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German Pages [675] Year 1926
DIE GRIECHISCHEN
CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER DER
ERSTEN DREI JAHRHUNDERTE HERAUSGEGEBEN VON DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION DER KÖNIGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
EUSEBIUS SIEBENTER BAND, ZWEITER TEIL
LEIPZIG J. C. HINRICHS'SCHE B U C H H A N D L U N G
1926
IN DER REIHENFOLGE DES ERSCHEINENS BAND 34
Typendruck von A u g u s t P r i e s in Leipzig. Manuldruck von F. U l l m a n n G. m. b. H. in Zwickau i. S. Printed in Germany.
H E R M A N N UND E L I S E GEB. H E C K M A N N WENTZEL-STIFTUNG
EUSEBIUS WERKE SIEBENTER
BAND
DIE CHRONIK DES HIERONYMUS HIERONYMI CHRONICON HERAUSGEGEBEN IM AUFTRAGE DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION DER KÖNIGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
VON
Dr. RUDOLF HELM PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ROSTOCK
ZWEITER TEIL LESARTEN DER HANDSCHRIFTEN UND QUELLENKRITISCHER A P P A R A T ZUR CHRONIK
LEIPZIG J. C. H I N R I C H S ' S C H E 1926
BUCHHANDLUNG
VORWORT. Der zweite Band meiner Hieronymusausgabe, der erst durch Heranziehung des übrigen Materials, so weit möglich, eine Eusebiusausgabe aus dem Textband macht, erscheint später als ich ursprünglich erwartet hatte. Aber der Krieg, der mir daheim durch gehäuften Schul- und Universitätsdienst doppelte Last auferlegte, dann das 500 jährige Jubiläum der Rostocker Hochschule und endlich das zwar ehrenvolle, aber auch Kraft und Zeit raubende, in den Tagen innerer Spannungen und Unruhen unseres Volkes zwei Jahre lang getragene höchste Amt der Universität haben mir nur spärliche Muße zur Fortsetzung meiner Arbeit gelassen und sie wieder und wieder verzögert. Doch auch anders erscheint dieser Band als ich gedacht hatte. Wenn ich den Textband mit voller Absicht selber geschrieben, nicht zu dem Zweck, etwa in allen Einzelheiten das Aussehen des Originals wiederzugeben, sondern weil ich glaubte und auch noch glaube, daß nur so ein ganzes Verständnis für die Raumverhältnisse der Chronik gewonnen werden kann, die für die Stellung der einzelnen Notizen maßgebend sind und davor warnen müssen, sich gar zu sehr auf die Zuteilung zu einem Jahre zu verlassen, so habe ich diesen zweiten Band mit dem kritischen Apparat und den Ausstrahlungen und Quellen der Arbeit des Eusebius wie des Hieronymus, als das Manuskript zum Drucke fertig gestellt war, nur unter dem Zwange der Verhältnisse noch einmal abgeschrieben, um so durch Vermeiden des Satzes die Unkosten zu verringern und das Erscheinen der Ausgabe überhaupt zu ermöglichen. Ein englischer Forscher schrieb mir jüngst, was die Alliierten den Deutschen seit Friedensschluß angetan, erfülle ihn und viele seiner Kollegen with shame and indignation. Dahin gehört es auch, daß ein deutscher Philologe zu einer solchen Mönchsarbeit durch die uns aufgezwungene Notlage verurteilt worden ist, nur um seiner Arbeit dazu zu verhelfen, daß sie überhaupt das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Man stelle einmal die Ausgabe von Fotheringham mit ihrem prachtvollen Aussehen daneben, um den Abstand zu ermessen. Aufrecht erhalten hat mich bei der mühseligen Schreibarbeit vor allem der Gedanke an den Mann, der einst dem ersten Band seine freudige Anerkennung spendete und der, selber unter den Gelehrten seiner Zeit einer der ersten, an manueller Geschicklichkeit besonderes Gefallen fand, dessen Zustimmung ich gern auch für diesen zweiten Band mir erworben hätte, Hermann Diels, sowie andererseits auch das Bewußtsein, doch auch an einem kleinen Teil den Beweis liefern zu können, daß deutscher Geist, ungebrochen durch die schweren Schicksalsschläge der im Grunde immer noch währenden Kriegszeit, aller Not Trotz zu bieten weiß, wenngleich sich meine Ausgabe nicht mit der meines englischen Konkurrenten im Äußeren zu messen vermag.
Vili
Vorwort.
J. K. Fotheringham habe ich für mannigfache Wohltaten zu danken, und die etwas ungerechte an meinem Textband ausgeübte Kritik, die den Zweck haben sollte, nach dem Erscheinen meiner Ausgabe das Konkurrenzunternehmen der englischen erklärlich zu machen, hat er durch Ubersendung seiner Korrekturbogen, sodann des fertigen Bandes und durch andere Freundlichkeiten, die er dem Mitforscher in der Zeit der tiefsten Demütigung Deutschlands erwies, in vollstem Maße ausgeglichen. Als ein Zeichen meines Dankes mögen er und andere englische Freunde es ansehen, daß ich die Seitenzahlen seiner Ausgabe am oberen Rande hinzugefügt habe, um so diesen Band auch für die Besitzer der englischen Edition verwendbar zu machen, die ja allein den Text des Hieronymus und die Lesarten der Handschriften bietet. R o s t o c k i. M e c k l e n b u r g .
RUDOLF HELM.
EINLEITUNG. Die für ihre Zeit äußerst verdienstvolle Ausgabe von Alfred Schöne, welche den Versuch Hand» " • • sclinftcn machte, die gesamte Eusebiusüberlieferung für die Chronik zu sammeln und durch ein scharfsinnig ausgedachtes System einen Überblick über die verschiedenartige chronologische Fixierung der einzelnen Ereignisse in den Handschriften zu geben, litt daran, daß in ihr die besten Handschriften nicht oder nicht voll verwertet waren und eine durch ihr Alter täuschende, vielfach entartete zur Führerin gewählt war. Für die vorliegende Ausgabe ist der Grundsatz befolgt, unbeschadet der philologischen Gewissenhaftigkeit sich zu beschränken und mit möglichst wenig Handschriften auszukommen. Es ist also bei der großen Fülle der vorhandenen für die Auswahl eine bestimmte Rücksicht maßgebend gewesen, und es sind nur Vertreter derjenigen Uberlieferung zu Worte gekommen, welche die ursprüngliche Form der Hieronymuschronik gewahrt haben und sich dadurch als frei von willkürlicher Bearbeitung erweisen; denn ich halte es für die Pflicht des Herausgebers, Überflüssiges, soweit es angeht, auszusondern und das Mindestmaß von Handschriften anzuführen, nicht aber dem Leser dieselbe Arbeit aufzubürden, die er selbst auf sich nehmen muß, um eine tragfähige Grundlage für seine Ausgabe zu gewinnen. Nach diesem Grundsatz sind von mir aus den älteren Handschriften, die ich selbst ganz verglichen oder geprüft, bzw. nach den Veröffentlichungen hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit erkannt hatte, die folgenden ausgesucht, und die inzwischen erschienene Ausgabe von J. K. Fotheringham London 1923 hat mir die Richtigkeit meines Verfahrens nur bestätigt. Seit der Entdeckung des Oxoniensis in der Bodleiana (Mscr. Lat. auct. T II 26 Madan 0 Summary Catalogue of Western Mss. in the Bodleian Library IV, 1897, p. 441) ist man sich einig darüber, daß er neben dem Floriacensis an der Spitze aller Hss. der Chronik des Hieronymus stehen muß, vor jenem dadurch bevorzugt, daß er fast vollständig erhalten ist und nicht erst auf weite Strecken durch Abkömmlinge von ihm ergänzt werden muß. Er ist reproduziert herausgegeben von J. K. Fotheringham The Bodleian Manuscript of Jerome's Version of the Chronicle of Eusebius Oxfd. 1905 Clarend. Press. Er setzt auf der rechten Seite mit 555 Abr. ein und führt bis 2394 Abr. Auf Hieronymus Chronik folgt die des Marcellinus. Die Schrift wurde von Thompson spätestens ins 6. Jahrhundert gesetzt, von Traube genauer ins 5. Es ist Unciale, groß für das Rahmenwerk, einzelne hervorragende Notizen des ersten Teiles und den ganzen zweiten Teil der Chronik, klein für die in das Zahlengerippe eingereihten Eintragungen der ersten Hälfte. Die Seite hat 30 Zeilen, wodurch die Abweichung im Seiteninhalt zu den nachher zu besprechenden Hss. entsteht. Es sollte offenbar
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Einleitung.
der Raum ausgenutzt werden, und nur beim Übergang von der doppelseitigen zur einseitigen Darstellung (Ol. 65) ist ein Absatz gemacht worden. Insofern ist die Hs. sicher vom Original abgewichen; denn sie weist dieselben durch das Seitenende erklärten Verderbnisse auf wie die sonstige Überlieferung, obwohl sie in ihr bei dem Fortlaufen des Textes nicht motiviert sind. Die fehlenden ersten Blätter sind durch eine Hand des 15. Jahrhunderts ergänzt1). Sie hat Marginalien (besprochen von Fotheringham S. 21), die Traube als gleichzeitig mit dem Schreiber selber erkannte, außerdem Scholien des 15. Jahrhunderts (zusammengestellt bei Fotheringham App. IV S. 37 ff.). Jeder Quaternio ist zu Beginn links oben durch ein Kreuz ausgezeichnet, das auch in S wiederkehrt. Wahrscheinlich in Italien geschrieben, wurde die Hs. von Jean du Tillet, Bischoff von Meaux (f 1570), erworben, kam ins Jesuitenkollegium von Clermont und bei der Auflösung der Bibliothek 1764 in die Meermansche Bibliothek, aus der sie 1824 durch Gaisford für die Oxforder erworben wurde. Geschichte der Hs. bei Fotheringham S. 25 ff. Beschreibung Fotheringham S. 1 Ens. Pamph. Chron. can. ed. J. K. Fotheringham Lond. 1923 S. IX Mommsen Chron. min. II 48 (vgl. Ges. Schriften VII 597) Traube Hier, chron. cod. Flor, frgt. Lugd. Bat. 1902 S. X. Schöne Weltchronik des Eusebius Berlin 1900 S. 29. Weitere Literatur in Fotheringhams Hieronymus S. X/XI. g Gleich wertvoll wie der Oxoniensis ist für die Textgestaltung der Chronik der Floriacensis, erhalten nur in einzelnen Blättern, die über Leyden, Paris und Korn zerstreut, und vereint in Reproduktion herausgegeben sind von Ludwig Traube (Cod. Graeci et Lat. photographice depicti Suppl. I Lugd. Bat. 1902), nachdem A. Schöne ihre Zusammengehörigkeit hervorgehoben hatte (Weltchronik S. 26 f.); sie finden sich im Paris. Lat. 6400 B (14 Blätter), Voss. Lat. Q. 110 A (6 Blätter) und Vat. Reg. 1709 (2 Blätter) (in meiner Ausgabe S. 52b, 53% 57», 58a, 59b—70a, 72b—75a, 102b bis 104a, 221/2, 227/30, 235/6). Die Schrift in Uncialen, von Traube ins 5. Jahrhundert gesetzt, und die Anlage der Blätter sowie gleiche Verstümmelung am Rand erweisen, daß sie derselben Hs. entstammen; die Pariser tragen von einer Hand des 9. Jahrhunderts denVermerk: Codex beati Benedicti Floriac., zeigen also, daß sie der Abtei von Fleury angehörten, welche 1562 von den Hugenotten zerstört wurde; doch spricht die Art, wie der Vermerk auf den Fragmenten angebracht ist, wohl dafür, daß die Zerreißung der Hs. schon früher stattgefunden hat. Geschrieben ist der Codex in Italien. Er hat 26 Zeilen auf der Seite und stimmt in Lesarten, Seitenanlage, z. T. auch in bestimmten Spielereien, die auf eine künstlerische Gestaltung der Notizen abzielen, mit den drei folgenden überein, so daß diese als Ergänzung des Floriacensis zu dienen haben. A
Zunächst dem Alter nach der aus dem 7. Jahrhundert stammende Amandinus Valentianus 495, ehemals der Benediktinerabtei vou St. Amand, jetzt der Stadtbibliothek von Valenciennes gehörig, in Uncialen auf 26 Zeilen geschrieben. Eine Schwarzweiß-Photographie ist im Besitz der Berliner Akademie und der Staatsbibliothek zu Berlin. Die Hs. ist beschrieben von Fotheringham2) S. 3 und S. XIV, von Schöne Weltchronik S. 24 Ausgabe S. X. Sie steht im engsten Zusammenhang mit dem Floriacensis. So liest man 52b'e vereint wie in S, um so auffälliger, weil aus Raummangel auf die linke Seite gestellt, obschon für die kurze Eintragung 52b: Erechthei frater neben der Angabe des Kekrops bequem Platz gewesen wäre. 52,25 mysan SA statt nysam, 57,10 exercuntur SA (in N 1) Ich habe O. nur nach dem Faksimile verglichen. Um Irrtümer zu vermeiden, bemerke ich, daß die von mir gegebene Kollation der einen Probeseite, die Fotheringham von der Ergänzung gebracht hat, keine Bedeutung hat und besser fortgeblieben wäre. Die Abkömmlinge von O, die Fotheringham S. XI und App. VI S. 64 nennt, sind außer für die Überlieferungsgeschichte wertlos und deshalb bei mir übergangen. 2) Die arabischen Ziffern bezeichnen die Ausgabe des Oxoniensis, die römischen die des Hieronymus durch den englischen Gelehrten.
Einleitung.
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korrigiert, in P sofort richtig geschrieben), 57,14 laphitarum SA, 57,21 cholcensis SA, 59,5 thesaeus SA, 59,18 atraeus SA, 63 a byzanthiorum SA; 63,19 hat A ferente nach dem mißverstandenen Schlußzeichen hinter ferente in S, das sich dort auf der gleichen Seite hinter 63° und e , auch 60,13 hinter pollicente, 64 e hinter sunt, 64 a hinter fugit, 64 f hinter atheniensium und sonst findet (in P N richtig erkannt); auch stimmen 63® und f ganz genau in den einzelnen Eeihen und der Wortverteilung in A und S überein. 64a,i? egealeo SA, 64f castores SA (auch die starke Abtrennnng der Uberschrift von dem folgenden Zitat aus Kastor zu Aphidas, während das Zitat nach einem Spatium unter dem Titel Thymoetes steht), 65f sind die W o r t e prouocasset—thymoete in A ausgelass e wie in S, 65,10 apautorion A apauturion S (N: aputurion, P : apasturtion), 66a,23 post fehlt SA, 25 extiterunt alii ist in S übergeschrieben und deshalb in A übersehen (die Trennung von 66 a in vier Teile ist genau nach S durchgeführt), 67 o d e stimmen bis auf eine Zeile, in welcher ein Buchstabe mehr sich findet, genau in der Abteilung bei A und S, 69 b micena A entspricht mycena in S, wobei das übergeschriebene r nicht berücksichtigt ist, 70 a ist die Trennung der Notiz in zwei Teile (der zweite a diluuio mit Hebr. IX beginnend) in A wie in S, 73 Aeg. pseusennes A psüsennes S, 74 a bacchide SA, 103a,2 fehlt et in A wie in S, 103 ef ist die Schreibung croesso (in A verderbt zu croesro) und croessus in A und S vorhanden. 104 a 4 ist eam hinter cum eingefügt in A und S, 221,4 hat A wie S inuaserunt statt incursauerunt und 221,11 die Orthographie caecidit mit S gemeinsam und schreibt bei Claudius' Begierungszahl das uno aus wie S; 222 a sirmi SA, 227,10 illo tempore iam mit Umstellung des iam SA, 227,15 mit Umstellung diocletianae romae SA, 230,24 niciam SA, 236 f steht natauit in A, wie in S zu lesen w a r , da das zur Verbesserung übergeschriebene v , wenn es wirklich schon dastand, als A geschrieben wurde, übersehen werden konnte; ebenso ist 2361 das in S ausgelassene und nachträglich übergeschriebene persas in A fortgeblieben. Gegenüber diesen Übereinstimmungen kommt — ich habe die Hs. mehrfach daraufhin verglichen — nicht eine einzige Lesart in A vor, die nicht mit Leichtigkeit aus S erklärt werden könnte. Abgesehen von Vertauschung von u und 0, e und i, kleinen Auslassungen und ähnlichem sind die stärksten Verschiedenheiten 68 b peloponensi a quo A peloponnensiacon (das letzte n durchstrichen) S, 68 e adito A, '"adido S, 228,1 coniunge A, coniuge S, 2351 ab arrianorum (vorher geht ab arrianis) insidiis A et arrianorum insidiis S, 59° superauit (am Kande von gleicher Hand richtig constituit) A constituit S, wo in A ein völliges Versehen vorliegt, und 228s ein Zusatz imperii(sui), wo sui in S fehlt, aber leicht zugefügt werden konnte (vgl. 171°). Daß man A nicht als unmittelbare Abschrift von S bisher bezeichnet hat, kann nur darin seine Begründung haben, daß A die spielerische Gestaltung einzelner Bemerkungen in Kreuzform nicht aufweist, wie sie noch jetzt in S die Eintragungen 53 a und sogar 63 a (über das Bad in Byzanz!) ziemlich wahllos aufweisen und wie sie die andern Abkömmlinge von S beibehalten haben. Aber daß A dergleichen nicht fremd war, zeigt jedenfalls, daß die kleine Notiz 49 b (die wir in S nicht haben) Kreuzesform hat, wo auch N diese anwendet, und unter der Angabe vom Falle Trojas S. 61 zeigt sich die gleiche Verzierungsleiste wie in S. Auch hat A eine gewisse Neigung bei den jüdischen Notizen zu Anfang, diese in der Form eines nach unten spitzen Dreiecks anzuordnen, die auch in den andern Tochterhandschriften von S wiederkehrt. Daß A im übrigen sich eine größere Freiheit im Abweichen von der äußeren Form erlaubt hat, die in S war, sehen wir mehrfach auch sonst, nicht nur daß die Eintragungen vorgerückt sind und daß gegen Ende öfter die Seiteneinteilung, d. h. die Verteilung auf Seitenende und -anfang nicht streng gewahrt ist, sondern der Schreiber hat auch auf die linke Seite übertragen, was rechts stehen mußte und in den andern Hss. rechts steht; so liest man 52 b und c links, darüber ein Zeichen das vielleicht auf die veränderte Stellung deutet; ebenso ist 53 f die Notiz über Pelops und in Verbindung damit 53 h , 551 die über Atreus, 57 d die
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Einleitung.
über die Lapithen, 58c über Theseus in das spatium sacrum gesetzt, weil es dem Schreiber bequemer war, den leeren Raum auszunutzen als sich mit der Unterbringung der gerade hier sich häufenden Bemerkungen auf der engen rechten Seite abzuquälen. Auch ein versehentlich ausgelassenes Stück Ton 56f ist einfach links nachgetragen. So ist der Weg weiter verfolgt, den schon bei einigen Notizen wie 64d über Julius, bei den Kastorzitaten 45a und 64a, der Homerchronologie 66a, bei Numitor und der Komuluslegende 84b und der Seeherrschaft der Rhodier 77a alle Hss., also manchmal wohl Hieronymus selber schon beschritten hatte, zumal dieser seine eigenen Zusätze ruhig links eingereiht hat. An einer Stelle ist das Verfahren sogar offen begründet S. 90 b : hoc in primis annis Romuli gestum est, sed quia p a g i n a u a c a b a t hic scriptum. Es liegt also gar kein Hindernis vor, auch A für eine Abschrift von S zu halten, und wer den kritischen Apparat daraufhin verfolgt, wird finden, daß APN fast regelmäßig in voller Harmonie zusammen erscheinen. P Unbezweifelt ist die Abstammung von S bei den beiden folgenden Hss., die ebenfalls 26 Zeilen haben. Der Codex Petavianus Leid. Ms. Lat. Voss. Q. 110 ist nach einer vorhandenen Notiz im 9. Jahrhundert im Kloster St. Mesmin bei Orleans vom Mönch Elias zur Zeit des Abtes Petrus geschrieben (vgl. Traube Cod. Flor. p. XVIII); er weist im Rahmenwerk noch im allgemeinen Uncialschrift, dagegen in den historischen Notizen schon Minuskel auf. Behandelt ist er von Schöne Ausgabe p. XI Weltchronik S. 25, Fotheringham p. XIII und S. 5 sowie von Traube. 2V
Ganz eng verbunden mit ihm ist der jetzt in der Berliner Staatsbibliothek vorhandene Middlehillensis Phillipp. 1872 (V. Rose Verz. d. lat. Hss. d. Kgl. Bibliothek zu Berlin I 276), gleichfalls aus dem 9. Jahrhundert nach dem Urteil von Traube, auch in der Beibehaltung der kalligraphischen Spielereien ein getreues Abbild von S, die wir hier erst ganz übersehen können, weil die Hs. vollständig ist. Es wimmelt von Dreiecken in der hebräischen wie in der Profanspalte, die noch mit einer Art von Büscheln oben verziert sind; ausgesprochene oder stilisierte Kreuzesform haben nicht nur jüdische Ereignisse erhalten, sondern z. B. auch 53e Amphion, 84b die Romuluslegende, 94a Tullus Hostilius, natürlich auch 63a das byzantinische Bad; es bedarf keines Wortes, daß diese recht sinnlosen Kunststücke weder der Tendenz des ganzen Werkes noch der Eilfertigkeit des opus tumultuarium des Hieronymus (s. Praef. 2 a 5 ff.) entsprechen und erst einem künstlerisch veranlagten Abschreiber verdankt werden, der so seine Ausgabe zur Prachtausgabe zu gestalten gedachte und seine Künsteleien ohne weitere Überlegung nach Laune auf heilige und heidnische Ereignisse verteilte. Die Hs. stammt aus Tours, kam später nach Clermont, dann in die Meermaniana und zuletzt aus dem Besitz des Bibliophilen Phillipps in die Kgl. Bibliothek zu Berlin. Auch sie weist für die Eintragungen im allgemeinen Minuskelschrift auf außer bei denen, welche durch Uncialen herausgehoben werden sollten. Schöne Weltchronik S. 30 Fotheringham p. XIH und S. 3 Traube S. III. Fotheringham hat, wo S vorhanden, P und N fortgelassen, was an sich durchaus logisch ist. Um der Gleichmäßigkeit willen, auch wegen des fragmentarischen Zustandes von S, wo ja selbst die erhaltenen Blätter nicht tadellos sind, und um die Möglichkeit der Nachprüfung zu geben, habe ich trotz der unbezweifelbaren Richtigkeit der Erkenntnis, daß S die Mutterhs. ist, auch bei diesen ja wenigen Seiten APN mit S zusammen angeführt. Daß die S-Uberlieferung an ein paar Stellen Korrekturen oder Veränderungen gegenüber dem Original erfahren hat und dort ein schlechterer Zeuge als 0 ist, darauf komme ich unten zurück. B Der Codex Bongarsianus der Stadtbibliothek zu Bern (Bernensis 219 B H. Hagen Catalogus Codic. Bernens., 1875, p. 269) aus dem 7. Jahrhundert, wie durch Eintragung bezeugt ist (die Zahl IX im Verz. d. Hss. Bd. I ist Druckfehler oder Versehen) verdient heute fast nur noch honoris causa Erwähnung wegen seines Alters — er ist in Uncialschrift verfaßt — und weil er von A. Schöne
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zur Grundlage seiner Ausgabe gemacht wurde. Seine Orthographie ist völlig verwildert, so daß der Hieronymustext durch seine Schuld ein ganz falsches Aussehen bekommen hat. Die Königsreihen sind nicht sorgfältig in ihm eingehalten, weil sie ohne Rücksicht auf einander und auf die Zeilenführung hintereinander weg geschrieben sind, so daß die eine oft eher aufhört als die andere; die historischen Ereignisse sind mehrfach zwischen die Zahlen geschrieben statt daneben. Für die chronologische Fixierung der Notizen hat er deshalb keinen Wert. Die Verteilung auf zwei Seiten ist im ersten Teile nicht beibehalten, sondern alles auf eine Seite zusammengedrängt; dabei hat der Schreiber sich aber zu Anfang vergessen und plötzlich doch wieder eine Doppelseite wie im Original hergestellt. Auch die Zeilenzahl wechselt und schwankt hier zwischen 34 und 40. Die Hs. bietet aber wenigstens an der einen umstrittenen Stelle 217f als einzige der alten Hss. die ganz richtige Lesart athlamos, während OM dies zu athalamos erweitert, L es zu athamos verkürzt hat. Geschrieben ist der Codex in Unciale, wahrscheinlich in der Benediktinerabtei zu Fleury (Traube p. XII); er war später einmal im Besitz des Peter Daniel, um dann in die Hand von Jacques Bongars zu gelangen, von dem er bei Scaliger seinen Namen erhielt. Schöne p. X S. 24 Fotheringham p. XVII und S. 4 Traube p. XII, l. Auch der Codex Lucensis bibl. cap. 470 gehört zu den alten Hss., die nicht die Überlieferung L tadellos weitergegeben haben. Er ist in Lucca geschrieben und immer in der Kapitularbibliothek aufbewahrt worden. Sein Alter ist durch eine Eintragung, welche eine Sonnenfinsternis erwähnt, aufs Jahr 787 bezeugt (vgl. Ginzel, Sitz.-Ber. d. Berl. Ak. d. Wiss. Math.-nat. Kl. LXXXVIII 661). Die Schrift ist für die historischen Ereignisse, aber auch für das Rahmenwerk häufig eine sehr kleine Minuskel, die es ermöglicht hat, auch in der ersten Hälfte alles auf einer Seite zusammenzudrängen. Auch hier sind die Zeilenlinien nicht benutzt und die Zahlen der Königsreihen achtlos und schief untereinander geschrieben, ja oftmals durch Punkte ersetzt, so daß es irreführend ist, wenn man immer bestimmte Jahre für die einzelnen historischen Bemerkungen angeben will; daher in meinem Apparat so oft: sin. num. L. Manchmal verrät eine nach mehreren Punkten gesetzte Zahl, daß hier ein Ereignis wieder zu einem Jahr in Beziehung gesetzt werden sollte. Der Schreiber hat auch allmählich darauf verzichtet, die Notizen überhaupt zu trennen, sondern sie, soweit er sie eng aufeinander folgen sah, auch im Zusammenhang geschrieben, ohne eine neue Zeile zu beginnen. Da aber der Zusammenhang in seinem Original durch die Eintragung der Olympiaden geteilt war, so hat er nie in die nächste Olympiade übergegriffen, und insofern ist auch diese Hs. nicht wertlos, weil sie ganz deutlich zeigt, zu welcher Olympiade das Original das erwähnte Ereignis gesetzt hat. In dem Textband der vorliegenden Ausgabe ist daher in diesem Falle zu der ersten Notiz der Olympiade gesetzt z. B.: c) ad CLXXVIII OL, bei d) e) f) g) h) aber nur: ut c), d. h. zur gleichen Olympiade, ohne daß das einzelne Jahr bei dem Verfahren des Schreibers zu bestimmen wäre; im. ersten Teile vor Beginn der Olympiadenrechnung mußte diese Zusammenziehung einfach durch coni(unctum)cum a) usw. bezeichnet werden. Ihre Bedeutung hat die Hs. auch, weil sie allein von den älteren l l l f die Angabe: Euenus poeta claruit erhalten hat, welche der Armenier und Synkellos als eusebisch bezeugen, und ebenso 130®: Epicurus defunctus est, gleichfalls beim Armenier und bei Synkellos vorhanden, Darum scheint auch kein Grund vorzuliegen, 152° dem Hieronymus abzusprechen, obwohl nur durch L bezeugt und inhaltlich verwandt mit 151®. Die Hs. ist aber auch von Wert, weil sie die alte Seiteneinteilung bestätigt. Während sie zuerst eine weit größere Menge von Zahlen auf einer Seite — denn sie hat ja von der Unterbringung der Tabelle auf einer Doppelseite abgesehen — vereinigt (z. B. von dem Titel Ass. XXIX S. 66 bis fast zum Ende 67: XXXI), verrät sie plötzlich von S. 89 ab die ursprüngliche Anordnung, weil sie die linke und rechte Seite nacheinander schreibt und jedesmal den Kopf: medor. ebreor. athen. usw. mitabschreibt. So ergibt sich
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Einleitung.
Übereinstimmung hinsichtlich des Umfangs für die Seiten 89—103, dann ist Doppelseite 104 wieder ganz nebeneinander gegeben unter Weglassung aller Notizen rechts und der Römer- und Makedonenreihe; S. 105 wird wieder die linke und die rechte Hälfte nacheinander gegeben. Von da beginnt auch in der übrigen Überlieferung die einseitige Gestaltung der Tabelle; auch hier hat L zunächst noch die erste Seite des Originals 106 gekennzeichnet. Erst dann ist auf die Bezeichnung der Seiten der Vorlage durch Aufnahme des jedesmaligen Kopfes verzichtet, doch nicht ohne daß der Schreiber plötzlich S. 116 wieder darauf verfällt, den Kopf Persarum-consules an der Stelle, wo ihn die SKlasse hat, in den Text aufzunehmen. So bietet die Hs. gerade dadurch ein äußerst wichtiges Dokument, weil sie gleichsam widerstrebend uns doch die Kenntnis von der Einrichtung des Originals verschafft, und rechtfertigt ihre Aufnahme in den Apparat der Ausgabe. Der Schluß von 2474 a b und das Prooemium fehlt. Eine Photographie besitzt die Berliner Akademie und die Staatsbibliothek. Mommsen Lib. Pontiticalis p. LXXIVf. Chron. min. I p. 156 Fotheringham p. XIX. M Die letzte der vollständig angeführten Hss. ist der Middhlehillensis Phillipp. 1829 der Staatsbibliothek zu Berlin, in seinen Schicksalen ähnlich der Hs. N (V. Rose Verzeichnis d. lat. Hss. d. Kgl. Bibl. zu Berlin I 277 ff.). Nach Traubes Urteil (p. IV) in der Zeit Karls des Großen in Trier geschrieben, hat er später über Clermont usw. denselben W e g wie N genommen. Die Schrift ist im allgemeinen Minuskel. Er schließt sich enger an 0 an als die S-Hss., hat z. B. 217f mit 0 : Athalamos . . . cucurrit, enthält aber 26 Zeilen und stimmt im Anfang in der Seitenverteilung genau mit der S-Klasse. Erst von S. 106 (Darius II. Jahr) verläßt er die sonst vorhandene Einteilung und wandelt eigene Wege genau wie L. Er liefert also den sicheren Beweis, daß auch diese Handschriftenreihe ursprünglich auf ein Original mit 26 Zeilen zurückging und die gleichen Seitenschlüsse hatte wie die S-Klasse, was sich auch sonst aus der Überlieferung erweisen läßt (s. u.) Mommsen Chron. min. I 78, II 7, Schöne I p. XVI und S. 103 Weltchronik 28 Fotheringham p. XIV und S. 4. Im Apparat Von den zahlreichen sonst erhaltenen Hss. der Chronik habe ich in der vorliegenden Ausgabe "nur' Abstand genommen, weil sie jünger oder willkürlich zurecht gemacht sind. Die einzigen beiden Ausnahmen nahmsweise sind im Handschriftenverzeichnis zum Textband angegeben. Der Cod. Leid. Scaliger. 14 Lemovicensis 1 ^ f i a m i ^ 6 i'arisin. Lat. 4860 sind herangezogen, weil sie die Notiz 98 h : Perinthus condita und 220 b : Romanae ecclesiae schriften episcopatum tenet XXIII Xystus ann. VIII enthalten. Die erste (auch im Lond. und im Par. 4858 vorhanden) bezeugt auch der cod. M in etwas anderer Form, wenn er der folgenden Notiz: Camerina urbs condita beifügt: et berintus; offenbar war sie am Seitenende oder -anfang fortgefallen und irgendwie nachgetragen im Original; sie steht in Verbindung mit der Gründung Camerinas bei Synkellos und bei dem sog. Dionys. Telm. Die Bemerkung über den Bischof Sixtus aber kann selbstverständlich bei Hieronymus nicht gefehlt haben in der Liste der nach ihrer Reihenfolge ausdrücklich gezählten römischen Bischöfe, ist auch beim Armenier und bei Synkellos zu finden. Aber darüber hinaus schien es mir nicht nötig, die Lesarten dieser Hss. aufzunehmen, um nicht den Apparat unnütz mit nichtssagenden Varianten zu belasten. Fortgelassen habe ich also mit Bedacht folgende von Fotheringham nach Schöne oder zum F ersten Male herangezogenen Hss.: F als Freherianus nach seinem Besitzer von Scaliger bezeichnet, welcher' die von ihm vertretene Gestaltung der Chronik bevorzugt hat, ist im 9. Jahrhundert geschrieben (Catalog. Cod. Mss. bibl. Univ. Leid. II cod. Scaliger. 14). Daß sein Original dem 6. Jahrhundert entstammt, hat Schöne aus einem am Schluß hinzugefügten Briefe geschlossen (Quaest. Hieron. p. 58); die summarische Bemerkung S. 250 ist auf das 18. Konsulat Theodosius des Jüngeren und das 6. Valentinians bezogen, also 444/5, so daß wir noch weiter hinaufkommen. Ob aber die in F gewählte Einrichtung der Chronik schon dieser Vorlage verdankt wird, ist nicht zu ersehen; sie weicht nämlich von der guten Überlieferung ab, weil sie nach einem bestimmten Prinzip umgemodelt
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ist und mit schwarzer, roter und grüner Farbe in den Königsreihen arbeitet. Die Zahlen dieser sind voneinander getrennt und nicht einfach nebeneinander gestellt, in die Zwischenräume sind vielmehr die historischen Ereignisse eingetragen, so daß etwa die medischen rechts neben der Mederreihe, die latinischen neben der Latinerreihe, die spartanischen neben der Spartanerreihe usw. stehen. Also die sonst übliche Einteilung in je ein Spatium für die historia sacra und die Profangeschichte ist verwischt. Darum hat die Hs. für die Erkenntnis, zu welchem Jahre die Ereignisse in Hieronymus' Exemplar gestellt waren, jede Berücksichtigung verwirkt; die Überlieferung des reinen Textes aber ist in den Hss. so einheitlich, daß eine Aufzeichnung der Lesarten dieses bearbeiteten Codex zwecklos ist, zumal mir die vollständig durchgeführte Kollation gezeigt hat, daß dadurch nur der Apparat um eine Anzahl von fehlerhaften Varianten vermehrt wird. Daß er A nahe steht, erweist 217f die Lesung: XL missus — cucurrerunt, sowie 246f Illyrici Equitius comes. Schöne p. XI und S. 25 Fotheringham S. 5 und XVIII Mommsen Chron. min. I 367/8. Der Parisin. 4860, von Fotheringham mit D bezeichnet, im 10. Jahrhundert in Mainz ge- D schrieben (Fotheringham S. 31 und XIX Mommsen Chron. min. I 363/5) gleicht in der Anordnung F und fällt deshalb ebenso für die chronologische Fixierung der Ereignisse aus. Fotheringham hat seine Lesarten wie die von F aufgenommen. Mit F hängt auch aufs engste der Lemovicensis 1 zusammen Lern. 1 in der Anordnung der Zahlenreihen und der historischen Notizen sowie in der Seitenverteilung, auch in den Lesarten 217f und 246f, ohne doch aus F abgeschrieben zu sein, wie einzelne Abweichungen deutlich erweisen. Die summarische Bemerkung 43d und 60° fehlt z. B. hier und in F, 50d,i5 liest man ab aere hier und in F, 51b wird eumolpo hier wie in F zu eum molfo, bzw. — pho, 59 ist die Regierungszahl Agamemnons in Einklang gebracht mit der Tabelle auf XVIII statt XXXV hier wie in F; es fehlen in beiden Hss. 65°, 68°, 69°, 80b, 86°, 103°; 79b haben beide die seltsame Lesung frigenas statt fryges, 107d schieben beide hinter consules die Zahl X ein und und ebenso vor tribuni: decem oder X usw. In beiden findet sich die gleiche Differenz hinsichtlich der 272. und folgenden Olympiaden. Daß die Hs. nicht unmittelbar aus F stammt, sondern auf eine gleichartige Vorlage dieses bearbeiteten Typus zurückgebt, erweisen z. B. folgende Abweichungen: 27f colunt (F: uocant et colunt), 40h in luctamine (F: luctae), 41 Uberschrift Cecrops: acta (F: acia), diffies (F: dypes), 43f uocata (F: nuncupata), 43k,23 eliensib; (F: aliensibus), 431 pagos nomen (F: fagus numen), 47 a radamantü (F: ramantum), 51f meones (F: in eones), 87d ilia (F: lia), 120 Perserüberschrift: nothus (F: ochus), 139°,23: inpugnat ac (F: inpugnata), 2061 (207,9) impetrato (F: imperato) usw.; auch ist das Summarium S. 250 aufs 8. Konsulat des jüngeren Valentinian, nicht auf das 6. bezogen und dementsprechend die Gesamtjahressumme gegenüber F um 9 Jahre vergrößert, ebenso die Angaben für die Kaiserzeit und den Abstand seit Tiberius XV; die übrigen dort gebotenen Zahlen sind in F trotz der andern Orientierung auf eine spätere Zeit aus der gewöhnlichen Überlieferung beibehalten, welche nach dem Jahre 378 sich richtete, dagegen in der Hs. von Limoges sind sie umgerechnet.. Nach alledem ist die Hs. als ein gleichwertiger Zeuge für die in F vorliegende Form der Bearbeitung neben dem Leidensis anzusehen, gibt aber kein getreues Abbild der echten Chronik. Alle übrigen Hss. sind in dieser Ausgabe mit Absicht ganz übergangen, weil sie gegenüber den alten und guten Zeugen, die wir besitzen, keine Bedeutung beanspruchen dürfen. Das gilt auch von denjenigen, die Fotheringham noch mit herangezogen hat, und es ist sehr dankenswert, daß er selber durch Anführung dieser sonst nicht veröffentlichten Lesarten den Nachweis dafür ermöglicht hat. Er hat noch folgende Hss. verwertet: Oxon. Merton 315 (9. Jahrhundert) (beschrieben Fotheringham p. XV und S. 6); er stimmt T bis zum Jahre 1496 Abr. wie M in der Seitenverteilung mit SAPN. Der Text ist derjenige der
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von Scaliger fälschlich als priores bezeichneten Hss., welche alle Notizen in einem spatium historicum neben den zusammengestellten Königsreihen bieten und, wenn der Baum nicht ausreicht, das Zahlengerüst damit unterbrechen und über die ganze Seite vom linken bis zum rechten Bande schreiben; in der Verwendung von roter, grüner und schwarzer Tinte zeigt sich Übereinstimmung mit F. Die Hs. wimmelt, abgesehen von den natürlichen, in jeder vorkommenden Yerschreibungen und Abweichungen, von Veränderungen und Zusätzen der willkürlichsten Art, auch Korrekturen, mit denen Hieronymus selbst verbessert wird. Dahin rechne ich, daß hier der Archon 109c richtig mit calliade bezeichnet ist (sonst callia) und daß 37° der Priester Callithias richtig zur Priesterin gemacht isti indem gegen die einhellige, den Irrtum des Hieronymus bezeugende Uberlieferung die Masculina geändert sind: in Argis prima sacerdotio functa est Callithyia, Pirantis filia. Ein Teil der Ergänzungen dient einer, wenn auch falschen, Erklärung, die anstandslos in den Text gesetzt ist: 93° Hipponax (philosophus), 961 Sinope condita (in Ponto), 97 h Ninum (ciuitatem), 97k in (portum) Tenarum, 102° agon gymnicus, quem Panathenaeon uocant, (Athenis) actus, 102f physicus (philosophus), 102s Stesichorus (poeta), 102* iyogoq . . . constituitur (id est respector), 107b Bruti (consulis), 108' und 109° uirgo (Uestalis), 109k Pindarus (musicus), 115 Pers.: nothus (id est spurius), 166a zu Panion (est templum), 233h Antonium (monachum), 2331 Nazarii rhetoris filia (Eunomius christiana virgo). Andere Zusätze sind umfangreicherer Art und entstellen den Text nöch mehr; S. 35 links steht eine ausführliche Darlegung über den Namen Pharao, der mit Augustus verglichen wird, 38d zur Memnonstatue ist zugefügt: cuius statua usque ad aduentum christi sole Oriente uocem dare dicebatur, S. 42 links wird Chenchres dem Pharao des A. Testamentes gleichgesetzt, der im Boten Meer ertrank, 67f zu Aegyptus: (cui datum est regnum eiecto danao), S. 80 zu Lac. XLI: (huius sesonchosis aegyptii regis pater fuit siropis, hunc ferunt quidam post mortem ab aegyptiis deum nuncupatum eumque serapim appellatum), 85 Cor.: post hunc (reges in corintho non fuerunt sed) annui prytanis constituti sunt zugleich mit willkürlicher Umstellung, 86 links: prima olympia acta (quod erat agon gymnicus), 881 custodes (aemulatoresque Iudaeae legis facti sunt), 89 zu Sabacon eingereiht: (sabacon aethiops bocchorim uicit aegyptoque regnauit) wie 91 zu Taracus: (tarachus sebicho interfecto aegyptiis regnauit) und 94 zu Nechepsos: (nechepsus magicae artis peritus, cuius scripta medicinalia feruntur), 91 zu Manasse: (Manasses impius esaiam interfecit statuamque suam posuit quinque facies habentem, 91®: addidit ianuarium et februarium (adeo ut ultimus december diceretur), 98° secum pertrahit . . . (in babyloniam duxit^oculosque eius eruit), 109° (Xerxes pontem in hellespontiaco mari fecit), I i i s zum Schluß (affirmaturque diuinas scripturas memoriter condidisse et ut samaritanis non miscerentur litteras ludaicas commutasse), 114® Socrates (qui scholam congregauit), 121a ist zu Demosthenes angefügt: (aeschines orator cognoscebatur), was weder der Armenier noch Synkellus hat, 124h mit Verkennung des Ubergangs von einer Seite auf die andere: post quem translato in multos imperio (diuersi regnauerunt), 129 wird hinter b) eingefügt: (zenon stoicus philosophus cognoscitur) und (palemon philosophus cognoscebatur), weil 130f und 131b Polemons und Zenons Tod angeführt ist, 145® Iohannes (qui uictis hyrcania hyrcanus cognominatus est) (nach 1460, 146h ist zu Sebaste gefügt: (uocabatur ecthemas et), 149°, wo die Beziehung zu der Königsreihe nicht erfaßt ist, wird willkürlich (ipse regnauit) zugesetzt, 150 zu dem Ägypterkönig (Alexander matrem interemit), zu Plinius 195 e : (perit dum inuisit uesuuium (auch in M, aber von anderer Hand, zugesetzt), was A. Schöne Weltchronik 170 nicht als von Hieronymus herrührend hätte annehmen dürfen, da, abgesehen von der Verwechslung des Todes der beiden Plinii, schon das Asyndeton den Zusatz deutlich kennzeichnet, 228a deposuerunt (post hoc constantius biennio augustus imperium tenuit et galerius qui postea regnat); im folgenden ist 229 b f h k eine Eegierungszeit hinzugefügt wie auch 231d 234®, 239 hinter g) (petrus
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caesaraugustae orator insignis docet) (von Schöne S. 152/3, obwohl der abweichende Sprachgebrauch konstatiert wird, dem Hieronymus fälschlich zugeschrieben). Auch sonst schaltet die Hs. völlig frei mit dem überlieferten Text; so lesen wir 20,is chaldaeos] hebreos, 31 a generat] genuit, 37,22 adfirmat] dicit, 48'1 thebaeus] e thebis und 91 f in samo] samia, 41° cecrops] serapis, 43k,23 heliensibus] deliis (!), 53s,22 confluitüs] confluentes, 62 Aeg.: de tertio tomo] de libro tertio, 62h,23 scyllam] nauem, 69 b uel cumae] quae nunc cumae, 87® ilii persis] liacam uastationem, 87 h oraculo. sie iubente] ex responso phoebi(!), 88 h usque ad mortem] quoad uixissent(!), 90^ ist statt der Randnotiz: hoc in primis annis Romuli gestum est, sed quia pagina uacabat, hic scriptum in den Text hinter 90 a gefügt: quod tarnen primo anno romuli gestum est, 97 °,23 sibi uterque conuenerit] ista conueniunt, 98s congressus eum interfecit] congressus est eumque interfecit, 118 Aeg., 22 post quem] et post eum, 122,1 rumore] fama, 1 2 3 a A l e xandri] eius, 129 a Sarapis ingressus est AlexandriamJ sarapis simulacrum alexandriam uenit(!), 139,14 cui et iasoni (xq> xat 'laaovi)] cui nomen est iasoni, 139,22 legem inpugnat ac] militem expugnans, 200 b , e uehementer deperiens] diligenter sepeliens(I). An der berühmten Stelle 217 f wird athlamos zu atlans mons(!). Die freie Veränderung der Notizen offenbart sich auch 12a,25, wo nach Verderbnis des fuere in fere einfach statt isetem fuere temporibus geschrieben wird: hisdem fere temporibus fuere, 46° (eodem tempore et) apud Hebraeos, 86 e unter Mißachtung des ursprünglichen Anschlusses an den Namen des israelitischen Königs sub quo] sub hoc facee, 88 h ,io desierunt] hinc desierunt, 911 et] tunc et. Auch 2361,2e ist das eingefügte grauius, obwohl es das Richtige trifft, natürlich keine Überlieferung, sondern eine leichte Konjektur, wie der Zusatz an falscher Stelle zeigt: (grauius) bellum fuit, w o offenbar bellum fuit (grauius) im Hieronymustext stand (s. u.). 240,9 referre (complura). Zweifel kann man hegen hinsichtlich 103,22: Pherecydes historicus (pythagorae magister), weil auch der Armenier dies hat und in L verstümmelt pothami magister zu lesen ist; diese Bemerkung hat also ein Anrecht, im Apparat aufgenommen zu werden. Im übrigen aber ist es zwecklos, die orthographischen und sonstigen Varianten einer derartig willkürlich verfahrenden Hs. anzuführen, wo uns zur Genüge Zeugen der echten Hieronymusüberlieferung zu Gebote stehen, und wenn Fotheringham S. X vom codex T sagt: multi ex eis erroribus, qui in codicibus primae notae inveniuntur et qui forsitan d e i p s o H i e r o n y m o v e l d e l i b r a r i o e i u s descendunt, hic correcti sunt, so mag das interessant sein, läßt ihn aber schon deshalb aus der Reihe der zuverlässigen Zeugen ausscheiden und würde höchstens berechtigen, diese einzelnen Stellen im Apparat anzuführen. Ganz das Gleiche muß man von den bei Fotheringham mit C und X bezeichneten Hss. QX (Colbert. Parisin, Lat. 4859 und Londin. Mus. Britann. Add. 16974) urteilen, obwohl beide dem 9. oder 10. Jahrhundert angehören (beschrieben von Fotheringham p. XV/XV1 und S. 6.31, S c h ö n e S . 30). Sie stehen in naher Beziehung zu T und teilen eine ganze Anzahl der oben angeführten willkürlichen Änderungen mit ihm, haben aber noch darüber hinaus den Text in der allerfreiesten Art umgestaltet oder mit Zusätzen versehen, ganz ungerechnet zahlreiche Auslassungen und Umstellungen. Man mag fast jede beliebige Seite in der englischen Ausgabe aufschlagen und wird sich sofort von den Textesfälschungen dieses Überlieferungszweiges überzeugen. So 49 h aput argos regnauit] regnauit in graecia, 50® (tunc gesta sunt), 50 Aeg.: Aegypti XV1I1 dynastia] aegyptii post XVHI dinastiam suo imperatore uti coeperunt (kleinere Abweichungen beider Hss. voneinander notiere ich hier und im folgenden nicht), 51 b (gestum hoc tempore), 511 (hoc tempore habita sunt), 55' (hoc tempore), ähnliche Zusätze auch sonst häufig, 55 b argonautarum historia] argonantae his temporibus fuere, 58 a ,i quem] huius sunt temporis, 58® (eosdem autem fuisse tyrios), 70,2 ad praesentem annum] ad salomonem et aedificationem templi in prineipiis, 84 lsr. zum Teil mit Verdrängung der Königsangabe: (hic annus in hoc regno consumitur per diuersos), 85 Lyd.: Lydorum primus rex] hinc lydorum, 86 1 uersificator florentissimus] Hieronymus II.
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uersificatur prope omni metro et opere clarus, 86e sub quo] hoc tempore . . . und dann zum Schluß (rege facee), 88b occisus (est oh tramissum saltu uallum), 89a propter sabinarum raptum] ob raptum sabinarum, 91b per quinos dies] quinis diebus, 93 Ath. (annuo imperio rem publicam agentes), 94f crebro sermone] frequentibus praeconiis, 971 extruxit] instruxit et ioui dedicauit, 97k transportatus] uectus, 98a,i5 et tributarium fecisset Ioacim, uictor ad patriam reuertitur] tributario eliacim facto u. ad suos redit, 99f emundauit] subuertit, eine Stelle, die Schöne, Weltchronik S. 94ff., falsch beurteilt hat, um dann zu folgern, daß der Archetypus dieser entstellten Hss. mit spatium historicum älter sei als der der guten mit der Anordnung in zwei Textspalten; denn Scaligers: profecto Hieronymus subvertit' scriptum reliquit, non 'emundauit' ist eine unbewiesene Voraussetzung. Das dem Leser im Zusammenhang der historischen Notizen befremdliche Wort emundare (im gewöhnlichen Leben = ausmisten) reizte zu einer anderen Deutung oder zur Veränderung, was in den beiden Vorschlägen am Rande von N: destituit und subuertit deutlich in die Erscheinung tritt. Möglich, daß eine Auffassung wie in der Glosse emendo ajioxo6\im (C. Gloss. II 237,55) — forträumen oder die Deutung e mundo tollere dabei einwirkt oder auch subuertit wie kurz vorher 98f subuertit Ninum, 144° Numantinos subuertit, 228b ecclesiae subuersae sunt sich als natürliche Verbesserung für das unverständliche emundauit von selber ergab. Wenn der Armenier gleichfalls 'zerstört' übersetzt hat, so verfiel er der gleichen Ideenverbindung, vielleicht in Verwechslung des griechischen xad-a'iQu und xad-aigsT; das Perfektum emundauit und das Präteritum beim Armenier sprechen allerdings eher für sxad-rjQs im Text des Eusebius, was mit xa&tlXs nicht zu verwechseln war. Es kann das jedenfalls nur ein zufälliges Zusammentreffen sein, das uns keinen Grund gibt, diesen verwahrlosten Hss. ein Altersvorrecht vor den übrigen einzuräumen. 99s sua] noua genti cui praeerat, 100°, s (certo loco) meminit, 100f thales] purior (prior C) aetas (war etwa posterior gemeint, um diese Angabe zu der von 96b in Beziehung zu setzen?), 105,22 iste] hic, 1081 und 109° (uestalis) mit T, HO0,7 inuitatus] apud diuersos, 117b tyrannidem exercet] tantum tyrannus est, 121h huc usque manethos] huc usque manet (mansit X) hoc regnum, 123® quo tempore . . . ] eo tempore . . . (quo alexander alexandriam condidit), 124a destructum est] concidit, 125h wie T, 125 oben: (hinc alexandrinorum nascitur regnum quod est aegypti et per diuersas gentes quas alexander tenuerat diuersi regnauerunt reges), 126 Syr.: (regnum) . . . (nascitur et regnat primus), 129 As.: tradidit (qui destructo regno asiae ex utroque unum fecit imperium), 130a uirginum (uestae), 131a explet] finiuit, 140b perse (macedonum rege destructoque eo regno), 140 Mac.: (iudaeorum nascitur regnum), 152b crassus (quoque) triumphauit, 156 ein Zusatz beim Beginn der römischen Kaiser, 165,25 istius] huius, 168° agnoscitur] habetur, 1718 diem obiit] perit, 175a Iacobus (qui habitus) frater domini, 178° interficit] interemit, 180s grauissimas] magnas? 18l b (facta est), 195e der falsche Zusatz perit dum inuisit uesuuium wie in T, 200b wie T, 202,a liberis suis] filiis, 204a (weniger für die Art der beiden Hss. an sich, als für die Beziehung zu T bezeichnend) apud Lorium uillam suam] apollorio in uilla sua, 208,2 praeceperunt] fecerunt, 208° episcopatum sortitur] fuit episcopus, 212® insignis] clarus, 217f mit T: atlans mons(!), 226a contra] aduersum. Die Zusätze der Regierungszeit 228d 229 b f b k usw. wie in T, auch 2331 wie T: (eunomius christiana uirgo), 235 a fratri] frisiis (1) (die Lesung kehrt auch bei Prosper wieder, der in Zusätzen und manchen Lesarten mit dieser verderbten Uberlieferung zusammengeht), 239b florentissime] insignissime, 240,9 wie T: (complura), 248b iussit interfici] iussit enecari (necari C) auch hier mit Prosper: für das ursprüngliche — XJ — | — u — interfici (vgl. 178h iussit interfici) spricht die Klausel: iussit interfici (s. u.); interfici ist offenbar durch einen vulgäreren Ausdruck ersetzt (vgl. Baehrens, Neue Wege zur Antike, II, S. 50), 247 hinter f): theodulus miserabilis presbiter dum aduersum conscientiam furoris sui sacraficia deo offerre audet, in mediis precibus eliditur, eine Notiz, die mit einigen Veränderungen und Fortlassung des Namens
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zu Beginn auch in M Eingang gefunden hat in einer Form, welche deutlich verrät, daß es sich um einen Eindringling handelt (s. Schöne, Weltchronik S. 157). Schöne, der in all diesen Notizen Bemerkungen des Hieronymus aus einer andern Auflage sehen möchte, hat auch den Zusatz 248° behandelt, wo die richtige Uberlieferung nur hat: Theodosius, Theodosii postea imperatoris pater, et plurimi nobilium occisi (vgl. i78 f plurimi nobilium a Gaio interfecti, 184° multi nobilium Eomae a Nerone interfecti, 190m Domitianus plurimos nobilium in exilium mittit atque occidit, 234c Ablabius praefectus praetorio et multi nobilium occisi, 238s nonnulli nobilium Antiochiae a Gallo interfecti), in CX dagegen steht: Theodosius, th.p.i.p., multorum per orbem bellorum uictoriis nobilis in africa factione eorum periit, qui et ipsi mox caesi sunt, id est maximinus ex praefecto et ceteri. Gegenüber dem hieronymianischen Ausdruck der echten Notiz offenbart diese schon durch ihr Gepräge und das törichte et ceteri nach meinem Empfinden das Fremdartige, wie auch Schöne anerkennt, sie hat aber doch hinsichtlich des Inhalts in ihm einen Verteidiger gefunden (S. 158—67), so daß er seinem eigenen Bedenken zum Trotz zu dem Schlüsse gelangt: 'Ein bestimmter Grund, das Additamentum dem Hieronymus selbst absprechen zu müssen, liegt nicht vor'. W e r den Charakter dieser Hss. unbefangen betrachtet, muß zu dem entgegengesetzten Ergebnis kommen und diese Zusätze nicht anders einschätzen als etwa die in C vorhandene Eintragung zu Vituitus 146 d : deinde capta urbs lemouicas et iritus filius regis uetuiti. Mag es immerhin berechtigt sein, diese eigenartigen, Neues bietenden Erweiterungen des echten Hieronymustextes zusammenzustellen, weil sie die gerade bei dem Text der Chronik verständliche Interpolationsarbeit zeigen und z. B. auch für die Erkenntnis der Vorlage Prospers nützlich sind, so ist es andererseits doch, wie schon dieser Uberblick lehrt, keinesfalls Pflicht des Herausgebers, alle Auslassungen, Umstellungen, Varianten dieser mehr als leichtfertig mit dem Text umspringenden Hss. anzuführen, so daß der Benutzer in diesem Wust ersticken muß; auch der englische Gelehrte gibt das bis zu einem gewissen Grade zu, obwohl er — zu unrecht — T verteidigen möchte, wenn er vom Londinensis sagt (S. X V I ) : codicem neglexit Helm, nec i n i u s t e , si modo T citavisset, und Mommsen urteilte vollkommen richtig über den Londin. (Ges. Schrift. VII603): 'Die Hs. ist voll von Fehlern und wird für die Fundierung des Textes keine selbständigen Beiträge liefern'; aber das gleiche gilt von der ihm verschwisterten Hs. C und auch von T. Etwas anderes aber ist es, den wahrscheinlichen Text aus den Hss. herzustellen, etwas anderes die verschiedenen Zweige der Überlieferung und ihre Verwahrlosung zu verfolgen; das erste gehört in den Apparat, das zweite in die Vorrede. Ausgeschieden habe ich auch den Cod. Parisin. Lat. 4858, den ich ebenso wie die Paris. 4859 Q und 4860 in Paris kollationiert habe, sogar vollständig (bei Fotheringham Q, beschrieben p. XVII, S. 30); er stammt aus dem 9. Jahrhundert und geht aus der Uncialschrift, die er zunächst aus seiner Vorlage beibehält, mehr und mehr in Minuskel über. Die Hs. zeigt hier und da Berührungen mit B; so 2a,7 breuia spatia (uiae(), 3b,i9 iambo currit] iä occurrit, 10a,i5 agusti, 13b, 3 inferimus, 40,5 piemetheum, 42,i enossonf 42,4 repperere] repperire, 49,22 qui] qui quia, 82,23 arbaco medo] arbo comedo, 88* constr. — naucr.(, 101,20 qui(, 102a,25 tantum] in totum, 1.04b Tomyris r. M. cyrum interficit] tamyris regina massagetarum (masagittaru Q) interficitur(!), 137,17 Prusiam] plusiam, 140a a poeta] po&a&a, 156a aput romanos] romanus, 189b besbius] baebius, 190n romana] romanos, 196,12 in libya] libiae, 200,4 regius] egregius (so auch O). Aber dieser Parisin. übertrifft B noch bei weitem an Flüchtigkeit und Verwilderung, so daß es zwecklos ist, seine Lesarten sämtlich anzuführen, noch dazu, wenn sie vereinzelt stehen. Ich greife für all diese Hss. zwei beliebige Seiten der englischen Ausgabe heraus. S. 214/15 liest man 7 arsacides Q arsacede X , 10 euergites QD om. X , 7 ammodum TC, 9 ancelle Q, 21 panarethon Q panereton X C , 25 ceraurus Q geraunus X caeraunos D ; oder man sehe B»
Einleitung. ebendort 2 1 3 , e r a s t i t r a t u s Q eresistratus X erusistratus D und urteile selber, ob die Aufgabe des Herausgebers eher erheischt, derartige Hss., deren Minderwertigkeit klar ist, im Apparat mitzuschleppen oder fortzulassen. Die Auswertung der von mir benutzten Hss. ergibt sich nach dem Dargelegten von selber Ich habe sie in voller Kollation gegeben und bin dabei in der glücklichen Lage gewesen, meine eigenen Aufzeichnungen an Fotheringhams Ausgabe nachprüfen zu können, wie er zur Kontrolle der Jahresangaben meinen Textband zur Verfügung hatte; ich glaube deshalb, bei allen Abweichungen von der englischen Ausgabe auf das Vertrauen meiner Benutzer Anspruch machen zu dürfen. 0 und S, bzw. dessen Ersatz APN, müssen die Führer sein. Es ist verständlich, daß Fotheringham bei seiner Arbeit den Text des von ihm vorher herausgegebenen Oxoniensis, ich den mir in Photographie bequem zur Verfügung stehenden Amandinus zugrundegelegt habe, der j a die Form der Chronik am besten gewahrt hat. Das hat bei beiden zu Versehen geführt; bei F., daß er z. B. 114 b tragoecus (F. 196) abgedruckt hat (im Druckfehlerverzeichnis berichtigt), bei mir, daß 231 f der Schreibfehler pamphyli aus A mit untergelaufen ist. Auch ist mir erst im Laufe der Zeit deutlich geworden, daß Fehler der die S-Uberlieferung trotz ihrem hohen Alter und trotz ihrer Güte unfl Sorgsamkeit und dem engen S-Klasse Anschluß a n ¿Je ursprüngliche Seitenverteilung an ein paar Stellen nicht mehr des Hieronymus eigene Fassung bietet, sondern von dem Urheber dieser Ausgabe, die ich ja oben (S. X) charakterisiert habe, in einigen Notizen verbessert oder verändert worden ist. Es sind das Stellen, die Schöne (Weltchronik S. 173, 89, 96) zu seiner Vermutung einer doppelten Rezension durch den Verfasser selber fälschlich Anlaß gegeben haben. So bin ich überzeugt, daß Hieronymus 189 b besbius mons geschrieben hat (so OLM) entsprechend dem griechischen Wortlaut, den er vorfand: Beaßiov 0Q0q, und nicht uesuuius, worauf A P N führen, weil es nicht erklärlich ist, daß jemand die zweite Form durch die erste ersetzt haben sollte, wohl aber umgekehrt. Das gleiche gilt von dem berühmten Athlamos 217 f , wo das Mißverständnis des Ubersetzers, das dem Paradiüs 57,2 ähnelt, natürlich das Ursprüngliche ist, dagegen quadraginta missus eine Verbesserung des Urhebers der S-Überlieferung darstellt, die n u r auf Grund des griechischen Textes vorgenommen werden konnte und einfach dem Ausdruck des Hieronymus recht und schlecht aufgepfropft worden ist; denn ich bezweifle, daß er gesagt haben würde: missus cucurrerunt. Anders liegt die Sache 246 f , wo Equitius comes in der S-Uberliefer u n g statt Probus praefectus Ulyrici durch irgendeine Zusatzbemerkung hineingekommen sein muß; denn die Wortstellung Illyrici Equitius comes widerspricht dem Gebrauch und ist ebenso ausgeschlossen f ü r Hieronymus, der den Namen der Person an den Anfang stellt (246 b Maximinus praefectus annonae, 247 b Clearchus praefectus urbi), wie f ü r jeden andern mit Bewußtsein arbeitenden Redaktor, während Probus praefectus Illyrici die allein mögliche Wortstellung aufweist. Richtig urteilte deshalb Mommsen, als er den Equitius als durch Interpolation hineingetragen erklärte (Ges. Schrift. VII, 604 f.). GemeinTrotz dieser vereinzelten Abweichungen von S und 0 kann es keinem Zweifel unterliegen, e r ^ ^ g ' daß beide und nicht nur sie auf ein gemeinsames Original, bzw. eine gleichartige Vorlage zurückundO-Klasse gehen, deren Seiteneinteilung S und seine Abkömmlinge genauer bewahrt haben als 0 . Daß auch L mit 26 Zeilen diese Anordnung des 26 zeiligen Typus, wie er in SAPNM vorliegt, noch verrät, sahen wir schon. r
Auch f ü r 0 hat Fotheringham S. XXII durch scharfsinnige Beobachtung das Gleiche erwiesen an der S. 61, wo das zur Uberschrift wiederholte Troia capta, obwohl überflüssig in 0 , mitten auf der Seite ebenfalls wiederholt ist, an S. 70, wo die Lakedämonierreihe in 0 fälschlich gerade um die Zahlen XXVI—VHI verlängert ist, also das Seitenende wie in A P N vorausgesetzt wird, weiter S. 119 am Ausfall des ägyptischen Königsnamens, der in A P N gerade am Beginn der Seite steht, und endlich am Wechsel der Farbe, der sich manchmal in den Königsreihen mitten auf der Seite findet, jedoch
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so, daß dort in A P N gerade eine neue Seite anhebt. N u r durch die Annahme gleichen Seitenschlusses in der Vorlage erklären sich auch S und 0 gemeinsame Fehler, die in der S-Überlieferung das Seitenende betreffen. 43/4 liest man oris pastoris filius VII ab inacho, in A an die Notiz 43 n gehängt: in aegypto regnauit telegonus, sonst (auch in PN) vor 44 b gestellt und damit verbunden: oris pastoris f. VII a. i. cranaus indigena, ex cuius filiae attidis nomine attica uocatur, wobei aber A aus Raummangel auch 43° auf die folgende Seite gestellt hat, darin sicherlich nach seiner manchmal zu beobachtenden Art (s. o. S. XI) vom Original abweichend. Fotheringham behauptet: incertum utrum haec verba ad Crotopum an ad Telegonum pertineant: ambo de Stirpe Inachi erant. Paus. II 16 gibt den Stammbaum der argivischen Könige: 1. Inachus, 2. Phoroneus, 3. Argos, 4. Peirasos, 5. Phorbas, 6. Triopas, 7. Agenor, 8. KQSTCOJIOS O ^JyrjvoQoq; kann es da zweifelhaft sein, wer der siebente von Inachus ab ist, und kann das sinnlose oris zufällig sein? Daß der Ausdruck f ü r Telegonos passe, vermag ich nicht festzustellen. Ist aber Agenoris richtig, so ist klar, daß beim Wechsel der Seite, wie das leicht vorkommen kann, Agen — fortgefallen ist; pastoris kann dann falsche Ergänzung des oris sein, die neben oris in den Text kam, falls es sich nicht anders erklärt. S. 79/80 lesen wir: qui ob impietatem postea fulminatus interiit in OBML (in L falsch fulminatus est mit Auslassung von interiit), in der S-Überlieferung fulmine interiit, und zwar schließen A P N die Seite mit fulmine, doch so, daß in A und N jedenfalls dahinter ein Kaum freibleibt, in welchem sehr wohl noch inter- hätte angebracht werden können, so daß man also sieht, daß eine Vorlage beibehalten ist. Die Parallele des Tullus Hostilius 93 a cum sua domo fulmine conflagrauit ist wegen des Zusatzes domus und wegen des Verbums conflagrauit doch anders geartet, hier legten jedenfalls fulmine die lateinischen Vorbilder nahe; dagegen 224e steht, was vielleicht auch 93 a gestanden hat: fulmine ictus interiit, und ich bin jetzt überzeugt, daß die Stelle zu denen gehört, an welchen ich der S-Überlieferung zu viel Vertrauen geschenkt habe und daß im Gegenteil fulminatus = xegavucod-eig die Lesung des Hieronymus war, die wegen der Teilung am Seitenschluß fulmina-tus zu fulmine geworden ist. Daß 98 h gerade in den guten Hss. ausgefallen ist, wird auch damit zusammenhängen, daß es zu unterst auf der Seite gestanden. S. 120 ist in der Makedonenreihe am Seitenende zu lesen post quem, worauf am Anfang der nächsten folgt: macedonum philippus; dieses post quem, das in N steht, ist fortgelassen in AP, aber auch in LM; die gleichmäßige Verteilung dieses Ausfalls auf die verschiedenen Überlieferungszweige erklärt sich ohne weiteres, wenn der Archetypus aller post quem die gleiche Stellung am Ende zuwies und sich der Vorgang, den wir jetzt in der S-Klasse noch beobachten können, wo A P die W o r t e übersehen, N sie behalten hat, in der Gesamtüberlieferung wiederholen konnte. T ist zu willkürlich verfahren, als daß man aus seinen Zusätzen mit Sicherheit etwas erschließen kann; sonst möchte man glauben, daß auch dort 124 h die Ergänzung (diuersi regnauerunt) nur deshalb erfolgte, weil die Seite zu Ende war in der Vorlage, was dann einen Beweis gäbe, daß auch über das Jahr Abr. 1496 hinaus T die gleiche Seiteneinteilung wie A P N vorlag. Die letzte Stelle ist 2 3 6 w o dem Satze: neque uero ullum Constantio ex IX grauissimis proeliis contra Persas bellum fuit das Prädikatsnomen fehlt, als das sich grauius ohne weiteres ergibt; am Seitenende fiel es in der gesamten guten Überlieferung aus. T hat, wie oben gesagt (S. XVII), die leichte Konjektur gemacht, grauius aber vorher eingeschoben. Es m a g seltsam erscheinen, aber dem Prüfenden wird es immer wahrscheinlicher, daß Hieronymus selbst bei dieser Arbeit, zumal in längeren Abschnitten, aber durchaus nicht nur in diesen, die Klauselgesetze nicht unberücksichtigt gelassen hat; etwa 55s passus in Hieronymus' Ow—u — |— u — u — |— u — u —| sidias, 56f inisse certamen, 64 a reliquit he redem, ebenso 149® reliquit heredes, 103® temptarit o — U — — u _ | —— _ — U —I raculum, 198® de publico est largitus inpensas, 199 a cuius . . . usque ad nostram memoriam durat ex-
Einleitung.
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— u — u — | — yj — — yj — | — o —| emplum, 200 h Hadrianus misit ex ercitum, 209° caput ei iussit im poni, 209® spectacula praebet in— u — | —u — u — | — \J —u — \j Z7 t signia, 210d regnaret in uitus, 222® ex cuius Euagrius . . . stirpe de scendit, 234 a totius orbis est secuta —
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dis cordia, wobei ich nur Stellen beliebig herausgreife, an denen die rhetorische Wortstellung die Absicht des Schriftstellers kundtut. Zahlreich sind die ditrochäischen Schlüsse, und clarus habetur oder insignis habetur fällt geradezu als Ausnahme auf. yj—
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Große und Schrift
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Auch aus diesem Grunde empfiehlt sich bellum
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fuit grauius durch die reinere Klausel. Sind aber diese Argumente zutreffend, dann haben wir an den gemeinsamen Fehlern in der Gesamtüberlieferung eine Gewähr dafür, daß der Handschriftenzweig mit 26 Zeilen die Einrichtung des Stammvaters all unserer Hss. bewahrt hat, und wir kommen damit auf die letzte für uns erschließbare Hs. der Chronik, wenn nicht auf das Exemplar des Hieronymus, zurück. Auch eine charakteristische Eigentümlichkeit haben die alten Hss. uns überliefert, die VerwenM re&or»ant P
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