Flugschriften gegen die Reformation: 1525-1530, Band 2 9783050056333, 9783050033136


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Flugschriften gegen die Reformation: 1525-1530, Band 2
 9783050056333, 9783050033136

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Flugschriften gegen die Reformation (1525-1530) 2

Flugschriften gegen die Reformation (1525-1530) Band 2

Herausgegeben und bearbeitet von Adolf Laube unter Mitarbeit von Ulman Weiß

Akademie Verlag

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Gefördert durch das Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt

Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Flugschriften gegen die Reformation / hrsg. und bearb. von Adolf Laube unter Mitarb. von Ulman Weiß. — Berlin : Akad. Verl. (1525-1530) Bd. 2 . - (2000) ISBN 3-05-003313-4

© Akademie Verlag GmbH, Berlin 2000

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form — durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren — reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Satz: Druckhaus „Thomas Müntzer", Bad Langensalza Druck: WB-Druck, Rieden am Forggensee Bindung: Norbert Klotz, Jettingen-Scheppach Printed in the Federal Republic of Germany

Inhaltsverzeichnis

Band 1 Vorwort

1

Verzeichnis der Literatur

5

Einleitung

1. 2.

3. 4. 5. 6. 7. 8.

9. 10. 11.

12.

13.

Hieronymus Emser: Ein Missive oder Sendbrief an Nikolaus Hausmann Kaspar Schatzgeyer: Fürhaltung von 30 Artikeln, die durch einen neuen Beschwörer der alten Schlange gerechtfertigt werden Kaspar Schatzgeyer: Abwaschung des Unflats, so ihm Andreas Oslander in sein Antlitz gespien hat Petrus Sylvius: Eine Erklärung der evangelischen Kirche. . Hieronymus Emser: Der Bock tritt frei auf diesen Plan Kilian Leib: Vom Ende und der Frucht der Aufruhre und Empörungen des Pöbels und gemeinen Volks wider die Obrigkeit Petrus Sylvius: Ein Missive an die christliche Versammlung und sonderlich an die Obrigkeit deutscher Nation Johann Fabri: Summarium. Unterricht, aus welchen christlichen Ursachen er bisher der lutherischen Lehre nicht anhängig gewesen Petrus Sylvius: Ein erschrecklicher Gesang der luziferischen und der lutherischen Kirche Johannes Mensing: Von dem Testament Christi dem hochlöblichen Adel im Land zu Sachsen Johann Fabri: Ein Sendbrief an Ulrich Zwingli, Meister zu Zürich, wegen der zukünftigen Disputation zu Baden im Aargau Johann Fabri: Eine freundliche Schrift an Ulrich Zwingli, darin angezeigt wird, wie dieser auf die angesetzte Disputation ohne genügsame Ursache nicht kommen will Johann Fabri: Christliche Beweisung über sechs Artikel des unchristlichen Ulrich Zwingli

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VI 14.

15.

16.

17.

18.

19. 20.

21.

22.

23. 24. 25. 26.

27. 28.

29.

30.

Inhaltsverzeichnis

Thomas Murner: Ein wahrhaftiges Verantworten der hochgelehrten Doctores, die zu Baden auf der Disputation gewesen sind Melchior Vattlin: Wie im Anfang der heiligen Kirche die Christgläubigen das Sakrament des Altars empfangen haben Georg Neudorffer: Widerrede auf die ungegründete Verantwortung Ambrosius Blarers Johannes Mensing: Replica auf das wütige Schandbüchlein Eberhard Weidensees und Hans Fritzhans' die Messe belangend Heinrich VIII.: Des Königs zu England Antwort auf einen Sendbrief Martin Luthers Hieronymus Emser: Bekenntnis, daß er den Titel auf Luthers Sendbrief an den König zu England gemacht hat. . . Thomas Murner: Die Disputation vor den 12 Orten einer löblichen Eidgenossenschaft von wegen der Einigkeit im christlichen Glauben zu Baden im Aargau Kaspar Schatzgeyer: Wider Herrn Hansen von Schwarzenbergs Büchlein von der Kirchendiener und geistlichen Personen Ehe Petrus Sylvius: Eine klare Beweisung, wie Luther würde sein eine Ursache des steten Einzugs der Türken, des unchristlichen Irrtums, Zwietracht, Aufruhr und Empörung des gemeinen Volkes Johannes Cochläus/Petrus Sylvius: Antwort zu Luthers Buch Wider die stürmenden Bauern Paul Bachmann: Ein Sermon des Abts zu Altzelle in Aufnehmung der Reliquien St. Bennos König Ferdinand: Mandat wider die lutherischen, karlstadtischen, zwinglischen, oekolampadischen und ihrer Anhänger Lehren Karl V.: Mandat gegen die Disputation von Bern. Sendbrief der Eidgenossenschaft an Bern Johannes Cochläus: Auf Martin Luthers Schandbüchlein an die Christen von Halle Herzog Georg von Sachsen (Hrsg. A. Alveldt): Wider Luthers Tröstung an die Christen zu Halle über Georgen ihres Predigers Tod John Fisher: Fünf Vorreden auf fünf Bücher wider Oekolampad vom wahren Leib und Blut Christi im Sakrament des Altars Johannes Mensing: Gründlicher Unterricht, was ein frommer Christ von der heiligen Kirche, von der Väter Lehre und von der Heiligen Schrift halten soll

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Inhaltsverzeichnis

Schriften zu den Packschen Händeln (vgl. auch Nr. 42 und 44) 31.1 Brief Philipps von Hessen an Herzog Georg von Sachsen; Kopie des angeblichen Bündnisses; Antwort Herzog Georgs: Zu vermerken, mit welch betrüglicher Unwahrheit die Kinder dieser boshaftigen Welt Aufruhr zu erwecken versuchen . . 31.2 Philipp von Hessen: Entschuldigung auf die Artikel, so seinen fürstlichen Gnaden aufgelegt sind 31.3 König Ferdinand: Antwort an die Gesandten des Kurfürsten von Sachsen 31.4 Joachim von Brandenburg: Schriften der erdichteten Bündnisse halber 31.5 Albrecht von Mainz: Entschuldigung auf das erdichtete Bündnis 31.6 Konrad von Thüngen: Entschuldigung auf die Werbung des vermeintlichen Bündnisses halber 31.7 König Ferdinand: Verantwortung des vermeintlichen Bündnisses halber 31.8 Wilhelm IV. und Ludwig X. von Bayern: Entschuldigung eines erdichteten Bündnisses 31.9 Matthäus von Salzburg: Entschuldigung auf erdichtete Bündnisse 31.10 Magdeburger Verantwortung

ΥΠ

31.

610 623 627 632 637 643 654 658 665 667

Band 2 32. 33. 34. 35.

36. 37. 38. 39. 40.

41.

Johann Fabri: Etliche Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer Gregor Breitkopf: Daß die Wiedertaufe irrig sei Johannes Cochläus: An die Herren Schultheiß und Rat zu Bern wider ihre vermeinte Reformation Thomas Murner: Appellation und Berufung der hochgelehrten Herren und Doktoren Eck, Fabri und Murner wider die vermeinte Disputation von Bern Johannes Mensing: Bescheid, ob der Glaube allein ohne alle guten Werke genug sei zur Seligkeit Joachim von der Heyde: Ein Sendbrief an Käthe von Bora, Luthers vermeintliches Eheweib Neue Zeitung von Leipzig Petrus Sylvius: Bekenntnis, aus: Von den letzten fünf Büchern Thomas Murner: Hier wird angezeigt das unchristliche Ausrufen und Fürnehmen einer löblichen Herrschaft von Bern, eine Disputation zu halten Johannes Buchstab: Daß die biblischen Schriften eine geistliche Auslegung haben müssen

671 701 717

744 758 797 805 812

818 861

VIII

Inhaltsverzeichnis

42.

Herzog Georg von Sachsen: Welcher Gestalt wir von Martin Luther des gedichteten Bündnisses halber angegeben . . Johannes Cochläus: Verteidigung des bischöflichen Mandats zu Meißen Herzog Georg von Sachsen: Ein kurzer Bericht auf neue rasende Lügen Martin Luthers Johannes Cochläus: Wie verkehrlich Martin Luther den 7. Psalm verdeutscht und mißbraucht Johannes Koß: Zwei Sermone von der Rechtfertigung des Sünders Johannes Cochläus: Sieben Köpfe Martin Luthers vom hochwürdigen Sakrament des Altars Johannes Cochläus: Sieben Köpfe Martin Luthers von acht hohen Sachen des christlichen Glaubens Johannes Cochläus: Sieben Köpfe Martin Luthers von sieben Sachen des christlichen Glaubens Johannes Cochläus: Eine Vermahnung an alle frommen standhaften Christen und die Obrigkeit, wie man sich vor verführerischen Lehren hüten soll Augustinus Marius: Eingelegte Schrift wider Carlin N. Wiedertäufer, im Jahr 1527 an den Rat zu Basel überantwortet Johannes Cochläus: Erklärung der strittigen Artikel der Konvokation zu Marburg Johannes Cochläus: Ernstliche Disputation vom heiligen Sakrament des Altars Johannes Cochläus: Auf den deutschen Auszug übers Dekret Wolfgang Redorffer: Des verdächtigen Auszugs päpstlicher Rechte Hans von Oberwalt: Wie die Untertanen ihrer Obrigkeit in Haltung der Zeremonien sollen gehorsam sein. Und von guten Werken Konrad Wimpina, Johannes Mensing, Wolfgang Redorffer, Rupert Elgersma: Gegen das Bekenntnis Martin Luthers, auf dem Reichstag zu Augsburg in 17 Artikel verfaßt . . . Paul Bachmann: Antwort auf Luthers Sendbrief gen Augsburg Johannes Cochläus: Ergebnisse des Augsburger Reichstages; Ermahnung zu Frieden und Einigkeit an Gregor Brück

43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50.

51. 52. 53. 54. 55. 56.

57.

58. 59.

887 899 935 946 971 989 1022 1051

1076 1092 1122 1139 1189 1217

1225

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Verzeichnis der Personennamen

1303

Verzeichnis der Ortsnamen

1314

Verzeichnis der Β ibelstellen

1318

Johann Fabri: Etliche Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer

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Ir allerliebsten, yr sollent nit glauben ainem jeden geist, sonder probierent 3 die geist, ob sy sendt aus Got, 1. Joannis 4 [1]. Der heilig, von Christo lieb gehapt junger Joannes, dem unnder dem creütz die werde müter Maria bevolchen b , ain bott°, prophet und ewangelist, so an dem letsten nachtmal dem herrn auf der schoß geruwet hat, von der falschen propheten geist alle christen gar treulich gewamet, und gleicher weyß wie Christus, wie Petrus, wie Paulus unnd andere Gottes heiigen fürgesehen d und weißgesagt, das da werdent in den letsten tagen aufentsten etlich und deren vil in grosser anzal, die sich berüemen werdent, als ob sy hettend die waren und rechten geist, sich ausgeben, als ob sy gsandt wärendt von Gott, und het sy doch Got nit gsandt, sich berüemen des geists der warhait, aber doch war es alles die lügen und der Sichimiter 1 irrig geist. Von disen geisten hat auch Paulus 1. Thimo. 4 [1] gleicher gstalt weyßgesagt, an letsten tagen werdent etlich fallen oder abtretten von dem glauben, und auffmercken 6 den geisten der irtung. Dise zeit, sorg ich, sey einkomen bey etlichen, so die rotten und winckel geist eingelassen in Teütscher Nation, dan wir sehent, wie laider in kurtzen jaren an vil orten manicherlay newrung und Spaltung in unserm alten ungezweifleten glauben ausgeprait, deren anfenger ain jeder gsagt, er hab die rechten Offenbarung, den geist Gottes gleicherweiß wie die propheten, und der heilig geist sey auf inen, wie die apostel, gevallen [vgl. Apg. 2, 1—4], ja er hab den rechten prophetischen geist, wie Daniel, wie Helias etc. 2 Also vernym ich, daz bey euch in diser löblichen marggrafschafft Merhern kürtzlich etlich und vil würbelgeist f und schwirmer 8 , so aus andern lannden von wegen irer mytrey h und aufruren vertriben, einkhomen und eingenistet, thund wie das ewangelium sagt von dem ausgetriben unrainen geist, wolcher durch alle wüste zeucht 1 , ob er ain statlin seiner wonung finden mocht, ja dise schwermer thund wie der teüffel, wo sy nit baß mogent J , faren sy in die schwein, wie die bösen geist bey der Gerasener mer, sy nement sich an aines phariseischen geist, kriechent in die Synagogen, fressent der witiben k und armen leüt hewser und armüt, gleichermas wie der listig schlang krochen ist in das paradiß, und wiewol sy gesannte engel seind sathane und der finsternüß, so transfigurierent 1 sy sich doch mit ainem englischen 1 " schein gantz wunderbarlich in gestalt aines liecht engel, erzaigen sich dem armen ainfaltigen man, als ob sy unschuldige diemütige schäflein seind, aber inwendig seind sy reissent w6lff, beredent den armen schlech-

a) prüfen b) anbefohlen c) Apostel d) im voraus gesehen e) anhängen f) Irrlehren ausstreuende Geister g) Schwärmer, in der Regel als radikale Irrlehrer verstanden h) Meuterei, Aufruhr i) zieht j) besser können k) Witwen 1) verstellen, verändern m) engelhaften

1. Joan. 4 [1] Joan. 19 [26.27] Joan. ult. [21, 20] Math. 7 [15] & 24 [4.5.24] 2. Pet. 2 [1] 1. Timo. 4 [1] 2. Timo. 3 [ 1 - 7 ] 2. Pet. 3 [17] 1. Joan. 4 [3.6] Sichimiter Eccli 50 [Sir. 50, 28]. Stultus populus qui hintat in Sichimis

Die rotten und winckel geist

Danielis 5 [11.12]

Luce 11 [ 2 4 - 2 6 ]

Matth. 8 [ 2 8 - 3 4 ] Marci 5 [ 1 - 1 7 ] Luce 8 [ 2 6 - 3 7 ] Genesis 3 [1. Mose 3, 1 - 1 4 ] 2. Corinth. 11 [13-15] Matth. 7 [15]

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Fabri: Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer

Acto. 20 [29.30] ten" paurßman, der kindertauff sey nichtz, der, so in der jugent getauft, sey nit im bundt Christi, er müß sich, ob er gleich hundert jar allt, widertauffen lassen, sonst mog er nit selig werden, ziehent also in den winckeln 0 das gmain volck an sich, wie man fieret ainen ochsen zu der Schlachtung oder wie ainen biffel mit dem ring in der naßen, fürbildent in p wunderbarliche ding vom jüngsten tag und ander erschrockenliche q sache. Deutero. 22 Dweil mich dan das gsatz Moysi Deutero. am 22. leret, das ich meines [5. Mose 22, 1.4] bruders thier, es sey ain ochs, esel oder schaf, wann ich es find irren auf der strass, aufsamlen, oder so es gevallen in ain grub, aufheben solle, und Luce 15 [1-7] mein Christus daz irrent schaf auf dem rugken in der wüste genomen und dasselbig wider zu der grossen herd der neynundneüntzigen gefürt, hierumb aus liebe und euch zu erbawung, und nit aus aignem nutz, ir lieben bruder, hab ich mir fürgenomen, aus evangelischer warhait, dan ich mich derselbigen gleicherweiß wie Paulus nit beschäme [vgl. Rom. 1, 16], in etlichen predigen der widdertauffer boßen und irrigen vipper, ja tracken geist r aus den winckeln, aus den hülinen ierer schulen s heraus ze reissen 1 Roma. 1 [14] und zü beschworn, nit das ich mich darzü geschikt und gnügsam achte, Matth. 25 sonder allain, wie ich bekhen mit Paulo zu den Romer, das ich schuldig [14-30] bin den weisen und unweisen, Grecen, barbaren und latinen, so mag und Luce 19 [12-27] wil ich auch mein pfund, so mir von Got bevolhen, nit in ain schwayß Math. 5 [15] thüchlein verbinden, daz liecht auch des waren ungefelschten evangely Marci 4 [21] will ich nit stürtzen under ainen sch6ffel, sonder es müß offenlich scheiLuce 11 [33] Psal. 57 nen, das es jederman sehen mog. Es mussent aber hie, ir außerweiten, die [= 58, 5.6] irrigen widerteuffer nit thün, wie der Aspis", den man weyßlich v beMatth. 8 [28-34] schwärn will, das sy die oren, wie David im psalter antzaigt, stessent in Marci 5 [1-17] die erd, müessent auch nit toben, wieten und schreyen, wie an allen ortLuce 8 [26-37] ten daz evangelium antzaigt, von dem boßen geyst, wan sy Christus hat Luce 10 [38-42] wellen außtreyben, das sy geschryern, die beseßnen ze boden geworffen unnd ander ungestyme weyß angericht habent, sonnder demutig sitzen zü 3 Acto. 1 [12-26] den füßen des herren, wie Magdalena hören daz wort Gottes, ja ainhellig sollent sy zu Hierusalem wie die botten Gottes wartten der senndung des Apoca. 3 [20] heiligen geyst, den anklopffenden herrn inlassen zu dem nachtmal, und Roma. 13 demnach alle ding in maß, gwicht unnd Ordnung standent, auch alle ding 1. Corin. 14 mit Ordnung geschehen sollent, wie Paulus leret, darumb in einer jeden predig wil ich mich fleißen w durch die gnad des herren dreyer puncten. Primus Im ersten wil ich einfueren", das die kirch, ja die gantze Christenheit, nit geirrt, sonder wol gethon, das sy tausent und mer jar, auch von der zeit Secundus der zwolffbotten y bis auf uns, der christen kinder getaufft habe. Im ander wil ich den widerteuffer iren irrigen geist an tag bringen, also das sy nit verstandent die gschrifft, das wort Gottes nit recht furent, ja den eebrüch begangen in der gschrifft, unnd die selbigen zerreißent und felschent, wis-

n) schlichten, einfachen o) im Verborgenen p) gaukeln ihnen vor q) furchtbare, schreckliche r) Schlangen-, ja Drachengeist s) Hüllen ihrer Schalen t) hier: geeignet, fähig u) Schlange v) stecken w) befleißigen x) anführen, darlegen y) Apostel

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Fabri: Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer

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sent nit, was und von wem sy sagent, für den dritten wil ich allwegz antzaigen ainen mitlauffenden gotlosen irrsal, den die widerteüffer haimlicher weyß zu ain anndern3 geschworn und in den winckeln predigen, darin ir vernemen werdent, wie die nacht prediget der nacht, und ain blind den andern füret, ir sach ist ausbrochen, dan nichtz verborgens, das nit geoffenbaret werde, dann neben dem widertauf halten sy wunderbarliche, unerhörte, erschrockenliche ketzereyen und aufrurige ding, als das in kürtzer zeit solle komen der jüngst tag, biß auf Pfingsten oder auff das wenigiste von Pfingsten über ain jar 4 , als ob sy Jonas seind und wissent, wievil tag b 10 Ninive steen werde. Sy haltent , Cristus sey nit Got, sey auch nit Gottes 5 son , sy predigent, es sey kain obrigkait6, etlich haltent, Christus werde bald khomen, mit inen alle des alten glauben erschlagen, und auch zu letst die teüffel selig machen7, an vil enden haltent sy, alle menschen schlaffent unnd werdent schlaffen mit seel unnd leyb, bis an jüngsten tag8, unnd 15 etlich haltent nichts auf dem alten testament, gleicherweyß wie die Manicheer9, aber ain großer tail ist gantz abgefallen von dem newen testament, ja sy wollent alle ding gmayn machen, auch die weyber nach der Nycolayter art10, wan sy der vatter oder der geist anficht, wie sy sagent, müß die schwester ainen jeden gmayn gehorsam und underworffen sein, zu besor20 gen, es sey ain geselschafft, wie die, so ainhellig dem Loth zu Zodoma sein hawß stürmen woltent, das geschieht8 in der hyntren statt Piatonis11, du mercksth mich wol. Wolan wir wollent besehen, wie die geist geystent, und ob sy nit Belial für Christum aufrichtent, dann sy rechte Belialiter, leüt on obrigkait, on 25 alles joch seynd und wollent zu geist unnd fleysch frey sein.

Tertius

Math. 15 [14] Luce 6 [39] Math. 10 [26] Marci 4 [22] Luce 8 [17] Jone 3 [4] Contra Paulum ca. 13 ad Ro. c Hoc idem Origeniana heresis credit*1 Manichei Nicolaite de quibus Apo. 12 f [= 2, 6.15] Gene. 19 [1. Mose 19, 4 - 1 1 ] Belialiter

Erster punet. Die gantze christenhait hatt von zeit der zwelfpoten bis auf uns in aller weit Asya, Aphrica und Europa der christen kinder, so sy geporn, allweg getauft und niemantz hat dawider geredt, danj ain verdampter ketzer 30 Pelagius vor zwolfhundert jaren, aber es ist gleich durch Hieronymum und andere von Got gelerte manner abgestellt.12 Es habent es auch nit allain die rechten christen, sonder auch die scismatici gebraucht, wie sy dan auch noch thunt. So nun der tauff ain christzaichen ist, wie auch Paul[us] zu den Galathar beweißt, das die, so getaufft, habent Christum angetzogen 35 und gleich den christen zu der zweifboten zeitten aufgelegt und mit getailt, volget von noten, so diser tauf nit recht gewesen, das auch kain christen, kain christenheyt in tausent und mer jaren, sonder ain Türgkey oder hay-

z) immer a) gegenseitig b) meinen, vertreten die Ansicht c) gegen Paulus, Kapitel 13 zu den Römern d) Eben dies glaubt die Origenische Ketzerei e) gemeinsam f) Nikolaiter, von denen Offb. 12 (!) [geschrieben steht] g) geschieht h) verstehst i) drei Weltteile j) als k) Pelagius, Brito und Mönch sind auf Arius gefolgt 1) Schismatiker, Zertrenner

Orbis treis partes1 Pelagius, Brito et Monachus post Arnum sucseßit k Scismatici1 Galat. 3 [27]

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Fabri: Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer

Mundi quatuor denschafft gewesen, dweil auch sovil hundert tausent menschen lebent, in anguli"1 allen christenlichen künigreichen der vier tail der erden, die all in der jugent gtauft, volget wider, so der kindertauf nit gerecht, daz die selbigen alle nit christen, sonder für haiden von den widerteuffer gehalten werdent, dißes aber grausamlich und tyrannisch zu horn. So dan, wie Christus zu Joan. 3 [5] Nycodemo geredt, es möge niemantz eingen in daz reich Gottes, er werde dan wider aus dem wasser und dem geyst geborn, folgt abermals von noten, das alle unsere elter und vorfarn in gantzer Christenheit verdampt und khainer gen himel komen, und das leiden Christi an inen allen verlorn sey. Dweil die alle im ingang, als dem tauff, geirret und nit zu der rechten thür Widertauffer synd in den schafstal der kirchen ingangen seind. Nun sprechent die bader und newe bader baderin, also müß ich die widerteuffer nennen 13 , die kinder mag man wol tauffen mit dem wasser, aber hie ist kain heiliger geist, on den selbigen würdet kein sacrament, nun ist offenbar, sagent sy, das der heilig geyst khomet erst, wan ainer glaubt, aber in ainem unredenden11 kint ist noch nit der glaub, darumb hat es auch nit den heiligen geyst. Antwurt ich, bestand dir nit°, das des christen kint nit ain glauben hab, wie hernach volgt, vil mynder mag und wil ich auf der christen seyten leiden und gedulden, das die kinder nit habent den heiligen geist. Hie sichp und hör, du frommer christ, die gotzlesterung in den heiliMath. 12 [31.32] gen geist, welche weder hie noch dort, in der anndern weit, nachgelassen q Ephe. 4 [ 3 - 6 ] würdet, besich , wie dise rotten geyst wider die leer Pauli zu den Ephesyern betrubent den heyligen geyst, ja sy thund wie die sacrament stürme/, s Psal. 109 so Christum in den himel inbildent , das er sitze zu der gerechten hand des [= HO, 1] vatters, als ob er dahin genaglet und nit weiter khomen mog, also steckent sy dem heiligen geist ain zyll bey dem alter, das der heilig geist erst khomen solle in des menschen seel, so er zwaintzig, dreyssig oder hundert jar alt werde, hie zwischen lassent sy die edlen seel, für die Christus gestorJoan. 3 [8] ben, in des teuffels hend und gwalt. Hör, was sagt uns die warheit, der geist geistet, wo er wil, und sein stym horeßt, weyßt nit, woher er kompt oder wohin er gatt'. Es ist nit in des menschen gewalt zu verbieten den Eccles. 8 [Pred. 8, 8] geist, Eccles. 8. Es gibt auch Got nit nach der maß den geist, Joan. 3, und Joan. 3 [34] gleicher weiß, wie er nit ain annemer ist der personen, also wil er auch nit Roma. 2 [11] Ephes. 6 [9] underscheid machen in den jarn oder dem alter, darumb dise kinder morder Colos. 3 [25] thund, wie pharao mit der Israeliter kinder thün wolt im alten testament Acto. 10 [34] Exo. am 1. und Herodes zu Rama in Betthleem etc. im newen testament Jaco. 2 [1] Exod. 1 [2. Mose 1, gethon, seind wie die verfliechte muter vor dem künig Salomone, welche 15.16.22] auch mit dem swert wolt das kind lassen spalten, wollent inen laugnen den Hiere. 3 & 31 Math. 2 [ 1 6 - 1 8 ] heiligen geist, nit vergünnen daz gmayn element, welchs heilig würt durch 3. Reg. 3 daz wort. Ja, sprechent sy, zayg uns, wa daz unredent kind habe den geist. [l.Kön. 3 , 1 6 - 2 8 ] Antwürt, ich mocht einfüern, wie von dem new gebornen kindlin im Esaia Esa. 1 [= 11, 2] geschryben, das er habe den geyst der weyßheit etc.

m) vier Ecken der Welt n) noch nicht sprechen könnenden nicht zu p) sieh q) betrachte r) d.h. Verächter s) sich vorstellen t) geht

o) ich gebe dir der Sakramente

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Und wie Lucas von Christo, das er gewachßen sey in der weyßheit etc. Aber dweil dises kind Emanuel und alle schätz der warheit und kunst" in im verborgen, und deßhalb nit in ainem gemainenv fal gestanden, hierumb wollent wir andere und von gmaynen mutter geborn kinder suchen, so befind ich, wie von Sambson stat geschriben am 13. cap. der richterbüch, wie das dis kind gewachsen, und der geist des herrn wasw bey im, als Samuel geborn zaigt an die schrifft, das er angenem gewesen bey Got, 1. Reg. 2, aber noch weitter lesent wir von Hieremia, das im der herr saget: Ee du von dem leib außgangen, hab ich dich geheiliget, und von Joanne dem Tauffer ist war, das er auch in muter leib den geist des herrn ghabt, wie clärlich uns antzaigt die geschrifft Lu. 1, dan er den herrn erkent, im eer auch in muter leib erbotten hat, daraus ervolget, das wir bewißen habent, wie der heilig geist auch sey und würcke in den kindern, und die widerteuffer beybringen müessent, daz nit möglich sey dem heiligen geist, das der auch würcke in den unredenden kindlen. Aber was darf* es vil, der heilig geist würdet in dem tauf mermal gefunden, das er etwany vorgangen, und erst der wasser teuff hernach gefolget, das bezeugt uns die berüeffung Pauli vor der stat Damasco Acto. 9 und 22, da der herr selber gewesen und Paulo erschinen ist. Also bezeuget im botten buch Petrus, da er zum Cornelio in Cesariam komen was, und spricht also: Wie mag ainer verbietten das wasser, das die nit getaufft werdent, so den heiügen geist enpfangen habent [Apg. 10, 47]. Darumb, so offt in der heyligen geschrifft funden würdet der tauff, on zuesatzung des wassers, den heiligen geist, also am ersten capitl der botten gschicht spricht der herr: Joannes hat getaufft mit dem wasser, aber ir werdent getaufft werden mit dem heiigen geist nit nach vil tagen, also Acto. am 11. werdent dise wort wider gemeldet. Darumb Luce am 3. Joannes der Tauffer selbs also sagt: Ich hab euch gtaufft mit dem wasser, es würdet aber ainer khomen, so stercker ist, nach mir, des bin ich nit würdig aufzulösen die geriemz seiner schlich, der würdet euch tauffen mit dem heiügen geist und dem feür. Ir lieben, disen sprüch solt ir nit also wie die Caldeer in India14 under dem priester Johan auslegen und versteen, welche nebent dem wassertauff auch mit ainem feür außen den kindern an die stiernen ain creütz brennent an etlichen orten zü baiden seytten zü dem schlaff. So stet wider von dem tauf des heiligen geist Jonnnis also geschriben: Uber welchen du wirdest sehen herabsteigen den geist, und das er beleib auf im, das ist der, so tauffet im heiligen geist. Darumb auch der heilig geist sichtbarlich bey dem Jordan in gstalt ainer tauben, do der herr getauft worden, erschinen ist. Dweil dann auch der unredenden kindein, ain vernünfftige creatur Gottes und des heiligen geist, empfengelich seind, darumb sy des tauffs Christi, so auf den heiligen geist mer, dan das elementisch wasser begründet, wol tailhaftig sein mogent, und inen das zaichen des bünds, ist das wasser, wol geben werden mag.

u) Weisheit v) allgemeinen, gewöhnlichen w) war x) bedarf, braucht y) zuweilen, mitunter z) Riemen a) Beachte die Taufsitte der Chaldäer in Indien.

Luce 2 [40.52] Math. 1 [23]

Colos. 2 [3] Judicum 13 [Rieht. 13, 5]

1. Reg. 2 [1. Sam. 2, 26] Hiere. 1 [5]

Luce 1 [15]

Acto. 9 [ 1 - 9 ] & 22 [ 3 - 1 6 ]

Acto. 1 [5] Acto. 11 [16] et 19 [4-6] Luce 3 [16] Math. 3 [11] Marci 1 [7] Joan. 1 [26.27] Nota morem baptizandi Chaldeorum in India2

Joan. 1 [33] Matth. 3 [16] Marci 1 [10] Luce 3 [22] Joan. 1 [32]

676 Esai. 44 [3] Ubi data est Jacob benedictio Johel 2 [= 3, 1] Acto. 2 [33]

Hebre. 2 1. Cor. 15

Fides donum de[i] estf Acto. 10 [1—3] Acto. 8 [26—39]

Apocell Math. 28 [16.17] Luce ult. [24, 50.53] Acto. 1 [9—11]

Acto. 1 [6.7]

Math. 24 [1—28] Marci 3 [1—23] Luce 21 [5—24]

Math. 25 [1-13] Esa. 38 [1—8]

Fabri: Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer

Das im aber also sey, wollent wir für uns nemen zwo prophecey, die erst Esaye am 44.: Ich würt außgiessen die wasser über den dürstenden und die flüß über ^as dürnc, wird ausgiessen meinen geist über deinem samen und meinen segen über deinen stymmend. Redet er zu dem volck von Israel, Johe. am 2.: Ich würd außgiessen meinen geyst über alles fleysch, wolchen sprüch des propheten auch Petrus bey dem tauff, so er drei tausent getaufft, eingefüert, Acto. am 2. Dieweil dan diser geist außgossen werden sol über alles fleysch, und war von allen redet, schleüßt niemantz aus, wie nit allain die logic, sonnder Paulus zu den Hebreer leret, hierumb auch werdent die kinder nit ausgeschlossen se j n ^ dweil dan sollicher auch dem samen Abrahe, Isaac und Jacob versprochen, und die kinder desselbigen samen geistlich seint, darumb sy auch in disem zaichen begriffen6. Aber von disem zaichen und samen wollent wir sagen in der nechsten predig, und beschlüss also, das die kinder auch habent und haben mogent die rainigung von dem heyligen geist, und dweil der glaub allain ain gab Gottes ist, das dise gab in den kindern wol sein mag, dann der geist, so Cornelium zu Cesarea, den euchnuchum im wagen begnadt, mag auch der christen kinder mit stillschweigenden glauben begaben, als er dan auch gethon hatt. Von dem gnüg auf diesen andern puncten. Komb also auf den dritten puncten, das die widerteuffer iren junger inbildent, in kürtzen tagen, als auf Pfingsten nechst künfftig oder von Pfingsten über ain jar, sol und werde komen der jüngst tag, daher von zwaien jarn in Apocell die widerteuffer in groser zall auf ainen hochen perg gestigen, und auff den heiligen Weyhennecht tag 8 gen hymel, wie die zwelf botten, an des herrn himelfart gesehen und gewartet des jüngsten tag15, daher die widerteuffer hie in dißen und andern landen vil schlechter11 und einfaltiger leütt beredt, das sy ire hauß und hof verlassen unnd iere guter, iren salvator, bischoven und satzmaister1 gegeben, und also in unsäglich irrthumb gefallen wider dise würbelgeyst [vgl. 2. Pet. 2, 17], die nit suchen, was Christi, sonder ir aigner nütz, statJ clärlich die gschrifft, dan gleich wol ob die junger, nach der aufferstentnüß gfragt, wan Christus dis reich Israel ersetzenk werd, hat er inen doch gsagt, es gehört euch nit zu ze wissen die zeit und augenplick, so der vatter in seinem gewalt behalten. Er hat auch vor seinem leiden vil zaichen, so vor dem jüngsten gericht khomen werdent, am himel, auf erden und auch in dem tempel angetzaigt, aber doch beschlossen, dan von dem letsten tag, von diser letsten stund niemantz wisse, nit die engel, ja selbs nit der son des menschen, darumb sagt er, es werde khomen der herr, der son des menschen, wissent aber nit wan, darumb wir alle wachen sollent, ja wir wissent nit, wan der sponsus1 khomet, darumb unser ampel allbegm brinnen sol, das uns nit geschehe wie den fünf torechten jungfrawen, ja wenigen hat Got ir zeit des lebens eroffnet, dan etmans" von Ezechia etc. geschriben ist, niemantz aber hat er

b) wo Jakob der Segen gegeben wird c) Dürre, Trockene d) hier: Nachkommen e) enthalten, eingeschlossen f) Der Glaube ist eine Gabe Gottes. g) Weihnachtstag h) schlichte, einfache i) Schätzmeister j) steht k) aufrichten 1) Gemahl (Jesus Christus) m) immer n) verschiedentlich, mehrmals

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eröffnet den jüngsten tag, dan allain in verborgner und verdeckter prophecey, also lesen wir in Daniele allerlay von dem jüngsten tag, und sonder0, das in der zeit den zeytten unnd halber zeit vor dem jüngsten tag (das ist vierthalb jar vor dem letsten gericht) das rayn stattp opffer abgthon werden solle 16 , welchs dan ist das sacrament des waren und zarten fronleichnam und plüt unsers herren Jesu Christi in der mess, würdet laider von den gotloßen zwinglischen, oecolampadischen, carlostadischen und andern berengarischen newen leerer abgethon17 nach laut der prophecey Danielis, und würdet ain grewel, als in den winnckelnq ain abentmal, von den newen christen dargegen aufgericht, achtr ich, sollent die widerteuffer ain abertzills dißer irer leer, des jüngsten tag halben, so müß es allainn aus diser prophecey Danielis inen geoffenbaret werden, dweil sy also den starcken felssen Christum im sacrament umbstürment, und den grewel des beckenbrot1 und das wolleben Socrates 18 aufrichtent, sonst in aller gschrifft habent sy nichtz, des sy sich von ankünft des jüngsten tag behelffen mogent. Aber warlich sonst ist ir geist der Sichimiter19 und der falschen, verlaugnen" propheten geyst, und der herr hat sy nit geschickt, sonder ir boßheit hatt sy aus frembden landen in dises vertriben. Darumb, ir allerliebsten bruder, ich bit euch, wie Paulus die Thessalonicensser gebetten, lassent euch nit also bald bewegenv von eurem synn, sollent auch nit erschreckt werden, weder durch den geist, noch red, noch sanndtbrieff, als ob yetz angangk der tag des herrenn, das euch niemantz verfüere, dan der tag des herrn würdt komen in der nacht wie der dieb, und so sy sagen werdent frid und Sicherheit, so würdt über sy komen eylender undergang, oder man würde euch nennen die thorethen unnd unbesyntenw Galather, das ir euch in ain ander evangeli fleren liessent, liessent euch verzeubren, daz ir nit der warheit gehorsam warend, ja man würd euch zuschreiben, wie Paulus den Corinthiern gthon, ir leydent gern die unweyßen, wiewol ir doch weiß seynd, dan ir leident, das euch ainer in die dienstberkayt treibet, das ainer fresse, das ainer neme, das ainer euch in das angesicht Schlahe. Hierumb sollent yr nit ainem jeden geist glauben, sonder bewert die geist, ob sy seind und komen aus Gott, von iren früchten werdent ir sy kennen, unnd in iren mund ist gesetzt nichtz annders dan die lugen, das werdent ir gleich wie ander erfarn, so der jüngst tag nit kompt auff die zeyt, die sy dan ernennt" und dem gemainen man verkündt habent.

Die ander sermon. Ir allerliebsten, ir sollent nit glauben ainem yeden geist, sonder bewäret die geist, ob sy seind aus Got, 1. Joan. 4. Wir habent in der nechsteny

o) vor allem, besonders p) stete, immerwährende q) heimlich r) meine, erwäge s) falsches Ziel t) Bäckerbrot u) verlogenen v) wegführen w) törichten und unvernünftigen x) genannt y) vorangegangenen, d.h. in der ersten

4. Reg. 20 [2. Kön. 20, 1 - 1 1 ] 2. Paral. 32 [2. Chron. 32, 24] Daniel 9 in fi[ne] [25-27]

"SD

1. Corin. 10 [16.17]

1. Thes. 2 2. Thes. 2 [2] 1. Thes. 5 [2]

Galat. 3 [1.3]

2. Corinth. 11 [4.19.20] 1. Joan. 4 [1] Matth. 7 [20] Esa. 59 [13]

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Gene. 21 [1. Mose 21, 8 - 2 1 ]

Gala. 4 [22-31] Deutero. 20 [5. Mose 20, 13.14] Deut. 24 [5. Mose 24, 16] 4. Reg. 4 Ezechi. 18 [20]

Nume. 14 [4. Mose 14, 2 7 - 2 9 ] Joan. 6 [ 4 1 - 4 7 ] Nu. 14 [4. Mose 14, 31.32] Deute. 1 [5. Mose 1, 39] Exod. 10 [2. Mose 10, 9]

Exod. 12 [2. Mose 12, 37] Exod. 19 [2. Mose 19, 5] Ephe. 2 [3]

Genesis 11.12.15.17 [1. Mose 11, 2 6 - 3 1 ; 12, 1 - 3 ; 15, 1.4.5; 17, 2 . 4 - 7 ] Roma. 4 [ 3 - 5 ] Gala. 3 [8]

Fabri: Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer

predig drey puncten eingefüert. Nun wellent wir weiter aus Egypto in das globt land ziehen und besehen, wie es der herr mit den jungen kinder in beyden und in sonders 2 zuvor im alten testament gehalten hab, ob er sy lieb gehabt oder nit, darauf find ich Gene. 21, als Agar, dy magt, von Abraham und Sara aus dem hawß verwisen, und mit ir das kind Ißmael in der wüste Bersabee getragen, hat sy und das kind nichtz mer zu essen gehabt, beweyset gar clärlich der text, wie sy die Agar das kind von ir under ainen bom in der wüste Bersabee gesetzt, und sy einen bogenschütz a von dem kind hindan gesessen, hat das kind gewaynet, und stat zwaymal im text, das Got habe erhört die stym des kinds, dises kind, was nit von der freien Sara, sonder von Agar, der dienstmagt, von welher vil Paul [us] schreibt, geborn, Deutro. 20: Wan dir Got, dein herr, das erdtreich würdet geben in dein hannd, würdest erschlagen alles, das darinn ist, manlichs gschlecht, on die weiber und die kinder. Deut. 24: Es sollent die väter nit erschlagen werden für die son, noch die son für die vatter. Darumb Joab gelobt würdet, das er seynes vatters tod gerochen b , aber die kinder nit ze tod geschlagen, deßhalb auch Ezech. 18: Der son würdt nit tragen das ubel seines vatters. Aus welchem abermals ervolget, das Got, der herr, den kindem im alten gesatz gar gnedig und gutig gwesen. So lesent wir weitter Nu. 14, als der herr über das volck, do es gemürmlet 0 , zornig worden, hat er nit wellen, das über zwaintzig järig soltent in das heilig gelobt land ziehen, sonder sterben in der wüste, wie auch Christus Joan. 6 geredt unnd gemeldet hatt. Aber, spricht er, ewer kindlin wil ich einfüeren, das sy das land sehent, aber ewer todte corper werdent ligen in der wüste, dise kinder nennet er, das sy nit wissent gutz oder boß, Deut. 1. Es hat auch Got, der herr, nit haben wellen, das die kinder von dem volck von Israel nit aus Egypto soltent gefurt werden, darumb Exo. am X. ließ er sagen durch Mosen: Mit unsern kindern und elitern werdent wir ziehen, ja mit allen unsern sone und tochtern, und wiewol pharao hart angehalten11, noch e hat Got auch ausfüeren wollen die kinder, von denen stet am 12. capi. des andern buch Moysi, werdent gemeldt die weiber und kinder, doch nit getzelt, aber deneßt f nennet sy Got daz ausserwolte volck, im grausamen, zornigen und blüttigen gsatz werdent auch für das angenem volck geacht, auch getzellt und gerechnet, warumb woltent dan wir sy in dem gnadreichen evangelio sy setzen under die kind des zorn und ewiger verdamnüß. Dise und vil andere schöner, gnadreiche ding mocht ich antzaigen aus der gschrift im alten testament, aber das ist nit ain wenigs, das der herr den kinder hat geben ain zaichen seines bunds, durch welche er die kinder zu huld und gnaden angenomen, nämblich Abrahe und seinen samen hat er geben die beschneidung, von dem Abraham ist voll alle gschrifft, facht an 8 Gene, am 11. und 12. ca. sagt im der herr unnd verspricht im, er wolle in machen zu ainem großen volck unnd in im werdent gesegnet alle geschlecht der erden, merck, alle gschlecht. Er ist im erschynen, im und sei-

z) insbesondere a) Bogenschuß blieb, in seiner Verhärtung fortfuhr

b) gerächt e) dennoch

c) gemurrt f) dennoch

d) verstockt g) beginnt

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nem samen versprochen daz erdtreich, als er dy schaf von Loth nach der hirten krieg getailt, Gene. 13, hatt er gesagt. Alles erdtreich in die vier ort der welt, das du siehst11, wil ich geben dir und deinem samen, und deinen samen würd ich machen wie daz pulver der erden. Am 15. hat er im getroßt, er wolle sein schirmer1 und vaßtJ groser Ion sein, verhaißt im ainen elichen erben und merung seines samen, verspricht seinem samen wider das erdtreich, und als er hat angefangen, 99 jar zu sein, trifft er mit ime ainen bundt, enndret ime den namen, macht aus Abram ainen Abraham, ainen vater viler volcker, und nit allein auf ine, sonder mit langer meidung auf seinem samen in ewig zeyt, Genesis 17, und setzet auf das zaichen des bundts, nämlich die beschneydung, das alle kinder manlichs geschlecht, achtägig, auch alle elter, soltent beschnitten werden, das hat auch also gewäret under Mose, dan gleich wol, ob die beschneidung under Moyse im gesatz ertzelt, ist sy aber doch nit aus Moyse, spricht der herr, sonder aus Abraham oder den vätter, ist auch gestanden, biß das lemblin Gottes gebom, Christus, der auch am achten tag beschnytten ist, damit er erfüllte das gesatz. Dißer Abraham ist unser vatter, und von seinem samen komen wir, und gleich wol nit alle von dem fleysch, sonder geistlich, er hat auch, wie Paulus zu den Romer am 4. schreibt, diß zaichen enpfangen zu ainem sygel der gerechtigkeit, diß zaichen ist nun abgthon, dan zu Hierusalem ist also in den ersten christenlichen concilien nit durch das pofel k und der lutherischen pauren hauffen, sonder durch Petrum, Jacobum und andere eltter1 zu Hierusalem entscheiden und erkent"1, und dise erkantnüß der hotten und elter hatt die auffrur gestellt" in Antiochia, und Paulus hat geredt, wan ir beschnitten werdent, würdet euch Christus nichtz nütz sein, unnd so wir uns beschneiden ließent, müestent wir das gantz gesatz, auch die 613 unnd mer ceremonialia unnd richterliche gebot halten, aber noch ist der pundt nit hinweg, es ist noch der regenbog an dem himel, und diser pundt hat ain ander zaichen, ist der tauf, welcher nit allein mit den elter, sonder auch mit den kinder Got getroffen, gleicherweyß als wan ain künig oder fürst mit ainem land oder volck ain pündtnüß annymbt und zaichen außtailt, werdent nit allain die gegenwürtigenq, sonder auch die abwesigen, nit allain die alten, sonder auch die jungen begriffen1 und verstanden. So nun die beschneydung, darauff die Juden hart gehaltens, verrucket1, wie dan clärlich beweyset Paulus zu den Colos. am 2., und aber Gott, der herr, die kinder des gsatz also mit ainem andern zaichen zu dem ewigen segen fürsehen11 und an desselbigen stat ain anders zaichen gestelt, sol billich dasselbig zaichen nit mynderv dan das erst zu der gnaden, hüld und säligkeit Gottes weyßen, ja was hatt der herr mer gethon, die kinder, so nit beschnytten, als weyblichs geschlecht, nach der beschneydung pundt und die,

h) siehst i) Beschützer j) sehr k) Pöbel, einfache Volk 1) Ältesten m) entschieden und beschlossen worden n) gestillt o) Über die Mose auf dem Berg Sinai gegebenen Gesetze und ihre [unterschiedliche?] Aufteilung siehe . . . p) gleicherweise kein Mißbrauch q) Anwesenden r) einbezogen s) sehr festhalten t) hier: abgetan u) versehen v) weniger 44

Reformation 2

Jaco. 2 [23] Gene. 13 [1. Mose 13, 1 4 - 1 6 ] Gene. 15 [1. Mose 15, 1.4.5]

Gene. 17 [1. Mose 17, 10-14] Levit. 12 [3. Mose 12, 3] Luce 2 [21]

Roma. 4 [11]

Acto. 15 [1-35] Gala. 5 [2] De praeeeptis Mosi in montem Sinai datis ac maria [varia?] eoram particione vide Petrum Galatinum lib. 11 cap. 4° 20 Gene. 9 [1. Mose 9, 1 2 - 1 7 ] Simile haud absonum p

Colos. 2 [11; vgl. Eph. 2, 11-16]

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Filii in parentum fide salvati suntw Nume. 14.32 [4. Mose 14, 33; 32, 13] Josue 5 [ 2 - 9 ] Galgala loci nomen* Numeri 1 [4. Mose 1, 46] Seelmorder widerteuffern

Psal. 93 [=94,21] Psal. 105 [= 106, 37.38] Hiere. 32 [35] Arnos 5 [25] Acto. 7 [42.43]

Gene. 7 [1. Mose 7] Gene. 19 [1. Mose 19, 24.25] Dathan und Abyron Nume. 16 [4. Mose 16, 3 1 - 3 5 ] Psal. 105 [= 106, 16-18] Utsup[ra] de Sennacherib Regi Aßyriorum exercitu.0 4. Reg. 19 [2. Kön. 19, 35] 2. Paral. 32 [2. Chron. 32, 21] Exod. 19 [2. Mose 19, 1 6 - 1 8 ] Math. 2 [16-18] Psal. 136 [= 137, 9] 1. Corint. 10 [4] Exod. 17 [2. Mose 17, 6] Utsupraf

Fabri: Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer

so vor der beschneydung von dem ersten capitl Genes[sis] biß auf das sybentzehenden gebom, hatt er sälig gemachet in der eitern glauben, sonst mußtent sy alle verdampt sein, ja diser elter glaub hat auch nit wenig nach der zeit Abrahe, und als auch Moyses in der wüste das volck regiert, wol viertzig jar geholffen. Deßhalb lesent wir Josue am 5., als das volck ist gewesen viertzig jar in der weytten wüste, seind sy in viertzig jarn nit beschnytten worden, und hatt sy erst, als sy in das Cananeer land eintretten, Josue beschnytten mit stainen messer, unnd hatt die stat genennet Galgala. Nun ist gewyß, das vil kinder von den sechs mal hundert tausent getzelter männer geborn und on die beschneidung gestorben seind, die kinder aber alle, von denen ich yetz geredt, machen die Juden salig in dem glauben der elter, und unsere kinds feinde, die selmorder, unsere farende schuler, die widerteuffer, wollent die unschuldigen kinder, so nach Christi sterben und von christenleütten geborn, nit lassen sälig werden, für die Christus, ain kind, geborn und auch für alle gelitten. Darumb inen weysgesagt am 93. Psal., das unschuldig plüt werden sy verdammen, das die kinder aber unschuldig seind, schreibt Dav[id] am 105. Psal. Si habent aufgeopffert, spricht er, ire son und ire tochtern dem teüffel und vergossen das unschuldig plüt, das plüt irer son unnd irer tochtern, die sy aufgeopffert haben den geschnitzleten bildern Chanaan, und dise opfrung ist geschehen ainem abgott Moloch, wie dan newlich in ayner treffenlichen inßel Ro[mische] Kay[serliche] Ma[jestät], unser aller gnedigister herr, auch gefunden, das sy den abgotter die kinder geopfert haben und das plüt an der priester klayd noch erseheny würdet. Seind nun die kinder unschuldig, müßent sy haben den geist und die gnad, so nun in dem gsatz, da Gott stetz ertzürnt, etwanz das wasser über die weit geschickt, etwan das fewr von himel über die stett geregnet, das erdtreych wider etlich geöffnet und die verslücken lassen, das volck über hundert tausent durch den engel erschlagen, das gesatz, mit tonderna, erdbidenb und andern grausamen dingen vom perg Sinay geben, so gnedig den kindern gewesen, das er nye kain zeyt gelassen, darin sy die kinder troßtloß und on ertzney zu der seligkeyt geweßen, warumb woltent wir die kinder, für deren sünd Christus am creütz gestorben, also ermorden wie Herodes. Darumb sälig ist der man, spricht David im psalter, der seine kinder knischetd an den felßen, nit das er sy an ainen materlichen6 felßen schlahen, sonder an Christum, welher als Paul[us] gelert der geistlich felß ist, anrichten und schlahen, an welchen auch die rät Moysi geschlagen und von dem die väter getruncken, ja nit die väter allein, sonder auch die kinder, und von disem felßen zaigt clärlich Paulus an sein maynung, gleicherweyß das sy alle under dem wolcken und in dem dürchtzug des Rotten Meer getaufft seind, da dan niemantz außgenomen, sonder auch die kinder eingeschlossen und zu tag und nacht der

w) Die Kinder sind im Glauben der Eltern gerettet. x) Galgala ist der Name des Ortes. y) gesehen z) vormals a) Donner b) Erdbeben c) wie oben vom Heer Sanheribs, Königs der Assyrer, berichtet ist d) zerschmettert e) materiellen f) wie oben

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wolcken und feürenseül guthait enpfunden habent. Aus denen und andern anzaigen vil beweiset sich, das Got, der herr, für und für ain genedigs aufsehen gehabt im alten testament, darmit die kinder salig würdent. Was nun der herr im newen testament den kindern bewyßen, wollent wir in nachvolgender predig erzellen. Ja, sprechent nun die kind morder. Es stat geschriben, welcher glaubt und tauft wirdet, der wirt salig, darumb muß glaubt werden. Lieben christen, dise widerteuffer fürent die gschrifft wie die phariseer vor Herode zu Hierusalem unnd der teüfel vor Christo. Wir lesent, daz Herodes die schreiber und phariseer gefragt, wo doch Christus solte geborn werden, habent sy im wol den spruch aus dem propheten Michea eingefürt8, er werde seinen ausgang haben von Betlehem, aber daz allerpeßt habent sy ausgelassen, nämlich dise wort, und sein ausgang ist von den tagen seiner ewigkait, dardürch der prophet angezaigt, daz er ewiger Gottes son ware, nit ain schlechter11 mensch. Der teüfel hat vor dem hern selber die gschrifft eingefürt aus dem 90. psalmen, aber daz beßt heraus gelassen, nämlich dise wort, das sy dich behütent in allen deinen wegen. Gleicher gestalt thünd die widertauffer mit oberzelten worten, dann sy soltent hinzu thun, welcher nit glaubt, der wirdet verdampt, so sy aber haltent1, wie daz ungetauffte kind vor seinem alter, wann es sterbe, werde es nit sälig, werde auch nit verdampt, und müessent doch leiden, das der text saget, welcher nit glaubt, der wirt verdampt, nun glaubent die kinder nit, wie sy lerent, darumb werdent sy von noten aus ierem aignen mund und leeren verdampt, bey inen, aber nit bey uns, die in der arch, das ist im glauben und bey der kirchen, beleibent. Wir lernent im evangelio mit Christo reden. Ich wil die barmhertzigkait, nit daz opffer, sagen mit Got, ich wil nit den todt, sonder daz leben, so wollent sy nit allain der elter und erberkait, sonder auch die armen kinder an der seel ermorden. Nun besieh1, lieber widerteuffer, ob du oder ich grosser tyrannen seindt. Ich mach engel vor Gott aus den kindern, gib sy an das creütz Christi, ofnen inen den himel, so wilt du sy mit gwalt herauß reissen, nit einlassen weniger dan den teüfel, von welchen etlich nach Origenis leer auf heuttige stundk haltent, daz er auch selig werde.21 Und als du, widerteüffer, sagest, das kind habe kainen glauben. Antwurt, ich bestandt™ dir nit, das sy kainen glauben habent, dann so sy habent den heiligen geist, habent sy auch die frücht des geist, von denen Paulus zu den Galather, der im evangelio den samen außgeseit", get hin und schlaffit, hat auch den glauben, ob er gleich wol nit redet, und wer saget mir, ob du widerteüffer den glauben habest oder nit. Ich glaub auch nit, daz kain widerteüffer den rechten glauben hab, aus ursach, ee und° er sich in widerteüff gibt, müß er fallen von den grasten und heiligisten stück unsers glaubens, wie dann kundbar und wissentlich ist, darumb sein glaub nit Petri,

g) zitiert h) schlichter, einfacher i) meinen j) betrachte 1) Die origenische Häresie, die um das Jahr 231 aufgegangen ist. bekenne n) ausgesät o) bevor

44"

k) bis jetzt m) gestehe,

Exo. 13 [2. Mose 13, 21] & Psal. 104 [= 105, 39]

Marci ult. [16, 16]

Matth. 2 [ 4 - 6 ] Michee 5 [1]

Math. 4 [6] Luce 4 [10] Marci 16 [16]

1. Pet. 3 [20.21] Osee 6 [6] Math. 9 [13] & 12 [7] Ezech. 18 [23]

Oriegiana haeresis quae anno ferme 231 exorta est1 Gala. 5 [22] Math. 13 [ 2 4 - 3 0 ] Marci 4 [26.27]

S. Peters gelauben

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Fabri: Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer

Luce 22 [31.32] sonder des falschen Juden Iscariothis glauben ist, darumb er sich nit vast

Questio cum responsioneq Math. 21 [ 2 3 - 2 7 ] Marc. 11 [ 2 8 - 3 3 ] Luce 20 [ 2 - 8 ]

Die widertauffer seind bader und wescher

Beeltzebub der fliegen Got

Der rottengeist predigt 1. Cor. 15 [14] Math. 3 [17] & 17 [5] Marci 9 [7] Luce 9 [35] Hebre. 1 [2] Psal. 2 [8] Acto. 13 [33] Math. 8 [29] Marci 5 [7] Luce 8 [28]

p

des glauben berumen mag oder darf, aber auf morgn wellent wir von der kinder glauben weiter sagen. Ja, sprechent sy, wo haben die apostel kinder teuft. Antwurt, wo habent sy es verbotten, wir wellent den kindertauff beweisen aus der gschrifft und das er von zeit der zwelffbotten gehalten. Aber ir widerteuffer, ich muß euch thün, wie Christus den fürsten der priester und eitern gethon, sy fragten in, in was gewaltr er dise ding thätte, sprach er, ich würd euch fragen auch ain red, so ir mir dieselbigen sagent, so würd ich euch sagen, in was gwalt ich dise ding thun, der tauff Johannis, woher wass er, von himel oder von den menschen, gedachten sy in inen1 selber und sagtent, so mir" sagent, er sey von himel gwesen, würdet er uns sagen, warumb dann habent ir im nit glaubt, aber so wir sagent, aus den menschen, fürchtent wir das volck und habent gesagt zu Jesu, wir wissent daz nit. Also frag ich euch, bader und baderin, wescher und wescherin, wo stett es geschryben und wa habent die zwelffboten gtaufft, also wie ir in den winckeln, zwo stund vor tag, ain schüssel mit wasser auff den tisch gesetzt, die finger hynein gestossen und ein creütz an die stiernen gemachet und gelert, daz ewer und nit der kirchen tauff sey der recht tauf, wan ir mir das sagent in der bibel, das die zwelffbotten auch also getauft, so wil ich mich morgn auch tauffen lassen, nun mussent ir es sagen, dan ewer bader ordenv vermag nichtz, es sey dan offenlich in der bibel. Ja also fliehent ir kirchen Ordnung, das ir wenig noch vil halten wollent, es sey dan, das Christus oder seine junger sollichs habent auch also gethon, darumb ir blindenfuerer [vgl. Matth. 15, 14], warumb stossent ir der kirchen offenlich Ordnung umb und setzen auf ain form des tauffs, die ir doch aus dem evangelio nit beweysen mogent, darumb ewer leer nit aus Got, sonder dem beeltzebub, dem fliegen Gott ist, und ir geet mit menschen tandtw umb, probierend ewern geist [vgl. 1. Joh. 4, 1], wie das gold an dem strychstain22, so werdent ir nichtz dan pley und küpfer finden. Für den dritten puncten sollent ir wissen, das die rottengeist in den winckel predigent, Christus sey nit Got, sey auch nit Gottes son. 23 So das ist, volget von noten, das unser glaub fürgebens, unser predig nichtz ist, das er Gottes son sey, stet Math. 3 und 17, da der vatter bey dem Jordan und auf dem berg Thabor gesagt, daz sey sein liebgehapter son, und wem spricht Paulus zu den Hebreer, under den engel hat er ye gesagt, du bist mein son, heüt hab ich geboren dich. Mar. 5 [7] hat es auch der teüffel bekent, so er geschriern, was mir unnd diry Jesu, ain son des obresten Gott. Math. 14 [33], warlich du bist Gottes son, Mat. 16 [16] hat Petrus nit aus dem fleisch und plüt, sonder des vaters eroffnung, bekent, er sey Christus, ain son des lebendigen Gottes. Mat. 27 [54], warlich Gottes son wasz er, unnd vollen an allen orten ist die gschrifft, das er nit allain Gottes son,

ρ) sehr q) Frage und Antwort r) mit welcher Vollmacht s) war sich u) wir v) abschätzig: Täufergemeinschaft w) Unfug, Betrug y) was willst du von mir z) war

t) bei x) prüft

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sonnder der ain geborn Gottes son, durch welchen Got auch uns geredt und gelert, wie gleich in anfang der epistel zu den Hebreer, das er auch Got sey, beweyst uns der anfang des evangelii Joannis, wie er das wort und Got sey, das dißes wort auch mensch worden sey, davon vil in der 5 predig des letzsten nachtmal. So nennet in Paulus den gesegneten Gott in die weite, ist in die ewigkeyt, auch der ungläubig Thomas nennt ine seinen herrn unnd seinen Got. Dweil dan die widertauffer also von dem glauben gevallen, sollent billich ire geist nit für heilig, sonder für hellisch gehalten werden. Darumb lieben christen, wie Joan[nes] leret, glaubent nit ainem 10 yeden geist, sonder bewarent die geist, ob sy seynd aus Gott. Amen.

Hebre. 1 [2] Joan. 1 [1] Roma. 9 [5] Joan. 20 [28]

1. Joan. 4 [1]

Die dritt sermon.

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Ir allerliebsten, ir sollent nit glauben ainem jeden geist, sonder probierent die geist, ob sy seind aus Got 1. Johan. 4. In gesteriger predig hat ewer lieb und andacht wider die Wassergeist3 gehört, wie Gott, der herr, im alten testament der kinder nit vergessen, sonder irer verschontb. Nun wollent wir sehen, wie er sich im newen testament gegen den kinder erzaigt und gehalten hat, so find ich, das nach der prophecey er selber hat wollen Esa. 9 [5] als ain kindlin geborn werden. Darumb zu Bethleem habent in als ein kind Matth. 2 [11] verwickelt in tücher funden die weyßen, so under dem Sternen komen wa- Luce 2 [ 8 - 1 6 ] rent auß Oriente, dergleichen die hierten von dem feld, also ain kind ist er geflohen in Egypten, wider khomen als ain kind zu Nazareth gewesen, als Osee 11 [1] ain kind, zwelfjärig, im tempel sich gesetzt in mitten under die gelerten, sy Luce 2 [ 4 1 - 5 2 ] gehört und gefragt, dises alles leget der fromb Hireneus, ain jungers junger Hireneus lib. 2 Johan[nes] evangeliste, aus, das es beschehen0 24 , dan er auch habe wollen capi. 39 salig machen die khinder, und weitter zaigt an die geschrifft, das er ein Math. 19 [ 1 3 - 1 5 ] kind habe fürgestelt unnd bey dem selbigen gelert, wie sich ainer halten Marc. 10 [ 1 3 - 1 6 ] solt, damit er eingen mochte zu dem reich der himel, darumb Math. 19 [13—15], Luce 18 [15 — 17] geschryben ist, man hatt dem herrn kindlin Luce 18 [ 1 5 - 1 7 ] fürgebracht, habent die junger die selbigen nit wollen zulassen, da hatt sy der herr gestrafft oder, wie der annder text saget, hart angefam und gesagt, Marc. 10 [13.14] ir sollent sy nit verbieten, das sy nit zu mir khomen, dan deren ist das reich der himel, und darauff hat er sy umbfangen, inen auffgelegt die hend und auch inen geben den segen. So nun dise kind den segen enpfangen, wolt ich gern wissen, warumb die widerteuffer inen wolten aufflegen den fluch, ja sagent die wortkempffer, es seind beschnytten knaben gewesen, Wortkempffer die habent woll mögen enpfahen den segen. Antwurt, wo stet es geschriben, ja es ist sich nit mynder zu vermuten, das es mädlin so wol als auch Math. 18 [ 1 - 5 ] knaben gewesen. Aber sagent mir dieselbigen, warumb hat ain yedes kind De Micha [2, 9] seinen aignen enngel, die allweg sehent das angesicht des vaters im himel. Daniel 10 [13] Ist im nit also, das sy das kind verhutentd, wie dan von Michaele, Ra- De Raphafel] Tobi. phaele unnd andern gelesen würdet, und deren behütenden engel ist vol die 5 [18] & 6 [= 9, 6]

a) d.h. die Täufer

b) verherrlicht

c) geschehen

d) behüten

684 Ephes. 6 [12]

Luce 19 [ 3 8 - 4 0 ] Math. 21 [9]

Psal. 8 [3] 1. Petri 2 [1. 2]

1. Corin. 4 [14] Hebr. 5 [ 1 2 - 1 4 ] 1. Joan. 2 [13.14] Γράφω ϋμΐν τεκνία, γράφω ύμΐν Νεανίσκοι, γράφω ϋμΐν παι δί α. Acto 2 [39]

Hebre. 9 & 13 Leviti. 14 [3. Mose 14, 7] De lustrationis aqua diciturq Nume. 19 [4. Mose 19] Marci 16 [16]

Luce 1 [41] de Joanne Baptista

Fabri: Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer

geschrifft, dise hüt ist on alle zweyffel wider dye gewalt der finsternüß diser weit, damit die den unschuldigen kindern nit schaden mogent. Der herr, als er in den tempel getzogen, habent die kinder der Hebreer in gelobt und gesprochen: Osyanna, gebenedeyt ist der, so da kompt im namen des herrn, unnd als die Juden begerten, er solt inen sagen, das sy Schweigent, hat er geantwurt, wan sy gleichwol schweigen, würdent die stain nit schweygen, unnd inen für geworffene die geschrifft, ob sy gelesen habent von dem mund der unredenden und sügendenf, haßt du volbracht daz lob, sich8, wie der herr hat wollen auch gelobt werden durch die kinder, so das nit verstanden habent, und der heilig Petrus, als er den erweiten und zerstreuten in Ponto, Galathia, Cappadocia, Asia und Bythinia geschriben [vgl. 1. Pet. 1, 1] und sy gelert, wie sy alle boßheyt hinweg thun sollent, hat er sy gericht auf die jetz gebornen kindle, wie dan zum tail Paulus auch gthon, der evangelista Johan[nes] schreibt auch in erster seiner canonica25 nit allain den alten und mittelmaßigen, sonder auch den gar11 jungen sonlin, dan er meldet sy in ainem sondern1 wort neaniscus, sonst spricht er, ich schreib euch teknia, das ist sonlin, und pedia, das ist kindlin26, und disen teknis, ist sonlin, sagt Petrus, als er dreitausent teüfft, sye1 diß verhayssung geschehen, ecce mysteriumk. Daraus volget, wie das new testament die kindlen liebet, nun mag es nit alles auf der Juden kinder getzogen werden, dan die beschneidung hatt die urtail zu Hierusalem verlorn [vgl. Apg. 15, 1—29], und on zweyffel darumb, das der tauff durch den heiligen geist an statt der beschneydung verrückt1 unnd jetz durch das wasser außgericht wurdet, das vor™ hatt mußen in beschneydung mit plüt gerainiget werden. Dan yetz nit mer sovil küe, kelber, bock, wyder und andem thieren plüt zu rainigung des menschen, sonder allayn das gemayn element des wassers gebraucht wirt, ja vor hat man das volck besprenchet" mit plüt, jetz gebent mir° allain das gweichtp wasser. Nun sagent sy, wir bestandent noch auff der mainung, das ain kind glauben und seinen glauben bekennen sol, oder es mag nit getaufft werden, dan es stett, welcher gelaubt unnd getaufft würdet. Antwurt, wo stett es geschryben, das ain kind seinen glauben aussprechen muß, wo wilt du den stummen tauffen, so er nit reden kan, oder müß er zu seinen brestenr auch dort verdampt sein, dieweil er den glauben nit aussprechen kan, ja ich gib dir ain kind Joannem, daz hat an Christum glaubt, ee das es geborn, gib du mir ain geschrifft, das die kinder nit glaubent, unnd gib mir ain gschrifft, das den kinder der tauff verbotten sey. Warumb frisseßt fleisch zu verbotner zeit, als in der viertzig tagigen vasten27, die wir auch in der kirchen von der zwelfbotten zeit gehalten, und thüst das zu vil ergernüß, nit aines, sonder vil hundert tausent menschen, sagst du, Got hab es nit verbotten, wie wol du auch hierinn irreßt, aber ain gmaines

e) vorgehalten, zitiert f) Säuglinge g) siehe h) ganz i) besonderen j) sei k) sieh das Geheimnis 1) verändert m) vorher n) bespritzt o) wir p) geweihte q) Das Reinigungswasser wird genannt. r) Gebrechen s) allgemeine

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regel haltest, was Got nit verbotten, sey dir in der christenlichen freyheyt erlaubt. So sag du mir, warumb du den kinder den glauben, den tauff verbelltest, den doch Got nit verboten hat, und war wil mir sagen, ob du enphahest den tauff wie Judas, das sacrament oder nit, meniger1 widertauffer glaubt mit mund unnd so weyt im die zung angehefft, aber sein hertz, wie der phariseer, ist weyt von Gott. Ich halt gleicherweyß als der som des schlaffenden wachße unnd stilschweigent in der erden aufgang und sich mere, also auch so das kind enpfacht den heiligen geist, das es dan enpfengelich ist, das sein glaub aufnem und stilschweigent wachse, sonder so die christenlich gemain in den christenlichen bundt solchs kind bey dem tauff in das büchleben hatt einschreiben laßen, das beweiset uns die gleichnüß mit dem senfkornlin, und das etlich im evangelio gebeten, ο herr, meru uns den glauben, aber gleichwol, ob die kinder nit aigne glauben hettent, so hilfft sy der glaub irer elter, dann du widertauffer, du müßt entweders alle witwen, junckfrawen des alten testaments, so bey den 5000 jarn gewesen, verdammen oder sy mit der elter oder ierem glauben sälig machen, dan sy seind ye nit beschnitten worden als die knaben, habent doch die sünd von Adam ererbt, wider die ist gnüg der elter glaub gewesen, wo sy nit selbs, wie Abel, zu der eerung Gottes khommen. Und wie der elter glaub im alten testament vil nütz geweßen, auch denen, so tausent und mer jar hernach khomen seind, als sich im Abraham, Isaac, Jacob etc. für iren samen und nachkomen aygentlich erscheint, also auch hat Christus zu vil main den frembden und nit aigen glauben angesehen, das beweyßt uns der glaub deren vieren, so den betryßigenv durch daz tach abgelassen. Es ertzaigt das der glaub centurionisw für sein kind oder diener, der glaub Marthe für iren abgestorben brüder Lazarum, so viertägig und stinckent im grab tod gelegen, also der glaub der witwen, welcher ainigx son gestorben wasy also. Es sagt das evangelium, wie ain vater ain son gehabt, der ain stum unnd beseßner von jugent gewesen, sy hab ine mermal in das feür und wasser gestürtzet, hat gebeten für seinen son, hat im der herr Jesus gesagt, ob er glauben mog, antwurt der vatter, ich glaub es, ο herr, hilff meinem unglauben, von stundt ist er erledigt2 und gesund worden der son, Mar. 9, also habent sy zugefüert ainen tummen und stummen, also hat die Syrophenissa gebetten für ir tochter, also hat man ainem blinden zu Christo gefüert, also ist es begegnet Jairo, dem fürsten der sinagog, mit seiner tochter, in welchen historien allen der frembde glaub geholfen hat, und so ain kind im glauben der kirchen, mi[t] gebet im geist der kirchen, mit fürbit der elter bittet und bey fünfzehen hundert jarn gebetten, sol sy für kain christen kind, wie die gotloßen widerteuffer sagent, erhört sein, und doch Christus so offt bewysen, wir sollent bitten, wir sollent anklopffen, was wir bittent in seinem namen, werdent wir enpfahen, ja wan nun zwen oder drey bittent, wil er in mitten under inen sein, und es ist nit möglich, das viler gebet nit erhöret werde, allain bey den

t) mancher x) einziger

u) mehre, stärke v) Bettlägerigen y) war z) frei (von der Krankheit)

w) des

Hauptmannes

Esa. 29 [13] Math. 15 [8.9] Marci 7 [6.7]

Marci 4 [26-29] Math. 13

[31.32.34] Marc. 4 [30-34] Luce 13 [18.19] Luce 17 [5]

Gene. 4 [1. Mose 4] Matth. 23 [35] Luce 11 [51] Hebre. 11 [4]

Marci 2 [1-12] Luce 7 [1-10] Joan. 11 [1-45] Luce 7 [11-17] Math. 17 [14-20] Marci 9 [14-29] Luce 9 [37-42] Math. 15 [21-28] Marci 7 [24-30] Marci 8 [22-26] Math. 9 [18-26] Marci 5 [21-43]

Math. 7 [7.8]

Luce 11 [9.10] Joan. 16 [23.24] Math. 18 [20]

686 Ambrosius] in lifbro] de poenitentia. Multorum preces impoßibile est contemni 3 28

Lutherus archihaereticusb

Gotlosen bader Lucianus Samosatensis Joan. 12 [26] Joan. 14 [3] Philip. 1 [23] 2. Corinth. 5 [1-4] Esa. 45 Joan. 20 [17] Naso Ii. Met. 1. Pronaque cum spectant animalia cetera terrain. Os homini sublima dedit coelumque videre etc. 30 Acto. 7 [55.56]

Fabri: Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer

widerteuffer ist es unmöglich, das in tausent jarn die gantz Christenheit dem teüfel aines kindlins seel abgebetten hab, pfü der schand diser rottengeist. Nun wellent wir sehen, was sy weytter leren, daz wider Got und die schrifft sey. Sy lerent, wie auch der verdampt ertzketzer Martinus Luther in ainer predig von dem reichen und armen gelert, das alle die, so von diser weit nach der himelfart Christi gestorben, nit gen himel khomen seind, auch weder wir noch unsere nachkhomen gen himel khomen werdent, biß an den jüngsten tag, und das wir also schlaffent mit seel und leib, wie aber und wo, mogent und wissent sy nit zu sagen. Sich c der widerteuffer facht an d an den kindlin, beschleust aber auch an den alten, dan die gotloßen bader legent ain malenschloß 6 für den himel, machent den himel, als ob er ärenf und stäheln sey, bildent ein, wie Lucianus der spotvogel gelert, als ob der himel ain thür oder fallen habe, die man beschließen mog, und Jupiter etlich mal, doch selten im jar herab sehe 29 , wider dise leer ist geschriben, welcher mir dienet, volge mir nach, und da ich byn, würdet auch sein mein diener. Ich gee hin zu beraiten ain stat, damit, wo ich sey, das ir auch seind, und ist er je zu himel. Darumb seine apostel und andere diener auch zü himel seind, und das ist, so Paul[us] begert, das er erlediget und bey Christo ware, und an ainem andern ort, so seines leibs tabernackel® zerstört, das er sein wonung hette im himel. Darumb, dweil die himel herab gesendent habent den gerechten Messiam, der auch wider gen himel gefarn und die hymel so seinem tauff eröffnet, sollent wir die nit, wie die widertauffer, beschliessen, sonder sy anschawen, dieweil wir nit, wie alle andere thieren, unser angesicht gegen der erden, sonder gen himel auffrecht korent, mit Steffano bitten und auffsehen, so werdent uns auch die himel offen steen. Darumb bewarent die geist, ob sy seind aus Gott.

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Die vierdt sermon. 1. Joan. 4 [1]

1. Pet. 3 [20] Exod. 29 [2. Mose 29, 4] Exod. 40 [2. Mose 40, 7—12]

Ir allerliebsten, ir sollent nit glauben ainem yeden geist, sonder bewäret die geist, ob sy seind aus Gott, 1. Joan. 4. Wir wollent in diser 30 predig einfuren weiter ursach, warumb unsere elter also den kindertauf gelert, gehalten und gefürdert habent, hiebey sollent ir vernemen, das sy habent funden, das der tauf nit ain klain, sonder großes unnd notwendig ding in der geschrifft geachtet würdet, dan des tauffs der christen ist volle alle geschrifft, khoment wir in die bücher Moysi, findent wir, das durch die 35 archa Noe der tauff sein figur enpfangen hat, des beweyset uns clarlich Petrus. Suchent wir im gesatz, ist stetz die rainigung durch das wasser, also taufft man Aaron und sein son, Exod. 29, also wescht man den tabernakel mit wasser, Exo. 40, also probiert11 man die, so mit dem eebrüch,

a) Ambrosius im Buch von der Buße. Es ist unmöglich, die Bitten von vielen Menschen zu verachten. b) der Erzketzer Luther c) siehe d) fängt an e) Vorlege-, Hängeschloß f) ehern g) Wohnung h) prüft

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Nume. 5 beschrait', also sprentzt man mit wasser den, so ainen todten corpelj angeregt, darumb im evangelio probatica piscina [vgl. Vg.: Joh. 5, 2], darin man die schaff zu dem opffer geweschen, natatoria Siloe1 und vil ander wasser in mari Eneo etc., welche alle ain figur des wassers tauf gewesen. So wir dan weyter sehent die propheten, findent wir Ezechielis am 36., das er redet zu allem volck, niemant ausgenomen: Ich würd über euch außgiessen ain raynes wasser, und ir werdent gerainiget werden von allen euren befleckung, und auf den selbigen tag, so ich euch rainigen würd von allem ubel etc. Dweil dan figuren und propheceyen sich auf alles volck, niemantz ausgeschlossen, und in sonders under dem angenamen volck Gottes auch verstanden und getzelt werdent, darumb die kirch sy nit ausgeschlossen hat, daz wollent wir nun weiter außfuren, 1. Corinth. 10: Ir bruder, sy seind alle gewesen under dem wolcken, und alle durch das Rott Mer getzogen und alle getaufft in Moyse, in dem wolcken und in dem meer. Nun ist wißent, das der herr in außfüerung des volcks von Egypto vorgangen in ainem wolcken, so geweßen wie ain sülm, die selbig hat das volck beschirmt zu tag, und zu nacht ist es gebeßen feür, zu ainem scheyn des gantzen volck, unnd wie sich die bewegt, also ist getzogen alles volck, under disem wolcken seind nit allain die geweßen, so im vierten buch Moysi die Juden von der ersten wort wegen, vaiedaber, und wir das zallbuch nennent, zwaintzig und meijärig, sonder auch die kinder getzogen. Es seind auch nit allain die sechs mal hundertausent gewapneter, sonder auch die kinder getzogen, dan dieweil Christus bekent und die warheit ist, das die vater in der wüste gestorben, und wissent ist, das von denen manner, so aus Egypto getzogen, nit mer dan zwen, als Josue und Caleb, in das gelobt und versprochen land seind khomen, die annder alle gestorben, volget von noten, das vil kinder inner viertzig jaren unnd den ζ way und viertzig feldleger geborn, die alle seind under dem wolcken getzogen, so seind auch die kinder durch das meer getzogen, welchs dann ain figur, spricht Paulus, des tauffs gewesen. Dweil dan Paulus saget von allen, hat er weder weib noch kind ausgenomen, dan nit allain aus der dialectic, sonnder auch aus Paulo zu den Hebreer am andern und andren orten wir lernent, welcher von allen saget, nimbt khainem aus, dweil dan Christus auch geborn, gelitten und aufferstanden für alle, darumb auch die kinder von Christi geburt, leiden und aufferstend nit ausgeschlossen werdent. Das wollent wir also einfüren durch die gschrifft. Der prophet David am 13., 52. Psalmen zaiget an: Alle seind abgefallen unnd unnütz worden, biß auf ainen, und Esaie. 53: Wir seind alle irre gangen, wie die schaff. Darumb David sich bekennet am 118. Psal.: Ich hab geirrt wie daz verlorn schaf. Deßhalb der herr, Math. 9, daz volck hat gesehen wie die schaff on ainen hirten, deßhalb er sich außgibt für den hirten, Joan. 10, unnd nennt uns seine schafflin, und als wir in der wüste verlom, hat er uns auf sein achßel genomen und tzu den neün und neüntzig getragen, darumb 1. Petri 2: Ir warend wie die irrenden schaff, yetz seind ir bekert zu dem hirten etc. Das ist geschehen

i) bezichtigt sind

j) Körper, Leib

k) angerührt

1) Teich Siloah

m) Säule

Nume. 5 [4. Mose 5, 11-31] Nume. 19 [4. Mose 19, 11.12.18] Joan. 5 [2] Joan. 9 [7] 2. Reg. 8 [= 2. Kön. 8, 15] 1. Paral. 18 Ezechi. 36 [25]

1. Corin. 10 [1.2] Exod. 13 [2. Mose 13, 17-22] Exod. 14 [2. Mose 14, 19-22] Psal. 140 [= 105, 39]

Numeri. Vaiedaber

Joan. 6 [49] Nume. 32 [4. Mose 32, 11.12]

1. Corinth. 10 [1.2]

Hebre. 2 [8] 1. Corinth. 15 [27.28] Psal. 13 [= 14, 3] & 5 2 [= 53, 4] Esaie 53 [6] Psal. 118 [= 119, 176] Math. 9 [36] Joan. 10 [ 1 - 3 0 ] Luce 15 [4] 1. Petri 2 [25]

688 1. Corint. 15 [22] Nota voculam omnis" Joan. 1 [3] Ephes. 1 [23] Colos. 1 [17] Psal. 21 Psal. 8 [7] Hebre. 2 [10] Roma. 11 [36] Joan. 12 [32] 1. Joan. 2 [2] Joan. 1 [29] 2. Corint. 5 [19] 1. Timo. 1 [15] Luce 19 [10] Joan. 3 [16] 1. Joan. 4 [9] Roma. 6 [3] Gala. 3 [27]

Ephe. 5 [25.26] Coloß. 3 [19]

Widerteuffer seynd kindßmorder Esaie 64 Idem 45 [8]

Exod. 3 & 13 [2. Mose 3, 17; 13, 5] Levit. 20 [3. Mose 20, 24] Deutero. 8 [5. Mose 8, 7 - 9 ] Math. 3 [2] & 4 [17] Marci 1 [14.15] Matth. 5 [3] Luce 16 [= 6, 20]

Fabri: Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer

durch des heim tod, von disem redet also Paulus 1. Corinth. 15: Gleicherweyß als in Adam alle gestorben, also in Christo werdent sy alle wider lebendig werden. Merck auff, alle, dan unser herr und hayland ist der, durch welche ding alle gemacht, Joann. 1. Es würdet erfüllet alles in allen, zu den Ephe. 1. Alle ding bestandent in im, Coloß. 1. Alle ding seind im unnderworffen, Psal. 21. Von sein und durch in seind alle ding, spricht Paulus zu den Hebreer 2, unnd weitter: Durch in, auß im und in im seind alle ding, der selbig ist khomen, das er alle salig machen wolt. Darumb er sein arm in die vier tail der weit ausgeprait, deßhalb er gesagt, alle ding würd ich ziehen zu mir, und in seiner geburt, in seinem leiden, in seyner urstend0 hat er nyemantz außgeschlossen, sonder nit allain für vil, auch für die gantzen weit ist er gestorben, 1. Johan. 2. Darumb wirdet er genennt und von dem rechten teuffer bedeüt, das er sey das lämblin Gottes, welchs hinneme die sünd diser weit, und Christus hat die weit versonet mit Got, 2. Corin. 5, und ist khomen in dise weit, salig ze machen die sünder, 1. Timo. 1, ja, spricht der lieb gehabt junger des herrn, Got hat seinen aingebornen son gesant in dise weit, das wir lebent in im, dweil er dan für alle gestorben unnd der tauff in den tod Christi gericht, darumb seind die kinder nit außgeschlossen, des wollent wir hören die geschrift zu den Römer am 6.: Wyßt ir nit, das alle, die wir in Jesum Christum getaufft seind, die seind in seinem tod getaufft. Zu den Gala, am 3.: Ir seind alle (sichp, alle) Gottes kinder durch den glauben an Christo Jesu, dan wievil ewer getauft seind, die habent Christum angetzogen. Zu dem Ephe. am 5.: Ir manner, liebet ewere weiber, gleich wie Christus geliebt hat die kirchen und hat sich selbs für sy geben, auf daz er sy heiliget, und hat sy gerainiget durch daz wasserbad im wort. Aus disen dingen allen volget, dweil Christus für alle, niemantz außgeschlossen, geborn, gestorben, begraben und erstanden, das diser dingen bedeütnüs und zaichen, des da ist der tauff, niemantz außgeschloßen hat, darumb sich hoch abq den widerteuffer, die warlich kindmorder seind, zu verwundern ist, das sy den himel, so bei fünfftausent jaren beschlossen, da auch durch Esa[jas] die vätter geschrüern1, wolte Gott, das sich die himel zerrissent, und den sandteßt, der da khomen sol, und ir himel towents von oben herab, und ir wolcken regnet den gerechten wider, als ob er aren sein sol, beschliessent, ain wunderbarlicher underschaid ist des alten und newen testament, damit ich khome auff die wort meines anfanng, Abrahe, Isaac, Jacob, Moysi und andern volck von Israel für und für hat Got verhayßen das erdtreich, so da fliesse von milch und honich, aber das new testament, so bald Christus kompt, bringt von stund mit im1 das reich der himel. Darumb Joannes und Christus gleich in anfang irer predig also sprechent, würckent büß dan es hatt sich genehet daz reich der himel, Math. 3 und Mar. 1, darumb er gelert, der armen im geist sey daz reich der himel, Math. 5, das reich der himel leidet gwalt, und die gewaltigen nement das-

n) Beachte das Wörtchen ,alle'. o) Auferstehung über r) geschrien s) taut, regnet t) sich

p) siehe

q) sehr

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selbig, und so man kinder zu im getragen, hat er sy umbfangen, inen den segen geben und gsagt, sollicher sey das reich der himel, ja daz gantz evangelium weyset auf das reich Gottes, nit auf daz reich diser wellt, dan diß reich hat er geflohen, hat auch betzeügt, sein reich sey nit von diser weit, aber daz reich Gottes hat er für und für geprediget, Mar. 1, uns gelert vor allen dingen ze suchen das reich Gottes, Math. 6, hat auch gelert, wie der reich gar schwärlich eingeet in das reich Gottes, Mat. 19, von disem reich hat er die kinder nit außgeschlossen, sonder ain zaichen der widergeburt ist der tauf, wie Petrus leret, aufgericht, und wo der selbig dis zaichen nit hatt, als dan mog er nit eingeen in das reich der himel, spricht der herr zu dem Nicodemo, darumb aus dem wasser taufft man das kind, und der heilig geist rainiget es und machet es geschickt" zu dem reich Gottes, dan wie Petrus leret, das bad der widergeburt ist nit darumb angesehen, daz es den wußt w des leibs, sonder die unrainigkait der seel abneme, darumb die recht crafft des tauffs ist im wort, und raynigung Got des heiligen geist. Nun sagent sy, man πιύβ vor* predigen, ee und man taufft. Antwurt, unsere eltvordern z habent selten, dan in der not getaufft, sy habent allweg 3 den zeügen des tauffs das pater noster, den glauben b , die evangelia, ja die widersagung fürgehalten 31 , und wan du widertauffer sprichst, ir sollent tauffen, aber vor leren, hab der herr gsagt. Antwurt ich, wir thunt das, dan durch die gantze Christenheit, auch bey den schismatischen0, habent wir ain gleichlautende form und Ordnung mit vil gebet und leren bey dem tauff, darumb wir disen sprüch haltent unnd kains wegs abtrettent, ich auch mochte sagen zu dir widertauffer, gib mir antwurt, warumb der herr sag von allen creaturen, von allen volcker, den man predigen und die man tauffen sol, wie clärlich daz evangelium vermag, und spricht, predigent allen creaturen, lerent alle volcker und tauffent sy, alle volcker, seind aber nit die kinder auch creaturen und getzellet von und under den volcker, die er auch saget, man solle sy tauffen, und weiter, wan die Ordnung der wort gehalten werden sol, wie die wort kempffer d mainent, so volget, daz khainer tauffen sol, er sey dan vor umbgangen den gantzen umbkrays der welt, dan je hatt er gesagt, gend hin in die gantzen weit, aber ir newen glaubenmacher, sagent mir, warumb standent zway docete in dem text, on zweyffel wie im alten testament geschehen, das das volck alles gesatz, auch die kinder, gehöret habent, änderst als die kinder erwachsen, wider das gsatz gelernet, also hat der herr auch haben wollen, daz man das evangelium brauchte bey der kindertauff, und so sy erwachßent, als dan sy von vatter und mutter, auch von den gevätternf soltent des pater noster, ave Maria, glauben, zehen gebotten und anderer sachen halben gelert werden 32 , darumb auch diser gegenwürff der kindertauff nit umbstürtzet.

u) tauglich, geeignet ν) [1.] Petrus [3] wie oben w) Schmutz x) zuerst y) Antwort auf eine unbedeutende Frage z) Vorfahren a) immer b) d.h. das Glaubensbekenntnis c) Abtrünnigen d) Wortklauber, die auf dem Wort bestehenden Taufer e) .Lehrt' ist zweimal im Evangelium gesetzt. f) Paten

Math. 19 [13-15] Marci 10 [13-16] Luce 18 [15-17] Joan. 18 [36] Marci 1 [15] Math. 6 [33] Luce 12 [31] Math. 19 [23] Marci 10 [23-25] Luce 18 [24.25] 1. Petri 3 [21] Joan. 3 [5] Petrus utsu[pra]v [1. Petr. 3, 21] Interrogatiunculae responsio

Math. ult. [24, 19.20] Marci 16 [15] Luce 24 [47]

Marci ult. [16, 15] Docete bis positum in evangelioe Math. 28 [19.20] 2. Esdre 8

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Für den dritten puncten lerent die widerteuffer, daz am jüngsten tag auch die teüffel sälig werdent33, wider disen puncten seind vil geschrifft, Math. 28 [41] aber aine für dißmal mer dann gnüg, nämlich, das am jüngsten tag denen, so auf der glincken seytten seind werdent, der herr sagen würdet, gend hin, ir verflüchten, in daz ewig feür, welchs berait ist dem teüffel und seinem 5 engel, ist dan daz feür ewig dem teüffel berait, kan nit sein, daz die teüffel sälig werdent, darumb glaubent nit ainem jeden geist, sonder bewäret die 1. Joan. 4 [1] geist, ob sy seynd aus Gott.

Die fünfft sermon.

Acto. 4 [= 2, 41]

Acto. 2 [39]

Acto. 3 [13.14] Gene. 12 [Vg.: 1. Mose 12, 3]

Luce 11 [27]

Hieronymus super Matth. Ibi euntes ergo docete etc.1 Ezechiel 1 [16] Dy gschrifft ist ein güldene ketten

Ir allerliebsten, ir sollent nit glauben ainem jeden geist, sonder etc. 1. Joan. 4. Wiewol die widerteuffer nit antzaygen mogent, daz die kinder vom tauff im evangelio verboten, auch nit beweyßent, daz die apostel nit kinder gtaufft oder die ze tauffen verbotten habent, so ist sich doch zu vermuetten, dieweil der erst tauffer nach der himelfart Christi, Simon Petrus, drey und fünfftausent menschen gtaufft, er habe die kinder nit ausgeschlossen, dan ee er gtaufft, und so er die predig auf den tauff gericht, saget er under andern Worten: Euch und ewern kinden ist die verhaissung beschehen. Sehent zu, er sagt, ewern kinder. Er sagt euch, yr seind kinder der propheten, und richtet sy in den segen Abrae, füret ein8 dise verhaissung: In semine tuo benedicentur omnes familie terre, und darauf hat er gtaufft, on zweiffei die kinder nit außgeschlossen, und ist nit von noten, bey dem tauf zu ergründen, welcher nit offenlich gelesen werde, das er getaufft, daz darumb wir halten sollent, er sey nye getauft worden, dan also mußtent und würdent ain große antzal der bottenh, junger und diener Christi im botten buch1 verdampt sein, von welchen man nit liset, wan, wie und von wem sy getaufft worden sein, und werdent doch under die christen ertzeltj, ja mir* mießtent auch mit diser weyß zu letst den säligen leib, der Christum getragen, und die säligen brüst, so yne geseügt, auch verfluchen, dan mir nit leßent, das Maria gtauft sei, darumb, ob wir gleichwol nit mochtent beweißen, daz die kinder von ainem zwelffbotten gtaufft, darumb volget nit gleich sy seind nit getaufft, man sol sy nit tauffen. Nun sagent die widerteuffer, sy bringent nit ain newe sach, sonder auch Hiernoymus sey der mainung gewesen, dann über Matheum am letsten hab er geschriben, es möge der leib nit nemen daz sacrament des tauffs, es hab dann zuvor die seel enpfangen die warhait des glaubens.34 Antwurt, nach der gesicht Ezechielis gat m daz rad in dem rad, der tag zaigt den tag, daz wort und ain geschrifft legt aus die ander, darumb es die gulden kette ist, hangt aines an dem andern, und wie gschrifft mit gschrifft außgelegt werden sol, also ain lerer durch den andern. Nun ist wissentlich, das Hieronymus außtruckenlich schreybt in der epistel zu Leta von der

g) zitiert h) Apostel i) Apostelgeschichte j) gezählt, gerechnet 1) Gehet hin und lehrt sie [Matth. 28, 19] m) geht

k) wir

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kindertauff, daz sy gehalten werde 35 , und demnach der verdampt Pelagius sampt seinem junger der erst gewesen, so vor zwelffhundert jaren den kindertauff verworffen, darumb in dem dritten blich wider die Pelagianer schreibt Hierofnymus] gar schone ding von der kindertauff 36 , und nämlich, wie alle in Adam gestorben, also werdent alle kinder in dem tauff durch daz leiden Christi wider lebendig, und zeucht sich" auf ain schone epistel des heiligen bischof und martrer Cecilii Cipriani 37 , so zu Carthagine in Aphrica gewesen, darzü auf zwai bücher Augustini zu Marcelleno, welcher under Heraclio gelitten, die baide sagent von dem kindertauf, darumb ir widerteuffer dem heiligen Hieronymo unrecht und gwalt gethon, und Doctor Balthasar, ewr erster anfenger, hat Hieronymum also gefelschet. 38 Dweil wir nun an die lerer komen seind, wollent wir weiter sehen, was die anndern sagent, so schreibt Origenes Adamantius, der gelebt hat anderthalb hundert jar nach der himelfart Christi, über die epistel zu den Romer am fünfften buch, das die kirch von den apostel den kindertauff enpfangen hab. 39 So schreibt der heilig Ciprianus, so under der zeit Valeriani und 3. lib. 8. epistola schier vor dreitzehent halb hundert jar von des christen glauben wegen gmartret, ain schöne epistel zu ainem bischof, des namen Fidus, am dritten buch 40 , das kains wegs die kinder von dem tauff auszeschliessen seint, dan dweil Christus khomen nit die seelen zu verderben, sonder sälig zu machen, w6lle er und die seinen der kinder seel mit beraubung des tauffs nit verdammen, und das er alten und jungen kind halb im tauff geleich ghalten werden solle, furt er ein ain wunderwerck auß dem khünigbüch, do der witwen son in Suna gestorben und Heliseus in wider hat wollen von todten erkicken 0 , hab er sich gelegt auf das kind, haupt auf haupt, angesicht auf angesicht, hend auf hend, fuß auf fuß, unnd sy wunderbarlich alles gleich worden, aus gütlicher crafft, also auch in disem fal seind allt und jung alle gleich, es hab auch Christus khainen underschaid des alters gemachet, der heilig geist laß im p auch mit seiner gnad nit maß geben, wie Christus selbs sagt, nit zu der mass gibet Got den geist [Joh. 3, 34], er ist auch nit ain annemer der person [vgl. Apg. 10, 34 u.ö.], sonder ain vatter der alten und der jungen, und beweyßet, das der tauff sey die geistlich beschneidung und an der beschneydung stat komen [vgl. Kol. 2, 11], darumb sy den kinder nit abtzeschrecken sey, so hat Petrus nit fiirgebens gesehen das thüch von Acto. 10 [11 — 16] himel und offenlich geredt, Got hab ime geoffenbaret, er solle niemantz khainen menschen unrain haben oder machen, und so die großen sünder durch Christum ierer sünd gnad und ablaß erlangent, vil mer die kinder Luce 18 durch das plüt des unschuldigen lemblin mogent gerainiget werden von der sünd, die vor fiinfftausent und mer jaren begangen ist, und sy nit, sunder ander gthon, darumb dieweil Got yederman gnedig, warumb solt, spricht er, den kinder von der frombden sünd wegen ungnadig sein, vermaint, darumb waynend alle kind, das sy klagendt diße sünd, sollent billich q erhört werden. Daraus ir widerteuffer vernemen mogent, das D. Balthasar und ir

n) bezieht sich bühr

o) erwecken

p) sich

q) rechtmäßigerweise, nach Ge-

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Polycaipus Smimeus civitatis episcopus. Hiereneus episcopus Lugdunensis. Ebionite, Nicolaite de quibus Apoca. 2 [6]

Math. 9 [9-13] Luce 19 [1-10] Joan. 8 [1-11] Luce 7 [36-50] Matth. 9 [10-12] Marc. 2 [13-17] Luce 5 [27-32] Gala. 1 [11-24] Luce 23 [43]

Concionatores Lutheranici3

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unrecht gethon, so ir sagent, S. Augustinus sey ain ursach der kindertauff 41 , dweil ir yetz das widerspilr horent. Aber leßent, wie der evangelista Joan[nes] ainen junger mit namen Polycarpus 42 , ainen bischoff zu Smyrna, gehabt, derselbig hat ainen andern junger mit namen Hireneus gehabt, ist der ander bischoff zu Leon s in Franckreich vor viertzehenthalb hundert jarn gewesen, der hat wider die Ebioniter, Nicolaiter und andere geschryben fünf bücher, und im andern buch, dem 29. cap., beweyset er gar schon den kindertauf43, und was sol ich sagen, der herr berufft den zolner Matheum, zeüchtu mit Zacheo, dem Wucherer, in sein hauß, begnadet die ebrecherin, last sich die, so ain Sünderin in der stat wasv, weschen, küschen w und salben, ißt mit den Sündern, wandlet bey inen, sagt, er sey ir artzet und sy seind kranck, sucht die verlornen schäfflin [Matth. 18, 10—14], berüfft den verlornen son [Luk. 15, 11—32], bekert den verleugnenden Petrum [Luk. 24, 34], berufft den Verfolger der kirchen, Paulum, verspricht dem Schacher an dem creütz daz paradyß, und allain das ainig* kindle, so in der erb und frembder sünd geborn, sol ausgeschlossen sein. Sed non sie impii non sicy. Für den dritten puneten sollent ir wissen, das die widerteuffer dise irtungz habent, das sy kain oberkait halten wollent 44 , das wil ich nit auf sy erdacht haben, sonder beweisen mit iren aignen brüdern in Christo, den predicanten zu Nürenberg, denen zu Augspurg, dem Zwingel zu Zürch und auch dem Luther, hie seind der selbigen bücher wider sy außgangen, dise kundschafft kündent und mogent sy nit verwerffen, daz sy ire bruder, punds verwantten und gesworne seind, wider dise auffrörige und blutdürstige irthumb habent auch die predicanten von Augspurg in irem buch wider die widerteuffer gschriben von wort zu wort, das dises seind die irrsal der widerteufferischen rott.

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Artickel aus der von Augspurg buch wider die widerteuffer.45 1 Es mag khain christ das schwert füren und ain oberkait sein, aus dem sprüch Lu. 22 [25.26]: Weltlich fürsten herschen, ir aber nit also. 46 2 Man sol khain ayd thun aus gebot der obrigkait.47 30 3 Man sol zu bürgerlichem schirmb dem weltlichen gwalt nicht gehor•

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sam sein. 4 Was nicht in irem orden ist, nennen sy bock, die zur lincken seitten seind 4 9 5 Der stül Moysi sey nyndertc dan bey inen, sonst sey niemantz berufft. 50 6 Es sol khainer das wort Gottes von uns im tempel hören, da noch die 35 bilder insteen, sonnder allain bey inen, wolcher in irem orden ist. 51 7 Was nicht in iren orden ist, halten sy für verdampt52, etlich under in wollen, das ain yeder über des andern hab und gut gwalt hab und alle ding gemain seind 53 . r) Gegenteil s) Lyon t) Polycarp, Bischof der Stadt Smyrna, Irenaeus, Bischof von Lyon, Ebioniter, Nicolaiter, von denen Offb. 2 [geschrieben wird]. u) zieht v) war w) küssen x) einzige y) Aber nicht so gottlos, nicht so! z) Irrtum a) lutherische Prediger b) Schutz, Verteidigung c) nirgendwo

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Dise artickel, das sy auffrurig und wider die geschrifft seind, wil ich clärlich einfuren und beybringen. Erstlich, so schreibt der heilig Paulus zun Romer also: Ain yetlicher mensch sey underthon seiner obrigkait und gwalt, dan es ist khain gewalt, on von Got, der gewalt aber, derer allenthalb ist, ist von Gott geordnet also, das, wer sich wider den gwalt setzt, der widerstrebt Gottes Ordnung, die aber widerstrebent, werdent über sich ain urtail enpfahen, dan die gwaltigen seind nit [von] denen, so gütz thund, sonder den boßen ze furchten, wilt du aber die nit furchten, so thu guts, so würstu lob von denselbigen haben, thüst du aber boßes, so furcht dir, dan der gewallt tragt daz schwärdt nit vergebenlich, er ist Gottes diener, ain richter zur straff über den, der boßes thut, so seytt nun aus not underthon, nit allain umb der straff willen, sonder auch umb des gwissens willen, derhalb mußt ir auch steür geben, dan sy seind Gottes diener, die solchen schütz sollent handhaben, darumb gebt jederman die schulden, wem der trybut zükhertd trybut, wem zoll zoll, wem eer eer, wem forcht forcht, Roma. 13. cap. Wolan, der heilig Petrus würt auch etwas dartzu sagen, also: Ir solt sein underthenig aller menschlich creatur, umb Gottes willen, dem khünig, als dem furtreffenlichisten, den fürsten, als den gsandten von im zur straff der bösen und zum lob der guten. Setzt Petrus hintzu ain kurtz wort, darin die gantz summ begriffen ist, und sagt: Fürchtent Got und eerent den khünig, 1. Petri 2. c. Ferner lert Paulus, ermane das volck, fürsten und obrigkaiten underthenig ze sein, irem befelch zü gehorchen und berayt ze sein zu allem gutten werck, Tit. 3. Er schreibt weitter: Ich bit euch, am aller ersten zu thün betthung, fürbit, anruffung, dancksagung für alle menschen, für khünig und fur alle die, so in die obrigkait gesteh seind, auff das wir ain stilles und ruwiges leben füren, in aller gotseligkait und erberkait, 1. Timo. 2. cap. Und wiewol dises ainem jeden christen gnüg ware, so ist doch war, das Christus, wiewol er frey gewesen, noche hat er wollen zu diser zeit und an dem ort geborn werden, da man dem kaiser Augusto die gantze weit, welche im gehorsam wäre beschriben, geborn werden, darumb auch Joseph und Maria, so des herrn schwanger, von dem galileeschen in das judisch land getzogen, er hat auch nit wollen ergernüs wider die obrigkait geben, wiewol er nit schuldig geweßen, den zoll zu geben, noch zu Capharnaum hat er wunderbarlich aus ainem visch ain gelt Petrum nemen und für sy baid laßen betzallen den zoll, Mat. 17, dem kayser hat er sein müntz nit verworffen, sonder gsagt, man solle Gott geben, was Gott zugehore, und der gleichen dem kayser, was des kaysers und ime zugehore. Er hat dem ordenlichen richter, als er umb tailung der erbschaft ward angesprochen, khain irrthung gethon, vor Pilato bekennet er, das der gewalt von oben herab und also von Got khome. Darumb ist ain unleidenliche irrthung der widerteuffer, das sy sagen, es sol kain obrigkait sein, dan Christus hat geflohen, das er nit hab wollen ain khünig sein. Er hab gesagt Lu. 22: Die khünig der hayden herschen über sy, aber ir nit also. Disen spruch habent die weltlichen zum tail an vil

d) zukommt

e) dennoch

Roma. 13 [ 1 - 7 ] Sapient. 6 [4]

1. Petri 2 [13.14.17]

Titum 3 [1] 1. Timoth. 2 [1.2]

Luce 2 [ 1 - 4 ] Math. 2 [22] Math. 17 [ 2 4 - 2 7 ] Math. 22 [ 1 5 - 2 2 ] Marc. 12 [ 1 3 - 1 7 ] Luce 20 [ 2 0 - 2 6 ] Luce 12 [ 1 3 - 1 5 ] Joan. 19 [11]

Luce 22 [25.26]

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Acto. 10 Acto. 8 [26—40] Sergius proconsul de quo Act. 13' [6-12]

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orten gar gern wider die geistlichen oberkait angenomen und gehört, und wollent verstonf, es sol khain obrigkait der geystlichen sein, aber wie sy den geistlichen gethon, also geschieht8 auch inen, das sy dises schwärdt wider sy auch leiden müßent, wiewol es auch nit recht gefurt, ja noch unleidenlicher ist es, das die goüosen widerteüffer sagent, es sol khainer 5 auch bey inen getauft werden, es sey dan, das er seinem gewalt von ime h lege, dan Petrus hatt den Cornelium, so ain centurionem, gtauft in Cesarea, und Philippus den eunuchum, ainen dienner oder camerer der moren khünigin, und ist khainer erfordert, das er seinen stand lassen sol, von Sergio und andern wil ich von kürtze wegen nit vil einfuren, sonder beschleüss, 10 das diser rottengeist abermals an der lüge ergriffen und nit recht geystetj hat, darumb solt ir nit gelauben ainem yeden geyst [vgl. 1. Joh. 4, 1],

Ermanung an die frummen christen des alten ungezweyfleten glauben, von Doctor Johann Fabri.

David Abrahe Domus Zachei Jubileus Johan. 19 [34] Emerenciana virgo & martyr civis Roman a m

Math. 2 [1-12] Novatus Romae urbis presbiter haeresiarches, vide catalo[gus] haereticorum, Cathari haeretici" Esa. 1 [15]

Ich het euch noch vil einzüfuren wider die gotlosen widerteüffer, aber ich achte, on not ze seink, den kindertauf mit lengern einfurung zu bestetten1, dweil dise heilige kirch, in wolcher wir geborn und durch den tauff wider geborn, die auch in ewig zeit von dem heiligen geist geregiert und gelert würdet, in besitzung ist mit dem gedachten kindertauf von zeit der zwelffbotten biß auf uns. So dan der kindertauff nit wider das evangelium ist, volget, das er sey für uns. Dweil dan der so vom hawß David, auch von dem hawß Abrahe gewesen, dem hawß Zachei und allen sündern das hayl gebracht, Gottes lamb für Ade sünd geschlachtet, das jubeljar eingefurt, plüt und wasser, nit allain für die allten, sonnder auch für die jungen kind, aus des herren seytten zu bestattung des tauffs unnd anndern sacrament geflossen, deßhalb Emerenciana unnd anndern Gottes heiligen, auch vil im plütt tauff sälig worden54, unnd nicht onn ursach dye unnschuldigen kind so lang für heilig gehalten, darumb sicherer mit der kirchen, dan mit dißen farenden schüler diser artickel ze glauben und ze halten ist. Sy gebent sich aus wie Novatus, der ketzer55, sy allain seind cathari, daz ist rayn, on alle sünd, und bey inen sey die kirch, ja wir alle, auch die lutherischen, seind unrayn, aber warlich iere hend und fuß sein voller blüt, und sol ain rainigkeit sein, wan sy zu hauffen khoment0 und die weiber also gmayn haben56, daz vor schand der sach sollichs nyemantz beschreiben darff, und wiewol ire geschieht von etlichen iren lermaister, die sy ytzt mit gewalt zwingent und mit ruten außstreichen57, beschreiben und ich vil de-

f) auslegen, interpretieren g) geschieht h) sich i) der Statthalter Sergius, von dem Apg. 13 [berichtet] j) als Geist gewirkt k) ich meine, daß es unnötig ist 1) zu bestätigen m) Die Jungfrau und Märtyrerin Emerenciana, Bürgerin Roms n) Novatus, der Stadt Rom Ketzerpriester, siehe den Ketzerkatalog, Katharer sind Ketzer o) zusammenkommen

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cadesp von inen hette eintzufüren, aber über ander ire geschichten müß ich aine antzaigen, demnach und die widerteuffer groß gelt und claineterq den armen leüten an vil orten abgenomen habent, sich doch in ainem gepirg dreytzehen widerteuffer zusamen gthon, deren ainer der maister, die andern seine botten gewesen, und als sy in dem gepirg ainen reichen, doch ainfeltigen paurn erfarnr, seind etlich aus den dreytzehen in großer demüt vorgetzogen und dem armen man angesagt, wie der maister, den sy Salvator genennt, bald khomen werde mit ainer vorpredig, wie er zwelff junger hab unnd gar ain heiliger prophet sey, unnd als sich der schlecht ainfältig man beclagt, er habe nit wein oder andere speyß, als sonder fisch, dan der Salvator, wie Christus, gern fisch geeßen, damit er aynem sollichen heiligen und großen man mochte gewürten1, habent sy zwen krüeg mit frischen kalten wasser den armen man für die fenster lassen stellen, und als der Salvator sambt den übrigen junger khomen, hatt er dem armen man und seinem haußvolck gepredigt, in der zeit habent die junger haimlich das wasser aus den krügen geschüt und wein, den sy mit inen" gebracht, hinein gthon, und auch etlich lebendig große fisch in ainen tieffen brunnen, den der pawr vor dem hauß gehabt, darin auch vorhin nie kain fisch gewesen, geworffen, und als der Salvator ausgepredigt und getaufft, hat der arm man die krüeg, darin er das wasser gethon, hertzü getragen, und sich der Salvator mit ainem segen gar maisterlich gestelt, als ob er, wie Christus auff der hochtzeit in Chana, möge aus wasser wein machen, und als der arm man den wein versucht und wol gewyßt, daz er in dise krüeg nit wein, sonder wasser gethon, ist er für den Salvator nider gefallen unnd den Salvator angebettet, auf das habent sy gfragt nach fischen, und als der pawr nit fisch gehabt, hat sich der Salvator über den brunnen gestelt und aberv gesegnet, und darnach lassen die fisch heraus fahenw, des sich der arm man noch höher verwundert, dan in dißem brunnen nye fisch gewesen warent, darauff hat er dem Salvator und seinen junger geben, was sy begert und er gehabt, wie dan an vil orten die pawren weib und kind verlassen und mit disen buben* getzogen seind, deren hystori het ich ain gantz buch ze schreiben, wider die redet Gott Hiere. 23: Nement war, ich, spricht der herr, [will] zu den propheten, die meine wort stelent, ain yeder von seynem nechsten, nement war, sagt der herr, [ich will] zu den propheten, die ire zungen annement unnd sagent, der herr saget es, nement war, ich, saget der herr, [will] zu den propheten, so nement die lügen und habent dises ding gesagt, und verfurt mein volck in irer lüge und in iren wunderwerck, so ich sy nit gesandt hab, und on zweiffei wie sy thund, als Cham seinem vatter und Anon den knechten David, als würdet sy Gott auch verfluchen unnd zu schänden machen, würdet inen wie den widerspennigen Jannes und Manbres on zweyffel ir straff thün, darumb, ir lieben, fridsamen, ge-

p) etwa: noch etliche zehn Blätter q) Kleinodien r) getroffen, gefunden s) Merke auf, Leser, diese Geschichte der großen Hinterlist der Täufer t) bewirten u) sich v) wieder w) fangen x) Bösewichtem y) Hanun, der Diener Davids, scherte ihnen den Bart halb ab. 45

Reformation 2

Lector animadverte hic historiam anabaptistarum admodum subdolam s

Joan. 2 [ 1 - 1 2 ]

Hiere.

23 [30-32]

Gene. 9 [1. Mose 9, 20-27] Anon servis David barbae dimidiam partem abrasit.y [Vg.:] 2. Reg. 10 [4] 1. Paral. 19 [1. Chron. 19, 4]

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horsamen und andachtigen christen, dweil ir vernement, ja mit henden und Iannes & Mamb- fußen greiffent, ja ir wollent oder nit, mußent ir bekennen, wie schädlich res magi Aegyptii und gotloß auch in der christenlichen gemaind der widerteuffer leren und 2. Timo. 3 [8] hanndlung unleidenlich seind, dan wer doch hat ye gehört sollich gotloße fürnemen z als dise leüt gethon, die so lang mit Christo und seinem evangelio geschertzet habent, bis das sy von dem glauben aller eer und gotzforcht 3 Conscientia in gefallen, wo nun khain conscientz , kain gotzforcht ist, würdet das gemüt homine mille des menschen nit erschreckt, ob er gleich die sacramenta umbsttirtzet, die testes kirchen beraubt, die diener Gottes, ja auch den obristen hirten Christum verlaugnet. Darumb die, so diser gotlosen leren und fiirnemen ain ursach seind, wollent nochmals bedencken, was großes ubel, leib unnd seel morderey sy bißher gefürdert c und gestifft, und das jetz zu dem andern mal der engel sein schlachtschwärt gezückt, zu besorgen, sovil obrigkait Christum im sacrament vertriben, ja vom glauben in den größten stücken fallen, er wolle von uns auch fallen unnd an dem struchstaind uns zerknischen®, wollent zu hertzen faßen, das auch der newen secten fürnemen gentzlich dahin gericht, das nit ir maynung ist, bey dem evangelio zu beleiben, sonder so der Thürck und wer noch b6ßer khäme und über hand neme, denselben antzubetten, dan sy sollichs von iren obristen feldthaubtman, dem Luther, in assertionibus gelernet habent 58 , darumb ich vor acht jaren geAßertiones Lutheri schriben, diser münch werde Teütscher Nation den Thürcken einfuren 59 , wolchs dan laider vor äugen, und das beweyßent auch die kundtschaften und handlung, so mer dan an ainen ort hinder den widerteuffer gefunden, ob das ewangelische frücht seind, wolle ain yeder ermessen, dem Got ain fünckle fewr der liebe Gottes gelassen. Es ist auch zu besorgen, das, so nit anders einsehung geschech, noch vil grausamer grüwel, dann noch nye erhört, von inen fürgenomen werdent, dan gleich wol, ob die landfärer, deren sy etlich hundert, wolle Gott, nit tausent, außgeschickt, und deren etlich zü fürsten, bischof, schatzmaister, vorsteer under inen fürgenomen und erwolt, nit an allen orten den rechten grund ieres boßen und mörderischen furnemen f eroffnent, sonder dem armen gemainen man, damit er im anfang nit ain scheühen 8 enpfahe, verhaltent, so befindet sich doch an vill orten, das die haubtsacher1*, wo sy findent ainen, so in der gotloßen lutherey vorsoffen1 und sein evangelium auff alle ungehorsame und freihait des fleysch gericht, das sy dem selbigen dise bose anschleg eroffnent. Doch so alle geteufften mußent des merertails schweren, seel, leib, eer unnd gut zu ainandern zu setzen, ist nichtz anders dan, wie Esaias redet, ain pundtnüß, ja ain Esa. 28 [15] solliche plütdürstige pundtnüß, deren, so lang die weit gestanden, nye erhört, und nit allain allen fürsten, herren, ja allen Stenden, sonnder auch der gantzen Christenheit verderben und Zerstörung darauff stett, schaffet, das J Math. 24 [12] die liebe erloschen, die boßheit überhand genomen, und schlächtlich , wan

ζ) Unternehmung, Handlung a) Gewissen b) Das Gewissen im Menschen hat tausend Zeugen. c) begünstigt d) Eckstein (DWB 19, 994) e) zerdrücken, vernichten f) Vorhaben g) Scheu, Abscheu h) Rädelsführer i) verdorben, verkommen (DWB 3, 951) j) schlechthin

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die religion, so durch die n e w e n verfüerischen leer in Teütscher Nation layder an vil orten gefallen, nit auffgericht, unnd das wort Gottes nach gemaynen, erbern k , fridsamen und christenlichen verstand nit geprediget, ist nit möglich, das khain zeyt, khain herr mit seinem schwärdt bey seinem regi5 ment beleih, sonder es würt alles zerryßen und zerstöret, Gott fug unnd wolle, das sein wort w i e der hamer zerknische die felßen, die blindtheyt [vgl. 5. M o s e 28, 28; R o m . 11, 25], S o d o m e h i n g e n o m e n [vgl. 1. M o s e 19, 1—29], Nembroth geschendet [vgl. auch Mi. 5, 5], der tempel brecher Antiochus abgestelt und die verhortung pharaonis über sovil begegneter 10 plagen hingenomen [vgl. 2. M o s e 7, 14—11, 10], und uns germanisch sovil tausent jar hergebrachter fryd wider verlihen werdt. Amen. Finis. [...]" Getruckt zu Wienn in Österreich durch Hanns Singriener.

15

A ) Vorbemerkung Druckvorlage: Ettliche Sermon II von Doctor Jo=llhan Fabri gepredi=llget/ wid' die gotloßen Wi=lldertauffer zu Znaym auf II dem Lanndtag der II Marggrafschafft II Merhern/ j m II Monat II April. II Anno. 1528.11 Wien: Hans Singriener [1528]. [TE] 4° 24 Bl. Sign. a - f 4 . - VD 16 F 203. - UB München: 4° Theol. 4 0 1 2 : 4 . Zur Entstehung: Die Sermone von Johann Fabri (1478—1541) gehören in den Zusammenhang seiner intensiven publizistischen Auseinandersetzung mit dem Taufertum. Dabei wandte er sich sowohl gegen Balthasar Hubmaier (1485—1528), der ihm als einflußreicher „Patron vnd erster anfenger" der Täufer galt (Laube/Schneider/ Weiß, Bd. 2, S. 1580—1604), als auch gegen dessen Anhänger und Sympathisanten. Auch in Mähren hatten sie seit längerem seine und die Aufmerksamkeit König Ferdinands (1526—1564) erregt. Die Gelegenheit des mährischen Landtags im April 1528 sollte deshalb genutzt werden, um entschiedene Maßnahmen gegen die Taufer zu vereinbaren. Mit fünf Predigten, die Fabri vor den versammelten Landständen in Znojmo hielt, suchte er die politischen Bestrebungen zu unterstützen. Fabri predigte deutsch und dürfte daher eher verstanden worden sein, als wenn er sich des Lateinischen bedient hätte. Im unmittelbaren Anschluß an den Landtag erstellte Fabri die Druckfassung der Predigten, und zwar zuerst wohl die lateinische, deren an den Olomoucer Bischof gerichtete Vorrede in Prag am 24. April verfaßt wurde (Helbling, Fabri 169, Nr. 176). Angereichert mit drei Widmungsgedichten erschienen die Predigten zunächst in Wien und im selben Jahr noch in Leipzig und — eventuell — in Venedig (zu den Zweifeln an letzterer Ausgabe vgl. Nissen, Eck, S. 120, Anm. 62). Wahrscheinlich verlegte Johann Singriener die deutsche Druckfassung der Predigten nur kurze Zeit nach den „Sermones aliquot salubres" (Köhler 1116). Allerdings dürften schon beim Erscheinen der ersten Exemplare dieser Ausgabe Fabri selbst verschiedene Versehen aufgefallen sein, die er beanstandete und die daraufhin

k) ehrbarem 1) Sind meine Worte nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert? 45!

Hiere. 23 [29] [Vg.:] Nun quid non verba mea sunt quasi ignis dicit dominus & quasi malleus conterens petram? 1 Gene. 10 [1. Mose 10, 8 - 1 0 ] 2. Mach. 5 et 6

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anscheinend noch während des Druckes auf einfache Weise behoben wurden: Neusatz der letzten Seite (Bl. f4 a ) (z.B. „verhortung Pharaonis" statt „verhorung") und Hinzufiigung einer kleinen Corrigenda-Liste. Literatur: Helbling, Fabri, S. 55, 143, Nr. 2 6 - 2 9 ; Zeman, Anabaptists, S. 195f., 325f.; Peter J.A. Nissen, Johannes Eck und die Taufer, in: Johannes Eck (1486—1543) im Streit der Jahrhunderte, hrsg. v. Erwin Iserloh, Münster 1988, S. 119f.; VD 16 F 203-206; Köhler 1115, 1116.

B) Sacherläuterungen 1 Einwohner der kanaanitischen Stadt Sichern (vgl. Bibellexikon, Sp. 1582f.; zur Beurteilung der Sichimiter vgl. Sir. 50, 28). 2 Durch den Kontext („deren anfenger ain jeder") wird deutlich, daß Fabri u.a. an die Selbststilisierungen Luthers (vgl. WA 6, S. 600f., 7, S. 313), vor allem aber an das Selbstverständnis von Hans Hut (1490-1527) denkt (vgl. Seebaß, Hut, S. 398f.). 3 Gemeint ist Maria von Bethanien. 4 Anspielung auf die von Hut und seinen Anhängern vertretene Auffassung vom beginnenden Endgericht um Pfingsten 1528 (ausführlich hierzu Seebaß, Hut, S. 386—390). Auch die folgenden Ausführungen zielen im wesentlichen auf Hutsche Gedanken, die u.a. in den sogenannten Nikolsburger Artikeln enthalten sind (hierzu und zu Fabris Kenntnis der Artikel vgl. ebd. S. 261—274, bes. 264). 5 So der 4. bzw. 1. Nikolsburger Artikel (ebd. S. 265 f., Anhang S. 53). 6 Vgl. den 10. und 11. Nikolsburger Artikel (ebd. S. 267, Anhang S. 54). 7 Zur Apokatastasis-Auffassung von Hut vgl. ebd. S. 382—386. 8 Zu Huts Lehre vom Seelenschlaf ebd. S. 374f. 9 Auf Mani (216—277) zurückgehende dualistische und in der Ethik perfektionistisch geprägte Lehre (LThK, Bd. 7, Sp. 1351-1355). 10 Nach Offb. 2, 6.15 Anhänger einer libertinistischen Bewegung (vgl. LThK, Bd. 7, Sp. 976). 11 Anspielung auf die von Besitzgemeinschaft charakterisierte Vorstellung des vollkommenen Staates in den politischen Auffassungen des griechischen Philosophen Piaton (427-348/347 v. Chr.) (Pauly, Bd. XX,2, Sp. 2434-2537). 12 Pelagius (um 400), Mönch mit Beinamen Brito, lehnte die Erbsünde ab und vertrat die Ansicht, daß die Kindertaufe nicht heilsnotwendig sei. Zu seinen entschiedenen Gegnern gehörten Augustinus (354—430) und Hieronymus (um 347-420) (Handbuch der Kirchengeschichte, Bd. 2,1, S. 168-178). 13 Auf Huldrych Zwingli (1484—1531) zurückgehende Bezeichnung (vgl. den Bezug oben S. 276). 14 Zum sagenhaften Priesterkönig Johnnes vgl. LexdMA 5, Sp. 440f. Fabri dürfte sich mit der Äußerung zur Taufe auf den Reisebericht Marco Polos (1254—1324) oder den Bericht des Portugiesen Duarte Barbosa (gest. 1521) beziehen; auf letzterem beruht auch der Begleittext der 1529 von Diego Ribero geschaffenen Weltkarte (U. Knefelkamp, Die Suche nach dem Reich des Priesterkönigs Johannes. Dargestellt anhand von Reiseberichten und anderen ethnographischen Quellen des 12. bis 17. Jahrhunderts, Gelsenkirchen 1986, S. 68, 121 f., 133 f.). 15 Zur enthusiastischen und ekstatischen, auch apokalyptisch orientierten Täufergruppe im Appenzeller Gebiet vgl. ML Bd. 1, S. 80; Locher, Reformation, S. 249 (mit Literatur). 16 Zur Berechnung des Endtermins und der Interpretation von Dan. 9 durch Hut vgl. Seebaß, Hut, S. 386-394.

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17 Anspielung auf die unterschiedlichen Abendmahlsauffassungen von Huldrych Zwingli (1484-1531), Johannes Oekolampad (1482-1531) und Andreas Bodenstein von Karlstadt (1486—1541), in denen Fabri das symbolistisch-spiritualistische Sakramentsverständnis des Berengar von Tours (f 1088) fortwirken sah (LThK, Bd. 2, Sp. 215-217). 18 Sokrates aus Athen (469—399 v. Chr.), Begründer der attischen Philosophie (vgl. Pauly, Bd. ΠΙΑ1, S. 811-890). 19 Vgl. Anm. 1. 20 Petrus Galatinus (um 1480—1539), italienischer Theologe und Hebräist, Opus . . . de arcanis catholicae veritatis, Ortona 1518, Bl. 290b—292b (HAB Wolfenbüttel: Ε 390.2° Heimst.). 21 Zur Auffassung der All Versöhnung oder „Wiederbringung aller" des Kirchenvaters Origenes (um 184—254) vgl. Handbuch der Dogmen- und Theologiegeschichte, Bd. 1, S. 121 f. 22 Probierstein aus Kieselschiefer zum Bestimmen des Edelmetallgehaltes einer Legierung (DWB 19, Sp. 1240). 23 Vgl. Anm. 5. 24 Irenaeus (nach 177 Bischof von Lyon, Kirchenvater), Adversus haereses, lib. 2, 39 (in lib. 2 variorum notae) (Migne PG 7, 2, Sp. 1568 f.). Allgemein zum Irenaeus-Bezug: Jean-Louis Quantin, Irenee de Lyon entre Humanisme et Riforme. In: Recherches Augustiniennes 27, 1994, bes. S. 162—164. 25 Gemeint ist 1. Joh. 26 Vgl. den ins Wörtliche gehenden Bezug auf Urbanus Rhegius „Wider den neuen Tauforden", Laube/Schneider/Weiß, Bd. 2, S. 1220. 27 Die vorösterliche Fastenzeit (allgemein zur katholischen Fastenlehre TRE, Bd. 11, S. 5 0 - 5 5 ) . 28 Ambrosius, De poenitentia, lib. 1 - 2 , CSEL 73, S. 119-206. Ein unmittelbarer Bezug ist nicht erkennbar, vielleicht hat Fabri lib. 2, 7, 65, ebd. S. 181 f., im Auge. 29 Vermutlich Hinweis auf Lucianus Samosatensis, Juppiter Confutatus. 30 P. Ovidius Naso, Metamorphoses, lib. 1, 84—85 (P. Ovidii Nasonis Metamorphoses. Ed. W.S. Anderson, 4. Aufl. Leipzig 1988, S. 4). 31 Zum Taufritus vgl. im einzelnen Stenzel, Taufe. 32 Anforderungen an die confirmatio (vgl. grundsätzlich Denzinger-Schönmetzer, Nr. 1317-1319; LThK, Bd. 4, Sp. 145-153). 33 Vgl. Anm. 7. 34 Hieronymus, Commentariorum in Matthaeum lib. 4, lib. 4: Non enim potest fieri ut corpus baptismi recipiat sacramentum nisi ante anima fidei susceperit ueritatem, CChr 77, S. 2782. 35 Hieronymus, Epistulae, Ep. 107, 6, CSEL 55, S. 297 f. 36 Hieronymus, Dialogus adversus Pelagianos, lib. 3, 18, 1 8 - 1 9 , CChr 80, S. 122f. 37 Thascius Cäcilius Cyprian(us) (um 200—258), seit 248 Bischof von Karthago, einer der vier großen lateinischen Kirchenlehrer. 38 Vgl. die entsprechenden Bezüge in Hubmaiers Schriften „Ein Gespräch auf Zwingiis Taufbüchlein" und „Der uralten und gar neuen Lehrer Urteil", Balthasar Hubmaier, Schriften, hrsg. v. G. Westin und T. Bergsten, Gütersloh 1962, S. 205f., 208, 231; vgl. auch Laube/Schneider/Weiß, Bd. 1, S. 5 9 5 - 6 2 1 . Allgemein zu den Beziehungen zwischen Hubmaier und Fabri vgl. Helbling, Fabri, S. 51—55; Bergsten, Hubmaier, passim. Die Kennzeichnung Hubmaiers als „erster anfenger" des Täufertums setzte Fabri im Frühjahr 1528 in den Titel seiner Schrift „Ursache, warum der Wiedertäufer Patron und erste Anfänger, Doktor Balthasar Hubmaier, zu Wien am 10. März 1528 verbrannt wurde", Laube/ Schneider/Weiß, Bd. 2, S. 1580-1604.

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Fabri: Sermone wider die gottlosen Wiedertäufer

39 Origenes, Commentaria in epistolam b. Pauli ad Romanos lib. 5, 561—562, Migne PG 14, Sp. 1038-1042. 40 T. Caecilius Cyprianus, Epistulae, Ep. 64, 3, CSEL 3, 2, S. 718f. 41 Prägnant in Hubmaiers Schriften „Von der christlichen Taufe" und „Ein Gespräch auf Zwingiis Taufbüchlein", Hubmaier, Schriften (wie Anm. 38), S. 154, 207. 42 Der Apostelschüler Polycarp (um Mitte 2. Jh.), Bischof von Smyrna. 43 Vgl. Anm. 24; es dürfte Kapitel 39 gemeint sein. 44 Vgl. Anm. 6. 45 Fabri bezieht sich direkt auf die von Urbanus Rhegius (1489—1541) verfaßte, aber als kollektive Äußerung der Augsburger Prediger erschienene Schrift „Wider den newen II Taufforden/ Notwendige II Warnung an alle Christ=llgleubigen Durch die II diener des Euangelij zu II Ausgpurg. II [Augsburg: H. Steiner 1527]. Sie ist mit dem Schlußdatum 6. September 1527 versehen; vgl. im einzelnen Laube/Schneider/Weiß, Bd. 2, S. 1167—1248. Die folgenden Artikel entsprechen der mit „Irreal der widertaufferischen rott" überschriebenen Zusammenstellung von Rhegius; lediglich deren achter Artikel ist bei Fabri in den siebten einbezogen; vgl. ebd. S. 1227 mit Anm. 151. 46 Zur Sache vgl. den 6. Artikel der „Brüderlichen Vereinigung", ebd. Bd. 1, S. 731 f. 47 Vgl. Artikel 7 der „Brüderlichen Vereinigung", ebd. S. 732—734. 48 Vgl. Artikel 4 der „Brüderlichen Vereinigung", ebd. S. 730f. 49 Ebd.; vgl. Matth. 25, 33. 50 Vgl. Artikel 5 der „Brüderlichen Vereinigung", ebd. S. 731. 51 Vgl. Artikel 4 der „Brüderlichen Vereinigung", ebd. S. 730f. 52 Vgl. ebd. 53 So die 1527 erschienene „Christliche Unterweisung" von Hans Hut, ebd. S. 694. 54 Emerentia, römische Märtyrerin, Heilige, die der Legende nach beim Begräbnis der heiligen Agnes durch Steinigung die Bluttaufe empfing (LThK, Bd. 3, Sp. 845). 55 Novatianus (3. Jh.), römischer Priester und Begründer einer sehr einflußreichen rigoristischen Bewegung (vgl. LThK, Bd. 7, Sp. 1062—1064). Die Novatianer verstanden sich als die „Reinen" (vgl. Denzinger-Schönmetzer, Nr. 127). 56 Anspielung auf die libertinistischen Tendenzen der laufer im Appenzeller und St. Gallener Gebiet (vgl. Locher, Reformation, S. 249). 57 Anspielung auf die antitäuferischen Maßnahmen der Obrigkeiten, die von reformatorischen Predigern teilweise veranlaßt, auf jeden Fall begrüßt wurden (zu Zwingli vgl. ebd. S. 245, 247f.; vgl. auch oben, S. 276, Fabris gegen Zwingli gerichteten Vorwurf). 58 Gemeint ist die „Assertio omnium articulorum M. Lutheri per bullam Leonis X. novissimam damnatorum", WA 7, bes. S. 140f.; vgl. auch „Grund und Ursach", ebd. S. 443, sowie unsere Ausgabe Laube/Weiß 1, S. 114, Art. 34. 59 Der direkte Bezug ließ sich nicht finden. Die Jahresangabe deutet auf Fabris Schrift DECLAMA=lltiones diuine de humanae II vite miseria. .. .11 Augsburg: J.Miller 1520 (VD 16 F 199; Exemplar: SB München: 2° Horn. 114a), in der allerdings unter „De calamitate bellici tumultus" (Bl. M5a—M6b) und auch sonst eine inhaltliche Entsprechung fehlt. Sollte IOANNIS II Fabri Episcopi constantiensis II in spiritvalibvs vicarii opvs II . . . Rom: M. Silber 1522 (Exemplar SB München: 2° Polem. 73) Bl. 16bf. gemeint sein? 60 Es folgen Korrekturen von Druckfehlern, die in unserem Text berücksichtigt sind.

Gregor Breitkopf: Daß die Wiedertaufe irrig sei

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Friede unnd seligkeith in Christo Jhesu. Es ist menniglicha bewust, das die heilige gemeyneb christliche kirche, die nicht ynn eynem winckel ist, sonder über die werlt auszgebreyt, eyne seule und grundfeste sey der warheyt, als saget Sanct Paul. 1. ad Thimo. 3 [15] und sie nicht möge yrren ym glauben und in deme, das do noth ist tzur seelen seligkeyt, der tzusage Christi nochc Luce am ΧΧΠ. [32]: Petre, ich habe vor dich gebethen, und deyn glaube wirt nicht abnehmen, und Mathei an dem XVI. cap. [18]: Die pforten der hellischen, das ist aller yrrung und ketzereyen, werden nicht krafft und uberwindung über sie haben, dan sie wirt durch den heyligen geist geregirt, der sie nimmer vorliest, als Christus, die ewige warheyt, vorheischen und zugesaget hat Joan, an dem ΧΠΠ. [16]: Ich werde bitten meinen vater, und er wirt euch einen andern troster zusenden, auff das er bey euch bleibe in ewigkeyt, den geyst der warheyt. Auch Joan. an dem XVI. [12.13]: Ich habe noch viel euch zu sagen, sonderd yhr moget es itzundt nicht ertragen. Wenn aber wirt kommen der geist der warheit, der wirt euch alle warheit lernen. Item Mathei am XVIII. [17]: So er dich nicht höret, sage es der kirchen, welche so er nicht wirt hören, er sey dir als ein heyde unnd ein öffentlicher sunder. Noch der lehr und gesetze und gewonheyt solden alle christglewbigen menschen leben, und von niemants ettwas anders oder ihr entkegen zu gleuben und tzu halden sich underweysen lassen. Aber Gotte geclaget, itz begibt sich in disen schwinden® zeythen, das die armen unvorstendigen leuthe sich von vorstockten bösen yrrigen menschen leichtlich underweysen lassen und fallen von eynigkeyt und gehorsam heyliger christlicher kirchen, auszf welcher niemants mag ummermehr8 selig werden, wie dan saget Sanct Augustinus de fide ad Petrum1, und geschieht11, das die leuthe durch solche bose vorfurer und durch falsche auszlegung der schlifft solchs widder Christum und die kirche willig annehmen, tzu welchem sie kein marter und pein tzu thun dringen solde. Darvon hat Sanct Pauel gesaget Π. ad Thimo. ΠΠ [3]: Es wirt kommen die zeit, wenn sie heilsam lahr nicht werden halden, sonder sie werden ihr begyr nach zu sich sammelen meister ohrenkrawer, und werden von der warheyt yr gehör wenden und werden zu fabeln vorkartt werden. Von den saget Esaias an dem XXX. [10.11]: Saget uns behegliche1 ding, sehet uns irrung, nehmet von uns den weg, wendet von uns den steigk. Es weiche von unserm antzlitze der heylige Israel. Weill dan solche arme leuthe hören die yhenigen, so zwitracht, irrunge und fleischliche lust suchen, volget, das sie auch von eynem yrthumb und ketzereyen in die andere fallen. Dan was vor alden jharen gnugsam irrig und vordampt erkant ader

a) jedermann gefahrlichen

b) allgemeine c) nach, gemäß d) aber e) unruhigen, 0 außerhalb g) für immer h) geschieht i) angenehme

1. ad Thimo. 3 Luc. 22 Matt. 16

Joan. 14

Joan. 16 Matt. 18

Augusti.

2. Ad Timo. 4

Esaie. 30

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Ephe. 4 Hierony.

Rom. 6

Gala. 3

Hierony. Rom. 5

Joan. 3

Breitkopf: Daß die Wiedertaufe irrig sei

was man mag eyniger weyse irrig machen, wirt leyder herfur getzogen, also kommet dys stucke, so kommet das ander herfur. Derhalben geschieht, das die heylige tauffe auch boszlich angegriffen wirt, das etzliche irrige leuthe die anderweszJ begern und einteils gereythe nachk einmall angenommen haben. Aber dis frevelich vornehmen hat gar keinen grundt, und sie thun es mit grosser sunde, tzu vordamnus ih[r]er seelen, so sie nicht darvon tretten und busse thun. Dann die heylige christliche tauffe kan nicht mehr den1 eine sein, wie auch die gemeyne christliche kirch festiglich geleubt und helt, und Sanct Paul ad Ephe. an dem ΠΠ. [5] spricht: Ein herre, ein glaube, eine tauffe, ein Gott etc. Also saget auch der heylige Hieronimus auff den orth.2 Dan als der todt Christi unsers lieben herren einm ist und nu nicht mehr vorandert kan werden, also kan auch niemantths mehr dan einmall getauffet werden. Dann es spricht Sanct Pauel zu den Romern an dem VI. cap. [3.4]: Alle diejhenigen, die wir in Christo Jhesu getauffet sint, wir sint getauffet in seinem tode, dan wir sint begraben mit yme durch die tauffe in den todt, auff das als Christus ist erstanden von dem tode durch die ehre des vaters, also sollen wir wandern in newykeyt des lebens. Item zu den Galater an dem ΠΙ. cap. [27]: Alle, die ihr in Christo Jesu getauffet seyt, ihr habt Christum angetzogen. Dan die tauffe hat volle krafft ausz dem leyden, tode und auferstehung Christi, also das sie einmall genomen in ein naw geistlich leben setze und christen mache, und dem menschen die erbsunde und andere sunde, so mehr vorhanden, durch die gotliche macht Christi, die do inwendig wircket, ableschet und, [wie] Sanct Hieronimus ad Oceanum saget, den menschen gantz vornewet.3 Nach deme dan die heylige tauffe vornemlich wider die erbsunde von Gotte yngesatzt ist, von welcher Sanct Pauel saget zu den Romern an dem V. cap. [12]: Durch einen menschen ist die sunde in disse werlt ingegangen und durch die sunde der todt, und also ist der todt alle menschen durchgangen, in deme alle gesundiget haben. Aber sprichtt er hernach [Rom. 5, 18]: Als durch eines sunde in allen menschen zu vordamnes ist gegangen das gotliche gerichte, also ist die barmhertzikeyt Gottes durch eines gerechtigkeyt gegangen in alle menschen, tzu der gerechtfertung des lebens, unnd die erbsunde, einmall durch dieselbige tauffe hinweggenomen, nicht kan wider komen. So mag auch die tauffe nicht widderumb vorandert und vornewet werden. Und es geschieht als ein mensche naturlich alleyne einmal geborn wirt, also mag er auch alleine einmall durch die tauffe, do durch das leyden Christi wircket, geistlich geborn und christen werden, von der selbigen geburt saget der herre Christus Joan, an dem ΠΙ. capit. [5] zu Nicodemo: Vorwar, vorwar sag ich dir, es sey dan, das ymanths widderumb abermals geborn werde, so mag er nicht sehen das reich Gotes. Aldo saget der herre, das noch" der naturlichen geburt von notten sey eine geistliche gebort ausz dem wasser

j) auf andere Weise n) nach

k) bereits noch

1) als

m) gemeint: ein einziges Mal

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unnd dem heyligen geiste, sunsten möge der mensch selig werden. Es were dan, das jemanths durch die gottliche barmhertzigkeit, der die tauffe begert und nicht künde bekommen, sunderlich 0 geheiliget unnd gerechtfertiget wurde, ader ymantts, die begerende, durch die marter und den todt umbs christlichen glaubens willen von hinnen vorschyde unnd hinweg genommen wurde, so er aber widerauffstunde, muste er dennoch getauffet werden. Darumb sagte der herr noch seiner heyligen aufferstehung Matth, an dem XXVIII. cap. [19] tzu seynen jungem: Gehet und lernet alle volcker, tauffet sie in dem namen des vaters und des sons und des heyligen geistes. Darumb die gotliche Ordnung und insatzung der tauffe ist, das sie eynige p volkomen krafft und wirckung habe, einmal als ein geistliche geburt newe tzu machen und hinweg zu nehmen gentzlich die sunde, peyn und schuld, die den menschen von dem ingang des ewigen lebens vorhindern. Szo wirt auch in der tauffe ein sacramentlich zeychen, das man character nenneth, durch wirckunge gotlicher macht ingedruckt, ingepildet unnd ingepflantzet in die sele des menschen, welches nummermehr wirt auszgeleschet, wie dann vyle heylige und gottliche lehrer sagen, und sonderlich der heylige Augustinus über die Canonicam Joannis und secundo libro contra Parmenianum cap. ΧΙΠ, auch in Epistola ad Vincentium Donatistam etc. 4 Also das auch sulchs zeichen in allen ketzern, auch in den vordampten, in der helle bleybe, welchs scheyde die getaufften von den ungetaufFten, auch nicht mehr dan einmall in die seele in der einigen q tauffung ingedruckt wirt, unnd so auch ein geteuffter vorstorbe und widderumb vom tode erweckt wurde, künde nicht wider geteufft werden. Wiewoll in der ehe, do solchs zeichen nicht ingepflantzt wirt, so eins vorsturbe und erweckt wurde, voriger ehe frey und losz were, wie Sanct Pauel I. Chor. VII [39] anzeigeth. Derhalben, wer abermals teuffet ader sich teuffen lest, der thut nichts anders dan das er eine grosz injuriam r , hon und spoth dem heyligen sacrament ertzeiget, und thut wider gotliche Ordnung. Und weil er sich understehet, das sacrament zu mannigfeldigen s , das volkomen wirckung hat von dem leyden und eynichem tode Christi, also vorlacht er Christum den hernn, unnd szo vill an ihme ist, denselbigen auff ein nawes widerumb creutziget und thut eine schwere sunde, das saget Sanct Pauel ad Hebreos an dem VI. capi. [4—6]: Es ist unmöglich, die do ein mall erleucht sint und haben gekostet hymmelische gäbe, und sint teilhafftig wurden des heyligen geists, unnd haben gekostet das guth wort Gottes und die kreffte zukunfftiger werlt und sint gefallen, widerumb zu vornewen zur busz. Sie creutzigen widerumb in ihn selbst den son Gottis und vorspotten den. Welche wort Sanct Pauli auszleget der heylige Augustinus im buche de vera et falsa penitentia am dritten capitel 5 , und spricht, das disse gedachte wort Sanct Pauli von der tauffe gereth sint, dan welcher getauffet wirt, der bedewtet und vorgleichet durch intunckung' des wassers den todt des creutzs, und sie geschieht dreymal, nicht allein tzu einem bekentnus

o) besonders t) Eintauchung

p) allein

q) einzigen

r) Beleidigung

s) vervielfachen

Mat. 28

Augusti.

1. Chor. 7

Heb. 6

Augusti.

704

1. Joan. 2

Rom. 6 1. Pet. 3 Ad Hebre. 6

[4-6]

Ezech. 18

[20-32] 1. Chor. 5 2. Cho. 2 Luc. 15 Augusti.

Ephe. 5 Augusti.

Breitkopf: Daß die Wiedertaufe irrig sei

des glaubens der heiligen dreyfaltigkeit, auch zum bedeutnus des begrebnus Christi, welchs drey tage gewesen, und ist doch alleine ein begrebnus, also auch drey fechtige" intungunge ins wasser alleine ein sacramentlich christliche tauffe ist. Wehr aber andermalsv teuffet ader geteuffet wirt, der creutziget und vorlacht Christum unnd tzweifelt an dem leiden Christi, als were es nicht gnugsamw und hette nicht volkomen krafft in erstlicher tauffe gehabt, welchs eine grosse sunde ist, dan I. Joan. Π [2] stehet geschrieben: Er ist eine vorsunung vor unser und der gantzen weit sunde. Noch der gnugsammigkeit tzu reden, so auch ymanths noch der tauffe widerumb in sunde gefallen ist, es ist nicht möglich, das er durch die tauffe widderumb gnade von Gotte unnd vorgebung der sunde erlangenn möge. Dann als Christus, der herre, ein mall gecreutziget und gestorben ist, ad Roma. VI [4] und I. Pet. ΠΙ [21], also kan auch die tauffe nicht zwirx gescheen, derhalben will Sanct Pauel, das niema[n]ths, der noch der eynigen tauffe in sunde widerumb gefallen ist, möge durch die tauffe abermals auffstehen, es sey ihm leidt, wie sehr es will. Es mus gescheen durch das sacrament der busze, in welcher das leyden Christi also wircket, den menschen gesunt zu machen, das er auch müsse mitwircken, und wirt in ihr kein sacramentlich zeichen ader character von Gotte ingedruckt, und mag ufftmals gescheen und vorandert werden, wie dan Sanct Pauel den Chorinter, der gros gesundiget hatte noch der tauffe, als er schreibt I. Chor. V [11], widerumb durch die busz, Π. Chor. II [5—8], befelh thet, in die kirchen aufftzunehmen. Also ist der vorlorne son Luce an dem XV. cap. [11—32], der in ferne landt von seinem vater abegetretthen war, durch busz dem vater vorsunet wurden, das er, wie Sanct Augustinus saget6, von der waren busze in vorige cleydung der liebe gekommen, und hat den gulden ringk des glaubens wider an die handt tugentlicher werck gethan. Derhalben, wer noch der tauffe gros oder klein gesundiget hat, der sal nicht vortzweyffeln, dann die barmhertzikeit Gottis ist grosser dan alle sunde. Wie woll nymanths darauff sundigen solle, der thue busse, dan es ist geschrieben, wie Sanct Paul saget ad Ephe. V [14]: Wache auff, der du schlefest, und stehe auff von den toden, das ist von deynen sunden, und Christus wirth dich erleuchten. Aber durch die tauffe ist es nicht möglich, wie gereth ist. Dan Sanct Augustinus de unico baptismo, auch im buch de baptismo contra donatistas schreibet, das auch die jhenigen, so von den ketzern getauffet wurden, nicht anderweisz zu teuffen sint7, wie dan auch die christliche kirche helt8, unnd vil weniger, die von den gleubigen geteuffet sint. Dan wielwol die von den abgeschnitteny und ketzern ader glewbigen geteuffet sint, wider zu teuffen, beides schwere sunde sein, so ist doch des gleubigens halben grosser sunde, die weil des wegen niema[n]ths zweiffein solde, als villeichte ein einfeldiger mensche der ketzer halben thun mochte, wiewol es nicht sein soll, weil es die christliche kirche erkant habe, das die yhenigen, so von den ketzern geteuffet sint, nicht sollen widerumb geteuffet werden9, sie hetten

u) dreimalige tierern, Ketzern

v) zum zweiten Mal

w) ausreichend

x) zweimal

y) Sek-

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dan die selbstendigkeith und die form der wort und materien cristlicher tauffe nicht gehalden, und so dar von ein zweiffei were, mochte man teuffen mit dissem zusatz, bist du geteuffet, so teuffe ich dich nicht, bistu aber nicht geteuffet, so teuffe ich dich in dem namen etc. 10 Das aber die vorfurer zu einem schein wollen zu behelff nehmen die wort des ewangelii Marci XVI [15.16], do der herre Christus spricht: Gehet in die gantze werlt und prediget das evangelium aller creature, das ist allen menschen, der do gleubt und getauffet wirt, der wirt selig werden. Wer aber nicht gleubet, der wirt vordampt werden. Weichs sie zihen z wollen, wie alle ketzer in andern irrigen stucken thuen und feischlich auff yre meynung auszlegen und sprechen, weil wir in der kintheyt getauffet sint, do wir keinen gebrauch des freyen willens gehabt, wan a wir nicht mögen gleuben, derhalben werden wir nicht recht geteuffet sein, darumb lasset uns noch anderwesz die tauffe nhemen. Disser wahen und vorstand ist falsch, irrig unnd ketzerisch, dem vorstandt und glauben der heyligen lehrer und christlicher kirchen entkegen, dann weyll die kinder die erbsunde nicht ausz eygem miszhandlung und ubertretten, sonder von den ersten eidern, die Gottis gebot durch ungehorsam gebrochen, Gen. [1. Mose] am ΙΠ. cap., und die erbliche gerechtigkeyt vorloren haben, wen sie entpfangen werden, an sie kommet und langet b , wie dan der heylige prophet David saget an dem L. Psal. [= 51, 7]: Nym war, ich bin in sunden entpfangen etc. Auch Sanct Paul, wie obenberurt, sagt, und Sanct Augustinus üb. I retract, c. XV 1 1 . Derhalben hat Gott, der almechtige, ausz gruntloser seiner barmhertzigkeit geordent, das durch das vordinst des leydens und todes seynes eyngebornen sones Christi, unsers lieben herrn, durch die gottliche macht und der heyligen tauffe krafft die kindere, die ihn c selbst nichts gehelffen können, durch den glauben der jhenigen, die sie zur tauffe bringen, wie der heylige Bernardus in Epistola ad Hugonem saget 12 , und durch den glauben gemeyner christlicher kirchen gentzlich gereyniget werden, und die gnade Gottes durch gotliche ingiessung entpfahen, auch das sacramentlich zeychen sampt dem glauben und andern tugenden volkommelich, noch den habit oder geschicklikeyt zu reden, wie wol der gebrauch mit den wercken vortzogen d wirth, bisz so lange die kindere zu ubung ihres freyen willen kommen, welchs auch die heylige kirche also erkant hat. Und Sanct Pauel, Π. Chorin. I. [21.22], spricht: Der uns gesalbet hat, der ist Got und hat uns getzeichet und hat gegeben daz pfant des geists in unsere hertzen. Und, so sie als balde darnach vorschieden, ewiglich selig wurden, darumb saget Sanct Paul ad Titum ΠΙ [5]: Er hat uns selig gemachet durch die abwaschunge der widergeberunge, die do geistlich einmal geschieht. Dan wan das kindlein getauffet ist, ab es ouch nicht wisse, nicht desteweniger wonet der heilige geist in ihme, wie gereth, unnd Sanct Augustinus saget ad Dardanum de presentia dei cap. XII. 14 Also sollen die vorfurischen leuthe allhir vorstehen, das die kindere durch den glauben der andern und der

z) hier: falsch auslegen ausgezogen, verzögert

a) hier: ohne dem

b) gelangt

c) sich

d) hin-

Mar. 16

Gen. 3

Psal. 50 Augusti.

Augusti. ad Dardanum c.13

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Dionysius

Gen. 17

Matt. 19

Num. 14 Deut. 1

1. Reg. 1

Luc. 1 Hiere. 1

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kirchen, der[en] glid sie durch die tauffe werden, geteuffet werden, und auch selbest in der tauffe durch ingiessung Gotes gnade und glauben erlangen, darumb stehen zusamen der glaube und tauffe, und gedachter spruch15 den kindern nichts entkegen ist. Derhalben saget der heylige Dionysius de ecclesiastica hie[r]archia am letzten cap.16, das die heyligen apostel, unser gotliche furer, haben erkant, das die unmündigen kindere sollen zur tauffe aufgenommen werden. Also steht auch geschriben von der beschneydung, an welcher stadte die tauffe volget, Gen. [1. Mose] an dem XVII. [10—14]. Ein kindelein, ein mendlenf, acht tage alt, soll beschnitten werden, und welchs nicht beschneten wurde, seyne szele solle ausz dem volcke auszgetilget werden. Derhaben, das es Gotes vortracht® ubergangen und nicht gehalden hette, welchs sonder zweyffel das kindelein, das vornunfftige gebrauchung noch nicht hatte, nicht in seiner person ubergangen, sonder die eidern und alden gethan hetten, darausz man clerlich erkennet, das dem kindelein der glaube der andern und der kirchen zu hulffe komme und es gnade und glauben etc. in der tauffe, die do nicht weniger, szunder mehr dan die beschneydung krafft habe, bekomme unnd erlange. Darumb Matthei XIX [13—15] stehet, do die kindelein dem herren zugetragen wurden, das er seine hende auff sie legete etc., und die junger haben sie gestraffet umb des getrengnus willen etc. Aber der herre Jhesus sagete zu ihn: Losset die cleynen oder kindere und sollet sie nicht vorbitten zu mir zu kommen, dan solcher ist das reych der himmel [Matth. 19, 14]. Also stehet ym alden testament Numeri [4. Mose] am ΧΠΠ. cap. [31]: Ich werde die deinen odder kinder infuren in die erde, die euch nicht gefallen hat. Und Deutro. [5. Mose] I [39]: Ewr kindere, die do heutte nicht wissen underscheidt under dem guten und bösen, die werden ingehen, den[en] werde ich das erdtreich geben, und sie werden es besitzen. Durch welchs erdtreich geistlich das ewig leben vorstanden wirt. Item I. Regum [1. Sam.] I [22—28] stehet, das kleine kindelein Samuel ist geopffert wurden in den tempel, und ist sonder zweyffel heylig gewesen. Und nymanths soll zweyffein, das Gott solche genade gebe durch seine auszgesatzte tauffe, weyl er auch aneh eyniges sacrament die ewige junckfrawe Maria, seine werde mutter, im leibe der muter heylig erhalden hat, und Joannem, den Teuffer, im leibe der muter geheiliget hat, Luc. I [41—45], auch Hieremiam, wie I. cap. [5] des selbigen angetzeigt wirt. Ab1 auch ein vorfurer spreche, wer weisz, ob du in kintheit geteuffet bist, dem sal man auch nicht volgenn, dan weil die tauffe aus gotlichem geböte ein sacrament ist, das zu der seien seligkeith von nothen ist, welchs auch alle christen aus steter ubunge, so mit eynem itzlichen kinde geschieht, wissen, also ist gentzlich zu gleuben, das die christlichen eidern, auch andere christen, bey welchen ymantts geborn wurden, der seien Seligkeit nicht vorachtet noch vorgessen haben, sonder gotliche geboth und christlicher kirchen gewonheit vorbrachtJ und gehalden haben, und die kin-

e) an deren Stelle f) männliches wenngleich j) ausgeführt

g) Vertrag, Bund

h) ohne

i) falls,

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der teuffen lossen, darzu, so die kinder ein wenig tzu ihrem vorstandt kommen, gemeniglich von den jhenigen, die auss sehen ader hören von ihrer tauffe bewust k haben, etwas dorvon erfaren, welchen auch zu gleuben ist. So aber ymanths wurde sprechen, dieweil die tauffe volget an Stadt der beschneydung, so stehet von der beschneydung Josue an dem V. c. [2] geschrieben, do die kinder von Israhel wunderszam durch den Jordan gegangen woren, hat Got ihnen gebothen, zum andern mall zu beschneiden. Also mochte es auch mit der tauffe gescheen. Dorauff sage ich, das gedachte capitell selbst disz aufloszet, dann es sint nicht die jhenigen beschnidten wurden, die vorhin1 beschnidten woren, dan dieselbigen sint umb ihres miszgetrawen zu Got unnd andere sunde in virczig jaren in der wustnung verstorben, wie Got, Numeri [4. Mose] an dem 14. c. [32] ihn auffgelegt hat, aber die andern, die mitler zeit geboren und noch nicht beschnidten woren der langen Wanderung halben, die sint do selbst beschnidten wurden, do von in gedachtem capitel Josue V stehet. Das aber zum andern mall geschrieben stehet, ist zu vorstehen, wie der heilige Augustinus in questionibus supra Josue saget 17 , das etzlich volck vorlengest beschnidten gewesen und etzlich nicht, sonder aldo beschnidten wurden, und wirt also genant zum andernmall, dis volck zu dem vorigen volcke zu rechen1™ und nicht also, das ein mensche zwir beschnidten were, dan das selbige ist nihe gescheen. Auch Lira saget 18 , das die beschneydung in grosser mennung" sere berumpt gescheen, das sie noch der beschneydung des heyligen Abrahe mit allen den seinen, Gene, an dem XVII. c. [10—14], die andere zu rechen sey und genant werde, und nicht also zu vorstehen, das ein mensche zwir beschnidten sey, wie vor gereth. Derhalben kan nymants seyn irthumb hirmit beschützen. So auch solche yrrige leuthe weiden ihren yrthum bestetigen, durch das Sanct Pauel Actorum [Apg.] an dem XIX. c. [3—6] habe diejhenigen, so von Sanct Joanne, dem Teuffer, geteuffet woren, änderst 0 geteuffet, hat kein krafft, dann die tauffe Joannis ist nicht eine volkommen sacramentliche tauffe gewest, sonder alleine ein geystliche bereytung zu der tauffe Christi, und wirt genant Acto. am XIX. [4] eine tauffe der busse, dan sie hot inwendig nicht gereniget noch gnade mitbrocht, und Joannes spricht Joan. I. c. [26]: Ich teuffe im wasser. Derhalben must man, die durch seine tauffe geteuffet woren, mit der tauffe Christi teuffen. Aber die selbige tauffe Christi hat krafft, inwendig zu reynigen und zu rechtfertigen, und alle diejhenigen, die in dem namen des vaters und des szones und des heyligen geistes teuffen, sint alleine diener dartzu, und wirt nicht ihre tauffe genant, und ab p sie auch bosze weren, nicht desteweniger hat das sacrament seine krafft, dan es wircket nicht ausz dem vordinst des, der es auszwendig q gibbet, sonder aus der warlichen bestendigen vorheischung r und gotliche Ordnung und macht Christi, dorumb ist sie genant die tauffe Christi, I. Chor. I [13.14], und Joan. I [33] stehet geschrieben: Uber welchem du wirst sehen den geist nydersteigen und uff im bleiben, der ist, der do teuf-

k) Kenntnis 1) früher Mal p) wenngleich, falls

m) zu zählen q) äußerlich

n) Menge r) Verheißung

o) zum

zweiten

Josue 5

Num. 14

Augusti.

Gen. 17

Acto. 19

Joan. 1 Acto. 1 [5]

1. Chor. 1 Joan. 1

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Joan. 20

1. Chor. 4 Augusti.

Joan. 1

Ephe. 5

Augusti.

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fet in dem heiligen geiste. Doraus leichtlich zu ermessen, das die teuffe Cristi nicht zu vorandern sey, ob auch nochs der tauffe Joannis ymantths mith der tauffe Christi getauffet ist worden, dan die tauffe Christi ist ein warlich gotlich sacrament, auss dem vordienst des todes Christi, aber die tauffe Joannis ist alleine eine zuschickunge' gewesen, wie vor gesagt. Weil aber von dem diener gesaget ist, so er auch bose were, nicht desteweniger er das sacrament gebe, müchte ymanths do wider sprechen, wie auch die Manichei19 und andere ketzer thuen, hat doch Christus Joannis an dem XX. ca. [22.23] zu seinen jungem gesaget: Nemet den heyligen geist, wehme ihr die sunde vorgebet, sollen sie vorgeben sein etc. Also solde auch der priester den heiligen geist haben, wen er teuffen wolde etc. Szo er den nicht hat, kan er nichts auszrichten. Ich antwort, das diser wan gantz falsch ist, dan die heyligen lerer sagen, das Christus den heyligen geist hat seyner heyligen gemeinen kirchen gegeben, die ihn alletzeit hat, ab auch die stadthelder und diener Christi zu zeythen bose sint, sie vorlyren darumb yre ordentliche macht nicht. Und Sanct Augustinus spricht20, was thut dir der bosze diner, wen der herre guth ist. Dorumb saget Sanct Pauel I. Chorin. ΙΠ[Ι] [1]: Also sal der mensche uns achten als diener Cristi und auszteiler über die geheymnis Gotes. Auch spricht Augustinus über das ewangelium Joannis21, es sey der diener, der do teuffet gut ader bose, so hat die tauffe die krafft nicht ausz dem selbigen, der sie ministerialiter" gibbet, sonder ausz dem, in des macht als Christi es geschieht. Dan von ime hat der heilige geist gesaget, wie Joannis an dem ersten capitel [33] angetzeiget, der ist, der do teuffet, unnd szo auch Judas geteuffet habe, hath nichst weniger geteuffet dan Sanct Petrus. Und Sanct Pauel saget ad Ephe. V [25]: Ir menner, liebet ewr eheliche gemall als Cristus die kirche und hat sich selbs gegeben vor sie, uff das er sie heiligete und reynigete mit der abwaschunge des wassers in dem worthe des lebens. Darausz auch genugsam abtzunemenv, das der diener alleine auszwendig zu der teuffunge thue. Aber Goth, der wircket und reyniget inwenn[d]ig. Dorumb bedarff nymanths des dieners halben sich beforchten. Er were dan ein öffentlicher ketzer und abgeschnitner, wiewoll er teuffe, so er die rechte meynung, form der wort und materie helth. Domitte man aber in sein yrthum nicht vorwillige und sundige, soll man ihn flihen und dis heilige sacrament von einem christlichen priester nehmen. Es were dan (weil es noth tzur seelen seligheyt ist), das die eylende hohe noth änderst forderte und tzu thun drunge. Doräber, so ymanthes herfur bringen weide, Sanct Cyprianus hat in seiner schlifft gelossenw, das die yhenigen, so von den ketzern geteuffet sint, sollen widerumb geteuffet werden.22 Darauff saget der heylige Augustinus, das Sanct Cyprianus hat also sere die ketzer vorachtet und Got geliebet, das ime auch der wahn vorgefallen, als solde yre tauffe nicht recht sein, solchs hat er doch nicht frevelich gehalden, auch villeichte be-

s) nach kennen

t) Vorbereitung u) dienenderweise w) zugelassen, erlaubt

v) zu entnehmen, d.h. zu er-

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rewet, und so etwas in ihme des halben streflich gewesen, das er nicht mutwillig noch behartet gehalden, ist gnugsam durch seine marter und bittern todt, den er des christen glaubens halben erlyden, gereyniget wurden. 23 Dorumb ist disem heiligen lerer in disem fall nicht nochzufolgen, dieweil es die heylige christliche kirche anders gleubet und helt, die zu seiner zeit solchs noch nicht beschlossen hatte, welcher er alle zeyt bereyth gewesen zu folgen und gehorsam zu lesten. Weil dan alleine eine tauffe ist, und die christliche gemeine kirche solchs auch nicht anders heldet, also soll ein itzlicher christen mensche in der selbigen eynickeyt und gehorsam bestendiglichen bleiben, und von yhrem glauben und gewonheit nummermehr weichen ader fallenn. Dan, wie obenberurth, die selbige ym glauben und den dingen, die zur seien Seligkeit noth sein, nicht kan yrren, unnd wiewol solche irrische leuthe vorbringen einen schein*, wie eins teils angetzeiget adder was das ummermehr sein kan, so sal es nymants annemen, sonder soll antwurten, wie der herre Christus Sanct Petro sagete, Joan. ΧΙΠ [10]: Der do gewaschen ist, der bedarff nicht gewasehen werden, und wie Sanct Augustinus antwurt: Wer do einmal geteuffet ist, der bedarff nicht abermals geteuffet werden. 24 Dan weyll sulche bose vorfurer nichts guts gedencken oder furhaben, so geschieht, das ihr heerfurer, der bose geyst, ynen teglich etwas böses ingibet, domitte er die frommen durch die selbigen bösen müchte vorfuren und zu yme y bringen. Derhalben spricht Sanct Pauel: In allen dingen nehmet den schilt des glaubens, das yr moget auszleschen die fewrige pfeyll des allerschalckhafftigsten. Aber der gerechte glaube ist der jhenige, den die heilige christliche kirche hat. Wher mehr ader weniger glaubet, der feit ausz der selbigen und kan nicht selig werden, ehr kere dan durch busse widder umb. Die pfeil aber des bösen geistes sint vorbringungk z des falschen und bösen mitt einer vorbringung under der gestalt, als es war und guth were, domit er durch sich und durch bose menschen seine glidmas, die anderen gutten, vorfure, dem ist vorsichtiglich a wider zu stehen, wie der heilige Petrus I. Pet. V [8.9] saget. Dan solche vorfurer geben fur b den einfeldigen, als were yre vornehmen gut, so sie aber öffentlich in yrer boszheit begriffen und erfunden werden, so wollen sie sich mit einer anderen boszheit entschuldigen, und lestern den ewigen barmhertzigen Goth, der das höchste und unentliche gut ist, von dem alles, das do gut ist, kommet, Jacobi I [17], und kein arges kommen kan, dan Got ist gantz gerecht, Hiere. ΧΠ [1] unnd Psal. 91 [= 92], und bey Got ist keine Ungerechtigkeit, Π. Para. [Chron.] XIX [7], und er hasset den bösen und seine boszheit, Sapien. [Weish.] 14 [31], und so ergen c in der schlifft lautet, als qwem d bosze von Gote, wie Esaie. 45 [7] und Ecclesiast. [Sir.] XI [14] etc., ist nicht von sunden zu vorstehen, das die selbige von ihm komme, als es die ketzer auszlegen, sonder von widerwertigkeit, straffe und peyn, als Sanct Hieronimus über Esaiam 25 und andere heyligen sagen. Und sprechen dennoch, sie haben keinen freyen wil-

x) Anschein der Wahrheit y) zu sich, d.h. auf seine Seite z) Vollbringung, Tun a) klug, verständig b) erwecken den Anschein c) irgendwo d) käme

Joan. 13 Augusti.

Ephe. 6 [16]

1. Pet. 5

Jaco. 1 Hiere. ΧΠ Π. Para. XIX Sapien. 14 Esa. XLV Eccle. XI Hierony.

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Gen. III!

1. Joan. 3 Eccle. XV

Hiere. XXIX Zacha. 1 Jaco. 4 Osee 13 Augusti.

Esaie 59 Hiere. 2

Joan. 15

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len, als müsten sie böses thuen, welchs gantz yrrisch, falsch und ketzerisch ist, wie dan die schrifft in vilen orthern clerlich antzeiget, und Got selbst zu Cayn hat gesaget, Genesis an dem ΙΠ[Ι]. ca. [7]: Deyn begire wirth sein under dir, unnd du wirst herschen über ihn. Aber es that es nicht und schlug Abel, seinen bruder, todt, nicht aus noth, sunder aus eigen willen und boszheit, aus anreitzunge des bösen geistes, wie 1. Joan. 3 [12] angezeigt wirt. Also saget auch der weisse man, Ecclesias. [Sir.] am XV. c. [14]: Got hat von anfang den menschen gesatzt und gelossen in der handt seines radts etc. Derhalben, das sie bose sint und ungehorsam erwecken, geschieht nicht ausz noth, das sie es müsten thuen, sonder aus ihrem eigen freyen willen, dan wiewoll die hulffe und gnade Gotes noth ist, guthes tzu thuen, so ist doch der barmhertzige Got bereith, die selbigen zu thuen und zu geben, wen der mensche auch das seine dortzu thuet unnd der sunde und boszheit nicht anhenge und sich zu Gothe auff sein bewegen wende, unnd habe einen guthen vorsatz, unnd Gothes hulffe begere. Also saget Got Hieremie an dem XXIX. [14]: So werde ich von euch gefunden werden, und Trenorum [Klag.] am dritten [25]: Der herre ist guth den, die in ihn hoffen, und der seien, die ihn suchet. Item Zacharie I [3]: Wendet euch zu mir, so werde ich mich zu euch wenden. Also stehet ouch Jacobi am ΠΠ. [8]: Nahet euch tzu Gotte, so wirt er sich zu euch negen. Darumb ist geschrieben Osee am ΧΙΠ. [9]: Ο Israhel, deine vorlustf ist aus dir. Und Sanct Augustinus saget de gratia et lib[ero] ar[bitrio], die sunde gehet ausz dem willen des menschen.26 Auch saget der selbige über Joan., der bosze mensche hasset die natur, die ym die gotliche güthe gegeben hat, und liebet die boszheit, die in ihm wirt durch seinen freyen willen.27 Dorausz gnugsam zu ermessen, das dys vornehmen und andere sunde und boszheit kommen von ihrem freyen willen, aus anregung des bösen geistes unnd böser leuthe, wie gereth ist, darvon sollen sie eylende abstehen und sich in gehorsam gemeyner christlicher kirchen geben und in zeit8 busse thun, ihr sundtlich leben bessern, und nicht vormessiglichh verhoffen, das sie mit sunden, boszheyt und in sulchem bösen willen und vorsatz mögen zu Gothe kommen, dan boszheyt teylet1 von Gothe, Esaie 59 [2], und beschuldiget den menschen Hiere. Π [19], und wiewoll Christus, der herre, war Got unnd mensche, durch seinn bitter leiden unnd todt die werlt, so yhrer auch vile weren, gnugsam erloset haben, so kommet doch die wirckung des selbigen leidens nicht allen zu hulffe, sonder den jhenigen, die do Christo geistlich ingeleybet, sich des selbigen durch rechten gebrauch der heiligen sacramenten und tugentlichen leben teilhafftig machen, und also yhm rechten glauben, liebe und gnade, in eynigkeit der kirchen sterben, das tze[i]get an der herre Joan. XV [13], do er spricht: Nymants hat eine grosser liebe dan die ist, das er seine seele adder leben setze vor seine frunde. Wolchs sonder zweyffell zu vorstehen ist, das sein todt, der vor alle gescheen ist, mit der wirckung seinen frunden tzu trost

e) Begierde, Sünde i) scheidet

f) Verderben, Unglück

g) rechtzeitig

h) vermessen

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und hulffe komme. Wehr aber Gottes freundt sein will, der mus thuen und halden, das er gebothen hat. Johan. XV [14]. Derwegen saget er Math. XIX [17]: So du wilt insz leben gehen, so halt die geboth. Und Sanct Paul ad Ephe. ΠΠ [15.16]: Wir sollen die warheit und die gerechtigkeit thuen und erwachsen in der liebe, in allen dingen in Christo, der das heupt ist, aus deme der gantze geistlich leychnam' zusammen vorbunden ist. Doraus zu vorstehen ist, das nymanths Gotes freundt sey mit boszheit und ungehorsam, den Goth stets sere gestraffet hat, als Numeri [4. Mose] ΧΠΠ [28—38] und I. Regum [1. Sam.] XV und in andern vilen ortern angetze[i]get wirt, sonder der einen guthen willen hath und gehorsam helt und Got über alle ding liebet und den nechsten als sich selbst, Matth. ΧΧΠ [37.39], und in eynigkeyt der kirchen bleibet, dan Sanct Augustinus sagt über die epistel Joannis 28 , alleine die liebe underschedet die kindere Gottes von den kinderen des teuffels, derwegen soll nymanths also vormessen sein, das er wolle selig werden, er thue boszheit, wie er will. Dan wer do todtlich gesundiget hat, der mus durch busse widderumb Gotes freundt werden, dan Christus Lu. ΧΠΙ [3.5] spricht: Es sey dan, das yhr busse thuet, so werdet yr alle vorterben. Dan der almechtige Goth vorharret, auff das er sich erbarme, Esa. XXX [18]. Wen aber die bösen menschen vorhartet und vorstocket bleiben, so sammelen sie den zome Gottes auff sich, ad Rom. Π [5], und fallen in die schwere straffe Gotes und nehmen ihren lohn, dornach sie gethan haben. Darumb saget Sanct Paul Π. Chor. V [10]: Wir müssen alle geoffenbart werden vor dem richterstull ader gerichts macht Christi, auff das ein ytzlicher dor von trage die eygen tadt des leychnams, wie er gehandelt ader1' guts oder böses, und Christus selbst saget Joan. V [29]: Die do guth gethan haben, werden herfur gehen zu der aufferstehung des lebens, aber die do bosze gethan haben zu aufferstehung des gerichtes ader vordampnus, auch Matthei XXV [46]: Die scheffelein und frommen werden gehen in das ewige leben, aber die bocke und bösen in das ewige fewer, daraus ydermenniglich vorstehen kan, das boszheit Gothe wider sey und straffe und peyn zu warthen habe, derwegen sali man dorvon lossen und gehorsamplich leben, wie offtmalls gereth ist, unnd kein christenmensche soll obgedachter boszheit ader anderm yrthum nochfolgen, sonder ydermenniglich sali in gehorsam und eynigkeyt christlicher kirchen bleiben, und in liebe Gotes und des nechsten fleyssig guths thuen, dann der heylige Augustinus über Johan. tractatu XXVII saget 29 , nichts sali ein christen also forchten, als das er von dem geistlichen leichnam geteylet werde, dan so er von dem selbigen abgeteilet wirt, so ist er kein glidmas des selbigen und lebet nicht, geistlich zu reden, und hat auch den geist Christi nicht, unnd ist nicht Christi, wie Sanct Paul zu den Romern c. V m [6—9] saget, und ab er auch den heiligen namen Christi noch den buchstaben offtmals im munde habe und mit guthen wercken Christo nicht nochfolget, sonder boszheit und auffrhur vorhabe, den wirt es nichts helffen, sunder mehr vordamlich sein. Dan Christus hat gesagt: Selig sint die

j) Leib 46

k) entweder

Reformation 2

Joan. 15 Matt. 19 Ephe. 4

Num. 14 1. Reg. 15 Matt. 22 Augusti.

Luc. 13 Esa. 30 Rom. 2 2. Cor. 5

Joan. 5 Mat. 25

Augusti.

Rom. 8

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Math. 5 fridsamen, Mathei V [9]. Item: Meine speise ist, das ich thue den willen Joan. 4 des, der mich gesant hat, Joan. ΙΠΙ [34], und hat vor seine feynde gebeLuc. 23 then, Luc. ΧΧΠΙ [34]. Aber ein solcher böser mensche wil hader machen und thuet nicht den willen Gothes, sunder des bösen geistes, und gedencket feinde zu machen. Derwegen gehöret er nicht zu Christo. Dorumb sali 5 yder menniglich, wie gereth ist, den bösen nicht nochfolgen, sunder in der selbigen christlichen kirchen glauben bestendiglich sterben und sich nicht vorfuren lossen. So wirth ehr das ewige leben erlangen. A M E N .

Mat. 28

Mat. 26

Mar. 14

Luc. 22 Joan. 6 1. Chor. XI [23.24]

Ein sermon durch yhm in cena domini1 gehabt. Von dem hochwirdigisten sacrament des leychnams Christi. 1528. Christus, der herre, wor Goth und mensche, ausz unentlicher güttigkeit und grosser barmhertzigkeit und liebe hat auszgesatzt das hochwirdige sacrament seynes waren leychnams unnd bluts zu einer speise und narung des inwendigen menschens, das er also auch corperlich bey uns bleybe yn dem sacrament bys an das ende der werlt, Mathei XXVIII [20], In welchem sacrament warlich der leichnam ist, den der herre Christus von Mariam, der ewigen junckfrawen, genomhmen hat, in welchem er geliden, gestorben, begraben, erstanden, zu himmel gefaren und zu der rechten des vaters sitzet, in welchem er zukunfftig tzu richten die lebigen und toden.30 Doran nymanths tzweyfeln soll, dan solchs zu gleuben anhenget den artiekeln des heyligen christlichen glaubens, und Gottes szon, die ewigen warheit Christus, es selbst geoffenbart hat seinen lieben aposteln und von den selbigen an uns kommen ist, welchs auch alle vier ewangelisten gnugsam getzeugen, dan Math. XXVI [26—28] stehet: Do sie aber zu nacht assen, nham Jesus das brot, benedeyet und brach es und gab es den jungern und sprach: Nehmet hin und esset, das ist mein leib, und er nham den kelch und saget danck und gab yhn den und sprach etc. Trincket alle darausz, dan das ist mein blut des newen testaments, wolchs vorgossen wirt fur vile zur vorgebung der sunde. Do redet der herre tzu den aposteln, die er prister gemachet hatte, des gleichen stehet Marci an dem ΧΙΠΙ. c. [22—24]: Und die weil sie assen, nham Jesus das broth und benedeyet und brach es und gab yhn und sprach: Nehmet, daz ist mein leichnam etc. Aber Lu. ΧΧΠ [19.20] stehet: Und er nahm das broth, dancket und brachs und gabs ihn und sprach: Das ist mein leib, der fur euch geben wirt, das thut in meinem gedechtnus etc. Auch Joan. VI [51.54] saget Christus: Das brot, das ich euch werde geben, ist mein fleysch. Item: Wer do ist mein fleisch und trinckt mein bluth, der hat das ewig leben etc. Doruber Sanct Pauel saget: Ich habe es von dem herren entpfangen, das ich auch euch angezeiget habe, der herre Jesus, in der nacht, do er vorrathen wart, nham er das broth und danckt und brachs und sprach: Nhemet und esset, das ist mein leyb, der fur euch dargeben wirt, das thut zu meinem gedechtnus etc. Welche wort sonder zweiffei gereth seyn noch yrer rechten e[i]genschafft und nicht figurative1" ader bedeutlich, wie die ketzer sagen31, dan der heilige

1) beim Abendmahl

m) figürlich, bildlich

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Augustinus libfer de] LXXXIH q[uaestionibus], in der LXIX. frage 32 , spricht, daz die umbstendigkeith der schlifft erleuchtet die meynung der selbigen, dieweil nu Christus saget, das es der leychnam sey, der do dargeben wirt, und das es das blut sey, das do vor vile vorgossen wirt, ist offentlieh und clerlich zu vornehmen, das er rede von dem waren leychnam, dorinnen er gecreutiget ist. Also saget er auch Johan. VI [35]: Mein fleisch ist warlich eine speise und mein blut ist warlich ein tranck. Disser vorstandt ist ein warlicher vorstandt, den do die gemeine christliche kirche festiglich gleubet und helt mit allen lieben heiligen lerem. Welcher ketzer aber zu den worten Christi zusetzet,bedeutlich' ader,figurative' ader ,in einem zeichen', der selbige felschet, vorandert und vorkert die wort wider die gewisse" meinung Cristi, demselbigen werden die pflagen 0 , Apo. [Offb.] ΧΧΠ [18] berurt, zur straffe kommen. Daz aber Johan. VI [63] stehet, daz fleisch ist nichts nutze, antwurt ich, aldo saget der herre von der weisse, in welcher es gegessen wirt, dan nicht als ein ander schlechtp fleisch, wie die blinden leuthe vorstunden, sonder in einer vorclerten gestalt etc. Und under der gestalt des brots ist nicht alleine der warhafftige vorclerte leichnam Christi, sunder auch sein edel blut, seine gebenedeyte seele und allerh6e[ch]ste gotheit, und alles das jhenige, das zu volkommenheit und tzyr des leichnams gehört, dan weil der leychnam Cristi warlich lebet, so ist er nicht ane bluth und ane die seele. Auch nochdem (wie Augustinus und Dama. 33 sagen) der leichnam nyhe von der gotheit verlossen ist, so volget, das auch Christus gantz under einer gestalt ist, derwegen saget der herre selbst: Ich byn daz lebendig broth, das vom himmell kommen ist. Lebendich durch die seele, die do ane blut nicht lebendig machet, das vom himmel kommen nicht mit bewegnus, sonder, das der szon Gottis die menscheit angenommen hat. Derhalben ist gnugsam, den leyen dis heilige sacrament under einer gestalt zu nehmen, wie dan die heilige cristliche kirche, die do durch den heiligen geist regirt wirt 34 , geboten hot 35 , und neben yhr die heiligen lehrer eintrechtig halden, auch Christus von zwehr q gestalt nicht geboten hat, dan es ist nicht mehr under zweer dan under einer gestalt, auch ander vyle Ursachen halben. Und wiewol die priestere, die do von Christo auszgesatzt, Luce XXII [17.19], do er sprach zu den apostolen: Nehmet und thut es zu meynem gedechtnus, in der heiligen messen under zwehr gestalt dis heilige sacrament nehmen, so thuen sie es doch und thuen sollen yhrers ampts halben, dan sie an Stadt der gantzen kirchen opffem und auszgedruckter anze[i]gen und representirn das leyden Christi. Der leyger aber isset und trinckt auch under einer gestalt. Man befindet auch nergens, das yhe die apostele under zwehr gestalt dys heilige sacrament gegeben hetten, aber von einer gestalt list man voll etc. Auch do S. Paul den Chorinthiern schreibet, gebeuth er nicht, als dan der text clar ist. Derhalben sali ydermenniglich in einigkeit, gehorsam und ym glauben gemeyner christlicher kirchen bleiben, und was sie gebeuth, halden und starck und festiglich

n) sichere, feste cher r) Laie 46'

o) Plagen s) nirgends

p) einfaches, gewöhnliches

q) zweier, zweifa-

Augusti.

Joan. 6

Apo. 22 Joan. 6

Augusti.

Joan. 6 [51]

Luc. 22

Acto. 2 [42] Acto. 27 [35]

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2. Cho. 10 [5]

Rom. 6 Esa. 59 I. Chor. XI Col. 3

I. Chor. XI Hiere. XI

Prover. 23

Remigius

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gleuben, das auch under einer gestalt warlich Christus gantz und volkommen sey, wie er zu den rechten seines himmelschen vaters sitze, dan Gothe, der alle ding ausz nichts geschaffen hat, ist alles mogelich, und was unser vorstentnus nicht auszgrunden kan, musz man durch einen rechten christlichen glauben erfollen, dan man musz das vorstentnusz fahen' etc. Weil dan der herre Christus selbstendig und warlich yn disem sacrament ist, so sali ydermenniglich sich auffs allerfleiste dortzu schicken und sali alle seine sunde berewen und beichten, dan er ist eine speise der lebendigen, aber der in sunden bleibet, der ist geistlich todt, dan zu den Romern am VI. [23] steht, der sunden szolt ist der todt, unnd die sunde teylen von Gothe, Esaie LIX. c. [2]. Derhalben sali der mensche sich selbst bewern, I. Chor. XI [28], unnd sein sundtlich leben unnd bösen willen vorlassen, darumb zu den Col. ΙΠ. c. [9] spricht Sanct Paul: Zihet auss den alten menschen mit seinen wercken. Der aide mensche ist der sundtliche wille, den musz man gentzlich ablegen, dan der dis heylige sacrament in sunden und b6sem willen nymmet, der nymmet daz gerichte des vordampnes, I. Cho. XI [29]. Derhalben saget der heylige Hiere. ca. XI [15]: Was ist, daz mein gelibter vile boszheyt thut in meynem hause, ab auch das heilige fleisch von dir nhemen wirth deyne boszheyt. Ob er solle sagen, nehn, dorumb musz man die cleider des vorigen szundlichen lebens austzihen und annehmen das schurtztuch der gerechtigkeit und eines gutten lebens, und musz alle bose begirligkeit reynigen und ablegen, dan Prover. [Spr.] ΧΧΙΠ [1] ist geschriben: So du sitzest, daz du sollest essen mit eynem fursten, so mercke fleissig auff, welche ding vor deinem antlitz gesatzet seyn etc. So nhu ymants will essen mit dem allerhöchsten fursten und herrn himmels unnd erden, der sali gantz fleyssig sich dartzu schicken, domitte er disz hochwirdige sacrament nicht unwirdig neme. Dan der heilige Remigius36, auch sunsten viele heylige lehrer sagenn, whe den[en], die mith eynem boszhafftigen gewissen dis heylige sacrament nehmen. Derhalben, wie gereth, sali ein ytzlicher seyn bosz leben bedencken, berewen und beichten, auch auffgelegete busze halden und gnugthuen, eynen festen Vorsatz haben, kunfftig sich vor sunde tzu hutten etc. Weichs so der mensche demuttiglich unnd vleyssig thuet, szo will Goth allhyr durch seyne genade bey yhme wonen und yme entlich das ewig leben geben. Das vorleyhe uns allen derselbige, ewigklich gebenedeyeth. A M E N .

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Ducitur a summo en ecclesia sancta tonante Ulius hec teneant omnia scripta fidem Hanc qui contemnunt stygias rapientur in undas Spes ys perpetuae nulla salutis erit.37 Gedruckt tzu Leyptzick durch Valten Schumann des jars M.D.XXVIII. 40

t) fangen, gefangen nehmen

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A) Vorbemerkung Druckvorlage: Das die willdertauff yrrig sey/ vnd II keyne krafft habe/ auch eyne sch=llwere sunde widder Gott sey/ darllfur ydermenniglich sich huttenn II solle/ vn in dem vn andern stucken II in gehorsam vnnd eynigkeyt II gemeyner Christlicher II kirchen bleiben/ eyne II kurtze vn nutzliche II vnderrichtung/ durch II Doctore Gregoriü Bre=lldekoph von Könitz. II tzu Leyptzck. 1528. II [TE] Leipzig: Valentin Schumann 1528. 4° 12 Bl. Sign.: A - C 4 . - Claus Schu-249. VD 16 Β 7404. Köhler 332. - UB München: 4° H. eccl. 1874:6. Zur Entstehung: Der humanistisch orientierte Leipziger Doktor der Theologie Gregor Breitkopf (f 1529) hat nur mit dieser, seiner einzigen deutschsprachigen Schrift in die religiösen Auseinandersetzungen der Zeit eingegriffen. Näheres ist nicht bekannt. Literatur:

DBA 141, S. 408-416.

B) Sacherläuterungen 1 2 3 4

5 6 7 8

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Aurelius Augustinus, Liber de fide ad Petrum, c. 37, Migne PL 40, Sp. 776; vgl. auch Denzinger-Schönmetzer, Nr. 802. Hieronymus Stridonensis, Epistola ad Ephesios, Migne PL 29, Sp. 821. Hieronymus, Epistola 69(b) ad Oceanum, Migne PL 22, Sp. 655; Bibl. d. Kirchenväter Π, 18, S. 354, vgl. auch S. 367. Augustinus, In epistolam Joannis ad Parthos, tr. 6, 3, 11, Migne PL 35, Sp. 2026; ders., Contra epistolam Parmenianum, lib. 2, c. 13, ebd. 43, Sp. 138; ders., Epistolae, ep. 93, ebd. 33, Sp. 321 ff., bes. 343f. Augustinus, De vera et falsa poenitentia, c. 3, 5, ebd. 40, Sp. 1114. Vgl. Augustinus, Quaestionum Evangeliorum, ebd. 35, Sp. 1345—1348. Augustinus, De unico baptismo, ebd. 43, Sp. 596f.; ders., De baptismo contra Donatistas, ebd. Sp. 107 ff. Denzinger-Schönmetzer, Nr. 110-111, 123, 127-128, 183, 305, 315-316, 1315; vgl. auch Decret. Grat. Ρ. m , dist. 4 de Consecr., c. 83 und 107-108, CorpIurCan, Bd. 1, Sp. 1397. Vgl. vorige Anm. Si baptizatus es, non te baptizo; sed, si nondum baptizatus es, ego te baptizo, etc. Denzinger-Schönmetzer, Nr. 758. Augustinus, Retractionum libri duo, Migne PL 32, Sp. 608. Bernhard von Clairvaux, Tractatus de baptismo aliisque quaestionibus, ad Hugonem de S. Victor, c. 2 - 3 , ebd. 182, Sp. 1034-1041. Augustinus, Epistolae, ep. 187, ebd. 33, Sp. 832-848. Ebd. c. 12, 3 5 - 3 7 , Sp. 845f. Der oben gegebene Bezug Mark. 16, 15.16. Dionysius Areopagita, De ecclesiastica hierarchia, c. 7, 11, Migne PG 3, Sp. 566 f. Augustinus, Quaestionum in Heptateuchum, lib. 6, 6, Migne PL 34, Sp. 777. Nikolaus von Lyra, Postilla super totam Bibliam, unveränd. Nachdruck der Ausgabe Köln 1492, Frankfurt (Main) 1971, Bl. F4b und DD6a. Manichäer, Anhänger einer vom Priester Mani (216—277) gestifteten rigoristischen, gnostischen Lehre, LThK, Bd. 6, Sp. 1351 — 1355. Vgl. Anm. 21.

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21 Augustinus, In Joannis evangelium, tr. 5, 11, Migne PL 35, Sp. 1419. 22 Carthagiense concilium sub Cypriano . . . de baptismo primum, ebd. 3, Sp. 1074-1077. 23 Augustinus, De baptismo (wie Anm. 6), lib. 2, c. 15, 20, ebd. 43, Sp. 139f.; ders., De unico baptismo, c. 13, 22—14, 24, ebd. Sp. 603—608; zum Ketzertaufstreit vgl. RGG, Bd. 3, Sp. 1256f. 24 Vgl. den Augustinus-Bezug in Decr. Grat. Ρ. Π, C. I, qu. 1, c. 46, CorpIurCan, Bd. 1, Sp. 376. 25 Vgl. Hieronymus, Comment, in Isaiam Prophetam, Migne PL 24, Sp. 442f. 26 Augustinus, De gratia et libero arbitrio, ebd. 44, Sp. 885 f. 27 Vgl. Augustinus, In Joannis evangelium, tr. 22, ebd. 35, Sp. 1574—1582. 28 Vgl. Augustinus, In epistolam Joannis ad Parthos, tr. 2, 2, 8, ebd. Sp. 1993f. 29 Vgl. Augustinus, In Joannis evangelium, tr. 27, 6, ebd. Sp. 1618. 30 Vgl. Denzinger-Schönmetzer, Nr. 125. 31 Anspielung auf das Abendmahlsverständnis namentlich von Huldrych Zwingli und seinen Anhängern, vgl. Gäbler, Zwingli, S. 119—126; Laube/Schneider/ Weiß, Bd. 1, S. 37ff. 32 Augustinus, De diversis quaestionibus LXXXm, qu. 69, 2, Migne PL 40, Sp. 75. 33 Vgl. Johannes von Damaskus, De fide orthodoxa, lib. 3, c. 6, Migne PG 94, Sp. 1002ff.; Bibl. d. Kirchenväter I, 44, S. 126f. 34 Vgl. Denzinger-Schönmetzer, Nr. 575. 35 Hinweis auf den 1425 päpstlich bekräftigten Konzilsbeschluß von 1415, ebd. Nr. 1198-1200. 36 Welcher Remigius hier gemeint ist (der von Lyon, der mit diesem oft verwechselte von Auxerre oder der von Reims — alle mit Schriften in Migne PL) läßt sich aus dem Zitatsplitter nicht entscheiden. 37 Wohl Epigramm des humanistischen Autors.

Johannes Cochläus: An die Herren Schultheiß und Rat zu Bern wider ihre vermeinte Reformation Dem erwirdigen hochgelerten Joanni Cochleo, doctori und canonico 5 zu Sanct Victor bey Mentz 1 , unsern in sonders lieben herrn und gutten frunde. Unßer freundtlich grus und alles guts zuvor. Erwirdiger hochgelerter in sonders lieber her und gutter frund, uwer schriben sampt ertlichen getruckten und geschriben tractetlein2, uns zugesandt, haben wir zu danck 10 uffgenommen und empfangen. Und wiewol wir uch gern uwrem begern nach mit endtlicher a antwurt begegnen wellten, hat uns doch haltende1" disputation by uns 3 , ouch sonder geschefften halb jetz mall beladen, gehindert und gehept, das wir sollich schrifften nit verhören noch verstendigen können. Wir hetten aber wol liden mögen, wer unns ouch lieb gewesen und 15 mit höchstem gevallen gedient worden, das ir und ander berumpt und gottlicher gschrifft wol bericht und erfarn lütt personlich die gemelt disputation besucht, damit ir uns (grosser Zuversicht) mit ewer leer und geschicklicheit in sollichem unserm gottlichen ansehen, unser seel, heyl und eere berurende, trost und hilff ertzeigt und bewisten. Doch ßo geben wir 20 uch hiemit wyter zu versteen, solich ewer obbemelt schriben unnßerm grossen rhat furzebringen und verlesten lassen, und demnach doruff, was wir uch verstendigen, old antwurten wellen uns beratten 0 , das wellend alßo jetzmall antwurts wyße von uns im besten uffnemen. Datum Mitwuch vigilia 4 Anthonii [15. Januar], anno etc. XXVIII. 25 Schulitheis und rhat zu Bern

Antwort Jo. Cochlei. Ernvheste, gestrenge, fursichtige und gunstige herren, das ich nit personlich auff ewer disputation kommen bin, des hab ich ewer herlickeit gnugsame Ursachen schrifftlich vertzelet. 5 Ob d sie euch aber nicht gnug 30 thuen, wil ich hie zum uberfluß mich weyter entschuldigen und sprich erstlich: Ir habt meiner person nicht dartzu begert, mich nit berufft oder geladen. Nhu ist ein gemein Sprichwort: Ein ungeladener gast sey unwerdt. 6 Auch ist mir ewer ausschreiben spat zukommen, das mir nit möglich gewest were, auff bestimpten tag zu erscheinen. 7 Zu dem kond ich nit eigent35 lieh wissen, ob solchs ausschreiben von e[uer] h[errlichkeit] beschehen oder obs durch falsch gedieht inn druck kommen were. Und Gott ist mein getzeug, das ich noch dran zweyflet, do ich meinen botten aussendet, yedoch bevalhe ich im, man disputiret oder nit, das er mein schrifft an e[uer]

a) endgültiger, abschließender b) (gegenwärtig) stattfindende c) wohl verderbter Text; gemeint: wir wollen uns beraten, was wir euch antworten d) Falls

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Cochläus: An die Herren Schultheiß und Rat zu Bern

h[errlichkeit] solt antworten6, damit mein mühe und Unkosten, so ich euch zu dienstlichem gefallen auff mich geladen hette, nicht gantz vergeblich were, sonder zum wenigsten angetzeiget meinen gutten willen. Wo dann e[uer] h[errlichkeit] aus rechtem ernst schreibt, ir weret grosser Zuversicht, das ich und andere berumpt und gütlicher schrifft bericht und erfarn lewte (wiewol ich mich denselbigen gar nicht zuzeele) hetten euch in solcher sach, ewer seel heyl und eer berurend, trost und hilff mögen ertzeigen und beweisen. So nimpt mich warlich gros wunder, das ir solcher lewte ßo gar nicht begert habt durch einchen ewern botten, von fürsten und universiteten, euch dieselbigen auff ewern Unkosten (wie sich betzimpt und gebrauch ist) zuzeschicken. Ob ir mich und meins gleichen nicht kennet, so wißt ir doch, das vil universiteten sind in tewtsch landen, die on gelerte lewte nicht seind, die hetten ewre botten wol wissen zu suchen und zu finden. So dann Zwinglin ein eigen botten zu Doctor Ecken geschickt hat8, auff soliche disputation zu kommen, und Doctor Eck auch ein eignen botten an ein gemeine Eydgnosschafft gesendet, deßgleichen auch ich an e[uer] h[errlichkeit] durch ein geschwornen botten geschriben hab, ist nicht wol gleublich, das ßo ein reiche und mechtige herrschafft sich ßo kleines unkostens solt beschweren, ein eignen botten umb gelerte lewte außzuschicken. Doctor Eck Zum wenigsten, ßo euch rechter ernst were, solt ir D. Ecken, den ir vor zu Baden habt disputiren hören9, durch eigne bottschafft berufft haben. Er wurde sich freylich nicht ßo hartt gesperret haben, zu euch auff solche disputation, auch in eignem Unkosten, zu kommen, als sich Zwinglin sperret auff sicher glaytt gemeiner Eydgnosschafft zwu meyl wegs gen Baden zu kommen 10 . Ob ir wolt sagen, D. Eck sey zu gering und ungeleert, das mocht ir warlich mit einchem scheinf und fug nicht unttersteen, denn D. Eck ist nicht allein in Tewtzschlanden, sonder auch in Welischland®, Franckreich, Poln und Engeland eins berumpten namens und für ein gelerten man geachtet, und aus dem schreiben der acht ortten ewer Eydtgnosschafft an e[uer] h[errlichkeit] gethan11, müsset ir bekennen, das D. Eck zu Baden nicht unden, sonder obgelegen isth, und ewer Haller12 hat viel lieber in offner lügen (wie Doctor Eck an gemeine Eydgnosschafft schreibt13) wollen zu schänden werden, dann mit ime daselbst vor erbarn lewthen disputiren. Als viel ich aber von gehaltner disputation bey euch höre und schrifftlich vemyme14, ßo were es gantz vergeblich gewest, christliche doctores auff solche disputation zu kommen, weil ir und ewer hauff nicht geneigt wäret, die christlichen warheit zu lernen, sonder strachs hin ewere unchristliehe artickeln15 zu vertedigen und erhalten. Denn were euch ernst gewest, die warheit und rechten grund zu erlernen, ir hett die geleiten lewte, ßo aus Franckreich zu euch kommen sind (als mir glaubwirdiglich geschriben ist) zugelassen16, mit ewern predicanten und iren anhengern latinisch zu

e) übergeben

f) Anschein der Wahrheit

g) Italien

h) d.h. gesiegt hat

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disputirn, weyl sie nicht tewtsch reden kondten und die latinisch sprach brauchlicher ist von solchen Sachen zu reden und disputiren dann die teutsch, wie dann auch in conciliis alle disputirliche sachen latinisch, nicht tewtsch, abgeredt und beschriben werden. Man hette ewerm volgk dennoch wol mögen ire argument und schriffte zu tewtsch furbringen. Es were gelimpffiger und eerlicher gewest, dann das yhr sie unverhort habt lassen vergeblich hin und her ziehen. Auch ist mir mhermals geschriben, das der fromme, hochgelert und erwirdig vatter, Doctor Conrad Treger17, provincial etc., ßo untzuchtig und unfreundtlich in ewer disputation gehalten worden sey, das billich niemandt dann grobe bachanten1 auff soliche disputation kommen solten. Denn weyl dißer wolgelert und beredt man, ein geporner eydgnoß, nicht ßoviel bey euch hat erlangen mögen, das er unverhonet, mit gedult und stillschweigen des volgks sein sach furgebe und außfuret, was solten frembde doctores da erlangt haben dann eytel spott und untzucht des pofels? Sollichs wirdt aber in ewern actis nicht steen, die man zu Zurch lasset außgehen 18 , denn Zwinglin wirdt villeicht dreyn setzen, was yhn gutt dunckt, es sey war odder nicht, weyl er bey euch ßo gewaltig ist 19 . So er aber vormals offt und viel ann lugen ergriffen ist, wie sollichs D. Eck, D. Jo. Fabri und her Hiero. Emßer (seliger gedechtnüs) 20 auff yhn öffentlich erweyßt haben, kan ich solichen actis nit vhesten glauben geben. Und ist wol zu verwundem, das ir solichen lewtten, die wider sich selbs und wider gantze Christenheit ßo offt in öffentlichen lugen erfunden1 sind, ßo viel glewbet und ßo ferr nachvolget in ßo schweren sachen, die seel, heyl und eer (wie ir selbs bekent) beruren. Es ist ye ir keiner, der nicht vor in kurtzen jarn k anders geleert, geschriben und geredt hat dann er yetz leert, schreibt und redt. Ich hab nu lang gewartet, warte auch noch, verstendigt zu werden von e[uer] h[errlichkeit], was ir weyther mit meinen zugesandten schrifften unnd tractetlen gehandlet habt. Aber aus ewer gemeinen reformation, ßo mir gestern gedruckt zukommen ist 21 , kan ich wol vernhemen, das all mein vleys und erpietten bey euch gantz vergeblich und gar keines ansehens ist. Villeicht habt yrs alles ewern predicanten und irer rott behendiget1, das sie ein faßnachtspiel draus machen, denn ich kenn ir hoffart und uppickeit zum teyl fast1" wol, im namen Gots, ich hab nach außweisung gotlichs gesetzs und bruderlicher lieb gegen euch gethan und gehandelt, wie ich gegen mir von euch oder andern gethan und gehandlet werden wolte. Gebt ir mir boß umb guts und laßt mich ewere newe evangelisten ubel außrichten", das wil ich zu Gott dem herrn setzen, der do spricht: Mein ist die räch und ich wil vergelten, Deute. XXXII [5. Mose 32, 35], Ro. ΧΠ [19]. Denn ich hab nun ertliche jar lang solichs von yhnen, sonder hertzliche beschwerung (Gott sey lob und danck), mhermals gelitten, und umbs glaubens willen noch vilmher zu leiden willig bin, will aber darneben nit

i) Trunkenbolde j) befunden, ertappt k) zuvor, vor wenigen Jahren gehändigt, übergeben m) sehr n) verleumden, beschimpfen

1) aus-

Doctor Treger provincial

Zwinglius ein lügener

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schweigen auff ewer vermeinte0 reformation, die so ergerlich lauttp und gemeiner Christenheit schmehelich ist, mein einfeltige meinung dargegen eroffnen, als ich vor Gottes gericht thun wolte, niemant aus euch zu lieb oder zu leyd, ßo ich ewer keinen kenne, sonder allein der warheit zu gutt, Gottes und seiner kirchen ehr und recht, widder frevel und gwalt vermain- 5 ter reformation, zu verthedingen.

Wider die reformation zu Bern außgegangen.

Untzimlich gepott widder Gott sol nicht angenommen werden

Abtrunling

Unbilligs furnemen der obirckeit

Erstlich22 untersteet ir (wie die Reformation antzeigt) ewern unterthanen und hindersessenq, geistlichen und weltlichen, niemants außgeschlossen, zu gepietten, solche unchristliche reformation und newerung antzunemen, als gepure euch solichs zu thun von wegen ewer obirckeit. Darauff sag ich also: Man mus (wie die aposteln sagten Act. [Apg.] V [29]) Gott mher gehorchen dann den menschen. Szo ir dann hie widder Gott gepietet, von gemeiner1 christlichen kirchen abtzufallen und ein verdampte sect antzunemen, ist niemant schuldig, solch untzimlich gepott antzunemen. Denn Paulus spricht Ro. ΧΙΠ [1]: Es ist kein gwalt denn allein von Gott, was aber von Gott ist, das ist geordnet und ordenlich. Und I. Corin. ΧΠΠ [40]: Alle ding sollen unter euch eerlich und ordenlich geschehen. Item II. Corin. X [8]: Got hat uns gewalt geben zu erbawung und besserung, nicht zu Zerstörung und boserung. Weil dann diß ewer gepott ist wider gottlich und christliche Ordnung, wider alle recht, geistlich und weltlich (wie hernach weyter soll angetzeigt werden), wider eerlichen wandel und gutte sitten, wider der seelen heyl, ßo kompt es eigentlich nit aus ordenlichem gwalt und obirckeit von Gott, sonder aus frevel, mutwillen und tiranney, aus dem teuffei, der durch frembde 23 außgelauffne munchen will unter einer loblichen Eydgnosschafft unfrid, zanck und hadder anstifften, untter falschem schein des evangeliums. Ein abtrinling (spricht die heilig schlifft, Prover. [Spr.] VI [12—14]) ist ein unnutz man, geet mit verkertem maul, winckt mit den äugen, tritt mit dem fueß, redt mit dem finger, stifft ubel mit falschem hertzen und seet alltzeit zanck und hadder. Von solchen abtrunlingen, die des tewffels boten und wergktzewg seind, lasset yr euch dahin verfuren, das ir wider alle schrifft und recht untersteet, langstverdampte ketzereyen zu vertedingen und ewere fromme und fridsame unterthanen zu tzwingen, mit euch von christlicher kirchen zu verdampter sect abtzufallen. Und setzt alßo ewer obirckeit über babst und kaißer, über die schrifft, über die kirchen, ßo ir der abtrunlingen sect annhemet, die wider diß alles ist. Wer hat euch aber solchen gwalt gegeben? Welche schrifft heißt euch wider bäbst, keißer und gemeine kirchen alßo handeln? Wenn ir euch selbst hencket oder ertrencket leiplich, wie ir yetz geistlich ewere seelen (Gott sey es geclagt) ertrenckt und in die hell stosset durch ketzerey und zertren-

o) vermeintliche, angebliche p) lautet tige Bevölkerung r) allgemeiner

q) Hintersassen, abhängige, zinspflich-

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nung, solten darumb ewere unterthanen auch also thun? Sie mögen aber wol sprechen, Got heißt uns die kirchen hören, Math. XVIII [17]. Paulus heißt uns gehorchen unsern prelaten, Heb. ΧΙΠ [17], und dieselbigen erkennen, lieben und eeren, I. Thess. V [12.13]. Die ketzer aber heisset er uns meyden, Tit. ΠΙ [10], und die abtrunling, ßo den ersten glauben verlaugnen und vergeblich machen, sind verdampt, I. Timo. V [12], darumb laßt uns bey dem ersten glauben bleiben, wie vor alter. Zum andern sprecht ir, ewern underthanen sey wissend, wie viel ir euch gearbeitet, wie mancherley Ordnung und mandaten ir deßhalb angesehen und auffgericht habt etc. Hie bekent ir ewer eygne schand, denn alßo schreibt D. Eck an gemeine Eydgnosschafft: Ich kan nicht wol glauben, das den herren von Bern, zu mal des innern raths, solche ketzerische disputation gefall. Ich hab wol andere ire mandat gelesen gantz christlich und dißer ketzerischen disputation in allen puncten entgegen. Solich unbestendig unstetickeit versihe ich mich nicht zu den herrn von Bem, das einem alten weib zuvil were. 24 Und viel ernstlicher wirdt es euch auffgeruckt s von den acht orten in irer missiven, das sie nicht minder schrecken dann Verwunderung ab ewer disputation empfangen haben, ßo nicht allein sie, sonder auch ir selbs vor kurtzer zeit, nit zwey jar verschinen1, solche artiekeln geschetzt und geachtet habt, das sie gantz wider alle erbarckeit, wider christlich Ordnung und Satzung, auch wider ewer alt herkommen und geschworne bünd sind. Sie erinnern euch auch der antwort, ßo ir yrer bottschafft am vergangnen pfingstmontag gegeben, und des eyds, den ir und die ewern von Stadt und lande geschworen, und gesigelten abschied, ßo ir ynen gegeben habt etc. 25 Das ich in warheit ein gros mitleyden hab, das ir, so ein mechtige und wolgehaltne herrschafft, durch tewflisch anreitzung frembder und verlauffner, verdampter und vertzweiffelter abtrunlingen, euch ßo tieff solt vergessen und ubergreiffen", das euch ßovil stucke, die erbarckeit betreffend (will der seelen heyl geschweigen), sollen in offentlichen schrifften auffgeruckt werden. So ir doch thausentmal leichter mit eer und guttem fuge hettet zween, drey oder vier abtrunling und newe predicanten erstlich mögen vertreiben und ewers landts verweisen, dann das ir yetz ßo ein grosse menig ewerer underthanen untersteet, wider anderer ewer bund und eydgenossen willen und meinung, auff ßo yrrige ungeschickte und unchristliche reformation zu treiben, wie man auch Martin Luther leichtlicher hett mögen vertreiben, dann ßovil thausent bawern todtschlagen. 26 Gott helff euch noch gnediglich aus dißer brue. Amen. Zum dritten vermeint ir, das ir allein durch diße disputacion habt zur warheit und rechtgeschaffnen gotsdienst mögen kommen, welichs warlich ein gantz yrrige meinung ist, denn durch dise disputation seyt ir kommen und abgefallen von der kirchen (welche ist ein sewl und grundfeste der warheit, I. Timo. ΙΠ [15]) in die sect der verlognen und verdampten abtrunlingen, welche der warheit widerstreben und des glaubens verworffen

s) vorgehalten, vorgeworfen fen, anmassen

t) noch nicht zwei Jahre vergangen

u) vergrei-

2 Unbestendikeit

Sendebrieff der v m ortt

Erbermliche verfurung

3 Irrige meinung vom gotsdienst

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Ungeschickt meinen und ausschreiben

Geschwind furnemen

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Götter wort

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seind, Π. Timo. ΠΙ [8]. Und fur die heiligen ampt der messen und sibentaggetzeitten (darin man Gott lobt, eert und preyßt alle tag, in viler mund, zungen und hertzen) wolt ir allein drey odder vier stund in der wochen falsche und ketzerische predicanten dem volgk gifft, zanck und unglück, wie anderßwo geschehen ist, in Unrechter außlegung der schrifft lassen eingiessen, alßo das allein die abtrunlinge auff der cantzel regiren sollen, alles ander gepet, lob und dienst Gottes soll ab und nichts sein, damit ewer volgk gantz viehisch werde. Welche schrifft aber heyßt allein predigen? Spricht nit Paulus Ephe. V [19]: Ir solt euch selbs reden in psalmen, in lobgesengen und in geistlichem gesang? Und I. Thess. V [16—18]: Frewet euch alltzeit, betet on unterlaß, sagt danck in allen dingen. Und David im CXVm. psalm [=119, 164]: Sieben mal im tag hab ich dir lob gesprochen. Und im letzten psalm [150, 3—5] heyßt er Gott loben in allerley seittenspiel. Zuletzt [150, 6], ein yeglicher geist soll Gott loben. Darumb yrret ir weyt durch diße disputation vom rechten gotsdienst. Zum Vierden berumpt ir euch des ausschreibens der gehalten disputation und der acten, ßo im truck außgeen, und yetz der newen reformation. 27 Ich hieß aber euch vil lieber all dieselbigen buchlein zehenfechtig betzalen, auffkauffen und verbrennen, das solch geschwinde handlung nicht unter die lewte kommen were oder noch komme. Denn wie ungeschickt das ausschreiben gewest sey, werd ir mit der zeit besser vernemen, was eer euch die disputatz bringt, antzeigt die missiva der acht orten, was guts und frommens aus der reformation kommen will, werd ir in kurtz erfarn, Gott gebe, das es on merglichen schaden hingelegtv werde. Ich besorg aber ye eins hussischen unglucks 28 , wo ir alßo wolt fortfaren, euch über alle concilien, bäbst, kaißer und konigen zu erheben, und die gantzen Christenheit, ewre bund und eydgnossen, auch alle ewre lieben, vorfarn und eitern, durch solche reformation und newerung straffen und verdammen. Denn es mus eintweder ewer newer glaub falsch und verdamlich sein, oder alle ewere vorfarn, ßo meß und sacrament geert und geglaubt haben, müssen verdampt sein, weil nur ein rechter und warer glaub ist, Ephe. ΠΠ [5], nit zwen oder drey. Zum funfften erkent irw, das die zehen artickeln ewer disputation29 seind christlich und in gottlicher schrifft gegrundt und erhalten. Diße ewer erkentnus ist ewer Gottes wort, steet aber ye nirget in der schrifft, und meins bedunckens soll sie nicht Gottes wort, sonder gotter wort heissen, weil ir euch durch solich erkentnus über alle bäbst, christliche kaißer, fursten und bischoffe, über alle heilige doctores, merterer, universiteten und concilia, durch eigene vermessenheit als g6tter erhöhet und mit Lucifer in Gottes thron steiget und ewere wort Gottes worten gleichmachet. So doch in eim rechten und ordenlichen concilio euch die oberste stat und sitz gar nicht gepuret. Ich hab euch vor" angetzeigt, das solche artickeln der groste teil vilmals verdampt und mit schrifften in vil buchern widerlegt und umbgestossen sind. Yr wisset, wes ich mich erbotten hab, darbey laß ichs yetz berhuen.

v) beigelegt

w) hier im Sinne: behauptet ihr

x) vorher, zuvor

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Zum sechsten vermanet und gebietet ir ewem underthanen, das sie sich hierinne euch gleichförmig machen. Auff diß untzimlich gebott hab ich oben geantwortet, und wenn ich ewer underthan were, wolt ich mit aller zucht und guttickeit euch dafür bitten, weil ir solichs zu gebieten nit gwalt habt, als wenig, ja noch viel weniger, als wenn ir hurerey begingt oder fleisch esset in der fasten und am Freitag, und wolt mir gebieten, ich solt es auch thun und solt mich euch gleichförmig machen. Denn ir thut hie nicht eyn schlechtey sund, sonder viel sunde und die allergrösten wider den heiligen geist, wider Christum, wider die kirchen, wider göttliche gesetze, wider kaißerlich recht und wider alle billickeit. Nemlich ßo ir durch solche newerung und abfall verlaugnet den geist der warheit, welchen Christus der kirchen gegeben hat, Jo. XVI [13]. Yr verlaugnet Christum, in der kirchen altzeit bleybend, Math. XXVHI [20], und im hochwirdigen sacrament, daraus ir lautter brot und wein macht. Yr hört nicht die kirchen, darumb seyt ir als z heyden, Mat. XVIII [17]. Yr veracht der gottlich gesetz, Deute. [5. Mose] XVII [12.13], ßo ir dem öbirsten priester nicht gehorcht, und Jo. XVII [21], ßo ir mit uns in der kirchen nicht eins bleibet etc. Darumb ist niemant schuldig, euch in solcher sunde, frevel und missethat zu volgen. Zum siebenden sprecht ir, das ir versichert seyt, das unsere gotsdienst und ceremonien keinen grund in der schriefft haben, und getrawet solichs gegen Gott und der weit wol zu verantworten. Lieben herrn von Bern, wer hat euch alßo versichert? Niemand warlich, dann verlogne abtrunlinge, ßo yetz bey euch disputirt haben. Wie dorfft ir aber in ßo hochen sachen (denen ir warlich viel zu gering seyt und greiffet weyther dann sutor ultra crepidam3) das urteil ßo bald geben, ee dann ir den andern teyl auch höret? Wer ist doch unsers teils bey ewer disputation gehört worden, dann allein D. Conrad Treger, dem ir nicht wolt zuhören biß er außredet?30 Ob ir villeicht drey oder vier schlechte dorffpfarrer aus ewern dörffern, ßo christlichs teilsb sind, gehört habt, denen die abtrunling zu behend möchten sein. Ir habt darumb nit alle bischoffe und doctores der gantzen Christenheit gehört oder uberwunden. Warlich kompt ir in ein concilium, ßo werdt ir anders befinden und werd mit dißen reden besteen wie butter an der sonne. Von unsern gotsdinst und ceremonien haben vil lewte geschriben und ursach aus der schlifft angetzeigt, alte bäbst und concilia, heilige doctores an vil orten und in Sonderheit haben davon geschriben Ammalarius31 vier bücher, Rupertus Tuiciensis 32 XII bücher, Durantius33 VIII bücher, Thomas Waiden34, Roffensis 35 und Clichtoveus 36 seer vil bücher, wider diß alles haben euch die abtrunling in VIII oder ΧΕΠΙ tagen der disputation versichert. Zum achten verbietet ir allen pfarhern und predicanten ewrer Stadt und land, wider die zehen artickeln und iren innhalt zu predigen. Welche schlifft heyßt euch schlechte layen, den pristern der lere halben gebieten oder verbieten? Spricht doch Christus zu seinen discipeln: Wer euch hört,

y) einfache

z) wie

a) der Schuster zur Sandale

b) d.h. altgläubig

6 Supra arti. 1

Unchristlich gepott unnd schwere sund

Versicherung der abtrunlingen

Vil bucher vom rechten gotsdienst geschriben

Untzimlich gepott der leyen gegen den pristern

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Frevel und gewalt widder die bischoffen

Ungehorsam wider den keiser

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Den bischoffen soll man gehorsam sein in geistlichen Sachen

Cochläus: An die Herren Schultheiß und Rat zu Bern

der hört mich, und wer euch verachtet, der verachtet mich [Luk. 10, 16]. Aber seine discipeln sind nicht layen, sonder prister gewest. So heyßt euch Paulus gehorchen ewern prelaten und seelsorgern, Heb. ΧΙΠ [17], und Christus spricht zu Petro, dem obirsten prister, Joh. XXI [15—17]: Weyde und regire meine schoeff. Wo steet aber geschriben, das die schoeff den hirten sollen regiren? Odder das ir schlechte layen sollet ewere pfarrer und seelsorger regiren und in geistlichen Sachen alßo ynen gebieten und verbieten? Was werden kaißerliche recht und concilia dartzu sagen? Sehet die schriefft besser an, lieben herren, und treibet nicht solche tiranney, ir werdt sust hart an ein stock0 faren, dann wer die schlifft recht prediget, der mus wider ewere ketzerische artickeln predigen. Zum neunden beschuldiget und schmehet ir ewere vier bischoffen mit viel untzimlichen worten, und entziehet euch von yhrer obirckeit aus eigner vermessenheit, mit frevel und gewalt, wider alle recht, ja wider Gott, den heiligen geist, der sie zu bischoffen gesetzt hat (wie Paulus spricht Act. XX [28]) zu regiren die hertt und kirchen Gottes. So sie euch dann nicht regiren sollen, seyt ir warlich nicht in der herttd und kirchen Gottes, sonder im stinckenden bockspfirge der ketzern, darinn euch verlogne abtrunling regiren sollen. Welche schrifft hat euch gewalt geben, ewere bischoffen also zu beschreibet auff ein ketzerische disputation, mit eerlosen abtrunlingen zu disputiren, darüber ir und ewer ungelert und verfurt pofel solt lichter sein? Gebet mir yrgent ein exempel solchs unzimlichen gewalts und frevels. Auch höre ich sagen, das kaißerlich majestat oder yr regiment hab euch und inen verbotten, solche disputation zu halten.37 Nu suchet uns schrifft, statuta und gesetz, die euch erlauben, solche disputation wider alle obirckeit antzufahen und ßo trotzlich beschliessen. Hie heißt ewere abtrunling schrifft suchen, die euch über alle oberckeit erhebe, sunst werd ir kalt besteen. Denn Christus heißt dem kaiser geben, was des kaisers ist, Math. XXII [21], und hat selbs den zcolpfennig geben, Mat. XVII [24.25], Und Paulus appellirt far den kaiser, Act. XXV [11]. Es heißt aber kein schrifft noch eincher8 apostel, dem kaißer in zimlichen Sachen ungehorsam zu sein, seine gepot und gesetz verachten oder wider yhn streitten. Zum zehenden wollet ir, das ewere underthane und ire nachkommen yren bischoffen hinfuro, geistlicher Sachen halb (als do seind chrisamh, eehändel1, bann etc.) nit gehorsamend, ire gebott und verbott nit annemen. Hie erhebt ir euch abermals über alle schrifft und oberckeit, verbietet christlichen gehorsam, der in aller schrifft, alts und newes testament, gegründet ist. So ir doch ewers gewalts und frevels nit einen buchstaben der schrifft moget antzeigen. Warlich, wenn ich ewer hinderseßJ were, sprech ich: Lieben herren, versucht Gott nit zu hoch, dann wer seinen bischoff verachtet, der verachtet Christum, Lu. X [16], und den heiligen geist, Act. XX [28], Ja alle schrifft, Deute. [5. Mose] XVII [12] und Heb. ΧΠΙ [17]. Warumb soll ich euch schlechten layen in geistlichen Sachen mher gehor-

c) Baumstumpf d) Herde e) -pferch g) irgendein h) Salböl i) Ehesachen

f) schriftlich einzuladen, zu fordern j) Untertan

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sam sein, dann meinem bischoff? Wo stets geschriben? Wo ir dann nichts wolt gelten lassen, dann allein die schrifft, ßo steet nirget geschriben, das untter den christen Heintz oder Chuntz soll schlechten layen in eincher sach des glaubens oder der seelen mher gehorchen, dann seinem ordenlichen bischoff. Zum eilfften vermaint ir, die bischoffe seyen darumb außbliben, das sie yre brauch und gotsdienst nicht können vertadigen mit dem wort Gottes. Aber, lieben herrn, ir laßt euch die abtrunling zu ferr verfuren, denn die bischoffe haben darumb nit kommen sollen, das es ynen von babst und kaißer (welche ynen zu gebieten haben, nicht ir) verbotten was. One zweyffel mögen sie ire oberckeit, gebrauch und gotsdienst besser aus der schrifft beweisen (wie oben angetzeigt ist), dann ir und alle abtrunling aus der schrifft moget beweisen ewern frevel und gwalt immermher. Zum zwelfften sprecht ir alßo: So sollen alle dechan und camerer, ßo den bischoffen geschworen, derselbigen eyden ledig und allein uns schweren. Ach, lieben herrn, wie untrewlich meinet euch der Schreiber und dichter dißer unerlichen und tewflischen reformation. Oben hat er euch mhermals über die schrifft und alle oberckeit feischlich erhebt. Hie erhebt er euch auch über Gott seibist, ßo ir solt ledig machen die eyd, bey dem heiligen namen Gottes (vor welchem alle engel und heiligen bidnen k und kniebiegen, Esa. LXVI [5], Phil. Π [10]) geschworen. Welche schrifft, ja welcher engel oder tewffel kan euch solchen gwalt geben? Gott heyßt bey seinem namen schweren, Deute. [5. Mose] VI [13] und X [20]. So heyßt ir euch die priester und diener Gottes schweren. Gott und alle recht wollen die eyd, die man der obirckeit thut und zu thun schuldig ist, gehalten haben. Wer hat euch gwalt geben, das ir solche eyd und pflicht aufloßet? Wie woltet ir sehen, wenn die bischoffe zu ewem unterthanen sagen: Schweret uns, wir sagen euch der eyd, ßo ir ewern herrn zu Bern gethan habt, ledig. Schweret hinfur nicht ynen, sonder uns bischoffen? Ir wurdet freylich kein gefallene dran haben. Noch 1 were es nicht so grob gehandelt als ir hie handelt, denn ewere underthanen sind auch den bischoffen, als schoeflein iren hirtten, unterworffen, nach lautt der schriefft an vil orten. Welche schriefft aber unterwirfft euch die priester, dechan und camerer, ßo unter die bischoff gehören? Wenn der kaißer, der doch nach der schrifft und allem rechten ewer oberer ist, Sprech dergleichen zu ewern bürgern: Schweret mir, nicht eim rath, was woltet ir dartzu sagen? Was ir dann nicht wolt leyden, solt ir eim andern auch nicht thun, wie Christus und das naturlich recht leret. Zum dreytzehenden untersteet ir euch frevelich, on alle schrifft und recht, den bischoffen und geistlichen ire jurisdiction, gwalt und Ordnung zu nemen, die dechan in capitteln zu setzen und zu entsetzen, pfarrer auff und ab zu setzen, newe capitteln den priestern zu machen, die alten zu verwerffen etc., welchs alles lautter frevel, gewalt und tiranney ist. Wo ir dann recht evangelisch weret, soltet ir das die bischoffe und ire priesterschafft

k) erzittern

1) Dennoch

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Entschuldigung der bischoffen

12 Untrew

Eyd ledig zu machen

Math. 7

13 Der layen tiranney in geistlichen Sachen

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Cochläus: An die Herren Schultheiß und Rat zu Bern

überheben™ und vertragen, welchs ir selbs nicht von andern woltet leyden, zuvoraus, ßo euch und andern layen solcher frevel auch in weltlichen und kayserlichen rechten verbotten ist, an viel orten in Codice und in AutentiCIS.38

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Frevel der unterscheyd in einer pfarkirchen

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Grobe Vergessenheit

Pen und straff des rechtens

Zum viertzehenden, macht ir ein lange und irrige, auch vergebliche, ja untzimliche unterscheid der pfarrkirchen, darein ewre und anderer herrschafften underthanen gehen und gehören. Denn solche zwitracht und unterscheyd (ßo ir aus frevel, on alle not, furwendet und anrichtet) ist wider das wort Christi, Jo. X [16]: Ein scheffstal und ein hirt. Aber ir macht unter einem hirten zween schoeffstall und zweyerley schoeff, die zuvor eins waren. Item wider das wort Christi, Joh. XVII [21—23], das seine glaubigen durch einander sollen eins sein, wie er eins ist mit dem vatter. Und wider die schrifft und exempeln der aposteln, Act. ΠΠ [32], das die menge der glaubigen hetten ein seel und ein hertz. Was wirdt Gott am jüngsten urteil zu euch sagen, das ir das gutt einfeltig volcklein, welchs so lange zeit eins im glauben gewest ist, alßo teylet und mutwilliglich in zwytracht und zertrennung treibet? Ir werdt warlich kein entschuldigung haben, denn ich hab euch vorhin zugesandt den schonen tractat Sancti Cypriani, getewtscht39, wider die grausame sund der zcertrennung, welche auch mit blut der marter nicht mag abgewaschen werden, wie Cyprianus daselbst schreibt. Zum funfftzehenden vermeinet yhr, diße newerung und absonderung soll euch bey ewrn eyd und bundsgnossen on nachteyl sein, und ewere underthanen sollen euch bey solichen raten unnd thaten handthaben", schützen und schirmen. Ach, lieben herrn, was zceyhet ir euch selbs, das ir euch lasset verdampte und vertzweiffelte abtrunling in ßo grosse fahr und schand verfuren, on alle nott? Ewere eydgnossen haben euch nhu langst auffgeruckt, das ewer disputatz und furnemen sey wider ewre eyd, bund, zusagung und versigelte abschied, und yetz wollet ir, ewere underthanen sollen euch darinn handthaben, schützen und schirmen. So doch mer getzimpt, das die oberckeit soll ire underthan schützen und schirmen, Ro. ΧΙΠ [4.6]. Gott geb euch gnad, lieben herren, das ir solch ewr freveliche handlung selbs erkennet und widerkeret, damit nit nott sey, gegen euch nach scherff der schrifft und beider rechten, geistlichs und weltlichs, zu handeln. Denn durch dise ketzerische artickeln und reformation kompt ir in bann, in die acht, in alle pen und straff, ßo ketzern und zertrennern sind in der schrifft und im rechten auffgelegt, verlieret alle oberckeit und verbündtnus bey den christen. Sie sollen euch halten als heyden, Math. XVIII [17], sollen nit mit euch essen, I. Corin. V [11]. Sollen euch nit grussen noch herbergen, Π. Joh. I [10]. Ich wolte, das ir doch einmal außerhalb der abtrunlingen einen frommen gelerten theologen oder Juristen radts fraget, was schand, fahr und pen euch auff diser reformation stehe und draus erwachsen mag, warlich es seind offt grosse und mechtige herrn, kaißer und konige, der eeren und gwalts entsetzt worden, die ßo grobe artickeln und newerung, als ir habt, nirgent gehabt haben.

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Zum XVI. berumpt ir euch der unchristlichen sund und missetat, das ir die meß und bilder habt abgesetzt 40 , und lestert sie mit unwarheit, als seyen sie der eer Gottes ein abbruch und lesterung. Es were warlich nit wunder, das euch die erde verschlunge lebendig, wie Chore, Datan und Abyron, Nu. [4. Mose] XVI [24ff.]. Oder das schweffei und pech von hymel auff euch regnet wie über Sodoma und Gomorra, Genn. [1. Mose] XIX [24]. Denn ewer sund ist vil grösser dann des Chore und seiner gesellen, die allein zertrenner waren, hielten keinen ketzerischen artickel, wie ir thut. Es wirt auch der jungst tag den Sodomitern treglicher und leydlicher werden dann euch, wo ir alßo verstockt beharret, Math. XI [24]. Denn sie seind nicht christen gewest wie ir, haben die schrifft und lere der kirchen und heiligen aposteln und lerern nit gehört noch gelesen wie ir, sunst weren sie villeicht selig worden, weren nit alßo frevelich abgefallen wie ir. Nu rümet ir euch solcher boßheit, wie geschriben steet Psal. LI [= 52, 3] und Prover. [Spr.] Π [14], und raffet ewer sund aus wie Sodoma, Esa. HI [9]. Gebts auch in truck, welchs Sodoma nicht gethan hat. Wir wissen aber die heyligen meß aus der schrifft durch Gottes gnad wol zu vertedingen wider euch und alle abtrunling, und die bilder hat Luther selbs (der erste abgott all ewrer abtrunling) mit vil schrifften wider Carolstadt vertedingt 41 , und seind vor DCC jarn und noch lenger in gemeinen concilien vertedingt worden 42 . Wisset ir, wes ich mich, als das geringste glyd, gegen euch wider ewere predicanten erpotten hab? Warumb habt ir dann nicht zuvor, ehe dann ir ßo unchristlich handlet, unßern teil auch gehört? Ir wollet aber gern irren und nicht versteen, Psal. XXXV [= 36, 3]. Zum XVII. bekent ir abermal ewer eygne schand und frevel, das noch ertliche sonderige kirchen und personen der ewern ab solichen ernewerungen schewhen und Verwunderung haben 4 3 Es ist warlich euch herren ein kleine eer, das ewer guet schlecht einfeltig bawers volcklein bestendiger ist bey christlicher kirchen und im glauben, dann ir seyt, das man hie wol sprechen mag, wie Paulus sagt I. Corin. I [27]: Gott hat im die einfeltigen der wellt außerwelet, auff das zuschanden werden die wellt gescheiden, hat erwelet die schwachen der wellt (wie ir hie ewere fromme landtsessen heisset), auff das er zuschanden mache die starcken, als ir wollet sein. Ir handelt aber hie änderst dann ewer ausschreiben lauttet, denn daselbst spracht ir: Wir wollen niemants under uns und euch gestatten, darwider zu reden, practiciren, thun noch handien, heimlich noch öffentlich. 44 Hie aber müsset ir gestatten, das ettliche kirchen und personen heimlich und öffentlich wider ewer newerung handien, meß und bilder behalten, denn es steet geschriben Proverb. XXI [30]: Es ist kein weißheit, kein klugheit, kein rath wider den herrn. Ir thut es aber ye (glaub ich) nicht aus lieb und mitleiden, sonder aus forcht und not, wie ewer hertz weys und ewere nachpawm wol versteen. Zum XVin. gebietet ir, das kein parthey die ander schmähe, verspotte, lestere, beleydige, weder mit wortten noch mit wercken. Diß scheint ein gutt gebott sein, aber vil ein nützlicher und christlicher gebott were, das nicht partheyen under euch weren, sonder das ir alle eins weret und eines glaubens wie vor, und wie loblich und seliglich ewere voreldern ge47

Reformation 2

16 Grausame gotslesterung

Mesz und bildsturmer

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Bestendickeit der einfeltigen

18 Unter christen sollen nit partheyen sein im 8lauben

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Verfurische predicanten sol man nicht annemen

Türckische practica

19 Freveliche ordenung unter den ketzern Tertullianus de prescrip. here.

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Gröbere handelung zu Bern dan der bawern XII artickeln

Cochläus: An die Heiren Schultheiß und Rat zu Bern

west sind. Denn Christus will in seinem schaffstall nicht partheyen haben, sonder einickeit, wie oben angezeigt ist, Jo. X [16] und XVII [21—23] und Act. ΠΠ [32]. Wie auch David spricht Psal. LXVII: Gott macht ein muttiglich wonen im haws, und Psal. CXXXII [= 133, 1]: Nemet war, wie gutt und wunsam ist, das die bruder in einickeit bey einander wonen. Ich acht auch, diß gebott werde euch und den ewern unmöglich sein, weil ir ßo gar grob und widerwertiglich wider den alten waren glauben redet und handlet, und die unsern parthey teglich also beleidiget mit Worten und wercken. Lasset euch auch hören hie, als wollet ir newe pfarrer und predicanten der andern parthey geben, die sie auff ewern irrigen weg füren sollen. Ich hoff aber, die fromme lewt werden solche wolff, so in schaffskleidern des evangeliums kommen, nit zulassen in iren schaffstall, nach der lere Christi, Math. VII [15]. Seind auch nit schuldig, sie antzunemen aus ewerm gebot, denn ir handlet darinn tyrannisch und unchristlich, gleich wie der Türck auch thut, ßo er die christen nicht mit gewalt abtreibt vom alten glauben, nimpt inen aber ire schul und predicanten und gibts turckischen, dadurch müssen auffs wenigst ire kinder und nachkommen auch turckisch werden. Zum XIX. unterfahet0 ir euch bebstlichs und bischofflichs ampts, ewere pfarrer schrifftlich zu untterrichten, wie sie die sacrament und andere Ordnung verandern sollen. Wer hat euch aber solchen gwalt geben? Aus welcher schrifft? Aus welchem rechten mögt ir das thun? Ir handlet hie eben, wie der alt lerer Tertullianus45 vonn ketzern schreibt, das ire Ordnung frevelich, hochfertig und unbestendig sind, das einer hewt, morgen ein ander bischoff ist, das einer hewt ein dyacon, morgen ein leßer ist, hewt ein priester, morgen ein ley, denn auch die leyen untertziehen sich bischofflicher und priesterlicher ampt. Es seind aber ye, lieben herren, ewre untersassen, priester und layen, ßo alte christliche sacrament und Ordnung halten, nicht schuldig, solich ewer frevel und tyranney anzunemen, denn sie ist wider die schrifft und alle recht. Zum XX. wollet ir alßo fur und fur euch befleyssen, alles das mit Gott abtzuthun, was ir vermeint, gottlichem willen und geheyß widrig und christlicher lieb nachteylig ist. Aber, lieben herrn, man versteet euch wol, wo ir hinaus wollet, nemlich inn wilden Hussen46 und Pickharden47 wald, alle gutte Ordnung, ßo dem tewffel mißfallen, abtzuthun, aus geheis nicht Gottes noch gottlicher schrifft, sonder sathans und seiner aposteln der abtrunlingen. Denn ßo ir im ersten anlauff ßo grewlich in allen kirchen ewrer Stadt gesturmpt habt48, alle altar und bilder verwüstet, was soll man hernach gewarten von euch dann alles, das dem tewffel und den abtrunlingen lieb ist? Sehet an die XII artickeln der bawern49, die sie erstlich Hessen außgehen, sie waren warlich nirget ßo grob und unchristlich als ewere zcehen artickeln ewrer reformation und ewer thatliche anfang sind. So dann die bawern in kurtz so grob handleten und tobten, das Luther selbs (des lere sie volgeten) schribe, es were kein tewffel in der hell mher, sonder

o) maßt ihr euch an

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weren alle in die bawern gefarn. 50 Was guts soll man sich zu ewrer geschwinden und unchristlichen handlung versehen? Zum XXI. fahet ir an, Ordnung inn kirchen guttern (so nicht euch, sonder Gott zugehorn, und Gottes gaben, wie ir selbs bekennet, heyssen) zu machen, und wollet erstlich, wiewol meß, jartzeit, vigilien, seelgeräten, die siben zeit und andere stifftunge zum abfall kommen, sollen doch solche gutter, ßo den clostern und kirchen geben und zugeordnet seind, nicht entzogen, sonder soll alles, wie von alter, außgericht und betzalt werden. Wo steet aber diße Ordnung geschriben? In welchem rechten, in welcher schrifft? Habt ir nie gehört: Deficiente causa deficit et effectus? Warumb sol man die zinß, zcehenden, rennt und gult geben und betzalen, ßo nicht außgericht p wirdt, durch euch abgethan, der gotsdienst, darumb sie gestifftet sind? Seyt ir nicht hie falsche gleyßner und blindenfurer [Matth. 15, 14], die ein mügken seyhen (wie Christus spricht Math. ΧΧΙΠ [24]) und ein camelthier schlingen? Ir wolt euch gern schon machen vor der wellt bey den menschen, als wolten ir kirchengutter nicht rawben noch rawben lassen (wiewol ir auch hierinn nicht reyn und unschuldig seyt) und rawbet doch öffentlich Gott, dem herrn, sein eer und lob, den kirchen allen gotsdienst, den verstorbenen alle furbitt, umb welcher geistlicher gutter willen die zeitlichen und leiplichen gutter zu den kirchen und clostern gewendet und gestifftet seind, ο gleyßnerische gerechtickeit. Zum XXII. erlaubet ir den lebendigen, was sie clostern und kirchen geben haben, dasselbig wider dannen zu nemen. Welichs auch wider Gott und alle recht ist. Denn Gott spricht Levi. [3. Mose] XXVII [9ff.]: Alles was einmal geheyligt ist, soll dem herrn heylig bleiben und nicht verwandlet werden. Was aber die heiligen bäbst und concilia, die christlichen kaißer in codice und an vil andern orten und gemeiniglich alle doctores wider solche kirchenrawb gesetzt haben, were viltzulang, hie zu vertzelen. Es haben auch die alten Romer und heyden vil darwider geschriben in Digestis 51 und geurteilt, das solche gutter niemant kauffen noch zu sich nhemen soll, denn sie seind nicht menschlichs, sonder gottlichs rechtens. Ich will hie umb kürtz willen nur einen sprach konig Dietrichs 52 , der doch fur ein wuetrich und tyrannen gemeiniglich gehalten wirdt, antzeigen, wie Cassiodorus schreibt im ersten buch seiner episteln. 53 Es ist untzimlich (spricht er) und unchristlich, das vorige gutthat bey denen, welchen wir offt mher geben sollen, geschmelert werde, wir wollen, das es ewiglich krafft hab, was wir ein mal aus andacht den kirchen gegeben haben. Und ob schon kein recht oder gesetz darwider were, ßo ists doch wider die vernunfft und gemeines recht. Denn weil solches gutt nicht gelihen noch zu pfandt oder zu behalten geben ist, sonder freywillig (wie ir selbs bekennet) gegeben und geschenckt, hat er, der es gegeben hat, kein recht mher dartzu, es ist auch nimmer sein, wie gemeines recht de donationibus 54 außweißt. Warlich unter den kindern hören wir offt, das sie sprechen, so man inen das gegeben wider nimpt, geber, nemer, es ist ye schimpflich, ßo kindisch, ja mher

p) gehalten 47'

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Falsche gleysnerey

22 Kirchenraub wider alle recht

ff. de rerum divis. 1. In tan tum Item de usu. cap. 1. Usucapionem. Et de contrahen. emp. 1. Et liberi. Konig Dietrich Ii. 1, epist. 26

Handlung wider alle vernunfft

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23 Kirchenrawb der pfrunden

Ex legibus Alemanorum et Baioariorum

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Unnütz geschwetz vonn bruderschafft güttern

25 Kirchenraub der heyligen kleydern und gefaesse

Konig Balthassar

Cochläus: An die Herren Schultheiß und Rat zu Bern

dann kindisch, öffentlich zu handeln wider alle vernunfft und sich desselbigen berumen. Zum ΧΧΙΠ. verwilliget ir abermal in grossen und gemeinen kirchen rawb aller gulten, gutter und widern, ßo zu capellanien und anderen pfründen, die nicht pfarren sein, gegeben, gefundirt und gestiefft sind. Ist aber- 5 mal widder Gott und alles recht. Glawbet ir mir nicht, ßo heisset euch ewere abtrunling aus allen schrifften und rechten, bey christen, Juden, Turcken und heyden, einches dergleichen gesetz oder recht antzeigen, heysset diß ewer gesetz aus der schrifft beweysen. Ich wil euch hie zu eim uberflus der alten tewtschen gesetz eyns55, welche nicht gedruckt, sonder in alten 10 buchern geschriben steen, fürhalten und ertzelen. Wer sich untersteet (spricht das gsetz)56 wider kirchen gutter unbillich zu handeln oder von kirchen güttern abtzutziehen oder entwenden, es sey der selbs, ßo es zuvor der kirchen gegeben hat oder seine erben oder yemant andere, derselbig anlaufft erstlich in das urteil Gottes und in beleydigung der heyligen kir- 15 chen und soll dem irdischen richter betzalen drey marck goldes und soll der kirchen ir gutt wider geben, durch zwanck der oberkeit. Zum ΧΧΠΙΙ. macht ir ein new wirrig und irrig gesetz von gemeinen und sonderlichen bruderschafften und jartzeitten, inn gemeinen verbietet einß teils, eins teils erlaubet ir soliche gutter zu nemen, inn sonderlichen 20 lasset ir die brüder handeln nach irem gevallen. Und ist doch alles eyn lautter unnütz geschwetz, weder in der schrifft noch im rechten oder in der vornunfft gegründt. Denn was einer einmal von sich gegeben hat, das ist nicht mher sein, auch in welltlichen Sachen, so leyhen und geben diße unterscheyd haben, 25 das man das gegeben nit fordern odder wider nemen mag, wie das gelihen. Wenn es aber recht were, das die lebendigen ir gegeben gutt mochten wider fordern und nhemen, ßo solten billich die erben der abgestorbenen eben dasselbig recht haben, welichs ir ßo unbillich verbietet, als unbillich irs den lebendigen erlaubet, weyl auch in welltlichen Sachen der erbe mit 30 dem abgestorbenen für eine person gerechnet wirdt. O, wievil leichter, geruter und seliglicher hett ir die alten weys mögen erhalten und bleiben lassen, denn ßo unchristlich und unvornünfftiglich hin und her in newer weys schwermen und schwanckeln. Zum XXV. gebet ir ein gsetz von meßgewändern, kirchenzierden, 35 kleidern, kelchen und dergleichen. Alßo das ir sie noch ein zeitlang wollet unverändert lassen. Erlaubet aber den geselschafften stüben, auch sondrig e n personen, darmit zu handeln nach irem gevallen. Lieben Herren, wo habt ir dergleichen ye gehört von christen, Jüden, heyden oder Türcken, das sie alßo dermassen in iren tempeln und kirchen gehandelt haben, wie 40 ir in den ewern handlet? Wißt ir nicht, wie Ananie und Saphyre nicht umb geheyligte kelch und meßgewand, sonder umb ein wenig gelts willen (welchs doch zuvor irer gewesen was) geschehen ist, Act. V [1 — 10]? So wissen auch ewere abtrünling von der hand Gottes über den konig Balthassar, Dani. V [pass.], umb des willens, das er in der grossen wirtschafft 45 (darinn thausent seiner edlen und regenten waren) gebrauchet die güldene und silbrene gefaß des tempels zu Hierusalem, welche doch nicht er, son-

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Cochläus: An die Herren Schultheiß und Rat zu Bern

der sein vatter Nabuchodonosor geraubet hette, und thette das nit nüchtern, w i e ir im rhat, sonder nach dem er was truncken worden. Szo wissen sie auch, was dem großmechtigen konig Antiocho widerfaren ist und aus was K6nig Antiochus Ursachen, I. Machab. V I [1 — 16], des gleichen Heliodoro, der auch nicht 5 geheyligte kelch (darinne das ubergebenedeyt blut Christi gehandelt wirdt), sonder allein gelt aus dem tempel rawben wolte, und das nicht aus eygenem frevel, w i e ir, sonder aus geheyß und gebott seines konigs, Ή. M a chab. ΠΙ [7—29]. Wenn nu ir und ewere abtrunling in rechter warheit glaubete der schrifft, oder das der christen Got ßo starck und mechtig sey, als 10 der Juden Gott gewesen und noch ist, ßo solt ir euch ye billich ab solchem ßo unerhörtem kirchenraub entsetzen. Zwar ich hör sagen, das zweyen aus euch die hand Gottes schon begegnet sey 5 7 , w i e geschriben und oben ge- Die hand Gottes melt ist v o m k6nig Balthassar. Sehet w o l zu. Zum X X V I . wollet ir, das all span q und hadder dißer ding halb soll 26 15 vor euch außtragen werden. So ir doch über kirchen und geistliche gutter weder herrn noch richter sein solt, nach lautt aller rechten. Ich glaub auch, wenn yemant aus euch oder aus ewerm unchristlichem p6fel bey ewern frommen und rechtgläubigen untersassen ßo untzimliche rauberey und uneer Gottes wolte anfahen, man wurde noch manhaffte lewt finden, die fur 20 die eer Gottes ire leib und leben dran setzten, ee sie solchen kirchenraub zuliessen und gestatteten. W i e geschriben steet I. Machab. Π [23—25] von dem frommen und hertzenhafften Matathia, do er sähe einen Juden vom Matathias alten gesetz abfallen und opffern den abgottern, that es im ßo wee, das im seine lende erbidneten1, und als er ertzundt was in zorns grimme, sprang er 25 hin und erwürget den abtrunling am opffer auff dem altar. Deßgleichen ist Des kelchsraubers vor C jarn auch in Behem geschehen, als ein ritter des Hussen sect dem verdienter Ion priester den kelch v o m altar name und trüge in yns wirthshaws, und tranck draus, er und seine gesellen, bey dem Cottenberge s , da kam des priesters bruder sampt andern bergknappen und schlüge den ritter zu tod, und w o l 30 X X

mann mit im, umb keiner andern ursach willen, dann allein

die

schmach und Verachtung Gottes und der kirchen zu rechen. Huttet euch, lieben herren, seyt nicht zuvil frech und frevelich, Gott ist ob euch und will nicht alßo verspott sein, Gal. V I [7]. Zum X X V I I . laßt ir pfaffen ee' zu und leydet, das munch, nonnen und 27 35 pfaffen bey euch in verbottenen ( w i e ir selbs bekennet) hurn ee sitzen. Wer hat aber euch gwalt geben, bäbstliche, concilische und kaiserliche gsetz auff- hum ee der tzulosen und zu erlauben, was sie verbotten haben? Sprecht ir, Gott hab münche und solche ee nit verbotten, so sagt mir, w o hat er sie gebotten? Obs aber Gott pfaffen schon mit Worten nit verbotten hett in heiligen bebsten und concilien (des ich 40 nit gestee, denn er redet durch dieselben, Mat. X [20], und ist mitten unter in, Mat. X V m [20], und leret sie alle warheit, Jo. X V I [13], also das die kirch ist ein grundfest und seul der warheit, 1. Tim. 3 [15]), ßo hat ers doch mit wercken und exempeln alßo antzeiget, so weder Christus, noch seine aposteln, noch eyncher heyliger babst, bischoff oder priester, als vil irer von Christ

q ) Spannungen, Streitigkeiten

r) erzitterten, bebten

s) Kuttenberg

t) Ehe

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Priesterliche keuscheit gepoten in allen rechten

28 Fleisch essen Menschliche Satzung

Der kirchen Satzung

Cochläus: An die Herren Schultheiß und Rat zu Bern

geburt gewesen ist, in priesterlichem stand ein eeweib genommen hat. Glawbet ir mir nicht, ßo heisset ewere abtrunlingen alle schlifft und historien außsuchen, ob sie zum wenigsten eynen mögen finden und antzeigen. Szo schreibt auch yetz Luther, ir abtgott, wider den widertauff, das Gott uns gebiete nicht allein mit wortten, sonder auch mit wercken, und das man seinen wercken eben ßo wol müsse weichen und glauben, als wo man sein wort höret.58 Szo dann pfaffen ee von ketzern offt versucht, aber nie keinen bestandt gehabt hat, und priesterliche kewscheit von anbeginn der Christenheit biß her auff uns im brauch gewest und in allen rechten gebotten ist, wie leichtlich zu beweißen ist, wer es zu wissen begert. Erhebet ir euch hie abermal über Gott und alle recht, ßo ir erlaubet und auffloset, was sie gesetzt und gebotten haben. Das ir aber hurerey den pfaffen nicht gestatten wollet, das ist dem gesetz Gottes und der kirchen gar nicht alßo zu wider, wiewol es zimlicher were (und Gott gebe, das es bald durch ein rechte reformation geschehe) das in dißem und andern der priesterschafft gebrechen und ergernissen die bischoff und prelaten ein ernstlichs einsehens und auffmerckens hetten. Zum XXVm. kompt ir auffs fleisch essen an verbottenen tagen und sprecht, weyl es menschliche Satzung ist, dieselbige abtzusetzen, laßt ir den ewern iren freyen willen, fleisch und alle andere speys zu allen zeitten mit dancksagung zu essen. Sagt mir, lieben herren, wer hat euch gwalt geben, menschliche Satzung abtzusetzen? Erhebt ir euch nicht abermal über den kaißer und alle oberckeit, ja über alle recht und über alle vernunfft? Seyt ir nicht auch menschen? Warumb sollen denn ewere bürgerliche Satzung (unter welche doch dise tyrannische und unchristliche reformation gar nicht gerechnet odder getzalt werden sol) nicht abgesetzt werden? Was seind alle kaiserliche und bürgerliche recht und Satzungen? Wollet ir sie alle absetzen? Wißt ir nicht, das Paulus Ro. ΧΓΠ [5] sagt, man sol inen gehorsam sein, nicht allein von forcht wegen, sonder auch umbs gewissens willen? Yetz sprechen aber die abtrunling und kirchenveynd, man soll bürgerliche gesetz halten, aber der kirchen Satzung sey man nicht schuldig zu halten. Wo steet es aber geschriben? Spricht doch Christus Math. XVIII [17]: Wer die kirchen nicht hört, der soll dir sein als ein heyd. Und Lu. X [16]: Wer euch veracht, der veracht mich und den vatter etc. Und Paulus spricht Π. Corin. XIII [3], Christus rede in im, und heysset den prelaten gehorchen, I. Thess. V [12] und Heb. ΧΙΠ [17]. Und im ersten concilio Act. XV [18.29] sprachen die aposteln und eltern, es were alßo angesehen dem heiligen geist und inen, das die christen, ßo zuvor heyden gewest, solten sich enthalten von blut, von erstucktem und von opfferspeis der abgotter. Hie sehet ir, das kirchen bottu und verbott vom heiligen geist und von Christo komen. Daraus volget, das ir euch auch über Christum und über den heiligen geist erhebet und auffplaset, ßo ir der kirchen Satzung absetzet und ewer unvernunfftige tyranney an ire stat setzet,

dadurch ir rechte antichristen gesehen werd, Π. Thess. Π [15]. Zum XXIX. kompt ir auff die closterlewt mit dißem gesetz, das sie 29 mögen in clSstern bleiben, ob sie wollen, yedoch sollen kein junge munch

u) Gebot

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noch nunlein mher in die closter nemen. Auch kein frembde mher darein kommen lassen. Lieben herren, Luther schrib vil wider die bawern, mich bedunckt aber warlich, das ewere newe gesetze vil grober und ungeschickter, auch unchristlicher sind, dann der bawern ΧΠ artickeln waren.59 Yr aufflenet euch hie widerumb nicht allein wider alle recht, geistliche und welltliche, und erhöhet euch über alle oberckeit, denn ir verbietet hie, das kein schrifft, kein recht, kein oberckeit verbotten hat, sonder zugelassen, gelobt und gefordert ist, nu lenger dann MD jar von allen frommen christen, geistlichen und welltlichen. Und das dem evangelio unter allen stenden am aller gleichmessigstenv ist, nemlich, verlassen vatter und mutter, haws und hoff, nachtzuvolgen dem herrn und sich selbs verschneiden umb des himelreichs willen, Mat. XIX [29]. Auch freyen willen ubergeben, sich selbs ableugnen, sein crewtz in bußwertigem leben tragen, und alßo nachvolgen Christo, Lu. ΧΠΠ [26.27.33], Wenn ir leßet die geschieht und legenden der aposteln, die schrifften und episteln S[ankt] Dionysii 60 und Ignacii61, ßo findet ir, das von anbegin der Christenheit alltzeit münch und nonnen gewest sind, ee dann Bern Bern was. Leßet ir dann Hieronymum62 und Ambrosium63, ßo findet ir, wievil thausent heyliger münch und nonnen allenthalben bey iren getzeitten gewest sind. Und hewt haben wir gesungen und gelesen von S. Gregorio64, das er allein zu Rom hab dreythausent geweichter jungfrawen unterhalten, on die manßcloster, deren seer vil waren. Und er selbs sechße gestifft hat in Sicilia und das sibent zu Rom, welchs noch eyn fein selig closter ist, und hat das alles von seinem eigen gutt und erbteil gestifft zu Gottes eer. Darumb spricht der kaißer in Autenticis wider ewer tyranney65: Ein yeglich person mag geistlich werden. Denn als vil Gottes eer und dienst betrifft, ßo ist weder man noch weib, weder herr noch knecht, sonder es ist allen eyne belonung in Christo. Und spricht weyter, das die munch sollen all bey einander wonen in cenobio, das ist in gemeinem leben, in gemeinem tisch, in gemeinem schlaffhaus, yedoch yeglicher in sonderem bette. Auff das sie einer dem andern zeugen sind der erbarkeit und kewscheit. Denn der alten weys und wandel wirt sein ein volkommene aufftziehung der jungen. Aber ewre abtrunling sagen euch anders, mit verkertem maul, Prover. VI [12], quia omnis apostata persecutor est sui ordinis. Zum XXX. erlaubet ir den closterlewten, aus den clostern zu kommen und eelich zu werden, und auff das ir sie dartzu raytzet, wollet ir yhn ire zugebracht gutt widergeben, und ob es zu wenig were, wolt ir yhn mher dartzu geben, das sie nur heraus geen, sie werden eelich oder nicht. Ach, lieben herren, wie feindt ist ewem eeren und seelen der dichter und angeber dißer reformation, wie moget ir ßo gar aller schrifft, aller gesetz und rechten, aller zucht und erbarckeit vergessen. Wie kan euch eydgnossen getzimen, eyd und glubd, ßo Gott dem herm gethan sind, ßo lästerlich auffloßen, und erlauben, des ir gar nit gwalt noch macht habet? Die erbarckeit des rechtens, auch bey den heyden und alten Romern erfordert,

v) am meisten gemäß

Der geistlich stand in clostern

Mar. 10 Lu. 11

Closterlewt alletzeit in der C h r i stenheit gewesen 12. die Martii 1528 hec scripta sunt

In aueten. Col. 1 Consti. 5 para. Hinc autem

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Eyd und glubd aufflosen

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Gottes und der kirchen feynd

Unverschempte handlung

In auten. Col. VI. consti. XI in fi. In auten. Col. IX. consti. VI in prin.

Die straff der nonnenschwecher De. epis. et cleri. 1. Raptores

Cochläus: An die Herren Schultheiß und Rat zu Bern

das man eyd, gelubd und bund auch den feinden halten soll. Und ir, ßo eyd und bundgnossen sein wollet mit christen lewten, erlaubet, ja anraitzet und helffet dartzu, das man Gott, dem heim, eyd, glübd und bunde nicht halten soll. Wie mocht ir euch grossere und hefftiger feindt Gottes und christlicher kirchen ertzeigen dann ir hie thut? Bedenckt es selbs, wie kan man yemant ein grosser leyd und schmach zuziehen, dann ßo man im eintweder sein gespons w und gemahel entfüret oder sein kind zu uneer bringt und zu schänden macht vor aller wellt öffentlich? Nu seind ye die lieben nünlein gesponsen und gemahel Christi Gottes des herrn, Cant. [Hoheslied] ΠΠ [8ff.], Jo. ΠΙ [29], II. Corin. XI [2], Ephe. V, Apoc. [Offb.] XXI, und seind tochter der heiligen christlichen kirchen, Gal. ΠΠ, I. Corin. ΠΠ, Psal. XLIIII und XLVII, Cant. ΠΙ und I. Pe. ΙΠ. Wie schewhet oder schemet ir euch dann nit, dieselbigen wider Gott, eer und recht alßo lästerlich aus den clostern in die wellt, mit kirchen gutt (das nit ewer ist), zu locken und zu hurerey oder uneerlicher ee zu raitzen, welchs der ärgste und unverschemptist humwirt nicht thun dorffte? Heisset ewere abtrunling alle schlifft und historien außsuchen, ob sie mögen finden, das irgent in eym land nu MD jar lang erlaubet sey gewest, münchen und nonnen eelich zu werden oder sust aus den clostern in die wellt zu lauffen. Es ist ye öffentlich widder Gott, eyd und gelubd also brechen oder auflosen, Nu. [4. Mose] 30 [3] und Deu. [5. Mose] 23 [22], wider Christum Mat. VHI [= 5, 33] und XIX, Lu. IX und ΧΙΙΠ, wider Paulum I. Timo. V [12], do er sie verdampt, darumb das sie den ersten glauben gebrochen haben. Wan nun die concilia und die alten heyligen bäbst und christliche lerer darwider gesetzt und geschriben haben, were vil zu lang hie zu vertzelen, und were auch vergeblieh und unnutz bey euch, ßo irs alles verachtet, wiewol es das kaißerlich recht gar nicht verachtet, sonder spricht in Autenticis 66 , das die leges und Satzung des kaißers sich nicht Schemen noch widdern, den heiligen regeln (die do seind das geistlich recht) nachtzuvolgen. Und an einem andern ortt gepewt er 67 , das man die kirchen regel, ßo von den vier heiligen concilien, Niceno, Constantinopolitano, Ephesino primo und Calcedonensi, 68 sind außgelegt odder bestetigt, soll halten fur gesetze, und ire lere und artickeln sollen angenommen werden als die heylige schriffte. Nu luget" zu, wie ir und ewere abtrunling mit guttem gewissen über diß kaißerlich gesetz (wider S[ankt] Pauls Ro. ΧΠΙ [1]) springet. Ich will euch aber hie noch eyn lautterers und klarers gesetz furhalten, auff das ir versteet ewere grobe lästerliche und sträffliche handlung. Also spricht der kaißer in Codice: 69 Die sehender oder vertzucker y der jungfrawen, witween oder dienerin, welche Gott, dem herrn, geheiliget und ergeben sind, ßo die aller ärgsten sund thuen, verurteilen wir zum schwerdt, man sol yhn die kopff abhawen, denn es geschieht solche sund nit allein zu schmähe der menschen, sonder auch zu uneer des almechtigen Gottes, und all ire hab und gutt soll dem closter zugeeygent werden. Und in gleicher peen soll auch gestrafft werden die jhenigen, so mit dem vertzucker im closter gewest sind. Aber die andern,

w) Braut

x) seht

y) Herauszieher (aus dem Kloster)

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ßo wissens drumb gehabt odder dartzu gedient haben, sie sind manne oder frawen, was standts und wirden sie sind, sollen allein enthaupt werden. Und diße straff sollen sie leyden, es geschehe mit willen oder Unwillen der obgemelten jungfrawen oder witween. Wie gefeilt euch hie der kaißer, lieben herren? Diß gesetz ist nit new, als das kaißerlich mandat zu Wormbs 70 (welchem ir doch auch schuldig seyt gehorsam zu sein), sonder wol thausent jar alt, und ist bißher nye widerrufft noch widersprochen worden. Domit ir aber noch klarer ewer schand und missethat moget sehen und erkennen, will ich hie zu eim uberflus eyn alts geschribens gsetz des konigs Liutprandt 71 , eyns alten konigs der Longobarden, vor zeitten im Welischland, weibsbilde (spricht er), ßo den heyligen weyhel und geistlich kleydung annemen, die sollen in solcher kleydung beharren, und soll boßen lewten kein entschuldigung sein, ob sie wolten sprechen, sie weren nicht geheiligt, drumb thun sie kein sunde, ßo sie eelich werden, sonder wir wollen, das dieselbigen, ßo den weyhel und das kleyd der heyligen mutter Gots Marie angenommen haben, hernachmals in keinerley weys untersteen, in welltlichs leben oder in welltliche kleydung zu tretten. Denn ein christenmensch soll bedencken, das wenn eyn welltlicher ein jungfrawen zu der ee nimpt, so unterpfendet er sie allein mit eym ringlein und macht sie sein, und wo er darüber ein ander weib nimpt, ßo ist er verfallen DC gulden. Wievilmher und grosser ist die sach Gottes und der heiligen Marie? Das man ir weyhel und kleydung, einmal angenommen, behalten soll und darinn bleiben. Thut aber der ein weibsbild darwider oder vereelicht sich, soll sie all ire hab und gutt verloren haben, und soll sie der konig wider yns closter thun oder sunst mit ir handeln, nach dem er vermeint, Gott eyn gefallene zu thun. Wer sie aber zur ee nimpt und verwilligt zu solchem ubel, der soll das wildrigild betzalen und soll yns konigs pallast geben DC gülden. Wer aber ein solche frawen aus dem closter zuckt, der soll Μ gülden verfallen sein. Auff das Gottes sach in C gülden vor gehe, denn wer welltliche frawen zuckt und uberweltigt, der mus DCCCC gülden geben. Zum XXXI. gebietet ir den closterlewten, welche alßo aus dem closter geen, das sie die kutten sollen von inen thun und sunst erbarlich kleydung anlegen. Wie kompt ir aber auff bott und verbott der kleydung, ßo es doch andere abtrünling wollen frey haben? In welcher schlifft seind die kutten als uneerlich verbotten? Wißt ir nicht, das es ein kleyd der bußwertickeit ist? Sie bedewt ye den sack, davon geschriben steet Johel Π [= 1, 13] und Jone m [5.6.8], Apoc. [Offb.] XI [3], Es ist aber nicht für die fleischliche und welltliche lusthansen, darumb verachten und hassen sie solche kleydung, wie Christus spricht zu seinen jüngern (welche auch nicht vil andere kleydung getragen haben) Jo. XV [19]: Wenn ir von der wellt weret, ßo liebet die wellt das ihre, weyl ir aber von der wellt nicht seyt, sonder ich hab euch außerwelet von der wellt, darumb hasset euch die wellt. Und wie auch Paulus spricht I. Corin. ΠΠ [13]: Wir sind als unflat oder keerich der wellt und yedermans verwerfding worden. Und Heb. XI [37.38]: Sie haben Verspottung und schlege erfarn, seind umbhergangen in peltzen und geyßfellen, in hunger und kommer, in trübsal und ungemach, welcher die wellt nicht wirdig was.

K6nig Liudprant Ex legibus Longobardorum 1. 22

Straff der auszgeloffen nonnen und yrer bulen

31 Closter kleydung wirt unbillich verpotten

Weltliche lusthansen

736 32 Unbillichs fumemen wider die prister

33 Vier tag in der wochen ein stund predigen

Wanckler und schwanckler

Die mesz ist vol heiliger Gottes wort

Ungleiche aufteilung der zeit

Cochläus: An die Herren Schultheiß und Rat zu Bern

Zum ΧΧΧΠ. kompt ir auff die Chorherren und andere capellanen, ßo pfrunden bey euch haben, welchen ir das heylig handtwerck, die meß, vigilien und siben tagtzeit wider Gott, eer und recht niderlegtz und verbotten habt, yedoch wolt ir, als barmhertzige und gerechte lewt, sie zu seiner zeit auff ir anruffen der billickeita bedencken und mit inen handelen. Was ir aber mit inen handien wollet, ist nicht außgedruckt in der loblichen und eerlichen reformation. Villeicht ist es ßo gar grob und ungeschickt furgenommen, das es weder scheinb noch fug hat, neben andern stucken in die schrifft zu kommen. Yedoch will ichs hie im besten versteen, als wollet ir yn ir lebenlang notturfftc geben, biß sie absterben, wie ir vord vonn closterlewten geschriben habt. Ich hab euch aber vor gesagt: Cessante causa cessat et effectus. Szo spricht auch Paulus Π. Thess. ΠΙ [10]: Welcher nicht arbeytet, der soll nicht essen. So dann ewere Chorherren und vicarien nicht sollen arbeiten im chor mit singen, leßen und beten, wie gestifft und fundirt ist, warumb sollen sie essen und niessen der gestifften gutter? Zum ΧΧΧΙΠ. erhebet ir euch abermal über alle babst und concilia, wider alte Ordnung newe unordnung zu machen, und wollet, das an stat der messen soll vier tag alle wochen gepredigt werden, yedoch wenn die kilchgnossen unmüssig sinte, sollen sie den pfarrer heissen stillsteen. O, ein weiße Ordnung, die in MD jarn weder bischoff noch bader hat ersehen mögen. Wo steet sie dann geschriben? Im stadtbuch zu Bern? Wie lang ist sie drinn gestanden? Weyl sie ßo kindisch und unvernünfftig ist, ist sie freylich über zwey monat lang nit drinn gestanden. Es ist auch zu hoffen, sie werd nit lang drinn bleiben. Ir solt aber betrachten, wie Paulus solche wanckler und schwanckler hartt mit wortten strafft und spricht I. Corin. V [=4, 18.19]: Gleich als soll ich nicht zu euch kommen, alßo sind ertliche auffgeblasen. Ich will aber bald zu euch kommen (wills Gott) und erkennen nicht die red deren, ßo auffgeblasen sind, sonder die krafft. Item Gala. ΠΙ [1]: Ο, ir unverstendigen Galater, wer hat euch betzaubert, das ir der warheit nicht gehorchet. Und Heb. V [12]: Szo ir soltet lerer sein, der zeit halben, bedorffet ir widderumb, das man euch lere, was die ersten buchstaben sind des anfangs der wortte Gottes. Seyt worden, die der milch bedorffen, nicht starcker speys etc. Ir hettet warlich die meß wol bleiben lassen, wie ewere fromme voreitern gethan haben, und die frommen eydgnossen mit gemeiner Christenheit noch thuen. Denn die meß ist dem wortt Gottes kein abbrach, seytemalf in allen messzen werden, neben vil anndem heyligen gepeten, lob und preyß Gottes, psalmen, episteln und evangelium geleßen, auch prophecien und andere schrifft, vilmher und reyner, dann ewere schwermer und abtrunling auff der cantzel herfur bringen. Warlich hat Christus nit vergeblich gefragt Jo. XI [9], ob nit XII stund des tags sind, ir hettet am feyertagen wol zwue stund mögen der eer Gottes geben, eine zu der meß, die ander zu der predig, wie ewere vorfarn gethan

z) abgeschafft a) Rechtmäßigkeit b) Anschein des Rechts terhalt d) vorher e) d.h. keine Zeit haben f) zumal, da

c) Lebensun-

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haben. Es were der bauchfulle und welltlichen uppikeit genug, ja zuvil gewest, an den übrigen zcehen stunden. Wir haben in tag und nacht ΧΧΠΠ stunden, die solten wir billich außteylen, das der seelen das graste teil, dem leip das kleinste teil gegeben wurde, weil die seel vil edler ist dann der leib. Ir aber gebt dem leib ΧΧΠΙ teil mit schlaffen, spilen und bauchfull, und der seele nur ein stundlein, und dasselbig seiden gantz, in der predig, und das nur vier tag in der wochen, die drey mus die arm seel gar fasten, weil ir die siben tagtzeit, meß, vigilien und alles gebet (welichs ein speys ist der seel, Jo. VI, Ecclesi. [Sir.] XV [3—6]) und gotsdienst abstellet. Zu dem erlaubet ir dem pfarrvolck, auch die predig abtzustellen, wenn es unmussig ist, wie es offtt sein wirdt, auch on not, damit wirdt es in kurtzen jarn durch solche reformation gantz viehisch und seellos werden. Gedenckt mein. Zum ΧΧΧΙΙΠ. beschließt ir zu letzt ewer unförmliche reformation 34 mit unförmlicher und ungewisser schlußrede, welche on zweiffei aus fey- Unförmliche gem und forchtsamen gewissen herfleusset, weil es sich in ßo groben schluszred aus unchristlichen stucken nyrgent weys zu behelffen und gründen, sonder faigem gewissen geet mit steltzen auff einem schmalen steg, ßo es in warheit nicht schlifft hat, solche newerung zu befestigen, und weycht dardurch ab von der kirchen, welche ein sewel und grundtfeste (wie offtt aus Paulo gesagt) der warheit ist. Darumb zappelt es und kreucht hin und her, kan kein bleibende stat finden. Es wolt gern vom irthumb abgewisen werden, es kan aber nicht vor hoffart und fleischlicher sinnlickeit, denn durch abfall von der kirchen ist es kommen in verkerten syn, Ro. I [28], und ist ubergeben dem satan, I. Corin. V [5] und I. Timo. I [19.20], ßo es im glauben eyn Schiffbruch im schiffbruch leidet und außgefallen ist aus S. Peters schifflein, welches glauben Christus yhm (nicht den abtrunligen) bevohlen hat, Lu. V [10.11], dem er auch seine schoefflein bevolhen hat, Jo. XXI [15—17], Nu geet der satan alweg umb den schaffstal als ein hungeriger wolff und brüllender law und sucht yemandt, den er verschlinge, als bald er herausfallet, I. Pe. V [8]. Das mich warlich mit rechtem mitleiden ewer und ewrer gewissen erbarmet, das ir durch abtrunling, des tewffels seelenjager, solt ßo jemerlich in alle unrhue und unrat verfuert werden. Ewer unruwig gewissen entdeckt ewer schlußrede, ßo ir nicht vhesten glauben habt an diße reformation, Ungewisser glaub sonder begebet und erbietet euch, aus göttlicher schrifft bericht darwider und schluszred antzunemen, und behalt euch vor, diße Ordnung zu mindern und zu mheren, welches warlieh ein vhester glaub nicht leiden mochte. Denn vhester glaub on das wort Gottes, spricht Deut. [5. Mose] ΠΠ [2]: Yr solt nichts hintzuthun und nichts darvon nemen. Und Apoc. [Offb.] XXII [18.19]: Wer etzwas hintzu setzet, über denselbigen wirt Gott zusetzen die plagen, ßo in dißem buch geschriben steen. Und wer von wortten diser prophecey ettwas mindert, desselbigen teyl wirdt Gott hinweck nhemen aus dem buch des lebens. Darumb mag ich hie wol aus mitleiden zu euch spre- Unruwig gewissen chen, lieben herren (wie Esa. spricht cap. XLVDI [18]): O, hettet ir auffgemerckt des herren gebott, ßo were ewer frid worden als ein fliessend wasser etc. Aber die ungüttigen (spricht er Esa. LVII [20.21]) seind wie ein siedent mohr®, welchs nicht rhuen odder stillsteen mag und seine

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wällen fliessen aus, in zertrettungh und yns kot. Es ist kein frid den ungüttigen, spricht Gott, der herr. Szovil sey auff ewer reformation dißmal geantwortet. Gott gebe, das ir mein schreiben in gutter meinung annemet und zu hertzen fasset, auff das ir ßo von untzimlichen fumemen absteet, ehe dann die zornige hand Gottes 5 über euch außgestrackt werde. Denn warlich, als vil ich aus etlicher schrifften und brieffen vernym, werd ir nicht mher glucks, eer und heyls durch diße reformation erlangen, dann vor euch erlangt haben durch solche artickeln Berengarius72 in Franckreich, Wicleff 73 in Engeland, Pickharden74, Waldenses75 und Hussen76 im konigreich zu Behem, und bey unßern getzeitten ett- 10 liehe herrschafften sampt der bawerschafft in Tewtschlanden, Gott gebe sein gnad, das ich zu rechter stunde an ewere hertzen anklopffe, auff das mein getrewe warnung und wolmeinung bey euch statfinde. A M E N . Ausszug eines brieffs von Basel gesandt77, ΠΙ. Aprilis. Die handlung zu Bern ist alßo ergangen. Als die disputation volendet ist, hat man den zwinglischen den preyß des sigs geben und hat beschlossen, das innerhalb siben tagen alle altar in allen kirchen und clostern sollen zerbrochen und umbgekert werden. Die meß ist yederman verbotten worden, gantz und gar abgestellt. Und die bilde sind zerbrochen, wie wol die jhenigen, ßo im Berner gebiet sind, nicht wollen disem ßo unchristlichem schluß und gebott gehorsamen oder gehorchen.78 Die acht ortt seind nu zum dritten mal bey einander gewest zu Lucern79, man wais aber nicht, was da endtlich beschlossen sey. Vonn Stedten des bemischen gebiets, nit minder dann sechsen, ist beschlossen und mit gethanem eyd becrefftiget, das sie von der Ordnung christlicher kirchen nicht umb einen finger breyt wollen weichen. Man sagt auch, das die burger von Schaffhaußen wider hinter sich ziehen mit rew, und keren wider umb, lassen die irthumb faren. 80 Claudius Meyer und sonst noch einer, des namen mir abgefallen ist, zween aus den vornemsten burgern der stat Bern, oberste tantzmeister dißer sect, seind gäheling nidergefalen und gestorben. Die tochter Claudii, ein nünlein prediger ordens, als sie gehört hat ires vatters tod, soll gesprochen haben: Danck sey Gott, dem herren, das er mich erlediget hat von dißem vatter, der mich ßo offtt versucht und angeraytzt hat, den orden zu lassen, damit er mich widerumb beruffet unnd brechte in die schalckhafftigen wellt. Man sagt auch, das zwue cronen ersehynen sind am hymel über Bern und mitten zwischen yhn ein bluttige ruette, was es aber bedeutte, ratet und sagt einer ßo, der ander ßo. Gedruckt zu Dreßden durch Wolffgang Stockei.

g) Meer

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A) Vorbemerkung Druckvorlage: An die Her=llrenn/ Schultheis vnnd II Radt zu Bern/ widder II yhre vermainte Refor=llmation. II Doct. Jo. Cocleus II M.D.xxviij. II[TE] Dresden: Wolfgang Stockei 1528. 4° 18 Bl. Sign.: a b V d e 4 . - VD 16 C 4243. Köhler 544. Spahn 53. - SB PK Berlin: Cu 1554 R. Zur Entstehung: Johannes Cochläus, seit Januar 1528 als Nachfolger Hieronymus Emsers Hofkaplan in Dresden (vgl. Anm. 1), hatte sich vor dem 8. Januar — noch von Mainz aus — an den Rat von Bern gewandt, um ihn vor einem Übertritt in das Lager Zwinglis zu warnen (Anm. 5). Aus der Antwort des Rates vom 15. Januar und den folgenden Ereignissen — Disputation und Reformationsmandat in Bern — mußte er die Erfolglosigkeit seiner Bemühungen erkennen. So schrieb er um den 12. März (vgl. die Marginalie S. 733 sowie Anm. 18) die vorliegende Antwort. Wahrscheinlich hielt er sich zu diesem Zeitpunkt vorübergehend in Mainz auf (Spahn, S. 145, Anm. 4). Der im Anhang mitgeteilte Auszug aus einem Erasmusbrief vom 3. April ist wohl nachträglich angefügt worden; im Text findet sich eine darauf beruhende Interpolation nur auf S. 731 mit dem Hinweis auf die zwei Todesfälle in Bern. Es ist nur dieser eine Druck bekannt. Eine lateinische Übersetzung „Adversus novam reformationem Senatus Bernensis apud Helvetios anno 1528 editam brevis expostulatio . . . , ex Theutonico in Latinum traducta" erschien 1534 in Leipzig (VD 16 C 4244; Claus Schm-132). Literatur: Spahn, S. 144 mit Anm. 4 (mit falschlicher Datierung des Berner Ratsbriefes auf den 27. März und der Angabe, die lateinische Übersetzung sei die ursprüngliche Fassung).

B) Sacherläuterungen 1 Cochläus hatte seit 1526 eine Pfründe zu Sankt Viktor bei Mainz inne; zum Zeitpunkt dieses Briefes war er jedoch bereits als Nachfolger Hieronymus Emsers zum Hofkaplan Herzog Georgs nach Dresden berufen, am 7. Januar in Aschaffenburg von Erzbischof Albrecht von Mainz verabschiedet worden. Die Übersiedlung nach Dresden muß um Mitte Januar erfolgt sein; denn am 22. Januar wurde er in Dresden offiziell in sein neues Amt eingeführt. 2 Aus dem weiteren Text (unten S. 726) ergibt sich, daß es sich u.a. um die Übersetzung eines Traktats des Kirchenvaters Cyprian über die Einigkeit der Kirche handelte (vgl. Laube/Weiß 1, S. 48; Spahn 22; Köhler 655). 3 Die Berner Disputation dauerte vom 6. bis 26. Januar 1528. 4 Eigentlich Vortag, Vorabend. Antonius (17. Januar) fiel allerdings 1528 auf einen Freitag; der Mittwoch lag demnach zwei Tage vor dem Fest. 5 Wie Cochläus am 8. Januar 1528 an Erasmus schrieb, hatte er kurz vorher einen eigenen Boten nach Bern gesandt, um den Rat vor einem Übertritt in das Lager Zwinglis zu warnen (Spahn, S. 144). Dabei dürfte ein solcher Brief übergeben worden sein. 6 In dieser Form bei Wander nicht nachgewiesen; sinngemäß vgl. Bd. 1, Sp. 1347ff., Nr. 59f., 119-128 u.ö. 7 Vgl. dazu auch die Stellungnahme Murners unten S. 749, 831 f., 839. Das Ausschreiben in Berner Aktensammlung, Nr. 1371, S. 518-521; vgl. auch unten S. 818-820. 8 Johannes Eck (1486-1543) erhielt die Einladung Huldrych Zwinglis (1484-1531) am 15. Dezember. Vgl. Eck, Ein Sendbrief, Köhler, Microfiches, 1940/4944, Bl. 2a; Ζ Bd. 9, Nr. 674a mit Beilage zu Nr. 675.

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9 Zur Badener Disputation — unter Beteiligung Berns — vgl. oben Nr. 11—14, 20; zum Anteil Ecks bes. von Muralt, Disputation. 10 Vgl. Zwingli, Ein freundliche Schrift an die Eidgenossen, die Disputation zu Baden betreffend, Ζ Bd. 5, S. (1) 10-27, bes. 20ff.; vgl. auch oben Nr. 12. 11 Vgl. oben S. 495-500. 12 Bertold Haller (1492—1536), einer der Hauptdisputanten und Reformator Berns. 13 Vgl. Johannes Eck, Ein Sentbrieue an II ein frum Eidgnoßschafft/ betreffendt II die ketzerische disputation Frantz Kolben des außgeloffen II münchs/ vnd B. Hallers des verlognen predican=llten zü Bern. II . . . (mehrere Ausgaben, vgl. VD 16 Ε 273-278, Ε 420-422; Köhler 855f.). 14 Worauf sich Cochläus bezieht, ließ sich nicht ermitteln. Der Druck der Disputationsakten stand ihm wohl noch nicht zur Verfügung (vgl. unten Anm. 18). 15 Vgl. die 10 Schlußreden/Thesen Kolbs und Hallers unten S. 821, die von Zwingli zuvor begutachtet worden waren (Z Bd. 6/1, S. 243 f.). 16 Der Bischof von Lausanne hatte in seiner Vertretung vier französische Theologen gesandt, die des Deutschen nicht mächtig waren und lateinisch disputieren wollten. Das wurde abgelehnt und auf eine geplante lateinische Gesprächsrunde am Ende der Disputation verwiesen. Die Franzosen reisten daraufhin am 11. Januar wieder ab (Feller, Geschichte, Bd. 2, S. 160). 17 Der Augustinerprovinzial Konrad Treger (um 1480—1542) aus dem schweizerischen Freiburg hatte als wichtigster Sprecher der Altgläubigen in Bern keine Chance und reiste ebenfalls bereits am fünften Tag verärgert ab. 18 Die Disputationsakten erschienen erstmals am 23. März 1528 im Druck, und zwar bei Froschauer in Zürich (VD 16 Η 504; Köhler 265). Sie haben Cochläus bei Abfassung dieses Textes also noch nicht vorgelegen. Am 23. April folgte eine zweite Froschauer-Ausgabe (VD 16 Η 505; Köhler 266) und am 9. Mai eine Straßburger bei Johann Prüss (VD 16 Η 502; Köhler 264). Vorwort und Einleitung sind ediert in Berner Aktensammlung, Nr. 1494, S. 615—620. 19 Zwingli war die beherrschende Figur der Berner Disputation. Er hatte Vorbereitung und Thesen beeinflußt und trat selbst über hundertmal in den Diskussionen auf. In Bern war er „wie ein ungekrönter König" (W. Köhler, Zwingli, S. 163; ähnlich Luther, WA Br 4, S. 404f.) mit einer Schar von Begleitern und einem Geleit von 300 (nach anderen Angaben 200) Bewaffneten eingezogen; ebenso verließ er die Stadt wieder. 20 Zu Eck vgl. Laube/Weiß 1, S. 42 mit Anm. 41-43; zu Fabri oben Nr. 11-13; zu Hieronymus Emser (verstorben am 8. November 1527): Canonis missae contra Huldricum Zwinglium, 1524 (ed. Th. Freudenberger, CCath 28, S. 38-93); Apologeticon in Huldrici Zwingiii Antibolon, 1525 (ebd. S. 94—111). 21 Das Berner Reformationsmandat vom 7. Februar 1528 (Berner Aktensammlung, Nr. 1513, S. 629—634) erschien 1528 in mehreren Ausgaben in Zürich, Basel, Straßburg und Augsburg, 1529 auch in Erfurt (vgl. VD 16 Β 1882-1889; Köhler 259-263). 22 Zu diesen und den folgenden Bestimmungen des Berner Reformationsmandats vgl. Berner Aktensammlung (wie Anm. 21); auf einen gesonderten Nachweis der im folgenden zitierten Einzelpunkte wird verzichtet. Cochläus folgt in der Zählung nicht den 14 Artikeln des Mandats, sondern greift die ihm besonders anstößig erscheinenden Punkte heraus. 23 Anspielung darauf, daß alle maßgeblichen Berner Reformatoren ortsfremd waren. 24 Wie Anm. 13, Bl. 3a. 25 Vgl. oben S. 496 mit Anm. 10 u. 11. 26 Gemeint sind die Opfer des Bauernkrieges, für die Luther verantwortlich gemacht wird.

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Vgl. Anm. 7, 18, 21. Anspielung auf die Hussitenkriege der ersten Hälfte des 15. Jh. Vgl. Anm. 15. Vgl. Anm. 17. Amalarius von Metz (gest. um 857); schrieb u.a. im Jahre 817 De institutione canonicorum und 820 De ecclesiasticis officiis libri IV. Rupert von Deutz (1. Hälfte 12. Jh.); von seinen zahlreichen Schriften sind hier wohl De divinis officiis libri ΧΠ gemeint, Migne PL 170, Sp. 9 ff. Cochläus sammelte seine Handschriften. Wohl Wilhelm Durandus (13. Jh.), Rationale divinorum officiorum libri VIII distinctum, Erstdruck 1459 in Mainz, im 15. Jh. noch mehrfach gedruckt. Thomas Waldensis (Netter) (um 1380—1430); von seinen zahlreichen Schriften wurde vor allem das Doctrinale antiquitatum fidei ecclesiae Catholicae adversus Wiclevitas et Hussitas, Paris 1532, bekannt. Dessen 6. Buch, das Sacramentalium, erschien allerdings bereits vorab 1523. Dieses wird hier gemeint sein. Vgl. auch den unveränderten Nachdruck der Ausgabe Venedig 1758, Farnborough 1967. John Fisher (1469—1535), Bischof von Rochester; zu ihm vgl. oben Nr. 29. Jodocus Clichtoveus (um 1472—1543), führender Pariser Theologe; Verfasser zahlreicher Schriften, u.a. in Auseinandersetzung mit Luther und der Reformation. Vgl. oben Nr. 26. Vgl. Codex Justinianus, CorpIurCiv, Bd. 2, und Novellae, in der lateinischen Version: Authenticum, ebd. Bd. 3. Vgl. Anm. 2. Einen Tag nach Beendigung der Berner Disputation, am 27. Januar 1528, beschloß der Rat die Abschaffung der Bilder und Altartafeln innerhalb von acht Tagen (vgl. Berner Aktensammlung, Nr. 1487, S. 611). Bereits am 29. Januar wird über die Abschaffung bzw. Zerstörung von Bildern und Altären berichtet (ebd. Nr. 1490). In bezug auf die Messe erfolgte zunächst keine klare Festlegung (ebd. Nr. 1488). Luther hat gegen Karlstadt den Wittenberger Bildersturm verurteilt, nicht aber die Bilder verteidigt. Vgl. dazu auch die Aussagen Emsers in seiner Antwort auf Karlstadts Buch von Abtuung der Bilder, Laube/Weiß 1, S. 334 mit Anm. 154, 156. Zu Luthers Haltung generell M. Stirm, Die Bilderfrage in der Reformation. Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte, Bd. 45, Gütersloh 1977, S. 17-68. Vgl. die Konzilien von Nicäa 787 und Konstantinopel 869; Denzinger-Schönmetzer, Nr. 600ff., 650ff. Vor allem in den Landgemeinden des Berner Oberlandes gab es z.T. heftigen Widerstand gegen die Reformation; vgl. Feller, Geschichte, Bd. 2, S. 166ff.; H. Specker, Die Reformationswirren im Berner Oberland, ihre Geschichte und ihre Folgen, Freiburg/Ue. 1951. Vgl. auch unten den Auszug des Erasmusbriefes S. 738; Bemer Aktensammlung, Nr. 1534, 1538, 1636, 1639-1660, 1686f„ 1695 u.ö. Berner Aktensammlung, Nr. 1371, S. 520; vgl. auch unten S. 820. Der lateinische Kirchenvater Tertullian (um 160—nach 220), Liber de Praescriptionibus adversus haereticos, Migne PL 2, vgl. bes. Kap. 41, Sp. 55—57. Nach dem auf Beschluß des Konstanzer Konzils 1415 als Ketzer verbrannten böhmischen Reformator Jan (Johannes) Hus (um 1371 — 1415) benannte Bewegung, die schließlich (nach 1536) zu einer weitgehenden Lösung von Rom führte. Radikale Sekte innerhalb der Taboriten, des linken Flügels der hussitischen Bewegung.

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48 Zum Bildersturm in Bern vgl. Feller, Geschichte, Bd. 2, S. 162; Berner Aktensammlung, Nr. 1490. 49 Die „Zwölf Artikel", das verbreitetste Programm der Aufständischen im deutschen Bauernkrieg 1525, vgl. Laube/Seiffert, S. 2 6 - 3 1 , 567. 50 Martin Luther, Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern, ebd. S. 328-332, 599, das Zitat S. 329f.; auch Delius, Luther, Bd. 3, S. 140-147, Zitat S. 144. 51 Die in den Marginalien bezeichneten Stellen: Digesta 1,8: De divisione rerum et qualitate, 6: In tantum, CorpIurCiv, Bd. 1, S. 39f.; Digesta 41,3: De usurpationibus et usucapionibus, 9: Usucapionem, ebd. S. 704; Digesta 18,1: De contrahenda emptione, 4: Et liberi, ebd. S. 263. 52 Der Ostgotenkönig Theoderich der Große (454—526), der Dietrich von Bern der deutschen Heldensage. 53 Magnus Aurelius Cassiodorus (480—um 575); vgl. Cassiodori Senatoris Variae I, 26, MGH Auctorum ΧΠ, S. 28 f. 54 Vgl. Institutiones 2,7; Digesten 39,5, CorpIurCiv, Bd. 1, S. 15, 6 5 1 - 6 5 4 ; Cod. Just. 8,53, ebd. Bd. 2, S. 362-366. 55 Die in der Marginalie genannten Leges Alamannorum und Baiuwariorum in MGH Legum ΙΠ. 56 Ebd. S. 270; vgl. auch S. 47. 57 Vgl. unten S. 738 den Auszug des Briefes aus Basel. 58 Luther, Von der Wiedertaufe an zwei Pfarrherrn, WA 26, S. (137) 144-174, vgl. S. 150-153. 59 Vgl. oben Anm. 49f. 60 Dionysius Areopagita, der angebliche Jünger des Paulus. Die ihm zugeschriebenen Schriften, vgl. Migne PG 3, stammen frühestens aus dem Ende des 5. Jh. 61 Ignatius von Antiochien (um 110); seine Episteln in Migne PG 5, Sp. 625 ff. 62 Hieronymus Stridonensis (um 347—419/420), wie die beiden folgenden einer der vier großen lateinischen Kirchenlehrer. Vgl. bes. seine Mönchsbiographien, Migne PL 23, Sp. 17ff., sowie seine zahlreichen an Mönche gerichtete Briefe. 63 Ambrosius (um 340—397), eifriger Förderer des Mönchtums, hatte selbst bei Mailand ein Kloster errichtet. Von seinen zahlreichen Schriften und Briefen vgl. bes. De Virginibus . . . libri tres, De Virginitate, De institutione Virginis, Migne PL 16, Sp. 197ff., 279ff., 319ff. 64 Gregor I., der Große (um 540—604), war selbst Mönch, bevor er als Papst (seit 590) das Mönchswesen und die Klosterzucht förderte. Die im folgenden genannten Klöster soll er Anfang der siebziger Jahre des 6. Jh. aus ererbtem väterlichen Vermögen gestiftet und ausgestattet haben. 65 Novellae 5,2, CorpIurCiv, Bd. 3, S. 29, 32. 66 Novellae 83, Epilog, ebd. S. 411. 67 Novellae 131,1, ebd. S. 654f. 68 Die vier Ökumenischen Konzilien von Nicäa (325), Konstantinopel (381), Ephesus (431) und Chalcedon (451). 69 Cod. Just. 1,3,53 (54): Raptores virginum, CorpIurCiv, Bd. 2, S. 37. 70 Das Wormser Edikt Kaiser Karls V. vom Mai 1521. 71 Liutprand, König der Langobarden (712—744) setzte mit den Edicta Liutprandi (erlassen 713—735) das Recht, wie es unter den Langobarden nach der Eroberung Italiens geübt wurde. Zum folgenden Zitat vgl. MGH Legum IV, S. 122. 72 Berengar von Tours (um 1000—1088), wegen seiner Anfechtung der Lehre von der Brotverwandlung im Abendmahl als Ketzer verfolgt; vgl. Denzinger-Schönmetzer, Nr. 690, 700.

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73 John Wiclif (um 1325—1384), Oxforder Professor und Reformprediger. Nachdem bereits zu seinen Lebzeiten eine Anzahl seiner Lehrsätze als ketzerisch verurteilt worden waren, wurde er auf dem Konstanzer Konzil 1415 in toto verketzert; vgl. Denzinger-Schönmetzer, Nr. 1121-1139, 1151-1195. 74 Vgl. Anm. 47. 75 Nach dem Lyoner Kaufmann Petrus Valdes (gest. um 1217) bezeichnete Strömung, die das apostolische Armutsideal und einen strengen Biblizismus vertrat; vom Konzil zu Verona 1184 als häretisch verurteilt; vgl. Denzinger-Schönmetzer, Nr. 760f. 76 Vgl. Anm. 46; Denziger-Schönmetzer, Nr. 1201-1230, 1247-1279. 77 Der Brief stammt von Erasmus von Rotterdam (Spahn, S. 140, Anm. 2, S. 144, Anm. 4). 78 Zum Vorstehenden vgl. oben Anm. 18, 40, 43. 79 Vgl. Berner Aktensammlung, Nr. 1515, 1521. 80 Schaffhausen nahm eine schwankend-vermittelnde Stellung ein, bevor es sich im Herbst 1529 auf die Seite der Reformation schlug.

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Reformation 2

Thomas Murner: Appellation und Berufung der hochgelehrten Herren und Doktoren Eck, Fabri und Murner wider die vermeinte Disputation von Bern Strengen erenvesten fürsichtigen wysen lieben herren, uff ersetzte3 unnd berieffteb disputation von einer loblichen herschafft von Bern, allen predicanten und seelsorgeren aller anderer orter gemeiner loblicher Eidgnoschafft antwurt ich für min person nit allein als ein seelsorger und predicant üwerer gnaden underthonen, sonder auch als ein respondent und antwurter der disputation zü Baden gehalten.1 Erstlich, das ein loblich herschafft von Bern schribt in berieffung irer disputation, unangesehen die disputation, zu Baden gehalten2, befrembdt mich hoch, worumb die selbig nit sol angesehen werden, die sy doch mit sampt den andren ortern ersetzt haben, ir botschafft darc gesant, by gesessen, by redtigd sint gewesen, und handt helffen beschliessen. Witers der selbigen disputation zü furdernis (als ichs acht) ir eigen brieff und sigil gon Baden gesant, haben zu verston geben, wie in irer gnaden stat alles ob e fierzehen jaren ein eidt geschworen hetten, by dem alten ungezwifleten christlichen glauben zü beliben3, wolchen iren radt, hilff und beschluß der obgenanten disputation von Baden zu nachtheyl den andren ortern sy nit verendren mogen, nach der regel der rechten: Nemo potest mutare consilium etc.4 Sy habent auch als ein sonderlichs ort, waz die andren in gemeinf betrifft, nit anders den mit den andren gemeinlich zü handien, lut8 der reglen: Quod omnes tangit etc.5 Auch were grusam zü hören von einer solchen loblichen herschafft von Bern, daz sy iren radt mitsampt den andren ortem, zammenthafftigh on zwyffal1 von hertzen gethon, nit solten ansehen oder handt habenJ, unnd iren zimlichen gethonen eydt, des sy sich einander nit erlassen noch erledigenk mögen, lut gottlicher und menschlicher rechten solten übersehen und nit halten. Und ist im1, wie ich hör, so haben sy glichformig brieff oder versiglete abscheidt1*1 iren andren mit eidtgnossen einhellig aller irer stett, lender und gepieten zügesant, by gemeynem alten christlichen glauben zü belyben, also das ichs hüt noch nymmer mer glauben kan noch will von der frommen loblichen herschafft, das sy solches nit solten ansehen, sonder in vergeßlich[k]eit stellen, sy weren dann von gemeiner christlichen kirchen (dafür" sy Gott behiet) uff den nuwen eerlosen glauben gefallen, in dem weder eer noch eyd, brieff noch sigill, fug noch glimpff, glübd noch verspruch0 gehalten werden. Des andren geben sy ursach, solche disputation zü Baden nit anzusehen, das inen kein verniegenp sigeq geschehen6, wir berieffen uns uff

a) angesetzte, angeordnete b) einberufene c) dorthin d) beirätig, mit beratend e) alle über f) insgesamt g) laut, gemäß h) miteinander i)ohne Zweifel j) schützen, bewahren k) befreien 1) Und ist dem so m) Abschied, Beschluß n) davor o) Versprechen p) Genügen, Befriedigung q) sei

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die gemeyne christenheyt, uff alle schulen, uff unsere beyderley acten, so die durch die notarien beschriben sint7, so auch die wir ingeleyt haben und in geschrifft hinder die ΧΠ orter einer loblichen Eydtgnoschafflt] überantwurt und in latin durch uns gedruckt sint8, wir berieffent uns für die ΧΠ orter, vor denen wir gehandlet haben, das wir allein mit dem luteren kloren gotswort, on alle menschliche züsetz, unserer schlußreden ein überflissigsr verniegen gethon haben. Und sünds auch schad ist gewesen, das man von solcher nüt sollender1 lüt wegen, zertrenner der frommen und loblichen Eydtgnoschafft, so vil gelerter menner bemieget" hat, denen der hencker vil noter wer gsinv dann christliche lerer. Das sich aber ir ersame wißheyt beklagt der geschribnen und geschwomen acten halb, daz sy inen uff ir manigfaltigs erfordren nit haben mögen werden9, das gadt uns antwurter gar nüt an und mag auch die christliche disputation zu Baden nit unansehenlich machen, dann die ΧΠ botten einer loblichen Eydtgnoschafft habents einhellig der massen verordnet, dieselbigen biecher zu gemeinen truwen henden zu verwaren, denn so fil, das ein het miessen zü dem druck dienen10, wolcher druck auch den herren von Bern übersehen und gelesen, justiert, corrigiert, auscultiertw ist zügesant worden, und hoff und truw, sy werdent dieselbigen notarien und andre fromme auscultierer, da genant, glaubwürdig halten oder wie recht uff sy bringen, das sy nit von würden, eeren oder glauben syent. Aber sovil an mir ligt, will ich min leben verwirckt haben, wo ein feler an dem gedruckten sige, der mit den geschribnen nit concordiere", lut miner corrector hinden dran gesetzt11, denn so fil uns betrifft, mochten wir liden, das sy die biecher hettent dütsch und latin, wo es nit anders von gemeinen eydtgnossen verordnet und bevolhen were. Sy gebent auch noch ein ursach, die disputation zü Baden nit anzusehen, das nit dest minder in zwytracht verharret würdt12, das ist irer gnaden und nit unser schuldt, denn sy wenig abgesündreteny von christlieher kirchen glauben, hören, wider ire geystliche oberkeit handthaben, schützen, schirmen, wider die gantze gemeine Christenheit, wider daz luter und klar gotswort, wider die lere der heyligen marterern Gots, wider die gemeinen concilia, wider all heyligen lerer, wider ein tusent fünffhundert järige possession2, wider die meysterschafft des heyligen geysts, den siner kirchen Christus Jhesus, unser herr, verheissen het, er werde sy leren alle worheit [vgl. Joh. 8, 31.32], wider alle christlichen schulen, wider die gantze christliche weit, wider alle unsere frommen christlichen vorfaren elter, von denen wir dissen glauben mit fil blüt vergiessen entpfangen haben. Wider das alles lassent sy meineidig glübdbrüchig pfaffen und ußgeloffne münch ire frommen underthonen gewillig on alle were verfieren, und ein fromme lobliche Eydtgnoschafft zertrennen, ja auch wider den pfaffen brieff, in irer elter blüt vor Sempach geschworen13 unnd durch sy selber

r) reichliches s) besonders t) hier: unfrommer, nichtsnutziger belästigt v) gewesen w) hier: geprüft x) übereinstimme Abgesonderten, Abtrünnigen z) gemeint: Besitz des Glaubens 48*

u) bemüht, y) wenigen

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auch geschworen, so man die pundt schweret, wider die geystlich[k]eit und kirchen sich nit zü bewegen, die zu berauben, enteren etc., lut des selbigen brieffs, also fil lieber sint iren gnaden die barmhertzigen lüta, denb ire geschwornen eydt, ere, sigill und brieff und alles, was obgenant ist. Setzen daby, wes sich die disputierer halten sollen in erörterung der christlichen worheyt, allein des alten und nuwen testaments und der biblischen biecher und des blossen, luteren, kloren gotswort14, des wir doch uns zu Baden auch erbotten und begeben haben und truwlich gehalten lut unserer beyder acten. Ußgeschlossen, sagen sy, aller lerer geweltigung und erklerung0 I5 , das wir auch angenommen haben lut des brieffs, den wir gemeinen eydtgnossen gon Einsidlen, uff dem tag Philippi und Jacobi anno M.D.XXVII [!] versandet, zügesant haben, der auch gedruckt ist ußgangen.16 Wellent auch, das biblische geschrifft mit biblischer erklert werde17, als ob das nit alles gnügsam were zü Baden gehalten und beschehen. Da by sy kein richter dann das gotswort liden wollen18, das sy biegen, ward sy wollen, und damit kein spil verlüren. Nun begeren wir doch selber auch nüt anders, dann daz der richter noch dem gotswort sprechen soll, sy mögen aber kein solchen spruch liden, denn es ist worer, denn das es mog von einem christen verleügknet werden, das sy daz gotswort gar nit haben. Dorumb süchent sy mit listen und betrug solche ußzüge6, und künnent mit Markolffo keinen boum finden, daran sy hencken wollen.19 Das aber die fromm loblich herrschafft ire ußzüge und listige flüchten mercke, wil ich irer disputation listen entdecken, die wir nun in IX jaren fast wolf erlernt haben, sy habent alle woffen wider sich also fürkummen 8 . Will20 man sy leren mit vernünfftigen Ursachen, sprechent sy, es sy sophistery, lernt man sy mit lebendigen doctores mit grossem kosten, als ein loblich Eydtgnoschafft gethon hat zü Baden, so sehenden sy die selbigen mit schmachbiechlin und gedruckten liedlin, sagen Doctor Eck hab geredt, es sige kein eydtgnoß, mit züchten zü reden, er hab ein küw etc.21 Und Faber hab die disputation zü Baden von den eydtgnossen mit gelt erkaufft, und der Zwingly wiß, wa das gelt sige uffgeladen und nider geleit worden etc.22 Und der Murner sige ein dieb, als ein verlogner boßwicht unnd eerloß man zü Bern von mir hat ußgeben23, unnd ist der omechtig lecker11 und büb nit so frumm, daz er mich, wie recht, geschrifftlich dorumb beklage, mit underschribung sins rechten nammens, unnd versprech ins recht in krafft einer rechtmessigen satisdation1, sonder allein mit liedlin und schmachbiechlin, wie dann disser evangelischen landtschelmen gewonheit ist. Will man sy lernen mitt geystlichen rechten, sagent sy, die spitzhietJ haben das gemacht, will man sy mit aller volcker recht bewysen, mit wolchen bißhar zü lib und leben der menschen ist geurteilet worden, sagent sy,

a) ironisch: die den Zölibat verachtenden Priester und ausgetretenen Mönche b) als c) (Vor-)Herrschaft und Auslegung der Kirchenlehrer d) wohin e) Ausflüchte f) sehr gut g) folgenderweise verhindert h) machtlose Bösewicht i) Bürgschaft, Versicherung j) Spitzhüte (spöttisch für geistliche Würdenträger [DWB

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der keyser habs gemacht, der gang sy nüt an. Will man sy lernen durch concilien der gemeinen Christenheit, sagent sy, die concilien haben geirret. Will man sy lernen mit Sant Jacobs epistel von glitten wercken zu thün, sprechent sy, Sant Jacob hab den selbigen brieff nit geschribben. 24 Will man sy berichten des fegfiirs mitt den machabeischen biechern und fürbit der gestorbnen heyligen, als von Onia und Jheremia dorin Stadt 25 , sagent sy, sy sigen^ nit biblisch. Wil mans thün mitt den heyligen lerern, sprechent sy, das sy menschen sigent, woltent fillicht lieber von gensen bericht sin, und sagent, ire geschrifften sigent menschen tandt1. Will man sy leren durch wunderzeichen, sprechent sy, der tüffel hab sy gethon. Ermanet man sy unserer frommen elter und ires glaubens, sprechent sy, das sy all geirret haben und abgötterer sint gewesen. Allegiert m man inen die fünffzehenhundertjärige possession unsers christlichen glaubens, sagent sy, hunderttusent jar unrecht thon, wardt nie kein stund recht thon. Halt man in" die propheten für, sagen sy, es sigent dunckle reden. Wil man sy leren durch daz gotswort allein, so wollent sy das nit lassen richterlichen ußsprechen, will man das thün mit den evangelien, als Christus sprach: Das ist min lib [Matth. 26, 26], so verendret der Zwingly die wort und spricht, daz bedüt min üb. 2 6 Wil mans thün zü Baden, so wollent sy es haben zu Bern 27 , und ist kein frommer man uff erden, der nit mit sinen henden griffe, daz es nit alles lumpenwerck were. Mit dissen erzelten woffen komment dann zü der disputatz, die gemeine christenheyt zü überwinden und des falschen glauben zü beklagen, Cüntz Buffy, Thony Knopff, Jäckel Gerber, Hensil Schnider, Lauwel Kuder, der alt Finck, Fritsch Kochersperg etc. mit iren gesellen, die des disputierens im glauben nit wenig vergessen haben. Und zü end der disputation, wiewol kein richterlicher bschluß geschehen ist, grifft man zü der münch und pfaffen gieter, bevogtet sy°, das nüt entragen werd p , nimpt zins und gült q und alles das ir, das sy bißhar mit rechtmessigen titelen besessen haben, also ist bißhar von inen disputieret worden, was zü Bern beschehen würt, wöllen wir wol sehen. Da sitzent dann die frommen alten wysen, dorffent dawider nüt reden, sy sint übermeret r . Allein die disputation von Baden gefeit inen nit, do alle gerechtikeit ist in krafft und würden belibben, und het man niemans, er sige geystlich oder weltlich, daz sin lassen weder Stelen noch rauben. Nit will ich in dissen listen zü disputieren die loblich und fromm herrschafft von Bern verdocht s haben, sonder red allein uß vorgeschehener erfarenheit der selbigen gethonen listen, ir gnaden zü ermanen, daz under dem deckmantel eins christlichen gesprechs, gotsworts, christlicher fryheit, begirden des evangeliums nit solch groß letzung 1 der gerechtigkeit Gots entstände, denn wie Sant Augustin sagt, waz sint stett on gerechtikeit dann grosse morderyen. 28 Das ich nun üwer genad nit wyters uffenthalt" und mines fürnemens beschliesse, so erschine ich hie vor uch, minen gnadigen günstigen lieben

k) seien 1) dummes Zeug, Unfug m) zieht heran, zitiert n) ihnen o) nimmt sie in Verwaltung p) damit nichts entzogen werde q) Rente r) überstimmt s) verdächtigt t) Schaden, Beeinträchtigung u) aufhalte

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herren, kleinen und grossen redten der loblichen statt und herschafft von Lutzern, von wegen Doctor Ecken, Doctor Fabers in hoffnung irer ratihabition1' und für mich selbs anstatt unser drier antwurter der christlichen unnd loblichen disputation von den ΧΠ orten einer loblichen Eydtgnoschafft, zu Baden gehalten, mit erbietung, wa den frommen herren von Bern und iren Stetten, lendren und gepietten durch uns zu Baden nit were ein verniegen geschehen durch das heylig gotswort allein, ußgeschlossen all andre menschliche züsätz, zeigen sy uns artickel wißw an, warin inen nit sig ein verniegen geschehen, wollen wir iren gnaden und ersam wißheit noch hüt betagx ein verniegen thün und machen, daz Gott und die weit müß erkennen, daz an uns nüt gemanglet hab. Doch das solchs mit gschrifften geschehe, uff das alle ding blibhafftigy und unverendret gehandlet werden, und under richterlichem spruch, so ferr2 das der richter nit anders denn nach dem hellen, luteren, kloren gotswort Sprech und urteyle, daz uns alten frommen christen allein die schnür und daz richtschit ist aller christlichen leren, unserer ewigen Seligkeit, mit hohem erbieten und verheissen, solchem erbieten nachzükummen, als lieb uns sige unser lib, ere und gut. Und das alles vor den ΧΠ orten, auch die lobliche herschafft von Bern nit ußgeschlossen, vor wolchen als beriefferen, anfengeren und lichteren das alles ist angefangen, zu Baden gehandlet und, ob Gott will, christlich vollendet, mit rechtmessiger und der allerhöchsten protestation, alles obgenant on schmehung, lesterung, letzung, on alles gemieta, jemans uff erden zü beleidigen, allein zu notwende der Sachen gehandlet werden sol und ist. Und so, ob Gott will und die heylige gotsgebererin, die jungkfraw Maria, wir underthenigen und gehorsamen christlichen doctores, kinder der heyligen gemeinen Christenheit, unsers gewissents und glaubens noch also sicher sint und vest, das wir nit künnen noch wissen, unseren und Gots findenb zü wichen, erbieten wir uns, wie Obstädt, by der penc des fürs, by Verlust unsers libs, eren unnd güts, vor den ΧΠ orten einer frommen loblichen Eydtgnoschafft, die disputation zü Baden betreffen, menigklichemd und jedem widersprecher zü antwurten, zü verniegen, und unsere schlußreden uß dem gotswort allein wor zü machen, habent auch zü Baden das alles gethon lut unserer acten, so fil an uns gelegen ist und wase. Die wil nun, über das ob erzelt alles, ein loblich herrschafft von Bern unserem erschinen zü Baden antwurten und überflüssigs genüg thün mit einer nuwen disputation und filerley meidung anzeigen und fürwenden, hoch und nachteylig beschweren und beschwert haben, und aber appellation, berüff für den obristen richter, den merern oder verstendigern theyl allen beschwerden, lut aller rechten ist zügelassen, und in gemeiner eidtgnossen landt summarie et de planof und nit lut formlicher rechten appellieret würt, stand ich hie als einer, der appellieret vor üweren genaden für uns

v) Genehmigung w) artikelweise x) heutigentags y) bleibend z) soweit, sofern a) ohne alle Absicht b) Feinden c) Strafe d) jedermann e) war f) summarisch und außergerichtlich

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dry antwurter, Doctor Ecken, Doctor Faber und mich, in hoffnung irer ratihabition. Appellier und berieff mich wider alle ire attentata 8 , und was sy der disputation zu Baden nachtheyligs handien, sprechen oder beschliessen werden, und appellier in der bestendigsten form, maß und gestalt, unnd 5 wie das noch vermügen aller rechten beschehen sol und müß, als ob es von wort zu wort hie beschriben und beschehen were, nüt ußgenummen, wider solche vermeinte disputation von Bern und unbillichs fiimemen für die ΧΠ ort einer frommen und loblichen eidtgnoschafft, auch die von Bern nit ußgenommen, sonder für sy selber baß h zu underrichten appellieret. 10 Wollen auch disser appellation, berieffet von den ΧΠ orten, nachkommen, und ir unbillichs fiirnemen erzelen, beweren1 unnd bybringen. 29 Des ich in nammen der zweyer antwurter Doctor Eckens und Fabers und min üwerer gnaden kundtschafft begere für die ΧΠ ort unserer gethonen appellation ein oder mer instrument brieff und sigel glaubhafftig, so fil uns not sin werden 15 lut disser üweren gnaden ingelegten gschrifften. Datum und geschehen zu Lutzern vor den grossen und kleinen redten in dem jar unsers erlosers M.D.XXVII Montag noch Nicolai [9. Dezember]. Thomas Murner, der heyligen geschrifften und beyder rechten doctor, barfüsserorden. 20

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Es schribent die fürsichtigen ersamen wysen schultheissen und radt der Stadt Bern in irer vermeinten gehaltenen disputation zu Bern, wie sy in anefang des selbigen ires gesprechs, nach Ordnung, beriefft haben erstlich die bischoff von Costentz, Basel, Wallis und Losannen, die schaff ire hirten, und dornoch von orteren, unnd under andren schribent sy von Lutzern also: Von Lutzern nieman. Wiewol sy in Sonderheit von einem ersamen radt zü Bern bittlich ankortJ worden etc., iren pfarrher Doctor Thoman Murner uff disse disputatz zü vermögen11 mit züschribung eins gnügsamen geleidts, daz aber nüt hat erschossen1, über sin hoch beriemen und erbieten etc. 30 Darzü gib ich disse antwurt, das mich die von Bern nit berieffet haben, hant sy minen heren dorumb geschribben, ist mir nit zu wissen, was sy geschribben haben. Aber uff der heyligen dry künig tag [6. Januar] in dem jar M.D.XXVII [!] 31 , als sy ir disputation angefangen hatten, kam zü mir min gnediger her schultheitz Hug 3 2 und sagt mir wol etwas, wie sy min begerten, do hab ich mich erbotten zü kommen und bewilliget, wiewol ich daby sagte, das wer betrüglich gefordret, also zü berieffen in angefangner disputation, und hat mir sin gnad ein brieff geben, doruff ich hab geantwurt, wie nacher volget, darinn wol erlernet würt, worumb ich nit uff ire verworffene disputation (darinn meer lugen sint dann bletter) hab sollen kommen, will damit min ußbliben uff dißmal also verantwurt"1 haben. Das ich mich aber sol so hoch beriemet han, darinn geschieht mir unrecht, und sol sich nymmer erfinden. Aber ich hab mich züm merern mal erbotten, das ich mit der heiligen geschrifft by bringen will, das die disputation von

g) Anschläge h) mehr i) beweisen laden 1) genützt m) rechtfertigt

j) angesprochen, ersucht

k) einzu-

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Bern fierhundert lügen wider christlichem glauben innhalt", damit sy die frommen biderben0 lüt der loblichen herschafft von Bern abgewendt haben von dem weg der ewigen Seligkeit in ewige verdamniß. Und das sy mit keinen eeren sich des gethonen eidts by dem alten waren christlichen glauben mogent einander erlassen, daz ich mich aber nit berieme, sonder erbütp 5 der loblichen herschafft zu gutem und widerkore, und zu keiner schmach noch dratzq, sonder uß grossem und gantzem christlichem mitliden, daz mich der kläglich abfal von gemeiner Christenheit einer solchen eerlichen herschafft von hertzen erbarmt. Und wa ich min erbieten nit bybring, will ich von den ΧΠ orten einer frommen und loblichen eydtgnoschafft, auch 10 die von Bern nit ußgeschlossen, urtel und spruch liden über min lib und leben, ere unnd gut. Des helff mir Gott unnd die reine junckfraw Maria. Thome Murner, doctor der rechten und der heyligen geschrifft, pfarrer zu Lutzern. Barmhertzigkeit unsers Gots für ursach siner glory biettendt wir dir, Thoma Murner. So du uns mit allen denen, die das evangelion Christi rein verkünden, ketzer und pestilentzischer leeren schültest, ist uns unverborgen. Vorab, so du so mit schweren lästeren unsere mitgnossen verspuwetr hast, den Zwingly, Oecolampadium33 und etlich mere, mit welchen als wir einen Gott vatter und denselben ouch Christum und den geyst haben, also lerent wir auch einhellig. So nun jetz in der durchlüchtigen statt Bern so fry und heylige ußgesprochen sint versamlungen, als vors in langen zyten nie fryere und heiligere ußgerieffet sint gewesen, handt wir nit allein gehoffet, dich dar zü kommen und die laster, die du wider den Zwingly und die andren, die ein' mit uns daz evangelium predigen, die du so offt ußgespuwen hast, für einer so durchlüchtigen und frien, allerley geschlecht der christen versamlung in unser gegenwertigkeit würdest beweren. Uß welcher Ursachen wir ungeachtet mercklichen schaden har kommen sint, und handt aber dich nit funden, und auch nit din zukunfft" gehoffnet, das du worlich unbillich thüst, nach so fil treüwensv, nach so fil glorien unnd schwerer Schmähungen, durch welche du mitt gedruckten biechlin wider uns 34 , die wir Christum mit einem glauben und mit einem mundt predigen, gewietet hast, was mag jetz sin das du fürwendest für ein ußzug, der schaden? Das ist nit, denn hie mit stiffem des gmeinen nutz glaubenw würt sich gebüren fry ζύ handien. Denn der milt unnd hertzig disser statt radt, der uß fliß die warheit an das liecht zü bringen, von wegen unserer bit, verspricht dir zü dem andren mal durch sine brieff geleit und Sicherheit mitsampt dem kosten, ob du denn fillicht klagen woltest, das du nit kernest, ob du fillicht meintest, es were niemans hie, die do mochten urteilen, aber es sint christen hie, die, als sy den geist Christi handt, also kinnent sy nit sine stym nit erkennen, und ob du woltest meinen, es were hie niemans begabt mit

n) enthält o) rechtschaffenen p) erbiete q) Verdruß, Ärger r) angespieen, verschmäht s) zuvor, früher t) einig u) Ankunft v) Drohens w) etwa: mit festem Glauben an den Gemeinnutz

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dem geist Gots, das wer schamhafftig, jemants zu getreümen. Es werdent alle ding durch die gschwornen notarien entpfangen und werdent eröffnet, das die gantze welt darüber urteylen möge. Es würt allein da gefochten mit der gschrifft Gottes, denn es ist kein andre, die uns des willen Gots sicheren x möge, Π. Timoth. ΠΙ [16.17], denn sy uns lernet zu dem heil, unnd macht ein gotsmenschen geschickt ζύ allem guten werck. Was mag dann jendert y gut unnd Gott angenem erdocht werden, das nit überflüssig durch sy möge beweret werden. Alle menschen mogent betriegen, aber die nüt minders. Ob du woltest sagen, du werest von dinen oberkeiten verbotten, das du vom glauben nit solt disputieren, aber du hast anders geschworen, als du bist für ein doctor der heyügen geschrifft gezieret worden. 3 5 So gebüt ouch Gott anders, der von jederman erfordret, das sin nam geheiliget werd, irrung underdruckt und das kundtschafft geben werde der worheit [vgl. 1. Petr. 3, 15]. Darzu wurde es den hertzigen ein gelechter, wo du jetz entschuldigen woltest, dir were nit gewalt geben zu disputieren, so du also prachtlich z zü Baden unseren Zwingly und andre getratzet 3 hast. Dorumb, so du gar kein rechtmessige ursach fürwenden magst, daz du nit har kommest, soltu nit also wit diner kirchen absin b , dinem verheissen, treüwen und glorien c . Du solt auch nit verachten ein solche grosse fryheit eins solchen grossen gemeinen nutz und iren fliß, die die iren begeren zü erkantniß zü bringen zü einem woren und vesten glauben, kumm, und griff gegenwertig an, und kanstu, so überwinde uns der irrung, darin du dinem vatterland nit wenig verdienen wurdst, dem, du sprichst, wir schedliche irrungen fürhalten. Und wir verheissen dir auch mitsampt unseren gnossen, das wir dich senfftmietig entpfahen wellen, und der massen mit dir handien, das die gantze gehorde d sehen sol, das wir nüt suchen dann die erkentniß der worheit und Gots glory. Leb wol zü der glory Gots und kumm, du wellest dann der gantzen weit zügen 6 , daz du standest uff der syten des endtchristen [vgl. 1. Joh. 2, 18.22; 2. Joh. 7], Berne V. Januarii an[no] M.D.XXVIII. Wolffgang F. Capito und Martin Butzer, ecclesiaste zu Straßburg. 36

Antwurt, Capitoni und Butzer zugesandt gon Bern uff ir schriben. 37 Heyl, ich bekenn, das mir in disser weit nüt angenemers je ist zü 35 handen gangen (ir geiorten menner), als lang ich mich disses gegenwertigen lebens je gebrucht hab, dann in disser Sachen des glaubens mit uch anzügriffen und mit rechtlichem krieg für die Gots warheit unnd für des gemeinen rechten glaubens innigkeit, auch gentze f , allein mit der heiligen gschrifft zü fechten. Wolche Gots worheit und des gemeinen glaubens uß-

x) versichern y) irgendetwas z) prahlend, lärmend a) herausgefordert b) gemeint: nicht weit von deiner Kirche sein c) Rühmen d) Zuhörerschaft e) zeigen, vor Augen halten f) Ganzheit, Vollkommenheit

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Murner: Appellation wider die Disputation von Bern

gedruckte gäntze by uch zu sin, würd ich mit der gemeinen kirchen Christi, unsers erlosers, nimmermer glauben. Aber das ir ketzer syent (daz rede ich on üwer schmehung), verloffene8, glaubbrüchige, von der woren christlichen geystlicheit und lernung des heyligen geysts abtrinnige, und, wie mine fiertzig schlußreden von Baden anzeigen38, eerloß sint, halt und bekendt die gantz gemeine kirch und nit ich, denn ich wurd von miner vernunfft nymmer also frembd, das ich etwas schmehung in uch h trag, wo ich nit wißte, das eben das selb mit mir die gemein christlich kirch Jhesu Christi hielt und urteilet. Dorumb ich auch noch vor dem richterstül der ΧΠ orter stand, daz ir die sigent, für welche uch angeben mine schlußreden von Baden, die der heyligen gschrifft unnd die der rechten und auch Doctor Eckens, und für die uch dargibt die gantz christlich disputation von Baden, deren ich mich underschribben hab, in wolcher warheit ich von disser weit mit der Gots hilff scheiden will, und min seel on zwiffal selig machen. Als ich üwere brieff verlesen hab, het sich bewegt min geist, unnd als min gebliet1 von grosser freüden mins hertzen, und sint bewegt worden in mir als min ingeweydJ, mit den finden Jhesu Christi (daz ich aber on üwer schmehung will gesagt haben, denn für solche ußrieffet uch die gantz gemein kirch unnd nit ich) anzügriffen. Und hab gebetten unseren herren schultheissen39, das mir erlaubt werde, zu uch zü kommen, wiewol ich in filen dingen von uch hindergangen binn der gerechtigkeit unserer besitzung, daz ir die üweren antwurterk gesetzt haben, denen doch die bürd, zü beweren, billicher zügehoret, das ir die dodten geschrifften, die ir by der nasen pflegt zü ziehen wahin ir wollent, ein lichter ersetzt haben, und lut der selbigen nit liden wollen keins richters ußspruch. Das ir ein solch enge zyt ußgerieffet haben, das wir von der disputation von Baden zü uch zü kommen uns nit haben mögen bereiten. Das ir durch üwere vermeinte1 disputation ußsprechen"1 wolt, und mit dem meren beschliessen understand", wie ir schriben etc. zü sinen bequemen zyten nit zü verschwigen. Von der Berner Sicherheit hab ich kein red, sy sint allwegen0 so hoher eeren und worheit von mir geachtet gewesen, und noch, das ich gäntzlich in ir schriben und reden vertruwet, und uß keinerley ursach ir statt schühetp. Aber mir ist abgeschlagen worden der gewalt zü kommen, dorumb das die VIII orter nit wollent, die ding und gmeine Sachen, von inen gemeinlich gehandlet, von einem eintzigen ort von Bern vernichtigetq und widerriefst zü werden, lut der regel der rechten, was mengklich betrifft etc.40 Und was by den eydtgnosen mit dem meren ersetzet würt, das sol noch iren pündten beston, und wollent nit, daz ire pündt, die sy mit blütvergiessen erobret haben, zerrüttet werden, die sy auch mit dem blüt werden beschirmen. Wer wolt aber disse üwere berieffung nit verlachen,

g) abgefallene h) gegen euch i) mein ganzer Sinn (DWB 4, 1796) j) alle meine Eingeweide, d.h. mein Innerstes k) als Respondenten 1) angebliche m) urteilen, ein Urteil fallen n) und euch untersteht, mit Mehrheitsabstimmung einen Beschluß herbeizuführen o) immer p) scheue, fürchte q) zunichte gemacht

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der Zwingly hat zwo milen wegs nit wollen gon Baden kummen und wunder ding für entschuldigung fürgewandt 41 , und ir sint auch nit kommen, do die sach vor den ΧΠ orten solt gehandlet werden, und jetz beriefft ir mich für ein ort, so ich von den andren verbotten binn, wer merckt aber dissen betrug nit. Es ist geantwurt worden den fursichtigen wysen herren von Bern, daz die andren orter keinen glorten wollen zü inen senden. 42 Es ist lufft, wo mit ir umbgond, und ob ir schon der gantzen weit uwere acten fürgüssent. Wir wollent dazwischen (glaubt mir) nit schlaffen, das werdent ir entpfinden, und niemandts zü schmach, sonder das gotzwort zü beschirmen und die ere Gots bereit sin. Und das sol uch auch bekant sin, das ich von disser üwerer vermeinten disputation für die ΧΠ ort appelliert hab, mitt dar gethonen Ursachen, in der appellation begriffen, zü sinen zyten zü eroffnen. Es werden by uns zammen kommen den nechsten Sontag [12. Januar] die ΧΠ ort, by denen ich widerumb flehelich bitten will, das mir gegünt werd, zü uch zü kommen, würt daz geschehen, so werdt ir min angesicht sehen als eins woren, der gmeinen christlichen kirchen suns r unerschrocken. Ir handient üwere Sachen also, das ich kum s schnell unnd ylendts mit grosser gähe 1 disses hab mögen schriben. Schafft mit einem ersamen radt zü Bern, daz alle sachen vor den ΧΠ orten gehandlet werden und ein richter ernempt", der nit anders dann noch dem gotswort ußspreche, und in uns und in unser leben daz urteyl feile, so wellent wir doch also mit unserem blüt der sachen ein end geben. Lebt wol und zü üwer heyligen mütter, der gemeynen christlichen kirchen, korent doch einmal wider, ir eilenden menschen. Geben zü Lutzern, in der gemein christlichen statt, uff der heyligen dry künig tag, [6. Januar], anno M.D.XXVIII. Thomas Murner, Doctor.

Unser früntlich willige dienst, auch was wir eeren und güts vermögen züvor, fromm fürsichtig wyß in sonders güt fründ und getruwen lieben eydtgnossen, üwer schriben, uns uff hüt frü zükummen, berierendt den 30 würdigen hochgelerten herren Thomas Murner, Doctor der heyligen gschrifft und beyder rechten, jetzund unseren kirchherren v , uff üwer disputatz zü schicken, habent wir alles inhalts verstanden und dorab etwas verwundren entpfangen, angesehen das schriben, so ir kurtzlich hie vor uns in antwurts wiß zügeschickt, darin sonderlich gemelt, daz der, so die dispu35 tatz getruckt, nit der eeren werdt, das im zü glauben sige etc. 43 Uff welches schriben wir aber jetzmal uch kein antwurt geben, biß zü siner zyt, sonders unseren kilchherren für ein biderman und ein christlichen doctor achten und halten. Und wie wol unser kilchherr Doctor Murner geneigt und gütwillig üwerem begeren Stadt zü thün. So aber nit allein wir, sonder 40 noch V i n ort der Eydtgnoschafft des willens sint und angesehen w haben, niemandt uff die disputatz zü schicken, angesehen" die disputation zü Baden, damit uns wol beniegt und ander Ursachen etc., dorumb so habent wir

r) Sohnes schlossen

s) kaum t) Schnelligkeit u) ernannt x) in Anbetracht, unter Berücksichtigung

v) Pfarrer

w) be-

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unseren kilchherren geheissen, daheim beliben, und lassent es gentzlich by dem, so uch von den VIII orten zugeschickt, bliben. Denn uns nit wil gebüren, on wyssen der VIII ort von dem gemeynen einhelligen ansehen und vorabscheiden zu ston und dawider zu handien, das wollent also im besten vermercken. Datum uff trium regum [6. Januar], anno M.D.XXVIII. 5 Schultheiß und radt der Stadt Lutzern. Prosecutiony und nachkommen der obgethonen appellation an ein lobliche herrschafft von Bern, Thome Murners bezügnisz und rechtmessige protestation. Noch gethoner und wie in der Eydtgnoschafft gewon3 beschehener appellation habent wir dry doctores Johannes Eck, Johannes Faber, Thomas Murner warhafftig verstanden, wie das ein lobliche herrschafft von Bern uns in ire disputation gerieffet haben mit ertlichen zugelegten Worten, deren wir wolten von inen vertragen sin, und zu kleinen eeren gedacht, des wir zu Gott verhoffen umb ire gnaden nit verschuldet haben. Wir horent ouch daby, das ire disputierer unnd predicanten irer ersamen wißheit zügesagt haben, was von jemans uff erden wider ir gehaltene disputation inrede in zukünftigem beschehe, das wöllent alles die obgenanten predicanten in irem kosten verantwurten, on alles darthün der löblichen herschafft von Bern. Nun sint wir hie, und berieffet von inen, stellent wir unser lib, eer und gut, und wollent irem berieffen entsprechen mit der hilff Gottes als fromm, eerlich, christlich doctores, vor den XII orten einer frommen und loblichen Eydtgnoschafft durch unsere gschrifften, mit denen by zu bringen, das die obgemelten predicanten des nuwen, eerlosen, falschen und erdichten glauben ein fromm loblich herschafft von Bern vertieret und mit der unwarheit betrogen haben, und von der strassen der ewigen Seligkeit des heyligen christlichen glaubens betriiglichen abgewendet, mit verschwigener warheit, felschung der heyligen gotlichen geschrifften und andren mer listen, in unseren gschrifften war zu machen und by zu bringen, by Verlust unsers libs unnd lebens, eeren und güts. Warnen und ermanen die fromm löbliche herschafft von Bern, iren predicanten zu schriben und sy anzuhalten, irem versprechen gnüg zu thün und ire falsche, unchristliche und verfierische leeren zu verantwurten, und sich nit sumenb, denn es dedt inen ir leptag nie noters, denn sy sollent unser dapffer und manlich und christlich bald innen werden, wollent damit unser eer gegen denselbigen predicanten, wie sich das einem frommen gebürt, bewart haben, und solches vorhin0 gesagt unnd verkündet han, nit thün unnd handien betruglich, wie sy uns gethon haben, erst noch angefangener disputation und aller irer gnügsamen ristung uns zü berieffen.

y) Nachtrag

z) Zeugnis

a) Gewohnheit

b) säumen

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Und so alles unser widerfechten und fiirnemen allein ist wider die wolff [vgl. Joh. 10], das ist die falschen lerer, und nit wider die schäfflin, daz ist wider die fromm löblich herrschafft von Bern, wollent wir alles unser schriben nit zu tratz, nachtheyl und schmehung der eerlichen herr5 schafft von Bern gethon haben oder thün, sonder iren gnaden underthonen zü eeren, gut, gefallen und widerkore uff die strassen der ewigen Seligkeit, uff die ware und christliche lere, aller eeren und erberkeit, von deren die frommen herren und underthonen, mine lieben gnädigen herren und gütten fründt, durch die falschen propheten [vgl. Matth. 7, 15; 24, 11] klaglich 10 und beweinlich abgefallen sint und vertieret. Bitten alle frommen christlichen Berner, der, ob Gott wil, noch fil sint, wo uns etwas bewegter worter ungefar entpfielen, das ir fromkeit und angeborne erberkeit das nit uffnem, wider sy beschehen, sonder wider die verfierer und falsche lerer uß mitlidendem hertzen und bitterem gemiet, daz sy ein solch loblich und eerlich 15 herrschafft und mechtig ort der Eydtgnoschafft, das von eim so eerlichen har kommend ist, also kläglich in abfal von gemeiner Christenheit falschlich und betrügklich vertieret handt, in gantzer Zuversicht unnd hoffnung, w a

die loblich herrschafft von Bern unser geschrifft fürnemen und widerfechten irer zenichtigene disputation im fundament ermessen würt, danck und 20 lob von inen zü erlangen, und von Gott, dem herren, ein ewige belonung, der ir ersam wißheit, gnad und barmhertzigkeit bewise, verstendtniß gebe, wider zu kummen uff das wor heylig gotswort des ewigen lebens [vgl. Joh. 5, 24]. Amen. Gedruckt in der christlichen statt Lutzern,

im jar M.D.XXVm.

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A ) Vorbemerkung Druckvorlage: Appellation vnd beruoff der hoch=llgel6rten herren vnd doctores Johannis Ecken/ Johan=llnis Fabri/ vnd Thome Murner/ für die xij. ort einer II loblichen Eydtgnoschafft wider die vermeinte di=llsputation zu Bern gehalten/ beschehen vor den II kleinen rädten vnd hunderten einer loblichen II Stadt Lutzern/ vnd durch doctor Thomas II Murner exequiert montag noch Nico=lllai/ in dem jar Christi M.D.XXvij. II Vrsach vn verantwurtung worum II doctor Thomas Murner kilchherr zu Lutzern nit ist II vff der disputation zu Baden [!] gehalten erschinen.il Luzem: [Thomas Murner] 1528. 4° 10 Bl. Sign.: A 4 B 6 . - Eckel, Fremdwortschatz, S. 193, Nr. 66, 67. V D 16 Μ 7024. Köhler 3396. - SB München: 4° H. ref. 57. Zur Entstehung: Auf der Berner Disputation (Januar 1528) sollte insbesondere auch altgläubigen Theologen Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden. Unter anderen wurden Johannes Eck (1486—1543), Johann Fabri (1478—1541) und Thomas Murner (1475—1537) nachdrücklich eingeladen. Aus naheliegenden Gründen kam keiner von ihnen. Nachdem die Akten der Disputation im April 1528 veröffentlicht worden waren, fühlte sich Murner offenbar bloßgestellt und glaubte sich rechtferti-

d) Herkunft

e ) nichtswürdigen

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Murner: Appellation wider die Disputation von Bern

gen zu müssen. Er tat es, wohl nach Abstimmung, auch im Namen von Eck und Fabri, indem er verschiedene Briefe zusammenstellte, die in dieser Sache geschrieben wurden. Da Murner in seiner Dezemberschrift „Hier wird angezeigt" auf die „Appellation" verweist (vgl. S. 840), muß sie zwischen Mai und November erschienen sein. Näheres ist nicht bekannt. Literatur: Ζ Bd. 9, Nr. 667a, S. 308; Nr. 673, S. 322 mit Anm. 4 (unzutreffender Hinweis auf „Appellation"); Feller, Geschichte, S. 155—161; Locher, Reformation, S. 276-280.

B) Sacherläuterungen 1 Zum Anteil Murners an der Disputation von Baden (19. Mai bis 9. Juni 1526) vgl. von Muralt, Disputation, passim, sowie oben S. 284—309, 404—415. 2 Ausschreiben des Berner Rates (17. November 1527): „ . . . ungeachtet gehalten disputation zu Baden im Ergoüw..." (Berner Aktensammlung, Nr. 1371, S. 519; vgl. auch unten S. 819). 3 Anspielung auf den sogenannten Pfingstmontagseid von 1526 (Berner Aktensammlung, Nr. 893, S. 315f.; vgl. Feller, Geschichte, Bd. 2, S. 141 f.). 4 Dig. 50, 17, 75: Nemo potest mutare consilium suum in alterius iniuriam, CorpIurCiv, Bd. 1, S. 870. 5 Lib. sext. Decr. 6, 29: Quod omnes tangit, debet ab omnibus approbari, CorplurCan, Bd. 2, Sp. 1122; vgl. auch Cod. Just. 5, 59, 5: . . . quod omnes similiter tangit, ab omnibus comprobetur, CorpIurCiv, Bd. 2, S. 231, und Liebs, Rechtsregeln, S. 180, Q 113. 6 „dann uns . . . derhalb nit gnüg beschähen" (Berner Aktensammlung, Nr. 1371, S. 519; unten S. 819). 7 Hierzu von Muralt, Disputation, S. 98. 8 Mit dem Druck der Disputationsakten war Murner beauftragt worden (vgl. ebd. bes. S. 132, 92f., sowie oben S. 413f. 9 Vgl. von Muralt, Disputation, S. 128; vgl. auch unten S. 819 mit Anm. 5. 10 Von Muralt, Disputation, S. 125. Bern war mit diesem Beschluß nicht einverstanden. 11 So auch in „Hier wird angezeigt" (vgl. S. 840). 12 „ouch nütdestminder in zweiung des gloubens beharret wird" (Berner Aktensammlung, Nr. 1371, S. 519; unten S. 819). 13 Vgl. S. 502, Anm. 11. 14 Vgl. Berner Aktensammlung, Nr. 1371, S. 5 1 9 - 5 2 1 ; vgl. auch unten S. 819. 15 Berner Aktensammlung, S. 519f.; unten S. 819. 16 Richtig: 1. Mai 1526. Gemeint ist: Ein brieff den Strengen eren II not feste .. .11 wysen der xij orter einer lobliche eydtgnoschafft gesäd=llten botten. Thome Murner . . . vff dem tag zu II Einsidlen. .. .11 [Luzern: Th. Murner 1526] (vgl. VD 16 Μ 7027; Köhler 3397). 17 Vgl. Berner Aktensammlung, Nr. 1371, S. 519f.; unten S. 819. 18 Berner Aktensammlung, S. 520; unten S. 819. 19 Vgl. oben S. 236 mit Anm. 15. 20 Das folgende findet sich — z.T. in wörtlicher Entsprechung — bereits oben S. 289f. 21 So in Zwingiis Brief an die Boten der Eidgenossen in Baden (10. Mai 1526): Eck, „der ze Rom offenlich geredt, wir Eydgnossen sygind (mit urlob) all küghyer, . . . " (Z Bd. 5, S. 104; vgl. auch S. 168, 245, 303f.). 22 Vgl. oben S. 285 mit Anm. 14 sowie Ζ Bd. 5, S. 56, 65, 144.

Murner: Appellation wider die Disputation von Bern

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23 In Bern war man vor allem über Murners publizistische Aktivitäten verärgert; bei Gelegenheit der Disputation wollte man ihn drängen, „sich sines [Ketzer-]calenders ze versprächen" (Z Bd. 9, Nr. 667a, S. 308; zum allgemeinen Hintergrund vgl. Berner Aktensammlung, Nr. 1781, S. 766f.). 24 Das zitierte Urteil über Jak. dürfte sich auf Luthers Vorrede zu Jak. von 1522 beziehen: „acht ich sie (sc. die Epistel S. Jacobi) fur keyns Apostel schlifft" (WA DB 7, S. 384). 25 Vgl. 2. Makk. 12, 4 3 - 4 6 ; 15, 12-16. Zur Zurückweisung von 1 . - 2 . Makk. („denn dasselb buch ist nit vnter den Buchem der heyligen schrifft" — WA 7, S. 453), besonders auch im Zusammenhang mit einer Begründung für die Lehre vom Fegfeuer, vgl. Luther, Grund und Ursach, ebd. S. 451—455. Auch hierauf könnte sich Murner beziehen. Zur Lehre vom Fegfeuer vgl. LThK, Bd. 4, Sp. 5 0 - 5 5 . 26 Zur Abendmahlsauffassung von Huldrych Zwingli vgl. Köhler, Zwingli, Bd. 1, S. 6 1 - 1 1 7 ; vgl. auch Laube/Schneider/Weiß, Bd. 1, S. 37ff. 27 Anspielung auf die Auseinandersetzung mit Zwingli um den Ort der Badener Disputation; Zwingli schlug neben anderen Bern als Austragungsort vor (von Muralt, Disputation, S. 63, 65, sowie oben S. 255f.). 28 Augustin, De civitate dei XIX, 21, Migne PL 41, Sp. 648-650. 29 Anspielung auf die erst im Dezember 1528 erschienene Schrift „Hier wird angezeigt" (unten S. 818-860). 30 Murner bezieht sich auf den zeitgenössischen Druck der Disputationsakten, der im April 1528 vorlag (Berner Aktensammlung, Nr. 1494, S. 618; das Bemer Schreiben an die genannten Bischöfe vom 17. November 1527: ebd. Nr. 1375, S. 526). 31 Der Brief des Berner an den Luzerner Rat, in dem Murner mit Geleitzusage und auf Berner Kosten eingeladen wird, datiert 5. Januar 1528 (ebd. Nr. 1450, S. 582f.). 32 Hans Hug (f 1534), Schultheiß von Luzern, Gesandter der Tagsatzungen, Befehlshaber des Luzerner Aufgebots in den Kappelerkriegen (vgl. Hist.-biogr. Lexikon der Schweiz, Bd. 4, S. 313). 33 Johannes Oekolampad (1482—1531), Reformator in Basel (vgl. Staehelin, Lebenswerk). 34 Hinweis auf die von Murner 1526 und 1527 in Luzern verfaßten und gedruckten Schriften (vgl. Eckel, Fremdwortschatz, S. 190-193, Nr. 5 3 - 6 1 ) . 35 Murner wurde 1506 in Freiburg zum Doctor theologiae promoviert (TRE, Bd. 23, S. 436). 36 Wolfgang Capito (um 1478-1541) (TRE, Bd. 7, S. 636-640), Martin Butzer (1491-1551) (ebd. S. 258-270), Reformatoren in Straßburg; Edition: Correspondance de Martin Bucer. T. 3, Publ. Ch. Krieger, Jean Rott, Leiden/New York/Köln 1995, Nr. 172, p. 9 8 - 1 0 0 . Zum besonderen Interesse Capitos und Butzers an Mumers Teilnahme vgl. Otto Erich Strasser, Capitos Beziehungen zu Bern, Leipzig 1928, S. 17f.; (vgl. auch unten S. 832 mit Anm. 49). 37 Edition: Correspondance (wie Anm. 36), Nr. 173, p. 100—103. 38 Vgl. von Muralt, Disputation, S. 93f„ sowie oben S. 2 9 7 - 3 0 2 . 39 Hans Hug (vgl. Anm. 32). 40 Vgl. Anm. 5. Zur Antwort der acht katholischen Eidgenossen an Bern vom 18. Dezember 1527 vgl. Bemer Aktensammlung, Nr. 1411, S. 543-547. 41 Vgl. oben Anm. 27 sowie S. 268 mit Anm. 16. 42 Vgl. Berner Aktensammlung, Nr. 1411, S. 543-547, Nr. 1401, S. 534-536. 43 Zum Hintergrund vgl. Berner Aktensammlung, Nr. 1209, S. 428f., Nr. 1485, S. 609.

Johannes Mensing: Bescheid, ob der Glaube allein ohne alle guten Werke dem Menschen genug sei zur Seligkeit Inhalt dieses buchlyns. Zu guter anweysunge dem christlichen leser ist unterscheyden dis 5 büchlyn ynn vier teyl. Das erste. Helt ynn sich XII merckliche fundament odder grundfeste, welche, so mit vleyse durchlesen und recht vorstanden werden, mögen vielfaltige unterrichtunge geben dem frommen christen, zu widderstand aller vordampter 10 ketzerischer lere, den glauben und die werck betreffende. Das ander teyl. Sagt von guten wercken, so aus dem lebendigen glauben fliessen und dem menschen gantz nott und nutzlich sind zu erlangen die ewige seligkeyt. Dartzu überflüssige3 getzeugnus aus der aposteln und evangelisten 15 schrifften eyngefuret werden. Das Dritte. Vorlegetb die spruche Sant Paul, durch Amßdorff unrecht angetzogen etc. Das vierde teyl.

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Zeyget an, das die guten wercke der christen angenehme und vordienstlich sind bey Gott. Vorrede. Inn Gottes namen Amen. Allen christglaubigen, sonderlich zu Goßlar und Brunschwygk, ent- 25 peuthe ich, Johannes Mensing, prediger ordens, heyl, trost und seligkeyt von Gott, dem vater, durch Jesum Christum, unsern herrn, ym heyligen geyst. a) überfließende, reiche

b) widerlegt

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Liebsten brudere und freunde ynn Christo, dieweyl aus christlicher liebe wir unserer nechsten seligkeyt zu suchen schuldig, ist nicht wunder, ob wir (wie wol euch fast0 unbekand) sorgen vor ewere seligkeyt, sonderlich ynn diesen geschwinden leufften, ynn welchen (Gott erbarme es) viel christen menschen Christus heylsame lere, so ynn der heyligen gemeynen kirchen (und sonst nyndert ist) vorlassen, und erwelen yhnen selbst meystere, die die ohren krawen, keren das gehöre von der warheyt, wie S. Paul lang zuvor geklaget, das sie auch sich selber lieben, geytzigd, hochmutig, auffgeblasen, lesterer, undanckbar, ungehorsam den eidern, one liebe, one friede, unkeusch und ungutig etc. Die, wiewol sie eynen scheyn haben eynes gottseligen wandels, so leucken sie doch seyne tugent und krafft. Wir erfaren, das solche bey euch auch auffgestanden1, die yhr bis anher eynen grossen rhum, ernstlicher und christlicher bestendigkeyt bey Gott und den menschen gehabt, so der vorfurer der seelen, Nicol Amssdorff, zu euch eyngelassen, seyne ungegrunte unwarhafftige, betriegliche und unsinnige lere zu predigen2. Und der, ob er wol eyn guten scheyn6 hat, so er Christum mit worten prediget, leuckent er doch und lestert yhn, wan er leret, one gute wercke Christo zu gefallen. Er mag Christum nicht haben, der von der heyligen gemeynen kirchen (als von dem leybe Jesu Christi wie eyn faul glied) abgeschnitten ist. Ewere lieben mercken es selbst, das derf Christum nicht hat, der nicht alleyn mit der kirchen, sondern auch mit yhm 8 selber uneynig ist. Desh lere (gleych wie seynes meysters3) ubereyn stymmet, wie der winter und sommer, wie dan e[uer] lfieben] aus seynen schrifften4 haben zu erkennen. Dan er treybet so hefftig, das die guten wercke nichts thun zu unser seligkeyt, und bekennet doch, das Gott sie belohnen wil. Ytzt schilt er die1 lugner, die yhm nachsagen, er vorpiete gute wercke. Ytzt heyst er sieJ selbst unnütze und spottet yhrer so honisch ynn seynen predigen, das man widder die sunden kaum so schimpfflich reden mag. Ytzt wil er keyserlieher majestat mandat5 gehalten haben. Ytzt bekennet er offendlich, seine lere sey von keyseriieher majestat als die ergiste ketzerey vordampt. Ytzt erpeuth er sich zu disputiren vor dem Heyligen Reych, one alle exception, bald sol man yhm geleydk schicken. Dis wünschet yhm und seynen gesellen David, so er spricht: Meyn Gott, mache sie wie eyn radt1 und wie stopffelem vor dem wynde. Vorware, ist eyn radt am wagen kaum so unbestendig wie diese leuthe, und eyn stopffei kaum so leychtfertig vor dem wynde. Die auch Gott wil vorfolgen ynn seynem ungewitter und zurstoren ynn seynem zorn wie eyn flamme, die da vorbornet die berge, und wie eyn fewer, das da vorbornet die unfruchtbarn weide. Solche unbestendige, widderwertige lere mögen e. 1. ynn seynen schrifften lesen. Und wo yhr wolt darauff mercken, aus seyner, auch seyner gesellen, predigen viel mehr hören, das dieser Ursachen alc) sehr, sicher d) habgierig e) Anschein des Rechts f) deijenige g) sich h) Dessen i) diejenigen j) d.h. die Werke k) freies Geleit, Rechtsschutz 1) die Vulgata hat: pone illos (eos) ut rotam; Luther übersetzt: Wirbel; moderne Übersetzungen: trockene Blätter, trockene Disteln m) Stoppeln, Spreu 49

Reformation 2

2. Timo. 4 [3f.] Ibidem 3 [2—5]

Psal. 82 [= 83, 14—16]

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Prover. 9 [Spr. 9, 17f.]

Prover. 17 [Spr. 17, 28]

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leyne e. 1. von solcher yrriger lere solt billich11 abschrecken. Yhr solt billich erschrecken, so yhr höret die grossen ketzereien, darynne gefallen sind, die diese lere angenommen, das sie ytzt von Christo und yhrer tawffe auch abfallen, dan es ist keyn bestand bey yhn. Yhr habt yha von yhnen ytzt nicht eyn besser evangelion dan vormals. Alleyne geben sie vor freyheyt des fleysches, wie sie dan selbst der Wollust yhres fleischs arme, eygne knecht sind. Wer unter yhnen den bapst und die bischoffe, pfaffen und moniche auffs höchste schelten kan, der hat yhres bedunckens das evangelion am besten aussgeleget. So doch solche ampter und stende Christus selbst eyngesetzt und gepreyset hat. Meynen sie aber, der geystlichen missbrauch zu bessern, solt das billich eynmutig, sampt uns andern, geschehen, die wir gerne dartzu mit allem vormogen wolten helffen. Nicht aber damit die stende vorwerffen, wie Luther das kind mit der wiegen wegwirffet. Also thun sie auch alle weltliche obrigkeyt vorachten, so sie das heupt des weltlichen regiments vorschmehen. Dan das ist gewisse die meynunge aller lutherischer lere, das keyne obrigkeit seyn sol, ob sie wol ytzt eyn wenig widder zu rucke tretten, zum scheyne. Aber yhr lieben fursten, yhr lieben herrn, sie meynen euch nicht, des seyt sicher, so ware als Got ist. Müntzer6 ist noch bey yhnen nicht todt. Luther hat yhn geporen. Es ist yhm unmöglich, den widderumb zu dempffen. Last es euch, allerliebsten freunde, von eynem armen gesagt seyn. Dieweyl0 Luthers lere yn der weit ist, werdent yhr keynes auffruhrs los. Schlag, hengt, würget so viel yhr könnet7. Und ob wol etliche communitetenp odder herschafften vormeynen, durch diese sache gewaltig, reych und selig zu werden, werden sie es doch endlich befinden, das, wer den friedsamen Jesum vorkiesetq und aussweyset, wie Hierusalem that, der behelt den auffrurichen Barraban ym hause [vgl. Matth. 27, 15ff.; Mark. 15, 7 ff. u. ö.]. Darumb, liebsten brudere, wer seyne seligkeyt liebet, hüte sich vor des Amssdorffs lere. Und wiewol die gestolen wassere (wir meynen der ketzer lere) süssere sind, dann die rechtschaffene lere Christi, wie Salomon saget, füren sie doch endlich den menschen ynn das ewig vorderben. Ε. 1. wolten dis meyn büchleyn vleyssig lesen. Sondern zweyffel findet yhr den grossen unvorstandt des Amssdorffs ynn seynen zornigen schrifften. O, was untzelige yrthumb mus der ynn seynen predigen eynfüren, der solche wansynnige lere von sich schreybet. Ist er so gantz unbedacht ynn seynem schreyben, freylich ist er viel unvorsichtiger ynn seynen Worten. Nymmer hetten wir das gleubet, das Amssdorff so ungeleret were, wie er sich selber hie zu schänden macht. Er solt gelesen haben, was Salomon schreybt: Schwige der narr stille, würde er weyse geachtet. Gott der almechtige wolte e. 1. erhalten ym rechten glauben durch seyne gnade, und den yrrigen widderumb rechte erkentnus der warheyt geben zum ewigen leben. Amen.

n) zu Recht

o) Solange

p) Gemeinden, Städte

q) auswählt

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Anfang des ersten teyls, haltende ynn sich die ΧΠ fundament.

Das erste fundament.

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Auffs erste ist nott ynn dieser Sachen zu wissen, das wir gleuben müssen, die schrifft sey von dem heyligen geyste geordent, eyngegeben den heyligen propheten und aposteln. Dan keyne prophecey ist durch menschen willen eyngefuret. Also gleuben wir auch, das sie an allen ortern gleych warhafftig und bestendig sey, darynne keine unwarheit ist an eynigem r ort. Sonst muste entzwer s Petrus unrecht sagen, das die heyligen Gotts mensehen durch des heyligen geysts eyngeben gered haben, odder (das ferne sey) der heylige geyst muste unrecht reden. Darumb wo wir befinden ynn der schrifft etliche spruche, die widder eynander scheynen, müssen wir trewlich gedencken, das sie ynn der warheyt nicht widder eynander sind, und schelten also unsern eygen unvorstand. Dann wo zwene spruche ynn der warheyt widder eynander sind, da mus eyner unrecht seyn. Es sey aber ferne, das yrgend eyn Gotts wort unrecht odder falsch were, sonst were die gantze schrifft falsch. Derhalben, wo etliche spruche der schrifft widdereynander scheynen, sollen wir keynem missgleuben, sondern getrewlich sie alle beyde gleuben, und den rechten vorstand demütig suchen. Dadurch geschichts, das eyne schrifft die andere erkleret. Wie dan (damit wir eyn exempel setzen) die schrifft saget: Ynn der liebe ist keyne forchte. Dann die volkommene liebe treybt aus die forchte. Dawidder scheynet, das geschrieben stehet: Die heylige Gottes forchte bleybt ewiglich. Und: Alle Gottes heyligen sollen yhn forchten. Dan die forcht ist eyn anfang der weyssheyt, yha eyn volkommenheyt der weisheyt. Das auch von Christo geschrieben ist (der doch ungezweyffelt die rechte volkommende liebe gehabt), yhn sol erfüllen der geyst der forchte Gottes. Wie wol nun diese spruche der schriffte widdereynander scheynen, sind sie doch ynn der warheyt nicht widdereynander. Dan Johannes redet von knechtlicher forchte, da eyner thut das gut odder lest das bose aus getzwang und forchte der straffe. Dan solche forchte bleybt nicht ynn der liebe. Die andere spruche aber reden von der kindlichen forchte, welche auch bleybt ynn allen seligen, wie ynn Christo. Also auch, das Gott spricht: Der vater sol nicht tragen die bossheyt des sones, noch der sone seynes vaters ungerechtigkeyt. So doch Gott anderswo auch gesprochen: Ich byn der herr, eyn recher, und reche die bossheyt des vaters bis ynn das dritte und Vierde geschlechte. Item, das Christus sagt: Wann du bettest, gehe ynn deyne schlaffkamer und schleus zu. Und wan du almosen gibst, soltu nicht die posawnen blasen. So er doch auch selbst geleret: Ewer Hechte leuchte also vor den menschen, das sie sehen ewre gute werck. Solcher spruche, die so widder-

r) an einem einzigen 49'

s) entweder

2. Petri 1 [21]

1. Johan. 4 [18] Psal. 18 [= 19,10] Psal. 33 [= 34,10] Psal. 110 [=111,10] Eccle. 1 [Sir. 1,14] Esaie 11 [2]

Ezech. 18 [Hes. 18, 20] Exodi. 20 [2. Mose 20, 5] Math. 6 [6.2] Ibidem [ebd.] 5 [16]

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eynander scheynen und doch widdereynander nicht sind, mochten wir viel aus der schlifft auffbringen. Wir vorschonen aber dem leser. Also sind auch etliche Spruche Pauli durch Amssdorff aus unvorstand angetzogen, das der glaube selig mache one zuthun der wercke 8 . Widderumb an vielen ortern betzeuget die schrifft, das wir one gute wercke nicht 5 mögen gerecht, noch selig werden. Nun müssen wir uns selbst nicht vorfuren, noch eynen ort der schrifft alleyne ansehen, auch nicht auff eynen spruche also besterben, das wir, wie mit vorpunden äugen, die andere schrifft nicht wollen sehen, auff das wir nicht den heyligen geyst vorachten, der alle spruche der schrifft vorordent hat. Wer nun eynen spruche 10 vorachtet, vorachtet den heyligen geyst, und hat also keyne schrifft.

Das ander fundament. 2. Petri 3 [16]

Zum andern ist zu mercken, das der heylige Petrus antzeyget, wie ynn den Worten Pauli etliche dunckele spruche sind, und schwere zu vorstehen, welche vorwirren die ungelarten und leichtfertigen, wie sie auch thun ynn andern schrifften zu yhrem eygen vordamnus etc. Diese wort hat S. Peter geschrieben (wie der heylige Augustinus ym buch vom glauben und wercken anzeyget 9 ) von etlichen, die aus diesen Worten Pauli (vom Amssdorff ytzt angetzogen) gemeynet haben, wo sie nur glaubten, were nichts an den wercken gelegen, wie dan auch die lutheraner leren, das wir wissen, das dis die wort sind, die S. Peter schwere zu vorstehen heysset, und daraus die ungelarten ursach nemen yhres vordamnus. Dagegen die andern lieben ΧΠ botten, Petrus, Jacobus, Johannes und Judas yhre episteln gestalt, mechtiglich treybende zu den guten wercken. Daraus wir sehen, das Amssdorff mit seynem meystere ynn der warheyt diese sind, davon Petrus gesagt hat, das sie die schriffte vorwirren, zu yhrem eygen vordamnus. Wolt Gott, das sie alleyne (wo sie yha wollen) zum teuffei füren. Darumb sey eyn yglicher dadurch vor Amssdorffs lere vorwarnet, weil uns der heylige Petrus so viel hundert jaren zuvorn darvor gewarnet hat. Dieweyl aber diese spruche Pauli zu vorstehen schwere sind, wie S. Peter sagt, sollen wir auch auffsehen, das wir nicht durch unsers Vorstands schwacheyt daryn yrren, sondern aus den andern schrifften und der heyligen gemeynen kirchen erklerunge den rechten vorstand schopffen. Und darynne wollen wir ytzt uns mit gottlicher hülffe bemühen. Vorhoffen keynen spruche anders zu deutten, dan die heyligen gemeynet haben.

Das dritte fundament. Zum dritten ist nott zu wissen, das wir ynn diesen sachen nicht reden von den wercken, wie die naturliche kunste' davon leren, sondern syttlicher

t) Wissenschaften

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weyse, so ferne sie loblich odder strefflich sind. Darumb heyssen wir alles das eyn gut wercke, was loblich ist. Und das eyn böses, das da strefflich ist. Derhalben machen wir ytzt keyn unterscheyd, sondern heyssen das bose lassen auch eyn gut wercke, wie wir heissen das gute thun. Dan der ist etlicher massen gerecht, der das bose lest. Wie die V ü tausent, von denen zu Helia gesagt ward, sie hetten yhre knye vor Baal nicht gepeuget. Auch lobet die schlifft den mann, der böses hette können thun, der auch hette mögen ubertretten, und hat es nicht gethan. Er ist nach gold nicht aussgegangen, er hat nicht vorhoffet ynn den schetze des geldes. Die zucht der lieben Susanne wird hoch gelobet als ein gut wercke, da sie nicht wolt ubel thun. So doch ynn diesen allen mehr eyn lassen, dan eyn thun ist. Nach dieser weyse heyssen wir fasten, wachen, stille schweygen von unnutzen worten (welchs Esaias heyst ein bewarunge der gerechtigkeyt) alles gute wercke, so sie doch mehr eyn nachlassunge der wercke, dan wercke sind. Die ynnerliche wercke des glaubens, der hoffnunge und der liebe, als gleuben, hoffen und lieben, sind auch hie nicht aussgeschlossen, sondern alles, das loblich und ehrlich dem gottlichen und naturlichen gesetze gemesse geschieht, heyssen wir eyn gut wercke. Darumb eyn gedultigs leyden, löbliche wort und gehorsams nachlassen der sunden, auch die ynnerliche wercke, weyl sie die schrifft prey set, sollen uns gute wercke seyn. Das gedultig leyden der marterer wird gelobet. Dan selig sind, die vorfolgunge leyden umb der gerechtigkeyt willen. Von den worten ist geschrieben: Aus deynen worten wirstu gerechtfertiget. Von den ynnerlichen wercken ist geschrieben: Selig sind, die nicht gesehen haben und doch gleuben. Item: Selig ist der mann, der ynn Gott hoffet. Und: So wir eynander lieben, bleybt Gott ynn uns. Und: Wer mich liebet, den wird meyn vater lieben, und ich werde yhn lieben und zeygen yhm mich selbst.

3. Reg. 19 [1- Kön. 19, 18] Eccle. 39 [Sir. 39, 1 — 11] Daniel 13 [Zusatz Dan. B] Esaie 32

Mathe. 5 [10] Ibidem [ebd.] 12 [37] Johan. 20 [29] Psalm 33 [= 34,9] 1. Johan. 4 [12] Johan. 14 [21]

Das vierde fundament. 30

Weyter sol eyn frommer christ mercken, das die guten wercke mancherley sind. Etliche sind alleyne darumb gut, das sie Gott gepotten hat, die sonst bose weren. Wie das, da Abraham wolt todten seynen sone. Das Moyses erschlug den Egypter. Das das volcke Israhel beraubte Egyptum, und derer gleychen viele. Wir hoffen, niemand sey so vortzweyffelt, das er 35 saget, es sey nicht gut, was Gott gepeut. Etliche wercke sind von der obrigkeyt gepotten, die, wo sie nicht gepotten, weren sie unnötig. Aber nun müssen sie, wie Gottes gepot, gethan werden. Dan Gott spricht: Durch mich regiren die konige, und die gesetze geber erkennen, was billich ist. Und darnach spricht er: Der mund des 40 koniges wird nicht yrren ym gericht. Dan die weyssagunge ist ynn seynen lippen. Darumb sol niemand diesse ubergehen, sondern nach Sant Pauls lere sol man der obrigkeyt nicht als getzwungen, sondern umbs gewissens willen gehorsam seyn. Dan wer der obrigkeyt widderstrebt, der widderstrebet der ordenunge Gottes. Das wir wissen, das diese von menschen gepot-

Gene. 22 [1. Mose 22, 9f.] Exodi 2 [2. Mose 2, 12] Ibidem [ebd.] 11 [4 ff.]

Prover. 8 [Spr. 8, 15] Ibidem [ebd.] 16 [10]

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ten wercke unsere gewissen binden. Was dis aber fur wercke sind, leret Roma. 13 [7] Paulus. Nemlichen schos", tzoll, tzynse und der gleychen zu geben, von welchen Gott nichts besonders gepotten hat, dennoch sehen wir hie, das der vor Gott nicht gerecht, sondern eyn dieb ist, der solchs nicht thut. Also Titum 3 [1] leret er Titum, die seynen zu unterrichten, der obern gewalt gehorsam zu Notate verba seyn. Daraus volget, das die, so keyserliche mandat vorachten und mit ketzern gemeynschafft haben odder selbst ketzere seyn, wollen dartzu richten und urteylen alle gepote der obrigkeit, gleych als weren sie über die δbrigkeyt gesatzt, wie Lucifer über die sterne des himels (wie dan auch Amßdorff, Fritzhans10 und yhre geselschafft), sundigen schwerlich widder Gott etc. Etliche werck sind die, wan sie von Got nicht, noch von den menschen gepotten weren, so weren sie doch an yhnen selber recht und gut. Roma. 2 [14] Dan Paulus sagt von den heyden, die kein gesetze haben, das sie beweisen das wercke des gesetzs, geschrieben ynn yhren hertzen, und das sie sind yhnen selber ein gesetz. Zu solchen wercken ist der mensche vorpflicht, Math. 7 [12] aus yhm selber. Als eynem andern zu thun, wie ers von yhm haben wil, und was daran henget. Etliche wercke sind widderv von Gott noch von den menschen gepotten, fliessen auch nicht aus naturlichem gesetze, sind dennoch an yhnen selber gut, weyl sie von Christo gerathen sind, das, wer da wil, sol sie Math. 19 [21] erwelen, wie Christus dem jüngling heym gestalt hat: Wiltu volkommen seyn, vorkeuffe, was du hast, und gibs armen leuthen, so wirstu eyn schätz haben ym himel etc. Also sagt Paulus auch, er hab kein gepot von den 1. Corin. 7 juncklxawen, er gibt aber eynen rath. Dan wer seynes leybs mechtig ist [8 f. 36—38] und freyhet, thut wol, der aber nicht freyhet, thut bas. Da sichstu, das nicht freyhen ein gut werck ist, widder von Got noch von den menschen gepotten, aus dem naturlichen gesetze nicht geflossen, welchs auch niemand straffen kan, sonst hette S. Paul nicht eyn guten rath gegeben, noch Christus dem jungling. Solt aber Christus dem jungling gepotten haben, das er vorkeufft etc., müsten solche gepote alle menschen halten. Wer nu solche wercke vorspottet und lestert als selbst erwelete wercke, wie Amßdorff und fast alle lutherischen thun, der vorspottet Jesum Christum und seinen apostel, die sie uns zu erwelen gerathen haben. Sie solten doch yhre eygen lere bas mercken, wan sie sprechen, die getzwungen und gepotten wercke gelten vor Gott nicht. Gelten aber die nicht, und die frey erwelet vorspotten sie, was bleyben nun vor gute wercke, die wir thun sollen? Sehet doch, was der tewffel mit yhnen ym synn hat. Nemlich zu vorwerffen alles, was gut ist, noch w sol niemand sagen, sie vorpieten gute wercke. Etliche gute wercke sind von Gott nicht gepotten noch gerathen, sondern von den vetern ausserkorne und den kindern auffgeleget. Wie dan Hiere. 35 [6] Jonadab, der son Rechabs, der seynen kindern bevalhe, keynen weyn zu trincken, den doch Gott zu trincken frey gelassen hat. Darumb die kindere

u) Steuern

v) weder

w) dennoch

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von Gott gebenedeyet* wurden, das sie ewig vor Gottes angesicht solten stehen. Also lobet die schrifft Johannem Baptistam, der widder weyn noch was truncken machet trancke, und das er nicht weych gekleydet war, und 5 nicht gemeyne menschliche speyse aß. Also thun noch heute auch die geystlichen wol, die ynn der warheyt yhrem leyb abebrechen, nicht fleysch essen, odder der gleychen beschwerunge umb Gottes willen auff sich nehmen. Wil aber sie yemand schelten, der schelte auch die Rechabiter, die Got selbst lobet. So sind auch das gute wercke, das sie bethen, singen, tag 10 und nacht Gott loben. Wer dis straffet, der straffe Samuelem und David, die solchs vorordent. Und die prophetin Anna, die widder tag noch nacht aus dem tempel käme, sondern mit fasten und bethen Gott dienet.

Luce 1 [= 7, 33] Mathe. 3 [4] und 11 [8]

Luce 2 [37]

Das funffte fundament. Nun zeygen wir an, woher eyn wercke wird gut geheyssen. Dan das 15 werck ist gut, das da feit auff die materien odder auff den gegenwurff y , da es billich nach den gepotten Gottes odder nach dem naturlichen gesetze sol fallen. Dan eygentlich, eyn wercke hat an yhm selber keyne gutheyt anders dan aus seynem gegenwurff. Darumb welches geschieht an dem gegenwurff, da es Gottes gepot odder das naturlich gesetze hynweyset, so ist es 20 deshalben gut, wie dan (das wir eyn exempel setzen) ehrerpietunge ist eyn werck. Wo das nun feit gegen Gott odder der obrickeyt, ist es gut. Dan dahyn weyset Gott das wercke. Feit aber solche ehrerpietunge gegen den gotzen odder bösen menschen umb yhrer bossheyt, so ist es nicht gut, weyl Gott und die vornunfft das vorpieten. Derhalben heyst das eyn gut 25 wercke an seyner art, das eynen guten rechten gegenwurff hat. Also ist auch geben eyn gut wercke, wo es geschieht den notturfftigen. Geschieht es aber eynem lotter odder geuckler, so ist es eyn unnützes umbringen solches guts. Es richtet auch die meynunge das wercke. Dan wo eyn werck ge30 schicht ynn guter meynunge, erlanget es davon eyn gutheyt. Wo aber die meynunge nicht gut ist, kan das wercke nicht gut seyn, wan es schon aus seyner art odder gegenwurff gut were. Eyn exempel: Almosen geben eynem armen menschen ist ynn seyner art eyn gut wercke. Geschieht es aber nicht ynn guter meynunge, als umb rhums willen, weyl der geber nicht das 35 rechte ende ansihet, ist es nicht gut. Wie dan Christus straffte die gleyss- Mathe. 6 [2] ner, die an den ecken der strassen betethen und almosen gaben, das sie gesehen wurden. Weyter mus man achtunge haben auff die umbstende des wercks. Vornymme2, wer es thut, was er thut, gegen wem, womit, ynn welcher 40 zeyt, ynn was stete, warumb, und wie ers thut. Dan diese umbstende wandeln gar offt das wercke, das sonst gut were aus seyner art, das es bose

χ) gesegnet

y) Gegenstand

z) Nimm wahr, betrachte

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1. Corin. 11 [21f.]

Gene. 24 [1. Mose 24, 63]

Ephe. 5 [19f.]

Math. 23 [5] Mathe. 6 [22]

Mensing: Bescheid, ob der Glaube allein genug sei

wird. Dan wo es geschieht, von dem es nicht geschehen sol, es ist nicht recht. Exemplum: Recht richten ist eyn gut wercke, gelobet von Got ynn der schrifft. Wo aber der richtet, der keyn bevelhe hat, dochte a es nicht. Item arbeyten ist wol gethan. Geschichts aber nicht ynn rechter zeyt, als auff eynen feyertage, so ist es ubel gethan. Essen und trincken ist auch wol gethan. Aber zu viel essen und nicht zu rechter zeyt, noch ynn gepurliehen stetenb, ist ubel gethan. Darumb Paulus straffet die Corinther, das sie assen und truncken ynn der kirchen. Eyn weyb nehmen ist wol gethan, aber eyner vorgebenen0 person ist es sunde, dan sie wird Gott trewloß, dem sie den ersten glauben bricht. Nun findet man wercke, die aus eygner art (das ist von wegen yhres gegenwurffs) keyne gutheyt noch bossheyt haben, sondern sie erlangen die alleyne von yhrem ende odder aus der meynunge des menschen, der sie thut. Das sie aber von wegen yhres gegenwurffs nicht gut noch bose sind, kommet daher, das sich widder Gott noch das naturlich gesetze yhrer nicht bekümmern, sie nicht gepieten noch vorpieten. Derhalben mag sie der mensche thun odder lassen. Wie dan yns feldt gehen, holtze hawen, essen odder trincken und derer gleychen. Wer aber solche wercke thut, mus wissen, wasserley meynunge er das thut. Dan wiewol solche wercke aus eygner natur nicht gut noch bose sind, so macht sie doch die meynunge gut odder bose. Eyn exempel: Eyner hawt holtze, darumb, das er bey seynem fewer erwerme seynen nehisten. Nun ist das gut. Ich gehe ynns feldt, alda alleyne zu bethen odder zu trachten, wie Isaac that. Hie machte die meynunge das wercke gut, das aus yhm selber widder gut noch bose ist. Widderumb aber hawt eyner holtz, das er mit eynem stammen odder scheyd seynen nehisten Schlahe, so ist das holtz hawen bose, der bösen meynunge halben. Also ist auch singen widder gut noch bose. Aber singen zu der ehre Gottes ist gut, wie Paulus sagt: Redet untereynander von psalmen und lob und geystlichen gesengen. Singet und spielet dem herren ynn ewern hertzen, und saget dancke vor yederman Gott dem vater. Singet aber yemand, wan er truncken ynn der schencken sitzt, odder sonst umb seyns bulen d willen, dan ist es bose. Also wan eyn geystlicher ynn der kirchen singet, vormeynet durch seyne stymme den leuthen wol zu gefallen etc., so ist seyn gesang nicht gut. Hie sichstu wie deyn gute meynunge kan deyn wercke gut machen, und eyn bose meynunge macht das bose, ob es gleych an yhm selbst sonst gut were. Darumb der here schalt billich die phariseer, das sie alle werck thaten umb der leuthe willen. Aber zu uns saget der herre: Deyn auge, das ist deyne meynunge, ist eyn leuchte deynes leybes, vornymme deynes wercks. Ist nun deyn auge odder deyne meynunge eynfeltig, so ist deyn gantzer leyb, das ist das gantze wercke scheynbar. Dis ist allen menschen so offenbar, das es keyn heyde noch Jude, viel weniger ein christen leucken kan. Wer aber dawidder tappet, ist one mensch-

a) taugte b) Stätten, Orten c) (bereits) vergebenen, hier: Mönchen, Geistlichen d) Buhlen, (unzüchtigen) Geliebten e) Herr

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liehe vornunfft, unsynnig, weyl es unmuglieh ist, anders wo her die gutheyt der wercke zu erforschen, dan wie gesagt. Darumb wer solche wercke nicht gut heysset, der redet one vorstandt und weyß nicht, was eyn gut wercke ist. Aus diesem sieht man, wie nicht alleyne das gute werck sind, die gegen unsern nechsten geschehen, sondern auch alle, die von Gott und den gesetze gebern ynn billichen f rechten gepoten. Dan es meynen alle gesetze geber, das sie die leuthe nach yhrer weyse fromme machen wollen. Darumb sind (wie gesagt ist) das auch gute wercke, welche die billiche vornunfft gut heyst. Ydoch sind alle gute wercke fast ynn dreyen begriffen, als fasten, bethen, almosen. Dan fasten begreyfft ynn sich alles, was zur zemunge des fleyschs geschieht, als wachen, wandern, arbeyten, nit fleisch essen, nicht weyn trincken etc. Bethen heyst alles was geschieht, das hertze auffzurichten zu Gott, als Gott loben, Gott dancken mit singen, lesen etc. Von singen und bethen, auch ynn frembder sprach, sagt Paulus: Vorpietet nicht, mit zungen zu reden. Dan wer mit zungen redet, redet mit Gott. Ich wolt aber, das yhr alle mit zungen redet. Almosen begreyfft ynn sich, geben den notturfftigen, leyhen, borgen, vorgeben, leren, straffen, beschützen, recht richten, vortedingen etc. Wie nun dis gute werck sind, die dem nehisten zu tröste geschehen, so sind doch die vorigen, als fasten und bethen, gute wercke, von Gott ynn der schrifft gepotten. Darumb ist es falsch, das die lutheraner leren, das das alleyne gute werck sind, die dem nehisten zu gut kommen. Dan, der da saget: Gebet, so wird euch gegeben [Luk. 6, 38], der sagt auch: Yhr müsset an 8 unterlos bethen. Und durch seynen apostel: Yhr solt euch darstellen als Gottes dienere ynn fasten, wachen etc.

Tria bona opera

1. Corin. 14 [2.5.39]

Mathe. 5 Luce 18 [1] 2. Corin. 6 [4f.]

Das sechste fundament. Aus diesem volget, das, wo eyn mensche etwas thut, das auch Gott nicht gepotten hat, weyl er Gottes ehre meynet, und das wercke sonst keynen andern wurm h hat, erlanget gewißlich das wercke eyne gutheyt von 30 dem selben ende, nemlich Gottes ehre. Dan S. Paul spricht: Yhr esset oder 1. Cor. 10 [31] trincket oder waßerley yhr thut, das thut zu der ehre Gottes. Nun ist yha essen, trincken, schlaffen nit so sonderlich gepotten, noch so sonderlich gut an ihm selber, dennoch sehen wir hie, das dis Gott angeneme werck sind, sonst hette sie Paulus dermassen nit gepotten, wie er dann anderswo Colloss. 3 [17] 35 auch spricht: Alles, was yhr thut, yn worten oder wercken, thuts yn dem namen unsers herrn Jesu Christi, und dancket Got, dem vater, durch yhn. Hie sichstu offendlich, wie auch die (von den menschen selbst erwelete und von Gott nicht gepotten) werck als fasten, wachen, bethen, kirchen bawen, altar und lehen stifften, zum altar opffem, lesen, singen, kappen 40 und platten1 aus demut (mit vorachtung weltlicher ehre) tragen, und der

f) rechtmäßigen, ordentlichen Rasur im Haupthaar

g) ohne

h) Fehler, Mangel

i) Tonsuren,

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Mathe. 6 [22]

Luce 7 [38] Johan. 12 [3] Gene. 4 [1. Mose 4 , 4 ] und 8. [20] ca. Jone 3 [ 5 - 1 0 ]

Philip. 2 [5—8] Luce 2 [51]

Mensing: Bescheid, ob der Glaube allein genug sei

gleychen, müssen gewis gute wercke seyn, wo des menschens meynung hierynn ist lauter Gottes ehre, und so viel Gott angenehme ist, das wir getrewlich seyne ehre, lob und herligkeyt suchen. Dan wie oben angetzeyget Christus spricht: Ist deyn auge eynfeltig, so ist deyn gantzer leyb liecht. Das ist, wo die meynunge gut ist, ist das gantze werck gut. Darumb, wer fastet und wachet etc., auff das er Christo sein creutz nachtrage, thut gewisslich eyn gut werck. Also auch von den andern. Dis beweysen wir klerlicher aus dem, das die gelarten sagen, und niemand mag es leucken. Wo eyn mensch etwas thut, das an yhm selber keyne sunde ist, Gott nur zu trotze und widderwillen, und wan es yhm leyd were, der mensche sundiget gewisse yn dem, das sonst keyn sunde ist, wan er gleych nur eyn strohelmlin ynn solcher gyfftiger meynunge aufhübe. Wie solt dann das Gott nicht gefallen, das der mensche thut yhm zu eheren, ob es schon yhm nicht gepotten ist? Kan die bose meynunge eyn werck, das sonst gut ist, vorderben, wie sol ein gute meynunge das werck, welches sonst nicht bose ist, nicht können gut machen und Gott angeneme? Derhalben leret Amssdorff feischlich ynn seynem buchlyn, das die selbste erwelete wercke nichts gelten vor Gott, so doch (wie oben gesagt) der Rechabiter wercke Gott gefallen. Und Anna, die prophetin, wird gelobet ynn yhrem fasten und bethen. Es war Magdalene nicht gepotten, das sie die fusse des herrn mit yhren zehernJ waschen und mit yhren hären trucken und sie küssen solt, odder auch salben seyn heupt und fusse. Dennoch gefiele dis alles Christo wol. Abel opfferte Gott, Noe richtet auff eyn altar. Wir lesen nicht, das sie sonderlich gottlichen bevelhe gehabt, wie auch die Niniviter, da sie solche busse theten aus eygner wale, und Gott sähe yhre wercke an. Also vorhoffen wir, es sol Jesu Christo gefallen, wan eyn from mensche erwelet, Gott seyn lebenlang mit fasten, bethen, singen, wachen zu dienen. Wie dan auch das frey angenommen armut, so der mensche vorlest, was er hat, und volget Christum. Also auch, wan er vorleugnet umb Christus willen seyne eygene seele, das ist, seynen eygen willen, und gibt sich eynem gottforchtigen frommen menschen ynn gehorsam, wie Christus sich gedemütiget, ward gehorsam bis ynn den todt des creutzs. Nicht alleyne seynem hymelischen vater, sondern auch seynen eitern nach der menscheyt, Joseph und Marie. Hetten solche erwelete werck vor Gott nicht gegolten, Christus hette nicht eyn lohn darvor vorheyschen. Dis sollen die frommen closterleuthe behertzigen und sich nicht keren an all das unnutze geschwetze diesser abtrennigen trewlosen menschen.

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Das siebende fundament. Zu vornemen aber, was gerechtigkeyt vor Gott sey, ist zu mercken. 40 Das wie eyner gerecht heyst vor den menschen, wann er alle seyne wort

j) Zähren, Tränen

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und wercke auffgericht helt nach der pilligkeyt odder redligkeyt, lest das böse und thut das gut vor den leuthen. Also ist der vor Gott gerecht, der seyne seele sampt allen krefften von allen dingen abwendet, die nicht Gott sind noch zu Got weysen (welchs wir heyssen das bose lassen), und richtet sich auff zu Gott ynn willigem gehorsam, ynn allem seynem leben, gedancken, begyrden, worten und wercken (welchs wir heyssen thun das gut). Hiezu vormanet uns die schlifft, wan sie uns gepeuth, das wir uns bekeren, sprechende: Kerend euch zu mir, so kere ich mich zu euch. Und David: Bekerend euch, yhr kyndere der menschen. Und Esaias: Bekerend euch zu mir, so werdet yhr selig. Wer dis thut, hat den rechten geyst, den David wünschet: Herre, vomewe den rechten geyst ynn mir etc. Dan wird der mensche gerecht, wan er (wie gesagt) zu Gott gerichtet ist. Dan wohyn er sich sonst keret, bleybt er vorkrummet und unrecht und hat eyn ungerichtet hertz. Darumb heyssen wir die gerechtigkeyt eyn auffgerichtet hertz. Diesse auffrichtunge des hertzens zu Gott hebet an durch den glauben, wie Paulus sagt: Wer zu Gott kommen wil, der mus gleuben, das er sey, und das er derer belohner sey, die yhn suchen. Dan unmöglich ist es one glauben, Gott zu gefallen. Nicht das der glaube alleyne uns rechtfertige, sondern wan Gott zu sich keret des menschen hertze aus allen krefften (wie gesagt ist), als dan ist der glaube der erste eyngangk und das erste, damit der mensche begegnet Gott, der yhn bekeret und rechtfertiget. Wie nun der mensche nicht gerecht ist vor Gott, der alleyne seyne eusserliche wort odder wercke (ane zuthun seynes hertzens) richtet zu Gott, wie auch von etlichen geschrieben stehet: Dis volck ehret mich mit den lyppen, aber yhr hertze ist weyt von mir. So ist auch der nicht gerecht, der so alleyne seyn hertze richtet zu Got, das die (von Gott gepotten) wercke, so yhm möglich zu thun, nachbleyben. Dan der hat noch etwas, das zu Gott nicht gerichtet ist, derhalben ist er vor Gott nicht gantz recht, sondern gleysset mehr ynn den worten. Von welchen Christus saget: Was heysset yhr mich, herr, herr, und thut nicht, was ich sage. Aber Gottes wercke sind volkommen, wie die schrifft saget. Darumb bekeret er den menschen gar und gentzlich mit dem hertzen und allen krefften, den er wil rechtfertigen nicht alleyne durch den glauben, sondern viel mehr durch die liebe und daraus volgende gute wercke.

Zacha. 1 [Sach. 1, 3] Psalm 89 [=90,13] Esaie 45 [22] Psal. 50 [=51,12]

Hebreo. 11 [6]

Esaie 29 [13]

Luce 6 [46] Deute. 32 [5. Mose 32, 4]

Das achte fundament. Auch sol man achtung haben, das die schrifft nicht allezeit eynerley weyse redet vom glauben. Dan eyne weyl redet sie darvon, wie er an yhm selber ist, eyn bloß übernatürlich erkentnus, gegeben von Gott durch das 40 gehöre. Dan so viel und nicht mehr bringet das wortleyn glaube aus seyner eygenschafft mit. Also redet davon Paulus, wan er sagt, der glaube sey nichts nütze ane liebe, wan er schon berge vorsetzet. Diesen heist Jacobus an yhm selber todt. Und Paulus saget, das viele sprechen, sie erkennen Gott, mit den wercken aber leucken sie yhn.

Roma. 10 [10.17] 1. Corin. 13 [2] Jacobi 2 [17] Titum 1 [16]

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Abakuc. 2 [4] Roma. 1 [17] Hebreo. 10 [38] Actu. 15 [Apg. 15, 9] Ephe. 3 [17]

Roma. 1 [17.21]

Galat. 5 [6]

Jacobi 4 [17]

Math. 15 [19]

Wercke des glaubens heyssen auch der glaube

Mensing: Bescheid, ob der Glaube allein genug sei

Zum andern heyst ynn der schlifft der glaube eyn erkentnus Gottes, die ynn sich schleusset die hoffnunge, liebe und gnade, wie geschrieben ist: Der gerechte lebt aus dem glauben. Es ist aber offenbar, das durch den vorgesagten todten glauben niemandt lebet. Also auch das geschrieben stehet: Durch den glauben reyniget er yhre hertzen. Und: Durch den glauben wonet Christus yn ewern hertzen. Und derer spruche viele, die nicht mögen von dem todten glauben vorstanden werden. Wan nun Paulus sagt, der glaube mache uns rechtfertig [Rom. 3, 22], sol von diessem lebendigen glauben so vorstanden werden, das er ist die erste bewegunge, so der bekarte mensche sich zu Gott keret, welchs nicht geschieht durch den todten glauben. Dan niemand ist noch wird gerecht geheissen vor Gott, der alleine Gott erkennet und yhn widder liebet noch ehret, wie Paulus von den gelarten dieser weit sagt, das sie Got erkand haben, sie sind aber eytel worden ynn yhren gedancken, weyl sie yhn nicht geehret noch angebetet haben, und yhr unweyses hertze ist tunckel blieben. Die weyl nun alleyn der lebendige glaube rechtfertigt, der die liebe ynn sich schleust und gnade, davon Paulus sagt, das er wircket durch die liebe, sehen wir, das der glaub, der ane alle nachfolgende wercke ist, niemand rechtfertigt. Darumb volget nicht, wan der lebendige glaube rechtfertigt, das alsdan die liebe und volgende wercke (daraus der glaube ist lebende) nicht rechtfertigen. Dan wie oben ist gesagt, der mensche sol gentzlich zu Gott gerichtet seyn, sonst mag er nicht rechtfertig sein. Derhalben mus er nicht alleyne durch das erkentnus, sondern mehr mit seynen worten und wercken gerichtet seyn. Dan wer guts weys zu thun und thut es nicht, dem ist es sunde. Darumb die nun sagen, der glaube rechtfertige alleyne, also das die wercke nicht von notten sind, die vorstehen vorwar die schlifft nicht, die offtmals nennet eyn ding nach seynem anfang, wie dan Christus die bösen wercke heyst gedancken, so doch eyn gros unterscheid ist zwischen gedancken und wercken. Aus dem hertzen (spricht er) kommen bose gedancken, todtschlag, ehebruch etc. Aber dis sind nicht alleyne gedancken, sondem bose wercke. Heyssen aber diese wercke gedancken, darumb das sie kommen aus den gedancken, warumb solten die guten wercke auch nicht heyssen der glaube, so sie fliessen aus dem glauben. Derhalben wan die schlifft sagt, der gerechte lebet des glaubens, odder er reyniget yhre hertzen durch den glauben etc., sollen und müssen hie die guten wercke, so aus dem glauben entstehen, vorstanden werden, one welche (wie gesagt) der glaube unnutze und todt ist.

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Das neundte fundament. Aus diessem allem volget, das, wer saget, die guten wercke, aus dem glauben geschehen, rechtfertigen nicht, der mus auch sagen, das die ynner- 40 liehe wercke dieser tugent, die wir heyssen gleuben und lieb haben, auch nicht rechtfertigen. Dan aus der tugent des glaubens kommet, das wir gleuben. Und aus der liebe, das wir lieb haben. Es leydet aber keyne vornunfft, das der glaube ane gleuben und die liebe ane liebhaben solt uns rechtferti-

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gen. Dan keyne tugent mag volkomner odder besser seyn, dan wan sie yhre eygen wercke thut, dan umb der wercke willen sind die tilgende. Darumb ist es unmöglich, das der glaube odder die liebe uns rechtfertigen, und yhre werck solten uns nicht rechtfertigen. Es bekennen aber unsere feynde, das der glaube uns rechtfertige. Also werden sie getzwungen zu sagen, das alle seyne wercke auch rechtfertigen. Die liebe macht uns Gott angeneme, so mus uns das wercke der liebe noch angenemer machen. Barmhertzigkeyt macht, das wir barmhertzigkeyt bey Gott finden, aber die wercke der barmhertzigkeyt noch mehr. Dan Johannes saget: Last uns nicht lieben alleyne mit den worten, sondern mit den wercken und ynn der warheyt. Es ist eyn schlechte barmhertzigkeyt, die alleyne ym hertzen sich vorpirget und nymmer sich beweyset. Dan alle tugende ane yhre wercke sind unvolkommen und gleych eynem schlaffende. Sie sind aber dan volkommen, wan sie yhre wirckunge haben. Der weyße mann sagt: Eyn ungesehener schätze und die vorporgne weyßheit, was sind sie beyde nütze? Darumb sagt Jacobus: Ich kan aus den wercken beweysen meynen glauben. Dan die tugende leuchten ynn den wercken und werden bekant dadurch und volkommen. Wer nun saget, das der glaube ane seine wercke rechtfertiget, der vorstehet seine stymme nicht. Dan das ist so viel gesagt, wan die tugende unvolkommen sind, dan machen sie uns gerecht und selig. Wan sie aber volkommen sind, so vormogen sie solchs nicht. Gleych als ich wolt sagen: Do ich eyn kind war, konde ich gehen und stehen etc. Nun ich aber erwachssen zum gesundten volkommen mann, kan ichs nicht, so ichs doch bas und mehr vormogen solte. Wollen aber unsere feynde bekennen, das diesse tugent durch yhre ynnerliche wercke rechtfertigen, warumb solten sie nicht auch und noch viel mehr rechtfertigen, wan sie so hefftig und hytzig sind, das sie die eusserliche wercke Volbringen? Wir wissen, das Gott rechtfertiget den gottlosen durch den lebendigen glauben, durch welchen auch seyn hertze zu Gott anfengklich gekert wird. Aber so viel nehr keret er seyn hertze zu Gott durch die wercke, als viel die tugent besser ist, die da wircket, dan die aus kleynheyt noch nicht wircket. Es mag niemand anders sagen, der glaube rechtfertige darumb, das er ist die erste zukerunge zu Gott. Dadurch der mensche anhebet auffzustehen und zu Gott zu kommen. Die wercke aber des glaubens sind die andere zukerunge, dadurch der mensche nun hyngehet zu Gott. Weyl nun die erste zukerunge also richtet zu Gott, das der mensche dadurch rechtfertig heyssen mag, wie sol die ander zukerunge, damit er noch neher zu Gott kommet, nicht auch rechtfertigen? Saget ymand, die guten wercke sind uns gegeben von Gott, darumb sollen sie uns nicht fromme machen, so sprechen wir, es sey eyn nerrisch furgeben. Dan der glaube ist auch Gottes gäbe, dannoch rechtfertigt er. Darumb rechtfertigen uns die guten wercke, das sie uns Gott gibt und durch die uns zu sich keret. Wer uns hie schelten wil, als hetten wir der vornunfft gefolget, sol wissen, das wir lieber wollen mit den menschen aus rechter vornunfft reden, dan das wir heulen mit den arabischen wolffen11.

Mathe. 5 [7] 1. Johan. 3 [18]

Eccle. 20 [Sir. 20, 30] Jacobi 2 [18]

Simile

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Mensing: Bescheid, ob der Glaube allein genug sei

Damit aber uns niemand vordencke, als hetten wir dis aus unserm synne geredet, so weysen wir den leser zu S. Paul, da er spricht: Wir sind Gottes creatur, geschaffen ynn Christo, ynn guten wercken, die Gott zuvorn bereyttet hat, das wir darynne wandern [Eph. 2, 10]. Da sichstu, das, wer nicht wandert ynn guten wercken, ob er villeicht Gottes creatur 5 mochte heissen, so ist er dennoch nicht Gottes creatur ynn Christo Jesu. Wer aber wandert ynn Christo Jesu, der nahet sich zu Gott ym rechten wege, dan Jesus ist der weg. Derhalben ist er gerecht und gerichtet zu Gott, das ich mag sagen, durch die wercke wird er gerechtfertiget zu Gott.

Das tzehende fundament. Zwey ding sol eyn frommer christen nymmer vorgessen, nemlich, was er gewesen ist, und was er durch Jesum Christum geworden ist. Dan er ist gewest eyn kind des zorns, der Ungnaden und ewigen vorderbens. Solchs zu betrachten ist nott. Dan dardurch wird der mensche behaltenk, das er sich nicht berhume odder erhebe gegen Gott. Zum andern sol er betrachten, das er durch Christus gnade gerechtferRoma. 8 [17] tigt, geheyliget, eyn Gottes sone und eyn erbnehme Gottes und also eyn miterbe Christi geworden ist. Dadurch er vorursacht wird, Gott zu lieben und yhm zu dancken umb solche wolthat, der yhn nicht alleyn an seyner natur gereyniget und geheyliget hat (dan gnade ist der natur ertzney und gesundheit), sondern auch an allen seynen krefften, sampt yhren wercken, Psal. 102 wie David spricht: Er ist gnedig allen deynen ungerechtigkeytten und [= 103, 3] macht gesund alle deyne kranckheyt. Also gibt er ynn unser vorstentnus den glauben, ynn unsern willen die liebe und gerechtigkeyt, unsern synnlichen krefften gottliche stercke und messigkeyt. Die wercke Christi haben unsere wercke geheyliget. Als seyne tawffe heyliget unser tauffe, seyne fasten heyliget die unsere, seyne vorsuchunge Psal. 115 stercket uns ynn unser vorsuchunge. Durch seyn gepethe ist unsers ange[= 116, 15] neme, durch seynen tod ist geheyliget, edel und thewer vor Gott der todt der heyligen. Wie mag ich dan nicht sagen, das alle unsre guten wercke durch Christum sind geheyliget, die wir sind ynn Christo? Sonderlich, Eccle. 9 [Pred. 9,7] weyl Salomon von dem gotseligen menschen spricht: Gott gefallen deyne 1. Tessa. 5 [23] wercke. Und Paulus sagt: Gott wil euch heyligen durch und durch. Ist das war, wie mögen wir dan nicht sagen, er hab auch geheyliget unser gute gedancken und wercke? Sind aber die noch nicht geheyliget, wie heyliget uns Gott durch und durch? Wir reden aber hie von unsern guten wercken, die wir ynn Christo und durch Christum thun, nicht die da geschehen nach unser schwacheyt. Sind wir aber (wie gesagt) kindere des ewigen lebens durch Christum, wie sollen wir uns nicht pillich rhumen (nicht ynn uns aber sondern ynn Christo), das wir nun des ewigen lebens wirdig sind durch yhn? Dis ist

k) angehalten, davor bewahrt

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keyn hoffart, sondern danckbarkeyt. Dan wo yemand sich hie erheben wil, der sol wissen, das geschrieben stehet: Was hastu, das du nicht genommen hast? Hastu es aber genommen, was rhumestu dich, gleych als hettestu es nicht entpfangen? Wer aber ynn dem herrn sich rhumet, der rhumet sich nicht, als hette ers nicht empfangen, sondern er ist danckbar. Sölten wir aber nach dieser weyse uns nicht rhümen ynn Christo ynn unsern guten wercken, sondern alleyne sagen: Wir sind unnutze knecht. Wie pochen dan die lutheraner so hoch auff yhren glauben, der (wie sie müssen bekennen) auch Gottes gäbe ist? Saget nicht Paulus: Du bestehest ym glauben, erhebe dich nicht, sondern förchte? Wir erkennen, das wir aus uns selbest unnutze knecht sind, aber ynn Christo sind wir Gottes kindere, großmechtige herrn und fursten. Sind wir nun kinder Gottes durch Christum, volget yhe daraus, das wir mehr sind dan schlechte1 pur menschen. Das wir mögen sagen, wir sind durch die gnade Jesu Christi gotliche menschen. Dunckt aber ymants, das sey die gnade zu sehr gepreiset, der mus zulassen, das wir aufs wenigste ubermenschliche menschen geworden sind, wie Petrus bekennet, da er spricht: Grosse und tewre gaben hat uns Gott gegeben, das wir teilhafftig sein der gütlichen natur. Dan wo dis nicht ist, so were Christus vorgeblich mensch geborn und gestorben, dan er hette uns gelassen, wie er uns gefunden, und wir weren nochmals wie vor, und hette uns also Christus nichts gegeben, da Gott vor sey. Sind wir aber noch wie vor, ist uns Christus bißher nicht nutze worden. Dagegen Paulus sagt: Wir bitten Gott vor euch, das yhr yhm wol gefallet ynn allen dingen und fruchtbar seyt ynn allen guten wercken und wachsset ynn der erkentnis Gottes und werdet gestercket mit aller krafft nach seyner herligkeyt, macht, ynn aller geduld und langmütigkeyt, und mit freuden dancksaget Gott, der uns duchtig gemacht hat zu dem erbeteil der heyligen ym liecht, welcher auch uns errettet hat von dem gewalt der finsternus und hat uns gesatzt ynn das reych des sons seyner liebe, an welchem wir haben erlösunge und die vorgebunge der sunden etc. Da mercke, das uns Christus duchtig gemacht hat zu dem erbteyl der heyligen, und gesatzt ynn das reyche seyner liebe. Auff das du nicht durch kleynmutigkeyt vorgessest deyn entpfangne gnade, sondern gleubest, das du eyn ubermenschlich und gottlich mensche seyst durch Christum, und eyn Gottes kind, wie Johannes sagt: Er hat uns macht gegeben, Gottes kinder zu werden. Und ytzt sind wir Gottes kindere. Es ist aber noch nicht offenbar, was wir werden sollen. Darumb sind unsere wercke auch nicht schlechte menschen wercke, sondern gottliche wercke. Es sind fursten kindere fursten, also sind auch Gottes kindere gottere. Es kan yhe nicht anders seyn, solche gottliche und ubermenschliche wercke müssen vor Gott gelten, wie ein süsse frucht, die Christus von uns fordert. Nemlich weyl der mensche solche wercke nicht aus eygen krefften seyner natur, sondern aus anregen und hülffe des heyligen geysts thut. Dan die Gottes kindere werden getrieben von dem heyligen geyst.

1) schlichte, einfache

1. Corin. 4 [7] 2. Cor. 10 [13ff.]

Luce 17 [10] Roma. 11 [20]

2. Petri 1 [4]

Colloss. 1 [9—14]

Johan. 1 [12] 1. Johan. 3 [2]

Roma. 8 [14]

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Johan. 20 [23]

Psal. 145 [=147,11] Mathe. 7 [18] Luce 6 [45] Math. 12 [35]

Titum 1 [15]

Eccle. 10 [Pred. 10, 3]

Mensing: Bescheid, ob der Glaube allein genug sei

Wer dis nicht gleubet, der sehe doch an, wie Gott etlichen wercken der menschen solche göttliche macht gibt, das sie den menschen yhre sunde benehmen"1, als die tawffe, priesterliche absolution, so Christus sagt: Werne yhr die sunden vorgebet, dem sind sie vorgeben etc. Und das der priester consecriren" odder thermen0 kan. Dis vormogen die menschliche wercke aus yhnen selbst nicht, sondern so Christus hie wircket durch den menschen, geschehen diese und andere dinge. Wie solt dann nicht eyn gottseliger mensche, der aus gottlicher anregunge etwas guts thut, nicht auch eyne gottliche krafft ynn seynem wercke gleuben? Meynet aber Amßdorff, der mensche sey geheyliget und gerechtfertiget durch Christum und also Gott gefellig, wie geschrieben ist: Gott hat eyn wolgefallen über die yhn forchten, aber die wercke des menschen sollen nicht geheyliget seyn, so straffet yhn Christus, da er spricht: Es kan eyn guter bäum nicht bose fruchte tragen. Darumb kan eyn gut mensche (so ferne er gut ist) nichts böses thun. Dan eyn gut mensche bringet das gut herfur aus dem guten schätze seynes hertzen. Ist nun der lebendige glaube eyn guter heyliger schätze des hertzen, so wird er nicht anders, dan das heylig und gut ist, herfur bringen. Paulus sagt: Den reynen sind alle ding reyne. Und redet von ihrem essen und trincken. Warumb solten dan yhre andere wercke nicht auch reyne seyn, so ferne sie selbst reyne sind? Den unreynen und ungläubigen ist nichts reyn, sondern alles, was sie thun aus yhrem unglauben, ist yhnen sunde. Wie solt uns dan das nicht alles gut und reyn seyn, das wir aus eynem rechten guten hertzen und glauben thun? Das gut sol yha krefftiger seyn zur seligkeyt, dan das bose zu der vordamnus. Hie mus Amßdorff sich Schemen ynn seyne ädern, der die guten wercke so viel und offt vorspottet und mit seynem Luther sie unnötig geachtet. Und ytzt ynn seynem letzten buchlyn wider die thumbprediger zu Magdeburg12 bekennen mus, das sie vonnotten sind. Er wil eyn Mertins bruderlyn sein13 und des lere volgen, der doch leret, das an guten wercken nichts gelegen ist. Und das mehr ist, er heyst sie alle sunde14. Ist nun Amßdorff seyn bruderlyn (wie er bekennet), so wird er des mit seynem meyster eynig seyn. Wie mag er dan mit der warheyt sagen, er habe die guten wercke nicht unnottig geachtet? Achtet er sie aber nottig und doch gleych wol sunde, so helt er, das niemand selig werde, er thu dan viele sunde. Ist das nicht genanet, so weys ichs nicht? Wo er aber solche seyne lere vorgessen hat, meynet er, das darumb die zuhorer dis auch so bald vorgessen haben. Also geschichts, das Salomon sagt: Der narr, der seynen weg wandert, die weyl er selbst eyn narr ist, achtet er auch alle leuthe vor narren. Ach, was sollen wir sagen, das solche tewre grosse gnade, von Jesu Christo uns gegeben, so der unsere wercke geheyliget, von diesen leuthen so yemmerlich vortunckelt, gelestert und geschendet wird, die so viel und

m) nehmen, abnehmen Christi im Abendmahl)

n) heiligen, wandeln (Brot und Wein in Leib und Blut o) Synonym für konsekrieren

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offt schreyen, alle deyne wercke sind sunde, wie eyn unreyn tuch. Gleych wie die Juden Christus wercke dem tewffel zuschrieben, alleyne das sie das arme gemeyne volck von guten wercken abschrecken und alle christliche ordenunge zubrechen. Reden an vornunfft, ane bescheyd von unsem wercken, zugleych vor der tawffe und nach der tawffe, schlahen das hundert yns tausent, sehen nicht, wollen auch das arme volcke nicht sehen lassen, wie heylig und duchtig sie Christus gemacht hat. Etliche dorffen p unvorschemet sagen, wer guts thut, vorderbet seynen glauben und Christus leyden, der alle ding sol ausgerichtet haben. Hats aber Christus vor sie alles aussgericht, so dorffen sie nymmer zu Gott kommen. Es mus yhnen auch genug seyn, das Christus dahyn kommen ist. Hie sieht yedermeniglich, das wir nicht reden von allen guten wercken, das sie rechtfertigen. Dan erstlich reden wir nicht von den guten wercken der ungleubigen, der q wercke wir doch nicht alletzeyt straffen können, sonderlich wo sie nicht aus yhrem unglauben geschehen. Auch reden wir nicht von allen wercken der rechtgleubigen, die ob sie wol eyns teyls gut scheynen, sind sie doch eyn teyl auch wormstichig, eyns teyls auch tegliche sunde. Dan der gerechte feit siebenmal des tags und stehet widderumb auff. Und zu solchen gebrechlichen wercken treybet der heylige geyst nicht, sondern unser eygene gebrechen. Auch reden wir nicht von den guten wercken der christen, die ob sie wol nicht wormestichig noch sunde sind, so geschehen sie doch nicht aus gottlichem anregen, sondern aus des menschens eygen gutduncken und freyen willen. Alleyne die wercke rechtfertigen den menschen, zu welchen yhn treybet der heylige geyst, der ynn yhm ist. Dan die liebe Gottes ist außgossen ynn unser hertze durch den heiligen geyst, der uns gegeben ist. Durch yhn sind wird gerichtet zu Gott. Weichs richten ist die gerechtigkeyt, wie vor gesagt. Dieweyl nun der mensche nicht wissen kan, welche werck der heylige geyst ynn yhm wircket odder welche er thut aus seinen eygen naturlichen geyst (dan die wercke des heyligen geysts, so durch uns geschehen, und unsers geysts nach dem ansehen des eusserlichen wercks eynander ehnlich sind), so mus er stets forchtsam seyn und nichts sich erheben, weyl er nicht wissen kan, wes geysts er ist, wie Christus sagt zu Jacobo und Johanne. Die krafft und wirckunge des heyligen geysts ynn uns, dadurch unsere wercke uns rechtfertigen sollen, ist unsichtig. Derhalben mus der mensch gedencken an das wort Jobs, da er von dieser gnaden Gottes redet und spricht: So er kommet zu mir, werde ich yhn nicht sehen, gehet er von mir weg, werde ich das nicht vornemen. Darumb der weyse man sagt: Selig ist, der allezeyt forchtsam ist und nicht auff seyne wercke pochet. Dan niemand weys, ob er der liebe Gottes odder des zoms wirdig sey, sondern alle ding bleyben bis hiernachmals vorporgen. Das wir pillich sagen: Wan wir alles gethan haben, das wir schuldig, sind wir unnutze knechte. Dar-

ρ) wagen, erdreisten sich zu 50

Reformation 2

q) deren

Math. 12 [24]

Prover. 24 [Spr. 24, 16]

Roma. 5 [5]

Luce 9 [55]

Job 9 [11]

Prover. 28 [Spr. 28, 14] Eccle. 9 [Pred. 9,1] Luce 17 [10]

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Mensing: Bescheid, ob der Glaube allein genug sei

Job 9 [28] umb auch Job sprach: Ich f6rchte mich ynn allen meynen wercken, so ich weys, das du nicht vorschonest dem sunder. Hiemit bleybt der mensch ynn demut, dan er sihet, das die guten wercke, die da rechtfertigen, nicht seyn 2. Corin. 3 [5] sind, als aus yhm, wie Paulus sagt: Wir sind nicht genugsam, etwas guts zu gedencken von uns selbst, als aus uns selbst. Dennoch sind die guten 5 wercke seyn, als von dem heyligen geyste yhm gegeben. Es mus yha meyn seyn, was mir gegeben wird, und ich annehme. Nun sich1 an die falscheyt der lutherischen gleyßnerey, die ym scheyn der demut vorblenden das arme volck, als weren yhre wercke des ewigen lebens unwirdig und gar undüchtig. Dempffen und vorwirren die gewissen, 10 nemen yhnen diesen tröste und lassen sie nicht über sich hynauff sehen, was sie durch Christum geworden sind. Reden von yhren wercken, gleychs weren sie noch heyden. Und wan sie Christum eyn wenig loben, stossen sie yhn doch bald widderumb unter die bancke.

Das eylffte fundament. Zu zweyen dingen sind die guten wercke nütze und nott. Zum ersten, wan der mensche gerechtfertigt wird und yhm seyne sunde vorgeben, bleybt er noch geneyget zu den selben odder andern sunden. Wie dan auch nach der tauffe, da yhm die sunde vorgeben, sich geneygt befindet zu den sunden. Und bleybt die zuneygligkeyt yn dem fleysche, weyl1 der mensche lebt. Darumb auch alle heyligen bitten müssen: Vorgib uns unsere schulde [Matth. 6, 12]. Hie mus der mensche thun, wie etwan die kindere Israhel, Deute. 7 da sie Gott ynn das gelobte land gefuret und gepotten, das sie die leuthe [5. Mose 7, 1 —5] des landes alle solten todten und keyne freundschafft mit yhnen machen. Sie haben aber das nicht gethan, sondern Jebuseus wonet auch mit yhnen Judicum 2 und 3 ynn Hierusalem. Das vorhenget Gott darumb, das er sie üben und vorsu[Richt. 2; 3] chen wolt, ob sie Gott auch forchteten und sie sich üben solten ynn kriegs handeln. Also lest auch Gott nach unser rechtfertigunge ynn unserm lande, das ist ynn unserm fleysche, die sunde, mit welchen wir keyne vorbüntnus noch freundschafft machen sollen, sondern ubunge haben, das bose geschlechte zu dempffen und die kinder Babilonis schlagen an den steyn, Esaie 32 [13] weyl sie kleyne sind. Esaias klaget: Uber das land meynes volcks wird wachssen die nessel und die dorner, welchs bose kraut der mensche abhauen und außreutten sol. Da gehört aber arbeyt zu, nemlich, das der mensche Roma. 12 [lf.] tzeme und zwinge seynen leyb ynn gehorsam der seelen, wie Paulus leret, das wir dargeben unsern leyb zum opffer, Gott wolgefellig, heylig, lebenGala. 5 [24] dig, eynen vornünfftigen dienst. Dan alle, die Christo zugehoren, haben yhren leyb gekreutziget mit seynen lüsten und lästern, auff das die sunde, Roma. 6 [12] die da ist, nicht hersche ynn yhrem sterblichen leib, sondern, wie etwan die sieben volckere den kindern Israhel tzynßbar wurden, sol der mensche

r) siehe

s) als

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III

yhm diese fleyschliche lüste unterwerffen und darüber herschen, wie die schrifft antzeiget: Unter dir sol seyn der sunden lust odder begyrde, und du solt darüber herschen. Davon wird er nehmen eynen tzynse und gewinst, weyl er ytzt hat seyn frucht ynn der heyligunge, und das ende, das ewige leben. Derhalben sind dem menschen nott fasten, bethen, wachen etc. Dan diese art der teuffeie wird nicht anders vortrieben, dan durch fasten und bethen. Des fleysches lust ist der seelen beschwerunge und widderumb also. Aus dieser Ursachen leret Paulus die eheleuthe, das sie sich enthalten, aus bewilligunge, wan sie bethen wollen, dan er wol wüste, das man nicht mag den geyst erheben ym gepethe zu Gott, wo dem leybe seyne lust nicht wird entzogen durch fasten, wachen, bethen etc. Darumb er auch diese wercke gepeuthe, da er spricht: An allen dingen ertzeyget euch wie Gottes diener ynn vieler geduld, ynn trubsal, ynn notturfft, ynn angst, ynn auffrühr, ynn arbeyt, ynn wachen, ynn fasten, ynn keuscheyt etc. Es heyst yha: Wer seyne seele lieb hat, der sol sie vorlieren, wer sie aber hasset ynn dieser weit, wird sie finden ym ewigen leben. Diese ubunge solcher obgenanter wercke ist uns nott, dieweyl der alte Adam nicht volkommen ynn uns getodtet ist, und Christus noch nicht recht erscheynet, unser leben, das wir nun mit yhm mochten seyn, ynn der gloria. Dan das bose ist noch ynn uns. So viel aber Adam ynn uns getodtet wird, so viel werden wir rechtfertig. Widderumb, so viel noch das bose ynn uns ist, sind wir noch ungerecht. Wie mag nun Amßdorff so unvorschemet widder solche offenbare schrifft wüten, sprechende, die guten wercke thun nichts zu unser seligkeyt, dieweyl wir sehen, das wir ane diese obgenante wercke nicht selig werden? Werden wir aber selig ane die wercke, wie gepeuth dan Paulus, das wir sollen fasten und wachen? Wie lerestu uns, lieber Paule, das uns nicht nott ist? Dan gewis, thun sie nichts zu unser seligkeyt, so sind sie unnutze und unnötig. Hie mus eyner unrecht seyn, eyntzwedder Paulus odder seyn sathanas, Nicol Amßdorff, von dem geschrieben stehet, er habe gesprochen, er ist unnutze, der Gott dienet. Also vorspottet er alle, die da fasten und bethen etc. yhre seligkeyt zu behalten. Paulus sagt: Die Christo zukommen, haben gekreutziget yhr fleysch. Daraus mechtig volget, wer nicht kreutziget seyn fleysch, ist nicht Christi. Er kan nicht gerecht seyn, dan er hat das bose nicht gelassen. Zum andern sind die guten wercke nütze zu mehrunge der gerechtigkeyt. Dan so Gott rechtfertiget den gotlosen, gibt er yhm nicht alletzeyt die gantze fülle der gnaden, das er nun als bestettiget ynn der gnaden nicht wachssen odder zunehmen konde (dan der mensche kan yhe fallen aus der gnaden, wie geschrieben stehet: Halt, was du hast, das nicht eyn ander deyn krone nehme), sondern Gott gibt yhm eyn anheben, wie dann der pfennig odder das pfund bedeuttet, das der herre seynen knechten gab, da er weg zog, und bevalhe yhnen, das sie damit kauffschlaheten, bis er widder kome. Dieser pfennig ist die gnade, sampt dem glauben und liebe Gottes, gegeben dem menschen, das er sie zu guten wercken geprauchen und üben sol, damit er gewinnet mehrunge der gnaden, wie dan der mit funff 50*

Gene. 4 [1. Mose 4, 7] Roma. 5 [21] Math. 17 [21] 1. Corin. 7 [5]

2. Corin. 6 [4-6] Mathe. 16 [25 f.] Luce 9 [24] Johan. 12 [25] Colloss. 3 [4-10] Roma. 7 [5f.]

Malach. 3 [14] Galat. 5 [24]

Apoca. 3 [Offb. 3, 11] Mathe. 5 [25,14ff.] Luce 19 [13ff.]

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Luce 17 [5]

1. Corin. 3 [2] 1. Petri 2 [2]

Mathe. 21 [19-21]

2. Corin. 4 [16]

1. Johan. 3 [2] Sapien. 9 [Weish. 9, 15] Job 7 [Iff.] Psal. 142 [= 143, Iff.]

1. Corin. 7 [40] Roma. 8 [2.9.16]

Mensing: Bescheid, ob der Glaube allein genug sei

Pfenningen noch funffe gewan und höret: Gehe ynn die freude deines heim. Aber der faule knecht, der nichts gewonnen hette, sondern die gnade vorgeblich genommen und nichts gewircket, vorlore den pfennig und ward geworffen ynn die eusserste finsternus. Nicht darumb, das er den pfennig vorloren hette (dan den bracht er wol vorwaret widder), sondern, das er nichts gewonnen hette, ward yhm der pfennig genommen etc. Ursach zeyget Christus an: Dan der nicht hat, dem wird genommen, das er hat. Wer aber hat, dem wird zugegeben [Luk. 19, 26], Die jüngere Christi hetten den glauben, dennoch bathen sie: Herre, vormehre uns den glauben, zum zeychen, das sie den volkommen glauben nicht hetten. Weyl nu der glaube rechtfertigt, volget das, wie der glaube ist, kleyn odder gros, so ist auch die gerechtigkeyt. Nun haben die jüngere gehabt eynen unvolkommen glauben, so haben sie auch gehabt eyn unvolkommen gerechtigkeyt, die auch dorffte" vormehrung wie der glaube, wie solten wir dann keyner mehrunge unser gerechtigkeyt gewertig seyn? Paulus heyst die getaufften christen zum teyl kindere, die der mylch bedorfften. Petrus vormanet sie, die mylch zu begeren, das sie wachsen zu der seligkeyt. Daraus volget, das unsere gerechtigkeyt wachssen sol. Darumb, so wir wissen, das der vorlieret die gnade, der sie nicht gebrauchet, und der feygenbaum, der nur bletter und keyne frucht hat, wird vorfluchet, sol niemand sich duncken lassen, wo er nur schlechthyn gleubet und getauffit ist, sey damit gar außgerichtv, sondern er geprauche seyner gnaden, das sie yhm nicht genommen werde, und wachsse, wie eyn kind zu eynem volkommen mann. Es mus unser ynnerlicher mensche von tag zu tag vornewet werden, das niemand meyne, er habs schon vollendet. Dann so der mensche sich bekeret, wird durch die busse die seele erwecket vom todte und ym sterblichen leybe hebet sich an die vornewunge durch den glauben an den, der da rechtfertiget den gottlosen, und wird durch gute sytten vormehret und bestettiget, und von tage zu tage wird der ynnerliche mensche vornewet. Der leyb aber als der eusserliche mensche, yhe lenger er ynn dieser zeyt lebet, yhew mehr er abenymmet, bis er kommet zum tode. Seyne auffersteheunge wird vortzogen" bis yns ende, wan unser rechtfertigunge sol volbracht werden, als dan werden wir Christo gleych werden und yhn sehen, wie er ist. Nun aber, die weyl der leyb beschweret die seele, ist des mensehen gantze leben auff erden eyn vorsuchunge und wird nicht gerechtfertigt vor seynem angesicht, der da lebet. Wan wir reden von der gerechtigkeyt, darynn wir werden den engein Gottes vorgleycht werden. War ist es, das wir ytzt durch den lebendigen glauben Gottes kindere sind, was wir aber werden, ist noch nicht offenbar, sondern teglich wird diese gleychnus vornewet, so unser ynnerlicher mensche wird teglich von der altheyt der sunden erloset. Paulus lies sich duncken, er hette auch den geyst Gottes und die erstlingen des heyligen geysts, dennoch sprach er: Brudere, mich dunckt nicht,

u) bedurfte der

v) habe alles Nötige

w) umso

x) aufgeschoben

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das ichs schon entpfangen hab odder schon volkommen sey. Ich jage yhm aber nach, ob ich yrgend ergreyffen möchte das yhene, darynn ich ergriffen bin von Christo Jesu. Meyne brudere, ich schätze mich selbst noch nicht, das ichs ergriffen hab. Eyns aber sage ich. Ich vorgesse, was dahynten ist, und strecke mich zu dem, das da vorn ist, und jage nach dem furgesetzten tzyle, nach dem kleynot, der beruffunge Gottes von oben her ynn Christo Jesu. Wie viel nun unsere volkommen sind, die last also gesynnet seyn. Da sieht man, das alle heyligen gesynnet seyn sollen wie Paulus, das sie nicht sich lassen an der schlechten rechtfertigunge genügen lassen, die nur ym glauben angefangen ist, sondern ymmer sich strecken zur volkommenheyt der gerechtigkeyt. Wie viel mehr wir arme menschen, die kaum ytzt aus der tawffe gekrochen und die ersten buchstaben des glaubens nicht recht wissen? Oben ist gesaget, wie wir müssen bethen: Vorgibe uns unsere schulde, so viel aber da schuld ist, ist die sache noch nicht recht. David hatte gehört von dem propheten Nathan: Forchte dich nicht, dann Gott hat weg genommen deyne sunde, dennoch bathe er: Herre, noch mehr wasche mich von meyner ungerechtigkeyt. Ynn Apocalypsi spricht Johannes: Wer heylig ist, der werde geheyliget noch mehr. Hie drucket Amßdorff die äugen zu und wil dis nicht sehen, lest dis unvorantwort, dan es ist yhm unmöglich zu vorlegen". Er solt yha hie sehen, das die rechtfertigunge volbracht wird durch gute wercke. Und hierunten werden wir dis auch mit gotlicher hulffe also beweysen, das hymel und erden dawidder nichts vormogen werden, viel weniger Amßdorff mit allen pforten der hellen. Die das arme christenvolcke so yemmerlich vorfuren, sprechende: Yhr seyt bereyt selig, erloset durch Christum, yhr durffet nichts mehr, so doch Paulus so offendlichen anders leret, da er spricht: So Christus ynn euch, so ist zwar der leyb todt umb der sunden willen, der geyst aber lebet durch die rechtfertigunge. Da bekennet Paulus offendlich, das uns Christus noch nicht gentzlich erloset hat, die weyl der leyb ym todte bleybt. Und Oseas sagt: Er hat angehaben und wird uns selig machen. Dis anheben ist geschehen durch Christus menschwerdunge und sterben, da er unsere seelen vom todt der sunden erloset hat, das sie nun lebet umb der gerechtigkeyt willen. Der leyb aber bleibt noch todt umb der sunden willen, die noch da ist. Dan todt und sunde volgen eynander. Wir erwarten aber auff den heyland Jesum Christum unsern herrn, der wird vorkleren den leyb unser nichtigkeyt, das er ehnlich werde dem leybe seyner klarheyt. Dis ist die seligkeyt, die wir haben ynn dieser zeyt, das wir die gerechtigkeyt der seelen erlanget haben durch Christus gnade. Vorhoffen auch endlich unsers leybs klarheyt zu erlangen. Darumb poche niemand auff seyne erlosunge, als were sie allenthalben vollendet, sondern warte der noch zum teyl. Darumb sollen wir erkennen die krafft seyner erstehunge und die gemeynschafft seynes leydens, das wir seynem todt ehnlich werden, das wir auch der aufferstehunge von den todten yrgend begegen mochten, wie Paulus vorgehende da selbst leret.

y) widerlegen

Philip. 3 [12—14]

Mathe. 6 [12] 2. Regum 12 [2. Sam. 12, 13] Psalm 50 [= 51,4] Apoca. ul. [Offb. 22, 11]

Roma. 8 [10]

Osee 6 [lf.]

Philip. 3 [20f.]

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Wartzu auch weyter die guten wercke nütze sind, werden wir antzeygen, wan wir beweysen, das wir die seligkeyt dadurch vordienen.

Das tzwelffte fundament.

Math. 16 [27] Luce 19 [15f.]

Ephe. 2 [5] Roma. 8 [24] Math. 20 [16]

Ibidem [ebd.] 13 [48]

Ephe. 2 [3]

Ist nun die heylige schrifft, wie ym ersten fundament gesagt, aus dem heyligen geyste, und stymmet allenthalben ubereyne, das keyn spruch dem andern entgegen ist, so mus der heylige Paulus mit denen vom Amßdorff angetzognen spruchen ubereyn tragen mit denen, so den wercken die gerechtigkeyt zuschreyben (welchs auch ynn der warheyt also ist, ob es wol anders scheynet). Darumb ist nott zu wissen, das die gerechtigkeyt und seligkeyt (davon wir gemeynlich reden, wan wir zu guten wercken rathen) ist nicht eyn ding, sondern unterscheyden, wie der weg und das ende des weges. Dan die gerechtigkeyt wird gegeben hie ynn der zeyt, wie oben gesagt, und ist der weg. Aber die seligkeyt wird nach dieser zeyt gegeben und ist das ende des weges. Wan der herre wird kommen yn seynes vaters herligkeit mit den heyligen engein unnd geben eynem yglichen nach seynen wercken. Und wird sehen, was seyne knechte mit yhren Pfenningen gewonnen haben. Und ob wol Paulus diese gerechtigkeit auch die Seligkeit heisset, da er spricht: Aus gnaden seyt yhr selig worden, so erkleret er sich doch am andern ort und spricht: Ynn der hoffnunge sind wir selig worden. Das aber dis nicht eynerley seligkeyt sey mit der, da wir gemeynlich von reden, scheynet daraus, das viele yn der hofnunge selig werden, die zur ewigen seligkeyt nymmer kommen. Dan viele sind beruffen, wenig auserkoren. Ynn das netze der heyligen kirchen kommen auch die bösen fische, die am ufer werden außgworffen. Darumb wan wir sagen, man müsse durch gute wercke selig werden, reden wir nicht von der seligkeyt, so ytzt ynn der hoffnunge alleyne ist, sondern die yn ewiger besitzunge zukünfftig ist. Wiewol auch die ynn der hofnunge hie auff erden durch gute wercke vormehret wird. Aber Amßdorff redet von der seligkeyt, die ynn der hoffnunge alleyne ist, und beweyset, das wir sie anfenglich durch gute werck nit vordienen, er beweyset aber nicht, das wir sie mit guten wercken nicht vormehren. Weyl er dan wie mit vorbunden äugen fechtet, treffen uns seyne schyrme schlege nicht eyn mal. Dan wo wir reden vom sommer, redet er vom winter. Auch wie ym zehenden fundament gesagt. Der mensche sol stets ansehen, was er gewesen und was er durch Christum geworden ist. Also mögen wir zweyerley weyse von dem menschen reden. Erstlichen, wie er an yhm selber ist, aus Adams falh, eyn son des zorns. Und nach der weyse zu reden, mag er durch seyn gute wercke (wie gute sie sind) nicht vordienstlich erlangen die gerechtigkeyt vor Gott odder die seligkeyt ynn der hoffnunge, viel weniger die ewige seligkeyt. Dieweyl der mensche ist gnadenloss (welche gnade ist eyn anfang alles vordienstes. Keyn ding aber ist vor seinem anfang), so ist die gerechtigkeit aus gnaden, wie Paulus sagt, nicht ist die gnade aus unser solcher gerechtigkeyt. Und das wil Paulus,

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wan er spricht: Was aus dem vordienst der wercke ist, ist aus pflicht, nicht Roma. 4 [16.4f.] aus gnaden. Also auch redet er, wan er spricht von dem menschen, der ynn Gottes Ungnaden ist durch seynen unglauben, das er wird gerechtfertigt durch den glauben, nicht aus den wercken, die er zuvorn gethan. Er redet aber da nicht von den wercken, die nach dem glauben geschehen. Dan wir müssen auch ansehen den menschen, wie er Gottes sone, aus gnaden gerechtfertiget ist, der als dan durch seyne wercke weyter gerechtfertigt sol werden, wie die spräche außweysen, die den wercken die rechtfertigunge zuschreyben. Und das leuckent Paulus nicht, sonst muste eyne schlifft der andern entgegen seyn. Hie sichstu, das zweyerley wercke des menschens sind, dan etliche gehen dem glauben vor, welche der mensche thut vor seyner rechtfertigunge, aus menschlicher naturlicher vornunfft, von denen wir sagen, das wiewol sie unstrefelich, sind sie doch zur Seligkeit oder zur gerechtigkeit vordinstlich nichts nutz. Weichs (und nichts mehr) beweysen die spräch S. Pauls, durch Amßdorff angetzogen. Wir wissen, das die gerechtigkeyt vor Gott eyn übernatürlich ding ist, allen creaturen, engein und menschen, unmogelich zu erlangen aus yhren krefften, weyl yhre kreffte nicht weyter sich strecken, dan zu dem, das yhnen naturlich ist, sondern Gott gibt yh- Psalm 83 nen alleyne glauben, gnade, liebe etc., wie geschrieben ist: Gnade und [= 84, 12] gloria, die wird Gott geben. Die andere werck aber, die aus dem lebendigen glauben fliessen, die wir oben ubermenschliche und zwar gottliche wercke geheyssen haben, die weyl Gott die ynn uns (mehr dan wir selbst) wircket und wir sie, wie Gottes wercktzeug, thun, saget keine schrift, das sie nicht rechtfertigen (wie Amßdorff fur gibt), rhumet sich, es sey erstritten, dartzu er noch keyn schwerd getzogen hat. Hie von sagen wir weyter, wan wir yhm seyne spräche, yglichen besonder, vorlegen werden. t·..] 1 5 Das vierde teyl dieses buchleyns: Das die guten wercke der christen vordienstlich sind bey Gott.

Dieweyl Amßdorff vorachtet die guten wercke, als die zu unser seligkeyt nichts thun, und am ende seyns ersten buchlyns16 sie vordienstlich 35 leuckent2, wollen wir ytzt, ane vorkleynunge des glaubens, sie preysen und yhm sie zusetzen. Dan sie volgen und seligen uns ynn yhener weit, wie geschrieben stehet: Yhre wercke werden sie loben ynn den pforten. Und Johannes spricht: Selig sind, die ynn Gott vorstorben, dan yhre wercke volgen yhnen nach. Und Paulus sagt: Was eyner hie sehet3, das wird er 40 dort erndten [Gal. 6, 7]. Und wer hie spärlich sehet, wird dort auch spärlich eynschneyden. Daraus wir mercken, das die guten wercke uns nicht

z) ihre Verdienstlichkeit leugnet

a) sät

Prover. ul. [Spr. 31, 31] Apoca. 14 [Offb. 14, 13] 1. Corin. 9 [= 2.(!) Kor. 9, 6] 1. Corin. 13 [8-10]

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Thobie 4 [11]

Eccle. 3 [Sir. 3, 30] Ibidem [ebd.] 29 [ 9 - 1 1 ]

Mathe. 19 [21.28f.] 2. Corin. 4 [17f.]

Mathe. 5 [16.19f.]., 6 [2-4]., 10 [42], ca. etc.

Hebreo. 13 [16]

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vorlassen, wan der glaube auffhören mus, nemlich, wann das kommet, das volkommen ist. Die almosen sind eyn gut wercke, von den Thobias sagt: Sie gibt eyn grossen vortrawen vor dem höchsten Gott. Und der engel Raphael sprach: Das gebethe ist gut neben dem almosen, dan das almosen erloset von dem tode und reyniget die sunde und thut finden das ewige leben. Wie kan aber das almose das ewige leben thun finden, wo es nicht vordienstlich ist? Und der weyse man sagt: Wie das wasser leschet das fewer, also widderstehet das almose den sunden. Und aberb spricht er: Du solt vorschliessen das almose ynn den schos des armen, und es wird vor dich bitten gegen Gott vor allem ubel. Wie kan es aber vor uns bitten zu Got, anders dan es unser gepethe angeneme macht und wirdig zu erhören, welchs wir heyssen vordienen? Weyl nun die schrifft den guten wercken solche grosse und zwar gottliche macht gibt, wie dan reynigunge von den sunden und erlosunge vom tode ist etc., dartzu auch erfindunge0 des ewigen lebens, welchs alleyne Gott gibt, mus etwas gottlicher krafft ynn diesen wercken seyn, dadurch dis alles geschehen sol. Weichs auch Paulus betzeuget, da er spricht: Das selbe, so ytzt gegenwertig ist eyns kurtzen und leychten unsers trubsals, wircket ynn der hohe über die massen eyn ewig gewicht der glorien ynn uns, dieweyl wir nicht ansehen das gegenwertig ist, sondern das ewige etc. Oben ist gesagt, das eyn gedultigs leyden eyn gut wercke sey. Hie sagt Paulus, das solchs wircket ynn uns eyn ewig gewicht der glorien. Nicht sagt er: Gott wird es wircken odder wird es geben, sondern das wercke wircket und macht uns wirdig zu der glorien. Dis ist, das so offtmals die schrifft uns zusaget, eyn gros lohn ym himel vor die guten wercke. Also das auch, wo eyner ein trunck kaldes wassers gibt, ynn dem namen das er eyn junger ist, sol seynen lohn nicht vorlieren. Hie wil Amßdorff sich vorwaren und spricht am ende seins ersten büchleyns, es sey ware, das Gott wil geben eyn lohn vor die guten wercke, aber nicht aus vordienst. Oh, der grossen weyßheyt. Viel mehr aber oh, des grossen vorstockten frevels. Wir sollen yhnen alle ding aus der schrifft beweysen. Und wan sie die schrifft sehen, sprechen sie: Es ist besser, wir lassen den sprach faren. Was ist aber das gesagt, dan: Ich wil nicht gleuben, wann es gleych geschrieben stehet, und wil dennoch recht seyn. Sie bekennen, die schrifft sage uns eyn lohn zu, welchs ane vordienst nicht seyn kan, noch leuckent er das vordienst. Was sagen sie aber dartzu, das Paulus spricht: Der gemeynschafft und der wolthat vorgesset nicht. Dan durch solche opffer vordienet man sich wol bey Gott. Da bekennet Paulus unsern vordienst. Nochd darff® Amßdorff leucken und sagen: Nicht aus vordienst, und wil doch alle schrifft (wie der höchste rabbi) gefressen haben. Hat er diesen sprach gesehen, wie frevelt er dann widder die

b) abermals

c) Findung

d) Dennoch

e) wagt . . . zu

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schrifft? Hat er sie nicht gesehen, solt er gedencken, er wüste noch nicht alle ding. Nun wollen wir yhn fragen, wie mag das eyn lohn heyssen, das ane vordienst wird gegeben? Wer hat solch teudsch mehr gehört? Dan wo keyn vordienst ist, da ist keyn lohne, wo aber eyn lohn ist, da mus vordienst seyn. Dan was eynem wird gegeben ane vordienst, heyst eyn gäbe odder eyn geschencke, nicht ein lohn. Wir heyssen yha das nicht ein lohn, das Gott mensch geworden ist und gestorben, noch das er von ewigkeyt uns erwelet und gerechtfertiget hat. Dan dis sind lautere gaben und gar keyn vordienst. Darumb wo die schrifft vom lohn saget, gibt sie das vordienst dabey zu vorstehen. Wie auch, wan sie nennet den vater, meldet sie genugsam den sone, dan ane son ist niemand ein vater. Als wan wir heyssen yemand unsern nachbur, bekennen wir, das wir bey yhm wonen. Es heyst yha: Relativa posita se ponunt. Aber solch ding ist den grossen papyren bischoffen mit yhren grossen syllogysmis f kindisch. Das ist aber eyn grosse schände, das sie wider teudsch noch latein vorstehen. Dan sie bekennen den lohn und leucken das vordienste. Und wiewol Amßdorff selbst seinen unvorstand hie mercket, so weycht er doch der warheyt nicht, sondern behylfft sich, als der sich mit hoßen decket, und spricht: Man vordienet yha sich wol bey Gott, aber nicht aus pflicht. Das heyst gesungen: Expiravit, da gibt er den geyst auff. Da widderspricht er ane seynen danck seyn eygen wort. Dan hie bekennet er: Man vordienet yha bey Gott. So er zuvorn gesagt hat: Nicht aus vordienste. Es mus yhn aber nicht helffen, das er hie sagt. Nicht aus pflicht. Dan wo keyne pflicht ist, da ist keyn lohn, und wo eyn lohn ist, da mus pflicht seyn, sonst ist es keyn lohn, sondern eyn geschencke odder freywillige gäbe, wie gesagt. Auch Paulus sagt: Mir ist behalten die krohne der gerechtigkeyt, die wird mir geben der herre an dem tage, eyn gerechter richter. Da mercke, das er saget, die krohne. Da nennet er den lohn. Da er sagt, der gerechtigkeyt, nennet er vordienst und pflicht. Dan er hette eyn guten streyt erstritten und den lauff geendet etc. Da sind nun gute wercke. Also auch, das er spricht: Der gerechte lichter meldet die pflichte. Dan sonst hette er gesagt: Der bamhertzige Gott hat mir behalten die krohne etc. Das wir freymütig sagen: Gott were nicht gerecht, wo er yhm die krohne nicht gegeben hette, die er yhm vor seyne arbeyt schuldig war. Der haußvater ym evangelio war schuldig, den tagelöhnern zu geben den pfenning, den sie erarbeyt hetten. Und Paulus sagt: Es ist recht vor Gott, das er vorgelde mit trubsal, denen die euch trubsal anlegen. Euch aber, die yhr trubsal leydet, ist es recht vor Gott zu geben rhue mit uns ynn der offenbarunge unsers herrn Jesu Christi vom himel etc. Da mercke, das er saget: Es sey gerecht vor Gott. Was aber gerecht ist, das mus pflicht seyn und nicht lauter gnade. Dan abermals spricht Paulus: Gott ist nicht ungerecht, das er wurde vorgessen ewer wercke unnd der liebe, die yhr beweyset habt ynn seynem namen. Als wolt er sagen: Wird Gott ewer wercke vorgessen, so ist er unrecht.

f) Syllogismen, vermittelten Schlüssen

2. Timo. 4 [8]

Mathe. 20 [2—16] 2. Tessa. 1 [6 f.]

Hebreo. 6 [10]

784 Esaie 1 Roma. 4 [4]

1. Corin. 3 [14] Math. 16 [wohl 6, 1—4.17 f.] Roma. 2 [6] Psalm 61

Psalm 24 [= 25, 10]

Roma. 1 [32] Apoca. 3 [Offb. 3, 4] 2. Tessa. 1 [5]

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Darumb erleubet Gott, das wir yhn straffen, wo wir haben gethan die gerechtigkeyt und er uns das nicht belohnen wurde. Darumb sagt auch Paulus recht: Dem, der da wircket, wird sein lohn aus pflicht. Nun kan niemand leucken, der lohn wird gegeben vor diese wercke. Darumb wird er gegeben aus pflicht. Sagt yemand, Paulus leuckent die pflicht, antworten wir: Paulus redet da von den wercken der ungläubigen, denen aus pflicht nichts gegeben wird, und nicht von unsern wercken, wie oben genugsam gesagt. Wir wollen ytzt setzen®, doch nymmer gleuben, das eyn christen mensche bey Gott nichts könne vordienen, also das yhn Gott aus gerechtigkeyt odder pflicht belohne, so volget daraus, das keyn mensche müge mit seynen sunden bey Gott sich also vorschulden, das er yhn aus gerechtigkeyt odder pflicht straffe, sondern wie er diesen belonet ane vordienst, aus lauter gnaden, also straffet er yhenen ane vorschuldunge. Ist das christlich geredt? Odder wie mag Gottes gerechtigkeit erhalten werden, wo er straffet die bösen umb yhre bose wercke, und nicht belohnet die gerechten umb yhre gute wercke? Alle schrifft, die uns eyn lohn zusagen, sagen uns den zu, umb der wercke willen, und nicht aus gnaden. Wie dan Paulus spricht: Eyn yglicher wird eyn lohn entpfahen nach seyner arbeyt. Wo nun keyn vordienst were noch pflicht, solt er gesagt haben: Eyn yglicher wird eyn lohn kriegen, darnach yhm Gott aus gnaden geben wil. Also wurde der lohne nicht gegeben vor die wercke, wie doch allenthalben die schrifft antzeyget. Derhalben wan Amßdorff sagt, Gott belohnet aus lauter genaden ane vordienst, so bekennet er, Gott belohnet ane gerechtigkeyt. Belohnet er aber das gute ane gerechtigkeyt, so straffet er auch das bose ane gerechtigkeyt. Ist aber das nicht Gottes lesterunge von dem Amßdorff? Mit der weyse werden sie sagen: Gott richtet mit gewalt. Aber solche gottes lesterunge sey weyt von uns. Wil er aber sagen, Gott sey yha gerecht, wan er vordampt die gottlosen. Warumb bekennet er nicht, das er auch gerecht sey, wan er die gottseligen belohnet? Odder hat Gottes gerechtigkeyt alleyne mit den bösen zu thun und mit den frommen nichts? Neyn. Es heyst: Universe vie domini misericordia et Veritas. Das ist gesagt: Alle die wege des herrn sind barmhertzigkeit und warheyt. Mercke, das er sagt, die warheyt. Nicht sagt er alleyne die barmhertzigkeyt. Er ist gerecht und barmhertzig über die vordampten. Er ist auch gerecht und barmhertzig über die außerweleten. Darumb mus Gott auch beweysen seyne gerechtigkeyt, wan er belohnet die frommen. Ist aber ynn dem Gott gerecht, so gibt er, was er yhm schuldig ist. Dan gerechtigkeyt ist ein tugent, die eynem yeden gibt, was yhm gepurt. Von den bösen spricht Paulus: Sie sind des todes werd, die solchs thun. Wie sind dan die nicht auch des ewigen lebens werd, die da guts thun? Von denen Johannes sagt: Sie sollen mit mir wandern yn weissen kleydern, dan sie sind es wirdig. Und Paulus sagt, das wir durch die trubsal yn dem gerechten gerichte Gottes wirdig werden zu seynem reych.

g) (als Hypothese) annehmen, voraussetzen

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Daraus offendlich erscheynet, das Gottes gerechtigkeyt nicht mag erhalten werden, wo er uns nicht würde geben, das wir wirdig sind durch die guten wercke, wie Paulus leret. Wil hie yemand fragen: Wie kan Gott dem menschen schuldig werden? Antwort: Wie wol Gott anfenglich niemand schuldig ist, dieweyl er aber sich selber durch seyne zusage gnediglich vorpflicht hat, ist er gutwillig schuldig worden. Dan er ist schuldig, seiner zusage nachzukommen. Dan wie Moyses spricht: Gott ist getrew an h alle Ungerechtigkeit, gerecht und rechtfertig. Und Paulus sagt: Gott ist getrew, er kan sich selber nit leucken. Wir bekennen, das, wo unser erste vorsehunge und erwelunge zur gerechtigkeyt und zum ewigen leben wird vor eyn eynig, gantz volkommen wercke und wesen angesehen, so ist lauter gnad und barmhertzigkeyt da (dan niemand hat das umb Gott vordienet, das er yhn ewiglich erwelen und also seligen solt oder solchs zusagen). Und also ists auch ware, das David spricht: Er krönet dich ynn erbarmunge und barmhertzigkeyt. Dieser glaube ist alle zeyt bey den gelarten der heyligen kirchen gewesen, das sich hie niemand rhume, er hab uns ytzt gedrenget dis zu bekennen. Wan wir aber das wesen stucklich ansehen und setzen yglichs besondem die gnade gegen der glorien und die guten wercke gegen der seligkeyt (als den anfang gegen dem ende), so ist die gnade eyn Ursache der glorien und die guten wercke eyn vordienst, vor welchen Gott eyn lohn geben wil. Da findet sich nun pflicht und gerechtigkeyt, wiewol Gott vor hyn yhm die guten werck odder vordienst zuvorn gegeben hat. Darumb volget nicht, das der mensche nicht vordiene bey Gott, sondern er hat Gott desto mehr zu dancken, der yhm solch vordienst gibt und yhn dadurch wirdig macht und seyne wercke so tewer acht, das sie des ewigen lebens wirdig werden. Ungetzweyffelt volget das wol, wo Gott dem menschen gibt das vordienst, das er als dan vordienen könne. Wie auch wan er yhm gibt das gesichte, zweyffelt niemand, er möge nun sehen, sonst were die gäbe umbsonst. Nun gibt Gott das vordienst dem menschen aus gnaden, ane vorgehende vordienst, sonst würde die schrifft von keynem lohn sagen. Daraus volget, das wo die seligkeyt odder der lohn auch aus lauter gnaden wird gegeben, ane pflicht und gerechtigkeyt, so gibt er yhm vor seyne wercke nichts, sondern, wie er ane wercke hat die gnade und vordienst gegeben, so gibt er yhm auch die seligkeyt aus solchen gnaden. Daraus dan weyter volget, das wer die wercke nicht hat, hat gleych viel lohn, als der sie hat, und wird das evangelium falsch, da Christus denen, die zu der rechten hand ym jüngsten gerichte werden stehen, wird sagen: Darumb yhr gebenedeyten, gehet ynn das reych etc., das yhr mich gespeyset und getrencket habt etc. Die andern aber, die solchs nicht gethan, werden hören: Gehet yhr vorfluchten ynn das ewige fewer, darumb das yhr mich nicht gespeyset und getrencket habt etc. Da sihet man, das Gott vor die wercke wird geben die seligkeyt, und nicht aus lauter gnaden, noch umb sonst. Es hetten sonst die

h) ohne

Gott wird dem menschen schuldig Deute. 32 [5. Mose 32, 4] 2. Timo. 2 [13]

Psal. 102 [= 103, 4]

Math. 25 [34—46]

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Philip. 2 [12] Roma. 4 [4]

Roma. 8 [30]

Mathe. 20 [4]

Roma. 11 [35 f.]

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zur lincken hand nicht mehr schuld gehabt, dan die zur rechten, wie oben auch gesagt ist. Darumb, sol die schlifft (die so offt saget, Gott wird die wercke belohnen) nicht falsch werden, so mus Gott nicht aus lauter gnaden alleyne alle menschen selig machen. Auch ist das der vornunfftigen creatur (wie dan ein mensch ist) eygenschafft, das sie zu yhrem ende nicht wie eyn unvorstendig thier ane yhren wissen und willen sol getrieben werden, sonder sie sol selbs willig dartzu eylen. Weichs wir heyssen yhre seligkeyt durch gute wercke erwerben. Wie dan uns Paulus vormanet, das wir mit forchten und mit zyttern unser eygen seligkeyt selbs wircken. Ists nu war, das der selbige Paulus saget und oben ist angetzeygt: Wer da wircket, dem wird der lohn aus pflicht, nicht alleyne aus gnaden, so gehört dieser vornunfftigen creatur, die (wie gesagt) selbs wircket, die seligkeyt aus pflicht und aus vordienst. Aber1 spricht Paulus, Gott habe, die er gerechtfertiget, auch gros gemacht. Wie kan aber das wahr seyn, wo sie nach yhrer rechtfertigunge (wie vor) nicht vormogen aus der selbigen gerechtigkeyt vordienstlich yhre seligkeyt zu erlangen? Was hilfft yhn Gottes gnade und hülffe, wo sie stets bleyben ynn yhrem ersten unvormogen? Amßdorff bekent, das wir gerechtfertiget werden durch den glauben, also, das wir doch vor Gott keyn recht haben, und sein also recht und haben doch keyn recht, wan wir gleych alles thun, was recht ist. Wil er aber sagen, das wir durch unsere rechtfertigunge etwas rechtes bey Gott haben, wie leuckent er das vordienst und die pflicht, umb welche uns wird gegeben, was recht ist. Wie das evangelium antzeyget, da der haußvater spricht zu den, die ym weynberge arbeyten solten: Was recht ist, wil ich euch geben. Haben wir kein recht vor Got, wie sind wir durch den glauben gerechtfertiget? Wie sind wir Gottes kinder und erbnemen? Spricht yemand: Dis sind wir aus gnaden. So sagen wir: Es ist uns gnug, das wir durch die gnaden dartzu gekommen sind, das wir bey Gott etwas rechtes haben. Was wir aber aus gnaden haben, das haben wir auch. Wie wol dan niemand aus seynen krefften alleyne selig werden kan (wie gesagt), leret dennoch Paulus, das wir unser kreffte dartzu thun müssen und selbs wircken, wollen wir selig werden, wan er spricht: Wircket ewer eygene seligkeyt etc. Dan das ist nicht seltzam, das der, so ein übernatürliche krafft entpfangen hat, auch thu, das sonst der natur unmöglich ist. Nym ein gleichnis: Yemand ist ane äugen blind gepom, dem ists unmogelich, das er sehe. Wird yhm aber durch eyn mirackel das gesichte gegeben, als dan sihet er naturlicher weyse und selbs, und mag nun niemand sagen, er sehe nachmals nicht selbs wie vor. Wiewol wan er auch das gesichte hat, noch nicht sihet ane Gottes mitwirckunge, der da wircket ynn allen werckenden creaturen. Also ists hie auch. Wir vormogen aus eygenen unser natur krefften bey Got nichts zu vordienen aus pflicht. Dan die schlifft ist war, die da spricht: Wer hat yhm gegeben, und es sol yhm vorgolten werden? Aus yhm und durch yhn und yn yhm sind alle ding.

i) Abermals

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Wo aber uns die gnade, hülffe und mitwirckunge Gottes gegeben wird, als dan vormögen wir selbs auch unser seligkeyt zu wircken, das niemand möge sagen, wir werden selig ane alle unser zuthun, wie wir geschaffen und ewiglich erwelet sind, ane alles unser zuthun. Dis gibt Paulus, da selbst nachfolgende zu vorstehen, so er uns leret, wir sollen unser seligkeyt selbs wircken, und spricht, das Gott ynn uns wircket den guten willen und das thun oder vollenden nach dem guten willen. Merck, das er sagt, Gott wircket ynn uns den willen, das niemand sich seyner kreffte berhüme, als konde er ane Gottes hülffe selig werden. Aber das mercke auch, das Gott beyde, den guten willen und das vollenden, ynn uns wircket, das wir wissen, das wir auch selbs dartzu thun. Sonst thet es Gott nicht mehr ynn uns, dan ynn eynem klotze, das wird geworffen und leydet alleyne, es thut selbs nichts. Darumb ob wol die schrifft an zeyten saget, unser seligkeyt sey alleyne aus Gott, wird dadurch dis zuthun des menschens nicht ausgeschlossen. Wan wir aber widderumb sagen, der mensche sol vordienen seyne seligkeyt, ist nicht außgeschlossen Gottes hülffe und mitwirckunge, so wir bekennen, das unser vordienst von Gotte uns gegeben sey. Und wo unser erwelunge und Vorsehung sampt der rechtfertungen und seligmachung samptlich wird angesehen vor eyn gantz volkommen wesen, wissen wir noch von wercken noch von vordiensten, wie gesagt ist. Und also halten das mittel zwischen den pelagianer ketzern 17 , die da sagen, wir werden selig und thun guts aus eygenen krefften, und den lutherischen, die sagen, wir thun nichts zu unser seligkeyt. Aus diesem allen volget, das, wan Gott den menschen seiiget aus vordienst, odder rechtfertiget yhn aus seynen wercken, wie gesagt, als dan thut er mehr, dan ob er selbs alleyne, ane alles seyn zuthun yhn seligete. Dan erstlich thut Gott ynn yhm alles, das da guts geschieht, und geschieht da nichts guts, das Gott nicht thut, dan Esaias sagt: Herre, du hast alle unsere wercke ynn uns gethan. Zum andern thut Gott noch eyn grössers, nemlich, das der mensche (der aus yhm selber nichts guts vormag) nun selbs auch wircket mit Gott und hilfft yhm, welche hülff doch auch ist von Gott. Also vorwaldet Gott durch die dienstbarlichen engele diese weit und behüt den menschen durch yhre dienste, derer Gott nicht darff J , sondern selbs thut, alles was da geschieht. Dennoch gibt Gott diese ehre seynen creaturen, den engein, das sie seyne mithelffer sind. Und wan er selbs alles thut, was die engel thun (der er doch nicht bedorffte), so thut er doch dis noch ynn sonderheyt, das er sie machet seyne mitwircker und hilffer. Also hat Gott durch die zwolffbotten die weit bekart zum glauben, das Paulus von yhnen saget: Wir sind Gottes helffer. Also spricht er k durch den propheten: Ich wils machen, das yhr ynn meynen gebotten wandern solt. Was ist das anders gesagt, dan ich wils thun, das yhr solt thun meyne gebottene wercke? Und durch Esaiam spricht Gott: Ich wil mit meynem lobe dich

j) bedarf

k) d.h. Gott

Philip. 2 [13]

Esaie 26 [25, 1 ?]

Hebreo. 1 [14]

1. Corin. 3 [9] Ezechi. 36 [Hes. 36, 27] Esaie 48 [9]

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Luce 24 [26.46]

Philip. 2 [9f.] 1. Johan. 2 [6] Johan. 13 [16]

Titum 3 [5]

Gene. 17 [1. Mose 17, 10-14] Die kindleyn haben den glauben yn yrer tauff. Acta. 4 [wohl Apg. 2, 38 f.]

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zewmen, das du nicht vorderbest. Was ist das gesagt anders, dann ich wils machen, das du mich loben solt? Also auch gibt Gott diese ehre den menschen, das sie selbs yhre Seligkeit aus gütlicher hilffe und mitwirckunge Volbringen, und wer das leuckent, solt billich als eyn feynd der menschlichen natur (der uns solche Gottes gäbe und gegeben ehre nicht gönnet) geacht seyn und von allen menschen vorworffen werden als eyner, der uns gegen Gott undanckbar machen wil, und Gottes gnaden und gaben leuckent unnd lestert, durch welche die menschliche natur vonn Gott so hochlich geehret wird durch Jesum Christum, unsern herrn, und seyne gnaden. Jesus Christus hat müssen ley den und also seynes leybes erklerunge vordienen, wie er selbs bekennet. Er hat sich gedemütiget, gehorsam geworden bis ynn den todt des kreutzes, damit er vordienet, das yhm darumb (und nicht umb sonst noch aus lauter gnaden) Gott gegeben hat eynen namen über alle namen, das ym namen Jesu alle knye sollen gebeuget werden etc. Sollen nu alle, die ynn Christo vormeynen zu bleiben, auch wie Christus wandern, ist offenbar, das sie auch yhre seligkeyt selbs erwerben sollen. Dan keyn knecht ist mehr dan seyn herre. Es ficht widder uns nicht, das Christus ane vordienst seyner seelen seligkeyt entpfangen hat, da Gott die menscheyt Christi geschaffen und bald ynn seyner gottlichen person eynigkeyt hat angenommen und geseliget, ehr dan er etwas guts thun kundte. Dan eyn Privilegium odder eyne sonderliche gnade eynem menschen gegeben, machet nicht eyn gemeyne1 gesetze. Yhm alleyne und niemand mehr ists geschehen, das seyne menschliche natur ist göttlicher personen eynigkeyt angenommen. Darumb mögen wir uns yhm nicht vorgleychen. Also ists auch eyn sonderlichs umb die getaufften kindleyn, die sterben ehr dan sie guts zu thun vormogen. Sie haben an yhrer personen nicht gesundigt, sonder ynn Adam. Und darumb wie sie dan alleyne durch eyns andern sunde vorloren sind, werden sie auch nun durch eyns andern vordienst geseliget. Nemlich durch das vordienst Jesu Christi, an welchen sie gleuben ym glauben der heyligen kirchen, welcher sie durch die tauffe eyngeleybet werden, als durch die wesche der andern geburt, des heiligen geystes. Wer aber ein andern (nemlich yhren eygen) glauben an yhn suchen wil, der suche auch der kinder ym alten testament, ynn yhrer beschneydung eygen glauben, die doch selig wurden durch den glauben yhrer eitern, so Gott sprach: Wo sie nicht beschnitten wurden, solten sie vorloren seyn. Daraus volget, das, wo sie beschnitten würden, solten sie nicht vorloren seyn. Es mag aber niemand selig werden, dan durch den glauben an Jesum Christum. Darumb haben die kinder geglaubet an Jesum Christum, nicht durch yhren eygen glauben, sondern yhrer eitern. Wie solt dan die tawffe (ynn welcher gewißlich der heylige geyst wircket) nicht auch so krefftig seyn, als die beschneydunge war, das unser christen kinder mochten auch selig werden durch den glauben der heyligen kirchen?

1) allgemeines

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Aus diesem allen ist leychtlich zu ermessen, wie ungegrundt Amßdorffs leer ist, da er schreybet, die guten wercke dienen dartzu, das sich der mensche beweyse als eynen christen, und das er selbs und ander leuthe ynne werden, das er eyn guter christen sey, und nicht dartzu, das der mensehe dadurch etwas vordiene bey Gott. Weichs er doch ym andern seinen buchlyn widdersprechen mus. Und wie wol das ytzt nicht gros von noten, mögen wir es doch noch klerlicher antzeygen. Dan Gott spricht durch Moysen: Du solt halten meyne gebot, auff das dir wol sey und deynen kindern nach dir. Und den kindem geböte Gott: Du solst ehren deyne elthern, auff das dir wol sey und das du lang lebest etc. Dis sind gute werck und werden nicht gebotten, das wir uns alleyne beweysen sollen, sondern dadurch vordienen, das uns wol sey. David spricht: Ich habe gepeuget meyn hertze, zu thun deyne gerechtigkeyt ewiglich. Und ob yemand fraget, warumb er das thet, sagt er: Propter retributionem. Das ist: Darumb das ich die belonunge entpfahe. Nicht sagt er, auff das ich mich beweyse odder das ich odder yemand anders ynne werde, das ich from byn. Christus leret uns bethen, nicht das wir uns beweysen, sondern das wir werden erhöret, suchen, auff das wir finden, anklopffen, auff das wir eyngelassen werden. Er vorbeut uns unser gerechtigkeyt, zu thun vor den leuthen, das wir wollen gesehen seyn. Er leret, das wir unser feynde lieben, auff das wir kinder sind unsers vaters ym himel. Dan weyl er saget (ut sitis filii patris vestri etc.) gibt er klerlich zu vorstehen, das wir durch solche gute wercke kinder unsers vaters werden, nicht das wir uns alleyne beweysen. Er leret, das unser liecht leuchte vor den leuthen, nicht der meynunge, das wir uns beweysen, sonder auff das, so sie sehen unser gute wercke, preysen den vater ym himel. Petrus leret, Christus sey gestorben vor uns und habe uns gelassen eyn beyspil, das wir seynen fußstapffen volgen. Item, das wir wachen ym gebeth und sind gastfrey, und die gnaden, so wir von Gott entpfangen, eyner dem andern mitteyle, auff das Gott ynn diesem allem geehret werde. Nicht sagt er, auff das wir uns beweysen. Item, das wir uns demutigen unter die gewaltig hand Gottes, auff das er uns erhohe ynn der zeyt der heymsuchunge. Sich, wie er nicht eyn mal saget, das wir dis alles thun uns zu beweysen odder ynne zu werden, das wir from sind. Johannes sagt: Brudere sehet, das yhr nicht vorlieset, was yhr habt erarbeyt, sondern das yhr eyn volkommen lohn entpfahet. Paulus leret, das wir also lauffen, damit wir das kleynodt erlangen. Er sagt nicht: Sic currite, ut vos ostendatis cursores. Das ist: Lauffet also, das man sehe, das yhr wol lauffen kündt. Item, er vormanet, das wir von uns werffen die werck der finsternus und ziehen an die waffen des Hechtes (das ist, die guten wercke). Niemand ziehet aber den hämisch oder ander waffen darumb an, das er sich alleyne beweyse, sondern das er vor den feynden bestehe und sie bekreyge. Wie dan anderswo Paulus leret, das wir bestehen mochten widder die listigen anleuffte des teuffels. Dan wir haben nicht zu kempffen mit fleysch und blut, sondern mit den fursten und gewaltigen und widder die regierer der finstemussen dieser weit etc. Umb des willen, so ergreyffet (spricht er) den hämisch Gottes, auff das yhr kondt widderstehen an

Deute. 4 [5. Mose 4, 40] Exodi. 20 [2. Mose 20, 12] Psalm 118

[= 119, 112]

Mathe. 7 [7f.] Luce 11 [ 1 - 4 ] Mathe. 6 [1.5]

Ibidem 5 [44f.]

1. Petri 2 [21]

Ibidem 4 [8-10]

Ibidem 5 [6]

2. Johan. ca. unico [8] 1. Corin. 9 [24] Roma. 13 [12]

Ephe. 6 [11-14]

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dem bösen tage und ynn allen dingen bestehen als die volkommenen. Also stehet nun umbgegurtet ewer lenden yn der warheit. Hie haben wir gute wercke, welche nicht uns zu beweysen geschehen sollen, da er sagt: Stehet umbgegurtet ewer lende yn der warheit. Weichs ane fasten und wachen und andere unsers leybes beschwerunge nicht geschicht, wie dan auch der hämisch pflegt den reuther zu drucken, auff das er nicht werde vorletzet von seynen feynden. Wir sollen auch angetzogen seyn mit dem pantzer der gerechtigkeyt und geschucht an unsern fussen zur bereytungen des evangelions von dem frieden. Damit er antzeyget, das wir auch gute wercke als die geystlichen waffen bedorffen, unser feynde zu uberwinden und zu drengen und ynn der gerechtigkeyt also zu wachsen. Dan die Ephesier, zu den dis geschrieben ist, waren glaubige christen, die vormanet er hie, anzuziehen das pantzer der gerechtigkeyt, so sie doch bereyt gerecht waren, sonst weren sie nicht rechte christen gewesen, zum zeychen, das sie müsten noch wachssen ynn der gerechtigkeyt. Ynn allen dingen (spricht er weyter) nemet an euch den schilt des glaubens [Eph. 6, 16]. Das ist, ynn allen ewern wercken, thun und lassen und anfechtungen, habt den glauben wie eynen schild, mit welchem yhr könnet außleschen alle fewrige pfeyle des boßewichtes. Und bald darnach [Eph. 6, 18f.]: Und bethet stets ym geyste und wachet ynn dem selben, ynn allem anliegen, mit bitten und flehen, vor alle heiligen und vor mich, auff das mir gegeben werde das geheymnis des evangelions, über welchem ich füre die botschafft an dieser ketten, auff das ich darynne künlich handeln möge. Ich meyne, dis sey yha klar genug angetzeygt, das wir guts thun sollen, nicht darumb, das wir uns beweysen (wie Amßdorff vorgibt), sondern Paulus fordert das gebethe, auff das yhm gnade vorliehen würde künlich zu handeln etc. Weyter vormanet Paulus die kinder, das sie ehren yhre eitern, umb der vorheyschungen willen [Eph. 6, lf.]. Und die knechte, das sie yhren leiblichen heiren gehorsam sind mit forcht, als Christo, nicht wie äugen diener, als den menschen zu gefallen [Eph. 6, 5f.]. Horestu wol, Amßdorff, nicht den menschen zu gefallen, sondern wie Christus knechte, die da thun den willen Gottes, von hertzen und gutwillig dienende als dem herren, und wisse, was eyn yglicher guts thun wird, das wird er entpfahen von dem herren, er sey herre odder knecht. Hie mercken wir abermals das vordienst, so wir dienen sollen, und das selbe sol uns vorlohnet werden. Aber Amßdorff leuckent das vordienst und leret, wir sollen nicht ansehen den lohn, sonder alleyne uns beweysen, und nympt uns die hoffnunge der belohnunge. Warumb aber das? Dan das er nur die guten wercke vorechtig mache und das volck davon abschrecke. Darumb er auch so unvorschemet saget, sie thun nichts zur seligkeyt. Noch strafft er unser brüdere der lügen, die yhm mit der warheyt nachsagen, er vorpiete gute wercke. Er heyst die guten wercke unnütze zur seligkeyt. Wer wil aber das thun, das unnütze ist? Odder davor er nicht vorhoffet etwas gewinst odder nutzes zu haben? Er solt doch gemerckt haben, das die guten wercke auffs wenigste dartzu gut und nütze sind, das sie behalten den menschen ynn der liebe Gottes, ynn welcher er nicht mochte bleyben, wo er die mogelichen guten

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wercke wurde nachlassen, wie Johannes saget: Wer dieser weit gut hat und sihet seynen bruder nott leyden und schleust seyn hertze vor yhm zu, wie mag die liebe des vaters bleyben ynn yhm? Und wer guts zu thun vormag und thuts nicht, dem ists sunde. Niemand sol uns hie vorwerffen das wort Petri, da er leret, wie wir eynen gotseligen wandel vor den bösen leuthen haben sollen, damit gestrafft werden, die böses von uns sagen. Wir wissen, das wir alle zeit wie Gottes diener uns ertzeygen sollen und gute bilde1" geben, dadurch wird aber das vordienst nicht geleuckent noch auffgehaben, sondern mehr bestettiget und vormehret. Amßdorff vorachtet alle gute wercke zu gleych als unnutze zur seligkeyt, so vorachtet er auch, das eyner dem andern gute exempel gibt. Meynet er aber, das wir Gott zu ehren und dem nehisten zu gute uns als Gottes diener beweysen sollen, solt er das wissen, das solche wercke zur seligkeyt nicht wenig thun. Dan die schrifft sagt: Die mich ehren, die wil ich herlich machen. Die aber mich vorschmehen, werden uneddel seyn. Wie thut nun das zur seligkeyt nichts, dadurch der mensche wird herlich gemacht von Gott? Warlich vorwundert mich der grossen blindheit Amßdorffs, wan er spricht, die guten wercke thun nichts zur seligkeyt, so er ym beschlies seyns losen buchleyns 18 selbs bekent, die schrifft reytzet uns allenthalben zu guten wercken, und vorheyschet auch darumb eyn lohn. Wie hat doch dieser arme mensche ynn eynem so kurtzen buchleyn, kaum von funff blettern, sich so bald vorgessen, das so er gesagt hat, die guten wercke thun nichts zur seligkeyt, bald das blat widderumb keret und spricht, die schrifft reytzet uns zu guten wercken? Wie reytzet uns die schrifft zu guten wercken, so sie nichts thun zu unser seligkeyt? Wir halten, die schrifft sey furnemlich darumb geschrieben, das wir lerneten selig zu werden. Nun sagt dieser vorblendter blindenfurer, sie leret uns, das zu unser Seligkeit nichts thut. Wir meyneten, der heilige geyst hette die schrifft geordent (wie er gewißlich gethan hat), wie reytzet er uns dan zu dem, das nichts thut zu unser seligkeyt? Kiese" nun Amßdorff entzweyer 0 , das der heylige geyst die schrifft nicht geordent habe und leucken sie mit eynander, wie du doch schon mit dem heyligen Jacobo angehaben hast, wie auch deyn lehrmeister (der wutige tewffel) mit dir und allen den deynen ym synne hat, odder straffe dich selber, wan du sagest, die guten wercke thun nichts zur seligkeyt. Du must hie sagen aus deynen selbst worten, die schrifft lere uns und reytze uns zu thun, das zu unser seligkeyt nichts thut. Darumb kan sie nicht von Gott sein, der durch Esaiam spricht: Ich byn Gott, der dich leret, was nutze ist. Gewißlich ists nutze zur seligkeyt, was Gott leret, der dieser weit nutz und lust vorbeut zu suchen, und wil, das alle menschen selig werden. Merck doch, was du zorniger mensch sagest. Dan du sprichst, die schrifft vorheyschet eyn lohn vor die guten wercke. Ist das war, wie thun die guten wercke nicht zur seligkeyt? Thun sie nichts zur seligkeyt, so haben wir vor die selbigen keynen lohn. Haben wir aber darvor ein lohn

m) Vorbilder

51 Reformation 2

n) Wähle

o) entweder

1. Johan. 3 [13] Jacobi 4 [17] 1. Petri 2 [12]

2. Corin. 6 [4 ff.]

1. Regum 2 [1· Sam. 2, 30]

Esaie 48 [17] 1. Timo. 2 [1—4]

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(wie du bekennest), so thun sie nicht nichts, sondern viel zur seligkeyt. Wie kan Amßdorff uns hie entkommen? Haben wir yhn nicht hie ynn seynen eygenen Worten gefangen? Yha, hat er hie nicht vor grossem zorn und unvorstandt sich selber beschlossen? Er kan nicht leucken, die schrifft saget uns die seligkeyt zu vor die wercke, und nicht umbsonst. Dan er sagt selbs, uns werde eyn lohn zugesagt etc. Dieser lohn ist die seligkeyt (wie Roma. 2 [7] oben beweyset), so Paulus spricht: Das ewige leben wird gegeben denen, die da trachten ynn guten wercken. Ich meyne nicht, das Amßdorff vor zorn so töricht sey, das er sage, das ewige leben sey nicht die seligkeyt, und lerne uns aber eyn newe ungehorte spräche. Darumb sehet darauff, yhr frommen leuthe zu Goßlar, wie eynen vorgessenen und unbestendigen, ungelarten menschen yhr habt eyngelassen. Doch Gott sey lob und ehre, yhr habt solche leuthe nicht hoch oben angesatzt (wie sie dan gerne hohe rabbi und bischoffe genand wollen seyn), derhalben sie auch mit solcher ehr von euch abgescheyden, als sie selbs wol wissen19. Amßdorff hat nun drey jar lang ymmer disputiren wollen20, so doch yhn und seynen anhang nach unserm blut mehr dan nach der disputatz vorlanget hat und gedorstet. Weichs er dan so offtmals meldet, wan er auff der kantzel rufft, seyn evangelion wil nicht anders fortgehen, man müsse dan mit der faust dartzu thun. Weyl er aber noch nicht solchen des gemeynen pofels anhang hette, redet er und seyne gesellen nicht also, sondern man solte ydermenniglichen lassen, was er wolte, glauben, und niemand zwingen. Wie das aber ytzt gehalten, so man uns beraubet und voijagt, zwinget und drenget21, ist am tage. Er merckt seynen sandigen unbestendigen losen grund, darumb wolt er gerne der faust bey zeit gebrauPsalm 36 chen. Aber wie der prophet sagt: Yhr schwerd wirt gekart ynn yhr eygen [= 37, 15] hertze, yhr bogen wird zurbrochen. Ε. 1. mögen aus diesem unserm bescheyd mercken, wie feyn diese leuthe Paulum gelesen haben, so sie uns uberreden wollen, es sey an den wercken nichts gelegen. Eya, wie reyn und lauter handeln sie das aller ehren würdigste Gottes wort, wie sie sich so feischlich berhümen? Was solten sie wissen, die yhre eygene mutersprach nicht wissen? Wie solten sie Paulum vorstehen, die yhre eygene wort nicht vorstehen? Wie wollen sie mit uns disputiren, die sich selber uberwynden, beschliessen und straffen? Sie wollen e. 1. apostel und seelsorger geheyssen seyn, vorwar so sind yhr armen schofflyn Jesu Christi unter die wolffe aus Arabien22 gesatzt. Gott erbarme sich aller, so von solchen wolffen gebissen sind. Man solt yha schier sehen, wie seuberlich Amßdorff mit seyner angedrungen disputatz bestanden were, der, so er den thumpredigern yhre angetzogene schrifft23 vorlegen wil, viel unsynniger geworden ist, das er auch saget, Christus sey eyne zeit lang ane liebe gewesen. Item, es sey das evangelion nicht eyn ander gesetze, dan das gesetze Moysi, und der narren zotten viel, die zu repetiren langweylig und vordrießlich ist. Job sagt recht: Wer sich vor dem reyffenp forchtet, über yhn wird fallen der schnehe. Ich by η vil-

p) Reif, Frost

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leicht kürtzer, dan billich, hie durchgegangen, dan viel mehr, so diese Sachen belanget, wer zu schreyben nott gewesen, sondern umb des frommen christlichen lesers willen, habe ich die kürtze geliebet. Villeycht wird sichs begeben, w o er mir zu antworten sich wird unterstehen 24 , als dan wird 5 man auch weyter spuren, wie er noch zu zehen mahl unsynniger wird werden. Dan es ist bose fechten widder die warheyt, und gegen das wasser nicht gut schwymmen 2 5 . Ε. 1. sehen an Amßdorffs grosse untrewe, so er sich ungenotiget, ungefordert und ungetzwungen so höchlich durch so viel gedruckter bucher 10 hat erbotten, von seyner meynungen abzustehen, w o wir eynen spruch aus bewerter schrifft widder seine meynunge wurden auffbringen. Und so unser mitbrudere, die thumbprediger, das gethan, und er dawidder nichts vormag, sondern die schrifft leuckent und noch ynn grossere ketzereyen gefallen, das nach seyner lehr wir Christum Jesum lestem müssen, als der die liebe 15 etwan nicht gehabt und also nicht ynn Gottes gnaden etc. gewesen, ists am tage, w i e wahr er ynn seyner erbietungen geredt hat. Ε. 1. thun recht, so yhr euch haltent der lehre Pauli, da er spricht: Gala. 6 [9] Brudere, weyl wir diese zeyt haben, last uns nicht auffhoren guts zu thun. Dan ynn yhener zeyt werden wir emdten ane auffhoren. Dan so wir hie 20 pflügen, pflügen wir der vorhoffnunge, das wir da frucht entpfahen. Wir wissen das, was wir ytzt sehend, das werden wir dorth erndten. Und wer ytzt spärlich sehet, der wird dort auch spärlich erndten [2. Kor. 9, 6]. Kondten wir ane gute werck selig werden, dorffte ytzt niemand sehen. Sol aber niemand erndten, das der gesehet hat, wird niemand selig, dan der 25 guts gethan hat. Gott durch die gnade Jesu Christi gebe e. 1. hie fleyssig zu sehen und ynn allen guten wercken fruchtbar zu seyn, das yhr dort auch frolich unnd seliglich erndte das ewige leben. Amen. Gedruckt zu Leyptzigk durch Jacob Thanner 30

und außgangen am tage S. Kyliani [8. Juli], im 1528. jare.

A)

Vorbemerkung

Druckvorlage: Bescheidt II Ob der Glaube alleyn: on alle gute II wercke dem menschen genug sey zur seligkeyt etc. II Darynn vorleget werden/ die zwey vngegrundte vnd vnchristlillche lasterbuchlyn Nicol Amssdorffs/ Den fromen II Christen zu Gosslar vnd Brunschwyck II sonderlich zu geschrieben. II Durch Johannem Mensingk II Prediger Ordens. II M.D.xxviij. II [Bibelvers: Pred. 9, 10] II Leipzig: Jakob Thanner 8. Juli 1528. 4° 45 Bl. Sign.: 1 - 4 6 (43 fehlt); A - K 4 L 2 M 3 . - V D 16 Μ 4646. Köhler 3342. Claus Th-76. - SB PK Berlin: Cu 4524 R. Zur Entstehung: Auch als Hofprediger in Dessau verfolgte Mensing (vgl. oben Nr. 10, 17, 30) die Reformations Vorgänge in Magdeburg und Umgebung aufmerksam. Als Nikolaus von Amsdorff (1483—1565), seit September 1524 Pfarrer von St. Ulrich und führender Theologe der Magdeburger Reformation, am 8. März 51

1. Corin. 9 [10]

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1528 in Goslar über Glauben und Werke predigte (vgl. unten Anm. lf.), nahm Mensing das zum Anlaß, die bislang noch nicht gänzlich für die Reformation gewonnenen Goslarer und Braunschweiger anhand einschlägiger Amsdorff-Schriften vor dem lutherischen Gift zu warnen. Da er die Schrift erst am 8. Juli herausbrachte, als Amsdorff Goslar längst verlassen hatte (vgl. unten Anm. 19), scheint es ihm vor allem um eine Beeinflussung des Goslarer Rates gegen die Reformation gegangen zu sein, dem er auch noch im August 1528 entsprechende Mahnungen zukommen ließ. Literatur: Pfnür, Mensing, S. 62; Paulus, Dominikaner, S. 25f.; H. Stille, Nikolaus von Amsdorf. Sein Leben bis zu seiner Einweisung als Bischof von Naumburg (1483-1542), Diss. Leipzig, Zeulenroda 1937, S. 121 f.

B) Sacherläuterungen 1 Seit 1518, besonders aber in der Bauemkriegszeit, war es in Goslar mehrfach zu Unruhen und Aufständen, zeitweise auch zur Beseitigung der Ratsherrschaft, gekommen, die mit der Belagerung der Stadt durch Herzog Heinrich von Braunschweig endete. Der Rat versuchte, dem mit Magdeburger Hilfe zu steuern. Auf seine Anfrage beim Rat von Magdeburg hin wurde Ende Februar/Anfang März 1528 kurzzeitig Nikolaus von Amsdorff an Goslar ausgeliehen; seit Ostern 1528 war durch Vermittlung Amsdorffs Johann Amandus Pfarrer an der Goslarer Marktkirche geworden und Johann Grawert sein Diakon, die bald als radikal galten. Fast gleichzeitig wurde Antonius Corvinus Pfarrer an St. Stephani (vgl. Hölscher, Die Geschichte der Reformation in Goslar, Hannover/ Leipzig 1902; E. Koch, Zwinglianer, S. 530; Laube/Schneider/Weiß, Bd. 1, S. 305-313). 2 Amsdorff predigte am 8. März 1528 in Goslar über Glauben und Werke (vgl. Hölscher, wie Anm. 1, S. 34). 3 D.h. Luthers. 4 Gemeint sind wohl vor allem Amsdorffs „Unterricht warumb die Thumprediger zu Magdeburg nicht disputirn wollen, und doch uns öffentlich auff der Cantzel geeischet und gefördert haben", Magdeburg: Hans Barth 1528 (VD 16 A 2395; Köhler 122; anderer Druck Magdeburg: Heinrich Öttinger 1528: VD 16 A 2396, Köhler 123), sowie „Auff erfordern der thumprediger zu Magdeburg erbeut sich zu disputirn auff den kunfftigen reichstag zu Regenspurg Niclas Amsdorff", [1528] (VD 16 A 2328; Köhler 116). 5 Das bezieht sich allgemein auf das Wormser Edikt Kaiser Karls V. von 1521, doch könnte im Besonderen auch das kaiserliche Mandat vom 6. November 1526 an das Magdeburger Domkapitel gemeint sein, das das Wormser Edikt bekräftigte und die lutherischen Prediger in Magdeburg verdammte. Vgl. die „Replica der ThumPrediger zu Magdeburg . . . " (VD 16 R 1159; Köhler 3174), Bl. B l b - B 2 a . 6 Thomas Müntzer (um 1489—1525), einer der frühesten Anhänger Luthers, der wegen seiner spiritualistisch-apokalyptischen Auffassungen bald in heftigen Gegensatz zu Luther geraten und als geistiger Kopf des Thüringer Bauernkrieges am 27. Mai 1525 hingerichtet worden war. In der altgläubigen Polemik galt er nie als eigenständige Größe, sondern immer als Ausgeburt Luthers. In einer vorangegangenen Schrift hatten die Magdeburger Domprediger Amsdorff müntzerischen Aufruhrgeist vorgeworfen. 7 Anspielung auf eine Formulierung Luthers in seinem „harten Büchlein" gegen die aufständischen Bauern, vgl. Laube/Seiffert, S. 332.

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8 Das bezieht sich eindeutig auf Amsdorffs „Unterricht" (vgl. Anm. 4). Auch wenn im folgenden Text gegen Amsdorffs Paulus-Auslegung polemisiert wird, ist diese Schrift gemeint. 9 Der Kirchenvater Aurelius Augustinus (354—430); die Stelle in De fide et operibus, Kap. 14, CSEL 41, S. 61—64; deutsche Übersetzung in Bibl. der Kirchenväter, 1, 49, S. 345-348. 10 Der ehemalige Franziskaner Johannes Fritzhans, seit Juli 1524 Pfarrer der Heiliggeistkirche in Magdeburg, einer der führenden Vertreter der Magdeburger Reformation und Gegner Mensings (vgl. auch oben Nr. 17). 11 Als Begriff in DWB und Wander nicht nachgewiesen; evtl. Anspielung auf die Rolle der Ägypter im AT. 12 Wohl Amsdorffs „Den Thumbpredigem zu Magdeburg" [Magdeburg: Heinrich Öttinger] 1528 (VD 16 A 2351; Köhler 120). 13 Der Domprediger Valentin, genannt Rotkopf, hatte die Lutherischen in mehreren Predigten als „Mertins Brüderlein" bezeichnet; Amsdorff greift das in seiner ersten polemischen Schrift gegen die Domprediger („Dem Erwerdigen . . . Senior vnd dem gantzen Thum capitel zu Magdeburg meinen lieben feinden und Verfolgern", VD 16 A 2350; Köhler 121) auf und bekennt sich dort und in den folgenden Schriften zu dieser Bezeichnung. 14 Vgl. z.B. Luther, Resolutiones . . . super propositionibus suis Lipsiae disputatis, WA 2, S. 416; ders., Sermon von dem Neuen Testament . . . , WA 6, S. 378; Delius, Luther, Bd. 1, S. 311; vgl. auch Luthers Stellungnahme in Grund und Ursach aller Artikel, so durch römische Bulle unrechtlich verdammt sind, WA 7, S. 433-438; Delius, Bd. 2, S. 390-393. 15 Der folgende 2. Teil beschäftigt sich nochmals ausführlich mit den neutestamentlichen Stellen zu den Werken, insbesondere bei Petrus, Johannes, Matthäus, Markus und Lukas. Fazit: Gute Werke, die aus dem lebendigen Glauben fließen, sind notwendig zur ewigen Seligkeit. Im 3. Teil geht Mensing im einzelnen auf die von Amsdorff herangezogenen Paulus-Stellen ein. Wo Paulus von der Rechtfertigung aus dem Glauben spreche, meine er immer den durch Liebe wirkenden Glauben, der die guten Werke einschließt. Paulus' Ablehnung von Werken beziehe sich ausschließlich auf die Werke des Gesetzes. Amsdorff fälsche Paulus, um den gemeinen Mann zum Aufruhr zu hetzen. 16 Vgl. Anm. 8. 17 Anhänger des Pelagius (f um 420), der die Erbsündenlehre verwarf und die natürlichen Kräfte des Menschen als ausreichend zur Erlangung der Seligkeit erklärte; auf dem Konzil zu Ephesus 431 als ketzerisch verdammt (vgl. DenzingerSchönmetzer, Nr. 267 f.). 18 Vgl. Anm. 8. 19 Amsdorff stieß in Goslar wider Erwarten beim engeren Rat auf solchen Widerstand, daß er schon drei Wochen nach Beginn seiner Tätigkeit um Abschied bat und nur auf Drängen der Gemeinde zunächst blieb, dann aber doch seine Abberufung durchsetzte. In seinem Abschiedsbrief vom 3. April 1528 bekundete er seinen Unwillen über Widerstände unter einflußreichen Leuten der Stadt (Hölscher, wie Anm. 1, S. 34f.). 20 Vgl. dazu und zum folgenden Amsdorffs Stellungnahme „Auff erfordern der thumprediger" (wie Anm. 4). 21 Mensing bezieht sich wohl allgemein auf den Druck des Rates, der die Reformation in Magdeburg unterstützte, wie auch auf Unterstellungen gegenüber Amsdorff, dieser wolle den Dom schließen und die altgläubigen Pfaffen vertreiben. Das Domkapitel hatte darüber mehrfach Beschwerde geführt, u.a. bei Albrecht von Brandenburg und beim Reichskammergericht.

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22 Vgl. Anm. 11. 23 Vgl. die „Replica" (wie Anm. 5) bzw. zuvor „Antzeygung vnd vrsachen, warumb die . . . Disputation yn der Alten Stadt Magdeburgk nicht yhren Vorgang gehabt . . . " [Leipzig: Nickel Schmidt] 1528 (VD 16 A 3022; Köhler 3173). 24 Das tat Amsdorff unverzüglich mit der schrift „Das der Pauler monich zu Dessa Johan Mensing ym glauben vnd vber den wercken ist vnsinnig, toi vnd thoricht worden . . . " [Magdeburg: Heinrich Öttinger] 1528 (VD 16 A 2335; Köhler 117). 25 Vgl. Wander, Bd. 4, Sp. 1762, Nr. 396 bzw. Sp. 477, Nr. 7. 26 Es folgen einige Korrekturen, die in unserem Text berücksichtigt sind.

Joachim von der Heyde: Ein Sendbrief an Käthe von Bora, Luthers vermeintliches Eheweib

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Das szindt myr vorwar szeltzame gest, Wan die krae yhr hüpffen untherlest, Und eyn fogel der lufft anders singt, Dan ym der Schnabel gwachssen und klingt, Szo ist Luthern itz auch geschehen, Weyl er nichts kan und thut voijehen a , Dan schelten, lestern, maledeyen, Goth und seyn heyligen anspeyen. Und untherlest es werlich szelten, Das er nicht frumme leuth theth schelten, Wo dan das selbe ytzt kunst were Und ich des lestern hette ehre Szolt es Luther frey dafür halten, Das ich dasselb auch konte walten, Ihn nach wirden tapffer auszmalen Und mit gleycher muntzen betzalen. Will es aber itz lassen bleyben Und an die gotlestrer nichts schreyben.

Bedingung M[agister] Joachims von der Heyden. Das ich die epistel des heyligen bischofs und lehrers Ambrosii 1 vordeutzscheth und neben eynem sendbrieff an die trewlosze nonne, des Lut25 thers vormeynthes b eheweybe Kethen von Bhore 2 , in den druck gegeben hab, ist nicht darumb geschehen, das ich mich als eyner, so der Sachen keinen bewust und yhr derhalb zu wenig mit dem Luther in irgenth eine disputation zu geben understehen und underwinden 0 , sonder das ich alleyn eyn vormanung, uff das die epistel also für keme d , thuen, und das andere, 30 was furder von nothen seyn wurde, den gelerthen der heyligen geschrifft befeien 6 wolt. Aber doch wan sie eyn wenig anders und nicht also bubisch, schelmisch, gottszlesterlich, ane ihren namen, wie dan alle vorrether und boszwichte zu thuen pflegen und ich sie auch dafür ausz krafft der rechte halte, geantworth hetten 3 , wolth ich meyn gegenworth auch meynes 35 vormügens angestellet haben. Nach dem sie aber, die groben knüttel, knebel, stocknarren und eszel, Lutther und sein schwarmhauffe, nichts anders dan vorachten, schelten, sehenden und lesteren können, und derhalb also an yhnen alles reytzen, vormanen und lehren, tawff und kreyszem f , hopf-

a) bejahen b) vermeintliches, angebliches c) im Sinne: mich nicht trauen würde d) bekannt würde e) überlassen, anempfehlen f) Chrisam, Salböl

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fen und maltz vorlohren ist, wil ich mich alhie öffentlich vor eynem yden, was wirdens, wesens ader standes der sey, bedingt8 haben, das ich den selben schmehe und lesterschrifften, szo von dem wittenbergischen schwitzbuben auszgegangen, in keynerley weysz dencke zu antworten, weyl ich sie mit gleycher müntze muste betzalen und ein blinder wol kunne greyffen, das die selbe nicht evangelisch und gottlich, sonder ewig hellisch und tewffelisch sey. Alleyn, das wil ich ihnen tzur letzte nicht pergenh, das wir die tzehen yhar, weyl1 sie mith iren schwarmthedingen umbgangen seyn, nichts, dan alleyn die stinckenden kunst, von ihnen haben können lernen. Mugen sie darumb kecklich' tzu uns komen, wollen wir ihnen die meuler, als sie uns die pücher, meisterlich, das sie uff ein ander mall erbare, frumme, redliche und thugentsame menner, den Cocleum4, Emszern5, prediger zu Leyptzck6 und Hierony. Walthern7 meyn ich, welche sie nicht durffen under die äugen sehen, ungeschendet unnd gelestert lassen, das es allso gleych werde, ubergülden und illuminiren8, dann es solche edle meuler wol werd sein. Wollen uns auch vleyssig bearbeythenk, die selben lesterboszwicht zu erfaren und als dan wider sie als die yhenigen, so libellos famosos1 gemacht haben, procediren™9. Des sollen sie sich alles gentzlich gegen uns und nichts anders vorsehen, dann es wer unbillich, das man eynen schelmen nicht in den schindtgraben schicket. Datum Leyptzk, Mitwochs nach Egidii [2. September]. Anno domini 1528.

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M. Joachim von der Heyden wunscheth Kethen von Bhore, Luthers vormeynthem eheweybe, gnad zu bekerung in Christo Jesu, unserem seligmacher etc. Wehe dyr armen vorfurthen weybe. Nicht alleyn darumb, das du ausz 25 dem liecht in das finsternusz, auss closterlicher heyliger religion in ein vordamlich und schentlich leben, und alszo von der gnaden inn die unholde Gottes vorfurlichen abgetrethen, nachdem du dich ausz deynem closter ynn leyenkleydern wie ein tantzmeydlein ghen Wittenberg auff die hoheschule begeben, dich alda nach eynem katzschen" knecht umgesehen, mit 30 dem Luther (wie man sagt) in schnöde und offenliche untzucht gelebt, yhn auch entlich zu eynem manne genommen hast, dardurch du also an deynem breuttigam Christo mit gelubdbruchiger unehe trewlosz und meynedig worden bist. Sonder auch darumb, das du durch deyn böses ebenbild0 etwan viel unschuldiger und armer kinder ouch in disen yamer bracht hast, 35 welche in den clostern yhren tzymlichen enthaltp gehabt, Gott dem herren yhre gethane gelubd gehalten und ihr leben in zucht und reynigkeyth zugebracht hetten, die nun, nith alleyn geistlich, sonder auch leyplich arm, yha ermer dan arm, und die vorechtlichsten lewth worden seyn, das sie, wan

g) ausbedungen, vorbehalten h) verbergen, vorenthalten i) während j) mutig k) bemühen 1) ehrenrührige Flugschriften, Schmähschriften; vgl. auch den Titel der „Responsio" Hasenbergs (unten Zur Entstehung) m) gerichtlich vorgehen n) Ketzer- (vgl. DWB 5, Sp. 298 Katze als Teufelstier, als Synonym für Ketzer) o) Vorbild, Beispiel p) geziemenden, ausreichenden Unterhalt

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sie sich vor dem nebel der sunden erkennen konthen, woll selber yhrer erbarmung haben mochten. Etwan q wardt yhnen ihres leybes notdurfft reychlich zugericht, und das in eherlichen, schonen und lustigen r clostern. Itz müssen yhr eynes teyls, und der mherer s , arme speysz und tranck (das sie in den clostern nicht angesehen hetten) mit sunde und schände gewinnen, unnd das auch in unehrlichen gemeynen hewszem, do sie von unlustigen scheutzlichen und lesterlichen schwitzbuben dartzu hart geschlagen, ynen auch tzu zeythen ihre arme kleyder, tzu zeythen auch sie selber, wie die eygen leuth', vorsetzt, vorpfendt und vorkaufft werden, die man nicht anders dan wie ein fischer die fisch, mit einem koder under einem solchen lamen scheyn auss den klostern gelocket hat, als solten sie aus eynem gefencknusz in eine christliche freyheyt kommen, weyl sie doch ausz der wharen freyheyt des geysts unnd auch des fleysches in das erschrecklich gefencknusz der seel und leybes gefurth seint. Woher kompt aber das anders, dan das deyn lieber man (also heysens die losen weyber), der arme trewbrächel Gotts, rawber und apostatt" die fleyschliche eygene freyheyt inn seynen pestilentzischen schrifften, so er in die gantze christenheyt gepflantzt, auff die whare freyheyt des geystes getzogen unnd gedeuthet, Widder den heyligen Paulum, der die selbige freyheyth alleyn auff den geyst des herren gegrundeth unnd in seyner freyheith jederman gedieneth, auch umb ergernusz willenn, das yenig er tzu thun guth macht gehabt, underlassen hat, dann die ewangelische freyheyth befreyhet niemantths von den wercken der lieb, sonder von den wercken des gesetzs. Derhalben auch der heylig apostel Jacobus das gesetz der freyheyt in die werck gesetzt hat. Und darumb sagt der heylig Paulus: Yhr seith zu der freyheyt beruffen, allein seheth zu, das ihr diese freyheyt nicht zu ursach des fleischs gebraucht. Das ist, das yhr die nith so weyt erstreckt, als wollet ihr meynen (wie vil ketzer gethan haben), daz euch durch die selbe freyheytt alle ding zymen und nachgelassen sein solten. Gleych auss der selbigen ursach schreibt Sanct Petrus, das wir als die freyen mith wollthuen die unwissenheyt der unklugen dempfen und die freyheyt der boszen nicht tzu eynem deckel haben, sonder wie die knechte Gottes von den sunden frey seyn sollen, welche freyheith der boszheyt dein schwartzer monch so gar hefftig auszgeschrien, und mher dan kein ablas prediger (die er doch harth verfolgt) und sich des waren ablass miszgebraucht hat, als dan aller ketzer arth jhe unnd jhe gewest und noch ist, wie dan der heylig Petrus, da er der ketzer eygenschafft nach lenge beschriebenn, klar angetzeigt hat mith diesen worthen: Sie leben in yrthumb unnd vorheyschen ihnen freyheith, szo sie doch selbs knechte sein des vorderbens. Also hath auch der prophet die falschen propheten beschriben, das sie zu dem volck sagten: Frid, frid, da doch keyn frid was. Unnd weytter: Sie sprechen zu denen, die mich lestern, der herr hat es gesagt, euch und allen denen, die in schnodigkeith ihres hertzen wanderen, wirth frid sein und kein böses über euch kommen.

q) Früher r) anmutigen, angenehmen (vgl. DWB 5, Sp. 1341) Teil t) Leibeigene u) Abtrünniger v) gestattet

s) der größere

2. Cor. 3 [5.6.17] 1. Cor. 9 [12—19] Jaco. 1 [25] Jaco. 2 [8.12.14ff.] Gala. 5 [13]

1. Pet. 2 [15.16]

2. Pe. 2 [18.19]

Jere. 6 [14] Jhere. 25 [=23, 17]

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1. Thimo. 5 [11.12]

1. Chor. 7 [32.33]

Gen. 19 [1. Mose 19, 15—17.26]

1. Timo. 5 [15]

von der Heyde: Sendbrief an Käthe von Bora

Und disz ist die eyne lügen, damit dein lieber man dich unnd ander arme weyber auss den clostern geredt, geraubt, gestolen, und wie er gekuntt, Got dem heiren entzogen und dem tewffel zugewandt hat. Die ander lügen, damit du unnd andere trewlosze nunnen von gutthen seligen tzu bösen und vordamlichen tagen geredt unnd gebracht worden seith, ist die seellose vortrostung, so euch deyn erschrecklicher beyschlaffer gegeben, in dem, daz er öffentlich gelereth und auszgeschrieben hat, das man die gelobte junckfrawschafft tzu halten nicht schuldig 10 , ja nicht allein zu halten nicht vorpflicht, sonder auch, das sie sundtlich unnd bosz, wo sie gehalten werd, sey, welchs doch wider Got und die gantze heylige geschrifft 11 unnd sonderlich wider den heyligen Paulum ist, do er seinem jünger Thimotheo gepotten hat, die jungen wittwen tzu vormeyden, das ist, in das gelubde der keuscheyth nicht antzunehmen. Dann wann sie (spricht er) untzucht getrieben, szo hetten sie wollen freyen, dadurch sie den ersten glowben (das ist das gelubd der keuscheyth) gebrochen unnd hetten derhalb ihre vordamnusz. Yha, wan Sanct Pauel gewolt het, das die geystlichen solthen ehelichen, so het er nicht gesagt, das der, welcher von dem weyb entpunden ist, sich umb Gott bekommere. Aber wer eyn weyb habe, dencke, das der weit zugehore und wie er dem weybe gefalle. Wie deyn juncker Luter auch gereydt w thut, dan er vor" sehr frech und stoltz war, meyneth, er flüg und gieng auff rosen und wer lux mu[n]di y , sähe nichts, den das do flaug. Nu aber beginth er die horner ein wenig abtzulauffen und hat grosse sorge, die nonne mocht ihme abgespennet werden. Du mochtest mir aber villeicht sagen: Welche Gott zusamen vorbunden, sali der mensch nicht scheyden [Matth. 19, 6], Hierauff wil ich dir widerumb freuntlicher meynung nicht vorhalten, das der mensch aber die, welche von dem tewffel zusamen vorfugt sein, wol müge teylen, wie in euch beyden augenscheynlich ist, weyl ewer yedes in sonderheyth Gott ein gelübde und eyd, keuscheyth zu halten, frey ane zwangk gethan hat, und Luther der christlichen kirchen und du Christo vortrawet bist. Aber habt nichts dester weniger beyde ewer ehe gebrochen und eine sundliche und lesterliche unehe angenommen. Habt yhr gelobt, so halt es auch, der keyser wil werlich, das man seynem befelh nachkomme. Solth dan Gott, welcher ein konig über alle konige, ein keyser über alle keyser ist, dulden, das seynen Worten, die steyffer 2 dan die gantze weit sein, nicht volge geschehe? Also merckestu, was du arme gethan und wie du mit der vordampten hauszfrawen Loths und den abtrünnigen discipeln a Christi widder deyn gethane gelübd hinder sich gesehen, derhalben du auch pillich gleich straffe mit ihr zu gewarten hast. Yr seit auch zwar im namen nichts viel mehr dan umb ein ,r' von einander geschiden, dan jhene was Lothes, so bistu Lothers weib, unnd seith also beyde diejhenigen, darvon Paulus schreibt, die sich schon umbgekeret und dem sathan nachgefolgt hetten, welche dan, wo sie sich anders hernachmals nicht bekerth, die ewige straff darumb entpfangen haben.

w) bereits lern

x) zuvor, früher

y) das Licht der Welt

z) stärker, fester

a) Schü-

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Weist du auch nicht, das Christus gesagt hatt? Welcher sein handt an den pflugk legen und sich wider umbsehen, das er des reychs Gottes nicht empfehelich sein wirt. Und weitter: Welcher auff dem acker sey (das ist in dem werck des herrn), das er nicht wider zuruck tretten und der hauszfrawen Loths eingedenck sein solle [Luk. 17, 31.32]. Was aber den selbigen trewlosen münchen, pfaffen unnd nunnen, die ihre leyb, szo sie Gott durch das gelubd der keuscheyt zugeeygent, wider entzogen und ihres gleichen abtrungen, ader auch andern underworffen, die keyser recht fur eyn straff vorordenth haben 12 , das las dir deynen munch, der dich hiertzu gebracht, dieselbigen recht ein weil vorworffen und nun in den artickeln der visitation 13 wider angenommen hat, welchs er allein darumb gethan, das er dasjhenige, szo man ihm nehmen, damit erhaltfen] mocht, antzeigen, daraus du erlernen wirdest, wie deyn lieber juncker Luther auff seinen worthen nicht anders, dan wie ein peltz auff seynen ermelen, stehe 14 . Aber vielmehr salt du dich, die ewige straff von diesem tewfflischen leben forderlich abtzustehen, dich von dem schleym der schlangen tzu freyen, den schwartzen grewlichen monch zu vorlassen unnd dich widerumb in ein christlich closter zu begeben, alda deyn begangen übel mit der heyligen Magdalenen 15 hertzlich beweynen und nach ihrem exempell mit einem harten leben bussen, und Gott dem herrn deynen trewbruch wider erstatten bewegen lassen, dan auff raw bekennung b , gnugthuung, unnd nicht mehr thuen, stehet die ware busz. Daran lasz dich wider c munch noch kinder oder was das sein, das dich hieraussen d zu vorharren Ursachen mochte, vorhindern, dieweyll nichts ferlichers ist, dan in den sunden zu vorharren, dieweil auch keinem vor aber 6 eher ein citationf tzugeschickt, dan der richter kommen, und ein jeden, nachdem er ihn finden, richten. Wer da im sundlichen leben abgehawen und von dem himlischen Jerusalem abgesondert sein, der selbe (wie der heilig Augustinus sagt 16 ) nicht allein diesze peen entpfahen, das er hunger und durst, sonder auch die ewigen hellisehen flammen leyden, in hewlen, weynen unnd knirschung der tzehen 8 , mith unauffhorlicher rewe, alda der nagende wurm, der nimmermher stirbeth, und das fewr sein, das in ewigkeith nicht auszgeleschet [vgl. Jes. 66, 24], und do der todt gesucht und nicht gefunden wirt. Vorlasz den Lutther kecklich h , gedenck, was du gethan, gedenck, wie vill du mith dir tzu fallh gebracht hast, gedenck auch, wie viel der selbigen in diszem vordamlichen leben bereyth vorstorben unnd, als tzu besorgen, ytz in ewiger straffe sein. Kum doch denen wider zu hulff, die noch vorhanden, mit einem gutten vorpildt, welche du durch deyn boszes leben zum tode geursacht hast. Und auff das du sampt den andern armen gefallenen weibern erkennen mögest, wie ein schweres laster ihr begangen habt, szo schick ich dir hiemith ein buchlein, das der heylig Ambrosius etwan eyner geschwechten 1 nunnen tzu besserung geschriebenn 17 , welchs ich dir ausz christenlicher lieb zu gutt vordeutzschet habe mit begehr, das du das selbe mith gleichen

b) Reuebekenntnis oder f) Vorladung

c) weder g) Zähne

d) d.h. außerhalb des Klosters h) mutig i) geschwängerten

e) zuvor

Luc. 9 [62]

L. Si quis non. L. Raptor. C. de Epis. & Cie. & C. d e Ra P Vir - & i n Aut de Rapt ' '

August, in quadam homelia

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äugen ansehen, mith hertzlicher auffmerckung leszen unnd dich des in demütiger erkentnisz bessern, auch den andern, szo mith dyr von dem bergk der tugenden geglitthen, tzuschicken wollest, auff das yhr dem schnellen tzorn Gottes empflihen und widderumb in den schaffstall Christi gebracht, mit uns allen die seligkeith erlangen und Gott den herren ewig- 5 lieh loben mochten. Dartzu helff uns der geber alles guthen, dem sey ehr und lob in ewigkeyth. Amen. Datum tzu Leyptzck am tag Laurentii [10. August], Anno M.D.XXVm. [•••J18

A) Vorbemerkung Druckvorlage: Ein Sendtllbrieff Kethen vö Bhollre Luthers vormeynllthem eheweybe sampt eynem II geschenck freuntlicher II meynung tzuuor=llfertigt. II Dartzu eyne Bedingung auff II der Wittenberger II lesterschrifft. II [TE] [Leipzig: Valentin Schumann 1528.] 4° 16 Bl. Sign.: AB 4 . - VD 16 Η 3314. Köhler 1523. Claus Schu254. - SB PK Berlin: Cu 3240 R. Zur Entstehung: Die Hochzeit Martin Luthers mit Katharina von Bora (vgl. Anm. 2) im Juni 1525 war weithin — nicht nur bei den Altgläubigen — auf Unverständnis und Kritik gestoßen. Mehr als drei Jahre später suchte eine Gruppe von Leipziger Altgläubigen um den reichen Ratsherrn Hieronymus Walther (vgl. Anm. 7), dies zu einem Hieb gegen Luther auszunutzen. Der junge Johann Hasenberg (Jan Horäk) aus Böhmen, 1518 in Leipzig immatrikuliert, 1523 Magister artium und 1525 auf Befehl Herzog Georgs gegen den Willen der Artistenfakultät zu deren Dekan berufen, schrieb unter dem Datum vom 10. August 1528 eine bei Valentin Schumann gedruckte „Epistola Martino Ludero et suae parum legitime uxori Catharinae a Bhor . . . " (VD 16 Η 712; Köhler 1507; Claus Schu-252; ediert WA Br 4, S. 518-526). Sie wurde zugleich — jedenfalls unter dem gleichen Datum — zusammen mit einem deutschen Sendbrief des jungen Joachim von der Heyde (auch Heide, Heyden, Myricianus - gebürtig aus Leeuwarden, 1522 als Joachim von der Heyda ex Dresden in Leipzig inskribiert) sowie einer von diesem ins Deutsche übersetzten angeblichen Epistel des Kirchenvaters Ambrosius (vgl. Anm. 1) ebenfalls von Valentin Schumann unter dem Titel „Czween sendbrieffe Latein und deutzsch dem Luther und seynem vormeynthem ehelichem Weybe Kethen von Bhore . . . " (VD 16 Η 713; Köhler 1509; Claus Schu-253; Edition des Heyde-Briefes ohne die angebliche Ambrosiusepistel in WA Br 4, S. 526—531) herausgebracht. Ein Exemplar dieses Druckes muß in den folgenden Tagen durch einen Boten nach Wittenberg gebracht worden sein. Der Bote wurde jedoch nicht von Luther empfangen, sondern durch das Personal abgefertigt. Auskunft darüber gibt die „Neue Zeitung aus Leipzig" (unten S. 805-811). Sie wurde von den Wittenbergern (wohl unter Anteilnahme Luthers deshalb Aufnahme in alle Luther-Ausgaben; vgl. WA 26, S. (534) 539-545) als eine Folge fingierter Briefe von Altgläubigen um den 19. August herum fertiggestellt und sogleich von Georg Rhau in Wittenberg gedruckt (VD 16 Ν 946; Köhler 3474; Benzing/Claus 2522). Der Druck muß Ende August vorgelegen haben; denn am 2. September antwortete von der Heyde mit der vorliegenden „Bedingung", einem Neudruck seines „Sendbriefes" vom 10. August und der Ambrosius-Übersetzung. Wir drucken diese Ausgabe (ohne die angebliche Ambrosiusepistel) und stellen sie vor die „Neue Zeitung". In chronologischer Abfolge wären demnach zu lesen 1. der

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Sendbrief, 2. die Neue Zeitung und 3. die Bedingung. Auf Heyde antwortete Luther mit „Ein neue Fabel Äsopi..." (VD 16 L 5476; Köhler 2583; ed. WA 26, S. 545—554); etwa gleichzeitig erschien Hasenbergs Antwort auf die „Neue Zeitung": „Ad Lutheranorum famosum libellum . . . Responsio" (VD 16 Η 711; Köhler 1506; Claus Lo-255). Die Kontroverse wurde 1530 fortgesetzt. Ausgaben:

WA Br 4, S. 5 2 6 - 5 3 1 (nur der Sendbrief).

Literatur: WA 26, S. 534-538; Claus, Untersuchungen, S. 206f.; E. Kroker, Beiträge zur Geschichte der Stadt Leipzig im Reformationszeitalter (Neujahrsblätter d. Bibl. u. d. Archivs d. Stadt Leipzig, IV), Leipzig 1908, S. 116f.

B) Sacherläuterungen 1 Ambrosius (339—397), seit 374 Bischof von Mailand, einer der vier großen lateinischen Kirchenlehrer; als Epistel nennen WA 26, S. 535, und WA Br 4, S. 523 mit Anm. 76, in Anlehnung an Hasenberg „Ad virginem vestalem corruptam et ad corruptorem nepharium" und verweisen auf Migne PL 16, Sp. 367. Es handelt sich aber um den Liber de lapsu virginis consecrate, Migne PL 16, Sp. 383-400, lt. Bibliothek der Kirchenväter I, 32, S. 308 „wohl unecht". Nach freundlichem Hinweis von S. Bräuer inzwischen identifiziert als Schrift des Bischofs Nicetas von Remesiana „Ad lapsam virginem"; vgl. Altaner/Stuiber, S. 352; TRE 24, S. 4 6 0 - 4 6 3 . 2 Katharina von Bora (1499—1552) aus Lippendorf bei Borna war bereits im Kindesalter nach dem Tod ihrer Mutter zur Erziehung in die BenediktinerinnenKlosterschule Brehna bei Bitterfeld gekommen, später ins Zisterzienserinnenkloster Marienthron in Nimbschen bei Grimma, wo sie 1515 die Klostergelübde abgelegt hatte. Von dort floh sie mit 11 anderen Nonnen durch Vermittlung Luthers am 4. April 1523, kam nach Wittenberg und heiratete schließlich — nach einer vorangegangenen Liebesbeziehung mit einem Nürnberger Patriziersohn und Gerüchten über anstößige Beziehungen zu Luther — im Juni 1525 Martin Luther (vgl. zusammenfassend H. Junghans, Luther in Wittenberg, in: Leben und Werk Martin Luthers von 1526 bis 1546, hrsg. v. H. Junghans, Berlin 1983, S. 11 ff.). 3 Das bezieht sich auf die „Neue Zeitung" (vgl. die folgende Schrift). 4 Johannes Cochläus (1479—1552); zu ihm und dem folgenden vgl. deren Schriften in unserer Ausgabe. 5 Hieronymus Emser (1478—1527). 6 Aus Hasenbergs „Responsio" (vgl. oben Zur Entstehung), Bl. A2a, ergibt sich, daß Johann Koß gemeint ist (zu ihm vgl. unten Nr. 46). 7 Hieronymus Walther aus Nürnberg, seit 1508 Bürger und Großunternehmer in Leipzig, Ratsherr und strikter Verteidiger des alten Glaubens, mit Emser und Cochläus befreundet, Berater Herzog Georgs vor allem in Wirtschaftsfragen, Finanzier von altgläubigen Kontroversschriften (lt. Claus, Untersuchungen, S. 205 ein „energischer Förderer der katholischen Publikationstätigkeit"). 8 Das bezieht sich auf die Formulierung der Wittenberger, sie hätten das Leipziger Büchlein „auffs hindergemach getragen, da es stinckt, und habens illuminiert, ja beschissen und den hindren . . . daran gewischt" (unten, S. 806). 9 Zur Rechtsgrundlage vgl. die entsprechenden Verbote in den Digesten 47, 10: De iniuriis et famosis libellis, CorpIurCiv, Bd. 1, S. 782, und Codex Justinianus IX, 36: De famosis libellis, ebd. Bd. 2, S. 387.

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10 Vgl. Luthers Ursach und Antwort, daß Jungfrauen Klöster göttlich verlassen mögen, WA 11, S. 387-400. 11 Vgl. dazu auch die mit zahlreichen Bibelstellen belegte Argumentation Johannes Dietenbergers in seiner Antwort, daß Jungfrauen Klöster und klösterliche Gelübde nimmer göttlich verlassen mögen, Laube/Weiß 1, S. 530—544. 12 Vgl. Codex Justinianus, I, 3: De episcopis et clericis, 5: Si quis non; 53: Raptores virginum, CorpIurCiv, Bd. 2, S. 19 u. 37; Codex Justinianus, IX, 13: De raptu virginem, ebd. S. 378. 13 Im Unterricht der Visitatoren vom März 1528 stellte Luther fest: „Darumb sol man wissen, das wir wol mugen brauchen, und recht ist der Keyser gesetz halten", WA 26, S. 210; Delius, Luther, Bd. 3, S. 426. 14 Vgl. Wander, Bd. 3, Sp. 1208 unter „Pelzärmel"; d.h. die Sache steht schlecht. 15 Die in Luk. 7, 36—50 erwähnte Sünderin, die später in einer Höhle 30 Jahre Buße getan haben soll; in den Heiligenlegenden als Sinnbild der Büßerin überliefert. 16 Sinngemäßes findet sich beim Kirchenvater Augustin (354—430) öfter; welche Stelle H. meint, bleibt unsicher. 17 Vgl. Anm. 1. 18 Es folgt (Bl. B2b—D4a) die Übersetzung der angeblichen Ambrosiusschrift (vgl. Anm. 1).

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Dem wirdigen hochgelarten herrn Johan Cochleo 1 , fürstlichem prediger zu Dresen, meinem günstigen herrn und freunde. Meinen willigen dienst und alles guts zuvor, wirdiger, hochgelarter herr doctor. Es hat sich ytzt newlich verschiener 3 zeit eine seltzam wünderliche geschieht begeben ynn dieser loblichen stat Leiptzig, davon yhr freilich nicht wisset (als ich achte), darümb ichs nicht habe mügen unterlassen euch solchs anzuzeygen, denn uns allen nicht gerings dran gelegen und yhr wol etwas dazu thun und radten künd. Unser prediger alhie zu Leiptzig 2 (wie yhr wisset), der ewer schonen büchlein auff der cantzel hoch rhümet als eine gottliche, hymlische schlifft, hat bisher widder den schwartzen teuffei zu Wittemberg, den gifftigen ketzer Martin Luther, so lang und wol gepredigt, bis das es (Got lob und danck) grosse frucht bracht hat und viel von der teuffelischen ketzerey bekeret und widder zu dem alten vorigen glauben gebracht und noch viel mehr erhalten, das es gentzlich zu hoffen ist, solche ketzerey solle schier ein ende haben und wie ein funcke verleschen, wo man so fort faren und anhalten wird. Dem nach haben zween hochgelarte (wie wol junge) menner, Johan Hasenberg und Joachim von der Heyde 3 , wilcher ein trefflicher poet ist, sich solcher ewer und seiner lere angenomen und die Sachen helffen foddern b und einen seer guten rat erdacht, die Sachen auffs kürtzlichst auszurichten. Dermassen, weil doch der Luther verstockt ist und keiner vermanung nicht achtet, haben sie sein vermeinets 0 weib, die verlauffene nonne Kethe von Bore 4 , neben yhm furgenomen zu ermanen mit öffentlicher schrifft, und haben warlich ein trefflich schönes büchlin an die selbige gestellet, des ich mich nicht satt lesen kan fur grosser freuden, sonderlich weil unsers loblichen predigers kunst fast das meyste drynnen ist. Denn ich und wir alle gedacht, wo wir die nonne kündten von dem bosewicht reissen, würde seine ketzerey bald singen heli, heli 5 und heiligen abend haben, wo nicht, so würden sie doch alle beyde solche schände fur aller weit haben, das sie nymer keinen tag friede miteinander haben mochten, sonderlich weil alle schrifft, zu Leiptzig ausgangen 6 , gros ansehen hat und trefflich ding ausrichtet, auch bey allen ketzern, beyde zu Wittemberg und ynn Behemen, wie des seligen Emsers 7 und Doctor Ochsenfarts 8 bücher, yn Sonderheit aber des hochgelarten poeten Myricianus 9 carmen wol beweisen. Ich wil schweigen, was ewer bücher thun, welche kein ketzer leiden kan. O, wie froliche Sachen weren das gewest, und wie hetten wir des hellischen ketzers dazu lachen gehabt. Aber, was sol ich sagen (ich bit, yhr wollets ja heymlich halten), wir haben warlich allzumal, meines dünckens, ynn die hosen geschmissen 10 , des teuffels namen. Denn als die zween hochgelarten menner solches yhr büchlin durch eygen kost und boten gen Wittemberg geschickt haben, ist

a) kurz vergangener

b) fördern, voranbringen

c) vermeintliches, angebliches

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der verfluchte ketzer (wie der bote sagt) ynn etlichen Sachen mit churfurstlichen zu Brandenburg gesandten beladend gewest, das der bote nicht hat mugen furkomen. Er hat aber seinem gesinde befolhen, solchs büchlein anzunemen und zu lesen, bis er ledig6 wurde. Da hört, was bose buben thun. Den boten haben sie ehrlich gehalten, aber das edle buchlin haben sie genommen und auffs hindergemach getragen, da es stinckt, und habens illuminieret, ja beschiessen, und den hindren (pfu, was sol doch daraus werden) daran gewischt, so schendlich, als were es nicht aus der löblichen hohen schule und von hochgelerten zu Leyptzig, sondern aus der grobesten bachanten und esel schulen komen, so auff erden sein mochte, habens darnach mit dreck und mit allem widder fein zugeschlossen und bey dem selbigen boten widder herüber gesand. Und einen brieff daneben vol spottes und schumpffirens. Darinn eine seltzame figur voller kreutzen stehet, mit buchstaben gezeichnet, weys aber nicht, was es ist. Die ich gefragt habe, sprechen das, wo man von dem mittelbuchstaben ,A' anfehet und durchhin buchstabet, so findet man das wort (Asini) wol vierzig mal, auffs genawest gerechnet. Wollen villeicht damit zu verstehen geben, das unser prediger, solchs buchlins heiliger geist, viertzigmal ein esel sey. Wo wolt denn Miricianus und Hasenberg bleiben? Und wo wolt ich selbs bleiben, der ich solchs alles so hoch gelobt habe. Wir solten wol mehr esels oren denn har haben auff unserm heubt, so man dem nach rechen wolt. Ist das nicht ein schendlicher verdrieslicher handel, so thun des verzweivelten ketzers junger und die verdampfen wittemberger. Geben darnach fur zum schein, wir solten zum ersten selbs keusch und from sein zu Leyptzig, und zum ersten unser buberey und hurerey straffen und bessern, und den dreck zu erst fur unser thür weg keren11, ehe wir den splitter aus der andern auge reissen, und unsers balcken nicht so vergessen [vgl. Matth. 7, 3—6]. Es stund auff unserm feinen buchlein zumal ein schöner meysterlicher titel, auffs aller leiptzigest und kunstlichst gestellet, das es solt ein geschenck sein, freundlicher meynung Rethen von Boren zugefertigt.12 Aber der teuffei, welch ein schendlich tranckgelt haben sie fur das geschenck gegeben. Mich verdreust aber zweyerley aus der massen seer. Erstlich, das unsers loblichen predigers und der zween hochgelerten menner geticht und anschlag so gantz und gar zunicht ist worden an der verlauffenen nonnen, und unser kunst und freuntliche meynung (verstehet mich wol) so schendlich gefeyletf hat. Darnach, das wir mit unserm gellt und muhe müssen ketzer dreck und stanck zu Wittemberg holen. Und solt leicht geschehen sein, wo der bote nicht hette eine botbüchsen getragen, das er wol solche schendliche wahr auch hette verzollen müssen zu unserm grossen spot und schaden. Was wollen wir doch hiezu thun? Mein rat und freundliche bit ist, weil yhr bey unserm g[nädigen] h[errn] an des seligen Emsers stat seyt13, yhr wollet helffen darnach trachten, wie wir ein gebot mochten von unserm

d) beschäftigt

e)

frei

f) gefehlt hat, fehlgeschlagen ist

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gfnädigen] h[errn] ausbringen, widder der gleichen fall und fahr, das man uns hynfurt nicht müsse dreck umb gelt zufuren, ob wir gleich viel geringer bucher ausschickten, denn dis gewesen ist, denn wo man die leute daran solt gewehnen und solcher stinckender handel solt einreissen, solt 5 dieser fürstlichen stat und allen hendeln viel ein mercklicher abgang geschehen, denn ytzt der zugang ist, so von böser müntze halben kompt, wie yhr zu bedencken habt. Auch damit die zween hochgelerten herrn und der prediger yhrer kunst und anschlag nicht aller ding entgelten und schände zu lohn empfahen, düncket michs gut sein, das verpoten würde, das nie10 mand Myricianum den beschissen poeten muste heissen, widder hie noch zu Wittemberg, weil yederman wol weys, das seine carmina so kostlich sind, das sie schier Virgilium erlangen 14 . Schicke hiemit ein abschlifft des obgenanten stinckenden brieffes, denn euch zu dienen findet yhr mich willig und bereyt. Geben zu Leiptzig Montag nach Assump[tionis] [17. Au15 gust] ym M.D. und XXVIII. Hieronymus Walther, burger zu Leiptzig Folget des brieffes abschlifft. 20

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Den vermeynten 15 hochgelerten Johan Hasenberger und Joachim von der Hey de zu eygenen handen, samptlich und sonderlich. Unsere unterthenigest dienst zuvor und hernach. Hochgelerten und achtbaren vermeynten poeten und rhetorn, wir fugen ewer uberschwencklichen kunst und Weisheit gantz untertheniglich zu wissen, das der ketzer Martinus Luther ewer trefflich geticht und kunst nicht gelesen hat, denn er mit andern Sachen beladen den boten nicht hat zu yhm 8 komen lassen, aber doch uns befohlen, solch buchlin dieweil anzunemen, bis er ledig wurde. Weil aber die sach ynn der eile stund, haben wir uns selbst ewer kunst zu antworten unterstanden, und wollen ewer hochgelertigkeit nicht bergen, das uns unter dem lesen viel finstemis begegnet ist, derhalben wir verursacht, solchs ewers thewres buchlin zu illuminiren, wie denn solche buchlin wol werd sind und yhr sehen werdet, nicht allein fur uns, sondern auch fur euch selbs, denn wir besorgen, das yhr selbs nicht wol wisset, was yhr darein geschrieben habt. So ists nicht new, das Leiptzig, die edle stat, solche bachanten und grosse grobe esel neeren mus. Ist aber diese färbe ewer Weisheit nicht gefellig, so mocht yhr wol noch ein solch buchlin schicken, so wollen wir uns vleissen h , dasselbige bas1 zu illuminieren. Et quia estis vobisipsis suspecti de multa sciencia, est quidam frater habens mirabilem probleumam circa quadraturam circuli, petens declarationem, quotiens in ista figura possit legi nomen dignitatis vestre.

g) sich 52

h) befleißigen

Reformation 2

i) besser

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Dem fürsichtigen und weisen herrn Hieronymo Walther etc., burger zu Leiptzig, meinem gunstigen guten freunde. Meinen willigen dienst zuvor, guter freund, ich hab ewern brieff vernomen, aber bekümert euch nicht zu fastJ umb der gifftigen ketzer bosheit willen. Es hat mir auch ein guter freund geschrieben von dieser Sachen, 10 wie yhr aus beyligender schrifft vernemen werdet. Er ist ja noch gut. Aber ich weys nicht schier, wem zu gleuben ist. Doch gedenck ich die guten zween magistri zu verteydingen und zu entschuldigen. Ob sie es nicht alles ausgericht haben, so ist doch yhr hertz und meynung gut. In magnis voluisse satis est. Wer kans alles zu gold machen? Es feyletk mir selbs wol 15 zu zeitten, und mach mir doch kein schweer gewissen drumb, sonderlich, weil mein gfnädiger] h[err] mir gnedig und yhr mir gunstig seyt. Der Luther mus doch hynunter zum teuffei mit seinem anhang. Geben zu Dresen, Mitwochen nach Agapiti [19. August] ym M.D.XXVIII. Johan Cochleus Doctor E[uer] williger. 20

Dem wirdige und hochgelarten herrn Johann Cochleo, fürstlichem prediger zu Dresen, meinem gunstigen herrn und guten freunde. Meinem willigen dienst zuvor, ich fuge e[uer] wfürden] freundlicher meynung zu wissen. Als ich nehest auff der widderreyse gen Leyptzig ynn der herberge zu Weymar lag, ward über tische gebracht und gelesen das 25 büchlin, so hie zu Leyptzig durch Johannem Hasenberger und Joachim von Heyde ist ausgangen widder den Luther und sein vermeynetes weib. Ich mus freundlich und frey mit euch reden. Was machen doch solche unser jungen loffel, das sie sich an den man und ynn solche Sachen hengen und mengen, on das sie der löblichen stad Leyptzig und unser berumbten ho- 30 hen schule schände und schmach, hon und spot zurichten mit yhrem unzeitigem und törichten schreiben. Ihr gleubet nicht, was ich da fur wort must yhrenthalben ynn mich fressen. Sie wollen fliegen, ehr denn die feddern yhn gewachssen sind, fahen hinden an, da sie solten fornen anfahen, und j) sehr

k) fehlt, d.h. gelingt mir nicht

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lassen das mittel dazu stehen. Sie vermanen eine verlauffene nonnen Widder zum kloster, und leren doch dabey nicht, wie recht und gottlich ein klosterleben sey. Meynet yhr nicht, das der Luther sein weib gelernet hat und noch lernet, wie recht sie thut, das sie ausser dem kloster lebt und bleibt, und wie unrecht sie thet, so sie widder hineinlieff, wie er denn solchs beydes durch viel bucher mit grossem ernst versucht und furgenomen hat. Aber unser jungen loffel meynen, sein weib hab solchen glauben, wie sie haben, das klosterleben heilig und recht sey, faren daher mit einer nacketen, blossen vermanung, wollen ehre einlegen. So müssen wir denn auff dem lande hören, wie die edle stad Leyptzig eitel vermessen eselskopffe habe, wie denn ich über tische hören müste, das ein feiner wellt man1 sprach zu diesem büchün: Ich meine, das die feine stad Leyptzig mus sonderlich geplagt sey[n] mit groben eseln. Schreiben und wissen nicht, was sie schreiben, gerade als wer es gnug, wenn sie ein buch schrieben, sonderlich zu diesen zeitten, da soviel gelerter leute und welltweissen sind. So bitte ich doch freundlich, wolle drob seinm, damit die jungen läppen sich anders stellen. Wollen sie den Luther odder sein weib wider zum kloster reytzen, das sie zuvor leren und uberweissen", wie klosterleben heilig und recht sey. Denn wo es der Luther und sein weib dafür hielten, das klosterleben heilig und recht were, acht ich dafür, es durfft° unser leyptziger nacketer vermanung nichts, yhr gewissen wurde sie selbs wol vermanen und treiben. Nu wir aber sie lassen ym gewissen bleiben, das klosterleben unrecht sey, und wir sie gleichwol hinein zu lauffen vermanen, richten wir deste ein grosser gelechter und spot an mit unserm vermanen, gleich als wolt ich einen vermanen, das er solt kuchen essen, da er gleubt, das vergifft ynn were etc. Ich must ja zuvor yhn bereden, das kein vergifft, sondern kostliche ertzeney drinnen were. Heist unser narren des teuffels namen yhr rethorica und poetica besser lernen, wir machen mit solcher weise unsern glauben zu verteydingen, das ich selbs schier mehr vom Luther halte, denn von den unsern. Der Luther leret und beweiset doch zuvor, was er haben wil. Darnach vermanet er. Unsere leffel können nichts denn ledigsp vermanen, das leren und beweisen stellen sie auff yhre eygen gedancken, gerade als weren sie gewis, das yederman gleube wie sie gleuben. Ist unser prediger dabey gewest, so ist er auch wol so klug als er werden wil. Sagt yhn, das diese sache wil sich nicht in genere deliberativo, sed in genere judiciali handien lassen zu dieser zeit, verstehen sie anders yhre rethorica odder sind sie theologen, quod non in exhortatione, sed in doctrina sit sita, wie Paulus sagt Roma. ΧΠ [vgl. Vg.: Rom. 12, 7.8]. Wie sie der Luther gehandlet hat ynn seinen buchern. Thun sie des nicht, so schaffen sie nichts anders, denn das sie den Luther und sein weib stercken mit yhrem faulen, ledigen vermanen, zu yhrem eygen spot und höhn. Denn man mus zuvor das unrecht und yrthum beweisen und das gewissen uberzeugen, sonst ists alles verloren, und machen, das man yhre buchlin ynn

1) d.h. ein feiner Mann von Welt m) d.h. der Adressat möge dafür sorgen n) nachweisen o) bedürfte p) ausschließlich 52*

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die apoteken odder auffs heymliche gemach schickt. Yhr sehet ja wol, wie der Luther gewaltiglich schreibet und umb sich stosst, und diese 10ffel machen sich mit blossem ledigen papir an yhn, das verdreust mich über die massen von den unsern. Sie haben wol die epistel Hieronymi daneben gedruckt16, was fraget aber der Luther darnach? Haben sie so gar keine sei- 5 ner bucher gelesen, so sind mirs ja tolle vermessene läppen. Haben sie aber die selbigen gelesen, so müssen sie unsynnig sein, Luther wil schlifft und beweiset haben, das Hieronymus mit recht das klosterleben heilig und gut spreche. Er weys fast wol, das hurerey unrecht sey, wie solch exempel gibt. Aber wo sind hie unsere junge poeten und rethorn, die mit schrifften 10 beweisen, das klosterleute solch gewissen müssen haben, wie Hieronymus hie sagt? Solchs hab ich e[uer] w[ürden] als ynn der eyle geschrieben, hoffe, wil schier mündlich mehr mit euch davon reden. Wollen wir nicht anders denn also schreiben, so stünde uns schweigen wol an. Euch zu dienen bin ich willig. Geben zu Leiptzig Dinstags nach Agapiti17 15 MDXXVffl. E[uer] williger und bekandter der alte F[?] zu W[eimar?].

A) Vorbemerkung Druckvorlage: NEW. ZEIT=IITVNG. VON II LEYP=IITZIG. II [drei verschlungene Blättchen.] II [Wittenberg: Georg Rhau 1528.] 4° 8 Bl. Sign.: AB 4 . - VD 16 Ν 946. Köhler 3474. Benzing/Claus 2522. - HAB Wolfenbüttel: 181.16 Theol. 4° (8). Zur Entstehung:

Vgl. oben S. 802f. Zur Entstehung.

Ausgabe:

WA 26, S. 539-545.

Literatur:

WA 26, S. 534-538.

B) Sacherläuterungen 1 Johannes Cochläus (1479—1552); zu ihm vgl. seine Schriften in unserer Ausgabe. Hier als Hofprediger Herzog Georgs von Sachsen in Dresden apostrophiert; das Amt hatte er seit Januar 1528 inne. 2 Johannes Koß, vgl. oben S. 803, Anm. 6. 3 Zu beiden vgl. S. 802f. Zur Entstehung. 4 Vgl. S. 803, Anm. 2. 5 Vgl. Matth. 27, 46; der Schrei eines Sterbenden. Luther gebraucht die Stelle gleichsinnig gegen das Papsttum (z.B. in seiner Treuen Vermahnung von ca. Januar 1522, WA 8, S. 684; Delius, Luther, Bd. 3, S. 23). 6 Leipzig als Zentrum des altgläubigen Buchdrucks (vgl. Claus, Untersuchungen). 7 Hieronymus Emser (1478—1527) — vgl. seine Schriften in unserer Ausgabe —, Hofkaplan und Vertrauter Herzog Georgs in Dresden, war am 8. November 1527 gestorben. 8 Der Leipziger Theologieprofessor und Prediger Hieronymus Dungersheim aus Ochsenfurt (1465—1540), ein Verteidiger des alten Glaubens in Wort und Schrift.

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9 Unter dem latinisierten Namen trat Joachim von der Heyde als Liederdichter auf; hier könnte die Elegeia in mortem Hieronimi Emseri, Leipzig: Valentin Schumann 1527, gemeint sein (Claus Schu-244). 10 Bei Wander nicht nachgewiesen. 11 Vgl. Wander, Bd. 4, Sp. 1190ff„ Nr. 34, 43 u.ö. 12 Vgl. den Titel der Zwei Sendbriefe Hasenbergs und Heydes oben S. 802. 13 Nach dem Tode Emsers (vgl. Anm. 7) wurde Cochläus von Herzog Georg als dessen Nachfolger nach Dresden berufen. 14 D.h. den berühmten römischen Dichter Vergil (Publius Virgilius Maro) ( 7 0 - 1 9 v. Chr.) erreichen. 15 Vermeintlichen, angeblichen, als Anspielung auf die entsprechende Titulierung Katharina von Boras in den Briefen Hasenbergs und Heydes. 16 Hier handelt es sich offensichtlich um eine Verwechslung der Wittenberger. Gemeint ist die angebliche Epistel des Ambrosius (vgl. oben S. 803 Anm. 1). Der Kirchenvater Hieronymus (um 347—419/420) wird weder bei Hasenberg noch bei Heyde erwähnt. 17 Auch hier muß den Wittenbergern ein Fehler unterlaufen sein; denn Agapitus (18. August) fiel 1528 auf Dienstag. Wahrscheinlich deshalb setzt WA 26 das Datum auf den 25. August, was aber schlecht möglich ist, da der Brief als Beilage zu dem vom 19. August konzipiert ist, also diesem vorausgegangen sein muß. WA Br 4 korrigiert (wohl richtig) auf 18. August, ohne daß anscheinend das „nach" auffiel.

Petrus Sylvius: Bekenntnis, aus: Von den letzten fünf Büchern

2. Thess. 2 [3 f.], 1. Thim. 4 [3 f.], 2. Petri 2 [pass.], Judas Ta. [pass.]

Math. 12 [ 4 3 - 4 5 ] Johan 14 [16f.] und 16 [7 f. 13-15]

Darauff protestire3 ich tzum ersten tzu warnunge allen widderspenigen und sunderlich allen bloßgleubigenb luttrischen menschen, das ichs vor Gotte unnd aller werlt alhie und am jungesten gerichte kan und will mit aller warheyt bekennen und erhaltenc, syntemald ichs gewißlich und eygentlicher6 erkant hab, denn das ichs bys anher hab können beschreiben, das luttrische schriffl und lehre und all seyn vornehmen kompt garf und eytel durch wirckunge der boßen unnd der aller boßhafftigesten geystern, so alleyn der letzten tzeyt seyn vorbehalten. Nemlich des yrthums, der lugen und der lesterung, von wilchen dreyerley geystern auch die aposteln, yn letzten tagen tzu entstehn, klerlich vorkundiget haben, dovon Π. Thessa. Π [3f.], item I. Thimo. ΠΠ [3 f.], item Π. Petri Π [pass.], item Judas Thadeus yn seyner epistel [pass.], yn wilchen orten werden klerlich ausgedruckt dyße drey geystern und sunderlich der lesterung, so yn letzten tagen, wie itzt schon geschehen ist, wurden komen. Derhalben ist meyn getraw radt und ynnigliche ermanunge, sie wolten allen vleis, gewalt und macht von der vorstrickunge der selbigen geystern, dareyn sie unvorsichtiglich sein gefallen, sich zu entbrechen darstrecken8, dan ich weis, wie Christus sagt, das wo der geyst der lesterunge unnd die sunde widder den heyligen geyst und sunderlich die strebunge widder die erkante warheyt der heyligen christlichen kyrche, die durch den heyligen geyst wirt yn aller warheyt noch11 getzeugnis Christi undirweyßet, eynfart wurde eingelassen, das man der selbigen sunde schwerlich kan widder loß werden. Dann yhnen seyn vergraben und verhawen alle stege und wege, widdertzukomen tzur gnade und tzur seligkeyt. Syntemall die selbigen menschen, unnd sunderlich die luttrischen, mit allen sunden wider den heyligen geyst strebend auffs höchste bestrickt seyn, wie es Ii. XVI, arti. [L]XIX, J.K.L.M.N.O.1 gnuglich erklert ist. Daruber auch wie eyn kwhe odder eyn steyn wollen sie keyne vernunfft noch freien willen yn yhnen wissen, wie es do seibist arti. LXVII, L.M.2 ist angetzeigt, darumb ist gar schwer und schier unmuglich eym luttrischen menschen sich tzu bekeren und wider zum weg der seligkeyt zu komen. Idoch will ich dem gemeynen man, wilcher noch nicht yn dar luttrisehen blintheyt so hefftig wie die anfurer verhärtet und verstorret ist, eyn trewlich rath geben und eyn gewissen wegk tzur seligkeyt weyßen, und ist der. So er kunthe yhme1 seibist solche gewalt thun und so viel vernunfft unnd freyen willens yn sich fassen, und also seinen geyst betzwingen, das

a) bezeuge, beteuere b) gemeint: ausschließlich dem Glauben (nicht den Werken, der Kirche etc.) verpflichteten c) als wahr erweisen d) zumal, weil e) gründlicher, grundsätzlicher f) ganz, völlig g) (allen Fleiß...) anwenden, sich aus der Verstrickung zu befreien h) nach i) sich

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er yhme lisse solche andacht und ynnigkeyt tzu Gotte und tzu Christo haben, das er etlich fart auff seyne kny konthe fallen und den ewigen Gott und Christum andechtig und ynniglich, getrewlich und begirlich umb seyne gnade bitten, yn dyssen tzwitrechtigen tzeyten tzu erkennen seyn gebreche und den rechten wegk der christlichen warheyt und seligkeyt, und das er yhn nicht wolte yrgent yn eym vertumlicheit' yrthum lassen vorbleiben, auch das selbig gebethe mit fasten odder yhe mit almus geben bekrefftigen. So er dyß vermuchte tzu thun, so soll er sicher hoffen, Gott wurde yhme den wegk der warheyt und seligkeyt kurtzlich k offenbaren unnd wurde yhn wie Comelium tzu Petra, das ist tzu der waren christlichen kyrche, so erstlich Petro tzu regiren befolhen ist [Matth. 16, 18f.], durch ynwendige ermanunge gnediglich weysen, tzu glawben, wie die selbige glewbt, und sie lassen glawben, wie er glawbeth, wie ichs dan von etlichen hefftigen luttrischen menschen eygentlich hab erfaren, das sie durch dysen wegk, ydoch vermittelst der andern christen vorgehnde ermanunge, seyn mitt grosser dangksagung Gottes 1 widder tzu erkentnis gotlicher unnd christlicher warheyt und gerechtigkeyt und zum gehorsam und eynigkeyt der heyligen apostolischen christlichen kirche komen. Darynne man alleyn, noch" 1 getzeugnis der heyligen schrifft, die ewige seligkeyt entlich mag erlangen. Man lyst auch von Turcken und heyden, das sie durch dysen weg zum christlichen glauben seyn komen. Syntemal" aber untter tausent, so sie dysen rath und wegk schone geleßen unnd erkant hetten, kawm eyner annympt, darüber die christliche schrifft wider 0 hören, lesen noch sehen wollen, derhalben muß durch authoritet und vorsichtigkeyt der herschafft und sunderlich durch die allerdurchleuchtigesten und grosmechtigesten keiserliche majestat solche unseligkeyt unnd durfftigkeyt von Deutzscher Nation abgewant werden, odder wurde entlich keyn christenheyt noch yrgent eyn christliche noch luttrische herschafft noch obirkeyt yn Deutzscher Nation bleyben, wie ichs vormals und vom anfangk meyns schreibens mit unwiddersprechlicher schrifft unnd manchfaltiger antzeigung offte erklert hab. Gott wolte es durch seyne gnade und barmhertzigkeyt, als mir ungetzweiffelt ist, zum besten schicken noch seyner gotlichen ehre und aller unseren seien Seligkeit. Amen. Zum andern p protestire q ich vor Got und der werlt sicher tzu erhalten^ das ich alleyn von wegen gotlicher ehre unnd menschlicher seligkeyt, die selbige tzu erhalten und die gotliche und christliche warheyt und gerechtigkeyt tzu erkleren und die vertumligkeyt s der ketzerischen falscheit unnd betrigligkeyt tzu entbloßen und tzu widderlegen unnd aus keyner synlicher gunst noch haß yrgent eyns menschen hab die XXV buchleyn 3 beschriben. Auch keyn menschlichen rhum, sunder alleyn der gewonlichen luttrischen schmocheyt 1 , schendung und lesterunge gewartet" und von Gottis wegen

j) strafwürdigen, verdammenswerten k) in kurzer Zeit 1) Dank an Gott m) nach n) Weil o) weder p) zweiten q) erkläre, bekunde r) als wahr zu erweisen s) Verdammenswürdigkeit t) Schmähung u) erwartet, zu erwarten gehabt

do von Actorum [Apg.] 10 [pass.]

Ephe. 2 [16ff.] und 4 [3—6. 13-16], Hebre. 12 [24ff.]

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die selbige nicht geforchtet noch geachtet tzu erleiden. Auch key η tzeitlichen nutz dodurch begert noch gedacht zu erlangen, sunder, so die buchdrucker hetten die selbigen wollen auff yhre kost und gewyn drucken, so hett ich gerne die muhe unnd arbeit von Gottes wegen wollen tragen. Aber sie seyn dyß tzu thun nicht gesynt gewest, unnd wiewol ich von wegen meyns armuts und elends nyh gehoffet noch gedacht hab, auff mein kost yrgent ein buchleyn tzu vormugen an tagk tzu brengen, so hat es doch Gott also geschickt, das, so ich durch die lutrischen burger von Weyda4 und darnoch volkomlicher durch die schwartzen lutrischen pawern von Lohmaw bey Schmollen5 vertriben unnd noch viel armer unnd elender denn vor gewest unnd were gegen Dreßden komen, do ist das dreytzehendt buchleyn vom apostolischen glauben6 auff mein kost, so viel als ich vormochte tzu betzalen, yn druck komen, dysselbige mehr gedacht umb Gottes willen tzu vergeben, denn vermugen tzu verkewffen, und fortan lassen die andern ungedruckt bleyben. Sunderv es ist mir über meyn dangk geschehn, das mans gerne gekawffet hat. Daruber seyn etliche gottfurchtige menschen und prelaten, geystlich und auch weltliche, wiewol der wenig gewest, die meyn elend unnd armutt, so ich keyn dienst noch standt hett yrgent eyn tzerepfennigkw tzu erlangen, unnd die andern buchleyn auch gerne hett yn druck gebracht, angesehn, und von wegen Gottis zuweyl auch eyn forderunge* gethan, domitt ich die buchleyn eyns noch dem andern, als bald ich hette was weniges sie zu verlegen uberkomeny, yn druck gebracht. Gott gebe den selbigen2 die ewige belohunge. Amen. Und der selbigen bucher, die ich auff meynem nacken getragen, Got weiß, den armen pristern und brudern, auch den luttrischen menschen, so sie tzu lesen vorheischen haben, von wegen Gottis und menschlicher seligkeyt offte viel mehr vergeben denn verkawfft. Auch ander fremde nutzliche buchleyn umb meyn gelt gekaufft unnd auff das sie an tag kernen verschanckt, und keyn geytz" noch eygen nutz, wie mir offt die luttrischen vorgeworffen haben, vorsetzlich darynne gesucht hab. Zum dritten protestire ich und bekenne vor Gott tzu erhalten und vor der werlt war tzu machen, das ich noch groser muhe, erbeyt und kranckheyt yn meynen schwachen und gebrechlichen tagen yn rechter gutter meynunge byn tzu letzte nach betagten yarn eyngetzogen ynn die geystliche observantz predigerordens7, sunderb auß wyrdiger, billicher0 unnd auch nothhafftiger Ursache, dieweyl mir solche observantz von wegen meyner schwacheyt unnd gebrechligkeyt, wie mans auch ym versuch yhard erkant hat, nicht alleyn untreglich, sunder auch unmuglich und, als Gott weiß, meynem leybe und leben verderblich und todtlich gewest ist, byn durch alle obir und obirsten prelaten des ordens und durch den gemeynen hyrthen und regirer aller waren christen yn geystlichen Sachen, das ist durch die bebstliche heyligkeyt, sublemirete und entlediget worden, und wie eym

v) Aber w) Zehrpfennig, d.h. Geld zum Lebensunterhalt x) Förderung, Unterstützung y) übrig behalten z) d.h. den Geldgebern a) Habgier b) aber c) zu billigender d) Probejahr (Noviziat) e) (aus einem Vertrag) entlassen

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andern weltlichen prister den pristerlichen standt und ampt yn der werlt tzu füren noch aller machte yhrer authoritet erlewbt. Alleyn das ich die selbige tzeit, das ist anno domini M.D. und ym ΧΠΠ. yar, von dem ordenskleidt, tzu vermeiden ergernis des gemeynen unwissenden volcks, nicht hab begert an dem heyligen vater babist tzu entlediget werden, wiewol ich solche Ursache aller dyser entledigung hette, wie ichs kan, wo ich sal, war und weiße machen f , der gleichen keyn oder kawm yrgent eyn religiosus, dieweil die geystlichen orden gestanden 8 seyn, gehabt hat, wilchs ich hie darumb eyngesetz h hab, das mich keyn religiosus so leichtiglich zum exempel nehme und ein itzlicher warer Christ nicht fremde frag oder bekumemis darumb habe, sunder solche sache den geordenten prelaten tzu erkennen und tzu beschicken lasse, wilchen Gott mitt yhren untterthanen noch gelegenheyt der sache tzu ordiniren und tzu dispensiren volle macht gegeben hat, dovon Ii. ΧΠΠ, arti. LVm, F.G.H. 8 , und nicht, wie die luttrischen thun, alles richten, urteilen und verdamen, die sunst alle monichen und nonnen wollen auß den klostem treyben und doch, die do aussen sein, stets wollen yns kloster yagen, unangesehen alle billiche Ursache und authoritet der geordenten prelaten, und also verkert die luttherey yhre wort unnd gemuth, wie es yhre unguttigkeyt noch1 yhrer unchristligkeyt eyngibt. Zum Vierden protestire ich und gelobes auffs nawe Gote, Christo unnd der waren heyligen christlichen kirche, über wilche erstlich Petrus unnd nochfolgentlich alle seyne nochkomenden stathelter tzum obirhewpt, tzum gemeynen hyrthen unnd regirer durch Christum geordent seyn, das ich yhren glawben, lehre und yhre übliche vemunfftige bescheidene und durch Got bewerte selige und heylige ordenunge will bys yn meinen todt stets vehstiglich ym hertzen halten, mitt dem munde bekennen und meyns vermugensJ mich bevleissigen, unverechtiglich und gehorsamlich mitt der tath yn gotlicher und christlicher liebe tzu beweysen und tzu volbrengen und keyn widderwertigkeyt noch Verfolgung, keyn angstliche noth noch betrubnis, keyn peyn noch marter sali mich, ab Gott will, nymmehr dovon abfuren noch abdringen und yrgent zum andern fremden glawben brengen, und viel weniger tzu dem ungotlichem und unchristlichem und wie ichs yn allen buchlein bißher durch gotliche und christliche schlifft gnuglich unnd klerlich bewert hab, unmenschlichen luttrischen glawben und lehre betzwyngen. Dann Gott, der alle ding erkennet, weiß das wol, und wo es nott were, wolt ichs auch glawbwirdig antzeigen, das ich von wegen des geistlichen kleids und observantz, dotzu ich von wegen meiner schwacheyt ny tuglich noch gnugsam erkant byn, habe solche angest und noth, betrubnis und elend, verlossung und Verfolgung und viel ferligkeyt des todes yn der Christenheit erliden, das auch kein christenmensch yn der Turckey kan grosser leichtlich uberkomen k . Und also, wenn die lutrische schrifft und lehre irgent ein schein der gotlichen oder christlichen warheyt und menschlicher seligkeyt het, so solte billich seine lehre keym mensch so gros ange-

f) d.h. beweisen g) bestanden h) eingefügt i) gemäß Vermögen k) d.h. von größerer betroffen werden kann

j) nach meinem

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nehme sein denn als mir. Idoch sage ich und begere es vor Gote zu erhalten, das so mich auch die bebistischen hetten one alle schult ans kreutz genagelt oder an spiß gestegt und kernen die luttrischen und sprechen: Nym an unsern glawben und lehre, so wollen wir dich hir abnemen unnd wollen dich gesunt, reich und selig machen etc., so weis es Got, ich wisset es nicht zu thun unnd wolt es auch nicht thun, ich woldt mich dann muttwillig und wissentlich zum ewigen verdamnes dem tewffel geben, derhalben bey dem glawben, lehre und gemeiner ordenunge der heiligen christlichen kirche, nach erkentnis und beschickunge aller meiner geistlichen prelaten, dieweil mir die klosterliche ordenunge und observantz, als Got weis, von anfang untreglich gwest, wil wie ein ander christlicher priester stets vestiglich und unbruchlich bleiben unnd allen menschen bey bewarunge yhrer seien, wie ichs am endt yn viel vorigen buchern gethan, zu bleiben getrewlich geraten haben, zu gotlicher ehre und zu erlangen die ewige seligkeyt. Amen. Domit wil ich alle die X X V buchleyn, so ynn der Missiva9 angetzeigt, widder den Luther beschlossen, die selbigen dem obirsten durch Christum verordenten prelaten und regirer der christlichen kirchen untterworffen und mich mit meynen widersprechern oder widderparten vor eym ytzlichen christlichen obirprelaten oder vorsamlunge zu gestehn1 erbotten haben.

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Justiciam tuam non abscondi in corde meo, veritatem tuam et salutare tuum dixi. Non abscondi misericordiam tuam, et veritatem tuam, a concilio multo. [Vg.] Psalmo 39 [11]. Gedruckt zu Leyptzig, Mitwoch noch Egidii [2. September] Anno do- 25 mini M.D.XXVm.

A ) Vorbemerkung Druckvorlage: Von den letzten Funff II buchern M. Petri Syluij. so noch II den Ersten tzwentzygen folge/ wie yn der Missiue angetzeigt II Aus wilchen/ etzliche lustigk/ etzliche erschrecklich/ ydoch II allesampt nutzlich vnd heylßam seyn tzu lesen/ vnd tzu erken=llnen. Zw vermeiden das arg des yrthums/ vnd tzu II erwelen das gut der warheyt. Darynne das II erste erklert die vnderscheid Zwischen II der warhafftigen vnnd der boß=llhafftigen Kyrche. etc. II [Widmung an den Kaiser; Psalmen] II Leipzig: [Nickel Schmidt] 2. September 1528. 4° 26 Bl. Sign.: A - C 4 A B 4 C 2 D 4 . - V D 16 Ρ 1307. Claus Schm-65. Seidemann, Schriften, 20. - SB PK Berlin: Cu 6460 R. Zur Entstehung: Nachdem Petrus Sylvius (vgl. oben Nr. 4, 7, 9, 22, 23, jeweils Zur Entstehung) Anfang 1528 endlich durch Vermittlung Herzog Georgs von Sachsen eine Anstellung als Kaplan in Rochlitz gefunden hatte, gab er in kurzer Folge

1) verteidigen

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die bislang noch nicht gedruckten seiner in der Missive (oben Nr. 7) angezeigten 25 Schriften (dort Traktate, hier Bücher genannt) heraus (Seidemann, Schriften, 15—20). Die „letzten fünf Bücher" enthalten die Traktate 21—25, die zu unterschiedlichen Zeiten entstanden waren. Sie sind nicht durchgängig paginiert, sondern beginnen mit dem 24. Traktat wieder bei A l . Von hier an scheint die Schrift auch selbständig vertrieben worden zu sein; mehrere Exemplare sind bekannt (vgl. z.B das Wolfenbütteler Expl. bei Köhler, Microfiches, 878/2213) und werden separat in Bibliographien geführt (Seidemann, Schriften, 18; Claus Schm-58; nicht aber in VD 16). Sie verfügen jedoch über kein eigenes Titelblatt, sondern beginnen Al sofort mit dem Text, der dann bis zum Ende mit dem hier folgenden völlig identisch ist. Das deutet darauf hin, daß hier mit dem Druck begonnen und dem stehenden Satz nachträglich die Traktate 21—23 vorangestellt wurden, nun aber mit einem zusammenfassenden Titelblatt. Am Schluß (Bl. Dlb—D4b), der wohl erst kurz vor der Drucklegung entstanden sein dürfte, faßt Sylvius sein Bekenntnis zusammen. Wir drucken nur dieses.

B) Sacherläuterungen 1 Sylvius meint die 16. seiner in der Missive (oben Nr. 7) erwähnten 25 Schriften, die von der lutherischen Kirche handelt (vgl. oben S. 133 Anm. 5). Sie enthält die Artikel 66—71; hier sind die mit den angegebenen Buchstaben bezeichneten Punkte des 69. Artikels gemeint. 2 Ebd. Art. 67. 3 Vgl. Anm. 1 und oben S. 132. 4 Weida in Thüringen. Sylvius war dort ca. November 1524 Pfarrer (vgl. Seidemann, Sylvius, S. 131 ff.). 5 Lohma (früher Post Nöbdenitz), ein Dorf und Rittergut bei Schmölln in Thüringen. Vgl. zum folgenden auch Seidemann, Sylvius, S. 135ff.; Paulus, Dominikaner, S. 56. 6 Vgl. oben S. 132 Anm. 1. 7 Sylvius war 1508 in Leipzig dem Dominikanerorden beigetreten (vgl. dazu und zum folgenden auch Seidemann, Sylvius, S. 119f¥.; Paulus, Dominikaner, S. 53f.). 8 Sylvius' Traktat von der heiligen apostolischen Kirche (vgl. oben S. 133 Anm. 2), der die Artikel 5 5 - 5 8 enthält. 9 Oben Nr. 7.

Thomas Murner: Hier wird angezeigt das unchristliche Ausrufen und Fürnehmen einer löblichen Herrschaft von Bern, eine Disputation zu halten Radtschlag haltender disputation zu Bern. 1 Wir, Schultheis, der klein und groß radt, genempt 3 die zweyhundert der statt Bern, entbieten allen und jeden geystlichen und weltlichen, prelaten, epten, pr6bsten, dechan, Chorherren, lütpriestern, pfarrern, seelsorgem, caplanen, vicarien, helffernb, verkündern des wort Gottes, und allen andern priestern, ley sehen 0 und ordenslüten, darzü unsern schultheissen, tschachtlan d , vogten, stathaltern, fryweiblen 6 , amman, weyblen 6 und andren amptlüten, auch allen unseren lieben getruwen, unser Stetten, landen und gebieten, inwonern, hindersassen f und unserer verwaltigung zugehörigen, niemans ußbeschlossen, denen disser brieff zukompt, unseren günstlichen grüß und alles guts zuvor, und fiegent uch 8 hiemit zu wissen. Wiewol wir hie vor zu merern mal fil und mancherley mandaten von wegen der zweyspaltung des glaubens haben lassen ußgon 2 , der hoffnung und Zuversicht, solches solt und würd zu frid, ruw und christlicher einigkeit gedienen. Das aber biß har nit so vil frucht bracht, dann daz für und für zwytracht, mißhal, widerwertig meinung und unglich verstandt ußgebrachen. Harfliessendt uß dem, das die predicanten allenthalben in unseren Stetten, landen unnd gebieten, in verkündung des wort Gottes, unglichformiger ußlegung und lere sich gebruchen. Dadurch ein parthy dissem und die andre dem andren sich anhenckt, unnd ein jeder, was im angenem, anmietig unnd gefellig ist, beschützen, handthaben und schirmen wil, unermessen und unerwegen gotliche warheit und einfaltige meinung des woren christlichen glaubens. Das alles Zerrüttung briederlicher liebe und christenlicher einigkeit gepürt11, zu dem daz doruß verderplicher nachtheyl libs, seel, ere und güts, unnd abfal gemeines nutzes, frommen wesens und standts, auch tyrannische regierung entspringendt. Dem allem mit hilff und genad des almechtigen fürzukommen 1 und den grund gotlicher warheit, christenlichs Verstands und glaubens fürzübringen und dem nachzuleben, rechtgeschaffen unnd in gotlicher gschrifft gegründt gotsdienst zu pflantzen und jebenJ, der menschen Satzungen (damit man Gott vergeben eret) ußzurüten, so haben wir mit wolbedachtem einhellem radt ein gemein k gesprech und disputation allhie in unser statt Bern zu halten angesehen, und deshalb verrümpte 1 zit bestimpt. Nemlichen nechsten Sontag nach dem nüwen jarstag schierst komment [5. Januar 1528], sol jederman

a) genannt b) Diakonen c) Laien d) Kastellan, Burgvogt (Lexer 2, 637) e) Gerichtsboten f) Untertanen g) euch h) gebärt, hervorbringt i) zu wehren, zu verhindern j) üben, abzuhalten k) allgemeines 1) bekannt gemachte

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zu nacht an der herberg sin, nachvolgenden tagen die disputatz zu volfieren, zü wolcher wir erstlich beschribben m haben die vier bischoff, mit nammen den von Costentz, Basel, Wallis und Losen 3 , deren bistumb sich in unser stett und land strecken, das die selben in eignen personen von wegen irs ampts, als obrist seelsorger unnd hirten, die sy wöllen geachtet und gehalten werden, all hie erschinen, und ir geiorten im wort Gottes mit inen bringen und zü disputieren anhalten und keins wegs ußblyben, by verlierung alles des, so sy bischofflichs ampts und würden halb hinder uns ligen haben. Demnach so ist allen und jeden unseren getruwen lieben eidtgnossen und pündtgnossen von Stetten und lendren schriffilich verkündung zugesandt, ir geiorten, geystlich und weltlich, wolcher parthy sy doch des glaubens halb anhengig sigent", uff die disputatz zu verordnen und abfertigen. Ob mit gotlicher hilff und gnad gemein eidtgnoschafft, so vorhin mit eydts pflichten, so wyt sich lib und gut, land und lüt erstreckt, vereinbaret 0 ist, auch in einigkeit des woren christlichen glauben und recht geschaffenen gotsdienst mocht gebracht werden, da mit zammenthafft p die eere Gots vorab und dem nach gemeiner Christenheit wolfart gef(irdretq und erhalten wurde, ungeachtet gehalten disputation zü Baden im Ergow 4 , dan uns und uch deren halb nit gnüg beschehen, so uns uff filfaltige werbung die acta der selben, wie sy in die fedren geredt, nit haben mögen v e r l a n g e t 5 , auch nüt destminder in zweyung des glaubens beharret würt. Wir wollent aber hiemit nit vermeinen noch verston, bemelt s unser lieb eidt oder pundt gnossen gemeinlich noch sonderlich' zü haltung des, so uff gedachter disputation beschlossen würt, [zu] bezwingen noch sy von irem fümemen zü trengen. So denn haben wir gar eigentlich beredt und endtlich beschlossen, das in dissem gesprech kein andre geschrifft dann beyder nüws und alts testaments, so biblisch genent würt und Gots wort ist, sonder" das bloß klar und luter wort Gots hierumb anzogen und gebrucht, und das es mit lerer verstandt und ußlegung v , wellich doch die sigent, nit sol übergeweltiget noch erlutret w werden, allein biblisch gschrifft mit biblischer erklert, ußgeleit", verglicht und die duncklen mit der heitem y erlüchtet. Auch niemans dorüber dann allein die gotlich gschrifft sich selbs zü urteilen hab, die dann daz richtschit, schnür, grundtveste und einiger 2 richter des woren christenlichen glaubens ist. Daruff und nach 3 ein jeder christenmensch sin glauben und vertruwen richten, setzen und buwen sol, aller menschen tandt b , klügheit, Spitzfindigkeit, eigen gütduncken und meinung hindan gesetzt. Und damit angesehene disputation dest dogenlicher 0 volstreckt werde, wollen wir von uch allen und jedem in sunders gehebt haben, das ir mengklichem d , so sich harzü verfiegen will, frindtlich entpfahent, haltent und lassent, und keinerley beleidi-

m) angeschrieben, eingeladen n) seien o) vereinigt p) insgesamt q) gefördert r) erlangen s) die genannten t) weder alle noch einzelne u) allein, nur v) Verständnis und Interpretation der Kirchenlehrer w) erläutert x) ausgelegt y) klaren z) einziger a) danach b) Geschwätz c) tugendhafter, rechtschaffener d) jedermann

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gung weder an lib noch an güt, weder mit Worten noch mit wercken ζύ gestattendt, dann wir jederman, frembden und heimschen, fry sicher geleit, frid und volkummene Sicherung har zu uns und widerumb hie dannen an sin gewarsame, als wyt unser gebiet und herschafften langen, hiemit zugesagt haben und vestigklich halten wollen. Und sitenmal® gegenwertig gesprech fiirnemlich uns und uch zu gütem, auch zu underrichtung, entscheidt und Vereinbarung geordnet, wollen wir, das all pfarrer, seelsorger, die so sich predigens undernemen, und all ander, geystlich oder weltlich, der seelsorg und hirtung der scheflinen Christi fürgesetzten, die in unseren Stetten, landen und gebieten wonhafft sint, wollich parthy sy doch halten, sich har uff die angesatzte disputatz verfiegen und gesprech haltendt by verlierung irer pfrienden, und damit mengklich der schlußreden, so man disputieren würt, erinneret syge, und sich guter zit dorüber beradten mog, schicken wir uch die selben hiemit zu. Da by so lassen wir allen andren priestern und leyen, so zu disputieren sich underston wolten, fryen zugang, daz zu thün mögen. Wyter, so haben wir zu formlicher inleitung und fruchtparem ußtrag disses gesprechs fürsehen, das niemands, geystlich noch weltlich, welcher oder wannen har er sige, in disser disputatz understünde noch fürneme unzucht, uffrür, zanck noch hader unnd keinerley gewalt, schmach noch laster, weder mit Worten noch dädtlich zu volnbringen, sonder jederman sich tugenlich, frindtlich unnd lieplich erzeige und halt, als lieb jedem ist, unser ungnad und schwere straff, an lyb und gut, zü vermiden. Das auch jederman, so disputieren würt, fry, unverholen, unversperret, on alle sorg die worheit gereden dorff, und niemans dorumb forchten noch entsitzenf sol, doch das alle schelt und Schmitz wort®, auch unnütz hadrisch11 geschwatz, damit die worheit verduncklet und underdruckt und die zit verloren wurd, vermitten bliben. Und was dann uff solcher disputatz mit gotlicher biblischer geschrifft (als ob lut1) bewert, bewissen, erhalten, abgeredt, angenommen und hinfür zu halten gemeretJ und beschlossen würt, das sol on alles mittel und widersagen krafft und ewig bestandt haben. Auch wir und ir dem gestracks nachkommen und geieben, einander daby alles Vermögens (als fil Gott genad gibt) handthaben, schützen und schirmen, und niemans under uns und uch gestatten, darwider zü reden, practicieren, thün noch handien, heimlich noch offenlich, das zü hinderstellung und endtkrefftigung des selben reichen mocht, sonder daz für uns und unser ewig nachkommen, städt, vest, unverbrochenlich und getruwlich zü halten alle fünde k , arge list, geverde1, ußflucht, schirm, hilff, und was hie wider sin mocht, ußbeschlossen. Des zü urkund, ewigen bestandt und gewarsame mitt unserem uffgedrucktem secret insigel bewaret. Beschehen Sontag, den ΧΠΗ. [!] tag des wintermonats nach der menschwerdung Christi Jhesu, unsers heylandts, gezalt tusent fünffhundert zwentzig und siben jar.6

e) zumal, da f) fürchten, erschrecken g) Schmähungen, Beleidigungen h) zänkisches, streitendes i) wie oben steht j) durch Mehrheit entschieden k) Kniffe, Ausflüchte 1) Betrug, List

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Uber disse nachvolgende schlußreden 7 wöllent wir, Franciscus Kolb 8 und Berchtoldus Haller 9 , beyd predicanten zu Bern, sampt andren, die daz evangelium veriehen m , einem jeden mitt Gott antwurt und bericht" geben uß heiliger biblischer gschrifft, nüws und alts testaments, uff angesatzten tag zu Bern, Sontag nach Circumcisionis [5. Januar] im M.D.XXVm. jar. I. Die heylig christlich kirch, deren einig haupt Christus ist, uß dem wort Gots geboren, im selben blibt sy und h6rt nit die stimm eins frembden [Joh. 10,5]. Π. Die kilch° Christi machet nit gesatz und gebot on Gots wort, deshalb all menschen Satzungen, so man nempt der kilchen bott p , uns nit wyter binden denn sy in gottlichem wort gegründt und botten sind. ΙΠ. Christus ist unser einige wißheit, gerechtigkeit, erlosung und bezalung für aller weit sünde. Deshalb ein andren verdienst der Seligkeit und gnüg thün für die sünde bekennen, ist Christum verleügknen. ΠΠ. Das der lyb und das blut Christi wesenlich und lyplich q in dem brot der dancksagung entpfahen werde, mag mit biblischer gschrifft nit bybracht werden. V. Die meß, jetz im bruch r , darin man Christum Gott dem vatter für die sünde der lebendigen und todten uff opffere, ist der geschrifft widrig, dem aller heyligsten opffer, lyden und sterben Christi ein lesterung, und umb der mißbrüchen willen ein gruwel vor Gott. VI. Wie Christus ist allein für uns gestorben, also soll er ein einiger mitler und fürsprech zwischen Gott und dem vatter und uns gleübigen angeriefft werden. Deshalb all ander mitler und fiirsprechen usserthalb dissem zit s anzürieffen von uns on grand der gschrifft ußgeworffen. VII. Das nach dissem zit' kein fegfür in der geschrifft erfunden würt 10 , deshalb all todten dienst als vigilie, seelmeß, seelgerädt, sibent, drissigst, jarzyt, amplen, kertzen und der glichen vergeblich sint. 11 V m . Bilder machen zu vererung, ist wider Gottes wort, nüws und alts testaments. Deshalb wo sy in gefar der vererung fürgestelt", abzüthün syendt. IX. Die heylig ee ist keinem standt verbotten in der geschrifft, sonder hürery und unküscheit zu vermiden allen Stenden botten. X. Diewil ein offenlicher hürer nach der gschrifft in warem bann [vgl. 1. Kor. 6, 15 — 18], so volget, das unküscheit und hürery der ergemis halb keinem standt schedlicher dann priesterlichem. Declaration und ußlegung des radtschlags eins ersamen, fürsichtigen v , wisen radts der loblichen herschafft von Bern haltender disputation von Doctor Thoman Murner erkleret und ußgelegt.

Wiewol ich einer loblichen herschafft von Bern alles güts vertruw und 40 innigkeit, das sy uß gantzer frommer einfaltigkeit handien unnd schriben,

m) bekennen n) Unterrichtung o) Kirche Brauch s) d.h. schon verstorbene Heilige gestellt v) verständigen, klugen

p) Gebote q) leiblich t) gemeint: Erdenleben

r) im u) auf-

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will ich mich dennocht ires erlaubens getrosten, daz ir gnad und ersame wißheit mengklich und jederman erlaubt hat, fry, ledig, unverholen die worheit ζύ reden und zu bekennen, ζύ gutem der Sachen, on gemietw, jemans uff erden zu schmehen, und mich ordenlich uff ir schriben erlutrenx, und das andren frommen christen lüten zu verston geben, denn ichs dafür acht, das der heylig geyst uß inen geredt hab, dorumb will ich erstlich irer gnaden wort truwlich darthun, und darnach min ußlegung. Das urteyl darüber ζύ erkennen, bevilhe ich dem christlichen leser. Bern: Wiewol wir hie vor zu merern mal fil und mancherley mandaten von wegen der zwyspaltung des glaubens haben lassen ußgon. Murner: Offt fil und mancherley ist je weit ein ursprung und anefang gewesen aller zertrennung, irthumbs, zwyspaltung, nit allein in dem glauben, sonder in allen hendlen, wie einigkeit ein band ist aller versamlung und zammenthafftigungy. Es were mit einem eintzigen mandat gnug gewesen, das ist mit dissem, S. Paulus lernet, das die kirch sige ein fundament und sülz der worheit [vgl. 1. Tim. 3, 15], daza mengklich sich im glauben gehalten und regiert het nach der worheit und erkendtniß der christlichen kirchen, so were es der file und mancherleye der menschlichen erdichtung und gemachten mandaten gar nit von noten gewesen, aber also müß man fil Stangen hefften, wo die hiener nit wissen, war sy hin sedlenb sollen und wollen, dem kein sattel recht ist, der müß fil stielc und sitz versuchen. Es nimpt so recht fil wisplensd, sprach jhene puren magt, wer gern mit eren wolt unrecht thun. So spricht Salomon, wer von einem frindt wichen will, der sucht ursach.12 Also wenn die evangelischen von gmeiner christlichen kirchen sich absündren wollen, denn so manglet inen an dem evangelium, denn an dem bapst, denn an gütlicher worheit, denn an christlicher fryheit, denn an dem mißbruch der geystlichen, denn das sy übernossene syent von den pfaffen, und habent weder ruw noch rast, biß sy under solchen deckmentlen den pundtschuchf gar uß har schütten und der geystlichen gut alles überkommen8, so ist dann das gotswort funden und der recht glauben. Bern: Der hoffnung unnd Zuversicht, solches solt und würd zu frid, ruw und christlicher einigkeit gedienen. Murner: Was frid mag doch erhoffnet werden, so der wolff im stal ist by den schaffen [vgl. Joh. 10, 12], was ruw, so die ketzer predigen den kindren der christlichen kirchen, was einigkeit, wo der findth wonet in der muren1. Nun handtJ die von Bern die christlichen prediger vertribben, ketzer und lügner an ir statt uffgestelt und glübdbrüchige ußgeloffne münch, eerlose vermehelte pfaffen under sich gelassen, die sy dann wider all ire oberkeit handthaben unnd lassen predigen mit verhencktem zoumk alles, das der christlichen kirchen widrig ist, was guts mag aber do erhoffnet werden. Die ketzer handt je weit die christlich kirch unfridsam, unriewig

w) ohne Absicht x) erklären, aussprechen y) Zusammenhalts z) Säule a) wenn b) sitzen c) Stühle d) zischeln, pfeifen e) ausgebeutet f) Synonym für Volksaufstand g) erlangen, gewinnen h) Feind i) innerhalb der Mauer j) haben k) ungezügelt, d.h. ohne Einschränkung

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gemacht unnd zertrent, das thünd sy auch noch. Dorumb die loblich herschafft dem anefang solt widerstanden haben, so het sy sich jetz nüt zu beklagen. Handt sy doch die eydtgnoschafft zertrent, das1 weder keyser, kün[i]g, fürsten noch herren nie vermochten, uß wolchen früchten die herschafft von Bern den boum wol het mögen lernen kennen. Bern: Das aber bißhar nit so fil frucht bracht. Murner: Was fruchten das nuw evangelium bißhar bracht hat, zeigt uns wol an das blütvergiessen der armen vertierten puren, von dem pundt und hertzog Anthoni von Lothringen beschehen. 13 Die frucht disses glaubens sint Stelen, rauben, brennen, morden, uffrür, emporung, ungehorsame der oberkeit, die frommen alten rädt in Stetten entweltigen m , schmachbiechlin zü machen, die hend in frembden kisten finden, kirchen berauben, den hüren nodelbemly" uß meßgewendren schniden, silbrene criitz, kelch, monstrantzen schmeltzen und müntz daruß schlagen, den pfaffen durch die hüser lauffen 0 , die closter stürmen, verbrennen, meyen p , do nie geseyet wardt [vgl. Matth. 25, 24], und mit kurtzen worten, nüt unterlassen, das bishar nit were mit den hochgerichten gestraffet worden. Wer ist so frumb von vatter und mütter, der mich hie darff heissen liegenq, das disses alles unnd noch tusent mal mer schelmen und boßwichts stuck nit von den nuw gleübigen syent geschehen. Sy thünd im r aber recht und hants von den zwolff botten gelernet, die auch mit solchen stucken den christlichen glauben hant uffbracht. Bern: Dann das für und für in zwytracht, mißhal, widerwertig meinung und unglich verstandt ußgebrochen. Murner: Die lobliche herschafft meldet fünff eigentschafft aller ketzery, erstlich wo ketzer sint, da wachset alle zwytracht für und für. Wie Sant Paulus sagt Π. Timoth. Π [17]: Ir rede rütschet wie kranckheit, die man nent den krebs, die da für und für zünimpt. Die ander ist zwytracht, von welcher auch an dem selben ort Sant Paulus sagt, wie Jamnes und Mambres Moisi habent widerstanden, also widerstond die der worheit, by dem glauben verworffen [2. Tim. 3, 8]. Die drit ist mißhal, sagt Paulus, lüt on friden, gestalt habent s des glaubens und miltigkeit, aber verleügnet ir tugent, die, sagt er, soltu vermiden [2. Tim. 3, 5]. Die vierd ist widerwertige meinung, des sich auch S. Peter beklagt Π. Pet. ΙΠ [16] von Sant Paulus brieffen, dorinn etwas ist schweres Verstands, das die ungelorten und unstanthafftigen verbosern', wie auch die andren geschrifften zu irem ewigen Verlust". Die fünfft des glichen ist unglicher verstandt, denn wo der geist der einigkeit nit ist, do mag noch kan glicher verstandt nit erfunden werden. Dorumb sich die herrschafft von Bern gantz nüt v zü beklagen hat, denn wer ein ketzer entpfahet und iniaßt, der müß in mit siner natur und

1) was m) entmachten, ihrer Herrschaft berauben n) mit (Zier-)Nadeln besetzte Bänder? (sprachwissenschaftlich nicht nachgewiesen) o) plündernd heimsuchen p) mähen q) der Lüge zu bezichtigen wagt r) sich s) erwecken den Anschein t) (noch) schlimmer machen u) Verderben v) überhaupt nicht 53

Reformation 2

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eigentschafft inlassen, als wol als ein wolff. Es ist lecherlich zu hören von dem, der ein wolff zun gensen in stall laßt, wenn er sich beklaget, der wolff freß im die gens, er thüt, wie sin art ist, daz thut ein ketzer auch. Wollent die von Bern zwytracht, mißhal, widerwertige meinung und unglichen verstandt vermiden, so werffen sy die ketzer uß ir statt, unnd lassent die kinder der heyligen christlichen kirchen leren, so sint sy disser bösen ding all überhebt und vertragenw. Bern: Harfliessendt uß dem, daz die predicanten allenthalben in unsern Stetten, landen und gebieten, in verkündung des wort Gottes, unglichformiger ußlegung unnd lere sich gebruchen. Murner: Esaias lernetx ein andren harfluß cap. ΧΧΠΠ [2], das der priester würt sin wie das volck. Ir gebt üweren predicanten alle schuld, wenn ir sy nit anreitzten, uffstifften, anrichten, underwissent, sy dorffteny solche ding nit gedencken. Dorumb auch Christus sagt zu Pilato: Der mich dir hat übergeben, der hat noch grosser sünde [Joh. 19, 11]. Also lernt auch der heyd Aristoteles: Propter unum quodque tale, et ipsum magis14, daz ist, der anleiter het die graste schuld. Ir nempt ußgeloffne münch für üwere burger an, eeliche pfaffen und nunnen fierent ir mit grossen eeren zu kirchen, drutz2 den bischoffen, das sy einen dorfften straffen, ir beleitten3 solche ketzerische pfaffen, abb denen ir jetz klagen, uff und ab den cantzlen mit hellenparten und spiessen und woffen, sy sint uch evangelisch, und handt den heyligen geyst mit fedren und allem verschluckt, so wir uch sint die gotloßen, bäpstler, hanffbutzen0, werckheyligen etc. Dorumb gebt den predicanten kein schuld, sonder uch selbs, so klaget ir ab dem rechtschuldigen. Worumb aber ir das thundt, erlaubt den nunnen zu mannend, eroffnet die closter, laßt glübden, eyd und eeren brechen, ist niemans bekandt jetz dann der gantzen weit. Bern: Dadurch ein parthy dissem und die andre dem andren sich anhenckt, unnd ein jeder, was im angenem, anmietig unnd gefellig ist, beschützen, handthaben und schirmen will. Murner: Dorumb hat der noch recht geredt, der do sprach, die luthery oder evangelischery ist ein knopflet wammes, wo einen ein knopfle druckt, daz thüt er uff, ist jemants der bapst nit angenem, so thut er das selbig knopflin uff und schiß dem bapst uff die dry kronen15, ist einem ein schone closterfraw anmietig, so thüt er das knopfly uff und macht ein eeliehe hür druß, gefalt dann einer frawen ein glatter6 münch, so loßt sy daz knopflin siner gelübden uff. Wer die pfaffen und münch hasset, der beschützet ein büben, der allen tag alle geystlichen ußhippenbübef unnd das allerboste von inen rede, es sige war oder nit, und will also das wammes den ritten han8, wie mans anfoheth. Des sint alles vertragen und fry die

w) enthoben und verschont x) lehrt y) getrauten sich z) seid feindselig a) schützt, gebt Geleit b) über c) Vogelscheuchen d) heiraten e) verführerischer, zur Sünde geneigter f) schmäht, schändet (DWB 10, 1553) g) das Fieber, -zittern haben (vgl. weitere Murner-Belege bei Wander, Bd. 3, Sp. 1695) h) anfängt

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predicanten der gmeinen Christenheit, die nit nach irem anmüt1 willen predigen, sonder allein noch den reglen und leren der heyligen christlichen kirchen. Doch wellent wir das baßJ ußlegen, uff disse disputation dienend, und redt worlich recht die fromm herschafft von Bern, was jedem anmietig und gefellig ist, darnach müß nit allein geprediget, sonder auch gedisputiert werden. Exemplum von disser disputation zü Bern: Wer sich des bapsts, cardinal, bischoffen und geistlicher oberkeit befilhet k , der nimpt Christum für ein haupt und verleugnet den bapst ein haupt in gutem verstand der gantzen Christenheit. I. Wer nit glaubt, daz der heylig geyst nach der verheissung Christi die fromm Christenheit durch sin ingeben lere und gelernet hab biß uff disse stund, der sagt, das die kirch allein uß dem geschribbnen gotswort geboren syge. Wer die oberkeit verachtet in irem heissen 1 und gebiete wider Christum, der do spricht: Was sy uch sagen, daz thünd [Matth. 23, 3], der heisset sy frembde und sige nit schuldig, ir stimm zu hören. Π. Wer der kirchen gebot durch Gott die aposteln, die lieben heyligen verwirfft, und will fry leben, der verwirfft all menschen Satzungen, das er unstrefflich sige und noch allem gefallen mutwillige, und wer in von bosem abwiset, der ist im frembd, und ist er nit schuldig sine stimm zü hören. ΙΠ. Wer jederman, pfaffen oder münchen, clostren, kirchen oder clusen m , will das sin nemen, und keinen titel rechtmessiger besitzung halten, der spricht Christus sige unser einige wißheit und gerechtigkeit. Wer für sine sünde weder ruw" noch leyd, büß, besserung noch widerkore thün will, der spricht Christus sige all unsere erlosung und bezalung und macht den weg der ewigen Seligkeit also wyt, das in ein blind on alles stossen treffen mocht, und verdienet das hymmelreich mit fleysch fressen am Karfritag, und wenn er closter frawen schwechet 0 und uff die altar Christi schisset, die crucifix und bildung p Christi Jhesu und siner werden mütter Maria zerhawet, verbrennet. O, ir frommen lieben heyligen Gottes, wie handt ir so mitt hertem strengen leben das hymmelrich verdienet, hettendt doch ir auch gewißt, das es Christus alles für uch gethon het, so werent ir doch wol mit dantzen in hymmel kommen. ΠΠ. Wer gern der geystlichen zins, zehenden, gülten, oberkeit, herlikeit, wunnen q , weid etc., daz sy alles der messen halben handt, wolt auch gern solche donation1, stifftung wider an sich ziehen, der disputieret, daz die meß kein opffer sige unnd das hochwürdig sacrament nüt anders dann ein beckenbrot. VI. [!] Wer der geistlichen nützung, so bißhar von walferten und wunderzeichen an kirchen und die geystlichen gefallen ist, will abthün, der thüt das mitlen s und fürbit der lieben heyligen ab, und sagt, der rosenkrantz 16

i) Gutdünken j ) mehr, besser k) entäußert 1) Befehlen sen n) Reue o) entehrt, schwängert p) Bilder, Darstellungen sen r) Schenkung s) Vermittlung, Mittlerschaft 53*

m) Klauq) Wie-

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sige nüt\ dann so einer zürn merem mal spreche: Gott grieß dich eile, Gott grieß dich eile.17 VII. Wer sich beschwert der vigilien, seelmessen, seelgeredt, sibenden, drissigsten, jarzit, amplen, kertzen und alles, dorvon die geystlichen ire narung haben, der sagt, es sige kein fegfür. In summa, wenn wir tusent jar darvon reden, so ist disse evangelischery nüt anders dann ein erdichter bundtschüch, den geystlichen stadt" von disser weit abzüdilcken. Vin. Wer gern das goldt unnd silber zwackte, doruß die crütz unnd andre bilder der heyligen gemachet sint, der stürmet die bilder unnd lügt, es sige wider das nuw und alt testament. Aber Sant Sebastianus silberen bild in Doctor Balthasars kisten zu Waldtshüt18 wasv weder wider das nuw noch das alt testament. IX. Wer sin hürery wolt fry und unstrefflich haben und im geist fleyschlich leben, der sagt, das die priester wibenw mögen, unnd thund recht, dann Christus unser herr, der erst priester, het doch auch ein fraw gehabt. Ach Gott, es ligt den gütten herren in der hutx, leg es inen im hör, so schür man inen das ab. X. Wer sin eigen boßheit und unküscheit will beschonen, der entschuldiget sich mit den andren pfaffen, die mit iren kocheny zu den uneeren sitzen, unnd sagt, es sy besser, er sitz mit einer eelichen huren denn mit einer uneelichen, es sint fast zwo hossen eins düchs, als ob er sich mit eins andren dreck mocht schon machen. Disses hab ich noch der Ordnung irer schlußreden erzelen wollen, uff daz die fromm loblich herschafft von Bern erkennen mog, was under dem uffgemütztenz gotswort verborgen lige. Und ob jemans mich fragt, wer mir das gesagt hab, sag ich, sy habents jetz in das nünde jar also öffentlich der gantzen weit angezeigt, das es kein heliga mer ist. Also blipt frylich wor, was die frommen herren schriben, was jedem anmietigb und gefellig ist, das beschützt und beschirmt er, und setzt dann ein münch oder ein pfaffen uff, der muß im solches ervoglen0 als ein kutzd, erdisputieren und erpredigen. Wo blibt aber dann das gotswort: Du solt nit Stelen, du solt keins andren guts begeren [2. Mose 20, 15.17; 5. Mose 5, 19.21].19 Bern: Unermessen und unerwegen gStliche worheit. Murner: Es ist kein verlogner volck under disser sonnen denn die evangelischen predicanten, sy schämen sich auch ires liegens nit und entferbten sich not dorab. Exemplum: Berchtold Haller20, der verlogen man, ist von einer loblichen herschafft von Bern auch zu uns gon Baden, sinen glauben zu bekennen, gesant worden und kam eben zii dem artickel, das die heylig meß ein opffer were, für die lebendigen und die todten fürgestelt, für alle geiorten, den die botten der zwolff ort einer gemeinen eydtgnoschafft Hessen fragen von dem selbigen artickel, sprach der lügner, er wißte des artickels halb kein rechnung6 zu geben, denn er wider die meß

t) nichts u) Stand v) war w) heiraten x) Haut y) Köchinnen, Haushälterinnen z) verbrämten, herausgeputzten a) Heimlichkeit b) angenehm c) erfolgen, erlangen d) Kauz e) Rechenschaft

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nie geprediget. Do stund uff Doctor Conradt Treger 21 , provincial Sant Augustinus orden von Friburg uß Öchtlandt und sprach: Herr predicant von Bern, worumb sagt ir das, ich binn in üwerem angesicht gestanden und hab uch selb gehört wider die meß predigen, und weit ir mir des abredig sin, so will ich uch des mer dann mit hundert menschen bezügen, do gab er sich der lügen gefangen, sprach nit ein wortly und stund uff^ wider die meß zü disputieren, uff den lugner ist jetz die disputation von Bern ersetzet. Bern: Und einfaltige meinung des woren christlichen glaubens. Murner: Es spricht Christus, unser herr, mit einfaltigem sinn Matth. XXVI [26]: Das ist min lib. Welche einfaltige red nit sol in mancherley sinn zerrissen werden, denn wie ein lib nit mer haben mag dann ein seel und ein leben, also mag ein red (so fil die meinung des redenden betrifft) nit mer haben denn ein einfaltigen sinn, und wo der selbig sinn nit erlangt würt, waz darzu erdicht würt, wie fast 8 es doch den schin habe der worheit, ist luter lügen und irrung. Dorumb mogent disse worter Christi Jhesu: Das ist min lib, nit mer denn ein einfaltigen sinn haben, daz da sy der wor lib Christi. Nun horent aber, wie die evangelischen ketzer mancherley sinn doruß ziehen, Carolostadt 22 verstadt disse worter also: Der lib min ist daz, der für uch geben würt. Der Zwingly 23 : Das bedüt min lib. Oecolampadius 24 also: Daz ist die figur mins libs. Ein andrer 25 , den der Zwingly wol kent, also: Das, das ir essen, ist, das ist würt üwer lib, der von üwers glauben wegen jetz ist min lib. Aber ein andrer 26 also: Das, das ist etwas, der glichen ist min lib üweren seelen, wie das brot ist üweren liben. Aber ein andrer 27 also: Das, das ist, das brot in der gemein ist min lib, denn er ist erwachsen und het sich gemeret uß dem brot, als von dem menschen geredt würt, du bist erden und kerest wider in die erden. Disse und der glichen vergebliche verstandt, lügen, irrungen, zwyspaltung disser widerwertigen lerer verdrüßt mich witers zu erzelen, [sie] wellent andre lüt leren und sint der sachen under inen noch selb nit eins, was sy leren sollen. Denn in allen dissen mancherleyen synnen und verstandt mag nit mer der einer wor sin noch der meynung der wort Christi unsers behalters. Dorumb die von Bern noch recht reden, das ire predicanten widerwertige und zertrennend leren fürbringen, dorumb das sy nit erwegen die einfaltige meinung des christlichen glaubens und der heyligen christlichen kirchen, so sy nun das selb sagen und clagen, worumb vermident sy dann solche ketzer nit, wie sy das Sant Paulus lernet [vgl. 2. Tim. 3, 5]. Bern: Das alles Zerrüttung briederlicher liebe unnd christlicher einigkeit gebürt. Murner: Hie redt die fromm herschafft ζύ fil wort, frylich uß grosser erfarenheit, Christus, unser herr, lernet uns: Hastu etwas wider dinen brüder, so bekum in erstlich zwischten dir und im, und hört er dich nit, so nim etlich zü dir, hört er dich dann aber der maß nit, so beklag in der kirchen [Matth. 18, 15—17]. Das sint die stafflen h unnd ordenlichen grad

f) hörte auf

g) sehr

h) Stufen

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briederlicher und christlicher straffen. Aber disse ketzer straffent uns mit schmachbiechlin, on nammen des dichters und druckers, das die heyden vorziten mit dem schwert gestraffet handt28, und ist dennocht erlogen, was sy in solche biechly setzen, wie kan solch grosse letzung1 an lyb, ere und gut on alle gerechtigkeit uß christlichem gemiet gon. Sy machen erstuncken und erlogne liedlin, sprüch, die dann die stett ungestraffet lassen feyl haben. Sy griffent wider uns thätlich an ire mit christen, nemendt uns huß und hoff und alles, das wir mit rechten titeln besitzen, bruchent an unsJ die hohe gericht, verwisent uns in daz eilend, zu latin relegatio genant, unberiefft in das recht, unanklagt, unüberwunden, unverurteilet. O, ir grossen lesterlichen boßwicht, das uch die heylige Gots gerechtigkeit sehend an lib und an güt, wie vergessent doch ir omechtigenk ketzer üwere eere und eyd unnd all menschliche erberkeit also kleglich und alle christliche einigkeit. Bern: Zu dem, das doruß verderblicher nachtheyl libs. Murner: Wor, wor, wor, denn disse vergiffte ketzery het in zwey jaren mer dann zweymal hundert tusent mann umbbrocht29, und ist zu besorgen, das noch nienan1 end da sige. Bern: Seelen. Murner: Von wegen des falschen, erdichten, seelmörderischen glauben. Bern: Eere. Murner: Es ist das fundament disses nuwen omechtigen glaubens, das man kein glübden halte, das sehen ir wol by den verloffnen pfaflfen und münchen und nunnen. Kein eydt, dorumb erhebent sy sich wider ire geystliche oberkeit und auch die weltliche herschafft, wider ire geschworne eydt, wider all ere, denn sy Stelen unnd rauben, brennen frommen biderben m lüten und den kirchen das ir wider alle gerechtigkeit, und wellent on gerechtigkeit dennocht christen sin, als ob Sant Jacob nit lernet, wer in einem sündet, der ist der andren all schuldig Jacobi Π [10]. In summa woltent sy eydt, ere, füg", glimpff, billichs und erberkeit pflegen, sy hettent dissen nuwen ketzerischen glauben nit an sich genommen. Bern: Und guts. Murner: Was ist der nuw glauben anders, denn ein buntschuch aller geystlichen gieter an sich zü ziehen. Worumb thünd sy die messen ab, denn das sy gern hettent alles, was darzü gestifftet ist, worumb thünd sy das fegfür ab, denn das sy gern zins und gülten der seelgeredt uff sich wandten, worumb verwerffen sy die Gots Zierden, denn daz sy gern uß den kelchen, monstrantzen, rauchfassen müntz schliegent, worumb stürment sy die bilder, denn das sy gern die güldenen erütz und silbrine bild an sich brechten, worumb thünd sy die walferten ab, denn das sy den selbigen nutz den geystlichen nit gynnen, worumb fechtent sy wider Constantinus donation30, worumb thünd sy ab die gelübden, denn daz sy die closter gern zerstoreten. Und in der summ darvon geredt, si vertribent Tarquinium sui) Verletzung j) gebrauchen gegen uns m) biederen, rechtschaffenen n) Recht

k) schwachen, kraftlosen

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perbum den römischen kün[i]g, das sy sine gieter an sich bringen, und wie Sant Augustin sagt: Tarquinium pepulistis que vestra majore superbia reluctante eius regios fastus sufferrre non potuistis. 31 Das ist also fil gsagt, ir habt die geystlichen vertribben, das ir durch üwere grosere hoffart ire gieter, oberkeiten und herlicheiten gern besessen. Bern: Und abfal gemeines nutzes. Mumer: Darvon redt Salustius 32 , wie durch eintracht kleine ding gros erwachsen, also verfallen durch zwytracht grosse ding. Das auch Christus, unser lieber herr, lernet: Ein jedes rieh, in im selbs zertrent, würt erödet°, und falt ein huß uff das ander [Matth. 12, 25]. Bern: Frommen wesens und standts. Mumer: Sant Paulus lernet uns christen per infamiam et bonam famam, das ist, ob wir schon unfromm und eerloß geachtet weren, sollent wir dennocht in der worheit von eeren sin [vgl. 2. Kor. 6, 8], Aber miner achtung, wer sinen obren nit gehorsamet, kein eydt halt, kein glübden, eere, fug noch glimpff, der stellet eben noch eeren und frommen sachen wie der müller essel noch dem sack. Doch werdent hievon mine XL schlußreden baß erkleren 33 , was frommen wesens und standts die evangelischen ketzer fieren. Bern: Auch tyrannische regierung entspringent. Mumer: Das sint wir wol innen worden, wie sy alle herren und rädt in Stetten entweltigen, und in radt setzen, der noch wol ein jar grien were, auch sint wir irer tyrannischen regierung und ires thädtlichen gewalts in V i n joren nun doleme p wol innen worden, also das michs ein grosse verblendung dunckt an der loblichen herrschafft von Bern, das sy selber also wol kynnent erzelen, was uß der lutherischen, zwinglischen oder evangelischen ketzery entspringt, und sich der selbigen ertzlecker q und büben nit entschlagen, sonder je mer und mer sich mit inen verwicklen, das es hoch zu erbarmen ist. Bern: Dem allen mit hilff und gnad des almechtigen furzükommen und den grundt gotlicher worheit, christenlichs verstandts und glaubens fürzübringen und dem nachzuleben, rechtgeschaffen und in gotlicher gschrifft gegründt gotsdienst zu pflantzen und jeben, der menschen Satzungen, damit man Gott vergeben eret, ußzürüten. Mumer: Das ist lecherlich zu hören, daz ein herschafft von Bern mer dann tusent jar christliche glaubens gewesen ist, und fahent erst an, die worheit zu suchen, rechten gotsdienst zu pflantzen, als ob darin all ire vorfaren fälschlich geirret hetten und sy verfieret. Wir wollent uns wyt anders versehen zu der barmhertzigen gnaden Gottes, das er uns nit also lang hab lassen in irthumb gon, und uns lassen verdammet werden, sonder vor dem und allem andren uns erlöset, und gelort durch Christum Jhesum, sinen sün. So sy aber iren mangel an dem grundt der gütlichen worheit, christliche verstandts und glaubens und in rechtgeschaffenem gotsdienst und in menschlicher schedlicher Satzungen nit anzeigen, kan ich inen dor-

o) wüst

p) erduldend (DWB 2, 1227)

q) Bösewichter, Verbrecher

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über kein antwurt geben. Zeigen aber iren brestenr an, so wollent wir sy berichten, das sy, ob Gott will, christlich sollent gesettiget werden. Bern: So haben wir mit wolbedachtem einhellen radt ein gmein gesprech und disputation all hie in unser statt Bern zu halten angesehen. Murner: Erstlich sag ich, das sy disses radts weder fug, glimpff noch recht gehept haben.34 Denn sy in einem brieff, zu den acht orten gesandt, also schriben35: So den, getruwen lieben eydtgnossen, daz die disputation zu Baden mit unserem wissen, radt, züthün und hilff volzogen, kinnen wir nit abred sin etc. Dissen radt verbietendt in alle recht zu verendren, zu nochtheyl und schaden den andren eylff orten, mit denen sy den ersten radtschlag gethon haben, on ir wissen und willen mogent sy den nit verendren36, ff de re. iur. Nemo potest , denn sy zu der ersten disputation nit allem geradten handt, sonder wie sy sagen, ist ir wissen gewesen, handt darzü gethon und geholffen zu fürderniß des glaubens der gemeinen Christenheit, und jetz wellent sy on die andren XI ort den ketzern zu gutem und wider die gemein christen den vordrigen radt umbkeren, das wer, wie Doctor Eck schribt, eim alten wib zu fil.38 Zu dem andren, so sol in redten und disputieren on nachtheyl des andren, der baß radt und redt, gehandlet werden in 1. Claudius ff, qui poti[ores] in pig[nore] habe[antur].39 Zu dem dritten ist der radt nit wol bedacht, denn er ist von denen geschehen, die des kein gewalt handt gehebt, denn was geschieht von dem richter, daz zü sinem ampt nit gehört, sol nit angenommen werden ff de re. iur. Factum.40 Denn doran zwiflet, ob Gott wil, niemans, daz die von Bern die Sachen, den gemeinen christlichen glauben betreffen, in Sonderheit nit zü handien haben, und sint dorumb streflich, das sy solchen radtschlag, inen nit zugehörig, thünd ff de re. iur. Culpa est immiscere se rei ad se non pertinenti 41 Zu dem Vierden, so kan der radt nit einhellig sin, in dem niemans verwilligen mag. Nun die do irren, werden nit ersehen zu verwilligen ff de re. iur. Non videntur consentire qui errant42, daz sys von irem ungerechten radtschlag gesagt. Nun will ich von irer ersetzten disputation sagen, das sy erstlich sige wider die verschribbnen rechten C de sum. tri. et fi. catho. Nemo clericus.43 Da verbüt das gesatz, daz weder geystlich noch weltlich von dem christlichen glauben offenlich und vor der gemein handien oder disputieren sol, uffrür und meineidt zü vermiden. Wer aber daz thüt, den haltent die gschribbnen rechten eerlos von wegen der straffen, in dem selbigen gesatz begriffen in par. Igitur si clericus.44 Zü dem andren, so ist ir ersetzte disputation wider Gott und die heylige gschrifft Act. XV [Apg. 15, 1.2], denn in grosser ufFrüren und zwyfal' der kirchen der beschnidung halb hat sich Paulus und Barnabas und etlich mere erhebt, und sint gangen zü den aposteln und zü den priestern gon Jherusalem, und zü den oberkeiten des christlichen glaubens, also solten

r) Mangel, Gebrechen

s) sei

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durch Sant Paulus exempel die von Bern bewegt, auch in zwyfal des glaubens zu der höchsten oberkeit im glauben köret haben, und nit also vor schnideren, karten malern und den win rieffem" ein gesprech halten in den höchsten sachen unsers glaubens. Als nun Paulus und Barnabas gon Hierusalem kamen, sint sy entpfangen worden von der gemein und von den aposteln und den alten, und habent vor denen fürgewandt, daz etliche von der phariseyer ketzery lernen, man mieß sich beschniden oder sy m6gent nit selig werden etc. Sint zammen kommen die aposteln und die alten, darüber zu sprechen [Apg. 15, 4—6], und hat Petrus daz erst urteyl gefeit, als ein stathalter Christi Jhesu uff erden. Das ander Sant Jacob als ein bischoff zu Hierusalem. Das drit das gemein concilium durch ingebung des heyligen geysts [Apg. 15, 7—22]. Doruß die von Bern wol erlernen mochten, wo sy zwyfelhafftig im glauben weren, das sy den ersten bescheydt von Sant Peter entpfahen solten, denn Christus sprach zu Petro Luce ΧΧΠ [32]: Ich hab für dich gebetten, daz din glaub nit sol abgon, und du etwa köre dich umb und bestetig dine brieder. Daby sehen die von Bern wol, daz sy von Sant Peter im glauben sollent bestetiget werden und nit von den ketzern. Den andren bescheidt solten sy entpfahen von dem bischoff irer land, lut v der acten. Und den dritten von gemeinen concilien, wie dann die gschichten der zwolff botten ußwisen und anzeigen. So fahent sy ein nuwe gattung w an mit disputieren, daz in der christlichen kirchen weder brach* noch gewonheit nie gewesen ist, und besenden die, so den nammen der heresiarchen y und ertzketzer handt, die in dem glauben weder zu erkennen noch zu urteilen haben, jo z , die auch Sant Paulus gehütet zu vermiden [2. Tim. 3, 6], unnd vor denen alle ΧΠ botten brieff warnen [vgl. 2. Pet. 2; 1. Joh. 4; 2. Joh. 4; Jud. 5] mit sampt andrem bresten irer vermeinten disputation, noch gonds a zu melden. Bern: Und des halb verrümpte zit bestimpt, nemlichen nechsten Sontag nach dem nüwen jarstag schierst komment, sol jederman zu nacht an der herberg sin, die disputatz zu volfieren. Murner: Von disser zit schribt Doctor Eck zu dem Rotenacker 45 zu Ulm: In dinem schriben, das mir gestern zu nacht am XXX. tag Decembris geantwurt b ist, fordrestu mich uff die disputation gon Bern, die ußgeschriben ist uff den V. tag January, vermeinst, ich sol in denen sommer langen tagen gon Bern fliegen. 46 Aber ir ketzer laßt uwer dick c nit. Es weiß es niemans dann all gemein eidtgnossen (des bezüg ich mich uff deren von Bern brieff und ußschriben, so sy allen andren orten gethon haben) das sy zu disser zit kein verrümpte zit bestimpt haben 47 , sonder ee die ketzer sich versamlet haben, denn uns ist zu wissen gethon worden, das ein solche disputation unnd kunckelstub d vorhenden was. Dorumb wir der zit halben lüstige und dickisch hindergangen sint, und nit müglich ist

u) Weinausrufer v) laut w) Art und Weise x) Brauch zer z) ja a) nachfolgend b) überantwortet, d.h. ausgehändigt d) Versammlung in der Spinnstube e) hinterlistig

y) Ketc) Tücke

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gsinf, das wir von der disputation zu Baden hettent mögen gon Bern kommen, ich geschwig, uns dorüber zu bedencken oder belesen. Binn ich sin wol ingedenck8, so ist mir die ketzerisch disputation nit XVI tag zu wissen worden, ee und sy angefangen solt werden, heissent die von Bern das ein verrümpte zit zu solchen treffenlichen handien, so sindt sy mir in der faßnacht geboren1*. Und ist Doctor Ecken XV. Decembris erst die berieffung des Zwinglys beschehen.48 Hort doch durch Gott, ir frommen christen, mit was büben stuck und schelmen tandt doch disse verleiigknete1 christen umbgon. Es het Doctor Ecken niemans beriefft dann der eerloß dieb Ulrich Zwingly unnd der Rotenacker. Wer hat aber sin leptag je gehört, daz ein parth die ander zu berieffen hab, alle rechten wisent uß, das solches richterlichem ampt züstadt und nit den parthen, were denen von Bern so fil dran gelegen gewesen, uns by inen zu haben, worumb beriefften sy uns nit selbs, wir hettendt on zwyffal inen als einer loblichen herschafft gebürlich antwurt geben, als uns dann solches gepürt het. Mich hat auch niemans uff erden beriefft, biß daz mir ein brieff kam von Wolffgango Heüpüy Schmid und Martino Butzer, die schribbent mir wol, das mich ein ersamer fürsichtiger radt von Bern berieffet in iremJ kosten49, dorumb ich der herrschafft von Bern kein brieff gelesen hab, weiß auch von solchem brieff nüt uff erden zu sagen. Das weiß ich aber wol, das in miner gnädigen herrn brieff von Lutzern Stadt, daz sy ire geiorten solten gon Bern verordnen und senden in irem eignen kosten50, welches kindt handt aber die von Bern mir uß tauff gehebt, daz ich min gelt sol von irer dorheit wegen also verzeren, ich binn min leptag auch ein narr gesink, aber so frevel ward ich nie, daz ich zu miner narrheit jemans berieffte in sinem kosten, daz er miner dorheit zusehe. Und ob jemans spreche, ob ich die ersetzte1 disputation von Bern ein narrheit hieß, sag ich mitt gemeiner christlichen kirchen, das nie christen uff erden grosser dorheit je dedten. Wolffgang Heüptly Schmid und Martin Butzer schribent mir zu: Ad preces nostras secundo tibi per literas securitatem facit, et pollicetur sumptum, si forte eum causari velis. Daz ist gesagt von wegen unser bit, gibt dir ein radt von Bern zu dem an[d]ren mal geleit, und verspricht dir den kosten, ob du den für wandtest. Lieben herren, ich bezug mich uff mine gnädigen herren von Bern selber, daz sy mir min leptag kein brieff nie zugesandt haben, dorumb gond ir mit lügen umb, die weit zu verblenden. Do ir mich so gern by uch hetten, worumb kament ir in hundert tusent tüffel nammen nit gon Baden, da hin uns die ΧΠ ort gemeiner eidtgnoschafft berieffet hatten51, daz ich uch dennocht nie verwiesen"1 hab, und jetz verwissent ir mir so hoch, daz ich nit in die winckel zu uch in die ketzer kunckelstuben schlüff". Ich binn ein kindt der gantzen gmeinen

f) gewesen zu nehmen 1) angesetzte

g) wenn ich mich richtig erinnere h) etwa: unsinnig, nicht ernst i) lügenhaften, verlogenen j) d.h. des Rates k) gewesen m) getadelt n) schlüpfe

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christlichen kirchen und hab mit üwerem ketzer dreck werck nüt zu schaffen. Bern: Zu wolcher wir erstlich beschribben haben die fier bischoff mit nammen den von Costentz, Basel, Wallis und Losan, deren bistumb sich in unser stett und land strecken. Mumer: Hie berieffendt die schaff den hirten, und brot° der haß p den jeger, und die müß q henckent die katzen. Sant Paulus ζύ Timotheo und Tito schribt von dem gewalt der bischoff, sprich[t]: Das gebüt und lere, [1.] Timoth. ΠΠ [11] und am V. [20]: Und das gebüt inen, das sy unstrefflieh syendt, und die sündenden straff vor aller weit, daz sich die andren forchten. Und im VI. [17]: Lere und ermane, und gebüt den riehen disser weit, das sy nit zu fil witzig syent. Und Timoth. Π. cap. Π [2]: Das bevilhe den gleübigen und des warne sy. Und im ΠΠ. [2—5]: Darnach predig inen daz wort mit anstandt geschickt und ungeschickt, straff sy, bitt sy, schilt sy, wach, und thu daz werck eins evangelisten, din ampt erfüll. Und zu Tito cap. I [5.9.13]: Dorumb hab ich dich zu Creta gelassen, das [du] den mangel besserst, in allen flecken priester setzest, ermanest in heylsamer leren und straffest, die da wider sint etc., schilt sy hertiklich. Cap. Π [1]: Du red, was sich gebürt zu heylsamer leren. Und zu end des capitels: Das red und ermane und straff sy mit vollem gewalt, niemant sol dich verachten [Tit. 2, 15]. Hort, lieben herren, der bischoff gewalt über uch zu latin: Precipe hec et doce, et hoc precipe, peccantes coram omnibus argue, doce et exhortare, divitibus huius seculi precipe non sublime sapere, hec commenda fidehbus hominibus, hec commone, noli contendere verbis, predica verbum, insta oportune, importune, argue, obsecra, increpa. Tu vero vigila, in omnibus labora, opus fac evangeliste, ministerium tuum imple. Huius rei gratia reliqui te Chrete ut que desunt corrigas etc. ut potens sit exhortari in doctrina sana, et eos qui contradicunt arguere. Quam ob caussam in crepa illos dure ut sani sint in fide etc. Tu loquere etc. Hec loquere et exhortare, et argue cum omni imperio etc. 52 Uß welchen worten die von Bern wol erlernen mögen, was grossen gwalts in dem glauben und über die underthonen schefflin die bischoff haben. Wo aber denen von Bern irer so tratzlicher 1 gwalt har kompt, daz sy als scheffly den hirten also schmehelich berieffen, das find ich niendert s gschriben, und ist unmilt zü hören von christen. Nun hört, zu wenn' sy doch zü kommen ire bischoff berieffen. Sy hand ζύ antwurter gesetzt ein verlognen pfaffen, den Berchtoldt Haller, und ein ußgeloffnen meyneidigen chartüser münch 53 , die alle geystliche lebendige oberkeit uff erden verworffen handt, Concl[usio] u I. Kein gesatz noch gebot der kirchen halten wellen, Conclu[sio] Π. Mitt eigner personen nüt guts thün wellen, dann Christus habs für sy gethon, Concl[usio] ΙΠ. Die under dem hochwürdigen sacrament des altars verleüknen die gegenwertigkeit Christi, Conclfusio] IUI. Die das heylig opffer der meß für ein gotsle-

o) briet t) wem

p) Hase q) Mäuse u) Schlußsatz, These

r) widersetzliche, trotzende

s) nirgends

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sterung achten, Conclfusio] V. Die alle fürbitt der heyligen verwerffen, Concl[usio] VI. Die kein fegfür halten, Concl[usio] VII. Die alle gedechtniß bild, die zu eren, deren sy bild sint, abthün, Concl[usio] VIII. Die küscheit gelobten, den eelichen Stadt erlauben, Conclfusio] IX. Die gern eeliche hüren hetten wider ire gelübden, Concl[usio] X. Daz alles bißhar die gantz gemein Christenheit und alle christliche weit für ketzeryen gehalten und geachtet hat, zu denen wolffen laden die scheflin ire hirten, freüd mit inen zu han, doran die frommen vatter und bischoff nit fil freüden hetten, wenn sy schon kommen weren, denn jeder man lacht des narren, on des er ist. Sant Paulus redet von solchen ketzeren also zu den bischoffen: Nit zanck mit worten mit inen, denn es ist niendert zu nütz denn zu umbkorung der horer, vermyd unnütze reden Π. Timoth. II [14], und im ΙΠ. cap. [5]: Die vermid, und im ΠΠ. cap. [15]: Du solt in vermiden, denn er hat fast v widerstanden unseren worten. Und ζύ Tito cap. ΠΙ [10.11]: Ein ketzerischen menschen nach zwo straffen soltu vermiden und wissen, das er umbk6ret w ist, denn er ist ein solcher und letzetx, und ist mit sinem eignen urteyl verdammet. Wem sollent nun die bischoff gehorsamen, Gott, durch Paulum gebietendt, daz sy die ketzer vermiden sollen, oder denen von Bern, das sy zu inen kommen sollen. Das urteil ein jeder, ob daz recht syg vor Gots angesicht, menschen mer zu hören denn Gott Act. ΠΙΙ [19], dorumb auch die bischoff recht gethon haben, das sy ußbelibben sint. Ich kan und mag das auch nit für gony, das Paulus von Anania, dem obristen priester, geheissen wardt ζύ schlagen wider das gesatz, dorumb im Paulus fluchet und nach verwissen verantwurt2 er sich also hoch, er hette nit gewißt, das er im nit hett sollen fluchen. Exo. XXII [2. Mose 22, 28] und Act. ΧΧΙΠ [5]. Doruß die von Bern wol hetten mögen leren, daz die obristen priester zu eren weren, die auch Gott selb in eeren laßt wiß sagen in iren emptern, ob sy schon fast boß weren, als mit Caypha geschehen ist. Dorumb mich dunckt, das die von Bern wol hettent mögen also schriben in irer berieffung, zu welcher wir erstlich beschribben haben unsere erwürdigen in Gott vatter unnd herren etc. Aber man sagt, uß fülle des hertzens gadt der mundt über [vgl. Matth. 12, 34]. Bern: Das die selben in eignen personen von wegen ires ampts, als obriste seelsorger und hirten, die sy wellen geachtet und gehalten werden, all hie erschinen. Murner: Berieffung der bischoff zu leren sine scheflin in eigner personen ist wider gmeine verschribbne rechten. Denn das mag einer durch ein andren thun, das er mag für sich selb thün, de re. iur. Potest quis Ii. VI und Qui facit Ii. eo. et ti. eo. 54 Und was einer durch ein andren thüt, sol dafür geachtet werden, als ob er daz durch sich selbs thet. Hie har gon a Bern in die ketzer schul werden die bischoff wider Gots und Sant Paulus gebot in eigner personen berieffet von wegen ires ampts. Aber ußgeloffene münch und meineidig glübdtbrüchige pfaffen und ußge-

v) sehr a) nach

w) verkehrt

x) verletzt, beleidigt

y) übergehen

z) rechtfertigt

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loffene nunnen zu straffen, ketzer zu vertriben, falsche unchristliche leren abzüthün und ußzüriiten, darinn dorffent sy ir ampt nit bruchen und werdent allein ires ampts ermanet, das man sy under die ketzer bring und sy verspot und verlache, werdent eben beriefft zu freüden der würdtschafft wie der blind Sampson, daz er da vor sinen finden dantzen solt [Rieht. 16, 21—25], und die wolff, das ist die ketzer, soltent einmal ein freüdly mit den hirten haben. Das unser gnediger herr von Sitten 55 , der ein bettriß b ist, personlich gon Bern beriefft wurdt, mant° mich eben, als berieffte man die krancken im spital zum dantz. Sy berieffen auch von Losanen ein welschen bischoff zu einer dütschen disputation in eigner person. 56 Berieffen auch unseren gnedigen herren von Costentz in eigner person, ein alten unvermüglichen herren. 57 Allein ist vorhendts, der in eigner person kommen mocht, wenn im das Gott und Sant Paulus nit verbüt, unser gnediger herr von Basel 58 , was sol er aber gon Bern kommen, ketzer zu sehen, sin gnad hett der selbigen zu Basel mer denn im lieb ist, und darff 1 nit wyt dornoch reisen. Gebent inen dennocht zwen eerlicher titel, daz sy syent die obristen seelsorger und hirten, doch mit dem züsetzly, die sy wellen geachtet und gehalten werden, als ob sy im hertzen sprechen (miner achtung), wie wol wir sy nit dafür halten, sy tragent sich aber dafür. Bern: Und ire geiorten im wort Gottes mit inen bringen. Murner: Die von Bern selber hand uns vor 6 mit sampt den andren XI orten gon Baden berieffet 59 , dahin wir auch kommen sint in unserem eignen kosten, und handt uns, ob Gott will, da gehalten, das die von Bern wol mochten ein gnügsams verniegen f haben, wenn sy nit sunst gern und gewillig von der gmeinen Christenheit woltent sich absündren. Und jetz berieffent sy uns zum andren on die andren XI orter in ir statt in unserem kosten, ich mein, sy wenent, wir habent ein essel, der uns gelt schisse, das wir so offt zu inen lauffen sollen, als offt inen die hurnissen ins haupt kummen 6 0 , von gmeiner kirchen zü wichen und abzufallen. Woltent sy von unseren geiorten underwissen werden, sy hettent nit ketzer fur ire predicanten unnd leermeister in irer statt ersetzet und angenommen und die unseren vertribben, jo, auch vor disser ungesaltzenen 8 disputation. Bern: Und zü disputieren anhalten. Murner: Die rechten disser zyten habent, das der für ein besitzer sol erachtet werden, der in der zit des verspruchs in das recht besitzet, insti. de interdic. par. Hodie tarnen aliter. 61 So nun wir by XV hundert jaren sint unsers glaubens in besitzung gewesen biß in anfechtung disser evangelischen ketzer, worumb wolten dann uns die bischöff anhalten, unsere besitzung zü verlassen, und erst uff ein nuwes bezwingen umb unsere besitzung zü erobren mitt disputieren. Grande est beneficium possessio-

b) Bettlägeriger c) erinnert d) braucht gung g) im Sinne von unfertig, unüberlegt

e)

vormals

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Befriedi-

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nish. Dorumb die von Bern den bischoffen ein grosse dorheit anmuten, die wir nit thun wolten, ob uns die bischoff daz schon hiessent, das zu erfechten, das wir schon besitzen. Dorumb die von Bern also solten begeren und zu antwurten von dem glauben anhalten, nit zu disputieren, ire predicanten, die uns der falscheit beklagen, die sollent ir anklag wormachen. Bern: Und keins wegs ußbeliben. Murner: Wie wenn einem ein todtliche kranckheit zugefallen were und nit kommen mocht, so were doch zu unmüglichen dingen kein Verbindung, wie wenn sy sunst in krafft rechtmessiger exception ußbelibben, die alle rechten zulassen, und eben fil sindt, was darff es dann des strengen hitzigen gepietens, jo, von denen, die sin1 eben als fil gewalts haben, als ich dem keyser dermassen hab ζύ bieten ζύ mir zu kommen und keins wegs ußzübeliben. Bern: By verlierung alles des, so sy bischofflichs ampts und würde halb hinder uns ligen haben. Murner: Uber disse penJ und bott antwurten die frommen christlichen Wallisser von ires bischoffs wegen also: Wyter, gnädigen lieben herren und getruwen pundtgnossen, dieselben üwer brieff meldent, daz unser erweiter von Sitten by uch personlich sol erschinen uff bestimpten tag der disputation (by verlieren sines bistumbs recht) in üweren landen, will uns duncken, sollich pot sige gnüg strengk uß fil Ursachen, jetz nit not zu melden, und berierendt sollich geystlich recht hinder uch [gelegen], in solchem würt sich unser gnediger herr erweiter von Sytten und wir behelffen üwer glübd brieff und sigill unser loblichen und ewigen pündten, dar wider ir sunder zwyffal nützet1 werdent handien.62 By disser kurtzen und bscheidenen antwurt laß ichs auch bliben, die von Bern werdent thun, was iren eeren wol anstadt, und brieff, recht, sigil, ere, fug und glimpff erliden mögen, nit allein gegen dem von Sytten, sunder gegen den andren bischoffen ouch und aller weit. Bern: Demnach so ist allen und jeden unseren lieben getruwen eidtgnossen und pundtgnossen von Stetten und lendren schrifftlich verkündung zugesandt, ir geiorten, geystlich und weltlich, w6lcher parthy sy doch des glaubens halb anhengig sigent, uff die disputatz zu verordnen und abfertigen. Murner: Was ist es aber mer, daz die von Bern ir schul allen andren orten verkündet haben, sy handts on iren radt wissen und willen gethon, dorumb die andren christlichen orter nüt wellen mit disser kunckelstuben zu schaffen haben, und niemans von iren geiorten oder ungelorten dar™ senden, unnd hoffen zu Gott, ir worer alter glaub darff semlichs" disputierens gar nüt etc. Handt ein grosses verniegen0 an der christlichen disputation von Baden.

h) wichtig ist die Wohltat des Besitzes i) seiner (des Gebietens) k) unfreundlich, hart 1) nichts m) dorthin n) bedarf solchen gen

j) Strafe o) Genü-

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Bern: Ob mit gotlicher hilff und gnad gemein eidtgnoschafft, so vorhin mitt eydts pflichten, so wyt sich lib und gut, land und lüt erstreckt, vereinbaret ist. Murner: Was weltlich herschafft betrifft, des hab ich mich min leptag nie beladen noch angenommen, und woll Gott, das nit allein die eidtgnoschafft frid, rüw und einigkeit von Gott erlange, sonder alle christgleübigen uff erden, und war sig, was ir sagen. Ir solten aber wol ein gebornen eidtgnossen finden, der dorffte sagen, daz die gantz eidtgnoschafft, so lang sy gestanden het, nie unei[n]sser und minder vereinbaret were, dann zu dissen stunden, und glaubte witer, das es nit müglich were, das ir on einigkeit des glaubens jemer p mögen wider eins werden. Was einigkeit, es treff doch lib, gut, land, lüt an oder was es woll, mag gehalten werden in so grosser Uneinigkeit der gemiet der menschen. Der Lutzerner knüwet nider in der meß, und in krafft sines glaubens und der wort Gottes bettet er an die gegenwürt Christi Jhesu in dem sacrament des altars, so verspotten ir in und all sine fordren q und sagt, es syg ein abgottery, er fastet, so fressent ir fleysch uff den Karfritag, er bichtet, bettet und tröstet sich der heyligen sacrament Gott des herrn, so ist es uch alles ein gruwel vor Gott, ein gottzlesterung, ein affenspil. Und alles, das er heilig halt und acht, das verspotlent ir im uff das höchst, wie ir dann fast wol kynnent, und fragt dann, ir gottloßen, wenn weit ir doch einmal uch zü Gott koren, ir soltent wol ein kurtz angebundenen finden, als dann mancherley lüt uff erden sint, der dorffte sagen, ir kirchendieb, wenn wolt ir doch einmal frommen lüten widergeben, das ir in gestolen handt, was mochte dann einigkeit hieruß beston oder erwachsen. In summa, einigkeit und friden ist on den woren glauben nit wol müglich zu halten, das lernt uns die teglich erfarenheit. Es het die Christenheit und der romisch glauben der gotter in XV hundert jaren so lang in einander gewietet mit unußsprechlichem blütvergiessen, biß zületst der christlich glaub der Romer glauben gar underdruckt hat. Des glichen der jüdisch mit der Cananeyer glaub [vgl. 5. Mose 12], biß er auch überhandt het genommen und den andren abdilket, und wo zwen glauben je ineinander gewietet haben, het all wegen der ein den andren gemeisteret und abgethon, jo, auch mit verendrung der herschafften, oberkeiten und herlich[k]eiten, als on zwiffal der evangelischen fürnemen ist, über uns nit allein im glauben meyster zu werden, sonder über unsere stett, land und lüt zu regieren und an sich zu bringen understond, oder uff das minst die regiment und oberkeyten zu verendren. Ich mein, wir habents als offt gsehen und innen worden, daz nit von noten ist, witer zu probieren^ was under dem evangelischen glauben verborgen ligt, ist schon ußbrochen. Wer kan dann mit denen lüten friden und einigkeit halten, die tag und nacht under dem deckmantel des glaubens nüt anders betrachten5, denn uns umb lib, ere, gut zü bringen, und alles, daz wir hand, das ist worer, denn das es mag verleügknet werden. Bem: Auch in einigkeit des woren christlichen glaubens und rechtgschaffnen gotsdienst mocht gebracht werden.

p) jemals

q) Vorfahren

r) beweisen

s) erstreben

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Murner: Ach Gott von hymmel, understond ir daz zu thün, so bruchen ir eben mittel darzü, als wenn ich zu minem tod die luten richtet und mordet, daz hymmelrich zu verdienen. Da ir die andren ort begerten, mit uch in einikeit des christlichen glaubens zu bringen, wer das aller notwendigest mittel gsin, on ir wissen nüt zu handien, denn es ist sin leptag argwenig' gsin, wer gemeine Sachen verborgenlich und heimlich vor den andren handlet. Das ander mittel, das ir niemans beraubt hetten, ee der beschluß der disputation geschehen wer, nun habt ir uns beraubet unserer besitzung und possession, und die ketzer ingesetzt für antwurter63, und uns beriefft, sy druß zu triben, manet mich eben, als wenn mir jemants min Schloß mit gewalt neme und zwinge mich, daz dem ingesetzten wider anzugewinnen. Das dritt, daz ir die antwurter all ernennet hetten vor der disputation und ire nammen nit verborgen und verhelet, denn ir schribent also: Uber disse nachvolgende schlußreden wellent wir, Franciscus Kolb und Berchtoldus Haller, beyd predicanten zu Bern, sampt andren, die das evangelium veqehen, einem jeden mit Got antwurt und bericht geben. Zwen sint genant, der Kolb und der Haller, die andren habt ir listig verschwigen, daz mag mengklich erkennen, manet mich eben, als wenn mich einer in den kampff berieffet und het ein verborgene hinderhüt. Es ist wider aller disputation art und natur, ungenant und genant antwurter ußzüschriben, und ist ein sach etc., ich will von eren wegen schwigen. Das vierd mittel, das ir uch vor der disputation nit parthyesch erzeiget hetten, ir habt den von Wattewil, den probst, lassen wiben64, und andre mer, des glichen den nunnen zu Kingsfelden erlaubt zu mannen65, und weit erst darvon lassen disputieren, ob es recht und christlich sige oder nit. Ich will jetz nüt von dem schätz sagen deren von Küngsfelden, den ir hinder uch habt, als ich glaub in guter meinung, noch dennocht sittenmal die evangelisch sect die art het, das sy der kirchen und geistlichen gut an sich züht, mießt ir dennocht fil darvon lassen argwonen, wie fast ich und andre glauben, ir habts der besten meinung gethon, noch bringt es ein schuhe" vor der disputation, sich parthyesch zu erzeigen, ob es schon nit were. Das vierd [!] mittel, das ir die, so ir uff üwer disputation begerten zu haben, nit hettendt in üwer statt und land mit schmachbiechlin und schmachliedlin lassen sehenden, die ir lassen feil haben, singen und lesen. Habt auch mich uff fryer strassen lassen dedtlich zu mir schlagen, und dem dedter nie har darumb gekrümbt, wie fast ich mich des rechten erbüt, das ich ein lobliche herrschafft von Bern mit allen iren verwanten min leptag weder mit Worten noch wercken nie geletzetv hab. Das sint alsw nit mittel, einigkeit zu suchen, den ketzeren den eeren win schencken, und uns christen unverschuldt also lassen an lib, ere und gut letzen. Daz fünfft mittel soltent ir vor der disputation nit thadtlich mit den parthen gehandlet haben, ir hand den christlichen predicanten das predigen verbotten und die ketzer eben jetz etlich jar lassen predigen, und weit erst jetz erdisputieren, welche prediger recht haben. Das VI., ir habt ein eydt geschworen, in üwer statt und

t) verdächtig

u) Abscheu, Erschrecken

v) beleidigt

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uff land by dem alten ungezwifleten christlichen glauben zu beliben 66 , des eydts soltent ir uch uff das allerminst vor der disputation nit erlassen haben, und wenn es in der disputation durch das gotswort wer erfunden worden, das der alt glaub falsch were, als dann werendt ir noch zit gnüg kommen, den eydt uch zü erlassen. Nun habt ir das alles darvor gethon, und damit uch parthyesch der gantzen weit gezeigt. Ich mocht noch fil mittel anzeigen, die heller dann die sunn am tag ligen, die besser weren denn ire mittel, doch laß ichs ston, denn es ist keiner so unsinnig uff erden, der disse gemeistrete sach nit merckte. Es sol in fünff tagen ungefor von Ingoldstadt in winter langen tagen Doctor Eck gon Bern fliegen. 67 So berieffent der Capito und Butzer mich 68 , und wissent, daz ich mit inen als burgern von Straßburg in einem vertragk stand, nüt anzufallen 69 , unnd der Zwingly und Rotenacker den Ecken, ein parth die ander, wer het das je mer gehört, und ist des lumpen wercks eben fil verdrützlich zu melden. In summa, disse disputation ist eben angesehen, als wolt einer in die kirchen gon, und legt den hämisch an, die disputation, die worheit zu ersuchen, ist ein hübschts fürwenden, und ist aber alles der massen findtlich* gehandlet, daz es ein wunder ist, ob uns die von Bern also nerrisch achten, daz wir dissen braten nit schmackten. Bern: Damit zammenthafft die ere Gots vorab und demnach gemeiner Christenheit wolfart gefürdret unnd erhalten würt. Murner: Es ist nüt nuws, das die evangelischen in allen iren Sachen die ere Gottes fürwenden, jo, mit worten, aber was sy mit den wercken thün, sieht Gott und die weit, Gots ere, das gotswort, das evangelium, die christlich fryheit, daz ist das speckly uff die fall, damit sy bißhar alle weit betrogen handt. Ich habs gentzlich dafür, das die ere Gots allen christen von XV hundert jar her als y hart zu hertzen gangen syge, als dissen evangelischen ketzern. Und ist uns allen bekandt, daz brüder Claus von Underwalden 70 auch die ere Gots gesucht het, und in XIX jaren nie menschliche spiß gessen, und het dennocht Christum Jhesum gegenwertig glaubt und entpfangen in dem hochwürdigen sacrament des altars, und Gott hats on zwyffal mit im gehabt. Ich acht auch disse Bemer disputation nit also hoch, das der gmeinen Christenheit wolffart durch sy gefürderet unnd erhalten werde, denn es ist by Gott narren werck und etwa hoffertiger geüch 2 vermessenheit, das ließ ich ein gut par hossen gelten. 71 Bern: Ungeachtet die gehalten disputation zu Baden im Ergow. Murner: Denn dieselbig was wider sy und zeigt klorlich an, das Doctor Hußschin 72 und Zwingly ertzketzer sindt in christlichem glauben, lut Doctor Eckens acten 73 , und das der nuw glauben ein diebscher, eerloser glauben sige, lut Doctor Mumers acten 74 . Zeigt auch an, daz des Zwinglins biecher falsch und erlogen sint, lut Doctor Fabers acten 75 , dorumb achtent sy der selbigen disputation nit, und ist nit da beschlossen worden, den geystlichen das ir zü rauben und stelen, sonder die gerechtigkeit jederman zü halten. Es ist auch nit wunder, das die blinden in dem glauben

x) listig 54

y) ebenso

Reformation 2

z) Narren

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[vgl. Matth. 15, 14] ein christliche disputation nit ansehen, denn sy handt kein äugen darzü, doch ist darvon geredt in miner appellation.76 Bern: Dann uns und uch deren halb nit gnüg beschehen. Murner: Die christlich kirch, als lang sy gestanden ist, het nie keinem ketzer mögen ein verniegen thün, also geschieht dissen lüten auch. Es ist gnüg, daz die disputation zu Baden der gantzen christlichen weit het ein verniegen thon, des würt man in guter kundtschafft finden. Und so alle ketzer eerloß sint C. de sum. tri. et fi. ca. Nullus hereticus77, so mogent sy auch disser disputation kein kundtschafft sagen, und gibt ire rede weder kalt noch warm [vgl. Offb. 3, 15]. Bern: So uns uff filfaltige Werbung die acta derselben, wie sy in die fedren geredt, nit haben mögen verlangen.78 Murner: Es ist gmeiner eidtgnoschafft bruch und pünd, was daz mere3 würt, soll gehalten werden. Nun handt die radtsbotten der zwolff ort einer loblichen eidtgnoschafft mit sampt dem botten von Bern die geschwomen notarienbiecher in des vogts hend von Baden geleit zü getruwen henden, und niemans hinuß zü geben, keinem ort in sunderheit, on eins, das do hat miessen zü dem druck dienen79, und ich will min leben verwürcket han, wo das gedruckt nit glichformig lute mit den geschribbenen, noch miner correctur hinden dran gesetzt von unfliß wegen des setzers beschehen.80 Was mangelt uch dann, so ir eben daz in dem gedruckten handt, was ir in den gschribbnen haben, weit ir von disser z[er]nichtigenb Ursachen wegen von gemeiner Christenheit uff der ketzer syten fallen, so habt ir frylich sunst nit im sinn zü bliben. Als fil als an uns respondenten ligt, mochtent wir liden, das ir sy alle sammen hetten, redents mit üweren mit eidtgnossen, das es das mere werd, so ist es mit uns schon schlecht. Bern: Auch nit dest minder in zweyung des glaubens beharret würt. Murner: Lieben gnedigen herren, daz ist üwer schuldt, worumb habt ir uch uß der vorred und nochred der disputation von Baden gezogen81, und die ketzerischen wolff gewillig in üweren schaffstall gelassen [vgl. Joh. 10], daz ir ketzer by uch wellent haben on zweyung, uffrür und zertrennung ist eben, als wolten ir ein luten° on seyten han, zertrennung ist die recht eigentschafft aller ketzer, wenn sy einigkeit und friden liebten, so werendt sy nit scismatici unnd ketzer, hettendt irs mit dem merern theyl in der vorred und nachred der disputation von Baden gehalten, so hettent ir auch rüw, frid und einigkeit wie die christlichen orter, und dorfften uch der zwytracht gar nüt zü beklagen. Bern: Wir wollent aber hie mit nit vermeinen noch verston, bemelt unser lieb eidt oder pundt gnossen gmeinlich noch sonderlich zü haltung des, so uff gedachter disputatz beschlossen würt, zü bezwingen noch sy von irem fümemen zertrennen. Murner: Ich müß hie erzelen die list der evangelischen, damit sy habent understanden, gwaltigklich alle weit uff iren glauben zü bringen. Erst-

a) abgestimmt, von der Mehrheit beschlossen c) Laute

b) wertlosen, nichtssagenden

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lieh wendent sy für, das sy so übel dürste noch dem gotswort, und heissent aber nüt daz gotswort, denn daz uff den lutherischen schlag geprediget würt, und welcher nit die selbig meinung lert, da stond sy vor im offenlich in der kirchen vor der kantzel und sagent, pfaff, du lügst, münch, du lügst, damitt handt sy die altgleubigen gweltigklich bezwungen, von irem predigen abzüston, und hand ire ketzerischen predicanten uffgestelt. Zü dem andren, so habent denn die selbigen ketzer in allen predigen den bapst, cardinal, bischoff, pfaffen, münch, nunnen und alle christlichen sacrament dermassen ußgehippenbübt, das es ein wunder ist zu sagen, da mit sy dem bösen geystlichen ein frevel ingestossen haben, die closter und alles geystlich fromb leben zu verlassen, und die woren geystlichen kleinmietig und erschrocken gemacht, damit sy die closter zerstöret handt. Zu dem dritten handt sy die geystlichen oberkeiten entweltiget, daz sy ire underthonen geystlichen nit mer hand dorffen straffen, hant die closter eröffnet, münchen und nunnen erlaubt, in die weit zu gon, mannen und wiben, des glichen mit den pfaffen, die handt sy handthabtd wider ire bischoff. Zu dem Vierden handt sy münch und pfaffen gefangen, geschetzt, zü widerrieffen mit eigner hand bezwungen, das sy im alten glauben falsch geprediget handt, und die weit beschissen und betrogen etc. Zum fünfften, alle, die wider sy geschribben handt, wider die handt sy schmachbiechlin gmacht on nammen des dichters und druckers, und hand sy so lesterlich geschendet, daz es manchen geiorten het hinder zogen, wider sy zü schriben, uff daz irer falscher und erlogner glaub ungestraffet blibe.82 Zum VI. sint sy den pfaffen, münchen, nunnen durch ire closter hüser kommen geloffen und die kirchen, und handt da gestolen und geraubt, was sy funden haben. Zürn VII. Wo stett, dorffer oder lüt sint, die nit uff irem glauben woren, dahin hand sy ire predicanten gesandt und heimlich luterische biechlin dar geschmeicht6, daz man an filen orten die selbigen biechlin by dem eydt wider erfordret het und, die sy gehabt haben, gestraffet.83 Zürn Vm. So verdamment sy all unser vorfordren und sagent, sy sigent abgotterer, gotzlesterer, gotlose, gotzen anbetter, bäpstler, werckheiligen etc. und stiffter der tüfflischen messen, und des also fil, das es nit wol zü erzelen ist. Nun sag mir doch ein frommer christ, ist daz nit bezwungen und ein gewaltigs abtriben von unserem glauben, und dorffen dennocht die von Bern sagen, sy wollen ire eidt oder pündtgnossen nit bezwingen von irem fürnemen, so sy dise obgnanten stuck bißhar gethon und zügelossen haben. Bern: So dann habent wir gar eigenlich beredt und entlich beschlossen, das in dissem gesprech kein andre gschrifft dann beyder nuws und alts testaments, so biblisch genennt würt und Gots wort ist, sonder das blos klar und luter wort Gots hierumb anzogen und gebrucht.

d) beschützt 54*

e) etwa: in schöntuender Absicht dort eingeführt

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