER ad loc.; dens., Kritische Versuche im Gebiete

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Kommentar III 77 - 87

des röm. Rechts (1870) S. 138f.; GOUDSMIT, Studemund's Vergleichung (1875) S. 63f.; für Weiteres über Einschränkungen des Ersitzungsrechts vgl. KAsER, Priv. I S. 420ff. In betreff der in V überlieferten Form usus capio (statt usu capio) vgl. Komm. ad II 60 S. 275f. § 81: 14 - 16 Item quae debi~ta sunt ei, cuius fuerunt bona (?)p, aut ipse debuit, neque bonorum possessor neque bonorum emptor ipso iure debe~t aut ipsis debentur (?): "Was ferner die Gelder betrifft, die dem ehemaligen Eigentümer geschuldet wurden, oder die er selber schuldete, so schuldet sie gemäß striktem Zivilrecht weder der honorarrechtliche Erbfolger noch der Konkurskäufer und ebensowenig werden sie letzteren geschuldet." Die Ergänzung der ersten Lücke (V pag. 148,19, letztes Drittel der Zeile), die von LACHMANN stammte, ist auf jeden Fall sinngemäß richtig. Sie läßt sich auch dem Umfange des Wortlauts nach (12 oder 13 Buchstaben) ziemlich gut in die Lücke einfügen, etwa folgendermaßen: "tASEtCut. FUN"tB (allerdings ist FUN"t = fuerunt nur in den sogen. Notae ex codice Vatic. Reginae, KEIL gr. IV p. 283 sub F 4, zu belegen). Für den Ausdruck quae debita sunt ei vgl. III 83 quaeque ei debitae sunt. Die zweite Lücke (V pag. 148, 21, letztes Drittel) enthielt nicht nur den Schluß teil des vorliegenden, sondern auch den Anfang des nächsten Satzes. Die in uns ern Text aufgenommene Ergänzung geht auf HuscHKE zurück. Die Worte schließen sich eng an das vorhergehende quae debita sunt ei ... aut ipse debuit an; außerdem passen sie dem Umfang nach (ca. 15 Buchstaben) ziemlich gut in den offenen Raum: "tAtpstsdEBEN"t'nt (GOESCHEN las am Anfang debeat, STUDEMUND konnte aber nur debe- entziffern; die letzten 3 Buchstaben der Ergänzung gehören dem nächsten Satze an: et ipdeo eqs.). Der bonorum possessor wie der bonorum emptor waren ausschließlich kraft prätorischem Honorarrecht - nicht gemäß Zivilrecht - in den Besitz der Habe des früheren Eigentümers gelangt. Nach ius ciuile waren sie somit keine Rechtsnachfolger und demzufolge hatten sie vom früheren Eigentümer weder die Forderungen übernommen, noch konnten sie wegen dessen Schulden von anderen gerichtlich belangt werden. Für die vom Prätor geschaffene Abhilfe s. u. Ipso iure, "nach striktem Zivilrecht"; für ius als Bezeichnung des Zivilrechts, im Gegensatz zum prätorischen Honorarrecht, vgl. ad III 25, ,iuris iniquitates'. 16 - 18 et ipdeo de omnibus rebus u~tilibus actionibus agunt uel conueniuntur, quasp in sequenti commentario proponemus: "und deshalb werden, wenn sie Klage erheben oder wenn sie selber gerichtlich belangt werden, in sämtlichen (derartigen) Fällen umgestaltete Klageformeln benutzt; wir werden sie im nächsten Buche erörtern". Für die Ergänzung der Lücke am Anfang s. oben ad 14 - 16; sie dürfte so gut wie sicher sein. Die Lücke in der Satzmitte erstreckt sich über die zweite Hälfte von V pag. 148,22 (ca. 18 bis

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20 Buchstaben) und das erste Drittel der nächsten Zeile (23; ca. 13 Buchstaben); ihre Ergänzung stammt von HuscHKE (mit geringer Abänderung von uns übernommen: agunt uel conueniuntur statt et agunt et conueniuntur). Daß die Ergänzung sinngemäß das Richtige trifft, geht aus der Parallelstelle bei Theophilos 3, 12 pr. (pag. 316, 7 - 11 FERRINI) hervor: xal :n:äoaL al aywyal, ahtVE~ f)Q!-I.O~OV 't0 v:n:oo'taV'tL 'tTJV bonorum uendit[ona xal ÖOaL ~oav xa't' al!'tov, aii'taL !-I.E'tHPEQOV'tO e:n:l 'tov bonorum emptora xal utiUws evijYE xal evTjYE'tO, WO:n:EQ xal 6 bonorum possesswr· a!-l.cpo'tEQOL yaQ praetorioi ÖtaÖOXOL, "und alle Klageformeln, die demjenigen zu Gebote gestanden hatten, der die bonorum uenditio erdulden mußte, und alle, die es gegen ihn gegeben hatte, wurden auf den bonorum emptor übertragen und in umgestalteter Form erhob er, in derselben Weise wie ein bonorum possessor, damit Klage und wurde damit verklagt; denn beide (der bonorum emptor wie der bonorum possessor) sind prätorische Rechtsnachfolger". Dem Umfange nach läßt die Ergänzung sich ebenfalls ziemlich gut in die unlesbaren Halbzeilen von pag. 148, 22123 einfügen, etwa folgendermaßen tthB'ACNLBuSAGUN'tÜI>UENLUN't'qUAS (auch dann, wenn einige Abkürzungen ausgeschrieben waren, z.B. Bus statt B', paßt die Ergänzung noch in den verfügbaren Raum hinein). Für den Ausdruck agere uel (et) conueniri gibt es mehrere Belege: vgl. Paul. 1 se nt. , Dig. 3, 5, 46, 1 nec refert derecta quis an utili actione agat uel conueniatur; Ulp. 9 ad ed., Dig. 3, 3, 1,2 per alios possint uel agere uel conueniri; dens. 10 ad ed., Dig. 3,5,3,1 negotiorum gestorum agere posse et conueniri; weitere Zitate bei VIR. 1318, 39f. u. 1020, 26ft. Der Hinweis in sequenti commentario bezieht sich auf IV 34 - 35. Gaius erörtert dort Zwei für die "prätorische Rechtsnachfolge" geschaffene formulae utiles, Seruiana und Rutiliana. Die formula Seruiana (Urheber unbekannt) schuf Abhilfe für den Fall, daß es sich um das Vermögen eines Verstorbenen handelte (Nachlaß oder Konkursmasse): in der Formel wurde dann von der Fiktion ausgegangen, daß der neue Besitzer (bonorum possessor oder bonorum emptor) Erbe in zivilrechtlichem Sinne (heres) sei. Die formula Rutiliana (Urheber P. Rutilius Rufus, Prätor etwa 118 v. Chr., Consul105 v. Chr., vgl. BROUGHTON, Magistrates I S. 527f.; 555; III S. 184) war für den Fall vorgesehen, daß der frühere Eigentümer der Konkursmasse noch am Leben war: mit Hilfe eines einfachen Subjektswechsels (u. zw. in dem Teil der Formel, der die Anweisung für den Urteilsspruch enthielt) wurde erreicht, daß die eingeklagte Geldsumme nicht dem früheren Besitzer, sondern dem bonorum emptor zufiel. In betreff der beiden Formeln vgl. ferner LENEL, Edict. S. 432f. (formula Seruiana) und 427ff. (formula Rutiliana); WENGER/FISK, Inst. S. 16lf. (dazu N. 4 u. 10); KAsER, Proz. S. 31Off. (s. dens. S. 311 anläßlich des gegenseitigen Verhältnisses der beiden Formeln).

200

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b) Rechtsnachfolge bei Arrogation und Manusehe III 82 - 84 § 82: 1 - 3 alterius generis successiones, quae neque lege XII tabularum neque praetoris edicto, sed eo iure, < quod > consensu receptum est, introductae sunt: "andere Arten der Rechtsnachfolge, die weder durch das Zwölftafelgesetz noch durch das prätorische Edikt zustande gekommen sind, sondern durch das Recht, das infolge eines allgemeinen Konsenses Anerkennung gefunden hat". Die Regelung der beiden Sukzessionsarten, die III 83 - 84 besprochen werden (Rechtsnachfolge durch Arrogation und durch Manusehe), beruht nicht auf Gesetzen, sondern auf von Juristen gemachten Aussagen (sogen. "Juristenrecht"). Die Juristen vertraten keineswegs den Standpunkt, daß ausschließlich geschriebene Gesetze als Grundlage für die Rechtsfindung zu dienen hätten; nicht selten beriefen sie sich auch auf altes Herkommen (usus). Hinzu kommt, daß sie sich ebenfalls in Fällen, wo sie ihre Aussagen mit Hinweisen auf Gesetze - vor allem auf das Zwölftafelgesetz - verknüpften, große Freiheiten der Interpretation erlaubten; vgl. Pomp. 1. sing. ench., Dig. 1,2,2,12 est proprium ius ciuile, quod sine scripto in sola prudentium interpretatione consistit. Der Passus III 82 ist von den Inst. lust. fast wörtlich übernommen worden (3, 10 pr.); Theophilos fügt folgende Verdeutlichung hinzu (pag. 309, 20 310, 4 FERRINI): E"tEQOV yaQ 6 v6f,toi::; XUL E"tEQOV :Ttot..mx~ VOf,to{twLa' v6f,to ....lmat(~ p,-ar

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agere uel (et) conueniri: Klage erheben oder (und) verklagt werden, Belege für den Ausdruck, 199. agnati: siehe: adgnati. Akkreszenz: Anwachsung, ius adcrescendi, 160, 162.

abstinendi benelicium oder potestas: Recht, sich der Erbschaft zu enthalten, 96,167,210.

altes Recht: siehe: ius antiquum.

actio utilis: Klage mit umgestalteter Formel,187.

amitinus: Sohn der Vaterschwester, 67, 149.

addictio: Zuweisung der Habe durch den Prätor, 186, 192, 195.

Anakoluth: 112.

adgnatus (agnatus): Verwandter in männlicher Linie, 23, 53, 65, 80; - adgnatus proximus, gradnächster Agnate, 54, 65, 67f., 86, 97, 110; - agnatische Patronsabkömmlinge, 125 f.; - gradnächster agnatischer Patronsabkömmling, 159. adgnatio: Verwandtschaft in männlicher Linie, 23, 65; - ius, nomen agnationis, auf agnatischer Verwandtschaft beruhendes Recht, 78, 85. adoptio: Annahme an Kindes Statt, 75, 77, 200f.; -liberi adoptiui, Adoptivkinder, 87, 113; - in adoptionem datus, 113f. adrogatio: Adoption eines pater familias, Arrogation, 25, 141,201; - Arrogation von Frauen, 201; - arrogatus, 187,205. adstipulatio: Stipulation zugunsten eines Dritten, 203. adstringi: siehe: hereditati adstringi.

Anfechtung des Zivilrechts (impugnandi ueteris iuris gratia): 82, 84, 92. Ankauf einer Konkursmasse: bonorum emptio.

siehe:

L. Annaeus Seneca (philosophus): 150.

anniculi causae probatio: Nachweis der Vaterschaft eines einjährigen Sohnes, 62,111,175. Antoninus Pius: 94, 97,148. Archaismus: proinde statt perinde, 118; ut ne, 175. Arrogation: siehe: adrogatio. Cn. Arulenus Caelius Sabinus: cos. 69 n. Chr., Jurist, 169.

assertor in libertatem: Prozeßhelfer für den Sklaven im Freiheitsprozeß, 152. Aszendent: siehe: parens. L. Atilius: trib. pI. 210 v. Chr., 140; siehe auch: Lex Atilia; tutor Atilianus.

aerarium: Staatskasse, 162.

atque ita: temporaler Gebrauch (und dann, danach), 194.

aes alienum hereditarium: Passiva einer Erbschaft, 205.

auctor: derjenige, der seine Genehmigung erteilt, 119.

246

Wort- und Sachregister

Aurelia Thaisus: 122.

autem: ersetzt in der Collatio das Gaianische tamen, 74. Autun: siehe: Fragmenta Augustodunensia.

Bekräftigung des Zivilrechts (confirmandi ueteris iuris gratia): 82, 84, 92.

bonorum possessor: unter prätorischem Schutz stehender Nachlaßinhaber, 190, 196, 198. bonorum yenditio: Verkauf einer Konkursmasse, 25, 186f., 188, 191, 207; siehe auch: lex bonorum uendundorum. Bruchteile: siehe: Einsetzung auf Bruchteile. Bürgerrecht: 77, 174.

beneflcium abstinendi: siehe: abstinendi beneficium. beneflcium principale: kaiserliches Privileg, das unter gleichzeitiger Wahrung der Rechte des Freilassers einem Latiner verliehen wurde, 174. Berichtigung des Zivilrechts (emendandi ueteris iuris gratia): 82, 84, 92. Berufungsklassen: siehe: gradus.

bona: Vermögen, Habe, 188; - Nachlaß (= hereditas), 71, 88f., 95,109,157;in bonis, 196f.; - bona caduca, verfallene Erbschaft, 161 f.; - bona Latino rum, nachgelassenes Vermögen junianischer Latiner, 163, 167; siehe auch: Latini Iuniani; - bona mortui bzw. uiui, Nachlaß bzw. Vermögen eines Gemeinschuldners, 190f.; - siehe auch: missio in bona. bonorum emptio, emptor: Ankauf, Ankäufer einer Konkursmasse, 25, 184, 186f., 188 - 199. bonorum possessio: Besitzrecht am Nachlaß, 81, 88f., 92, 95,166; - b.p. contra tabulas testamenti, Besitzrecht am Nachlaß gegen das Testament, Noterbenrecht, 100f., 114f., 134, 171; - b.p. cum re, prätorisches Besitzrecht, das dem zivilen Erbrecht vorgeht (Besitzrecht mit Substanz, mit erfolgreicher Wirkung), 89, 94; - b.p. sine re, prätorisches Besitzrecht, das dem zivilen Erbrecht weicht (Besitzrecht ohne Substanz, leeres Besitzrecht), 83, 89, 94; - siehe auch: datur.

caducum: verfallenes Gut, 154, 162, 223; - siehe auch: Kadukarrecht. C. Caecina Largus: cos. 42 n. Chr., 163. Caelius Sabinus: siehe: Cn. Arulenus Caelius Sabinus. C. Calvisius Sabinus: cos. 26 n. Chr., 227.

capacitas: Erwerbsfähigkeit, nach der Lex Iunia, 154f. capita: Kopfteile , in welche eine schaft unter mehrere Agnaten Patronsabkömmlinge aufgeteilt 54, 74, 126, 132ff., 159, 163; auch: pars uirilis.

Erboder wird, siehe

capitis deminutio: Schmälerung der Rechtsfähigkeit, 75, 77f., 85, 138f., 147, 187, 202, 206. causae probatio: Nachweis des Sachverhalts, siehe: anniculi causae probatio.

centenarius: Freigelassener mit einem Vermögen von mehr als 100000 Sesterzen, 100, 103, 115, 117, 137, 146. certe: jedenfalls, 87. ciuis Romanus: römischer Bürger; liberti ciues Romani, Freigelassene, welche durch die Freilassung die Rechtsstellung eines römischen Bürgers erworben haben, 104f.; - liberti quasi ciues Romani, deditizische Freigelassene, welche an sich römische Bürger geworden wären, 107, 176ff.; siehe: dediticii.

Wort- und Sachregister Ap. Claudius Caecus: cens. 312 v. Chr., 149. Claudius Marcellus: 125. Codex Bambergensis D II 3: Institutionenhandschrift, 118. Codex Berolinensis inv.11 753: Fragment einer Juristenschrift, 222. Codex Berolinensis Lat. Fol. 269 (B): Collatiohandschrift, 9, 15ff., 231; siehe auch: Scaliger. Codex Leidensis Seal. 61: durch Scaliger hergestelltes Apographum des Codex Berolinensis (B), 17f., 232f. Codex Taurinensis D III 13: Institutionenhandschrift, 118. Codex Vaticanus Reginensis Lat. 1128: Ulpianhandschrift, 119f. Codex Vercellensis 122 (U): Collatiohandschrift, 9, 18ff., 234; - siehe auch: Abkürzungen. Codex Veronensis 13 (V): Gaiuspalimpsest, Hf.; - Heimat, 4f.; - siehe auch: Abkürzungen; Glossator; Lücken; Orthographie; Schreibfehler; Schriftform; Silbentrennung; Spagnolo; Studemund. Codex Vindobonensis 2160 (W): Collatiohandschrift, 9, 20ff., 235; - siehe auch: Abkürzungen.

coemptio: Kaufheirat, 201. coemptionator: Ehemann einer mittels coemptio eingegangenen Ehe, 202. cognatus: Blutsverwandter, 66, 78f.; proximi cognati, gradnächste Blutsverwandte, 97; - cognati manumissoris, Blutsverwandte des Freilassers, 90; siehe auch: unde cognati; unde cognati manumissoris. cognatio: ius cognationis, Beziehung der Blutsverwandtschaft, 85; - legitima cognatio bedeutet Agnation, 53, 57, 65. cognitor: Prozeßvertreter, 189.

247

Collatio legum Mosaicarum et Romanarum: 8ff.; - Archetyp, 9ff.; Stemma, 9; - siehe auch: Orthographie.

coloniae Latinae: Kolonien latinischen Rechts, 153; - siehe auch: Deduzierung. coloniarii: siehe: Latini coloniarii. concurrere: in Anspruchskonkurrenz stehen, 84. condere testamentum: ein Testament errichten, 122. conlicere testamentum: ein Testament errichten, 122. conlirmare: siehe: Zivilrechts.

Bekräftigung

des

consanguinei: über den Vater verwandte Geschwister, 53, 65f., 73, 78f., 80,101, 127; - in weiterer Bedeutung, 66. consanguinitas: Verwandtschaftsverhältnis der consanguinei, 81,91,223,227. consecutio temporum: siehe: Tempusformen. consobrini: Geschwisterkinder, 54, 66f.; siehe auch: Fortleben. consulto: zur Bezeichnung einer absichtlichen Auslassung, 90. contra tabulas testamenti: bonorum possessio c. t. t.

siehe:

conuentio in manum: siehe: Manusehe. Cn. Cornelius Cossi f. Lentulus Gaetulicus: cos. 26 n. Chr., 227. Cn. Cornelius Gnaei f. Lentulus Gaetulicus: cos. 55 n. Chr., 227. Cornelius Lupus: cos. 42 n. Chr., 163.

cretio: Erklärung des Erbschaftsantrittes, 69,83,94,154,161,208. cum etfectu: mit erfolgreicher Wirkung, 94. cum re: siehe: bonorum possessio cum re. cuncta: Fehldeutung von nancta, 73.

248

Wort- und Sachregister

Cursus planus: rhythmische Klausel (esse uidetur), 63.

demum: nur, 60,109.

Cursus trispondiacus: rhythmische Klausel (heredem extaturum), 71.

Deszendenten 140ff., 147.

Dativ: von teneri regiert, 208.

Deszendenten eines Patrons: 101, 124ff., 159f.; -weibliche, 101, 126, 129, 171.

datur bonorum possessio: Bezeichnung der Verleihung des ediktalen Erbrechts, 144. debere: Bezeichnung des auf dem Zivilrecht beruhenden Erbrechts, 144. decedere: auf sein Eigentum verzichten, 161f. decem personae: die dem extraneus manumissor in der prätorischen Erbfolge vorgehenden näheren Blutsverwandten des Erblassers (Vater, Mutter, Großvater, Großmutter, Sohn, Tochter, Enkel, Enkelin, Bruder, Schwester), 89f.; - siehe auch: unde decem personae. decima pars: zugelassener testamentarischer Erwerb für einen kinderlosen Ehegatten, 223. dediticii: Deditizier, Freigelassene, die der Klasse der unterworfenen Ausländer angehören, 25, 107f., 153, 176ff.;dediticii quasi ciues Romani, Deditizier, welche ohne den Mangel, welcher zum Status eines Deditiziers führte, durch die Freilassung römischer Bürger geworden wären, 107, 176, 180, 183; - dediticii quasi Latini Iuniani, Deditizier, welche ohne den Mangel, welcher zum Status eines Deditiziers führte, durch die Freilassung Latini Iuniani geworden wären, 108, 180, 183; - siehe auch: peregrini dediticii.

derecto iure: unmittelbar, 205. einer

Patronin:

103,

diligenter: siehe: parum diligenter. dimidium: siehe: in dimidio. dominus: anstelle von patronus, 152. Edikt des Prätors: qui fraudationis causa latitabit, qui absens iudicio defensus non erit, 189; - Verbesserung des Erbrechts eines Patrons, 99f., 11lf. Ediktskommentare: des Gaius, Abfassungszeit, 91.

efflci: mit Präpositionalgefüge, 197. Ehe: '~iehe: Manusehe; manusfreie Ehe. Einteilung des Stoffes: 22ff., 51, 79,185. Ellipse: bei Gaius, 71.

emancipatio: Befreiung eines Hauskindes aus der Vatergewalt, 62f., 75ff., 89f.; - emancipatus (-a) , emanzipiertes Hauskind, 114. emendare: siehe: Berichtigung. emptio, emptor bonorum: bonorum emptio, emptor.

siehe:

Enterbung: 106f., 163 - 171. Erbeinsetzung auf Bruchteile: 168f. Erbrecht: prätorisches, 24f.; - ziviles, 23f.

escit: Cujaz'sche Korrektur für est, 56.

Deduzierung: in latinische Kolonien, 158; - siehe auch: Latini coloniarii.

et: = etiam, 66; - et ... et ... simul, 160; - et ita, temporaler Gebrauch, 194; Gaius bevorzugt in gewissen Phrasen quoque vor et, 56.

Deferierung einer Erbschaft: 69.

etenim: bei Gaius, 201.

deficere: als Erbe infolge Ausschlagung der Erbschaft oder Vorversterbens wegfallen, 161.

etiam: in stark abgeschwächter Bedeutung, 87; - etiam ... etiam, unnötige Wiederholung, 165; - siehe auch: et.

deduktive Methode des Definierens: 75.

Wort- und Sachregister

249

euincere hereditatem: im Erbschaftsprozeß die Erbschaft entziehen, 95.

formula Rutiliana: Klagformel beim Konkurs eines Lebenden, 199.

ex lege: bei pertinere ad, 55f.; - als vorrangige Klasse, 100, 117.

formula Seruiana: Klagformel Nachlaßkonkurs, 199.

exceptio doli: Einrede der Arglist, 89, 94, 98.

Fortleben im Romanischen: linquere und Komposita leben nicht fort (sind bereits im Spätlatein ausgestorben), 4; - sobrinus und consobrinus leben fort, 67.

exheredatus: enterbt, siehe: Enterbung. extraneus manumissor: Treuhänder, der für den Hausvater die Manumission eines Hauskindes vornimmt, 89; siehe auch: pater fiduciarius.

beim

Fragmenta Augustodunensia: Vergleich mit Codex Veronensis, 2f.

frater patruelis: Sohn des Vaterbruders, 53,67.

familia: Hausgut, Vermögen, 52; - Haushalt, 110; - Familie, 17H.; - familia patroni, Familie des Patrons, 90.

Freigelassene: siehe: liberti; - weibliche: siehe: libertae.

fere: annähernd, 137; - als Konjektur in III 53 abzulehnen, 141.

Frist: von 30 Tagen nach dem Zwölftafelgesetz, 190.

fictio: Fiktion des männlichen Geschlechts, 129f.; - des Kolonia:llatinertums, 153, 158; - als ob das Gesetz nicht erlassen wäre, 155, 158. fiktizische Klage: erhält ein suus heres vom Prätor, 223.

tilia patroni: Patronstochter, lOH., 113, 126ff., 144, 146f.; - siehe auch: Deszendenten eines Patrons. tiliae loco: familienrechtliches Verhältnis der uxor in manu gegenüber ihrem Ehemann, 61, 64, 73, 79, 146,223. filius patronae: siehe: Deszendenten einer Patronin. filius patron;: Patronssohn, 125; - siehe auch: Deszendenten eines Patrons.

Gaetulicus: nicht sicher identifizierbarer Antragsteller für das SC. Gaetulicianum,227.

gens: Sippenverband, 75; - gentiles, Mitglieder einer gens, 23,55, 75; - ius gentilicium, Gentilrecht, 69, 75f. Gesamtnachfolge: sonstige Arten (Erwerb durch Kauf einer Konkursmasse; Erwerb durch Arrogation oder Manusehe; Erwerb einer zedierten Erbschaft), 184 ff. Glossator: zum Gaiustext (des Codex Veronensis), 125, 156f., 172.

Forderungen: ihr Schicksal beim Wechsel der Familienzugehörigkeit, 202.

gradus: Verwandtschaftsgrad, 65, 68; Berufungsklasse der prätorischen Erbfolgeordnung, 80, 85, 89; - siehe auch: unde liberi; unde legitimi; unde cognati; unde familia patroni; unde patronus patrona, liberi parentesue patroni patronaeue; unde uir et uxor; unde cognati manumissoris; - siehe ferner: unde decem personae; - Gradnächster, siehe: adgnatus, cognatus proximus.

forma libertatis: prätorisch geschützte faktische Freiheit, 180, 182f.

grammatische Fehler: im Codex Veronensis (V), 3f.

fiscus: kaiserliche Kasse, 162. ßaminica Dialis: Ehefrau des Flamen Dialis, 224. Q. Flauius Tertullus: cos. suff. 133 n. Chr.,81.

250

Wort- und Sachregister

Griechischkenntnisse : der Kopisten der Gaiushandschrift,5.

in iure cessio: gerichtliche Abtretung (allgemein), 26, 184.

haclenus: damit, mit obigen Ausführungen, 76f., 146.

in iure cessio hereditatis: gerichtliche Abtretung einer Erbschaft, 23, 25, 184, 187f., 208, 21lf.

Hadrian: 25,107,175. Haplographie: in V, 66.

heredilas: Nachlaß nach zivilem und prätorischem Recht, 71,88,95, 109; - nur in zivil rechtlichem Sinne, 81, 88; hereditas legitima, Erbschaft nach Zivilrecht, 207; - hereditati adstringi, an die Erbschaft gebunden werden, 212; - hereditatis petitio, Herausgabeklage des zivilen Erben, 89,93; - siehe auch: euincere. heres: Erbe nach Zivilrecht, 81, 190; siehe auch: extranei, necessarii, scripti heredes; suus heres. hodie: im Gegensatz zu olim, 226. honorare: mit einer öffentlichen Ehre auszeichnen, 140. HS: Sigel für sestertius, 116; siehe auch: SS.

iam dudum: als Hinweis auf die republikanische Jurisprudenz, 74. Iavolenus: C. Octavius Tidius Tossianus Iavo1enus Priscus, cos. 86 n. ehr., 169.

idem iuris esl: siehe: iuris est. illud iuris esl: siehe: iuris est. imperium: siehe: iudicia, quae imperio continentur. impugnare: siehe: Anfechtung. in adoptionem dalus: siehe: adoptio. in bonis: siehe: bona. Indefension: Verweigerung der Verteidigung vor dem Gerichtsmagistrat, 189.

index: Zusammenfassung, 104, 109, 146. in dimidio: zur Hälfte, 195. ingenuus: freigeboren, 110; - siehe auch: patrona ingenua.

Inkonsequenz: in der Wahl der Tempora, siehe: Tempusformen. Inkonzinnität: 156.

in manum conuentio: siehe: Manusehe. in persona: im Falle des ... , 146. Institutionen des Gaius: Abfassungszeit im Vergleich zu den Ediktskommentaren, 91. Institutionen Justinians: 2; - Vergleich mit Gaius' Institutionen, 56f.; - siehe auch: Parallelstellen.

inter: bezeichnet die näheren Umstände eines Falls, 74. inter ceteros exheredati: fallen nicht unter die Ausnahmen des Sc. Largianum, 166f. Interdikt quorum bonorum: 82,93.

interpretatio: Auslegung des Zivilrechts, 64,119,124,147. intestatus: ohne die Hinterlassung eines wirksamen Testaments Verstorbener, 56,118. Intestaterbschaft: 56 ff.

-inus: Adjektivsuffix, 149. ipse: in abgeschwächter Bedeutung = is, 176; - ipso iure, nach striktem Zivilrecht, 198. ita: temporaler danach), 194.

Gebrauch

(dann,

itaque: temporaler Gebrauch (und dann, danach), 194, 196. iteratio: Wiederholung der Freilassung, 174. iudicia legitima bzw. quae imperio continentur: Verfahren, welche auf Gesetz bzw. auf magistratischer Amtsgewalt beruhen,203f.

Wort- und Sachregister

251

iudicium: siehe: translatio iudicii.

Koloniallatiner: siehe: Latini coloniarii.

lulius Gaetulicus: cos. zur Severerzeit, 227.

Konjunktiv: nach quia, quod, 172f., 206; - siehe: Tempusformen.

iuncta: mißlungener Verbesserungsversuch für nancta, 73.

Konkursmasse: siehe: bonorum emptio.

luniani: siehe: Latini Iuniani. M. lunius Silanus: cos. 15 n. Chr., 151. M. lunius Silanus Torquatus: cos. 19 n. Chr., 149.

(idem, ilJud) iuris est: (dasselbe, jenes) ist rechtens, 96. ius: Zivilrecht, 84; - iura, Verhältnis, Beziehung, 85; - ius adcrescendi, siehe: Akkreszenz; - ius agnationis, siehe: adgnatio; - ius antiquum, früheres Recht, 164; - ius ciuile, in verschiedenen Bedeutungen, 200; - neues ius civile, 144; - ius cognationis, siehe: cognatio; - ius consanguinitatis, siehe: consanguinitas; - ius gentilicium, siehe: gens; - ius Latii, Recht der Latiner, 153; - ius legitim um, Zivilrecht, 144; ius liberorum, wegen Kinderreichtum erteiltes Privilegium, 81, 119, 121, 123, 145; - ius manumissionis, siehe: manumissio; - ius patronatus, siehe: patronatus; saluo iure patroni; - ius peculii, siehe: peculium; - ius Quiritium, 25; ius strictum, keine Ausnahmen duldendes Recht, 76; - ius testamenti faciendi, siehe: testamenti factio; - ius trium uel quattuor libero rum, siehe: ius liberorum; - siehe auch: derecto iure; ipso iure; iuris est; pleno iure.

Konstitution unter Trajan: wahrte die Rechte eines Latinerpatrons, 107, 173, 175. Konzessivsatz: vor tamen, 167.

Kopfteile: siehe: capita. Kritik an der Gesetzgebung: 135.

Latini coloniarii: römische Bürger, welche durch die Deduzierung in latinische Kolonien in die Rechtsstellung eines Latiners gefallen sind, 153, 155. Latini Iuniani: Freigelassene, welche durch die Freilassung nicht die Rechtsstellung eines römischen Bürgers, sondern nur die eines Latiners erworben haben, 25, 99, 104ff., 148ff., 164, 175, 176; - quasi Latini Iuniani, deditizische Freigelassene, welche ohne den Mangel, welcher zum Status eines Deditiziers führte, durch die Freilassung Latini Iuniani geworden wären, 108; siehe auch: dediticii; - bona Latinorum: siehe: bona. Latinus: siehe: bona Latinorum; coloniae Latinae; Latini coloniarii, Iuniani; nomen Latinum. Latium: siehe: ius Latii.

junianische Latiner: siehe: Latini Iuniani.

legitimus: gesetzlich, siehe: cognatio; hereditas; iudicia; ius; tutela; tutor; unde legitimi.

Kadukarrecht: 226 f.

Lex Aelia Sentia: 4 n. Chr., 62, 99, 107, 149ff., 175, 177, 180ff., 183.

kaiserliche Konstitutionen: haben für Gaius Gesetzeskraft, 88.

Lex Atilia: 210 v. Chr., 140.

Klassen: der Berufung in der prätorischen Erbfolge, siehe: gradus.

lex bonorum uendundorum: Urkunde über die Bedingungen der Veräußerung einer Konkursmasse, 186, 192196.

Klienten: sind nicht gentiles, 75.

Lex lulia de bonis cedendis: 186, 189.

Kinder: siehe: liberi.

252

Wort- und Sachregister

Lex Iulia de maritandis ordinibus: 18 v. Chr.,121. Lex Iulia et Papia: Kommentar des Gaius, 147f. Lex Iulia et Titia: 32 v. Chr., 140. Lex Iunia (Norbana): 19 n. Chr., 25, 104, 149 -158,164,169,177,180; -Datierung, 149 - 151. Lex Papia Poppaea: 9 n. Chr., 100ff., 115,117, 127ff., 138, 144, 150,223.

lex prospicit: siehe: prospicere. Lex Voconia: 169 v. Chr., 72, 127f.; Voconiana ratione, in Analogie zur Lex Voconia,72.

libellus: Aushang, 191. liberi: Kinder, 57, 84, 106, 163ff., 170f.; -liberi adoptiui, siehe: adoptio; - siehe auch: ius liberorum; naturales liberi; unde liberi. libertae: weibliche Freigelassene, 100f., 103, 119ff., 130ff., 138ff.; - mit Vierkinderprivileg, 119, 121ff., 130ff., 140.

magister: Konkursverwalter, 186, 191ff. männliche Freigelassene: siehe: liberti.

manumissio: Freilassung; - ius manumissionis, Patronatsrecht, 158. manumissor: siehe: extraneus, parens manumissor. Manusehe: Eheform, bei weIcher die Ehefrau mittels conuentio in manum unter die manus des Ehemanns kommt, 26f., 75, 77f., 91, 184, 187, 201, 222, 226f.; - Verschwinden der 11anusehe, 61, 226. manusfreie Ehe: gewaltfreie Ehe, 201.

missio in bona, missio in possessionem: Einweisung eines Gläubigers in den Besitz der Habe des Schuldners, 186, 191. Mutter: zwischen 11utter und Kind besteht keine zivile Erbfolge, wenn erstere manusfrei verheiratet ist, 55, 78f.; - siehe auch: SC TertulIianum; 11anusehe.

libertas: siehe: forma libertatis. liberti: Freigelassene, 75, 99ff., 124ff., 134, 148f., 156; - männliche, 130; weibliche, siehe: libertae; - liberti (quasi) ciues Romani, siehe: ciuis Romanus; - liberti dediticii, siehe: dediticii; -liberti (quasi) Latini Iuniani, siehe: Latini Iuniani; siehe auch: centenarius. libertinus: Synonym für libertus, 148f.; siehe auch: patronae libertinae. lis eontestata: rechtshängige Streitsache, 204f. litis eontestatio: Rechtshängigkeit, 203, 205.

Nachfahren: siehe: Deszendenten.

nactus oder nanctus: 73f. nam: als Einleitung eines Nachsatzes nach non tarnen, 178. namentlich: siehe: nominatim.

naturales liberi: leibliche Kinder (eines libertus), 111, 113. natus: Bezeichnung für den Abkömmling ersten Grades, 58. neeessarii heredes: Zwangserben, 57, 209ff. Neuinterpretation des zivilen Patronatsrechts: 127, 129.

luerum faeere: in übertragener Bedeutung "Glück haben", 209.

nichtehelicher Sohn der Patronin: 142.

Lücken: im überlieferten Text: im Codex Veronensis (V), 8, 51f., 79, 99, 185; in den Codices der Collatio (B, U, W), 1Of.

nomen: rechtliche Eigenschaft, 78, 85; nomen agnationis, siehe: adgnatio; nomen Latinum, latinische Nationalität, 153.

Wort- und Sachregister

253

nominatim: namentlich (enterbt), 166f., 171.

patria potestas: Gewalt des pater familias über die sui, 57, 77.

non tamen: mit anschließendem Pronomen (hic, omnis usw.), 178.

patrona: Freilasserin, 102f., 136 - 145; patrona ingenua, freigeborene Patronin, 104f., 136f., 140, 146; - patrona libertina, selbst freigelassene Patronin 104f., 137, 140; - siehe auch: Deszendenten einer Patronin.

L. Norbanus Balbus: cos. 19 n. Chr., 149.

C. Norbanus F1accus: cos. 15 n. Chr., 151.

occupatio: Eigentumserwerb an einer herrenlosen Sache, 162. C. Octavius Tidius Tossianus Iavolenus Priscus: siehe: Iavolenus.

olim: seit alters, 120, 127, 146, 226. omittere: den Erwerb eines von Todes wegen zugewandten Vermögensgegenstandes unterlassen, 160. operarum obligatio: Verpflichtung eines Freigelassenen zu Dienstleistungen, 202f. Orthographie: im Codex Veronensis (V), 2, 7f.; in den Collatiohandschriften, 13f. M. Papius Mutilus: cos. 9 n. Chr., 115f. Parallelstellen: bei Gaius, 184f.; - in der Collatio, 8, 55; - in den Institutionen lustinians, 52, 56f., 116, 118,201; - in Ulpians tiber singularis regularum, 52, 83, 108f.

parens: Aszendent, 62, 64; - parens manumissor, Familienvater, der selbst (vgl. extraneus manumissor) die Freilassung vorgenommen hat, 90. pars: pars hereditaria, Erbteil (siehe auch: stirpes), 169; - pars uirilis, Kopfteil, 115, 117, 163, 169 (siehe auch: capita). parum diligenter: als Kritik an der Redaktion des Gesetzes, 135. pater familias: gewaltfreier männlicher Bürger, 201. pater liduciarius: Mitwirkender bei der Emanzipation, 63; - siehe auch: extraneus manumissor.

patronatus: ius patronatus, Recht des Patrons gegenüber den Freigelassenen, 146, 158, 164; - siehe auch: patroni iura. patronus: Freilasser , auch nach informeller Freilassung, 152; - patronus patrona als prätorische Berufungsklasse, siehe: unde patronus patrona; - patroni iura, Rechte eines Patrons, 143; - siehe auch: patronatus; saluo iure patroni; Patronsabkömmlinge, siehe: adgnati; Deszendenten; filia patroni; filius patroni. patruus: des Vaters Bruder, 53, 66. peculium: Sondergut eines Sklaven, 151, 155, 182; - ius pecutii, Bestimmungen über Sondergut, 151, 158. pecunia: im Sinne von "Vermögen", 111. Pegasus: cos. zwischen 71 und 73 n. Chr., 164f. Peregrine: Nichtbürger, 77; - peregrini dediticii, Nichtbürger, die der Klasse der unterworfenen Ausländer angehören, 176.

perinde: siehe: proinde. per indicem: siehe: index. persona: personae exceptae, von den Kaduzitätsvorschriften ausgenommene Personen, 224f.; - siehe auch: in persona. perfinere: siehe: ex. petitio hereditatis: siehe: hereditas. Philoxenus: angeblicher Verfasser eines Glossars, 204. Plan: der Gaianischen Institutionen, 22f.

254

Wort- und Sachregister

pleno iure: zur Bezeichnung der Rechtsstellung eines zivilen Erben, 25, 210.

querella: statt querela, 111.

Plural: wo Singular erwartet war, 163.

qui absens iudicio defensus non erit: siehe: Edikt.

Q. Poppaeus Sabinus: cos. 9 n. Chr., 115f.

qui fraudationis causa latitabit: siehe: Edikt.

popularis: Landsmann, 66.

quia: siehe: Konjunktiv.

possessio: siehe: missio in possessionem.

quibus casibus: anstelle von his casibus, 174.

postumus: nach dem Tode des Erblassers geborenes eheliches Kind, 61, 68. potestas: siehe: abstinendi potestas; patria potestas.

quidam putant: Meinung einiger Juristen, 132, 134; - siehe auch: sunt qui putant.

quis: siehe: quisque.

potior: der Lesart prior vorzuziehen, 74.

quisque: anstelle von quis, 60.

praeteritio: Übergehung von sui, 166.

quod: siehe: Konjunktiv.

Präposition: abundant wiederholt, 159.

quodam modo: als Hinweis auf eine Fiktion, 158.

Prätor: siehe: Edikt; Erbrecht.

procurator: Prozeßvertreter, 189.

quoque: anstelle von et, 56.

prognatus: Deszendent, 58ff. pro herede gestio: Antritt einer Erbschaft durch schlüssiges Verhalten, 69, 208.

ratio Voconiana: siehe: Lex Voconia.

propior: siehe: proximior.

res: im Sinne von "Vermögen", 111; - res incorporales et corporales, unkörperliche und körperliche Gegenstände, 201 f.; - rei uindicatio, siehe: uindicatio; - siehe auch: bonorum possessio cum bzw. sine re.

propior sobrina, propior sobrino: Kind der Großtante oder des Großoheims, 67.

Reskript des Antoninus Pius: führte die exceptio doli gegenüber Ansprüchen des zivilen Erben ein, 94, 97.

proscriptio: öffentliche Bekanntmachung der missio in bona, 186, 190f.

Romanische Sprachen: siehe: Fortleben.

proinde: anstelle von perinde, 118. Prokulianer: ihre Haltung zur in iure cessio hereditatis, 211 f.

n(!o(Jy(!aq;Jj: proscriptio, 191. prospicere: bei Gaius, 122f. proximi cognati: siehe: cognatus. proximior: für propior, 63. putare: siehe: quidam putant; sunt qui putant. quasi ciues Romani: siehe: ciuis Romanus. . quasi per indicem: 109,146. quasi Latini luniani: siehe: Latini.

Rubriktitel: freigelassene Rubriktitel, 98.

Zeilen

für

Rückverweis auf frühere Behandlung: 56f.,74. P. Rutilius Rufus: cos. 105 v. Chr., Urheber der formula Rutiliana, 199. Sabinianer: ihre Haltung zur in iure cessio hereditatis, 211.

saluo iure patroni: unter Wahrung des patronatischen Rechts, 173f. Salzburg: Codices, welche aus Salzburg stammen,2lf.

Wort- und Sachregister

255

sc.,

Silbentrennung: in Codex Veronensis (V), 5, 6f.

SC. Claudianum: 138.

simul: omnes simul alle zusammen, 68; simul et ... et zugleich sowohl ... wie

betreffend den Erwerb des Bürgerrechts durch Latiner: 62.

SC. Gaetulicianum: 64, 222ff. SC. Largianum: 25, 105, 158, 163, 166, 169, 181, 183. SC. Orfitianum: 92, 225. SC. Pegasianum: 151, 155, 165. SC. TertuUianum: 79, 81, 91f., 121. SC. Trebellianum: 151, 155. SC. unter Hadrian: beseitigte die durch eine Konstitution des Trajan (siehe dort) eingeführte Beschränkung der Testierfreiheit eines ehemaligen Latiners, 107, 175. Scaliger: stellte ein Apographum des Codex Berolinensis (B) her, 17. Schreibfehler: im Codex Veronensis (V), 2ff.; - in den Codices der Collatio (B, V, W), 13f., 17. Schriftform: im Codex Veronensis (V), 7; - im Codex Berolinensis (B), 16; - im Codex Vercellensis (V), 18f.; - im Codex Vindobonensis (W), 21.

scripti heredes: testamentarisch eingesetzte Erben, 209.

sed postea: hebt den Gegensatz zu antiquo iure hervor, 121. sed tamen: führt einen Einwand gegen die eben mitgeteilte Ansicht ein, 132. Senatsbeschlüsse: haben Gesetzeskraft, 88; - siehe auch: Sc.

auch, 160.

sine re: siehe: bonorum possessio sine re. siue: siue ... si uero, 119; - siue enim ... si uero, 112. Sklaven: sind nicht gentiles, 75.

sobrinus: Andergeschwisterkind, 67, 149; - sobrino natus, Kind des sobrinus, 86; - siehe auch: propior sobrina, sobrino; Fortleben. Sohn der Patronin, Sohn des Patrons: siehe: filius patronae, patroni.

soror patruelis: Tochter des Vaterbruders, 67.

sororis loco: familienrechtliches Verhältnis der uxor in manu gegenüber ihren ehelichen Kindern, 73, 79. Spagnolo: fertigte eine photo typische Ausgabe des Codex Veronensis (V) an, 8.

spernere: eine deferierte Erbschaft ausschlagen, 161.

SS: Sigel für sestertius seit der Severerzeit, 116; siehe auch: HS. Stämme: siehe: stirpes.

stirpes: Stämme, die bei der Erbteilung von den einzelnen sui heredes gebildet werden, 53, 64, 74.

strictum ius: siehe: ius strictum.

Seneca: siehe: Annaeus.

Studemund: fertigte ein Apographum des Codex Veronensis (V) an, 8.

sequi: bezeichnet den zivilrechtlichen

successio: Nachrücken der Deszendenten

Übergang des Nachlasses auf den heres, 119.

seruitus: siehe: uindicatio in seruitutem. Seruius: nicht näher identifizierbarer Urheber der formula Seruiana, 199. sestertiorum: statt sestertium, 116. si uero: siehe: siue.

in der Erbfolge, 53, 69, 86. C. Suetonius Tranquillus: erhielt das ius trium libero rum, 121.

sunt qui putant: Meinung einiger Juristen, 87; - siehe auch: quidam putant. supra:

bezeichnet den (siehe auch dort), 56.

Rückverweis

256

Wort- und Sachregister

suus heres: Hauserbe, 23, 52, 56f., 124, 209f., 223; - suus et necessarius heres, 209f. tabellarische Übersicht der patronatischen Erbansprüche: 99, 14lf., 213ff.

tamen: nachdrücklicher als autem, 74; nur nach konzessivem Vordersatz, 167; - siehe auch: non tamen; sed tamen. Teilung der Erbschaft: siehe: capita; stirpes. Tempusformen: Ind. Fut. I und II unterschiedslos verwendet, 116; - Koni. Präs. und Impf. vertauscht, 60; - Koni. Präs. statt Koni. Perf., 116; - Koni. Impf. statt Koni. Perf., 4, 70, 118f., 171; - Ind. Perf. in V dem Präs. der Col!. vorzuziehen, n.

teneri: mit Dat. bzw. ab, 208. testamenti faetio: Fähigkeit, ein Testament zu errichten (aktive Testierfähigkeit, testamenti faciendi ius), 154, 158, 179; - Fähigkeit, in einem Testament bedacht zu werden (passive Testierfähigkeit), 154, 179. testamentum: letztwillige Verfügung, siehe: bonorum possessio contra tabulas testamenti; condere testamentum; conficere testamentum; scrip ti heredes. testatus: unter Hinterlassung eines wirksamen Testamentes Verstorbener, 118. titulus: Überschrift eines Abschnittes, 185f. Tochter des Patrons: siehe: filia patroni. Trajan: 25,107, 173, 175.

translatio iudieii: Übertragung eines rechtshängigen Prozesses auf eine neue Partei, 203. tune: erst dann, 164. tutela legitima: gesetzliche Vormundschaft, 119, 121, 131, 134, 140. tutor Atilianus: vom Prätor für eine liberta bestellter Vormund, 131, 140.

tutor legitimus: gesetzlicher Vormund, 131. Übersicht: siehe: tabellarische Übersicht.

uenditio bonorum: siehe: bonorum uenditio; lex bonorum uendundorum. uero: hebt Gegensatz hervor, 133; - si uero, siehe: siue. uindicare: aufgrund seines Eigentums die Herausgabe verlangen, 158. uindieatio: rei u., Herausgabeklage des Eigentümers, 95; - uindicatio in servitutem, Klage auf Rückführung des Beklagten in die Sklaverei, 152. uir UKor: Ehegatte, in der 6. prätorischen Berufungsklasse berufen, 90. uirilis pars: siehe: pars uirilis. unde eognati: 3. prätorische Berufungsklasse, 85ff., 89,124,130,132,139. unde eognati manumissoris: 7. prätorische Berufungsklasse (betrifft ausschließlich die Erbschaft eines Freigelassenen),90. unde deeem personae: eine der Klasse unde legitim i angehängte zusätzliche prätorische Berufungsklasse, siehe: decem personae. unde familia patroni: 4. prätorische Berufungsklasse (betrifft ausschließlich die Erbschaft eines Freigelassenen), 90, 139,147. unde legitimi: 2. prätorische Berufungsklasse, 85, 87, 89, 110, 113, 115, 117, 124, 130, 132, 139, 147. unde liberi: 1. prätorische Berufungsklasse, 80, 89, 100, 113, 115,223. unde patronus patrona, liberi parentesue patroni patronaeue: 5. prätorische Berufsklasse (betrifft ausschließlich die Erbschaft eines Freigelassenen), 90. unde uir et UKor: 6. prätorische Berufungsklasse (für die Erbschaft von Freigeborenen, für die die Klassen unde

Wort- und Sachregister familia patroni und unde patronus patrona nicht zutreffen, ist es die 4. und letzte - Berufungsklasse), 87, 90, 223.

257

uxor in manu: Ehefrau, welche unter der manus des Ehemannes steht, 60, 64, 91, 146, 187, 226ff.; - siehe auch: Manusehe, manusfreie Ehe.

Unziale: 1.

Voconiana ratione: siehe: Lex Voconia. usucapio: Ersitzung, 187, 197; - usucapio pro herede, Ersitzung durch den Erbschaftsbesitzer , 93. usus: Gewohnheit als Grundlage der Rechtsentstehung, 200. usus capio: statt usucapio, 198. usus fructus: Nießbrauch, 202. ut: ohne eigene Bedeutung (in id est ut), 170; - verlangt einen Hauptsatz, 178;ut ne archaisierend, 175. uterinus: Halbgeschwister über die Mutterseite, 66.

17 Nelson/Manthe

Vater: siehe: pater familias; pater fiduciarius; patria potestas. Verres: praet. 74 v. ehr., 111. Vertauschung der Tempusfonnen: siehe: Tempusformen. Verwandtschaftsgrade : siehe: gradus.

weibliche Deszendenten: siehe: Deszendenten. weibliche Freigelassene: siehe: libertae. Wiederholungen: bei Gaius, 165; - siehe auch: Präposition.

Stellenregister Apuleius apologia : 18,2: 120; -24: 59. Asconius (Pseudo-Asconius) Scholia Sangallensia Ciceronis IV in Verrem orationum primarum: 111,26: 146. Augustinus de civitate Dei: 1,9: 60 . Boethius in topica Ciceronis commentarii (Orelli , Cicero V 1 pag. 269ft.): 3,6,29: 75. Caesar de bello civili: 3: 20,5: 116. de bello Gallico: 2: 29,4 : 59. Caesellius Vindex bei: Cassiodorus, de orthographia, gr. Lat. (KEIL) V11 pag. 205,1 ft.: 7 . Caper orthographia: gr. Lat. (KEIL) V11 pag. 95,19: 73.

CIL. siehe : Corpus narum.

Cannina epigraphica (CE .) 698 : 4. Cassiodorus de orthographia: siehe: Vindex, Papirianus.

Cicero ad Atticum epistulae: 6: 1,15 : 95. pro A . Cluentio: 60,165: 95. pro rege Deiotaro : 5,13: 195 . pro L. Valerio Flacco: 34,85: 95. de lege agraria: 2: 26,68: 16l. de oratore: 1: 39,176: 64,75,125. partitiones oratoriae: 28,98: 95. in M. Antonium orationes Philippicae : 1: 8,20 : 146. pro Quinctio : 15,50: 19l. pro Sex. Roscio Amerino: 27,73: 16l. topica: 6,29: 75 . in Verrem actiones: 11 1: 45,117: 95; - 46,118: 95; 48, 125f. : 11l. 11 2: 17,43 : 16l.

Caesellius

Catullus carmina: 63,6: 195. CE. siehe: Carmina epigraphica. CGIL. siehe: Corpus glossariorum Latinorum.

inscriptionum

Lati-

Codex Gregorianus (Conspectus fragmentorum : Collectio 111 pag. 236ff.) 4 (Collatio 10,8,1): 11. 5 (Collatio 6,4,5) : 11. Codex Iustinianus siehe: Iustinianus, Codex. Codex Theodosianus (MOMMSEN) 2: 22,1: 158. 14: 4,5: 66.

Stellenregister Collatio Mosaicarum et Romanarum legum (F/RA. II pag. 543ft.) 1: 3,2: 13; - 6,3: 10; - 11,3: 10; 12,1ft.: 22. 2: 4,1: 10. 4: 3,3: 148; -10,1: 10; -11,1: 1l. 5: Rubr.: 15; -1,1: 15; - 3,1: 12. 6: Rubr.: 15; - 4,1: 12; - 4,5: 11; - 7,1:

13. 7: 3,2: 13; -3,3: 11; - 5,6: 12,13. 8: 5,1: 10; -7,2: 14. 9: 2,1: 11. 10: 2,5: 13; -2,6: 13; -4,2: 13; -5,1: 13; - 7,5: 11; - 8,1: 11, 13. U: 3,1: 14; - 8,1: 14; - 8,2: 13. 12: 5,1: 1l. 13: 3,2: 11, 14. 15: 1,3: 12; - 3,2: 12; - 3,5: 10, 13. 16: 8; -1,1 ft.: 19; -1: 8; 1,6 - 8: 18; 1,7 - 8: 11; - 2: 9, 10,51; -2,1 -17: 15,55; - 2,1 - 14: 18; - 2,1 - 5: 52;2,1: 55; - 2,2: 10, 12, 56, 58, 60; 2,3: 60; - 2,4: 10, 12, 61; - 2,5: 10, 51; -2,6: 10; -2,7: 10, 13,63,64;2,8: 10, 12,65; - 2,10: 55*,65, 66; 2,11: 68; - 2,12: 70; - 2,13: 10, 14, 70; - 2,14: 10, 12, 13, 14,71,73; 2,15: 10, 74; - 2,16: 74; - 2,17: 52, 76; - 3,13: 18; - 3,20: 72; - 4,1: 11,52,56,65; - 4,2: 55; - 7,2 - 9,3: 89f.; - 7,2: 20; - 8,2: 15; - 9,2: 90;9,3: 17. Columella rei rusticae libri III:

6:23,1: 173. Corpus glossariorum Latinorum (CGlL.) siehe: Dositheus, Fragmentum Monasteriense, Philoxenus, Placidus. Corpus inscriptionum Latinarum (CIL.) f2: 7: 58; - 10: 58; - 589 (= F/RA. I Nr.11): 58. IV: 4380: 2; - 4602: 2. VI: 10239 (= F/RA. III Nr. 94): 58. XII: 1499: 4. Curtius Rufus Historiae Alexandri Magni Macedonis: 10: 3,10: 120. 17*

259

Cyprianus epistulae: 59: 10: 208. Digesta siehe: Iustinianus, Digesta. Diocletianus Imperator edictum de pretiis rerum venalium: praej. 9: 11l. Dionysius Halicamasseus antiquitates Romanae:

1: 85,3: 76.

Donatus commentum Terenti: Andria 801: 67. Dositheus (Pseudo-Dositheus) disputatio forensis de manumissionibus (BOECKING, Corpus iuris romani anteiustiniani I, 213ft.) = hermeneumata Dositheana: 5 (CGIL. III, GOETZ, 48ff.): 5: 152; -

8: 152. Ennius annales (VAHLEN):

1: 37: 59.

Thyestes (JOCELYN): 291: 59.

Festus de verborum significatu (LINDSAY): pag. 379,6ff: 67; - pag. 412,25ff: 64. Fragmenta Augustodunensia (Gaiusparaphrase von Autun: KRUEGER, Gaius 71923 pag. XLff)

1 - 3: 77. Fragmenta Vaticana (F/RA. 1I pag. 463ff)

308: 124.

Fragmentum Berolinense incerti auctoris de iudiciis (F/RA. 1I pag. 625) siehe: P. Berlin inv. 6757. Fragmentum Berolinense incerti auctoris (paulo tributum) (F/RA. 1I pag. 427) siehe: P. Berlin inv. 11753. Fragmentum Monasteriense CGIL. (GOETZ) I, 42: 60.

260

Stellenregister

Fragmentum Vindobonense de fonnula Fabiana (FlRA. II pag. 429) siehe: P. Vindob. L 90. GaiEpitome 6: 3 - 4: 63. 16: 52. 17: 4: 203. Gaius institution um libri IV: 1:4: 88;-5: 88;-9 - 10: 148;-10: 148; - II: 148; - 13 - 15: 99, 107, 176;13: 177; - 14: 3; - 16f.: 99; -19: 148; -21 - 22: 151; -22 - 24: 99; -22: 99, 149; - 23 - 24: 154; - 25 - 27: 99, 107; - 25 - 26: 176; - 25: 178; - 28 35: 153, 173; - 28 - 32a: 174; - 28 32: 62; - 29: 149, 175; - 30: 62, 175; -31: 62, 149, 165;-32b-35: 174f.;34 - 35: 173; -35: 174; -36 f.: 178;41: 167; - 43: 165; -54: 196; -55: 77; -58: 178; - 60: 85; - 64: 5; - 65 - 75: 62; - 66: 149; - 67: 62; - 68: 96, 167; - 71: 3; - 76: 56; - 78: 93; - 80: 175; - 93: 77; - 94: 77; - 99: 85; - 101: 201; - 104: 138; - IIO - II3: 61; II4: 227; - II8: 227; - II8a: 159; II9: 56; -126: 56; - 129: 165; - 131: 158,172; - 132: 62; -132 - 134: 63;133: 63; - 136: 224, 227; - 145: 150; - 146: 172; - 156: 57,65, 171; - 158 164: 202; - 158 - 163: 75, 77, 138; 158: 78; -160: 160; -162: 202; -163: 78; -164 - 165: 55, 76; -164: 68,75, 85; - 165: 56, 119, 125, 140; - 166: 172; -170: 85; -175: 73; -185: 131; -188: 159; -192: 3; -193: 5; -194: 121, 131; - 195: 140; - 195c: 131; 196: 5; - 200: 56. 11: 1 - III 87: 26; -1: 56; -12: 201; 14: 202; -19 - 96: 22; -24 - 39: 208; - 24 - 37: 26; - 26 - 27: 210; - 34 37: 26, 184f., 187; -35 - 37: 185f.;35: 185, 207ff., 212; -35a: 208; -36: 212; - 37: 60, 185, 211; - 40: 196; 41: 196f.; - 42 - 51: 197; - 51: 73; 52: 73; - 58: 211; - 79: 170; - 97 184: 114; - 97 - 100: 22, 51; - 97 98: 184f.; - 97: 23; - 98: 25; - 99 -

100: 51; - 99: 23; - 100 - 289: 24; 100 - 190: 23; - 102 - 107: 94; - IIO: 154; -II4: 179; - II5: 56, 178; -II8143: 82; - II8 - 122: 94, 97; - II9 122: 98; - II9: 24, 83; -120: 74, 89, 94,97; -121: 98; -123: 166, 171;124: 3; - 125: 82, 94; - 127: 163; 128 - 129: 167; -128: 171; -129: 24, 171; - 130 - 134: 62; - 130: 171; 131: 159; - 133: 85; - 135: 24, 56, 82, 114,166, 171, 173;-135a:77;-137: 112; - 139: 96,227; - 142: 96; - 144: 70, 174,226; - 145: 56; -146: 167; 147 - 149a: 97, 98; - 147: 24, 178; 148 - 149: 83; -148: 94; - 149: 98; 149a f.: 98; - 149a: 56,74,94; -150: 68, 226; - 152 - 163: 96; -152 - 160: 21Of.; -152 - 158: 185; -152: 210;153 ff.: 210; -154: 85; - 155: 210; 156 ff.: 210; - 156f.: 56; - 156: 52, 57f., 125, 209f.; - 157: 57, 210; 158 - 170: 167; - 158 - 160: 96; 158: 211; - 159: 227; - 161: 138; 162 - 173: 95; -163: 96; -164 - 173: 185; - 164 - 167: 71; - 167: 208; 174: 85; -176: 7, 85; -179: 56, 170; - 188: 210; - 191 - 245: 23; - 199: 161; - 205: 161; - 206: 161, 226; 207: 74,226; - 208: 60; -218: 179;221: 3; - 243: 60; - 246 - 259: 23; 251: 167;-253: 150, 155;-254: 150, 155, 165; - 255: 150; - 256: 151; 258: 150f., 160; - 259: 60, 151; 260 - 267: 23; - 264: 60; - 268 - 289: 23; -274: 72; -275: 154; -285: 162; - 286: 226; - 286a: 151, 155, 165, 225f. III: 1 - 87: 8; -1 - 38: 51; -1 - 24: 23, 24, 51; - 1 - 17: 9, 15, 55; - 1 - 14: 18; -1 - 8: 21, 23,52f.;-1 - 5: 8, 10; -1- 3: 19;-1: 52, 55f., 210;-2 - 5: 111; - 2: 10, 12, 52f., 56 - 60, 61, 125, 209f.; - 3: 53,60 f., 64, 73, 77, 90f., 146, 167, 227; - 4: 10, 12, 53, 61f., 64; -5 -17: 9, 52; -5 - 9: 16;5: 10, 53, 62, 96, 174; - 6: 10, 53, 62f.; - 7: 10, 13, 21, 53 - 55, 63 f., ~,~,W,~;-8:1O,12,~,~,~,

64f., 69f., 74,125; - 9 - 16: 23, 53f.,

Stellenregister 85; - 9 - 14: 185; - 9 - 12: 207; - 9: 53, 56, 65, 78, 99, 125, 208; - 10: 53f., 55*, 57, 65 - 67,85; -11 -12: 163; -11: 54, 63, 65, 67 - 69,74, 85, 97,99,110,159; -12: 54f., 55*, 67, 69f., 74, 78, 97, 208; -13: 10, 14, 17, 54,68,70 f., 141; -14: 10 - 14, 54f., 64 - 66, 71 - 74, 78, 85, 90, 95, 101, 127; -15: 10,54,70,74,85; -16: 17, 54, 64, 69, 74, 87, 126, 159f., 163; 17: 23, 55, 75 f., 85; -18 - 24: 23, 24, 55, 79; - 18: 55, 76 f.; - 19: 55, 77, 79, 84; - 20: 55, 77, 79, 84; - 21: 55, 77f., 79f., 85; -22: 55, 78, 79f., 86; -23: 55, 65, 78, 79f., 85, 87; -24: 55, 73, 78 f., 84, 90; - 25 - 76: 23, 25; 25 - 38: 23,24,51,55,83,84; - 25 31: 61, 79f., 82; - 25: 79, 84; - 26: 24,77, 79f., 84, 115; -27-31: 24, 70; - 27: 24, 74, 78 - 80, 84, 85 f., 97, 110, 139; - 28 - 31: 80; - 28: 78 - 80, 85, 86 f.; - 29 - 30: 73; - 29: 65, 78, ~,W,~,~;-~:~-W,~,8~

124; - 31: 79f., 85, 87, 115; - 3233a: 80f.; - 32: 81, 88 f., 95, 187; 33: 3,24,79,81,85,89 - 91,92,116, 147,164; -33a: 24, 73, 79, 8lf., 81*, 91 f., 222 - 227; - 33b - 34: 24, 79, 82f.; - 33b: 82, 84, 92; - 34: 82, 89, 92f.; - 35 - 38: 24, 83f., 89; -35: 83, 93f.; - 36: 71, 85, 94f.; - 37: 83,94, 95 - 97; - 38: 83, 97f.; - 39 ff.: 141, 159; - 39 - 76: 23, 24, 51; - 39 - 53: 146f., 157; - 39 - 50: 108; - 39 - 44: 124, 136; - 39 - 42: 107, 109, 174, 177; - 39 - 40: 99, 108; - 39: 60, 109, 148; - 40 - 41: 138; - 40: 3, 24, 90, 99, 102, 109 - 111, 118, 124, 128, 136, 214, 216; - 41 - 45: 24; - 41 44: 101;-41 - 42: 99f., 108;-41: 85, 89, 99f., 10lff., 108, 110,111 - 115, 117f., 123, 124, 127f., 130, 134, 136f., 144, 214ff.; - 42: 4, 85, 100f., 103, 109, 111, 113, 114, 115 - 119, 137, 144, 146, 216; - 43 - 46: 99; 43 - 44: 100f.; - 43: 99, 100, 103, 108, 109, 119 ff., 121, 138, 140, 218, 220; - 44: 100f., 108, 109, 119, 121 124, 131, 134, 144, 218, 220; - 45 -

261

53: 146; - 45 - 48: lOlf., 110, 124, 136; -45 - 46: 158, 177; -45: 58,90, 108, 113, 124 ff., 127f., 135, 137, 159, 164; - 46 - 47: 25; - 46: 24, 25, 58, 73, lOlf., 108, 112, 126 - 131, 135, 137, 144, 146, 215, 217, 219, 221; - 47: 102, 109, 124, 130, 131 135, 140, 146, 219, 221; - 48: 102, 109f., 135 f., 158; - 49 - 53: 25; - 49 52: 102f., 136; - 49: 24, 102, 108, 136,215, 217, 219; - 50: 102f., 108, 109,136 f., 140f., 146,215,217; - 51: 56, 74, 103, 120, 124, 138 f., 147, 218f.; - 52: 3, 103, 139 f., 221; - 53 54: 103f.; - 53: 103f., 136f., 141146, 147, 164; - 54: 77, 104, 108, 146ff.; - 55 - 73: 180, 184; - 55 - 62: 106, 108, 148, 168; - 55 - 56: 104, 164; - 55: 99, 148 f.; - 56 - 62: 25; 56: 56, 91, 104, 149 - 158, 161, 175, 180; -57 - 62: 104f., 110, 165; -5761: 161; -57: 158; -58 - 62: 158f.;58: 58, 104f., 135,158 f., 164, 166; 59: 104, 106,159, 160; - 60 - 74: 152; - 60: 87, 104f., 159 f.; - 61: 105f., 160; - 62: 7, 105, 160 - 163; - 63 ff.: 181; - 63 - 71: 25, 105ff., 108, 148, 158, 164; - 63: 105, 106, 108,163 f., 165f., 169f., 183; - 64: 3, 105, 148, 164 - 166; - 64a: 105, 163,166; - 65: 105,166, 167; - 66: 74, 105f., 163, 166 f., 168; - 67: 99, 106, 167 f.; 68 - 69: 99, 105, 106, 109, 164; - 68: 99, 106, 168; - 69 ff.: 106; - 69 - 71: 168; - 69 f.: 106; - 69: 106, 168 f.; 70: 3, 105, 106, 163, 169; - 71: 74, 106f., 163ff., 170 - 173; - 72 - 73: 25, 104, 107, 148; - 72: 107, 173175, 179; - 73: 3, 107, 175 f.; - 74 76: 25, 108; - 74: 107f., 176 f., 183;75: 108, 177 - 179, 183; - 76: 108, 179 - 183; - 77 - 81: 23, 25, 184, 186f.; - 77: 188 f.; - 78 - 84: 185; 78: 186, 189f., 207; -79: 185f., 190196, 207; - 80: 25, 93, 187f., 196198; - 81: 187, 195,198 f.; - 82 - 84: 23,25,184,187; - 82: 25,185,187, 200; - 83 - 84: 200; - 83: 187, 198, 200 - 205; - 84: 185, 187, 202, 205 -

262

Stellenregister

207; - 85 - 87: 23, 25, 184ff., 187f., 212; - 85 - 86: 207, 21lf.; - 85: 70, 184f., 188,207 - 209; - 86: 188,207, 209; -87: 57,60,185,188,207,209· 212; - 88: 26; - 93: 5; - 96: 203; 119a: 60; -122: 56, 93; -124: 3, 93; -131: 3; -141: 5; -149: 167; -153: 202; -167a: 3; -173: 3; -176: 96;178: 164; - 180 -181: 203f.; -182: 56; - 201: 73, 211; - 205: 3. IV:3: 123;-11- 31: 205;-11: 3;-14: 116; -15: 4, 146; - 17: 3; -18: 4; 34 - 35: 199; - 34: 223; - 37: 5; - 44: 68; - 60: 56, 87; - 69: 56; - 77: 56; 85: 56; - 94: 178; -103 - 104: 204; 104 -111: 204; -104: 204; -113: 56; -144: 83, 93; -150: 74; -152: 74; 153: 56; - 170: 123; - 178: 3; - 182: 60. Gaius Augustodunensis siehe: Fragmenta Augustodunensia. Gellius noctes Atticae: 3: 16,12: 61. 13: 20,15: 59. Grammatici Latini (KEIL) (gr. Lat.) siehe: Caesellius Vindex, Caper, Notae, Papirianus, Priscianus. Hegesippus (Pseudo-Hegesippus, CSEL. 66 edd. USSANI/URAS) de excidio urbis Hierosolymitanae libri V (Flavii losephi belli ludaici versio latina): 1: 38,4 (= PL., MIGNE, 15, 2006 C): 122. Hincmarus Remensis de divortio Lotharii: PL. (MIGNE) 125, 690 Bund 697 B: 15. Homerus Ilias: 7: 472 - 475: 5. Horatius satirae: 1: 2,70: 59; - 6,77 f.: 59. 2: 1,26: 59.

Hyginus fabulae: 68: 173. Inscriptiones latinae selectae (ILS.) 1: 58; - 4: 58; - 434: 116; - 449: 116. Institutiones siehe: Iustinianus, Institutiones. Iustinianus imperator Codex lustinianus: 2: 24,1: 212. 3: 28,25: 94. 4: 34,1: 11. 5: 4,17: 11; -27,9 pr.: 122; -27,10 pr.: 197. 6: 4,4,21: 129f., 219; - 20,20,1: 122; 23,31,1: 122; - 30,1: 212; -51,1,3: 197; - 58,14,1: 72. 7: 2,6: 160; -6,1,la: 164; -6,1,lb: 151; -75,1: 208. Digesta: 1: 1,4: 148; -1,7,1: 92; -1,12: 85; 2,2,12: 200; - 3,36-5,4: 6; 4,1 pr.f!.: 88; - 4,1 pr.: 8; - 4,2: 8; 4,4: 6; - 5 Rubr.: 8; - 5,2: 8; - 7,21: 201; - 7,28: 63; -18,16: 148. 3: 2,2,2,: 197; - 3,1,2: 199; - 5,3,1: 199; - 5,20,1: 212; - 5,46,1: 199. 4: 7,3,2: 77. 5: 2,16,1: 157; - 3,1: 56. 7: 8,11: 77. 8: 1,5 pr.: 141. 9: 2,5 pr.: 11. 11: 6. 16: 3,29 pr.: 11. 17: 2,72: 201. 22: 5,3,5: 11. 23: 3,9,1: 197; -4,21: 60. 27: 1,45,3: 122; -10,13: 56. 28: 1,12: 212; -5,45: 212. 29: 2,5 pr.: 212; - 2,6 pr.: 212; - 2,6,4: 212; - 2,21,1: 212; - 2,22: 212; 2,50: 212; -2,78: 212; -2,93,2: 212. 31: 6: 160; - 22: 161; - 56: 148. 34: 4,31,2: 122. 36: 1,65,7: 194; -1,65,9: 77. 37: 1,3 pr.-2: 89; - 1,4: 160; - 14,16: 117;-14,22: 144. 38: 2,1,2: 111; -2,8,3: 161; -2,18: 142;

Stellenregister -6,1,1: 61; -7,3: 117; -8,1,10: 86;8,9 pr.: 69; -10,1: 68; -10,1,4: 65;10,1,5: 66; - 10,1,6: 66; - 10,1,7: 67; -10,3: 68; -10,3 pr.: 67; -10,10: 68; - 10,10,8: 58; - 11,1 pr.: 90; 14,1 pr.: 117; - 16,2,1: 66,69; 16,3,1: 157; - 16,13: 138, 147; 17,2,18: 66. 40: 5,4,17: 160. 42: 4,7,1 - 10: 197; - 4,7,2: 197; -5,16: 192. 44: 7,59: 203. 47: 21,2: 11. 49: 14,1,1: 190; -15,7 pr.: 201. 50: 16,30,4: 162; -16,51: 62; -16,56,1: 163; - 16,145: 123; - 16,148: 146, 147; - 16, 149: 146, 147; - 16,195,1: 110; - 16,195,5: 139; - 16,196 pr.: 139; -16,196,1: 139; -16,220 pr.: 57, 163. Institutiones lustiniani: . 1: 2;6: 88; - 3,5: 148; - 5 pr.: 148; 5,3: 149; -10,13: 197; -12 pr.: 56;15,1: 57; -17: 125. 2: 1 pr.: 56; - 13 pr.: 56; - 13,3: 56; 13,7: 173; -16 pr.: 56; -17,4: 56. 3: 1: 52;-1 pr.: 52, 56;-1,1: 55; -1,2: 10, 56, 58,59, 60; - 1,2b: 10,60; 1,6: 63,64,65; -1,7: 64; -1,15: 65; -2,1: 57,66,68; - 2,3: 66; -2,2 - 3a: 72; -2,4: 66; - 2, 6: 70; -2,7: 70, 87; - 3,1: 92; - 3,2: 92; - 6 pr.-8: 68; 6,12: 69; - 7 pr.: 124; - 7,1: 112, 114; - 7,2: 116, 118; - 7,4: 151, 163; - 9,1 - 2: 82; - 9,1: 79, 92f.; 9,2: 79, 88f.; - 9,3: 89; -10 pr.: 185; -10,1: 201; -10,3: 185; -20,4: 57;25,9: 201. 4: 1 pr.: 56; - 7 pr.: 56; - 8,5: 56;10,2: 56; -15,5: 56; -18,12: 146. Laudatio Turiae (FlRA. III Nr. 69) I 18f.: 71, 95. Lex duodecim tabularum ßI: 1: 190. IV: 4: 61. V: 3: 111; -4: 52, 53, 56, 57, 64, 65, 67, 68, 110,208; - 5: 55,75; - 8: 90, 99, 110,119, 124, 127.

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Lex Romana Visigothorum (HAENEL) Pauli sententiarum libri V (siehe auch: Paulus): 2: 12,1: 11; - 32,8 - 9: 12. 5: 27,2: 10. Livius ab urbe condita: 3: 46,3: 161. Lucanus Pharsalia: 5: 769: 120. Manilius astronomica: 3: 271: 60. Notae ex codice Vaticano Reginae n. 1128: gr. Lat. (KEIL) IV pag. 283 sub F 4: 198. Papianae et Einsidlenses: gr. Lat. (KEIL) IV pag. 317 sub BIO: 194. Origenes in Matthaeum vetus interpretatio latina: PG. (MIGNE) 13, 1307 (15,19 = in Matth. 19,22): 195. Papinianus responsorum libri XIX: 5: Fr. 528 LENEL (= FlRA. II pag. 440 Nr. 20): 224. Papirianus bei: Cassiodorus, de orthographia, gr. Lat. (KEIL) VII pag. 159,4 ff.: 111. Papyri P. Berlin: Inv. 6757 (= FlRA. II pag. 625): 181; - Inv. 11753 (= FlRA. II pag. 427), §3: 64, 222 - 224, 226; §6: 222 - 224. P. Gießen: Inv. 40 (= FlRA. 111 Nr. 61): 93. P. Oxyrhynchus (Oxford): 1467 (= FlRA. 111 Nr. 27): 121. P. Vindobonensis (Wien): L 90 (= FlRA. II pag. 429): 222.

264

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Paulus sententiarum libri V (FIRA. II pag. 319ft.; siehe auch: Lex Romana Visigothorum): 2: 12,5: 11; -25,2: 63; -31,5: 12. 3: 2,3: 126. 4: 8,20 (22): 66, 72. 5: 25,2: 10.

Quintilianus declamationes minores: 307: 123. Salvianus ad ecclesiam sive adversus avaritiam: 3: 7,34: 151.

Philoxenus (Pseudo-Philoxenus) CGIL. (GOETZ) II, 124,2: 204.

Seneca de beneficiis: 2: 3,3: 209. ad Lucilium epistulae: 108,16: 63. Troades: 910: 120.

Placidus CGIL. (GOETZ) V, 137,44 und VII, 139: 60.

Suetonius de vita Caesarum: Claud. 24,1: 149.

Petronius satyricon: 39,6: 195.

Plautus Cistellaria: 505: 74. Epidicus: 35: 59. Menaechmi: 1079: 59. Poenulus: 1037: 66. Plinius maior naturalis historia: 2: 68, 171: 195. 6: 34, 219: 76. Plinius minor epistulae: 5: 1,2: 208. 10: 94 und 95: 121. Polybius historiae: 32: 14,1 - 3 (= 31,28,1 - 3 BUETINERWOBST): 208. Priscianus de arte grammatica institutio: 10: 21 (gr. Lat., KEIL, II pag. 513,7 f.): 73. Propertius elegiae: 2: 30,7 f.: 176.

Tacitus annales (ab excessu divi Augusti): 15: 19: 226. de origine et situ Germanorum: 35,1:77. historiae: 1: 1,1: 74. Terentius Adelphoe: 947: 97. Andria: 801: 67. Phormio: 115: 59. Testamentum Vetus: Leviticus: 20,13: 15. Numeri: 27,1 - 11: 8, 19; - 27,8 - 11: 11. Theophilus institution um graeca paraphrasis (FERRINI):

1: 5,3 (pag. 23,14): 149; - 17 (pag.

73,25): 124. 3: 2,3 - 3b (pag. 272 - 275): 72; - 7 pr. (pag. 294,7 ft.): 110; - 7,2 (pag. 296,11): 118; - 9,3 (pag. 304,3306,7): 89; - 10 pr. (pag. 309,20310,4): 200; -10,1 (pag. 310,5): 201; - (pag. 310,6 f.): 201; - 12 pr. (pag.

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315,11 ff): 191; - (pag. 315,16 316,4): 193;-(pag. 315,23f): 192;(pag. 315,24 - 26): 185, 192ff.; (pag. 315,24): 194; - (pag. 316,2): 193; - (pag. 316,4 - 6): 196; - (pag. 316,7- 11): 199. Tractatus de gradibus cognationum FlRA. 11 pag. 631f.: 68. Ulpianus regularum fiber singularis (epitome Ulpiani; F1RA. 11 pag. 259ff): 1:11:176. 3: 1 - 2: 173; - 1: 174; - 3: 174; - 4: 174;-5: 174;-6: 174. 15: 1-16,2: 223; -1: 225. 17: 1: 154, 162; -2: 163. 19:4: 153;-9 -15: 208;-12 -15: 184. 20: 14: 154,158,176,179. 22: 3: 154; -24: 21Of. 23: 6: 94. 25: 7: 154.

265

26 - 29: SI. 26: 1: 11,52,65; -la: 55; - 7: 92; - 8: 82,92,94. 27: 5: 138. 28: 83; - 7: 61, 83, 89f., 136, 139; -10 11: 83; -12: 223, -13: 94. 29: 1-7: 108; -1: 90, 108f., 124; -2: 108, 119; - 3: 108, 122f.; - 4: 108; 5: 108: - 6: 108f., 137. Valerius Maximus facta ac dicta memorabilia: 7: 2 ext. 1: 60. Varro rerum rusticarum fibri 111: 3: 16,2: 208. Vitruvius de architectura: 8: praef. 1: 59. Zwölftafelgesetz siehe: Lex duodecim tabularum.