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German Pages [496] Year 2006
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Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte Herausgegeben im Auftrag der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte von Carsten Nicolaisen und Harald Schultze
Reihe B: Darstellungen Band 43
Vandenhoeck & Ruprecht
Jens Bulisch
Evangelische Presse in der DDR „Die Zeichen der Zeit“ (1947–1990)
Vandenhoeck & Ruprecht
Redaktionelle Betreuung dieses Bandes: Carsten Nicolaisen
Mit 2 Abbildungen und 3 Grafiken
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN 3-525-55744-2
Die Umschlagabbildung zeigt fünf Titelblätter der Zeitschrift „Die Zeichen der Zeit“ Bildbeigaben mit freundlicher Genehmigung der Evangelischen Verlagsanstalt (Leipzig)
© 2006, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke. Printed in Germany. Satz: Satzspiegel, Nörten-Hardenberg Druck und Bindung: Hubert & Co., Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Meinem Lehrer Professor Dr. Dr. Kurt Nowak zum Gedächtnis
Inhalt
Inhalt
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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I. 1. 2. 3.
. . .
13 13 23
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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zum Stand der evangelischen Presseforschung . . . . . . Materialgrundlagen und Archive . . . . . . . . . . . . Hinführung: Die evangelische Presse im Mediensystem der DDR – eine Standortbestimmung . . . . . . . . . . . .
II. Die Gründung der Zeitschrift „Die Zeichen der Zeit“ im Kontext der Neuformierung evangelischer Pressearbeit in der sowjetischen Besatzungszone . . . . . . . . . . . . . . . 1. Politische und kirchenpolitische Voraussetzungen evangelischer Pressearbeit nach 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . a. Die evangelische Presse während der Zeit des Nationalsozialismus . . . . . . . . . . . . . . . . . b. Der Evangelische Preßverband für Deutschland nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ . . . . . . . . . c. Die „Kammer für evangelisches Schrifttum“ bei der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD . . . . . . d. Das Wiederaufleben evangelischer Pressearbeit in den Besatzungszonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Gründung der Evangelischen Verlagsanstalt GmbH . . . 3. Die Bemühungen um kirchliche Zeitschriften und die Gründung der evangelischen Monatsschrift „Die Zeichen der Zeit“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. „Die Zeichen der Zeit“ in ihren Anfangsjahren . . . . . . . a. Publizistisch-theologischer Anspruch . . . . . . . . . . b. Das Problem der Doppelhefte . . . . . . . . . . . . . c. Papierbereitstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die unfreiwillige publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis zur Einschränkung der evangelischen Pressearbeit 1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Kirchliche Versuche zur Bereicherung der evangelischen Presselandschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
37 37 37 41 43 48 52 62 70 70 86 90
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8 2. 3. 4.
Inhalt
Versuche der SED und der CDU zum Aufbau einer nichtkirchlichen evangelischen Publizistik . . . . . . . . . 109 Staatliche Eingriffe in die evangelische Pressearbeit 1952/53 und das Verbot der „Stafette“ . . . . . . . . . . . . . . 119 „Die Zeichen der Zeit“ in den Jahren 1950–1953: Unsicherheit des publizistischen Standorts und Anzeichen innerer Isolierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
IV. Die Geschichte der „Zeichen der Zeit“ als Spiegel der Verlags- und Kirchenpolitik der 1950er Jahre . . . . . . . 1. Verlagspolitik der 1950er Jahre . . . . . . . . . . . . . a. Die Zeitschrift „Kunst und Kirche“ . . . . . . . . . . b. Die Papierzuteilungen als kirchenpolitisches Druckmittel und die Verhinderung der Zusammenarbeit christlicher Verlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c. Die Diskriminierung der Evangelischen Verlagsanstalt und die Behinderung der kirchlichen Pressearbeit . . . . . . d. Eine Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie . . . . . 2. Die Etablierung der Zeitschriften „Glaube und Gewissen“ (1955) und „Evangelisches Pfarrerblatt“ (1959) . . . . . . . a. Bemühungen der CDU um eine christliche Wochenzeitschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . b. Vorstellungen der SED . . . . . . . . . . . . . . . . c. „Glaube und Gewissen“ . . . . . . . . . . . . . . . d. Pfarrerbund und „Evangelisches Pfarrerblatt“ . . . . . . 3. Die Presseverordnung vom 9. Juni 1955 und ihre Auswirkung auf die kirchlichen Vertriebswege . . . . . . . . . . . . . 4. „Die Zeichen der Zeit“ in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre: Die Zeitschrift im Spannungsfeld theologischer Profilierung und kirchenpolitischer Pragmatik . . . . . . . a. Inhaltliche Entwicklungen und Zensur . . . . . . . . . b. Die Predigtmeditationen . . . . . . . . . . . . . . . c. Veränderung im Redaktionskreis . . . . . . . . . . . d. Das Layout . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V.
1.
„Die Zeichen der Zeit“ in den 1960er Jahren: Die Zeitschrift zwischen staatlicher Repression und Versuchen der Emanzipierung gegenüber der Kirchenleitung . . . . . . . Staatliche Einflussnahme auf die kirchliche Presse seit Beginn der 1960er Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a. Die Evangelische Verlagsanstalt . . . . . . . . . . . . b. Die kirchliche Presse . . . . . . . . . . . . . . . . . c. Das Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Deutschland .
146 146 146 151 160 165 172 172 174 175 182 190 201 201 220 223 230
235 235 236 244 257
9
Inhalt
2.
3.
Staatliche Zensurpolitik und Konflikte in der Redaktion . a. Allgemeine Entwicklungen . . . . . . . . . . . . . b. Zensurmaßnahmen des Presseamtes . . . . . . . . . c. Die Besprechungen westlicher Bücher . . . . . . . . d. Die „Zehn Artikel über Freiheit und Dienst der Kirche“ und die „Sieben Sätze von der Freiheit der Kirche zum Dienen“ (1963) . . . . . . . . . . . . . . . . . . e. Der wachsende Einfluss und die Aktivitäten Gerhard Bassaraks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Änderung der Chefredaktion der „Zeichen der Zeit“ 1969/70: Momentaufnahmen eines Personalwechsels . . .
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272 272 278 285
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287
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302
VI. Die Zeitschrift als „Zeichen der Zeit“ der 1970er und 1980er Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Vereinheitlichung der evangelischen Zeitschriftenlandschaft: Die Etablierung des „Standpunkt“ . . . . . . . . . . . . 2. Wandel der „Zeichen der Zeit“ nach 1970?: Themen und Tendenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Zeit der Stagnation von 1970 bis 1989/90: „Die Zeichen der Zeit“ unter der Chefredaktion Heinz Blauerts . . . . . . . a. Der Redaktionskreis nach dem Ausscheiden Gerhard Brenneckes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b. Das Profilpapier von 1973 als Programm . . . . . . . . c. Herstellungsprobleme und neues Layout . . . . . . . . d. Die Nachfolge Heinz Blauerts (1989/90) . . . . . . . . e. Ausblick: „Die Zeichen der Zeit“ nach 1990 . . . . . .
364 369 385 392 394
VII. Zusammenfassung
403
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Zusammensetzung des Redaktionskreises 1947–1990
316 316 345 364
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Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . .
418
Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
444
Personenregister/Biografische Angaben
447
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Vorwort Vorwort
Vorwort
Die Zahl der Veröffentlichungen zur Kirchengeschichte der DDR schwillt nach dem Untergang des „real existierenden Sozialismus“ kontinuierlich an. Die Fülle der Monographien, Dokumentationen, Aufsätze ist bereits zum jetzigen Zeitpunkt kaum noch zu überschauen. Überdies sorgt der Streit um die Deutung der DDR-Kirchengeschichte zusätzlich für Unübersichtlichkeit. Allgemein herrscht die Überzeugung, dass zur Klärung der Perspektiven und damit auch zur Versachlichung der Urteile empirisch gesättigte Spezialstudien notwendig sind. In den Bereich der Spezialstudien gehören auch Forschungen zur Geschichte der evangelischen Publizistik im SED-Staat. Den evangelischen Kirchen standen bei ihrer publizistischen Selbstdarstellung nur begrenzte Möglichkeiten zur Verfügung. Sie agierten in einem engen Segment der printmedialen Kommunikation. Aus diesem Grund ließ bereits die Erforschung einer Zeitschrift relevante Auskünfte über die Handlungsspielräume und -grenzen der evangelischen Publizistik in der DDR erhoffen. „Die Zeichen der Zeit“ waren die einzige kirchliche Zeitschrift in der DDR mit dem Anspruch, einen breiten Leserkreis erreichen zu wollen und sich nicht auf ein Fachpublikum zu beschränken. Die historisch-zeitgeschichtliche Untersuchung dieser Monatsschrift versucht die Funktionsmechanismen evangelischer Pressearbeit in der DDR nachzuzeichnen und deren Möglichkeiten und Einengungen im Spiegel eines Publikationsorgans aufzuzeigen. Das Promotionsprojekt wurde durch ein Stipendium des Freistaates Sachsen ermöglicht und darüber hinaus durch den Wissenschaftlichen Beirat des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland im Rahmen des Forschungsschwerpunktes „Die Rolle der evangelischen Kirche im geteilten Deutschland“ durch eine Sachkostenbeihilfe unterstützt, die die notwendigen Studien in den verschiedenen Archiven gestattete. Zu danken ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der zahlreichen Archive, die meine Recherchen bereitwillig und entgegenkommend unterstützt haben, ebenso auch denjenigen, die persönliche Unterlagen über „Die Zeichen der Zeit“ und ihre Erinnerungen zur Verfügung stellten. Ohne diese Bereitschaft wäre die Untersuchung nicht möglich gewesen. Mein Kommilitone Christian Mai war ihr erster Leser. Als kritischer Gesprächspartner hatte er wesentlichen Anteil am Fortgang der Arbeit, wofür ich ihm danke. Ebenso danke ich Robert Pohl, der mir während der mehrwöchigen Berlin-Aufenthalte selbstlos seine Gastfreundschaft gewährte.
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Vorwort
Herrn Prof. Dr. Dr. Günter Wartenberg ist zu danken, dass die Promotion nach dem Tode meines Doktorvaters in Leipzig zum Abschluss geführt werden konnte. Der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte bin ich dankbar für die Aufnahme der Arbeit in ihre Publikationsreihe, Herrn Prof. Dr. Carsten Nicolaisen für die redaktionelle Betreuung des Manuskripts, der Forschungsstelle in München für die Hilfe bei der Zusammenstellung der biografischen Angaben. Gleichfalls danke ich den Archiven, die schnell und unbürokratisch Personendaten für das Register übermittelten. Prof. Dr. Dr. Kurt Nowak hat mein Interesse auf den Forschungsgegenstand gelenkt und die Arbeit über die gesamte Zeit ihrer Entstehung stets mit Aufmerksamkeit und Engagement begleitet und gefördert. Mit ihm diskutierte ich Fragen der Methode; der Aufriss und die inhaltliche Ausführung gründen wesentlich in den Gesprächen mit ihm. Stets war er über den aktuellen Stand der Arbeit informiert. Alle nacheinander entstandenen Einzelkapitel hat er gelesen. Seine Kritik und seine Anregungen konnte ich somit aufnehmen, wenngleich ich ihm die Arbeit in ihrer Endgestalt nicht mehr in die Hand geben konnte. Meinem früh verstorbenen Lehrer Kurt Nowak schulde ich besonderen Dank. Im November 2004
Jens Bulisch
Einleitung Einleitung
I. Einleitung
1. Zum Stand der evangelischen Presseforschung Die evangelische Presseforschung ist kein historiographisches Stiefkind der Kirchengeschichtsschreibung, doch auch nicht sonderlich privilegiert. Bereits 1971 hatte sich Michael Schmolke mit einem Abriss der katholischen Pressegeschichte seit dem frühen 19. Jahrhundert habilitiert1. Gottfried Mehnert verfasste 1983 eine Überblicksdarstellung zur Geschichte der evangelischen Presse2. Eine historische Analyse von publizistischen Strategien der protestantischen Presse publizierte Axel Schwanebeck3. Spezialstudien zur evangelischen Publizistik des 19. Jahrhunderts legten Ernst-Albert Ortmann4, Gottfried Mehnert5 und Helmut Hinze6 vor. Einen kleinen Teil des katholischen Feldes bearbeitete Jörg Haustein mit seiner Dissertation über die reformkatholische Zeitschrift „Das Neue Jahrhundert“ als Beispiel der liberal-katholischen Publizistik im späten deutschen Kaiserreich7. Dem Themenfeld „Presse und Protestantismus“ in der Zeit der Weimarer Republik widmete sich eine Monographie Karl-Werner Bühlers aus dem Jahre 19708. Ihre ideologischen Prämissen nicht verbergen kann die ungedruckt gebliebene Dissertation Siegfried Neumanns, die er 1984 bei der Universität Jena einreichte9. Seine Behauptung, dass die evangelische Kirche zu einem wichtigen Verbündeten der Nationalsozialisten wurde, belegte er anhand von Beispielen aus den Zeitschriften „Die Christliche 1 M. SCHMOLKE, Presse. Die vor allem theologisch argumentierende Vorstellung, dass die Emanzipation des Individuums den Abfall von der universalen Öffentlichkeitsidee der römisch-katholischen Kirche begünstigt habe, entwickelte Hans Wagner. Durch ihre Anpassung an liberalistische Öffentlichkeitstheorien hätte die Kirche ihren eigen universalen Öffentlichkeitsanspruch korrumpiert. Vgl. H. WAGNER, Ende. 2 G. MEHNERT, Presse. Als Überblick – im Frühmittelalter beginnend – auch H. E. BAHR, Verkündigung. 3 A. SCHWANEBECK, Kirche. 4 E.-A. ORTMANN, Motive. 5 G. MEHNERT, Programme. 6 H. HINZE, Prozesse. 7 J. HAUSTEIN, Publizistik. 8 K.-W. BÜHLER, Presse. 9 S. NEUMANN, Demokraten. Die Situation der evangelischen Presse im Jahr der Machtergreifung beschreibt G. E. STOLL, Zeitschriftenpresse.
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Einleitung
Welt“ und „Sonntagsblatt des arbeitenden Volkes“. Zu verschiedenen evangelischen Zeitschriften und Zeitungen liegen Aufsätze unter regionalen und thematischen Aspekten und Monographien vor. Pars pro toto seien die Studien von Reinhard Schmidt-Rost über homiletische Prozesse in der Publizistik10, von Gerhard Meier-Reutti über die evangelische Presse in Bayern11 und die Arbeit von Volker Dettmar über einige Institutionen evangelischer Informationspolitik („Evangelischer Pressedienst“, „Informationsdienst der Evangelischen Allianz“)12 genannt13. Aus der Feder von Holger Weitenhagen liegt eine Spezialstudie zu Pfarrer Heinz Dungs vor, der in Weimar Presseleiter der Deutschen Christen gewesen war14. Mit den Neuanfängen der kirchlichen Publizistik in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt sich die Dissertation von Roland Uden, die 1998 erschien. Ihr Fokus richtet sich insbesondere auf den wirkmächtigen Publizisten und späteren Hannoverschen Landesbischof Hanns Lilje15. Erinnert sei auch an die grundsätzlichen Überlegungen zu „Kirche und Publizistik“ bzw. „Kirche und Presse“ bei Karl-Werner Bühler16, Robert Geisendörfer17, Karl-Alfred Odin18, Hans Joachim Dörger19, Karl-Rüdiger Durth20 oder im unlängst von Reiner Preul und Reinhard Schmidt-Rost herausgegebenen Aufsatzband „Kirche und Medien“21. Der langjährige Direktor des „Gemeinschaftswerkes Evangelische Publizistik“ Hans-Wolfgang Heßler bestimmte evangelische Publizistik als gesellschaftliche Aufgabe22, während Günter Heidtmann vor allem die Information der Gemeinde als Auftrag kirchlicher Pressepolitik beschrieb23. Neben Fra10 R. SCHMIDT-ROST: Verkündigung. 11 G. MEIER-REUTTI, Politik. 12 V. DETTMAR, Interesse. 13 Zum „Evangelischen Pressedienst“ vgl. auch: F. C. SCHILLING, „Evangelischer Pressedienst“. Zum katholischen Pendant, der „Katholischen Nachrichten-Agentur Deutschlands“, vgl. K. H. HOCK, Mittler. 14 H. WEITENHAGEN, Evangelisch und deutsch. 15 R. UDEN, Lilje. 16 K.-W. BÜHLER, Kirchen. 17 R. GEISENDÖRFER, Kirche; DERS., Freiheit; DERS., Publizistik. Auf die kirchliche Presse in der DDR nimmt Geisedörfer in seinem Aufsatz keinen Bezug. Leben und Wirkung des Grandseigneurs der evangelischen Medien- und Pressearbeit untersuchte O. Schulz in seiner unlängst erschienen Erlangere Promotionsschrift über Robert Geisendörfer im Dienst der christlichen Publizistik (vgl. O. SCHULZ, Freiheit). 18 K.-A. ODIN, Kirche, Presse; DERS., Kirche in den Medien. 19 H. J. DÖRGER, Kirche. 20 K.-R. DURTH, Presse-Praxis. Eine ausführliche Statistik der evangelikalen Presse der BRD bietet DERS., Stimme. 21 R. PREUL/R. SCHMIDT-ROST, Kirche. Weiterhin vgl. F. SCHWANECKE, Zeitung; H. BREIT/W. HÖHNE, Kirche. 22 H.-W. HESSLER, Publizistik. 23 G. HEIDTMANN, Information. Obwohl beide, Heßler und Heidtmann, die Aufgabe
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gen zum publizistischen Konzept, der Darlegung des aktuellen Bestandes und der Auflagenhöhen von Mitgliederzeitschriften24 im Bereich der Kirche widmet sich die im Jahre 2001 erschienene Dissertation von Roland Gertz25 insbesondere den Zeitschriften „Echt“ und „aufgeschlossen“26. Anhand umfangreichen Datenmaterials untersucht Gertz die Akzeptanz und Resonanz dieser Publikationsorgane. Anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens der Bundesrepublik Deutschland gab Jürgen Wilke einen umfangreichen Aufsatzband zur Mediengeschichte der BRD heraus27. Als einziger der insgesamt 28 Autoren widmet sich Michael Schmolke der konfessionellen Presse28. Während die Dissertation Doris von der Brelie-Lewiens aus dem Jahre 1984 die katholischen Zeitschriften der westlichen Besatzungszonen zwischen 1945 und 1949 in den Blick nahm29, legte Ulrich Bayer 1995 eine Promotionsschrift über die „deutsche Frage“ im Spiegel konfessioneller Presseorgane in den ersten Jahren nach der doppelten Staatsgründung vor30. Roland Rosenstock wagte die Überschau über ein Jahrhundert evangelische Pressegeschichte im 20. Jahrhundert31. Dabei spannt er den Bogen von der Gründung der evangelischen Pressvereine im ausgehenden 19. Jahrhundert über die Zeit des Nationalsozialismus bis in die frühen 1990er Jahre. Einen Schwerpunkt bildet in seiner Darstellung die evangelische Presse im westlichen Nachkriegsdeutschland. Die Situation bei der Erforschung der Presse der DDR ist weithin noch fragmentarisch32. Das gilt gleichermaßen für die säkulare wie für die konfessionelle Presse33. Barbara Marzahn analysierte beispielsweise anhand des evangelischer Publizistik unterschiedlich bestimmen, beklagen sie die ihrer Meinung nach ungeplante Medienpolitik der evangelischen Kirche. Zum gleichen Ergebnis kommt Ulrike Döring in ihrer 1999 bei der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie der Universität Leipzig eingereichten Dissertation. Ziel ihrer Arbeit war, Ursachen und Hintergründe des Verhältnisses der evangelischen Kirche zur öffentlichen Kommunikation zu untersuchen und eine historische und aktuelle Bestandsaufnahme vorzulegen. Als Defizite kirchlicher Öffentlichkeitsarbeit beschreibt Döring vor allem deren langsames und oftmals unprofessionelles Agieren und Reagieren (vgl. U. DÖRING, Öffentlichkeitsarbeit). 24 Eine eigene Leistung stellt der Versuch dar, die evangelische Publizistik unter medienwissenschaftlichen Kriterien angemessen zu systematisieren. 25 R. GERTZ, Echt aufgeschlossen. 26 Zur Zeitschrift „Echt“ vgl. auch J. SCHMIDT, Echt. 27 J. WILKE, Mediengeschichte. Vom gleichen Herausgeber vgl. auch J. WILKE, Massenmedien. 28 M. SCHMOLKE, Presse; vgl. auch DERS., Kirchenpresse. 29 D. VON DER BRELIE-LEWIEN, Katholische Zeitschriften. 30 U. BAYER, Vorhang. 31 R. ROSENSTOCK, Presse. 32 Vgl. u. a. W. SCHARF, Behandlung. 33 Mit der Presse der CDU (Ost) beschäftigen sich eine 1969 an der Freien Universität Berlin eingereichte Magisterarbeit von Mihály Lezsák und eine Dissertation von Gerhard
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„Neuen Deutschland“ den Deutschlandbegriff der DDR34 und Jochen Meiners versuchte – ebenfalls am Beispiel des Zentralorgans der SED –, Aussagen zur Deutschlandpolitik der DDR zu gewinnen35. Auch andere ältere Darstellungen – etwa die Studien von Barbara Baerns36, Elmar DieterOtto37, Odilo Gudorf38, Daniela Scheel39 und Wilfried Scharf40 – sind nur noch bedingt aussagefähig. Den Autoren stand kein Hintergrundwissen zur Verfügung. Überdies haben sich die Perspektiven bei der Betrachtung des DDR-Staats und seiner Pressepolitik seit 1989 gewandelt. Eine Analyse der „Pressesprache“ im Zentralorgan der SED „Neues Deutschland“ veröffentlichte unlängst Susanne Marten-Finnis41. Jürgen Philippi legte eine computergestützte Inhaltsanalyse der Zeitung „Bauern-Echo“ vor42. Durch detaillierte Wortfeldanalysen gewinnt er Aussagen zur Agitation und Propaganda im Umfeld der landwirtschaftlichen Kollektivierungen in der DDR. Ebenfalls inhaltsanalytisch untersucht Verena Blaum die Wochenzeitung des Kulturbundes „Sonntag“43. Das Klischee der „Massenverbundenheit“ der Presse ist Gegenstand der Dissertation von Ellen Bos aus dem Jahre 1993, in der sie vorwiegend Leserbriefe auswertet44. Die Lenkung und Kontrolle der Publizistik in der DDR am Beispiel des „Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes“ (ADN) erörtert der Band von Michael Minholz und Uwe Stirnberg45. Die Pressestruktur in der DDR, die Überwachung der Presse und der Aufbau der Kontrollorgane sind Themen der zahlreichen Studien des Leiters der Projektgruppe „Dokumentation der DDR-Realität“ im Bundesarchiv, Gunter Holzweißig46. Das Beziehungsgeflecht zwischen marxistischer Wissenschaft, staatlich-politischer Leitung und der öffentlichen Kommunikation in der DDR untersuchte Rolf Geserick in seiner Tübinger Dissertation aus dem Jahre 198747. Dem publizistischen und journalistischen Wandel während der Zeit des Umbruchs Fischer, die dieser im selben Jahr (1969) an der damaligen „Karl-Marx-Universität Leipzig“ verteidigte (vgl. M. LEZSÁK, Presse; G. FISCHER, Funktion). 34 B. MARZAHN, Deutschlandbegriff. 35 J. MEINERS, Deutschlandpolitik. 36 B. BAERNS, Ost und West. 37 E. DIETER-OTTO, Nachrichten. 38 O. GUDORF, Sprache. 39 D. SCHEEL, Wertung. 40 W. SCHARF, Bild; DERS., Unterhaltsam. 41 S. MARTEN-FINNIS, Pressesprache. 42 J. PHILIPPI, Agitation. 43 V. BLAUM, Kunst. 44 E. BOS, Leserbriefe. 45 M. MINHOLZ/U. STIRNBERG, Nachrichtendienst. 46 Z. B. G. HOLZWEISSIG, Presse; GESAMTDEUTSCHES INSTITUT – BUNDESANSTALT FÜR GESAMTDEUTSCHE AUFGABEN, DDR-Presse. 47 R. GESERICK, Presse.
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des Gesellschaftssystems nach 1989 widmen sich Aufsatzbände von Arnulf Kutsch48 und Werner Claus49 ebenso wie eine Monographie Angelika Holtermanns50. Den Transformationsprozess der „Leipziger Volkszeitung“ beschreibt Steffen Reichert51. Bereits 1992 als Dissertation vorgelegt, aber erst vor kurzem im Druck erschienen ist die Untersuchung von Dorothee Habers über die SED-Bezirkszeitungen im Spannungsfeld zwischen politisch-ideologischem Auftrag und dem Interesse ihrer Leser52. Eine eigene Art der Darstellung bieten Erinnerungen ehemaliger Journalisten53, wie sie u. a. Klaus Polkehn in seinem Buch „Das war die Wochenpost“ 1997 als Rückblick auf die bekannte Wochenzeitung vorlegte54. Zahlreiche weitere, teilweise larmoyante55, Retrospektiven ehemaliger Zeitschriftenredakteure finden sich in einem von Simone Barck, Martina Langermann und Siegfried Lokatis herausgegebenen Aufsatzband „Zwischen ‚Mosaik‘ und ‚Einheit‘: Zeitschriften in der DDR“56. Der voluminöse Band sammelt vorwiegend Beiträge, die als Referate auf einer Tagung 1998 in Berlin gehalten wurden. Einen Anfang bei der Erforschung der konfessionellen Medienkultur im Staatsgebiet der DDR machte 1979 Beatrice Winter mit ihrer nicht im Druck erschienenen Westberliner Dissertation. Die Promovendin beschäftigte sich mit der Mitarbeit der Kirchen in den staatlichen Rundfunkanstalten57. Der Fernsehbeauftragte des „Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR“, Lutz Borgmann, veröffentlichte persönlich gefärbte Stimmungsberichte über die kirchliche Rundfunk- und Fernseharbeit58. Zum selben Thema verfasste Renate Hackel kleinere Beiträge59. 1987 folgte die
48 A. KUTSCH, Wandel. Vgl. auch DERS., Mediensystem. 49 W. CLAUS, Medien-Wende. 50 A. HOLTERMANN, Leben. Als ältere Studie zum Journalismus und zur Journalistenausbildung in der DDR sei genannt G. TRAUMANN, Journalistik. 51 S. REICHERT, Transformationsprozesse. 52 D. HABERS, Bezirkspresse. 53 Eine wissenschaftliche Annäherung an den Journalistenberuf in der DDR versuchte Stefan Pannen, indem er Selbstaussagen ostdeutscher Journalisten unter Zuhilfenahme von Journalistenromanen aus der DDR auswertete, vgl. S. PANNEN, Weiterleiter. 54 K. POLKEHN, Wochenpost. 55 So auch der Tenor von F. PERGANDE in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 25. November 1999: „Aufgefangene Tränen: was ein dickes Buch von der DDR-Zeitschriftenlandschaft erzählt“. 56 S. BARCK/M. LANGERMANN/S. LOKATIS, „Mosaik“. 57 B. WINTER, Problematik. Die Rundfunkarbeit in den westlichen Besatzungszonen zwischen 1945 und 1949 untersucht D. ALTMANNSPERGER, Rundfunk. 58 L. BORGMANN, Kanzel; DERS., Öffentlichkeit. 59 R. HACKEL, Fernseharbeit; DIES., Chance.
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Einleitung
viel beachtete Studie derselben Autorin über die katholische Publizistik in der DDR von 1945–198460. Eine analoge evangelische Studie ist der Monographie Hackels bislang nicht an die Seite gestellt worden. Was zum evangelischen Zeitschriften- und Zeitungswesen im SED-Staat oder vorher schon in der Sowjetischen Besatzungszone vorliegt, hält sich quantitativ in überschaubaren Grenzen und ist qualitativ von unterschiedlichem Wert. Die schon erwähnte Monographie Roland Rosenstocks über die evangelische Presse im 20. Jahrhundert61 bemüht sich auch um Aussagen zur Situation in der DDR. Allerdings behandelt das umfängliche und profunde Werk die konfessionelle Publizistik in der DDR nur auf wenigen Seiten. Diese Ungleichmäßigkeit mag quellenbedingt sein, wie Rosenstocks relativ ausführliche Darstellung zur Wochenzeitung „Die Kirche“ und zum Nachrichtendienst „eno“ nahe legt. Jedoch vermögen seine Bemerkungen das komplizierte Geflecht zwischen Eigentums- und Anstellungsverhältnissen, publizistischen und kirchenpolitischen Bedingungen in der DDR nur wenig aufzuhellen. In allgemeinen Darstellungen zum Pressewesen in Deutschland bzw. in der DDR findet die kirchliche Publizistik in der DDR nur marginales Interesse62. Gerhard Thomas veröffentlichte noch vor 1989 kleine Beiträge über die DDR-Kirchenpresse63, Chefredakteur Gottfried Müller berichtete über die thüringische Wochenzeitung „Glaube und Heimat“64. Der ehemalige Lektor der Evangelischen Verlagsanstalt Jörg Hildebrandt gab nach der politischen Wende Rechenschaft über „Mein Blatt, das sich nicht wenden muß“65 und beschrieb den Zugriff der staatlichen Zensur auf evangelische Zeitungen in den Jahren 1988 und 1989. Ebenfalls vor 1989 legte Renate Hackel kleinere Studien über die evangelische Monatsschrift „Standpunkt“ und sein katholisches Pendant „Begegnung“ vor66. Zur römisch-katholischen Wochenzeitung „Tag des Herrn“ veröffentlichte deren ehemaliger Chefredakteur Gottfried Swoboda67. Das wenig bekannte „Nachrichtenblatt der Jüdischen Gemeinde von Groß-Berlin und des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der DDR“ stellt Thomas Taterka vor68. Zu den „Weißenseer Blättern“ äußert sich in starker ideologischer Färbung 60 R. HACKEL, Publizistik. 61 R. ROSENSTOCK, Presse. 62 So z. B. bei G. HOLZWEISSIG, Massenmedien, H. PÜRER/J. RAABE, Medien, oder bei K. A. ODIN, Kirche. 63 G. THOMAS, Loyalität; DERS., Kirchenpresse. 64 G. MÜLLER, Berichterstattung. Im Grundtenor noch 1998 ähnlich DERS., Pflicht. 65 J. HILDEBRANDT, Mein Blatt. 66 R. HACKEL, Lehrmeister; DIES., 20 Jahre. 67 G. SWOBODA, Dienstgebrauch. Vgl. auch DERS., Kirchenpresse. Zur katholischen Presse vgl. auch P. P. STRAUBE, Unpolitisch. 68 TH. TATERKA, Heimat.
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einer ihrer langjährigen Initiatoren, Hanfried Müller69. Weniger polemisch erinnert Günter Wirth an andere „progressive“ christliche Zeitschriften70. Die Geschichte kirchlicher Publizistik im so genannten „Görlitzer Kirchengebiet“ nimmt ein Aufsatz von Hans Roch in den Blick, wobei er das Augenmerk insbesondere auf die Regionalausgabe der „Kirche“ richtet71. Das Problem der Entlarvung des langjährigen Chefredakteurs der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ und Pressepfarrers Jürgen Kapiske als IM „Walter“72 für das Wochenblatt reflektieren Beiträge von Marion Wulf73 und Ulrike Herbold74. Aus jüngster Zeit liegen kleinere Studien über die sorbischen konfessionellen Periodika, den „Katolski PosoÒ“75 und das evangelische „Pomhaj Bóh“76, vor. Punktuell ergiebig für die Geschichte der „Theologischen Literaturzeitung“ unter den Verhältnissen der DDR ist die bibliothekswissenschaftliche Untersuchung von Gerhard Karpp77, die er 1974 als Examensarbeit beim Bibliothekar-Lehrinstitut Köln einreichte. Die eigentliche Rekonstruktion der Geschichte der „Theologischen Literaturzeitung“ im SED-Staat begann jedoch erst 1994 mit einem Aufsatz von Siegfried Bräuer über den Wechsel der Herausgeberschaft der ThLZ in den Jahren 1958 bis 196078. Die 1960er Jahre der „Theologischen Literaturzeitung“ analysiert ein weiterer Beitrag desselben Autors im oben erwähnten Sammelband über die Zeitschriften in der DDR79. Zusammen mit Clemens Vollnhals 69 H. MÜLLER, Samisdat. Man beachte auch die „Renaissance“ dieser Zeitschrift in C. P. MÄRZ, Kirchen- und Zeitgeschichte. 70 G. WIRTH, Auftrag?; DERS., Öffentlichkeit. 71 H. ROCH, Freiheit. 72 In enger Tuchfühlung zum Ministerium für Staatssicherheit hatte Jürgen Kapiske bis 1976 Theologie studiert und war danach als Pfarrer in Frankfurt/Oder tätig. Bereits im Frühjahr 1976 hatte Kapiske im Auftrag der Staatssicherheit ein Praktikum bei der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ absolviert. 1978 gelang es dem Ministerium für Staatssicherheit, Kapiske als stellvertretenden Chefredakteur zu installieren. Major Heydel (MfS) notierte: „Mit der Bestätigung des IMF ‚Walter‘ als Stellv. Chefredakteur der ‚Mecklenburgischen Kirchenzeitung‘ Schwerin konnte die Kampfaufgabe in Vorbereitung des 30. Jahrestages der DDR vorfristig erfüllt werden“ (BStU: FfO: AIM: 1446/88, 19. Vgl. insgesamt das umfangreiche Aktenkonvolut über IM „Walter“, BStU: FfO: AIM: 1446/88). 73 M. WULF, Stasi- und Vertriebsprobleme. Vgl. auch DIES./CHR. MACHALET, Mehr Seiten. 74 U. HERBOLD, Westlerin. 75 M. VÖLKEL, tradicija. Den Beitrag des „Katolski PosoÒ“ zur Herausbildung eines sorbischen katholischen Milieus von seiner Gründung 1863 bis 1939 untersucht M. WALDE, Gestaltung. 76 J. BULISCH, „Pomhaj Bóh“; DERS., Pomhaj Bóh – cyrkwinski äasopis?; DERS., Pœed 50 lmtami. 77 G. KARPP, Literaturzeitung. 78 S. BRÄUER, Zeitschrift. 79 S. BRÄUER, Offen antisowjetisch. Wenige Bemerkungen zur Geschichte der Theologischen Literaturzeitung finden sich auch in der anlässlich des 200. Gründungsjubiläums des
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dokumentierte Bräuer, der langjährige Theologische Direktor der „Evangelischen Verlagsanstalt“80, 1995 weiterhin die Zensurpraxis der Staatsund Parteibehörden gegen die „Evangelische Verlagsanstalt“81. Die Ereignisse um die Einstellung der evangelischen Jugendzeitschrift „Stafette“ 1953 berührt Ellen Überschär in ihrer 2003 erschienenen Dissertation „Junge Gemeinde im Konflikt“82. Mechanismen der Zensur bilden in Darstellungen über die Pressegeschichte stets einen Hauptpunkt. Auch die unlängst erschienene Publikation zur Mediengeschichte der DDR aus der Feder des Mitarbeiters im Bundesarchiv Gunter Holzweißig, „Die schärfste Waffe der Partei“83, macht keine Ausnahme. Wenige Seiten behandeln die kirchliche Presse unter dem Schlagwort „Gegenöffentlichkeit“, wobei durchaus gefragt werden darf, ob dieses Schlagwort tragfähig ist. Die Frage stellt sich unter anderem deshalb, weil auch Holzweißig vor allem Zensurfälle aufnimmt, die dann natürlich den Eindruck der „Gegenöffentlichkeit“ verstärken. Chancen und Grenzen der quantitativen Inhaltsanalyse zeigt die Münchener Magisterarbeit von Marlis Reisenauer „Kampfplatz Kirchenpresse“84. Reisenauer untersucht die Rahmenbedingungen der Zensur an den Kirchenzeitungen, wobei sie einen deutlichen Schwerpunkt auf das Vorwendejahr 1988 legt, in dem die Zensurmaßnahmen gravierend zugenommen hatten. Aufgrund des aufwändigen Analyseverfahrens war eine Beschränkung naheliegend, so dass sich Reisenauer für die Wochenzeitung „Die Kirche“ entschieden hat. Über „Die Zeichen der Zeit“ liegt eine Broschüre von Günter Wirth aus dem Jahre 1981 vor, in der er die Geschichte, die Arbeit und das Profil der Zeitschrift würdigen wollte85. Einer wissenschaftlichen Darstellung ge„J. C. Hinrichs Verlags“ verfassten Schrift der ehemaligen Redaktionssekretärin L. GEIST, Geschäft. 80 Es ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass die Selbsthistorisierung ehemaliger Akteure gewisse historiographische Schwierigkeiten birgt. Zu diesem grundsätzlichen hermeneutischen Problem vgl. auch den Briefwechsel zwischen Kurt Nowak und Harald Schultze im Zusammenhang der Besprechung von Publikationen zur Selbstverbrennung von Oskar Brüsewitz (vgl. K. NOWAK, Das umstrittene Zeugnis des Pfarrers von Rippicha, ZdZ 12/1993, S. 154–160. – H. SCHULTZE, „Das Signal von Zeitz“ – eine Auseinandersetzung: Harald Schultze zu Kurt Nowak, ZdZ 1/1994, S. 23–24. – K. NOWAK, Kurt Nowak zu Harald Schultze, ZdZ 1/1994, S. 24–25). 81 S. BRÄUER/C. VOLLNHALS, Zensur. Zur Evangelischen Verlagsanstalt vgl. auch F. BARTSCH, Zehn Jahre. Die Bibliographie der Verlagstitel in EVA, Evangelische Verlagsanstalt. 1946 bis 1970; DIES., Gesamtverzeichnis 1971 bis 1975; DIES., Gesamtverzeichnis 1976 bis 1980; DIES., Gesamtverzeichnis 1981 bis 1985. Zur Praxis der Begutachtung und Zensur bei Bibelausgaben und Bibelübersetzungen in der DDR vgl. E. RUNGE, Nicht verboten; allgemein zur Literaturzensur in der DDR S. BARCK/M. LANGERMANN/S. LOKATIS, Buch. 82 E. ÜBERSCHÄR, Junge Gemeinde. 83 G. HOLZWEISSIG, Waffe. 84 M. REISENAUER, Kampfplatz. 85 G. WIRTH, „Die Zeichen der Zeit“.
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nügt sein Beitrag in keiner Weise86. Zum einen fehlten Wirth Hintergrundinformationen, zum anderen lässt sich nicht leugnen, dass politische Grundüberzeugungen seine Wertungen und Folgerungen maßgeblich bestimmten. In ihrer Göttinger Examensarbeit aus dem Jahre 1979, untersuchte Doris von der Brelie die drei ersten Jahre der „Zeichen der Zeit“ (1947–1949)87 unter der speziellen Fragestellung, in welcher Weise sich in ihr „Bewußtseinsformen und -inhalte aus dem Umfeld der evangelischen Kirche der ersten Nachkriegsjahre“88 spiegeln. Dabei stellte sie die Reflexionen über den Auftrag der Kirchen nach 1945, die Geschichtsdeutungen und Vorstellungen der Neuordnung in den Vordergrund. Eine kleine Reminiszenz an seine Zeit als Chefredakteur der Monatsschrift von 1970 bis 1989 veröffentlichte Heinz Blauert 199689. Ausführlich habe ich 1999 in einem Aufsatz den Chefredakteurswechsel von Gerhard Brennecke zu Heinz Blauert 1969/70 dargestellt, der Eingang in den erwähnten Band „Zeitschriften in der DDR“ fand90. Schließlich ist zu erwähnen, dass „Die Zeichen der Zeit“ selbst mehrfach persönliche Rückblicke publizierten, vorwiegend zu den Anfangsjahren der Zeitschrift91. Der Literaturüberblick zeigt mehrere Aspekte. Die grundsätzlichen Überlegungen zum Verhältnis von Kirche und Massenkommunikationsmitteln sind aufgrund der besonderen Situation der konfessionellen Presse in der DDR nur bedingt aussagefähig. Die vor allem von der Kommunikations- und Medienwissenschaft bevorzugte inhaltsanalytische Forschung verzichtet weitgehend auf Quellen- und Archivmaterial. Die von ehemaligen Redakteuren und anderen Zeitzeugen vorgelegten Reminiszenzen sind oftmals sehr persönlich gefärbt und interpretieren nachträglich, wie auch Zeitzeugengespräche zeigen. Deshalb scheint es notwendig, den Werdegang der „Zeichen der Zeit“ innerhalb der konfessionellen Medienland86 Ursprünglich hatte Wirth seinen Beitrag auf Wunsch des Redaktionskreises der „Zeichen der Zeit“ verfasst (vgl. das Schreiben Hans Urners an Arnim Juhre [Lutherisches Verlagshaus Hannover] vom 23. Januar 1978, EZA BERLIN, 631/155; vgl. daher auch: G. WIRTH, „Die Zeichen der Zeit“ – eine Analyse der ersten Jahrgänge, ZdZ 5/1977, S. 178–186. Wirths Aufsatz, ein Vortrag, den er im Rahmen eines Kolloquiums aller Theologischen Sektionen anlässlich des „30. Jahrestages der Befreiung“ in Berlin gehalten hatte, ist die Vorstudie zu der vier Jahre später erschienenen Broschüre). 87 D. VON DER BRELIE, Form und Inhalt. 88 EBD., S. 1. 89 H. BLAUERT, Publizistik. 90 J. BULISCH, Momentaufnahmen. Dieser Aufsatz bildet die Grundlage des Kapitels V. 3 (S. 302). 91 U. a. C. WESTERMANN, Erinnerungen an die Anfänge von „Zeichen der Zeit“ (ZdZ 1/1987, S. 24); H. URNER, Rückblick auf die Anfänge (ZdZ 1/1987, S. 24–25); U. BRENNECKE, Erinnerungen einer sehr „Betroffenen“ an die Anfänge der ZdZ (ZdZ 1/1987, S. 23); G. BRENNECKE, Zwanzig Jahre „Die Zeichen der Zeit“ (ZdZ 11–12/1966, S. 393); H. BLAURET, An der Schwelle zum fünften Jahrzehnt (ZdZ 1/1987, S. 1–2).
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schaft der DDR möglichst komplex darzustellen. Die angestrebte beschreibende historische Darstellung möchte ihre Aussagen durch eine Kombination verschiedener Quellen gewinnen. Dazu wurde zum einen die Zeitschrift selbst ausgewertet. Zum anderen stützt sich die Studie auf Archivmaterial verschiedener Provenienz, das somit auch unterschiedliche Blickwinkel ermöglicht. Ergänzend wurde mit einigen Zeitzeugen das Gespräch gesucht.
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2. Materialgrundlagen und Archive Eine breite Materialgrundlage bietet zunächst die Zeitschrift „Die Zeichen der Zeit“ selbst1. Sie erschien seit 1947, monatlich in einer Auflage von ungefähr 7.000 Exemplaren. Ein Einzelheft umfasste durchschnittlich 40 Seiten. Das ergibt für die Jahre von 1947 bis 1990 annähernd 22.000 Seiten bzw. ungefähr 1,7 lfd. Meter. Wichtige Ergänzungen waren andere evangelische Periodika, die in der DDR erschienen, wie die kirchliche Wochenpresse, Amtsblätter, aber auch die Zeitschriften „Verantwortung“, „Glaube und Gewissen“ und „Standpunkt“. Sodann musste vorhandenes Aktenmaterial ausgewertet werden. Das betraf einmal die Bestände des Archivs der Redaktion der „Zeichen der Zeit“ und der Evangelischen Verlagsanstalt. Leider gingen etliche Akten beim Umzug des Verlages von Berlin nach Leipzig (nach 1990) verloren2. Das Redaktionsarchiv erhielt sich nur rudimentär. Das weithin ungeordnete Archivgut umfasst Fragmente der Briefwechsel der Redaktion mit Autoren, Reste der Korrespondenz mit der Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt, Teile der Protokolle der Redaktionssitzungen aus den Jahren 1966 bis 1975, Nachdruckgenehmigungen und Sondergenehmigungen zur Einfuhr von Literatur aus dem „nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet“. So wurden als weitere Quellen die Archivalien besonders wichtig, die sich in privater Hand befinden. An erster Stelle sind die Unterlagen zu nennen, die Anneliese Kaminski, geb. Vahl3, dankenswerterweise zur Auswertung zur Verfügung stellte. Frau Kaminski war seit 1961 Redakteurin der „Zeichen der Zeit“. Die Unterlagen umfassen die Protokolle der Redaktionssitzungen seit 1951 und vereinzelt Briefe. Leider haben sich sowohl von der Vorgängerin Anneliese Kaminskis, Jutta Gräfin von Schlieffen4, als auch vom langjährigen Chefredakteur der Monatsschrift, Gerhard Brennecke5, keine Nachlässe erhalten6. Für die Bearbeitung des Themas bedeutsames Aktenmaterial bot der Nachlass des Verlagsleiters der Evan1 Vgl. auch J. MEHLHAUSEN, Literatur, S. 5. 2 Nach Auskunft des ehemaligen Verlagsmitarbeiters Heinrich Bassenge (gest. 2000) war in Berlin wesentlich mehr Archivgut verpackt worden als dann in Leipzig ankam (Auskunft vom 7. August 1997). 3 Anneliese Vahl heiratete 1980, seitdem Anneliese Kaminski. 4 Fernmündliche Auskunft des Berliner Altenheimes, in dem Frau von Schlieffen im Juli 1998 verstorben war, vom 12. Januar 1999 (nach Rücksprache mit den Erbberechtigten). 5 Gerhard Brennecke war von 1947 bis 1969 Chefredakteur. 6 Schreiben des Sohnes von Gerhard Brennecke, Hanns-Christoph Brennecke, an den Verfasser vom 3. Juli 1998 und des Schwiegersohnes, Christfried Berger, an den Verfasser vom 19. August 1998.
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gelischen Verlagsanstalt, Hans Laurentius, in den die Witwe, Barbara Laurentius, bereitwillig Einsicht gewährte. Dabei handelt es sich u. a. um etliche Gesprächsnotizen, die deshalb von großem Wert sind, weil viele Auskünfte nur mündlich erteilt und viele Verhandlungen mit staatlichen Stellen nicht protokolliert wurden. Besonders ergiebig erwies sich der Nachlass Hans Laurentius bei der Aufhellung der Vorgänge um den Wechsel des Chefredakteurs der „Zeichen der Zeit“ 1969/70. Der Nachlass des langjährigen Mitgliedes des Redaktionskreises der „Zeichen der Zeit“ Hans Urner wird vom Evangelischen Zentralarchiv in Berlin (EZA) betreut7. In ihm findet sich Archivmaterial, das vor allem über die Anfangszeit der Zeitschrift Auskunft gibt8. Der sehr umfangreiche Bestand Gerhard Bassarak, der sich ebenfalls im EZA befindet, enthält vorwiegend Akten zu dessen Aktivitäten bei der „Christlichen Friedenskonferenz“ und war somit für das gestellte Thema nicht relevant. In die Auswertung einbezogen wurde weiterhin Archivgut des EZA aus dem Bestand der Kirchenkanzlei der EKD für die Gliedkirchen in der DDR (Bestand 104), der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD (Bestand 4), der Geschäftsstelle der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR (Bestand 102) und des Sekretariates des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (Bestand 101) ausgewertet. Bestand 104 enthält u. a. Aktenmaterial über die Behinderung der kirchlichen Presse in den 1960er Jahren. In Bestand 4 finden sich Archivalien über die Einschränkung der kirchlichen Pressearbeit in den frühen 1950er Jahren und das Verbot der „Stafette“. Wichtiges Archivgut zur publizistischen Arbeit der Kirchen in den 1960er Jahren und den Hintergründen des Verbots des Amtsblattes der EKD in der DDR (1966) findet sich in Bestand 102. Relevant für die Pressearbeit der 1970er Jahre und kirchlichen Publikationsstrategien dieser Zeit bis hin zu den Umständen bei der Einfuhr einer Lichtsatzanlage, die für die evangelische Pressearbeit notwendig wurde, sind die Bestände des Sekretariates des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR. Bestand 103 des Evangelischen Zentralarchivs enthält Material aus der Arbeit Heinrich Grübers als „Bevollmächtigter des Rates der EKiD bei der Regierung der DDR“. Grüber beschäftigten u. a. die Behinderungen der kirchlichen Presse in den 1950er Jahren, insbesondere die Aufhebung der Jugendzeitschrift „Stafette“. Seit Gründung der Evangelischen Verlagsanstalt war Grüber zusammen mit Friedrich-Wilhelm Krummacher auch deren Gesellschafter. Über diesen Teil seiner Tätigkeit – hauptsächlich der späten 1940er und frühen 1950er Jahre – bietet sein 7 Einen guten ersten Überblick über die Bestände des Evangelischen Zentralarchivs gibt C. STACHE, Zentralarchiv. 8 Der Nachlass Urners befindet sich im EZA BERLIN, 631. Der ca. 3,5 lfm umfassende Nachlass enthält auch noch einige Protokolle der Redaktionssitzungen aus dem Jahre 1982.
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Nachlass, der im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt wird9, wertvolle Ergänzungen. Die Gesellschafterfunktion nahm Grüber als Treuhänder des Diakonischen Werkes wahr. Daher wurde auch einschlägiges Aktenmaterial des Archivs des Diakonischen Werkes der EKD (ADW) in der Berliner Altensteinstraße ausgewertet. Insbesondere bei den für die kirchliche Pressearbeit benötigten Papierlieferungen spielte das Diakonische Werk eine Vermittlerrolle. Während Grüber die Funktion eines Treuhänders des Diakonischen Werkes wahrnahm, hatte Otto Dibelius Generalsuperintendent Krummacher als Treuhänder des Bischofs von Berlin eingesetzt. Zur Tätigkeit Krummachers als Gesellschafter der Evangelischen Verlagsanstalt konnten Bestände des Landeskirchlichen Archivs der Pommerschen Evangelischen Kirche in Greifswald ausgewertet werden10. Akten der Bischofskanzlei Krummacher (Bestand 3) geben Auskunft über die Arbeit der Evangelischen Verlagsanstalt in den 1950er bis 1970er Jahren, das Verbot des Amtsblattes der EKD in der DDR (1966) und den Wechsel des Chefredakteurs der „Zeichen der Zeit“ (1969/70). Wenig relevantes Quellenmaterial brachten Recherchen im Pressearchiv der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg. Eingesehen wurden Unterlagen über die Verbote evangelischer Blätter in den Jahren 1988/89 und einige Protokolle des „Arbeitskreises für kirchliche Publizistik“ beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR. Wichtiges Aktenmaterial aus der Anfangszeit der Evangelischen Verlagsanstalt und der Zeitschrift „Die Zeichen der Zeit“ als Lizenzierungen der Sowjetischen Militäradministration findet sich im Landesarchiv Berlin (Kalckreuthstraße). Dabei handelt es sich um Archivgut der ehemaligen „Abteilung Volksbildung des Magistrats von Berlin“ und des „Beirats für kirchliche Angelegenheiten/Amt für Kirchenfragen“11. Relevantes Material ebenfalls für die Anfangszeit der Zeitschrift und des Verlages war im Zentralen Staatsarchiv der Russischen Föderation (Dmprdßopqbellzà Aothb Pmpphàpimà Tedeoßuhh [DAPT]) zu erwarten, denn in diesem Archiv befinden sich die Archivalien der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland12. Leider blieb die erbetene Recherche ohne Ergebnisse13. Zur Aufhellung der Sicht staatlicher Stellen auf die konfessionelle Presse wurden umfangreiche Aktenbestände des Bundesarchivs in Berlin-Lichter9 Die Genehmigung zur Einsicht in den Nachlass Grübers (GSTA PK BERLIN, I/92 Nachlass Heinrich Grüber) erteilte bereitwillig seine Tochter Ingeborg Grüber. 10 Krummacher war seit 1955 Bischof des Konsistorialbezirks Greifswald. 11 Grüber war Mitglied dieses Beirates. 12 Vgl. U. MÄHLERT, Vademekum, 18. 13 Vgl. das Schreiben von Lßohlhl (Marinin), Direktor des Dmprdßopqbellzà Aothb Pmpphàpimà Tedeoßuhh (DAPT) an den Verfasser vom 4. August 1999.
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felde in die Auswertung einbezogen. Das Bundesarchiv betreut u. a. alle Akten staatlicher Behörden auf DDR-Regierungsebene, wie beispielsweise ehemaliger Ministerien. Aufmerksamkeit verdient insbesondere der Bestand des „Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates“14. Einen separaten Bestand des Presseamtes bildet ein Aktenkonvolut „Lizenzakten“. In ihm hat jede in der DDR erschienene Zeitung und jedes kirchliche Periodikum (auch die Zeitschriften) eine eigene Akte, die unter der jeweiligen Lizenznummer archiviert ist15. Die gesamte kirchlich-konfessionelle Presse (Zeitungen und Zeitschriften) wurde von der „Abteilung Lektorat/Lizenzen“ als einer der vier Fachabteilungen des Presseamtes beaufsichtigt, was insofern bemerkenswert ist, als Zeitschriften sonst vom Ministerium für Kultur betreut wurden. Archivgut des Kulturministeriums wurde deshalb ergänzend hinzugezogen16, war dieses Ministerium doch auch für die Evangelische Verlagsanstalt zuständig. Im Falle von Beanstandungen der kirchlichen Presse arbeitete die „Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei“ eng mit dem Presseamt zusammen. Die ausgewerteten Akten des „Ministeriums des Inneren: Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei“17 illustrieren die Mechanismen der Überwachung der kirchlichen Printmedien und insbesondere die Praxis der Beschlagnahmungen. Für die wissenschaftliche Untersuchung konfessioneller Presse allgemein und für „Die Zeichen der Zeit“ im besonderen wären Unterlagen zu Abonnenten und Lesern von Interesse. Leider brachten Recherchen zu relevantem Archivmaterial keine Ergebnisse18. Die Abonnentenbetreuung lag allein in den Händen des „Staatlichen Postzeitungsvertriebs der DDR“. Darüber hinaus war kirchliche Presse nicht frei verkäuflich. Weder die Bestände der „Staatlichen Verwaltung für Statistik“19 noch des „Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen der DDR“20 verfügen über themenrelevante Unterlagen. Es hat sich lediglich eine umfangreiche Aktenreihe über Eingaben zur Ablehnung von Abonnements erhalten. Ergebnislos blieben auch
14 So die Benennung seit 1963, von 1953 bis 1963 „Presseamt beim Ministerpräsidenten der Regierung der DDR“, davor „Amt für Information“. Die Signatur des Presseamtes lautet: „BARCH BERLIN: DC 9“. 15 Die Lizenzakten sind eigens ausgewiesen als „BARCH BERLIN, DC 9: Lizenzakten“. 16 Die Signatur des Ministeriums für Kultur ist „BARCH BERLIN DR 1“. 17 Signatur „BARCH BERLIN, DO 1: 11.0“. 18 Generell ist zu konstatieren, dass die Forschung zu den Lesern in der DDR – auch aufgrund der schlechten Aktenlage – fragmentarisch ist. Die ehemalige westliche und die heutige Leserforschung sind fast durchgängig marktbezogen. Vgl. dazu u. a. die einschlägigen Artikel bei W. J. KOSCHNICK, Markt- und Konsumforschung; DERS., Mediaplanung. Als Überblick vgl. R. SCHULZ, Nutzung. 19 Vgl. das Schreiben des Bundesarchivs an den Verfasser vom 18. Januar 1999. 20 Vgl. das Schreiben des Bundesarchivs an den Verfasser vom 14. Januar 1999.
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Nachfragen bei den Nachfolgeeinrichtungen, der „Deutschen Post“21 bzw. der „Bundesanstalt für Post und Telekommunikation“22. Gelten Archivmaterialien der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen zur Beurteilung des Verhältnisses von Staat und Kirche als äußerst aufschlussreich, so gilt diese Einschätzung gleichfalls in bezug auf die evangelische Publizistik in der DDR. Der Staatssekretär für Kirchenfragen befasste sich immer wieder mit Problemen der konfessionellen Presse, weshalb auch der Aktenbestand seiner Dienststelle, der ebenfalls vom Bundesarchiv betreut wird, einbezogen wurde. Weitere aufschlussreiche Details lieferte die Auswertung von Quellen der „Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv“ (SAPMO), wobei das Augenmerk vor allem auf Archivmaterial der „Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim Zentralkomitee der SED“ gelenkt wurde. Diese Arbeitsgruppe griff wiederholt in die evangelische Pressearbeit ein. Einblicke, wie das Ministerium für Staatssicherheit versuchte, auf die evangelische Publizistik Einfluss zu nehmen, gaben Quellen aus dem Archiv der „Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR“. Die Überprüfung aller Mitglieder des Redaktionskreises der Zeitschrift „Die Zeichen der Zeit“, der Chefredakteure und einiger Mitarbeiter der Evangelischen Verlagsanstalt (insgesamt 29 Personen), ergab allerdings wenig verwertbares Material. Zwar waren etliche der Überprüften von der Staatssicherheit überwacht worden, doch meist nicht im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit im Dienst der evangelischen Presse. Soweit aus den Akten zu entnehmen ist, hat sich bis auf Gerhard Bassarak kein Mitglied des Redaktionskreises der „Zeichen der Zeit“ bereitgefunden, mit der Staatssicherheit zusammenzuarbeiten. Bassaraks IMAkte „Buss“ hingegen wurde am 9. Dezember 1989 gelöscht23. Auch konnte die Staatssicherheit bis auf den der Forschung bereits bekannten IM „Mufti“24, den Abteilungsleiter der Evangelischen Verlagsanstalt Günter Noack, keine Informanten in den Verlag einschleusen25. Ein mit perfiden Methoden unternommener Anwerbungsversuch des Lektors Ernst-Oskar Petras, der auch „Die Zeichen der Zeit“ lektorierte, scheiterte an dessen Widerstand.26 21 Vgl. das Schreiben der Generaldirektion der Deutschen Post an den Verfasser vom 10. März 1999. 22 Vgl. das Schreiben der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation an den Verfasser vom 31. Mai 1999. 23 Vgl. auch S. BRÄUER/C. VOLLNHALS, „Zensur“, S. 96 Anm. 222. 24 Vgl. EBD., S. 92. Zu „Mufti“ alias Günter Noack vgl. auch BStU: MfS: AOP: 3716/65, 136. 25 Der IM „Maxim“ war wahrscheinlich kein Verlagsmitarbeiter. Auskunft der BStU vom 28. Juni 2001. 26 Dokumentiert in der Vorlaufakte Oskar Petras aus dem Ende der 1950er Jahre in BStU: HA V/4: ZA 20131/92.
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Die 1971 vom damaligen Leiter des Presseamtes, Kurt Blecha, bei der „Juristischen Hochschule“ des Ministeriums für Staatssicherheit eingereichte „Dissertation“ befasst sich u. a. mit der gezielten Einflussnahme der Staatssicherheit auf die konfessionelle Presse und wurde deshalb ebenfalls ausgewertet27. Dass das Ministerium für Staatssicherheit auch in Fragen der evangelischen Presse eng mit Organen des Staates und der SED zusammenarbeitete, zeigt das Vorhandensein der Durchschläge wichtiger medienpolitischer Konzeptionen der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK der SED und des Staatssekretärs für Kirchenfragen. Neben der kirchlich verantworteten Presse entfaltete auch die CDU (Ost) auf dem Feld der evangelischen Publizistik eigene Aktivitäten28. Um diese wichtigen Aspekte als Pendant zur kirchlichen Presse in die Landschaft der konfessionellen Printmedien in der DDR einbetten zu können, musste relevantes Quellenmaterial des Archivs der Konrad-Adenauer-Stiftung, des Archivs für Christlich-Demokratische Politik, in St. Augustin bei Bonn (ACDP) ausgewertet werden. Die Auswertung betraf vorwiegend Akten des Zentralen Parteivorstandes der CDU und des Sekretariats des Hauptvorstandes, aber auch Archivgut über den Bund Evangelischer Pfarrer in der DDR, der mit dem „Evangelischen Pfarrerblatt“ eine eigene Zeitschrift herausgab. Eine eigene Zugangsform stellte die Befragung von Zeitzeugen dar. Besondere Priorität genoss zweifellos Anneliese Kaminski, geb. Vahl, als verantwortliche Redakteurin der „Zeichen der Zeit“ von 1961 bis 1992. Darüber hinaus fanden Gespräche mit einigen ehemaligen Mitgliedern des Redaktionskreises der Zeitschrift, einigen Verlagsmitarbeitern und den ehemaligen Leitern der Evangelischen Verlagsanstalt Siegfried Bräuer und Ulrich Langhoff statt. Insgesamt gesehen, scheint es, dass Zeitzeugengespräche unter Umständen sehr detailreich sein und auch im Rückblick damalige Stimmungen beschreiben können, wenn auch in der Interpretation von heute. Zugleich zeigte es sich, dass durch den zeitlichen Abstand präzise Informationen zu bestimmten Ereignissen größtenteils nicht mehr möglich sind.
27 Die „Dissertation“ war eine Gemeinschaftsarbeit des Leiters der „Abteilung Agitation im MfS“, Günter Halle, des Leiters des Presseamtes, Kurt Blecha, und Blechas Stellvertreters Günter Köhler und trug den Titel: „Forschungsergebnisse zum Thema: die Lösung von Aufgaben der staatlichen Öffentlichkeitsarbeit zum Schutz und zur Sicherung der DDR durch Kooperation des Ministeriums für Staatssicherheit und des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates unter besonderer Berücksichtigung der Durchführung gemeinsamer Aktionen im Kampf gegen die subversive Tätigkeit des Feindes“ (BStU: MfS: JHS: GVS Nr. 7/71). Halle, Blecha und Köhler wurden „magna cum laude“ zu Drs. jur. promoviert (vgl. G. FÖRSTER, Dissertationen, S. 61). 28 U. a. mit den Zeitschriften „Verantwortung“, „Glaube und Gewissen“, „Standpunkt“.
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3. Hinführung: Die evangelische Presse im Mediensystem der DDR – eine Standortbestimmung Die Möglichkeiten der Kirchen in der DDR zur publizistischen Selbstdarstellung und zur journalistischen „Betreuung“ ihrer Glieder waren begrenzt, denn die Intention der staatlichen Medienpolitik zielte darauf, die Publizität der Kirchen auf ihre Mitglieder zu beschränken. Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland hatte 1946 den Kirchen ihrer Besatzungszone eine wöchentliche Morgenfeier im Rundfunk zugestanden1; das Medium Fernsehen konnte erst nach dem Gespräch Erich Honeckers mit dem Vorstand der Konferenz der Kirchenleitungen vom 6. März 1978 für religiöse Sendungen genutzt werden2. Die Kirchen erhielten allerdings mehrmals jährlich nur wenige Minuten auf ungünstigen Sendeplätzen3. Von ungefähr 80 in der DDR lizenzierten Verlagen4 waren lediglich der 1951 lizenzierte römisch-katholische St.-Benno-Verlag (Leipzig)5, die Evangelische Verlagsanstalt (Berlin)6 und die Evangelische Hauptbibelgesellschaft (Berlin/Altenburg)7 kirchliches Eigentum. Die medienund kirchenpolitischen Rahmenbedingungen der DDR beschränkten auch die printmediale Publizität der Kirchen8. Die Herausgabe von Bü1 Vgl. auch R. HENKYS, Medienarbeit, S. 213. 2 Vgl. auch R. HACKEL, Chance, S. 53f. 3 Einen romantisierten Rückblick auf die „Anfänge kirchlicher Fernseharbeit“ bietet L. BORGMANN, Kanzel. 4 Daneben gab es noch ca. 20 nichtlizenzierte Verlage, die – meist nur kurzzeitig – über Druckgenehmigungen (etwa für Postkarten) arbeiteten. 5 Zu ihm vgl. unter anderem unten S. 154. 6 Durch ihre Monopolstellung in der DDR war die Evangelische Verlagsanstalt „der mit Abstand größte evangelische Verlag im deutschen Sprachraum“ (P. MASER, Kirchen, S. 94). 7 Ursprünglich sollte nach dem Krieg die Preußische Haupt-Bibelgesellschaft wieder gegründet werden, erhielt jedoch als Preußische Haupt-Bibelgesellschaft keine Lizenz. Die „Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft zu Berlin“ widmete sich vorwiegend dem Druck von Bibeln und Gebetbüchern. 8 Vor diesem Hintergrund sind auch die niedrigen Auflagenhöhen kirchlicher Zeitungen und Zeitschriften, die Presseverordnung von 1955 (s. u. S. 190) und andere Maßnahmen zu deuten. Den Missstand einer fast völligen Ausblendung der publizistischen Selbstdarstellung in der nichtkirchlichen Öffentlichkeit deutete u. a. G. KRETZSCHMAR um, indem er es als „vornehmliche Aufgabe“ der evangelischen Pressearbeit bezeichnete, „christliche Menschen zu informieren und zu befestigen in dem, was Uranliegen der Kirche in einer sozialistischen Gesellschaft ist“ (Publizistik, S. 218). Auch ansonsten ist dieser Beitrag nicht frei von Banalitäten und bezeichnenden Phrasen, wie z. B.: „Die Einzellektüre sollte sodann mit Hilfe eines Bleistifts geschehen. Bei eigenen Büchern oder Zeitschriften kann man Wichtiges anstreichen, bei geliehenen empfiehlt es sich, Exzerpte zu machen, um entweder den Gedankengang oder auch wichtige Sätze für die Zukunft festhalten zu können. Es ist in beiden
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chern9 und Gemeindebriefen10 war abhängig von der Erteilung von Druckgenehmigungen, die für jede einzelne Publikation beantragt werden mussten. Weiterhin konnten die Kirchen lizenzierte Zeitungen und Zeitschriften herausgeben, – wobei die DDR die Praxis, dass periodisch erscheinende Presseorgane lizenziert werden mussten, von der Sowjetischen Militäradministration übernommen und den Lizenzzwang nicht aufgehoben hatte. Neben diesen Möglichkeiten gab es meist im Handabzugsverfahren hergestellte Mitteilungen und Publikationen. Sie trugen neben einer Registriernummer den Vermerk „Nur für innerkirchlichen Dienstgebrauch“ und bewegten sich gewissermaßen in einer Grauzone11. In der DDR erschienen insgesamt fünf evangelische Wochenzeitungen: für die lutherischen Landeskirchen die „Mecklenburgische Kirchenzeitung“, der sächsische „Sonntag“ und die Thüringische Zeitung „Glaube und Heimat“, für die Kirchen der Union die Wochenzeitung „Die Kirche“, und die „Potsdamer Kirche“ für die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg. Bis auf Berlin-Brandenburg (Ostteil) und die Kirchenprovinz Schlesien – später Konsistorialbezirk Görlitz – konnten alle evangelischen Landes- und Provinzialkirchen Amtsblätter zur Veröffentlichung von Verordnungen, kirchenoffiziellen Verlautbarungen, Stellenanzeigen u. ä. herausgeben. Bis 1966 durfte in der DDR auch die Berliner Ausgabe des Amtsblattes der Evangelischen Kirche in Deutschland erscheinen. Der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR erhielt erst 1971, drei Jahre nach seiner Gründung, die Lizenz für ein eigenes Amtsblatt. Bereits seit 1947 verlegte die Evangelische Verlagsanstalt den „Evangelischen Nachrichtendienst Ost“ (eno), der 1966 in „Evangelischer Nachrichtendienst in der Deutschen Demokratischen Republik“ (ena) umbenannt werden musste. In der Evangelischen Verlagsanstalt erschienen ferner drei Zeitschriften12. Zwei von ihnen, die „Theologische Literaturzeitung“ und „Die ChristenFällen ratsam, am Ende größerer Abschnitte oder gar ganzer Kapitel das Gelesene zu durchdenken und möglicherweise in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Nur so wird es gelingen, bei Schluß der Lektüre zu einem begründeten Urteil zu kommen“ (EBD., S. 226). 9 Die Praxis der Druckgenehmigungen und der geheimen Gutachten für jedes Manuskript, das bei der Evangelischen Verlagsanstalt als Buch erscheinen sollte, erläutern ausführlich (mit vielen Beispielen anhand beigegebener Gutachten) S. BRÄUER/C. VOLLNHALS, „Zensur“. 10 Auch für jeden Gemeindebrief musste immer wieder beim jeweiligen Rat des Kreises bzw. Stadtbezirksrat eine Druckgenehmigung beantragt werden (zu den Gemeindebriefen vgl. unten S. 245). 11 S. ENGELBRECHT erläutert dies am Beispiel der sächsischen Landeskirche (Kirchenleitung, S. 202–218). Vgl. auch C. DEMKE, Kirche, S. 131f. 12 Zur nicht immer scharfen Abgrenzung von Zeitschriften gegenüber Zeitungen vgl. u. a. J. HEINRICH, Medienökonomie, Bd. 1, S. 276.
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lehre“, wandten sich an ein Fachpublikum, nämlich wissenschaftlich tätige Theologen bzw. Katecheten. Für einen weiteren Leserkreis war dagegen die Monatsschrift „Die Zeichen der Zeit“ gedacht. Bis 1953 konnte auch „Die Stafette. Monatsschrift der evangelischen Jugend“ erscheinen. Nach deren Verbot erhielten die Kirchen keine neue Lizenz für eine Jugendzeitschrift. Neben den lizenzierten Periodika – die kirchliche Wochenpresse, Amtsblätter, Zeitschriften – gab es noch scheinbar periodisch erscheinende Schriften der evangelischen Kirche. Deren Kennzeichen war jedoch, dass sie nicht lizenziert waren und nur mit Druckgenehmigungen, die immer wieder beantragt werden mussten, herausgegeben werden konnten13. Beaufsichtigte das Presseamt beim Vorsitzenden des Ministerrates der DDR eigentlich nur Zeitungen und das Ministerium für Kultur die Zeitschriften, so unterstand die gesamte lizenzierte Kirchenpresse, Zeitungen und Zeitschriften, doch dem Presseamt. Für die Evangelische Verlagsanstalt wiederum, die teilweise als Herausgeber der kirchlichen Periodika fungierte, war jedoch das Ministerium für Kultur zuständig. Die Aufsicht über die Druckereien, Setzereien und Bindereien führte das Ministerium für Leichtindustrie. Dieses komplizierte System der unterschiedlichen und teilweise wechselnden Zuständigkeiten bis hin zur Entscheidung, die kirchliche Publikationstätigkeit nicht dem Staatssekretär für Kirchenfragen unterzuordnen, schuf eine Atmosphäre der Unsicherheit, Willkür und Verschleierung14. Die oberste Entscheidungsinstanz, die meist unsichtbar blieb, war das Zentralkomitee der SED mit seiner Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“. Die enge Verflechtung der SED und staatlicher Behörden zeigte sich auch in der Tätigkeit des Presseamtes15. Hatte das Presseamt von seiner gesetzlichen Bestimmung her eigentlich nur als „das dem Vorsitzenden des Ministerrates unterstellte zentrale staatliche Organ zur Entwicklung der staat13 Eine Sonderrolle spielte die „Frohe Botschaft für jedermann“. Sie wurde in hoher Auflage (ca. 150.000) in Westberlin produziert und mit Genehmigung in die DDR eingeführt. Dieser Umstand machte die „Frohe Botschaft“ anfällig, als kirchenpolitisches Druckmittel durch den Staat missbraucht zu werden, wobei die Argumente nicht im Inhalt des Publikationsorgans lagen. Die „Frohe Botschaft“ beschränkte sich auf geistliche Betrachtungen, deren „einziger Aktualitätsbezug das Kirchenjahr war“, wie R. HENKYS rückblickend urteilt (Medienarbeit, S. 215). Die Inhalte und journalistischen Darstellungsformen der „Frohen Botschaft“ hielt das Presseamt wiederholt den anderen kirchlichen Printmedien als Beispiel vor. 14 Das Fehlen kodifizierter Regeln gehörte zu den typischen Problemen von Verwaltungsakten in der DDR. 15 Das „Presseamt beim Vorsitzenden des Ministerrates der DDR“ war 1953 aus dem „Amt für Information“ hervorgegangen und dieses wiederum aus der „Hauptverwaltung Information bei der Deutschen Wirtschaftskommission“, die von Gerhart Eisler geleitet wurde. Die Sowjetische Kontrollkommission hatte 1949 der „Hauptverwaltung Information“ die Befugnisse über die lizenzierte Presse übertragen. Seit 1953 leitete Fritz Beyling das Presseamt, und, nachdem er 1958 Vorsitzender der „Gesellschaft für Deutsch-SowjetischeFreundschaft“ geworden war, übernahm Kurt Blecha die Leitung des Presseamtes.
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lichen Öffentlichkeitsarbeit des Ministerrates“16 beizutragen, so nahm es darüber hinaus „auf der Grundlage der Beschlüsse der Partei und im Rahmen ihrer politischideologischen Leitung des gesamten Systems der ideologischen Arbeit einschließlich der Tätigkeit der Massenmedien . . . Einfluß auf eine den gesellschaftlichen Erfordernissen entsprechende Entwicklung des Presse- und Informationswesens sowie auf eine Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Verfassung stehende Arbeit der Publikationsorgane.“17
Nicht nur die Tatsache, dass die Mitarbeiter der Evangelischen Verlagsanstalt und die Chefredakteure der kirchlichen Presseorgane kirchliche Angestellte waren, versperrte dem Presseamt teilweise den direkten und persönlichen Zugriff auf die evangelische Presse. Kirchliche Publizistik war darüber hinaus ein Fremdkörper in der übersichtlichen sozialistischen Medienlandschaft. In seiner 1971 an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit in Potsdam-Eiche eingereichten „Dissertation“ apostrophierte Kurt Blecha die kirchliche Presse entsprechend als das Instrument, über das „der Klassenfeind insbesondere in Gestalt des politischen Klerikalismus in die DDR ideologisch einzudringen versucht.“ Die kirchlichen Printmedien seien „nicht Bestandteil des Systems des sozialistischen Presse- und Informationswesens“ und „letzte legale Stützen des Klassengegners“18. Mit diesen wenigen Bemerkungen hatte Blecha seine Sichtweise als langjähriger Leiter des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der DDR umrissen. Die Aufsicht über die gesamte kirchliche Pressearbeit hatte das Presseamt in einer seiner vier Abteilungen, der Abteilung „Lektorat/Lizenzen“, zusammengefasst19. Unter Missachtung der Verfassung der DDR20 zensierte das Presseamt regelmäßig die konfessionellen Periodika, „und zwar so, dass vor Beendigung des Vertriebs durch die Post noch eine Unterbrechung der Zustellung erfolgen“21 konnte, wobei „sich das Presseamt mit der 16 K. BLECHA/G. HALLE/G. KÖHLER, Forschungsergebnisse, S. 75. 17 EBD., S. 83. 18 EBD., S. 84. 19 Die anderen Abteilungen waren „Verbindung“, „Information“ und „Presse der Sowjetunion“. Die Abteilung „Presse der Sowjetunion“ gab in Zusammenarbeit mit dem Zentralvorstand der DSF dreimal wöchentlich in einer Auflage von 37.000 Exemplaren eine gleichnamige Zeitschrift heraus. „Presse der Sowjetunion“ war ein „Florilegium“ aus sowjetischen Periodika. Die Abteilung „Information“ steuerte die staatliche Öffentlichkeitsarbeit, die Abteilung „Verbindung“ war zuständig für die ausländischen Korrespondenten, die Nachrichtendienste und die Importe von Zeitschriften und Zeitungen. 20 Art. 9 der DDR-Verfassung von 1949 formulierte „Eine Pressezensur findet nicht statt“; die geänderte Verfassung von 1968/1974 behauptete in Art. 27: „Die Freiheit der Presse, des Rundfunks und des Fernsehens ist gewährleistet.“ 21 K. BLECHA/G. HALLE/G. KÖHLER, Forschungsergebnisse, S. 147.
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Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim ZK der SED sowie mit Beauftragten des Staatssekretärs für Kirchenfragen“22 verständigte. Immer wieder berief es sich dabei stereotyp auf die „Einhaltung der Lizenzbedingungen“23. Diese „Nachzensur“ des Presseamtes verlängerte die ohnehin schon volkswirtschaftlich bedingten langen Herstellungszeiten und sorgte damit für einen Aktualitätsverlust der evangelischen Presse. Zugleich führten die Beschlagnahmung wie der teilweise Neudruck einzelner Nummern zu einer zusätzlichen wirtschaftlichen Belastung für die Evangelische Verlagsanstalt. Die im engeren Sinne kirchlichen Zeitungen und Zeitschriften waren dadurch charakterisiert, dass sie entweder von den Kirchenleitungen selbst oder von kirchlichen Mitarbeitern im Auftrag der Kirchenleitungen herausgegeben wurden. Daneben gab es in der DDR jedoch auch eine evangelische Publizistik, die kirchenunabhängig agierte24. Sie war teilweise bei der CDU angesiedelt und über die Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ von der SED gelenkt, so die Zeitschriften „Verantwortung“ (1952/53), „Glaube und Gewissen“ (1955–1972), „Evangelisches Pfarrerblatt“ (1959–1972) und „Standpunkt“ (seit 1973)25. Aufgrund der eigenen Prägung und besonderen Struktur dieser Blätter einschließlich ihrer Anleitung durch die SED übte das Presseamt hier keine Zensur aus. Die Kontrolle über die konfessionellen Zeitschriften der Sorben in der zweisprachigen Lausitz, den katholischen „Katolski PosoÒ“ und das evangelische „Pomhaj Bóh“, war durch eine eigene Zensur innerhalb des Domowina-Verlags geregelt. Formal unterstanden beide Periodika ebenfalls dem Presseamt26. Allein die Tatsache, dass alle kirchlichen Zeitungen und Zeitschriften noch von der Sowjetischen Militäradministration lizenziert worden waren und die DDR faktisch kein neues Periodikum lizenzierte, zeigt die engen Grenzen, in denen sich die evangelische Publizistik zu bewegen hatte. Neben der Wochenpresse und den beiden erwähnten Fachzeitschriften gab es lediglich „Die Zeichen der Zeit“ als kirchliche Monatsschrift. Die kirchenpolitischen Rahmenbedingungen machten eine weite Auffächerung evangelischer Pressearbeit in quantitativer und thematischer Hinsicht und mit 22 EBD., S. 148. 23 EBD. 24 Die z. B. von M. SCHMOLKE referierten Typologien konfessioneller Presse sind aus Sicht des Kirchenhistorikers, der die medien- und kirchenpolitischen Verhältnisse der DDR in den Blick nimmt, nur bedingt brauchbar (Presse, S. 353f.) Zum einen verbieten sich derartige Typologisierungen (fast), weil die Vielfalt nicht so groß war, dass feingliedrige Typologien sinnvoll wären, zum anderen ist ein Hauptunterscheidungsmerkmal evangelischer Presse in der DDR, ob sie von der verfassten Kirche verantwortet wurde oder von halbstaatlichen Organisationen und Parteien, ob sie also „kirchlich“ war oder nicht. 25 Ausführlich zum „Standpunkt“ vgl. unten S. 316. 26 Vgl. J. BULISCH, „Pomhaj Bóh“, S. 124–132.
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Blick auf bestimmte Zielgruppen relativ unmöglich, so dass „Die Zeichen der Zeit“ somit unfreiwillig singulär standen. Berechtigt schon dieser Umstand dazu, sich ausführlich der Zeitschrift und ihrem Weg zu widmen, so verdienen „Die Zeichen der Zeit“ darüber hinaus Interesse, weil sie ihre Wirksamkeit im Grenzbereich von wissenschaftlicher Theologie und Kirchenpolitik wie auch auf der Grenze von Kultur und Kirche entfalteten. Zwar war die „Evangelische Monatsschrift für Mitarbeiter der Kirche“ – so ihr Untertitel seit Heft 4–5/1947 – in erster Linie für das Personal der evangelischen Kirche bestimmt, doch keineswegs nur für dieses Lesepublikum allein. „Die Zeichen der Zeit“ wollten die christliche Öffentlichkeit als Mitarbeiter an der Kirche erreichen. In der Geschichte der Zeitschrift, der Redaktionsgeschichte, ihren Inhalten und Wirkungen spiegeln sich Teile der DDR-Kirchengeschichte im Medium der Publizistik wider. Die Nachzeichnung der Geschichte der „Zeichen der Zeit“ bringt sowohl Aufschlüsse über Möglichkeiten und Einengungen evangelischer Pressearbeit und deren Funktionsmechanismen in der DDR als auch über Möglichkeiten und Handlungsspielräume der evangelischen Kirche im Spiegel eines Publikationsorgans. Die vorliegende Untersuchung wählt die chronologische Darstellungsform. Insgesamt fünf Teile zeichnen die Entwicklung der evangelischen Pressearbeit in der DDR nach. Der Blick wird besonders auf „Die Zeichen der Zeit“ gerichtet, jedoch nicht ohne diese Monatsschrift in die sie umgebende konfessionelle Presselandschaft einzubetten. Nach einer kurzen Bestimmung der politischen und kirchenpolitischen Voraussetzungen der evangelischen Publizistik nach 1945 beschreibt der erste Teil der Untersuchung die Gründung der Evangelischen Verlagsanstalt und die Bemühungen um kirchliche Zeitschriften, die schließlich 1947 in die Etablierung der „Zeichen der Zeit“ mündeten. Danach werden die Anfangsjahre der „Zeichen der Zeit“ in bezug auf den publizistisch-theologischen Anspruch der Zeitschrift und mit Augenmerk auf die äußeren und technischen Rahmenbedingungen dargestellt. Der folgende Teil schildert neben den staatlichen Eingriffen in die kirchliche Pressearbeit, die 1953 im Verbot der Jugendzeitschrift „Stafette“ gipfelten, auch die vergeblichen Versuche zu Beginn der 1950er Jahre, die evangelische Presse- und Zeitschriftenlandschaft zu bereichern. In dieser Zeit manifestierte sich, dass „Die Zeichen der Zeit“ eine Monopolstellung erlangen sollten und dennoch zugleich beim Finden ihres publizistischen Standorts unsicher agierten. Die Verlagspolitik der 1950er Jahre als Spiegel der Kirchenpolitik jener Jahre und „Die Zeichen der Zeit“ im Spannungsfeld zwischen kirchenpolitischer Pragmatik und theologischer Profilierung sind Gegenstand des dritten Teils. Der repressive Missbrauch der Presseverordnung vom 9. Juni
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1955 durch die staatliche Kirchenpolitik behinderte die kirchliche Pressearbeit nachhaltig, denn die Verordnung schloss kirchliche Vertriebswege außerhalb des „Staatlichen Postzeitungsvertriebes“ aus, band die kirchliche Presse an die Abonnenten und schränkte damit die Verbreitung evangelischer Periodika zusätzlich ein27. Anhand einiger Beispiele wird im vierten Teil die staatliche Einflussnahme auf die kirchliche Presse seit Beginn der 1960er Jahre illustriert, anschließend der Weg der „Zeichen der Zeit“ in diesen Jahren nachgezeichnet. End- und Höhepunkt der konfliktreichen Entwicklung waren die langwierigen Auseinandersetzungen um die Nachfolge des Chefredakteurs Gerhard Brennecke. Ein letzter Teil beschreibt die 1970er und 1980er Jahre der Monatsschrift als konstante, aber auch relativ stagnative Zeit unter der Chefredaktion Heinz Blauerts. Das Verbot einzelner Artikel, das die kirchliche Wochenpresse vor allem 1988 und 1989 behinderte, betraf „Die Zeichen der Zeit“ nicht28. Es folgt ein kurzer Ausblick auf die Zeit nach 1990 und die Bemühungen um den Erhalt der Zeitschrift. Mitte des Jahres 1998 fusionierten „Die Zeichen der Zeit“ mit den in Hannover herausgegebenen „Lutherischen Monatsheften“ und gingen in der Monatsschrift „Die Zeichen der Zeit – Lutherische Monatshefte“ auf. Auch dieses Periodikum wurde später mit weiteren evangelischen Zeitschriften zusammengelegt. Ein Rudiment des Titels der „Zeichen der Zeit“ lebt in den seit Januar 2001 in Stuttgart herausgegebenen „Zeitzeichen: Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft“ fort29. Diese Mo27 Seit den frühen 1960er Jahren hatte die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ die Möglichkeit, insgesamt 100 Exemplare der Zeitschrift ins Ausland, in einige westliche und östliche Nachbarländer, aber auch nach Kanada, die USA oder Japan, direkt über den Verlag zu schicken. Vgl. dazu die so genannte „100er-Liste“ (REDAKTIONSARCHIV ZDZ, etliche Exemplare aus verschiedenen Jahren) als Auflistung für die Adressenmaschine des Verlags. Die „100er-Liste“ zeigt, dass „Die Zeichen der Zeit“ auch im Ausland gelesen wurden. Die Bemerkungen der ehemaligen Redaktionssekretärin Anneliese Kaminski zur „Brückenfunktion“ der Zeitschrift „zum Osten und vom Osten“ vom Jahresende 1990 waren angesichts der schwierigen Situation, vor die sich die Zeitschrift seit 1989/90 gestellt sah, zwar nachvollziehbar, doch waren sie überzogen. Die „100er-Liste“ machte „Die Zeichen der Zeit“ angesichts ihrer Auflagenhöhe (ca. 7.000) nicht zu einer „internationalen“ Zeitschrift. 28 Der letzte direkte Zensurfall stammte aus dem Jahre 1975 (vgl. dazu ausführlicher unten S. 374). 29 Ursprünglich sollte die Zeitschrift „Zeichen der Zeit – Evangelische Kommentare“ heißen. Dadurch, dass man vom ursprünglichen Titel „Die Zeichen der Zeit“ den Artikel weggelassen hatte, kam es zum markenrechtlichen Konflikt mit der von den Siebenten-TagsAdventisten herausgegebenen Zeitschrift „Zeichen der Zeit“, weshalb es zur letztlich peinlichen Umstellung des geplanten Titels kam. Ein ähnlicher Fall entstand bei der Aufgabe des „Deutschen Allgemeinen Sonntagsblattes“ (Hamburg). Das Nachfolgeorgan „Chrisma“ sollte u. a. der „Süddeutschen Zeitung“, der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ und der „Frankfurter Rundschau“ beigefügt werden. Auch hier kam es zum Markenrechtsstreit mit
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natsschrift betrachtet sich als die Nachfolgerin der bis dahin getrennt erschienenen Zeitschriften „Evangelische Kommentare“, „Die Zeichen der Zeit/Lutherische Monatshefte“ und „Reformierte Kirchenzeitung“30.
der Fernsehbeilage „Prisma“. Nach wenigen Ausgaben änderte das neue Periodikum seinen Namen und heißt seit dem „Chrismon“. 30 So ihr Impressum.
Politische und kirchenpolitische Voraussetzungen Die Gründung der evang. „Zeichen Pressearbeit der Zeit“
II. Die Gründung der Zeitschrift „Die Zeichen der Zeit“ im Kontext der Neuformierung evangelischer Pressearbeit in der sowjetischen Besatzungszone
1. Politische und kirchenpolitische Voraussetzungen evangelischer Pressearbeit nach 1945 a. Die evangelische Presse während der Zeit des Nationalsozialismus Die bis Ende des 19. Jahrhunderts weithin der Inneren Mission überlassene evangelische Publizistik1 erlebte nach 1890 einen bemerkenswerten Aufschwung2. Diese Entwicklung verdankt sie der zunehmenden Erkenntnis innerhalb der Kirchenleitungen über Wirksamkeit und Einfluss der Presse3. 1891 beschloss die Synode der Kirchenprovinz Sachsen die Bildung des „Evangelisch-Sozialen Preßverbandes für die Provinz Sachsen“. Verschiedene evangelische Regionalkirchen folgten diesem Beispiel4. Am 3. Februar 1910 wurde der „Evangelische Preßverband für Deutschland“ aus der Taufe gehoben5, dessen Aufgaben mit der „Bedienung der gesamten Presse, in erster Linie der politischen Tagespresse und der belletristischen Zeitschriften“ mit kirchlichen Informationen und religiösen Themen, der Weiterund „Ausbildung von Preßarbeitern“ und der Zusammenfassung und Koordinierung der evangelischen Publizistik insgesamt, umrissen waren6. Die Zahl evangelischer Periodika nahm stetig zu7. Zu Beginn der 1930er Jahre gab es über 1.900 selbstständige evangelische Blätter in einer Gesamtauflage von über 17 Millionen Exemplaren. Die kirchenpolitische Entwick1 Vgl. K. NOWAK, Geschichte, S. 189. 2 Vgl. auch H. HINZE, Prozesse, S. 165–172. Hinzes Beitrag widmet sich u. a. ausführlich dem 1880 gegründeten „Verein zur Verbreitung christlicher Zeitschriften“ (später: Christlicher Zeitschriftenverein). 3 Zu bisherigen Vorbehalten gegenüber der Presse vgl. K. NOWAK, Geschichte, S. 190. 4 Mit etlichen Beispielen vgl. EBD. 5 Der Preßverband war aus dem „Ausschuß für Schriftenwesen“ des „Central-Ausschusses für Innere Mission“ hervorgegangen. Vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 187 u. S. 199–204; K. NOWAK, Geschichte, S. 190. 6 Zit. nach G. MEHNERT, Presse, S. 203. 7 Man vergleiche z. B. die Statistiken von 1908 und 1929 bei K. NOWAK, Geschichte, S. 192, bzw. bei G. MEHNERT, Presse, S. 232f.
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Die Gründung der „Zeichen der Zeit“
lung nach der „Machtübernahme“ durch die Nationalsozialisten begünstigte zunächst die Neugründung einiger Blätter8 wie beispielsweise der deutschchristlichen Wochenschrift „Evangelium im Dritten Reich“9 und des sächsischen Periodikums „Christenkreuz und Hakenkreuz“10 auf der einen oder der Zeitschrift „Junge Kirche“11 auf der anderen Seite12. Nach einer heftigen Phase der Auseinandersetzung um das Amt des Reichsbischofs, in dessen Verlauf Ludwig Müller die Zentrale des Evangelischen Preßverbandes für Deutschland von der SA besetzen ließ13 – der Direktor des Preßverbandes August Hinderer14 wurde zunächst beurlaubt15, später kurzzeitig inhaftiert16 –, wurden die Maßnahmen im Zusammenhang mit den von Hitler oktroyierten Kirchenwahlen im Juli 1933 wieder zurückgenommen17. Die aufgrund der Kirchenwahlen ins Amt gekommenen deutsch-christlichen Kirchenleitungen versuchten, die gesamte evangelische Pressearbeit an die Kirchenleitungen zu binden. Das am 10. Juli 1934 erlassene „Kirchengesetz über die evangelische Presse“ unterstellte das „Evangelische Pressewesen . . ., soweit es nicht der staatlichen Ordnung unterliegt, der Regelung durch die Deutsche Evangelische Kirche“18. So verfügte beispielsweise der sächsische DC-Landesbischof Friedrich Coch ohne Rücksicht auf verlegerische Rechte, die gesamte evangelische Sonntagspresse Sachsens auf die kirchenamtliche Pressestelle zu übernehmen19. Ähnlich wurde in anderen Landeskirchen verfahren20. Einen Monat später, im August 1934, befahl Reichsbischof Müller, „jede Verbindung zu dem Evangelischen Pressverband für Deutschland als solchem und zu seinen Untergliederungen . . . zu lösen;“ der Preßverband habe nicht mehr die Befugnis, „kirchliche Nachrichten authentisch zu übermitteln“21. 8 Vgl. EBD., S. 237. 9 Vgl. EBD., S. 235; F. LÜPSEN, Weg, S. 417f. 10 Vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 235. 11 Seit Herbst 1933 unter der Herausgeberschaft Hanns Liljes; zu seiner Rolle als Schriftleiter der Zeitschrift vgl. ausführlich H. OELKE, Lilje, S. 207–224. 12 Vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 236; F. LÜPSEN, Weg, S. 418. 13 Vgl. auch K. MEIER, Kirchenkampf, Bd. I, S. 101. 14 Hinderer war seit 1917 Direktor des Evangelischen Preßverbandes für Deutschland (vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 220). 15 Ähnlich erging es auch dem Geschäftsführer des Evangelischen Preßverbandes in Württemberg, Kurt Hutten (vgl. F. LÜPSEN, Weg, S. 420). 16 Vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 237; F. LÜPSEN, Weg, S. 419. Ausführlich zu den Vorgängen um die Besetzung des E. P. D., die Beurlaubung Hinderers und die Wiederaufnahme der Arbeit S. HÖCKELE-HÄFNER, Hinderer, S. 291–301. 17 Vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 238. 18 Zitat des Gesetzes nach F. LÜPSEN, Weg, S. 420; vgl. auch K. MEIER, Kirchenkampf, Bd. I, S. 214. 19 Vgl. auch J. FISCHER, Landeskirche, S. 116 Anm. 170. 20 Beispiele bei F. LÜPSEN, Weg, S. 421. 21 Zitat der Anordnung Ludwig Müllers EBD., S. 423.
Politische und kirchenpolitische Voraussetzungen evang. Pressearbeit
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Schützenhilfe bekamen die Bestrebungen Müllers von der Reichsregierung. Waren die Grenzen für die Pressearbeit allgemein, so auch für die kirchliche Publizistik durch das Reichskulturkammergesetz vom 22. September 193322 und das Schriftleitergesetz vom 4. Oktober 193323 gesteckt, erließ Reichsinnenminister Wilhelm Frick angesichts der Auseinandersetzungen des „Kirchenkampfes“ am 6. November 1934 einen weit reichenden Erlass (sog. „Frick-Erlaß“), in dem er „bis auf weiteres alle Veröffentlichungen in der Tagespresse, in Flugblättern und Flugschriften, die sich mit der evangelischen Kirche befassen, ausgenommen Kundgebungen der Reichskirchenregierung“24, untersagte. Eine Ergänzung vom Folgetag weitete den Erlass auf „Veröffentlichungen über die derzeitigen Verhältnisse der evangelischen Kirche in Kirchenzeitungen, Gemeinde-, Wochenblättern und Zeitschriften“25 aus. Damit war ein Teil der kirchlichen Publizistik gezwungen, sich außerhalb der Gesetze – etwa in Form von Flugblättern, Rundschreiben und Kanzelabkündigungen der Bekennenden Kirche26 – zu stellen27, ein anderer Teil wagte die Gratwanderung unter ständigen Versuchen der Eingrenzung der Themen evangelischer Presse „in rein religiöser Beziehung“, wie der Erlass der Reichspressekammer vom 17. Februar 193628 vorschrieb29. So ins Korsett der „Inhaltsplanung“ eingezwängt30 und durch Zusammenlegungen etlicher Periodika zusätzlich geschwächt31, erlebte die evangelische Presse bis 1939 einen Schrumpfungsprozess auf ein Viertel ihres Bestandes der Zeit vor 193332. Zu einer weiteren Drosselung führten die kriegsbedingt begründeten Zuteilungsmaßnahmen für den Papierverbrauch. Am 1. Juni 1941 schließlich verordnete die Reichspressekammer die Einstellung aller konfessionellen Presseerzeugnisse33. In den letzten Nummern erschien folgende Mitteilung: „Die Kriegswirtschaft erfordert stärkste Konzentration aller Kräfte. Diese Zusammenfassung macht 22 Vgl. dazu EBD., S. 425f. 23 Vgl. EBD. 24 Zitiert nach F. LÜPSEN, Weg, S. 424. 25 Zitiert nach EBD. Vgl. auch G. MEHNERT, Presse, S. 242. 26 Vgl. dazu G. MEHNERT, Presse, S. 242. 27 Zur illegalen kirchlichen Publizistik vgl. ausführlich EBD., S. 247–249. 28 Die Angabe „1938“ (EBD., S. 243) muss ein Versehen sein. 29 Zum Wortlaut des Gesetzes vgl. F. LÜPSEN, Weg, S. 429; G. MEHNERT, Presse, S. 243. 30 Die „Inhaltsplanung“ hatte sogar Auswirkungen auf die Aufnahme von Anzeigen, eine wichtige Einnahmequelle zur Finanzierung der Blätter – begünstigt durch das Gesetz über Wirtschaftswerbung vom 12. September 1933, vgl. EBD., S. 241; F. LÜPSEN, Weg, S. 428. 31 Vgl. EBD., S. 430; G. MEHNERT, Presse, S. 244. 32 Vgl. EBD., S. 244f. mit ausführlicheren Zahlenbelegen; vgl. auch G. E. STOLL, Zeitschriftenpresse. 33 Die gesamte konfessionelle Presse benötigte zu diesem Zeitpunkt lediglich ein Prozent des gesamten Papierbedarfs der Presse (vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 245f.; F. LÜPSEN, Weg, S. 432. Vgl. auch H. BRUNOTTE, Auswirkungen, S. 95).
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Die Gründung der „Zeichen der Zeit“
es notwendig, dass unsere Zeitschrift mit dem heutigen Tage bis auf weiteres ihr Erscheinen einstellt, um Menschen und Material für andere kriegswichtige Zwecke frei zu machen.“34 Von der Einstellung ausgenommen waren lediglich einige Amtsblätter und wenige andere Periodika35. Durch vorsichtiges Taktieren und verhaltenes Agieren hatte es der Direktor des Evangelischen Pressverbandes für Deutschland, August Hinderer, vermocht, das von ihm herausgegebene „Evangelische Deutschland“36 und den Pressverband vor der Einstellung bzw. Auflösung zu bewahren37. Hinderer hatte im Dezember 1933 den „Reichsverband der evangelischen Presse“ gegründet38. Dieser war mit seinem katholischen Pendant, der „Fachschaft der katholischen Presse“39, als „Hauptfachschaft der kirchlich-konfessionellen Presse“ bei der Reichspressekammer zusammengefasst40. Einerseits ermöglichten diese Maßnahmen eine fachliche Qualifizierung kirchlicher Redakteure in einem bisher nicht möglichen Umfang41, andererseits unterstellten sie die evangelische Presse aber direkt den Weisungen der Reichspressekammer und des Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. Dass Hinderers Vorgehen nicht unumstritten war, zeigten die Vorwürfe, die man ihm nach dem Krieg machte: Er habe seine eigenen Publikationsorgane zum Nachteil anderer gerettet42, und der Preis dafür, dass wenigstens ein Rumpfbestand an evangelischer Presse erhalten bleiben konnte, sei zu hoch gewesen43.
34 Zit. nach F. LÜPSEN, Weg, S. 434. Ebenso G. MEHNERT, Presse, S. 246. 35 Es blieben ca. 40 Gesetz- und Amtsblätter erhalten und ungefähr 30 hauptsächlich wissenschaftliche Periodika, ebenso das von Hinderer herausgegebene „Evangelische Deutschland“ (vgl. H. BRUNOTTE, Auswirkungen, S. 951). 36 Vgl. M. SCHMOLKE, Presse, S. 350. Zur schwierigen und offensichtlich kirchenpolitisch motivierten und von Focko Lüpsen kolportierten Frage der Einstellung des „Evangelischen Pressedienstes“ im Jahre 1937 vgl. R. ROSTENSTOCK, Presse, S. 130–133. Das Jahr 1937 hält genauerer Prüfung nicht stand: letztmals erschien der epd in einer Restvariante im Mai 1941. 37 Der Preis war der „Rückzug auf eine pragmatische und möglichst unanstößige Weiterarbeit zugunsten der evangelischen Leser, auch wenn er [Hinderer – J. B.] sich dabei nicht nur im äußeren Konflikt mit dem Staat, sondern auch im inneren Kampf mit dem eigenen Wahrheitsanspruch sah“ (S. HÖCKELE-HÄFNER, Hinderer, S. 305. Vgl. auch R. ROSTENSTOCK, Presse, S. 103–115). 38 Zur Gliederung des „Reichsverbandes der evangelischen Presse“ vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 241. 39 Vgl. F. LÜPSEN, Weg, S. 427. 40 Vgl. EBD., S. 427; G. MEHNERT, Presse, S. 240f. Ausführlich zum Aufbau der Reichspressekammer vgl. H. BOHRMANN/P. SCHNEIDER, Zeitschriftenforschung, S. 46–48. 41 Hinderer organisierte und leitete die obligatorischen Kurse für alle evangelischen Schriftleiter selbst. Er hatte seit 1927 einen Lehrauftrag für evangelische Publizistik an der Berliner Universität (vgl. F. LÜPSEN, Weg, S. 428). 42 Vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 251. 43 Zur Frage der Berechtigung der Anwürfe vgl. EBD., S. 242: Mehnert würdigt Hinderers Verdienste um den Erhalt der Presse positiv.
Politische und kirchenpolitische Voraussetzungen evang. Pressearbeit
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b. Der Evangelische Pressverband für Deutschland nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ In den Augen vieler seiner Zeitgenossen schien Hinderers Verhalten während des „Dritten Reiches“ den Evangelischen Pressverband für Deutschland kompromittiert zu haben44. Hinderer selbst konnte den Wiederaufbau der evangelischen Publizistik nach dem Ende des Krieges nicht mehr begleiten. Er starb am 26. Oktober 194545, nachdem er sowohl für das „Evangelische Deutschland“46 als auch für den Pressverband noch Lizenzen beantragt hatte. Im Januar 1946 folgte ihm der ehemalige Direktor des schlesischen Presseverbandes47, Oberkonsistorialrat Walter Schwarz48, als Direktor des „Evangelischen Presseverbandes für Deutschland“49. Da die Räume des Pressverbandes in der Berliner Beymestraße fast vollständig zerstört waren50, richtete Schwarz in Göttingen eine Geschäftsstelle ein51. Im Juni 1947 erhielt dann der Direktor des „Evangelischen Presseverbandes für Westfalen“, Focko Lüpsen52, die Lizenz für den „Evangelischen Pressedienst“ (epd)53, für den er Räume in den Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel fand54. Walter Schwarz trat bewusst das Erbe August Hinderers an. Er sah in der Konzentration evangelischer Publizistik in einigen wenigen Presseorganen, für die die alliierte Lizenzpolitik den Rahmen schaffte55, die besondere
44 Vgl. dazu u. a. die Äußerung von Otto Dibelius (zit. EBD., S. 251). Wesentlich zugespitzter als die durch ihre umfangreiche Quellenbasis gestützte Arbeit S. Höckele-Häfners beurteilt V. Lilienthal Hinderers Lavieren im „Dritten Reich“ (vgl. V. LILIENTHAL, Ernte; S. HÖCKELE-HÄFNER, Hinderer, S. 482ff.; DERS., Legende). 45 Vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 251; S. HÖCKELE-HÄFNER, Hinderer, S. 490. 46 Die Lizenz für das „Evangelische Deutschland“ wurde erst im April 1949 erteilt. Die EKD unterstützte die Bemühungen um die Lizenzierung nicht (vgl. EBD., S. 266f). 47 Schwarz war nicht Direktor des Presseverbandes von Schleswig, wie Volker Dettmar behauptet (vgl. V. DETTMAR, Interesse, S. 29 Anm. 38). 48 Schwarz war bereits 1933 seines Amtes enthoben worden (vgl. F. LÜPSEN, Weg, S. 420). 49 Vgl. M. SCHMOLKE, Presse, S. 351; G. MEHNERT, Presse, S. 266. Zur Nachfolge von Schwarz und den damit verbundenen kirchen- und pressepolitischen Interessen vgl. R. ROSENSTOCK, S. 146–151. 50 Gleichfalls vernichtet war das „Zentralarchiv für evangelisches Schrifttum“ des Preßverbandes (vgl. F. LÜPSEN, Weg, S. 415). 51 Vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 265. In Berlin richtete die Geschäftsstelle eine Zweigstelle mit Versandbuchhandlung ein (vgl. EBD., S. 267). 52 Lüpsen war schon zur Zeit Hinderers Chefredakteur des „Evangelischen Pressedienstes“ gewesen (vgl. EBD., S. 266). 53 Der epd wurde vom Evangelischen Presseverband für Deutschland herausgegeben. 54 Die Zentralredaktion des epd blieb bis zur Pensionierung Lüpsens in Bethel und kam dann nach Frankfurt am Main (vgl. EBD., S. 266); zur Geschichte des epd vgl. u. a. EBD., S. 271–275. 55 Vgl. dazu ausführlich unten S. 48.
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Chance für eine „weitreichende Planung56 und das Zustandekommen wirklich leistungsfähiger Blätter.“57 Zugleich interpretierte er die Rolle der verfassten Kirche und ihrer Repräsentanten als Herausgeber und Eigentümer der neuen Periodika und damit die „Verkirchlichung“ der konfessionellen Printmedien58 als „durch die nationalsozialistische Kirchen- und Pressepolitik begonnene und 1945 fortgesetzte Linie“59, deren Entwicklung man zumindest im Auge behalten müsse60. Ähnliche Tendenzen zur „Verkirchlichung“ der Pressearbeit61 zeigten sich, als die ehemaligen evangelischen Presseverbände in den westlichen Besatzungszonen ihre Arbeit wiederaufnahmen bzw. als die Verbände wieder errichtet wurden62. Mehrfach setzten die Kirchenleitungen so genannte Pressepfarrer als Leiter der Presseverbände ein63. Die am 13. Juli 1948 in Eisenach verabschiedete Grundordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beschrieb die Verantwortung der EKD für die kirchliche Publizistik lediglich in sparsamen Formulierungen. Art. 7 benannte als eine der Aufgaben der EKD auch die „Herausgabe kirchlichen Schrifttums“, und nach Art. 8 konnte die EKD „den Gliedkirchen für ihre Arbeit Anregungen geben, insbesondere . . . für die Gestaltung der kirchlichen Presse.“ Entsprechend übte die EKD in bezug auf die evangelischen Printmedien Zurückhaltung, nahm jedoch durch ihre finanzielle Stützung mittelbar Einfluss64. So ist es fast folgerichtig, wenn die im November 1949 durch die EKD gegründete „Kammer für Publizistische Arbeit“, deren Vorsitz der hannoversche Landesbischof Hanns Lilje übernahm65, in der Erörterung von Grundsatzfragen zur kirchlichen Publizistik stecken blieb66. Dennoch verlangte die evangelische Pressearbeit nach einer umfassenderen Organisationsform, als die der von Walter Schwarz geleitete Evan-
56 Damit griff Schwarz eine Forderung Hinderers nach „Planwirtschaft im evangelischen Pressewesen“ auf, die dieser schon 1928 auf dem Evangelischen Pressetag in Köln erhoben hatte (vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 231). 57 So Schwarz (zit. EBD., S. 254). 58 Vgl. dazu auch M. SCHMOLKE, Presse, S. 352. 59 Zit. nach G. MEHNERT, Presse, S. 254; in der Wertung ähnlich V. DETTMAR, Interesse, S. 24. 60 Ähnlich auch F. LÜPSEN, Weg, S. 444. 61 Die Tendenzen zur „Verkirchlichung“ der Publizistik wurden nicht durchweg negativ gesehen, schien doch die enge Bindung an die verfasste Kirche einer Aufspaltung in Parteiungen und theologischen Richtungskämpfen entgegenzuwirken (vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 254). Die Entwicklung der katholischen Presse verlief ähnlich (vgl. dazu M. SCHMOLKE, Presse, S. 251). 62 Vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 269. 63 Zu einzelnen Beispielen vgl. ausführlicher EBD., S. 270. 64 Vgl. EBD., S. 280. 65 Vgl. auch R. UHDEN, Theologie, S. 137–140. 66 Vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 280.
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gelische Presseverband für Deutschland nicht mehr geeignet schien. Darum wurde 1951 das „Gemeinschaftswerk der Evangelischen Presse“ gegründet67, – eine gewisse Widersprüchlichkeit, die sich u. a. darin zeigte, dass der Evangelische Presseverband als Dachorganisation der Presseverbände und als Träger des „Evangelischen Pressedienstes“ erhalten blieb und mit dem Gemeinschaftswerk lediglich eine Doppelstruktur geschaffen wurde, die sich auch personell ausdrückte. So nahmen Friedrich Langenfaß und Rudolf Weeber in beiden Organisationen dieselben Funktionen als Erster Vorsitzender und Stellvertreter wahr68. Schwarz versah in Personalunion die Geschäftsführung des Gemeinschaftswerkes und des Presseverbandes und fragte nicht zu unrecht, ob der Evangelische Presseverband für Deutschland das Gemeinschaftswerk „in den Sattel setzen soll[te], um eines Tages eine zweite Presseorganisation neben sich zu sehen.“69 In den Folgejahren arbeiteten beide Institutionen weitgehend nebeneinander her70. Im Jahre 1973 mündeten die Bemühungen um die Zusammenfassung der evangelischen Publizistik in die Gründung des „Gemeinschaftswerkes der Evangelischen Publizistik“ (GEP) mit Sitz in Frankfurt am Main71.
c. Die „Kammer für evangelisches Schrifttum“ bei der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD In der sowjetischen Besatzungszone zeigte sich recht bald, dass die Bemühungen um die Wiederzulassung der evangelischen Presseverbände keinen Erfolg haben würden72. Daher wurde schon drei Jahre vor der Gründung der „Kammer für Publizistische Arbeit“ der EKD bei der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei eine „Kammer für evangelisches Schrifttum“ eingerichtet, die ihre Wirkung in der sowjetischen Besatzungszone und GroßBerlin entfalten sollte. Die Einrichtung dieser Kammer ging auf den Beschluss der vierten Sitzung der Konferenz der östlichen Gliedkirchen der EKD vom 2. und 3. April 1946 zurück73. Die Kammer für evangelisches Schrifttum konstituierte sich am 15. und 16. April 1946 im Johannesstift in Berlin-Spandau74. Sie hatte die Aufgabe, 67 Vgl. auch R. GEISENDÖRFER, Publizistik, S. 364; R. ROSENSTOCK, Presse, S. 2152–36. 68 Vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 276. 69 Zitat von Schwarz EBD. 70 Vgl. M. SCHMOLKE, Presse, S. 360; G. MEHNERT, Presse, S. 276f. 71 Vgl. R. ROSENSTOCK, Presse, S. 310–324. 72 Vgl. G. MEHNERT, Presse, S. 270. 73 Vgl. M. KÜHNE, Protokolle, S. 112. 74 Vgl. EBD., Anm. 23. An der konstituierenden Sitzung nahmen insgesamt 46 Personen teil, neben Vertretern kirchlicher Stellen meistens Verlagsbuchhändler, unter ihnen keiner aus den westlichen Besatzungszonen (EZA BERLIN, 4/127).
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„die evangelische Schrifttumsarbeit im Gebiet der östlichen Landes- und Provinzialkirchen zu ordnen, zu vertreten und zu fördern,“ und sollte neben der Beratung in Fragen der Publizistik außerdem die „Verbindung mit der evangelischen Schrifttumsarbeit der westlichen Besatzungszonen herstellen und pflegen“75.Vorsitzender wurde Bischof Otto Dibelius76 als Leiter der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD77. Dibelius betraute Friedrich Bartsch, der sich bereits seit 1939 als Referent in der Schrifttumsstelle der Kirchenkanzlei der DEK um die evangelische Pressearbeit verdient gemacht hatte und nunmehr Referent für Presse und Schrifttum bei der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD war, sowohl als Geschäftsführer der Kammer als auch als seinen persönlichen Vertreter in der Kammer78. Mit Bartsch konnte Dibelius einen versierten Publizistikorganisator für diese wichtigen Presseangelegenheiten einsetzen. Der vielseitige Bartsch, von Haus aus promovierter Philologe und Germanist, hatte unter anderem für den Evangelischen Pressverband für Schlesien gearbeitet79 und seit 1929 bis zu dessen Schließung durch die Nationalsozialisten das von ihm gegründete Volkshochschulheim „Eckartshof“ (Halberstadt) geleitet; danach nahm er im Dienste des Evangelischen Presseverbandes eine Vortragstätigkeit auf, bis diese durch die Berliner Geheime Staatspolizei verboten wurde80. Später hatte er die Leitung der Zentralstelle für evangelisches Schrifttum beim „Central-Ausschuss für die Innere Mission der deutschen evangelischen Kirche“81 übernommen. 75 Grundsätze für die Arbeit der „Kammer für evangelisches Schrifttum“ (EZA BERLIN, 4/127). 76 Dibelius war bei der konstituierenden Sitzung nicht zugegen und hatte Generalsuperintendent Friedrich-Wilhelm Krummacher als seinen Vertreter entsandt (vgl. den Bericht über die erste Tagung der „Kammer für evangelisches Schrifttum“, NACHLASS HANS LAURENTIUS). Dibelius erkannte ausgesprochen weitsichtig die wichtige Rolle des Wiederaufbaus der evangelischen Pressearbeit und hatte bereits erstaunliche Aktivitäten entwickelt. Beispielsweise hatte er schon im September 1945 einen „Pressedienst des Evangelischen Bischofs von Berlin“ gegründet auch die Lizenz für das Wiedererscheinen des „Berliner Evangelische Sonntagsblatt“ beantragt (vgl. dazu R. ROSENSTOCK, Presse, S. 143f.). 77 Vgl. Anm. 75. 78 Vgl. EBD. und F. Bartsch, Acht Jahre evangelischer Schrifttumsarbeit (EZA BERLIN, 4/129). 79 Seit 1924 war er Leiter der Volksbildungsabteilung des Evangelischen Pressverbandes für Schlesien gewesen. 80 Er wurde, obwohl kein Theologe, dann Pfarrer der Bethlehemsgemeinde in Berlin: „Der Evangelische Oberkirchenrat [setzte sich] über alle Bedenken wegen mangelnden Theologiestudiums hinweg und erkannte diesem hochbefähigten und vielbewährten Mann die Anstellungsfähigkeit für das Pfarramt zu“ (O. SÖHNGEN, Predigt im Trauergottesdienst für Kirchenrat Dr. Friedrich Bartsch am 13. Januar 1979 in Berlin, Bethlehemskirche, ZdZ 3/1979, S. 111–115, hier S. 114). 81 Seit 1939 Schrifttumsstelle der Deutschen Evangelischen Kirche in der Kirchenkanzlei der DEK.
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Bartsch sah in der Bildung der Kammer die Fortführung der wichtigen Rolle der Schrifttumsstelle und deren Arbeit während des „Dritten Reiches“82. Daran wollte er anknüpfen. Neben der Beratung der einzelnen evangelischen Buchhändler und Verleger, die sich „in . . . [ihrem] zermürbenden Kampf mit den nationalsozialistischen Dienststellen“83 bewährt hätte, wollte er in der Kammer mit Vertretern dieser Berufsgruppen die evangelische Publizistik zusammenfassen. Zugleich hoffte Bartsch, dass es der Kammer gelingen könnte, als „zentrale Dienststelle“ der östlichen Gliedkirchen der EKD deren publizistische Arbeit insgesamt gegenüber der Sowjetischen Militäradministration und den im Aufbau befindlichen deutschen Regierungsstellen zu vertreten. Denn relativ schnell hatte sich gezeigt, dass die Außenstellen der SMAD ihre Entscheidungskompetenz gegenüber der Karlshorster Behörde zurückstellten und somit auch den „leitenden kirchlichen Stellen in Berlin eine besondere Verantwortung zufiel“84. Die Leitungen der Landes- und Provinzialkirchen konnten Vertreter in die Kammer für evangelisches Schrifttum entsenden. Diese Mitglieder der Kammer wiederum beriefen Vertreter der Bibelgesellschaften, des evangelischen Sortiments- und Verlagsbuchhandels, des Druckereigewerbes, Schriftleiter kirchlicher Blätter, Graphiker, „namhafte Autoren des evangelischen Schrifttums“85 und „Fachvertreter für die hauptsächlichen evangelischen Literaturgebiete“86. Die Kammer bildete einen Hauptausschuss, der Tagungen und Arbeitstreffen organisieren sollte, und vier Fachausschüsse87. Die Finanzierung der Kammer übernahm die Berliner Stelle der Kanzlei der EKD88. 82 Vgl. F. Bartsch, Kirche und Buch (Vortrag anlässlich seiner Pensionierung[?], [EZA BERLIN, 4/13]; vgl. auch H. BRUNOTTE, Kurs, S. 25). 83 F. Bartsch, Acht Jahre evangelischer Schrifttumsarbeit: Bericht der Kammer für evangelisches Schrifttum zu Berlin über Erfahrungen und Ergebnisse ihrer Arbeit in den Jahren 1946 bis 1954 (EZA BERLIN, 4/129). 84 EBD. 85 Vgl. Anm. 75. 86 EBD. 87 Fachausschuss I für Bibelarbeit, Fachausschuss II für Zeitschriften und Buchwesen, Fachausschuss III für Buchherstellung, Buchwerbung und Buchvertrieb und Fachausschuss IV für Gemeindedienst (literarische Veranstaltungen, Büchereiwesen, Schriftentische), vgl. die Grundsätze für die Arbeit der „Kammer für evangelisches Schrifttum“ (EZA BERLIN, 4/127). Eine Auflistung der einzelnen Personen als Mitglieder der Ausschüsse im NACHLASS HANS LAURENTIUS; Berichte über die ersten Versammlungen der Kammer im Nachlass Hans Urner (EZA BERLIN, 631/91). 88 Vgl. Anm. 78. Nach der Währungsreform von 1948 finanzierte, vermittelt von Bartsch, die Evangelische Verlagsanstalt alle Personalkosten der Kammer (vgl. F. Bartsch, Memorandum über Entstehung, Entwicklung und Finanzierung der Kammer für evangelisches Schrifttum in Berlin. [1962], EZA BERLIN, 4/129). Nach 1954 übernahm die Finanzierung wieder die EKD (vgl. EBD).
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Für eine gewisse Verwirrung sorgte kurze Zeit nach Gründung der Kammer die Beauftragung des Thüringer Pfarrers Hans Waldmann (Jena)89. Bartsch hatte als Vertreter der Kammer den Chefredakteur der „Kirche“, Kurt Böhme, zu einer Arbeitsbesprechung der Beauftragten für Pressefragen in den einzelnen Landeskirchen am 16. und 17. Juli 1946 in Treysa entsandt, doch Böhme erhielt keine Ausreisegenehmigung. Waldmann hingegen, auf eigene Verantwortung angereist, ließ sich in Treysa von der Kirchenkanzlei der EKD (Schwäbisch Gmünd) beauftragen, „das evangelische Pressewesen in der Ostzone zu vertreten“90. Gegen diese Missachtung der Existenz der Kammer für evangelisches Schrifttum durch die Kirchenkanzlei der EKD protestierte der stellvertretende Leiter der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei, Ernst-Viktor Benn, heftig und forderte, „diesen Auftrag . . . Pfarrer Waldmann gegenüber in brüderlicher Form91 rückgängig zu machen und . . . [ihn] hierüber zu verständigen.“92 Obgleich von Bartsch erhofft, konnte die Kammer für evangelisches Schrifttum weder das Erbe des Evangelischen Preßverbandes für Deutschland antreten, noch gewann sie als Institution überhaupt größere Bedeutung. Dies spiegelte sich u. a. auch darin, dass die von Bartsch angeregte und vom Hauptausschuss beschlossene Errichtung von „Zweigstellen der ‚Kammer für evangelisches Schrifttum‘“93 nicht zustande kam, ebenso wenig wie die Verwirklichung von Bartschs Vision der „Einrichtung eines Instituts für evangelische Publizistik“94 durch die Kammer oder die Herausgabe einer Zeitschrift „im Stile des Readers Digest, die über alle Vorgänge innerhalb der weltweiten Evangelischen Kirche berichtet.“95 Die praktische Hauptaufgabe der Kammer schien sich in der Koordinierung der zugeteilten Papierkontingente zu erschöpfen. Die angestrebte Zusammenfassung der evangelischen Schrifttumsarbeit in der sowjetischen Besatzungszone war faktisch gegenstandslos, da sich die Publizistik in der Arbeit der Evangelischen Verlagsanstalt bündelte, weil die dem evangelischen Schrifttum verbundenen Privatverlage keine Lizenzen erhielten. Zudem 89 Waldmann war Chefredakteur der Thüringer Wochenzeitung „Glaube und Heimat“. 90 Schreiben Benns an die Kanzlei der EKD vom 28. September 1946 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). Waldmann handelte nicht aus Unwissenheit, war er doch bei der konstituierenden Sitzung der Kammer zugegen (vgl. den Bericht über die erste Tagung der Kammer für evangelisches Schrifttum, EBD.). Zu der Arbeitsbesprechung in Treysa vgl. C. NICOLAISEN/N. A. SCHULZE, Protokolle 1, S. 672ff. 91 „in brüderlicher Form“ später eingefügt. 92 Vgl. Anm. 90. 93 Bericht Bartschs auf der 11. Sitzung Kirchlichen Ostkonferenz am 7. Januar 1948 (M. KÜHNE, Protokolle, S. 239). 94 EBD., S. 244. 95 Schreiben Bartschs an die Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD vom 24. November 1946 (EZA BERLIN, 4/129). Als Titel hätte man gewählt „Das Interessanteste aus dem Raum der Evangelischen Kirche“; Chefredakteur sollte Aurel von Jüchen werden (vgl. EBD.).
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konzentrierte sich die Wirksamkeit der Kammer in der Person Bartschs, der die von ihm aufgestellten Grundsätze persönlich vertrat und beständig dafür warb. Nicht zuletzt zeigt sich diese Tatsache in der engen Verknüpfung der Evangelischen Verlagsanstalt mit der Kammer für evangelisches Schrifttum, die sich in Friedrich Bartsch auch personell manifestierte96. Den „Evangelischen Nachrichtendienst Ost“, der 1947 eine sowjetische Lizenz erhielt97, als von der Kammer für evangelisches Schrifttum gelenktes Nachrichtenorgan aufzubauen, scheiterte an den politischen Bedingungen in der sowjetischen Besatzungszone. Der Dienst der Kammer für den Nachrichtendienst musste sich auf die Bereitstellung der Räumlichkeiten für die Redaktion98 und in der Finanzierung durch die Kammer über die Evangelische Verlagsanstalt beschränken. Die Vernetzung der Kammer für evangelisches Schrifttum auf gesamtdeutscher EKD-Ebene gelang nur unvollständig99. Nach Bildung der „Kammer für Publizistische Arbeit der EKD“ 1949 sollten beide Einrichtungen dadurch koordiniert werden, dass Bartsch in die neu gebildete Kammer berufen wurde. Zugleich aber sollten „Organisationsform und Arbeitsweise der Kammer für evangelisches Schrifttum durch diese Eingliederung nicht verändert werden, sondern in ihrer Selbständigkeit und Zuständigkeit für den Bereich der östlichen Gliedkirchen erhalten bleiben.“100 Die vor allem von Bartsch als seine Lebensaufgabe verstandene Arbeit der Kammer für evangelisches Schrifttum fand 1963 ihr Ende: Schon lange vorher durch die kirchenpolitischen Umstände in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt und ausgeschaltet, wurde sie jetzt der Kirchenkanzlei der EKD als „Evangelischer Schrifttumsdienst Berlin bei der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland“ angegliedert101. 96 Ausführlich dazu unten S. 54. 97 Zu ihm vgl. auch unten S. 270. Wenige Bemerkungen zur Gründungsgeschichte des „eno“ auch bei R. ROSENSTOCK, Presse, S. 190ff. 98 Am 1. April 1947 unterzeichneten Bartsch (für die Kammer für evangelisches Schrifttum) und Curt Otto (für die Evangelische Verlagsanstalt) rückwirkend zum 1. Januar 1947 einen Vertrag, der die Nutzung der Räume und der Büroeinrichtungen der Kammer in der Berlin-Charlottenburger Jebensstraße (Haus des Evangelischen Oberkirchenrates) für das Lektorat der Verlagsanstalt und die Redaktion des eno regelte. Weiterhin stellte die Kammer der Evangelischen Verlagsanstalt zusätzlich Aushilfskräfte zur Verfügung (vgl. die Vereinbarung vom 1. April 1947, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 99 Das zeigen sowohl die Teilnehmerlisten der Tagungen wie auch die Tatsache, dass bei der Gründung des „Gemeinschaftswerkes der Evangelischen Presse“ 1951 der Osten nicht berücksichtigt wurde (vgl. Bartschs Bericht über die 7. Tagung der Kammer für evangelisches Schrifttum vom 25. bis 27. Oktober 1954 in Berlin-Weißensee, EZA BERLIN, 4/129). 100 F. Bartsch, Acht Jahre evangelischer Schrifttumsarbeit: Bericht der Kammer für evangelisches Schrifttum zu Berlin über Erfahrungen und Ergebnisse ihrer Arbeit in den Jahren 1946 bis 1954 (EZA BERLIN, 4/129). 101 Vgl. das Schreiben Bartschs an Christoph-Johann Kracker von Schwartzenfeld vom 9. November 1962 und den Vermerk Bartschs vom 8. Januar 1962 (EZA BERLIN, 4/129).
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Jahre später, 1969, im Vorfeld der Gründung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, schlug der Cheflektor der Evangelischen Verlagsanstalt, Johannes Adler, vor, die Kammer für evangelisches Schrifttum wieder aufleben zu lassen und sie zusammen mit der Evangelischen Verlagsanstalt „im Rahmen des Kirchenbundes irgendwie“102 einzubeziehen. Adlers Überlegungen wurden jedoch nicht aufgegriffen. Sie seien, wie es hieß, erst akut, „wenn die Organe des Bundes gebildet sind. Bis dahin . . . [sei] kein Grund zur Beunruhigung.“103
d. Das Wiederaufleben evangelischer Pressearbeit in den Besatzungszonen Das Gesetz Nr. 191 der „Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force“ (S. H. A. E. F.) vom 24. November 1944 bzw. in novellierter Form vom 12. Mai 1945104 gliederte das medienpolitische Vorgehen der Briten und Amerikaner in drei Phasen. Nach dem Verbot aller deutschen Medien sollten lediglich alliierte Publikationsorgane verbreitet und danach erst Lizenzverfahren für Deutsche eröffnet werden. In der dritten Phase sollten lizenzierte deutsche Medien unter alliierter Kontrolle die alliierten Zeitungen und Zeitschriften allmählich ablösen105. Zwar gingen kurz vor der Potsdamer Konferenz im Juli 1945 durch die Auflösung der S. H. A. E. F. alle Befugnisse auf die einzelnen Militärregierungen über, dennoch schlugen Briten und Amerikaner ihre vorgeplanten Wege ein. Die Franzosen hatten sich an einer detaillierten Nachkriegsplanung nicht beteiligt106 und gingen wesentlich unsystematischer vor107. Nach dem Verbot der deutschen Publizistik gaben Briten und Amerikaner in ihren Besatzungszonen zunächst so genannte „Heeresgruppenzeitungen“ heraus108, ein Modell, dem sich die Franzosen anschlossen. Bei der späteren Lizenzvergabe an Deutsche berücksichtigten die Amerikaner in der Regel keine Altverleger und ließen auch keine Wiedergründungen ehemaliger Zeitungen zu109. Sonst zeigten sie sich jedoch relativ großzügig und erteilten 102 Schreiben Adlers an Krummacher vom 10. April 1969 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). 103 Protokoll einer Besprechung zwischen Krummacher und Laurentius vom 30. April 1969 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). 104 Ebenso auch die EAC-Direktive Nr. 12 (vgl. C. VOLLNHALS, Kirche, S. XV). 105 Vgl. dazu K. KOSZYK, Presse, S. 31. 106 Vgl. EBD., S. 35. 107 Koszyk sieht die Ursachen in der Überorganisation der französischen Militärverwaltung, klare Instruktionen seien auf den Dienstwegen versandet (vgl. EBD., S. 36). 108 In der britischen und amerikanischen Zone z. B. die „Aachener Nachrichten“, den „Kölnischen Kurier“, die „Ruhr-Zeitung“ u. a. (vgl. EBD., S. 36f). 109 Vgl. EBD., S. 41.
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noch 1945 für insgesamt 23 Zeitungen Lizenzen. Die Briten forderten, dass unter den jeweiligen Antragstellern der Lizenzen mindestens ein fachlich qualifizierter Journalist mit politisch unbelasteter Vergangenheit sein musste. Schwierigkeiten bei der Papierbereitstellung hielten die Lizenzierungen in der britischen Zone jedoch vorerst in überschaubaren Grenzen110. Bis März 1946 waren erst elf Zeitungen lizenziert. Die Aufsicht führte der „Press and Information Service“111. Nicht nur aufgrund der eigenen ungenauen Vorplanung reglementierte die französische Militärregierung wesentlich strenger112 und übte eine harte Zensur aus113. Jährlich lizenzierte sie lediglich ca. zehn Zeitungen und zeigte sich später auch zögerlicher als beispielsweise die Amerikaner114, ihre Kompetenzen an die neugeschaffenen deutschen Stellen abzugeben115. Die Situation der evangelischen Presse spiegelte diese allgemeine Entwicklung wieder116. Briten und Amerikaner genehmigten zunächst für jede Landeskirche bzw. jedes Kirchengebiet ein Blatt117, dessen Auflagenhöhe sich nach der Zahl der Kirchenglieder richtete, etwa im Verhältnis eins zu zehn. Somit entstanden in der britischen und amerikanischen Zone große evangelische Zeitungen mit hoher Auflage118, deren Verbreitungsdichte die Zeit vor 1933 teilweise sogar überstieg119. An die Verleger bzw. Herausgeber wurden mit den Forderungen, dass sie keine NSDAP-Mitglieder gewesen sein durften und Altverleger ausgeschlossen waren120, dieselben
110 Die Lizenzierungspraxis regelte zugleich die Zuteilung des benötigten Papiers. Die Erteilung der Lizenz war an die Bereitstellung des Papiers gekoppelt (vgl. u. a. F. LÜPSEN, Weg, S. 437). 111 Vgl. K. KOSZYK, Presse, S. 44. Die Verordnung Nr. 108 der britischen Militärregierung vom 15. Oktober 1947 schuf so genannte „beratende Presseausschüsse“, ein Gremium aus Verlegern, Journalisten und Vertretern der Öffentlichkeit für jedes Land. Diese Gremien votierten dann im Einvernehmen mit einem sog. „Zonenpresserat“, wonach sich die Erteilung oder Verweigerung der Lizenzen durch die jeweiligen Ministerpräsidenten richtete, an die die Briten ihre Kompetenzen abgegeben hatten (vgl. EBD., S. 439). 112 Vgl. auch M. STURM, Impressions, S. 52; vgl. auch den Bericht der Kirchenleitung auf der Rheinischen Provinzialsynode am 16. September 1946 (in: J. BECKMANN, Hoffnung, S. 24). 113 Diese Beobachtung trifft nicht nur auf die Pressepolitik der Franzosen zu, sondern in gleicher Weise auch auf ihre Rundfunkpolitik (vgl. A. KUTSCH, Rundfunk, S. 81). 114 Die amerikanische Militärregierung erteilte am 2. Mai 1945 für die amerikanische Besatzungszone eine Generallizenz (vgl. K. KOSZYK, Presse, S. 44). 115 Vgl. EBD., S. 46; vgl. auch DERS., Pressepolitik, S. 310–324. 116 Vgl. auch R. ROSENSTOCK, Presse, S. 178–181. 117 Vgl. auch M. M. KNAPPEN, Report, S. 60. 118 In Westfalen z. B. die „Neue Kirche“ mit einer Auflage von 250.000 Stück (vgl. F. LÜPSEN, Weg, S. 437). 119 Vgl. EBD. 120 Vgl. EBD.
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Anforderungen wie an die übrige Presse gestellt121. Die französische Militärregierung verfuhr anders. Sie lizenzierte eine größere Anzahl kleinerer Blätter122 und legte sie in vielfältige Hände wie Presseverbände, Verbände der Inneren Mission, Kirchenleitungen, Organe von Synoden oder auch Einzelpersonen123. Nachdem der Marshall-Plan für die westlichen Besatzungszonen das nötige Papier bereit gestellt hatte, konnte großzügiger lizenziert werden. Die kirchliche Presse wurde mannigfaltiger124. 1949 hob der Alliierte Hohe Kommissar das Gesetz Nr. 191 und den Lizenzzwang auf. Ein Vergleich mit der Situation der evangelischen Presse vor 1933 zeigt, dass zwar eine gewisse Vielgestaltigkeit wieder erreicht war125, dennoch waren mit den zuerst lizenzierten Blättern die großen und wirtschaftlich potenten Zeitungen geschaffen, die die konfessionelle Presselandschaft der Bundesrepublik Deutschland nachhaltig prägen sollten126. Die Bedingungen in der sowjetischen Besatzungszone waren anders. Zunächst waren alle deutschen Medien verboten und im Juli 1945 alles verlegerische Eigentum beschlagnahmt worden127. Seit Mitte Mai gab die SMAD in einer Auflage von 800.000 Exemplaren die „Tägliche Rundschau“128 als Zeitung für die sowjetische Besatzungszone heraus129. Später lizenzierte sie für jede Partei, die in der sowjetischen Zone zugelassen wurde, jeweils ein Zentralorgan130. Wenige andere unabhängige Zeitungen 121 Teilweise erweiterten die Amerikaner gar die Auflage dahin, dass sie Pfarrer als Lizenzträger ausschlossen (vgl. EBD.). 122 Vgl. dazu u. a. die Bemerkungen von Stewart W. Herman in seinen Berichten vom 30. Juli und 5. August 1945 (in: C. VOLLNHALS, Kirche, S. 65). 123 Vgl. F. LÜPSEN, Weg, S. 438. 124 Einen starken Rückgang durch einen erheblichen Leserschwund erlebte sie jedoch durch die Währungsreform 1948 (vgl. EBD., S. 439). 125 Vgl. dazu die „Übersicht über die in Deutschland erscheinenden evangelischen Zeitschriften (Stand 1. April 1950)“ (F. LÜPSEN, Weg, S. 452f.). 126 Vgl. auch R. UDEN, Lilje, S. 76–85. 127 Vgl. K. KOSZYK, Presse, S. 47. 128 Zu dieser Zeitschrift vgl. P. STRUNK, Zensur, S. 36–62. 129 Die sowjetische „Tägliche Rundschau“ kam als Idee einer Zonenzeitung den Westalliierten zuvor. Im September 1945 etablierten die Franzosen in ihrer Zone die „Nouvelles de France“ (franz.) und im Oktober „Die Neue Zeitung“. Die erste amerikanische Zonenzeitung war die im Juli 1945 lizenzierte „Frankfurter Rundschau“, im Oktober folgte die „Süddeutsche Zeitung“. Die britische Zonenzeitung „Die Welt“ erschien erst seit April 1946 (vgl. K. KOSZYK, Presse, S. 39). Zum Ende der Zonenzeitungen, die teilweise eingestellt, z. T. verkauft wurden, vgl. EBD., S. 40. Auch in bezug auf die Lizenzierung von Zeitschriften war die SMAD den Westalliierten zunächst voraus. Im September 1945 lizenzierte sie den „Aufbau: Organ des Kulturbundes für demokratische Erneuerung Deutschlands“ unter der Chefredaktion Klaus Gysis. In den ersten Heften publizierte u. a. Krummacher (vgl. auch ThLZ 1/1947, S. 51). 130 Für die KPD die „Deutsche Volkszeitung“, für die SPD „Das Volk“. Beide Zeitungen
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wie die „Leipziger Zeitung“ oder „Berlin am Mittag“ verloren ihre Lizenzen bald wieder131. Der Praxis in der britischen und amerikanischen Zone vergleichbar, lizenzierte die SMAD die evangelische Presse als Wochenblätter der Landeskirchen, band die Lizenzen jedoch fest an die Kirchenleitungen132. Somit geriet die evangelische Publizistik in ein viel engeres Verhältnis zu kirchlichen Institutionen als vor der Zeit des „Dritten Reiches“133. Diese allgemeine Entwicklung lief annähernd parallel zu den westlichen Zonen. Nicht vergleichbar mit den westlichen Besatzungszonen jedoch war die Auflagenhöhe der kirchlichen Wochenpresse in der sowjetischen Zone. Kamen auf ungefähr 22,4 Millionen Evangelische in den westlichen Zonen annähernd vier Millionen Exemplare, so stand 17,5 Millionen evangelischen Christen im Osten Deutschlands lediglich eine Gesamtauflage von 164.000 zur Verfügung134. Diese „Unterversorgung“ blieb ein Charakteristikum der kirchlichen Presse auch in der Folgezeit. Sie wurde zum Dauerzustand.
„fusionierten“ am 21. April 1946 analog zu KPD und SPD zum „Neuen Deutschland“. Die CDU erhielt für die „Neue Zeit“, die LDPD für den „Morgen“ Lizenzen (vgl. K. KOSZYK, Presse, S. 48). 131 Vgl. EBD., S. 48. B. BAERNS apostrophiert die Gruppe dieser Periodika als „vergessene Zeitungen“ und zeichnet ihre Geschichte nach (vgl. Gedächtnislücken, S. 61–98). 132 Dazu ausführlicher unten S. 52ff. 133 Diese Entwicklung war nicht spezifisch für die Sowjetische Besatzungszone, sondern allgemein, wenngleich sie sich in der SBZ, durch äußeren Druck veranlasst, besonders ausprägte. 134 Zu diesen Zahlen vgl. F. LÜPSEN, Weg, S. 450.
Die Gründung der Evangelischen Die GründungVerlagsanstalt der „Zeichen der GmbH Zeit“
2. Die Gründung der Evangelischen Verlagsanstalt GmbH Bereits kurze Zeit nach Ende des Krieges hatten Vertreter der evangelischen Kirche zu sowjetischen Kulturoffizieren Kontakt aufgenommen, um die Bedingungen für die kirchliche publizistische Tätigkeit in der sowjetischen Besatzungszone abzuklären. Im Ergebnis dieser Gespräche lizenzierte die Sowjetische Militäradministration zunächst für die Kirchen von Mecklenburg1, Thüringen2, Sachsen3, Brandenburg4 und Berlin5 kirchliche Wochenzeitungen6. Parallel stellten einige dem evangelischen Schrifttum verbundene Verlage7 ebenfalls Lizenzanträge, in der Hoffnung, an ihre durch den Krieg zum Erliegen gekommene Verlagstätigkeit anknüpfen zu können. Die Vorstellung der Existenz einer Mehrzahl christlich orientierter Privatverlage stieß jedoch bei der sowjetischen Be-
1 Die „Mecklenburgische Kirchenzeitung“ erschien seit April 1946 unter der Herausgeberschaft des Schweriner Oberkirchenrates in Verbindung mit der mecklenburgischen Inneren Mission. Die Schriftleitung übernahm Theodor Werner. 2 „Glaube und Heimat: evangelisches Sonntagsblatt für Thüringen“. Die erste Ausgabe erschien am 21. April 1946. Die Herausgeberschaft hatte der Landeskirchenrat der Thüringer Evangelischen Kirche übernommen, die Schriftleitung lag in den Händen des Pfarrers Hans Waldmann (Jena). 3 „Der Sonntag: evangelische Wochenzeitung“. Der „Sonntag“ erschien erstmalig am 16. Juni 1946 (Trinitatis) und wurde vom Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamt Sachsens herausgegeben, Hauptschriftleiter war OLKR Gottfried Knospe. 4 „Potsdamer Kirche: Sonntagsblatt für den Kirchenkreis Potsdam“, Heft 1 am 31. März 1946. Herausgeber war der Superintendent des Kirchenkreises Potsdam, Konrad Stolte, Schriftleiter war Pfarrer Günter Heidtmann. Schon am gewählten Titel ist deutlich, dass die Zeitung zunächst nur für einen territorial begrenzten Raum gedacht war. Da weitere kirchliche Wochenzeitungen nicht lizenziert wurden, wurde die „Potsdamer Kirche“ für ein immer größeres Verbreitungsgebiet in Anspruch genommen, zunächst für den Raum Brandenburg und später – z. T. mit regionalen Anhängen – für einen Teil der Kirchen der APU bzw. EKU (vgl. dazu auch unten S. 102 und S. 164). 5 „Die Kirche: evangelische Wochenzeitung“. Sie wurde im Auftrag des evangelischen Bischofs von Berlin vom Potsdamer „Christlichen Zeitschriftenverlag“ herausgegeben. Die Schriftleitung nahm Kurt Böhme wahr. Die erste Ausgabe erschien zum ersten Advent 1945 (2. Dezember). „Die Kirche“ hatte eine Lizenz der amerikanischen Militärregierung erhalten und war eigentlich für den Raum Groß-Berlin gedacht. „Die Kirche“ erschien daher später im Ostsektor Berlins in einer eigenen Ausgabe. 6 Eine Kurzcharakterisierung der wöchentlich erscheinenden Kirchenpresse bietet M. REISENAUER, Kampfplatz, S. 32–35. 7 Als Beispiele mögen hier genügen Johann Conrad Hinrichs (Leipzig); Maximilian Koeltz (Leipzig); Deichertsche Verlagsbuchhandlung (Leipzig); Friedrich Bahn (Schwerin); C. Ludwig Ungelenk (Dresden), Leopold Klotz (Gotha).
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satzungsbehörde auf Unverständnis, sie war „für die zuständigen russischen Offiziere in der SMA völlig fremd.“8 Als Hintergrund dieser Anschauung sind die Verlagsverhältnisse in der Sowjetunion zu vermuten. Bereits drei Tage nach der Oktoberrevolution, am 10. November 1917, hatte der „Rat der Volkskommissare“ das von Lenin unterzeichnete „Pressedekret“ erlassen, das sämtliche Presseorgane verbot, „die Wirrnis stifteten und zum Widerstand gegen die Arbeiter- und Bauernregierung aufriefen.“9 Von dieser Maßnahme waren vorerst ungefähr 150 Zeitungen betroffen10. Später wurden alle Privatverlage verboten und nur wenige so genannte „Staatsverlage“ zugelassen und aufgebaut11. Erst in den Jahren nach 1921, nach der Einführung der so genannten „Neuen Ökonomischen Politik“, gab es wieder Privatverlage12. 1927 wurden in der Sowjetunion 1.064 Verlage gezählt, deren Zahl sich durch die Stalinsche Konzentrierungspolitik drastisch verringerte. Unmittelbar vor Kriegsausbruch existierten in der Sowjetunion noch 220 Verlage13. darunter keine konfessionellen14. Es gab in der Sowjetunion auch keine regelmäßig und über einen längeren Zeitraum erscheinenden konfessionellen Zeitungen und Zeitschriften. Alles religiöse Schrifttum erschien nicht periodisch, und – wenn überhaupt – nur vorübergehend15. Sergej Tulpanow, der Leiter der „Verwaltung für Propaganda“ der SMAD16, regte hingegen Ende 1945 den Evangelischen Bischof von Berlin, Otto Dibelius, an, die Lizenz für einen zentralen evangelischen Verlag zu beantragen. Ein solcher Verlag sollte für die Herausgabe des gesamten evangelischen Schrifttums in der sowjetischen Besatzungszone verantwortlich sein; er „müsse allerdings der Evangelischen Kirche gehören, dürfe also kein privatwirtschaftliches Unternehmen sein.“17 Aus der Entscheidung 8 So die Erinnerung von Friedrich Bartsch, Notiz von Hans Laurentius, o. D. (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 9 P. K. ROMANOW, Buch, S. 10. 10 Vgl. J. E. BARENBAUM, Geschichte, S. 136. 11 Vgl. EBD., S. 136ff. Über die Entstehungsgeschichte und Struktur einiger russischer Staatsverlage vgl. O. VERF., Buchproduktion. 12 Vgl. J. E. BARENBAUM, Geschichte, S. 144. 13 Vgl. EBD., S. 147; P. K. ROMANOW, Buch, S. 22. 14 Vgl. neben der angegebenen Literatur auch J. S. SWAWITSCH, Presse- und Verlagswesen. Alle erwähnen keine solchen Verlage. 15 Vgl. O. FJODOROW, Religion, bes. S. 124f. Fjodorows Buch, vom Verlag der SMAD herausgegeben, sollte den deutschen Lesern die tolerante Religionspolitik des Sowjetstaates vor Augen führen. Seine undeutlichen Formulierungen über das konfessionelle Schrifttum lassen den wirklichen Zustand erahnen. 16 Die „Verwaltung für Propaganda“ der SMAD existierte seit Oktober 1945. Im Jahre 1947 erfolgte die Umbenennung in „Verwaltung für Information“ (auch „Amt für Information“, vgl. P. STRUNK, Zensur, S. 26). Die „Verwaltung für Information“ bestand bis 1949 (vgl. J. FOITZIK, Militäradministration, S. 143–146). 17 Erinnerung Bartschs (Notiz von Hans Laurentius, o. D., NACHLASS HANS LAURENTIUS).
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heraus, die angebotene Möglichkeit nicht ungenutzt vorüberziehen zu lassen, und wohl auch, um auf das „Entgegenkommen“ der Besatzungsmacht zu reagieren18, betraute Dibelius am 3. November 1945 den in der evangelischen Pressearbeit versierten Friedrich Bartsch19 mit der Verhandlungsführung. Bartsch sollte als sein „Bevollmächtigter alle Angelegenheiten, die den Druck von Büchern und Broschüren betreffen, . . . regeln und auch gegenüber den Besatzungsbehörden diese Angelegenheiten . . . regeln.“20 Am 6. Januar 1946 erteilte Dibelius den Auftrag, die Vorbereitungen zur Gründung eines evangelischen Zentralverlags einzuleiten, denn die SMAD „hatte erkennen lassen, daß sie anstelle von evang[elischen] Privatverlagen, . . . bereit wäre, einen evang[elischen] Zentralverlag zu lizenzieren.“21 Bartsch schien besonders geeignet, konnte er doch auf einschlägige Erfahrungen auf dem Gebiet der evangelischen Presseverbandsarbeit zurückgreifen22. Zunächst war geplant, dass der „‚Evangelische Zentralverlag‘ e. G.m.b.H.“23 – der Namensvorschlag „Kirchlicher Zentralverlag ‚Volk und Kirche‘“ wurde verworfen24 – mit den „anderen kirchlichen und theologischen Verlagen25 innerhalb des Ostraums eine Verlagsgemeinschaft“26 bilden sollte. Diese Planungen, von Bartsch auf der vierten Sitzung der Konferenz der östlichen Landes- und Provinzialkirchen am 2. und 3. April 1946 im Christlichen Hospiz in der Berliner Auguststraße vorgetragen, wurden ausdrücklich gebilligt27. Am 13. Mai 1946 unterzeichnete Tulpanow die Lizenzurkunde Nr. 54 für die „Evangelische Verlagsanstalt GmbH“ und genehmigte die Gründung rückwirkend zum 10. Mai 194628: „Der Verlag ist berechtigt, Bro-
18 Nach der Erinnerung Bartschs meinte Dibelius „Wir können das Angebot nicht ausschlagen“ (EBD.). 19 Zu Bartsch vgl. auch oben S. 44ff. 20 Abschrift der Vollmacht von Dibelius für Bartsch vom 3. November 1945 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 21 Notizen von Laurentius, offensichtlich geplant zu einem Vortrag, o. D. [1990] (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 22 Vgl. dazu auch oben S. 44. 23 Niederschrift über die 4. Sitzung der Konferenz der östlichen Landes- und Provinzialkirchen am 2. und 3. April 1946 (M. KÜHNE, Protokolle, S. 111). 24 Vgl. auch EBD., Anm. 22; S. BRÄUER/C. VOLLNHALS, „Zensur“, S. 17. 25 Sie erhielten jedoch keine Lizenzen. 26 M. KÜHNE, Protokolle, S. 111f. 27 Vgl. EBD. und unten S. 399f. 28 Vgl. die Kopie der Lizenzurkunde vom 13. Mai 1946 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). Am 10. November 1947 wurde die Urkunde (Nr. 352) erneuert und verändert. In der Spalte für die Art der Veröffentlichungen sind die beiden Stichworte „Theologie und Belletristik“ angegeben (vgl. S. BRÄUER/C. VOLLNHALS, „Zensur“, S. 17 u. Anm. 11; zum unscharfen Verlagsprofil vgl. auch J. ADLER, Zwanzig Jahre Evangelische Verlagsanstalt. In: ZdZ 11–12/1966, S. 447–449, hier S. 448).
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schüren und Bücher religiöser Art zu verlegen. Die Verlagsplanung bedarf der Genehmigung der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland.“29 Am 29. Mai 1946 suchten Generalsuperintendent Friedrich-Wilhelm Krummacher und Propst Heinrich Grüber den Notar Gerhard Frentzel in BerlinWilmersdorf auf, um die Evangelische Verlagsanstalt als „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ mit Sitz in Berlin zu gründen und gleichzeitig den Gesellschaftsvertrag notariell beglaubigen zu lassen. Das Stammkapital der neuen Gesellschaft wurde auf 20.000 RM festgesetzt; paritätisch legten Krummacher „als Treuhänder des evangelischen Bischofs von Berlin RM 10.000.–“ und „Herr Propst [Grüber] als Treuhänder des Hilfswerks der evangelischen Kirche in Deutschland RM 10.000.–“30 ein31. Die Stammeinlagen waren „zu einem Viertel sofort, zu weiteren zwei Vierteln spätestens bei Eröffnung des Geschäftsbetriebes in bar einzuzahlen.“32 Der Zweck der Gesellschaft wurde mit „Verlagsarbeit auf evangelisch-kirchlichem Gebiet, innerhalb der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und der Betrieb einer Versandbuchhandlung“33 beschrieben. Die Geschäftsführung übernahm Friedrich Bartsch34. Im Juli wurde der Verlag bei der zuständigen deutschen 29 „Igdßqejypqbm hkeeq noßbm b{wrpißq{ ilhch oejhchmglmcm pmdeofßlh~. Igdßqej{pihe njßlz nmdjefßq rqbeofdelj} Snoßbjelh~ Oomnßcßldz Qmbeqpimà Cmellmà Adkhlhpqoßuhh b Deokßlhh“ (Kopie der Lizenzurkunde vom 13. Mai 1946 im NACHLASS HANS LAURENTIUS). Bemerkenswert ist, dass die russische Textvariante nicht in „Broschüren und Bücher“ unterscheidet (ilhch), Zeitungen und Zeitschriften werden nicht erwähnt. 30 Gesellschaftsvertrag vom 29. Mai 1946 in der Zweiten Ausfertigung vom 23. September 1946 (ADW BERLIN, DWDDR, D 410). Am 12. Juli 1946 ließ Bartsch, durch § 14 des Gesellschaftsvertrags dazu ermächtigt, § 9 (betr. Beschlussfassungen mit einfacher Mehrheit) und § 13 (betr. Bekanntmachungen) des Gesellschaftsvertrages verändern und notariell beglaubigen (vgl. Nr. 81/1946 der Urkundenrolle [12. Juli 1946], NACHLASS HANS LAURENTIUS). Nach dem Tode Krummachers am 19. Juni 1974 folgte am 14. Januar 1975 – von Bischof Albrecht Schönherr bestimmt – Generalsuperintendent Gottfried Forck. Am 12. Januar 1962 gab Grüber das Treuhänderamt ab. Am Folgetag wurde Grübers Stammanteil von 10.000,– M an den sächsischen Oberlandeskirchenrat Ulrich von Brück abgetreten. Von Brück blieb als Treuhänder des Hilfswerks bzw. Diakonisches Werk – Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in der DDR – Verlagsgesellschafter bis zum 15. Oktober 1980. Am 15. Oktober 1980 folgte auf Bestimmung Schönherrs Oberkirchenrat Ernst Petzold (vgl. die Aktennotiz von Laurentius für Petzold vom 15. Oktober 1980, ADW BERLIN, DWDDR, D 410). 31 Zu Krummacher vgl. S. BRÄUER, Krummacher, S. 427–462, bes. S. 445. Zu Grüber vgl. u. a. S. RINK, Bevollmächtigte. Rink stellt Grüber zwar ausführlich als Bevollmächtigten des Hilfswerks dar, blendet aber seine Tätigkeit als Treuhänder des Hilfswerks bei der Evangelischen Verlagsanstalt aus (vgl. EBD., S. 38–47). 32 Aktennotiz von Laurentius für Petzold vom 15. Oktober 1980 (ADW BERLIN, DWDDR, D 410). 33 EBD. 34 Vgl. EBD. – Bartsch blieb bis zum 24. Juni 1953 Geschäftsführer der Verlagsanstalt, Laurentius wurde sein Nachfolger. Damit erlosch auch die pro cura von Curt Otto (vgl. die Abschrift des Eintrags ins Handelsregister vom 25. Juni 1953, NACHLASS HANS LAURENTIUS).
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Behörde, der „Abteilung Volksbildung/Verlage“ beim Berliner Magistrat, registriert35. Am 23. Juli 1946 erfolgte der Eintrag ins Handelsregister36. Vorerst nahm die Hauptgeschäftsstelle37 der Evangelischen Verlagsanstalt38 ihren Sitz im Haus der Berliner Missionsgesellschaft, Georgenkirchstraße 7039. Es dauerte über ein halbes Jahr, bis die ersten Publikationen der Verlagsanstalt ausgeliefert werden konnten. Grund dafür waren langwierige Verhandlungen der Verlagsleitung mit der SMAD und dem im Juni 1946 geschaffenen „Beirat für das Verlagswesen in der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung40 in der Sowjetischen Besatzungszone“ über die Papierlieferungen für die Verlagsproduktion. Der Dresdner Laurentius erhielt keine Zuzugsgenehmigung nach Berlin und musste „jahrelang als möblierter Herr“ in Berlin wohnen (vgl. die Notizen von Laurentius zur Feier des 15. Gründungsjubiläums der EVA am 15. Mai 1961, EBD.). Später erwarb die Kirche durch Vermittlung Heinrich Grübers in Berlin-Heinersdorf ein Haus in der Hödurstraße, in dem die Familie Laurentius Wohnung fand. 35 Vgl. das Schreiben des Magistrats, Abt. Volksbildung, an die EVA vom 1. Juli 1946 (LA BERLIN, STA, Rep. 120 Nr. 910). Zunächst hatte die EVA auf ein formloses Schreiben der Behörde, das zu einer Vorsprache ohne Grundangabe forderte, nicht reagiert (vgl. das Schreiben des Magistrats der Stadt Berlin an die EVA, o. D., LA BERLIN, STA, Rep. 120 Nr. 910). 36 Bestätigung des Eintrags durch das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg vom 23. Juli 1946 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 37 Für Irritationen auf Seiten der britischen Militärverwaltung sorgte die Tatsache, dass Bartsch, der Hauptgeschäftsführer des Verlages, über die Adresse des Evangelischen Oberkirchenrates in der Berliner Jebensstraße zu erreichen war. Die britische Militärverwaltung hatte beim Berliner Magistrat angefragt, „warum die Evangelische Verlagsanstalt mit einer sowjetischen Lizenz im britischen Sektor ihren Sitz hat“ (Magistrat der Stadt Berlin, Abt. Volksbildung/Verlage an die EVA [Jebensstraße] 14. September 1946, LA BERLIN, STA, Rep. 120 Nr. 910). 38 Zu Anfang hatte die EVA sieben Mitarbeiter, später (1953) war die Mitarbeiterzahl auf 72 angewachsen, die 1953 eingerichtete Zweigstelle in Leipzig mitgerechnet. 1961 waren 94 Mitarbeiter für die EVA tätig (vgl. die Notizen von Laurentius, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 39 Im Juni 1948 verlegte der Verlag seinen Sitz nach Berlin-Weißensee, Parkstraße 21 (sog. „Haus der Kirche Berlin-Ost“) (vgl. das Schreiben des Magistrats von Groß-Berlin, „Abteilung Volksbildung/Verlage/Buchhandel/Leihbüchereien“ an das Bezirksamt Weißensee vom 18. Juni 1948, LA BERLIN, STA, Rep. 120 Nr. 910). Seit 1. März 1953 firmierte das „Haus der Kirche Berlin-Ost“ nur noch als „Haus der Kirche“ (vgl. die Hausmitteilung vom 1. März 1953, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). – Im Mai 1955 zog die Hauptgeschäftsstelle ins Zentrum Berlins, Bischofsstraße 6–8 in das später so genannte „Bischof-Grüber-Haus“ (unmittelbar neben der Marienkirche) in ehemalige Räume der Großschneiderei Dahl (vgl. die Notizen von Laurentius zur EVA-Geschichte, NACHLASS HANS LAURENTIUS). Als das Bischof-Grüber-Haus wegen der Neugestaltung des Berliner Zentrums um den Alexanderplatz herum gesprengt wurde, zog die EVA im Januar 1968 in die Krautstraße 52. Seit Juli 1987 befand sich die Hauptgeschäftsstelle des Verlages im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in der Berliner Ziegelstraße 30–31. 40 Präsident der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung war Paul Wandel, Präsident des Kulturellen Beirates Erich Weinert.
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Die Bildung des „Kulturellen Beirats für das Verlagswesen“41 hatte der Oberste Chef der SMAD mit Befehl Nr. 25 angeordnet42. Ihm gehörten neben Präsident Erich Weinert einige Hochschulprofessoren, unter ihnen der Präsident der Berliner Akademie der Wissenschaften und der Rektor der Berliner Universität, Bibliotheksdirektoren, Verleger, Vertreter staatlicher Behörden und der Parteien an. Repräsentant der evangelischen Kirchen in diesem Gremium war Friedrich Bartsch43. Das Plenum tagte jedoch nur zweimal jährlich, wöchentlich trat der Hauptausschuss zusammen44. Er bzw. das Sekretariat waren somit eigentliches Entscheidungsgremium. Mit der Bildung des Kulturellen Beirats gab die SMAD einen Teil der Aufsicht über die Publikationstätigkeit in ihrem Besatzungsbereich ab. Alle Verlage mussten zur Veröffentlichung geplante Manuskripte dem Beirat zur Begutachtung vorlegen und gleichzeitig bis zum Ende des ersten Quartals eines jeden Jahres einen Überblick über die Verlagsplanung geben45. Der Kulturelle Beirat übte damit eine Zensorfunktion46 aus, die weit reichende Folgen hatte. Er unterteilte die eingehenden Manuskripte in drei Dringlichkeitsstufen. Nur bei Manuskripten der ersten Stufe befürwortete er die Papierzuteilung47. Somit entschied er über das Erscheinen oder Nichterscheinen eines Buches. Bei ablehnendem Bescheid konnte man sich jedoch an die SMAD wenden48. Als sich 1948 die Schwierigkeiten der Evangelischen Verlagsanstalt mit dem Kulturellen Beirat häuften, versuchte Krummacher eine Kompetenzklärung zu erreichen. Präsident Paul Wandel stellte die Bildung eines Unterausschusses 41 Zur Geschichte des Kulturellen Beirates und der Nachfolgeinstitutionen vgl. auch S. BRÄUER/C. VOLLNHALS, „Zensur“, S. 19–25. Bräuer geht wohl irrtümlich von zwei „Kulturellen Beiräten“ aus (vgl. EBD., S. 19). 42 Vgl. O. A. KIELMEYER, Beirat, S. 329. 43 Die eindrucksvolle Schilderung einer Sitzung des Beirats von Friedrich Bartsch in: EZA BERLIN, 4/131. 44 Vgl. O. A. KIELMEYER, Beirat, S. 330. 45 In zweifacher Ausfertigung, eine Ausfertigung wurde an die SMAD weitergeleitet. Als Beispiel vgl. das Schreiben des „Kulturellen Beirats für das Verlagswesen“ an „Edition Rotköpfchen, Musikverlag Kurt Grabau“, vom 15. März 1947 (Kopie im NACHLASS HANS LAURENTIUS). 46 In einer Besprechung Krummachers mit Major Wassiljew, Propagandaabteilung der SMAD, brachte der sowjetische Offizier jedoch zum Ausdruck, „daß der Kulturelle Beirat im wesentlichen nur die Funktionen der politischen Zensur auszuüben habe, nicht aber weltanschauliche, literarische und ähnliche Beurteilungen abzugeben hat“ (Vermerk Krummachers über Besprechungen betr. Kulturellen Beirat, Befehl 105 der SMAD und evangelisches Schrifttum für die Kanzlei der EKD – Berliner Stelle – vom Juli 1948, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 47 Manuskripte der zweiten Stufe wurden als „dringlich“ eingeschätzt, aber eine Papierzuteilung nicht befürwortet, Manuskripte der dritten Stufe waren „nicht dringlich“ (vgl. O. A. KIELMEYER, Beirat, S. 330. 48 Wie es für einige Titel der Verlagsplanung der EVA für 1948 nötig wurde (vgl. Anm. 46).
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in Aussicht, der „die Entscheidungen über das evangelische Schrifttum“49 treffen sollte. Diesem Unterausschuss sollten zwei „von kirchlicher Seite vorgeschlagene(n) urteilsfähige(n) und von der Evangelischen Verlagsanstalt unabhängige kirchliche(n) Persönlichkeiten“50 und ein Vertreter des Kulturellen Beirats angehören51. Die Bildung des Unterausschusses kam jedoch nie zustande. Später wurde mit dem Erlass der „Verordnung über die Entwicklung fortschrittlicher Literatur“52 durch die Regierung der DDR am 16. August 1951 das „Amt für Literatur und Verlagswesen“ gebildet und der Kulturelle Beirat53 aufgelöst. Leiter des neuen Amtes wurde Fritz Apelt, der 1954 als Staatssekretär in das neu geschaffene Ministerium für Kultur54 wechselte. Sein Nachfolger im Amt für Literatur und Verlagswesen wurde Karl Wloch. Das Amt arbeitete bis zu seiner Auflösung am 28. Juni 195655 eng mit der „Hauptabteilung Literatur“ des Ministeriums für Kultur zusammen. Danach wurde die „Hauptverwaltung Verlagswesen des Ministeriums für Kultur“ geschaffen56, die am 1. Juli 1958 wiederum durch die „Abteilung Literatur und Buchwesen“ ersetzt wurde. Am 1. Januar 1963 folgte ihr die „Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel des Ministeriums für Kultur“57. Am 19. November 1946 beklagte sich Bartsch bei der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung, dass der Verlagsanstalt „trotz Genehmigung durch Karlshorst“ kein Papier zugewiesen worden war, obwohl die SMAD zugesichert hatte, dass die von der Verlagsanstalt beantragten 8,6 t Papier geliefert werden würden: „Mit diesem Kontingent wären wir aber durchaus nicht zufrieden gestellt. Die SMA in Karlshorst hat uns wiederholt versichert, sie habe den Wunsch, daß gerade unser Verlag zu einer in der Öffentlichkeit spürbaren Produktion kommen möchte. Das ist natürlich nur möglich, wenn wir das dafür erforderliche Papier erhalten. Ich bitte Sie weiter zu bedenken, daß wir der einzige evange49 Vermerk Krummachers über ein Gespräch mit Wandel am 26. Juli 1948 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 50 EBD. 51 Krummacher hatte dafür Kurt Aland und Hans Urner vorgesehen (vgl. EBD.). 52 Vgl. GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Nr. 100 (27. August 1951), S. 785. 53 Eigentlich wurde die „Hauptabteilung Literatur des Ministeriums für Volksbildung“ aufgelöst, der der Kulturelle Beirat zugeordnet war (vgl. EBD). 54 Johannes R. Becher wurde Kulturminister. 55 Vgl. GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Teil I, Nr. 61 (11. Juli 1956), S. 549. 56 Leiter wurde Karl Böhm, der bisherige Stellvertreter des Leiters des Amtes für Literatur und Verlagswesen. 57 Vgl. GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Teil II, Nr. 9 (25. Januar 1963), S. 40.
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lische Verlag mit russischer Lizenz in der Ostzone sind. Man kann uns daher nicht einfach mit irgendeinem Privatverlag vergleichen.“58
Daraufhin wies Wandel eine Woche später die „Druckpapier-Genossenschaft“59 an, zwei Tonnen Druckpapier für die Buchproduktion der Evangelischen Verlagsanstalt zu liefern. Am 5. Dezember benachrichtigte der Geschäftsführer des Kulturellen Beirats die Verlagsleitung, dass die Papierzuweisung von zwei auf acht Tonnen erhöht worden sei. Weiter wies er darauf hin, dass die Papiervorräte bis Jahresende bei den Papierfabriken lägen. Wenn sie bis dahin nicht abgeholt würden, verfielen sie der Beschlagnahme60. In der Zwischenzeit waren mit den zuerst gelieferten zwei Tonnen Papier die ersten Veröffentlichungen der Evangelischen Verlagsanstalt ausgedruckt worden. Am 5. Dezember 1946 hielt Bischof Dibelius die Publikationen in seinen Händen. Im Begleitschreiben des Geschäftsführers hieß es: „Endlich ist der lang ersehnte Augenblick da, wo ich Ihnen die ersten Veröffentlichung der EVA vorlegen kann. Die beigefügten kirchenmusikalischen Hefte61 sind in Zusammenarbeit mit dem Verlag Merseburger in Leipzig soeben erschienen.“62
Die Auslieferung der Produktion der Evangelischen Verlagsanstalt übernahm die Leipziger Kommissionsbuchhandlung H. G. Wallmann63, in Berlin geschah sie durch den Verlag selbst. Die Lizenzierung der Evangelischen Verlagsanstalt am 13. Mai 1946 ermöglichte für die sowjetische Besatzungszone Deutschlands die Herausgabe evangelischen Schrifttums. Dabei fungierte die Evangelische Verlagsanstalt64 als evangelischer Zentralverlag, der, bis die anderen evangelischen Verlage innerhalb der sowjetischen Zone eine Lizenz erhalten würden65, 58 Schreiben Bartschs an die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung vom 19. November 1946 (Abschrift im NACHLASS HANS LAURENTIUS). 59 Berlin, Jägerstraße 10–11 (vgl. die Notizen von Laurentius, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 60 Vgl. EBD. 61 Die erste Publikation der EVA passte jahreszeitlich zum Erscheinungsdatum: H. CHEMIN-PETIT U. A., Kinderlein. Das 40seitige Werk erschien in einer Auflage von 28.000 Stück. Weiter publizierte die EVA 1946 K. FIEBIG, Liturgische Stücke; DERS., Introiten; DERS., Wachet (vgl. F. BARTSCH, Zehn Jahre, S. 3 [Bibliographie]). Das erste Prosawerk erschien noch 1946: K. J. FRIEDRICH, Briefe. Die Auflage des 0,80 RM teuren und 48seitigen Buches betrug 11.000 Exemplare (vgl. die Notizen von Hans Laurentius, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 62 Schreiben Bartschs an Dibelius vom 5. Dezember 1946 (Abschrift EBD.) 63 Leipzig, Lange Straße 8 (vgl. die Notizen von Hans Laurentius, EBD.). 64 Das spiegelt auch ihr Name wider. 65 Die Verlagsanstalt war damit der sechste evangelische Verlag, der im Raum Groß-Berlin
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auch in deren Auftrag tätig werden sollte. D. h. die kleineren, dem evangelischen Schrifttum verbundenen Verlage konnten nur von ihren Verlagsrechten Gebrauch machen, wenn sie unter Lizenz der Evangelischen Verlagsanstalt publizierten. Diese als vorläufige Notlösung gedachte spezielle Funktion behielt die Evangelische Verlagsanstalt bis zum Ende der DDR. Dank der andersartigen politischen Rahmenbedingungen unterschied sich dieses Modell wesentlich von dem am 23. August 1947 in Stuttgart gegründeten „Evangelischen Verlagswerk“66, das als eine Art Dachorganisation, über das Hilfswerk durch den Rat der EKD geleitet, das evangelische Presse- und Verlagswesen koordinieren sollte67. Den Gesellschaftsvertrag schlossen Eugen Gerstenmaier als Treuhänder des Hilfswerks, Hans Asmussen als Treuhänder des Rates der EKD68, Hanns Lilje als Treuhänder des „Sonntag“ und Eberhard Müller für den „Stimme-Verlag“69. Ein weiterer Geschäftsanteil war für einen Gesellschafter aus der sowjetischen Besatzungszone reserviert, wobei an einen Vertreter der Evangelischen Verlagsanstalt gedacht war. Vorerst verwaltete Gerstenmaier diesen Anteil treuhänderisch70, doch wurde später kein Vertreter aus der östlichen Zone Teilhaber. Die in der doppelten Treuhänderschaft des Berliner Bischofs und des Hilfswerks begründete Rechtsform der Evangelischen Verlagsanstalt konnte in der Zukunft auch Fragen aufwerfen. Als 1955 Generalsuperintendent Krummacher seine Berliner Ämter niederlegte71, um als Bischof nach Greifswald zu gehen, trat die Verlagsleitung an Dibelius mit der Anfrage heran, ob Krummacher, der ja als Treuhänder des Berliner Bischofs das Gesellschafteramt wahrnahm72, weiter Gesellschafter der eine Verlagslizenz erhalten hatte. Innerhalb der britischen Zone konnten schon der Verlag Töpelmann (seit 3. Oktober 1945; verbunden mit de Gruyter) und der Wichern-Verlag (seit 21. März 1946) tätig werden. In der amerikanischen Besatzungszone erhielten am 10. November 1945 der Christliche Zeitschriften-Verlag, am 19. Februar 1946 der „Verlag Haus und Schule“ und am 12. März 1946 der Burckhardthaus-Verlag Lizenzen. Erst am 4. November 1946 erhielt für die französische Zone der Heimatdienst-Verlag (Lizenzträger Curt Otto) eine Lizenz (vgl. F. BARTSCH, Evangelisches Verlagswesen in der Ostzone, ZdZ 2/1947, S. 69). 66 Zu den näheren Umständen der Gründung vgl. J. M. WISCHNATH, Kirche, S. 154ff. 67 Zu den Konflikten, die aus diesem Anspruch entstanden, vor allem mit dem Evangelischen Preßverband für Deutschland, vgl. EBD., S. 157f. 68 Vgl. den Entwurf eines Vertrages „betr. Geschäftsanteil von Präsident D. D. Asmussen im Evangelischen Verlagswerk G.m.b.H.“ Stuttgart, 18. Dezember 1947 (EZA BERLIN, 2/660) Ebenso C. NICOLAISEN/N. A. SCHULZE, Protokolle 2, S. 376f. 69 Vgl. J. M. WISCHNATH, Kirche, S. 162. 70 Vgl. EBD. 71 Das betraf nicht nur das Amt des Generalsuperintendenten für den Berliner Sprengel II, sondern z. B. auch die Schriftleitung für das Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Deutschland, vgl. das Schreiben Krummachers an Bartsch vom 30. Dezember 1954 (ADW BERLIN, DWDDR, D 410). 72 § 4 des Gesellschaftsvertrags.
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Evangelischen Verlagsanstalt bleiben könne. Für den Fall „des Ablebens eines Gesellschafters“ oder für den Fall, dass einer der Treuhänder „aus seinem kirchlichen Amt ausscheidet“, sah § 6 des Gesellschaftsvertrags vor, dass der Evangelische Bischof von Berlin einen anderen Treuhänder beruft. Es lag also in der Entscheidung Dibelius’, einen neuen Treuhänder zu bestimmen oder Krummacher im Treuhänderamt zu bestätigen – wie es dann am 18. Februar 1955 geschah73. Die Rechtfertigung für diese Verfahrensweise – mit der weiten Kompetenz des Berliner Bischofs – wurde darin gesehen, „daß der Evangelische Bischof von Berlin 1946 deshalb bei der Gründung der Evangelischen Verlagsanstalt beteiligt war, weil er schon damals – ohne Ratsvorsitzender zu sein – doch vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland ausdrücklich bevollmächtigt war, für die Gesamtheit der Landeskirchen des Ostens zu handeln.“74 Dass Dibelius zur Zeit der Gründung der EVA nicht Ratsvorsitzender der EKD war und auch von der Kirchlichen Ostkonferenz75 kein ausdrückliches Mandat der Bischöfe der Landeskirchen in der sowjetischen Besatzungszone zur Verhandlung mit der SMAD wegen eines evangelischen zentralen Verlages besaß, hatte für die Evangelische Verlagsanstalt nach der Währungsunion im Jahre 1990 und den folgenden finanziellen Schwierigkeiten erhebliche Konsequenzen, als sich die Frage stellte, ob die EKD zusammen mit dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR für die Verlagsanstalt einstehen müsse76.
73 Vgl. die Notiz von Laurentius für Petzold vom 15. Oktober 1980 (ADW BERLIN, DWDDR, D 410). 74 Schreiben Krummachers an Bartsch vom 30. Dezember 1954 (EBD.). 75 Zu den unterschiedlichen Bezeichnungen dieses Gremiums vgl. M. KÜHNE, Protokolle, S. 25f. 76 Expressis verbis ist auch im Protokoll zur 4. Sitzung der Kirchlichen Ostkonferenz (s. o. S. 54) nicht ausgeführt, dass Dibelius ein Mandat zur weiteren Verhandlungsführung bekam. Bartsch berichtete lediglich vom Fortgang der Verhandlungen. Aber allen Beteiligten damals (und auch in späteren Zeiten, siehe den Vorgang um Krummachers Weggang nach Greifswald 1955, vgl. oben S. 60) war unzweifelhaft klar, dass Bartsch, im Auftrag von Dibelius handelnd, nicht nur ein Projekt des Berliner Bischofs konzipierte, sondern dass der evangelische Zentralverlag eine Angelegenheit aller östlichen Landeskirchen war. Dennoch war Krummacher dann im Gesellschaftsvertrag nur als „Treuhänder des Evangelischen Bischofs von Berlin“ qualifiziert. Vgl. dazu auch unten S. 399.
Die Bemühungen Die Gründung um kirchliche der „Zeichen Zeitschriften der Zeit“
3. Die Bemühungen um kirchliche Zeitschriften und die Gründung der evangelischen Monatsschrift „Die Zeichen der Zeit“ Bereits vor der Lizenzerteilung für die Evangelische Verlagsanstalt im Mai 1946 gab es Bemühungen um Lizenzen für kirchliche Zeitschriften. Ende des Jahres 1945 war Friedrich Bartsch in seiner Eigenschaft als Referent für Presse- und Schrifttumsfragen in der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD im Auftrag Heinrich Grübers an den Pfarrer des Berliner PaulGerhardt-Stiftes und kommissarischen Leiter der Zentrale der ehemaligen Reichsfrauenhilfe in Potsdam, Hans Urner, mit der Bitte herangetreten, eine evangelische Frauenzeitschrift zu konzipieren1. Urner bildete daraufhin mit Rudolf Brinckmeier und der Vertreterin des Mütterdienstes der Frauenhilfe, Magdalena Vedder, einen Redaktionsausschuss2, der die Planungen für die Zeitschrift „Der neue Ruf. Evangelische Frauenzeitschrift“ vorantrieb. Zunächst war gedacht, die Zeitschrift im Stiftungsverlag (Potsdam) herauszugeben3. Im Dezember 1945 wandte sich der Redaktionsausschuss an verschiedene Druckereien wegen einer Kostenkalkulation für eine Auflage von 50.000 Exemplaren in einem Umfang von 16 Seiten4. Offensichtlich wegen der Schwierigkeiten bei der Beschaffung des Papiers bat er um Kalkulationen für eine Auflage von 20.000 Exemplaren (vierseitig) und alternativ für eine achtseitige Ausgabe in der Auflagenhöhe von 50.0005. Besonderer Wert sollte auf eine technisch qualitätvolle Ausstattung – im Zweifarbdruck – gelegt werden, um „die im bestimmten Turnus erscheinende Zeitschrift von vornherein ihres gar zu bescheidenen Charakters, wie es bisher bei Kirchenblättern üblich war, zu entkleiden, und dieselbe schon in der äußeren Aufmachung als das zu dokumentieren, was sie . . . werden soll, eine Waffe in dem Kampf für die Wiederaufrichtung des in unserer Jugend schon fast verloren gegangenen christlichen Glau1 Vgl. H. URNER, Rückblick auf die Anfänge (ZdZ 1/1987, S. 24–25). 2 Vgl. den Brief Urners an Johannes Boehland vom 30. Januar 1946 (EZA BERLIN, 631/116). 3 Vgl. das Schreiben des Stiftungsverlages an Magdalena Vedder, Anfang 1946 (EZA BERLIN, 631/116). 4 Vgl. EBD. 5 Schreiben der Druckerei Spielberg an Propst Grüber, Magistrat von Berlin, Dezernat für kirchliche Angelegenheiten, vom 27. Dezember 1945 (EZA BERLIN, 631/116). Die Spielberg Druckerei wollte die neue Zeitschrift in ihrem Zweigbetrieb in der Drontheimer Straße in Berlin-Wedding drucken (vgl. das Schreiben der Spielberg Druckerei an Urner vom 4. April 1946, EZA BERLIN, 631/116).
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bens“. Die Herstellungskosten sollten durch einen breiten Inseratenteil gedämpft werden6. Die Angebote wiesen je nach Ausstattung und Anbieter erhebliche Differenzen auf7. Im Verlauf der Planungen modifizierte Urner den Titel der Zeitschrift. Er lautete nunmehr „Die Brücke. Evangelisches Monatsblatt für die Frau“8. Urner hoffte, dass die erste Nummer im April 1946 erscheinen würde. Die Titelgestaltung übernahm der Grafiker Johannes Boehland9. Urner schrieb an Boehland: „Die erste Seite des Blattes, das voraussichtlich im Format 21 × 29, 7 cm und mit einem Satzspiegel 22 × 15, 5 cm gedruckt werden wird, soll unter dem Titelkopf in der Regel ein Gedicht in Drucktypen bringen. Die Angabe des Erscheinungsdatums und ebenso der Jahrgangs- und der Blattnummer soll die erste Seite abschließen.“10
Um die Abdruckgenehmigungen vor allem der Gedichte auf der Titelseite zu erhalten, führte Urner eine umfangreiche Korrespondenz, unter anderem mit Johannes R. Becher11, und begann, Manuskripte für die ersten Ausgaben zu ordnen12. Vorgesehen waren die Sparten „Andachten, Seelsorgerliches, Wege in die Bibel“, „Kunstgeschichtliches“, „Musikalisches“, „Gedichte“, „Erzählendes“, „Psychologisch-Seelsorgerliches“, „Mütterdienst“ und „Kirchlich-Soziales“. Für die einzelnen Bereiche bemühte sich Urner um kompetente Mitarbeiter aus allen Teilen Deutschlands13. Mehr 6 EBD. 7 Die Angebote der Druckerei Spielberg bewegten sich zwischen 1.260,– RM (vierseitige Ausgabe, 20.000 Exemplare) und 3.750,– RM (16seitig, 50.000 Exemplare. Wesentlich günstiger war das Angebot der Vereinigten Druckereien der Täglichen Rundschau: 50.000 Exemplare bei 16 Seiten für 2.300 RM (vgl. die Kostenkalkulation der Vereinigten Druckereien an Urner vom 18. März 1946). 2.750 RM veranschlagte die Druckerei Huschke für eine Auflage von 50.000 Exemplaren (vgl. das Schreiben Druckerei und Verlag Hans Huschke an Pastor Brinckmeier vom 9. Februar 1946, alle Vorgänge EZA BERLIN, 631/116). 8 Vgl. das Schreiben Urners an Boehland vom 30. Januar 1946 (EBD.). 9 Boehlands erster Entwurf musste umgearbeitet werden, später entschied sich Urner für die modifizierte Zweitfassung (vgl. das Schreiben Boehlands an Urner vom 11. Juni 1946, EBD.). 10 Vgl. Anm. 8. 11 Abgelegt in einem Hefter (EZA BERLIN, 631/116). 12 Abgelegt in einem Hefter mit der Aufschrift „Der neue Ruf. Evang[elische] Frauenzeitschrift 1946 (nicht genehmigt zugunsten der Monatsschrift Die Zeichen der Zeit)“ (EBD.). Urners handschriftliche Bemerkung auf diesem Hefter zeigt, dass für Zeitgenossen – zumindest für ihn selbst – der Eindruck entstand, dass „Die Zeichen der Zeit“ nur das „Schrumpfprodukt“ weiter gefasster Pläne waren. 13 Vgl. die „Mitarbeiterliste für der Neue Ruf“ (EBD.). Urner sah vor: für „Andachten, Seelsorgerliches, Wege in die Bibel“: Wilhelm Brandt (Bethel), Rudolf Brinckmeier (BerlinDahlem), Pfarrer Karl Aé (Dresden), August de Haas (Dresden), Vikarin Christine Bourbeck (Dahlem), Vikarin Lotte Döring (Hausdorf bei Neurode, Schlesien), Vikarin Freiling (Rheinland), Studienrätin Erika Küppers (Frankfurt a. M.), Vikarin Maria Weigele; für „Kunstgeschichtliches“: Pastor Paulus Hinz (Berlin-Frohnau), Hans Möhle, Wilhelm Groß, Gertrud
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als die Hälfte waren Frauen. Das Verhältnis zwischen Mitarbeitern aus der östlichen und aus den westlichen Besatzungszonen war ausgewogen. Urner wollte die Leserinnen und Leser mit seiner Deutung des programmatischen Titels „Die Brücke“ begrüßen: „Wir kennen einander nicht. Schwere Last liegt auf jedem, und was den einen drückt, das tut dem anderen weh . . . Das Lied ist die Brücke. . . . Christus ist die Brücke. Nun wissen die Leser, was wir mit unserem neuen Blatte wollen. Es wird uns nicht gelingen, das Lied Gottes in aller Fülle zu singen. Es ist zu reich. Wir werden es auch nicht so rein singen, wie es uns Gott zusingt. . . . Mut zu machen soll aber auch unser Dienst an den Lesern sein. Kann es so schwer sein, anderen Mut zu machen, über die Brücke zu schreiten, die Gott selber gebaut hat? . . . Es soll eine Brücke zwischen denen, die das Blatt schreiben und denen, die es lesen, gebaut werden. Briefe aus Eurer Mitte sollen uns sagen, unter welchen Wolken Euer Leben im Schatten liegt und woran Ihr Euch freut. Und wenn Ihr den Klang des Neuen Rufes aus diesem Blatte nicht hört, dann sollt Ihr es auch nicht verschweigen. Auf jede Weise wollen wir helfen, dass die Frau zu Gottes Brücke tritt und in der Gemeinde Brücken baut. Die Familie gehört zur Gemeinde, und wo Gottes Brückenbau unter den Menschen im Gange ist, da wird sie zur Hausgemeinde.“14
Die ausbleibende Lizenzerteilung verzögerte das für April geplante Erscheinen. Zuerst mussten noch die Fragen der Papierzuteilung geklärt werden15: „Die Auflage von fünfzigtausend bei 16 Seiten Umfang erfordert doch . . . eine Papiermenge, die, wenn sie seitens der Administration nicht zur Verfügung gestellt wird, auf anderem Wege vielleicht einmal für eine Nummer, sonst aber nicht zu beschaffen ist.“16 In mündlichen Verhandlungen mit Grüber hatte die Sowjetische Militäradministration bereitwillig eine Lizenzerteilung für Urners Projekt und andere noch geplante kirchliche Zeitschriften in Aussicht gestellt. Doch wurde die Zusage mit Hinweis auf die knappe Papiersituation zunächst nicht eingelöst. Später äußerte der Leiter der Propagandaverwaltung der SMAD, Oberst Sergej Tulpanow,
Schiller (Oranienburg, später Leiterin des Kunstdienstes in Hamburg), Leonie von Schierstaedt (Potsdam); für „Musikalisches“: Meta Diestel (Stuttgart), Martin Fischer (Berlin); für „Gedichte“: Lotte Denkhaus, Kurt Müller-Osten (Fulda); für „Erzählendes“: Esther von Kirchbach, Elisabeth von Randenborgh, Hanna Stephan, Lieselotte Nold (Nürnberg), Käthe Seifert (Dresden), Stephan Hirzel (Dresden); für „Pädagogisches“: Werner Rautenberg (Greifswald); für „Psychologisch-Seelsorgerliches“: Hans March; für „Mütterdienst“: Lotte Döhring, Dr. Antonie Nopitsch (Nürnberg), Marianne Sahrer von Sahr (Dahlen); für „Kirchlich-Soziales“: Renate Lepsius (Frankfurt), Otto Freiherr von der Gablentz (Frohnau), Fritz Dehn (Berlin). 14 H. URNER, „Die Brücke. Ein Wort des Herausgebers zum Beginn“ (EZA BERLIN, 631/116). 15 Vgl. auch das Schreiben des Deutschen Verlages an Urner vom 19. März 1946 (EBD.). 16 Schreiben des Stiftungsverlags an Magdalena Vedder, Anfang 1946 (EBD.).
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gegenüber Grüber, dass die Zeitschriftenlizenzen von einem besonderen Antrag von Bischof Dibelius abhängig seien17. Daraufhin entwarf Bartsch den von Dibelius an Tulpanow gerichteten Antrag18. Er bezog sich auf die im Mai 1946 für die Evangelische Verlagsanstalt erteilte Verlagslizenz und bat „angesichts der zur Zeit herrschenden Papierknappheit“ um Genehmigung der Herausgabe dreier Zeitschriften, für die „dringendsten Bedürfnisse“19. Dibelius dachte daran, dass die neugegründete Evangelische Verlagsanstalt diese Zeitschriften auch verlegen würde20. Neben Urners Vorhaben „Der neue Ruf. Monatsschrift für die evangelische Frau“21 beantragte Dibelius die „Junge Gemeinde. Monatsschrift für die evangelische Jugend“ und „Kirche und Gegenwart. Monatsheft für das evangelische Pfarramt“: „Diese Zeitschriften würden . . . die Erfüllung unserer Aufgaben an der Pfarrerschaft, an der Jugend und an der Frauenwelt ganz außerordentlich erleichtern.“22 Auf den Antrag des Bischofs reagierte die SMAD nicht offiziell23. Dibelius betraute wiederum Grüber mit der weiteren Verhandlungsführung. Mündlich signalisierte die Militäradministration die baldige Genehmigung, aber nur für zwei Blätter, die Monatsschrift für die Pfarrer und die Zeitschrift für die Jugend24. Die Frauenzeitschrift Urners wurde nicht genehmigt, ebenso wenig wie ein – später beantragtes – „volksmissionarisches Wochenblatt (mit einem reichen Bildteil), Auflage 250.000“25. Am 1. Juli 1946 baten die Gesellschafter der EVA, Krummacher und Bartsch, den „Studentenpfarrer im Reisedienst“26, den 30jährige Gerhard Brennecke, zu einem Gespräch, in dem sie „schon ganz konkret über eine kirchliche Zeitschrift“ verhandelten27. Brennecke hatte bereits vor seiner Entlassung aus der Gefangenschaft zu Weihnachten 1945 den Wunsch nach 17 Vgl. EBD. 18 Vgl. EBD. 19 Schreiben von Dibelius an Tulpanow vom 17. Juni 1946 (Abschrift im NACHLASS HANS LAURENTIUS). 20 Auch wenn das aus den Akten nicht expressis verbis hervorgeht. Bisher hatte nur die EVA eine Verlagslizenz erhalten, so dass sich diese Überlegung schon aus sachlichen Gründen nahe legen würde. 21 Der Titel war wiederum verändert worden. Urner selbst hatte bereits ein Probeheft für Juni 1946 zusammengestellt (24 Seiten, EZA BERLIN, 631/116). 22 Vgl. Anm. 19. 23 Vgl. die Notizen von Laurentius zur EVA-Geschichte (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 24 Vgl. EBD. 25 Notizen von Laurentius zur Feier des 15. Jahrestages der EVA, am 15. Mai 1961 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 26 Seit 1. Januar 1946. 27 Vgl. U. BRENNECKE, Erinnerungen einer sehr „Betroffenen“ an die Anfänge der ZdZ (ZdZ 1/1987, S. 23–24, hier S. 23).
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einer Zeitschrift geäußert, die an die Zeitschrift des Studentenbundes für Mission, „Sendende Gemeinde“ des Heimatdienstverlages Berlin, anknüpfen sollte. Mit Brennecke schien der geeignete Mann gefunden. Seine geistliche Heimat hatte er in der evangelischen Studentenarbeit. Während des Theologiestudiums in Halle vor allem durch Julius Schniewind und Ernst Wolf geprägt, war er recht bald Mitglied des „Christlichen Studenten-Verbandes“ geworden, hatte die Leitung des „Studentenbundes für Mission“ übernommen28 und bereits 1938 er als Jüngster an der Weltkonferenz des Internationalen Missionsrates in Tambaram (Indien) als Vertreter des „Christlichen Studenten-Weltbundes“ teilgenommen29. Seit 1942 bei der Berliner Missionsgesellschaft beschäftigt, wurde Brennecke nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft 1945 von der Missionsgesellschaft beurlaubt, um die Arbeit der Studentengemeinden aufbauen zu helfen. Seit 1947 wieder bei der Missionsgesellschaft, folgte er zwei Jahre später Siegfried Knak als Direktor der Berliner Missionsgesellschaft30. Seine Befähigung in der Studenten- wie der Missionsarbeit sollte den geplanten Zeitschriftenprojekten das gewünschte Profil geben. Im Verlauf des Juli 1946 besprach Brennecke mit dem Praktischen Theologen an der Kirchlichen Hochschule Berlin, Martin Fischer, Pläne zur Herausgabe zweier Zeitschriften, einer für die Arbeit der im Entstehen begriffenen Evangelischen Akademien und einer, die es sich zur Aufgabe machen sollte, „den Gesamtbereich kirchlichen Lebens zu erfassen“31. Nach Rücksprache mit Bartsch und Otto von der Evangelischen Verlagsanstalt, Krummacher und dem Oberkirchenrat in der Berliner Stelle der EKD-Kirchenkanzlei, Walter Zimmermann, zeichnete es sich jedoch bald ab, dass sich – wenn überhaupt – nur das zweite Projekt realisieren ließe32. Bereits am 25. Juli 1946 bat Krummacher Brennecke, die Schriftleitung für die neue Zeitschrift zu übernehmen33. Zusammen mit Bartsch beratschlagten beide über einen passenden Titel34. Bartsch schlug schließlich in Aufnahme von Mt 16,3 „Die Zeichen der Zeit“ vor35. Dieser Vorschlag fand Zustimmung; 28 Vgl. M. FISCHER, Brennecke, S. 163. 29 EBD., S. 164. 30 Vgl. A. SCHÖNHERR, Gerhard Brennecke zum Gedenken – 5.1.1916 bis 14.5.1973 (ZdZ 7–8/1973, S. 241–243, hier S. 241). 31 G. BRENNECKE, Zwanzig Jahre „Die Zeichen der Zeit“ (ZdZ 11–12/1966, S. 393–397, hier S. 193). Sie sollte etwa an die „Linie der Evangelischen Kirchenzeitung anknüpfen“ (EBD.). 32 Vgl. EBD., S. 193. 33 Vgl. U. BRENNECKE, Erinnerungen einer sehr „Betroffenen“ an die Anfänge der ZdZ (ZdZ 1/1987, S. 23–24, hier S. 23. 34 Vgl. die Notizen von Laurentius zur Geschichte der EVA (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 35 Vgl. G. BRENNECKE, Zwanzig Jahre „Die Zeichen der Zeit“ (ZdZ 11–12/1966, S. 393–397, hier S. 393).
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und der in Dibelius’ Antrag vom 17. Juni 1946 genannte Titel „Kirche und Gegenwart“36 wurde fallen gelassen. Meinungsdifferenzen gab es über den Untertitel, den die neue Zeitschrift tragen sollte37, wobei zunächst der Formulierung „Monatsschrift für das Wächteramt der Kirche“ statt dem endgültigen „Monatsschrift für das evangelische Pfarramt“ der Vorzug gegeben wurde38. Am 9. August gab Dibelius dem Vorschlag, Brennecke mit der Schriftleitung zu betrauen, seine Zustimmung39. Zwei Monate später, am 6. Oktober 1946, fand im Gebäude des Evangelischen Oberkirchenrates in der Jebensstraße die erste Mitarbeiterbesprechung zwischen Brennecke, Krummacher und Zimmermann statt40. Die redaktionelle Arbeit für die im Entstehen begriffene Zeitschrift wurde in Brenneckes Wohnung in Hermsdorf im Nordwesten Berlins erledigt, die Büroarbeit durch Brenneckes Sekretärin, Frau Herrendorf, die wegen der ungünstigen Verkehrssituation im Nachkriegsberlin auch oft im Hause Brennecke übernachten musste41. Am 12.42 Dezember 1946 schließlich erteilte die Propagandaabteilung der Sowjetischen Militäradministration der Evangelischen Verlagsanstalt unter der Nummer 125 die Lizenz für die Herausgabe der evangelischen Monatsschrift „Die Zeichen der Zeit“43. Die Höhe der Auflage wurde mit 10.000 Exemplaren festgelegt. Verantwortlich für die Schriftleitung war Brennecke44. Sechs Tage später, am 18. Dezember 1946, trat mit Friedrich-Wilhelm Krummacher, Rudolf Weckerling, Gertrud Staewen, Friedrich Bartsch und Gerhard Brennecke der erste Redaktionskreis zusammen45. Gertrud Stae36 Vgl. oben S. 65. 37 Aus dem eingesehenen Aktenmaterial wird nicht deutlich, wer welche Vorschläge machte.
38 Vgl. Anm. 34. Zur inhaltlichen Diskussion des Titelvorschlags vgl. unten S. 72ff. 39 Vgl. U. BRENNECKE, Erinnerungen einer sehr „Betroffenen“ an die Anfänge der ZdZ (ZdZ 1/1987, S. 23–24). 40 Vgl. EBD., S. 24. 41 Vgl. EBD. 42 Nicht am 19. Dezember, wie die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung in ihrem Schreiben vom 20. Dezember 1946 irrtümlich annahm (vgl. das Schreiben der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung in der Sowjetischen Besatzungszone – Referat Verlagswesen – an die EVA, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 43 Leider ist die Lizenzurkunde unter den eingesehenen Aktenbeständen nicht enthalten. 44 Brennecke war nicht Herausgeber, obwohl er sich selbst so verstand und auch bezeichnete, z. B. in einem Brief vom 17. Dezember 1946 an Hermann Dietzfelbinger (EZA BERLIN, 34/8b) und in einem Schreiben an das Amt für Kirchenfragen beim Magistrat von GroßBerlin vom 25. August 1951 (LA BERLIN, STA, Rep. 101–104 Nr. 38). 45 Vgl. U. BRENNECKE, Erinnerungen einer sehr „Betroffenen“ an die Anfänge der ZdZ (ZdZ 1/1987, S. 23–24, hier S. 24). Mit Gertrud Staewen und Rudolf Weckerling zählten zum ersten „Redaktionskreis“ zwei Mitglieder, die zugleich einem nach Kriegsende gegründeten Kreis angehörten, der seinen Namen nach der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Unterwegs“ erhielt. Wesentliche Impulse bekam der „Unterwegs-Kreis“ durch die persön-
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wen46, die ehemalige Sekretärin des Burckhardthaus-Verlages und Mitarbeiterin im „Büro Grüber“, war Leiterin der Frauenabteilung der „Thüringer Aktion gegen Not“ und seit 1. Dezember 1946 als Lektorin bei der Evangelischen Verlagsanstalt beschäftigt47. Später (seit 1949) wirkte sie als Gefängnisfürsorgerin in der Strafanstalt Tegel. Weckerling war Gemeindepfarrer in Berlin-Spandau. Zum ersten Redaktionskreis ist außerdem Martin Fischer zu rechnen48. In dieser Phase der neuen Zeitschrift war der in seiner Funktion unscharf beschriebene „beratende Redaktionskreis“49 jedoch keine fest umrissene Größe und in seiner personellen Zusammensetzung noch nicht eindeutig festgelegt50. Am 3. Januar 1947 brachten Brennecke und Bartsch die Manuskripte persönlich nach Karlshorst zur Zensurbehörde der Militäradministration. Bereits am 7. Januar51 konnten sie – mit Genehmigung versehen – wieder abgeholt werden52. Probleme bei der technischen Herstellung verzögerten liche Bekanntschaft einiger Mitglieder mit Karl Barth (zum „Unterwegs-Kreis“ vgl. auch C. STAPPENBECK, Nachkriegsentwicklung, S. 338–342). 46 Sie war eine Schwägerin Gustav Heinemanns (vgl. G. BRENNECKE, Zwanzig Jahre „Die Zeichen der Zeit“, ZdZ 11–12/1966, S. 393–397, hier S. 393). Eine Überschau ihrer schon vor dem Krieg erschienenen Werke beweisen ihr starkes soziales Engagement, exemplarisch: G. STAEWEN-ORDEMANN, Menschen; DIES., „und schuf sie“. Staewen war über mehrere Jahrzehnte eng mit Karl Barth verbunden (vgl. E. BUSCH, Lebenslauf, S. 201 et passim). 47 Vgl. das Schreiben Bartschs an die Kanzlei der EKD, 16. Januar 1947 (EZA BERLIN, 4/127). Außerdem übernahm Staewen die Berichterstattung des „Informationsdienstes“, der vom Referat für Presse- und Schrifttumsfragen herausgegeben wurde (vgl. EBD.). 48 Vgl. EBD. 49 EBD. 50 Im ersten Heft wurden für den „Mitarbeiterkreis“ neben den oben Genannten auch Oberkirchenrat Werner de Boor (Schwerin), Walter Braun (Berlin), Otto Dibelius, Martin Doerne (Leipzig), Gerhard Gloege (Jena), Heinrich Grüber, Karl Hartenstein (Stuttgart), Rudolf Hermann (Greifswald), Gerhard Jacobi (Berlin), Dr. Kindt (Schwerin), Siegfried Knak (Berlin), Friedrich-Wilhelm Krummacher, Harald Kruska (Berlin), Franz Lau (Dresden), Hanns Lilje (Hannover), Missionsdirektor Möller (Liebenzell), Gottfried Noth (Dresden), Werner Rautenberg (Greifwald), Julius Schniewind (Halle), Prof. Friedrich Karl Schumann (Halle), Wolfgang Staemmler (Wittenberg), Heinrich Vogel (Berlin), Joachim Wilde (Berlin), Walter Zimmermann (Berlin) benannt. Schon diese stattliche Liste verdeutlicht den hohen Anspruch und weiten Horizont, in den sich die neue Zeitschrift stellen wollte. Es besteht berechtigt Grund zur Annahme, dass die Liste kein Konsensprodukt ist und sich die meisten der Genannten zu ihrer Mitarbeit nicht verbindlich geäußert hatten. Schon im Folgeheft wurde „diese ganze Mitarbeiterliste, gegen deren Veröffentlichung ich [Brennecke – J. B.] von vornherein war, weil sie gar nicht den wirklichen Tatsachen entsprechen kann, fallen gelassen. Es wird sich ja schließlich zeigen, wer Mitarbeiter an dieser Zeitschrift ist“ (Schreiben Brenneckes an Feurich vom 28. April 1947, EZA BERLIN, 34/8b). 51 Einen Tag zuvor hatte Krummacher auf der Konferenz der östlichen Landes- und Provinzialkirchen in Greifswald am 6. Januar 1947 „über die Erteilung der Lizenz für die Zeitschrift ‚Die Zeichen der Zeit‘“ berichtet (M. KÜHNE, Protokolle, S. 161). 52 Vgl. U. BRENNECKE, Erinnerungen einer sehr „Betroffenen“ an die Anfänge der ZdZ (ZdZ 1/1987, S. 23–24, hier S. 24).
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die Endfertigung53. Anfang März 194754 erschien dann endlich das Januarheft der neuen Zeitschrift „Die Zeichen der Zeit“ in der Schrifttype Borgis-Fraktur55, herausgegeben von der Evangelischen Verlagsanstalt, unter der Schriftleitung von Gerhard Brennecke und gedruckt von der Stadtdruckerei Königsbrück/Sa.56. Das Format war mit 15, 6 × 23 cm etwas größer als DIN A 5 vorgegeben. Der Textumfang der Einzelhefte sollte 40 Seiten betragen, mit Umschlag 44 Seiten. Der Preis je Heft wurde auf eine Reichsmark festgelegt57. Den Vertrieb übernahm die Verlagsbuchhandlung Ungelenk in Dresden, die keine Lizenz erhalten hatte, aber auf diese Weise in die Verlagsarbeit der EVA als evangelischem Zentralverlag mit einbezogen werden sollte58. Der vom Anspruch her weit gespannte Leserkreis, die theologisch prononcierte Position wie auch der programmatische Titel, „Die Zeichen der Zeit“ deuten zu wollen, mögen Erinnerungen an die 1922 gegründete und 1933 eingestellte Zeitschrift „Zwischen den Zeiten“ hervorrufen. In der Tat war das Publikationsorgan der Dialektischen Theologie auch andernorts nicht vergessen: Ein Jahr nach Gründung der „Zeichen der Zeit“, 1948, versuchte der Hauptgeschäftsführer und Leiter der Wiederaufbauabteilung des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, Herbert Krimm, eine Zeitschrift zu gründen, die an „Zwischen den Zeiten“ anknüpfen sollte. Er wandte sich deswegen an den ehemaligen Schriftleiter von „Zwischen den Zeiten“, Georg Merz, damals Rektor der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau, mit der Bitte um Mithilfe59. Während der Tübinger Systematiker Helmut Thielicke, den Krimm ebenso angesprochen hatte60, sofort seine Mitarbeit zusagte, verhielt sich Merz zurückhaltend. Er führte Krimm vor Augen, dass man sich vor allem darüber klar sein müsse, was man wolle. In Frage komme entweder ein „Organ“, das „nicht gegründet werden [könne], sondern entsteht (und ‚vergeht‘ darum auch zu gegebener 53 Vgl. G. BRENNECKE, Zwanzig Jahre „Die Zeichen der Zeit“ (ZdZ 11–12/1966, S. 393–397, hier S. 393). 54 Das von Laurentius angegebene Datum eines Briefes von Dibelius, der dessen Eindruck vom ersten Heft beschreibt, 6. Februar 1947, ist sicher ein Versehen. Wahrscheinlicher ist ein Monat später (vgl. die Notizen von Hans Laurentius zur Geschichte der EVA, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 55 Abschrift einer Anlage mit technischen Daten für den Kulturellen Beirat für das Verlagswesen vom 29. März 1947 (EBD.). 56 Vormals „Druckerei A. Pabst“. 57 Seit dem Doppelheft 4/5 (1947) betrug der Preis je Heft 1,50 RM, für ein Doppelheft 3 RM. 58 Vgl. G. BRENNECKE, Zwanzig Jahre „Die Zeichen der Zeit“ (ZdZ 11–12/1966, S. 393–397, hier S. 393). 59 Vgl. das Schreiben Krimms an Georg Merz vom 4. Oktober 1948 (ADW BERLIN, ZB 1257). 60 Vgl. EBD.
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Zeit) ohne daß Menschen viel dazu tun“, oder ein „Magazin“, das aber mehr sein müsse „als eine ‚Theke‘ (sei es ‚Apotheke‘ zum Nutzen der Menschen oder Hypothek zum Seufzen von Kirche und Wissenschaft)“, ein Magazin könne „nur entstehen im Zusammenhang mit den kirchlich verantwortlichen Stellen.“61 Krimm und Thielicke62 bemühten sich trotzdem weiter um potenzielle Mitarbeiter aus den Reihen der deutschen Universitätstheologie. Aber auch der angefragte Erlanger Systematiker Paul Althaus zeigte Vorbehalte gegen die von Krimm konzipierte Zeitschrift63, die nicht als Fachorgan einer bestimmten theologischen Teildisziplin fungieren, sondern alle Felder der Theologie abdecken wollte. Zwar überzeugten ihn Krimms Überlegungen, aus wirtschaftlichen Erwägungen (vor allem mit Blick auf die finanziellen Verhältnisse der potenziellen Abonnenten, die sich nicht mehrere Zeitschriften halten würden) nur eine – aber dafür fachübergreifende – Zeitschrift zu planen, hielt es aber andererseits für bedenkenswert, dass „die Vorarbeiten einiger Zeitschriften schon zu weit fortgeschritten [seien], als daß man noch hemmen könne. Vermutlich wird fast jeder der Theologen, an deren Mitarbeit für die neue Zeitschrift Sie denken, sich in diesen Monaten schon hier und dort gebunden haben.“64 Aus diesen Gründen lehnte Althaus seine Mitarbeit ab, so dass Krimms Zeitschriftenprojekt doch nicht zustande kam65.
61 Schreiben von Merz an Krimm vom 20. Oktober 1948 (ADW BERLIN, ZB 1257). 62 Vgl. das Schreiben Krimms an Thielicke vom 2. Dezember 1948 (ADW BERLIN, ZB 1257). 63 Krimm hatte schon den Titel festgelegt: „Logos“ (vgl. sein Schreiben an Althaus vom 3. November 1948, EBD.). 64 Schreiben von Althaus an Krimm vom 15. November 1948 (ADW BERLIN, ZB 1259). 65 Vgl. Anm. 62.
„Die ZeichenDie derGründung Zeit“ in der ihren „Zeichen Anfangsjahren der Zeit“
4. „Die Zeichen der Zeit“ in ihren Anfangsjahren a. Publizistisch-theologischer Anspruch Als das Januarheft der „Zeichen der Zeit“ im März 1947 erschien, waren noch Fragen der graphischen Gestaltung, der Rubriken sowie eines geeigneten Untertitels offen. Im „Wort zum Beginn“1 erläuterte Gerhard Brennecke „Ausgangspunkt und Ziel“2 der neuen Zeitschrift: „So ist das Ziel nichts anderes als der Beginn: die Königsherrschaft Jesu Christi_3, die da aufgerichtet ist über alles Fleisch, ja über die ganze Welt.“4 Schon in diesen Formulierungen war unverkennbar, dass Brennecke an die theologisch-politischen Vorstellungen Karl Barths anknüpfte. In Rückgriff auf die Barmer Theologische Erklärung – insbesondere auf die zweite und dritte These5 – führte Brennecke aus, „daß die ganze Welt und alle ihre Mächte schon jetzt untertan sind dem einen, von dem her und zu dem hin alles geschaffen wurde.“ Daher dürfe sich die „Gemeinde nicht zurückziehen“: „Die Zeit des Sonntags-Christentums ist endgültig vorbei, und wir erkennen sie heute als einen Weg der Schuld, über den wir uns tief in die Buße führen lassen müssen.“6 Deutlich wird, dass Brennecke Barths Konzept der „Christengemeinde und Bürgergemeinde“7 nicht nur rezipierte, sondern geradezu 1 G. BRENNECKE, Ein Wort zum Beginn (ZdZ 1/1947, S. 2–4). 2 EBD., S. 2. 3 Hervorhebung Brenneckes. Zur Barthschen Interpretation der „Königsherrschaft Jesu Christi“ vgl. J. ROGGE/H. ZEDDIES, Kirchengemeinschaft, S. 18f. Vgl. auch A. SILOMON, Verantwortung, S. 137; D. POLLACK, Eigenständigkeit, S. 188f. 4 G. BRENNECKE, Ein Wort zum Beginn (ZdZ 1/1947, S. 2–4, hier S. 2). 5 „2. . . . Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbaren Dienst an seinen Geschöpfen. 3. . . . Die christliche Kirche ist die Gemeinde von Brüdern, in der Jesus Christus in Wort und Sakrament durch den Heiligen Geist als der Herr gegenwärtig handelt. Sie hat mit ihrem Glauben wie mit ihrem Gehorsam, mit ihrer Botschaft wie mit ihrer Ordnung mitten in der Welt der Sünde als die Kirche der begnadigten Sünder zu bezeugen, daß sie allein sein Eigentum ist, allein von seinem Trost und von seiner Weisung in Erwartung seiner Erscheinung lebt und leben möchte“ (zit. nach: A. BURGSMÜLLER/R. WETH, Barmer Erklärung, S. 37f.). 6 G. BRENNECKE: Ein Wort zum Beginn (ZdZ 1/1947, S. 2–4, hier S. 3). 7 Er schloss damit an Barths Auslegungen der 5. Barmer These an („. . . Die Schrift sagt uns, daß der Staat nach göttlicher Anordnung die Aufgabe hat, in der noch nicht erlösten Welt, in der auch die Kirche steht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen. Die Kirche erkennt in Dank und Ehrfurcht gegen Gott die Wohltat dieser seiner Anordnung an. Sie erinnert an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die
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Formulierungen aus den 1946 erschienenen Ausführungen Barths8 übernahm. So treffe das „Wort Gottes in alle Lebensgebiete und Fragen, auch wenn wir jetzt oft erst tastend davorstehen und immer wieder anpochen müssen, welches denn das vollgültige Wort der Schrift in unserer Lage sei.“9 Die neue Zeitschrift wolle daher zum Verstehen des Wortes Gottes – als „christlicher Dienst“10 – eine Hilfestellung geben. Sie „wird darum eine doppelte Aufgabe zu erfüllen haben, die der doppelten Aufgabe der Kirche in der Welt entspricht: einmal die der inneren Stärkung der Gemeinde, und zum anderen die des Gespräches mit der Welt, das letztlich nur Zeugnis zu sein vermag.“11
Dabei hatte Brennecke nicht nur die deutschen Kirchen im Blick, er wollte darüber hinaus in der Zeitschrift besonders dem Raum geben, „was die Kirchen der Welt zu sagen haben. Durch Gottes Gnade ist uns eine Gemeinsamkeit der Kirchen in der Welt geschenkt worden, die vor kurzem noch undenkbar schien12. Jesus Christus, der Herr der Welt – das ist insonderheit das Bekenntnis der Einen Kirche in der Welt, die gewiß noch nicht den Anspruch der Una Sancta13 zu erheben vermag, die Gott aber – das ist unsere feste Zuversicht – auf den Weg geführt hat, der diesem Ziel zustrebt.“14
Für Brennecke war der Zeitschrift „zugleich ein Wächteramt aufgetragen“15. Mit dieser Funktionsbeschreibung griff er auf den ursprünglich von ihm vorgesehenen Untertitel zurück, der fallen gelassen worden war16. Er nahm ihn jedoch auf, indem er dem ersten Heft programmatisch vier Leitzitate Verantwortung der Regierenden und Regierten. Sie vertraut und gehorcht der Kraft des Wortes, durch das Gott alle Dinge trägt“ (A. BURGSMÜLLER/R. WETH, Barmer Erklärung, S. 40). 8 K. BARTH, Christengemeinde. Barths Aufsatz fußt auf einem Vortrag, den er im Sommer 1945 in verschiedenen Städten Deutschlands gehalten hatte, u. a. in Berlin. Ob Brennecke schon den Vortrag gehört hatte, ist nicht sicher. Zu Barths Reise nach Berlin vgl. E. BUSCH, Lebenslauf, S. 353f. 9 G. BRENNECKE, Ein Wort zum Beginn (ZdZ 1/1947, S. 2–4, S. 3); vgl. auch K. BARTH, Christengemeinde, S. 27. 10 G. BRENNECKE, Ein Wort zum Beginn (ZdZ 1/1947, S. 2–4, hier S. 2). 11 EBD. Vgl. K. BARTH, Christengemeinde, S. 33: „Sie [die Christen – J. B.] können hier nur Zeugnis sein und als solches wirken.“ 12 Brennecke hatte damit die Ostkirche im Blick. 13 Auch indem Brennecke diesen Begriff aufnahm, stellte er sich in das Erbe der Bekennenden Kirche. Exponenten der Bekennenden Kirche hatten sich teilweise stark in der „Una Sancta“-Bewegung engagiert, wie beispielsweise Brenneckes Freund Walter Feurich (W. FEURICH, Lebensbericht, S. 74f.; vgl. auch R. FRIELING, Weg, S. 130f.; DERS, Bewegung, S. 72–74. Brennecke erweiterte jedoch den Blickwinkel, indem er in „Una Sancta“ nicht nur die evangelische und römisch-katholische Kirche in Beziehung setzte. 14 G. BRENNECKE, Ein Wort zum Beginn (ZdZ 1/1947, S. 2–4, hier S. 4). 15 EBD., S. 3. 16 Vgl. oben S. 67.
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voranstellte, die Aspekte des „Wächteramtes“ umschrieben17. In der Zeitschrift gehe es nicht nur darum, „die Zeichen der Zeit zu registrieren, die Strömungen und Ereignisse zu erkennen und festzuhalten, sondern es geht . . . ganz wesentlich um ihre Deutung vom Worte Gottes her, es geht um Warnung und Ruf, um das helfende Wort, letztlich um den Dienst am Nächsten, um den Dienst also, zu dem die Kirche als Ganze in dieser Welt gerufen ist. Es gilt, in den ‚Zeichen der Zeit‘ (Matth. 16, 3; Luk. 12, 56) die Zeichen des Gerichtes und der Herrschaft Gottes zu erkennen und hier und jetzt zu verkündigen.“18
Brennecke tendierte damit deutlich in Richtung eines „doppelten Wächteramtes“, korrespondierend mit der „doppelten Aufgabe“ der Zeitschrift (Stärkung der Gemeinde nach innen und Gespräch mit der Welt nach außen). Er setzte die Fähigkeit der Kirche dazu selbstverständlich voraus19, im Gegensatz zu Karl Barth, der die deutschen Kirchen nur für ein „Wächteramt nach innen“ für fähig hielt20. Nach Barths Auffassung konnten die deutschen Kirchen ein „Wächteramt nach außen“ (noch) nicht wahrnehmen, denn die „Vorfrage, ob die Kirche, wenn sie vom Wächteramt her sprechen will, glaubwürdig ist“21, sei ungeklärt. Doch wollte Brennecke gerade den Aspekt des doppelten Wächteramtes der Zeitschrift betonen, weshalb er zumindest in seinem Eingangswort darauf insistierte, dass „der Titel unserer Zeitschrift . . . so verstanden werden“22 sollte. Eine Voraussetzung für die Wahrnehmung des doppelten Wächteramtes – in Unabhängigkeit – beschrieb Brennecke damit, dass die „Monatsschrift in keiner Weise einen ‚amtlichen‘ Charakter trägt . . . [man wisse sich] frei von jeder Beeinflussung und nur dem Herrn der Kirche und dem vor seinem Wort für recht erkannten Weg verantwortlich.“23 Dass der Kreis, „der im engeren Sinn die Arbeit an dieser Zeitschrift trägt“24, keine kirchenleitende Funktion innehabe25, sei ein Zeichen dafür, wie ernst die beschriebene Unabhängig17 Jes 52,7–8; Hes 3,17–19; Mt 16,2–3 und ein Zitat von Christoph Blumhardt. 18 G. BRENNECKE, Ein Wort zum Beginn (ZdZ 1/1947, S. 2–4, hier S. 3). 19 Vgl. dazu auch T. FRIEBEL, Kirche, S. 122. Neben Brennecke begründeten vor allem der Cottbuser Generalsuperintendent Günter Jacob und der Magdeburger Propst Oskar Zuckschwerdt das „doppelte Wächteramt“. Dabei griffen sie auf das Erbe der Bekennenden Kirche, besonders auf die Barmer Theologische Erklärung (These 2) zurück (vgl. EBD., S. 121 u. S. 124. C. STAPPENBECK, Öffentlichkeitsanspruch, S. 353–362, untersucht – anders als der Titel vermuten lässt – lediglich die Auseinandersetzung um das Hirtenwort von Otto Dibelius 1949 und die daraufhin gegen ihn entfachte Kampagne). 20 Vgl. u. a. M. J. INNACKER, Transzendenz, S. 294. 21 So Karl Barth nach G. STAEWEN, Karl Barth in Berlin und Dresden (ZdZ 10/1947, S. 376–380, hier S. 377). 22 G. BRENNECKE, Ein Wort zum Beginn (ZdZ 1/1947, S. 2–4). 23 G. BRENNECKE, Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 11–12/1947, S. 472). 24 EBD. 25 Bis auf Krummacher, der Generalsuperintendent des Sprengels Berlin II war.
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keit gemeint sei. Damit einher ging aber auch Brenneckes Forderung, dass evangelische Pressearbeit kirchliche Pressearbeit sein müsse. „Eine Pressearbeit, die unter dem Bekenntnis Jesus Christus Kyrios steht, ist eine kirchliche Presse, oder sie steht nicht unter diesem Bekenntnis.“26 Der kirchliche Publizist müsse sich an die verfasste Kirche gebunden wissen27. „Es gibt für uns heute keinen evangelischen Dienst mehr außerhalb der Kirche.“28 Kirchliche Gebundenheit bedeute aber nicht ein Abhängigkeitsoder Unterstellungsverhältnis zu einer Kirchenleitung: „Die kirchliche Presse im weiteren Sinne des Wortes sollte sich von einer Bevormundung frei machen bzw. eine solche von vornherein ablehnen.“29 „So leidenschaftlich wir für die kirchliche Gebundenheit der christlichen Presse eintreten, so leidenschaftlich verfechten wir die eigenständige Verantwortlichkeit des Schriftleiters oder des Kreises, der für die Herausgabe einer Zeitschrift zeichnet.“30
Da der Untertitel „Monatsschrift für das Wächteramt der Kirche“ abgelehnt worden war, erwog Brennecke zunächst die Formulierung „Monatsschrift für Amt und Gemeinde“31. Doch blieben die ersten Hefte ohne diesen Zusatz. Erst die Doppelnummer 4–5 des Jahres 1947 (April/Mai) hieß dann „Die Zeichen der Zeit: Evangelische Monatsschrift für Mitarbeiter der Kirche“, ein Titel, der für die nächsten Jahrzehnte Bestand haben sollte. Als „Mitarbeiter der Kirche“ waren nicht nur die kirchlichen Amtsträger bzw. die Theologen im engeren Sinn in den Blick genommen. Die erweiterte Perspektive32 ergab sich für Brennecke umso mehr, als „Die Zeichen der Zeit“ zunächst „die einzige Monatsschrift dieser Art“ sowohl in der östlichen Besatzungszone33 wie in den westlichen Zonen34 waren. 1950 schrieb Brennecke darum: 26 G. BRENNECKE, Journalistische Freiheit und kirchliche Verantwortung (ZdZ 7–8/1949, S. 252–257, hier S. 253). – Diese und die folgende Hervorhebung durch Brennecke. 27 Vgl. auch K. BARTH, Christengemeinde, S. 35f.: „Das alles gilt sinnvoll auch für die mit mehr oder weniger kirchlicher Autorität oder schließlich auch ohne solche ausgeübte christliche Journalistik und Schriftstellerei. Sie sehe zu, daß sie sich rechtschaffen in den Dienst der Christengemeinde an der Bürgergemeinde, in den Dienst des für alles Volk bestimmten Evangeliums und nicht in den Dienst irgendwelcher christlichen Schrullen stelle!“ 28 G. BRENNECKE, Journalistische Freiheit und kirchliche Verantwortung (ZdZ 7–8/1949, S. 252–257, hier S. 253). 29 EBD., S. 254. 30 EBD., S. 255. 31 Vgl. die Notizen von Laurentius zur EVA-Geschichte (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 32 Vgl. dazu auch G. BRENNECKE: „Zum Beginn des 2. Jahrgangs“ (ZdZ 1/1948, S. 31f.). 33 Im Prinzip blieb dieser Zustand bis zum Ende der DDR. 34 Hier erschien seit 1949 die Halbmonatsschrift der Bekennenden Kirche „Stimme der Gemeinde zum kirchlichen Leben, zur Politik, Wirtschaft und Kultur“. Die mit den „Zeichen der Zeit“ vergleichbaren Zeitschriften „Lutherische Monatshefte“ und „Evangelische Kommentare“ erschienen erst seit 1962 bzw. 1968. Zu bemerken ist allerdings, dass die sonstigen
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„Mitarbeiter der Kirche sind die ‚Laien‘ wie die ‚Theologen‘. . . . Es ist aber unser Anliegen zu zeigen, daß dem Theologen Fragen gestellt sind, die den ‚Laien‘ nicht gleichgültig lassen dürfen und daß andererseits der ‚Laie‘ in Bedrängnisse gerät, die zum ‚theologischen Problem‘ im allerernstesten Sinne werden. Denn ‚theologische Probleme‘ sind keine wissenschaftlichen Spielereien, sondern erwachen vor Gottes Angesicht.“35
Neben dem „Problem der Auswahl der Hauptartikel, die auf der einen Seite den Brüdern im Amt eine wirkliche Hilfe und vor allem auch eine Weiterführung bedeuten sollen, aber auf der anderen Seite auch dem Nichttheologen verständlich bleiben müssen“, tat sich ein weiteres auf: „die theologische Fachsprache, um nicht zu sagen: Fremdsprache“36, ein Problem, dem sich der Mitarbeiterkreis, allen voran Brennecke, immer wieder stellen musste. Dabei bräuchte auf theologische Fachausdrücke – auch auf Bibelzitate im Urtext37 – keineswegs verzichtet zu werden, doch sollten sie „erklärt oder übersetzt werden“38. Theologisch-wissenschaftliche Bemerkungen würden in Anmerkungen beigegeben, deren Überlesen dennoch den Haupttext verständlich halten sollte39. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass Brennecke seit Mitte des Jahres 1947 die Herausgabe einer Schriftenreihe plante, die er als Ergänzung zu den „Zeichen der Zeit“ verstanden wissen wollte40. Für diese Reihe sah er längere Arbeiten vor, deren Veröffentlichung zunächst in der Zeitschrift gedacht war, „die aber um ihres größeren Umfangs willen, oder auch aus technischen Gründen“41 in ihr nicht erscheinen konnten. Zuerst waren natürlich die Papierfragen42 für die zusätzliche Schriftenreihe zu klären, weshalb Brennecke über den Jenaer Ordinarius für Systematische Theologie, Gerhard Gloege, an das Hilfswerk der EKD mit der Bitte um Zuteilung einer Papierspende herantrat43, die jedoch abschläim Westen Deutschlands erscheinenden kirchliche Zeitschriften sich auf ganz bestimmte Lesergruppen spezialisierten (vgl. dazu auch F. LÜPSEN, Weg, S. 447). Seit 1946 gab Ernst Wolf die Monatsschrift „Evangelische Theologie“ im Münchner Christian Kaiser Verlag heraus. Die „Evangelische Theologie“ stellte sich nicht nur von ihrem Titel her in die Tradition der seit 1934 erschienenen und 1938 verbotenen gleichnamigen Zeitschrift. Auch die neue „Evangelische Theologie“ verstand sich als „wissenschaftlich-theologische Zeitschrift der bekennenden Kirche“ (E. WOLF, Neubeginn!, S. 1). Zur konfessionellen Presselandschaft der frühen 1950er Jahre in der BRD vgl. auch DEUTSCHE ZEITSCHRIFTEN. 35 G. BRENNECKE, Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 4–5/1950, S. 183). 36 G. BRENNECKE, Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 6/1947, S. 232). 37 Vgl. dazu auch unten S. 300. 38 G. BRENNECKE, Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 6/1947, S. 232). 39 Vgl. EBD. 40 Vgl. G. BRENNECKE, Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 5/1948, S. 192). 41 G. BRENNECKE, Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 8–9/1947, S. 352). 42 Vgl. dazu ausführlich unten S. 90ff. 43 Schreiben Gloeges an den Leiter des Hilfswerks, Eugen Gerstenmaier, vom 6. November 1947 (ADW BERLIN, ZB 1254).
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gig beschieden wurde, da „das für theologische Wissenschaft bewilligte Papier aus den ausländischen Spenden vollständig ausgegeben“44 sei. Erst im Sommer des Folgejahres 1948 sah sich die Evangelische Verlagsanstalt in der Lage, die ersten Hefte der Schriftenreihe „Kirche in dieser Zeit“45, die von Friedrich Bartsch und Gerhard Brennecke herausgegeben wurde, erscheinen zu lassen. Das ursprünglich als Auftakt vorgesehene Heft sollte dem Aufsatz Karl Barths „Die Botschaft von der freien Gnade Gottes“ vorbehalten sein, doch musste das Heft entfallen, weil der Kulturelle Beirat für das Verlagswesen46 die Druckgenehmigung verweigerte47. Die insgesamt siebzehn Hefte der Reihe „Kirche in dieser Zeit“ erschienen unregelmäßig.48 Über ihr Verhältnis zu den „Zeichen der Zeit“ blieben die damaligen Leser im unklaren, da die Schriftenreihe nicht als Ergänzung der Zeitschrift eingeführt wurde und sie sich bis auf Heft 13 nicht direkt auf „Die Zeichen der Zeit“ bezog49. Mit der Herausgabe des Heftes 4/5 der „Zeichen der Zeit“ als Doppelnummer sollte der „Anschluß an den Monatsturnus“50 gewonnen werden. Die Folgehefte sollten jeweils zu Monatsbeginn ausgeliefert werden51. Sowohl die Gestaltung des Umschlags52 als auch die graphische Gestaltung des Textteils wurde neu gefasst53. Der Druck erfolgte jetzt – neben einer 44 Schreiben des Leiters der Wirtschaftsabteilung des Hilfswerks, Gerhard Mildenberger, an Gloege vom 2. Dezember 1947 (ADW BERLIN, ZB 1254). Gloege hatte auch ein persönliches Interesse am Erscheinen der Hefte, war er doch als Autor vorgesehen. 45 Nicht zu verwechseln mit der vom Presseverband der Evangelischen Kirche im Rheinland seit 1946 herausgegebenen Kirchenzeitung „Kirche in der Zeit“. 46 Zum Kulturellen Beirat vgl. auch S. 83f. u. S. 90. 47 Der Kulturelle Beirat verweigerte neben Barths Aufsatz auch die Druckgenehmigung für Otto Dibelius: „Fürchtet euch nicht“ (vgl. den Vermerk Bartschs über eine Besprechung im Kulturellen Beirat am 9. Februar 1949, GSTA PK BERLIN, I/92 Nachlass Heinrich Grüber Nr. 298). 48 Heft 1: G. GLOEGE, Evangelium; Heft 2: H. VOGEL, Nihilismus; Heft 3: W. DE BOOR, Grundlinien; Heft 4/5: O. SÖHNGEN, Union/E. V. BENN, Krise; Heft 6/7: W. DELIUS, Kirche; Heft 8: O. SÖHNGEN, Kirchenregiment; Heft 9: O. GLÜER, Beichte; Heft 10: F.-W. KRUMMACHER, Amt; Heft 11: W. DELIUS, Protestantismus; Heft 12: P. SCHEMPP; Heft 13: H. BURGERT, Zeugnis; Heft 14: Vergegenwärtigung; Heft 15: H. KOSAK, Glaube; Heft 16: J. B. JESCHKE, Gemeinde; Heft 17: G. PRATER, Weg. 49 Der von Helmuth Burgert herausgegebene Sammelband vereinigte eine Reihe ausgewählter Zuschriften zu einem Beitrag von Hans Urner in den „Zeichen der Zeit“ (H. URNER, Der sinkende Petrus, ZdZ 11/1951, S. 410–416). 50 G. BRENNECKE, Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 3/1947, S. 120). 51 Vgl. dazu aber auch unten S. 86ff. und S. 391. 52 Für den Umschlag wurde wesentlich besseres Papier (kartoniert) verwendet. Zum ersten Mal erschienen auf der zweiten und dritten Umschlagseite Verlagsanzeigen der EVA. Es war von Anfang an geplant, einen Teil der Unkosten durch Werbeeinnahmen zu decken (vgl. auch unten S. 233). 53 Vgl. auch G. BRENNECKE, Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 4–5/1947,
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Auflockerung der Raumteilung – in Antiqua statt wie bisher in Fraktur, was zahlreiche Leserzuschriften auslöste. Da einige Leser andere als technische Gründe vermuteten, musste Brennecke beruhigen: „Es mag hier nur soviel gesagt werden, daß damit keine ‚weltanschauliche‘ Entscheidung gefällt wurde, sondern eine praktische, und daß sie allein bestimmt gewesen ist durch die Situation, in der sich die Druckerei, in der wir arbeiten, befindet.“54 Dennoch waren nicht alle Redaktionsmitarbeiter mit dem neuen Gesamtbild der Zeitschrift zufrieden55. Daher wurde zwei Jahre später, mit dem Doppelheft 10–11/1949, die graphische Gestaltung innerhalb des Textteils geringfügig verändert. Zur Hervorhebung der Hauptüberschriften wurde wieder Frakturschrift gewählt. Seit diesem Heft wurden „Die Zeichen der Zeit“ in Leipzig bei Offizin Haag-Drugulin gesetzt und gedruckt. Eine neue Umschlaggestaltung erfuhr die Zeitschrift dann mit dem Doppelheft 1–2/1950 durch den Potsdamer Graphiker Rudi Wagner56. Gleichzeitig wurde jetzt die zweite Umschlagseite für Werbezwecke genutzt57 und das bisher an dieser Stelle stehende Inhaltsverzeichnis gesondert beigegeben. Zum anderen war den Lesern schon seit längerer Zeit eine regelmäßige Bildbeilage58 in Aussicht gestellt59. Allerdings erschien erst in der Weihnachtsausgabe 1949 als erste Bildbeilage der zeittypische nachexpressionistische Holzschnitt Hellmuth Muntschicks „Verkündigung an die Hirten“.
S. 184). Beim ersten Heft der „Zeichen der Zeit“ hatte Bischof Dibelius – nach seiner Meinung gefragt – vor allem die „‚langweilige Typographie‘ insgesamt, schlechte Lesbarkeit, nicht gelungene Gestaltung der Überschriften, insbes.[ondere] der ‚Rubrik-Überschriften‘“, aber auch einige Beiträge kritisiert (vgl. den Brief von Dibelius vom 6. März 1947, Abschrift im NACHLASS HANS LAURENTIUS). Inhaltlich bemängelte Dibelius besonders den Beitrag Willy Kramps „Mensch und Gott in der Dichtung“ (ZdZ 1/1947, S. 16–25): „Kramp in Ehren – aber was soll heutzutage eine psychologische Untersuchung über Parzival u. Faust; es gibt wirklich wichtigere Themen!“ 54 G. BRENNECKE, Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 7/1947, S. 280). 55 Vor allem Bartsch und Urner (vgl. das Schreiben Brenneckes an Urner vom 3. März 1949, EZA BERLIN, 631/116). 56 Wagner hatte auch die Typographie und das Signet der sächsischen Kirchenzeitung „Der Sonntag“ gestaltet. Rudi Wagner wirkte als freiberuflicher Maler und Graphiker in Berlin. Er entwarf unter anderem die Typographie und die Ausstattung des Lektionars von 1953, der Lutherischen Agende von 1957 und der EKU-Agende von 1959 (zu ihm vgl. C. FERGG-FROWEIN, Graphiker, S. 258). 57 Vgl. oben S. 76. 58 Ein besonderes Problem drucktechnischer Art ließ sich nur dadurch lösen, dass man „jeweils vier Bildbeilagen auf einmal drucken“ ließ, um „damit einen einzigen Druckvorgang – statt vier – [zu] erreichen“ (Schreiben Brenneckes an die Mitarbeiter von ZdZ, 19. Dezember 1949, EZA BERLIN, 631/116). 59 Vgl. G. BRENNECKE, Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 6/1949, S. 240; ZdZ 9/1949, S. 368; ZdZ 10–11/1949, S. 432).
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Für vordringlich hielt Brennecke, die Kirche solle „‚Kirche zwischen Ost und West‘ sein“, „ohne sich einem ‚ismus‘, ganz gleich welcher Art, zu verschreiben, ohne sich zum Vorspann einer, wie auch immer gearteten, Ideologie – sei es einer Ideologie des christlichen Abendlandes, sei es eine solche eines sozialistischen Zukunftsstaates – machen zu lassen.“60
In dieser Balance der Kirche zwischen Ost und West beschrieb er die kirchenpolitische Leitlinie der „Zeichen der Zeit“. Über die – von Barth inspirierte – Theorie der Äquidistanz61 hinaus strebte Brennecke in seiner Zeitschrift ferner eine richtungspolitische Vielfalt an. Dies ließ sich bis in die Auswahl der Autoren verfolgen. Brennecke hielt es für unmöglich, „etwa nur Aufsätze zu veröffentlichen, die eine konsequente Barthische Linie einhalten, so sehr . . . [er] in vielem zu dieser Linie ein Ja habe. Es müssen auch solche Stimmen hörbar werden können, wie die von Günter Jacob.“62
So wagte die Zeitschrift in ihren Anfangsjahren beispielsweise den Spagat zwischen Martin Doerne, der das Engagement des Christen für Demokratie im sozialistischen Staat einforderte63, und Oskar Hammelsbeck, der kirchliches politisches Engagement ablehnte, weil ihm vor allem die unheilvollen Erfahrungen mit den „Deutschen Christen“ vor Augen standen: „Die Kirche muß aus diesem Grunde und um dieses politischen Zieles willen die CDU als größtes Hindernis auf diesem Wege ansehen. Denn ihre sog. christliche Begründung verhindert die rückhaltlose Offenheit der anderen Parteien für das echt Christliche.“64 Um die Bandbreite der Diskussion, zu der „Die Zeichen der Zeit“ das 60 G. BRENNECKE, Christliches Westeuropa? (ZdZ 5/1948, S. 181). 61 Vgl. u. a. C. LEPP, Entwicklungsetappen, S. 49f.; H. RUDDIES, Protestantismus, S. 210 u. 220; vgl. auch E. BUSCH, Lebenslauf, S. 370. 62 Schreiben Brenneckes an Feurich vom 28. April 1947 (EZA BERLIN, 34/8b). Mit Barth und Jacob waren auch die Antipoden in der Frage des „doppelten Wächteramtes“ der Kirche benannt (vgl. T. FRIEBEL, Kirche, S. 121). Energischen Widerspruch Feurichs hatte die Benennung Franz Laus als Mitarbeiter der Zeitschrift hervorgerufen. Brennecke verteidigte diese – obschon nicht seine – Entscheidung: „Es war das Anliegen von Krummacher, Lau, der wohl früher an den Homiletischen Monatsheften, als deren Nachfolge-Zeitschrift die unsrige zunächst nun gesehen werden sollte, mitarbeitete, nicht vor den Kopf zu stoßen, sondern auch hier in irgendeiner Weise zu beteiligen . . . Auf keinen Fall sollte der Name Lau ein Programm festlegen . . .“ (Schreiben Brenneckes an Feurich vom 28. April 1947, EZA BERLIN, 34/8b). 63 Durchaus in der doppelten Ausrichtung, als „Demokratie nicht ohne Sozialismus! und: Sozialismus nicht ohne Demokratie!“ (M. DOERNE, Demokratie in christlicher Schau, ZdZ 5/1948, S. 175). T. FRIEBEL sieht Doerne – zumindest in dieser Beobachtung Günter Wirth übereinstimmend – damit in der Nähe des damaligen CDU-Vorsitzenden Jakob Kaiser (vgl. Kirche, S. 127; vgl. auch G. WIRTH, Zeichen, S. 19). 64 O. HAMMELSBECK, Die Kirche vor den Parteien (ZdZ 10/1947, S. 367).
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Podium boten, zu verdeutlichen, sei auch auf Fritz Heidlers „Thesen zur Frage des Christentums und Sozialismus“65 aus dem Jahre 1948 hingewiesen. Heidler räumte vor allem „in der äußeren Sphäre, auf der wirtschaftlich-politischen Ebene“ dem Sozialismus eindeutig eine Präferenz ein und zog daraus zwei Konsequenzen: „1. Das Christentum muß heute den Sozialismus bejahen; 2. der Sozialismus braucht zu seiner Sinnerfüllung das Christentum.“ Daher gehe es auch für die Kirche „heute nicht um eine dritte Möglichkeit, sondern um die Entscheidung Kapitalismus oder Sozialismus“66. Brennecke wollte – ungeachtet seiner eigenen Position67 – allen Meinungen in seiner Zeitschrift ein Diskussionsforum bieten. Die Leser sollten „die Möglichkeit haben, . . . [ihr] eigenes Urteil – theologisch wie kirchlich – in der Auseinandersetzung zu bilden und zu schärfen. Solange wir nur diese eine Zeitschrift zur Verfügung haben, werden wir eine solche Linie einhalten müssen.“68
Als besonders aktuell wurden immer wieder die Problemkreise genannt, „die den Marxismus, den Leninismus und die geistigen Hintergründe des heutigen gesellschaftlichen Lebens und der politischen Auseinandersetzung betreffen.“ Daher sei die gesellschaftspolitische Aufgabe der Zeitschrift, „den Mitarbeitern der Kirche ein Rüstzeug für Gespräche in die Hand“ zu geben, denn die „Pfarrer der Ostzone [seien] den Diskussionen über diese Fragen nicht mehr gewachsen“69. 65 ZdZ 2–3/1947, S. 78–81; vgl. dazu auch A. VON JÜCHEN, Warum Christentum und Sozialismus einander begegnen müssen. (ZdZ 6/1947, S. 185–190). 66 F. HEIDLER, Thesen zur Frage des Christentums und Sozialismus (ZdZ 2–3/1947, S. 81). – Hervorhebung Heidlers. 67 Vgl. oben S. 78. 68 Schreiben Brenneckes an Feurich vom 28. April 1948 (EZA BERLIN, 34/8b). Vgl. zu Brenneckes Haltung auch sein Schreiben vom 17. Dezember 1946 an den Erlanger Studentenpfarrer Hermann Dietzfelbinger (EZA BERLIN, 34/8b). 69 Protokoll der ZdZ-Tagung am 6./7. März 1950 im Berliner Missionshaus (EZA BERLIN, 631/116); Hervorhebung Brenneckes. – Exponiertes Beispiel für die Bemühung, Argumentationshilfen anzubieten, ist die Auseinandersetzung um das Buch von A. W. MISCHULIN, Geschichte. Dieses Buch beschäftigte sogar die Kirchliche Ostkonferenz auf ihrer 18. Sitzung am 13. September 1949. Obzwar das Buch nicht offiziell als Lehrbuch für den Geschichtsunterricht in den Schulen der SBZ eingeführt worden war, wurde es dennoch den Lehrern „als das zur Zeit einzige wissenschaftliche Hilfsmittel zur Vorbereitung für ihren Unterricht empfohlen“ (Niederschrift über die 18. Sitzung der Kirchlichen Ostkonferenz in Berlin-Weißensee am 13. September 1949, M. KÜHNE, Protokolle, S. 341). Mischulin vertrat in seinem Werk die These, dass Jesus Christus nie existiert habe und rief damit den energischen Einspruch der Führer der ostdeutschen Landeskirchen hervor (vgl. deren Entschließung EBD., S. 329). Schon im ersten Heft des Jahres 1949 hatte sich in den „Zeichen der Zeit“ der Leipziger Neutestamentler Albrecht Oepke kritisch mit Mischulins Thesen auseinandergesetzt und sich dabei auf eine Stellungnahme der Leipziger Theologischen Fakultät gestützt: „Die Leugnung der Geschichtlichkeit Jesu ist nicht wissenschaftlich begründet, sondern
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Die inhaltliche Grundorientierung der Zeitschrift – „Kirche zwischen Ost und West“70 – zeigt sich auch, wenn man die territoriale Herkunft der Autoren überblickt. Obwohl „Die Zeichen der Zeit“ ihr Wirkungsfeld von Anfang an in der sowjetischen Besatzungszone sahen71, ist festzustellen, dass die weitaus meisten Autoren der Hauptartikel der ersten Jahre der Zeitschrift in den westlichen Besatzungszonen (einschließlich Westberlins) wohnten72. Die Autoren aus der sowjetischen Besatzungszone stellten ungefähr 40 %73. Lediglich für 1948/49 ist zu konstatieren, dass sich das Gewicht zuungunsten der westdeutschen hin zu einer beachtlichen Anzahl ausländischer Autoren verschob. Dies wird verständlich, wenn man die breite und sehr ausführliche Berichterstattung im Vorfeld, Verlauf und Nachgang der Weltkirchenkonferenz von Amsterdam 1948 in Rechnung stellt74. Auf dieses Ereignis ist auch zurückzuführen, dass sich der Blick für die Ökumene weit öffnete und sich der 1948 dafür zur Verfügung gestellte Raum nahezu (auf 43 % des Gesamtumfangs der Zeitschrift) verdoppelte75. Themen der „klassischen“ theologischen Wissenschaften wie des Alten Testaments, des Neuen Testaments oder der Kirchengeschichte wurde ausgesprochen wenig Platz eingeräumt. Hingegen ist zu bemerken, dass in den ersten Jahren der Anteil von Fragen kirchlicher Kunst, christlicher Literatur und christlicher Kultur stetig wuchs76. Ein weiteres Anliegen der „Zeichen der Zeit“ war, regelmäßig in knapper Form über Vorgänge in den einzelnen Landeskirchen zu berichten, wobei die östlichen Landeskirchen – mit Rücksicht auf die Mehrzahl der Leser77 – bevorzugt werden sollten. Um die dafür notwendigen Informationen zu erhalten, schwebte Brennecke vor, dem engen Mitarbeiterkreis78, der in tendenziöse Erfindung. Sie geht von dem richtigen Empfinden aus, daß mit der Person Jesu Christi das Christentum steht und fällt. Weil das Christentum unbequem ist, darf der Stifter desselben nicht gelebt haben!“ (A. OEPKE, Ein bis zwei Menschenalter zu spät, ZdZ 1–2/1949, S. 58–58, hier S. 59). Etwas später – in Heft 4/1948 – reagierte auch „Die Christenlehre“ auf Mischulins Buch. 70 Vgl. oben S. 78. 71 Vgl. auch unten S. 365. 72 1947: 52,3 %; 1948: 34,8 %; 1949: 45,8 %; 1950: 55,3 %. Die starke „Westlastigkeit“ fiel auch Günter Wirth auf, der – ideologisch formuliert – in ihr die Ursachen für „retrograde Tendenzen“ und eine „auf die damalige sowjetische Besatzungszone übergreifende Restaurationsideologie“ finden wollte (G. WIRTH, Zeichen, S. 19). 73 1947: 40,7 %; 1948: 40,6 %; 1949: 38,9 %; 1950: 38,8 %. 74 Vgl. u. a. die thematischen Hefte 5/1948 und 10–11/1948. 75 1947 nahmen Fragestellungen der Ökumene ca. 21 % ein, 1948 schon 43 %. Für 1949 ist ein Rückgang um 10 % zu verzeichnen, 1950 bleibt die Zahl im Vergleich zu 1949 konstant. 76 Vgl. dazu ausführlicher (mit Zahlenbelegen) S. 345ff. 77 Vgl. dazu auch unten S. 139. 78 Brennecke nannte ihn „Schriftleitungsausschuß“. Zu ihm gehörten zum damaligen Zeitpunkt (Januar 1948) Friedrich Bartsch, Martin Fischer (nunmehr Leiter der Kanzlei der
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der Regel einmal monatlich tagte, einen erweiterten Kreis von Korrespondenten aus den einzelnen östlichen Landeskirchen an die Seite zu stellen79. Die Korrespondenten sollten „knappe Chroniken der Landeskirchen im Osten“80 zusammenstellen und an die Redaktion senden81. Wichtiger als die „Vermittlung oder Zusendung druckfertiger Nachrichten oder sonstiger Beiträge“ sei jedoch die „ständige persönliche Verbindung“82 zwischen Redaktion und Korrespondenten, die Brennecke vor allem durch gegenseitige Besuche pflegen wollte. Zum ersten Mal enthielt die April/Mai-Nummer des Jahres 1947 auch die „Predigtmeditationen“83 – exegetische und homiletische Hilfen für den Verkündigungsdienst –, die von Anfang an als Beilage für die Zeitschrift geplant waren. Dabei war neben den Problemen der zusätzlichen Papierbeschaffung84 auch zu bedenken, dass nicht alle Leser an den „Predigtmeditationen“ interessiert waren. Um diesen Konflikt zu lösen, plante Brennecke, „Die Zeichen der Zeit“ in zwei Ausgaben erscheinen zu lassen, „in einer Ausgabe A ohne Beilage und in einer Ausgabe B mit Beilage . . . Der Bezugspreis wird entsprechend abgestuft.“85 Diese Regelung sollte 1948 in Kraft treten86, kam jedoch zu Jahresbeginn mit Verweis auf „technische Gründe“87 nicht zustande, denn mit der Teilung seien „bestimmte Pläne Kirchlichen Hochschule in Berlin), Johann Jänicke, Friedrich-Wilhelm Krummacher, Gertrud Staewen, Rudolf Weckerling und Hans Urner (vgl. das vertrauliche Schreiben Brenneckes an die ständigen Mitarbeiter der „Zeichen der Zeit“ innerhalb der östlichen Landeskirchen vom 8. Januar 1948, EZA BERLIN, 631/116). 79 Zu ihm sollten gehören: Kirchenrat Klaus Block (Berlin) für Berlin-Brandenburg; Vikarin Ingeborg Zippel (Magdeburg) für die Provinz Sachsen; Pfr. Rudolf Schneider (Bernburg) für Anhalt; Walter Feurich (Dresden) für die sächsische Landeskirche; Landesbischof Moritz Mitzenheim für Thüringen; Landessuperintendent Walter Pagels (Parchim) für Mecklenburg und Pfarrer Johannes Adler (Görlitz) für „Rest-Schlesien“. Lediglich für die pommersche Kirche hatte Brennecke noch niemanden im Blick (vgl. das vertrauliche Schreiben Brenneckes an die ständigen Mitarbeiter der „Zeichen der Zeit“ innerhalb der östlichen Landeskirchen vom 8. Januar 1948, EZA BERLIN, 631/116). Welche Kriterien Brennecke dieser Auswahl zugrunde legte, ist nicht eindeutig. Auffällig ist die Inhomogenität der Ausgewählten, sie reicht von einer Vikarin bis zu einem Landesbischof. Anzunehmen ist, dass Brennecke in der Liste lediglich in Frage kommende Bekannte und Freunde zusammenstellte. 80 Schreiben Brenneckes an die ständigen Mitarbeiter der „Zeichen der Zeit“ innerhalb der östlichen Landeskirchen vom 8. Januar 1948 (EZA BERLIN, 631/116). 81 Wieso Brennecke diese Überlegungen in Konkurrenz zum eno stellte, ist nicht deutlich. 82 Vgl. Anm. 80. 83 Der Rubrikentitel wurde von vielen Redaktionsmitarbeitern als nicht glücklich gewählt empfunden, ebenso wie die Bezeichnung „Predigthilfe“ (vgl. das Protokoll der ZdZ-Tagung am 6./7. März 1950 im Berliner Missionshaus, EZA BERLIN, 631/116). 84 Vgl. dazu unten S. 90ff. 85 G. BRENNECKE, An unsere Leser (ZdZ 7/1947, S. 280). 86 Vgl. EBD. 87 G. BRENNECKE, Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 10/1947, S. 292).
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verbunden, die im Augenblick noch nicht durchgeführt werden“ könnten88. Brennecke vertröstete auf das „späte Frühjahr 1948“89. Die Herausgabe zweier Ausgaben der Zeitschrift wurde nie verwirklicht. Der Schriftleiter erwähnte sie später vor seinen Lesern nicht mehr90. Insgesamt 15 Autoren konnte Brennecke in den ersten Jahren für die „Predigtmeditationen“ gewinnen. Die Mehrzahl stammte aus den Kirchen der Altpreußischen Union91. Die mit Abstand meisten Autoren kamen aus der Berlin-Brandenburgischen Kirche92, wobei sich im Jahr 1947 unter ihnen kein Berliner befand, der seinen Wohnsitz in den westlichen Besatzungszonen hatte. Dies ist umso auffälliger, als in diesem Jahr mehr als dreiviertel93 aller Mitarbeiter an den Predigtmeditationen aus dem Ostteil Berlins kamen. Erst in den Folgejahren verteilten sich die Mitarbeiter gleichmäßiger, wobei ein deutliches Übergewicht der Kirchen der Altpreußischen Union nicht zu verkennen ist94. Anfang des Jahres 1950 begann Brennecke, einen insgesamt einjährigen Aufenthalt in Südafrika vorzubereiten95. Im Sommer 1950 reiste er ab96. Seine Vertretung im Amt des Chefredakteurs übernahm Hans Urner97. In 88 EBD. Was genau geplant war, lässt sich anhand des Aktenmaterials nicht mehr feststellen. 89 EBD. 90 Nur im Heft 4/1948, S. 152 („Bemerkungen zum vorliegenden Heft“) erwähnt Brennecke letztmals – eher beiläufig – die in Aussicht genommene Möglichkeit, die Meditationsbeilagen gesondert zu beziehen. Bis dahin „vermögen u. E. die eigentlichen ‚Meditationen‘ auch den Nichttheologen noch einen Dienst zu tun.“ 91 Die Synode der Ev. Kirche der Altpreußischen Union verzichtete erst 1953 offiziell auf den Namen „altpreußisch“ und nannte sich seitdem „Evangelische Kirche der Union“ (vgl. G. BESIER/E. LESSING, Geschichte, S. 647f.). 92 Insgesamt 90 %. 93 76 %. 94 Die Mitarbeiter an den Predigtmeditationen verteilten sich territorial: 1948: Kirchenprovinz Sachsen 26 %; Berlin-Brandenburg 70 % (darunter aus Brandenburg: 28 %; aus Ostberlin: 35 %; aus Westberlin: 7 %). 1949: Kirchenprovinz Sachsen 33 %; Berlin-Brandenburg 61 % (darunter aus Brandenburg: 28 %; aus Ostberlin: 24 %; aus Westberlin: 9 %). 1950: Kirchenprovinz Sachsen 29 %; Berlin-Brandenburg 64 % (darunter aus Brandenburg 27 %, aus Ostberlin 17 %; aus Westberlin 20 %). Ein Mitarbeiter stammte aus Thüringen (1948: 4 %; 1949: 4 %; 1950: 7 %). Aus den westlichen Besatzungszonen (außer Berlin) arbeitete zwischen 1947 bis 1950 niemand an den Predigtmeditationen mit. 95 Vgl. das Schreiben Brenneckes an die Mitarbeiter von ZdZ vom 9. Februar 1950 (EZA BERLIN, 631/116). 96 Er unternahm diese Reise in seiner Funktion als Inspektor der Berliner Missionsgesellschaft, für die er seit 1947 hauptberuflich tätig war (zu Reflexionen dieser Reise vgl. G. BRENNECKE, Brüder). 97 Urner wurde seit September 1951 als „mitverantwortlicher Schriftleiter“ eingestuft und
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der Zwischenzeit hatte im März 1950 die nach Gründung der DDR 1949 aus der SMAD hervorgegangene Sowjetische Kontrollkommission alle im Zusammenhang mit der Tätigkeit von Verlagen und Druckereien stehenden Funktionen an das „Amt für Information bei der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik“98 abgegeben. Dazu gehörten auch alle Fragen der Lizenzierung von Druckerzeugnissen und der Papierkontingentierung99. Mit dieser Maßnahme war der Befehl Nr. 90 der SMAD vom 17. April 1947: „Betrifft die Tätigkeit der Verlage und Druckereien“100 außer Kraft gesetzt. Der Befehl Nr. 90 der SMAD wiederum hatte den Befehl Nr. 19 vom 2. August 1945 aufgehoben, der die generelle Vorzensur101 für deutsche Zeitungen und andere Publikationsorgane verfügt hatte. Befehl Nr. 90 vom 17 April 1947 regelte die weitere „Herausgabe von Zeitungen, Zeitschriften, Büchern, Broschüren, Plakaten und anderen Drucksachen in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands“102. Veröffentlicht werden durften nur Massendrucksachen, die von Verlagen herausgegeben wurden, deren Lizenz von der SMAD erteilt worden war. Weiterhin wurden die Besitzer von Druckereien und Vervielfältigungsbetrieben verpflichtet, die Einhaltung der Richtlinien der SMAD zur Herausgabe von Drucksachen genau zu beachten. Das bedeutete, dass keine anderen als von lizenzierten Verlagen in Auftrag gegebene Periodika, die ihrerseits wieder eine Lizenz haben mussten103, gedruckt werden durften. Alle anderen
seine Leistungen daraufhin finanziell höher honoriert (mit insgesamt 250,– DM monatlich, vgl. das Schreiben der Verlagsleitung der EVA an Urner vom 29. September 1951, EZA BERLIN, 631/116). 98 Vgl. dazu auch S. 105. 99 Vgl. das Schreiben Grotewohls an den Leiter des Amtes für Information, Gerhart Eisler, vom 2. März 1950 (BARCH BERLIN, DC 9: 531; auch enthalten in BARCH BERLIN, DC 9: 1). 100 Erlassen vom Chef des Stabes der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland, Generalleutnant Michail Iwanowitsch Dratwin, und dem Stellvertreter des Obersten Chefs der SMAD, Generaloberst Pawel Alexejewitsch Kurotschin (BÖRSENBLATT FÜR DEN DEUTSCHEN BUCHHANDEL 30/1947, S. 306). 101 „Zeitungen, wissenschaftliche und technische Bücher und Zeitschriften und Zeitschriften, schöne Literatur und Literatur über Kunst unterliegen keiner Vorzensur“, so in den „Richtlinien über die Herausgabe von Zeitungen, Zeitschriften, Büchern, Broschüren, Plakaten und anderen Drucksachen in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands“ (Anhang zu Befehl Nr. 90 der SMAD, EBD., S. 306). 102 EBD. 103 Wurde versucht, nichtlizenzierte Zeitschriften zum Druck zu bringen, bestrafte die SMAD die Verantwortlichen entweder mit Geldbußen oder gar mit Entzug der Verlagsoder Drucklizenz. So im Falle einer nichtlizenzierten Zeitschrift „Unsere Zeitung“ des Verlages Volk und Wissen (Berlin). Der Verlag wurde mit einer Geldstrafe von 5.000 RM belegt und angehalten, die Zeitschrift lizenzieren zu lassen (vgl. BÖRSENBLATT FÜR DEN DEUTSCHEN BUCHHANDEL 30/1947, S. 309).
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Drucksachen104 mussten erst von der Zensurstelle der SMAD genehmigt und durch Stempel und Unterschrift des Zensors gekennzeichnet sein. Alle Druckereibesitzer hatten täglich dafür zu sorgen, dass nach Arbeitsschluss die Setzereien bzw. die Räume, in denen die Vervielfältigungsgeräte standen, versiegelt wurden105. Auch für die lizenzierten kirchliche Zeitungen und Zeitschriften galt seit April 1947 die Aufhebung der Vorzensur durch die sowjetische Militärregierung106. Einen Teil ihrer Aufsichtsmacht über Druckerzeugnisse hatte die SMAD schon an den im Juni 1946 gebildeten Kulturellen Beirat für das Verlagswesen107 abgegeben. Das betraf vor allem die Zuteilung der Papierkontingente. Damit war dem Kulturellen Beirat eine maßgebende Funktion zugeteilt. Durch das Zuteilen oder Verweigern des benötigten Papiers konnte er zensorähnliche Funktionen ausüben108. Im August 1951 wurde dieser Beirat aufund vom Amt für Literatur und Verlagswesen abgelöst109. Die Überwachung der Zeitungen und Zeitschriften hatte jedoch bereits seit Jahresbeginn 1950110 das Amt für Information übernommen111, dem im März diese Befugnisse von der Sowjetischen Kontrollkommission offiziell übertragen wurden, womit Befehl Nr. 90 der SMAD praktisch aufgehoben war. Den – soweit es zu übersehen ist – ersten Fall des Eingreifens einer „Zensur“ bei den „Zeichen der Zeit“ gab es bei einem Aufsatz von Otto Dibelius für das Oktoberheft 1950. Dibelius wollte über die Tagung des Ökumenischen Zentralausschusses in Toronto berichten. Schon die Redaktion hatte „Bedenken“112 wegen einiger Bemerkungen von Dibelius zur Korea-Frage. Daher sollte der Satz
104 Vgl. dazu die Richtlinien über die Tätigkeit der Druckereien und der Vervielfältigungsbetriebe in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (Anhang zu Befehl Nr. 90, BÖRSENBLATT FÜR DEN DEUTSCHEN BUCHHANDEL 30/1947, S. 306–308). 105 EBD., S. 307f. 106 Der Wortlaut des Befehls lässt keine andere Deutung zu. Auch dadurch, dass die Kategorien von Druckwerken, die weiterhin einer Vorzensur unterliegen sollten, eine Zuordnung der lizenzierten kirchlichen Periodika nicht zulassen, kann e negativo dieser Schluss gezogen werden. 107 Vgl. dazu auch S. 90. 108 Näheres EBD. 109 Vgl. dazu auch S. 132. 110 So forderte das Amt für Information z. B. im Januar 1950, um sich einen Überblick zu verschaffen, von allen Verlagen die Produktionsberichte für alle periodisch erscheinenden Druckerzeugnisse (vgl. das Rundschreiben vom 30. Januar 1950 an alle Verlagsleitungen, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 111 Vgl. S. 132. 112 So Bartsch in einem erklärenden Brief an Dibelius vom 22. August 1950 (EZA BERLIN, 631/116).
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„Er [der Ökumenische Rat] hatte nur bei dieser ersten Gelegenheit, wo die Kanonen wieder sprechen, erneut zu bezeugen, daß die christliche Kirche unter allen Umständen für den Frieden einsteht und niemandem auf der Welt das Recht zugesteht, seine politischen Ziele durch einen bewaffneten Angriff durchzusetzen“113,
gestrichen werden, bevor die Manuskripte in die Druckerei gegeben wurden. Doch unterblieb die bereits beschlossene Streichung, so dass das Manuskript, wie Bartsch Dibelius am 22. August 1950 mitteilte, „ungekürzt in die Druckerei nach Leipzig114 gegangen ist. Dort hat der betreffende Setzer erklärt, dass er sich weigere, diesen Abschnitt zu setzen. Er hat sich bei der Geschäftsleitung beschwert, und diese hat sich den Protest zu eigen gemacht.“115 Bartsch riet daraufhin, auf den Beitrag ganz zu verzichten, vor allem mit Blick darauf, dass zur selben Zeit auch das Amtsblatt der EKD – Berliner Stelle – vom Amt für Information zurückgehalten werde und die Druckgenehmigungen für die Herrnhuter Losungen 1951 und den Neukirchener Abreißkalender gefährdet seien116. Er schrieb: „Der Kampf ist also auf der ganzen Linie unserer Produktion im Gange“, und bat Dibelius um Verständnis für seine Handlungsweise und die der Redaktion, fügte aber hinzu, dass die Kraftprobe mit der Druckerei gewagt werden sollte, falls Dibelius darauf bestehe, seinen Aufsatz in „Die Zeichen der Zeit“ zu veröffentlichen117. Die Veröffentlichung des Toronto-Artikels von Dibelius un113 Die Druckfahnen dieses Artikels vom 19. August 1950 (EBD.). 114 Offizin Haag-Drugulin, Leipzig C1, vgl. oben S. 77. 115 EZA BERLIN, 631/116. Einen ähnlichen Fall gab es im Herbst 1950: Nr. 34 (20. August 1950) der „Potsdamer Kirche“ wurde wegen des Artikels „Fragen und Antworten“ beschlagnahmt (vgl. den Vermerk Kurt Grünbaums vom 21. August 1950, BARCH BERLIN, DO 4: 2048). In Folge dieser Maßnahme konnte „das Sonntagsblatt ‚Die Potsdamer Kirche‘ einstweilen nicht erscheinen . . ., weil die Setzer und das übrige Personal der Druckerei, die den Druck bisher übernommen hatte, ihre Mitwirkung verweigert hätten“ (Vermerk Grünbaums vom 4. Oktober 1950, EBD.). 116 Die am 15. April 1950 gestellte Bitte um die Druckgenehmigung der Herrnhuter Losungen für 1951 wurde abschlägig beschieden. Als sie nach monatelangen Verhandlungen im September immer noch nicht vorlag, drohte der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Regierung der DDR, Heinrich Grüber, damit, „dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland Mitteilung zu machen. . . . [Er] zweifle nicht daran, daß der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland an die Kirchen Westdeutschlands und an die Kirchen der Welt mit der Bitte herantreten wird, zusätzlich Losungen zu drucken und der Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik zur Verfügung zu stellen. Ein solcher Aufruf würde die Kirchen der Deutschen Demokratischen Republik dann wohl in die Lage setzen, den Gesamtbedarf, der bei einer Million Exemplaren liegt, zu decken“ (Schreiben Grübers an den stellvertretenden Ministerpräsidenten Nuschke vom 8. September 1950, NACHLASS HANS LAURENTIUS). Grübers Intervention erreichte, dass die Genehmigung für den Druck von 350.000 Exemplaren der Losungen gegeben wurde (vgl. das Rundschreiben der Kirchenkanzlei der EKD – Berliner Stelle – vom 19. September 1950, EBD.). 117 Schreiben Bartschs an Dibelius vom 22. August 1950 (EZA BERLIN, 631/116).
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terblieb daraufhin. Nur in Heft 10/1950 berichtete die Rubrik „Chronik“ kurz über die Tagung in Toronto, erwähnte Korea jedoch nicht118.
b. Das Problem der Doppelhefte Ein eigenes Problem, besonders der ersten Jahre der „Zeichen der Zeit“, stellten die zahlreichen Doppelnummern dar. Die Herstellungszeiten eines Heftes betrugen in der Regel acht Wochen119. Doch waren die Fragen der Papierbereitstellung120 und auch technische Probleme zwar schwierig, doch nicht verantwortlich für die unregelmäßige Herausgabe der Hefte121. Vom Verlag122 und der für den Versand in der sowjetischen Besatzungszone zuständigen Versandbuchhandlung C. Ludwig Ungelenk in Dresden123 wurde die Redaktion mehrfach aufgefordert, die Manuskripte pünktlich einzureichen und auf Doppelhefte zu verzichten. Die Redaktion war mit der regelmäßigen Zusammenstellung der Manuskripte und der Komposition von Einzelheften jedoch überfordert. Neben der mangelnden Aktualität, die verständlicherweise angemahnt wurde124, wenn ein Heft erst im Folge118 Vgl. ZdZ 10/1950, S. 390. 119 Als Beispiel mag hier der Zeitplan für das Märzheft 1950 genügen (EZA BERLIN, 631/116). Er demonstriert das sehr umständliche und zeitintensive Verfahren: „1.–5. Januar Schriftleitung sendet den grössten Teil der Heft-Manuskripte an Druckerei bis 12. Januar Druckerei sendet Korrekturen an Autoren und Schriftleitung bis 15. Januar Eingang der Druckerei-Korrekturen bei Schriftleitung bis 21. Januar Eingang der Autoren-Korrekturen bei Schriftleitung bis 22. Januar Schriftleitung sendet Korrekturen und Umbruchanweisung an Herrn Grothe [er war Leiter der Herstellungsabteilung der EVA in Leipzig – J.B:] bis 25. Januar Eingang der Umbruchsanweisung bei Druckerei bis 29. Januar Druckerei sendet Umbruch gleichzeitig an Schriftleitung und Herrn Grote bis 1. Februar Umbruch trifft bei Schriftleitung ein bis 5. Februar Schriftleitung gibt Imprimatur mit Rücksendung des Umbruchs und _der noch nötigen Korrekturanweisungen _Schriftleitung gibt Anweisungen für Sonderdrucke bis 10. Februar Imprimatur bei Druckerei (nach Vornahme noch nötiger kleiner Korrekturen) bis 15. Februar _Ausdruck der Bogen bei Druckerei bis 23. Februar _Buchbinderarbeiten bis 25. Februar _Versand“ 120 Vgl. dazu S. 90ff. 121 Die Redaktion erklärte zwar, sie gäbe Einzel- und Doppelnummern im Wechsel heraus (vgl. G. BRENNECKE, Bemerkungen zum vorliegenden Heft [ZdZ 7/1950, S. 278]), doch erweist sich das bei näherer Prüfung als unzutreffend. 122 Vgl. das Schreiben des Bartschs an Urner vom 22. April 1950 (EZA BERLIN, 631/116). 123 So mit Schreiben vom 1. März 1949 und vom 21. März 1949 (vgl. das Schreiben von Laurentius [für C. L. Ungelenk] an die EVA vom 11. Mai 1950, EBD.). 124 Fast hilflos wirkt die Entschuldigung Brenneckes in den „Bemerkungen zum vorliegenden Heft“ (ZdZ 1–2/1950, S. 64): „In einer Monatsschrift, die noch dazu gezwungen ist,
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monat in einem Doppelheft erschien, führte auch der scheinbare Ausfall eines Heftes zu Verunsicherung und bisweilen sogar Verärgerung der Leser125. Besonders irritiert waren die Bezieher, die ihre Exemplare durch die Post zugestellt bekamen: Am 10. Mai 1950 schrieb Curt Otto von der Verlagsleitung an die Redaktion: „Die Post kassiert die Bezugsgebühr für ein neu anhebendes Quartal in der Zeit vom 15.–20. des endenden Quartals. Die Disposition eines Doppelheftes in Verbindung mit dem verspäteten Erscheinen hat bereits mehrfach die Lage geschaffen, daß der Postbezieher erst ein Einzelheft in der Hand hatte, als die Post schon die Bezugsgebühren für das neue Quartal kassierte. In solchen Fällen lehnte ein Teil es ab, die Bezugsgebühr für das neue Quartal zu entrichten, so daß dadurch automatisch eine Abbestellung erfolgte.“126
Es musste auf den Leser unverständlich wirken, wenn er in den „Bemerkungen“ der Redaktion lesen konnte: „Die Schriftleitung kann nicht verschweigen, daß sie jedesmal beglückt ist, wenn sich die Notwendigkeit ergibt, ein Doppelheft ausgehen zu lassen. Es zeigt sich, daß der größere Umfang es sehr viel leichter möglich macht, ein ausgewogenes Heft zusammenzustellen, als dieses – bei bestem Wollen – auf 40 Seiten, dem Normalumfang, zu erreichen ist. Wir hoffen, daß es auch unsere Leser ähnlich empfinden und das Doppelheft nicht nur als eine Notlösung sehen, die uns gestattet, einigermaßen die Ausgabetermine einzuhalten.“127
Diese Erklärung mutet umso hilfloser an, wenn man in Rechnung stellt, dass die Doppelhefte nur im anderthalbfachen Umfang eines Einzelheftes (63 Seiten) erschienen. Verständlicherweise mahnte die Verlagsleitung: „Die 40 zur Verfügung stehenden Seiten müssen so ausgenutzt werden, daß eine lebendige und die Leserschaft ansprechende Berichterstattung über die kirchliche und religiöse Lage der Gegenwart möglich ist. Das ist gewiß eine große Kunst; die Aufgabe bestünde aber gerade darin, diese Kunst zu meistern.“128
Die Verärgerung der Leser vor allem über das unregelmäßige Erscheinen führte zu zahlreichen Abbestellungen, die Anfang des Jahres 1950 „in einem in bestimmten Abständen Doppelnummern herauszugeben, kann nicht die Aktualität, sondern muß die Beständigkeit der Wertmesser der Meldungen sein, die veröffentlicht werden.“ 125 Als Beispiele mögen genügen die im Mai 1950 eingegangenen Beschwerdeschreiben des Pfarrers Walter Krunow an die Versandbuchhandlung C. L. Ungelenk vom 2. Mai 1950, des Pfarrers Steinwachs vom 17. Mai 1950 und von F. Roth (Meißen) vom 11. Mai 1950 (alle im Nachlass Hans Urner: EZA BERLIN, 631/116). 126 EZA BERLIN, 631/116. 127 G. BRENNECKE: Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 2–3/1948, S. 111). 128 Schreiben Bartschs an Urner am 22. April 1950 (EZA BERLIN, 631/116).
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etwas beängstigenden Tempo“ zunahmen, so dass „bei einer weiteren rückläufigen Entwicklung . . . die Finanzgrundlage . . . [der] Zeitschrift gefährdet“ schien129. In der Zeit von Juni 1949 bis Ende April 1950 bestellten insgesamt 1.062130 Abonnenten131 die Zeitschrift ab, wobei die Zahlen für Berlin nicht mit erfasst wurden132. Somit bezogen nur noch ungefähr 6.200 Abonnenten133 die Zeitschrift, die laut Lizenzurkunde eine Auflagenhöhe von 10.000 Exemplaren erreichen durfte134. Von den „Zeichen der Zeit“ wurden beispielsweise im Oktober 1948 insgesamt 8.665 Exemplare ausgeliefert135, dabei gingen 6.256 Exemplare in die sowjetische Besatzungszone, 109 Exemplare in die amerikanische, 527 in die britische und 31 Exemplare in die französische Zone. In den Ostsektor Berlins wurden 864 Exemplare und in die Westsektoren 878 Exemplare geliefert. Somit gingen 20,1 % der Gesamtauslieferung nach Berlin. Um dem drastischen Abonnentenrückgang der „Zeichen der Zeit“ zu begegnen, unternahm vor allem deren Versandbuchhandlung zahlreiche Anstrengungen. Hans Laurentius, der Inhaber der Versandbuchhandlung C. Ludwig Ungelenk, wollte verstärkt für die Zeitschrift werben. Gleichzeitig ließ er den Abbestellern Fragebögen zugehen, um die Gründe für die Abbestellung zu erfahren und sie eventuell zu bewegen, das Abonnement doch noch beizubehalten. Diejenigen, die wegen des unpünktlichen Erscheinens abbestellt hatten, wurden darauf hingewiesen, dass die Zeitschrift ab Juli 1950 monatlich ausgeliefert werde und somit die Doppelhefte entfielen136. Die Ausgabe für Mai/Juni 1950 erschien als das vorerst137 letzte Doppelheft138.
129 EBD. 130 Die Zahl fiel von 5.472 Beziehern auf 4.410 (vgl. die Aufstellung der Versandbuchhandlung C. L. Ungelenk vom 11. Mai 1950, EZA BERLIN, 631/116). 131 Zu den Postbeziehern werden in diesem Falle auch die Buchhandlungen gerechnet, die durch die Post bezogen. 132 Vgl. Anm. 130. 133 Für Berlin und die westlichen Zonen wird man ungefähr 1.800 Abonnenten anzunehmen haben. 134 Vgl. dazu auch die Ausführungen bezüglich der Papierspenden des Hilfswerks unten. 135 Vgl. die Aufstellungen im NACHLASS HANS LAURENTIUS. Für andere Zeiträume stehen leider keine genauen Daten zur Verfügung. Es ist darauf hinzuweisen, dass die Zahl der ausgedruckten Exemplare die der ausgelieferten weit übersteigt. Vgl. die Angaben bei den anderen Zeitschriften. Für „Die Zeichen der Zeit“ sind dafür keine Zahlen überliefert. 136 Vgl. das Schreiben der Verlagsleitung der EVA an die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ vom 10. Mai 1950 (EZA BERLIN, 631/116). 137 Die Doppelhefte begleiteten „Die Zeichen der Zeit“ bis zur Formatumstellung am Anfang der 1980er Jahre. In der Regel war das Sommerheft 7–8 (Juli-August) als Doppelheft konzipiert (vgl. auch S. 391). 138 Vgl. auch G. BRENNECKE: Bemerkungen zum vorliegenden Heft (ZdZ 7/1950, S. 278).
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Ähnlich unzufrieden stellend war das Verhältnis zwischen den Druckund Auslieferungszahlen bei den anderen Periodika der Evangelischen Verlagsanstalt. Auch hier zeigte sich eine deutliche Differenz, ebenso wie ersichtlich ist, dass der Verbreitungsraum sich kaum in die westlichen Zonen erstreckte. Von der „Theologischen Literaturzeitung“, deren Auflage mit 3.000 Exemplaren lizenziert war, wurden im Oktober 1948 insgesamt 2.248 Exemplare ausgeliefert139. Davon gingen 1.139 Exemplare in die sowjetische Besatzungszone und 343 in die amerikanische, 339 in die britische, 139 in die französische Zone. 80 Exemplare wurden in den Ostsektor Berlins und 208 Exemplare in den Westsektor geliefert (12,8 % der Gesamtauslieferung für Berlin). Von der Zeitschrift „Die Christenlehre“, die in einer Auflage von 6.000 Exemplaren erscheinen durfte, wurden 4.127 Exemplare ausgeliefert140; 2.723 in die sowjetische, 40 in die amerikanische, 42 Exemplare in die britische und ein Exemplar in die französische Zone. Nach Ostberlin gingen 599 Exemplare, nach Westberlin 722 (32 % für Berlin). Die Zeitschrift „Die Stafette“, in einer Auflage von 50.000 Exemplaren genehmigt, wurde in 21.645 Exemplaren ausgeliefert141; 17.643 Exemplare in die sowjetische, 49 in die amerikanische, 69 in die britische und elf in die französische Zone. Der Ostsektor Berlins erhielt 3.333 und die Westsektoren erhielten 540 Exemplare (17,9 % der Gesamtauslieferung). Das Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Deutschland – Berliner Stelle – hätte in einer lizenzierten Auflage von 8.000 Exemplaren erscheinen können. Ausgeliefert wurden im Oktober 1948 nur 3.898 Exemplare142, davon 3.295 in die sowjetische, neun in die amerikanische, neun in die britische und nur ein Exemplar in die französische Zone. Nach Ostberlin gingen 104 und in die Westsektoren Berlins 431 Exemplare (13,7 % der Gesamtauslieferung). Der wöchentlich erscheinende „Evangelische Nachrichtendienst Ost“ war mit einer Auflage von 300 Exemplaren lizenziert, die auch voll ausgedruckt wurde. Jedoch nur 238 Exemplare wurden ausgeliefert: 142 in die sowjetische Besatzungszone, sieben in die amerikanische, neun in die britische Zone und kein Exemplar in die französische Zone. Der Ostsektor Berlins erhielt 47 und die Westsektoren erhielten 33 Exemplare (insgesamt 33,6 % der gesamtausgelieferten Ausgaben). 139 Gedruckt wurde die volle Auflage. 140 Nach den gemachten Angaben wurde auch hier die volle Auflage (6.000!) ausgedruckt. Das sächsische Landeskirchenamt ordnete für alle Pfarrämter den Pflichtbezug an (vgl. AMTSBLATT DER EVANGELISCH-LUTHERISCHEN LANDESKIRCHE SACHSENS 1950 A 13). 141 Gedruckt wurden 22.000 Exemplare. 142 Es besteht berechtigt Grund zur Annahme, dass die Zahlen nachträglich heraufgesetzt wurden. Die bis auf die Einerstellen genauen Angaben wurden später gestrichen und großzügig nach oben gerundet. Daher werden in obiger Aufstellung die gestrichenen Angaben zugrunde gelegt. Ausgedruckt wurde das Amtsblatt in einer Auflage von 5.000 (!) Exemplaren (vgl. die Aufstellung im NACHLASS HANS LAURENTIUS).
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c. Papierbereitstellung Der „Kulturelle Beirat der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung in der Sowjetischen Besatzungszone“ war dafür zuständig, für alle von der SMAD genehmigten Druckerzeugnisse die Papierzuteilung zu regeln143. Jeweils zwei Exemplare der gesamten Verlagsproduktion mussten der Zentralverwaltung überlassen werden. Das betraf auch alle Zeitungen und Zeitschriften der Evangelischen Verlagsanstalt, von denen – nach Befehl des Obersten Chefs der SMAD Nr. 356144 – jeweils zwei Exemplare mit der Aufschrift „Zeitschriften-Archiv“ an die Zentralverwaltung abgegeben werden mussten145. Eigentlich überwachte jedoch die Propagandaverwaltung der SMAD sowohl die Lizenzen als auch die Papierzuteilung. Doch sollten nach Weisung der SMAD „alle Lizenzierungsanträge, Gesuche um Erweiterung der Lizenz auf andere Verlagsgebiete, Gesuche um Auflagenerhöhung und Änderung der Erscheinungsweise usw. bei Zeitschriften . . . stets zunächst an die dafür zuständigen Dienststellen der Deutschen Verwaltungsorgane“146
gerichtet werden. Somit lag die Vorentscheidung in den Händen des Kulturellen Beirates bzw. bei der „Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung in der Sowjetischen Besatzungszone – Verlagswesen“, an die die Anträge gerichtet werden mussten147. Im Februar 1947 wandte sich die Evangelische Verlagsanstalt dennoch direkt an die sowjetische Militärbehörde in Berlin-Karlshorst und beantragte die Erhöhung der Papierzuteilung um 350 kg pro Vierteljahr, um den „Zeichen der Zeit“ vierteljährlich die 24seitige Beilage „Predigtmediationen“ beigeben zu können148. Der Grundbedarf der Zeitschrift lag vierteljährlich bei 1.680 kg149 für den Textteil und 420 kg150 für den Umschlag151. Die 143 Vgl. oben S. 57f. 144 Vgl. z. B. das Schreiben des Kulturellen Beirats an die Evangelische Verlagsanstalt vom 15. November 1947 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 145 Vgl. das Schreiben der Zentralverwaltung (Referent Frommhold) an die EVA vom 20. Dezember 1946 (EBD.). 146 „Mitteilungen der Informations-Verwaltung der SMA“ (ergänzend zum Befehl Nr. 356 des Obersten Befehlshabers der Sowjetischen Militäradministration vom 24. Dezember 1946, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 147 Vgl. EBD. 148 Vgl. das Schreiben der EVA an den Kulturellen Beirat vom 29. März 1947 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 149 Holzfrei, maschinenglatt, Werkdruck; Gewicht g/qm: 70g bei 39000 Bogen. 150 Holzfrei, weiß bzw. grau getönt; Gewicht: g/qm: 150g bei 3900 Bogen. 151 Vgl. die Schreiben der EVA an die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung in der Sowjetischen Besatzungszone vom 30. Dezember 1946 und 2. Januar 1947 (NACHLASS HANS LAURENTIUS).
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Umgehung des eigentlich vorgeschriebenen Verhandlungsweges hatte tatsächlich Erfolg: Die SMAD entsprach dem Antrag der Verlagsanstalt und genehmigte die Papierzuteilung für die Predigtmediationen152. Damit erhöhte sich der Verkaufspreis für ein Einzelheft mit Predigtbeilage auf 1,50 RM153. Erstmals konnten die Predigtmeditationen dem Doppelheft 4–5 (April/Mai) 1947 beigegeben werden154. Die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung kürzte jedoch später die Papierzuteilung für die bei der Evangelischen Verlagsanstalt herausgegebenen Zeitschriften „Amtsblatt der EKD“155, „Theologische Literaturzeitung“156, „Die Zeichen der Zeit“, „Evangelischer Nachrichtendienst Ost“157, so dass sie nicht vollständig ausgedruckt werden konnten. Nach Intervention der Verlagsleitung bei der SMAD stellte Hauptmann Löwenstein von der Propagandaverwaltung jedoch die fehlende Papiermenge für das laufende Vierteljahr (April bis Juni 1947) zur Verfügung und ordnete an, dass die drei Zeitschriften „Die Zeichen der Zeit“, „Theologische Literaturzeitung“ und das „Amtsblatt der Kanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland: Berliner Stelle“158 soviel Papier erhalten sollten, wie zum vollständigen Ausdruck der lizenzierten Auf152 Vgl. das Schreiben der EVA an den Kulturellen Beirat vom 29. März 1947 (EBD.). 153 Ein Einzelheft kostete sonst 1 RM. Bei regelmäßigem Bezug betrug der Halbjahresbezugspreis 8 RM (vorher 5,40 RM (vgl. EBD.); vgl. auch besonders die korrigierten Zahlen im Schreiben der EVA an den Kulturellen Beirat vom 19. Mai 1947 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 154 Vgl. oben. S. 81. 155 „Amtsblatt der Kanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland: Berliner Stelle“. Die erste Nummer (im Format DIN A 4) erschien im Februar 1947 unter der Chefredaktion von Ernst-Viktor Benn, unter der Lizenz Nr. 238 vom 25. Februar 1947. Der Umfang betrug 32 Seiten in einer Auflagenhöhe von 8.000 Exemplaren. Ein Einzelheft kostete 1,50 RM (vgl. die Abschrift der Lizenzurkunde, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 156 „Theologische Literaturzeitung: Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft“. Die ThLZ hatte 1944 ihr Erscheinen einstellen müssen (vgl. auch ThLZ 1/1947, S. 1). Am 25. Februar 1947 erhielt (per Februar 1947) die Evangelische Verlagsanstalt die Lizenz für die Herausgabe (in Vertretung für die Verlage Hinrichs [Leipzig] bzw. Klotz [Gotha]) (vgl. die Notiz für Dibelius anlässlich der Überreichung der ersten Nummer [Juli 1947] am 1. Oktober 1947, NACHLASS HANS LAURENTIUS). Der Hinrichs Verlag, der die ThLZ bis 1944 herausgegeben hatte, hatte keine Verlagslizenz erhalten. Die Chefredaktion wurde wieder in die Hände Kurt Alands (vgl. auch ZdZ 3/1947, S. 119) gelegt, der Leipziger Ernst Sommerlath wurde an der Schriftleitung beteiligt. Zu den Vorgängen, die zum Wechsel der Chefredaktion von Aland auf Sommerlath führten vgl. S. BRÄUER, Zeitschrift, S. 577–600. 157 Der Nachrichtendienst (im Format DIN A 4) erschien seit Mai 1947 unter der Chefredaktion von Friedrich Schönfeld (unter redaktioneller Mitarbeit von Friedrich Bartsch), unter der Lizenz, Nr. 279, vom 22. Mai 1947 in einer Auflage von 300 Exemplaren (vgl. die Abschrift der Lizenzurkunde, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 158 Der Papierbedarf für das Amtsblatt: betrug monatlich 540 kg (vgl. das Schreiben der EVA an den Kulturellen Beirat vom 29. März 1947, EBD.).
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lage nötig sei159. Für den „Evangelischen Nachrichtendienst Ost“ und für die im Mai 1947 lizenzierte Jugendzeitschrift „Die Stafette“160 war dieses Ziel vorerst nicht zu erreichen161. Erst im dritten Quartal 1947 (Juli bis September) konnte der Nachrichtendienst162 komplett ausgedruckt werden. Für „Die Stafette“ wurde nur die Hälfte der benötigten Papiermenge in Aussicht gestellt163. Doch selbst dieses Papier164 wurde nicht angewiesen165. Es dauerte bis Weihnachten 1947, ehe die erste Ausgabe der Jugendzeitschrift erscheinen konnte und dies auch nur, weil der Verlag andere Vorhaben zurückstellte. Curt Otto hatte dem Zentralbüro des Hilfswerks berichtet: „Die Herausgabe war nur mit allergrößten Opfern möglich. . . . Da . . . für diese Zeitschrift kein Papier bewilligt wurde, [wurde] das . . . für die Buchproduktion zur Verfügung gestellte Papier bis auf ein Minimum in die Herausgabe dieser Zeitschrift gesteckt.“ Man hielt „es um der kirchlichen Jugendarbeit willen von so entscheidender Bedeutung“, dass man sich entschloss, die „Buchproduktion zugunsten dieser Zeitschrift aufs äußerste einzuschränken.“166 Noch prekärer wurde die Situation, als der Kulturelle Beirat mit Verweis auf eine Entscheidung der SMAD167 am Jahresende 1947 die Papierzuteilungen für die kirchlichen Zeitschriften weiter drastisch kürzte. Für „Die Zeichen der Zeit“ wurde nur noch die Hälfte des benötigten Papiers zur Verfügung gestellt, „Die Stafette“ erhielt weiterhin nichts. Auch für die „Theologische Literaturzeitung“ reduzierte sich die Papierzuteilung um die Hälfte168; lediglich das Amtsblatt und der Nachrichtendienst erhielten die 159 Vgl. das Schreiben des Kulturellen Beirats an die EVA vom 7. Juli 1947 (EBD.). 160 Der „Stafette“ war am 22. Mai 1947 unter der Nummer 280 die Lizenz erteilt worden. Als Herausgeber wurden die „Evangelische Verlagsanstalt in Verbindung mit der Jugendkammer der Evangelischen Kirche“ benannt. Chefredakteur war Oswald Hanisch, redaktioneller Mitarbeiter Otto Hennersdorf. „Die Stafette“ sollte in einer Auflage von 50.000 Exemplaren einmal monatlich (im Umfang von 32 Seiten, Format 18 cm × 22,5 cm) erscheinen (vgl. die Abschrift der Lizenzurkunde, EBD.). 161 Vgl. das Schreiben der Verlagsleitung an die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung vom 3. Juni 1947 (EBD.). 162 Der Papierbedarf lag bei 30 kg je Woche (vgl. EBD.). 163 Vgl. Anm. 159. 164 „Die Stafette“ hatte einen monatlichen Papierbedarf von 3.875 kg (vgl. EBD.). 165 Das hielt den Kulturellen Beirat nicht ab, dennoch die zwei Belegexemplare zu fordern (vgl. das Schreiben an die EVA vom 15. November 1947, NACHLASS HANS LAURENTIUS). Die Leitung der Verlagsanstalt verwies in ihrem Erwiderungsschreiben darauf, dass sich das erste Heft noch in Vorbereitung befinde (vgl. das Schreiben an den Kulturellen Beirat vom 29. November 1947, EBD.). 166 Schreiben Ottos an das Zentralbüro des Hilfswerks in Stuttgart (betr. „Die Stafette“) vom 28. Juni 1947 (ADW BERLIN, ZBB 585. 167 Vgl. das Schreiben des Kulturellen Beirates an die EVA vom 3. Februar 1948 (NACHLASS HANS LAURENTIUS. 168 Auf nur noch 500 kg (vgl. EBD.).
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volle Papiermenge zugewiesen. Um die Auflagen aller Zeitschriften dennoch vollständig auszudrucken, hatte sich der Verlag entschlossen, „soviel Papier aus dem . . . seitens der SMA zur Buchproduktion zur Verfügung gestellten Papierquantum für die Herausgabe . . . abzuzweigen“. Der Preis dafür war allerdings, dass „die sicherlich auch sehr dringliche Herausgabe von kirchlichem Schrifttum in Form von Broschüren auf ein Minimum“169 herabsank. Am 28. März 1948 gab die SMAD der Evangelischen Verlagsanstalt die Lizenz170 für die katechetische Zeitschrift „Die Christenlehre“171, doch ohne die benötigte Papierzuteilung in Aussicht zu stellen. „Es wurde von der SMA seiner Zeit vor und bei der Lizenzübergabe erklärt, daß für diese Zeitschrift aus dem laufend anfallenden Papierkontingent kein Papier zur Verfügung gestellt werden könnte.“172 Das Erscheinen der ersten sechs Hefte der „Christenlehre“ (April bis September 1948) war dadurch gesichert, dass das Hilfswerk der EKD173 vollständig für die Papierbereitstellung sorgte174. In dieser schwierigen Situation wandte sich die Verlagsleitung der Evangelischen Verlagsanstalt im Juni 1948 hilfesuchend an das Hilfswerk der EKD mit der Bitte, auch das Weitererscheinen der anderen in der Verlagsanstalt herausgegebenen Zeitschriften durch Papierspenden zu ermöglichen. Für „Die Christenlehre“ und „Die Stafette“175 wurde um die Lieferung von Papier zunächst für ein weiteres halbes Jahr gebeten. Für „Die Zeichen der Zeit“176 und die „Theologische Literaturzeitung“177 wurde um eine Papiermenge für die halbe Auflagenhöhe, vorerst ebenfalls für ein halbes Jahr gebeten178. 169 Schreiben Ottos an das Zentralbüro des Hilfswerks in Stuttgart (betr. „Die Zeichen der Zeit“) vom 28. Juni 1948 (ADW BERLIN, ZBB 585). 170 Die Lizenz wurde zum Januar 1948 für „Die Christenlehre: Zeitschrift für das katechetische Amt“ gültig und trug die Nummer 405. Zum Chefredakteur war Herwig Hafa bestellt. „Die Christenlehre“ sollte in einer Auflage von 10.000 Exemplaren und einem Umfang von 48 Seiten erscheinen. 171 Im Titel wurde der Vorschlag für die Benennung des Religionsunterrichtes als „Christenlehre“ aufgenommen, den die Schulreferenten der östlichen Landeskirchen gemacht hatten und der auf der 3. Sitzung der Konferenz der östlichen Landes- und Provinzialkirchen am 5. und 6. Februar 1946 in Berlin-Spandau gebilligt worden war (vgl. M. KÜHNE, Protokolle, S. 99 Anm. 32). 172 Schreiben Ottos an das Zentralbüro des Hilfswerks in Stuttgart (betr. „Die Christenlehre“) vom 28. Juni 1948 (ADW BERLIN, ZBB 585). 173 Zur Entstehung und Geschichte des Evangelischen Hilfswerks vgl. J. M. WISCHNATH, Kirche. 174 Vgl. Anm. 172. 175 Vgl. Anm. 172. 176 Vgl. das Schreiben des Stuttgarter Zentralbüros (Mildenberger) an das Zentralbüro Ost des Hilfswerks vom 8. Oktober 1948 (ADW BERLIN, BSt: II: 531). 177 Vgl. die Notizen betr. die „Theologische Literaturzeitung“ (EBD.). 178 Vgl. Anm. 169.
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Das Hilfswerk der EKD organisierte die Bereitstellung des benötigten Papiers179. Zum überwiegenden Teil konnten diese Papierlieferungen durch Spenden180 finanziert werden181. Dazu wurde die Regelung getroffen, dass die Evangelische Verlagsanstalt die Anträge direkt beim Berliner Zentralbüro Ost182 des Hilfswerks stellen sollte183. Wie das an die Verlagsanstalt direkt gelieferte Papier auf die einzelnen Publikationen aufgeteilt wurde, war in die Verantwortung der Verlagsleitung gestellt184. Dennoch meldete der Verlag an das Hilfswerk die genaue Aufteilung des Papiers auf die einzelnen Zeitschriften185. 179 Genaue und vollständige Zahlen lassen sich aus den erhaltenen Unterlagen nicht mehr ermitteln. Es waren jährlich ungefähr 70 Tonnen (nur für Zeitungen bzw. Zeitschriften) (vgl. z. B. eine Aufstellung für 1951, ADW BERLIN, ZBB 581). Insgesamt stellte man für die EVA jährlich ungefähr 250t Papier bereit, wovon ca. 120t allein für die Kalenderproduktion (einschließlich der Herrnhuter Losungen) verwendet wurden (vgl. das Schreiben Ottos an die Veredlungs-Wirtschaft vom 27. Februar 1950, EBD.). Seit 1. Juni 1949 nahm die Funktionen im Zusammenhang mit den Papierspenden und -lieferungen die aus der Wirtschaftsabteilung des Zentralbüros und der Hamburger Außenstelle gebildete Veredelungswirtschaft GmbH wahr (vgl. J. M. WISCHNATH, Kirche, S. 231). 180 Allgemein zum Charakter der Spendenpraxis für das Hilfswerk vgl. L. GEISSEL, Unterhändler, S. 89f. 181 Die Spendengeber lassen sich im einzelnen nicht mehr vollständig nachvollziehen. Beispielsweise hatte die Jugendkammer der EKD mit dem Lutherischen Weltbund Mitte des Jahres 1948 Kontakt aufgenommen. Der Lutherische Weltbund finanzierte daraufhin 25t Papier für „der Jugendarbeit dienendes periodisches oder einmalig erscheinendes Schrifttum“ (Notiz o. D. [Sept. 1948], ADW BERLIN, BSt 579). Diese Papierspende wurde für den Druck der „Stafette“ verwendet (vgl. den Briefwechsel von 1948/1949 zwischen Zentralbüro Stuttgart, Firma Fricke und Verlagsanstalt, EBD.; vgl. zu diesem Vorgang auch das Schreiben der EVA an das Zentralbüro Stuttgart vom 25. Oktober 1948, ADW BERLIN, ZBB 579). Aus einer Spende der schwedischen Kirche wurden an die EVA in der zweiten Jahreshälfte 1948 insgesamt 20t Papier weitergeleitet (vgl. die Notiz „Kirchliche Zeitschriften und Verteilhefte [Kleinschrifttum]“, o. D. [Ende 1948], ADW BERLIN, BSt 579). Für „Die Christenlehre“ wurden Anfang 1947 30t „satiniertes Illustrationsdruckpapier“ aus der Schweiz gespendet (vgl. das Schreiben des Stuttgarter Zentralbüros [Mildenberger] an das Zentralbüro Ost vom 14. Februar 1947, ADW BERLIN, ZB 1244). Einmal konnten auch die Papierfabriken selbst mit der Begründung, sie hätten „durch kirchliche Aufträge lange genug gute Geschäfte gemacht, um selbst auch einmal ein kleines Opfer bringen zu können“, als Spendengeber gewonnen werden (Schreiben Krimms an Christian Berg [Zentralbüro Ost] vom 24. April 1950, ADW BERLIN, ZB 381). 182 Das Hilfswerk hatte neben dem Stuttgarter Zentralbüro zwei Zweigstellen, eine in Hamburg, eine in Berlin (das Zentralbüro Ost unter der Leitung von Robert Tillmanns) gegründet, die am 1. Oktober 1945 ihre Arbeit aufnahmen (vgl. J. M. WISCHNATH, Kirche, S. 86). 183 Das Stuttgarter Zentralbüro konnte „die Dringlichkeit der einzelnen Anträge für Kleinschrifttum und Zeitschriften“ von Stuttgart aus „nicht mehr übersehen“ (Schreiben des Zentralbüros [Gerhard Mildenberger] an das „Zentralbüro Ost“ vom 8. Oktober 1948, ADW BERLIN, BSt: II: 531). 184 Vgl. das Schreiben Krimms an Bartsch vom 1. August 1950 (ADW BERLIN, ZB 381) 185 Z. B. mit Schreiben Ottos an das Hilfswerk vom 14. Juli 1950 (EBD.).
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Nach dem Antrag des Verlags verlief die Bereitstellung des benötigten Papiers nach einem genau festgelegten Plan186: Das Stuttgarter Zentralbüro187 erteilte nach Eingang des Antrags einer Papierfabrik188 den Papierlieferungsauftrag und benachrichtigte das Zentralbüro Ost über die Auftragsauslösung. In der Regel veredelte die Papierfabrik die gespendete Zellulose189, sandte danach die an das Zentralbüro Ost adressierte Papierlieferungen an die Firma Fricke in Braunschweig und meldete den Abgang an das Stuttgarter Zentralbüro. Die Firma Fricke wiederum avisierte dem Zentralbüro Ost den Eingang einer Papierlieferung in Braunschweig und organisierte auf dessen Anforderung die Weiterleitung in das Zwischenlager in Magdeburg190 bei der Firma Rudolf & Sohn. Nach Eingang der Papierlieferung in Magdeburg benachrichtigte das Zentralbüro Ost den Endempfänger – in unserem Fall die Evangelische Verlagsanstalt –, der wiederum Warenbegleitpapiere beschaffen musste. Erst dann gab das Zentralbüro Ost die Papierlieferung zur Weiterleitung entweder an den Verlag oder die entsprechenden Druckereien191 frei und übersandte an den Endempfänger die Unkostenabrechnung, die der Verlag begleichen musste. Diese Beträge – ungefähr 700 DM je Tonne 186 Vgl. exemplarisch zur „Theologischen Literaturzeitung“ die Notizen zum Briefwechsel von 1948/1949 zwischen Hinrichs Verlag (Gotha), Fa. Fricke (Braunschweig), Zentralbüro Ost, Lager in Magdeburg, Stuttgarter Zentralbüro, Druckerei Hoppe (Borsdorf b. Leipzig), (ADW BERLIN, BSt: II: 583). Dennoch gab es auch Fehlleitungen und Fehlmengen von Papier. Die Verlustursachen lagen vor allem in fehlerhaften Beschriftungen und Verwechslungen innerhalb des Papierlagers Magdeburg, weshalb manchmal Papier falsch ausgeliefert wurde (vgl. die Notizen zu „Verlustursachen beim Papierversand“, 4. Juni 1948, ADW BERLIN, ZBB 579). 187 Bzw. seit 1. Juni 1949 die Veredelungswirtschaft GmbH. 188 Im Falle der „Theologischen Literaturzeitung“ lieferten die Aschaffenburger Zellstoffwerke (vgl. z. B. die Schreiben der Aschaffenburger Zellstoffwerke an das Zentralbüro Ost vom 9. Oktober 1948, ADW BERLIN, BSt: II: 583) und die München Dachauer Papierfabriken (vgl. das Schreiben der Dachauer Papierfabriken an das Zentralbüro Ost vom 13. September 1949, EBD.). Das für „Die Christenlehre“ benötigte Illustrationsdruckpapier wurde von den München Dachauer Papierfabriken hergestellt (vgl. das Schreiben des Stuttgarter Zentralbüros [Gerhard Mildenberger] an das „Zentralbüro Ost“ vom 3. August 1948, ADW BERLIN, ZB 1246). 189 Die Idee, das Ausland um das Spenden von Zellulose statt Papier zu bitten, die dann in Deutschland zu Papier veredelt werden sollte, stammte von Gerstenmaier, der sie als „Kooperation des Prinzips der Auslandshilfe und Selbsthilfe“ beschrieb (vgl. J. M. WISCHNATH, Kirche, S. 91. und S. 148; DERS., Hilfswerk, S. 253f.; zur Lieferung von Zellulose vgl. auch L. GEISSEL, Unterhändler, S. 99f). 190 „Zentralbüro Ost-Lager“. 191 Bei „Die Zeichen der Zeit“ die Stadtdruckerei Königsbrück/Sa., seit Ende 1949 Druckerei Offizin Haag-Drugulin (Leipzig), bei der „Theologischen Literaturzeitung“ die Druckerei Hoppe in Borsdorf (vgl. die Notiz „betr. Theologische Literaturzeitung“, ADW BERLIN, BSt: II: 583; Schreiben von Leopold Klotz [für den Hinrichs Verlag] an das Hilfswerk vom 7. Dezember 1948, ADW BERLIN, BSt: II: 531).
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Papier192 – überwies der Verlag an das Hilfswerk193. Nachdem der Endempfänger den Erhalt bestätigt hatte, konnte das Zentralbüro Ost dem Stuttgarter Zentralbüro den Eingang des Papiers beim Empfänger signalisieren und den Vorgang zu den Akten nehmen194. Der Kulturelle Beirat reduzierte im Verlauf des Jahres 1948 die Papierzuteilung für die kirchlichen Zeitschriften weiter. Für das vierte Quartal 1948 wurden für „Die Zeichen der Zeit“ nur 40 % des Bedarfs bereitgestellt, auch das „Amtsblatt der EKD: Berliner Stelle“ erhielt nur die Hälfte des benötigten Papiers195. Konstant blieben allerdings die Papierlieferungen des Kulturellen Beirates für die „Theologische Literaturzeitung“ (50 %) und den „Evangelischen Nachrichtendienst Ost“ (100 %)196. Somit wurde der Evangelischen Verlagsanstalt im letzten Quartal 1948 nur ein Viertel der Papiermenge des vergleichbaren Vorjahreszeitraums zugeteilt197. Mitte des Jahres 1948 sperrte die SMAD zusätzlich „die gesamte Papierlieferung für die Gemeindeblätter“, d. h. für die kirchlichen Wochenzeitungen198 Auch zu Beginn des neuen Jahres 1949 wurden die Beschränkungen nicht aufgehoben199, obwohl der für Kirchenfragen zuständige Offizier der SMAD, Oberleutnant W. A. Jermolajew, gegenüber Krummacher200 versprochen hatte, dafür zu sorgen, dass „Die Zeichen der Zeit“ als „beste Zeitschrift voll ausgedruckt würde.“201 Im Gegenteil: Im April wurde dem Verlag mitgeteilt, dass es „nicht mehr möglich ist, . . . [den] Papierbedarf für Zeitschriften ab II. Quartal 1949 aus dem Kontingent zu decken. Die dafür notwendigen Mengen sind aus . . . [dem] allgemeinen Kontingent, das . . . von der sowjetischen Militäradministration zur Verfügung gestellt wird, zu bestreiten.“202 192 Vgl. das Schreiben der EVA an das Zentralbüro Ost vom 14. September 1948 (ADW BERLIN, ZBB 583). 193 Vgl. das Schreiben des Hilfswerkes (Noske) an die EVA vom 26. August 1948 (ADW BERLIN, BSt 579). 194 Vgl. zu diesen Vorgängen Notiz „Ablauf der Papierverteilung Berlin und Ostzone“, o. D. [1948 o. 1949] (EBD.). 195 Vgl. das Schreiben der EVA an das Zentralbüro Ost vom 25. Oktober 1948 (ADW BERLIN, ZBB 579). 196 Vgl. das Schreiben des Kulturellen Beirats an die EVA vom 10. Oktober 1948 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 197 Vgl. den Entwurf eines Schreibens der EVA an den Kulturellen Beirat und beigegebene Aufstellungen, o. D. [Okt. 1948] (EBD.). 198 Notiz einer Besprechung von Vertretern des Stuttgarter Zentralbüros, des Zentralbüro Ost und der Kammer für evangelisches Schrifttum mit Gerstenmaier am 26. November 1948 (ADW BERLIN, ZBB 581). 199 Vgl. das Schreiben des Kulturellen Beirats an die EVA vom 14. Januar 1949 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 200 In einer Besprechung am 28. Februar 1949 (vgl. die Aktennotiz EBD.). 201 Aktennotiz zu einem Gespräch am 28. Februar (EBD.). 202 Schreiben des Kulturellen Beirats an die EVA vom 14. April 1949 (EBD.).
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Das bedeutete die Festschreibung der schon gehandhabten Praxis, die Zeitschriften mit dem so genannten „Staatskontingent“, das die SMAD zur Verfügung stellte, auszudrucken und dafür die Buch- und Broschürenproduktion einzuschränken. Einen tiefen Einschnitt mit finanziellen Auswirkungen stellten die Währungsreformen vom 20. Juni 1948 in den Westzonen203 und am 22. Juni in der sowjetischen Besatzungszone204 dar. Die Währungsreform und die Kontenumstellung hatten auch finanzielle Folgen für die Evangelische Verlagsanstalt. Der Gesellschafter Heinrich Grüber205 wollte erreichen, dass das gesamte Betriebskapital 1:1 umgestellt würde und bezog sich dabei auf die Verordnung der Deutschen Wirtschaftskommission vom 21. Juli 1948206, wonach die Summe eines zweiwöchigen Umsatzes verlustfrei umgetauscht werden konnte. Diesen bezifferte Grüber mit 20.074 RM je Woche. Das hätte den vollständigen Umtausch des Betriebskapitals der Verlagsanstalt (41.000 RM) bedeutet207. Doch weil die Verlagsanstalt als Handels- und nicht als Industrieunternehmen eingestuft wurde, konnte nur die zweifache Lohnsumme 1:1 umgetauscht werden. Oberleutnant W. A. Jermolajew, den die Gesellschafter der Evangelischen Verlagsanstalt um Vermittlung gebeten hatten, hielt es jedoch nicht für zweckmäßig, sich bei dem Berliner Stadtkontor, das für den Umtausch zuständig war, einzuschalten208. In Folge der Währungsreform ging man davon ab, in Westdeutschland Zellulose zu veredeln. Die Veredlungskosten zuzüglich des Materialwertes machten das Endprodukt zu teuer, als dass sich die bisherige Praxis weiter gelohnt hätte209. Das Papier, das aus Westdeutschland in die sowjetische Besatzungszone geliefert wurde, verteuerte sich deswegen schlagartig210. 203 Sie wurde erst am 23. Juni auf Westberlin ausgedehnt (vgl. C. KLESSMANN, Staatsgründung, S. 192. Hier auch die Folgen bis hin zur sog. „Berlinblockade“). 204 Vgl. EBD., S. 192f. Vgl. auch J. J. SEIDEL, Grundzüge, S. 19; J. LAUFER, Demontagen, S. 181–185. Zu den Folgen für das Hilfswerk vgl. L. GEISSEL, Unterhändler, S. 101–103. 205 Zu Grüber als Gesellschafter der EVA vgl. auch oben S. 55. 206 Maßgebend die Ausführungsbestimmungen IV 11 c Abs. 2 (vgl. das Schreiben Grübers an den Vizepräsidenten der Deutschen Wirtschaftskommission, Steiner, vom 29 Juli 1948, GSTA PK BERLIN, I/92 Nr. 298). 207 Vgl. das Schreiben Grübers an den Vizepräsidenten der Deutschen Wirtschaftskommission, Steiner, vom 29 Juli 1948 (EBD.). 208 Aktennotiz Ottos vom 1. September 1948 „bezüglich der Umwertung unserer Konten anläßlich der Währungsreform“ (GSTA PK BERLIN:, I/ 92 Nr. 298). 209 Vgl. das Schreiben der EVA an die Veredelungswirtschaft (Mildenberger) vom 27. Februar 1950 (ADW BERLIN, ZBB 581). 210 Dies sorgte u. U. im Ausland für Irritationen, wie ein Briefwechsel zwischen dem Stuttgarter Zentralbüro und Alfred Tobler vom Zürcher Zwingli Verlag vom Juli 1949 beweist. Es war der Eindruck entstanden, als würde das Hilfswerk dadurch Bereicherung ermöglichen, dass gespendete Rohstoffe ebenfalls mit verrechnet würden (vgl. den Briefwechsel mit Tobler, ADW BERLIN, ZB 1247).
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Die Gründung der „Zeichen der Zeit“
Daher hatte das Hilfswerk signalisiert, nur noch die Fertigstellungs- und Transportkosten in Rechnung zu stellen211. Schockartig wurde registriert, dass sich der Papierpreis trotzdem verdoppelt hatte212. Mittlerweile lieferte man – unter anderem deshalb – auch in die sowjetische Besatzungszone (bzw. seit Oktober 1949 in der DDR) statt des fertigen Papiers Zellulose213. Ostdeutsche Papierfabriken veredelten die Zellulose zu Papier. Für die gelieferte Zellulose wurde der Verlagsanstalt das entsprechende Papier zur Verfügung gestellt, eine Regelung, die Grüber vermittelt hatte214. Sie hatte bis zum Ende der DDR Bestand. Fast die gesamte Verlagsproduktion der Evangelischen Verlagsanstalt wurde somit aus Papierspenden ermöglicht. In bezug auf seine Zeitschriften war der Verlag seit 1950 dazu übergegangen – schon allein, um den kontinuierlichen Ausdruck zu ermöglichen –, das dafür benötigte Papier aus dem so genannten „Staatskontingent“ – das vom Staat dem Verlag zur Verfügung gestellte Grundkontingent – zu nehmen und diese Lücke dann mit dem gespendeten Papier auszugleichen215. Durch diese Praxis sicherte die Evangelische Verlagsanstalt die Unabhängigkeit ihrer Zeitschriften von den unregelmäßigen Papierzuteilungen, die durch Entscheidungen des Kulturellen Beirates und dem später dafür zuständigen Amt für Literatur und Verlagswesen bzw. dem Presseamt veranlasst wurden. Daher konnten zumindest von Seiten des Verlages die Voraussetzungen für regelmäßige und pünktliche Auslieferung der Zeitschriften geschaffen werden216. Dennoch konnte nicht verhindert werden, dass die Ämter mit Hinweis auf die „angespannte Papiersituation“ staatliche kirchenpolitische Vorgaben auf dem Feld der kirchlichen Presse um211 Vgl. das Schreiben der EVA an das Zentralbüro Ost vom 14. September 1948 (ADW BERLIN, ZBB 583). 212 Vgl. EBD. Den ostdeutschen Verlagen wurde zwar zugestanden, die Preise in DM-Ost zu bezahlen (Umtauschkurs Ende 1949: 1:6,1), dennoch kamen sie in große finanzielle Not (vgl. die Schreiben des Zentralbüros Ost an den Hinrichs Verlag vom 2. November 1949 und der EVA an das Zentralbüro Ost vom 14. September 1948, EBD.). 213 Beispielsweise organisierte das Hilfswerk den direkten Transport von gespendeter finnischer und schwedischer Zellulose über den Ostseehafen Saßnitz in die DDR (vgl. die Notiz über eine Besprechung am 14. Oktober 1949 beim Vizepräsidenten des Hilfswerks, Walter Zimmermann, ADW BERLIN, ZBB 581). 214 Vgl. die Aktennotiz Mildenbergers über eine Besprechung mit Otto und Bartsch am 23. März 1950 (EBD.). 215 So Günter Collrep im Gespräch mit dem Verfasser am 12. Januar 1999. Collrep war von 1950 bis 1982 Mitarbeiter der EVA und für die Papierbeschaffung zuständig. 216 Der Hauptteil der Publikationen der EVA in den folgenden Jahrzehnten konnte nur durch Spendenpapier realisiert werden. Wiederum den größten Teil der Papierspenden der EKD finanzierte später das Ministerium für innerdeutsche Angelegenheiten der Bundesrepublik Deutschland. Nur ca. 10 % finanzierten die westdeutschen Gliedkirchen der EKD (so Ulrich Langhoff in einem Gespräch mit dem Verfasser am 9. September 1998). Langhoff war als Mitarbeiter der EVA für die Verhandlungen mit dem Diakonischen Werk zuständig, das die Papierlieferungen vermittelte.
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setzten, indem sie willkürlich die Auflagenhöhe beschränkten. Herausragender Höhepunkt war das Verbot der evangelischen Jugendzeitschrift „Die Stafette“ im Januar 1953217.
217 Vgl. dazu ausführlich unten S. 119ff.
Versuche Die publizistische zur Bereicherung Monopolstellung der evangelischen der „Zeichen der Presselandschaft Zeit“ bis 1953
III. Die unfreiwillige publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis zur Einschränkung der evangelischen Pressearbeit 1953
1. Kirchliche Versuche zur Bereicherung der evangelischen Presselandschaft Über die Genehmigung kirchlicher Sonntagsblätter einzelner Landeskirchen und der vier evangelischen Zeitschriften „Theologische Literaturzeitung“, „Die Christenlehre“, „Die Zeichen der Zeit“ und „Die Stafette“ hinaus hatte die Sowjetische Militäradministration auch Lizenzen für einige landeskirchliche Amtsblätter erteilt. Als offizielles Organ der EKD konnte für den Osten Deutschlands seit Juli 1947 das „Amtsblatt der Kanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland: Berliner Stelle“ unter der Chefredaktion Ernst-Viktor Benns herausgegeben werden1. Sitz der Redaktion war die Berliner Georgenkirchstraße 70. Daneben erschien ebenfalls seit 1947 das im Auftrag des Rates der EKD durch den Leiter der Kirchenkanzlei Hans Asmussen im Quell Verlag Stuttgart herausgegebene „Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Deutschland“, das im Dezember 1946 von der amerikanischen Militärverwaltung die Lizenz erhalten hatte2. Es löste das „Verordnungs- und Nachrichtenblatt: amtliches Organ der Evangelischen Kirche in Deutschland“ ab, das seit Januar 1946 von Asmussen herausgegeben worden war und im Dezember 1946 mit Nummer 40 sein Erscheinen eingestellt hatte3. Die „Amtlichen Mitteilungen aus der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union“, die im Berlin-Dahlemer Christlichen Zeitschriftenverlag seit Dezember 1945 herausgegeben wurden, stellten ihr Erscheinen 1 Vgl. dazu auch oben S. 52, Anm. 155. Das Amtsblatt musste 1966 sein Erscheinen einstellen (vgl. dazu unten S. 257ff.). 2 Das Amtsblatt erschien zunächst in einer „amtlichen Ausgabe A“ und einer „nichtamtlichen Ausgabe B“. In seiner 19. Sitzung am 14. Juli 1948 beschloss der Rat der EKD, „das Amtsblatt der EKD künftig nur noch in einer amtlichen Ausgabe erscheinen . . . zu lassen“ (C. NICOLAISEN/N. A. SCHULZE, Protokolle, S. 522 mit Anm. 23). 3 Vgl. dazu auch die Bemerkungen der Schriftleitung im Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Deutschland: Berliner Stelle (2–3/1950, 33 [„Zum Verständnis unseres Amtsblattes“]).
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mit der vierten Nummer des Jahres 1946 ein. Das „Kirchliche Amtsblatt der Kirchenprovinz Berlin-Brandenburg“ wurde seit Februar 1946 vom Evangelischen Konsistorium der Mark Brandenburg „im Auftrag des Evangelischen Bischofs von Berlin“ herausgegeben4. Die Mecklenburgische Landeskirche veröffentlichte seit März 1949 „Bekanntmachungen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs“5. Diese änderten ihren Titel im Januar 1950 in „Kirchliches Amtsblatt für Mecklenburg“ und erschienen seit Juli 1952 als „Kirchliches Amtsblatt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs“6. Das Thüringer Amtsblatt wiederum verstand sich als Fortsetzung des „Thüringer Kirchenblattes“ und des „Kirchlichen Anzeigers“, die beide bis 1946 erscheinen konnten7. Danach wurde das Amtsblatt in insgesamt acht Folgen als Sonderdruck der Wochenzeitung „Glaube und Heimat“ (Rubrik „Amtliche Bekanntmachungen“) beigelegt. Seit August 1948 erschien dann als selbstständiges Periodikum das „Amtsblatt der Thüringer evangelischen Kirche“. Es änderte noch im selben Jahr seinen Titel zu „Amtsblatt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen“, da die Thüringer Synode am 18. Oktober 1948 die Umbenennung der Landeskirche in „Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen“ beschlossen hatte8. Die sächsische Landeskirche gab seit Mai 1949 ihr „Amtsblatt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens“ heraus. Dagegen standen der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelischen Landeskirche Anhalts zu Beginn der 1950er Jahre für ihre publizistischen Belange weder eine kirchliche Wochenzeitung noch Amtsblätter zur Verfügung9. Ebenso ging es den Rumpflandeskirchen von Pommern und Schlesien10.
4 Das Kirchliche Amtsblatt der Kirchenprovinz Berlin-Brandenburg ist zu verstehen als Nachfolgeorgan des Kirchlichen Amtsblattes der Kirchenprovinz Mark-Brandenburg (1927 bis 9/1946), vorher „Amtliche Mitteilungen des evangelischen Konsistoriums der Provinz Brandenburg“ (1918 bis 1927) und „Amtliche Mitteilungen des Königlichen Konsistoriums der Provinz Brandenburg“ (1911 bis 1918). Seit 1961 firmierte das Amtsblatt als „Kirchliches Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg“. 5 Das Mecklenburger Amtsblatt ist Nachfolger des „Kirchlichen Amtsblattes für Mecklenburg-Schwerin“, seit 1936 „Mitteilungsblatt der evangelisch-lutherischen Kirche Mecklenburgs“. 6 Schriftleiter war Pfarrer Ernst Breuel. 7 Vgl. die Einführung von Gerhard Lotz zum Neuerscheinen des Amtsblattes, Nr. 1/1948 (August). 8 Vgl. dazu T. A. SEIDEL, Sturm, S. 186. 9 Erst seit 1956 erschienen das Amtsblatt der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und das Amtsblatt der Evangelischen Landeskirche Anhalts. 10 Am 1. Juni 1945 erschien auch das bald wieder eingestellte Amtliche Mitteilungsblatt der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Schlesien (vgl. G. BESIER/E. LESSING, Geschichte, S. 556.
102 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 Nachdem die SMAD die Machthoheit an die deutschen Regierungsstellen abgegeben hatte11, erwies es sich, dass sich diese noch weniger bereit zeigten, die Wünsche der Kirchen zu berücksichtigen. Da Lizenzierungsanträge der pommerschen, provinzsächsischen12, anhaltinischen13 und schlesischen Kirchen entweder sofort abgelehnt oder von staatlicher Seite verschleppt wurden14, sollte der kirchenpublizistische Notstand dadurch wenigstens etwas gelindert werden, dass Sonntagsblätter anderer Landeskirchen ihren territorialen Verbreitungsraum ausweiteten. Dabei zeigte sich deutlich, dass die noch von der SMAD genehmigten Auflagenhöhen völlig unzureichend waren: Sämtliche kirchliche Wochenzeitungen der sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR zusammen hatten Ende 1949 nur eine Auflage von ungefähr 75.000 (!) Exemplaren15. So wurde Ende 1949 geplant, die „Potsdamer Kirche“ unter einem neuen Titel in erhöhter Auflage zu einer Wochenzeitung der Kirchen Pommerns, Anhalts, Schlesiens und der Kirchenprovinz Sachsen umzubilden, wozu der bisherige Chefredakteur, Günter Heidtmann, seine Mithilfe angeboten hatte16. Da es sich aber abzeichnete, dass zur Realisierung dieser Möglichkeit kein Entgegenkommen zu erwarten war und die „Potsdamer Kirche“ auch nicht gefährdet werden sollte, musste dieser Plan aufgegeben wer11 Vgl. auch S. 57 und S. 83f. 12 Vgl. den Vermerk von Oberreferent Dieter Bernhard vom 22. Juni 1951 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 13 Vgl. das Schreiben Kurt Grünbaums an das Amt für Information vom 21. Oktober 1950 (EBD.). 14 Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei der EKD an die Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“ vom 4. Februar 1950, in dem um die Lizenz für ein Sonntagsblatt der provinzsächsischen Kirche gebeten wurde (EBD.). Grünbaum befürwortete den Antrag und leitete ihn dem Ministerium für Kultur weiter mit der Bitte, ihn der Sowjetischen Kontrollkommission vorzulegen (EBD.). Dieses Beispiel zeigt, dass Grünbaum die tatsächlichen Befugnisse der staatlichen Stellen unklar waren. Am 19. Mai 1950 wandte sich die Kirchenkanzlei der EKD wegen der Wochenzeitung der provinzsächsischen Kirche direkt an Nuschke. Es kam zu keiner endgültigen Entscheidung, weil die verschiedenen Ämter sich jeweils für nicht befugt erklärten (vgl. den umfangreichen Briefwechsel EBD.). Am 26. April 1950 wies Grünbaum in einem Gespräch Bellmann (vom Amt für Information) darauf hin, dass nach der Lizenzierung des St. Benno Verlags und der katholischen Wochenzeitung „Der Tag des Herrn“ auch für die Kirchenprovinz ein Amts- und ein Sonntagsblatt genehmigt werden müssten (vgl. den Vermerk Grünbaums vom 26. April 1950, EBD.). Zum Teil hatten sich die Kirchenleitungen der schlesischen, pommerschen, anhaltinischen und provinzsächsischen Kirchen auch an die örtlichen Regierungsstellen der Länder gewandt (vgl. das Protokoll der Gesellschafterversammlung der Evangelischen Verlagsanstalt am 7. Dezember 1949 vom 12. Dezember, GSTA PK BERLIN, I/92 Nr. 298). 15 Vgl. das Schreiben Bartschs an die Informationsabteilung der SMAD vom 5. März 1949 (EBD.). Demgegenüber standen allein für Württemberg konfessionelle Presseerzeugnisse in einer Auflage von insgesamt 240.000 Exemplaren. Vgl. auch oben S. 51. 16 Vgl. das Protokoll der Gesellschafterversammlung der Evangelischen Verlagsanstalt am 7. Dezember 1949 vom 12. Dezember (GSTA PK BERLIN, I/92 Nr. 298).
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den. Die anhaltinische17 und die provinzsächsische Landeskirche partizipierten weiter an den Ausgaben der „Potsdamer Kirche“, die pommersche Kirche teilweise an der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ und der „Kirche“. Die Kirche von Rest-Schlesien erhielt Ausgaben der Wochenzeitung „Die Kirche“. Die „Potsdamer Kirche“ hatte eine Auflage von 10.000 Exemplaren; für nötig gehalten wurde jedoch eine Auflagenhöhe von 75.000 Exemplaren18. Vor der 1951 erteilten Genehmigung, die „Potsdamer Kirche“ in 20.000 Exemplaren ausdrucken zu dürfen, war sie – ohne Lizenz – in anderthalbfacher Auflagenhöhe erschienen; gleichzeitig war die achte Seite nach den Belangen der Landeskirchen, für deren Gebiet sie stellvertretend ebenfalls erschien, als regionaler Sonderteil gestaltet19. Diese Regelung – erhöhte Auflage und regionale Sonderteile – hatte die Schriftleitung im Spätsommer 1949 mit der SMAD in mündlichen Verhandlungen abgesprochen, wobei die SMAD erklärt hatte, „daß es mit der Einhaltung der lizenzierten Auflagenhöhe nicht mehr so streng genommen würde“20. Eine erhöhte Auflage in der Lizenzurkunde festschreiben wollte die SMAD selbst nicht (mehr); Anträge sollten an die deutschen Stellen gerichtet werden. Hinderungsgründe seien nicht zu befürchten, „da die Genehmigung . . . [des] Antrages lediglich eine Formalität darstelle.“21 Da sich die Genehmigung immer weiter verzögerte, wurde die – durch die Lizenz nicht gedeckte – Praxis des erhöhten Ausdrucks beibehalten und bis zum August 1951 auf 16.200 Exemplare gesteigert. Den Versand und Vertrieb – auch der erhöhten Auflage – duldete sogar das Postministerium. Im Oktober 1950 schritt jedoch das „Amt für Information“ ein und beschlagnahmte mehrere tausend Exemplare mit der Begründung einer Überschreitung der lizenzierten Auflagenhöhe. Daraufhin konnte die „Potsdamer Kirche“ vorerst nur noch in 10.000 Exemplaren erscheinen22. Die Mecklenburger Kirchenzeitung erschien in derselben Auflagenhöhe wie die „Potsdamer Kirche“ (10.000), die aber mindestens versechsfacht werden sollte23, jedoch wurde lediglich 17 Die Evangelische Landeskirche Anhalts bezog ca. 1.600 Exemplare der „Potsdamer Kirche“ (vgl. das Schreiben des Hauptabteilungsleiters der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen, Grünbaum, an das Amt für Information vom 21. Oktober 1950, BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 18 Vgl. die Schreiben Brauns vom 7. Dezember 1951 und Grünbaums vom 2. April 1952 an das Amt für Information vom 2. April 1952 (EBD.). 19 Vgl. das Schreiben des Amtes für Information an Nuschke vom 26. Oktober 1950 (EBD.). 20 Schreiben der Schriftleitung der „Potsdamer Kirche“ an Grünbaum vom 29. Oktober 1950 (EBD.). 21 EBD. 22 Der Frage, welche Konsequenzen die Praxis des stillschweigend geduldeten erhöhten Ausdrucks für alle beteiligten Stellen – Druckerei, Postministerium – hatte, wurde nicht nachgegangen. 23 Vgl. das Schreiben Bestes an Nuschke vom 14. Dezember 1951 (BARCH BERLIN, DO
104 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 eine Verdoppelung der Auflage erreicht, die schon Anfang 1952 wieder auf 15.000 Exemplare gekürzt wurde24. Die sächsische Kirchenleitung bemühte sich im April 1950 ergebnislos um Auflagenverdopplung25 ihrer Kirchenzeitung „Der Sonntag“26; dabei wurde betont, dass der eigentliche Bedarf der sächsischen Landeskirche bei 200.000 (!) Exemplaren liege27. Ebensolche Forderungen nach Auflagenerhöhung wurden für „Die Kirche“28 und „Glaube und Heimat“ gestellt29. Ähnlich unzureichend präsentierte sich die kirchliche Zeitschriftenlandschaft. Bis auf „Die Zeichen der Zeit“ konnte keine andere im Osten Deutschlands lizenzierte kirchliche Zeitschrift ein weiteres Publikum erreichen. Eine Auffächerung der evangelischen Publizistik in inhaltlicher Hinsicht und damit im Blick auf die angesprochenen Lesergruppen – auch zur Entlastung der „Zeichen der Zeit“ – schien dringend geboten. Der kirchlichen Jugendarbeit stand „Die Stafette“ zur Verfügung. Als besonders defizitär wurden fehlende kirchliche Periodika auf den Gebieten der evangelischen Männer- und Frauenarbeit30 und der Kirchenmusik empfunden. Am 11. Februar 1950 erschien daher der sächsische Landeskirchenrat Fritz Heidler, der die Männerarbeit der EKD für das östliche Deutschland vom „Haus der Kirche“ in der Berlin-Weißenseer Parkstraße aus leitete, beim Leiter der Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“, Kurt Grünbaum, und stellte seine Pläne einer Ostausgabe der bereits in Westdeutsch-
4: 2047). Grünbaum hatte die Bitte von Landesbischof Beste am 3. Januar 1952 befürwortet (vgl. sein Schreiben an das Amt für Information vom 2. April 1952, EBD.). 24 Vgl. das Schreiben Bestes an Nuschke vom 28. Juli 1954 (EBD.). 25 Vgl. das Schreiben Knospes an das Ministerium des Innern vom 23. März 1950 (EBD.). Knospes Bitte wurde durch ein Schreiben des Lutherischen Kirchenamtes der VELKD an Nuschke und Befürwortung Grünbaums an das Amt für Information vom 28. März 1950 und 23. Mai 1950 unterstützt (EBD.). 26 Lizenzträger war Knospe (vgl. sein Schreiben an das Ministerium des Innern vom 23. März 1950, EBD.). 27 Vgl. EBD. 28 Am 2. November 1950 schickte der „Christliche Zeitschriftenverlag“ einen Antrag an die Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen (BARCH BERLIN, DO 4: 2047), die den Antrag am 7. November 1950 befürwortend weiterleitete (vgl. das Schreiben Grünbaums an das Amt für Information vom 2. April 1952, EBD.). 1951 ging der Druck der „Kirche“ vom „Christlichen Zeitschriftenverlag“ auf den „Union Verlag“ über (vgl. den Vermerk von Bernhards vom 14. April 1951 und den Vermerk Grünbaums vom 17. März 1950 über eine Besprechung mit Aland EBD.). Aland hatte ab 1. April zusammen mit Friedrich Schönfeld (dem Chefredakteur des „Evangelischen Nachrichtendienstes Ost“) die Chefredaktion der „Kirche“ übernommen (vgl. das Schreiben Scharfs an Grünbaum vom 16. März 1950, EBD.). 29 Vgl. das Schreiben der Kammer für evangelisches Schrifttum an die Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“ vom 3. Juli 1951 (EBD.). 30 Hinter beiden Interessengruppen standen das Evangelische Männer- und das Evangelische Frauenwerk. Das Evangelische Jugendwerk war durch die 1947 lizenzierte „Stafette“ präsentiert.
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land erscheinenden Zeitschrift für Männerarbeit, „Kirche und Mann“, vor31. Grünbaum ermutigte Heidler, einen Antrag auf Lizenzerteilung zu stellen32, der schon drei Tage später bei der Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“ einging33. In seinem Antrag verwies Heidler darauf, dass die in Westdeutschland monatlich erscheinende Zeitschrift „Kirche und Mann“ in der DDR nicht abonniert werden könne. Umso dringlicher sei deshalb die Herausgabe einer „Ostausgabe von ‚Kirche und Mann‘ mit selbständiger und selbst verantwortlicher Schriftleitung,“34 für die Heidler entweder sich selbst oder Willi Leisner vorschlug, den gelernten Journalisten und Geschäftsführer des Evangelischen Männerwerks Berlin-Brandenburg35. Die geplante Zeitschrift sollte in einer Auflage von 40.000 Exemplaren bei einem Umfang von acht DIN A 4-Seiten monatlich von der „Männerarbeit (Ost) der EKiD“ herausgegeben und von der Evangelischen Verlagsanstalt verlegt werden36. Grünbaum leitete den Antrag mit seiner befürwortenden Stellungnahme an die Hauptabteilung Kunst und Literatur des Ministeriums für Volksbildung weiter und bat darum, den Antrag der Sowjetischen Kontrollkommission zur Genehmigung vorzulegen37. Erst später erfuhr Grünbaum, dass der vorgeschriebene behördliche Weg nicht mehr über das Volksbildungsministerium und die Sowjetische Kontrollkommission führte, sondern die Kompetenzen für die Lizenzvergaben auf das Amt für Information übergegangen waren38. Deshalb bat er, den Antrag Heidlers dorthin weiter zu reichen39. Heidler hatte jedoch schon am 22. Februar ein gleich lautendes Schreiben seines Antrages an das Amt für Information gesandt40. Am 15. März sprach er persönlich bei Grünbaum vor und ließ sich vom Sachstand unterrichten41. 31 Kirche und Mann: Monatsschrift für Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland. Hg. im Auftrag der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland. Das erste Heft erschien im Januar 1948. Herausgeber und Schriftleiter war der Pfarrer Heinrich Lohmann. 32 Vgl. die Gesprächsnotiz Grünbaums vom 11. Februar 1950 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 33 Vgl. das Schreiben Heidlers an die „Abteilung für kirchliche Angelegenheiten bei der Regierung der DDR“ vom 14. Februar 1950 (EBD.). 34 EBD. 35 Vgl. A. SCHALÜCK, Strukturen, S. 64. Zu Leisner vgl. auch unten S. 111. 36 Vgl. das Schreiben Heidlers an die „Abteilung für kirchliche Angelegenheiten bei der Regierung der DDR“ vom 14. Februar 1950 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 37 Vgl. das Schreiben Grünbaums an das Ministerium für Volksbildung, Hauptabteilung Kunst und Literatur vom 18. Februar 1950 (EBD.). Auffällig die Unsicherheit in der Bezeichnung des Amtes (vgl. auch S. 106). 38 Vgl. dazu auch oben S. 83. 39 Vgl. das Schreiben Grünbaums an das Ministerium für Volksbildung vom 6. März 1950 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 40 Vgl. das Schreiben Heidlers an das Amt für Information vom 22. Februar 1950 (EBD.). 41 Vgl. die Gesprächsnotiz Grünbaums vom 15. März 1950 (EBD.).
106 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 Nachdem das Amt für Information Grünbaum mitgeteilt hatte, dass für das neue Publikationsorgan keine Lizenz erteilt würde42, beantragte Heidler im Juni des Folgejahres 1951 erneut die Lizenz für „Kirche und Mann“43. Grünbaum befürwortete Heidlers Antrag wiederum, indem er nachdrücklich darauf hinwies, „dass es notwendig ist, dem wichtigen Werk der Evangelischen Kirche eine eigene Publikationsmöglichkeit zu geben.“44 Er stellte heraus, dass es seiner Meinung nach „wenig tragbar“ sei, eine Zeitschrift nicht zu lizenzieren und dafür mit Presseerzeugnissen aus Westdeutschland die Bedürfnisse der Leser zu befriedigen, wobei er darauf anspielte, dass „Kirche und Mann“ mittlerweile auf die Postzeitungsliste der DDR45 gesetzt worden war und – wenngleich in geringer Stückzahl – abonniert werden konnte46. Lange Zeit reagierte das Amt für Information gar nicht auf den Antrag47, um ihn letztlich dann doch abschlägig zu bescheiden. Ähnlich erging es dem Pendant zu „Kirche und Mann“, der Zeitschrift „Der neue Ruf: Monatsschrift für die evangelische Frau“, die von der Evangelischen Frauenhilfe herausgegeben werden sollte. Hatte Hans Urner bereits 1946 umfangreiche Planungen für eine Frauenzeitschrift vorangetrieben48, die dann fallen gelassen werden mussten, weil die SMAD (vorerst) nur „Die Zeichen der Zeit“ lizenziert hatte, so stellte der Bischof von Berlin, Otto Dibelius, am 12. August 1950 an den Leiter der Verwaltung für Information der SMAD, Oberst Sergej Tulpanow, den Antrag auf die Lizenzerteilung für eine Frauenzeitschrift49. Dabei war die Kirchenleitung offensichtlich über manches nicht aktuell informiert: Zum einen war im Oktober 1949 die SMAD zur „Sowjetischen Kontrollkommission“ umgebildet worden; zum anderen hatte die Kontrollkommission ihre Befugnisse über Lizenzierungsfragen von Zeitungen und Zeitschriften Anfang 1950 an das „Amt für Information“ abgegeben50, und drittens war Tulpanow schon 1949 in die UdSSR zurückgekehrt. 42 Vgl. den Vermerk Bernhards (Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen) vom 22. Juni 1951 (EBD.). Wann genau die Ablehnung 1950 erfolgte und welche Gründe angegeben wurden, geht aus dem eingesehenen Aktenmaterial nicht hervor. 43 Vgl. EBD. 44 Schreiben Grünbaums an das Amt für Information vom 10. Juli 1951 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 45 Zur Postzeitungsliste vgl. S. 191f. Die Postzeitungsliste enthielt alle „in Deutschland und im Ausland erscheinenden Zeitungen, die in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und im sowjetischen Sektor von Groß-Berlin bezogen werden können.“ 46 Vgl. Anm. 44. 47 Vgl. den Aktenvermerk Bernhards vom 16. Oktober 1951 (EBD.). 48 Vgl. dazu – als unmittelbare Vorgeschichte zur Gründung der „Zeichen der Zeit“ – S. 62ff. 49 Vgl. das Schreiben Bartschs an die Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen vom 23. Oktober 1950 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 50 Vgl. oben. S. 83.
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Am 23. Oktober 1950 wandte sich der Geschäftsführer der Evangelischen Verlagsanstalt, Friedrich Bartsch, mit einem erneuten Lizenzantrag an die Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“. Die Chefredaktion der 40 Seiten umfassenden und in einer Auflagenhöhe von 30.000 Exemplaren geplanten Publikation im Format 23 × 15,6 cm sollte der Potsdamer Superintendent Konrad Stolte übernehmen, der gleichzeitig die Geschäfte der Evangelischen Frauenhilfe führte51. Damit die Lizenz nicht mit Hinweis auf fehlende Papierkapazitäten verweigert würde, betonte Bartsch, dass die Evangelische Verlagsanstalt für die Zeitschrift kein vom Amt für Information bereitzustellendes Papier beanspruchen würde. Obwohl Grünbaum auch Bartschs Antrag für die Frauenzeitschrift befürwortete52, lehnte das Amt für Information jedoch die Erteilung der Lizenz ab. Die Zeitschrift „Der Kirchenmusiker“ war so geplant, dass sie in beiden deutschen Staaten erscheinen sollte, um auf diese Weise „eine Verbindung der Kirchenmusiker in ganz Deutschland – sowohl West- wie Ostzone“53 herzustellen. Die Evangelische Verlagsanstalt als Lizenzträger des Buchund Musikverlags Merseburger & Co.54 für die sowjetische Besatzungszone hatte sich schon mehrfach bei der SMAD bemüht, für diese Zeitschrift eine Lizenz zu erhalten55, die stets verweigert wurde. Daher begann der Verlag Merseburger & Co., seit 1. April 1950 – von Hamburg aus – im zweimonatlichen Rhythmus die Zeitschrift „Der Kirchenmusiker: Mitteilungsblatt der Zentralstelle für evangelische Kirchenmusik“ unter der Herausgabe des Verbandes evangelischer Kirchenmusiker Deutschlands zu verlegen56. Die Chefredaktion hatte der Direktor des Berliner Domchores St. Marien, Wolfgang Reimann, übernommen. Da W. Merseburger sein Konzept, die Zeitschrift als gesamtdeutsche Unternehmung anzulegen, weiterverfolgte, bemühte er sich darum, die für die DDR benötigten 5.500 51 Stolte war auch Herausgeber der „Potsdamer Kirche“. Vgl. auch oben S. 52. 52 Vgl. das Begleitschreiben Bernhards an das Amt für Information vom 25. Oktober 1950 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 53 Schreiben von W. Merseburger (Verlag Merseburger & Co) an das Hilfswerk der Deutschen Evangelischen Kirche (sic!) vom 22. März 1950 (ADW BERLIN, ZBB 581). 54 Der ursprüngliche Sitz des Verlages Merseburger & Co. war Leipzig. Der Verlag hatte eine Zweigniederlassung in Hamburg, die seit 1949 als Merseburger & Co. GmbH firmierte. 1951 wurde der Firmensitz nach Darmstadt verlegt (vgl. VERLAGSVERÄNDERUNGEN 1942–1963, S. 128). 55 Vgl. Anm. 53. 56 Der „Kirchenmusiker“ stellte sich in die Tradition der „Kirchenmusikalischen Mitteilungen“ des „Reichsverbandes für evangelischen Kirchenmusik“, die bis 1945 erschienen waren. Nach den Vorstellungen der Schriftleitung des „Kirchenmusikers“ sollte sich in der Zeitschrift der „Verband evangelischer Kirchenmusiker Deutschlands“ repräsentiert finden, wie in den Zeitschriften „Der Kirchenchor“ der „Verband evangelischer Kirchenchöre Deutschlands“ und in „Spielet dem Herrn“ das „Posaunenwerk der Deutschen Evangelischen Kirche“ (vgl. „Die Zeitschrift an ihre Leser“, Der Kirchenmusiker 1/1950, S. 28).
108 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 Exemplare des „Kirchenmusikers“ in Berlin-Steglitz zu drucken und über das Postzeitungsamt in die DDR zu liefern57. Diese Variante erwies sich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten für den Verlag Merseburger & Co. als sehr ungünstig, hätte er doch den Druck in westlicher Währung zahlen müssen, für die verkauften Exemplare jedoch Ostgeld erhalten. Daher bat er das Hilfswerk der EKD, „das für den Osten erforderliche Druckpapier für Ostgeld aus Mitteln des Hilfswerks zur Verfügung zu stellen.“58 Diese Bitte lehnte das Hilfswerk ab, so dass Merseburgers Projekt in der geplanten Weise nicht zustande kam59. Der Erhalt einer Lizenz erwies sich als unumgänglich, sollte die kirchenmusikalische Zeitschrift in der DDR erscheinen. Daher wandte sich die Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt im Juni 1950 erneut an das Amt für Information und erbat die Lizenz für die Zeitschrift unter dem Titel „Der Kirchenmusiker: Nachrichtenblatt für evangelische Kantoren und Organisten“60. Im Gegensatz zu den bisher verfolgten Entwürfen war die Zeitschrift nur für den Raum der DDR gedacht. Die Herausgabe sollte die „Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Kirchenmusiker in der Deutschen Demokratischen Republik“, deren Geschäftsstelle ihren Sitz in Kleinmachnow Kreis Teltow hatte, wahrnehmen; für die Chefredaktion war ebenfalls Wolfgang Reimann vorgesehen. Im Vergleich zu Merseburgers Projekt war der Umfang der geplanten Publikation deutlich reduziert, nämlich statt 32 nur 24 Seiten. Die Zeitschrift sollte monatlich in einer Auflage von 6.000 Exemplaren erscheinen. Um das Vorhaben auch für die DDR wirtschaftlich attraktiv zu machen, wurde darauf hingewiesen, dass sich der Verlag Merseburger & Co. bereit erklärt habe, seine bisher in Westdeutschland produzierte Zeitschrift „Der Kirchenmusiker“ unter „Papiergestellung ebenfalls in der DDR im Rahmen des Handelsabkommens herzustellen“61, was auch für den Musikverlag wirtschaftlich gewesen wäre. Ferner habe das Hilfswerk der EKD bereitwillig die Papierlieferung für die DDR-Variante der Zeitschrift „Der Kirchenmusiker“ zugesagt. Doch das Amt für Information lehnte den Antrag der Evangelischen Verlagsanstalt ab, so dass auch die ca. 5.500 Kantoren und Organisten in der DDR62 kein eigenes Fachorgan erhalten konnten. Damit waren alle Versuche, die evangelische Zeitschriftenarbeit über die von der SMAD genehmigten Periodika hinaus aufzufächern, gescheitert.
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Vgl. Anm. 53. EBD. Vgl. den Vermerk EBD. Schreiben Friedrich Bartschs an das Amt für Information vom 9. Juni 1950 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 61 EBD. 62 Vgl. EBD.
VersucheDie zum publizistische Aufbau einer Monopolstellung nichtkirchlichen der „Zeichen evangelischen der Zeit“ Publizistik bis 1953
2. Versuche der SED und der CDU zum Aufbau einer nichtkirchlichen evangelischen Publizistik Das Sekretariat des Zentralkomitees der SED beschloss in seiner Sitzung am 13. Dezember 1951 die „Herausgabe eines kirchlichen Wochenblattes“; dessen die Kosten, „bis sich das Blatt durch Abonnement- und Inserateinnahmen selbst“ finanzieren würde, das Deutsche Friedenskomitee übernehmen sollte1. Dieses im Mai 1949 gegründete Komitee – eigentlich „Deutsches Komitee der Kämpfer für den Frieden“2 –, das als Massenorganisation der „Nationalen Front“ angeschlossen war, wurde maßgeblich durch die SED dominiert3. Die Auflage des neuen Wochenblattes wurde zunächst mit 25.000 Exemplaren in einem Umfang von 10 bis 14 Seiten im Format DIN A4 mit der Option einer späteren Erweiterung festgelegt, der Verkaufspreis sollte je Heft 25 Pfennige betragen. Für die Federführung war das Mitglied des Nationalrates der Nationalen Front, der Dresdner reformierte Pfarrer August de Haas, vorgesehen, für die Herausgeberschaft und als Verlag bestimmte das Sekretariat des ZK der SED „eine zu gründende GmbH“, der als Gesellschafter das Mitglied der Generalsynode der EKD und sächsische Landessynodale Martin Richter (Dresden), August de Haas sowie der Geschäftsführer der Selecta-Druck GmbH Dresden und als Vertreter des Deutschen Friedenskomitees Gotthard Eberlein (Berlin) angehören sollten4. Die durch den Sekretariatsbeschluss vorgegebenen Pläne kamen leicht variiert zur Ausführung. Nach Gründung der Christlichen Verlagsgesellschaft GmbH Dresden5 erschien am 8. März 19526 das erste Heft der neuen Wochenzeitschrift mit dem wenig zugkräftigen Titel „Verantwortung“7 unter der Herausgabe Martin Richters8. Die Chefredaktion hatte
1 Protokoll der Sitzung des Sekretariats des ZK am 13. Dezember 1951 (BARCH BERLIN, DY 30: J/IV/2/3–254). 2 Das Friedenskomitee wurde am 12. Januar 1953 in „Deutscher Friedensrat“ umbenannt (vgl. G. DIEDERICH, Nationale Front, S. 13). 3 Vgl. EBD. 4 Vgl. Anm. 1. 5 Vgl. das Schreiben der Christlichen Verlagsgesellschaft GmbH Dresden an Grünbaum vom 28. März 1952 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 6 Vgl. das Schreiben der Union-Verlagsgesellschaft an Bernhard vom 31. März 1952 (EBD.). 7 Der Titel der Wochenzeitschrift war in der Sekretariatssitzung am 13. Dezember 1951 (vgl. Anm. 1) nicht festgelegt worden. 8 Vgl. auch K. HUTTEN, Christen, S. 68.
110 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 als Lizenzträger August de Haas übernommen. Gedruckt wurde die Zeitschrift bei der Firma Selecta-Druck GmbH in Dresden9. Die Wahl des Zeitschriftentitels begründeten Herausgeber und Schriftleiter gegenüber ihren Lesern damit, dass sich die Zeitschrift der „Verantwortung“ aus christlichem Glauben stellen wollte: „Weil aber unser Christsein sich nicht auf die wenigen gottesdienstlichen Stunden beschränkt, sondern sich an jedem Tag und in jeder Stunde erweisen soll, fragen wir nach dem rechten Tun.“ Die Verantwortung müsse gegenüber Kirche und Staat gleichermaßen wahrgenommen werden. Dabei betonten die Herausgeber, dass hinter der Zeitschrift keine bestimmte Partei stehe, sondern dass sie parteiübergreifend arbeiten wolle. Dabei spannte man den Bogen sehr weit, indem ihre Wirkungsabsicht in der Überwindung der ganz Deutschland durchziehenden „Zerspaltenheit und Zerrissenheit“ beschrieben wurde, „denn wir haben uns entschieden: für Deutschland – für ein geeintes Deutschland, das im Frieden mit allen Völkern leben will.“10 Verschwiegen wurde den Lesern jedoch, dass die Zeitschrift nicht nur finanziell vom Deutschen Friedenskomitee und vom Nationalrat der Nationalen Front abhängig war. Der Zeitschrift war für ihr Erscheinen allerdings nur ein knappes Jahr bemessen, denn sie wurde ein Opfer der sich zu schnell verändernden politischen Bedingungen. Glaubte die SED die Kontrolle über die Zeitschrift durch deren organisatorische und finanzielle Anbindung an das Deutsche Friedenskomitee und die Nationale Front gesichert zu haben, so veränderte sich das Bild schon im Verlauf des Jahres 195211, denn die Zeitschrift sah ihre Aufgabe in einer übergreifenden Funktion. Um dem alles beherrschenden Thema, der Verhinderung eines drohenden Krieges, publizistisch Rechnung zu tragen, profilierte sich das Blatt relativ schnell zu einem Sprachrohr, das Stimmen aus Ost und West zu Wort kommen ließ12, die vor einem neuen Krieg warnten13. Die westdeutschen Beiträge waren meist Nachdrucke von Artikeln, die bereits im Westen Deutschlands erschienen waren. Besonders fällt auf, dass in der „Verantwortung“ die Einzelbeiträge in der Regel nicht kommentiert wurden, so dass sie als persönliche Meinungsäußerungen kenntlich blieben. Die Zeitschrift begrüßte weiterhin Stalins Note 9 Schon durch diese personellen Verflechtungen fand die Zeitschrift vor allem im Raum um Dresden Verbreitung. Dies wird auch durch die Werbung und Inserate hauptsächlich Dresdner Firmen deutlich. 10 „Warum diese Zeitschrift“ (Verantwortung 1/1952, S. 1). 11 Die „Verantwortung“ war nicht von Anfang an dazu gedacht, die kirchenpolitischen Vorstellungen der CDU zu propagieren, wie M. RICHTER behauptet (Ost-CDU, S. 328). 12 Vgl. pars pro toto: „Offener Brief an unsere Kritiker, die Herren A, B, C und D“ (Verantwortung 15/1952, S. 5). 13 Die Bandbreite der publizierten Autoren ist auffallend groß und reicht von Otto Dibelius bis zu Emil Fuchs, von Heinrich Grüber bis zu Gustav Heinemann und Hermann Ehlers.
Versuche zum Aufbau einer nichtkirchlichen evangelischen Publizistik 111
vom 10. März 195214 und das Engagement des Berliner Bischofs Otto Dibelius für gesamtdeutsche Wahlen unter tätiger Unterstützung der Kirche15. Kamen solche Äußerungen zu Anfang des Jahres 1952 durchaus der offiziellen DDR-Politik entgegen, so ist später ein deutlicher Umschwung zu verzeichnen. Relativ schnell zeigte sich, dass sich die DDR weiter separierte und bereit war, dies auch militärisch abzusichern16. Im Mai 1952 begannen mit der Bildung der „Kasernierten Volkspolizei“ die Vorbereitungen für die Schaffung „Nationaler Streitkräfte der DDR“17. Am 27. Mai 1952 trat zudem die „Polizeiverordnung über die Einführung einer besonderen Ordnung an der Demarkationslinie“ in Kraft, die Zwangsumsiedlungen zur Folge hatte18 und auch Gottesdienste im Grenzbereich unmöglich machte. In diese politischen Umstände schien sich eine Zeitschrift, die sich zum Diskussionsforum pazifistischer Äußerungen profiliert hatte, immer schlechter zu fügen. Außerdem hatte sich schon länger abgezeichnet, dass die Zeitschrift verstärkt in den Einflussbereich der CDU geraten war. Manifest wurde dies, als im November 1952 August de Haas19 sein Amt als Chefredakteur an den Leiter des „Referates für Kirchenfragen“ im CDU-Sekretariat, Willi Leisner20, abgab. Doch der Abdruck des Artikels von Heinz Kraschutzki „Wir dürfen wieder hassen?“ im Dezember 195221 wurde Leisner zum Verhängnis. Die SED nahm ihn zum Anlass, die Zeitschrift mit der ersten Januarnummer 1953 zu verbieten. Gleichzeitig wurde dieser Vorfall genutzt, um den Referenten für Kirchenfragen des Zentralkomitees der SED, Bruno Wolff, abzusetzen, weil er die Publizierung des Artikels, der „eine Provokation gegen die SED, die Deutsche Demokra14 Vgl. M. RICHTER, Brief, S. 2. 15 Vgl. u. a. F.-W. KRUMMACHER, Hilfe. 16 Die Wertung der Initiativen Stalins im Frühjahr 1952 und die Einbindung der DDR ist in der Forschung umstritten. Aufgrund der teilweisen Unzugänglichkeit ehemaliger sowjetischer Quellen ist über die Ziele und den Entscheidungsprozess der Stalinnoten wenig bekannt. Fest steht hingegen, dass auf der anderen Seite sowohl die Amerikaner als auch Westdeutschland die Westintegration der Bundesrepublik nicht gefährden wollten (vgl. C. KLESSMANN, Staatsgründung, S. 212; vgl. auch R. STEININGER, Chance; C. HANKE, Deutschlandpolitik, S. 111). 17 Vgl. dazu P. J. LAPP, Volksarmee, S. 1903. 18 Vgl. u. a. R. STEININGER, Chance, S. 93 u. S. 104f. 19 De Haas war LDPD-Mitglied (vgl. G. WIRTH, Auftrag, S. 628). 20 Leisner war nach dem Krieg Geschäftsführer des evangelischen Männerwerkes BerlinBrandenburgs gewesen und 1950 für die Chefredaktion der geplanten kirchlichen Zeitschrift „Kirche und Mann“ vorgeschlagen worden. Dieses publizistische Vorhaben scheiterte jedoch (vgl. oben S. 104f.). Im Oktober 1950 übernahm Leisner das neugegründete „Referat für Kirchenfragen“ bei der Parteileitung der CDU (vgl. A. SCHALÜCK, Strukturen, S. 64). 21 Verantwortung 41/1952, S. 7f. In dem Artikel brachte Kraschutzki – in polemischer Absicht – sein Bedauern zum Ausdruck, dass Josef Goebbels nicht mehr lebte, denn Demagogen und Kriegstreiber wären jetzt in Ost und West gefragt.
112 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 tische Republik und die Sowjetunion“22 sei, nicht unterbunden hatte. Man hatte offensichtlich nur auf einen Vorwand gewartet, um sowohl innerhalb der SED personalpolitisch zu säubern als auch der CDU zu zeigen, dass deren eigenständige Politik unerwünscht war23. Die Parteileitung der CDU bemühte sich um Schadensbegrenzung, indem sie Leisner am 3. Februar 1953 aus der Partei ausschloss. Es wurde festgestellt, „daß bei Leisner die Übernahme der Chefredaktion der ‚Verantwortung‘ ohne Kenntnis und Erlaubnis des Generalsekretärs, die Veröffentlichung eines Artikels, der das Ansehen der Deutsch-Demokratischen [sic] Republik und der Christlich-Demokratischen Union erheblich geschädigt hat, sowie im angetrunkenen Zustand geführte Schmähreden gegen die DDR und die CDU als erwiesen anzusehen sind.“24
Am 5. Februar wurde Leisner verhaftet25, am 21. Februar 1953 erging es Wolff ebenso26. Die CDU hatte schon vorher in Ermangelung einer eigenen kirchenpolitischen Zeitschrift begonnen, das parteiinterne Funktionärsblatt „Union teilt mit: Nachrichten der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands“ (utm) auszubauen. „Union teilt mit“ wurde seit 1946 von der Hauptgeschäftsstelle der CDU, später von der Parteileitung, herausgegeben. Zunächst diente das Organ dazu, die Parteimitglieder über die Beschlüsse des Hauptvorstandes zu informieren und die politischen Stellungnahmen der Partei zu publizieren. Nach der Absetzung der Parteivorsitzenden Jakob Kaiser und Ernst Lemmer im Dezember 194727 und der Neuordnung der Parteiführung in den folgenden Jahren28 wandelte sich auch der Charakter von „Union teilt mit“: Die Veröffentlichungen der Parteileitungsbeschlüsse und die Berichte über politische Ereignisse traten zunehmend zurück, um „grundsätzlichen Erörterungen über Fragen der Entwicklung und Vertiefung der ideologischen Grundlagen der Partei im wachsenden Maße Platz zu machen.“29 Doch behielt man das eigentliche Ziel – ein selbstständiges und über Parteiinterna hinausgehendes Publikationsorgan der CDU – weiter im
22 Zitiert nach M. G. GOERNER, Arbeitsgruppe, S. 65. 23 Vgl. auch M. RISSMANN, Kaderschulung, S. 133. 24 Zitiert nach A. SCHALÜCK, Strukturen, S. 68. 25 Vgl. EBD. 26 Vgl. M. G. GOERNER, Kirche, S. 89 u. S. 97. 27 Zu diesen Vorgängen vgl. F. DIETZE, Entscheidungsstrukturen, S. 55–57; J. B. GRADL, Anfang, S. 130–143. 28 Vgl. dazu u.a. M. RICHTER, Rolle, S. 2593. 29 Schreiben Göttings an das Amt für Information vom 22. August 1952 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-012–1633, auch Entwurf EBD).
Versuche zum Aufbau einer nichtkirchlichen evangelischen Publizistik 113
Blick und plante, ab Oktober 1952 „Union teilt mit“ zugunsten einer neuen Zeitschrift zu reduzieren. In „Union teilt mit“ sollten dann wieder hauptsächlich die Beschlüsse und Anweisungen des Hauptvorstandes und der anderen Parteileitungsorgane veröffentlicht werden, die in der Zwischenzeit den Parteifunktionären durch „Informationsbriefe“ der Parteileitung bekannt gemacht worden waren. Zu Jahresbeginn 1952 hatte die CDU begonnen, das Informationsmaterial der Partei inhaltlich weit aufzufächern. Ab Januar gab sie monatlich in maschinenschriftlicher Vervielfältigung „Die CDU in der staatlichen Verwaltung“30, „Die CDU in der Sozialpolitik“31 und die „Stimme junger Unionsmitglieder“32 heraus. Schon im Oktober 1952 wurde „Die CDU in der staatlichen Verwaltung“ jedoch wieder eingestellt. Im Dezember 1952 gingen die anderen Informationsbriefe einschließlich des seit 1948 erscheinenden Informationsbriefes „Union und die Wirtschaft“33, in „Union teilt mit“ auf. In seiner Sitzung am 5. August 1952 hatte der Politische Ausschuss der CDU34 die Überlegungen zur Trennung von „Union teilt mit“ erörtert und beschlossen, beim Amt für Information die Lizenz für eine Zeitschrift zu beantragen35 und die Lizenz des parteiinternen Mitteilungsblattes zu „Union teilt mit: Nachrichten der CDU: aus der Praxis für die Praxis“ abändern zu lassen36. Der bisherige Chefredakteur von „Union teilt mit“, der Sekretär des Wissenschaftlichen Arbeitskreises der CDU, Gerhard Descyk, sollte verantwortlicher Redakteur der neuen Zeitschrift werden, die im Format DIN A 5 im Umfang von 32 Seiten erscheinen würde. Descyks Nachfolge bei „Union teilt mit“ sollte Helmut Brauer, der Leiter des „Referates für Agitation und Propaganda im Hauptreferat Presse und Propaganda der Parteileitung“, übernehmen37. Sollte sich die Lizenzerteilung zeitlich verzögern, hielt man es für „zweckmäßig, die Durchführung der Teilung bis 1.1.1953 zurückzustellen.“38 Priorität habe dennoch der Termin 1. Oktober 30 „Die CDU in der staatlichen Verwaltung: Informationsbrief der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands“, 1/1952 (Januar) bis 9/1952 (September). 31 „Die CDU in der Sozialpolitik: Informationsbrief der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands“, 1/1952 (Januar) bis 12/1952 (Dezember). 32 „Stimme junger Unionsmitglieder und Mitteilungen für die Studenten der Hochschulgruppen“, 1/1952 (Januar) bis 12/1952 (Dezember). 33 „Union und die Wirtschaft: Informationsbrief des Zonenreferates für Wirtschaftspolitik der Christlich-Demokratischen Union“, seit November 1948 bis 12/1952 (Dezember). Im Titel des Informationsbriefs stand bis Juni 1950 „Zonenreferat“. Bei den nachfolgenden Nummern wurde bei der Vervielfältigung „Zonen“ lediglich abgedeckt. 34 Seit 1954 Präsidium des Hauptvorstandes (vgl. M. RISSMANN, Kaderschulung, S. 55). 35 Vgl. den Aktenvermerk Descyks vom 19. August 1952 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII012–1633). 36 Schreiben Göttings an das Amt für Information vom 22. August 1952 (EBD.). 37 Zu diesen Regelungen vgl. EBD. 38 Vgl. Anm. 35.
114 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 1952. Spätestens zum 6. Parteitag der CDU vom 16. bis 18. Oktober 1952 in Berlin sollten die Delegierten die neue Zeitschrift in ihren Händen halten39. Als Titel war „Christlicher Realismus: Monatsschrift der CDU“ vorgesehen, womit das in den „22 Thesen des Christlichen Realismus“40 umrissene politische Programm der CDU aufgenommen und zugleich das inhaltliche Programm beschrieben war. Die programmatischen Thesen des „Christlichen Realismus“, die auf der Arbeitskonferenz der CDU vom 19. bis 21. Oktober 1951 in Meißen formuliert worden waren41, stellten den Versuch dar, christliches Engagement aus einer konkreten politisch-gesellschaftlichen Situation zu begründen; sie weckten damit bei Zeitgenossen allerdings Erinnerungen an theologische Positionen aus der Zeit des „Dritten Reiches“42. Die Meißner Thesen, die die zuvor propagierten Ideologien des „Christlichen Sozialismus“43 und des „Sozialismus aus christlicher Verantwortung“ ablösten44, gingen von der Überordnung der Wirklichkeit Gottes über alles Geschaffene aus und formulierten Sein und Bewusstsein als „zwei unabhängige Wirklichkeiten, die ihren gemeinsamen Ursprung in Gott haben“, die die „Weltanschauung der Christen als dualistisch“ kennzeichneten (These 2). In einer willkürlichen Zusammenstellung theologischer und philosophischer Aussagen, die mit historischen Ereignissen in Korrelation gesetzt wurden, wurde im Fortgang der Thesenreihe die Begründung dafür geliefert, dass Christen – freilich „ohne Anhänger des dialektischen Materialismus zu sein“ (These 18) – den Marxismus-Leninismus bejahen könnten und die CDU sich somit aus christlicher Verantwortung zur sozialistischen Erneuerung der Gesellschaft bekennen müsste (These 19). Damit fände sich die CDU „in der Zusammengehörigkeit des großen Friedenslagers, das unter Führung der Sowjetunion steht“ wieder (These 21). Die Meißner Thesen fanden jedoch keine breite Zustimmung, vor allem an der Parteibasis45. Der Generalsekretär der CDU, Gerald Götting, beantragte die Lizenz für die Monatsschrift „Christlicher Realismus“ beim Amt für Information, das den Antrag an das Amt für Literatur und Verlagswesen weiterleitete, da es sich für die Lizenzierungsfragen der Zeitschrift für un39 Vgl. Anm. 36. 40 Publiziert u. a. in: KIRCHLICHES JAHRBUCH 1951, S. 138–147. 41 Zu Vorgeschichte und Verlauf der Tagung vgl. M. RICHTER, Ost-CDU, S. 318–321. 42 Vgl. dazu die Kommentare im KIRCHLICHEN JAHRBUCH 1951, S. 138 u. S. 147. 43 Vgl. dazu M. G. GOERNER, Kirche, S. 41. 44 Vgl. M. RICHTER, Ost-CDU, S. 319. 45 Schon auf dem 6. Parteitag der CDU ein Jahr später, im Oktober 1952, bildeten sie nicht mehr die Diskussionsgrundlage, wenngleich der Parteitag die Thesen (in modifizierter Fassung) „bestätigte“ (vgl. dazu Union teilt mit 11/1952, S. 16–22). Endgültig hatte man sich Ende 1954 von ihnen abgewendet (zur innerparteilichen Diskussion um die Thesen vgl. M. RICHTER, Ost-CDU, S. 321; M. RISSMANN, Kaderschulung, S. 136).
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zuständig erklärte46. Dieses Amt reagierte auf Göttings Antrag zunächst nicht47, so dass Götting am 3. Oktober 1952 einen erneuten Antrag direkt an den Leiter des Amtes für Information, Gerhart Eisler, richtete, in dem er den Titel der Monatsschrift in „Beiträge zum Studium des Christlichen Realismus“ präzisierte48. Auch diesmal wurde der Antrag weiter gereicht, da „die Lizenzierung von propagandistischen Zeitschriften durch das Amt für Literatur und Verlagswesen erfolgen“49 müsse. In dieser Situation wandte sich Götting dorthin und beantragte unter der Herausgabe der Parteileitung der CDU die Zeitschrift „Christlicher Realismus: theoretische Zeitschrift der CDU“ mit einer Auflage von 3.500 Exemplaren50. Am 10. November 1952 lud der designierte Chefredakteur Gerhard Descyk, Walter Bredendiek, Gerhard Fischer, Jentzsch und Günter Wirth zur Besprechung über die erste Nummer der neuen Zeitschrift51. Mit dieser Einladung hatte Descyk Männer zusammengeführt, die auch in der Folgezeit immer wieder mit unterschiedlichen Publikationsprojekten, die ein Gegengewicht gegen die kirchliche Presse bilden sollten, in Verbindung zu bringen sind. Insbesondere der junge Günter Wirth stand stets an exponierter Stelle: Mit 18 Jahren in die CDU eingetreten, gelang es ihm in relativ kurzer Zeit, in wichtige Parteiämter zu kommen und diese mit seinen publikationspolitischen Ambitionen zu verknüpfen. 1948 war er als Volontär in die Redaktion der CDU-Zeitschrift „Märkische Union“ eingetreten, wurde dann schnell Redakteur und bereits 1950 Jugendreferent der Parteileitung in Berlin. Drei Tage nach der Besprechung am 10. November 1952 trafen sich Descyk, Bredendiek, Jentzsch, Trebs und ein Vertreter des Union Verlages, um die Vorbereitungen für die erste Ausgabe, die im Januar 1953 erscheinen sollte, zu konkretisieren. Jentzsch wollte sich um die Umschlaggestaltung kümmern, für die „blauer Karton mit schwarzem Aufdruck“52 vorgesehen war. Descyk war verantwortlich für den Text eines vierseitigen Werbepro46 Vgl. das Schreiben des Amtes für Information an Götting vom 9. September 1952 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-012–1633). 47 Wie aus dem Schreiben des Amtes für Information an Götting vom 23. Oktober 1952 hervorgeht (EBD.). 48 Schreiben Göttings an Eisler vom 3. Oktober 1952 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII012–16339. 49 Vgl. Anm. 46. 50 Vgl. das Schreiben Göttings an das Amt für Literatur und Verlagswesen vom 31. Oktober 1952 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-012–1633). 51 Vgl. die Aktennotiz Descyks vom 10. November 1952 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII010–1721). 52 Niederschrift über eine Besprechung zur Vorbereitung der Zeitschrift „Christlicher Realismus“ am 13. November 1952 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-012–3009; auch enthalten in ACDP ST. AUGUSTIN, VII-010–1721).
116 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 spektes (8.000 Exemplare). Er sollte mit Helmut Brauer, Walter Bredendiek, Gerhard Fischer, Herbert Trebs und Günter Wirth den Redaktionskreis bilden, der die inhaltliche Abstimmung der einzelnen Artikel und Nummern koordinieren sollte. Am 3. und 5. Dezember 1952 befasste sich das Sekretariat des Hauptvorstandes der CDU nochmals mit der Zeitschrift, wobei Wirth eine Inhaltsübersicht über die Januar-Nummer gab53. Um einen ersten Abonnentenkreis zu sichern, war für alle leitenden Funktionäre der CDU – von den Mitgliedern des Hauptvorstands bis zu den Kreissekretären, einschließlich aller Parteimitglieder in leitenden öffentlichen Ämtern – bereits der Pflichtbezug beschlossen worden54. Die Verzögerungstaktik bezüglich der Lizenzvergabe war auffällig, schon dadurch, dass sich die einzelnen Ämter selbst dem CDU-Generalsekretär gegenüber für nicht zuständig erklärten. Damit zeichnete sich die Verweigerung der Lizenz bereits ab55. Einer der Gründe dafür war, dass die CDU sich auf ihrem 6. Parteitag im Oktober 1952 zum „planmäßigen Aufbau des Sozialismus“ bekannt hatte, den die II. Parteikonferenz der SED im Juli 1952 proklamiert hatte. Damit hatte die CDU die führende Rolle der SED in Staat und Gesellschaft akzeptiert56 und ihren Anspruch, eigenständig politisch zu agieren, aufgegeben57. Insofern vertrat die Zeitschrift „Christlicher Realismus“ in ihrem Titel ein Programm, das bereits zum Zeitpunkt der konkreten Planungen für ihre Herausgabe gesellschaftspolitisch überholt und parteipolitisch nicht mehr opportun war. Folgerichtig war den Lizenzierungsbemühungen kein Erfolg beschieden58. Eigenständige CDU-Politik, unterstützt durch ein eigenes Propagandainstrument, war nicht mehr erwünscht. Die CDU hatte sich nun vor allem auf die Integrierung kleinbürgerlicher Schichten christlicher Prägung beim sozialistischen Aufbau zu beschränken59. Relativ weit gediehen waren im Sommer 1952 ebenfalls Vorüberlegungen für eine „christliche Wochenzeitschrift“ der CDU60. Als Titel der Zeitschrift 53 Vgl. das Protokoll der Sitzung des Sekretariats des Hauptvorstandes der CDU am 5. Dezember 1952 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-011–1329; auch in ACDP ST. AUGUSTIN, VII-011–1834). 54 Vgl. das Protokoll der Sitzung des Sekretariats des Hauptvorstandes der CDU am 3. Dezember 1952 (EBD.). 55 Die für die Ablehnung tatsächlich angeführten Gründe lassen sich aus dem eingesehenen Aktenmaterial jedoch nicht erkennen. 56 Vgl. auch T. N. RAABE, Sozialismus, S. 128. 57 Vgl. F. DIETZE, Entscheidungsstrukturen, S. 58ff. 58 Dennoch verzeichnete die Postzeitungsliste der DDR des Jahres 1953 die Zeitschrift „Christlicher Realismus“ zum Preis von 80 Pf. Im Februar 1953 erschien ein Nachtrag, der die Zeitschrift auflistete, im Mai erschien erneut ein Nachtrag, der die Streichung der Zeitschrift seit 1. Januar 1953 bekannt gab (vgl. POSTZEITUNGSLISTE). 59 Zur zeitgeschichtlichen Einordnung der Beschränkung der CDU-Parteiarbeit zu Beginn der 1950er Jahre vgl. M. RISSMANN, Kaderschulung, S. 31ff. 60 Es existieren insgesamt drei leicht variierende Entwürfe, die wahrscheinlich unterschied-
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mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren61 wurden „Heute und Morgen“, „Der Christ heute und morgen“, „Der Christ in der Welt“, „Der Christ in der Zeitenwende“ oder „‚Der Ruf‘ mit einem Untertitel, in dem das Wort ‚christlich‘ erscheint“62 vorgeschlagen63. Der Umfang sollte 10 bis 12 Seiten betragen, die „Titelseite im Zweifarbendruck (blau)“64 gehalten sein. Nach einem „grundlegenden, aktuellen Aufsatz“ sollten der Wochenkommentar, Nachrichten, Glossen und ein zweiseitiges Feuilleton folgen65. Für das herausgebende Kuratorium bzw. den Redaktionsbeirat66 wurde mit den Pfarrern Karl Fischer (Neustrelitz), Wolfgang Sachse (Köthen), Krause (Göttlin), Naundorf (Halle), Olschock (Friedersdorf) und Schleicher (Weimar) gerechnet, weiterhin mit Gerhard Descyk, Johannes Leipoldt, dem sächsischen Synodalen Jahn (Eibau), Ragsch (Dresden), Karisch, Walter Bredendiek, einem „verdienten Lehrer des Volkes“ und einer „verdienten Lehrerin des Volkes“ sowie einem sächsischen Vertreter der Freikirchen, allerdings: „Mit Mißerfolgen oder nazistischer Vergangenheit belastete kirchliche Persönlichkeiten [sollten] im Hintergrunde bleiben.“67 Für Personal-, Herstellungskosten und Raummiete wurden monatlich 35.000 DM veranschlagt, eine Summe, die allein durch den Verkauf der Wochenschrift (je 30 Pfennige) nicht gedeckt worden wäre68. Es ist nicht erkennbar, ob das Projekt über die skizzierte Planungsphase hinaus weiterverfolgt wurde und ob später überhaupt ein Lizenzantrag gestellt wurde. Die Herausgabe der „Verantwortung“ und die Bemühungen um die Zeitschrift „Christlicher Realismus“ 1952 sind erstmalige Versuche, konfessioliche Arbeitsstadien widerspiegeln. Von ihnen ist lediglich einer datiert: 17. Juli 1952 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-012–3286). 61 In dem „Plan für die Herausgabe einer christlichen Wochenzeitung“, undatiert [1952], wird eine Auflage von 30.000 Exemplaren vorgeschlagen (EBD.). 62 „Betr.: Christliche Wochenzeitung“, undatiert [1952] (EBD.). 63 Favorisiert wurde der Titel „Heute und Morgen“, doch erschien in der DDR schon eine gleichnamige Kulturzeitschrift. 64 Vgl. Anm. 62. 65 Als ständige Rubriken waren vorgesehen: „Spiegel kirchlichen Lebens – Nachrichten und Kurzkommentare“, „Die Kirche in der UdSSR“, „Die Kirche in den Volksdemokratien“, „Kulturpolitische Umschau“, „Von den Hochschulen“, „Fragen der Theologie“, „Christliche Sonntagsbetrachtung“, „Der Christ und die Probleme der Gesellschaft“ und „Der Christ und die Wirtschaft“. 66 Die Begriffe wechseln. 67 Entwurf, ohne Betreff, undatiert [1952] (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-012–3286). 68 Es war geplant, für die Wochenschrift einen eigenen Verlag in Leipzig, Halle oder Dresden zu gründen. Er sollte später auch Bücher verlegen. Für den Verlag wollte man einen Verlagsleiter, eine Sekretärin, einen Vertriebsleiter, einen Anzeigenleiter, eine Schreibkraft und einen Buchhalter einstellen. Für die Redaktion der Zeitschrift waren neben einem Chefredakteur drei weitere Redakteure, zwei Assistenten, eine Sekretärin und eine Schreibkraft vorgesehen.
118 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 nelle Zeitschriften, die nicht von der Kirche verantwortet wurden, zu etablieren. Sie zeigen exemplarisch, dass die SED zu Beginn der 1950er Jahre selbst noch kein ausgefeiltes Konzept für eine von ihr gelenkte konfessionelle Publizistik entwickelt hatte. Die Entfaltung solcher Aktivitäten durch die CDU hingegen wurde unterbunden, da die SED spätestens seit der II. Parteikonferenz im Juli 1952 die Kirchenpolitik selbst aktiv gestalten wollte und keine Rivalen duldete69.
69 Vgl. dazu vor allem M. G. GOERNER, Kirche, S. 80–92.
Staatliche Die publizistische EingriffeMonopolstellung in die evangelische der „Zeichen Pressearbeit der Zeit“ 1952/1953 bis 1953
3. Staatliche Eingriffe in die evangelische Pressearbeit 1952/1953 und das Verbot der „Stafette“ Hatte die SED ihren kirchenpolitischen Kampf bis 1952 eher verdeckt geführt1, so begann sich spätestens mit der II. Parteikonferenz vom 9. bis 12. Juli 1952 abzuzeichnen, dass die Auseinandersetzungen verschärft und nunmehr offen geführt werden sollten2. Die II. Parteikonferenz mit dem programmatischen Beschluss, den Sozialismus „planmäßig“ aufzubauen, zielte verstärkt darauf, die DDR gegenüber der Bundesrepublik Deutschland zu isolieren und die Gesellschaft nach sowjetischem Vorbild umzugestalten3. Hinweise dafür waren beispielsweise die trotz der öffentlich propagierten Friedensrhetorik vorbereitete militärische Absicherung der DDR, die Errichtung der Sperrzone an der Demarkationslinie und die beginnende Zwangskollektivierung. Am 23. Juli 1952 wurde die Ländergliederung aufgelöst; an die Stelle der Länder traten 15 Bezirke. Diese Veränderung in der Verwaltungsstruktur wurde gleichzeitig dazu genutzt, die staatlichen Leistungen an die Kirchen aus „Sparsamkeitsgründen“ um 25 % zu reduzieren4. Nach der II. Parteikonferenz wurden auch die kirchenpolitischen Kompetenzen der CDU beschnitten. Beleg dafür war unter anderem ihre Zurückdrängung aus der Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“, die bisher unter dem Einfluss der CDU gestanden hatte und von CDU-Mitgliedern geleitet worden war5. Im Oktober 1952 konnte die SED gegen den Willen Otto Nuschkes durchsetzen, dass der Leiter der Hauptabteilung, Kurt Grünbaum, entlassen wurde6. Damit war eine Entscheidung in die Tat umgesetzt, die die SED schon im Februar 1951 (!) gefällt hatte7. Am 21. Februar 1953 wurde Grünbaum dann für mehrere Monate verhaftet8. In den Zusammenhang 1 Vgl. dazu M. G. GOERNER, Kirche, S. 57. 2 Vgl. auch oben S. 118. 3 Vgl. dazu auch C. KLESSMANN, Staatsgründung, S. 212 et passim; R. STEININGER, Chance. Vgl. auch oben S. 111. 4 Vgl. M. G. GOERNER, Kirche, S. 80–84. 5 Vgl. dazu A. SCHALÜCK, Agentur, S. 57–58 u. S. 286–289. 6 Als Grund für die Entlassung wurde die Veruntreuung von Kulturgütern vorgeschoben. 7 Vgl. M. G. GOERNER, Kirche, S. 88. 8 Zu den Umständen der Verhaftung, den Verhören und missglückten Anwerbungsversuchen durch das Ministerium für Staatssicherheit vgl. A. SCHALÜCK, Agentur, S. 77–78. Nach seiner Entlassung arbeitete Grünbaum im Konsistorium der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und wurde 1954 Präsident des Konsistoriums. 1957 wurde er noch einmal verhaftet, da im Zusammenhang mit dem Vorwurf des Devisenschmuggels (vgl. H. G. BINDER, Bedeutung, S. 562).
120 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 der Entmachtung der CDU sind auch die Verhaftung des CDU-Mitgliedes und DDR-Außenministers Georg Dertinger und der Prozess gegen ihn zu stellen9. Als sich die Auseinandersetzungen um die Junge Gemeinde anbahnten, verhielt sich die CDU zunächst sehr zurückhaltend10. Später änderte sie, vor allem angetrieben durch den Leiter des Hauptreferates für Kirchenfragen bei der Hauptgeschäftsstelle der CDU, Günter Wirth, ihren Kurs11. Der erst 23jährige Germanistik-Student Wirth hatte im Februar 1953 die Leitung dieses Referats übernommen12. Rasch wurde deutlich13, dass sich eine der Hauptstoßrichtungen der SEDPolitik gegen die kirchlich gebundene Jugend, die Junge Gemeinde und die Studentengemeinden14, richten würde. Vorlagen für Sitzungen des Sekretariats des ZK der SED analysierten ausführlich die Tätigkeit der Jungen Gemeinde. Das Sekretariat des ZK begann, darauf aufbauend, einen Handlungsplan zu erarbeiten, der Anfang des Jahres 1953 in die Tat umgesetzt wurde. Die kirchenpolitischen Analysen unterstellten, dass eines der hauptsächlichen Argumentationsreservoirs für Mitglieder der Jungen Gemeinden durch „die Zeitschrift ‚Stafette‘, die vom Amt für Information der DDR lizenziert ist15, und auch Broschüren, die z. T. in der Republik zugelassen sind, zum großen Teil jedoch aus Westdeutschland kommen,“16 gestellt würde. Fußend auf einer Vorlage Willi Barths von der Abteilung „Staatliche Verwaltung“ des ZK der SED17 vom 13. Januar 1953 beschloss das Politbüro der SED in seiner Sitzung vom 27. Januar 195318 einen umfangreichen 9 Zu den Umständen der Verhaftung und den schweren Misshandlungen, die Dertinger widerfuhren, vgl. M. RICHTER, Ost-CDU, S. 364–368, bes. Anm. 230. 10 Vgl. T. N. RAABE, Sozialismus, S. 131. 11 Vgl. H. WENTKER, Kooperation, S. 99. 12 Vgl. A. SCHALÜCK, Strukturen, S. 70. 13 Zur Genese dieses Kampfes vgl. M. G. GOERNER, Kirche, S. 96–99. 14 Zu den Auseinandersetzungen um die Studentengemeinden vgl. F. STENGEL, Fakultäten, S. 66–71. 15 Ursprünglich unter Lizenz Nr. 280 der SMAD, seit 3/1951(März) unter Nr. 778 vom Amt für Information lizenziert. 16 Analyse der Abteilung „Leitende Organe der Partei und Massenorganisationen“ des ZK der SED vom 16. Dezember 1952 mit einer Hausmitteilung an Walter Ulbricht vom 19. Dezember 1952: Die Tätigkeit der Jungen Gemeinde an den Oberschulen der DDR (zit. nach F. HARTWEG, SED, S. 81 (Dok. 21). 17 Barth war nach der Verhaftung Bruno Wolffs (vgl. oben S. 112) der kommissarische Leiter des Referates für Kirchenfragen bei der ZK-Abteilung „Staatliche Verwaltung“ (vgl. M. G. GOERNER, Arbeitsgruppe, S. 65). 18 Eigentlich war Barths Maßnahmeplan als Arbeitsgrundlage einer Sitzung des Sekretariats des ZK der SED gedacht, doch wurde er nicht im Sekretariat beraten, sondern in der Politbürositzung vom 27. Januar 1953 in gestraffter und verschärfter Form beschlossen (vgl. M. G. GOERNER, Kirche, S. 99).
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Maßnahmenkatalog, um die Arbeit der Jungen Gemeinden weiter zu behindern bzw. lahm zu legen. Neben „ideologischen Maßnahmen“, „Maßnahmen der Freien Deutschen Jugend“ wurden „administrative Maßnahmen“ beschlossen, die u. a. das Tragen des Bekenntniszeichens der Jungen Gemeinde (das Kugelkreuz) und „die Herausgabe aller kirchlichen Jugendzeitschriften, wie der ‚Stafette‘, ‚Christopherus‘19 sowie sonstiger religiöser Jugendschriften“20 verboten21. Der Politbürobeschluss vom 27. Januar 1953 „sanktionierte“ damit nur längst eingeleitete Entwicklungen, war doch der Kampf gegen die Junge Gemeinde bereits eröffnet: Am 2. Januar 1953 hatte das „Presseamt beim Ministerpräsidenten der Regierung der DDR“, die Nachfolgeeinrichtung des „Amtes für Information“22, die Lizenzen für die Zeitschriften „Stafette“ und den römisch-katholischen „Christopherus“ zurückgezogen23 und die Entscheidung mit Verweis auf Papiermangel begründet24. Das Januarheft der „Stafette“ für 1953 war noch ausgeliefert worden; es sollte das letzte werden25.
19 Der „Christopherus: Monatsschrift der katholischen Jugend“ war erst nach langen Verhandlungen am 19. Februar 1952 vom Amt für Information lizenziert worden (vgl. R. HACKEL, Publizistik, S. 54). Die Zeitschrift erschien in einer Auflagenhöhe von 25.000 Exemplaren unter der Chefredaktion von Johannes Gülden. Zur Vorgeschichte des „Christopherus“ vgl. auch den Vermerk von Dieter Bernhard vom 3. Januar 1952 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 20 Vorlage Barths für einen Sekretariatsbeschluss vom 13. Januar 1953: Maßnahmen gegen die Tätigkeit der „Jungen Gemeinde“ (zit. nach F. HARTWEG, SED, S. 87 [Dok. 22]). 21 Vgl. auch Protokoll Nr. 5/53 der Sitzung des Politbüros des ZK der SED am 27. Januar 1953, Beschlusspunkt 6: Junge Gemeinde und Anlage Nr. 2 zum Protokoll, Junge Gemeinde (EBD., S. 88–91 [Dok. 23]). Im Beschluss des Politbüros hieß es lapidar: „Die Herausgabe und Verbreitung von kirchlichen Jugendzeitschriften wird eingestellt“ (EBD., S. 90). Zur Einstellung der „Stafette“ vgl. auch E. UEBERSCHÄR, Junge Gemeinde, S. 204ff. 22 Das „Amt für Information“ war Ende des Jahres 1952 zum „Presseamt beim Ministerpräsidenten der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik“ umgebildet worden. Seit 1. Januar 1953 firmierte es unter dem neuen Namen (vgl. G. HOLZWEISSIG, Presse, S. 1703; GESAMTDEUTSCHES INSTITUT, DDR-Presse, S. 7). 23 Der Entzug der Lizenz für die „Stafette“ erfolgte am 2. Januar 1953 (vgl. das Schreiben der Evangelischen Verlagsanstalt [Curt Otto] an Grüber vom 31. Juli 1953, EZA BERLIN, 103/81). 24 Die dahinter stehenden Entscheidungsträger lassen sich aus dem eingesehenen Aktenmaterial nicht ermitteln. Es kann aber mit Sicherheit angenommen werden, dass die Entscheidung mit der zugehörigen ZK-Abteilung abgestimmt war, hatte doch das Politbüro am 3. Juni 1952 verfügt, dass „alle Kirchenfragen . . . dem Politbüro zur Entscheidung vorzulegen“ seien (zit. nach M. G. GOERNER, Kirche, S. 85). Über die Hintergründe, den zeitlichen Ablauf und die Begründungen für das Verbot der katholischen Jugendzeitschrift „Christopherus“ macht Renate Hackel ungenaue Angaben (vgl. R. HACKEL, Publizistik, S. 56). 25 Vgl. auch M. ONNASCH, Konflikt, S. 152–165, bes. S. 162. F. DORGERLOH, Geschichte, S. 57–60, beschreibt relativ ausführlich die Inhalte der „Stafette“ und erwähnt das Verbot, doch verzichtet er auf die Darstellung der Hintergründe des Verbots.
122 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 Bereits am 7. Januar 1953 besprachen die Kirchenleitungen auf der Sitzung der Kirchlichen Ostkonferenz den mit dem Verbot der „Stafette“ verbundenen „so einschneidenden und grundsätzlichen Eingriff des Staates in den der Kirche an ihrer Jugend befohlenen Dienst.“26 Den Beteiligten war deutlich, dass der Schlag gegen das Publikationsorgan der evangelischen Jugendlichen die kirchliche Jugendarbeit empfindlich getroffen hatte. Diese Beobachtung traf um so mehr zu, als die „Stafette“ nach dem Protokoll der Sitzung die „einzige in der DDR zur Verfügung stehende [kirchliche] Jugendzeitschrift“ gewesen war, „die zudem niemals zu Beanstandungen Anlass gegeben“27 habe. Die Kirchliche Ostkonferenz interpretierte das Verbot der „Stafette“ richtig, wenn sie es in den Gesamtzusammenhang des Vorgehens gegen die Junge Gemeinde stellte und die „einzige Begründung der Massnahme“, den „aussergewöhnlich grosse[n] Papiermangel“ nicht akzeptierte, denn es gebe „für die Zeitschrift die Möglichkeit einer Papierbeschaffung aus anderen, die Papierbewirtschaftung der DDR nicht belastenden Quellen“28. Wegen der massiven Behinderung der Jungen Gemeinde beschloss die Kirchliche Ostkonferenz, bei Ministerpräsident Otto Grotewohl vorstellig zu werden und ihm ein Memorandum „über die rechtliche und tatsächliche Situation der Jungen Gemeinde und eine Zusammenstellung der auf diesem Gebiete in letzter Zeit erfolgten staatlichen Eingriffe“29 zu übergeben und in diesem Zusammenhang auch auf die Wiederzulassung der „Stafette“ zu dringen30. Unterdessen erreichten über die Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“ Grotewohl und seinen Stellvertreter Otto Nuschke zahlreiche Protestschreiben von Kirchenvorständen, Konventen, kirchlichen Mitarbeitern, aber auch von Laien gegen das Verbot der „Stafette“31. Das Verbot wurde von weiteren Beschneidungen der publizistischen Möglichkeiten der Kirche begleitet: Zum einen mussten die Auflagenhöhen der kirchlichen Wochenzeitungen drastisch verringert werden32, zum an26 Ursprünglich formulierte das Protokoll statt „in den der Kirche . . . Dienst“: „in die verfassungsmäßig gesicherten Rechte kirchlichen Lebens“ (Beschluss der Kirchlichen Ostkirchenkonferenz vom 7. Januar 1953 über die Aufhebung der Jugendzeitschrift „Die Stafette“, EZA BERLIN, 4/119). 27 EBD. Es ist (zumindest aus dem Aktenmaterial) tatsächlich kein Fall über ein Eingreifen der Zensur zu ersehen. 28 EBD. 29 EBD. 30 Vgl. EBD.; vgl. auch das Memorandum des (römisch-katholischen) Bischofs von Berlin, Wilhelm Weskamm, vom 11. Juli 1953, das Grotewohl übergeben wurde (in: G. LANGE, Katholische Kirche, S. 63–67, bes. S. 65f.) 31 In BARCH BERLIN, DO 4: 2047, sind allein 28 solcher Schreiben archiviert, die meisten aus den Monaten Januar und Februar 1953. 32 Vgl. u. a. mehrere Schreiben des Christlichen Zeitschriftenverlages, der die „Potsdamer Kirche“ verlegte, aus dem Jahre 1953 (EZA BERLIN, 103/81; vgl. auch R. F. GOECKEL, Kirche, S. 64).
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dern wurden einzelne Ausgaben, die Artikel enthielten, die den Zensoren aufgefallen waren, unmittelbar vor Auslieferung durch Beamte der Deutschen Volkspolizei beschlagnahmt33. Die Beschlagnahmungen verliefen nach einem festen Muster: In solchen Fällen wandte sich der Leiter des Amtes für Information bzw. des Presseamtes34 an den Staatssekretär für Innere Angelegenheiten, Josef Hegen, der das Beschlagnahmeersuchen direkt an den Chef der Deutschen Volkspolizei weiterleitete. Dieser wiederum informierte die Chefs der Bezirksdienststellen der Volkspolizei, so dass die Zeitungen entweder in den Druckereien oder bei den Postämtern beschlagnahmt wurden. Später wurde dieser verhältnismäßig lange Verfahrensweg35 abgekürzt. Nun konnten sich die Leiter des Informations- und Presseamtes ohne den Umweg über das Innenministerium direkt an die „Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei“ wenden36. Selbstständig agierte die Polizei, „sofern es sich um Angelegen33 Anhand der Akten lassen sich im betreffenden Zeitraum folgende Fälle von Beschlagnahmungen nachweisen: Nr. 13/1953 „Glaube und Heimat“ (29. März): Auf der zweiten Seite der betreffenden Nummer hatte Landesbischof Moritz Mitzenheim sich zu den Jungen Gemeinden bekannt (vgl. das Schreiben von Kurt Blecha, stellv. Leiter des Presseamtes, an den Generalinspekteur Willi Seifert, stellv. Chef der Deutschen Volkspolizei (DVP), vom 24. März 1953 und das Schreiben Seiferts an den Chef der Bezirksverwaltung der DVP Gera vom 24. März 1953, BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). Am 17. April beauftragte Beyling Seifert, die „Potsdamer Kirche“ vom 16. April 1953 zu beschlagnahmen, da in ihrem Artikel „Die Kirche und ihre Jugend“ „feindliche Propaganda betrieben wird“ (Schreiben vom 17. April 1953, EBD.). Seifert wies daraufhin die Bezirksverwaltungen Potsdam, Frankfurt und Cottbus an, „die Zeitung sofort zu beschlagnahmen“ (Vermerk auf Beylings Schreiben, EBD.) Am 15. Mai 1953 wurde Nr. 20/1953 der Zeitung „Die Kirche“ beschlagnahmt, denn sie enthalte „einen antidemokratischen Artikel“ (Schreiben des Leiters der Hauptabteilung „Personen- und Meldewesen“ [PM], Chefinspektor Dick, an den „Stellv. Allgemein der BVDPs einschließlich Präsidium der Volkspolizei Berlin“ vom 15. Mai 1953, EBD.). Am 29. Mai wurde wieder eine Ausgabe der „Potsdamer Kirche“ (Nr. 22/1953; 31. Mai) beschlagnahmt, da sie „Popularisierung einer in der Deutschen Demokratischen Republik nicht zugelassenen Organisation und Völkerhetze“ betreibe (Schreiben Beylings an Seifert vom 29. Mai 1953, EBD.). Auch Nr. 30/1953 (26. Juli) des sächsischen „Sonntag“ fiel der Beschlagnahmung zum Opfer (vgl. das Schreiben des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen [Hauptreferent Trauzeddel] an die Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei vom 28. August 1953, EBD.). 34 „. . . da diese beiden Stellen Lektorate durchführen und deshalb zuerst auf die Ursachen, die eine Beschlagnahme erforderlich machen, stoßen“ (Schreiben des stellv. Leiters der „Hauptabteilung PM“, VP-Inspekteur Huth, an Generalinspekteur Maron vom 12. Dezember 1953, EBD.). Die Bemerkungen lassen erkennen, dass den Polizeidienststellen nicht bewusst war, dass das Presseamt die Nachfolge des „Amtes für Information“ angetreten hatte und es sich nicht um zwei Ämter handelte. 35 Es konnte unter Umständen sogar dazu kommen, dass beschlagnahmte Nummern „in den Lesemappen der Deutschen Post verblieben“ und so „von sehr vielen Werktätigen gelesen“ werden könnten (Schreiben des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen vom 28. August 1953 (vgl. Anm. 33). 36 Vgl. Schreiben Huths an Maron vom 12. Dezember 1953 (vgl. Anm. 34) und das Schrei-
124 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 heiten handelt, bei denen der Verdacht auf Sabotage besteht.“37 Dann erhielten „diese beiden Stellen erst Nachricht nach Abschluß der Ermittlungen.“38 Nach Stalins Tod am 5. März 1953 eskalierten die Maßnahmen der SED gegen die Kirchen unter anderem mit der Verstärkung der Pressekampagnen, Relegierung von Mitgliedern der Jungen Gemeinde von Oberschulen und Beschlagnahmungen kirchlicher Stiftungen sowie caritativer Einrichtungen39. Vermutlich sollten die ungeklärten Machtverhältnisse in Moskau genutzt werden, um vollendete Tatsachen zu schaffen40. In dieser Not wandten sich die evangelischen Bischöfe in der DDR am 9. April 1953 an Armeegeneral Wassili Iwanowitsch Tschuikow, den Chef der Sowjetischen Kontrollkommission41, und beklagten den „Kirchenkampf großen Ausmaßes“42. Zugleich fügten sie ihrem Schreiben an Tschuikow die Denkschrift vom Januar bei, die sie an Grotewohl gerichtet hatten, auf die bisher aber noch keine Reaktion erfolgt war43. Zwischen dem 2. und 4. Juni 1953 wurde die Führung der DDR, Ministerpräsident Otto Grotewohl, der Erste Sekretär der SED, Walter Ulbricht, und das Politbüromitglied Fred Oelßner nach Moskau bestellt, wo ihnen eine vom Ministerrat der UdSSR unterzeichnete Anweisung „Über die Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der Deutschen Demokratischen Republik“ übergeben wurde44. Der Ministerrat der UdSSR forderte eine sofortige Kursänderung der seit der II. Parteikonferenz verfolgten Politik des „planmäßigen Aufbaus des Sozialismus“. Zwar habe das Politbüro der KPdSU den damaligen Beschluss (der II. Parteikonferenz) am 8. Juli 1952 gebilligt45, doch im „Vorhandensein der dafür notwendigen realen sowohl innen- als auch außenpolitischen Voraussetzungen“46 habe man sich geirrt47. Neben wirtschaftlichen Korrekturen (im Blick auf die ben Marons an den Leiter des Amtes für Literatur und Verlagswesen, Fritz Apelt, vom 12. Dezember 1953 (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). 37 Vgl. Anm. 34. 38 EBD. 39 Vgl. dazu u. a. M. G. GOERNER, Kirche, S. 102f. 40 EBD., S. 101. 41 Die SKK wurde am 28. Mai 1953 aufgelöst, und das Amt des „Hohen Kommissars der UdSSR in Deutschland“ errichtet (vgl. J. FOITZIK, Berichte, S. 1350). 42 Schreiben der evangelischen Bischöfe in der DDR an Tschuikow vom 9. April 1953 (zit. nach: M. G. GOERNER, Kirche, S. 105). Mau datiert die Übergabe auf den 14. April 1954 (vgl. R. MAU, Eingebunden, S. 41). 43 Vgl. M. G. GOERNER, Kirche, S. 105. 44 „Über die Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der Deutschen Demokratischen Republik“ (in: M. WILKE, SED-Kirchenpolitik, S. 14–17). 45 Vgl. EBD., S. 14 u. S. 15. 46 EBD., S. 14. 47 Mit diesen Maßnahmen ging es Moskau darum, das gesellschaftliche System in der
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Zwangskollektivierungen in der Landwirtschaft48 und auf das Handwerk49, die Berücksichtigung der Schwerindustrie im Fünfjahrplan in Korrelation zu den Bedürfnissen der Bevölkerung50) forderte die sowjetische Führung vor allem, dass die SED das verlorene Vertrauen der Bevölkerung in ihre Politik zurückgewinnen solle. Deshalb sei auch mit dem „nackten Administrieren in bezug auf die Geistlichen . . . Schluß zu machen, und die schädliche Praxis der groben Einmischung der Behörden in die Angelegenheiten der Kirche“51 einzustellen. Die beschlagnahmten Einrichtungen seien zurückzugeben und die Staatsleistungen wieder zu zahlen. Die Kriminalisierung der Jungen Gemeinde solle aufhören52. Die DDR-Führung hielt sich an die sowjetischen Vorgaben. In der Sitzung am 5. Juni 1953 bestätigte das Politbüro der SED die Kurskorrektur53. Es ermächtigte in einer außerordentlichen Sitzung am Folgetag Ministerpräsident Grotewohl zu einem Spitzengespräch mit Kirchenvertretern54, das am 10. Juni stattfand. Die in diesem Gespräch zwischen der Regierung der DDR und Vertretern der Kirche55 getroffenen Vereinbarungen betrafen vor allem die Beendigung der Diskriminierung der Jungen Gemeinde und ihrer Mitglieder sowie die Zurücknahme der Relegierungen, die Weiterzahlung der Staatsleistungen und die Rückgabe der beschlagDDR zu stabilisieren und die sich abzeichnende Westintegration der Bundesrepublik zu verhindern. Für die Erreichung dieser Ziele sollte die Ausstrahlung der Kirchen genutzt werden (vgl. Anm. 45, S. 17). 48 Zur vorübergehenden Unterbrechung der forcierten Kollektivierung in der Landwirtschaft vgl. A. WEBER, Umgestaltung, S. 2861–2863. 49 Zu den Auswirkungen der II. Parteikonferenz der SED auf die Privatwirtschaft vgl. bes. H. F. BUCK, Formen, S. 1124–1132. 50 Vgl. dazu H. WOLF/F. SATTLER, Entwicklung, S. 2905–2908. 51 Vgl. Anm. 46, S. 16). 52 Vgl. dazu M. G. GOERNER, Kirche, S. 116. 53 In der außerordentlichen Sitzung des Politbüros am 9. Juni 1953 modifiziert und am 11. Juni im SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ als „Kommuniqué des Politbüros des Zentralkomitees der SED vom 9. Juni 1953“ auf der Titelseite veröffentlicht (vgl. auch das Protokoll der außerordentlichen Sitzung des Politbüros vom 9. Juni 1953, in: M. WILKE u. a., Kirchenpolitik, S. 22–26; vgl. auch J. WENDLER, Deutschlandpolitik, S. 92–93). Wendler will hingegen den kirchenpolitischen Entscheidungen keine wesentliche Bedeutung beimessen. 54 Vgl. dazu das Protokoll der außerordentlichen Sitzung des Politbüros des Zentralkomitees am 6. Juni (in: M. WILKE, SED-Kirchenpolitik, S. 19–20). 55 Teilnehmer auf staatlicher Seite: Ministerpräsident Otto Grotewohl, stellv. Ministerpräsident Otto Nuschke, der Minister für Volksbildung Paul Wandel, der Minister für Staatssicherheit Wilhelm Zaisser, Herr Grötschel vom Staatssekretariat des Innern und der persönliche Referent des Ministerpräsidenten, Tzschorn; auf kirchlicher Seite: die Bischöfe Otto Dibelius (Berlin-Brandenburg), Hugo Hahn (Sachsen), Niklot Beste (Mecklenburg), Moritz Mitzenheim (Thüringen), Ludolf Müller (Kirchenprovinz Sachsen), Karl von Scheven (Pommern), Oberkirchenrat Schröter, Oberkonsistorialrat Hans-Joachim Fränkel, Generalsuperintendent Friedrich-Wilhelm Krummacher und Propst Heinrich Grüber (vgl. KIRCHLICHES JAHRBUCH 1953, S. 178).
126 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 nahmten Güter. Nicht berührt wurden die Aufhebung der Behinderungen der evangelischen Presse und die Wiederzulassung der „Stafette“56. Die sowjetische Führung hatte die Zurücknahme der auf dem kirchenpublizistischen Gebiet getroffenen Maßnahmen auch nicht expressis verbis verlangt57. Die Kirchliche Ostkonferenz beschloss daher auf ihrer außerordentlichen Sitzung am 24. Juni 1953, einen Antrag auf Wiederzulassung der „Stafette“ zu stellen58. Mit der Verhandlungsführung betraute sie den Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Regierung der DDR, Propst Heinrich Grüber59. Ihm gegenüber ließen sowohl der Leiter des Presseamtes, Fritz Beyling, als auch das Amt für Literatur und Verlagswesen verlauten, dass eine Wiederzulassung allein an der Papierfrage hinge. Wenn der Kirche die Einfuhr des benötigten Papiers genehmigt würde, wäre man „sehr damit einverstanden“ und würde daher „mündlich und schriftlich die Einfuhr“ genehmigen60. Grüber wandte sich daraufhin an Staatssekretär Hegen im Innenministerium, das für die Einfuhrgenehmigungen von Papier und Zellulose zuständig war. Doch erklärte sich das Staatssekretariat im Innenministerium plötzlich nicht mehr für kompetent und verwies auf das Presseamt und das Amt für Literatur und Verlagswesen61. Der Leiter dieses Amtes, Fritz Apelt, ließ sich jedoch wegen Dienstreisen entschuldigen, Beyling wegen eines Krankenhausaufenthaltes. Trotz dieser ungeklärten Zuständigkeiten und der fehlenden Genehmigung war Grüber der festen Ansicht, dass „die Lizenz für die Stafette . . . bis zum 1. 10. 1953 gegeben“62 würde. Die Evangelische Verlagsanstalt begann bereits, neue Hefte vorzubereiten. Sie ging dabei davon aus, dass das alte Format der „Stafette“ beibehalten werden sollte. Die Mindestforderung für die Auflage lag in der alten Höhe; „die Auflage könnte gut und gern höher sein, es bestünde ein Bedarf für etwa 100.000 Exemplare.“ Die Verlagsanstalt hielt aus ihrem Papierbestand das Kontingent zurück, das für den sofortigen Ausdruck zweier Nummern nötig gewesen wäre, weil unmittelbar nach Lizenzerteilung der Andruck der Hefte erfolgen sollte. Erwiese es sich als nötig, zeigte sich der Verlag sogar bereit, „von 56 Vgl. den Wortlaut des Kommuniqués vom 10. Juni 1953 (EBD., S. 178f.; auch abgedruckt in: ZdZ 8/1953, S. 1270f.; „Neues Deutschland“ vom 11. Juni 1953). 57 Vgl. „Über die Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der Deutschen Demokratischen Republik“ (in: M. WILKE u. a., SED-Kirchenpolitik, S. 14–17). 58 Vgl. das Protokoll der Außerordentlichen Sitzung der Kirchlichen Ostkonferenz vom 24. Juni 1953 (EZA BERLIN, 4/119). 59 In dieser Funktion seit dem 30. November 1949 (vgl. S. RINK, Bevollmächtigte, S. 112–117; M. G. GOERNER, Kirche, S. 62). 60 Vgl. das Schreiben der Evangelischen Verlagsanstalt (Otto) an Grüber vom 31. Juli 1953 (EZA BERLIN, 103/81). 61 Vgl. EBD. 62 EBD.
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dem nicht zweckbestimmten Papier (Gesangbücher, Bibeln) noch eine weitere Nummer zu drucken.“63 Inzwischen waren die Auflagenziffern für die Wochenzeitungen der einzelnen Landeskirchen wieder erhöht worden. Die Lizenzerteilung für die „Stafette“ verzögerte sich jedoch weiter64; bis Ende November 195365 zeichnete sich die Wiederzulassung immer noch nicht ab. Das Presseamt ließ verlauten, dass es in einer internen Beratung am 10. Dezember endgültig entscheiden würde. Im Vorfeld dieser Beratung wies der persönliche Referent Nuschkes, Helmut Enke, Beyling schriftlich darauf hin, dass die Verweigerung der Lizenz, „sich zu einer ernsten Belastung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche gerade in der Jugendarbeit auswachsen könnte. Damit würde eine politische Situation geschaffen, die mit dem neuen Kurs der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik in keiner Weise zu vereinbaren wäre.“66
Das Presseamt hielt es nicht für nötig, der Kirche die Ergebnisse der Beratung vom 10. Dezember mitzuteilen. Fernmündliche Rückfragen blieben erfolglos. Deshalb formulierte Grüber am 21. Dezember 1953 schriftlich seine Enttäuschung über diese Verfahrensweise67. Darauf teilte die Mitarbeiterin im Presseamt, Frau Hirschelmann, Grüber in einem Telephongespräch mit, dass die Lizenz erst erteilt werden könne, wenn man für die Papierfrage eine Lösung gefunden habe68, wobei sie verschwieg, dass die Beratung am 10. Dezember gar nicht stattgefunden hatte. Grüber betonte erneut, dass die „Stafette“ nicht auf ein staatliches Papierkontingent angewiesen sei, denn die Evangelische Verlagsanstalt könne „durch Zusammenstreichung von anderen Lizenzen mindestens für ein halbes, wenn nicht für ein ganzes Jahr, Papier für 50.000 Exemplare sicherstellen“69.
63 Schreiben der Evangelischen Verlagsanstalt (Otto) an Grüber vom 3. August 1953 (EZA BERLIN, 103/81). 64 Vgl. das Protokoll der 37. Kirchlichen Ostkonferenz am 6. August 1953 in Berlin (EZA BERLIN, 4/119). 65 Vgl. das Schreiben der Jugendkammer der EKD – Berliner Stelle (Erich Andler) an die Kirchenkanzlei der EKD vom 6. November 1953, in dem Andler die Bitte aussprach, die Ostkirchenkonferenz möge die Bemühungen um die Zulassung forcieren. Andler wandte sich auch wiederholt selbst an Grüber, um ihm die Dringlichkeit der Forderung vor Augen zu führen, Grüber solle es „unserer Jugend nicht verargen, wenn sie immer wieder ‚bohrt‘“ (EZA BERLIN, 103/81). 66 Schreiben vom 8. Dezember 1953 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 67 Vgl. das Schreiben Grübers an Frau Hirschelmann (Presseamt) vom 21. Dezember 1953 (EZA BERLIN, 103/81). 68 Vgl. das Schreiben Grübers an Hirschelmann vom 23. Dezember 1953 (EBD.). Zu den Bemühungen, das Wiedererscheinen der „Stafette“ von der Papierfrage zu lösen und damit staatliche Argumente zu entschärfen, vgl. auch E. UEBERSCHÄR, Junge Gemeinde, S. 205. 69 Vgl. Anm. 68.
128 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 Erst im Januar 1954 wurde der für die evangelische Kirche zuständigen Referentin der Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“, Christa Lewek70, vom Presseamt mitgeteilt, dass die Besprechung noch gar nicht stattgefunden habe und demzufolge noch keine Entscheidung gefallen sei71. Grüber wies das Presseamt darauf hin, „daß das Katholische Gemeindeblatt ‚Tag des Herrn‘ lizenziert worden sei, ohne daß dafür zunächst vom Presseamt Papier zur Verfügung gestellt wurde.“72 Als man Grüber entgegnete, „daß die Katholiken das Papier für ihr Gemeindeblatt aus dem Umtausch der im Jahre 1951 eingeführten Zellulose“73 aufbrächten, fragte er, warum der Evangelischen Verlagsanstalt die Möglichkeit verweigert würde, mit ihrem durch Zelluloseumtausch vorrätigen Papier die Zeitschrift auszudrucken. Die Nachfrage ergab den unglaublichen Befund, dass das Presseamt behauptete, dass das „bisher nicht deutlich geworden und . . . [man] davon ausgegangen sei, daß die Evangelische Verlagsanstalt zusätzliche Papiereinfuhr mit Befürwortung des Presseamtes betreiben wolle. Eine solche Befürwortung hätte das Presseamt aber bis jetzt noch nicht geben können.“74
Aufgrund der Klärung dieses „Mißverständnisses“ glaubte Grüber fest daran, dass spätestens für die Passions- und Osterzeit 1954 ein Heft der „Stafette“ erscheinen könnte: „Die Papierfrage ist ja gelöst.“75 Sollte die Lizenz noch nicht erteilt werden, bat er für dieses Einzelheft (Ostern) um 70 Christa Lewek versah dieses Amt seit dem Frühjahr 1953. Ihr Kollege Dieter Bernhard war Referent für die katholische Kirche (vgl. M. G. GOERNER, Kirche, S. 179). 71 Vgl. den Aktenvermerk Leweks vom 9. Januar 1954 über ein Telephongespräch mit Frau Hirschelmann am 8. Januar 1954 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 72 Aktennotiz von Laurentius vom 15. Januar 1954 (EZA BERLIN, 103/81). Der „Tag des Herrn“ war bereits am 7. Mai 1951 lizenziert worden (vgl. R. HACKEL, Publizistik, S. 46). Grüber wird den „Tag des Herrn“ mit dem „St. Hedwigsblatt: Sonntagsblatt für die katholische Bevölkerung des Bistums Berlin“ verwechselt haben. Das „Hedwigsblatt“ war am 18. Dezember 1953 lizenziert worden (vgl. EBD., S. 58). Ein Jahr vorher hatte Bischof Wilhelm Weskamm den Antrag auf die Lizenz gestellt (vgl. das Schreiben Weskamms an die Regierung der DDR, Gerhart Eisler, Leiter des Amtes für Information, vom 24. November 1952, LA BERLIN, STA: Rep. 101–04 Nr. 111). Auch die Lizenzierung des „Hedwigsblattes“ wurde dadurch verschleppt, dass sich die Ämter wechselseitig für unzuständig erklärten (vgl. den umfangreichen Briefwechsel in LA BERLIN, STA: Rep. 101–04 Nr. 111). Bis Anfang 1953 konnte auch das in Westberlin herausgegebene „St. Petrusblatt“ zumindest teilweise erscheinen (nur seit 1951 ohne die Beilage „Blick in die Zeit“, vgl. R. HACKEL, Publizistik, S. 57). Dann wurde sein Vertrieb und Verkauf im Ostteil der Stadt verboten (vgl. den Aktenvermerk von Willy Arndt, Amt für Kirchenfragen, beim Magistrat von Groß-Berlin, vom 12. März 1953, LA BERLIN, STA: Rep. 101–04 Nr. 111). Auslöser war die Denunziation durch die Patientin des St.-Josephs-Krankenhauses, Inge Wachs (vgl. EBD. und die Anzeige von Inge Wachs vom 12. März 1953, LA BERLIN, STA: Rep. 101–04 Nr. 111). 73 Aktennotiz von Laurentius vom 15. Januar 1954 (EZA BERLIN, 103/81). 74 EBD. 75 Schreiben Grübers an Beyling vom 19. Februar 1954 (EZA BERLIN, 103/81).
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eine Druckgenehmigung; „. . . über das Weitererscheinen der ‚Stafette‘ kann ja dann gelegentlich verhandelt werden.“76 Am 24. Februar 1954 teilte Beyling Grüber mit, dass dem Lizenzierungsantrag nicht stattgegeben werden könne. Diese Entscheidung betreffe ebenso die beantragten Amtsblätter77 und kirchlichen Wochenzeitungen78 und entspreche den „inzwischen sorgfältig gemachten Bedingungen, wie sie sich für die Papier- und Druck-Auftragsdispositionen aus dem Volkswirtschaftsplan 1954“79 ergäben. Gleichzeitig versicherte Beyling, dass die seit 1. August 1953 wieder erhöhten Auflagenziffern der kirchlichen Wochenpresse nicht wieder eingeschränkt würden. Grüber versuchte in dieser Situation, wenigstens noch das Sonderheft der „Stafette“ auf dem Weg der Druckgenehmigung herauszubringen und war auf Anfrage des bisherigen Chefredakteurs der „Stafette“, Oswald Hanisch, sofort bereit, als Leitartikel für die Sondernummer die Auslegung eines biblischen Ostertextes zu liefern80. Letztlich kam jedoch auch dieses Heft nicht zustande81. Seit dem Umschwenken der SED auf ihre „Neuen Kurs“ nach dem 10. Juni 1953 waren etliche restriktive Maßnahmen gegen die Junge Gemeinde rückgängig gemacht worden, doch das für übergemeindliche Tätigkeit wichtige kirchliche Periodikum, das sich speziell den Belangen christlicher Kinder und Jugendlicher verpflichtet wusste, blieb auf der Strecke. Dabei war allen Beteiligten klar, dass die für das Erscheinungsverbot der „Stafette“ und für die Verweigerung der Wiederzulassung angegebenen Gründe nur vorgeschoben waren. Entsprechend notierte die Mitarbeiterin im Presseamt, Frau Hirschelmann, im Rückblick 1958: „Die ‚Stafette‘ war eine Zeitschrift, die von der ‚Jungen Gemeinde‘ herausgegeben worden war. Die Lizenz für diese Zeitschrift wurde Ende 195282 vom damaligen Amt für Information zurückgezogen, weil es sich bei der ‚Jungen Gemeinde‘ nicht um eine Körperschaft öffentlichen Rechts, bzw. um eine staatlich zugelassene Jugendorganisation handelt.“83 76 EBD. 77 Die Landeskirche Anhalts und die Kirchen der Kirchenprovinzen Pommerns und Schlesiens hatten (noch) keine Amtsblätter (vgl. oben S. 101). 78 Das betraf kirchliche Wochenblätter für die Kirchenprovinz Sachsen und Anhalt. 79 Schreiben Beylings an Grüber vom 24. Februar 1954 (EZA BERLIN, 103/81; auch enthalten in: BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 80 Vgl. das Schreiben Hanischs an Grüber vom 5. März 1954 und Grübers Antwort vom 6. März 1954 (EZA BERLIN, 103/81). 81 Die Gründe dafür sind aus dem gesichteten Aktenmaterial nicht zu ermitteln, auch die Verlagsverzeichnisse der EVA belegen kein solches Sonderheft (vgl. EVANGELISCHE VERLAGSANSTALT, Gesamtverzeichnis 1946–1970; F. BARTSCH, Jahre). 82 Richtig: am 2. Januar 1953 (vgl. oben). 83 Aktenvermerk Hirschelmanns vom 4. Juli 1958 (BARCH BERLIN, DO 4: 1643).
130 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 Auch anderen Bemühungen um christliche Kinder- und Jugendzeitschriften war kein Erfolg beschieden84 Es verwundert daher nicht, dass auch der Evangelischen Studentengemeinde, die ja neben der Jungen Gemeinde Hauptziel der kirchenfeindlichen Aktionen der SED gewesen war, ein eigenes Mitteilungsblatt, „Rundbrief der Evangelischen Studentengemeinden in der DDR und Großberlin“, verweigert wurde85 Soweit es zu übersehen ist, versuchten weder die ostdeutschen Kirchenleitungen noch die Evangelische Verlagsanstalt jemals wieder, eine kirchliche Jugendzeitschrift zu etablieren86 Erst am Jahresanfang 1990 stellte der Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates der DDR und Vorsitzende der CDU (Ost), Lothar de Maizière, an den Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR die Anfrage, ob der Bund „für die im Jahre 1953 verbotene Jugendzeitschrift ‚Stafette‘ nicht eine neue Jugendzeitschrift in Verantwortung der Kirche“87 herausgeben wolle. Hintergrund der Anfrage de Maizières war die Entscheidung der CDU, die Finanzierung der Zeitschrift „Standpunkt“88 aufzugeben; die CDU wollte die Lizenz des „Standpunkt“ der Kirche für eine Jugendzeitschrift zur Verfügung stellen89 Offensichtlich erst durch diesen Vorstoß der CDU auf den Gedanken gekommen, begann die Konferenz der Kirchenleitungen über die Bedingungen der Herausgabe einer kirchlichen Jugendzeitschrift nachzudenken90, wenngleich sie die Koppelung an die Einstellung des „Standpunkt“ 84 So beantragte im November 1953 das Gnadauer Gemeinschaftswerk neben einem Mitteilungsblatt („Gnadauer Mitteilungen“ unter der Schriftleitung von Max Runge) auch die Herausgabe einer wöchentlichen Kinderzeitschrift „Sonntagsfreude“ (vgl. das Schreiben des Gnadauer Gemeinschaftswerkes an Nuschke vom 12. November und die befürwortende Weiterleitung des Lizenzantrages an das Presseamt durch Enke vom 1. Februar 1954, BARCH BERLIN, DO 4: 2047). Das Presseamt lehnte beide Anträge ab, dies ergäbe sich aus den „inzwischen sorgfältig überprüften Bedingungen, wie sie sich für die Papier- und DruckAuftragsdispositionen aus dem Volkswirtschaftsplan 1954 ergeben“ (Schreiben Enkes an das Gnadauer Gemeinschaftswerk vom 30. April 1954, EBD.). 85 Dieses Blatt sollte sechsmal jährlich in einer Auflage von 3.000 Exemplaren im Format DIN A5 (32seitig) erscheinen. Als Chefredakteurin war Elisabeth Adler vorgesehen, Lizenzträger sollte Krummacher sein, als Inhalt des Rundbriefes: „1) Predigten und biblische Betrachtungen 2) Aufsätze über theologische und kirchliche Fragen 3) Berichte aus allen Arbeitsgebieten der Kirche, besonders der Arbeit der Ev. Studentengemeinde und der Ev. Akademien 4) Christliche Literatur, Abdruck und Besprechung 5) Kurzbeiträge von Studenten (Diskussion über ein aktuelles Thema) 6) persönliche Nachrichten (Verlobungen, Hochzeiten, Neubesetzung von Aemtern usw.)“, (Schreiben der Kammer für Evangelisches Schrifttum [Friedrich Bartsch] an Grüber vom 6. Oktober 1953, EZA BERLIN, 103/81). 86 Vgl. u. a. die Anfrage des Haldenslebener Pfarrers Hans-Georg Sternberg an Krummacher vom 8. Juli 1965 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). 87 Protokoll der 130. Tagung der KKL am 12./13. Januar 1990 in Berlin (EZA BERLIN, 101/3077). 88 Zum „Standpunkt“ vgl. auch unten S. 316ff. 89 Vgl. Anm. 87. 90 Vgl. EBD.
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für unglücklich hielt. Ohnehin wurden diese Überlegungen später durch die gesellschaftliche Entwicklung der DDR und den Beschluss der Volkskammer über die Gewährung der Meinungs-, Informations- und Medienfreiheit vom 5. Februar 199091 überholt92.
91 Vgl. den Beschluss der Volkskammer über die Gewährung der Meinungs-, Informations- und Medienfreiheit vom 5. Februar 1990 (GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Teil I Nr. 7, S. 39–40). Presseerzeugnisse wurden nicht mehr lizenziert, sondern mussten sich nur noch registrieren lassen (vgl. die Verordnung über die Registrierung von Presseerzeugnissen vom 15. Februar 1990, GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Teil I Nr. 9, S. 73–74). 92 Später gründete man auf Initiative der ostdeutschen Kirchenzeitungsredakteure die Kinderzeitschrift „Benjamin“ (Auflage 7.000 Exemplare). Die Redaktion übernahm Dietlind Steinhöfel, verlegt wurde sie im Wartburg Verlag (vgl. KIRCHENAMT DER EKD, Mandat, S. 53 Anm. 41).
Die publizistische Unsicherheit des Monopolstellung Standorts und Anzeichen der „Zeicheninnerer der Zeit“ Isolierung bis 1953
4. „Die Zeichen der Zeit“ in den Jahren 1950–1953: Unsicherheit des publizistischen Standorts und Anzeichen innerer Isolierung Das Amt für Information hatte am 27. Februar 1950 mit Wirkung zum 1. März alle „Befugnisse, die aus dem Befehl Nr. 90 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militärverwaltung vom 17. April 1947 hervorgehen“1, übertragen bekommen2. Es vergab in der Folgezeit alle Lizenzen neu. Waren „Die Zeichen der Zeit“ bisher unter der Lizenz Nr. 125 der SMAD erschienen, so wurde ihnen mit Heft 3/1952 die Lizenznummer 775 des Amtes für Information zugeteilt. Am 1. Januar 1953 wurde das Amt für Information in „Presseamt beim Ministerpräsidenten der Deutschen Demokratischen Republik“ um. Die Leitung übernahm Fritz Beyling, sein Stellvertreter wurde Kurt Blecha3. Das Presseamt lizenzierte wiederum neu: „Die Zeichen der Zeit“ erschienen mit Heft 5/1953 unter der Lizenz Nr. 739 des Presseamtes. Da das Amt für Information alle Lizenzen, die von der SMAD vergeben worden waren, kontrollierte und danach die Lizenzen neu vergab, sah sich die Leitung der Verlagsanstalt veranlasst, im August 1950 ihren Lektor Johannes Paul zu beauftragen, die bei ihr herausgegebenen Zeitschriften „Evangelischer Nachrichtendienst Ost“, „Die Zeichen der Zeit“, „Die Christenlehre“, „Die Stafette“ und die „Theologische Literaturzeitung“ vor der Drucklegung zu zensieren. Paul sollte „die Manuskripte, die zur Veröffentlichung bestimmt sind, sorgfältig auf politische Mißverständnisse . . . überprüfen.“4 Da „die Publikationen der Evangelischen Verlagsanstalt ein1 Schreiben Gerhart Eislers an die Evangelische Verlagsanstalt vom 3. April 1951 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 2 Nicht schon 1949 (so R. ROSENSTOCK, Presse, S. 249). 3 Vgl. dazu G. HOLZWEISSIG, Presse, S. 1703–1704. 4 Schreiben Bartschs an die Schriftleitungen von eno, ZdZ, Christenlehre, Stafette, ThLZ vom 18. August 1950 (EZA BERLIN, 631/116). Gleichzeitig übersandte Bartsch an die Redaktionen der EVA-Zeitschriften eine Liste von sprachlichen Beanstandungen, die das „Amt für Information“ bei den Ausgaben 6 und 7/8 des Amtsblattes der EKD hatte. Die Gravamina seien „wichtiges Informationsmaterial für die Sprachregulierung in den Redaktionen.“ Bartsch sei „sehr dankbar, wenn die hier gegebenen Anweisungen beachtet würden.“ (Schreiben Bartschs an die Zeitschriftenredaktionen vom 22. August 1950, EZA BERLIN, 631/116). Zwar ist die Anlage zu diesem Schreiben nicht erhalten, dennoch lassen sich die Beanstandungen teilweise rekonstruieren: Am 16. August 1950 wurden der Leiter der Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“, Kurt Grünbaum, und sein Oberreferent, Dietrich Bernhard, im Amt für Information (Gespräch mit den Herren Barrasch und Bellmann) über die Punkte, an denen Anstoß genommen wurde, informiert (vgl. den Vermerk Grünbaums und Bernhards über das Gespräch, BARCH BERLIN, DO 4: 2048). Noch am selben Tag gab Grünbaum die
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schließlich der Zeitschriften neuerdings von politischen Aufsichtsstellen einer sehr genauen Prüfung unterzogen“ würden, sollte der Erhalt der Lizenzen nicht gefährdet werden. Deshalb bat die Verlagsleitung die Redaktionen ihrer Zeitschriften, wenn „bei bestimmten Aufsätzen Bedenken in politischer oder weltanschaulicher Hinsicht auftauchen, . . . sich von Herrn Dr. Paul beraten zu lassen.“5 Ursprünglich sollte Paul nur die Korrekturfahnen aller Zeitschriften der Verlagsanstalt vor Erteilung des Imprimatur, d. h. der Druckfreigabe durch die Redaktion, „auf die politische Ausrichtung hin . . . überprüfen.“6 Zu Beginn der neuen verlagsinternen Regelung fragte die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ nur gelegentlich vor Druck der Korrekturabzüge nach, ob Bedenken bestünden. Dem Veto Pauls fielen Ende 19517 die von der Redaktion bereits angenommenen Artikel des Westberliners Tasso Minkner, „Nobhouse“8, Günter Jacobs’ „Die lähmende Macht der Sorge“9 und die beiden Aufsätze „Die Quäker in Rußland“ und „Warum sind wir Brüder“10 zum Opfer. Im Januar 1952 musste ferner der bereits abgesetzte Beitrag Heinrich Grübers „. . . und hätte der Liebe nicht“ zurückgezogen werden11. Beanstandungen an Oberkonsistorialrat Kracker von Schwartzenfeld und Kirchenamtmann Bräunert weiter: „Es wurde darüber Einigkeit erzielt, daß auch im Amtsblatt nur die gültigen staatlichen Bezeichnungen angewendet und die Bezeichnungen ‚Kirche von Schlesien‘ durch ‚Ober-Lausitz‘ und ‚Pommersche Kirche‘ durch ‚Ost-Mecklenburg‘ erläutert werden sollen, ferner daß die Bezeichnung ‚Heimatvertriebene‘ bzw. ‚Flüchtlinge‘ durch den Ausdruck ‚Umsiedler‘ zu ersetzen seien.“ Weiterhin mussten die Anzeigen von Büchern Max Wedemeyers, Alfred Döblins und Friedrich Dessauers gestrichen werden (vgl. den Vermerk Grünbaums über das Gespräch mit Kracker von Schwartzenfeld und Bräunert am 16. August 1950, EBD.). 5 Schreiben Bartschs vom 18. August 1950 (vgl. Anm. 4). 6 Schreiben Pauls an Brennecke vom 9. April 1952 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 7 Für frühere Zeiträume sind keine Protokolle der Redaktionssitzungen erhalten. 8 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 2. Oktober 1951 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Minkner bezog sich in seinem Beitrag auf Victor Collancz. Der Londoner Verleger und Publizist hatte 1947 mit einer Veröffentlichung Aufsehen erregt, in der er das niederdrückende und trostlose Leben im Nachkriegsdeutschland beschrieb (vgl. V. COLLANCZ, Germany). 9 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 4. Dezember 1951 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Eine Begründung ist nicht angegeben. 10 Bei beiden Aufsätzen sind die Autoren nicht genannt (vgl. EBD.). Begründungen werden nicht angeführt. 11 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 8. Januar 1952 (EBD.). Schon in ihrem Beschluss, das Manuskript abzusetzen, hatte die Redaktion die Option, das Manuskript „evtl. später zurück[zu]ziehen“, offen gelassen (EBD.) Paul war auch an eingehenden Leserbriefen interessiert. So forderte er alle Reaktionen, auf den Beitrag des Arztes und Direktors des Kurkrankenhauses in Freudenstadt (Schwarzwald), August Knorr, „Aus der Eheberatung“ (ZdZ 7/1952, 260–266) einzusehen. Knorr publizierte in jenen Jahren oft in den „Zeichen der Zeit“ (zu Knorr vgl. M. FISCHER, Knorr, S. 93–97).
134 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 In der Folgezeit ging die Redaktion der Zeitschrift dazu über, Paul bereits die Manuskripte mit der Bitte um Prüfung vorzulegen12. Diese Regelung trafen in einem Gespräch im März 1952 Chefredakteur13 Gerhard Brennecke, sein Stellvertreter Hans Urner und der Leiter der „Herstellung Leipzig“, der Verlagsmitarbeiter Heinrich Grote. Alle Textänderungen sollten schon in den Manuskripten vorgenommen werden14. Daraufhin erhob Paul in einem Schreiben an Brennecke den Vorwurf, „daß die Redaktion unter ihren besonderen Gesichtspunkten noch keineswegs in allen Fällen geprüft hat, ob der betreffende Artikel gebracht werden kann und soll.“15 Damit werde sich die Redaktion ihrer Verantwortung entziehen. Da man Paul außerdem um schriftliche Stellungnahmen zu den Ablehnungen bitten würde, entstehe der Eindruck, als trete in ihm „eine außerhalb der Schriftleitung stehende oder gar übergeordnete Kontrollinstanz in Erscheinung“16. Paul sehe seine Funktion vielmehr als „beratendes Mitglied der Redaktionen“. Brennecke betonte in seiner Antwort, dass man Pauls Dienst nicht nur schätze, „sondern vor allem für . . . [seine] Beurteilung außerordentlich dankbar“ sei. Dass man dazu übergegangen war, Paul schon die Manuskripte begutachten zu lassen, begründete Brennecke damit, dass man „auf diese Weise nachträglich Änderungen oder sogar Zurückziehungen der Manuskripte, nachdem sie schon abgesetzt sind, möglichst vermeiden“ wollte. In Zukunft werde man ihm wieder die Korrekturfahnen zusenden 12 Auf diesem Verfahrensweg wurde beispielsweise der Artikel von Hoffmann „Der Mensch in der Sozialordnung“ von Paul zurückgewiesen (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 4. März 1952, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Das Manuskript wurde an Lothar Kreyssig, der es der Redaktion eingereicht hatte, zurückgegeben. 13 In diesem Gespräch kamen auch die Bezeichnung der Redaktion und der Titel Brenneckes zur Diskussion. Man einigte sich darauf, dass der offizielle Titel Brenneckes „Chefredakteur“ und nicht mehr wie bisher „Schriftleiter“ lauten sollte: „Der Begriff ‚Schriftleiter‘ erinnert an die Nazizeit und ist nicht mehr statthaft. Es heißt Redaktion.“ (Notiz über ein Gespräch zwischen Brennecke, Urner, Grote und der Sekretärin Jutta Gräfin von Schlieffen, o. D. [März 1952], BESTAND ANNELIESE KAMINSKI; auch in: EZA BERLIN, 631/116). 14 Das umständliche Verfahren sei anhand des Aprilheftes für 1952 erläutert: „27.2. Umbruchanweisung ab Berlin 28.2. Umbruchanweisung an Leipzig 5.3. Umbruch ab Leipzig 6.3. Umbruch an Berlin 7.3. durchgesehener Umbruch mit letzten Änderungen ab Berlin 10.3. Redaktion in Leipzig – letzte Durchsicht – Imprimatur 11.3. Druckbeginn 19.3. Auslieferung an Kommissionär 22.3. Abschluß Versand an Sortimenter 1.4. Heft beim Leser“ (Notiz über ein Gespräch . . . [vgl. Anm. 13]). Paul las die Manuskripte des Aprilheftes demzufolge vor dem 27. Februar 1952 und die umgebrochenen Fahnen am 7. März 1952. 15 Vgl. Anm. 6. 16 EBD.
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und nur in den Fällen Manuskripte einreichen, wenn man „in keiner Weise zu einem klaren Urteil über die Abdruckmöglichkeit“ gelangt sei. Brennecke bat Paul, seine Gutachten weiterhin schriftlich zu geben – Stichworte würden genügen. Sie sollten „zur Besprechung im Redaktionsausschuß als Unterlage“ dienen, keinesfalls aber, um einem Autor die Gründe der Ablehnung zu erläutern17. Die selbst auferlegte Zensur innerhalb des Verlages führte 1952 zu einem krisenhaft zugespitzten Konflikt zwischen der Redaktion der „Zeichen der Zeit“ und einem der beiden Gesellschafter der Verlagsanstalt, Heinrich Grüber. Friedrich Schönfeld hatte Ende 1951 Grüber um einen „aktuellen Beitrag“ gebeten, den dieser im Februar 1952 unter dem Titel „Der Christ und das politische Gespräch“ bei der Redaktion einreichte. Dabei handelte es sich um einen umformulierten Beitrag, den Grüber für die „Aachener Nachrichten“ unter dem Titel „Das politische Gespräch“ veröffentlicht hatte. Der Redaktionsausschuss der „Zeichen der Zeit“ jedoch „äußerte einige Bedenken wegen verschiedener Formulierungen, die man wohl auch deswegen ernster nahm, da bei der zur selben Zeit erfolgten Überreichung der Lizenz durch Professor Eisler18 verschiedene heftige Vorwürfe gegen die Zeitschrift gemacht worden waren.“19
Urner erläuterte Grüber die Bedenken der Redaktion, doch dieser wies sie zurück. Der Artikel wurde nun gesetzt, und Grüber erhielt die Fahnenabzüge zur Korrektur. Nun druckte jedoch die erste Nummer der neu herausgegebenen „Verantwortung: christliche Wochenschrift“20 Grübers Artikel aus den „Aachener Nachrichten“ nach21. Daraufhin veranlasste Krummacher Bartsch, der Redaktion der „Zeichen der Zeit“ mitzuteilen, dass Grübers Aufsatz nicht erscheinen könne, denn er sei „der Meinung, dass die ganze Frage über Annahme oder Ablehnung in eine neue Beleuchtung tritt. Es ginge auf gar keinen Fall, dass wir [die Evangelische Verlagsanstalt] einen Aufsatz nachdruckten, der bereits in diesem neuen Blatt erschienen ist.“
Darum forderten Bartsch und Krummacher, „dass die Ablehnung durch die Redaktion erfolgen sollte unter Hinweis auf die Tatsache, dass dieser Beitrag bereits anderweitig abgedruckt worden ist“22. Damit wurde zum einen das Unbehagen der Redaktion über den politischen Gehalt des Grüberschen Beitrags deutlich, zum andern die ent17 18 19 20 21 22
Schreiben Brenneckes an Paul vom 25. April 1952 (EZA BERLIN, 631/116). Vgl. dazu oben S. 132. Schreiben Brenneckes an Grüber vom 27. März 1952 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Zu dieser Zeitschrift vgl. ausführlich oben S. 109ff. Vgl. H. GRÜBER, Das politische Gespräch (Verantwortung 1/1952, S. 8). Schreiben Bartschs an Urner vom 14. März 1952 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
136 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 schiedene Ablehnung der Verlagsleitung, weil der Artikel schon in der „Verantwortung“ erschienen war. Grüber selbst, obwohl auch er als Gesellschafter zur Verlagsleitung gehörte, ahnte von den Vorbehalten gegen seinen Aufsatz nichts. Der Redaktionsausschuss teilte ihm mit, dass „er nicht glaubt, es in diesem Falle verantworten zu können, daß nach außen hin . . . [Grübers] Artikel als Nachdruck aus dem neuen Blatt angesehen wird. Das wäre um des Rufes der Zeitschrift willen einfach nicht tragbar.“23 Grüber reagierte daraufhin verärgert und schrieb an Brennecke, zum einen sei der in der „Verantwortung“ erschienene Text nicht identisch mit dem, den er für „Die Zeichen der Zeit“ geschrieben habe. Er verlange für seine „Artikel kein Honorar, gebe aber auch für dieselben kein Copyright, d. h. . . . [er] stelle nur die Bedingung, dass die Artikel, wenn sie von einer anderen Zeitung übernommen werden, nicht auszugsweise, sondern ungekürzt gebracht werden.“ Was die „Verantwortung“ angehe, „so habe . . . [Grüber] Pfarrer De Haas s.[einer] Z[ei]t. für das von ihm herausgegebene ‚Reformierte Monatsblatt‘ alle . . . [seine] Vorträge und Artikel zugestellt und ihm anheimgestellt, dieselben zu veröffentlichen. Als er . . . [ihm] gelegentlich von dem neuen Blatt erzählte, habe . . . [er] ihm die Erlaubnis natürlich auch für das neue Blatt gegeben.“
Zum anderen war Grüber darüber aufgebracht, dass er nach Erhalt der Korrekturfahnen nicht über das Erscheinen oder Nichterscheinen seines Beitrags informiert worden war. Er finde „das Verhalten dem Autor gegenüber merkwürdig, wenn es sich um den Lizenzträger handelt, dann . . . [fehle] ihm ein geeigneter Ausdruck, um dieses Verhalten zu charakterisieren.“24 Indem Grüber auf seine Funktion als Lizenzträger der Evangelischen Verlagsanstalt anspielte, wies er gleichzeitig Brenneckes Werben um Verständnis für das Handeln der Redaktion zurück; hatte Brennecke Grüber gegenüber doch der Hoffnung Ausdruck gegeben, er wolle „diesen Beweggrund freundlich verstehen,“ und weiter ausgeführt: „Da Sie selbst ja sogar Lizenzträger des Verlages sind, in dem ‚Die Zeichen der Zeit‘ erscheinen, sind wir gewiß, daß Ihnen wie auch uns daran gelegen ist, nicht in ein falsches Licht zu kommen.“25 Grüber zog daraufhin Konsequenzen, indem er Brennecke erklärte, dass er „auch in Zukunft nicht mehr bereit sein werde, Artikel für die ‚Zeichen der Zeit‘ zu schreiben.“26 In der Folge erschienen die Beiträge Grübers tatsächlich nur in der „Verantwortung“27. 23 24 25 26 27
Vgl. Anm. 19. Schreiben Grübers an Brennecke vom 1. April 1952 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ. Vgl. Anm. 19. Vgl. Anm. 24. H. GRÜBER, Stunde; DERS., Soll ich meiner Schwester Hüter sein?; DERS., Friede; DERS., Brückenbauer; DERS., Soll ich meines Bruders Hüter sein?; DERS., Wach und guten Willens sein; DERS., Bekenntnis; DERS., Kain; DERS., Israels Friede.
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Entscheidend dafür verantwortlich, dass Grübers Artikel in den „Zeichen der Zeit“ nicht erscheinen konnte, war letztlich Krummacher. Sein Hauptargument lautete, dass ein in der „Verantwortung“ gebrachter Text in einer Publikation der Verlagsanstalt nicht nachgedruckt werden solle. Doch publizierte die „Verantwortung“ später auch einen Text Krummachers28. Ein weiteres Beispiel für Krummachers Eingreifen in Entscheidungen der Redaktion der „Zeichen der Zeit“ war die Auseinandersetzung um einen Artikel Karl Barths: Im August 1952 intervenierte Krummacher bei Brennecke, weil er gehört hatte, dass die Redaktion den Abdruck des offenen Briefes Karl Barths an den Schriftleiter von „Kirche und Mann“29 für das Oktoberheft der „Zeichen der Zeit“ beabsichtigte. Barths Brief, in der „Stimme der Gemeinde“ veröffentlicht, druckte die „Neue Zeit“ am 13. August 1952 nach. Ein beigefügter Kommentar Leisners interpretierte Barths Äußerung, obwohl Barth „den Brief eben nach Westdeutschland und nicht an Christen in der DDR gerichtet hat“30. Barth hatte in seinem offenen Brief u. a. geschrieben: „Wiederum würde ich aber, da das Haus brennt, lieber neben den Kommunisten gesehen werden, als, statt unter allen Umständen zu löschen, die Hände in den Schoß zu legen und Betrachtungen darüber anzustellen, daß man als guter Christ wieder einmal dieser wie jener Meinung sein könnte.“31
Leisner kritisierte zwar Barths unsicheres Bemühen eines „sowohl als auch“, das den Duktus des ganzen Briefes bestimmte, doch polemisierte er: „Wir werfen diesen Karl Barth aber sehr bewußt unseren Kirchenleitungen und ihren Pfarrern in den Weg.“32 Krummacher empfahl der Redaktion, die Entscheidung der Drucklegung des Barthschen Briefes zurückzunehmen, weil sie die Zeitschrift nach seinem Empfinden „in eine bedenkliche Nähe, etwa zu den kirchlichen Entscheidungen in Ungarn und der Tschechoslowakei bringen würde.“33 Die Redaktion ihrerseits hatte auf einer Sitzung – wenige Tage bevor Krummacher aktiv geworden war – bereits „einstimmig [beschlossen], den Brief von Karl Barth nicht zu bringen.“34 28 F.-W. KRUMMACHER, Hilfe. Dabei handelt es sich um einen Nachdruck aus: „Die Kirche“. 29 Zu dieser Zeitschrift vgl. auch oben S. 104f. 30 Schreiben Krummachers an Brennecke vom 29. August 1952 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 31 K. BARTH, Jetzt muß klar gesprochen werden: ein Brief von Karl Barth zum deutschen Problem (Neue Zeit vom 13. August 1953, S. 3). 32 Kommentar Leisners zum Offenen Brief Karl Barths (Neue Zeit vom 13. August 1953, S. 3). 33 Vgl. Anm. 30. 34 Protokoll der Redaktionssitzung am 26. August 1952 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). An der Sitzung nahmen Hans Urner, Claus Westermann, Karl Kupisch, Helmuth Burgert und Jutta von Schlieffen teil.
138 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 Erst einige Zeit nach Einstellung der „Verantwortung“ Anfang 195335 erschien im Dezemberheft 1953 wieder ein Artikel aus Grübers Feder in den „Zeichen der Zeit“36, in dem Grüber das Staat-Kirche-Gespräch vom 10. Juni 1953 und dessen Ergebnisse resümierte. Brennecke hatte inständig um diesen Beitrag bitten müssen. Zunächst hatte Grüber abgelehnt, indem er u. a. über die langen Herstellungsfristen der Hefte spottete: „Ich kann unmöglich im Sept[ember] einen Artikel ‚Zur kirchl[ichen] Lage‘ schreiben, der im Dez[ember] noch aktuell u. lesenswert ist. Die kleinen Propheten haben mich nicht aufgenommen.“37 Auch Otto Dibelius kam ebenfalls mehrfach in der „Verantwortung“ zu Wort, wenngleich stets in Nachdrucken38. In den „Zeichen der Zeit“ publizierte er dagegen nicht, obwohl er wiederholt um Beiträge gebeten wurde. Immer wieder wollte die Redaktion den Berliner Bischof für Hauptartikel der Hefte am Jahresanfang gewinnen, doch immer wieder versagte sich Dibelius diesem Wunsch39. Als er um die Genehmigung des Drucks seiner Gedenkrede für Reinhold Quaatz gebeten wurde40, verweigerte der Bischof auch dies. An die Verdienste des Juristen Quaatz, bis 1933 Reichstagsabgeordneter, danach Mitglied der Bekennenden Kirche und von 1946 bis 1953 Vorsitzender des Kuratoriums der Kirchlichen Hochschule Berlin, erinnerte dann Siegfried Knak im Novemberheft 1953 der „Zeichen der Zeit“41. Neben die offensichtlichen Spannungen der Redaktion der „Zeichen der Zeit“ zumindest zu einem Teil der Verlagsleitung traten theologische Span35 Vgl. dazu auch oben S. 111. 36 H. GRÜBER, Ehrliches Gespräch (ZdZ 12/1953, S. 458–459). – Die Redaktion hatte in ihrer Sitzung am 25. August 1953 beschlossen, Grüber zu „bitten, daß er ‚Zur kirchlichen Lage‘ schreibt“ (Protokoll der Redaktionssitzung vom 25. August 1953, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 37 Schreiben Grübers an Brennecke vom 14. September 1953 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 38 Vgl. u. a. O. DIBELIUS, Der Mensch vor Gott (Verantwortung 9/1952, S. 1–2; Nachdruck aus dem „Evangelischen Nachrichtendienst Ost“); DERS., Appell an die Politiker (Verantwortung 13/1952, S. 2; Nachdruck aus „Die Kirche“). 39 Die Gründe sind aus den Akten nicht zu ermitteln. Für den Jahresauftakt 1953 übernahm F.-W. KRUMMACHER den Hauptartikel: „Zwischen gestern und morgen: Briefe an zwei junge Amtsbrüder“ (ZdZ 1/1953, S. 1–6). Die Redaktion hatte beschlossen, im Falle der Absage von Dibelius Krummacher zu fragen (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 7. Oktober 1952, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Auch für den Jahresbeginn 1954 wollte man Dibelius gewinnen. Sollte er absagen, erklärte sich Chefredakteur Brennecke bereit (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 20. Oktober 1953, EBD.). Brennecke musste schließlich den Auftaktartikel übernehmen: G. BRENNECKE, Auf dem Wege nach Evanston (ZdZ 1/1954, S. 1–8). 40 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung am 25. August 1953 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 41 Vgl. S. KNAK, Im memoriam Reinhold Quaatz (ZdZ 11/1953, S. 421–422).
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nungen – Verstimmungen der Lutheraner, weil sich Autoren aus lutherischen Landeskirchen in der Zeitschrift unterrepräsentiert fühlten. Daher wandte sich im März 1951 der Vizepräsident des Lutherischen Kirchenamtes und Leiter der Berliner Stelle des Kirchenamtes der EKD, Walter Zimmermann, an Krummacher und äußerte seine Besorgnis darüber, „daß die Schriftleitung der ‚Zeichen der Zeit‘ mehrfach Aufsätze von Theologen aus dem Kreis der VELKD zurückgestellt oder ganz abgelehnt habe,“42 etwa einen Aufsatz Peter Brunners über „Schrift und Tradition“. Zimmermanns Besorgnis war nicht von der Hand zu weisen: Denn obwohl nur ca. 20 % aller Abonnenten der „Zeichen der Zeit“ in beiden Teilen Berlins wohnten, war annähernd die Hälfte der Autoren Berliner43, und lediglich ungefähr 14 % der Autoren stammten aus den lutherischen Landeskirchen der DDR44. Demgegenüber stand ein klares Missverhältnis der Ablehnungen: Reichlich 60 % aller Artikel, die von der Redaktion 1953 abgelehnt wurden, waren von Autoren aus lutherischen Landeskirchen eingereicht worden. 1953 lehnte die Redaktion keinen einzigen Beitrag von Westberlinern ab, dagegen kamen 31 % aller abgelehnten Autoren aus der sächsischen Landeskirche. Dieses Missverhältnis tritt umso deutlicher hervor, wenn man bedenkt, dass 37 % aller publizierten Aufsätze des Jahres 1953 von Westberliner Autoren eingereicht worden waren; nur 8 % aller abgelehnten Artikel stammten von Ostberlinern45. Für weitere Verstimmung bei den Lutheranern sorgte der Umstand, dass die Predigtmeditationen sich nur nach den Perikopenreihen der unierten Kirchen richteten. Als 1951 alle fünf Reihen einmal mit Meditationen versehen waren, bat Zimmermann, „im kommenden Kirchenjahr auch auf die vorgeschriebenen Perikopenreihen der lutherischen Kirchen Rücksicht zu nehmen.“46 Doch entschied die Redaktion, „daß die Meditationen fortlaufend ein [biblisches] Buch behandeln sollen.“47 Ohne den Lesern Rechenschaft über die Entscheidungen der Redaktion zu geben, begann man 42 Schreiben Krummachers an Urner vom 20. März 1951 (EZA BERLIN, 631/116). 43 1951: 51 % (16 % aus Ostberlin) 1952: 50 % (19 % aus Ostberlin) 1953: 51 % (14 % aus Ostberlin). 44 1951: 13 %: 4,5 % aus Sachsen, 4 % aus Thüringen, 4,5 % aus Mecklenburg 1952: 14 %: 5 % aus Sachsen, 5 % aus Thüringen, 4 % aus Mecklenburg 1953: 15 %: 9 % aus Sachsen, 3 % aus Thüringen, 3 % aus Mecklenburg. 45 Die Redaktionsprotokolle verzeichneten in der Regel nie Gründe für eine Ablehnung. Somit erhielten sich nur die Namen derjenigen, die Artikel eingereicht haben, und die Titel ihrer Aufsätze. Ob die abgelehnten Beiträge alle qualitativ schlecht waren, lässt sich mithin nicht mehr erheben, obgleich auch nicht zu vermuten ist, dass Autoren lutherischer Provenienz überproportional Minderwertiges lieferten. 46 Vgl. Anm. 42. 47 Protokoll der Redaktionssitzung am 15. April 1952 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Der Redaktionskreis beschloss, die Entscheidung der Ostkirchenkonferenz mitzuteilen.
140 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 im Novemberheft 1952 mit einer fortlaufenden Auslegung der Zehn Gebote, um in der nächsten Predigtmeditationsbeilage (im Heft 2/1953) völlig unmotiviert mit Auslegungen zum Vierten und Fünften Hauptstück des Katechismus (Taufe und Abendmahl) fortzufahren. In Heft 5/1953 folgten Erklärungen zum Ersten und Zweiten Artikel (Gotteslehre und Christologie)48. Die Fragen, welchen Sinn diese ungeordneten Auslegungen haben sollten und wie Mitarbeiter im Verkündigungsdienst mit der gegebenen Predigthilfe praktisch umgehen könnten, legte sich die Redaktion offenbar nicht vor. Im Juli 1953 trug die Redaktion an die Verlagsleitung das Ansinnen heran, wieder die Erweiterung der Meditationsbeilage zu beantragen49. Diese Beilage war zu Beginn des Jahres auf ungefähr zwei Drittel ihres Umfangs gekürzt worden50. Ein weiterer Hintergrund des Wunsches, den Umfang der Predigtbeilagen zu erweitern, lag im Vorschlag des Generalsuperintendenten der Kurmark, Walter Braun, alle bereits gebrachten Perikopen nochmals – auch von den selben Autoren – besprechen zu lassen. Braun, seit 1947 selbst regelmäßiger Verfasser von Predigtmeditationen für „Die Zeichen der Zeit“, hatte an der Liturgischen Konferenz in Fulda teilgenommen, auf der auch der Vorschlag eines Perikopenplans der VELKD diskutiert worden war. Er betonte, er würde zwar grundsätzlich die Übernahme des VELKD-Plans begrüßen, doch sollte man dies vorerst zurückstellen. Die von ihm vorzugsweise empfohlene „nochmalige Bearbeitung der alten Perikopen“ habe den Vorteil, „daß die Mitarbeiter alle Aufgaben noch einmal übernehmen könnten“ und dann „natürlich in mancher Hinsicht Besseres geleistet werden“ würde. Dazu müssten die „Meditationen wenn möglich um eine halbe Druckseite erweitert werden, damit man nicht allzu knapp sein muß“51. Der Verlag stellte daraufhin den Antrag auf Erweiterung des Umfangs, dem das Presseamt noch im selben Monat entsprach52. Das Anliegen der lutherischen Landeskirchen weiterhin ignorierend, beschloss der Redaktionskreis im September 1953 zur Konzipierung der 48 In ZdZ 8/1953: Zweiter und Dritter Artikel und die Erklärung der Anrede des Vaterunsers (Erstes Hauptstück). In ZdZ 12/1953 folgte schließlich eine fortlaufende Auslegung des Briefes an die Kolosser. 49 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung am 9. Juli 1953 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 50 Seit diesem Zeitpunkt ca. 16 Seiten. Die staatlich angeordnete Kürzung des Umfangs ist eine der kirchenfeindlichen Maßnahmen des Jahres 1953. Gleichzeitig wurde die Auflagenhöhe der „Zeichen der Zeit“ auf 6.000 Exemplare beschränkt. Dadurch konnte ein Teil der ausländischen Empfänger im Versand nicht mehr berücksichtigt werden (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 7. April 1953, EBD.). Leider ist die Aktenlage zu diesen Zusammenhängen sehr schlecht. 51 Schreiben Brauns an Brennecke vom 24. Juli 1953 (EBD). 52 Gleichzeitig wurde die Auflage der „Zeichen der Zeit“ wieder auf 7.000 Exemplare erhöht (vgl. das Protokoll der Sitzung am 29. Juli 1953, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
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Predigtmeditationen für das Folgejahr (1953/54), die Konsistorien der unierten Kirchen Berlin-Brandenburgs, Schlesiens und der Kirchenprovinz Sachsen anzufragen53. Die Kirchenleitung Berlin-Brandenburgs bat daraufhin – offensichtlich für die Redaktion unerwartet –, „den Meditationen für das nächste Jahr eine der Reihen der neuen Perikopenordnung zugrunde zu legen, wie sie in dem Ausschuß der VELKD zusammengestellt worden sind.“54 Dem widersprach insbesondere das Mitglied des Redaktionskreises, der Professor für Altes Testament an der Kirchlichen Hochschule Berlin, Claus Westermann, heftig, denn die VELKD-Reihe verharre in „liturgischer Tradition“ und nehme keine „Rücksicht auf die neuere Forschung“55. Als die Kirchenleitungen der Kirchenprovinz Sachsen und der Landeskirche Anhalts sich jedoch bereit zeigten, diese Perikopenreihe für ihr Kirchengebiet zu empfehlen, entschloss sich die Redaktion „nach einigem Zögern . . ., dieser Bitte zu entsprechen“56. Da zu den lutherischen Kirchen keine Tuchfühlung aufgenommen worden war, wurde die sächsische Kirchenleitung aktiv und fragte zum einen nach, ob sich die Zeitschrift an der VELKD-Reihe orientieren würde, und zum anderen, ob nicht auch sächsische Pfarrer an den Meditationen mitarbeiten könnten. Bis auf die seltenen Beiträge des Thüringer Pfarrers Gerhard Schulze-Kadelbach kam bis zu diesem Zeitpunkt keiner der Autoren der Meditationen aus einer lutherischen Landeskirche57. Doch Brennecke zeigte sich gegenüber dem Anliegen der sächsischen Kirchenleitung kooperativ und verständnisvoll. Er äußerte Bereitschaft, „auch den einen oder anderen Amtsbruder um Mitarbeit an den Meditationen zu bitten,“ doch habe man für das nächste Jahr bereits alle Aufträge vergeben, so dass 53 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung am 16. September 1953 (EBD.). 54 Schreiben Brenneckes an Ernst Hornig vom 21. Oktober 1953 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Schon 1949 hatte Christhard Mahrenholz auf der Generalsynode der VELKD die neue Perikopenreihe vorgestellt. Doch ist keineswegs davon zu sprechen, dass sie sich sofort durchsetzte. Es war ein längerer Prozess, bis die meisten Kirchenleitungen die VELKD-Reihe zur Benutzung in ihren Landeskirchen empfahlen (vgl. C. GRETHLEIN, Abriß, S. 126). Einen gewissen Abschluss erfuhren die Bemühungen um Vereinheitlichung durch die 1958 von der Lutherischen Liturgischen Konferenz herausgegebene „Ordnung der Predigttexte“ (Berlin u. Hamburg 1958), die erst 1977 durch die revidierte Ordnung der Predigttexte abgelöst wurde (vgl. LUTHERISCHE LITURGISCHE KONFERENZ DEUTSCHLANDS, Perikopenbuch.) 55 Protokoll der Redaktionssitzung am 30. November 1953 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 56 Schreiben Brenneckes an Ernst Hornig vom 21. Oktober 1953 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 57 Offensichtlich verkannte Brennecke die tatsächlichen Gegebenheiten. So wies er z. B. die Kritik des Superintendenten Schack (Bleicherode/Harz) an der Einseitigkeit der Meditationen zurück: „Die verhältnismäßig große Zahl der Mitarbeiter an den Meditationen ist nicht zuletzt auch darum gewählt, daß die verschiedenen Betrachtungsweisen zur Geltung kommen“ (Schreiben Brenneckes an Schack vom 20. Mai 1952, REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
142 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 er nicht recht wisse, ob er „jetzt noch jemand anderes einschieben“58 könne. So blieb die Zusammensetzung der Mitarbeiter an den Predigtmeditationen auch in den Folgejahren dieselbe, als ob die Redaktion nie um eine Veränderung gebeten worden wäre. Der Redaktionskreis setzte sich zu dieser Zeit sämtlich aus Mitgliedern unierter Kirchen zusammen, wenngleich er personell noch nicht scharf umrissen war. Oftmals nahmen zu Beginn der 1950er Jahre an den ungefähr monatlich stattfindenden „Schriftleitersitzungen“ nur Chefredakteur Brennecke und seine engsten Mitarbeiter, Gisela von Witzleben, Jutta von Schlieffen und Hans Urner teil59. Zu diesem engen Kreis rechnete sich außerdem Friedrich Bartsch, obwohl er selten teilnahm, doch von Brennecke stets unterrichtet werden wollte. Gelegentlich kamen Claus Westermann, Friedrich Schönfeld, Karl Kupisch60, Gertrud Staewen, Helmuth Burgert, Curt Otto und Friedrich-Wilhelm Krummacher hinzu. Viele Entscheidungen trafen Brennecke und Urner allein. Versuche, den Redaktionskreis zu erweitern, schlugen fehl. Als Brennecke im März 1953 dem Superintendenten von Berlin-Köpenick, Fritz Figur, das Angebot zur Mitarbeit im Redaktionskreis der Zeitschrift unterbreitete und mit einem Honorar von 50 DM je Sitzung lockte61, sagte Figur jedoch ab und begründete seine Entscheidung mit den vielen Verpflichtungen als Superintendent und seiner Mitgliedschaft im Stadtsynodalausschuss sowie im Berliner Stadtsynodalverband. Er empfahl dagegen den Berlin-Adlershofer Pfarrer Goosmann, „der ein ausgezeichnet gebildeter Theologe ist und früher im Evangelischen Pressverband gearbeitet hat.“62 Doch konnte auch Goosmann nicht für die Mitarbeit gewonnen werden63. Als Krummacher vorschlug, Heinrich Grübers Sohn Hartmut in den Kreis aufzunehmen, wandte sich Brennecke zunächst gar nicht an den Kandidaten selbst, sondern „mit einer vertraulichen Anfrage“64 an dessen Superintendenten Ernst Detert in Oranienburg bei Berlin, um zu erfahren ob Detert Grüber „für einen solchen Dienst für geeignet halten“ würde. Nachdem Brennecke bei 58 Schreiben Brenneckes an den sächsischen Oberlandeskirchenrat Gerber vom 19. Januar 1954 (EBD.). 59 Zum ersten Mal weist das Protokoll der Redaktionssitzung am 4. März 1952 die Namen der Teilnehmer aus, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI (zur Aufzählung der Namen des engeren Kreises vgl. das Schreiben Brenneckes an Figur vom 10. März 1953, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 60 Er nahm seit Juni 1952 an den Sitzungen teil. 61 Vgl. das Schreiben Brenneckes an Figur vom 10. März 1953 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 62 Schreiben Figurs an Brennecke vom 12. März 1953 (EBD.). 63 Die Redaktion hatte Krummacher und Schönfeld gebeten, Kontakte zu vermitteln. Warum sie nicht zustande kamen, ob die Vermittler ablehnten oder Goosmann selbst seine Mitarbeit verweigerte, ist aus dem Aktenmaterial nicht ersichtlich (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung am 17. März 1953, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 64 Schreiben Brenneckes an Detert vom 19. Mai 1953 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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Detert dreimal65 vergeblich eine Auskunft angemahnt hatte, ließ er den Plan, Hartmut Grüber zu gewinnen, fallen. So blieb der Redaktionskreis unverändert. In den frühen 1950er Jahren kamen ungefähr 45 % aller in den „Zeichen der Zeit“ publizierten Beiträge aus dem Westen Deutschlands und Westberlins66; es kam sogar vor, dass ganze Hefte keinen einzigen Beitrag eines ostdeutschen Autors enthielten67. Vom Lektor Johannes Paul darauf aufmerksam gemacht, ermahnte Bartsch am 3. Juli 1952 die Redaktion daraufhin zu „einer stärkeren Heranziehung von Mitarbeitern aus dem Osten“, denn man könne sich „ja nicht einfach aus den politischen Gegensätzen heraushalten und so tun, als ginge uns das alles nichts an.“68 Von diesem Zeitpunkt wurde darauf geachtet, dass das Mitarbeiterverzeichnis eines Einzelheftes immer „wenigstens einige Mitarbeiter aus dem Osten“69 auswies. Im September 1953 sah sich die Leitung der VELKD genötigt, auf die Schrift des Göttinger Systematischen Theologen Friedrich Gogarten „Entmythologisierung und Kirche“70 zu antworten. Gogarten hatte sich vor allem kritisch und teilweise polemisch mit dem von Ernst Kinder herausgegebenen „Wort lutherischer Theologie zur Entmythologisierung“71 auseinander gesetzt. Erwin Wilkens, Theologischer Referent im Lutherischen Kirchenamt und Leiter der Pressestelle der VELKD, verfasste daraufhin eine Stellungnahme und bat einige Schriftleitungen evangelischer Zeitschriften, diese zu veröffentlichen. Unter den angeschriebenen Redaktionen waren auch „Die Zeichen der Zeit“ – als einziges ostdeutsches Blatt.72 Sie reagierten allerdings nicht Wilkens’ Bitte; Im Gegenteil: Urner hielt den Abdruck „nicht für notwendig“, bediente sich jedoch ganzer Passagen, um in seiner Besprechung von Gogartens Buch gegen die Haltung der VELKD zu polemisieren73. 65 Am 8. Juni, 1. Juli und 9. August 1953. Vgl. die Notizen auf dem Duplikat des Schreibens vom 19. Mai 1953 (EBD.). 66 1951: 46,5 % (35 % aus Westberlin) 1952: 45 % (31 % aus Westberlin) 1953: 44,5 % (37 % aus Westberlin). 67 Wie z. B. ZdZ 7/1952. Das Heft widmete sich dem Kirchentag in Stuttgart, der vom 27. bis 31. August 1952 stattfand (vgl. D. PALM, „Wir sind doch Brüder!“, S. 142–163). 68 Schreiben Bartschs an Brennecke vom 3. Juli 1952 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 69 EBD. 70 F. GOGARTEN, Entmythologisierung und Kirche. Stuttgart 1953. 71 E. KINDER, Wort. 72 Wilkens hatte sich außerdem an die „Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung“, das „Informationsblatt für die Gemeinden in den niederdeutschen lutherischen Landeskirchen“, die „Nachrichten für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern“, das „Deutsche Pfarrerblatt“ und die „Evangelische Welt“ gewandt (vgl. das Schreiben von Wilkens vom 15. September 1953, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 73 Vgl. H. URNER, Ohne Mythos (ZdZ 5/1954, S. 198–199).
144 Die publizistische Monopolstellung der „Zeichen der Zeit“ bis 1953 Ursprünglich hatte die Redaktion angesichts der Entmythologisierungsdebatte „das heiße Eisen ‚Bultmann‘ erst einmal eine Zeitlang liegen“ lassen wollen74. Später jedoch bat Brennecke den Potsdamer Pfarrer Günther Brandt um eine freundliche Besprechung der Bultmannschen „Theologie des Neuen Testaments“ (die in drei Lieferungen 1948, 1951 und 1953 erschienen war). Doch Brandt wurde im Zusammenhang der kirchenfeindlichen Aktionen im Frühjahr 1953 verhaftet, seine Bibliothek durchsucht und verwüstet. Etliches, darunter seine für die Buchbesprechung gemachten Notizen, ging dabei verloren. Nach seiner Entlassung bat Brandt, vorerst von seiner Aufgabe entbunden zu werden75. Ausführlicher nahmen „Die Zeichen der Zeit“ dann zu Bultmanns Entmythologisierungsprogramm mit zwei Beiträgen Martin Doernes und Hans Urners im Juliheft 1954 Stellung76. Um die von Brennecke und Bartsch herausgegebene „Schriftenreihe ‚Kirche in dieser Zeit‘ wieder etwas [zu] beleben“77, erschien 1954 nach dreijähriger Unterbrechung wieder ein Heft. Helmuth Burgert hatte als Herausgeber unter dem Titel „Das menschliche Zeugnis von Gottes Wirklichkeit: Fragen aus der Gemeinde“ Zuschriften zum Problem der Entmythologisierung versammelt78, die sich auf den 1951 in den „Zeichen der Zeit“ von Urner publizierten Beitrag „Der sinkende Petrus“ bezogen79. Das Mitglied des Redaktionskreises Claus Westermann mahnte wiederholt die Behandlung grundsätzlicher Probleme an. Dabei dachte er an Themenkreise wie „Die Darstellung des Menschen“80, „bestimmte Profile des jetzigen Gemeindelebens . . . [wie] von der wirklichen Existenz eines Katecheten“81 oder auch die Klärung von „Grundbegriffe[n] des Glaubens“82. Westermann wollte die Hefte thematisch enger zuschneiden. Für wesentlich hielt er die biblische Verankerung der behandelten Themen, für
74 Vgl. das Schreiben Hans Gieseckes an Jutta von Schlieffen vom 11. September 1952 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Brennecke hatte Anfang 1952 Bultmann selbst um einen Beitrag gebeten. Bultmann hatte mit Verweis auf seine vielen Verpflichtungen und seine geringer werdende Arbeitskraft abgelehnt (vgl. das Schreiben Bultmanns an Brennecke vom 2. Februar 1952, EBD.). 75 Vgl. das Schreiben Brandts an Brennecke vom 14. Juli 1953 und das Antwortschreiben Brenneckes vom 17. Juli 1953 (EBD.). 76 H. URNER/M. DOERNE, „Zur Entmythologisierung“ (ZdZ 7/1954, S. 266–270). 77 Schreiben Brenneckes an Bartsch vom 17. Juli 1954 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 78 Zur Rezeption der Debatte um Bultmanns Entmythologisierungsprogramm in der DDR vgl. H. GÜNTHER, Entmythologisierungsdebatte, S. 93–98. Seine Beobachtung zur Bultmannrezeption in der DDR stützt Günther vorwiegend auf den Aufsatz von H. URNER, Der sinkende Petrus (ZdZ 11/1951, S. 410–415) und den Sammelband von H. BURGERT, Zeugnis. 79 ZdZ 11/1951, S. 410–415. 80 Vgl. u. a. das Protokoll der Redaktionssitzung am 30. September 1952 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 81 Protokoll der Redaktionssitzung am 3. März 1953 (EBD.). 82 EBD.
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die er biblisch-exegetische Arbeiten vorschlug. Diese Anregungen fanden bei Westermanns Kollegen im Redaktionskreis Widerhall und breite Zustimmung, und auch an Ergänzungen fehlte es nicht83. Doch kam die Redaktion nicht über die Formulierung potenzieller Themen hinaus84. Das wird schon allein darin deutlich, dass beispielsweise Beiträge zum Alten und Neuen Testament – gemessen am Gesamtumfang der Zeitschrift – nur eine sehr marginale Rolle spielten85. Eine gezielte Auftragsvergabe ist in jenen Jahren nicht zu beobachten, sieht man davon ab, dass vereinzelt exponierte Kirchenpolitiker um aktuelle Berichte und Einschätzungen gebeten wurden86 Der Redaktion war es – u. a. durch ungeschicktes und teilweise ängstliches Taktieren – nicht gelungen, weder eine Vielfalt der Autoren zu sichern noch eine breite Themenpalette zu bedienen.
83 Z. B. schlug Urner Themen wie „Psalmbeten“, „Wie verhält sich der Begriff ‚Gottesdienst‘ zu ‚Gott dienen‘?“ oder „Weitertragen des Empfangenen – Tradition“ vor (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung am 3. März 1953, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 84 Beispielsweise sollte ein Themenheft den Theologischen Fakultäten gewidmet sein, in dem auch die Möglichkeit zur Selbstvorstellung gegeben würde (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung am 16. November 1953, EBD.). Auch das Heft kam nicht zustande. 85 Vgl. dazu ausführlicher unten S. 348. 86 So beschloss z. B. die Redaktion am 31. Juli 1951, Scharf um einen Bericht zur kirchlichen Lage und Grüber um einen Beitrag über die Remilitarisierung zu bitten. Beide Aufsätze erschienen Ende 1951 und Anfang 1952 (H GRÜBER, Christlicher Friedensdienst in Graz, ZdZ 12/1951, S. 467–470; K. SCHARF, Wo stehen wir?, ZdZ 3/1952, S. 103–104). Scharf reflektierte in seinem Artikel die Veränderungen des Staat-Kirche-Verhältnisses im vergangenen Jahr hin zu einer „Auflockerung“. Dabei erwähnte er die Elternbeiratswahlen vom Herbst 1951. Eigentlich wollte er in seinem Beitrag mit genauen Zahlen aufwarten. Die Redaktion brachte ihn in ängstlicher Zurückhaltung davon ab und begründete ihre Entscheidung: „Zahlenangabe ist amtlich bekannt, es ist aber nicht nötig, wenn sie durch die Zeitschrift allgemein verbreitet wird“ (Protokoll der Redaktionssitzung am 5. Februar 1952, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI.).
Die Geschichte der „Zeichen Verlagspolitik der Zeit“ in der den 1950er 1950er Jahren Jahre
IV. Die Geschichte der „Zeichen der Zeit“ als Spiegel der Verlags- und Kirchenpolitik der 1950er Jahre
1. Verlagspolitik der 1950er Jahre Bis in die 1950er Jahre hinein war es nicht gelungen, die kirchliche Zeitschriftenlandschaft über „Die Zeichen der Zeit“, die „Theologische Literaturzeitung“ und die „Christenlehre“ hinaus zu erweitern. Obwohl es sich immer mehr abzeichnete, dass es wahrscheinlich erfolglos sein würde, weitere Zeitschriften zu gründen, verlor man das Ziel einer Ausfächerung nicht aus den Augen, was sich in einigen Versuchen der 1950er Jahre aufweisen lässt. Zugleich zeigte es sich, dass die Evangelische Verlagsanstalt, die ja ursprünglich als „Anstalt“ evangelischer Verlage gegründet worden war, in der staatlichen Kirchenpolitik keine Partner finden konnte. Im Gegenteil, ihre Arbeit wurde immer wieder behindert und eingeschränkt. Ebenso traf es die kirchliche Presse. Schien sich die staatliche Kirchenpolitik bis zu Beginn der 1950er Jahre relativ rigoroser Mittel zu bedienen – bezogen auf die kirchliche Publizistik war das Verbot der „Stafette“ ein Gipfelpunkt –, zeigte die zweite Hälfte der 1950er Jahre weitaus subtilere Methoden der Einflussnahme auf die kirchliche Presse. Einerseits wurde die „Verordnung über den Vertrieb demokratischer Presseerzeugnisse“ vom 9. Juni 1955 sehr einseitig zum Nachteil der evangelischen Presse angewandt, andererseits gründete die SED mit „Glaube und Gewissen“ und dem „Evangelischen Pfarrerblatt“ 1955 und 1959 zwei Zeitschriften gründen können, die für „Die Zeichen der Zeit“ ein konkurrierendes Gegenüber bilden sollten. a. Die Zeitschrift „Kunst und Kirche“ Am 21. September 1953 beantragte die Evangelische Verlagsanstalt beim Amt für Literatur und Verlagswesen eine Lizenz für die Zeitschrift „Kirche und Kunst: Zeitschrift für christliche Kunst in Geschichte und Gegenwart“1. 1 Vgl. das Schreiben von Laurentius vom 21. September 1953 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). – Zur Geschichte des „Amtes für Literatur und Verlagswesen“ bis seiner Umgestaltung zur „Hauptverwaltung Verlagswesen im Ministerium für Kultur“ vgl. S. BARCK/M. LANGERMANN/S. LOKATIS, Buch, S. 19–60.
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Dabei verwies die Verlagsleitung auf das bis 1942 in Berlin erschienene Periodikum gleichen Namens2. Mit Blick auf die vielen zerstörten kirchlichen Gebäude, die wieder aufgebaut werden sollten, sei „ein solches Blatt nachgerade unentbehrlich“. Die Zeitschrift solle Fragen sakraler Architektur diskutieren, aber „auch um kirchliche Geräte und Ausstattungsfragen“ bemüht sein: „Über den allgemeinen wissenschaftlichen Charakter dieser Zeitschrift hinaus geht es also um ganz praktische Gesichtspunkte des Wiederaufbaus und der Neugestaltung christlicher Architektur und Kunst.“ Die Etablierung einer derartigen Zeitschrift sei schon deshalb geboten, da es auch in Westdeutschland nichts Vergleichbares gebe und das Periodikum daher „über die Grenzen der Deutschen Demokratischen Republik hinaus Bedeutung erlangen“ werde. Zugleich erhoffte man sich durch die Zeitschrift eine „Förderung des Kunstverständnisses der Pfarrer [und eine] Unterstützung der Kunst- und Denkmalpflege.“3 Die Verlagsanstalt beantragte die Lizenz für eine Auflage von 3.000 Exemplaren. Die Zeitschrift sollte einen Umfang von 64 Seiten im Format DIN A 4 haben, alle zwei Monate erscheinen und Aufsätze zur Geschichte der christlichen Kunst, zu gegenwärtigen Fragen, vor allem Berichte über den Wiederaufbau zerstörter Kunstdenkmäler, Tagungsberichte und Literaturbesprechungen publizieren. Besonders berücksichtigt werden sollte die byzantinische und russische Sakralkunst. Als Autoren sollten neben Theologen auch Archäologen, Architekten und bildende Künstler gewonnen werden. Sowohl in die Herausgeberschaft als auch die Chefredaktion würden sich die beiden Kirchenhistoriker Kurt Aland (Halle) und Walter Elliger (Berlin) teilen. Oberkonsistorialrat Oskar Söhngen, der Vorsitzende des Evangelischen Kirchbautages, war als Mitherausgeber vorgesehen. In dieser skizzierten Form kam das Projekt nicht zustande. Stattdessen erhielt die Evangelische Verlagsanstalt im Januar des Folgejahres 1954 vom Amt für Literatur und Verlagswesen unter der Nummer 1.362 die Lizenz für die Zeitschrift „Kunst und Kirche: Zeitschrift für Kirchenbau und bildende Kunst“. In der Lizenzurkunde4 waren die Auflage von 3.000 Exemplaren und eine zweimonatliche Erscheinungsweise festgehalten. Als verantwortlicher Herausgeber sollte Oskar Söhngen zeichnen, die Chefredaktion übernahm Christian Rietschel (Dresden)5. „An der Gestaltung der 2 „Kirche und Kunst“ wurde seit 1909/1910 in Nürnberg vom „Verein für Christliche Kunst in der Evangelischen Kirche Bayerns“ herausgegeben und erschien nach dem Krieg erst wieder seit 1949. Offensichtlich war jedoch die Zeitschrift „Kunst und Kirche“ gemeint, die bis zu ihrem 19. Heft (1942) vom „Kunst-Dienst“ herausgegeben worden war. Ein letztes Heft war 1943 unter dem Titel „Kunst der Kirchen“ erschienen. 3 Vgl. Anm. 1. 4 Im eingesehenen Aktenmaterial nicht enthalten. 5 Rietschel war Leiter des „Kunst-Dienstes“ in Dresden. Der „Kunst-Dienst“ hatte sich 1928 in Dresden als „Arbeitsgemeinschaft für evangelische Gestaltung“ gegründet. Der
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Zeitschrift . . . [sollte] Herr Denkmalpfleger Schubert6 maßgebend beteiligt sein.“7 Nach Ausstellung der Lizenzurkunde bemühte sich die Evangelische Verlagsanstalt um einen westdeutschen Verlag als Partner, um die Zeitschrift zu einem gesamtdeutschen Projekt zu machen. Auf dem Leipziger Kirchentag 1954 wurden 65.000 Werbeprospekte8 verteilt in der Hoffnung, „auf diese Weise einen festen Interessentenkreis für die in Vorbereitung befindliche Zeitschrift zu schaffen“9. In das Augustheft 1954 der „Zeichen der Zeit“ wurde ebenfalls der Werbeprospekt für „Kunst und Kirche“ eingelegt. Die Präsentation der neuen Zeitschrift sollte auf dem Evangelischen Kirchbautag 1954 in Erfurt erfolgen, auf dem Rietschel und Schubert referierten10. Letztlich scheiterte das Projekt einer kirchlichen Kunstzeitschrift, weil sich „kein westdeutscher Verlag bereiterklärt . . . [hatte], wie es vorgesehen war, in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Verlagsanstalt diese Aufgabe zu übernehmen.“11 Dies war umso schmerzlicher, weil die schwerste „Kunst-Dienst“ gab die Zeitschrift „Kunst und Kirche“ heraus, zog 1933 nach Berlin um und wurde 1938 in die „Reichskammer der Bildenden Künste“ eingegliedert. 1950 rief der Evangelische Oberkirchenrat der Altpreußischen Union den „Kunst-Dienst“ wieder ins Leben. Nach seinem Vorbild entstanden in einigen Landeskirchen ähnliche Institutionen. Christian Rietschel leitete den Kunstdienst der sächsischen Landeskirche (zur Geschichte des „Kunst-Dienstes“ vgl. J. RENNERT, Kunstdienst, s. p.; zu Rietschel als Leiter des Kunstdienstes vgl. G. M. ARNDT, Kunst, S. 5–15). 6 Ernst Schubert, Halle. 7 Vermerk der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen (ohne Unterschrift) über ein Gespräch mit Bartsch und Laurentius am 31. Januar 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052). 8 Vgl. den Antrag der Evangelischen Verlagsanstalt an das Amt für Literatur und Verlagswesen vom 17. Juni 1954 für die Erteilung der Druckgenehmigung (NACHLASS HANS LAURENTIUS). Ob es zu dieser Verteilaktion letztlich gekommen ist, ist aus dem Aktenmaterial nicht nachvollziehbar. Auf dem Leipziger Kirchentag spielten Fragen kirchlicher Kunst eine große Rolle (vgl. u. a. W. GUTJAHR, Seid fröhlich in Hoffnung! Ein Bericht vom 6. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Leipzig [ZdZ 9/1954, S. 330–339, bes. S. 337f.]; vgl. dazu auch D. PALM, „Wir sind doch Brüder!“, S. 190–215). 9 Antrag . . . vom 17. Juni 1954 (vgl. Anm. 8). 10 Christian Rietschel: Die künstlerische Gestaltung des Gemeindezentrums; Ernst Schubert: Die Wiederherstellung der zerstörten denkmalwerten Kirchen in der DDR. Zu den Kirchbautagen vgl. u. a. KIRCHENKANZLEI DER EVANGELISCHEN KIRCHE DER UNION, Kirchbautag. Dort auch die Referatsthemen Rietschels und Schuberts. 11 Vgl. den Vermerk von Christa Lewek vom 11. November 1954 und den Vermerk der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen (ohne Unterschrift) über ein Gespräch mit Bartsch und Laurentius am 31. Januar 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052). Daher fiel es der Evangelischen Verlagsanstalt auch relativ leicht, auf das Ersuchen des Amtes für Literatur und Verlagswesen einzugehen, die von diesem Amt „lizenzierten Zeitschriften . . . (‚Theologische Literaturzeitung‘ und ‚Kunst und Kirche‘) um ein Drittel ihres Umfanges zu kürzen, soweit diese in der Zeit zwischen dem 14. Juli und 20. August 1954 in Druck“ gingen. Man sparte etwas, das es gar nicht gab (vgl. das Schreiben der Evangelischen Verlagsanstalt an das Amt für Literatur und Verlagswesen vom 14. Juli 1954, NACHLASS HANS LAURENTIUS; vgl. auch das Schreiben der Hauptabteilung Planung und Plankontrolle [Kienast] an das
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Hürde für die Etablierung einer kirchlichen Zeitschrift, die Lizenz, bereits genommen war12. Da auch eine DDR-Ausgabe, die ja möglich gewesen wäre, nicht zustande kam13, wurde die einzige Neulizenz für eine kirchliche Zeitung oder Zeitschrift14, die in der Zeit der DDR erteilt worden war, nicht eingelöst. Erstaunlich bleibt, dass das Amt für Literatur und Verlagswesen überhaupt eine Lizenz für eine kirchliche Kunstzeitschrift erteilt hatte. Als Hintergrund dieser Entscheidung sind programmatisch formulierte Vorstellungen über die „Produktion der in der Deutschen Demokratischen Republik lizenzierten konfessionellen Verlage“15 zu vermuten. Sie sahen u. a. vor, „alle Literatur der Kirche zu Fragen der Kunst zu fördern, die den Kampf gegen den wurzellosen, kosmopolitischen und antireligiösen amerikanischen Stil in den Kirchenneubauten Westdeutschlands etc. zum Inhalt hat.“16 Vielleicht erhoffte man sich in „Kunst und Kirche“ die publizistische Durchsetzung dieses Programms und erteilte deshalb die Lizenz. Es bleibt hingegen festzuhalten, dass diese Zielrichtung von kirchlicher Seite nicht intendiert war und auch die Lizenzanträge den staatlichen Entscheidungsträgern keine Hoffnungen in dieser Richtung gemacht hatten. Auch ähnlichen Projekten war – wenn auch aus anderen Gründen – kein Erfolg beschieden. So wollte ungefähr zur gleichen Zeit, im Dezember 1954, der sächsische Pfarrer Otto Riedel über die CDU, deren Mitglied er war, eine Zeitschrift für christliche Literatur „Die Fähre: Blätter für christlichen Glauben in Dichtung und Bild“ gründen17. Zwar wurden Riedels Pläne von der Parteileitung der CDU prinzipiell begrüßt, doch konnte das Projekt angeblich „wegen Papiermangels“18 nicht weiterverfolgt werden.
ZK der SED, Abteilung Propaganda [Heinz Misslitz], vom 31. Mai 1954, BARCH BERLIN, DR 1: 1103). 12 Erfolg war wiederum dem rein westdeutschen Projekt beschieden. Seit 1957 gab der Arbeitsausschuss des Evangelischen Kirchbautages die Zeitschrift „Kunst und Kirche“ (der gleiche Titel!) heraus. Indem mit der Zählung gleich bei Jahrgang 20 begonnen wurde, signalisierte man, dass man sich in die Tradition der alten Zeitschrift stellen wollte. 13 Ein betriebswirtschaftliches Gutachten über die Kostenstruktur der Evangelischen Verlagsanstalt von Erhart Gerth (Leipzig) aus dem Jahre 1956 weist für das erste Quartal 1955 einen „Umsatz“ bzw. „Ertrag“ für die Zeitschrift „Kunst und Kirche“ von insgesamt (!) 2,80 DM aus (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 14 Amtsblätter sind ausgenommen. 15 Entwurf einer Beschlussvorlage des Amtes für Literatur und Verlagswesen für das Sekretariat des ZK der SED, o. D. [1954], (BARCH BERLIN, DR 1: 1103). 16 EBD. 17 Vgl. den Antrag Riedels an die Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen vom 16. Dezember 1954 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 18 Vermerk Freunds, Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen bei der Parteileitung der CDU vom 27. Januar 1955 (EBD.).
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Abb. 1: Werbeprospekt für die Zeitschrift „Kunst und Kirche“, das auf dem Leipziger Kirchentag 1954 verteilt wurde. Das Zeitschriftenprojekt kam nicht zustande.
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b. Die Papierzuteilungen als kirchenpolitisches Druckmittel und die Verhinderung der Zusammenarbeit christlicher Verlage Die Tatsache, dass das Amt für Literatur und Verlagswesen 1954 eine kirchliche Kunstzeitschrift lizenzierte, ist umso bedeutsamer, als die Vorschläge des Amtes über die „Produktion der in der Deutschen Demokratischen Republik lizenzierten konfessionellen Verlage“ ansonsten starke Beschränkungen der kirchlichen Literatur empfahlen. Die „Abteilung Begutachtung“ des Amtes für Literatur und Verlagswesen glaubte herausgefunden zu haben, dass die Evangelische Verlagsanstalt „von der amerikanischen Fraktion in der EKiD (Dibelius, Aland, Ausländer etc.) beherrscht“19 würde. Über den Verlag würde „letzten Endes im Reuterhaus entschieden.“ Das „Bestreben . . . [müsse] jedenfalls sein, das amerikanische Monopol der EVA zu untergraben“20.
Die Vorschläge über die „Produktion der in der Deutschen Demokratischen Republik lizenzierten konfessionellen Verlage“ wurden vom Amt für Literatur und Verlagswesen 1954 wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Beschluss des Politbüros „Die Politik der Partei in Kirchenfragen“21 ausgearbeitet. Sie mündeten in eine Beschlussvorlage für das Politbüro der SED vom 4. Januar 1955 über „Verbreitung und Kontrolle der Kirchenliteratur in der DDR“22. Der Entwurf sah u. a. vor, „für Pfarrer, die auf dem Boden unserer Republik stehen, eine Publikationsmöglichkeit“ zu schaffen, da „keinerlei Aussicht [bestünde], daß fortschrittliche Pfarrer Einfluß auf die Verlagspolitik der EVA und des St.-Benno-Verlages gewinnen.“ Gleichzeitig empfahl der Entwurf des Amtes für Literatur- und Verlagswesen dem SED-Politbüro zu beschließen, dass „die Produktion der in der Deutschen Demokratischen Republik lizenzierten konfessionellen Verlage . . . den Rahmen von 1953 19 Einschätzung der Abteilung Begutachtung des Amtes für Literatur und Verlagswesen „betr. Kirchenliteratur“ vom 31. Mai 1954 (BARCH BERLIN, DR 1: 1103). 20 EBD. Die absurden Behauptungen haben die so genannte „Zwei-Lager-Theorie“ zum Hintergrund, die sich zu Beginn der 1950er Jahre manifestierte. Mit ihr war die „deutsche Frage“ durch die „Zwei-Staaten-Theorie“ scheinbar beantwortet. Dies war die politische Konsequenz des Beitritts der BRD zur NATO und der DDR zum Warschauer Pakt im Juli 1955 (eine geschichtstheologische Begründung aus etwas späterer Zeit bei E. MÜLLER-GANGLOFF, Europa, bes. These 5 [S. 53ff.]; vgl. auch C. KLESSMANN, Staaten, S. 432; C. HANKE, Deutschlandpolitik, S. 108–111; M. GRESCHAT, Vorgeschichte, S. 39). 21 Anlage 6 zum Protokoll der Politbürositzung vom 14. März 1954 (BARCH BERLIN, DY 30: J/IV 2/2/353). 22 Vgl. die Anlage 11 zum Protokoll der Sitzung des Politbüros des ZK der SED vom 4. Januar 1955 (BARCH BERLIN, DY 30: J/IV 2/2/398). Bräuer bezieht sich nur auf diese Anlage und nicht auf die wesentlich ausführlicheren und detailreicheren Entwürfe (vgl. S. BRÄUER/C. VOLLNHALS, „Zensur“, S. 22f.)
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nicht überschreiten“23 dürfe. Neben inhaltlichen Vorgaben, auf die die Lektoren des Amtes für Literatur und Verlagswesen vor der Vergabe der Druckgenehmigungen besonders zu achten hätten24, sollten auch Maßnahmen getroffen werden, um „die Planrichtzahlen gegenüber 1953 erheblich zu kürzen.“ Gleichzeitig wollte man nicht zulassen, die vorgegebenen Richtzahlen durch verstärkte Einfuhr von Spendenpapier auszuweiten. Im Gegenteil, die Verwendung von Spendenpapier sollte reduziert werden. Zugleich wurde vorgeschrieben: „Das Spendenpapier darf nur zweckgebunden für Bibeln, Gesangbücher, Schriften für religiöse Kulthandlungen und fortschrittliche, den Friedenskampf unterstützende Druckerzeugnisse verwendet werden.“25 Bereits seit Jahren hatte das Amt für Literatur und Verlagswesen damit taktiert, das Papierkontingent, das der Evangelischen Verlagsanstalt aus staatlichen Beständen zugeteilt wurde, immer weiter herabzusetzen. Gleichzeitig wurde – vor allem durch unklare Kompetenzzuweisungen – die Einfuhr von Spendenpapier bzw. Zellulose ständig verzögert26. Beispielsweise wurde dem Verlag für 1951 ein staatliches Papierkontingent von 100 Tonnen zugesagt27. Für die Verwirklichung ihrer gesamten Jahresplanung benötigte die Verlagsanstalt aber die siebenfache Menge. Ohne auf die Möglichkeit einzugehen, die fehlende Menge durch Spendenpapier zu decken, verlangte das Amt für Literatur und Verlagswesen, „den Produktionsplan so aufzubauen, daß er dem Papierkontingent angepaßt ist.“28 Darüber hinaus forderte es, „bei der Auswahl der 1952 herzustellenden Objekte . . . besonders jene – bisher noch nicht enthaltenen – in den Plan aufzunehmen, die vom religiösen Standpunkt die Probleme der Notwendigkeit um den Frieden und die Einheit Deutschlands in den Vordergrund stellen29. Auch die Literatur, die die Freundschaft mit der Sowjetunion und den Volksdemokratien behandelt und die der Völkerverständigung dient“30,
23 Entwurf einer Beschlussvorlage des Amtes für Literatur und Verlagswesen für das Sekretariat des ZK der SED, o. D. [1954] (BARCH BERLIN, DR 1: 1103). 24 U. a. „Verhinderung jeder Literatur, die Angriffe gegen unsere Verfassung und die Politik unserer Regierung enthält und die Interessen unseres werktätigen Volkes verletzt. . . . Literatur, die die Gefühle Andersgläubiger verletzt, in unduldsamem Eifertum die christliche Bevölkerung seelischem Terror aussetzen will und sie in Gewissenskonflikte zwischen ihrer Bürgerpflicht und ihrer ‚Christenpflicht‘ zu bringen versucht. . . . Literatur, die Kriege als unentrinnbare Schicksale der Menschheit oder als Strafe Gottes hinstellt . . .“ (EBD.). 25 EBD. 26 Vgl. u. a. das Schreiben Apelts an die Evangelische Verlagsanstalt vom 7. November 1951 und die Antwort Bartschs vom 15. November 1951 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 27 Vgl. das Schreiben Apelts an die Evangelische Verlagsanstalt vom 21. Dezember 1951 (EBD.). 28 EBD. 29 Die syntaktische Konstruktion des Satzes ist im Original unkorrekt. 30 Vgl. Anm. 27.
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sollte berücksichtigt werden. Nach längeren Verhandlungen, in die sich Bischof Dibelius einschalten musste31, wurde die Genehmigung zur Einfuhr von 350 Tonnen des benötigten Spendenpapiers erteilt32. Für 1954 bewilligte das Amt für Literatur und Verlagswesen nur noch 80 Tonnen Papier als staatliches Kontingent33, später wurde das Kontingent gar auf 60 Tonnen herabgesetzt34. Die Verlagsanstalt argumentierte, dass sie so „die ihr vom AfL35 zugewiesenen Aufgaben nicht erfüllen und von dieser Papiermenge lediglich ‚Abreißkalender‘ und ‚Losungen‘ herstellen“36 könne. Da 1953 durch die Einfuhr 520 Tonnen Papier zur Verfügung gestanden hatten37, beantragte Krummacher als Gesellschafter der Verlagsanstalt für das Folgejahr ebensoviel. Der Leiter des Amtes für Literatur und Verlagswesen teilte ihm daraufhin mit, „daß die zur Einfuhr für das Jahr 1954 beantragte Summe von 520to zu hoch gegriffen ist. Ich kann deshalb meine Zustimmung nur zur Einfuhr von 150to Dünndruckpapier und 150 to Schreib- und Druckpapier erteilen, so daß der EVA einschl.[ießlich] des Staatskontingents von 80 to insges[amt] 380to Papier38 zur Verfügung stehen.“39
Zusätzlich wurden der Verlagsanstalt noch 327 Tonnen Papier durch die Zelluloseumwandlung zugestanden40, die durch die Deutsche Handelszentrale geliefert wurde. Dies rührte daher, dass die Handelszentrale 1951 und 1952 (!) nicht in der Lage gewesen war, für die gespendete Zellulose den adäquaten Papieranteil termingerecht weiterzuleiten und 1954 nachliefern musste41. Doch wurden im Laufe des Jahres 1954 die Möglichkeiten zur Papiereinfuhr weiter drastisch beschnitten42. So konnte die Jahresproduk31 Vgl. dazu das Schreiben Apelts an die Verlagsleitung vom 8. Januar 1952, das Schreiben von Dibelius an Apelt vom 12. Mai 1952 und das Antwortschreiben Apelts vom 23. Mai 1952 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 32 Vgl. das Schreiben Nuschkes an die Kirchenkanzlei der EKD vom 3. April 1952 (EBD.). 33 Vgl. das Schreiben des Amtes für Literatur und Verlagswesen an die Verlagsanstalt vom 11. Februar 1953 (EBD.). 34 Vgl. die Aktennotiz von Laurentius „betr.: Verlagsproduktion 1955“ (EBD.). 35 Amt für Literatur und Verlagswesen. 36 Aktennotiz von Laurentius über ein Gespräch mit dem Leiter der „Hauptabteilung Plan“ des Amtes für Literatur und Verlagswesen, Szafranek, am 27. Juni 1953 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 37 1953 standen der Verlagsanstalt insgesamt 645 Tonnen Papier (Staatskontingent und Spendenpapier) zur Verfügung (vgl. das Schreiben des Staatssekretariats für Innere Angelegenheiten an die Verlagsleitung vom 26. August 1953, EBD.). 38 Hervorhebung durch Apelt. 39 Schreiben Apelts an Krummacher vom 8. Oktober 1953 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 40 Vgl. das Schreiben des Amtes für Literatur und Verlagswesen vom 10. Februar 1954 (EBD.). 41 Vgl. die Aktennotiz von Laurentius „betr.: Verlagsproduktion 1955“ (EBD.). 42 Vgl. das Schreiben des Amtes für Literatur und Verlagswesen (Abteilung Planung) an die Evangelische Verlagsanstalt vom 20. April 1954 (EBD.).
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tion 1954 nur auf insgesamt 508 Tonnen zurückgreifen. Im Jahr 1955 sollte sich die Evangelische Verlagsanstalt mit einem Kontingent von 354 Tonnen (davon 54 Tonnen Staatskontingent)43 begnügen. Auf diesen Gesamtetat sollten auch 179 Tonnen angerechnet werden, die durch einen Überhang aus dem Vorjahr zustande kamen44. In dieser Situation erhoffte sich die Verlagsleitung die Vermittlung von einem der beiden Gesellschafter, Heinrich Grüber. Grüber war in der Zeit des „Dritten Reiches“ zusammen mit Karl Wloch, dem Nachfolger Fritz Apelts als Leiter des Amtes für Literatur und Verlagswesen, inhaftiert gewesen. Als die Verlagsleitung auf das gute Verhältnis beider anspielte, wies Wloch dies brüsk zurück: „Das ist eine Angelegenheit, die lediglich meinen Freund Grüber und mich angeht, aber nicht die Evangelische Verlagsanstalt, die entsprechend den Richtlinien und Verordnungen ihre Produktion durchführt. Vor allem ist es völlig unzulässig, aus solchen Gesprächen Rückschlüsse zu ziehen. Das gleiche gilt auch für jede Art von Papierdiskussion.“45
Dennoch erreichten Grüber und Krummacher, dass die Zahlen korrigiert und dem Verlag für 1955 ein Gesamtvolumen von 450 Tonnen genehmigt wurden46. Doch nicht nur dadurch, dass die Papierkontingente verringert wurden, wurde versucht, die Arbeitsbedingungen der Evangelischen Verlagsanstalt zu verschlechtern. Darüber hinaus sollte die bisher ohnehin nur in eingeschränkter Weise wahrgenommene Funktion als Verlags-„Anstalt“ eingeschränkt werden, indem die Zusammenarbeit mit anderen Verlagen, die keine Lizenz erhalten hatten, untersagt wurde. Das Amt für Literatur und Verlagswesen empfahl dem Politbüro, die Tätigkeit der nichtlizenzierten konfessionellen Verlage wie des Jenaer Wartburg-Verlags und des Heiligenstädter Cordier-Verlags47 zu überprüfen, denn sie gäben „den Kirchen die Möglichkeit, in den Kreisen und Bezirken häufig auch umfangreichere Traktätchen und kirchliche Schriften herauszugeben, die praktisch in die Tätigkeit lizenzpflichtiger Verlage hineinreichten.“48 Daher müssten ihre 43 Vgl. das Schreiben der Evangelischen Verlagsanstalt an das Hilfswerk der EKD vom 25. Mai 1955 (ADW BERLIN, ZBB 2149). 44 EBD. 45 Schreiben Wlochs an die Evangelische Verlagsanstalt vom 5. April 1955 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 46 Vgl. das Schreiben Wlochs an Laurentius vom 28. Mai 1955 und Laurentius’ Antwortschreiben vom 16. Juni 1955 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 47 Der Cordier-Verlag (Heiligenstadt) partizipierte an der Lizenz des 1951 lizenzierten katholischen St. Benno-Verlags. Zum Benno-Verlag vgl. u. a. R. HACKEL, Publizistik, S. 32–40. 48 Entwurf einer Beschlussvorlage des Amtes für Literatur und Verlagswesen für das Sekretariat des ZK der SED, o. D. [1954] (BARCH BERLIN, DR 1: 1103).
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Aktivitäten eingeschränkt werden, „um eine der Quellen dieser ungenügend kontrollierten Schriftenflut stillzulegen.“49 Der Wartburg-Verlag mit seinem Inhaber Max Keßler arbeitete, da er keine Verlagslizenz erhalten hatte, sehr eng mit der Evangelischen Verlagsanstalt zusammen, was u. a. dadurch deutlich wurde, dass das Impressum den Wartburg-Verlag bei Gemeinschaftsproduktionen mit der Verlagsanstalt benannte. Ähnlich arbeitete die Verlagsanstalt auch mit der Verlagsbuchhandlung C. Ludwig Ungelenk (Dresden)50, der Stiftungsbuchhandlung Potsdam51, dem Hinrichs-Verlag52 und dem Harfe-Verlag (Bad Blankenburg)53 zusammen54. Schon Ende des Jahres 1952 hatte das Amt für Literatur und Verlagswesen der Evangelischen Verlagsanstalt diese Praxis der Zusammenarbeit mit Hinweis auf die „Verordnung über die Entwicklung fortschrittlicher Literatur vom 16. August 1951“55 untersagt, die dazu zwang, die ausgedehnte Zusammenarbeit zu reduzieren. Die Verlage und Verlagsbuchhandlungen konnten mit der Verlagsanstalt nur noch sog. „Alleinauslieferungsverträge“ abschließen. Das bedeutete, dass sie die Evangelische Verlagsanstalt bitten mussten, bestimmte Titel in ihre Jahresplanung aufzunehmen, damit sie unter deren Lizenz erscheinen konnten. Nach Fertigstellung der entsprechenden Publikationen verkaufte die Verlagsanstalt die gesamte Auflage an die betreffenden Buchhandlungen, und diese lieferten dann aus. Darüber hinaus entfaltete Max Keßler vom Wartburg-Verlag seit der zweiten Jahreshälfte 1953 „mit Hilfe örtlicher Druckgenehmigungen“ eine rege eigene Verlagstätigkeit, so dass er „zumindest auf örtlicher Basis die Rechte eines lizenzierten Verlages in Anspruch“56 nahm, wobei er vor allem Grußpostkarten und Kalender verlegte. Die Aktivitäten Keßlers wurden vorerst geduldet, der Rat des Kreises stellte die Druckgenehmigungen aus 49 EBD. 50 Vgl. u. a. das Schreiben Bartschs an Laurentius, Inhaber der Verlagsbuchhandlung C. Ludwig Ungelenk, vom 2. Dezember 1952 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). Die Verlagsbuchhandlung C. Ludwig Ungelenk hatte seit 1950 in Stuttgart eine Niederlassung, die unter dem Namen Ludwig Ungelenk Verlag Inh. M. Metzger firmierte. Das Stuttgarter Unternehmen erlosch 1953 (vgl. BÖRSENVEREIN DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS, Verlagsveränderungen, S. 199). 51 Die Stiftungsbuchhandlung gehörte der Evangelischen Frauenhilfe. 52 Vgl. unten S. 157ff. 53 Er gehörte dem Gnadauer Gemeinschaftswerk. Die wiederholt gestellten Anträge des Gemeinschaftswerks auf Lizenzierung eines „Evangelischen Friedensverlages“ wurden abgelehnt. 54 Vgl. die Notizen von Laurentius [1955] (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 55 GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Nr. 100, 27. August 1951, S. 784–785. 56 Aktenvermerk „Betr.: Wartburg Verlag“ von Laurentius, 24. März 1955 (NACHLASS HANS LAURENTIUS).
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und wies das benötigte Papier an. Als jedoch das Amt für Literatur und Verlagswesen darauf aufmerksam wurde, untersagte Wloch am 17. Februar 1955 „die Ausübung der verlegerischen Tätigkeit im Sinne der Lizenzbestimmungen“57. Die „allgemeine Situation auf dem Gebiete der Materialversorgung und die strenge Einhaltung der Plandisziplin“58 gestatte es nicht mehr, Papier für Verlage zur Verfügung zu stellen, die nicht als Buchverlage lizenziert seien. Wloch verbot „jede erweiterte Anwendung des § 1, Absatz 1, der ersten Durchführungsbestimmung vom 13. 12. 1951“59. Das Amt für Literatur und Verlagswesen untersagte drüber hinaus die bisher praktizierte Zusammenarbeit mit der Evangelischen Verlagsanstalt und verbot die Planung neuer Verlagsobjekte und den Abschluss weiterer Autorenverträge. Erlaubt blieb hingegen Keßlers im Rahmen seiner „Gewerbegenehmigung zugelassene Tätigkeit für die Herausgabe von Kalendern, kirchlichen Drucksachen usw.“ Bereits begonnene Unternehmen, „für die nachweisbar Druck- und Satzkosten entstanden“60 seien, sollten noch fertiggestellt werden können. Um diese Fragen zu klären und das grundsätzliche Problem – die Lizenzierung des Wartburg-Verlags bzw. seine Zusammenarbeit mit der Verlagsanstalt – zu klären, fand am 23. März 1955 ein Gespräch zwischen Keßler, dem Geschäftsführer der Evangelischen Verlagsanstalt, Laurentius, und Mitarbeitern des Amtes für Literatur und Verlagswesen statt. Dabei wurde den Verlagsvertretern erklärt, dass aufgrund der „genau geplanten“ Papierproduktion der DDR die verlegerische Tätigkeit des Wartburg-Verlags nicht geduldet werden könne. Die Gesamtplanung dürfe nicht „mit Hilfe von örtlichen oder auch von Herrn Bellmann61 außerhalb der festen Verlagskontingente gegebenen Druckgenehmigungen“62 gefährdet werden: „Das Amt wünscht nur einen zentralen Verlag, nämlich die EVA, bei der alle lizenzpflichtigen Druckerzeugnisse religiöser Art zusammengefaßt werden sollten, und die allein die Verantwortung für die unter ihrer Lizenz herausgebrachte Literatur trage.“
57 EBD. 58 Schreiben Wlochs an Keßler vom 24. Februar 1955 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 59 EBD. Wloch meinte die „Erste Durchführungsbestimmung zur Verordnung über die Entwicklung fortschrittlicher Literatur – Lizenzen“ vom 13. Dezember 1951 (GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Nr. 149, 19. Dezember 1951, S. 1159). Es ist nicht deutlich, wieso sich Wloch genötigt sah, überhaupt auf diese juristische Bestimmung hinweisen zu müssen (§ 1, Abs. 1: „Buch-, Kunst-, Musik- und Zeitschriftenverlage dürfen ihre Tätigkeit nur ausüben, wenn sie vom Amt für Literatur und Verlagswesen Lizenz erhalten haben“). 60 Vgl. Anm. 58. 61 Ein Mitarbeiter des Amtes für Literatur und Verlagwesen. 62 Vermerk von Laurentius über ein Gespräch auf dem Amt für Literatur und Verlagswesen am 23. März 1955 (NACHLASS HANS LAURENTIUS .
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Aufgrund der veränderten Situation wurde der Verlagsanstalt zugestanden, ihren Plan für das laufende Jahr abzuändern, um „die ihr ganz besonders wichtigen Titel“ des Wartburg-Verlags aufzunehmen. Dabei dürfe das Gesamtvolumen der Verlagsanstalt jedoch nicht erhöht werden. Deshalb müsse sie bei Aufnahme von Titeln des Wartburg-Verlags andere Verlagsplanungen zurückstellen, „wobei das natürlich ganz der EVA obliege, ob und welche Titel des Wartburg Verlages wichtig genug seien, daß sie unter den gegebenen Verhältnissen noch im Rahmen der EVA herausgebracht werden könnten.“ Die Forderungen trafen die Planungen der Verlagsanstalt um so härter, als das Amt für Literatur und Verlagswesen „anläßlich der Planbesprechung für 1955 . . . gefordert habe, auf die Hälfte der von der EVA selbst geplanten Kleinschriften zugunsten wissenschaftlicher und anderer dringend benötigter Werke zu verzichten.“63 Dies war ein weiterer Hinweis auf die Politik, die Breitenwirksamkeit kirchlicher Druckschriften einzuschränken. Auch bei den verstärkten Bemühungen um eine Lizenz für den Leipziger Verlag J. C. Hinrichs seit Ende 195364 vermutete das Amt für Literatur und Verlagswesen: „Die EVA steckt hinter diesem Objekt“65, wahrscheinlich weil seit 1947 die „Theologische Literaturzeitung“ des Hinrichs-Verlags unter der Lizenz der Evangelischen Verlagsanstalt verlegt wurde66. In seinen Bemühungen um eine Lizenz wurde der Geschäftsführer und Teilhaber des Hinrichs-Verlags, Leopold Klotz, vor allem von den Theologieprofessoren Kurt Aland und Johannes Leipoldt unterstützt. Klotz, zunächst Angestellter des Leipziger Verlags B. G. Teubner und später Leiter 63 EBD. 64 Der Hinrichs-Verlag hatte 1945 nur eine Verkaufslizenz erhalten, was bedeutete, dass ihm nur erlaubt war, die Lagerbestände des Verlags zu verkaufen (vgl. L. GEIST, Geschäft, S. 68). 65 Einschätzung der Abteilung Begutachtung des Amtes für Literatur und Verlagswesen „betr. Kirchenliteratur“ vom 31. Mai 1954 (BARCH BERLIN, DR 1: 1103). 66 Nach Kriegsende hatte Leopold Klotz als Inhaber des Verlages J. C. Hinrichs Verhandlungen über die Wiederzulassung geführt. Zunächst sah es so aus, als wenn dies gelänge. Doch als die SMAD signalisierte, für kirchliche Belange nur einen zentralen Verlag zuzulassen, scheiterten Klotz’ Bemühungen (vgl. zu diesen Vorgängen Schreiben von Klotz an Leipoldt vom 23. Juni 1954, ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–874; vgl. auch das Protokoll der Gesellschafterversammlung der Evangelischen Verlagsanstalt am 8. September 1953 [bes. Punkt V], NACHLASS HANS LAURENTIUS). 1876 hatten Emil Schürer und Adolf [von] Harnack die „Theologische Literaturzeitung: Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft“ gegründet. Bis 1939 erschien sie 14tägig, danach monatlich (vgl. L. GEIST, Geschäft, S. 26). Im November 1941 übernahm Kurt Aland die Schriftleitung der Zeitschrift, die 1943 mit dem von Ernst Sommerlath herausgegebenen „Theologischen Literaturblatt“ vereinigt wurde. Nach zweieinhalbjähriger Unterbrechung erschien die „Theologische Literaturzeitung“ seit 1947 bei der Evangelischen Verlagsanstalt. Der Sitz der Redaktion verblieb in Leipzig. Die Redaktion leitete bis zu ihrem altersbedingten Ausscheiden 1978 Lucie Geist, die die Zeitschrift auch schon vor dem Krieg betreut hatte (vgl. EBD., S. 27).
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des Gothaer Friedrich-Andreas-Perthes-Verlags, hatte 1925 ein eigenes Unternehmen, den Leopold Klotz Verlag gegründet. 1936 übernahm er, bedingt durch den finanziellen Ruin seiner Firma, die Geschäftsführung des J. C. Hinrichs-Verlags67. Nach dem Bombenangriff auf Leipzig in der Nacht vom 3. zum 4. Dezember 1943, bei dem ein Teil des Verlagshauses abbrannte, verlegte Klotz seinen Wohnsitz zurück nach Gotha und versuchte, die Geschäfte von Gotha aus zu führen68. Es gelang ihm 1947, die Hälfte der Anteile des Hinrichs-Verlags zu erwerben und diesen in eine Kommanditgesellschaft umzuwandeln. Klotz war somit zwar Geschäftsführer, aber nur Teilhaber des Hinrichs-Verlags. Dennoch trat er in der Öffentlichkeit als Inhaber auf69. Zwei Sechstel der Geschäftsanteile waren bei der Witwe des 1934 verstorbenen Inhabers Gustav Rost, Dora Rost, verblieben, ein Sechstel bei der Erbin des letzten Inhabers der Hinrichsschen Verlagsbuchhandlung, Sophie van der Smissen. Der Gewinnanteil van der Smissens wurde nach deren Übersiedlung 1946 nach Hamburg auf einem Sonderkonto verwahrt, die Anteile Rosts nach ihrer 1953 erfolgten Flucht in Volkseigentum überführt70. Aland und Leipoldt unterstützten Klotz bei der Bemühung um eine Lizenz für den Hinrichs-Verlag. Ihr Plan, den Verlag mit einem Profil lizenzieren zu lassen, das „dem Aufgabengebiet der wissenschaftlichen Theologie speziell zugewandt ist“71, fand auch die Zustimmung der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, des Vizepräsidenten des Fakultätentages der Evangelischen Fakultäten Deutschlands, Leonhard Rost, und der Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“72. Der Hinrichs-Verlag sollte als Verlag der Universitätstheologie der DDR aufgebaut werden, wobei die Befürworter darauf verwiesen, dass die Evangelische Verlagsanstalt für die Belange der wissenschaftlichen Theologie ungeeignet sei, „da es sich hier um einen kirchlichen Verlag handelt, welcher vornehmlich praktisch kirchliche Zwecke im Auge hat und sich nach seinen eigenen Erklärungen für eine Betreuung der streng wissenschaftlich, ohne kirchliche Bindung arbeitenden Theologie nicht zuständig fühlt.“73 67 Vgl. EBD., S. 58. 68 Vgl. EBD., S. 67; BÖRSENVEREIN DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS, Verlagsveränderungen, S. 106. 69 Lucie Geist bestätigte diese anhand der Akten gemachte Beobachtung in einem Gespräch mit dem Verfasser am 18. April 2000. 70 Lucie Geist im Gespräch mit dem Verfasser am 18. April 2000 in Ergänzung zu ihren Ausführungen in DIES, Geschäft, S. 73. 71 Schreiben Alands an das Amt für Literatur und Verlagswesen – Hauptabteilung Planung und Plankontrolle – vom 15. Dezember 1953 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–874). 72 Vgl. EBD. 73 EBD.
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Geschäftsführer Leopold Klotz arbeitete seit 1953 auch mit dem Berliner Akademie-Verlag in einer Arbeitsgemeinschaft zusammen und betreute die „Orientalistische Literaturzeitung“74 sowie die „Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde“75, die ehemals im Hinrichs-Verlag erschienen waren76. Seit 1953 (Jg. 48) erschien die „Orientalistische Literaturzeitung“ beim Akademie-Verlag als Lizenzausgabe in Arbeitsgemeinschaft mit dem Hinrichs-Verlag. „Die Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde“ wurde seit 1954 (Jg. 79) ebenfalls als Lizenzausgabe im AkademieVerlag in Arbeitsgemeinschaft mit dem Hinrichs-Verlag herausgegeben. Klotz plante, die beiden Zeitschriften aus dem Akademie-Verlag zu lösen und zusammen mit der „Theologischen Literaturzeitung“ in einer Verlagsgruppe „Klotz-Hinrichs“ zu vereinen. Er strebte eine Lizenz für „die Gebiete Theologie und Religionswissenschaft, Orientalistik und kirchliche Kunst und christliche Dichtung“ an. Als sich aber abzeichnete, dass er die Lizenz für diese breite Orientierung keinesfalls erhalten würde, wollte er sich auf wissenschaftliche Theologie beschränken. Als das Amt für Literatur und Verlagswesen gegenüber Klotz durchblicken ließ, „ob durch die Lizenzerteilung an . . . [ihn] nicht das geschaffen werden könne, was bisher noch fehle, nämlich Veröffentlichungen von christlicher Seite mit klarer Einstellung gegen EVG-Vertrag, für Einheit und Frieden usw.“, verwies Klotz darauf, dass für diese Zwecke der Union Verlag geeigneter sei und in seinem geplanten Verlagsprofil schlechter vertreten werden könnten. In Reaktion darauf wurde Leopold Klotz signalisiert, dass man gewillt sei, die Lizenz des Verlages Köhler & Amelang für den Bereich der wissenschaftlichen Theologie zu erweitern77. Später argumentierte das Amt für Literatur und Verlagswesen mit einem angeblichen Votum der Dekane der Theologischen Fakultäten: Sie hätten gefordert, eine „Monopolisierung der wissenschaftlichen Literatur“78 zu vermeiden und stattdessen „die erforderliche Ausweitung der theologischen Verlagsarbeit durch bereits lizenzierte Verlage wie Hermann Böhlaus Nachfolger in Weimar, den volkseigenen 74 Vgl. L. GEIST, Geschäft, S. 36–38. Der Königsberger Felix Peiser hatte 1898 die „Orientalistische Literaturzeitung: Monatsschrift für die Wissenschaft vom ganzen Orient und seinen Beziehungen zu den angrenzenden Kulturkreisen“ gegründet. Die seit 1909 vom HinrichsVerlag betreute Zeitschrift musste 1944 ihr Erscheinen einstellen. 75 Vgl. L. GEIST, Geschäft, S. 36–38. Die 1863 gegründete „Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde“ musste ebenfalls 1944 ihr Erscheinen einstellen. 76 Die beiden Zeitschriften waren nicht die einzigen Projekte der Arbeitsgemeinschaft Akademie-Verlag und Hinrichs-Verlag. Als weiteres Beispiel steht das Renommierobjekt einer Wiederauflage der „Kirchengeschichte Deutschlands“ von Albert Hauck 1958 (fünf Bände). 77 Vgl. das Schreiben von Klotz an Leipoldt vom 23. Juni 1954 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–874). 78 Schreiben des Sekretariats des Ministerpräsidenten (Oberreferent Krumbiegel) an Klotz vom 6. Dezember 1954 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–874).
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Verlag Niemeyer in Halle u. a. durchführen zu lassen.“79 So wurde Klotz eine Verlagslizenz verweigert. Daraufhin führte sein Sohn, Ehrenfried Klotz, in Stuttgart die Arbeit des Klotz-Verlags fort, der später mit dem Göttinger Verlag Vandenhoeck & Ruprecht fusionierte80. Nach dem Tod von Leopold Klotz 1956 gingen seine Anteile am Hinrichs-Verlag an seine Tochter, Marianne Prast, über. Die Geschäftsräume und Mitarbeiter übernahm die Evangelische Verlagsanstalt. Im Jahre 1977 erfolgte die Liquidation des Hinrichs-Verlags, und die Verlagsrechte gingen an den Akademie-Verlag81.
c. Die Diskriminierung der Evangelischen Verlagsanstalt und die Behinderung der kirchlichen Pressearbeit Die Politik gegen die Evangelische Verlagsanstalt beschränkte sich nicht nur darauf, deren Handlungsspielraum durch Papierbeschränkungen oder die Unterbindung der Zusammenarbeit mit anderen Verlagen einzuschränken. Darüber hinaus wurde ihre Tätigkeit auch in der Presse diskriminiert. Den Auftakt bildete ein Angriff in dem Artikel „Wirkliche Konflikte der Christenheit“ in der „Neuen Zeit“ vom 24. Februar 1955, in dem Günter Wirth das Erscheinen des Buches von Albrecht Goes „Unruhige Nacht“ im Union Verlag ankündigte. Wirth pries Goes’ Werk als Gegenstück zu den Publikationen der Verlagsanstalt, die „ausschließlich von Mühseligen und Beladenen“ handeln würden. Die Bücher der Evangelischen Verlagsanstalt seien „nicht nur gefühlvoll, sondern auch langweilig; sie lenken . . . ab von der Wirklichkeit.“82 79 Schreiben von Klotz an Leipoldt vom 18. Dezember 1954 (EBD.). 80 Ehrenfried Klotz hatte den Verlag mit Unterstützung des Vaters schon einige Zeit vor dessen Tod aufgebaut (vgl. u. a. DEUTSCHE VERLAGE, Verlagshäuser, S. 15). Ausdruck dieser komplizierten verlags- und vermögensrechtlichen Verhältnisse war u. a. auch die 1964 erfolgte Ausgabe Adolf von Harnacks „Das Wesen des Christentum“ beim „Siebenstern Taschenbuch Verlag“ (Siebenstern Taschenbuch Nr. 27), die als „Lizenzausgabe mit Genehmigung der Erben Adolf von Harnacks (Dr. Axel von Harnack) und dem Ehrenfried Klotz Verlag in Stuttgart“ gedruckt worden war. Diese Angaben mussten überklebt werden durch „Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung des J. C. Hinrichs-Verlags Leipzig“. 81 Nach der Liquidation des Hinrichs-Verlags 1977 gingen die „Orientalistische Literaturzeitung“ und die „Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde“ ganz in den Akademie-Verlag über. 82 Im Laufe des Jahres 1955 kam es noch zu einer Kontroverse zwischen Kurt Ihlenfeld und Günter Wirth. Ihlenfeld hatte in der „Evangelischen Welt“ vom 1. und 16. März 1955 einen zweiteiligen Aufsatz „Die Literatur in der Sowjetzone“ veröffentlicht, in der er u. a. zur Sprache brachte, dass bestimmte Autoren wie Martin Buber, Friedrich Gogarten, Paul Tillich, Reinhold Niebuhr u. a. nicht erscheinen dürften. Gegen Ihlenfelds Artikel polemisierte Wirth in einem Offenen Brief, der zuerst im „Union Pressedienst“ 9/1955 erschien,
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Bartsch wandte sich daraufhin an den stellvertretenden Ministerpräsidenten Nuschke und protestierte scharf gegen Wirths Äußerungen83. Wenige Tage später stellte er in einem Schreiben an Wloch die Kampagne in den Zusammenhang der „Neuordnung auf dem Gebiete der Schönen Literatur. Diese sollte aus dem Verlagsprogramm der Evangelischen Verlagsanstalt ganz verschwinden und künftig dem Union-Verlag zufallen. Wie . . . [ihm] gesagt wurde, hat Herr Wirth sich ferner dafür eingesetzt, dass der Evangelischen Verlagsanstalt auch das Gebiet der wissenschaftlichen Theologie genommen werden sollte.“84
Am 18. Mai 1955 veröffentlichte dann der Minister für Volksbildung der DDR, Fritz Lange, in der „Täglichen Rundschau“ einen Artikel unter der Überschrift „Schund und Schmutz – ein Teil imperialistischer psychologischer Kriegsführung“. Ohne genaue Titel zu nennen, polemisierte Lange gegen Publikationen der Evangelischen Verlagsanstalt, die sie für Jugendliche herausgegeben hatte: „Wir müssen schärfstens dagegen protestierten, daß einige gewissenlose Menschen im geistlichen Gewand ihre Stellung dazu mißbrauchen, unsere Jugend zu verführen und Moral und Sittlichkeit zu untergraben.“ Er bezog sich dabei offensichtlich auf drei Schriften die schon 1953 und 1954 (!) erschienen waren und sich der sexuellen Aufklärung widmeten85. Der Chef der Deutschen Volkspolizei wurde daraufhin von Lange persönlich veranlasst, die Bücher beim Verlag zu beschlagnahmen86. Gleichzeitig musste der Verlag alle Buchhandlungen benennen, die
dann mehrfach nachgedruckt wurde. Darauf reagierte Ihlenfeld mit einer „Offenen Erwiderung auf einen Offenen Brief“ in der „Evangelischen Welt“ vom 15. August 1955. Indem Ihlenfeld seine Kritik aber direkt an die Verlage richtete, verkannte er, dass nicht die Verlage (weder die EVA noch der Union-Verlag) über das Erscheinen oder Nichterscheinen eines Buches befinden konnten (zu dieser Kontroverse vgl. auch die zwar persönliche doch in sehr scharfem Ton geführte Korrespondenz Friedrich Bartschs mit Ihlenfeld, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 83 Vgl. das Schreiben Bartschs an Nuschke vom 3. März 1955. Ursprünglich sollte Grüber den Protestbrief unterzeichnen (vgl. Bartschs Entwurf, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 84 Schreiben Bartschs an Wloch vom 5. März 1955 (EBD.). Bartschs Befürchtungen waren nicht unbegründet, „empfahl“ doch schon 1954 die „Direktive für die Ausarbeitung des Verlagsproduktionsplans 1955“ besondere Schwerpunkte: „1. Bibeln, Katechismen, Gesangbücher sowie theologische Literatur für die Ausübung der religiösen Tätigkeit der Kirchen. 2. Literatur, die vom christlichen Verantwortungsbewußtsein zur Frage der Erhaltung des Friedens Stellung nimmt“ (Schreiben des Amtes für Literatur und Verlagswesen an die Evangelische Verlagsanstalt vom 7. Mai 1954, EBD.). 85 T. BOVET, Die werdende Frau. Eine Einführung ins Reifealter für junge Mädchen. Berlin (Ost) 1953 (63 S.); DERS., Von Mann zu Mann. Eine Einführung ins Reifealter für junge Männer. Berlin (Ost) 1953 (62 S.); E. SCHUMANN: Ein offenes Wort an den jungen Mann. Berlin (Ost) 1954 (24 S.). 86 Vgl. das Schreiben Langes an den Chef der Deutschen Volkspolizei vom 28. März 1955 (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843).
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die Bücher vertrieben hatten. Da das Erscheinungsdatum jedoch schon weit zurücklag und die gesamte Auflage verkauft war, konnte die Polizei lediglich die Archivexemplare des Verlags einziehen. Als der Bevollmächtigte des Rates der EKD, Heinrich Grüber, gegen dieses Vorgehen schriftlich protestierte87, wurde ihm ausweichend geantwortet, „der eigentliche Anlass zu dieser Aktion des Volksbildungsministers [sei] die Verbreitung unzüchtiger Schriften aus westdeutschen Verlagen, vor allem auf Berliner Gebiet gewesen.“88 Insgesamt gesehen, gab es im Jahr 1955 zahlreiche staatliche Bemühungen, auf die kirchliche Publizistik Einfluss zu nehmen. Neben den Versuch, den Abdruck eines Aufrufs des „Ausschusses für Deutsche Einheit“ zu erzwingen, traten das zeitweilige Verbot der regionalen Sonderausgaben der „Kirche“ und der „Potsdamer Kirche“ sowie zahlreiche Beschlagnahmungen kirchlicher Wochenzeitungen: Am 5. Januar forderte der Leiter des Presseamtes, Fritz Beyling, von allen Redaktionen kirchlicher Blätter, in der nächsten Ausgabe die Erklärung des Ausschusses für Deutsche Einheit „Verhindert die Spaltung Deutschlands!“ abzudrucken89. Sofort protestierte Bischof Dibelius bei Ministerpräsident Grotewohl. Zum einen sei es „ein ganz ungewöhnlicher Vorgang . . ., daß man der kirchlichen Presse den Abdruck einer politischen Erklärung seitens der Regierung zur Auflage mache,“ zum anderen entspreche die Erklärung „in der Gedankenführung und Ausdrucksweise nicht der Art und Weise, in der wir kirchlicherseits öffentliche Fragen zu erörtern pflegen.“90 Darum wies Dibelius das Ansinnen zurück. Tatsächlich unterblieb dann die Veröffentlichung in den kirchlichen Zeitungen und Zeitschriften. Im Laufe des Jahres 1955 kam es ebenso zu zahlreichen Beschlagnahmungen kirchlicher Zeitungen: Am 28. März wurden die Hefte der aus Westberlin eingeführten „Frohen Botschaft für jedermann“ (für den 17. April), die noch beim Zeitungsvertriebsamt lagerten, konfisziert91. Im Mai durften die Nummern 20 und 21 (15. und 22. Mai) der „Kirche“ und 87 Vgl. das Schreiben Grübers an Lange vom 21. Mai 1955 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 88 Vgl. das Schreiben der Verlagsleitung an das Konsistorium der Kirchenprovinz Sachsen vom 7. Juli 1955 (EBD.). 89 Vgl. das Schreiben Beylings an die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ vom 5. Januar 1955, mit Anhang der Erklärung (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 90 Schreiben von Dibelius an Grotewohl vom 7. Januar 1955 (EBD.; auch enthalten in: EZA BERLIN, 104/1064 und GSTA PK BERLIN, I/92 Nr. 259). 91 Vgl. das Schreiben der „Zentralstelle für Wissenschaftliche Literatur“ an VP-Meister Mally, Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Abteilung Pass- und Meldewesen, vom 28. März 1955 (BaRCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). Die „Frohe Botschaft“ verbreite „eine der friedlichen Zuversicht der Völker entgegenstehende und demoralisierend wirkende Weltuntergangsstimmung“.
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der „Potsdamer Kirche“ nicht erscheinen, einmal, weil sie beabsichtigt hatten, die Erklärung der EKD-Synode in Espelkamp zur Wiedervereinigung abzudrucken92, das andere Mal, weil sie die Gründe der Beschlagnahmung in der Folgenummer veröffentlichen wollten93. Dem sächsischen „Sonntag“ vom 5. Juni wurde der Artikel „Der Zaun ist abgebrochen“ zum Verhängnis, weil er das Verhältnis zur CSSR diskriminiere94. Weil sich die „Potsdamer Kirche“ vom 2. Oktober 1955 „gegen die Anordnung der Regierung zur schnellen und verlustlosen Einbringung der Ernte“ äußerte95, wurde sie eingezogen, ebenso wie das katholische „St. Hedwigsblatt“ wegen eines Beitrags, „der die Arbeit unserer Landbevölkerung diskreditiert und ausserdem zu einer ungesetzlichen Sammlung der Erträgnisse des Landes und der Gärten aufruft“96. Der geplante Abdruck des Hirtenbriefes von Bischof Dibelius an die Eltern der Konfirmanden zog das Verbot der „Kirche“ und der „Potsdamer Kirche“ vom 30. Oktober nach sich97. Im November ließ das Presseamt den „Sonntag“ (Nr. 51, vom 13. November) beschlagnahmen, weil sich in ihm ein Artikel mit religiösen Hintergründen der Geschichte der DDR befasste98. Die „Mecklenburgische Kirchenzeitung“ und die „Potsdamer Kirche“ vom 20. November 1955 durften nicht erscheinen, weil sie angeblich „sinnentstellende Mitteilungen über Verhandlungen, die das Ministerium f[ür] Post- und Fernmeldewesen in Durchführung der Verordnung über den Vertrieb demokratischer Presseerzeugnisse mit den Verlagen führte“99, enthielten. Der Beitrag eines Westberliner Pfarrers, „Das rechte Urteil“, veranlasste das Presseamt, die „Kirche“ vom 11. Dezember zu beschlagnahmen. Die Ausführungen zur Epistel des 3. Advents (1 Kor 4,1–5) deuteten die Zensoren als Allegorie auf das Rechtssystem der DDR100. Am Jahresende 1955 wurde der „Sonntag“ vom 1. Ja-
92 Vgl. die Schreiben Beylings an Seifert vom 11. Mai 1955 (EBD.) und an Brigitte Grell vom 11. Mai 1955 (GSTA PK BERLIN, I/92 Nr. 259). 93 Vgl. das Schreiben Beylings an Seifert vom 22. Mai 1955 (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). 94 Vgl. das Schreiben Blechas an Seifert vom 31. Mai 1955 (EBD.). 95 Vgl. das Schreiben Blechas an Inspekteur Lust, Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Abteilung Pass- und Meldewesen, vom 27. September 1955 (EBD.). 96 Vgl. das Schreiben Blechas an Inspekteur Lust vom 1. Oktober 1955 (EBD.). 97 Vgl. das Schreiben Beylings an vom 26. Oktober 1955 (EBD.; vgl. zum Vorgang auch: EZA BERLIN, 103/82). 98 Vgl. das Schreiben Beylings an Seifert vom 8. November 1955 (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). 99 Schreiben Beylings an Seifert vom 21. November 1955 (EBD.). Zu dieser Verordnung und ihren Folgen für die kirchliche Presse vgl. ausführlich S. 190ff. 100 Vgl. das Schreiben Beylings an Seifert vom 7. Dezember 1955 (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843) und an Andler vom 9. Dezember 1955 (GSTA PK BERLIN, I/92 Nr. 259) sowie die Protestschreiben Grübers an Grotewohl vom 17. Dezember 1955 und Andlers an Beyling vom 15. Dezember 1955 (EBD.).
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nuar 1956 konfisziert. Eine Einlage der katholischen Wochenzeitung „Tag des Herrn“ (1. Januar 1956) wurde ebenfalls eingezogen, stattdessen legte man einen Kalender bei101. Eine weitere Facette der Bemühungen, die kirchliche Publizistik zu behindern, zeigt der Versuch im Juni 1955, die bisher geduldete Praxis zu unterbinden, dass die in einer West- und Ostausgabe gedruckte kirchliche Wochenzeitung „Die Kirche“ jeweils ihre vierte Seite regional anders gestaltete. Regionale Sonderseiten erschienen bisher für Greifswald102, Görlitz103 und Berlin104. Ähnlich verhielt es sich mit der „Potsdamer Kirche“ für die Landeskirche Anhalts und für die Kirchenprovinz Sachsen. Präses Kurt Scharf bat nach dem Verbot um die Erweiterung der Lizenz der „Kirche“ hinsichtlich mehrerer Regionalausgaben105, doch wurde sie verweigert106. Nachdem sich Heinrich Grüber eingeschaltet und bei Ministerpräsident Grotewohl interveniert hatte, wurde signalisiert, dass man die Regionalausgaben tolerieren würde. Doch müssten vorher die Lizenzänderungen beantragt werden107. Im Juli 1955 konnten die Ausgaben der „Kirche“ und der „Potsdamer Kirche“ wieder wie bisher erscheinen108. Ebenfalls Erfolg hatten die Bemühungen um die Lizenzierung des Amtsblattes für die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen109, das seit 1956 erscheinen konnte110. Für das Amtsblatt der Evangelischen Kirche Anhalts hingegen wurde die Lizenz verweigert. Es erschien seit 1956 „nach Bedarf“, indem jedes mal Druckgenehmigungsanträge gestellt wurden.
101 Vgl. das Schreiben Beylings an Seifert vom 29. Dezember 1955 (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). 102 Vgl. das Schreiben Krummachers an Grotewohl vom 14. Juni 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 103 Vgl. das Schreiben von Bischof Ernst Hornig an Grotewohl vom 16. Juni 1955 (EZA BERLIN, 104/1067). 104 Später noch für die Kirchenprovinz Sachsen. 105 Vgl. das Schreiben Grübers an Beyling vom 15. Juni 1955 (EZA BERLIN, 103/81). 106 Vgl. das Schreiben Beylings an Scharf vom 2. Juni 1955 (EBD.). 107 Vgl. das Schreiben Beylings an den persönlichen Referenten Grotewohls, Eisermann, vom 17. Juni 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 108 Vgl. das Schreiben Krummachers an Nuschke vom 12. Juli 1955 (EBD.). Diese Entscheidung hinderte das Presseamt nicht, im Oktober 1955 erneut eine Ausgabe der „Potsdamer Kirche“ beschlagnahmen zu lassen, weil die Regionalausgaben angeblich nicht den Lizenzbedingungen entsprächen (vgl. das Schreiben Beylings an Seifert vom 11. Oktober 1955, BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/853). 109 Vgl. den umfangreichen Briefwechsel im BARCH BERLIN, DO 4: 2047. 110 „Amtsblatt der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen“: Es wurde von der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen herausgegeben. Die Chefredaktion versah Oberkonsistorialrat Ewald Siebert, die Schriftleitung hatte Pfr. Gunther Haupt.
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d. Eine Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie Um dem Missstand abzuhelfen, dass in der DDR keine Zeitschrift zur Verfügung stand, „die das Gesamtgebiet der wissenschaftlichen Theologie behandelt“111, wurden Ende 1954 zwei unterschiedliche Publikationsprojekte verstärkt verfolgt, die in Spannung zueinander standen112. Auf der einen Seite plante der Herausgeber der „Theologischen Literaturzeitung“, der Hallenser Kirchenhistoriker Kurt Aland, zusammen mit der Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt, die „Theologische Literaturzeitung“ in zwei Ausgaben erscheinen zu lassen113. Ausgangspunkt der Überlegungen war, dass die Zeitschrift als ein theologisches Rezensionsorgan wissenschaftlichen Aufsätzen nur begrenzten Raum bieten konnte. Andere Zeitschriften böten keinen Ersatz. Auch „Die Zeichen der Zeit“ könnten „hier nicht gerechnet werden, da es sich bei ihnen um eine Zeitschrift mit praktischer Abzweckung für Pfarrer und andere kirchliche Amtsträger handelt.“114 Daher sollte die eine Ausgabe (die eigentliche „Theologische Literaturzeitung“) nur Buchbesprechungen, die andere nur Aufsätze enthalten und als Beilage gedruckt werden. Sie sollte als „Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie: Beiblatt zur Theologischen Literaturzeitung“ im kleineren DIN A 5-Format und im Umfang von 24 Seiten115, jedoch in der gleichen Auflage von 3.000 Exemplaren der „Theologischen Literaturzeitung“ beigelegt werden. Die Abonnenten sollten indessen die Möglichkeit haben, eine der beiden Ausgaben gesondert zu beziehen116. Der Mehrbedarf an Papier liege bei ungefähr einem Drittel der bisherigen Menge117. In der Herausgeberschaft der Beilage sollten sich sowohl alle theologischen Hauptdisziplinen als auch alle theologischen Fakultäten der DDR repräsentiert finden. Aland hatte daher die
111 Schreiben von Laurentius an das Amt für Literatur und Verlagswesen vom 22. Dezember 1954 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 112 Zu den folgenden Vorgängen vgl. auch S. BRÄUER, Zeitschrift, S. 578–583. Bräuer stellt sie in einen engen Zusammenhang der beginnenden Auseinandersetzung mit Kurt Aland, die 1958/59 in der gegen ihn gerichteten Kampagne und dem erzwungenen Herausgeberwechsel bei der „Theologischen Literaturzeitung“ gipfelte. 113 Die Verlagsleitung betonte, dass der vorgetragene Plan „bereits mehrere Jahre alt [sei] und . . . heute die wärmste Unterstützung maßgebender Vertreter der wissenschaftlichen Theologie“ fände (vgl. Anm. 111). 114 Schreiben Alands an das Amt für Literatur und Verlagswesen vom 13. März 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 115 Die „Theologische Literaturzeitung“ hatte 32 Seiten im Format DIN A 4. 116 Vgl. Anm. 111. 117 Monatlich wurden für die „Theologische Literaturzeitung“ 233 kg Papier benötigt, mit dem Beiheft bräuchte man dann 320 kg (vgl. Anm. 111). Aland gab die Zahlen noch niedriger an: „Der Papiermehrbedarf für die Beilage beliefe sich auf lediglich 0,70 t. Diese geringe Menge von 700 kg im Jahr . . .“ (vgl. das Schreiben Alands an das Amt für Literatur und Verlagswesen vom 13. März 1955, BARCH BERLIN, DO 4: 2047).
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Zusagen, in die Herausgeberschaft einzutreten, von Walter Elliger (Berlin), Erich Fascher (Berlin), Rudolf Hermann (Berlin), Alfred Jepsen (Greifswald), Hans Urner (Halle), Gerhard Gloege (Jena), Rudolf Meyer (Jena), Alfred Dedo Müller (Leipzig), Albrecht Oepke (Leipzig) und Gottfried Holtz (Rostock) eingeholt.118 Westdeutsche Fachkollegen, die „beratend zur Seite treten“119, wollte Aland erst verpflichten, „wenn die Zusage des Amtes für Literatur und Verlagswesen vorliegt.“120 Auf der anderen Seite hatte der Jenaer Ordinarius für Praktische Theologie, Erich Hertzsch, in der Zwischenzeit in enger Absprache mit dem Amt für Literatur und Verlagswesen und dem für die Theologischen Fakultäten zuständigen Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen sein eigenes Vorhaben, die Gründung einer „Zeitschrift für theologische Wissenschaften“, konkretisiert. Die neue Zeitschrift sollte ein „Organ unserer fortschrittlichen Theologen und der Nachwuchskräfte (Aspiranten, Assistenten)“121 werden. Ein solches Periodikum sei nötig, da es zu der von Aland herausgegebenen „Theologischen Literaturzeitung“ in der DDR keine Alternative gebe; zudem Aland nutze „seine Machtstellung in der Evangelischen Verlagsanstalt und in der Theologischen Naturzeitung [sic!] rigoros dazu aus, um fortschrittliche Theologen nicht zu Wort kommen zu lassen.“122 Überdies sei die Literaturzeitung „ein deutliches Organ der unserer Republik und den Friedenslagern gegenüber feindlich eingestellten obersten Kirchenleitung unter Dibelius und Lilye [sic!].“123 Dennoch wollte Hertzsch Aland „in Anbetracht seines großen Einflusses in der Evangelischen Verlagsanstalt124 und bei vielen Theologen“125 als Mitarbeiter der neuen „Zeitschrift für theologische Wissenschaften“ gewinnen, „wobei natürlich eine Machtposition nicht in Frage“126 käme. Die
118 Vgl. das Rundschreiben Alands vom 25. Mai 1955 (BARCH BERLIN, DR 3: 2957 [1. Schicht]). 119 Vgl. Anm. 111. 120 Vgl. Anm. 118. 121 Vgl. das Schreiben der Hauptreferentin im Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen, Friedhilde Krause, an den stellv. Staatssekretär, Franz Wohlgemuth, vom 22. Oktober 1955 (BARCH BERLIN, DR 3: 2957 [1. Schicht]). In ihrem Schreiben schilderte Krause die Ergebnisse einer Sitzung der sog. „Beratenden Kommission für das Fach Theologie“ am 4. Mai 1955. Zum Zustandekommen, der personellen Zusammensetzung und Arbeitsweise der „Beratenden Kommission“, später „Wissenschaftlicher Beirat“ genannt, vgl. F. STENGEL, Fakultäten, S. 195–202. 122 Vgl. das Schreiben Krauses an Wohlgemuth vom 22. Oktober 1955 (vgl. Anm. 137). 123 EBD. 124 Diese Zuordnung ist unverständlich, denn dass die neue Zeitschrift in der Ev. Verlagsanstalt erscheinen sollte, schien nicht geplant. Vielmehr sollte sie wahrscheinlich beim VEB Max-Niemeyer-Verlag in Halle angesiedelt werden (vgl. S. BRÄUER, Zeitschrift, S. 581). 125 Vgl. Anm. 121. 126 EBD.
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Herausgeberschaft sollten neben Hertzsch der Greifswalder Neutestamentler Erich Fascher und der Jenaer Systematiker Gerhard Gloege übernehmen. Der Wirkungsbereich und die Mitarbeiter sollten von vornherein „auf die DDR beschränkt“127 bleiben. Zu Recht vermutete Aland in Hertzschs Projekt eine Konkurrenz zu dem von ihm selbst verfolgten Plan der Beihefte zur „Theologischen Literaturzeitung“. Darum reagierte er ausgesprochen scharf, auch aus persönlichem Ressentiment gegen Hertzsch: Dieser „und die anderen wenigen fortschrittlichen Theologen . . . [seien] ungeeignet, eine wissenschaftliche Zeitschrift für Theologie herauszugeben.“128 Aland verweigerte deswegen seine Mitarbeit für die geplante Zeitschrift und berief sich auf die ihm gemachten Zusagen der DDR-Theologen, ihn in der Herausgeberschaft der Beilagen zur Literaturzeitung zu unterstützen. Er war überzeugt, dass ihm die Lizenzerweiterung der „Theologischen Literaturzeitung“ letztlich nicht verweigert werden würde, denn der dafür geltend gemachte Grund sei lediglich „Papiermangel“ gewesen129. Doch Aland irrte sich: Das Amt für Literatur und Verlagswesen erweiterte die Lizenz nicht. Die Beihefte, für die die Evangelische Verlagsanstalt bereits umfangreichere Vorarbeiten geleistet hatte, um sie sofort nach der Lizenzierung erscheinen zu lassen, durften nicht beigelegt werden. Auch der ein Jahr später gestellte Antrag, wenigstens den bisherigen Umfang der „Theologischen Literaturzeitung“ ab 1957 um acht Seiten erweitern zu dürfen, wurde abschlägig beschieden130. Letztlich scheiterte allerdings auch Hertzschs Projekt einer „Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie“, denn ab August 1955 erschien die vom Politbüro der SED angeregte Zeitschrift „Glaube und Gewissen“131. Sie sollte die publizistischen Bemühungen der „fortschrittlichen Theologen“ bündeln und „nicht durch kirchenpolitisches Sektierertum oder durch theologische Streitereien den Rahmen ihres Wirkungsbereiches einengen.“132 Diesem Ziel hatte sich auch die „fortschrittliche“ Uni-
127 EBD. 128 Aktennotiz von Friedhilde Krause über ein Gespräch mit Aland beim stellv. Staatssekretär Franz Wohlgemuth am 21. November 1955 (BARCH BERLIN, DR 3: 2957 [1. Schicht]). 129 Vgl. EBD. 130 Vgl. das Schreiben der Verlagsleitung (Hans Laurentius) an den Leiter der „Hauptverwaltung Verlagswesen“ im Ministerium für Kultur, Karl Ewald Böhm, vom 13. November 1956 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). Laurentius argumentierte u. a. damit, dass „die Umfangserweiterung als Beweis für den Leistungsstand unserer Wissenschaft und ihrer Förderung im Raum der Deutschen Demokratischen Republik gewertet werden“ würde. 131 Zu „Glaube und Gewissen“ vgl. unten S. 175ff. 132 Protokoll der Sitzung des Sekretariats des ZK der SED vom 23. März 1955 (BARCH BERLIN, DY 30: J/IV 2/3/463).
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versitätstheologie unterzuordnen133. Daher wurden die Bemühungen um die „Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie“ eingestellt134. Im Zusammenhang der Entlassung Alands in Halle135 setzte die „Hauptverwaltung Verlagswesen im Ministerium für Kultur“136 Alands Absetzung auch als Herausgeber der „Theologischen Literaturzeitung“ durch und wollte als seinen Nachfolger Erich Hertzsch erzwingen. Hertzsch sollte garantieren, „daß die Zeitschrift eine progressivere Tendenz erhält“137. Der Verlag jedoch wollte Hertzschs alleinige Herausgeberschaft verhindern und beharrte zunächst auf seinem Kandidaten Erich Fascher. Nach zähen und langwierigen Verhandlungen zwischen dem Verlag und der Kirchenleitung mit der Hauptverwaltung Verlagswesen, dem stellvertretenden Minister für Kultur, Erich Wendt, und dem Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen einigte man sich Anfang 1960 darauf, Ernst Sommerlath – der in der Zwischenzeit vertretungsweise die alleinige Herausgeberschaft wahrgenommen hatte – zu übertragen und ihm einen beratenden Redaktionsausschuss zur Seite zu stellen. Dem Redaktionsausschuss gehörten neben Hertzsch und Fascher auch Gerhard Gloege und Erhard Peschke an. Auch spätere Versuche, eine Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie zu etablieren, scheiterten: 1957 betrieb der Aspirant der Berliner Theologischen Fakultät, Hanfried Müller, den Vorstoß zur Gründung „einer theologisch-kirchlichen Monatszeitschrift.“138 Spätestens zum 1. Juni 1957 133 F. STENGEL (Fakultäten, S. 48 und bes. S. 195) erklärt das Scheitern der „Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie“ der „fortschrittlichen“ Theologen zu einseitig aus dem Konflikt zwischen Hertzsch und Aland. Bei dieser Interpretation würde auch vernachlässigt, dass sowohl Alands als auch Hertzschs Zeitschriftenpläne auf der Strecke blieben. 134 In den Handakten Krummachers (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 85) wird u. a. das teilweise undurchsichtige Taktieren der beiden Jenaer Hertzsch und Gloege und der Druck auf die „Theologische Literaturzeitung“ deutlicher, vor allem wegen der nicht unberechtigten Angst vor einem westdeutschen Konkurrenzunternehmen. Diese Gefahr sah man zum einen in der langen Zeit der Ungewissheit, ob die „Theologische Literaturzeitung“ weiter bestehen würde, zum anderen darin, dass die Namen der potenziellen Herausgeber westliche Autoren von einer Mitarbeit abhalten würde, zum dritten, dass fünf Herausgeber – alle aus der DDR – das Ansehen der Literaturzeitung sehr schwächen könnte. Daher verfiel man auf die Idee, den Göttinger Alttestamentler Walther Zimmerli in das Redaktionskollegium aufzunehmen, was die Hauptverwaltung Verlagswesen ablehnte. 135 Zu den Kampagnen und Intrigen gegen Aland vgl. ausführlich F. STENGEL, Fakultäten, S. 260–294. 136 Sie war die Nachfolgeorganisation des „Amtes für Literatur und Verlagswesen“. 137 So der Titel des Bräuerschen Aufsatzes (S. BRÄUER, Zeitschrift), entlehnt aus einem Schreiben des Hauptreferenten Schiskowski im Ministerium für Kultur, Abt. Literatur und Buchwesen, an den Mitarbeiter der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen, Ernst Kusch, vom 10. September 1958 (BARCH BERLIN, DO 4: 1643). 138 Schreiben Müllers an das Ministerium für Kultur, Hauptverwaltung Verlags- und Literaturwesen, vom 16. Januar 1957 (BARCH BERLIN, DO 4: 1643). S. BRÄUER stellt die Müllerschen Bemühungen um diese Zeitschrift in direkten Zusammenhang mit dem Projekt Hertzschs aus dem Jahre 1955 – gewissermaßen als „zweiter Versuch“ (Zeitschrift, S. 583).
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sollte nach Müllers Plänen die erste Nummer der 48seitigen Zeitschrift „Reformatio: Monatshefte für theologische Forschung und kirchliche Information“ erscheinen. Ziel der „Reformatio“ sollte sein, „alle reformwilligen kirchlichen Kräfte, die gegenüber den restaurativen Bestrebungen innerhalb der evangelischen Kirche in Opposition stehen, anzusprechen und zu sammeln.“ Auch mit Blick auf sich selbst schlug Müller vor, dass sich der „Herausgeberkreis besonders auf den Nachwuchs der theologischen Fakultäten stützen und die Diskussion neuer und vorwärtsführender Gedanken fördern“ wolle. Müller empfahl außer seiner eigenen Person den Aspiranten an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität Helmut Bandt sowie den Braunschweiger Dieter Frielinghaus, wobei er betonte, Frielinghaus würde eigens „in den Demokratischen Sektor übersiedeln, um die Schriftleitung zu übernehmen.“ Den Herausgeberkreis erweitern sollten Hanfried Müllers Gattin und Kollegin, die Aspirantin Rosemarie Müller-Streisand, und ein namentlich nicht bestimmter „weiterer Aspirant der Theologie aus der Deutschen Demokratischen Republik“. Der Emdener Pfarrer Theo Immer und der Bonner Kirchenhistoriker J. F. Gerhard Goeters sollten den Herausgeberkreis ergänzen, „um den Kontakt zu den kirchlichen Kräften Westdeutschlands . . . zu sichern“. Inhaltlich sollte sich die Zeitschrift in einen wissenschaftlichen und einen „der kirchlichen Information gewidmeten Teil“ gliedern. Dabei sollte der wissenschaftliche Teil jeweils zwei theologischen Beiträgen vorbehalten bleiben, wobei die Aufsätze „ohne Rücksicht auf bestimmte Schulmeinungen allein nach ihrer wissenschaftlichen Qualifikation ausgesucht“139 würden. Doch das Ministerium für Kultur reagierte auf Müllers selbstbewussten Antrag nicht. In der Zwischenzeit hatten Müller und Frielinghaus mit Karl Kleinschmidt, einem der Herausgeber der seit 1955 erscheinenden Monatsschrift „Glaube und Gewissen“, das Gespräch gesucht und abgesprochen, „daß diese beiden Zeitschriften sich keine gegenseitige Konkurrenz machen würden, da sie verschiedene Kreise innerhalb der Kirche ansprechen und auch im Inhalt verschieden gestaltet werden sollten.“140 Am 18. Juli 1957 wurden Frielinghaus141 und Müller in der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen vorstellig, trugen ihre Pläne vor und übergaben den Antrag, den sie am 16. Januar 1957 an das Ministerium für Kultur Dabei lässt Bräuer unbeachtet, dass der Trägerkreis, bei aller „Fortschrittlichkeit“, nicht derselbe war und auch theologisch verschiedene Positionen präsentierte. Vielmehr waren Hertzschs Bemühungen um „Beihefte“ zur „Theologischen Literaturzeitung“ das Folgeprojekt seiner Bestrebungen von 1954/55 (vgl. oben S. 166). 139 EBD. 140 Aktennotiz vom 22. Juli 1957, Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen (BARCH BERLIN, DO 4: 1643). 141 Frielinghaus war inzwischen Nachfolger des am 9. Juli 1956 verstorbenen August de Haas als reformierter Pfarrer in Dresden geworden.
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gerichtet hatten. Der Mitarbeiter im Staatssekretariat, Hans Weise, versprach, die Pläne in Absprache mit dem Kulturministerium zu prüfen und danach die Ergebnisse mitzuteilen. Er hatte am 15. August 1957 mit Willi Barth von der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK der SED eine Unterredung, in der Barth entschied, dass das Müllersche Projekt zurückzustellen sei142. Parallel zu diesen Bemühungen versuchte der Jenaer Theologieprofessors Erich Hertzsch erneut, eine eigene wissenschaftliche Zeitschrift zu begründen. Unter den Gründen, weshalb die Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt 1958/59 Hertzsch als Herausgeber der „Theologischen Literaturzeitung“ abgelehnt hatte, war neben fachlichen Bedenken auch benannt worden, dass „Herr Professor Hertzsch seit einiger Zeit die Herausgabe einer neuen theologischen Zeitschrift“143 plane. Demgegenüber hatte die Abteilung Literatur und Buchwesen allerdings und betont, man habe „nichts über das . . . genannte Vorhaben von Professor Hertzsch erfahren können.“144 Vielmehr entstehe der Eindruck, dass „nicht die entsprechende Form gefunden wurde, um Herrn Professor Hertzsch zur Mitarbeit145 zu gewinnen.“146 Erst in der ersten Sitzung des neu gebildeten Redaktionsausschusses der „Theologischen Literaturzeitung“ am 2. April 1960 legte Hertzsch seine Pläne offen, „den jungen, wissenschaftlich arbeitenden Theologen eine Publikationsmöglichkeit zu verschaffen.“ Er schlug für diese Zwecke entweder Beihefte zur „Theologischen Literaturzeitung“ vor – wie es seinerzeit auch Aland geplant hatte – oder eine eigene neue Zeitschrift. Die Redaktionskollegen lehnten die Idee der Beihefte sofort ab, blieben aber auch der geplanten Neugründung gegenüber skeptisch. Gloege schlug Ernst Kähler als Herausgeber vor, betonte aber, die neue Zeitschrift dürfe sich jedoch „keinesfalls zu einem Konkurrenzunternehmen für die Theologische Literaturzeitung147 entwickeln . . . Deshalb wäre es erwünscht, wenn die Evangelische Verlagsanstalt sich bereitfinden würde, diese neue Zeitschrift zu verlegen.“148 Hertzsch wollte seine Pläne mit dem Staatssekretär im Ministerium für Kultur, Erich Wendt, absprechen149. Krummacher als Gesellschafter der 142 Vgl. Weises handschriftliche Bemerkung auf der Aktennotiz vom 22. Juli 1957 (vgl. Anm. 140). 143 Schreiben von Laurentius an den Leiter der Abteilung „Literatur und Buchwesen“ im Ministerium für Kultur, Seidel, vom 22. April 1959 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 85). 144 Schreiben der Abteilung Literatur und Buchwesen im Ministerium für Kultur (Seidel) an Laurentius vom 6. Mai 1959 (EBD.). 145 Gemeint ist: an der „Theologischen Literaturzeitung“. 146 Vgl. Anm. 144. 147 Hervorhebung im Original. 148 Aktennotiz von Laurentius vom 5. April 1960 über die Sitzung des Redaktionsausschusses am 2. April (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 85). 149 Vgl. u. a. die Aktennotiz von Laurentius vom 15. Juni 1960 über die Sitzung des Redaktionsausschusses am 10. Juni 1960 (EBD.). Offensichtlich kam Hertzsch in seinen Vermitt-
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Evangelischen Verlagsanstalt begrüßte das ins Auge gefasste Projekt, allerdings „unter der Voraussetzung, dass federführend D. Kähler und nicht D. Hertzsch ist.“150 Am 22. Oktober 1960 verständigte sich der Redaktionsausschuss der „Theologischen Literaturzeitung“ erneut über die neue Zeitschrift. Sie sollte viermal jährlich erscheinen und neben „Kurzfassungen wissenschaftlicher Arbeiten jüngerer Theologen . . . auf der letzten Seite auch sog. ‚Hochschulnachrichten‘ bringen.“ Hertzsch schlug vor, für diese Zeitschrift den gleichen Redaktionskreis wie für die „Theologische Literaturzeitung“ zu berufen und auch den Verlag beizubehalten. Das Projekt scheiterte, möglicherweise weil Krummacher seine Meinung änderte und nun den „Plan einer besonderen Zeitschrift in loser Verbindung mit der ThLZ . . . nach vielen Seiten [für] höchst problematisch“ einschätzte151. Im ganzen zeigte sich im Umfeld grundlegender Überlegungen zur SEDKirchenpolitik seit Mitte der 1950er Jahre, die in der programmatisch formulierten Richtlinie „Die Politik der Partei in Kirchenfragen“ vom März 1954 ihren Niederschlag fanden, dass Vorlagen und Vorschläge entstanden, um auf die kirchliche Publizistik Einfluss zu nehmen und sie zu behindern152. Sie zielten auf die Eindämmung kirchlicher Verlagsarbeit, die durch die Unterbindung der Zusammenarbeit mit anderen christlich orientierten Privatverlagen, durch die Reduzierung der Papierkontingente im Zusammenhang mit Versuchen des Eingreifens in das inhaltliche Verlagsprofil und durch die Diskriminierung in der Presse unterstützt werden sollte. Weiterer Ausdruck dieser Politik waren die zahlreichen Beschlagnahmungen kirchlicher Zeitungen, die einseitige Anwendung der „Verordnung über den Vertrieb demokratischer Presseerzeugnisse“ vom 9. Juni 1955 auf die kirchliche Presse und die Schaffung von Publikationsmöglichkeiten für „fortschrittliche“ Theologen, deren erste Frucht die 1955 gegründete Zeitschrift „Glaube und Gewissen“ war. Mit ihr schien das „Monopol“ evangelischer Pressearbeit als kirchlicher Publizistik gebrochen.
lungsbemühungen nicht recht voran, vielleicht hatte er auch nach der Favorisierung Kählers kein besonderes Interesse mehr (vgl. die Schreiben von Laurentius an Krummacher vom 5. April und 16. Juni 1960, EBD.). 150 Schreiben an Laurentius vom 9. Juni 1960 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 85). 151 Schreiben an Bartsch vom 28. Februar 1961 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 84–1). 152 Genannt seien die Empfehlungen des Amtes für Literatur und Verlagswesen über die „Produktion der in der Deutschen Demokratischen Republik lizenzierten konfessionellen Verlage“ von 1954, die am 4. Januar 1955 in den Politbürobeschluss über „Verbreitung und Kontrolle der Kirchenliteratur in der DDR“ einflossen.
„Glaube Die Geschichte und Gewissen“ der „Zeichen und „Evangelisches der Zeit“ in den 1950er Pfarrerblatt“ Jahren
2. Die Etablierung der Zeitschriften „Glaube und Gewissen“ (1955) und „Evangelisches Pfarrerblatt“ (1959) a. Bemühungen der CDU um eine christliche Wochenzeitschrift Mit den missglückten Gründungen der CDU-Zeitschrift „Christlicher Realismus“1 und einer christlichen Wochenschrift 19522 und der 1953 eingestellten „Verantwortung“3 waren bisherige Versuche, eine nichtkirchliche Presse für christliche Leser aufzubauen, gescheitert. Doch empfanden sowohl die CDU als auch die SED das Fehlen parteipolitisch gelenkter konfessioneller Publikationsorgane als Defizit. So verwundert es nicht, dass der Vorschlag des Leipziger CDU-Mitgliedes Christoph Jahn, den Gerhard Descyk im März 1954 an den CDU-Hauptvorstand weitergeleitet hatte, offene Ohren fand4. Jahn regte an, eine christliche Wochenzeitschrift herauszugeben. Mit der Einstellung der „Verantwortung“ sei „ein Werk abgebrochen, von dem . . . [Jahn] meine, es zur Weiterführung der Parteileitung ans Herz legen zu müssen.“5 Die Wochenzeitschrift solle es sich zur Aufgabe machen, „christliche Kultur zu pflegen“6. In der DDR wären beispielsweise die Evangelischen Akademien, die Kirchentagsbewegung und christliche Schriftsteller „sämtlich ohne Publikationsmöglichkeiten (von Zeichen der Zeit abgesehen).“7 Als Mitarbeiter schlug Jahn neben Otto Riedel und Emil Fuchs auch Angehörige der Studentengemeinden und der Hochschulgruppen der CDU vor. Die Parteileitung griff Jahns Empfehlung auf. Herbert Trebs, Hauptreferent des Parteivorstandes der CDU, formulierte eine Expertise über die Notwendigkeit einer christlichen Wochenzeitung, die bereits Anfang April 1954 vorlag. Bezugspunkt seiner Argumentation war die gescheiterte Konferenz der Außenminister der Sowjetunion, Frankreichs, Englands und der USA im Januar 1954. Trebs hielt die „aggressiven EVG-Vorkämpfer“8 für 1 Vgl. oben S. 110ff. 2 Zu dieser Wochenzeitschrift vgl. oben S. 116f. 3 Vgl. dazu oben S. 109ff. 4 Vgl. das Schreiben Deszyks an Götting, Höhn und Bredendiek vom 19. März 1954 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII–010–1721). 5 Schreiben Jahns an den Hauptvorstand der CDU vom 13. März 1954 (EBD.). 6 Jahn vertrat sein Anliegen schon in einem der ersten Hefte der 1955 gegründeten Zeitschrift „Glaube und Gewissen“. Im Dezemberheft 1955 veröffentlichte er den Beitrag „Ein Christ erlebt Filme unserer Zeit“ (Glaube und Gewissen 5/1955, S. 92–94). 7 Vgl. Anm. 5. 8 Entwurf von Herbert Trebs „Betr.: Christliche Wochenzeitung“ vom 7. April 1954 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-010–1721).
„Glaube und Gewissen“ und „Evangelisches Pfarrerblatt“
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ihr Scheitern verantwortlich. Sie machten sich des „Mißbrauch[s] christlicher Anschauungen und Vorstellungen“ schuldig, indem sie die „Verteidigung des ‚christlichen‘ Abendlandes“ und die „Rettung des Christentums vor dem gottlosen Bolschewismus“9 beschwören würden. Da Christen nur durch politische Agitation meist nicht erreicht würden, forderte Trebs, dass „die Friedenskräfte . . . gleichfalls auf dieser Ebene [der christlichen Ebene – J. B.] argumentieren, . . . [um nicht] dem Gegner kampflos das Gelände zu überlassen. Wo die Friedenskräfte nicht arbeiten, arbeitet der Gegner.“10 Der Zeitpunkt für die Herausgabe der Wochenschrift vor dem Kirchentag 1954 in Leipzig sei vorteilhaft, „denn dieser Kirchentag wird eine Schlacht zwischen den Kriegshetzern und den friedliebenden Christen werden.“11 In Verkennung der tatsächlichen Gründe, die zur Einstellung der „Verantwortung“ geführt hatten12, erachtete es Trebs als zweckmäßig, „daß die christliche Wochenzeitung unter der Anleitung und Kontrolle einer Instanz herausgegeben wird, die eine eindeutig fortschrittliche und den Frieden fördernde, politisch klare christliche Konzeption vertritt.“13 Daher sollte das Periodikum unter der Verantwortung der Parteileitung der CDU im parteieigenen „Union Verlag“ herausgegeben werden. Als Herausgeber schlug Herbert Trebs die beiden Leipziger Theologieprofessoren Johannes Leipoldt und Emil Fuchs14 vor. Trebs’ Entwurf ging in großen Teilen in einen Beschluss der CDU-Parteileitung vom Juli 1954 ein, die Herausgabe einer vierzehntägig, jeweils am Freitag, erscheinenden christlichen Wochenzeitung15 zu beantragen16. Hauptargument war das Fehlen eines Publikationsorgans, „dessen Zielsetzung durch die Absicht bestimmt ist, alle christlichen Menschen für die Teilnahme an dem nationalen Kampf des deutschen Volkes zu mobilisieren.“17 Demgegenüber könnten „alle Landeskirchen besondere Kirchenzeitungen herausgeben, außerdem Zeitschriften erscheinen und auch katholische periodische Publikationen verlegt werden, in denen die fortschrittlichen Christen, die am besten ihre Verpflichtung gegenüber der ganzen Gesellschaft erkannt haben, so gut wie gar nicht zu Wort kommen“18.
9 EBD. 10 EBD. 11 EBD. 12 Vgl. oben S. 111f. 13 Vgl. Anm. 8. 14 Fuchs war kein Mitglied der CDU. 15 Namensvorschläge wurden nach Aktenlage offenbar nicht unterbreitet. 16 Vgl. dazu den unbezeichneten, ausführlichen Beschluss nebst Begründungen, o. D. [Juli 1954] (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-010–1721). 17 EBD. 18 EBD.
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Chefredakteur und Redaktionskreis der neuen Wochenzeitung sollten erst nach Rücksprache mit Johannes Leipoldt und Emil Fuchs benannt werden. Die Auflagenhöhe wurde zunächst mit 20.000 Exemplaren und der Preis mit 30 Pfennigen festgelegt19. Der Umfang sollte zehn Seiten betragen und die Titelseite zweifarbig gedruckt werden. Doch das Sekretariat des ZK der SED hatte am 5. Mai 1954 selbst einen Maßnahmenkatalog beschlossen, „um einen entsprechenden Einfluss auf die Vorbereitung und Durchführung des Kirchentages in Leipzig auszuüben.“20 So waren neben politischer Agitation und der Präsentation der Wirtschaftskraft der DDR auch die Mobilisierung der „fortschrittlichen Christen“ vorgesehen. Die Koordinierung war größtenteils in die Hände des „Deutschen Friedensrates“21 gelegt. Der CDU war keine Rolle zugedacht, geschweige, dass die SED Aktivitäten der Blockpartei in ihren Planungen berücksichtigt hätte22. Auch an dieser Stelle wurde deutlich, dass kirchenpolitisch eigenständiges Handeln der CDU unerwünscht war. Darunter wäre die Neuherausgabe einer christlichen Wochenschrift im Zusammenhang mit dem Kirchentag zu rechnen gewesen. Trotz persönlicher Fürsprache des CDU-Generalsekretärs Gerald Götting bei Kulturminister Johannes R. Becher23 wurde der Antrag, den der Parteivorsitzende Otto Nuschke beim „Amt für Literatur und Verlagswesen“ gestellt hatte, abschlägig beschieden24.
b. Vorstellungen der SED Das Heft des Handelns nahm die SED selbst in die Hand. Nach Beendigung des Leipziger Kirchentages, der vom 7. bis 11. Juli 1954 stattgefunden hatte, gab der Mitarbeiter der für Kirchenfragen zuständigen ZK-Abteilung „Staatliche Verwaltung“, Hans Weise25, auf der Politbürositzung am 27. Juli 195426 eine Einschätzung des Kirchentages. In derselben Sitzung 19 Der Preis lag deutlich unter dem vergleichbarer kirchlicher Presseerzeugnisse. „Die Zeichen der Zeit“ kosteten im Vierteljahr (drei Hefte) 4 Mark. 20 Vgl. das Protokoll der Sitzung des Sekretariats des ZK der SED am 5. Mai 1954 (BARCH BERLIN, DY 30: J/IV/2/3/426). 21 Zum Friedensrat vgl. auch oben S. 109. 22 Vgl. dazu die Anlage Nr. 2 zum Beschluss des Sekretariats der SED am 5. Mai 1954 „Maßnahmen, die von der Partei, den Massenorganisationen und dem Staatsapparat getroffen werden, um einen entsprechenden Einfluss auf die Vorbereitung und Durchführung des Kirchentages in Leipzig auszuüben“ (BARCH BERLIN, DY 30: J/IV/2/3/426). 23 Das „Amt für Literatur und Verlagswesen“, das den Antrag hätte genehmigen müssen, war dem Ministerium für Kultur unterstellt. 24 Vgl. die Mitteilung Descyks an Götting vom 16. Juli 1954 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII012–3286). 25 Zu Weise vgl. M. G. GOERNER, Arbeitsgruppe, S. 71f. 26 Vgl. seine Vorlage in: BARCH BERLIN, DY 30: J/IV/2/2/A/336.
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beschloss das Politbüro, das Ministerium für Kultur zu beauftragen, „eine Vorlage zur Schaffung einer theologischen Zeitschrift vorzubereiten, um die sich die fortschrittlichen Theologen sammeln können.“27 Als Termin wurde der 15. September 1954 gesetzt. Möglich ist, dass die konkretisierten Vorschläge der CDU, den „fortschrittlichen“ Theologen ein publizistisches Podium zu schaffen, den Anstoß für den Beschluss gegeben hatten28. Das durch den Politbürobeschluss angeregte und vorerst nur vage angedeutete Projekt fand in der ab August 1955 erscheinenden Zeitschrift „Glaube und Gewissen“ Gestalt und war eng verknüpft mit den Bemühungen um eine Vereinigung „fortschrittlicher“ Pfarrer und einem dieser Vereinigung zugeordneten Publikationsorgan, die sich bis 1958/59 hinzogen.
c. „Glaube und Gewissen“ Die Bemühungen um Publikationsmöglichkeiten für „progressive“ Theologen und um einen Pfarrerverein waren eng miteinander verzahnt und bedingten sich zum Teil wechselseitig. Für die SED-Kirchenpolitik der zweiten Hälfte der 1950er Jahre war das Programm „Die Politik der Partei in Kirchenfragen“, das von Anton Plenikowski ausgearbeitet und in der Politbürositzung am 14. März 1954 angenommen worden war29, grundlegend. Es hatte die Gründung einer Vereinigung „fortschrittlicher“ Geistlicher jedoch nicht direkt vorgeschlagen. Relativ unscharf empfahl es, Möglichkeiten „zur Erweiterung des Kreises der fortschrittlichen Kräfte“30 zu schaffen, wobei an Vorträge, Konferenzen und Gesprächsforen gedacht wurde. Am 15. Februar 195531 kam beim Sekretariat des Nationalrats der „Nationalen Front“ ein kleiner Kreis „progressiver“ Pfarrer zusammen, um über die Gründung einer Zeitschrift und einer Pfarrervereinigung zu be27 Protokoll der Sitzung des Politbüros des ZK der SED am 27. Juli 1954 (BARCH BERLIN, DY 30: J/IV/2/2/374). 28 M. G. GOERNER erwähnt einen im Mai 1954 an das ZK der SED gerichteten Vorschlag eines ungenannten „fortschrittlichen“ kirchlichen Mitarbeiters (eines Pfarrers?), der die Bildung eines „arbeitsrechtlichen Verbandes kirchlicher Amtsträger“ und eine „Pfarrerzeitung“ empfahl. Goerner vermutet, dass dieses Schreiben Anstöße zur Schaffung der Zeitschrift „Glaube und Gewissen“ und zur Einrichtung des Erholungsheims in Tabarz gegeben habe (vgl. Kirche, S. 251f.) 29 Es war Anlage 6 zum Tagesordnungspunkt 3: „Stellungnahme zur Tätigkeit der Kirche“ (vgl. BARCH BERLIN, DY 30: J/IV/2/2/353). 30 Vgl. „Die Politik der Partei in Kirchenfragen“, Anlage 6 zum Protokoll der Politbürositzung vom 14. März 1954 (EBD.). 31 Das Datum ergibt sich aus den Angaben Theeks: „Einzelausführungen zu den Erörterungen in der Sitzung am 15. Februar 1955“ (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/168).
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raten32. Dadurch angeregt, verfassten die Teilnehmer Bruno Theek (Ludwigslust), Gerhard Kehnscherper (Potsdam), Karl Kleinschmidt (Schwerin) und August de Haas (Dresden) Denkschriften, in denen sie persönliche Vorstellungen konzipierten. Ihre Entwürfe leitete das Sekretariat des Nationalrats am 24. Februar 1955 an die Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK der SED33 weiter34, die sie auswertete. Bruno Theek schlug vor, dass ein neu zu bildender „Ausschuß für Religions- und Kirchenfragen“ eine 14tägig erscheinende Zeitschrift herausgeben sollte. Der Ausschuss der „christlichen Geistlichen, die die Ziele der Nationalen Front bejahen und sich zur Beratung für Vorschläge und Anregungen aller kirchlichen und theologischen Fragen . . . zur Verfügung stellen“35, würde ein Redaktionskollektiv benennen, das aus fünf Mitgliedern bestehen sollte. Ein Mitglied nähme gleichzeitig die Funktion des Lizenzträgers wahr. Der Umfang sollte acht Seiten betragen, der Bezugspreis 25 Pfennige nicht übersteigen. Als Titel der Zeitschrift schlug Theek „Der Ruf“, „Bereit“, „Der christliche Weg“, „Das Gewissen“ oder „Christliche Gegenwart“ vor. Nach einem Leitartikel über die „aktuelle kirchenpolitische Lage“ aus der Sicht der „neueren allgemeinen Politik, der Nationalen Front, der Friedensbewegung“36 sollten in der Zeitschrift theologische Beiträge, eine kurze Umschau, „die berichtend oder kritisch Einzeltatsachen aus Theologie und Kirche anführt“37, Hinweise auf Rundfunksendungen und Versammlungen und Berichte folgen. Neben diesen Überlegungen hatte Theek dem Sekretariat der „Nationalen Front“ weitere Vorschläge „Zur Errichtung einer Pfarrerorganisation in der DDR“ eingereicht, die ebenfalls am 24. Februar 1955 an die Arbeitsgruppe „Kirchen32 Vgl. dazu auch M. G. GOERNER, Kirche, S. 253. Goerner missachtet die zeitlichen Zusammenhänge. Er berichtet über eine Zusammenkunft am 25. März 1955 (EBD., vgl. auch Goerners Anm. 87), und konstruiert dann, dass die Denkschriften im Anschluss an diese Zusammenkunft vom März 1955 entstanden. Hingegen wurden sie durch die Sitzung am 15. Februar angeregt. Goerner erwähnt ein weiteres Treffen beim Sekretariat des Nationalrats (EBD.) im September 1955, auf dem die Denkschriften „abgegeben“ worden seien. Erst danach seien sie von der ZK-Abteilung Kirchenfragen „geprüft“ worden. Dabei entgeht ihm ebenfalls, dass sie bereits am 24. Februar 1955 (!) an die ZK-Abteilung für Kirchenfragen weitergeleitet worden waren. Die zeitlichen Unstimmigkeiten seiner Darstellung hätte Goerner bemerken müssen, denn in seinen Nachweisen gibt er die Daten korrekt wieder. 33 Die Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK der SED war Ende 1954 in einem längeren Prozess gegründet worden und löste die ZK-Abteilung „Staatliche Verwaltung“ ab (vgl. M. G. GOERNER, Arbeitsgruppe, S. 65–68). 34 Vgl. das Schreiben des Sekretariats des Nationalrats der „Nationalen Front“ (Peter Nelken) an die Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“, z. Hd. Willi Barths, vom 24. Februar 1955. Im Anhang sind die „Denkschriften“ beigegeben (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/168). 35 Bruno Theek: „Einzelausführungen zu den Erörterungen in der Sitzung am 15. Februar 1955“ (Abschrift, EBD.). 36 EBD. 37 EBD.
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fragen“ geleitet wurden38. Dass diese Pfarrervereinigung zusätzlich ein eigenes Publikationsorgan haben müsse, sei selbstverständlich. In der Anfangszeit sei eine vierzehntägige, später aber eine wöchentliche Erscheinungsweise vorzusehen. Der Preis des Einzelheftes müsse ungefähr 30 Pfennige betragen. Optimistisch ging Theek davon aus, dass die Zeitung nur anfangs auf finanzielle Unterstützung angewiesen sei. Bei einem späteren Mitgliederbestand von 1.500 Personen sei sie wirtschaftlich unabhängig. Der Schweriner Domprediger Karl Kleinschmidt favorisierte wie Bruno Theek ein zunächst 14tägig erscheinendes Periodikum. Den Umfang wollte Kleinschmidt vorerst auf vier Seiten beschränkt wissen. Günstig wäre es, könnte die Redaktion des „Pfarrerblattes“ mit der Geschäftsstelle der zu gründenden Pfarrervereinigung verbunden werden. Gerhard Kehnscherper39 schlug vor, dass der zu gründende „Pfarrerverein“ eine „theologisch-wissenschaftliche Monatszeitschrift“ und ein christliches Wochenblatt herausgeben solle, „um in den Gemeinden ein besseres Verständnis für die soziale Neuordnung in unserem Staat zu wecken und die Christen zur Mitarbeit zu gewinnen“40. Dazu müsse ein eigener Verlag gegründet werden. Als Lizenzträger sah Kehnscherper den Pfarrerverein vor. Die Evangelische Verlagsanstalt könne für die publizistischen Ziele des Vereins nicht in Dienst genommen werden. Deren Arbeit sei „nur als destruktiv und reaktionär zu bezeichnen (EVA ist die Evangelische Verlagsanstalt; Lizenzträger Gen.[eral-] Sup.[erintendent] Dr. Krummacher) Die Leitung der EVA sitzt in Westberlin, zum Teil im Reuterhaus. Die Stelle in Bln.-Weißensee ist eine Deckadresse; dort wird keine Arbeit erledigt; die Entscheidungen fallen im Westen. – Daher hat kein fortschrittlicher Pfarrer Aussicht, daß je ein Buch von ihm in diesem Verlag erscheinen wird.“41
Der zu gründende Verlag sollte nach Kehnscherpers Vorstellungen zwei Zeitschriften herausgeben – sowohl die wissenschaftliche Zeitschrift „Kirche und Volk: Monatsschrift für wissenschaftliche Theologie, dargereicht für das Pfarr- und Gemeindeamt“ (als Organ des Pfarrervereins) als auch ein christliches Wochenblatt.
38 „Zur Errichtung einer Pfarrerorganisation in der DDR: Erwägungen von Bruno Theek, Ludwigslust“ (ohne Unterschrift), als Anlage zum Schreiben Nelkens an Barth vom 24. Februar 1955 (vgl. Anm. 34). 39 Zu ihm vgl. u. a. F. STENGEL, Fakultäten, S. 181–184. 40 „Vorschlag Lic. Kehnscherper“ (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/168). 41 „Denkschrift über die Sammlung und Förderung der fortschrittlichen Pfarrer“ von Gerhard Kehnscherper (EBD.). Auffällig sind die verbalen Parallelitäten zur Wertung der Evangelischen Verlagsanstalt vom 31. Mai 1954, die die Abteilung „Begutachtung“ des „Amtes für Literatur und Verlagswesen“ vorgelegt hatte (vgl. ausführlicher oben S. 151). Deutet dies auf denselben Autor?
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Die aus der Zusammenarbeit des Sekretariats des Nationalrats der „Nationalen Front“ und den „fortschrittlichen“ Pfarrern im Februar 1955 entstandenen Vorschläge zur Bildung eines Pfarrerbundes und seiner publizistischen Ausstattung griff die SED zunächst nicht auf, sondern stellte sie zurück42. Denn unabhängig von den Überlegungen, eine Interessenvertretung „fortschrittlicher“ Geistlicher zu schaffen, hatte das Politbüro in der Auswertung des Kirchentages bereits im Juli 1954 beschlossen, das Ministerium für Kultur zu beauftragen, die Voraussetzungen für die „Schaffung einer theologischen Zeitschrift“ abzuklären43. Am 4. Januar des Folgejahres 1955 beschloss das Politbüro, dass das „Amt für Literatur und Verlagswesen“ zusammen mit der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK „bis zum 10. Februar 1955 einen Plan über die Schaffung einer fortschrittlichen Monatszeitschrift für die ev.[angelische] christliche Bevölkerung in der Deutschen Demokratischen Republik“44 ausarbeiten solle. Als spätestes Erscheinungsdatum wurde der 15. März 1955 benannt, ein Termin, der nicht eingehalten werden konnte. Am 23. März 1955 schließlich trug Willi Barth dem Sekretariat des ZK der SED einen ausgearbeiteten Plan vor, und das Sekretariat beschloss die Herausgabe einer „christliche[n] Monatszeitschrift für die christliche Bevölkerung und die Geistlichen“45. Den Titel legte das Sekretariat des ZK der SED mit „Glaube und Gewissen“ fest. Die Zeitschrift solle sich zum Ziel setzen, „die christliche Bevölkerung, die Gemeinde-Kirchenräte, die Mehrheit der Geistlichen und Theologen noch stärker für den Kampf um die Erhaltung des Friedens, um die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands, für die Unterstützung der Politik der Regierung der DDR zu mobilisieren.“46 Die Zeitschrift dürfe nicht „durch kirchenpolitisches Sektierertum oder durch theologische Streitereien den Rahmen ihres Wirkungsbereiches einengen.“47 Sie solle „die in der Bibel und im Katechismus enthaltenen Möglichkeiten der Auslegung für unseren Kampf um Frieden und demokratische Einheit in kurzen Andachten und Meditationen . . . verarbeiten“48, Themen „der christlichen Ethik in Über-
42 Das zeigen u. a. die handschriftlichen Bemerkungen auf dem Positionspapier Kehnscherpers (vgl. oben S. 166ff.) zur Gründung des Verlages, der Herausgabe der wissenschaftlichen Monatszeitschrift und des christlichen Wochenblattes: Immer wieder ist „Später“, „Später“ daran geschrieben (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/168). 43 Vgl. oben S. 167. 44 „Aufgaben des Amtes für Literatur und Verlagswesen“, Anlage 11 zum Protokoll der Sitzung des Politbüros am 4. Januar 1955 (BARCH BERLIN, DY 30: J/IV/2/2/389). Dies waren offensichtlich auch die Gründe für die Ablehnung des Hertzschen Projektes 1955. 45 Protokoll der Sitzung des Sekretariats des ZK der SED am 23. März 1955 (BARCH BERLIN, DY 30: J/IV/2/3/463). 46 EBD. 47 EBD. 48 EBD.
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einstimmung mit unserer Politik“49 erörtern und den Kampf „von Geistlichen und Theologen für Frieden und gegen die Remilitarisierungs-Politik Adenauers“50 popularisieren.
„Kulturelle Beiträge“, „kirchliche Notizen aus aller Welt“ und die Erläuterung relevanter Gesetze und Verordnungen der Regierung der DDR sollten die Zeitschrift inhaltlich abrunden. Für das Redaktionskollegium, das gleichzeitig die Herausgeberschaft übernehmen sollte, benannte das Sekretariat des ZK die Theologieprofessoren Johannes Leipoldt (Leipzig), Emil Fuchs (Leipzig), Erich Hertzsch (Jena), den Aspiranten Christoph Haufe (Leipzig), den Thüringer Oberkirchenrat Gerhard Lotz, den Superintendenten Gotthold Funke (Dahme), den Schweriner Domprediger Karl Kleinschmidt, den Klein-Machnower Pfarrer Friedrich Buschtöns, den Schriftsteller Hans Franck und der schon 1952 im Zusammenhang mit einem letztlich gescheiterten CDU-Zeitschriftenprojekt51 aktiv gewordene Günter Wirth. Mittlerweile war der publizistisch ambitionierte Wirth zum Sekretär des Hauptvorstandes seiner Partei aufgestiegen. Er und Kleinschmidt sollten die Mitarbeit der anderen vermitteln und bereits eine Woche später die Ergebnisse vorlegen. Für die Redaktion waren der Journalist Hermann Glander (Schwerin)52 und der Mitarbeiter der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“, Hans Weise, vorgesehen. Die ZK-Abteilung „Wissenschaft und Propaganda, Sektor Literatur und Verlagswesen“ hatte als Verlag den „VEB Max Niemeyer Verlag Halle“ empfohlen, was der Sekretariatsbeschluss aufgriff. Das Sekretariat des ZK beschloss, über Karl Wloch und Oskar Hoffmann vom „Amt für Literatur und Verlagswesen“ den „Niemeyer Verlag“ zu beauftragen. Am 15. Mai 1955 sollte die erste Nummer der 16seitigen Zeitschrift (Format DIN A 4) in einer Auflage von 2.000 Exemplaren (Schwarz-Weiß-Druck) erscheinen. Die Finanzierung, die einschließlich der Werbungskosten auf 6.000 DM monatlich eingeschätzt wurde, sollte „aus den freiwilligen Staatsleistungen an die Kirchen entnommen“53 werden54. Jedoch erst im August 1955 erschien im „VEB Max Niemeyer Verlag Halle“ das erste Heft der neuen Zeitschrift „Glaube und Gewissen: eine protestantische Monatsschrift“ unter der Lizenznummer 1.288 des „Amtes 49 EBD. 50 EBD. 51 Vgl. oben S. 115. 52 Vgl. G. WIRTH, Auftrag, S. 628. Glander, ursprünglich kaufmännischer Angestellter, arbeitete seit der zweiten Hälfte der 1920er Jahre als freier Mitarbeiter für den „Stettiner Volksboten“. Nach dem Krieg war er Chefredakteur der SED-Zeitung in Greifswald, später arbeitete er in Schwerin für ADN und den Mecklenburger Landessender (vgl. W. FEURICH, Lebensbericht, S. 228–229). 53 Vgl. Anm. 45. 54 Vgl. auch P. BEIER, Sonderkonten, S. 145 u. Anm. 103.
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für Literatur und Verlagswesen“55. Emil Fuchs, August de Haas, Christoph Haufe, Karl Kleinschmidt, Johannes Leipoldt, Gerhard Lotz, Wolfgang Sachse, Bruno Theek und Kurt Wiesner waren in die Herausgeberschaft getreten. Kurt Wiesner und Hermann Glander übernahmen die Redaktion. Den Umschlag hatte der Hallenser Graphiker Paul Richard Wiemer56 gestaltet. Die Herausgeber begründeten die Wahl des Zeitschriftentitels57 ihren Lesern gegenüber damit, „daß ihre Gewissensentscheidung vom christlichen Glauben her erfolgt[e], auf der Grundlage des reformatorischen Bekenntnisses.“58 Die Herausgeber stünden für „keine besondere kirchliche Gruppe und woll[t]en keine besondere kirchlichen Gruppe bilden. Sie vertreten verschiedene theologische Richtungen und haben kein gemeinsames kirchenpolitisches Anliegen. Sie sind als evangelische Christen verbunden im Willen zum Frieden und in der Liebe zu unserem deutschen Vaterland.“59
Die Herausgeber von „Glaube und Gewissen“ fühlten sich in der Folgezeit nicht nur zuständig für die Betreuung ihrer Zeitschrift, sondern besprachen in ihren monatlichen Zusammenkünften auch die aktuelle Kirchenpolitik. An den Besprechungen nahm regelmäßig der Leiter der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK der SED, Willi Barth, teil60. Die Herausgeber sahen ihre Funktion in einer „Beratung“ der politischen Entscheidungsträger über kirchenpolitische Fragen61, wenngleich auch deutlich ist, dass sie ihren Einfluss weit überschätzten62. So schlug beispielsweise der Leipziger Aspirant Christoph Haufe in einer Herausgebersitzung 1957 vor, dass die „Pfarrer
55 Seit Heft 2/1958 erschien „Glaube und Gewissen“ unter der Lizenz 5.442 des Ministeriums für Kultur, Hauptverwaltung Verlagswesen. 56 Auch „Die Zeichen der Zeit“ ließen sich später von Wiemer Gestaltungsvorschläge machen (vgl. dazu unten S. 230f.). 57 Der Titel war durch den Sekretariatsbeschluss vom 23. März 1955 vorgegeben, vgl. oben. 58 E. FUCHS U. A., Glaube und Gewissen (Glaube und Gewissen 1/1955, S. 1). 59 EBD. 60 Dies verrät die Bemerkung Willi Barths in seinem Protokoll der Herausgebersitzung vom 11. April 1957 (BARCH BERLIN, DO 4: 2403; auch enthalten in: BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/57). 61 Vgl. auch die Bemerkungen von R. MAU, Eingebunden, S. 108–109. 62 Ein ähnliches Phänomen ist bei dem wenige Jahre später gegründeten Pfarrerbund zu beobachten: Z. B. wollte dessen Vorsitzender Wolfgang Caffier 1959 das Zentralkomitee der SED bewegen, den inhaftierten Leipziger Studentenpfarrer Siegfried Schmutzler vorzeitig zu entlassen. Die Haftentlassung könne „dem Staat keine Gefahr bringen. Dem Pfarrerbund dagegen, wenn er [Hervorhebung Caffier] es wäre, der diese Maßnahme erwirkt hätte, müßte sie einen erheblichen Prestige-Gewinn einbringen, und dies wäre ja dann ein Gewinn auch für den Staat.“ (Schreiben Caffiers an das ZK der SED vom 19. Februar 1959, BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/187); zu Schmutzlers Haftzeit vgl. S. SCHMUTZLER, Strom, S. 137–230.
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direkt vom Rat des Kreises bezahlt werden“63 müssten. Lotz, Haufe und Fuchs forderten die Beendigung der „Politik der Nadelstiche“. Auf der einen Seite sollten die reaktionärsten Kirchenführer zur Raison gebracht werden, indem man ihnen beispielsweise die Ausreise zu internationalen Tagungen verweigert (Vorschlag Fuchs), auf der anderen Seite sollte deutlich werden, dass „es [sich] lohnt, der DDR treu zu sein“64 (Vorschlag Sachse). Theek bemängelte, dass gerade dieser Belohnungsaspekt in bezug auf den Lebensstandard nicht sichtbar würde65. Die reaktionären Konsistorialräte und Superintendenten würden „mit Mopeds und Motorrädern und finanziell vom evang.[elischen] Hilfswerk ausgerüstet.“66 Immer wieder mahnten die Herausgeber auch die Bildung einer beruflichen Interessenvertretung der „fortschrittlichen“ Pfarrer an oder glaubten, in Besetzungsfragen theologischer Lehrstühle mitreden zu müssen67. Die politische Steuerung und Anleitung des Herausgeberkreises von „Glaube und Gewissen“ geschah indessen durch die Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK68 und seit 195769 in enger Absprache mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen70.
63 Notizen von der Aussprache mit dem Herausgeberkollektiv „Glaube und Gewissen“ vom 23. April 1957 in Leipzig (BARCH BERLIN, DO 4: 2403). Von diesem Schriftstück sind mehrere Varianten überliefert und in dieser Akte archiviert. Nicht alle Passus sind identisch. 64 EBD. 65 Bezeichnend ist, dass Theek persönliche Vorteile besonders wichtig waren. 1965, nach der Feier zum zehnjährigen Bestehen von „Glaube und Gewissen“, auf der Theek neben Götting gesessen hatte, bat der Ludwigsluster Pfarrer den Generalsekretär der CDU, seine Tochter bei der Erlangung eines Studienplatzes zu unterstützen. Wenn Götting im Vorfeld der Aufnahmeprüfung „ein oder zwei Tage vorher der Referentin oder dem . . . [ihm] vielleicht bekannten Prorektor ein paar freundliche hinweisende Worte über sie flüstern [würde] . . ., würde ihr das wahrscheinlich sehr helfen und . . . [Theek] sehr, sehr dankbar sein“ (Schreiben Theeks an Götting vom 7. September 1965, ACDP ST. AUGUSTIN, VII013–2140). 66 Vgl. Anm. 63. 67 So 1959, als die Nachfolge Leipoldts (Leipzig) entschieden werden sollte (vgl. den Aktenvermerk von Günter Wirth für die Arbeitsgruppe Kirchenfragen des ZK der SED vom 20. August 1959, BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/69). 68 So beschloss beispielsweise das Sekretariat des ZK der SED am 14. Dezember 1955 eine verstärkte „Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kirchenpolitik zwischen den verantwortlichen Genossen der CSR/Ungarn und der Abt. Kirchenfragen beim ZK“. In diesem Zusammenhang sollte „Glaube und Gewissen“ der „Entwicklung von Publikationsmöglichkeiten der fortschrittlichen Bischöfe und Theologen aus der CSR und Ungarn“ zur Verfügung gestellt werden (Protokoll der Sitzung des Sekretariats des ZK am 14. Dezember 1955, BARCH BERLIN, DY 30: J/IV 2/3/498). 69 Die Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen war 1957 geschaffen worden. 70 Das zeigen die wenigen erhaltenen Protokolle von Herausgebersitzungen, die für beide Dienststellen angefertigt wurden (vgl. die Protokolle der Sitzungen vom 11. April 1957 und vom 23. April 1957, BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/57; BARCH BERLIN, DO 4: 2403). M. G. GOERNER referiert beide Protokolle und konstruiert so die Sitzungen nach (Kirche, S. 262f).
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d. Pfarrerbund und „Evangelisches Pfarrerblatt“ Mit „Glaube und Gewissen“ war den „fortschrittlichen“ Theologen zwar ein publizistisches Podium gegeben, das andere Ziel, eine Vereinigung „fortschrittlicher Pfarrer“, war jedoch noch nicht erreicht und wurde weiter verfolgt. Am 27. November 1956 berichtete der Sekretär für Kultur und Erziehung des ZK der SED, Paul Wandel, auf der Sitzung des Politbüros über „Bestrebungen einer Anzahl evangelischer Pfarrer, eine evangelische Pfarrervereinigung zu bilden, die die sozialen und beruflichen Interessen ihrer Mitglieder wahrnimmt.“71 Das Politbüro nahm davon befürwortend Kenntnis und beauftragte die Abteilung „Kirchenfragen“, zusammen mit „interessierten fortschrittlichen Geistlichen“72 ein Statut zu erarbeiten und dem Politbüro vorzulegen. Nach einer langen Vorbereitungszeit73 bestätigte am 1. April 1958 das Politbüro die von Paul Verner, dem für Kirchenfragen verantwortlichen Sekretär des ZK der SED, eingebrachte Beschlussvorlage über die „Gründung eines Bundes Evangelischer Pfarrer in der DDR“74. Die „politische Anleitung und Kontrolle“75 sollte durch die „Genossen im Büro des Nationalrates der Nationalen Front über die Arbeitsgruppe für christliche Kreise beim Nationalrat der Nationalen Front“76 gesichert werden, die zu diesem Zweck eng mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen, Werner Eggerath, zusammenarbeiten sollten. Zur Finanzierung wollte man dem Pfarrerbund jährlich 100.000 DM bereitstellen, die aus dem „Fond, der dem Staatssekretär für diese Zwecke zur Verfügung steht“77, entnommen würden. „Aus Gründen der Zweckmäßigkeit“78 übernähme die direkte Zahlung jedoch der Nationalrat der „Nationalen Front“. Die Satzung des Bundes sah vor, dass er von einem 19köpfigen Vorstand geleitet würde79, der seinerseits den „Geschäftsführenden Ausschuß“80 berufen sollte. Als Mitglieder des „Geschäftsführenden Ausschusses“ wurden im Beschluss des Politbüros am 1. April 1958 jedoch bereits die Pfarrer Wolfgang Caffier 71 Protokoll der Sitzung des Politbüros des ZK der SED am 27. November 1956 (BARCH BERLIN, DY 30: J/IV/2/2/516). 72 EBD. 73 Vgl. dazu ausführlich M. G. GOERNER, Kirche, S. 254–256. 74 Vgl. das Protokoll der Politbürositzung am 1. April 1958 und Anlage 8 (enthält auch den Entwurf der Satzung des Pfarrerbundes; BARCH BERLIN, DY 30: J/IV 2/2/587). 75 Anlage 8 zum Protokoll der Politbürositzung am 1. April 1958 (EBD.). 76 EBD. 77 EBD. 78 EBD. 79 Ein 19köpfiger Vorstand hätte später annähernd ein Fünftel aller Mitglieder ausgemacht, vgl. die Mitgliederliste des Pfarrerbundes vom Ende der 1960er Jahre (1969?; ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2137). 80 Bestehend aus: Erstem Vorsitzenden und Stellvertreter, Schriftführer, Kassenwart und Schriftleiter des Mitteilungsblattes.
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(Dresden-Weixdorf)81, Heinz Bluhm (Waldheim), Karl Kleinschmidt (Schwerin) und der sächsische Oberkirchenrat Werner Meinecke (Leipzig) benannt. Obwohl der Politbürobeschluss die Gründungsversammlung des Pfarrerbundes für den 11. April 1958 in Leipzig anberaumte, verzögerten sich die Vorbereitungen82. Erst am 1. Juli konstituierte sich der „Bund Evangelischer Pfarrer in der DDR“ in Leipzig83. Die Geschäftsstelle des Bundes nahm in der Leipziger Springerstraße 16 ihren Sitz. Die Satzung des Pfarrerbundes sah die Herausgabe eines Mitteilungsblattes durch den Vorstand vor, „in dem alle Mitteilungen des Bundes zu veröffentlichen sind.“84 Das Blatt sollte einmal monatlich erscheinen, die Redaktion würde „vom Vorstand berufen und angeleitet“85 und sei „ihm verantwortlich“86. Bis das Redaktionskollegium berufen, ein Verlag und eine Druckerei gefunden und eine Lizenz erhalten wäre, behalf sich der Pfarrerbund mit Rundbriefen87. Am 26. November 1958 traf sich der Vorstand des Pfarrerbundes zur ersten gemeinsamen Beratung beim Nationalrat der „Nationalen Front“. Neben Personalfragen88 diskutierte man „die baldige Herausgabe einer Zeitung“89. Als Titel wurden „Die Brücke“ oder „Deutsche Pfarrerzeitung“ vorgeschlagen90. Die Auflagenhöhe sollte 1.000 Exemplare, der Umfang 16 Seiten betragen. Mitglieder des Pfarrerbundes 81 Caffier hatte am 15. Juli 1957 den sog. „Weixdorfer Kreis“ gegründet, eine Art „Vorstufe“ des Pfarrerbundes (vgl. M. G. GOERNER, Kirche, S. 254). 82 Am 5. Juni erging der Gründungsaufruf (LA BERLIN, STA: Rep. 104 Nr. 510). 83 Vgl. den Artikel „Pfarrerbund gegründet“ in: „Neue Zeit“ vom 3. Juli 1958. An der Gründungsfeier nahmen nur 60 Pfarrer teil (vgl. M. G. GOERNER, Kirche, S. 257). 84 § 5 Abs. 4 der Satzung des Bundes Evangelischer Pfarrer in der Deutschen Demokratischen Republik (BARCH BERLIN, DY 30: J/IV/2/2/587). 85 EBD. 86 EBD. 87 Vgl. den ersten Rundbrief des Pfarrerbundes vom 9. Juli 1958 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2140). 88 U. a. sollte der Aspirant an der Leipziger Theologischen Fakultät, Hans Moritz, als Sekretär des Pfarrerbundes gewonnen werden (vgl. das Protokoll über die gemeinsame Beratung am 26. November 1958 vom 28. November 1958, BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/168). Moritz war zu diesem Zeitpunkt bereits Vorstandsmitglied des Pfarrerbundes, nahm jedoch noch nicht an den Sitzungen teil, ja bezahlte nicht einmal seinen Mitgliedsbeitrag (vgl. die vertrauliche Mitteilung vom 11. Oktober 1958 „Betrifft: Erscheinungen im ‚Ev. Pfarrerbund‘, Leipzig N 22, Springerstr.“, EBD.). 89 Vgl. das Protokoll über die Beratung am 26. November 1958 (vgl. Anm. 88). 90 Unter dem offensichtlich beliebten Titel „Die Brücke“ verfolgte auch Nuschke 1957 ein persönliches Projekt zur Herausgabe einer „gesamtdeutschen kulturpolitischen Zeitschrift ‚Die Brücke‘“. Nuschkes Pläne sahen die monatliche Herausgabe vor – einmal in Ost-, einmal in Westdeutschland. Es sollte zwei Redaktionen geben und die Druckfreigabe erst erfolgen, „nachdem die Leiter beider Redaktionen in allen Fragen völlige Übereinstimmung erzielt haben, d. h. beiden Gremien müssten alle Manuskripte zur Stellungnahme bzw. Genehmigung vorgelegt werden, auch wenn die Zeitschrift im anderen Teil hergestellt wird“ (Konzept Nuschkes vom 28. September 1957, ACDP ST. AUGUSTIN, VII-012–3286).
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würden die Zeitschrift kostenlos erhalten, Nichtmitglieder müssten 50 Pfennige je Ausgabe zahlen. Bei einer verkauften Auflage von 2.000 Exemplaren könnte der Verkaufspreis auf 40 Pfennige gesenkt werden. Als Verlag war der Hallenser „Kreuz Verlag“ in Aussicht genommen. Karl Kleinschmidt zeigte sich bereit, Vorschläge zur Bildung des Redaktionskollegiums zu erarbeiten. Im Februar des Folgejahres 1959 erschien die erste Nummer des „Evangelischen Pfarrerblattes“91 im „Union Verlag Dresden“. Der „Kreuz Verlag“ (VOB) versah den Druck. Der „Bund Evangelischer Pfarrer in der DDR“ (e. V.) hatte die Herausgeberschaft übernommen. Der Vorstand wollte dadurch, dass der Bund nur als Herausgeber in Erscheinung trat, den Eindruck verwischen, die neue Zeitschrift sei das Publikationsorgan des Bundes. Vielmehr sollten sich durch das Pfarrerblatt alle Pfarrer angesprochen fühlen92. Die Leitung übernahm ein Redaktionskollegium, das „als ein Ausschuß des Vorstandes anzusehen“93 war. Weder gegenüber den Lesern des Pfarrerblattes noch gegenüber den Mitgliedern des Pfarrerbundes wurden die Namen der Mitglieder des Redaktionskollegiums und des Chefredakteurs offen gelegt. Vorstandsmitglied Werner Meinecke formulierte im 1959 auf der Mitgliederversammlung öffentlich gegebenen Rechenschaftsbericht undeutlich: „Nach der Satzung unseres Bundes wird das Redaktionskollegium vom Vorstand des Bundes berufen und angeleitet und ist auch dem Vorstand verantwortlich. Das bedeutet, daß – bei aller Weite und Offenheit für die Mitarbeit möglichst vieler Brüder – der Vorstand dafür Sorge zu tragen hat, daß das Pfarrerblatt in seiner Grundhaltung im Sinne der Ziele des Bundes wirkt.“94
Karl Kleinschmidt war Chefredakteur. Mitglieder der Redaktionskommission waren u. a. Herbert Trebs, Eberhard Klages, Bruno Theek und Gerhard Kehnscherper95. Trebs erarbeitete in regelmäßigen Besprechungen mit Max 91 Die Assoziation zu dem Titel des „Deutschen Pfarrerblattes“, das seit 1949 im Evangelischen Verlagswerk (Stuttgart) (wieder) erschien, wird nicht zufällig gewesen sein. 92 Vgl. den Tätigkeitsbericht des Vorstandes vom 22. Mai 1959. Sonderdruck zum Evangelischen Pfarrerblatt, 5. Damit war die laut Satzung des Pfarrerbundes geforderte Herausgabe eines monatlichen Mitteilungsblattes des Vorstandes formal nicht eingelöst. Der Vorstand gab weiterhin „Rundbriefe“ heraus (vgl. die erhaltenen Exemplare der Jahre 1961 bis 1968 in ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-A). Meinecke, der den Tätigkeitsbericht auf der Mitgliederversammlung referierte, bezog sich jedoch auf den entsprechenden Passus (über das Mitteilungsblatt) der Satzung. 93 Tätigkeitsbericht des Vorstandes vom 22. Mai 1959. Sonderdruck zum Evangelischen Pfarrerblatt, S. 5. 94 EBD. 95 Offensichtlich war der Redaktionskreis nicht fest umrissen. Neben der Schwierigkeit, dass er nirgends namentlich benannt wird, weisen die wenigen erhaltenen Protokolle der Redaktionssitzungen eine wechselnde Teilnahme aus. So nahmen in der Redaktionssitzung am 2. Dezember 1964 Hans-Hinrich Jenssen, Herbert Trebs, Gerhard Kehnscherper, Berger, E. Evers, Hans Giesecke, Eberhard Klages, Carl Ordnung, Karl Kleinschmidt, Brezmann
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Hauschke vom Nationalrat der „Nationalen Front“ und dem Mitarbeiter der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen, Hans-Joachim Seidowsky, „Empfehlungen über Fragen im politischen und kirchlichen Raum“96, die er in die Redaktionskommission des Pfarrerblattes einbrachte. Die beabsichtigte publizistische Wirkung des „Evangelischen Pfarrerblattes“, möglichst weite Teile des Pfarrerstandes zu erreichen, konnte nicht erzielt werden. Die Ursachen sahen die Redaktion und die Vorstandsmitglieder des Pfarrerbundes vor allem in der mangelnden Aktualität der Berichte über Veranstaltungen, Tagungen und kirchenpolitische Ereignisse der Rubrik „Kirche in der Zeit“. Weiterhin beobachteten sie, „dass das Pfarrerblatt in ein theologisches und politisches Teil [sic] auseinanderfällt.“97 Die Leitartikel seien sehr lang und entbehrten oftmals eines aktuellen Bezuges. Als positive Entwicklung sahen sie hingegen, dass die theologischen Meinungsverschiedenheiten der Mitarbeiter des Pfarrerblattes auch in die inhaltliche Arbeit einflössen. Man war der Meinung, „dass solche Auseinandersetzungen wesentliche Beiträge leisten zu dem ‚Brüderlichen Gespräch‘, um das das Pfarrerblatt gegenwärtig besonders bemüht ist und auch zum Gespräch zwischen Christen und Nichtchristen, um das der Deutsche Friedensrat und die Nationale Front, denen sich der Pfarrerbund verbunden weiss, besonders bemüht sind.“98
Die „Meinungsverschiedenheiten“ der Mitglieder der Redaktionskommission und des Vorstandes des Pfarrerbundes waren jedoch nicht nur „theologischer Art“. Schon seit Gründung des Pfarrerbundes beargwöhnten sich die Mitglieder, bespitzelten und denunzierten sich gegenseitig, schmiedeten Komplotte, um ihren persönlichen Einfluss im Pfarrerbund zu stärken und dann, wie sie meinten, einen größeren Einfluss auf die Kirchenpolitik ausüben zu können. Im Konkurrenzkampf machte man auch davor nicht halt, das private Umfeld von vermeintlichen Rivalen auszuspähen. Bevorzugt wurde sittlichen Verfehlungen nachspioniert. Zum Beispiel gab Werner
und als Gäste Günter Wirth und Walter Bredendiek teil (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-A). An einer Besprechung mit dem Mitglied des „Geschäftsführenden Ausschusses“ des Pfarrerbundes, Götz Bickelhaupt, am 28. März 1963 nahmen als „Redaktionskommission“ nur Trebs, Klages und Theek teil (vgl. das Protokoll der Sitzung, EBD. Für die späten 1960er Jahre vgl. unten S. 319ff.). Die Besprechungen des Redaktionskreises konnten nur alle sechs Wochen stattfinden. Das lag u. a. daran, dass wichtige Mitglieder des Redaktionskreises nicht in Berlin wohnten. Zum Beispiel mussten die Korrekturfahnen vor dem Druck von Leipzig nach Berlin und Schwerin (zu Kleinschmidt) geschickt werden. 96 „Festgelegte Vereinbarungen in der Beratung mit dem engeren Vorstand des Bundes Evangelischer Pfarrer am 27. 2. 1959“, Protokoll vom 2. März 1959 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/168). 97 Protokoll der gemeinsamen Sitzung des „Geschäftsführenden Ausschusses“ und der Redaktionskommission am 26. März 1963 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-A). 98 EBD.
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Meinecke „vertraulich“ weiter, dass „Pfarrer Caffier99 ein Verhältnis mit der 17jährigen Tochter des Kantors von Weixdorf100 hat, daß deren Vater davon weiß und den C. dadurch in der Hand hat.“101 Der Geschäftsführer des Pfarrerbundes, Rauch, habe „ein Verhältnis mit der Angestellten Röhner102 begonnen. Als seine Frau verreist war, hat die R. fast 3 Wochen bei Rauch103 gewirtschaftet und geschlafen. Das Verhältnis sei ‚nicht geschlechtlich aber wohl erotisch‘.“104 Vorstandsmitglied Barsch sei „ein Spießbürger, geldhungrig und kleinlich“105. Bereits im Dezember 1958 planten Vorstandsmitglied Hans Rauch, der Leipziger Pfarrer Rudolf Grabs106 und Werner Meinicke, Wolfgang Caffier aus dem Vorstand zu drängen, „weil er für den Bund eine außerordentlich starke Belastung sei“107. Caffier hätte angeblich Gottfried Voigt um seelsorgerliche Beratung gebeten „und die sexuellen Schweinereien mit der Kantorentochter, dem Landeskirchenamt selbst gebeichtet.“108 Freiwillig würde Caffier nicht zurücktreten, „weil er durch den PB (Pfarrer-Bund) wirtschaftlich, große Vorteile hätte“109. Am 31. August 1963 schließlich trat Caffier aus dem Pfarrerbund aus110. Als Begründung führte er die kirchenpolitische Isolierung des Bundes an. Selbst „fortschrittliche Kräfte“ würden den Pfarrerbund ablehnen. „Anstatt eine Sammlungsbewegung zu sein, verhindert er durch seine Existenz gerade die dringend notwendige Sammlung“.111 Das Gebot der Stunde sei jedoch die Überwindung der Spaltung. Caffier könne 99 Hervorhebungen im Original. 100 Weixdorf war Caffiers Heimatgemeinde. 101 Vertrauliche Mitteilung vom 11. Oktober 1958 „Betrifft: Erscheinungen im ‚Ev. Pfarrerbund‘, Leipzig N 22, Springerstr.“ (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/168). Die vertrauliche Mitteilung findet sich in den Akten der Arbeitsgruppe Kirchenfragen des ZK der SED. 102 Hervorhebung im Original. 103 Hervorhebung im Original. 104 EBD. 105 EBD. 106 Zu ihm und dem gescheiterten Versuch, ihn als Nachfolger Ernst Sommerlaths an die Leipziger Theologische Fakultät zu berufen, vgl. F. STENGEL, Fakultäten, S. 170–173. 107 Abschrift eines Schreibens vom 9. Dezember 1958, Empfänger und Absender nicht näher bezeichnet. Handschriftlich ist nachgetragen „Rausch an Beckmann“ (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/168). Der Probstheidaer Pfarrer Hans-Georg Rausch arbeitete für das MfS als IM „Eduard“, ebenso wie der ehemalige Pfarrer Paul Beckmann als IM „Roland“. 108 EBD. Vertrauliche Beziehungen zum Landeskirchenamt in Dresden unterstellte auch eine „streng geheime“ Information (namentlich nicht gekennzeichnet) vom 6. Januar 1959 (EBD.). 109 Abschrift eines Schreibens vom 9. Dezember 1958 (EBD.). Diese Unterstellung geschah wohl nicht unbegründet (vgl. auch Caffiers Äußerung von 1969 unten S. 322). 110 Am 29. Dezember 1961 meldete die „Neue Zeit“ einen „Wechsel beim Pfarrerbund“. Caffier sei aus gesundheitlichen Gründen aus dem Vorstand zurückgetreten, seine Nachfolge trat Bickelhaupt an. 111 Schreiben Caffiers an den Vorstand des Pfarrerbundes vom 29. August 1963, in Abschrift an Günter Wirth (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-A).
„Glaube und Gewissen“ und „Evangelisches Pfarrerblatt“
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„es nicht länger ertragen, von Brüdern wie Karl Pagel oder Walter Krause, Gerhard Bassarak oder Dieter Frielinghaus, Christoph Haufe oder Erich Hertzsch getrennt zu sein. Was . . . [ihn] von ihnen trennt, ist allein . . . [seine] Zugehörigkeit zur Organisation des Pfarrerbundes.“112
Dem Mitglied des Vorstands und der Redaktion des Pfarrerblattes, Bruno Theek wiederum, warf man vor, den Pfarrerbund zur Befriedigung seines persönlichen Geltungsbedürfnisses zu missbrauchen113. Er, Kleinschmidt und Meinecke nutzten den Bund als „Instrument für ihre ideologischen, theologischen und anderen Sonderinteressen“114. Die Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ empfahl, dass Theek sich zurückziehen solle. Mit Meinecke und Kleinschmidt sei darüber hinaus eine „ideologische Auseinandersetzung“ notwendig. Beide hingen „Fragen der ‚religiösen Sozialisten‘ und der ‚Notwendigkeit einer zweiten Reformation‘“115 nach. Mit der Zurechtweisung Meineckes und Kleinschmidts einhergehen müsse eine „stärkere Kontrolle der Redaktion des Pfarrerblattes“116. Als Sprachrohr des Pfarrerbundes hatte das mangels Photographien und Graphiken auch äußerlich wenig ansprechend gestaltete „Evangelische Pfarrerblatt“ Anteil an der kirchenpolitischen Isolierung des „Bundes Evangelischer Pfarrer in der DDR“. Das ausgesprochen negative Image des Pfarrerblattes strahlte auch auf die wenige Jahre zuvor gegründete Zeitschrift „Glaube und Gewissen“ ab, zumal Kleinschmidt und Theek sowohl dem Herausgeberkreis von „Glaube und Gewissen“ als auch der Redaktion des Pfarrerblattes angehörten117. Weiterhin trat die Frage auf, ob es überhaupt sinnvoll wäre, zwei Zeitschriften mit einer ähnlichen Zielstellung zu unterhalten118 und „Glaube und Gewissen“ nicht zugunsten einer stärkeren Profilierung des Pfarrerblattes einzustellen wäre. Trebs plädierte statt der Einstellung von „Glaube und Gewissen“ für eine personelle und inhaltliche Umgestaltung, denn die „Auflösung der Zeitschrift ‚Glaube und Gewissen‘ würde ein Triumpf [sic!] für die reaktionären Kräfte in der Kirche bedeu-
112 EBD. 113 Vgl. die Mitteilung der SED-Bezirksleitung Leipzig an die Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim Zentralkomitee vom 11. Juli 1960 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/168; zur Charakterisierung Theeks vgl. auch oben S. 181). 114 „Bemerkungen zur Konzeption über den ‚Bund evangelischer Pfarrer in der DDR‘“ vom 4. Januar 1960 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/168). 115 EBD. 116 EBD. 117 Die Redaktionen bedienten sich auch wechselseitig mit Beiträgen (vgl. u. a. den Briefwechsel Kleinschmidts mit Günter Wirth aus dem Jahre 1961, ACDP ST. AUGUSTIN, I-531A). 118 So Meinecke in einem Gespräch mit Rudolf Grabs und Hans Rauch (vgl. die Abschrift eines Schreibens vom 9. Dezember 1958, BARCH BERLIN, DY 30 IV/2/14/168).
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ten.“119 Dabei sollte die Herausgeberschaft nicht wieder durch einen größeren Personenkreis wahrgenommen werden, sondern in die Hände eines einzelnen, des Greifswalder Neutestamentlers Werner Schmauch, gelegt werden. Schmauch sei für diese Aufgabe besonders geeignet, da er nach Johannes Hamel „den größten Einfluß auf die Bruderschaften“120 habe und „positiv zur DDR stehe“121. Sich selbst schlug Trebs als „technischen Sekretär“122 Schmauchs vor. Er wolle „offiziell jedoch nicht in Erscheinung treten, aber die Artikel redigieren und somit einen entscheidenden Einfluß ausüben“.123 Über Schmauchs Verbindungen könnte man u. a. Hamel, Vogel und Lotz zur Mitarbeit gewinnen. Kehnscherper, Kleinschmidt und Theek, „die von der großen Mehrheit der ev.[angelischen] Pfarrer abgelehnt werden“124, sollten zunächst nicht in Erscheinung treten, um die Wirkungsmöglichkeiten der Zeitschrift nicht von vornherein zu beschränken. Inhaltlich würde sich die neue Zeitschrift an den Aktivitäten und Verlautbarungen der „Prager Christlichen Friedenskonferenz“ orientieren, weshalb Trebs vorschlug, die politische Anleitung und Kontrolle von der Arbeitsgruppe Kirchenfragen des ZK der SED an den Nationalrat der „Nationalen Front“ abzugeben125. Trebs’ Vorschläge fanden keine Beachtung. Auch als Ende der 1960er Jahre das Pfarrerblatt und „Glaube und Gewissen“ als publizistische Fehlschläge erkannt wurden und man Konsequenzen zog,126 griff man nicht auf Trebs’ Projekt zurück. Ein katholisches Gegenüber zu „Glaube und Gewissen“ wurde erst 1961, mit einer zeitlichen Verzögerung von sechs Jahren, in der Zeitschrift „begegnung: Monatsschrift deutscher Katholiken“127 geschaffen. Das erste Heft erschien im Oktober 1961. Die Herausgabe der „begegnung“ wurde wie „Glaube und Gewissen“ über den Nationalrat der „Nationalen Front“ finanziell gesichert128. Auch die „begegnung“ sollte vom Nationalrat politisch angeleitet und gelenkt werden. Die äußere Gestaltung hob sich deutlich sowohl von „Glaube und Gewissen“ als auch vom „Evangelischen Pfarrerblatt“ durch die Beigabe vieler Photographien und zahlreicher Gra-
119 Treffbericht von Leutnant Mosiek (MfS) mit dem GI „Anton“ (Herbert Trebs) vom 17. Februar 1960 (BStU: MfS 13598/60). 120 EBD. 121 EBD. 122 EBD. 123 EBD. 124 EBD. 125 Dieser Vorschlag ist deswegen bemerkenswert, weil offiziell der Nationalrat die Anleitung von „Glaube und Gewissen“ wahrnahm. 126 Vgl. dazu ausführlich unten S. 316ff. 127 Seit Heft 1/1968 „begegnung: Zeitschrift progressiver Katholiken“, seit Heft 1/1979 „begegnung: Zeitschrift für Katholiken in Kirche und Gesellschaft“. 128 Vgl. R. HACKEL, Publizistik, S. 81.
„Glaube und Gewissen“ und „Evangelisches Pfarrerblatt“
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phiken ab. Die Zeitschrift wurde von Karl Grobbel herausgegeben. Außer ihm gehörten dem Redaktionskreis Hubertus Guske, Alfons Malik und Otto Hartmut Fuchs an, sämtlich Mitglieder der CDU. Hubertus Guske versah die Chefredaktion129. Der Redaktionskreis seinerseits wollte in der Anfangszeit der Zeitschrift vermeiden, in allzu große Nähe zur CDU gerückt zu werden, was zu ernsthaften Zerwürfnissen mit Generalsekretär Gerald Götting führte130. Götting rief die Redaktion als Mitglieder der CDU zur Einhaltung der Parteidisziplin auf. Die Redaktion versprach, „daß Herausgeber und Kollegiumsmitglieder – sämtlich Mitglieder . . . [der] Partei, woraus sich bereits bindende Verpflichtungen ergeben! – ihre politischen und publizistischen Aufgaben nur in engstem, kontinuierlichen Zusammenwirken mit der CDU lösen“131
könnten. Dennoch zeigte der Nationalrat der „Nationalen Front“, dass die eigentliche Entscheidungsbefugnis in seine Hände gegeben war, als er am 5. August 1964 die Abberufung von Guske forderte. Gleichzeitig lehnte Max Hauschke vom Nationalrat den von der CDU benannten Nachfolgekandidaten Adolf Niggemeier ab. Der Nationalrat würde der Nominierung Niggemeiers nur zustimmen, „wenn gleichzeitig auch ein Parteiloser und möglichst noch ein Mitglied einer anderen Partei vorgeschlagen werde.“132 Anders als bei den anderen kirchenpublizistischen Aktivitäten der CDU hielt sich die SED bei der „begegnung“ merklich zurück. Das mag u. a. daran gelegen haben, dass die publizistische Wirkung noch geringer als bei den Zeitschriften „Glaube und Gewissen“ und „Evangelisches Pfarrerblatt“ eingeschätzt wurde. In der „begegnung“ konnten sich „fortschrittliche“ katholische Geistliche nur mit mäßigem Erfolg sammeln133.
129 Zur Zusammenarbeit von Guske mit dem MfS als IM „Hubert“ bzw. „Georg“ seit 1959 vgl. D. GRANDE/B. SCHÄFER, Kirche, S. 62. 130 Grobbel hatte am 10. Juli 1964 Götting brieflich aufgefordert, „ein klärendes Wort“ darüber zu sagen, dass die „begegnung“ kein CDU-Organ sei (ACDP ST. AUGUSTIN, VII012–3011). Götting protestierte, und das Redaktionskollegium zwang Grobbel, das Schreiben zurückzunehmen (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 13. Juli 1964, EBD.). 131 Schreiben von Otto Hartmut Fuchs an Götting vom 13. Juli 1964 (EBD.). 132 Aktenvermerk von Alfons Malik über ein Gespräch mit Hauschke am 5. August 1964 (EBD.). 133 Die Verlautbarung der Berliner Bischofskonferenz vom 6. März 1985 über die „Beziehungen zu staatlichen Organen sowie zu politischen und gesellschaftlichen Organisationen“ untersagte eine Zusammenarbeit „mit politischen Parteien und Organisationen und deren Organen“, zu denen die Bischöfe auch die „begegnung“ rechnete (zit. nach G. LANGE U. A., Kirche, S. 319. Günter Wirth behauptet gar, dass in der „begegnung“ nur ein Mal ein katholischer Priester zu Wort kam, vgl. die Aussage Wirths im Gespräch mit Siegfried Bräuer, Jens Bulisch, Gottfried Müller und Reinhard Henkys, dokumentiert in S. BARCK/ M. LANGERMANN/S. LOKATIS, „Mosaik“, S. 641.
Die Geschichte Die der „Zeichen Presseverordnung der Zeit“ invom den 1950er 9. JuniJahren 1955
3. Die Presseverordnung vom 9. Juni 1955 und ihre Auswirkung auf die kirchlichen Vertriebswege Der SMAD-Befehl Nr. 105 vom 9. Juni 1948 hatte die Schaffung eines „Postzeitungsamtes“ angeordnet, das seine Tätigkeit am 1. August 1948 aufgenommen hatte. Die SMAD hatte damit einen Vorschlag der obersten deutschen Wirtschafts- und Verwaltungsbehörde der SBZ, der „Deutschen Wirtschaftskommission“, aufgegriffen1 und dem Postzeitungsamt das „Recht zur Versendung und Verbreitung von Zeitungen, Zeitschriften und anderen periodischen Druckschriften aller Besatzungszonen Deutschlands und aller ausländischen Zeitungen und Zeitschriften in der sowjetischen Zone“ verliehen2. Die Tätigkeit des Amtes sollte „sowohl die Aufnahme des Einzelabonnements durch die örtlichen Unterabteilungen des ‚Postzeitungsamtes‘ mit Zustellung der Zeitungen und Zeitschriften durch die Post ins Haus, als auch den Verkauf in seinen Kiosken“3 umfassen. Der schon einige Zeit vor dem Postzeitungsamt bestehende „Postzeitungsvertrieb“ war bisher nur einer von mehreren Vertriebswegen gewesen. Mit der Schaffung des Postzeitungsamtes und der umfangreichen Kompetenzzuweisung erlangte er nun eine Monopolstellung. Der Vertrieb periodischer Druckschriften außerhalb des Postzeitungsamtes war nur noch „Organisationen der demokratischen Parteien und großen öffentlichen Organisationen (Gewerkschaften, Demokratischer Frauenbund Deutschlands, Freie Deutsche Jugend, Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe, Kulturbund)“4 gestattet. Durch den SMAD-Befehl fühlten sich vor allem die Sortimentsbuchhändler benachteiligt, die zahlreich protestierten5. Sie fürchteten, vom Zeitschriftenvertrieb ausgeschlossen zu werden. Diese Gefahr auch für das kirchliche Schrifttum im Blick, sprach Generalsuperintendent FriedrichWilhelm Krummacher bei dem Präsidenten der „Zentralverwaltung für Volksbildung“, Paul Wandel, vor und bat um Präzisierung der Anordnung. Ihm wurde mitgeteilt, dass der Befehl 105 nicht bedeuten würde, dass die „Verteilung des kirchlichen Schrifttums durch Pfarrämter und dergleichen“6 verboten sei, sondern dass der Befehl lediglich in den Verkehr zwischen Buchhandel und Verlag eingreife, in der Weise, „daß der Buchhändler 1 2 3 4 5 6
Vgl. B. JÜTTE, Lizenzen, S. 564. SMAD-Befehl Nr. 105/1948 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/ 9.02/ 64). EBD. EBD. Vgl. B. JÜTTE, Lizenzen, S. 565. Vermerk über eine Besprechung mit dem Kulturellen Beirat am 26. Juli 1948 (NACHLASS HANS LAURENTIUS).
Die Presseverordnung vom 9. Juni 1955
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beim Verlag zwar bestelle, daß aber der Verleger die entsprechenden Stücke auf dem Weg über das Postzeitungsamt dem Buchhändler zuteilt.“7 Zugleich verhandelte der Börsenverein der Deutschen Buchhändler mit dem Postzeitungsamt und erreichte, dass der Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel (LKG)8 den Vertrieb der periodischen Druckschriften übertragen erhielt. Aufgrund dieser Übereinkunft zwischen dem Postzeitungsamt und dem Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel erhielten bis Ende September 1948 ungefähr 1.600 Sortimentsbuchhandlungen und über 1.200 Buchverkaufsstellen eine vorläufige Vertriebsgenehmigung für Zeitungen und Zeitschriften9. Die Buchhändler mussten ihre Zeitungs- und Zeitschriftenbestellungen an den Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel richten und konnten dann ihrerseits weiterverkaufen. Im Oktober 1952 wurde diese Regelung aufgehoben, indem das Postministerium den Vertrag mit dem Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel löste und die Belieferung des Sortimentsbuchhandels damit vollständig durch die Deutsche Post übernommen wurde10. Eine generelle Neuregelung bahnte sich mit der „Verordnung über den Vertrieb demokratischer Presseerzeugnisse“ vom 9. Juni 195511 an, die die bisher gültigen (Landes-) Polizeiverordnungen über den Vertrieb periodischer Druckschriften der einzelnen Länder der DDR außer Kraft setzte. Sie verfügte den Vertrieb und die Beförderung „aller periodisch erscheinenden Presseerzeugnisse . . . ausschließlich durch die Deutsche Post.“12 Vom Vertrieb und Verkauf ausgeschlossen blieben die Periodika, die nicht auf der Postzeitungsliste der DDR erfasst worden waren13. Die Postzei7 EBD. 8 Die Leipziger Kommissions- und Großbuchhandels GmbH. war am 14. Juni 1946 gegründet worden. Die ersten Gesellschafter waren die Volk und Buch GmbH., das Einkaufshaus für Büchervereine GmbH. und der Vertrieb für Wissenschaft und Literatur GmbH., alle mit Sitz in Leipzig (vgl. H. HÜNICH, Geschichte, S. 37f.). 9 Vgl. EBD., S. 52f. 10 Vgl. B. JÜTTE, Lizenzen, S. 565. 11 GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Teil I, Nr. 51, 22. Juni 1955, S. 433. 12 EBD. 13 Zum Beispiel stand der „Evangelische Nachrichtendienst Ost“ nicht auf der Postzeitungsliste. Für ihn galt die Sonderregelung eines eigenen Versandes per Post (vom 13. Januar 1955, vgl. das Schreiben der Evangelischen Verlagsanstalt an das Presseamt vom 6. Juli 1955 und die Bestätigung der Ausnahmeregel „bis zur endgültigen Entscheidung“ vom 30. Juli 1955 durch das Schreiben des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen an die Evangelische Verlagsanstalt vom 30. Juli 1955 [NACHLASS HANS LAURENTIUS]). Diese Regelung hob das Presseamt im April 1957 auf und teilte die Entscheidung Chefredakteur Moritz mit (vgl. das Schreiben von Laurentius an Bernhard Karnatz vom 16. April 1957, EZA BERLIN, 4/198). Der Einspruch Grübers blieb erfolglos (vgl. das Schreiben von Laurentius an Karnatz vom 24. April 1957, EBD.). Den Vertrieb übernahm das Postzeitungsvertriebsamt (vgl. dazu auch das Schreiben von Moritz an Karnatz vom 3. Mai 1957, EBD.).
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tungsliste wurde seit 1948 jährlich vom Postzeitungsamt14 herausgegeben und enthielt alle Publikationen, die zum Vertrieb über die staatliche Vertriebsorganisation zugelassen waren. Aufnahmebedingung in die Postzeitungsliste war eine Lizenz des Presseamtes oder des Amtes für Literatur und Verlagswesen15. Schon wenige Tage vor Inkrafttreten der Presseverordnung vom 9. Juni 1955 waren die Evangelische Verlagsanstalt und das Ministerium für Postund Fernmeldewesen übereingekommen, dass die Deutsche Post die gesamte Auslieferung der Zeitschriften „Die Christenlehre“ und „Die Zeichen der Zeit“ ab Juni 1955 übernehmen sollte16. Damit verzichtete der Verlag auf die eigene Auslieferung bzw. die Auslieferung über einen Grossisten. Für die direkten Abonnenten ergab sich durch die Regelung der Vorteil, dass sich der bisherige Preis von 1,50 DM für das Einzelheft jeder Zeitschrift auf 1,34 DM ermäßigte. Der Buchhandel wurde gewissermaßen als Abonnent behandelt; ihm wurde eine Gewinnspanne von zehn Prozent zugestanden17. Zugleich mit dieser Übereinkunft übergab die Verlagsanstalt den einzelnen Postzeitungsvertriebsämtern der Bezirke die Listen, „woraus die Anschrift des Beziehers sowie die Stückzahl zu ersehen sind.“18 Diese Listen enthielten neben den Abonnenten, die direkt bezogen, auch die Buchhändler, die ihrerseits größere Mengen an kirchlichen Zeitungen und Zeitschriften an private Kunden und Pfarrämter weiterverkauften. Irrtümlich meinte die Verlagsleitung, dass sich für diese Praxis des Vertriebs der kirchlichen Periodika durch die neue Verordnung nichts Wesentliches ändern würde19. Doch zeichnete es sich am Jahresende 1955 ab, dass die Postzeitungsvertriebsämter die Presseverordnung dahingehend interpretierten, dass weder der Buchhandel noch Pfarrämter in der bisherigen Form, quasi als Zwischenhändler, fungieren sollten. Vertreter der örtlichen Postzeitungsvertriebsämter suchten die Buchhändler auf und verlangten die Herausgabe der Listen derjenigen Abonnenten, die ihre kirchlichen Zeitungen und Zeitschriften über den Buchhandel bezogen. Dabei handelte es sich um 14 Seit 1949 vom Ministerium für Post- und Fernmeldewesen herausgegeben. 15 Die „Postzeitungsliste für die sowjetische Besatzungszone Deutschlands und den sowjetischen Sektor von Groß-Berlin“, später „Postzeitungsliste für die Deutsche Demokratische Republik und den demokratischen Sektor von Groß-Berlin“ erschien einmal jährlich. Zunächst quartalsweise, folgten später monatlich Nachträge. 16 Vgl. das Schreiben des Post- und Fernmeldeministeriums an die Evangelische Verlagsanstalt vom 26. Mai 1955 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 17 Der Buchhandelsrabatt lag bei 40 %, die Deutsche Post gab die Zeitschriften an den Buchhandel unter Berechnung von 30 % Rabatt weiter (vgl. Anm. 16). 18 EBD. 19 Vgl. das Schreiben der Evangelischen Verlagsanstalt an das Presseamt vom 6. Juli 1955 (NACHLASS HANS LAURENTIUS).
Die Presseverordnung vom 9. Juni 1955
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Listen der Buchhändler, die sie als eine eigene Abonnentenkartei führten. Die Abnehmer waren „überwiegend nicht Einzelpersonen, sondern Pfarrämter, die von sich aus die Weitergabe“20 besorgten und daher relativ große Mengen abkauften21. Der Vertrieb solle „in Zukunft über den Postzeitungsvertrieb direkt an den Abonnenten erfolgen.“22 Als Termine waren der 1. Dezember 1955 für die kirchlichen Wochenzeitungen23 und der 1. Januar 1956 für die kirchlichen Zeitschriften24 gesetzt. Mehrere evangelische Buchhändler protestierten gegen dieses Vorgehen, indem sie sich an die Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen, das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen und den Börsenverein der Deutschen Buchhändler in Leipzig wandten25. Sie beriefen sich vor allem auf § 9 der Presseverordnung vom 9. Juni 1955, der zugestand, dass es neben der Deutschen Post auch andere Vertriebsberechtigte gäbe. Diese müssten allerdings im Besitz einer polizeilichen Vertriebserlaubnis sein, die nur verweigert werden könnte, wenn der Antragsteller nicht den ordnungsgemäßen Vertrieb sicherstellte26. Auf die Anträge für diese Vertriebserlaubnis durch die Buchhändler reagierten die staatlichen Stellen nicht27. Neben den direkten wirtschaftlichen Einbußen, die durch den Verlust der Einnahmen aus dem Zeitungs- und Zeitschriftenhandel entstanden, machten die Buchhändler hauptsächlich indirekte Verluste geltend, denn „wer Zeitschriftenkunde ist, kauft Bücher. Wer wöchentlich einmal zum
20 Schreiben der Buch- und Kunsthandlung Paul Eger an die Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen vom 18. November 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052). 21 Pfarrämter abonnierten unter Umständen in den relativ umfangreichen Größenordnungen von 100 bis 150 Exemplaren (bei kirchlicher Wochenpresse). 22 Aktenvermerk der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen über den Besuch des Buchhändlers Gottfried Müller (Karl-Marx-Stadt) bei Gerhard Quast am 11. November 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052). 23 Vgl. das Schreiben der Verlagsbuchhandlung H. G. Wallmann an Nuschke vom 18. November 1955 (EBD.; auch enthalten in: EZA BERLIN, 104/1067, und EZA BERLIN: 103/81). 24 Vgl. den Aktenvermerk von Christa Lewek vom 7. Dezember 1955 und das Rundschreiben des Leipziger Kommissions- und Großbuchhandels an alle Bezieher von Zeitschriften, Ende November 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052). 25 Vgl. u. a. Anm. 23. 26 „§ 9 (1) Werden Presseerzeugnisse von Verkäufern, die nicht mit der Deutschen Post oder mit einem nach § 1 Abs. 1 Satz 2 Vertriebsberechtigten in einem Arbeitsrechtsverhältnis stehen, vertrieben, so ist eine besondere polizeiliche Vertriebserlaubnis erforderlich, sofern die Tätigkeit regelmäßig und entgeltlich durchgeführt wird. (2) Die polizeiliche Erlaubnis wird durch das für den Sitz der Firma oder den Wohnort der Personen zuständige Volkspolizeikreisamt erteilt. (3) Die Vertriebserlaubnis kann versagt werden, wenn der Antragsteller nicht die Gewähr für den ordnungsgemäßen Vertrieb von Presseerzeugnissen bietet“ (GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Teil I, Nr. 51, 22. Juni 1955, S. 434). 27 Vgl. u. a. das Schreiben der Verlagsbuchhandlung H. G. Wallmann an das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen vom 18. November 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052).
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Buchhändler kommt, sieht, was er sonst noch braucht.“ Außerdem würden die Buchhändler für eine „gerechte Verteilung der Auflagen, die zufolge der Papierknappheit nicht reichen“, sorgen. Der Vertrieb der kirchlichen Blätter sei „darum gar nicht allein eine Geld- und Wirtschaftsfrage.“ Er greife „direkt in die kirchliche Arbeit der Gliedkirchen der DDR ein.“ Weiterhin sei die Forderung an die Buchhändler, alle Einzelabonnenten anzugeben, ein Verstoß „gegen Artikel 42 unserer Verfassung, da der Passus ‚Niemand ist verpflichtet, seine religiöse Überzeugung zu offenbaren‘ damit aufgehoben“28 sei. Zugleich mit der Forderung nach der Herausgabe der Abonnentenlisten hatten die örtlichen Postzeitungsämter unter Berufung auf Entscheidungen des „Post- und Fernmeldeministeriums“ und des Presseamtes erklärt, dass nach Übernahme der Abonnenten durch die Deutsche Post ein Sammelbezug nur noch bis zu vier Exemplaren möglich sei29. Damit sei „die Seelsorge an Alten und Kranken nicht mehr möglich. Denn mit 4 Exemplaren kommt das Pfarramt nicht aus.“30 Der Bevollmächtigte der EKD bei der Regierung der DDR, Heinrich Grüber, bemühte sich deswegen um Ausnahmegenehmigungen nach § 9 der Presseverordnung31. Hoffnung setzte er vor allem darauf, die kirchliche Wochenpresse und die Zeitschriften als „Fachzeitschriften“ anerkennen zu lassen und das Ausnahmegenehmigungsersuchen damit zu begründen32. Doch die Vermittlungsbemühungen Grübers, über das Presseamt vorerst einen Aufschub des Termins der Abonnentenumstellung ab 1. Dezember 1955 zu erwirken, blieben erfolglos33. In einem Gespräch mit dem Leiter des Presseamtes, Fritz Beyling, am 19. November 1955 wurde Grüber darauf hingewiesen, dass die Verlage bereits Ende Juni 1955 auf die Neuregelung aufmerksam gemacht worden seien. Trotzdem habe „kein Verlag etwas unternommen, sie haben vielmehr so getan, als beträfe sie die Verordnung nicht.“34 Die Verordnung richte sich nicht gegen die kirchliche Presse, sondern betreffe das gesamte Pressewesen der DDR. Beyling sicherte Grüber jedoch zu, dass sowohl Pfarrämter als auch andere kirchliche Dienststellen soviel Exemplare bestellen könnten, wie sie benö28 Schreiben der Buch- und Kunsthandlung Paul Eger an die Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen vom 18. November 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052). 29 Vgl. EBD. und das Schreiben der Verlagsbuchhandlung H. G. Wallmann vom 18. November 1955 (vgl. Anm. 27). 30 Vgl. Anm. 28. 31 Vgl. das Schreiben der Evangelischen Verlagsanstalt an Grüber vom 21. November 1955 (EZA BERLIN, 103/82). 32 Vgl. das Schreiben Grübers an die Buch- und Kunsthandlung Paul Eger vom 22. November 1955 (EBD.). 33 Vgl. das Schreiben Grübers an die Kirchenkanzlei der EKD (Erich Grauheding) vom 20. November 1955 (EBD.). 34 EBD.
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tigten35. Daher war es erneut verwirrend, als einzelne Postzeitungsämter unter Berufung auf eine ministerielle Entscheidung weiterhin erklärten, nur Sammelbestellungen von höchstens vier Exemplaren zuzulassen36. Darüber hinaus sei der Stichtag für die Bestellungen der 1. Dezember 1955, wer danach bestellen wolle, komme zu spät37. Die Kompetenz für diese Entscheidungen wiesen sich das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen und das Presseamt wechselseitig zu38, was die Verhandlungsführung zusätzlich unübersichtlich machte. In dieser Situation forderte die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen die Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD dringlich auf, ihre Bemühungen – wenigstens für die Aufhebung der Beschränkung auf vier Exemplare – zu intensivieren. Die Verfügung des Postministeriums schränke die Presseverordnung vom 9. Juni 1955 wesentlich ein und richte sich einseitig gegen die kirchliche Presse. Es bestehe kein Zweifel, „daß mit dieser Verfügung das Ministerium die ungestörte Religionsausübung, die nach Artikel 41 der Verfassung unter dem Schutz der Republik steht, gefährdet hat.“39 Parallel zu Grübers Vermittlungsversuchen im Presseamt verhandelten Friedrich Bartsch als Vertreter der Evangelischen Schrifttumskammer und Hans Laurentius als Geschäftsführer der Evangelischen Verlagsanstalt am 19. November 1955 mit der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen und machten dabei die schon genannten Gründe geltend40. Dabei stellten sie die Überreichung einer Eingabe der EKD an die Regierung der DDR in Aussicht. Zur Erarbeitung einer solchen Eingabe trafen sich die Pressereferenten der DDR-Landeskirchen am 22. November 1955. Einen Tag später ließ der sächsische Oberkirchenrat und Chefredakteur der Wochenzeitung „Der Sonntag“, Gottfried Knospe, die weitere Ausarbeitung der Eingabe jedoch abbrechen und verwies als Begründung auf die beim Vertrieb des „Sonntag“ schon eingeleiteten Maßnahmen. Es dürfe „kaum einen Zweck haben, jetzt noch um einen Aufschub des Termins für die Durchführung der Verordnung für die kirchlichen Gemeindeblätter zu bitten, nachdem bereits alle Schriftleitungen die Pfarrämter und den Leserkreis von der beabsichtigten Neuregelung verständigt und dabei den 1. Dezember 1955 35 Vgl. EBD. 36 So erklärte es z. B. der Postzeitungsvertrieb des Hauptpostamtes Rostock am 18. November 1955. Vgl. das Schreiben Grübers an Beyling vom 30. November 1955 (EZA BERLIN, 103/82). 37 Vgl. EBD. 38 Vgl. EBD. 39 Schreiben der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen an die Kirchenkanzlei der EKD – Berliner Stelle – vom 24. November 1955 (EZA BERLIN, 104/1067). 40 Vgl. den Aktenvermerk Leweks vom 7. Dezember 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052).
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angegeben haben. . . . Auch dem Landeskirchenamt Dresden ist insofern an einer nochmaligen Eingabe an das Ministerium nicht gelegen. Ein grundsätzlicher Einspruch gegen die Anwendung der Verordnung vom 9. Juni 1955 auf den Vertrieb der kirchlichen Gemeindeblätter41 wird nunmehr voraussichtlich zwecklos sein.“42
Knospes prinzipielle Einwände erreichten, dass die Eingabe der EKD unterblieb43. Nachfragen der Referentin der Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“, Christa Lewek, bei der Schrifttumskammer der EKD, wieso die Eingabe ausbliebe, ergaben, dass man aufgrund Knospes Intervention sogar darauf verzichten wollte, eine Änderung der Regelung zu erreichen, dass nur vier Exemplare als Sammelbezug erlaubt seien44. Wesentlich couragierter verhielt sich die kirchliche Seite wenige Jahre später, als der Minister für Kultur, Alexander Abusch, am 21. Mai 1959 die „Anordnung über die Auslieferung der Produktion der lizenzierten Verlage“45 erließ. „Um den Literaturvertrieb zu vereinfachen und um die breiteste Verteilung der Verlagsproduktion innerhalb der Bevölkerung . . . zu gewährleisten“46, sollten alle lizenzierten Verlage ihre gesamte Produktion nur noch über den Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel ausliefern47. Die Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt sah mit dieser Verordnung die Verbreitung der evangelischen Literatur gefährdet. Sie betraute Krummacher und Laurentius mit der Verhandlungsführung, die ihrerseits den Thüringer Landesbischof Moritz Mitzenheim hinzuzogen. Mitzenheim trug am 10. Juli 1959 in einer Verhandlung mit dem Ersten Stellvertreter des Kulturministers, Erich Wendt, eine viereinhalb Schreibmaschinenseiten umfassende Denkschrift48 vor, „in der die Anliegen der Evangelischen Kirche zu Fragen der Lizenzierung, Auslieferung und Verbreitung evangelischen Schrifttums dargelegt“49 waren. Wendt wies jedoch darauf hin, dass die kirchlichen Befürchtungen unbegründet seien: „Es handele sich bei der erwähnten Anordnung um eine Maßnahme im Zuge der allgemeinen Zentralisierung, bei deren Abfassung an die kirchlichen 41 Gemeint war die kirchliche Wochenpresse. 42 Schreiben Knospes an die Kanzlei der EKD vom 24. November 1955 (EZA BERLIN, 103/ 81). 43 Vgl. Anm. 40. 44 Vgl. EBD. 45 Vgl. GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Teil II, Nr. 12, 10. Juni 1959, S. 162. 46 EBD. 47 Zur Funktionsveränderung des Leipziger Kommissions- und Großbuchhandels nach der ministeriellen Anordnung vom 21. Mai 1959 in bezug auf den Außenhandel vgl. H. BÄHRING, Absatzabteilung, S. 46–48; bezogen auf den Binnenhandel vgl. F. BECHER, Absatz, S. 196f. 48 Enthalten in EZA BERLIN, 104/607. 49 Aktennotiz Mitzenheims über die Verhandlung im Ministerium für Kultur am 10. Juli 1959 (EBD.)
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Verlage gar nicht besonders gedacht worden sei“50, und er erklärte, „daß das evangelische Schrifttum beim LKG genauso sorgfältig betreut werden würde wie alles übrige Schrifttum.“51 Dennoch bat er Mitzenheim um die Ausarbeitung eines Vorschlags, „der wohlwollend geprüft und in einer weiteren Aussprache geklärt werden“52 solle. Am 16. Dezember reichte Laurentius daraufhin Mitzenheims Vorschlag „zur Regelung der Auslieferungsfrage“ ein53. Ein Vierteljahr später traf das Ministerium für Kultur dann tatsächlich eine Sonderregelung für die Evangelische Verlagsanstalt, die Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft (Berlin) und den katholischen St. Benno-Verlag, die an Mitzenheims Vorschlag anschloss: „1) Die Auslieferung evangelischen Schrifttums an den Volksbuchhandel, an den VOB-Buchhandel, an den mit Kommissionsvertrag arbeitenden Sortimentsbuchhandel, an die Bibliotheken sowie an den Deutschen Buch-Export und -Import GmbH. erfolgt entsprechend Anordnung vom 21.5.58 über L. K. G. 2) Die Auslieferung evangelischen Schrifttums an den unter 1) nicht genannten Buchhandel, an kirchliche Werke, sowie an besondere Verteilstellen der Landeskirchen, der Freikirchen, der Gemeinschaftsbewegung und der Herrnhuter Brüdergemeine erfolgt unmittelbar durch die evangelisch-kirchlichen Verlage.“54
Seit dem 1. Dezember 1955 bzw. seit dem 1. Januar 1956 wurden die kirchlichen Wochenzeitungen und die kirchlichen Zeitschriften nur noch durch die Deutsche Post ausgeliefert55. Der Bezug über eine Buchhandlung war nicht mehr möglich. Die Deutsche Post kaufte dem Verlag die gesamte Auflage ab und erwarb damit die Eigentumsrechte an den kirchlichen Periodika, unmittelbar wenn diese die Druckereien verließen. Daher konnten seit 1955 weder Verlag noch die Redaktionen Einfluss auf die Abonnenten nehmen und einen Überblick über die Abonnentenverteilung gewinnen56. Eine „Verbesserung“ der ursprünglichen Regelung, nur Sammelbestellungen von vier Exemplaren zu erlauben, konnte später durch Grübers Bemühungen57 dahingehend erreicht werden, „daß die Zahl solcher Exemplare ent50 EBD. 51 EBD. 52 EBD. 53 Vgl. die Aktennotiz von Laurentius vom 20. Januar 1960 über eine Besprechung mit der Abteilung Literatur und Buchwesen am 16. Dezember 1959 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 82). 54 Auf die ministerielle Regelung wird im zitierten Schreiben von Laurentius an Krummacher vom 20. Juli 1960 nur indirekt Bezug genommen (EBD.). 55 Vgl. dazu auch R. ROSENSTOCK, Presse S. 250 (sehr knapp und in der Angabe der zeitlichen Folge unzuverlässig). 56 Dies macht wissenschaftliche Leserforschung unmöglich, zumal die Abonnentenlisten offensichtlich nicht erhalten sind (vgl. oben S. 26ff.) 57 Vgl. das Schreiben Grübers an Beyling vom 8. Dezember 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052; auch enthalten in: EZA BERLIN, 103/82).
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sprechend der Größe des Pfarramtsgebietes – auf Antrag – bis zu maximal 10_58 festgesetzt werden soll.“59 Anstrengungen, die beiden kirchlichen Zeitschriften „Die Christenlehre“ und „Die Zeichen der Zeit“ als Fachzeitschriften zu klassifizieren und dadurch eine Sonderregelung nach § 9 der Presseverordnung vom 9. Juni zu erreichen60, blieben erfolglos61. Die einzige Ausnahme bildete die „Theologischen Literaturzeitung“. Die Presseverordnung hatte für alle kirchlichen Periodika auch die Folge, dass sie – indem sie aus den Buchläden verschwanden – nicht mehr frei käuflich waren. Das Postministerium argumentierte, dass durch sie „einerseits . . . nur ein bestimmter Menschenkreis angesprochen [werde], so daß sie für den allgemeinen Vertrieb in den Kiosken und Verkaufsstellen der Städte nicht in Frage kommen. Andererseits sind sie termingebunden und in diesem Sinne nicht wissenschaftliche und Fachzeitschriften.“62
Die nichtkirchlichen Zeitschriften konnten weiterhin durch den Buchhandel vertrieben werden, denn mit der Presseordnung sei „nicht gesagt, daß die Post in jedem Fall an den Endabnehmer liefert.“63 Sondergenehmigungen (§ 9) wurden problemlos erteilt64. Die nichtperiodischen Zeitschriften und westdeutsche Periodika wurden wie bisher über den „Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel“ ausgeliefert65. Somit trafen die Vorwürfe 58 Hervorhebung im Original. 59 Dies hätte der Leiter des Presseamtes, Beyling, mit „der verantwortlichen Leitung des Postzeitungsvertriebes . . . vereinbart“ (Schreiben Beylings an Grüber vom 16. Dezember 1955, EZA BERLIN, 103/82). 60 Vgl. auch das unterstützende Schreiben des persönlichen Referenten Nuschkes, Max Hartwig, an Beyling vom 18. Januar 1956 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052), in dem er sich dafür aussprach, wenigstens „Die Christenlehre“ als Fachzeitschrift anzusehen, „da der Bezieherkreis nach Angaben der Kirche ausschließlich aus Katecheten und im Unterrichtsfach tätigen Geistlichen besteht und diesen als Anleitung für die Durchführung des Unterrichts dient. Bei der Zeitschrift ‚Zeichen der Zeit‘ erscheint es . . . dagegen als fraglich, ob es sich hier um eine Fachzeitschrift handelt.“ Hartwig „habe mehrere Exemplare dieser Zeitschrift durchgesehen und . . . [sei] dabei zu der Überzeugung gelangt, daß es sich hier mehr um ein theologisch und kirchlich ausgerichtetes Literaturheft handelt, als um eine Fachzeitschrift.“ 61 Vgl. u. a. die Schreiben von Laurentius an das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen vom 8. Dezember 1955 (EZA BERLIN, 103/82) und von Krummacher an Bartsch vom 30. Dezember 1955 (ARCHPEK GREIFWALD, Best. 3 Nr. 84–1). 62 Schreiben des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen an die Luther-Buchhandlung Erfurt Erich Wallmann (Inhaber Maria Wallmann) vom 8. Dezember 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052). 63 „Zeitschriften auch weiterhin durch den Buchhandel: Ein notwendige Klarstellung“ (BÖRSENBLATT FÜR DEN DEUTSCHEN BUCHHANDEL 50/1955). 64 Vgl. EBD. 65 Vgl. das Rundschreiben des Leipziger Kommissions- und Großbuchhandels an alle Bezieher von Zeitschriften, Ende November 1955 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052); und „Zeitschriften auch weiterhin durch den Buchhandel: eine notwendige Klarstellung“ (BÖRSENBLATT FÜR DEN DEUTSCHEN BUCHHANDEL 50/1955). Der Leipziger Kommissions- und Großbuch-
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der evangelischen Buchhändler, sie würden vom Zeitungs- und Zeitschriftenhandel ausgeschlossen, ins Leere, denn „auf Grund . . . [des] Kontrahentenverhältnisses zur Deutschen Post . . . [würden] weiterhin wissenschaftliche und Fachzeitschriften geliefert. Die Maßnahmen stellen also keinesfalls [eine] Ausschaltung . . . aus dem Vertrieb dar.“66 Unverkennbar bleibt, dass das Vorgehen letztlich zwischen Presseamt und Postministerium abgestimmt und abgesichert war. Ob die Initiative für die enge Auslegung der Presseverordnung jedoch zuerst vom Ministerium für Post- und Fernmeldewesen, vom Presseamt oder von einzelnen Postvertriebsstellen ausging, ist nicht eindeutig. So wollte beispielsweise das Dresdner Postzeitungsamt67 an der bisherigen Praxis festhalten, indem es den Buchhandlungen freistellte, ihre Abonnenten weiter zu beliefern, „jedoch könne die Lieferung durch die Post . . . nur zum vollen Abonnementspreis ohne Rabatt erfolgen.“68 Das Rostocker Postzeitungsamt wiederum beunruhigte die Buchhändler, indem es als Stichtag für die Annahme der Abonnements den 1. Dezember 1955 benannt hatte69, offensichtlich wiederum in allzu enger Auslegung der Anweisung des Postministeriums, den Zeitungsbezug ab Dezember umzustellen. Formal mag die Presseverordnung vom 9. Juni 1955 um eine Vereinheitlichung der Vertriebsbedingungen bemüht gewesen sein. Dennoch zeigte es sich, dass ihre einseitige Anwendung auf die gesamte kirchliche Presse eindeutig „gegen die kirchliche Presse, gegen die Verkündigungsfreiheit und damit gegen die Kirche selbst“70 abzielte. Die Kirche verlor ihren „Einfluß auf die Verteilung ihrer Zeitungen und Zeitschriften“71. Heftig gewehrt hat sie sich gegen den massiven Eingriff in ihre publizistische Arbeit nicht, wie die zwar angekündigte, doch letztlich nicht zustande gekommene Eingabe der EKD an die Regierung der DDR belegt. Knospes Argumente nahmen – wohl nicht in ironischer Absicht – die spätere Einschätzung des Presseamtes vorweg, „dass sich die Direktzustellung an den handel hatte außerdem die Beschaffung von Zeitschriften außerhalb des Verlagswesens, hauptsächlich für den Export, übernommen (vgl. H. HÜNICH, Geschichte, S. 53). 66 Vgl. Anm. 62. 67 Postamt Dresden A 21. 68 Schreiben einer (ungenannten) Dresdner Buchhandlung an die Evangelische Verlagsanstalt vom 14. November 1955, zitiert in einem Schreiben der Evangelischen Verlagsanstalt an das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen vom 8. Dezember 1955 (EZA BERLIN, 103/82). 69 Vgl. oben S. 193. Vgl. auch das Rundschreiben des Konsistoriums von Berlin-Brandenburg an alle Pfarrämter Berlin-Brandenburgs vom 9. Januar, betr. Vertrieb kirchlicher Zeitschriften aufgrund der Verordnung über den Vertrieb demokratischer Presseerzeugnisse vom 9. Juni 1955 (EZA BERLIN, 103/82, auch enthalten in EZA BERLIN, 103/81). 70 Schreiben der Luther-Buchhandlung Erfurt Erich Wallmann (Inhaberin Maria Wallmann) an Grüber vom 6. Dezember 1955 (EZA BERLIN, 103/82). 71 EBD.
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Leserkreis über den Postzeitungsvertrieb inzwischen bereits in jeder Hinsicht bewährt hat.“72
72 Schreiben Beylings an die Evangelische Verlagsanstalt vom 17. Februar 1956 (BARCH BERLIN, DO 4: 2052). Die „Anordnung über den Postzeitungsvertrieb – Postzeitungsvertriebsordnung – vom 21. November 1967“ (GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Teil II Nr. 120, 21. November 1967, S. 846–851) schrieb in § 2 Abs. 2 den Vorrang des Abonnements vor dem Einzelverkauf vor. Sie traf die Kirche nicht mehr, da es für kirchliche Presse keinen Einzelverkauf mehr gab. Diese Tatsache entkräftet die Behauptung von B. KLAMMER („Früher ging . . .“, S. 571), dass erst die Anordnung aus dem Jahre 1967 die kirchlichen Publikationen vom Freiverkauf ausschloss. – Zu der geplanten Eingabe vgl. oben S. 195f.
„Die Zeichen Die Geschichte der Zeit“ derzwischen „Zeichen der Profilierung Zeit“ in den und 1950er Pragmatik Jahren
4. „Die Zeichen der Zeit“ in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre: Die Zeitschrift im Spannungsfeld theologischer Profilierung und kirchenpolitischer Pragmatik a. Inhaltliche Entwicklungen und Zensur Die seit 1955 auch mit publizistischen Mitteln geführte Diskriminierung der Evangelischen Verlagsanstalt1 und die Gründung von „Glaube und Gewissen“ ließen „Die Zeichen der Zeit“ nicht unbehelligt. Am 27. April 1956 veröffentlichte die „Neue Zeit“ einen Artikel, der die theologische Haltung des Verlages und der Zeitschrift massiv angriff. Der Beitrag war nicht namentlich gezeichnet und pries die „wertvolle Bereicherung des innerchristlichen Meinungsaustausches durch [die] Zeitschrift ‚Glaube und Gewissen‘“. Neben der Kritik an der „faktisch vorhandene[n] Monopolstellung der Evangelischen Verlagsanstalt auf dem Gebiet im engeren Sinne kirchlich geprägter Literatur“ wurde dem Verlag der Vorwurf gemacht, zahlreiche Autoren nicht zu Wort kommen zu lassen. Dies treffe „nicht zuletzt auf ‚Zeichen der Zeit‘ zu, eine Zeitschrift, deren Qualität nicht bestritten werden soll, die aber an Wirkung und Fruchtbarkeit ungemein gewinnen könnte, wenn die geistige Inzucht eines zu engen und zu gleichartigen Mitarbeiterkreises überwunden würde.“
Demgegenüber seien bei „Glaube und Gewissen“ die „erforderliche Weite und Großherzigkeit“2 gesichert. Friedrich-Wilhelm Krummacher reagierte sofort auf die Anwürfe und machte Gerhard Brennecke Vorschläge zur Entgegnung. Zum einen sollten „Die Zeichen der Zeit“ publizistisch offensiv reagieren, „um den Vorwurf positiv zu widerlegen, als wenn wir [der Verlag und die Zeitschrift – J. B.] nicht die brennenden Fragen der Zeit anzupacken den Mut hätten.“3 Zum anderen sollten entweder Brennecke oder Krummacher selbst auf der geplanten Feier zum zehnjährigen Bestehen der Verlagsanstalt auf die Kritik eingehen, „um sowohl den Verlag wie die Zeitschrift gegen solche unsachlichen Anwürfe zu schützen.“4 Brennecke stimmte seine Reaktion zunächst mit Friedrich Bartsch ab und äußerte sich Krummachers Vorschlägen gegenüber vorerst vorsichtig: „Es wäre sicher gut, bei dem Festakt der Evangelischen Verlagsanstalt ein Wort 1 2 3 4
Vgl. dazu ausführlicher oben S. 175–181. „Auch der Theologe hat ein Vaterland!“ (Neue Zeit vom 27. April 1956). Schreiben Krummachers an Brennecke vom 30. April 1956 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). EBD.
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zu sagen, das diese törichten, um nicht zu sagen böswilligen Darstellungen zurückweist.“5 Ob und wie „Die Zeichen der Zeit“ publizistisch reagierten, müsse allerdings der Redaktionskreis entscheiden. Daher sei das Ergebnis der nächsten Redaktionssitzung abzuwarten. Brenneckes verhaltenes Taktieren ging auf Bartschs Empfehlung zurück, denn Bartsch interpretierte den Angriff lediglich als „eine Form unlauteren Wettbewerbs“. Seiner Meinung nach sollte mit dem in der „Neuen Zeit“ veröffentlichten Artikel „die Zeitschrift ‚Glaube und Gewissen‘, die nach . . . [seiner] Kenntnis eine sehr geringe Resonanz gefunden hat, propagandistisch unterstützt werden“6. Bartsch verwies auf die Erfahrungen, die im Vorjahr gemacht worden seien, als die „Neue Zeit“ schon einmal gegen die Arbeit der Evangelischen Verlagsanstalt polemisiert habe7. Die Interventionen hätten damals keinen Erfolg gehabt. Auch habe Bartsch sich mit Grüber abgesprochen, der bereit sei, in der Redaktion der „Neuen Zeit“ anzurufen und „sein Mißfallen zum Ausdruck [zu] bringen.“8 Im übrigen habe Grüber gemahnt, „daß man die Angelegenheit nicht dramatisieren solle.“9 Der Redaktionskreis befasste sich in seiner nächsten Sitzung am 14. Mai 1956 tatsächlich nicht mit der in der „Neuen Zeit“ publizierten Polemik10. Er debattierte auch nicht darüber, den Anfang April beschlossenen Beitrag über das Verlagsjubiläum zu verändern oder zu nuancieren11. Auch der Jubiläumsartikel von Walter Delius im Juliheft 1956 der „Zeichen der Zeit“ spielte mit keinem Wort auf die kurz zuvor geäußerte Kritik an12. Lediglich die von Brennecke verfassten „Bemerkungen der Schriftleitung“ erwähnten den schweren Weg, den die Verlagsanstalt in den vergangenen zehn Jahren zurückgelegt habe und auf dem viele Wünsche offengeblieben seien. Dabei habe es am Wollen nicht gemangelt. Doch gerieten die besonderen Bedingungen kirchlicher Publizistik nicht in die Optik derjenigen Kritiker, „die nicht erkennen können, daß der Dienst der Kirche nicht mit den Mitteln einer Partei und mit diesen 5 Schreiben Brenneckes an Krummacher vom 12. Mai 1956 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ, zugleich ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 84–2). 6 Schreiben Bartschs an Krummacher vom 8. Mai 1956 (EBD.). 7 Vgl. oben S. 160ff. 8 Vgl. Anm. 6. 9 EBD. 10 Brennecke hatte allen Mitgliedern des Redaktionskreises den Artikel vorher zugesandt (vgl. Anm. 6). Das Protokoll der Redaktionssitzung verzeichnet keinen Tagesordnungspunkt, der sich mit dem Artikel der „Neuen Zeit“ befasste (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 14. Mai 1956, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 11 Am 3. April 1956 beschloss der Redaktionskreis, für den Beitrag entweder Kurt Aland oder Walter Delius zu fragen (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 3. April 1956, EBD.). Delius sagte zu. 12 W. DELIUS, Zehn Jahre Evangelische Verlagsanstalt (ZdZ 7/1956, S. 219–220).
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Maßstäben gemessen werden kann. Urteile, die aus solcher Sicht erwachsen, treffen notwendigerweise daneben.“13 Neben den von Brennecke genannten „besonderen Bedingungen“, womit vor allem die äußeren Verhältnisse gemeint waren, bestimmten auch innere Faktoren das Profil der Zeitschrift. Brenneckes Leitidee der Anfangszeit, die Zeitschrift müsse ein doppeltes Wächteramt wahrnehmen14, hatte sich nach und nach verschoben. Sie blendete die Wächterfunktion „gegenüber der Welt“ zunehmend aus. Es werde „in Zukunft zum Wächteramt der Kirche gehören“, „restaurierende Tendenzen“ bloßzustellen und „so scharf wie möglich allem entgegenzutreten, was nur ‚wiederherstellen‘ möchte“, formulierte Brennecke 1956. Diese „restaurierenden Tendenzen“ hätten großen Einfluss, denn schließlich lebe „wohl in jedem von uns ein wenig die Neigung dazu.“15 In seinem Geleitwort für das zweite Jahrzehnt seiner Zeitschrift im Januarheft 1957 bemühte Brennecke das „Wächteramt“ zur Funktionsbeschreibung seiner Zeitschrift dann nicht mehr16. Noch eindeutiger verneinte im Oktober 1959 Gerhard Bassarak, seit Mai 1958 Mitglied des Redaktionskreises, das der Kirche aufgetragene Wächteramt gegenüber der Welt: „Eine Kirche, die skeptisch und kritisch die Fehler und Schwächen der Welt stets mit sicherem Gefühl erspäht und auf diese Dinge den Finger schmerzend legt, soll sich nicht auf ihr Wächteramt berufen; sie liebt die Welt wohl nicht richtig. Das Wächteramt hat nicht die böse Welt zu bewachen, sondern stellvertretend für die Welt mit auf den wiederkommenden Christus zu achten. Eine wachende und auf ihn wartende Kirche wird glauben, hoffen und lieben. Liebe ist bereit, alles zum besten zu kehren, zu schweigen, zu übersehen, zu dulden, anzunehmen.“17
Bassaraks Ausführungen waren – wenn auch nicht mehr kenntlich – eine Reaktion auf die anonymisierte Äußerung des Industriearbeiters Hans-Jürgen Hartfiel (Schönebeck-Salzelmen) „Wer antwortet?“ auf der ersten Seite des Novemberheftes 195818. Hartfiel hatte die These vertreten, die Kirche 13 G. BRENNECKE, Bemerkungen der Schriftleitung (ZdZ 7/1956, S. 240). 14 Vgl. oben S. 72–74. 15 G. BRENNECKE, Sui generis: die außerordentliche Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland: Berlin 27. bis 29. Juni 1956 (ZdZ 8–9/1956, S. 295–303, hier S. 298). 16 Vgl. G. BRENNECKE, An der Schwelle des zweiten Jahrzehnts (ZdZ 1/1957, S. 38–40). CHR. HANKE (Deutschlandpolitik, S. 183) beschreibt den Verzicht auf das „Wächteramt“ der Kirche für die zweite Hälfte der 1950er Jahre als ein allgemeines Phänomen, auch im Westen Deutschlands. Das „Wächteramt“ würde unproduktiv, „da es weder ein angemessenes Verhältnis politischer Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse hatte,“ und habe eine „unzureichende Demokratietheorie“. 17 G. BASSARAK, Die Kirche des Wortes in der Welt der Schlagworte (ZdZ 10/1959, S. 363–368, hier S. 368).
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und die Arbeiterschaft hätten sich „seit 70 Jahren“ nichts mehr zu sagen: „Die blutleere Tradition des ‚Kirchengehens‘ ist . . . zu blöde, . . . Schichtarbeitern gar nicht möglich.“ Die Kirche sei „Museum, nicht nur wegen des Geruchs, die Pfarrer Komödianten, nicht nur wegen des ernsten, feierlichen Gesichts.“ Die heutige Zeit brauche nicht die Karikatur einer versinkenden Welt, sondern „den Arzt, den Helfer, der die Gesundheit des Körpers, des Geistes und des Herzens gewährleistet, . . . herzliches Verständnis, Freude. . . . Wo ist die Predigt der Mitmenschlichkeit?“ Diese kommentarlos abgedruckte Äußerung hatte insgesamt zwölf Zuschriften an die Redaktion provoziert, hauptsächlich von Pfarrern. Bis auf einen Mediziner hatte sich nur diese Berufsgruppe angesprochen gefühlt. Der Redaktionskreis beschloss daraufhin in seiner Sitzung am 10. November 1958, Bassarak die Sammlung und Auswertung der Zuschriften zu überlassen. Dieser erbot sich, aus den eingegangenen Reaktionen seinen Beitrag „Die Kirche des Wortes in der Welt der Schlagworte“ zu komponieren19. Doch in Bassaraks Aufsatz war aus sich heraus nicht der Bezug zu der Frage Hartfiels erkennbar. So verwob Gottfried Forck die Leserbriefe zu einem Beitrag, den „Die Zeichen der Zeit“ erst ein Vierteljahr später, im Februar 1959, veröffentlichten20, während Bassaraks Artikel wiederum über ein halbes Jahr später, im Oktoberheft 1959 erschien21. Die eingeschränkte Akzentuierung des der Kirche aufgetragenen Wächteramtes durch den Chefredakteur zeigte sich im Profil der „Zeichen der Zeit“ in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre und hatte u. a. Auswirkungen auf die Berichterstattung über die entscheidenden Synoden dieser Jahre. Das „Gespräch mit der Welt“, wozu gerade auch die Konflikt- und Reibungspunkte gehört hätten, schien immer weniger gesucht zu werden. „Die Zeichen der Zeit“ schwiegen weitgehend zur Kontroverse um den Militärseelsorgevertrag von 195722 und berichteten über die Adventssynode der EKU 1957, auf der es angesichts etlicher Verhaftungen kirchlicher Amtsträger zu heftigen Kontroversen gekommen war, überhaupt nicht23. In der Debatte über die Atombewaffnung und in den Auseinandersetzungen um 18 ZdZ 11/1958, S. 401. Hartfiel hatte seinen Beitrag auf einer Tagung der Evangelischen Akademie in Salzelmen vorgestellt. 19 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 10. November 1958 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 20 Vgl. G. FORCK, Antworten? (ZdZ 2/1959, S. 63–65). 21 Vgl. Anm. 17. 22 Zur Vorgeschichte des Militärseelsorgevertrags und zur kirchlichen Debatte um die Frage der Wiederbewaffnung bis 1956 (Einführung der Wehrpflicht) vgl. vor allem J. VOGEL, Kirche; vgl. auch TH. E. HECK, EKD, S. 42–44. 23 Das Schweigen spiegelt sich auch in den Protokollen der Redaktionssitzungen jener Jahre.
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die Frage der Obrigkeit, die durch die Schrift Otto Dibelius’ 1959 entscheidend verschärft wurde, verhielt sich die Zeitschrift zunächst sehr zurückhaltend und positionierte sich erst später einseitig zuungunsten des Berliner Bischofs. Der Berichterstattung über die außerordentliche Synode der EKD vom 27. bis 29. Juni 1956 in Berlin24 räumten „Die Zeichen der Zeit“ einen großen Teil des Doppelheftes 8–9/1956 ein. So veröffentlichten sie beispielsweise Helmut Gollwitzers Eröffnungspredigt vom 27. Juni in der Ostberliner Marienkirche.25 Der Nachdruck dieser Predigt Gollwitzers führte bemerkenswerterweise zur Beschlagnahmung der Beilage zum Amtsblatt der sächsischen Landeskirche vom 23. August 195626. Sie war vom Leiter des Presseamtes, Fritz Beyling, angeordnet worden, wobei dieser betonte, dass die „Beilagen . . . nicht beschlagnahmt, sondern in Verwahrung genommen“27 worden seien. Neben dem Abdruck von Gollwitzers Predigt konnten „Die Zeichen der Zeit“ unbehelligt auch aus den Beschlüssen der Synode über die Frage der Obrigkeit, die Einheit der EKD und die Einheit des deutschen Volkes zitieren28 und die Erklärung Heinrich Vogels abdrucken, in der er die nationale Teilung als Ergebnis der deutschen Schuld interpretierte29. Brennecke selbst zog ein Resümee der Synode30. Er fügte seinem Beitrag den vollständigen Wortlaut die Barmer Theologische Erklärung ein und stellte die 1956er Synode in enge Beziehung zur Bekenntnissynode von 1934 in WuppertalBarmen. Die „geheime Überschrift“ für beide Synoden sei gewesen: „Kirche muß Kirche bleiben.“31 Die zentrale Frage der Berliner Synode, die Frage nach der nationalen Einheit und der Einheit der EKD, werde daher „nicht primär von dem Postulat der Einheit des Volkes“ und der daraus erwachsenden Einheit der Kirche in Deutschland bestimmt. Die Einheit der Evangelischen Kirche in Deutschland habe vielmehr in der „Besinnung der Gesamtkirche auf die ökumenische Gemeinschaft“32 ihre tiefere Bedeutung, in der Einheit von „‚Ost‘ und ‚West‘ in der Welt“33. Nach Brenneckes Meinung gehe es nicht um die Wiedergewinnung verlorenen Einflusses; darum bemüh24 Zu dieser Synode vgl. u. a. TH. FRIEBEL, Kirche, S. 217–226. 25 Vgl. H. GOLLWITZER, Mitleiden – Mitfreuen: Predigt zur Eröffnung der außerordentlichen Synode der EKD (ZdZ 8–9/1956, S. 282–286). 26 Enthalten auch in: EZA BERLIN, 103/81. 27 Handschriftlicher Vermerk Beylings auf einem Schreiben an Generalinspekteur Willi Seifert vom 28 August 1956 (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). 28 Beschlüsse der außerordentlichen Synode der EKD (ZdZ 8–9/1956, S. 287–290). 29 H. VOGEL, Die Theologische Erklärung der Berliner Synode (ZdZ 8–9/1956, S. 290–295). 30 G. BRENNECKE, Sui generis: die außerordentliche Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland: Berlin 27. bis 29. Juni 1956 (ZdZ 8–9/1956, S. 295–303). 31 EBD., S. 301. 32 EBD., S. 300. 33 EBD., S. 303.
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ten „restaurierenden Tendenzen“34 müsse man entschlossen entgegentreten. Dies sei die vordringliche Aufgabe – „auch auf diesen Blättern“35. Der Auftrag des „Wächteramtes“ der Kirche, dem sich die Zeitschrift verpflichtet wisse, sei es, „gerade solchen Dingen nachzugehen – nicht nur in der Kirche im Westen, sondern auch im Osten.“36 Den Bericht des Präsidiums der EKDSynode 1956 publizierten „Die Zeichen der Zeit“ dagegen nicht. Die Redaktion begründete ihre Entscheidung37 mit Verweis auf den „Platzmangel“. Dass die Zeitschrift nicht einmal ihrer Informationspflicht nachgekommen war, indem sie über die Unterschriftensammlung, die durch den Präsidiumsbericht ausgelöst worden war38, geschwiegen hatte, brachte den Chefredakteur seinen Lesern gegenüber in Erklärungsnotstand: „Wir haben bisher in unserer Zeitschrift zu dem gesamten Vorgang geschwiegen und wollen auch jetzt nicht diesen uns allen beschämenden Streit darstellen. Uns geht es vielmehr darum, daß das Ergebnis der Synode selbst in der Bedeutung, die wir herauszustellen versucht haben, nicht verdunkelt werde.“39
Eigentlich sollte die zweite Tagung der zweiten Synode der EKD, die vom 3. bis 8. März 1957 in Berlin tagte, Themen der Diakonie vorbehalten sein40, doch wurde die Versammlung durch die Debatte über den Militärseelsorgevertrag überlagert. „Die Zeichen der Zeit“ wiederum räumten in ihrer Berichterstattung dem Hauptthema „Kirche und Diakonie in der veränderten Welt“ den meisten Platz ein41. Die Diskussion über den Militärseelsorgevertrag vom 22. Februar 195742 wurde in einem für „Die Zeichen der Zeit“ gegebenen Bericht Kurt Scharfs über die Synode nur mehr angedeutet und vorsichtig kommentiert. Dabei äußerte Scharf seine persönliche Kritik an dem Vertragswerk aus theologischen und juristischen Gründen und bezeichnete darüber hinaus die „methodische Behandlung des Vertragsabschlusses“ als „ebenfalls nicht glücklich“. Persönlich distanziert wies Scharf auf die Ansicht der Mehrzahl der Synodalen hin, die die Notwendigkeit der Seelsorge an Soldaten betont hatten und durch den Militärseelsorgevertrag 34 EBD. 35 EBD. 36 EBD., S. 298. 37 Sie wurde im August 1956 gefällt (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 27. August 1956, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 38 Vgl. dazu KIRCHLICHES JAHRBUCH 1956, S. 74–118. 39 G. BRENNECKE, Bemerkungen der Schriftleitung (ZdZ 12/1956, S. 480). 40 U. a. verabschiedete die Synode am 8. März 1957 das Kirchengesetz über den Zusammenschluss von Innerer Mission und Hilfswerk der EKD (abgedruckt in: KIRCHLICHES JAHRBUCH 1957, S. 12–15. 41 „Die Zeichen der Zeit“ publizierten beispielsweise das Hauptreferat der Synode von G. BRENNECKE, Diakonie der Kirche (ZdZ 5/1957, S. 166–174 [gekürzt]), und die Erklärung der Synode „Diakonie in der veränderten Welt“ (ZdZ 5/1957, S. 186–189). 42 Der Vertragstext u. a. im KIRCHLICHEN JAHRBUCH 1957, S. 40–47.
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„weder die Einheit der EKD“ gefährdet noch die „Evangelische Kirche in Abhängigkeit von staatlichen Gewalten und politischen Bündnissystemen“ sahen43. Nur insgesamt zweimal, in Scharfs Bericht und im übernächsten Heft, nahmen „Die Zeichen der Zeit“ überhaupt auf den Militärseelsorgevertrag Bezug und nur im Spiegel von Synodenberichten. Im Doppelheft Juli/August 1957 berichtete das Redaktionsmitglied Wolfgang Pfeifer über die Provinzialsynode von Berlin-Brandenburg vom 7. bis 10. Mai 1957, aber nur am Rande erwähnte Pfeifer die Debatte um den Militärseelsorgevertrag und ging mit wenigen Sätzen darauf ein, wobei er jedoch lediglich Heinrich Vogels ablehnenden Standpunkt skizzierte44. Wesentlich couragierter berichtete die kirchliche Wochenpresse, freilich jedoch auch mit den obligatorischen Folgen: Die Ausgaben für den 10. März45 und 17. März 1957 der „Potsdamer Kirche“46, der Thüringischen Kirchenzeitung „Glaube und Heimat“47 und der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“48 wurden beschlagnahmt, weil sie „eine Diskussion über die Militärseelsorge“49 enthielten. Aus dem gleichen Grund fielen sogar noch die beiden folgenden Nummern der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ vom 24.50 und 31. März51 1957 und die Ausgabe des säch43 K. SCHARF, Die Synode der EKD 1957: Beurteilung und Folgerungen (ZdZ 5/1957, S. 184–186, hier S. 185). – G. WIRTH warf dem Beitrag Scharfs vor, dass er „den Massenprotest gegen den Abschluss des Militärseelsorgevertrags und die Zustimmung der Mehrheit der Synode der EKD zu ihm gleichsam verharmloste“ („Die Zeichen der Zeit“, S. 35). A. DOERING-MANTEUFFEL beschreibt die antagonistische Integration der Kirchen in die Gesellschaften des Westens und des Ostens. Er interpretiert den Abschluss des Militärseelsorgevertrages als Zeitpunkt der „Konstituierung der EKD als einer westlichen Institution“, gleichwohl ihn die EKD als „gesamtkirchliches Anliegen“ sehen und verantworteten wollte. Mit dem Militärseelsorgevertrag bekannte sich die EKD zur „Staatsraison des westlichen Teilstaats“ und gab der DDR-Regierung das Argument der EKD als einer „NATO-Kirche“ an die Hand (Religionspolitik, S. 268f.; vgl. auch K. KUNTER, Kirchen, S. 259; zur zeitgenössischen DDR-Interpretation vgl. u. a. U. KRÜGER, Militärseelsorge-Vertrag). 44 W. PFEIFER, Sorgen und Hoffnungen: Provinzialsynode Berlin-Brandenburg 7. bis 10. Mai 1957 (ZdZ 7–8/1957, S. 288–290, bes. S. 289). 45 Vgl. das Schreiben Grübers an Nuschke vom 3. Mai 1957 (EZA BERLIN, 103/81). 46 Vgl. das Schreiben Beylings an Seifert vom 12. März 1957 (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). Von der Ausgabe für den 17. März wurden insgesamt 56.889 Exemplare beschlagnahmt (vgl. die Auflistung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Referat E 3, EBD.). 47 Vgl. das Schreiben Beylings an Seifert vom 13. März 1957 (EBD.). Man beschlagnahmte insgesamt 30.210 Exemplare (vgl. die Auflistung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Referat E 3, EBD.). 48 Vgl. das Schreiben Beylings an Seifert vom 14. März 1957 (EBD.). Es wurden 30.000 Exemplare beschlagnahmt. Diese Nummer der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ war sogar zweimal gedruckt worden. Die erste Ausgabe war wegen zu vieler Druckfehler zurückgezogen worden, die zweite Ausgabe fiel der Beschlagnahmung zum Opfer (vgl. die Auflistung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Referat E 3, EBD.). 49 Vgl. Anm. 45. 50 Schreiben von Oberkirchenrat Walter an die Kirchenkanzlei der EKD vom 23. März
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sischen „Sonntag“ für den 17. März 195752 der Beschlagnahmung zum Opfer. In der Folgezeit konnten im Mai „Die Kirche“ (Nr. 19)53 und die „Potsdamer Kirche“ vom 19. Mai nicht ausgeliefert werden, „Die Kirche“, weil sie eine Kriegspredigt aus dem Jahre 1914 enthielt54, die „Potsdamer Kirche“ weil sie es gewagt hatte, den Beitrag von Otto Dibelius „Der Ring hält“ zu drucken55. In den Sommermonaten durften zwei Ausgaben des Berliner Ausgabe des Amtsblattes der EKD56 nicht erscheinen. Im Oktober wurde der „Evangelische Nachrichtendienst Ost“ konfisziert57. Im November betrafen Beschlagnahmungen das Greifswalder Amtsblatt58 und die Ausgabe der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ für den 10. November 195759. 1957 (EZA BERLIN, 104/1067). Es betraf die erklärende Einführung der Redaktion „An unsere Leser“, „die in ihrer Darstellung nicht den Tatsachen“ entspräche (Schreiben Beylings an Seifert vom 22. März 1957, BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). Gegenüber dem Chefredakteur Paul-Christian Pagelow begründete Beyling die Entscheidung mit dem Hinweis auf die Militärseelsorge (vgl. das Schreiben Beylings an Pagelow vom 22. März 1957, EBD.). 51 Es wurden 15.000 Exemplare beschlagnahmt (vgl. die Auflistung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Referat E 3, EBD.). 52 Schreiben Beylings an Seifert vom 12. März 1957 (EBD.). Aus diesem Vorgang ist ersichtlich, dass der Beschlagnahmebeschluss bereits eine Woche vor der beabsichtigten Auslieferung gefasst wurde. Man beschlagnahmte 19.226 Exemplare (vgl. die Auflistung Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Referat E 3, EBD.). 53 Beschlagnahmt wurden 54.061 Exemplare (vgl. EBD.). 54 Vgl. das Schreiben Beylings an Seifert und die Redaktion vom 10. Mai 1957 (EBD.) 55 Vgl. die Schreiben Beyling an Seifert vom 15. Mai 1957 und an Chefredakteurin Brigitte Grell vom 15. Mai 1957 (EBD.). Beschlagnahmt wurden 13.400 Exemplare (vgl. die Auflistung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Referat E 3, EBD.) 56 Sie wurden am 24. Juni und am 8. August 1957 beschlagnahmt, es betraf einmal 2.935 Exemplare, das andere Mal 3.523 Exemplare (vgl. die Auflistung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Referat E 3, EBD.). Gegenüber Innenminister Karl Maron begründete Beyling das Verbot der Juninummer mit darin enthaltenen „unrichtigen Angaben“ über eine „Erschwerung und Behinderung des kirchlichen Dienstes in der Deutschen Demokratischen Republik“ (Schreiben Beylings an Maron vom 25. Juni 1957, EBD.; vgl. auch das Schreiben des Presseamtes an Krummacher vom 24. Juni 1957, EZA BERLIN, 103/81). Als Grund der Beschlagnahmung der Augustausgabe führte Beyling eine „Verunglimpfung der DDR“ an (Schreiben Beylings an Krummacher vom 8. August 1957, BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). 57 Es wurden 309 Exemplare beschlagnahmt (vgl. die Auflistung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Referat E 3, EBD.). Der Nachrichtendienst wurde wegen einer „entstellenden und verleumderischen Erklärung zur Jugendweihe“ verboten (Schreiben Beylings an Seifert vom 25. Oktober 1957, EBD.). Dabei handelte es sich um die Erklärung der Bischöfe zur Frage der Jugendweihe im Zusammenhang mit Ulbrichts Sonneberger Rede (vgl. den Aktenvermerk von Bruno Moritz vom 5. November 1957, EZA BERLIN, 4/198). 58 Vgl. das Schreiben Beylings an Seifert vom 21. November 1957 (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). Beyling gab als Begründung an: „Unter der auf Seite 109, Spalte 2, veröffentlichten Rubrik werden Ausführungen zu einer im Oktober 1955 stattgefundenen Tagung der ‚Evangelischen Akademie‘ veröffentlicht, durch welche die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der Deutschen Demokratischen Republik in grober Weise entstellt werden.“ Beyling sprach „außer dieser Mitteilung über die Unterbindung des Vertriebs der
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Zur so genannten „Adventssynode“ der EKU, die vom 2. bis 6. November 1957 in Berlin-Weißensee getagt hatte, verzichteten „Die Zeichen der Zeit“ auf jeglichen Bericht. Auf der Synode war es angesichts der Verhaftungen des Leipziger Studentenpfarrer Siegfried Schmutzler, des Magdeburger Konsistorialpräsidenten Kurt Grünbaum und seines Finanzdezernenten Siegfried Klewitz sowie des Pampower Propstes Otto Maercker60 zu erregten Diskussionen gekommen. Auch an dieser Stelle zeigte sich, wie es kirchlichen Publikationsorganen gehen konnte, wenn sie zu viel wagten: Weil sie über die EKU-Synode berichten wollten, wurden die Ausgaben des „Evangelischen Nachrichtendienstes Ost“ Nr. 5061, die folgende Doppelnummer 51/5262 des Nachrichtendienstes und „Die Kirche“ vom 22. Dezember 195763 beschlagnahmt. Ebenso erging es der „Potsdamer Kirche“ vom 15. Dezember 1957, weil sie unter dem Titel „Ein Wort zur Hilfe“ den vollen Wortlaut des Beschlusses der Weißenseer Synode vom 6. Dezember bringen wollte64. Die stets vom Presseamt angeordneten Konfiszierungen des Jahres 1957 (insgesamt 18) betrafen im wesentlichen die kirchliche Presse, mit der einen
betreffenden Nummer zugleich eine ernste Verwarnung wegen des Mißbrauchs der dieser Zeitung erteilten Lizenz“ aus (Schreiben Beylings an den Chefredakteur des Amtsblattes, Hans Faißt, vom 21. November 1957, GSTA PK BERLIN, 1/92 Nr. 649). Man beschlagnahmte 266 Exemplare des Amtsblattes (vgl. die Auflistung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Referat E 3, BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). 59 Schreiben Beylings an Seifert vom 8. November 1957 (EBD.). 60 Der Vorwurf gegen Schmutzler lautete, er habe die Leipziger Studentengemeinde illegal organisiert und zur „Boykotthetze“ missbraucht (S. SCHMUTZLER, Strom, S. 187); Grünbaum und Klewitz waren wegen angeblicher Devisenvergehen verhaftet worden (M. G. GOERNER, Kirche, S. 274f.); Maercker, der sich geweigert hatte, ein Mädchen zu bestatten, das an der Jugendweihe teilgenommen hatte, war wegen eines angeblichen Verstoßes gegen Artikel 6 der Verfassung zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt worden (vgl. KIRCHLICHES JAHRBUCH 1957, S. 165–168). 61 Vgl. das Schreiben des Leiters der Abteilung Erlaubniswesen der Bezirksverwaltung der Deutschen Volkspolizei Berlin, Oberst Lust, an Generalmajor Dombrowski vom 13. Dezember 1957. Die Begründung wurde mit „Diffamierung der staatlichen Organe“ angegeben (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). Es wurden insgesamt 317 Exemplare sichergestellt (vgl. die Auflistung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Referat E 3, EBD.). 62 Vgl. das Schreiben Beylings an Seifert vom 19. Dezember 1957 (EBD.). Insgesamt beschlagnahmte man 315 Exemplare (vgl. EBD.). Der Nachrichtendienst entstelle einen Brief Nuschkes an Grüber (vgl. das Schreiben Beylings an Bruno Moritz vom 19. Dezember 1957, EZA BERLIN, 4/198). 63 Vgl. das Schreiben von Oberst Lust an Seifert vom 19. Dezember 1957 (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843) und das Schreiben Beylings an Seifert vom 18. Dezember 1957 (EBD.). Man beschlagnahmte insgesamt 53.110 Exemplare (vgl. die Auflistung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Referat E 3, EBD.). 64 Vgl. das Schreiben Beylings an Seifert vom 10. Dezember 1957 (EBD.). Von der „Potsdamer Kirche“ wurden insgesamt 14.500 Exemplare sichergestellt (vgl. EBD.). Der Beschluss der Synode, „Ein Wort der Hilfe, wie wir Christen uns zu unserem Staat verhalten sollen“, findet sich im KIRCHLICHEN JAHRBUCH 1957, S. 202–203.
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Ausnahme, dass das Ministerium für Kultur beim Postzeitungsvertriebsamt Berlin am 20. März auch die 2.053 Exemplare der in die DDR eingeführten „Deutschen Volkszeitung Düsseldorf“ beschlagnahmen ließ65. Obwohl für die Synode der EKD, die vom 26. bis 30. April 1958 in Berlin zusammengetreten war66, als Thema „Die Verantwortung der christlichen Gemeinde für ihre getauften Kinder“ vorgegeben war, wurden der Militärseelsorgevertrag und die Frage der Atombewaffnung zum beherrschenden Gegenstand. Die Berichterstattung über die Synode für „Die Zeichen der Zeit“ hatte der Cottbuser Generalsuperintendent Günter Jacob übernommen, der die später sog. „Atomsynode“ als „Synode der Ratlosigkeit“ apostrophierte67. Jacob benannte die zentralen Streitpunkte und bedauerte, dass die Synode zu keiner „einmütige[n] Antwort als verbindliche theologische Aussage“ gefunden habe. Dennoch würdigte er, dass die brennenden Fragen nicht „abgewürgt“ worden seien und nicht der „Riß in der Frage der Stellung des Christen zu den Atomwaffen durch Kompromissformeln oder das Zitat von richtigen Allgemeinplätzen“68 kaschiert worden sei. Jacob ging in seinem Beitrag auch auf die Thesen ein, die im Namen von zehn Bruderschaften der Synode vorgelegt worden waren und die Jacob wegen ihrer „theologisch kurzschlüssigen Formulierungen“ dafür verantwortlich machte, dass sich die Diskussionen „nun in einer radikalen Schärfe und leider auch manchmal in einer hektischen Atmosphäre vollzogen.“69 Die Thesen der zehn Bruderschaften, einschließlich der einleitenden Anfrage an die Synode70, und die Anfrage der Rheinischen und Westfälischen Bruderschaften71 waren außer Jacobs Bericht die einzigen Beiträge, die „Die Zeichen der Zeit“ im Zusammenhang mit der sog. „Atomsynode“ 1958 veröffentlichten. Bereits ein Jahr zuvor, war dem Heft vom Mai 1957, das den Bericht Kurt Scharfs über die EKD-Synode 1957 enthalten hatte, als Beiblatt die Erklärung von 18 deutschen Atomwissenschaftlern, des später so genannten „Göttinger Kreises“, vom 12. April 1957 beigegeben. Die Erklärung war erst nach Redaktionsschluss des Maiheftes an die Öffentlichkeit gelangt. 65 Vgl. die Auflistung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Referat E 3 (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). 66 Vgl. dazu: U. BAYER, „Deutsche Frage“, S. 338–341. 67 Im Falle der Absage Jacobs hätte sich die Redaktion an Gollwitzer gewandt. „Aber Jacob wäre doch eine bessere Lösung. Denken Sie“, schrieb Jutta von Schlieffen am 2. April 1958 an Brennecke, „er hat es sogar geschafft, dass Heisenberg nach Cottbus kommt. Das ist nun heute wirklich eine Leistung“ (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 68 G. JACOB, Synode der Ratlosigkeit (ZdZ 6/1958, S. 202–208, hier S. 204). 69 EBD. 70 Anfrage an die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (ZdZ 5/1958, S. 164). 71 Der Christ und die atomare Bewaffnung (ZdZ 5/1958, S. 161–162).
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Die Redaktion ließ sie allen Heften der „Zeichen der Zeit“ hinzufügen72. Das Beiblatt zitierte allerdings nur unvollständig. Es veröffentlichte lediglich die beiden Punkte, die technische Details taktischer Atomwaffen erläuterten. Das Bekenntnis „zur Freiheit, wie sie heute die westliche Welt gegen den Kommunismus vertritt“, das die Unterzeichnenden ebenfalls abgegeben hatten, wurde verschwiegen73. Im Folgeheft kommentierte Kurt Scharf die Erklärung. Er beschwor das Schreckensszenario eines bevorstehenden Atomkrieges und strich die Mahnungen der EKD-Synode gegen die Herstellungen von Atomwaffen und den Aufruf an den Ökumenischen Rat der Kirchen heraus74, die Massenvernichtungswaffen weltweit verbieten zu lassen75. Dem Januarheft 1959 gaben „Die Zeichen der Zeit“ wieder einen fünfseitigen Aufruf des „Göttinger Kreises“ als Sonderdruck bei76. Die Entscheidung begründete Brennecke verlagsintern damit, dass er die Erklärung „nicht nur voll“ bejahe, er finde „sie auch sachlich ausgezeichnet.“ Auf der anderen Seite habe sich schon die Beilage im Maiheft von 1957 „bei den staatlichen Stellen ganz gut ausgewirkt.“77 Zu seinem 60. Geburtstag am 20. August 1959 überreichte Otto Dibelius dem hannoverschen Landesbischof Hanns Lilje eine kleine 23seitige Broschüre „Obrigkeit?: eine Frage an den 60jährigen Landesbischof“78. Die Schrift, in der Dibelius zu beweisen versuchte, dass die Regierung der DDR nicht im Sinne von Röm 13 als Obrigkeit anzuerkennen sei79, rief heftige Reaktionen hervor. Zunächst als kleiner Privatdruck in einer Auflage von 400 Exemplaren gedacht, wurde die Broschüre ohne die ausdrückliche Erlaubnis von Dibelius vielfach nachgedruckt und in Umlauf gebracht80. Der Ostberliner Magistrat verbot sie am 6. November 1959, „weil ihr Inhalt gegen die Gesetze der Stadtverordnetenversammlung verstößt.“81 72 In letzter Minute: deutsche Atomwissenschaftler warnen (ZdZ, Beilage zu Heft 5, Jahrgang 1957). 73 Die vollständige Erklärung im KIRCHLICHEN JAHRBUCH 1957, S. 85f. 74 Vgl. K. SCHARF, Die Verantwortung der Evangelischen Kirche im Atomzeitalter (ZdZ 6/1957, S. 201–203). 75 Vgl. dazu: Gegen Massenvernichtungswaffen: erneute Mahnung der Synode der EKD (ZdZ 5/1957, S. 190). 76 Vgl. „Ein neuer Appell des Göttinger Kreises“ (Beilage zu ZdZ 1/1959). 77 Schreiben Brenneckes an Laurentius (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 78 O. DIBELIUS, Obrigkeit? Vgl. dazu auch H. FRITZ, Dibelius, S. 496–506. 79 Pointiert überspitzt behauptete Dibelius, dass die Machthaber eines totalitären Staates sich nicht einmal an die von ihnen selbst aufgestellten Regeln halten würden. Dibelius illustrierte das am Beispiel der Straßenverkehrsordnung: Auf einer Strecke mit Geschwindigkeitsbegrenzung von 15 km/h könnten russische Autos und Behördenfahrzeuge „mit 100 Sachen“ rasen, „ich [Dibelius] darf nicht, weil ich nicht Parteifunktionär bin“ (O. DIBELIUS, Obrigkeit?, S. 17). 80 U. a. in der „Stimme der Gemeinde“ 20/1959. 81 Magistratsbeschluss Nr. 442/59 vom 6. November 1959 (LA BERLIN, STA: Rep. 104 Nr. 276).
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An der Debatte über die „Obrigkeitsfrage“ beteiligten sich „Die Zeichen der Zeit“, wenngleich sich die Zeitschrift in quantitativer Hinsicht merklich zurückhielt. Sie erteilte jedoch nur einer Seite das Wort. Ein eigentlich für das Dezemberheft 1959 vorgesehener Beitrag von Günter Jacob „Zur Frage der Obrigkeit“ musste entfallen. Die Redaktion hatte zwar beschlossen, Jacob „um einen Aufsatz zu bitten, wobei es ihm überlassen bleibt, ob er sich in seinen Ausführungen auf den Brief von Dibelius bezieht oder unabhängig davon das Thema ‚Obrigkeit‘ behandelt.“82 Doch Jacob lehnte „zum jetzigen Zeitpunkt“83 ab. Das Januarheft 1960 der „Zeichen der Zeit“ publizierte dann die Thesen der Tagung der Evangelischen Akademie von Berlin-Brandenburg zur Obrigkeitsfrage, deren Direktor zum damaligen Zeitpunkt das Mitglied des Redaktionskreises Gerhard Bassarak war84. Besonders breiten Raum zur Darstellung seines Standpunktes räumte die Zeitschrift Heinrich Vogel ein: In seinem Aufsatz „Preußisch-Dahlem 1935“85 parallelisierte Heinrich Vogel die Dahlemer Synodenbeschlüsse von 1935 mit der EKD-Synode von 195686 und zog den Vergleich mit dem Streit von 1960. Wolfgang Pfeifer, Mitglied des Redaktionskreises von 1955 bis 1958, widersprach heftig und schickte Chefredakteur Brennecke eine ausführliche Ausarbeitung, in der er nachweisen wollte, dass Vogel in der Parallelisierung unrecht hatte und „worin die Abweichungen von den Erkenntnissen der BK damals bestehen.“87 Pfeifer vermutete zwar, „daß nichts davon gedruckt werden kann“, hoffte aber dennoch auf eine Reaktion. Eine solche erfolgte jedoch nicht. Vogels Aufsatz „Preußisch Dahlem“ war der zweite Beitrag innerhalb einer schon länger geplanten Reihe der Zeitschrift „Vor 25 Jahren“. Für deren Auftakt im Maiheft 1958 war ursprünglich eine Einführung des 82 Protokoll der Redaktionssitzung vom 24. September 1959 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
83 Protokoll der Redaktionssitzung vom 15. Oktober 1959 (EBD.). 84 Die Thesen setzten damit ein, dass Obrigkeiten „immer und überall gnädige Einsetzung (ordinatio dei) des Gottes sind, der in seiner Selbsterniedrigung uns zugute zum Herrn aller Herren wurde (Phil 2,5–11)“ („Obrigkeit“ [Leitsätze von einer Akademietagung], ZdZ 1/1960, S. 22). Über die EKD-Synode, die vom 21. bis 26. Februar 1960 in Berlin getagt hatte, berichtete Günter Lorenz in den „Zeichen der Zeit“, wobei er unausgewogen ausführlich auf das Votum Gollwitzers einging. Gollwitzer hatte beantragt, die Synode möge sich gegenüber dem Ratsvorsitzenden Dibelius ausdrücklich zu ihrer Erklärung von 1956 über das Verhältnis des Christen zum Staat als schriftgemäßes Zeugnis bekennen. Damit wiederholte Gollwitzer den Antrag Vogels, den dieser bereits vor der Synode der Berlin-Brandenburgischen Kirche gestellt hatte (vgl. die Theologische Erklärung der außerordentlichen Synode der EKD vom 27. bis 29. Juni 1956, in: DOKUMENTE ZUR FRAGE DER OBRIGKEIT, S. 7–9; G. LORENZ, Erweis tragfähiger Gemeinschaft: EKD-Synode im Spannungsfeld offener Fragen [ZdZ 4/1960, S. 125–131]. 85 ZdZ 5/1960, S. 178–180. 86 Vgl. oben S. 205. 87 Schreiben Pfeifers an die Redaktion vom 31. Mai 1960 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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Professors an der Berliner Kirchlichen Hochschule, Günter Harder, über das „Altonaer Bekenntnis“ aus dem Jahre 1933 vorgesehen gewesen. Die Redaktion hatte sich jedoch gegen Harders Beitrag entschieden, denn „es war gar nicht daran zu denken, daß . . . [man] das Altonaer Wort mit der Einführung von Harder durchbekommen“88 hätte. So bat man Martin Niemöller, der aber aus zeitlichen Gründen absagte. „Dann hat Vogel die Sache in die Hand genommen“89, doch sah auch er sich nicht imstande, einen Aufsatz für das Maiheft termingerecht zu liefern. Letztlich eröffneten „Die Zeichen der Zeit“ im Dezemberheft 1958 die Reihe „Vor 25 Jahren“ mit einem Beitrag Karl Kupischs über das „Reformationsfest 1933“90. Erst anderthalb Jahre später, im Mai 1960 folgte mit Vogels „Preußisch Dahlem 1935“ der zweite (und auch letzte) Teil der Reihe. Vogels starke Präsenz in der Zeitschrift ist umso auffälliger, als sein theologisches Gegenüber in der Obrigkeitsauseinandersetzung, Otto Dibelius, in der Zeitschrift nicht zu Wort kam. Dennoch ist bemerkenswert, dass die Redaktion 1960 in einem Glückwunsch zum 80. Geburtstag an die persona non grata Dibelius erinnerte91. Zwar wandte sie sich nicht den schwelenden Fragen zu, sondern publizierte „als Gruß und Dank an den Achtzigjährigen, dessen Lebenswerk an anderer Stelle zu würdigen ist“92, einen Auszug aus Dibelius’ Einführung in die Apostelgeschichte, die schon 1938 unter dem Titel „Die werdende Kirche“ veröffentlicht worden war93. Dibelius gegenüber warb Chefredakteur Brennecke um Verständnis für diese Zurückhaltung der Redaktion: „Sehr viel lieber hätten wir natürlich einen ganz aktuellen Artikel von Ihnen gebracht, aber da sind uns ja die Hände gebunden. Noch vor kurzem wäre selbst dies nicht möglich gewesen.“94 Brenneckes Bemerkung, dass nur die momentanen Umstände die Redaktion an der Publizierung von Beiträgen aus Dibelius’ Feder hinderten, entsprach nicht den Tatsachen. Bis auf einen Ausschnitt aus seinem Grußwort, das Dibelius auf dem Leipziger Kirchentag 1954 gesprochen hatte95, hatten „Die Zeichen der Zeit“ in den 1950er Jahren keinen Artikel des Berliner Bischofs publiziert. Im Januar 1954 hatte die Redaktion beschlossen, Di88 Schreiben von Schlieffens an Brennecke vom 10. März 1958 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
89 EBD. 90 ZdZ 12/1958, S. 456–460. 91 Zur durchaus kontroversen Würdigung des Berliner Bischofs vgl. u. a. H. FRITZ, Dibelius, S. 504f. 92 Ohne dass die Zeitschrift das „an anderer Stelle“ getan hätte. 93 O. DIBELIUS, Die Entscheidung des Apostelkonzils (ZdZ 6/1960, S. 202–204). Dabei handelte es sich um einen Ausschnitt des Kapitels „Der Apostelkonvent“ (O. DIBELIUS, Kirche, S. 195–213). ZdZ zitiert die Seiten 207–210. 94 Schreiben Gerhard Brenneckes an Otto Dibelius vom 14. Juni 1960 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 95 O. DIBELIUS, Kirchentag der Freude! (ZdZ 9/1954, S. 354).
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belius um einen Beitrag über „Gebet und Gebetserhörung“ zu bitten96. Der Aufsatz erschien jedoch nicht97. Den Jahresauftakt für 1956 sollte ein Beitrag von Dibelius bilden98, letztlich erschien dann aber ein Artikel von Krummacher. Auch für einen geschichtlichen Überblick über die „Entwicklung der Kirche in den letzten 30 Jahren“ sollte Dibelius 1957 gewonnen werden99. Im Märzheft 1960 der „Zeichen der Zeit“ berichtete Brennecke relativ ausführlich über die Synode der Berlin-Brandenburgischen Kirche, an der er als Synodaler teilgenommen hatte, in Form eines Briefes100. Im unmittelbaren Anschluss brachten „Die Zeichen der Zeit“ ein so genanntes „kirchliches Testament des Bischofs“ Dibelius101 und den Offenen Brief Vogels102. Dieser Offene Brief hatte auf der Synode zu einem Eklat geführt, nicht primär wegen des Inhalts, sondern wegen Vogels beabsichtigter Verfahrensweise. Ursprünglich wollte ihn Vogel in der nichtöffentlichen Sitzung der Synode, die der Auseinandersetzung um die Obrigkeitsschrift vorbehalten war, verlesen und danach zur Veröffentlichung freigeben. Daraufhin verlangte ein Synodaler, die Publizierung zu verbieten, da die Sitzung nichtöffentlich gehalten würde. Vogel verließ die Versammlung, kehrte später zurück und hielt in Anlehnung an den Offenen Brief eine freie Rede. Im selben Märzheft 1960 veröffentlichten „Die Zeichen der Zeit“ den Teil der Rede, in der Dibelius die Synodalen bat, aus seiner Obrigkeitsschrift die zur Illustration angeführten Beispiele zu streichen, wenn sie „als eine Belastung oder gar als eine Not“103 empfunden würden. Die beiden Beiträge – das „kirchliche Testament“ und der Teil der Rede vor der Synode –, sieht man von dem Grußwort zum Kirchentag 1954 und dem Nachdruck über das Apostelkonzil ab, sind die einzigen Stellen, an denen Dibelius in der Zeitschrift selbst zu Wort kam104. 96 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 11. Januar 1954 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 97 Die Gründe müssen offen bleiben, möglich ist auch, dass Dibelius ablehnte. 98 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 3. Oktober 1955 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 99 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 29. Dezember 1956 (EBD.). 100 G. BRENNECKE, Schule der Heiligung: ein Brief über die Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (ZdZ 3/1960, S. 81–90). 101 O. DIBELIUS, Das kirchliche Testament des Bischofs (ZdZ 3/1960, S. 90–91). Dabei handelte es sich um eine kurze Ansprache, die Dibelius auf der Berlin-Brandenburgischen Synode 1959 gehalten hatte. U. a. beschwor er die „Kirche, sich niemals in ein Getto abdrängen zu lassen, sondern sich immer für das gesamte Leben unseres Volkes verantwortlich zu wissen“ (EBD., S. 90). 102 „Aus dem offenen Brief von Prof. D. Heinrich Vogel“ (ZdZ 3/1960, S. 91–93). 103 „Ein Händedruck: Otto Dibelius und Heinrich Vogel vor der Synode Berlin-Brandenburg“ (ZdZ 3/1960, S. 106–107). 104 Sonst nur im Dezemberheft 1948 und im ersten Heft des Jahres 1950 (vgl. O. DIBELIUS, Landesbischof Wurm tritt in den Ruhestand, ZdZ 12/1948, S. 422–423; DERS., Vom Kampf und Frieden in der Kirche, ZdZ 1–2/1950, S. 1–5). Die Bibliographie von H. FRITZ (Dibelius,
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Mit konstanter Regelmäßigkeit jedoch schenkten „Die Zeichen der Zeit“ den Aktivitäten der im Juni 1958 gegründeten „Prager Christlichen Friedenskonferenz“105 Aufmerksamkeit106. Relativ zügig, gemessen an den sonstigen Vorlaufzeiten der Zeitschrift, veröffentlichte sie bereits im Doppelheft für Juli/August die erste Verlautbarung der Konferenz107. Die Redaktion verzichtete sowohl auf einen Kommentar als auch auf eine einleitende Hinführung. Der Leser wurde somit über die Genese der Friedenskonferenz im unklaren gelassen. Dies Versäumnis hätte Hans Urner im Eingangskommentar des nächsten Heftes nachholen können, tat es aber nicht. Er verglich lediglich die Gründungsveranstaltung 1958 in Prag mit dem Weltfriedenskongress in Prag 30 Jahre zuvor, zu dem der „Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen“ eingeladen hatte. Urner wollte damit die Kontinuität christlicher Friedensarbeit unterstreichen108. Im unmittelbaren Anschluss an Urners Kommentar publizierten „Die Zeichen der Zeit“ Heinrich Vogels 60 Thesen über die atomare Bedrohung der Welt, die Vogel für die Christliche Friedenskonferenz erstellt hatte109. Die Berichterstattung über die Friedenskonferenz stieg in den Folgejahren kontinuierlich an, bis sie im Jahre 1961 nahezu ein Zehntel (9 %) aller veröffentlichten Beiträge ausmachte110. Demgegenüber blieben klassische theologische Disziplinen weiterhin unterrepräsentiert111. Beiträge aus dem S. 554 u. 558) ist unvollständig. Sie erwähnt nur die beiden Beiträge der Jahre 1950 und 1960. Zum Tode des Berliner Bischofs veröffentlichten „Die Zeichen der Zeit“ einen kleinen Nachruf aus der Feder Günter Jacobs, der besonders Dibelius’ pastorale Befähigung herausstellte, zugleich aber auch auf die „Andersartigkeit und Gegensätzlichkeit“ des Bischofs zu „einer jüngeren, von Karl Barth ganz stark geprägten Theologen-Generation“ hinwies (G. JACOB, D. Otto Dibelius gest., ZdZ 4/1967, S. 142). 105 Zur Gründung der Christlichen Friedenskonferenz vgl. u. a. J. SMOLIK, Haltung, S. 380–385; zum organisatorischen Aufbau vgl. H. DÄHN, Konfrontation, S. 190. Insgesamt zur CFK vgl. G. LINDEMANN, Sauerteig, S. 653–932. 106 Die eingesandten und veröffentlichten Beiträge waren stets von der Redaktion in Auftrag gegeben worden. 107 „Botschaft der Christlichen Friedenskonferenz“ (ZdZ 7–8/1958, S. 300–301). 108 Vgl. H. URNER, Prager Konferenz vor dreißig Jahren (ZdZ 9/1958, S. 321). Garant der Kontinuität war für Urner die Person Josef Hromádkas, der sowohl 1928 teilgenommen hatte als auch zu den Gründungsvätern der Friedenskonferenz gehörte. 109 Vgl. H. VOGEL, Die Gemeinde Jesu Christi und die atomare Bedrohung der Welt: 60 Thesen (ZdZ 9/1958, S. 322–331). 110 1958: 2,2 %, 1961: 8,8 %. 111 An Ideen, die Zeitschrift thematisch aufzufächern, mangelte es nicht, doch sie wurden nicht eingelöst. So beschloss zum Beispiel der Redaktionskreis 1958, junge Autoren für die klassischen theologischen Disziplinen und darüber hinaus für die Bereiche „Mission und Ökumene“, „Seelsorge-Psychotherapie“, „Liturgik“ und „Neue Wege der Verkündigung“ zu gewinnen (vgl. das Rundschreiben Gottfried Forcks vom Januar 1958, Redaktionsarchiv ZdZ). Als mageres Ergebnis dieser Bemühungen standen die Aufsätze von J. ALTHAUSEN, Mission und Kirche (ZdZ 7–8/1958, S. 303–304), J. SCHARFENBERG, Zur Lage der evangelischen Seelsorge heute (ZdZ 4/1959, S. 125–133), J. ROGGE, Die Kirchengeschichte – eine
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Bereich des Alten und Neuen Testaments beanspruchten in der Regel weniger als 4 %112. Der Anteil kirchengeschichtlicher Beiträge nahm im Laufe der Jahre leicht zu, 1961 erreichte er 12 %. Damit war diese Disziplin annähernd gleich stark vertreten wie die Fragen von Kunst und Kultur. Der Anteil ökumenischer Fragestellungen wuchs bis 1961 auf annähernd ein Drittel der veröffentlichten Beiträge an, wobei den Ländern Afrikas, bedingt durch Brenneckes persönliche Verbundenheit u. a. durch seine Afrikareise 1958, verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt wurde, ebenso wie dem Verhältnis des Christentums zum Judentum. Eine gewisse Einseitigkeit der „Zeichen der Zeit“ war zu Beginn der 1960er Jahre nicht mehr zu übersehen. Die Gründe lagen zum einen in der voreingenommen akzentuierten Grundhaltung, die eine Auseinandersetzung mit bestimmten – vor allem politisch nicht opportunen – kirchenpolitischen und theologischen Standpunkten dadurch vermied, dass sie ihnen das Wort verweigerte. Zum anderen agierten sowohl der Verlag als auch die Redaktion überaus zurückhaltend. Etliche eingereichte Artikel entfielen schon im voraus. In die Textgestalt anderer griff die Redaktion zum Teil massiv ein. Bei der verlagsintern organisierten Zensur hatte sich schon 1955 eine personelle Veränderung angebahnt. Bisher hatte sie der Lektor der Verlagsanstalt Johannes Paul wahrgenommen. Der letzte Beitrag, dessen Veröffentlichung Paul durch seinen Einspruch verhinderte113, war ein Kommentar des Thüringer Pfarrers Robert Jäger (Großruderstädt) zu Röm 14,7114. Pauls Nachfolger als Zensor wurde Ernst-Oskar Petras, ebenfalls Lektor der Evangelischen Verlagsanstalt115. Auch Petras gegenüber entschied die Redaktion, ihm „alle Manuskripte vor der Drucklegung zur Durchsicht zu geben, um ein zuverlässiges Arbeiten zu ermöglichen und einen unnötigen Druck zu vermeiden.“116 Prominentes Beispiel einer Textveränderung durch die Redaktion war ein Beitrag Karl Barths („How my mind has changed“)117, den Barth ursprüngHilfe zur Verkündigung? (ZdZ 5/1959, S. 170–177) und H. WAGNER, Neue Wege der Verkündigung (ZdZ 12/1959, S. 449–455). Andere angeschriebene Autoren konnten nicht gewonnen werden. 112 Vgl. dazu ausführlicher unten S. 348. 113 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 19. September 1955 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 114 Röm 14,7: „Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selbst.“ Pauls Vorsicht wird unter anderem daran deutlich, dass er 1954 sogar den Beitrag „Beleidigendes Verhalten der Kirche gegenüber nicht mit der Linie der Partei und des Staates zu vereinbaren“ streichen ließ, der bereits im „Evangelischen Nachrichtendienst Ost“ veröffentlicht worden war, worauf sich die Redaktion also durchaus hätte berufen können (vgl. die Protokolle der Redaktionssitzungen vom 13. Dezember 1954 und 3. Januar 1955, EBD.). 115 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 28. Februar 1955 (EBD.). 116 Schreiben Jutta von Schlieffens an Brennecke vom 10. März 1958 (EBD.). 117 Karl Barth hatte insgesamt dreimal, 1938, 1948 und 1958 Aufsätze zum Titel „How
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lich für die Zeitschrift „Christian Century“ geschrieben hatte und dessen Übersetzung in der von Ernst Wolf verantworteten „Evangelischen Theologie“ erschienen war. Brennecke wollte Barths Aufsatz nachdrucken und veränderte gegenüber der Originalfassung zwei Stellen: Zum einen strich er Barths im Blick auf den Kommunismus gemachte Äußerung „Ich ziehe es entschieden vor, nicht in seinem Bereich leben zu müssen, und wünsche es auch keinem anderen, dazu gezwungen zu sein;“ zum anderen verzichtete er auf Barths Ausführungen zur Kommunismuskritik der westlichen Presse: „Ich denke, daß insbesondere die westliche Presse und Literatur statt dem Inhumanen ausgesprochen inhuman zu begegnen, eben die gepriesene Humanität des Westens durch ein ruhiges Sehen und Verstehen der östlichen Personen und Verhältnissen in ihrer dialektischen Wirklichkeit unter Beweis zu stellen gehabt hätte.“
Als Brennecke Barth um Einwilligung für diese Änderungen bat, die sicher nur wenigen auffallen würden118, war Barth war zwar verärgert, doch legte er die letzte Entscheidung in die Hände von Ernst Wolf. Dieser fand einen Weg, „der jedermann sozusagen ‚entlastet‘, nämlich, daß der Abdruck mit dem Vermerk erfolgt: ‚Mit Genehmigung von Redaktion und Verlag der ‚Evangelischen Theologie‘ auszugsweiser Abdruck aus Jahrgang 20, Heft 3.‘“119 Das Doppelheft für Juli und August 1960 der „Zeichen der Zeit“ brachte schließlich den Artikel Barths unter dem Titel „Habe ich meine Meinung geändert?“120 Bestimmte Themen, die die kirchenpolitischen Auseinandersetzungen der zweiten Hälfte der 1950er Jahre bestimmten, fanden in den „Zeichen der Zeit“ nur marginale Erwähnung oder wurden ausgespart, so die seit 1954 akut gewordene Frage der Jugendweihe. Wenn sie erwähnt wurde, dann nur im Zusammenhang mit Synodenberichten, beispielsweise über die Tagungen der Landessynoden Sachsens im September 1958121 und Thüringens im November122. Brennecke hatte im Juli 1958 die Kirchenleitung der Kirchenprovinz Sachsen gebeten, seiner Zeitschrift den provinzsächsischen Synodalbeschluss über die Konfirmationsregelung zur Verfügung zu stellen. Die Kirchenleitung lehnte ab, da „eine Veröffentlichung in den ‚Zeichen my mind has changed“ verfasst, die jeweils .seine Lebensabschnitte von 1928–1938, 1938– 1948 und 1948–1958 umfassten. Die Beiträge sind u. a. publiziert in K. BARTH, Götze, S. 181–209. 118 „Es kann natürlich sein, daß der eine oder andere beide Wiedergaben vergleicht. Obwohl die Zahl derer, die das tun, sicher gering ist“ (Schreiben Brenneckes an Barth vom 3. Mai 1960, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 119 Schreiben Wolfs an Brennecke vom 31. Mai 1960 (EBD.). 120 ZdZ 7–8/1960, S. 253–259. 121 Übergangsregelung der Konfirmation (ZdZ 11/1958, S. 427–428). 122 Konfirmationsregelung für 1959 in Thüringen (ZdZ 1/1959, S. 24).
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der Zeit‘ . . . jetzt noch verfrüht erscheint.“123 Dabei verwies sie darauf, dass die Synode am 29. und 30. Juli 1958 erneut tagen würde. Die Arbeitsberichte der Kirchenleitung über die Übergangsregelung zur Frage der Konfirmation und die Vorlage des Theologischen Ausschusses zu einer „Notverordnung betr. Jugendweihe“, die auf der Synode verhandelt würden, müssten erst abgewartet werden. Es muss offen bleiben, ob die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ geplant hatte, den Synodenbericht zu veröffentlichen, oder ob man sich nur redaktionsintern für den genauen Wortlaut interessierte124, denn letztlich fand die Synode der Kirchenprovinz Sachsen in der Zeitschrift überhaupt keine Beachtung. Ähnlich verhielt es sich mit kirchlichen Stellungnahmen zur Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft, die nur als Tagesordnungspunkte von Synoden erwähnt wurden. Einen Beitrag, der auf dieses Thema u. a. eingegangen wäre, „Die sozialethische Aufgabe der Kirche im sich wandelnden Dorf“125, verhinderte die Intervention Petras’. So war es nicht verwunderlich, dass – gemessen an den anderen kirchlichen Periodika – „Die Zeichen der Zeit“ es bis auf einen Fall vermeiden konnten, Artikel nach der Drucklegung auswechseln zu müssen oder ganze Hefte nicht ausliefern zu können. Im Mai 1958 musste ein Beitrag Hildegard Schaeders aus den „Zeichen der Zeit“ nach der Drucklegung herausgenommen werden. Schaeder, Referentin im Kirchlichen Außenamt der EKD, war in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre in den „Zeichen der Zeit“ eine oft publizierte Autorin. Ihr besonderes Augenmerk galt ökumenischen Verbindungen zur Ostkirche, über die sie mehrfach berichtete126. Die Redaktion hatte Schaeder um einen Aufsatz über „Die Wiederherstellung des Moskauer Patriarchats“ gebeten127, der in der Mainummer erscheinen sollte. Das Presseamt verweigerte jedoch die Freigabe128, und Gottfried Forck erreichte in 123 Zuckschwerdt an die Redaktion von ZdZ vom 17. Juli 1958 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 124 Diese Vermutung legt das Schreiben Brenneckes an Zuckschwerdt vom 18. September 1958 (EBD.). 125 Eingereicht von W. Gölger. Es handelte sich um Thesen im Anschluss an den Dorfkirchentag (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 23. Dezember 1957, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Zu bemerken ist jedoch, dass Petras der Redaktion gegenüber kein Weisungsrecht besaß. 126 Z. B. H. SCHAEDER: Besuch im Patriarchat Moskau (ZdZ 11/1954, S. 417–420); DIES.: Das Patriarchat Moskau: Stellung zu Staat und Kirchenordnung (ZdZ 12/1955, S. 461–465); DIES.: „Die göttliche Liturgie“ (ZdZ 1956, 6/1956, S. 225–227); DIES.: Zur Lage der orthodoxen Kirche in der Türkei (ZdZ 3/1956, S. 107); DIES.: Deutsche Evangelische Theologie im orthodoxen Urteil (ZdZ 11/1956, S. 423–426). 127 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 3. Februar 1958 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 128 Welche Formulierungen in Schaeders Artikel dafür verantwortlich waren, ist nicht mehr bekannt. Wegen des Juli/August-Heftes der „Zeichen der Zeit“ waren Forck und Andler erneut auf dem Presseamt vorgeladen. Welche Probleme es gab, ist nicht zu ersehen. Än-
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Verhandlungen nur, dass Schaeders Beitrag „herausgenommen und durch die Thesen von Pastor Schönherr zur Frage der Konfirmation ersetzt“129 werden konnte. Daraufhin nahm die Tochter des Leipziger Herstellungsleiters der Evangelischen Verlagsanstalt, Edda Grote130, aus dem Maiheft die Seiten 165 bis 172 und die eingelegte Inhaltsfahne heraus und makulierte sie131. In einem Schreiben vom 12. Juli 1958 an Brennecke, der zu einer Afrikareise aufgebrochen war, resümierte die Redaktionssekretärin Jutta von Schlieffen: Der „Schaeder Beitrag (Patriarchat Moskau) hat uns das Genick gebrochen. Wobei man ja wirklich noch heilfroh sein kann, dass der relativ günstige Weg des Auswechselns immer noch besteht. Statt der Schaeder . . . [habe man] Thesen von Schönherr zur Konfirmationsfrage gebracht.132 Räumlich kam das zum Glück so hin.“133 Hingegen betraf die Hälfte aller 1958 beschlagnahmten Periodika die kirchliche Presse134. Insgesamt beschlagnahmte die Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei neun Ausgaben kirchlicher Periodika: Im Februar 1958 betraf diese Maßnahme das katholische „St. Hedwigsblatt“, weil es den Fastenhirtenbrief des Berliner Kardinals Julius Döpfner publiziert hatte135, und das kirchliche Amtsblatt Mecklenburgs. Im April folgten eine Ausgabe des sächsischen Amtsblattes136 und die vierte Nummer der „Inneren Mission“137. Im Mai beschlagnahmte die Polizei die „Potsdamer Kirche“ und derungen wurden – soweit ersichtlich – keine vorgenommen (vgl. das Schreiben von Schlieffens an Andler vom 28. Juli 1958, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 129 Schreiben von Schlieffens an Urner vom 13. Mai 1958 (EBD.). 130 Edda Grote war Angestellte der Buchbinderei Walter Kabitzsch (Leipzig), die die Endherstellung der „Zeichen der Zeit“ versah. 131 Vgl. das Schreiben Grothes an die Evangelische Verlagsanstalt vom 9. Juni 1958 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 132 Dabei handelt es sich um einen allgemein gehaltenen historischen Abriss der Konfirmation (vgl. A. SCHÖNHERR, Bemerkungen zur Geschichte der Konfirmation. In: ZdZ 5/1958, S. 169–171). 133 BESTAND ANNELIESE KAMINSKI. Nach seiner Rückkehr im Juli 1958 erholte sich Brennecke noch eine Zeit in der Schweiz. 134 Vgl. die Auflistung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei, Abteilung Erlaubniswesen, „Beschlagnahmte Druckerzeugnisse 1958“ (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). Das Vorgehen war zwischen dem Presseamt, dem Ministerium für Kultur und der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei abgestimmt (vgl. den Aktenvermerk des Majors der DVP, Bock, vom 30. Mai 1958, EBD.). 135 Vgl. den Aktenvermerk des Mitarbeiters des Staatssekretärs für Kirchenfragen, HansJoachim Seidowsky, vom 20. Februar 1958 (BARCH BERLIN: DO 4: 4718) und das Schreiben von Oberst Lust an Generalinspekteur Willi Seifert vom 14. Februar 1958 (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). 136 Anlass war der Beitrag des Pfarrers Ludwig „Der Austritt aus der Kirche“. Mit ihm werde „auf Bürger unserer Republik ein Gewissenszwang ausgeübt“ (Schreiben Blechas an Seifert vom 22. April 1958, EBD.). 137 Vgl. das Schreiben des kommissarischen Hauptverwaltungsleiters im Ministerium für Kultur, Oskar Hoffmann, an den Chef der DVP vom 5. Mai 1958 (EBD.).
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„Die Kirche“ vom 25. Mai138 und die aus Westberlin importierte „Frohe Botschaft für jedermann“139. Weil sie angeblich „demokratische Presseorgane verleumdet“ hätten, konnten ferner „Die Kirche“ und die „Potsdamer Kirche“ vom 24. August 1958 nicht erscheinen140. Im Dezember 1958 begründete das Ministerium für Kultur die Beschlagnahme der „Inneren Mission“ (Nr. 11) damit, dass der Beitrag eines Tübinger Arztes „Die Diakonie im Aufbau der Jungen Kirchen“ mit der Politik der „Partei und Regierung nicht vereinbar“141 sei.
b. Die Predigtmeditationen Bevor Brennecke 1954 zu einer vierteljährigen Reise durch die USA aufbrach, bat er im Auftrag des Redaktionskreises die Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt, beim Presseamt eine Erhöhung der Seitenzahl für die Predigtmeditationsbeilage der Zeitschrift zu beantragen142. Das Direktorium des Verlags entschied, auf einen Antrag zu verzichten, da er wegen „der Papierlage und auch der allgemeinen Situation dem Presseamt gegenüber“143 aussichtslos sei. Ein reichliches Jahr später, im Februar 1956, drang Brennecke erneut auf eine Umfangerweiterung der Meditationen um acht Seiten144. Wiederum bremste die Verlagsleitung, da „auf Grund der in letzter Zeit bei Verhand138 Der Artikel „Widerspruch und Gehorsam“ habe gegen den Atheismus polemisiert (vgl. das Schreiben Blechas an Seifert vom 20. Mai 1958 und das Schreiben des Majors der DVP, Bock, an Seifert vom 21. Mai 1958, BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). 139 Vgl. den Aktenvermerk Seidowskys vom 4. Juni 1958 (BARCH BERLIN, DO 4: 4718): „Die gesamte Auflage wurde nach der Beschlagnahmung vernichtet.“ Vgl. auch das Schreiben Hoffmanns an den Chef der DVP vom 23. Mai 1958: „Obwohl die Blätter Nr. 27–29 der Folge 7 für den Vertrieb zugelassen werden könnten, muß dennoch eine Beschlagnahme der gesamten Folge vorgenommen werden. Das Aussortieren der Nr. 30/31 würde mindestens 500 Arbeitsstunden beanspruchen. Das Zeitungsvertriebsamt kann keinesfalls hierfür Arbeitskräfte zur Verfügung stellen, auch nicht, wenn der Verlag diese Arbeitsleistung bezahlen wollte“ (BARCH BERLIN, DO 1: 11.0/843). 140 Vgl. die Schreiben des stellvertretenden Leiters des Presseamtes, Bachmann, an Seifert vom 20. und 21. August 1958 und des Majors der DVP, Hötling, an den Leiter der HVDVP, Generalmajor Dombrowski, vom 21. August 1958 (EBD.). 141 Schreiben eines Mitarbeiters im Ministerium für Kultur an Dombrowski vom 20. Dezember 1958 (EBD.). 142 Vgl. das Schreiben Brenneckes an Laurentius vom 22. Juli 1954 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ) und das Protokoll der Redaktionssitzung am 21. Juni 1954 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 143 Schreiben von Laurentius an Brennecke vom 16. November 1954 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 144 Vgl. das Schreiben Brenneckes an Laurentius vom 9. Februar 1956 (EBD.) und das Protokoll der Redaktionssitzung am 16. Januar 1956 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
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lungen mit dem Presseamt gemachten Erfahrungen (Zulassung des Buchhandels beim Vertrieb der Zeitschrift145, Erhöhung der Auflage anläßlich der Aufnahme in die westdeutsche Postzeitungsliste) keine Aussicht auf Genehmigung des Antrags“146 bestehe. Zugleich bat die Verlagsleitung Brennecke um eine ausführliche Begründung für die Notwendigkeit der Erweiterung, die Brennecke einen Monat später einreichte147. Bartsch hielt jedoch „bei den allgemeinen und grundsätzlichen Schwierigkeiten, die zwischen Staat und Kirche aufgebrochen sind,“148 eine Erfüllung des „Wunsches bezüglich der Meditationsbeilage für völlig ausgeschlossen und . . . [war] der Meinung, daß man Anträge, von denen man weiß, daß sie doch abgelehnt werden, lieber erst gar nicht stellen sollte.“149 Dennoch ließ der Redaktionskreis in seinen Bemühungen nicht nach und beschloss in seiner Sitzung am 3. April 1956, weiter zu intervenieren150. Am Folgetag wandte sich Brennecke erneut an die Verlagsleitung151. Es handele sich „wirklich um einen Notstand“. Die Meditationen würden „von der Pfarrerschaft nach wie vor als außerordentlich wichtig angesehen . . ., zumal die Meditationen schon seit geraumer Zeit durchweg rechtzeitig152 in die Hände der Leser“153 gelangten. Brennecke fand bei den Mitgliedern des Verlagsdirektoriums zwar Verständnis, konnte sie aber nicht zum Handeln bewegen154. Überdies musste er sich berechtigterweise die Frage gefallen lassen, „warum gerade im gegenwärtigen Zeitpunkt eine Erweiterung der Meditationsbeilage notwendig“155 sei. In der Tat hatte Brennecke mit dem Beschwören der überaus großen Dringlichkeit zur Beseitigung des „Notstands“ übertrieben. Bereits auf der Mitarbeitertagung ein Jahr zuvor, am 12. und 13. April 1955, hatten die Redaktionsmitglieder und die Mitarbeiter 145 Der Buchhandel war durch die Presseverordnung vom 9. Juni 1955 vom Vertrieb ausgeschlossen worden (vgl. dazu unten S. 190ff). 146 Schreiben von Laurentius an Brennecke vom 22. Februar 1956 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 147 Vgl. das Schreiben Brenneckes an die Verlagsleitung vom 23. März 1956 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 148 Schreiben Bartschs an von Schlieffen vom 27. März 1956 (EBD.). 149 EBD. 150 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 3. April 1956 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 151 Vgl. das Schreiben Brenneckes an die Verlagsleitung vom 4. April 1956 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 152 Die Redaktion hätte allerdings die Möglichkeit gehabt, die Meditationen beispielsweise mit einem Vorlauf von einem Vierteljahr beizugeben, was sie nie erwog. 153 Rundschreiben Brenneckes an Krummacher und Otto vom 7. April 1956 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ, auch enthalten in ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 84–2). 154 Vgl. auch das Schreiben Grübers an Brennecke vom 11. April 1956 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 155 Schreiben Ottos an Brennecke vom 13. April 1956 (EBD.).
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der Predigtmeditationen einen Vorschlag Hans Gieseckes diskutiert: da ja die „Göttinger Predigtmeditationen“156 zur Verfügung stünden, sollte man auf die Meditationsbeilage verzichten und „an dieser Stelle aktuelle Fragen des Amtes“157 bringen. Zwar ging die allgemeine Tendenz der Diskussion 1955 dahin, an den Meditationen in den „Zeichen der Zeit“ festzuhalten, doch Brennecke besprach im Nachgang zu dieser Mitarbeitertagung mit der Verlagsleitung die Möglichkeit, „die bisherige 24seitige Beilage ‚Predigtmeditationen‘ umzugestalten und zu einem anderen Zweck zu verwenden.“158 Da die Lizenzurkunde aber eindeutig eine „vierteljährliche Beilage von ‚Predigtmeditationen‘ im Umfang von 24 Seiten“159 auswies, bat Laurentius Brennecke nun, „erneut zu prüfen, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, die Beilage von ‚Predigtmeditationen‘ . . . fortzuführen.“160 Dass der Verlag ein Jahr später, 1956, auf den Antrag verzichtete, war eine Folge der empfundenen Aussichtslosigkeit und der innerredaktionellen Konzeptionslosigkeit. Auffällig war der starke Rückgang der Beteiligung Westberliner Mitarbeiter an den Predigtmeditationen. Wurden 1954 noch annähernd ein Drittel (31 %) von Westberlinern verantwortet, so stellten sie zwei Jahre später noch 8 % und 1959 nur 3 %.161 Predigtmeditationsmitarbeiter aus Westdeutschland spielten keine Rolle162. Die Dominanz der Autoren an den Meditationen aus der Kirchenprovinz Sachsen wurde erst nach 1957 gebrochen zugunsten einer verstärkten Einbeziehung von Ostberlinern und Mitarbeitern aus lutherischen Landeskirchen163.
156 Das erste Heft der Göttinger Predigtmeditationen erschien im Juli 1946. 157 Aktennotizen über die Mitarbeitertagung am 12. und 13. April 1955 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 158 Schreiben von Laurentius an Brennecke vom 22. Februar 1956 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 159 EBD. 160 EBD. Auf der Sitzung am 14. Mai 1956 hatte die Redaktion beschlossen, die „Predigtmeditationen“ in „Predigtvorbereitungen“ umzubenennen (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 14. Mai 1956, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Im Falle der Namensänderung sah die Verlagsleitung keine Schwierigkeiten und beantragte sie (vgl. das Schreiben von Laurentius an Brennecke vom 31. August 1956, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Die Veränderung wurde mit dem Novemberheft 1955 wirksam (vgl. auch das Protokoll der Redaktionssitzungen vom 8. Oktober 1956, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 161 1954: 31 %; 1955: 19 %; 1956: 8 %; 1957: 3 %; 1958: 2 %; 1959: 3 %; 1960: 2 %; 1961: 2 %. 162 Lediglich 1960: 3 %, 1961: 2 %. Die Gründe für den Rückgang Westberliner Predigtmeditationsmitarbeiter sind aus dem einschlägigen Aktenmaterial nicht zu erheben. Möglicherweise liegen sie auch darin, dass sich Westberlin nicht (mehr) als Teil von Gesamtberlin verstand und sich in die Bundesrepublik integriert wusste. Auffällig ist jedenfalls, dass sich der „Rückzug“ der Westberliner parallel zu dem westdeutscher Autoren verhielt (vgl. unten S. 223) 163 Kirchenprovinz Sachsen: 1954: 47 %; 1955: 56 %; 1956: 55 %; 1957: 41 %; 1958: 30 %; 1959: 11 %; 1960: 11 %; 1961: 11 %. Die Mehrzahl der „lutherischen“ Meditationen stammte
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Ähnlich entwickelte sich im Laufe der 1950er Jahre die Zusammensetzung der Autoren gemessen am Gesamtumfang der Zeitschrift. Der Anteil der West- und Ostberliner verringerte sich zugunsten einer – wenn auch unausgewogenen – Aufteilung auf die Landeskirchen in der DDR164. Autoren aus lutherischen Landeskirchen waren weiterhin die Minderheit165. Das Bild spiegelte ein deutliches Missverhältnis wider, denn gemessen an den Veröffentlichungen lehnte die Redaktion Artikel lutherischer Autoren überproportional ab166. Stark zurückgegangen war im Vergleich zu den Anfangsjahren der Anteil der Westdeutschen167. Beiträge internationaler Autoren spielten nur eine marginale Rolle168.
c. Veränderungen im Redaktionskreis Im Mai 1955 war die Verlagsanstalt aufgefordert worden, bei den Verlagsmitarbeitern „die Zahl der Westberliner auf ein Mindestmaß zu reduzieren.“169 Daraufhin entließ die Verlagsleitung einige Mitarbeiter, unter ihnen die Sekretärin der Pressestelle der Kirchenkanzlei, Traude Loescher, die als Mitarbeiterin Friedrich Schönfelds für das von der Kirchenkanzlei herausgegebene Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Deutschland (Berliner Ausgabe) zuständig war. Am 13. Januar 1955 wurde dem Geschäftsaus der Feder sächsischer Theologen: 1957: 14 %; 1958: 15 %; 1959: 25 %; 1960: 25 %; 1961: 25 %. Nachdem Harald Kruska Ende 1954 aus dem Kreis der Meditationsmitarbeiter ausscheiden wollte, bat die Redaktion den Dresdner Pfarrer Gerhard Molwitz um seine Mitarbeit (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung am 29. November 1954, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Doch Molwitz sagte ab. Als weiteren Kandidaten hatte die Redaktion den Rektor der Kirchlichen Hochschule Berlins, Martin Fischer, vorgesehen, doch kam eine Mitarbeit nicht zustande (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 3. Januar 1955, EBD.). 164 Der Gesamtanteil der lutherischen Landeskirchen betrug 1953: 15 %, 1954: 18 %, 1955: 12 %, 1956: 11 %, 1957: 17 %, 1958: 21 %, 1959: 23 %, 1960: 14 %, 1961: 13 %. Unter ihnen war die Mehrzahl aus der sächsischen Landeskirche. 165 Mehrfach wies das Lutherische Kirchenamt (Hannover) auf die „Monopolstellung von ‚Zeichen der Zeit‘“ hin (Schreiben Zimmermanns an von Schlieffen vom 3. Mai 1961, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Seit Jahren stelle „der Lutherische Weltbund Papier für die Zeitschrift zur Verfügung“, und Zimmermann werde „immer wieder ermahnt, dafür zu sorgen“, dass „Die Zeichen der Zeit“ als „das einzige Blatt dieser Art in der DDR“ allen „Kreisen und Einrichtungen dienen soll“ (Schreiben Zimmermanns an von Schlieffen vom 30. September 1955, EBD.). 166 Gemessen am Anteil aller abgelehnten Artikel: 1953: 62 %, 1954: 34 %, 1955: 36 %, 1956: 29 %, 1957: 44 %, 1958: 30 %, 1959: 33 %, 1960: 40 %, 1961: 21 %. Zu den abgelehnten Artikeln vgl. oben S. 139 Anm. 45. 167 1952: 14 %; 1953: 7 %; 1954: 17 %; 1955: 17 %; 1956: 11 %; 1957: 8 %; 1958: 11 %; 1959: 9 %; 1960: 8 %; 1961: 11 %. 168 1953: 6 %; 1954: 2 %; 1955: 7 %; 1956: 5 %; 1957: 6 %; 1958: 2 %; 1959: 4 %; 1960: 4 %; 1961: 8 %. 169 Schreiben Bartschs an Immanuel Pack vom 24. Mai 1955 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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führer der Evangelischen Verlagsanstalt, Hans Laurentius, im Presseamt mitgeteilt, dass Schönfeld als Chefredakteur des „Evangelischen Nachrichtendienstes Ost“ abzulösen sei170. Einen Tag später verhandelte FriedrichWilhelm Krummacher im Presseamt. Ihm wurde vorgehalten, dass Schönfeld, „gegen den persönlich nicht das geringste vorläge“171, Westberliner sei. Die Tatsache, „daß ein westberliner Bürger nicht den Gesetzen der DDR unterstehe, müsse notwendigerweise dazu führen, dass anstelle von Herrn Schönfeld ein anderer Chefredakteur, der Bürger der DDR sei, benannt werde.“172 Krummacher argumentierte, dass dieser Umstand schon beim Ausstellen der Lizenzurkunde, auf der Schönfeld als Chefredakteur vermerkt war, bekannt gewesen sei. Das Presseamt forderte daraufhin, die Frage bis Mitte Februar zu klären. Bis dahin könne ein stellvertretender Chefredakteur vorübergehend die Geschäfte übernehmen: „In diesem Falle werde das Presseamt binnen acht Tagen seine Zustimmung geben. Sobald dann ein endgültiger Chefredakteur später benannt werde, würde das sogar nur 3 Tage in Anspruch nehmen!“173 Zehn Tage nach dem Gespräch teilte Laurentius dem Presseamt mit, „dass nach Fühlungnahme mit der Kirchenleitung ab sofort Herr Redakteur Bruno Moritz, Berlin N 113, Driesenerstr. 13, zum stellvertretenden Chefredakteur dieses Blattes berufen wurde. Damit ist dem Wunsche des Presseamtes, dass ein Bürger der DDR die Verantwortung für die Gestaltung des ENO übernehmen möchte, Rechnung getragen.“174
Innerhalb des Verlages war eine eigene Regelung getroffen worden. Schönfeld wurde gebeten, „ungeachtet der formalen Änderung die redaktionelle Arbeit am ENO in der bewährten Weise fortzuführen.“175 Diese Regelung sei dadurch möglich, da der stellvertretende Leiter des Presseamtes, Kurt Blecha, festgestellt habe, „daß seitens des Amtes gegen . . . [Schönfelds] weitere Mitarbeit am ENO keine Bedenken bestehen.“176 Völlig unerwartet starb Schönfeld jedoch vier Monate später. Bruno Moritz übernahm nun auch redaktionsintern die Aufgaben des Chefredakteurs des „Evangelischen Nachrichtendienstes Ost“, bis er 1958 seine Tätigkeit beendete und die DDR verließ. Am 11. Februar 1958 stellte das Presseamt die Lizenzurkunde auf den Chefredakteur Günter Lorenz aus177. 170 171 172 173 174
Zur Ablösung Schönfelds vgl. auch R. ROSENSTOCK, Presse, S. 261f. Aktennotiz Krummachers vom 14. Januar 1955 (EZA BERLIN, 4/198). EBD. EBD. Schreiben von Laurentius an das Presseamt vom 25. Januar 1955 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 175 Schreiben von Laurentius an Schönfeld vom 5. März 1955 (EZA BERLIN, 4/198). 176 EBD. 177 Vgl. den Aktenvermerk von Karnatz vom 12. Februar 1958 (EZA BERLIN, 4/200).
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Eine Entlassung traf auch die Redaktion der „Zeichen der Zeit“, nämlich Erika Splittgerber, neben Jutta von Schlieffen eine der beiden Redaktionssekretärinnen178. Als von Schlieffen nach der Entlassung Splittgerbers für längere Zeit ins Krankenhaus musste, verzögerte die redaktionelle Überlastung das rechtzeitige Erscheinen der Zeitschrift. Deshalb fragte Bartsch bei Splittgerber an, ob sie nicht in Anbetracht der für die Zeitschrift schwierigen Situation „wenigstens bei dem nächsten Umbruch“179 mithelfen könne. Splittgerber, arbeitslos gemeldet, lehnte mit der Begründung ab, dass sie „diese Arbeit keinesfalls inoffiziell machen“180 wolle. Da die Dresdnerin Dr. Battré, die sich im Juni 1955 auf die freie Stelle beworben hatte, nicht eingestellt werden konnte, weil sie keine Zuzugsgenehmigung für Berlin erhielt181, stellte die Evangelische Verlagsanstalt stellte darum in der Folgezeit ihre Mitarbeiterin, Frau Balzer, für die Sekretariatsaufgaben der Zeitschrift zur Verfügung182. Die generelle Überforderung der Redaktion, u. a. „die eingehenden Manuskripte mit der wünschenswerten Sorgfalt zu bearbeiten“183, belasteten Chefredakteur Brennecke und seine Sekretärin, Jutta von Schlieffen. Daher hatte man auf der Mitarbeitertagung 1955 erwogen, die Schriftleitung zu erweitern. Brennecke sollte zwar Chefredakteur bleiben, ihm zur Entlastung aber ein Redakteur beigegeben werden. Für diesen Posten bewarb sich der Pfarrer von Weferlingen (Sachsen-Anhalt), Hans Giesecke, der an der Mitarbeitertagung teilgenommen hatte. Die angestrebte Tätigkeit komme seinen „Wünschen, und wenn . . . [er sich] nicht über . . . [sich] selbst täusche, auch . . . [seinen] Fähigkeiten entgegen.“184 Doch wurde die Struktur der festen Redaktionsmitarbeiter nicht verändert. Giesecke arbeitete weiterhin als Autor für „Die Zeichen der Zeit“, stellte in der Folgezeit jedoch auch häufig Beiträge für die neugegründete Zeitschrift „Glaube und Gewissen“ zur Verfügung, die im August 1955 erschienen war185. 178 Splittgerber war ab 1954 Nachfolgerin von Frau Müller, die vorher die Aufgaben der Redaktionssekretärin übernommen hatte. 179 Schreiben Bartschs an Splittgerber vom 7. Juni 1955 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 180 Schreiben Splittgerbers an Bartsch vom 14. Juni 1955 (EBD.). 181 Vgl. das Schreiben Brenneckes an Battré vom 30. Juni 1955 (EBD.). 182 Vgl. das Schreiben Brenneckes an von Schlieffen vom 1. Juli 1955 (EBD.). Frau Balzer wurde im Mai 1960 durch Frau Kostka abgelöst (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 30. Mai 1960, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 183 Schreiben Gieseckes an Brennecke vom 17. Juni 1955 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Auch dass einige Autoren zugesagte Manuskripte nicht termingerecht einreichten, erschwerte die Arbeit der Redaktion. Als Albrecht Schönherr 1955 die Frist überzog und das Maiheft kurzfristig umgestellt werden musste, brach sich die Unzufriedenheit Bahn: Der Redaktionskreis kam zu der Überzeugung, „daß die Arbeit an der Zeitschrift unter den gegebenen Umständen nicht fruchtbar weitergeführt werden kann“ (Protokoll der Redaktionssitzung am 2. Mai 1955, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 184 Schreiben Gieseckes an Brennecke vom 17. Juni 1955 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 185 Vgl. oben S. 179f.
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Neben die Schwierigkeit, dass die Druckereien186 oftmals überlastet waren und darum nicht rechtzeitig geliefert werden konnte, traten Probleme mit der termin- und normgerechten187 Lieferung der Manuskripte in die Druckerei und dadurch, dass in vielen Fällen Autoren nachträglich die Korrekturfahnen verändern wollten188 und sich dann bei der Endfertigung etliche Fehler einschlichen189. Mehrfach überstiegen die der Druckerei gelieferten Manuskripte die Kapazität eines geplanten Heftes190. Generell hatte die Redaktion immer zu viele Manuskripte von der Druckerei setzen lassen, weit über die nächsten zwei Hefte hinaus, obwohl noch nicht feststand, ob und in welchem Heft die Beiträge gebracht werden sollten oder ob sie doch wieder in Streichsatz gingen. Diese Überhänge, „Stehsatz“ genannt, betrugen teilweise über 100 Seiten und blockierten das von der Druckerei dringend benötigte Metall für die Setzmaschinen191. Immer wieder mahnte die Verlagsleitung die Redaktion, die Hefte sorgsamer zu planen192, damit man dem Verlag „nicht den Vorwurf der Sabotage an der Erfüllung des Produktionsplanes macht.“193 Ein anderes Zeichen der Überforderung war der Unmut einiger Mitglieder des Redaktionskreises über die häufigen Sitzungen. Schon längere 186 Seit August 1954 firmierte die VEB Offizin Haag-Drugulin (Leipzig), die „Die Zeichen der Zeit“ druckte, unter VEB Offizin Andersen Nexö. Mit dem Januarheft 1956 übernahm die Leipziger Druckerei Frankenstein den Druck der Zeitschrift. 187 Vgl. u. a. die Schreiben der Verlagsleitung an die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ vom 26. Februar 1958 und 4. August 1959, jeweils mit Anhängen über die geforderten Normen der Manuskriptgestaltung (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Offensichtlich hielten sich nicht alle Mitarbeiter an die vorgegebenen Richtlinien. Neben gestalterischen Gesichtspunkten musste eine bestimmte Papierqualität beachtet werden (vollgeleimt und mindestens 50 g/qm). Für nicht normgerechte Manuskripte berechnete die Druckerei einen Aufpreis. Aus diesem Grund und weil immer die Gefahr bestand, dass die Druckerei die Manuskripte ganz ablehnte, mahnte der Verlag die Redaktion wieder und wieder zur Einhaltung der Richtlinie (vgl. die Aktennotiz von Laurentius vom 31. Juli 1959, EBD.). 188 Vgl. u. a. die Schreiben der VEB Offizin Andersen Nexö an die Evangelische Verlagsanstalt vom 9. November 1954, der Verlagsleitung an die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ vom 17. August 1956 und von Schlieffens an die Verlagsleitung vom 21. August 1956 (EBD.). 189 Vgl. u. a. das Schreiben von Laurentius an Brennecke vom 11. Juni 1957, Brenneckes Antwort an Laurentius vom 17. Juni 1957 und die Stellungnahme der Druckerei Frankenstein vom 1. Juli 1954 (EBD.). 190 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Brennecke vom 6. Dezember 1954 und das Schreiben Brenneckes an die VEB Offizin Andersen Nexö vom 9. Dezember 1954 (EBD.). 191 Vgl. u. a. die Schreiben des VEB Offizin Andersen Nexö (Technischer Disponent Kropp) an die Evangelische Verlagsanstalt vom 18. Oktober 1954, 27. November 1954, 2. Dezember 1954 (EBD.). 192 Vgl. u. a. das Schreiben von Laurentius an die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ vom 29. September 1954 und Brenneckes Stellungnahme zu den Vorwürfen vom 6. Oktober 1954 (EBD.). 193 Schreiben von Laurentius an die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ vom 19. August 1954 (EBD.).
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Zeit hatte sich angedeutet, dass die ungefähr alle zwei Wochen stattfindenden Sitzungen des Redaktionskreises einige Mitarbeiter zeitlich überlasteten. Am 10. Dezember 1956 beantragten daher Karl Kupisch und Claus Westermann, dass der Redaktionskreis nur noch monatlich „zu grundsätzlichen Fragen“194 zusammentreten solle. Die laufenden Geschäfte sollte ein kleinerer Kreis (Gerhard Brennecke, Hans Urner, Gisela von Witzleben) erledigen. Hatte sich der Redaktionskreis noch im Januar 1956 gegen einen solchen Vorschlag ausgesprochen195, war im Dezember dem vor allem von den Westberliner Mitgliedern unterstützten Antrag Erfolg beschieden196. Nicht unerheblich für die Entscheidungsfindung waren finanzielle Argumente. Die Westberliner Mitglieder des Redaktionskreis erhielten monatlich eine Aufwandsentschädigung von 50 DM197. Diese Honorarzahlungen an Westberliner und westdeutsche Mitarbeiter und Autoren der Zeitschrift liefen über ein Sperrkonto beim Berliner Stadtkontor198. Die Auszahlung musste beantragt werden, der Betrag wurde dann an das „Büro für Urheberrechte“ überwiesen. Von dort bekamen die Autoren sog. „Einkaufsscheine“, für die in Ostdeutschland eingekauft werden konnte199. Um die Waren mit nach Westberlin nehmen zu dürfen, musste man den Westberliner Behörden die Warenbegleitscheine der DDR vorlegen und erhielt eine „Wareneinfuhrgenehmigungsbescheinigung“200. Bei kleineren Beträgen fand die Evangelische Verlagsanstalt Autoren mit Büchern aus ihrem Programm ab201. Am 28. Februar 1958 erließ der Minister für Kultur jedoch neue Richtlinien „für die Genehmigung im Devisen- und innerdeutschen Zahlungsverkehr auf dem Gebiet des Urheber- und Verlagsrecht“. Sie beinhalteten, dass mit sofortiger Wirkung alle Zahlungsverpflichtungen „an Devisenausländer (unter diesen Begriff fallen auch Westberliner)“ vor Vertragsabschluss schriftlich beantragt werden müssten. Daher versuchte die Verlagsleitung, die Erteilung einer „Globalgenehmigung zur Zahlung
194 Protokoll der Redaktionssitzung am 10. Dezember 1956 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
195 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung am 30. Januar 1956 (EBD.). 196 Zur Zusammensetzung des Redaktionskreises vgl. S. 228. 197 Auch die Ostberliner Mitarbeiter dürften hin und wieder DM (West) erhalten haben. Schönfeld beispielsweise ließ „seinen Mitarbeiterinnen gelegentlich Zuwendungen in Westmark zukommen . . ., um ihnen die Freudigkeit zur Arbeit zu erhöhen, und damit sie sich hin und wieder einmal kleine Wünsche in Westberlin erfüllen konnten“ (Schreiben von Moritz an Karnatz vom 1. August 1955, EZA BERLIN, 4/198). 198 Vgl. das Schreiben der Evangelischen Verlagsanstalt an von Schlieffen vom 19. Mai 1954 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 199 Schreiben Brenneckes an von Witzleben vom 15. April 1961 (EBD.). 200 Vgl. die Aktennotiz von Witzleben, o. D. (EBD.). 201 Vgl. das Schreiben der Verlagsleitung an von Schlieffen vom 16. Oktober 1956 (EBD.).
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von Zeitschriftenhonoraren“ an die Westberliner Mitarbeiter zu erlangen und stellte einen entsprechenden Antrag202. Claus Westermann forderte eine Erhöhung des Honorars oder eine Verringerung der Erwartungen an seine Mitarbeit. Er glaubte es nicht „verantworten zu können, seine Kraft und Zeit zur Verfügung zu stellen, wenn er dadurch nicht auch eine gewisse Vergütung“203 erhielte. Da der Verlag kein höheres Honorar in Aussicht stellte und die Redaktion Westermann nicht als Mitarbeiter verlieren wollte, musste der Redaktionskreis beschließen, in der Folgezeit in unterschiedlicher Zusammensetzung zu tagen: alle 14 Tage im Kreis der Redaktion204, alle vier Wochen als „Beratender Kreis“. Die Regelung, den Redaktionskreis in zwei Gremien tagen zu lassen, fand jedoch nicht das Wohlwollen der Verlagsleitung. Sie drängte die Redaktion, die Leitung der „Zeichen der Zeit“ wieder zu vereinheitlichen. So kam man überein, ab November 1960 die Arbeit des „beratenden Kreises“ einzustellen205 und nur noch in einem Kreis zu tagen. Der Redaktionskreis war bis auf das Ausscheiden bzw. Fernbleiben einiger Mitglieder in seiner personellen Zusammensetzung bis 1957 relativ konstant geblieben. Seit 1952 kamen Krummacher und Otto nicht mehr hinzu, ebenso Bartsch. Bartsch ließ sich jedoch regelmäßig die Protokolle der Sitzungen weiter vorlegen. Im April 1953206 schied Gertrud Staewen aus und 1955 durch seinen Tod 1955 Friedrich Schönfeld. Drei Versuche, den Redaktionskreis zu erweitern, waren 1953 gescheitert207. Von 1955 bis 1957 arbeitete gelegentlich Pfarrer Wolfgang Pfeifer aus Klosterfeld (Kreis Bernau) mit. Im Juni 1957208 bat Brennecke die Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt, den Studentenpfarrer Gottfried Forck zu den Zusammenkünften des „Beratenden Kreises“ hinzuziehen zu dürfen209. Das Direktorium des 202 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Urner vom 6. Mai 1958 (EBD.). 203 Vgl. das vertrauliche Schreiben Brenneckes an das Direktorium der Verlagsanstalt vom 14. Januar 1957 (EBD.). 204 In der Regel unter Teilnahme Gerhard Brenneckes, Jutta von Schlieffens, Hans Urners und Helmuth Burgerts, vgl. das Schreiben Brenneckes an Laurentius vom 17. Juni 1957 (EBD.). 205 Vgl. das Rundschreiben Brenneckes an alle Mitglieder des „Beratenden Kreises der Redaktion der Zeitschrift ‚Die Zeichen der Zeit‘“ vom 22. November 1960 (EBD.). 206 Sie nahm letztmalig am 7. April 1953 an einer Sitzung des Redaktionskreises teil. Weshalb sie ausschied, ist nicht ersichtlich. Darauf wurde in den Redaktionssitzungen nicht protokollarisch eingegangen. 207 Vgl. oben S. 142f. 208 Der „Beratende Kreis“ hatte in seiner Sitzung am 1. April 1957 beschlossen, Forck für die Mitarbeit zu gewinnen. In derselben Sitzung sagte Westermann seine weitere Teilnahme an den Zusammenkünften des „Beratenden Kreises“ zu (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 1. April 1957, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 209 Vgl. das Schreiben Brenneckes an Laurentius vom 17. Juni 1957 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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Verlags erteilte seine Zustimmung210, und Forck übernahm bald darauf, als Brennecke in der ersten Jahreshälfte 1958 eine Afrika-Reise antrat, seine Vertretung im Amt des Chefredakteurs. Brennecke hatte ihn selbst als Vertreter favorisiert und bat Urner, ihn dadurch zu unterstützen, dass er offiziell als Vertretung Brenneckes zeichnen sollte211. Urner stimmte zu, und das Presseamt genehmigte die Änderung im Impressum für die Hefte von Mai bis September 1958, in dem Urner als Vertreter benannt wurde212. Nicht von Erfolg gekrönt war allerdings die an Helmut Gollwitzer im November 1957 gerichtete Bitte, „an den Sitzungen des beratenden Redaktionskreises – soweit es . . . [seine] Zeit erlaubt –“213 teilzunehmen. Gollwitzer war an die Freie Universität berufen worden und nach Westberlin gezogen. Er lehnte eine Mitarbeit ab und bat „alle Brüder, an deren Arbeit . . . [er] mit Gedanken und Sympathien teilnehme, . . ., dass sie bedenken möchten, dass die Arbeit, an die man . . . [ihn] hier gestellt hat, den ganzen Mann braucht und . . . [ihm] vorerst nicht die geringste Beteiligung an anderen Aufgaben erlaubt.“214
Als Westermann einem Ruf an die Göttinger Universität folgte, schied er im April 1958 aus dem „Beratenden Kreis“ aus215. An seine Stelle trat der Leiter der Evangelischen Akademie von Berlin-Brandenburg, Gerhard Bassarak. Ursprünglich hatte der „Beratende Kreis“ schon im Zusammenhang mit der Anfrage an Gollwitzer geplant, auch Bassarak zu bitten216. Ende Januar 1958 sagte Bassarak auf Anfrage Brenneckes217 sofort seine Mitar-
210 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Brennecke vom 22. Juni 1957 (EBD.). 211 Vgl. das Schreiben Brenneckes an Urner vom 13. Januar 1958 (Friedrich Bartsch zur Kenntnisnahme, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Urner habe „sich so diskret von der Arbeit zurückgezogen“, klagte die Redaktionssekretärin Jutta von Schlieffen. Er könne von Halle aus, wo Urner an der Theologischen Fakultät lehrte, die Vertretung Brenneckes unmöglich übernehmen. Urner wies die Vorwürfe zwar zurück, doch auf die Rechtfertigung, seine Teilnahme könne man aus den Protokollen ersehen, entgegnete von Schlieffen: „1. war es damit nicht sehr doll und 2. besteht ja darin nicht seine ausschließliche Arbeit“ (Schreiben von Schlieffens an Brennecke vom 2. April 1958, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 212 Vgl. das Schreiben von Laurentius an die Redaktion vom 1. April 1958 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 213 Schreiben Brenneckes an Gollwitzer vom 19. November 1957 (EBD.). 214 Schreiben Gollwitzers an Brennecke vom 27. November 1957 (EBD.). 215 Vgl. das Schreiben Brenneckes an Laurentius vom 8. April 1958 (EBD.). Im Januar 1960 sagte sich Westermann auch von den anderen Verpflichtungen der Zeitschrift gegenüber (Predigtvorbereitungen, Buchbesprechungen) los, „weil . . . [er] es nicht schaffen kann“ (Schreiben Westermanns an von Schlieffen vom 10. März 1960, EBD.). 216 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 25. November 1957 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 217 Vgl. das Schreiben Brenneckes an Bassarak vom 15. Januar 1958 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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beit zu218, und Brennecke bat die Verlagsleitung um Zustimmung zu dieser Entscheidung219. Am 5. Mai 1958 nahm Bassarak erstmals an einer Sitzung des „Beratenden Kreises“ teil, legte keine Zurückhaltung an den Tag und begann bereits zu Beginn seiner neuen Tätigkeit, aktiv in die Arbeit der Redaktion einzugreifen. Sofort regte er an, in der „Zeitschrift die Arbeit der Ökumene in den östlichen Ländern stärker zu betonen.“220 Erste Frucht seines Engagements war die Veröffentlichung des wegen seiner Länge und der zu breit angelegten Exegese eigentlich schon abgelehnten Beitrags221 des Dozenten der Universität Debrecen, Laszlo Marton von Pakozdy, „Der Tempelspruch des Jeremia“, im Oktoberheft 1958222.
d. Das Layout Bassarak war es auch, der in der Redaktionssitzung am 20. Juli 1959 ansprach, was für die Zeitschrift schon längere Zeit ein Problem darstellte. Er machte seine Kollegen darauf aufmerksam, „daß die Zeitschrift gerade auch bei den jüngeren Pfarrern nicht gehalten, und zum Teil sogar unbekannt sei.“223 Neben der schlechten Werbung hielt Bassarak die wenig attraktive äußere Gestalt dafür verantwortlich. Der Redaktionskreis griff daher seinen Vorschlag vom Juli 1959 auf, die Zeitschrift mit einem neuen Titelblatt auszustatten224, verschob aber genauere Überlegungen auf die Zeit nach den Sommerferien. Im September befasste sich der Redaktionskreis erneut mit der Gestaltungsfrage und beschloss, die Graphiker Paul Richard Wiemer (Halle)225 und Herbert Seidel (Ostberlin) um Entwürfe zu bitten226. Ursprünglich beabsichtigte die Redaktion, bereits das Januarheft 1960 mit dem neuen Titelblatt zu bringen, doch zog sich schon allein die Entscheidungsfindung hin. Wiemer hatte drei Varianten entworfen, wobei er 218 Vgl. das Schreiben Bassaraks an Brennecke vom 19. Januar 1958 (EBD.). 219 Vgl. das Schreiben Brenneckes an Laurentius vom 15. Februar 1958 (EBD.). 220 Protokoll der Redaktionssitzung vom 5. Mai 1958 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 221 Vgl. dazu das Protokoll der Redaktionssitzung vom 11. Juni 1958 (EBD.). 222 ZdZ 11/1958, S. 372–381. 223 Protokoll der Redaktionssitzung vom 20. Juli 1959 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 224 Über ein neues Titelblatt war schon 1954/1955 diskutiert worden. Der Verlag drängte die Redaktion zur Veränderung und ließ mehrfach Entwürfe fertigen. Die Redaktion lehnte ab mit der Begründung, die neuen Entwürfe seien nicht „entscheidend besser“ (Schreiben Brenneckes an Laurentius vom 31. Januar 1955, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 225 Wiemer hatte auch die graphische Gestaltung der Zeitschrift „Glaube und Gewissen“ übernommen (vgl. oben S. 180). 226 Schreiben von Schlieffens an die Verlagsleitung der Evangelischen Verlagsanstalt vom 26. September 1959 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Der Verlag sagte die Honorierung der Vorschläge zu.
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„die ‚Kreuz-Konzeption‘ des jetzigen Titels zugrunde“227 legte228. Letztlich verwarf der „Beratende Kreis“ der Redaktion Wiemers Vorschläge229 und entschied sich für Seidels Entwurf. Der Januartermin war nicht mehr zu halten und so rechnete man mit dem Aprilheft, dem Beginn des neuen Quartals230. Die Verlagsleitung hingegen wollte Brennecke davon überzeugen, „daß eine neue grafische Gestaltung des Umschlags und die zwangsläufig damit verbundene qualitative und farbliche Veränderung des Umschlagkartons nur mit Beginn eines neuen Jahrgangs vorgenommen werden“231 könne. Gleichzeitig teilte Laurentius mit, dass auch der Verlag selbst „noch einen oder zwei Entwürfe anfertigen lassen [würde], um dann im Laufe des 1. Halbjahrs 1960 in gemeinsamer Beratung mit der Schriftleitung über eine Neugestaltung ab Nr. 1/1961 zu entscheiden.“232 Die Redaktionssekretärin Jutta von Schlieffen reagierte auf diese Ankündigung ausgesprochen heftig. Sie fühlte die Kompetenzen der Redaktion beschnitten und vermutete, „daß Grote mit den Vorschlägen nicht einverstanden war und sich seinerseits beteiligen will.“233 Durch ihr Drängen veranlasst, bat Brennecke die Verlagsleitung, „es doch bei der jetzigen Entscheidung zu belassen.“234 Zwar wurden nicht noch weitere Vorschläge eingeholt, doch dauerte die Fertigstellung des Titelklischees bis zum November 1960, denn Herbert Seidels Entwurf hatte in seiner ursprünglichen Fassung weder den Untertitel noch die Heftbezeichnungen berücksichtigt235. Indessen konnte der vorgesehene Termin eingehalten werden. Im Januar 1961 präsentierten sich „Die Zeichen der Zeit“ im neuen Gewand. Erstmals war auf dem Titelblatt der vollständige Untertitel „Evangelische Monatsschrift für Mitarbeiter der Kirche“ zu sehen236. Die untergelegte Graphik wurde farblich monatlich gewechselt. Die Redaktion versäumte es jedoch, im Interesse der Leser den Künstler um eine erklärende Einführung bitten und übernahm diese Aufgabe auch nicht selbst. Mit keinem Wort bezogen sich die „Bemerkungen der Schriftleitung“ auf die Neugestaltung.
227 Schreiben Wiemers an von Schlieffen vom 12. November 1959 (EBD.). 228 Bisher war der Schriftzug des Titels so angeordnet, dass sich ein lateinisches Kreuz ergab. 229 Vgl. das Schreiben Forcks an Wiemer vom 24. November 1959 und Antwortschreiben Wiemers vom 26. November 1959 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 230 Vgl. das Schreiben von Schlieffens an Seidel vom 27. November 1959 (EBD.). 231 Schreiben von Laurentius an Brennecke vom 30. Dezember 1959 (EBD.). 232 REDAKTIONSARCHIV ZDZ 233 Aktennotiz von Schlieffens vom 6. Januar 1960 (EBD.). 234 Schreiben Brenneckes an Laurentius vom 13. Februar 1960 (EBD.). 235 Vgl. das Schreiben von Laurentius an von Schlieffen vom 28. Oktober 1960 (EBD.). 236 Vorher stand auf der Titelseite nur „Evangelische Monatsschrift“. Die erste Seite wies den vollständigen Titel aus.
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Bassaraks Beobachtung, dass die Zeitschrift außerhalb eines eng bestimmbaren Kreises kaum bekannt sei, war durchaus zutreffend. Es waren wohl hauptsächlich Theologen, die „Die Zeichen der Zeit“ bezogen. Die letzten bekannten Zahlen über die Zusammensetzung der Leserschaft stammen aus dem Jahr 1955. Für die Zeit danach lässt sie sich – bedingt durch das Monopol des Postzeitungsvertriebs237 – nicht mehr erheben. Nach einer Zählung der Magdeburger Buchhandlung Ernst Holtermann238 waren 75 % ihrer Abonnenten Pfarrer, 8 % Katecheten, 5 % aus anderem kirchlichen Dienst. Der Bezug durch kirchliche Heime machte 3 % aus, 2 % der Leserschaft waren Diakonissen. Nur 6 % der Leser übten nichtkirchliche Berufe aus. Durch die Pressevertriebsverordnung vom Juni 1955 und die folgende Abonnentenumstellung hatten „Die Zeichen der Zeit“ annähernd 1.000 Abonnenten verloren, eine Zahl, die erst langsam wieder ausgeglichen werden konnte239. 1959 wurde die Zeitschrift nur in 6.800 Exemplaren ausgedruckt, obwohl die Lizenzurkunde eine Auflage von 7.000 Exemplaren genehmigte. Von den gedruckten Heften fanden wiederum nur 6.680 Hefte – einschließlich der Frei- und Belegexemplare – ihre Leser240. Die Evangelische Verlagsanstalt bemühte sich immer wieder, für ihre Zeitschrift zu werben. Beispielsweise stellte sie allen deutschen Evangelischen Akademien Werbeexemplare mit beigelegten Bestellkarten zur Verfügung241 oder legte die Hefte mit Werbebroschüren auf Synoden aus242. Die Zeitschriftenproduktion hatte auch eine wirtschaftliche Seite: Im Jahr 1956 wendeten alle Zeitschriften der Verlagsanstalt für Papier insgesamt 17.465,75 DM auf. Die Kosten für Satz und Druck betrugen 94.587,09 DM; 1958 für Papier 12.996,68 DM, Satz- und Druckkosten 88.381,08 DM. Im Jahr 1959 nahmen die Aufwendungen für Papier wieder zu (18.946,46 DM), die für Satz und Druck geringfügig ab (86.428 DM). Das Folgejahr präsentierte ein umgekehrtes Verhältnis: Papier 16.610 DM, Satz und Druck 93.457,49 DM243. Von allen Zeitschriften der Evangeli237 Vgl. dazu oben S. 190ff. 238 Diese Zahlen wurden von der Buchhandlung Holtermann auf der Mitarbeitertagung am 12. und 13. April 1955 vorgestellt. Sie spiegeln nur die Abonnenten, die die Zeitschrift über Holtermann bezogen. Dass davon allgemein geschlossen werden kann, muss eine Vermutung bleiben. Möglich, doch nicht nachprüfbar, ist auch eine Verschiebung der Abonnenten nach 1955 durch die Einschränkung von Sammelbestellungen (NACHLASS HANS LAURENTIUS. 239 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 6. August 1956 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 240 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Brennecke vom 30. Dezember 1959 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 241 Vgl. EBD. 242 So z. B. auf der EKD Synode im März 1957 (vgl. die Vervielfältigung der EVA vom 3. März 1957, ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 81–1). 243 Belege zu diesen Zahlen alle im NACHLASS HANS LAURENTIUS.
„Die Zeichen der Zeit“ zwischen Profilierung und Pragmatik
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schen Verlagsanstalt brachten „Die Zeichen der Zeit“ den höchsten Umsatz, was unter anderem auf die im Vergleich hohe Auflage zurückzuführen war. Die Umsätze aus den „Zeichen der Zeit“ nahmen im Laufe der Jahre in geringem Maße zu244. Mit diesen Ergebnissen lag die Zeitschrift mit geringem Vorsprung vor der „Christenlehre“245. Die Erlöse der „Zeichen der Zeit“ erhöhten sich durch die Einnahmen aus den Inseraten auf den hinteren Umschlagseiten zusätzlich um ungefähr 3.500 DM jährlich246. Die Umsätze der „Theologischen Literaturzeitung“ stiegen in den Jahren 1956 bis 1960 von 60.907,19 DM auf 74.272,56 DM247 und die des „Evangelischen Nachrichtendienstes Ost“ von 19.348 DM auf 21.479 DM248. Im Vergleich zu den anderen Zeitschriften der Evangelischen Verlagsanstalt beanspruchten „Die Zeichen der Zeit“ die geringsten Aufwendungen für Honorare249. An der Spitze lag die „Christenlehre“ mit fast der doppelten Summe250, gefolgt vom „Evangelischen Nachrichtendienst Ost“251 und der „Theologischen Literaturzeitung“252. Zuzüglich zu den aufgeführten Kosten müssen noch die Löhne, Steuern usw. in Rechnung gestellt werden. Ein betriebswirtschaftliches Gutachten aus dem Jahre 1956 brachte ernüchternde Ergebnisse. Gemessen am Einsatzmaterial war das Verhältnis zum Umsatz aus dem Gleichgewicht geraten. Für die Jahre 1955 und 1956 „brachte die Produktion von Zeitschriften Verlust. 1955 70.062 DM, 1956 20.026253. Es muß mit einer an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß die Erhöhung des Umsatzes an Zeitschriften um DM 244 1956: 91.923 DM; 1958: 92.757,12 DM; 1959: 94.542,56 DM; 1960: 96.471,56 DM. 245 1956: 91.118,23 DM; 1958: 92.725,24 DM; 1959: 93.650,29 DM; 1960: 93.316,95 DM. Die Erlöse allein aus dem Verkauf der gesamten Auflage der Zeitschrift hätten jährlich nur 64.000 DM erbracht. Der Abonnementspreis betrug im Vierteljahr 4 DM. Von der eingenommenen Summe wären auch noch die Handelsspannen (Postzeitungsvertrieb) abzuziehen. 246 1956: 3.133,50 DM; 1958: 3.645 DM; 1959: 3.150 DM; 1960: 4.380 DM. 247 1958: 70.751,68 DM; 1959: 71.333,35 DM. 248 1958: 20.340,75 DM; 1959: 20.604 DM. Auf den Belegen wurden für die Jahre 1956 bis 1959 auch noch Umsätze aus der 1953 (!) eingestellten „Stafette“ aufgeführt: 1956: 168,47 DM; 1958: 47,70 DM; 1959: 61,50 DM, offenbar Restverkäufe oder Fehlsummen (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 249 1958: 9.855 DM; 1959: 10.113,30; 1960: 8.611 DM. 250 1958: 16.907,40 DM; 1959: 17.797 DM; 1960: 18.700 DM. Dies ist auf eine verlagsinterne und nicht kodifizierte Entscheidung zurückzuführen, die niedrigeren Gehälter der Katecheten durch etwas höhere Honorare auszugleichen (Hinweis von Siegfried Bräuer, Berlin). 251 1958: 13.579 DM; 1959: 13.379 DM; 1960: 14.434 DM. 252 1958: 9.485 DM; 1959: 11.102,97 DM; 1960: 14.345,19 DM. 253 Dieses Ergebnis wird durch eine erhaltene Rentabilitätsrechnung für „Die Zeichen der Zeit“ aus dem Jahre 1954 gestützt. Die Gesamteinnahmen betrugen 68.396 DM, alle Ausgaben 82.318,21 DM. Somit ergab sich ein Defizit von 13.921,68 DM für 1954 (vgl. BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
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28.187,15 im Jahre 1956 gegenüber zu einer Verringerung des Verlustes geführt hat.“254
Angesichts dessen empfahl der Gutachter, „die Kosten für die Zeitschriften so zu senken, daß der Gemeinkostensatz nicht überschritten wird.“255 Wie die Zahlen für die Folgejahre belegen, verringerten sich die Aufwendungen nicht wesentlich. Da also nicht damit zu rechnen war, an den Ausgaben zu sparen, „müßte angestrebt werden, den Absatz zu erhöhen“. Doch auch hier waren dem Verlag durch die Lizenzbestimmungen die Hände gebunden und ökonomischem Wirtschaften enge Grenzen gesetzt.
254 Betriebswirtschaftliches Gutachten über die Kostenstruktur der Evangelischen Verlagsanstalt GmbH, Berlin C 2, erstattet von Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Dipl. Kaufm. Dr. rer. oek. Erhart Gerth, Dipl. Bücherrevisor und Diplomsteuersachverständiger, Leipzig N 22 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 255 Angesichts diesen Urteils mutete das Ansinnen der Redaktion an die Verlagsleitung, „Die Zeichen der Zeit“ in Buntdruck erscheinen zu lassen, illusorisch an (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 12. Dezember 1955, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Auch in späterer Zeit schienen der Redaktion die tatsächlichen Kosten und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Belastungen für den Verlag nicht immer vor Augen zu stehen (so Siegfried Bräuer im Gespräch mit dem Verfasser am 4. Juni 1998 und 24. November 2001).
Staatliche Einflussnahme „Die Zeichenseit der Beginn Zeit“ in der den 1960er 1960er Jahren Jahre
V. „Die Zeichen der Zeit“ in den 1960er Jahren: die Zeitschrift zwischen staatlicher Repression und Versuchen der Emanzipierung gegenüber der Kirchenleitung 1. Staatliche Einflussnahme auf die kirchliche Presse seit Beginn der 1960er Jahre Die staatliche Kirchenpolitik zielte seit Beginn der 1960er Jahre verstärkt darauf, die Lösung der östlichen Gliedkirchen aus der EKD zu erzwingen1. Diese besonderen kirchenpolitischen Spannungen spiegelten sich in der Arbeit der Evangelischen Verlagsanstalt, der die „Zeichen der Zeit“ herausgab, in der Zeitschrift selbst sowie in der übrigen konfessionellen Presse und in nachhaltiger Weise auch in der Geschichte des „Amtsblattes der Evangelischen Kirche in Deutschland“, das von der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei herausgegeben wurde. Der Funktionär Kurt Blecha, seit 1958 Nachfolger Beylings als Leiter des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates, wurde zum kompromisslosen Gesprächspartner in allen Fragen, die die kirchliche Publizistik berührten. An seiner Entscheidungsgewalt kam niemand vorbei, und seine Entscheidungen wiederum richtete Blecha an den Vorgaben der Arbeitsgruppe Kirchenfragen des ZK der SED aus. Ein weiteres, kirchenpolitisch und kirchenpublizistisch genutztes Instrument war die „Verordnung über die Herausgabe und Herstellung aller periodisch erscheinenden Presseerzeugnisse“ vom 12. April 1962. Mit ihr traten zum einen die für kirchliche Nachrichtenblätter der Gemeinden nötigen Druckgenehmigungen als Mittel staatlicher „Differenzierungspolitik“ ins Blickfeld des Interesses. Zugleich ermöglichte der kirchenpolitische Missbrauch der Presseverordnung von 1962, die „Differenzierungspolitik“ auf das Verhältnis zwischen Redaktionen kirchlicher Periodika und zwischen Redaktionen und der Kirchenleitung auszudehnen. Diese Entwicklung spiegelte sich auch in den „Zeichen der Zeit“ und verlief parallel zu einer allgemeineren Emanzipierungstendenz der Redaktion gegenüber der Kirchenleitung2. Die scheinbare „Aufwertung“ der Funktion des Chefre1 Vgl. dazu u. a. CHR. HANKE, Deutschlandpolitik, S. 231; TH. E. HECK, EKD, S. 47; M. HECKEL, Vereinigung, S. 19; vgl. auch D. POLLACK, Kirchliche Eigenständigkeit, S. 200. 2 Beispiel dafür sind die Auseinandersetzungen um die Publikation der „Sieben Sätze“ des Weißenseer Arbeitskreises in den „Zeichen der Zeit“ (vgl. unten S. 287ff.).
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dakteurs nutzte unter anderem das Presseamt, um Spannungen zwischen der Redaktion und der Verlagsleitung sowie zur Kirchenleitung aufzubauen. Ebenso versuchte das Presseamt, aus persönlichen Differenzen einzelner Mitglieder des Redaktionskreises Gewinn zu schlagen. Zum Gipfelpunkt dieser Entwicklung wurde die Auseinandersetzung um das Amt des Chefredakteurs der „Zeichen der Zeit“ 1969: Das Ringen um den Nachfolger Gerhard Brenneckes spitzte sich krisenartig zu und stellte den Erhalt der Zeitschrift insgesamt in Frage. a. Die Evangelische Verlagsanstalt Bereits Mitte der 1950er Jahre war die Evangelische Verlagsanstalt genötigt, einige Westberliner Mitarbeiter zu entlassen. Ebenso betroffen war damals die Sekretärin der „Zeichen der Zeit“, Erika Splittgerber3. Seit Beginn der 1960er Jahre fühlte sich die Verlagsleitung wiederum zunehmend unter Druck gesetzt und veranlasst, die Leitungs- und Mitarbeiterstruktur des Verlages zu verändern. Die Mitglieder des Direktoriums der Verlagsanstalt Friedrich Bartsch und Curt Otto – beide Westberliner – boten sogar an, der Feier zum 15jährigen Bestehen der Verlagsanstalt am 15. Mai 1961 fernzubleiben4. Darüber hinaus formulierte Bartsch grundlegende Gedanken zur Neuordnung des Verlages. Zur Abwehr der „Behauptung, daß die EVA von West-Berlin her gesteuert würde“, und um „bei der Regierung der DDR eine Vertrauensstellung zu gewinnen“5, sah Bartsch zwei Auswege: „1) Die Position des Verlages als eines Werkes der EKiD6 müßte preisgegeben werden. 2) Die Produktion des Verlages müßte 3 Vgl. auch oben S. 225. 4 Vgl. das Schreiben Bartschs an Krummacher vom 18. April 1961 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 84–1). 5 Friedrich Bartsch: „Memorandum betr. Neuordnung der Leitungsorgane der Evangelischen Verlagsanstalt“ vom 18. April 1961 (EBD.). Entrüstet notierte Laurentius auf seinem Durchschlag des Memorandums: „Das hat es im deutschen Protestant[ismus] bisher nicht gegeben“ (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 6 Bemerkenswerterweise sah Bartsch die Verlagsanstalt in relativ unscharfer Formulierung als „Werk der EKiD“, das sie de jure nicht war. Möglicherweise interpretierte Bartsch „Werk“ auch im übertragenen Sinn, wenn er schrieb, „daß unter allen Büchern, die in der EVA erscheinen, die Lizenz-Ausgaben die begehrtesten seien. Offensichtlich bekommt gerade hierdurch die EVA das Ansehen, ein Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland zu sein“. Die Lizenzgebühren von jährlich ca. 40.000 bis 50.000 DM (West) wurden innerhalb der EKD verrechnet. In der Verlagsanstalt bestehe „eine wichtige Klammer zwischen Ost und West, die im Raum der EKiD nicht unterschätzt werden sollte.“ Weiterhin wies Bartsch darauf hin, „daß nach Artikel 7 der Grundordnung der EKiD ausdrücklich eine Förderung und Unterstützung kirchlichen Schrifttums vorgesehen ist. Somit kann aus der Verfassung der EKiD sowohl die rechtliche als auch die finanzielle Grundlage für den Status der EVA als eines gesamtkirchlichen Werkes abgeleitet werden“.
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allmählich auf die Linie des religiösen Sozialismus (Fuchs) oder gar der CDU umgeschaltet werden.“7 Bei der Veränderung der Struktur der Verlagsanstalt riet Bartsch jedoch zur Zurückhaltung. Gebe man die „Grundkonzeption, daß dieser Verlag der Evangelischen Kirche in Deutschland zugeordnet“ ist, auf, so könnte das seiner Meinung, „nach dem Osten hin zeitweise eine gewisse Entlastung bringen; nach dem Westen hin würde die bisherige Vertrauensstellung höchstwahrscheinlich ins Wanken geraten.“ Zur inhaltlichen Veränderung empfahl Bartsch einen Balanceakt als „schmalen Grat zwischen Ost und West“. Voraussetzung sei die Neubesetzung der Positionen des kaufmännischen Leiters und des Cheflektors, die bisher die Westberliner Curt Otto (als Prokurist) und Maria Rathmann innehatten. Es müsse „alles daran gesetzt werden . . ., um einen Cheflektor zu finden, der Bürger der DDR ist.“8 Bartsch schlug den Leiter des Dresdner Kirchlichen Kunstdienstes, Christian Rietschel, vor9, der jedoch die Stelle nicht übernahm. Die Gesellschafterversammlung des Verlags beschloss dennoch die Neuordnung der Verlagsleitung10. Hans Laurentius bekam den Titel „Verlagsdirektor“ verliehen. Einige Westberliner Angestellte der Evangelischen Verlagsanstalt11 wurden in den Etat der Kammer für evangelisches Schrifttum12 übernommen, sollten jedoch weiterhin für den Verlag arbeiten. Sie fehlten nun aber auf der offiziellen Mitarbeiterund Gehaltsliste der Verlagsanstalt. Auch wirtschaftlich geriet die Evangelische Verlagsanstalt zunehmend unter Druck, da sich die für die Verlagsproduktion zur Verfügung stehende Papiermenge ständig verringerte. Schon 1958 hatte das ZK der SED von Staatssekretär Erich Wendt eine „Neuregelung der Papiergrundlage der religiösen Verlage“ gefordert. Im Folgejahr 1959 sollte die Einfuhr von Spendenpapier entfallen und als „Ersatz für die Ablösung der Spendenpapier-Regelung . . . den hierfür in Frage kommenden Verlagen neben der bisherigen Menge an Papier aus dem Staatskontingent 400t zur Verfügung gestellt“13 werden. Die Evangelische Verlagsanstalt hatte 1958 insgesamt 443,5 Tonnen Papier verarbeitet, wovon 38,5 Tonnen aus dem Staatskontingent stammten14. Für 1959 sollten von den 400 Tonnen, die als Ablöse für das Spendenpapier gedacht waren, der Verlagsanstalt 260 Tonnen zur 7 Memorandum Bartschs (vgl. Anm. 5). 8 EBD. 9 Zu ihm vgl. auch oben S. 147 Anm. 5. 10 Der Beschluss wurde wahrscheinlich im April 1961 gefasst. 11 Das Protokoll der Gesellschafterversammlung vermerkt, dass einige Westberliner Verlagsmitarbeiter „legitimiert“ worden seien. Was damit gemeint war, ist nicht klar. 12 Zu dieser Kammer vgl. oben S. 43ff. 13 „Vorschlag für die Neuregelung der Papiergrundlage der religiösen Verlage“, Schreiben Schiskowskis an Wendt vom 11. August 1958 (BARCH BERLIN, DR 1: 7745). 14 Der Rest war Spendenpapier.
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Verfügung gestellt werden, so dass sie insgesamt über 298,5 Tonnen verfügt hätte15, ein Drittel weniger als im Vorjahr. Offensichtlich war es nur auf die mangelnde Wirtschaftskraft der DDR zurückzuführen, dass die Maßgaben nicht eingehalten wurden und die kirchlichen Verlage weiterhin Spendenpapier einführen konnten. Die angespannte Situation bezüglich des Papiers hatte für Verlagsmitarbeiter auch persönliche Folgen. Am 15. März 1962 begann vor dem Kreisgericht Leipzig Südost ein Prozess gegen den Herstellungsleiter der Evangelischen Verlagsanstalt, Niederlassung Leipzig, Heinrich Grote, und den Buchdrucker Seifert16. Der Staatsanwalt warf Grote vor, „vorsätzlich und fortgesetzt handelnd bewirtschaftete Rohstoffe ohne Bezugsberechtigung bezogen zu haben:“17 Er habe zwischen 1959 und 1961 ohne Bezugsgenehmigung dem Angestellten der Buchdruckerei August Hoffmann (Leipzig) 8.438 kg Kunstdruckpapier abgekauft18. Seifert habe das kontingentierte Kunstdruckpapier gegen Rechnung verkauft, und Grote habe zur Vertuschung „jede Rechnung mit dem Satz ‚Kontingentpapier – Austauschpapier für kommende oder ausgeführte Druckarbeiten‘ und mit der Lizenzkontingentnummer der EVA . . . versehen.“19 Das Ministerium für Kultur strich bei Ablehnungen von Titeln sowohl das dafür vorgesehene Papierkontingent als auch die dadurch freigewordene Planposition. Erst nach langwierigen Verhandlungen seit Oktober 195920 konnte am 30. März 1960 die Verlagsleitung erreichen, „daß mit sofortiger Wirkung die bisherige Regelung, wonach dem Verlag bei Ablehnung der
15 Zum Vergleich: Der katholische St. Benno-Verlag hatte 1958 184 Tonnen zur Verfügung gehabt, davon 29,5 Tonnen aus dem Staatskontingent. Für 1959 sollten als Ersatz für das Spendenpapier 65 Tonnen bereitgestellt werden, so dass der St. Benno Verlag nur noch über ungefähr die Hälfte des Vorjahrespapiers hätte verfügen können (94,5 Tonnen). Die Evangelische Hauptbibelgesellschaft verfügte 1958 über 144 Tonnen, davon neun Tonnen aus dem Staatskontingent. Für 1959 waren nur noch 64 Tonnen vorgesehen. Die restlichen 20 Tonnen (der 400 Tonnen Spendenpapierablöse) sollte der Union-Verlag erhalten, der jährlich ungefähr diese Menge Papier (als Spende) kleinerer religiöser Gemeinschaften verbraucht hatte. Zu diesen Summen vgl. den Vorschlag für die Neuregelung der Papiergrundlage der religiösen Verlage, Schreiben Schiskowskis an Wendt vom 11. August 1958 (BARCH BERLIN, DR 1: 7745). 16 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Krummacher vom 9. März 1962 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 84–1). 17 Nach DDR-Recht läge somit ein Vergehen gemäß § 4 Abs. 1 Ziff. 1 der Wirtschaftsstrafverordnung vor. 18 Der Wert lag bei ungefähr 12.000 DM (Ost). 19 Abschrift aus der Grote am 7. März 1962 zugestellten Anklageschrift (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 84–1). Welchen Ausgang der Prozess nahm, ist aus dem einschlägigen Aktenmaterial nicht zu ersehen. 20 Vgl. die Aktennotiz von Petras und Laurentius über ein Gespräch in der „Abteilung Literatur und Buchwesen“ am 9. Oktober 1959 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 82).
Staatliche Einflussnahme seit Beginn der 1960er Jahre
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Druckgenehmigung das Papierkontingent verlorengeht, als nicht mehr gültig angesehen“21 wurde. Zwar war damit die Gefahr der beschleunigten Reduzierung der Verlagsproduktion abgewendet, doch kündigte am 9. Oktober 1962 die Abteilung Literatur und Buchwesen an, „daß unabhängig von der erteilten ‚vorläufigen‘ Genehmigung des Planes 1963 noch nachträglich mit einer Kürzung des bisher bewilligten Papierkontingents zu rechnen sei.“22 Die Kürzung würde alle Verlage der DDR betreffen. Die Verlagsleitung erhob schriftlich Einspruch gegen diese Auflage und verwies auf die gravierenden Kürzungen der Jahre 1955, 1960 und 196123. Würde das „Kontingent noch weiter gekürzt, so müßte dies zu einer so erheblichen Reduzierung des Verlagsvolumens führen, daß von einer annähernd ausreichenden Versorgung . . . [der] Gemeinden mit evangelischem Schrifttum nicht mehr gesprochen werden könnte.“24
Die beiden Gesellschafter der Evangelischen Verlagsanstalt, Friedrich-Wilhelm Krummacher und Ulrich von Brück25, protestierten zudem schriftlich bei Staatssekretär Wendt, dem Stellvertreter des Kulturministers. Die Einschränkung des Papierkontingents würde „Befremden und Beunruhigung bei den betroffenen Gliedern . . . [der] Gemeinden auslösen“26. Krummacher und von Brück informierten auch die Leitungen der EKD-Gliedkirchen in der DDR und die Berliner Kirchenkanzlei der EKD, die ihrerseits protestierten: Sie sahen durch diese „Störung des kirchlichen Lebens . . . Bitterkeit u[nd] Resignation i[n] d[er] kirchl[ichen] Bevölkerung“27 pro21 Aktennotiz von Laurentius über eine Verhandlung mit der „Abteilung Literatur und Buchwesen“ am 30. März 1960 (EBD.). 22 Aktennotiz von Petras und Laurentius über ein Gespräch in der „Abteilung Literatur und Buchwesen“ am 9. Oktober 1959 (EBD.). 23 Diese Beobachtung findet sich auch in dem für Krummacher bestimmten vertraulichen Vermerk der Verlagsleitung vom 18. Oktober 1962 (EBD.). 24 Schreiben der Verlagsleitung an das Ministerium für Kultur, Abteilung Literatur und Buchwesen, vom 11. Oktober 1962 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 25 Von Brück war seit Dezember 1961 Nachfolger Grübers als Treuhänder des Hilfswerks und damit Gesellschafter der Evangelischen Verlagsanstalt. Hintergrund dieser Entscheidung war der Bau der Berliner Mauer. Grüber trat seinen Gesellschaftsanteil an von Brück ab. Krummacher gab seine Zustimmung (vgl. die Erklärung Krummachers vom 1. Dezember 1961, EBD.). 26 Schreiben Krummachers und von Brücks an Wendt vom 22. Oktober 1962 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 82, auch enthalten im NACHLASS HANS LAURENTIUS). 27 Handschriftliche Bemerkung von Laurentius auf dem Schreiben der Gesellschafter (vom 22. Oktober 1962) vom 10. November 1962 (EBD.). An dem Protest beteiligten sich bis auf Thüringen und Anhalt alle Leitungen der Kirchen auf dem Gebiet der DDR (vgl. auch die Schreiben des Greifswalder Konsistoriums an die Kirchenkanzlei vom 3. November 1962 und des Görlitzer Konsistoriums [ohne Adressat] vom 2. November 1962 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 82).
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voziert. Daraufhin bat Wendt Krummacher zu einer „Aussprache“28, die am 24. November 1962 stattfand29. Die kirchlichen Verhandlungsführer erinnerten an die seit 1955 erfolgte Kontingentskürzung um fast die Hälfte (auf 391 Tonnen). Die folgende Kürzung um weitere zehn Prozent könne nicht hingenommen werden. Wendt wies darauf hin, dass die alle Verlage betreffende Reduzierung sogar mit 12 % festgelegt sei. Letztlich konnte Krummacher jedoch erreichen, dass Wendt „nur“ eine Kürzung auf 371 Tonnen zusagte. Einen weiteren Aspekt der wirtschaftlichen Behinderung der Evangelischen Verlagsanstalt illustriert die Zerschlagung ihrer Pläne, eine Druckerei und eine Buchbinderei auf privatwirtschaftlicher Basis zusammenzuschließen. 1965 bemühte sich die Evangelische Verlagsanstalt vergeblich, zusammen mit der sächsischen Kirchenleitung, die Leipziger Buchdruckerei Hörhold der Kollektivierung zu entziehen und stattdessen an die private Buchbinderei Walter Kabitzsch in Leipzig anzugliedern. Die Buchbinderei Kabitzsch, 1821 gegründet, war nach ihrer totalen Zerstörung 1943 seit 1947 „mit kirchlichen Krediten mit der ausschließlichen Aufgabe kirchlicher Buchproduktion“30 wieder aufgebaut worden. Die Firma wurde durch ihre Inhaberin, Edda Grote, Tochter des Herstellungsleiters der Evangelischen Verlagsanstalt, Niederlassung Leipzig, Heinrich Grote, geführt. Zunächst machte der Rat der Stadt Leipzig Hoffnungen, dass die Übernahme der Druckerei Hörhold durch die Buchbinderei Kabitzsch gelingen würde. Doch entschied er später, sie an die PGH „Moderne Werbung“ anzugliedern. Auf sofortigen Einspruch des Dresdner Landeskirchenamtes und der Verlagsleitung begründete der Rat der Stadt die Entscheidung „mit dem für den Aufbau des Sozialismus aufgestellten Grundsatz . . ., daß private Handwerksbetriebe keinen Industriebetrieben angeschlossen werden“31 dürften. Nochmalige Verhandlungen der Verlagsleitung mit der Abteilung „Örtliche Versorgungswirtschaft“ beim Rat der Stadt zeigten keinen Erfolg. Weitere Bemühungen unterblieben daraufhin; dabei warfen sich das Landeskirchenamt und Grote gegenseitig mangelndes Engagement vor32. 28 Vgl. das Schreiben Wendts an Krummacher vom 8. November 1962 und das Schreiben Krummachers an Laurentius vom 10. November 1962 (EBD.). 29 Außer Krummacher und Wendt nahmen von Brück, Adler, Laurentius und die Hauptreferentin der Abteilung Literatur und Buchwesen, Christa Wilke, teil (vgl. die Aktennotiz von Laurentius über die Verhandlung in der Abteilung Literatur und Buchwesen am 24. November 1962, EBD., auch im NACHLASS HANS LAURENTIUS). 30 Schreiben Grotes an den Bezirkswirtschaftsrat Möbel, Holz, Polygraphie vom 15. Juli 1964 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). 31 Aktennotiz von Laurentius vom 19. November 1965 zu einer Verhandlung auf dem Leipziger Rathaus am 16. November 1965 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 82). 32 Vgl. die Schreiben von Laurentius an Krummacher vom 4. Dezember 1965 und von Kurt Johannes an Laurentius vom 29. November 1965 (EBD.).
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Neben den wirtschaftlichen Repressionen versuchte die Hauptverwaltung Verlagswesen auch auf die inhaltliche Ausgestaltung des Verlagsprogramms Einfluss zu nehmen, indem sie Druckgenehmigungen verweigerte. Ihre Einwände richteten sich vorrangig gegen die Kalender, sog. „Missionsliteratur“ und Publikationen, die nach dem Verhältnis des christlichen Glaubens zu naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und philosophischen Problemen fragten. Immer wieder kam es zu Beanstandungen bei den von der Evangelischen Verlagsanstalt herausgegebenen Kalendern33. Die Hauptverwaltung Verlagswesen verweigerte die Druckgenehmigungen. Hintergrund dieser Maßnahmen war die Absicht, religiöses Kleinschrifttum zurückzudrängen34, an erster Stelle die Kalender35. Für 1959 wurde von der Evangelischen Verlagsanstalt mit Verweis auf die Papierknappheit eine drastische Reduzierung der Kalenderproduktion verlangt36. Grüber protestierte gegen den „bisher einschneidendste[n] Eingriff in die Arbeit des Verlages“37, kurz darauf im Auftrag der Konferenz der Kirchenleitungen auch Moritz Mitzenheim. In den Kirchgemeinden, „insonderheit bei den vielen schlichten Menschen, die den Kalender ‚Sonne und Schild‘ als tägliches Andachtsbuch benutzen, würde die Durchführung dieser Massnahme Beunruhigung und Verbitterung auslösen.“38 Staatssekretär Wendt gab zum einen den generellen Papiermangel vor, zum anderen führte er in bezug auf den Kalender „Sonne und Schild“ aus: 33 Zu den von der Verlagsanstalt herausgegebenen Kalendern vgl. auch S. BRÄUER/C. VOLLNHALS, „Zensur“, S. 141–142. Ein Gutachten zum Kalender „Sonne und Schild“ von Christoph Haufe aus dem Jahre 1958 EBD., S. 134–141; weitere Gutachten zu anderen Publikationen des Verlages aus den 1960er Jahren EBD., S. 143–220. 34 Vgl. die Aktennotiz von Fritz (Hauptlektorat Belletristik) vom 29. Februar 1958 „zu einer Aussprache in der Hauptverwaltung Verlagswesen“ am 25. Februar 1958 (BARCH BERLIN, DR 1: 1103). 35 Vgl. u. a. das Schreiben des kommissarischen Leiters der Hauptverwaltung Verlagswesen, Karl Böhm, an den Präsidenten der Volkskammer, Johannes Dieckmann, vom 6. Juli 1956 (BARCH BERLIN, DO 4: 2047). 36 Von der im Produktionsplan vorgesehenen Gesamtauflage in Höhe von 305.000 Exemplaren an Abreiß- und Buchkalendern sollten lediglich 46.000 Exemplare genehmigt werden. Nur dem „Mecklenburgischen Kirchenkalender“ (ein Bildkalender) und dem „Kirchlichen Amtskalender“ wurde die alte Auflagenhöhe zugestanden. Reduziert werden sollten der biblische Abreißkalender der evangelischen Freikirchen „Täglich Brot“ (von 35.000 auf 20.000 Exemplare) und der Buchkalender der Evangelisch-Lutherischen Freikirchen, „Evangelisch-Lutherischer Volkskalender“ (von 12.000 auf 8.000 Exemplare). Nicht genehmigt werden sollten der „Christliche Hauskalender“ (30.000 Exemplare), der „Christliche Kinderkalender“ (40.000 Exemplare) und der Abreißkalender „Sonne und Schild“ (170.000 Exemplare). Vgl. das Schreiben Grübers an Wendt vom 20. Mai 1958 (BARCH BERLIN, DO 4: 2050). 37 EBD. 38 Schreiben Mitzenheims an Becher vom 2. Juni 1958 (BARCH BERLIN, DO 4: 2050).
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„Was nun den Abreißkalender ‚Sonne und Schild‘ betrifft, muss ich Ihnen zu meinem Bedauern mitteilen, dass seinem weiteren Erscheinen auch dann nicht zugestimmt werden könnte, wenn keine Einschränkung der Kalenderproduktion erfolgt wäre. Eine gewissenhafte Prüfung der bisher erschienenen Ausgaben dieses Kalenders ergab, daß er in der Auswahl der biblischen Zitate und in den Kommentaren dazu die Tendenz hat, die evangelische Bevölkerung in der Deutschen Demokratischen Republik in Gegensatz zu unserem Staat zu bringen und die positive Einstellung unserer evangelischen Bevölkerung zur Deutschen Demokratischen Republik negiert.“39
Die Verhandlungen, in die auch der Staatssekretär für Kirchenfragen eingeschaltet wurde40, zogen sich bis in den September 1958 hin41. Nach staatlicher Auffassung sei „Mission und alle ihre Einrichtungen eine innerkirchliche Angelegenheit . . ., die in Verlagserzeugnissen keinen Niederschlag finden dürfe.“42 Unter anderem musste sich Mitte der 1950er Jahre43 auch der Herausgeber der „Zeichen der Zeit“, Gerhard Brennecke, mehrfach auf dem Amt für Literatur und Verlagswesen verantworten, u. a. weil sein Missionsbegriff in innere Angelegenheiten anderer Staaten eingreife44. Und erst nachdem auf Brenneckes Beitrag „Ökumenische Mission“ für die geplante Festschrift für Friedrich-Wilhelm Krummacher verzichtet wurde45, erhielt die 1961 erschienene Festschrift46 die Druckgenehmigung. Das Ma39 Schreiben Wendts an Grüber vom 10. Juni 1958, vgl. auch das Schreiben Wendts an Mitzenheim vom 12. Juni 1958 (EBD.). 40 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Mitzenheim vom 28. Juli 1958 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 82). Das Gerücht von der Verweigerung der Druckgenehmigung für „Sonne und Schild“ veranlasste u. a. den Sedlitzer (Niederlausitz) Pfarrer, Kurt Hauptfleisch, die Verlagsleitung um Auskunft zu bitten und nach der Bestätigung, den Volkskammerabgeordneten Mertha um Hilfe in dieser Angelegenheit zu bemühen (vgl. das Schreiben von Laurentius an Hauptfleisch vom 5. August 1958, die Schreiben Hauptfleischs an die Verlagsleitung vom 19. August 1958 und an Mertha vom 15. Juli 1958, EBD.). 41 Verhandlungstermine wurden mehrmals verschoben: Im Juli 1958 sagte Wendt ab, da er an den Filmfestspielen in Karlovy Vary teilnahm (Schreiben von Laurentius an Mitzenheim vom 28. Juli 1958, EBD.), im September 1958 sagten sowohl Mitzenheim als auch Krummacher wegen Auslandsreisen ab (vgl. das Schreiben von Laurentius an Bartsch vom 17. September 1958, NACHLASS HANS LAURENTIUS, und die Aktennotiz von Laurentius vom 17. September 1958, ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 82). 42 Aktennotiz von Petras vom 9. Juli 1959 über Verhandlungen mit dem „Amt für Literatur und Verlagswesen“ am 25. September und 11. Dezember 1958 (EZA BERLIN, 104/607). Beispielsweise mussten aus Amtskalendern alle Anschriften von Missionsgesellschaften gestrichen werden, vgl. EBD. und Schreiben des Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamtes Sachsens an Krummacher vom 19. November 1962 (ARCHPEK BERLIN, Best. 3 Nr. 82). 43 Das genaue Datum ist nicht zu erheben, Brennecke sprach 1958 vom Zeitpunkt des Gesprächs „vor zwei oder drei Jahren“, Aktenvermerk Brenneckes vom 6. Dezember 1958 (EBD.). 44 Vgl. EBD. 45 Vgl. dazu die Aktennotiz von Laurentius, o. D. [1961?] (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 46 F. BARTSCH/W. RAUTENBERG, Gemeinde Gottes.
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nuskript des Brennecke-Aufsatzes wurde Krummacher von Verlagsdirektor Laurentius „mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß es Bestandteil der Festschrift sei, in einer besonderen Mappe . . . überreicht.“47 Im Jahre 1959 lehnte die Abteilung Literatur und Buchwesen die Druckgenehmigung für das zweite Heft der Schriftenreihe „Evangelische Stimmen zur Zeit“, die von Ernst-Oskar Petras in Verbindung mit Fritz Führ, Helmut Gollwitzer, Heinrich Vogel und Günter Jacob herausgegeben wurde, ab. Das Heft enthielt drei Aufsätze von Jacob unter dem Titel „Glaube und Weltbild“, in denen sich Jacob mit neueren naturwissenschaftlichen Erkenntnissen auseinander setzte48. Die Abteilung Literatur und Buchwesen begründete die Verweigerung der Druckgenehmigung mit Jacobs „Ablehnung des Dialektischen Materialismus, die in einer nicht offenen Form erfolge, indem immer wieder der mechanische Materialismus vorgeschoben werde . . . [und auf der] Anwendung scheinwissenschaftlicher Argumentationen.“49
Trotz des Einspruchs Jacobs und der Verlagsleitung50 blieb es bei der Entscheidung: Jacobs „Polemik könnte der Beginn der Auseinandersetzungen werden, die einem friedlichen Zusammenwirken von Staat und Kirche ernsten Schaden zufügen.“51 Neben der personellen Umstrukturierung des Verlages und dem Verzicht auf die Westberliner Mitarbeiter litt die Evangelische Verlagsanstalt ebenso an den inhaltlichen Beschränkungen. Zugleich zeigte sich, dass die Arbeit des Verlags durch die Beschränkung der Rohstoffzuteilungen empfindlich getroffen werden konnte. Auch „Die Zeichen der Zeit“ mussten seit dem Mauerbau auf wichtige Westberliner Mitarbeiter verzichten, und das Presseamt insistierte immer wieder darauf, missliebige Mitglieder des Redak47 Schreiben von Laurentius an Brennecke vom 10. August 1961 (EBD.; im Nachlass auch das Manuskript). 48 Die drei Aufsätze „Anfang und Ende der Welt“, „Himmel ohne Gott“ und „Vom Ursprung der Menschen“ waren schon in der „Kirche“ publiziert worden (vgl. das Schreiben Jacobs an Wendt vom 9. März 1959, ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 82). 49 Aktennotiz von Petras vom 3. März 1959 über eine Besprechung auf dem Amt für Literatur und Buchwesen am 27. Februar 1959 (EBD.) Ähnlich hatte das Amt für Literatur und Buchwesen argumentiert, als es die Druckgenehmigungen für den Teil „Glaubenslehre“ (den zweiten Teil der zweiten Lieferung der Arbeitshilfen für Bibelarbeiten) und einen Teil der Handreichungen zum Werkplan der Männerarbeit für 1958 verweigert hatte. Vgl. den Aktenvermerk (unbezeichnet) vom 7. Juli 1958 (EBD.). 50 Vgl. die Schreiben Jacobs an Mitzenheim, Krummacher und Noth vom 9. März 1959 (EBD.). 51 Schreiben Wendts an Jacob vom 16. Juni 1959 (EBD.). Bemerkenswerterweise erschien dann als zweites Heft der Reihe „Evangelische Stimmen zur Zeit“ ein Vortrag Carl Friedrich von Weizsäckers mit einem Vorwort Krummachers (vgl. C. F. VON WEIZSÄCKER, Glaube).
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tionskreis hinauszudrängen, entweder mit dem Hinweis, dass diese in Westberlin wohnten52, oder mit dem Argument, dass sie in grenzübergreifenden kirchenleitenden Positionen tätig seien53.
b. Die kirchliche Presse Schon die im März 1958 erarbeitete „Empfehlung über die Behandlung von Druckgenehmigungsanträgen für nichtlizenzpflichtige Druckerzeugnisse der Religionsgemeinschaften“ hatte festgesetzt, dass „Grundsatz der Überwachung . . . [sein müsse], dass jede Erweiterung des kirchlichen Einflusses auf die Bevölkerung verhindert wird.“ Deshalb müsse sich die Auflagenhöhe an der Mitgliederzahl der Gemeinden orientieren und „die Auflage der Drucksachen 15 % der Mitglieder nicht übersteigen“54. Am 6. September 1961 stimmte der Mitarbeiter der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen, Hans Weise, kirchenpolitische Maßnahmen, die die kirchliche Presse berührten, mit dem Mitarbeiter des Presseamtes Rudi Bellmann und Mitarbeitern des Ministeriums für Kultur ab. Dabei wurden grundsätzliche Änderungen in Aussicht gestellt, die vorerst noch „beraten u. vorbereitet“ würden. Daher solle man „per 1.1. nicht verändern, sond[ern] im Laufe des Jahres 1962.“55 Offensichtlich hatte man schon die ein halbes Jahr später in Kraft tretende „Verordnung über die Herausgabe und Herstellung aller periodisch erscheinenden Presseerzeugnisse“ vom 12. April 196256 im Blick. Die Arbeitsgruppe Kirchenfragen des ZK der SED erarbeitete nach deren Erlass eine Anweisung an das Presseamt57, die sich auf die Presseverordnung bezog und Vorgaben ihrer 52 Das war das Argument bei der Herausdrängung Brenneckes (vgl. unten S. 364). 53 Argument gegen Reinhold Pietz (vgl. unten S. 367). 54 LA BERLIN, STA: Rep. 104 Nr. 484). 55 Über dieses Gespräch geben nur handschriftliche skizzenartige Notizen Auskunft. Neben Bellmann (Presseamt) und Weise nahmen die „Gen[ossen Rudi] Nehring u. Gen[ossen] Witz“ (Ministerium für Kultur) teil (BARCH BERLIN, DO 4: 887). 56 GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Teil II: Nr. 24, 19. April 1962, S. 239–240. 57 Vorausgegangen waren u. a. Beratungen zwischen der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen, dem Leiter des Presseamtes, Kurt Blecha, dem Ministerium für Kultur und dem Ministerium des Inneren (Abteilung „Innere Angelegenheiten“). Vgl. die Aktennotiz Hans Wilkes vom 25. September 1962 und das Schreiben Kuschs an Blecha vom 23. Oktober 1962 (BARCH BERLIN, DO 4: 887). Seigewasser schlug vor, dass Druckgenehmigungen nur erteilt werden dürften, wenn die kirchlichen Nachrichtenblätter außer dem Monatsspruch und dem Monatslied ausschließlich Hinweise auf Veranstaltungen wie Gottesdienste und „Kirchliche Handlungen in der Familie (Taufen, Trauungen, Bestattungen)“ enthielten. Adressen dürften nicht aufgenommen werden (Stellungnahme Seigewassers vom 22. Oktober 1962, EBD.).
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Anwendung auf „periodische Druckerzeugnisse kirchlicher Stellen, die bisher mit Druckgenehmigung erschienen sind“58, machte. In der DDR gab es 1962 weiterhin insgesamt 660 Nachrichtenblätter einzelner Gemeinden59, die aufgrund von Druckgenehmigungen, die von den Räten der Bezirke und Kreise erteilt wurden, erscheinen konnten. Ihre Auflagen waren gering, der Wirkungskreis regional beschränkt. Die meisten von ihnen enthielten lediglich Ankündigungen kirchlicher Veranstaltungen. Da die Mehrzahl der Nachrichtenblätter der Gemeinden im Bezirk KarlMarx-Stadt erschien, forderte die Arbeitsgruppe Kirchenfragen, „in den sächsischen Bezirken“ eine genaue Abstimmung zwischen dem Ministerium für Kultur, dem Staatssekretär für Kirchenfragen und den Ersten Stellvertretern und Leitern der Abteilung „Inneres“ der Räte der Bezirke. Es könne nicht sein, dass die „Entscheidung, ob und in welchem Falle ein solches Blatt genehmigt werden kann, . . . im politischen Ermessen der örtlichen Räte“ lege. Gerade im Bezirk Karl-Marx-Stadt seien „liberalistische Tendenzen bei der bisherigen für Kirchenfragen verantwortlichen Referentin des Rates des Bezirkes“ festgestellt worden60. Lizenzen seien kirchlichen Nachrichtenblättern grundsätzlich nicht zu erteilen. Sie sollten druckgenehmigungspflichtig bleiben und ihr Erscheinen sollte vom „gesellschaftliche[n] Verhalten des antragstellenden Pfarrers“61 abhängen. Denn lizenzierte man kirchliche Nachrichtenblätter, würde „die direkte Erziehungsarbeit gegenüber den Geistlichen und kirchlichen Amtsträgern und auch den Gemeindekirchenräten im Rahmen der Differenzierungspolitik erheblich beeinträchtigt.“62 Bellmann erläuterte diese Entscheidung: „Die Gesamtproblematik der kirchlichen Nachrichtenblätter und ihre Genehmigung in der Perspektive muß als ein Teil der Differenzierungspolitik überhaupt gesehen werden.“63 Die überregional erscheinenden Periodika sollten entweder eine Lizenz erhalten oder nicht mehr erscheinen dürfen. Das Presseamt stellte fest, dass neben dem Amtsblatt des Landeskirchenrates der Evangelischen Landeskirche Anhalts, das Nachrichtenblatt der Jüdischen Gemeinde Berlins64, die 58 Ausarbeitung der Arbeitsgruppe Kirchenfragen vom 14. Dezember 1962 (EBD.). 59 Darunter waren 619 evangelische und elf katholische Gemeinden. Alle Nachrichtenblätter sind aufgelistet in der Ausarbeitung der Arbeitsgruppe Kirchenfragen vom 14. Dezember 1962 (vgl. Anm. 58). 60 Die Referentin, Menzel, habe einem Kritiker entgegnet: „Die Kirchen haben das Recht, ein solches Blatt zu fordern, fange jetzt keine Streitereien mit der Kirche an“ (EBD.). 61 EBD. 62 Stellungnahme Seigewassers vom 22. Oktober 1962 über die „Herausgabe kirchlicher Nachrichtenblätter“(BARCH BERLIN, DO 4: 887). 63 Niederschrift vom 25. April 1963 über eine Beratung zwischen Bellmann, Tiedt („Hauptverwaltung Literatur und Buchwesen“), Hirsch (Ministerium des Innern, Abteilung Innere Angelegenheiten), Hirschelmann (Presseamt) und Kusch (Staatssekretär für Kirchenfragen) am 23. April 1963 (EBD.). 64 Die Auflage betrug 1.800 Exemplare. Es erschien viermal jährlich im Umfang von zwölf
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Zeitschrift „Friede sei mit Euch“ der Evangelischen Gemeinschaft65, die „Gnadauer Mitteilungen“ des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes66 und „Glaube und Dienst“ des Bundes Freier Evangelischer Gemeinden in der DDR67 bisher zwar periodisch, doch ohne Lizenz erschienen waren. Daher beauftragte die Arbeitsgruppe Kirchenfragen des ZK der SED das Presseamt, die für alle genannten Periodika vorliegenden Lizenzanträge nach einer „Stellungnahme der jeweiligen Räte der Bezirke und des Staatssekretariats für Kirchenfragen zu Fragen der Notwendigkeit, des Umfangs, der Auflage und Erscheinungsweise“ zu bearbeiten. Bis zur endgültigen Entscheidung werde man „erforderlichenfalls noch Einzeldruckgenehmigung“68 erteilen. Der „Reformiert-Apostolische Gemeindebund e. V.“ (Sitz Dresden) bemühte sich seit 1960 um eine Lizenz für sein Monatsblatt „Der Herold“69. Die Abteilung Literatur und Buchwesen befürwortete den Antrag im Einverständnis mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen und empfahl dem Presseamt die Lizenzerteilung70. Dieses nahm daraufhin Rücksprache mit der Arbeitsgruppe Kirchenfragen und lehnte den Antrag ab71: Es sollten „von Fall zu Fall Einzeldruckgenehmigungen“72 erteilt werden. Ähnlich erging es dem Lizenzantrag der Herrnhuter Brüder-Unität, der im Juli 1961 für das Monatsblatt „Herrnhut“ beim Presseamt gestellt wurde73. Da kirchliche „Kinder- und Jugendliteratur nicht mehr vom M. f. K.74 zum Druck genehmigt“75 würde, hatte auch der Antrag des Predigers der LandeskirchSeiten. Zu dem jüdischen Nachrichtenblatt vgl. ausführlich TH. TATERKA, Heimat, S. 602–610. 65 „Friede sei mit Euch“ erschien 14tägig mit einer Auflage von 7.500 Exemplaren und einem Umfang von vier Seiten. 66 Die „Gnadauer Mitteilungen“ erschienen vierteljährlich in einer Auflage von 6.000 Exemplaren und einem Umfang von 16 Seiten. 67 Die Auflage betrug 1.650 Exemplare, der Umfang acht Seiten. „Glaube und Dienst“ erschien siebenmal jährlich. 68 Vgl. Anm. 58. 69 Der Chefredakteur war Max Ecke, die Auflage betrug 1.000 Exemplare, insgesamt acht Seiten im Format DIN A 5 (vgl. den Antrag des Reformiert-Apostolischen Gemeindebundes vom 30. August 1960, BARCH BERLIN, DO 4: 887). 70 Vgl. das Schreiben des Sektorenleiters Rudi Nehring (Abteilung „Literatur und Buchwesen“) an Hirschelmann vom 10. März 1961 (EBD.). 71 Blecha hatte sowohl den Lizenzantrag als auch die Befürwortung durch die Abteilung Literatur und Buchwesen an das ZK der SED weitergeleitet, was die Archivierung dort beweist (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/13). 72 Handschriftliche Bemerkung Blechas auf dem Schreiben Nehrings an Hirschelmann vom 10. März 1961 (EBD.). 73 Vgl. den Antrag der Brüder-Unität in Deutschland (Herrnhut) an das Presseamt vom 26. Juli 1961 (EBD.). Die Auflage hätte 2.000 Exemplare im Format DIN A 4 (sechs Seiten) betragen. 74 Ministerium für Kultur. 75 Schreiben Scheils, Aktennotiz für Kusch vom 20. Februar 1962 (BARCH BERLIN, DO 4: 887).
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lichen Gemeinschaft, Walter Böhme, auf die Herausgabe einer Kinderzeitung im Februar 1962, keine Aussicht auf Erfolg. Im Juni 1963 forderte das Presseamt den Rat des Bezirkes Rostock auf, für die Zustellung eines Antrags für das Blatt der Evangelischen Gemeinschaft, „Friede sei mit Euch“ zu sorgen, denn ihm sollte eine Lizenz erteilt werden76. Der Rat des Bezirkes Rostock weigerte sich, da der Schriftleiter, Pastor Joop, sich zwar bemühte, „keine politisch falschen Artikel zu veröffentlichen“77, aber schon über 70 Jahre alt sei und die Praxis zeige, „daß auf Grund seines Alters Artikel veröffentlicht werden sollten, die dem Stand . . . [der] gesellschaftlichen Entwicklung widersprachen.“78 Sollte eine Lizenz erteilt werden, „müßte diese für Pastor Joop begrenzt werden.“79 Nach dem Tode Joops 1969 gab der Staatssekretär für Kirchenfragen der Bitte der Evangelisch-Methodistischen Kirche statt, die Zeitschriften „Friedensglocke“ und „Friede sei mit Euch“ unter Erhöhung der Auflage der „Friedensglocke“ um 5.000 Exemplare (auf 10.000 Exemplare) zusammenlegen zu dürfen80. Unabhängig von den Vorgaben bezüglich der Druckgenehmigungen für nichtlizenzierte kirchliche Periodika hatten Willi Barth und Rudi Bellmann von der Arbeitsgruppe Kirchenfragen des ZK der SED schon im März 1960 das Presseamt beauftragt, Maßnahmen zur Behinderung und Einflussnahme auf die kirchliche Presse auszuarbeiten. Sie forderten u. a. auf zu überlegen, „mit welchen Maßnahmen die Verbreitung des Dibelius-Organs ‚Die Kirche‘ in verschiedenen Gebieten der Republik unterbunden werden kann, ohne daß sie als gegen die Kirche gerichtet ausgelegt werden könnten. Dazu wäre es erforderlich, in den davon betroffenen Gebieten die Auflage zu erhöhen oder den Bischöfen die Herausgabe eines eigenen Organs zu gestatten.“
Weiterhin sollten mit den Chefredakteuren der Kirchenzeitungen gezielt Gespräche geführt und „nachdrücklich klargemacht werden, daß ihre in verschiedenen Fragen gegen . . . [die DDR] gerichtete Politik (Jugendweihe, polytechnische Erziehung, sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft u. a.) gescheitert“ sei. Zum dritten sollte die Einfuhr der in Westberlin erscheinenden „Frohen Botschaft für jedermann“ entweder „mit adäquater 76 Vgl. das Schreiben Hirschelmanns an den Rat des Bezirkes Rostock, Abt. Innere Angelegenheiten, vom 19. Juni 1963 (EBD.). 77 Schreiben des Abteilungsleiters Weber (Abt. Innere Angelegenheiten) an das Presseamt vom 25. Juni 1963 (EBD.). 78 EBD. 79 Schreiben des Rates des Bezirkes Rostock (gez. Sebastian) an die Abt. Innere Angelegenheiten vom 25. Juni 1963 (BARCH BERLIN, DO 4: 887). 80 Vgl. das Schreiben Gotthold Zwingers (?) an das Staatssekretariat für Kirchenfragen vom 29. September 1969 und den handschriftlichen Vermerk eines Mitarbeiters des Staatssekretärs (EBD.).
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Ausfuhr von DDR-Literatur nach Westdeutschland . . . gekoppelt oder nach und nach eingestellt werden.“81 Das Verbot der Einfuhr konfessioneller Presseerzeugnisse war eine weitere Facette der Politik, die Ausbreitung christlichen Schrifttums zu verhindern oder sie als Instrument der „Differenzierungspolitik“ zu missbrauchen. Im Mai 1962 wurde die in der Bundesrepublik erscheinende Zeitschrift „Innere Mission“ aus der Postzeitungsliste der DDR gestrichen, „da sie den Sozialismus nicht fördere.“82 Dagegen protestierten Ulrich von Brück und Gerhard Laudien vergeblich bei der Abteilung Literatur und Buchwesen im Ministerium für Kultur83. Dasselbe Schicksal teilte auch die Zeitschrift „Musik und Kirche“. Der Thüringer Oberkirchenrat Gerhard Lotz erreichte, dass Bischof Mitzenheim als einziger weiterhin 50 Geschenkexemplare erhalten konnte84. Auch die Zeitschrift des „Bundes freier evangelischer Gemeinden“, „Samenkörner“, wurde von der Postzeitungsliste der DDR gestrichen und konnte nicht mehr eingeführt werden85. Ein weiteres Beispiel war die „Frohe Botschaft für Jedermann“, die in ungefähr 150.000 Exemplaren eingeführt wurde86. In der Postzeitungsliste der DDR war sie mit einem Sperrvermerk87 versehen. Ihre Bezieherzahl ging daher stetig zurück88, was wiederholt Inter81 Vertrauliche Aktennotiz von Steinbaur (?) vom 21. März über eine Aussprache mit Barth und Bellmann im ZK über die zukünftige Arbeit der Kirchenpresse (BARCH BERLIN, DC 9: 433). 82 Protokoll der Sitzung der Konferenz der Kirchenleitung vom 11. Mai 1962 (EZA BERLIN, 102/10). 83 Vgl. den Aktenvermerk über ein Gespräch mit Kirchenvertretern vom 10. Mai 1962 (BARCH BERLIN, DO 4: 887). 84 Vgl. das Schreiben Seigewassers an den Ersten Stellvertreter des Leiters der Zollverwaltung der DDR, Arndt, vom 9. August 1962 (BARCH BERLIN, DO 4: 887; EBD. auch die im Folgenden zitierten Dokumente). Ursprünglich hatte Lotz die doppelte Menge beantragt (vgl. das Schreiben von Lotz an Seigewasser vom 29. März 1962). Jedoch musste Bischof Braecklein Seigewasser 1966 an diese Regelung erinnern, da seit 1962 keine weiteren Lieferungen erfolgt seien (Schreiben Braeckleins an Seigewasser vom 13. Januar 1966). Von Seigewasser angefragt, stritt die Zollverwaltung ab, jemals beschlagnahmt zu haben (vgl. Schreiben Seigewassers an Arndt vom 14. Januar 1966 und Arndts Antwortschreiben vom 7. Februar 1966). Als es 1969 erneut Schwierigkeiten gab (Schreiben Braeckleins an Seigewasser vom 7. Mai 1969), wies die Mitarbeiterin Seigewassers, Elfriede Fitzner, Braecklein darauf hin, dass es besser wäre, die Pakete direkt an Mitzenheim zu adressieren (Schreiben an Braecklein vom 20. Mai 1969). 85 Vgl. die Aktennotiz von Haslinger (?) vom 2. Februar 1962 über ein Gespräch mit dem Mitarbeiter des Staatssekretärs für Kirchenfragen, Ernst Kusch, und dem Prediger Walter Böhme, am 1. Februar 1962 (BARCH BERLIN, DO 4: 887). 86 Über ein Drittel der Bezieher stammte aus den sächsischen Bezirken Leipzig, Dresden und Karl-Marx-Stadt (vgl. die Statistik vom 13. April 1967, EZA BERLIN, 102/100). 87 Ein Sperrvermerk bedeutete, dass keine neuen Abonnenten angenommen wurden. 88 Vgl. eine Statistik vom 11. April 1967 (EZA BERLIN, 102/100, auch enthalten in EZA BERLIN, 104/1067).
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ventionen provozierte89. Das Einfuhrverbot betraf jedoch nicht nur Zeitungen und Zeitschriften, sondern auch Bücher. 1964 stellte der Mitarbeiter des Staatssekretärs für Kirchenfragen, Hans Wilke, der Zollverwaltung der DDR eine Aufstellung von Autoren zur Verfügung, deren Publikationen keinesfalls importiert werden dürften90. Im August 1960 legte das Presseamt für die Arbeitsgruppe Kirchenfragen die „Übersicht über die Arbeit der Kirchenzeitung ‚Die Kirche‘“ vor. Die Expertise kam zum Ergebnis, dass die Wochenzeitung „dem Staat der Arbeiter und Bauern gegenüber keine loyale Haltung einnimmt, sondern zahlreiche redaktionelle Beiträge und Erklärungen leitender Kirchenstellen veröffentlicht“91, die die gesellschaftliche Entwicklung der DDR gefährdeten. Fußend auf der Analyse des Presseamtes erarbeitete die Arbeitsgruppe Kirchenfragen im April 1961 Vorschläge, die sich aus dem möglichen Lizenzentzug „für die im Auftrag des westberliner92 Bischofs Dibelius in der DDR erscheinenden Zeitung“ ergeben könnten. Zum einen sei zu erwägen, dass „eine Kirchenleitung in der DDR (evtl. Magdeburg?) ein eigenes Sonntagsblatt“ erhielte, zum anderen könne die „Auflageerhöhung für das Blatt von Bischof Mitzenheim realisiert“93 werden. Mitzenheim hatte am 15. September 1960 das Presseamt gebeten, die Auflage der Thüringer Kirchenzeitung „Glaube und Heimat“ auf 35.000 Exemplare zu erhöhen94. Diese Höhe hätte dem Stand vom Mai 1953 entsprochen, danach war die Auflage auf 25.000 Exemplare beschnitten 89 Vgl. die Schreiben des Landesausschusses für Innere Mission an Günter Jacob vom 15. Februar 1965, des Staatssekretärs für Kirchenfragen an den Landesausschuss für Innere Mission vom 1. Dezember 1965 und Manfred Stolpes an das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen vom 10. November 1965 (EZA BERLIN, 102/100). 90 Die Aufstellung unterschied in Autoren, deren Veröffentlichungen nur zurückzusenden seien (u. a. Kurt Aland, Karl Kupisch, Peter Bamm, Werner Elert, Romano Guardini, Johann Christoph Hampe, Karl Heim, Karl Heinrich Rengstorf, Hans Walter Wolf) und Autoren, deren Publikationen sofort beschlagnahmt werden müssten (Heinrich Bornkamm, Kurt Dietrich Schmidt, Dietrich von Oppen, Hans Asmussen, Walther von Löwenich, Emanuel Hirsch, Hanns Lilje, Helmuth Thielicke, Erich Beyreuther, Heinrich Hermelink, Hans Schomerus und alle Materialien der Zeugen Jehovas). Vgl. die Stellungnahme Hans Wilkes für die Zollverwaltung der DDR vom 31. Juli 1964 (BARCH BERLIN, DO 4: 626). Vgl. auch die „Richtlinien über die Bearbeitung von Anträgen zur Einfuhr theologischer Literatur in Geschenkpaket- und -päckchenverkehr durch die Räte der Bezirke“ vom 1. Juni 1967 (BARCH BERLIN, DO 4: 627). 91 Vgl. die „Übersicht über die Arbeit der Kirchenzeitung ‚Die Kirche‘“ vom 5. August 1960 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/13). 92 Hervorhebung im Original. 93 Aktennotiz der Arbeitsgruppe Kirchenfragen vom 24. April 1961 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/13). 94 Vgl. das Schreiben Mitzenheims an das Presseamt vom 15. September 1960 (BARCH BERLIN, DC 9: 433).
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worden, im August 1953 hatte das Presseamt sie auf 30.000 erhöht. Im März 1961 nahm das Presseamt mit dem Chefredakteur von „Glaube und Heimat“, Herbert von Hintzenstern95, Kontakt auf. Nach der Meinung der Thüringer Kirchenleitung befragt, ob sie als Ort des Kirchentages Berlin oder Leipzig favorisiere96, „versicherte Pfarrer von Hinzenstern [sic!], dass sich die Thüringer Kirchenleitung von der Meinung distanziert und sich ausschliesslich auf die Abhaltung eines Kirchentages in Leipzig konzentriert.“ Nach dieser Loyalitätserklärung kam „die Rede auf die gewünschte Auflagenerhöhung und dass der Herr Landesbischof sehr traurig über die lange Verzögerung sei.“ Die Mitarbeiterin des Presseamtes, Hirschelmann, sagte „wohlwollende“ Prüfung zu, machte jedoch mit Verweis auf die angespannte Papierlage wenig Hoffnungen97. Im Dezember des Folgejahres 1962 bat Lotz im Auftrag Mitzenheims erneut um die Auflagenerhöhung98. Staatssekretär Seigewasser unterstütze Lotz’ Anliegen. „Die grundsätzliche Haltung dieser Landeskirche gegenüber dem Staat der Arbeiter und Bauern . . . [gäbe ihm] Veranlassung, diesem Antrag bis zu maximal möglichen Höhe der Auflage zu befürworten (40.000).“99 Die Entscheidung verzögerte sich100; letztlich wurde der Wunsch jedoch abschlägig beschieden101. Als dritte Möglichkeit fasste der Vorschlag der Arbeitsgruppe Kirchenfragen vom April 1961 ins Auge, „zum Ausgleich für das Kirchengebiet Berlin-Brandenburg die Auflage der ‚Potsdamer Kirche‘ unwesentlich“ zu erhöhen. Wolle man die Veränderungen einleiten, sei höchste Eile geboten, denn „diese oder ähnliche Maßnahmen sind . . . nur möglich, so lange Dibelius als Bischof noch amtiert (bis Herbst!). Falls nach dem Rücktritt von Dibelius eine Änderung der Kopfleiste (evtl. auf Scharf, wenn dieser Bischof wird) erfolgt 95 Zu ihm vgl. E. KOCH, in memoriam, S. 271–273. 96 Vgl. dazu unten S. 252. 97 Aktennotiz Hirschelmanns vom 20. März 1961 über das Gespräch mit von Hintzenstern am 18. März 1961 (BARCH BERLIN, DC 9: 433). 98 Vgl. das Schreiben von Lotz an Seigewasser vom 3. Dezember 1962 (BARCH BERLIN, DO 4: 887). 99 Schreiben Seigewassers an Blecha vom 19. Dezember 1962; vgl. auch das Schreiben Kuschs an Lotz vom 19. Dezember 1962 (EBD.). 100 Das Presseamt verwies auf nötige Rücksprachen. Vgl. das Schreiben Hirschelmanns an den Thüringer Landeskirchenrat vom 7. Januar 1963 (EBD.). 101 Im April 1965 lehnte das Presseamt eine Auflagenerhöhung der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ ab und bezog sich auf die „angespannte Papiersituation“, der „u. a. auch wichtige wissenschaftliche Zeitschriften mit gleichen und ähnlichen Anliegen“ zum Opfer gefallen seien (Schreiben Hirschelmanns an Wilhelm Gasse vom 9. April 1965; Vgl. auch die Schreiben Kuschs an Blecha vom 17. Mai 1965, an Bellmann vom 17. Mai 1965 und an die Kanzlei des Staatsrates III vom 20. Juli 1965, EBD.).
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und Lizenzänderung beantragt wird, scheint die ganze Angelegenheit wesentlich komplizierter zu werden. Dann ließe sich eine Veränderung der Situation viel schwieriger begründen.“102
Im März 1962 wurde „Die Kirche“ erneut begutachtet. Die inhaltliche Durchsicht habe folgende Tendenzen gezeigt: „1. Offene Angriffe gegen die SED und . . . [den] Staat bzw. [seine] Gesetzlichkeit 2. Verbreitung von Zweckpessimismus – Perspektivlosigkeit 3. Unterstützung des Neokolonialismus.“103 Das Gutachten regte erneut an, „Die Kirche“ in ihrer Wirksamkeit zu behindern104. Die Auflage sollte auf „8.200 Exemplare105 (ausreichend für die bisherigen Bezieher im Gebiet der Hauptstadt der DDR, Berlin) reduziert werden.“106 Als Ausgleich werde dem Antrag des Bischofs Johannes Jänicke auf eine Wochenzeitung für die Kirchenprovinz Sachsen stattgegeben und geprüft werden, ob auch die Konsistorialbezirke Greifswald und Görlitz eine eigene Kirchenzeitung erhalten könnten. Die Auflage von „Glaube und Heimat“ könne ebenfalls um 2.000 Exemplare erhöht werden. Die geplanten Veränderungen unterblieben jedoch107. Neben der Politik des Presseamtes, über die Lizenzen Einfluss auf das Erscheinen der Zeitungen und Zeitschriften, auf die Auflagenhöhen und auf die Redaktionen zu gewinnen, beschlagnahmte es auch einzelne Ausgaben108. So wurde Nummer 12 der „Kirche“ vom 19. März 1961 auf 102 Aktennotiz der Arbeitsgruppe Kirchenfragen vom 24. April 1961 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/13. Hervorhebung im Original). – Nach dem Mauerbau nahm Präses Kurt Scharf im Auftrag von Bischof Dibelius das Amt des Verwesers des Bischofs für die Ostregion der Berlin-Brandenburgischen Kirche wahr. Doch schon Ende August 1961 verweigerte die DDR die Wiedereinreise Scharfs, und sämtliche Bemühungen um die Rückkehr Scharfs scheiterten. Interimistisch übernahm darum Fritz Figur den Vorsitz der Kirchenleitung-Ost der Berlin-Brandenburgischen Kirche. Seit 1963 fungierte Günter Jacob als „Verwalter des Bischofsamtes“. 1966 wurde Scharf als Nachfolger von Dibelius zum Bischof gewählt, Jacob trat zurück. Bis zur Wahl Albrecht Schönherrs als „Verwalter des Bischofsamtes“ 1967 amtierte wiederum Figur. Zu den kirchenpolitischen Ränken und den versuchten Einflussnahmen der SED auf die Kirchenleitung Berlin-Brandenburgs vgl. R. MAU, Probleme, S. 145–154, bes. S. 146–151. 103 Nicht näher bezeichnetes Gutachten über „Die Kirche“ vom 5. März 1962 (BARCH BERLIN, DC 9: 433). 104 Aus dem Aktenmaterial ist nicht eindeutig ersichtlich, wer die Vorschläge ausgearbeitet hatte, vgl. den nicht näher bezeichneten Betreff „Evangelische Wochenzeitung ‚Die Kirche‘“ vom 12. März 1962 (EBD.). 105 Die Auflage betrug 55.000 Exemplare. 106 Betreff „Evangelische Wochenzeitung ‚Die Kirche‘“ vom 12. März 1962 (BARCH BERLIN, DC 9: 433). 107 1967 schlug das Presseamt erneut eine Reduzierung der Auflage der „Kirche“ um 3.000 Exemplare vor. Da im „Durchschnitt nur rd. 50.000 Expl. gedruckt“ würden, könne Papier gespart werden („Vorschläge für die Einsparung von Papier im Jahre 1967“, 16. Februar 1967, BARCH BERLIN, DC 9: 514). 108 Zur Situation bei „Zeichen der Zeit“ vgl. unten S. 278–285.
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Veranlassung des Presseamtes mit der Begründung konfisziert, sie könne „wegen einer auf Seite 1 publizierten Falschmeldung zum Kirchentag in Berlin nicht zum Vertrieb zugelassen werden.“109 Diese Konfiskation ging auf den Ostberliner Polizeipräsidenten, Generalmajor Fritz Eikemeier, zurück, der angesichts der Einladungen zum Kirchentag nach Berlin in den Kirchenzeitungen Kurt Blecha, den Leiter des Presseamtes, aufgefordert hatte, „geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die eine Falschinformation der Bevölkerung verhindern“110; gleichzeitig hatte Eikemeier den Kirchentag in Ost-Berlin „im Interesse der Gewährleistung von Ruhe und Ordnung und zur Sicherung des Friedens“111 verboten. Das Auslieferungsverbot mit gleicher Begründung betraf auch die „Potsdamer Kirche“, den „Evangelischen Nachrichtendienst Ost“112 und die „Mecklenburgische Kirchenzeitung“113. Die Nummern wurden dann ohne die beanstandeten Beiträge nachgedruckt. Am 16. August 1961 konnte der „Evangelische Nachrichtendienst Ost“ erneut nicht erscheinen und musste neu gedruckt werden, weil er die Erklärung von Bischof Dibelius und Kurt Scharf zum Mauerbau am 13. August abdruckten wollte. Im Dezember traf es die „Potsdamer Kirche“114, weil sie „neokolonialistische Auffassungen“ verbreite115.
109 Aktennotiz zu einem Gespräch zwischen Blecha und dem Chefredakteur der „Kirche“, Erich Andler, am 17. März 1961: Beschlagnahmte Nummern der „Kirche“, „Potsdamer Kirche“ und des „eno“ (BARCH BERLIN, DC 9: 433). 110 Schreiben Eikemeiers an Blecha vom 17. März 1961 (EBD.). 111 Mitteilung des Polizeipräsidenten von Berlin (BARCH BERLIN, DC 9: 433). – Die Entscheidung den Kirchentag 1961 nicht in Leipzig, sondern in (Gesamt-) Berlin stattfinden zu lassen, da Otto Dibelius, Hanns Lilje, Hermann Kunst und Hellmuth Thielicke keine Einreiseerlaubnis in die DDR erhalten würden, hatte übrigens auch in der Bundesrepublik und in West-Berlin keine ungeteilte Zustimmung gefunden So wandten sich z. B. die drei Professoren der Kirchlichen Hochschule in Berlin Heinrich Vogel, Karl Kupisch und Martin Fischer am 15. März 1961 in einem Offenen Brief an das Kirchentagspräsidium und warfen ihm vor, „die Frage der Einreisegewährung für vier Männer . . . zur Bedingung erhoben“ zu haben, sei „eine Verkennung dessen, worum es bei der Entscheidung hier letztlich hätte gehen müssen . . . Hätte die Kirche hier aber nicht etwas weniger grundsätzlich handeln dürfen als der Staat?“ (EBD.). Zum Berliner Kirchentag 1961 vgl. TH. E. HECK, EKD, S. 51–63; zu den Vorplanungen vor allem D. PALM, „Wir sind doch Brüder!“, S. 268–302. 112 Vgl. Anm. 109. 113 Vgl. die „Aufstellung über Kirchenzeitungen, deren Vertrieb im letzten Jahr untersagt wurde“ vom 30. Januar 1962 (BARCH BERLIN, DC 9: 433). 114 Ausgabe vom 3. Dezember 1961. 115 Vgl. Anm. 113. – Am 1. Dezember 1961 war die Zeitschrift der Altkatholiken, „Auferstehung“, beschlagnahmt worden. Sie verherrliche die „Helden der letzten beiden Weltkriege“ (EBD.). 1966 scheiterten die Bemühungen der Altkatholiken, neben der „Auferstehung“ ein zweites Blatt lizenzieren zu lassen (vgl. das Schreiben des Presseamtes an den Staatssekretär für Kirchenfragen vom 17. Oktober 1966 und das Schreiben von Elfriede Fitzner an das Presseamt vom 9. November 1966, BARCH BERLIN, DO 4: 887).
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Wiederholt gab das Presseamt Verständnis für das Anliegen der kirchlichen Presse vor. „Für Fehler in der Arbeit des Chefredakteurs können nicht die Leser bestraft werden“116, begründete beispielsweise Blecha die Genehmigung, die „Mecklenburgische Kirchenzeitung“ (47/1962) neu drucken zu lassen117. Im Gegenzug forderte das Presseamt von den Redaktionen Beachtung der Vorgaben. So sah es unter anderem von der „durchaus gerechtfertigten“118 Beschlagnahmung der „Potsdamer Kirche“ (26/1962) ab, weil man „hoffe, dass sich . . . eine grundlegende Wende in der Arbeit der ‚Potsdamer Kirche‘ vollziehe.“119 Der Chefredakteur des „Evangelischen Nachrichtendienstes Ost“, Günter Lorenz, wurde im März 1963 gemahnt, dass er „schon oftmals Unterstützung erhalten habe“120, und wurde in „diesem Zusammenhang an seine Auslandsreisen erinnert.“121 Daraufhin machte Lorenz „dann selbst den Vorschlag“, die Ausgabe des Nachrichtendienstes vom 27. März 1963 zurückzuziehen, die eine Meldung des Briefes Kurt Scharfs an Hans Seigewasser enthalten habe122. Wie das Presseamt in den „Zeichen der Zeit“ den Abdruck eines Artikels erzwang123, machte es auch vor der Fingierung von Leserbriefen im Zusammenspiel mit der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen nicht halt. Im November 1966 veranlasste Weise den Brief des „ehemaligen Philosophiestudenten Helmut Rabe“ an die Redaktion des „Sonntag“. „Rabe“ bezog sich auf die Nummer 44/1966 und kritisierte, dass sich das Wochenblatt über Probleme des „dialektischen Materialismus“ äußerte. Er bezweifle, dass es „Aufgabe eines Gemeindeblattes sein kann, derartige Themen zu 116 Aktennotiz des Mitarbeiters des Presseamtes, Franz, vom 18. November 1962 über ein Gespräch zwischen Blecha, Franz und Werner Schnoor am 17. November 1962 (BARCH BERLIN, DC 9: 433). 117 Der Artikel „Die teuren Märtyrer“ hätte den Eindruck entstehen lassen, „daß nur die Missionare saubere, ordentliche Menschen sind und alle anderen Menschenfresser“ (Aktenvermerk von Franz vom 18. November 1962, EBD.). 118 Aktennotiz von Franz über ein Gespräch Blechas mit Chefredakteurin Brigitte Grell und dem Herausgeber, Superintendent Konrad Stolte, am 27. Juni 1962 (EBD.). 119 EBD. 120 Aktennotiz von Franz über ein Gespräch zwischen Lorenz und dem stellvertretenden Leiter des Presseamtes, Jürgen Nitz [März 1963] (BARCH BERLIN, DC 9: 433). 121 EBD. 122 Lorenz wurde mehrfach durch Anspielung auf seine Auslandsreisen unter Druck gesetzt. Im November 1964 zog er Nr. 45 des Nachrichtendienstes zurück. Anlass war der geplante Abdruck der Erklärung Hromádkas, die sich gegen den Atomwaffentest Chinas richtete. Blecha wolle dafür weder „Lorenz noch Hromádka Vorwürfe machen“ und forderte den Neudruck. „Wenn es irgendwelche Schwierigkeiten in bezug auf die Papierbereitstellung . . . [gäbe, würde] das Presseamt ihm jede Hilfe geben“ (Aktennotiz von Franz über ein Gespräch zwischen Blecha und Lorenz am 5. November 1964, BARCH BERLIN, DC 9: 434, auch enthalten in: GESAMTDEUTSCHES INSTITUT – BUNDESANSTALT FÜR GESAMTDEUTSCHE AUFGABEN, DDR-Presse, S. 220–222). 123 Vgl. dazu unten S. 280f.
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behandeln.“124 Weise empfahl dem Presseamt, die Redaktion des „Sonntag“ gelegentlich daraufhin anzusprechen, er hielte es „allerdings für zweckmäßig, keinen Bezug auf den Brief zu nehmen, um diesen nicht als ‚organisierten‘ Brief erscheinen zu lassen.“125 Zunehmend war zu beobachten, dass die Redaktionen Scheu davor hatten, die Kirchenleitung zu informieren und in Konfliktfällen einzuschalten. Im Juni 1962 drohte das Presseamt beispielsweise der Chefredakteurin der „Potsdamer Kirche“, Brigitte Grell: „Sollte in der nächsten Zeit . . . keine Änderung der Arbeit der Zeitung erfolgen, dann seien wir [das Presseamt] verpflichtet, an Kirchen-leitende [sic] Persönlichkeiten heranzutreten, damit die Verantwortung hinsichtlich des Chefredakteurs in Hände gelegt wird, die gewährleisten, dass wir [das Presseamt] nicht periodisch solche unerfreulichen Gespräche führen müssen.“126
Generalsuperintendent Walter Braun erklärte wenig später (Oktober 1962), „daß für die Besetzung der Chefredakteur-Funktion der Kreiskirchenrat in Potsdam zuständig ist, und daß er ebenso wie das Presseamt nicht daran interessiert ist, daß aus der Angelegenheit ‚eine große Sache gemacht wird‘, die vor die Kirchenleitung zu bringen“127
sei. Als 1965 der sächsische Bischof Gottfried Noth gegen das Vertriebsverbot des „Sonntag“ vom 20. Mai128 beim Presseamt protestierte, und „empfahl, bei etwaigen Differenzen zwischen dem Presseamt und dem Chefredakteur zu den Gesprächen im Presseamt auch das zuständige Mitglied der Kirchenleitung einzuladen“, entgegnete ihm Blecha, „dass für das Presseamt in jedem Fall der Chefredakteur der betreffenden Zeitschrift als zuständiger und verantwortlicher Gesprächspartner betrachtet werden müsse.“129 Diese Politik führte bis dahin, dass sich Redaktion und Kirchenleitung gegeneinander ausspielen ließen: Zum Beispiel drohte das Presseamt, die Auslieferung der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ vom 23. Januar 1966 verbieten zu lassen, denn die darin enthaltene Fürbittinformation über die Ökumenische Gebetswoche in Kairo sei eine „Einmischung in die inneren 124 Schreiben Rabes an Christian Rietschel vom 10. November 1966 (BARCH BERLIN, DO 4: 627). 125 Schreiben Weises an das Presseamt vom 14. November 1966 (EBD.). 126 Aktennotiz von Franz über ein Gespräch zwischen Blecha, Grell und Stolte am 27. Juni 1962 (BARCH BERLIN, DC 9: 433). 127 Aktenvermerk von Franz über ein Gespräch zwischen Blecha und Braun am 12. Oktober 1962 (EBD.). 128 Anlass war eine Predigtbetrachtung zu Gen 11, der vorgeworfen wurde, den Turmbau zu Babel „auf den sozialistischen Aufbau in der DDR“ zu beziehen (Aktennotiz Blechas zu einem Gespräch mit Noth am 3. November 1965, BARCH BERLIN, DC 9: 434). 129 EBD.
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Angelegenheiten eines mit der DDR befreundeten Staates, in dem der Islam Staatsreligion“130 sei. Der Schweriner Oberkirchenrat Wilhelm Gasse protestierte sofort schriftlich. Chefredakteur Werner Schnoor wurde zum Rat des Bezirkes Schwerin zitiert und ließ sich bewegen, „auf Befragen zur Einziehung der Auflage der Meckl[enburgischen] Kirchenzeitung zur Auskunft [zu] geben, daß er dieses aus eigener Veranlassung getan“ habe; so würde es sich „nicht um eine Beschlagnahme seitens des Presseamtes handeln, sondern um eine Einziehung durch den zuständigen Chefredakteur.“131 Für seine Einsicht gelobt und mit dem Protest der Kirchenleitung konfrontiert, zeigte sich Schnoor über das Lob „sehr erfreut und betont[e], daß er nicht daran denke, seine Verantwortung als Chefredakteur durch einen Oberkirchenrat schmälern zu lassen. Er gab der Überzeugung Ausdruck, das Oberkirchenrat Dr. Gasse ihn auf Grund des Gesprächs . . . wohl nicht disziplinarisch zur Verantwortung ziehen wird.“132
Indem den kirchlichen Blättern die Möglichkeit gegeben wurde, beanstandete Ausgaben nachzudrucken, zeigte sich, dass das Presseamt zwar zu diesem Zugeständnis bereit war, es aber dennoch die Redaktionen stark unter Druck setzte. Allgemein nahmen die Fälle, in denen Beiträge ausgewechselt werden mussten, im Laufe der 1960er Jahre ab. Das Presseamt erreichte zunehmend, dass Chefredakteure133 bereit waren, Artikel zurückzuziehen. Außer den aufgeführten Beispielen seien nach Aktenlage folgende Fälle genannt: 1961 erschien Nr. 31 der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ verspätet, weil ein Artikel abgeändert werden musste134. Nr. 9 vom 28. Januar 1962 des „Sonntag“ musste neu gedruckt werden, denn der Artikel „Gottlos 130 Schreiben Gasses an Blecha vom 26. Januar 1966 (BARCH BERLIN, DO 4: 887; auch enthalten in: EZA BERLIN, 102/100; vgl. auch das Schreiben Schnoors an Blecha vom 26. Januar 1966, EZA BERLIN, 104/1064). 131 Schreiben des Stellvertreters des Vorsitzenden für Inneres des Rates des Bezirkes Schwerin, Hintz, an Seigewasser vom 1. Februar 1966 (BARCH BERLIN, DO 4: 887). 132 Schreiben von Hauptreferent Wienke an Blecha vom 22. Februar 1966 (BARCH BERLIN, DO 4: 887). 133 Andler legte zum 31. August 1963 aus Altersgründen sein Amt als Chefredakteur der „Kirche“ nieder. Die Berlin-Brandenburgische Kirchenleitung bestellte daraufhin den Wandlitzer Pfarrer Gerhard Johann zu seinem Nachfolger und bat das Presseamt um Bestätigung (vgl. das Schreiben Jacobs an das Presseamt vom 20. August 1963, EBD.). Das Presseamt nahm Rücksprache mit der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen, dem Berliner Magistrat und Carl Ordnung. Die Erkundigungen ergaben, „daß Pfr. Johann Mitglied des Weißenseer Arbeitskreises ist und mit der Christlichen Friedenskonferenz sympathisiert (durch ein Gespräch mit Pfr. Bassarak im vorigen Jahr)“ (Schreiben des Arbeitsgebietes „Information“ [Scheil] an Kusch vom 28. August 1963, EBD.). Ordnung versprach, dass „Pfr. Johann jetzt in die Arbeit der CFK einbezogen“ würde (EBD.). Das Presseamt bestätigte daraufhin Johann als Chefredakteur. 134 Vgl. den Aktenvermerk Schnoors vom 28. Juli 1961 (EZA BERLIN, 104/1064).
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– Gott los?“ verleumde Atheisten und verletze „Gefühle anders und nichtgläubiger Bürger“135. Das sächsische Amtsblatt vom 29. September desselben Jahres musste zurückgezogen werden. Anlass war der Nachdruck der Thesenreihe „Verbindliche Kirche“, die der Studienkreis der Thüringer Kirchlichen Konferenz erarbeitet hatte und die in den „Lutherischen Monatsheften“ 6/1962 erschienen waren136. Das Amtsblatt der sächsischen Landeskirche vom Dezember 1962 konnte erscheinen, obwohl der „Plan der ‚Tagungen im Jahr 1963‘ der Evangelischen Akademie Meißen, der ‚Arbeitsplan‘ der Jungen Gemeinde für das Jahr 1963 und ein Hinweis über ein ‚Treffen ehemaliger Absolventen der Kirchenmusikschule der Landeskirche‘“ zum Einspruch des Rates des Bezirks Leipzig geführt hatte137. Dagegen ließ das Presseamt das sächsische Amtsblatt Nr. 9/10 des Folgejahres beschlagnahmen, weil der Beitrag von Herbert Girgensohn „Alleinstehende Frau und kirchliche Seelsorge . . . in unanständiger Weise die alleinstehende Frau“ diffamiere138. Als sich bei der Beschlagnahmung herausstellte, dass 645 Exemplare des Amtsblattes bereits vertrieben waren, wurde die Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei verständigt, selbst nichts zu unternehmen, aber das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen sollte alle noch vorhandenen Exemplare zurückhalten139. Am 23. Oktober 1962 musste Gottfried Knospe einen Beitrag von Hans-Georg Schatte zur Lage der protestantischen Kirche in Tanganjika rechtfertigen, weil in ihm angeblich „die Kolonialpolitik verherrlicht“140 würde. Bei der Verabschiedung stellte Knospe an Blecha „die provokatorische Frage, ob er einen Durchschlag von dem Protokoll über das Gespräch erhalten könne.“141 Auf dieses Gespräch nahm wenig später der Leipziger Missionsdirektor August Kimme Bezug, als er sich beim Bezirksbürgermeister des Rates des Stadtbezirkes Süd über eine Ausstellung im Leipziger Neuen Rathaus beschwerte: Dort waren Pakete aus der Bundesrepublik an kirchliche Einrichtungen in der DDR ausgestellt und unter der beigegebenen Überschrift „Deckmantel Christentum – so sucht der politische Klerikalismus gegen die DDR zu wühlen“ sollte suggeriert werden, dass mit westlichen Waren Agenten ge135 Aufstellung über Kirchenzeitungen, deren Vertrieb im letzten Jahr untersagt wurde, vom 30. Januar 1962 (BARCH BERLIN, DC 9: 433). 136 Vgl. die Aktennotiz über ein Gespräch zwischen Knospe, Blecha und Franz am 12. Oktober 1962 (BARCH BERLIN, DC 9: 434). 137 Schreiben Pientkas an Seigewasser vom 14. Januar 1963 (BARCH BERLIN, DO 4: 887). 138 Aktennotiz über ein Gespräch zwischen Knospe, Blecha und Hirschelmann am 20. Juni 1963 (GESAMTDEUTSCHES INSTITUT – BUNDESANSTALT FÜR GESAMTDEUTSCHE AUFGABEN, DDR-Presse, S. 212–214). 139 Vgl. EBD. 140 Aktennotiz vom 26. Oktober über das Gespräch zwischen Knospe, Blecha und dessen Mitarbeitern Franz und Hahn am 23. Oktober 1962 (BARCH BERLIN, DC 9: 434). 141 EBD.
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worben würden. Kimme meinte, dass dies für den Leiter des Presseamtes von besonderem Interesse sei, da er „leitenden kirchlichen Stellen erst dieser Tage von sich aus gesagt hat, daß alle beleidigenden und verunglimpfenden Publikationen gegen die Kirche und kirchliche Einrichtungen unterbleiben sollen.“142 Daraufhin musste Blecha sich für diese Äußerung vor Willi Barth und Hans Seigewasser rechtfertigen143. Nr. 3/1965 der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ musste abgeändert werden144, ebenso Nr 42/1963145. 1967 mussten Nr. 47 der „Kirche“ und Nr. 18 des „Sonntag“ umgedruckt werden146. Das Amtsblatt der Mecklenburgischen Landeskirche vom November 1967 durfte nicht erscheinen, da in ihm mehrmals die „Evangelische Kirche in Deutschland im Raum der DDR“147 genannt wurde. Die Kirchenleitungen schalteten sich seltener in die Auseinandersetzungen ein. Die Chefredakteure und die Redaktionen glaubten offenbar, selbstständiger handeln zu müssen und zu können, was unter Umständen zu Spannungen zwischen der Kirchenleitung und den Redaktionen führen konnte148, und durchaus ins Kalkül der Kirchenpolitik durch „Differenzierung“ passte. Auch „Die Zeichen der Zeit“ bildeten dabei keine Ausnahme149.
c) Das Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Deutschland Neben Versuchen der „Differenzierung“ als Ausspielen nichtlizenzierter Periodika und Gemeindebriefe untereinander, der „Differenzierung“ zwischen lizenzierten und nichtlizenzierten kirchlichen Presseerzeugnissen und Versuchen, einzelne Kirchenzeitungen zugunsten anderer einzuschränken, zielte die DDR-Kirchenpolitik seit Beginn der 1960er Jahre darauf, gesamtdeutsche kirchliche Institutionen zu zerschlagen150. Die Umstrukturierung der Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt und die Versuche zur 142 Schreiben Kimmes an den Bezirksbürgermeister vom 30. Oktober 1962 (BARCH BERLIN: DC 9: 433). 143 Vgl. die Schreiben Blechas an Barth und Seigewasser vom 6. November 1962 (EBD.). 144 Vgl. das Schreiben Schnoors an das Presseamt vom 21. Januar 1963 und den Aktenvermerk Schnoors vom 21. Januar 1963 (EBD.). 145 Vgl. den Aktenvermerk Schnoors vom 21. Oktober 1963 (EZA BERLIN, 104/1064). 146 Vgl. die Aktennotiz Leweks vom 25. Mai 1967 und das Schreiben des Dresdner Landeskirchenamtes an Lewek vom 29. März 1967 (EZA BERLIN, 104/1065). 147 Vgl. den Aktenvermerk Schnoors vom 24. November 1967 (EBD.). 148 Vgl. unten S. 272. Ein weiteres, ausführlich darzustellendes Beispiel wird die Nachfolge Brenneckes als Chefredakteur der „Zeichen der Zeit“ 1969 sein (vgl. unten S. 302ff.). 149 Zu dieser Entwicklung bei den „Zeichen der Zeit“ vgl. u. a. unten S. 283 Anm. 5 und S. 307ff. 150 Vgl. TH. E. HECK, EKD, S. 46.
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Einflussnahme auf die Berlin-Brandenburgische Wochenzeitung „Die Kirche“ stehen exemplarisch für die Folgen dieser Politik. Weitere Beispiele finden sich in der Geschichte der „Zeichen der Zeit“, in ihrer Synodenberichterstattung151 oder in den Buchrezensionen152. Ein herausragendes Beispiel für die Spaltungspolitik ist die Geschichte der Berliner Ausgabe des Amtsblattes der EKD. Waren die Gründe, die das Presseamt noch in den späten 1950er Jahren für Beschlagnahmungen des Amtsblattes vorgab, nicht genuin die, dass es sich um ein Amtsblatt der EKD handelte, so änderte sich die Situation seit 1962 grundlegend. Beispielsweise ließ das Presseamt alle Exemplare der Nr. 4 der Berliner Ausgabe des Amtsblattes der EKD vom 15. April 1957 durch die Kriminalpolizei bei der Druckerei, der Evangelischen Verlagsanstalt und der Kirchenkanzlei beschlagnahmen153. Anlass war der „Vorwurf der groben und wahrheitswidrigen Irreführung der Leser“154 durch die beabsichtigte Publizierung der Beschlüsse der Synode der EKD vom 8. März über „a) Erschwerungen und Behinderungen des kirchlichen Dienstes im Bereich der Deutschen Demokratischen Republik155, b) Dienst der Kirche an den Angehörigen der Nationalen Volksarmee in der Deutschen Demokratischen Republik156, c) Sperrung der Kirche in Roßleben157, Kreis Artern“158.
Die Berliner Stelle der Kirchenkanzlei erhob am 2. Juli 1957 Einspruch beim Presseamt und wies darauf hin, durch die Beschränkung der Freiheit, kirchliche Beschlüsse zu veröffentlichen, würde „der Eindruck einer staatlichen Zensur der kirchlichen Veröffentlichungen hervorgerufen, der von 151 Vgl. unten S. 278f. 152 Vgl. unten S. 285ff. 153 Vgl. u. a. das Rundschreiben von Karnatz an die „leitenden Verwaltungsbehörden der östlichen Gliedkirchen“ vom 29. Juni 1957 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). 154 Schreiben von Dietzes an Grotewohl vom 5. Juli 1957 (EBD.). Das Protestschreiben Dietzes ging in Abschriften an Nuschke und den Staatssekretär für Kirchenfragen (vgl. das Rundschreiben von Karnatz vom 11. Juli 1957, EBD.). 155 Das Presseamt bestritt „Erschwerungen und Behinderungen des kirchlichen Dienstes“. Zum einen könnten dafür keine Beweise erbracht werden, zum anderen habe jeder „kirchliche Würdenträger“ die Möglichkeit, „bei den örtlich dafür zuständigen staatlichen Einrichtungen durch Aussprachen bzw. Eingaben etwa unklare, . . . als ‚Erschwerungen‘ dargestellte Fragen zu klären“ (Schreiben Beylings an Krummacher vom 24. Juni 1957, EBD.). 156 Damit würde „eine mit der Durchsetzung verbundene und faktisch auf die Stärkung der NATO hinzielende Politik betrieben, die mit dem in der Deutschen Demokratischen Republik geltenden Gesetz zum Schutze des Friedens unvereinbar ist“ (EBD.). 157 1957 wurde die weitere kirchliche Nutzung der Kapelle der ehemaligen Klosterschule Roßleben verwehrt. Das Presseamt verwies in der Begründung, weshalb die Meldung nicht gebracht werden dürfe, darauf, dass die Gemeinde ja die Dorfkirche weiter nutzen dürfe. Damit zeigten sich die „Behauptungen über vermeintliche ‚Eingriffe in die kirchlichen Rechte‘ als völlig unzutreffend“ (EBD.). 158 Vgl. Anm. 154.
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keiner Seite gewünscht werden kann.“159 Nach der Sitzung des Rates der EKD am 3. und 4. Juli 1957 protestierte auch der Präses der Synode, Constantin von Dietze, gegen die Beschlagnahmung: Die Synode der EKD könne „nicht hinnehmen, daß sie durch staatliche Maßnahmen daran gehindert wird, ihre Beschlüsse und Entschließungen in ihrem eigenen Amtsblatt zu verkünden und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“160 Das Presseamt ging auf den Einspruch der Kirchenkanzlei jedoch nicht ein und betonte, „die Veröffentlichung und Verbreitung solcher161 Gesetze und Beschlüsse von entsprechenden kirchlichen Institutionen, die den Gesetze der Deutschen Demokratischen Republik selbst entgegenstehen, [könne] nicht erwartet und nicht zugelassen werden“162. Der Rat beschloss daraufhin, die beschlagnahmte Nummer nicht neu zu drucken, aber auf die Folgeausgaben solle alle Sorgfalt gelegt werden163. Doch beschlagnahmte das Presseamt auch die folgende Ausgabe – Nr. 5 vom 15. Mai 1957 – wegen „einer auf Seite 86 enthaltenen Verunglimpfung der Deutschen Demokratischen Republik“, womit die Ausführungsbestimmungen für Neuaufnahmen in die westdeutsche Ostpfarrer-Versorgung vom 13. April 1957 gemeint waren.164 Beyling, drohte, dass er „im etwaigen Wiederholungsfalle die Entziehung der . . . erteilten Lizenz in Erwägung ziehen“165 müsse. Der nominelle Chefredakteur des Amtsblattes, Friedrich-Wilhelm Krummacher166, gestand ein, „daß es sich bei dem Abdruck der Ausführungsbestimmungen in der Tat um einen Fehlgriff handelt, der natürlich nach Lage der Dinge immer einmal vorkommen“167 könne. Dennoch verstärkte der Vorfall Krummachers schon seit Juli 1957 gemachte Überlegungen168, die Chefredaktion abzugeben, „da er einfach die formelle Verantwortung für das Amtsblatt von Greifswald aus nicht mehr wahrnehmen kann.“169 Er bat Grauheding, amtliche Schritte einzuleiten, damit er ihm die Chefre159 Vgl. das Schreiben Grauhedings an das Presseamt vom 2. Juli 1957 (ARCHPEK GREIFSBest. 3 Nr. 32). 160 Vgl. Anm. 154. 161 Hervorhebung im Original. 162 Schreiben Beylings an Grauheding vom 12. Juli 1957 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). 163 Vgl. den Aktenvermerk Krummachers vom 6. Juli 1957 (EBD.). 164 Schreiben Beylings an Krummacher vom 8. August 1957 (EBD.). 165 EBD. 166 Er hatte das Amt 1952 übernommen (vgl. das Schreiben von Karnatz an Krummacher vom 28. Dezember 1957, ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). 167 Vgl. Anm. 163. 168 EBD. – Da für die Änderung der Chefredaktion auch die Lizenzurkunde neu ausgestellt werden musste und Krummacher sie nicht gefährden wollte, stellte er seinen Wunsch vorerst zurück. 169 Schreiben Krummachers an Grauheding vom 23. September 1957 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). WALD,
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daktion übergeben könne, weil das Amtsblatt bei Grauheding „ohnehin seit Jahren in den besten Händen“170 sei. Am 18. Dezember 1957 fertigte das Presseamt daraufhin eine neue Lizenzurkunde auf Chefredakteur Erich Grauheding aus und erteilte der Evangelischen Verlagsanstalt die Genehmigung zur Herausgabe des Amtsblattes der EKD unter der Auflage, „dass Verfassung und Gesetze der Deutschen Demokratischen Republik eingehalten, sowie die Anordnungen der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik befolgt werden“171. Wesentlich verschärfte sich die Situation zu Beginn der 1960er Jahre. Am 8. Januar 1962 wurde Hans Laurentius und dem Chefredakteur der Berliner Ausgabe des Amtsblattes der EKD, Oberkirchenrat Hans Jürgen Behm172, vom Presseamt erklärt, dass das Amtsblatt künftig die „Proportionen zugunsten der Veröffentlichung von Gesetzen, Verordnungen, Nachrichten und allgemeinen Mitteilungen aus dem Bereich der östlichen Gliedkirchen“173 verändern müsse. Ansonsten sei die Lizenz gefährdet174. Die Furcht, „daß die verantwortlichen Mitarbeiter des Presseamtes die nächsten Nummern daraufhin besonders kritisch durchsehen“ würden, veranlasste Laurentius, Behm aufzufordern, „daß künftig in stärkerem Maße als bisher Mitteilungen und Nachrichten aus den Amtsblättern und vielleicht auch aus den Sonntagsblättern der Landeskirchen in der DDR in unser Amtsblatt übernommen werden.“ Die strengere Zensur des Presseamtes verzögere die termingerechte Auslieferung, was wiederum zahlreiche Abbestellungen nach sich ziehen würde175. Wahrscheinlich schon vom März 1962 stammte ein nicht verwirklichter Vorschlag der Arbeitsgruppe Kirchenfragen176, der die Einstellung des Amtsblattes der EKD vorsah und stattdessen neue Amtsblätter für Berlin170 EBD. 171 Vgl. die beglaubigte Abschrift der Lizenzurkunde vom 18. Dezember 1957 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). 172 Behm war im September 1958 Grauheding als Chefredakteur nachgefolgt. 173 Schreiben von Laurentius an Behm vom 28. Februar 1962 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). 174 Schon sieben Jahre zuvor, am 4. Januar 1955, hatte das Politbüro des ZK der SED beschlossen, es dem Amtsblatt der EKD nicht mehr zu gestatten, „für den Teil seiner Auflage, der in der DDR und dem demokratischen Sektor von Berlin vertrieben wird, Gesetze der Adenauer-Regierung und der westdeutschen Länderregierungen sowie der dortigen Kirchenstellen abzudrucken“ (Anlage 11 zum Protokoll der Politbürositzung vom 4. Januar 1955, BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/2/398). 175 Schreiben von Laurentius an Behm vom 28. Februar 1962 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). 176 Dieser Vorschlag ist zusammen mit einer Auflistung aller vom Presseamt lizenzierten Kirchenzeitungen vom 12. März 1962 archiviert, auf der das Fehlen der Amtsblätter für Görlitz, Berlin-Brandenburg und Dessau separat vermerkt ist (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/14/13).
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Brandenburg (Ost), die Evangelische Kirche Anhalts177 und den Konsistorialbezirk Görlitz vorsah, wobei man sich an der Auflagenhöhe und dem Papierbedarf des Amtsblattes orientieren wollte. Daneben wurde vorgeschlagen, die Auflage der „Kirche“ zu beschränken und zum Ausgleich Kirchenzeitungen für die Kirchenprovinz Sachsen (wöchentliche Erscheinungsweise) und die Evangelische Kirche Anhalts (vierzehntägig) zu gestatten und die Auflage der „Potsdamer Kirche“ zu erhöhen178. Als Nr. 5 des Amtsblattes der EKD (Ausgabe Hannover) vom 15. Mai 1962 unter der Rubrik „Pommersche Evangelische Kirche“ die Geschäftsordnung der Konferenz der Kirchenleitungen in der DDR179 abgedruckte, forderte Bischof Krummacher in der Folgenummer eine Richtigstellung180. Zwar hatte das Greifswalder Konsistorium als erstes in seinem Amtsblatt diese Geschäftsordnung abgedruckt, doch war sie auch in der die Doppelnummer 2/3 der Berliner Ausgabe des EKD-Amtsblattes veröffentlicht181. Behm bat deswegen seinen Kollegen Friedrich Merzyn, den Chefredakteur des Amtsblattes (Ausgabe Hannover), um einen berichtigenden Hinweis in der Folgeausgabe. Zugleich warb er um Verständnis für die Entscheidung der Berliner Redaktion, auf den für das Sommerheft (7/8) obligatorischen Rechtsquellennachweis aller im Amtsblatt des vergangenen Jahres abgedruckten Gesetze zu verzichten. Behm bat Merzyn, „eine Reihe von Nummern182 frei[zu]geben, unter denen wir [Behm] dann unsere Sachen bringen. Diese Nummern würden von Ihnen [Merzyn] dann in der Nr. 9 Ihres Amtsblattes wiederum übernommen werden.“183
Den Hintergrund von Behms Vorschlag bildete die Praxis des Amtsblatts der EKD, neben der Seitenzählung auch die Beiträge unter fortlaufender Nummer zu zählen. Ausfälle in der Berliner Ausgabe waren somit leicht erkennbar. 177 Im Juli 1962 beantragte die Leitung der Evangelischen Kirche Anhalts die Lizenzierung eines Amtsblattes und einer Wochenzeitung (vgl. das Schreiben Martin Müllers an das Presseamt vom 27. Juli 1962, BARCH BERLIN, DO 4: 887). 178 Vgl. die Auflistung der vom Presseamt lizenzierten Kirchenzeitungen vom 12. März 1962 nebst Anhang (EBD.). 179 Die Geschäftsordnung war am 21. Februar 1962 erlassen worden. 180 Vgl. das Schreiben Krummachers an Behm und Vizepräsident Willy Woelke vom 8. Juni 1962 (BARCH BERLIN, DO 4: 887). 181 Geschäftsordnung für die „Konferenz der evangelischen Kirchenleitungen in der Deutschen Demokratischen Republik“ und für die „Konferenz der evangelischen Bischöfe in der Deutschen Demokratischen Republik“ (AMTSBLATT DER EKD 2–3/1962 [Ausgabe Berlin, 15. März 1962], S. 37f.). 182 Das Amtsblatt der EKD hatte neben der Seitenzählung auch eine Zählung der Beiträge unter fortlaufender Nummer. Ausfälle in der Berliner Ausgabe waren somit leicht erkennbar, daher Behms Vorschlag 183 Schreiben Behms an Merzyn vom 10. Juni 1962 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32).
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Am 8. August 1962 wurde Laurentius wiederum ins Presseamt bestellt. Anlässlich des Abdrucks der „Notverordnung über Beihilfevorschriften in der Evangelischen Kirche im Rheinland“184 und der „Ausführungsverordnung zur Ausbildungs- und Prüfungsordnung . . . in der Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins . . .“185 im Maiheft 1962 forderte das Presseamt186, „daß seitens der Redaktion bei der Prüfung der zur Veröffentlichung vorgesehenen Beiträge ein wesentlich strengerer Maßstab als bisher angelegt werden möchte.“187 Wiederum bat Laurentius Behm, die Wünsche des Presseamtes zu berücksichtigen. Der Rückgang der Abonnentenzahlen des Amtsblattes sei alarmierend. Die Gründe lägen neben dem unregelmäßigen und verspäteten Erscheinen in der „nicht mehr zu übersehende[n] Reduzierung des Umfangs der einzelnen Hefte . . . Laut Lizenzurkunde kann jedes einzelne Heft 32 Seiten Umfang haben. Bei den Heften 1–6/1962 ist aber nur ein Umfang von durchschnittlich 17 Seiten pro Heft zu verzeichnen.“188
Behm hingegen klagte: von all den Schwierigkeiten „ahnen unsere Brüder auf der anderen Seite aber nichts“189. Der Vizepräsident des Lutherischen Kirchenamtes, Walter Zimmermann, drängte Behm, an der Berliner Ausgabe des Amtsblattes vorerst nichts zu verändern. Zunächst sollte versucht werden, „bei der Drucklegung stärker als bisher von der östlichen Ausgabe auszugehen.“190 Das hätte bedeutet, dass sich die Hannoversche Ausgabe um der Einheit des Amtsblattes willen an der Berliner Ausgabe hätte orientieren müssen191. Zimmermann bat, erst die Entscheidung der Kirchlichen Ostkonferenz abzuwarten, „denn das Amtsblatt stellt ja immerhin eine beachtliche Verbindung zwischen Ost und West dar und bringt die Einheit der EKD sinnfällig zum Ausdruck.“192 In der Zwischenzeit hatte Behm entschieden, „einmal eine Reihe von Aufsätzen und Darlegungen, die nicht unbedingt in das Amtsblatt der EKD 184 AMTSBLATT DER EKD, Berliner Ausgabe 5/1962, S. 74–79. 185 „Ausführungsverordnung zur Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Kirchenbeamtenanwärter des Verwaltungsdienstes in der Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins vom 8. Februar 1962“ (AMTSBLATT DER EKD, Berliner Ausgabe 5/1962, S. 80–81). 186 Lautentius verhandelte allein mit dem Mitarbeiter Rüttmann (vgl. das Schreiben von Laurentius an Behm vom 22. August 1962, ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). 187 EBD. 188 EBD. 189 Schreiben Behms an Krummacher vom 2. Oktober 1962 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). 190 Schreiben Zimmermanns an Behm vom 27. September 1962 (EBD.). 191 Ein weiteres Problem war, dass die Ostberliner Redaktion des Amtsblattes die bisher für die Berliner Ausgabe maßgebende Hannoversche immer mit ca. einem Monat Verzug erhielt. Z. B. lag das Septemberheft 1962 erst am 1. Oktober 1962 in Ostberlin vor (vgl. Anm. 189). 192 Vgl. Anm. 190.
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gehören, . . . aufzunehmen, um wenigstens das Volumen . . . zu halten.“193 Von weit reichenderer Bedeutung war jedoch sein Entschluss, „von der gemeinsamen Nummernzählung der einzelnen Beiträge abzugehen.“194 Erstmals trafen diese Veränderungen das Septemberheft 1962, das am 5. September in Druck gegeben wurde195. Behms Eigenmächtigkeit brachte ihm den Vorwurf, er „gefährdete eines der wenigen sichtbaren Zeichen der Einheit der EKD.“196 Darum bat er den Vorsitzenden der Konferenz der Kirchenleitungen, Bischof Krummacher197, um Rückendeckung für seine Entscheidung. Krummacher bestätigte nachträglich, dass Behm die Veränderungen des Amtsblattes „im vollen Einvernehmen“ mit ihm gemacht habe, „gerade weil . . . alles daran lag, das Amtsblatt als ein wichtiges Verbindungsglied zwischen unseren Gliedkirchen und der EKD unter allen Umständen zu erhalten.“ Er erklärte Zimmermann gegenüber weiter: „Wenn wir diese Massnahmen nicht treffen, so ist Gefahr im Verzuge. Ich bitte Sie, mir das auf Grund meiner genauen Kenntnis der Dinge einfach so zu glauben. Es hat keinen Zweck, sich darüber Illusionen zu machen. Wir müssen handeln, wenn wir das Amtsblatt erhalten wollen.“198
Das Maiheft des Folgejahres, 1963, durfte erneut nicht erscheinen199, weil in ihm „insgesamt 25 Seiten den Gesetzen und Verlautbarungen der westdeutschen Kirchen und nur 8 Seiten den Kirchen der DDR gewidmet seien.“200 Das Volkspolizeikreisamt Leipzig beschlagnahmte darum insgesamt 2.509 Exemplare bei der Druckerei Frankenstein (Leipzig), die Druckplatten waren bereits eingeschmolzen worden201. Blecha als Leiter 193 Vgl. Anm. 191. 194 EBD. 195 Das Septemberheft wies die Heftzählung 7–9 auf und erschien am 15. September 1962. Die Schriftleitung bemerkte in einem Leserhinweis: „Die vorliegende Ausgabe unseres Amtsblattes erscheint als Sammelnummer 7–9 des Jahrganges 1962. Wir bitten unsere Empfänger um Verständnis dafür, daß wir bewußt darauf verzichtet haben, eine Rechtsquellennachweisung, wie sie in den früheren Jahren als Doppelnummer für die Monate Juli/August erschien, zu bringen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß eine solche Nachweisung in unserem Amtsblatt untunlich ist, Verwirrung hervorruft und den Dienst, den das Amtsblatt tun soll, nicht fördert“ (AMTSBLATT DER EKD 7–9/1962, S. 106.) Die neue Nummerierung der Gesetze wurde nicht erwähnt. 196 Vgl. Anm. 189. 197 Krummacher hatte Dibelius 1960 als Vorsitzender abgelöst (vgl. R. MAU, Eingebunden, S. 50f.). 198 Schreiben Krummachers an Zimmermann vom 16. Oktober 1962 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). 199 Vgl. das Schreiben Blechas an Generalstaatsanwalt Josef Streit (Entwurf) und an Generalleutnant Willi Seifert vom 17. Juni 1963 (BARCH BERLIN, DC 9: 434; auch abgedruckt in: GESAMTDEUTSCHES INSTITUT – BUNDESANSTALT FÜR GESAMTDEUTSCHE AUFGABEN, DDRPresse, S. 210 und 209). 200 EBD. 201 Vgl. das Schreiben Seiferts an Blecha vom 2. Juli 1963 (EBD., S. 211).
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des Presseamtes erklärte, dass in Zukunft „Veröffentlichungen aus den Gliedkirchen in der Bundesrepublik nicht mehr erscheinen [dürften]. Der Kopf des Amtsblattes brauche jedoch nicht verändert zu werden.“202 Die Redaktion entschied daraufhin, „daß grundsätzlich alle westdeutschen Kirchengesetze, die sich mit dem Verhältnis Staat und Kirche befassen“203, nicht mehr abgedruckt wurden. Noch im Januar 1965 musste die Seite 268 der Dezembernummer 1965 des Amtsblattes neu gedruckt werden, weil „zweimal das Wort ‚die Evangelische Kirche in Schlesien‘ gebraucht“204 worden war205. Die Februarnummer durfte nicht mehr erscheinen206 und im Juni 1966 folgte dann das generelle Verbot, als das Presseamt Laurentius und Behm einbestellte. In dem Gespräch am 10. Juni 1966 betonte Blecha „. . . in einer vorbereiteten Rede, dass die Regierung der DDR es nicht länger dulden könne, dass auf ihrem Gebiet ein Presseorgan erscheine, das einer westdeutschen Organisation gehöre. Er brachte in teilweise scharfer Form u. a. die Missbilligung darüber zum Ausdruck, daß der ‚westdeutsche Rat der EKD‘, der den Militärseelsorgevertrag mit der westdeutschen Regierung abgeschlossen habe, sich gegenüber einem von der Regierung der DDR lizensierten [sic!] Presseorgan Rechte anmäße, die ihm nicht zuständen“.
Weiterhin erklärte der Leiter des Presseamtes, „daß sowohl Name wie Inhalt Grund zu dem Verbot gegeben hätten.“ Laurentius und Behm mussten die Zwecklosigkeit der Verhandlung erkennen, da sie „nur geladen waren, um einen vorgefaßten Beschluß entgegenzunehmen.“ Dem entsprach, dass Blecha Laurentius aufforderte, die Lizenzurkunde zurückzugeben207. Somit war das Amtsblatt der EKD der Berliner Kirchenkanzlei 202 In der Verhandlung sprach Blecha weiterhin „in abwertender Weise von der Lebensordnung der Hessisch-Nassauischen Kirche, insbesondere von der dort behandelten Mischehenfrage. Er behauptete, solche westdeutschen Äußerungen bedeuteten Gift für die Bürger der DDR. Die Kirche habe kein Recht, Menschen vor einer sogenannten Mischehe zu warnen. Wer die Mischehenfrage aufwürfe, würde die faschistische Zeit mit ihren Gaskammern wieder aufleben lassen. Die Regierung der DDR könne in Zukunft nicht dulden, daß derartige und überhaupt Publikationen aus westdeutschen Kirchen unter der Lizenz der DDR erscheinen“ (Aktenvermerk von Gerhard Schmitt „betr. Kirchliches Amtsblatt der EKD“ vom 21. Juni 1963, ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). 203 Aktenvermerk Behms vom 17. Januar 1966 (EBD.). 204 EBD. 205 Vgl. auch das Schreiben Behms an Krummacher vom 20. Januar 1966 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). 206 Vgl. das Schreiben Krummachers an Scharf vom 28. Februar 1965 und die Antwort Scharfs vom 7. März 1965 (EZA BERLIN, 104/1064) sowie das Schreiben Krummachers an Seigewasser vom 8. April 1965 (EBD.). 207 Aktenvermerk Behms „Betr.: Amtsblatt der EKD“ vom 11. Juni 1966 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32; auch enthalten in EZA BERLIN, 102/14; vgl. auch das Schreiben von Laurentius an Krummacher und von Brück vom 11. Juni 1966, ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32).
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mit dem Datum vom 15. Mai 1966 letztmalig erschienen208. Die Hannoversche Ausgabe des Amtsblattes erwähnte das Verbot ihrer Berliner Schwester nicht. Am 29. Juni 1966 trat die Konferenz der Kirchenleitungen209 zusammen und beriet das weitere Vorgehen. Krummacher, ermächtigt, „gegen die Anordnung des Presseamtes mit Entschiedenheit Einspruch zu erheben“, verwies in seinem Protestschreiben vom 4. Juli 1966 zunächst auf die Grundordnung der EKD vom 13. Juli 1948, die die EKD als „eine rechtliche, verwaltungsmäßige und geistliche Einheit“210 beschrieb und nicht erlaube, dass Gliedkirchen „ohne weiteres ausscheiden oder sich selber von der Mitarbeit zurückziehen.“ Neben der Verkündung von Beschlüssen des Rates und der Synode der EKD diene das Amtsblatt auch „durch Abdruck der Gesetze und Verordnungen der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland der gegenseitigen Information aller Kirchen; es stellt für sie eine große Hilfe zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch in geistlicher und rechtlicher Hinsicht und zur eigenen kirchlichen Gestaltung und Rechtsordnung dar.“
Ferner betonte Krummacher, dass die Berliner Ausgabe des Amtsblattes „bewußt den Abdruck von Gesetzen und Verordnungen westdeutscher Landeskirchen, die auf deren politische und gesellschaftliche Situation innerhalb der Bundesrepublik Deutschland Bezug nehmen, vermieden“ habe. Das Verbot könne nicht hingenommen werden, stelle es doch „einen schweren Eingriff in das innere, geistliche und rechtliche Leben“ der Landeskirchen dar. Deswegen bat Krummacher, „die dortige Entscheidung noch einmal zu überprüfen“ und signalisierte die Bereitschaft zu mündlichen Verhandlungen211. Nach mehrfachen Terminverschiebungen212 kam es am 20. September 208 Die Maiausgabe war zum Zeitpunkt des Verbotes noch nicht erschienen, ihre Auslieferung wurde noch gestattet. 209 Vgl. u. a. das Protokoll der Sitzung der Konferenz der Kirchenleitungen vom 29. Juni 1966 in Berlin-Weißensee (EZA BERLIN, 102/14) und das Rundschreiben Behms an die leitenden Verwaltungsbehörden der Gliedkirchen der DDR vom 15. Juni 1966 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3. Nr. 32). – Die Konferenz der Kirchenleitungen war 1961 an die Stelle der „Kirchlichen Ostkonferenz“ getreten. Vorsitzender war bis 1967 Krummacher, danach Albrecht Schönherr. 210 Vgl. Grundordnung der EKD, Art. 26 Abs. 5. 211 Schreiben Krummachers an das Presseamt vom 4. Juli 1966 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 7). Eine Abschrift gab Krummacher Seigewasser zur Kenntnis (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 7; auch enthalten in: EZA BERLIN, 102/14). 212 Der Greifswalder Oberkirchenrat Eckart Schwerin ließ sich von Ewert am 5. August 1966 telephonisch den Erhalt des Protestschreibens Krummachers vom 4. Juli bestätigen (vgl. den Vermerk Schwerins vom 6. August 1966, ARCHPEK GREIFWALD, Best. 3 Nr. 32). Das Presseamt stellte einen Gesprächstermin für die Folgewoche in Aussicht. Als Krummacher wegen seines Urlaubs entschuldigen ließ, gab das Presseamt als Ausweichtermin den 9. oder 12. September an. Krummacher musste „wegen anderer schon festgesetzter dienstlicher Ter-
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1966 endlich zum Gespräch zwischen Krummacher, Manfred Stolpe – dem Leiter der Geschäftsstelle der Konferenz der Kirchenleitungen –, Kurt Blecha und dessen Mitarbeiter Wolfgang Ewert im Presseamt. In Vorbereitung des anderthalbstündigen Gesprächs hatten sich die kirchlichen Verhandlungsführer Krummacher und Stolpe darauf geeinigt, im Falle der Verweigerung der Wiederzulassung „auch die Möglichkeit eines ErsatzAmtsblattes im Auge zu behalten.“213 Darüber hinaus empfahl Stolpe, die Lizenz für ein Amtsblatt der Berlin-Brandenburgischen Kirche zu erhandeln. Blecha gestand im Falle des EKD-Amtsblattes keinen Spielraum zu: „Die Maßnahme sei schon überfällig geworden. Es müsse von der realen Existenz zweier deutscher Staaten ausgegangen werden. Die EKD aber habe sich völlig dem Bonner Aggressionskurs verschrieben und unterstütze den Bonner Alleinvertretungsanspruch. Allein die Existenz eines EKD-Amtsblattes bedeute die Praktizierung dieser These. Das unterstreiche auch der Inhalt des EKDAmtsblattes.“214
Als Krummacher auf die „empfindliche Störung der kirchlichen Arbeit“ durch das Verbot des Amtsblatts hinwies, erklärte Blecha: „Die Informationsmöglichkeiten sollten der Kirche nicht genommen werden. Blecha bat darzulegen, welche Veröffentlichungen die Kirche benötige.“215 Daraufhin folgte Krummacher der bereits vorher festgelegten Gesprächsstrategie: Er machte deutlich, dass die Kirchen in der DDR ein eigenes Publikationsorgan benötigten, und darüber hinaus müssten auch die Kirchen von Görlitz und Berlin-Brandenburg Amtsblätter erhalten. Den Wunsch der Berlin-Brandenburgischen Kirche wies der Leiter des Presseamtes brüsk zurück: „Die Berliner Kirche habe noch nicht einmal einen Bischof216 und könne keine Anträge stellen. Sie bekäme kein Amtsblatt.“217 mine“ auch diesen Termin absagen und schlug seinerseits den 20. September vor, den das Presseamt bestätigte (vgl. den Aktenvermerk Schwerins vom 8. August 1966, EBD.). 213 Schreiben Stolpes an Krummacher vom 19. August 1966 (EBD.; auch enthalten in: EZA BERLIN, 102/14). In der Verhandlung am 10. Juni 1966 zwischen Laurentius, Behm, Blecha und Ewert, als der Lizenzentzug des Amtsblattes mitgeteilt wurde, war von den kirchlichen Vertretern „bewußt . . . nicht die Möglichkeit in das Gespräch gebracht worden, ein Amtsblatt, das nur Gesetze und Veröffentlichungen der Kirchen in der DDR bringt, herauszugeben“ (Aktenvermerk Behms „Betr.: Amtsblatt der EKD“, o. D., ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32.) Die Bemerkung verrät möglicherweise zweierlei, zum einen, dass mit dem Verbot gerechnet worden war, und zum anderen, dass bereits ein Ersatzvorschlag erwogen worden war. 214 Aktenvermerk Stolpes „Betrifft: Amtsblatt der EKD“, o. D. [Sept. 1966] (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 7). 215 EBD. 216 Zur Besetzung bzw. Verwesung des Bischofsamtes in der durch den Mauerbau 1961 geteilten Berlin-Brandenburgischen Kirche vgl. oben Anm. 103 sowie R. MAU, Probleme, S. 152–154; TH. E. HECK, EKD, S. 73f. u. 208f. 217 Vgl. Anm. 214. Teilweise ist der Vermerk identisch mit dem Aktenvermerk Stolpes über das Gespräch vom 20. September 1966 (EZA BERLIN, 102/14).
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In den anderen Punkten zeigte Blecha jedoch Gesprächsbereitschaft: Er betonte: „Das Presseamt müsse die Frage noch überdenken und bitte die Kirchen, das ebenfalls zu tun.“218 Daraufhin bat Krummacher Stolpe, zusammen mit Präsident Kurt Johannes (Sachsen), Konsistorialpräsident Werner Hagemeyer (Berlin-Brandenburg) und Behm die gegenüber dem Presseamt zu vertretenden Ziele zu beraten. Sie einigten sich darauf, dass die Lizenzierung eines Ersatzblattes erreicht werden solle, dessen Name möglichst „Amtsblatt der Evangelischen Kirche“ oder „Amtsblatt der evangelischen Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik“ lauten müsse. Die Herausgabe solle die Evangelische Verlagsanstalt übernehmen, zum Chefredakteur Hans Jürgen Behm oder Ulrich von Brück, der Gesellschafter der Verlagsanstalt, berufen werden. Inhaltlich sollte sich das neue Amtsblatt am bisherigen orientieren, vor allem müsse ein „generelles Verbot für die Veröffentlichung der Gesetze und Ordnungen westdeutscher Kirchen, aber auch der EKU, VELKD und EKD“219 vermieden werden. Am 21. Dezember verhandelten Krummacher und Stolpe erneut mit dem Presseamt. Blecha begründete nochmals den Lizenzentzug und forderte danach Krummacher auf, „die kirchlichen Erwägungen vorzutragen.“ Krummacher formulierte den Wunsch nach einem „Mitteilungsblatt der ev.[angelischen] Kirchen in der DDR“, das entweder durch die „Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen“ oder die „Konferenz der evangelischen Bischöfe“ herausgegeben werden solle. Als Auflagenhöhe wünschte er 3.000 Exemplare monatlich. Neben dem Abdruck der „kirchlichen Gesetze, Verordnungen und amtlichen Mitteilungen der evangelischen Kirchen in der DDR“ müsse das neue Blatt auch „die kirchlichen Ordnungen der westdeutschen Kirchen und entsprechende Mitteilungen aus der Ökumene, vor allem aus den deutschsprachigen Kirchen der Schweiz und Österreichs“ enthalten: „Dabei ginge es nicht um formalrechtliche Aufzeichnungen von Tatbeständen aus einer anderen Gesellschaftsordnung, sondern um Fragen von innerkirchlicher Bedeutung. Manche Abschnitte kirchlich uninteressanter Art könnten dabei entfallen. Es sollte auch eine angemessene Relation zu den DDR-Veröffentlichungen gewahrt bleiben.“
Krummacher beschrieb weiterhin die Notwendigkeit eines Dokumentationsteils, der unter anderem über Tagungen berichten sollte, und resümierte: „Mit einem solchen Mitteilungsblatt würde dem Informationsbedürfnis der ev[angelischen] Kirchen in der DDR entsprochen und die Amtsblätter der einzelnen Landeskirchen würden ergänzt.“ Blecha entgegnete daraufhin, 218 Vgl. Anm. 214. 219 Schreiben Stolpes an Krummacher vom 20. Oktober 1966 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 7; auch enthalten in EZA BERLIN, 102/14).
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„daß diese Forderungen sehr weit gingen.“ Sein Gegenvorschlag, „die Lücken bei den bestehenden Amtsblättern zu schließen, deren Informationswert nicht sehr hoch sei,“ kam überraschend, denn die ursprünglich geplante Forderung nach Amtsblättern der Berlin-Brandenburgischen Kirche und der Görlitzer Kirche war gar nicht vorgebracht worden. Der Wunsch nach einem Mitteilungsblatt der Kirchen in der DDR hingegen „sei sehr gewichtig, er müsse überprüft werden und es sollte ein Antrag vorgelegt werden.“ Blecha erklärte aber von vornherein, dass „die Kopplung mit Westinformationen“ das Projekt belaste: „Die EKD dürfe in der DDR keine Möglichkeit haben.“ Am Ende der Verhandlung kamen die Gesprächspartner überein, dass Krummacher seine Überlegungen schriftlich fixieren und dem Presseamt einreichen solle, bevor der Antrag gestellt wurde220. Am 30. Januar 1967 schrieb Krummacher an Blecha221, und am 7. Februar 1967 übergab Stolpe Krummachers Antrag für ein „Mitteilungsblatt der evangelischen Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik“ an Blechas Referenten Franz222. Das Mitteilungsblatt sollte dasselbe Papierkontingent des bisherigen Amtsblattes (2,1 Tonnen jährlich) erhalten und in einer Auflagenhöhe von 3.000 Exemplaren bei der Evangelischen Verlagsanstalt erscheinen. Die Herausgeber seien die „evangelischen Bischöfe in der Deutschen Demokratischen Republik“. Das Blatt sei „nur für die Hand der kirchlichen Mitarbeiter bestimmt“ und enthalte „die kirchenamtlichen Verlautbarungen der ev[angelischen] Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik, die Verkündigung ihrer Gesetze und Ordnungen sowie amtliche Hinweise.“ Besonderes Augenmerk sollte neben den Veröffentlichungen des Ökumenischen Rates der Kirchen auf das „Leben der Christen im gesamten deutschsprachigen Raum, darunter auch . . . Kirchengesetze und Ordnungen der westdeutschen Landeskirchen und der kirchlichen Zusammenschlüsse“ gelegt werden223. Einen eindeutigen verbalen Bezug auf die EKD vermied Krummacher. Weiterhin versprach er, dass die Redaktion „bei Abdruck von Informationen und Dokumenten aus dem Raum außerhalb der DDR bedenken [werde], daß es sich nur um die Weitergabe von speziell kirchlichem Material handeln“ könne. Weitere inhaltliche Abstriche könne er nicht zusagen, da sie „den Wert eines solchen Mitteilungsblattes erheblich beeinträchtigen“224 würden. 220 Aktenvermerk Stolpes über das Gespräch am 21. Dezember 1966 (vom 29. Dezember, ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 7; auch enthalten in EZA BERLIN, 102/14). 221 EZA BERLIN, 102/14. 222 Vgl. das Schreiben Stolpes an Krummacher vom 8. Februar 1967. Krummacher hatte Stolpe den Antrag mit Schreiben vom 3. Februar 1967 zugeleitet (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32). 223 Vgl. das Schreiben Stolpes an Krummacher vom 8. Februar 1967 (vgl. Anm. 222). 224 Schreiben Krummachers an Stolpe vom 3. Februar 1967 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 32).
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Damit hatte Krummacher klare Vorstellungen geäußert. Das Presseamt jedoch verweigerte die Lizenz. Erst 1971, nach der offiziellen Anerkennung des „Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR“, zwei Jahre nach seiner Gründung und fünf Jahre nach dem Verbot des Amtsblattes der EKD, konnte ein „Mitteilungsblatt des Bundes der Evangelischen Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik“ erscheinen225. Das Presseamt hatte die Lizenz am 2. August 1971 erteilt. Albrecht Schönherr, der Nachfolger Krummachers als Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen, interpretierte die Möglichkeit zur Herausgabe des Mitteilungsblattes als „logische Folge der neuen Stufe im Verhältnis des Bundes zum Staat226, die der Empfang des Vorstandes durch den Staatssekretär für Kirchenfragen, Hans Seigewasser, am 24. Februar 1971 dokumentiert hätte.“227 Die rigide Politik des Presseamtes, Erteilung von Lizenzen nach Gutdünken an klare Bekenntnisse zur Kirche in der DDR und einer damit verbundenen Absage an überstaatliche kirchliche Organisationsformen zu koppeln, wird auch in dessen Argumentation im Zusammenhang mit dem Amtsblatt für die berlin-brandenburgische Kirche und mit dem „Evangelischen Nachrichtendienst Ost“ deutlich. Das Evangelische Konsistorium Berlin-Brandenburg hatte am 13. August 1963 beim Presseamt vergeblich ein Amtsblatt beantragt. Lizenzträger sollte der Verwalter des Bischofsamtes, Günter Jacob, sein, die Auflage 1.300 Exemplare betragen. Für den Druck war die Union Druckerei (Berlin) vorgesehen228. Fast fünf Jahre später, am 5. März 1968 beantragte Schönherr erneut ein Amtsblatt; das Presseamt begründete seine Ablehnung am 15. Mai 1968 wie schon 1966 wiederum mit dem Verweis auf die Unklarheit in der Besetzung des Bischofsamts. Vier Jahre später wandte sich Schönherr noch einmal an das Presseamt, bezog sich auf sein Schreiben von 1968 und bat mit Blick auf die zu erwartende Bischofswahl um die Lizenz für das Amtsblatt. Blecha entschied: „Nach_229 Wahl eines eigenständigen Bischofs soll über Antrag (mit dem Ziel der Lizenzierung) beraten werden. Bis dahin soll sich Ki’Ltg.230 Gedanken
225 Das Mitteilungsblatt erschien in der Folge unregelmäßig, je nach Bedarf. Für den Inhalt zeichnete Manfred Stolpe verantwortlich. Bis zur Lizenzerteilung galt als „Offizielles Publikationsorgan des Bundes . . . das Amtsblatt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens“ (Protokoll der 2. Sitzung der Konferenz der Kirchenleitungen vom 25. Oktober 1969, EZA BERLIN, 102/45). 226 Die Syntax des Satzes unterstellt, dass sich das Verhältnis des Bundes zur DDR verändert habe, tatsächlich war das Gegenteil der Fall (vgl. u. a. R. GOECKEL, Kirche, S. 156–172. 227 A. SCHÖNHERR, Geleitwort (Mitteilungsblatt des BEK 1/1971, S. 1). 228 Vgl. das Schreiben des Konsistoriums an das Presseamt vom 13. August 1963 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/B 2/14/193). 229 Hervorhebung im Original. 230 Kirchenleitung.
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machen, wie sie Eigenständigkeit in der Titelleiste zum Ausdruck bringen kann. Aber Hinweis: Besuch Scharfs zu Pfingsten beim ‚Bischofsamtsverweser‘ schlechte Voraussetzung f.[ür] die Diskussion um Lizenzierung eines Amtsblattes.“231
Das Erzwingen der Lösung der ostdeutschen Gliedkirchen aus der EKD auf dem Gebiet evangelischer Pressearbeit war relativ erfolgreich. Das zeigt auch der Verzicht auf den bisherigen Titel des „Evangelischen Nachrichtendienstes Ost“. Als Günter Lorenz Blecha im Juli 1965 über eine Tagung des „Arbeitskreises für evangelische Information“ in München berichtete, forderte Blecha „mit Gründen, die aus seiner Sicht verständlich sind und gegen die . . . kaum stichhaltige Argumente vorgebracht werden können“, die Namensänderung des Nachrichtendienstes. Der Begriff „Ost“ sei „wohl zur Zeit der Lizenzierung des Dienstes 1947 eine zutreffende und den Standort richtig beschreibende Bezeichnung gewesen . . ., [werde] aber nicht mehr der gegenwärtigen Situation gerecht“232. Blecha schlug darum die Bezeichnung „Evangelischer Nachrichtendienst der Deutschen Demokratischen Republik“ vor. Da Lorenz sich einsichtig zeigte, konnte nach Rücksprache mit der Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt erreicht werden, dass „unter Hinweis auf die Menge der noch vorrätigen mit eno bedruckten Bogen“233 der Termin der Änderung bis zum Jahresbeginn 1966 herausgeschoben wurde. Am 5. Januar 1966 erschien dann die erste Ausgabe des „Evangelischen Nachrichtendienstes in der Deutschen Demokratischen Republik“. Die Redaktion erklärte, dass „der bisherige, bei der Gründung des ‚eno‘ im Jahre 1947 berechtigte Titel schon seit langem nicht mehr ausreichend den Ort der Aufgabe und Arbeit“234 des Dienstes beschrieben hätte. Unverändert sähe man aber die „Aufgabe darin, als unabhängiger evangelischer Nachrichtendienst durch . . . Information den Kirchen und der kirchlichen Presse in der Deutschen Demokratischen Republik zu dienen und einen Beitrag zur Festigung ökumenischer Verbundenheit zu leisten.“235
Mit dem Verbot der Berliner Ausgabe des Amtsblattes der EKD musste auf die Dokumentierung gemeinsam verantworteter kirchlicher Rechtssetzung verzichtet werden. Mit diesem Umstand, der sich schon länger angedeutet hatte, fanden sich die östlichen Gliedkirchen verhältnismäßig schnell ab, wie vorbereitete Alternativüberlegungen zeigten. Die westlichen 231 Handschriftlicher Vermerk Blechas auf dem Antrag Schönherrs vom 19. April 1972 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/B 2/14/193). 232 Schreiben von Lorenz an Krummacher vom 16. Juli 1965 (EZA BERLIN, 102/207). 233 EBD. 234 Notiz der Redaktion (ena XIX/1 [5. Januar 1966]). 235 EBD.
Staatliche Einflussnahme seit Beginn der 1960er Jahre
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Gliedkirchen reagierten gar nicht. Die Verzögerungstaktik des Presseamtes bis zur Lizenzierung eines eigenen Mitteilungsblattes des „Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR“ illustriert einen Aspekt der DDRKirchenpolitik der 1960er Jahre, den der so genannten „Differenzierungspolitik“, indem die Bemühungen um fehlende Amtsblätter und Kirchenzeitungen miteinander verknüpft wurden. Diese „Differenzierungspolitik“ äußerte sich auf verschiedenen Ebenen evangelischer Pressearbeit. Zum einen im versuchten Ausspielen einzelner Landeskirchen, wie beispielsweise die Bestrebungen verdeutlichen, auf die Berlin-Brandenburgische Kirchenzeitung „Die Kirche“ Einfluss zu gewinnen, über das Wochenblatt auf die Bischofswahl einzuwirken oder die Auflage der „Kirche“ zugunsten anderer Kirchenzeitungen zu reduzieren. Ein anderer Ausdruck der „Differenzierungspolitik“ war der Missbrauch der Presseverordnung von 1962, die es ermöglichte, zwischen den Redaktionen und den Kirchenleitungen zu „differenzieren“, was in Ansätzen auch erfolgreich war. Die Chefredakteure und Redaktionen meinten, selbstständiger handeln zu können. Durch die Entscheidung, die Presseverordnung auf die örtlichen Gemeindebriefe nicht anzuwenden und diese nicht zu lizenzieren, konnte die „Differenzierung“ als Mittel staatlicher Kirchenpolitik sogar auf die Gemeindeebene ausgedehnt werden.
Staatliche Zensurpolitik „Die Zeichen und Ko der nflikte Zeit“ inindender 1960er Redak Jahren tion
2. Staatliche Zensurpolitik und Konflikte in der Redaktion a. Allgemeine Entwicklungen Die sich in der kirchlichen Pressearbeit widerspiegelnde staatliche Kirchenpolitik der „Differenzierung“ und der zunehmende Druck auf die Kirchen, sich aus der EKD zu lösen1, beeinflusste auch die Arbeit der „Zeichen der Zeit“. Zudem belegen vermehrt Beispiele die Politik des Presseamtes, in den 1960er Jahren direkt auf die Arbeit der Redaktion einzuwirken2. Wiederholt heuchelte das Presseamt Verständnis für die Belange der Zeitschrift und konnte mit einigem Erfolg Spannungen innerhalb der Redaktion3 und im Verhältnis der Redaktion zum Verlag4 und der Kirchenleitung aufbauen. Indem es seit den 1960er Jahren überwiegend nur mit dem Chefredakteur verhandelte, umging es die Kirchenleitung5. Durch diese scheinbare Aufwertung fühlte sich die Redaktion gestärkt und versuchte ihrerseits, sich kirchenleitenden Stellen gegenüber zu emanzipieren6. Bei Beanstandungen bestellte das Presseamt den Chefredakteur zu sich und erreichte in der Regel, dass dieser „von selbst“ die entsprechenden Beiträge zurückzog; es gestattete dann den Neudruck des Bogens. Gleichzeitig drang das Presseamt auf Beachtung seiner „Ratschläge“ inhaltlicher oder sprachlicher Art und konnte seine Forderung dadurch unterstreichen, dass es bei Ignorierung härter durchgriff und ein ganzes Heft beschlagnahmte und die Genehmigung zum Neudruck nur des Artikels verweigerte, so dass das gesamte Heft nachgedruckt werden musste7. Im Jahre 1963 konnte das Presseamt sogar den Abdruck eines lancierten Artikels in den „Zeichen der Zeit“ erzwingen8. 1 Ausführlicher dazu oben S. 235ff. 2 Vgl. dazu u. a. oben S. 254f. 3 Die Politik des Presseamtes führte auch zu Spannungen zwischen Redaktionen kirchlicher Zeitschriften, z. B. zwischen den „Zeichen der Zeit“ und der „Theologischen Literaturzeitung“ (vgl. unten S. 283 Anm. 85). 4 Ausdruck dessen war auch die Weigerung der Redaktion, ihren Sitz in Räume des Verlags in der Berliner Krautstraße zu verlegen (vgl. dazu auch S. 313 Anm. 69). Die Spannungen zwischen der Redaktion und der Verlagsleitung bestätigte auch Siegfried Bräuer in Gesprächen mit dem Verfasser am 4. Juni 1998 und 24. November 2001. 5 Im Vergleich zu früheren Zeiten ist die Zurückhaltung der Kirchenleitung bei Verhandlungen mit dem Presseamt auffällig. Die Vorladung des Chefredakteurs und die Betonung seiner Verantwortlichkeit entsprach im übrigen der Konzeption der sozialistischen Leitungstätigkeit. 6 Einige Beispiele unten S. 302ff. 7 Vgl. unten S. 279ff. 8 Vgl. unten S. 280f.
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Insbesondere die Buchbesprechungen in den „Zeichen der Zeit“ illustrieren den Druck auf die östlichen Gliedkirchen, sich aus der EKD zu lösen. Das Presseamt nahm die Rezension von Büchern, die in der Bundesrepublik Deutschland erschienen waren, immer wieder zum Anlass, die Redaktion zu maßregeln. 1968 hatte es sein Ziel erreicht: Die Zeitschrift besprach keine westlichen Publikationen mehr, nur noch versteckt in Sammelrezensionen. Daneben machte das Presseamt Vorschriften sprachlicher Art, vor allem in bezug auf geographische Bezeichnungen, bis dahin, dass es der Zeitschrift 1967 die Verwendung des Begriffes „Deutschland“ untersagte. Da die Redaktion die Vorgabe des Presseamtes beachtete, kam es zu einer heftigen Kontroverse mit der VELKD9. Die immer wieder vorgebrachte Forderung des Presseamtes, Autoren aus der DDR stärker zu berücksichtigen und ein „Gleichgewicht“ zu schaffen, wurde in den 1960er Jahren irrelevant. Ebenso waren durch den Mauerbau im August 1961 zwangsläufig alle Westberliner Mitglieder des Redaktionskreises ausgeschieden10, zugleich die Redakteurin Jutta von Schlieffen, die die Zeitschrift seit ihrer Gründung betreut hatte. Mit von Schlieffen verlor die Zeitschrift ihre langjährige Redakteurin. Sie wurde nach dem 13. August 1961 daran gehindert, regelmäßig zu ihrer Arbeitsstelle in die Ostberliner Georgenkirchstraße zu gelangen11. Trotz der Tatsache, dass sie einen Passierschein12 besaß, wurde ihr wiederholt der Grenzübertritt verwehrt, ebenso wie mehreren anderen Mitarbeiter der Evangelischen Verlagsanstalt13. Am 14. August 1961 hatte sie das letzte Mal an einer Sitzung des Redaktionskreises teilgenommen; dennoch wurde der persönliche Kontakt weiter gepflegt14. Nachfolgerin von Schlieffens wurde Anneliese Vahl, die Ende August 1961 zunächst als Sekretärin in die Redaktion eintrat. Vorher hatte sie an der Freien Universität Berlin Romanistik und Geschichte studiert, das Studium aber kurz vor dem Examen (mit dem Bau der Berliner Mauer) abgebrochen. Nach zweijähriger
9 Vgl. unten S. 285. 10 Vgl. dazu aber unten S. 365 zum Fall Urner. 11 Vgl. das Schreiben von Schlieffens an Brennecke vom 31. August 1961 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 12 Zum Problem, unmittelbar nach dem Mauerbau Passierscheine ausgestellt zu bekommen vgl. CHR. HANKE, Deutschlandpolitik, S. 177. 13 So konnten auch Hellmuth Basedow, der seit 1949 als Auslieferer der Evangelischen Verlagsanstalt arbeitete, die Lektoren Helmuth Burgert, Maria Rathmann und Helmut Ristow und der Mitarbeiter Karl-Heinz Markgraf, der seit 1946 als Statistiker für die Evangelische Verlagsanstalt arbeitete, nicht mehr zur Arbeit kommen (vgl. das Schreiben von Laurentius an das Ministerium für Kultur, Abteilung „Literatur und Buchwesen“ vom 14. September 1961, BARCH BERLIN, DO 4: 858). 14 Dies illustriert u. a. ein Schreiben Vahls an von Schlieffen vom 22. Juni 1967 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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Tätigkeit verlieh die Verlagsleitung Anneliese Vahl auf Vorschlag Brenneckes die Dienstbezeichnung „Redakteurin“15. Nach dem Ausscheiden der Westberliner Jutta von Schlieffen, Helmuth Burgert und Karl Kupisch infolge des Mauerbaus 1961 bestand der Redaktionskreis nur noch aus Mitgliedern, die ihren Wohnsitz in der DDR hatten16. Noch im September 1961 wurde der Kreis durch den Leiter der Berliner Predigerschule Paulinum, Reinhold Pietz, ergänzt. Ende 1962 trat die Mitarbeiterin der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburgs, Renate Trautmann17, in den Redaktionskreis ein18. Im April 1965 beschloss der Redaktionskreis, auf Drängen der Konferenz der Kirchenleitungen die Kirchenrätin in der Berliner Kirchenkanzlei der EKD, Christa Lewek, um ihre Mitarbeit zu bitten19. Sie sagte zu und nahm seit Mai 1965 an den Sitzungen teil20. Mit der Germanistin Lewek21, Oberkirchenrätin in der Kirchenkanzlei der EKD für die Gliedkirchen der DDR22, war eine zwar versierte, doch ohnehin schon vielbeschäftigte Kirchenpolitikerin als Mitarbeiterin gewonnen. Der Anteil westlicher Autoren in den 1960er Jahren sank stetig23. Die Konzentrierung auf Autoren aus der DDR lässt sich nicht allein dadurch erklären, dass die Redaktion westliche Beiträge weniger berücksichtigte. Vielmehr ging auch die Zahl der aus der Bundesrepublik eingesandten Aufsätze stark zurück, ebenso wurden Nachdrucke seltener24. Einige „klassische“ theologische Disziplinen blieben in den 1960er Jah15 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Vahl vom 18. Juli 1963 (EBD.). 16 Kupisch hatte nur noch sporadisch an den Redaktionssitzungen teilgenommen. Zur Feier anlässlich des 20jährigen Bestehens der Zeitschrift am 12. Dezember 1966 erklärte sich Bassarak bereit, Passierscheine für von Schlieffen, Burgert und Kupisch zu besorgen. Seine Bemühungen blieben jedoch erfolglos (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 7. November 1966 sowie das Rundschreiben Brenneckes und Vahls an die Mitglieder des Redaktionskreises vom 22. Dezember 1966, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 17 Nach dem Mauerbau arbeitete Trautmann sowohl für die Evangelische Akademie als auch für die Wochenzeitung „Die Kirche“. Später war sie Mitarbeiterin im naturwissenschaftlichen Lektorat des Akademie Verlags (Gespräch Renate Trautmanns mit dem Verfasser am 25. Juni 1999). 18 Trautmann war durch Brennecke gebeten worden (vgl. das Schreiben Brenneckes vom 12. Juli 1962, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 19 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 12. April 1965 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 20 Zu den genauen Umständen der Berufung Leweks in den Redaktionskreis vgl. S. 291. 21 Sie war von 1952 bis 1957 persönliche Referentin Nuschkes, danach für kurze Zeit als Cheflektorin der Evangelischen Verlagsanstalt verbunden. 22 Später überführt in das Sekretariat des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR. 23 Genauere Zahlenbelege vgl. unten S. 286. 24 Aus dem eingesehenen Aktenmaterial lässt sich nicht erheben, ob sich die Redaktion im Vergleich zu früheren Zeiten weniger um Nachdruckgenehmigungen bemühte.
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ren weiterhin unterrepräsentiert25. Die exegetischen Wissenschaften nahmen zusammen nur ungefähr ein Zehntel des zur Verfügung stehenden Platzes ein, ähnlich die Kirchengeschichte und die Beiträge zur christlichen Kunst und Dichtung. Breiteren Raum bekamen Fragen der Systematischen und Praktischen Theologie. Ökumenische Themen machten ungefähr ein Viertel aus. In den Jahren 1967 und 1968 stiegen sie sogar auf über ein Drittel, was auf die Vorbereitung und Berichterstattung über die Vierte Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Uppsala 1968, an der Chefredakteur Brennecke teilgenommen hatte, zurückzuführen war. Die wichtige kirchenpolitische Debatte um die „Zehn Artikel“ und „Sieben Sätze“ fand in den „Zeichen der Zeit“ nur einseitig Beachtung26. Die Zeitschrift positionierte sich zugunsten des „Weißenseer Arbeitskreises“, was eine schwere Auseinandersetzung zwischen der Konferenz der Kirchenleitungen und der Redaktion heraufbeschwor. Die Kirchenleitung warf der Redaktion Einseitigkeit vor, die Redaktion fühlte sich in ihrer Kompetenz und Unabhängigkeit angegriffen. Die Kontroverse führte letztlich dazu, dass sich „Die Zeichen der Zeit“ aus der Diskussion zurückzogen. Ein Problem innerhalb der Redaktionsarbeit mit inhaltlichen Konsequenzen und persönlichen Auseinandersetzungen stellte der zunehmende Einfluss des Leiters der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg und Internationalen Sekretärs der Prager Christlichen Friedenskonferenz27, Gerhard Bassarak, dar, der seit 1958 Mitglied des Redaktionskreises war28. Der Machtzuwachs Bassaraks, der im Versuch gipfelte, 1969 die Chefredaktion zu übernehmen, soll an einigen Beispielen nachgezeichnet werden. Bassaraks bevorzugte Stellung wird auch durch die Tatsache unterstrichen, dass er gegenüber Chefredakteur Brennecke beim Erhalt von Sondergenehmigungen für westliche Publikationen im Vorteil war – eine für die Arbeit einer Zeitschrift nicht unerhebliche Tatsache. Für einige westliche Periodika besaß Brennecke als Chefredakteur der „Zeichen der Zeit“ zwar die Sondergenehmigung Nr. 86729, dennoch wurden mehrfach an ihn adressierte Zeitschriften beschlagnahmt30. Teilweise nutzte Brennecke die 25 Vgl. dazu ausführlicher unten S. 348f. 26 Vgl. dazu unten S. 287ff. 27 Bassarak leitete die Akademie von 1957 bis 1966. Seit 1961 war er Internationaler Sekretär der CFK. 28 Vgl. oben S. 229f. 29 Am 16. April 1964 beantragte Brennecke auch Sondergenehmigungen für die „Evangelische Theologie“, die „Ökumenische Rundschau“, die „Lutherische Rundschau“, die „Lutherischen Monatshefte“, die „Herder-Korrespondenz“ und die „Evangelische Welt“ (vgl. das Schreiben an die Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen vom 16. April 1964, BARCH BERLIN, DO 4: 887). 30 So wurden z. B. 1966 die „Ecumenical Review“ und die „World Conference on Church“
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Sondergenehmigung zur Einfuhr von Zeitschriften auch für seine Arbeit als Direktor der Berliner Missionsgesellschaft. Wurden die Sendungen, für die „Die Zeichen der Zeit“ eine Sondergenehmigung besaßen, an ihn als Missionsdirektor adressiert, beschlagnahmte sie die Zollverwaltung regelmäßig31. Mehrfach verschwanden an die Redaktion gerichtete Sendungen, und die Zollverwaltung erklärte sich für unzuständig32. Unter Umständen konnten ähnliche Schwierigkeiten beim Versand der „Zeichen der Zeit“ ins Ausland auftreten33. 1967 bat Hans Wilke, Abteilungsleiter in der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen, seine Kollegin Elfriede Fitzner34, „zu prüfen, ob nach der negativen Einstellung von Direktor Brennecke die Zeitschrift ‚Die Zeichen der Zeit‘ weiterhin eine so umfangreiche Literaturliste aus WD35 und der Ökumene rechtfertigt.“36 Brennecke geriet vor allem wegen seiner Tätigkeit als Direktor der Berliner Missionsgesellschaft und wegen seiner Mitgliedschaft in verschiedenen ökumenischen Gremien ins Visier. Da er auf staatliche Genehmigungen für seine zahlreichen Auslandsaufenthalte angewiesen war, war er relativ leicht unter Druck zu setzen. So hatte ihn das Referat Kirchenfragen des Magistrats von Groß-Berlin 1961 noch als „besonders negativ“ eingeschätzt und die Verweigerung einer Ausreisegenehmigung mit seiner Nichtbeschlagnahmt (vgl. das Schreiben Brenneckes an Kusch vom 14. Mai 1966, BARCH BERLIN, DO 4: 2043). 31 Z. B. beschlagnahmte die Zollverwaltung im September 1967 einige Sendungen. Sie empfahl Brennecke daraufhin, „die Absender der an Sie gerichteten Sendungen zu veranlassen, ähnliche Druckerzeugnisse, so wie es die Sondergenehmigung vorsieht, an die Redaktion ‚Die Zeichen der Zeit‘ zu adressieren“ (Schreiben von Zollsekretär Winkler an Brennecke vom 3. Oktober 1967; vgl. auch die „Einziehungsprotokolle“ der Zollverwaltung vom 10. August 1967 und 11. Januar 1968, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 32 Vgl. den Schriftwechsel der Redaktion der „Jungen Kirche“ mit der Redaktion der „Zeichen der Zeit“ und der Zollverwaltung vom Mai 1969 (EBD.). 33 Im Februar 1968 beschlagnahmte die Zollverwaltung drei Exemplare der Zeitschrift, die in die UdSSR geschickt worden waren mit der Begründung, sie entsprächen „nicht den Einfuhrbestimmungen der UdSSR“ (Schreiben der Zollverwaltung an die Redaktion vom 25. Februar 1968 und vom 31. März 1968, EBD.). 34 Fitzner war Leiterin der Abteilung Rechts- und Grundsatzfragen der Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel im Ministerium für Kultur. 35 Westdeutschland. 36 Schreiben Wilkes an Fitzner vom 1. September 1967 (BARCH BERLIN, DO 4: 627; auch enthalten in BARCH BERLIN, DO 4: 6148). Die Sondergenehmigung umfasste den „Evangelischen Pressedienst“, die „Information“ (Pressematerial des Ökumenischen Rates der Kirchen), die „Junge Kirche“, „Kirche in der Zeit“, den „Pressedienst des Lutherischen Weltbundes“, den „Ökumenischen Pressedienst“, die „Pastoralblätter“, „Pastoraltheologie“, „Stimme der Gemeinde“, „The Ecumenical Review“, die „Zeitschrift für Theologie und Kirche“ und den „Pressedienst des Reformierten Weltbundes“ (vgl. das Schreiben von Abteilungsleiter Karlheinz Selle [Ministerium für Kultur, Hauptverwaltung „Verlage und Buchhandel“, Abteilung Wissenschaftliche und Fachliteratur] an Weise vom 15. August 1967, BARCH BERLIN, DO 4: 6148).
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teilnahme an der Wahl37 begründet, dagegen befürwortete der Staatssekretär für Kirchenfragen zwei Jahre später Brenneckes Reise zur Konferenz des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates in Mexiko-Stadt, denn er stehe „in letzter Zeit unserer Entwicklung aufgeschlossener gegenüber. Allerdings ist er auch in der Wahl in diesem Jahr ferngeblieben.“38 Unmittelbar vor Antritt der Reise belehrte Staatssekretär Seigewasser Brennecke jedoch darüber, dass ihm „trotz dieser Haltung das Vertrauen der staatlichen Organe entgegengebracht und ihm die Reisegenehmigung“39 erteilt würde; er solle „dies dementsprechend würdigen.“40 Bei Bassarak hingegen zeigte sich Elfriede Fitzner „daran interessiert, dass an ihn gerichtete Sendungen mit theologischem Inhalt nicht beschlagnahmt werden.“41 1969 forderte Kulturminister Klaus Gysi Seigewasser auf, eine Überprüfung der Sondergenehmigungen zur Einfuhr theologischer Literatur für kirchliche Amtsträger, unter ihnen die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ zu veranlassen. Die „personengebundenen Dauergenehmigungen [sollten] auf einen kleinen Kreis von Empfängern (Nomenklaturkader)“42 beschränkt werden. Seigewasser veranlasste daraufhin die Überprüfung und bestätigte Gysi, dass „für die evangelische Monatsschrift ‚Die Zeichen der Zeit‘ . . . eine Reduzierung der Zeitschriften in Erwägung gezogen“43 werde. Entsprechend wurde im Folgejahr die Einfuhrgenehmigung um ein Drittel reduziert44. Ein weiterer Aspekt der Benachteiligung der Zeitschrift zeigte sich darin, dass man ihr ein Abonnement für den Zeitungsausschnittdienst „Globus“ verweigerte. Am 18. November 1963 beantragte Brennecke ein Abonnement für das Gebiet „Theologie und Ökumene“45 und schickte eine Kopie des Antrags an den Staatssekretär für Kirchenfragen46. Der Zeitungsausschnittdienst fragte beim Staatssekretär für Kirchenfragen nach. Die Dienststelle des Staatssekretärs empfahl „die Bearbeitung in dem sonst üblichen Ver37 „Beurteilung: Missionsdirektor Gerhard Brennecke“, Magistrat von Groß-Berlin, Referat für Kirchenfragen (Flöricke), 28. September 1961 (BARCH BERLIN, DO 4: 2788). 38 Aktenvermerk Weises vom 12. November 1963 (BARCH BERLIN, DO 4: 2616). 39 Vermerk Weises vom 6. Dezember 1963 (BARCH BERLIN, DO 4: 2788). 40 EBD. Die Tagung hatte bereits am 4. Dezember begonnen und dauerte bis zum 20. Dezember 1963. 41 Schreiben Fitzners an die Zollverwaltung der DDR, Abt. Recht, vom 16. März 1967 (BARCH BERLIN, DO 4: 2044). 42 Schreiben Gysis an Seigewasser vom 12. Juni 1969 (BARCH BERLIN, DO 4: 6148). 43 Schreiben Seigewassers an Gysi vom 25. Juni 1969 (EBD.). 44 Gestrichen wurden die „Pastoralblätter“, die „Pastoraltheologie“, die „Zeitschrift für Theologie und Kirche“ und die „Evangelischen Kommentare“ (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung am 3. Juli 1970, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 45 Vgl. den Antrag Brenneckes an den Zeitungsausschnittdienst Globus vom 18. November 1963 (BARCH BERLIN, DO 4: 887). 46 Vgl. das Schreiben Kuschs an Brennecke vom 19. Dezember 1964 (EBD.).
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fahren vorzunehmen.“47 „Globus“ konsultierte auch das Presseamt, das entschied, dass der Staatssekretär für Kirchenfragen den Antrag vor der Genehmigung befürworten müsse48. Daraufhin befürwortete der Staatssekretär Brenneckes Antrag49. Im März jedoch ließ der Mitarbeiter des Staatssekretärs Ernst Kusch dem Zeitungsausschnittsdienst mitteilen, „daß seitens der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen keine Veranlassung für eine Befürwortung des Antrags der Monatszeitschrift ‚Die Zeichen der Zeit‘ besteht, da eine Notwendigkeit . . . nicht begründet ist.“50
b. Zensurmaßnahmen des Presseamtes Eigentlich hatte der Redaktionskreis im April 1961 beschlossen, nur über die Ratssitzungen der EKD, VELKD und EKU in Zusammenfassungen zu informieren, und Gottfried Forck beauftragt, in vierteljährlichem Abstand zu berichten51. Doch offensichtlich weitete man den Beschluss generell auf die Berichterstattung von Synoden der gesamtdeutschen kirchlichen Zusammenschlüsse aus. In den Jahren 1961 bis 1963 lieferte Forck die zusammenfassenden Berichte52, seit dem Folgejahr Reinhold Pietz53. Bei einem Aufsatz von Jürgen Henkys („Die Bibel in der Hand des Gemeindegliedes“) änderte 1965 die Redaktion den Titel54, „um deutlich zu machen, daß es sich nicht um einen Vortrag auf der EKD-Synode handelt.“55 So fügte die Redaktion der Überschrift die Anmerkung „Vortrag vor einer Kreissynode“ bei, und die Bemerkungen der Schriftleitung führten aus: „Seinem Beitrag liegt ein Vortrag zugrunde, den der Verfasser im Novem47 Schreiben Kuschs an den Zeitungsausschnittdienst Globus, o. D. (EBD.). 48 Vgl. das Schreiben des Zeitungsausschnittdienstes Globus vom 8. Januar 1964 (EBD.). 49 Vgl. das Schreiben Kuschs an den Zeitungsausschnittdienst Globus vom 23. Januar 1964 EBD.). 50 Schreiben Kuschs an den Zeitungsausschnittdienst Globus vom 9. März 1964 (EBD.). Am 28. Juli 1964 wurde dem Zeitungsausschnittdienst mitgeteilt, dass sich an der Position der Dienststelle des Staatssekretärs nichts geändert habe (vgl. den handschriftlichen Vermerk vom 28. Juli 1964, EBD.). 51 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 18. April 1961 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 52 Vgl. G. FORCK, Rückblick auf Synoden (ZdZ 10/1961, S. 383–387; ZdZ 11/1962, S. 413–417; ZdZ 7–8/1963, S. 286–290). 53 Die Änderung war ein Beschluss des Redaktionskreises (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 20. Dezember 1963, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 54 Vgl. J. HENKYS, Vom Umgang mit der Bibel (ZdZ 8–9/1965, S. 284ff.). 55 Protokoll der Redaktionssitzung vom 10. Mai 1965 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Als im gleichen Jahr einige kirchliche Blätter von Presseamt wegen des Abdrucks des „Wortes der EKD zum Kriegsende“ gerügt wurden, zog die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ ein vorbereitetes Manuskript schon vor der Drucklegung zurück (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 12. April 1965, EBD.).
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ber 1964 vor einer Kreissynode hielt, hat also nichts mit den Vorträgen auf der EKD-Synode in Magdeburg zu tun.“56 Nachdem 1967 das Dezemberheft konfisziert worden war, verzichteten „Die Zeichen der Zeit“ auf die Synodenberichte57. Lediglich über die Synoden der Berlin-Brandenburgischen Kirche wurden die Leser in den 1960er Jahren relativ regelmäßig unterrichtet. Im September 1960 beriet der Redaktionskreis über den Bericht Albrecht Schönherrs zur dritten „Puidoux-Konferenz“58. Der Bericht sollte zusammen mit Schönherrs Thesen „Das Zeugnis des Christen in der DDR“ im Dezemberheft 1960 erscheinen, doch zuvor kam er zu „Petras59 zur Durchsicht, ob die vorliegende Fassung möglich“60 sei. Durch diese Verzögerung erschien im Dezemberheft zunächst nur der Beitrag über die Konferenz61, mit Streichungen „an einigen wenigen Stellen“62. Zum Jahresauftakt sollten Schönherrs Thesen folgen. Doch ließ das Presseamt das Januarheft wegen der Thesen beschlagnahmen63. Brennecke und Petras verhandelten darauf56 G. BRENNECKE, Bemerkungen der Schriftleitung (ZdZ 8–9/1965, S. 350–352, hier S. 352). Zur Magdeburger EKD-Synode, von der sich die einführenden Worte der Schriftleitung distanzierten, vgl. TH. E. HECK, EKD, S. 87–90. 57 Erst mit Martin Seils’ Beitrag über die Erste Synode des DDR-Kirchenbundes begann wieder eine regelmäßige Berichterstattung (vgl. M. SEILS, Erste Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik, ZdZ 11/1969, S. 428–432). 58 Zu Beginn des Ersten Weltkrieges waren im August 1914 der „Weltbund für die Freundschaftsarbeit der Kirchen“ und noch im gleichen Jahr der „Internationale Versöhnungsbund“ entstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Dortmunder Oberkirchenrat Heinz Kloppenburg in Aufnahme der Traditionen des Weltbundes und des Versöhnungsbundes eine theologische Konferenz zusammengerufen, die erstmals 1955 in Puidoux (franz. Schweiz) tagte, woraus sich der Name ableitete. Eine zweite Tagung fand 1957 in Iserlohn, eine dritte im August 1960 in Bièvres (südl. von Paris) statt (zur Geschichte der Konferenz vgl. A. SCHÖNHERR, Die Herrschaft Christi über Kirche und Staat: dritte Puidoux-Konferenz, August 1960, ZdZ 12/1960, S. 463–464). 59 Gemeint war Ernst Oskar Petras, Lektor der Evangelischen Verlagsanstalt. 60 Protokoll der Redaktionssitzung vom 12. September 1960 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 61 A. SCHÖNHERR, Die Herrschaft Christi über Kirche und Staat: dritte Puidoux-Konferenz, August 1960 (ZdZ 12/1960, S. 463–464). 62 Schreiben von Schlieffens an Schönherr vom 24. Oktober 1960 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 63 Anneliese Kaminski zitiert die beanstandete Passage, die Brennecke in seinem Brief an Schönherr vom 19. Januar 1961 nur andeutet: „Nun wird das Schoßkind [die Kirche, J. B.] mit einem kräftigen Ruck herunter gesetzt und auf den harten Steinboden gestellt. Es wird der Kirche bedeutet, daß ihre Hilfe in der Erziehung nicht erwünscht ist. Ihre Vorrechte werden abgebaut und anderen Organisationen gegeben“ (zit. nach A. KAMINSKI, Rückblick auf „Die Zeichen der Zeit“ – ohne Ausblick?, ZdZ 12/1990, S. 298–301, hier S. 299). Es existiert noch die Druckfahne der Schönherrschen Thesen, in der sämtliche beanstandeten Stellen fehlen (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Dennoch erschienen sie nicht.
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hin mit dem Stellvertreter Kurt Blechas, Bachmann. Sie argumentierten, dass sie „diesen Beitrag vorher gründlich geprüft . . . [hätten und meinten], daß gerade dieser Vortrag eine so positive Blickrichtung hat, da er durchaus in der Linie der Gespräche liegt, die zwischen Staat und Kirche über den Beitrag des Christen geführt worden sind; auch in gewisser Weise in der Linie des Kommuniqué von 1958, wobei es . . . [Brennecke] besonders auf den Satz ankommt, den . . . [er] auch zitierte: ‚. . . Ihrem Glauben entsprechend erfüllen die Christen ihre staatsbürgerlichen Pflichten auf der Grundlage der Gesetzlichkeit. Sie respektieren die Entwicklung zum Sozialismus und tragen zum friedlichen Aufbau des Volkslebens bei‘.“64
Brennecke betonte weiterhin, „daß es die Bitte des Weißenseer Arbeitskreises war, . . . diesen Vortrag zu veröffentlichen.“65 Doch bemühten sich Chefredakteur und Lektor vergeblich um die Freigabe des Heftes. Sie erreichten lediglich die Genehmigung zum Neudruck, ohne den beanstandeten Aufsatz Schönherrs. Nach Fertigstellung des Maiheftes 1963 bestellte Blecha Brennecke am 10. Mai zu sich, weil das Presseamt den Artikel des syrisch-orthodoxen Priesters Paul Verghese, „Die Erweckung der Kirchen zu neuem Dienst“, zum Anlass genommen hatte, das Maiheft auf dem Verlagspostamt Leipzig zu beschlagnahmen. Auch in diesem Fall erreichte Brennecke, dass das Heft nicht neu gedruckt werden musste. Die „Herstellung Leipzig“ der Evangelischen Verlagsanstalt musste „nur“ die betreffenden sechs Seiten aus den fertigen Exemplaren heraustrennen, einen Ersatzartikel setzen und drucken und diesen an der entsprechende Stelle einkleben66. Wenige Monate später erzwang das Presseamt den Abdruck des Artikels „Familie im Wandel“67 im Septemberheft 1963, der eine Reaktion auf einen Beitrag Gerhard Linns im Maiheft, „Familie im Wandel der Zeiten“68, sein sollte. Der Autor Hermann Kalb, Chefredakteur der Tageszeitung der CDU „Neue Zeit“, pries darin sozialistische Errungenschaften wie „preiswerte(r) FDGB-Familienferienplätze und regelmäßige(r) Theaterabonnements sowie die Förderung des Volkskunstschaffens“ und hob deren Bedeutung für die familiäre Freizeitgestaltung hervor. Die Arbeit der Eltern werde „durch Teilnahme an Veranstaltungen der sozialistischen Brigaden wie auch durch den polytechnischen Charakter unserer sozialistischen 64 Schreiben Brenneckes an Schönherr vom 19. Januar 1961 (EBD.). 65 EBD. 66 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Krummacher vom 4. Juni 1964 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). Die eingeklebten Seiten erkennt man an Einzelheften nur bei genauer Betrachtung. 67 H. KALB, Familie im Wandel (ZdZ 9/1963, S. 349–350). 68 G. LINN, Familie im Wandel der Zeiten (ZdZ 5/1963, S. 162–168).
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Schule einsichtig und liebenswert gemacht“. Neben den „stabilen ökonomischen Grundlagen“ vermittle die „entschlossene Politik der Friedenssicherung, wie sie von den sozialistischen Staaten betrieben wird, unseren Familien das Gefühl einer starken Geborgenheit.“69 Zwangsläufig forderte Kalbs Eloge auf die sozialistische Familie zahlreiche Zuschriften erboster Leser heraus: „Der Abdruck solcher Artikel ist . . . Verrat an . . . Pfarrern in vorderster Front!“ Sollten derartige Veröffentlichungen der Tribut für die Duldung der Zeitschrift sein, solle „man lieber den Betrieb in Ehren einstellen!“70 In persönlichen Antwortbriefen zeigte die Redaktion Verständnis für die Verärgerung und erklärte: „Als wir uns entschlossen, diese Zuschrift zu bringen, war uns durchaus deutlich, daß viele unsere Leser das nicht verstehen würden. Hierzu können wir ihnen nur sagen: Daß wir diese Stimme abgedruckt haben, hängt damit zusammen, daß Herr Kalb mit dem Presseamt Fühlung aufgenommen hatte. Wir sollten ursprünglich einen mehrseitigen Artikel von ihm veröffentlichen und konnten dem nur ausweichen, indem wir ihn auf eine Leserzuschrift beschränkten.“71
Ein Jahr später, 1964, nahm das Presseamt Anstoß an einigen Formulierungen des Novemberheftes – vorwiegend geographische Bezeichnungen wie „Schlesien“, „Pommern“, „Pressburg“ – und verlangte von Brennecke, stärker darauf zu achten, „daß solche Fehler nicht wieder passieren.“ Blecha drohte damit, dass er die Ausgabe beschlagnahmen lassen könnte. Er habe davon aber Abstand genommen, da er wisse, „daß dieses Gespräch von Dr. Brennecke sehr ernst genommen wird und auch die entsprechenden Schlußfolgerungen in der Redaktion eingeleitet werden.“ Brennecke erklärte sich in dem Gespräch mit Blechas Meinung „völlig einverstanden“ und entschuldigte sich. Wegen einer Reise habe er das Heft erst nach Fertigstellung erhalten und sei erst zu diesem Zeitpunkt „auf den gleichen politischen Fehler gestoßen“. Blecha verlangte weiterhin die Reduzierung der Berichterstattung „über Vorgänge in Westdeutschland (Personalnachrichten, Konferenzen u. ä.)“. Unter den gegebenen Umständen sei an eine Erhöhung der Auflage nicht zu denken, vielmehr hätten „solche Zeitungen, die ständig Anlaß zu Aussprachen im Presseamt geben, eher mit einer Einschränkung zu rechnen“72. In der Tat ließ das Presseamt schon das Folgeheft vom Dezember 1964 69 H. KALB, Familie im Wandel (ZdZ 9/1963, S. 349–350, hier S. 349). 70 Schreiben des Pfarrers Thomas (Cochstedt) an die Redaktion vom 2. Oktober 1963 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 71 Schreiben Vahls an Thomas vom 9. Oktober 1963 (EBD.). 72 Aktennotiz von Franz vom 4. November 1964 (BARCH BERLIN, DC 9: 434; auch enthalten in: GESAMTDEUTSCHES INSTITUT – BUNDESANSTALT FÜR GESAMTDEUTSCHE AUFGABEN, DDR-Presse, S. 215f.
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beschlagnahmen. Anlass war der Beitrag Edmund Schlinks über „Das Ringen um einen römisch-katholischen Ökumenismus im II. Vatikanischen Konzil“73. Die Möglichkeit, nur den Artikel auszuwechseln, wurde nicht eingeräumt: Alle Exemplare des Heftes, die das Postzeitungsvertriebsamt schon übernommen hatte, mussten eingestampft werden. Die Verlagsleitung beorderte zudem die noch übrigen 140 Exemplare, die in der Leipziger Scherlstraße74 lagerten, per Eilpost nach Berlin und lieferte sie beim Presseamt ab75. Das Heft wurde vollständig neu gedruckt und Ende Dezember ausgeliefert. Die Redaktion, die den Aufsatz Schlinks mehrfach angekündigt hatte, musste nun den Lesern lapidar mitteilen, dass der Beitrag „nicht erscheint.“76 Eine ähnliche Situation – eine „ernsthafte Ermahnung“ und bei Nichtbeachtung Beschlagnahmung des Heftes – trat drei Jahre später ein. Im August 1967 wurde Brennecke auf das Presseamt bestellt. Wie er vermerkte, war „der eigentliche Anlaß . . . eine sehr einfache Sache“77, nämlich eine Stellenanzeige des Kirchenkreises Prenzlau78. In ihr wurde die Uckermark als „das nördlichste Gebiet der Brandenburgischen Kirche, grenzend an Mecklenburg und Pommern, landschaftlich sehr reizvoll, mit vielen Seen“ beschrieben79. Brennecke lehnte die Verantwortung für den Abdruck der Anzeige ab und verwies sie in die Kompetenz des Verlages. „Seitens des Presseamtes wurde nur darauf Wert gelegt, daß wir [die Redaktion] dem Verlag eine entsprechende Notiz zusenden.“80 Daran schloss Brenneckes Gesprächspartner Wolfgang Ewert81, Abteilungsleiter im Presseamt, eine ausführliche „Belehrung, die sich hauptsächlich auf zwei Punkte konzentrierte. 1.) Die 73 Beanstandet wurde die Formulierung Schlinks „Die Motive für diesen späteren Einsatz der Römischen Kirche für Glaubensfreiheit sind gewiß recht mannigfaltig. Denn auch die Römische Kirche selbst bedarf dieser Freiheit, die nicht nur hinter dem eisernen Vorhang, sondern auch durch den Nationalismus junger Staaten, die in unseren Tagen aus dem Kolonialstatuts hervorgegangen sind, bedroht ist“ (zit. nach A. KAMINSKI, Rückblick auf „Die Zeichen der Zeit“ – ohne Ausblick?, ZdZ 12/1990, S. 298–301, hier S. 299). 74 Sitz der Herstellungsabteilung der Evangelischen Verlagsanstalt. 75 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Frau Busch, Zeitschriftenabteilung, vom 7. Dezember 1964 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 76 G. BRENNECKE, Bemerkungen der Schriftleitung (ZdZ 12/1964, S. 472). 77 Aktennotiz Brenneckes über ein Gespräch mit dem Presseamt am 31. August 1967 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI, zugleich im NACHLASS HANS LAURENTIUS). 78 Die Stellenanzeige befand sich auf der hinteren Innenseite des Umschlags des Augustheftes 1968. 79 In der Tat ignorierte die Stellenanzeige die Staatsgrenze der DDR zur Volksrepublik Polen, indem sie nur auf die herkömmlichen Landschaftsbezeichnungen zurückgriff. Die in der Stellenanzeige genannten Gebiete der Uckermark grenzten im Nordosten an polnisches Staatsgebiet. 80 Vgl. Anm. 77. 81 In Aktennotizen Brenneckes mehrfach fälschlich als „Herr Ebert“ bezeichnet.
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Veröffentlichten Beiträge, 2.) Die Buchbesprechungen.“82 Ewert betonte, dass das Gespräch darüber längst überfällig sei, bisher habe man jedoch auf Brenneckes angegriffene Gesundheit83 Rücksicht genommen. Das Presseamt erwarte von einer von ihm lizenzierten Zeitschrift, dass „die Gesellschaftsordnung in der DDR überwiegend berücksichtigt werde.“84 Im Blick auf das Verhältnis der Autoren und der besprochenen Publikationen gewinne man allerdings „überhaupt den Eindruck, daß die ZdZ gar nicht an den Leser in der DDR dächte. Probleme der DDR und der Kirchen in der DDR würden viel zu wenige beachtet.“ Brennecke versprach, die Wünsche des Presseamtes zu berücksichtigen, bat aber zugleich um Verständnis dafür, „daß die theologischen Fragen in der DDR eine bestimmte Beziehung zu bestimmten theologischen Fragen in der Bundesrepublik“ hätten, weshalb generell auf westliche Autoren nicht verzichtet werden könne. Natürlich sei es „selbstverständlich, daß nur Autoren der Bundesrepublik zu Worte kommen, die nicht im Widerspruch zur DDR stehen.“85 Kurze Zeit nach dem Gespräch Brenneckes mit Ewert beschlagnahmte das Presseamt das Novemberheft 1967 wegen des Synodenberichtes von Reinhold Pietz „Auf dem Wege der Erneuerung?“86 Ihm wurde vorgeworfen, er habe seinen Beitrag nur geschrieben, „um die Position der EKD in der DDR zu bestärken und damit die Bonner revanchistische Politik in der DDR zu verbreiten.“87 Dies verdeutlichten schon allein Formulierungen wie „im Bereich der DDR“, „im Raum der DDR“ oder „im Gebiet der DDR“. Blecha bezog sich noch Jahre später in seiner zusammen mit Günter Halle88 und Günter Köhler89 1971 bei der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit in Potsdam-Eiche90 vorgelegten „Kollektivdissertation“91 auf den Synodenbericht von Reinhold Pietz aus dem Jahre 1967: 82 Vgl. Anm. 77. 83 Vgl. dazu ausführlicher unten S. 302. 84 Vgl. Anm. 77. 85 EBD. Als es um die Buchbesprechungen ging, hatte Brennecke auf die „Theologische Literaturzeitung“ hingewiesen, kam aber „damit nicht durch.“ Brenneckes Argument hielt Ewert entgegen, „dies sei eine andere Art der Arbeit.“ Verlagsdirektor Laurentius erkannte, dass Brennecke zugunsten seines Blattes ein anderes ausspielte und bemerkte handschriftlich auf Brenneckes Bericht über das Gespräch auf dem Presseamt: „Dieser Hinweis war auch nicht sehr gut!“ (EBD.) 86 Pietz hatte in seinem Aufsatz überblicksartig über die Synoden des Jahres 1967 berichtet. 87 Aktennotiz Vahls vom 6. Dezember 1967 (EZA BERLIN, 104/1065). 88 Halle war Leiter der Abteilung Agitation beim Ministerium für Staatssicherheit. 89 Köhler war Blechas Stellvertreter. 90 Zur Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, ihrem Ausbildungsprogramm und verliehenen Abschlüssen vgl. G. FÖRSTER, Bibliographie; DERS., Dissertationen. 91 Vgl. dazu auch oben S. 28.
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„Einen der offensten Angriffe auf die Haltung der DDR in der EKD-Frage versuchte der heutige Superintendent von Köpenick, Dr. Reinhold Pietz, mit einer Veröffentlichung in ‚Zeichen der Zeit‘ (Nr. 11/67). Er bekannte sich pointiert zu Bischof Krummachers Fürstenwalder EKD-Erklärung. Dieser Artikel – er sollte wenige Wochen nach der Fürstenwalder EKD-Synode erscheinen – bezweckte offensichtlich, die nach Fürstenwalde einsetzende Differenzierung und Auseinandersetzung in den Landeskirchen der DDR zugunsten der reaktionären Kräfte zu beeinflussen; er sollte eine ‚Linie‘ geben. Der damalige Chefredakteur von ‚Zeichen der Zeit‘, Brennecke, wurde zur Zurücknahme der Ausgabe veranlaßt.“92
In dem Gespräch auf dem Presseamt 1967 wurde nochmals betont, das Verbot des Amtsblattes der EKD93 sei Beweis dafür, dass der Staat den Anspruch der EKD auf Kirchen in der DDR nicht billigen könne. Dass „Die Zeichen der Zeit“ bisher über Synoden hätten berichten können, sei lediglich auf das Wohlwollen des Presseamtes zurückzuführen, das dafür „sogar einen Verweis bekommen habe.“94 Weiterhin verwies das Presseamt darauf, „daß der Begriff ‚Deutschland‘ nicht mehr verwendet werden dürfe.“95 Das Novemberheft 1967 dürfe nicht ausgeliefert werden, wobei betont wurde, dass diese Maßnahme keine Beschlagnahmung sei. Vielmehr „solle der Chefredakteur das Heft zurückziehen, um auf diese Weise deutlich zu machen, daß er einsehe, daß sich Form und Inhalt des Beitrages von Dr. Pietz mit der Politik der DDR nicht vereinbaren.“96 Das Presseamt gestatte jedoch das Auswechseln des Artikels und werde „im Auftrage von D. Brennecke die Auflage in Leipzig sicherstellen.“97
92 G. HALLE/K. BLECHA/G. KÖHLER, Forschungsergebnisse (BStU: MfS: JHS: GVS Nr. 7/71, S. 152f). 93 Vgl. dazu ausführlich oben S. 257ff. 94 Vgl. Anm. 87. 95 EBD. Schon 1964 hatte der Redaktionskreis eine Liste von Wörtern erarbeitet, deren Verwendung in der Zeitschrift vermieden werden sollte, „um keinen Anstoß zu erregen“ (Protokoll der Redaktionssitzung vom 2. Dezember 1964, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Sie umfasste die geographischen Begriffe „Mitteldeutschland“, „mitteldeutsch“, „Pommern“, „Schlesien“, „Ostblockländer“, „Westdeutschland“, „Preßburg u. a.“, „UdSSR [,] Estland und Tschechoslowakei“. Stattdessen schrieb die Redaktion die Verwendung von „DDR“, „Konsistorialbezirk Greifswald“, „Konsistorialbezirk Görlitz“, „sozialistische Länder“, „Bundesrepublik Deutschland“, „Estnische SSR“ und „CSSR“ vor (vgl. die Liste im Anhang des Protokolls der Redaktionssitzung vom 2. Dezember 1964, EBD.). 96 Vgl. Anm. 87. 97 EBD. Der Leutnant der Deutschen Volkspolizei, Wagner, quittierte für „7187 herausgetrennte Druckbogen mit den Seiten 417–432 sowie S. 439/440 u. Inh[alts]-Fahne“ (Aktenvermerk Peter Strieglers [Herstellung Leipzig] für die Verlagsleitung vom 4. Januar 1968, NACHLASS HANS LAURENTIUS).
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Die Machtdemonstration des Presseamtes zeigte Wirkung. Brennecke veranlasste den Neudruck des zweiten Bogens des Novemberheftes, indem er Beiträge für das Januarheft 1968 vorzog. Auch dort nahm er nach den Vorgaben des Presseamtes Veränderungen vor98. Das Novemberheft erschien erst nach dem Heft vom Dezember 196799. Wegen der abgedruckten Entschließung der Generalsynode der VELKD zu „Bekenntnis und Schriftauslegung in der Gemeinde“ kam es zu einer Verärgerung des Lutherischen Kirchenamtes, denn Brennecke hatte die Generalsynode in der Einleitung als eine „Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche“100 bezeichnet. Der Theologische Referent im Lutherischen Kirchenamt Berlin, Helmut Zeddies, machte ihm deswegen den Vorwurf, nicht die offizielle Bezeichnung „Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands“ verwendet zu haben, „die in sich eindeutig und allgemein verständlich ist, wie auch die exakte Bezeichnung ‚Generalsynode‘ kaum anfechtbar“ gewesen sei. Das sei um so verwunderlicher, als im Folgeheft sowohl die VELKD als auch die EKD wieder „mit vollem Namen und offenbar ohne Hinderung erwähnt“101 würden. Brennecke erklärte in seiner Antwort, dass vor dem Neudruck des Novemberheftes die Dezembernummer schon ausgedruckt gewesen sei, und führte zu seiner Verteidigung an, die Entschließung überhaupt gebracht zu haben, sei mutig genug. Im Übrigen sei er „doch der Meinung, daß unsere Leser den Text auch ohne den Hinweis auf die Generalsynode der VELKD verstehen würden.“ Die offizielle Bezeichnung „Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands“ zu verwenden, sei nicht möglich gewesen, „denn man hätte auf dem Presseamt sehr wohl gewußt, was damit gemeint ist“102.
c. Die Besprechungen westlicher Bücher Am 13. Juli 1962 wurde Brennecke auf das Presseamt bestellt und ihm mitgeteilt, dass „in Zukunft die Buchbesprechungen der DDR zu denen der Bundesrepublik in ein richtiges Verhältnis zu stellen“103 seien104. Hatten 98 Vgl. das Schreiben Brenneckes an Striegler vom 7. Dezember 1967 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 99 Vgl. das Schreiben Leweks an Krummacher vom 21. Dezember 1967 (EZA BERLIN, 104/1065). 100 Vgl. G. BRENNECKE, Bekenntnis und Schriftauslegung in der Gemeinde (ZdZ 11/1967, S. 426–427). 101 Schreiben von Zeddies an Brennecke vom 18. März 1968 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 102 Schreiben Brenneckes an Zeddies vom 22. März 1968 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 103 Protokoll der Redaktionssitzung am 13. Juli 1962 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 104 Vgl. das Schreiben Brenneckes an das Presseamt vom 3. August 1962 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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vorher die Hinweise auf Veröffentlichungen bundesdeutscher Verlage überwogen105, so bemühte sich die Redaktion nun sofort um Ausgewogenheit. Drei Jahre später106 wurde Brennecke erneut vom Presseamt gemaßregelt und darauf hingewiesen, dass „1. Politisch-klerikale Literatur 2. Literatur aus Westdeutschland, die mit Theologie nichts zu tun hat“107, nicht besprochen werden dürfe. Im Januar 1966 forderte das Presseamt, dass die Redaktion „in einem Vorspann oder einer Fußnote“ darauf hinweisen müsse, wenn Beiträge westdeutscher Autoren abgedruckt würden. Insgesamt solle „ein Gleichgewicht zwischen westdeutschen bzw. ausländischen Autoren eingehalten werden“108. Wenn das Presseamt davon sprach, dass die Zeitschrift auf ein „Gleichgewicht“ zwischen DDR-Autoren, Autoren aus Westdeutschland und dem westlichen Ausland achten müsse, so konnte sich die Forderung nicht auf die tatsächlichen Gegebenheiten beziehen, denn der Anteil von Beiträgen aus dem westeuropäischen Ausland verringerte109 sich bis 1969 auf 6 % aller gedruckten Artikel110, und der Anteil der Autoren aus Westberlin und der Bundesrepublik Deutschland sank um mehr als die Hälfte: Hatte er 1962 noch insgesamt 19 % betragen, so waren es 1969 nur noch 8 %111. Unverhältnismäßig hoch, ungefähr bei einem Fünftel, blieb der Anteil Ostberliner Beiträge112, wie insgesamt die Mehrzahl (fast die Hälfte) der Autoren aus dem Raum der EKU (Ost) stammte113. Im Laufe der 1960er Jahre verdoppelte sich annähernd der Anteil von Beiträgen aus lutherischen Landeskir-
105 Im Juliheft 1962, das die Grundlage der Argumentation des Presseamtes gebildet hatte, wurde nur auf zwei Veröffentlichungen aus DDR-Verlagen hingewiesen (von insgesamt 18 Buchanzeigen). 106 Bereits im März 1964 hatte der Redaktionskreis beschlossen, zusätzlich eine Rubrik zu veröffentlichen „mit der neuesten Literatur, die im Raum der DDR erschienen ist, mit einigen kurzen Hinweisen“ (Protokoll der Redaktionssitzung am 23. März 1964, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Diese Rubrik kam nicht zustande. 107 Information Kuschs an Wilke vom 21. Juni 1965 (BARCH BERLIN, DO 4: 627). 108 Schreiben Brenneckes an Zeddies vom 22. März 1968 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 109 Es muss aber auch in Rechnung gestellt werden, dass die Redaktion seit 1966 alle angebotenen Beiträge aus dem westlichen Ausland abdruckte, es wurden einfach weniger eingereicht. Eine ähnliche Beobachtung ist in bezug auf Autoren der Bundesrepublik und Westberlins zu machen. 110 1962: 10 %; 1963: 10 %; 1964: 8 %; 1965: 6 %; 1966: 5 %; 1967: 7 %; 1968: 11 %; 1969: 6 %. 111 Westberlin: 1962: 16 %; 1963: 13 %; 1964: 10 %; 1965: 7 %; 1966: 4 %; 1967: 4 %; 1968: 3 %; 1969: 4 %. Bundesrepublik Deutschland: 1962: 3 %; 1963: 9 %; 1964: 8 %; 1965: 3 %; 1966: 3 %; 1967: 5 %; 1968: 2 %; 1969: 4 %. 112 1962: 24 %; 1963: 21 %; 1964: 20 %; 1965: 36 %; 1966: 27 %; 1967: 22 %; 1968: 27 %; 1969: 21 %. 113 Einschließlich Ostberlins (vgl. Anm. 125): 1962: 55 %; 1963: 31 %; 1964: 51 %; 1965: 66 %; 1966: 58 %; 1967: 52 %; 1968: 60 %; 1969: 51 %.
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chen114. Waren z. B. 1962 nur 11 % aus Sachsen gekommen, so war es sieben Jahre später fast ein Viertel115. Autoren aus Osteuropa waren weiterhin relativ selten116. Darüber hinaus forderte das Presseamt, dass nicht zu viele westliche Publikationen rezensiert würden. Die Preisangaben bei bundesdeutschen Büchern hätten zu entfallen, eine Regelung, die seit dem Märzheft 1966 Beachtung fand. Der Forderung des Presseamtes, westliche Beiträge mit einer Vorbemerkung einzuleiten, kam die Redaktion ebenfalls nach117. Im Oktober 1967 unterteilte die Redaktion auf Druck des Presseamtes die Rubrik „Bericht von Büchern“ in zwei Gruppen118: in Veröffentlichungen aus DDR-Verlagen („Bericht aus Büchern“) und Verlagen der Bundesrepublik (im Novemberheft unter der Überschrift „Hinweise“119, im Dezemberheft unter der Überschrift „Hinweise auf Publikationen aus anderen Verlagen“). Seit Januar des Folgejahres 1968 verzichteten „Die Zeichen der Zeit“ überhaupt auf Besprechungen westlicher Literatur120; nur in wenigen Fällen gaben sie einen kurzen Hinweis in Sammelbesprechungen121. d. Die „Zehn Artikel über Freiheit und Dienst der Kirche“ und die „Sieben Sätze von der Freiheit der Kirche zum Dienen“ (1963) Am 8. März 1963 nahm die Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR einstimmig die „Zehn Artikel über Freiheit und Dienst der Kirche“122 an, die den Christen in der DDR Orientierung und Hilfe geben 114 Insgesamt: 1962: 14 %; 1963: 16 %; 1964: 24 %; 1965: 16 %; 1966: 28 %; 1967: 29 %; 1968: 20 %; 33 %. 115 1962: 11 %; 1963: 11 %; 1964: 14 %; 1965: 12 %; 1966: 22 %; 1967: 23 %; 1968: 15 %; 1969: 24 %. 116 1962: 2 %; 1963: 1 %; 1964: 1 %; 1965: 2 %; 1966: 2 %; 1967: 2 %; 1968: 4 %; 1969: 1 %. 117 Z. B. vor dem Aufsatz des Stuttgarter Pfarrers D. BENZLER, Du sollst – du kannst – du darfst: von Maßstäben christlicher Ethik (ZdZ 5/1966, S. 261–265). 118 Vgl. auch das Schreiben Brenneckes an Striegler vom 19. Oktober 1967 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 119 Die Anregung der Überschrift ging auf Laurentius zurück (vgl. die Schreiben von Laurentius an die Redaktion vom 23. Oktober 1967 und Brenneckes an Striegler vom 26. Oktober 1967, EBD.). 120 Dass westliche Bücher nicht mehr besprochen wurden, sahen nicht alle Leser als Verlust. Pfarrer Richter (Hohenleipisch) empfand die Buchbesprechung westdeutscher Neuerscheinungen „mehr und mehr als Ironie“ und bat die Redaktion um Antwort auf die Frage, „wie man zu den angezeigten Büchern kommt, wenn man nicht zu den privilegierten Kreisen gehört“ (Schreiben Richters an die Redaktion vom 30. Januar 1968, EBD.). 121 Vgl. u. a. das Schreiben Vahls an Paul Toaspern vom 24. Januar 1969 (ADW BERLIN, DWDDR: I: 531). 122 Zur Vorgeschichte, einschließlich des Vergleichs mit anderen Entwürfen, vgl. ausführlich TH. FRIEBEL, Kirche, S. 276–287. Man vermisst in der Darstellung Friebels jedoch eine
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sollten, bewusst als Christen leben zu können und die Spannung zwischen Resignation und undifferenzierter Anpassung an die marxistisch-leninistische Doktrin auszuhalten und zugleich zum Machtmissbrauch nicht zu schweigen. Die Artikel gründeten zum Teil in den „Zwölf Artikeln evangelischer Lehre“, die der von der EKD-Synode eingesetzte „Theologische Sonderausschuß“ im Herbst 1961 erarbeitet hatte123. Die Konferenz der Kirchenleitungen hatte ihrerseits den Ausschuss am 29. Juli 1961 beauftragt, „eine theologische Stellungnahme zu den Versuchungen und Irrtümern unserer Zeit zu erarbeiten als theologische Basis für viele Einzelentscheidungen.“124 Diese Stellungnahme wurde im Frühjahr 1962 unter dem Titel „Zehn Artikel über Freiheit und Dienst der angefochtenen Kirche“ entworfen und später mehrfach überarbeitet125. Die Konferenz der Kirchenleitungen forderte die einzelnen Landeskirchen in der DDR auf, zu dem Entwurf Stellung zu nehmen126; im Juli 1962 beschloss sie, „daß das Nahziel die Annahme dieser Artikel durch die Konferenz für die eigene Arbeit sei;“ jedoch bleibe es „späteren Erörterungen überlassen, welche weitere Verwendung diese Artikel finden könnten und sollten“127. Ein Dreivierteljahr später, am 8. März 1963, nahm die Konferenz der Kirchenleitungen die „Zehn Artikel über Freiheit und Dienst der Kirche“128 an, die Qualifizierung der Kirche als „angefochten“ ließ sie fallen129. Um politischen Missbrauch der Artikel zu verhindern130, betonte sie, dass sie „weder eine neue Bekenntnisgrundlage noch ein unverbindlicher Diskussionsbeitrag . . . [seien], sondern die der Kirche heute gegebene Wegweisung bedeuten.“131 Der Rat der EKD stellte sich hinter die Artikel, stärkere Berücksichtigung der zahlreichen schriftlichen Quellen, beispielsweise im EZA Berlin. So thematisiert er beispielsweise die verschiedenen Überarbeitungsstufen der „Zehn Artikel“ nicht. 123 Vgl. EBD., S. 279; vgl. auch R. SCHRÖDER, Versuch, S. 1177. 124 Aktenvermerk über die Sitzung der Konferenz der Kirchenleitungen am 6. Juli 1962 in Berlin-Weißensee (EZA BERLIN, 102/9). 125 Vgl. dazu den Entwurf nebst Verbesserungsvorschlägen (EZA BERLIN, 104/600). 126 Vgl. dazu EZA BERLIN, 104/601. 127 Vgl. Anm. 124. 128 Zu Tendenz und Absicht der Zehn Artikel vgl. auch TH. FRIEBEL, Kirche, S. 290–294. 129 Weitere Verbesserungen sind aus dem Aktenvermerk über die Sitzung der Konferenz der Kirchenleitungen am 8. März 1963 in Berlin-Weißensee ersichtlich (EZA BERLIN, 102/9). 130 U. a. warf der CDU-Vorsitzende Götting dem Magdeburger Bischof Johannes Jänicke in einem Schreiben vom 16. Juli 1963 vor: „Ich habe zuverlässige Informationen darüber, daß es im Verlauf der Ausarbeitung der 10 Artikel immer wieder zu Konsultationen mit westdeutschen Theologen und Kirchenmännern gekommen ist. Die Aufmachung, Unterstützung und politische Wirkung, die die 10 Artikel bei den uns feindlich gesinnten Kreisen fanden, bestätigen eindeutig die Tatsache, daß es sich dabei um eine gegen unseren Staat gerichtete Ausarbeitung handelt“ (EZA BERLIN, 102/9; weitere Akten zum Briefwechsel in EZA BERLIN, 102/9 und 104/601). 131 Aktenvermerk über die Sitzung der Konferenz der Kirchenleitungen am 13. Juni 1963 in Berlin-Weißensee (EZA BERLIN, 102/9).
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„die von der Konferenz der evangelischen Kirchenleitungen in der DDR durch einen hierfür bestellten Ausschuss ausgearbeitet und einmütig angenommen worden sind. Der Rat sah in diesen Artikeln eine auf Schrift und Bekenntnis begründete Anwendung des Evangeliums auf die Fragen der gegenwärtigen Zeit. Er sah ihre besondere Bedeutung darin, daß sie die Zustimmung aller Kirchenleitungen in der DDR gefunden haben.“132
Nach der Verabschiedung der „Zehn Artikel“ stellte sich das Problem ihrer Veröffentlichung. Bischof Krummacher schlug vor, sie kommentiert und als Fortsetzung im „Evangelischen Nachrichtendienst Ost“ und den kirchlichen Wochenblättern zu publizieren133. Krummachers Vorschlag wurde jedoch nicht aufgegriffen und wäre wohl auch kirchenpolitisch nicht durchzusetzen gewesen. So wurden die „Zehn Artikel“ in der DDR nie gedruckt134, und ihr Anspruch, „Wegweisung“ zu sein, war schon aus dem Grunde nur schwer einzulösen, da sie weiten Kreisen nicht bekannt gemacht werden konnten135. Die offizielle Presse der DDR setzte sich allerdings polemisch mit ihnen auseinander und das „Evangelische Pfarrerblatt“ widmete insgesamt 24 Beiträge der Kritik an den „Zehn Artikeln“136. Im November 1963 verabschiedete der Weißenseer Arbeitskreis „Sieben Sätze von der Freiheit der Kirche zum Dienen“137. Diese Sätze waren als direkte Reaktion auf die „Zehn Artikel“ eine Kritik an deren Inhalt und Anspruch, „Wegweisung“ für die Kirche zu sein138. Somit gab es einen Gegenentwurf, noch bevor die „Zehn Artikel“ den Gemeinden zur Kenntnis kommen konnten. Daher wurde versucht, die Veröffentlichung der „Sieben Sätze“ mit der Publizierung der „Zehn Artikel“ zu verknüpfen, indem das Erscheinen der „Sieben Sätze“ in der kirchlichen Presse solange verhindert werden sollte, bis auch die „Zehn Artikel“ eine Druckgenehmigung erhielten139. Doch schon am 29. Januar 1964 berichtete der „Evangelische Nachrichtendienst Ost“ über eine Veranstaltung, zu der der Weißenseer Arbeitskreises geladen hatte. Der Nachrichtendienst zitierte Günter Jacob, 132 Protokoll der 19. Sitzung des Rates der EKD in Berlin am 4. und 5. Juli 1963 (EZA BERLIN, 104/601). 133 Vgl. das Schreiben Krummachers an Lewek, Lorenz und Adler, o. D. [eingegangen am 19. September 1963, EBD.). 134 Vgl. TH. FRIEBEL, Kirche, S. 396; R. SCHRÖDER, Versuch, S. 1178. 135 Sie erschienen u. a. im KIRCHLICHEN JAHRBUCH 1963, S. 181–185, dort auch die „Sieben Sätze“, S. 194–198. 136 Vgl. auch TH. FRIEBEL, Kirche, S. 296. 137 Die genaue Verfasserschaft lässt sich wohl nicht mehr eindeutig feststellen (vgl. R. SCHRÖDER, Versuch, S. 1181). Fest steht hingegen, dass sich die Verfasser durch Karl Barths „Theologisches Gutachten zu den Zehn Artikeln über Freiheit und Dienst der Kirche“ ermutigt fühlten (vgl. EBD., S. 1180; vgl. auch TH. FRIEBEL, Kirche, S. 299–302; CHR. HANKE, Deutschlandpolitik, S. 175; A. SILOMON, Verantwortung, S. 147f.). 138 Vgl. R. SCHRÖDER, Versuch, S. 1180. 139 Vgl. EBD., S. 1183.
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der die „Sieben Sätze“ als „eine ernsthafte kritische Weiterarbeit an den seinerzeit zur Erörterung unterbreiteten ‚Zehn Artikeln‘“140 wertete141. „Die Kirche“, die „Potsdamer Kirche“ sowie die „Neue Zeit“142 druckten die Meldung des „Evangelischen Nachrichtendienstes Ost“ nach143. Das Juniheft der „Zeichen der Zeit“ übernahm aus der „Jungen Kirche“144 einen Vortrag Günter Jacobs, in dem er die „Zehn Artikel“ und „Sieben Sätze“ auf der Grundlage des Barthschen Gutachtens verglich, dabei aber die Funktion der „Zehn Artikel“ als „Wegweisung“ einschränkte145. Zugleich druckten „Die Zeichen der Zeit“ die „Sieben Sätze“ – die Erstveröffentlichung in der DDR146! Die Schriftleitung der „Zeichen der Zeit“ setze voraus, „daß die ‚Zehn Artikel‘ in ihrem Wortlaut in allen dafür in Frage kommenden Kreisen bekannt sind.“ Die Tatsache missachtend, dass der genaue Wortlaut der „Zehn Artikel“ den wenigsten Lesern bekannt gewesen sein dürfte147, habe sich die Redaktion entschieden, „die genaue Form der Sieben Sätze abzudrucken, zumal diese Sätze in einer nicht einwandfreien Form veröffentlicht worden sind.“148 Von Lesern darauf hingewiesen und zu „fairness“149 ermahnt, verteidigte Gerhard Brennecke die Entscheidung – nicht öffentlich. Leider sei „es ganz ausgeschlossen, die Zehn Artikel abzudrucken – soviel mir [Brennecke] daran läge. . . . Sie haben verstanden, daß wir nur in der Form, wie wir es getan haben, positiv über die Zehn Artikel berichten konnten.“150 Am 24. Juni 1964 befasste sich die Konferenz der Kirchenleitungen mit dem Problem. Fritz Heidler und Kurt Johannes brachten ihre Verärgerung zum Ausdruck, „daß die Monatszeitschrift ‚Zeichen der Zeit‘ sich einseitig für die sieben Weißenseer Sätze einsetze. Darüber hinaus zeige sich auch in anderen Punkten die einseitige Haltung der Schriftleitung dieser Zeitschrift.“151 Die Konferenz beschloss, dass „kir140 „Theologische Diskussion im Weißenseer Arbeitskreis: um die ‚Zehn Artikel‘ sowie ‚Sieben Sätze‘ des Arbeitskreises“ (eno 5/1964 [29. Januar 1964]). 141 Damit wich Jacob von der Position der Konferenz der Kirchenleitungen ab, die die „Zehn Artikel“ gerade nicht als Diskussionsgrundlage sah. 142 Vgl. die „Neue Zeit“ vom 1. Februar 1964. 143 Vgl. dazu auch Aktenmaterial im EZA BERLIN, 104/602. 144 Junge Kirche 4/1964. 145 Vgl. G. JACOB, Zehn Artikel und Sieben Sätze: Versuche einer Wegweisung (ZdZ 6/1964, S. 219–225). 146 Von der Freiheit der Kirche zum Dienen: theologische Sätze des Weißenseer Arbeitskreises (ZdZ 6/1964, S. 234–237). 147 Die Redaktion musste darauf verzichten, die Leser auf eine entsprechende Publikation hinzuweisen, da zu diesem Zeitpunkt keine zur Verfügung stand. 148 G. BRENNECKE, Bemerkungen der Schriftleitung (ZdZ 6/1964, S. 240). Auf welche Veröffentlichung sich Brennecke bezog, ist unklar. 149 So Gottfried Voigt in einem Schreiben an Vahl vom 13. Juni 1964 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 150 Schreiben Brenneckes an Voigt vom 16. Juni 1964 (EBD.). 151 Protokoll der Sitzung der Konferenz der Kirchenleitungen am 24. Juni 1964 in Berlin-
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chenleitende Männer“ mit der Redaktion das Gespräch suchen sollten. Zunächst wandte sich Krummacher schriftlich an den Redaktionskreis. Er äußerte im Auftrag der Konferenz der Kirchenleitungen „mit großem Ernst das Befremden darüber . . ., dass die Monatsschrift ‚Die Zeichen der Zeit‘, die als einzige theologisch-kirchliche Zeitschrift dieser Art im Bereich unserer Landeskirchen so etwas wie ein ‚Monopol‘ besitzt, nicht in gerechter und toleranter Weise allen kirchlichen und theologischen Kräften in unserem Raum in gleichem Masse dient, sondern in einseitiger Zuspitzung bestimmte theologische und kirchliche Aspekte vertritt.“152
Das Schreiben Krummachers nahmen die Redaktionsmitglieder „als sehr befremdlich“153 auf. „Eine Regieanweisung . . . [der] Zeitschrift durch die Konferenz der Bischöfe . . . [wurde] vom gesamten Redaktionskreis zurückgewiesen.“154 Der Redaktionskreis ließ den Brief des Greifswalder Bischofs unbeantwortet155. Am 26. November 1964 sprachen Krummacher und der sächsische Landesbischof Gottfried Noth mit Chefredakteur Brennecke und den beiden Mitgliedern des Redaktionskreises, Gottfried Forck und Reinhold Pietz156. Ein Ergebnis des Gesprächs war, dass sich die Redaktion mit dem Vorschlag Krummachers einverstanden erklärte, Christa Lewek zu bitten, „der Schriftleitung durch gelegentliche Hinweise zu helfen, die jeweils aktuellen kirchlichen Fragen rechtzeitig aufzugreifen.“157 Im Mai des Folgejahres 1965 wurde Christa Lewek Mitglied des Redaktionskreises158. Doch auch der Weißenseer Arbeitskreis zeigte sich unzufrieden mit der Würdigung seiner „Sieben Sätze“ in den „Zeichen der Zeit“. Zum einen
Weißensee (EZA BERLIN, 102/11). Die oben zitierte Fassung wurde später durchgestrichen und lautete dann: „daß die Monatszeitschrift ‚Zeichen der Zeit‘ eine einseitige Haltung in der Abhandlung kirchlicher Grundsatzfragen vertrete. Die Zeitschrift müsse aber allen kirchl[ichen] Kräften in toleranter Weise Raum geben.“ 152 Schreiben Krummachers an Brennecke vom 26. Juni 1964 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 153 Protokoll der Sitzung des Redaktionskreises vom 7. September 1964 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 154 EBD. 155 Vgl. das Schreiben Krummachers an Adler vom 19. November 1964 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 156 Vgl. die Schreiben Krummachers an Adler vom 5. Dezember 1964 (EBD.) und Brenneckes an Reinhard Steinlein vom 27. November 1964 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Inhalt und Verlauf des Gesprächs ist aus dem Aktenmaterial nicht zu ersehen. Adler sprach gegen Krummacher die Erwartung aus: „Hoffentlich kam man auf seiten der ZdZ zur Einsicht, dass man bei aller Freiheit doch die Bindung an unsere Gemeinden sehen müsse“ (Schreiben Adlers an Krummacher vom 5. Dezember 1964, NACHLASS HANS LAURENTIUS). 157 Schreiben Krummachers an Adler vom 5. Dezember 1964 (EBD.). 158 Vgl. auch unten S. 368f.
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seien sie mit einem „entstellenden Druckfehler“159 erschienen160, und zum anderen hätten sowohl Jacobs Ausführungen wie die Bemerkungen der Redaktion den Eindruck einer gewissen Parallelität der „Sieben Sätze“ und der „Zehn Artikel“ erweckt. „Diese Darstellung entspricht nicht den Tatsachen. Die Sieben Sätze sind entstanden, weil wir [der Weißenseer Arbeitskreis] in den Zehn Artikeln gerade keine hilfreiche Wegweisung für den Dienst der Kirche erkennen konnten.“161 Brennecke bat, auf eine Berichtigung in den „Zeichen der Zeit“ verzichten zu wollen, man habe „damals schon genügend Schwierigkeiten wegen der Veröffentlichung der Sieben Sätze bekommen, nachdem es ja nicht möglich gewesen war, die Zehn Artikel zu drucken.“162 Eine Berichtigung erfolgte nicht, und „Die Zeichen der Zeit“ beteiligten sich nicht mehr an der Debatte. Johannes Hamel zog einen Beitrag zurück, den er auf die Bitte Günter Jacobs verfasst und der Redaktion zugeleitet hatte163. Hamel „fürchtete vor allem Schönherrs heftige Reaktion“164; „auseinander dividieren wir uns schon genug.“165 Kritik daran, dass sich „Die Zeichen der Zeit“ einseitig positionierten, kam auch von anderer Seite. Im Sommer 1964 musste sich der Finsterwalder Superintendent Reinhard Steinlein gegen den Vorwurf Brenneckes verteidigen, er habe behauptet, „daß die drei Zeitschriften, die im Raum der Berlin-Brandenburger Kirche erscheinen, ‚Die Kirche‘, ‚Die Potsdamer Kirche‘ und ‚Die Zeichen der Zeit‘, mehr oder weniger von Prag166 abhängig oder gar dirigiert seien.“167 Hingegen habe Steinlein in einem Vortrag vor der „Bruderschaft der Bekennenden Kirche Sachsens“ am 25. Mai 1964 über „Die Diskussion um die 10 Artikel“ referiert. Dabei schilderte Steinlein „Wesen und Ziele des Weißenseer Arbeitskreises“168 und erwähnte, „daß die sogenannten ‚Weißenseer‘ ein zahlenmäßig begrenzter Kreis seien,
159 Schreiben Schönfelds an Brennecke vom 9. Juli 1964 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 160 Statt „Darum haben wir im Weißenseer Arbeitskreis diese theologischen Sätze entworfen, die den Versuch machen, . . . die Botschaft von dem erniedrigten und erhöhten Herrn deutlich zur Sprache zu bringen“, hätte es heißen müssen: „Darum haben wir im Weißenseer Arbeitskreis diese theologischen Sätze entworfen, die den Versuch machen, . . . die Botschaft von dem erniedrigten und erhöhten Herrn deutlicher zur Sprache zu bringen.“ 161 Vgl. Anm. 159. 162 Schreiben Brenneckes an Schönfeld vom 27. November 1964 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 163 Er war auch in „Kirche in der Zeit“ erschienen. Die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ wollte ihn als „Gesprächsbeitrag zu dem Fragenkomplex ‚Zehn Artikel und Sieben Sätze‘“ umarbeiten (Protokoll der Redaktionssitzung am 7. September 1964, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 164 Schreiben Hamels an Brennecke vom 13. September 1964 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Zur Diskussion zwischen Hamel und Schönherr vgl. auch TH. FRIEBEL, Kirche, S. 316. 165 Schreiben Hamels an Brennecke vom 13. September 1964 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 166 Gemeint war die „Prager Christliche Friedenskonferenz“. 167 Schreiben Brenneckes an Steinlein vom 11. Juni 1964 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 168 Schreiben Steinleins an Brennecke vom 23. Juni 1964 (EBD.).
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ihr Wirkungsradius reiche aber weiter als ihre Zahl es vermuten läßt.“169 An der publizistischen Wirkung hätten auch „Die Zeichen der Zeit“ Anteil, da „die genannten 3 Zeitschriften unverkennbar stark unter dem Einfluß von ‚Weißensee‘ stünden.“170 Mit dieser Beobachtung stehe Steinlein nicht allein. Er habe „in ähnlicher Sache vor längerer Zeit mit Fräulein Dr. Grell171 korrespondiert.“172 Sie entgegnete auf Steinleins Kritik, „daß die Potsdamer Kirche bei aller Bereitschaft zur Offenheit nach allen Seiten selbstverständlich ein bestimmtes Profil habe, sonst wäre sie ja auch langweilig.“173 Steinlein wolle es Brennecke nicht verübeln, dass er aus den „Zeichen der Zeit“ mehr machen wolle „als nur ein farbloses Diskussionsforum. Dann aber müßte es doch wohl so offen zugegeben werden, wie es Fräulein Dr. Grell getan hat.“174 Brennecke dürfte es nicht entgangen sein, „daß unter sehr vielen Amtsbrüdern und Gemeindegliedern die Beunruhigung über die Entwicklung des kirchlichen Pressewesens im Wachsen ist.“175 Beleg für die Nähe der Zeitschrift zum „Weißenseer Arbeitskreis“ waren auch Brenneckes Bemühungen, 1962 für die Zeitschrift einen festen Autorenstamm gewinnen, um die Einzelhefte regelmäßig mit einem Kommentar einzuleiten, in dem es „wesentlich um innerkirchliche Fragen gehen“176 sollte. Fast die Hälfte der angeschriebenen 17 potenziellen Autoren waren Mitglieder des „Weißenseer Arbeitskreises“177.
e. Der wachsende Einfluss und die Aktivitäten Gerhard Bassaraks Unmittelbar nach seinem Eintreten in den Redaktionskreis 1958178 hatte Gerhard Bassarak die Initiative ergriffen und unter anderem eine graphische Neugestaltung der Zeitschrift angeregt. Mit dem Januarheft 1967 wurden „Die Zeichen der Zeit“ erneut umgestaltet. Der Berliner Graphiker Ernst Lauenroth hatte schon im September 1965 dem Redaktionskreis zwei 169 EBD. 170 EBD. 171 Sie war Chefredakteurin der „Potsdamer Kirche“. 172 Vgl. EBD. 173 EBD. 174 EBD. 175 EBD.; vgl. auch das Protokoll der Sitzung des Redaktionskreises am 7. September 1964 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 176 Rundschreiben Brenneckes vom 11. Dezember 1962; vgl. auch die Protokolle der Redaktionssitzungen vom 26. Oktober 1962 und 29. April 1963, EBD.). 177 Dies zeigt ein Vergleich mit der Liste der Mitglieder des Weißenseer Arbeitskreises, die Bassarak 1962 für die Abteilung Kirchenfragen (Frau Flöricke, Frau Lahl) des Berliner Magistrates aufgestellt hatte (LA BERLIN: STA: Rep. 104 Nr. 543). 178 Vgl. oben S. 229f.
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Entwürfe vorgelegt, „von denen einer angenommen wurde.“179 Gespräche mit der Verlagsleitung ergaben, „daß aus terminmäßigen Gründen die Neugestaltung erst 1967 durchgeführt werden kann.“180 Im März 1966 beriet der Redaktionskreis erneut über die Neugestaltung und sprach sie mit der Herstellungsabteilung in Leipzig ab181. Als im Januar 1967 das neue Heft erschien, teilte die Redaktion ihren Lesern nur den Namen des Künstlers mit und ließ sie über die künstlerische Aussage der Titelgraphik182 völlig im unklaren, indem sie ausführte: „Wir möchten mit der grafischen Gestaltung etwas von dem zum Ausdruck bringen, was uns im Blick auf die Aufgabe unserer Zeitschrift, mit der wir noch mehr als bisher den Fragen über Kirche und Welt nachgehen wollen, beschäftigt.“183 Unabhängig von diesen Fragen des Layouts festigte sich Bassaraks Position immer mehr184. Sein Einfluss seit Beginn der 1960er Jahre wuchs zunehmend, auch auf die inhaltliche Arbeit der Zeitschrift. Bassaraks „akademischer Aufstieg“ fiel in dieselbe Zeit. Zunächst scheiterte 1965 seine Berufung als Leiter eines Ökumenischen Instituts. Die Gründung des Instituts unterblieb185. Gegen den Willen der Fakultät berief das Staatssekretariat für Hochschulwesen 1967 Bassarak als Nachfolger Arno Lehmanns nach Halle auf die Professur für „Allgemeine Religionsgeschichte“186. Zwei Jahre später gelang seine Berufung nach Berlin, obwohl sich bis auf Hanfried Müller und dessen Gattin, Rosemarie Müller-Streisand, niemand dafür ausgesprochen hatte187. Die Umtriebigkeit Bassaraks wird auch da179 Protokoll der Redaktionssitzung vom 2. September 1965 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
180 EBD. Merkwürdigerweise ging Laurentius wenige Tage nach dieser Redaktionssitzung davon aus, dass die neue Umschlaggestaltung mit dem Januarheft 1966 beginnen würde (vgl. die Aktennotiz von Laurentius vom 7. September 1965, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 181 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 21. März 1966 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI; vgl. auch das Schreiben Vahls an Günter Collrep vom 7. April 1966, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 182 Das Titelblatt zeigte sieben Kreise gleicher Größe zusammen mit einem Kreuz. In einen weiteren, größeren Kreis war der Titel „Die Zeichen der Zeit“ hineingeschrieben. Die Grundfarben der Titelseiten wechselte nicht mehr wie bisher monatlich, sondern jährlich. 183 G. BRENNECKE, Bemerkungen der Schriftleitung (ZdZ 1/1967, S. 40). Auf eine Anfrage des Propstes i. R. Haack (Mecklenburg) antwortete Vahl erst fast ein Jahr später, am 27. März 1968, dass der „Grafiker aus dem säkularen Raum“ stamme, und erläuterte die Ikonographie der Titelgestaltung: „Uns hat an dieser Gestaltung vor allem die Ordnung bzw. Zuordnung der Kreise, doch ein gewisses Zeichen in der modernen Welt, um das Kreuz zugesagt. Natürlich ist nicht mit jedem dieser Kreise ein bestimmtes Gebiet gemeint, das wäre wohl kaum möglich auszusagen“ (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 184 Der Einfluss Bassaraks wird u. a. vom ehemaligen Mitglied des Redaktionskreises Helmut Zeddies – zumindest für die Spätzeit – bestritten (so im Gespräch mit dem Verfasser am 24. Oktober 2000). Dem widerspricht jedoch die schriftliche Überlieferung. 185 Vgl. F. STENGEL, Fakultäten, S. 623–626. 186 Vgl. EBD., S. 476 u. 607f. 187 Vgl. EBD., S. 623–628.
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durch unterstrichen, dass er seit Beginn der 1960er Jahre als IMB „Buss“ bzw. GI „Freund“ für das Ministerium für Staatssicherheit tätig war188. Für „Die Zeichen der Zeit“ nahm Gerhard Bassarak verstärkt eine „Zensorfunktion“ wahr. Diese Rolle, zunächst im Zusammenspiel mit Ernst-Oskar Petras189, machte ihm offensichtlich im Redaktionskreis niemand streitig. Als im April 1966 entschieden werden sollte, ob der Beitrag Kurt Huttens „Die sexuelle Revolution“ abgedruckt würde, wandte sich Bassarak vehement gegen dessen Veröffentlichung, da „Hutten nach seinem Sektenbuch die beiden Bände über die Kirche hinter dem eisernen Vorhang geschrieben hat190, mit denen er sich ziemlich unmöglich gemacht hat. Dass er nun bei der Frage der Sexualität angelangt ist, scheint die nächste Stufe seiner Entwicklung zu sein.“191 Bassarak schriebe „es dem Umstand zu, daß er vielleicht das fünfte Lebensjahrzehnt erreicht hat, in dem man in seinem Text auf Seite fünf eine Periode für sexuelle Experimente erlebt.“192
Nachdem sich in Bassaraks Abwesenheit der Redaktionskreis dennoch entschieden hatte, den Beitrag Huttens zu bringen193, drohte Bassarak, weil er fest davon überzeugt sei, „daß ein Beitrag von Hutten in der DDR im Blick auf die beiden von ihm geschriebenen Bände ‚Die Kirche hinter dem eisernen Vorhang‘ nicht lizenziert werden wird.“194 Daraufhin beschloss der Redaktionskreis, Huttens Artikel zurückzustellen195. Letztlich wurde auf den Abdruck ganz verzichtet. Im Dezember desselben Jahres, 1966, sorgte Bassarak dafür, dass die Publizierung eines Beitrages des Gesellschafters der Evangelischen Verlagsanstalt, Friedrich-Wilhelm Krummacher, über die Gründung der Kirche der Evangelischen Altpreu188 Leider wurden die Bassarak betreffenden Akten im Dezember 1989 vernichtet (vgl. S. BRÄUER/C. VOLLNHALS, „Zensur“, S. 96.) Fest steht, dass Bassarak bereits vor November 1961 für das Ministerium für Staatssicherheit arbeitete (vgl. F. STENGEL, Fakultäten, S. 586f., Anm. 33). Die Anfänge von Bassaraks Stasi-Kontakten sind auch im umfangreichen Aktenbestand des für das MfS tätigen Hans-Joachim Seidowsky – IM „Jochen“ bzw. „Gerhard“ – dokumentiert (BStU: MfS: ZA: AIM: 3654/71). 189 So unterblieb z. B. im November 1961 die Publikation eines Artikels von Martin Fischer „Evangelischer Glaube auf der iberischen Halbinsel“, „da die Bedenken von Herrn Petras und Pfarrer Bassarak gegen eine Veröffentlichung sprechen“ (Protokoll der Redaktionssitzung vom 20. November 1961; vgl. auch das Protokoll der Redaktionssitzung vom 1. November 1961, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 190 Gemeint war K. HUTTEN, Christen. 191 Schreiben Bassaraks an Anneliese Vahl vom 5. April 1966 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 192 EBD. 193 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 25. April 1966 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 194 Schreiben Bassaraks an Vahl vom 4. Mai 1966 (EBD.). 195 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 2. Juni 1966 (EBD.).
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ßischen Union unterblieb196. Krummacher erweise sich nicht nur als „Parteigänger der toten Hohenzollern“, zudem entlarve der Sprachgebrauch seine „kirchenführerliche Doppelzüngigkeit, die einerseits hier, sich dem ‚Druck‘ beugend, von Greifswalder Synodalbezirk, dort – die westliche Freiheit traktierend – von ‚Pommern‘ spricht . . . Pommernland ist aber endgültig abgebrannt, und das ist nach Lage der Dinge wohl das beste.“197
Eine andere Facette des gewachsenen Einflusses Bassaraks zeigte sich darin, dass er damit drohen konnte, die Nichtbeachtung seiner „Ratschläge“ habe Auswirkungen auf die Auflagenhöhe der Zeitschrift: „Es ist merkwürdig, daß immer dann, wenn der Gedanke auftaucht, eine Erhöhung der Auflage zu beantragen198, irgendwelche Merkwürdigkeiten, die Unbehagen auslösen müssen, erscheinen.“199 Seit Beginn der 1960er Jahre waren mehrere Bemühungen um Erhöhung der Auflage gescheitert200. Im Gegensatz zu den „Zeichen der Zeit“ war bei der „Theologischen Literaturzeitung“ 1966 eine Auflagenerhöhung gelungen. Zunächst lehnte das Presseamt trotz eines befürwortenden Votums der „Buchexport und -import GmbH“201 den Antrag von Hans Laurentius202 mit der Begründung ab, dass Papier fehle. Auch das Angebot des Verlages, dafür die Auflage der „Christenlehre“ und des „Amtblattes der EKD“ zu kürzen, wurde abge196 Der Beitrag war schon erschienen in der Festschrift für Heinrich Bornkamm (vgl. F.-W. KRUMMACHER, Kircheneinheit, S. 155–167). 197 Schreiben Bassaraks an Vahl vom 10. Dezember 1966 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 198 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Bassarak vom 20. Oktober 1966 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 7). 199 Schreiben Bassaraks an Vahl vom 29. Juni 1966 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Bassarak bezog sich auf eine Rezension Christfried Bergers zu A. Dohmann u. a., „Der Wiederaufbau der Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik“ (Berlin, Union Verlag 1964). Anstoß war wahrscheinlich die Bemerkung Bergers, dass die Vorworte Seigewassers und Göttings „erfreulicherweise“ nur „zwölf von zweiundsiebzig Textseiten ein[nehmen], so daß für die eigentlich thematischen Überblicke genügend Raum bleibt“ (CHR. BERGER, Bilder wiedererstandener Kirchen. In: ZdZ 6/1966, S. 237). 200 Vgl. u. a. die Protokolle der Redaktionssitzungen vom 30. Dezember 1963 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI), die Schreiben Brenneckes an Laurentius vom 10. Januar 1964 und von Laurentius an Brennecke vom 17. Juni 1964 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ) und 27. Juni 1964 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 82), das Schreiben des Presseamtes an Laurentius vom 7. August 1964 (EBD.) und das Protokoll der Redaktionssitzung vom 7. September 1964 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Die Bemerkung „Durchschläge des Schreibens sollen an das Staatssekretariat und an Pfarrer Bassarak gehen“ (EBD.) lassen den Bassarak zugetrauten Einfluss erahnen (vgl. auch das Schreiben Vahls an Bassarak vom 21. Oktober 1964, REDAKTIONSARCHIV ZDZ, in dem Bassarak gebeten wurde, die Bitte „bei einem eventuellen Gespräch oder auch gesondert“ beim Staatssekretär für Kirchenfragen vorzutragen). 201 Vgl. das Schreiben der „Buchexport und -import GmbH“ an das Presseamt vom 7. Januar 1966 (BARCH BERLIN, DC 9: 404: Lizenzakten „Theologische Literaturzeitung“). 202 Vgl. das Schreiben von Laurentius an das Presseamt vom 17. Dezember 1965 (EBD.).
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lehnt203. Erst als die Verlagsleitung darauf aufmerksam machte, dass damit die Auslieferung nach Westdeutschland gefährdet sei, und die „Buchexport und -import GmbH“ dies bestätigte204, genehmigte Rudi Bellmann205 von der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ beim ZK der SED eine Auflagenerhöhung „von 100 Expl. zweckgebunden für den Export.“206 Der allmähliche Machtzuwachs Bassaraks behagte nicht allen Mitgliedern des Redaktionskreises und rief Widerstand hervor. Die Situation eskalierte, als Gerhard Bassarak im Mai 1967 in der „BZ am Abend“207 unter dem Titel „Die neue Lehre von damals“ einen Beitrag veröffentlichte, in dem er das Reformationsjubiläum zum Anlass nahm, die Christen aufzufordern, wie Luther „in der richtigen Stunde, zur notwendigen Zeit zum Hammer zu greifen, um gemeinsam mit den Marxisten an der richtigen Stelle zuzuschlagen.“ Bassarak provozierte empörte Zuschriften an die Redaktion der „Zeichen der Zeit“, mit der Anfrage, ob er „nach seinen Äußerungen in der Tagespresse noch weiter zum Redaktionskreis der ‚Zeichen der Zeit‘ gehören“208 könne. Der Redaktionskreis beschloss in Bassaraks Abwesenheit, „sich um ein klärendes Gespräch mit Professor Dr. Bassarak [zu] bemühen.“209 Das Gespräch fand statt210. Brennecke konnte wegen seiner Krankheit211 nicht teilnehmen. Man kam überein, in Zukunft „dieses Thema . . . nicht noch einmal aufzunehmen.“212 „Vielleicht braucht der Redaktionskreis dann und wann eine Prüfung seiner Tragfähigkeit“213, vermutete Urner und war „dankbar, daß er sie diesmal wieder bestanden hat.“214 Brennecke ließ wissen, „daß . . . [er] das, was . . . [er] aus seiner 203 Vgl. die Aktennotiz Rossows vom 7. Januar 1966 sowie das Schreiben Rossows an die „Buchexport und -import GmbH“ vom 17. Januar 1966 (EBD.). 204 Vgl. das Schreiben von Laurentius an das Presseamt vom 15. März 1966 sowie das Schreiben der „Buchexport und -import GmbH“ an das Presseamt vom 26. März 1966 (EBD.). Der Eintrag eines Sperrvermerks für Westdeutschland war nicht möglich und hätte die Streichung der „Theologischen Literaturzeitung“ von der westdeutschen Postzeitungsliste nach sich gezogen. 205 Vgl. auch die Aktennotiz Rossows vom 5. April 1966 (EBD.). 206 Handschriftliche Notiz Rossows auf einem Schreiben von Laurentius an das Presseamt vom 16. Mai 1967 (EBD.). 207 Eine Berliner Abendzeitung. 208 Protokoll der Redaktionssitzung vom 26. Mai 1967 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 209 EBD. An der Sitzung nahmen nur Gottfried Forck, Reinhold Pietz, Renate Trautmann und Anneliese Vahl teil. 210 Über das Gespräch existieren keine Aufzeichnungen, ebenso ist unklar, wer außer Bassaraks Kollegen Hans Urner noch teilnahm (vgl. das Schreiben Urners an Brennecke vom 21. August 1967, REDAKTIONSARCHIV ZDZ, und das Protokoll der Redaktionssitzung vom 12. Juli 1967, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 211 Vgl. oben S. 302. 212 Schreiben Urners an Brennecke vom 21. August 1967 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 213 EBD. 214 EBD.
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Tätigkeit höre, nicht ganz verstehe“215. Er „meine aber, daß dies . . . noch kein Grund ist, die Brücken abzubrechen.“216 Brennecke wünsche, „daß er in öffentlichen Äußerungen in Zukunft etwas zurückhaltender ist“217, und zeigte sich ebenfalls bereit, „mit ihm ein vernünftiges und wenn nötig ein klärendes Gespräch zu führen und damit die Sache endgültig zu bereinigen.“218 Dass der Redaktionskreis diese „Prüfung seiner Tragfähigkeit“ keineswegs bestanden hatte, zeigte sich, als sich im November 1967 Helmut Hildebrandt, Pfarrer in Berlin-Köpenick, erneut auf den Artikel Bassaraks in der „BZ am Abend“ bezog und das Redaktionskollegium bat, mit Bassarak „einmal brüderlich“ zu reden, „und vielleicht immer wieder redete(n), wenn . . . [man] ihn nicht einfach als einen hoffnungslosen Fall beiseiteschieben“219 wolle. Bassarak verbat sich „jedes weitere Einmischen in seine Angelegenheit“220 und wandte sich an den berlin-brandenburgischen Bischofsamtsverwalter, Günter Jacob, damit dieser Hildebrandt einen Verweis erteile. Zugleich forderte er, „daß über die Kritik, die Pfarrer Hildebrandt an . . . [seinem] Artikel in der Zeitung ‚BZ am Abend‘ geübt und die er dem Redaktionskollegium zugänglich gemacht hat, in . . . [seinem] Beisein nicht gesprochen werden sollte.“221 In dieser Situation wies sein Kollege im Redaktionskreis, Reinhold Pietz, Bassaraks Beitrag kirchenhistorische Ungenauigkeiten nach. Bassarak habe „mit dem fraglichen Artikel . . . nicht nur der Sache des Reformationsgedenkens und unserer Kirche, sondern auch sich selber einen schlechten Dienst getan“222. Damit war der schon länger schwelende Konflikt zwischen Bassarak und Pietz manifest223. Im September 1968 konnte Bassarak das Erscheinen seines Aufsatzes „Haß und Liebe“ trotz eines gegen-
215 Schreiben Brenneckes an Urner vom 21. August 1967 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 216 EBD. 217 EBD. 218 EBD. 219 Schreiben Hildebrandts an die Redaktion vom 14. November 1967 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 220 EBD. 221 Schreiben von Pietz an Bassarak vom 17. Januar 1968 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 222 EBD. 223 Weitere Beispiele der Spannungen zwischen Bassarak und Pietz sind die Drohung von Pietz, aus dem Redaktionskreis auszuscheiden, falls Bassarak Chefredakteur würde (vgl. ausführlich unten S. 315), und Bassaraks Intervention bei Anneliese Vahl vom Oktober 1970. Die Redakteurin hatte Bassarak bedeutet, dass weitere Beiträge von ihm zurückgestellt werden müssten, da er sehr oft publiziert habe. Bassarak fragte, ob sie „z. Z. diesen Eindruck im Blick auf Dr. Pietz nicht“ habe. Vahl rechnete daraufhin Bassaraks und Pietz’ Beiträge gegeneinander auf und wies nach, dass Bassarak unrecht hatte (Schreiben Bassaraks an Vahl vom 16. Oktober 1970 und Schreiben Vahls an Bassarak vom 20. Oktober 1970, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
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teiligen Votums der Verlagsleitung durchsetzen. Pietz bat darum, seine persönlichen „grundsätzlichen Bedenken“ gegen den Abdruck zu protokollieren224. Der Protokollnotiz widersprach Bassarak schriftlich. Sie entspräche „nicht dem tatsächlichen Gang der Verhandlungen und dem Ergebnis.“225 Bassarak unterstellte der Redakteurin Anneliese Vahl, die protokolliert hatte, „daß die Formulierung des Protokolls in der genannten Passage absichtlich so erfolgt sei.“226 Damit wäre zum Ausdruck gebracht, dass man ihn nicht schätzte „und ihn durch solche Berichterstattung zum Ausscheiden aus der Mitarbeit im Redaktionskreis bewegen“227 wollte. Anneliese Vahl verteidigte sich und bat Bassarak, „nicht annehmen zu wollen, daß damit etwas . . .. gegen [seine] Mitarbeit im Redaktionskreis gesagt werden sollte.“ Vielmehr habe sie den Eindruck, dass man „gerade in der letzten Zeit besser miteinander ausgekommen . . . [sei], als das am Anfang . . . [ihrer] Tätigkeit der Fall war.“228 Zur gleichen Zeit, im September 1968, leitete Bassarak dem Staatssekretär für Kirchenfragen unaufgefordert „eine kleine Untersuchung über Entwicklung und derzeitigen Stand der ‚Predigthilfen‘ in der Zeitschrift ‚Zeichen der Zeit‘“229 zu. Ihm sei „seit langem unwohl bei der Beobachtung dessen, was sich auf diesem Gebiet ereignete.“230 Der Staatssekretär machte die Expertise dem Presseamt zugänglich231. Zunächst wollte Bassarak die Augen für die Bedeutung der Predigthilfen öffnen. Seiner Meinung nach stellten sie „den vielleicht wirksamsten Multiplikator von Gedanken dar, über den die Kirche in der DDR überhaupt verfügt. . . . Was also irgendwo in einer Gemeinde am Sonntag in der DDR von den Kanzeln gepredigt wird, ist angeregt von den Texten in ‚Zeichen der Zeit‘. Sie sind ziemlich kurz und handlich – anders als die ‚Göttinger‘; sie bringen nicht so viel theologisches ‚Geschütz‘ wie die ‚Göttinger‘“.232
Diesen – freilich von Bassarak überschätzten – Einfluss erkennend, würden die „kirchenleitenden (reaktionären) Kräfte, die hinter der Ev[angelischen] Verl[ags-] Anstalt stehen“233, versuchen,
224 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 11. September 1968 (EBD.). 225 Schreiben Bassaraks an Vahl vom 7. Oktober 1968 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 226 Schreiben Forcks an Vahl vom 15. Oktober 1968 (EBD.). 227 EBD. 228 Schreiben Vahls an Bassarak vom 17. Oktober 1968 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 229 Schreiben Bassaraks an Weise vom 3. September 1968 (BARCH BERLIN, DO 4: 627). 230 EBD. 231 Vgl. den handschriftlichen Vermerk Weises vom 29. September 1968 auf dem Schreiben Bassaraks vom 3. September 1968 (vgl. Anm. 243). 232 Vgl. Anm. 243. 233 EBD.
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„auf die Gestalt der Predigthilfen in ZdZ einzuwirken. Frau Vahl ist dafür ein williges Werkzeug. Der Transmissionsriemen von der Kirchenleitung zu Frau Vahl dürfte Dr. Pietz sein, der in der redaktionellen Arbeit von ZdZ immer mehr Einfluß gewinnt, je weniger sich D. Brennecke aus Gesundheitsgründen um die Redaktion bemühen . . .“234.
könne. Nach dem Eintritt Anneliese Vahls in die Redaktion (1961) sei der Einfluss „reaktionärer Kollegen“ auf die Predigtmeditationen stetig gewachsen. Dies sei vor aller ihrer Tätigkeit zu verdanken, denn der Redaktionskreis nehme auf die Mitarbeiterzusammensetzung an den Meditationen keinen Einfluss. Als Beispiele führte Bassarak die seit 1965 in unregelmäßigen Abständen stattfindenden „Mitarbeiterkonferenzen“ und Anneliese Vahls vermeintliche Bemühungen um einen Mitarbeiteraustausch mit dem „Deutschen Pfarrerblatt“ 1966 an. Den Zweck der Tagungen der Mitarbeiter an den Predigtmeditationen böswillig verdrehend, behauptete Bassarak: „Eine solche Konferenz hat neben informatorischen, koordinierenden und technischen Zwecken natürlich vor allem den der persönlichen Kontaktaufnahme zwischen der Redaktion und den mitarbeitenden Kadern. Sie dient der Befestigung und Anerkennung der Arbeit und der Person der Redakteurin.“235
Tatsächlich besprachen die zu den Mitarbeitertagungen Eingeladenen236 vor allem inhaltliche und gestalterische Fragen der Predigtmeditationen in den „Zeichen der Zeit“, die zum einen in dem nur begrenzt zur Verfügung stehenden Raum und zum anderen in der Vermeidung theologischer Fachsprache und dem Zitieren in Griechisch und Hebräisch lagen237.
234 EBD. 235 EBD. 236 Zur Tagung der Mitarbeiter an den Predigtmeditationen 1965 waren bis auf Rudolf Bohren (Wuppertal) nur Autoren aus der DDR eingeladen. An der Mitarbeitertagung 1968 kamen bis auf Helmut Aichelin (Stuttgart) und Manfred Karnetzki (Westberlin) alle Teilnehmer aus der DDR (vgl. das Protokoll der Mitarbeitertagung vom 22. November 1968, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Ernst Lange, der ursprünglich als Referent eingeladen worden war (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 22. Oktober 1968, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI), musste krankheitsbedingt absagen (vgl. Schreiben Langes an Vahl vom 22. November 1968, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Stattdessen hielten Harald Hegermann (Leipzig), Heino Falcke (Schönebeck) und Gottfried Forck (Brandenburg) Kurzreferate (vgl. das Rundschreiben Vahls vom 15. November 1968 und das Protokoll der Mitarbeitertagung vom 22. November 1968, EBD.). 237 Vgl. z. B. das Protokoll der Besprechung der Mitarbeiter an der Predigtbeilage am 27. März 1965 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI; zugleich im REDAKTIONSARCHIV ZDZ), und Zusatz zum Protokoll der Redaktionssitzung vom 24. März 1965 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Die Ergebnisse der Mitarbeiterkonferenz fasste ein Rundbrief vom 16. Juli 1965 zusammen (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
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In der Tat war im Januar 1966 vorgeschlagen worden238, Predigthilfen mit dem „Deutschen Pfarrerblatt“ auszutauschen. Doch lehnte der Redaktionskreis aus „technischen und grundsätzlichen Erwägungen heraus“239 ab. Dennoch trat Brennecke an die Schriftleitung des Pfarrerblattes heran. Rainer Schmidt, Chefredakteur des Pfarrerblattes, zeigte sich reserviert240. Es kam nicht zur erhofften Zusammenarbeit241. Wahrscheinlich wollte Bassarak mit seiner Expertise über die Predigtmeditationen und dem Beschwören des wachsenden gefährlichen Einflusses von Anneliese Vahl sich für den eventuellen Wechsel im Amt des Chefredakteurs empfehlen. Deshalb bezog er sich auf den krankheitsbedingten Ausfall Brenneckes seit Ende 1966 und unterstellte: „Den Intentionen von Fr. Vahl kam die Erkrankung des Chefredakteurs D. Brennecke Weihnachten 1966 entgegen. Sie besaß nun für ihre illegale Zusammenarbeit mit dem ‚Deutschen Pfarrerblatt‘ Vollmacht, hatte freie Hand und unterlag keiner Aufsicht.“242
Als feststand, dass Brennecke die Chefredaktion abgeben wollte, griff Bassarak selbst nach diesem Amt und begann – für seine Kollegen im Redaktionskreis verdeckt – die entsprechenden Fäden zu ziehen.
238 Ob Vahl den Vorschlag machte, wie Bassarak behauptete, muss offen bleiben. 239 Protokoll der Redaktionssitzung vom 31. Januar 1966 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 240 Vgl. das Schreiben Schmidts an Brennecke vom 14. März 1966 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 241 Leider lässt sich nach Aktenlage zu diesem Punkt nichts näheres ausführen. 242 Schreiben Bassaraks an Weise vom 3. September 1968 (BARCH BERLIN, DO 4: 627).
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3. Die Änderung der Chefredaktion der „Zeichen der Zeit“ 1969/70: Momentaufnahmen eines Personalwechsels Der Wechsel im Amt des Chefredakteurs der „Zeichen der Zeit“ 1969/70 ist nur ein kurzer Ausschnitt aus der Redaktionsgeschichte einer kirchlichen Zeitschrift. In der Phase der Vollendung der nun auch organisatorischen Lösung der östlichen Gliedkirchen aus der EKD und der damit verbundenen Gründung des „Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR“1 wirft er ein Schlaglicht auf die Konstellation verschiedener Kräfte in der Redaktion, in der Evangelischen Verlagsanstalt, in der Kirchenleitung und im „Presseamt beim Vorsitzenden des Ministerrates der DDR“, beim Staatssekretär für Kirchenfragen und in der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ beim Zentralkomitee der SED. Unmittelbar nach den Feierlichkeiten anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums der „Zeichen der Zeit“2 erlitt der damals 51jährige Gerhard Brennecke am 29. Dezember 1966 einen Schlaganfall3. Seine Genesung machte nur langsam Fortschritte4. In der Zwischenzeit übernahm Gottfried Forck auf Wunsch Brenneckes kommissarisch dessen Vertretung und die Leitung der Redaktionssitzungen5. Im Laufe des Jahres 1967 besserte sich jedoch Brenneckes Zustand wieder. Nachdem ihn die Berliner Missionsgesellschaft für ein halbes Jahr beurlaubt hatte, brach er am 23. Januar 1968 zusammen mit seiner Gattin zu einem längeren Erholungsaufenthalt in das kirchliche Ferienheim „Casa Locarno“ (Schweiz) auf6. Nach seiner Rückkehr nahm er als Delegierter des Zentralausschusses an der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Uppsala teil. Diese Aktivitäten beanspruchten seine Kräfte so stark, dass er die Berliner Missionsgesellschaft bat, ihn in den vorzeitigen Ruhestand zu versetzen; diesem Wunsch entsprach das
1 Vgl. u. a. C. LEPP, Entwicklungsetappen, S. 65f.; TH. E. HECK, EKD, S. 232–246; CHR. HANKE, Deutschlandpolitik, S. 233–235. 2 Die Feierstunde fand am 12. Dezember 1966 im Haus der „Berliner Missionsgesellschaft“ statt. Vgl. dazu u. a.: 20 Jahre „Die Zeichen der Zeit“ (ena XIX/50 vom 14. Dezember 1966). Exemplare von Brenneckes Ansprache im REDAKTIONSARCHIV ZDZ und im PRESSEARCHIV DER EVANGELISCHEN KIRCHE IN BERLIN-BRANDENBURG. 3 Vgl. das Rundschreiben Vahls an die Mitglieder des Redaktionskreises vom 16. Januar 1967 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI; auch in: EZA BERLIN, 102/100). 4 Vgl. die Rundschreiben Vahls an die Mitglieder des Redaktionskreises vom 23. Januar 1967 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI, auch in: EZA BERLIN, 102/100) und vom 31. Januar 1967 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 5 Vgl. das Schreiben Vahls an Forck vom 18. Januar 1968 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 6 Vgl. EBD.
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Komitee der Berliner Mission am 26. November 19687, und am 17. Dezember wurde Brennecke feierlich verabschiedet8. Da Brennecke hoffte, dass ihn die Pensionierung entlasten würde und er sich daher weiter um die Zeitschrift kümmern könne, bat er, ihm „die Chefredaktion der ‚Zeichen der Zeit‘ noch eine Weile zu lassen.“9 Doch stellte er Ende des Jahres 1968 beim Rat des Stadtbezirkes Berlin-Friedrichshain einen Antrag auf Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland. Zugleich kündigte er sein Arbeitsverhältnis mit der Evangelischen Verlagsanstalt und vereinbarte, dass er ab 1969 auf Honorarbasis weiterarbeiten würde10. Dem Redaktionskreis teilte Brennecke mit, dass er „im Falle der Übersiedlung . . . Dr. Forck [bitte], der bisher sein Stellvertreter war, die Chefredaktion zu übernehmen. Der Redaktionskreis stimmte dem einmütig zu.“11 Zur nächsten Redaktionssitzung, als er das Protokoll über die vorherige Zusammenkunft in den Händen hielt, beanstandete Forck die Formulierung und „bat darum festzuhalten, dass er im Falle der Nachfolge12 als Chefredakteur für ‚Die Zeichen der Zeit‘ seine Arbeit nur ‚nach außen hin‘ als Chefredakteur“13 ansehe. Weiterhin bat er „den Redaktionskreis, alle Entscheidungen – wie bisher – während der gemeinsamen Sitzungen zu treffen.“14 Inzwischen hatte der Rat des Stadtbezirkes Friedrichshain längst das Staatssekretariat für Kirchenfragen über Brenneckes Übersiedlungsabsicht informiert und durch Hauptabteilungsleiter Hans Weise das Presseamt darauf hingewiesen15. Unabhängig davon hatte bereits Gerhard Bassarak sowohl dem Staatssekretär für Kirchenfragen als auch dem Presseamt ausführlich Bericht erstattet. In mehreren Gesprächen mit beiden Dienststellen hatte er die Situation im Redaktionskreis geschildert und seine
7 Wenige Tage zuvor hatte Brennecke auch den Vorsitz des Kuratoriums der Berliner Predigerschule Paulinum niedergelegt (vgl. das Protokoll der 43. Kuratoriumssitzung vom 21. November 1968, ARCHIV DES BERLINER MISSIONSWERKS: Bestand Berliner Missionsgesellschaft: I. 12.76). 8 Vgl. das Schreiben des Vizepräsidenten der Berliner Missionsgesellschaft, Hildebrandt, an Hans-Jürgen Behm vom 7. Dezember 1968 (EZA BERLIN, 104/428). 9 Schreiben Brenneckes an Adler und Laurentius vom 16. Oktober 1968 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 10 Vgl. das Protokoll über die Sitzung des Redaktionskreises am 21. Dezember 1968 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 11 EBD. 12 Im Original ist „Nachfolge“ unterstrichen. 13 Redaktionsinternes Zusatzblatt zum Protokoll der Redaktionssitzung am 31. Januar 1968 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 14 EBD. 15 Vgl. die Information über Gespräche und Korrespondenzen zur Nachfolge des Chefredakteurs der Zeitschrift „Zeichen der Zeit“, D. Gerhard Brennecke, vom 4. September 1969 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12).
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Bereitschaft signalisiert, die Nachfolge Brenneckes anzutreten. Brennecke seinerseits hatte bereits im November 1968 dem Presseamt sein Ausscheiden als Chefredakteur angekündigt und Gottfried Forck vorgeschlagen. Dagegen äußerte das Presseamt „Bedenken, weil Dr. Forck dem starken Einfluß von Pietz, Vahl, Lewek u. a. (EKD-Politik) wahrscheinlich nicht entgegentreten werde,“ und empfahl, „eine andere Lösung zu finden. Daraufhin nannte Brennecke als geeigneten Chefredakteur Prof. Bassarak. Bassarak komme aber, wie Brennecke sagte, nicht in Frage, weil er zu stark mit Arbeit belastet und viel unterwegs sei.“16 Der Vertreter des Presseamtes, Wolfgang Ewert, schien auf die Nennung dieses Namens nur gewartet zu haben, denn er brachte zum Ausdruck, dass das Presseamt Bassarak nicht nur favorisiere, sondern auf Beachtung seines Wunschkandidaten dringen würde. Sowohl die „Genossen des Staatssekretariats“ als auch das Presseamt hielten „Prof. Bassarak für den geeignetsten neuen Chefredakteur.“ Er biete „vor allem genügend Sicherheit, dass Leute wie Dr. Pietz und Vahl die Zeitschrift nicht für die Propagierung der EKD-Politik und ideologische Diversion missbrauchen“17 würden. Bassarak hatte sich als „progressive christliche Kraft“ ausgewiesen und mehrfach unter Beweis gestellt, dass er bereit war, sehr eng mit staatlichen Organen zusammenzuarbeiten – schon allein dadurch, dass er bereitwillig verlags- und redaktionsinterne Informationen weitergab18. Zusätzlich hatte er sich im September 1968 durch eine – unverlangte – „kleine Untersuchung über Entwicklung und derzeitigen Stand der ‚Predigthilfen‘ in der Zeitschrift ‚Zeichen der Zeit‘“19 empfohlen. Im Januar 1969 musste Brennecke erneut im Presseamt erscheinen. Anlass war die Kritik an der geplanten „Veröffentlichung eines Teils eines Sektionsberichtes von Uppsala, der gegen die sozialistischen Staaten tendiert.“20 16 Vgl. EBD. 17 EBD. 18 Unter anderem hatte er das Zusatzblatt der Redaktionssitzung vom 31. Januar 1969 an die Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen weitergegeben (vgl. den Durchschlag im BARCH BERLIN, DO 4: 2788). Bassarak scheute sich nicht einmal, selbst einen vertraulichen Brief, den Brennecke an ihn geschrieben hatte, im Original an den Staatssekretär weiterzuleiten. In diesem Brief hatte Brennecke ausführlich seine familiäre Situation hinsichtlich der Übersiedlung und der Mitnahme seiner Kinder erläutert (vgl. das Schreiben Brenneckes an Bassarak vom 17. Januar 1969, EBD.). 19 Schreiben Bassaraks an Weise vom 3. September 1968, anhängend die Analyse (BARCH BERLIN, DO 4: 627). Zu Bassaraks „Untersuchung“ vgl. ausführlich oben S. 299f. 20 Vgl. Anm. 15. Es ging um die Veröffentlichung des Berichtes der Sektion IV. Anstoß erregten die Formulierungen über Fragen des Wehrdienstes (vgl. die Aktennotiz Brenneckes über das Gespräch auf dem Presseamt am 21. Februar 1969, NACHLASS HANS LAURENTIUS). Im Januarheft 1969 erschien der Bericht der Sektion II, „Erneuerung in der Mission“ (ZdZ 1/1969, S. 28–32). Im Märzheft erschien der Bericht der Sektion III, „Wirtschaftlichkeit
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Nebenbei wurde Brennecke nach dem Stand seiner Nachfolge gefragt. Brennecke sagte, „es habe noch Zeit!“21, und wiederholte dann seinen Vorschlag, Forck zu wählen; der Name Bassarak fiel nicht22. Als die Leiter der Evangelischen Verlagsanstalt, Johannes Adler und Hans Laurentius, im Februar wegen der „Theologischen Literaturzeitung“ ins Presseamt zitiert wurden, kam das Gespräch erneut auf die Brennecke-Nachfolge. Sie erfuhren, dass eine Ablehnung Forcks habe nichts mit dessen Person zu tun habe, sondern darin begründet liege, dass Forck den „negativen“ Kräften nicht genügend gegensteuern könne. Das Presseamt interessiere sich „als Liz[enz-] Geber f[ür] d[ie] innerkirchl[iche] Situation u[nd] innerkirchl[ichen] Strömungen. Es meint zu wissen, dass Kräfte (Anhänger der EKD) bestrebt sind, die Zeitschr[ift] auf eine Linie zu bringen, die nicht als loyal unserem Staat gegenüber bezeichnet werden können.“23
Dabei betonte das Presseamt, dass für die Berufung des Chefredakteurs zwar allein der Verlag zuständig sei, wies aber gleichzeitig aber darauf hin, dass es doch nicht im Interesse des Verlages liegen könne, wenn Hefte der Zeitschrift nicht erscheinen könnten, weil ein ungeeigneter Chefredakteur die Schriftleitung zu nachlässig handhaben würde. Bassarak dagegen sei geradezu für die Leitung prädestiniert, da er „ebenso wie B[rennecke] ein profilierter Oekumeniker sei.“24 Der Rat des Stadtbezirkes Friedrichshain machte Ende Februar 1969 Brennecke die Mitteilung, dass er nicht ausreisen könne25. Brennecke erhob Einspruch beim Berliner Magistrat26 und erfuhr von Bassarak, dass die Genehmigung der Ausreise mit der Chefredakteursnachfolge verbunden sei. Andererseits erklärte Bassarak dem Cheflektor der Evangelischen Verlagsanstalt, Johannes Adler, dass er dem Staatssekretariat für Kirchenfragen sein Desinteresse an der Zeitschriftenleitung bekundet habe27.
und soziale Weltentwicklung“ (ZdZ 3/1969, S. 102–107). Im April veröffentlichten „Die Zeichen der Zeit“ den abgeänderten Bericht der Sektion IV, die beanstandete Passage (Punkt 21) entfiel (vgl. Auf dem Wege zu Gerechtigkeit und Frieden in internationalen Angelegenheiten, ZdZ 4/1969, S. 135–141, vgl. bes. S. 137; zur Berichterstattung über die Ökumenische Vollversammlung vgl. auch unten S. 357ff.). 21 Vgl. Anm. 15. 22 Vgl. die Aktennotiz Brenneckes über das Gespräch auf dem Presseamt am 21. Februar 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 23 Aktennotiz von Laurentius zum Gespräch auf dem Presseamt am 12. Februar 1969 (EBD.). 24 EBD. 25 Vgl. das Schreiben Brenneckes an Adler und Laurentius vom 28. Februar 1969 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 26 Vgl. das Schreiben Brenneckes an die Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt vom 14. März 1969 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ; auch enthalten im NACHLASS HANS LAURENTIUS). 27 Vgl. das Schreiben von Laurentius und Adler an Brennecke vom 23. Mai 1969 (EBD.).
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Im April, als sich Hans Laurentius wegen der Besprechung der zweibändigen „Kirchengeschichte Rußlands in der neuesten Zeit“28 in der „Theologischen Literaturzeitung“ im Presseamt rechtfertigen musste29, kam das Gespräch erneut auf die Nachfolge Brenneckes. Das Presseamt argumentierte wiederum, „F[orck] sei nicht in d[er] Lage (Wohnsitz, zeitlich u[nd] pers[önlich]) die EKD-Verfechter zurückzuhalten.“30 Daraufhin fuhr Laurentius nach Greifswald und stimmte mit dem Gesellschafter der Verlagsanstalt, Bischof Krummacher, die weiteren Schritte ab31. Mitte Mai 1969 teilte der Verlag dem Presseamt in einem offiziellen Schreiben mit, dass er in Absprache mit seinen beiden Gesellschaftern Friedrich-Wilhelm Krummacher und Ulrich von Brück Gottfried Forck als Nachfolger bestimmt habe32. Das Presseamt hingegen blieb bei seiner Ablehnung Forcks fest und ließ vom Leiter der Rechtsabteilung im Büro des Ministerrates prüfen, ob die Ablehnung eines Chefredakteurs, der vom Verlag benannt wurde, mit der „Verordnung über die Herausgabe und Herstellung aller periodisch erscheinenden Presseerzeugnisse“33 aus dem Jahre 1962 juristisch gedeckt sei34. Das Ergebnis war von vornherein klar35. Brennecke wurde am 29. Mai in das Presseamt bestellt, wo man ihn wissen ließ: „Der Vorschlag des Verlages . . . sei indiskutabel. Es sei für das Presseamt nicht einzusehen, dass der Verlag nicht Professor Dr. Bassarak benenne. Das Pres-
28 J. CHRYSOSTOMUS, Kirchengeschichte. 29 Vgl. dazu ausführlicher S. BRÄUER, Offen antisowjetisch, S. 615. 30 Vgl. die Gesprächsnotiz von Laurentius vom 15. April 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 31 Vgl. das Protokoll über das Gespräch zwischen Laurentius und Krummacher vom 30. April 1969 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). Der andere Gesellschafter, Ulrich von Brück, wurde von Laurentius über das Ergebnis des Greifswalder Gesprächs unterrichtet. Von Brück votierte daraufhin schriftlich für Forck (vgl. das Schreiben von Brücks an die Verlagsleitung vom 10. Mai 1969, EBD.). 32 Vgl. das Schreiben von Laurentius und Adler an das Presseamt vom 13. Mai 1969 (EBD.; auch im NACHLASS HANS LAURENTIUS). 33 Vom 12. April 1962 (GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Teil II Nr. 24, S. 239–240; zu dieser Verordnung und ihrem kirchenpolitischen Missbrauch vgl. auch oben S. 190ff.). 34 Vgl. die Information über Gespräche und Korrespondenzen zur Nachfolge des Chefredakteurs der Zeitschrift „Zeichen der Zeit“, D. Gerhard Brennecke, vom 4. September 1969 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12). 35 Der Leiter der Rechtsabteilung, Schüßler, „bestätigte, dass nach der Lizenzverordnung von 1962 die Person des Chefredakteurs Bestandteil der Lizenzbedingungen ist. Die Erteilung einer Lizenz durch das Presseamt bezieht sich nach § 3 (5) der Lizenzverordnung u. a. auf Titel und Charakter, auf Herausgeber und Verlag sowie auf die Person des Chefredakteurs. Demnach kann der Lizenzgeber die Lizenz verweigern, wenn die Person des Chefredakteurs nicht die Gewähr für die ordnungsgemässe Leitung der Redaktion bietet, bzw. die Berufung eines anderen Chefredakteurs fordern“ (EBD.).
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seamt habe mit der Frage der Übersiedlung nichts zu tun; aber eine gute Lösung der Nachfolgefrage würde die Entscheidung in dieser Angelegenheit beschleunigen.“36
Verlagsintern wurde nunmehr die Möglichkeit erwogen, den Redaktionskreis der Zeitschrift zu erweitern und Forck und Bassarak gemeinsam an die Spitze zu stellen37. Eine andere Variante sah vor, den Gesellschafter Ulrich von Brück als Herausgeber der Zeitschrift einzusetzen und Forck und Bassarak die Verantwortung für die Redaktion zu geben38. Von dieser Variante wurde das Presseamt wiederum durch Bassarak vertraulich unterrichtet39. In dieser Situation forderte der Redaktionskreis die Teilnahme an den weiteren Beratungen und dass die Verlagsleitung das Gespräch mit Bassarak suchen solle40. Auf diese Forderungen reagierte die Verlagsleitung verärgert und teilte mit, sie sei „etwas darüber betroffen, dass der Redaktionskreis sich anscheinend sehr ausführlich mit dem bekannten Problem beschäftigt und damit gleichsam in ein schwebendes Verfahren eingegriffen hat.“ Sie gab „zu bedenken, daß dabei nicht nur die Verlagsebene Basis sein kann, sondern um der Wichtigkeit der Entscheidung willen kirchenleitende Kreise konsultiert werden.“41 Brennecke seinerseits drängte auf eine Entscheidung42 und schilderte in einem persönlichen Schreiben an die Gesellschafter Krummacher und von Brück seine schwierige persönliche Lage43. In der Zwischenzeit hatten Adler und Laurentius beim Cottbuser Generalsuperintendenten Günter Jacob, angefragt, ob er bereit sei, die Chefredaktion zu übernehmen. „Trotz begreiflicher Bedenken“44 sagte Jacob zu. Nun konnte der Verlag dem
36 Aktennotiz Brenneckes vom 5. Juni 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). Der Verlagsleitung war die Situation Brennecke gegenüber sichtlich unangenehm. Gleichzeitig ermahnte sie ihn, nicht unbedacht zu reagieren und sich selbst in die Verhandlungen einzumischen (vgl. das Schreiben von Laurentius und Adler an Brennecke vom 23. Mai 1969, EBD.). 37 Vgl. das Schreiben von Laurentius und Adler an Krummacher und von Brück vom 9. Juni 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS; auch vorhanden in ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). Angehängt sind zwei Briefentwürfe an das Presseamt, die nicht abgeschickt wurden. 38 Vgl. die Varianten eines Briefentwurfes an das Presseamt, undatiert (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 39 Vgl. Anm. 34. 40 Vgl. das Schreiben Brenneckes an die Verlagsleitung vom 6. Juni 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 41 Schreiben von Adler und Laurentius an Brennecke vom 10. Juni 1969 (EBD.). 42 Vgl. das Schreiben Brenneckes an Adler und Laurentius vom 12. Juni 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 43 Vgl. die beiden Schreiben Brenneckes an von Brück und Krummacher vom 19. Juni 1969 (EBD.; vgl. auch die Antwort Krummachers vom 27. Juni 1969, ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). 44 Schreiben Krummachers an Jacob vom 26. Juni 1969 (EBD.).
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Presseamt mitteilen, dass er Jacob als Chefredakteur benennen würde45. Dabei wies er darauf hin, der schon ältere und erfahrene Jacob habe als ehemaliger Verwalter des Bischofsamtes der Ostregion der berlin-brandenburgischen Kirche nicht nur wichtige Erfahrungen in die Arbeit der Redaktion einbringen, sondern zugleich auch die Zeitschrift deutlicher an die Kirchenleitung binden können als das bisher der Fall und vom Redaktionskreis gewollt war. Zudem sei er als Mitglied der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rats auch auf dem ökumenischen Parkett erfahren und beweglich, was das Profil der Zeitschrift schon bisher geprägt habe. Das Presseamt bestellte jedoch Laurentius ein und erklärte, dass es auch dem neuen Vorschlag nicht zustimmen werde. Zwar wurde versichert, „daß man gegen Herrn D. Jacob als kirchenleitende Persönlichkeit absolut nichts einzuwenden habe. Man sei aber überzeugt, dass er – vor allem wegen seiner zahlreichen Verpflichtungen – nicht die volle Verantwortung des Chefredakteurs in letzter Konsequenz wahrnehmen könne (Sitz Cottbus, Redaktionssitz Berlin).“46
Schließlich wies es darauf hin, dass sich auch der Staatssekretär für Kirchenfragen „dieser Auffassung des Presseamtes angeschlossen“ habe. Jacob sei „kirchenleitender Mann in Berlin-Brandenburg. . . . Ferner würde D. Jacob als Vertreter der Kirchenleitung mit dem Presseamt verhandeln müssen. Die Kirchenleitung habe aber mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen zu verhandeln, der wiederum nicht für Zeitschriften zuständig ist.“47
Gegen Ende des Gesprächs wurde Laurentius triumphierend entgegen gehalten, dass Brennecke bereits am Vormittag auf dem Presseamt gewesen sei und geäußert habe, dass er das Amt des Chefredakteurs „über den 30.9.69 hinaus nicht mehr wahrnehmen“48 könne. Er habe im September die Hefte bis Jahresende vorbereitet und stehe somit nominell bis zum 45 Vgl. das Schreiben von Adler und Laurentius an das Presseamt vom 27. Juni 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). Am 7. Juli 1969 unterrichtete Brennecke den Redaktionskreis durch ein Rundschreiben von der Entscheidung für Jacob, enthielt sich jedoch jeglicher Wertung (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Im Gespräch mit dem Verfasser am 26. November 1998 glaubte sich Anneliese Kaminski zu erinnern, dass Jacob vor Forck benannt worden sei. Ganz sicher war sie sich jedoch nicht. Dem widerspricht auch die Aktenlage. 46 Vgl. die Aktennotiz von Laurentius über das Gespräch auf dem Presseamt vom 16. Juli 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS; auch in ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). – Eigentlich hatte das Presseamt seinen Bescheid zuerst mit der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim ZK der SED und erst danach mit dem Staatssekretär abgestimmt (vgl. Anm. 34). 47 EBD. 48 Aktenvermerk von Laurentius für Krummacher vom 25. Juli 1969 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1).
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Dezember als Chefredakteur zur Verfügung. Darüber hatte Brennecke die Verlagsleitung bis dahin nicht informiert49; er unterrichtete den Redaktionskreis erst zwei Tage später über seinen Entschluss. Der Redaktionskreis hingegen beharrte nach wie vor darauf, dass der Verlag Forck berufen solle50. Angesichts der festgefahrenen Situation erwog das Presseamt zwei Möglichkeiten: Entweder müsse die Entscheidung zurückgenommen werden und Günter Jacob würde Chefredakteur, oder die Ablehnung bliebe aufrecht erhalten, dann müsse die Zeitschrift am Jahresende ihr Erscheinen einstellen. Beides hielt man jedoch für „politisch ungünstig. Deshalb wäre eine andere Lösung notwendig, damit die einzige theologische Fachzeitschrift in der DDR dem Einfluß der EKD-Anhänger entzogen und fest in die Hände progressiver Theologen gegeben wird.“51 Zwischenzeitlich war Albrecht Schönherr während eines Gesprächs mit Staatssekretär Hans Seigewasser am 21. August 1969 auch auf „Die Zeichen der Zeit“ zu sprechen gekommen. Seigewasser betonte, dass sich die Ablehnung nicht auf Günter Jacob als Person beziehe, sondern nur darauf, dass er kirchenleitend tätig sei. Schon indem sich Seigewasser nach möglichen anderen Kandidaten erkundigte, gab er zu erkennen, dass man Bassarak nicht mehr unbedingt durchsetzen wolle. Er fragte nämlich, „ob OKR Pabst geeignet sei. D. Schönherr hat das nachdrücklich verneint. . . . Es wurden dann zwischen den Gesprächspartnern andere Namen, darunter Dr. Blauert, unverbindlich erörtert.“52 Mit Pabst und Blauert waren zwei Namen von Männern eher aus der „zweiten Reihe“ genannt: Walter Pabst war Ökumenereferent des neu gegründeten DDR-Kirchenbundes, Heinz Blauert Direktor des Burckhardthauses in Berlin.
49 Vgl. EBD. Erst eine Woche nach dem Gespräch auf dem Presseamt, am 23. Juli 1969, teilte Brennecke seinen Entschluss der Verlagsleitung (Laurentius) schriftlich mit (REDAKTIONSARCHIV ZDZ; NACHLASS HANS LAURENTIUS; ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). 50 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 18. Juli 1969 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Urner schrieb am 21. Juli 1969 Brief an Laurentius und forderte, „ernster zu bedenken, daß die Verlagsleitung zwar einen Vorschlag unterbreiten, aber die Lizenz nicht erteilen kann . . . In der augenblicklichen Situation scheint es . . . beinahe lebensnotwendig, daß der Chefredakteur und dessen Stellvertreter aus dem Redaktionskreis selbst kommen. . . . Die Zusammenarbeit mit einem neuen Chefredakteur sollte erst ein Jahr lang etwa erprobt werden, ehe an irgendeine Änderung zu denken wäre“ (NACHLASS HANS LAURENTIUS und ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). Laurentius antwortete am 25. Juli 1969, es sei nicht seine „Schuld, daß die Nachfolgefrage nicht in der einfachsten – und auch vom Redaktionsausschuß begrüßten – Weise geregelt werden konnte, indem der bisherige langjährige Stellvertreter künftig die Verantwortung für die Chefredaktion übernimmt“ (EBD.). 51 Information über Gespräche und Korrespondenzen zur Nachfolge des Chefredakteurs der Zeitschrift „Zeichen der Zeit“, D. Gerhard Brennecke, vom 4. September 1969 (BARCH GREIFSWALD, DY 30: IV/A 2/14/12.) 52 Aktenvermerk Krummachers vom 28. August 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS).
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Ende Oktober 1969 schließlich kam es zum entscheidenden und auf beiden Seiten lange vorbereiteten Gespräch im Presseamt, das mehrmals verschoben worden war53. Kurt Blecha selbst wollte teilnehmen, war dann aber durch eine längere Krankheit verhindert54. Der Verlag wurde durch die Lizenzträger Friedrich-Wilhelm Krummacher und Ulrich von Brück vertreten. Sie wollten vorerst auf Günter Jacob beharren, bei Ablehnung noch einmal auf Gottfried Forck zurückkommen und erst zuletzt Heinz Blauert vorschlagen55. Das Presseamt hatte seine Gesprächsstrategie sowohl mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen als auch mit der Arbeitsgruppe Kirchenfragen des ZK der SED abgesprochen. Dabei stand die Ablehnung Forcks und Jacobs stand fest. Die Möglichkeit, dass andere Vorschläge, unter ihnen Blauert, benannt werden könnten, war dem Presseamt gegenüber vom Staatssekretär offensichtlich nur angedeutet worden. Vielmehr wurde vermutet, dass „vorgeschlagen werden [würde], die ‚Zeichen der Zeit‘ einzustellen und statt dessen mehrere spezialisierte Schriften herauszugeben“. Deshalb sollte das Presseamt im Gespräch nicht darauf eingehen, sondern erst einen schriftlichen Antrag fordern und gleichzeitig zu erkennen geben, „dass ein solches Unternehmen wenig Aussichten haben kann, . . .[vom Presseamt] unterstützt zu werden“56. Die Unterredung am 27. Oktober 1969 verlief wie vorgezeichnet57. Das Presseamt lehnte Jacob ab, ebenso Forck, und insistierte noch einmal auf
53 Es war schon lange beschlossen, dass die beiden Gesellschafter des Verlages selbst das Gespräch mit dem Leiter des Presseamtes suchen sollten. Doch bisher war es wegen der Urlaubszeit nicht zustande gekommen (vgl. das Schreiben Adlers an Brennecke vom 18. August 1969, NACHLASS HANS LAURENTIUS und REDAKTIONSARCHIV ZDZ; vgl. auch die Schreiben Adlers an Krummacher vom 20. August 1969, ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1, und vom 26. August 1969, NACHLASS HANS LAURENTIUS, sowie das Schreiben Krummachers an Blecha vom 28. August 1969, EBD. und ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). Nachdem das Gespräch vereinbart worden war, versuchte die Verlagsleitung, die Gesellschafter davon abzubringen, „um auf der unteren Ebene den neuen Vorschlag Bl[auert] . . . zu unterbreiten“ (Aktennotiz zu einem Gespräch zwischen Krummacher und Adler am 26. September 1969, EBD.). Krummacher lehnte entschieden ab. 54 Vgl. den Aktenvermerk von Laurentius vom 19. September 1969 (EBD. und NACHLASS HANS LAURENTIUS) 55 Vgl. dazu auch das Schreiben Krummachers an Jacob vom 29. September 1969 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1) und Jacobs Antwort an Krummacher vom 2. Oktober 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS und ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). 56 Zum Gespräch mit Krummacher und von Brück am 27. Oktober 1969 über „Zeichen der Zeit“ (BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12). 57 Vgl. dazu die Niederschrift von Brücks vom 27. Oktober 1969 und das Protokoll von Laurentius (NACHLASS HANS LAURENTIUS und ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). Das Presseamt leitete die von Wolfgang Ewert angefertigten Gesprächsprotokolle an den Staatssekretär für Kirchenfragen und die Arbeitsgruppe Kirchenfragen weiter (vgl. die Information über ein Gespräch mit Krummacher und von Brück am 27. Oktober 1969 im Presseamt, BARCH BERLIN, DO 4: 627 und BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12).
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Bassarak. Krummacher dagegen schlug Blauert vor, mit dem Hinweis, dass dies in Absprache mit der Kirchenleitung geschehe. Das Presseamt solle nach dieser Klärung dem Magistrat signalisieren, dass Brennecke ausreisen könne. Die Vertreter des Presseamtes gaben an, dass sie von dem Vorschlag Blauert schon durch den Staatssekretär erfahren hätten, doch im Moment keine Stellungnahme abgeben wollten. Zu gegebener Zeit wolle man den Verlag informieren. Für das Presseamt kam es dann offenbar überraschend, als Krummacher am Schluss des Gespräches erklärte, dass bei Verzögerungen Brennecke noch bis März 1970 Chefredakteur bleiben würde, hatte Brennecke doch deutlich gemacht, dass er schon ab 1. Oktober nicht mehr für die Zeitschrift arbeiten und nur bis Jahresende nominell als Chefredakteur zur Verfügung stehen wollte. Das Presseamt wies Krummachers Vorschlag zurück. Tatsächlich wollte und konnte Brennecke aufgrund seiner stark angegriffenen Gesundheit die Chefredaktion nicht über den Jahreswechsel hinaus weiterführen. Somit entfiel die Möglichkeit, kurzfristig aus dem letzten Heft des Jahres sein Abschiedswort herauszunehmen und den Lesern den geplanten Wechsel nicht mitzuteilen. Stattdessen sollte der Druck des ersten Heftes 1970 solange wie möglich verzögert werden58. Die Situation blieb in der Schwebe. Anfang Dezember wandte sich der Redaktionskreis an die Gesellschafter des Verlages und beklagte, dass er von der Verhandlung am 27. Oktober nicht in Kenntnis gesetzt worden sei und dennoch „die Nachricht über die Nennung von Dr. Blauert auf Wegen, die . . . nicht bekannt . . . [seien], schon alle Glieder des Redaktionskreises in irgendeiner Weise erreicht hat.“59 Die Verlagsleitung ihrerseits reagierte „darüber recht betroffen, weil es die Dinge nicht fördert.“60 In der letzten Redaktionssitzung des Jahres 1969 teilte Forck seinen Kollegen dann mit, dass er vom Verlag gebeten worden sei, bis zur endgültigen Klärung die Verantwortung für die Zeitschrift zu übernehmen61. Die Gesellschafter der Evangelischen Verlagsanstalt informierten das Presseamt daraufhin Mitte Januar 1970, dass im Impressum des ersten Heftes Gottfried Forck als Verantwortlicher 58 Vgl. die Schreiben Brenneckes an die Verlagsleitung vom 18. November und 4. Dezember 1969 sowie von Laurentius an Krummacher vom 27. November 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS und ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1), von Laurentius an die Redaktion vom 16. Dezember 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS) sowie von Brennecke an Striegler vom 16. Dezember 1969 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 59 Schreiben des Redaktionskreises an Krummacher und von Brück vom 1. Dezember 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS und ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). 60 Schreiben Krummachers an Laurentius vom 4. Dezember 1969 (EBD.). 61 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 30. Dezember 1969 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Vgl. auch das Schreiben Brenneckes an die Verlagsleitung vom 31. Dezember 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS; REDAKTIONSARCHIV ZDZ; ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1).
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für dieses Heft verzeichnet würde62. Unmittelbar darauf wurden die Verlagsleiter ins Presseamt bestellt und bekamen mitgeteilt, dass Blauert akzeptiert sei und das Impressum ihn als Chefredakteur ausweisen müsse63. Am 30. Januar 1970 machte Blauert dann seinen Antrittsbesuch beim Presseamt64. Blauert, dessen Vater 1947 im sowjetischen Internierungslager Buchenwald ums Leben gekommen war, hatte nach dem 2. Weltkrieg in Bethel das Theologiestudium aufgenommen und ursprünglich seinen besonderen Interessenschwerpunkt im Neuen Testament. Die Fortführung des Studiums verdankte der junge Blauert dem Vater seines in Frankreich gefallenen Schulfreundes Franz Dibelius, Bischof Otto Dibelius65. In Tübingen wurde Blauert mit einer Arbeit über „Die Bedeutung der Zeit in der johanneischen Theologie“ promoviert66. Seine ökumenischen Ambitionen bekamen durch die Arbeit für die Zeitschrift neue Impulse, denn er folgte nicht nur als Chefredakteur der „Zeichen der Zeit“, sondern später auch im Amt des Berliner Missionsdirektors nach, so dass der ökumenische Schwerpunkt der Zeitschrift weiterhin prägend blieb. Die Auseinandersetzungen um die Nachfolge Brenneckes sind nur ein kurzer Ausschnitt aus der Redaktionsgeschichte der „Zeichen der Zeit“. Dennoch wird an ihnen exemplarisch deutlich, wie kirchenpolitische Hintergründe und politische Entscheidungen – auf staatlicher wie kirchlicher Seite – zusammen mit persönlichen Interessen, Interessen des Verlages und der Redaktion eng miteinander verflochten waren. In der Ablehnung Forcks und Jacobs spiegelte sich die aktuelle DDR-Kirchenpolitik: Man wollte zwar die Loslösung der DDR-Gliedkirchen aus der EKD, doch stand man einem DDR-Kirchenbund zunächst skeptisch und verschlossen gegenüber67. Bei Forck wurde Ende 1968 besonders hervorgehoben, dass er den „negativen“ Einflüssen der „reaktionären Kräfte“ der EKD innerhalb des Redaktionskreises nicht genügend Widerstand entgegenbringen könne. Da62 Vgl. das Schreiben von Laurentius an das Presseamt vom 9. Januar 1970 (BARCH BERLIN, DC 9: 405: Lizenzakten „Die Zeichen der Zeit“; NACHLASS HANS LAURENTIUS; ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1) und das Schreiben von Laurentius und Adler an Forck vom 10. Januar 1970 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ, NACHLASS HANS LAURENTIUS; vgl. auch das Schreiben Vahls an Forck vom 21. Januar 1970, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 63 Vgl. die Aktennotiz von Laurentius vom 19. Januar 1970 über die Besprechung im Presseamt am 16. Januar 1970 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). Die Lizenzurkunde trägt das Datum vom 7. Januar 1970 (vgl. BARCH BERLIN, DC 9: 405: Lizenzakten „Die Zeichen der Zeit“). 64 Vgl. die Aktennotiz von Laurentius vom 19. Januar 1970 (vgl. Anm. 63). 65 Vgl. dazu den von ihm selbst verfassten Lebenslauf im Anhang seiner Dissertation. 66 H. BLAUERT, Bedeutung. 67 Allgemeiner vgl. dazu u. a. R. F. GOECKEL, Kirche, S. 96–134; R. MAU, Eingebunden, S. 61–65; C. LEPP, Entwicklungsetappen, S. 65–66.
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bei hatte man besonders die Person von Reinhold Pietz im Visier68. Diesen Eindruck verstärkte Bassarak durch seine „gutachterlichen Äußerungen“69. Das Hauptargument der Ablehnung Jacobs war seine kirchenleitende Funktion, wobei es kurios anmutet, dass ausgerechnet das Presseamt vorgab, sich auch um „Ausgewogenheit“ innerhalb der Redaktion zu bemühen: Die Wahl Jacobs sei „gegenüber den anderen Landeskirchen nicht zu vertreten, zumal im ‚Redaktionskreis‘ fast nur die Berlin-Brandenburgische Kirche vertreten sei.“70 Offensichtlich fürchtete man auf der staatlichen Seite, dass mit Jacob als Chefredakteur die Zeitschrift zum Medium des im Juni 1969 gegründeten Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR umgewandelt würde71. So vermutete Kurt Blecha, der Leiter des Presseamtes, „Der ‚Bund‘ wird publizistisch ‚aufgebaut‘. Offensichtlich steht dahinter das Bemühen, den ‚Bund‘ so stark und kompakt wie möglich zu machen, damit seine Organisation a) der sozialistischen Staatsmacht gegenüber einheitlich auftreten kann und b) den Charakter einer ‚Zwillingskirche‘ der EKD nicht verliert, der ihm von Kirchenführern der BRD und von reaktionären Elementen aus den DDR-Kirchen zugedacht ist.“72
Hatte auch Laurentius selbst schon nach der Ablehnung Jacobs im Juli 1969 geäußert, dass „das ganze nun eine Sache des Bundes [sei]. Es geht hier um eine Grundsatzfrage, die das Verhältnis der Kirche zu staatlichen Dienststellen berührt,“73 so beschloss das Presseamt in Absprache mit der 68 Brennecke vermutete, das Presseamt fürchte, „daß er [Pietz – J. B.] durch die räumliche Nähe zur Redaktion eine zu großen Einfluß haben könnte, wenn der Chefredakteur dann nicht mehr in Berlin wohnen werde“ (Schreiben Brenneckes an die Gesellschafter der Verlagsanstalt vom 19. Juni 1969, ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1; zur Einschätzung von Pietz vgl. auch K. BLECHA/G. HALLE/G. KÖHLER, Forschungsergebnisse, BStU: MfS: JHS: GVS Nr. 7/71, S. 152–153). 69 Vgl. auch oben S. 293ff. So behauptete er, die vom Verlag überlegte Verlegung der Redaktionsräume aus dem Berliner Missionshaus (Georgenkirchstraße) in die Verlagsanstalt (Krautstraße) bedeute, „daß den ‚Herren‘ die Garantie, die durch die Anwesenheit von Dr. Pietz und die Möglichkeit ständiger Konsultationen zwischen Frl. Vahl und ihm gegeben sind, als nicht ausreichende Garantie dafür betrachten, die geplante Gleichschaltung von ZdZ effektiv zu vollziehen. Eine Dienstaufsicht im Hause der Verlagsanstalt erscheint ihnen in dieser Hinsicht für sicherer.“ (vgl. Bassaraks Aktennotiz vom 1. Februar 1969, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 70 Information über Gespräche und Korrespondenzen zur Nachfolge des Chefredakteurs der Zeitschrift „Zeichen der Zeit“, D. Gerhard Brennecke, vom 4. September 1969 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12). 71 Vielleicht verbirgt sich dahinter auch die generelle Angst vor Zentralisierungstendenzen, wie sie vom Presseamt ja ebenso für die Zusammensetzung des Redaktionskreises festgestellt wurden? 72 K. BLECHA/G. HALLE/G. KÖHLER, Forschungsergebnisse, S. 174. In dieser Linie dürfte auch die Verzögerung der Lizenzerteilung für ein Amtsblatt des Kirchenbundes gesehen werden (vgl. dazu ausführlicher oben S. 268ff.). 73 Vgl. Anm. 70.
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Arbeitsgruppe Kirchenfragen, auf keinen Fall „der Umwandlung dieser Zeitschrift in ein kirchliches Organ zuzustimmen.“ Sollte daher „in Kirchenkreisen erwogen werden, die Zeitschrift zum Organ des ‚Bundes‘ zu machen,“ wolle man darauf verweisen, „dass die Lizenz 1947 für die Herausgabe einer theologischen Zeitschrift gegeben wurde, die nicht durch eine kirchliche Institution festgelegt ist.“74 Probleme für die kirchliche Seite brachten die verschiedenen Ebenen, auf denen verhandelt wurde. Hineinverwoben war Brenneckes schwierige persönliche Situation, die die staatlichen Verhandlungspartner auszunutzen versuchten. Sprach sich das Presseamt stets mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen und besonders mit der Arbeitsgruppe Kirchenfragen ab, war die kirchliche Strategie mehr als einmal unklar. Mehrmals konnte das Presseamt den Chefredakteur und die Verlagsleitung gegeneinander ausspielen, indem es beispielsweise Adler und Laurentius immer wieder vorhielt, Brennecke habe Bassarak angeblich selbst vorgeschlagen, so dass Laurentius und Adler schließlich erklären mussten, „dass jedenfalls D. Brennecke keine Vollmacht gehabt habe, Prof. Bassarak als Chefredakteur vorzuschlagen.“75 Gelegentlich zeigte es sich auch, dass das Presseamt durch das eigenständige und unabgesprochene Taktieren Brenneckes Informationsvorlauf gewann, mit dem es die Verlagsleitung überraschen konnte76. Die seit längerem verfolgte Politik des Presseamtes, die Chefredakteure als ihre eigentlichen Gesprächspartner heranzuziehen77, war zumindest dahingehend erfolgreich, Verstimmungen innerhalb des Verlages zu erzeugen. Auffällig ist auch, dass sich die Kirchenleitung in Gestalt der beiden Verlagsgesellschafter – obwohl ständig informiert –, lange zurückhielt, ehe sie in die Verhandlungen eingriff. Der Wechsel des Chefredakteurs der „Zeichen der Zeit“ 1969 dürfte auch den direkten Hintergrund für den mehrstufigen Plan der „Methoden der Einflußnahme“ des Presseamtes auf kirchliche Periodika bilden, die Kurt Blecha ein reichliches Jahr später in seiner an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit eingereichten „Dissertation“ entfaltete: „a) Gespräche mit Chefredakteuren mit vorbeugendem Charakter; b) Kritische Gespräche mit Chefredakteuren über Veröffentlichungen, die zu beanstanden sind, jedoch aus sachlichen Gründen oder taktischen Überlegungen keine wei-
74 Zum Gespräch mit Krummacher und von Brück am 27. Oktober 1969 über „Zeichen der Zeit“ BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12. 75 Protokoll von Laurentius vom 30. Oktober 1969 zum Gespräch auf dem Presseamt am 27. Oktober 1969 (NACHLASS HANS LAURENTIUS; ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). 76 Beispielsweise mit der Information, Brennecke stehe nur noch bis zum September 1969 zur Verfügung (vgl. oben S. 308). 77 Vgl. auch unten S. 253ff.
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teren Maßnahmen notwendig oder möglich machten; c) Mitteilungen an die Chefredakteure, dass die Wiederholung einer bestimmten Art Publikation strengere Maßnahmen erfordert (Ermahnung, Belehrung); d) Gespräche mit Vertretern der dem Chefredakteur übergeordneten Kirchenleitung (wenn z. B. die Abberufung eines Chefredakteurs gefordert oder die Nominierung eines Chefredakteurs vom Presseamt zurückgewiesen wird); e) Gespräche mit Chefredakteuren mit dem Ziel, dass der Chefredakteur eine beanstandete Nummer zurücknimmt (in solchen Fällen wird meist Neudruck gestattet); f) Beschlagnahme einer beanstandeten Nummer, Mitteilung an den Chefredakteur über diese Tatsache und die Gründe (in den Jahren nach 1965 wurde die früher häufig praktizierte Methode nicht mehr angewandt, dem Chefredakteur die Auflage zu erteilen, dass zur Beschlagnahme eine Erklärung des Presseamtes zu veröffentlichen ist). Bei Beschlagnahme ist u. U. mit der Generalstaatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten. g) Möglichkeiten, Ordnungsstrafen auszusprechen, wenn gesetzliche Bestimmungen (z. B. Lizenzverordnung) nicht eingehalten wurden. (Davon wurde bisher kein Gebrauch gemacht). 4. Als lizenzgebendes Staatsorgan hat das Presseamt die Möglichkeit, eine quantitative Ausdehnung der Kirchenpresse über das seit Jahren konstante Maß hinaus zu verhindern und auf die personelle Besetzung der Chefredakteurfunktion Einfluss zu nehmen. Dazu dienen: – Begrenzung der Auflage und Umfänge – im Prinzip Ablehnung von neuen Lizenzanträgen – Ablehnung von Chefredakteuren, die die Einhaltung der Lizenzbedingungen nicht gewährleisten – die Möglichkeit des Lizenzentzuges.“78
Die Aktivitäten Bassaraks im Hintergrund sind in Ansätzen deutlich. Dabei agierte er – wie im Fall der Ausreise Brenneckes – nur als scheinbarer Mittler79. Als alleiniger Chefredakteur, wie es das Presseamt forderte, wurde Bassarak von den Gesellschaftern, dem Verlag und Teilen des Redaktionskreises abgelehnt. Reinhold Pietz beispielsweise drohte für diesen Fall mit seinem Ausscheiden80. Die Ablehnung Bassaraks war so entschieden, dass sogar auch die Verlagsleitung „in letzter Konsequenz bereit [war], die Zeitschrift aufzugeben.“81
78 K. BLECHA/G. HALLE/G. KÖHLER, Forschungsergebnisse, S. 148–149. 79 In seiner „Dissertation“ aus dem Jahre 1971 schreibt Kurt Blecha: „Zwischen Mitarbeitern des Presseamtes und einzelnen Kirchenpublizisten, Theologen usw. bestehen vertrauliche Informationsverbindungen. Das Presseamt kann dadurch sowohl gezielte ‚Mitteilungen‘ oder ‚Warnungen‘ anbringen als auch Kenntnis von Internas [sic!] der Gegenseite erhalten“ (S. 169). 80 Vgl. u. a. den Brief Urners an Laurentius vom 21. Juli 1969 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1 und NACHLASS HANS LAURENTIUS). 81 Schreiben von Laurentius und Adler an Krummacher und von Brück vom 9. Juni 1969 (EBD.; vgl. auch die Aktennotiz Brenneckes vom 5. Juni 1969, EBD).
Die Zeitschrift als „Zeichen Die der Etablierung Zeit“ der 1970er/1980er des „Stan dpunkt“ Jahre
VI. Die Zeitschrift als „Zeichen der Zeit“ der 1970er und 1980er Jahre
1. Vereinheitlichung der evangelischen Zeitschriftenlandschaft: Die Etablierung des „Standpunkt“ Mit der 1955 gegründeten Zeitschrift „Glaube und Gewissen“ und dem „Evangelischen Pfarrerblatt“ aus dem Jahre 1959 war es nicht gelungen, der evangelischen kirchlichen Presse, im besonderen den Zeitschriften und damit den „Zeichen der Zeit“, gleichwertige Gegenüber zu etablieren. Dies spiegelten nicht nur die erheblich niedrigeren Abonnentenzahlen wieder, von ihrer politisch-ideologischen Ausrichtung und dem damit verbundenen Bild bei weiten Teilen der potenziellen Leserschaft ganz zu schweigen. Hatte die SED 1952/53 noch verhindert, dass die „Evangelische Verantwortung“ unter den Einfluss der CDU geriet, so ließ sie, nachdem die CDU sich als eine Blockpartei auf die SED ausgerichtet hatte, doch zu, dass sich die CDU sowohl der Zeitschrift „Glaube und Gewissen“ als auch des Evangelischen Pfarrerbundes und damit des „Evangelischen Pfarrerblattes“ annahm. Gleichwohl lag die Letztverantwortung für beide publizistische Unternehmen immer bei der Arbeitsgruppe Kirchenfragen des ZK der SED. Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre schien sich durch die Gründung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR das Verhältnis zwischen Kirche und Staat zu entkrampfen1. Die kirchliche Presse allzu großen Repressionen auszusetzen und ihre Auflagenzahlen nach Belieben einzuschränken, schien nicht mehr opportun, um das StaatKirche-Verhältnis nicht zusätzlich zu belasten. Belege für diese veränderte Politik und ihre Auswirkungen auf die kirchliche Medienlandschaft sind neben der Neulizenzierung des Mitteilungsblattes des DDR-Kirchenbundes2 unter anderem die Überlegung der Arbeitsgruppe Kirchenfragen, das Weitererscheinen der „Zeichen der Zeit“ nicht durch das grundsätzliche Beharren auf Gerhard Bassarak zu verhindern3. Als die wirtschaftliche Situation der DDR erneut eine Papiereinsparung nötig machte, favorisierte
1 Vgl. u. a. R. F. GOECKEL, Kirche, S. 227. 2 Vgl. oben S. 268ff. 3 Vgl. auch oben S. 310f.
Die Etablierung des „Standpunkt“
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die Arbeitsgruppe Kirchenfragen sogar die schon länger geplante Zusammenlegung von „Glaube und Gewissen“ und „Evangelischem Pfarrerblatt“ gegenüber der Einschränkung der kirchlichen Pressearbeit für die Gewinnung von Papierressourcen4. Die Fusion beider Blätter brachte nicht nur die erhoffte materielle Einsparung, sondern mit der Zusammenlegung wurde darüber hinaus erreicht, missliebige Mitarbeiter auszuschalten, die schon längere Zeit oftmals persönliche Interessen statt die Kirchenpolitik der SED in den beiden Zeitschriften oder im Vorstand des Pfarrerbundes verfochten. In Günter Wirth wusste Rudi Bellmann von der Arbeitsgruppe Kirchenfragen zugleich einen verlässlichen Partner im Hauptvorstand der CDU, der die Vorgaben der SED beachtete – auch hinter dem Rücken seiner Unionsfreunde. Wirth hatte es im Verlaufe seiner Karriere in erstaunlicher Weise vermocht, Funktionen im Parteiapparat der CDU in seiner Person zu bündeln und sie zugleich mit seinen vielfältigen Aktivitäten auf publizistischem Gebiet zu verknüpfen. Seit 1960 Mitglied des Hauptvorstandes der CDU, war er 1972 in das Präsidium des Hauptvorstandes aufgerückt. Er konnte nicht nur auf Erfahrungen als stellvertretender Chefredakteur des CDU-Zentralorgans „Neue Zeit“ (1961–1963) verweisen, sondern auch auf eine langjährige Praxis als Cheflektor für politische Literatur des parteieigenen Union Verlags. Überdies war er Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung und seit kurzem auch Vizepräsident des Kulturbundes der DDR. Warf der Wechsel im Amt des Chefredakteurs bei den „Zeichen der Zeit“ 1969 ein Schlaglicht auf die Kräfte- und Interessenverhältnisse in einer kirchlichen Redaktion, einem kirchlichen Verlag und der Kirchenleitung, so erhellt die Darstellung der Fusion von „Glaube und Gewissen“ und „Evangelischem Pfarrerblatt“ – fast zeitgleich – die Verhältnisse in bezug auf die einzigen Gegenüber der „Zeichen der Zeit“ in der DDR. „Die Zeichen der Zeit“ waren – abgesehen von den Fachzeitschriften „Theologische Literaturzeitung“ und „Die Christenlehre“ – die einzige evangelische kirchliche Monatsschrift; „Glaube und Gewissen“ und „Evangelisches Pfarrerblatt“ die einzigen nichtkirchlichen evangelischen Monatszeitschriften. Neben diesen eher formalen Gemeinsamkeiten gab es solche persönlicher Art. Auch bei der Zusammenlegung der beiden nichtkirchlichen Blätter spielte Gerhard Bassarak eine wichtige Rolle: War sie im Falle der „Zeichen der Zeit“, weil er Chefredakteur werden wollte und nach dem Willen des Presseamtes auch werden sollte, sehr aktiv, so war sie im andern Fall eher passiv. Wirth wollte Bassarak unbedingt als Mitherausgeber der neuen Zeitschrift gewinnen. Bellmann war dagegen5, so dass er
4 Vgl. auch unten. 5 Die Gründe sind aus dem Aktenmaterial nicht einsichtig.
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Die Zeitschrift als „Zeichen der Zeit“ der 1970er/1980er Jahre
Abb. 2: Titelblatt des 1973 aus den Zeitschriften „Glaube und Gewissen“ und „Evangelisches Pfarrerblatt“ hervorgegangenen „Standpunkt“.
Die Etablierung des „Standpunkt“
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schließlich keine Berücksichtigung fand. Dennoch war Bassarak im 1973 neu gegründeten „Standpunkt“ ein viel vertretener Autor. Die Zusammenlegung von „Glaube und Gewissen“ und „Evangelischem Pfarrerblatt“ bahnte sich schon länger an. In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre wollte sich der Bund Evangelischer Pfarrer in der DDR stärker profilieren, hin zu einer „gewerkschaftsähnliche[n] Organisation“6 der Pfarrer. Vorstandsmitglied Georg Schäfer erhoffte sich sogar, dass der Bund nach der neuen DDR-Verfassung von 1968 „im Sinne von Artikel 39 der Verfassung als Verhandlungs- und Vermittlungspartner hinzugezogen wird.“7 Als grundlegend sah Schäfer die Geschlossenheit des Pfarrerbundes an. Primäres und messbares Kriterium seiner Wirksamkeit seien politische Aussagen, die „stärker, prinzipieller und vorausschauender die kirchenpolitischen Schwerpunktprobleme“8 aufgreifen müssten. Dabei käme dem „Evangelischen Pfarrerblatt“ die Rolle als „Sprachrohr des Pfarrerbundes“9 zu. Damit der Pfarrerbund für kirchliche Amtsträger attraktiver würde, müsse er sich stärker einsetzen „für die Überarbeitung des rückschrittlichen Pfarrerdienstgesetzes, für die Gleichberechtigung der im kirchlichen Dienst stehenden Frau, für die bessere Versorgung der nicht mehr im Dienst stehenden Amtsträger, für die Bereinigung von Wohnproblemen, die sich aus der Stellung des kirchlichen Eigentums ergeben“10.
Um die zwangsläufig folgende Kritik durch die Kirchenleitung abzuwehren, müsse man daher darauf achten, dass das politische Engagement der 6 Aktenvermerk der Abteilung Kirchenfragen des Hauptvorstandes der CDU für Wolfgang Heyl vom 29. April 1968 über eine Aussprache mit dem Geschäftsführenden Ausschuss des Pfarrerbundes im Nationalrat am 26. April 1968 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2138). Anwesend waren der Vizepräsident des Nationalrats, Werner Kirchhoff, der Sekretär des Nationalrats der Nationalen Front, Günther Grewe, der Staatssekretär für Kirchenfragen, Hans Seigewasser, sein Mitarbeiter Hans Weise, Willi Barth von der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ beim ZK der SED, Erwin Bondzin, F. Naumann und der Leiter der Abteilung Kirchenfragen beim Hauptvorstand der CDU Gerhard Quast. Vertreter des Pfarrerbundes waren Georg Schäfer, Götz Bickelhaupt, H.-J. Brühe, E. Evers, Geerd Doherr, E. Breithaupt, Werner Meinecke, Bruno Theek und Günther Knop. 7 Aktenvermerk der Abteilung Kirchenfragen (vgl. Anm. 6). 8 Rahmenarbeitsprogramm für die Tätigkeit des Bundes, an den Leiter der Abteilung Kirchenfragen beim Hauptvorstand der CDU, Gerhard Quast, vom 22. September 1967 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2138). 9 So Seigewasser auf der Sitzung der Arbeitsgruppe Christliche Kreise mit dem Geschäftsführenden Ausschuss des Pfarrerbundes am 26. April 1968 im Nationalrat. Vgl. das Kurzprotokoll vom 6. Mai 1968 (Erwin Bondzin, ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2138; auch in: BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/24). 10 So Schäfer auf der Sitzung der Arbeitsgruppe Christliche Kreise mit dem Geschäftsführenden Ausschuss des Pfarrerbundes am 26. April 1968 im Nationalrat (vgl. EBD.).
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Mitglieder des Pfarrerbundes deren Glaubhaftigkeit als Geistliche nicht untergraben würde. Es ist wohl auch vor diesem Hintergrund zu deuten, dass zur Propagierung dieser Ziele das Autorenspektrum des Pfarrerblattes um „Nichtpfarrer bzw. Nichtchristen“11 erweitert werden sollte. Unumgänglich zur inhaltlichen und personellen Neuorientierung des Publikationsorgans sei jedoch zunächst die Ablösung des bisherigen verantwortlichen Redakteurs Karl Kleinschmidt. Der Pfarrerbund sei kein Privatverein bestimmter Funktionäre, er sei kein „Kleinschmidt-Bund, auch kein Schäfer-Bund.“12 Dem Geschäftsführenden Ausschuss des Pfarrerbundes sollte daher von der Arbeitsgruppe „Christliche Kreise“ beim Nationalrat der Nationalen Front ein neuer Chefredakteur vorgeschlagen werden13. Im Mai 1968 bat Kleinschmidt selbst den Vorstand des Pfarrerbundes, ihn von der Funktion des verantwortlichen Redakteurs des „Evangelischen Pfarrerblattes“ zu entbinden14. Zumindest der Nationalrat der Nationalen Front dachte offensichtlich in dieser Situation über eine Zusammenlegung der Zeitschriften „Evangelisches Pfarrerblatt“ und „Glaube und Gewissen“ nach, jedoch in der Absicht, das publizistische Profil des Pfarrerblattes zu schärfen und Autoren sowie Leser zu gewinnen15. Diese Überlegungen zur inhaltlichen und vor allem personellen Neuformierung des „Evangelischen Pfarrerblattes“ müssen in engem Zusammenhang mit den Bemühungen des Hauptvorstandes der CDU um eine engere Bindung des Pfarrerbundes an die CDU gesehen werden16. Um ein Zeichen zu setzen, wurde der bisherige Sekretär des Pfarrerbundes, Günther Knop, gezwungen, sein Arbeitsverhältnis beim Pfarrerbund zu lösen. Er sollte eine neue Tätigkeit beim Sekretariat des Hauptvorstandes der CDU, Abteilung Parteiorgane (Parteiorganisation und Statistik und Arbeitsgruppe Veranstaltungen), aufnehmen17. Selbst 11 12 13 14
EBD. EBD. Vgl. EBD. Vgl. das Schreiben Kleinschmidts an den Vorstand des Pfarrerbundes (ACDP ST AUGUSTIN, I-531-A: Abschrift o. D. [Mai 1968]). 15 Vgl. den Vermerk des Sekretärs des Nationalrates der Nationalen Front, Günther Grewe, an den Leiter der Abteilung Kirchenfragen beim Hauptvorstand der CDU, Gerhard Quast, vom 6. Mai 1968 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2138). Die hier erwähnten Analysen der beiden Zeitschriften, die in einer Anlage beigegeben seien, sind nicht archiviert. Bereits ein Jahr vorher war die Idee der Fusion vom Mitglied des Vorstandes des Pfarrerbundes, Günther Knop, vorgebracht worden, um „eine aktuellere, qualitativ höhere und interessantere Gestaltung des Pfarrerblattes zu erreichen“ (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2140): Einige Gedanken zur Konsolidierung der Arbeit des Pfarrerbundes, insbesondere zur Erfüllung seiner Aufgaben im Jahre 1967. 16 Vgl. dazu den Aktenvermerk von Gerhard Quast, Abteilung Kirchenfragen, vom 22. November 1968 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2138). 17 Vgl. EBD.
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Herbert Trebs, der für den Fall, dass Knop zum Ausscheiden gezwungen würde, mit seinem Rücktritt aus dem Vorstand des Pfarrerbundes gedroht hatte, ließ Knop fallen18. Mit der Absetzung Knops sollten dem Vorstandsmitglied des Pfarrerbundes Georg Schäfer und vor allem den beiden Vorsitzenden Werner Meinecke und Geerd Doherr unmissverständlich die Folgen eigenmächtiger Entscheidungen ohne vorherige Rücksprache mit dem Hauptvorstand der CDU vor Augen geführt werden19. Die Uneinheitlichkeit innerhalb des Pfarrerbundes, die sich sowohl im Leitungsstil einzelner Vorstandsmitglieder als auch in unterschiedlichen Vorstellungen über Aufgaben und Ziele zeigte, war schon im Zusammenhang mit der Verlegung seines Sitzes von Leipzig (Springerstraße 16) nach Berlin (Fennstraße 16) augenfällig geworden. Im September 1966 fochten vor allem Doherr und Theek den Beschluss des Vorstandes vom 3. Oktober 1965 nachträglich an, den Dienstsitz des Pfarrerbundes nach Berlin zu verlegen. Theek machte Verfahrensfehler beim Umzugsbeschluss geltend. Doherrs Widerstand entsprang daraus, dass „er befürchtet, der Pfarrerbund würde dann zu sehr vom Nationalrat, von der CDU und anderen Stellen bedrängt werden.“20 Seit Mai 1967 befand sich auch die Redaktion des „Evangelischen Pfarrerblattes“, die sich bis dahin am Wohnort des Chefredakteurs Karl Kleinschmidt in der Schweriner Bischofsstraße befunden hatte, in der Berliner Fennstraße21. Mit dieser Maßnahme wurden Redaktion und Herausgeber unter einem Dach zusammengeführt. Ein anderes Licht, besonders auf persönliche Differenzen, werfen briefliche Äußerungen des Gründungsmitgliedes Wolfgang Caffier an den Redakteur der „Neuen Zeit“, Eberhard Klages, Mitglied des Pfarrerbundes, der Redaktionskommission des Pfarrerblattes und oft vertretener Autor22.
18 Vgl. EBD. 19 Vgl. EBD. Eine besondere Schwierigkeit in der Begründung lag jedoch darin, „daß bei den angegebenen Gründen (Ufrd. Knop sei zu selbständig für den Pfarrerbund und er arbeite zu eng mit dem Nationalrat und der CDU zusammen) eine Abberufung eigentlich nicht infrage kommen dürfe“ (EBD.). 20 Vorstandssitzung des Pfarrerbundes vom 22. September 1966, Aktenvermerk von Gerhard Quast vom 3. Oktober 1966 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2138). 21 Vgl. das Impressum im Evangelischen Pfarrerblatt 4/1967 und 5/1967. 22 Seine größtenteils polemischen Artikel verbarg er hinter dem Kürzel „E. K.“. Offensichtlich war den meisten Lesern nicht bekannt, dass sich hinter „E. K.“ Eberhard Klages versteckte, wie die Auseinandersetzung um den Artikel „Amoklauf“ in Heft 12/1969 beweist. Klages hatte in dem Artikel über die Synode der Kirchenprovinz Sachsen im November 1969 berichtet und dabei den Synodalen Johannes Hamel als „Chefideologen der Kirchenprovinz Sachsen“ verunglimpft und ihm „Boykotthetze“ vorgeworfen. Der Artikel im Pfarrerblatt rief zahlreiche Proteste hervor, unter anderem der Kirchenleitung der Kirchenprovinz Sachsen (Bischof Werner Krusche), wobei der Kirchenleitung unklar war, wie es dazu kommen konnte, dass „E. K.“ Einblick in vertrauliche Synodenpapiere hatte, aus denen er dann in „Amoklauf“ zitierte.
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Caffier war bereits 1963 aus dem Pfarrerbund ausgetreten23. Jetzt (1969) fühle er sich vom Pfarrerbund „ebenso weit entfernt, wie beispielsweise Walter Ulbricht von der SPD, der er schließlich auch dereinst kurze Zeit angehört hat.“24 Caffier „vergäße gern all das, was . . . [er] an ungläubigem Zynismus, nacktem Utilitarismus und moralischer Verkommenheit dort erlebt habe, all den niederträchtigen Mißbrauch . . . [seiner] Person, den . . . [er sich] damals gegen harte Währung [!] gefallen ließ.“25
Kleinschmidt sah sich genötigt, 1969 als verantwortlicher Redakteur des „Evangelischen Pfarrerblattes“ zurückzutreten26. Bis eine endgültige Lösung gefunden wäre, übernahm der Nachfolger Knops im Amt des Sekretärs des Pfarrerbundes, Herbert Reinelt, kommissarisch die Stelle des verantwortlichen Redakteurs27. Doch war Reinelt in dieser Doppelfunktion überlastet. Ausgaben des Pfarrerblattes wurden verspätet ausgeliefert, wobei die Verzögerung „keineswegs auf die Druckerei, die ihre Termine eingehalten hat, sondern ausschließlich auf den verspäteten Abschluss des Manuskripts zurückzuführen“28 war. Auch der „zeitweilige Einsatz der Unionsfreundin Heinicke hat nicht zur Veränderung dieser Situation beitragen können.“29 Geplant war, Reinelt von der Redaktion des Pfarrerblattes zu entlasten, wenn der Student Knitt nach Abschluss seines Studiums eine hauptberufliche Tätigkeit beim Pfarrerbund aufnehmen würde. Doch diese Lösung kam nicht zustande, „da der Ufrd.30 Knitt auch diesmal sein Examen nicht abgeschlossen hat.“31 Für eine generelle Regelung sah der Geschäftsführende Ausschuss des Pfarrerbundes zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte (wie zur Zeit Kleinschmidts) der Redakteur ehrenamtlich arbeiten und seinen Aufwand entschädigt bekommen. Zum anderen könnte man hauptamtlich einen Chefredakteur berufen, der gleichzeitig den Vorsitz des Redaktionskollegiums32 23 Vgl. dazu ausführlicher oben S. 186f. 24 Schreiben Caffiers an Klages vom 12. April 1969 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2137). 25 EBD. Vgl. das Antwortschreiben von Klages, in dem er die Vorwürfe entschieden zurückwies, vom 24. April 1969 (EBD.). 26 Vgl. oben S. 320. 27 Vgl. den Aktenvermerk Quasts vom 26. Januar 1970 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013– 2140). 28 EBD. 29 EBD. 30 Unionsfreund. 31 Vgl. Anm. 27. 32 Zum damaligen Zeitpunkt umfasste das Redaktionskollegium als Mitglieder Walter Bredendiek, E. Evers, Hans Giesecke, Hans-Hinrich Jenssen, Karl Kleinschmidt, Carl Ordnung, Herbert Reinelt, Georg Schäfer, Karl-Heinz Ulrich, Herbert Trebs, Gert Wendelborn und Eberhard Klages (vgl. das Protokoll der Sitzung der Redaktionskommission vom 18. Februar 1970, ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-A).
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übernähme. Diese Variante entspräche der bei der katholischen Monatsschrift „begegnung“33. In beiden Fällen kämen nach Vorstellungen des Leiters der Abteilung Kirchenfragen beim Hauptvorstand der CDU, Gerhard Quast, als Chefredakteur sowohl Carl Ordnung als auch Herbert Trebs in Frage, so dass sich Reinelt ganz auf seine Aufgaben als Sekretär des Pfarrerbundes konzentrieren könne34. Anfang April 1970 trat Wolfgang Heyl an den Vorstand des Pfarrerbundes jedoch mit dem Angebot heran, dass der bisherige Cheflektor des Union Verlages, Günter Wirth, für den Pfarrerbund als Chefredakteur des „Evangelischen Pfarrerblattes“ tätig werden könnte: „Die finanzielle Seite solle so aussehen, dass der Bund den für den Redakteur vorgesehenen Beitrag an die CDU überweist und das Gehalt G. Wirth’s von der CDU festgesetzt und ausgezahlt wird.“35 Reinelt könne dann den Sekretärsposten allein übernehmen. Die Frage seines Gehaltes würde in der gleichen Weise wie bei Wirth geregelt36. Diesen Vorschlägen stimmte der Geschäftsführende Ausschuss des Pfarrerbundes in seiner Sitzung am 14. April 1970 zu. Wirth begann seine Tätigkeit als Redakteur am 1. Juni 197037. Dabei arbeitete er von Anfang darauf hin, das „Evangelische Pfarrerblatt“ mit der Zeitschrift „Glaube und Gewissen“, deren Mitherausgeber Wirth seit 1965 war38, zu fusionieren. Schon unmittelbar nach seinem Dienstantritt begann er, nicht nur in enger Absprache mit dem Hauptvorstand seiner Partei, sondern auch mit der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim Zentralkomitee der SED39, eine Konzeption zur Zusammenführung auszuarbeiten40. Schon drei Jahre zuvor, 1967, hatte Wirth eine Expertise über „Glaube und Gewissen“ und „Evangelisches Pfarrerblatt“41 erstellt. Sie hatte jedoch 33 Vgl. EBD. Zur „begegnung“ vgl. oben S. 188f. 34 Vgl. das Protokoll der Sitzung der Redaktionskommission vom 18. Februar 1970 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-A). 35 Protokoll des Geschäftsführenden Ausschusses vom 14. April 1970 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2138). 36 Vgl. EBD. 37 Wirth wird jedoch erst im Januarheft des Folgejahres im Impressum als Chefredakteur genannt (vgl. Evangelisches Pfarrerblatt 1/1971). 38 Seit Heft 8/1965. Außer ihm waren auch Bredendiek, Kleinschmidt, Theek und Trebs sowohl mit dem Pfarrerblatt als auch „Glaube und Gewissen“ als Mitglieder des Redaktionskollegiums bzw. Herausgeber verbunden. 39 Vgl. den vertraulichen Aktenvermerk vom 4. Juni 1970, bes. Punkt 7 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D). Weiteres Indiz dafür ist, dass Wirth den Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Kirchenfragen, Rudi Bellmann, an seinen Überlegungen teilhaben ließ, indem er ihm die Originale und den ersten Durchschlag zuleiten ließ. Den letzten, zweiten, Durchschlag gab er zu den Akten. 40 Vertraulicher Aktenvermerk Wirths vom 4. Juni 1970 und Zusatz zum Aktenvermerk vom 8. Juni 1970 (EBD.). 41 EBD. Es wird jedoch nicht genau ersichtlich, in wessen Auftrag und für wen dieses Gutachten erstellt worden war. Da es im Nachgang zum VII. Parteitag der SED
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noch nicht eine mögliche Fusion beider Zeitschriften zum Hintergrund, sondern versuchte eine programmatische Funktionsbeschreibung für beide Publikationsorgane42: „Glaube und Gewissen“ habe „einen stark pietistisch fundamentierten Charakter“43 und halte sich in der Beantwortung konkreter „Fragen des gesellschaftlichen Engagements“ merklich zurück, während das Pfarrerblatt „ab und zu auf ideologische Irrwege“44 geraten sei. Die äußeren Bedingungen wie der frühe Redaktionsschluss und das Problem der Trennung von Redaktions- und Verlagsort würden die Wirksamkeit beider Blätter weiter einschränken. Beide Zeitschriften sollten sich besonders den „Kernfragen christlicher Existenz im entwickelten gesellschaftlichen System des Sozialismus“ widmen, worunter Wirth vor allem ethische Fragestellungen (Arbeitsmoral, christliche Ethik und „sozialistische ethische Prinzipien“), Probleme des Friedenskampfes und die breite Darstellung der Tätigkeit der Christlichen Friedenskonferenz und der „Arbeit der Kirchen in den befreundeten sozialistischen Staaten“ verstand. Reportagen über Pfarrer und Synodale, die sich politisch engagierten, Berichte über die kirchenmusikalische Arbeit und christliche bildende Künstler sowie ein ausführlicher Informationsteil sollten den Inhalt abrunden. In dieser programmatischen Profilbestimmung unterschieden sich nach Wirths Meinung beide Blätter nur wenig. Lediglich die publizistische Ausgestaltung sei verschieden: „Was in ‚Glaube und Gewissen‘ gleichsam vom gesunden Menschenverstand und den verallgemeinerten praktischen Erfahrungen her zur Geltung gebracht (17.–22. April 1967) gefertigt wurde, wobei seine Ausführungen „im Zusammenhang mit der Überprüfung der kirchenpolitischen Situation die Aufgraben für die beiden Zeitschriften genau . . . fixieren“ sollten, ist es möglich, dass Wirth im Auftrag der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim ZK der SED tätig wurde. 42 An dieser Stelle ist auch an die schon oben S. 187f. dargestellten Überlegungen von Trebs als („IM Anton“) aus dem Jahre 1960 zu erinnern. Trebs hatte damals vorgeschlagen, „Glaube und Gewissen“ umzugestalten, Werner Schmauch als Herausgeber zu benennen und sich selbst als „technischen Berater“ einzusetzen. 43 Vgl. Anm. 40. 44 EBD. Wirth spielte auf die so genannte „atheistische Theologie“ an, die vor allem der Pfarrer von Taucha bei Leipzig, Hartmut Bock, in zahlreichen Aufsätzen propagierte. Bock publizierte seine Ideen auch mehrfach in den „Zeichen der Zeit“ (vgl. H. BOCK, Gott als Literatur und Geschichte, ZdZ 10/1965, S. 362–368; DERS., Unwiederbringlich dahin!, ZdZ 1/1967, S. 33–35; DERS., Theologische Erwägungen zu einer philosophischen Hermeneutik, ZdZ 10/1969, S. 362–370 [ursprünglicher Titel: „Hans-Georg Gadamers philosophische Hermeneutik als Grundlage einer nachbultmannschen Theologie“, vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 21. April 1969, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Den Aufsatz Bocks „Subjektivität und Transzendenz“ lehnte der Redaktionskreis ab, da er „aus Publikationsgründen nicht abgedruckt werden“ könne (Protokoll der Redaktionssitzung vom 11. Juni 1968, EBD.). Einen Beitrag, den die Redaktion bereits angenommen hatte („Karl Marx’ Einfluß auf die Praxis theologischen Denkens“) zog der Autor zurück (vgl. die Protokolle der Redaktionssitzungen vom 17. Mai 1971, 12. November 1971 und 28. Juni 1971, EBD.).
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wird, das wird im ‚Pfarrerblatt‘ in theologischer Terminologie dargeboten werden müssen.“
Dass „Glaube und Gewissen“ illustriert erschien, während das „Evangelische Pfarrerblatt“ auf Photographien verzichtete, empfahl Wirth beizubehalten. Jedoch schwebte ihm für „Glaube und Gewissen“ sowohl in Format als auch bildkünstlerischer Ausstattung eine Angleichung an die katholische „begegnung“ vor. Um die Herausgebertätigkeit und die redaktionelle Arbeit beider Blätter wesentlich zu straffen, machte Wirth zwei Modellvorschläge. Im ersten sollten beide Zeitschriften ihren eigenen Herausgeber- und Redaktionskreis behalten, wobei die Herausgeberbesprechungen von „Glaube und Gewissen“ einmal monatlich in Berlin stattfinden sollten. Jeder sollte sich für die Betreuung eines bestimmten Fachgebietes verantwortlich fühlen; die Herausgeber bzw. Mitglieder der Redaktion sollten auf das skizzierte Programm verpflichtet werden. Das andere Modell sah vor, die beiden Zeitschriften einzeln zu erhalten, aber die vorgesehenen finanziellen Mittel gemeinsam zu verwalten. Dazu sei es notwendig, beide Zeitschriften in einem gemeinsamen Verlag zusammenzuführen und in einer Druckerei zu drucken. Eine Redaktion sei für beide Zeitschriften verantwortlich. Als Variante für das zweite Modell konnte sich Wirth auch vorstellen, unabhängig von zwei Herausgeber- bzw. Redaktionskreisen,ein aus drei oder fünf Berlinern bestehendes Gremium zu bilden, das alle zwei bis drei Wochen tagen, geeignete Autoren und Themen suchen und sie auf die beiden Blätter aufteilen würde. Beide Zeitschriften sollten jedoch unbedingt erhalten werden, „abgesehen davon, daß die kirchliche Reaktion triumphieren würde, wenn eine der beiden Zeitschriften eingestellt würde.“45 Ausgangspunkt der Überlegungen Wirths vom Juni 1970 war die mangelnde Effektivität beider Zeitschriften, „Glaube und Gewissen“ und des „Evangelischen Pfarrerblattes“, dessen verantwortlicher Redakteur er gerade geworden war. „Wenn man bissig sein wollte, könnte man sagen: 0 + 0 = 0.“ Positiv zu würdigen seien jedoch bei „Glaube und Gewissen“ die „relativ gute Verbindung zu einem Laienpublikum, insbesondere aus den Reihen eines christlichen Bildungsbürgertums“, und beim „Evangelischen Pfarrerblatt“ die „produktiven theologisch-gesellschaftlichen Auseinandersetzungen“46. Wolle man diese Elemente weiterführen, dürfe die eine Zeitschrift nicht in der anderen aufgehen, sondern aus der Fusion beider Monatsblätter müsse eine neue Zeitschrift hervorgehen. Die wirtschaftlichen Potenzen der DDR-Wirtschaft falsch taxierend, ging Wirth davon aus, dass Fragen des Titels, des Formats und der technischen Herstellung 45 Vgl. Anm. 40. 46 EBD.
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sekundär seien. Wichtiger sei die personelle Besetzung. Die neue Zeitschrift solle vor allem als Organ der Arbeitsgruppe „Christliche Kreise“ beim Hauptvorstand der CDU, des Pfarrerbundes und der Christlichen Friedenskonferenz publizistisch tätig werden. Daher müssten alle diese Gruppen im Herausgeberkollegium vertreten sein. Als Hauptherausgeber favorisierte Wirth den ehemaligen Thüringer Landesbischof Moritz Mitzenheim, „und es wäre wohl klar, daß über eine Zeitschrift, die Mitzenheim als Herausgeber hat und die damit zu erkennen gibt, daß Mitzenheim nicht nur Landesbischof in Ruhe sein will, ganz anders geredet wird als über die beiden bisherigen Blätter.“47
Als Vertreter der Christlichen Friedenskonferenz benannte Wirth Gerhard Bassarak als Mitherausgeber, Georg Schäfer für den Pfarrerbund und Gerhard Lotz für den Friedensrat. Ein Pfarrer, beispielsweise Karl Kleinschmidt, Walter Feurich oder Manfred Haustein, sollten den Nationalrat vertreten, Emil Fuchs und „Vertreter der mittleren Generation“48 wie der Pfarrer und Schriftsteller Alfred Otto Schwede oder der Leipziger Oberassistent Ingo Zimmermann die Reihe der Herausgeber ergänzen. Weiter schlug Wirth sich selbst als hauptamtlichen Chefredakteur der neuen Zeitschrift vor. In der Redaktion sollten Carl Ordnung für die Christliche Friedenskonferenz, Walter Bredendiek für den Pfarrerbund sowie Hermann Glander als bisheriger Redakteur von „Glaube und Gewissen“ mitarbeiten. Gegebenenfalls sollte Herbert Trebs hinzugezogen werden. In der äußeren Gestaltung könne man sich an der katholischen „begegnung“ (32 Seiten mit Abbildungen) oder an den in Hannover erscheinenden „Lutherischen Monatsheften“ (Umschlag aus Karton mit 24 Seiten) orientieren. Eine Bildbeilage sollte zumindest zu Weihnachten und Ostern bzw. Pfingsten vorgesehen werden. Als Titel schlug Wirth „Christ in unserer Welt“, „Christ in der Zeit“, „Entscheidung und Verantwortung“, „Verantwortung und Gewissen“49, „Protestantische Positionen“, „Protestantische Profile“ oder „Standort“50 vor. Im November 1970 beauftragten Quast und Wirth den stellvertretenden Generaldirektor der VOB Union, W. Frommhold, eine Kalkulation über die Herstellungskosten der Monatszeitschrift vorzulegen. Man fasste entweder eine 24seitige oder 32seitige Publikation ins Auge, mit 2.000, 2.500 oder 3.000 Exemplaren. Zusätzlich waren insgesamt vier Seiten Bildbeilagen geplant51. 47 EBD. 48 Aktenvermerk Wirths vom 8. Juni 1970 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D). 49 So im Vorschlag Wirths vom 4. Juni 1970 (EBD.). 50 So im ergänzenden Aktenvermerk Wirths vom 8. Juni 1970 (EBD.). 51 Vgl. das Schreiben Frommholds an Quast vom 1. Dezember 1970, mit Anlage (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2156). Allein die Herstellungskosten bewegten sich bei einer Auflage
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Die geplante Einstellung von „Glaube und Gewissen“ und „Evangelischem Pfarrerblatt“ zugunsten nur einer Zeitschrift kam – wie bereits erwähnt – auch wirtschaftlichen Erwägungen entgegen. Denn angesichts der angespannten Situation in der Versorgung der DDR-Wirtschaft mit Druckpapier hatte sich Anfang 1971 das Politbüromitglied Werner Lamberz an den Leiter der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim Zentralkomitee der SED, Willi Barth, mit der Anfrage gewandt, ob sich im Bereich der konfessionellen Presse Möglichkeiten der Papiereinsparung ergeben würden. Dabei sollte besonders geprüft werden, ob ähnliche Presseorgane zusammengelegt oder die Erscheinungsweise der Publikationen bzw. ihre Ausstattung verändert werden könnten. Auch sollten die zum Teil „sehr hohen finanziellen Zuschüsse“ vermindert werden52. In seinem Antwortschreiben sicherte Barth eine „Prüfung möglicher Papiereinsparungen bei der Genehmigung von Nachrichtenblättern der Kirchengemeinden durch den Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt“ zu und betonte: „In anderen Bezirken geschieht die Herausgabe solcher Blätter in unerheblichem Umfang“. Eine Reduzierung der übrigen kirchlichen Presse, wie Amts- und lizenzierte Sonntagsblätter, hielt Barth „zum gegenwärtigen Zeitpunkt [für] politisch nicht ratsam.“ Besonders wies er jedoch auf die geplante Zusammenführung der beiden Zeitschriften „Glaube und Gewissen“ und „Evangelisches Pfarrerblatt“ hin: „Diese Fusion bedeutet eine Einsparung sowohl an Papier als auch an finanziellen Mitteln.“ Um die Zusammenlegung zu forcieren, habe die Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim Zentralkomitee der SED die Ausarbeitung einer Vorlage für das Sekretariat des ZK in Auftrag gegeben, die Ende März im Entwurf vorliegen würde. Der frühestmögliche Zeitpunkt der Fusion sei das vierte Quartal 1971, möglicherweise aber auch erst der Jahresanfang 1972, „da vorbereitende Gespräche mit den Herausgebern beider Blätter, inhaltlich-konzeptionelle und materielle Voraussetzungen für die neue entstehende Schrift erforderlich“ seien53. Mit der Ausarbeitung der Vorlage für das Sekretariat des Zentralkomitees der SED beauftragte Barth den Chefredakteur des Pfarrerblattes, Günter Wirth54. In dessen Entwurf konnten die bereits früher gemachten Überlevon 2.000 Exemplaren (einschließlich Papier) bei 24 Seiten Inhalt und vier Seiten Umschlag bei 1.450,–M, bei 3.000 Exemplaren (einschließlich Papier) und 32 Seiten Inhalt nebst vier Seiten Umschlag bei 1.983,–M. 52 Ausgangspunkt war der Beschluss des Sekretariats des ZK der SED vom 16. Dezember 1970 über die „Einsparung von Zeitungsdruckpapier, Schreib- und Druckpapier und Kunstdruckpapier im Jahre 1971 im Bereich des Pressewesens“ (vgl. das Schreiben von Lamberz an Barth vom 6. Januar 1971, BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12). 53 Schreiben Barths an Lamberz vom 26. Januar 1971 (EBD.). 54 Wirths heutige Behauptungen entsprechen nicht den Tatsachen. Wirth erklärt, dass alle seine Vorschläge zur Zusammenführung unbeachtet blieben, wobei er verschweigt, dass er
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gungen und die Kostenkalkulation des Union Verlages55 einfließen. Unabhängig von ihren je eigenen Verdiensten, so Wirth, hätten beide Zeitschriften ihre Aufgabe, „die Bildung des gesellschaftlichen Bewußtseins und die politische, aber auch die kirchenpolitische Orientierung“ verfehlt. Eine weitaus aktivere Rolle habe die CDU-Presse (beispielsweise die „Neue Zeit“) gespielt. In der jetzigen kirchenpolitischen Situation müsse die CDUPresse jedoch die veränderten Bedingungen akzeptieren. Vor allem das Zentralorgan „Neue Zeit“ müsse sich in der Polemik stärker zurückhalten. Diese Aufgaben müssten nun andere Publikationen übernehmen. Doch weder „Glaube und Gewissen“, „das immer mehr konventikelhafte Züge annimmt“, noch das Pfarrerblatt könnten aufgrund ihres begrenzten Wirkungsradius aktiv eingreifen. Wirth betonte: „Gerade deshalb wäre es von Bedeutung, wenn im Vorfeld der politisch ideologischen Auseinandersetzung und des kirchenpolitischen Kampfes eine Zeitschrift kämpferischer protestantisch-progressiver Provenienz operieren könnte“.
Daher sollten „Glaube und Gewissen“ und „Evangelisches Pfarrerblatt“ Ende des Jahres 1971 ihr Erscheinen zugunsten der Neugründung einstellen. Diese neue Zeitschrift solle eng mit dem Nationalrat der Nationalen Front verbunden und eine Plattform der Arbeitsgruppen „Christliche Kreise“ der Nationalen Front, des Bundes Evangelischer Pfarrer in der DDR, der Christlichen Friedenskonferenz und der theologischen Sektionen werden. Sie habe die Aufgabe, diejenigen zu bekämpfen, „die im Zeichen des Sozialdemokratismus, der Konvergenztheorie, des Pluralismus, der ‚Theologie der Revolution‘, der Elite-Theorie, der Abendland- und Europa-Ideologie stehen . . ., insgesamt also: an der Abgrenzung der DDR von der imperialistischen BRD politisch-ideologisch mitzuwirken.“
Die neue Zeitschrift sollte „alle sonstigen Wünsche hinsichtlich publizistischer Möglichkeiten“56 befriedigen und besonders auch Ansprüchen der von der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beauftragt war und hinter dem Rücken seiner eigenen Parteifreunde in enger Tuchfühlung mit Bellmann und Barth agierte. Im Nachhinein behauptet Wirth, dass Grewe als „doktrinärster Politiker“ allein derjenige gewesen sei, der die Vorgaben der SED durchgesetzt hätte (vgl. dazu G. WIRTH, Auftrag, S. 629–630). Ebenso verdreht Wirth Tatsachen, indem er ausführt, die Anbindung der Zeitschrift an den Union Verlag sei ihm zu verdanken gewesen, „damit das Impressum ein bißchen freundlicher aussah. Es lag ja ein gewisser Charme darin“ (S. BRÄUER, Leser, S. 641). 55 Vgl. oben S. 326. 56 Aktenvermerk Wirths vom 22. Januar 1971. Von dieser Konzeption ging das Original an die Arbeitsgruppe Kirchenfragen (z. Hd. Rudi Bellmanns), dort archiviert (BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12; Durchschläge und Abschriften in: ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013– 2156; ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D; der handschriftliche Entwurf in ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D).
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Universitätstheologie und der Theologiestudenten genügen. Bezüglich der Herausgeberschaft präzisierte Wirth seine Vorstellungen vom Juni 197057. An der Spitze sollte neben Moritz Mitzenheim auch Emil Fuchs genannt werden, für die Christliche Friedenskonferenz neben Gerhard Bassarak auch Karl-Heinz Bernhardt, Götz Bickelhaupt sollte neben Georg Schäfer den Pfarrerbund vertreten und Manfred Haustein neben Propst Dietrich Scheidung die Arbeitsgruppen „Christliche Kreise“ bei der Nationalen Front. Für den Friedensrat sollte – wie schon im Juni-Vorschlag – Oberkirchenrat Gerhard Lotz in die Herausgeberschaft treten. Um auch die Universitätstheologie zu berücksichtigen, sollte der Herausgeberkreis um Heinrich Fink, Traugott Holtz und Günther Kehnscherper erweitert werden. Mit Alfred Otto Schwede und Ingo Zimmermann schließlich sollten auch die „Kulturschaffenden“ als Herausgeber Berücksichtigung finden58. Wirth hatte vor allem Wert darauf gelegt, möglichst viele der bisherigen Herausgeber von „Glaube und Gewissen“ zu benennen. Auch Walter Feurich hielt er für möglich59. Nicht berücksichtigt dagegen seien Karl Kleinschmidt aus Altersgründen, Bruno Theek krankheitshalber und Hans Moritz wegen „publizistische[r] Untätigkeit“60. „Für unbedingt“61 notwendig hielt Wirth die Hinzuziehung Hanfried Müllers62, „wobei der Widerstand der CDU zu beachten ist“63. Wünschenswert sei auch die Mitarbeit der Jenenser Erich und Klaus-Peter Hertzsch. Wirth war klar, dass damit der Herausgeberkreis relativ groß wäre; deshalb schlug er als Minimalvariante lediglich Mitzenheim, Fuchs, Bassarak, Schäfer, Haustein, Lotz, Fink64, Schwede und Zimmermann vor. Für die Bewältigung der redaktionellen Arbeit sah Wirth neben einem Chefredakteur einen weiteren Redakteur (bzw. Stellvertreter des Chefredakteurs), eine Sekretärin und eine Sachbearbeiterin vor. Die Redaktionskommission sollte ehrenamtlich tätig sein. In deren personeller Zusammensetzung würden sich die verschiedenen Strömungen widerspiegeln: Carl Ordnung für die Christliche Friedenskonferenz, Walter Bredendiek für den Pfarrerbund, Karl-Heinz Ulrich für den Friedensrat, Johannes Schönfeld für die Arbeitsgruppe „Christliche Kreise“ und Herbert Trebs für die 57 Vgl. oben S. 326. 58 Quast hatte in dem für ihn bestimmten Durchschlag bemerkt „Gut prüfen, viel Streit unter den Herausgebern nützt dem Blatt nicht“ (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2156). 59 Vgl. den Aktenvermerk Wirths für Quast vom 22. Januar 1971 (EBD.). 60 Diese Bemerkungen allerdings nur in einem streng vertraulichen Zusatz zu seinem Aktenvermerk, den er „nur Koll[egen] Bellmann“ zuleiten ließ (BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12). 61 EBD. 62 Vgl. den Aktenvermerk Wirths für Bellmann (BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12). 63 EBD. 64 Quast ergänzte Helmut Fritzsche und Traugott Holtz (vgl. Anm. 58).
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Universitätstheologen. Ergänzend sollte der bisherige Redakteur von „Glaube und Gewissen“, Hermann Glander, hinzugezogen werden. Neben den bereits vorgeschlagenen Titeln vom Juni 1970, „Christ in unserer Welt“, „Christ in der Zeit“, „Entscheidung und Verantwortung“, „Protestantische Positionen“ und „Protestantische Profile“, schlug Wirth auch „Neuorientierung“, „Reformatio“65 und „Evangelische Christen in der DDR“ vor, wobei er „Neuorientierung“ den Vorzug gab, „weil die Losung der Neuorientierung sich praktisch bewährt hat.“66 Für zwei Varianten in Format und Ausstattung, die sich zum einen an der „begegnung“ und zum anderen an den „Lutherischen Monatsheften“ orientieren könnten, arbeitete Wirth die Kostenkalkulation67 des Union Verlages ein. Für die ersten drei Hefte hielt er eine Auflagenhöhe von 3.000 Exemplaren für ausreichend, danach sollte sie auf 4.000 Exemplare erhöht werden. Wirth plante als frühestmöglichen Zeitpunkt der Erstauslieferung mit Oktober 1971. Vorher müsste für die neue Zeitschrift auf allen publizistisch möglichen Wegen (in der CDU-Presse, „Glaube und Gewissen“, „Evangelisches Pfarrerblatt“, unmittelbar nach der kirchlichen Morgenfeier im Rundfunk usw.) geworben werden. Gleichfalls müssten jedoch sowohl ein Verlag als auch eine geeignete Druckerei gefunden werden, wobei darauf zu achten sei, dass Redaktion und Druckerei räumlich nicht allzu weit getrennt seien. Zur Realisierung seiner Vorstellungen hatte Wirth einen detaillierten Zeitplan ausgearbeitet. Die Klärung der technischen Fragen sollte im Frühjahr 1971 abgeschlossen sein, im Mai der neue Herausgeberkreis und die Redaktion gebildet werden, so dass im September 1971 bereits eine Probenummer der neuen Zeitschrift vorliegen könnte und noch genug Zeit für Abonnentenwerbung bliebe. Der günstigste Zeitpunkt für das Erscheinen des neuen Organs sei dann der Jahresbeginn 197268. Dass Wirth die neue Zeitschrift direkt der Arbeitsgruppe Kirchenfragen unterstellen wollte, „um Informationsverluste und die Einwirkung subjektiver Faktoren zu verhindern“, hielt er vor seinen Unionsfreunden geheim69. Fußend auf den Wirthschen Vorschlägen erarbeitete Bellmann von der Arbeitsgruppe Kirchenfragen eine Beschlussvorlage für das Sekretariat des Zentralkomitees70. Die Herausgabe der neuen Zeitschrift – Bellmann fa65 Unter diesem Titel hatte bereits 1957 Hanfried Müller das Projekt einer wissenschaftlichen theologischen Zeitschrift verfolgt (vgl. oben S. 168ff.). 66 Vgl. Anm. 56. 67 Vgl. oben S. 326. 68 Der frühestmögliche Zeitpunkt war jedoch das letzte Quartal 1971. 69 Dies wird aus den Bemerkungen zu dem Bellmann zugeleiteten vertraulichen Anhang zum Aktenvermerk vom 22. Januar 1971 deutlich (BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12). 70 Vgl. den Aktenvermerk Quasts vom 23. Juli 1971 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2156).
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vorisierte den Titel „Entscheidung und Verantwortung“ – sollte zum Jahresbeginn 1972, spätestens jedoch im zweiten Quartal erfolgen. Bellmann hatte sich für die Minimalvariante in bezug auf die Ausstattung entschieden, 32 Seiten im Format DIN A 4 ohne Photographien mit einer zweimal jährlich erscheinenden Bildbeilage (Weihnachten und Pfingsten). Die Auflagenhöhe wurde mit 2.500 Exemplaren festgelegt und lag damit unter der von Wirth vorgeschlagenen Höhe. Als Sitz der Redaktion hielt Bellmann Räume im Gebäude des ADN oder im bisherigen Gebäude der „Neuen Zeit“ für günstig, für den Druck sah er die Union Druckerei in Berlin vor. Der Mitarbeit Glanders in der Redaktion widersprach Bellmann. In seinen Vorstellungen bezüglich des Herausgeberkreises schloss er sich jedoch weitgehend den grundsätzlichen Überlegungen Wirths an: Die Arbeitsgruppen „Christliche Kreise“, der Pfarrerbund und die Christliche Friedenskonferenz sollten vertreten sein. Als Vertreter der theologischen Sektionen schlug Bellmann Karl-Heinz Bernhardt vor, weiterhin sollten die Herausgeber um ein Mitglied des Weißenseer Arbeitskreises, Ulrich Heilmann, ergänzt werden. Für die „Anleitung“ – gemeint war die politisch-ideologische Überwachung der Zeitschrift – sollte der Nationalrat der Nationalen Front in Gestalt von Günter Grewe verantwortlich sein71. Dass die Arbeitsgruppe Kirchenfragen in enger Tuchfühlung mit einigen Mitgliedern des Hauptvorstandes der CDU die Einstellung von „Glaube und Gewissen“ und „Evangelischem Pfarrerblatt“ sowie die Herausgabe eines Nachfolgeblattes bereits beschlossen hatte und lediglich noch einige Details geklärt werden mussten, war bis zu diesem Zeitpunkt nur wenigen bekannt. Weder der Vorstand des Pfarrerbundes noch der Herausgeberkreis von „Glaube und Gewissen“ waren informiert. Die Vorstandssitzungen des Pfarrerbundes im Sommer 197172 widmeten sich noch ausführlich der „Schaffung eines ‚neuen Image‘ für den Pfarrerbund“73, wofür besonders das Pfarrerblatt in Dienst genommen werden sollte74. Vornehmlich Herbert Trebs75 insistierte darauf, im Pfarrerblatt auch ein Forum für Universitätstheologen zu finden, 71 Vgl. EBD. 72 In der Sitzung des Vorstandes am 6. Juli 1971 wurden in die Redaktion des „Evangelischen Pfarrerblattes“ Günter Wirth, Walter Bredendiek, E. Evers, Hans-Hinrich Jenssen, Eberhard Klages, Carl Ordnung, Herbert Trebs, Gert Wendelborn, Karl Kleinschmidt, Karl-Heinz Ulrich und Hans Gottschalk berufen (vgl. das Protokoll der Sitzung des Vorstandes vom 6. Juli 1971, ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-B). 73 „Prof. Trebs: Ausgangsüberlegungen: Erste Ideen für ein von der Mitgliederversammlung des Pfarrerbundes anzunehmendes Arbeitsprogramm“ (EBD.). 74 Vgl. auch das vertrauliche Material zur Vorbereitung der Vorstandssitzung im Mai 1971 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2139). 75 Vgl. EBD.
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„um sowohl das in der Universitätstheologie enthaltene wichtige Potential für die geistig-politische Profilierung der evangelischen Kirchen in der DDR stärker für die inhaltliche Arbeit des Bundes unter kirchlichen Amtsträgern zu nutzen als auch der Universitätstheologie im ‚Evangelischen Pfarrerblatt‘ ein publizistisches Organ für progressive Denkanstöße anzubieten.“76
Es wurde geplant, den Druck des Pfarrerblattes von Dresden in die Union Druckerei nach Berlin zu verlegen77. Dies kam jedoch wegen der Überlastung der Berliner Druckerei nicht zustande78. Auch die Mitherausgeber Wirths bei „Glaube und Gewissen“ wussten nichts vom bereits feststehenden Beschluss über das Ende ihrer Zeitschrift. Erst im August 1971 reagierten einige – aufgeschreckt durch Gerüchte – mit schriftlichen Anfragen an Wirth und den Leiter der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim ZK der SED, Willi Barth. So wandte sich Walter Feurich irritiert an Wirth und bat um Offenheit ihm und dem Herausgeberkreis gegenüber: „Bei unserer letzten persönlichen Begegnung . . . hast Du mir gegenüber betont, daß Du keinerlei Interesse an einem Eingehen von ‚Glaube und Gewissen‘ hättest. Nun scheint sich Deine Einstellung dazu geändert zu haben.“79 Ebenfalls verunsichert, leitete Wirth den Brief Feurichs an den Leiter der Abteilung Kirchenfragen beim Hauptvorstand der CDU, Gerhard Quast80, den Sekretär des Nationalrates der Nationalen Front, Günter Grewe81, und an Rudi Bellmann von der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim Zentralkomitee der SED82 weiter mit der beigefügten Anfrage „Was soll ich tun?“83 Glander seinerseits wandte sich direkt an Barth und berichtete von Gerüchten über die vorgesehene Einstellung der von ihm betreuten Zeitschrift. Er verwies dabei auf den „Kreis wirklich 76 Entwurf einer Konzeption für den langfristigen Arbeitsplan des Bundes (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2139; auch in: ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-B). 77 Vgl. dazu das Schreiben der VOB Union an Götting vom 23. Juli 1971 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2156). Darin wird auf das Gespräch vom November 1970 zwischen Quast, Wirth und Frommhold Bezug genommen. Möglicherweise war verschleiert worden, dass die Kostenkalkulation eigentlich für eine neue Zeitschrift vorgenommen werden sollte und sie nicht für eine Veränderung des Pfarrerblattes im Zusammenhang mit der Verlegung des Druckortes nach Berlin geplant war. 78 Vgl. EBD. 79 Schreiben Feurichs an Wirth vom 20. August 1971 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D). 80 Aktenvermerk Wirths für Quast vom 25. August 1971 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII013–2156 und ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D). 81 Vgl. EBD. 82 Vgl. den Aktenvermerk Wirths für Bellmann vom 25. August 1971 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12). 83 Feurich war auch beim Referat für Kirchenfragen beim Rat des Bezirkes Dresden vorstellig geworden mit der Bitte, dass sie sich vermittelnd einschalteten. „Feurich würde sich darüber gern einmal mit jemandem von den zentralen Dienststellen unterhalten“ (Schreiben des Referatsleiters Horst Dohle, Referat Kirchenfragen beim Rat des Bezirkes Dresden, an Bellmann, 18. Oktober 1971, BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12).
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interessierter Leser“ und das hohe Pflichtbewusstsein der Herausgeber84. Barth bestätigte Glander daraufhin den Wahrheitsgehalt der Gerüchte85. Am 23. November 1971 traf sich der Herausgeberkreis von „Glaube und Gewissen“ unter Beisein von Bellmann im Dresdner Interhotel „Astoria“86, wo die geplante Einstellung von „Glaube und Gewissen“ erstmals offiziell bekannt gegeben wurde. Vor allem Theek und Kleinschmidt sprachen sich heftig87 gegen die geplante Fusion aus; sie vermuteten, „es gehe wohl vor allem G[ünter] W[irth] darum, eine neue Zeitschrift zu erhalten.“ Auch Mitherausgeber Hans Moritz opponierte gegen den Einstellungsbeschluss, wovon dessen Leipziger Kollege und Mitglied der CDU, Gottfried Kretzschmar, umgehend Wirth ins Bild setzte88. Einen Tag nach der Herausgeberkonferenz von „Glaube und Gewissen“, am 24. November 1971, nahm der Vorstand des Bundes Evangelischer Pfarrer in der DDR die Pläne zur Fusionierung beider Zeitschriften, „die sich aus kirchenpolitischen Notwendigkeiten, aber auch aus ökonomischen Gründen ergeben,“ nur noch zur Kenntnis. Der nunmehr ins Auge gefasste Zeitpunkt des Erscheinens der neuen Zeitschrift war der Jahresbeginn 1973. Der Vorstand des Pfarrerbundes beauftragte den Chefredakteur seines Publikationsorgans, Günter Wirth, mit der Verhandlungsführung, wobei Wirth regelmäßig sowohl Vorstand als auch Geschäftsführendem Ausschuss des Pfarrerbundes Bericht über den Stand geben sollte89. Nachdem sowohl der Herausgeberkreis von „Glaube und Gewissen“ in Dresden als auch der Vorstand des Pfarrerbundes in Berlin über die Einstellung der beiden Zeitschriften informiert worden waren, lud Wirth im Februar 1972 die Mitglieder der Redaktionskommission des „Evangeli84 Vgl. das Schreiben Glanders an Barth vom 29. August 1971 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12). 85 Wie aus dem Schreiben Glanders an Barth vom 14. Oktober 1971 hervorgeht (BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12). In ihm lädt er u. a. Barth zur Besprechung der Herausgeber am 9. und 10. November 1971 ins Dresdner Hotel Astoria ein, „. . . es wäre auch ein guter Abschluss einer Etappe gemeinsamen Weges mit den Freunden.“ Wehmütig dachte Glander an ehemalige Mitglieder im Herausgeberkollegium, später wurde der aktive Kreis immer kleiner. „Oft war ich der einzige, der zu den Herausgeberbesprechungen gekommen war“ (EBD.). 86 Die Sitzung war auf Bitten Bellmanns vom 10. November auf den 23. November 1971 verlegt worden, vgl. das Schreiben Dohles an Bellmann vom 18. Oktober 1971 (vgl. Anm. 83). Wirth schreibt fälschlich, die Sitzung habe im Leipziger Hotel „Astoria“ stattgefunden (vgl. G. WIRTH, Öffentlichkeit, S. 59 Anm. 6). 87 Wahrscheinlich taten sie das nicht öffentlich, sondern in persönlichen Gesprächen. 88 Aktenvermerk von Wirths vom 17. Dezember 1971 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D). 89 Protokoll des Vorstandes des Pfarrerbundes vom 24. November 1971 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2146; auch in: ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-B).
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schen Pfarrerblattes“ und die Mitherausgeber von „Glaube und Gewissen“ zu einer gemeinsamen Beratung, „mit dem Ziel, ein Modell für die neue Zeitschrift zu besprechen.“90 Diese „Beratung“ fand im Zusammenhang mit dem vom Pfarrerbund veranstalteten Evangelischen Pfarrertag im März 1972 in Dresden statt91. Wirth legte bereits zwei Umschlagentwürfe für die neue Zeitschrift vor92. Einige Herausgeber von „Glaube und Gewissen“, insbesondere Walter Bredendiek und der Redakteur Hermann Glander, ließen ihre Vorbehalte gegen das Unternehmen durchblicken, was Wirth umgehend Bellmann mitteilte93. Die Vorbereitungen für die neue Zeitschrift kamen nur schleppend voran, offensichtlich durch die Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim ZK der SED gebremst94. Erst am 14. Juli 1972 trafen sich die Entscheidungsträger Rudi Bellmann, Hans Weise und Erwin Bondzin mit Gerhard Quast und Günter Wirth in der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen95. In dieser Sitzung wurden technische Fragen und Fragen der Herausgeber bzw. der Redaktion besprochen und festgelegt, dass die neue Zeitschrift „Evangelischer Standpunkt“96 monatlich in einer Auflage von 2.500 Exemplaren mit einem Umfang von 32 Seiten einschließlich Umschlag erscheinen solle97. Auch der spätere Verkaufspreis (80 Pfennig) wurde bereits benannt98. Mit der Herausgeberschaft von Karl Kleinschmidt, Bruno Theek, Walter Feurich, Walter Bredendiek, Manfred Haustein, Hans Moritz, Herbert Trebs, Gerhard Lotz und Günter Wirth waren alle bisherigen Herausgeber von „Glaube und Gewissen“ 90 Schreiben Wirths an alle Mitherausgeber von „Glaube und Gewissen“ und an die Mitglieder der Redaktionskommission des „Evangelischen Pfarrerblattes“ vom 21. Februar 1972 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D). 91 Vgl. dazu auch W. FEURICH, Lebensbericht, S. 243. Feurich konnte krankheitsbedingt nicht teilnehmen. 92 Vgl. Anm. 90. Die Entwürfe stammten von der Grafikerin Brückelt (vgl. den Aktenvermerk von Wirths vom 2. November 1972, ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D; BARCH BERLIN, DY 30: IV/B 2/14/193). 93 Vgl. das Schreiben Wirths an Bellmann (durch Boten) vom 17. März 1972 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/B 2/14/193). 94 Worauf das Fragment einer Aktennotiz Bellmanns für ZK-Mitglied Paul Verner, o. D. „Fusionierung Pfarrerblatt – G. + G“ (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D), hinweist. Die Situation wurde als „gegenwärtig nicht günstig für Einflußnahme“ (EBD.) eingeschätzt. Unter anderem hatte Haustein die Zulassung seiner Tochter zum Abitur zur Bedingung für die Mitarbeit gemacht (vgl. EBD.). 95 Vgl. das Protokoll dieser Besprechung von Quast, Aktenvermerk vom 14. Juli 1972 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2157). 96 Wer diesen Titel letztendlich festgelegt hat, muss offen bleiben. Wahrscheinlich war es Bellmann. 97 Zwei bis dreimal jährlich war eine vierseitige Kunstdruckbeilage vorgesehen. 98 Der Preis der Zeitschrift war damit nur fast halb so hoch wie bei den „Zeichen der Zeit“.
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berücksichtigt. Weiterhin waren die Mitglieder der Redaktionskommission des Pfarrerblattes99 Carl Ordnung und Hans Gottschalk vorgesehen. Das Herausgeberkollegium würde durch Georg Schäfer und Götz Bickelhaupt als Vertreter des Pfarrerbundes, durch die Repräsentanten der theologischen Sektionen Karl-Heinz Bernhardt und Rosemarie MüllerStreisand und durch Otto Alfred Schwede ergänzt. Die Herausgeber sollten sich lediglich „zweimal jährlich zur Beratung des Halbjahresplanes“ treffen. Die redaktionelle Arbeit sollte von Chefredakteur Günter Wirth, Carl Ordnung, Hermann Glander, Ingo Zimmermann „als Vertreter des Union Verlages“ und „Pfarrer Schönfeld als Vertreter der Arbeitsgruppen ‚Christliche Kreise‘ sowie des Weißenseer Arbeitskreises“100 geleistet werden, wobei neben dem Chefredakteur nur noch eine Sekretärin als hauptamtliche Mitarbeiterin vorgesehen war. Politisch sollte der „Standpunkt“ dem Nationalrat der Nationalen Front zugeordnet werden101, wobei ausdrücklich festgelegt wurde, „daß der Lizenzträger eine Institution (am besten der Union Verlag) und nicht der Herausgeberkreis oder eine andere Persönlichkeit sein soll.“102 Völlig ungeklärt war zu diesem Zeitpunkt noch, in welcher Druckerei die Zeitschrift hergestellt werden sollte. In Frage kamen die Union-Druckerei Dresden, die Druckerei des Bibliographischen Instituts in Köthen103 und die Union-Druckerei in Berlin, wobei der Berliner Druckerei wegen der Nähe zur Redaktion und zum Verlag eindeutig der Vorzug gegeben werden sollte. Auch die technischen Fragen blieben weiterhin ungeklärt. Die Zeit drängte. Angesichts dieser Umstände hätte Wirth Ende September „für eine neuerliche Verschiebung der Fusion“104 plädiert, wenn der Umbruch der Dezemberausgabe von „Glaube und Gewissen“ nicht schon fertig gewesen wäre105. Einen Monat später klagte er:
99 Neben Kleinschmidt, Trebs, Bredendiek und Wirth, die ebenfalls zum Redaktionskollegium des Pfarrerblattes gehörten. 100 Vgl. Anm. 95. 101 Das entsprach der Lösung bei der katholischen „begegnung“. 102 Vgl. Anm. 95. 103 Sie hatte bisher „Glaube und Gewissen“ gedruckt. 104 Schreiben Wirths an den stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Wolfgang Heyl vom 25. September 1972 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D). 105 Die Dezemberausgabe von „Glaube und Gewissen“ gab den Lesern die Einstellung der Zeitschrift bekannt (vgl. B. THEEK, Wort zum Abschied, Glaube und Gewissen 12/1972, S. 227; G. WIRTH, Spiegel unserer Entwicklung: Aufgabe und Ziel evangelischer Zeitschriften in der DDR, Glaube und Gewissen 12/1972, S. 228–229; redaktionelle Notiz „Liebe Leser“ Glaube und Gewissen 12/1972, S. 244; vgl. auch G. SCHÄFER, Zu neuen Ufern, Evangelisches Pfarrerblatt 12/1972, S. 309–310).
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„Acht Wochen vor Erscheinen ist beschlußmäßig noch nicht alles klar – und von der praktischen Verwirklichung sind wir natürlich noch weiter entfernt. Ich erwähne nur: Lizenz-Nummer, Postzeitungsvertrieb, Etatfragen usw. usf.; nicht einmal die Herausgeberfrage ist absolut klar.“106
Schwede hatte seine Mitarbeit mit Verweis auf seine Krankheit abgelehnt107. Auch Kleinschmidt sah sich aufgrund seiner Augenkrankheit außerstande, als Herausgeber tätig zu werden, denn das „würde ja eine Erfüllung irgendeiner Art von herausgeberischer Tätigkeit voraussetzen.“108 Besonders lag Wirth die Mitarbeit Bassaraks am Herzen, hatte sich Bassarak doch auch in der Gewinnung Rosemarie Müller-Streisands vermittelnd einzuschalten versucht109. Offensichtlich fand dieser Wunsch bei Bellmann keine Zustimmung110. Am 1. November verhandelte Wirth mit der Union Druckerei Dresden über die Herstellung. Dabei war klar, „daß der äußerste Termin zur Sicherung der Herausgabe der neuen Zeitschrift längst überschritten“ war und „im Moment nur Minimallösungen zu erreichen seien.“ Für die Umschlaggestaltung, – bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch unklar – stand als farbliche Variante nur blau-weiß zur Verfügung. Eine andere Schwierigkeit bestand darin, dass bereits die Inhaltsverzeichnisse für die ersten vier (!) Hefte vorliegen sollten, „weil die Umschläge aus technischen Gründen sofort für die ersten vier Hefte produziert werden müssen.“111 Mit „technischen Gründen“ motivierte die Druckerei auch den Wunsch, statt jedes Heft mit 28 Seiten und Umschlag erscheinen zu lassen, abwechselnd 32-seitige und 24-seitige Hefte auszudrucken112. Bis spätestens 27. November sollten die Manuskripte des ersten Heftes in Dresden vorliegen. Auch eine Lizenznummer musste bis dahin erteilt sein113. Mitte November wandte sich Wirth an das Presseamt, um für die neue Zeitschrift eine Lizenz erteilt zu bekommen114. Am 7. Dezember 1972 schließlich wurde dem Union Verlag115 unter der Nummer 435 die Lizenz 106 Schreiben Wirths an Heyl vom 31. Oktober 1972 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D). 107 Vgl. das vertrauliche Schreiben Wirths an Bellmann vom 27. September 1972 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/B 2/14/193). 108 Schreiben Kleinschmidts an Wirth vom 10. November 1972 (EBD.). Wirth hatte sich offensichtlich auch erst am 7. November (!) an Kleinschmidt mit der Bitte um Mitarbeit gewandt (vgl. EBD.). 109 Bassarak war auch (seit 1958) Mitglied des Redaktionskreises der „Zeichen der Zeit“. 110 Vgl. Anm. 107. Die Gründe für die Ablehnung Bassaraks sind nicht bekannt. 111 Aktenvermerk Wirths vom 2. November 1972 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D; BARCH BERLIN, DY 30: IV/B 2/14/193). 112 Zu dieser Lösung kam es dann nicht. 113 Vgl. Anm. 111. 114 Schreiben Wirths an das Presseamt vom 15. November 1972 (BARCH BERLIN, DC 9: 435: Lizenzakten „Standpunkt“). 115 Es war jedoch vorher festgelegt worden, dass dem Union Verlag „durch die Lizenz-
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für die Herausgabe des „Standpunkt“ in einer Auflage von 2.500 Exemplaren erteilt116. Als Herausgeber benannte die Lizenzurkunde Karl-Heinz Bernhardt, Ilse Bertinetti, Götz Bickelhaupt, Walter Feurich, Herbert Gerhardt, Hans Gottschalk, Manfred Haustein, Hans Moritz, Carl Ordnung, Georg Schäfer, Bruno Theek und Günter Wirth117. Das den Antrag Wirths unterstützende, von Willi Barth unterzeichnete Schreiben des Zentralkomitees der SED vom 8. Dezember 1972118 erreichte das Presseamt erst später119. Das Redaktionskollegium setzte sich aus Günter Wirth, Carl Ordnung und Ingo Zimmermann120 zusammen. Rudi Bellmann und Karl Hennig als Mitarbeiter der Arbeitsgruppe „Christliche Kreise“ des Nationalrates sollten als „Berater der Redaktion“ fungieren121. Sitz der Redaktion wurde – wie schon bisher beim „Evangelischen Pfarrerblatt“ – die Fennstraße 16 in Berlin. Das Sekretariat des Hauptvorstandes der CDU nahm in seiner Sitzung am 9. Januar 1973 „die Information über die Evangelische Monatsschrift ‚Standpunkt‘ zur Kenntnis und stimmt[e] der Herausgabe dieser Zeitschrift durch den Union Verlag ab 1. Januar 1973“122 nachträglich zu. Mitte Januar 1973 wurde das erste Heft der neuen Zeitschrift „Standpunkt: Evangelische Monatsschrift“123 ausgeliefert. trägerschaft keine Verpflichtungen hinsichtlich der Herstellung und des Vertriebs der Zeitschrift“ erwachsen würden, Protokoll der Sitzung des Hauptvorstandes der CDU vom 17. Oktober 1972 (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-012–2175). 116 Vgl. die Lizenzurkunde vom 7. Dezember 1972 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-C). 117 Somit hatten Rosemarie Müller-Streisand und Gerhard Bassarak keine Berücksichtigung gefunden. Das Herausgeberkollegium wurde bis 1984 trotz mehrerer Todesfälle nicht ergänzt. Schäfer starb 1977, Kleinschmidt 1978, Feurich 1981 (Feurich fühlte sich aufgrund seiner Krankheit von Anbeginn den Aufgaben eines Herausgebers nicht gewachsen, vgl. W. FEURICH, Lebensbericht, S. 244f.). 1982 starb Lotz und 1983 Bickelhaupt. Erst 1984 traten Brigitte Kahl, Hartmut Mitzenheim, Bruno Schottstädt und Peter Zimmermann in den Herausgeberkreis (vgl. das Schreiben Wirths an das Presseamt vom 4. Juli 1984, BARCH BERLIN, DC 9: 435: Lizenzakten „Standpunkt“) 118 BARCH BERLIN, DC 9: 435: Lizenzakten „Standpunkt“. 119 Dennoch wird das Presseamt vorher mit Barth Rücksprache genommen haben. Das Schreiben dürfte lediglich eine Formsache gewesen sein. 120 Zimmermann schied schon im Oktober 1973 aus der Redaktion aus. Sein Nachfolger wurde Werner Hermann, Leipzig (vgl. die Protokolle der Sitzungen des Sekretariats des Hauptvorstandes der CDU am 29. Oktober 1973 und 5. November 1973 ACDP ST. AUGUSTIN, VII-012–2175). Hermann erschien seit Heft 1/1974 im Impressum. 121 Beschlussvorlage für die 6. Sitzung des Sekretariats des Hauptvorstandes der CDU „Information über die Evangelische Monatsschrift ‚Standpunkt‘“ am 9. Januar 1973 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-D und ACDP ST. AUGUSTIN, VII-011–2085). Glander war somit nicht berücksichtigt. 122 Beschlussvorlage der Abteilung Kirchenfragen des Hauptvorstandes der CDU (erarbeitet von Wirth, Heyl und Franke) für die 6. Sitzung des Sekretariats des Hauptvorstandes am 9. Januar 1973 (EBD.). 123 Im Nachhinein beschreibt Wirth das Profil seiner Zeitschrift als „kulturprotestantisch“,
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Letztlich präsentierte sich der „Standpunkt“ doch in bescheidenerem Gewand, als es Günter Wirth vorgeschwebt hatte. Dies betraf seine Ausstattung wie auch den gewonnenen Herausgeberkreis. Dennoch war unverkennbar, dass in äußeren technischen Voraussetzungen und Fragen der Ausstattung der „Standpunkt“ gegenüber der kirchlichen Zeitschriftenpresse privilegiert war. Restriktionen in bezug auf besondere Papierzuteilungen bei gewünschten Bild- oder Sonderbeilagen trafen ihn nicht. Im Vergleich zu ihm waren „Die Zeichen der Zeit“ eindeutig benachteiligt, zumal ihr Verkaufspreis nicht staatlich gestützt, sondern durch die Preisverordnungen124 festgelegt wurde und sich nicht an den tatsächlichen Kosten orientierte, so dass der Verlag den Verlust decken musste. Die Vereinheitlichung der evangelischen Zeitschriftenlandschaft durch die Zusammenlegung von „Glaube und Gewissen“ und „Evangelischem Pfarrerblatt“ zum nunmehr einzigen Gegenüber der „Zeichen der Zeit“ offenbarte jedoch noch einmal die tatsächlichen Kräfteverhältnisse. Trotz der günstigeren Voraussetzungen des „Standpunkt“ erreichte diese Zeitschrift nicht einmal die Hälfte der Auflage der „Zeichen der Zeit“. Zudem muss man in Rechnung stellen, dass der „Standpunkt“ über das bloße Abonnement hinaus auch an Zeitungsverkaufsstellen, Kiosken usw. erhältlich war, während „Die Zeichen der Zeit“ ihre Leser nur über das Abonnement erreichten125. Seine ideologischen Prämissen verbergen konnte der „Standpunkt“ genauso wenig wie seine beiden Vorgänger, was sich auch bei den Lesern und Autoren widerspiegelte. Den interessierten Lesern in der DDR blieb im Prinzip nur die Wahl zwischen beiden Publikationsorganen. Auch wenn es Wirth im Nachhinein behauptet, war die Befriedigung verschiedener Leserinteresse durch beide Zeitschriften keine – und schon gar nicht eine aufeinander abgestimmte – „konzertierte Aktion“126. Dafür waren schon die äußeren Rahmenbedingungen nicht gegeben und die Voraussetzungen beider Zeitschriften zu unterschiedlich. Die Berührungspunkte blieben gering127.
ähnlich der „Christlichen Welt“ Martin Rades (G. WIRTH, Öffentlichkeit, S. 631). Eine qualifizierte Analyse der Zeitschrift steht noch aus). 124 Beispielsweise durch die Preisverordnung Nr. 286 vom 3. Februar 1953 (GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Nr. 19, 13. Februar 1953, S. 270–272) oder die Anordnung über Gebühren im Postzeitungsvertrieb vom 20. November 1975 (GESETZBLATT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK, Teil I: Nr. 48, 30. Dezember 1975, S. 775). 125 Vgl. oben Anm. 122. Zu dieser Entwicklung vgl. auch oben S. 197ff. 126 S. BRÄUER U. A., Leser, S. 642. 127 Das bestätigt auch die Sichtung des einschlägigen Aktenmaterials. Es scheint so, dass man zwar voneinander Notiz nahm, doch sind Bezüge zueinander, etwa ein gezielter Autorenaustausch oder die Bezugnahme auf einzelne Beiträge, nicht überliefert (vgl. aber auch unten S. 355 Anm. 60).
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Neben der Tatsache, dass der „Standpunkt“ sowohl abonniert als auch „durch Freiverkauf am Postzeitungskiosk“128 erwerben werden konnte, zeigte sich seine Privilegierung auch in bezug auf die technische Ausstattung und Auflagenhöhe. Dies belegen die meistens erfüllten Bitten um Erhöhung der Auflage im Laufe seiner Geschichte: Als Wirth im Mai 1973 die Erhöhung der Auflage um 500 Exemplare beantragte, nahm das Presseamt Rücksprache mit der Arbeitsgruppe Kirchenfragen des ZK der SED, und Bellmann befürwortete die Erhöhung129. Vier Jahre später jedoch ordnete er die Reduzierung der Auflage um 300 Exemplare an130. Der 1984 ausgesprochenen Bitte Wirths um eine Auflagenerhöhung von 75 Exemplaren131 entsprach das Presseamt dann wieder132, ebenso dem Antrag zwei Jahre später, die Auflage um 100 Exemplare zu erhöhen133. 1987 erhöhte sich die Auflage nochmals um 100 Exemplare134. Neben der Tatsache, dass die Auflagenhöhe des „Standpunkt“ bereitwillig dem tatsächlichen Bedarf angepasst wurde, trafen auch alle Anträge Wirths um zusätzliche Kunstdruckbeilagen und Sonderbeilagen auf Entgegenkommen135. Die Einstellung der beiden Blätter „Glaube und Gewissen“ und „Evangelisches Pfarrerblatt“ und die Neugründung des „Standpunkt“ geschah in einem längeren Prozess zwischen 1970 und 1973 und ist im Zusammenhang mit den Veränderungen der kirchenpolitischen Rahmenbedingungen dieser Jahre zu sehen. Liebäugelte zumindest die CDU in den Jahren 1968 und 1969 mit der Vorstellung, „Glaube und Gewissen“ zugunsten des „Evangelischen Pfarrerblattes“ aufzugeben und den Bund Evangelischer Pfarrer in der DDR, der in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre in das Kraftfeld der CDU getreten war136, öffentlichkeitswirksamer auszustatten und stärker in ihren Dienst zu stellen, so wandelten sich die Kräftekonstellationen innerhalb weniger Jahre. Die CDU verlor spätestens 1971 ihre angemaßte Mittlerfunktion zwischen dem Staat und den Kirchen. Jetzt nahm der Staat selbst direkte Kontakte mit den Kirchen auf137: Am 24. Februar 1971 empfing Staatssekretär Seigewasser den Vorstand des Bundes der Evangelischen 128 Vgl. Anm. 122. 129 Vgl. die handschriftliche Bemerkung von Franz vom 4. Juni 1973 auf dem Schreiben Wirths an Rossow vom 29. Mai 1973 (BARCH BERLIN, DC 9: 435 Lizenzakten „Standpunkt“). 130 Vgl. die Aktennotiz Ewerts vom 1. August 1977 (EBD.). 131 Vgl. das Schreiben Wirths an das Presseamt vom 5. September 1984 (EBD.). 132 Vgl. das Schreiben Rossows an Wirth vom 19. September 1984 (EBD.). 133 Vgl. das Schreiben Wirths und Hennigs an das Presseamt vom 19. Juni 1986 und das Schreiben Rossows an Wirth vom 28. Juli 1986 (EBD.). 134 Vgl. das Schreiben Wirths und Hennigs an das Presseamt vom 28. Juli 1987 (EBD.). 135 Vgl. z. B. die Schreiben Wirths an Rossow vom 6. November 1973, 20. Mai 1974 usw. (EBD.). 136 Markantes Beispiel war die Absetzung Günther Knops 1968 (vgl. oben S. 320f.). 137 Vgl. R. F. GÖCKEL, Rolle, S. 97–100.
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Kirchen in der DDR. Die CDU musste sich in die neuen kirchenpolitischen Vorgaben fügen und „die Normen respektieren, auch in den Details, die sich aus dem jeweiligen Stand der kirchlich-staatlichen Beziehungen ergeben“138. Der umtriebige Chefredakteur des „Evangelischen Pfarrerblattes“, gleichzeitig Mitglied des Hauptvorstandes der CDU, zeigte mehr als einmal seine Ergebenheit gegenüber den Weisungen des Zentralkomitees der SED139 und agierte auch hinter dem Rücken seiner Partei. Auch für die Arbeitsgruppe Kirchenfragen des Zentralkomitees der SED war es der Garant für die Durchsetzung der SED-Politik, auch unter neuen kirchenpolitischen Vorzeichen. Nur so ist der weite Handlungsspielraum zu erklären, der seiner Person zugestanden wurde, so dass alle Fäden des „Standpunkt“ bei ihm zusammenliefen. Die Einsparung von „Evangelischem Pfarrerblatt“ sowie „Glaube und Gewissen“ kamen darüber hinaus der angespannten Wirtschaftslage der DDR entgegen140. Die Reduzierung der kirchlichen Presse hätte sich dagegen kontraproduktiv auf den Annäherungsprozess zwischen dem Staat und dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR kontraproduktiv auswirken141. Diesem Annäherungsprozess stand auch der Pfarrerbund im Wege. Ohnehin hatte er nur marginale Wirkung gezeitigt, seine Mitglieder waren untereinander uneins und oftmals auf persönliche und materielle Vorteile aus. Darum konnte auf die mediale Selbstdarstellung dieses Bundes im „Evangelischen Pfarrerblatt“ verzichtet werden. Ohnehin konstatierte das Sekretariat des Hauptvorstandes der CDU, dass es dem Pfarrerbund „in den vergangenen 15 Jahren trotz der Bemühungen einer Reihe verantwortungsbewußter Mitglieder und wachsender Unterstützung durch staatliche und gesellschaftliche Kräfte nicht gelungen . . . [sei], die Enge seiner Arbeit und seine innerkirchliche Isolierung zu überwinden. Dadurch . . . [sei] sein Einfluß auf kirchliche Amtsträger und auf Kirchenleitungen nach wie vor sehr begrenzt.“142
Nun resignierten selbst „verantwortungsbewußte Mitglieder“143. Folgerichtig 138 Aktenvermerk Wirths vom 22. Januar 1971 (BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12). 139 Ein kurioses Beispiel ist die Übersendung der von Wirths Kollegen Hans Gottschalk, Mitglied des Redaktionskreises des Pfarrerblattes, gedichteten „Moritat vom ‚Glaube und Gewissen‘ Töter“ an „Rudi Bellmann zur Erheiterung“ (BARCH BERLIN, DY 30: IV/B 2/14/193). 140 Wirtschaftliche und technische Unzulänglichkeiten bestimmten auch die Vorbereitungen für die neue Zeitschrift, ja dominierten sie zuletzt sogar. 141 Dies beweist die Äußerung Willi Barths (vgl. oben S. 327). 142 Information über den Bund Evangelischer Pfarrer in der DDR für die Sitzung des Sekretariats des Hauptvorstandes der CDU am 12. Juni 1973, erarbeitet von der Abteilung „Kirchenfragen“ des Hauptvorstandes der CDU (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-011–2084). 143 Vgl. den Aktenvermerk für Bellmann vom 24. Juli 1973 (ACDP ST. AUGUSTIN, I 531-B). „Pastor Theek äußerte in diesem Zusammenhang mit einer resignierenden Handbewegung,
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empfahl die Arbeitsgruppe Kirchenfragen des Zentralkomitees der SED im Juli 1974, den Pfarrerbund aufzulösen „und die Arbeit progressiver Geistlicher mehr und mehr auf die Arbeitsgruppen ‚Christliche Kreise‘ bei den Bezirks- und Kreisausschüssen der Nationalen Front zu verlagern“, denn die Arbeitsgruppen „Christliche Kreise“ würden effektiver arbeiten und überdies engagierten Amtsträgern den Vorwurf ersparen, „einer von den Kirchenleitungen nicht anerkannten ‚Splittergruppe‘ unter den Geistlichen anzugehören.“ Die Einstellung der Tätigkeit des Pfarrerbundes müsse jedoch so aussehen, „daß die volle Integrierung der Mitglieder in [die] Arbeitsgruppe ,Christliche Kreise‘ ihrem eigenen Wunsch entspricht.“144 Die Herbeiführung des Auflösungsbeschlusses durch den Geschäftsführenden Ausschuss des Pfarrerbundes sollte nach den Vorstellungen der Arbeitsgruppe Kirchenfragen das Mitglied des Präsidiums des Nationalrates, Günter Grewe (CDU), lancieren. Zugleich wurde beschlossen, „die in der Regel alle zwei Jahre stattfindenden Pfarrertage“145 weiterhin durchzuführen und die „bisherigen aktivsten Mitglieder des Pfarrerbundes“146 für die Mitarbeit im „Fortsetzungsausschuß“ zu gewinnen. Die freigewordenen finanziellen Mittel – jährlich ca. 200.000 M147 – sollten auf die Arbeit der „Christlichen Kreise“, den Regionalausschuss der Christlichen Friedenskonferenz und die „Berliner Konferenz katholischer Christen“148 aufgeteilt werden149. Am 13. November 1974 bestätigte die Mitgliederversammlung des Pfarrerbundes daraufhin den Vorschlag des Vorstandes, den Bund aufzulösen150. Lediglich Geerd Doherr sprach sich heftig dagegen aus. Von den 50 anwesenden Mitgliedern stimmten 36 für die Auflösung, sieben dagegen151, sieben ent-
daß er über diese Fragen nicht mehr spreche.“ (EBD.) Der Pfarrerbund hatte zu diesem Zeitpunkt nur 155 Mitglieder, davon 45 amtierende Geistliche (vgl. Arbeitsgruppe Kirchenfragen: Betr.: Einstellung der Tätigkeit des „Bundes Evangelischer Pfarrer in der DDR“ [22. Juli 1974], BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/24). Die von H. DÄHN (Konfrontation, S. 191) angegebenen Zahlen bedürfen der Korrektur. Ebenso unpräzise sind die Angaben bei R. F. GOECKEL, Kirche, S. 206. 144 Betr.: Einstellung der Tätigkeit des „Bundes Evangelischer Pfarrer in der DDR“ (vgl. Anm. 143). 145 EBD. Die Pfarrertage fanden seit 1959 statt. 146 EBD. 147 Als Beispiel für die jährlichen Ausgaben vgl. die Kostenaufstellung vom 4. November 1971 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-B). Allein für Löhne, Gehälter und das Pfarrerblatt wurden mehr als 70 % aufgewendet: Löhne und Gehälter: 71.461,26 M; Pfarrerblatt: 73.820 M. (EBD.; vgl. auch P. BEIER, Sonderkonten, S. 145). 148 Zur Berliner Konferenz vgl. B. SCHÄFER, „anzukommen“, S. 111–126. 149 Vgl. Anm. 143. 150 Vgl. auch H. DÄHN, Konfrontation, S. 114. 151 Es waren: Doherr, Pfr. Schültke, Pfr. Meyer, Pfr. Dehm, Pfr. Dr. Heinze, Pfr. Weber und Frau (vgl. den Aktenvermerk der Abteilung Kirchenfragen des Hauptvorstandes der CDU vom 14. November 1974, ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2145).
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hielten sich152. Besonders schmerzlich vermissten einige Mitglieder die durch die Aufhebung verbundenen materiellen Vorteile wie das „Entfallen der monatlichen kostenlosen Zustellung des Standpunkt153 durch das Büro, [den] Wegfall der Ferienplatz-Vermittlung durch den Bund sowie der Urlauberzuschüsse (jährlich ca. 9 Doppelplätze in Tabarz und bis 9 Doppelplätze in Juliusruh)154; [den] Urlauberzuschuß pro Mitglied und Ferienplatz . . ., [den] Wegfall des jährlichen Urlaubsdoppelplatzes in Ungarn, . . . [und den] Wegfall der Weihnachtszuwendungen an die Mitglieder“155.
Die Tätigkeit des Sekretariats des Pfarrerbundes führte das Sekretariat des so genannten „Fortsetzungsausschusses des Evangelischen Pfarrertages“ zumindest teilweise weiter. Dabei wurden die Redaktion des „Standpunkt“ und das Sekretariat des Fortsetzungsausschuss personell eng verknüpft, so dass bestimmte Funktionen in Personalunion ausgefüllt wurden. Der Sekretär des Fortsetzungsausschusses beispielsweise war gleichzeitig stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift156. Da die ungefähr alle zwei Jahre stattfindenden Pfarrertage nicht erfolgreicher waren als der Pfarrerbund und ihre Magnetwirkung gering blieb, empfahl die Abteilung Kirchenfragen des Hauptvorstandes der CDU 1986, die Aktivitäten einzustellen und „die Arbeit des Pfarrertages als Leserforum der Evangelischen Monatsschrift ‚Standpunkt‘ weiterzuführen.“157 Ein Jahr später, 1987, beschloss die „Bruderschaftliche Leitung“ des Pfarrertages dessen Einstellung, da „der Evangelische Pfarrertag in der DDR seine Grundanliegen, mit denen er 1959 seine Arbeit begann, weitgehend als erfüllt ansieht.“158 Stattdessen sollte ein „Gesprächskreis beim Standpunkt159“ gebildet werden160, der als inhaltlichen Schwerpunkt die Formel „Kirche im Sozialismus“ publizistisch offensiv propagieren sollte, da sich
152 Es waren: Herbert Trebs, Ilse Bertinetti, Kreiskatechet Gerhard, Pfr. Quaassdorf, Frau Doherr, Frau Meyer (vgl. EBD.). 153 Hervorhebung im Original. 154 Zu den beiden Gästehäusern des Staatssekretärs für Kirchenfragen in Tabarz und Juliusruh vgl. P. BEIER, Sonderkonten, S. 108–132. 155 Aktennotiz von Winter vom 19. November 1974: „Fragen, die sich aus dem Beschluß der Mitgliederversammlung des Pfarrerbundes ergeben“ (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-B). 156 Vgl. den Aktenvermerk vom 17. Januar 1975 betr.: Evangelische Monatsschrift „Standpunkt“ und Sekretariat des Fortsetzungsausschusses des Evangelischen Pfarrertages (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–2145). 157 Abteilung Kirchenfragen des Hauptvorstandes der CDU: betr.: Wirksamkeit des Evangelischen Pfarrertages in der DDR (ACDP ST. AUGUSTIN, VII-013–3076). 158 Aktenvermerk Hennigs vom 28. April 1987 über die Sitzung der Bruderschaftlichen Leitung des Pfarrertages am 24. April 1987(EBD.). 159 Hervorhebung im Original. 160 Vgl. den Aktenvermerk Hennigs vom 25. Juni 1987 über die Beratung des Fortsetzungsausschusses des Evangelischen Pfarrertages am 15. Juni 1987 (ACDP ST. AUGUSTIN, I-531-B).
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die „Erosion der Konzeption ‚Kirche im Sozialismus‘“161 andeutete. Die forcierte Propagierung der umstrittenen Formel nach 1987 war der letzte Versuch, auf ihre schleichende Verabschiedung aus der innerkirchlichen Diskussion zu reagieren und diesem Prozess entgegenzuwirken162. Wieder anders gelagert war die Entwicklung der nichtperiodischen und nichtlizenzierten Propagandazeitschrift „Weißenseer Blätter“, die von dem Professor für Systematische Theologie an der Berliner Humboldt-Universität, Hanfried Müller, gegründet wurden: Am 6. Dezember 1981 hatte der mittlerweile von Müller dominierte Weißenseer Arbeitskreis die Herausgabe eines „bruderschaftlichen Mitteilungsblattes“ unter dem Titel „Weißenseer Blätter“ beschlossen: „Die Redaktion sollte unter Mithilfe des Weißenseer Arbeitskreises federführend von Hanfried Müller und Christian Stappenbeck übernommen, Herstellung, Versand, Rechnungsführung über Spendeneingang und -ausgang von ihnen gemeinsam mit Rosemarie Müller-Streisand organisiert werden.“163
Die „Weißenseer Blätter“ erschienen daraufhin als unregelmäßiger Rundbrief mit unterschiedlichem Umfang (acht bis 60 Seiten), gedruckt vom VOB „Nationales Druckhaus“. Für die Hefte erteilte das Ministerium für Kultur jeweils Einzeldruckgenehmigungen. Das erste Heft erschien im Frühjahr 1982 in einer Auflage von 500 Exemplaren – unentgeltlich. Die potenziellen Bezieher wurden um eine Spende gebeten. Die Resonanz des polemischen Propagandablattes unter maßgeblicher Federführung Müllers164, das christliche Lehrinhalte uminterpretierte und entstellte165, war jedoch geringer als sich die Initiatoren erhofften; 1986 betrug die Auflage lediglich 680 Exemplare. 1987 musste konstatiert werden: „Nur ganz wenige Exemplare gehen bis heute an Adressen, von denen ein persönlicher Bezugswunsch nicht vorliegt. Dabei handelt es sich um prominente 161 So Wirth im Rückblick in einem Schreiben an Löffler vom 17. Februar 1989 (BARCH BERLIN, DO 4: 997) im Anschluss an die Herausgebertagung des „Standpunkt“ in Grünheide (16. und 17. Januar 1989), an der Löffler teilgenommen hatte (vgl. die Schreiben Wirths und Hennigs an Löffler vom 1. November 1988 und 17. Dezember 1988 sowie den Aktenvermerk Wirths vom 3. Februar 1989, BARCH BERLIN, DO 4: 996). 162 Vgl. dazu R. SCHRÖDER, Versuch, S. 1221–1224; vgl. auch C. LEPP, Entwicklungsetappen, S. 84. 163 Informationen zu den Weißenseer Blättern, o. J. [1987] (BARCH BERLIN, DO 4: 711). 164 Peinlich wirken Müllers nachträgliche Bemühungen, die Intentionen, personellen und wirtschaftlichen Hintergründe der „Weißenseer Blätter“ im nachhinein zu verschleiern, bis hin zur umständlichen Beschreibung ihrer Zielsetzung, die „Weißenseer Blätter“ seien „entschieden anti-antikommunistisch“. Müller bedient sich der Apostrophierung seines Blattes als „offizieller Samisdat“ Er polemisiert gegen die „kirchenpolitische Heuchelei des 6. März“ und betont die finanzielle und kirchenpolitische Unabhängigkeit der „Weißenseer Blätter“, die sie faktisch nie hatten (vgl. H. MÜLLER, Samisdat, S. 648–653). 165 Zu Müllers Bonhoeffer-Interpretationen vgl. u. a. W. KRÖTKE, Bonhoeffer, S. 304f.
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Einzelpersonen (z. B. der SPD-Bundestagsabgeordnete Eppler, oder der Schriftsteller Walter Jens/BRD), denen die W[eißenseer] Bl[ätter] darum zugesandt werden, weil ständige Bezieher der WBl [eine] solche Zusendung empfohlen haben.“166
Hingegen war „für die Konferenz der Kirchenleitungen des Bundes um jeweils ein Bezug von 10 Exemplaren gebeten [worden]. Darüber hinaus . . . [bezogen] alle Generalsuperintendenten und viele Superintendenten die WBl.“167
166 Vgl. Anm. 163. 167 EBD.
Die ZeitschriftWan als „Zeichen del der „Zeichen der Zeit“ der der1970er/1980er Zeit“ na ch 1970? Jahre
2. Wandel der „Zeichen der Zeit“ nach 1970?: Themen und Tendenzen „Die Zeichen der Zeit“ waren geprägt durch die beiden Chefredaktionen unter Gerhard Brennecke und Heinz Blauert. Beide waren ungefähr eine gleich lange Zeit im Amt. Ihre Tätigkeit für die Zeitschrift wurde noch durch andere gemeinsame Funktionen ergänzt, denn Blauert „beerbte“ seinen Vorgänger im Amt des Chefredakteurs auch auf dessen Haupttätigkeitsfeld, nämlich als Direktor der Berliner Missionsgesellschaft. Die ökumenische Akzentuierung der „Zeichen der Zeit“ schien dadurch gewährleistet. Die Zeit nach 1969 markiert nicht nur einen personellen Umbruch für die Zeitschrift; sie ist mit der Lösung der östlichen Gliedkirchen von der EKD und der Bildung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR zugleich auch ein wichtiges Datum für die Entwicklung des Staat-KircheVerhältnis in den folgenden beiden Jahrzehnten. Mit Blick auf die Entwicklung der Zeitschrift ist somit nach einem möglichen Umbruch zu fragen, der im Wechsel der Chefredaktion liegen könnte. Mehrfach wurden den „Zeichen der Zeit“ der Vorwurf gemacht, sie seien nach dem Ausscheiden des Chefredakteurs Gerhard Brennecke zu einer reinen „Ökumene-Zeitschrift“ geworden. Wiederholt erhielt die Redaktion in den 1970er und 1980er Jahren Zuschriften von Lesern, die das ihrer Meinung nach vorhandene Missverhältnis beklagten. Zuweilen teilten sie auch erbost mit, dass sie deshalb die Zeitschrift abbestellt hätten oder abbestellen würden1. Daher scheint es sinnvoll, die in den „Zeichen der Zeit“ behandelten Themenbereiche genauer in den Blick zu nehmen und ihre Jahrgänge seit 1947 nach quantitativen und inhaltlichen Gesichtspunkten zu analysieren2. Das für die Analyse der Zeitschrift gewählte Kategoriensystem gliedert 1 Als Beispiele: Schon am 20. März 1970 schrieb der Borsdorfer Pfarrer Gottfried Schille an die Redaktion: „Sobald ein ‚paper‘ drei Milligramm ökumenischen Anstrich hat, ist es für ZdZ hoffähig. Infolgedessen wird produziert bis man das Wort Ökumene als solches satt hat und grundsätzlich auf das Lesen entsprechend signierter Beiträge verzichtet“ (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Am 10. Mai 1974 kündigte der Stendaler Superintendent Alberts sein Abonnement (EBD.). Denselben Schritt hätte der Pfarrer von Nachterstedt (SachsenAnhalt), Günter Schmerl, gewählt, wenn die „Monatsschrift nicht von Amts wegen abonniert und gehalten würde“. Er würde von seinem „mühsam erarbeiteten Pfarrgehalt keinen Pfennig dafür ausgeben“ (Schreiben Günter Schmerls an die Redaktion vom 1. April 1977, EBD.). 2 Es kann an dieser Stelle nicht Aufgabe sein, bestimmte „DDR-Theologien“ anhand einer Zeitschrift überblicksartig nachzuzeichnen. Aus dem umfangreichen Materialbestand, den die Zeitschrift bietet, können deshalb nur ausschnittartig einige Aspekte benannt werden.
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den Forschungsgegenstand in inhaltlich abgrenzbare Teilaspekte. Gleichzeitig erschien es sinnvoll, nur bestimmte Daten zu erheben und verschiedene Analyseebenen3 zu kombinieren. Die Analyse aller Jahrgänge der Zeitschrift (1947 bis 1990) erfasst neben den Namen der Autoren ihre territoriale Herkunft4 und versucht eine inhaltliche Einordnung der Beiträge in die klassischen theologischen Hauptdisziplinen5. Vernachlässigt werden mussten u. a. Textgröße, Bildbeigaben6, die Intentionen der Kommunikatoren und die Wirkung auf die Rezipienten7. Der ausführliche Nachrichtenteil der Rubrik „Umschau“ der „Zeichen der Zeit“ wurde in die Analyse nicht mit einbezogen, denn die relativ kurzen Einzelnachrichten versperren sich einer eindeutigen Zuordnung in die gewählten Kategorien und hätten das angestrebte Gesamtbild verzerrt. Aufgrund des ohnehin schon hohen Aufwandes der Datenerfassung8 muss auf eine feingliedrige Ausfächerung der Kategorien wie auch auf eine ausgefeilte qualitative Inhaltsanalyse verzichtet werden9. Die aus der quantitativen Analyse gewonnen Daten geben Auskunft über die Zusammensetzung des Autorenkreises10 und den relativen Anteil bestimmter Themen. Tendenzen und Umschwünge werden somit erkennbar. Die Kategorisierung bemüht sich um Eindeutigkeit und orientiert sich an den theologischen Hauptdisziplinen Altes und Neues Testament, Kir3 Vgl. dazu K. MERTENS, Inhaltsanalyse, S. 119–123. 4 Die aus der Analyse gewonnen Daten über die territoriale Verteilung der Autoren flossen in die jeweiligen Kapitel der Arbeit ein (vgl. beispielsweise oben S. 139, 222 und 286f.). 5 D. von der Brelie wählte in ihrer Examensarbeit, in der sie die Jahrgänge 1947 bis 1949 analysierte, als Kategorien die Themenbereiche „Theologie und Kirche“, „Kirche in der Welt“, „Geschichte“ und „Neuordnung“ und orientierte sich damit weitgehend an den Rubriken der Zeitschrift (vgl. D. VON DER BRELIE, Form, S. 49–50). Allgemein zur ThemenFrequenzanalyse vgl. W. FRÜH, Inhaltsanalyse, S. 125–140. Frühs Herangehensweise ist jedoch auf unser Thema schon allein wegen des Aufwandes und der notwendigen technischen Hilfsmittel nicht direkt übertragbar. 6 Zu den Bildbeilagen bei den „Zeichen der Zeit“ vgl. oben S. 77. 7 Vgl. u. a. S. BRÄUER U. A., „Leser“, S. 638–647. Zu den Lesern der „Zeichen der Zeit“ vgl. besonders oben S. 26 und S. 232, zur Kategorienbildung auf der sog. pragmatischen Ebene als Erfassen der Intentionen und Wirkungen vgl. K. MERTENS, Inhaltsanalyse, S. 267. 8 Die Examensarbeit von D. von der Brelie, die lediglich drei Jahrgänge analysiert, umfasst allein 137 Seiten (vgl. D. VON DER BRELIE, Form). 9 Selbstverständlich ist auch zu beobachten, dass bestimmten Themenkreise in der Zeitschrift nur zeitweilig Aufmerksamkeit gewidmet wurde, bestimmte Problemstellungen später keine Rolle mehr spielten, während wieder andere Themen auftauchten. Wollte man diese Phänomene quantitativ und qualitativ genau erfassen, müsste das Kategoriensystem ständig geändert werden. Stattdessen erschien es sinnvoller, der Analyse aller Jahrgänge ein möglichst grobmaschiges System zugrunde zu legen. Zugleich legte sich die Bildung der Kategorien anhand der theologischen Disziplinen nahe, um den Anspruch der „Zeichen der Zeit“ als theologische Zeitschrift ernst zu nehmen. 10 Vgl. oben Anm. 4.
Wandel der „Zeichen der Zeit“ nach 1970?
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chengeschichte, Systematische Theologie und Praktische Theologie. War die Zuordnung der exegetischen11 und kirchengeschichtlichen12 Themenbereiche relativ problemlos möglich, so erfasst die Kategorie „Praktische Theologie“ u. a. Fragen der Pfarramtsführung, Kasualien, Pfarrfrauen usw13. Die Kategorie „Systematische Theologie“ berücksichtigt vorwiegend Beiträge aus dem Bereich der Dogmatik14. Ethische Fragestellungen ließen sich aufgrund ihrer Mehrdimensionalität im gewählten System nicht eindeutig zuordnen. Diese wie auch alle anderen Beiträge, die sich nicht exakt einordnen ließen15, wurden zwar gesondert erfasst16, doch nicht in die folgenden graphischen Darstellungen aufgenommen. Weiterhin erschien es sinnvoll, „Kunst und Literatur“17 als eigene Kategorie zu erfassen. Eine
11 Erfasst wurden z. B. exegetische Untersuchungen zu biblischen Texten und biblischen Gestalten, Arbeiten zur Textkritik u. ä. Als Beispiele mögen genügen W. ZIMMERLI, Gericht und Heil im alttestamentlichen Prophetenwort (ZdZ 11–12/1947, S. 401–411); H. BARDTKE, Neue Funde und Forschungen am Toten Meer (ZdZ 12/1956, S. 448–455); C. WESTERMANN, Der Segen (ZdZ 2/1963, S. 63–64); H. PEUCKER, Das Verständnis des Menschen in den ersten Büchern der Bibel (ZdZ 10–11/1975, S. 389–394); E. SCHLINK, Die Bedeutung der Auferstehung Jesu Christi (ZdZ 4–5/1950, S. 121–126); W. SCHWEITZER, „Und Jesus kam nicht wieder . . .“ (ZdZ 7/1956, S. 241–246); G. BAUMBACH, Judas – Jünger und Verräter Jesu (ZdZ 3/1963, S. 91–98); E. SCHWEITZER, Wer ist Jesus? (ZdZ 6/1975, 201–207). 12 Hierbei handelte es sich vorwiegend um Beiträge zu historischen Ereignissen, Personen, und Lebensbilder. Als Beispiele aus verschiedenen Jahrzehnten M. DOERNE, Gott und die Geschichte bei Luther (ZdZ 7/1947, S. 235–242); W. ARNOLD, Luther und Ignatius (ZdZ 8–9/1956, S. 324–329); J. ROGGE, Anmerkungen zum Kirchenbegriff Calvins (ZdZ 5/1964, S. 180–186); S. BRÄUER, Thomas Müntzer (ZdZ 4/1975, S. 121–129). 13 Aus verschiedenen Jahrzehnten beispielsweise H. NISCHER, Wiedereinführung frühliturgischer Spiele (ZdZ 7/1947, S. 270); CHR. STEEGE, Die Pfarrfrau gestern und heute (ZdZ 3/1956, S. 147–149); E. HERTZSCH, Methodische Seelsorge (ZdZ 6/1963, S. 204–211); G. CONRING, Gedanken zur Berufstätigkeit von Pfarrfrauen (ZdZ 1/1964, S. 22–24); W. PABST, Pfarrstellenwechsel – aber wie? (ZdZ 3/1964, S. 97f.); M. ZIEGLER, Einsichten bei der Bildung eines Kirchspiels (ZdZ 2/1975, S. 57–60). 14 Als Beispiele: G. HARDER, Thesen zur Taufe (ZdZ 5/1948, S. 156–163); K. PLACHTE, Opfer und Wandlung (ZdZ 2/1955,S. 41–48); R. BOHREN, Abendmahl (ZdZ 7–8/1963, S. 248ff.); J. HEMPEL, Rolle und Funktion des Amtes in einer sich wandelnden Gesellschaft (ZdZ 7–8/1975, S. 246–256). 15 Beispielsweise redaktionelle Bemerkungen und Buchbesprechungen. Die „Predigtmeditationen“ flossen in die Analyse nicht mit ein (zu ihnen vgl. u. a. oben S. 82, 141f. und 222). 16 Die Beiträge, die sich keinem der gewählten Kategorien eindeutig zuordnen ließen, machen im Durchschnitt etwa ein Drittel bis ein Viertel des Gesamtumfangs aus. Das gewonnene Gesamtbild hingegen dürften sie durch ihren relativen Anteil an den anderen Kategorien kaum verändern. 17 Beispielsweise W. KRAMP, Mensch und Gott in der Dichtung (ZdZ 1/1947, S. 16–25); H. BURGERT, Moderne christliche Kunst (ZdZ 8–9/1956, S. 337); E. VOGEL, Das Religiöse im Prosawerk Gerhard Hauptmanns (ZdZ 7–8/1963, S. 263–270); G. SCHRÖDER, Aus dem Leben und kirchenmusikalischen Schaffen Peter Iljitsch Tschaikowskis (ZdZ 3/1975, S. 95ff.); G. WIEDERANDERS, Fünfundzwanzig Jahre Kunstdienst der Evangelischen Kirche (ZdZ 5/1975, S. 188f.).
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weitere Kategorie bildet der Themenbereich „Ökumene“. Er subsumiert alle Beiträge zu allgemeinen Fragen der Ökumenik und Konfessionskunde und zum Verhältnis des Christentums zu anderen Religionen. Zum anderen enthält die Kategorie „Ökumene“ Berichte über Tagungen und sämtliche Verlautbarungen ökumenischer Gremien, die „Die Zeichen der Zeit“ abdruckten. Die quantitative Analyse der Themenbereiche18 ergab, dass die exegetischen Wissenschaften gemessen am Gesamtumfang der Zeitschrift eine relativ geringe Rolle spielten. Themen des Alten und Neuen Testaments umfassten lediglich wenige Prozent. Die geringe Präsenz beider Disziplinen ist ein Phänomen, das alle Jahrgänge betrifft. In den ersten Jahren der Zeitschrift bis Ende der 1950er Jahre überwogen – im Verhältnis gesehen – Themen des Alten Testaments. Seit Ende der 1950er Jahre ist ein leichtes Anwachsen der Beiträge aus dem Bereich des Neuen Testaments zu verzeichnen, so dass sie in den folgenden Jahrzehnten ein geringes Übergewicht gegenüber Themenbereichen des Alten Testaments erreichten. Nur 1963 erlangte das Alte Testament einen relativ hohen Anteil von fast 10%, was darauf zu18 Altes Testament: 1947: 1,1%; 1949: 2%; 1951: 2,3%; 1953: 1,2%; 1955: 3,6%; 1957: 1%; 1959: 0,5%; 1961: 1,8%; 1963: 9,3%; 1965: 2,2%; 1967: 1,2%; 1969: 2,4%; 1971: 1,2%; 1973: 2,4%; 1975: 2,3%; 1977: 1,9%; 1979: 5,1%; 1981: 2,1%; 1983: 1,4%; 1985: 3,2%; 1987: 3,2%; 1989: 2,8%. Neues Testament: 1947: 2,3%; 1949: 0,5%; 1951: 4,6%; 1953: 0,5%; 1955: 1,2%; 1957: 1%; 1959: 4%; 1961: 3,5%; 1963: 3,7%; 1965: 5,6%; 1967: 4,9%; 1969: 8,2%; 1971: 4,1%; 1973: 6,2%; 1975: 3,3%; 1977: 6,2%; 1979: 3,2%; 1981: 1,1%; 1983: 2,1%; 1985: 3,2%; 1987: 4,2%; 1989: 1,2%. Kirchengeschichte: 1947: 6,8%; 1949: 4,5%; 1951: 10,3%; 1953: 7,1%; 1955: 8,3%; 1957: 8,2%; 1959: 12,9%; 1961: 12,3%; 1963: 7,5%; 1965: 6,7%; 1967: 11%; 1969: 4,7%; 1971: 3,4%; 1973: 5,3%; 1975: 5,2%; 1977: 4,3%; 1979: 7,2%; 1981: 7,1%; 1983: 38%; 1985: 8,1%; 1987: 10,2%; 1989: 18%. Systematische Theologie (Dogmatik): 1947: 5,7%; 1949: 4,5%; 1951: 10,3%; 1953: 7,1%; 1955: 10,7%; 1957: 5,1%; 1959: 5,9%; 1961: 5,3%; 1963: 11,2%; 1965: 11,1%; 1967: 18,3%; 1969: 18,8%; 1971: 5,3%; 1973: 8,2%; 1975: 3,4%; 1977: 6,1%; 1979: 2,3%; 1981: 9,4%; 1983: 2,3%; 1985: 6,1%; 1987: 1,3%; 1989: 1,3%. Praktische Theologie: 1947: 17%; 1949: 18,2%; 1951: 16,1%; 1953: 25%; 1955: 16,7%; 1957: 20,4%; 1959: 11,9%; 1961: 12,3%; 1963: 11,2%; 1965: 21,1%; 1967: 11%; 1969: 10,6%; 1971: 8,2%; 1973: 14,3%; 1975: 10,3%; 1977: 9,1%; 1979: 9,3%; 1981: 7,9%; 1983: 6,1%; 1985: 3,4%; 1987: 10,8%; 1989: 15,8%. Kunst und Literatur: 1947: 6,8%; 1949: 10,2%; 1951: 12,6%; 1953: 21,4%; 1955: 13,1%; 1957: 12,2%; 1959: 11,9%; 1961: 5,3%; 1963: 14%; 1965: 8,9%; 1967: 6,1%; 1969: 10,6%; 1971: 7,2%; 1973: 2,4%; 1975: 4,3%; 1977: 3,2%; 1979: 1,4%; 1981: 7,8%; 1983: 1,4%; 1985: 6,9%; 1987: 6,2%; 1989: 4,1%. Ökumene: 1947: 21,6%; 1949: 31,4%; 1951: 20,6%; 1953: 16,7%; 1955: 22,7%; 1957: 30,5%; 1959: 29,7%; 1961: 28,1%; 1963: 26,2%; 1965: 25,5%; 1967: 36,6%; 1969: 23,8%; 1971: 28,2%; 1973: 27,9%; 1975: 36,9%; 1977: 36,3%; 1979: 30,2%; 1981: 37,9%; 1983: 18,4%; 1985: 21,3%; 1987: 24,2%; 1989: 12,4%.
Wandel der „Zeichen der Zeit“ nach 1970?
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rückzuführen ist, dass Claus Westermann als Mitglied des Redaktionskreises19 eine Jahresreihe über das Alte Testament angeregt und selbst zahlreiche Beiträge zur Verfügung gestellt hatte20. Der Anteil der Kirchengeschichte bewegte sich in nur geringfügig höheren Regionen und überstieg selten 10 %. Lediglich im Jahr 1983 erreichte dieser Bereich theologischer Wissenschaft eine herausragende Position und übertraf damit alle anderen Disziplinen. Diese Tatsache erklärt sich aus dem allgemeinen Interesse an reformationsgeschichtlichen Themen im Zusammenhang mit dem 500. Geburtstag Martin Luthers21. Größer waren die Anteile der Systematischen Theologie mit dogmatischen Themen und Beiträge aus der Praktischen Theologie. Dogmatische Fragestellungen umfassten meist 5 bis 15 % aller Beiträge eines Jahrganges. In den 1960er Jahren publizierten „Die Zeichen der Zeit“ viele Aufsätze zur Problematik der Rechtfertigung des Menschen22 und zu hermeneutischen und philosophischen Fragestellungen23. Diese Themenkreise nahmen in den 1970er Jahren quantitativ wieder ab. Eine große Rolle spielten stets Aufsätze aus dem Bereich der Praktischen Theologie. Sie umfassten die gesamte Bandbreite der pfarramtlichen Praxis. Doch ist zu beobachten, dass der Anteil der Beiträge aus der Systematischen und Praktischen Theologie in den 1950er und 1960er Jahren einen weiteren Raum einnahm als in den 1970er und 1980er Jahren. Ebenso verhielt es sich mit den Beiträgen aus „Kunst und Literatur“. In den 1950er und 1960er Jahren beanspruchten sie zwischen 10 und 15 %, 1953 sogar über 20 %24. Seit der zweiten Hälfte 19 Zu ihm vgl. ausführlicher oben S. 227f. 20 Vgl. C. WESTERMANN, Die Rettung oder das Heil (ZdZ 1/1963, S. 20f.); Der Segen (ZdZ 2/1963, S. 63f.); Zorn und Gericht (ZdZ 3/1963, S. 103f.); Gotteslob (ZdZ 4/9163, S. 138f.); Gottesdienst (ZdZ 5/1963, S. 177f.); Der Glaube im Alten Testament (ZdZ 6/1963, S. 223f.); Heilig (ZdZ 7–8/1963, S. 271ff.); Gott der Herr (ZdZ 9/1963, S. 338f.); Sünde und Vergebung (ZdZ 11/1963, S. 416f.); Gnade (ZdZ 12/1963, S. 446ff.). 21 Pars pro toto: W. BÖHMER, Martin Luther und das Wittenberger Medizinalwesen zu seiner Zeit (ZdZ 5/1983, S. 107–116); H. JUNGHANS, Die Mitte der Theologie Luthers (ZdZ 8/1983, S. 190–194); M. STEINMETZ, Das marxistische Lutherbild in der Literatur seit Marx und Engels (ZdZ 8/1983, S. 199–202); B. STOLT, Luther, die Bibel und das menschliche Herz (ZdZ 12/1983, S. 295–302). 22 U. a. G. KRUSCHE, Rechtfertigungslehre – noch aktuell (ZdZ 1/1964, S. 4–13); H. GOLLWITZER, Zur Freiheit berufen (ZdZ 12/1965, S. 433–436). 23 Vgl. u. a. H. GOLLWITZER, Zur biblischen Hermeneutik: Eigenart biblischer Rede von Gott (ZdZ 8–9/1964, S. 283–290; der Beitrag ist ein Abschnitt des Buches von H. GOLLWITZER, Existenz Gottes; G. JACOB, Die Verkündigung an den säkularisierten Menschen (ZdZ 5/1965, S. 166–172); H. COX, Säkulares Reden von Gott (ZdZ 7/1967, S. 241–254); H. BOCK, Theologische Erwägungen zu einer philosophischen Hermeneutik (ZdZ 10/1969, S. 362–370); G. JACOB, Zwischen Säkularisierung und Säkularismus (ZdZ 7–8/1969, S. 266–277). 24 In diesem Jahr veröffentlichte vor allem Kurt IHLENFELD zahlreiche Beiträge zu literarischen Fragen, vgl. Jochen Klepper zum Gedächtnis (ZdZ 1/1953, S. 24ff.); Jesus im Roman?
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der 1960er Jahre sank ihr Anteil ab und bewegte sich meist unterhalb von 10 %. Der Rückgang der Themen aus den Disziplinen Praktische und Systematische Theologie und dem Bereich „Kunst und Literatur“ nach 1970 ist auffällig. Gleichzeitig ist zu ersehen, dass die anderen Kategorien, die der quantitativen Analyse zugrunde gelegt wurden, keinen wesentlichen Zuwachs verzeichneten. Dieses Phänomen erklärt sich daher, dass die Zeitschrift nach 1970 grundsätzlichen Fragen zur Stellung der Kirchen in der Gesellschaft breiteren Raum gab. Aufgrund der schwierigen Abgrenzbarkeit und ihrer Vielschichtigkeit fanden derartige Themenfelder keinen Eingang in die Darstellung der Ergebnisse der quantitativen Analyse. Deshalb muss im folgenden auf die Stellung dieser Fragen im Gesamtbild der Zeitschrift seit ihrer Gründung 1947 eingegangen werden. Bereits in der Anfangszeit der Zeitschrift bahnte sich die Entwicklung an, dass sich insgesamt das Themenspektrum verengte. Schon anhand der Jahrgänge 1947 bis 1949 ist zu beobachten, dass sich „Die Zeichen der Zeit“ aus grundsätzlichen Diskussionen historischer und gesellschaftlicher Fragen zunehmend zurückzogen25. Allgemeinere, nicht nur auf den kirchlichen Raum beschränkte Themen verloren sich bis auf Ausnahmen. Äußerte sich die Zeitschrift beispielsweise 1947 noch zu Fragen der Jugendkriminalität26, der Fürsorgeerziehung27 und griff u. a. mit dem „20. Juli 1944“ Probleme der jüngsten Geschichtsdeutung und Vergangenheitsbewältigung auf28, wurden derartige Beiträge in den Folgejahren seltener29. (ZdZ 2/1953, S. 67f.);. Hausmanns Erzählungen (ZdZ 5/1953, S. 190f.); Schweige, Gesang! (ZdZ 8/1953, S. 266–269 [Zu Rudolf Alexander Schröder und Rainer Maria Rilke]); Angewandte Poesie (ZdZ 10/1953, S. 383f.); Claudel und Gide: Briefe einer Freundschaft (ZdZ 11/1953, S. 428–431). Den hohen Anteil der Praktischen Theologie prägten vorwiegend Beiträge zur Kasualpraxis; vgl. u. a. A. SCHÖNHERR, Die Predigt am Grabe (ZdZ 3/1953, S. 106ff.); DERS., Traugespräch (ZdZ 5/1953, S. 179–183); F. SCHRÖTER, Vom Taufgespräch (ZdZ 6/1953, S. 224ff.); W SCHMAUCH, Zum Taufgespräch (ZdZ 10/1953, S. 375–378). 25 Diese Beobachtung bestätigt auch D. VON DER BRELIE in ihrer aufwändigen quantitativen Analyse der Jahrgänge 1947 bis 1949 (vgl. Form, u. a. auf S. 52). 26 Vgl. S. QUAST, Jugendgefährdung und Jugendkriminalität in Berlin (ZdZ 2/1947, S. 62–64). 27 Vgl. E. H. STAAK, Eros und Agape in der Fürsorgeerziehung (ZdZ 7/1947, S. 268ff.). Zum Thema Jugendkriminalität im Nachkriegsdeutschland vgl. auch M. GRESCHAT, Vorgeschichte, S. 13. 28 Vgl. H. SCHAEDER, „Unterordnung unter die Machthaber“ (ZdZ 11–12/1947, S. 412–418). 29 Wenngleich die inhaltliche Analyse der ersten drei Jahrgänge erbrachte, dass „Die Zeichen der Zeit“ zwar immer wieder zu politisch verantwortlichem Handeln aufriefen, aber letztlich doch merkwürdig unkonkret blieben. Die Zeitschrift äußerte sich nicht zur Bodenreform, zu den Wahlen, zur Demontage der Betriebe und Eisenbahnen usw. oder zur Entnazifizierung (vgl. D. VON DER BRELIE, Form, S. 63). G. Wirth bemängelte die „retrograden Tendenzen“ seit 1948; aus seiner ideologisch geprägten Sicht verständlich, nach der
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An der Erörterung grundsätzlicher gesellschaftlicher Themen beteiligten sich „Die Zeichen der Zeit“ meistenteils nur noch im Zusammenhang der Berichterstattung von EKD-Synoden, indem sie dort gehaltene Referate teilweise nachdruckten oder ausführlicher über den Verlauf der Synoden berichteten30. Aufgrund der kirchenpolitischen Entwicklung sah sich die Zeitschrift jedoch in den Folgejahren und -jahrzehnten gezwungen, auch diese Berichterstattung weitgehend einzuschränken und seit Mitte der 1960er Jahre ganz darauf zu verzichten31. Dieser Entwicklung parallel verlief die Verschiebung der Optik in bezug auf eine wichtige Aufgabe der Zeitschrift, der sie sich seit ihrer Gründung stellen wollte. Hatte Chefredakteur Gerhard Brennecke 1947 die Funktion der Zeitschrift damit beschrieben, dass sie ein „doppeltes Wächteramt“ habe32, so verschob sich später der Blickwinkel dahin, dass die Zeitschrift das „Wächteramt“ zunehmend einseitig nach innen wahrnahm33. Sie machte es sich nunmehr zur Aufgabe, vor innerkirchlichen „restaurativen Tendenzen“ zu warnen und dagegen zu polemisieren34. sich „Die Zeichen der Zeit“ offensiver zu ihrem Weg in der sozialistischen Gesellschaft hätten bekennen sollten (vgl. G. WIRTH, Zeichen, S. 19). 30 Damit einher ging die Entwicklung, dass sich die Zeitschrift auch aus der grundsätzlicheren Diskussion um die Neuordnung Deutschlands nach dem Krieg zurückzog und Fragen der Neuordnung allein auf die kirchliche Neuordnung bezog. Dabei sah die Zeitschrift ihre Aufgabe in den Anfangsjahren vornehmlich darin, die verschiedenen kirchenpolitischen Lager zu einen (vgl. D. VON DER BRELIE, Form, S. 94). 31 Die langsame Anbahnung dieser Entwicklung lässt sich anhand der Publizistik der Zeitschrift nachzeichnen. Wird noch in den 1950er Jahren relativ ausführlich berichtet, werden die Beiträge zu Beginn der 1960er Jahre kürzer und seltener (vgl. dazu ausführlich oben S. 204 und 287f.; vgl. u. a. G. BRENNECKE, Sui generis: die außerordentliche Synode der EKD, ZdZ 8–9/1956, S. 295–303; H. GOLLWITZER, Mitleiden – Mitfreuen: Predigt zur Eröffnung der außerordentlichen Synode der EKD, ZdZ 8–9/1956, S. 282–286; Beschlüsse der außerordentlichen Synode der EKD, ZdZ 8–9/1956, S. 287–290; Der Rat der Evangelischen Kirche zur Frage der Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen, ZdZ 3/1956, S. 98f.; K. SCHARF, Die Synode der EKD 1957: Beurteilung und Folgerungen, ZdZ 5/1957, S. 184ff.; G. JACOB, Synode der Ratlosigkeit: zur Tagung der EKD-Synode 1958, ZdZ 6/1958, S. 202–208; Zwei Worte der Synode der EKD, ZdZ 6/1958, S. 217f.; G. LORENZ, Erweis tragfähiger Gemeinschaft: EKD-Synode im Spannungsfeld offener Fragen, ZdZ 4/1960, S. 125–131; G. JOHANN, Labor der Einheit: EKD-Synode, Februar 1957, ZdZ 4/1961, S. 92–97). 32 Ausführlich dazu oben S. 72f. 33 Vgl. auch D. VON DER BRELIE, Form, S. 64. 34 Ende der 1950er Jahre wurde der Begriff des „Wächteramtes“ als Funktion der Zeitschrift gar nicht mehr bemüht (zu dieser Entwicklung vgl. ausführlicher oben S. 203). – W. THUMSER unterscheidet in seiner Monographie über die Formel „Kirche im Sozialismus“ zwei Modelle des Verhältnisses von handlungsleitender Orientierung und dem Handeln selbst. Zum einen eruiert er ein deduktives, zum anderen ein induktives Modell. Beim deduktiven Modell bilde der „christliche Glaube inhaltlich spezifische Orientierungsmuster aus“. Diese dienen zur Beurteilung des eigenen und des fremden Handelns, wie es sich zum Beispiel in der Wahrnehmung eines „Wächteramtes“ ausprägen kann. Das induktive Modell
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Die Tatsache, dass mehrere Mitglieder des Redaktionskreises dem 1958 gegründeten so genannten „Weißenseer Arbeitskreis“ angehörten, hat diese publizistische Entwicklung der Monatsschrift maßgeblich beeinflusst35. Die einseitige Positionierung der „Zeichen der Zeit“ zugunsten der „Sieben Sätze“ des „Weißenseer Arbeitskreises“ führte schließlich 1964 zum Eklat zwischen der Redaktion und der Kirchenleitung36. Infolgedessen zog sich die Zeitschrift aus den kirchenpolitisch brisanten Feldern zurück37 und mied diese Themen. Diese Zurückhaltung wurde erst in den 1970er Jahren wieder aufgegeben38 und brach den Themen publizistisch Bahn, die die Theologie des 1969/70 gegründeten Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR maßgeblich bestimmten39. Weiten Raum gewährten „Die Zeichen der Zeit“
orientiert das Handeln der Christen „vorrangig an den Erfordernissen der Situation“, wie es beispielsweise in der „Lerngemeinschaft“ Gestalt gewinnt (vgl. Kirche, S. 314). Auf die Publizistik der „Zeichen der Zeit“ übertragen, könnte anhand Thumsers Theorie das allmähliche Ablösen des deduktiven Modells festgestellt werden und folgend ein Öffnen für Orientierungsmuster des induktiven Modells. 35 Folgende Mitglieder des Redaktionskreises der 1960er Jahre waren (bei all ihrer Unterschiedlichkeit) Mitglieder des „Weißenseer Arbeitskreises“: Gottfried Forck, Werner Scheidacker, Gerhard Bassarak, Christa Lewek, Reinhold Pietz, Renate Trautmann. Ein Vergleich mit der Mitgliederliste des Arbeitskreises mit den Autoren der „Zeichen der Zeit“ zeigt ebenfalls viele Übereinstimmungen (vgl. dazu auch das Schreiben Bassaraks an die Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen vom 9. Juli 1962 [mit anhängender Personenauflistung], LA BERLIN, STA: Rep. 104 Nr. 543). Es ist an dieser Stelle jedoch auch darauf hinzuweisen, dass der Weißenseer Arbeitskreis nicht als erratischer Block gesehen werden kann – weder in synchroner noch in diachroner Blickrichtung. Es gibt durchaus verschiedene „Phasen“ seiner Geschichte, die der Aufarbeitung harrt. 36 Ausführlich dazu S. 285–291. 37 Z. B. mied die Zeitschrift eine Bezugnahme auf den „Brief aus Lehnin“ der Bischöfe vom Februar 1968 an Ulbricht. Bereits zehn Jahre zuvor hatten es „Die Zeichen der Zeit“ vermieden, auf die Verhandlungen zwischen einer Regierungsdelegation unter der Leitung Grotewohls und Kirchenvertretern einzugehen oder gar das im Ergebnis entstandene Kommuniqué vom 23. Juli 1958 zu publizieren. G. Wirth beklagt, dass „Die Zeichen der Zeit“ niemals Beiträge aus der Feder von Emil Fuchs brachten (vgl. G. WIRTH, Zeichen, S. 55). Es lässt sich anhand des Archivmaterials nicht nachweisen, dass ein Aufsatz von Fuchs von der Redaktion abgelehnt worden wäre. Die Zeitschrift verzichtete aber auch auf Nachdrucke. 38 Damit spiegeln „Die Zeichen der Zeit“ einen allgemeinen Prozess der evangelischen Kirchen in der DDR zu einer gesellschaftlichen Öffnung (vgl. dazu auch D. POLLACK, Weg, S. 23–25). 39 Bereits im Oktober 1969 befürchtete das Presseamt, dass die Kirchenleitungen darüber nachdächten, „die Zeitschrift zum Organ des ‚Bundes‘ zu machen“ (zum Gespräch mit Krummacher und von Brück am 27. Oktober 1969 über „Die Zeichen der Zeit“ [Wolfgang Ewert], BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/12). „Die Zeichen der Zeit“ berichteten schon von der ersten Bundessynode ausführlich (vgl. Erste Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR: 1. Verlautbarung, ZdZ 11/1969, S. 428f.; M. SEILS, 2. Bericht, ZdZ 11/1969, S. 429–432; H. BLAUERT, Auf der Suche nach neuen Wegen – von der zweiten Tagung des Bundes, ZdZ 11/1970, S. 426–429).
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etwa den Themenfeldern „Zeugnis und Dienst“ (1971)40, „Kirche für andere“ (1972)41, „Kirche als Lerngemeinschaft“ (1975)42, „Verantwortung der Christen in einer sozialistischen Gesellschaft“ (1979)43. Zugleich bereitete die Zeitschrift ökumenische Aktivitäten des Kirchenbundes publizistisch auf, unter ihnen beispielsweise die Zustimmung zum Antirassismusprogramm des Ökumenischen Rates der Kirchen44 oder die Sagorsk-Gespräche des DDR-Kirchenbundes mit der Russisch-Orthodoxen Kirche45. Waren die Beiträge in den ersten Jahren der Zeitschrift Ende der 1940er Jahre zum Bereich „Christentum und Sozialismus“ eher als Anregung zur Diskussion gedacht46, so verloren sich diese Themen in den 1950er und 1960er Jahren bis auf Ausnahmen.47 Auch sie finden erst in den 1970er Jahren48 wieder größere Aufmerksamkeit, doch nun weniger als Gesprächs40 Beispielsweise M. SEILS, Zeugnis und Dienst – Von der dritten Tagung des Bundes (ZdZ 11/1971, S. 420ff.). 41 Vgl. H. BLAUERT, Der Auftrag bleibt: Kirche für andere – 4. Tagung der ersten Synode des Bundes (ZdZ 11/1972, S. 406–409). In seiner Berichterstattung mied Blauert die Formulierung des Hauptreferates von Heino Falcke vom „verbesserlichen Sozialismus“ (vgl. dazu auch H. BLAUERT, Publizistik, S. 53). 42 Vgl. u. a. A. SCHÖNHERR, Kirche als Lerngemeinschaft (ZdZ 1/1975, S. 1–10). 43 Vgl. die Dokumentation des Ausschusses „Kirche und Gesellschaft“ des BEK: Verantwortung des Christen in einer sozialistischen Gesellschaft für Umwelt und Zukunft des Menschen (ZdZ 7–8/1979, S. 241–263). 44 Zur Bekämpfung des Rassismus: Beschluss des Exekutiv-Komitees des Ökumenischen Rates der Kirchen (ZdZ 1/1971, S. 18ff.); Plan eines ökumenischen Programms des Rassismus (ZdZ 1/1971, S. 20–23); J. ALTHAUSEN, Rassismus als ökumenisches Problem (ZdZ 2/1971, S. 60–63); Zur Bekämpfung des Rassismus – Zuwendungen 1974 (ZdZ 6/1974, S. 215–220); Weiterführung des Programms zur Bekämpfung des Rassismus (ZdZ 11/1974, S. 428ff.); H. BLAUERT, Der Rassenkonflikt in Südafrika (ZdZ 9/1977, S. 334–340). Im weiteren Sinne gehört dazu auch G. BASSARAK, Einige theologische Bemerkungen zum Problem des Zionismus (ZdZ 3/1977, S. 90–94). Die Unterstützung des Antirassismusprogramms des ÖRK durch den BEK kann hier nicht Gegenstand der Untersuchung sein. Bei aller gebotenen Vorsicht vor dessen erkenntnisleitender Voreingenommenheit sei dennoch verwiesen auf G. BESIER, Programm, S. 251–306; vgl. auch A. BOYENS, Ökumenischer Rat, S. 155– 170. 45 Vgl. u. a. die Dokumentationen zu Sagorsk I (ZdZ 1/1975), zu Sagorsk II (im Jahrgang 1977), passim, zu Sagorsk III (im Jahrgang 1979, passim). 46 Vgl. z. B. (ohne Autor), Evangelium und Sozialismus (ZdZ 2/1947, S. 61f.); A. VON JÜCHEN, Warum Christentum und Sozialismus einander begegnen müssen (ZdZ 6/1947, S. 186–190); F. HEIDLER, Thesen zur Frage Christentum und Sozialismus (ZdZ 2–3/1948, S. 78–81). 47 Im Doppelheft zu Beginn des Jahres 1950 publizierte der Westberliner Pfarrer Winfried Maechler einen Bericht über eine Tagung der Sachsen-Anhaltischen Evangelischen Akademie 1949, in dem er die aktive Mitarbeit der Christen im Staat fordert, egal welcher Gesellschaftsordnung sich der Staat verpflichtet weiß (vgl. W. MAECHLER, Kirche im sozialistischen Staat. Ergebnisse einer Aussprache, ZdZ 1–2/1950, S. 48f.). 48 Diese Beobachtung teilt auch G. Wirth, wenngleich er sie beklagt als sehr späten
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angebote, sondern vielmehr als Beitrag der Zeitschrift zur „Förderung bewusster und verantwortlicher Existenz von Christen und Kirchen im Sozialismus“, wie ein im Redaktionskreis entstandenes Profilpapier Ende 1973 formulierte49. Damit griff die Zeitschrift die zwar schillernde und vielschichtige, doch letztlich relativ unscharfe ekklesiologische Formel „Kirche im Sozialismus“50 auf und nutzte sie für ihre eigene Funktionsbeschreibung51. Dabei war die Bandbreite der veröffentlichten Beiträge verhältnismäßig weit. Sie reichte von der Forderung des Bischofs der Kirchenprovinz Sachsen, Werner Krusche, aus dem Ende der 1960er Jahre nach einer „mündigen Kirche“, die „mit allen in der Gesellschaft, die sich für den Menschen verantwortlich wissen“ zusammenarbeitet und in „kritischer Solidarität“52 als „evangelische Kirche im sozialistischen Staat53“wirkt, über die Bestimmung des Auftrags der Kirche als „Lerngemeinschaft“54 bis zum Votum des Berliner Pfarrers Michael Knoch, in dem er das Thema der Fünften Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Nairobi (1975), „Jesus Christus befreit und eint“55, auf die Situation der Kirchen in der
„Prozeß der Ablösung aus den bisherigen kirchen- und profangeschichtlichen Klischees und eines darauf bezogenen Kirchenverständnisses“ (G. WIRTH, Zeichen, S. 58). 49 Zur Entstehung und Interpretation des Positionspapiers vgl. ausführlich unten S. 369f. 50 W. THUMSER sieht in der Formel „Kirche im Sozialismus“ die „unreflektierte Vermischung theologischer und politischer Intentionen“ (vgl. Kirche, S. 309; vgl. auch CHR. HANKE, Deutschlandpolitik, S. 249–255; D. POLLACK, Eigenständigkeit, S. 179f.). 51 In seinem Rückblick (1996) interpretiert das der ehemalige Chefredakteur H. BLAUERT so, „daß die umstrittene Kurzformel ‚Kirche im Sozialismus‘ für uns [die Redaktion – J. B.] nicht etwa eine Ortsangabe war, schon gar nicht ein Anpassungsmotiv, vielmehr eine Art ‚Einwanderungsbeschreibung‘. Das gesellschaftliche Umfeld war für uns keine Wahlheimat, vielmehr der uns von Gott empfangene Auftrag, dem Sozialismus zu einem menschlichen Gesicht zu verhelfen“ (Publizistik, S. 51). 52 Zum Topos „kritische Solidarität“ als Teilnahme an der „Kirche im Sozialismus“ vgl. W. THUMSER, Kirche, S. 305–308; C. LEPP, Entwicklungsetappen, S. 70f. 53 W. KRUSCHE, Zwanzig Jahre evangelische Kirche im sozialistischen Staat (ZdZ 10/1969, S. 361f., hier S. 362). 54 Wichtiger Exponent dieses Modells war u. a. der spätere Vorsitzende des Bundes der Evangelischen Kirche, Albrecht Schönherr (vgl. u. a. seine Vorträge vor der Synode „Die Kirche als Lerngemeinschaft“, ZdZ 1/1975, S. 1–10; DERS., Über Auftrag und Weg der Kirche Jesu Christi in der sozialistischen Gesellschaft in der DDR, ZdZ 10/1979, S. 369–380 [Zu Schönherr vgl. auch unten S. 381]; vgl. auch H. KASNER, Kirche als Gemeinschaft von Lernenden, ZdZ 1/1975, S. 11–18 [Kasners Beitrag fand Eingang in den anlässlich Schönherrs 70. Geburtstag vom Sekretariat des BEK hg. Dokumentenband: Kirche als Lerngemeinschaft: Dokumente aus der Arbeit des Bundes der Evangelischen Kirchen der DDR. Berlin [Ost] 1981, S. 99–113]; zu Schönherr und der Idee der „Kirche im Sozialismus“ als „Lerngemeinschaft“ vgl. W. THUMSER, Kirche, S. 263–268). 55 Das Thema „Christus befreit und eint“ war auch schon 1957 Thema der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Minneapolis (vgl. dazu F.-W. KRUMMACHER, „Befreit und geeint auf Hoffnung“, ZdZ 7–8/1957, S. 254–258; F. HEIDLER, Christus befreit und
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DDR bezog56. Knoch argumentierte, dass die Zentralbegriffe „Freiheit“ und „Einheit“ in der DDR festgeprägte und inhaltlich gefüllte Begriffe seien57. Erst die Anerkennung der gesellschaftlichen Ordnung und Annahme der sozialistischen Begriffsbestimmung gebe den Kirchen die Möglichkeit und Berechtigung zur aktiven Mitgestaltung in der Gesellschaft und damit Chance, die durch die Geschichte der Kirchen korrumpierten Begriffe „Freiheit“ und „Einheit“ für die Christen neu zu füllen58. Bereits zwei Jahre zuvor (1973) hatte Gerhard Bassarak als Mitglied des Redaktionskreises das Thema der Vollversammlung der Kommission für Weltmission und Evangelisation, die während der Jahreswende 1972/73 in Bangkok getagt hatte, „Das Heil der Welt heute“59, als Auftragsbeschreibung der Kirchen in der DDR verwandt.60 Bassarak unterschied zwischen „Heil“ und „Wohl“ und interpretierte beide Begriffe in eigenwilliger Weise. In der Sorge für das „Wohl“ der Menschheit hätten die Kirchen keine Kompetenzen, dafür sei der Marxismus „zuständiger und erfolgreicher“61. Dennoch stünden
eint. Vorwort zu: Thesen der dritten Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes, ZdZ 5/1958, S. 172). 56 M. KNOCH, Jesus Christus befreit und eint – in einer sozialistischen Gesellschaft (ZdZ 9/1975, S. 321–329). Knochs Artikel war die überarbeitete Fassung eines Vortrages, den er vor den DDR-Teilnehmern der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen gehalten hatte und der dann in der Ecumenical Review erschienen war („Jesus Christ Frees and Unites“ – in a Socialist Society. In: Ecumenical Review 26 [1974], S. 439–452); vgl. auch G. BESIER, Programm, S. 255f. 57 Als Beispiele führt Knoch u. a. an, dass die politische Freiheit in der Befreiung vom Faschismus, die ökonomische Freiheit in der Entmachtung des Kapitalismus usw. begründet seien. Knochs Beitrag blieb von den Lesern nicht unwidersprochen (vgl. u. a. das Schreiben des Pfarrers Helmut Hildebrandt an Gottfried Forck vom 8. Januar 1976, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Die Zeitschrift gab den Kritiken jedoch keine Publizität. 58 Zwangsläufig musste M. Knoch den „Dienstbegriff“, der sich hinter der Formel „Zeugnis- und Dienstgemeinschaft“ verbarg, verwerfen. Er sei „offensichtlich anachronistisch“ (vgl. Anm. 56, hier S. 323). 59 Vgl. auch A. BOYENS, Ökumenischer Rat, S. 184. 60 G. BASSARAK, Zur Frage nach theologischem Inhalt und Interpretation von „Heil heute“ in einer sozialistischen Gesellschaft (ZdZ 5/1973, S. 161–172). Seine Hauptaussagen hatte Bassarak bereits thesenartig im ersten Heft des neu gegründeten „Standpunkt“ publiziert (vgl. G. BASSARAK, Die Kirche im Dienst des Heils, Standpunkt 1/1973, S. 13). Auf Bassaraks Beitrag in den „Zeichen der Zeit“ reagierte der Kirchenpräsident von Hessen-Nassau, H. HILD, Streit um die Anpassung: Gedanken zum politischen Amt der Kirche, Evangelische Kommentare 6/1973, S. 527–530). Ausführlich zum Thema äußerte sich Bassarak nochmals ein Jahr später, im Sommer 1974 (vgl. G. BASSARAK, Heil und Wohl des Menschen, Standpunkt 8/1974, S. 201–207). Der vom Pfarrerbund initiierte Achte Evangelische Pfarrertag hatte „Heil und Wohl des Menschen“ zu seinem Hauptthema gemacht (vgl. das daran orientierte Themenheft des Standpunkt 8/1974). 61 G. BASSARAK, Zur Frage nach theologischem Inhalt und Interpretation von „Heil heute“ in einer sozialistischen Gesellschaft (ZdZ 5/1973, S. 161–172, hier S. 167).
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„Heil“ und „Wohl“ in engem Zusammenhang62. Aufgabe der Kirche wiederum sei es, darauf, „wo sich Gottes Heil in der Welt ereignet . . .[,] in prophetischer Vollmacht hinzuweisen.“63 Somit sei die wahre Kirche in der sozialistischen Gesellschaft „eine Kirche der Buße, der Erneuerung, der radikalen Umkehr und Veränderung“64. Im gleichen Heft (5/1973) publizierte Werner Krusche zum selben Thema einen Beitrag, in dem er die Unterschiede zwischen dem christlichen und sozialistischen Menschenbild besonders akzentuierte65. Daraufhin warf ihm Günter Wirth im „Standpunkt“ vor, „ideologisch verwirrend zu wirken; denn . . . dieser Aufsatz Krusches [grenze sich] nicht nur gegen das Menschenbild des christlichen Humanismus ab, sondern er formuliert Positionen, die offen gegen diesen gerichtet sind.“66 1979 wiederum veröffentlichten „Die Zeichen der Zeit“ beispielsweise einen Rückblick Manfred Stolpes auf die zehnjährige Arbeit des DDR-Kirchenbundes, in dem Stolpe betonte, dass „in den letzten zehn Jahren in der DDR ein wechselseitiger Lernprozess stattgefunden“67 habe. Kirche und Staat würden sich gegenseitig akzeptieren und könnten daher punktuell zusammenarbeiten68. Einer weiteren Aufgabe, der sich die Zeitschrift seit ihrer Gründung stellen wollte, war die Berichterstattung über die weltweite Ökumene69. Gemessen am Gesamtumfang der Zeitschrift lag die Anzahl der Beiträge, die sich ökumenischen Fragestellungen widmeten, stets relativ hoch. Sie 62 EBD., S. 167. 63 EBD., S. 169. 64 EBD., S. 172. 65 Vgl. W. KRUSCHE, Heil heute (ZdZ 5/1973, S. 172–181). 66 G. WIRTH, Um den Gesellschaftsbezug theologischer Reflektionen (Standpunkt 9/1973, S. 225f., hier S. 225). 67 M. STOLPE, Zehn Jahre Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR. Anmerkungen zur kirchlichen Entwicklung nach 1968 (ZdZ 11/1979, S. 414–421, hier S. 417). 68 W. THUMSER beschreibt diese Haltung, für die als Exponent u. a. Stolpe steht, als „Politik des Burgfriedens“ (vgl. Kirche, S. 205–215). 69 Im Dezember 1963 hatte sich ein so genannter „Ökumenischer Redaktionskreis“ gebildet. Ihm gehörten Gerhard Brennecke, Anneliese Vahl und Christfried Berger an. Der ökumenische Redaktionskreis hatte sich das Ziel gesetzt, „in einer von einheitlicher Hand redigierten Heftreihe (Brennecke, Berger, Vahl) die Gemeinde mit wichtigen und aktuellen Fragen aus der Ökumene vertrauter zu machen.“ Im Mai 1964 besprach der ökumenische Redaktionskreis seine Pläne mit der Verlagsleitung, die aus „grundsätzlichen und kulturpolitischen Erwägungen“ ablehnte. Daraufhin schlug Brennecke vor, „den Kreis in vorhandener Zusammensetzung als eine Art ökumenischer Redaktionskreis im Zusammenhang mit ZdZ zu sehen, um Fehler bei der EVA zu vermeiden und die Arbeit zu koordinieren.“ Die Verlagsleitung zeigte sich jedoch bereit, eventuell jährlich zwei Hefte herauszugeben, „die vom ökumenischen Redaktionskreis vorgelegt werden“ sollten. Brennecke wollte ein Heft „Ökumene und Frieden“, Berger ein Heft über Kirchenunionsverhandlungen und Vahl über „Japanische Predigten“ vorlegen. Alle geplanten Publikationen kamen nie zustande (zu diesem ganzen Vorgang vgl. die Aktennotiz Bergers vom 11. Mai 1964, REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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umfassten meist zwischen einem Fünftel und einem Drittel aller Aufsätze. Das Phänomen erklärt sich u. a. auch dadurch, dass „Die Zeichen der Zeit“ oft umfangreiche Verlautbarungen ökumenischer Gremien wie des Ökumenischen Rates, des Lutherischen Weltbundes, der Konferenz Europäischer Kirchen usw. veröffentlichten. Die Zeitschrift erfüllte damit die wichtige Aufgabe, ihren Lesern diese Texte zugänglich zu machen. Begreiflicherweise wuchs daher der Anteil der in der Kategorie „Ökumene“ erfassten Beiträge im Umfeld großer ökumenischer Versammlungen. Herausragender Höhepunkt in den Anfangsjahren der Zeitschrift war die Erste Vollversammlung des Ökumenischen Rates 1948 in Amsterdam70, über die „Die Zeichen der Zeit“ ausführlich berichteten. Ähnliche Aufmerksamkeit erhielten die folgenden Vollversammlungen 1954 in Evanston71, 1961 in Neu-Delhi72 und 1968 in Uppsala. Gerade im Zusammenhang mit der Vollversammlung in Uppsala konnten „Die Zeichen der Zeit“ eine gewisse Stellvertreterfunktion für andere nicht vorhandene Publikationsmöglichkeiten wahrnehmen. Nach längeren Verhandlungen mit staatlichen Stellen und einigen Zugeständnissen konnte eine kleinere Delegation ostdeutscher Kirchenvertreter zur Vollversammlung nach Uppsala fahren73 Auch Chefredakteur Gerhard Bren70 Vgl. dazu auch oben S. 80; vgl. auch A. BOYENS, Ökumenischer Rat, S. 45–51. 71 Vgl. auch H. GRÜBER/G. BRENNECKE, Christus. 72 Vgl. u. a. die Reihe „Neu-Delhi spricht“ im Jahrgang 1962 der „Zeichen der Zeit“: F. GOGGAN, Die Welt braucht Bibeln (ZdZ 10/1962, S. 382); E. V. MATHEW, Die Laien – Die Kirche in der Welt (ZdZ 4/1962, S. 142); D. T. NILES, Wir müssen reden (ZdZ 7/1962, S. 262f.); PH. POTTER, Abendmahl (ZdZ 5/1962, S. 187); J. SITTLER, Zur Einheit berufen (ZdZ 8–9/1962, S. 321f.); vgl. weiterhin die Dokumente: Das kirchlich-theologische Gespräch in Neu-Delhi – Ausschnitte aus den Berichten der drei Sektionen (ZdZ 2–3/1962, S. 83–91), Der Zusammenschluß des Internationalen Missionsrates mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ZdZ 2–3/1962, S. 54ff.); vgl. ebenso G. BRENNECKE, Jesus Christus; vgl. auch A. BOYENS, Ökumenischer Rat, S. 105–109. 73 U. a. verzichtete man auf „gesamtdeutsche Teilnehmerlisten“ (vgl. die Niederschriften der Sitzungen des Rates der EKD vom 8. und 9. Juni 1967 und am 12. und 13. Oktober 1967, EZA BERLIN, 104/494). Die Vorschläge, wer reisen sollte, machte der Staatssekretär für Kirchenfragen, die letzte Entscheidung traf die Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK der SED (vgl. das Schreiben Hans Weises [mit seinen Vorschlägen] an Willi Barth vom 10. Juni 1968, BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/40). Beispielsweise erhielten die Bischöfe Krummacher und Noth keine Reisegenehmigungen (vgl. u. a. den Aktenvermerk Pabsts über eine Unterredung mit Weise am 10. Juni 1968, EZA BERLIN, 104/495; vgl. auch das „Informationsmaterial zur Vorbereitung der IV. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen vom 4. bis 20. Juli 1968 in Uppsala“ vom 13. Juni 1968, BARCH BERLIN, DY 30: IV/A 2/14/40). Vor Beginn der Vollversammlung trafen sich in der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen Vertreter der Ämter für Kirchenfragen der Sowjetunion, Polens und Ungarns, um die Arbeit des Ökumenischen Rates einzuschätzen und Strategien für die Versammlung festzulegen. Zugegen waren auch Willi Barth und Rudi Bellmann von der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK der SED (vgl. das Protokoll der Beratung vom 20. Juni 1968, EBD.). Nach Beendigung der Versammlung gaben Bassarak, Trebs, Ordnung
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necke hatte als Delegierter des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates eine Reisegenehmigung erhalten74 während das Presseamt der Redaktionssekretärin Anneliese Kaminski die Genehmigung75 Schon vor der Vollversammlung hatte der theologische Referent im Lutherischen Kirchenamt, Walter Pabst mit dem Cheflektor der Evangelischen Verlagsanstalt, Johannes Adler, über die Herausgabe eines Dokumentarbandes durch ihn und Brennecke verhandelt. Im September 1968, nach seiner Rückkehr aus Uppsala, besprach Pabst dieses Projekt erneut mit Adler. Dabei verwies Adler darauf, dass der Chefredakteur des „Evangelischen Nachrichtendienstes“, Günter Lorenz, ein Berichtsheft mit zahlreichen Bildern vorbereite. Zugleich zeigte er sich verärgert darüber, dass Brennecke die „wichtigsten Referate von Uppsala in den nächsten Heften von ‚Die Zeichen der Zeit‘“76 abdrucken werde, denn er bezweifelte, dass „dann noch ein ausreichender Käuferkreis in der DDR für einen Dokumentenband vorhanden sein werde, zumal ein solches Buch nicht vor Weihnachten 1969 erscheinen könne“. Im übrigen wies er darauf hin, dass noch nicht fest stehe, „wie die zuständigen Stellen der DDR sich zum Plan einer literarischen Auswertung der Vollversammlung stellen werden; die Weltkonferenz sei in der DDRPresse nicht sehr günstig bewertet worden.“77 Im Septemberheft 1968 veröffentlichten „Die Zeichen der Zeit“ die Eröffnungspredigt von Daniel T. Niles78 und Brennecke gab einen Bericht über die Zusammenkunft und ihre Ergebnisse79 In mehreren folgenden Heften publizierte die Zeitschrift einige und Klages ausführlich Bericht (vgl. den Gesprächsvermerk [Boje] vom 23. Juli 1968; die Einschätzung der IV. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen vom 30. September 1968 [ohne Verfasser]; „Zur vierten Weltkirchenkonferenz“ [Carl Ordnung, 1. Oktober 1968], EBD.). Doch auch die kirchlichen Delegierten stimmten ihr Vorgehen ab. Vgl. den Aktenvermerk Pabsts über drei Vorbesprechungen zur Vierten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen am 2. Juli 1968 in Berlin (EZA BERLIN, 101/495). 74 Vgl. u. a. das Schreiben des Kirchlichen Außenamtes der EKD (Claus Kemper) an Heinrich Foerster (Lutherisches Kirchenamt) vom 29. August 1967 (EZA BERLIN, 104/494). 75 Pressevertreter mussten beim Presseamt ihren Reiseantrag einreichen (vgl. das Schreiben Pabsts an Anneliese Vahl vom 6. Februar 1968, EBD.). 76 Aktenvermerk Pabsts über eine Unterredung mit Adler am 16. September 1968 (EZA BERLIN, 102/100). 77 EBD. – In etlichen Artikeln hatte beispielsweise die „Neue Zeit“ über die Versammlung in Uppsala berichtet. Vgl. u. a. „Heute Beginn in Uppsala: Starke Beteiligung von kirchlichen Vertretern der DDR“ (4. Juli 1968); „Ökumenische Diakonie. Bericht über vorbildliche Zusammenarbeit in der DDR“ (13. Juli 1968); „Fragwürdige Einseitigkeit. In Uppsala dominierten westliche Entwicklungskonzeptionen“ (25. Juli 1968); „Nur wenig vorwärtsweisend“ (3. August 1968); „Tiefe Besorgnis. Internationale Probleme in Uppsala“ (10. August 1968). 78 Vgl. D. T. NILES, „Siehe, ich mache alles neu“. Eröffnungspredigt in Uppsala (ZdZ 10/1968, S. 364–369). 79 Vgl. G. BRENNECKE, Uppsala 1968. Bericht von der Vierten Vollversammlung des
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Berichte einzelner Sektionen von Uppsala80 gehaltene Vorträge81 und andere Dokumente82 Anfang Januar 1969 übergaben Brennecke und Pabst dann der Evangelischen Verlagsanstalt die Manuskripte für einen ausführlichen Berichtband, die der Verlag am 27. Februar 1969 an das Ministerium für Kultur mit der Bitte um die Druckgenehmigung einreichte83. Das Kulturministerium hatte in der Zwischenzeit die Drucklegung des bebilderten Erzählbandes von Günter Lorenz84 genehmigt, verweigerte nun jedoch die Genehmigung für das Buch von Brennecke und Pabst. Es machte dabei geltend: „Nur ein Drittel der Beiträge wäre für eine Publikation in der DDR geeignet; die anderen enthalten eine solche Fülle problematischer Aussagen, insonderheit über das sogenannte Nord-Süd-Problem, über Entwicklungshilfe, Entwicklungsländer, soziale und politische Strukturfragen, daß eine Publikation den Interessen unseres Staates widersprechen würde.“85
War die Verlagsleitung zuvor darüber verärgert gewesen, „daß die Monatsschrift ‚Zeichen der Zeit‘ die besten Vorträge von Uppsala in ihren Spalten veröffentlichte“86, so zeigte sich im nachhinein, dass damit wenigstens ein Teil der Ergebnisse der Vollversammlung publiziert worden war87. Die Analyse der Zeitschrift ergab, dass sich mit dem Wechsel des Chefredakteurs 1969/70 das Themenfeld „Ökumene“ quantitativ nicht vergröÖkumenischen Rates der Kirchen (ZdZ 10/1968, S. 378–387); vgl. auch G. BRENNECKE, Die Arbeit der Sektionen und Ausschüsse in Uppsala 1968 (ZdZ 11/1968, S. 429–435). 80 Auf der Suche nach neuen Lebensstilen: Bericht Sektion IV (ZdZ 10/1968, S. 389–393); Gottesdienst in einem säkularen Zeitalter: Bericht Sektion V (ZdZ 11/1968, S. 435–438); Erneuerung in einer Mission: Bericht Sektion II (ZdZ 1/1969, S. 28–32). Alle veröffentlichten Sektionsberichte erschienen ungekürzt. 81 U. a. R. TUCCI, Aufeinander zu. Die ökumenische Bewegung, der Ökumenische Rat der Kirchen und die Römisch-Katholische Kirche (ZdZ 12/1968, S. 444–451); I. VON LATAKIA, Siehe, ich mache alles neu (ZdZ 12/1968, S. 452–457); J. BALDWIN, Weißer Rassismus oder Weltgemeinschaft? (ZdZ 1/1969, S. 5–9); LORD CARADON, Rassenfragen (ZdZ 1/1969, S. 10–13). 82 Botschaft der Vierten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ZdZ 10/1968, S. 388f.). 83 Vgl. den Aktenvermerk Pabsts über eine Unterredung mit Adler am 7. April 1969 (EZA BERLIN, 102/100). 84 G. LORENZ, Uppsala 1968. 85 Aktennotiz von Petras vom 16. Juli 1969 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1); vgl. auch das Schreiben von Laurentius an Pabst vom 17. Juli 1969, in dem dieser ihm die Ablehnung mitteilte (EBD.). Im September informierte Pabst die Konferenz der Kirchenleitungen über den Ablehnungsbescheid (vgl. das Protokoll der Sitzung der Konferenz der Kirchenleitungen vom 15. September 1969, EZA BERLIN, 102/45). 86 Schreiben Adlers an Pabst vom 3. Juli 1969 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). 87 Noch 1968 publizierte Bassarak im Gladbecker „Schriftenmissions-Verlag“ ein kleines Bändchen über Uppsala (vgl. G. BASSARAK, Uppsala ’68).
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ßerte. Der relativ hohe Anteil zwischen 25 und 35 Prozent prägte das Erscheinungsbild und Profil der „Zeichen der Zeit“ weiterhin als Zeitschrift mit stark ökumenischer Ausrichtung. Dennoch scheint die Frage berechtigt, wieso Zeitgenossen empfanden, dass ökumenische Themen in der Zeitschrift unter der Chefredaktion Heinz Blauerts einen weiteren Raum als früher beanspruchten, obwohl sich der quantitative Anteil der Beiträge zur Ökumene nicht verändert hatte. Die Ursachen scheinen in einer Verschiebung der Akzente zu liegen. Zunächst ist zu konstatieren, dass „Die Zeichen der Zeit“ die Vollversammlungen des Ökumenischen Rates 1975 in Nairobi88 und 1983 in Vancouver89 genauso ausführlich würdigten wie deren Vorgänger90. Auch andere ökumenische Versammlungen fanden breite Beachtung. Eine genauere Betrachtung und feingliedrigere Analyse zeigt dennoch insgesamt eine gewisse Verschiebung der ökumenischen Themen. Dass die Zeitschrift die ökumenischen Aktivitäten des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR publizistisch begleitete und reflektierte, wurde schon erwähnt. Hatten „Die Zeichen der Zeit“ hingegen beispielsweise der Prager Christlichen Friedenskonferenz (CFK) nach ihrer Gründung relativ wenig Platz eingeräumt91, so wurde im Laufe der Zeit die Berichterstattung über dieses Gremium umfangreicher und regelmäßiger, ja die CFK wurde zu einer festen Größe innerhalb der Zeitschrift, deren Verlautbarungen immer wieder veröffentlicht wurden92. Große Aufmerksamkeit schenkten „Die Zeichen der Zeit“ auch den von der CFK verantworteten „Allchristlichen Friedensversammlungen“93. 88 Vgl. die Berichterstattung in den Jahrgängen 1975 und 1976, passim (vgl. auch A. BOYÖkumenischer Rat, S. 210–223). 89 Vgl. die Berichterstattung in den Jahrgängen 1983 und 1984, passim (vgl. auch EBD., S. 261–277). 90 Über beide Vollversammlungen des Ökumenischen Rates der Kirchen erschienen in der DDR keine Dokumentarbände. Lediglich über Vancouver veröffentlichte G. LORENZ einen kleinen Erlebnisbericht (Vancouver, erlebt und notiert: Eindrücke von der 6. Weltkirchenkonferenz. Berlin [Ost] 1984, 135 S.). 91 Vgl. ausführlicher dazu auch oben S. 215. 92 Pars pro toto der Hauptartikel des Juniheftes 1974 von G. BASSARAK, Das ökumenische Charisma der Christlichen Friedenskonferenz (ZdZ 6/1974, S. 201–208). G. WIRTH lobt die weite Beachtung der Aktivitäten der CFK und führt sie auf den großen Einfluss Urners und Bassaraks zurück (vgl. Zeichen, S. 37 u. 65). 93 In den 1960er Jahren noch relativ sporadisch (vgl. G. GENETZKE, Die allchristliche Friedensversammlung in Prag, ZdZ 9/1961, S. 332–336; J. L. HROMÁDKA, Vor der Allchristlichen Friedenskonferenz, ZdZ 2/1961, S. 59ff.; Karlovy Vary, ZdZ 11/1962, S. 417–420; Christliche Friedenskonferenz, ZdZ 1/1963, S. 31; Botschaft – III. Allchristliche Friedensversammlung – Prag im März/April 1968, ZdZ 7/1968, S. 266–270). Dann allein im Jahr 1972: Botschaft der IV. Allchristlichen Friedensversammlung (ZdZ 1/1972, S. 22ff.); Bericht der Arbeitsgruppe für Theologische Fragen – IV. ACFV. Resolution über europäische Sicherheit (ZdZ 3/1972, S. 104f.); Kommuniqué des Internationalen Sekretariats der Christlichen Friedenskonferenz (ZdZ 7–8/1972, S. 288) – Zur Christlichen Friedenskonferenz und den Allchristlichen Friedensversammlungen vgl. auch G. LINDEMANN, Sauerteig, S. 653–932. ENS,
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Weiterhin ist festzustellen, dass sie seit den 1970er Jahren zunehmend und breit über andere so genannte „Friedenskonferenzen“ berichteten und auch ähnliche „Zusammenkünfte“ in ihre Berichterstattung einbezogen. So veröffentlichte die Zeitschrift beispielsweise 1974 mehrere Beiträge zum „Weltkongreß der Friedenskräfte“ in Moskau94 und dokumentierte die Entschließungen der Kommissionen I („Friedliche Koexistenz und Internationale Sicherheit“)95, IV („Europäische Sicherheit und Zusammenarbeit“)96, VIII („Ökonomische Unabhängigkeit und Entwicklung“)97, XIV („Chile“)98 und IX („Umweltschutz“)99 sowie weitere offizielle Dokumente des Kongresses100. Über das Treffen der „Christen für den Sozialismus“ 1975 in Quebec berichteten „Die Zeichen der Zeit“ ebenfalls ausführlich101, ebenso wie über die Moskauer Weltkonferenz der Friedenskräfte 1982102. Hieraus mag sich das Phänomens erklären, dass Zeitgenossen ein Missverhältnis zwischen „ökumenischen“ Beiträgen und anderen Themen beklagten. Unabhängig von der quantitativ feststellbaren gleichbleibenden Themenfrequenz ist jedenfalls nicht zu leugnen, dass eine Akzentverschiebung innerhalb des Themenbereichs „Ökumene“ einsetzte. Die Zeitschrift öffnete sich für Aspekte, die vor 1970 eher randständig waren oder gar keine Beachtung fanden. Diese Entwicklung ging zugleich damit einher, dass sich die Zeitschrift wieder verstärkt Themenkomplexen des Verhältnisses von Kirche und Gesellschaft (beispielsweise als „Kirche im Sozialismus“) zuwandte103 und dieser Komplex andere Beiträge, etwa zu dogmatisch-theologischen oder praktisch-theologischen Fragen, verdrängte. Zusätzlich mögen Fragen des Layouts eine gewisse Rolle gespielt haben. In den 1970er und 1980er Jahren sahen „Die Zeichen der Zeit“ eine ihrer 94 Vgl. CHR. LEWEK, Bericht über den Weltkongreß der Friedenskräfte (ZdZ 3/1974, S. 93–96); G. BASSARAK, Zum Moskauer Weltkongress: Fußnoten (ZdZ 3/1974, S. 96f.). In ähnliche Richtung geht u. a. auch W.-D. GUTSCH, Zu den X. Weltfestspielen (ZdZ 2/1974, S. 62ff.). 95 ZdZ 4/1974, 129ff. 96 ZdZ 4/1974, S. 131f. 97 ZdZ 4/1974, S. 133f. 98 ZdZ 4/1974, S. 134ff. 99 ZdZ 5/1974, S. 173–177. 100 Sozialer Fortschritt und Menschenrechte beim Weltkongreß der Friedenskräfte in Moskau. (ZdZ 1974, S. 97ff.); D. EPPS, Zusammenarbeit von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen – Moskau (ZdZ 3/1974, S. 99ff.). 101 Vgl. Quebec 1975 – Internationales Treffen der „Christen für den Sozialismus“ (ZdZ 1/1976, S. 18–23). 102 Vgl. u. a. W. SCHEIDACKER, Friede auf Erden? (ZdZ 4/1982, S. 94–99); CHR. LEWEK, Frieden – Bericht von der Moskauer Weltkonferenz (ZdZ 11/1982, S. 290ff.); Weltkonferenz: „Religiöse Vertreter für die Rettung der heiligen Gabe des Lebens vor einer nuklearen Katastrophe“, Moskau, 10.–4. Mai 1982 – Kommuniqué (ZdZ 10/1982, S. 251ff.); Appell an die Leiter und Angehörigen der Religionen (ZdZ 10/1982, S. 253ff.). 103 Vgl. oben S. 353f.
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Aufgaben darin, ihren Lesern Dokumente zugänglich zu machen und sie im Wortlaut zu veröffentlichen. Diese Dokumente waren meist in kleinerer Schriftgröße abgedruckt, füllten viele Seiten und könnten so das Bild eines Ungleichgewichts verstärkt haben. Ein weiteres Erklärungsangebot – hier nur als Vermutung angedeutet – wäre, dass sich das Interesse und Informationsbedürfnis der Leser gewandelt haben kann104. Dazu wären jedoch eingehendere Forschungen notwendig.
Grafik 1: Anteil der Themenbereiche „Altes Testament“, „Neues Testament“ und „Kirchengeschichte“ am Gesamtumfang der Zeitschrift
104 In dieser Richtung vgl. auch K. KUNTER, Kirchen, S. 173.
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Grafik 2: Anteil der Themenbereiche „Systematische Theologie“, „Praktische Theologie“ und „Kunst und Literatur“ am Gesamtumfang der Zeitschrift
Grafik 3: Anteil des Themenbereichs „Ökumene“ am Gesamtumfang der Zeitschrift
„Die Zeichen Die Zeitschrift der Zeit“alsunter „Zeichen der der Chefredaktion Zeit“ der 1970er/1980er Heinz Blauerts Jahre
3. Zeit der Stagnation 1970 bis 1989/90: „Die Zeichen der Zeit“ unter der Chefredaktion Heinz Blauerts a. Der Redaktionskreis nach dem Ausscheiden Gerhard Brenneckes Mit dem Ausscheiden Gerhard Brenneckes als Chefredakteur 1969 schienen die für die Verweigerung seiner Ausreise vorgegebenen Gründe wegzufallen. Doch ließ die Genehmigung auf sich warten. Informell erfuhr Brennecke von der Haltung des Magistrats, dass „diese Frage für sie nicht mehr interessant sei, und . . . [er] außerdem auch keine Kinder im Westen“1 habe. Da Brennecke klar war, „daß die Frage . . . [seiner] beiden Söhne natürlich schwierig ist“, erwog er, gemeinsam mit seiner Gattin zur Not auch diesen Weg allein, das heißt ohne die Kinder,“2 zu gehen. Bischof Krummacher riet, „nicht bei allzu vielen verschiedenen Stellen vorstellig [zu] werden, sondern sich in erster Linie an Herrn Oberkonsistorialrat Stolpe (104 Berlin, Auguststraße 80) [zu] halten, den . . . [er] noch einmal dringlich gebeten habe, sich [Brenneckes] Sorgen anzunehmen.“3
Die Vermittlungen hatten Erfolg, und endlich konnte die Familie Brennecke im Herbst 1970 nach Westberlin ausreisen. An den Sitzungen des Redaktionskreises der „Zeichen der Zeit“ nahm Brennecke weiterhin regelmäßig teil4. Nicht lange nach der Übersiedlung Brenneckes drang das Presseamt jedoch auf sein Ausscheiden aus dem Redaktionskreis mit dem Argument, dass ein Westberliner nicht dessen Mitglied sein könne. Die Forderung traf den ehemaligen Chefredakteur selbst unerwartet. Er bat seinen Nachfolger Heinz Blauert, alles zu tun, um die Mitarbeit weiter zu ermöglichen5, habe er doch „seit 1947, also 23 Jahre lang, die Verantwortung für ‚Die Zeichen der Zeit‘ getragen und mit den Herren vom Pres1 Schreiben Brenneckes an Krummacher vom 5. Februar 1970 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). Der bisherige Standpunkt, dass Brennecke erst ausreisen dürfe, wenn seine Nachfolge geklärt sei, schien nicht mehr aktuell. Das Presseamt wies die Verantwortung zurück (vgl. das Schreiben Krummachers an Laurentius vom 4. Februar 1970 und das Antwortschreiben von Laurentius an Krummacher vom 11. Februar 1970 (EBD.). 2 Schreiben Brenneckes an Krummacher vom 5. Februar 1970 (vgl. Anm. 1). 3 Schreiben Krummachers an Brennecke vom 12. Februar 1970 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 91–1). 4 Ausweislich der Protokolle jener Zeit (vgl. BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 5 Vgl. Brenneckes Begleitschreiben an Blauert zu seinem Brief an den neuen Chefredakteur vom 25. April 1971 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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seamt viele Probleme behandelt.“6 Dass er nach Westberlin übersiedelt sei, habe keine politischen Hintergründe, sondern sei wegen seiner Krankheit geschehen7. Er „werde nichts tun, um in den Redaktionssitzungen etwa ‚westliche‘ Gedanken zu vertreten, zumal sie . . . [ihm] nach wie vor fraglich sind.“ Er wisse, „daß diese Zeitschrift in der DDR und der Großteil ihrer Leser in der DDR beheimatet ist . . . [und habe] den Sinn einer solchen Zeitschrift immer so verstanden, dass sie ihrem Leser in seiner jeweiligen Umwelt einen Dienst erweisen soll.“8 Gänzlich anders bewertete das Presseamt die Situation von Brenneckes Kollegen, Hans Urner, Mitarbeiter der Zeitschrift seit ihrer Gründung. Schon 1953 hatte die Tatsache, dass Urner seinen Hauptwohnsitz in Westberlin hatte, das Staatssekretariat für Hochschulwesen nicht gehindert, ihn als Professor mit vollem Lehrauftrag an die Theologische Fakultät der Universität Halle-Wittenberg zu berufen und ihm 1956 den Lehrstuhl für Praktische Theologie zu übertragen9. Auch das Presseamt störte sich nie daran, dass Urner Westberliner war. Daran änderte sich auch nichts, als Urner 1967 emeritiert wurde und sich fast ständig in Westberlin aufhielt10. Als er 1982 längere Zeit ernsthaft erkrankte und seine Genesung nicht absehbar war, beschloss der Redaktionskreis, seinen Platz freizuhalten. Blauert versicherte dem 81jährigen: „Sie gehören weiter zu uns.“11 Nachdem er wieder gesund war, nahm Urner dann bis zu seinem Tod 1986 weiter regelmäßig an den Redaktionssitzungen teil. Blauerts Bemühungen um das Verbleiben Brenneckes hingegen blieben erfolglos. Im Presseamt wurde ihm mitgeteilt, dass „eine Mitarbeit von D. Brennecke im Redaktionskreis . . . [der] Zeitschrift in Zukunft nicht mehr möglich ist.“12 Sowohl Chefredakteur als auch Redaktionskreis wehrten sich nicht weiter; man beschloss, „den Dank des Redaktionskreises D. Brennecke auch schriftlich mitzuteilen.“13 An der Sitzung vom 9. Juli 1971, auf der Blauert die Entscheidung des Presseamtes bekannt gab, nahm Brennecke bereits nicht mehr teil. In einem sehr persönlich gehaltenen Brief verabschiedete er sich von seinen ehemaligen Kollegen: „Sie werden verstehen, daß mir diese Entscheidung als eine große und unberechtigte Härte erscheint. Ich stehe in der gleichen Haltung zu den ‚Zeichen 6 Schreiben Brenneckes an Blauert vom 23. April 1971 (EBD.). 7 Vgl. unten S. 302f. 8 Vgl. Anm. 6. 9 Vgl. dazu F. STENGEL, Fakultäten, S. 29. 10 Vgl. EBD., S. 606. 11 Vgl. die Schreiben Urners an Blauert vom 20. Mai 1982 und an das Ministerium für Hochschulwesen vom 12. Juni 1982 (EZA BERLIN, 631/155). 12 Protokoll der Redaktionssitzung vom 9. Juli 1971 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 13 EBD.
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der Zeit‘ wie in den früheren Jahren. Es hat sich bei mir nichts geändert. Und außerdem bedeutet meine Mitarbeit nichts anderes als einen bescheidenen Dienst, der nicht mehr die Ausrichtung der Zeitschrift bestimmen kann. Ich hatte auch niemals die Absicht, irgendetwas nach dieser Richtung tun zu wollen. Doch nun ist die Entscheidung gefallen, und ich muß mich damit abfinden. Ich will Ihnen auf diesem Wege Lebewohl sagen. Einen Augenblick hatte ich daran gedacht, noch einmal in der nächsten Sitzung zu Ihnen zu kommen. Aber es ist vielleicht besser so. Ich werde diese Zeit nicht vergessen. Der Kreis, der sich regelmäßig zu diesem Dienst versammelte, hat mir über die Maßen viel bedeutet. Ich möchte jedem einzelnen noch einmal von Herzen für alle Hilfe und Mitarbeit danken, die ich im Laufe der Jahre erfahren habe, und die gleichzeitig eine so bedeutsame Förderung der Zeitschrift gewesen ist. Ich kann mir meine Arbeit in all den Jahren ohne dies nicht denken und weiß, daß die Zeitschrift wesentlich davon getragen worden ist. Darüber haben sich z. T. Freundschaften entwickelt, die nun schon jahrelang halten. Mancherlei Gespräche, die neben den sachlichen Fragen auch die persönlichen Dinge nicht ausliessen, werden noch lange mit mir gehen.“14
Das im Auftrag des Redaktionskreises von Blauert verfasste Schreiben an Brennecke war dagegen knapp gehalten. Neben lapidaren Worten des Dankes und des Bedauerns formulierte Blauert die „Erwartung, . . . durch gelegentliche Beiträge aus dem Bereich von Ökumene und Mission zur inhaltlichen Gestaltung der Zeitschrift bei[zu]tragen.“15 Bis zu seinem Tode erschien jedoch lediglich noch eine Predigtmeditation aus der Feder Brenneckes16. Als er am 14. Mai 1973 im Alter von nur 57 Jahren in Westberlin starb, brachten „Die Zeichen der Zeit“ vier Nachrufe, verfasst von Albrecht Schönherr17, Martin Fischer18, Willem A. Visser ’t Hooft19 und Gottfried Forck20, außerdem veröffentlichten sie Brenneckes Aufsatz „Auf dem Wege zur Ökumenischen Mission“21. 14 Schreiben Brenneckes an die Mitglieder des Redaktionskreises vom 4. Juli 1971 (REZDZ). 15 Schreiben Blauerts an Brennecke vom 20. Juli 1971 (EBD.). Sehr viel persönlicher schrieb Anneliese Kaminski am 3. August 1971 an Brennecke (EBD.). 16 Vgl. G. BRENNECKE, Predigtmeditation zu Misericordias Domini 1972 (Predigtmeditationen 1972/73, S. 44–46). 17 Vgl. A. SCHÖNHERR, Gerhard Brennecke zum Gedenken – 5.1.1916 bis 14.5.1973 (ZdZ 7–8/1973, S. 241–243). 18 Vgl. M. FISCHER, Gerhard Brennecke zum Gedenken – 5.1.1916 bis 14.5.1973 (ZdZ 7–8/1973, S. 243–244). 19 Vgl. W. A. VISSER ’T HOOFT, Gerhard Brennecke zum Gedenken – 5.1.1916 bis 14.5.1973 (ZdZ 7–8/1973, S. 245). 20 Vgl. G. FORCK, Gerhard Brennecke zum Gedenken – 5.1.1916 bis 14.5.1973 (ZdZ 7– 8/1973, S. 245–246). 21 Vgl. G. BRENNECKE, Auf dem Wege zu Ökumenischen Mission (ZdZ 7–8/1973, S. 246– 254). Der Aufsatz war zuerst erschienen in G. BRENNECKE (Hrsg.): Weltmission in ökumenischer Zeit. Stuttgart 1961. DAKTIONSARCHIV
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Zur selben Zeit als Brennecke aus dem Redaktionskreis gedrängt wurde, bahnte sich auch das Ausscheiden von Reinhold Pietz an. Hatte Pietz schon 1969 im Falle der Berufung Bassaraks22 zum Chefredakteur seinen Rücktritt aus dem Redaktionskollegium angekündigt, so forderte jetzt das Presseamt sein Ausscheiden. Neben der Tatsache, dass Pietz dem Presseamt unter anderem wegen seiner kirchenpolitisch akzentuierten Beiträge in der Zeitschrift aufgefallen war23, galt er Kurt Blecha vor allem als Exponent par excellence der Politik des Festhaltens an der Einheit der EKD24. Gegenüber Blauert gab Blecha seiner „Befürchtung“ Ausdruck, „daß der Redaktionskreis nachdem neben Dr. Pietz auch Dr. Forck zur Kirchenleitung Berlin-Brandenburg gehöre, unter einen sehr starken Einfluß von dieser Seite kommen könnte. Gegen Dr. Pietz seien vom Presseamt schon in verschiedenen Gesprächen Bedenken geäußert worden.“25
Anstatt diese unwahren Behauptungen und die Einmischung des Presseamtes entschieden zurückzuweisen, verhandelte Blauert mit der Verlagsleitung darüber, ob man dem Ansinnen des Presseamtes nachkommen solle26. Pietz war zu diesem Zeitpunkt Superintendent von Berlin-Köpenick. Ein Grund des Presseamtes für dessen Ablehnung war seine Funktion als Synodaler der EKU. Die Situation verschärfte sich, als Pietz 1972 Präsident der Kirchenkanzlei der EKU (Bereich DDR) wurde27. Offensichtlich nahmen es Verlag und Redaktionskreis erleichtert auf, als er freiwillig auf seine Mitarbeit verzichtete und die Entscheidung mit seinem neuen Amt und der Arbeitsüberlastung begründete28. 22 Zum Konflikt zwischen Pietz und Bassarak vgl. auch oben S. 298f. 23 So wurde z. B. 1967 ein Heft der „Zeichen der Zeit“ wegen eines Beitrags von Pietz beschlagnahmt (vgl. dazu oben S. 283f.). 24 Dies verraten u. a. Blechas Bemerkungen zu Pietz in seiner MfS-Dissertation (vgl. G. HALLE/K. BLECHA/G. KÖHLER, Forschungsergebnisse, S. 153). 25 Aktennotiz Blauerts über ein Gespräch auf dem Presseamt vom 12. April 1971 (NACHLASS HANS LAURENTIUS; auch in: ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 81–1). 26 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 9. Juli 1971 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). An dieser Sitzung nahm Pietz nicht teil. 27 In dieser Beziehung gibt es Parallelen zu Martin Fischer. Weil Fischer 1970 Vizepräsident der Kirchenkanzlei der EKU geworden war, hatte das Ministerium für Kultur erreicht, dass er freiwillig auf die Herausgeberschaft der „Göttinger Predigtmediationen“ verzichtete. Dennoch erzwang das Ministerium für Kultur ihre Einstellung für die DDR. Die Evangelische Verlagsanstalt hatte jedoch – ohne es mit den Herausgebern der „Göttinger Predigtmeditationen“ abzustimmen – eine eigene Reihe, die „Evangelischen Predigtmeditationen“ konzipiert. Überdies versuchte man, Autoren der „Göttinger Predigtmeditationen“ für die „Evangelischen Predigtmeditationen“ abzuwerben. Herausgeber der neuen Reihe, die seit 1972 erschien, wurden Heinz Blauert, Karl-Heinz Bernhardt und Johannes Hempel. Die hier nur kurz skizzierten Ereignisse verdienten eine ausführliche Darstellung (vgl. dazu den umfangreichen Aktenbestand im ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 82). 28 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 8. November 1972 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
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Seit 1973 arbeiteten Werner Scheidacker, Pfarrer von Oranienburg bei Berlin, und der Direktor des Brandenburger Predigerseminars, Konrad Hüttel von Heidenfeld, im Redaktionskreis der „Zeichen der Zeit“ mit29. Die Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt wurde erst im Nachhinein um Zustimmung gebeten30. Die Mitarbeit Scheidackers und Hüttel von Heidenfelds war der Verlagsleitung jedoch schon „indirekt durch Aufnahme dieser beiden neuen Namen in die monatlichen Honorarlisten bereits bekannt geworden.“31 Drei Jahre später schied Gottfried Forck auf eigenen Wunsch „wegen Arbeitsüberlastung“32 aus dem Mitarbeiterkreis aus und schlug den Cottbuser Pfarrer Rüdiger Lux und den Direktor des Leipziger Predigerseminars St. Pauli, Jürgen Ziemer, als Nachfolger vor33. Die Verlagsleitung war schon informiert, weil Forck auch Lizenzträger des Verlages war, dennoch bat Blauert um ihre Zustimmung34, die bereitwillig erteilt wurde35. Auch Lux und Ziemer sagten zu36 und nahmen am 6. Januar 1977 erstmals an den Sitzungen teil37. Ein Jahrzehnt blieb der Redaktionskreis personell konstant. 1985 signalisierte Christa Lewek, die ohnehin nicht regelmäßig an den Sitzungen teilnahm, dass sie aus dem Kreis der Mitarbeiter ausscheiden wolle, doch weiterhin als „beratendes Mitglied für Anliegen des Bundes der Ev[angelischen] Kirchen in der DDR“38 zur Verfügung stehen wolle. Frau Punge, Gattin des Leiters der Studienabteilung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, lehnte 1986 die Berufung aufgrund ihrer Arbeitssituation ab39. Nach dem Tode Urners 1986 besprach Blauert mit Scheidacker und Bassarak die Berufung des Leiters des Ökumenischen Jugenddienstes, Giselher Hickel40. Sowohl die 29 Vgl. die Schreiben Blauerts an Hüttel von Heidenfeld vom 29. Juni 1972, an Scheidacker vom 9. Oktober 1972 Scheidackers Antwortschreiben vom 25. Oktober 1972 und das Schreiben Blauerts an Scheidacker vom 13. November 1972 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ) sowie die Protokolle der Redaktionssitzungen vom 5. September 1972, 5. November 1972 und 1. Oktober 1973 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 30 Vgl. das Schreiben Blauerts an Laurentius vom 9. November 1973 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 31 Schreiben von Laurentius an Blauert vom 14. November 1973 (EBD.). 32 Protokoll der Redaktionssitzung vom 6. September 1976 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 33 Vgl. die Schreiben Blauerts an Ziemer vom 13. Oktober 1976 und an Forck vom 10. Januar 1977 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 34 Vgl. das Schreiben Blauerts an Laurentius vom 24. November 1976 (EBD.). 35 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Blauert vom 1. Dezember 1972 (EBD.). 36 Vgl. die Schreiben Ziemers an die Redaktion vom 26. Oktober 1976 und Anneliese Vahls an Ziemer vom 5. November 1976 (EBD.) sowie das Protokoll der Redaktionssitzung vom 4. November 1976 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 37 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 6. Januar 1977 (EBD.). 38 Protokoll der Redaktionssitzung vom 21. Oktober 1985 (EBD.). 39 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 24. März 1986 (EBD.). 40 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 16. März 1987 (EBD.).
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restlichen Mitglieder des Redaktionskreises als auch der Verlag stimmten zu41. Als 1987 Christa Lewek endgültig aus dem Redaktionskreis ausschied, bat der Leiter des Sekretariats des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, Martin Ziegler, „daß Herr Dr. Zeddies an ihrer Stelle im Redaktionskreis mitwirkt.“42 Zwar achte er die Selbstständigkeit des Kollegiums, bitte aber zu bedenken, dass „Die Zeichen der Zeit“ die „einzige speziell auf kirchliche Mitarbeiter ausgerichtete Zeitschrift in unserem Bereich“ und ihre Arbeit daher nicht gleichgültig sei. Ziegler bat, „es als ein Zeichen der Bereitschaft zum Engagement für die Zeitschrift zu verstehen, wenn . . . [er] dafür eintrete(n), daß ein Mitglied des Sekretariats des Bundes im Redaktionskreis mitwirkt.“43 Blauert freute sich über das Interesse, der Redaktionskreis folgte Zieglers Empfehlung und berief am 24. November 1987 Helmut Zeddies als Nachfolger Christa Leweks44.
b. Das Profilpapier von 1973 als Programm Schon kurze Zeit nachdem Pietz sein Ausscheiden angekündigt hatte, wurde Blauert ins Presseamt bestellt. Die Vorladung betraf drei Punkte: „a) Berichterstattung in Heft 11–1972 über die letzte Bundessynode und das Falcke-Referat; b) die Mitarbeit von Dr. Pietz im Redaktionskreis; c) die Bitte des Presseamtes um ein schriftliches ‚Profil‘ unserer Zeitschrift mit Angaben über den Aufbau und die Zielsetzung der Monatsschrift.“45
Die Mitarbeit von Pietz war durch dessen Rücktritt geklärt. Am 1. Oktober 1973 diskutierte der Redaktionskreis46 den Entwurf Blauerts für eine „Profilbeschreibung“47. Nach diesem Entwurf verstand sich die Zeitschrift als „publizistische Informations- und Orientierungshilfe für Mitarbeiter der Kirche in der DDR.“ Kirchlicher Auftrag sei die Verkündigung des Evangeliums. Die Erfüllung dieser Aufgabe sei an drei Voraussetzungen ge41 Vgl. EBD. 42 Schreiben Zieglers an Blauert vom 20. Oktober 1987 (EZA BERLIN, 101/93/3008). Die Initiative zur Berufung von Zeddies war von der Verlagsleitung ausgegangen. Es hatte ein vertrauliches Gespräch mit Ziegler stattgefunden, in dem angeregt wurde, die Berufung Zeddies’ vorzuschlagen (Hinweis von Siegfried Bräuer, Berlin). 43 EBD. 44 Vgl. das Schreiben Blauerts an Ziegler vom 30. November 1987 (EZA BERLIN, 101/93/3008). 45 Protokoll der Redaktionssitzung vom 20. Dezember 1972 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 46 Es ist aus dem Aktenmaterial nicht ersichtlich, wer welchen Diskussionsstandpunkt vertrat (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 1. Oktober 1973, EBD.). 47 Der Entwurf ist maschinenschriftlich mit Blauerts Kürzel (Bl) gezeichnet (REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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knüpft: „theologische Arbeit, Erkenntnis der Situation, ökumenische Kommunikation.“ Die Zeitschrift wolle „durch Information und theologische Besinnung dazu helfen, christliche Existenz im Sozialismus zu beschreiben.“ Sie sei zugleich „Beitrag zum ökumenischen Gespräch, wie das ökumenische Geschehen zur Selbstfindung der Kirchen in der DDR beiträgt.“ Sie mache es sich „darum zur Aufgabe, theologische Aufsätze von DDR-Autoren, die der Bewältigung dieser Aufgabe dienen können, zu veröffentlichen; andererseits ökumenischen Beiträgen – vorwiegend aus dem deutschen Sprachraum – so weit Raum zu geben, wie die theologische Arbeit in der Ökumene für die Erfüllung des Auftrages der Kirche in der DDR von Belang ist.“48
Der Anteil der Autoren, die aus Westberlin und Westdeutschland stammten, erhöhte sich im Vergleich zu den 1960er Jahren unter der Chefredaktion Heinz Blauerts nicht. Im Gegenteil, 1971 und den beiden Folgejahren sank er auf 2 % des Gesamtanteils, wuchs danach aber wieder an und überschritt in der Regel nicht die Zehnprozentmarke49. Die Anzahl nichtdeutscher Autoren blieb weiterhin gering50. Ähnlich verhielt es sich bei den Mitarbeitern an den „Predigtvorbereitungen“. Nachdem 1970 der Heidelberger Alttestamentler Rolf Rendtorff wegen anderer Aufgaben seine Mitarbeit aufkündigte51, war Manfred Karnetzki (Westberlin) der einzige Westdeutsche, der in den 1970er und 1980er Jahren gelegentlich Meditationen verfasste. Scheidacker, der an der Sitzung am 1. Oktober 1973, auf der Blauerts Entwurf diskutiert worden war, nicht teilgenommen hatte, schickte wenige Tage später eigene Vorstellungen an Anneliese Vahl. Neben einigen sprachlichen Änderungen, die er vorschlug, hatte Scheidacker den Entwurf deutlicher in drei Punkte gegliedert, da er meinte, man „könnte . . . den vermutlichen Wünschen des Presseamtes doch wohl etwas stärker entgegenkommen.“ Es gebe die drei Bereiche „(‚Information‘, ‚Kirche‘, Kirche ‚in der DDR‘), die der Redaktionskreis als verpflichtende Aufgabe“52 ansehen müsse. Gegenüber Blauerts Entwurf hatte Scheidacker eine entscheidende Passage eingefügt: Die Zeitschrift veröffentliche „Beiträge zur Förderung sowohl bewußter und verantwortlicher Existenz von Christen im Sozialismus als auch der Selbstfindung 48 Entwurf Blauerts vom 1. Oktober 1973 (EBD.; auch im BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 49 1971: 2 %; 1973: 2 %; 1975: 9 %; 1977: 11 %; 1979: 13 %; 1981: 7 %; 1983: 5 %; 1985: 9 %; 1987: 4 %; 1989: 9 %. 50 Sozialistisches Ausland: 1971: 5 %; 1973: 1 %; 1975: 5 %; 1977: 4 %; 1979: 1 %; 1981: 2 %; 1983: 2 %; 1985: 1 %; 1987: 1 %; 1989: 1 %. Nichtsozialistisches Ausland: 1971: 7 %; 1973: 3 %; 1975: 8 %; 1977: 1 %; 1979: 7 %; 1981: 4 %; 1983: 5 %; 1985: 7 %; 1987: 4 %; 1989: 3 %. 51 Vgl. das Schreiben Rendtorffs an Vahl vom 27. April 1970 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 52 Schreiben Scheidackers an Vahl vom 5. Oktober 1973 (EBD.).
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der Kirchen in der DDR.“53 Am 9. November 1973 diskutierte der Redaktionskreis Scheidackers Vorschläge54. Sie wurden Grundlage des „Profilpapiers“, das der Redaktionskreis letztendlich verabschiedete. Es benannte drei Aufgaben der Zeitschrift „als publizistische Informations- und Orientierungshilfe für Mitarbeiter der Kirche in der DDR“: zum einen die „möglichst umfassende Unterrichtung über Vorgänge speziell in den Gliedkirchen unserer Republik, zugleich auf ökumenischer Ebene“ und zum anderen die „theologische Verarbeitung der anstehenden theologischen Fragen“. Die dritte Aufgabe der Monatsschrift fußte auf Scheidackers Ergänzung, die nochmals modifiziert wurde, nämlich die „Förderung bewußter und verantwortlicher Existenz von Christen und Kirchen im Sozialismus und sich daraus ergebende Beiträge zum ökumenischen Gespräch.“55 Bevor Blauert die Profilbeschreibung an das Presseamt sandte56, gab er sie der Verlagsleitung zur Kenntnis57. Ohne auf den Inhalt einzugehen, erklärte Hans Laurentius, man sei „vom Verlag aus mit der im Redaktionskreis verabschiedeten Fassung einverstanden.“58 Ein sehr ähnliches Programm – jedoch nicht vom Presseamt verlangt – hatte der Chefredakteur der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“, Werner Schnoor, schon 1967 umrissen, als er Christa Lewek eine interne Ausarbeitung zusandte, in der er Richtlinien für seine Arbeit aufstellte: „Die Kirche und ihre Presse in der sozialistischen Gesellschaft“59. Schnoor bestimmte zwar den Standort seiner Kirche in der sozialistischen Gesellschaft, betonte aber: „Kirche muß Kirche bleiben. Sie kann von sich aus in jeder Gesellschaftsform existieren, sie darf sich aber ihr Thema nicht von der Gesellschaft vorschreiben lassen.“ Von dieser Bestimmung des Wirkortes der Kirche ausgehend, beschrieb er die kirchliche Presse „als legitime Wesens- und Lebensäußerung der Kirche“. Die kirchliche Presse müsse die Balance zwischen kirchlicher Verantwortung und journalistischer Freiheit aushalten. Ihre vorrangige Aufgabe sei die Information, und die „wesentlichste Aufgabe der Information, die der Kirche obliegt, ist das Zeugnis von ihrer Botschaft und von ihrem Leben. Sie hat zu bezeugen, daß und
53 Entwurf Scheidackers vom 5. Oktober 1973 (EBD., auch im BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
54 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 9. November 1973 (EBD.). 55 Profilpapier des Redaktionskreises vom 9. November 1973 (EBD.; auch im REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 56 Vgl. das Rundschreiben Vahls an die Mitglieder des Redaktionskreises vom 12. November 1973 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 57 Schreiben Blauerts an Laurentius vom 9. November 1973 (EBD.). 58 Schreiben von Laurentius an Blauert vom 14. November 1973 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 59 Vgl. das Begleitschreiben Schnoors an Lewek vom 21. Dezember 1967 (EZA BERLIN, 101/1065).
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wie die Kirche unter den Bedingungen der sozialistischen Gesellschaft gebaut wird.“60 Ganz ähnlich formulierte auch das Memorandum des Ausschusses für Publizistik des DDR-Kirchenbundes aus dem Jahre 197161 „Selbstverständnis und Aufgaben der kirchlichen Presse in der sozialistischen Gesellschaft“62. Die Grundbestimmung kirchlicher Publizistik als Vermittlung von „Informationen“ prägte ebenfalls die programmatischen Äußerungen von Helmut Zeddies 1973 zur „Strategie der Information“63 und die Analyse der „Arbeitsgruppe Information des Ausschusses für Publizistik des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR“ über die „Informationsverbreitung in kirchlichen Sonntagsblättern“ (1973)64 ebenso wie die „Anmerkungen zur kirchlichen Informationsarbeit“ Lutz Borgmanns (1974)65 bis hin zur ausführlichen Ausarbeitung des „Facharbeitskreises Information“ des Kirchenbundes aus dem Jahre 1978 „Informationstätigkeit als Dienst der Kirche“66. Diese Ausarbeitung war auf der Bundessynode 1976 in Züssow 60 Werner Schnoor: Die Kirche und ihre Presse in der sozialistischen Gesellschaft (EZA BERLIN, 104/1065). 61 Am 14. März 1970 hatte die Konferenz der Kirchenleitungen in der DDR die Bildung eines „Ausschusses für Publizistik“ beschlossen (vgl. den Beschluss vom 14. März 1970, EZA BERLIN, 101/719). Dem Ausschuss gehörten u. a. die Chefredakteure der kirchlichen Blätter, unter ihnen auch Heinz Blauert, an. Zum ersten Mal trat der Ausschuss am 21. Mai 1970 zusammen. In den unregelmäßig stattfindenden Sitzungen tauschten sich die Ausschussmitglieder vorwiegend über ihre Erfahrungen, z. B. Gespräche mit dem Presseamt, aus. Die erhaltenen Sitzungsprotokolle zeigen, dass Blauert nur sehr selten teilnahm. Die Konferenz der Kirchenleitungen beschloss auf ihrer Klausurtagung vom 7. bis 9. März 1975 die Umwandlung des Publizistikausschusses in einen „Ausschuß für kirchliche Informationsarbeit“. Dieser gliederte sich in vier Facharbeitskreises: Kirchliche Presse, Information, Verlage und Buchhandel, Buchgewerbe (vgl. das Protokoll der 35. Sitzung der Konferenz der Kirchenleitungen, EZA BERLIN, 101/99). Die Chefredakteure trafen sich überwiegend im „Facharbeitskreis Presse“. Auch in diesem Arbeitskreis war Blauert nur sporadisch zugegen. 1983 wurde der „Ausschuß für kirchliche Informationsarbeit“ in den „Ausschuß für kirchliche Kommunikation“ umgebildet (vgl. die Vorlage 4 der 84. Tagung der Konferenz der Kirchenleitungen, EZA BERLIN, 101/3055). Die Facharbeitskreise blieben gleich. Der „Facharbeitskreis Presse“ traf sich stets montags im Anschluss an Tagungen der Konferenz der Kirchenleitungen (vgl. den Vermerk der Beratung des Vorstandes des Ausschusses für Publizistik vom 7. August 1974, EZA BERLIN 101/721). Ein vom Facharbeitskreis „Information“ 1980 angeregtes Themenheft der „Zeichen der Zeit“ zu Fragen kirchlicher Publizistik kam nicht zustande (vgl. die Protokolle der Sitzungen des Facharbeitskreises Information vom 3. Januar und 7. Februar 1980, EZA BERLIN, 101/729). 62 Vgl. EZA BERLIN, 101/728. 63 Helmut Zeddies: Anlage 1 zur Sitzung des Ausschusses für Publizistik am 17. und 18. September 1973 (EZA BERLIN, 101/728). 64 Anmerkungen der Arbeitsgruppe Information des Ausschusses für Publizistik über Informationsverbreitung in kirchlichen Sonntagsblättern, o. D. [1973] (EZA BERLIN, 101/726). 65 Lutz Borgmann: Anmerkungen zur kirchlichen Informationsarbeit, Gesprächseinstieg zur Sitzung der Konferenz der Kirchenleitungen am 10. Januar 1975 (EBD.). 66 Informationstätigkeit als Dienst der Kirche: Überlegungen des Facharbeitskreises In-
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angeregt worden67 und lag zwei Jahre später vor. Hier hieß es, kirchliche Informationsarbeit wachse zum einen aus dem Auftrag der Kirchen zur Verkündigung des Evangeliums, sie sei daher kirchliche Öffentlichkeitsarbeit, und zum anderen fördere kirchliche Informationsarbeit den „Austausch und die Bildung von Meinungen“. Es folgten dann die Beschreibung verschiedener Informationswege und die Unterscheidungen verschiedener Informationsmöglichkeiten wie „mündliche Informationen“, „audio-visuelle Medien“, „Schaukasten und Ausstellungen“, „hektographierte Informationen“, „kirchliche Presse“ und „Rundfunk und Fernsehen“. Die kirchliche Presse vermittle schließlich „neben Informationen aus den evangelischen Kirchen in der DDR auch Nachrichten über andere Kirchen sowie über Zeitfragen, so daß bei ihr der ökumenische und missionarische Bereich am stärksten ausgeprägt ist.“68 Die Kirchenleitungen sollten sich zurückhalten und die von ihr „herausgegebenen Presseorgane mehr als kritische Partner akzeptieren.“69 In einer Anlage waren der Ausarbeitung Übersichten über „kirchliche Informationsmittel“ beigefügt, unter anderem eine Aufstellung über kirchliche Zeitungen und Zeitschriften in der DDR. Mit der Profilbeschreibung der „Zeichen der Zeit“ war der Redaktionskreis den Wünschen des Presseamtes weit entgegengekommen. Dabei übersah er, dass sie für das Presseamt nicht nur bei Beanstandungen eine entscheidende Argumentationshilfe bedeutet hätte, sondern auch eine inhaltliche und thematische Selbstbeschränkung implizierte. Doch trafen sich in der Profilbeschreibung nicht nur die vermeintlichen Vorstellungen des Presseamtes, sondern sie formulierte offensichtlich auch Überzeugungen des Redaktionskreises über die Aufgaben der Zeitschrift70. Weil man die selbst-
formation zu Grundfragen kirchlicher Informationsarbeit, Dezember 1978 (EBD.). Vgl. auch das Rundschreiben Borgmanns an die Mitglieder der Konferenz der Kirchenleitungen vom 26. Februar 1979 mit Empfehlungen für landeskirchliche Presse und Informationsstellen (EBD.). Ohne Anlagen dokumentiert wurde die Ausarbeitung „Informationstätigkeit als Dienst der Kirche“ auch in: SEKRETARIAT DES BUNDES DER EVANGELISCHEN KIRCHEN IN DER DDR, Kirche, S. 152–159. 67 Vgl. u. a. das Rundschreiben Borgmanns an die Mitglieder der Konferenz der Kirchenleitungen vom 5. Januar 1979 (EZA BERLIN, 101/726). Die Anregung hat den Konflikt um Oskar Brüsewitz und die Berichterstattung über seine Zeichenhandlung zum Hintergrund. 68 Informationstätigkeit als Dienst der Kirche: Überlegungen des Facharbeitskreises Information zu Grundfragen kirchlicher Informationsarbeit, Dezember 1978 (EZA BERLIN, 101/726). 69 EBD. 70 Dies wird u. a. dadurch unterstrichen, dass Blauert, als er auf der Klausurtagung des Redaktionskreises 1981 zum Selbstverständnis der Zeitschrift referierte, sich ausdrücklich auf die Profilbeschreibung aus dem Jahre 1973 bezog (vgl. das Protokoll der Klausurtagung vom 19. bis 20. Mai 1981, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). Noch Ende 1989 sprachen sich mehrere Mitglieder des Redaktionskreises für die weiteren Gebrauch und inhaltliche Ak-
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erstellten Vorgaben respektierte, verwundert es nicht, dass die Zensur des Presseamtes in der Zeit der Chefredaktion Heinz Blauerts lediglich zweimal eingriff, im Jahre 1975 und 1979. 1971 kam Blauert möglichen Bedenken des Presseamtes sogar zuvor71, indem er selbst um ein Gespräch nachsuchte, „um Herrn Ewert über die beabsichtigte Veröffentlichung des Dialog-Materials von Addis Abeba72 in Heft 5/1971 zu informieren.“73 Der stellvertretende Leiter des Presseamtes, Ewert, ergriff die Gelegenheit, Blauert die Vorstellungen des Presseamtes über „Dialog“ darzulegen. Er wies „auf den Mißbrauch hin, bei dem der Dialog zur Aufweichung der marxistischen Ideologie gegen die sozialistischen Länder eingesetzt worden sei. Man habe vor allem von westdeutscher Seite . . . den Dialog bei Wahrung demokratischer Formen als Plattform gegen den Sozialismus, gegen die Völkerfreundschaft, gegen die Solidarität der sozialistischen Völkerfamilie verwendet. . . . Auch . . . dürften nicht unter der Hand konservative Meinungen gefördert werden, die Konvergenztheorie infiltriert werden oder die These vom Nord-Süd-Gegensatz in der Welt gegen die Ost-West-Auseinandersetzung ausgespielt werden.“
Ewert, „empfahl“ der Zeitschrift, „nicht nur den ökumenischen Dialog wider[zu]spiegeln . . ., sondern auch Theologen der DDR zu einer Stellungnahme zu dieser Problematik auf[zu]fordern“74. Wegen des Abdrucks des „Manifestes koreanischer Christen“ (1973) beschlagnahmte das Presseamt das Januarheft 197575 mit der Begründung, die Veröffentlichung sei eine Einmischung in innerkoreanische Angelegen-
zentuierung der Formel „Kirche im Sozialismus“ aus (vgl. unten S. 396). Zum verloren gegangenen Integrations- und Orientierungscharakter der Formel „Kirche im Sozialismus“ vgl. jedoch auch CHR. HANKE, Deutschlandpolitik, S. 438. 71 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 22. März 1971: „Wegen der Schwierigkeiten zum Thema Dialog wurde beschlossen, die dafür vorgesehenen Artikel in Heft 5 an die Druckerei zu schicken, aber der Chefredakteur solle einen Brief an das Presseamt schreiben und seine Bereitschaft zum Gespräch über den Dialog anbieten“ (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 72 Im Januar 1971 hatte in Addis Abeba der Zentralausschuss des ÖRK getagt. Zentrales Thema war der interreligiöse Dialog. „Die Zeichen der Zeit“ veröffentlichten die vorläufige Grundsatzerklärung des ÖRK „Der Ökumenische Rat der Kirchen und der Dialog mit Menschen anderer Glaubensüberzeugung“, das Hauptreferat des Metropoliten George Khodr in Addis Abeba. Anneliese Vahl referierte den Vortrag von Stanley J. Samartha (vgl. ZdZ 5/1971, S. 183–199). 73 Aktennotiz Blauerts über das Gespräch auf dem Presseamt vom 12. April 1971 (NACHLASS HANS LAURENTIUS; auch in: ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 81–1). 74 EBD. 75 Im NACHLASS HANS LAURENTIUS findet sich ein unzensiertes Heft (vgl. darin A. VAHL, Südkorea, ZdZ 1/1975, S. 30–31, Manifest koreanischer Christen 1973, ZdZ 1/1975, S. 31–33; und Bericht aus Seoul, ZdZ 1/1975, S. 33–35); vgl. auch das Protokoll der Redaktionssitzung vom 3. März 1975 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
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heiten. Das Postzeitungsvertriebsamt hielt die ihm übergebenen 6.768 Exemplare zurück76; weitere 272 Hefte händigte der Verlag dem Presseamt aus77. Besonderen Anstoß hatte die Passage erregt: „Für die Regime von Nord- und Südkorea sind die Wiedervereinigungsverhandlungen lediglich ein Manöver in dem Machtkampf, den sie auf nationaler und internationaler Ebene untereinander austragen. Das ist Verrat am koreanischen Volk, das auf eine Wiedervereinigung unseres Heimatlandes hofft.“78
Das Presseamt genehmigte jedoch den Austausch des Artikels und den Neudruck des Heftes79. Vier Jahre später zwang das Presseamt den Chefredakteur, das Februarheft 1979 wegen des Beitrags von Richard Boeckler (Frankfurt am Main) „Wo steht der Ökumenische Rat der Kirchen?“80 zurückzuziehen81, weil Boeckler in seinem Aufsatz die Sowjetunion verleumde. Als kurze Zeit später jedoch festgestellt wurde, dass versehentlich bereits 700 Hefte ausgeliefert worden waren, revidierte Blecha seine Entscheidung und gestattete nachträglich die Auslieferung82. Die Verlagsleitung atmete auf: „In der gegenwärtigen Situation im Herstellungsbereich wären die weiteren Folgen, die sich bei einem Neudruck des Doppelheftes ergeben hätten, unübersehbar gewesen.“83 Gleichzeitig verpflichtete sich der Verlag, die Restauflage – immerhin 500 Exemplare84 – unter Verschluss zu halten85, und Blauert entschuldigte sich schriftlich beim Presseamt86. Etwas verworren ist der Fall einer Predigtmeditation des Karl-MarxStädter Superintendenten Christoph Magirius 197987. Der Berliner Alttes76 Vgl. den Lieferschein der Evangelischen Verlagsanstalt für das Postzeitungsvertriebsamt Leipzig vom 19. Februar 1975 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 77 Vgl. den Lieferschein der Evangelischen Verlagsanstalt für das Presseamt vom 18. Februar 1975 (EBD.). 78 Vgl. A. VAHL, Manifest koreanischer Christen 1973 (ZdZ 1/1975, S. 31–33). 79 Vgl. auch A. KAMINSKI, Rückblick auf „Die Zeichen der Zeit“ – ohne Ausblick (ZdZ 12/1990, S. 298–301, hier S. 300. 80 Vgl. R. BOECKLER, Wo steht der Ökumenische Rat der Kirchen?: Bilanz der Initiativen des Ökumenischen Rates der Kirchen seit Nairobi (ZdZ 1–2/1979, S. 1–11). 81 Vgl. auch das Protokoll der Redaktionssitzung vom 13. Juni 1979 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 82 Vgl. auch A. KAMINSKI, Rückblick auf „Die Zeichen der Zeit“ – ohne Ausblick (ZdZ 12/1990, S. 298–301, hier S. 300). 83 Schreiben von Laurentius an Blauert vom 15. Mai 1979 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 84 Diese Zahl besagt auch etwas über die „ausgeschöpfte“ Auflage der Zeitschrift. Die Leserschaft konnte immerhin reichlich 7 % der Gesamtauflage entbehren. 85 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Blauert vom 15. Mai 1979 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 86 Vgl. A. KAMINSKI, Rückblick auf „Die Zeichen der Zeit“ – ohne Ausblick (ZdZ 12/1990, S. 298–301, hier S. 301). 87 Diesen Fall beschreibt auch D. LINKE, jedoch ohne auf die mit ihm verbundenen Probleme aufmerksam zu machen (Theologiestudenten, S. 495–496).
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tamentler Karl-Heinz Bernhardt hatte im Auftrag der Evangelischen Verlagsanstalt das Manuskript von Magirius zur Perikope 1 Petr 5,5–11 für den 5. Sonntag nach Trinitatis88 begutachtet und war zum Ergebnis gekommen, den Druck nicht zu empfehlen, da „des Vfs. Anliegen hinausläuft auf die Konzeption einer politischen Widerstandsorganisation der christlichen Gemeinden in der DDR in Solidarität mit allen anderen, die gleichermaßen ‚von den Oberen und der Ungunst der Verhältnisse in den Staub getreten sind‘.“89
Zugleich übergab Bernhardt als IM „Jäger“ sein Gutachten der Berliner Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (Abteilung XX), die es an die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in Karl-Marx-Stadt weiterleitete. „Jäger“ versprach, „das Originalmanuskript des Magirius zwecks inoffizieller Dokumentierung zu beschaffen.“90 Ging Bernhardts Gutachten noch davon aus, dass Magirius das Manuskript für die „Evangelischen Predigtmeditationen“ eingereicht habe, behauptete die Berliner Bezirksverwaltung der Staatssicherheit, Magirius habe es „zur Veröffentlichung in der Monatsschrift ‚Zeichen der Zeit‘ an die Evangelische Verlagsanstalt Berlin eingesandt“91. Richtig ist jedoch, dass die Predigtmeditation von Magirius nicht für „Die Zeichen der Zeit“ bestimmt war92, obwohl Magirius gelegentlich für die Zeitschrift schrieb. Ein ähnlicher Fall wie 1979, als das Presseamt trotz zunächst geplanter Zurückziehung des Februarheftes die Auslieferung dennoch gestattete, ereignete sich 1981. Obwohl das Presseamt dem Beitrag von Ulrich Luz „Israel und sein Land aus der Sicht des Neuen Testaments“93 vorwarf, er rechtfertige die Eroberungspolitik Israels und mische sich damit in außenpolitische Fragen ein, konnte das Novemberheft dennoch erscheinen. In ihrer persönlichen Erinnerung an den Weg der Zeitschrift schrieb Anneliese Kaminski 1990: „Nach einem zunächst ausgesprochenen Verbot kam es dann doch zur Auslieferung der gesamten Auflage.“94 Bedeutend zahlreicher waren Auseinandersetzungen mit Lesern, die den „Zeichen der Zeit“ wiederholt Einseitigkeit vorwarfen, weil sie die Zeit88 So zumindest in Bernhardts Gutachten bezeichnet. Eigentlich war der 15. Sonntag nach Trinitatis gemeint. 89 Schreiben Bernhardts an Gerhard Kulicke, den Lektor der Evangelischen Predigtmeditationen (Evangelische Verlagsanstalt) vom 14. August 1979 (BStU: 7218/91, Bd. 4, S. 230–233, hier S. 233). 90 Schreiben Häblers an die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Karl-Marx-Stadt, Abteilung XX, vom 18. September 1979 (BStU: MfS: 7218/91, S. 228–229, hier S. 229). 91 EBD. 92 So auch am 12. Dezember 2001 von Magirius fernmündlich bestätigt. 93 ZdZ 11/1985, S. 266–269. 94 Vgl. A. KAMINSKI, Rückblick auf „Die Zeichen der Zeit“ – ohne Ausblick (ZdZ 12/1990, S. 298–301, hier S. 301). – Zu diesem Fall ist aus dem Aktenmaterial nichts zu entnehmen.
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schrift als von Heinz Blauert und Gerhard Bassarak dominiert wahrnahmen. Ein Leser begründete die Abbestellung der Monatsschrift 1974: „Aber seit der Aera Blauert/Bassarak usw. ist doch ein unüberhörbar andrer Ton (oder Trend sagt man da wohl heute) eingezogen, die medizinische Bezeichnung ist rubeolae.“95 Die Wahrnehmung des starken Einflusses Bassaraks war nicht unbegründet96. Viele Beiträge wurden gar nicht mehr gemeinsam im Redaktionskreis besprochen, wenn der Chefredakteur Bassaraks Votum eingeholt und dieser sich ablehnend geäußert hatte97. Bassarak verärgerte durch Rezensionen u. a. den Ehrenpräsidenten des Ökumenischen Rates der Kirchen, Willem Adolf Visser ’t Hooft98, und verhinderte kritische Besprechungen zu eigenen Publikationen. Die Redaktion ihrerseits scheute die Auseinandersetzung und stellte sich hinter Bassarak, als dessen Aufsatzband „Gebet für die Welt“99 in den „Zeichen der Zeit“ rezensiert werden sollte100. Im Redaktionskreis wurde die eingesandte Besprechung nicht verhandelt. Anneliese Vahl bat den Rezensenten, obwohl er um die Besprechung gebeten worden war (!)101, um Verständnis mit dem Hinweis darauf, Bassarak würde die „Rezension für den Druck nicht akzeptieren,“ und man wolle nicht, „daß aufgrund einer solchen Buchbesprechung unnötige Schwierigkeiten entstehen“102. Auch dass Bassarak und Chefredakteur Blauert gemeinsam die Predigtvorbereitungen vor der Drucklegung bewerteten bzw. ihre schriftlichen Voten darüber austauschten, unterstreicht die enge Zusammenarbeit und Dominanz beider103. Als beispielsweise 1971 beiden eine Predigtvorbereitung missfiel und sie mein95 Schreiben des Superintendenten von Stendal, Alberts, an die Redaktion der ZdZ vom 10. Mai 1974 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). – „Rubeolae“ sind „Röteln“. 96 Vgl. dazu auch ausführlich oben S. 293ff. 97 So besprachen sich z. B. Blauert und Bassarak hinsichtlich eines Artikels von Heinrich Vogel „Der Ruf von Hiroshima“ (vgl. das Schreiben Vahls an Vogel vom 28. Mai 1970, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). Davon in Kenntnis gesetzt, zog Vogel seinen Beitrag zurück (vgl. das Schreiben Blauerts an Vogel vom 15. Juni 1970, EBD.). 98 Vgl. G. BASSARAK, Zwei Ökumenikerbiographien (ZdZ 11/1973, S. 434–435). Bassarak hatte die Autobiographie Visser ’t Hoofts besprochen und u. a. dessen langjährigen Weggefährten Allan Dulles als „Chef der CIA“ diffamiert (vgl. EBD., S. 435; vgl. auch das Schreiben Visser ’t Hoofts an Bassarak vom 27. Februar 1974, REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 99 Vgl. G. BASSARAK: Gebet für die Welt. Gesammelte Aufsätze. Berlin: EVA 1969, 270 S. 100 Vgl. Martin Gabriel (Halberstadt): Gebet für die Welt – Kritik an der Kirche (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 101 Vgl. das Schreiben Gabriels an Vahl vom 5. November 1970 (EBD.). 102 Schreiben Vahls an Gabriel vom 30. Oktober 1970 (EBD.). 103 Zu Brenneckes Zeiten oblag diese Entscheidung noch allein dem Chefredakteur. Martin Uhle-Wettler warnte 1972: „Durch Zufall erfuhr ich, daß Gerhard Bassarak zu Kramer gesagt haben soll, er sähe die Predigtmeditationen durch . . . Möglicherweise hören noch andere Mitarbeiter von diesen Dingen, und das schüfe dann in der Tat Schwierigkeiten“ (Schreiben an Blauert vom 3. April 1972, REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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ten, dass sie „beim Druck zu Komplikationen für das gesamte Heft führen“104 könne, schrieb Bassarak eine eigene, die stattdessen gedruckt wurde105. Eine heftige Kontroverse beschwor Bassarak 1977 herauf, als er im Märzheft der Zeitschrift „Einige theologische Bemerkungen zum Problem des Zionismus“ veröffentlichte106. In seiner tendenziösen Darstellung der Geschichte des Staates Israel warf Bassarak Israel mehrfachen Bruch des Völkerrechts, „Landraub, Terror bis hin zu Kriegen“ vor und vertrat die Ansicht, dass die Gewissheit der „Unterstützung imperialistischer Staaten“ Israel der Bemühung um „Kooperation mit der ihn umgebenden arabischen Völkerwelt“ enthebe107. Die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ wurde daraufhin mit Protestschreiben überhäuft108. Auch die „Aktion Sühnezeichen“109 und die „Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum“ reagierten und warfen Bassarak die Verdrehung geschichtlicher Tatsachen, Begriffsvermischung und die empfindliche Störung des beginnenden jüdisch-christlichen Dialogs vor. Der Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum“, Siegfried Arndt, strich in seiner Stellungnahme vom 12. September 1977 heraus, Bassarak könne zwar seine persönliche Meinung haben, problematisch würde es indessen, „wenn als Sprachrohr dazu die einzige in der DDR erscheinende kirchlichtheologische Zeitschrift benutzt wird, die zudem ihrer Anlage nach kein Diskussionsforum, das dem zwanglosen Austausch privater Meinungen zu einzelnen Themen publizistischen Raum zur Verfügung stellt, sondern eine seriöse Monatsschrift sein will, die den kirchlichen Mitarbeitern sachgerechte Informationen über Theologie und Kirche zum Zwecke eigener Meinungs- und Weiterbildung geben soll. Insofern ist diese Zeitschrift zugleich ein Prüfstein für das geistige Niveau und Klima der Kirche.“110
104 Protokoll der Redaktionssitzung vom 20. Dezember 1971 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
105 Dabei handelte es sich um eine Meditation von Ernst Heinrich Staak (Potsdam) zu Eph 5,9–14 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ. EBD. auch das Schreiben Blauerts an Staak vom 10. Januar 1972). 106 ZdZ 3/1977, S. 90–94. 107 EBD., S. 92. 108 Vgl. die Schreiben Uwe Dittmers vom 13. April 1977, Gottfried Nitzsches vom 18. April 1977, Rudolf Krauses vom 19. April 1977, Bernhard Langes vom 16. Juni 1977, Gerhard Petrys vom 9. Juli 1977, und die Schreiben Bassaraks an Peter Friedrich vom 12. Mai 1977, Hartmut Rummel vom 12. Mai 1977, Gottfried Nitzsche vom 12. Mai 1977, Gottfried Müller vom 12. Mai 1977, Bernhard Lange vom 4. Juli 1977, Dieter Thomas vom 11. August 1977 (alle im REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 109 Vgl. das Schreiben von Magirius an die Redaktion der ZdZ vom 9. September 1977 (EBD.). 110 REDAKTIONSARCHIV ZDZ.
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Es kam dem vorsichtigen Chefredakteur Blauert entgegen, dass Bassarak selbst auf diese Stellungnahme antworten wollte, doch musste Arndt die von Bassarak zugesagt Antwort vier Monate später, im Januar 1978, anmahnen. Doch hatte Bassarak die Beantwortung lediglich zugesagt. Vier Monate später, im Januar 1978, mahnte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Siegfried Arndt111. Blauert entschuldigte sich und verwies auf Bassarak112, worauf Arndt nachdrücklich eine Reaktion Bassaraks forderte113. Dass daraufhin Bassarak eine ausführliche Ausarbeitung zu den Schreiben Arndts anfertigte und sie nicht diesem selbst, sondern Blauert zusandte, wirft ein Schlaglicht auf das Verhältnis beider und die Situation innerhalb des Redaktionskreises. Neben der polemischen Auseinandersetzung mit Arndts Argumenten enthielt Bassaraks Entgegnung steile Behauptungen zum Selbstverständnis der Zeitschrift: „ZdZ beansprucht auch nicht, fehllose Informationsquelle für kirchliche Mitarbeiter zu sein. Sollte sie wirklich ‚ein[en] Prüfstein für das geistige Niveau und Klima der Kirche‘ abgeben, so wäre . . . [Bassaraks] Beitrag kein schlechtes Zeichen für [ein] solches Klima und Niveau.“
Im übrigen müsse man seine „Unlust verstehen, . . . [sich] mit einer Zuschrift wie der vorliegenden auseinanderzusetzen, die so viel an Sachlichkeit fehlen lässt . . . Menschen, die ohnehin von vornherein alles richtig und alles besser wissen, [haben] keine Belehrung nötig.“114 Anstatt Bassarak zu widersprechen und gegenüber seinen Lesern und Kritikern in die Pflicht zu nehmen, beschloss der Redaktionskreis, Arndt durch Chefredakteur Blauert von Bassaraks Entgegnung in gekürzter und mit interpretierenden Zusätzen versehenen Form in Kenntnis zu setzen115. Blauert begründete diese Entscheidung damit, „da es sich dabei um eine interne Äußerung Bruder Bassaraks gegenüber dem Redaktionskreis handelt.“116 Arndt hatte bereits resigniert117. Ähnlich empörte Zuschriften provozierte Bassarak 1987 und 1989. Anlässlich des 40jährigen Jubiläums des Darmstädter Worts von 1947 nutzte Bassarak seine Auslegung dazu, aktuelle Folgerungen aus dem Bruderratswort abzuleiten118. Dazu gehöre unter anderem die endgültige Aufgabe der 111 Vgl. das Schreiben Arndts an Blauert vom 14. Januar 1978 (EBD.). – Das Schreiben der Aktion Sühnezeichen blieb gar ein Dreivierteljahr unbeantwortet (vgl. das Schreiben Blauerts an Magirius vom 17. Mai 1978, EBD.). 112 Vgl. das Schreiben Blauerts an Arndt vom 20. Januar 1978 (EBD.). 113 Vgl. das Schreiben Arndts an Blauert vom 3. Februar 1978 (EBD.). 114 Schreiben Bassaraks an Blauert vom 15. März 1978 (EBD.). 115 Vgl. das Schreiben Blauerts an Arndt vom 12. Mai 1978 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 116 Schreiben Blauerts an Arndt vom 23. Juni 1978 (EBD.). 117 Vgl. das Schreiben Arndts an Blauert vom 19. Juni 1978 (EBD.). 118 Vgl. G. BASSARAK, Zum Darmstädter Wort – 40 Jahre danach (ZdZ 9/1987, S. 210ff.);
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„besonderen Gemeinschaft“ mit der EKD als „kleindeutscher Provinzialismus“119, die inhaltliche Füllung der Formel „Kirche im Sozialismus“ als politische Standortbestimmung, die Mitarbeit in der Christlichen Friedenskonferenz, beim Evangelischen Pfarrertag usw.120 bis hin dazu, Ausreisewilligen keine beruflichen „‚Parkmöglichkeiten‘ in kirchlichen Einrichtungen“121 zu bieten. Im Juliheft 1989 verschwieg Bassarak in seinem Artikel „Zum Ausbruch des letzten Weltkrieges“122 den Hitler-Stalin-Pakt 1939. Kritikern gegenüber rechtfertigte er nicht sein Verschweigen des Paktes, sondern er begründete vielmehr die Notwendigkeit des Bündnisses der Diktatoren damit, „daß eine historische Feindschaft zwischen Polen und Rußland bestand – noch aus Zeiten des Zarismus.“123 Polen „trug eher faschistische als demokratische Züge“124 und hätte für die Sowjetunion eine ernste Gefahr bedeutet. In seinem Verhalten innerhalb des Redaktionskreises, seinem Machtgebaren und seinen in der Zeitschrift publizierten politischen Äußerungen wird Bassaraks Selbstgefälligkeit ebenso deutlich wie in einer Formulierung in einem Brief von 1988: „Ich pflege immer zu sagen, dass ich in der Redaktion zwar das Ärgste verhüten kann, aber kaum in der Lage bin, etwas durchzusetzen.“125 Das sog. „Spitzengespräch“ zwischen Erich Honecker und der Leitung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR am 6. März 1978126 berührte zwar Fragen kirchlicher Publizistik, über die kirchliche Presse wurde jedoch nicht gesprochen127. Der Kirche wurde „monatlich eine Informationssendung von ca. 15 Minuten über das Leben in den evangelischen Kirchen der DDR“128 im Fernsehen zugestanden129. Weiterhin sollte Andazu vgl. u. a. die Zuschriften Eduard Bergers (Meißen) an die Redaktion vom 10. September 1987, Kerstin Miechs (Halle) an Bassarak vom 13. Oktober 1987 und Karsten Müllers (Pödelist) an Bassarak vom 18. Oktober 1987 (alle im BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 119 G. BASSARAK, Zum Darmstädter Wort – 40 Jahre danach (ZdZ 9/1987, S. 211). 120 Vgl. EBD. 121 EBD., S. 212. 122 Vgl. ZdZ 7/1989, S. 157–158. 123 Schreiben Bassaraks an Heinz Girwert vom 17. August 1989 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 124 EBD. 125 Schreiben Bassaraks an Gottfried Schille vom 20. Januar 1988 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI; auch enthalten im REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 126 Vgl. dazu u. a. mit ihrer je unterschiedlichen Wertung der Ereignisse: R. HENKYS, Qualität; J. HEYSE, Gespräch; A. BOYENS, Gespräch. 127 Vgl. das Protokolls vom Gespräch Erich Honeckers mit der Leitung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR am 6. März 1978 (BARCH BERLIN, DO 4: 970). 128 Festlegungen zu den vom Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR gestellten Sachfragen (Punkt 2 der Anlage zum Protokoll vom Gespräch Erich Honeckers mit der Leitung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR am 6. März 1978, EBD.). 129 Vgl. auch das Protokoll der 56. Tagung der Konferenz der Kirchenleitungen vom 7. und
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trägen „auf Einfuhr von Literatur, die für . . . ökumenische Arbeit notwendig ist, entsprochen werden.“130 In bezug auf die Druckgenehmigungspraxis für theologische Literatur wurde versprochen, „weltanschaulich bedingte Aussagen theologisch kirchlicher Veröffentlichungswünsche deutlicher zu respektieren.“131 Dennoch war es ein indirektes Ergebnis dieses Gesprächs, dass die Berlin-Brandenburgische Kirche 1979 endlich ein eigenes Amtsblatt bekam132. In einer internen Besprechung mit dem Leiter der Arbeitsgruppe Kirchenfragen einigten sich Kurt Blecha und der Hauptabteilungsleiter der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen, Hans Weise, der Lizenzerteilung für das Amtsblatt zuzustimmen. Diese Entscheidung sei auch „im Zusammenhang mit den Zentralisationstendenzen im Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR kirchenpolitisch zu empfehlen.“133 Am 24. Oktober 1979 händigte Blecha dem Berliner Bischof Albrecht Schönherr die Lizenzurkunde aus und erklärte, man „würdige mit der Lizenzerteilung . . . die Bemühungen des Bischofs, Geist und Ergebnisse der Begegnung vom 6. März 1978 im innerkirchlichen Raum fruchtbar zu machen.“134 Die Beachtung der im Profilpapier von 1973 aufgestellten Richtlinien und das vorsichtige Taktieren des Redaktionskreis sind wohl vor allem dafür verantwortlich, dass die massiven Eingriffe des Presseamtes in die 8. Juli 1978 zur Berufung des Beirats für kirchliche Rundfunk- und Fernseharbeit und eines hauptamtlichen Redakteurs für kirchliche Rundfunk- und Fernseharbeit (EZA BERLIN, 101/104). Zur Fernseharbeit des Kirchenbundes vgl. L. BORGMANN, Öffentlichkeit, S. 31–34; DERS., Kanzel.; R. HACKEL, Fernseharbeit, S. 31–41; DIES., Chance, S. 53ff. 130 Festlegungen zu den vom Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR gestellten Sachfragen (Punkt 6 der Anlage zum Protokoll vom Gespräch Erich Honeckers mit der Leitung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR am 6. März 1978, BARCH BERLIN, DO 4: 970). 131 Anlage 8 des Protokolls vom Gespräch Erich Honeckers mit der Leitung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR am 6. März 1978 (EBD.). 132 Schönherr hatte am 30. März 1978 erneut einen Antrag an das Presseamt gestellt (BARCH BERLIN, DY 30: IV/B 2/14/193). 133 Aktennotiz über die Beratung am 20. August 1979 beim Leiter der Arbeitsgruppe Kirchenfragen im Zentralkomitee der SED, Rudi Bellmann (EBD.). Außer den oben genannten nahmen noch Rudi Müller (Abteilung Agitation im ZK) und Eberhard Hüttner (Arbeitsgruppe Kirchenfragen im ZK) teil. In derselben Sitzung gab man dem Antrag der Siebenten-Tags-Adventisten für ein Gemeindeblatt statt: „Die Lizenz für das Gemeindeblatt der Siebenten-Tags-Adventisten würde eine Ausnahme bedeuten und nichts an der grundsätzlichen Orientierung ändern, daß eine Erweiterung der kirchlichen Presse nicht zugelassen wird“ (EBD.) Der Antrag für Änderung des Titels der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ in „Norddeutsche Kirchenzeitung“ vom 7. November 1978 wurde abgelehnt (vgl. das Schreiben von Oberkirchenrat Seifert an das Presseamt vom 7. November 1978, EBD.). 134 „Gedächtnisniederschrift [vom 30. Oktober 1979] über ein Gespräch mit Bischof D. Dr. Schönherr gelegentlich der Aushändigung der Lizenzurkunde für die Herausgabe eines Gemeindeblattes der Berlin-Brandenburgischen Kirche durch den Leiter des Presseamtes, Dr. Kurt Blecha, am 24. Oktober 1979“ (EBD.). Die Bezeichnung „Gemeindeblatt“ ist unkorrekt.
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kirchliche Pressearbeit Ende der 1980er Jahre „Die Zeichen der Zeit“ nicht tangierten. Sie betrafen vorrangig die kirchliche Wochenpresse. Insgesamt waren die Fälle von Beschlagnahmungen in den 1970er und 1980er Jahren sehr gering135. Lediglich 1988136 nahmen sie gravierende Ausmaße an137. Im März und April 1988 verhinderte das Presseamt drei Mal die termingerechte Auslieferung der thüringischen Wochenzeitung „Glaube und Heimat“, eine Ausgabe konnte gar nicht erscheinen138. Ebenso ging es der „Kirche“, der „Potsdamer Kirche“ und der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“. Sie erschienen verspätet, mit Korrekturen und Auslassungen, 135 Im September 1980 wurde Nr. 39 des Evangelischen Nachrichtendienstes beschlagnahmt, weil „die Berichterstattung über die Bundessynode, die ruhig und besonnen verlaufen sei, ein Gegenkonzept gegen die DDR offenbare“ (Protokoll der außerordentlichen Tagung der Konferenz der Kirchenleitungen am 23. Oktober 1980, EZA BERLIN, 101/109; vgl. auch E. NEUBERT, Geschichte, S. 368). Im Oktober des gleichen Jahres konfiszierte das Presseamt eine Ausgabe der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“, weil in einer Meldung zum Läuten der Kirchenglocken zum Bußtag aufgefordert wurde. „Das sei eine öffentliche Demonstration, die den Charakter einer Gegendemonstration habe“ (Protokoll der außerordentlichen Tagung der Konferenz der Kirchenleitungen am 23. Oktober 1980, EZA BERLIN, 101/109). Daraufhin beschloss die Konferenz der Kirchenleitungen sogar, auf das Läuten ganz zu verzichten (vgl. EBD.). Im Juli 1981 musste Chefredakteur Günter Lorenz die Doppelnummer 27/28 des Evangelischen Nachrichtendienstes zurückziehen und die Meldung „Berliner Jugendgottesdienste mit weitem Echo“ (über die Blues-Messe) durch den Beitrag „Wernigeroder Kirchenmusiken 1981“ ersetzen (vgl. das Schreiben von Laurentius an Gottfried Forck und Ernst Petzold vom 15. Juli 1981, ADW BERLIN, DWDDR: D 408). Drei Jahre später beschlagnahmte das Presseamt die Ausgaben der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ und der „Potsdamer Kirche“, weil sie die Erklärung der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR zur Stationierung von atomaren Mittelstreckenwaffen in Europa zitiert hatten, ungeachtet der Tatsache, dass sie im Evangelischen Nachrichtendienst vom 22. September 1983 abgedruckt war (vgl. das Schreiben Martin Zieglers an Klaus Gysi vom 24. Oktober 1983 und die Aktennotiz Brigitte Grells [o. D.], EZA BERLIN, 101/93/113). 1984 musste „Die Kirche“ (Nr. 21) wegen des Artikels von Herbert Gerhard „Für junge Leser“ neu gedruckt werden (vgl. das Schreiben des stellvertretenden Präses der Kirchenleitung Berlin-Brandenburgs, Manfred Becker, an Blecha vom 26. Juni 1984, BARCH BERLIN, DO 4: 996). Das Mitteilungsblatt des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR 4/6 vom 20. Dezember 1987 wurde nur in stark reduzierter Auflage ausgeliefert (vgl. verschiedene Schreiben und Aktennotizen in BARCH BERLIN, DO 4: 970). Das Mitteilungsblatt enthielt die Materialien zur Bundessynode im September 1987 in Görlitz, unter ihnen die „Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung in der Friedensfrage“. Zur Görlitzer Bundessynode vgl. A. SILOMON, Synode (zur Berichterstattung vgl. bes. EBD., S. 230). 136 Zu den repressiven Maßnahmen im Jahr 1988 vgl. auch M. REISENAUER, Kampfplatz, S. 46–53. 137 Vgl. u. a. M. BURG, Es geht nicht um die Kirchenpresse (in: Kirche im Sozialismus 14 [1988], S. 216–218); E. NEUBERT, Geschichte, S. 802; vgl. auch die Bemerkungen von H. ROCH, Freiheit, S. 88–107, bes. S. 95f.; vgl. auch J. HILDEBRANDT, Blatt, S. 69f.; allgemein zur Verschärfung der kirchenpolitischen Maßnahmen der SED seit 1988 vgl. D. POLLACK, Eigenständigkeit, S. 202. 138 Vgl. das Telegramm des Thüringer Landeskirchenrats an Willi Stoph vom 29. April 1988 (BARCH BERLIN, DO 4: 1062).
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„und da die Berlin-Brandenburger Kirchenleitung auf eine ausgewogene vollständige Berichterstattung über die Synodaltagung der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg nicht verzichten konnte, erschienen die Nummern 16 und 17 der Wochenzeitungen ‚Die Kirche‘ und ‚Potsdamer Kirche‘ überhaupt nicht.“139
Die Behinderungen hielten an. Im Sommer erschienen „Glaube und Heimat“ (Nr. 25)140, „Die Kirche“ (Nr. 26)141, die „Mecklenburgische Kirchenzeitung“ (Nr. 25) und der „Evangelische Nachrichtendienst“ nicht, weil sie über den Kirchentag in Erfurt berichten wollten. Das Amtsblatt der Kirchenprovinz Sachsen wurde wegen des Artikels von Altbischof Werner Krusche „6. März – 1978 – 1988 ein Lernweg“ konfisziert. Das Thüringer Amtsblatt wurde gleichfalls verboten. In Nr. 27 des sächsischen „Sonntag“ hatte das Presseamt „Einspruch gegen drei Sätze geltend gemacht“142. Der Kirchenbund und staatliche Stellen wurden mit Eingaben der Leser deswegen regelrecht überhäuft143. Angesichts dieser Situation trafen sich nach mehrfachen Terminverschiebungen144 am 10. August 1988 Werner Leich, Martin Ziegler und der Chefredakteur von „Glaube und Heimat“, Gottfried Müller, mit Staatssekretär Kurt Löffler, seinem Stellvertreter, Hermann Kalb, und dem Leiter des Sekretariats des Ministerrats, Staatssekretär Kurt Kleinert145. Den Auftakt des Gesprächs bildete der Vortrag einer ausgearbeiteten Erklärung durch Staatssekretär Kleinert146. Er beschwor 139 Schreiben Leichs an Stoph vom 28. April 1988 (EBD.). 140 Vgl. die Kanzelabkündigung für die Thüringer Kirche vom 26. Juni 1988 über das Nichterscheinen der Zeitung (EBD.). 141 Vgl. das Schreiben Forcks an Stoph vom 24. Juni 1988 (EBD.). 142 Protokoll der 118. Tagung der Konferenz der Kirchenleitungen am 1. und 2. Juli 1988 (EZA BERLIN, 101/3073). 143 Vgl. die zahlreichen Eingaben im EZA BERLIN, 101/3059 und BARCH BERLIN, DO 4: 996. 144 Vgl. das Schreiben Kleinerts an Stoph vom 22. Juni 1988 (BARCH BERLIN, DO 4: 1062) 145 Vgl. auch das Protokoll über die 119. Sitzung der Konferenz der Kirchenleitungen am 2. und 3. September 1988 (EZA BERLIN, 101/3073). G. BESIER (SED-Staat 1983–1991, S. 326) behauptet, das Gespräch sei von Leich gesucht worden, „um dem neuen Staatssekretär im Namen des BEK zu seinem neuen Amt zu gratulieren“, und reißt zur Begründung seiner falschen Behauptung eine Äußerung Löfflers aus dem Zusammenhang Dabei missachtet Besier sowohl den Ort des Gesprächs (Büro des Ministerrats) wie die Tatsache, dass die Verhandlungen über das Gespräch noch von Löfflers Vorgänger, Klaus Gysi, eingeleitet wurden (vgl. das Schreiben Gysis an Böthling, Sekretariat des Vorsitzenden des Ministerrats der DDR, vom 26. Mai 1988, BARCH BERLIN, DO 4: 1062). Leichs Schreiben vom 28. April 1988 war als Eingabe an den Ministerrat gewertet worden, daher konnte sie weder vom Presseamt noch vom Staatssekretär für Kirchenfragen bearbeitet werden, vielmehr verhandelten Löffler und Kleinert im Auftrag Stophs; dieses Vorgehen war mit Werner Jarowinsky abgestimmt worden (vgl. EBD.). 146 Für ihn hatte die Dienststelle des Staatssekretärs eine ausführliche Argumentationshilfe zusammengestellt (BARCH BERLIN, DO 4: 996; auch in: BStU: MfS: ZA: HA XX/4: 885, 83–85).
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den „guten Weg“ seit dem 6. März 1978 und warf den kirchlichen Wochenblättern vor, sie „stellten ihr bisheriges Handlungsprinzip: ‚Dem Staat, was des Staates ist und der Kirche, was der Kirche ist‘ – gleich aus welchem Grunde und in welcher Absicht in Frage, wichen von diesem Grundsatz ab und machten dies in ihren Zeitungen deutlich.“147
Leich hingegen beklagte die Behinderungen kirchlicher Presse, „daß es für die kirchliche Arbeit bestimmte Tabu-Themen gibt“148, und dass das Presseamt vielfach willkürlich handeln würde. Löffler wiederum entgegnete, er sei „gegen das böse Wort ‚Tabu‘“. Es sei lediglich „eine Frage was man, zu welcher Zeit, wie und wo sagt.“ Kleinert nahm Löfflers Argumente auf: „Wenn wir in der Lage sind, einen Uhrenvergleich von Zeit zu Zeit zu machen und wenn wir erreichen, den Vergleich bei uns wie bei Ihnen als etwas Normales anzusehen und nicht als etwas Notwendiges, dann könnte das helfen.“
Die staatlichen Vertreter versprachen, mit Blecha klärend zu reden: „Die Verhinderung der Auslieferung oder unter Zeitdruck Prämissen zu setzen, das kann und muß man beseitigen.“149 Am 13. Oktober 1988 kamen Leich, Ziegler und Löffler erneut zusammen, diesmal mit dem Leiter des Presseamtes, Kurt Blecha, dem Leiter der Rechtsabteilung des Sekretariats des Ministerrats, Mehnert, und dem Leiter des Büros des Staatssekretärs, Bertram Handel. Löffler bezog sich auf das Gespräch im August und sprach von empfindlichen Störungen des „vertrauensvollen Miteinanders“; Leich solle seinen Einfluss geltend machen, „damit wieder Vernunft, Augenmaß, Anstand und Realitätssinn einziehen.“150 Mit Bezug auf die Presseverordnung von 1962151 forderte Löffler den Bischof mit harten Worten auf, „unverzüglich die Gesetzlichkeit wiederher[zu]stellen, sonst könnte eine Lage entstehen, in der . . . [er] die volle Verantwortung für weitergehende Folgen übernehmen“ müsste. 147 Einleitende Ausführungen Kleinerts im Gespräch mit Leich am 10. August 1988 (EZA BERLIN, 101/93/112). 148 „Niederschrift über ein Gespräch am 10. August 1988 zur Eingabe von Landesbischof Dr. Leich an den Vorsitzenden des Ministerrates vom 28. April 1988 zu Maßnahmen des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der DDR (sinngemäß)“ (EBD.; das Protokoll des Staatssekretärs für Kirchenfragen in BStU: MfS: ZA: HA XX/4: 885, 96–99). 149 „Niederschrift über ein Gespräch am 10. August 1988 . . .“ (vgl. Anm. 148). 150 Information Löfflers und Blechas über das Gespräch mit Leich und Ziegler vom 13. Oktober 1988. Das Schreiben wurde von Werner Jarowinsky weitergeleitet und von Erich Honecker abgezeichnet (BARCH BERLIN, DY 30: IV/2/2.026/109; auch enthalten in: BARCH BERLIN, DO 4: 970). Ein Duplikat erhielt das MfS (vgl. BStU: MfS: ZA: HA XX/4: 885, S. 113–153 u. S. 155–161). 151 Zur Verordnung über die Herausgabe aller periodisch erscheinenden Presseerzeugnisse vom 12. April 1962 vgl. auch oben S. 244ff.
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„Glaube und Heimat“ und die „Potsdamer Kirche“ würden seit kurzem „eine vernünftige und einsichtsvollere Haltung erkennen lassen“, die „Mecklenburgische Kirchenzeitung“ hingegen lasse „jegliches Augenmaß fehlen und hat den Boden der Lizenz ganz offenkundig verlassen.“ Blecha drohte mit dem Lizenzentzug. Leich und Ziegler zeigten sich bezüglich der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ als „nicht informiert“. Ziegler war überdies „betroffen von Art und Inhalt der beeinspruchten [sic!] Artikel und sagte zu, seinen Einfluß geltend zu machen, damit Sachlichkeit, Augenmaß und Verständnis für die politischen Realitäten künftig die Arbeit aller Kirchenzeitungen bestimmen.“152
c. Herstellungsprobleme und neues Layout Seit dem Juliheft 1972 wurden „Die Zeichen der Zeit“ nicht mehr in ihrer langjährigen Druckerei Frankenstein in Leipzig hergestellt, sondern beim VEB Broschurendruck in Leipzig. Immer wieder sah man sich jedoch vor technische und Papierprobleme gestellt153, die eine termingerechte Auslieferung der Hefte verhinderten154. Die Verzögerungen erreichten unter Umständen den Zeitraum von drei Monaten155. Die vom Verlag „für die Nichteinhaltung der Auslieferungstermine für . . . Zeitschriften an den Postzeitungsvertrieb zu entrichtenden Vertragsstrafen . . . [stiegen] ständig weiter an.“156 Seit 1975 versah dann die Leipziger Druckerei VEB Grafische Werkstätten, Typodruck-Schaubek, Bereich II den Druck (1976 umbenannt in VEB Verlagsdruckerei Typodruck. Schaubek, Bereich II). Doch auch hier kam es immer wieder zu Terminverschiebungen aufgrund fehlenden Papiers oder fehlender Druckkapazitäten157. Somit kam das Bestreben der VOB Union, „in zunehmendem Maße die Produktion der christlichen Fach- und Zeitschriftenverlage [zu] überneh-
152 Vgl. Anm. 150. 153 Vgl. u. a. das Schreiben des VEB Broschurendruck an die Evangelische Verlagsanstalt vom 29. Juni 1973: „Wir sehen uns leider gezwungen, Ihnen heute mitzuteilen, daß der Druck beider Zeitschriften [‚Die Zeichen der Zeit‘ und ‚Die Christenlehre‘] in absehbarer Zeit wegen fehlenden Papiers nicht möglich ist“ (REDAKTIONSARCHIV ZDZ) 154 Vgl. z. B. das Beschwerdeschreiben von Laurentius an den VEB Broschurendruck Leipzig vom 10. August 1973 (EBD.). 155 Vgl. das Beschwerdeschreiben von Laurentius an das Presseamt vom 29. August 1973 (EBD.). 156 Vgl. Anm. 154. 157 Vgl. u. a. die Schreiben von Laurentius an Blauert und Dieter Reiher (Chefredakteur der „Christenlehre“) vom 20. März 1976 und vom 14. Juli 1976 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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men“158, den wirtschaftlichen Interessen der Evangelischen Verlagsanstalt entgegen. Hier trafen sich Vorstellungen der Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt und der Generaldirektion der VOB Union, glaubte doch die Leitung der Verlagsanstalt, dass durch die zentralisierte Herstellung bei der VOB Union die „kontinuierliche Produktion“ der Verlagstitel und -zeitschriften zu sichern sei. Die Bemühungen um die Zusammenarbeit zwischen der VOB Union, der Evangelischen Verlagsanstalt und dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR begannen im Mai 1978 und nahmen in dem gemeinsamen Projekt zum Erwerb einer Fotosatzanlage Gestalt an. Am 12. Juni 1978 informierte Laurentius Stolpe darüber, dass „Die Zeichen der Zeit“ „wegen unzureichender Satzkapazitäten . . .. seit längerem mit durchschnittlich 2 ½ monatiger Verspätung“ erschienen, die „Theologische Literaturzeitung“ würde „z. Zt. in 5 (!) Druckereien hergestellt, die Hefte erscheinen seit einigen Jahren mit 3–5monatiger Verspätung.“159 Die Generaldirektion der VOB Union wiederum erhoffte sich, durch die Vermittlung der Kirchenleitung „eine Monotype-Lichtsatzanlage, die in einem Werk in Heidelberg hergestellt wird“160, anschaffen zu können. Sie würde die Lichtsatzanlage entweder pachten oder der Kirche abkaufen und sich im Gegenzug verpflichten, die Produktion der „Theologischen Literaturzeitung“ und der „Zeichen der Zeit“ zu übernehmen. Im August 1978 verhandelte der stellvertretende Herstellungsleiter der Verlagsanstalt, Ulrich Langhoff, mit der Generaldirektion der VOB Union. Beide Verhandlungspartner einigten sich auf die Anschaffung der „Satzanlage Eurocat 200“161. Mit diesem Gerät würden sich die Herstellungszeiten der „Zeichen der Zeit“ von zwei Monaten auf sieben Wochen, der „Theologischen Literaturzeitung“ von vier Monaten auf drei Monate verringern162. Rückfragen bei der Heidelberger Herstellungsfirma brachten eine Umorientierung auf die „Fotosatzanlage Eurocat 150“, weil dieses Gerät mit schon vorhandenen Anlagen und einem „DDR-Rechner“ besser kompatibel sei163. Die Anschaffung würde ungefähr 475.000 DM kosten, die Lieferzeit betrüge vier Monate164. Laurentius schlug der VOB Union einen einstweiligen Nutzungsvertrag vor. Diese müsste die Wartung und Instandhaltung übernehmen. Wenn sie das Gerät letztlich kaufen würde, sei der Neuwert zu entrichten. Gleichzeitig meinte Laurentius, in einer „Verwendungsvereinbarung“ das Mitspracherecht der Verlagsanstalt über die Verwendung der 158 Schreiben von Laurentius an Stolpe vom 2. Mai 1978 (EZA BERLIN, 101/847). 159 Schreiben von Laurentius an Stolpe vom 12. Juni 1978 (EBD.). 160 Vgl. Anm. 158. 161 Vgl. die Aktennotiz Langhoffs vom 5. September 1978 (EZA BERLIN, 101/847). 162 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Frommhold vom 3. Oktober 1978 (EBD.). 163 Vgl. die Aktennotiz Langhoffs vom 16. Oktober 1978 (EBD.). 164 Vgl. die Schreiben von Laurentius an Stolpe vom 4. Mai 1979 und von Frommhold an Laurentius vom 16. April 1979 (EBD.).
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Satzanlage festhalten zu können165. Die Entwürfe für einen Pacht- und einen Kaufvertrag leitete Laurentius dem stellvertretenden Leiter des Sekretariats des Kirchenbundes, Christoph Demke, zu166. Neben der kompletten Übernahme der Herstellung der „Theologischen Literaturzeitung“ und der „Zeichen der Zeit“ sahen die Vorlagen auch die Herstellung der Abreißkalender „Sonne und Schild“ und des Kalenders der „Vereinigung Evangelischer Freikirchen in der DDR“ durch die VOB Union vor. Zugleich sollte diese sich verpflichten, „bis 1985 die Produktion um jährlich mindestens 10 % für die EVA zu erhöhen“, wobei die Wochenzeitungen „Kirche“ und „Potsdamer Kirche“ besonders berücksichtigt würden167. Der stellvertretende Generaldirektor, W. Frommhold, schlug die Bildung einer Arbeitsgruppe vor168. Stolpe und Christoph sondierten die Bereitschaft der Kirchenkanzlei der EKD, aus Mitteln der EKD das Gerät zu finanzieren und „an eine kirchenleitende Persönlichkeit (D. Schönherr oder Stolpe)“169 zu schenken. Auf diesem Wege hatte die römisch-katholische Kirche eine Offset-Bogen-Druckmaschine eingeführt170. Sowohl Laurentius als auch Frommhold mahnten zur Eile, Laurentius, weil mittlerweile sogar die Wochenzeitungen „Die Kirche“ und die „Potsdamer Kirche“ nicht mehr pünktlich ausgeliefert werden könnten171, Frommhold, weil er nach Heidelberg gefahren war, das Gerät besichtigt hatte und sich mit marktwirtschaftlichem Verkaufsgebaren konfrontiert sah. Der Hersteller drängte zum Kauf und sagte, dass der Preis nur im Moment so günstig sei172. Stolpe jedoch bremste: „VOB sollte sich durch Verkaufsfirma in Heidelberg nicht wild machen lassen. Die westlichen Verkäufer machen immer Terror, insbesondere mit Preishinweisen, die laufen aber ganz sicher nicht weg, wenn die wissen, daß aus dem Geschäft etwas wird. Und dieses Geschäft wird.“173
165 Vgl. Anm. 159. 166 Vgl. das Schreiben von Laurentius (mit Anhängen) vom 11. Juli 1979 (EZA BERLIN, 101/847). 167 Vgl. EBD. 168 Vgl. das Schreiben Frommholds an Laurentius vom 28. Juli 1979 (EBD.). Der Verlag benannte für die Arbeitsgruppe Striegler und Langhoff (vgl. das Schreiben von Laurentius an Frommhold vom 8. August 1979, EBD.). 169 Schreiben an Präsident Walter Hammer, Prälat Heinz-Georg Binder, Vizepräsident Ludwig Geißel vom 14. September 1979 (EBD.). Der Vorschlag stammte von Laurentius (vgl. sein Schreiben an Stolpe vom 30. Juli 1979, EZA BERLIN, 101/848). 170 Vgl. die Stellungnahme Demkes zur Einfuhr vom 12. September 1979 (EBD.). 171 Vgl. das Schreiben von Laurentius an das Sekretariat des BEK vom 12. September 1980 (EBD.). 172 Vgl. das Schreiben Frommholds an Laurentius vom 8. Oktober 1979 (EBD.). 173 Handschriftliche Bemerkung Stolpes auf einem Schreiben von Laurentius an Demke vom 8. Oktober 1979, Stolpe fügte seiner Notiz hinzu: „Stolpe voll zitierfähig“ (EBD.).
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Weiterhin bedrängte die Heidelberger Firma Frommhold, „den Namen des Spenders bis zum 12.10. zu übermitteln“174. Frommhold selbst war zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt, wer das Gerät bezahlen würde. Sein Verhandlungspartner war Laurentius, und der sollte sich auf Stolpes und Demkes Anweisung bedeckt halten175. Erst nach Rücksprache mit dem Kirchenamt der EKD stellte Stolpe die Einfuhrgenehmigung beim Ministerium für Außenhandel der DDR, bat um Befreiung der Einfuhrgebühren176 und ermächtigte die Generaldirektion der VOB Union, „zu Lasten des Bundes der Evangelischen Kirchen eine Fotosatzanlage Typ Eurocat 150 verbindlich in Auftrag zu geben. Die danach fälligen Zahlungen können nach Maßgabe des abgeschlossenen Auftrages bis zur Höhe von DM 550.000.– beim Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland in Bonn, Fritz-Erler-Straße 4, erwirkt werden.“177
Das Außenhandelsministerium genehmigte die Einfuhr. Die VOB Union verpflichtete sich, die „Theologische Literaturzeitung“, „Die Zeichen der Zeit“, „Die Kirche“, die „Potsdamer Kirche“, die Zeitschrift „Wort und Werk“ und ab 1981 das Amtsblatt der berlin-brandenburgischen Kirche zu drucken178. Über die „Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in der DDR“ wurde die Anlage eingeführt179. Anfang März 1980 baute man den Eurocat 150 bei VOB Union auf. Zwei Drittel des Preises hatte das Kirchenamt der Firma FAG Heidelberg bereits überwiesen; das letzte Drittel sollte nach dem fertigen Aufbau gezahlt werden180. Doch lieferte der Heidelberger Hersteller unvollständig181. Das Diakonische Werk drohte daraufhin, juristisch aktiv zu werden182. Mittlerweile lieferte 174 Schreiben Demkes an Laurentius vom 12. Oktober 1979 (EBD.). Vgl. auch das Schreiben von Laurentius an Demke vom 26. Oktober 1979 (EBD.). 175 Vgl. das Schreiben Demkes an Laurentius vom 12. Oktober 1979 (Anm. 202). 176 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Stolpe vom 26. November 1979 (EZA BERLIN, 101/848). Die Briefentwürfe des Verlagsdirektors an das Außenhandelsministerium und den Staatssekretär für Kirchenfragen übernahm Stolpe unverändert (vgl. das Schreiben Stolpes an den Staatssekretär für Kirchenfragen vom 27. November 1979, EBD.). 177 Schreiben Stolpes an die Generaldirektion der VOB Union vom 23. November 1979 (EBD.). 178 Vgl. die Vereinbarung vom 20. Februar 1980 (EBD.). 179 Vgl. das Schreiben des Diakonischen Werkes (Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in der DDR) an Stolpe vom 17. Januar 1980 (EBD.). 180 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Demke vom 5. März 1980 (EZA BERLIN, 101/849). 181 Vgl. das Schreiben Frommholds an FAG Heidelberg vom 7. März 1980 (EBD.); vgl. auch die Schreiben von Kirchenverwaltungsrat Schultz (Büro des Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesregierung) an den Vizepräsidenten des Diakonischen Werkes der EKD, Ludwig Geißel, vom 27. März 1980 und des Generaldirektors der VOB Union, Franke, an Laurentius vom 8. April 1980 (EBD.). 182 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Demke vom 20. April 1980 (EBD.).
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die Firma restliche Teile183; aber eine Spezialschriftscheibe (für hebräische Buchstaben) fehlte. Im November 1980 verkaufte Laurentius die Fotosatzanlage an die VOB Union für 489.609 Mark (der DDR)184. Noch einmal 24.147 Mark zahlte die VOB Union als Pacht für die Zeit bis zum Kauf185. Neben das Problem, dass die Spezialschriftscheibe immer noch fehlte186, traten zunehmend technische Fehler des Gerätes187. Allein bis Mitte November 1980 musste insgesamt 25mal ein Wartungsmechaniker aus Westberlin gerufen werden188. Im März des Folgejahres behauptete die Lieferfirma, die Garantiezeit sei abgelaufen, ein Verlängerungsanspruch bestehe nicht. Weder die Evangelische Verlagsanstalt noch die VOB Union verfügten über Garantieunterlagen, um Widerspruch dagegen anzumelden189. Das Kirchenamt der EKD vertrat die Auffassung, dass die Klärung dieser Fragen nunmehr allein Aufgabe der VOB Union und die Verlagsanstalt somit aus der Pflicht genommen sei190. Der Bevollmächtigte des Rates bei der Bundesregierung riet der VOB Union zu einer gerichtlichen Lösung191. Dennoch fühlten sich sowohl Laurentius als auch Stolpe zum Ausgleich verpflichtet. Stolpe vermittelte am 9. März 1982 in seinem Dienstzimmer ein Gespräch zwischen Laurentius, Frommhold und zwei Beauftragten der Firma Autologic (Frankfurt am Main), die im Auftrag der FAG Heidelberg den Kundendienst für Fotosatzanlagen versah192. Es kam zu einer Einigung193, doch schon Mitte April behauptete Autologic, dass seine beiden Vertreter „nicht zum Eingehen von Rechtsverpflichtungen autorisiert gewesen seien.“194 Nun zogen sich auch die kirchlichen Vermittler auf den Standpunkt zurück, das Gespräch nur vermittelt zu haben; klären könnten nur die VOB Union und Autologic.
183 Vgl. EBD. 184 Vgl. das Schreiben Stolpes Kirchenverwaltungsrat Schultz vom 20. November 1980 (EBD.). 185 Vgl. die Schreiben Stolpes an Schultz vom 29. Juni 1981 und Frommholds an Laurentius vom 23. Februar 1982 (EBD.). 186 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Demke vom 7. Januar 1981 (EBD.). 187 Vgl. auch das Schreiben Frommholds an Laurentius vom 14. April 1981 (EBD.). 188 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Stolpe vom 25. November 1980 (EBD.). 189 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Demke vom 27. März 1981 (EBD.). 190 Vgl. das Schreiben der Berliner Stelle der EKD (Lingner) an Demke vom 23. April 1981 (EBD.). 191 Vgl. das Schreiben des Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesregierung an die Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD vom 12. November 1981 (EBD.). 192 Vgl. EBD. 193 Autologic wollte einen Bürokopierer kostenlos zur Verfügung stellen und außerdem die defekten Geräte austauschen (vgl. den Aktenvermerk Stolpes vom 9. März 1982, EZA BERLIN, 101/849). 194 Schreiben des Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesregierung an Demke vom 19. April 1982 (EBD.).
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Unabhängig von den rechtlichen Schwierigkeiten zeigte sich die Evangelische Verlagsanstalt sehr zufrieden über die Zusammenarbeit mit der VOB Union. Sie verzeichnete bei der Herstellung ihrer Zeitschriften „erhebliche Produktionsverbesserungen“: Die Zeitschriften könnten „jeden Monat termingerecht zur Auslieferung“195 gelangen. Zugleich mit der Verbesserung in der Herstellung der „Zeichen der Zeit“ war schon längere Zeit eine Formatumstellung und eine neue graphische Gestaltung geplant196. Überraschenderweise entschied sich der Redaktionskreis gegen die vom Verlag angebotene Möglichkeit, den Umfang der Predigtmeditationen zu erweitern, obwohl er bis zu diesem Zeitpunkt immer wieder danach verlangt hatte197. Für die Titelgestaltung lagen vier Entwürfe des Graphikers Werner Sroka vor, aber ein „absolut überzeugender . . .[war] nach Meinung der Redaktionsmitglieder nicht dabei,“198 was den Redaktionskreis jedoch nicht abhielt, sich für einen der Entwürfe zu entscheiden. Das Presseamt stimmte dem Antrag der Verlagsleitung zur Formatumstellung zu199. Ebenso genehmigte es den erhöhten Papierbedarf von 0,22 Tonnen, der auf den größeren Umschlag zurückzuführen war. Die Zustimmung Blechas wurde dadurch erleichtert, dass seine Mitarbeiter ausgerechnet hatten, dass „die politischen Wirkungsmöglichkeiten . . . durch die Formatänderung nicht größer [würden], da der Umfang entsprechend reduziert werden soll. Im Gegenteil, die Druckfläche . . . [würde] geringfügig kleiner.“200 Blecha entschied: „Es soll großzügig verfahren werden und der geringe Mehrbedarf gebilligt werden.“201 Im Januar 1982 konnte das Format der „Zeichen der Zeit“ dann umgestellt werden202. Die neue graphische Gestaltung wurde von der Redaktion – wie schon in allen anderen Fällen zuvor – den Lesern nicht vorgestellt und erklärt203. Wie schon 1967 teilte Anneliese Kaminski lediglich den Namen des Künstlers mit: 195 Schreiben von Laurentius an Stolpe vom 4. März 1982 (EBD.). 196 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 13. März 1981 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 197 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 3. August 1981 (EBD.). 198 EBD. 199 Vgl. das Schreiben von Laurentius an das Presseamt vom 26. Juni 1981 (BARCH BERLIN, DC 9: 405). 200 Ausarbeitung der Abteilung Lektorat/Lizenzen des Presseamtes zum Antrag auf Veränderung der lizenztechnischen Daten der „Zeichen der Zeit“ vom 10. Juli 1981 (einschließlich zweier Probeseiten), EBD. 201 EBD. Blecha hatte seine Entscheidung auch mit Seigewasser abgestimmt, vgl. die handschriftliche Bemerkung EBD. Die Lizenzurkunde wurde am 2. Dezember 1981 ausgestellt (EBD.). 202 Vgl. das Schreiben von Laurentius an Stolpe vom 4. März 1982 (EZA BERLIN, 101/849). 203 Vgl. die einleitenden Worte von H. BLAUERT, „Die Zeichen der Zeit“ 1982 (ZdZ 1/1982, S. 1).
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„Nur weniges bleibt zu diesem Heft in neuer Gestalt zu sagen. Vorweg dies, daß wir die neue grafische Gestaltung – wir hoffen, daß sie Ihnen bald vertraut sein wird – Herrn Sroka zu verdanken haben.“204
Das neue Layout der Zeitschrift wurde „im Leserkreis im allgemeinen mit großer Zurückhaltung aufgenommen . . . Der Umschlag wurde von vielen als unbefriedigend bezeichnet, ebenso die grafische Gestaltung, immer wieder wurde die schlechte Qualität des Papiers bemängelt.“205
Besonders bedauerte die Redaktion, dass es keine Doppelhefte mehr geben sollte, „nicht nur aus arbeitszeitlichen Gründen (Urlaubszeit u. ä.), sondern auch wegen starker Reduzierung der Möglichkeiten, längere Artikel unterzubringen.“206 Zeigte die Verlagsleitung in bezug auf die Doppelhefte kein Verständnis und Entgegenkommen, stellte sie sich jedoch – zumindest vorerst – hinter die Forderung nach besserem Papier. So trug Laurentius am 27. Mai 1983 auf dem Presseamt die Beschwerde über die schlechte Papierqualität vor und bat um die Veränderung der Lizenzurkunde für „Die Zeichen der Zeit“, die für die Zeitschrift die Verwendung holzhaltigen Papiers vorsah. Das Presseamt lehnte ab207. Drei Jahre später, als der Verlag die Möglichkeit der Papierumstellung gehabt hätte208, entschieden jedoch die Gesellschafter, „dass eine Verbesserung der Papierqualität von holzhaltig auf holzfrei allein aus Prestigegründen nicht vertretbar sei (Umweltproblematik).“209 Forck begründete die Entscheidung der Gesellschafter gegenüber der Redaktion damit, „daß eine Verbesserung der Papierqualität für ‚Die Zeichen der Zeit‘ eine Vermehrung des nötigen Holzeinschlags bedeuten würde. Angesichts der Sorge für die Bewahrung der Schöpfung, die von der Kirche immer wieder als dringende Notwendigkeit betont worden ist, . . . [meine er], eine solche Besserung der Papierqualität nicht verantworten zu können.“210
204 A. KAMINSKI, Zum Heft (ZdZ 1/1982, S. 32). 205 Protokoll der Klausurtagung des Redaktionskreises vom 19. bis 20. Mai 1982 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 206 Protokoll der Redaktionssitzung vom 3. August 1981(EBD.). Ursprünglich plante man mit zwei Doppelheften jährlich (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 13. März 1981, EBD.). 207 Vgl. die Aktennotiz von Laurentius vom 1. Juni 1983 über ein Gespräch im Presseamt am 26. Mai 1983 (NACHLASS HANS LAURENTIUS; auch in: ADW BERLIN, DWDDR: D 409). 208 Vgl. das Schreiben Blauerts an die Gesellschafter der Verlagsanstalt, Gottfried Forck und Ernst Petzold, vom 28. November 1986 (ADW BERLIN, DWDDR: D 411). 209 Protokoll der Gesellschafterversammlung vom 2. Dezember 1986 (ADW BERLIN, DWDDR: D 410). 210 Schreiben Forcks an Blauert vom 19. Dezember 1986 (ADW BERLIN, DWDDR: D 411).
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Einen Erfolg brachte das Jahr 1986 jedoch: Das Presseamt genehmigte die Erhöhung der Auflage um 300 Exemplare auf 7.300211. Alle vorigen Bemühungen waren erfolglos geblieben212. Fast regelmäßig hatte die Verlagsleitung bei der jährlichen Abgabe der ausgefüllten „Formblätter zum Volkswirtschaftsplan“, die die wirtschaftlichen und technischen Daten der Zeitschrift verzeichneten213, um die Erhöhung gebeten. Die Auflagenerhöhung 1986 war die einzige, die das Presseamt in der Zeit der DDR den „Zeichen der Zeit“ zugestand.
d. Die Nachfolge Heinz Blauerts (1989/90) Die Direktorenämter der „Berliner Missionsgesellschaft“ und des „Ökumenisch-missionarischen Zentrums“ wurden von Heinz Blauert in Personalunion ausgeübt – wie schon bei seinem Vorgänger Gerhard Brennecke. Für die Personalentscheidung musste das Einvernehmen zwischen dem Komitee der Berliner Missionsgesellschaft, dem Exekutivausschuss des Rates der EKU (für das Ökumenisch-missionarische Zentrum) und der Konferenz der Kirchenleitungen hergestellt werden214. Die Konferenz der Kirchenleitungen beschloss, grundsätzlich am Modell der Personalunion festzuhalten215 bzw. beide Institutionen zu fusionieren. Zum Nachfolger Blauerts wurde der Magdeburger Oberkonsistorialrat Christfried Berger, der Schwiegersohn Brenneckes, gewählt216. Offen blieb vorerst die Frage, „ob ÖMZ/BM217 ein Werk oder eine Einrichtung des Bundes sein soll“218 211 Vgl. die Schreiben Langhoffs an das Presseamt vom 29. Mai und 19. Juni 1986 und die Lizenzurkunde vom 18. Juni 1986 (BARCH BERLIN, DC 9: 405). 212 Vgl. u. a. das Schreiben Blauerts an Krummacher und Laurentius vom 10. April 1972 (ARCHPEK GREIFSWALD, Best. 3 Nr. 81–1), das Schreiben Blauerts an Laurentius vom 17. August 1973 und das Antwortschreiben von Laurentius vom 31. August 1973 sowie die Schreiben von Laurentius an Blauert vom 12. August 1974 und des Presseamtes an Laurentius vom 7. August 1974 (alle REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 1975 war die Abonnentenzahl so weit gesunken, dass der Sperrvermerk aufgehoben werden konnte. Vgl. das Schreiben von Laurentius an Blauert vom 17. Februar 1975 (EBD.) und die Protokolle der Redaktionssitzungen vom 22. März 1972, 15. Juni 1973, 1. Oktober 1973 und 13. Februar 1974 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 213 Erhalten blieben die Verzeichnisse seit 1972 (BARCH BERLIN, DC 9: 405). 214 Vgl. das Protokoll der 93. Tagung der Konferenz der Kirchenleitungen am 6. Juli 1984 (EZA BERLIN, 101/3065). 215 Vgl. das Protokoll der 92. Tagung der Konferenz der Kirchenleitungen am 11. und 12. Mai 1984 (EBD.). 216 Vgl. das Protokoll der 94. Tagung der Konferenz der Kirchenleitungen am 7. und 8. September 1984 (EBD.). 217 Ökumenisch-missionarisches Zentrum/Berliner Missionsgesellschaft. 218 Protokoll der 94. Tagung der Konferenz der Kirchenleitungen am 7. und 8. September 1984 (EZA BERLIN, 101/3065). Die Entscheidung für „Werk“ hätte für die neue Institution
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und wer der Träger sein sollte, entweder der Bund der Evangelischen Kirchen oder die EKU und die Herrnhuter Brüder-Unität. Im März 1985 beschloss die Konferenz der Kirchenleitungen, die mit dem „Ökumenischmissionarischen Amt“ fusionierte Berliner Missionsgesellschaft als Werk des Kirchenbundes zu tragen219. Trotz des Einspruchs der Thüringer Landeskirche ratifizierte die Konferenz der Kirchenleitungen im Mai 1985 ihren Beschluss220. Ein halbes Jahr später bestätigte die Konferenz das Statut und eine Ordnung für die Zusammenarbeit der fusionierten Einrichtung mit der EKU und der Herrnhuter Brüderunität221. Als Blauert 1985 als Direktor der Berliner Missionsgesellschaft und des Ökumenisch-missionarischen Zentrums in den Ruhestand verabschiedet wurde, stellte sich die Frage, ob er weiterhin Chefredakteur der „Zeichen der Zeit“ bleiben sollte. Die Gesellschafterversammlung der Evangelischen Verlagsanstalt teilte Blauert mit, „daß der Verlag mit einer auf ca. 3 Jahre begrenzten weiteren Tätigkeit als Chefredakteur ZdZ und Mitherausgeber EPM über seinen 65. Geburtstag am 17.1.85 hinaus gern einverstanden“222 sei. Blauert informierte den Redaktionskreis223. Ungeachtet des Beschlusses der Gesellschafter, bald nach einem geeigneten Nachfolger Ausschau zu halten, kam man erst nach Ablauf der drei Jahre darauf zurück. Die Gesellschafter baten den Dozenten für Systematische Theologie am Berliner Sprachenkonvikt Wolf Krötke und wollten erst nach dessen Zusage den Redaktionskreis in Kenntnis setzen224. Krötke lehnte ab. Als Blauert im Mai 1989 (!) seine Entscheidung mitteilte, sein Amt zum Jahresende niederzulegen, musste die Verlagsleitung handeln. Sie favorisierte Martin Uhle-Wettler, einen langjährigen Autor der Zeitschrift. Im Falle seiner Absage wollte man sich an den Generalsuperintendenten von Eberswalde, Leopold Esselbach, wenden225. Uhle-Wettler den Vorteil relativer Selbstständigkeit bezüglich von Arbeitskonzeptionen, Personalentscheidungen, Finanzen etc. gehabt. 219 Vgl. das Protokoll der 97. Tagung der Konferenz der Kirchenleitungen vom 8. bis 10. März 1985 (EZA BERLIN, 101/3067). 220 Vgl. das Protokoll der Tagung der Konferenz der Kirchenleitungen am 10. und 11. Mai 1985 (EZA BERLIN, 101/3065). 221 Vgl. das Protokoll der 101. Tagung der Konferenz der Kirchenleitungen am 8. und 9. November 1985, enthält auch die Ordnung und das Statut (EZA BERLIN, 101/3068). 222 Protokoll der Gesellschafterversammlung vom 13. Juni 1984 (NACHLASS HANS LAURENTIUS). 223 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 21. August 1984 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 224 Vgl. das Protokoll der Gesellschafterversammlung vom 12. Mai 1987 (ADW BERLIN, DWDDR: D 410). 225 Vgl. das Protokoll der Gesellschafterversammlung vom 17. Mai 1989 (EBD.). Jedoch hatte Blauert noch vor der möglichen Absage Uhle-Wetllers bei Leopold Esselbach angefragt, doch hatte dieser abgesagt, weil er für seine „Arbeit andere Schwerpunkte gesetzt und nicht
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sagte jedoch zu226. Daraufhin baten die Direktoren der Verlagsanstalt, Siegfried Bräuer227 und Ulrich Langhoff228, am 5. Oktober 1989 das Presseamt um Bestätigung des designierten Chefredakteurs229, die allerdings vorerst ausblieb. In der Zwischenzeit überschlugen sich die politischen Ereignisse: Am 18. Oktober 1989 wurde Erich Honecker durch Egon Krenz in seiner Funktion als Generalsekretär der SED abgelöst. Am 7. Dezember 1989 traten Willi Stoph und der Ministerrat der DDR zurück und der Zentrale Runde Tisch trat im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in der Berliner Ziegelstraße 30 zu seiner ersten Sitzung zusammen. Die politischen Entwicklungen waren im Fluss, und die Ereignisse des Herbstes 1989 machten auch vor dem Presseamt nicht halt. Kurt Blecha wurde abgelöst, sein Nachfolger wurde Wolfgang Meyer. Anfang November 1989 drang Bräuer auf die Ausstellung der neuen Lizenzurkunde, denn das Impressum für das Januarheft 1990 sei bereits geändert230. Nur noch telephonisch bestätigte der bisherige Stellvertreter Blechas, Rossow, den Chefredakteurswechsel231. Die neue Lizenzurkunde wurde am 14. November 1989 ausgestellt232.
e. Ausblick: „Die Zeichen der Zeit“ nach 1990 Am 25. Januar 1990 wurde Heinz Blauert offiziell als Chefredakteur verabschiedet233. Sein Amt übernahm Martin Uhle-Wettler. Gleichzeitig verließ Gerhard Bassarak den Redaktionskreis234. Neben den personellen Verden Eindruck hatte, dass es sehr schwierig sein würde, eine geeignete Person zu finden“ (Schreiben Esselbachs an den Verfasser vom 18. Dezember 2001). 226 Dennoch wurde sein Name dem Redaktionskreis nicht offiziell bekannt gegeben; man wollte erst die Bestätigung des Presseamtes abwarten (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 25. August 1989, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 227 Bräuer hatte 1979 die Nachfolge von Adler übernommen. Er war „Theologischer Direktor“ der Evangelischen Verlagsanstalt und bis 1990 für den Verlag tätig. 228 Langhoff war 1987 Günter Grau gefolgt, der nach der Pensionierung von Laurentius dessen Amt übernommen hatte. Langhoff galt als „Technischer Direktor“ der Verlagsanstalt. 229 Vgl. das Schreiben Bräuers und Langhoffs an das Presseamt vom 5. Oktober 1989 (BARCH BERLIN, DC 9: 405). 230 Vgl. das Schreiben Bräuers an Wolfgang Meyer vom 9. November 1989 (EBD.). Vgl. diese Vorgänge mit denen 1969/70 (oben S. 302ff.)! 231 Vgl. die handschriftliche Bemerkung Rossows auf dem Schreiben Bräuers an Meyer vom 9. November 1989 (BARCH BERLIN, DC 9: 405). 232 Vgl. die Lizenzurkunde vom 14. November 1989 und das Begleitschreiben Rossows an Bräuer vom 16. November 1989 (EBD.). 233 Vgl. das Rundschreiben Anneliese Kaminskis an alle Redaktionsmitglieder vom 7. November 1989 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 234 Vgl. das Schreiben der Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt an Ziegler vom 20. November 1989 (EZA BERLIN, 101/93/188). Bassarak hatte als seine Nachfolgerin Brigitte
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änderungen begannen sich wirtschaftliche Einschnitte abzuzeichnen. Der Theologische Direktor des Verlages, Siegfried Bräuer, zeichnete die verlagspolitische Lage: „Überall sei nach der ‚Wende‘ ein rechtsfreier Raum anzutreffen mit Unsicherheiten auf allen Gebieten. Die Hauptverwaltung Verlage-Buchhandel gibt es seit dem 1.1. 1990 nicht mehr. Im Ministerium für Kultur herrsche Chaos, verbindliche Antworten seien nirgends zu bekommen.“235
Die immer spürbarer werdende Konkurrenz der westdeutschen Verlage nötige die Verlagsanstalt neben personellen und finanziellen Kürzungen auch zu Veränderungen bei den kirchlichen Periodika: „Der evangelische Nachrichtendienst ena wird aus der EVA ausgegliedert werden, da eine Nachrichtenagentur aufgebaut werden wird. Das weitere Erscheinen der EPM steht in Frage. Neugründungen von Zeitschriften sind geplant, u. a. eine theologische Zeitschrift (Forschungsrat beim Bund als Träger)236. . . . Sicherlich werden die ‚Theologischen Versuche‘ nicht mehr zu halten sein.“237
Nachdem der Informationsdienst der Evangelischen Allianz, idea, seit Anfang des Jahres 1990 in Karl-Marx-Stadt ein Außenstelle für die DDR errichtet hatte, drängte der Evangelische Nachrichtendienst: Der „epd müsse bald reagieren und die DDR-Medien von Frankfurt aus bedienen. Das wäre das Ende des ena.“238 Daher schlug der Ausschuß für kirchliche Kommunikation des DDR-Kirchenbundes vor, eine „Verlags-GmbH zur Herausgabe des ena“239 zu bilden, die eng mit dem epd zusammenarbeiten sollte. Die „ENA-GmbH“ sollte von allen Gliedkirchen des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR getragen werden. Jedoch scheiterte der Plan, weil zwei Landeskirchen ihre Zustimmung verweigerten. Somit gehe es „also nicht mehr um die Bildung einer ENA-GmbH, sondern um den epd-Landesdienst Ost.“240 Kahl vorgeschlagen (vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 16. Oktober 1989, BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 235 Protokoll der Sondersitzung des Redaktionskreises am 25. Januar 1990 (EBD.). 236 Vgl. das Protokoll der Gesellschafterversammlung der Evangelischen Verlagsanstalt vom 21. November 1989 (ADW BERLIN, DWDDR: D 410). 237 Protokoll der Sondersitzung des Redaktionskreises am 25. Januar 1990 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 238 Protokoll des Ausschusses für kirchliche Kommunikation vom 9. Mai 1990 (EZA BERLIN, 101/93/114). Zur Geschichte und speziellen Ausrichtung der Nachrichtendienste „epd“ und „idea“ vgl. V. DETTMAR, Interesse; F. C. SCHILLING, Pressedienst; W. E. WINTERHAGER, idea. 239 Protokoll des Ausschusses für kirchliche Kommunikation vom 9. Mai 1990 (EZA BERLIN, 101/93/114). 240 Schreiben Rolf-Dieter Günthers an das Evangelische Konsistorium der Kirchenprovinz Sachsen vom 1. August 1990 (EZA BERLIN, 101/93/114).
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Der Redaktionskreis der „Die Zeichen der Zeit“ war der Meinung, dass auch die Zeitschrift sich verändern müsse, „da sie jetzt als eine Zeitschrift auf dem Gesamtmarkt zu sehen“241 sei. Auf einer Sondersitzung am 25. Januar 1990 trug er Gedanken zur Profilierung zusammen. Neben formalen Gestaltungskriterien wie kürzeren Beiträgen242, einem neuen Layout und der Forderung von Bildbeilagen243 nannten einzelne Mitglieder eine stärkere Bezogenheit auf „Grundtexte des Glaubens – Bibel, Gesangbuch, Katechismus“244. Besonders wichtig war den meisten Mitgliedern des Redaktionskreises, „angesichts der allgemeinen Orientierungslosigkeit“245 Orientierung und Hilfestellung zu geben. Dazu gehöre sowohl die „kritische Auseinandersetzung mit der Marktwirtschaft“246 als auch die Beantwortung der Frage „Was ist von ‚Kirche im Sozialismus‘ geblieben?“247 Werner Scheidacker betonte die Wichtigkeit des „Darmstädter Wortes“ für die gegenwärtige Zeit. Der neue Chefredakteur Martin Uhle-Wettler unterstrich, es gelte „in ZdZ sozialistische Wurzeln und Stränge aufzuzeigen und thematisch zu verarbeiten.“248 Zu den Problemen inhaltlicher Profilierung gesellte sich jedoch zunehmend die Frage nach der Konkurrenzfähigkeit der Zeitschrift. In der Folgezeit stellte sich nämlich schnell heraus, dass die Fragen der inhaltlichen Neuformierung von wirtschaftlichen Problemen zugedeckt wurden. Auf der Sitzung des Redaktionskreises am 28. Juni 1990 ging es darum „. . . im wesentlichen um die Fragen: Wie kann sich die Zeitschrift ‚Zeichen der Zeit‘ noch halten? . . . Kann ZdZ eine kirchenfinanzierte Zeitschrift werden? Können neue Leser (Lehrer z. B.) gewonnen werden? Wie kann professionelles Marketing und Management eingesetzt werden?“249
Zwar hatte die Konferenz der Kirchenleitungen in ihrer Sitzung unmittelbar vor der Währungsunion 1990 die „Fortführung der Verlagsarbeit unter 241 Protokoll der Sondersitzung des Redaktionskreises vom 25. Januar 1990 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 242 Vorschlag von Zeddies (EBD.). 243 Forderung von Anneliese Kaminski (EBD.). 244 Forderung von Rüdiger Lux (EBD.). 245 Protokoll der Sondersitzung des Redaktionskreises vom 25. Januar 1990 (EBD.); vgl. auch R. F. GOECKEL, Religionspolitik, S. 173, der die Bemühungen um die Rettung der Idee der „Kirche im Sozialismus“ bis in unsere Zeit feststellt. 246 Forderung von Giselher Hickel auf der Sondersitzung des Redaktionskreises vom 25. Januar 1990 (vgl. Anm. 241). 247 Forderung von Renate Trautmann (EBD.). 248 Vgl. EBD. Auch der ehemalige Chefredakteur Heinz Blauert blieb dem Leitbild, das er für „Die Zeichen der Zeit“ geprägt hatte, treu. Im Jahre 1990 übernahm er den Vorsitz der „Gesellschaft zur Förderung des christlich-marxistischen Dialogs e. V.“, „getreu seinem Prinzip, den Dialog mit Andersdenkenden zur Erschließung gemeinsamen humanistischen Anliegens zu pflegen“ (BERLINER DIALOG-HEFTE 1/1995). 249 Protokoll der Redaktionssitzung vom 28. Juni 1990 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI).
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ausdrücklicher Erwähnung der Periodika erklärt“250, zur Durchsetzung konnte sie aber keine Finanzmittel bereitstellen. Die Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt gab dem Redaktionskreis deshalb zur Kenntnis, dass sich der Verlag nicht mehr in der Lage sähe, „allein die finanzielle Verantwortung für die Zeitschrift zu tragen.“251 Daher wandte sich Uhle-Wettler mit der Bitte um Finanzbeihilfe im August 1990 an den Vorstand des Kirchenbundes. Man müsse „die Arbeit der Zeitschrift – für einen bestimmten Zeitraum (3–5 Jahre) – fort(zu)führen.“ Uhle-Wettler schlug vor, dass der Bund oder eine seiner Gliedkirchen das Gehalt der Redakteurin übernehme, jedoch ohne „in die Verantwortung der Zeitschrift eingebunden [zu] werden.“ Gleichzeitig stellte er die Neugestaltung und -profilierung der „Zeichen der Zeit“ in Aussicht, um „auf diese Weise [zu] erreichen, daß die Zeitschrift über den bisherigen Leserkreis hinaus Menschen auf christliche Grundwerte hin anspricht.“252 Der Vorstand des Kirchenbundes nahm Uhle-Wettlers Bitte zur Kenntnis und erklärte, dass er „es für wichtig“ halte, Zeitschriften wie „Die Zeichen der Zeit“ und „Die Christenlehre“ zu erhalten253, er sehe „aber keine Möglichkeit einer direkten (finanziellen) Unterstützung.“254 Zwar könnten „andere Zeitschriften, etwa die Evangelischen Kommentare oder die Lutherischen Monatshefte das Spezifische von ‚Zeichen der Zeit‘ nicht ersetzen oder übernehmen“255, dennoch sei die Profilbestimmung zweitrangig. Hingegen würde „alles an der Finanzierungsfrage . . . hängen.“ Bisher habe der Kirchenbund die Hilfsmittel der EKD treuhänderisch verwaltet und verteilt und sie daher „immer als seine Mittel angesehen.“ Nunmehr aber sei dieses Dilemma am Tag. Subventionierte der Bund, „liefe [das] auf eine direkte Finanzierung der Zeitschrift ‚Die Zeichen der Zeit‘ durch die EKD hinaus. Dies haben die zuständigen Stellen abgelehnt“256. Wie auch im Bereich der staatlichen Vereinigung forcierten finanzielle Fragen den Druck zur Zusammenführung der Kirchen257. Zwar hatten sich der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR und die EKD in der „Loccumer Erklärung“ vom 17. Januar 1990 dahingehend geäußert, dass 250 Vgl. das Schreiben Uhle-Wettlers an den Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR vom 9. August 1990 (EZA BERLIN, 101/93/3008). 251 EBD. 252 EBD. 253 Vgl. das Protokoll der 238. Sitzung des Vorstandes am 22. August 1990 (EZA BERLIN, 101/93/3008). 254 Bericht des Vorstandes über die 237.–239. Sitzung an die Konferenz der Kirchenleitungen (EZA BERLIN, 101/3078). 255 EBD. 256 Schreiben Zieglers an Uhle-Wettler vom 1. Oktober 1990 (EZA BERLIN, 101/983/3008). 257 Vgl. u. a. P. MASER, Kirchen, S. 152f.; M. HECKEL, Vereinigung; CHR. HANKE, Deutschlandpolitik, S. 444ff.
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die kirchliche Vereinigung unabhängig von der politischen Entwicklung verlaufen sollte. Doch zeichnete sich relativ schnell ab, dass der Anschluss des Kirchenbundes nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Nach der staatlichen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 beschloss die EKDSynode am 9. November, bereits im Februar des Folgejahres den Zusammenschluss zu vollziehen. Im Januar tagten der Rat der EKD und die Konferenz der Kirchenleitungen gemeinsam in Hannover und verabschiedeten den Entwurf des dazu nötigen Kirchengesetzes, dem Ende Februar 1991 die parallel tagenden Synoden des Kirchenbundes und der EKD zustimmten. Kirchenrechtlich wirksam wurde die Vereinigung am 27. Juni 1991. Der Kirchenbund verlor damit auch seine Ansprechfunktion für „Die Zeichen der Zeit“ und die Hoheit über die Zuweisung der Mittel für die kirchlichen Periodika. In der Zwischenzeit hatte die Gesellschafterversammlung der Evangelischen Verlagsanstalt beschlossen, „Die Zeichen der Zeit“ und „Die Christenlehre“ zum Jahresende 1990 einzustellen258; Anneliese Kaminski sollte noch Ende September 1990 zum 31.12. 1990 die Kündigung ausgesprochen werden259 Der Redaktionskreis verhandelte mit dem „Wichern-Verlag“ über eine eventuelle Übernahme der „Zeichen der Zeit“. Helmut Zeddies, Mitglied des Redaktionskreises und des Vorstandes des Kirchenbundes, bat darum, dass der Bund bei der EKD einen „Antrag auf Beihilfe“ stellt. Der Vorstand des Kirchenbundes forderte eine Neukalkulation, „die Steigerungsraten der Gehälter berücksichtigt“, und die Anhebung des Verkaufspreises der Zeitschrift. Generell votierte er jedoch dafür, der „Christenlehre“ Vorrang einzuräumen und deren Herausgabe nicht mit den „Zeichen der Zeit“ zu verknüpfen.260 Der Leiter des Sekretariats des Kirchenbundes, Martin Ziegler, beantragte daraufhin beim Präsidenten des Kirchenamtes der EKD, Otto von Campenhausen, für „Die Zeichen der Zeit“ einen Stützungsbeitrag für drei Jahre von jährlich 120.000 DM: „In dieser Zeit müsste die neue Konzeption greifen, an der die Redaktion der Zeitschrift angesichts der veränderten Situation ohnehin arbeitet. Sie sieht neben inhaltlichen und gestalterischen Veränderungen auch eine schrittweise Erhöhung des Verkaufspreises vor.“ 258 Vgl. das Protokoll der Redaktionssitzung vom 20. September 1990 (BESTAND ANNELIESE KAMINSKI). 259 Protokoll der Gesellschafterversammlung vom 21. September 1990 (ADW BERLIN, DWDDR: D 410). Von der vermeintlichen Einstellung der Zeitschrift ging noch der Kommentar des Chefredakteurs im Dezemberheft 1990 aus (vgl. M. UHLE-WETTLER, Das Ende unserer Zeitschrift, ZdZ 12/1990, S. 293–294; vgl. auch: R. TRAUTMANN, Was bleibt: Gedanken zum Ende unserer Zeitschrift, ZdZ 12/1990, 294f.). 260 Vgl. das Protokoll der 241. Sitzung des Vorstandes des Kirchenbundes am 22. November 1990 (EZA BERLIN, 101/93/3008). An der Herausgabe der „Christenlehre“ hatte der „Quell-Verlag Stuttgart“ sein Interesse signalisiert.
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Die Erhaltung der Zeitschrift sei sehr wichtig; denn die „Nachricht von dem bevorstehenden Ende der ‚Zeichen der Zeit‘ . . . [habe] unter den kirchlichen Mitarbeitern Bestürzung und Beunruhigung ausgelöst, zumal die Auflage von 7.200 Exemplaren pro Monat gerade in der letzten Zeit durch neue Abonnements weiter angestiegen“261
sei. Das Kirchenamt der EKD genehmigte daraufhin eine Beihilfe von 120.000 DM für 1991; für die in den Folgejahren entstehenden Deckungslücken könne es jedoch nicht aufkommen. Es empfahl darum „eine kräftigere Erhöhung des Verkaufspreises (wenn die Zeitschrift für die kirchlichen Mitarbeiter so wichtig ist, werden sie auch zu einem kleinen finanziellen Opfer bereit sein). Es wäre aber auch möglich, daß die acht östlichen Landeskirchen ein Weitererscheinen entweder durch direkte Subventionen oder durch Übernahme von Abonnements für die kirchlichen Mitarbeiter gewährleisten.“262
Nachdem der Vorstand des Kirchenbundes über diese Entscheidung informiert worden war, beschloss er, „daß jetzt auch auf der verlegerischen Seite die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, daß ‚Christenlehre‘ und ‚Zeichen der Zeit‘ weitergeführt werden können. Auch die Bezeichnung ‚Evangelische Verlagsanstalt‘ müßte erhalten bleiben.“263
Damit war die Frage nach der Rechtsform und den Rechtsträgern der Evangelischen Verlagsanstalt gestellt. Die Evangelische Verlagsanstalt war 1946 als GmbH gegründet worden264. Die ersten Gesellschafter waren Heinrich Grüber als „Treuhänder des Hilfswerks“ und Friedrich-Wilhelm Krummacher als „Treuhänder des Evangelischen Bischofs von Berlin“ (Otto Dibelius) gewesen. Nach dem Ausscheiden Grübers hatte Ulrich von Brück dessen Funktion als „Treuhänder der Inneren Mission“ übernommen. Von Brück wurde durch Ernst Petzold abgelöst. Dass der andere Gesellschafteranteil im Auftrag des Berliner Bischofs gehalten wurde, war erstmals ein Problem, als Generalsuperintendent Krummacher zum Bischof nach Greifswald berufen wurde265. Dibelius hatte entschieden, dass der Berliner Bischof eine Person seiner Wahl zum Bevollmächtigten ernennen könne und Krummacher als Gesellschafter bestätigt. Nach Krummachers Tod 1974 hatte Albrecht Schönherr in seiner „Eigenschaft als evangelischer 261 Schreiben Zieglers an von Campenhausen vom 26. November 1990 (EZA BERLIN, 101/93/188). 262 Schreiben Uwe-Peter Heidingsfelds an Ziegler vom 10. Dezember 1990 (EZA BERLIN, 101/93/3008). 263 Protokoll der 242. Sitzung des Vorstandes am 13. Dezember 1990 (EBD.). 264 Vgl. dazu ausführlich oben S. 52ff. 265 Vgl. oben S. 60f.
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Bischof von Berlin“266 (§ 6 des Gesellschaftsvertrags) den Cottbuser Generalsuperintendenten Gottfried Forck zu Krummachers Nachfolger bestimmt. Forck, seit 1981 Bischof der Ostregion der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg, hatte 1988 wiederum Günter Krusche zu seinem Nachfolger im Amt des Gesellschafters bestimmt. Die spezielle Gesellschafterstruktur der Evangelischen Verlagsanstalt hatte bis 1990 keine Probleme mit sich gebracht. Da sie der einzige evangelisch-kirchliche Verlag war, verstanden ihn die Kirchen in der DDR als „ihren“ Verlag. Nach der Währungsunion im Juli 1990 trat nun die Frage auf, ob die EKD finanziell für die Verlagsanstalt einstehen müsse bzw. ob der Verlag eine Gesellschaft der EKD267 sei. Diese Überlegung wies der Leiter des EKD-Kirchenamtes in Hannover, Walter Hammer, strikt zurück: Krummacher sei zwar Treuhänder von Dibelius gewesen, Dibelius aber zum damaligen Zeitpunkt nur „Ratsmitglied keinesfalls Ratsvorsitzender, so daß sich daraus keine scheinbare Vertretungsmacht für die EKD ergeben konnte.“268 Mittlerweile war anstelle der ehemaligen Verlagsleitung ein „Generalbevollmächtigter der künftigen [!] Gesellschafter“269 eingesetzt worden – ein Vertreter des „Quell Verlags Stuttgart“270. Alle Mitarbeiter sollten entlassen werden. Der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR versicherte, Geld für einen Sozialplan für die entlassenen Mitarbeiter bereitzustellen. Daraufhin verkauften Günter Krusche und Ernst Petzoldt ihre Gesellschafteranteile für je 1 DM [!] an das Lutherische Verlagshaus in Hannover und den Quell Verlag in Stuttgart271. Die Mitarbeiter wurden entlassen. Der Verlag zog nach Leipzig um und wagte einen Neuanfang unter der Leitung von Ulrich Röbbelen.
266 Schreiben Schönherrs an Laurentius vom 22. Oktober 1974 (NACHLASS HANS LAURENTIUS).
267 Vgl. dazu die Auffassung des Leiters der Kammer für Evangelisches Schrifttum, Friedrich Bartsch (oben S. 236). 268 Schreiben Hammers an Geißel vom 11. August 1990 (EZA BERLIN, 101/93/188), Hervorhebungen durch Hammer. 269 Schreiben Zieglers an das Kirchenamt der EKD vom 21. Dezember 1990 (EZA BERLIN, 101/93/3008). 270 Vgl. das Schreiben von Zeddies an Manfred Weber (Generalbevollmächtigter der Evangelischen Verlagsanstalt) vom 8. Januar 1991 (EBD.). 271 Vgl. die Kaufverträge vom 21. Januar 1991 (Krusche an Lutherisches Verlagshaus) und vom 31. Januar 1991 (Petzoldt an Quell Verlag), ADW BERLIN, DWDDR: D 411. Im „Geschäftsanteilsabtretungsvertrag“ vom 25. Februar 1991 (Notar Martin Herb) vom 1. März 1991 wird neben dem Lutherischen Verlagshaus und dem Quell Verlag noch die „Evangelische Gesellschaft“ (Stuttgart) genannt (EBD.). Anneliese Kaminski schrieb, die Verlagsanstalt habe „seit Ende Januar 1991“ als neue Gesellschafter den Quell Verlag, das Lutherische Verlagshaus und die Evangelische Landeskirche Sachsens (vgl. A. KAMINSKI, Zu diesem Heft, ZdZ 1/1991, S. 1).
„Die Zeichen der Zeit“ unter der Chefredaktion Heinz Blauerts
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Die Redaktion der „Zeichen der Zeit“ verblieb auch nach Neuordnung und Umzug der Evangelischen Verlagsanstalt nach Leipzig 1990272 in der Berliner Ziegelstraße. Die gekündigte Redakteurin und die Redaktionssekretärin wurden zum 1. April 1991 wieder eingestellt273. Im Mai 1991 erschien das erste Heft seit Dezember 1990. Die weiteren Hefte folgten jeweils im Abstand von zwei Monaten274. Das Kirchenamt wies die zugesagten 120.000 DM an275. Martin Uhle-Wettler gab das nebenamtlich wahrgenommene Amt des Chefredakteurs ab. In seine Funktion teilten sich fortan Karl-Heinrich Bieritz, Walther Bindemann und Christof Gestrich. Uhle-Wettler verblieb im Redaktionskreis, dem außer Bieritz, Bindemann und Gestrich noch Giselher Hickel, Konrad Hüttel von Heidenfeld, Wolf Krötke, Rüdiger Lux, Werner Scheidacker, Renate Trautmann, Helmut Zeddies und Jürgen Ziemer angehörten. Für 1992 beschlossen die neuen Gesellschafter der Evangelischen Verlagsanstalt, die Zeitschrift nur noch vierteljährlich herauszugeben, wogegen sowohl der Redaktionskreis als auch „Vertreter des Freundeskreises von ‚Zeichen der Zeit‘“ protestierten276. Dieser Freundeskreis hatte sich Ende 1990 auf Initiative des Hallenser Theologen Michael Beintker, der auch die Leitung des Kreises übernahm, gebildet. Er setzte sich das Ziel, die Zeitschrift zu erhalten. Ein Konto für Spenden wurde eingerichtet und Gelder eingeworben. Zeitweilig hatte der Freundeskreis sogar erwogen, „Die Zeichen der Zeit“ im Selbstverlag herauszugeben277. Als der Erhalt der Zeitschrift durch die Mittelzuweisung der EKD finanziell gesichert schien, löste sich der Kreis auf. Dennoch erschien die Zeitschrift 1992 nur in fünf Heften. Ungeklärt blieb, ob sie auch nach 1992 weiterbestehen könnte. Die Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg vom 4. bis 8. November 1992 beschloss mit großer Mehrheit278, die Kirchenleitung zu bitten, 272 Andere Beispiele für Verlagsauflösungen und -übernahmen, unter ihnen der Greifenverlag (Rudolstadt), Edition Leipzig, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, untersucht Marie-Kristin Rumland in ihrer (ungedruckten) Magisterarbeit. Ein besonderes Problem stellten namensgleiche Verlage in Ost und West dar, z. B. Bibliographisches Institut, Hermann Haack, Philipp Reclam (vgl. M.-K. RUMLAND, Veränderungen). 273 Vgl. das Rundschreiben der Redaktion an die Mitglieder des Redaktionskreises vom März 1991 (EZA BERLIN, 101/93/3008). 274 Vgl. das Schreiben Webers an Zeddies vom 28. Februar 1991 (EBD.). 275 Vgl. das Schreiben von Zeddies an Heidingsfeld vom 14. Mai 1991 und die Aktennotiz für Zeddies vom 13. Juni 1991 (EBD.). 276 Vgl. das Schreiben an den Geschäftsführer der Evangelischen Verlagsanstalt, Ulrich Röbbelen, o. D. [Oktober 1991] (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 277 Vgl. u. a. A. KAMINSKI, Zum Heft (ZdZ 12/1990, S. 311); M. BEINTKER, Liebe Freundinnen und Freunde von „Zeichen der Zeit“ (ZdZ 1/1991, S. 6–7). 278 Die Abstimmung der ungefähr 180 Synodalen ergab nur zwei Gegenstimmen bei sechs Enthaltungen (vgl. das Schreiben Anneliese Kaminskis an Hans Ulrich Frey vom 10. November 1992, REDAKTIONSARCHIV ZDZ).
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Die Zeitschrift als „Zeichen der Zeit“ der 1970er/1980er Jahre
„gegenüber der EKD für die weitere Unterstützung der Zeitschrift ‚Die Zeichen der Zeit‘ als bisher wichtiges, vertrautes Gesprächsforum für die kirchlichen Mitarbeiter in den östlichen Bundesländern und in Ost- und Südosteuropa einzutreten.“279
Dennoch entließ die Verlagsleitung die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen der Redaktion (Redakteurin und Redaktionssekretärin) zum 31. Dezember 1992 und kündigte die beiden Redaktionsräume in der Ziegelstraße. „Die Zeichen der Zeit“ sollten in Leipzig weitergeführt werden. Mitte November trat der Redaktionskreis geschlossen zurück280. Am 16. Dezember 1992 veranlasste der Geschäftsführer der Evangelischen Verlagsanstalt, Ulrich Röbbelen, den Umzug aller Redaktionsunterlagen nach Leipzig281. Im Juli 1998 fusionierten „Die Zeichen der Zeit“ mit den „Lutherischen Monatsheften“ zur Monatsschrift „Die Zeichen der Zeit: Lutherische Monatshefte“, und im Januar 2001 schließlich vereinheitlichte sich die kirchliche Presselandschaft durch die Zusammenlegung dieser Zeitschrift mit den „Evangelischen Kommentaren“ und der „Reformierten Kirchenzeitung“ zu „Zeitzeichen. Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft“, die im Stuttgarter Kreuz-Verlag erscheinen282.
279 Vorlage des Ausschusses „Theologie/Liturgie“ für die Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (Klassohn), o. D. [November 1992] (EBD.). 280 Vgl. U. RÖBBELEN, Aus dem Verlag (ZdZ 1/1993, S. 1); A. KAMINSKI, Zu diesem Heft (ZdZ 1/1993, S. 1). 281 Vgl. die Rundschreiben Kaminskis an die ehemaligen Mitglieder des Redaktionskreises vom 14. Dezember 1992, 17. Dezember 1992 und vom 22. Dezember 1992 (REDAKTIONSARCHIV ZDZ). 282 Zur generellen Zentralisierungstendenz der evangelischen Publizistik vgl. auch den Bericht des Ratsvorssitzenden auf der 4. Sitzung der 9. Synode der EKD im November 1999 in Leipzig (M. KOCK, Bericht). Einige Zusammenführungen von Zeitungen erwähnt auch R. ROSENSTOCK, Presse, S. 345f.
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VII. Zusammenfassung
Die kirchliche Presse war und blieb ein Fremdkörper im sozialistischen Mediensystem. Den Rahmen für die Pressearbeit hatte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland in ihrer Besatzungszone vorgegeben. Das Lizenzwesen war zunächst in allen vier Besatzungszonen Deutschlands ähnlich. Vergleichbar der Praxis in der amerikanischen und britischen Zone lizenzierte die SMAD die evangelische Presse als Wochenpresse der Landeskirchen und schuf damit die Voraussetzung für die charakteristische Bindung der evangelischen Publizistik an die Kirchenleitungen. Auch die Evangelische Verlagsanstalt bekam 1946 eine Lizenz der sowjetischen Militärregierung, jedoch anders als die Kirchen es sich gewünscht hätten. Die Verlagsanstalt wurde ein Zentralverlag, der kirchliches Eigentum war und von Treuhändern des Berliner Bischofs und des Hilfswerks der EKD als GmbH geführt wurde. Da andere Verlage – etwa evangelische Privatverlage – im Prinzip keine Lizenzen erhielten1, wuchs der Evangelischen Verlagsanstalt eine wichtige Stellvertreterfunktion für die gesamte evangelisch-kirchliche Buch- und Zeitschriftenproduktion in der DDR zu. Gewissermaßen aus dieser Notsituation wurde die Verlagsanstalt zum größten evangelischen Verlag im deutschsprachigen Raum2. Hatte man gemeint, den Verlag – ähnlich dem westdeutschen „Evangelischen Verlagswerk“ – als Verlags-„Anstalt“ und damit als Interessenvertretung und Koordinierungseinrichtung für mehrere Verlage nutzen zu können, sah man sich darin jedoch recht bald getäuscht, denn die Evangelische Verlagsanstalt konnte aufgrund des vorgegebenen Rahmens nur wie ein Verlag arbeiten. Zunächst bemühte sie sich, mit kleineren evangelischen Verlagen, die nach dem Krieg keine Lizenzen erhalten hatten, zusammenzuarbeiten und Gemeinschaftsproduktionen herauszugeben3. Doch behinderte die staatliche Verlagspolitik in enger Verbindung mit der Kirchenpolitik diese Zusammenarbeit seit Mitte der 1950er Jahre zunehmend und machte sie nahezu unmöglich. Eine ähnliche Entwicklung nahm die nach dem Krieg gegründete Kammer für evangelisches Schrifttum bei der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei 1 Sie hatten höchstens Verkaufslizenzen erhalten können bzw. erwirkten gelegentlich Druckgenehmigungen, die jedoch mit einer Verlagslizenz nicht vergleichbar waren. 2 Vgl. P. MASER, Kirchen, S. 94. 3 Vgl. z. B. die ersten Publikationen der EVA überhaupt. Sie waren Gemeinschaftsproduktionen mit dem Verlag Merseburger.
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der EKD. Deren Gründer Friedrich Bartsch schwebte vor, sie für die östliche Besatzungszone gewissermaßen zur Nachfolgeorganisation von August Hinderers Evangelischem Pressverband für Deutschland, der im Osten Deutschlands nicht wieder zugelassen worden war, zu etablieren. Zwar nahm die Schrifttumskammer für die Zeit ihres Bestehens unter Bartschs Leitung wichtige Koordinierungsaufgaben wahr, doch konnte sie ihrem eigentlichen Anspruch nicht gerecht werden, da die Voraussetzungen für ihre Arbeit – ein reichhaltiges und unabhängiges Presse- und Verlagswesen – fehlte. Anders als in den westlichen Zonen, in denen der Lizenzzwang 1949 schließlich aufgehoben und damit der Weg zu einer vielgestaltigen Presselandschaft geebnet wurde, wurde in der sowjetischen Besatzungszone und in der späteren DDR das Lizenzwesen beibehalten. Die Vergabe, die Beschränkung und der Entzug von Lizenzen konnten so zu einem wichtigen kirchenpolitischen Druckmittel werden. Faktisch vergab die DDR allerdings keine neuen Lizenzen. Im Gegenteil, als Teil ihrer rigiden Kirchenpolitik entzog sie im Kampf gegen die Junge Gemeinde zu Beginn des Jahres 1953 der Jugendzeitschrift „Stafette“ die Lizenz und gab als Begründung Papiermangel an. Als sie seit Beginn der 1960er Jahre darauf zu arbeitete, die Lösung der östlichen Gliedkirchen von der Evangelischen Kirche in Deutschland zu erzwingen, wurde auch das Feld der kirchlichen Publizistik zum Schauplatz der Auseinandersetzungen. Im Jahr 1966 wurde dem von der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei herausgegebenen „Amtsblatt der EKD: Berliner Stelle“ die Lizenz entzogen. Erst nach seiner offiziellen Anerkennung erhielt der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR 1971 ein eigenes Amtsblatt. Die SMAD hatte für alle Zeitungen und Zeitschriften eine strenge Zensur in der Form eingeführt, dass sie die Manuskripte vor der Drucklegung zensierte. Hatte die sowjetische Militärregierung später darauf verzichtet, so behielt die DDR die Vorzensur für die kirchlichen Periodika bei und verstieß damit unter anderem gegen ihre eigene Verfassung. Jede kirchliche Zeitung oder Zeitschrift wurde jedoch erst nach der Drucklegung zensiert, so dass bei Beanstandungen entweder die ganze Auflage eingezogen wurde oder der entsprechende Artikel ausgetauscht werden musste. Die Furcht vor diesen Situationen schwebte wie ein Damoklesschwert über aller Redaktionsarbeit. Angesichts der andauernden „Unterversorgung“ der Leserschaft mit kirchlichen Periodika – auf ungefähr 100 Kirchengliedern fiel ein Exemplar4 – war auch die willkürliche Einschränkung der Auflagenhöhen ein weiteres wirksames Druckmittel für das Presseamt, das sich stets mit der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK der SED absprach und von dort 4 Vgl. dazu und zur Nachkriegssituation in Westdeutschland oben S. 50
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Weisung erhielt. Ebenso konnte ein Periodikum im Verhältnis zu einem anderen benachteiligt werden, indem beispielsweise seine Auflage zugunsten eines anderen Blattes verringerte wurde. Dass nicht jede Landeskirche eine eigene Wochenzeitung erhalten hatte, machte es zugleich notwendig, den Verbreitungsraum bestimmter Wochenblätter stark auszudehnen und unter Umständen durch regionale Sonderteile zu ergänzen. Auch dieses Modell bot zahlreiche Möglichkeiten kirchenpolitischer Einflussnahme, indem entweder auf die Einhaltung der lizenztechnischen Vorgaben gedrungen oder darüber hinweggesehen wurde5. Die evangelische Zeitschriftenlandschaft bot ein vergleichbares Bild. Obwohl anders geplant, erlangten die 1947 lizenzierten „Zeichen der Zeit“ eine Monopolstellung auf dem Gebiet evangelischer Monatsschriften. Zunächst war an mehrere Zeitschriften gedacht, die verschiedene Leserschaften – vorwiegend geschlechtsspezifisch orientiert – erreichen sollten. Beispielsweise waren Hans Urners Vorarbeiten zu einer Frauenzeitschrift „Der neue Ruf“ (bzw. „Die Brücke“) schon recht weit gediehen. Aber lediglich die Monatsschrift für Kinder und Jugendliche „Stafette“ erhielt eine Lizenz. Versuche, Ende der 1940er und zu Beginn der 1950er Jahre für die kirchliche Männerarbeit eine Zeitschrift „Kirche und Mann“ zu etablieren, misslangen ebenso wie erneute Bemühungen um eine Frauenzeitschrift. Die berufsspezifische Auffächerung der kirchlichen Monatspublizistik blieb gleichfalls unvollständig. Zwar konnte die traditionsreiche „Theologische Literaturzeitung“ eine Lizenz erhalten, und auch die Katecheten erhielten mit der „Christenlehre“ eine Zeitschrift, doch blieb beispielsweise die Kirchenmusik ohne ein Fachblatt. Sehr zu bedauern ist, dass die Lizenz für eine Kunstzeitschrift nicht eingelöst wurde: Die einzige Lizenz, die die DDR für eine kirchliche Zeitschrift erteilte, blieb ohne Echo. Kein westdeutscher Verlag erklärte sich 1953/54 bereit, das Projekt „Kunst und Kirche“ mit der Evangelischen Verlagsanstalt gemeinsam anzugehen. Auf eine ostdeutsche Ausgabe, die immerhin möglich gewesen wäre, verzichtete der Verlag. Seit 1957 gab der Evangelische Kirchbautag in Westdeutschland allerdings eine gleichnamige Zeitschrift „Kunst und Kirche“ heraus. Abgesehen von den beiden speziellen Periodika, der „Theologischen Literaturzeitung“ für die wissenschaftliche Theologie und der „Christenlehre“ für die Katechetik, blieben also „Die Zeichen der Zeit“ die einzige kirchliche Monatsschrift mit der Möglichkeit, breitere Leserkreise zu erreichen. Die – freilich unverschuldete – Monopolstellung, die ihnen damit zukam, ließ den Anspruch der Leser und auch der Autoren an diese Zeitschrift verständlicherweise wachsen. Er wurde im Konfliktfall oder wenn man meinte, eine gewisse Einseitigkeit in der Zeitschrift wahrzunehmen, immer wieder formuliert. 5 Dies betraf vor allem die „Potsdamer Kirche“, „Die Kirche“ und die „Mecklenburgische Kirchenzeitung“.
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Konnte den „Zeichen der Zeit“ keine andere kirchliche Zeitschrift an die Seite gestellt werden, so misslangen andererseits auch staatliche und parteipolitische Versuche, eine nichtkirchliche evangelische Monatspublizistik zu etablieren und den „Zeichen der Zeit“ ein gleichwertiges Gegenüber zu schaffen. So hatte das Zentralkomitee der SED im Dezember 1951 die Gründung einer evangelischen Wochenzeitschrift beschlossen, die seit März 1952 unter dem Titel „Verantwortung“ erschien6. Die „Verantwortung“ bediente zunächst die offizielle Friedensrhetorik, geriet dann zunehmend unter den Einfluss der CDU und wurde gar zum Diskussionsforum pazifistischer Äußerungen. Einziges Mittel, diese Entwicklung zu verhindern, sah die SED in dem Verbot der Zeitschrift zu Anfang des Jahres 1953. Andere Bemühungen der CDU um eine eigene Monatszeitschrift „Christlicher Realismus“ blieben erfolglos. Gerade am Beispiel der kurzlebigen „Verantwortung“ zeigte sich, dass die SED noch kein eigenes Konzept für gelenkte konfessionelle Publizistik entwickelt hatte. Dies änderte sich erst im Laufe der 1950er Jahre, als die SED ihre Kirchenpolitik weitaus variabler verfolgte7. Die 1955 und 1959 gegründeten Zeitschriften „Glaube und Gewissen“ und „Evangelisches Pfarrerblatt“ waren im Vergleich zu den vorherigen Versuchen durchdachter geplant und von der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ straffer an die Hand genommen. Das „Evangelische Pfarrerblatt“ war das offizielle Publikationsorgan des 1958 ins Leben gerufenen Bundes Evangelischer Pfarrer in der DDR, einer von der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK der SED gelenkten Vereinigung „fortschrittlicher“ Geistlicher. Die nur wenig ältere Monatsschrift „Glaube und Gewissen“ war nur scheinbar unabhängiger. Auch sie wurde von der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ kontrolliert und angeleitet, die sich dabei der CDU bediente. Im Vergleich zu den frühen 1950er Jahren, als die SED eine eigenständige CDU-Kirchenpolitik nicht duldete – wie die Geschichte der „Verantwortung“ nachhaltig bewies – versuchte die CDU, nachdem sie die führende Rolle der SED vorbehaltlos anerkannte und unterstützte, eine Mittlerfunktion zwischen dem Staat und den Kirchen einzunehmen. Dass „Glaube und Gewissen“ und „Evangelisches Pfarrerblatt“ – meist penetrant – im Sinne der staatlichen Kirchenpolitik wirkten, blieb jedoch auch den Lesern nicht verborgen. Dies zeigten – trotz immenser finanzieller Stützung – unter anderem die im Vergleich mit der kirchlichen Presse niedrigeren Auflagen- und Leserzahlen. Überdies waren beide Zeitschriften durch Querelen in den Herausgeber- und Redaktionskreisen als auch innerhalb des Pfarrerbundes belastet. Oftmals mischten sich Eigenmächtigkeiten, persönliche Differenzen, materielle Begehrlichkeiten und kirchenpolitisches Machtgebaren. Ende der 1960er Jahre ließ 6 Ihre Hauptverbreitung hatte sie im Raum Dresden. 7 Vgl. auch C. LEPP, Entwicklungsetappen, S. 51f.
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sich nicht mehr verhehlen, dass sich „Glaube und Gewissen“ und das „Evangelische Pfarrerblatt“ als publizistische Fehlschläge erwiesen hatten. Zwangsläufig löste die SED darum beide Zeitschriften 1972 auf (wie auch zwei Jahre später den Pfarrerbund). Ihre Nachfolge trat der „Evangelische Standpunkt“ an, dessen Leitung in die Hände des umtriebigen Günter Wirth gelegt wurde. Wirth war Mitglied des Hauptvorstands der CDU und befolgte gleichzeitig treu die Weisungen der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK der SED. Wie schon seine beiden Vorgänger so genoss auch der „Standpunkt“ im Vergleich zu den „Zeichen der Zeit“ eindeutig äußere und technische Privilegien. Dies betraf nicht nur seine Ausstattung, sondern ebenso auch Papierfragen und die Möglichkeit, außerhalb eines Abonnements verkauft zu werden. In der DDR blieb dem evangelischen Zeitschriftenpublikum damit im Prinzip nur die Wahl zwischen dem „Standpunkt“ und den „Zeichen der Zeit“. Dennoch erreichte der „Standpunkt“ nicht einmal die Hälfte der Auflagenhöhe der „Zeichen der Zeit“. Er war dadurch schon rein äußerlich kein Gegenüber, so dass die Monopolstellung der kirchlichen Monatsschrift auch von dieser Seite nicht in Frage gestellt werden konnte. Bei der Gründung der „Zeichen der Zeit“ 1947 griff Chefredakteur Gerhard Brennecke in der Formulierung des Anspruchs der Zeitschrift auf die Barmer Theologische Erklärung von 1934 und Karl Barths Schrift „Christengemeinde und Bürgergemeinde“ von 1946 zurück. Daraus leitete Brennecke ihren doppelten Auftrag ab: „die Stärkung der Gemeinde nach innen“ und das „Gespräch mit der Welt“. Über Barth hinausgehend formulierte Brennecke jedoch, dass der Zeitschrift ein doppeltes Wächteramt aufgetragen sei8, das sie Wächteramt gegenüber der Kirche und gegenüber der Gesellschaft wahrnehmen müsse. Die Idee des doppelten Wächteramtes korrespondierte mit der Auftragsbeschreibung für die Monatsschrift. Voraussetzung dafür sei unter anderem, dass sie „in keiner Weise einen ‚amtlichen‘ Charakter“9 trüge. „Die Zeichen der Zeit“ wollten sich an alle Mitarbeiter der Kirche wenden und nicht nur an kirchliche Angestellte im engeren Sinn oder gar nur an Mitarbeiter im Verkündigungsdienst10. Der schon hier angelegten Gefahr der Verengung – auch in thematischer Hinsicht – musste sich die Zeitschrift allerdings immer wieder stellen. Der Balanceakt mit Blick auf das angestrebte breite Leserpublikum ist in der Geschichte der Zeitschrift nicht immer und durchgängig geglückt. Dies zeigt unter anderem die oftmals bemängelte theologische Fachsprache. Der 8 Ursprünglich hatte Brennecke sogar den Untertitel „Zeitschrift für das Wächteramt der Kirche“ vorgesehen. 9 Vgl. S. 73. 10 Dies zeigt auch der Untertitel der Zeitschrift, der fallen gelassen worden war: „Monatsschrift für Amt und Gemeinde“.
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Redaktionskreis stand wiederholt vor diesem Problem. Ein anderes Beispiel war die missglückte Herausgabe zweier Varianten – mit und ohne Predigtmeditationen. Denn nicht alle Leser waren an dieser Beilage interessiert, gleichwohl sie für die Mitarbeiter im Verkündigungsdienst mitunter eine große Hilfe dargestellt hat und mit Gewinn gelesen wurde. Die wenigen erhaltenen Zahlen über die Zusammensetzung des Leserkreises zeigen, dass die Mehrheit der Leser Pfarrer waren, gefolgt von anderen kirchlichen Berufsgruppen11. Mit Blick auf die Breite des Themenspektrums ist festzustellen, dass sich bereits in der Anfangszeit eine inhaltliche Verengung anbahnte. Schon die ersten Jahrgänge zeigen, dass sich „Die Zeichen der Zeit“ aus grundsätzlichen Diskussionen gesellschaftlicher Fragen allmählich zurückzogen. Allgemeinere Themen, die sich nicht auf den kirchlichen Raum beschränkten oder zumindest theologische Anknüpfungspunkte besaßen, wurden zunehmend seltener. Später war dies auch von staatlicher Seite nicht mehr gewünscht und ihr Aufgreifen demzufolge nicht möglich. Kirchliche Publizistik hatte sich auf kirchliche Themen und kirchliches Publikum zu beschränken. Fast zwangsläufig konnte daher das angestrebte „Gespräch mit der Welt“ nur im kirchlichen Raum bzw. aus ihm heraus geführt werden. Parallel zu dieser Entwicklung verhielt sich die andere Leitidee, der sich die Zeitschrift verpflichtet wusste – die Wahrnehmung des doppelten Wächteramtes. Seit den frühen 1950er Jahren verzichteten „Die Zeichen der Zeit“ auf das „Wächteramt gegenüber der Welt“ zugunsten einer stärkeren Ausprägung des Wächteramtes nach innen, denn es sei nunmehr Aufgabe der Zeitschrift, „restaurativen Tendenzen“ in der Kirche entgegenzuwirken12. Seit 1957 bemühte Brennecke das Wächteramt zur Funktionsbeschreibung der „Zeichen der Zeit“ nicht mehr. Gleichwohl blieb das einmal formulierte Anliegen erhalten, kirchlicher Restauration publizistisch zu begegnen. Begünstigt wurde diese Entwicklung der Zeitschrift durch die Tatsache, dass sich einige Mitglieder des Redaktionskreises dem sog. „Weißenseer Arbeitskreis“ verpflichtet fühlten, der 1958 gegründet worden war und es sich zur Aufgabe gemacht hatte, der kirchlichen Restauration, die nach ihrem Hauptexponenten als „Dibelianismus“ apostrophiert wurde, entgegenzuwirken13. 11 Dies zeigen auch die Zahlen, die Anneliese Kaminski im Dezemberheft 1990 – quasi am Endpunkt einer Entwicklung – als Ergebnisse einer Umfrage vorlegte. Vgl. A. KAMINSKI, Wünsche unserer Leser: Auswertung der Antworten auf unsere Umfragekarte in Heft 7–1990 (ZdZ 12/1990, S. 301–302, hier S. 301). 12 Vgl. oben S. 203 und S. 351f. 13 Gleichwohl publizierten „Die Zeichen der Zeit“ anlässlich seines 80. Geburtstags einen Aufsatz aus der Feder des Berliner Bischofs – wenn auch keinen aktuellen. Neben dieser Geste gegenüber Dibelius erinnerte die Zeitschrift zu seinem Tod mit einem kurzen Beitrag von Günter Jacob.
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Zu einigen wichtigen kirchenpolitischen Debatten der 1950er und 1960er Jahre nahmen „Die Zeichen der Zeit“ keine Stellung. Die Frage, wieweit anderenfalls Nummern beschlagnahmt worden wären, bleibt spekulativ. Andere kirchliche Periodika in der DDR haben berichtet, und einzelne Nummern wurden auch eingezogen. „Die Zeichen der Zeit“ schwiegen beispielsweise zum Thema „Jugendweihe“ oder zu den Zwangskollektivierungen in der Landwirtschaft; die Auseinandersetzungen um den Militärseelsorgevertrag begleitete die Zeitschrift nur ansatzweise und bemühte sich sichtlich, diese Themen zu meiden. In der Kontroverse um die Obrigkeitsfrage, die der Berliner Bischof Otto Dibelius mit seiner Schrift „Obrigkeit?“ maßgeblich forciert hatte, positionierte sich die Zeitschrift einseitig zugunsten seiner theologischen Gegner14. Ein weiteres Beispiel ist der Konflikt mit der Kirchenleitung im Jahre 1964 wegen der Haltung der Zeitschrift gegen die „Zehn Artikel über Freiheit und Dienst der Kirche“ und für die „Sieben Sätze von der Freiheit der Kirche zum Dienen“ des Weißenseer Arbeitskreises. Auch wenn „Die Zeichen der Zeit“ von Beginn an ihr Wirkungsfeld in der sowjetischen Besatzungszone sahen15, kamen doch in den Anfangsjahren viele ihrer Autoren aus Westberlin und den westlichen Besatzungszonen. Dem gegenüber stand, dass der Hauptteil der Leserschaft in der SBZ bzw. der späteren DDR wohnte. Allmählich nahmen jedoch die Beiträge aus dem Westen ab, nicht zuvörderst, weil die Redaktion sie überproportional abgelehnt hätte, sondern weil weniger westdeutsche Autoren an Veröffentlichungen in der DDR interessiert schienen und weil man sich weniger um Übernahmen aus westlichen Publikationen bemühte16. „Die Zeichen der Zeit“ waren von Anfang an hinsichtlich der Zusammensetzung der Redaktion wie der Autoren von den Kirchen der Altpreußischen Union (später EKU) dominiert, namentlich der Kirchen von Berlin-Brandenburg und der Kirchenprovinz Sachsen. Dies sorgte mehrfach für Verstimmungen der Lutheraner. Zum besonderen Streitpunkt wurden zu Beginn der 1950er Jahre die Predigtmeditationen. Dem berechtigten Anliegen der Mehrheit ihrer Leserschaft, die mittlerweile gängige und fast überall gepredigte Perikopenreihe der VELKD den eigenen Meditationen zugrunde zu legen, beugte sich die Redaktion nur widerwillig. Dieses Missverhältnis zeigte sich auch in der Zusammensetzung der Autoren der Predigtmeditationen. Erst allmählich kam es hier – wie auch im Autorenkreis der Hauptartikel der Zeitschrift – zu einem relativen Ausgleich, gleichwohl wurde die Dominanz der EKU nicht gebrochen. Ähnlich unausgeglichen zeigte sich die Zusammensetzung des Redaktionskreises. Die meisten seiner Mitglieder 14 Vgl. oben S. 211–214. 15 Dies verdeutlicht auch Brenneckes Idee des Korrespondentenkreises (vgl. oben S. 81). 16 Das spiegelt sich auch in den erhaltenen Akten des Redaktionsarchivs.
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waren Berliner bzw. kamen aus Kirchen der EKU, Mitglieder anderer Landeskirchen blieben Ausnahmen. Das mag auch mit dem Sitz der Redaktion in Berlin zusammengehangen haben und demzufolge mit der Möglichkeit, die Sitzungen zu besuchen. Seit Mitte der 1950er Jahre war ein stetiges Zurückdrängen der Westberliner Redaktionsmitarbeiter zu beobachten. Dies war vor allem durch die allgemeinen politischen Entwicklungen bedingt17: Beide deutsche Staaten verabschiedeten sich von der Idee der baldigen Wiedervereinigung18. In diese Konstellation fügte sich die staatliche Kirchenpolitik der DDR im Zusammenspiel mit ihrer Verlags- und Pressepolitik. Die Evangelische Verlagsanstalt geriet zunehmend unter Druck, nicht nur mit Blick auf ihre Publikationen. Als Verlag der sog. „NATO-Kirche“, deren „Funktionäre im Reuterhaus“ säßen, wurde die Verlagsanstalt 1955 gezwungen, einige Westberliner Mitarbeiter zu entlassen. Auch „Die Zeichen der Zeit“ entließen ihre Sekretärin Erika Splittgerber. Damit einher ging eine Entwicklung innerhalb des Redaktionskreises der Zeitschrift, zu deren Fürsprecher der Westberliner Hochschullehrer Claus Westermann wurde. Als Sprachrohr der Westberliner Mitarbeiter forderte er entweder mehr Geld für die Beteiligung an der Redaktionsarbeit oder eine Verringerung des Aufwandes. Die daraus resultierenden innerredaktionellen Spannungen konnten vorerst dadurch entkrampft werden, dass der Redaktionskreis in zwei verschiedenen Zusammensetzungen tagte. 1958 schied Westermann aus dem Redaktionskreis aus. Die beiden unterschiedlichen Kreise wurden 1960 wieder aufgelöst. Der Druck auf die Evangelische Verlagsanstalt und „Die Zeichen der Zeit“ verschärfte sich nach dem Mauerbau 1961. Der Verlag war gezwungen, seine Leitungsstruktur zu verändern und bisherige verdienstvolle Mitarbeiter wie Curt Otto und Friedrich Bartsch nicht mehr zu beschäftigen. „Die Zeichen der Zeit“ mussten auf die Mitarbeit ihrer langjährigen Redaktionsassistentin Jutta Gräfin von Schlieffen verzichten. Der Redaktionskreis hatte bis auf die Ausnahme Hans Urner keine Westberliner Mitglieder mehr. Nachdem Chefredakteur Gerhard Brennecke 1970 nach Westberlin übergesiedelt war, erzwang das Presseamt sein Ausscheiden aus dem Redaktionskreis. Nach langen Querelen verzichtete auch Reinhold Pietz auf seine Mitarbeit und kam damit der Entscheidung des Presseamtes zuvor. Hatte Pietz schon seit jeher eine kirchenpolitisch spitze Feder geführt, die dem Presseamt missfiel, so nahm dieses seine Wahl zum Präsidenten der Kirchenkanzlei der EKU zum Anlass, auf sein Ausscheiden zu drängen. Um die kirchliche Publikations- und Pressearbeit zu behindern, wurde auch Gesetze missbraucht, wenngleich nicht behauptet werden kann, dass 17 Es hatte aber auch persönliche, sogar finanzielle Gründe (vgl. oben S. 73f.). 18 Vgl. auch D. POLLACK, Eigenständigkeit, S. 191f.
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sie eigens dafür erlassen worden wären. So wurde die Presseverordnung vom 9. Juni 1955 einseitig auf die kirchliche Presse angewendet. Sie verschaffte dem schon 1948 von der SMAD gegründeten staatlichen „Postzeitungsamt“ mit seinem „Postzeitungsvertrieb“ das Monopol „zur Versendung und Verbreitung von Zeitungen, Zeitschriften und anderen periodischen Druckschriften“. Ein relativ großer Teil der Leser hatte bisher die kirchlichen Periodika über den Sortimentsbuchhandel bezogen; diese Möglichkeit fiel nun seit 1955 weg19. Neben der Tatsache, dass sich viele evangelische Sortimentsbuchhändler von der Leitung der Kirche im Stich gelassen fühlten, weil sie offiziell schwieg, nahm die kirchenpolitische Instrumentalisierung der Presseverordnung der Kirche jeglichen Einfluss auf die Abonenntenverwaltung. Zugleich machte sie den freien Verkauf kirchlicher Periodika unmöglich. Diese Gefahr scheint nicht rechtzeitig erkannt worden zu sein. Eine den staatlichen Stellen bereits avisierte Eingabe der EKD unterblieb. Ob sie letztlich Erfolg gehabt hätte und für die kirchliche Presse eine Ausnahmeregelung – im Sinne von „Fachzeitschriften“ – gefunden worden wäre, lässt sich nicht sagen. Fest steht, dass die Kirchenleitung wenige Jahre später, 1959, wesentlich couragierter handelte, als das Kulturministerium eine Anordnung erließ, derzufolge alle Verlagsproduktionen nur noch über den Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel ausgeliefert werden dürften. Der Protest der Kirchenleitung bewirkte tatsächlich eine Sonderregelung für die Evangelische Verlagsanstalt, der Haupt-Bibelgesellschaft und den Benno-Verlag, die außerhalb des Volksbuchhandels ein eigenes Auslieferungsrecht behielten. Der in den 1960er Jahren zunehmende staatlichen Druck auf die östlichen Gliedkirchen, sich aus der EKD zu lösen, wirkte sich auch auf die kirchliche Presselandschaft aus. Das Amtsblatt der EKD, das die Berliner Stelle der Kirchenkanzlei herausgab, musste eingestellt, der „Evangelische Nachrichtendienst Ost“ umbenannt werden. Auch „Die Zeichen der Zeit“ gerieten unter Druck, bis dahin, dass das Presseamt 1963 den Abdruck eines lancierten Artikels erzwingen konnte. Ein Jahr erarbeitete der Redaktionskreis ein Papier, das diese Entwicklung widerspiegelte und vor allem die redaktionsinterne Sprache regelte. Die Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt ließ schon seit Beginn der 1950er Jahre die Zeitschrift streng lektorieren und hatte damit gewissermaßen eine Zensur innerhalb des Verlags geschaffen20. Der seit Beginn der 1960er Jahre zunehmende Druck des Presseamtes erreichte, dass bestimmte 19 Die Auslieferungszahlen der kirchlichen Periodika gingen sofort drastisch zurück, bei den „Zeichen der Zeit“ um über 1.000 Exemplare. 20 Brennecke missverstand offenbar diese Institution, indem er bereits die Manuskripte lektorieren lassen wollte. Daraus folgten Spannungen mit dem dafür verantwortlichen Verlagsmitarbeiter Johannes Paul.
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Themen aus der Zeitschrift verschwanden. So wurde beispielsweise über EKD-Synoden nicht mehr berichtet, und die Zeitschrift verzichtete nach längeren Auseinandersetzungen seit 1967/68 auf Buchbesprechungen westlicher Verlage; sie versteckten sich nunmehr nur noch in Sammelrezensionen. Auf gesamtdeutsche kirchliche Institutionen nahm die Zeitschrift keinen Bezug mehr, mitunter verstümmelte sie – den Begriff „Deutschland“ ängstlich vermeidend – offizielle Bezeichnungen oder betonte ausdrücklich, dass publizierte Beiträge nichts mit der EKD „zu tun“ hätten21. Wie die Presseverordnung von 1955 wurde auch die Verordnung über die „Herausgabe demokratischer Presseerzeugnisse“ vom 12. April 1962 kirchenpolitisch missbraucht. Die Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK der SED hatte beschlossen, in Zusammenarbeit mit dem Presseamt die so genannte „Differenzierungspolitik“ auf das kirchliche Publikationswesen auszudehnen. Die Verordnung rückte zunächst die nichtlizenzierten Periodika wie Gemeindebriefe ins Blickfeld des Interesses. Zugleich ermöglichte sie, die „Differenzierungspolitik“ auf das Verhältnis zwischen den Redaktionen kirchlicher Zeitschriften untereinander und im Verhältnis zur Kirchenleitung zu erweitern. Beispiele dafür finden sich für die 1960er Jahre zahlreich. Diese Entwicklung spiegelte sich auch in den „Zeichen der Zeit“ und verlief parallel zu einer allgemeineren Emanzipierungstendenz der Redaktion gegenüber der Kirchenleitung. Zwar hatte Chefredakteur Brennecke schon bei der Gründung der Zeitschrift Wert darauf gelegt, dass sie keiner Kirchenleitung verpflichtet sei, doch war bereits in der Struktur der herausgebenden Evangelischen Verlagsanstalt die Bindung an die Kirchenleitung vorgegeben, denn Heinrich Grüber und Friedrich-Wilhelm Krummacher waren kirchenleitend tätig und gleichzeitig als Gesellschafter des Verlages auch die Ansprechpartner für die staatlichen Stellen. Krummacher fühlte sich von Beginn an für die Zeitschrift mitverantwortlich. An den Redaktionssitzungen nahm er häufig teil, in den Anfangsjahren wurde er fest zum Redaktionskreis gerechnet. Gab es in bezug auf die Zeitschrift Probleme mit Zensurbehörden oder wegen Papierfragen, traten Krummacher bzw. Grüber auf den Plan. Ein weiteres Moment, weshalb die Kirchenleitung Interesse am Weg der Zeitschrift und an ihren Inhalten hatte, war deren Monopolstellung. Es finden sich mehrfach Beispiele, in denen Kirchenleitungen aktiv wurden und versuchten, auf die Publikationstätigkeit Einfluss zu nehmen. Wiederholt forderten sie mit Verweis auf ihre „Einzigartigkeit“ von der Zeitschrift mehr Ausgewogenheit, wenn sie Einseitigkeiten wahrzunehmen meinten. Herausragendes Beispiel ist die Auseinandersetzung um die „Zehn Artikel über Freiheit und Dienst der Kirche“ und die „Sieben Sätze von der Freiheit der Kirche zum Dienen“ 1963. 21 Vgl. oben S. 278.
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Obwohl die „Zehn Artikel“ der Konferenz der Kirchenleitungen in der DDR noch nicht gedruckt worden waren – und in der DDR überhaupt nicht veröffentlicht werden konnten –, publizierten „Die Zeichen der Zeit“ die als Gegenposition formulierten „Sieben Sätze“ des Weißenseer Arbeitskreises und verhalfen damit dieser programmatischen Schrift zur Erstveröffentlichung in der DDR. Zugleich missachteten sie den Informationsstand ihrer Leser, indem sie die „Zehn Artikel“ als bekannt voraussetzten. Deswegen sprach Krummacher der Redaktion gegenüber das „Befremden“ der Konferenz der Kirchenleitungen aus und forderte mit Hinweis auf das Monopol der Zeitschrift, die generell zu beobachtende „Einseitigkeit“ abzustellen und verschiedenen theologischen und kirchlichen Positionen ein Podium zu bieten. Ergebnis dieser Auseinandersetzung war die Erweiterung des Redaktionskreises um Christa Lewek als Vertreterin der Kirchenleitung. Das Bemühen der Redaktion, sich gegenüber der Kirchenleitung zu emanzipieren und ihr gegenüber die Eigenständigkeit zu betonen, wurde vom Presseamt bewusst wahrgenommen und ausgenutzt. Nach der Presseverordnung von 1962 ging es dazu über, direkt mit den Redaktionen zu verhandeln. Es strich nunmehr die Alleinverantwortlichkeit der Chefredakteure heraus. Höhepunkt der neuen Entwicklung wurde der Wechsel des Chefredakteurs 1969, der ein Schlaglicht auf die Kräfteverhältnisse innerhalb der Redaktion, der Evangelischen Verlagsanstalt und der Kirchenleitung im Gegenüber zu den staatlichen Institutionen wirft. Das Presseamt wollte nicht mit der Kirchenleitung verhandeln, sondern versuchte, die Verlagsleitung, den Chefredakteur und die Kirchenleitung unter der Gefahr der Einstellung der Zeitschrift gegeneinander auszuspielen und seinen Kandidaten Gerhard Bassarak durchzusetzen. Das Ringen um die Nachfolge Brenneckes spitzte sich krisenhaft zu und stellte den Erhalt der Zeitschrift insgesamt in Frage. Hineinverwoben war Brenneckes schwieriges persönliches Schicksal. Es ist erkennbar, dass das Presseamt solange wie möglich vermeiden wollte, mit kirchenleitenden Männern zu verhandeln. Die verschiedenen Verhandlungsebenen versprachen dem Presseamt, das sich stets mit der Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ und dem Staatssekretär für Kirchenfragen verständigte, Vorteile. So lehnte es nacheinander die Vorschläge für Brenneckes Nachfolger ab: Gottfried Forck und Günter Jacob. Bei der Ablehnung Jacobs spielte auch eine Rolle, dass wegen Jacobs kirchenleitender Tätigkeit nicht mehr das Presseamt, sondern der Staatssekretär für Kirchenfragen Verhandlungspartner gewesen wäre. Auch in bezug auf inhaltliche Fragen änderte das Presseamt gegenüber der kirchlichen Presse seit den 1960er Jahren seine Taktik22. Die Fälle, in
22 Dies fand auch seinen Niederschlag in Blechas „Dissertation“ aus dem Jahre 1971, in der er eine Art „Maßnahmenkatalog“ für die Behandlung kirchlicher Presse entfaltete.
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denen ganze Auflagen eingezogen wurden, nahmen vergleichsweise ab; oftmals mussten nur noch die beanstandeten Beiträge herausgenommen werden. Dazu bestellte das Presseamt die Chefredakteure ein und bewegte sie dahin, die fraglichen Artikel „freiwillig“ zurückzuziehen23. Diese „Aussprachen“ zwischen Presseamt und Chefredakteuren gingen stets mit ernsten Vermahnungen einher, dass das Presseamt beim nächsten Mal härter durchgreifen würde und dann die ganze Ausgabe gefährdet sei. Derartige Drohungen setzten die Redaktionen sehr unter Druck und ließen sie noch vorsichtiger werden. Auch „Die Zeichen der Zeit“ machten keine Ausnahme. In den 1970er und 1980er Jahren wurden die Zensurfälle dann relativ selten. Gelegentlich wurde Chefredakteur Heinz Blauert schon im Vorfeld der Drucklegung von sich aus beim Presseamt vorstellig, um abzuklären, ob ein Beitrag überhaupt gebracht werden könnte. Zugleich zeigen die einschlägigen Unterlagen, dass sich Blauert eng mit Bassarak absprach, oft ohne Wissen der anderen Kollegen des Redaktionskreises. Auch in Anbetracht seiner Verbindungen zu staatlichen Behörden nahm Bassarak somit teilweise eine Art innerredaktionelle Zensorfunktion wahr24. Als das Presseamt von der Redaktion 1973 ein „Profilpapier“ verlangte, erstellte diese unter maßgeblicher Federführung des Mitgliedes des Redaktionskreises Werner Scheidacker und Blauerts eine programmatische Erklärung und ließ sie dem Presseamt zukommen. Das „Profilpapier“ ließ eindeutig erkennen, dass die Zeitschrift die Gegebenheiten in der DDR nicht nur widerwillig respektierte, sondern sich damit abgefunden hatte und bereit war, an der „Förderung sowohl bewußter Existenz von Christen im Sozialismus als auch [an] der Selbstfindung der Kirchen in der DDR“ mitzuarbeiten. Wichtiges Anliegen der Zeitschrift sei ebenfalls – so das Profilpapier –, „ökumenischen Beiträgen . . . so weit Raum zu geben, wie die theologische Arbeit in der Ökumene für die Erfüllung des Auftrages der Kirche in der DDR von Belang ist.“25 Seit ihrer Gründung waren „Die Zeichen der Zeit“ an Fragen der Ökumene überaus interessiert und räumten ihnen relativ viel Platz ein. Mehrfach wurde an die Zeitschrift der pauschale Vorwurf gerichtet, sie habe sich erst unter der Chefredaktion Heinz Blauerts (nach 1970) zu einer reinen Ökumenezeitschrift gewandelt. Dieser Vorwurf muss zurückgewiesen werden; die quantitative Inhaltsanalyse ergab dafür keine Anhaltspunkte. Die Themenfrequenz blieb relativ gleich, sie lag bei ungefähr einem Viertel der Gesamtthemen, was zeigt, dass „Die Zeichen der Zeit“ seit jeher ökumenischen Fragestellungen große Aufmerksamkeit schenkten. 23 Beispiele dazu oben S. 255ff. 24 Dies bestätigt auch M. UHLE-WETTLER, Kein Lifestyle-Magazin (Zeitzeichen. Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft 3/2001, S. 61). 25 Vgl. oben S. 370.
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Dass einige Zeitgenossen dennoch empfanden, dass die Zeitschrift nach 1970 umschwenkte, scheint zum einen in einer gewissen Akzentverschiebung der Themen26 und zum anderen möglicherweise in einer veränderten Lesererwartung begründet zu sein. Es ist im Gegenzug aber auch festzuhalten, dass „Die Zeichen der Zeit“ in ihrer starken ökumenischen Ausrichtung eine wichtige Stellvertreterfunktion übten. Etliche ökumenische Grundsatztexte veröffentlichten sie für den Bereich der DDR erstmals und als einzige, wenn spätere Publikationen – etwa in Sammelbänden – keine Druckgenehmigungen fanden27. Unabhängig von den wechselnden inhaltlichen Beschränkungen, denen die kirchliche Pressearbeit in der DDR unterworfen war, finden sich über den langen Zeitraum des Bestehens der Zeitschrift immer wieder Belege dafür, dass die Redaktion mitunter überfordert war. Beispiele sind unter anderem die Doppelhefte, die vor allem in den ersten Jahren der Zeitschrift die Leser verunsicherten. Erst mit der Umstellung auf das neue Format 1982 konnte die Leitung der Evangelischen Verlagsanstalt gegen den Willen der Redaktion den Verzicht auf die Doppelhefte durchsetzen. Die Notwendigkeit der Doppelhefte ließ sich nicht durch die Politik des Presseamtes rechtfertigen. Ein weiteres Beispiel für die Beschränkungen sind die oftmals verzögerten Auslieferungen. Zwar zensierte das Presseamt stets vor Auslieferung und hatte an Verzögerungen einen gewichtigen Anteil, doch waren die Fälle, in denen ein Neudruck oder das kurzfristige erneute Kleben des Umbruchs erfolgen mussten, nicht die Regel. Dennoch begleitete die Angst vor dieser Situation die redaktionelle Arbeit bis zum Eingang der Nachricht, dass die Zeitschrift in den Händen der Empfänger wäre. Auch die Predigtmeditationen ließen sich anführen. Vor allem in den Anfangsjahren hatte die Redaktion Mühe, die Autoren für die Meditationen in ausgewogenem Verhältnis zu gewinnen oder sich an der mehrheitlich in Gebrauch befindlichen Perikopenreihe zu orientieren. Konnte hin und wieder vehement gegenüber der Verlagsleitung auf die unbedingt notwendige Erweiterung der Predigtbeilagen gedrungen werden, so erwog andererseits der Redaktionskreis die Einstellung der Meditationen. Vor allem bei den Predigtbeilagen war die termingerechte Lieferung für viele Leser, die sie in ihrer pfarramtlichen Praxis nutzten, wichtig. Ebenfalls erst mit der Formatumstellung 1982, mit dem auch die Doppelausgaben wegfielen, wurden die Predigtmeditationen mit einem reichlichen zeitlichen Vorlauf beigegeben, der auch eventuelle Verzögerungen zugelassen hätte. 26 Vgl. dazu ausführlicher oben S. 360. 27 In diesem Zusammenhang ist auch auf die zahlreichen Publikationen zum Themenbereich „Menschenrechte“ hinzuweisen, die in der Mitte der 1970er Jahre in „Die Zeichen der Zeit“ erschienen.
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Überblickt man die über vierzigjährige Geschichte der „Zeichen der Zeit“, so ist zu sehen, dass sowohl die Redaktionsgeschichte wie die Aufgreifung bestimmter Themen Teile der DDR-Kirchengeschichte im Medium einer Zeitschrift wiedergeben. Die bedeutenden kirchenhistorischen Umbrüche und Zäsuren spiegelten sich auch in der evangelischen Presse. An vielen wichtigen theologischen Diskussionen haben sich „Die Zeichen der Zeit“ beteiligt und wurden deshalb von ihren Lesern geschätzt. Einiges wurde hier zusammenfassend angedeutet, zu anderen Themen wiederum schwiegen sie. Die Frage, ob die Zeitschrift – hätte sie gelegentlich offensiver ihren Auftrag wahrgenommen – gefährdet gewesen wäre, scheint naheliegend. Dennoch ist sie spekulativ und darum nicht zu beantworten. Insgesamt gesehen hatte die kirchliche Presse in der DDR trotz ihrer Nischenexistenz – sie besaß nur 1,7 % des Marktanteils (ohne die Tagespresse) – dennoch eine wichtige Aufgabe und eine Stellvertreterfunktion. Für die einen war sie eine Quelle inmitten einer verkarsteten Landschaft, für die anderen „letzte legale Stütze des Klassengegners“, wie sie der Leiter des Presseamtes, Kurt Blecha, apostrophierte. Die wenigen kirchlichen Zeitungen und Zeitschriften durch die Zeit der DDR führen zu können, war mit vielen Gefährdungen verbunden, denen auszuweichen war, Gefahren, denen widerstanden werden musste, aber auch mit Anpassungsverhalten, das nicht vermieden werden konnte.
Die Zusammensetzung Die Zusammensetzung desdesRedakt Redaktionskreises ionskreises 1947–1990
Die Zusammensetzung des Redaktionskreises 1947–1990
Seit 1947: Gerhard Brennecke, Gisela von Witzleben, Jutta von Schlieffen, Hans Urner, Friedrich Bartsch gelegentlich arbeiteten mit: Claus Westermann, Friedrich Schönfeld, Friedrich-Wilhelm Krummacher, Gertrud Staewen, Curt Otto, Helmuth Burgert, Karl Kupisch 1952: Ausscheiden von Friedrich Bartsch, Friedrich-Wilhelm Krummacher und Curt Otto 1953: Ausscheiden von Gertrud Staewen seit 1955: Mitarbeit von Wolfgang Pfeifer 1955: Ausscheiden von Friedrich Schönfeld (durch Tod) seit 1957: Mitarbeit von Gottfried Forck 1957 wurde beschlossen, in zwei Kreisen zu tagen, einem „Redaktionskreis“ und einem „beratenden Kreis“: Redaktionskreis: Gerhard Brennecke, Jutta von Schlieffen, Hans Urner, Helmuth Burgert Beratender Kreis: Redaktionskreis und Wolfgang Pfeifer, Claus Westermann (bis 1958, danach Gerhard Bassarak), Gisela von Witzleben (bis 1958), Karl Kupisch Diese Regelung wurde 1960 wieder aufgehoben, so dass es nur noch den Redaktionskreis gab. 1958: Ausscheiden von Wolfgang Pfeifer, Gisela von Witzleben 1961: Ausscheiden von Jutta von Schlieffen, Helmuth Burgert, Karl Kupisch seit 1961: Mitarbeit von Anneliese Vahl, Renate Trautmann, Reinhold Pietz seit 1965: Mitarbeit von Christa Lewek 1958: Ausscheiden von Claus Westermann seit 1958: Mitarbeit von Gerhard Bassarak seit 1970: Mitarbeit von Heinz Blauert 1971: Ausscheiden von Gerhard Brennecke 1972: Ausscheiden von Reinhold Pietz seit 1973: Mitarbeit von Werner Scheidacker, Konrad Hüttel von Heidenfeld 1976: Ausscheiden von Gottfried Forck seit 1977: Mitarbeit von Rüdiger Lux, Jürgen Ziemer 1986: Ausscheiden von Hans Urner (durch Tod) 1987: Ausscheiden von Christa Lewek seit 1987: Mitarbeit von Giselher Hickel, Helmut Zeddies
QuellenQuellenund undLiteraturverzeichnis Literaturverzeichnis
Quellen- und Literaturverzeichnis
I. Unveröffentlichte Quellen Redaktionsarchiv „Die Zeichen der Zeit“ (EVA Leipzig) ungeordnetes Archivgut, enthält u. a. Briefwechsel der Redaktion mit Autoren, Korrespondenz mit der Verlagsleitung, Teile der Protokolle der Redaktionssitzungen, Nachdruckgenehmigungen usw. Bestand Anneliese Kaminski (Privatbesitz Anneliese Kaminski, Berlin) chronologisch geordnetes Archivgut, enthält vorwiegend die Protokolle der Redaktionssitzungen seit 1951, teilweise auch Briefwechsel der Redaktion Nachlass Hans Laurentius (Privatbesitz Barbara Laurentius, Berlin) ungeordnetes Archivgut, enthält u. a. Gesprächsnotizen, Durchschläge der Verlagskorrespondenz Evangelisches Zentralarchiv (EZA BERLIN) Bestand 2: Kirchenkanzlei der EKD 2/660 Bestand 4: Berliner Stelle der Kirchenkanzlei 4/117 4/129 4/198 4/119 4/131 4/200 4/127 Bestand 34: Deutsche Christliche Studentenvereinigung 34/8b Bestand 101: Sekretariat des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR 101/93/112 101/494 101/849 101/93/113 101/719 101/1065 101/93/114 101/721 101/3055 101/93/188 101/726 101/3059 101/93/3008 101/728 101/3065 101/93/3078 101/729 101/3067 101/99 101/847 101/3068
Quellen- und Literaturverzeichnis 101/109
101/848
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101/3073 101/3077
Bestand 102: Geschäftsstelle der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR 102/9 102/14 102/100 102/10 102/45 102/207 102/11 Bestand 103: Der Bevollmächtigte des Rates der EKiD bei der Regierung der DDR 103/81 103/82 Bestand 104: Kirchenkanzlei der EKD für die Gliedkirchen in der DDR 104/428 104/601 104/1065 104/495 104/607 104/1067 104/600 104/1064 Bestand 631: Nachlass Hans Urner 631/91 631/116 631/155 Archiv des Diakonischen Werkes der EKiD (ADW BERLIN) Bestand ZB: Zentralbüro des Hilfswerks ZB: 381 ZB: 1247 ZB: 1257 ZB: 1244 ZB: 1254 ZB: 1259 ZB: 1246 Bestand ZBB: Zentralbüro des Hilfswerks Berliner Stelle ZBB: 579 ZBB: 585 ZBB: 2149 ZBB: 581 Bestand BSt: Hilfswerk Berliner Stelle (Ost) BSt: 579 BSt: II: 531 BSt: II: 583 Bestand DWDDR: Diakonisches Werk der DDR DWDDR: I: 531 Bestand DWDDR: D: Diakonisches Werk der DDR: Direktorat DWDDR: D 408 DWDDR: D 410 DWDDR: D 409 DWDDR: D 411 Pressearchiv der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg Ansprache Gerhard Brenneckes zur Feier des 20jährigen Bestehens der Zeitschrift „Die Zeichen der Zeit“, einige Protokolle der Sitzungen des „Ausschusses für Publizistik“ (bzw. Ausschuss für Informationsarbeit/Ausschuss für kirchliche Kommunikation)
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Nr. 649
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3 3 3 3
Nr. 84–1 Nr. 84–2 Nr. 85 Nr. 91–1
Landesarchiv Berlin (LA BERLIN) Abteilung Volksbildung des Magistrats von Berlin STA: Rep. 120 Nr. 910 Beirat für kirchliche Angelegenheiten/Amt für Kirchenfragen STA: Rep. 101–104 Nr. 38 STA: Rep. 101–104 Nr. 111 Magistrat von Berlin/Inneres: Referat Kirchenfragen STA: Rep. 104: 276 STA: Rep. 104: 510 STA: Rep. 104: 484 STA: Rep. 104: 543 Bundesarchiv (BARCH BERLIN) Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei DO 1: 11.0/843 DO 1: 11.0/853 Ministerium für Kultur DR 1: 1103
DR 1: 7745
Staatssekretariat/Ministerium für das Hoch- und Fachschulwesen DR 3: 2957 (1. Schicht) Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen DO 4: 626 DO 4: 997 DO 4: 2050 DO 4: 627 DO 4: 1062 DO 4: 2052 DO 4: 711 DO 4: 1643 DO 4: 2403 DO 4: 858 DO 4: 2043 DO 4: 2616 DO 4: 887 DO 4: 2044 DO 4: 2788 DO 4: 970 DO 4: 2047 DO 4: 2877
Quellen- und Literaturverzeichnis DO 4: 996
DO 4: 2048
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DO 4: 4718 DO 4: 6148
Presseamt beim Ministerrat der DDR DC 9: 1 DC 9: 434 DC 9: 531 DC 9: 433 DC 9: 514 DC 9: 404: Lizenzakten „Theologische Literaturzeitung“ DC 9: 405: Lizenzakten „Die Zeichen der Zeit“ DC 9: 435: Lizenzakten „Standpunkt“ Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv: Zentrales Parteiarchiv der SED DY 30: IV/2/2.026/109 DY 30: IV/2/9.02/64 Protokolle der Sitzungen des Politbüros des ZK der SED DY 30: J/IV/2/2/A/336 DY 30: J/IV/2/2/353 DY 30: J/IV/2/2/374 DY 30: J/IV/2/2/389 DY 30: IV/2/2/398 DY 30: J/IV/2/2/516 DY 30: J/IV/2/2/587 Protokolle der Sitzungen des Sekretariats des ZK der SED DY 30: J/IV/2/3/254 DY 30: J/IV/2/3/426 DY 30: J/IV/2/3/463 DY 30: J/IV/2/3/498 Arbeitsgruppe „Kirchenfragen“ des ZK der SED DY 30: IV/2/14/13 DY 30: IV/2/14/57 DY 30: IV/2/14/69 DY 30: IV/2/14/168 DY 30: IV/2/14/187 DY 30: IV/A 2/14/12 DY 30: IV/A 2/14/24 DY 30: IV/A 2/14/40 DY 30: IV/B 2/14/193 Archiv für Christlich-Demokratische Politik in St. Augustin bei Bonn (ACDP ST. AUGUSTIN) Ost-CDU: Vorstand VII-010–1721
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Ost-CDU: Sekretariat des Hauptvorstandes VII-11–1329 VII-11–2084 VII-11–1834 VII-11–2085 Ost-CDU: Parteiarbeit VII-12–1633 VII-12–3009 VII-12–2175 VII-12–3011 Ost-CDU: Sachthemen VII-13–874 VII-13–2139 VII-13–2137 VII-13–2140 VII-13–2138 VII-13–2145
VII-12–3286
VII-13–2156 VII-13–2157 VII-13–3076
Bestand Günter Wirth I-531-A I-531-C I-531-B I-531-D Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) HA V/4: ZA 20131/92 MfS 13598/60 FfO: AIM: 1446/88 MfS: 7218/91 MfS: ZA: HA XX/4: 885 AOP: 3716/65 MfS: JHS: GVS Nr. 7/71
II. Veröffentlichte Quellen und Darstellungen (Aufsätze der Zeitschrift „Die Zeichen der Zeit“, auf die in der Untersuchung Bezug genommen wird, sind in den Anmerkungen jeweils vollständig bibliographisch erfasst.) ALTMANNSPERGER, Dieter: Der Rundfunk als Kanzel? Die evangelische Rundfunkarbeit im Westen Deutschlands 1945 bis 1949 (Historisch-Theologische Studien. 4). Neukirchen-Vluyn 1992. AMTSBLATT DER EVANGELISCHEN KIRCHE DER KIRCHENPROVINZ SACHSEN. 1/1956ff. AMTSBLATT DER EVANGELISCHEN LANDESKIRCHE ANHALTS. 1/1956ff. AMTSBLATT DER EVANGELISCH-LUTHERISCHEN KIRCHE IN THÜRINGEN. 1948ff. AMTSBLATT DER EVANGELISCH-LUTHERISCHEN LANDESKIRCHE SACHSENS. 1/1949 (Mai) ff. AMTSBLATT DER KANZLEI DER EVANGELISCHEN KIRCHE IN DEUTSCHLAND. Berliner Stelle. 1947–1966. ARNDT, Gerda Maria: Kunst im Dienst der Kirche. Aus dem Schaffen von Christian Rietschel. Berlin (Ost) 1968.
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aus den Vereinigten Staaten. Festgabe für Ferdinand Oertel zur Vollendung des 65. Lebensjahres (Beiheft zur „Communicatio socialis“. 9). Paderborn 1992, S. 54–57. TATERKA, Thomas: „Unsere Heimat ist hier, in der DDR“. Zum Nachrichtenblatt der Jüdischen Gemeinde von Groß-Berlin und des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der Deutschen Demokratischen Republik. In: Barck, Simone/Langermann, Martina/Lokatis, Siegfried (Hg.): Zwischen „Mosaik“ und „Einheit“. Zeitschriften in der DDR. Berlin 1999, S. 602–610. THEOLOGISCHE LITERATURZEITUNG. Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft. Unter Mitwirkung von Ernst Sommerlath hg. von Kurt Aland. 72 (1948)ff. THOMAS, Gerhard: Kritische Loyalität. Die „Mecklenburgische Kirchenzeitung“. Ziele, Chancen, Grenzen. In: Medium 2/1986, S. 44–47. DERS.: Kirchenpresse in der DDR – „Kritische Verbündete“. Kirchliche Presse im öffentlichen Gespräch. In: Lutherische Welt-Information 37 (1988), S. 2f. THUMSER, Wolfgang: Kirche im Sozialismus. Geschichte, Bedeutung und Funktion einer ekklesiologischen Formel (Beiträge zur historischen Theologie. 95). Tübingen 1996. TRAUMANN, Gudrun: Journalistik in der DDR. Sozialistische Journalistik und Journalistenausbildung an der Karl-Marx-Universität Leipzig (Kommunikation und Politik. 2). München u. a. 1971. UDEN, Ronald: Lutherische Theologie zwischen Anpassung und Widerstand – Das öffentliche Wirken des Nachkriegsbischofs Hanns Lilje. In: Luther. Zeitschrift der Luther-Gesellschaft 2000, S. 125–143. DERS.: Hanns Lilje als Publizist. Eine Studien zum Neubeginn der kirchlichen Nachkriegspublizistik (Studien zur christlichen Publizistik. 1). Erlangen 1998. UEBERSCHÄR, Ellen: Junge Gemeinde im Konflikt. Evangelische Jugendarbeit in SBZ und DDR 1945–1961 (Konfession und Gesellschaft. 27). Stuttgart 2003. UHLE-WETTLER, Martin: Kein Lifestyle-Magazin. In: Zeitzeichen. Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft. 3/2001, S. 61. VERANTWORTUNG. Christliche Wochenschrift. Hg. von Martin Richter. 1952f. VERGEGENWÄRTIGUNG. Aufsätze zur Auslegung des Alten Testaments. Mit einem Vorwort von Hans Urner (Kirche in der Zeit. 14). Berlin (Ost) 1955 VERLAGSVERÄNDERUNGEN IM DEUTSCHSPRACHIGEN BUCHHANDEL 1942 BIS 1963. Bearb. vom Börsenverein des deutschen Buchhandels. Sonderdruck des Anhangs zu: Deutsche Bibliographie. Fünfjahresverzeichnis 1956 bis 1960. Bücher und Karten, Teil I. Frankfurt a. M. o. J. VÖLKEL, Martin: Åiwa tradicija w serbskim lud#e. K róänicam Towarstwa Cyrila a Metoda a Katolskeho PosoÒa. Teil I in: Katolski PosoÒ 4/2001, S. 24. Teil II in: Katolski PosoÒ 5/2002, S. 32. VOGEL, Heinrich: Nihilismus und Nationalismus (Kirche in der Zeit. 2). Berlin (Ost) 1948 VOGEL, Johanna: Kirche und Wiederbewaffnung. Die Haltung der Evangelischen Kirche in Deutschland in den Auseinandersetzungen um die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik 1949 bis 1956 (AKIZ. B 4). Göttingen 1978. VOLLNHALS, Clemens (Bearb.): Die evangelische Kirche nach dem Zusammenbruch. Berichte ausländischer Beobachter aus dem Jahre 1945 (AKIZ. A 3). Göttingen 1988.
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Zwischen „Mosaik“ und „Einheit“. Zeitschriften in der DDR. Berlin 1999, S. 627– 637. WISCHNATH, Johannes Michael: Kirche in Aktion. Das Evangelische Hilfswerk 1945 bis 1957 und sein Verhältnis zu Kirche und Innerer Mission (AKIZ. B 14). Göttingen 1986. DERS.: Vom Evangelischen Hilfswerk zum Diakonischen Werk. In: Röper, Ursula/Jüllig, Carola (Hg.): Die Macht der Nächstenliebe. Einhundertfünfzig Jahre Innere Mission und Diakonie 1848 bis 1998. Berlin 1998, S. 250–257. WOLF, Ernst: Zum Neubeginn! In: Evangelische Theologie 1/1946, S. 1f. WOLF, Herbert/SATTLER, Friederike: Entwicklung und Struktur der Planwirtschaft der DDR. In: Deutscher Bundestag (Hg.): Materialien der Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ (12. Wahlperiode des Deutschen Bundestages). Band II/4. Baden-Baden 1995, S. 2889–2940. WULF, Marion/MACHALET, Christian: Mehr Seiten, weniger Leser. Zum Wandel der Kirchenpresse in der früheren DDR. In: Medium 2/1993, S. 4–6. WULF, Marion: Stasi- und Vertriebsprobleme. Die Mecklenburgische Kirchenzeitung heute. In: Medium 1/1993, S. 61f.
Abkürzungen Abkürzungen
Abkürzungen
ACDP ADN ADW APN ARCHPEK AT BARCH BEK BM/BMG BMZ BRD BStU BVDP BZ am Abend CDU CFK DDR DEK DIN DKP DM DSF DVP DW EKD/EKiD EKU ena eno epd E.P.D. EPM EVA EZA BERLIN FDGB Gen. GEP
Archiv für Christlich-Demokratische Politik (St. Augustin) Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst Archiv des Diakonischen Werkes (Berlin) Altpreußische Union Archiv der Pommerschen Evangelischen Kirche (Greifswald) Altes Testament Bundesarchiv Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR Berliner Missionsgesellschaft Berliner Missionszentrum Bundesrepublik Deutschland Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Bezirksverwaltung Deutsche Volkspolizei Berliner Zeitung am Abend Christlich Demokratische Union (Prager) Christliche Friedenskonferenz Deutsche Demokratische Republik Deutsche Evangelische Kirche Deutsche Industrie-Norm Deutsche Kommunistische Partei Deutsche Mark Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (ab 1949; vorher: Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion) Deutsche Volkspolizei Diakonisches Werk Evangelische Kirche in Deutschland Evangelische Kirche der Union Evangelischer Nachrichtendienst in der DDR Evangelischer Nachrichtendienst Ost Evangelischer Pressedienst Evangelischer Preßverband für Deutschland Evangelische Predigtmeditationen Evangelische Verlagsanstalt Evangelisches Zentralarchiv in Berlin Freier Deutscher Gewerkschaftsbund Genosse (der SED) Gemeinschaftswerk der Evangelischen Presse
Abkürzungen GI GmbH GStA PK HV Jg. JHS idea IM KEK KG KKL komm. KPD KPdSU KSZE LA BERLIN LDPD LKG MfK MfS NATO NKFD NSDAP NT NVA ÖMZ ÖRK OKR OLKR Pfr. PGH PM PT PZV PZVO RM SAPMO SBZ SED S.H.A.E.F. SKK SMA/SMAD SPD ST
445
Gesellschaftlicher Informant Gesellschaft mit beschränkter Haftung Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (Berlin) Hauptverwaltung Jahrgang Juristische Hochschule (des MfS in Potsdam-Eiche) „Informationsdienst der Evangelischen Allianz“ Inoffizieller Mitarbeiter (der Staatssicherheit) Konferenz Europäischer Kirchen Kirchengeschichte Konferenz der Kirchenleitungen kommissarisch Kommunistische Partei Deutschlands Kommunistische Partei der Sowjetunion Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa Landesarchiv Berlin Liberal-Demokratische Partei Deutschlands Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel Ministerium für Kultur Ministerium für Staatssicherheit North Atlantic Treaty Organization Nationalkomitee Freies Deutschland Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Neues Testament Nationale Volksarmee Ökumenisch-missionarisches Zentrum (Berlin) Ökumenischer Rat der Kirchen (Genf) Oberkirchenrat/Oberkonsistorialrat Oberlandeskirchenrat Pfarrer Produktionsgenossenschaft des Handwerks Pass- und Meldewesen Praktische Theologie Postzeitungsvertrieb Postzeitungsvertriebsordnung Reichsmark Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen (im Bundesarchiv Berlin) Sowjetische Besatzungszone Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force Sowjetische Kontrollkommission Sowjetische Militäradministration in Deutschland Sozialdemokratische Partei Deutschlands Systematische Theologie
446 stellv. Sup. ThLZ Ufrd. utm VEB VELKD VKL VOB VP WAK WBl ZdZ ZK
Abkürzungen stellvertretende(r) Superintendent Theologische Literaturzeitung Unionsfreund (der CDU) „union teilt mit“ Volkseigener Betrieb Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands Vorläufige Kirchenleitung Vereinigung organisationseigener Betriebe Volkspolizei Weißenseer Arbeitskreis Weißenseer Blätter Die Zeichen der Zeit Zentralkomitee (der SED)
Personenregister/Biografi Personenregister/BiografischeA sche Angaben ngaben
Personenregister/Biografische Angaben
In der Regel werden nur die wichtigsten Funktionen in der Zeit nach 1945 aufgeführt. ABUSCH, Alexander 196 geb. 14.2.1902 Krakau, gest. 27.1.1982 Berlin; 1946–51 Bundessekretär und 1949 Vizepräsident des Kulturbundes; 1953 Mitarbeiter der Abteilung Kultur des ZK der SED, zuständig für das Verlagswesen; 1954–56 Erster Stellvertretender Minister für Kultur; 1956–58 Staatssekretär im Ministerium für Kultur; 1958–61 Minister für Kultur; 1961–71 Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, zuständig für Kultur und Erziehung.
ADLER, Elisabeth
130
geb. 2.8.1926 Magdeburg, gest. 15.1.1997 Berlin; nach 1945 Studium der Germanistik und Geschichte; „Reisesekretärin“ der Geschäftsstelle der Ev. Studentengemeinden in Berlin; 1956 Mitglied des Generalausschusses des Christlichen Studentenweltbundes (WCSV); 1956 Studienleiterin der Ev. Akademie Berlin, Arbeitsbereich Ost; 1959 Europa-Sekretärin und stellv. Generalsekretärin des WSCV in Genf; seit 1966 wieder Studienleiterin in Berlin; 1967–88 Leiterin der Ev. Akademie Berlin (Nachfolgerin von G. Bassarak); Mitglied der CFK.
ADLER, Johannes
48, 81, 289, 291, 305ff., 312, 314, 358
geb. 1927 Berlin, gest. 2001 Berlin; Pfarrer der schlesischen Kirche; nach 1945 Pfr. bei Pegau; 1961–79 theologischer Leiter und Cheflektor der Ev. Verlagsanstalt.
AÉ, Karl
63
geb. 18.2.1891 Leipzig, gest. 5.2.1951 Dresden; 1932 Pfr. in Dresden-Plauen, Landespfarrer für kirchl. Frauenarbeit, 1948 Sup. Dresden-Land.
AICHELIN, Helmut
300
geb. 18.2.1924 Stuttgart, gest. 31.10.1993 Ulm; 1953 Pfr. in Stuttgart, 1960 Studentenpfr. in Tübingen; 1968 Leiter der Ev. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen; 1979 Prälat in Ulm.
ALAND, Kurt
58, 91, 104, 147, 157f., 165–168, 249
geb. 28.3.1915 Berlin, gest. 13.4.1994 Münster; 1945 Doz. und 1946 Prof. mit Lehrauftrag für Kirchengeschichte in Berlin; 1947 Prof. Halle; musste 1958 nach Konflikt mit dem SED-Regime die DDR verlassen; 1959–83 (em.) Prof. Münster, dort Gründer und Direktor des Instituts für neutestamentliche Textforschung; 1947–58 Herausgeber der „Theologischen Literaturzeitung“.
ALBERTS, Haymo
345, 377
geb. 19.5.1910 Halberstadt, gest. 6.12.2001 Berlin; 1938 Pfr. in Schlagenthin, 1950 in Aschersleben; 1964–75 Sup. in Stendal.
ALTHAUS, Paul
70
geb. 4.2.1888 Obershagen bei Celle, gest. 18.5.1966 Erlangen; 1919 Prof. in Rostock; seit 1925 Prof. für Systematische Theologie in Erlangen; seit 1926 Präsident der Luthergesellschaft.
ANDLER, Erich
127, 252, 255
geb. 27.11.1894 Zempelburg (Westpreußen), gest. 25.12.1969 Berlin; 1926 Pfr. in Schönfeld bei Lübbenau; 1929 in Buckow (Märkische Schweiz); 1934 Mitarbeiter
448
Personenregister/Biografische Angaben
von Präses Scharf im Bruderrat der BK; 1946–63 Oberkonsistorialrat der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg; 1947 Vorsitzender der Jugendkammer der EKDOst; 1958–60 Vertreter von Präses Scharf nach dessen Ausweisung aus Ostberlin; 1951–63 Chefredakteur „Die Kirche“ (Ausgabe Ost).
APELT, Fritz
58, 124, 126, 152ff.
geb. 4.2.1893 Tiefenfurth (Schlesien), gest. 28.1.1972 Berlin; 1945–51 Chefredakteur der Zeitung „Die Freie Gewerkschaft“ (ab 1947 „Tribüne“); 1947–53 Erster Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Presse; 1947/48 Leiter der Hauptabteilung Presse und Rundfunk; 1951–54 Leiter des Amtes für Literatur und Verlagswesen der DDR; 1954–56 Staatssekretär und Erster Stellvertreter des Ministers für Kultur.
ARNDT
248
Erster Stellvertreter des Leiters der Zollverwaltung der DDR.
ARNDT, Siegfried
378f.
geb. 17.3.1915 Lindenthal (bei Leipzig), gest. 27.5.1997 Leipzig; 1958–82 Pfr. in Leipzig; Vorsitzender und Ehrenpräsident der „Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum“.
ARNDT, Willy
128
Mitarbeiter des Staatssekretärs für Kirchenfragen.
ASMUSSEN, Hans
60, 100, 249
geb. 21.8.1898 Flensburg, gest. 30.12.1968 Speyer; 1945–48 Präsident der Kirchenkanzlei der EKD in Schwäbisch Gmünd; 1949–55 Propst in Kiel; seit 1947 als Treuhänder des Rates der EKD Gesellschafter des Ev. Verlagswerks; 1947 im Auftrag des Rates der EKD Herausgeber des Amtsblattes der EKD.
BACHMANN
220, 280
stellv. Leiter des Presseamtes.
BALZER
225
1955–60 Sekretärin bei den „Zeichen der Zeit“.
BAMM, Peter (Pseudonym von Curt Emmrich)
249
geb. 20.10.1897 Hochneukirch (bei Jüchen), gest. 30.3.1975 Zollikon; Schiffsarzt; später Facharzt in Berlin-Wedding; Schriftsteller.
BANDT, Hellmut
169
geb. 23.9.1917 Mahlsdorf bei Berlin, gest. 19.5.1976 Greifswald; seit 1958 Prof. für Systematische Theologie in Greifswald; Mitarbeiter im Weissenseer Arbeitskreis und in der CFK
BARRASCH
132
Mitarbeiter des Amtes für Information.
BARSCH
186
1960 Buchhalter, Mitglied des Vorstandes des DDR-Pfarrerbundes.
BARTH, Karl
68, 71ff., 76, 78, 137, 215, 217
geb. 10.5.1886 Basel, gest. 10.12.1968 Basel; 1911 Pfr. in Safenwil (Aargau); 1921 Honorarprof. in Göttingen; 1925 Prof. für Dogmatik und Neues Testament in Münster; 1930–35 Prof. in Bonn; 1935 Ausweisung aus Deutschland; 1935–62 Prof. für Systematische Theologie in Basel
BARTH, Willi
120, 170, 178, 247f., 257, 319, 327f., 332f., 337, 340, 357
geb. 15.9.1899 Ingersleben, gest. 5.5.1988 Berlin; Tischler; 1946–49 Referent der Abteilung Landes- und Provinzialpolitik bzw. Hauptreferent der Abteilung staatliche Verwaltung beim ZK der SED; nach der Verhaftung Bruno Wolffs (1953) Leiter des Referates für Kirchenfragen bei der ZK-Abteilung „Staatliche Verwaltung“; 1954–77 Leiter der Arbeitsgruppe Kirchenfragen des ZK der SED.
Personenregister/Biografische Angaben
449
BARTSCH, Friedrich 44, 46f., 53f., 57ff., 61f., 65–68, 76f., 80, 85ff., 94, 98, 102, 106ff., 132, 135, 142, 148, 152, 161, 171, 195, 202, 221, 223, 225, 229, 236f., 242, 404, 410 geb. 24.12.1898 Treumark Kreis Hohensalza, gest. 30.12.1978 Berlin; 1929 Leiter Volkshochschule Ekkartshof bei Halberstadt (Arbeitslosenkurse), Berufung in die halbamtliche Arbeitsstelle des Preussischen Ministeriums für Erziehung und Unterricht „Rat der Deutschen für Volksforschung und Erwachsenenbildung“; 1933 Übernahme der Abteilung Volksbüchereiwesen und Schriftenmission beim EPD; 1939 Referent in der Schrifttumsstelle; 1946 Geschäftsführer der Kammer für evangelisches Schrifttum; 1945–63 Geschäftsführer der Ev. Verlagsanstalt, Herausgeber des „Evangelischen Nachrichtendienstes Ost“; 1948 Ordination; 1956 Ernennung zum Kirchenrat; schied 1961 aus der Evangelischen Verlagsanstalt aus; 1946–71 Leiter des Ev. Schrifttumsdienstes Berlin.
BASEDOW, Hellmuth
273
seit 1949 Mitarbeiter der Ev. Verlagsanstalt.
BASSARAK, Gerhard 24, 27, 187, 203f., 229f., 232, 255, 274f., 293–301, 304f., 314f., 317, 319, 326, 329, 336f., 352, 355, 357, 359, 367, 377–380, 413f. geb. 3.2.1918 Willenberg (Ostpreußen); während des 2. Weltkrieges Studium der Germanistik und Musik; 1945–50 Theologiestudium Halle; 1953–57 Reisesekretär der ESG in der DDR und Studentenpfarrer an der Humboldt-Universität Berlin; 1957–66 Studienleiter der Ev. Akademie Berlin-Brandenburg; 1958 Mitbegründer und Leitungsmitglied des Weissenseer Arbeitskreises; 1967 Prof. für Ökumenische Theologie in Halle; 1969–83 Prof. an der Humboldt-Universität Berlin; Mitglied des Friedensrats der DDR und zeitweise des Präsidiums; ab 1959 Mitarbeiter, zeitweise Leiter der Studienabteilung und 1963–76 Internationaler Sekretär der CFK, ab 1978 einer der Vizepräsidenten der CFK; seit 1969 von der Staatssicherheit als IM „Buss“ geführt.
BASSENGE, Heinz
23
geb. 15.11.1914, gest. 21.5.2000 Leipzig; Buchhändler; 1955–89 Mitarbeiter der Ev. Verlagsanstalt im Lektorat und der Verwaltung.
BATTRÉ, Dr.
225
Bewerberin für die Stelle einer Redaktionssekretärin für „Die Zeichen der Zeit“.
BECHER, Johannes R(obert)
58, 63, 174, 241
geb. 22.5.1891 München, gest. 11.10.1958 Berlin; 1945 Mitbegründer und erster Präsident des Kulturbundes; 1954–58 Minister für Kultur der DDR.
BECKER, Manfred
382
geb. 1939; Germanist, Slawist und Pädagoge; seit 1961 Mitarbeiter am Zentralinstitut für Sprachwissenschaften der Akademie der Wissenschaften der DDR; 1973–90 Präses der Synode der Ev. Kirche von Berlin-Brandenburg (Region Ost).
BECKMANN, Paul
186
geb. 1890, gest. 1979; ehem. Pfr., 1949–51 Referent für Kirchenfragen im Ministerium des Innern; wiss. Mitarbeiter der Staatlichen Archivverwaltung in Potsdam; von der Staatssicherheit als IM „Roland“ geführt.
BEHM, Hans-Jürgen
260–263, 267, 303
geb. 1913, gest. 1994; 1955–69 Referent der Kirchenkanzlei der EKD Ost-Berlin; 1959–66 Mitglied im Ökumenischen Ausschuss der VELKD; 1966 stellv. Vorsitzender des Burckhardthauses in der DDR; 1966 Vertreter im Referat für Studentenseelsorge und Studentengemeinden in der DDR und Groß-Berlin; 1969–78 Referent im Sekretariat des BEK; Chefredakteur des Amtsblattes der EKD (Ausgabe Berlin).
450
Personenregister/Biografische Angaben
BEINTKER, Michael
401
geb. 1947 Berlin; Theologiestudium in Halle; 1972–85 Wissenschaftlicher Mitarbeiter Uni Halle; 1985 Dozent in Halle; 1992 Prof. für Systematische Theologie in Halle; 1992 in Münster; 1990 Initiator eines „Freundeskreises ‚Zeichen der Zeit‘“.
BELLMANN
102, 132, 244f.
Mitarbeiter des Amtes für Information, später im Presseamt der DDR.
BELLMANN, Rudi
247f., 297, 317, 323, 328–334, 340, 357, 381
geb. 6.11.1919 Lengefeld (Erzgebirge); Rechtsanwaltsgehilfe; 1944–46 sowjetische Kriegsgefangenschaft, dabei Besuch einer Antifa-Schule und Mitglied des Nationalkomitees „Freies Deutschland“; ab 1947 Pressereferent beim Deutschen Institut für Publizistik; 1949–53 Abteilungsleiter im Amt für Information und im Amt für Literatur und Verlagswesen; seit 1955 Mitarbeiter, ab 1969 stellv. Leiter und 1977–88 Leiter der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim ZK der SED.
BENN, Ernst-Viktor
46, 100
geb. 18.6.1898 Sellin (Neumark), gest. 7.8.1990 Essen; 1936–51 Oberkonsistorialrat und Mitglied des EOK Berlin; Dezember 1945 stellv. Leiter der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD; 1949 Leiter ebd.; 1952 kurzzeitig Präsident LKA Hannover; 1952 aus dem Kirchendienst ausgeschieden, seit 1953 Justitiar und später Abteilungsleiter rheinische Stahlwerke Essen; 1967–68 komm. jurist. Dirigent der Kirchenkanzlei der EKU; Chefredakteur des Amtsblattes der Kanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland – Berliner Stelle.
BERG, Christian
94
geb. 1908; gest. 1990; seit 1945 Mitarbeiter des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD in Stuttgart; 1946 stellv. Generalsekretär, 1947 Generalsekretär ebd.; 1949–61 Leiter des Zentralbüros Ost des Hilfswerks der EKD; 1962–71 Direktor der Goßner-Mission Berlin.
BERGER, Christfried
296, 356, 392
geb. 7.1.1938 Posen; 1964–66 als erster ordinierter Pfr. Wehrersatzdienst in den Baueinheiten der NVA; 1966–76 Pfr. in Berlin-Schmöckwitz; 1976 Oberkonsistorialrat und Dezernent für Ökumene, Mission und Diakonie im Magdeburger Konsistorium; 1985 Direktor des Ökumenischen-Missionarischen Zentrums der Berliner Missionsgesellschaft; 1997 Ruhestand; Schwiegersohn G. Brenneckes.
BERGER, Eduard
184, 380
geb. 22.6.1944 Posen; 1973 Pfr. in Kakerbeck (Altmark); 1978 Pfr. in Dresden; 1983–90 Sup. in Meissen; 1990 pommerscher Landesbischof.
BERNHARD, Dieter
102, 106f., 109, 121, 128, 132
geb. 19.11.1919 Leipzig; Lehrer; 1950 Oberreferent in der Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“; nach der Verhaftung K. Grünbaums Flucht nach WestBerlin, dort später für die röm.-kath. Kirche tätig.
BERNHARDT, Karl-Heinz
329, 331, 335, 337, 367, 376
geb. 24.12.1935; Prof. für Altes Testament an der Humboldt-Universität Berlin; von der Staatssicherheit als IM „Jäger“ geführt.
BERTINETTI, Ilse
337, 342
geb. 18.11.1918; bis 1978 Prof. für Systematische Theologie an der Humboldt-Universität Berlin; Mitherausgeberin des „Standpunkt“.
BESTE, Niklot
103f., 125
geb. 30.6.1901 Ilow (Kreis Wismar), gest. 24.5.1987 Gießen (Verkehrsunfall); 1933–45 Pfr. in Neubukow (Kreis Bad Doberan); 1946–71 mecklenburgischer Landesbischof; seit 1948 stellv. Mitglied der Kirchenleitung der VELKD; 1954 Stellv. des Leitenden Bischofs der VELKD und 1954–67 stellv. Vorsitzender der
Personenregister/Biografische Angaben
451
Bischofskonferenz der VELKD; 1961–67 Mitglied des Rates der EKD; 1968–71 Leitender Bischof der VELK/DDR; 1968–69 Vorsitzender der Konferenz der ev. Kirchenleitungen in der DDR.
BEYLING, Fritz 235, 258f.
31, 123, 126–129, 132, 162, 164, 194f., 198, 200, 205, 207ff.,
geb. 4.1.1909 Burgörner bei Hettstedt, gest. 9.2.1963 Berlin; 1946–48 Redakteur, 1948–50 Chefredakteur der Zeitung „Freiheit“ (Sachsen-Anhalt); 1951–53 Generalsekretär der VVN; 1953–58 Leiter des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der DDR; 1958–63 Vorsitzender der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft.
BEYREUTHER, Erich
249
geb. 23.5.1904 Oberröslau, gest. 2003 Feldkirchen bei München; sächsischer Pfr.; 1956 Dozent für Kirchengeschichte in Leipzig; 1963–69 Prof. für Kirchengeschichte in Erlangen.
BICKELHAUPT, Götz
185f., 319, 329, 335, 337
geb. 9.6.1929, gest. 30.11.1982; 1955 Pfr. in Lauscha, 1981 in Gera; Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses des DDR-Pfarrerbundes.
BIERITZ, Karl-Heinrich
401
geb. 10.12.1936 Schmalkalden; 1964–68 Pfr. in Sagard; 1969–72 Sup. in Barth; Dozent für Praktische Theologie am Theologischen Seminar in Leipzig; 1990 Oberassistent an der Humboldt-Universität Berlin; 1992 Prof. für Praktische Theologie in Rostock; 1991 zusammen mit W. Bindemann und C. Gestrich Chefredakteur der „Zeichen der Zeit“.
BINDEMANN, Walther
401
Pfarrer; 1991 zusammen mit K.-H. Bieritz und C. Gestrich Chefredakteur der „Zeichen der Zeit“.
BINDER, Heinz-Georg
387
geb. 22.11.1929 Hamburg; 1957–60 Pfr. in Hamburg; 1961–66 Referent bei der Arbeitsgemeinschaft der Ev. Jugend Deutschlands; Redakteur der „Jungen Stimme“; 1966–71 Leiter des Amtes für Öffentlichkeitsdienst der Bremischen Ev. Kirche; 1971–77 Schriftführer des Kirchenausschusses und Gemeindepfarrer; 1977–92 Bevollmächtigter des Rates der EKD am Sitz der BRD, seit 1985 im Nebenamt Militärbischof.
BLAUERT, Heinz 35, 309, 311f., 345, 360, 364–367, 372–375, 377, 385, 391–394, 396, 414 geb. 17.1.1920 Berlin; 1938 Abitur; 1938–45 Kriegsteilnahme; 1945–49 Theologiestudium Bethel, Tübingen und Göttingen; 1954 Promotion zum Dr. theol.; 1954–59 Pfr. im Kirchenkreis Bad Freienwalde; 1960–69 Direktor des Burckhardthauses Berlin (Ost); Mitglied der Jugendkammer Ost; 1970–85 Direktor des Ökumenischmissionarischen Zentrums Berlin (DDR) und der Berliner Missionsgesellschaft; 1970–89 Chefredakteur von „Die Zeichen der Zeit“; seit 1990 Vorsitzender der „Gesellschaft zur Förderung des christlich-marxistischen Dialogs e. V.“.
BLECHA, Kurt 28, 31f., 123, 132, 163, 220, 235, 244, 246, 250, 252–257, 263f., 266ff., 270, 280f., 310, 313ff., 367–371, 381, 384f., 394, 413 geb. 25.2.1923 Aussig (Böhmen); Mitglied NSDAP; Kriegsteilnahme; 1943 sowjetische Gefangenschaft; Mitglied des Nationalkomitees „Freies Deutschland“; 1945 Mitglied SED; 1950 Redakteur der „Schweriner Volkszeitung“; Mitarbeiter des Amtes für Information; 1955 stellv. Vorsitzender, 1958–89 Leiter des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der DDR.
BLOCK, Klaus
81
Kirchenrat in Berlin.
452
Personenregister/Biografische Angaben
BLUHM, Heinz
183
geb. 1911, gest. 1967; Vorsitzender des Pfarrernotbundes; Strafanstaltspfr. in Waldheim.
BOCK, Hartmut
324
geb. 1925, gest. 1975 (Badeunfall an der Ostsee); Pfr. in Taucha bei Leipzig.
BOECKLER, Richard
375
Schriftsteller in Frankfurt am Main.
BOEHLAND, Johannes
63
Graphiker und Schriftgestalter.
BÖHM, Karl Ewald
58, 167
geb. 5.3.1913 Nürnberg, gest. Juli 1977 Berlin; 1946 Leiter des Verlags „Thüringer Volk“ in Sonneberg; 1946 Mitbegründer und Leiter der Thüringer Verlagsanstalt; 1948–50 Redakteur, 1950/51 stellv. Chefredakteur der Zeitschrift „Neuer Weg“; seit 1951 Leiter der Abteilung „Neuer Weg“ im ZK der SED; 1951 stellv. Leiter des Amtes für Literatur, bis 1958 Leiter der Hauptverwaltung Verlagswesen im Ministerium für Kultur; 1962 Vorsitzender der Bezirksverwaltung der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft Frankfurt (Oder).
BÖHME, Kurt
46
geb. 8.2.1897 Magdeburg, gest. 18.3.1959; 1923 Hilfsarbeiter bei der Deutschen Vereinigung des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen; 1924–45 Vereinsgeistlicher beim EPD; 1926–33 Redakteur „Bilderbote“; seit 1926 Leiter der Auslandsabteilung des EPD mit der Geschäftsstelle der Internationalen Christlichen Presse Kommission; 1940–41 Schriftleiter des EPD; 1945–50 Chefredakteur der Zeitschrift „Die Kirche“.
BÖHME, Walter
247f.
Prediger der Landeskirchlichen Gemeinschaft.
BÖTHLING
383
Mitarbeiter im Sekretariat des Vorsitzenden des Ministerrates.
BONDZIN, Erwin
319, 334
Pfarrer, Mitglied des DDR-Pfarrerbundes. DE
BOOR, Werner
68
geb. 24.4.1899 Breslau, gest. 18.3.1976 Schwerin; 1946–56 Oberkirchenrat in Schwerin; 1956 Volksmission; 1957–65 Leiter der Evangelistenkonferenz in der DDR.
BORGMANN, Lutz
372f.
geb. 27.4.1933 Potsdam; 1952 Germanistikstudium; 1956–61 Lektor bei der EVA; 1961–69 Redakteur der „Potsdamer Kirche“; Geschäftsführer der Stiftungsbuchhandlung Potsdam; 1961–80 Leiter der Presse- und Informationsstelle und Pressereferent des Publizistischen Ausschusses des BEK; 1979–85 Beauftragter des BEK für die kirchliche Rundfunk- und Fernseharbeit in der DDR; 1984–91 Chefredakteur „Die Kirche“; 1991–95 Chefredakteur „Berlin-Brandenburgisches Sonntagsblatt“; 1995–98 Chefredakteur „Berlin-Brandenburgisches Sonntagsblatt/Die Kirche“.
BORNKAMM, Heinrich
241
geb. 6.7.1901 Wuitz bei Zeitz, gest. 21.1.1977 Heidelberg; 1935–45 Prof. für Kirchengeschichte in Leipzig, 1948–66 in Heidelberg.
BOURBECK, Frauke Christine
63
geb. 19.6.1894 Hage (Ostfriesland), gest. 20.2.1974 Bad Pyrmont; 1939–46 Vikarin (1940 Ordination) der Schwesternschaft des Ev. Diakonievereins in Berlin-Zehlendorf; 1946–60 (1952 Studiendirektorin) Studienrätin in Berlin; Inhaberin einer
Personenregister/Biografische Angaben
453
Pfarrstelle und gleichzeitig Leiterin des Vikarinnenseminars der APU bzw. EKU im Ev. Johannesstift in Berlin-Spandau.
BRAECKLEIN, Ingo
248
geb. 29.8.1906 Eisenach, gest. 2001; 1933 NSDAP-Mitglied; 1935 Pfr. in Allendorf; 1948–50 in Saalfeld, 1950–59 Sup. in Weimar; 1959–70 Oberkirchenrat in Eisenach; 1970–78 thüringischer Landesbischof; 1969 Präses der ersten Synode des BEK; seit 1959 von der Staatssicherheit als IM „Ingo“ geführt.
BRÄUER, Siegfried
28, 165, 234, 369, 394
geb. 2.9.1930 Oberneuschönberg;, seit 1960 Pfr. in Leipzig; 1972 Rektor des Pastoralkollegs der sächsischen Landeskirche in Krummhennersdorf; 1979–91 Theologischer Direktor der Ev. Verlagsanstalt; danach Prof. für Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität Berlin.
BRÄUNERT
133
Kirchenamtmann.
BRANDT, Günther
144
geb. 24.3.1912 Essen; 1939–45 Pfr. in Potsdam; 1945–49 Pfr. in Werder (Havel), 1949–54 in Potsdam, 1953 kurzzeitig verhaftet; 1954–60 Pfr. in Berlin-Siemensstadt, 1960–71 Sup. in Berlin-Spandau.
BRANDT, Wilhelm
63
geb. 27.8.1894 Iserlohn, gest. 18.10.1973 Bethel; 1945 Dozent für Neues Testament und Leiter der Theologischen Schule Bethel; 1950–63 Pfr. und Leiter der Diakonissenanstalt ebd.
BRAUER, Helmut
116
Leiter des Referates für Agitation und Propaganda im Hauptreferat Presse und Propaganda der Parteileitung der CDU.
BRAUN, Walter
68, 103, 140, 254
geb. 1892, gest. 1973; 1926 Inspektor der Berliner Missionsgesellschaft; 1947–63 Generalsuperintendent der Kurmark in Potsdam.
BREDENDIEK, Walter
115ff., 172, 185, 322f., 331, 334
geb. 7.4.1926 Swinemünde, gest. 26.7.1984 Berlin (Ost); 1943–46 Studium der Geschichte, Germanistik und Theologie in Berlin und Heidelberg; 1946–47 Lehrer; 1947 Fortsetzung des Studiums in Ost-Berlin; Oberreferent im Pädagogischen Zentralinstitut der DDR; Hauptreferent in der Parteileitung der CDU; 1956 Sekretär des Deutschen Friedensrates; 1972 Dozent für Kirchengeschichte an der Universität Greifswald, 1980 Prof. an der Universität Halle-Wittenberg.
BREITHAUPT, Ernst
319
geb. 13.3.1913 Wronke (Posen); 1945–54 Hilfsprediger und Pfr. in Hilmsen (Kirchenprovinz Sachsen; Mitglied des DDR-Pfarrerbundes.
BRENNECKE, Gerhard 23, 65–69, 71–74, 76, 78f., 81f., 133f., 136ff., 140ff., 144, 201ff., 211, 213f., 216f., 220f., 225ff., 229–232, 236, 242ff., 257, 273–277, 280–286, 290ff., 297f., 301–315, 345, 351, 356, 359, 364–367, 392, 407–410, 412f. geb. 5.1.1916 Halle, gest. 14.5.1973 Berlin (West); Theologiestudium in Halle; Mitglied des Christlichen Studentenverbandes; Leiter des Studentenbundes für Weltmission; 1942 Mitarbeiter der Berliner Missionsgesellschaft, Kriegsdienst und Gefangenschaft; 1945 Studentenpfarrer in Berlin; 1947 Geschäftsführer der Geschäftsstelle Ost der ESGiD; Mitarbeiter, seit 1949 Leiter der Berliner Missionsgesellschaft; 1947–69 Chefredakteur der „Zeichen der Zeit“.
BRENNECKE, Hanns-Christoph
23, 304
geb. 15.2.1947 Berlin; Sohn von Gerhard Brennecke; Studium der Theologie an
454
Personenregister/Biografische Angaben
der Berliner Humboldt-Universität und in Bonn; 1974 Assistent in Tübingen; 1988 Prof. für Kirchengeschichte in Heidelberg, seit 1989 in Erlangen.
BREUEL, Ernst
101
Schriftleiter des Kirchlichen Amtsblattes für Mecklenburg.
BREZMANN
184
Mitglied der Redaktionskommission des Ev. Pfarrerblattes.
BRINCKMEIER, Rudolf
62f.
geb. 1.10.1906 Holzminden, gest. 1.10.1986 Braunschweig; 1932 Pfr. in Vorwohle (Propstei Holzminden); 1937 theol. Geschäftsführer der Ev. Frauenhilfe in Potsdam, später Kriegsdienst; Pfr. in Berlin-Dahlem; 1952 Direktor des Predigerseminars Braunschweig; 1963–73 Landeskirchenrat, 1969 Stellvertreter des Landesbischofs ebd.
BRÜCK, Ulrich von
55, 239, 248, 267, 306f., 310f., 314, 399
geb. 10.3.1914 Dresden, gest. 1999; 1939 Pfr. in Erlangen, 1941 in Dresden, 1950 Leiter des Landeskirchl. Amtes für Innere Mission; 1968–80 Oberlandeskirchenrat; seit 1962 als Vertreter des Diakonischen Werkes Gesellschafter der Ev. Verlagsanstalt (bis 1980); von der Staatssicherheit als IM „Zwinger“ geführt.
BRÜHE, H.-J.
319
Mitglied des DDR-Pfarrerbundes.
BRUNNER, Peter
139
geb. 25.4.1900 Arheilgen bei Darmstadt, gest. 24.5.1981 Heidelberg; 1936–40 und 1945–47 Dozent an der Kirchl. Hochschule Wuppertal; 1947–68 Prof. für Systematische Theologie in Heidelberg.
BUBER, Martin
160
geb. 8.2.1878 Wien, gest. 13.6.1945 Jerusalem; 1924–33 Lehrer für jüdische Religionsphilosophie in Frankfurt a. M.; 1938 Emigration; Prof. an der Universität Jerusalem.
BULTMANN, Rudolf
144
geb. 20.8.1884 Wiefelstede (Oldenburg), gest. 30.7.1976 Marburg; 1916 Prof. für Neues Testament in Breslau, 1920 in Gießen, 1921–51 (em.) Marburg.
BURGERT, Helmuth
76, 137, 142, 144, 274
Lektor der Ev. Verlagsanstalt bis Bau der Berliner Mauer 1961.
BUSCH
282
Mitarbeiterin der Zeitschriftenabteilung des Presseamtes.
BUSCHTÖNS, Friedrich
179
geb. 13.9.1895 Darmstadt, gest. 14.4.1962 Berlin-Nikolassee; 1924 theol. Lehrer am Kirchl. Auslandsseminar; 1928 stellv. Synodalpräses Synode in Rio Grande (Brasilien); 1929 Direktor an der deutschen Realschule und Pfr. in Santa Cruz; 1931 Pfr. in Bielefeld; 1939 Pfr. in Berlin; 1942 in die allgemeine kirchl. Verwaltung übernommen mit Titel Oberkonsistorialrat; 1945 Aufsicht über das von der Kirche gepachtete Schloss Ilsenburg und die dort vorhandenen Vermögenswerte der Kirche; 1946 Leitung eines Flüchtlingslagers in Stolberg, das aus kirchl. Mitteln unterhalten wurde und unter kirchl. Leitung stand; später Pfr. in Klein-Machnow.
CAFFIER, Wolfgang
180, 182
geb. 10.3.1919 Leipzig, gest. 4.11.2004 Dresden; 1946 Pfr. in Leipzig; 1949 in Liebenau; 1954–967 Pfr. in Weixdorf bei Dresden; 1958–61 Leiter des DDR-Pfarrerbundes.
CAMPENHAUSEN, Otto Freiherr von
398f.
geb. 7.2.1932 Burg Schwarzenfels (Hessen); Staatsanwalt, Regierungsrat im Justizministerium, Amtsgerichtsrat Gettorf, Amtsgerichtsdirektor Eckernförde, Vizeprä-
Personenregister/Biografische Angaben
455
sident am Landgericht Kiel; bis 1989 Landgerichtspräsident Itzehoe; 1989–97 Präsident des Kirchenamtes der EKD.
COCH, Friedrich
38
geb. 11.12.1887 Eisenach, gest. 9.9.1945 Interniertenlager Hersbruck (Krankheit); 1927 Landespfarrer für Innere Mission und Leiter des Ev. Pressverbandes Sachsen; seit August 1933 sächsischer Landesbischof; 1945 Verhaftung und Rücktritt.
COLLANCZ, Victor
133
Londoner Verleger und Publizist, Literat, Verfasser des Buches „Darkest in Germany“ (London 1947).
COLLREP, Günter
98, 294
geb. 1918; Buchhändler; Mitarbeiter im Minerva-Verlag (Westberlin); 1950–82 Mitarbeiter der Ev. Verlagsanstalt, für die Papierbeschaffung zuständig.
DEHN, Fritz
64
Pfarrer und Publizist in Berlin.
DELIUS, Walter
202
geb. 28.12.1899 Glauchau (Sachsen), gest. 11.5.1972; 1925 Pfr. in Ammendorf, 1928–58 in Berlin-Friedrichshagen; 1945 Dozent für Kirchengeschichte, 1949 Prof. und Rektor der Kirchl. Hochschule in Berlin.
DEMKE, Christoph
387
geb. 3.5.1935 Bunzlau; 1974–77 Dozent für Neues Testament am Berliner Sprachenkonvikt; 1975 nebenamtlicher, 1977 hauptamtlicher Sekretär der Theologischen Kommission des BEK; 1983–97 Bischof der Kirchenprovinz Sachsen; 1990–91 Vorsitzender der Konferenz der Ev. Kirchenleitungen in der DDR.
DENKHAUS, Lotte
64
geb. 1905; Lyrikerin.
DERTINGER, Georg
120
geb. 25.12.1902 Berlin, gest. 21.1.1968; 1945 Pressereferent der CDU-Hauptgeschäftsstelle in Berlin; 1946–49 Generalsekretär der CDU in der SBZ; 1949–53 Minister für Auswärtige Angelegenheiten; 1953 verhaftet, Verurteilung zu 15 Jahren Zuchthaus; 1964 begnadigt, danach Lektor für die röm.-kath. Kirche in der DDR.
DESCYK, Gerhard
113, 115, 117, 172, 174
geb. 3.6.1899 Kreuzburg (Oberschlesien), gest. 18.3.1983; 1945–56 Abteilungsleiter in der Hauptgeschäftsstelle bzw. beim Sekretariat der CDU-Hauptverwaltung Kultur; Sekretär des Wissenschaftlichen Arbeitskreises der CDU, Chefredakteur der Zeitschrift „Union teilt mit“; 1956 Cheflektor im Union-Verlag Berlin und im Verlag Koehler & Amelang in Leipzig; Mitglied des Herausgeberkollegiums der röm.-kath. Zeitschrift „begegnung“.
DESSAUER, Friedrich
133
geb. 19.7.1881 Aschaffenburg, gest. 16.2.1963 Frankfurt a. M.; Physiker und Publizist; 1924 Reichstagsabgeordneter; 1934 Emigration in die Türkei, 1938 in die Schweiz; 1948 Rückkehr nach Frankfurt.
DETERT, Ernst
142
geb. 1.4.1900 Berlin; 1927 Pfr. in Brügge, 1933 in Rathenow, später Sup. in Oranienburg.
DIBELIUS, Franz
312
Sohn von Otto Dibelius; Schulfreund Hans Blauerts; im Zweiten Weltkrieg gefallen.
DIBELIUS, Otto 25, 41, 44, 54, 59, 60f., 65, 67ff., 73, 76f., 84f., 91, 106, 110f., 125, 138, 153, 162ff., 205, 208, 211–215, 249–252, 263, 312, 399f., 408f. 15.5.1880 Berlin, gest. 31.1.1967 Berlin; 1945–66 Bischof von Berlin; Vorsitzender
456
Personenregister/Biografische Angaben
der Ostkirchenkonferenz; 1949–61 Vorsitzender des Rates der EKD; 1957 Einreiseverbot für die DDR, 1961 Einreiseverbot für Berlin (Ost).
DICK
123
Chefinspekteur; Leiter der Hauptabteilung „Pass- und Meldewesen“ der Deutschen Volkspolizei.
DIECKMANN, Johannes
241
geb. 19.1.1893 Fischerhude bei Bremen, gest. 22.2.1969; 1945 Mitbegründer der LDPD; Gründer des Verlags „Sächsisches Tageblatt“; 1948–50 sächsischer Justizminister und stellv. Ministerpräsident; 1950–69 Präsident der Volkskammer der DDR; seit 1960 einer der stellv. Vorsitzenden des Staatsrates der DDR.
DIESTEL, Meta
64
geb. 17.6.1877 Tübingen, gest. 23.4.1968 Korntal; Konzertsängerin und Gesangspädagogin; ca. 1932–55 freiberufliche Tätigkeit bei der Ev. Frauenhilfe und dem Bayerischen Mütterdienst; Gruppenarbeit und Singleitung in Großveranstaltungen („Müttersingen“).
DIETZE, Constantin von
258f.
geb. 9.81891 Gottesgnaden (Kreis Calbe), gest. 18.3.1973 Freiburg (Breisgau); 1937–61 Prof. für Agrarpolitik, Außenhandel und Sozialethik in Freiburg; 1955–61 Präses der Synode der EKD.
DIETZFELBINGER, Hermann
67
geb. 14.7.1908 Emershausen (Oberfranken), gest. 15.11.1984 München; 1945 Leiter des Predigerseminars Erlangen (seit 1948 Nürnberg), 1953 Rektor der Diakonissenanstalt Neuendettelsau, 1955–75 bayerischer Landesbischof; 1967–73 Ratsvorsitzender der EKD.
DITTMER, Uwe
378
geb. 1934; 1959 Pfr. in Potsdam; 1966 Kreisjugend- und Studentenpfr. im Kirchenkreis Potsdam; 1986 Mitglied der Bundessynode des BEK.
DÖBLIN, Alfred
133
geb. 10.8.1878 Stettin, gest. 28.6.1957 Emmendingen; Medizinstudium und Arbeit als Nervenarzt, Schriftsteller; 1933 Emigration; 1946 Rückkehr; 1953 Umzug nach Paris.
DÖHRING, Lotte
63f.
Vikarin in Hausdorf bei Neurode (Schlesische Kirche).
DÖPFNER, Julius
219
geb. 26.8.1913 Hausen (Rhön), gest. 24.7.1976 München; 1948–57 Bischof von Würzburg; 1957 Bischof von Berlin, 1958 Kardinal, Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz; seit 1958 Einreiseverbot in die DDR; 1961 Versetzung und Ernennung zum Erzbischof von München und Freising; 1965–76 Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz.
DOERNE, Martin
68, 78, 144
geb. 20.3.1900 Schönbach (Sachsen), gest. 2.9.1970 Göttingen; 1934 Prof. in Leipzig, 1947 in Rostock, 1952 in Halle-Wittenberg, 1954 in Göttingen.
DOHERR, Geerd
319, 321, 341f.
geb. 13.6.1913 Leipzig; 1944–49 Hilfsprediger in Großleinungen; 1949–78 Pfr. in Marzahna bei Wittenberg; mit Meinecke Vorsitzender des DDR-Pfarrerbundes.
DOHLE, Horst
332f.
geb. 2.10.1935 Rabenstein (Sachsen); 1953–57 Geschichtsstudium in Leipzig; seit 1963 Referent für Kirchenfragen beim Rat des Bezirkes Dresden; 1969–74 Mitarbeiter und seit 1979 Abteilungsleiter bei der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen; 1975 Persönlicher Referent des Staatssekretärs; seit 1973 von der Staatssicherheit als IM „Horst“ geführt.
Personenregister/Biografische Angaben DOMBROWSKI, Wolfgang
457
209, 220
Generalmajor der DVP; 1955–59 Leiter der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei.
DRATWIN, Michail Iwanowitsch
83
1940 Generalmajor, 1945–47 Chef des Stabes der SMAD; 1947–49 Erster Stellvertreter des Obersten Chefs der SMAD.
EBERLEIN, Gotthard
109
Deutsches Friedenskomitee; Mitherausgeber der Zeitschrift „Verantwortung“ (1952/53).
ECKE, Max
246
geb. 1876, gest. 1965; 1911 als „Apostel für Sachsen, Thüringen, Schlesien“ berufen; Chefredakteur der Zeitschrift „Der Herold“ des Reformiert-Apostolischen Gemeindebundes.
EGGERATH, Werner
182
geb. 16.3.1900 Elberfeld, gest. 16.6.1977 Berlin-Ost; gelernter Schlosser; seit 1945 Landrat, Bezirksleiter der KPD Thüringen, MdL und Ministerpräsident von Thüringen, 1958–60 Staatssekretär für Kirchenfragen in der DDR.
EHLERS, Hermann
110
geb. 1.10.1904 Schöneberg, gest. 29.10.1954 Oldenburg; Jurist; seit 1945 Mitglied im Oberkirchenrat Oldenburg; 1949 CDU-Bundestagsabgeordneter; 1950–54 Bundestagspräsident.
EIKEMEIER, Fritz
252
geb. 28.3.1908 Groß-Oldenburg (Kreis Hameln), gest. 4.8.1985 Berlin; Hilfsarbeiter; 1933 Emigration; 1945 Reviervorsteher der Polizei in Berlin-Friedenau; 1947/48 Leiter der Personalabteilung bzw. Vizedirektor der Schutzpolizei im Präsidium der Berliner Polizei; 1949–53 Chef der Landespolizeibehörde Brandenburg; 1953–64 Präsident der Volkspolizei Berlin.
EISERMANN, Ludwig
164
geb. 1910, gest. 1981; Drogist; 1945 Kreissekretär der SED in Rostock; 1948 Abteilungsleiter für Volkskultur im Landesministerium für Volksbildung, später persönlicher Referent von Grotewohl; seit 1960 Direktor der Gedenkstätte Buchenwald.
EISLER, Gerhart
31, 115, 128, 132, 135
geb. 20.2.1897 Leipzig, gest. 21.3.1968 Jerewan (UdSSR); ab 1941 in den USA im Exil, journalistische Tätigkeit für kommunistische Zeitungen; 1945 Verweigerung der Ausreise nach Deutschland; 1947 und 1948 verhaftet und verurteilt; 1948 in Abwesenheit zum Prof. für politische und soziale Fragen an der Universität Leipzig berufen; 1949 Flucht aus den USA und Rückkehr nach Berlin; 1949 Leiter der „Hauptverwaltung Information bei der Deutschen Wirtschaftskommission“, später „Amt für Information“ (bis 1953); 1949/50 Mitglied des Parteivorstands der SED und der Provisorischen Volkskammer der DDR; 1953–55 freischaffender Journalist; 1956–62 stellv. Vorsitzender, ab 1962 Vorsitzender des Staatlichen Rundfunkkomitees der DDR; 1967 Wahl ins ZK der SED.
ELERT, Werner
249
geb. 19.8.1885 Heldrungen, gest. 21.11.1954 Erlangen; seit 1923 Prof. für Kirchengeschichte und 1932 auch für Systematische Theologie in Erlangen.
ELLIGER, Walter
147, 166
geb. 8.12.1903 Heppens (Ostfriesland), gest. 1985; 1930 Privatdozent für Kirchengeschichte in Halle; 1934 Prof. in Kiel, 1936 in Greifswald (1947 auch Lehrstuhlverwaltung in Rostock), 1950 Humboldt-Universität in Berlin.
458
Personenregister/Biografische Angaben
ENKE, Helmut
127, 130
geb. 23.2.1916 Berlin; Kaufmann; 1946 Mitarbeiter der Bezirksverwaltung Merseburg, 1949 CDU-Abgeordneter im Landtag Sachsen-Anhalt; 1950 persönlicher Referent O. Nuschkes; nach der Entlassung K. Grünbaums Leiter der Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“; 1954 Entlassung; Übersiedlung in die Bundesrepublik, dort später persönlicher Referent M. Niemöllers.
EPPLER, Erhard
344
geb. 9.12.1926 Ulm; 1951–61 Gymnasiallehrer; seit 1956 Mitglied der SPD; 1961–76 Mitglied des Bundestages; 1968–74 Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit; 1973–80 Vorsitzender der SPD in Baden-Württemberg; 1984–91 im Vorstand der SPD; 1991 Kirchentagspräsident.
ESSELBACH, Leopold
393f.
geb. 1931; 1960–70 Pfr. Kloster Chorin; 1970 Sup. in Neuruppin; 1983–86 Generalsuperintendent des Sprengels Eberswalde.
EWERT, Wolfgang
266, 282f., 304, 374
CDU-Mitglied; Mitarbeiter im Presseamt.
EVERS
184, 319, 322, 331
CDU-Mitglied; Mitglied der Redaktionskommission des Ev. Pfarrerblattes.
FAISST, Hans
208
geb. 1896, gest. 1979; Oberkirchenrat in Greifswald; Chefredakteur des Amtsblattes der Greifswalder Kirche.
FALCKE, Heino
300, 353
geb. 12.5.1929 Riesenburg (Westpreußen); 1958 Pfr. in Wegeleben (Ostharz); 1964 Leiter des Predigerseminars in Gnadau; 1973–94 Propst in Erfurt.
FASCHER, Erich
166f.
geb. 14.12.1897 Göttingen, gest. 23.7.1978 Berlin; 1926 Privatdozent in Marburg; 1930 Prof. für Neues Testament in Jena; 1938 in Halle, 1950 in Greifswald, 1954–64 in Berlin (Humboldt-Universität).
FEURICH, Walter
78f., 81, 329, 332, 337
geb. 4.10.1922, gest. 4.2.1981 Dresden; 1948–71 Pfr. in Dresden, Herausgeber der Zeitschrift „Glaube und Gewissen“ (seit 1973 „Standpunkt“); 1961–81 Vorsitzender der von ihm gegründeten Kirchlichen Bruderschaft Sachsen; 1961 Mitglied des Friedensrats der DDR; 1965–73 Mitglied des Regionalausschusses der CFK für die DDR.
FIGUR, Fritz
142, 251
geb. 14.2.1904 Berlin-Charlottenburg, gest. 1991; Pfr. in Köpenick; bis 1969 Sup. des Kirchenkreises Oberspree; 1955 Vizepräses, 1959 letzter gemeinsamer Präses der Synode Berlin-Brandenburg, 1961–63 Vorsitzender der regionalen Kirchenleitung Berlin-Brandenburg (Ost), 1966/67 Wahrnehmung bischöfliche Aufgaben nach der Wahl des von der DDR-Regierung ausgesperrten K. Scharf zum Bischof und dem Rücktritt des Bischofsverwalters G. Jacob; 1970 Übersiedlung nach WestBerlin.
FINK, Heinrich
329
geb. 31.3.1935 Korntal (Bessarabien); 1961 Assistent, 1970 Dozent für Praktische Theologie an der Humboldt-Universität Berlin, 1979 Prof., 1980–90 Direktor der Sektion Theologie, 1990 Rektor ebd.; 1992 wegen Stasi-Vorwürfen entlassen.
FISCHER, Gerhard
115f.
geb. 17.4.1930 Finow (Mark); 1949/50 FDJ-Kreissekretär in Eberswalde; 1950 CDU-Kreissekretär in Potsdam; 1951–53 Mitarbeiter der CDU-Hauptgeschäftsstelle in Berlin; 1954–56 stellv. Chefredakteur der „Neuen Zeit“; 1957–69 Sekretär, 1958–89 Mitglied des Hauptvorstandes der CDU; 1990 invalidisiert.
Personenregister/Biografische Angaben FISCHER, Karl
459
117
geb. 1900, gest. 1972; Pfr. in Neustrelitz.
FISCHER, Martin
64, 66, 68, 80, 223, 252, 366f.
geb. 9.8.1911 Magdeburg, gest. 3.3.1982 Berlin; 1945 Dozent an der Kirchl. Hochschule Berlin, Leiter der Kanzlei und bis 1955 Ephorus, 1950–70 Prof. für Praktische Theologie ebd., 1967–79 Mitglied der Kirchenleitung der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg (West), 1970–76 Präsident der Kirchenkanzlei der EKU.
(Schumann-)FITZNER, Elfriede
248, 252, 276f.
geb. 16.6.1920; 1950–52 Abteilungsleiterin beim Rat des Kreises Belzig; 1956 Assistentin, später Oberassistentin an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam; 1966 Abteilungsleiterin für Rechts- und Grundsatzfragen beim Staatssekretär für Kirchenfragen.
FLÖRICKE
277, 293
Mitarbeiterin im Referat für Kirchenfragen beim Magistrat von Groß-Berlin.
FORCK, Gottfried 204, 215, 218, 228, 231, 278, 291, 297, 300, 302–307, 310ff., 352, 366, 382, 391, 413 geb. 6.10.1923 Ilmenau, gest. 24.12.1996 Rheinsberg; 1954 Studentenpfarrer in Berlin-Ost; 1959–63 Pfr. in Lautawerk (Niederlausitz); 1963–73 Direktor des Brandenburger Predigerseminars; 1973 Generalsup. in Cottbus; 1981–91 Bischof der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg; 1975 Lizenzträger und Gesellschafter der Ev. Verlagsanstalt.
FRÄNKEL, Hans-Joachim
125
geb. 31.8.1909 Liegnitz, gest. 21.12.1996 Marburg; 1943–45 Pfr. in Breslau; 1945 Mitglied der schlesischen Kirchenleitung; 1947 Umsiedlung nach Görlitz; 1951 Oberkonsistorialrat und Stellvertreter des schlesischen Bischofs; 1964–79 Bischof von Schlesien (seit 1968 Ev. Kirche des Görlitzer Kirchengebietes); 1969–72 Vorsitzender des Rates der EKU (Bereich der DDR); 1979 Übersiedlung nach Marburg.
FRANCK, Hans
179
geb. 30.7.1879 Wittenburg (Mecklenburg), gest. 11.4.1964 Frankenhorst (Mecklenburg); Schriftsteller; 1901–11 Volksschullehrer in Hamburg; 1914–21 Leiter der Hochschule für Bühnenkunst in Düsseldorf; danach freier Schriftsteller auf dem Gut Frankenhorst.
FRANKE
337
CDU-Mitglied.
FRANZ
253, 256, 268, 339
Mitarbeiter im Presseamt.
FREILING, Elisabeth
63
geb. 1908, gest. 1999; Vikarin im Rheinland; 1945–54 Reisedienst Rheinland-Süd; seit 1951 auch Landesvikarin am Katechetischen Seminar Wuppertal-Elberfeld bez. später (bis 1970) Düsseldorf.
FRENTZEL, Gerhard
55
Notar in Westberlin.
FREUND
149
Mitarbeiter der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen bei der Parteileitung der CDU.
FREY, Hans Ulrich
401
Synodaler Berlin-Brandenburg.
460
Personenregister/Biografische Angaben
FRICK, Wilhelm
39
geb. 12.3.1877 Alsenz (Pfalz), gest. 16.10.1946 Nürnberg (hingerichtet); 1933–42 Reichsinnenminister; 1943–45 Reichsprotektor von Böhmen und Mähren.
FRIELINGHAUS, Dieter
169, 187
geb. 14.11.1928; 1956 reformierter Pfr. in Dresden; Mitglied des CFK-Regionalausschusses der DDR; Moderator der reformierten Gemeinden in der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg, Mitglied der Kirchenleitung ebd.; nach 1989 Mitglied der DKP.
FRITZ
241
Mitarbeiter im Hauptlektorat Belletristik in der Hauptverwaltung Literatur und Verlagswesen.
FROMMHOLD
90
Referent in der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone.
FROMMHOLD, W.
326, 332, 386–389
stellv. Verlagsdirektor der VOB Union.
FUCHS, Emil
110, 172ff., 179ff., 237, 329, 352
geb. 13.5.1874 Beerfelden (Odenwald), gest. 13.3.1971 Berlin; 1949–58 Prof. für Systematische Theologie und für Religionsphilosophie in Leipzig.
FUCHS, Otto Hartmut
189
CDU-Mitglied; Mitglied des Redaktionskreises der röm.-kath. Zeitschrift „begegnung“.
FÜHR, Fritz
243
geb. 1904, gest. 1963; 1930 Pfr. in Berga; 1946 Sup. in Nordhausen; 1947 Propst der Propstei Südharz; 1956–62 Generalsuperintendent in Berlin; 1959–62 Mitglied der Zentralleitung des Gustav-Adolf-Werks.
FUNKE, Gotthold
179
geb. 1.4.1901, gest. 1.3.1975; 1934 Pfr. in Betsche (Grenzmark); 1937 Missionsinspektor der Berliner Mission; 1944 Pfr. in Rietdorf; 1945–67 in Dahme (Mark), zugleich Sup. ebd.
GABLENTZ, Otto Freiherr von der
64
geb. 11.9.1898 Berlin, gest. 27.7.1972 Berlin; 1948–55 Direktor der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin; 1953 Prof. für Theorie der Politik an der Freien Universität Berlin.
GABRIEL, Martin
377
geb. 17.3.1926 Halle; 1958 ref. Pfr. in Magdeburg (1959 zugleich Studentenpfr.); 1960 in Halberstadt.
GADAMER, Hans-Georg
324
geb. 11.2.1900 Marburg, gest. 13.3.2002 Heidelberg; Philosoph; 1937 Prof. in Marburg, 1939 in Leipzig, 1947 in Frankfurt (Main), 1949 in Heidelberg.
GASSE, Wilhelm
250, 255
geb. 28.7.1907 Hannover, gest. 2000; 1952 Landessup. des Kirchenkreises Malchin; 1963–71 Oberkirchenrat und Landessup. des Kirchenkreises Schwerin.
GEISSEL, Ludwig
387, 400
geb. 25.8.1916 Alzey (Rheinhessen), gest. 20.11.2000 Stuttgart; 1947 Mitarbeiter in der Außenstelle Hamburg des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, 1950 deren Leiter; 1955 Hauptgeschäftsführer im Zentralbüro des Hilfswerks Stuttgart; 1957–81 Direktor der Hauptabteilung Finanzen und Notstandshilfe der Hauptgeschäftsstelle des Werkes IM/HW, zugleich 1975–81 Vizepräsident ebd. bzw. seit
Personenregister/Biografische Angaben
461
1976 des Diakonischen Werkes der EKD; Bevollmächtigter der westdeutschen Landeskirchen bei der Regierung der DDR.
GEIST, Lucie
157
geb. 9.1.1902 Leipzig; trat 1925 in den Leipziger Hinrichs-Verlag ein, dort tätig als Prokuristin bis 1977; Redakteurin bei der „Theologischen Literaturzeitung“.
GERHARD, Herbert
382
Autor der „Kirche“.
GERHARDT, Herbert
337, 342
Kreiskatechet in Nordhausen; Mitherausgeber des „Standpunkt“.
GERSTENMAIER, Eugen
60, 75
geb. 25.8.1906 Kirchheim (Teck), gest. 13.3.1986 Oberwinter bei Bonn; 1945–51 Leiter des Hilfswerks der EKD und Mitglied des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks; Mitbegründer der Zeitung „Christ und Welt“; 1947 Oberkirchenrat; 1950 Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die Internationalisierung des Flüchtlingsproblems; 1954–69 Bundestagspräsident.
GERTH, Erhart
149, 234
Betriebsprüfer in Leipzig.
GESTRICH, Christof
401
geb. 1940 Ravensburg; 1974–79 Pfr. und Privatdozent in Tübingen; 1979 Prof. für Systematische Theologie Kirchl. Hochschule Berlin; 1993 Prof. Humboldt-Universität Berlin; 1991 zusammen mit K.-H. Bieritz und W. Bindemann Chefredakteur der „Zeichen der Zeit“.
GIESECKE, Hans
144, 184, 221, 225, 322
geb. 22.5.1905 Erfurt; 1932 Pfr. in Weferlingen (Kirchenprovinz Sachsen); Mitglied der Redaktionskommission des Ev. Pfarrerblattes; Mitarbeiter an den Predigtmeditationen der „Zeichen der Zeit“.
GIRGENSOHN, Herbert
256
geb. 27.9.1887 Wolmar, gest. 11.9.1963 Glücksburg; 1945 Pfr. in Lübeck; 1946 Dozent, 1955–58 Prof. für Praktische Theologie an der Theol. Schule in Bethel.
GIRWERT, Heinz
380
geb. 9.1.1927; 1965 Pfr. in Zeutsch bei Rudolstadt, später in Gera.
GLANDER, Hermann
179f., 326, 328, 330, 333ff.
Journalist; ursprünglich kaufmännischer Angestellter; nach 1945 Chefredakteur der SED-Zeitung in Greifswald, später in Schwerin Mitarbeiter für ADN und den Mecklenburger Landessender.
GLOEGE, Gerhard
68, 75, 166ff., 170
geb. 24.12.1901 Crossen (Oder), gest. 15.4.1970 Bonn; 1945 Mitglied der Vorläufigen Geistlichen Leitung der Kirchenprovinz Sachsen; 1946 Propst in Erfurt, 1946 Prof. für Systematische Theologie in Jena, 1961–68 in Bonn.
GOEBBELS, Josef
111
geb. 29.10.1897 Rheydt, gest. 1.5.1945 Berlin (Selbstmord); 1926 NS-Gauleiter von Berlin; 1933–45 Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda.
GÖLGER, W.
218
Autor bei „Zeichen der Zeit“.
GOES, Albrecht
160
geb. 22.3.1908 Langenbeutingen (Württemberg), gest. 23.2.2000 Stuttgart; 1933 Pfr. in Unterbalzheim bei Illertissen; 1937 in Gebersheim bei Leonberg, 1940 Ausbildung zum Funker, 1942 Lazarett- und Gefängnispfarrer, 1945 amerikanische Kriegsgefangenschaft, Pfr. in verschiedenen württembergischen Kirchengemeinden;
462
Personenregister/Biografische Angaben
1953 Befreiung vom Gemeindedienst mit weiterem Predigtdienst; freier Schriftsteller.
GOETERS, Johann Friedrich Gerhard
169
geb. 1.4.1926 Bonn, gest. 20.8.1996 ebd.; 1955–64 am Kirchenrechtlichen Institut der EKD in Göttingen; 1968 Prof. für Kirchengeschichte in Münster, 1970–91 in Bonn.
GÖTTING, Gerald
112–115, 172, 174, 181, 189, 288, 332
geb. 9.6.1923 Nietleben bei Halle (Saale); 1949–66 Generalsekretär der Ost-CDU; 1954–58 stellv. Präsident der Volkskammer; 1960–69 stellv. Vorsitzender des Ausschusses für Nationale Verteidigung; 1960–89 stellv. Vorsitzender des Staatsrats; 1966–89 CDU-Vorsitzender; 1969–76 Präsident der Volkskammer; 1976–89 stellv. Präsident.
GOGARTEN, Friedrich
143, 160
geb. 13.1.1887 Dortmund, gest. 16.10.1967 Göttingen; 1931 Prof. für Systematische Theologie in Breslau; 1935–55 (em.) in Göttingen.
GOLLWITZER, Helmut
205, 212, 229, 243
geb. 29.12.1908 Pappenheim, gest. 17.10.1993 Berlin-Dahlem; 1950 Prof. für Systematische Theologie in Bonn, 1957–75 an der Freien Universität Berlin und 1957–71 zugleich an der Kirchl. Hochschule Berlin.
GOOSMANN, Wilhelm
142
geb. 21.8.1899 Berlin, gest. 25.2.1971 bei Falkensee (Unfall); 1929–69 Pfr. in Berlin-Adlershof.
GOTTSCHALK, Hans
331, 335, 337, 340
geb. 19.2.1935 Elbing; 1962 Pfr. in Petschow (Mecklenburg), 1963 an den Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg, 1965 Pfr. in Rätzlingen (Kirchenprovinz Sachsen); Mitglied des Redaktionskreises des Ev. Pfarrerblattes.
GRABS, Rudolf
186f.
geb. 1900, gest. 1993; Ausbildung auf einer kirchl. Fachschule in Ilsenburg (Harz), danach Pfarrdienst in Brasilien; in den 1930er Jahren DC-Pfarrer in Eisenach; 1945 Strafversetzung in die Rhön; 1951–65 Pfr. in Leipzig; CDU-Mitglied.
GRAU, Günter
394
geb. 10.3.1940 Quedlinburg; Diplomvolkswirt; 1961–71 Redakteur der Wissenschaftlichen Zeitschrift der Leipziger Universität; 1971–83 Arbeit im Verlag Edition Leipzig; 1983–86 als Nachfolger von Hans Laurentius Technischer Leiter der Ev. Verlagsanstalt; 1985–90 Fachberater in der Ehe-, Sexual- und Familienberatung Berlin; Mitinitiator der Homosexuellenbewegung in der DDR.
GRAUHEDING, Erich
194, 259f.
geb. 10.2.1911 Essen, gest. 12.7.2000 Speyer; 1941 Konsistorialrat in Magdeburg; 1941–45 Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft; 1946 Wiederaufnahme der Tätigkeit als Konsistorialrat in Magdeburg, 1952–58 leitender Jurist der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD; 1959 Oberkirchenrat in Speyer; 1964–75 Präsident des Landeskirchenamtes in Kiel.
GRELL, Brigitte
253f., 293, 382
geb. 16.6.1922 Küstrin; 1945–48 CDU-Mitglied; 1949–51 Praktikantin bei der „Potsdamer Kirche“; 1951–84 Chefredakteurin ebd.; Mitglied der Kirchenleitung der Berlin-Brandenburger Kirche; Mitglied des Weissenseer Arbeitskreises.
GREWE, Günther
319f., 328, 331f., 341
geb. 7.8.1924 Essen-Borbeck; Elektroinstallateur; 1946 Mitglied der CDU; seit 1954 Mitglied des CDU-Hauptvorstandes; 1960–89 Mitglied des CDU-Präsidiums; seit 1960 Mitglied des Nationalrates der Nationalen Front; 1963–90 Abge-
Personenregister/Biografische Angaben
463
ordneter der Volkskammer; seit 1971 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim Parteivorstand der CDU.
GROBBEL, Karl
189
geb. 29.10.1896 Berlin, gest. 3.1.1971; Bankkaufmann; 1950–52 verschiedene Ministerposten in Brandenburg; 1952/53 stellv. Vorsitzender des Rates des Bezirkes Cottbus, 1953 von allen Ämtern enthoben; Journalist und Redakteur für Wirtschaftspolitik der „Neuen Zeit“; 1961 Begründer und Herausgeber der röm.-kath. Zeitschrift „begegnung“; 1964 Mitbegründer der Berliner Konferenz Europäischer Katholiken.
GRÖTSCHEL, Artos
125
1953 Hauptabteilungsleiter im Ministerium des Innern der DDR.
GROSS, Wilhelm
63
geb. 1883, gest. 9.2.1974 Eden bei Oranienburg; bildender Künstler.
GROTE, Edda
219, 240
Tochter von Heinrich Grote; Inhaberin der Buchbinderei Walter Kabitzsch in Leipzig.
GROTE, Heinrich
86, 134, 238, 240
geb. 1905, gest. 1966; Mitarbeiter der Ev. Verlagsanstalt; Leiter der „Herstellung Leipzig“.
GROTEWOHL, Otto
83, 121f., 124f., 162ff., 258
geb. 11.3.1894 Braunschweig, gest. 21.9.1964 Ost-Berlin; 1949–64 Ministerpräsident bzw. Vorsitzender des Ministerrates der DDR; 1960–64 stellv. Vorsitzender des Staatsrates der DDR.
GRÜBER, Hartmut
142
geb. 19.5.1924 Dortmund, gest. 9.6.1997 Berlin-Schöneberg; Sohn von Heinrich Grüber; 1952–89 Pfr. in Hohenbruch; 1951 Kreisjugendpfarrer in Kirchenkreis Oranienburg; 1955 Beauftragter der Jugendkammer Ost mit „Arbeit auf dem Lande“ und Vorsitzender diese Arbeitskreises für die Gliedkirchen der DDR; 1955–58 Glied des Moderamens des Reformierten Bundes für Deutschland für die reformierten Gemeinden in der DDR.
GRÜBER, Heinrich 24f., 55f., 62, 68, 85, 97f., 110, 125–129, 133, 135–138, 142, 145, 154, 161–164, 191, 194f., 197f., 202, 207, 221, 239, 241, 399, 412 geb. 24.6.1891 Stolberg (Rheinland), gest. 29.11.1975 Berlin-Zehlendorf; 1945 Pfr. und Propst in Berlin (Ost) und Mitglied der Kirchenleitung Berlin-Brandenburg; April/Mai 1945 Bürgermeister in Berlin-Kaulsdorf; 1946 Gesellschafter der Ev. Verlagsanstalt; 1949–58 Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Regierung der DDR.
GRÜBER, Ingeborg
25
Tochter von Heinrich Grüber.
GRÜNBAUM, Kurt
85, 102–106, 108f., 119, 209
geb. 5.4.1892 Brandenburg, gest. 9.4.1982 ebd.; 1945 Regierungsdirektor der Landesregierung Brandenburg; 1947 Bearbeitung kirchlicher Angelegenheiten im Volksbildungsministerium; 1950–52 Leiter der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen in der DDR-Regierungskanzlei; 1953 Oberkonsistorialrat im Berliner Konsistorium; 1954–58 Konsistorialpräsident in Magdeburg.
GUARDINI, Romano
249
geb. 17.2.1885 Verona, gest. 1.10.1968 München; 1923–39 Prof. für Religionsphilosophie und katholische Weltanschauung in Berlin; 1945–48 Prof. in Tübingen, 1948–63 in München.
GÜLDEN, Johannes
121
Chefredakteur der katholischen Jugendzeitschrift „Christopherus“ (1952/53).
464
Personenregister/Biografische Angaben
GÜNTHER, Rolf-Dieter
395
geb. 1933; 1959 Pfr. im Spreewald; 1962 Landesjugendpfarrer der Mark Brandenburg; 1963 Pfr. in Brandenburg, 1973 in Michendorf; 1976 Sup. in Beelitz-Treuenbrietzen; 1980 Leiter der Presse- und Informationsstelle und Pressereferent im BEK-Sekretariat; Vorsitzender des Ausschusses für kirchliche Kommunikation; Mitglied der Kirchenleitung Berlin-Brandenburg (Ost); 1991–92 Referent des GEP; von der Staatssicherheit als IM „Wilhelm“ geführt.
GUSKE, Hubertus
189
geb. 21.3.1930 Breslau; 1946 Mitglied der CDU; 1947–51 Ausbildung und Anstellung im Landratsamt Großenhain, anschließend Volontär und bis 1961 Redakteur der CDU-Zeitung „Neue Zeit“ in Berlin; 1961 Mitglied des Redaktionskreises der röm.-kath. Zeitschrift „begegnung“ (1964 abberufen); 1964 Mitbegründer der Berliner Konferenz Europäischer Katholiken, 1987–91 deren Generalsekretär; 1972–89 stellv. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Kirchenfragen beim Hauptvorstand der CDU.
GYSI, Klaus
50, 277, 382
geb. 3.3.1912 Berlin, gest. 6.3.1990 Berlin; Diplomvolkswirt; 1952–54 Leiter der Abteilung Deutsche Geschichte im Verlag Volk und Wissen; 1957–66 Leiter des Aufbau-Verlags; 1966–73 Kulturminister; 1973–78 Botschafter in Italien und Malta; 1979–88 Staatssekretär für Kirchenfragen.
HAACK, Ludwig
294
Landessup. in Ludwigslust. DE
HAAS, August
63, 109ff., 136, 176, 180
geb. 1901, gest. 9.7.1956 Dresden; reformierter Pfr. in Dresden; Mitglied der LDPD; Mitherausgeber der Zeitschrift „Verantwortung“ (1952/53), Chefredakteur dieser Zeitschrift bis November 1952.
HAFA, Herwig
93
geb. 8.3.1910 Calbe (Saale), gest. 28.4.200 Berlin; ab 1947 Erziehungsreferent der EKD für die Landeskirchen der SBZ bei der Kirchenkanzlei der EKD (Berliner Stelle), Vorsitzender der Erziehungskammer Ost und des Ausschusses der EKD für Kirchliche Erziehung und Unterweisung; Mitarbeiter der Ev. Verlagsanstalt; 1948–73 Chefredakteur der Zeitschrift „Die Christenlehre“.
HAGEMEYER, Werner
267
geb. 1902, gest. 1969; Jurist; 1952 Oberkonsistorialrat, 1961–67 Konsistorialpräsident des Ev. Konsistoriums Berlin-Brandenburg.
HAHN
256
Mitarbeiter im Presseamt der DDR.
HAHN, Hugo
125
geb. 22.9.1886 Reval, gest. 5.11.1957 Dresden; 1938–47 Pfr. in Stuttgart; 1947–53 sächsischer Landesbischof; seit 1949 Mitglied der Kirchenleitung der VELKD und des Rates der EKD.
HALLE, Günter
28, 283
geb. 14.3.1927 Molmeck (Kreis Hettstedt); 1944 Mitglied der NSDAP, 1945 der KPD/SED; Studium der Gesellschaftswissenschaften in Leipzig; 1949 Redakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk; 1950 Hauptreferent beim Amt für Information; seit 1950 als IM erfasst; 1953–56 freischaffender Journalist; 1956 Einstellung beim MfS, Abt. „Agitation und Propaganda“; 1957–75 deren Leiter.
HAMEL, Johannes
188, 292, 321
geb. 19.11.1911 Schöningen (Kreis Helmstedt), gest. 1.8.2002 Wernigerode; 1946–55 Studentenpfr. in Halle (Saale); 1953 Verhaftung; 1955–76 Dozent für
Personenregister/Biografische Angaben
465
Praktische Theologie am Katechetischen Oberseminar Naumburg (Saale); 1985 Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland.
HAMMELSBECK, Oskar
78
geb. 22.5.1899 Elberfeld, gest. 14.5.1975 Detmold; 1946–59 Direktor der Pädagogischen Akademie Wuppertal, seit 1947 Prof. für Erziehungswissenschaften; 1962 Prof. an der Pädagogischen Hochschule in Hagen.
HAMMER, Walter
387, 400
geb. 5.8.1924 Bremen, gest. 13.10.2000 Bremen; 1954–58 Kirchenbeamter der Bremischen Evangelischen Kirche; 1958 Finanzreferent der EKU in Berlin, gleichzeitig nebenamtlicher Finanzreferent der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD, 1964 zugleich deren nebenamtlicher Leiter; 1966–89 Präsident der Kirchenkanzlei (ab 1983 des Kirchenamtes) der EKD in Hannover.
HAMPE, Johann Christoph
249
geb. 1913, gest. 1990; 1953 ordiniert; seit 1962 freier Schriftsteller und Publizist.
HANDEL, Bertram
384
geb. 7.7.1955 Leipzig; Mitglied der SED; 1974–79 Studium der Philosophie in Rostow am Don (UdSSR); 1979 politischer Mitarbeiter in der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen (Bereich Information); 1988/89 Leiter des Büros des Staatssekretärs für Kirchenfragen.
HANISCH, Oswald
92, 129
geb. 5.1.1904, gest. 4.5.1981; Diplomingenieur; 1945–74 Jugendpfarrer in Berlin, Referent im Landesjugendpfarramt Berlin; Kirchenverwaltungsrat; 1945 kirchlicher Vertreter im Zentralen Jugendausschuss; 1946/48 im FDJ- Zentralrat; ab 1946 Mitglied der Jugendkammer der EKD; 1947–53 Schriftleiter der „Stafette“; 1950–63 Geschäftsführer der Jugendkammer Ost; ab 1954 Einreiseverbot in die DDR.
HARDER, Günther
212
geb. 13.1.1902 Groß-Breesen (Kreis Guben), gest. 12.9.1978 Berlin; 1945–72 Dozent (ab 1948 Prof.) für Neues Testament an der Kirchl. Hochschule Berlin; 1947–67 gleichzeitig Pfr. und Sup. im Kirchenkreis Friedrichswerder.
HARNACK, Adolf von
157, 160
geb. 7.5.1851 Dorpat (Estland), gest. 10.6.1930 Heidelberg; 1875–78 Prof. für Kirchengeschichte in Leipzig, 1879–86 in Gießen, 1886–88 in Marburg, 1888–1921 in Berlin; 1875–1910 Herausgeber der „Theologischen Literaturzeitung“; Gründer der Halbmonatszeitschrift „Die Christliche Welt“.
HARTENSTEIN, Karl
68
geb. 1894, gest. 1952; 1926 Direktor der Basler Mission; 1941 Prälat des Sprengels Stuttgart; 1945 Vertreter des Landesbischofs; 1949–52 Mitglied des Rates der EKD.
HARTFIEL, Hans-Jürgen
203f.
Industriearbeiter aus Schönebeck-Salzelmen.
HARTWIG, Max
198
geb. 1922; persönlicher Referent O. Nuschkes; bis 1960 Stellvertreter des Staatssekretärs für Kirchenfragen.
HAUCK, Albert
159
9.12.1845 Wassertrüdingen, gest. 7.4.1918 Leipzig; 1878 Prof. für Kirchengeschichte und Christliche Archäologie in Erlangen, seit 1889 in Leipzig.
HAUFE, Christoph
179ff., 187
geb. 21.1.1921 Dresden, gest. 30.9.1992 Leipzig; 1950 Aspirant für Neues Testament an der Universität Leipzig; 1957 Prof. für Neues Testament Leipzig; Redak-
466
Personenregister/Biografische Angaben
tionsmitglied von „Glaube und Gewissen“; Mitarbeit in der Friedensbewegung und in der Nationalen Front; von der Staatssicherheit 1957–65 als IM „Blume“ geführt.
HAUPT, Gunther
164
gest. 21.5.1991; 1956–59 Schriftleiter des Amtblattes der Kirchenprovinz Sachsen; 1959–69 Pfr. in Gotha.
HAUPTFLEISCH, Kurt
242
Pfarrer in Sedlitz (Niederlausitz).
HAUSCHKE, Max
185, 189
Mitarbeiter des Ministeriums für Kultur, Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel; Nationalrat der Nationalen Front.
HAUSTEIN, Manfred
326, 334, 337
geb. 23.5.1929, gest. 7.8.2001 Leipzig; bis 1992 Prof. für Praktische Theologie in Leipzig; von der Staatssicherheit als IM „Cornelius“ geführt.
HEGEN, Josef
123
geb. 23.4.1907 Hunschgrün (Kreis Elbogen/CSR), gest. 28.2.1969 Berlin; Bergmann; 1953–56 Staatssekretär für Innere Angelegenheiten im Innenministerium der DDR; 1957 Botschafter in Polen, 1961 in China; 1964 2. stellv. Minister, 1966 Staatssekretär und 1. stellv. Minister für Auswärtige Angelegenheiten.
HEGERMANN, Harald
300
geb. 27.1.1922 Bublitz (Kreis Köslin); gest. 2004; 1952–54 Studentenpfr. in Greifswald; 1955 Lehrbeauftragter für Neutestamentliches Griechisch und Bibelkunde in Greifswald; 1959 Assistent für Exegese des Neuen Testament und Geschichte des Urchristentums in Halle; 1963 Pfr. in Röblingen; 1969 Prof. für Neues Testament in München.
HEIDENFELD, Konrad Hüttel von
368, 401
geb. 23.3.1930 Merseburg; 1961–67 Pfr. in Leuna; 1967–72 Studentenpfarrer in Leipzig; 1972 Direktor des Predigerseminars Brandenburg; 1979–95 Pfr. in Berlin-Buch.
HEIDINGSFELD, Uwe-Peter
399
geb. 1941 Schneidemühl; 1972–79 Pfr. im Ökumenisch-Missionarischen Institut in Berlin; 1980–86 Oberkirchenrat im Kirchlichen Außenamt der EKD; 1986–91 Leiter der Berliner Stelle des Kirchenamtes der EKD, danach Oberkirchenrat im Kirchenamt der EKD in Hannover.
HEIDLER, Fritz
79, 104ff., 290
geb. 30.6.1908 Reitzenhain, gest. 22.9.1988 Berlin; 1947 Landeskirchenrat in Dresden, 1949 Beauftragter für Männerarbeit in den Gliedkirchen der EKD im Bereich der DDR; 1952 Berufung in das Luth. Kirchenamt der VELKD, 1956 Oberkirchenrat; 1962 Geschäftsführer des Nationalkomitees des Luth. Weltbundes in der DDR; 1968–75 Leiter des Luth. Kirchenamtes der VELK/DDR.
HEIDTMANN, Günter
52, 102
geb. 17.6.1912 Düsseldorf, gest. 1.5.1970; 1946–50 Chefredakteur des brandenburgischen Sonntagsblatts „Potsdamer Kirche“; 1950–54 Leiter des Seminars für Kirchliche Dienste und Geschäftsführer der Ev. Rundfunkkammer West-Berlin; 1954 Chefredakteur des rheinischen Sonntagsblattes „Der Weg“; 1955–67 Landespressepfr. der rheinischen Kirche und Chefredakteur der Kirchenzeitung „Kirche in der Zeit“; 1968–70 Chefredakteur der „Evangelischen Kommentare“.
HEIM, Karl
249
geb. 20.1.1874 Frauenzimmern im Zabergäu (Württemberg), gest. 30.8.1958 Tübingen; 1914 Prof. für Systematische Theologie in Münster, 1920 in Tübingen.
HEINEMANN, Gustav
110
geb. 1899, gest. 1976; Jurist; 1945 CDU-Mitglied; 1948 Präsident der Kirchenver-
Personenregister/Biografische Angaben
467
sammlung der EKD in Eisenach, 1949–55 Präses der Synode der EKD; 1949 Bundesinnenminister, 1950 Rücktritt; 1952–57 Mitglied der Gesamtdeutschen Volkspartei, seit 1947 Mitglied der SPD, 1966–69 Bundesjustizminister, 1969–74 Bundespräsident.
HEINZE
341
Pfarrer, Mitglied des DDR-Pfarrerbundes.
HEMPEL, Johannes
367
geb. 23.3.1929 Zittau; 1955–58 Hilfspfarrer in Gersdorf (Glauchau); 1958 Pfr. in Leipzig; 1963 Studentenpfarrer ebd.; 1967 Studiendirektor am Leipziger Predigerseminar; 1971/72–94 Landesbischof von Sachsen; 1981 Leitender Bischof der VELK/DDR; 1990 Mitglied (1991–97 stellv. Vorsitzender) des Rates der EKD; 1983–91 einer der Präsidenten des ÖRK.
HENKYS, Jürgen
278
geb. 1929 Heiligenkreuz (Ostpreußen); Pfr. und Liederdichter; 1965 Dozent am (Ost-) Berliner Sprachenkonvikt; 1991 Prof. für Praktische Theologie an der Humboldt-Universität Berlin.
HENNERSDORF, Otto
92
redaktioneller Mitarbeiter der Zeitschrift „Stafette“.
HENNIG
339, 342
CDU-Mitglied; Mitarbeiter der Zeitschrift „Standpunkt“.
HERB, Martin
400
Notar.
HERMANN, Rudolf
68, 166
geb. 3.10.1887 Barmen, gest. 2.6.1962 Berlin-Mahlsdorf; 1927 Prof. für Systematische Theologie in Greifswald, 1953–55 an der Humboldt-Universität Berlin.
HERMELINK, Heinrich
249
geb. 30.12.1877 Mulki (Indien), gest. 11.2.1958 München; 1913 Prof. für Kirchengeschichte in Kiel, 1915 in Bonn, 1918 in Marburg, 1935 zwangsemeritiert, nach 1945 Honorarprof. in München und Tübingen.
HERRENDORF
67
Sekretärin der Berliner Missionsgesellschaft.
HERTZSCH, Erich
166ff., 170f., 179
geb. 31.3.1902 Unterbodnitz (Thüringen), gest. 28.10.1995 Hamburg; 1945–48 Pfr. und nebenamtl. (1946 hauptamtl.) Mitglied im Landeskirchenrat Eisenach; Aufbau der Christenlehre, 1948 im Wartestand; 1948–70 Prof. für Praktische Theologie in Jena; Mitbegründer der CFK.
HERTZSCH, Klaus-Peter
329
geb. 23.9.1930 Jena; Sohn von Erich Hertzsch; bis 1959 Studieninspektor am Theologenkonvikt Jena; 1959–66 Studentenpfarrer ebd.; seit 1961 regelmäßige Tätigkeit als Rundfunkprediger; 1966–69 Leiter der Geschäftsstelle der ESG in der DDR in Berlin; 1969–95 Prof. für Praktische Theologie in Jena.
HEYL, Wolfgang
323, 335ff.
geb. 21.8.1921 Borna bei Leipzig; Zimmermann; 1949 Mitglied der CDU; 1958–66 stellv. CDU-Generalsekretär; 1958–90 Abgeordneter der Volkskammer, 1963–89 Vorsitzender der CDU-Fraktion; 1966–71 Mitglied des Präsidiums und des Sekretariats des Hauptvorstandes der CDU; 1971–89 stellv. CDU-Vorsitzender.
HICKEL, Giselher
368, 396, 401
geb. 17.6.1943 Bromberg; 1966–78 Pfr. der sächsischen Landeskirche, zuletzt Mitarbeiter im Landesjugendpfarramt; 1978 Generalsekretär des Ökumenischen Jugendrates in Europa; 1982–92 Referent des Ökumenischen Jugenddienstes des BEK, dann Referent für Ökumenische Diakonie in der Ökumeneabteilung des
468
Personenregister/Biografische Angaben
BEK; 1992 Verzicht auf die Ordinationsrechte, seitdem Friedhofsgärtner auf dem Berliner Dorotheenstädtischen Friedhof.
HILDEBRANDT, Helmut
298, 303
Pfarrer an der Berliner Versöhnungskirche (bis zu ihrer Absperrung wegen des Mauerbaus 1961); dann Pfr. in Berlin-Köpenick; Vizepräsident der Berliner Missionsgesellschaft.
HINDERER, August
38, 40, 42
geb. 8.8.1877 Weilheim (Teck), gest. 27.10.1945 Kirchheim (Teck); 1907–18 Vereinsgeistlicher und Leiter der Literaturabteilung in der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart; 1908 Schriftleiter des „Ev. Gemeindeblattes für Württemberg“; 1911 Gründer und 1916–18 Leiter des Ev. Pressverbandes für Württemberg, 1918–45 Direktor des Ev. Pressverbandes für Deutschland in Berlin.
HINTZ
254
Stellvertreter des Vorsitzenden für Inneres des Rates des Bezirkes Schwerin.
HINTZENSTERN, Herbert von
250
geb. 24.10.1916 Magdeburg, gest. 22.1.1996 Weimar; 1945–51 Pfr. in Lauscha; 1952–56 thüringischer Landesjugendpfarrer, Landeskirchenrat; 1956–81 Leiter der landeskirchlichen Pressestelle und der Ev. Akademie Thüringen; Chefredakteur von „Glaube und Heimat“.
HINZ, Paul(us)
63
geb. 5.2.1899 Bad Polzin (Pommern), gest. 1988; 1930 Pfr. in Kolberg, 1945 komm. Pfr. in Berlin, 1946 Domprediger und Sup. in Halberstadt.
HIRSCH
245
Mitarbeiter im Ministerium des Innern, Abteilung Innere Angelegenheiten.
HIRSCH, Emanuel
249
geb. 14.6.1888 Bentwisch (Brandenburg), gest. 17.7.1972 Göttingen; 1921–45 Prof. für Kirchengeschichte und (ab 1936) für Systematische Theologie in Göttingen.
HIRSCHELMANN
127, 129, 245ff., 250, 256
Mitarbeiterin im Presseamt der DDR.
HIRZEL, Stephan
64
geb. 1899; gest. 1970; Architekt in Kassel, zugleich Prof. ebd.; zusammen mit O. Söhngen Herausgeber der Zeitschrift „Kunst und Kirche“.
HITLER, Adolf
38, 380
geb. 20.4.1889 Braunau am Inn, gest. 30.4.1945 (Selbstmord); Führer der NSDAP; 1933–45 Reichskanzler.
HÖHN
172
CDU-Mitglied.
HOFFMANN, Oskar
219
geb. 27.5.1904 Iserlohn, gest. 24.8.1984 Berlin; Bankausbildung, Laborant; 1947 Chefredakteur bzw. Intendant des Berliner Rundfunks; 1948–50 Redakteur der SED-Zeitschrift „Einheit“; 1951–56 Leiter der Abteilung Begutachtung im Amt für Literatur und Verlagswesen; 1956–58 Leiter der Hauptverwaltung Verlage im Ministerium für Kultur; 1959–77 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED.
HOLTZ, Gottfried
166
geb. 16.1.1899 Penzlin (Mecklenburg), gest. 1989; 1925 Jugendpfarrer in Schwerin; 1949 Prof. für Praktische Theologie in Rostock.
HOLTZ, Traugott
329
geb. 1931; 1964 Prof. für Neues Testament in Greifswald, 1971 in Halle.
Personenregister/Biografische Angaben HONECKER, Erich
469
29, 380f., 394
geb. 25.8.1912 Neunkirchen (Saar), gest. 29.5.1994 Santiago de Chile; 1949 Mitglied des ZK der SED; 1971 Erster Sekretär des ZK der SED; 1976–89 Staatsratsvorsitzender der DDR; 1990 Untersuchungshaft.
HORNIG, Ernst
141, 164
geb. 25.8.1894 Kohlfurt (Schlesien), gest. 5.12.1976 Bad Vilbel-Heilsberg (Unfall); 1928–46 Pfr. in Breslau; 1945 Vorsitzender der Kirchenleitung Schlesiens bis zur Ausweisung aus Breslau im Winter 1946, 1947–64 Bischof der Ev. Kirche von Schlesien (westlich der Neisse) in Görlitz.
HROMADKA, Josef Lukl
215, 253
geb. 8.6.1889 Hodslavice (Mähren), gest. 26.12.1969; 1919 Pfr. der Böhmischen Brüder in Sonov; 1920 Prof. für Systematische Theologie in Prag; 1939 Flucht, Gastprofessur in Princeton; seit 1947 wieder in Prag; einer der Gründungsväter der CFK.
HÜTTNER, Eberhard
381
geb. 1924, gest. 1981; stellv. Leiter der Arbeitsgruppe Kirchenfragen des ZK der SED.
HUTH
123
VP-Inspekteur; stellv. Leiter der Hauptabteilung „Pass- und Meldewesen“ der Deutschen Volkspolizei.
HUTTEN, Kurt
295f.
geb. 6.3.1901 Langenburg, gest. 17.8.1979 Ludwigsburg; 1930 Pfr. beim Evangelischen Volksbund; 1933 Geschäftsführer des Ev. Presseverbandes für Württemberg; 1938–41 und 1946–50 Schriftleiter des „Ev. Gemeindeblatts für Württemberg“; nach 1945 Reorganisation der kirchlichen Publizistik in Württemberg, Chefredakteur des epd Württemberg; 1953–60 Schriftleiter des „Deutschen Pfarrerblatts“, 1960–68 Leiter der Ev. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart.
IHLENFELD, Kurt
160f.
geb. 26.5.1901 Colmar (Elsass), gest. 25.8.1972 Berlin; seit 1927 redaktionelle und verlegerische Tätigkeit sowie publizistische Tätigkeit; 1927 Pfr. in Waldenburg (Schlesien); Juni 1933–43 Schriftleiter des „Eckart“; 1946–49 Begründer und Chefredakteur der sächsischen Kirchenzeitung „Der Sonntag“; seit 1950 freier Schriftsteller in Berlin.
IMMER, Theodor
169
geb. 29.7.1922, 1953 Pfr. in Hinte bei Emden, 1962 Landesjugendpfr. der reformierten Kirche in Leer; 1970 Pfr., seit 1976 stellv. Schriftführer in Bremen; seit 1960 Mitarbeiter, seit 1979 Schriftleiter der Zeitschrift „Junge Kirche“.
JACOB, Günter 73, 78, 133, 210ff., 214, 243, 251, 269, 290, 292, 298, 307–310, 313, 408, 413 geb. 8.2.1906 Berlin, gest. 29.9.1993 Berlin; 1945 Pfr. der Kirchl. Nothilfe in Marburg; 1946 Generalsuperintendent der Neumark und der Niederlausitz mit Sitz in Lübben, 1949–72 mit Sitz in Cottbus; 1963–67 Verwalter des Bischofsamtes im Bereich der Regionalsynode Berlin-Brandenburg (Ost).
JACOBI, Gerhard
68
geb. 25.11.1891 Bremen, gest. 12.7.1971 Oldenburg; 1930 Pfr. in Berlin; 1945 Sup. des Kirchenkreises Charlottenburg; 1954–67 Bischof von Oldenburg.
JÄNICKE, Johannes
81, 251, 288
geb. 23.10.1900 Berlin, gest. 30.3.1979 Halle; 1935–47 Pfr. in Palmnicken (Ostpreussen), 1947 Aussiedlung mit den Resten der deutschen Gemeinde nach Berlin; Pfr. in Berlin-Schlachtensee; 1948 kommissarischer Leiter des Burckhardthauses
470
Personenregister/Biografische Angaben
ebd.; 1949 Propst in Halle/Merseburg; 1955–68 Bischof der Kirchenprovinz Sachsen.
JAHN, Christoph
171
Leipziger CDU-Mitglied.
JAHN, Max
117
stellv. Bürgermeister und Synodaler aus Eibau (Sachsen).
JAROWINSKY, Werner
383f.
geb. 25.4.1927 Leningrad, gest. 22.10.1990 Berlin; Industriekaufmann; 1959–63 Staatssekretär im Ministerium für Handel und Versorgung; 1963–89 Mitglied des Politbüros, verantwortlich für Handel und Versorgung, seit 1984 auch für Kirchenfragen; 1984–89 Sekretär des ZK der SED.
JENS, Walter
344
geb. 8.3.1923 Hamburg; Kritiker und Literaturhistoriker; 1965–88 Prof. für Rhetorik in Tübingen; 1976–82 Präsident des PEN-Zentrums.
JENSSEN, Hans-Hinrich
184, 322, 331
geb. 11.11.1927 Greifswald, gest. 10.2.2003; 1946 Mitglied der CDU; 1952 Vikar in Ahlbeck, bis 1960 Pfr. in Spantekow (bei Anklam), Vorsitzender des dortigen CDU-Verbandes; 1960 Prof. mit Lehrauftrag an der Humboldt-Universität in Berlin; Mitglied im Nationalrat der Nationalen Front; Mitglied der Redaktionskommission des Ev. Pfarrerblattes.
JENTZSCH, Andreas
115
geb. 1933; CDU-Mitglied.
JEPSEN, Alfred
166
geb. 28.3.1900 Hamburg, gest. 11.12.1979 Greifswald; 1931 Prof. für Altes Testament in Rostock; 1946–65 in Greifswald.
JERMOLAJEW, Wsewolod Alexandrowitsch
96f.
geb. 1909; Historiker; Referent für kirchliche Angelegenheiten bei der SMAD Berlin; Vertreter für Kirchenfragen im Alliierten Kontrollrat; 1949 Rückkehr in die Sowjetunion auf eine Professur.
JOHANN, Gerhard
255
geb. 26.11.1919 Berlin, gest. 20.1.1999; 1954–59 Pfr. in Berlin-Brandenburg, zuletzt in Basdorf bei Wandlitz; seit 1959 Mitarbeiter und von 1963–86 Chefredakteur der „Kirche“.
JOHANNES, Kurt
267, 290
geb. 13.7.1905 St. Avold (Lothringen), gest. 15.6.1981 Dresden; 1949 juristischer Referent an der Kirchenamtsratsstelle in Dresden, 1950 Kirchenrat, 1956 Kirchenamtsrat, 1959 Oberlandeskirchenrat; 1960–75 Präsident des Landeskirchenamtes in Dresden.
JOOP
247
Chefredakteur der Zeitschrift der Evangelischen Gemeinschaft „Friede sei mit euch“.
JÜCHEN, Aurel von
46
geb. 20.5.1902 Gelsenkirchen, gest. 11.1.1991 Berlin; 1946 Pfr. in Schwerin; Engagement im Kulturbund; 1950 Verhaftung und Verurteilung zu 25 Jahren Arbeitslager, bis 1955 in Workuta; 1955 Entlassung in die DDR, Flucht nach Westberlin, dort bis 1972 Strafanstaltspfarrer in Plötzensee und im Berliner Frauengefängnis.
KÄHLER, Ernst
170f.
geb. 7.6.1914 Duisburg, gest. 17.11.1991 Greifswald; 1948 Lehrauftrag für Landes-Kirchengeschichte und Geschichte der kirchlichen Kunst in Halle; 1950 Rektor und Dozent am Katechetischen Oberseminar in Naumburg; 1954 Prof. für Kirchengeschichte in Greifswald.
Personenregister/Biografische Angaben KAHL, Brigitte
471
337, 395
Dozentin für Ökumenik an der Humboldt-Universität Berlin; seit 1984 Mitherausgeberin des „Standpunkt“.
KAISER, Jakob
78, 112
geb. 8.2.1888 Hammelburg, gest. 7.5.1961 Berlin; 1945 Mitbegründer der CDU Berlin und der SBZ, 1945–47 Erster Vorsitzender; 1946–49 Stadtverordneter von Groß-Berlin; 1947 Absetzung als Parteivorsitzender; 1948/49 West-Berliner Vertreter im Parlamentarischen Rat Bonn; 1949–57 MdB und Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen; 1950–61 Vorsitzender der Exil-CDU; 1950–58 stellv. Vorsitzender der CDU.
KALB, Hermann
280f., 383
geb. 20.10.1924 Jena; 1946 Mitglied der CDU; 1960–89 Mitglied des Präsidiums des Hauptvorstandes der CDU; 1961–71 Chefredakteur der „Neuen Zeit“; 1971–77 Sekretär des Hauptvorstandes der CDU; 1971–89 stellv. Staatssekretär für Kirchenfragen; 1990 Leiter des Amtes für Kirchenfragen.
KAMINSKI, Anneliese, geb. Vahl 23, 28, 35, 273f., 279, 281, 283, 294–302, 356, 370f, 376f., 390, 394, 396, 398, 400, 402 geb. 27.4.1936 Berlin; studierte Romanistik und Geschichte in West-Berlin; Ende 1961 Redaktionssekretärin und dann bis 1992 auch Redakteurin der „Zeichen der Zeit“.
KARISCH
117
CDU-Mitglied.
KARNATZ, Bernhard
191, 224, 227, 258f.
geb. 29.3.1882 Verden (Aller), gest. 18.3.1976 Berlin; 1952–58 komm. Vizepräsident und Leiter der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD.
KARNETZKI, Manfred
300, 370
geb. 18.11.1929; 1956 Pfarrer an der Ev. Akademie Berlin; 1959 Pfr. in Schlachtensee; 1975 Sup. von Berlin-Zehlendorf; 1986–93 Direktor des Ev. Bildungswerkes Berlin und Studienleiter der Ev. Akademie Berlin (West); 1993 Vorsitzender der Aktion Sühnezeichen.
KEHNSCHERPER, Gerhard
176f., 184, 188, 329
geb. 16.11.1903 Bromberg, gest. 4.8.1988; 1934 Pfr. in Berlin-Zehlendorf; Kriegsdienst; 1946 Pfr. in Freienwalde; 1950–58 Hochschulprediger in Potsdam; 1951 Dozent an der Pädagogischen Hochschule ebd.; 1958 Prof. für Praktische Theologie in Greifswald; 1955 Mitglied der CDU-Ost.
KEMPER, Claus
358
geb. 6.11.1926 Emmerich (Rhein); 1958–63 Pfr. in Cappel bei Detmold; 1963–86 Referent im Kirchlichen Außenamt der EKD (Frankfurt), seit 1986 im Kirchenamt der EKD (Hannover).
KESSLER, Max
155f.
geb. 24.3.1907 Kahla, gest. 5.1.2000 Jena; Buchhalter bei der Zeitschrift „Urania“; Redaktionssekretär der SPD-Zeitung „Das Volk“; 1947 Gründer und Inhaber des Wartburg-Verlages, der 1986 durch die Thüringer Kirche übernommen wurde.
KIENAST
148
Mitarbeiter der Hauptabteilung Planung und Plankontrolle.
KIMME, August
256f.
geb. 11.6.1912, gest. 4.12.1999 Mainz; 1960–82 Direktor der Leipziger Mission.
KINDT, Karl
68
geb. 21.2.1902 Rostock, gest. April 1959 Heidelberg; 1946 Tätigkeit für die meck-
472
Personenregister/Biografische Angaben
lenburgische Landeskirche; 1948 Religionslehrer in Heidelberg; 1954 Leiter des Pädagogischen Instituts ebd.
KIRCHBACH, Esther von, verh. Gräfin zu Münster, geb. von Carlowitz
64
geb. 26.5.1894 Dresden, gest. 19.2.1946 Freiberg (Sachsen); Publizistin; 1921 Heirat mit Pfr. Arndt v. K.; Teilnahme an der Una-Sancta-Bewegung; gehörte zum Kreis um den „Eckart“; baute seit 1927 eine Eheberatung und den Kunstdienst auf.
KIRCHHOFF, Werner
319
geb. 11.11.1926 Berlin; 1946 Neulehrer; 1947–52 Leiter des Schulamts bzw. Schulrat im Kreis Dippoldiswalde; 1953 Zentralschule des ZK der SED in SED; 1954–63 Abteilungsleiter im Ausschuss für Deutsche Einheit; 1962–64 Arbeitsgruppenleiter beim Büro des Präsidiums, 1964–66 Mitglied des Sekretariats, 1966–89 Vizepräsident und Vorsitzender und Sekretär des Nationalrats der Nationalen Front; 1967–89 Kandidat des ZK der SED; 1976–90 Abgeordneter der Volkskammer.
KLAGES, Eberhard
184, 321f., 331
geb. 1930; Journalist bei der Zeitung „Neue Zeit“; Mitglied der Ost-CDU und der Redaktionskommission des Ev. Pfarrerblattes.
KLEINERT, Kurt
383f.
geb. 1927; 1964/65 Abteilungsleiter im Volkswirtschaftsrat, 1972–74 stellv. Leiter des Büros des Ministerrats; 1972–89 Staatssekretär und Leiter des Sekretariats des Ministerrats.
KLEINSCHMIDT, Karl 336
169, 176f., 179f., 183f., 187f., 320ff., 329, 331, 333f.,
geb. 26.4.1902 Hannover, gest. 13.8.1978 Schwerin; 1927 Pfr. in Weissbach (Thüringen), 1930 Eisenberg (Thüringen); 1933 freiwilliges Ausscheiden aus dem thüringischen Kirchendienst, anschließend freiberufliche Tätigkeit in Berlin (Kabarett); 1934 Pfarrverwalter in Schwerin; 1935–67 Pfr. und 3. Domprediger ebd.; 1945 Leiter der Informationsabteilung der Mecklenburgischen Landesregierung; 1928–33 und wieder 1945 Mitglied der SPD, seit 1946 der SED, 1945 Mitbegründer und Leiter des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands in Mecklenburg; 1949–54 Mitglied im Deutschen Volksrat bzw. der Volkskammer.
KLEWITZ, Siegfried
209
geb. 9.4.1888 Möckern, gest. 1.1.1970 Gnadau bei Schönebeck; 1944 Jurist im Konsistorium in Magdeburg; 1945 durch die amerikanische Besatzung als Landrat von Quedlinburg eingesetzt, durch die sowjetische Besatzung wieder abgesetzt; Oberregierungsrat bei der Bezirksregierung in Magdeburg; Fraktionsvorsitzender der LDPD Magdeburg; 1946–58 Oberkonsistorialrat ebd.; 1957 Verhaftung (Vorwurf der Geldtransaktionen mit der BRD).
KLOPPENBURG, Heinz
279
geb. 10.5.1903 Elsfleth (Wesermarsch), gest. 18.2.1986 Bremen; 1945–53 Oberkirchenrat in Oldenburg; 1947–50 Beurlaubung und Übernahme des Sekretariat des Flüchtlingsabteilung des ÖRK in Genf; 1953–61 Synodalbeauftragter der Kreissynode Dortmund für katechetische und soziologische Fragen, Aufbau des Religionsunterrichts an Dortmunder Berufsschulen; 1961–70 Beauftragter der Vereinigten Kirchenkreise Dortmund für soziologische Fragen.
KLOTZ, Ehrenfried
160
Sohn von Leopold Klotz; baute in den frühen 1950er Jahren in Stuttgart den Ehrenfried Klotz Verlag auf, der später mit dem Verlag Vandenhoeck & Ruprecht fusionierte.
KLOTZ, Leopold
95, 157–160
geb. 5.12.1878 Stuttgart, gest. 25.1.1956; Angestellter des Leipziger Verlages B. G. Teubner, später Leiter des Gothaer Friedrich Andreas Perthes-Verlags; gründete
Personenregister/Biografische Angaben
473
1925 den Leopold Klotz-Verlag, 1936 finanzieller Ruin; übernahm die Geschäftsführung des J. C. Hinrichs-Verlags (Leipzig).
KNAK, Siegfried
68, 138
geb. 12.5.1875 Zedlitz (Schlesien), gest. 22.5.1955 Berlin; 1921–49 (Rücktritt) Missionsdirektor der Berliner Missionsgesellschaft; 1935 Berufung an die Kirchl. Hochschule Berlin, 1950 Prof. ebd.; Dozent an der Universität Halle, im Seminar der Berliner Mission und im Burckhardthaus.
KNITT
322
Student; CDU-Mitglied.
KNOCH, Michael
354f.
geb. 1941; 1978 Studienaufenthalt bei der Waldenserkirche in Italien; Pfr. in Berlin; kehrte 1980 von einer Reise der CFK nicht in die DDR zurück.
KNOP, Günter
319–322, 339
CDU-Mitglied; Sekretär des DDR-Pfarrerbundes bis 1968.
KNORR, August
133
geb. 1901, gest. 15.3.1958; in den 1930er Jahren Chefarzt des Krankenhauses in Köslin; 1945 Leiter der Ev. Akademie in Tutzing; 1958 Arzt und Direktor des Kurkrankenhauses in Freudenstadt (Schwarzwald).
KNOSPE, Gottfried
52, 104, 195f., 199, 256
geb. 1901, gest. 1965; 1945 Mitglied der sächsischen Vorläufigen Kirchenleitung; 1950–65 Oberlandeskirchenrat in Dresden; Mitglied im Presseausschuss der VELKD; seit 1946 Schriftleiter des Amtsblatts der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens.
KÖHLER, Günter
28, 283
Stellvertreter des Leiters des Presseamtes der DDR.
KOSTKA
225
Sekretärin bei den „Zeichen der Zeit“ seit 1960.
KRACKER VON SCHWARTZENFELD, Christoph-Johann
47, 133
geb. 11.11.1902 Berlin; 1936 Konsistorialrat in Breslau; 1946 Referent im EOK Berlin, 1947 Oberkonsistorialrat ebd.; Mitarbeiter der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD.
KRASCHUTZKI, Heinz
111
geb. 1891, gest. 1982; bis 1932 Leiter des Organs der Deutschen Friedensgesellschaft „Das andere Deutschland“; 1932 Emigration nach Mallorca; 1936 Festnahme in Spanien; 1945 Freilassung; Autor der „Verantwortung“.
KRAUSE, Friedhilde
166f.
geb. 18.8.1928 Gnesen; Slawistin; seit 1953 Hauptreferentin für Theologische Fakultäten im Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen; 1958 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Deutschen Staatsbibliothek; 1969 Stellv. des Generaldirektors, 1977 Generaldirektorin der Deutschen Staatsbibliothek in Leipzig.
KRAUSE, Rudolf
378
Schreiber eines Leserbriefes an „Die Zeichen der Zeit“.
KRAUSE, Walter
117, 187
geb. 14.4.1914 Falkenberg (Elster), seit 1943 Pfr. in Göttlin (Kirchenprovinz Sachsen).
KRETZSCHMAR, Gottfried
29
geb. 3.8.1930 Strehla, gest. 23.12.2001 Leipzig; CDU-Mitglied, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christliche Kreise bei der Nationalen Front in Leipzig; 1968 Dozent, 1978 Prof. für Praktische Theologie in Leipzig.
474
Personenregister/Biografische Angaben
KREYSSIG, Lothar
134
geb. 30.8.1898 Flöha, gest. 5.7.1986 Bergisch-Gladbach; 1946 Konsistorialpräsident in Magdeburg; 1947–64 Präses der provinzsächsischen Synode; 1952–70 Präses der Synode der EKU; 1958 Gründer der Aktion Sühnezeichen; 1977 Umzug in die BRD.
KRIMM, Herbert
69f., 94
geb. 6.11.1905 Przemysl (Galizien), gest. 21.1.2002 Heidelberg; 1946 Hauptgeschäftsführer und Leiter der Abteilung Kirchlicher Wiederaufbau im Zentralbüro des Hilfswerks der EKD (Stuttgart); 1951–56 Leiter des Zentralbüros und Privatdozent in Heidelberg, 1954 Honorarprofessor ebd.; 1956 wenige Monate Generaldekan der Bundeswehr und Pfr. in Heidelberg-Schlierbach; 1961–71 Prof. und Leiter des von ihm initiierten Diakoniewissenschaftlichen Instituts in Heidelberg.
KRÖTKE, Wolf
393, 401
geb. 5.10.1938; Theologiestudium in Leipzig; 1958 Haft in Waldheim wegen „Hetze und staatsgefährdender Propaganda“; 1967–70 Vikar und Hilfsprediger in Görschen bei Naumburg, anschließend Studentenpfarrer in Halle; 1973–91 Dozent für Systematische Theologie in Naumburg; 1991 Prof. an der Humboldt-Universität Berlin.
KRUMBIEGEL
159
Mitarbeiter des Sekretariats des Ministerpräsidenten der DDR.
KRUMMACHER, Friedrich-Wilhelm 44, 48, 55, 58, 60, 66ff., 78, 81, 96, 125, 135, 137, 139, 142, 153f., 164, 171, 201, 214, 221, 224, 228, 236, 239f., 242f., 258f., 261, 263–270, 280, 284, 289, 291, 296, 306, 310f., 315, 364, 399, 412 geb. 3.8.1901 Berlin, gest. 19.6.1974 Altefähr; 1943–45 russische Kriegsgefangenschaft, Anschluss an das Nationalkomitee Freies Deutschland und dort Mitbegründer eines Arbeitskreises für christliche Fragen; 1945 Sup. von Berlin-Land und Pfr. in Berlin-Weissensee; 1946 Generalsup. des Sprengels II Berlin (Ost), 1955–72 Bischof der pommerschen Kirche (seit 1968 Landeskirche in Greifswald).
KRUNOW, Walter
87
Pfarrer.
KRUSCHE, Günter
400
geb. 25.2.1931 Dresden; 1969 Studiendirektor des Predigerseminars Lückendorf; 1974 Dozent am (Ost-)Berliner Sprachenkonvikt; 1983 Generalsuperintendent in Berlin; seit 1988 im Auftrag des Berliner Bischofs Gesellschafter der Ev. Verlagsanstalt.
KRUSCHE, Werner
321, 354, 356, 383
geb. 28.11.1917 Lauter (Erzgebirge); 1949–54 wiss. Assistent an der Theologischen Fakultät Heidelberg; 1954 Pfr. in Dresden; 1958–66 Studiendirektor des sächsischen Predigerseminars Lückendorf bei Zittau; 1966–68 Dozent am Theologischen Seminar Leipzig; 1968–83 Bischof der Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen; 1976–79 Vorsitzender des Rates der EKU/Bereich DDR; 1977–81 stellv. Vorsitzender und 1981/82 Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen.
KRUSKA, Harald
68
geb. 23.10.1908 Thorn, gest. 17.9.1993 Berlin; 1945 Flüchtlingspfarrer in Berlin und Inspektor der Berliner Missionsgesellschaft; 1946 Prof. für das Kirchl. Lehramt an der Kirchl. Hochschule Berlin; Leiter des „Kirchendienstes Ost“; bis 1982 Vorsitzender des „Konventes der zerstreuten evangelischen Ostkirchen“.
KÜPPERS, Erika
63
geb. 1891, gest. 1968; Lehrerin in Osnabrück; nach 1945 Seelsorgerin im Frauengefängnis Frankfurt-Preungesheim; Schriftleiterin der Zeitschrift „Bekennende Kirche auf dem Wege“; Mitherausgeberin der „Stimme der Gemeinde“.
Personenregister/Biografische Angaben KULICKE, Gerhard
475
376
Lektor der Evangelischen Predigtmeditationen der Ev. Verlagsanstalt.
KUNST, Hermann
252
geb. 21.1.1907 Ottersberg (Hannover), gest. 6.11.1999 Bonn; 1945–49 Mitglied der westfälischen Kirchenleitung; 1950 Bevollmächtigter der EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, 1953 mit dem Titel „Prälat“; 1956 –72 Militärbischof im Nebenamt.
KUPISCH, Karl
137, 142, 213, 249, 252, 274
geb. 14.2.1903 Berlin, gest. 13.10.1982 Berlin; 1934–56 Schuldienst; 1946 Dozent, 1954 Prof. Kirchliche Hochschule Berlin; 1955 Lehrauftrag und 1957 Honorarprofessor Technische Universität Berlin.
KUROTSCHIN, Pawel Alexejewitsch
83
Generaloberst; Stellvertreter des Obersten Chefs der SMAD.
KUSCH, Ernst
168, 245, 248, 250, 255, 276, 278, 286
Mitarbeiter der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen.
LAHL
293
Mitarbeiterin der Abteilung Kirchenfragen im Magistrat von Groß-Berlin.
LAMBERZ, Werner
327
geb. 14.4.1929 Mayen (Rheinland), gest. 6.3.1978 Libyen (Hubschrauberabsturz); Heizungsmonteur; 1953–63 Mitglied und Sekretär des Zentralrats der FDJ; 1963 Kandidat des ZK der SED; 1967 Mitglied und Sekretär des ZK der SED, verantwortlich für Agitation und Propaganda; 1976 Mitglied des Politbüros.
LANGE, Bernhard
378
Schreiber eines Leserbriefes an die „Zeichen der Zeit“.
LANGE, Ernst
300
geb. 19.4.1927 München, gest. 3.7.1974 Windhaag/Österreich (Selbstmord); 1950 Mitarbeiter im Berliner Stadtjugendpfarramt; 1954 Verlagslektor und Ausbilder von Gemeindehelferinnen im Burckhardthaus Gelnhausen; 1963 Prof. für Praktische Theologie an der Kirchl. Hochschule Berlin.
LANGE, Fritz
161f.
geb. 23.11.1898 Berlin, gest. 16.9.1981; 1945–48 Oberbürgermeister von Brandenburg; 1950–58 Abgeordneter der Volkskammer und Kandidat des ZK der SED; 1954–58 Minister für Volksbildung; 1958 abgelöst; 1960/61 Mitarbeit im Deutschen Institut für Militärgeschichte in Potsdam; 1966 i. R.
LANGENFASS, Friedrich Christian
43
geb. 8.7.1880 Hohenaltheim bei Nördlingen, gest. 5.2.1965 München; 1930–50 Pfr. und Dekan in München; 1951 Ehrenvorsitzender des Ev. Presseverbandes für Deutschland und des Gemeinschaftswerks der Ev. Presse.
LANGHOFF, Ulrich
28, 386f., 392, 394
1987–91Technischer Direktor der Ev. Verlagsanstalt.
LAU, Franz
68, 78
geb. 18.2.1907 Leipzig, gest. 6.6.1973 Leipzig; 1945–47 Landessup. (Dresden-Stadt und -Land) und Leiter der sächsischen Landeskirche; 1947–72 Prof. für Kirchengeschichte in Leipzig.
LAUDIEN, Gerhard
248
geb. 22.7.1902 Laugszargen (Memelland), gest. 8.12.1987 Berlin (West); 1945 Pfr. in Wildau (Kreis Königswusterhausen); 1946–52 Pfr. und Vorsteher der Anhaltischen Diakonissenanstalt in Dessau; 1947–52 nebenamtlicher Geschäftsführer des Anhaltischen Landesausschusses für Innere Mission; 1952 Leiter der Geschäftsstelle
476
Personenregister/Biografische Angaben
Ost-Berlin des CA Ost; 1957–68 Leiter der Geschäftsstelle Ost der Berliner Stelle der Hauptgeschäftsstelle des Werkes Innere Mission und Hilfswerk.
LAUENROTH, Ernst
294
Berliner Graphiker; gestaltete 1967 das Titelblatt der „Zeichen der Zeit“.
LAURENTIUS, Hans 24, 48, 53, 55, 59, 61, 65, 69, 88, 128, 148, 153, 156, 165, 167, 170, 191, 195, 197f., 220, 222, 224, 226, 229, 231f., 237f., 242, 260, 262, 264, 273f., 280, 286, 294, 296f., 305f., 308–314, 359, 364, 368, 371, 375, 382, 386–390, 392 geb. 7.11.1919 Dresden, gest. 9.11.1995 Berlin; Buchhändler; nach 1945 Inhaber der Dresdner Versandbuchhandlung C. Ludwig Ungelenk; Juni 1953 bis 1984 Geschäftsführer der Ev. Verlagsanstalt (1961 Titel „Verlagsdirektor“).
LAURENTIUS, Barbara
24
geb. 2.10.1925 Dresden; Gattin von Hans Laurentius.
LEHMANN, Arno
294
geb. 23.5.1901 Kaitz bei Dresden, gest. 21.4.1984 Halle (Saale); 1934–50 Pfr. und Missionsinspektor in Dresden; 1950 Lehrauftrag in Halle, 1951–66 Prof. für Missionswissenschaft ebd.; nach 1966 Lehraufträge für Tamil und Englisch für Theologen ebd.
LEICH, Werner
383f.
geb. 31.1.1927 Mühlhausen (Thüringen); 1954–68 Pfr. in Wurzbach; 1969 Sup. in Lobenstein; 1978–92 thüringischer Landesbischof in Thüringen; 1986–90 Vorsitzender der Konferenz der Ev. Kirchenleitungen in der DDR.
LEIPOLDT, Johannes
117, 157–160, 173f., 179ff.
geb. 20.12.1880 Dresden, gest. 22.2.1965 Ahrenshoop; 1909 Prof. für Neues Testament in Kiel, 1914 in Münster, 1916–59 in Leipzig, danach Lehrauftrag in Rostock; 1953–63 Abgeordneter der Volkskammer der DDR.
LEISNER, Willi
104, 111, 112
geb. 1899; Journalist; Geschäftsführer des Ev. Männerwerks von Berlin-Brandenburg; 1950 Leiter des Referates für Kirchenfragen im CDU-Sekretariat; November 1952 Chefredakteur der Zeitschrift „Verantwortung“; im Februar 1953 Ausschluss aus der CDU, zeitweilige Inhaftierung.
LEMMER, Ernst
112
geb. 28.4.1898 Remscheid, gest. 18.8.1970 Berlin; Volkswirtschaftler; 1945 Beteiligung an der Gründung der CDU in der SBZ; 1945–47 Mitglied des CDU-Parteivorstandes; 1947 von der SMAD abgesetzt; 1949 Übersiedlung nach West-Berlin; 1950–61 stellv. Vorsitzender, seit 1961 Vorsitzender der Exil-CDU; 1956/57 Bundesminister für Post- und Fernmeldewesen, 1957–62 für Gesamtdeutsche Fragen, 1964/65 für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte; 1965–69 Sonderbeauftragter des Bundeskanzlers für West-Berlin.
LEWEK, Christa 371, 413
128, 148, 193, 195f., 257, 274, 285, 289, 292, 304, 352, 368f.,
geb. 19.1.1927 Leipzig; 1946–51 Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Leipzig; 1951/52 wiss. Assistentin an der Universität Leipzig; 1952–57 Hauptreferentin in der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen und nach deren Auflösung persönliche Referentin von O. Nuschke; seit 1958 Cheflektorin der Ev. Verlagsanstalt; 1959 Austritt aus der Ost-CDU; 1958–69 Kirchenrätin bzw. Oberkirchenrätin in der Kirchenkanzlei der EKD für die Gliedkirchen in der DDR; 1969–88 Oberkirchenrätin und stellv. Leiterin des Sekretariats des BEK in der DDR, verantwortlich für den Bereich „Kirche und Gesellschaft“.
Personenregister/Biografische Angaben LILJE, Hanns
477
38, 42, 60, 68, 211, 249, 252
geb. 20.8.1899 Hannover, gest. 6.1.1977 Hannover; 1945 Oberlandeskirchenrat in Hannover; 1947–71 hannoverscher Landesbischof.
LINGNER, Olav
389
geb. 1924, gest. 1993; 1961–65 Pfr. in Hamburg, 1965 Konsistorialrat in der Kirchenkanzlei der EKU, 1967 Referent der EKU in der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD, 1970–86 Oberkirchenrat, Leiter der Berliner Stelle.
LINN, Gerhard
280
geb. 12.8.1934; Pfr. in Schleiz; 1964 Mitglied der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Strukturfragen in der DDR; 1966 Leiter der Arbeitsstelle „Missionarischer Dienst“ in der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg; 1978 Theologischer Dezernent der Berliner Kirche; 1986 Stabsmitarbeiter in der Missionsabteilung des ÖRK in Genf, 1994–2004 Dezernent für Mission und Ökumene der EKU.
LÖFFLER, Kurt
343, 383f.
geb. 24.8.1932 Leipzig; Wirtschaftswissenschaftler; 1961 Leiter der Abteilung Kultur beim Rat des Bezirkes Erfurt, Mitarbeiter und stellv. Leiter der Abteilung Kultur des ZK der SED; 1973–88 Staatssekretär im Ministerium für Kultur; 1988/89 Staatssekretär für Kirchenfragen.
LÖSCHER, Traude
223
Sekretärin der Pressestelle der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei der EKD.
LÖWENICH, Walther von
249
geb. 3.3.1902 Nürnberg, gest. 3.1.1992 Erlangen; 1946–71 Prof. für Kirchengeschichte in Erlangen.
LOHMANN, Heinrich
104
geb. 19.4.1904 Mennighüfen, gest. 27.5.1975 Gütersloh; 1948 Herausgeber und Schriftleiter der Zeitschrift „Kirche und Mann“.
LORENZ, Günter
212, 224, 253, 270, 289, 358f., 382
geb. 1921, gest. 19.9.2005; 1958–90 Chefredakteur der Ev. Nachrichtenagentur (ena) in der DDR; Mitglied des Ökumenischen Arbeitskreises für Information in Europa (1970; 1974; 1978); Schriftleiter von „Wort und Werk“, Berlin.
LOTZ, Gerhard
179ff., 188, 248, 250, 326, 329, 334
geb. 22.4.1911 Altenburg, gest. 10.12.1981 Eisenach; 1938 Jurist im Landeskirchenamt Eisenach, 1946–76 Oberkirchenrat; 1956–76 Mitglied des CDU-Hauptvorstandes in der DDR, 1967–76 Abgeordneter der Volkskammer; von der Staatssicherheit als IM „Karl“ geführt.
LUDWIG, Martin
219
geb. 30.8.1901 Dresden, 1927 Pfr. in Jonsdorf, 1933 in Bautzen, 1950–58 in Dresden.
LÜPSEN, Focko
40f.
geb. 22.5.1898 Burweg (Kreis Stade), gest. 31.3.1977 Bielefeld; Journalist; 1946 geschäftsführender Direktor des Ev. Presseverbandes für Westfalen und Lippe; Gründung des Sonntagsblattes „Unsere Kirche“ und des Informationsblattes „Evangelische Welt“; Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Gemeinschaftswerks der Ev. Presse; 1947 Wiederbegründung des epd (Zentralredaktion und Landesdienst Westfalen und Lippe) und bis 1968 Herausgeber und Chefredakteur (zunächst Bethel, dann Frankfurt).
LUST
163, 209
Inspekteur der Deutschen Volkspolizei; 1957 Oberst.
LUTHER, Martin
349
geb. 20.11.1483 Eisleben, gest. 18.2.1546 Eisleben; deutscher Reformator.
478
Personenregister/Biografische Angaben
LUX, Rüdiger
368, 396, 401
geb. 20.3.1947 Jena; 1974–81 Pfr. in Cottbus; 1982–85 Studentenpfarrer in Halle; 1985–93 Dozent für Biblisches Hebräisch und Altes Testament Kirchliche Hochschule Naumburg; 1993 Prof. in Erfurt-Mühlhausen; 1995 Prof. für Altes Testament in Leipzig.
MAERCKER, Otto
209
geb. 1899, gest. 1978; Propst in Pampow (Mecklenburg); 1957 verhaftet und in einem Schauprozess zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt.
MAGIRIUS, Christoph
375f.
geb. 20.2.1937 Meerane; 1979–90 Sup. in Karl-Marx-Stadt.
MAHRENHOLZ, Christhard
141
geb. 11.8.1900 Adelebsen (Kreis Northeim); gest. 15.3.1980 Hannover; 1946–65 Honorarprof. für Kirchenmusik in Göttingen; 1936–45 Mitglied der hannoverschen Kirchenregierung, 1953 Geistl. Dirigent, 1965 Geistl. Vizepräsident ebd.; Vorsitzender der Liturgischen Konferenz der VELKD.
MAIZIERE, Lothar de
130
geb. 2.3.1940 Nordhausen (Harz); 1965–75 Musiker in Theater- und Kulturorchestern; 1976 Rechtsanwalt; 1985 Mitglied der Synode des BEK; 1987 Mitglied der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim Hauptvorstand der CDU; 1989 Vorsitzender der CDU; 1990 Ministerpräsident der DDR; 1990 Bundesminister für besondere Aufgaben; 1991 Rücktritt von allen Ämtern; von der Staatssicherheit als IM „.Czerny“ geführt.
MALIK, Alfons
189
Mitglied des Redaktionskreises der röm.-kath. Zeitschrift „begegnung“; CDU-Mitglied.
MALLY, Heribert
162
geb. 23.11.1929 Wiessen (CSR), gest. 24.2.1995; Dachdecker; 1948 Eintritt in die Volkspolizei; 1951 Mitglied der SED; 1951–65 Stellv. bzw. Leiter einer Abteilung in der Hauptabteilung Verkehrspolizei im Innenministerium; 1967–69 Leiter der Hauptabteilung Verkehrswesen; 1969–71 Hochschule der Deutschen Volkspolizei in Berlin-Kaulsdorf; 1971–90 erneut Leiter der Hauptabteilung Verkehrswesen im Innenministerium.
MARCH, Hans
64
Psychotherapeut und Publizist.
MARKGRAF, Karl-Heinz
273
Mitarbeiter der Ev. Verlagsanstalt; 1949–61 Statistiker ebd.
MARON, Karl
123, 208
geb. 27.4.1903 Berlin-Charlottenburg, gest. 2.2.1975; Maschinenschlosser; 1949–50 stellv. Chefredakteur des „Neuen Deutschland“; 1950–55 Chef der Deutschen Volkspolizei; 1954 Mitglied des ZK der SED; 1955–63 Innenminister; 1958–67 Abgeordneter der Volkskammer; 1964–74 Leiter des Instituts für Meinungsforschung beim ZK der SED.
MEHNERT, Klaus
384
Leiter der Rechtsabteilung des Sekretariats des Ministerrates.
MEINECKE, Werner
183f., 186f., 319, 321
geb. 31.3.1910, gest. 1971; 1946–57 Pfr. und Landeskirchenrat in Dresden; Mitglied der „Kommission Kirche und Religion“ der SED; Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses des DDR-Pfarrerbundes; mit G. Doherr Vorsitzender des DDR-Pfarrerbundes.
MENZEL
245
Referentin für Kirchenfragen beim Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt.
Personenregister/Biografische Angaben MERSEBURGER, W.
479
107
Inhaber des Verlages Merseburger & Co.
MERZ, Georg
69
geb. 3.3.1892 Walkersbrunn (Oberfranken), gest. 16.11.1959 Neuendettelsau; 1946 Rektor des Pastoralkollegs und 1947–57 der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau.
MERZYN, Friedrich
261
geb. 2.6.1904 Kassel, gest. 17.1.1991 Hannover; 1936–65 Kirchenbeamter bei der DEK bzw. EKD; 1936 Konsistorialrat; Chefredakteur der Amtsblattes der EKD (Ausgabe Hannover).
MEYER
341f.
Pfarrer, Mitglied des Pfarrerbundes.
MEYER, Rudolf
166
geb. 8.9.1909 Leipzig, gest. 3.4.1991 Paris; 1947–75 Prof. für Altes Testament in Leipzig.
MEYER, Wolfgang
394
geb. 26.6.1934 Berlin; 1975 Leiter der Hauptabteilung „Presse und Information“ im DDR-Außenministerium, später DDR-Regierungssprecher; 1989/90 Nachfolger von K. Blecha als Leiter des Presseamtes.
MIECH, Kerstin
380
Schreiberin eines Leserbriefes an „Die Zeichen der Zeit“.
MILDENBERGER, Gerhard
76, 93f., 98
1947/48 Mitarbeiter der Abteilung „Kirchlicher Wiederaufbau“ im Hilfswerk der EKD.
MINKNER, Tasso
133
Pfarrer in Westberlin.
MISCHULIN, A. W.
79
sowjetischer Historiker und Ideologe.
MISSLITZ, Heinz
150
geb. 9.5.1912 Leipzig, gest. 1.2.1979 Berlin; Buchhändler; 1945–49 Geschäftsführer der Franz-Mehring-Buchhandlung in Leipzig; 1949/50 stellv. Leiter des Dietz-Verlags; 1950–55 Sektorenleiter Verlage in der Abteilung Wissenschaft und Propaganda der SED; 1956–59 Leiter des Verlags Kultur und Fortschritt; 1960–63 Leiter der Universitätsbuchhandlung Berlin; 1963–73 kaufmännischer Leiter im VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften; Mitarbeiter der Abteilung Propaganda des ZK der SED.
MITZENHEIM, Hartmut
337
geb. 1921, gest. 2000; 1973–87 Oberkirchenrat im Landeskirchenamt Eisenach; Mitherausgeber des „Standpunkt“ seit 1984; von der Staatssicherheit als IM „Hans Klingner“ geführt.
MITZENHEIM, Moritz
81, 123, 125, 196f., 241f., 248ff., 326, 329
geb. 17.8.1891 Hildburghausen, gest. 4.8.1977 Eisenach; 1945–70 zunächst Landesoberpfarrer, Vorsitzender des neu gebildeten Landeskirchenrates; 1945 Bischofstitel, 1947 offizielle Einführung als Landesbischof von Thüringen.
MÖHLE, Hans 63 MOLWITZ, Gerhard
223
geb. 22.7.1903 Dresden, gest. 5.9.1993 Markkleeberg; in den 1930er Jahren Pfr. in Naunhof, danach Pfr. in Leubnitz-Neuostra, dann in Radebeul, zuletzt (bis 1972) in Markkleeberg-Ost.
480
Personenregister/Biografische Angaben
MORITZ, Bruno
191, 208f., 224, 227
geb. 8.9.1897 Gumbinnen (Ostpreußen), gest. 13.12.1965 Bad Meinberg; 1934 Pfr. in Gumbinnen (ref. Kirchengemeinde), 1946 in Berlin, 1955 in Neukölln; 1958 Präses des dt. ref. Kirchenkreises Berlin-Brandenburg; 1948 Mitarbeiter der Ev. Verlagsanstalt; 1955–58 Chefredakteur des eno.
MORITZ, Hans
183, 333f., 337
geb. 15.5.1926 Markkleeberg; 1964 Prof. für Religionssoziologie und Systematische Theologie in Leipzig; von der Staatssicherheit seit 1959 als GI „Martin“ geführt.
MOSIEK
188
Leutnant des MfS.
MÜLLER
225
Sekretärin bei „Die Zeichen der Zeit“ bis 1954.
MÜLLER, Alfred Dedo
166
geb. 12.1.1890 Hauptmannsgrün (Vogtland), gest. 4.8.1972 Leipzig; 1917 Pfr. in Ziegra (Sachsen), 1927 in Leipzig; 1930 Prof. für Praktische Theologie in Leipzig.
MÜLLER, Eberhard
60
geb. 22.8.1906 Stuttgart, gest. 11.1.1989 Heidelberg; 1945 Geschäftsführer des Hilfsdienstes für Kriegsgefangene und Vermisste; 1945–72 Direktor der Ev. Akademie Bad Boll; 1946–72 Vorsitzender des Leiterkreises der Ev. Akademien.
MÜLLER, Gottfried
193, 378, 383
geb. 16.8.1934 Schweina (Kreis Meiningen); 1960 Pfr. in Troistedt und Dornburg; 1967–71 Studentenpfr. in Jena; 1972–81 Leiter der thüringischen Bibelanstalt in Altenburg; 1971 Mitglied der CDU, Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Christliche Kreise“ beim Bezirksausschuss Erfurt der Nationalen Front; 1981–90 Chefredakteur von „Glaube und Heimat“; seit 1987 Leiter des Wartburg-Verlages; 1989/90 stellv. CDU-Vorsitzender; 1990–94 Präsident des Thüringer Landtags.
MÜLLER, Hanfried
168f., 295, 329f., 343
geb. 4.11.1925 Celle; 1950 Gründungsmitglied der FDJ-Hochschulgruppe in Göttingen und Vorsitzender des Komitees junger Friedenskämpfer in Niedersachsen; 1952 Übersiedelung in die DDR; 1959 Dozent, 1964–90 Prof. für Systematische Theologie an der Humboldt-Universität Berlin; Mitglied des Friedensrates der DDR.
MÜLLER, Karsten
380
Schreiber eines Leserbriefes an „Die Zeichen der Zeit“.
MÜLLER, Ludolf
125
geb. 8.10.1882 Kalbe (Milde), gest. 14.2.1959 Magdeburg; 1945 Vorsitzender der Vorläufigen Geistlichen Leitung und Präses der Provinzialsynode der Kirchenprovinz Sachsen; 1947–55 Bischof ebd.
MÜLLER, Ludwig
38f.
geb. 23.6.1863 Gütersloh, gest. 31.7.1945 Berlin (Selbstmord); 1926 Wehrkreispfarrer in Königsberg; 1933 Bevollmächtigter Hitlers für Fragen der ev. Kirche; August 1933 Präsident des EOK Berlin mit der Amtsbezeichnung Landesbischof; Sept. 1933 Reichsbischof, 1935 Entzug der Befugnisse.
MÜLLER, Martin
261
geb. 1903, gest. 1989; 1929 Pfr. in Dessau; 1946 Mitglied (1961 Vorsitzender) des Landeskirchenrates; 1964–70 Kirchenpräsident der Ev. Kirche Anhalts.
MÜLLER, Rudi
381
Mitarbeiter der Abteilung Agitation im ZK der SED.
MÜLLER-OSTEN, Kurt
64
geb. 1905; Lyriker in Fulda.
Personenregister/Biografische Angaben MÜLLER-STREISAND, Rosemarie
481
169, 295, 335ff., 343
geb. 11.8.1923 Berlin; Studium der Theologie in Göttingen; Promotion; 1952 Übersiedlung in die DDR; 1958 Dozentin, 1963 Lehrauftrag, 1969–83 Prof. für Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität Berlin; Redakteurin der „Weissenseer Blätter“.
NAUMANN, F.
319
Mitglied des DDR-Pfarrerbundes.
NEHRING, Rudi
244, 246
Mitarbeiter im Ministerium für Kultur.
NIEBUHR, Reinhold
160
geb. 21.6.1892 Wright City (USA), gest. 1.6.1971 Stockbridge (USA); 1928 Prof. für christliche Sozialethik und Religionsphilosophie in New York.
NIEMÖLLER, Martin
213
geb. 14.1.1892 Lippstadt, gest. 6.3.1984 Wiesbaden; 1945–55 Mitglied des Rates der EKD und Leiter des Kirchlichen Außenamtes; 1947–64 Präsident der Ev. Kirche in Hessen und Nassau.
NIGGEMEIER, Adolf
189
geb. 21.5.1931 Riesa; Jurist; 1952–54 Mitglied des Bezirksvorstandes der CDU in Leipzig; 1955–77 Leiter der Abteilung Politik, Westdeutschland und Internationale Verbindungen beim Sekretariat des Hauptvorstandes der CDU; 1967–90 Abgeordneter der Volkskammer; 1977–89 Mitglied des Präsidiums und Sekretär für Agitation des Hauptvorstandes der CDU.
NITZ, Jürgen
253
geb. 9.8.1927 Berlin; Handelsvertreter; 1949–61 Mitarbeiter des „Neuen Deutschland“; 1962–66 stellv. Leiter des Presseamtes; 1966 Ausschluss aus der SED wegen „Entfernung von der Politik der Arbeiterklasse“, 1969 rehabilitiert; 1969–91 wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellv. Leiter der Informationsabteilung im Deutschen Institut für Zeitgeschichte.
NITZSCHE, Gottfried
378
Schreiber eines Leserbriefes an „Die Zeichen der Zeit“.
NOACK, Günter
27
geb. 1926; Polizist, dann Kraftfahrer bei der Ev. Verlagsanstalt, dort später Abteilungsleiter; von der Staatssicherheit als IM „Mufti“ geführt.
NOLD, Lieselotte, geb. Speer
64
geb. 22.4.1912 München; gest. 5.7.1978; Ehefrau des Münchner Studentenpfarrers K. A. Nold (gest. 1942); seit 1942 Mitarbeiterin, 1965–78 Gesamtleiterin des Bayerischen Mütterdienstes; 1953 Mitglied des Deutschen Ausschusses für Erziehung und Bildung.
NOPITSCH, Antonie
64
geb. 3.8.1901 Traunstein, gest. 10.1.1975 Nürnberg; 1932 Gründerin des Bayerischen Mütterdienstes; 1950 Gründerin des Müttergenesungswerkes, Geschäftsführerin und stellv. Vorsitzende; Mitglied der Leitung der Ev. Frauenarbeit in Deutschland.
NOSKE, Gerhard
96
geb. 26.11.1897 Berlin, gest. 9.8.1984 Berlin; 1947–63 Leiter der Abt. Kirchlicher Wiederaufbau des Zentralbüros Ost des Hilfswerks der EKD bzw. der Berliner Stelle der Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD“ in Berlin; 1955–62 Lehrbeauftragter für Diakoniewissenschaft an der Kirchlichen Hochschule Berlin.
NOTH, Gottfried
68, 243, 254, 291
geb. 26.1.1905 Dresden, gest. 9.5.1971 Dresden; 1942–53 Pfr. in Dresden; 1946
482
Personenregister/Biografische Angaben
komm. Mitglied im Landeskirchenamt Dresden; bis 1949 auch Studentenseelsorger ebd.; 1950 Oberlandeskirchenrat; 1953–70 sächsischer Landesbischof.
NUSCHKE, Otto 85, 102ff., 119, 122, 125, 130, 153, 161, 164, 174, 183, 193, 207, 258, 274 geb. 23.2.1883 Frohburg, gest. 27.12.1957 Henningsdorf; 1945 Mitbegründer der CDU, Verlagsleiter der „Neuen Zeit“; 1946/47 Mitglied des Parteivorstandes; ab 1948 Vorsitzender der CDU; 1948/49 Ko-Vorsitzender des Deutschen Volksrates; ab 1949 Abgeordneter der Volkskammer; 1949–57 stellv. Ministerpräsident bzw. Stellv. des Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, u. a. verantwortlich für die Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen.
OELSSNER, Fred (Larew)
124
geb. 27.3.1903 Leipzig, gest. 7.11.1977 Berlin; Müller; 1945 Leiter der Abteilung Agitation und Propaganda des ZK der KPD; 1949 Abgeordneter der Volkskammer; 1950 Chefredakteur der „Einheit“; 1950–58 Mitglied des Politbüros der SED; 1955–58 Stellv. des Vorsitzenden des Ministerrats; 1958 wegen Verletzung der Parteidisziplin von allen Ämtern ausgeschlossen; 1959 öffentliche Selbstkritik; 1961–68 Mitglied des Präsidiums der Deutschen Akademie der Wissenschaften (Berlin).
OEPKE, Albrecht
79, 166
geb. 10.9.1881 Arle (Ostfriesland), gest. 10.12.1955 Leipzig; 1914 Dozent am Missionsseminar Leipzig; 1922 Prof. für Neues Testament in Leipzig.
OLSCHOCK
117
Friedersdorf.
OPPEN, Dietrich von
249
geb. 1923; 1960–80 Prof. für Sozialethik in Marburg.
ORDNUNG, Carl
184, 322f., 326, 329, 335, 337, 358
geb. 18.10.1927 Lengenfeld (Vogtland); 1946 Neulehrer; 1957 Redakteur der CDU-Zeitung „Neue Zeit“; 1958–90 Mitarbeiter des Hauptvorstandes der CDU; zeitweise Leiter der Abteilung Kirchenfragen; ab 1958 aktiv in der CFK tätig; 1989/90 zeitweise CDU-Vertreter am Zentralen Runden Tisch; 1990 Referent für Entwicklungsländer der Abteilung Außen- und Sicherheitspolitik im Amt des Ministerpräsidenten der DDR; Mitglied der Redaktionskommission des Ev. Pfarrerblattes.
OTTO, Curt
55, 66, 87, 92ff., 97f., 121, 127, 142, 221, 228, 236f., 410
Westberliner; bis 1961 Mitarbeiter (kaufmännischer Leiter) der Ev. Verlagsanstalt.
PABST, Walter
309, 358f.
geb. 19.9.1912 Oppurg bei Pössneck, gest. 12.1.1999 Berlin; 1947 Studentenpfarrer in Jena; 1953–63 Sup. in Gotha; 1964 Oberkirchenrat im Luth. Kirchenamt in Berlin und ökumenischer Beauftragter der evangelischen Bischöfe in der DDR; 1969–79 stellv. Leiter des Sekretariats des BEK.
PACK, Immanuel
223
1955–61 Pfarrer in Berlin (Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche).
PAGEL, Karl
187
geb. 1914; 1958 Leiter der Hoffnungsthaler Anstalten in Lobetal.
PAGELS, Walter
81
geb. 25.11.1901 Rostock, gest. 8.9.1977; 1945 Landessup. in Parchim; 1951 Stiftspropst in Ludwigslust; 1955–71 Landessup in Bad Doberan.
PAGELOW, Paul-Christian
207
Chefredakteur der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“.
Personenregister/Biografische Angaben PAKOZDY, Laszlo Marton von
483
230
geb. 1910; Dozent an der Universität von Debrecen.
PAUL, Johannes
133f., 143, 216
Lektor der Ev. Verlagsanstalt, bis 1955 „Zensor“ der „Zeichen der Zeit“.
PEISER, Felix
159
geb. 27.7.1862 Königsberg, gest. 24.4.1921; Orientalist; gründete 1898 die „Orientalistische Literaturzeitung“.
PESCHKE, Erhard
168
geb. 21.7.1907 Berlin, gest. 1996; 1946–51 Pfarrer im Konsistorium Magdeburg; 1951 Prof. für Kirchengeschichte in Rostock, 1959 in Halle; von der Staatssicherheit als GI „Schuhmacher“ geführt.
PETRAS, Ernst Oskar
27, 216, 218, 238, 243, 279, 295
geb. 1926, gest. 2001; Lektor der Ev. Verlagsanstalt, lektorierte seit 1955 „Die Zeichen der Zeit“.
PETRY, Gerhard
378
Schreiber eines Leserbriefes an „Die Zeichen der Zeit“.
PETZOLD, Ernst
55, 61, 382, 399f.
geb. 27.3.1930; 1958 Pfr. in Meissen; 1965 am Landeskirchlichen Amt für Innere Mission und Mitglied des Landeskirchenamtes Sachsen; 1976–90 Oberkirchenrat, seit 1980 als Vertreter des Diakonischen Werkes Gesellschafter der Ev. Verlagsanstalt; 1991 Vizepräsident des Diakonischen Werkes der EKD; von der Staatssicherheit als IM „Direktor“ geführt.
PFEIFER, Wolfgang
207, 212, 228
geb. 30.11.1898 Berlin, gest. 16.11.1986 Husum; bis 1945 Pfr. in Beudnitz bei Crossen, 1946–48 in Hohenbruch bei Oranienburg, 1948–1965 in Klosterfelde bei Berlin.
PIETZ, Reinhold 369, 410
244, 274, 278, 283f., 291, 297–300, 304, 313, 315, 352, 367,
geb. 6.4.1921 Berlin-Charlottenburg, gest. 12.12.1976 Berlin; 1958–69 Direktor der Predigerschule Paulinum; 1970–72 Sup. in Berlin (Ost); 1972–76 Präsident der Kirchenkanzlei der EKU (Bereich DDR).
PLENIKOWSKI, Anton
175
geb. 19.11.1899 Zoppot, gest. 3.3.1971; 1946 Leiter der Abteilung Landespolitik und Inneres des ZK der SED; 1946–54 Leiter der Abteilung Staatliche Verwaltung im ZK der SED; 1950–67 Abgeordneter der Volkskammer; 1954–67 Kandidat des ZK der SED.
PRAST, Marianne, geb. Klotz
160
geb. 10.3.1920, gest. 30.6.1965; Tochter des Verlegers Leopold Klotz; Buchhändlerin; 1956 Erbin der Geschäftsanteile des Vaters (Hinrichs-Verlag).
PUNGE, Manfred
368
geb. 1931; Assistent an der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald; ab 1966 Studienleiter der Ev. Akademie Berlin-Brandenburg.
QUAASSDORF, Osmin
342
geb. 16.9.1913 Soellichau, 1940 Pfr. in Lossau (Kirchenprovinz Sachsen), 1954 in Hessen (Nordharz), 1958 in Halle; Mitglied des DDR-Pfarrerbundes.
QUAATZ, Reinhold
138
geb. 1876 Berlin, gest. 1953; Jurist; bis 1933 Reichstagsabgeordneter; 1945 Mitglied der Generalsynode der Ev. Kirche der APU; 1946–53 Vorsitzender des Kuratoriums der Kirchl. Hochschule Berlin.
484
Personenregister/Biografische Angaben
QUAST, Gerhard
193, 319ff., 323, 326, 330, 332, 334
geb. 1931; Diplom-Jurist; ab 1955 Anstellung bei der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen; 1955 Werbung als IM „Otto“ durch das MfS; ab 1957 Hauptreferent für Sach- und Rechtsfragen in der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen; ab 1960 persönlicher Referent des CDU-Generalsekretärs G. Götting; 1965–75 Leiter der Abteilung Kirchenfragen beim Hauptvorstand der Ost-CDU.
RABE, Helmut
253
angeblicher Philosophiestudent.
RADE, Martin
338
geb. 4.4.1857 Rennersdorf (Oberlausitz), gest. 9.4.1940 Frankfurt (Main); 1886/87 Mitbegründer und bis 1932 Herausgeber der „Christlichen Welt“; 1892–99 Pfr. in Frankfurt (Main); 1904–24 Prof. für Systematische Theologie in Marburg.
RAGSCH, Josef
117
Chefredakteur der CDU-Zeitung „Die Union“, Dresden.
RANDENBORGH, Elisabeth von
64
geb. 26.12.1893 Bielefeld, gest. 25.5.1983; christliche Schriftstellerin.
RATHMANN, Maria
237, 273
bis 1961 Cheflektorin der Ev. Verlagsanstalt.
RAUCH, Hans
186f.
geb. 19.5.1908 Hüttensteinach; 1944 Pfr. in Störmthal, 1958 in Kohren-Sahlis, beurlaubt für wiss. Aspirantur; später (bis 1968) Pfr. in Nemt bei Grimma; Gründungsmitglied des DDR-Pfarrerbundes.
RAUSCH, Hans-Georg
186
geb. 1915, gest. 1993 Kassel-Ahnental; 1947 Pfr. in Leipzig-Probstheida; verursachte 1955 das sog. Probstheidaer Schisma, indem er aus politischen Gründen die Landeskirche verließ, das Kirchengebäude okkupierte und die Gemeinde spaltete; von der Staatssicherheit als IM „Eduard“ geführt.
RAUTENBERG, Werner
64, 68
geb. 22.4.1896 Berlin, gest. 16.5.1969 Greifswald; 1941 Aufbau der katechetischen Unterweisung in der Kirchenprovinz Pommern; 1945 Mitglied der Kirchenleitung Greifswald; 1945 Bevollmächtigter für das Hilfswerk; 1946 Präses der Provinzialsynode; 1951–57 Mitglied des Verwaltungsrates des Hilfswerkes der EKD, 1952–57 des Diakonischen Beirates, 1957–67 des Diakonischen Rates und der Diakonischen Konferenz; 1953 Vorsitzender des Bibelwerkes in der DDR.
REIHER, Dieter
385
geb. 17.4.1933; Pfarrer, Dozent in Vikars- und Katechetenkursen; Rektor des Pädagogisch-Theologischen Instituts in Brandenburg; Chefredakteur der „Christenlehre“.
REIMANN, Wolfgang
107f.
Kantor und Direktor des Berliner Domchores St. Marien.
REINELT, Herbert
322f.
geb. 14.8.1908 Altenburg (Thüringen); 1955 Chefredakteur der CDU-Zeitung „Der neue Weg“ (Halle); 1956 Mitglied des Bezirksvorstandes der CDU in Halle; seit 1968 Sekretär des DDR-Pfarrerbundes.
RENDTORFF, Rolf
370
geb. 10.5.1925; 1958 Prof. für Altes Testament an der Kirchl. Hochschule Berlin, 1963 in Heidelberg; 1965 Mitbegründer der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.
RENGSTORF, Karl Heinrich
249
geb. 1.10.1903 Jembke (Kreis Gifhorn), gest. 24.3.1992 Münster; 1936 Studiendirektor an der Ev. Akademie Loccum; 1948 Prof. für Neues Testament in Münster.
Personenregister/Biografische Angaben RICHTER, Alexander
485
287
geb. 22.4.1930 Leipzig, 1963 Pfr. in Hohenleipisch.
RICHTER, Martin
109
geb. 23.2.1886 Dresden, gest. 18.10.1954 Dresden; Gewerkschaftssekretär; 1946–50 2. Bürgermeister von Dresden, gleichzeitig Leiter des Sozialamtes; Mitbegründer der CDU in Dresden; 1951 sächsischer Landtagsabgeordneter; Mitherausgeber der Zeitschrift „Verantwortung“ (1952/53).
RIEDEL, Otto
149, 172
geb. 1908, gest. 1983; 1955–73 Pfr. in Zwickau; CDU-Mitglied; christlicher Schriftsteller.
RIETSCHEL, Christian
147f., 237, 254
geb. 5.3.1908 Sachsendorf bei Wurzen, gest. 3.9.1997 Bad Salzuflen; Mitarbeit beim EPD und beim Eckart-Verlag; Pfr. in Zedlitz bei Rochlitz, Maler und Graphiker; Leiter des sächsischen Kunstdienstes; 1949–73 Chefredakteur von „Der Sonntag“.
RISTOW, Helmut
273
geb. 10.4.1922, gest. 1.11.1971; bis zum Bau der Berliner Mauer 1961 Lektor der Ev. Verlagsanstalt.
RÖBBELEN, Ulrich
400, 402
geb. 13.12.1944; Pfr. in Nordelbien; seit 1991 Leiter der Ev. Verlagsanstalt.
RÖHNER
186
Sekretärin des Geschäftsführers des DDR-Pfarrerbundes Rauch.
ROSSOW
297, 339, 394
Mitarbeiter im Presseamt.
ROST, Dora, geb. Nowack
158
geb. 11.5.1891, gest. 6.4.1983; Gattin des Leipziger Verlegers Hermann Rost (1888–1916) und später dessen Bruder Gustav; floh 1953 in die Bundesrepublik.
ROST, Gustav
158
geb. 1.6.1893, gest. 17.11.1934 Leipzig; Inhaber des Leipziger J. C. Hinrichs-Verlags.
ROST, Leonhard
158
geb. 30.11.1896 Ansbach, gest. 5.12.1979 Erlangen; 1935 Prof. für Altes Testament in Greifswald, 1946 an der Humboldt-Universität Berlin; 1956–65 in Erlangen, 1954–56 nebenamtl. Oberkonsistorialrat in der Kirchenkanzlei der EKU Berlin.
ROTH, F.
87
Meissen.
RUMMEL, Hartmut
378
Schreiber eines Leserbriefes an „Die Zeichen der Zeit“.
RUNGE, Max
130
geb. 18.10.1898 Breslau, gest. 2.9.1970 Gießen; Kaufmann, Evangelist, Dichter erwecklicher geistlicher Lieder; 1951–68 Sekretär des Evangelisch-Kirchlichen Gnadauer Gemeinschaftswerkes, Mitglied des Kuratoriums der Berliner Predigerschule Paulinum.
SACHSE, Wolfgang
117, 180f.
geb. 1910, gest. 1961; Pfr. in Köthen; seit 1955 Mitherausgeber der Zeitschrift „Glaube und Gewissen“.
SAHR, Marianne Sahrer von
64
bis 1945 Rittergutsbesitzerin in Dahlen; danach dort freie Schriftstellerin.
SCHACK, Willy
141
geb. 14.6.1886 Petershagen (Ostpreußen), 1926 Pfr. (1928 Sup.) in Elbing, 1947 in Bleicherode (Harz).
486
Personenregister/Biografische Angaben
SCHAEDER, Hildegard
218f.
geb. 13.4.1902 Kiel, gest. 11.4.1984; 1945 Mitarbeit im Ev. Presseverband für Deutschland; 1948–70 Referentin im Kirchl. Außenamt für die Beziehungen der EKD zu den orthodoxen Kirchen; 1961 Lehrauftrag und 1965–78 Honorarprof. für die Geschichte der orthodoxen Kirchen in Frankfurt (Main).
SCHÄFER, Georg
319–322, 326, 329, 335, 337
geb. 15.4.1915 Groß-Umstadt (Hessen), gest. 20.4.1977; 1945 Pfarrdiakon in Berlin, dann Pfr. in Berlin-Karlshorst; 1963 CDU-Stadtverordneter in Berlin; 1967–74 Vorsitzender des DDR-Pfarrerbundes; 1969 Mitglied des Nationalrates der Nationalen Front.
SCHARF, Kurt
104, 164, 206f., 210f., 250, 252f., 264
geb. 21.10.1902 Landsberg (Warthe), gest. 28.3.1990 Berlin; 1945 Eintritt in das berlin-brandenburgische Konsistorium mit der Amtsbezeichnung Präses; 1949–66 geistl. Leiter der Abt. Brandenburg beim Konsistorium mit dem Titel Propst; 1951 Pfr. der Marienkirche in Berlin mit Wohnsitz Ost-Berlin; 1961 Verweser des Bischofsamtes im östlichen Kirchengebiet (für Dibelius); 1966–76 Bischof von Berlin-Brandenburg (ab 1972 wegen Einreiseverbot in die DDR nur für BerlinWest).
SCHATTE, Hans-Georg
256
Autor der „Zeichen der Zeit“.
SCHEIDACKER, Werner
352, 368, 370f., 401, 414
geb. 1.2.1915 Berlin-Wilmersdorf, gest. 27.8.1992 Oranienburg; 1946–80 Pfr. in Oranienburg; Mitglied des Weissenseer Arbeitskreises.
SCHEIDUNG, Dietrich
329
geb. 9.11.1912 Kapellen (Kreis Moers), gest. 5.1.1986 Rostock; 1940 Pfr., 1952–78 Propst in Boizenburg; Vorsitzender der Arbeitsgruppe Christliche Kreise beim Bezirksausschuss Schwerin der Nationalen Front (Dobbertiner Konferenzen).
SCHEIL, Fred
246
Staatssekretär im Ministerium für Kultur.
SCHEVEN, Karl von
125
geb. 16.2.1882 Leopoldshagen bei Anklam, gest. 7.10.1954 Bad Wiessee; ab 1945 Präses der Kirchenleitung der Ev. Kirche in Pommern; seit 1946 Vorsitzender des Konsistoriums Greifswald; 1946–54 Generalsuperintendent mit der Amtsbezeichnung Bischof.
SCHIERSTÄDT, Leonie von
64
christliche Schriftstellerin in Potsdam.
SCHILLE, Gottfried
345, 380
geb. 6.8.1929 Dresden, gest. 23.2.2005 Leipzig; 1957 Pfr. in Lommatzsch; 1961 Pfr. in Borsdorf bei Leipzig; Dozent für Neues Testament am Theologischen Seminar in Leipzig.
SCHILLER, Gertrud
64
geb. 1905, gest. 1994; 1969 Leiterin des christlichen Kunstdienstes in Hamburg.
SCHISKOWSKI
168, 238
Hauptreferent im Ministerium für Kultur, Abteilung Literatur und Buchwesen.
SCHLEICHER
117
aus Weimar.
SCHLIEFFEN, Jutta Gräfin von 225, 227, 230f., 273f.
23, 134, 137, 142, 144, 210, 213, 216, 221, 223,
gest. Juli 1998; Westberlinerin; 1946–61 Redaktionssekretärin der „Zeichen der Zeit“.
Personenregister/Biografische Angaben SCHLINK, Edmund
487
282
geb. 6.3.1903 Darmstadt, gest. 20.5.1984 Heidelberg; 1945–46 Dozent an der Theologischen Schule/Kirchlichen Hochschule in Bethel; 1946 Prof. für Systematische Theologie in Heidelberg; 1946 Begründer und 1957 Direktor des (ersten deutschen) Ökumenischen Instituts ebd.
SCHMAUCH, Werner
188
geb. 12.3.1905 Herischdor (Riesengebirge), gest. 24.5.1964 Greifswald; 1946–47 Dekan von Niederschlesien; 1950–51 Studienleiter am Sprachenkonvikt in Berlin; 1952–54 Dozent für Neues Testament an der Humboldt-Universität Berlin; 1954–64 Prof. in Greifswald.
SCHMERL, Günter
345
geb. 10.9.1921 Berlin; 1949 Pfarrvikar in Lengfeld (Thüringen), 1955 Pfr. in Suhl, 1960 in Sylda, 1971 in Nachterstedt (Kreis Aschersleben).
SCHMIDT, Kurt Dietrich
249
geb. 1896, gest. 1964; 1929–35 (abgesetzt) Prof. für Kirchengeschichte in Kiel; 1948 Dozent an der Kirchl. Hochschule, 1953–64 Prof. in Hamburg.
SCHMIDT, Rainer
301
Chefredakteur des „Deutschen Pfarrerblatts“.
SCHMITT, Gerhard
264
geb. 1909; Mitarbeiter im Konsistorium in Greifswald.
SCHMUTZLER, Siegfried
180, 209
geb. 14.3.1915 Leipzig, gest. 11.10.2003 Dresden; 1953 Pfr. in Dresden und Studieninspektor am Predigerseminar Lückendorf; 1954 Pfr. und Studentenpfr. in Leipzig; 1957 Verhaftung und Verurteilung wegen „Boykotthetze“ zu fünf Jahren Zuchthaus; 1958 Haft Torgau; 1961 Entlassung aus der Haftanstalt; anschließend bis 1980 Pfr. in Dresden; theologisch-pädagogischer Berater im LKA Dresden; ab 1970 Mitglied der Kommission Kirchliche Arbeit mit Kindern und Konfirmanden des BEK; Übersiedlung nach West-Berlin; 1991 vom Bezirks-Gericht Leipzig rehabilitiert.
SCHNEIDER, Rudolf
81
geb. 3.1.1900 Groß Zschachwitz, gest. 21.1.1964 Dessau; 1937–64 Pfr. in Bernburg, seit 1949 zugleich Kreisoberpfarrer.
SCHNIEWIND, Julius
66, 68
geb. 28.5.1883 Elberfeld, gest. 7.9.1948 Halle; 1921 Prof. für Neues Testament in Halle, 1927 in Greifswald, 1929 in Königsberg, 1935 Strafversetzung wegen aktiver Mitarbeit in der BK nach Kiel, seit 1936 wieder in Halle, erneut Absetzung und 1938 Disziplinarverfahren; 1945 Restituierung als Prof.; ab 1946 zugleich Propst des Sprengels Halle-Merseburg.
SCHNOOR, Werner
253, 257, 371
geb. 15.10.1909 Schwerin, gest. 24.3.1991 Schwerin; 1948–61 Pfr. in Schwerin; 1958–77 Chefredakteur der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“ und des Kirchlichen Amtsblattes; 1968 Kirchenrat, Leiter der Geschäftsstelle für den Kirchlichen Pressedienst der mecklenburgischen Landeskirche; Vorsitzender des publizistischen Ausschusses des Nationalkomitees des LWB in der DDR und des Ausschusses für Kirchliche Information des BEK.
SCHÖNFELD, Friedrich
91, 135, 142, 223f., 228, 292
geb. 27.8.1908 Magdeburg, gest. 25.6.1955 Köln; 1932–40 Redakteur des epd in Berlin, der Ev. Bildkammer und des Sonntagsblattes der Berliner Stadtmission „Sonntagsfreund“; 1946/47 Redakteur der Ev. Bildkammer, Leiter der Berliner Redaktion des epd; 1947–55 Chefredakteur des eno; Mitglied der Redaktionen
488
Personenregister/Biografische Angaben
von „Die Zeichen der Zeit“ und „Stafette“; 1950–55 Chefredakteur von „Die Kirche“.
SCHÖNFELD, Johannes
329, 335
geb. 1909, gest. 1978; Pfarrer; Mitarbeiter der Arbeitsgruppe „Christliche Kreise“ der Nationalen Front.
SCHÖNHERR, Albrecht
55, 219, 225, 251, 269f., 279f., 309, 354, 366, 381, 399
geb. 11.9.1911 Katscher (Kreis Leobschütz); 1946–62 Pfr. in Brandenburg, zeitweilig zugleich Sup. und 1951–62 Gründer und Leiter des Predigerseminars ebd.; 1963 Generalsuperintendent in Eberswalde; 1967 Verwalter des Bischofsamtes Berlin-Brandenburg (Ost); 1973–81 Bischof ebd.
SCHOMERUS, Hans
249
geb. 20.3.1902 Villupuram (Ostindien), gest. 20.5.1969 Schielberg; 1945–48 Pfr. in Reinbek bei Hamburg; 1948–51 Schriftleiter bei „Christ und Welt“; 1951 Leiter der Ev. Akademie der badischen Landeskirche.
SCHOTTSTÄDT, Bruno
337
geb. 14.4.1927 Dierberg (Kreis Gransee), gest. 25.4.2000; Pfarrer; 1954 Gründer (seit 1956 Leiter) der Gossner-Mission in der DDR; 1962 Mitarbeiter und 1963 stellv. Direktor des Ökumenisch-Missionarischen Amtes; 1982–92 Pfr. in BerlinMarzahn; Mitglied des Friedensrates der DDR; seit 1984 Mitherausgeber des „Standpunkt“.
SCHRÖTER, Waldemar
125
geb. 1901, gest. 1986; 1946 Mitglied des Landeskirchenrates der Ev. Landeskirche Anhalts; 1948 Kreisoberpfarrer des Kirchenkreises Bernburg; 1949 Pfr. in Dessau; 1950–61 als Oberkirchenrat Vorsitzender des Landeskirchenrates und erster Inhaber des Titels „Kirchenpräsident“ der Ev. Landeskirche Anhalts; seit 1962 Pfr. in Plötzin.
SCHUBERT, Ernst
148
geb. 17.6.1927 Halle; Historiker und Denkmalpfleger; 1954–92 Leiter der Arbeitsstelle für Kunstgeschichte an der Akademie der Wissenschaften der DDR; Prof. in Leipzig und Halle.
SCHÜLTKE, Eberhard
341
geb. 21.5.1905 Ammendorf; 1933 Pfr. in Schraplau (Kirchenprovinz Sachsen), 1949 in Merseburg.
SCHÜRER, Emil
157
geb. 2.5.1844, gest. 30.4.1910; 1873 Prof. in Leipzig, 1895 in Göttingen; 1876 Begründer der „Theologischen Literaturzeitung“ (zusammen mit A. von Harnack).
SCHÜSSLER
306
Leiter der Rechtsabteilung im Büro des Ministerrates.
SCHULTZ
388f.
Kirchenverwaltungsrat im Büro des Bevollmächtigten der EKD bei der Bundesregierung.
SCHULZE-KADELBACH, Gerhard
141
geb. 1892, gest. 1971; Rektor des Predigerseminars und Pastoralkollegs in Eisenach; 1953 Versetzung in den Ruhestand.
SCHUMANN, Friedrich Karl
68
geb. 15.6.1886 Messkirch (Baden), gest. 21.5.1960 Münster; 1932 Prof. für Systematische Theologie in Halle; 1945 entlassen; danach im Konsistorium Magdeburg; 1948 Leiter der Ev. Forschungsakademie Hemer (Westfalen); 1951–55 Prof. in Münster.
SCHWARZ, Walter
41f.
geb. 3.12.1886 Hirschberg (Schlesien), gest. 23.2.1957 Göttingen; 1919–35 Direk-
Personenregister/Biografische Angaben
489
tor des Ev. Pressverbandes für Schlesien; 1924 zugleich Pfr. in Breslau; 1935–45 Oberkonsistorialrat (1940 Geistlicher Dirigent) im Konsistorium Breslau; 1946 Entlassung aus dem kirchlichen Dienst; 1946–55 Direktor des Ev. Pressverbandes für Deutschland in Göttingen.
SCHWEDE, Alfred Otto
326, 329, 335f.
geb. 16.4.1915 Haynsburg bei Zeitz, gest. 1987 Hohen Neuendorf; seit 1945 Pfr. in Haynsburg, Uthleben und Brandenburg-Göhren; seit 1961 freischaffender Schriftsteller.
SCHWERIN, Eckart
265
geb. 1939; Oberkirchenrat in Greifswald.
SEBASTIAN
247
Mitarbeiter im Rat des Bezirkes Rostock.
SEIDEL, Gerhard
230f.
Graphiker in Ostberlin; entwarf 1960 das Titelblatt der „Zeichen der Zeit“.
SEIDEL, Siegfried
170
1958–60 Leiter der Abteilung „Literatur und Buchwesen“ im Ministerium für Kultur.
SEIDOWSKY, Hans-Joachim
185, 219f., 295
geb. 1932; persönlicher Referent des Staatssekretärs für Kirchenfragen.
SEIFERT
238
Buchdrucker in Leipzig.
SEIFERT
381
Oberkirchenrat in Mecklenburg.
SEIFERT, Käthe
64
aus Dresden.
SEIFERT, Willi
123, 163f., 205, 207ff., 220
geb. 1.10.1915 Plauen, gest. 30.1.1986; Maurer; 1945 stellv. Landeschef der Polizei in Sachsen; 1949–56 stellv. Chef der DVP, Generalinspekteur; 1957–83 Stellv. des Innenministers.
SEIGEWASSER, Hans
245, 248, 250, 253, 257, 265, 277, 309, 319, 339
geb. 12.8.1905 Berlin, gest. 18.10.1979 Rom; 1945/46 Mitarbeiter des ZK der KPD; 1946–50 Mitglied des Parteivorstands bzw. ZK der SED; 1950–79 Mitglied der Volkskammer; 1950–53 stellv. Vorsitzender und 1953–70 Mitglied des Präsidiums des Nationalen Rates der Nationalen Front und 1953–59 Vorsitzender seines Büros; 1959/60 1. Sekretär des Berliner Bezirksausschusses und Vizepräsident des Nationalrates; 1960–79 Staatssekretär für Kirchenfragen.
SEILS, Martin
279
geb. 1927; bis 1993 Prof. für Systematische Theologie in Jena.
SIEBERT, Ewald
164
geb. 31.12.1894 Gardelegen; 1940–61 Oberkonsistorialrat und Stellvertreter des Konsistorialpräsidenten in Magdeburg; 1956–61 Chefredakteur des Amtsblattes der Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen; 1961 Übersiedlung nach Kiel.
SMISSEN, Sophie van der
158
geb. 2.11.1902, gest. 26.7.1989; Pflegetochter und Erbin des letzten Inhabers der Hinrichsschen Verlagsbuchhandlung (Leipzig), David Rost; 1946 Übersiedlung von Leipzig nach Hamburg.
SÖHNGEN, Oskar
147
geb. 5.12.1900 Hottenstein (Kreis Barmen), gest. 28.8.1983 Berlin; 1936–69 Oberkonsistorialrat und geistl. Vizepräsident der Kirchenkanzlei der APU/EKU; seit 1961 Leiter der Dienststelle der Kirchenkanzlei der EKU West-Berlin.
490
Personenregister/Biografische Angaben
SOMMERLATH, Ernst
91, 157, 168, 186
geb. 23.1.1889 Hannover, gest. 4.3.1983 Leipzig; 1924–58 Prof. für Systematische Theologie in Leipzig; seit 1927 Herausgeber des „Theologischen Literaturblatts“, 1943–83 Mitarbeiter der „Theologischen Literaturzeitung“, 1959–71 Chefredakteur ebd.
SPLITTGERBER, Erika
115, 236, 410
Westberlinerin; von 1954 bis 1955 Sekretärin bei den „Zeichen der Zeit“.
SROKA, Werner
390f.
Graphiker; schuf 1982 das Titelblatt der „Zeichen der Zeit“.
STAEMMLER, Wolfgang
68
geb. 2.9.1889 Duschnik bei Posen, gest. 27.10.1970 Calbe; Pfr. in Schlieben, später in Wolfen; 1929 Sup. in Reideburg bei Halle; 1933–34 Direktor des Predigerseminars Frankfurt (Oder); 1934 Pfr. in Großkugel bei Halle; 1946–63 Propst in Wittenberg.
STAEWEN, Gertrud, geb. Ordemann
67, 81, 142, 228
geb. 18.7.1894 Bremen, gest. 10.6.1987 Berlin; Erzieherin; Sekretärin des Burckhardthaus-Verlages und Mitarbeiterin im „Büro Grüber“; Leiterin der Frauenabteilung der „Thüringer Aktion gegen Not“; 1946 Lektorin der Ev. Verlagsanstalt; 1948–60 Gefängnisseelsorgerin in Berlin-Tegel.
STALIN, Josef Wissarionowitsch
111, 124, 380
geb. 21.12.1879 Gori bei Tiflis (Georgien), gest. 5.3.1953 Moskau; 1922 Generalsekretär des ZK der KPdSU; 1941 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare und Volkskommissar für Verteidigung; ab 1946 Vorsitzender des Ministerrates.
STEINBAUR
248
Mitarbeiter im ZK der SED.
STEINER, Karl
97
1947 Vizepräsident der Deutschen Zentralfinanzverwaltung.
STEINHÖFEL, Dietlind
131
geb. 14.5.1950 Wolfsburg-Unkeroda; Lehrerin, seit 1978 Journalistin bei „Glaube und Heimat“; seit 1990 Chefredakteurin der Kinderzeitschrift „Benjamin“.
STEINLEIN, Reinhard
291ff.
geb. 5.11.1919 Berlin-Friedenau; 1946 Pfr. Fürstenwalde; 1951 Konsistorialrat Berlin-Brandenburg; 1955–78 Mitglied der Kirchenleitung der Ev. Kirche in BerlinBrandenburg; 1956–69 Sup. in Finsterwalde, 1962 in Doberlug-Sonnenwalde, 1970–84 in Nauen; 1978 Austritt aus der Kirchenleitung der Ev. Kirche in Berlin Brandenburg und der Landessynode.
STEINWACHS, Wolfgang
87
geb. 7.8.1931 Nordhausen; 1959 ordiniert; 1974 Pfr. in Stendal, 1979 in Halle, später in Wunstorf, 1998 Ruhestand.
STEPHAN, Hanna
64
geb. 1902, gest. 1980; Schriftstellerin.
STERNBERG, Johannes Georg
130
geb. 21.10.1921 Siedenbollentin (Pommern), 1954 Pfr. in Strenznaudorf, 1958 in Haldensleben.
STOLPE, Manfred
266ff., 356, 386–390
geb. 16.5.1936 Stettin; Jurist; 1959–62 Referendar der EKU, seit 1963 pers. Referent des Vorsitzenden der Kirchenleitung (Region Ost) der Ev. Kirche in BerlinBrandenburg; 1964 Konsistorialrat (1969 Oberkonsistorialrat) im Konsistorium Berlin-Brandenburg; 1962–69 Leiter der Geschäftsstelle der KKL; 1969–81 Leiter des Sekretariats des BEK; 1982–90 Konsistorialpräsident der Ostregion der Ev:
Personenregister/Biografische Angaben
491
Kirche in Berlin-Brandenburg, zugleich bis 1989 stellv. Vorsitzender der KKL; 1982–89 einer der beiden stellv. Vorsitzenden des BEK; 1990 Eintritt in die SPD (1991–99 Vorstandsmitglied); 1990–2002 Ministerpräsident von Brandenburg; 2002–2005 Bundesverkehrsminister.
STOLTE, Konrad
52, 107, 253f.
geb. 1903, gest. 1967; Sup. des Kirchenkreises Potsdam; seit 1946 Herausgeber der „Potsdamer Kirche“.
STOPH, Willi
383, 394
geb. 9.7.1914 Berlin, gest. 13.4.1999 Berlin; Maurer; 1950–89 Mitglied und 1950–53 Sekretär des ZK; 1953–89 Mitglied des Politbüros; 1952–55 Minister des Inneren; 1954–62 stellv. Vorsitzender des Ministerrates; 1956–60 Minister für Nationale Verteidigung; 1962–64 stellv. Vorsitzender, dann Vorsitzender des Ministerrats; 1973–76 Vorsitzender des Staatsrats; 1976–89 Vorsitzender des Ministerrats; 1989 Rücktritt mit seiner Regierung und Ausschluss aus der SED.
STREIT, Josef
263
geb. 9.6.1911 Friedrichswald (bei Reichenberg/Böhmen), gest. 3.7.1987; Buchdrucker; 1945 Instrukteur der KPD-Kreisleitung Schönberg (Mecklenburg); Richterschule Schwerin; 1947–49 Richter Amtsgericht Schönberg; 1949–51 Hauptreferent im Justizministerium; 1951–53 Staatsanwalt bei der Obersten Staatsanwaltschaft bzw. beim Generalstaatsanwalt; 1954–61 Sektorenleiter der Abteilung Staats- und Rechtsfragen beim ZK der SED; 1961–86 Generalstaatsanwalt der DDR.
STRIEGLER, Peter
285, 387
geb. 1937; bis 1991 Mitarbeiter der Ev. Verlagsanstalt (Herstellung), danach in der Buchdruckerei Günter Kirchstein & Wendler in Leipzig.
SZAFRANEK
153
Leiter der Hauptabteilung „Plan“ des Amtes für Literatur und Verlagswesen.
THEEK, Bruno
175f., 180f., 184, 187, 319, 321, 323, 329, 333f., 337, 340
geb. 20.5.1891 Berlin-Wedding, gest. 1990; 1911 Mitglied der SPD; 1918–20 Pfr. in Nauen; 1920 Ausscheiden aus dem kirchlichen Dienst, Erziehungsinspektor, Sozialsekretär und Dezernent im Wohlfahrts- und Jugendamt des Berliner Magistrat; 1930 krankheitsbedingte Niederlegung aller Ämter; 1946 Bürgermeister und Pfr. in Ludwigslust.
THIELICKE, Helmut
69f., 249, 252
geb. 4.12.1908 Barmen, gest. 5.3.1986 Hamburg; 1945 Prof. für Systematische Theologie, Religionsphilosophie, Sozialethik in Tübingen, 1954–74 in Hamburg.
THOMAS, Dieter
281
geb. 27.4.1929 Aschersleben, 1963 Pfr. in Cochstedt, 1971 in Magdeburg.
THOMAS, Dieter
378
Schreiber eines Leserbriefes an „Die Zeichen der Zeit“.
TIEDT
245
Mitarbeiter der Hauptabteilung Literatur und Buchwesen.
TILLICH, Paul
160
geb. 20.8.1886 Starzeddel, gest. 22.10.1965 Chicago; 1924 Prof. für Systematische Theologie in Marburg, 1925 Prof. für Religionswissenschaften an der Technischen Universität Dresden, 1927 Prof. in Leipzig, 1929 in Frankfurt (Main), 1933 aus politischen Gründen entlassen, Prof. am Union Theological Seminary in New York.
TILLMANNS, Robert
94
geb. 5.4.1896 Barmen, gest. 12.11.1955 Berlin; 1945 Mitbegründer der CDU in der SBZ; Leiter des Zentralbüros Ost des Hilfswerks der EKD; 1949–55 Mitglied des Bundestages; 1952 Landesvorsitzender der CDU Berlin; 1953 Bundesminister für besondere Aufgaben.
492
Personenregister/Biografische Angaben
TOASPERN, Paul
287
geb. 1924; 1953 Übersiedlung von Westberlin in die DDR; Pfarrer; Leiter der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste in der DDR; bis 1990 Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Heiligengrabe.
TOBLER, Alfred
97
Mitarbeiter im Zwingli-Verlag Zürich.
TRAUTMANN, Renate
274, 297, 352, 401
geb. 7.8.1929 Dresden; Physikerin; 1951–56 Mitarbeiterin der Ev. Verlagsanstalt für die „Die Christenlehre“; 1957–71 Mitarbeiterin der Ev. Akademie Berlin–Brandenburg und der Wochenzeitung „Die Kirche“, danach Mitarbeiterin im naturwissenschaftlichen Lektorat des Akademie-Verlags; 1989 Ruhestand.
TRAUZEDDEL
123
Hauptreferent im Ministerium für Post- und Fernmeldewesen der DDR.
TREBS, Herbert
115f., 172f., 184, 188, 321–324, 326, 329, 331, 334, 342, 357
geb. 16.7.1925 Halle (Saale); 1947–89 Mitglied der Ost-CDU; 1951–54 Aspirant an der Universität Halle; 1954–60 Abteilungsleiter für Kultur- und Kirchenpolitik in der Redaktion der „Neuen Zeit“; 1960–63 erneut Aspirant an der Universität Halle; 1961–64 Redakteur für Kirchenfragen bei der „Neuen Zeit“; 1964–66 Aspirant an der Humboldt-Universität Berlin; 1967–90 Prof. für ökumenische Theologie ebd.; 1963–76 Abgeordneter der Volkskammer und Mitglied des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten; von der Staatssicherheit als IM „Anton“ geführt.
TSCHUIKOW, Wassili Iwanowitsch
124
geb. 12.2.1900 Serebrannyje Prudy (bei Moskau), gest. März 1982; seit 1919 Mitglied der KPdSU; 1945/46 Chef der SMAD für Thüringen; 1946–49 stellv. Oberbefehlshaber, 1949–53 Oberbefehlshaber der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland; 1949 Oberster Chef der SMAD; 1960–72 stellv. Verteidigungsminister der UdSSR.
TULPANOW, Sergej
53f., 64f., 106
geb. 3.10.1901, gest. 16.2.1984 Leningrad; 1945–49 Chef der Verwaltung für Propaganda/Information der SMAD; 1950–56 Dozent für Politische Ökonomie an der Marine-Akademie in Leningrad.
TZSCHORN
125
persönlicher Referent des Ministerpräsidenten der DDR.
UHLE-WETTLER, Martin
377, 393, 396f., 401
geb. 30.5.1931 Groß Lissa bei Delitzsch; 1959–70 Pfr. in Aken; 1970–79 Studentenpfarrer in Magdeburg; 1979–86 Direktor des Predigerseminars in Brandenburg; 1986–94 Pfr. in Berlin–Wilhelmshagen; 1990 Chefredakteur der „Zeichen der Zeit“.
ULBRICHT, Walter
120, 124
geb. 30.6.1893 Leipzig, gest. 1.8.1973 Berlin; 1953–71 Erster Sekretär des ZK der SED, danach Vorsitzender der SED; 1960–71 Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates und bis 1973 Vorsitzender des Staatsrates der DDR.
ULRICH, Karl-Heinz
322, 329, 331
CDU-Mitglied; Redaktionsmitglied des Ev. Pfarrerblattes; Mitglied des Deutschen Friedensrates.
URNER, Hans 24, 58, 62–65, 77, 81f., 86f., 106, 134f., 139, 142, 166, 215, 227, 229, 297f., 315, 365, 405, 410 geb. 21.5.1901, gest. 5.11.1986; 1928 Pfr. in Panthenau (Schlesien), 1934–52 Diakonissenanstalt und Krankenhaus Paul-Gerhardt-Stift in Berlin-Wedding; 1952–66 Prof. für Praktische Theologie in Halle; 1958 Mitbegründer der CFK.
Personenregister/Biografische Angaben
493
VAHL, Anneliese (siehe unter KAMINSKI). VEDDER, Magdalena 62 Leiterin des Mütterdienstes Potsdam.
VERGHESE, Paul (= Gregorios Paulos Mar)
280
geb. 1922, gest. 1996; indischer Theologe der syrisch-orthodoxen Kirche; 1983–1991 im Präsidium des ÖRK.
VERNER, Paul
182
geb. 26.4.1911 Chemnitz, gest. 12.12.1986 Berlin; Maschinenschlosser; 1950–53 Sekretär des ZK der SED, 1953–58 Leiter der Westabteilung des ZK der SED; seit 1958 erneut Sekretär des ZK der SED, bis 1984 verantwortlich für Kirchenfragen; 1959–71 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin; ab 1958 Kandidat bzw. 1963–84 Mitglied des Politbüros des ZK der SED; 1971–84 Mitglied des Sekretariats des ZK der SED; 1971–81 sowie 1984–86 Mitglied bzw. 1981–84 stellv. Vorsitzender des Staatsrates der DDR.
VISSER ’T HOOFT, Willem Adolf
366, 377
geb. 20.9.1900 Haarlem (Niederlande); gest. 4.7.1985 Genf; ab 1938 Generalsekretär des Vorläufigen Ausschusses, 1948–66 Generalsekretär des ÖRK Genf; 1968 Ehrenpräsident des ÖRK.
VOGEL, Heinrich
68, 188, 205, 207, 212, 214, 243, 252
geb. 9.4.1902 Pröttlin (Brandenburg), gest. 25.12.1989 Berlin; 1946–72 Prof. für Systematische Theologie an der Kirchl. Hochschule, bis 1973 gleichzeitig an der Humboldt-Universität Berlin.
VOIGT, Gottfried
290
geb. 13.7.1914; 1950 Studiendirektor am Predigerseminar Lückendorf; ab 1958 Studiendirektor des Predigerseminars in Leipzig; 1966–79 Dozent am Theologischen Seminar in Leipzig.
WACHS, Inge
128
Patientin des Berliner St. Hedwigskrankenhauses.
WAGNER, Emil
284
geb. 6.12.1921; Schlosser; 1948 stellv. Leiter und Leiter der Abteilung „K5“ (politische Polizei); 1949 Leiter der Abt. Kriminalpolizei im Polizeipräsidium Potsdam; 1952 Leiter der Bezirksverwaltung Potsdam; 1955–72 Leiter der Bezirksverwaltung Halle.
WAGNER, Rudi
77
Maler und Graphiker in Berlin, entwarf Typographie und Ausstattung des Lektionars von 1953, der Lutherischen Agende von 1957 und der EKU-Agende von 1959.
WALDMANN, Hans-Martin
46, 52
geb. 26.11.1905 Riga, gest. 4.4.1979 Magdeburg; 1935 Pfr. in Riga; 1939 Umsiedlung nach Deutschland; 1945 Pfr. in Jena; 1946–56 Leiter der Pressestelle der Thüringischen Kirche; Chefredakteur der Wochenzeitung „Glaube und Heimat“; 1958–61 Pfr. in Magdeburg; 1961 an der Ev. Akademie Sachsen-Anhalt; 1963–73 Provinzialpfarrer.
WALLMANN, Maria
198f.
Inhaberin der Erfurter Luther-Buchhandlung Erich Wallmann.
WALTER, Erich
207
geb. 12.8.1894 St. Petersburg, gest. 8.7.1981 Güstrow; 1917 Pfr. in St. Petersburg, 1918 in Narwa und Reval (bis 1939), 1940 in Posen, 1946 in Güstrow, 1951 Landessup. in Ludwigslust, 1953–63 Oberkirchenrat in Schwerin.
WANDEL, Paul
56f., 59, 125, 182, 190
geb. 16.12.1905 Mannheim, gest. 3.6.1995 Berlin; 1945–49 Präsident der Deutschen
494
Personenregister/Biografische Angaben
Zentralverwaltung für Volksbildung; 1946–58 Mitglied des Parteivorstandes bzw. des ZK der SED; 1949–52 Minister für Volksbildung; 1952/53 Leiter der Koordinierungsstelle für Kultur und Volksbildung; 1953–57 Sekretär für Kultur und Erziehung des ZK der SED; 1958–61 DDR-Botschafter in China; 1961–64 stellv. Außenminister.
WASSILJEW
57
Major der SMAD, Mitarbeiter der Propagandaabteilung der SMAD.
WEBER
341
Abteilungsleiter im Innenministerium (Innere Angelegenheiten).
WEBER
247
Pfarrer, Mitglied des DDR-Pfarrerbundes.
WEBER, Manfred
400
Buchhändler; Leiter des Christian Kaiser-Verlags, danach beim Gütersloher Verlagshaus; 1991 Generalbevollmächtigter der Ev. Verlagsanstalt .
WECKERLING, Rudolf
67f., 81
geb. 1911 Wiesbaden; 1945 Pfr. in Berlin-Spandau, 1953 in Berlin-Neukölln; Herausgeber der Zeitschrift „Unterwegs“, Mitbegründer des „Unterwegs-Kreises“ und der Aktion Sühnezeichen.
WEDEMEYER, Max
133
geb. 13.12.1921 Braunschweig, gest. 1994; 1946 Propst in Helmstedt; 1951–57 Pfr. in Braunschweig; 1957 Oberlandeskirchenrat ebd.
WEINERT, Erich
56f.
geb. 4.8.1890 Magdeburg, gest. 20.4.1953 Berlin; Schriftsteller; 1946–48 Vizepräsident der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung; Präsident des Kulturellen Beirates.
WEISE, Hans
170, 174, 179, 244, 254, 277, 299, 303, 319, 334, 357
geb. 1917; bis 1949 Mitarbeiter bzw. Leiter des 1947 innerhalb der Deutschen Zentralverwaltung des Innern gegründeten „Kommissariats 5“ Gera; 1953–57 Mitarbeiter im Sektor bzw. in der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim ZK der SED; 1957–82 Hauptabteilungsleiter in der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen.
WENDELBORN, Gert
322, 331
geb. 1935; Mitglied der CDU; Volkskammerabgeordneter; 1969 Dozent, 1977 Prof. für Ökumenik und Kirchengeschichte in Rostock; von der Staatssicherheit seit 1959 als GI „Heinz Graf“ geführt.
WENDT, Erich
168, 170, 196, 239–242
geb. 29.8.1902 Leipzig, gest. 8.5.1965; Schriftsetzer; in den 1920er Jahren verschiedene journalistische Tätigkeiten für die KPD; 1947–54 Leiter des Aufbau-Verlags Berlin; 1949–65 Präsidialratsmitglied des Kulturbundes; 1950–58 Abgeordneter der Volkskammer; 1957–65 stellv. Minister für Kultur (im Rang eines Staatssekretärs), verantwortlich für die Bereiche Organisation, Literatur und Buchwesen.
WERNER, Theodor
52
geb. 12.6.1892 Homberg (Kreis Fritzlar), gest. 10.11.1973 Celle; 1932–45 Pfr. in Schwerin, 1946–53 Landessup. ebd. und Schriftleiter der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung“; 1953–59 Pfr. in Moringen (Kreis Northeim).
WESKAMM, Wilhelm
128
geb. 13.5.1891 Helsen (Waldeck), gest. 21.8.1956 Berlin; 1943 Propst in Magdeburg und Erzbischöflicher Kommissar für die östlichen Teil des Erzbistums Paderborn; 1944 Dechant des Dekanats Magdeburg; 1949 Zweiter Weihbischof von Paderborn (Sitz Magdeburg); 1951 Bischof von Berlin.
WESTERMANN, Claus
137, 141, 144, 227ff., 410
geb. 7.10.1909 Berlin, gest. 11.6.2000 Heidelberg; 1949 Dozent (1954 Prof.) für
Personenregister/Biografische Angaben
495
Biblische Theologie und Altes Testament an der Kirchl. Hochschule in Berlin, 1958–78 in Heidelberg.
WIEMER, Paul Richard
180, 230f.
geb. 15.10.1927 Dortmund; wirkte in Dortmund und Halle; gestaltete das Titelblatt von „Glaube und Gewissen“.
WIENKE
255
Hauptreferent beim Rat des Bezirks Schwerin.
WILDE, Joachim
68
aus Berlin.
WILKE, Hans
244, 249, 276, 286
geb. 9.9.1932 Berlin; 1950 Mitglied der SED; 1958–82 Hauptreferent in der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen, später Leiter der Abteilung „Evangelische Kirchen“.
WILKENS, Erwin
143
geb. 11.7.1914 Lingen (Ems), gest. 28.1.2000 Ronnenberg bei Hannover; seit 1951 theol. Referent und Leiter der Pressestelle im Kirchenamt der VELKD; ab 1964 Referent für Öffentlichkeitsarbeit in der Kirchenkanzlei der EKD; 1974–80 Vizepräsident der Kirchenkanzlei der EKD.
WINTER
342
CDU-Mitglied.
WIRTH, Günther 78, 80, 115f., 120, 160f., 179, 181, 185, 187, 189, 207, 317, 323–340, 350, 352, 356, 407 geb. 7.12.1929 Brand-Erbisdorf; 1948 Eintritt in die CDU-Ost; seit 1948 Volontär der CDU-Zeitung „Märkische Union“; Redakteur; seit 1950 Jugendreferent der Parteileitung in Berlin; seit 1953 Leiter des Hauptreferates für Kirchenfragen bei der Hauptgeschäftsstelle der CDU; 1972 im Präsidium des Hauptvorstandes der CDU; 1961–63 stellv. Chefredakteur der „Neuen Zeit“; Cheflektor des Union-Verlages; 1970–72 Chefredakteur des Ev. Pfarrerblatts; 1973–85 Chefredakteur und 1986 Herausgeber des „Standpunkt“; 1985 Honorarprofessor für Neueste Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin.
WITZ
244
Mitarbeiter im Ministerium für Kultur.
WITZLEBEN, Gisela von
141, 227
Westberlinerin; Mitarbeiterin der Ev. Verlagsanstalt; 1946–58 im Redaktionskreis der „Zeichen der Zeit“.
WLOCH, KARL
58, 154, 156, 161, 179
geb. 4.8.1905 Berlin-Moabit, gest. 30.9.1982 Berlin; Kaufmann; 1946–48 Hauptreferent in der Abteilung Werbung und Schulung im Parteivorstand der SED; 1954 Leiter des Amtes für Literatur und Verlagswesen; 1956 Mitglied der Agitationskommission des ZK der SED, zuständig für die Nationale Front.
WOELKE, Willy
261
geb. 1905, gest. 1976, 1947 Oberkonsistorialrat, 1950 ständiger Vertreter des Vorsitzenden des Konsistoriums in Greifswald, 1958–72 Vizepräsident ebd.
WOHLGEMUTH, Franz
166
geb. 1915; Hauptabteilungsleiter im Ministerium für Volksbildung Mecklenburg; bis 1957 stellv. Staatssekretär im Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen.
WOLF, Ernst
66, 75, 217
geb. 2.8.1902 Prag, gest. 11.9.1971 Garmisch-Partenkirchen; 1931 Prof. für Kirchengeschichte in Bonn; 1935 nach Halle strafversetzt; 1945 Prof. für Kirchengeschichte (1957 für Systematische Theologie) in Göttingen.
496 WOLFF, Bruno
Personenregister/Biografische Angaben 111f., 120
Referent für Kirchenfragen des Zentralkomitees der SED; im Januar 1953 abgesetzt, im Februar 1953 Verhaftung.
WOLFF, Hans Walter
249
geb. 17.12.1911 Wuppertal, gest. 22.10.1993 Heidelberg; 1951 Prof. für Altes Testament an der Kirchl. Hochschule Wuppertal, 1959 in Mainz, 1967–78 in Heidelberg.
ZAISSER, Wilhelm
125
geb. 20.6.1893 Rotthausen bei Gelsenkirchen, gest. 3.3.1958 Berlin; Lehrer; 1947–48 Chef der Landesbehörde der Polizei Sachsen-Anhalt; 1948/49 sächsischer Innenminister; 1949–54 Abgeordneter der Volkskammer; 1950 Mitglied des Politbüros der SED; 1950 Minister für Staatssicherheit; 1953 wegen „parteifeindlicher fraktioneller Tätigkeit“ von allen Ämtern enthoben.
ZEDDIES, Helmut
285f., 294, 369, 396, 400f.
geb. 11.8.1935 Rostock; 1959 Pfr. in Kritzkow (bei Güstrow); 1965 theol. Referent im Luth. Kirchenamt in Berlin; 1970 beim BEK; 1975 Leiter des Luth. Kirchenamts der VELK/DDR; Oberkirchenrat; 1991 Leiter des Sekretariats de DDR-Kirchenbundes und Juli 1991 Leiter der Außenstelle der EKD in Berlin.
ZIEGLER, Martin
369, 382–385, 397ff.
geb. 1.10.1931 Berlin; 1957 Pfr. in Großkayna und Kötschau, 1968 Sup. in Merseburg; 1975 Leiter des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg (Ost); 1983–91 Leiter des Sekretariats des DDR-Kirchenbundes; 1991–94 Leiter der Hoffnungstaler Anstalten in Lobetal.
ZIEMER, Jürgen
369, 401
geb. 20.10.1937 Gollnow (Pommern); 1966 Pfr. in Leipzig; 1967–72 Studienleiter am Predigerseminar in Leipzig; 1967–72 Studentenpfr. in Dresden; 1972–76 Studienleiter am Predigerseminar in Leipzig; 1980 Dozent am Theologischen Seminar ebd.; 1992–2003 Prof. ebd.
ZIMMERMANN, Ingo
326, 329, 335
geb. 17.12.1940 Dresden; 1965–67 Lektoratsmitarbeiter in Berlin; 1967–71 wiss. Oberassistent an der Theologischen Fakultät in Leipzig; 1974–76 Mitarbeiter der Kulturredaktion der Zeitung „Die Union“; 1977–89 freiberuflicher Schriftsteller; 1990 Leiter des Ressorts Kultur der Bezirksverwaltungsbehörde Dresden; 1990–94 Abgeordneter des sächsischen Landtags.
ZIMMERMANN, Peter
337
geb. 16.6.1944 Chemnitz; FDJ-Sekretär der Sektion Theologie in Leipzig; bis 1990 Assistent; 1973 Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Christliche Kreise“ beim Stadtausschuss Leipzig der Nationalen Front; 1974 Stadtverordneter der CDU; von der Staatssicherheit als IM „Karl Erb“ geführt; seit 1984 Mitherausgeber des „Standpunkt“.
ZIMMERMANN, Walter
68, 98, 139, 223, 262f.
geb. 14.4.1902 Essen, gest. 15.3.1972 Berlin; 1945 Mitglied des Landeskirchenrats in Eisenach; 1946 Oberkirchenrat in der Kirchenkanzlei der EKD (Berliner Stelle); 1949–70 Vizepräsident des Luth. Kirchenamtes (Berliner Stelle).
ZIPPEL, Ingeborg
81
geb. 18.1.1914 Elsterwerda, gest. März 1976; 1948–58 im Konsistorium Magdeburg.
ZUCKSCHWERDT, Oskar
73, 218
geb. 19.6.1883 Gandersheim, gest. 21.10.1965 Göttingen; 1922 Pfr., 1945 Sup. in Magdeburg; 1945 Mitglied der Vorläufigen Geistlichen Leitung der Kirchenprovinz Sachsen; 1946–58 Propst in Magdeburg und Stellvertreter des Bischofs.