Euthyphron: Zweisprachige Ausgabe 9783787322893, 9783787301294

Der frühe Dialog (ca. 399 v. Chr.) gibt eine erste Einführung in die Anfangsgründe der "Ideenlehre" Platons; u

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German Pages 52 [70] Year 1968

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Euthyphron: Zweisprachige Ausgabe
 9783787322893, 9783787301294

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PLATON

Euthyphron Griechisch-deutsch

Übersetzt, mit Einleitung und Anmerkungen versehen von KLAUS REICH Der griechische Text wurde der Burnet'schen Ausgabe mit freundlicher Genehmigung der Clarendon Press, Oxford, entnommen

FE LIX ME INE R VE RLA G HAM BURG

PH IL O SO PH I SC HE BI BL IOT H E K B AN D 2 6 9

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet abrufbar über ‹http://portal.dnb.de›. ISBN: 978-3-7873-0129-4 ISBN eBook: 978-3-7873-2289-3

www.meiner.de © Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 1968. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§  53 und 54 UrhG ausdrücklich gestatten. Herstellung: C. H. Beck'sche Buchdruckerei, Nördlingen. Schrift: Garmond Griechisch und Borgis Breite Antiqua. Printed in Germany.

INHALT

. . . . . . . . .

VII

Einleitung des Herausgebers .

IX

Vorwort

EY0YPQN

2

Euthyphron

3

Anmerkungen .

52

VORWORT

Die vorliegende zweisprachige Ausgabe von Platons „Euthyphron" ist als Unterlage für philosophische Übun­ gen gedacht. Sie begnügt sich mit dem einfachen Burnet­ schen Text der Werke Platons in der Bibliotheca Oxonien­ sis ohne den kritischen Apparat. (Die neben dem Text ge­ setzten Ziffern bedeuten die Seitenzahlen der Ausgabe des Henricus Stephanus, Paris 1578 , nach der Platon zitiert zu werden pflegt, die am äußeren Rand der Übersetzung stehenden Zahlen die in manchen Ausgaben vorgenom­ mene Einteilung in Kapitel.) Die Übersetzung macht kei­ nerlei stilistische Ansprüche. Sie sucht lediglich einen kla­ ren, lesbaren Text zu geben und bestrebt sich daher auch nicht, alle Nuancen des Originals möglichst getreu wieder­ zugeben. Sie ist zuerst (1948 im Scherpe-Verlag Krefeld) ohne beigefügtes griechisches Original erschienen ; benutzt war damals der Stallbaumsche Text. In der gegenwärtigen Ausgabe ist sie, wo es nötig schien, dem Burnetschen Text adaptiert worden. Die Anmerkungen - auf die am Rande durch X verwiesen wird - beschränken sich auf wenige Sacherläuterungen und einige Hinweise auf platonische Parallelstellen, die für die Auseinandersetzungen der Ein­ leitung von Bedeutung sind. Die Einleitung selbst ver­ sucht, die Stellung des „Euthyphron" in der Entwicklung von Platons Philosophie zur Ideenlehre hin zu bestimmen­ ich verbessere damit meine Darlegungen im Nachwort der ursprünglichen Ausgabe der Übersetzung - und ein unge­ fähres Bild vom historischen Anlaß und der literarischen Absicht des Dialogs zu geben. Marburg/Lahn, im März 1968

Klaus Reich

EINLEIT UNG DES HERAUSGEBERS

Ein antikes Scholion bemerkt zu Platons „Euthyphron" Seite 6a, b der Stephanus-Ausgabe: „Bemerke wohl, wie Platon nicht duldet, daß auf die Gottheit die Göttermy­ then der Dichter angewendet werden, die von Zwistigkei­ ten, Kriegen, Geschlechtsverkehr und derartigem reden. Denn das ganze Absehen des folgenden Gesprächs läuft darauf hinaus. "1) Der spätantike Gelehrte, der hier spricht, denkt sich also als philosophischen Gehalt des Dialogs die Durchführung der These der Ungültigkeit der Aussagen, die etwa Homer und Hesiod über ihre Götter machen, von „Gott" (der Gottheit von Denkern nach Homer und He­ siod). Diese These als solche ist aber sehr alt. Schon Xeno­ phanes, der Dichter und Philosoph des 6. Jahrhunderts, spricht sie aus. Im 4. Jahrhundert wäre es schwerlich ak­ tuell gewesen, wenn Platon sie in Athen hätte durchsetzen wollen. Kann also das Scholion Recht haben? In jedem Falle ist es insofern interessant, als es den Schnitt zwi­ schen der Einleitung und dem Hauptteil des Dialogs, der nicht ganz auf der Hand liegt, zu bestimmen sucht. Es empfiehlt sich in der Tat, mit der Auseinandersetzung 6a6-c8 die Einleitung enden zu lassen. Aber daß man im Hinblick auf dieses Ende der Einleitung das Beweisthema des ganzen Dialogs nicht richtig angibt, wenn man es formuliert ,Widerlegung der Behauptung, die dichteri­ schen Göttermythologeme seien Wahrheiten über das Göttliche', zeigen der vorhergehende und nachfolgende Satz. Euthyphron hat die Göttermythologeme nicht um ihrer selbst willen als Theologumena ins Gespräch ge­ bracht, sondern als Mittel zur Begründung des Rechts­ ader Frommheitscharakters des Vorgehens eines Menschen 1 Platons Werke, ed. K. F. Hermann (Teubner) Bd. V I .

X

Einleitung des Herausgebers

- seiner selbst - gegen einen anderen Menschen - seinen Vater -, eines Vorgehens, das dem Sokrates ebenso wie der Menge als höchst anstößig oder jedenfalls problematisch erscheint; und Sokrates' Aufforderung an Euthyphron, sich deutlicher auszusprechen, bezieht sich auf diese Funk­ tion von Euthyphrons Verwendung eines Theologumenon

Hesiods als Indiz der Richtigkeit einer Vorschrift für menschliches Verhalten. So sicher es ist, daß Platon diese Verwendung der tradi­ tionellen Göttersage nicht billigt, ebenso sicher ist es, daß man auch Bedenken tragen muß, die Kritik an diesem Verfahren als das Hauptanliegen des ganzen Dialogs an­ zusehen. Und zwar aus demselben Grunde, aus dem man die Richtigkeit der These des Scholions bezweifeln muß: diese Kritik ist absolut nichts Neues. Speziell der Fall des Euthyphron, sich für ein von den Mitmenschen als proble­ matisch angesehenes Vorgehen gegen den eigenen Vater auf das Verhalten des Zeus gegen Kronos zu berufen, ist schon in den „Wolken" des Aristophanes als ein rhetori­ scher Trick dargestellt worden, der am Platze ist, wenn man eine Rechtswidrigkeit als Recht erscheinen lassen will {„Wolken", Vers 902-906, verglichen mitVers 1077 bis 1082 ). UndAristophanes bedient sich damit einerArgumen­ tationsweise, die schon Aischylos in den „Eumeniden" (Vers 640-643) gebraucht hatte. Daß jemand, der gesun­ den Sinnes ist, dem Sokrates diese Kritik übelnehmen wird, ist daher kaum zu befürchten. Was also nimmt der Sokrates des Dialogs bzw. dessen Verfasser wirklich wichtig1 Wenn es nicht die spezielle Weisheit des Euthyphron ist, so kann es nur das Allge­ meine sein, wovon sie ein Spezialfall ist. Dies Allgemeine ist der Anspruch des Euthyphron, ein besseres Wissen über die Richtigkeit von Vorschriften für das menschliche Ver­ halten zu haben als seine Mitmenschen. Versteigt er sich doch dazu - freilich von Sokrates verführt-, Anspruch auf

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XI

ein „exaktes Wissen" eines solchen Kriteriums zu erheben, durch welches „exakte Wissen" er sich eben von der Menge der Menschen unterscheide. Womit bescheidet sich im Unterschied zu ihm die Masse seiner Mitbürged Man darf wohl sagen, daß für ihr Urteil darüber, ob eine mensch­ liche Verhaltensweise richtig oder unrichtig sei, die in dem Gemeinwesen, dem sie angehören, geltenden Sitten und Gesetze (Nomoi) das Maßgebende sind. Weiter denken sie nicht. Etwas Weiteres fordern sie nicht. Nicht nur Euthy­ phron, auch Sokrates denkt weiter. Im Hinblick auf jenes Allgemeine, das der euthyphronische Anspruch in sich schließt, spricht Sokrates von dem Frommen selbst oder der Form des Frommen als Gegenstand exakten Wissens im Unterschied zur bloßen Bescheidung mit dem, was gilt (sc. als fromm), und charakterisiert die Kenntnis davon als den Besitz „eines Maßstabes, auf den man schauen und mit dem man Handlungen seiner selbst oder irgend eines anderen nach ihrem Werte einschätzen kann, indem man sagen kann, daß so und so eine Handlung fromm ist und eine, die nicht so, nicht" (6 e). Vergegenwärtigt man sich nun das Fürwahrhalten über das Schöne, Gerechte und Fromme menschlichen Han­ delns, das für die Sokratesfigur von Platons „Apologie" und „Kriton" kennzeichnend ist, so kann einem die Ab­ weichung von dem Interesse des Sokrates des platonischen „Euthyphron" nicht verborgen bleiben. Was den Inhalt von allgemeinen Werturteilen, die sich der genannten drei Schlagworte bedienen, anlangt, wird in „Apologie" und „Kriton" nirgends die Möglichkeit einer Abweichung der sokratischen Meinung von der der Menge angedeutet. Theoretisch scheint sich für Sokrates wie für die Menge „das Moralische" von selbst zu verstehen. Nur handelt Sokrates unbedingt diesem Selbstverständlichen gemäß, die Menge nur, wenn das nicht mit ihrem jeweiligen Son­ derinteresse kollidiert. Wo der Sokrates der „Apologie"

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Einleitung des Herausgebers

und des „Kriton" dem Anspruch eines Spezialwissens auf politischem und moralischem Felde begegnet, demonstriert er erstens sein eigenes Nichtwissen und zweitens das Nichtwissen des vorgegebenen Wissens anderer. Das Re­ sultat ist - für ethische Allgemeinheiten - das anspruchs­ lose Verbleiben bei der herrschenden Meinung. Für den Sokrates des „Euthyphron" hingegen ist charakteristisch, daß darüber hinaus die Aufgabe des Erwerbs wirklichen Wissens im Unterschied zum bloßen Meinen auf dem Felde moralischer Werturteile von ihm als etwas Reelles ernsthaft in Rechnung gezogen wird. Die Notwendigkeit der Suche nach einem solchen Wissen ist von Platon etwa ein Jahrzehnt nach der Abfassung von „Apologie" und „Kriton" im „Menon" programmatisch verkündet wor­ den. Am Schluß dieses Werkes wird der Staatsmann und Staatsbürger, der über ein - !ehrbares - Wissen im Unter­ schied zum bloßen richtigen Meinen der gewöhnlichen Staatsmänner und Staatsbürger verfügt, als die wahre Wirklichkeit im Unterschied zu bloßen Schatten ge­ priesen. Ein solch es von dem gewöh nlichen Meinen unterschiede­ nes Wissen behauptet Euthyphron mit seinem Trick, die traditionelle Göttersage als Kriterium der Richtigkeit von Vorschriften für menschliches Verhalten zu besitzen. Das schiebt der neue Sokrates des Dialogs „Euthyphron" mit leichter Hand beiseite. Aber wie gesagt, das Problem eines exakten Wissens überhaupt auf moralischem Gebiet im Unterschied zur geltenden Meinung und ihrem Nieder­ sch lag in geltenden Gesetzen nimmt er ernst. Beiseitegeschoben wird die archaische Theologie Ho­ mers und Hesiods. Mit leichter Hand, denn so weit waren schon Xenophanes und Aristophanes. An die Spitze der Erörterung des Hauptteils des Dialogs wird der Absolut­ heits- und Aprioritätsanspruch eines wahren moralischen Werturteils gestellt. Von Sokrates absichtlich - im Banne

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des Programms des „Menon", von Euthyphron als Zu­ geständnis unter dem Druck seines in lächerlicher Art gel­ tend gemachten Anspruchs in eigener Sache - als ein Zu­ geständnis, dessen Konsequenzen ihm verschleiert sind. Heraus kommt in dem ganzen Dialog, daß der Begriff des Gottgefälligen und Gottgebilligten nicht den Begriff eines Grundes zu einem bestimmenden moralischen Werturteil eine Handlung ist an sich entweder fromm oder unfromm­ ersetzen kann, sondern, um prägnant zu sein, diesen Grund voraussetzt. Es folgt daraus der Satz der untergeordneten Bedeutung oder Zweitrangigkeit des Gottesbegriffs bei der Erörterung von Grundproblemen der Moralphilosophie. Dies ist ein Standpunkt, an dem Platon vom „Euthy­ phron" ab in seiner ganzen Philosophie festgehalten hat (von den „Nomoi" darf man dabei billigerweise absehen).1) Beweis: „Politeia" Buch II und h ier speziell Sokrates' Be­ geisterung in 367 e6-368 c7 über Glaukon und Adeimantos. Es kann kein Zweifel sein, daß wir in dem Motiv und Resultat des „Euthyphron" eine, wenn nicht die Haupt­ wurzel der sogenannten Ideenlehre des „Phaidon" und der „Politeia" in Händen haben.2) 1 Innerhalb des Dialogs wird auch Euthyphron in den Sog dieses Aspekts

gezogen. Wenn er in lOd die Frage, „Wird das Fromme von allen Göt­ tern geliebt, weil es fromm ist?", mit Ja beantwortet, so hängt das da­ von ab, daß er in 9a b die Berechtigung und Beantwortbarkeit der Frage nach einem ganz deutlichen Kennzeichen, mit dessen Hilfe man ein­ sehen kann, daß alle Götter eine bestimmte Handlung billigen, ein­ geräumt hat. In 14b gibt er die Möglichkeit und Notwendigkeit einer Antwort auf Sokrates' Frage nach der Natur jenes allerschönsten Werkes, das die Götter schaffen, indem sie uns als Diener benutzen, zu: Wenn er dann, wegen der Schwierigkeit der Antwort, ausweichend einfach die „rechte" Art des Betens und Opferns ins Spiel bringt, so ist das sachlich - vom Logischen und Methodischen einmal abgesehen - deswegen eine Ent­ gleisung, weil darüber, was hier „recht" ist, n u r einheimische Sitte und Brauch etwas bestimmen k ö n n e n. So Platon, Politeia 427b c. • Eine

- oder die - andere Wurzel ist die Auffassung der Mathematik

als einer rein theoretischen Erkenntnis a priori von wirklichen Tat­ beständen („Menon" 82b-85b verbunden mit „Euthydemos" 290c).

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Wirft man nun die Frage nach dem Anlaß des „Euth y­ ph ron" und damit das Problem der literarisch en Absich t Platons auf, so sch eint es ratsam zu sein, sich dafür nach Platons Sonderstellung im Kreise der Sokratiker über­ h aupt umzuseh en. Trotz aller Untersch iede zu Sokrates wird ja Euthyphron in 3 a als Freund des Sokrates dar­ gestellt. Andererseits sah en wir, daß Platon im „Menon", der in dieser Frage vom „Euthyphron" vorausgesetzt wird, seine Auffassung über die Qualität des Fürwahr­ h altens des moralisch Rich tigen, das dem moralisch rech ­ ten Verhalten zugrunde liegt, gegenüber seiner Ansich t in „Apologie" und „Kriton" geändert h atte. Platons sog. 7. Brief setzt uns in die Lage, für diese Änderung seine Erfah rungen auf der großen Reise, die ih n um die Zeit sei­ nes 40 . Lebensjahres nach Unteritalien und Sizilien ge­ füh rt h at, verantwortlich zu mach en. Nimmt man an, daß Platon mit seiner „Apologie" und seinem „Kriton" dem h istorisch en Sokrates verh ältnismäßig nah egestanden h at, so wird man nich t leich t mit einer gleich en Veränderung bei anderen Sokratikern, die eine äh nlich e Sokratesnäh e besessen h aben, rechnen. Als ein solch er Sokratiker ist uns Aischines von Sph ettos (ebenfalls Ath ener) bekannt. Auch er h at sch on in den 90 er Jah ren des 4. Jah rh underts gesch rieben. Reste seiner Dialoge besitzen wir vor allem aus dem „Alkibiades". Hier erscheint Sokrates als Ver­ treter des guten alten Ath enertums, der sich vor allem durch besondere Frömmigkeit auszeich net, wobei diese Frömmigkeit ganz schlich t als bedingungslose Hingabe an den h eimischen Götterglauben und Kult verstanden ist. Es steht fest, daß Platon in dem mit dem „Menon" etwa gleich zeitigen Dialog „Menexenos" (der sich selbst auf kurz nach 38 6 datiert) das dort verwendete Motiv der As­ pasia als Leh rerin des Sokrates in der Redekunst aus Aisch ines' Dialog „Aspasia" übernommen h at. Steh t dies aber fest, so liegt es nah e, sachlich e Berüh rungen des

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„Menon" mit Formulierungen in den Fragmenten von Aischines' „Alkibiades" ebenfalls als gewollte Bezug­ nahme aufzufassen. Die schriftstellerische Absicht solcher Bezugnahmen besteht darin, Platons neues Programm der n och weiter herrschenden alten Sokrates-Auffassung ge­ gen üherzustellen. Zu Aischines und seinem Sokratesbild haben außer Platon noch andere Sokratiker literarisch Stellung genom­ men. Platons Freund, Eukleides von Megara, hat einen Dialog „Aischines" geschrieben. Der ist in hellenistischer und noch späterer Zeit für die Biographie des Sokrates und der Sokratiker benutzt worden, wovon noch das zweite Buch von Diogenes Laertius' „Leben und Meinun­ gen berühmter Philosophen" Spuren zeigt. Nach diesen Relikten scheint in diesem Dialog das Problem des histori­ schen Sokrates und des Geistes, in dem man in seinem Sinne nach seinem Tode unter veränderten Umständen weiterzuwirken habe, behandelt worden zu sein. Euklei­ des selbst wirkte in der Weise, daß er sokratisches Den­ ken mit naturphilosophischer Spekulation verband. Er beschäftigte sich eingehend mit dem alten Naturphiloso­ phen Parmenides; er lehrte, „das Gute sei eine Einheit, die mit vielen Namen benannt werde, bald Einsicht, bald Gott, bald Vernunft und so weiter. Das dem Guten Ent­ gegengesetzte hob er auf, indem er sagte, daß es nicht sei" (Diogenes Laertius II, 10 6). Platon geht auf diese natur­ philosophische Spekulation im „Phaidon" (S. 96-99) ein, in der „Politeia" (6. Buch) und in dem dem Eukleides von Megara - durch ein Einleitungsgespräch, in dem er auf­ tritt - gewidmeten „Theätet" (sogenannte „Episode"). Der Satz der untergeordneten Bedeutung des Gottes­ begriffs bei der Erörterung von Grundproblemen der Moralphilosophie trifft entscheidend auch die Spekula­ tion des Eukleides von Megara. Es läßt sich woh l denken, daß Platon den genannten Satz unter anderem auch im

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Einleitung des Herausgebers

Hinblick auf Eukleides' Versuch, Naturphilosophie und Moralphilosophie zu identifizieren, entwickelt hat. Aber Eukleides kann nicht ein Objekt der Auseinander­ setzung der Einleitung des „Euthyphron" gewesen sein. In ihr handelt es sich ja kaum um Philosophie, sondern eher um Pseudophilosophie: um die vorgebliche Bedeu­ tung traditioneller Göttersage für die ernsthafte Ent­ scheidung moralischer Fragen. Wir befinden uns hier ganz offensichtlich im Bereich von Parodie und Karika­ tur. Es ist nicht das einzige Mal, daß auf solchem Felde bei Platon der Name Euthyphron erscheint. Das andere Mal geschieht es im Dialog „Kratylos". Hier wird zunächstdie Th ese entwickelt, daß es eine gewisse Richtigkeit der Zu­ weisung von Namen an die Sachen gebe, und daß es eine schwierige Kunst oder Wissenschaft sei, einer Sache ihren Namen richtig beizulegen. Danach wird die Frage aufge­ worfen, worin diese Richtigkeit bestehen solle. Sich hier­ über von den Sophisten, Protagoras und seinen Nachfol­ gern, belehren zu lassen, wird abgelehnt, und man hält sich statt dessen im Folgenden an die Dichter, speziell Homer und Hesiod. Dieser Versuch, sich über die Rich­ tigkeit der Namengebung bei den Dichtern zu belehren, - 391 d-396d - geht gegen Ende in die Aufstellung eigent­ licher Etymologien über und gibt in diesem Zusammen­ hang ganz am Schluß - mit deutlicher Orientierung an Hesiod - Etymologien von Götternamen. Für diese letz­ tere Weisheit nun macht Sokrates den Euthyphron ver­ antwortlich, mit dem er seit dem frühen Morgen bis zum Beginn des laufenden Gesprächs zusammengewesen sei. Damit knüpft Platon deutlich an das Ende der Einleitung des „Euthyphron" an, wo Sokrates mit Euthyphron ein weiteres Gespräch über die Göttermythen und ihre Schrecklichkeiten verabredet. In der skizzierten Partie des „Kratylos" haben wir es sichtlich mit der parodischen

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Vorführung einer sich orthodox gebenden Homer- und Hesioderklärung zu tun. Homer und Hesiod als Lehrer der richtigen Namengebung für die Dinge, das ist das Gegen­ stück zu Homer und Hesiod als Lehrer von angeblich rich­ tigen Vorbildern menschlichen Handelns mittels ihrer Göttermythologeme. Die Übereinstimmung der angege­ benen „Kratylos"-Partie1) und der Einleitu ng des „Eu th y­ phron" scheint zu beweisen, daß Platon mit seinem Euthyphron auf einen literarischen Autor abzielt, der sich in den Kreisen der Erklärer Homers (und Hesiods) be­ wegt. Aber Euthyphron schien doch auch ein Freund und Gefährte des Sokrates zu sein! Gibt es eine solche Kom­ bination? Das scheint fraglich, wenn man bedenkt, daß schon Aristophanes das im „Euthyphron" empfohlene Verfahren im Einzelfall als eristischen Trick gekennzeich­ net hat. Allerdings hat die von Platon so bitter und so oft be­ kämpfte Verwendung Homers zum Zweck moralischer Belehrung und Erziehung doch auch in Sokratikerkreisen Vertreter gehabt. Freilich dienten dazu nicht Homers Göttermythen, sondern ein Heros: Odysseus. Aristippos von Kyrene scheint es vor allem gewesen zu sein, der Odysseus als Vorbild verwendet hat. Dessen Wendigkeit, sein Zurechtkommen in allen Lebenslagen scheint von ihm als vorbildlich für die menschliche Lebensführung ge­ braucht worden zu sein (Fragment 30 Mannebach, zur Verwendung der Odyssee beachte auch Fragment 2 3 und 76). Sollte, von diesem Beispiel verführt, ein Sokratiker 1 Übrigens konfrontiert Sokrates im „ Kratylos" 396e die an den Dichtern

orientierte euthyphronische Lehre von der Natur der Richtigkeit der Namen nicht nur wie eingangs mit einer solchen der Sophisten wie Pro­ tagoras und seiner Anhänger, sondern auch mit der von Priestern. Euthyphron selbst ist zwar Seher, aber kein Priester. Er hat kein offi­ zielles Kultamt inne - wie er denn auch nach „Euthyphron" 3c bei dem Unternehmen, in der Volks versammlung den Athenern die Zukunft vorauszusagen, ausgelacht wird.

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Einleitung des Herausgebers

trotz der von der Komödie im Einzelfall gebrandmarkten Lächerlichkeit doch irgendwie versucht haben, die ho­ merische und hesiodeischeTheologie in ähnlicher Weise zur Rechtfertigung der Vorschriften für die menschliche Le­ bensführung zu verwenden, nachdem die Möglichkeit, bei den einheimischen Gesetzen als der letzten Instanz stehenzubleiben, wie Aischines es tat, im Kreise der So­ kratiker - bei Platon und Eukleides - problematisch ge­ worden wad Und war damit dann in die Schußlinie des Parodisten geraten1 Diogenes Laertius berichtet in seiner Aischines-Biographie, daß Aischines einen einzigen An­ hänger gehabt habe; der hieß Aristoteles und hatte den Übernamen „Der Mythos" (Diog. Laert. II 63 und V 35). Athenaeus erwähnt in seinen „Deipnosophisten" eben­ falls den einzigen Schüler des Aischines - auf Grund einer Verwechslung des Namens Aristoteles mit dem des Neben­ buhlers des berühmtesten Trägers dieses Namens nennt er ihn Xenokrates - und erzählt, daß Platon ihn zu einer Kehrtwendung bewogen habe (507 c). Wenn nicht so, dann so ähnlich hätte man sich wohl den literarischen Anlaß der Einleitung des „Euthyphron" zu denken. Der von Platon geschickt verhüllte Schnitt zwischen der halb paradoxen , halb absoletenThematik der Einleitung und der von solchen Zügen unabhängigen These des Hauptteils wäre damit gut verständlich. Dieser geschickten Verhüllung ist der spätantike Autor des Scholions, von dem wir ausgegangen sind, zum Opfer ge­ fallen - wie die Geschichte der Interpretation des „Euthy­ phron" zeigt, nicht nur er. Marburg/Lahn

Klaus Reich

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denn auch. Vor Hunger und Kälte, gegen die er sich nich t wehren kann, stirbt er, bevor der Bote von dem Richter zurückkehrt. Und nun sind mein Vater u nd meine Ver­ wandten eben darüber empört, daß ich wegen eines Mör­ ders den Vater auf Mord verklage, wo er ihn doch gar nich t getötet habe, sagen sie, und, selbst wenn er es getan h ätte, gar nicht genötigt gewesen wäre, au f ih n Rücksicht zu neh ­ men, weil der Getötete ein Mörder war. Unfromm sei es, wenn der Sohn gegen den Vater wegen Mordes vorgeh e. Aber sie haben keine Ahnung, Sokrates, wie es mit dem göttlichen Rech t hinsichtlich des Frommen u nd Unfrom­ men bestellt ist. SOKRATES : Du aber, bei Gott, Eu th yph ron, glaubst so genau über die Natur des göttlich en Rech ts u nd des Frommen u nd Unfrommen Bescheid zu wissen, daß du gar keine Angst hast, bei einer solch en Handlungsweise, wie du berichtest, dem Prozeß gegen den Vater, deiner­ seits eine unfromme Tat zu begehen. EuTHYPHRON : Ja, da wäre ich woh l nich t viel wert, So­ krates, und Euth yph ron u nterschiede sich ja gar nich t von der Masse der Menschen, wenn ich alles Derartige nich t genau wüßte. SOKRATES : Dann ist es ja woh l für mich , großer Eu th y- [ 5] ph ron, das beste, dein Sch üler zu werden u nd vor dem eigentlichen Verfahren Meletos gegenüber eben daran zu appellieren, daß ich schon in der vergangenen Zeit großen Wert darauf gelegt h ätte, über das Göttlich e Bescheid zu wissen, und jetzt, wo er behauptet, daß ich als Dilettant und Neuerer in göttlichen Dingen irre, dein Schüler ge­ worden sei; und „wenn du, o Meletos", würde ich sagen, „zu gestehst, daß Euth yph ron in diesen Dingen weise ist und sich rich tig verh ält, dann h alte auch mich dafür u nd verfolge mich nich t weiter. Wenn aber nich t, dann mach e du ihm, meinem Lehrer, vor mir den Prozeß als einem, der die Alten verdirbt, mich u nd seinen Vater, mich durch

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Lehren, ihn durch Schmähung und Strafe"; und wenn er mir nicht folgt und von dem Prozeß abläßt oder statt mei­ ner dich anklagt, dann werde ich eben dieses vor dem Ge­ richt sagen, womit ich an ihn appelliert hatte. EuTHYPHRON: Beim Zeus, Sokrates, wenn er versuchen würde, mich anzuklagen, würde ich, denke ich, seinen c schwachen Punkt schon herausfinden, und es wäre vor Ge­ richt weit mehr über ihn die Rede als über mich. SOKRATES: Und eben, lieber Freund, weil ich dies weiß, möchte ich dein Schüler werden, da ich sehe, daß, wie man­ cher andere, auch jener Meletos dich gar nicht zu sehen vorgibt, mich aber so wahrhaft scharfsichtig und mühelos durchschaut, daß er mich der Gottlosigkeit beschuldigen konnte. Nun aber sage mir, bei Gott, was du so sicher zu wissen behauptest: Was, meinst du, ist das Fromme und Unfromme in einer Mordsache und in allen übrigen Fäld Jen1 Denn ist nicht bei jeder Handlung das Fromme etwas mit sich Identisches und das Unfromme etwas allem From­ men Entgegengesetztes, sich selbst aber Gleiches, und hat nicht alles, was immer unfromm sein mag, eine einheitliche Form als Unfrommes1 EUTHYPHRON: Allerdings, Sokrates. SOKRATES: Nun, was, meinst du, ist das Fromme und [6] was das Unfromme 1 EUTHYPHRON: Ich meine also, daß das Fromme das ist, was ich jetzt mache, gegen den, der durch Mord oder Tem­ pelraub oder etwas Derartiges sich eines Vergehens schul­ dig gemacht hat, vorzugehen, sei es auch zufällig der eigene e Vater oder die Mutter oder sonstwer; gegen ihn aber nicht vorzugehen, das ist unfromm. Denn sieh nur, Sokrates, was für ein gutes Kennzeichen für die Richtigkeit der Vor­ schrift ich dir sagen werde, daß man dem Unfrommen, wer immer er auch sei, nichts zugute halten darf - ich habe es auch schon anderen angegeben, um ihnen zu zeigen, daß dieses Verhalten richtig ist. Die Menschen halten doch ge-

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rade den Zeus fü r den besten und gerechtesten der Götter und gestehen doch zu, daß er seinen Vater in Fesseln ge­ legt habe, weil der seine Söhne gegen alles Recht ver­ schluckt hatte, und daß dieser hinwiedernm seinen Vater kastriert hat wegen anderer solcher Geschichten. Mir aber nehmen sie es übel, daß ich gegen meinen Vater wegen eines Unrechts vorgehe, und so sind ihre Urteile über die Götter und über mich doch in völligem Widerstreit. SOKRATES: Meinst du nicht, Euthyphron, daß ich ge­ rade deswegen angeklagt bin, weil ich es ganz und gar nicht gelten lassen mag, wenn jemand derartiges von den Göttern erzählt, und freilich wird jemand, wie es scheint, sagen, daß ich hierin fehle. Aber wenn du der gleichen Meinung bist, wo du so gut über derartiges Bescheid weißt, muß unsereiner das wohl auch einräumen. Was sollen wir auch sagen, die wir doch selbst eingestehen, daß wir nichts darüber wissen? Aber sage mir bei aller Liebe, glaubst du wirklich, daß jene Dinge alle so geschehen sind? EuTHYPHRON: Und noch viel Erstaunlicheres, Sokrates, wovon die Leute keine Ahnung haben. SOKRATES: Und du glaubst also, daß wirklich Krieg un­ ter den Göttern herrscht und fürchterliche Feindschaften und Kämpfe und tausend Derartiges, was die Dichter er­ zählen und womit unsere guten Freunde, die Maler, unsere Tempel uns geschmückt haben; denk nur an das Gewand der Athene, das an ihrem Fest in der Prozession auf die Akropolis getragen wird und voll ist von solchen Male­ reien. Wollen wir sagen, daß dies alles wahr ist, Euthy­ phron? EuTHYPHRON: Nicht nur das, Sokrates, sondern wie schon gesagt, wenn du wünschst, will ich dir noch vieles andere über das Göttliche erzählen, was du sicher nur mit dem größten Schrecken hörst. SOKRATES: Das sollte mich nicht wundern. Doch das [7] wirst du mir ein andermal in Muße erzählen. Jetzt aber

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SOKRATES: Schön, wir wollen betrachten, was wir sagen; [8] das Gottgeliebte oder der gottgeliebte Mensch ist fromm, das Gottverhaßte oder der gottverhaßte Mensch unfromm. Das Fromme ist aber doch nicht dasselbe wie das Un­ fromme, sondern ihm vollkommen entgegengesetzt? EUTHYPHRON: So ist es. SOKRATES: Und so scheint es doch gut gesagt zu sein. EuTHYPHRON: Mir scheint es, Sokrates. b SOKRATES: Freilich doch auch, daß die Götter im Kampf miteinander liegen und daß sie Zwistigkeiten und Feind­ schaften miteinander haben - war das nicht auch gesagt? EuTHYPHRON: Ja. SOKRATES: Worüber ist man denn verschiedener Mei­ nung, wenn man in Feindschaft und Unwillen miteinander lebt? Das wollen wir betrachten. Wenn du und ich über eine Zahl - welche von zwei Mengen umfassender ist - ver­ schiedener Ansicht sind, würde eine Meinungsverschieden­ heit darüber uns zu Feinden machen und in Wut gegen­ einander bringen, oder würden wir nicht zur Rechnung c schreiten und schnell aller Sorgen ledig werden? EuTHYPHRON: Gewiß. SOKRATES: Und wenn wir über eine Größenfrage ver­ schiedener Meinung wären, würden wir doch wohl ans Messen gehen und so schnell allen Streit beenden? EUTHYPHRON: Allerdings. SOKRATES: Und wenn wir zum Wägen schritten, denke ich, würden wir eine Streitfrage über Gewichtsverhältnisse schlichten können? EuTHYPHRON: Natürlich. SOKRATES: Worüber müssen wir denn verschiedener Meinung sein und nicht zu einer Schlichtung kommen kön­ nen, um feindselig und zornig gegeneinander zu werden? Vielleicht ist es dir nicht ohne weiteres klar. Aber erwäge d einmal mit mir, ob es nicht das Gerechte und Ungerechte, das Schöne und Häßliche, das Wohlgetane und Schlechte

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ist. Werden wir deswegen nicht, wenn wir darüber verschie­ dener Meinung sind und nicht zu einer hinreichenden Ent­ scheidung kommen, im gegebenen Falle Feinde miteinan­ der, du und ich und so alle anderen Menschen? EuTHYPHRON : Gewiß, Sokrates, das ist der Punkt, um den es sich dabei dreht. SOKRATES : Und wie meinst du, Euthyphron : wenn die Götter Meinungsverschiedenheiten haben, hätten sie sie nicht eben deswegen? EuTHYPHRON : Natürlich. SOKRATES : Und nach deiner Ausführung, würdiger Mann, halten die Götter, je nach Art, Verschiedenartiges für gerecht und schön und häßlich und gut und schlecht, denn sie könnten ja wohl nicht miteinander in Streit ge­ raten, wenn sie nicht hierüber Differenzen hätten, wie? EUTHYPHRON : Ganz richtig. SOKRATES : Und was sie jeweils für schön und wohlgetan und recht halten, das lieben sie auch und das Gegenteil has­ sen sie, nicht wahr? EuTHYPHRON : Gewiß. SOKRATES : Und dasselbe doch, wie du sagst, halten die einen für gerecht, die anderen für ungerecht, und darüber streitend haben sie Händel und Kämpfe miteinander, ist es nicht so? EuTHYPHRON : Genau so. SOKRATES : Dasselbe also, wie es scheint, wird von den Göttern gehaßt und geliebt, und dasselbe wäre zugleich gottverhaßt und gottgeliebt. EuTHYPHRON : So scheint es. SOKRATES : Und dasselbe wäre also sowohl fromm wie unfromm, Euthyphron, nach deiner Rede. EuTHYPHRON : Es scheint. SOKRATES : Also hast du mir, mein Lieber, keine Ant- [9] wort auf meine Frage gegeben, denn danach habe ich dich doch nicht gefragt, was, ohne daß es sich dabei ändert, so-

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wohl fromm wie unfromm sein kann ; allerdings was gott­ geliebt ist, ist zugleich auch gottverhaßt, dem Anschein nach. Da ist es denn, Euthyphron, auch nicht verwunderb lieh, daß deine jetzige Strafaktion gegen deinen Vater dem Zeus lieb ist, dem Kronos und dem Uranos aber verhaßt, und dem Hephaistos lieb, der Hera aber verhaßt, und ana­ log wird es in allen anderen Fällen stehen, wo ein Gott mit dem anderen eine derartige Differenz hat. EuTHYPHRON : Aber ich glaube doch, Sokrates, darüber streitet kein Gott mit einem anderen, daß einer, der rechts­ widrig jemanden getötet hat, bestraft werden muß. SOKRATES : Aber Euthyphron ! Ist dir schon ein Mensch begegnet, der daran zweifelt, daß jemand, der rechts­ c widrig getötet hat oder sonst etwas Unrechtes getan hat, bestraft werden muß? EuTHYPHRON : Aber sie hören doch gar nicht auf, dar­ über zu streiten, vor allem vor den Gerichtsschranken. Was stellen sie nicht alles an und sagen sie nicht alles, wenn sie Unrecht getan haben, um der Strafe zu entgehen ! SOKRATES : Ja, aber geben sie denn zu, Euthyphron, daß sie im Unrecht sind, und behaupten sie denn, wenn sie das zugestehen, daß sie gleichwohl nicht bestraft werden müß­ ten? EuTHYPHRON : Nein, das natürlich nicht. SOKRATES : Also stellen sie nicht alles mögliche an, denn das, glaube ich, wagen sie nicht zu sagen und darum zu streiten, daß sie, wenn sie Unrecht getan haben, nicht d Strafe leiden müßten; sondern ich denke, sie leugnen ihr Unrecht, wie? EuTHYPHRON : Das stimmt. SOKRATES : Also das bestreiten sie gar nicht, daß der Rechtsbrecher bestraft werden muß, sondern darum strei­ ten sie, wer in irgend einem Falle im Unrecht ist und mit welcher Tat und unter welchen Umständen. EuTHYPHRON : Gewiß.

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SOKRATES: Steht es nun nicht ebenso mit den Göttern, wenn sie über Recht und Unrecht streiten, wie deine Rede geht ; auch sie bezichtigen einander des Unrechts oder be­ streiten es? Denn das, mein Bester, wagt doch keiner, we­ der ein Mensch noch ein Gott, zu vertreten, daß der e Rechtsbrecher nicht bestraft werden müßte. EuTHYPHRON: Ja, damit hast du allerdings in der Hauptsache recht. SOKRATES: Aber jede einzelne Handlung, denke ich, Euthyphron, machen die Streitenden zum Streitobjekt, sowohl Menschen wie Götter, wenn die Götter im Streit liegen ; von einer bestimmten Handlung behauptet eine Partei, daß sie recht, die andere, daß sie unrecht getan sei ; ist es nicht so? EUTHYPHRON: Ja. 9 SOKRATES: Nun denn, lieber Euthyphron, dann belehre [ 10] mich auch, damit ich weiser werde, was dir das Kennzeichen dafür ist, daß alle Götter glauben, daß ein Mann zu Unrecht den Tod erleidet, der, als Tagelöhner nach Begehung eines Mordes von dem Herrn des Ermordeten in Fesseln gelegt, schließlich infolge der Fesselung stirbt, bevor jener, der ihn in Verwahrung genommen hat, vom Gericht die Auskunft bekommen hat, was mit ihm geschehen soll ; und daß es also recht getan ist, für einen derartigen Men­ schen als Sohn gegen den Vater vorzugehen und ihn auf Mord zu verklagen. Das versuche mir doch bitte ganz b deutlich zu zeigen, daß wirklich alle Götter glauben, daß eben diese besondere Handlung recht sei. Wenn du mir das bündig beweist, dann will ich niemals aufhören, dich als weise zu preisen. EUTHYPHRON: Das führt doch wohl wirklich zu weit, Sokrates, wenn ich es dir natürlich an sich auch zeigen könnte. SOKRATES : Ich verstehe. Du hältst mich für schwieriger zu belehren als die Richter ; denn denen wirst du es natür-

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