Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international: RKW-Kuratorium [1 ed.] 9783896446633, 9783896736635

»Deutschland braucht eine vitale Gründerszene. Denn Unternehmensgründungen bringen frischen Wind und innovative Konzepte

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Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international: RKW-Kuratorium [1 ed.]
 9783896446633, 9783896736635

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RKW-Kuratorium

RKW Edition

Otmar Franz (Hrsg.)

Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international RKW-Kuratorium

Verlag Wissenschaft & Praxis

Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international

RKW-Edition

RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e. V. RKW Kompetenzzentrum Düsseldorfer Straße 40 A, 65760 Eschborn www.rkw-kompetenzzentrum.de

Otmar Franz (Hrsg.)

Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international RKW-Kuratorium

Verlag Wissenschaft & Praxis

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-89673-663-5 © Verlag Wissenschaft & Praxis Dr. Brauner GmbH 2014 D-75447 Sternenfels, Nußbaumweg 6 Tel. +49 7045 93 00 93 Fax +49 7045 93 00 94 [email protected] www.verlagwp.de Layout: Christopher Dürr Druck und Bindung: Esser-print solution GmbH, Bretten

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Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort Dr. Otmar Franz ◼

Vorsitzender des Kuratoriums des RKW – Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e. V. Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international ...................... 9

I. Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international aus Sicht der Politik 1. Dr. Philipp Rösler ◼

Bundesminister für Wirtschaft und Technologie Wachstumsimpulse durch Gründerinnen und Gründer ................................................................15

2. Michael Glos ◼

Bundesminister für Wirtschaft und Technologie a. D. Der Beitrag des High-Tech Gründerfonds zur Gründung und Existenzsicherung junger Technologieunternehmen .............................................................................................................21

3. Bernd Neumann MdB ◼

Staatsminister für Kultur und Medien Existenzgründung in der Kultur- und Kreativwirtschaft ................................................................ 25

4. Peter M. Schmidhuber ◼

EU-Kommissar a. D. Zur Rolle und Lage des Mittelstands in Europa..................................................................................29

5. Friedhelm Ost ◼

Staatssekretär a. D. Zwischen Notwendigkeit und Realität: Existenzgründung und Existenzsicherung als Daueraufgaben .........................................................................................................................................36

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II. Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international aus Sicht der Wirtschaft 6. Prof. Dr. Clemens Börsig ◼

Vorsitzender des Vorstands der Deutsche Bank Stiftung Existenzgründungen finanzieren ........................................................................................................... 49

7. Otto Kentzler ◼

Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks Existenzgründung und Existenzsicherung im Handwerk .............................................................63

8. Hildegard Müller ◼

Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie und Wasserwirtschaft Pioniergeist für die Energiewende .......................................................................................................... 74

9. Dr. Helga Steeg ◼

ehem. Exekutivdirektorin der Internationalen Energie-Agentur IEA Existenzgründung und Existenzsicherung als Brennpunkte des wirtschaftlichen Standorts................................................................................................................. 80

10. Dr. Jochen Ruetz ◼

Finanzvorstand der GFT Technologies AG Existenzsicherung im internationalen IT-Unternehmen ...............................................................87

11. Michael Sommer ◼

Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Eine neue Ordnung für selbstständige Arbeit................................................................................... 94

12. Michael Vassiliadis ◼

Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Unternehmensgründungen: Ein Handlungsfeld für Gewerkschaften? ................................. 98

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Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international

III. Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international aus Sicht der Wissenschaft 13. Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Jörg Bullinger ◼

Senator der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V. Unternehmensgründungen in Deutschland im internationalen Vergleich – wenige oder zu wenige? ........................................................................................................................... 109

14. Prof. Dr. Andreas Pinkwart ◼

Rektor der HHL Leipzig Graduate School of Management Internationalisierung junger High-Tech-Unternehmen – Chancen und Barrieren in Deutschland ...............................................................................................119

15. Prof. Dr. Jürgen Gramke ◼

Vorstandsvorsitzender INEA e. V. „Institute for European Affairs“ Existenzgründung und Entrepreneurship in Deutschland und in Südosteuropa ............. 128

16. Prof. Dr.-Ing. Günter Spur ◼

Technische Universität Berlin Existenzsicherung unter globalem Innovationsdruck ................................................................... 131

17. Dr. rer.oec.h.c. Eberhard Heinke ◼

Vorsitzender des Verwaltungsrats Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung Gründungsförderung im Handwerk..................................................................................................... 142

Anhang Veröffentlichungen des RKW-Kuratoriums .........................................................................................161 Mitglieder des RKW Kuratoriums ..........................................................................................................166

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Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international

VORWORT

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RKW-Kuratorium, Dr. Otmar Franz

RKW-Kuratorium, Dr. Otmar Franz

Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international

Dr. Otmar Franz Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international Auf Einladung unseres Kuratoriumsmitglieds Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, haben sich die Wissenschaftler, Politiker, Unternehmer und Gewerkschaftler des RKW-Kuratoriums in ihrer Sitzung am 16. Oktober 2012 mit der Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international auseinandergesetzt. In diesem 21. Jahresband werden die Beiträge von Mitgliedern des RKW-Kuratoriums zu diesem Thema vorgelegt. In seinem Einleitungsaufsatz über Wachstumsimpulse durch Gründerinnen und Gründer betont Philipp Rösler die Bedeutung einer vitalen Gründerszene für Deutschland. Gründerinnen und Gründer sichern die Innovation, die Vielfältigkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Startups sind der beste Weg, die eigenen Talente zu verwirklichen und Neues zu wagen. Der ehemalige Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos, erläutert den Beitrag der High-Tech Gründerfonds für die Gründung und Existenzsicherung für junge Technologieunternehmen. Durch das High-Tech-Gründerprogramm konnte das Innovationsklima in Deutschland nachhaltig verbessert werden. Der Gründerfonds II wirkt weiterhin bei Existenzgründung und Existenzsicherung erfolgreich. Bernd Neumann, Staatsminister für Kultur und Medien, geht auf Existenzgründungen in der Kultur- und Kreativwirtschaft ein. Die höchst erfolgreiche Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland ist vor allem ein Verdienst derer, die mit ihrer kreativen Arbeit den Grundstock der Wertschöpfungskette legen. Bernd Neumann will als Staatsminister für Kultur und Medien die Rahmenbedingungen für kreatives Schaffen in Deutschland sichern und verbessern.

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Peter M. Schmidhuber hat sich in den unterschiedlichsten Aufgaben nicht zuletzt als Staatsminister, als Mitglied der EU-Kommission und Mitglied des Direktoriums der Deutschen Bundesbank für den deutschen Mittelstand eingesetzt. In seinem Beitrag schildert Peter Schmidhuber Rolle und Lage des deutschen Mittelstands als Spezifikation deutschen ordnungspolitischen Denkens mit ständischen Wurzeln. Der Mittelstand ist für eine freie Gesellschaft unverzichtbar und darf daher in seiner Substanz nicht gefährdet werden. Friedhelm Ost, Staatssekretär a. D., bedauert, dass der Drang zur Selbstständigkeit und damit zur Gründung einer eigenen Firma in Deutschland seit Jahrzehnten nicht sehr stark ausgeprägt ist. Im Vergleich zu den USA und anderen Ländern bleibt hierzulande die Gründungskultur zurück. Deutschland braucht – wie Friedhelm Ost ausführt – mehr Unternehmen zur positiven Gestaltung der Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei sind Neugründungen ebenso wichtig wie eine rechtzeitige Sicherung von Betrieben, zumal im Laufe des nächsten Jahrzehnts für einige hunderttausend Existenzen Nachfolger gesucht werden. Prof. Dr. Clemens Börsig, Vorsitzender des Vorstands der Deutsche Bank Stiftung, stellt fest, dass nach der Identifikation des Gründungsziels und des Unternehmenszwecks ein schlüssiges Gründungskonzept insbesondere die Klärung der zentralen Frage der Finanzierung erfordert. Neben der Ideenfindung und -umsetzung manifestiert die Kapitalbeschaffung im Kontext der Unsicherheit eine der wichtigsten unternehmerischen Herausforderungen des Gründers. Ein internationaler Vergleicht zeigt, dass die Finanzierungsbedingungen in Deutschland gegenüber einer Reihe von Referenzländern überdurchschnittlich gut einzustufen sind. Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks Otto Kentzler konzentriert sich auf die Existenzgründung und Existenzsicherung im Handwerk. Der Meisterbrief bietet das ideale Rüstzeug für Gründer. Wichtige Themen der nächsten Jahre werden die Betriebsnachfolge und der Ausbau der außenwirtschaftlichen Aktivitäten sein. Ein besonderes Anliegen von Otto Kentzler ist, dass wir deutlich früher mit einer soliden ökonomischen Grundbildung der Schüler beginnen, um das Interesse an einer unternehmerischen Selbstständigkeit spürbar zu erhöhen.

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Die ehemalige Kanzleramtsministerin Hildegard Müller, die jetzt als Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft tätig ist, betont, dass aus Sicht der Energiewirtschaft Pioniergeist und Unternehmertum noch nie so wichtig wie heute waren. Selten waren neue Ideen und Geschäftsmodelle sowie Innovationsgeist so sehr gefragt wie bei der Energiewende. Existenzgründungen und Existenzsicherung sind dabei ein Schlüssel für den Erfolg in der Zukunft. Wie Hildegard Müller ausführt, wird die Umsetzung der von einem breiten geselllschaftlichen Konsens getragenen Energiewende eine echte Pionierarbeit. Dr. Helga Steeg, die langjährige Exekutivdirektorin der internationalen Energie-Agentur in Paris, bezeichnet Existenzgründung und Existentzsicherung als Brennpunkte für den wirtschaftlichen Standort der Bundesrepublik Deutschland. Die Unternehmen, die zum großen Teil dem Mittelstand angehören, sind entscheidende Initiatoren und Stabilitätspfeiler für den deutschen Wohlstand und seine Bewährung in der globalen Welt. Der Fokus des Beitrages von Dr. Jochen Ruetz, Finanzvorstand der GFT Technologies AG in Stuttgart, liegt auf der Existenzsicherung. Der Beitrag konzentriert sich auf den Weg seines IT-Unternehmens in den letzten drei Jahrzehnten, vor allem auf die Herausforderungen in einem permanent von technologischen Veränderungen geprägten Marktumfeld. Abschließend stellt Jochen Ruetz aus den gemachten positiven Erfahrungen fest, dass zu jeder Existenzsicherung durch intelligente und konsequente Unternehmensführung selbst in die Hand genommenes und gestaltetes Glück gehört. Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, weist darauf hin, dass die marktliberalen Reformen der letzten zwanzig Jahre nicht nur die Privatisierung und Deregulierung der Wirtschaft vorangetrieben haben, sondern teilweise auch zu einer neuen Selbstständigkeit mit einem prekären Einkommen führten. Die deutschen Gewerkschaften sehen, wie Michael Sommer betont, nicht die Selbstständigkeit und Eigeninitiative als Problem, sondern die Einbettung in die allgemeine Arbeitsmarktsituation. Zu fordern ist daher eine neue Ordnung für selbstständige Arbeit wie sie für alle anderen präkeren Arbeitsverhältnisse besteht.

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Auch für Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), sind Unternehmensgründungen ein Handlungsfeld für Gewerkschaften. Unternehmensgründungen treiben die Fortentwicklung und Modernisierung sektoraler und regionaler Produktionsstrukturen an. Am Beispiel der Biotechnologie werden die Erfolge der Förderprogramme der Bundesrepublik, aber auch der noch bestehende Handlungsbedarf, unter anderem bei der Finanzierung junger Unternehmen, analysiert. Die IG BCE wird sich, wie Michael Vassiliadis abschließend feststellt, weiterhin an den nationalen und europäischen Diskussionen über eine möglichst optimale Förderpolitik für neu zu gründende Unternehmen beteiligen. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates des RKW Kompetenzzentrums, der langjährige Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung, Prof. Hans-Jörg Bullinger, analysiert mit Dr. Marianne Kulicke einen internationalen Vergleich von Unternehmensgründungen. Die Ausführungen konzentrieren sich auf quantitative Merkmale des Gründungsgeschehens, auf qualitative Ergebnisse als Global Entrepreneurship Monitors und eine Studie zu Gründungshemmnissen. Wie Hans-Jörg Bullinger einschränkend feststellt, verhindern allerdings große Datenlücken bei den meisten skizzierten Bestimmungsfaktoren eine valide Abschätzung der volkswirtschaftlichen Effekte von Neugründungen. Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Rektor der Handelshochschule Leipzig, untersucht gemeinsam mit Dorian Proksch Chancen und Barrieren der Internationalisierung junger High-TechUnternehmen in Deutschland. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf den Einflussfaktoren der Internationalisierung bei deutschen High-Tech-Startups, den Einfluss der Technologie auf das internationale Verhalten und den geringen Einfluss des Gründerteams auf eine mögliche Internationalisierung. Schließlich wird der Einfluss der Finanzierung junger High-Tech-Unternehmen untersucht. Nur durch beste Rahmenbedingungen für die Internationalisierung junger High-Tech-Unternehmen kann – wie Andreas Pinkwart abschließend feststellt – Deutschland auch künftig als hochtechnologischer Standort bestehen. Prof. Dr. Jürgen Gramke, Vorstandsvorsitzender des Institute for European Affairs, vergleicht gemeinsam mit Prof. Dr. Peter Schulte Existenzgründung und Entrepreneurship in Deutschland und Südosteuropa. Ziel ist die Entwicklung eines gemeinsamen Master-Studiengangs „European Entrepreneurship“ mit Mobilität von Studenten und Hochschullehrern zu entwickeln. Basis ist die Vision von einem „Europäischen Unternehmer“ mit sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung sowie interkultureller Kompetenz.

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Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international

Prof. Dr. Günter Spur beschäftigt sich in seinem Beitrag zunächst mit der Innovationsorientierung der Wirtschaftskultur und dem Reformdruck durch Innovationen. Technologische Innovationen sind – wie Günter Spur ausführt – die Triebkräfte des ökologischen Systems unserer Gesellschaft. Die technologische Nachhaltigkeit wird von der ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit begleitet. Abschließend werden unternehmerische Innovationsrisiken und ein organisationseffizientes Zukunftsmanagement behandelt. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Dr. Eberhard Heinke, setzt sich mit den Existenzgründungen im Handwerk auseinander, wobei er vor allem die Entwicklungstrends der Gründungen im zulassungspflichtigen und -freien Handwerk sowie individuelle Hemmnisse für Existenzgründungen untersucht. Die Vielfalt der Fördertatbestände und Förderprogramme erscheint intransparent. Wie in der Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung vorgeschlagen, fordert Eberhard Heinke, die verschiedenen Förderprogramme sinnvoll miteinander zu kombinieren. Mein Dank gilt den Mitgliedern des RKW-Kuatoriums aus Gewerkschaften, Unternehmen, Wissenschaft und Politik für ihre konstruktiven Beiträge zum Thema Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international. Die Anregungen fließen in die Arbeit des RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft und des RKW Kompetenzzentrums ein. Trotz vieler bestehender Probleme werden auch in Zukunft Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und Europa von zentraler Bedeutung sein.

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Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international

I.

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EXISTENZGRÜNDUNG UND EXISTENZSICHERUNG IN DEUTSCHLAND UND INTERNATIONAL AUS SICHT DER POLITIK

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Dr. Philipp Rösler Wachstumsimpulse durch Gründerinnen und Gründer Deutschland braucht eine vitale Gründerszene. Denn Unternehmensgründungen bringen frischen Wind und innovative Konzepte in die Wirtschaft. Sie stärken den Wettbewerb und tragen so dazu bei, dass sich Deutschlands Unternehmen erfolgreich auf den Weltmärkten behaupten können. Vor allem aber sind Startups der beste Weg, die eigenen Talente zu verwirklichen und Neues zu wagen. Diesen Aufbruchgeist, der mich bei meinen vielen Treffen mit jungen Gründerinnen und Gründern immer wieder beeindruckt, will ich weiter stärken. Gründungskultur stärken Rund 4,2 Millionen Menschen sind in Deutschland bereits selbstständig tätig. Und jeden Tag kommen weitere dazu: Im vergangenen Jahr haben rund 350.000 Menschen den Grundstein für ihre eigene berufliche Existenz gelegt. Das ist angesichts von Rekordzahlen auf dem Arbeitsmarkt nicht selbstverständlich. Dennoch sind weitere Anstrengungen nötig, um die Gründungskultur zu stärken, Startups erfolgreich auf den Märkten zu begleiten und Unternehmensnachfolgen zu erleichtern. Mit der Initiative „Gründerland Deutschland“ setzen wir im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie genau an diesen Stellen an. Dabei können wir auf ein engmaschiges Netzwerk der Gründerförderung aufbauen: Bund, Länder und Europäische Union sowie Kammern, Wirtschaftsfördereinrichtungen, Gründungsinitiativen und viele weitere Unterstützer erleichtern bereits mit vielfältigen Angeboten den Start in die unternehmerische Selbstständigkeit. Um diese Unterstützung noch bekannter zu machen, planen wir auch in diesem Jahr wieder die Gründerwoche Deutschland. Vom 18. bis 24. November 2013 finden bundesweit über 1.500 attraktive Veranstaltungen für Startups und Gründungsinteressenten statt. Das RKW Kompetenzzentrum ist an der Organisation dieser wichtigen Veranstaltungswoche direkt beteiligt: Das Projektteam koordiniert die Aktionen und unterstützt die über 900 Partner bei der Durchführung.

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Auch jenseits der Gründerwoche gilt: Wir brauchen in Deutschland noch mehr Menschen, die Unternehmergeist zeigen und sich von Risiken nicht abschrecken lassen. Das erreichen wir nur, wenn wir Chancen denken und einem positiven Unternehmerbild in unserer Gesellschaft mehr Raum geben. Dazu gehört nicht zuletzt, die Angst vor dem Scheitern anzugehen. Ähnlich wie in den USA brauchen wir auch in Deutschland eine Kultur der zweiten Chance, die für einen angemessenen Interessenausgleich sorgt und den Neustart erleichtert. Schulen und Hochschulen einbinden Wichtig ist auch, dass wir mehr junge Menschen an das Thema „Gründen“ heranführen. Wer schon als Jugendlicher Unternehmenserfahrung gesammelt hat, ist später offener für den Weg in die Selbstständigkeit. In den Schulen und Hochschulen müssen Wirtschaftsthemen deshalb einen größeren Stellenwert erlangen. Mit dem Initiativkreis „Unternehmergeist in die Schulen“ unterstützen wir Projekte, die den Gründergeist bei den jungen Menschen stärken. Schülerfirmen, Feriencamps oder Lehrerworkshops bringen unternehmerisches Know-how in den Schulalltag. An den Schulen nehmen jedes Jahr rund 30.000 Schülerinnen und Schüler an den Projekten teil. Ein eigenes Schulfach „Wirtschaft“, das die Länder auf den Weg bringen sollten, wäre dabei sehr hilfreich. Auch an den Hochschulen besteht ein großes Gründungspotenzial. Hier hilft es, wenn Gründungskultur an der ganzen Hochschule gelebt wird. Wir haben eine Vielzahl exzellenter Hochschulen und Forschungseinrichtungen, an denen Wissenschaftler und Studierende gute Ideen entwickeln. Solche Ideen erfolgreich zu vermarkten und in neue Produkte und innovative Dienstleistungen umzusetzen ist eine spannende Aufgabe – aus dem Labor in den Markt! Erfolgreiche Spin-offs sind der beste Beweis für forschungsstarke Hochschulen. Mit dem EXIST-Programm unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie den Unternehmergeist an Hochschulen. Inzwischen werden 22 Gründerhochschulen gefördert, um dort hochschulweite Strategien zur Stärkung der Gründungskultur zu etablieren. Das reicht von der Sensibilisierung und Qualifizierung bis hin zur aktivenVermittlung einer ersten Unternehmensfinanzierung. Darüber hinaus werden mit dem EXIST-Gründerstipendium und EXIST-Forschungstransfer jedes Jahr rund 200 Gründungsteams finanziell unterstützt. Damit können innovative Produktideen bis zur Marktreife weiterentwickelt oder erste Prototypen erstellt werden.

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Existenzgründung und Existenzsicherung in Deutschland und international

Wachstumsbranche IT-Startups stärken Vor allem bei den Informations- und Kommunikationstechnologien bewegt sich in der Gründerszene gerade eine Menge. Viele kleine und mittlere IT-Unternehmen und junge Startups beeindrucken mit innovativen Ideen und smarten Anwendungen. Die Zahl der neu gegründeten Softwareunternehmen ist in jüngster Zeit erfreulich gestiegen. Allen voran Berlin, aber auch Hamburg und die Metropolregionen München, Rhein-Neckar und Rhein-Main haben sich zu Zentren für technologieorientierte Gründungen entwickelt. Das Internet und die digitale Revolution bieten unzählige Möglichkeiten für neue Produkte und intelligente Dienstleistungen. Sie verändern die Gesellschaft, sie verändern die Märkte und sie verändern unser Leben. Daraus entstehen neue Geschäftskonzepte und unternehmerische Chancen. Um diese Entwicklung weiter zu stärken, habe ich das Aktionsprogramm „Digitale Wirtschaft“ gestartet und den Beirat „Junge Digitale Wirtschaft“ eingesetzt. Der Beirat ermöglicht einen direkten und praxisbezogenen Dialog zwischen Politik und der dynamischen deutschen Startup-Szene. Um alle Wachstumspotenziale auszuschöpfen, müssen wir auch den internationalen, vor allem den transatlantischen Austausch stärken. Deshalb nehme ich zum Beispiel junge Startups mit ins Silicon Valley, um ihnen den wichtigen Eintritt in den US-amerikanischen Markt zu erleichtern und zugleich Kapitalgeber für die deutsche Startup-Szene und den Wirtschaftsstandort Deutschland zu werben.

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Günstige Finanzierungsbedingungen schaffen Denn der Zugang zu Kapital ist eine der größten Hürden bei der Gründung eines Unternehmens. Innovative Gründungen benötigen bereits in der frühen Startphase ausreichende Mittel. Eine unzureichende Finanzierung ist gerade für junge innovative Unternehmen das mit Abstand größte Innovations- und Wachstumshemmnis. Sie haben häufig Schwierigkeiten, Bankkredite zu erhalten. Als einzige Finanzierungsmöglichkeit bleibt daher oft das Beteiligungskapital. Hier nehmen der High-Tech Gründerfonds und der ERP-Startfonds eine wichtige Rolle ein. Der High-Tech Gründerfonds investiert Risikokapital in neu gegründete deutsche Technologieunternehmen. Er wird durch Mittel des Bundes, der KfW sowie von 17 Industriekonzernen gespeist. In der ersten Finanzierungsrunde engagiert sich der Fonds mit bis zu 500.000 Euro. Der High-Tech Gründerfonds II startete im Oktober 2011 und ist mit einem Volumen von 301,5 Millionen Euro ausgestattet. Zusammen mit dem Vorgängerfonds wurden seit 2005 bereits über 300 neue Technologieunternehmen finanziert. Der ERP-Startfonds beteiligt sich in gleicher Höhe und zu gleichen wirtschaftlichen Konditionen wie ein privater Leadinvestor an jungen, innovativen Unternehmen und ermöglicht es so, das bereitgestellte Kapital zu verdoppeln. Seit Beginn des ERP-Startfonds im Jahr 2005 wurden mehr als 1.000 Verträge mit einem Volumen von rund 480 Millionen Euro abgeschlossen. Damit konnten mehr als 440 Technologieunternehmen gefördert werden. Mit dem in diesem Jahr gestarteten Investitionszuschuss Wagniskapital unterstützen wir zudem private Investoren, die sich an jungen innovativen Unternehmen finanziell beteiligen. Damit wollen wir die Zahl der Business Angels in Deutschland und ihr Investitionsvolumen erhöhen und so die Finanzierungssituation für junge innovative Unternehmen verbessern. Stellen Privatinvestoren solchen Unternehmen für mindestens drei Jahre Kapital zur Verfügung, bekommen sie 20 Prozent ihrer Investition erstattet. Die Investition muss dabei mindestens 10.000 Euro betragen und es muss sich um voll risikotragende Anteile handeln. Bis 2016 stehen ingesamt 150 Millionen Euro für dieses neue Programm bereit.

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Der Investitionszuschuss Wagniskapital ergänzt den European Angel Fund, den wir im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Anfang 2012 gemeinsam mit dem Europäischen Investitionsfonds aufgelegt haben. Über diesen Fonds stellen wir Business Angels und anderen nicht-institutionellen Investoren Eigenkapital zur Finanzierung innovativer Unternehmen zur Verfügung und schaffen so zusätzliche Anreize, in Unternehmen in der Früh- und Wachstumsphase zu investieren. Gut ausgebildete Fachkräfte sind ein wesentlicher Schlüssel Damit junge Unternehmen Erfolg haben, sind sie auch auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen. In einigen Berufen bestehen in Deutschland bereits spürbare Engpässe auf diesem Gebiet. Hier müssen wir ansetzen, damit wir unsere Wachstumspotenziale voll ausschöpfen können. So müssen wir zum Beispiel mehr exzellent ausgebildete Frauen und mehr erfahrene Ältere in Beschäftigung bringen. Angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland wird das allein aber nicht ausreichen. Die deutsche Wirtschaft braucht auch eine gezielte Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften. Mit der 2012 eingeführten Blue Card haben wir deshalb umfassende Erleichterungen für Hochschulabsolventen und Unternehmensgründer geschaffen. Ein erster wichtiger Schritt, dem weitere Erleichterungen folgen müssen. Als attraktives Zuwanderungsland werden wir nämlich nur wahrgenommen, wenn wir eine echte Willkommenskultur schaffen. Dazu dient unter anderem unser mehrsprachiges, sehr erfolgreiches Internetportal „Make it in Germany“. Es soll internationale Fachkräfte für Deutschland begeistern und zeigen, dass sie bei uns willkommen sind. Zudem unterstützt unser Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung die kleinen und mittleren Unternehmen bei der Gewinnung von Fachkräften aus dem In- und Ausland mit Best-practice-Beispielen, Studien und personalstrategischen Hilfestellungen.

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Unternehmensnachfolge sichern Unternehmerisches Know-how und Arbeitsplätze dürfen nicht verloren gehen, wenn der Chef oder die Chefin ausscheidet. Jährlich stehen in Deutschland rund 22.000 Unternehmen zur Übergabe an. Immer seltener ist allerdings eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger aus der eigenen Familie bereit, das Unternehmen fortzuführen. Weit über die Hälfte der Unternehmen suchen extern nach einer Nachfolge. Hier bieten sich zugleich Chancen für Gründerinnen und Gründer, die in ein bewährtes Geschäftskonzept mit qualifizierten Mitarbeitern und Kundenstamm einsteigen wollen. Mit der Initiative „nexxt“ erleichtern wir den Generationswechsel im Mittelstand, damit Übergeber und Nachfolger schneller zueinander finden. Seit 2006 wurden über unsere Internetbörse www.nexxt-change.org rund 10.000 Unternehmensübergaben erfolgreich vermittelt. Viele von ihnen hätten ohne die Onlinebörse keinen geeigneten Nachfolger gefunden. Fazit Gründerinnen und Gründer halten unseren Wirtschaftsstandort Deutschland weiter innovativ, vielfältig und wettbewerbsfähig. Deshalb verdienen sie volle Unterstützung auf ihrem Weg. Dazu gehören die vielfältigen Beratungs- und Flankierungsangebote auf allen Ebenen genauso wie politische Weichenstellungen, die den Gründergeist stärken und Unternehmen optimale Entwicklungsmöglichkeiten sichern. Ein guter Rahmen für starke Startups – dafür setze ich mich ein.

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Michael Glos Der Beitrag des High-Tech Gründerfonds zur Gründung und Existenzsicherung junger Technologieunternehmen Die Förderung und Sicherung von Existenzen ist eine der vornehmsten Aufgaben des Bundeswirtschaftsministeriums. Der Minister für Wirtschaft und Technologie geht in seinem Beitrag ausführlich auf die aktuellen Programme und Aktivitäten des Bundeswirtschaftsministeriums ein und zeigt, welche Erfolge die Bundesregierung bei Existenzgründung und Existenzsicherung derzeit erzielen kann. Mir sei es erlaubt, einen Blick zurückzuwerfen. Gibt es doch Förderstrategien, Gründerfonds, ja Regierungs-Initiativen zur Unterstützung von Existenzgründungen und zur Förderung des Mittelstandes schon seit vielen Jahrzehnten, ja seit Anbeginn der Bundesrepublik¹. Heute ist die Initiative „Gründerland Deutschland“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie eine der ambitioniertesten. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Maßnahmen zur Stärkung der Gründungskultur in Deutschland zu entwickeln, zu bündeln und für mehr Unternehmergeist zu werben. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sowie der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) sind hieran beteiligt. Eingang gefunden hat hierin der High-Tech Gründerfonds II, der ab Oktober 2011, ausgestattet mit einem Volumen von 288,5 Millionen Euro, kapitalsuchenden High-Tech-Unternehmen eine Erstfinanzierung von bis zu 500.000 Euro als Risikokapital bereitstellt, um sie dabei zu unterstützen, Erfolg versprechende Forschungsvorhaben unternehmerisch umsetzen zu können. Vorläufer des High-Tech Gründerfonds II war der High-Tech Gründerfonds I, den das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gemeinsam mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und zunächst drei Partnern aus der Industrie im Jahr 2005 aufgelegt hatte und dessen Investitionsphase bis 2011 lief.

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Neu gegründeten Unternehmen verhalf der High-Tech-Gründerfonds I zu ausreichendem Kapital, um eine Anlaufphase von ein bis zwei Jahren zu überbrücken. Gerade die ersten beiden Jahre durchzustehen, sind bei Existenzgründungen bekanntlich nicht leicht, und gerade Gründer neuer Technologieunternehmen haben es besonders schwer, trotz brillanter Ideen einen Finanzier zu finden. Denn auch private Wagniskapitalgeber engagieren sich lieber erst dann, wenn die Unternehmen erste Markttests bestanden haben. Es war nun Aufgabe und auch Verdienst des High-Tech Gründerfonds, diese Finanzierungslücke zu schließen. War das Unternehmen dann dank des Fonds soweit gesichert, gelang es zumeist, eine Anschlussfinanzierung durch private Kapitalgeber einzuwerben oder auf Grundlage eigener Umsätze zu wachsen. Hauptinvestor des High-Tech Gründerfonds I war der Bund. Mit Zustimmung des Deutschen Bundestages konnten ‒ trotz vorläufiger Haushaltführung ‒ erste Projekte bereits Anfang Mai 2006 gestartet werden. Der High-Tech Gründerfonds I war aus der Initiative „Partner für Innovation“ entstanden und verfügte über ein Fondsvolumen in Höhe von insgesamt 272 Millionen Euro, von denen 240 Millionen Euro aus Bundesmitteln stammten.² Investoren des „Public-private-Partnership“ waren neben dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie die KfW-Bankengruppe sowie die drei Industriekonzerne BASF, Deutsche Telekom und Siemens.³ Seit Ende 2006 beteiligten sich auch Daimler, Bosch und Carl Zeiss an diesem Fonds. Der High-Tech Gründerfonds I ging während seiner Laufzeit rund 250 Beteiligungen an jungen Technologieunternehmen ein; über 2.300 zukunftsfähige Arbeitsplätze sind dadurch entstanden. Darüber hinaus konnten 335 Millionen Euro überwiegend private Mittel für Anschlussfinanzierungen eingeworben werden, also doppelt so viel Geld wie der High-Tech Gründerfonds I selbst investiert hat.⁴ Bis heute gilt der High-Tech Gründerfonds I als Qualitätssiegel. Es war sein Verdienst, den brachliegenden Markt für risikobehaftete Gründungsfinanzierungen erfolgreich neu zu beleben.⁵

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In der damals neuen High-Tech-Strategie der Bundesregierung spielte das damalige Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie eine zentrale Rolle: Für Technologiefelder der Zukunft wie Luft- und Raumfahrt, Energieforschung und Multimedia sowie die technologieoffenen Programme für den innovativen Mittelstand standen im Bundeswirtschaftsministerium von 2006 bis 2009 circa 7,4 Milliarden Euro zur Verfügung, also die Hälfte des Gesamtvolumens der High-Tech-Strategie von 15 Milliarden Euro. Die große Hebelwirkung der Programme ‒ die Wirtschaft musste in der Regel mindestens 50 Prozent der Projektkosten selbst finanzieren ‒ und die Umsetzungsnähe trug wesentlich dazu bei, dass Deutschland bis 2010 das Ziel der Lissabon-Strategie, drei Prozent des Bruttoinlandprodukts in den Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) zu investieren, im Jahr 2010 fast erfüllte.⁶ Es ist sicherlich nachvollziehbar, dass ich als der damalige verantwortliche Bundeswirtschaftsminister mich darüber freue, dass dieser High-Tech Gründerfonds I während seiner Laufzeit so erfolgreich war und dass er auch von meinem Nachfolger im Amt des Ministers für Wirtschaft und Technologie nach seinem Ablauf als High-Tech Gründerfonds II erneut aufgelegt wurde. Der High-Tech Gründerfonds II von 2011 hat ein Volumen von 288,5 Millionen Euro. Mit 220 Millionen Euro stellte der Bund den größten Beitrag zu Verfügung, die KfW-Bankengruppe folgte mit 40 Millionen Euro. Das Markenzeichen der High-Tech Gründerfonds war und ist die öffentlich-private Partnerschaft. Im High-Tech Gründerfonds II waren zu Beginn mit zwölf Unternehmen doppelt so viele beteiligt wie noch beim ersten Fonds: Altana, BASF, Bosch, B. Braun Melsungen, Carl Zeiss, CeWe, Daimler, Deutsche Post DHL, Deutsche Telekom, Qiagen, RWE Innogy und Tengelmann. Die Konditionen des zweiten Fonds orientieren sich an denen von High-Tech Gründerfonds I. Inzwischen sind auch Evonic, Lanxess, media + more venture, SAP und die Metro group Investoren des Gründerfonds.⁷

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Abschließend lässt sich somit feststellen: Bereits durch das High-Tech-Gründerprogramm I und dem damit verstärkten Engagement für Forschung und Entwicklung konnte das Innovationsklima in Deutschland nachhaltig verbessert werden. Die erforderliche Kofinanzierung der Unternehmen bei den vom Bundeswirtschaftsministerium verantworteten Programmen hatte eine hohe Hebelwirkung. In der Folge gaben Unternehmen wieder deutlich mehr für interne Forschung und Entwicklung aus. So stiegen nach einer Schätzung des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft allein im Zeitraum von 2005 bis 2007 die Ausgaben der privaten Wirtschaft für Forschung und Entwicklung um acht Prozent auf 41, 8 Milliarden Euro. Der High-Tech Gründerfonds I hat die Grundlage dafür geschaffen, dass dieses Gründerprogramm sowohl bei Gründern wie auch privaten Kapitalgebern einen solch guten Ruf erworben hat. Nur zu verständlich, dass er im High-Tech Gründerfonds II seinen Nachfolger gefunden hat, der auch weiterhin bei Existenzgründung und Existenzsicherung sehr erfolgreich wirken wird.

1

S. Ursula Beyenburg-Weidenfeld: Wettbewerbstheorie, Wirtschaftspolitik und Mittelstandsförderung 1948-1963: die Mittelstandspolitik im Spannungsfeld zwischen wettbewerbstheoretischem Anspruch und wirtschaftspolitischem Pragmatismus, Diss. Bonn 1989, Stuttgart 1992.

2

www.bmwi.de/DE/Presse/pressemitteilungen,did=336818.html.

3

S. http://isb.rlp.de/de/aktuelles/details/article/stronghigh-tech-gruenderfonds-und-fonds-fuerinnovation…

4

www.high-tech-gruenderfonds.de/2011/10/staatssekretar-burgbaccher-gibt-start schuss-fur-den-high-tech-grunderfonds-ii/…

5

S. Anton Greyer (Technopolis group), Thomas Heimer (Frankfurt School of Finance and Management): Evaluierung des High-Tech Gründerfonds, Endbericht, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, 25.10.2010, S. 55.

6

Die FuE-Aufwendungen des Staates beliefen sich 2010 auf 2,82 Prozent des BIP. S. www.stifterverband.info/statistik_und_analysen/forschung_und_entwicklung/index.html.

7

S. www.high-tech-gruenderfonds.de.

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Bernd Neumann MdB Existenzgründung in der Kultur- und Kreativwirtschaft Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland – eine dynamische Branche Die Kultur- und Kreativwirtschaft bietet ein einzigartiges Tätigkeitsfeld mit einer Fülle beruflicher Chancen. In Deutschland werden zu dieser Branche insgesamt elf kreative Teilmärkte gezählt, deren Entwicklung von der Bundesregierung regelmäßig im Rahmen eines Branchenmonitorings dokumentiert wird. Es handelt sich dabei um die Musikwirtschaft, den Buchmarkt, den Kunstmarkt, die Film- und die Rundfunkwirtschaft, die Darstellenden Künste, den Designsektor, die Architektur, den Pressemarkt, die Werbebranche und die Software/Games-Industrie. Das ist eine beeindruckende Reihe hochinteressanter Tätigkeitsfelder, die jeweils vielfältige Möglichkeiten der kreativen Existenzgründung bieten. Nach aktuellen Zahlen erwirtschaften knapp 24.000 Unternehmen und rund eine Million Erwerbstätige in der Kultur- und Kreativwirtschaft ein jährliches Umsatzvolumen von etwa 143 Milliarden Euro. Mit einem Plus von schätzungsweise 4,4 Prozent im Jahr 2011 ist auch die Umsatzentwicklung erfreulich dynamisch. Der Anteil von Freiberuflern und selbstständigen Unternehmerinnen und Unternehmern ist hier im Vergleich zur Gesamtwirtschaft besonders hoch. Nach einer aktuellen Studie der KfW-Bankengruppe überleben im Vergleich mit anderen Branchen in der Kultur- und Kreativwirtschaft Unternehmen deutlich häufiger die besonders kritischen ersten Jahre der Gründungsphase. Drei Jahre nach der Gründung sind hier fast vier Fünftel der Unternehmerinnen und Unternehmer noch am Markt tätig. Auch die Entwicklung ihrer Haushaltseinkommen verläuft für sie spürbar positiver, als dies bei Gründungen in anderen Branchen der Fall ist.

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„Alles, nur keine Unternehmer?“ – Beratungsangebote der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft Natürlich werden auch in der Kultur- und Kreativwirtschaft Existenzgründer mit einer ganzen Reihe von Problemen und Herausforderungen konfrontiert. Dazu gehört es, dass sich viele Künstler und Kulturschaffende – obwohl sie als Existenzgründer oftmals über eine vergleichsweise gute Ausbildung verfügen – nicht ausreichend auf eine selbstständige Tätigkeit vorbereitet fühlen. Ein stärkeres Angebot unseres künstlerisch-kulturellen Ausbildungssystems zur Vermittlung von unternehmerischen Kenntnissen etwa im Marketing oder auch in unternehmerischen Finanzierungsangelegenheiten könnte hier weiterhelfen. Doch auch das beste Ausbildungssystem kann seine Absolventinnen und Absolventen nicht perfekt und auf alle Aspekte einer selbstständigen Tätigkeit vorbereiten. Einen ersten Überblick über wichtige Aspekte und Anforderungen einer unternehmerischen Laufbahn bietet die von der Bundesregierung im Rahmen der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft herausgegebene Broschüre „Alles, nur kein Unternehmer? Tipps für Gründerinnen und Gründer in der Kultur- und Kreativwirtschaft“. Hier findet sich auch eine Sammlung einschlägiger Beratungs-, Informations- und Förderangebote. Viele Existenzgründer der Kultur- und Kreativwirtschaft fühlen sich von den eher klassischen Beratungsangeboten nicht angesprochen. Das liegt zum Teil an ihrem Selbstverständnis: Sie betrachten sich nicht als Existenzgründer oder Unternehmer, sondern als Künstler oder als Kulturschaffende, als Kreative eben. Auf der anderen Seite verfügen die Institutionen der klassischen Gründerberatung nicht immer über das für die besonderen Anforderungen der Kultur- und Kreativwirtschaft notwendige Spezialwissen oder an die Lebens- und Erfahrungswelt der kreativen Szene angepasste kommunikative Kompetenzen.

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Daher hat die Bundesregierung mit dem Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes und seinen insgesamt acht Regionalbüros eine Beratungsinfrastruktur geschaffen, die den besonderen Ansprüchen von Künstlern und Kulturschaffenden entgegenkommt. Das Kompetenzzentrum wurde im Rahmen der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung, die vom Bundeswirtschaftsministerium und meinem Haus gemeinsam koordiniert wird, eingerichtet. Die Beraterinnen und Berater der Regionalbüros stehen kreativen Existenzgründern vor Ort immer dann mit Rat und Tat zur Seite, wenn es darum geht, eine neue Geschäftsidee am Markt zu platzieren und mit kreativer Arbeit Geld zu verdienen. Dafür halten sie an mittlerweile mehr als 80 Orten regelmäßige Sprechtage ab, führen jedes Jahr tausende Orientierungsberatungen durch, organisieren Informationsveranstaltungen in den Regionen zu aktuellen Themen und bieten Multiplikatoren und Verbänden der Branche die Gelegenheit, sich auszutauschen und zu vernetzen. Eine quantitative Auswertung der bisherigen Beratertätigkeit der Regionalbüros hat ergeben, dass im Bereich des Kunstmarkts, der darstellenden Künste und des Musikmarkts das Angebot überdurchschnittlich stark in Anspruch genommen wird. Als Kulturstaatsminister freut mich diese besonders rege Nachfrage aus den kunstnahen Kernbereichen der Kultur- und Kreativwirtschaft. Auch Ziel des Wettbewerbs „Kultur- und Kreativpiloten Deutschland“ ist es, herausragende kreative Ideen zu prämieren und zu funktionierenden Geschäftsideen weiterzuentwickeln. Als Teil der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft wird er in diesem Jahr zum vierten Mal verliehen. 32 Gewinnern wird bei der Verwirklichung ihres Wunsches, unternehmerisch tätig zu werden, unmittelbar unter die Arme gegriffen. Die Geschäftsideen der Gewinner werden von ausgewiesenen Fachleuten genauestens unter die Lupe genommen und kritisch auf ihre Markttauglichkeit geprüft. Die Gewinner selbst werden in praxisnahen, gezielt auf die Verwirklichung ihrer Geschäftsideen zugeschnittenen Workshops auf die Bedingungen und Herausforderungen des Marktes vorbereitet. Abgerundet wird dieses Programm durch die Aufnahme der Gewinner in ein Netzwerk von Unternehmern, Experten und anderen Preisträgern, das sie in ihrer unternehmerischen Laufbahn unterstützend begleitet.

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„Kreative Arbeit ist keine Freizeitbeschäftigung“ – Urheberrecht und Schutz des geistigen Eigentums In kaum einer anderen Branche ist die Gründung und Sicherung der beruflichen Existenz so eng mit der Nutzung des Internets verbunden wie in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Ihre Werke und Produktionen werden dort beworben und verkauft, Kontakte zu Kunden und Geschäftspartnern werden geknüpft. Ein wichtiges Thema ist dabei die Durchsetzung der Rechte am geistigen Eigentum, der urheberrechtliche Schutz der kreativen Arbeit. So gut die Geschäftsidee auch ist, so erfolgversprechend das kreative Produkt: Ohne eine angemessene Vergütung kann keine kreative Unternehmung überleben. Die widerrechtliche Nutzung geistiger Inhalte kann insbesondere für kreativwirtschaftliche Existenzgründer zum handfesten Problem werden. Es wird immer wieder viel über das Urheberrecht gesprochen, meines Erachtens aber viel zu wenig über die Urheber selbst, über den kulturellen und ökonomischen Wert ihres Schaffens. Kreative Arbeit ist keine Freizeitbeschäftigung, sondern Existenzgrundlage für bildende Künstler, Musiker, Journalisten, Komponisten, für Schriftsteller, Übersetzer, Regisseure, Schauspieler, Designer, Spieleentwickler, Fotografen und viele mehr. Dass wir heute von einer – auch im internationalen Vergleich – höchst erfolgreichen Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland sprechen können, ist vor allem ein Verdienst derer, die mit ihrer kreativen Arbeit den Grundstock der Wertschöpfungskette legen. Es ist auch das Verdienst einer innovativen und kreativen Gründerszene, für die der Schutz ihres geistigen Eigentums lebensnotwendig ist. Als Kulturstaatsminister ist es meine Aufgabe, die Rahmenbedingungen für kreatives Schaffen in Deutschland zu sichern und zu verbessern. In diesem Sinne verstehe ich mich auch als Anwalt der Künstler und Kulturschaffenden, die mit ihren Ideen, Fähigkeiten und nicht zuletzt harter Arbeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft eine selbstständige Existenz gründen wollen.

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Peter M. Schmidhuber Zur Rolle und Lage des Mittelstands in Europa In der politischen und gesellschaftlichen Diskussion hat der Mittelstand praktisch keine Gegner. Es werden ihm überwiegend positive Eigenschaften attestiert, was seine Funktion in der Wirtschaft anbelangt. Er wird sozusagen aus dem Kampf zwischen Arbeit und Kapital – der derzeit unter dem Schlagwort der sozialen Gerechtigkeit oder genauer der Verteilungsgerechtigkeit wieder an Schärfe gewinnt – zumindest teilweise ausgeklammert. Der Begriff Mittelstand ist ein Spezifikum deutschen ordnungspolitischen Denkens mit ständischen Wurzeln. Es geht letztlich um die Funktion und Befindlichkeit der sogenannten Mittelschichten zwischen oben und unten im Aufbau der Gesellschaft. Unter letzterer Bezeichnung, zum Beispiel der „middle classes“ oder „classes moyennes“, ist er Gegenstand der internationalen soziologischen und wirtschaftspolitischen Diskussion. Historischer Ausgangspunkt war die Selbstständigkeit, das heißt die Teilnahme am Wirtschaftsleben auf eigenes Risiko im Handwerk, Handel und Gewerbe, dann auch die Tätigkeit der sogenannten Freien Berufe (mit dem Qualifikationsmerkmal akademische Ausbildung: Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater usw.). Im Zuge der weiteren Ausdifferenzierung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Funktionen ergaben sich zahlreiche andere Erwerbsmöglichkeiten, wie zum Beispiel Softwareentwickler, PR-Fachkräfte, mobile Altenpfleger, Berater in Fragen der Lebenshilfe, Nachhilfelehrer. Sie werden als Alleinunternehmer (in der Regel keine Angestellte) bezeichnet. Diese Gruppe umfasste 2012 ausweislich einer Studie des DIW immerhin 2,6 Millionen Menschen. Sie nahm seit 2003 im Zusammenhang mit der Schaffung der sogenannten Ich-AG als arbeitsmarktpolitisches Instrument, das heißt als Alternative zur Vermittlung in ein neues Arbeitsverhältnis stark zu. Ab 2006 wurde ein über mehrere Monate auszahlbarer Gründungszuschuss von insgesamt 15.000 Euro als Starthilfe gewährt. Es ist plausibel, um nicht zu sagen evident, dass dies – schon wegen sogenannter Mitnahmeeffekte – nicht immer zum Aufbau einer krisensicheren selbstständigen Existenz geführt hat.

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Nach deutscher statistischer Definition versteht man ein kleines und mittleres Unternehmen (KMU) als einen Betrieb mit weniger als 500 Mitarbeitern – EU nur 250 Mitarbeiter – und weniger als 50 Millionen Euro Umsatz. Der Begriff des KMU beziehungsweise des Selbstständigen hat also eine enorme Bandbreite. Es liegt auf der Hand, dass sie sich unterschiedlichen wirtschaftlichen, finanziellen und administrativen Problemen gegenübersehen und sich daher nicht als einheitliche wirtschaftliche Interessengruppe formieren können. Eine Sonderstellung nehmen die landwirtschaftlichen Betriebe (Vollerwerbs- und Nebenerwerbsbetriebe) ein. Ihr Markt (insbesondere auf der Einnahmeseite) ist sehr stark durch die EG-Agrarmarktordnungen reglementiert. Dies hat in der Agrarwirtschaft eine lange bis auf das Bismarckreich zurückgehende Tradition. In der EU hat die Landwirtschaft seit einiger Zeit spezielle Funktionen im Umwelt- und Landschaftsschutz. Infolge des rasanten Anstiegs der Weltbevölkerung nehmen die Aufgaben der Ernährungssicherung auf mittlere Sicht wieder zu – einmal abgesehen von der Modeerscheinung des urban farming. Der mangelnde Nachwuchs für den Beruf des Landwirts wächst sich zu einem Existenzproblem für viele bäuerliche Betriebe aus. Ehe auf die spezifischen Probleme der KMU im klassischen Sinn eingegangen werden soll, noch eine Bemerkung zum sogenannten unselbstständigen Mittelstand, den Fach- und Führungskräften in Wirtschaft und Verwaltung, das heißt die stark angewachsene Gruppe von Personen mit Managementfunktionen und Führungsaufgaben in öffentlichen und privaten Organisationen mit teilweise erheblichen Entscheidungskompetenzen (allerdings ohne die Organmitglieder). Es dürfte sehr schwierig sein, diese Gruppe, die für das Funktionieren einer hochdifferenzierten Wirtschaft von zentraler Bedeutung ist, zahlenmäßig zu erfassen. Ihre Probleme gehen aber in eine andere Richtung und können daher in diesem Zusammenhang nicht weiter behandelt werden.

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Die für die KMU maßgeblichen makroökonomischen Rahmenbedingungen Die KMUs sind Wirtschaftssubjekte einer nationalen Volkswirtschaft. Sie sind einer nationalen Rechtsordnung und deren Vollzug durch eine staatliche Verwaltung unterworfen. Die Wirtschaftspolitik ist eine Angelegenheit der Mitgliedstaaten der EU (Art. 119, 121 AEUV) – allerdings eine von gemeinsamem Interesse. Nach Art.3 Abs.1 EUV errichtet die Union einen gemeinsamen Binnenmarkt, was die Geschäftsmöglichkeiten der Unternehmen erheblich erweitert und erleichtert hat. Die gemeinsame Währung in der Eurozone hat den Export in das benachbarte Ausland wesentlich vereinfacht und zum Wegfall des Währungsrisikos geführt. Die Binnenmarktkompetenz der EU führte zu weitgehenden Regelungen (über EU-Richtlinien). Gleichwohl haben aber Größe und Struktur einer Volkswirtschaft einen beachtlichen Einfluss auf die KMU. Dasselbe gilt für unterschiedliche Handelsbräuche. So hat Deutschland ‒ vor allem im süddeutschen Raum ‒ zahlreiche umsatzstarke KMUs als Zulieferer für Komplexfertiger, Hersteller von Spezialitäten (Nischenprodukte) oder regionale Versorger, die in kleineren Ländern als Großbetriebe gelten würden. Diese Unternehmen weisen oft eine hohe Ertragskraft und eine solide Eigenkapitalausstattung auf. Manche von ihnen – gerade in der letzten Zeit – werden von Investmentbanken und Private-equity-Firmen umworben, weil sie als hervorragende Kapitalanlagen und Fusionsobjekte gelten. Weitere Bespiele regionaler Differenzierung: Italien ist dafür bekannt, dass es über enge Netzwerke von Klein- und Kleinstbetrieben (insbesondere in der Schuh- und Bekleidungsbranche) mit hoher Arbeitsteilung verfügt. Wesentliche strukturelle Unterschiede ergeben sich im Lebensmitteleinzelhandel und im Gaststättengewerbe. Das Vordringen von Großvertriebsformen und Filialbetrieben ist unterschiedlich stark. Die Steuergesetzgebung und auch der ordnungsgemäße Vollzug der Steuergesetze ist unterschiedlich. Dasselbe gilt für die Verwaltungsvollzug, insbesondere für den Verbraucherschutz und die Arbeitsgesetzgebung.

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Die Herausforderung der Globalisierung Der Prozess der Globalisierung hat für die europäischen Volkswirtschaften in Gegenwart und Zukunft gravierende Auswirkungen. Das hohe Lohndifferential zwischen den Schwellen- und Entwicklungsländern einerseits und den reifen Volkswirtschaften des Westens andererseits erzwingt dort eine Veränderung der Industriestruktur. Es kommt zu massiven Verlagerungen der Produktionsstandorte. Beispiele sind die Textilindustrie, die Porzellanindustrie, die Herstellung von Geräten der Unterhaltungselektronik oder als neuestes Beispiel die Herstellung von Solarzellen. Diese Entwicklung hat viele KMUs zur Aufgabe gezwungen, weil sie aus unterschiedlichen Gründen den Sprung ins Ausland durch Verlagerung des Unternehmens oder durch Gründung von Tochtergesellschaften nicht wagen konnten oder wollten. Andererseits haben sich dadurch auch neue Chancen ergeben. Circa 1.200 sogenannte Hidden Champions haben sich mit innovativen Nischenprodukten und Dienstleistungen im Ausland etablieren können. Dies ist für KMUs schwieriger als für Großunternehmen, da sie sich mit unterschiedlichen Rechtssystemen, anderen geschäftlichen Usancen und komplizierten Auslandsfinanzierungen herumschlagen müssen, was für sie Neuland ist. Deshalb unterstützt das Bundeswirtschaftsministerium und die Länderwirtschaftsministerien durch Repräsentanzen vor Ort in den Zielländern, die KMUs bei der Überwindung bürokratischer Barrieren, um ihnen den Start bei der Markterschließung zu erleichtern. Es geht dabei nicht nur um die Wahrnehmung neuer Geschäftsmöglichkeiten im Ausland, sondern auch um die Stärkung der Mutterunternehmen in Deutschland. Die Expansion in fremde Märkte stellt an das Personal höhere Anforderungen, aber sie macht auch die deutschen Arbeitsplätze sicherer. Wenn es gelingt, unser Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell und das bisher Erreichte – vielleicht mit einigen Modifikationen – zu sichern, wird wohl die Tendenz zur Steigerung des Anteils des Dienstleistungsanteils an der Bruttowertschöpfung (derzeit circa 75 Prozent) sich fortsetzen. Auch dies könnte die Situation der KMU verbessern.

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Die Modernisierungsanstrengungen der KMUs Diese positive Entwicklung wäre in dieser Form nicht möglich gewesen, wenn nicht viele KMUs große Rationalisierungs- und Modernisierungsanstrengungen vorgenommen hätten. Es ging dabei um das Schritthalten mit der rasanten technischen Entwicklung, um eine betriebsadäquate Digitalisierung und um eine schlanke kostensparende Betriebsund Unternehmensführung und nicht zuletzt um eine entsprechende Weiterbildung der Beschäftigten. Auch die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleitungen zur Ergänzung oder Fortentwicklung des eigenen Geschäftsmodells wird immer wichtiger. Organisationen der Wirtschaft wie die Handwerkskammern, Innungen, das RKW, das überbetriebliche Weiterbildungswesen, die gewerbliche Unternehmensberatung sowie die Wissenschaft (Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten und Fachhochschulen, die Fraunhofergesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten), die von den Ländern unterhaltenen Fördergesellschaften und Finanzierungsinstitute (Förderbanken für die KMUs) haben ein Netzwerk von Hilfen zur Selbsthilfe der KMU aufgebaut. Dies hat zu einem weiteren Modernisierungsschub bei den KMUs geführt, der ihnen auch gegenüber vielen Unternehmen in anderen Mitgliedstaaten der EU Wettbewerbsvorteile einbringt. Nachholbedarf im öffentlichen Bildungswesen Seit einigen Jahren hat sich – wenn auch verspätet – die Auffassung durchgesetzt, dass die Verbesserung des Erziehungs- und Bildungssystems der Schlüssel zur Lösung vieler Probleme auf dem Arbeitsmarkt und zur Verbesserung der weltwirtschaftlichen Wettbewerbsbedingungen für die deutsche Volkswirtschaft, aber insbesondere für die KMU ist. Das Handwerk hat durch das Festhalten an der dualen Berufsausbildung und deren weiteren Ausbau durch überbetriebliche Einrichtungen – in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts von linken Bildungspolitikern heftig bekämpft – Pionierleistungen vollbracht. Dass man die Probleme von Immigrantenkindern (zum Beispiel das Erlernen der deutschen Sprache) lange Zeit unterschätzt hat, war sicherlich ein Fehler, den man sich jetzt zu korrigieren bemüht.

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Der Mangel an Fachkräften, der sich in den kommenden Jahren aus demografischen Gründen noch verschärfen wird, muss durch verschiedene Maßnahmen angegangen werden, zum Beispiel durch Erleichterung der Einwanderung für diesen Personenkreis, aber auch durch eine verstärkte Werbung und Förderung von Studenten für die naturwissenschaftlichtechnischen Fächer, die Ingenierwissenschaften und die Medizin. Allerdings muss hier im Hinblick auf den Zielkonflikt zwischen der Deckung eines dringenden volkswirtschaftlichen Bedarfs und dem Recht auf eine freie Studienwahl an Universitäten und Fachhochschulen behutsam vorgegangen werden. Die gesellschaftliche Rolle der Selbstständigen Die Probleme des Mittelstands, also der Selbstständigen, sind sehr differenziert. Dies trifft nicht nur für die KMUs zu, die hier in der gebotenen Kürze benannt worden sind, sondern auch auf die Angehörigen der freien Berufe und die Alleinunternehmer, die nicht behandelt werden konnten. Der Selbstständige ist Unternehmer. Er ist daher ein „risk taker“. Er nimmt Risiken auf sich, um Erträge, das heißt Residualgewinne zu erzielen. Er kann vom Sozialstaat keinen besonderen Schutz verlangen, sondern nur die Herstellung eines „level playing field“, das heißt vergleichbarer Wettbewerbsbedingungen sowie einen fairen Marktzutritt (Existenzgründung). Dazu gehört auch eine sachgerechte Steuerpolitik. Wird durch Steuererhöhungen und durch Einführung neuer Steuern die Risikoprämie des Unternehmers zu stark eingeschränkt, so hat dies für die Volkswirtschaft fatale Folgen, weil Wachstum und Beschäftigung zurückgehen. Im Vorfeld des Bundestagswahlkampfs 2013 sind Forderungen erhoben worden, die Erhebung der Vermögensteuer wieder einzuführen und die starke Begünstigung des Betriebsvermögens bei der Erbschaftsteuer einzuschränken (dazu auch ein Vorlagebeschluss des BFH zum Bundesverfassungsgericht). Sollte es zur Realisierung derartiger Forderungen kommen, so müsste sehr darauf geachtet werden, dass die KMU nicht in ihrer Substanz gefährdet werden.

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Wie die Nachwuchsprobleme für die Leitung von KMU – insbesondere in der Landwirtschaft – zeigen, schätzen viele Nachkommen ein Unternehmerdasein mühsamer und unsicherer ein als ein Arbeitsverhältnis oder eine Verwendung im öffentlichen Dienst. Es ist Aufgabe der Unternehmerschaft für diese Funktion des „risk takers“ zu werben, von dem erwartet wird, dass er Wirtschaft und Gesellschaft nach vorne bringt. Es ist eine wichtige Aufgabe eines Unternehmers rechtzeitig für seine Nachfolge zu sorgen. Traut er sie seinen eigenen Nachkommen nicht zu, so ist es im Interesse seiner Familie eine andere Lösung zu finden. In einer freien Gesellschaft sind am Eigentum orientierte Unternehmer unverzichtbar. Es ist wichtig, dass das Bild des Unternehmers in seiner Gemeinschaftsorientierung realistisch dargestellt wird und für diese Aufgabe bei der jungen Generation geworben wird.

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Friedhelm Ost Zwischen Notwendigkeit und Realität: Existenzgründung und Existenzsicherung als Daueraufgaben Die Dynamik marktwirtschaftlicher Ordnungen spiegelt sich in unternehmerischen Aktivitäten wider. Dabei spielen zum einen der strukturelle Wandel bestehender Betriebe, zum anderen vor allem die Gründung neuer Firmen eine bedeutende Rolle. Angesichts der Globalisierung der Weltwirtschaft nimmt der internationale Wettbewerb weiter an Intensität zu: Dabei müssen sich deutsche Firmen auf ausländischen Märkten in der Konkurrenz mit Newcomern behaupten – mit Unternehmen aus Europa, China, Indien, den USA und anderen asiatischen wie lateinamerikanischen Gesellschaften. Ebenso dringen diese ausländischen Konkurrenten auf die deutschen Märkte vor und bieten ihre Produkte wie Dienstleistungen an. Gerade für die deutsche Wirtschaft, die mit relativ hohen Arbeits- und Sozialkosten, mit nicht gerade niedrigen Steuern und Standortkosten – wie etwa für Energie – arbeitet, gilt es, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Das wird nur möglich sein, wenn deutsche Firmen ihre bisherige Produktpalette qualitativ verbessern, wenn sie innovative Erzeugnisse auf den Märkten anbieten und sowohl den pre-sale- als auch den after-sale-Service für ihre Kunden ausbauen. Hier liegen große Chancen für die Gründung neuer Unternehmen ebenso wie für die Zukunftssicherung bereits bestehender Betriebe. Einer der wichtigsten Faktoren dafür ist die Technologieforschung, vor allem die schnelle Umsetzung von Forschungsergebnissen in neue Produkte und Dienstleistungen. Besonders deutlich wird dies in manchen Schlüsselindustrien wie zum Beispiel im Maschinen- und Anlagenbau, in der IT-Branche, im Energiesektor, in der Robotik und Sensorik, in der Mikroelektronik und im Mobilfunk.

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Keine ausgeprägte Gründungskultur in Deutschland Allerdings ist der Drang zur Selbstständigkeit und damit zum Sprung in die Gründung einer eigenen Firma in Deutschland seit Jahrzehnten nicht sehr stark ausgeprägt. Trotz mancher politischer Bemühungen bleibt hierzulande die Gründungskultur im Vergleich etwa zu den USA und anderen Ländern zurück. Dies zu ändern, stellt eine große Aufgabe für unsere Gesellschaft dar: Schon in den Schulen sollten besonders kreative Geister geweckt werden, die sich später ausprobieren und Unternehmen gründen. Viele Wissenschaftler an Universitäten und Forschungsinstituten müssen ihre selbstgewählte Isolation überwinden und den mutigen Schritt zur Gründung eigener Existenzen wagen. In vielen bestehenden Unternehmen – auch in Konzernen – müssen mehr Investitionen in die nächsten Technologiestufen und möglichst auch Ausgründungen von neuen Firmen erfolgen. Existenzgründer und Existenzsicherer können, so hat es jüngst Gerhard Fettweis, Professor an der Technischen Universität Dresden, hervorgehoben, „einen Innovationssprung für Deutschland dort erreichen, wo Mikroelektronik und Informationstechnik zum Einsatz kommen. [...] Sogenannte Exoskelette zum Beispiel – äußerlich an den menschlichen Körper angeschnallte Stützstrukturen, die über Servomotoren körpereigene Bewegungen verstärken, werden mindestens so wichtig wie die Gentechnik. Sie könnten in zehn bis zwanig Jahren Rollatoren für ältere Menschen überflüssig machen. […] Radartechnik, Robotik, Automatisierungstechnik, Kommunikationstechnik – viele Disziplinen müssen dabei kooperieren.“ So könnte diese neue Technik dazu dienen, die Körperbewegungen des Menschen innerhalb von Millisekunden auf die Motoren abzustimmen. Auf dem Weg dahin sind Themen wie Industrie 4.0, die Produktionsautomatisierung und die Kommunikation von Maschinen miteinander über das Internet die großen Herausforderungen. Aus all diesen Entwicklungen ergeben sich vielfältige Möglichkeiten für die Sicherung bestehender Unternehmen durch neue Geschäftsfelder und zugleich für die Gründung neuer Existenzen in den Bereichen Produktion, Zulieferungen und Dienstleistungen. Der hohe Lebensstandard in Deutschland ist nur zu behaupten, wenn ausreichend Menschen bereit sind, etwas zu unternehmen, also Verantwortung zu übernehmen und eine Firma zu gründen. Sie stärken damit nicht nur den Wettbewerb und verbessern mit Innovationen das Angebot auf den verschiedenen Märkten, sie schaffen damit vor allem auch neue und sichern bestehende Arbeitsplätze.

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Sinkendes Interesse an Existenzgründungen Allerdings ist das Interesse an einer Unternehmensgründung in Deutschland seit etwa zehn Jahren gesunken. 2004 führten die Industrie- und Handelskammern noch deutlich über 400.000 Gespräche mit Menschen, die an einer Unternehmensgründung interessiert waren, 2011 waren es gerade noch knapp 330.000. In Deutschland wurden im Jahre 2012 nur 134.000 Betriebe neu gegründet, deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl größere wirtschaftliche Bedeutung haben. Das waren sieben Prozent weniger als 2011 und so wenig wie noch nie in den letzten Jahrzehnten. Gleichzeitig wurden 122.000 größere Betriebe aufgegeben. Auch die Zahl neu gegründeter Kleinunternehmen, also Betriebe ohne Angestellte und ohne Eintrag ins Handelsregister, ging in 2012 um 17 Prozent auf etwa 243.000 zurück; über 290.000 Kleinstfirmen wurden dagegen geschlossen. Relativ stabil blieb dagegen mit gut 240.000 die Gründung von Nebenerwerbsbetrieben.

Anmeldungen insgesamt

2012

2012 gegen 2011

757.000

- 7,8 %

davon Neugründungen



618.800 →

- 8,9 %

davon größere Betriebe



134.000 →

- 7,0 %

Abmeldungen

710.900

- 0,6 %

Vollständige Aufgabe insges.

571.800

+ 0,3 %

122.100

+ 2,4 %

davon Aufgabe größerer Betriebe



An- und Abmeldungen von Unternehmen Quelle: Statistisches Bundesamt

Statistisch gesehen verschwinden in den ersten fünf Geschäftsjahren zwei von fünf neu gegründeten Firmen wieder vom Markt; jede zehnte neue Firma meldet in diesem Zeitraum Insolvenz an.

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Das nachlassende Gründungsinteresse ist vor allem auf die in den letzten Jahren verbesserte Entwicklung am Arbeitsmarkt zurückzuführen. Drohende Arbeitslosigkeit ist das Hauptmotiv der meisten Existenzgründungen. Des Weiteren wird das Gründungsinteresse in wirtschaftlich guten Zeiten dadurch gedämpft, dass viele qualifizierte Fachkräfte eine befriedigende dotierte abhängige Beschäftigung dem „Abenteuer Selbstständigkeit“ vorziehen, wie im DIHK-Gründungsreport 2012 berichtet wurde. Als zusätzlicher Faktor für das sinkende Gründungsinteresse kommt die negative demografische Entwicklung hinzu, die sich in den nächsten Jahren noch verschlechtern wird. Gründer aus Pioniergeist bleiben in Deutschland die Minderheit. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre belegen, dass nicht einmal zwei Millionen Menschen in Deutschland als Gründer bezeichnet werden können; das entspricht einem Anteil von kaum vier Prozent der Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren. Dieser Wert ergibt sich aus 1,4 Prozent sogenannter „werdender Gründer“, die also gerade dabei sind, eine neue Existenz in der Selbstständigkeit aufzubauen und 2,4 Prozent, die in den letzten drei bis vier Jahren ein eigenes Unternehmen gegründet haben. Damit weist Deutschland eines der niedrigsten Gründungsniveaus der OECD-Staaten auf. Unter den 18 hochentwickelten innovationsbasierten Volkswirtschaften der Welt nimmt Deutschland den vorletzten Platz ein. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Viele Menschen sehen insbesondere die Risiken, die mit einer Gründung verbunden sind. Entsprechende Befragungen zeigen, dass jeder zweite Angst hat, mit einem Unternehmen scheitern zu können. Nur jeder Dritte gibt an, dass er nach seiner Einschätzung über das erforderliche Wissen verfügt, um ein Unternehmen zu gründen. Gerade jeder fünfte der Befragten berichtet, dass er zumindest einmal an einer gründungsbezogenen Aus- oder Weiterbildung teilgenommen hat. Selbstständigkeit: Mehr Risiken als Chancen? Das deutsche Gründungsgeschehen der letzten Jahre weist folgende Tendenzen auf: Immer mehr Existenzgründer wollen zunächst im Nebenberuf als selbstständiger Unternehmer starten. Vielfach fehlen das Eigenkapital für die Gründung und die gesicherte Finanzierung für die betriebliche Anfangsphase. Die neuen Eigenkapitalvorschriften Basel III für Banken erschweren zudem die Fremdkapitalbeschaffung vor allem für relativ risikoreiche Neugründungen und Innovationen. Viele Gründer starten insbesondere im Dienstleistungssektor, was mit relativ wenig Startkapital möglich ist, wo jedoch angesichts eines sehr intensiven Wettbewerbs – etwa im Handel oder in der Gastronomie – das Risiko des Scheiterns besonders groß ist.

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Die meisten Gründer bevorzugen Branchen, in denen sie nur eine kleine Anfangskapitalausstattung benötigen. Das gilt insbesondere für arbeitslose Gründer, die staatliche Hilfe erhalten. So stehen Existenzgründungen in Dienstleistungsbereichen wie Reinigungsdienste, Gesundheits- und Pflegedienstleistungen, künstlerisch unterhaltende Tätigkeiten im Vordergrund. Ein weiterer Anstieg ist bei den neuen Existenzen im Bereich der Freien Berufe zu verzeichnen. Positive Rahmenbedingungen sind sowohl für die Gründung neuer Existenzen als auch zur Sicherung bestehender Unternehmen erforderlich. Deutschland hat ohne Zweifel traditionelle Stärken: Dabei werden die physische Infrastruktur, die öffentliche Förderinfrastruktur, der Schutz des geistigen Eigentums – zum Beispiel Patente – sowie die Beratung und Zulieferung für neue Unternehmen positiv bewertet. Nicht so gut schneiden dagegen andere Rahmenbedingungen wie Finanzierung, Wissens- und Technologie-Transfer, Unterstützung für Gründungen von Frauen, Regulierung, Steuern, gesellschaftliche Werte und Normen sowie gründungsbezogene Ausbildung in der Schule ab. In einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurde vor einiger Zeit ein Vergleich der Gründungen zwischen den Niederlanden und Deutschland gezogen, der unter anderem zu den folgenden Ergebnissen kam: Während rund 85 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren in den Niederlanden die Gründung eines neuen Unternehmens als attraktive berufliche Perspektive bezeichneten, waren es in Deutschland nicht einmal 56 Prozent. Nur ein Viertel der Niederländer ließ sich aus Angst zu scheitern von einer Unternehmensgründung abhalten, während es in Deutschland fast jeder Zweite wäre. Wenn auch hierzulande in den letzten Jahren einiges getan wurde, um die Gründungskultur zu stärken – etwa mit entsprechenden Angeboten an Hochschulen zur Unternehmensgründung und -führung – , so wird in anderen Ländern – etwa in Holland – frühzeitig darauf Wert gelegt, dass Kinder die Selbstständigkeit als mögliche Erwerbsform spielerisch entdecken. Positiv zu bewerten ist der Anstieg des Anteils von gründungsinteressierten Frauen in Deutschland. Bei den IHK-Gründungsseminaren und Gründungsberatungen sind inzwischen über 40 Prozent der Teilnehmer weiblich; vor zehn Jahren betrug der entsprechende Wert erst 30 Prozent. Immer mehr Frauen wollen sich ein eigenes berufliches Standbein schaffen und mit einer unternehmerischen Existenz eine Flexibilität zu erreichen, um Familie und Beruf besser als bei einer abhängigen Beschäftigung in Einklang zu bringen.

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Neue Felder für Gründer Existenzgründungsberater weisen mit Blick auf die zukünftige Entwicklung auf Folgendes hin: Die demografischen Veränderungen bringen neue Nachfragestrukturen mit sich und schaffen neue Möglichkeiten für Existenzgründer. Gute Chancen ergeben sich daraus für Gründungen im Gesundheitswesen, in Pflegediensten, in der Medizintechnik und im PharmaSektor. Die Nachfrage nach altersspezifischen Dienstleistungen wird steigen – wie etwa bei haushaltsnahen Dienstleistungen für Senioren. Mit relativ geringem Startkapital können Neugründer mit kreativen Ideen in der IT-Branche Fuß fassen. Das gilt insbesondere für innovative Online-Händler und für unternehmensnahe Dienstleistungen. Chancen ergeben sich für Existenzgründer durch das Outsourcing, also durch die Auslagerung von Funktionsbereichen aus schon bestehenden großen wie mittleren Unternehmen. Die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie die Energiewende lassen die Nachfrage von Firmen und Privaten nach Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz und umweltschonenden Verfahren steigen. Deutschland braucht mehr Unternehmer zur positiven Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft. Neugründungen sind deshalb ebenso wichtig wie die rechtzeitige Sicherung von Betrieben, zumal im Laufe der nächsten zehn Jahre für einige hunderttausend Existenzen Nachfolger gesucht werden. Innovative und dynamische Unternehmer fallen indessen nicht vom Himmel. Vielmehr nehmen die Anforderungen an die persönlichen Fähigkeiten weiter zu. So weisen heute mehr als 50 Prozent der Gründer kaufmännische Defizite auf. Rund 40 Prozent der Gründer haben die Finanzierung ihres Projektes nicht gründlich genug durchdacht. Und ebenso viele können ihre Produkt- oder Dienstleistungsidee nicht klar beschreiben. Die Vorbereitung ist jedoch ganz wichtig, um die Risiken der Selbstständigkeit richtig einzuschätzen, um in kaufmännischen Bereichen firm zu sein und um die Gegebenheiten des Marktes, auf dem der Gründer und die Gründerin sich im Wettbewerb behaupten will, exakt zu kennen. Vor allem gilt es auch die Finanzierung des Sprungs in die Selbstständigkeit – sei es durch eine Neugründung, sei es durch eine Betriebsübernahme – besonders sorgfältig aufzustellen und mit Experten zu besprechen; dabei muss man auch eine mögliche finanzielle Durststrecke in der ersten Phase der selbstständigen Existenz miteinkalkulieren. Die Finanzierung über eine Bank oder Sparkasse ist nach wie vor die wichtigste Fremdkapitalquelle. Sie ist mit einem soliden Eigenkapitalanteil leichter und besser „anzuzapfen“

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als mit geringem Startkapital. Ein solider Business-Plan, eine verständliche Darstellung der Geschäftsidee und ein plausibles Konzept sind für die Verhandlungen mit Kreditinstituten dringend erforderlich. Bei Gründungen, die risikoreich sind, spielen Bürgschaftsbanken eine wichtige Rolle, um eine Gründungsfinanzierung zu ermöglichen. Kleine und mittlere Unternehmen profitieren von diesen Instrumenten der Bürgschaftsbanken und Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften. Für Gründungen im High-Tech-Bereich spielt die Beteiligung eines finanziellen Partners häufig eine entscheidende Rolle für einen erfolgreichen Markteinstieg. Mit Beteiligungskapital wird auch der Zugang zu Fremdkapital leichter. Im Unterschied zu vielen ausländischen Staaten ist in Deutschland die Beteiligungsfinanzierung für Existenzgründungen mit Wagniskapital eher unterentwickelt. Gerade im Technologiebereich erfolgen hierzulande nur wenige Existenzgründungen, zumal die Begrenzung des Verlustvortrages Investments in innovative Gründungen mit langen Vorlaufzeiten und oft sehr unsicherem Markterfolg unattraktiv macht. Vielfältige Beratung für Neu-Unternehmer In den nächsten Jahrzehnten droht ein Mangel an Unternehmern in Deutschland und damit ein Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit, wenn nicht wichtige Rahmenbedingungen für neue Firmen ebenso wie für bereits aktive mittelständische Unternehmen nachhaltig verbessert werden. Die demografischen Veränderungen müssen alle Verantwortlichen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft mit Sorge erfüllen: Rund ein Drittel aller Unternehmensgründer von heute sind Personen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren; nur etwa 15 Prozent der Gründungen werden von 50-Jährigen und Älteren vorgenommen. Die Zahl der Personen im aktivsten Gründungalter sinkt allein bis zum Jahre 2030 von heute 9,9 auf 8,8 Millionen und bis 2050 auf nur noch 7,5 Millionen. Existenzgründungen sind ganz wichtig für unsere soziale Marktwirtschaft, für die Durchsetzung von Innovationen, für neue Angebote im Wettbewerb und insbesondere auch für neue Arbeitsplätze. Deshalb gibt es auch eine ganze Reihe von Angeboten, die Gründer informieren und beraten, sowie von Programmen mit staatlicher Förderung. In diesem Zusammenhang ist vor allem auf das Existenzgründungsportal des Bundeswirtschaftsministeriums hinzuweisen, das sich als Anlaufstelle für Gründer und junge Unternehmen versteht. Zu dem Netzwerk für Existenzgründer zählen die Industrie- und Handelskammern, das RKW Kompetenzzentrum,

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die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie die Wirtschaftsministerien der Bundesländer, die den Gründern mit Rat und Tat, mit Markt- und Finanzierungsinformationen sowie mit praktischen Hilfen zur Verfügung stehen. Im Übrigen gibt es in Deutschland inzwischen eine besonders aktive Gründerschicht: Das sind die Migranten und ihre Nachfolgegenerationen. „Wo die Väter mit einer Dönerbude oder einem China-Imbiss angefangen haben,“ so schrieb die Süddeutsche Zeitung (13.12.2012), „gründen die Söhne Computerfirmen, Reisebüros, Restaurantketten. Wer jemals mit den Kafkaesken Regeln der deutschen Gewerbeaufsicht zu tun hatte, der vermag zu ahnen, welche Hemmnisse sich vor solchen Jungunternehmern auftun. Dennoch gelten die Unternehmer mit türkischem, vietnamesischem, bosnischem Hintergrund als Versicherung für die Zukunft. Denn Deutschlands Bevölkerung altert und schrumpft, in den nächsten 40 Jahren wird sie nach Schätzungen weit mehr als eine halbe Million Selbstständige verlieren.“ Innovationskraft und Wettbewerbsstärke sichern Existenzen Neben der Existenzgründung stellt die Sicherung bestehender Betriebe eine permanente Herausforderung dar: „Den Bestand an Unternehmern zu halten“, so das RKW, „heißt aber auch: bereits gegründete Unternehmen am Markt zu halten, ihre Wachstumsprozesse positiv zu beeinflussen, das Risiko ihres Scheiterns mindern und die Chancen auf einen Re-Start zu erhöhen.“ Große wie mittlere und kleine Unternehmen müssen ständig darauf achten, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und zu behaupten. Das setzt exakte Kenntnisse über den Bedarf und die Erwartungen der heutigen und auch der künftigen Kunden voraus. Dazu müssen die eigenen Kernkompetenzen des Betriebes immer weiter verbessert werden. Die Innovationskraft des Unternehmens und die Potenziale der Mitarbeiter spielen für die Sicherung der Betriebe eine entscheidende Rolle. Ebenso ist es wichtig sich laufend über die Stärken der bisherigen und neuer Konkurrenten zu informieren, neue Arbeitsverfahren, Technologien, neue Werkstoffe usw. zu kennen. Die betriebsinternen Instrumente – vom Marketing bis hin zum Controlling – sind zu justieren und zu modernisieren, um möglichst zu jeder Zeit einen Überblick über den betriebswirtschaftlichen Status des Unternehmens zu haben. Last but not least muss die Finanzierung auf die Sicherung des Unternehmens ausgerichtet sein. Dabei gilt nach wie vor der Leitsatz „Liquidität geht vor Rentabilität“ – vor allem um auch für schlechtere, stürmische Zeiten gerüstet zu sein. Angesichts der nach wie vor schwelenden Krise in weiten Teilen des Kreditgewerbes ist „blindes Vertrauen“ in

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die Hausbanken kein gutes Rezept zur Existenzsicherung; manche Bank oder Sparkasse rollt heute den Kreditschirm bei leichten betrieblichen Stürmen schneller ein als in früheren Zeiten. So gesehen ist die Liquiditätssicherung „Chefsache“, denn nur die Steuerung und Überwachung der Zahlungsein- und ausgänge sowie die ausreichende Kapitalverfügbarkeit ermöglichen ein dauerhaft solides Wirtschaften und damit die Sicherung des Unternehmens. Weichen für die Nachfolge rechtzeitig stellen! Große Konzerne ebenso wie Mittelständler gefährden die Existenz ihrer Betriebe nicht selten dadurch, dass die Geschäftsführungen die Risiken ihrer Investitionen und Geschäfte nicht sorgfältig und systematisch bewerten. Dabei geht es um die externen Risiken wie die Auftragsentwicklung, die Veränderungen an den Märkten (Preisverfall, veränderte Konkurrenzsituation), die zu späten Einführungen neuer Arbeitsverfahren, Technologien und Werkstoffe um die Nichtbeachtung von Rechtsvorschriften (Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz oder auch Korruption). Nur eine gute Führung kann auf Dauer das bestehende Unternehmen und damit die Arbeitsplätze sichern. Die Verantwortung an der Spitze der Betriebe beachtet vor allem den Zusammenhang von Risiko und Haftung, legt frühzeitig die Grenzen für die geschäftlichen Aktivitäten fest, kontrolliert die Geschäfte und bewertet die Ergebnisse, kennt die Anforderungen der Kunden und analysiert die spezifischen Stärken des eigenen Unternehmens im Vergleich zu den Konkurrenten. Mehr denn je sollte heute und morgen eine gut entwickelte Unternehmenskultur dazu beitragen, das Leistungs- und Innovationspotenzial des eigenen Betriebes zu stärken und somit die innere Architektur zu festigen. Dazu gehört nicht zuletzt die rechtzeitige Entwicklung des Personals, also der Beschäftigten, die die eigentlichen Wertschöpfer in den Unternehmen sind. Nur wenn die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen motiviert sind und produktiv arbeiten, wird damit der wesentlichste Beitrag zur Existenzsicherung geleistet. Durch Innovationen und kontinuierliche Verbesserungen in allen betrieblichen Bereichen – von den Produkt- und Prozessinnovationen bis hin zu den sozialen Innovationen – wird die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und gesichert.

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Last but not least stellt die rechtzeitige Weichenstellung für die Nachfolgeregelung in der Führung vieler Unternehmen die wichtigste Entscheidung für eine weitere Existenzsicherung dar. Derzeit stehen jährlich etwa 22.000 Unternehmen zur Übergabe an, weil die „SeniorUnternehmer“ altersbedingt oder infolge von Krankheit und Tod ausgeschieden sind. Davon sind nach Berechnungen der Deutschen Bank AG alljährlich rund 290.000 Beschäftigte betroffen. Mehr als drei Viertel der Übernahmen entfallen dabei auf kleine Unternehmen mit ein bis neun Beschäftigten. Die Zahl der zur Übergabe anstehenden Unternehmen wird bis zum Jahre 2020 auf etwa 130.000 ansteigen. Schon heute ist mehr als jeder achte Selbstständige 60 Jahre und älter. Analysen zeigen, dass fast die Hälfte der Senior-Unternehmer sich nicht rechtzeitig auf die Übergabe und damit Existenzsicherung ihrer Firma vorbereitet, dass etwa ein Drittel keinen passenden Nachfolger finden, dass aber auch gut ein Drittel einfach „emotional nicht loslassen“ kann. Obwohl diese Probleme in vielen mittelständischen Unternehmen vorhanden sind, scheuen sich die Eigentümer, geschäftsführenden Gesellschafter und bisherigen Firmenleiter vor klaren Festlegungen auf potenzielle Nachfolger. Im Falle von Tod, Krankheit und ähnlichem stehen manche Unternehmen führungslos da und geraten vielfach in Turbulenzen oder gar in Existenznot. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund drängen inzwischen die Kreditinstitute, Fremd- wie Eigenkapitalgeber darauf, dass Vorsorge getroffen wird, um die personelle Kontinuität und damit die Existenz der Betriebe zu sichern. Immerhin haben mittelständische Unternehmen ihre durchschnittliche Eigenkapitalquote seit 1997 deutlich von sechs auf 22 Prozent erhöht. Sie stehen damit finanziell auf festerem Grund, wobei es nach wie vor immer noch große Unterschiede zwischen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften, die im Durchschnitt deutlich besser mit Kapital ausgestattet sind, gibt.

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Deutschland ist im Vergleich zu vielen anderen Ländern relativ gut aus der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen. Der hohe Wertschöpfungsanteil an Industrie und industrienahen Zulieferungen wie Dienstleistungen war und ist ein Vorteil für unsere Volkswirtschaft. Diese positive Wirtschaftsstruktur wird in Zukunft nur zu erhalten sein, wenn neue Unternehmen gegründet werden und bestehende Firmen sich im schärfer werdenden Wettbewerb behaupten. Im Vergleich zu den USA, zu Japan, Indien und vielen anderen Staaten ist die sogenannte Unternehmenskultur hierzulande trotz der ökonomischen und sozialen Erfolge unserer sozialen Marktwirtschaft in den letzten 50 Jahren nicht optimal entwickelt. Mehr dynamische, innovative und risikofreudige Unternehmer braucht unser Land, um in ihren Betrieben gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Wohlstand für alle zu erarbeiten, um auch in den nächsten Jahrzehnten auf den heimischen wie auf den ausländischen Märkten erfolgreich zu sein, um durch den technischen Fortschritt den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt zu ermöglichen. Eine weitere Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Unternehmertum liegt deshalb im Interesse aller – der Unternehmer und Arbeitnehmer, des Staates und der Gesellschaft. Dazu gehören Maßnahmen zur zukünftigen Fachkräftesicherung, zur Stärkung der Innovationsfähigkeit, zum Bürokratieabbau und zur Steuerpolitik. Ebenso sollten die Versorgung mit Wagniskapital, die Förderung der Aktivitäten von Business Angels, die Finanzierungsmöglichkeiten für mittelständische Existenzen und das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) verbessert werden. Die Politik kann zudem neue Impulse zur Stärkung der Gründungskultur und zur Erhöhung der Gründungsdynamik durch die Initiative „Gründerland Deutschland“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie setzen. Dem Antrag der Bundestagsfraktion von CDU und CSU sowie FDP vom März 2013 mit dem Titel „Stabilität, Wachstum, Fortschritt ‒ den starken deutschen Mittelstand weiter zukunftsfest machen“ sollten bald politische Taten folgen, mit denen Menschen zur Selbstständigkeit und Gründung von Unternehmen ermutigt werden, mit denen die bestehenden Existenzen im Mittelstand nachhaltig gestärkt werden.

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II. EXISTENZGRÜNDUNG UND EXISTENZSICHERUNG IN DEUTSCHLAND UND INTERNATIONAL AUS SICHT DER WIRTSCHAFT

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Prof. Dr. Clemens Börsig Existenzgründungen finanzieren „Nichts auf der Welt ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“. Dieses Zitat des Philosophen Victor Hugo könnte kaum treffender für die Gründerszene sein. Unternehmen wie Apple, SAP, Facebook oder Microsoft wurden von Gründern mit außergewöhnlichen Visionen gegründet. Sie erkannten Bedarfe, schufen Märkte und revolutionierten ihre Branchen. Unternehmensgründungen sind Ausdruck von Innovationskraft, schaffen neue Arbeitsplätze, erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft und erfahren dadurch einen hohen Stellenwert. Insbesondere junge und innovative Unternehmen gelten häufig als Keimzelle des wirtschaftlichen Wachstums. Finanzierung geprägt von strukturellen Besonderheiten des Gründungsprozesses Die neuartige Idee und der Mut, die Selbstständigkeit zu wagen, gepaart mit unternehmerischem Talent, stehen am Anfang. Nach der Identifikation des Gründungsziels und des Unternehmenszwecks fordert ein schlüssiges Gründungskonzept neben der Frage der konkreten Umsetzung insbesondere die Klärung der zentralen Frage der Finanzierung. In diesem Zusammenhang müssen der konkrete Finanzierungsbedarf und die Deckung durch geeignete Finanzierungsarten — nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines startup-bedingten typischerweise erhöhten Unternehmensrisikos — festgestellt werden. Der jeweilige Finanzierungsbedarf wird durch viele Faktoren, insbesondere durch das gewählte Geschäftsmodell der Gründung, beeinflusst. Dienstleistungsunternehmen stehen in der Regel vor deutlich geringeren Kapitalbeschaffungsproblemen als forschungs- oder technikorientierte Vorhaben. Hinzu kommen absatzbezogene Charakteristika, die weiteren Kapitalbedarf erzeugen können. Dazu zählen zum Beispiel eine starke Wettbewerbssituation, ein erhöhter Erklärungsbedarf des Produktes, aber auch der Aufbau eines Vertriebsnetzes.

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Finanzierung dient der Deckung des Kapitalbedarfs. Dieser Bedarf orientiert sich im Wesentlichen am Lebenszyklus einer Unternehmung und erzeugt für jede Phase einen typischen Kapitalbedarf. Die zur Verfügung stehenden Finanzierungsarten lassen sich nach Mittelherkunft (Innen- beziehungsweise Außenfinanzierung) sowie nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber (Eigen- beziehungsweise Fremdfinanzierung) unterscheiden.

Finanzierungsarten

Eigenfinanzierung

Fremdfinanzierung

Innenfinanzierung

Selbstfinanzierung aus - den Erträgen der betrieblichen Tätigkeit - thesaurierten Gewinnen Vermögensumschichtung Bildung stiller Reserven

Rückstellungen Abschreibungen

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bieg / Kußmaul (2000), S. 35, 38, 41

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Außenfinanzierung Eigenkapital - Erhöhung der Einlage des Gründers - Erweiterung des Gesellschafterkreises - Mitarbeiterbeteiligung - Venture Capital - Business Angels

Fremdkapital - Bankkredite / Kontokorrent - Mittel und Darlehen von Verwandten - Förderdarlehen (EU / Bund / Land) - Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit - Crowdfunding - Bürgschaften

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Persönliche Mittel des Gründers oft limitiert Die Eigenfinanzierung findet bei Gründungen überwiegend durch persönliche Ersparnisse des Existenzgründers oder seiner Angehörigen statt, die vor allem bei kapitalintensiven Vorhaben schnell an ihre Grenzen stoßen. Die Möglichkeit der Selbstfinanzierung aus den Erträgen des laufenden Geschäfts beziehungsweise aus einbehaltenen Gewinnen ist zunächst eingeschränkt, da in der Frühphase einer Unternehmensgründung entweder noch keine oder wenig Einnahmen generiert werden und diese in der Regel zu keinem Gewinn führen. Auch Vermögensumschichtungen oder bilanzpolitische Gestaltungsspielräume (stille Reserven, Abschreibungen und Rückstellungen) sind eher als nachrangige Instrumente anzusehen. Vor allem innovative und technologieorientierte Gründungsvorhaben, deren Produkte einen hohen zeitlichen Vorlauf bis zur Marktreife aufweisen, sind besonders betroffen, da unter Umständen eine lange Zeitspanne zwischen Gründung und erstem verwertbaren Gewinn zu überbrücken ist. Wird die Gewinnschwelle überschritten, können die Gewinne zur Finanzierung des bestehenden Geschäfts beziehungsweise dessen Ausweitung herangezogen werden. Häufig jedoch genügen die thesaurierbaren Mittel nicht, um Expansion und weiteres Wachstum zu finanzieren. Der Innenfinanzierung sind damit sowohl bei sehr jungen als auch bei investitions- und wachstumsintensiven Gründungsprojekten Grenzen gesetzt. … aber auch die Fremdfinanzierung problembehaftet Zur Schließung der Kapitallücke muss daher früher oder später auf externe Finanzierungsquellen zurückgegriffen werden. Der Klassiker darunter, das traditionelle Bankdarlehen, nimmt bei neu gegründeten Unternehmen einen geringeren Stellenwert als bei etablierten Unternehmen ein. Das häufig zitierte „Vertrauensverhältnis zur Hausbank“ besteht bei vielen Gründungsprojekten noch nicht und muss sich erst noch entwickeln. Oft sind zu wenig oder nur begrenzt verwertbare Vermögensgegenstände vorhanden, die als Sicherheiten und damit der Eingrenzung des bei Gründungsprojekten überdurchschnittlichen Bonitätsrisikos dienen könnten. Dem erhöhten Risiko begegnen Banken wie auch andere Geldgeber mit höheren Zinskonditionen. Diese wiederum schränken die Ertragskraft und Liquidität des Gründungsprojekts ein und verschärfen das gründungsinhärente Insolvenzrisiko.

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Öffentliche Förderprogramme, Business Angels und Venture-Capital unterstützen Vor diesem Hintergrund werden andere Formen der Außenfinanzierung benötigt. Vor allem Förderprogramme der öffentlichen Hand, beispielsweise von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), können helfen, den Kapitalbedarf zu decken. Allein die KfW hat ein bereitgestelltes Fördervolumen von 2,6 Milliarden Euro in ihrem Geschäftsbericht 2012 ausgewiesen. Auch die Bundesagentur für Arbeit hat seit 2008 mehr als 7,5 Milliarden Euro als Gründungszuschuss verausgabt. Je nach Lebensphase der Unternehmung steht eine Reihe von öffentlichen Förderprogrammen, in Form von Eigen- und Fremdkapital, zur Verfügung. Die Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums (www.foerderdatenbank.de) bietet für Existenzgründer aktuell mehr als 200 Programme auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene an. Nicht das Angebot und das zur Verfügung stehende Volumen stellt die Hürde für die Gründer dar, sondern vielmehr die Identifikation des geeigneten Programms. Da viele der Förderprogramme nur über eine Hausbank beantragt werden können, leisten die Banken hier, auch im Kontext der administrativen Anforderungen, wichtige Beratungsleistungen für die Gründer. Vor dem Hintergrund der permanenten Änderungen und Umgestaltungen der Förderprogramme ist die Inanspruchnahme einer professionellen Beratung für die Gründer überaus sinnvoll. Darüber hinaus versuchen junge Unternehmen, externe Investoren wie Business Angels und Venture-Capital-Fonds als Eigenkapitalgeber zu gewinnen. Die Gewährung von Geschäftsanteilen an Mitarbeiter als Gehaltsbestandteil ist liquiditätsschonend und stellt ein gefragtes Instrument der Eigenkapitalfinanzierung dar. Die globale Finanz-, Schulden- und Wirtschaftkrise hat die Kapitalgeber risikosensibler werden lassen. Ihr Risikoempfinden kommt in entsprechender Zurückhaltung oder Risikoaufschlägen bei der Kredit- und Fremdkapitalvergabe deutlich zum Ausdruck. Zusätzlich verringert der Konsolidierungsdruck auf die öffentlichen Haushalte den Spielraum für Subventionierung und risikobehaftete Fördermittelvergabe für Gründungsprojekte. Eine unkonventionelle, aber immer populärer werdende Maßnahme lässt sich im Trend zum Crowdfunding beobachten, bei dem die anonyme Masse der Internetnutzer als spontane Kapitalgeber mit einer Vielzahl von kleineren Investitionssummen gewonnen werden soll. Das Modell ist in den Vereinigten Staaten recht erfolgreich und gewinnt auch in der als risikoscheu geltenden europäischen beziehungsweise deutschen Investorenlandschaft Anhänger. Obwohl dem Crowdfunding noch ein relativ geringer Markanteil zuteil wird, vor allem wegen regulatorischer und juristischer Unklarheiten, kann ein attraktivitätsfördernder

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Anschub auch mit Blick auf potenzielle weitere Wagniskapitalgeber generiert werden, der den „Stein ins Rollen bringt“. Ganz zu schweigen vom impliziten Marketingeffekt, sofern das Projekt vom breit gestreuten Internetpublikum als attraktiv bewertet wird. Gründern, denen es schließlich gelingt, Zugang zu externen Kapitalquellen zu finden, haben in der Regel eine höhere Erfolgsquote, denn sie haben die Qualitätskontrolle der Investoren (auch Fördermittelgeber) bestanden und können auf reichhaltigere Kapitalquellen und -polster zurückgreifen. Besonderheiten der Finanzierungsabschnitte Im Rahmen einer zeitlichen Betrachtungsweise lassen sich anhand eines idealisierten Unternehmens-Lebenszyklus im Wesentlichen vier Kapitalbedarfsphasen im Rahmen der Gründung identifizieren.

Idealtypischer Verlauf und Finanzierungsformen einer Unternehmensgründung Umsatz Gewinn

Zeit Vorgründungsphase

InstitutioFrühnalisierungs- entwicklungsphase phase

Expansionsphase

Eigene Mittel Bankdarlehen Fördermittel Beteiligungskapital

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Büch (2011)

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In der Vorgründungsphase konkretisiert sich der jeweilige Finanzierungsbedarf aus der Festlegung eines Businessplans für die entwickelte Geschäftsidee. Während beispielsweise im Kontext der imitierenden Gründung unter Umständen bereits Benchmarks und Erfahrungswerte vorliegen, müssen innovative Gründungsvorhaben mehr Aufwand in die Beherrschung von Unwägbarkeiten aber auch häufig mehr Überzeugungsarbeit leisten. Insbesondere im Vergleich zu Franchise-Gründungen mit geringem Innovationsgrad, aber gegebenenfalls strukturierten Finanzierungsvorgaben und -plänen, sehen sich innovative Gründungen häufig mit einem sehr viel stärker differenzierten Anforderungsprofil konfrontiert. In dieser Phase fallen zum Beispiel Ausgaben für Studien, Marktanalysen, Gründungsberatung sowie Anbahnung der Geschäftskontakte an. Bei produktionsgetriebenen Vorhaben können auch Finanzierungsbedarfe durch Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, gegebenenfalls durch die Erstellung von Prototypen und Produktmustern, anfallen. Im Dienstleistungssektor müssen unter Umständen Bedarfe generiert und Kunden sensibilisiert werden. Insgesamt betrachtet, kann der Finanzierungsbedarf der Vorgründungsphase dennoch als verhältnismäßig gering erachtet werden. Die Institutionalisierungsphase umfasst den Vollzug der juristischen Gründung, in diesem Sinne die eigentliche „formale“ Unternehmensgründung. Der Kapitalbedarf entsteht in dieser Phase einerseits durch einmalige Ausgaben, zum Beispiel für die Einbringung des notwendigen Grund- oder Stammkapitals in Abhängigkeit von der gewählten Rechtsform, die Erstellung des Gesellschaftsvertrags, Gebühren für die notarielle Beurkundung sowie die Eintragung ins Handelsregister. Außerdem fallen wiederkehrende, aber zu diesem Zeitpunkt initial festzulegende Aufwendungen für die Errichtung des Unternehmens als selbstständige wirtschaftliche Einheit an. Hier lassen sich Finanzierungsbedarfe für Geschäftsräume, Ausstattung, betriebsnotwendiges Anlage- und Umlaufvermögen, aber unter Umständen auch für Rekrutierung und Einstellung von Mitarbeitern, Weiterentwicklung sowie umfassende Produkteinführung oder Ausweitung des Aktionsraumes anführen. Die Ausgaben sind notwendig, um das Unternehmen an den Start zu bringen und eine handlungsfähige Ausgangsbasis zu schaffen. Sie erhöhen den Finanzierungsbedarf und bedingen weiteren Bedarf in der Folgezeit, auch um gegebenenfalls ertragsschwache Perioden zu überstehen. Im Vergleich zur Vorgründungsphase verlässt die Ausgabenqualität den Dunstkreis der Unternehmensidee (Produkt- und Dienstleistungsidee als Kern der Gründung) und verlagert sich auf die Institutionalisierung der Rahmenbedingungen. Der Finanzierungsbedarf nimmt absolut deutlich zu und erlangt eine andere Qualität in Bezug auf die Fristigkeit.

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Der Kapitalbedarf zur Finanzierung der Frühentwicklungsphase eines Unternehmens ist wesentlich durch die Initial-Finanzierung der Unternehmenstätigkeit wie Produktionsstart, Marktauftritt, Produkteinführung, aber auch wachstums- und komplexitätsbedingte Kosten für Mitarbeiter und produktionsnotwendiges Umlaufvermögen geprägt. Dieser im Wesentlichen produktivstart- und wachstumsbedingte Kostenanstieg wird idealerweise durch erste Rückflüsse gegenfinanziert. In Abhängigkeit von der notwendigen Startinvestition kann es vor allem hier zu einer erhöhten Diskrepanz zwischen Mittelab- und -rückfluss kommen. Nach der Bewältigung dieser Hürden folgt dann in späteren Lebensperioden die Finanzierung der Expansionsphase, die in etwa mit dem Erreichen des Break-Even beginnt. Zu diesem Zeitpunkt überschreitet der Unternehmer erstmalig die Gewinnschwelle. Zeitlich nachgelagerte Herausforderungen stellen beispielsweise Börsengänge, ein vollständiger oder teilweiser Verkauf des Unternehmens oder Restrukturierungen dar. Derartige Finanzierungsbedarfe lassen sich zeitlich und sachlich nicht mehr im Rahmen der originären Gründungsfinanzierung verorten und werden an dieser Stelle lediglich aus Gründen der Vollständigkeit aufgeführt. In der Gesamtbetrachtung der vier Finanzierungsphasen ergeben sich drei wesentliche Charakteristika des gründungsbezogenen Kapitalbedarfs, der größtenteils unternehmenszyklisch determiniert ist. ◼

Anstieg: Im zeitlichen Verlauf der Unternehmensgründung steigt der Kapitalbedarf aufgrund des Unternehmenswachstums typischerweise kontinuierlich an.



Diskontinuität: Im Gründungszyklus entstehen Kapitalbedarfsspitzen, die sich im Wesentlichen aus gründungstypischen einmaligen und nicht teilbaren Set-up-Ausgaben ergeben.



Diskrepanz: Häufig folgen auf die Gründungsinvestitionen erst mit mehrjährigem Abstand Einzahlungen und amortisierende Erträge, meist erst in der Frühentwicklungsphase.

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Neben der Ideenfindung- und -umsetzung manifestiert also die Kapitalbeschaffung im Kontext der Unsicherheit, vor allem in Bezug auf die erwarteten Rückflüsse, eine der wichtigsten unternehmerischen Herausforderungen eines Gründers. Die Rolle der Banken – mehr als nur Fremdkapitalgeber Die Erfahrung aus der Praxis zeigt: Die Bereitstellung eines klassischen Bankdarlehens erweist sich wegen des typischerweise höheren Risikoprofils bei Gründungen in frühen Lebensphasen als schwierig, da Sicherheiten nicht ausreichend vorhanden sind und sich die Einnahmen aus der Geschäftstätigkeit erst langsam aufbauen. Daher springen zunächst als Kapitalgeber häufig Personen aus dem Familien- und Freundeskreis ein. Banken zeigen sich erst bei Vorliegen einer fundamental messbaren Erfolgsgeschichte zur Kreditvergabe bereit. Dies ist normalerweise erst in späteren Lebensphasen der Fall, häufig zusammenfallend mit dem Rückgang des Fördermittelanteils in der Finanzierung. Eine bereits längerfristig bestehende Bankverbindung ist vorteilhaft und stellt einen Baustein zum Ausbau des Vertrauensverhältnisses zur Hausbank dar. Dennoch leisten Banken einen von den Gründern sehr geschätzten Mehrwert. Die Unterstützung und Betreuung beginnt bereits in einem sehr frühen Stadium: Sei es durch die Beratung bei der Beantragung von Fördermitteln, die Durchsicht und Beurteilung der Business-Pläne, die Vermittlung von Geschäftskontakten und das Zusammenführen mit anlagesuchenden Investoren. Gründer, die in einem internationalen und interkulturellen Umfeld agieren, loben die Funktionalität, Kompetenz und Reichweite vor allem einer internationalen Bank. Aber selbst originäre Bankdienstleistungen, wie die Bereitstellung eines spezifischen Konten- und Kreditkartenmodells mit Sonderkonditionen, die Sicherung des Zahlungsverkehrs sowie eine fremdsprachige Betreuung, sind für Gründer von besonderer Relevanz. Die Unterstützung der Bank geht damit deutlich über eine reine Finanzkapitalbereitstellung hinaus. Existenzgründung durch Unternehmensnachfolge – Banken mit von der Partie Die Existenzgründung in Form einer Unternehmensnachfolge verfolgt zwar nicht den klassischen innovationsbasierten Gründergeist, gewinnt aber vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zukünftig zunehmend an Bedeutung. Erhebungen des Instituts

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für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn zufolge sehen sich allein in der Zeit bis 2014 circa drei Prozent aller Familienunternehmen (mindestens 110.000) mit der Regelung der Nachfolge konfrontiert. Im Gegensatz zu den oben aufgeführten kritischen Aspekten einer Gründung, die sich häufig aus mangelnder Erfahrung der Gründer oder der Neuartigkeit und Risikobehaftung der Gründungsvorhaben ergeben, entstehen vor allem für Mitarbeiter und Geschäftsführung einer bestehenden gewachsenen Unternehmung interessante Gründungsperspektiven. Im Gegensatz zu Fresh-Start-Gründungen kann bei Unternehmensnachfolgen einerseits auf gewachsene Strukturen, Produkte, Patente, Kundenlisten, Reputation und häufig auch erfahrene Mitarbeiter zurückgegriffen werden, anderseits kann hierfür auch ein um durchschnittlich 60 Prozent höherer Kapitalbedarf zur Vergütung dieses Startvorteils entstehen. Hinzu kommen möglicherweise notwendige Modernisierungen und Erweiterungen, Erbansprüche von Familienmitgliedern oder sonstige Verpflichtungen und Altlasten aus der Geschäftstätigkeit. Ebenso können durch die Strukturierung der Zahlung des Unternehmenspreises (Einmal- vs. Ratenzahlung) Kapitalbedarfsspitzen entstehen. Ein entsprechender Finanzplan sollte neben den Kosten aus dem reinen Unternehmenserwerb auch den kurz-, mittel- und langfristigen Kapitalbedarf berücksichtigen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) beobachtet in seinem „Report zur Unternehmensnachfolge 2012“, dass Nachfolger in den Verhandlungen häufig mit zu hohen Preisvorstellungen der Senior-Inhaber konfrontiert werden. Finanzierungsprobleme bezüglich der Unternehmensnachfolge werden von gut der Hälfte der Gründungsinteressierten reklamiert. Dennoch sollte vor dem Hintergrund der gewachsenen Beziehungen zu einer Hausbank und der Bonitätshistorie der Zugang zu Fremdmittelgebern deutlich leichter sein als bei originären Neugründungen. Trotz allem ist die Vorteilhaftigkeit der Nachfolge nicht uneingeschränkt gegeben: Während der Existenzgründer bei einer Neugründung die Zügel selbst in der Hand hält, muss er bei einer Nachfolge die vorgefundenen Strukturen gegebenenfalls nach seinen Vorstellungen neu ordnen. Die Restrukturierung auf die eigene Unternehmensorganisation erfordert Zeit und Durchhaltevermögen, die bei originären Neugründungen allerdings zur Entwicklung der Marktreife der Unternehmensidee verwendet werden muss. Auch die Übergangsphase, die bei erfolgreichen Projekten durchschnittlich drei Jahre beansprucht, birgt nicht unerhebliches Konfliktpotenzial zwischen Existenzgründer und Senior-Inhaber.

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Letztlich stellt die Existenzgründung durch Firmennachfolge einen Unternehmenskauf dar, der mit den skizzierten Anforderungen gekoppelt ist. Hierzu kann auf die Kompetenz einer beratenden Bank zurückgegriffen werden, die ihre Erfahrungen in der Bewertung und Strukturierung bereitstellen und das Vorhaben bezüglich der Bestimmung und Deckung des Kapitalbedarfs aus Eigen- und Fremdmitteln (Beteiligungskapital, Bankkredite, öffentliche Fördermittel) begleiten kann. Unternehmensgründung durch Spin-off Die Abspaltung einer Geschäftseinheit und die Neugründung eines Unternehmens zu einer eigenständigen Unternehmung werden als Ausgründung oder Spin-off bezeichnet. Häufig sind Teile oder Ergebnisse von Forschungs- und Entwicklungsbereichen betroffen. Ein Spin-off verfolgt in der Regel die kommerzielle Verwertung von Forschungsergebnissen. Das Mutterunternehmen, häufig wissenschaftliche oder wissenschaftsnahe Einrichtungen, wie das Max-Planck-Institut oder die Fraunhofer Gesellschaft, hat im Rahmen der Entstehung der Geschäftsidee als Inkubator fungiert. Aber auch aus der privatwirtschaftlichen Sphäre lassen sich Erfolgsbeispiele wie Apple oder SAP anführen. Nach Erhebungen des ZEW finden Spin-offs mehrheitlich durch Gründer mit akademischem Hintergrund statt. Sie dienen als Transferkanal für Forschung und Innovation und leisten damit einen bedeutenden Beitrag zum Strukturwandel hin zu einer wissensbasierten Volkswirtschaft. Ein häufiger Knackpunkt bildet die Freigabe durch die Mutterorganisation zur eigenständigen wirtschaftlichen Verwendung der zugrundeliegenden Spin-off-Idee, was nicht selten eine Einzelfallentscheidung darstellt. Häufig werden Spin-off-Gründungen forciert, wenn die auszugründenden Bereiche zwar als Wachstumsbereich angesehen, aber nicht dem Kerngeschäft zugeordnet werden. Im Idealfall können die Gründer die Mutter als Geschäftspartner und Referenzkunden oder Eigen- beziehungsweise Fremdkapitalfinancier zumindest für eine Übergangsphase halten. Beides ist vorteilhaft, zur Profilierung am Markt, aber auch zur Gewinnung von weiteren Kapitalgebern, und es bietet Sicherheit bezüglich der Projektion des Geschäftserfolgs.

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Finanzierung in Deutschland im internationalen Vergleich Die Finanzierungsbedingungen in Deutschland, so wird aus dem Global Entrepreneurship Monitor 2011 deutlich, erhalten von den befragten deutschen Experten eine lediglich durchschnittliche Bewertung. Obwohl die Finanzierungsbedingungen einen der wichtigsten Rahmenfaktoren für den Gründungsprozess und -erfolg darstellen, werden sie in Deutschland gleichzeitig als das schwerwiegendste Hemmnis, noch vor administrativer Regulierung und Steuern, angesehen. Hieran gilt es weiter anzusetzen, um den Gründungsstandort Deutschland attraktiver zu machen. Dagegen offenbart überraschenderweise der internationale Vergleich, dass die Finanzierungsbedingungen in Deutschland gegenüber einer Reihe von Referenzländern tatsächlich überdurchschnittlich gut einzustufen sind, so dass die Gesamtbeurteilung lediglich für die Schweiz besser ausfällt. Deutlich schlechtere Bewertungen erhalten die Krisenländer Spanien, Griechenland und Irland, aber auch Großbritannien, dessen Finanzwesen ebenfalls durch die Verwerfungen der Finanzkrise stark beeinträchtigt wurde. In der Detailbetrachtung wird deutlich, dass in Deutschland im internationalen Vergleich die Verfügbarkeit von Subventionen und öffentlichen Fördermitteln hervorragend abschneidet. Nur in den Niederlanden und Singapur werden bessere Bewertungen erreicht. Trotz Finanzkrise und einer vermuteten restriktiven Kreditvergabepraxis der Banken wird auch die Verfügbarkeit und Bereitstellung von Fremdkapital ähnlich positiv, hinter Finnland und der Schweiz, beurteilt. Im internationalen Mittelfeld bewegt sich gemäß der vom Global Entrepreneurship Monitor befragten Experten die Verfügbarkeit von Risikokapital seitens Beteiligungsgesellschaften sowie Business Angels. Auch der Zugang zu ausreichendem Kapital über Börsengänge wird in Deutschland nur mittelmäßig bewertet. Gerade für innovative technologieorientierte Gründungsprojekte zeigt dieses Ergebnis ein deutliches Hemmnis für eine wissens- und technologieorientierte Volkswirtschaft wie Deutschland auf und stellt den Nachholbedarf offensichtlich heraus. Auch nach einer Detailbetrachtung attestieren die befragten Experten der öffentlichen Förderinfrastruktur in Deutschland einen internationalen Spitzenrang, was in der äußerst positiven Bewertung des Spektrums und Wirkungspotenzials der Förderprogramme, der Unterstützungsleistung von Inkubator-Einrichtungen, aber auch der Kompetenz der

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staatlichen Einrichtungen zum Ausdruck kommt. Obwohl international immer noch überdurchschnittlich bewertet, empfehlen die Experten, die Transparenz und Übersichtlichkeit der Förderprogramme weiter zu verbessern, um einen „Förderdschungel“ zu vermeiden. Eine weitere Konsolidierung der Verantwortlichkeiten bei den Förderangeboten wäre begrüßenswert, um auch hier den Standortvorteil Deutschlands zu sichern und die Dynamik von Gründungsprojekten auch von dieser Seite mit administrativen Erleichterungen zu unterstützen. Mut machen, Förderung intensivieren und Rahmenbedingungen verbessern Es wird deutlich, dass eine nachhaltige, am individuellen Bedarf des Gründers und des Vorhabens angepasste Finanzierung unverzichtbar und letztlich erfolgskritisch ist, um die gute Idee auch Realität werden zu lassen. Bei den Finanzierungsquellen gilt es, den richtigen Mix aus eigenen Mitteln, Fördermitteln, Beteiligungskapital sowie Bankdarlehen zu finden. Die Gründer sollten daher nicht auf eine kompetente Beratung von Gründerzentren oder einer begleitenden Bank verzichten. Insgesamt erscheint das Vorurteil, dass Deutschland eine Gründungswüste sei, nicht durch die infrastrukturellen Angebote gerechtfertigt. Leider ist in Deutschland die Angst zu scheitern eine der wesentlichen Beweggründe, auf eine Gründung und die berufliche Selbstständigkeit zu verzichten. Auch im internationalen Vergleich befindet sich Deutschland im Kreise der krisengeschüttelten Staaten wie Portugal, Spanien und Griechenland am oberen Ende der „ängstlichen“ Staaten. Im Kontext der positiv und gründungsfördernd einzustufenden Rahmenbedingungen ist diese Gefühlslage rational nicht belegbar. In diesem Sinne gilt es, Gründer zu ermutigen und ihr unternehmerisches Talent zu fördern. Dazu müssen institutionelle Hemmnisse weiter abgebaut und der Zugang zu externen Kapitalquellen erleichtert werden.

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Otto Kentzler Existenzgründung und Existenzsicherung im Handwerk Das Handwerk gilt als der vielseitigste Wirtschaftsbereich Deutschlands und bildet mit seinen Betrieben den Kern und einen wesentlichen Teil des deutschen Mittelstandes, eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft. In über einer Million Betrieben arbeiten deutlich über fünf Millionen Menschen, 417.000 Lehrlinge erhalten dort eine qualifizierte Ausbildung. Damit sind 12,6 Prozent aller Erwerbstätigen und 28,3 Prozent aller Auszubildenden in Deutschland im Handwerk tätig. Ob für Privatverbraucher, Industrie, Handel oder die öffentliche Hand – das deutsche Handwerk bietet ein breites, differenziertes und qualitativ hochwertiges Angebot an Waren und Dienstleistungen an. Die besonderen Stärken der Handwerksbetriebe – Flexibilität und Kreativität – ermöglichen eine zeitnahe und sehr individuelle Bedienung der Kundenwünsche. Der damit erzielte Umsatz liegt über 500 Milliarden Euro. Obwohl sich die gesamtwirtschaftliche Konjunktur im zweiten Halbjahr 2012 deutlich abgekühlt hat, äußern sich die Betriebsinhaber des Handwerks weiterhin überwiegend (86 Prozent) zufrieden über ihre aktuelle Geschäftslage. Damit bleibt die Stimmungslage im langfristigen Vergleich auf einem weit überdurchschnittlichen Niveau. Dennoch legen wir uns nicht entspannt zurück. Wir wissen sehr gut, dass der unternehmerische Erfolg nur durch kontinuierliche Weiterentwicklung des fachlichen und unternehmerischen Know-hows bei steter Marktbeobachtung und -anpassung ermöglicht wird. Die Konkurrenz ausländischer Anbieter, aber auch deutscher Unternehmen aus anderen Wirtschaftsbereichen hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen. Gleichzeitig werden die Kunden anspruchsvoller, benötigen Dienstleistungen aus einer Hand, erwarten hohe Qualität und zeitliche Flexibilität. Herausforderungen, die gerade kleinere Unternehmen nur durch hochmotivierte Mitarbeiter und effiziente Unterstützung kompetenter Partner und Organisationen meistern können.

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Die demografische Entwicklung führt zum Wettbewerb um Fachkräfte Die derzeit im Großen und Ganzen zufriedenstellende Auftragslage im Handwerk fußt unter anderem auf dem hohen Qualifizierungsniveau der Betriebsinhaber und Mitarbeiter. Der in einigen Regionen bereits langsam an Deutlichkeit gewinnende Engpass an gut ausgebildeten Fachkräften wird bedingt durch die demografische Entwicklung zu einem zunehmenden Wettbewerb um Arbeitskräfte führen. Wer keine attraktiven Arbeitsplätze anbieten kann, wird in Zukunft kaum Überlebenschancen haben. Aufträge müssen auch abgearbeitet werden können. Kleine Betriebe werden in starker Konkurrenz mit Großunternehmen stehen, die alle um die qualifizierten Facharbeiter werben müssen. Vor diesem Hintergrund kommt der Kunden- und Mitarbeiterorientierung in den Betrieben eine Schlüsselrolle zu. Hier können und müssen wir durchaus noch Verbesserungen erreichen. Personalmanagementkonzepte im Handwerk galten bis vor wenigen Jahren als wenig sinnvoll beziehungsweise größenbedingt als nicht erforderlich. Dies hat sich deutlich geändert. Angebote unserer Handwerksorganisationen zum Thema Personal- und Betriebsentwicklung im Kontext der demografischen Entwicklung stoßen bei den Betrieben auf ein starkes Echo. Denn, um dem Fachkräftebedarf zu begegnen, ist es essenziell wichtig für jeden Betrieb, zunächst die Leistungsträger und ihr Wissen im eigenen Betrieb zu halten. Durch einen guten Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und die Kommunikation dieser Qualität nach außen, ist der Betrieb attraktiv für motivierte Bewerber, die sich mit dem Betrieb weiter entwickeln können. Nur ein gut aufgestellter, innovativer Betrieb kann die Herausforderungen des demografischen Wandels bewältigen. Wesentlicher Garant für den Erfolg: Umfassende Aus- und Weiterbildungsleistung auf hohem Niveau Die bewusst groß angelegte Imagekampagne des Handwerks ist ein wichtiger Schritt, um insbesondere junge Menschen auf das Handwerk und seine vielfältigen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. Das in Deutschland mustergültige duale Ausbildungssystem – direkter Praxisbezug im betrieblichen Alltag einerseits, ergänzt um die überbetriebliche Ausbildung in den über 500 Bildungsstätten der Handwerksorganisation, und andererseits die Berufsschule – erfüllt die hohen fachlichen Anforderungen der Handwerksbetriebe und bietet Berufseinsteigern beste Voraussetzungen für einen vielseitigen Karrierestart.

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Im Handwerksbetrieb werden die praktischen Kenntnisse und Fertigkeiten gemäß der Ausbildungsordnung geschult. Die zunehmende fachliche Spezialisierung der Betriebe macht es aber schon seit Jahrzehnten erforderlich, die betriebliche Ausbildung zu ergänzen, um das Gesamtspektrum des Handwerksberufes zu vermitteln. Hinzu kommt, dass Jugendlichen eine breite, mobilitätsfördernde und an die technische Entwicklung angepasste Ausbildung vermittelt werden soll. Die Realisierung dieser Ziele ist die Hauptaufgabe der überbetrieblichen Unterweisung, die nach einheitlichen, vom Bundeswirtschaftsministerium anerkannten Lehrgängen durchgeführt wird. Dafür stehen derzeit den in Anlage A (mit 41 Berufen) und den Anlagen B 1 (mit 53 Berufen) und B 2 (mit 57 handwerksähnlichen Gewerben) der HwO gegliederten Handwerksberufen 400 anerkannte Rahmenpläne zur Verfügung. Die zunehmende Technologiesierung in allen Berufen lässt alle Ausbildungen im Handwerk komplexer und vielschichtiger werden. Die Bildungsstätten passen sich diesen Entwicklungen permanent an, gleichzeitig werden die Ausbildungsinhalte regelmäßig auf den neusten Stand gebracht. Wer im Handwerk seinen Abschluss macht, hat daher beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt – und das nicht nur im Handwerk – und nicht nur im Inland. Die Gewerbeförderungsaktivitäten der Handwerksorganisation verfolgen die Zielsetzung, die Wettbewerbsfähigkeit der handwerklicher Klein- und Mittelbetriebe zu stärken und ihre Leistungsfähigkeit zu sichern und zu steigern. Ihr Ziel und ihre Aufgabe ist es vor allem, Perspektiven für ein modernes, zukunftsorientiertes Handwerk aufzuzeigen und – falls erforderlich – neue Instrumente der Handwerksförderung zu entwickeln. Handwerker haben vom Eintritt in das Berufsleben bis zum Ende ihrer beruflichen Tätigkeit Kontakt mit den Bildungszentren. Denn um den Anschluss an die ständige technische Entwicklung nicht zu verlieren und den dadurch bedingten Herausforderungen gewachsen zu sein, müssen sie sich dem Prozess des „Lebenslangen Lernens“ stellen. Unsere Bildungszentren halten dafür ein hohes fachliches und technisches Know-how bereit und nehmen somit eine zentrale Position bei der Erhaltung und Steigerung der Leistungsfähigkeit des Handwerks ein.

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Das Beratungsnetzwerk im Handwerk – Effiziente Hilfe für Unternehmer und Gründer Die über 800 Beratungsstellen bei den Handwerkskammern und Fachverbänden des Handwerks betreuen Existenzgründungsvorhaben und bestehende Unternehmen. Dazu führen sie jährlich über 100.000 Beratungsgespräche in betriebswirtschaftlichen und technischen Fragestellungen. Dieser kostenfreie Service trägt ganz wesentlich dazu bei, dass Probleme in Betrieben frühzeitig erkannt und gelöst werden können. Wir müssen unbedingt für unsere Unternehmer diesen niederschwellig erreichbaren Rat von neutralen Experten für Marketing, Finanzierung und Technologie vorhalten. Handwerksbetriebe verfügen in der Regel aufgrund ihrer Struktur nicht über Stabsstellen, die sich mit wissenschaftlichen Fragen aus der Betriebswirtschaft und der Technik auseinandersetzen. Sie dürfen daher von ihrer Handwerksorganisation ein Dienstleistungsangebot erwarten, das dieses Defizit kompensiert und geeignet ist, ihre Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken. Die organisationseigene Beratung soll vor allem Hilfestellung bei kritischen Geschäftslagen wie auch bei der Erarbeitung von langfristig angelegten Unternehmensstrategien bieten. Wichtigster Einsatzbereich für die Berater der Handwerksorganisationen sind jene Fälle, in denen zu einem akuten Problem rasch und unbürokratisch Entscheidungshilfe in Form von Führungsinformationen und Handlungsempfehlungen geleistet werden muss. Ein weiteres Ziel ist, Beratungsinhalte in der Breite und damit für jeden Betrieb zugänglich zu vermitteln. Aus diesem Grunde werden neben der einzelbetrieblichen Beratung die Kenntnisse und Erfahrungen der Berater auch auf anderem Wege der Handwerkerschaft zur Verfügung gestellt. Informationsschriften, Informationsveranstaltungen, Seminare und Workshops sowie in nicht unerheblichem Umfang Projektarbeiten runden das klassische Tätigkeitsprofil des Beraters ab. Alle Maßnahmen haben gemein, dass viele Unternehmen gleichzeitig erreicht werden und von einem Angebot gemeinsam profitieren können. Fachliche Inhalte und Erfahrungen werden multipliziert und allen Handwerkern zur Verfügung gestellt.

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Weil organisationseigene Berater sich ausschließlich am Klientel „Handwerk“ orientieren, haben sie hervorragende Kenntnisse branchenmäßiger und regionaler Besonderheiten. Sie können sich daher ohne besondere Vorbereitung oder Einarbeitung in die Thematik mit dem betriebsindividuellen Beratungsproblem beschäftigen. Da Berater mit der Beratung keinerlei eigene wirtschaftliche Interessen verfolgen, sind sie auch nicht daran interessiert, die Beratung zeitlich und/oder thematisch auszudehnen. Der Betrieb erhält nur genau die Unterstützung, die für die Lösung der jeweiligen Fragestellung erforderlich ist. Das regional und fachlich vernetzte und umfassende Beratungsangebot durch die Beratenden bei den Handwerkskammern und Fachverbänden des Handwerks hat sich als erfolgreiches Instrument im Bereich der Kurzberatung und des problem- und praxisgerechten Wissenstransfers bewährt. Konzepte für Existenzsicherung und Unternehmenswachstum Insbesondere für leistungsstärkere Handwerksunternehmen bieten wir seit einigen Jahren spezielle Angebote an, zum Beispiel unter dem Begriff „Managementwerkstatt“. Grundgedanke ist dabei, dass auch erfolgreich wachsende Betriebe von einem regelmäßigen Input durch externe Experten profitieren, dadurch das erreichte Niveau ausbauen, sichern und zukunftsfest machen sollen. Integriert ist hier außerdem ein moderierter Erfahrungsaustausch mit vergleichbaren Betrieben aus anderen Gewerken. Trotz des hohen Zeitaufwandes für Teilnehmer und Betreuer spricht der überragende Erfolg dieses Veranstaltungskonzeptes für einen weiteren Ausbau entsprechender Beratungsansätze. Eine besondere Gruppe in unserem Beratungsangebot bilden die Beauftragten für Innovation und Technologie (BIT). Derzeit verfügen wir über 62 dieser Experten, die eine systematische Informationsbeschaffung organisieren, Innovationsideen gezielt generieren und Erfolgspotenziale in den Betrieben strategisch erschließen sollen. Dabei geben die BIT-Beratungsstellen den Unternehmen wichtige Anhaltspunkte zur Verbesserung innerbetrieblicher Abläufe und Strukturen sowie zur optimalen Gestaltung von Innovationsprozessen. Besondere Beratungsschwerpunkte sind Energieeffizienz und Erneuerbare Energien, Produktentwicklung, Systematische Unternehmensentwicklung (Wissensbilanz), IT-Planung und -Sicherheit, Steuerungs- und Automatisierungstechnik (CAD/CAM-Anwendungen) sowie Bau- und Restaurierungstechnologien.

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Kooperation mit freiberuflichen Partnern und anderen Institutionen Besondere betriebliche Probleme, die mitunter zu eingehenden, länger dauernden Beratungen führen, werden in der Regel in Kooperation mit freiberuflichen Beratern gelöst. Unsere Berater übernehmen die Aufschlussberatung, definieren den Beratungsauftrag an den freiberuflichen Experten, helfen dem Unternehmen bei der Kriterienbestimmung für die Auswahl des geeigneten Beraters und begleiten den Beratungsprozess bis zu Umsetzung der Beratungsergebnisse. Überhaupt streben wir die Ausweitung unseres Netzwerkes aus Kammern, Zentral- und Landesfachverbänden, Innungen und Handwerksinstituten (Deutsches Handwerksinstitut, DHI, mit fünf bundesweit verteilten wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen) auf weitere Partner an. Eine effektive Zusammenarbeit aller Wirtschaftsinstitutionen ist angesichts der veränderten Wettbewerbsbedingungen für KMU wichtiger denn je. Die meisten Finanzinstitute stehen in einer engen Beziehung zu den Handwerksorganisationen. Diese regelmäßige und vertrauensvolle Zusammenarbeit hat sich insbesondere in schwierigen Gründungs- und Krisenfällen hervorragend bewährt. Die Beratungsstellen genießen bei den Firmenkundenbetreuern ein großes Ansehen und haben dadurch häufig einen positiven Einfluss auf die Kreditentscheidung der Banken und Sparkassen. Daher verwenden die Handwerksorganisationen auch viel Zeit zur Kontaktpflege mit den für unsere Unternehmen relevanten Finanzierungs- und Förderinstitutionen und verbessern dadurch die Zugangsmöglichkeiten zu Krediten und Förderangeboten selbst der Handwerksbetriebe, die nicht persönlich beraten werden konnten. Außerdem unterstützen wir unsere Unternehmen durch etablierte Kontakte zu öffentlichen Forschungseinrichtungen, Partnern in Industrie und Behörden, zum Beispiel Arbeitsagenturen, Einrichtungen der Bundeswehr und Kirchen, die anliegen. Gründungsförderung als Voraussetzung für kontinuierliche Erneuerung Existenzgründungen stellen einen wichtigen Baustein zur Erneuerung der Unternehmenslandschaft dar. Und gerade das Handwerk bietet für Gründungsinteressierte ideale Möglichkeiten, mit vergleichsweise geringem Mitteleinsatz erfolgreich selbstständiger Unternehmer zu werden. Daher ist es erfreulich, dass die Zahl der Existenzgründungen in den letzten Jahren erheblich gestiegen ist. Allerdings weisen bedingt durch die Reform der Handwerksordnung im Jahr 2004, die vermeintliche Hindernisse für Gründer durch den rigorosen Abbau von Qualifizierungsvoraussetzungen – Aufgabe der Meisterbriefpflicht für viele Gewerke – beseitigen wollte, nun zahlreiche Gründungsvorhaben geringe Überlebensraten auf.

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Gerade Gründer und jüngere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind auf die Unterstützung und Beratung durch externe Experten angewiesen, um ihre Existenz aufzubauen und ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern. 32 Prozent der von organisationseigenen Beratungsstellen geleisteten Beratungsgespräche werden für Existenzgründer durchgeführt. Dies unterstreicht die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung der Beratungsangebote für den Bestand und die Weiterentwicklung der Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppe Handwerk. Insbesondere die systematische Unterstützung von Betriebsübernahmen ist als wichtige, aber auch sehr komplexe Form der Existenzgründung für den Erhalt von Arbeitsplätzen und wertvollem Know-how von hoher gesamtwirtschaftlicher Relevanz. Organisationseigene Gründungsberater zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht nur Gründungsvorhaben beratend unterstützen, sondern einem Gründer beim Fehlen der wesentlichen persönlichen, fachlichen oder finanziellen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit auch von dem Vorhaben abraten beziehungsweise zur Ergreifung von Weiterbildungsmaßnahmen vor der eigentlichen Gründung ermuntern. Aufgrund der Erfahrung der Betriebsberater kann die persönliche Eignung des Gründers eingeschätzt und eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen werden. Wichtig bei allen gründungspolitischen Aktivitäten erscheint mir, nicht nur die Zahl der Gründungsvorhaben als Maßstab für den Erfolg von wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu nehmen. Vielmehr ist es erforderlich, die Qualität der Gründungen in unseren Zielsetzungen zu verankern. Daher müssen wir alles tun, um die Erlangung der fachlichen und unternehmerischen Qualifikationen möglichst vielen Menschen zu ermöglichen. Hier muss unsere Förderung ansetzen. Der Meisterbrief bietet das ideale Rüstzeug für Gründer. Ich bin froh, dass wir gemeinsam mit der Politik erreicht haben, dass diese einzigartige Ausbildung zum Unternehmer noch attraktiver geworden ist: durch die Einordnung im deutschen Qualifikationsrahmen auf einer Stufe mit dem akademischen Abschluss des Bachelors. Um den demografischen Wandel zu meistern, sind Mittelstand und Handwerk zukünftig mehr denn je auf innovative und kreative Unternehmer angewiesen. Unser Land braucht dynamische und entschlossene Firmengründer mit guten Ideen, um sich als erfolgreicher Wirtschaftsstandort in Zukunft zu behaupten.

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Wichtiges Thema der nächsten Jahre: Betriebsnachfolge im Mittelstand Im Mittelstand und ganz besonders im Handwerk werden erfolgreiche Familienunternehmen seit Generationen erfolgreich weitergegeben. In der heutigen Zeit ist das nicht mehr ganz so selbstverständlich. Häufig findet sich weder innerhalb der Familie noch in der Belegschaft, noch im Rahmen einer Betriebsveräußerung ein Übernehmer. Was, wenn sich diese Probleme im demografischen Wandel verschärfen? Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Übergabe eines Unternehmens ein komplexer Prozess ist. Für das Gelingen der Übergabe ist nicht allein die Qualifikation des Übernehmers entscheidend, frühzeitige Planung sowie kompetente Beratung spielen in der Praxis eine ebenso wichtige Rolle. Die Handwerksorganisation hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Initiativen ergriffen, um den Akteuren in diesem Prozess frühzeitig und mit Rat zur Seite zu stehen. Die Gefahr einer Nachfolgelücke scheint nach unseren jüngsten Erkenntnissen zumindest für die Jahre bis 2020 sowohl gesamtwirtschaftlich als auch für das Handwerk deutlich geringer als bisher angenommen. Gleichwohl wird es regional und branchenbezogen zu erheblichen Engpässen kommen. Nach 2020 müssen wir dann damit rechnen, dass es erheblich schwieriger werden wird, für alle übergabefähigen Unternehmen einen qualifizierten Nachfolger zu finden. Die Übernahme eines bestehenden Unternehmens erfordert ebenso wie die Gründung ein innovatives und schlüssiges Unternehmenskonzept. Für beide gilt: Wenn sich Handwerksbetriebe auf ihre besonderen Stärken konzentrieren und in ihrem Marktsegment kundengerechte, individuell auf die Wünsche der Verbraucher zugeschnittene und qualitativ hochwertige Leistungen anbieten, dann haben sie eine sehr reelle Chance, sich vom Markt positiv abzuheben und überdurchschnittliche Erfolge zu erzielen. Erfolgreich wurde von unseren Beratern ein eigener Standard für die handwerksgerechte Bewertung von Unternehmen entwickelt, der eine marktgerechte Preisfindung bei der Übergabe erleichtert. Der mit dem sogenannten AWH-Standard ermittelte Unternehmenswert wird nicht nur von den meisten Übergebern und Übernehmern akzeptiert und als Basis für den Verkaufspreis gerne übernommen. Er wird im Rahmen der Erbschaftsteuerermittlung auch von den Finanzämtern als branchentypische Bewertungsmethode anerkannt. Aufgrund der großen Nachfrage bei Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern bieten wir demnächst dieses Verfahren als öffentliche verfügbare Online-Variante an.

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Gelungene Betriebsübernahmen schaffen nicht nur neue Arbeitsplätze und höhere Steuereinnahmen, sondern verhelfen der Wirtschaft zu einer höheren Dynamik, beschleunigen die notwendigen strukturellen Anpassungsprozesse und führen häufig zu neuen, innovativen Produkten und Leistungen, die für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft von hoher Bedeutung sind. Außenwirtschaftliche Aktivitäten der Handwerksbetriebe Wer heute im inländischen Markt erfolgreich besteht, hat auch gute Chancen auf den internationalen Märkten. Jedoch gilt hier noch mehr als im Inlandsgeschäft: Ohne eine gute Vorbereitung auf die jeweiligen Marktgegebenheiten und die interkulturellen Anforderungen im Auslandsgeschäft sind kostspielige Reibungsverluste vorprogrammiert. Daher müssen wir unseren Unternehmen eine kompetente Hilfestellung bieten und gleichzeitig die oft vorhandene Angst vor den Risiken im Auslandsgeschäft nehmen. Die Zahl der exportierenden Handwerksbetriebe hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Sie liegt nun bundesweit bei rund 50.000 Unternehmen, die einen Exportumsatz von rund 14 Milliarden Euro p. a. erwirtschaften. Mit einer Exporteursquote von fünf Prozent und einer Exportquote von drei Prozent liegt das Handwerk aber deutlich unter den Exportaktivitäten des gesamten deutschen Mittelstandes. Dort ist jedes vierte Unternehmen international aktiv und 17 Prozent der Umsätze werden im Export erwirtschaftet. Jedoch gibt es im Handwerk erhebliche unausgeschöpfte Exportpotenziale bei etwa zehn Prozent aller Betriebe, die bisher noch nicht im Ausland engagiert sind, dazu aber aufgrund ihres Produkt- und Leistungsangebotes in der Lage wären. Außenwirtschaftsaktivitäten gelingen am ehesten Unternehmen mit grenznahem Standort, insbesondere in der Nähe zu deutschsprachigen Absatzregionen wie Österreich, Schweiz, Luxemburg, dem Elsass und in den Grenzgebieten zu Belgien, den Niederlanden und Dänemark. Aber auch in Nordamerika und Asien sind jeweils knapp zehn Prozent der Handwerksexporteure engagiert. Zurzeit halten sich exportinteressierte Betriebe beim Einstieg in Auslandsmärkte eher zurück, da sich in vielen europäischen Staaten aufgrund schwächerer Konjunkturentwicklungen weniger Auftragschancen bieten und die Kapazitätsauslastung im Inland hoch ist.

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Obwohl der Exportumsatz vor allem von größeren Betrieben mit über zwanzig Mitarbeitern erwirtschaftet wird, beschäftigen fast 40 Prozent aller Exporteure im Handwerk weniger als zehn Mitarbeiter. Diese kleinen Betriebe widerlegen die oft gehörte Begründung „mein Betrieb ist zu klein“ für den Export. Die Hürden, die bei einem außenwirtschaftlichen Engagement überwunden werden müssen, sind aus Sicht der Betriebe vor allem die hohen Risiken von Auslandsgeschäften, fehlende Kapazitäten, insbesondere bei gut am Markt positionierten Betrieben, Sprachschwierigkeiten sowie bürokratische Hemmnisse, vor allem bei der Dienstleistungserbringung im Ausland. Außenwirtschaftliche Unterstützung durch die Handwerksorganisation Eine qualifizierte außenwirtschaftliche Beratung über die Situation vor Ort, die dortigen Märkte sowie die rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen ist eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Auslandstätigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen. Die Handwerksorganisation hat in den letzten 20 Jahren ein vielseitiges Unterstützungsinstrumentarium aufgebaut. Wichtigste Serviceleistung ist dabei die Außenwirtschaftsberatung mit bundesweit 100 Beratern in den Handwerkskammern und Fachverbänden. Die Außenwirtschaftsberater halten ein breites Angebot von Einzel- und Gruppenberatungen, Workshops, Sprechtagen, Kooperationstreffen, Unternehmerreisen, Messebetreuung und Kooperationsbörsen vor. Dabei arbeiten die Berater bundesweit überregional eng zusammen. Der ZDH ist in diesem Netzwerk in erster Linie Koordinator und Initiator bundesweiter Projekte und Aktivitäten. Wichtigste Partner der Außenwirtschaftsberatung des Handwerks sind die deutschen Auslandshandelskammern und das europaweite Europe Enterprise Network (EEN), an dem auch mehrere Handwerkskammern aktiv beteiligt sind.

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Attraktiver Markt der Zukunft: Dienstleistungen für alle Generationen Um den bereits angesprochenen demografischen Wandel zu meistern, sind Mittelstand und Handwerk mehr denn je auf innovative und kreative Konzepte angewiesen. Dies beziehe ich sowohl auf die Frage der zukünftigen Mitarbeitergewinnung als auch auf die sich ändernden Absatzmärkte. Der sogenannte Zukunftsmarkt „50plus“ bietet ein sehr großes Potenzial, denn 2035 wird fast die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland über 50 Jahre alt sein. Wir sind daher verstärkt bemüht, Unternehmen fit für diesen Seniorenmarkt zu machen. Hier geht es nicht nur um das fachliche Know-how über altersgerechte Produkte, sondern auch um die Vermittlung von entsprechender Beratungskompetenz, die wir den Betrieben in speziellen Lehrgängen vermitteln. Daher haben wir im Rahmen der Initiative „Wirtschaftsfaktor Alter“ des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Markenzeichen „Generationenfreundlicher Betrieb – Service + Komfort“ entwickelt. Betriebe, die sich zusätzlich qualifizieren, das heißt die Bedürfnisse und Anforderung ältere Menschen besonders berücksichtigen, entsprechende Beratungskompetenz erworben haben und für die Zielgruppe spezialisierte Produkte und Dienstleistungen anbieten, werden künftig mit dem Markenzeichen ausgezeichnet. Ein Gedanke zum Abschluss: Viel zu wenig junge Menschen sehen in der Selbstständigkeit ein anzustrebendes Lebensziel. Schüler wissen in der Regel nur sehr wenig über die soziale Marktwirtschaft. Nicht nur wir Wirtschaftsverbände, auch die Schüler selbst machen übrigens auf dieses Defizit aufmerksam. Wir müssen daher deutlich frühzeitiger mit einer soliden ökonomischen Grundbildung der Schüler beginnen, um das Interesse an einer unternehmerischen Selbstständigkeit spürbar zu erhöhen. Auch an diesem Ziel sollten wir alle, sowohl die Bundesregierung als auch Institutionen wie das RKW und die Wirtschaftsverbände, gemeinsam arbeiten.

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Hildegard Müller Pioniergeist für die Energiewende Ein entscheidender Erfolgsfaktor der deutschen Volkswirtschaft war in den vergangenen Jahren stets die Fähigkeit, aus Wissen Ideen, aus Ideen Innovationen und aus Innovationen neue Produkte und Dienstleistungen entstehen zu lassen – eine Fähigkeit, auf die gerade die Energiebranche zu Zeiten der Energiewende stärker denn je angewiesen ist. Aus Sicht der Energiewirtschaft waren Pioniergeist und Unternehmertum noch nie so wichtig wie heute. Denn selten waren neue Ideen und Geschäftsmodelle sowie Innovationsgeist so sehr gefragt wie bei der Energiewende, eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen, die seit der Wiedervereinigung in Deutschland umgesetzt werden soll. Klar ist dabei auch, dass marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen besser geeignet sind, Herausforderungen der Energiewende zu lösen als regulatorische Zwangsmaßnahmen. Existenzgründungen und Existenzsicherung sind ein Schlüssel für den Erfolg in der Zukunft. Auf politischer Ebene konnte in den vergangenen Jahren schon viel bewegt werden: Unter der rot-grünen Bundesregierung wurden mit der Agenda 2010 durchaus richtige Weichenstellungen vorgenommen. Die Große Koalition ist diesen Weg weitergegangen. Auch die amtierende Bundesregierung ermutigt die Bürgerinnen und Bürger, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Gründungshilfen, Anschubfinanzierungen, Inkubatoren von Wissenschaft und Wirtschaft, Gründungswettbewerbe, Zugang zu Privatkapital und zu Bankkrediten – es gibt viele Möglichkeiten, sich eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen. Bei den Dienstleistungen spielt insbesondere das Internet eine große Rolle. Bei den innovativen Produkten ist die Liste der sogenannten „Hidden Champions“ aus Deutschland nach wie vor groß.

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Leider gab es im vergangenen Jahr einen Negativtrend: Von Januar bis Juni 2012 wurden laut Statistischem Bundesamt rund 70.000 Unternehmen mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung neu gegründet. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 entspricht das einem Rückgang von 6,1 Prozent. Noch kräftiger fiel der Rückgang bei den Kleinunternehmen aus. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sank hier im ersten Halbjahr 2012 die Zahl der Neugründungen um 14,2 Prozent auf insgesamt 128.000. Laut Statistischem Bundesamt sieht es bei größeren Unternehmen nicht nur bei den Neugründungen schlechter aus als im Vorjahr, auch die Zahl der Gewerbeaufgaben stieg. Im ersten Halbjahr 2012 wurden rund 62.000 Unternehmen geschlossen. Das ist ein Anstieg um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Schaut man sich vor diesem Hintergrund die Entwicklung der Firmeninsolvenzen an, so sieht es nicht gut aus. Zwar ist die Zahl der Firmeninsolvenzen im ersten Halbjahr 2012 um 1,4 Prozent niedriger ausgefallen als im Vergleichszeitraum 2011. Für das Gesamtjahr gehen Experten jedoch auf Grund der sich abschwächenden Konjunktur davon aus, dass bis zu 31.000 Firmen im Jahr 2012 Insolvenz anmelden müssen. Besonders prekär ist dabei die Lage von Jungunternehmen. Bei den bis zu zwei Jahre alten Firmen steigen die Fallzahlen im ersten Halbjahr 2012 um 1,6 Prozent auf 3.993 Insolvenzen gegenüber der Referenzjahreshälfte 2011. Bei Unternehmen, die bereits drei bis vier Jahre am Markt sind (Anteil an Insolvenzstatistik: 12,3 Prozent), fällt der Anstieg um 0,5 Prozent geringer aus. Die wichtigsten Ursachen für Unternehmensinsolvenzen sind laut Experten das Ausbleiben neuer oder die Stornierung oder die Verschiebung bereits erteilter Aufträge. Außerdem sorgen Dominoeffekte dafür, dass zahlungsunfähige Firmen weitere Unternehmen mit in die Insolvenz reißen. Drittens erhöhen oft innerbetriebliche Fehler, etwa im Management, sowie fehlendes Eigenkapital das Insolvenzrisiko. Das sind Nachrichten, die nachdenklich stimmen. Zwar ist mit einer Firmengründung immer auch das Risiko des Scheiterns verbunden, jedoch muss es die Aufgabe von Politik aber auch der Wirtschaft selbst sein, die Rahmenbedingungen so auszugestalten, dass dieses Risiko minimiert wird.

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Deutschland ist „First Mover“ Gerade die Umsetzung der politisch beschlossenen und von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragenen Energiewende ist eine echte Pionierarbeit. Kein Land der Welt hat sich bislang solch ambitionierte Ziele gesetzt. Diese Pionierarbeit ist Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite wird Deutschland mit dieser Vorreiterrolle Gefahr laufen, als „First Mover“ Fehler zu machen, die andere Volkswirtschaften dann als „Smart Follower“ vermeiden können. Auf der anderen Seite kann unsere Volkswirtschaft enorm davon profitieren, als Industrieland mit einem Energieversorgungssystem ausgestattet zu sein, das nach seinem Umbau von erneuerbaren Energien dominiert wird. Langfristig kann das von Vorteil sein, es wird Deutschland unabhängiger von Energie-Importen machen, unsere Volkswirtschaft wird klimaschonender und kostengünstiger sein als Versorgungssysteme, die größtenteils von fossilen Energieträgern abhängig sind. Die Energiewirtschaft wird dabei zur Zukunftsbranche und die Energiewende damit zu einem Wachstumsmarkt und im besten Fall zu einem Exportmodell, von dem die deutsche Wirtschaft nachhaltig profitieren wird. Genau hierfür braucht es aber eine innovative Aufbruchstimmung, die oft bei allem politischen Streit über die Ausgestaltung des Weges zur Realisierung der Energiewende auf der Strecke zu bleiben scheint. Dabei ist eines völlig klar: Damit dieser Umbau der Energieversorgung gelingen kann, brauchen wir Innovationen und wir brauchen diejenigen, die bereit sind, tragfähige Geschäftsmodelle umzusetzen. Dabei ist die Energiewende eigentlich ein idealer Nährboden für einen sich ausbreitenden Gründergeist, denn nur mit diesen Ideen und Innovationen werden wir in der Lage sein, die Energiewende effizient umzusetzen. Und nur wenn wir sie effizient umsetzen, wird sie ein wirtschaftliches Erfolgsmodell. Und nur wenn sie ein wirtschaftliches Erfolgsmodell wird, kann die deutsche Wirtschaft dieses Modell zum Exportschlager machen. Die Unternehmen der deutschen Energiewirtschaft arbeiten aktiv an Lösungen: Wirkungsgradverbesserungen in Kraftwerken, Erforschung von Energiespeichertechnologien, die Entwicklung von Komponenten für intelligente Netze, die Verknüpfung von Erzeugung und Verbrauch, etwa im E-Energy-Projekt, oder Effizienzdienstleistungen für Verbraucher, um nur einige Bereiche zu nennen. Auch wenn vieles davon kapitalintensiv und aufwendig ist, so werden die etablierten Unternehmen nicht alles alleine stemmen können. Daher steht auch eines fest: Wir brauchen Querdenker und Visionäre, die Innovativen und Risikobereiten, die bereit sind, sich mit einer tragfähigen Idee selbstständig zu machen.

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Ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um sicherzustellen, dass unser System qualifizierte und innovative Fachkräfte hervorbringt, ist Ausbildung und berufliche Bildung. Wie es um das deutsche Bildungssystem bestellt ist, darüber gab es in den vergangenen Jahren eine intensive gesellschaftspolitische Debatte. Ausgelöst durch die Pisa-Studien hat die deutsche Bildungspolitik vieles in Gang gesetzt, unser Bildungssystem hat international aufgeholt. Dennoch steht der deutschen Wirtschaft und auch der Energieversorgung ein gravierender Mangel an Fachkräften bevor, insbesondere in den berühmten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Hier größeres Interesse bei jungen Menschen und vor allem bei Frauen zu wecken, ist unerlässlich. Ohne ausreichendes Potenzial an Forschern, Ingenieuren und Technikern wird der Technologievorsprung der deutschen Industrie nicht lange bestehen können. Ohne ausreichend qualifizierte Mitarbeiter in den Forschungszentren, in den Universitäten und in den Forschungsabteilungen der Industrie werden die entscheidenden Erfolge – etwa bei neuen Werkstoffen, bei Energiespeicher-Technologien, bei Supraleitern, bei Energieeffizienz und bei der intelligenten Verknüpfung von fluktuierender Energieerzeugung mit den Verbrauchern – nicht gelingen. Damit die Zukunftsbranche „Energie“ nachhaltig zu einem Wachstumsmarkt wird, braucht Deutschland eine zielgerichtete Forschungspolitik. Fortschritte sind vor allem in den Bereichen Energiebereitstellung und -umwandlung, bei Transport- und Speicher-Infrastrukturen, der Energieversorgung und auch bei neuen Anwendungsmöglichkeiten für die Energienutzer gefragt. Gesellschaftliche Akzeptanz für neue Technologien Das wird aber nur erreicht werden können, wenn wir eine tragfähige gesellschaftliche Akzeptanz für neue Technologien sowie für Forschung und Entwicklung aufbauen. Die Zustimmung der Menschen zu diesen Technologien und zu Großprojekten ist der entscheidende Faktor. Ohne Akzeptanz bei der von Höchstspannungsleitungen oder Kraftwerken betroffenen Bevölkerung werden wir uns in Deutschland nur langsam bewegen können. Wer den Ausbau der Erneuerbaren will, muss auch „Ja“ sagen zu der notwendigen Infrastruktur und zur weiteren Erforschung von CCS-Verfahren und auch zu bereits möglichen Anwendungen der sogenannten Fracking-Technologie, da wo es die Umweltbedingungen zulassen und die Trinkwasserversorgung nicht gefährdet wird.

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Von der Akzeptanz bei den Bürgern wird es maßgeblich abhängen, ob Deutschland es schaffen kann, als erste Industrienation ihre Versorgung auf erneuerbare Energien umzustellen, ohne dabei Wirtschaftlichkeit und Sicherheit der Versorgung zu gefährden. Hier ist von uns allen noch viel Arbeit zu leisten. Die bereits erwähnte CCS-Technologie ist ein Beispiel dafür, dass es ohne Akzeptanz schwierig bis unmöglich wird, Innovationen zur praktischen Anwendung zu verhelfen. Um dies zu verbessern, müssen wir alle, also Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft unseren Beitrag dazu leisten. Natürlich wollen auch die Verbraucher in Zukunft einen immer besseren Überblick über ihren Energieverbrauch haben, um vor dem Hintergrund steigender Kosten effizienter mit Energie umgehen zu können. Genau das werden in Zukunft intelligente Zähler – smart meter – ermöglichen: Intelligente Messsysteme, welche es erlauben, beispielsweise dann die Waschmaschine laufen zu lassen, wenn der Tarif besonders günstig ist. Aber vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels sollen die Städte so weiterentwickelt werden, dass sie wesentlich weniger Energie verbrauchen. Beim Energiesparen – gerade in den Städten – spielen die Gebäude und vor allem deren Sanierung eine ganz entscheidende Rolle. Auch in diesem Bereich besteht eine große Chance für Menschen, sich mit einer Idee zur Energiewende eine Existenzgründung ermöglichen zu können. Deutschland ist in jedem Fall gut beraten, auf seine Stärken als Forschungs- und Innovationsstandort zu setzen und seine Kräfte darauf zu konzentrieren. Wenn wir auch in den kommenden Dekaden zwischen den etablierten Wirtschaftsräumen der Welt und den zunehmend aufstrebenden Volkswirtschaften wirtschaftlich auf Augenhöhe bleiben wollen, dann müssen wir beides hinbekommen: die Entwicklung und Anwendung von neuen Technologien, systemischen Lösungen und Innovationen, die wir zur Umsetzung der Energiewende benötigen. Nur so werden wir auch weiter im Konzert der großen Industrienationen spielen können. Es ist jedoch nicht nur technisches Wissen gefragt, sondern zunehmend spielt auch systemisches Wissen – also der notwendige Blick auf das Zusammenspiel der einzelnen Wertschöpfungsstufen der Energiewirtschaft – eine große Rolle.

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Euphorie und Skepsis Auch dies bietet ausreichend Chancen für Pioniere, die neue Nischen besetzen. Leider kann gerade in Bezug auf die Energiewende der Eindruck entstehen, dass Teile der Wirtschaft diesem Projekt skeptisch gegenüber stehen. Gerade dort, wo fundamentale Veränderungen greifen, entsteht neben einer gewissen Euphorie auch Unsicherheit. Dies kann auch zu Skepsis führen. Schließlich tangiert die Frage einer sicheren, nachhaltigen und bezahlbaren Energieversorgung praktisch alle Wirtschaftsbereiche. Damit sind viele Fragen verbunden: Ist das eigene Geschäftsmodell unter diesen Bedingungen zukünftig noch tragfähig? Verändern sich die bisherigen Grundparameter durch eine veränderte Energiepolitik zu meinen Ungunsten? Was hat die Energiewende für Auswirkungen auf den Wettbewerb einer bestimmten Branche in Deutschland, in Europa, weltweit? Das alles sind legitime Fragen. Und Anlass zur Kritik gibt es genug, wenn man sich die aktuelle Debatte anschaut. Da ist zum einen die mangelnde Abstimmung zwischen Bund und Ländern bei der Ausrichtung der Energiepolitik, sowie die oftmals mangelnde Einbettung in eine europäische Dimension. Aktuell gibt es eine intensive Auseinandersetzung über die Ausgestaltung des EEG und die dramatisch gestiegene Umlage, der Netzausbau kommt nur langsam voran und die Bundesregierung denkt offen über Zwangsmaßnahmen nach, um die Abschaltung von unrentablen Kraftwerken zu verhindern. Wir sollten dennoch nicht die wichtige Aufgabe aus dem Blick verlieren, die sich durch die beschleunigte Energiewende ergibt: neue Geschäftsfelder, neue Technik, neue Dynamiken auf den Märkten. Innovationsbedarf gibt es genug. Deutschlands Aufgabe muss es sein, bei diesem Wachstumsmarkt vorne mitzuspielen. Wenn gleichzeitig die Chancen für Existenzgründer und Gründungen genutzt werden, dann kann die Energiewende hier eine gute Möglichkeit bieten, dass aus der Existenzgründung auch ein dauerhaft tragfähiges Geschäftsmodell wird.

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Dr. Helga Steeg Existenzgründung und Existenzsicherung als Brennpunkte des wirtschaftlichen Standorts Einleitung Existenzgründung und Existenzsicherung sind Brennpunkte für den wirtschaftlichen Standort der Bundesrepublik Deutschland. Die Unternehmen gehören zum großen Teil dem Mittelstand an und sind entscheidende Initiatoren und Stabilitätspfeiler für den deutschen Wohlstand und seine Bewährung in der globalen Welt. Beide Bereiche werden positiv oder negativ von den jeweiligen politischen Entscheidungen der Arbeitsmarkt-, Sozial-, Finanz- und Ausbildungspolitik beeinflusst. Die gravierenden Veränderungen in den Lebens- und Verhaltensweisen unserer Landsleute, die jeweiligen Auffassungen in der deutschen Wertegemeinschaft zum Gemeinwohl und zur Verteilung zwischen Arm und Reich sind Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen.¹ Die Auswirkungen der Zuwanderung in positiver oder negativer Hinsicht, der Vergrößerung der Arbeitschancen in Ländern mit Finanzproblemen sowie die ständigen Änderungen unserer Ausbildungssysteme verschieben die Perspektiven für Gegenwart und Zukunft. Nicht zuletzt ist noch der demografische Wandel zu erwähnen. Alle diese Entwicklungen sollten nicht beklagt werden, aber sie dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Zum Beispiel beanspruchen die Parteien das Thema „soziale Gerechtigkeit“ jedoch jeweils mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Eine aufschlussreiche Analyse ist beispielsweise nachzulesen bei Daniel Zimmer, Vorsitzender der Monopolkommission, mit dem Thema „Gerechtigkeit als Politikziel“ .

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„Häufig fehlt es freilich für die angestrebte Gerechtigkeit an Maßstäben und die in Aussicht genommenen Regelungen führen zu Unfreiheit.“² oder „Das Gleichheitsgespenst“ von Dietrich Kreuzburg.³ Es sind noch drei weitere Entwicklungen zu erwähnen: Erstens, die zunehmende Rolle des Staates, die sich nach der Zeitschrift „Der Spiegel“ einerseits zu einer vorsorgenden Allmacht entwickelt hat mit einem Übermaß an Gesetzen, Verordnungen und anderen Regelungen andererseits die Bürger in ihrer Entscheidungsfreiheit beengt⁴. Zweitens, die Kosten der Energiewende und drittens die Eurokrise. Man darf sich also nicht wundern, dass die Belastungen und die Ungewissheit der Zukunft sowohl für die Existenzgründung als auch für die Existenzsicherung zugenommen haben. Existenzgründer Es gibt unterschiedliche Personenkreise von Existenzgründern. Die größte Anzahl sind Jugendliche, die den Plan während oder nach der Ausbildung schmieden. Nicht zu vergessen sind auch so genannte „Tüftler“; ferner finden sich freiwillig oder zwangsweise aus dem Arbeitsleben ausgeschiedene Beschäftigte, die sich nun selbstständig machen wollen. Maßgebend für den Weg zum Erfolg sind eine Reihe von Kriterien und Verhaltensweisen. Dazu zählen eine mit Erfolg abgeschlossene Ausbildung in der Praxis, in dem nach wie vor bewährten dualen System aus Praxis und Berufsschule oder an einer Hochschule. Benötigt werden weiter ein Fachkonzept, zum Beispiel aus dem Technologiebereich, sowie eine Einschätzung von Chancen und Risiken. Eventuell ist auch trotz Gewerbefreiheit nach der EU-Dienstleistungsrichtlinie ein Gewerbeschein notwendig. Ausschlaggebend sind Vertrauen und Mut zur eigenen Selbstständigkeit. Ich nutze die Gelegenheit, auf die so genannte Inflation des Abiturs hinzuweisen. Warum scheint die Ausbildung als Handwerksmeister weniger gefragt zu sein? Nicht unerwähnt bleiben soll auch die große Anzahl von Jugendlichen ohne Schulabschluss. Zu den Bereichen für Existenzgründungen zählen Handel, Handwerk und Dienstleistungen im Inland, in den EU-Partnerländern sowie im übrigen Ausland, sofern es dort geeignete Investitionsbedingungen gibt. Hinzuweisen ist auch auf eine Veranstaltungsreihe der OECD zum Unternehmertum ( Entrepreneurship) mit einem Symposium am 13. Februar 2013.

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Es gibt eine große Anzahl von Förderhilfen des Bundes und der Länder, der Kommunen sowie der Banken, zum Beispiel der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt. Die Industrieund Handelskammern sowie die deutschen Auslands-Handelskammern sind ebenfalls in diesem Sektor aktiv und behilflich. Hier kann es individuelle Beratung oder Informationen für Gruppen Interessierter geben. Die deutschen Banken haben zum 17. April 2013 eine Verlagsbeilage in der FAZ beigefügt, wonach sie den Mittelstand wieder entdecken nach einer Epoche des Sittenverfalls unter der Herrschaft des Investment Bankings. Am Ende bleibt die Frage, nicht ob, sondern wie die Anzahl der Gründer anwachsen kann. Es fehlt nicht an Förderhilfen, aber es ist notwendig, den in Frage Kommenden einen optimistischen Ausblick in die Zukunft zu geben und darzulegen, dass Probleme bewältigt werden können. Hier liegt eine Aufgabe des deutschen Mittelstandes, Mentalität und Mut zur Selbstständigkeit müssen von ihm gefördert werden. Ein Problem ist ebenfalls das deutsche Schulsystem, das eine Reform nach der anderen zu erdulden hat. Zu viele Schulabbrecher und auch gestresste Schüler⁵ sind nicht ausreichend für den Einstieg in den Beruf vorbereitet. Existenzsicherung Strategien zur Existenzsicherung dienen der physischen, wirtschaftlichen und sozialen Daseinsvorsorge. Personenkreise und politische Begleitung sind jeweils verschieden. Dieser Text befasst sich mit den in der Wirtschaft tätigen Unternehmen. Die soziale Politik ist Aufgabe der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik. Wer sind die zuständigen Ansprechpartner aus der Wirtschaft? Großunternehmen einschließlich Dax-Konzernen sowie die große Anzahl der mittelständischen Unternehmen und die Familienunternehmen. Die Existenzsicherung ist eine ständige Aufgabe aller Unternehmen, jedoch sind die Strategien je nach Größe und Tätigkeitsbereich unterschiedlich. Dem deutschen Mittelstand in seiner Gesamtheit fällt das Hauptverdienst für die erfolgreiche einheimische Bewältigung der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 zu. Das Ergebnis ist bekannt: Die Unternehmen sind die Hauptträger der wirtschaftlichen Stabilität. Das gilt für das Inland sowie für die Erfolge im Ausland. Deutsche Unternehmen sind zum Beispiel Vorbild für viele EU-Länder, die mit mangelnder Wettbewerbsfähigkeit zu kämpfen haben. Das heißt jedoch nicht, dass die deutschen Unternehmen von Unsicherheiten verschont blieben.

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Es gibt eine Vielzahl von Kritiken an Verhaltensweisen deutscher Unternehmen. Dazu gehört, dass Stimmen in anderen EU-Ländern bemängeln, dass das Lohnniveau der deutschen Unternehmen nicht genügend Möglichkeiten für Wirtschaftwachstum biete. Dabei wird dann die Auslagerung von Aktivitäten durch Leiharbeit und Werkverträge erwähnt. Diese Kritik gibt es zum Teil auch im Inland; es ist jedoch auch das Verhalten einiger deutscher Gewerkschaften zu erwähnen wie zum Beispiel der IG Metall, die bei den letzten Tarifverhandlungen angeboten hat, je nach Auftragslage Modifizierungen vorzunehmen. Dies ist das typische verantwortungsvolle Verhalten deutscher Gewerkschaftler, wie wir es in Krisenzeiten gewöhnt sind. Dietrich Kreuzberg schreibt einen interessanten Artikel in der FAZ mit dem Thema: Stabilitätsfaktor Tarifpolitik: „Dazu gehört zum Beispiel, wie beharrlich sich die IG Metall dem Drängen keynesianisch inspirierter Ratgeber widersetzt, sie möge mit ihrer Tarifmacht bitte im Sinne europäischer Gleichheit die deutschen Lohnkosten hochtreiben. Die IG Metall kennt viele Argumente für kräftige Lohnerhöhungen. Sie ist aber auch dicht genug an den Betrieben, um zu wissen, dass neben den europäischen auch die asiatischen und amerikanischen den deutschen Unternehmen Konkurrenz machen.“⁶ Der deutsche Arbeitsmarkt hat nach wie vor einen Mangel an Arbeitskräften; es bewerben sich in der Bundesrepublik Arbeitskräfte aus den Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit. Dazu gehören nicht nur einfache Berufe, sondern auch höher Ausgebildete wie Techniker, Ingenieure, Ärzte und Altenpfleger. Die OECD hat kürzlich das deutsche Zuwanderungssystem als offen gelobt; die deutsche Gesetzgebung hat denn auch die Voraussetzungen für die Zuwanderung erleichtert. Neben dieser positiven Entwicklung für die Existenz deutscher Unternehmen gibt es auch zahlreiche Faktoren der Unsicherheit. Dazu gehören in erster Linie Elemente der so genannten Umverteilung, zum Beispiel das Steuerrecht. Gegenstand der Diskussionen sind die folgenden Steuerbereiche: Finanztransaktionssteuer, (gegen die Großbritannien vor dem EUGH wegen Beeinträchtigung des Finanzplatzes London klagt), Sondersteuer für so genannte Superreiche (bekannt ist die 75 Prozent Steuer in Frankreich, die François Hollande aus Verfassungsgründen zurücknehmen muss), Gewerbesteuer für Betriebe, (eventuell mit Ausnahme des Mittelstandes) und Erbschaftssteuer.

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Bei der letzteren wird zum Beispiel diskutiert, dass Inhaber von Betrieben nicht selbstständig genug gearbeitet hätten. Es handelt sich bei diesen Steuerdiskussionen um typische Wahlkampfthemen, deren Ergebnisse abgewartet werden müssen. Was eine Belastung von Betrieben sein kann, ist die heftig umstrittene Frauenquote in Aufsichtsräten. Es stimmt, dass mehr Frauen in Aufsichtsräte eintreten sollten. Das allein ist jedoch nicht ausreichend, weil es auch um Aufstiegsmöglichkeiten für die mittleren Positionen geht. Die Unternehmen werden bei staatlich verordneten Regelungen dann dafür sorgen müssen, dass Frauen und Männer familienfreundliche Arbeitszeiten, Möglichkeiten für Kinderbetreuung und Rückkehrmöglichkeiten nach Kinderpausen erhalten. Hier kommen dann neue Belastungen auf die Unternehmen zu. Nach einer in der FAZ veröffentlichten Übersicht liegt die Bundesrepublik mit einem Frauenanteil bei Neubesetzungen an dritter Stelle nach Frankreich und Dänemark, gefolgt von Irland, Großbritannien und den Niederlanden.⁷ Die Frauenquote gehört zu den neuen Regulierungen, die, wie eingangs erwähnt, zugenommen haben. Auch die Begrenzung von Vorstandsgehältern, insbesondere bei Banken sowie deren Erhöhung des Eigenkapitals sollten nicht unerwähnt bleiben. Einen großen Anteil an neuen Regulierungen nimmt auch die Energiewende ein. Es ist meines Erachtens versäumt worden, unmittelbar nach der Entscheidung über die Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke unverzüglich mit Ersatzregelungen aufzuwarten. Wo sind die Mängel? Es fehlt an ausreichenden Leitungsnetzen für die erneuerbaren Energien (wie Solar- und auch Windenergien). Ganz vernachlässigt sind noch die Verteilungsnetze. Eine positive Entwicklung besteht darin, dass Bund und Länder kürzlich eine Einigung über die Zuständigkeit der Regulierungsbehörde in Bonn erzielt haben. Bei den Solarenergien insbesondere ist zu beklagen, dass das EEG für die erneuerbaren Energien Preis- und Absatzgarantien vorsieht, die vom normalen Stromverbraucher bezahlt werden. Eine vom Umweltminister vorgesehene Preisbremse ist bisher an der Mehrheit im Bundesrat gescheitert. Michael Hüter bezeichnet diese Regelung als ordnungspolitisch nicht vertretbar.⁸

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Das zahlreiche Scheitern von Solarenergien ist trotz der Subventionen durch die Verbraucher im wesentlichen auf den Wettbewerb durch China zurückzuführen. Es bleibt die zunehmende Steigung der Energiepreise wegen der hohen Investitionskosten für die Leitungen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass kürzliche Überschüsse aus den eneuerbaren Energien in mehrere Länder der EU exportiert worden sind. Dazu gehören die Niederlande, die Schweiz, Österreich und Polen; das letztere kritisiert dies, weil es auf eigene Produktion setzen will. Hier entsteht ein neues Problem des grenzüberschreitenden Verkehrs. Letztlich ist noch eine neue Entwicklung zu erwähnen, nämlich diejenige, die viele Kommunalpolitiker veranlasst, eigene Stromproduktionen zu erstellen. Sie sind mit hohen Investitionskosten verbunden. Das kann die von den Gas- und Kohleunternehmen übernommenen Pflicht, Deckungslücken auszugleichen, beeinträchtigen. Im Ergebnis belastet die unfertige Regelung der Energiewende die Planungssicherheit der Unternehmen, die sie für ihre Existenz benötigen. Die dargelegten Probleme und Unsicherheiten, die die Unternehmen für ihre Existenzsicherung benötigen, sind nicht zu unterschätzen. Die Wahlen werden Ergebnisse der streitigen Diskussionen erbringen. Offen bleibt, ob den Unternehmen, insbesondere auch den mittelständischen, genügend Freiraum bleibt. Was die Großunternehmen angeht, muss je nach Ausgang der Wahlen keine übermäßige Verlagerung von Produktionsstätten befürchtet werden, aber Unwägbarkeiten bleiben bestehen. Zur Eurokrise wird kurz angemerkt, dass es bei der Einführung den Geburtsfehler gab, nicht gleichzeitig die Wirtschaftspolitiken anzunähern; die Nachteile müssen jetzt aufgearbeitet werden. Es ist nicht zu bestreiten, dass Deutschland vom Euro profitiert hat. Keines der 17 Euroländer will ihn aufgeben; wir als das stärkste Wirtschaftsland müssen den größten Anteil tragen, bestehen aber gleichzeitig auf angemessenen Haushalts- und Finanzpolitiken. Wir müssen hier Kritik von Ländern aushalten, die schwächer sind als wir.

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1

„Die Statistiker haben einen neuen Bericht vorgelegt, nach dem die Einkommen in Deutschland sich wieder annähern.“ FAZ v.21. .3. 2013, S. 12.

2

FAZ 12. 3. 2013.

3

FAZ 3. 4. 2013.

4

Der Spiegel v. 18. 3. 2012, S. 53.

5

Der Spiegel v. 25. 4. 2013, Titelgeschichte.

6

FAZ v. 11.4. 2013, S. 13.

7

FAZ v. 19. 4. 2013, S. 13.

8

Orientierungen 135, hrsg. Ludwig Erhard Stiftung, Bonn.

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Dr. Jochen Ruetz Existenzsicherung im internationalen IT-Unternehmen Ausgangslage Der Fokus dieses Beitrags liegt auf der Phase der Existenzsicherung, die Existenzgründungsphase wurde in anderen Beiträgen dieses RKW-Bandes intensiv beleuchtet. Der Beitrag konzentriert sich auf den Weg eines bestehenden IT-Unternehmens in den letzten drei Jahrzehnten, insbesondere welche Herausforderungen in einem von permanenten technologischen Veränderungen geprägten Marktumfeld bestehen. Im Jahr 1987 steckte die Informationstechnologie noch in den Kinderschuhen. Die Welt hatte erst neuerlich die Vorteile grafischer Benutzeroberflächen kennen gelernt (zum Beispiel Windows von Microsoft) und die Computer wurden in einem für den privaten Nutzer noch nachvollziehbaren Ausmaß leistungsfähiger. Firmen entdeckten die Vorteile von vernetzten Computern als Ersatz für zentrale Großrechner. In dieser ersten Sturm und Drang Phase der IT-Industrie wurde die heutige GFT Technologies AG (weiterführende Informationen unter www.gft.com) unter dem Namen „Gesellschaft für Technologietransfer GmbH“ von dem Hochschulabsolventen Ulrich Dietz und anderen Anteilseignern gegründet. Die ersten Jahre waren geprägt von einer permanenten Suche nach dem eigenen Geschäftsmodell, begleitet von der Suche nach Kunden und Geldgebern. Wie bei jeder Existenzgründung hatte auch GFT in der Anfangsphase mit der Bürokratie zu kämpfen, die für jeden Unternehmer in der Anfangsphase ein überaus kritisches Aufwand- / Nutzenverhältnis beinhaltet. Der Fokus der Gesellschaft wurde in den ersten Jahren mehrfach an die Marktbedingungen angepasst und wandelte sich von einem Softwareproduktunternehmen zu einem Dienstleistungsunternehmen. Im weiteren Verlauf veränderte sich GFT in Richtung „e-Commerce“ und erarbeitete für die Kunden vor allem internetbasierte Individual-Softwarelösungen. Dieser Bereich des Marktes prosperierte mit der verstärkten Nutzung des Internets und erzielte in den späten 1990er extrem hohe Wachstumsraten.

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Im Rahmen der beschleunigten Marktentwicklung gegen Ende der 1990er Jahre ging das mittlerweile als Aktiengesellschaft firmierende Unternehmen an die Börse, genauer an den damaligen „Neuen Markt“. Die Umsätze und die Marktkapitalisierung der Gesellschaft stiegen in den Jahren 1998 bis 2001 extrem schnell und beflügelten sich gegenseitig. Nach der Euphoriephase an den Kapitalmärkten bis Ende des Jahres 2000 kühlte zunächst die Börse ab. Die Nachfrageseite folgte dieser Entwicklung zügig, beschleunigt durch die globale Verunsicherung nach den Anschlägen in New York City vom 11. September 2001. In den darauf folgenden Monaten reduzierten sich die Börsenkurse deutlich, was wiederum Sparmaßnahmen bei Privathaushalten sowie in allen Industrien und Unternehmensgrößen zur Folge hatte. Aufgrund der hohen Exportabhängigkeit waren die Anpassungsreaktionen in Deutschland besonders ausgeprägt. Die IT-Industrie war von den negativen Nachfragewirkungen besonders stark betroffen, da in den Jahren zuvor – in Erwartung einer anhaltenden Wachstumsphase – nennenswerte Kapazitäten aufgebaut wurden, die sich in kurzer Zeit als überflüssig erwiesen. GFT stand in diesen Monaten wie viele andere IT Dienstleistungsunternehmen mit dem Rücken zur Wand. Innerhalb kürzester Zeit reduzierten weite Teile der Kunden ihre IT-Budgets signifikant und stornierten IT-Projekte ohne Vorwarnung. Der gesamte IT-Markt musste in kürzester Zeit erfahren, dass die bislang großzügig vergebenen Mittel für innovative InternetProjekte („Nice-to-have“-Projekte) nahezu auf Null reduziert wurden. Parallel verhandelten die Kunden die Preise für Beratungsleistungen im Umfeld ihrer lebensnotwendigen IT-Infrastruktur hart nach, was im Anbetracht der sofort eintretenden Überkapazitäten möglich war. Die bunten und schillernden Projekte im Online-/Internet-Umfeld waren plötzlich unattraktiv, die stabilen aber nur moderat wachsenden Projektgruppen im Umfeld der KernIT-Infrastruktur der Unternehmen erlebten ein Revival. Eine zuvor vom Markt verwöhnte Branche war innerhalb weniger Monate auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Eine Fortsetzung des in den Jahren zuvor bewährten Leistungsportfolios hätte voraussichtlich auch für GFT das Ende des Unternehmens bedeutet, so wie für viele andere IT-Firmen in diesen Jahren.

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Die Geschäftsleitung der GFT hatte die sich schleichend abzeichnende Nachfrageverschiebung erkannt. Anfang des Jahres 2001, kurz vor dem dramatischen Einbruch der Märkte, wurde der Fokus von der spannenden aber budgetseitig unsicheren Internettechnologie auf die Kern-Infrastruktur der Kunden verschoben. Dies erfolgte durch die Übernahme einer etwa gleich großen internationalen IT-Gesellschaft aus dem zuvor von GFT kaum bearbeiteten Bankensektor. Mit diesem Schritt erreichte GFT drei strategische Ziele: 1.

Die Abhängigkeit von volatilen Online-/Internet-Projekten wurde zu Gunsten stabiler Aufträge von Bankenkunden nahezu halbiert.

2.

Die Abhängigkeit vom deutschen Markt wurde durch Aktivitäten in Spanien und Großbritannien reduziert.

3.

Mit einem Produktionszentrum in Spanien kam ein preisgünstiger Standort für den Export von IT-Dienstleistungen hinzu.

Die Übernahme bedeutet eine Evolution und keine Revolution des Geschäftsmodells, da unverändert Individual-Softwareentwicklung für Endkunden im Zentrum der Geschäftstätigkeit stand, jedoch für eine erweiterte Kundengruppe und mit internationalem Fokus. Die beiden folgenden Jahre 2002 und 2003 zählen zu den schwierigsten der relativ jungen ITBranche. GFT wurde in seinem ursprünglichen Kerngeschäft ebenfalls hart getroffen, konnte jedoch Rückgänge im schrumpfenden Internet-Geschäft nahezu durch stabile Umsätze mit Banken ausgleichen. Lokale Restrukturierungen waren aufgrund der hohen Überkapazitäten im deutschen Markt unvermeidbar, die verstärkte Internationalisierung der Produktionskapazitäten machte die Gesellschaft für die Zukunft unabhängiger. Im Verlauf der nächsten Jahre gab GFT das angestammte Online-/Internet-Geschäft mit Kunden außerhalb der Kreditwirtschaft weitgehend auf und konzentrierte sich auf das zumindest bis zum Jahr 2009 stabile Geschäft mit Banken. Diese Veränderung war verbunden mit stabileren aber geringeren Wachstumsraten als in der Sturm-und-Drang-Phase Ende der 1990er Jahre. Auch seitens der Führungskräfte kam es zu parallelen Anpassungen, auf Qualität und Kontinuität setzende Tugenden ersetzten Ad-hoc-Manager und rein kreative Geister.

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Dieser Fokus der GFT wurde und wird bis 2013 fortgeführt. Die Evolution des Geschäftsmodells erfolgt heute dahingehend, dass primär zusätzliche Standorte und technologische Kompetenzen ergänzt werden. Neben eigenen Wachstumsinitiativen werden selektiv Unternehmen zur Abrundung des Angebotsportfolios oder der regionalen Präsenz hinzugekauft. Neben einer Stärkung des Angebotsspektrums kommt es damit auch zu einer – für mittelständische Unternehmen wesentlichen – Erweiterung der Management-Kapazitäten. Desweiteren hat GFT eine vom aktuellen Geschäftsmodell unabhängige Innovationsinitiative ins Leben gerufen mit dem Namen CODE_n (nähere Informationen unter www.code-n. org). Verklausuliert sucht diese Initiative den Code für das „Neue“, das heißt Innovation im Grundsätzlichen. Im Zentrum der Initiative steht ein jährlicher Innovationswettbewerb zu wechselnden Schwerpunkten, der den besten jungen Unternehmen aus der ganzen Welt einen Ausstellerplatz auf der CeBIT Messe in Hannover gewährt. Durch CODE_n treffen Industrie und Jung-Unternehmen zusammen und treten in einen für beide Seiten gewinnbringenden Dialog. GFT führt diese Initiative mit anderen Sponsoren durch und hat damit primären Zugriff auf die Innovationen der jungen Unternehmen. Darüber hinaus garantiert diese Initiative eine breite Medienberichterstattung für die Marke GFT. Die Initiative kann nicht mit üblichen Return-on-Investment Kennziffern bewertet werden, vielmehr bietet CODE_n die Option sehr frühzeitig an kleinen oder bahnbrechenden technologischen Innovationen zu partizipieren. Bewertung Mit Blick auf die Existenzsicherung der GFT Technologies AG kann man Folgendes zusammenfassen: Während in der Existenzgründungphase noch rechtliche und bürokratische Hindernisse den Aufbau eines Unternehmens behindern, sind diese Faktoren in der Phase der Existenzsicherung weniger gravierend. Nach wenigen Jahren können die meisten Unternehmen die erforderlichen bürokratischen Arbeiten – wie rechtliche und steuerliche Dokumentationen, Zulassungen und Genehmigungen sowie Meldungen zu den Arbeitnehmern – relativ effizient bearbeiten. Ein internationaler Vergleich innerhalb der GFT Gruppe zeigt ferner, dass der heutige bürokratische Aufwand in Deutschland und anderen europäischen Ländern im Vergleich zu den BRIC oder Schwellenländern abgenommen hat; die sich entwickelnden

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Länder haben ihr bürokratisches Regelwerk in den letzten zehn Jahren merklich schneller ausgeweitet als zum Beispiel die Länder in der Europäischen Union. In der Phase der Existenzsicherung eines Unternehmens liegen die Herausforderungen primär in der unternehmerischen Ausrichtung und damit in den Händen des Unternehmers und der Unternehmensleitung. Die (permanente) Anpassung der ursprünglichen Positionierung aus der Gründungsphase, seien sie durch lokale Nachfrageveränderungen, Kundenverschiebungen oder globale Entwicklungen beeinflusst, ist unverzichtbar. Wer sich nicht den volatilen Marktgegebenheiten anpasst, setzt die Existenz seines Unternehmens aufs Spiel. Dabei sollten Unternehmer eine positive „Wachstums-Welle“ nutzen, so lange es geht, aber immer wachsam bleiben. Die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen, vor allem nach innovativen Online-/Internet-Projekten war Ende der 1990er Jahre bis zum Jahr 2000 überzeichnet. Ein stabiler Konjunkturzyklus, prosperierende Kapitalmärkte und die verstärkte Nutzung des Internets begünstigten diese Entwicklung. Weder in den Jahren zuvor noch in den Jahren danach kam es in diesem Markt auch nur annähernd zu vergleichbar hohen Wachstumsraten. Wenn ein Unternehmen in der glücklichen Lage ist, in einem solchen Marktumfeld zu agieren, kann und muss es dies nutzen. Parallel gilt es einen nüchternen Blick auf den Markt zu bewahren; aus den „Wachstumsplänen“ von heute können die „Überkapazitäten“ von morgen werden. Die kritische Überprüfung des Marktgeschehens und das Denken in Szenarien sind probate Mittel, um das eigene Unternehmen auch nach dem Abbrechen eines boomenden Marktes zu sichern. Zur Sicherung des Unternehmensfortbestands kann auch eine Internationalisierung der Aktivitäten sinnvoll oder gar unausweichlich sein. Im Falle der GFT ermöglichte die Internationalisierung die für den globalen Wettbewerb erforderlichen Skaleneffekte, indem neue Kundengruppen und neue Produktionsstandorte etabliert wurden. Aus ursprünglich 95 Prozent Umsatz in Deutschland im Jahr 2001 wurden 2013 rund 70 Prozent Umsatz im Ausland. Eine Internationalisierung stellt jedoch hohe Anforderungen an die Unternehmensleitung, da andere Kulturen und Sprachen in das eigene Unternehmen zu integrieren sind. Hier gilt „der erste Schritt ist der Schwerste“, die erste ausländische Aktivität stellt die höchste Herausforderung dar, danach kann die einmal erarbeitete Methodik repliziert werden. Für eine erfolgreiche Internationalsierung ist eine funktionsfähige Kommunikation unausweichlich, womit in der Regel englische Sprachkenntnisse in der bestehenden Organisation auf- und ausgebaut werden müssen.

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Die Entscheidung für ein neues Produkt, einen neuen Unternehmensbereich oder eine neue Auslandseinheit wird zu einem bestimmten Zeitpunkt in jedem Unternehmen sprungfixe Kosten zur Folge haben. Die neue Aktivität macht zusätzliche Mitarbeiter und Führungskräfte erforderlich, was in jedem Fall zu höheren Kosten führt und idealerweise zügig auch zu höheren Umsätzen & Deckungsbeiträgen. Im Bereich der IT-Dienstleistungsindustrie ist dies regelmäßig bei Unternehmen mit einem Umsatz von 15 bis 20 Millionen Euro festzustellen. Bis zu dieser Schwelle können viele Unternehmer die Geschäfte noch selbstständig führen und überwachen. Vertrieb, Produktion und Verwaltung sind noch überschaubar und werden regelmäßig vom Unternehmer in Personalunion verantwortet. Zur organisatorischen Absicherung des weiteren Umsatzwachstums ist eine Fokussierung des Unternehmers und damit eine Erweiterung der Unternehmensleitung erforderlich. Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmer in dieser Umsatzgrößenordnung regelmäßig die Alternativen „mit erweiterter Organisation selbstständig wachsen“ oder „das Unternehmen verkaufen“ analysieren. Rahmenbedingungen Die in der Gründungsphase limitierenden bürokratischen Hindernisse treten in der Existenzsicherungsphase vermehrt in den Hintergrund. Vielmehr gewinnen dann verstärkt die rechtlichen Regularien der jeweiligen Branche, die Exportregularien, das lokale Arbeitsrecht einschließlich Tarifrecht und die steuerlichen Rahmenbedingungen an Bedeutung. Die allgemeinen rechtlichen Regularien und die Exportregularien sind von Branche zu Branche sehr unterschiedlich. In der relativ jungen IT-Industrie besteht noch immer ein überschaubares Regelwerk. Vor allem der Rahmen für „Intellectual Property“ (Recht am geistigen Eigentum) ist in den Industrieländern relativ einheitlich geregelt. Die arbeitsrechtlichen Regelungen eines Landes sind ist für mittlere Unternehmen von hoher Bedeutung. Zur Sicherung der Existenz sind Flexibilität und Beständigkeit zwei mit Blick auf Arbeitsverhältnisse nicht immer einfach zu koordinierende Ziele. Jedes Unternehmen ist auf einen Kern an Mitarbeitern angewiesen, die mit ihrem Fachkenntnissen und Einsatzwillen zum beständigen Unternehmenserfolg beitragen. Um Auslastungsspitzen auszugleichen oder selten benötigte Spezialfähigkeiten vorzuhalten, ist der Einsatz von flexiblen Arbeitsverhältnissen ein probates Mittel. In der Praxis hat sich für GFT in Deutschland eine stabile Kernmannschaft bewährt, die in Spitzenzeiten um freiberufliche IT-Experten oder

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Zeitarbeiter ergänzt wird. Dabei sollen die flexiblen Arbeitsverhältnisse idealerweise zehn Prozent und maximal zwanzig Prozent der Kernmannschaft ausmachen. In anderen Ländern – wie der Schweiz oder den USA – sind die arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen sehr liberal, was flexible Arbeitsverhältnisse nahezu unnötig macht. Die steuerlichen Rahmenbedingungen bilden in der Existenzsicherungsphase eine wesentliche Kostenkomponente. In den vergangenen zwanzig Jahren haben sich die Steuersätze und Bemessungsgrundlagen für Kapitalgesellschaften im EU-Raum stark angenähert. Der Steuersatz für die Gewinnthesaurierung liegt in der Regel um 30 Prozent und auf Substanzsteuern wird weitgehend verzichtet. In Frankreich und Italien fließt die Lohnsumme in die Steuerberechnung ein, was in der Tendenz eine Substanzbesteuerung ergibt. Die Besteuerung der Unternehmenssubstanz, das heißt des Vermögens oder der Lohnsumme der Gesellschaft, bedeutet in ertragsschwachen Jahren eine Belastung des Unternehmensvermögens und kann im schlimmsten Fall zur Unternehmensaufgabe führen. Psychologisch sind Substanzsteuern extrem ungünstig, was in der Vergangenheit auch in Deutschland zu Ausweichreaktionen geführt hat; so wurden Investitionsentscheidungen in multinationalen Unternehmen regelmäßig zu Gunsten von Ländern ohne Substanzsteuer getroffen. In Deutschland wurde die Gewerbekapitalsteuer 1998 abgeschafft und die Vermögensteuer seit dem einschränkenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 1995 bislang nicht wieder eingeführt. In anderen EU-Ländern wurden ebenfalls in den 1990er Jahren Substanzsteuern abgeschafft beziehungsweise die geplante Einführung ausgesetzt. Mit Blick auf die Existenzsicherung von Unternehmen sollte Deutschland daran festhalten, die Substanz der Unternehmen nicht zu besteuern. Schlussendlich gehört zu jeder Existenzsicherung eine gesunde Portion „faire fortune“ (frz. für „sein Glück machen“), hier interpretiert als „durch intelligente und konsequente Unternehmensführung selbst in die Hand genommenes und gestaltetes Glück“.

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Michael Sommer Eine neue Ordnung für selbstständige Arbeit Die marktliberalen Reformen der letzten zwanzig Jahre haben nicht nur die Privatisierung und Deregulierung der Wirtschaft vorangetrieben, sondern auch ein neues Bild des Unternehmertums propagiert. Es sollte vormals abhängig Beschäftigten durch neue Verantwortung und Eigeninitiative die Selbstständigkeit schmackhaft machen. Hierzu wurden unter anderem gesetzliche Voraussetzungen im Steuerrecht, in Programmen der Förderpolitik und in der Arbeitsmarktpolitik geschaffen. Für letzteres wurde die Ich-AG zum Symbol, die den Trend zur sogenannten „Selbstaktivierung“ am treffendsten beschrieb. Aber auch Veränderungen in der Arbeitswelt haben den Trend zur Selbstständigkeit gefördert. Die IT-Revolution vergrößerte die räumliche Unabhängigkeit von Dienstleistern. Zudem wurden in vielen Branchen Tätigkeiten an Selbstständige ausgelagert, um Kosten zu sparen. Viele Menschen sind damit auch ungewollt in die Selbstständigkeit gedrängt worden. Das hatte zur Folge, dass insgesamt die Zahl der Selbstständigen in Deutschland in zehn Jahren um mehr als 62 Prozent auf 1,2 Millionen Personen gewachsen ist. Sie beschäftigen allerdings nur etwa drei Millionen Personen, was zeigt, dass der Anteil der Solo-Selbstständigen überproportional gewachsen ist. Bei dieser „neuen“ Selbstständigkeit muss aber genau hingeschaut werden: sowohl bezüglich der Branche, als auch bezüglich der Betriebsgröße und Gesellschaftsform. Bei der Solo-Selbstständigkeit spielt der Kapitaleinsatz ähnlich wie bei klassischen Unternehmen eine geringere Rolle als der Verkauf der eigenen Dienstleistung. Hierbei handelt es sich dann um Honorarkräfte oder Freiberufler (Freelancer), deren Einnahmen selten die Einkünfte von Abhängig-Beschäftigten übersteigen und damit keine Basis für unternehmerische Expansion bieten. Insofern hat sich im Zuge der Veränderungen in der Arbeitswelt auch das Bild des Selbstständigen massiv verändert.

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Nun mag es viele Gründe geben, die Selbstständigkeit für Existenzgründer attraktiv zu machen: sein eigener Chef sein, Zeitsouveränität besitzen, die freie Gestaltung des Arbeitsfeldes etc. Aber es gibt auch einige materielle Bedingungen, die den Entschluss stark einschränken: fehlende soziale Absicherung, kein bezahlter Urlaub und steuerliche Belastung. Scheinbar überwiegen gegenwärtig die Nachteile einer Selbstständigkeit so stark, dass sich immer weniger Menschen den Schritt in die Existenzgründung trauen. Seit dem Jahr 2004 sinkt die Zahl der Existenzgründungen stetig: von 573.000 Gründern 2004 auf 346.000 Gründern 2012 (Statistisches Bundesamt). Drei Viertel davon sind Einzelunternehmen und nur jedes dritte Unternehmen wird von einer Frau gegründet. Interessant ist auch, dass Studierende der Wirtschaftswissenschaften am wenigsten den Weg in die Selbstständigkeit wagen, sondern weitaus lieber in einem Großkonzern ihr Berufsleben starten. Scheinbar sind sie von den Vorteilen nicht überzeugt und sehen momentan bessere Bedingungen in abhängiger Beschäftigung in einem mitbestimmten Unternehmen. Geisteswissenschaftler hingegen, die häufig auf dem Arbeitsmarkt nicht die besten Aussichten haben, machen sich am häufigsten nach dem Studium selbstständig (IFM Bonn). Zweifellos mag die geringe Bereitschaft zur Existenzgründung bei deutschen Studierenden auch mit den Beratungsangeboten zu tun haben. So hat sich in den letzten Jahren bei vielen deutschen Studierenden der Wunsch verbreitet, gemeinschaftliche Unternehmensformen mit solidarischen Prinzipien zu gründen, doch weder in den Beratungsbüros der Unis, noch außerhalb der Akademien gehören Genossenschaftsmodelle zum Angebot der Gründerberatungen. Die Anzahl der Beratungsgespräche ist 2012 auf den Stand von 2002 zurückgegangen (DIHK). Die geringe Bereitschaft zur Gründung eines Unternehmens in Deutschland hängt eng mit der existenziellen Situation der „neuen“ Selbstständigen zusammen. Die Vollzeit-Selbstständigen arbeiten in der Regel weit mehr als 40 Stunden die Woche – also im wahrsten Sinne des Wortes selbst und ständig. Fast zwei Drittel von ihnen erwirtschaftet einen Stundenlohn, der unter fünf Euro liegt. So hat sich in den Jahren von 2007 bis 2011 die Zahl der selbstständigen Bezieher von Hartz IV-Leistungen von 72.000 auf 127.000 erhöht (IAB Kurzbericht 22/2012). Damit nehmen Existenzgründer fast zehn Prozent der sogenannten „Aufstocker“ ein. Als „Aufstocker“ gelten Personen, die ihren Lebensunterhalt nicht mit ihrem Lohn bestreiten können und zusätzliche Leistungen beantragen müssen. Es sind gegenwärtig 1,33 Millionen Bundesbürger, von denen die Hälfte Vollzeit arbeitet. Damit sind etwa 30 Prozent der Hartz IV-Bezieher Aufstocker, womit indirekt Unternehmen und im Falle der Selbstständigen auch direkt Unternehmer vom Staat subventioniert werden.

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Das durchschnittliche Einkommen hat sich bei den selbstständigen Aufstockern zwischen 2007 und 2010 deutlich verringert. So haben im Jahr 2010 drei Viertel der selbstständigen Aufstocker ein monatliches Einkommen von höchstens 400 Euro erhalten (in 2007 waren es noch zwei Drittel). Sie zählen damit ebenso wie Mini-Jobber, Leiharbeitskräfte und Niedriglöhner zu den prekär Beschäftigten und bilden damit einen allgemeinen Trend auf dem deutschen Arbeitsmarkt ab. Nicht nur bei den Abhängig-Beschäftigten verstetigt sich der zusätzliche Leistungsbezug, auch von den Selbstständigen finden im Schnitt nur ein Viertel nach einem Jahr den Weg aus ihm heraus. Hiervon sind die Bundesländer unterschiedlich betroffen: in Bayern sind nur ein Prozent der Aufstocker Selbstständige, während in den neuen Bundesländern sechs Prozent der Aufstocker eine Existenzgründung vorgenommen haben. Zu den Charakteristika der selbstständigen Hartz-IV-Aufstocker zählt, dass sie im Vergleich zu abhängig beschäftigten Aufstockern meist besser qualifiziert sind, häufiger alleinstehend sind und keine Familie haben. Die selbstständigen Aufstocker sind überwiegend als Verkäufer, Handelsvertreter, Handwerker, Gaststätten- und Imbissbesitzer, freiberufliche Lehrkräfte in der Fort- und Weiterbildung und in Kreativberufen der IT- und Kunstbranche tätig. Einige dieser Selbstständigen sind ungewollt durch Arbeitslosigkeit zur Existenzgründung gelangt und befinden sich nach ausbleibendem wirtschaftlichem Erfolg in der beruflichen Sackgasse. Auch die Bereitschaft der Unternehmen, Personen einzustellen, die ihre Risikofreudigkeit durch eine Existenzgründung unter Beweis gestellt haben, ist rückläufig. Zu Zeiten der „Ich-AG“ war dies noch eine letzte Legitimation des Arbeitsmarktprogramms. Gegenwärtig ist für viele Existenzgründer der Weg von der Selbstständigkeit zurück in die abhängige Beschäftigung sehr schwierig geworden. Das Hauptproblem der selbstständigen Hartz-IV-Bezieher verhält sich analog zur Situation prekären Unternehmertums (also auch der Nicht-Aufstocker): es ist die fehlende soziale Absicherung. Selbstständige müssen für ihre Alterssicherung selbst aufkommen und haben aufgrund ihrer geringen Einkünfte keine Rücklagen hierfür, weshalb die Altersarmut vorprogrammiert ist. Die Beiträge für die Krankenversicherung sind für Selbstständige deutlich höher als für abhängig Beschäftigte und drücken damit immens auf das Einkommen ‒ ganz zu schweigen von der ausbleibenden Arbeitslosenversicherung. Zudem benötigt fast jeder Selbstständige ein Gründungsdarlehen von der Arbeitsagentur oder einer Bank, das beizeiten zurückgezahlt werden muss oder ansonsten mit höheren Zinsen belegt wird. Somit kann das „Abenteuer“ Selbstständigkeit schneller in die Armutsfalle führen als der aufstockende Hartz-IV-Bezug-Abhängig-Beschäftigter.

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Der DGB und die Gewerkschaften sehen aber keinesfalls die Förderung von Selbstständigkeit und Eigeninitiative als Problem. Schließlich finden immer noch viele (auch selbstständige Aufstocker) den Weg aus der prekären Existenzsituation hin zu einer auskömmlichen Lebenslage. Zudem gehört die „neue“ Selbstständigkeit zur Arbeitswelt vieler neuer Branchen und schafft damit auch Innovationspotenziale für die gesamte Wirtschaft. Die Gewerkschaften haben sich schon seit längerer Zeit der prekären Situation der „neuen“ Selbstständigen angenommen und zum Beispiel einen autonomen Betreuungsbereich für „Selbstständige“ bei ver.di eingerichtet, der inzwischen 30.000 Mitglieder zählt. Der DGB fordert die Einbeziehung der Selbstständigen in die gesetzliche Rentenversicherung, um die voraussehbare Altersarmut einzudämmen. Das Problem der hohen Krankenversicherung von Selbstständigen kann durch den Wegfall der Mindestbeitragsbemessung mit der Einführung einer Bürgerversicherung, die sich am realen Einkommen orientiert, gelöst werden. Darüber hinaus müssen die Gewerkschaften auch das Recht erhalten, allgemeinverbindliche Vergütungsvereinbarungen für Selbstständige abzuschließen. Das gilt bisher nur in einigen Branchen. Für uns Gewerkschaften ist die Einbettung der neuen Selbstständigkeit in die allgemeine Arbeitsmarktsituation ein massives Problem. Sie ist ebenso Anlass für Forderungen nach einer neuen Ordnung der Arbeit, wie es alle anderen prekären Arbeitsverhältnisse in der Gegenwart sind. Es muss Schluss sein mit Verheißungen einer Selbstständigkeit, die auf Dauer nur zu einer Selbstausbeutung führt. Diese Arbeitsformen und -verhältnisse bieten keine nachhaltige Lebensperspektive für die Menschen. Deshalb ist neben der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns ebenso eine stärkere Regulierung von Honorarsätzen, Werkverträgen und weiteren Schlupflöchern zur Unterminierung tariflicher und gesetzlicher Regelungen von Nöten. Wir brauchen in Deutschland eine neue Ordnung der Arbeit für die gesamte prekäre Beschäftigung, denn sonst subventioniert der Staat diese unrentablen Unternehmensformen mit sozialen Leistungen und das sollte nicht der langfristige Sinn und Zweck einer Existenzgründung sein.

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Michael Vassiliadis Unternehmensgründungen: Ein Handlungsfeld für Gewerkschaften? Die im Vergleich zu anderen europäischen Staaten positive wirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland ist wesentlich auf die Wettbewerbsstärke der Industrie sowie der industrienahen Dienstleistungen zurückzuführen. Mit ihren exportorientierten Branchen wie der Chemie- und Pharmabranche, der Automobilindustrie sowie dem Maschinenbau konnte sich die Bundesrepublik in der globalen Konkurrenz gut behaupten Der Aufstieg der Schwellenländer begünstigte zudem die deutsche Industrie – wie der enorme Anstieg der Exporte nach China belegt.¹ Die Bundesrepublik wurde somit zum Stabilitätsanker in der Europäischen Union und insbesondere in der Eurozone. Nun wäre es aber verfehlt, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. In dem scharfen globalen Wettbewerb kann man schnell ins Hintertreffen geraten – wie der dramatische Niedergang der deutschen Solarindustrie, noch unlängst eine „Vorzeigebranche“ für einen erfolgreichen Strukturwandel, belegt. Deshalb ist eine Industrie- und Innovationspolitik zur Fortentwicklung und Modernisierung sektoraler und regionaler Produktionsstrukturen erforderlich. Unternehmensgründungen treiben diesen Strukturwandel mit voran und erweitern beziehungsweise modernisieren mit neuen Geschäftsideen das bestehende Produkt- und Dienstleistungsangebot.² Insbesondere in forschungs- und wissensintensiven Bereichen, in denen neue Technologien, Verfahren oder neue Produkte entwickelt oder angewandt werden, kommt ihnen eine wichtige Bedeutung zu. In vernetzten Wertschöpfungsketten sowie in der Kooperation mit staatlichen Forschungseinrichtungen haben sie an Bedeutung gewonnen. Nicht selten stoßen sie weitgehende Veränderungen in Branchen an. Als prominentestes Beispiel für einen in erster Linie durch neue Unternehmen angestoßenen breitangelegten Strukturwandel wird in diesem Zusammenhang immer wieder auf die IKT-Technologien, die zweifellos zu dramatischen Veränderungen in der Produktpalette, den Wertschöpfungsketten sowie den Produktionsverfahren geführt haben, hingewiesen. Durch den Aufbau einer Vielzahl von neuen Unternehmen, insbesondere im Softwarebereich, hat sich diese Branche gewissermaßen immer wieder neu erfunden. Ob die Bio- und Nanotechnologie, denen vergleichbare Potenziale zugeschrieben werden, tatsächlich solche Erwartungen erfüllen werden, muss zurzeit noch offen bleiben.

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Zur Dynamik des Gründungsgeschehens Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) hat den Prozess der „kreativen Zerstörung“ (Schumpeter), der auf der anderen Seite mit dem Marktaustritt vieler Unternehmer und Schrumpfen ganzer Branchen verbunden war, dann mit getragen, wenn er aufgrund des Marktgegebenheiten unabdingbar war, das heißt nicht auf Managementversagen beruhte, und die Folgen für die Beschäftigten zumindest abgemildert werden konnten. Hier waren wir durchaus erfolgreich – wie die Abwicklung des Bergbaus zeigt. Andererseits war uns immer bewusst, dass ein „konservatives“ Beharren auf gegebenen Strukturen letztendlich zur Gefährdung von Wettbewerbsfähigkeit und damit von Arbeitsplätzen führt. Nach den Daten des Instituts für Mittelstandsforschung halten sich Neugründungen und Unternehmensliquidationen in etwa die Waage.³ Eine geringere Dynamik im Gründungsgeschehen hätte für den Bestand an Unternehmen negative Auswirkungen und würde damit „in the long run“ eine wesentliche Stärke der deutschen Wirtschaft, den vitalen Mittelstand, beeinträchtigen. Zudem leisten die neu gegründeten Unternehmen für die Beschäftigungsentwicklung in der Bundesrepublik einen wichtigen Beitrag: In der Summe aller Wirtschaftszweige (ohne Land- und Forstwirtschaft, öffentliche Verwaltung, Bildungs- und Gesundheitswesen, Kirchen und Interessenvertretungen) sind im Jahresdurchschnitt nach einer Analyse des Mannheimer Unternehmenspanels für die Gründungskohorten 1997 bis 2003 rund 625.000 Arbeitsplätze entstanden.⁴ Eine hohe Dynamik im Gründungsgeschehen ist also auch aus gewerkschaftlicher Sicht durchaus erwünscht. Nun zeigen die vorliegenden Daten des Gründungspanels des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung eher eine Verringerung der Anzahl der Gründungen in den letzten Jahren. Entsprechend sank die Gründungsintensität, das heißt Anzahl der Gründungen bezogen auf 10.000 Erwerbspersonen in Deutschland, im Zeitraum von 1995 bis 2011 von 48,55 auf 39,16 erheblich.⁵ Zu beobachten sind zugleich erhebliche Schwankungen im Gründungsgeschehen. Insbesondere werden mehr Unternehmen gegründet, wenn die Konjunktur schlechter wird.⁶ Hierbei könnte es sich auch um Gründungen aus der Situation einer anhaltenden Arbeitslosigkeit – mit unsicherem Ausgang – handeln.⁷ Unterstützt wurde diese Entwicklung durch Programme zur finanziellen Förderung der Gründungen aus Arbeitslosigkeit, die in den letzten Jahren besonders zahlreich genutzt wurden.⁸

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Zwar liegt die Bundesrepublik im Vergleich der wichtigsten Industrieländer bei den Gründungsraten im unteren Mittelfeld, das heißt die Zahl der Gründungen bezogen auf den Gesamtbestand an Unternehmen,⁹ aber zugleich entwickelte sich der Unternehmensbestand „günstiger als in anderen Ländern, da der niedrigen Gründungsdynamik auch eine verhältnismäßig niedrige Schließungsdynamik gegenüber stand.“¹⁰ Allgemeine Trends – nur ein Teil der Wahrheit Nun geben globale Zahlen nur erste Informationen über generelle Trends und den Stand der Bundesrepublik im internationalen Vergleich. Insbesondere sagen sie nichts über die von den neuen Unternehmen ausgehenden Innovationsimpulse und über die Anzahl, Dauerhaftigkeit sowie Qualität der geschaffenen Arbeitsplätze. Mit dem Aufbau neuer Betriebe sollen möglichst Arbeitsplätze mit guten Arbeitsbedingungen und Qualifikationen, einer entsprechenden Bezahlung und ohne Leiharbeit sowie unter Beachtung der Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer geschaffen werden. Letzteres ist keine Selbstverständlichkeit. Zugleich sollen Neugründungen die Innovationsdynamik in der Bundesrepublik fördern. Es sollten junge Unternehmen entstehen, die in „Hochtechnologiemärkten“ sowie in „wissensintensiven und technologieorientierten Dienstleistungen“ sich im globalen Wettbewerb behaupten können und im besten Fall – wie SAP oder Quiagen – zu „Global Playern“ werden. Keineswegs sollten deshalb auf der anderen Seite Gründungen in „traditionellen“ Branchen, in Bereichen des Kleingewerbes beziehungsweise der kleinen Selbstständigen vernachlässigt werden. Sie sind weiterhin wichtig – zumal sie häufig für Arbeitsplätze in schrumpfenden Segmenten des Arbeitsmarktes sorgen. Gleichwohl, für die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik, für ihre Exportstärke sowie für die Stabilität und den Ausbau von „guten Arbeitsplätzen“ ist eine hohe Dynamik eines Typs von neuen Unternehmen, die an der Spitze des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts stehen, unverzichtbar. In dieser Hinsicht ist das Urteil der Experten zwiespältig: „Die Struktur der Gründungstätigkeit ist weniger stark auf forschungs- und wissensintensive Wirtschaftszweige ausgerichtet als in anderen hoch entwickelten Ländern“.¹¹ Die Schwäche der Bundesrepublik im IuK-Bereich ist ein prominentes Beispiel. Dieser war nie eine Spezialität Deutschlands. Ein Grund hierfür dürften im internationalen Vergleich eher schwach ausgeprägte Gründungsaktivitäten sein.

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Die Entwicklung im Organisationsbereich der IG BCE Keineswegs ist dieses jedoch das generelle Bild. Je nach Branche differiert es sehr stark. Eine vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung vorgenommene Auswertung der Gründungsaktivitäten im Organisationsbereich der IG BCE verdeutlicht, dass sich die Entwicklung nur schwer auf einen Nenner bringen lässt. Auf der einen Seite gibt es Branchen – wie die Papierindustrie oder der Glas-/Keramik-Bereich – mit negativen Trends. Das ist nicht überraschend, da diese Branchen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Jedoch, auch dort gibt es Segmente mit einer positiven Unternehmensentwicklung – wie zum Beispiel die technische Keramik. Erfreulich hingegen sind die Zahlen in der Chemie-/ Pharma-Branche sowie im Bereich der Energie. Im letzteren hat es nahezu eine „Explosion“ der Gründungen gegeben. Der Index (1995=100) stieg bis 2011 auf 1314. Im Wesentlichen ist dies ein Resultat der Gründung vieler kleiner Unternehmen im Bereich der alternativen Energien. Der Ertrag für die industrielle Basis in Deutschland dürfte in vielen Fällen jedoch unbedeutend sein. Wissenswirtschaft – nicht nur ein Pluspunkt im Gründungsgeschehen Ähnlich heterogen ist die Entwicklung im Bereich der Wissenswirtschaft (IKT-Bereich, High-Tech-Sektor, wissensintensive Dienstleistungen): Zum Beispiel haben sich die Gründungszahlen bei der Software-Entwicklung durchweg positiv entwickelt. Ein sichtbares Zeichen hierfür ist der Aufstieg Berlins zu einem wichtigen Zentrum für die Entwicklung von Software. Eher stagnierend beziehungsweise sogar negativ ist dagegen das Bild bei den FuE-intensiven Industrien sowie bei der IKT-Hardware. Selbst die Kreativwirtschaft, deren Bedeutung für den Aufstieg von urbanen Zentren immer wieder betont worden ist,¹² ist bei nüchterner Betrachtung eher durch eine Verringerung der Gründungsintensität charakterisiert. Die Ergebnisse des Global Entrepreneurship Monitor stützen diese Befunde. Danach sind die Quoten für werdende Gründer (das heißt die Anzahl der 18- bis 64-Jährigen, die sich aktiv an der Gründung eines neuen Unternehmens beteiligen, in Prozent der 18- bis 64-Jährigen eines Landes) sowie der Opportunity Entrepreneurs (das heißt der Anzahl der 18- bis 64-Jährigen, die werdende Gründen sind, in Prozent aller 18- bis 64-Jährigen eines Landes) – verglichen mit denen der USA, Frankreichs und Großbritannien – relativ gering.¹³

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Ein Beispiel: Die Biotechnologie Die Bilanz der Unternehmensgründungen ist für die Bundesrepublik Deutschland – auch im internationalen Vergleich ‒ „durchwachsen“. Eines der „Paradepferde“ der Spitzentechnologie, die Biotechnologie, ist hierfür ein gutes Beispiel. Die Bundesrepublik hat erhebliche Anstrengungen unternommen, in einem Bereich, in dem die Vereinigten Staaten eine nahezu unangefochtene Führungsstellung haben, aufzuholen. Hierzu wurden Förderprogramme aufgelegt (BioRegio-Wettbewerb von 1995-2005; BioChance und BioChancePlus, ab 2007 überführt in KMU-innovativ: Biotechnologie), die sich durchaus positiv auf Gründungsaktivitäten und die Entwicklung von Biotech-Unternehmen auswirkten.¹⁴ Mittlerweile hat sich jedoch die Zahl der Neugründungen von Biotechnologie-Unternehmen drastisch reduziert: Während auf dem Höhepunkt des „Gründungsbooms“ im Jahr 2000 96 neue Unternehmen entstanden, waren es 2010 lediglich acht.¹⁵ Infolgedessen sowie als Resultat von Insolvenzen hat sich der Bestand an Biotechnologie-Unternehmen in den letzten Jahren bei einem Bestand von 538 im Jahre 2010 nur wenig geändert.¹⁶ Zudem liegt ein Schwerpunkt der Biotechnologieunternehmen im Angebot von Dienstleistungen in den Wertschöpfungsketten von der Forschung bis zur Umsetzung in die Produktion.¹⁷ Im internationalen Ranking ist der Standort der Bundesrepublik unterschiedlich zu bewerten: In der roten Biotechnologie ist sie gut platziert, allerdings in diesem Bereich eher in der „Analytik“ beziehungsweise in dem Angebot an Dienstleistungen, weniger bei der Entwicklung neuer Medikamente. In der grünen Biotechnologie hinkt sie jedoch eher hinterher. Angesichts dieser Entwicklung konnte die angestrebte Dynamik in diesem Feld nicht zur Gänze erreicht werden. Es besteht also Handlungsbedarf. Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig. Zunächst einmal können anfängliche Widerstande in der Bevölkerung gegen die biotechnologische Verfahren ein Faktor dafür gewesen sein, dass Forschungsaktivitäten sowie die Verwertung von Forschung in anderen Ländern angesiedelt wurden. Nach wie vor gibt es Probleme in Deutschland bei der Forschung und Umsetzung von Bio- und Gentechnologie von Pflanzen – wie das Beispiel der von der BASF entwickelten Kartoffel zur industriellen Stärkeproduktion „Amflora“ zeigt. Eine weitere Ursache wird in der nicht hinreichenden Finanzierung mit öffentlichem und privatem Kapital gesehen. Dieses gilt beispielsweise für die Umsetzung in die pharmazeutische Wertschöpfung von in Startups entwickelten Medikamenten. Die jungen BiotechnologieUnternehmen sind mit ihren begrenzten finanziellen Möglichkeiten und Kompetenzen hier

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offensichtlich überfordert. Ein gutes Beispiel für diese Schwierigkeiten ist die Firma Jerini aus Berlin, die ein Arzneimittel mit staatlicher Förderung gebracht hat. Jerini wurde von dem britischen Unternehmen Shire übernommen und anschließend der Standort in Berlin geschlossen.¹⁸ Schwachstellen in der Förderpolitik Dieses Problem einer häufig unzureichenden Finanzierung junger innovativer Unternehmen ist keineswegs auf den Bereich der Biotechnologie-Unternehmen beschränkt. Insbesondere wird auf die geringe Größe und die langsame Entwicklung des Venture-Capital-Marktes in Deutschland hingewiesen.¹⁹ Es sind gerade die jungen technologieorientierten beziehungsweise wissensintensiven Unternehmen, die für die Entwicklung von marktreifen Innovationen auf Venture-Capital angewiesen sind. Zur Förderung des Venture-CapitalMarktes könnten sich deshalb steuerliche Vergünstigungen ‒ wie etwa Steuerfreibeträge bei Investitionen in Venture-Capital-Fonds ‒ als sinnvoll erweisen. Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Erträge staatlicher Förderung, die sich in erster Linie auf die Unterstützung von Forschung und Entwicklung konzentrieren, erst dann erzielt werden, wenn tatsächlich nachgelagerte Stufen der Wertschöpfung in Deutschland entstehen. Zwar ist hierfür der High-Tech Gründerfonds eingerichtet worden, jedoch ist er für aufwendige Produktentwicklungsphasen etwa im pharmazeutischen Bereich nicht hinreichend ausgestattet.²⁰ Zum Dritten wäre die steuerliche FuE-Förderung in Betracht zu ziehen. Die Förderung könnte als „Tax Credit“, als Anteil der FuE-Aufwendungen der Unternehmen von der Steuerschuld der Unternehmen abgezogen werden.²¹ Eine Alternative wäre eine Personalkostenzulage, für die der hohe Personalaufwand für FuE sowie für die Realisierung der nachgelagerten Stufen der Wertschöpfung, zum Beispiel der Kosten der Markteinführung, spricht.²² Zum Vierten wäre eine intensivere Förderung durch den Ausbau von sachkundiger Beratung („Business Angels“) etwa in Form einer steuerlichen Zulage nach britischem Vorbild oder eines nichtsteuerlichen Zuschusses zu ihren Investitionen wünschenswert.²³ Viele dieser jungen Unternehmen benötigen gutes Coaching in Fragen der Unternehmensführung, bei betriebswirtschaftlichen Problemen sowie in der Personalwirtschaft. Mit diesen Hinweisen auf mögliche Schwachstellen soll keineswegs geleugnet werden, dass die Bundesrepublik – privat wie öffentlich – zur Unterstützung junger Unternehmen bei ihrer „Geburt“ wie auch bei ihrer weiteren Entwicklung vieles auf den Weg gebracht hat. Vorliegende Gutachten beziehungsweise Untersuchungen zu einzelnen Maßnahmen bestätigen diese Wertung.²⁴

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Dennoch gibt es unseres Erachtens in einigen Bereichen durchaus substantiellen Veränderungsbedarf. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang ein Punkt, auf den ich in einer anderen Publikation hingewiesen habe:²⁵ Mit der „Akzeptanz“ von Innovationen ist es in der Bundesrepublik häufig nicht zum Besten bestellt. Nicht selten werden Risiken stark betont, Chancen zu wenig hervorgehoben. Widerstände gibt es beispielsweise bei neuen Technologien wie Fracking, CCS, Geothermie, so dass selbst Pilotprojekte bedroht sind. Für solche Abwehrreaktionen mag es gute Gründe geben. Jedoch wird in der öffentlichen Diskussion zu wenig berücksichtigt, welche Konsequenzen hiermit für die internationale Konkurrenzfähigkeit und damit für das Wachstum verbunden sind. Eine rationale KostenNutzen-Diskussion fehlt häufig. Ein gutes Beispiel ist – wie bereits angesprochen ‒ die grüne Biotechnologie, die in Deutschland (und Europa) aufgrund des öffentlichen Widerstandes stark behindert wurde und wird, während sie sich in den USA zu einem Jobmotor entwickelt hat. Unter solchen Bedingungen können neue Unternehmen im Bereich der Biotechnologie nur schwer entstehen und sich positiv entwickeln. Eine neue Kultur des Fortschritts – „ein Fortschritt, der eine Idee und nicht nur Preise hat: friedlich, solidarisch, ökologisch und optimistisch“²⁶ – kann eine neue Dynamik für ein nachhaltiges Wachstum anstoßen, die Deutschland, aber insbesondere auch Europa im globalen Wettbewerb dringend braucht. Eine Aufbruchsstimmung für eine „Gründerszene“ im High-Tech-Sektor beziehungsweise in der Wissenswirtschaft gehört dazu. Hierfür wird eine Kultur und ein Bildungssystem benötigt, das eine Haltung „Pro Innovation“ sowie „Pro Entrepreneur“ stärker begünstigt. Ein Ziel sollten unter anderem noch mehr als die zurzeit 1200 jährlichen Spin-off-Gründungen aus der Wissenschaft sein, durch die zudem ein höheres Beschäftigungswachstum als bei anderen Gründungen erreicht wird.²⁷ Die USA sind hier wesentlich weiter. Selbst ein Scheitern einer „Idee“ wird dort eher gesellschaftlich akzeptiert.

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Die IG BCE ein starker Partner im Gründungsgeschehen Im Interesse der IG BCE und der von ihr vertretenen Arbeitnehmer liegt eine Stärkung der Wertschöpfung, die sozialen und ökologischen Fortschritt erst ermöglicht. Neue Unternehmen können hierzu einen Beitrag leisten. Jedoch sollte unseres Erachtens der in der Vergangenheit vernachlässigte Aspekt der Arbeitsqualität in jungen Unternehmen stärker berücksichtigt werden. Hier besteht Handlungsbedarf – etwa bei der Ausgestaltung der Förderpolitik. Der Rückgang der Existenzgründungen in den letzten Jahren wäre ohne ausländische Neu-Unternehmer noch größer gewesen. Unter ihnen dürften sich viele Scheinselbstständige, bei denen es sich de facto um Tagelöhner handelt, verbergen.²⁸ Dieses mögen extreme Fälle sein. Jedoch gilt auch für viele andere Neugründungen, dass „Gute Arbeit“ im Sinne gerechter Bezahlung, hoher Arbeitsplatzsicherheit, guter Qualifikationen und einer beteiligungsorientierten Arbeitsorganisation, Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die Realisierung der Mitbestimmung keine Selbstläufer sind. Selbstverständlich sind deshalb die neuen Unternehmen aus unserem Organisationsbereich in die Kampagne der IG BCE „Gute Arbeit“ einbezogen. Allerdings wissen wir ‒ im Gegensatz zu den quantitativen Effekten von Neugründungen – zurzeit noch zu wenig über diese qualitativen Aspekte. Wir können jedoch davon ausgehen, dass die Arbeitsqualität bezüglich der Tarifbindung, der Höhe der Entlohnung sowie des Risikos eines Arbeitsplatzverlustes niedriger ist als in vergleichbaren etablierten Unternehmen.²⁹ Diese Unterschiede verringern sich zwar mit der Zeit, wenn die Unternehmen bestehen bleiben. Jedoch besteht in dieser Hinsicht aus gewerkschaftlicher Sicht Handlungsbedarf. Die IG BCE wird sich weiterhin an den nationalen wie europäischen Diskussionen über eine möglichst optimale Förderpolitik für neu zu gründende Unternehmen beteiligen. Selbstverständlich wird sie hierbei ihren auf die Arbeit, insbesondere auf die Qualität der Arbeit, fokussierten Ansatz betonen. Zugleich kann sie als eine in der Gesellschaft und in der Politik verankerte Organisation in der Öffentlichkeit für High-Tech-Gründungen werben und sich für einen rationalen Diskurs bei den in der Bevölkerung vorhandenen Vorbehalten und Ängsten gegen manche wissenschaftliche und technische Neuerungen einsetzen.

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1

Der relative Anteil der Exporte nach China an den deutschen Exporten insgesamt vervierfachte sich nahezu von 1,6 auf 6,1 Prozent von 2000 bis 2012. (vgl. Brenke, K., Junker, S. (2013): Zunehmende Diversifizierung der deutschen Warenexporte, S. 5; in DIW Wochenbericht 10/2013, Berlin.

2

Vgl. Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) (Hrsg) (2009): Gutachten zu Forschung, Innovation und Leistungsfähigkeit Deutschlands 2009, EFI, Berlin, S. 93.

3

Institut für Mittelstandsforschung Bonn (Hrsg), Günterberg, B. (2012): Gründungen, Liquidationen, Insolvenzen in Deutschland 2010, Daten und Fakten Nr. 1, Bonn.

4

Vgl. EFI-Gutachten (2009), S. 96.

5

Die Zahlen wurden uns vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim (ZEW) zur Verfügung gestellt. Wir möchten dem ZEW dafür danken.

6

Vgl. dazu Fritsch, M., Kritikos, A., Pijnenburg, K. (2013): Unternehmensgründungen nehmen zu, wenn die Konjunktur abflaut; in: DIW-Wochenbericht12/2013, Berlin, S. 3 ff.

7

Ebenda, S. 7.

8

Ebenda, S. 7.

9

Vgl. Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) (Hrsg) (2008): Gutachten zu Forschung, Innovation und Leistungsfähigkeit Deutschlands, EFI, Berlin, S. 95 f.

10

Ebenda, S. 98.

11

Ebenda, S. 98.

12

Hierauf hat insbesondere Richard Florida in seinen Veröffentlichungen hingewiesen. Vgl. insbesondere: Florida, R. (2004): The Rise of the Creative Class: And How It’s Transforming Work, Leisure, Community and Everyday.

13

Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) (Hrsg) (2013): Gutachten zu Forschung, Innovation und Leistungsfähigkeit Deutschlands.

14

Vgl. dazu: Eichener, V., Schaaf, S., Schulte., Weingarten, J. (2001) Erfolgsfaktoren für die Biotechnologie-Regionen, Edition 46 der Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf.

15

Vgl. ZEW et al., 2012, S. 21 Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Prognos AG, Institut für Mittelstandsforschung an der Universität Mannhein (IfM) (2012): Ex-post-Evaluierung der Fördermaßnahmen BioChance und BioChancePlus im Rahmen der Systemevaluierung „KMU-innovativ“; Mannheim 2012.

16

Ebenda, S. 20.

17

Ernst&Young GmbH (2012): Deutscher Biotechnologie-Report 2012, Maßgeschneidert – Von „one size fits all“ zu passgenauen Modellen; Mannheim, S. 7 f.

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18

Vgl. ZEW et al. (2012), S. 124 f.; Ernst&Young (2012), S. 11 Der deutsche Biotechnologie-Report weist ebenfalls dezidiert auf das Problem einer unzureichenden Finanzierung, „which does not allow a full exploitation of the drug development value potential“, hin.

19

Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg), WISO direkt, Analysen und Konzepte zur Wirtschafts- und Sozialpolitik November 2012; Schreck, H.G. Thomas, U., (2012), Nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit durch junge Unternehmen, Bonn, S. 2.

20

Vgl. Geyer, A., Heimer, Th. (2010): Evaluierung des High-Tech Gründerfonds, Endbericht, Studie im Auftrag des Bundesminiseriums für Wirtschaft und Technologie, Frankfurt, S. 54.

21

Vgl. ZEW (2012), S. 126.

22

Licht, G., Rammer, Ch., Sellenthin, M. (2009): Indikatoren zur Innovationskraft Deutschland im internationalen Vergleich und aktuelle Entwicklungen der Innovationspolitik, Abschlussbericht für die Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf. Schreck, Thomas (2012), S. 3.

23

Ebenda, S. 4.

24

Vgl. Geyer, Heimer (2010); ZEW et al. (2012); Ernst&Young (2012); Eichener et al. (2001); Colombo,M. (Scientific Coordinator of the VICO Project) (2011): Venture Capital – Policy lessons from the VICO project; http://www.vicoproject.org/.

25

Vgl. Vassiliadis, M. (2010), Für den Fortschritt – Industriepolitik für das 21. Jahrhundert, Berlin.

26

Ebenda, S. 11.

27

Vgl. Rammer, Ch. (2013), Unternehmensgründungen aus der Wissenschaft wachen schneller als andere Gründungen; in: ZEWnews April 2013, Mannheim, S. 3.

28

Vgl. Öchsner, Th. (2012), Pioniere der Wirtschaft, dringend gesucht, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 67, 20. März 2013, S. 19.

29

Brixy, U., Kohaut, S., Schnabel, C. (2006), Zur Arbeitsplatzqualität in Neugründungen – eine empirische Analyse mit Daten des IAB-Betriebspanels; in: Bellmann, L., Wagner, J. (Hrsg), Betriebsdemographie, Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 305, Nürnberg, S. 147-160. Brixy, U., Kohaut, S., Schnabel, C. (2007), Do Newly Founded Firms Pay Lower Wages? First Evidence from Gemany; in: Small Business Economics Vol.29 No. 1/2, S. 161-171.

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III. EXISTENZGRÜNDUNG UND EXISTENZSICHERUNG IN DEUTSCHLAND UND INTERNATIONAL AUS SICHT DER WISSENSCHAFT

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Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger, Marianne Kulicke Unternehmensgründungen in Deutschland im internationalen Vergleich – wenige oder zu wenige? In der europäischen¹ und deutschen Mittelstandspolitik hat die Gründungsförderung seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert, weil davon spürbare Beiträge zur Beschäftigung², zum Strukturwandel, zur Regenerierung des Unternehmensbestandes und vor allem zur Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit erwartet werden. Solche Erwartungen sind vor allem an die anteilsmäßig kleine Gruppe der wissensbasierten und technologieorientierten Gründungen geknüpft, weshalb für sie spezielle Förderansätze und -instrumente entwickelt wurden (siehe Kulicke et al. 2012). Häufig wird beklagt, dass es in Deutschland im internationalen Vergleich quantitativ zu wenige Gründungen³ gibt und daraus längerfristige volkswirtschaftliche Defizite zu befürchten sind. Eine derartige Reduktion auf einen einfachen quantitativen Indikator ist jedoch zu kurz gegriffen. Letztlich muss es um die Frage gehen, ob aus dem Gründungsgeschehen zu geringe gesamtwirtschaftliche Effekte resultieren und Deutschland hierbei im internationalen Vergleich abfällt. Wie stark der volkswirtschaftliche Effekt von Neugründungen generell und primär im HighTech-Sektor tatsächlich ist, lässt sich mit vorhandenen statistischen Daten jedoch nicht messen. Der Effekt hängt vom Zusammenwirken verschiedener Aspekte ab, wie Grafik 1 verdeutlicht. Die absolute Anzahl an Gründungen stellt dabei auch unter Berücksichtigung von Überlebensraten in längerfristiger Perspektive keinen ausreichenden Indikator zur Messung quantitativer Effekte dar. Deren dritte Determinante ist das Wachstum neuer Unternehmen bei Umsatz und Beschäftigung.⁴ Gründungsinduzierte volkswirtschaftliche Effekte werden ferner durch die Struktur des Gründungsgeschehens bestimmt. Hohe Gründungszahlen in High-Tech-Branchen, in strukturschwachen Regionen⁵ oder durch Personengruppen mit überdurchschnittlichen Beschäftigungsproblemen sind anders zu bewerten als zum Beispiel solche in traditionellen Branchen oder florierenden Regionen. Innovationsaspekte als Wirkungsdeterminante gründungsinduzierter Effekte spielen naturgemäß nur bei wissensbasierten und technologieorientierten Neugründungen eine Rolle. Sie decken ein breites Feld ab.

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quantitative Aspekte

strukturelle Aspekte

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Innovationsaspekte

Verdrängungsaspekte

Absolute Anzahl an Gründungen

Zusammensetzung nach Branchen und Technologiefeldern

neue innovative Produkte, Verfahren und Prozesse

Verdrängung bisheriger technologischer Lösungen

Überlebensraten in längerfristiger Perspektive

Regionale Verteilung

neue Anwendungsfelder/Abdeckung von Kundenbedürfnissen

Verdrängung bestehender Unternehmen aus Märkten

Wachstumsraten bei Umsatz und Beschäftigung

Beschäftigungseffekte nach Personengruppen

Innovationsimpulse für bestehende Unternehmen

Konkurrenz um finanzielle Ressourcen

Abdeckung bislang nicht adressierter Marktnischen

Konkurrenz um personelle Ressourcen

Grafik 1: Determinanten des volkswirtschaftlichen Effekts von (wissensbasierten und technologieorientierten) Neugründungen

Neben diesen positiven gesamtwirtschaftlichen Wirkungen des Gründungsgeschehens dürfen Verdrängungseffekte aus Sicht etablierter Marktteilnehmer nicht unberücksichtigt bleiben, da sie durchaus gravierende negative Folgen haben können, unter anderem durch eine verschärfte Konkurrenz um knappe personelle (Fachkräfte, Auszubildende) und finanzielle Ressourcen (öffentliche Fördermittel, privates Kapital). Diese Auflistung der Determinanten des volkswirtschaftlichen Effekts von Neugründungen erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, zeigt aber die große Komplexität an Aspekten, die eigentlich berücksichtigt werden müssten, um die Eingangsfrage valide beantworten zu können. Sie gehen weit über die rein quantitativen Indikatoren hinaus. Doch fehlt für eine solche gesamtwirtschaftliche Bilanz die erforderliche Informationsbasis. Gerade der interessante Bereich der wissensbasierten und technologieorientierten Gründungen zeichnet sich auf internationaler Ebene durch einen eklatanten Mangel an primärstatistische Daten aus. Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich auf quantitative Merkmale des Gründungsgeschehens (Datenquelle: Eurostat), auf qualitative Ergebnisse des Global Entrepreneurship Monitors (GEM)⁶ und eine Studie zu Gründungshemmnissen. Betrachtet wird zunächst das Gründungsgeschehen im Verarbeitenden Gewerbe sowie in den beiden Bereichen „Information und Kommunikation“ und „wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“⁷

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(siehe Grafik 2). Es deckt quantitativ nur einen kleinen Teil der jährlichen Neugründungen ab, erscheint aber im Hinblick auf die eingangs erwähnten ökonomischen Effekte besonders interessant. Der Rest an Gründungen entfällt hauptsächlich auf den Handel und sonstige Dienstleistungen. Eurostat weist für 2010 als gesamte Gründungen für Deutschland rund 260.000, für Frankreich knapp 380.000, für Italien rund 265.000, für Spanien gut 242.000 und für Großbritannien rund 210.000 neue Unternehmen aus.

Frankreich Italien Deutschland Großbritannien Spanien Niederlande Portugal Schweden Dänemark Belgien Finnland Österreich Irland

Verarbeitendes Gewerbe Information und Kommunikation wissenschaftliche und technische Dienstleistungen

0

10.000

20.000

30.000

40.000

50.000

Grafik 2: Anzahl Gründungen 2010 in ausgewählten europäischen Ländern in 3 Bereichen. Quelle: Eurostat

Setzt man die Anzahl an Gründungen in Relation zur Bevölkerungsgröße, schneidet Deutschland in den drei näher betrachteten Bereichen deutlich schlechter ab als Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien. Doch ist zu berücksichtigen, dass das Jahr 2010 europaweit ein Krisenjahr war und gerade bei Gründungen das gesamtwirtschaftliche Umfeld und die Beschäftigungssituation wichtige, zum Teil gegenläufige Einflussfaktoren darstellen (zum Beispiel Nutzung von Marktchancen, Notgründungen aus Mangel an Beschäftigungsalternativen). Vor 2010 gab es in den Vergleichsländern teilweise diskontinuierliche Entwicklungen, so dass das Betrachtungsjahr lediglich einen Ausschnitt darstellt. Die Grafik zeigt, dass in Deutschland das Verarbeitende Gewerbe keinen so hohen Stellenwert einnimmt und wissensintensive Dienstleistungen relativ bedeutsam sind.

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Betrachtet man die Regenerationsquote des Unternehmensbestandes (Quotient aus der Anzahl der Gründungen und der Anzahl aktiver Unternehmen 2010), dann bewegt sich Deutschland im EU-Vergleich mit einem Wert von 8,7 Prozent im Mittelfeld zwischen den Extrema Belgien (5,2 Prozent) und Irland (5,8 Prozent) sowie Frankreich (12,8 Prozent) und Dänemark (10,9 Prozent). Über der deutschen Quote liegen auch die der Niederlande (9,9 Prozent), Finnlands (10,1 Prozent) und Großbritanniens (10,5 Prozent).⁸ Die Quoten von 2008 bis 2010 zeigen unterschiedliche Tendenzen, meist schlug sich 2009 die Wirtschaftskrise in einem Rückgang nieder; für 2010 ist ein leichter Anstieg festzustellen. Auch bei der Schließungsrate (Anteil geschlossener Unternehmen am Gesamtbestand aktiver Unternehmen) bewegt sich Deutschland mit einem Wert von 8,0 Prozent im Mittelfeld. Wesentlich höhere Raten haben Krisenländer wie Portugal (19,9 Prozent) und Irland (16,1 Prozent), aber auch Dänemark (12,6 Prozent), Großbritannien (11,8 Prozent) und Finnland (11,0 Prozent). Besser schneiden Belgien (3,5 Prozent), Österreich (5,9 Prozent), Schweden (6,1 Prozent), Frankreich und die Niederlande (je 6,8 Prozent) ab. Damit lässt sich für Deutschland aus der Schließungsrate kein Bedarf nach einer hohen Gründungszahl ableiten, um den Wegfall von Unternehmen zu kompensieren. Insgesamt errechnet sich nur für Frankreich (Sonderentwicklung), die Niederlande, Belgien, Deutschland, Österreich und Schweden ein nennenswerter positiver Gründungssaldo (Differenz aus Gründungen und Schließungen) für 2010. Welche kurzfristigen Beschäftigungseffekte bewirken nun diese neuen Gründungen? Hier weist die Datenbasis für eine Reihe von Vergleichsländern Lücken auf (Belgien, Irland). Ferner gibt es in der Statistik von Eurostat gerade bei der Anzahl an Gründungen mit fünf bis neun beziehungsweise mit zehn und mehr Arbeitnehmern im Gründungsjahr zu wenige Angaben. Grafik 3 beschränkt sich daher auf die Quoten von Gründungen ohne oder mit ein bis vier Arbeitnehmern. Die Differenz zu 100 Prozent sind Gründungen mit mehr Arbeitnehmern. Insgesamt wird deutlich, dass die sehr große Mehrheit an neuen Unternehmen kurzfristig nur geringe Arbeitsplatzeffekte bringt, die meisten beschäftigen im ersten Jahr keine Arbeitnehmer. Solche Gründungen sind im Verarbeitenden Gewerbe seltener anzutreffen als bei den wissensintensiven Dienstleistern. Letztere beschäftigen fast nur höchstens vier Arbeitnehmer. Deutschland bewegt sich auch hier im Durchschnitt aller Vergleichsländer.

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Verarbeitendes Gewerbe

Information und Kommunikation

Wissenschaftliche und technische Dienstleistungen

Frankreich Italien Deutschland Großbritannien Spanien Niederlande Portugal Schweden Dänemark Finnland Österreich 0

20

40 60 80 100

0

20

40 60 80 100

0

20

40 60 80 100

ohne Arbeitnehmer 1 –4 Arbeitnehmer Angaben in Prozent

Grafik 3: Anzahl der Arbeitnehmer der Neugründungen 2010. (Keine Angabe zu Frankreich für die Größenklassen 1-4 im Bereich Infomation und Kommunikation) Quelle: Eurostat

Eine wesentliche Datenquelle zur qualitativen Bewertung des Gründungsgeschehens im internationalen Kontext stellen die Studien des Global Entrepreneurship Monitors (GEM) dar. Sie werden seit 1999 in einer steigenden Anzahl von Ländern mit ganz unterschiedlichem wirtschaftlichem Umfeld durchgeführt. 2012 beteiligten sich unter anderem 24 innovationsbasierte GEM-Länder. Datenbasis für den deutschen Länderbericht (Sternberg et al. 2013) sind 4.300 telefonische Personenbefragungen und 60 Experteninterviews. Weltweit waren es knapp 199.000 Bürger und 2.782 Experten in 69 Ländern.

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Anteil Gründer aus den letzten 3,5 Jahren oder mit Vorbereitung einer Gründung Anteil Gründer aus High- oder Medium- Tech Branchen Anteil Gründer, die spürbare Beschäftigungseffekte erwarten Relation von Gründern, die zur Nutzung einer Marktchance gründen, zu Notgründern Gründungsniveau 2011 gegenüber 2007 Deutschland

93

3,54

21,7

8,2

5,3

USA

99

3,53

21,1

9,0

12,8 9,0

Großbritannien

111

4,35

17,4

9,4

Frankreich

169

4,45

21,9

10,9

5,2

Italien

92

4,57

6,5

13,9

4,3

Spanien

62

2,83

6,2

9,9

5,7

Niederlande

-*

9,93

8,7

4,9

10,3

Schweden

125

12,59

9,7

12,0

6,4

Belgien

104

4,28

16,9

2,6

5,2

Österreich

-*

7,53

7,6

10,3

9,6

Israel

92

3,59

18,0

3,9

6,5 6,0

Finnland

-*

4,33

14,1

7,5

Dänemark

78

10,95

17,7

10,0

5,4

Irland

-*

2,533

25,9

9,2

6,2

Grafik 4: Ausgewählte Ergebnisse des Global Entrepreneurship Monitors 2012. Legende: dunkelgrau hinterlegt = überdurchschnittlich, schwarz hinterlegt = unterdurchschnittlich Quelle: GEM Länderbericht Deutschland (2013) und www.gemconsortium.org (11.07.2013)

Ein wichtiger Indikator der GEM-Studien zum Vergleich des Gründungsgeschehens (siehe Grafik 4) stellt der Anteil an Gründern unter den telefonisch befragten Personen dar, die in den letzten 3,5 Jahren gründeten oder dies gerade vorbereiten. Der deutsche Wert (5,3 Prozent) bewegt sich in der gleichen Größenordnung wie der der meisten Vergleichsländer, aber er ist deutlich niedriger als in den USA, den Niederlanden, Österreich oder Großbritannien. Der deutliche Abstand zu den besonders gründungsfreudigen USA überrascht nicht. Bei den übrigen vier Kenngrößen im Vergleich zeigt sich jedoch eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zwischen Deutschland und den USA, zum Beispiel beim Anteil an Gründern aus High- oder Medium-Tech-Branchen. Hier schneiden andere Länder besser ab, doch der deutsche Abstand zu den USA ist nicht so groß. Eine weitgehende Identität besteht beim relativ hohen Anteil an Gründern, die spürbaren Beschäftigungseffekte erwarten (mindestens zehn Beschäftigte nach fünf Jahren, ohne Gründer, und Zuwachs um

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mindestens 50 Prozent bis dahin). Generell nimmt Deutschland auch bei diesen Kenngrößen des qualitativen Gründungsgeschehens mittlere Plätze ein. Bei keinem lässt sich aus dem Vergleich ein Defizit konstatieren. Außerdem ist kein anderes Land durchgängig positiv einzustufen. Sicherlich gibt es eine ganze Reihe von Gründen, weshalb die generellen Gründungszahlen in Deutschland tendenziell unter denen vieler anderer Länder liegen. Nicht zuletzt tragen dazu die guten Beschäftigungsmöglichkeiten in abhängiger Beschäftigung und die damit meist verbundene soziale Sicherheit bei. Es sei zum Abschluss aber auch noch der Aspekt belegt, der gerade in Deutschland außerdem noch eine große Rolle spielt. Deutschland

Italien keine eigene Geschäftsidee

Angst vor dem Scheitern

80% 60%

keine eigene Geschäftsidee

kein Startkapital

40% 20%

Angst vor dem Scheitern

0%

fehlende staatliche Förderung fehlende Beratung

Frankreich

20%

fehlende staatliche Förderung

fehlende wirtschaftliche Kenntnisse hoher bürokratischer Aufwand

fehlende Beratung

Großbritannien keine eigene Geschäftsidee

Angst vor dem Scheitern

kein Startkapital

40% 0%

fehlende wirtschaftliche Kenntnisse hoher bürokratischer Aufwand

80% 60%

80% 60% 40% 20%

keine eigene Geschäftsidee

kein Startkapital

Angst vor dem Scheitern

0%

fehlende wirtschaftliche Kenntnisse hoher bürokratischer Aufwand

80% 60% 40% 20%

kein Startkapital

0%

fehlende staatliche Förderung fehlende Beratung

fehlende wirtschaftliche Kenntnisse hoher bürokratischer Aufwand

fehlende staatliche Förderung fehlende Beratung

Grafik 5: Hürden für den Schritt in die Selbstständigkeit. Quelle: Amway GmbH (2010), Eigene Darstellung,

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Wie eine internationale Studie zu den Hürden für eine Selbstständigkeit verdeutlicht, sehen Deutsche zunächst viel mehr solcher Hürden als Befragten in Frankreich, Italien, Großbritannien (siehe Grafik 5) und weiteren Ländern. Die Wahrnehmung fehlenden Startkapitals und eigener Defizite zusammen mit der Angst vor einem Scheitern ist wesentlich stärker ausgeprägt als bei Befragten in den übrigen Vergleichsländern der Studie. Fazit Angesichts der Vielzahl und Komplexität der Faktoren, die die volkswirtschaftlichen Effekte von Neugründungen bestimmen, kann die bloße Quantität der jährlich neu entstehenden Unternehmen kein Indikator sein, um die Eingangsfrage valide beantworten zu können. Die verfügbaren Kenngrößen lassen aber nicht den Schluss zu, dass Deutschland zu wenige Gründungen hat. Ein positiver Gründungssaldo im Betrachtungsjahr sowie sich im Mittelfeld bewegende Regenerations- und Schließungsraten vor dem Hintergrund eines wirtschaftlich sehr starken Mittelstandes zeigen im internationalen Vergleich für Deutschland keine größeren Defizite. Dies trifft auch für die Bereiche „Information und Kommunikation“ sowie „wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“ zu. Bei den Indikatoren, die Hinweise zur Qualität der Gründungen geben, zeigt Deutschland weder ausgeprägte Stärken noch Schwächen, in einigen Indikatoren sogar eine große Ähnlichkeit mit den USA. Sehr große Datenlücken bei den meisten skizzierten Bestimmungsfaktoren verhindern allerdings eine valide Abschätzung der volkswirtschaftlichen Effekte von Neugründungen und damit entsprechende Aussagen zur Position Deutschlands im internationalen Kontext.

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Literatur Amway GmbH (2010): Zukunft Selbstständigkeit. Eine europäische Studie der Amway GmbH und des LMU Entrepreneurship Center. Puchheim. DIHK (2012): Existenzgründung im Wandel. DIHK-Gründerreport 2012. Zahlen und Einschätzungen der IHK-Organisation zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Berlin. EIM Business & Policy Research (2011): Do SMEs create more and better jobs? Report for the European Communities under the Competitiveness and Innovation Programme 2007-2013. Zoetermeer, November. KfW/ZEW Gründungspanel (2012): Start mit Strategie. Beschäftigungsfluktuation und Finanzierungsverhalten junger Unternehmen. Herausgegeben vom Verband der Vereine Creditreform e. V., der KfW Bankengruppe und dem Zentrum für Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW). Mannheim. Kulicke, M.; Dornbusch, F.; Kripp, K.; Schleinkofer, M. (2012): Nachhaltigkeit der EXISTFörderung - Gründungsunterstützung an Hochschulen, die zwischen 1998 und 2011 gefördert wurden. Stuttgart: Fraunhofer Verlag. Sternberg, R.; Vorderwülbecke, A.; Brixy, U. (2013): Global Entrepreneurship Monitor. Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich. Länderbericht Deutschland 2012. Leibniz Universität Hannover, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Hannover, Nürnberg. Wiedemer, V. (2010): Es gilt: Qualität vor Quantität – auch bei Unternehmensgründungen. VDI/VDE Innovation + Technik GmbH. In: www.vdivde-it.de/ips/archiv/mai-2010/ es-gilt-qualitaet-vorquantitaet- auch-bei-unternehmensgruendungen. ZEW Gründungsreport (2012): Unternehmensgründungen in Deutschland. Zeitliche Entwicklung des Gründungsgeschehens und regionale High-Tech-Gründungszentren. Jg. 12, Nr. 2. Mannheim: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW).

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1

Zum Beispiel im „Small Business Act“ für Europa (2008), siehe http://ec.europa.eu/enterpri se/policies/sme/small-business-act/index_de.htm, oder Entrepreneurship Action Plan, siehe http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/entrepreneurship-2020/index_en.htm.

2

Laut Studie von EIM Business & Policy Research (2011) schufen KMU 85Prozent der 2002 bis 2010 neu entstandenen Arbeitsplätze in der EU, obgleich ihr Anteil an der Gesamtbeschäfti gung nur bei 67Prozent lag. Der Anteil höchstens fünf Jahre alter Unternehmen am Zuwachs betrug im Dienstleistungssektor über 27 Prozent und im Bereich Transport und Kommunikation 6 Prozent.

3

U. a. als Ergebnis der Länderberichte Deutschland im Rahmen des Global Entrepreneurship Monitors (GEM); siehe auch DIHK Gründerreport 2012.

4

Siehe zum Beispiel KfW/ZEW Gründungspanel (2012) oder Wiedemer (2010).

5

Zur regionalen Verteilung von High-Tech-Gründungen in Deutschland siehe ZEW Gründungsreport (2012).

6

Daten des internationalen GEM Konsortiums unter http://www.gemconsortium.org/Data sowie Länderbericht zu Deutschland für 2012 (Sternberg et al. 2013).

7

Unterkategorien: (1) Telekommunikation, Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie und Informationsdienstleistungen und (2) Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische Untersuchung sowie Forschung und Entwicklung.

8

Quelle: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&plugin=1&language=de&pcode=tin00142 (11.7.2013).

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Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Dorian Proksch Internationalisierung junger High-Tech-Unternehmen – Chancen und Barrieren in Deutschland Deutschland hat in seiner Geschichte viele Patente und Innovationen hervorgebracht und High-Tech-Firmen wie die Bayer AG, die BASF AG, die Siemens AG und die SAP AG sind zum Weltmarktführer aufgestiegen. Zudem ist Deutschland eines der exportstärksten Länder der Welt. Umso erstaunlicher ist es, dass die Internationalisierungsrate mittelständischer Unternehmen im europäischen Vergleich eher gering ist. 2007 lag die Exportrate von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn zufolge gerade einmal bei zehn Prozent, während mehr als 55 Prozent der größeren Unternehmen international agieren. Ebenso deuten bisherige internationale Vergleichsstudien auf eine niedrigere Internationalisierungsquote deutscher High-Tech-Gründungen hin. Im Gegensatz dazu zeigt die Internationalisierungsforschung, die sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, dass viele Argumente für die Internationalisierung von Unternehmen sprechen. Beispielsweise belegen wissenschaftliche Studien, dass der frühe Eintritt in internationale Märkte eine der wichtigsten Voraussetzungen ist, um eine internationale Marktführerschaft zu erreichen. Andernfalls steigt die Gefahr, dass es Unternehmen in anderen Ländern gelingt, die Technologie nachzuahmen und auf ihren Heimatmärkten unter Nutzung ihrer besseren Marktkenntnisse selbst einzuführen. Dabei können gerade junge Technologieunternehmen Marktnischen global erschließen und auf diese Weise die Grundlagen für nachhaltiges Wachstum legen. Diese Chancen sind umso höher, je früher ein junges High-Tech-Unternehmen auf internationale Märkte vordringt. Dementsprechend sind international ausgerichtete Unternehmen statistisch belegt erfolgreicher als jene, die ausschließlich auf den heimischen Markt setzen.

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Einflussfaktoren der Internationalisierung und ihre Ausprägung bei deutschen High-Tech-Startups Im Lichte dieser Ergebnisse stellt sich die Frage, welches Internationalisierungsverhalten junge High-Tech-Gründungen in Deutschland aktuell aufweisen und welche Faktoren ihren diesbezüglichen Erfolg begünstigen. Um empirisch gesicherte Antworten auf diese Fragen zu geben, nehmen wir auf erste Ergebnisse einer longitudinalen Studie über deutsche HighTech-Gründungen Bezug, die vom Forschungsschwerpunkt Innovationsmanagement und Entrepreneurship der HHL Leipzig Graduate School of Management in Zusammenarbeit mit jenem der TU Dresden erzielt wurden.¹ Es flossen Daten von 124 jungen deutschen Technologieunternehmen in die Studie ein, die eine Venture-Capital-Finanzierung aufweisen. Hierzu wurden in acht verschiedenen Venture-Capital-Fonds Daten analysiert und zur wissenschaftlichen Auswertung in verschlüsselter Form aufbereitet. Die Qualität der Studie gewinnt im Gegensatz zu bisherigen Forschungsarbeiten zu diesem Thema zudem dadurch, dass auf Originaldokumente der Venture-Capital-Firmen zurückgegriffen und die Daten direkt erhoben werden konnten. Dies umfasst beispielsweise die Businesspläne, die Entscheidungsvorlagen des Investment-Komitees, die Quartalsberichte, die Beteiligungsverträge, die Jahresabschlüsse und die monatlichen Statusberichte. Dadurch liegen zum Einen besonders valide Daten vor. Zum Anderen konnten Daten zu mehreren Zeitpunkten erhoben und damit ein den Entwicklungsverlauf der Gründungsunternehmen widerspiegelndes Forschungsdesign verwirklicht werden. Dies ermöglicht es auch das Internationalisierungsverhalten umfassend zu untersuchen, da es sich dabei um einen Prozess handelt, dessen Planungs- und Umsetzungsschritte zeitlich weit auseinander liegen können. Insgesamt zeigt sich, dass 38 Prozent der untersuchten High-Tech-Gründungen zu den sogenannten „Born Globals“ gezählt werden können, also zu Unternehmen, die bereits in der Gründungsphase Internationalisierungsaktivitäten entfalten. Im Vergleich zum Durchschnitt deutscher mittelständischer Unternehmen erweist sich dieser Anteil durchaus als hoch. Konfrontiert man das Ergebnis hingegen mit dem Internationalisierungsverhalten von HighTech-Unternehmen in anderen Volkswirtschaften wie etwa den USA, dort liegt die Quote Studien zufolge bei über fünfzig Prozent, erhärtet sich die Annahme, dass das Internationalisierungspotenzial deutscher High-Tech-Unternehmen möglicherweise noch nicht ausgeschöpft ist. Dies lenkt den Blick auf die Einflussgrößen der Internationalisierung und ihre Ausprägung. Bisherigen Studien zufolge kommt dabei den Faktoren Technologie, Team und Finanzierung besondere Bedeutung zu. Die Technologie ist ein wichtiger Faktor für die Wahl der

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Internationalisierungsstrategie und bestimmt maßgeblich darüber, ob das Unternehmen erfolgreich wird. Wichtig ist hier, dass die Technologie zur Marktreife gebracht werden kann und auch vom Markt angenommen wird. Das Gründerteam wird in vielen Studien als der wichtigste Erfolgsfaktor eines Startup-Unternehmens genannt. Das Team entscheidet auch gemeinsam mit dem Board und den Investoren darüber, ob und wie eine Internationalsierung stattfinden soll. Weiterhin wird die Finanzierung als ein gewichtiger Faktor betrachtet. Ein international tätiges Unternehmen benötigt mehr Ressourcen, um verschiedene Märkte bedienen zu können. Studien zeigen, dass die Kosten des Internationalisierungsprozesses ein wesentliches Entscheidungskriterium für eine mögliche Internationalisierung sind. Im Folgenden sind die einzelnen Bereiche detailliert beschrieben. Die Technologie hat wesentlichen Einfluss auf das Internationalisierungsverhalten Die Technologie ist der wichtigste Vermögenswert einer High-Tech-Gründung. Sie muss neu und innovativ sein, um sich am Markt durchsetzen zu können. Jedoch können andere Unternehmen versuchen, die Technologie zu kopieren, wie es in der Praxis nicht nur in China und Korea, sondern überall auf der Welt geschehen kann. Vor allem Unternehmen in den aufstrebenden Schwellenländern können auf Grund von niedrigeren Personalkosten diese Produkte dann noch günstiger anbieten. Es gibt jedoch Mechanismen, um sich dagegen zu schützen. Zunächst können sich Unternehmen durch Patente auf dem eigenen und internationalen Markt absichern. Weiterhin kann der Technologievorsprung durch ständige Innovation in Form von Produkt- und Prozessverbesserungen gehalten werden. Bevor das neue Produkt von Wettbewerbern kopiert und zu niedrigen Preisen angeboten wird, kann das innovative Unternehmen bereits mit einer wesentlichen Weiterentwicklung auf dem Markt aufwarten. Viele deutsche High-Tech-Gründungen schützen ihre Technologie durch Patente. Dies ist allerdings ein zweischneidiges Schwert: Einerseits ermöglicht es dem Unternehmen anderen die Benutzung der eigenen Technologie zu untersagen, andererseits muss die Technologie komplett offengelegt werden. Dies kann dazu führen, dass Konkurrenzunternehmen mit dem neuen Wissen eine ähnliche Technologie entwickeln. Weiterhin fehlt jungen High-TechGründungen oft das Geld, ihre Patente wirksam zu verteidigen. Der jüngste Patentstreit zwischen den großen Smartphone-Anbietern hat gezeigt, dass solche Prozesse Milliarden kosten können. Wenn ein großer Konzern eine Technologie kopiert, kann es also sein, dass das junge Unternehmen gar nicht die Mittel hat, den Rechtsweg zu beschreiten, auch wenn die Patente offensichtlich verletzt wurden.

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Die Bewertung einer neuen Technologie ist ein komplexer Prozess. Zunächst einmal muss überprüft werden, ob sich die Technologie für eine Umsetzung in ein Produkt oder eine Dienstleistung eignet und zum anderen muss abgeschätzt werden, ob der Markt die Leistung überhaupt nachfragen würde. Deshalb greifen Risikokapitalgeber auf externe Institute, wie beispielsweise das Steinbeis-Institut zurück, um ein Technologiegutachten, also eine sogenannte technische Due-Diligence durchzuführen. Dabei wird das Technologierisiko auf einer Fünferskala bewertet. So kann das Potenzial der Technologie abgeschätzt werden. In der vorgenannten Studie wurde der Einfluss der Technologie auf eine mögliche Internationalisierung eingehender untersucht und festgestellt, dass sie eine wichtige Einflussgröße darstellt. Junge High-Tech-Gründungen, die den Patentierungsprozess erfolgreich durchlaufen haben, sind eher bereit, international tätig zu werden. Dabei nimmt das Patent eine Art Signalfunktion wahr. Es zeigt den Gründern und Investoren, dass die Technologie Potenzial hat. Auch schützt das Patent das junge Unternehmen kurzfristig vor Nachahmern. Die Bewertung der Technologie hat dabei keinen Einfluss auf eine mögliche Internationalisierung. Dies kann daran liegen, dass Risikokapitalgeber nur in solche Unternehmen investieren, die ein positives Technologiegutachten ausgestellt bekommen. Das Gründerteam hat nur einen geringen Einfluss auf eine mögliche Internationalisierung Das Gründerteam wird oft als einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren einer Unternehmensgründung bewertet. Die Kompetenz und Erfahrung sowie die Vision der Gründer formen das neue Unternehmen und beeinflussen die Entscheidung, auf internationalen Märkten tätig zu werden. Dabei gibt es unterschiedliche Ausprägungen eines Teams, die einen Einfluss auf die Internationalisierung haben könnten. Ein wesentlicher Faktor könnte die Teamgröße sein. Das Agieren auf internationalen Märkten beansprucht zusätzliche personelle Ressourcen, etwa um einen entsprechenden Vertrieb aufzubauen, so dass ein großes Team dort erfolgreicher auftreten könnte. Weiterhin kann bei einem großen Team eher angenommen werden, dass es über eine breitere Palette unterschiedlicher Ressourcen verfügt und sich dadurch eher in der Lage sieht, die bei einer frühen Internationalisierung anfallenden komplexen Aufgaben besser zu verteilen und zu bewältigen.

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Weiterhin kann die Branchenerfahrung einen wichtigen Einfluss auf die Internationalisierung haben. Gründer mit tieferen Kenntnissen und Verbindungen in der jeweiligen Branche können das Marktpotenzial und die Markteintrittskosten besser abschätzen. Weiterhin verfügen sie über Zugänge zu potenziellen Lieferanten, Dienstleistern und Kunden. Zusätzlich kann Führungserfahrung ein wichtiger Faktor sein. Führungserfahrene Gründer können leichter mit einem größeren Team und komplexeren Aufgabenstellungen umgehen und den verschiedenen Herausforderungen eines jungen Unternehmens wirksamer begegnen. Für den Internationalisierungsprozess ist spezifisches Management-Know-how von Nöten. Neben den zusätzlichen personellen und organisatorischen Anforderungen etwa beim Aufbau eines internationalen Vertriebsteams, der Strategieformulierung für verschiedene Märkte und Wettbewerber sowie der Auswahl und Führung neuer Standorte sind vor allem Kompetenzen im Bereich der interkulturellen Führung und Kommunikation erforderlich. Zuletzt wurde die internationale Erfahrung von Gründern durch wissenschaftliche Studien als einer der Hauptfaktoren für das Innovationsverhalten von Startups bestimmt. Gründer mit entsprechenden Erfahrungen können internationale Märkte besser einschätzen und sich leichter an die kulturellen Gegebenheiten anpassen. Weiterhin können Sprachkenntnisse den Internationalisierungsprozess sehr erleichtern. In unserer Studie wird dieser Zusammenhang indessen nicht bestätigt. Das Gründerteam hat keinen statistisch messbaren Einfluss auf das Internationalisierungsverhalten junger deutscher High-Tech-Unternehmen. Ein Grund dafür kann in den strengen Auswahlkriterien gesehen werden, nach denen die Investment-Manager der VC-Gesellschaften die Teams auswählen. Auffallend waren in unserer Studie auch das vergleichsweise hohe Alter und der hohe Bildungsgrad der Gründer. Die meisten Gründer in unserem Sample verfügen über mindestens zehn Jahre Berufserfahrung, viele haben promoviert oder hielten sogar eine Professur inne. Ein weiterer Grund könnte darin liegen, dass für die Entwicklung der Technologie in der Regel bereits mehrere Jahre intensiver Forschung notwendig sind, so dass die Gründerteams in der Regel einen ähnlich fundierten fachlichen Hintergrund aufweisen.

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Zum Einfluss der Finanzierung auf die Internationalisierung junger High-Tech-Unternehmen Eine ausreichende Finanzierung ist eine der wichtigsten Erfolgsfaktoren einer Unternehmensgründung. Dies gilt besonders für High-Tech-Unternehmen: Die Entwicklung einer neuen Technologie erfordert in aller Regel einen hohen Ressourceneinsatz, wie beispielsweise qualifiziertes Personal und aufwendige technische Ausrichtung. Zusätzlich kann es mehrere Jahre dauern, bis eine Technologie die Marktreife erlangt hat. In dieser Phase ist es jungen High-Tech-Unternehmen nicht möglich, hinreichende Erträge zur Deckung ihres hohen Aufwands zu erzielen, so dass es auf externe eigenkapitalähnliche Finanzierung angewiesen ist. Diese Lücke wird insbesondere durch Venture-Capital-Unternehmen geschlossen. Eine frühe Internationalisierung bringt eine zusätzliche Belastung für das oftmals eng kalkulierte Budget mit sich. Die jungen High-Tech-Unternehmen müssen daher von Anfang an versuchen, eine hohe Kapitalausstattung zu erlangen. Aus der wissenschaftlichen Literatur wissen wir, dass ein Mangel an Kapital die größte Barriere für eine Internationalisierung darstellt. Darüber hinaus brauchen junge High-Tech-Unternehmen zumeist mehrere Finanzierungsrunden um den Break-Even-Punkt zu erreichen. Daher kann die Anzahl von Investoren von Bedeutung sein. Ein Investor hat zumeist nicht die Möglichkeit alle Finanzierungrunden allein mit zu tragen. Durch eine Syndizierung von Investoren ist gewährleistet, dass bei zusätzlichem Kapitalbedarf weiter investiert werden kann. Weiter kann das Vorhandensein mehrerer Investoren auch als Signal für Vertrauen gewertet werden und es einfacher machen, weitere Financiers zu überzeugen. Gerade bei einer Internationalisierung und den damit einhergehenden höheren Risiken und höherem Kapitalbedarf kann ein Syndikat von Investoren hilfreich sein. Unsere Studie belegt den Zusammenhang zwischen der Finanzierung und dem Internationalisierungsverhalten von High-Tech-Startups: Verfügt ein junges High-Tech-Unternehmen über eine größere Investitionssumme, so steigen die Chancen auf eine Internationalalisierung. Ein Vergleich mit den USA bestätigt diese Hypothese. Der Hauptunterschied zwischen den USA und Deutschland im Bereich der Frühphasenfinanzierung ist, dass es in den USA offenbar leichter gelingt, an ausreichendes Chancenkapital zu gelangen. Es gibt dort mehrere und größere Investoren. Der Venture Capital Markt in den USA beträgt fast 25 Milliarden Euro, während er in Deutschland nur ein Volumen von knapp drei Milliarden Euro aufweist.

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Entgegen unserer Annahme hat die Anzahl der Investoren in unserer Studie keinen Einfluss auf die Internationalisierung. Eine Begründung kann darin gesehen werden, dass Investoren mit einem Unternehmen, dass internationalisieren will, höhere Risiken verbinden und daher die Barrieren für ein Investment höher sind. Dem steht entgegen, dass internationale Unternehmen in aller Regel erfolgreicher sind, weshalb Erstinvestoren geneigt sein könnten, ihre Anteile möglichst nicht zu verwässern, um am späteren Gewinn mit einem höheren Anteil zu partizipieren. Breitere Finanzierungsbasis erlaubt schnellere internationale Expansion Durch die Gründung des High-Tech Gründerfonds, der durch seine Neuauflage in den letzten fünf Jahren insgesamt fast 500 Millionen Euro investieren konnte, hat sich die Lage der High-Tech-Gründer bei der Frühphasenfinanzierung sicherlich entspannt. Mit Hilfe des Fonds schaffen es deutlich mehr junge High-Tech-Unternehmen, die erste Finanzierung im Bereich von einer halben bis eine Million Euro zu gewinnen. Der Engpass besteht nach wie vor jedoch in der späteren Anschlussfinanzierung. Wie Expertengespräche ergaben, ist es in Deutschland für junge High-Tech-Unternehmen nach wie vor schwierig, größere Investitionssummen im Bereich von zehn bis zwanzig Millionen Euro zu attrahieren, die für eine schnelle internationale Expansion vielfach notwendig wären. Ließe sich diese Lücke ebenfalls schließen, könnte das Internationalisierungstempo junger High-Tech-Unternehmen beschleunigt werden, zumal sie wie zuvor dargelegt in aller Regel über die dafür notwendige Humankapitalausstattung verfügen. Aus diesen könnten dann noch schneller sogenannte „Hidden Champions“ hervorgehen, die das Rückgrat unserer Volkswirtschaft ausmachen. Durch die Einrichtung und den weiteren Ausbau des High-Tech Gründerfonds sind bereits wichtige Voraussetzungen geschaffen worden, um Spin-offs aus Universitäten und Forschungsinstituten schneller an den Start zu bringen. Um deren Wachstumspotenzial noch besser auszuschöpfen, müsste über die Erstfinanzierung hinaus ausreichendes Chancenkapital zur Verfügung stehen. Eine große Barriere ist dabei, dass Pensionsfonds in Deutschland nicht in Unternehmensgründungen investieren dürfen, wie es beispielsweise in den USA der Fall ist. Hier könnte die Politik neue Weichen stellen. Nur durch beste Rahmenbedingungen für die Internationalisierung junger High-Tech-Unternehmen kann Deutschland auch künftig den Wettbewerb als Hochtechnologiestandort bestehen.

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Literatur Bürgel, O., Fier, A., Licht, G. & Murray, G. (2000): Internationalisation of high-tech start- ups and fast growth-evidence for UK and Germany. ZEW Discussion Papers, No. 00-35. Deutscher Bundesverband, & Equity. (2012): BVK-Statistik. Retrieved October 11, 2012. Evers, N. (2011): Why Do New Ventures Internationalize ? A Review of the Literature of Factors that Influence New Venture Internationalization. Irish Journal of Management, 2(30), 17–47. Holtbrügge, D., Enßlinger, B. (2005): Initialkräfte und Erfolgsfaktoren von Born Global Firms, Working Paper, Universität Erlangen-Nürnberg, 2/2005. IFM (2007): Die Bedeutung der außenwirtschaftlichen Aktivitäten für den deutschen Mittelstand, IfM-Materialien Nr. 171, Bonn. Johnson, J. E. (2004): Factors Influencing the Early Internationalization of High Technology Start-ups : US and UK Evidence. Journal of International Entrepreneurship, (1999), 139–154. Oviatt, B. M. & McDougall, P. (1995): Global start-ups: Entrepreneurs on a worldwide stage. Academy of Management Perspectives, 9(2), 30–43. Oviatt, B. M. & McDougall, P. P. (1994): Toward a Theory of International New ventures. Journal of International Business Studies, 25(1), 45–64. Pinkwart, A. & Proksch, D. (2013): The Internationalization Behavior of German High-Tech Startups – An Empirical Analysis of Key Resources, in: Thunderbird International Business Review, Special Issue, forthcoming. The New Role of Universities in the Twenty-First Century: Universities as Engines of Innovation and Entrepreneurial Hubs. AICGS Policy Report No. 50, The Johns Hopkins University, Washington. Reuber, R. & Fischer, E. (1997): The Influence of the Management Team’s International Experience on the Internationalization Behaviors of SMEs. Journal of International Business Studies, 28(4), 807–825. Schmidt-Buchholz, A (2001):. Born globals. Die schnelle Internationalisierung von High-tech Start-ups. Schwens, C. & Kabst, R. (2011): Entry learning, age at internationalization, and foreignventure performance of young technology firms. Schmalenbach Business Review (SBR), (July), 308–331. Simon, H. (2009): Hidden Champions of the 21st Century : Success Strategies of unknown World Market Leaders. London. Zou, H., Liu, X. & Ghauri, P. (2010): Technology capability and the internationalization strategies of new ventures. Organizations & Markets in Emerging Economies, 1(1), 100–120.

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Vgl. Pinkwart, A., Proksch, D.: „The Internationalization Behavior of German High-Tech Startups – An Empirical Analysis of Key Resources“, in: Thunderbird International Review, Special Issue 2013.

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Prof. Dr. Jürgen Gramke, Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Schulte Existenzgründung und Entrepreneurship in Deutschland und in Südosteuropa Südosteuropäisches Hochschulnetz „Entrepreneurship und Innovation“ in 2013 Es war im Mai 2008, als sich in der rumänischen Stadt Resita, in sehr schöner landschaftlicher Umgebung im Banater Gebirge rund 100 km südöstlich von Timisoara gelegen, auf Einladung des Institutes for European Affairs (INEA) Hochschullehrer aus Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Serbien, Slowenien, Osterreich und Deutschland trafen, um eine enge, vertrauensvolle und kreative Zusammenarbeit auf den Gebieten Entrepreneurship und lnnovation zu starten. Gastgeber war die Universität Resita, finanzielle Unterstützung erfolgte vom Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD. Fünf Jahre später ist aus dieser Idee eine erfolgreich arbeitende südosteuropäische Kooperation entstanden. Heute bilden Hochschullehrer aus 15 Hochschulen in Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Serbien, Slowenien, Albanien, Bosnien & Herzegowina, Mazedonien, Montenegro, Österreich und Deutschland das „Resita Netz Entrepreneurship und Innovation“. Finanziell vom DAAD gefördert, fanden in den fünf Jahren nach der Auftaktkonferenz in Resita zahlreiche Aktivitäten für Studenten und Hochschullehrer, aber auch zugunsten der Hochschulen und der Region statt. Mit der Kooperationen werden insbesondere die folgenden Hauptziele verfolgt: ◼

Die Ausbildungsqualität der Studenten soll auf den für wirtschaftliche Entwicklungen wichtigen Fachgebieten Entrepreneurship und Innovation verbessert werden.



Die Studenten sollen Gelegenheiten erhalten, interkulturelle Kompetenz zu entwickeln sowie praktische Erfahrungen in interkultureller Kommunikation und Zusammenarbeit konkret zu gewinnen.



Die kreative Zusammenarbeit im Resita-Netz soll auch dazu beitragen, das lnnovationsklima in den Hochschulregionen zu verbessern sowie vermehrt Innovationen zu realisieren.

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Hauptaktivitäten waren bisher unter anderem: ◼

Summer Schools primär für Master-Studenten aus Universitäten in Südosteuropa. Die Studenten haben in kleinen internationalenGruppen in interkultureller Zusammenarbeit konkrete Case Studies und Projekte bearbeitet. Damit haben sie Erfahrungen gewonnen, theoretisches Wissen zur Lösung praktischer Aufgaben in inter kultureller Teamarbeit konkret anzuwenden. Dadurch wurde neben der interkulturellen Kompetenz insbesondere die handlungsorientierte Befähigung der Studenten verbessert, eine Befähigung, die zur Bewältigung jetziger und zukünftiger Herausforderungen immer wichtiger wird. In den vergangenen fünf Jahren haben etwa 200 Studenten aus den Universitäten des Resita-Netzes an den Summer Schools teilgenommen. Probleme zwischen Studenten aus den verschiedenen Ländern, beispielsweise Serbien, Bosnien, Albanien oder Bulgarien, hat es in keinem einzigen Fall gegeben. Im Gegenteil: In kürzester Zeit sind Freundschaften zwischen den Studentinnen und Studenten entstanden.



Jährliche wissenschaftliche Konferenzen für Hochschullehrer haben dazu beitragen, Weiterentwicklungen auf den Gebieten Entrepreneurship und Innovation zu diskutieren und für die Lehre zu nutzen. Für Veröffentlichen wurde eine eigene Schriftenreihe „Journal for Entrepreneurship and lnnovation“ als Online- und als Print-Version entwickelt, realisiert von der Universität Ruse in Bulgarien.



Doktoranten aus den Nicht-EU-Ländern bekamen die Gelegenheit zu einem Gast-Aufenthalt in Deutschland, um beispielsweise Literatur zu nutzen, zu welcher in Südosteuropa kein so einfacher Zugang besteht. Dies haben inzwischen 16 Doktoranden sehr erfolgreich genutzt.

Insgesamt hat der DAAD das von INEA begleitete südosteuropäische akademische Resita Hochschulnetz Entrepreneurship und Innovation in den fünf Jahren von 2008 bis 2012 mit rund 220.000 Euro gefördert. Auch in 2013 wird das Resita-Netz erneut vom DAAD gefördert, und zwar mit einem Betrag von 122.000 Euro. Unter anderem werden in diesem Jahr folgende Aktivitäten durchgeführt: ◼

Wissenschaftliche Konferenz und Jahrestagung zum Thema „International Entrepreneurship“ vom 13. bis 16. Juni in Zenica (Bosnien & Herzegowina).

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Insgesamt fünf Summer Schools für Master-Studenten; inzwischen nehmen auch Studenten aus Deutschland an den Summer Schools teil: – „Social Startups — A Way Forward“, 26. bis 31. Mai in Ochrid (Mazedonien) – „Entrepreneurship and Intercultural Management“, 10. bis 15. September in Bukarest – „Technology-based Entrepreneurship“, 13. bis 18. Oktober in Ruse (Bulgarien) – „Entrepreneurship and Business Ethics“, September oder Oktober in Montenegro – „Innovation Management“, 25. bis 30. November, erstmals in Aachen (Deutschland)



Erarbeitung von Oase Studies für Managementaufgaben in Südosteuropa: Bisher fehlen derartige speziell auf die besonderen Bedingungen und Probleme der südosteuropäischen Länder ausgerichteten Übungsfälle. Die ersten Oase Studies werden zurzeit erarbeitet, und zwar in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen in Slowenien auf der Grundlage aktueller Managementaufgaben. Noch in diesem Jahr sollen weitere Oase Studies mit Unternehmen in Mazedonien erstellt werden. In den nächsten Jahren werden Oase Studies in den anderen südosteuropäischen Ländern folgen, und zwar jeweils in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen und jeweils auf der Grundlage aktueller Managementaufgaben.



Ziel ist es, einen gemeinsamen Master-Studiengang European Entrepreneurship („Europreneur“) mit Mobilität von Studenten und Hochschullehrern zu entwickeln. Das Konzept einschließlich einer detaillierten Beschreibung von Zielen und Inhalten sind bereits erarbeitet. Basis ist dabei die Vision von einem „Europäischen Unternehmer“ mit sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung sowie interkultureller Kompetenz, entsprechend den Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft

Die Hochschullehrer und die Studenten der Universitäten im Resita-Netz haben in den vergangenen fünf Jahren in freundschaftlicher Zusammenarbeit, mit Begeisterung und hohem persönlichen Einsatz ein lebendiges, dynamisches und kreatives Hochschul-Netz gestaltet. Dies wird — von INEA konstruktiv begleitet — in den nächsten Jahren weiterhin aktiv bleiben und sich als permanentes Kooperationsnetz etablieren, offen für weitere Partner aus Südosteuropa. Das Institute for European Affairs (INEA) freut sich, durch ihren Hochschulbeauftragten Prof. Dr. Peter Schulte einen Motor und „Paten“ für das südosteuropäische Hochschulnetzwerk zu stellen.

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Prof. Dr. Günter Spur Existenzsicherung unter globalem Innovationsdruck Innovationsorientierung der Wirtschaftskultur Die Innovationswirtschaft des 21. Jahrhunderts ist technologisch orientiert. Sie wird von einer weltweiten Forschungsoffensive zur Entfaltung getrieben. Sie entwickelt sich in einem komplexen Netzwerk des informationstechnischen Fortschritts, gesteuert vom ökonomischen Imperativ eines permanenten Optimierungsprozesses. Sie verknüpft die Wissenspotenziale der Welt und öffnet die Möglichkeit zur kreativen Entfaltung des Individuums. Das Innovationspotenzial der Welt ist offen. Die Zukunft gehört all denen, die über Schlüsselinnovationen verfügen, um im Wettbewerb der leistungsstarken Wirtschaftssysteme zu bestehen. Die Innovationskulturen der Wirtschaftsbetriebe vermitteln das Leistungsbild ihrer Wettbewerbsorientierung. Das Wachstum einer Wirtschaft basiert auf ihrer Innovationskraft. Die Absicherung der erreichten Marktposition reicht nicht aus; es geht um einen nachhaltigen Wachstumsdruck durch Innovation. Die Globalisierung der Märkte macht es volkswirtschaftlich notwendig, alle regional verfügbaren Leistungsträger zu mobilisieren, also Beschäftigungs- und Wettbewerbsvorsorge durch Förderung innovativer Industrien zu betreiben. Die Innovationskultur einer Wirtschaftseinheit umfasst die Gesamtheit der innovationsbezogenen Wertvorstellungen und Verhaltensweisen, Führungsformen und Motivationen, die einen nachhaltig wirkenden Innovationsdruck auf die Leistungsträger in Innovationsnetzwerken ausüben. Erfolge setzen eine systematische Erschließung aller Ressourcen zur Erreichung einer hohen Planungssicherheit voraus, beruhen aber auch auf konsequenter und schneller Umsetzung des Neuen. Innovativer Fortschritt schließt immer die Steigerung der gesamten technologischen und ökonomischen Wirtschaftskompetenz ein, die durch Vernunft auch Vertrauen zum erfolgreichen Handeln erweckt.

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Die Wettbewerbsfähigkeit von Wissenschaft und Wirtschaft lebt vom kreativen Leistungsvermögen der Könner. Die Qualifizierten sind die Gewinner dieser Entwicklung. Der globale Wachstumsdruck erfordert eine permanente Aktivierung der Leistungsbereitschaft zur innovativen Anpassung. Der Erfolg führt zum Wachstum. Der Wettbewerb der Kreativitätspotenziale schiebt seine Ergebnisse zielgerichtet als Innovationskeil in den Markt. Reformdruck durch Innovationen Es lässt sich erkennen, dass die Erneuerung der technologischen Kultur auch eine Erneuerung der politischen Zielsetzungen einleitet. Die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft bedarf einer Kritik ihrer ethischen und sozialen Handlungsmaxime. Mehr Lebensqualität heißt auch: weniger Verschwendung. Der Fortschritt ist nur mit höherer Effizienz des Leistungssystems der Gesellschaft erreichbar. Jede Verbesserung eines Lebensstandards muss erwirtschaftet werden. Die globalisierte Produktionswirtschaft erzwingt umfassende Reformen zur Existenzsicherung der Industriebetriebe (Bild 1). Der innovative Fortschritt der Produktionstechnik führt zur Steigerung der Produktivität, aber auch zu einer nachhaltig wirkenden Veränderung des menschlichen Arbeitsbedarfs. Wegen der steigenden Reproduktionsrate des eingesetzten Kapitals bei sinkendem Bedarf an menschlicher Arbeitsleistung können Produkte zukünftig wesentlich billiger hergestellt und schneller angeboten werden.

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Innovationspotenzial

Motivation

Entscheidung

Zukunftsplanung

Bewertung

Innovationsmanagement

Wissenschaft

Reformdruck durch Innovation

Ressourcen

Existenzsicherung

Bild 1: Reformdruck zur Existenzsicherung.

Die Innovationsressourcen technologischer Reformen dienen dem Fortschritt der Gesellschaft. Benötigt werden Innovationsstrategien, die mit nachhaltiger Rationalität regulierend die Reformen der qualitätsorientierten technischen Hilfswelt begleiten. Es stellen sich in diesem Zusammenhang Fragen nach der Beherrschung komplexer Innovationssysteme und damit auch nach Methoden zur Beherrschung ökosozialer Folgewirkungen. Mit der Weiterentwicklung der Innovationswirtschaft sind Standortfragen der Produktionsbetriebe und damit auch Wirkungen auf den Arbeitsmarkt verbunden. Das Neue soll am Standort der Innovationsträger gebaut werden. Denn von entscheidender Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit ist die Schlüsselfunktion der technologischen Innovativität von Produktionsbetrieben. Hoch innovative Fabriken können nicht ortsbeliebig errichtet werden. Sie erfordern einen hohen Anteil des fachspezifischen Könnens. Die Produktion des Neuen ist prozesssensibel und auch bei hohem Automationsgrad überwachungs- und regulierungsbedürftig.

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Nachhaltige Existenzsicherung Technologische Innovationen sind die Triebkräfte des ökonomischen und ökologischen Systems unserer Gesellschaft. Die technologische Nachhaltigkeit wird von der ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit begleitet (Bild 2). In ihrer Gemeinsamkeit bewirken sie den angestrebten gesellschaftlichen Fortschritt, wenn sie den ethisch-sozialen Ansprüchen genügen. Nachhaltig wachsende Wirtschaftsstrukturen setzen allerdings eine kreative Entfaltung des gesamten sozialen Leistungspotenzials zur permanenten Innovation voraus. Wachstum ist auf Dauer nur dann möglich, wenn das Neue von der Gesellschaft angenommen wird. Die Gesellschaft bewertet und reguliert das Neue letztlich aus der Einsicht nachhaltiger Existenzsicherung. Wissenschaft

Politik

Wirtschaft

Ethisch-soziale Ansprüche

Nachhaltigkeit der Innovationskultur

Normativ-rationale Ansprüche

Nachhaltigeit von Innovationssystemen

Technologisches Leitbild

Ökologisches Leitbild

Ökonomisches Leitbild

Bild 2: Nachhaltige Existenzsicherung als Zielorientierung der Innovationsplanung .¹

Die Planung existenzsichernder Technologien zielt auf einen dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg am Markt. Das Vertrauen zu einer Planungspolitik der Nachhaltigkeit kann nur im Einklang mit der unternehmerischen Zielsetzung auf ökonomischen Erfolg, also durch Steigerung von Produktivität und Qualität, hergestellt werden. Wir brauchen eine technologische Innovationskultur, die das Neue mit nachhaltiger Wirkung produziert, um Arbeit zu schaffen. Nachhaltigkeit ist keine zufällige Beigabe, sondern eine integrative Zukunftsaufgabe. Nachhaltig orientierte Innovationen der Produktionstechnik stellen uns vor eine neue Dimension von Verantwortung. Es geht nicht nur um die Regulierung ökologischer Grenzwerte, auch nicht nur um die Erfüllung des ökonomischen Imperativs, sondern ganz entscheidend um die Absicherung unseres Wirtschaftssystems im Wettbewerbsfeld des globalen Marktes.

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Die Existenzsicherung produktionstechnischer Unternehmen wird vom Fortschritt der Technik begleitet. Es handelt sich um einen evolutionären Wandlungsprozess, der zunehmend durch die Entwicklungskomplexität der Produktionstechnik bestimmt wird. Es werden nicht nur die Planungsqualitäten nachhaltig verfeinert, sondern auch die Anforderungen an die zuverlässige Einhaltung der Zielparameter gesteigert. Ihre Nachhaltigkeit vermittelt einen dauerhaft wirkenden Prozesszustand mit langzeitiger Optimierung der Zielplanung. Sie entsteht durch vorhaltige, zukunftsorientierte Planung, was auch eine kontinuierliche Nachbesserung einschließt. Innovationssysteme verstehen sich aber auch als Vorgriff auf die Zukunft, die durch nachhaltige Wirtschaftlichkeit gekennzeichnet ist. Die Zuverlässigkeit der technologischen Systeme ist das höchste Gut. Dabei ist die Einhaltung der Zeitquanten von entscheidender Bedeutung. Nachhaltige Fehlerhaftigkeit führt schließlich zum Stillstand: Wer zu spät kommt, den straft der Wettbewerb. Die technologische Nachhaltigkeit schließt bei weiterer Verkürzung der Durchlaufzeiten immer die nachhaltige Beherrschung der Fehlerhaftigkeit ein, obwohl die Komplexität steigt. Erwartet wird eine stabile Verlässlichkeit technisch abgesicherter Innovationssysteme. Diese wird an den Kriterien möglicher Risiken gemessen. Der permanente Innovationsdruck vermittelt eine neue Qualität innovativer Planungsleistung, die eine periodische Erzeugung des Neuen ermöglicht. Es geht dabei um die Vorsorge gegen Fehlplanungen, um die Regulierung von Irrtümern und schließlich um die risikosichere Verarbeitung von solchen Planungsquanten, die sich aus Zufallsgründen unvermeidbar zu Problemfällen entwickeln könnten. Um diese zu beseitigen, ist eine systematische Gegensteuerung erforderlich, auch Risikomanagement genannt. Innovationen können sich sprunghaft oder allmählich entwickeln. Die Neuartigkeit allein bewirkt noch keinen wirtschaftlichen Fortschritt, dieser ist erst mit der Durchdringung des Marktes erreicht. Innovationen sind dann nachhaltig, wenn ihre Wirkung von Dauer ist. Die Kreativität zum Neuen sichert die Zukunft. Wirtschaftsunternehmen sind als Treiber der Innovationen auch Gestalter der Zukunft. Ihre Wirkung basiert auf Kunstfertigkeit zur Schaffung des Neuen, gekennzeichnet durch technologische Kreativität, die Wissen und Können, Handlungsfähigkeit und Inspiration vereinigt und sich der innovativen Vernunft als Regulativ bedient. Dabei ist das Ergebnis meistens

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ein Gemeinschaftsprodukt, wirksam als Netzwerk individueller Leistungen. Es kommt auf spezialisiertes Wissen an, was sich im gemeinsamen Können offenbart. Hohe Komplexität im Neuen erfordert Beherrschung der Schnittstellen. Die Ideenfindung ist überwiegend mit dem Eindringen in komplexes Wissen verbunden. Dies bedeutet auch eine stärkere Verknüpfung bisher nicht im Zusammenhang bearbeiteter Gebiete. Ideentransfer umfasst eine mehrere Disziplinen übergreifende Wissensvermittlung, auch die Anregung zur interdisziplinären Nutzbarmachung. Interdisziplinarität bewirkt die Einleitung technologischer Phasensprünge durch schöpferisches Handeln als gezielte Gemeinschaftsarbeit. Unternehmerische Innovationsrisiken Die soziotechnische Komplexität des Gegenstands technikwissenschaftlicher Innovationen erfordert auch methodisch angepasste Risikoanalysen. Es geht in letzter Konsequenz um die Absicherung der technologischen Innovationsziele. Technische Forschung zielt sowohl auf neue Erkenntnisse ihres Gegenstandes als auch auf die technologische und wirtschaftliche Umsetzung dieser Erkenntnisse in Produkt- und Prozessinnovationen. Es wird immer deutlicher, dass wir die globalen Probleme unserer Zeit nicht mehr mit den traditionellen Methoden und Handlungssystemen lösen können. Das gilt insbesondere für wettbewerbsorientierte Produktionssysteme mit einem Leistungswachstum, das fast ausschließlich auf Produktivitätssteigerung durch Rationalisierung beruht. Ohne Produktionswachstum können die globalen Probleme der Arbeitslosigkeit nicht gelöst werden. Die Vorsorge für die Erhaltung der gegenwärtigen Lebensqualität reicht nur Jahrzehnte. Innovationen sind in ihren langfristigen Risiken besonders dann nicht voraussagbar, wenn die Komplexität ihrer Einflussparameter zu groß und nicht mehr kalkulierbar ist (Bild 3).

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Wohlstand

Sicherungspotenzial

Reserven

Technologische Innovation

Technologischer Innovationsgradient

Soziotechnischer Wandel

Markterfolg

Risikopotenzial

Regulation

Bild 3: Einflussparameter und Wirkbeziehungen technologischer Innovationen.²

Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Innovationspolitik besteht darin, die Aufbereitung von Innovationsressourcen aus globaler Sicht zu betreiben. Zu fordern ist eine bessere Vernetzung der Kompetenz, die als technisches Intelligenzpotenzial verfügbar ist. Die Sorge um die Risiken der Gegenwart fördert das Nachdenken um die Zukunft. Die Entschlossenheit zur Übernahme von Verantwortung weckt Vertrauen zum gemeinschaftlichen Können. Es geht bei Innovationen immer um eine Zukunft, die durch die Unsicherheit des Neuen geprägt ist. Es gilt, Risikopotenziale des Neuen nicht zu Risiken von Unternehmen werden zu lassen. Das technologische Innovationspotenzial der Weltgesellschaft ist unermesslich. Wir können die Entwicklung der Technik langfristig nicht voraussagen, wohl aber wissen wir, dass die Zukunft schrittweise gestaltet wird. Deshalb ist es zwingend notwendig, über wirtschaftspolitische Schritte kritisch nachzudenken, die von nachhaltigen Risiken bestimmt sind. Die Frage nach der Zukunft von Wirtschaftsunternehmen ist immer auch eine Frage nach welcher Zukunft. Wir können die technologische Entwicklung nur beeinflussen, wenn wir ihre Eigendynamik beherrschen. Organisationseffizientes Zukunftsmanagement durch Industrie 4.0 Bei der Umsetzung der strategischen Ziele auf operativ wirksame Prozesse darf nichts dem Zufall überlassen bleiben. Eine Maximierung des Erfolgs setzt eine systematische Erschließung aller Ressourcen zur Erreichung einer bestmöglichen Planungssicherheit voraus, beruht aber auch auf konsequenter und schneller Umsetzungsleistung. Unternehmerischer Fortschritt schließt immer die Steigerung der gesamten technologischen und ökonomischen Unternehmenskompetenz ein. Für ein erfolgreiches Unternehmen ist ein

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zukunftsorientiertes Kreativmanagement von zentraler Bedeutung. Dieses ist nicht nur als Anleitung zur zielgerichteten Nutzanwendung von neuer Technik zu deuten, sondern im weiteren Sinne als Motivationslehre zu verstehen, die es sich zur Aufgabe macht, kreative Innovationsprozesse einzuleiten, die letztlich durch personifizierte Leistungsträger in allen Ebenen der Unternehmen verwirklicht werden. In die Überlegungen zur Erneuerung des Innovationsmanagement sind langfristige Entwicklungen und Trends einzubeziehen. Mit Bezug auf die industrielle Produktion kommt dem Fortschritt der Informationstechnik eine besonders große Bedeutung zu. Der Arbeitskreis Industrie 4.0 hat in seinen Umsetzungsempfehlungen diesbezüglich verschiedene Forschungsrichtungen aufgegriffen (Bild 4).³ Forschungsfelder Industrie 4.0

Horizontale Integration über das Wertschöpfungsnetzwerk

Vertikale Integration vernetzte Produktionssysteme

Duchgängigkeit der Produktionsentwicklung

Gestaltung von Wertschöpfungsnetzwerken und Geschäftsmodelle

Entwicklung lokal und global vernetzter, echtzeitfähiger Sensoren und Aktoren

Bidirektionale Modellierung der realen und virtuellen Produktion

Gestaltung und Schutz des eigenen Wissens

Unterstützung der Modularisierung und Wiederverwendung

Entwicklung eigener Methodik zur disziplinübergreifenden Zusammenarbeit

Sicherstellung der Intelligenz, Flexibilität und Wandlungsfähigkeit

Sicherstellung der Durchgängigkeit und Werkzeugunterstützung

Standardisierung Sicherstellung der Nachhaltigkeit

Mensch und Arbeit in Industrie 4.0-Systemen

Kreative, effiziente Planungsprozesse digitaler Welten Gestaltung operativer Arbeitsprozesse der realen Welt Erforschung innovativer multimodaler industrieller Assitenzsysteme

Technologie von Cyber-Physical Production Systems

Basistechnologie der Informations- und Kommunikationstechnik für die Automatisierungstechnik Referenzinfrastrukturen als Erfolgsinfrastruktur der Zukunft

Beschäftigungsqualifizierung

Bild 4: Forschungsfelder für Zukunftsprojekte.

Auf kurze Sicht ergibt sich zunächst ein Bedarf an konzeptionellen Forschungsarbeiten, die eine Visionsformulierung, Konzeptableitung und darauf aufbauend konkrete Vorschläge für die Ausgestaltung der zukünftigen Fabrik entwickeln. Sind Visionen und Konzepte vorhanden, gilt es gleichzeitig an Standards zu arbeiten und diese als Basis für die weiteren Entwicklungen der gesamten wertschöpfenden Industrie festzulegen, da sie eine Vernetzung intra- und interorganisatorisch erst möglich machen. Die Entwicklung der Produktion hin

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zu einem dezentralen und kooperierenden Netzwerk von Fertigungseinrichtungen unterschiedlicher Unternehmen macht ein damit einhergehendes Informationsmanagement notwendig.⁴ Für die perspektivische Entwicklung und innovative Erneuerung der Produktion ist es ebenfalls unabdingbar, über eine handlungsorientierte Systematik zu verfügen, die den Erfolg von Innovationsprojekten absichert. Die im Einzelnen zu entwickelnden Innovationssysteme müssen die Anwender befähigen, langfristig Bedarfe zu erkennen, Probleme und Divergenzen zwischen aktuellen und zukünftigen Produktionssituationen zu erfassen, Lösungen zu entwickeln, die Umsetzung zu begleiten und schließlich die Nutzung der Produktionsinnovation zu bewerten. Die Ausschöpfung von Potenzialen der Innovationsressourcen sollte einen mittelfristigen Schwerpunkt der Forschungsarbeit rund um das Thema Industrie 4.0 bilden. Ziel der Arbeiten muss es sein, ein Gesamtoptimum von Produktivität, Wirkungsgrad und Ressourceneffizienz zu erreichen. Dafür sind geeignete Methoden und Konzepte zu entwickeln, die sich wiederum harmonisch in übergeordnete Zielsetzungen produktionstechnischer Innovationssysteme einfügen. Ein zentraler Aspekt des langfristigen Forschungsbedarfs ist die flexible Automatisierung des Informationsaustausches. Hierfür sind innovationsorientierte Standards, aber auch Wissensmodelle und Zugriffsmethoden zu entwickeln, die insbesondere Vertraulichkeit, Gültigkeitsdauer, Zugriffsrechte und Datenschutz von Produkt-, Prozess- und Produktionsinformationen einschließen.

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Die Brücke zwischen Forschung und Innovation wird durch Wissensvernetzung geschlagen. Die Organisation solcher Prozesse muss letztlich auf eine Steigerung der Unternehmensleistung gerichtet sein. Hierzu werden Führungskräfte benötigt, die vorgegebene Leitbilder zielsicher umsetzen können. Dies erfordert Risikobereitschaft und gleichzeitig Verantwortungsbewusstsein, besonders aber auch Eigenkreativität und Engagement, Durchsetzungsvermögen und Gemeinschaftsgeist. Die Entfaltung schöpferischer Kräfte lässt sich qualitativ wie quantitativ durch die Unternehmenskultur beeinflussen. Eine auf Innovation gerichtete Unternehmensführung wird unermüdlich versuchen, Hemmnisse zur kreativen Entfaltung zu beseitigen und neue Ziele zu setzen. Die Unternehmensleitung muss erkennen, welche Einflüsse dem Ziel der permanenten Innovation kontraproduktiv gegenüberstehen. Einfachheit fördert die zeitoptimale Gestaltung von Organisationsprozessen. Die Innovationsmotivation muss als zentraler Wirkfaktor in der Technologiekultur von Unternehmen verankert werden. Sie beginnt mit einem zielgerichteten, kausal geleiteten Ändern vorhandener Arbeitsformen und Hierarchietiefen. Ansätze zur Optimierung finden sich nicht erst im Leistungserstellungsprozess, sondern bereits bei der Personalauswahl. Eine Gruppe ist nur so kreativ wie ihre einzelnen Mitglieder es sind. Die Zusammensetzung einer erfolgreichen Kreativgruppe ist kein Zufall. Institutionalisierte Innovationskreativität entwickelt sich in einem Netzwerk, das auf Empfindung und Eingebung, auf Wissen und Können, aber auch auf Handlungsvermögen und Entscheidungsvermögen beruht. Forschung und Empfindungsvermögen im praktischen Gestalten bewirken einen permanenten Innovationsdruck in der technischen Entwicklung.

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1

Spur, G.: Ansätze für eine technologische Innovationstheorie. In: Spur, G. (Hrsg.): Wachstum durch technologische Innovationen – Reihe acatech Diskutiert. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2006, S. 215-239.

2

Spur, G.: Ansatz für eine technologische Innovationstheorie. In: Spur, G. (Hrsg.): Wachstum durch technologische Innovationen. Reihe acatech DISKUTIERT, Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2006, S. 215-240.

3

Kagermann, H.; Wahlster, W.; Helbig, J.: Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 – Abschlussbericht des Arbeitskreises Industrie 4.0. Forschungsunion im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Berlin 2012.

4

Spur, G., Eßer, G., Dörr, N.: Digitale Automatisierung – eine Herausforderung für die vernetzte Fabrik der Zukunft. ZWF 106 (2012) 12, S. 879-882.

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Dr. Eberhard Heinke¹ Gründungsförderung im Handwerk Marktwirtschaften leben von der steten Erneuerung des Unternehmensbestandes. Junge Unternehmen stellen die Marktposition der bereits etablierten Unternehmen in Frage und verhindern, dass diese überhöhte Gewinne erzielen und ihre Marktmacht ausbauen. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass neue Produkte, Produktionsverfahren und organisatorische Modelle eingeführt werden. Sie ersetzen also nicht nur diejenigen Unternehmen, die aufgrund des familiären Lebenszyklus der Inhaber aus dem Markt ausscheiden, sondern verleihen dem Wettbewerb insgesamt wesentliche Impulse. Die Unternehmensfluktuation trägt zur Verbesserung zum Beispiel der internationalen Wettbewerbsfähigkeit bei, fördert den Strukturwandel, ermöglicht die Modernisierung des Unternehmensbestandes und bringt technologische Neuerungen hervor. Diese Lebendigkeit ist die Quelle von Beschäftigung und Wohlstand und macht somit die großen Vorzüge der Marktwirtschaft aus. Aus ökonomischer Sicht sind die Menschen vom eigenen Interesse getrieben, sich bietende Marktchancen auszuloten, wahrzunehmen und zu nutzen. Die hier relevante Wirkungskette ist in Bild 1 dargestellt.

Gründung bzw. Marktzutritte

Angebotseffekte – Sicherstellung der Effizienz – Beschleunigung des Strukturwandels – Durchsetzung von Innovationen – Erhöhte Vilefalt

Marktprozesse (Selektion)

Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit

Neue Kapazitäten (Entwicklung der Gründung)

Verdrängte Kapazitäten (Abbau und Marktaustritte von Etablierten)

Bild 1: Direkte und indirekte Wirkungen des Gründungsgeschehens Quelle: Fritsch (2005: 46).

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Wachstum

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Bedarf es dazu einer staatlichen Gründungsförderung oder ergeben sich Unternehmensgründungen als „Selbstläufer“? Zwei Aspekte sind zu unterscheiden: Zunächst fördert der Staat die Gründung neuer Unternehmen dadurch, dass er günstige Rahmenbedingungen für die unternehmerische Betätigung schafft. Hierzu zählen die administrativen Regularien, welche die Gründer bei Umsetzung ihres Gründungsprojekts zu beachten haben, also die einschlägigen Regelungen des Gewerbe-, Handels- und Gesellschaftsrechts. Von elementarer Bedeutung sind zudem die Regelungen des Steuer- und des Erbrechts. Im Weiteren sind zu den Rahmenbedingungen auch die Existenz und Sicherung einer stabilen Währungsund Finanzordnung zu rechnen. Die hiermit angesprochenen Dimensionen staatlicher Gestaltung sind weitaus wichtiger als spezifische Einflussnahmen des Staates auf die Förderung von Unternehmensgründungen. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass alle Marktwirtschaften über die Gestaltung der Rahmenbedingungen für die unternehmerische Betätigung hinausgehend die Gründung neuer Unternehmen, Übernahmen bestehender mittelständischer Unternehmen und die Entwicklung junger Unternehmen durch konkrete Maßnahmen wie zum Beispiel die Bereitstellung günstiger Kredite, staatlich finanzierte Beratung und Fortbildung unterstützen. In den Vereinigten Staaten sind hierfür die unter dem Dach der „Small Business Administration“ agierenden Organisationen und die durch sie umgesetzten Förderprogramme der Union und der Bundesstaaten zuständig. In Deutschland hat sich seit den 1950er Jahren ein System der Mittelstandsförderung entwickelt, in welchem die durch die Mittelstandsbank KfW realisierten Förderprogramme eine zentrale Rolle spielen. Diese Eingriffe ins Marktgeschehen zugunsten von Gründungen und jungen Unternehmen werden ökonomisch dadurch zu begründen versucht, dass Märkte nicht immer und unter allen Umständen optimal funktionieren. Speziell zulasten von potenziellen Gründern wirken sich beispielsweise die im Finanzierungsprozess bestehenden Informationsasymmetrien zwischen Gründern und Bank aus. Das hier gesehene Marktversagen soll durch einschlägige Förderprogramme wie Kreditprogramme mit günstigen Finanzierungskonditionen kompensiert werden. Die mit derartigen Programmen verbundene Subventionskomponente ist in der Regel recht gering. Daraus hat sich in Deutschland und allen anderen entwickelten Marktwirtschaften ein sehr differenziertes Instrumentarium der direkten Förderung entwickelt, das das Entstehen neuer Unternehmen unterstützen und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen sichern soll. Regierungen unterstützen Gründerinnen und

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Gründer², weil sie sich von ihnen positive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung, also eine Stimulierung des Wachstums und der Beschäftigung, versprechen (Sanders 2001). Idealtypisch besteht die Erwartung, dass aus einigen kleinen Unternehmen mittelgroße und später vielleicht sogar große werden. Gründungsförderungen lohnen, auch wenn es von den geförderten Gründern nur einer überschaubaren Zahl gelingt, eine „Erfolgsgeschichte“ zu beginnen. So herrscht die Erwartung, dass die Gründungsförderung „unter dem Strich“ volkswirtschaftlichen Nutzen hervorbringt. Im vorliegenden Beitrag wird auf Gründungen und Gründungsförderung im Handwerk eingegangen. Da das Gründungsgeschehen im Handwerk stark durch die in der Handwerksordnung festgeschriebenen besonderen institutionellen Rahmenbedingungen geprägt ist, finden diese bei der Behandlung des Themas besondere Berücksichtigung. Institutionelle und andere Bestimmungsgründe In diesem Beitrag soll der Blick vor allem auf die Gründungsförderung im Handwerk gerichtet werden. Das Handwerk spielt deshalb innerhalb des breit gefächerten Mittelstandes eine besondere Rolle, weil es unter anderem in beträchtlichem Maße den technisch-gewerblichen „Unterbau“ unserer Industrie sichert. Es betätigt sich als Zulieferer der Industrie und sorgt für die ortsnahe Versorgung der Bevölkerung mit technischen Dienstleistungen (Reparatur, Wartung). Über die Hälfte der Handwerksbetriebe betätigt sich im Bauwesen. Trotz der beachtlichen Entwicklung in der Bautechnik besteht das Herstellen und Ausstatten von Gebäuden nach wie vor in erheblichem Umfang aus speziellen Einzelleistungen, mit einem entsprechenden Bedarf an handwerklich geschulten Fachkräften. Darüber hinaus ist das Handwerk Anbieter von personenbezogenen Dienstleistungen (Friseurhandwerk, Gesundheitshandwerke) und nimmt die Funktion als lokaler Produzent von Nahrungsmitteln (Bäcker, Fleischer) wahr. Handwerk gibt es zwar weltweit. In Deutschland und – mit unterschiedlicher Intensität – auch in den anderen Ländern des deutschen Sprachraums hat dieser Wirtschaftsbereich durch rechtliche Regelungen jedoch ein spezifisches Gepräge erfahren. Die rechtliche Sonderstellung des Handwerks in Deutschland findet ihren Ausdruck in der Handwerksordnung. Neben vielen anderen Bestimmungen verlangt dieses Gesetzeswerk für 41 Handwerkszweige (Anlage A der HwO 2004) den Nachweis einer erfolgreich bestandenen Meisterprüfung

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(Befähigungsnachweis), um den Beruf selbstständig ausüben zu dürfen. Diese Auflage hat dazu geführt, dass dem Handwerk von Kritikern der Handwerksordnung vorgehalten wurde, ein starres Gebilde in einem staatlich wettbewerbsgeschützen Raum zu werden. Die Zugangsvoraussetzung zum Markt drohe nicht nur die Strukturen des Handwerks zu konservieren, sondern auch die Anwendung neuer Technologien zu beeinträchtigen. In der Folge würde die Gründungsdynamik im Handwerk weit unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt bleiben und somit könnten Beschäftigungsmöglichkeiten nicht voll ausgeschöpft werden (Weiss 2005). Unter anderem forderte die von der Bundesregierung eingesetzte unabhängige Expertenkommission zum Abbau marktwidriger Regulierungen sowie die Monopolkommission eine umfassende Liberalisierung des Marktzutritts (Deregulierungskommission 1991 und Monopolkommission 1998, 2002). Diese Argumente haben dazu geführt, dass die Bundesregierung die Notwendigkeit des Befähigungsnachweises in Frage gestellt hat. Mit dem „Dritten Gesetz zur Änderung der Handwerksordnung und anderer handwerksrechtlicher Vorschriften“ wurde im Jahre 2004 die Zahl der Handwerksberufe, in denen der Meisterbrief verpflichtend vorgesehen ist, reduziert. Zudem wurde eine Unterteilung in zulassungspflichtige und zulassungsfreie Handwerkszweige vorgenommen. Der Befähigungsnachweis wird seitdem nur in gefahrengeneigten und ausbildungsintensiven Handwerken verlangt. Es gibt seither folgende Wege zur Selbstständigkeit im Handwerk: ◼

im zulassungspflichtigen Handwerk (HwO Anlage A) wird der Meisterbrief für „gefahrgeneigte und ausbildungsintensive Tätigkeiten“ verlangt. Damit gemeint sind Berufe, in denen durch unsachgemäße Ausübung Gefahren für die Gesundheit oder das Leben von Kunden u. a. ausgehen können. Diese Berufe dürfen nur von Personen ausgeübt werden, die ihre Qualifikation durch die bestandene Meisterprüfung nachgewiesen haben. Es bestehen Ausnahmeregelungen, zum Beispiel in Form der Anerkennung der Abschlüsse von staatlich geprüften Technikern und Ingenieuren, die als der Meisterprüfung gleichwertig angesehen werden.



im zulassungsfreien und handwerksähnlichen Handwerk (HwO Anlage B1 und B2) In den Handwerkszweigen, die in der Anlage B1 und B2 der Handwerksordnung aufgelistet sind, kann man einen Betrieb ohne Meisterbrief gründen und führen. Eine Meisterprüfung in den Handwerksberufen der Anlage B1 kann abgelegt werden, ist aber nicht verpflichtend.

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mit angestelltem Meister In den zulassungspflichtigen Handwerken der Anlage A der Handwerksordnung kann man einen Betrieb auch gründen und führen, ohne dass der Betriebsinhaber selbst einen Meisterbrief besitzt. Es reicht für alle Handwerksbetriebe aus, einen Meister (oder einen sonst handwerksrechtlich Berechtigten) als technischen Betriebsleiter einzustellen.



durch langjährige Gesellen Gesellen mit sechsjähriger Berufserfahrung haben einen Rechtsanspruch darauf, ihr zulassungspflichtiges Handwerk selbstständig ausüben zu dürfen. Voraussetzung dafür ist, dass sie mindestens vier Jahre in leitender Position gearbeitet haben. Mit „leitender Position“ ist gemeint, dass Gesellen in einem Betrieb oder in einem wesentlichen Betriebsteil die Befugnis für eigenverantwortliche Entscheidungen hatten. Gesellen können dies durch Arbeitszeugnisse, Stellenbeschreibungen oder in anderer Weise nachweisen. Die erforderlichen betriebswirtschaftlichen, kaufmännischen und rechtlichen Kenntnisse, die man benötigt, um ein Handwerk selbstständig ausüben zu können, lassen sich in der Regel durch die Berufserfahrung belegen. Ob eine Ausübungsberechtigung erteilt wird, entscheidet die zuständige Handwerkskammer. Für Gesundheitshandwerke und Schornsteinfeger gilt diese Regelung nicht. Einen eigenen Betrieb ohne Meisterbrief zu gründen oder zu führen, ist hier nur mit einer Ausnahmebewilligung und nachgewiesener Befähigung möglich (vgl. www.existenzgruender.de)

Die Bundesregierung begründete die Novelle der HwO und die Erleichterung des Marktzutritts explizit mit dem Ziel, die Gründungsdynamik zu erhöhen, um damit die Voraussetzung für mehr Wachstum und Beschäftigung zu schaffen. In einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) wurde 2004 die Notwendigkeit der Liberalisierung insbesondere im europäischen Kontext zwar anerkannt. Zugleich wurde jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass mit der Dynamisierung nicht zwangsläufig ein höheres Wachstum und ein Zuwachs an Beschäftigung eintreten würde (RWI 2004, 469 ff ). Es wurde festgestellt, dass die Unternehmenspopulation sowie die Fluktuation im Unternehmensbestand des Handwerks bei einer Aufhebung der Meisterpflicht wahrscheinlich zunehmen und sich die durchschnittliche Betriebsgröße voraussichtlich verringern würde. In derselben Studie wurden weitere Faktoren genannt, die auf das Gründungsgeschehen einwirken. Bedeutsame Aspekte sind unter anderem der demografische Wandel, die grundsätzlich Bereitschaft in der Bevölkerung, unternehmerisch aktiv zu werden sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

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Inzwischen ist ausreichend Zeit verstrichen, um empirisch die Auswirkungen der Handwerksordnungsnovelle auf das Gründungsgeschehen zu beleuchten. Voraussetzung hierfür ist allerdings eine zuverlässige Datenbasis. Das Statistische Bundesamt stellt hierfür eine Gewerbeanzeigenstatistik zur Verfügung. Außerdem gibt es inzwischen ein Unternehmensregister, aus dem Daten zu Zahl der Betriebe, Umsatz und Beschäftigte für das Handwerk herausgezogen werden können. Auch die Handwerksrolle bietet sich als Quelle an, um das Gründungsgeschehen im Handwerk zu untersuchen. Obwohl es schwierig ist, die Zahl der Existenzgründungen und ihre Entwicklung im Handwerk zu ermitteln, sollen im Folgenden auf der Grundlage vor allem auch von Studien des RWI einige Tendenzen herausgearbeitet werden. Entwicklungstrends der Gründungen im zulassungspflichtigen und -freien Handwerk Die Marktselektion kann nur dann funktionieren, wenn es ausreichend Neugründer gibt, die den etablierten Unternehmen ihren Platz streitig machen. Neue Unternehmen treten mit anderen Konzepten auf, sehen ihre Chance dort, wo es Lücken im Angebot bestehender Unternehmen gibt. Der Zugang zum Markt ist jedoch nicht so einfach, wie es die ökonomische Theorie mitunter glauben machen will. Es bestehen eine Reihe von Barrieren, die es neuen Unternehmen schwer machen, in einer Branche Fuß zu fassen. Marktbarrieren bestehen zum Beispiel in Form von rechtlichen Bestimmungen, hohem Kapitalbedarf, vermachteten Marktstrukturen oder bürokratischen Hemmnissen. Darüber hinaus reicht nicht immer eine gute Idee, um erfolgreich eine selbstständige unternehmerische Tätigkeit zu beginnen. Es müssen zahlreiche weitere persönliche Voraussetzungen bei den Gründern gegeben sein, allen voran eine gute Qualifikation. Versteht man die wirtschaftspolitische Aufgabe des Staates darin, unter anderem die Voraussetzungen für einen fairen und restriktionsfreien Wettbewerb zu schaffen, dann kann hieraus auch die Begründung für eine Gründungsförderung abgeleitet werden. Neben wettbewerbspolitischen Maßnahmen zur Verhinderung von Marktmacht und Wettbewerbseinschränkung kann sie versuchen, Menschen bei der Verwirklichung und Umsetzung ihrer Idee der unternehmerischen Existenzgründung zu helfen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass in Deutschland die Zahl der Gründer zurückgeht. Hierbei spielen nicht nur demografische Faktoren eine Rolle, sondern auch das Interesse an einer selbstständigen unternehmerischen Tätigkeit scheint nachzulassen. Deutlich wird dies dadurch, dass 2012 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nur rund 134.000 Betriebe neu gegründet wurden, bei denen Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche

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Bedeutung schließen lassen. Das waren sieben Prozent weniger als 2011 und so wenige wie noch nie seit Beginn der Erhebung 1996. Gleichzeitig haben 122.000 größere Betriebe sich aus dem Markt verabschiedet. Die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland ist bereits seit 2004 rückläufig (Statistisches Bundesamt 2013). Es gehört zu den immer wieder kolportierten Geschichten, dass dagegen im Handwerk der Unternehmensbestand aus den Handwerksfamilien selbst sichergestellt wird. Und tatsächlich gibt es eine Reihe von Unternehmen, die seit vielen Generationen in der Hand einer Familie sind. Sie stellen inzwischen jedoch nur noch eine Minderheit dar. Kinder aus Handwerkerfamilien streben nicht mehr wie früher selbstverständlich an, Nachfolger im Unternehmen ihrer Eltern zu werden. Eine diesbezügliche familiäre Verpflichtung wird heutzutage immer öfter nicht mehr akzeptiert. Tatsächlich hat die unternehmerische Selbstständigkeit aus Sicht vieler Bürger Nachteile: ungeregelte Arbeitszeiten, schwankendes Einkommen, Risiko des Scheiterns, hohes Maß an Verantwortung, etc. lassen vielen Menschen eine abhängige Beschäftigung attraktiver erscheinen. Hieraus begründet sich der Ruf nach einer neuen Kultur der Selbstständigkeit, die das Interesse an der Übernahme unternehmerischer Verantwortung erhöhen soll (Frick/Lageman/v. Rosenbladt u. a. 1999). In der Gründungsforschung wurde intensiv der Frage nachgegangen, welche Charaktereigenschaften eine Person aufweist, die eine selbstständige unternehmerische Betätigung anstrebt. Unabhängigkeitsstreben, Leistungsorientierung, Machtstreben, Risikobereitschaft und Selbstbewusstsein sind die am häufigsten genannten Eigenschaften. Inzwischen kann man aber sagen, dass es keine „typischen“ Merkmale gibt, sondern vielmehr eine Reihe von „Modulen“ zusammenspielen müssen, um ein erfolgreicher Gründer zu sein. Für die Gründungsförderung ist es wichtig, „nascent entrepreneurs“ zu identifizieren, um sie möglichst frühzeitig fördern und unterstützen zu können (Welter 2001). Bei der Gründungsmotivation wird in der Literatur grundsätzlich zwischen „push“- und „pull“Faktoren unterschieden, wobei im ersten Fall der Gründer die Selbstständigkeit anstrebt, weil er mit seiner bisherigen Arbeitssituation unzufrieden ist oder weil ihm Arbeitslosigkeit droht beziehungsweise Arbeitslosigkeit bereits eingetreten ist. Mit dem Wort „pull“ (ziehen) wird ausgedrückt, dass es sich um Gründer handelt, die gerne selbstbestimmt arbeiten, die von dem Reiz einer Aufgabe angelockt werden, die eine Geschäftsidee verwirklichen und ihren Status beziehungsweise ihr Einkommen verbessern wollen (Kollmann 2009, 170). Gründungsförderung muss

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daher angesichts der sehr unterschiedlichen Ausgangsbedingungen vornehmlich eine individuell abgestimmte Förderung sein. Im zulassungspflichtigen Handwerk werden durch die gesetzlichen Regeln bereits grundlegende Voraussetzungen verlangt, die die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Gründung erhöhen. Mit der Meisterqualifikation werden sowohl fachliche als auch betriebswirtschaftliche Grundlagen geschaffen, die einen leichtfertigen und unvorbereiteten Markteintritt vermeiden helfen. Im zulassungsfreien Handwerk sind diese Anforderungen nicht gegeben. Hier können sich auch handwerklich geschickte Personen selbstständig machen, die ihr Können nicht durch eine Prüfung haben unter Beweis stellen müssen. Es lässt sich unter anderem an der Handwerksrollenstatistik zeigen, dass Unternehmen im zulassungspflichtigen Handwerk bestandsfester sind als im zulassungsfreien Handwerk.

Jahr

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Zugänge zur Handwerksrolle zulaszulaszulassungssungssungsfreies freies pflichtiges Handwerk Handwerk Handwerk (Anlage (Anlage (Anlage A) B1) B2) 38.576 4.370 30.041 40.938 4.868 34.762 47.824 34.517 33.135 46.014 39.104 30.563 41.993 36.802 26.338 38.902 36.213 23.120 37.840 33.506 22.244 36.061 34.944 22.279 33.833 41.268 23.353 29.761 40.102 21.940

Summe

72.987 80.568 115.735 115.915 105.307 98.325 93.656 93.355 98.487 91.833

Existenzgründer Handwerk 1)

Neuerrichtungen Anteil (Gewerbe- Handwerk anzeigen)

57.973 64.324 94.364 94.910 86.221 80.631 76.663 76.743 81.842 76.671

582.828 682.202 823.629 759.843 742.610 707.569 691.712 722.241 723.871 682.858

9,9 9,4 11,5 12,5 11,6 11,4 11,1 10,6 11,3 11,2

Tabelle 1: Anteil des Handwerks am Gründungsgeschehen in Deutschland. 1) Existenzgründer Handwerk: 70Prozent der Zugänge im zulassungspflichtigen und 90 Prozent der Zugänge im zulassungsfreien Handwerk in den Handwerksrollen. Quelle: ZDH, Statistisches Bundesamt, Müller 2005.

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Tabelle 1 gibt die Zahl der Gründungen im Handwerk wieder und setzt sie in Relation zu den Gründungen in Deutschland insgesamt. Hierfür wurden die jährlichen Zugänge zur Handwerksrolle herangezogen. Diese Daten mussten allerdings bereinigt werden, da in ihnen auch Umgründungen (Rechtsformenwechsel, Eintragung eines zusätzlichen Handwerks, Gebietswechsel von einem Kammerbezirk zu einem anderen oder der Wechsel von Mitinhabern beziehungsweise Eintragungsberechtigten) enthalten sind. In Anlehnung an eine Untersuchung von Müller (2005) werden 70 Prozent der Zugänge im zulassungspflichtigen und 90 Prozent der Zugänge im zulassungsfreien Handwerk als originäre Existenzgründungen gewertet. Es wird davon ausgegangen, dass sich der Anteil der „Umbuchungen“ über die Zeit nicht wesentlich verändert hat. So gerechnet ergibt sich zwischen 2002 und 2011 ein Anteil des Handwerks an den Gründungen insgesamt von durchschnittlich elf Prozent. Bemerkenswert ist, dass sich der Anteil 2004 und 2005 merklich erhöht hat. Dies dürfte auf die Novellierung der Handwerksordnung zurückzuführen sein. Die Zahl der handwerklichen Existenzgründer erhöhte sich 2004 gegenüber dem Vorjahr um 47 Prozent. Die erwartete und vorhergesagte Dynamisierung der Gründungsaktivitäten ist folglich eingetreten, wobei die Zunahme – wie in der Tabelle ersichtlich – ganz wesentlich auf die zulassungsfreien Handwerke zurückgeht. Die Novellierung der Handwerksordnung hat also den Marktzutritt erleichtert und zu einer deutlichen Erhöhung des Unternehmensbestandes im Handwerk beigetragen. Dies ist jedoch nur dann als Erfolg zu werten, wenn man die „Qualität“ der Gründungen außer Acht lässt. Kritiker unterstellen daher oft, dass es sich im zulassungsfreien Handwerk ganz überwiegend um prekäre Gründungen handelt, die keine Bestandsfestigkeit aufweisen. Dabei wird auf die fehlende oder unzureichende fachliche Qualifizierung der Gründer in den zulassungsfreien Handwerken verwiesen. Dem ist jedoch differenzierend entgegenzuhalten, dass über die Qualität des Angebots zuerst die Kunden des Unternehmens entscheiden. Die höhere Fluktuation unter den Anlage B1- und B2-Unternehmen zeigt dann auch, dass der Marktmechanismus dafür sorgt, Betriebe auszusortieren, die den Erwartungen der Kundschaft nicht gerecht werden. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung hat sich in einer Untersuchung der Ergebnisse der Unternehmensregisterauswertung, welche die bisherigen Handwerkszählungen ersetzt, unter anderem mit dem Thema der Ein-Personen-Unternehmen im Handwerk befasst (RWI 2012). In dem Register sind rund 156.000 Ein-Personen-Unternehmen verzeichnet. Allerdings sind aus methodischen Gründen handwerkliche wie

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nichthandwerkliche Kleinstunternehmen nicht erfasst, deren Umsatz unter 17.501 Euro liegt und die keine sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten haben. Eine Auswertung des Scientific Use Files zum Mikrozensus 2008 ergab 269.100 Selbstständige ohne Beschäftigte, die den Handwerksberufen der Anlage A und B1 zuzurechnen sind. Hieraus folgt, dass es rund 112.500 Ein-Personen-Unternehmen im Handwerk gibt, die nicht im Register erfasst sind. Der Umfang der wirtschaftlichen Selbstständigkeit hat in Deutschland in den zurückliegenden Jahrzehnten erheblich zugenommen. Dies wurde vor allem durch Ein-Personen-Unternehmen angetrieben, deren Zahl beträchtlich angestiegen ist. Zu dieser Entwicklung dürften unter anderem der Aufstieg der Dienstleistungswirtschaft, die mit der Flexibilisierung der industriellen Produktionssysteme verbundenen Chancen für Alleinunternehmer, sinkende Opportunitätskosten selbstständiger Erwerbsarbeit aufgrund des sinkenden Angebots regulärer Beschäftigungen für Geringqualifizierte sowie, im Zusammenhang damit, die generelle Zunahme atypischer Beschäftigungsformen im Zuge des Wandels des Beschäftigungssystems beigetragen haben (RWI 2012: 67 ff.). Die Handwerkswirtschaft ist daher, mit Blick auf die Entwicklung des Gesamtbestands der Ein-Personen-Unternehmen, vom noch relativ neuen Trend zur Solo-Selbstständigkeit voll erfasst worden. Allerdings sind Ein-Personen-Unternehmen in den zulassungspflichtigen und zulassungsfreien Gewerben und in den Gewerbegruppen innerhalb dieser Teilbereiche des Handwerks sehr unterschiedlich vertreten. Der auf einige wenige Gewerbezweige fokussierte Zustrom einkommensschwacher Solo-Selbstständiger hat allerdings die Struktur der Solo-Selbstständigkeit im Handwerk in Bezug auf die wirtschaftliche Situation der Solo-Selbstständigen in jüngster Zeit erheblich verändert. Der Mikrozensus bietet die Möglichkeit, die sozioökonomischen Merkmale dieser Kleinstunternehmen zu analysieren. Solo-Selbstständige sind im Durchschnitt jünger als Selbstständige mit Beschäftigten. Sie sind daher auch in etwas geringerem Maße familiär verankert als Selbstständige mit Beschäftigen. Frauen sind unter den Solo-Selbstständigen des Handwerks wie unter den Selbstständigen mit Beschäftigten weit unterrepräsentiert. Migranten sind unter den Solo-Selbstständigen des Handwerks in stärkerem Maße vertreten als unter den Selbstständigen mit Beschäftigten. Die Solo-Selbstständigen verfügen in der Regel über eine einschlägige Berufsausbildung, nehmen aber in geringerem Maße an Weiterbildungsmaßnehmen teil als ihre Kollegen mit Beschäftigten. Ein überraschendes Ergebnis der Untersuchung war, dass die Soloselbstständigkeit auch bei den Beziehern niedriger Einkommen offenbar in stärkerem Maße auf Dauer angelegt ist, als man dies a

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priori vermuten könnte (RWI 2012: 94 ff.). Die Marktein- und Marktaustritte sind bei den SoloSelbstständigen im Durchschnitt etwas höher als bei den Selbstständigen mit Beschäftigten. Diese Befunde sollten Rückwirkungen auf die Gründungsförderung im Handwerk haben. Die Erleichterung des Marktzugangs vor allem durch den Wegfall der Meisterpflicht hat dazu geführt, dass sich verstärkt Personen im Handwerk selbstständig machen beziehungsweise machen wollen, die einer fachkundigen Beratung bedürfen. Der Bedarf an Förderung und Beratung von Gründern im Handwerk hat sich dadurch also erhöht. Bei jedem Gründer sollte zunächst davon ausgegangen werden, dass er es mit Aufnahme der Selbstständigkeit ernst meint und eine Chance sieht, seinen Lebensunterhalt hierdurch zu sichern. Die Fluktuation vor allem unter den Kleinstunternehmen im zulassungsfreien Handwerk ist nicht allein auf nicht marktfähige Konzepte zurückzuführen. Es gibt auch Gründe des Scheiterns, die durch Fördermaßnahmen abgewendet werden können. Hierzu zählen unter anderem eine systematische Vorbereitung der Gründung, eine realistische strategische Planung und eine solide Finanzierung. Aus dieser Feststellung kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass mehr noch als bisher von den Kammern, Verbänden und der Politik dafür gesorgt werden muss, den Anreiz für Gründer, die sich im zulassungsfreien Handwerk selbstständig machen wollen, zu erhöhen, freiwillig eine Meisterausbildung zu absolvieren. Eine Meisterausbildung kann nicht und soll nicht das Scheitern von Existenzgründungen verhindern, aber eine gründliche Vorbereitung kann helfen, die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Gründung zu erhöhen. Individuelle Hemmnisse für Existenzgründungen im Handwerk und Fördermaßnahmen Unabhängig von den gesetzlichen Regelungen des Markteintritts im Handwerk stellt sich die Neugründung oder die Übernahme eines bestehenden Handwerksunternehmens für die gründungswilligen Personen als große persönliche Herausforderung dar, deren Bewältigung – im günstigen Fall des langfristigen Überlebens des neu gegründeten beziehungsweise übernommenen Unternehmens – über das wirtschaftliche Wohlergehen des Gründers und seiner Familie über einen langen Zeitraum hinweg entscheiden kann. Die Probleme, denen sich Gründungswillige gegenübergestellt sehen, sind hinlänglich untersucht. Das Problem einer adäquaten Finanzierungslösung spielt stets eine große Rolle, daneben die Branchenkenntnisse, die berufliche Kompetenz und das kommerzielle Geschick des Gründers.

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Zu unterscheiden ist daher zwischen Hemmnissen, die personenbezogen sind und solchen, die sich aus den Rahmenbedingungen der Gründungen im weitesten Sinne des Wortes ergeben. Der Gründungsreport des Deutschen Industrie- und Handelskammertages DIHK gibt einen Einblick darüber, wie Gründungswillige vorbereitet sind, wenn sie die Beratung der Kammern aufsuchen (DIHK 2013: 20). ◼

20 Prozent der Gründer haben unzureichende Fach-/Branchenkenntnisse,



29 Prozent der Gründer haben die Finanzierung ihres Startups nicht gründlich durchdacht,



33 Prozent der Gründer können ihre Produktidee nicht klar beschreiben,



34 Prozent der Gründer schätzen den zu erwartenden Umsatz unrealistisch hoch ein,



37 Prozent der Gründer äußern unklare Vorstellungen zur Kundenzielgruppe,



44 Prozent der Gründer haben sich zu wenig Gedanken zum Kundennutzen ihrer Geschäftsidee gemacht,



42 Prozent der Gründer haben kaufmännische Defizite (bei Preiskalkulation, Kostenrechnung, betriebswirtschaftliche Planrechnungen, etc.)

Diese Ergebnisse zeigen, dass sich nach wie vor zu viele Personen mit unklaren Vorstellungen und mit zu geringem Wissen ihr Gründungsvorhaben angehen. Bei der hier befragten Personengruppe ist positiv hervorzuheben, dass sie die angebotene Beratung in Anspruch nehmen und somit die Chance für die Berater gegeben ist, die angehenden Gründer vor vermeidbaren Fehlern zu bewahren. Bei den anderen sieht das noch deutlich schlechter aus. Unter allen Fördermaßnahmen im Zusammenhang mit Gründungen haben Beratungen einen besonders wichtigen Stellenwert. Einzelne Bundesländer gewähren Zuschüsse für Unternehmensberatungen. Eine neue Fördermöglichkeit für junge Unternehmen ist das Gründercoaching der KfW-Mittelstandsbank. Es unterstützt bestehende Unternehmen bis zu fünf Jahre nach Gründungsdatum und bezuschusst nach vorheriger Antragstellung Coaching- und Beratungsleistungen. Die Gründungsförderung darf also nicht mit dem Zeitpunkt der Rollen- oder Handelsregistereintragung enden, sondern sollte den Gründern zumindest in den ersten kritischen Jahren weiter zur Seite stehen. Es gibt jedoch auch eine Reihe von Hemmnissen, die eher den Rahmenbedingungen zuzurechnen sind. Von ihnen seien hier zwei Felder herausgegriffen: Finanzierungsprobleme und bürokratische Auflagen.

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Ein zentrales und besonders wichtiges Thema für Gründer ist die Finanzierung. Es sind in der Regel fehlende Sicherheiten, die den Betreffenden den Zugang zu Fremdkapital unmöglich machen beziehungsweise erschweren. Hier können Bürgschaftsbanken hilfreich sein. 80 Prozent der Summe des beantragten Kredits können durch eine Ausfallsbürgschaft abgesichert werden, die restlichen 20 Prozent verbleiben als Risiko der Hausbank. Gründer verfügen häufig nicht über ausreichend Eigenkapital und sind somit nicht kreditwürdig. Die KfW Mittelstandsbank kann in diesem Fall mit einem Förderprogramm stützend eingreifen. Die Mittel haben Eigenkapitalfunktion, können also bei einem Kreditantrag die Rolle des fehlenden Eigenkapitals ersetzen. Ebenfalls über die KfW kann bei technologieorientierten Gründungen Beteiligungskapital über einen Fonds zur Verfügung gestellt werden. Bei technologieorientierten Gründungen kommen auch der High-Tech Gründerfonds, der ERP-Startfonds, das Programm EXIST – Existenzgründungen aus der Wissenschaft und insbesondere das EXIST-Gründerstipendium in Betracht. Soll die Gründung eines Handwerksunternehmens aus der Arbeitslosigkeit heraus erfolgen, dann können der Gründungszuschuss und das Einstiegsgeld der Bundesagentur für Arbeit eine sinnvolle Unterstützung sein. Fördervoraussetzung ist auch hier ein von einer fachkundigen Stelle überprüfter, tragfähiger Business Plan. Seit Ende 2011 bekommen zuvor arbeitslose Unternehmensgründer allerdings nicht mehr automatisch auf Antrag einen Zuschuss. Der Rechtsanspruch wurde umgewandelt in eine Ermessensleistung der Bundesagentur für Arbeit. Kleingründungen mit geringem Kapitalbedarf und ohne Angestellte, wie sie im Handwerk nicht selten vorkommen, können durch das KfW-StartGeld ermöglicht werden. Relativ geringe Bedeutung haben Beteiligungsfonds im Handwerk. Sie arbeiten zumeist mit bestehenden, etablierten Handwerksunternehmen zusammen, jedoch nur wenig mit Existenzgründern. Die Hauptgründe dafür, dass die Beteiligungsfinanzierung im Handwerk bislang nur relativ selten genutzt wird, sind die fehlende Bekanntheit dieses Finanzierungsinstruments bei den Existenzgründern, die Ängste der Handwerker, ihre Unabhängigkeit zu verlieren, und die hohe Liquiditätsbelastung durch das von den mittelständischen Beteiligungsgesellschaften verlangte Beteiligungsentgelt, das deutlich höher ausfällt als die Zinsbelastung bei der Kreditfinanzierung (vgl. Lux 2000).

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In einigen Bundesländern (NRW, Berlin) erhalten Handwerksmeister, die einen Handwerksbetrieb neu gründen oder Anteile an einer bestehenden Kapitalgesellschaft erwerben, einen Zuschuss von 7.500 Euro (Meistergründungsprämie). Die Förderung ist (zumindest in Berlin) zweistufig und gliedert sich in eine Basisförderung bei Existenzgründung und eine Arbeitsplatzförderung für besonders aufwändige Gründungen. Die Existenzgründung muss innerhalb von drei Jahren nach Ablegung der deutschen Meisterprüfung erfolgen und es muss sich um eine erstmalige Existenzgründung handeln. Die Arbeitsplatzförderung erhält in Berlin, wer in den ersten drei Jahren der Selbstständigkeit mindestens einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer über einen Zeitraum von zwölf Monaten beschäftigt oder einen Ausbildungsplatz schafft und besetzt. Für Nordrhein-Westfalen wurde diese Maßnahme evaluiert und ihr eine positive Wirkung auf die Gründungsbereitschaft von Meisterprüfungsabsolventen bescheinigt (Schulte 2011). Ein Thema gerade auch für Gründer ist das der Bürokratiebelastung. Je nach Marktfeld und Beruf sind neben der Gewerbeanmeldung, der Rollen- beziehungsweise Handelsregistereintragung weitere Unbedenklichkeitsbescheinigungen und Nachweise zu erbringen. Nicht jeder Gründer verfügt über das Wissen, welche Zertifikate erforderlich sind und bei welchen Stellen eine Meldung zu erfolgen hat. Um dieses Problem zu lösen, wurden Konzepte des One-Stop-Office entwickelt. Demnach sollte ein Gründer nur eine einzige Stelle aufsuchen müssen, die ihm umfänglich bei der Zusammenstellung der erforderlichen Unterlagen und bei der ordnungsgemäßen Registrierung behilflich sind. Längst nicht alle Kommunen in Deutschland verstehen sich in dieser Hinsicht als serviceorientiert. Eine Lösung könnte darin bestehen, dass sich alle Kommunen dem Gütesiegel „Servicefreundlichkeit“ anschließen. Hierdurch könnte sichergestellt werden, dass Gründer nicht bereits an den bürokratischen Hürden scheitern. Schlussfolgerungen In Folge der Handwerksnovelle 2004 ist die Zahl der Existenzgründer im Handwerk deutlich angestiegen. Eine hohe Dynamik entfaltete sich vor allem in einigen Zweigen der nach der HwO-Novelle 2004 zulassungsfreien Gewerbe wie bei Raumausstattern, Fliesenlegern und Gebäudereinigern. Der Verzicht auf den Meisterbrief als Voraussetzung zur selbstständigen Betätigung in Handwerk hatte jedoch zur Folge, dass vermehrt Gründer ein Gewerbe anmelden, ohne hierfür die erforderlichen fachlichen und betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen

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mitzubringen. Hieraus erklärt sich zum Teil die beachtliche Fluktuation im Bestand dieser Unternehmen, die deutlich über der Fluktuation in den zulassungspflichtigen Gewerben liegt. Da in den Handwerkszweigen der Anlage B1 die Meisterprüfung auch freiwillig abgelegt werden kann, sollten hierfür entsprechende Anreize geschaffen werden. Die Kammern und Verbände des Handwerks sollten ihr Werben um Teilnehmer an Meisterkursen verstärken. Fachliche Kompetenzen und Schulungen in grundlegenden Techniken der Unternehmensführung sind geeignet, das Risiko einer Unternehmensgründung deutlich zu verringern. Für Existenzgründer ist es vorteilhaft, verlässliche und vertrauensvolle Berater in Anspruch nehmen zu können, ohne hierfür über Gebühr hohe Beraterhonorare zahlen zu müssen. Somit ist die Unternehmensgründungsberatung der Kammern ein wichtiges Instrument zur Überwindung von Gründungsbarrieren und Gründungshemmnissen. Die hierfür bereit gestellten Zuschüsse sind sinnvoll angelegt und tragen dazu bei, unnötige Verluste zu vermeiden. Für die Absicherung der Gründungsfinanzierung steht eine breite Palette an Programmen zu Verfügung. Der Zugang zu günstigen Krediten beziehungsweise Darlehen ist eine wirksame Hilfe, um die erforderlichen Investitionen realisieren und die kritischen ersten drei Jahre überstehen zu können. Darüber hinaus gibt es Hilfen zur Finanzierung von Betriebsmitteln wie auch Angebote der Beteiligungsfonds und Bürgschaftsbanken. Auf diesem Gebiet ist für jeden Gründer eine fundierte Beratung unerlässlich, da nur wenige einen Überblick über das Förderangebot besitzen. Die Gründungsforschung hat ermittelt, dass – gemessen am Kriterium Ausfallquote in den ersten drei Jahren – öffentlich geförderte Unternehmen eine wesentlich höhere Erfolgsquote ausweisen als nicht geförderte Unternehmen (Almus/Prantl 2001). Sieht man von der Meistergründungsprämie ab, so gibt es keine spezielle Gründungsförderung für das Handwerk. Die breite Palette an Möglichkeiten der Förderung von Unternehmensgründungen steht grundsätzlich allen Gründern offen, wobei bei der Antragsberechtigung differenziert wird. Viele werdende Handwerksunternehmer profitieren von dem Beratungsangebot der Handwerkskammern beziehungsweise der Gewerbeförderungsstellen. Dies schließt auch die Bereitstellung von Informationen zur Frage der Gründungsfinanzierung ein. Tatsächlich erscheint die Vielfalt der Fördertatbestände und Förderprogramme intransparent. Bereits 1996 wurde in einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung vorgeschlagen, Förderbausteine zu konzipieren,

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die es unter anderem ermöglichen, verschiedene Förderprogramme sinnvoll miteinander zu kombinieren (Klemmer/Friedrich/Lageman 1996). Von diesem Ansatz scheint man sich in der Politik inzwischen wieder entfernt zu haben, so dass zulasten der Transparenz immer mehr Förderprogramme nebeneinander geschaffen werden, die vielen Gründungswilligen – trotz Förderdatenbank des BMWi – gar nicht bekannt sind. Hiermit eng zusammen hängt die Kritik an der Vielzahl von Institutionen, die Gründungsberatung anbieten. Gerade in der ersten Phase, wo sich die ersten Gedanken zum Schritt in die Selbstständigkeit formieren (nascent entrepreneur), sollte es dem Gründungswilligen erleichtert werden, den Zugang zu der Beratungsstelle zu finden, die für ihn am hilfreichsten ist. Eine Clearingstelle könnte hier nützlich sein.

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Literatur: Almus, M. und S. Prantl (2001): Die Auswirkungen öffentlicher Gründungsförderung auf das Überleben junger Unternehmen. Discussion Paper No. 01-03. Mannheim: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und Universität Mannheim. Deregulierungskommission (1991): Marktöffnung und Wettbewerb. Berichte 1990 und 1991. Stuttgart: C.E. Poeschsel Verlag. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (2013): Weniger Gründer – aber besser vorbereitet. DIHK-Gründerreport 2013. Zahlen und Einschätzungen der IHK-Organisation zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Berlin: DIHK. Frick, S., B. Lageman, B. von Rosenbladt, H. Voelzkow und F. Welter (1998): Möglichkeiten zur Verbesserung des Umfeldes für Existenzgründer und Selbstständige – Wege zu einer neuen Kultur der Selbstständigkeit. Untersuchungen des RWI, Heft 25. Essen: RWI. Fritsch, M. (2005): Gründungen und regionale Beschäftigungsentwicklung – Empirische Evidenz und offene Fragen, in: Welter, F. (Hrsg.), Dynamik im Unternehmenssektor: Theorie, Empirie und Politik, Berlin: Duncker & Humblot, 45-58. Institut für Mittelstandsforschung, Bonn. Internet: www.ifm-bonn.org/statistiken (Aufruf: 22.04.2013). Klemmer, P., W. Friederich und B. Lageman (1996): Mittelstandsförderung in Deutschland – Konsistenz, Transparenz und Ansatzpunkte für Verbesserungen. Untersuchungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung; Heft 21. Essen: RWI. Kollmann, T. (2009): Unternehmensgründung. Gablers Kompakt-Lexikon. Wiesbaden: Gabler Verlag. Lux, M.-O. (2000): Das Beteiligungskapital im Spektrum der Gründungsfinanzierung im Handwerk. Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien, Bd. 62. Duderstadt: Mecke Verlag. Monopolkommission (1998): Marktöffnung umfassend verwirklichen. Hauptgutachten 1996/1997. Baden-Baden: Nomos Verlag. Monopolkommission (2002): Reform der Handwerksordnung. Sondergutachten Nr. 31. gemäß § 44 Abs. 1 Satz 4 GWB, Bonn. Müller, K. (2005): Determinanten des Existenzgründungsgeschehens im Handwerk. In: Welter, F. (Hrsg.): Dynamik im Unternehmenssektor: Theorie, Empirie und Politik. Veröffentlichungen des Round Table Mittelstand, Bd. 4. Berlin: Duncker & Humblot, 77-103. Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (2004): Determinanten des Strukturwandels des deutschen Handwerks. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit. Essen: RWI.

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Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (2012): Analyse der Ergebnisse der Unternehmensregisterauswertung Handwerk 2008. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. RWI Projektberichte, Essen: RWI. Sanders, H. M. (2001): Mittelstandsförderung und Beschäftigung: Zur Wirkung von Finanzierungs- und Investitionshilfen auf die Beschäftigung in Kleinunternehmen des Handwerks (Diss. Universität Lüneburg, 2001): Frankfurt/M.: Peter Lang Verlag. Schulte, R. (2011): Begleitforschung zum NRW-Förderprogramm Meistergründungsprämie für Existenzgründungen im nordrhein-westfälischen Handwerk. Bericht über die Ergebnisse der Begleitforschung 2008 – 2010 mit dem Gründungspanel NRW. Centrum für Existenzgründung in Theorie und Anwendung e. V. an der Universität Lüneburg. Studie im Auftrag der Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks. Düsseldorf: LGH. Statistisches Bundesamt (2013): Gewerbeanzeigen – Januar 2013; Fachserie 2 Reihe 5. Wiesbaden. Weiss, P. (2005): Strukturwandel im Handwerk. In: Welter, F. (Hrsg.), Dynamik im Unternehmenssektor: Theorie, Empirie und Politik. Veröffentlichungen des Round Table Mittelstand, Bd. 4. Berlin: Duncker & Humblot, 105-129. Welter, F. (2001): Who Wants to Grow? Growth Intentions and Growth Profiles of (Nascent) Entrepreneurs in Germany. Babson-Kauffman Entrepreneurship Research Conference (BKERC), Vol. 8. Boston, San Francisco. Welter, F. (2005): Dynamik im Unternehmenssektor: Theorie, Empirie und Politik. Veröffentlichungen des Round Table Mittelstand, Bd. 4., Berlin: Duncker & Humblot. Zentralverband des Deutschen Handwerks, Berlin. Internet: www.zdh-statistik.de (Aufruf: 22.04.2013). www.existenzgruender.de/selbstaendigkeit/entscheidung/branchen_ zielgruppen/handwerk/index.php

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Unter Mitarbeit von Wolfgang Dürig, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen.

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Fortan wird in diesem Beitrag aus pragmatischen Gründen nur von Gründern die Rede sein, obwohl Gründerinnen ebenso gemeint sind.

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ANHANG

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Veröffentlichungen des RKW-Kuratoriums In bisher 20 Bänden sind die Beiträge der Mitglieder des RKW-Kuratoriums aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und Wissenschaft zu den Jahressitzungen des Kuratoriums veröffentlicht worden. Der Aufbau der neuen Bundesländer Beiträge von: Werner Breitschwerdt, Leon Brittan, Joachim Dirschka, Wolfram Engels, Gerhard Fels, Roland Issen, Jürgen Jeske, Reimut Jochimsen, Bruno W. Köbele, ConradMichael Lehment, Werner Meißner, Angela Merkel, Heinz-Werner Meyer, Herbert Müller, Werner Münch, Klaus Murmann, Karl-Heinz Narjes, Friedhelm Ost, Matti Paasila, Johannes Rau, Günter Rexrodt, Günter Rinsche, Peter M. Schmidhuber, Lothar Späth, Günter Spur, Erich Staudt, Helga Steeg, Christa Thoben, Annette Winkler Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 1993 Die neuen Bundesländer und ihre Partner im Osten Beiträge von: Joachim Dirschka, Roland Issen, Jürgen Jeske, Reimut Jochimsen, ConradMichael Lehment, Angela Merkel, Heinz-Werner Meyer, Herbert Müller, Klaus Murmann. Karl-Heinz Narjes, Matti Paasila, Johannes Rau, Günter Rexrodt, Peter M. Schmidhuber, Lothar Späth, Günter Spur, Helga Steeg Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 1994 Die neuen Bundesländer und Japan Beiträge von: Joachim Dirschka, Bernhard Dorn, Roland Issen, Jürgen Jeske, Angela MerkeI, Herbert Müller, Karl-Heinz Narjes, Friedhelm Ost, Johannes Rau, Günter Rexrodt, Günter Rinsche, Peter M. Schmidhuber, Günter Spur, Erich Staudt Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 1995 Privatisierung öffentlicher Aufgaben Beiträge von: Joachim Dirschka, Rüdiger Frohn, Reimut Jochimsen, Angela Merkel, Friedhelm Ost, Günter Rexrodt, Erich Staudt Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 1996

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Innovationen in Deutschland Beiträge von: Siegfried Bleicher, Joachim Dirschka, Bernhard Dorn, Gerhard Fels, Gerd Freund, Reimut Jochimsen, Angela MerkeI, Herbert Müller, Johannes Rau, Günter Rexrodt, Heide Simonis, Lothar Späth, Erich Staudt, Helga Steeg, Matthias Wissmann Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 1997 Maßnahmen zur Verminderung der Arbeitslosigkeit Beiträge von: Bernhard Dorn, Gerhard Fels, Jürgen Großmann, Erhard Jauck, Reimut Jochimsen, Bruno W. Köbele, Tyll Necker, Johannes Rau, Günter Rexrodt, Peter M. Schmidhuber, Peter von Siemens, Günter Spur, Matthias Wissmann, Monika Wulf-Mathies Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 1998 Globalisierung – Herausforderung und Chance für den deutschen Mittelstand Beiträge von: Joachim Dirschka, Bernhard Dorn, Gerhard Fels, Jürgen Großmann, Eberhard Heinke, Reimut Jochimsen, Bruno W. Köbele, Christiane Krajewski, Werner Meißner, Angela Merkel, Jürgen W. Möllemann, Herbert Müller, Friedhelm Ost, Johannes Rau, Günter Rexrodt, Lothar Späth, Günter Spur, Erich Staudt, Helga Steeg, Matthias Wissmann Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 1999 Aus- und Weiterbildung für den deutschen Mittelstand Beiträge von: Joachim Dirschka, Bernhard Dorn, Jürgen Großmann, Eberhard Heinke, Roland Issen, Jürgen Jeske, Bruno W. Köbele, Christiane Krajewski, Werner Meißner, Angela Merkel, Jürgen W. Möllemann, Herbert Müller, Werner Müller, Friedhelm Ost, Winfried Schlaffke, Erich Staudt, Helga Steeg, Heide Simonis, Matthias Wissmann Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 2000 Der Generationenvertrag – Seine Bedeutung für den deutschen Mittelstand Beiträge von: Joachim Dirschka, Jürgen Großmann, Roland Issen, Werner Meißner, Friedrich Merz, Friedhelm Ost, Harald Schartau, Hubertus Schmoldt, Peter von Siemens, Heide Simonis, Günter Spur, Erich Staudt, Helga Steeg, Christa Thoben, Ludolf von Wartenberg Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 2001

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Zuwanderung, Arbeitsmarkt und der deutsche Mittelstand Beiträge von: Joachim Dirschka, Bernhard Dorn, Gerhard Fels, Jürgen Großmann, Eberhard Heinke, Reinhard Höppner, Carsten Kreklau, Angela Merkel, Jürgen W. Möllemann, Werner Müller, Friedhelm Ost, Johannes Rau, Bernd Rohwer, Manfred Schallmayer, Harald Schartau, Günter Spur, Erich Staudt, Helga Steeg, Matthias Wissmann Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 2002 Chancen und Risiken der EU-Osterweiterung für den deutschen Mittelstand Beiträge von: Ludwig Baumgarten, Clemens Börsig, Wolfgang Clement, Joachim Dirschka, Gerhard Fels, Friedel Fleck, Jürgen Großmann, Hans-Christoph Noack, Friedhelm Ost, Matti Paasila, Matthias Platzeck, Günter Rinsche, Bernd Rohwer. Petra Roth, Harald Schartau, Günter Spur, Helga Steeg, Christa Thoben Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 2003 Finanzierung des deutschen Mittelstands im Zeitalter der Globalisierung Beiträge von: Clemens Börsig, Wolfgang Clement, Joachim Dirschka, Friedrich Homann, Wolfgang Maßberg, Angela Merkel, Matthias Platzeck, Michael Sommer, Helga Steeg Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 2004 Qualifizierung im deutschen Mittelstand im Zeitalter der Globalisierung Beiträge von: Ann-Kristin Achleitner, Edelgard Bulmahn, Bernhard Dorn, Eckhard Franz, Eberhard Heinke, Bruno W. Köbele, Friedrich Merz, Friedhelm Ost, Matthias Platzeck, Petra Roth, Harald Schartau, Hubertus Schmoldt, Michael Sommer, Helga Steeg, Ludolf von Wartenberg Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 2005 Rationalisierung und Beschäftigung im deutschen Mittelstand im Zeitalter der Globalisierung Beiträge von: Ann-Kristin Achleitner, Joachim Dirschka, Reinhard Dombre, Bernhard Dorn, Eckhard Franz, Jürgen Großmann, Friedhelm Ost, Günter Rinsche, Petra Roth, Harald Schartau, Peter M. Schmidhuber, Helga Steeg, Christa Thoben, Ludolf von Wartenberg Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 2006

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Herausforderung der demographischen Entwicklung für den deutschen Mittelstand Beiträge von: Anton Börner, Hans-Jörg Bullinger, Joachim Dirschka, Bernhard Dorn, Michael Glos, Jürgen Großmann, Eberhard Heinke, Hans-Joachim Metternich, Angelika Niebler, Friedhelm Ost, Harald Schartau, Annette Schavan, Hubertus Schmoldt, Christa Thoben, Ludolf von Wartenberg Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Eschborn 2007 Mittelstand – Schlüsselfaktor im deutschen Innovationssystem Beiträge von: Dieter Althaus, Ludwig Baumgarten, Clemens Börsig, Hans-Jörg Bullinger, Edelgard Bulmahn, Joachim Dirschka, Eberhard Heinke, Roland Issen, Silvana Koch-Mehrin, Wolfgang Maßberg, Werner Meißner, Angelika Niebler, Hans-Christoph Noack, Friedhelm Ost, Andreas Pinkwart, Matthias Platzeck, Günter Rinsche, Petr Roth, Harald Schartau, Annette Schavan, Christine Scheel, Michael Sommer, Helga Steeg, Günter Spur, Alexander Tesche, Ingrid Voigt, Ludolf von Wartenberg Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Sternenfels 2008 Mittelstand und Osteuropa Beiträge von: Dieter Althaus, Ludwig Baumgarten, Anton F. Börner, Hans-Jörg Bullinger, Edelgard Bulmahn, Joachim Dirschka, Roland Issen, Silvana Koch-Mehrin, Bernd Kriegesmann, Klaus Murmann, Friedhelm Ost, Matthias Platzeck, Thorsten Posselt, Günter Rinsche, Petra Roth, Annette Schavan, Hubertus Schmoldt, Günter Spur, Helga Steeg, Ludolf von Wartenberg Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Sternenfels 2009 Die Zukunft des deutschen Mittelstands Beiträge von: Anton F. Börner, Hans-Jörg Bullinger, Edelgard Bulmahn, Joachim Dirschka, Otmar Franz, Eberhard Heinke, Roland Issen, Silvana Koch-Mehrin, Bruno W. Köbele, Bernd Kriegesmann, Angelika Niebler, Friedhelm Ost, Andreas Pinkwart, Matthias Platzeck, Petra Roth, Harald Schartau, Christine Scheel, Peter M. Schmidhuber, Günter Spur, Alexander Tesche Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Sternenfels 2010 Kultur- und Kreativwirtschaft im deutschen Mittelstand Beiträge von: Anton F. Börner, Hans-Jörg Bullinger, Otmar Franz, Michael Glos, Simone Kimpeler, Wolfgang Maßberg, Bernd Neumann, Friedhelm Ost, Eva Plankenhorn, Matthias Platzeck, Philipp Rösler, Christine Scheel, Michael Sommer, Günter Spur, Alexander Tesche, Michael Vassiliadis, Ingrid Voigt, Ludolf von Wartenberg, Harm Wurthmann Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Sternenfels 2011

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Fachkräftemangel im deutschen Mittelstand und Integration Beiträge von: Edelgard Bulmahn, Otmar Franz, Eberhard Heinke, Otto Kentzler ,Andrea Kocsis, Bruno W. Köbele, Bernd Kriegesmann, Wolfgang Maßberg, Hildegard Müller, Bernd Neumann, Angelika Niebler, Friedhelm Ost, Andreas Pinkwart, Peter M. Rudhart, Jochen Ruetz, Harald Schartau, Annette Schavan, Michael Sommer, Günter Spur, Michael Vassiliadis Herausgegeben von Dr. Otmar Franz, Sternenfels 2012

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Mitglieder des RKW-Kuratoriums Dr. Ludwig Baumgarten ehem. Mitglied des Vorstands des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. Anton F. Börner Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e. V. Prof. Dr. Clemens Börsig Vorsitzender des Vorstands der Deutsche Bank Stiftung Prof. Dr. Werner Breitschwerdt Daimler AG Rainer Brüderle Bundesminister für Wirtschaft und Technologie a. D. Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Jörg Bullinger Senator der Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V. Edelgard Bulmahn MdB Bundesministerin für Bildung und Forschung a. D. Joachim Dirschka Ehrenpräsident der Handwerkskammer zu Leipzig Prof. Dr. Gerhard Fels ehem. Direktor und Mitglied des Präsidiums des Instituts der deutschen Wirtschaft Dr. Otmar Franz Ehrenvorsitzender des Vorstands des RKW e. V., Ehrenmitglied des Europäischen Parlaments Michael Glos Bundesminister für Wirtschaft und Technologie a. D.

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Prof. Dr. Jürgen Gramke Vorstandsvorsitzender des Institute for European Affairs Dr. Jürgen Großmann Inhaber der Georgsmarienhütte Holding GmbH Dr. Ute Günther Vorstand Business Angels Netzwerk Deutschland e. V. (BAND) Dr. Eberhard Heinke Vorsitzender des Verwaltungsrats des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung Roland Issen ehem. Vorsitzender der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft Otto Kentzler Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks e. V. Senator e.h. Bruno Köbele Präsident des Internationalen Bundes Andrea Kocsis Stellvertretende Vorsitzende ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bundesvorstand Christiane Krajewski Ministerin und Senatorin a. D. Prof. Dr. Bernd Kriegesmann Präsident der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Dr. Heinz Kriwet ehem. Vorsitzender des Aufsichtsrats der Thyssen Krupp AG

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Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Maßberg Ruhr-Universität Bochum Prof. Dr. Werner Meißner Präsident der accadis Hochschule Bad Homburg RA Friedrich Merz Vorsitzender der Atlantik-Brücke e. V. Hildegard Müller Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. Dr. Werner Müller Vorsitzender des Vorstands der RAG Stiftung Dr. Klaus Murmann Gründer der Sauer-Danfoss Inc. Bernd Neumann MdB Staatsminister für Kultur und Medien Dr. Angelika Niebler MdEP Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU im Europaparlament Friedhelm Ost Staatssekretär a. D. Prof. Dr. Andreas Pinkwart Rektor der HHL – Leipzig Graduate School of Management Matthias Platzeck Ministerpräsident des Landes Brandenburg a. D.

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Prof. Dr. Günter Rinsche Mitglied des Vorstands der Konrad-Adenauer-Stiftung Dr. Gunnar Rogwalder Chairman of the Board Hansa Luftbild Arabia EC Dr. Philipp Rösler Bundesminister für Wirtschaft und Technologie Dr. Peter M. Rudhart Vorstandsvorsitzender RKW e. V., Honorary Vice President of the European Management Association Dr. Jochen Ruetz Finanzvorstand (CFO) der GFT Technologies AG Harald Schartau Arbeitsdirektor und Mitglied der Geschäftsführung der Georgsmarienhütte Holding GmbH Prof. Annette Schavan Bundesministerin für Bildung und Forschung a. D. Christine Scheel ehem. Vorstand Nachhaltigkeit der HEAG Südhessische Energie AG (HSE) RA Peter M. Schmidhuber ehem. Mitglied der EU-Kommission Hubertus Schmoldt ehem. Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Günter Schwank Ehrenmitglied des RKW e. V.

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Michael Sommer Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Prof. Dr. Joachim Starbatty Vorsitzender des Vorstands der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e. V. Dr. Helga Steeg ehem. Exekutivdirektorin der Internationalen Energie-Agentur IEA Dr. Alexander Tesche Mitglied des Vorstands der Ed. Züblin AG Christa Thoben Ministerin a. D. Michael Vassiliadis Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Dr. Ludolf von Wartenberg Präsident der Gesellschaft zur Förderung von Auslandsinvestitionen Dr. Annette Winkler Head of smart Daimler AG

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