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German Pages [324] Year 2012
Katrin Keller
Erzherzogin Maria von Innerösterreich (1551–1608) Zwischen Habsburg und Wittelsbach
Böhlau Verlag Wien · Köln · Weimar
Meinen Eltern
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-205-78796-9 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf f otomechanischem oder ähnlichem Wege, der Wiedergabe im Internet und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2012 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. und Co. KG, Wien · Köln · Weimar www.boehlau-verlag.com Druck: Balto Print, Vilnius
Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Kindheit und Jugend in München . . . . . . . . . . . . 13 Die Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Erziehung und Unterricht . . . . . . . . . . . . . . 15 Ehepläne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Der Weg zu Marias Verlobung . . . . . . . . . . . . . 20 Die Hochzeit von 1571: Glanz und Gloria in Wien . . . . . . 24 Vorbereitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Die Wiener Feierlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . 29 Ankunft in Graz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Ehefrau und Mutter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Das Ehepaar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Karls Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Die Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Unterricht und Erziehung . . . . . . . . . . . . . . 50 Das Leben am Grazer Hof . . . . . . . . . . . . . . . 57 Hofstaat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Haushalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Die Grazer Burg . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Sammeln und Repräsentieren . . . . . . . . . . . . . 70 Musikpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Hoffeste und Vergnügungen . . . . . . . . . . . . . 79 Die fromme Fürstin . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
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Inhalt
Politik und Religion in Innerösterreich zur Zeit Erzherzog Karls . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Die Rolle der Gemahlin: Maria und die Politik . . . . . 101 Fromme Fürstin, freche Protestanten: Maria und die Religionspolitik I . . . . . . . . . . . 105 Witwe – und Regentin ? . . . . . . . . . . . . . . . . Der Streit um die Vormundschaft 1590 . . . . . . . . . Der Streit um Marias Witwensitz . . . . . . . . . . . Die Zeit der Regentschaft 1591 bis 1596 . . . . . . . . .
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Der junge Erzherzog und seine Mutter . . . . . . . . . Ferdinands Herrschaftsantritt in Innerösterreich . . . . . Fromme Fürstin, freche Protestanten: Maria und die Religionspolitik II . . . . . . . . . . . Die späten Jahre: 1600 bis 1608 . . . . . . . . . . . .
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Netzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .151 Die bayerischen Verbindungen . . . . . . . . . . . . 151 Diplomatie und Familie . . . . . . . . . . . . . . 155 Briefe und „Zeitungen“ . . . . . . . . . . . . . . . 160 Marias Klientel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Eine viel beschäftigte Mutter: Verheiratung der Töchter, Versorgung der Söhne . . . . . . Erzherzogin Anna und der König von Polen . . . . . . . Die unglückliche Tochter: Maria Christierna in Siebenbürgen . . . . . . . . . . Die zweite Wahl? Erzherzogin Margarethe wird Königin von Spanien . . . . . . . . . . . . . . . . Noch einmal Polen: Die Eheschließung von Erzherzogin Konstanze . . . . .
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Inhalt
Von Graz in die Toskana: Maria Magdalena heiratet Cosimo de’ Medici . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Die jüngeren Söhne: Maximilian Ernst, Leopold und Karl . 190 Die Fürstin auf Reisen: Die Spanienreise 1598 bis 1599 . . . 197 Immer unterwegs . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Die Spanienreise . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 Ausklang: Tod und Nachleben . . . . . . . . . . . . . 222 Literatur und gedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . 231 Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 Genealogische Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . 292
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Einleitung
er war Maria von Innerösterreich? Das wird sich mancher W fragen, der dieses Buch in die Hand nimmt. Als Frau und
Fürstin der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kann man ihre Person zunächst einmal über ihre Familie definieren: Sie war die Tochter Herzog Albrechts V. von Bayern und seiner Gemahlin Anna, diese wiederum eine Tochter Kaiser Ferdinands I. Maria stammte also durch ihre Geburt aus dem Haus Wittelsbach und dem hohen fürstlichen Adel des Heiligen Römischen Reiches, war direkt mit dem habsburgischen Kaiserhaus verwandt. Durch ihre Eheschließung 1571 wurde diese Verwandtschaft nicht nur verstärkt; als Ehefrau des jüngsten Sohnes von Kaiser Ferdinand I. – also ihres Onkels! – wurde Maria selbst Mitglied des Kaiserhauses. Allerdings war ihr Gemahl seit dem Tod seines Vaters 1564 „nur“ Regent der innerösterreichischen Länder Steiermark, Kärnten und Krain, da der Kaiser den habsburgischen Länderkomplex unter seinen drei Söhnen aufgeteilt hatte: Maximilian als der älteste folgte ihm nicht nur als Kaiser, sondern auch in der Herrschaft in Böhmen und Ungarn sowie in Ober- und Niederösterreich; Ferdinand erhielt Tirol und die Vorlande im Südwesten des Reiches, Karl eben Innerösterreich. Nach dem frühen Tod ihres Gemahls im Jahr 1590 wurde Maria als Witwe Mitvormünderin ihrer zwölf den Vater überlebenden Kinder. Als solche spielte sie für deren Erziehung ebenso wie für die Eheschließungen ihrer Töchter und die Regierung ihres ältesten Sohnes Ferdinand bis zu ihrem Tod 1608 eine bedeutende Rolle. Als Mutter von insgesamt 15 Kindern, von denen sich fünf Töchter und zwei Söhne verheirateten, wurde Maria schließlich zur Stammmutter mehrerer europäischer Dynastien. Dazu gehörten die polnischen Wasa – drei ihrer Enkel sollten nacheinander Könige von Polen werden – ebenso wie die spanischen Habsburger, denn Philipp IV. 9
Einleitung
von Spanien war ebenso ein Enkel Marias wie die französische Königin Anna, die Mutter des legendären Ludwig XIV. von Frankreich. Marias Enkel und Urenkel saßen aber auch auf dem großherzoglichen Thron der Toskana. In dynastischer Hinsicht am bedeutsamsten war jedoch, dass es Marias ältester Sohn Ferdinand war, der 1619 den kinderlosen Söhnen seines Onkels Maximilian II. als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation folgte. Alle habsburgischen Kaiser bis zu Karl VI. und über dessen Tochter Maria Theresia auch das Haus Habsburg-Lothringen stammen damit von Maria von Innerösterreich ab. Jenseits ihrer dynastischen Position zwischen zwei der bedeutendsten Herrscherfamilien des Alten Reiches war die Erzherzogin freilich auch eine eigenständige Person, für die sich aus den Quellen zahlreiche Handlungsfelder, Charakterzüge und Vorlieben erkennen lassen. Ihr erster neuzeitlicher Biograf, der k.k. Hofrat und Historiograf Friedrich von Hurter, der eine monumentale Lebensbeschreibung von Marias Sohn Kaiser Ferdinand II. vorgelegt hat, charakterisierte seine Heldin 1850 als Person folgendermaßen: „Neben diesem war Maria, wofür wieder die Zeugnisse in reicher Fülle durch ihre Briefe zerstreut liegen, begabt mit hellem Verstand, klarem Blick, festem Willen, praktischem Sinn, und bei wichtigern Fragen mit einem Muthe, den wohl das Bewußtsein, sich eine Fürstin nennen zu dürfen, erhöhen mochte. Aber nicht auf Kosten des Herzens hob der Verstand sich heraus; jenem ward in zarter Aufmerksamkeit gegen den Gemahl, in Liebe zu den Kindern, in ehrerbietiger Anhänglichkeit an die Eltern, in zutraulicher Hingebung an den Bruder, in fortlaufender Dankbarkeit für jede Obsorge, wie für jede erwiesene Gefälligkeit, und wäre sie noch so unbedeutend gewesen, freies und volles Walten gewährt. Nehmen wir hiezu noch Gemüthlichkeit, Offenheit, frohen Sinn, selbst, wo die Veranlassungen es erheischten, Derbheit (nicht selten die Würze ihrer Briefe), so werden wir uns ein zutreffendes Bild dieser Fürstin machen können.“1 Mit ihrem Kunstsinn, ihrer Hinwendung zur Musik, ihrer ausgeprägten „Neigung zu geordneten Andachtsübungen“ und dem 10
Einleitung
„Geschmack an prachtvollen Kirchenfesten“2 hatte Hurter zuvor auf Vorlieben Marias verwiesen, die seitdem in der Literatur immer wieder angesprochen worden sind. Walter Leitsch, von dem die neueste, wenn auch keineswegs immer gerechte Charakteristik Marias stammt, bewundert geradezu die Energie, mit der die Erzherzogin ihr ganzes Leben gesegnet war und die sie allen Bereichen ihres Wirkens widmete, und bezeichnete sie als „begeisterte Mutter“3. Robert Evans hob in seiner umfassenden Darstellung der Habsburgermonarchie vor allem ihr äußerst tatkräftiges Wirken als fürstliche Witwe hervor4. Johanna Wehner dagegen, die sich in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts mit Marias Biografie beschäftigte, betonte die tiefe Frömmigkeit der Fürstin als Wurzel ihrer Persönlichkeit, außerdem ihre Prunkliebe und die Liebe zur Musik. Vor allem schien ihr aber hervorhebenswert, dass Maria eine „richtige Frau, in des Wortes ursprünglicher Bedeutung“ [!] gewesen sei, die sich um ihren Gemahl gesorgt, ihre Kinder geliebt hätte und „in allen weiblichen Arbeiten, Handarbeiten und Kunstfertigkeiten“ ausgebildet war5. Zahlreiche ältere und neuere Studien, die sich mit der Religionsgeschichte der innerösterreichischen Länder befassen, heben zudem Marias Bedeutung für die Rekatholisierung der Länder hervor, die unter der Regierung ihres Gemahls begann und von ihrem Sohn Ferdinand bereits weitgehend abgeschlossen wurde. Die Wertung von Marias Rolle war dabei lange auch vom Bekenntnis des jeweiligen Autors abhängig; während Johann Loserth, der bedeutende Erforscher des steirischen Protestantismus, sie eher kritisch beleuchtete, hielt beispielsweise der Biograf des Seckauer Bischofs Martin Brenner, eines Zeitgenossen Marias und Berater ihrer Sohnes, fest: „Mariens Andenken lebt in jedem Steiermärker unvergänglich fort, und Graz ist jetzt noch stolz darauf, dass es deren Überreste in seinen Mauern bergen kann als ein Unterpfand himmlischen Schutzes und Segens und als Erinnerung an eine wahre, heilige Landesmutter.“6 Erzherzogin Maria war also eindeutig mehr als Tochter, Ehefrau und Mutter. Sie war eine Landesfürstin, die – natürlich im Rahmen der von der Zeit gesetzten Grenzen – auf die Geschicke des Landes 11
Einleitung
Einfluss nahm. Als Erzieherin und Beraterin vor allem ihres ältesten Sohnes, des späteren Kaisers Ferdinand II., hat sie Spuren sowohl in der Geschichte der innerösterreichischen Länder wie der gesamten Habsburgermonarchie hinterlassen. Ihre verwandtschaftlichen Verbindungen nach München, Warschau, Madrid und Wien eröffneten ihr jedoch noch weitere Handlungsmöglichkeiten, nach denen bislang kaum gefragt worden ist, sieht man einmal davon ab, dass in den letzten Jahren immer wieder die Rolle Marias für europäische Austauschwege im Bereich der Musik hervorgehoben wurde7. Es scheint also an der Zeit zu sein für einen Versuch, dieser facettenreichen historischen Gestalt eine biografische Darstellung zu widmen, einen Versuch, der nicht nur auf umfangreiche Forschungen zur Geschichte der Steiermark und Innerösterreichs, sondern auch zur Rolle von Fürstinnen in der Frühen Neuzeit zurückgreifen kann8. Hatte Friedrich von Hurter „seine“ Maria noch ganz nach dem Frauenbild des 19. Jahrhunderts stilisiert, so wird hier versucht, die Erzherzogin aus ihrer Zeit heraus zu beschreiben. Hilfreich dafür ist es, dass eine nicht geringe Zahl von Briefen Marias zur Verfügung steht, die zum großen Teil von ihr eigenhändig verfasst wurden. Viele dieser Briefe liegen seit Langem gedruckt vor, manche müssen in Archiven in Wien, München und Dresden aufgesucht werden9, und es ist anzunehmen, dass es noch in weiteren, weniger bekannten Archiven Briefe von Maria gibt. Da viele dieser Briefe an vertraute Personen wie etwa Marias ältesten Bruder Wilhelm von Bayern, an ihren Sohn Ferdinand oder enge Berater gingen, äußerte sich die Fürstin in diesen Schreiben meist in klaren Worten sowohl zu politischen Fragen wie zu Ereignissen in der Familie, zum Wohlergehen ihrer Kinder ebenso wie zu religiösen Fragen, zu Kunstkäufen und vielen weiteren Themen. Das macht es leichter, sich ein Bild von der Person zu verschaffen, obwohl sicher ist, dass die übergroße Zahl ihrer Briefe heute verloren ist und man nur auf Bruchstücke einer einst viel umfangreicheren Korrespondenz zurückgreifen kann. Aber auch anhand dieser Bruchstücke sollte es möglich sein, in den folgenden Kapiteln Antworten auf die Frage zu finden: Wer war Maria von Innerösterreich? 12
Kindheit und Jugend in München
die spätere Erzherzogin, wurde am 21. März 1551 M Maria, zwischen 7 und 8 Uhr abends in der sog. Neuen Feste zu
München geboren als viertes von sieben Kindern des bayerischen Herzogspaares Albrecht V. und seine Gemahlin Anna. Als Paten des Mädchens, der ersten Tochter des Paares, firmierten bei der noch am gleichen Tag vorgenommenen Taufe mit Königin Maria von Ungarn und Philipp II. von Spanien eine Großtante und ein Cousin der kleinen Prinzessin10. Schon aus diesen wenigen Angaben wird deutlich, dass das kleine Mädchen aus einer der bedeutendsten Familien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation stammte, die noch dazu eng mit dem Kaiserhaus verwandt war. Die Familie Ihr Vater Albrecht V. von Bayern war der einzige überlebende Sohn seines Vaters Wilhelm IV. von Bayern, der wiederum über seine Mutter Kunigunde von Österreich ein Neffe Kaiser Maximilians I. war. Albrecht hatte im Jahr vor Marias Geburt nach dem Tod des Vaters die Regierung in Bayern übernommen, das seit 1505 nicht mehr unter verschiedenen Linien der Familie aufgeteilt war, sondern ein relativ geschlossenes Territorium darstellte. Herzog Albrecht, wohl der bekannteste Wittelsbacher des 16. Jahrhunderts, hatte eine gediegene, moderne Ausbildung erhalten. Von 1537 bis 1544 wurde er in Ingolstadt unterrichtet – er lernte Latein und Französisch, wurde von dem bedeutenden Gelehrten Petrus Apianus in Arithmetik, Kosmografie und Geografie unterwiesen und studierte schließlich an der Ingolstädter Universität die Rechte11. Ob der Prinz wirklich am Ende seiner Studienzeit eine Reise nach Italien unternommen hat, ist bisher nicht sicher belegt. Sicher ist jedoch, dass er sich zeit seines Lebens für die 13
Kindheit und Jugend in München
an italienischen Vorbildern orientierte höfische Kultur der Renaissance begeisterte. Im Jahr 1546 heiratete Albrecht Erzherzogin Anna, eine Tochter König (später Kaiser) Ferdinands I. Die Eheschließung war natürlich aus politischen Gründen angebahnt worden – die katholischen bayerischen Wittelsbacher und die katholischen Habsburger suchten damit Spannungen zwischen beiden Häusern beizulegen und gleichzeitig ihre gemeinsame Politik gegenüber den immer zahlreicher werdenden protestantischen Fürsten im Heiligen Römischen Reich zu stärken. Dieser Hintergrund zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Anna zunächst mit Albrechts älterem Bruder Theodo verlobt, nach dessen frühen Tod aber als Braut sozusagen an den nunmehrigen Erben des Herzogtums weitergereicht worden war. Es erfüllte sich dabei nicht nur die Hoffnung der beiden Familien, dass aus der Ehe von Albrecht und Anna eine Beilegung politischer Spannungen resultieren möge. Das Paar scheint über dreißig Jahre, bis zu Albrechts Tod 1579, eine einvernehmliche Ehe geführt zu haben. Basis dafür waren sicherlich Gemeinsamkeiten wie Frömmigkeit und Gottesfurcht, die beiden Eheleuten Grundlage ihres Lebens waren, aber auch die Freude an einer stattlichen Hofhaltung und die Wertschätzung fürstlicher Repräsentation. Während der Herzog dabei vor allem mit Sammlungen und Bauten in Erscheinung trat, repräsentierte Anna gern ihren Rang als Erzherzogin und Herzogin mit prächtiger Kleidung und Schmuck. Dass Albrecht V. testamentarisch seine Gemahlin reich ausstattete und die Errichtung des sog. Witwenbaus in der Schwabingergasse für sie anordnete12, ist ebenfalls Beleg für das gute eheliche Einvernehmen von Marias Eltern. In ihrer langen Ehe gebar Anna sieben Kinder13: Der älteste Sohn Karl starb kurz nach der Geburt 1547, ebenso ein weiterer Sohn, Friedrich, der nur wenige Monate alt wurde. Das Erwachsenenalter erreichten außer Maria aber noch drei Söhne und eine Tochter: Der 1548 geborene Wilhelm folgte seinem Vater später als Herzog in Bayern14. Sein jüngerer Bruder Ferdinand, nur ein Jahr älter als Maria, erwarb sich zu Beginn der Achtzigerjahre des 16. Jahrhunderts Ver14
Erziehung und unterricht
dienste als Heerführer im Kölnischen Krieg, in dem sein jüngster Bruder Ernst erfolgreich um den Rang eines Erzbischofs und Kurfürsten von Köln stritt. Später zog sich Ferdinand eher ins Privatleben zurück. Da ihm als jüngerem Sohn nur eine Unterhaltszahlung, aber kein Anteil an der Herzogsmacht und deren Einkünften zukamen, und er eine geistliche Karriere verweigerte, lebte er am Münchner Hof bzw. in Schongau, das sein Bruder ihm zum Unterhalt eingeräumt hatte. Nachdem Ferdinand sich 1588 zu einer unstandesgemäßen Ehe mit Maria Pettenbeck, der Tochter eines bayerischen Landrichters, entschlossen hatte, verzichtete er für sich und seine Erben auf die Erbrechte in Bayern. Er starb wenige Wochen vor Erzherzogin Maria zu Beginn des Jahres 1608 in München, wo er am Rindermarkt ein Palais besessen hatte. Seine Nachkommen lebten unter dem Namen der Grafen von Wartenberg noch bis ins 18. Jahrhundert in Bayern. Marias einzige Schwester Maximiliana, ein Jahr jünger als sie, blieb unverheiratet und lebte später abwechselnd bei ihrem Bruder Wilhelm in München bzw. in Graz bei ihrer Schwester. Der jüngste Bruder Ernst schließlich wurde zu einem der ersten Prinzen aus fürstlichem Hause, die noch nach dem Konzil von Trient als „Sammler“ geistlicher Pfründen ihr Auskommen sicherten und zugleich den politischen Einfluss der Familie vergrößerten: Sein Vater erreichte, dass Ernst schon im Alter von zwölf Jahren 1566 zum Bischof im bayerischen Bistum Freising gewählt wurde. 1573 folgte das Bistum Hildesheim, 1581 Lüttich, 1583 wie erwähnt Köln und 1585 das Bistum Münster. Mit seiner geistlichen Karriere war Ernst der Erste aus einer ganzen Reihe von Wittelsbachern, die in den folgenden Generationen Erzbischöfe und Kurfürsten in Köln wurden. Erziehung und Unterricht Die Erziehungsmethoden für die herzoglichen Kinder in München waren zeitgemäß streng, nicht nur Maria wird dabei mit der Rute Bekanntschaft geschlossen haben, wie sie selbst es später wiederum bei ihren Kindern praktizierte. Herzogin Anna war offenbar keine milde 15
Kindheit und Jugend in München
Frau und scheint von ihren Kindern eher gefürchtet als geliebt worden zu sein15. Die Herzogin trug freilich die Hauptverantwortung für die gute Erziehung der Kinder und wird deshalb eher zu Strenge geneigt haben, während der Herzog wohl etwas nachsichtiger mit ihnen umging. Allerdings waren neben den Eltern noch zahlreiche andere Personen an Marias Erziehung beteiligt. So ist etwa für 1560 belegt, dass Maria und ihre jüngere Schwester Maximiliana von Andreas Staudenmaier, einem herzoglichen Kanzleibeamten, Elementarunterricht in Lesen, Schreiben und Rechnen erhielten; dazu besaß Maria eigene Bücher16. Wahrscheinlich erlernten die Mädchen auch die Anfangsgründe der lateinischen Sprache. Die nur wenig älteren Brüder Wilhelm und Ferdinand erhielten im gleichen Jahr mit Dr. Michael Heumair einen eigenen Präzeptor, und 1563 gingen sie – wie früher ihr Vater – nach Ingolstadt, um dort von den Jesuiten weiter ausgebildet zu werden. In den Münchner Hofzahlamtsrechnungen der Jahre 1564 und 1565 finden sich außerdem Hinweise auf Musikunterricht für die Prinzessinnen durch einen Organisten (Hans Schachinger bzw. Schächinger d.J.), der sie ein Tasteninstrument zu spielen lehrte17. Zumindest in den letzten Jahren vor ihrer Eheschließung hatte Maria dann eine eigene „Zuchtmeisterin“ mit Margarethe Wäckinger18, der Schwiegermutter des Münchner Hofkapellmeisters Orlando di Lasso. Die Zuchtmeisterin dürfte nicht zuletzt dafür zuständig gewesen sein, der Prinzessin „allerhand künstliche Fraw Zimmer Arbeit, als Nehen, Stricken und Sticken“19 beizubringen, was aber nicht so ganz Marias Geschmack getroffen zu haben scheint, schrieb sie doch im August 1570 an ihren Bruder Wilhelm: „Mir schlafen und arbaidten halt unnd ist lannckweilig genueg.“20 Mit Blick auf das Hofleben in München allgemein darf man jedoch davon ausgehen, dass Maria als junges Mädchen keineswegs dauernd von Langeweile geplagt war; vielmehr war der Hof ihres Vaters über die Grenzen des Reiches hinaus berühmt für seine Neigung zu fürstlicher Repräsentation, für die Freude des Herzogs an der Jagd und am Bankettieren – er ließ ab 1559 den Georgssaal als Festsaal in der spätmittelalterlichen Neuveste erbauen – sowie für seine Neigung 16
Erziehung und unterricht
zu künstlerischem Glanz und gelehrtem Sammeln. Als begeisterter Sammler kaufte der Herzog nicht nur mehrere bedeutende Büchersammlungen für München an; er legte als einer der ersten deutschen Fürsten eine Kunstkammer an, wie sie an den Renaissancehöfen Italiens in Mode gekommen war21. Beraten wurde Albrecht dabei vom niederländischen Arzt Samuel Quicchelberg, der auch als einer der Ersten überhaupt grundlegende Überlegungen zur Anlage fürstlicher Sammlungen zu Papier brachte. Für diese Sammlungen kauften Agenten wie Jacopo Strada und der Venezianer Nicolò Stoppio Bilder und Plastiken in Italien ein; Mineralien, seltene Muscheln und mathematische Instrumente gehörten ebenfalls zum Inventar einer Kunstkammer des 16. Jahrhunderts, ebenso Schmuck und andere Goldschmiedearbeiten, die Albrecht von seinem Hofmaler Hans Müelich entwerfen oder in Augsburg und Nürnberg einkaufen ließ. Zur Unterbringung seiner Sammlungen ließ Albrecht V. eine Kunstkammer im Marstallgebäude einrichten. Da dort nicht genügend Platz für seine umfangreiche Sammlung antiker und italienischer Skulpturen war, entstand zwischen 1568 und 1571 das bis heute erhaltene Antiquarium als Anbau zur mittelalterlichen Neuveste, welches der größte Renaissancesaal nördlich der Alpen ist22. In dessen Obergeschoss wurde die Bibliothek untergebracht. Zudem gehörte Musik zu Albrechts Leidenschaften. Schon sein Vater hatte eine Hofkapelle gegründet, die nun aber bedeutend ausgebaut wurde23 und zu Albrechts Lebzeiten 61 Sänger und Instrumentalisten, darunter viele Italiener, umfasste. Bezeichnend für den Anspruch an die Münchner Hofkapelle war auch, dass es dem Herzog 1555 gelang, mit Orlando di Lasso einen der bedeutendsten Musiker seiner Zeit nach München zu holen24, der dort bis zu seinem Tod wirken sollte. Von der engen Verbindung zwischen der Herzogsfamilie und Lasso zeugt auch der Umstand, dass Maria von Bayern 1569 Patin einer seiner Töchter wurde und dass Lassos Witwe später im Hofstaat von Herzogin Renata von Bayern Aufnahme fand25. Inwiefern sich Maria schon in ihrer Mädchenzeit selbst für das Sammeln begeistert hat und ob sie an der Seite ihres Vaters mit zur 17
Kindheit und Jugend in München
Jagd reiten durfte, was sie später mit ihrem Gemahl gern tat, darüber geben die frühen Quellen zu ihrem Leben keine Auskunft. Vermuten darf man aber, dass das Vorbild des Vaters und die Vorliebe der Mutter für die Prägung von Marias eigenen Präferenzen nicht unwichtig waren. So belegen schon 1570 Briefe Marias an ihren Lieblingsbruder Wilhelm ihre Freude an Schmuck, indem sie ihm erläutert, wie Armbänder anzupassen sind, und ihr Bedauern darüber ausdrückt, dass man Ringe angesehen habe, die sie aber wegen Geldmangel leider nicht kaufen könne26. Ehepläne Unter der strengen Aufsicht ihrer Mutter wuchs Maria so in München an einem der prächtigsten Fürstenhöfe des Heiligen Römischen Reiches zu einer frommen und gottesfürchtigen, aber auch vielseitig interessierten und wohlgestalteten Prinzessin heran, wie es ihr lebensgroßes Porträt aus dem Jahr 1564 vor Augen führt. Damals war sie 13 Jahre alt, und ihre Eltern begannen sich wohl schon Gedanken darüber zu machen, mit wem man das Kind politisch nutzbringend verheiraten könnte. Herzog Albrecht scheint große Pläne mit seiner Tochter gehabt zu haben; ihm schwebte zumindest Ende der Sechzigerjahre eine Eheschließung mit dem König von Spanien oder dem König von Frankreich vor27. Dies allerdings scheiterte, denn 1570 waren es zwei Töchter Kaiser Maximilians II., Albrechts Schwager, die als Bräute nach Madrid bzw. Paris zogen28. Schon 1566 hatte der junge Herzog Henri de Guise München besucht, vielleicht wegen einer möglichen Eheschließung mit Maria. Im gleichen Jahr bemühte sich Kurfürstin Anna von Sachsen29, Marias Eltern für eine Heirat des Mädchens mit ihrem Bruder, König Friedrich von Dänemark, zu gewinnen. Der war zwar ebenso wie seine Schwester Lutheraner, aber Kurfürstin Anna war sich sicher, dass man bei einer Versicherung freier Religionsausübung für die Braut in München einer Eheschließung nicht ablehnend gegenüberstünde. In den folgenden, monatelangen Verhandlungen zwischen Dresden, 18
ehepläne
München und Kopenhagen wurde freilich deutlich, dass die Religionsfrage doch nicht so leicht zu klären war, zumal Anna von Sachsen gegenüber dem König bereits angedeutet hatte, dass man hoffen dürfe, wenn die junge Frau erst einmal in Kopenhagen sei, würde sie doch die Wahrheit erkennen und zum rechten, also zum lutherischen Bekenntnis übertreten. Noch im Frühjahr 1570 gab es Gespräche zwischen Albrecht von Bayern und Anna von Sachsen anlässlich eines Besuches in Wien über eine Ehe Marias mit Friedrich von Dänemark, obwohl der Herzog eigentlich auf eine Ehe seiner Tochter mit einem katholischen Kandidaten aus war. Schon im September des gleichen Jahres erschien freilich ein neuer Kandidat auf dem Plan: Johann Sigismund Zapolya30, Sohn des gleichnamigen Fürsten von Siebenbürgen und einer polnischen Prinzessin, warb um Marias Hand. Er hatte eben in einem Vertrag mit Kaiser Maximilian II. zugunsten der habsburgischen Ansprüche auf den Titel eines erwählten Königs von Ungarn verzichtet und sich mit dem Titel eines Fürsten von Siebenbürgen begnügt; dieser Vergleich sollte nun durch eine Ehe gefestigt werden. Als Vermittler trat dabei König Sigismund August von Polen, Maximilians Schwager, auf, und der Kaiser selbst wünschte diese Eheschließung. Das Problem, dass Zapolya nicht katholisch, sondern gar Unitarier31 – und damit aus Sicht eines treuen Katholiken wie Herzog Albrecht von Bayern faktisch ein Heide – war, spielte der Kaiser (ähnlich wie die Kurfürstin von Sachsen früher) damit herunter, dass Zapolya durch diese Heirat möglicherweise „zum Glauben zurück“ gebracht werden könne32. War Albrecht schon beim dänischen Eheprojekt skeptisch wegen der Religionsdifferenz zwischen den möglichen Eheleuten, so war er über das kaiserlich-polnische Projekt noch weniger erbaut: Natürlich war sein Schwager, der Kaiser, in einer politisch mächtigeren Position als der Herzog von Bayern selbst und konnte damit Druck ausüben. Nun hatte Maximilian II. aber sogar schon mit Zapolya verhandelt und diesem hinsichtlich einer Eheschließung Hoffnung gemacht, noch bevor er die Eltern der geplanten Braut informiert hatte! In einem ausführlichen Schreiben, das einer der bayerischen Räte dem 19
Kindheit und Jugend in München
Kaiser überbrachte, argumentierte Albrecht V. gegen diesen Eheplan33; nicht zuletzt äußerte er Bedenken hinsichtlich der Vertragstreue Zapolyas. Man könne nicht wissen, ob der Fürst nicht bei passender Gelegenheit wieder zu einem Bündnis mit dem Sultan zurückkehren werde. Außerdem sei es ihm nicht recht, wenn er seine Tochter einem Ungläubigen geben solle, da er sich selbst so für die Religion im Reich einsetze und den dänischen Eheplan gegenüber der Kurfürstin von Sachsen unter Hinweis auf die Religion abgelehnt habe. Unter Verweis auf seine Verantwortung für das Glück und die Zukunft seiner Tochter Maria gab der Herzog dem Kaiser schließlich eine abschlägige Antwort. Befürchtungen des Herzogs, es könnten sich daraus Spannungen mit Wien und Probleme in Ungarn ergeben, waren am Ende unbegründet, denn Zapolya starb schon im Mai 1571, noch ehe die Frage weiter verhandelt werden konnte. Der Weg zu Marias Verlobung Damit war der Weg in München und Wien frei für ein weiteres Eheprojekt, das man offenbar bereits früher einmal besprochen hatte: Noch während der siebenbürgischen Heiratsverhandlungen beauftragte Herzog Albrecht seinen Gesandten Christoph Elsenheimer, in Wien Nachfrage zu halten wegen der Möglichkeit einer Ehe zwischen Erzherzog Karl, dem jüngsten Bruder von Kaiser Maximilian II. und von Albrechts Gemahlin, und Maria von Bayern34. Am 19. September 1570 teilte der Kaiser daraufhin Albrecht von Bayern mit, er habe Leonhard von Harrach, Christoph von Wolkenstein und Georg Khevenhüller nach München abgefertigt, um die Brautwerbung Erzherzog Karls vorzubringen. Herzog und Herzogin stimmten diesem Vorschlag offenbar schnell zu, zumal sie ihre Tochter „darzue auch nit unwillig gespürt“35, denn schon am 14. Oktober 1570 erging eine schriftliche Antwort in diesem Sinne. Am folgenden Tag einigte man sich wegen Heiratsgut und Erbverzichtserklärung der Braut. Direkte Äußerungen über die geplante Ehe sind dabei von Maria nicht überliefert; es ist unbekannt, ob der neue Bräutigam Marias ei20
der Weg zu marias Verlobung
genem „Appetit unnd Begierden“36 entsprach, wie später in Bezug auf die Eheschließung ihrer ältesten Tochter formuliert werden sollte. Die Bemerkung ihres Vaters in der Antwort an den Kaiser und sein Widerstand gegen das siebenbürgische Projekt lassen aber vermuten, dass ihre Eltern sie nicht gegen ihren Willen in eine Ehe zwangen, sondern dass das Mädchen als wohlerzogene Prinzessin und Tochter sich der Entscheidung ihrer Eltern unterordnete. Maria, mittlerweile schon 19 Jahre alt, hatte dabei das für eine fürstliche Prinzessin eher seltene Privileg, ihren Bräutigam bereits zu kennen. Sie hatte ihn spätestens anlässlich der Hochzeit ihres Bruders Wilhelm von Bayern mit Renata von Lothringen im Februar 1568 in München getroffen – allerdings erwähnt der Festbericht nur, dass Erzherzog Karl damals mit Marias Schwester Maximiliana getanzt hätte. Karl war nur elf Jahre älter als seine Nichte und hatte bis zum Tod seines Vaters, Kaiser Ferdinands I., stets in dessen Nähe gelebt. Erst dann erhielt er ein eigenes Herrschaftsgebiet; seit 1564 war er Erzherzog von Innerösterreich, einem Länderkomplex, zu dem die Steiermark, Kärnten, Krain und Görz sowie Triest und Teile Istriens und Friauls gehörten. Ein venezianischer Gesandtschaftsbericht rühmte ihn als vorzüglich gekleidet und sehr gebildet; er sprach Latein, Italienisch und Spanisch, war interessiert an Geschichte und Musik, ging gern auf die Jagd und teilte die Leidenschaft des Sammelns von Kunstgegenständen, mechanischen Instrumenten, Waffen und Uhren mit Herzog Albrecht von Bayern37. Dass er – obwohl schon seit sechs Jahren Regent eines eigenen Territoriums – im Alter von 30 Jahren noch unverehelicht war, lag an einem seit 1559 mehrfach verfolgten und wieder verhinderten Eheplan: Ferdinand I. hatte immer wieder eine Eheschließung Erzherzog Karls mit Königin Elisabeth von England betrieben38, wobei erst die Idee einer Heirat zwischen Karl und Maria Stuart Elisabeth wohl ernsthafter über den Vorschlag nachdenken ließ – wenn sie das in Bezug auf eine Heirat jemals getan haben sollte. Freilich wurde dabei wiederholt Karls Konversion gefordert, die dieser jedoch stets energisch zurückwies. Kurzzeitig war für Karl außerdem eine Ehe mit der viel älteren 21
Kindheit und Jugend in München
Schwester des Königs von Polen im Gespräch, über die es aber zu keinen ernsthaften Verhandlungen kam. Als 1570 die Verlobung mit Maria von Bayern zustande kam, war das nicht nur für sie, sondern auch für Erzherzog Karl sozusagen das Ende einer heiratspolitischen Odyssee, die über viele verschiedene Stationen geführt hatte. Bevor aber das junge Paar tatsächlich getraut, das Bündnis der Häuser Habsburg und Wittelsbach ein weiteres Mal bekräftigt werden und Innerösterreich eine gut katholische Landesfürstin erhalten konnte, galt es zunächst zahlreiche organisatorische Fragen zu klären. So musste angesichts der nahen Verwandtschaft der Brautleute ein Dispens aus Rom beschafft werden39. Damit beauftragte der Kaiser Andreas Rapitius, Bischof von Triest, und den kaiserlichen Botschafter in Rom Prosper Arco; als Begründung für den Dispens sollten sie damit argumentieren, dass die geplante Ehe der öffentlichen Ruhe, dem Frieden sowie der Erhaltung der katholischen Religion diene. Die Fürsprache verschiedener Kardinäle, um die man aus München und Wien bat, war jedoch unnötig, da sich Papst Pius V. sofort geneigt zeigte, den Dispens zu geben. Auch in Madrid hatte man zudem um Zustimmung nachzusuchen, denn die spanische Linie war die ältere des Hauses Habsburg – und sie war oft der Geldgeber der österreichischen Habsburger, sodass man keine atmosphärischen Störungen riskieren wollte, indem man eine so wichtige Entscheidung wie eine Eheschließung ohne ausdrückliche Zustimmung König Philipps II. fällte. Diese wurde jedoch Ende Januar 1571 gewährt. Außerdem galt es natürlich, die finanziellen Fragen der Eheschließung zu regeln. Am 10. November 157040 erging ein Schreiben Karls an Herzog Albrecht, in welchem er dessen Vorschlag von 50.000 Gulden Heiratsgut für die Braut akzeptierte. Diese Summe wollte der Bräutigam mit der gleichen Summe widerlegen und außerdem 20.000 Gulden Morgengabe zahlen. Die Gelder sollten mit der Grafschaft Görz gesichert werden, wobei Maria nach der Eheschließung von 20 Gulden einen Gulden jährliche Nutzung (Zinsen), also eine Summe von 6.000 Gulden im Jahr, zu ihrer Verfügung haben sollte. Als Witwengut im Falle des Todes ihres Gemahls wurde die Grafschaft Görz 22
der Weg zu marias Verlobung
vereinbart; das Schloss Görz sollte als Witwensitz dienen. Zusätzlich zu den aus dem Heiratsgut resultierenden 6.000 Gulden Einkünften standen Maria im Fall der Witwenschaft 4.500 Gulden jährlicher Unterhalt für sich und ihren Hofstaat zu. Kleider, Kleinodien, Gold- und Silbergeschirr sowie Hochzeitsgeschenke und alle anderen Besitztümer sollte sie im Falle der Witwenschaft behalten dürfen. Und schließlich galt es auch, sich über den Ort der Hochzeit zu einigen41: Erzherzog Karl wollte sie gern in München halten, weil er seine Residenz Graz aufgrund fehlender repräsentativer Räumlichkeiten als ungeeignet ansah, und vor allem deshalb, weil im Herbst 1570 die Stadt von der Pest bedroht war – ein wichtiger Grund war jedoch auch, dass er sich finanziell außerstande sah, standesgemäße Festlichkeiten aus diesem Anlass auszurichten. Herzog Albrecht dagegen bevorzugte Linz und wollte die Hochzeit gern in der Faschingszeit 1571 feiern. Kaiser Maximilian II. aber, der sich auch zu finanzieller Unterstützung für den Bruder bereitfand, lehnte eine Hochzeit in Prag oder Linz im Fasching ab (wahrscheinlich wegen der Menge der bis dahin notwendigen Vorbereitungen) und plädierte für die Zeit nach Ostern 1571. Im März 1571 wurde dann der Termin auf Anfang Mai verschoben, und das Münchner Herzogspaar kündigte seine Anreise mit der gesamten Familie bereits an, aber der Kaiser bestand bald auf einer weiteren Verschiebung. Erst Anfang April 1571 konnte Karl seinem künftigen Schwiegervater mitteilen, Kaiser Maximilian II. habe nun den 26. August endgültig als Termin festgelegt und Wien als Ort der Eheschließung benannt. Herzog Albrecht von Bayern stimmte dem zu, äußerte allerdings gleichzeitig die Hoffnung, die Osmanen oder die Siebenbürgen würden nicht durch einen Kriegszug den Plan eines Festes in Wien durchkreuzen – eine Hoffnung, die bekanntlich in Erfüllung ging.
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Die Hochzeit von 1571: Glanz und Gloria in Wien
Vorbereitungen
I
m Vorfeld der Hochzeit von Maria von Bayern und Karl von Innerösterreich waren freilich nicht nur der päpstliche Dispens einzuholen und Terminschwierigkeiten zu klären. Vor allem ging es auch darum, die Hochzeit als Fest so repräsentativ auszugestalten, wie es sich für die Eheschließung einer Kaiserenkelin mit einem Kaisersohn, der ältesten Tochter des prachtliebenden Albrecht V. von Bayern mit dem Bruder des Kaisers geziemte. Kaum stand der Hochzeitstermin endgültig fest, begann Herzog Albrecht im Frühjahr 1571, zahlreiche namhafte Gäste zur Hochzeit seiner Tochter einzuladen und ließ sich dabei nicht lumpen: Die Könige von Frankreich, Spanien und Polen sollten es sein, der Herzog von Jülich-Cleve-Berg, der Herzog von Ferrara und der Großherzog von Florenz – alle mit den Habsburgern durch Eheschließung verwandt – mit ihren Gemahlinnen, Kurfürst und Kurfürstin von der Pfalz und von Sachsen, die alte Herzogin von Lothringen, deren Tochter mit Marias Bruder Wilhelm verheiratet war, und deren Schwester sowie ihr Sohn, der Herzog von Lothringen selbst, außerdem der Erzbischof von Salzburg und Herzog Ludwig von Württemberg42. Die geplante Gästeliste zeigt, welchen Stellenwert Albrecht der Eheschließung beimaß und dass er hoffte, mit dem Hochzeitsfest in Wien die Verschwägerung seiner Familie mit den wichtigsten katholischen Fürstenhäusern Europas ebenso vor aller Welt zeigen zu können wie seine politische Bedeutung im Reich durch die familiären bzw. freundschaftlichen Bande zu den beiden weltlichen Kurfürsten von der Pfalz und Sachsen. Schon der Hochzeit seines ältesten Sohnes Wilhelm mit Renata von Lothringen im Jahr 1568 hatte Albrecht 24
vorbereitungen
einen außerordentlich prachtvollen Rahmen gegeben43. Allerdings machten widrige Umstände für Marias Hochzeit Albrechts hochfliegende Pläne weitgehend zunichte, was die Anwesenheit fürstlicher Gäste in Wien betrifft, denn leider entschuldigten sich fast alle der Geladenen. War es bei den drei Königen und den italienischen Fürsten wahrscheinlich schon von vornherein klar, dass man nicht mit deren persönlicher Anwesenheit rechnen konnte, so kamen Absagen auch aus Lothringen, wo der Herzog es wegen der immer wieder aufflammenden Religionskriege nicht wagte, das Land zu verlassen, und aus Kursachsen. Beide Fürsten sagten freilich, ebenso wie der Kurfürst von der Pfalz aus dem protestantischen Zweig des Hauses Wittelsbach und der junge lutherische Herzog von Württemberg, die Entsendung stattlicher Gesandtschaften zur Hochzeit zu. Albrecht fürchtete schließlich schon, er müsse nur mit den Angehörigen seines Hofes nach Wien ziehen44, was natürlich nicht so recht standesgemäß gewesen wäre. Grund für die Absagen der Reichsfürsten war dabei keineswegs die Geringschätzung der bayerischen Herzogsfamilie oder des Anlasses, sondern eher die Angst vor der Pest, die im Süden des Reiches und in den habsburgischen Erblanden seit 1570 grassierte. So wollte Johann Jakob Khuen von Belasy, Erzbischof von Salzburg, kurz vor der Hochzeit wegen der „beschwerlichen Sterbleuf“45 noch absagen, nachdem er sogar seine Residenz aus Sicherheitsgründen von Salzburg nach Mühldorf am Inn hatte verlegen müssen. Auf persönliche Bitte Kaiser Maximilians II. kam Khuen aber doch. Der Kaiser war es auch, der mit den Äbten des Stiftes Melk und des Wiener Schottenklosters sowie mit den Pröbsten von Klosterneuburg, St. Pölten, Herzogenburg, Göttweig, Heiligenkreuz und Mariazell eine stattliche Zahl bedeutender kirchlicher Würdenträger nach Wien berief, damit sie bei der Hochzeit assistieren und „dieselbe zieren sollten“46. Am Ende waren bei den Feierlichkeiten im August 1571 in Wien doch immerhin zwanzig fürstliche Personen aus der bayerischen Herzogsfamilie bzw. der kaiserlichen Familie anwesend – unter anderem waren die Kaisersöhne Rudolf und Ernst zu diesem Anlass aus 25
die Hochzeit von 1571
Spanien zurückgerufen worden, wo sie sich mehrere Jahre zur Erziehung aufgehalten hatten – , außerdem Königin Katharina von Polen und Erzherzog Ferdinand von Tirol, beide Geschwister des Bräutigams. Zudem erschienen elf Gesandtschaften in Vertretung geladener Fürstlichkeiten und auswärtiger Mächte: Der Papst ließ sich ebenso vertreten wie die Könige von Spanien und Polen, die Republik Venedig ebenso wie die Fürsten von Savoyen, Mantua, Sachsen, der Pfalz, Lothringen etc. Die hohen Gäste ebenso wie die diplomatischen Vertreter und das umfangreiche Gefolge aller Anwesenden wurden dabei vom Kaiser kostfrei gehalten47. Damit war am Ende trotz aller Widrigkeiten und der Gefahren des Reisens in Zeiten der Pest eine durchaus standesgemäße Hochzeitsgesellschaft zustande gekommen, zumal es sich Herzog Albrecht von Bayern hatte angelegen sein lassen, im eigenen Gefolge mit großen Namen des bayerischen Adels zu glänzen: Neben Ulrich von Montfort, Veit von Pappenheim, Heinrich von Fürstenberg und Georg von Frundsberg d.J. sagten auch Hans und Philipp Eduard Fugger sowie Karl von Hohenzollern zu, im Gefolge des Herzogs in Wien zu erscheinen. Insgesamt umfasste das bayerische Gefolge neben der Braut, ihren Eltern und Geschwistern sowie ihren Bedienten, neben Marias Großmutter Maria Jacobe von Bayern und dem mit ihr verwandten Markgrafen von Baden, 76 Grafen und Herren, 50 adlige Damen und weitere Bediente sowie 200 Pferde und 6 prächtige Wagen für den Einzug in Wien. Der Erzbischof von Salzburg schloss sich dem Zug auf der Reise an, während der bayerische Hofkapellmeister Orlando di Lasso bereits nach Wien vorangereist war48. Neben den fürstlichen Familienmitgliedern und den Vertretern auswärtiger Fürsten war bei der Vorbereitung und Unterbringung der Gäste also an deren vielköpfiges Gefolge aus adligen Personen und Dienerschaft zu denken. So war es üblich, bei großen Festen das Hofgesinde jedes Fürsten gleich zu kleiden, weshalb etwa Erzherzog Karl den von ihm eingeladenen Adligen den Befehl gab, allen ihren Dienern ein schwarzes Gewand nach einem der Einladung beiliegenden Muster anfertigen zu lassen49 – ähnlich wurde das in Bayern ge26
vorbereitungen
handhabt, wo beispielsweise die Grafen Fugger ihren Wunsch, mit zur Hochzeit reisen zu dürfen, dadurch bekräftigten, dass sie beizeiten Kleider in den bayerischen Farben kauften. Da der Erzherzog allen geladenen Adligen seinerseits einen Mantel zur Verfügung zu stellen und zudem für deren Unterbringung und Verpflegung aufzukommen hatte, wundert es nicht, dass Karl versuchen musste, an allen nur möglichen Orten Geld zu leihen und Außenstände einzutreiben, um die Kosten für seine Hochzeit zumindest teilweise decken zu können. Gleichzeitig war Erzherzog Karl seit Sommer 1570 dabei, die Grazer Burg aus- und umzubauen, was ihn ebenfalls Hunderttausende von Gulden kostete. Unter anderem entstanden erst in den Monaten vor der Hochzeit der Tanzsaal und das Tafelzimmer, in dem dann im September 1571 die Hochzeitsfeierlichkeiten in Graz stattfanden. Zur Ausstattung dieser Räume kaufte Erzherzog Karl beispielsweise 27 große Wandteppiche in Wien, die die Geschichte Alexanders des Großen, die Geschichte von Paris und Helena und die Geschichte von Susanna im Bade darstellten50. Aber es gab in den Monaten vor dem Fest noch mehr zu organisieren und zu besorgen: Rüstungen für die Reiterspiele und Turniere in Wien wurden in Augsburg bestellt und mit dem Wappen Erzherzog Karls versehen; Seidensticker bestellte man aus Pressburg (Bratislava), um den Bedarf an prächtiger Kleidung und Ausstattung für die Festlichkeiten zu decken. In Triest wurden Weine geordert, außerdem Mandeln, Zitronen, Feigen, Orangen, Kastanien, Gewürze und Öl für die Gastmähler. Aus Regensburg bezog man 24 Fässer Rhein- und Neckarweine. Der Kaiser sorgte dafür, dass aus Böhmen ausreichend Wild und Fische für die Versorgung der Gäste geliefert wurden; Fische kamen zudem aus Aussee51. Köche samt Geschirr wurden aus Krems, Znaim (Znojmo), Pressburg, Wiener Neustadt, Klosterneuburg, Korneuburg, Tulln, Mautern, Laa an der Thaya, Bruck an der Leitha und Hainburg bestellt, um überhaupt in der Lage zu sein, die vielfältigen Gastmähler, aber auch die einfache Versorgung der Hochzeitsgesellschaft zu sichern. Aus vielen Städten und Märkten der näheren Umgebung Wiens forderte man die Bereitstellung von je 50 Betten für die 27
die Hochzeit von 1571
Unterbringung der Gäste, so aus Krems und Stein, aus Klosterneuburg, Mödling und Gumpoldskirchen. Auf der Wiener Burgbastei ließ Maximilian II. für die Feierlichkeiten aus Holz einen Tanzsaal errichten, der die Gästeschar fassen konnte52. Angesichts dieses Aufwandes und der Vielzahl der Vorbereitungen, über die es noch viele Details zu berichten gäbe, kann es nicht verwundern, dass die Hochzeit von Maria von Bayern und Erzherzog Karl eines der teuersten Feste am Wiener Hof im 16. Jahrhundert war. Der Bräutigam selbst gab allein für die Hochzeit (ohne die Bauarbeiten in Graz) wohl etwa 100.000 Gulden, von denen 25.000 Gulden die Bewohner der Steiermark und 8.000 Gulden die Krainer beisteuerten. Ebenso viel, also 100.000 Gulden, gab Kaiser Maximilian II. aus seinen Mitteln; Herzog Albrecht V. von Bayern investierte in die Ausstattung seiner Tochter und des Gefolges mindestens 40.000 Gulden53. Unter anderem stattete der Herzog Maria standesgemäß reichlich mit Schmuck und Kleidung aus – so ließ er sich schon Ende Oktober 1570 Ringe für die Ausstattung vorlegen und unterließ es dabei nicht, seine Tochter bei der Auswahl darauf hinzuweisen: „Sich wie Du mich umb so vill Geldt pringst.“54 Silbergeschirr und Wagen für die Aussteuer wurden angefertigt, und man sendete aus München eigens einen Diener zur Schwester Herzogin Annas nach Florenz, um dort goldgewirktes Tuch für Kleider und die Auskleidung der Wagen zu erwerben. In den Monaten vor der Hochzeit herrschte also Hochbetrieb in den fürstlichen Kanzleien und Kassenstuben sowie auf den Botenwegen und Landstraßen zwischen Graz, Wien, Prag und München, um alle Notwendigkeiten für eine fürstliche Hochzeit zusammenzubringen und vorzubereiten. Wir wissen nicht, inwieweit Maria selbst in die Vorbereitungen involviert war; vermutlich durfte sie nicht nur den Schmuck aussuchen, sondern auch über Kleidung und andere Teile der Ausstattung und das notwendige Personal zumindest mit ihrer Mutter beratschlagen. Eigentlich konnte sie aber inmitten dieses schwirrenden Chaos von Bestellung, Geldbeschaffung und Reiseplanung nicht viel mehr tun, als abzuwarten, bis der Abreisetag aus München herannahte. Immerhin sah sie ihren Bräutigam noch ein28
die Wiener Feierlichkeiten
mal, bevor sie Ende August in Wien mit ihm zum Traualtar schritt: Am 4. Juni 1571 kam Erzherzog Karl mit kleinem Gefolge nach Gastein, wo sich Herzog Albrecht mit seiner Tochter aufhielt, um seiner Braut aufzuwarten55. Die Wiener Feierlichkeiten Mitte August schließlich war es so weit; Maria brach mit ihren Eltern von München auf in Richtung Wien. An der Grenze der habsburgischen Erblande wurden die bayerische Herzogsfamilie, der mit ihnen reisende Erzbischof von Salzburg sowie Marias Cousin und Cousine Philipp und Jakobe von Baden von Seifried Breuner, Georg Ehrenreich und Dietmar von Losenstein empfangen und von diesen als Beauftragte des Kaisers nach Wien geleitet56. Insgesamt umfasste das Gefolge der bayerischen Herzogsfamilie 565 Personen. Man reiste dabei auf fünf prächtig ausgestatteten Schiffen auf der Donau mit Nachtlagern in Linz, Ybbs, Krems und Klosterneuburg. Erzherzog Karl traf derweil am 22. August in Wien ein, einen Tag später folgten Erzherzog Ferdinand von Tirol sowie – geradewegs aus Spanien – die Erzherzöge Rudolf und Ernst57. Am 24. August58 1571 dann kam die Braut selbst in Wien an und wurde mit Salutschüssen etlicher Abteilungen der Wiener Bürgerwehr am rechten Ufer des Donauarms begrüßt. Der Kaiser höchstselbst erschien, wenn auch mit mehrstündiger Verspätung, weil die Bayern früher angekommen waren als erwartet, mit einem prächtigen Brautwagen zur Einholung Marias. Die Route des Einzugs von der Donau her hatte die Planer der Hochzeit ebenfalls lange beschäftigt, nicht zuletzt wegen der notwendigen Breite der Gassen, sollten doch jeweils mindestens drei Personen nebeneinander reiten können. Der Zug ging dann vom Werdertor vorbei am Arsenal über den Salzgries in Richtung auf den Roten Turm, dann über das Lugeck, vorbei an St. Stephan zum Graben, über den Kohlmarkt und vorbei an St. Michael zur Hofburg, wo die Kaiserin und ihre Damen die Braut erwarteten. Freilich war die Familie der Braut wegen Platzmangels nicht 29
die Hochzeit von 1571
in der Hofburg selbst untergebracht, sondern in der daneben liegenden Stallburg. Die wiederum hatten die Erzherzöge Rudolf, Ernst, Maximilian und Matthias, die Söhne des Kaisers, zu diesem Zweck geräumt und sich in der Hofkanzlei sowie im Haus des kaiserlichen Geheimen Rates Leonhard von Harrach einquartiert. Eröffnet wurde der Zug durch die Stadt vom Kaiser und dem Bräutigam, gefolgt von weiteren fünf Erzherzögen (Ferdinand von Tirol und den vier Söhne des Kaisers), dann schloss sich Herzog Albrecht von Bayern mit seinen Söhnen Wilhelm und Ferdinand an, denen der Erzbischof von Salzburg folgte. Danach kam der Brautwagen mit Maria, gefolgt von weiteren zehn geschmückten Wagen mit adligen Damen. Die Wiener Bürgerschaft schloss den Zug. Am Sonntag, dem 26. August, fand die Hochzeit selbst statt59, und zwar zur Vesperzeit in der mit kostbaren Stoffen und Teppichen ausgeschmückten Augustinerkirche. Brautführer waren Erzherzog Ferdinand von Tirol und Herzog Wilhelm von Bayern; die Trauung nahm Erzbischof Johann Jakob Khuen von Salzburg vor, assistiert von zahlreichen österreichischen Prälaten. Die Messe für die Trauungszeremonie hatte Orlando di Lasso eigens für diesen Anlass komponiert. Im Anschluss zog die fürstliche Gesellschaft in die kaiserlichen Gemächer zum Hochzeitsmahl, wobei man sich mit Anordnung und Zahl der Tafeln und Tische am Vorbild der Hochzeit in Speyer ein Jahr zuvor orientiert hatte, wo Erzherzogin Elisabeth König Karl IX. von Frankreich geheiratet hatte. Dies unterstreicht die Wertschätzung, die der Kaiser seinem Bruder Karl entgegenbrachte, indem er ihm mit dem Hochzeitsarrangement faktisch königliche Ehren erwies. Ein abendlicher Tanz im Tanzhaus auf der Burgbastei beendete den Tag. Am 27. August60, dem Morgen nach der Hochzeitsnacht, überreichte Erzherzog Karl seiner jungen Gemahlin in aller Öffentlichkeit als Morgengabe einen Diamantring und ein kostbares Halsband. Ebenso beschenkten die anderen Anwesenden die junge Frau: Vom Kaiser bekam sie ebenfalls ein Halsband und ein Kleinod zum Schmuck von Hut oder Kleid, von ihrem Vater eine Kette aus Edelsteinen. Auch die anwesenden Botschafter und Hochzeitsgesandten 30
die Wiener Feierlichkeiten
übergaben Geschenke, etwa von der Königin und dem König von Spanien ein Halsband und ein Kleinod, im Namen der Republik Venedig ein mit Gold und Edelsteinen verziertes Kästchen usw. Im Anschluss führte man das Paar zur Einsegnung in die Kirche; außerdem wurde an diesem Tag der Heiratsbrief mit den bereits beschriebenen Regelungen zur Versorgung Marias im Fall der Witwenschaft ausgefertigt. Am nächsten Tag, dem 28. August61, folgte dann der erste festliche Höhepunkt der Hochzeitsfeiern: Jenseits der Brücke beim Roten Turm, in der heutigen Leopoldstadt, fand ein prachtvolles Ringrennen statt. Solche Ringrennen ersetzten seit der Mitte des 16. Jahrhunderts mehr und mehr die traditionellen Turniere, bei denen adlige Herren und Fürsten sich in festlichem Rahmen im Zweikampf gemessen hatten. Nachdem aber ritterliche Kämpfer in den Feldzügen der Zeit immer mehr an Bedeutung verloren, das Training dieser Art von Kampftechnik also nicht mehr nötig war, vielleicht aber auch wegen der beim Turnier lauernden Gefahren – noch 1559 war beispielsweise König Heinrich II. von Frankreich infolge einer Turnierwunde verstorben – verloren die Turniere an Anziehungskraft und wurden durch andere Formen ritterlich-adligen Wettstreites ersetzt. Das in Italien entstandene Ringrennen, bei dem die Herren mit einem Spieß den in bestimmter Höhe aufgehängten Ring treffen mussten, war eine dieser Formen. Und das Ringrennen in Wien im Rahmen der Hochzeit von Maria und Karl war eines der prachtvollsten seiner Zeit und blieb lange in Erinnerung – noch anlässlich der Hochzeit von Kaiser Franz Joseph mit Elisabeth von Bayern 1854 wurde in Prag mit einem historischen Reiterkarussell daran erinnert. Eigens dafür wurde ein Festplatz gestaltet, auf dem man Bäume einsetzte und einen kleinen Berg aufschüttete als Kulisse für die Geschichte, in deren Ablauf das Ringrennen eingebettet wurde: Die Göttin Juno als Herrin der Welt erschien vor den versammelten Gästen und erklärte, sie wolle von diesem Platz Besitz ergreifen. Dazu rief sie die Könige aus den drei Weltteilen Asien, Amerika und Afrika zu sich, die von Erzherzog Ferdinand von Tirol, Erzherzog Karl und 31
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Wolf von Stubenberg in Kostümen dargestellt wurden. Dabei „vergaß“ sie freilich Europa, die daraufhin ihre vier „Töchter“ Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland in den Kampf schickte und selbst auf dem Festplatz erschien, begleitet unter anderem von Personifikationen der Jahreszeiten und der Hauptflüsse der jeweiligen Länder. Die in diesen Verkleidungen auftretenden Herren nahmen dann im Folgenden am angekündigten Ringrennen teil, das also als Wettstreit der Kontinente gestaltet wurde. Die Kostüme und das komplizierte Programm des Festes gestaltete im Übrigen niemand Geringeres als Giuseppe Arcimboldo, kaiserlicher Hofmaler, mit62. Nachdem man am folgenden Tag einen Ruhetag eingelegt und sich mit allerlei Kurzweil die Zeit vertrieben hatte, folgte am 30. August mit einem Palliarennen eine weitere fantasievolle Inszenierung eines ritterlichen Spieles, bei der man in Rüstung und mit Lanzen beiderseits einer niedrigen Absperrung gegeneinanderritt63. Erzherzog Karl, Ruprecht von Herberstein und Gottfried Breuner erschienen dabei als „Mantenatoren“, als Herausforderer oder Veranstalter. Nach Jagden an den beiden folgenden Tagen schloss sich dann am 2. September, einem Sonntag, nach dem Besuch der Messe und dem gemeinsamen Mahl noch ein Fußturnier64 auf dem Burgplatz an, bei dem die beiden Herzöge Wilhelm und Ferdinand von Bayern sowie Georg von Etzdorf als Mantenatoren auftraten und an dem die beiden Erzherzöge Rudolf und Ernst teilnahmen. Diesem Fußturnier gab man ebenfalls einen allegorischen Rahmen, indem die Herausforderer, umgeben von zahlreichen Gestalten der antiken Mythologie, auf einem Festwagen erschienen, der den Ätna darstellen sollte. Damit waren alle drei damals üblichen Formen ritterlicher Spiele im Rahmen der Hochzeitsfeierlichkeiten aufgeführt worden. Ankunft in Graz Am 4. September 1571 erfolgte der Aufbruch des jungen Paares nach Graz. Maria musste sich nun das erste Mal auf längere Zeit von ihren Eltern verabschieden, die nach München zurückreisten, was sicher ein 32
ankunft in graz
schwerer Schritt für beide Seiten gewesen sein wird. Aber das Versprechen von Besuchen, die Maria und ihr Gemahl später wiederholt in München abstatteten, sowie die Begleitung ihrer Brüder Wilhelm und Ferdinand trugen sicher dazu bei, Maria die Abreise zu erleichtern. Am 8. September traf die Reisegesellschaft in Bruck an der Mur ein, und am folgenden Tag65 reiste man zu Schiff auf der Mur weiter nach Graz. Aus der Stadt zogen der steirische Landeshauptmann Hans von Scherffenberg, Bischof Peter Percic von Seckau, zahlreiche Prälaten und die Verordneten der steirischen Landstände gemeinsam mit vielen adligen Damen dem Erzherzog und seiner Gemahlin entgegen. Über die prächtige Ausgestaltung der Einholung des jungen Paares in Graz hatten die Landstände der Steiermark im Übrigen schon im Juli 1571 beratschlagt und – neben der Errichtung einer Ehrenpforte für die junge Fürstin und der Veranstaltung eines Feuerwerkes – beschlossen, Stoff für 300 gleiche Röcke in der Farbe des Erzherzogs und 1.200 Federn für die dazugehörenden Hüte in Venedig zu bestellen66. Im Amt Aigen verließen die fürstlichen Personen die Schiffe und wurden vom Landeshauptmann mit einer Rede willkommen geheißen, in der er Maria bat, eine gute Landesfürstin zu sein67. Im Anschluss reichten Erzherzog Karl, Erzherzogin Maria und deren Brüder dem Landeshauptmann, der Geistlichkeit, dem Adel und den adligen Damen die Hände und besiegelten damit symbolisch das neue Verhältnis von Landesherrschaft und Untertanen sowie Marias Position als Landesfürstin. Untermalt wurde dieser Akt durch Freudenschüsse und ein Feuerwerk vom Grazer Schlossberg. Danach zog Erzherzog Karl mit den adligen Herren der Landstände in die Stadt ein – die Geistlichen waren vorangeritten, um sich für den Gottesdienst umzukleiden –; ihnen folgte Erzherzogin Maria in ihrem prachtvollen, von sechs weißen Pferden gezogenen Brautwagen, begleitet von ihrer Hofmeisterin Katharina von Montfort. Nach Passieren des Stadttores begrüßte der Grazer Bürgermeister Michael Straßburger die junge Erzherzogin und bat sie ebenfalls, eine gute Landesfürstin zu sein68. Im Anschluss reichten Erzherzog und Erzher33
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zogin auch den Mitgliedern des Rates die Hände. Auf dem Weg in die Stadt waren drei Ehrenpforten aufgebaut, die dritte beim Rathaus, auf denen mit Figuren, Bildern und Texten der Freude der Untertanen über die Ankunft des Fürstenpaares und die Eheschließung zum Ausdruck gebracht und die Tugenden des jungen Paares gelobt wurden69. Dass am Rathaus aus zwei Brunnen roter und weißer Wein floss70, mag allerdings bei manchem Stadtbewohner mehr Freude veranlasst haben als die Eheschließung an sich. Vier weitere Ehrenpforten folgten dann noch bis zur Stadtpfarrkirche St. Ägidius, wo der Bischof von Seckau dem Paar den Segen erteilte und ein Tedeum gesungen wurde. Nachdem am folgenden Tag das Erzherzogspaar und seine Gäste sich zu einem gemeinsamen Mahl mit anschließendem Tanz getroffen hatten, empfing man am 11. September 1571 die Abgesandten der einzelnen Landschaften Innerösterreichs zur Übergabe der Hochzeitsgeschenke71: Für die Steiermark übergaben die Vertreter des Adels an Maria eine mit zahlreichen Gefäßen und Besteck versehene Kredenz aus Silber und einen goldenen Becher im Wert von mehr als 15.000 Gulden, während der Erzherzog als Verehrung zur Hochzeit „nur“ 2.500 Gulden erhielt. Kärnten überreichte Maria eine Kanne und ein Gießbecken aus Gold, die später als Taufgeschirr der Habsburger dienten und sich heute in der Schatzkammer in Wien befinden, sowie 10.000 Gulden. Von den Krainern erhielt Maria vergoldete Trinkgefäße und eine kristallenes Gefäß im Wert von 8.000 Gulden, während die Vertreter der Grafschaft Görz einen großen vergoldeten und mit Goldmünzen gefüllten Becher überreichten. Erzherzogin Maria nahm die Geschenke dankend entgegen und reichte zum Abschluss allen Landschaftsdeputierten die Hand. Mit diesem symbolischen Akt wurde noch einmal ihre neue Position als Landesfürstin bestätigt. Ein abendliches Gastmahl mit Tanz und Feuerwerk für die Vertreter der Landstände und ihre Gemahlinnen beschloss den Tag. In den folgenden Tagen wurden dann in Graz weitere Festlichkeiten zur Feier der Hochzeit organisiert. So fand am 12. September ein Fußturnier72 auf dem Grazer Hauptplatz statt, bei dem die teil34
ankunft in Graz
nehmenden Herren von Adel mit Spießen und Schwertern um einen Brunnen kämpften, der angeblich Unbesiegbarkeit verschaffen konnte. Maria verfolgte das Spektakel vom Haus des Ratsbürgers Georg Grebinger aus. Es folgten mehrere Jagden in der Umgebung der Stadt; die beiden bayerischen Herzöge besichtigten die Grazer Burg, und am 16. September beendete ein großes Feuerwerk auf Kosten der steirischen Landstände die Feierlichkeiten, bei dem auf dem Gries jenseits der Mur ein nach türkischem Muster eigens erbautes hölzernes Schloss belagert wurde, das die christlichen Ritter am Ende „eroberten“73. Am folgenden Tag verließen Marias Brüder Graz, und die insgesamt mehr als dreiwöchigen Feiern in Wien und Graz aus Anlass der bayerisch-innerösterreichischen Eheschließung fanden ihren Abschluss.
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Ehefrau und Mutter
Das Ehepaar der Abreise ihrer Brüder und dem Ende der HochzeitsfeiM iterlichkeiten war Maria endgültig in einem neuen Lebensab-
schnitt angekommen. Sie war nun nicht mehr das Mädchen, um dessen Wohlergehen und standesgemäße Heirat sich die Eltern sorgten und das seinerseits mit Spannung darauf gewartet haben mochte, welcher Ehemann für sie ausersehen werde und an welchem Hof sie ihr weiteres Leben zubringen würde. Nun war sie endgültig eine erwachsene Frau, mit allen Rechten und Pflichten, die dieser Stand und die Rolle als Fürstin mit sich brachten. Und nun würde es sich erweisen, ob ihre Eltern die richtige Wahl getroffen hätten, ob Marias Träume von einer guten Ehe, gesegnet durch zahlreiche Kinder, ebenso in Erfüllung gehen würden wie die, eine gute, fürsorgliche Ehefrau, Mutter und Fürstin zu werden. Schon bald nach der Eheschließung wurde sichtbar, dass zumindest einer dieser Träume, der vom guten Einvernehmen mit dem Gemahl, keiner bleiben würde. Im schönen Gegensatz zu vielen Fürstinnen ihrer Generation – man denke an die wegen Ehebruchs lebenslang eingesperrte Herzogin Anna von Sachsen-Coburg, man denke an die wegen Hexerei angeklagte Jacobe von Jülich-Cleve-Berg – lebte Maria mit Karl von Innerösterreich in bestem ehelichem Einvernehmen74. Schon im November 1571 schrieb Karl selbst an seinen Schwiegervater in München: „Soll euer Liebden wißen, das sich sein Lieb [Maria] dermaßen gegen mier verhalten thuet, das ich zuvorderst Gott dem Allmechtigen und darnach euer Liebden nitt genuegsamen Danck sagen kann, das sie mich mitt einer sollichen Gemahl 36
das Ehepaar
versehen haben.“75 Gegenseitige Geschenke zeigen, dass dies kein Lippenbekenntnis bleiben sollte: Karl beschenkte seine Frau oft und gern, besonders mit Schmuckstücken76; sie ihrerseits besorgte für ihn beispielsweise Jagdhunde oder einen Gärtner aus Lothringen und bemühte sich, ihm mit Aufmerksamkeiten, etwa zum Nikolo, Freude zu bereiten. Marias Sorge um das Wohl ihres Gemahls kommt aber auch darin zum Ausdruck, dass sie eigens einen Koch in München ausbilden ließ, wo ihre Schwägerin Renata von Lothringen für einen hohen Standard der Kochkunst sorgte, „den meinem Gemachel das frannzeschisch Essen von Fleisch gar wolschmeckt“77, wie Maria ihrem Bruder mitteilte. Diese Sorge um das gegenseitige Wohlergehen, das Bemühen, dem anderen Freude zu bereiten, belegen das gute Einvernehmen der Eheleute ebenso wie der Umstand, dass Maria ihren Gemahl auf vielen seiner Reisen begleitete78; sie reiste mit ihm nach Wien und Prag zum Kaiser sowie zu den Reichstagen nach Regensburg oder Augsburg, nach Innsbruck zu Karls Bruder Ferdinand, begleitete ihn innerhalb der innerösterreichischen Länder. Karl seinerseits leistete seiner Gemahlin regelmäßig Gesellschaft auf ihren Besuchsreisen nach München. Sie ging mit ihm auf die Jagd79 und teilte mit ihm das Interesse für Musik ebenso wie eine tiefe katholische Frömmigkeit und das Bemühen darum, das katholische Bekenntnis in der Steiermark, Kärnten und Krain zu stärken. Auf all diese Gemeinsamkeiten und Bemühungen des fürstlichen Paares wird später noch einzugehen sein. Sie waren eine wichtige Basis für ein über 19 Ehejahre offenbar ungetrübtes, enges Verhältnis der beiden, welches aus Sicht der Zeitgenossen ungewöhnlich vertraut gewesen sein dürfte. Noch 1585 berichtete der Nuntius aus Graz nach Rom, dass das erzherzogliche Paar einander in geradezu unglaublicher Weise zugetan sei und eigentlich keine Stunde voneinander getrennt sein wolle80. Diese Zuneigung spricht auch aus Karls Briefen an Maria, von denen sich einige wenige erhalten haben, die er im Herbst 1582 von einer Reise nach Wien eigenhändig an sie schrieb. So war er kaum einige Tage in Wien, als er seine Frau inständig mahnte, ihm doch zu schrei37
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ben, damit er wisse, dass alles in Ordnung sei: „Mein hertzallerliebste Mariele und Schatz, ich kann mich nitt genueg verwundern, wie es nuer kumbt das ich biß auf dise Stundt von dier noch kein Schreiben empfangen hab. Es macht mier kradt allerley Nachdenkens und ich hab nuer Sorg, du seiest etwo nitt woll auff. Derhalben hab ich [kein] ruehigs gemuet biß ich ein Schreiben von dier hab. … Mein Schatz, ich kann dier nitt schreiben, wie lang mier die weil alhie ist, ich mecht woll leiden das ich schon widerumb hinweg zug und bald widerumb bei dier drinen war.“81 Als der Erzherzog elf Tage später endlich aus Wien abreisen konnte, nachdem er seine Verhandlungen mit Erzherzog Ernst, dem kaiserlichen Statthalter, abgeschlossen hatte, versicherte er Maria: „Ich kann dier nitt schreiben, wie hoch ich mich zu dier erfreu, wiewol ich waiß woll du glaubst [es] nitt recht.“ Über den Ausgang der Verhandlungen werde er mündlich berichten. Morgen werde er zu Kindberg sein „und ubermorgen kum ich ein Gott will zu dier, meinem hertz allerliebsten Schatz, zu dem ich mich von grundt meines Hertzen erfrewen thue“.82 Und als Karl zwei Jahre später, Anfang November 1584, auf einer Reise die hochschwangere Maria in Graz zurücklassen musste, schrieb er ihr schon aus dem ersten Nachtquartier in Leoben, er sei zwar gut angekommen, „Aber wie ich ins hauß bin kumen, da bist du mir halt abgangen und das Hauß ist mir zu weitt, dan die weill ist mir schon lang nach dier.“83 Von Maria sind bislang zwar keine eigenhändigen Briefe an ihren Gemahl bekannt, aber über ihr Verhältnis zu Karl berichtet ein Brief, den sie im September 1590, wenige Wochen nach dem Tod ihres Mannes, an ihren Bruder Wilhelm schrieb, als sie Streitigkeiten um ihre Rolle unter den Vormunden und die finanzielle Sicherstellung der Familie auszutragen hatte: „Ich weis, das meinen fromen Gemahell im Himell we wird doin, das man also mit uns umb wollt gen; er hatt mich anderst gehalten und geert, den mich die Leidt halten und eren. Wen ich ein Kinigin wer gewest, hett er mich nit anderst halten kindten! Wen ich ettwas dan oder geschaft hab, ist schier mer gewest, als wen ers dan hett.“84 38
karls Tod
Die liebevollen Worte Karls und Marias Bewusstsein, von ihrem Gemahl wie eine Königin behandelt worden zu sein, entsprechen der Einschätzung, die eine Leichenpredigt auf Erzherzog Karl im Herbst 1590 von der Ehe der beiden gab: „… ein Sinn, ein Rathschluß, ein Wille, ein Geist, eine Lebensweise einigte beide.“85 Zwar war die Ehe der beiden erst nach vielen Umwegen zustande gekommen – man denke an die früher erwähnten Ehepläne für Maria wie für Karl –, aber am Ende hatte sich hier ein fürstliches Paar gefunden, das nicht nur aufgrund von Herkunft und Stand, sondern auch durch persönliche Gemeinsamkeiten und gemeinsame Ziele verbunden war. Auf diesem Fundament gelang es den beiden, eine geradezu vorbildliche fürstliche Ehe zu gestalten, in der beide Teile politische wie repräsentative Aufgaben wahrnahmen. Vor allem aber entwickelten Maria und Karl Gefühle füreinander, die über das, was man von einer aus politischen Erwägungen zustande gekommenen Verbindung erwarten durfte, wohl sichtbar hinausgingen. Das Erstaunen des Nuntius über die persönliche Nähe der Eheleute und Karls liebevolle Briefe zeigen uns ein Ehepaar, das über Höhen und Tiefen des Fürstenlebens hinweg eng miteinander verbunden war. Karls Tod Allerdings war beiden keine allzu lange Ehe vergönnt. Zwar überstand Maria die Geburten ihrer 15 Kinder, aber Karl begann schon Anfang der achtziger Jahre zu kränkeln, obwohl er ja nur elf Jahre älter war als Maria. Schon 1579 nahm die Erzherzogin in ihren Briefen auf eine ernsthaftere Erkrankung ihres Gemahls Bezug; nach 1582 wurden die Klagen in den Briefen an ihren Bruder häufiger, wobei meist der „gries“ (Blasen- oder Gallensteine) als Ursache von Karls Unwohlsein angegeben wird. Um die Jahreswende 1582/1583 schrieb Erzherzogin Maria an Kurfürstin Anna von Sachsen, Karl sei am Gries und Durchfall so arg krank gewesen wie noch nie seit ihrer Eheschließung86. Außerdem litt Karl wie so viele hohe Herren seiner Zeit am Podagra (Fußgicht), das durch den Genuss von zu viel Fleisch und 39
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alkoholischen Getränken zustande kam87, sowie wiederholt an Magenbeschwerden. Maria beobachtete die gesundheitlichen Probleme ihres Gemahls mit Sorge und bemühte sich wiederholt, Medikamente dagegen zu beschaffen. So korrespondierte sie im Herbst 1581, nach einem Besuch in Dresden, mit der für ihre Heilkünste bekannten Kurfürstin von Sachsen wegen der Herstellung eines Öls zur Linderung von Karls Beschwerden88. Im Jahr 1584 ließ Maria den kaiserlichen Botschafter Hans Khevenhüller aus Spanien einen Stein besorgen, der gegen den Gries helfen sollte – Khevenhüller hatte ihr das angeboten, nachdem ein spanisches Öl Kaiser Maximilian II., Karls Bruder, bei ähnlichen Beschwerden Erleichterung gebracht hatte89. Im Winter 1589/90 litt Erzherzog Karl anhaltend am Podagra, weshalb er sich im April 1590 nach Laxenburg begab, wo er schon mehrfach Linderung gefunden hatte90. Maria und die größeren Kinder begleiteten ihn. Tatsächlich trat eine Besserung ein, das Fieber, mit dem der Erzherzog bereits angereist war, ging zurück, verschwand jedoch nicht ganz. Als Anfang Juni 1590 in Graz Unruhen wegen der Religionspolitik des Erzherzogs ausbrachen91, trat die Familie trotz des Fiebers umgehend die Rückreise an, nicht ohne Station in Mariazell zu machen. Dort beichteten Maria und Karl am 4. Juli 1590, aber schon am folgenden Tag nach der Messe musste sich Karl mit Fieber, Durst und Erbrechen wieder zu Bett legen. Schon an diesem Tag scheint er Todesahnungen gehabt zu haben, die aber Maria ihm tapfer auszureden suchte92. Am 6. Juli reiste man trotz Karls Beschwerden weiter nach Aflenz, am 7. Juli dann nach Bruck an der Mur, wo Karl sehr geschwächt eintraf, aber noch allein in sein Zimmer gehen konnte. Am folgenden Tag und noch mehr am 9. Juli in Graz verschlechterte sich sein Zustand jedoch rapide, und Maria ließ in allen Klöstern und bei den Jesuiten vierzigstündige Gebete für die Genesung des Erzherzogs anordnen, nachdem die hinzugezogenen Ärzte an Karls Genesung zweifelten. Der Erzherzog selbst sagte an diesem Tag zu seiner Gemahlin: „Mein Fraw, es ist schon auß mit mier.“93 Maria, die zu diesem Zeitpunkt am Ende des achten Monats ihrer 15. Schwangerschaft stand, bat in ihrer Sorge den Jesuitenpater Sigismund Ernhofer, die Nacht 40
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bei ihrem Gemahl zu verbringen, damit jemand bei ihm wache. Karl verabschiedete sich am Abend mit einem Kuss von ihr, drängte sie aber zu gehen, was Maria in Tränen aufgelöst schließlich tat, nicht zuletzt aus Sorge, das ungeborene Kind zu schädigen, wenn sie länger bliebe. Erzherzog Karl starb am 10. Juli 1590 in Graz, morgens gegen 5 Uhr, möglicherweise an einer Lungenentzündung, die sein geschwächter Körper nicht überwinden konnte94. Der Leichnam des Erzherzogs wurde bis zum 12. Juli in der fürstlichen Tafelstube der Grazer Burg aufgebahrt und dann feierlich in den Sarg gelegt. Dieser blieb bis zum 14. Oktober 1590 in der Hofkapelle; so lange dauerte es, die Vorbereitungen für die feierliche Überführung in das von Karl eingerichtete Mausoleum der Familie in der Basilika der Abtei Seckau vorzubereiten. Am 15. Oktober hielt man in der Kirche der Jesuiten, dem heutigen Dom, die Vigilien, und am 17. Oktober erfolgte die Überführung nach Seckau in einem prachtvollen Leichenzug, der in Text und Bild für die Nachwelt festgehalten wurde95. Erzherzog Ernst, der vom Kaiser bestimmte Statthalter, zahlreiche Adlige und Vertreter der Geistlichkeit folgten dem Sarg. Schon 1584 hatte Karl in einem ausführlichen Testament seinen Letzten Willen niedergelegt96, in dem unter anderem neben Kaiser Rudolf II. Ferdinand von Tirol, Karls Bruder, Wilhelm von Bayern, Marias Bruder, und Maria selbst als Vormunde der allesamt noch unmündigen Kinder benannt wurden. Auf dem Totenbett empfahl Karl zudem noch Erzherzog Ernst, den jüngeren Bruder des Kaisers, für die Vormundschaft. Außerdem hatte Erzherzog Karl in Übereinstimmung mit den Wünschen seiner Frau testamentarisch deren Witwensitz verändert – sie solle ihren Aufenthalt nicht, wie im Ehevertrag vereinbart, in Görz, sondern in Judenburg nehmen. Dort solle man das sog. Teuffenbachische Haus (die heute sog. Neue Burg) für sie kaufen und einrichten, unter anderem sollte ein direkter Zugang zur Kirche von dort aus hergestellt werden. Maria, der in den ersten Wochen nach Karls Tod ihr Bruder Ferdinand in Graz beistand, hatte bei allem Schmerz über den Verlust des Gemahls zunächst kaum Zeit, über ihre neue Situation nachzuden41
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ken, geschweige denn, sich stiller Trauer zu widmen. Kaiser Rudolf II. beauftragte sie mit der Wahrnehmung der Landesverwaltung97, bis die benannten Vormunde sich darüber geeinigt hätten, wie die innerösterreichischen Länder regiert werden sollten, bis der zwölfjährige Erzherzog Ferdinand die Regierungsgeschäfte selbst übernehmen könne. Am 7. August schenkte die Erzherzogin ihrem 15. Kind das Leben; der kleine Erzherzog wurde nach seinem Vater Karl getauft. Über die sich im Sommer und Herbst entwickelnden Streitigkeiten zwischen der Erzherzogin, den Vormunden und dem in den Landständen präsenten steirischen Adel wird später noch zu berichten sein. Man kann nur darüber spekulieren, wie die noch nicht vierzigjährige Erzherzogin sich nach dem plötzlichen Tod ihres Gemahls fühlte – allein mit zwölf Kindern, von denen das älteste, Erzherzogin Anna, gerade 17 Jahre alt war. Doch Maria musste sich nicht nur für deren Erziehung und Versorgung verantwortlich fühlen, sondern auch für die Geschicke der innerösterreichischen Länder, insbesondere für die weitere Entwicklung der religiösen Verhältnisse, die ihr stets besonders am Herzen gelegen hatten. Das oben angeführte Zitat vom September 1590 aus dem Brief an ihren Bruder Wilhelm und weitere Aussagen ihm gegenüber98 lassen vermuten, dass sie sich nach dem Verlust ihres Mannes einsam fühlte und dass sie um den ihr zustehenden Respekt kämpfen musste bzw. zu müssen glaubte. Dass sie damit auch das Andenken ihres Mannes ehren wollte, an dessen Mausoleum sie bis zu ihrem Tod weiterbaute, liegt auf der Hand, ebenso, dass sie sich um eine Fortführung von dessen Politik starkmachte. Dass Maria seinen und ihren Ehering bis an ihr Lebensende trug und testamentarisch bestimmte, ihr ältester Sohn Ferdinand solle die Ringe erben, sie aber niemals weggeben99, zeigt ebenso die anhaltende Bindung Marias zu ihrem Ehemann, den sie um fast 18 Jahre überleben sollte. Die Kinder100 Es gibt viele Hinweise für das gute, liebevolle Verhältnis zwischen Maria und ihrem Ehemann; einer davon ist die stetig wachsende Kinder42
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schar des Paares. Da beide kaum einmal für mehr als einige Tage getrennt waren und da Maria, dem Brauch der Zeit folgend, ihre Kinder von Ammen versorgen ließ, war der Abstand zwischen den Geburten oft recht kurz. Für Maria war die Zahl ihrer Schwangerschaften und glücklichen Geburten dabei nicht nur Zeichen einer von Gott gesegneten Ehe, sondern zugleich die Erfüllung ihrer wichtigsten Pflicht als Fürstin. Entsprechend den zeitgenössischen Vorstellungen hätte man Kinderlosigkeit stets der Frau angelastet; das Ausbleiben von Nachwuchs hätte die Stellung der Fürstin wohl auch in den Augen ihres Mannes geschwächt und das Verhältnis der beiden belastet. Dazu bestand jedoch keinerlei Anlass, denn schon am 15. Juli 1572 schenkte Maria nach einer schweren Geburt einem Sohn das Leben. Die Niederkunft erfolgte in Judenburg, wohin sich die fürstliche Familie wegen der in Graz grassierenden Pest zurückgezogen hatte. Das auf den Namen Ferdinand getaufte Kind starb allerdings schon am 31. Juli und wurde in Seckau beigesetzt. Maria hatte nach der Niederkunft ein „krannckes kindtbett“, wie sie selbst formulierte, litt also noch länger unter den Nachwehen der Geburt. Über den Tod ihres Erstgeborenen war sie natürlich betrübt, schrieb jedoch ihrem Vater, sie habe trotzdem „Gott dem Herrn selbs gedannckt …, das er in [das Kind] erledigt hatt, den er grosse Schmerzen zu ainem iungen Kindt gelidten hatt“101. Vielleicht hatte der Kleine durch die schwere Geburt Schäden davongetragen. Schon am 25. Januar 1573 konnte die junge Erzherzogin ihrem Vater in München erneut eine Schwangerschaft mitteilen; am 16. August 1573 kam die Tochter Anna zur Welt. Ihre Paten waren Erzherzog Ferdinand von Tirol, der Onkel, Herzog Albrecht von Bayern, der Großvater, Herzogin Maria Jakobe von Bayern, die Urgroßmutter, und Maximiliana von Bayern, die Tante. Auch bei den folgenden Kindern sollte es das innerösterreichische Herzogspaar stets so halten, dass hauptsächlich engere Verwandte aus den Häusern Habsburg und Wittelsbach als Paten in Erscheinung traten. Die kleine Erzherzogin, die in den ersten Lebensjahren von ihrer Amme Katharina Sonnreichin versorgt wurde, sollte später Königin von Polen werden; sie starb am 10. Februar 1598 in Krakau. 43
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Ende Juli 1574 konnte das erzherzogliche Paar die nächste Schwangerschaft bekannt geben; am 10. November 1574 kam die Tochter Maria Christierna zur Welt. Das Mädchen verbrachte die Jahre zwischen 1577 und 1590 fast vollständig in München bei ihrer Großmutter Anna von Bayern, die sehr an dieser Enkeltochter hing. Maria Christierna ehelichte später den Fürsten von Siebenbürgen; die unglückliche Ehe wurde jedoch nach kurzer Zeit getrennt, und die Fürstin starb am 6. April 1621 als Superiorin des Damenstifts zu Hall in Tirol. Nicht ganz vierzehn Monate später, am 4. Januar 1576, kam mit Katharina Renea schon die dritte Tochter zur Welt; sie starb als Braut Herzog Ranuccio Farneses von Parma102 am 29. Juni 1595 und wurde wie ihr erstgeborener Bruder Ferdinand, ihr Vater und weitere Geschwister im Mausoleum in Seckau beigesetzt. Spätestens seit ihrer Geburt kam regelmäßig eine Hebamme aus München zu Marias Niederkünften nach Graz, die ihre Mutter ihr empfohlen hatte. Die „Schmidin“ reiste auch nach Florenz zu Marias Tante Johanna, wenn diese eine Niederkunft erwartete, was manchmal zu Terminproblemen führte103, aber das große Vertrauen belegt, welches diese Hebamme bei den Habsburgerinnen diesseits und jenseits der Alpen genoss. Das nächste Kind von Karl und Maria war wieder ein Mädchen – die am 13. März 1577 geborene Elisabeth verstarb allerdings schon am 29. Januar 1586. In diesen Jahren könnte man meinen, es sei geradezu zu einem Wettbewerb zwischen den Fürstinnen in Graz und München gekommen, was die Folge der Geburten betrifft, denn als Wilhelm von Bayern Maria Anfang April 1577 mitteilte, seine Gemahlin erwarte erneut ein Kind, antwortete Maria: „Sy kombt mir alle mal vor, du bist gar ein hauslichs Biebel.“104 Aber schon kurz vor Weihnachten 1577 konnte Maria selbst von einer erneuten Schwangerschaft nach München berichten. Am 9. Juli 1578 um 3.15 Uhr morgens erblickte der langersehnte Sohn das Licht der Welt: Ferdinand (gest. 15. Februar 1637), der 1590 seinem Vater als Erzherzog und 1619 seinem Cousin Matthias als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches folgen sollte. Die Paten des Kleinen waren der Bischof von Seckau sowie 44
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König Philipp II. und Königin Anna von Spanien, die der spanische Botschafter in Wien, Juan de Borja, bei der Taufe vertrat und die der glücklichen Mutter ein kostbares Kleinod verehren ließen. Nun war er also da, der ersehnte Erbe und Nachfolger, aber Maria hoffte auf weitere Söhne und kommentierte neidvoll den Umstand, dass ihrem Bruder in München 1577 schon der dritte Sohn geboren worden war105. Sie selbst war freilich ebenfalls wieder schwanger, und am 17. Juli 1579 erblickte in Graz wieder ein Sohn das Licht der Welt. Der kleine Karl starb allerdings schon am 17. Mai 1580, und Maria schrieb am folgenden Tag über seinen Tod an ihren Bruder Wilhelm: „Ich kann dier nit erschreiben, wie hardt das Kindt gestorben ist. Ich glaub gewis, Gott der Herr hab mirs auch nit nachgeben welen, weill er dich mit deiner haimbgesucht hatt106, er hatt mich auch browiren wellen. Er ist gleich gestern 10 Monatt allt gewest … Ich hab nur noch ain Sun, Gott der Herr erhallt in nach seiner Genadten. Mich freidt das am pesten, das ich gewis bin, das mein Carll ein Enngl vor Gott ist …“107 Als sich nach der Niederkunft im Juli 1579 nicht sofort erneut eine Schwangerschaft einstellen wollte, scheint sich Maria Sorgen gemacht zu haben, dass sie nun keine Kinder mehr haben würde, und Erzherzog Karl bemerkte gegenüber seinem bayerischen Schwager: „Ich halt, mein Gemahl hab das Kindertragen schier vergeßen …“108, aber im September 1580 konnte die Erzherzogin erneut eine Schwangerschaft nach München vermelden. Am 22. März 1581 kam ein Mädchen zur Welt, das nach seinem prominentesten Taufpaten, Papst Gregor XIII., Gregoria Maximiliana genannt wurde. Die junge Erzherzogin, die ähnlich wie ihre älteste Schwester Anna eine verwachsene Schulter gehabt haben soll, starb in Graz am 20. September 1597 als Braut König Philipps III. von Spanien. Auf Gregoria Maximiliana folgte am 25. September 1582 mit Leonora eine weitere Tochter. Sie sollte am 28. Januar 1620 als Stiftsdame in Hall sterben, wo sie 1607 gemeinsam mit ihrer Schwester Maria Christierna eintrat, nachdem mehrere Ehepläne mit italienischen Fürsten für sie gescheitert waren. Leonora war stets von eher schwäch45
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licher Konstitution und geistig wohl weniger begabt, denn Maria bemerkte beispielsweise 1599 über sie: „… das Dierndl muss ein Zaum haben, sie würd sonst die Füß brechen.“109 Am 17. November 1583 erblickte mit Maximilian Ernst dann endlich wieder ein Sohn das Licht der Welt. Erzherzogin Maria hatte vor der Entbindung, ganz anders als sonst, mit Ängsten zu kämpfen und bat beispielsweise ihren Bruder, mit ihr um eine glückliche Niederkunft zu beten: „Bett mit ein Vatter unser fier mich umb ein glickliche ruige Nidterkunft, ich fercht mir woll also.“110 Die Geburt verlief jedoch ohne Komplikationen, allerdings scheint Maximilian später ein unruhiges Kind gewesen zu sein, das nicht so leicht zu zähmen war wie viele seiner Geschwister, und das der Mutter immer wieder Sorgen bereitete. Maria nahm darauf etwa 1598/99 in ihren Briefen von der Spanienreise wiederholt Bezug111 und legte dem Beichtvater ihrer Söhne, Pater Bartholomäus Viller, nahe: „Ich bitte daher euch auf das dringendste, Sie wollen meinen Maximilian öfters ermahnen und aufmuntern, daß er sich wohl verhalte und mir nicht immer solches Kreuz verursache, sondern sich einmal bessere, damit ich des Lebens froh seyn könne.“112 Vielleicht war diese Unruhe, der angedeutete Ungehorsam gegenüber der Mutter darauf zurückzuführen, dass Maximilian als jüngerer Sohn erst seinen Platz in der Familie und im Mächtegefüge des Hauses Habsburg finden musste. Er wurde schließlich 1615 Deutschordensritter und im folgenden Jahr Landkomtur der Ballei Österreich. Als Koadjutor des Ordens bereits zum Nachfolger seines gleichnamigen Cousins im Amt des Hochmeisters bestimmt, starb Maximilian Ernst, der Zeit seines Lebens kränklich gewesen war, am 18. Februar 1616 in Graz und wurde in der Basilika der Abtei Seckau bestattet. Nur elf Monate nach Maximilian, am 25. Dezember 1584, kam wieder eine Tochter zur Welt: Margaretha, die zunächst sehr schwach schien und Fieber hatte, weshalb man sie sofort taufte. Da noch dazu der als Pate vorgesehene Herzog Erich von Braunschweig-Calenberg gerade verstorben war, sprang mit dem Grazer Obersthofmarschall Hans Ambros von Thurn ein vertrauter Hofbeamter des erzherzoglichen Paares ein; eine Ausnahme unter den Paten der zahlreichen Kin46
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der. Das zunächst zarte Kind überlebte aber die ersten Wochen; 1599 heiratete Margaretha König Philipp III. von Spanien, dem sie bis zu ihrem frühen Tod am 3. Oktober 1611 acht Kinder gebar. Als zwölftes Kind von Maria und Karl erblickte am 9. Oktober 1586 Sohn Leopold das Licht der Welt113. Er war von vornherein für den geistlichen Stand bestimmt und wurde schon 1598 zum Bischof von Passau ernannt, 1599 Koadjutor des Bistums Straßburg und 1607 dort schließlich Bischof, erhielt aber nie die priesterlichen Weihen. Er war später mehr oder weniger erfolgreich in der Reichspolitik tätig, hielt sich aber seit 1612 meist in seinem Bistum Straßburg auf, bis er 1618 zum kaiserlichen Statthalter in Tirol und Vorderösterreich ernannt wurde. Auf Forderung von Leopold und seinem jüngsten Bruder Karl vereinbarte Ferdinand II. schließlich 1623 eine Erbteilung mit den Brüdern, in deren Folge Leopold, der 1625 seine kirchlichen Ämter resignierte, 1630 erblicher Landesfürst in Tirol und Vorderösterreich wurde. Nach seinem Tod am 15. September 1632 regierte seine Witwe Claudia de’ Medici, die Leopold 1626 geheiratet hatte, das Erzherzogtum erfolgreich für ihren ältesten Sohn Ferdinand Karl. Nach Leopold wurden zu Lebzeiten Erzherzog Karls noch zwei Töchter geboren: Am 7. Oktober 1587 kam Maria Magdalena zur Welt, die mit Theodora Pruckmaier eine Amme erhielt, die schon ihre älteren Geschwister Margaretha und Leopold betreut hatte. Magdalena sollte im Herbst 1608 Großherzog Cosimo II. de’ Medici heiraten114, dem sie fünf Söhne und zwei Töchter gebar. Für ihren ältesten Sohn Ferdinando führte Magdalena dann als Witwe von 1621 bis zu ihrem Tod am 1. November 1631 die Regierung, wobei sie versuchte, in habsburgischem Sinne zu agieren; außerdem war sie berühmt als Förderin von Kunst und Wissenschaft. Sie starb auf einer Reise zu ihren Brüdern Leopold und Ferdinand in Passau. Am 24. Dezember 1588 erblickte dann Konstanze das Licht der Welt, die 1605 den Witwer ihrer ältesten Schwester Anna ehelichen und Königin von Polen werden sollte. Sie starb am 10. Juli 1631 in Warschau. Das letzte Kind Marias kam schließlich am 7. August 1590, fast genau einen Monat nach dem Tod des Vaters, zur Welt. Karl wurde wie 47
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sein Bruder Leopold schon im Kindesalter (1597)115 für den geistlichen Beruf bestimmt und erhielt früh Kanonikate in Passau, Salzburg, Trient und Brixen. Seine Erziehung und Bildung leitete der spätere Bischof von Seckau, Jakob Eberlein. Im Juli 1608, wenige Monate nach dem Tod seiner Mutter, wurde Karl zum Bischof von Breslau (Wrocław) gewählt; 1613 folgte das Bistum Brixen und 1619 die Wahl zum Hochund Deutschmeister. Erzherzog Karl starb am 28. Dezember 1624 in Madrid, wo er sich aufhielt, um im Auftrag seines Schwagers Philipp III. von Spanien das Amt eines Vizekönigs in Portugal zu übernehmen. Erzherzogin Maria, das zeigen die Geburtsdaten ihrer Kinder, war also in ihren 19 Ehejahren fast immer schwanger oder hatte gerade ein Wochenbett überstanden. Mit der Zahl ihrer Kinder lag sie wohl etwas über dem Durchschnitt der Fürstinnen ihrer Zeit, aber die Zahl war nicht ungewöhnlich hoch – Marias gleichnamige Schwägerin, die Gemahlin Kaiser Maximilians II., etwa gebar 16 Kinder (allerdings in 26 Ehejahren), die bereits erwähnte Kurfürstin Anna von Sachsen 15 Kinder in 37 Ehejahren. Von Letzterer unterschied Maria jedoch, dass relativ viele ihrer Kinder das Erwachsenenalter erreichten. Während von Annas 15 Kindern nur vier erwachsen wurden und zehn im Alter von weniger als fünf Jahren starben, erlebten von Marias Kindern nur zwei nicht ihren ersten Geburtstag, eine Tochter starb mit knapp neun Jahren, zwei weitere als junge Mädchen. Als Maria von Innerösterreich im April 1608 starb, lebten noch neun ihrer Kinder, und das war wesentlich mehr, als vielen anderen Müttern, gleich ob fürstlichen Standes oder nicht, vergönnt war. Die meisten ihrer Kinder scheinen kaum schwere Krankheiten gehabt zu haben, obwohl viele von ihnen schnell zu oft länger anhaltendem Fieber neigten. Maria war natürlich trotzdem oft in Sorge um die Gesundheit der Kleinen. So klagte sie 1574 gegenüber ihrem Bruder Wilhelm, sie sei in Angst wegen der kleinen Anna: „Ich verhof aber zu Gott auch wie die alten Weiber sagen, es werdten nur die Zenndt sein. Du kanst nit gelauben, wie ich mir so ubel fercht, sy sterb mit den Zenndten.“116 Die Gefahr für größere und kleinere Kinder war ständiger Begleiter Marias wie jeder Mutter ihrer Zeit. Schon 48
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in Marias Kommentaren zum Tod ihrer kleinen Söhne Ferdinand und Karl zeigte sich freilich, dass ihr Gottvertrauen und ihr Glaube der Fürstin Trost spendeten, wenn doch eines ihrer Kinder verstarb. Besonders deutlich führt dies eine Briefpassage aus, mit der Maria 1595 ihrem Sohn Ferdinand auf die Nachricht vom Tod der Tochter Katharina Renea antwortete, die mit 19 Jahren starb, während Maria ihre Tochter Maria Christierna zur Hochzeit nach Siebenbürgen begleitete: „… wie woll sy nie mein ist gewest, wie ir Kiendter alle, sonndter dessen, der sy wiedter zue sy genomen hatt, dem sey ewigs Lob, Er und Dannck. Aber wie meinem miedterlichen Herzen ist, das weis Gott am besten, dann sy ein frombs, gottsferchtigs, forchtsams, gehorsams Kindt ist gewest, das kann ich mit Warhait von ir schreiben, die mich hoch geliebt und geerdt hatt, darumben ir Gott one Zweifell die ewige Cron geben hatt. … O mein Ferdinandt! Hab ich ein liebes Kleinodt aus unserm Haus verloren, Gott sey ewigs Lob, er hat mir genomen, das e sein ist gewest. … Bit dich, mein Kindt, bekimer dich nit zue hardt umb deine frome Schwester, mir alle mit ein ander haben eine dreue Fürpiterin [gewonnen]. … Ich kann ye vor Leid nit mer schreiben.“117 Erzherzogin Maria tritt uns als liebende und besorgte Mutter entgegen, die vom Tod jedes ihrer Kinder tief getroffen wurde. Obwohl sie sich ungern von ihren Kindern trennte118, gab sie ihre Kinder in die Obhut anderer, weil es in fürstlichen Familien der Zeit so Sitte war, weil sie selbst zahlreiche Aufgaben als Fürstin zu erfüllen hatte und weil insbesondere die vielen Reisen die Kleinen zusätzlichen Gefahren ausgesetzt hätten. In Briefen von Reisen und Jagdausflügen erkundigte sie sich jedoch immer nach den Kindern, ließ im August 1585 der dreijährigen Leonora und dem zweijährigen Maximilian vom Hofmeister einen Kuss übermitteln119. Noch von ihrer Reise nach Spanien schrieb die Erzherzogin den inzwischen groß gewordenen Kindern immer wieder: „Ich wollt, … dass ich schon bei enk wär; es ist mir die Weil wohl so lang als es enk ist.“120 Und auf die Mitteilung hin, dass der – inzwischen immerhin schon 15-jährige – Erzherzog Maximilian an Durchfall gelitten habe121, wies Maria aus Brixen den 49
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Hofmeister an, darauf zu achten, dass Max nicht so viele Weintrauben esse, weil er die nicht vertrage, und bat zudem darum, sie ständig über seine Gesundheit zu informieren. Die Zuneigung der Erzherzogin zu ihren Kindern zeigt sich nicht zuletzt darin, dass sie sie gern beschenkte, wenn auch nicht unbedingt mit sehr wertvollen Sachen. Vor allem auf die Nikolo-Geschenke legte sie großen Wert und plante sie lange voraus122. Noch von der Spanienreise schrieb Maria Mitte November 1598 an Ferdinand, der in ihrer Abwesenheit für seine jüngeren Geschwister zu sorgen hatte: „Es geht der Niklas daher. Möchte wohl wissen, ob du deinen Geschwistern nichts grechteln [herrichten] wirst. Bei mir ist er jetzt noch nit, wenn er aber durch Mailand einmal reisen wird, so will ich sehen, ob er enk allen etwas Weniges schicke: denn viel, trag ich Sorg, könn er nit führen, denn er gar alt ist.“123 Die Freude, die Maria und ihr Gemahl an den Kindern hatten, können die folgenden beiden Zitate illustrieren: Erzherzog Karl, der sich im November 1582 ohne seine Familie in Wien befand, antwortete auf ein Schreiben von Maria und ihre darin gestellten Anfragen. Außerdem hatte sie ihrem Brief einen Zettel des gut vierjährigen Ferdinand beigelegt, dessen Erhalt der Vater mit den Worten quittierte: „Des Ferdinand Brief hab ich empfangen, ich bederfft aber ein besondere Ziffer [Schlüssel] darzu, das ichs lesen kint, wollest im von meinetwegen ein Pussel schencken.“124 Und einige Monate später berichtete Maria selbst ihrem Bruder in München, dass Ferdinand, der in der Familie „der demel“ genannt wurde, alle Anwesenden mit seinem Herumtollen unterhalten habe: „Ich kann dir nit erschreiben wie der Pueb gesprungen ist, er wierdt ye lennger närrischer, er singt unnd springt, das ich oft sein von Herzen lach. Gott behiett ihn.“125 Unterricht und Erziehung Marias Liebe und Fürsorge für ihre Kinder verhinderte freilich nicht, dass Jungen wie Mädchen durchaus streng und sehr gottesfürchtig erzogen wurden. Sowohl für Erzherzog Ferdinand wie für seine Schwes50
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tern Anna und Margarethe ist bekannt, dass sie schon als Kinder daran gewöhnt wurden, täglich dreimal zu beten und früh aufzustehen, um zwei Messen täglich zu hören126. Anzunehmen ist, dass sie sich mit ihrer Frömmigkeit nicht von ihren Geschwistern unterschieden, wie dies ein Bericht über den Besuch des Kardinals Enrico Caetani nahelegt, der im Mai 1597 Graz auf der Durchreise besuchte127: Er lobte ausdrücklich die Frömmigkeit der Kinder, die täglich mindestens eine Messe hören würden; der elfjährige Erzherzog Leopold ministrierte dem Kardinal bei der Messe. Tiefe Frömmigkeit und Treue zum katholischen Glauben waren Grundsätze von Marias eigener Erziehung gewesen, die sie sichtlich an ihre Kinder weitergab128. Die Glaubenstreue von Marias Kindern war unbezweifelbar, ebenso wie die große Rolle, die Mess- und Kirchenbesuche in ihrem Leben auch später spielten. Das erregte teilweise Aufsehen129, bedeutete aber nicht, dass die Kinder ohne Unterhaltungen und nur auf das Gebet orientiert aufwuchsen. Im Grazer Kinderzimmer wurde auch gelacht, wie wir oben schon gesehen haben. Der Kardinal hörte 1597 auch die Prinzessinnen musizieren, und Maria lobte 1598 Ferdinand sogar dafür, dass er seiner Schwester Leonora erlaubt habe, in der Fastenzeit Musik zu hören, denn „durch solche Kurzweil kann viel andere Sachen, sonderlich die Melancholei, verhütt werden“130. Maria erwartete dabei von ihren Kindern unbedingten Gehorsam, den sie gegebenenfalls bereit war, mit Rute und Einsperren bei Wasser und Brot als Sanktionen zu erzwingen – zumindest drohte sie in ihren Briefen damit131. Ihre Erziehungsgrundsätze entnahm die Erzherzogin wohl dem Buch Sirach. Dieser den modernen Bibelredaktionen nicht mehr angehörende Text beeinflusste in der ganzen Frühen Neuzeit maßgeblich die Vorstellungen von Erziehung und Bildung. Grundlegend war danach, dass man zum Besten der Kinder früh ihren Willen zu brechen und keinesfalls auf Strafen, gegebenenfalls eben mit Rutenstreichen, zu verzichten habe. Die Kinder hatten sich gänzlich dem Willen der Eltern unterzuordnen, diesen stets gehorsam und ehrerbietig zu begegnen und natürlich eifrig zu lernen. Auch ein Brief Marias von 1593 an Kaiser Rudolf, in dem sie darauf hinweist, dass ihr Ältes51
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ter, Ferdinand, sie als gehorsamer Sohn „recht respectirn und fürchten würdet müessen“132, zeigt strenge Maßstäbe mütterlicher Autorität. Dieselbe hielt Maria nicht nur nach den Tod ihres Gemahls aufrecht, auch aus der Ferne, wenn sie auf Reisen und Erzherzog Ferdinand für seine Geschwister verantwortlich war. So wies sie ihn im Juni 1599 zurecht, er solle sich keine Neuerungen erlauben, was die Kinder anlange: „So hör ich auch, dass die Leonora reitet; das verwundert mich sehr, dass dus zugibst: wann ich gewollt hätt, dass sie reiten sollt, ich wollt sies längst lernen haben lassen … Gedenk, es wird wohl mehr Veränderung sein ohn mein Vorwissen, das mir nit gefallen wird!“133 Und einige Wochen später stellte sie fest: „Du bist jung, meinst, musst gleich alls thun, was sie [die Mädchen] begehren. Gieb der Lenora nit zu viel Freiheit, es ist nit gut … Wenn ich komm, ich werds anders machen, weil ich das gute Lob meiner Kinder gern erhalten wollt.“134 Ist damit klar ersichtlich, dass Maria nicht wünschte, dass ihre mütterliche Autorität beeinträchtigt werde, so war doch Strenge nicht ihr einziges Mittel. In einem Brief, den die Erzherzogin 1599 von ihrer Spanienreise an alle Kinder schrieb135, werden auch andere Erziehungsmethoden deutlich. So wird Erzherzog Maximilian (16 Jahre) gelobt, dass er versprochen habe, Marias Ermahnungen zu folgen, „dues, so wierst due ein dreue Muedter an mir haben, wo nit, so wierst sehen, was ich dein wir.“ An Karl (7 Jahre) schrieb sie „Wen du fromb pist und fleisig lernnst, so will ich dir ein guette spanische Syba [?] pringen unnd sonst noch ettwas schenns. Du schreibst schon guett Deisch, aber ich sich lieber, das du guett Ladeinisch schreiben lernnst.“ Und Erzherzogin Magdalena (12 Jahre) erhielt das Versprechen „Wan du fromb pist, das dich die Pöllin und Her Hans loben, will ich dier ettwas schenns pringen.“ Für den Elementarunterricht der Kinder waren dabei verschiedene Hofbeamte eingesetzt, wie zum Beispiel der Kapellsänger Georg Engelmann, der seit etwa 1581 in Rechnungen als Lehrer im deutschen Schreiben erwähnt wird136. Im Dezember 1582 erbat Maria die Entsendung eines gewissen Lochmair aus München, weil der Lesen und 52
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Schreiben könne und den Kindern dort aufgewartet habe; belegt ist zudem ein Kaplan Andreas als Lehrer für Anna, Katharina und Maximilian. Neben und nach diesem Elementarunterricht wurden jedoch Mädchen und Jungen in durchaus unterschiedlicher Weise unterrichtet. Die Jungen lernten nicht nur intensiver Latein und vermutlich auch Italienisch; Erzherzog Ferdinand zumindest hatte Zeichenunterricht137, und alle lernten Reiten und Fechten, beschäftigten sich mit Geografie, Musik und anderen Fächern. Ferdinand als der Älteste wurde Anfang 1590 mit einem kleinen Hofstaat an die bayerische Jesuitenuniversität Ingolstadt geschickt138, um dort seine wissenschaftliche und juristische Bildung zu erhalten. Die jüngeren Söhne wurden länger in Graz bzw. Judenburg unterrichtet, und im Februar 1599 drohte Maria ihrem zeitweise widerspenstigen Sohn Maximilian, er solle sich nicht einbilden, von Graz wegzukönnen, bevor er „nit wohl studier und etwas lern, dass er Land und Leuten kann vorstehn, … denn ich müsst michs schämen, dass andere, als Erzherzog Albrecht, so viel kann und er nix“139. Es ging also bei den jungen Erzherzögen nicht um brilliante Kenntnisse, aber Maria war ganz offensichtlich an einer standesgemäßen Bildung ihrer Kinder gelegen. Das gilt ebenso für die Mädchen, die neben Schreiben und Rechnen, etwas Geschichte und Geografie zumindest die Anfangsgründe des Lateinischen erlernt haben dürften, ohne dabei aber besondere Erfolge aufzuweisen140. Sie erhielten ebenfalls eine musikalische Grundbildung, aber auch (vom Hofapotheker) Unterricht im Destillieren von Kräutern und der Herstellung von Arzneien und Süßigkeiten. Außerdem erlernten die Erzherzoginnen die Anfangsgründe des Kochens sowie Handarbeiten wie Klöppeln, Sticken und Flicken, dies wahrscheinlich von der Hofmeisterin ihrer Mutter oder der für die Mädchen zuständigen Hofmeisterin Argula Pöllin141. Nachmittags, wenn die Mädchen sich im Frauenzimmer, also in den Gemächern ihrer Mutter, aufhielten, wurden oft Handarbeiten gefertigt und währenddessen geistliche Bücher vorgelesen. Die Erzherzogin selbst fertigte mit ihren Töchtern Wachsfiguren an, die bemalt und beklei53
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det und mit denen dann Heiligenszenen gestaltet wurden, die als Geschenke an verschiedene Kirchen der Steiermark gingen. Außerdem stickte man gemeinsam geistliche Ornate142. Alles in allem ging es damit bei den Mädchen ebenso um eine standesgemäße Erziehung, die die Erzherzoginnen in die Lage versetzen sollte, einem Haushalt vorzustehen und sich die Zeit mit Lektüre und Handarbeiten zu vertreiben. Außer ihrer musikalischen Ausbildung erlernten die Erzherzoginnen in Graz aber offenbar auch das Tanzen, eine für die Beteiligung am höfischen Leben wichtige Qualifikation – dem Vorhandensein eines Hoftanzmeisters seit 1586 und Erzherzogin Magdalenas Brief aus der Faschingszeit 1608143 kann man entnehmen, dass die Erzherzoginnen, zumindest die jüngeren unter ihnen, zeitgemäße Tänze erlernten und sich für das Theater interessierten. Auf die Jagd zu reiten, was Maria selbst mit viel Freude praktizierte, gestattete sie ihren Töchtern allerdings nur, wenn sie selbst dabei war, um sich und ihre Töchter nicht dem Vorwurf auszusetzen, dieselben kämen zu leicht in Kontakt mit den Herren des Hofes144. Zeitweise scheinen Maria und Karl darüber nachgedacht zu haben, ob für die älteren Töchter nicht eine Erziehung im Kloster passender wäre – ob wegen der großen Zahl von Protestanten in Graz oder um keinen Zweifel an der Sittsamkeit der Mädchen aufkommen zu lassen, bleibt offen. Herzog Wilhelm von Bayern, den Maria 1589 dazu zu Rate zog, bezweifelte jedenfalls, dass das ins Auge gefasste Damenstift in Göß für den Unterricht geeignet sei, weil die benachbarte Stadt Leoben von Protestanten beherrscht werde. Er schlug eine Erziehung bei KöniginWitwe Elisabeth von Frankreich, einer Tochter Kaiser Maximilians II., in Wien oder im Stift Hall vor145, aber beide Optionen scheinen nicht umgesetzt worden zu sein. Aufgrund des Altersunterschiedes ihrer Kinder – der Jüngste, Erzherzog Karl, war bei Marias Tod noch nicht 18 Jahre alt – war die Erzherzogin ihr gesamtes Leben als Fürstin lang mit der Kindererziehung und Organisation von Unterricht befasst. Das scheint sie jedoch nicht ausgelastet zu haben, denn neben ihren vielfältigen Verpflichtungen und ihrem Engagement für die Versorgung der größeren Kinder und 54
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in der Regierung der innerösterreichischen Länder nahm sie Ziehkinder in ihren Hofstaat auf. Für diese Kinder, wohl meist aus wenig vermögenden sozialen Schichten, überwachte Maria die Erziehung und ließ sie teilweise ausbilden. Beim Tod ihres Gemahls 1590 werden insgesamt 18 Ziehkinder am Grazer Hof erwähnt146. Gerne hätte es Maria außerdem ihrer eigenen Mutter gleichgetan, die ja ihre Enkelin Maria Christierna über Jahre in München erzogen hatte – als Marias älteste Tochter Anna 1598 starb, hätte die Erzherzogin gern ihr ältestes Enkelkind, Prinzessin Anna Maria von Polen, nach Graz genommen. König Sigismund lehnte dies jedoch ab, auch wenn er Maria zusicherte, ihren Rat bei der Erziehung hören zu wollen. Mit der erfolgreichen Erziehung ihrer eigenen Kinder und der vielen Ziehkinder erfüllte Erzherzogin Maria, unterstützt von Kinderfrauen, Hofmeisterinnen und Ammen, eine ihrer wichtigsten Aufgaben als Fürstin höchst eindrucksvoll. Zum Bild, dass die Erzherzogin mit ihren Kindern in den Augen der Zeitgenossen abgab, soll abschließend noch der päpstliche Zeremonienmeister Giovanni Paolo Mocante zitiert werden, der 1597 mit dem oben schon erwähnten Kardinal Caetani auf der Durchreise in Graz weilte: „Wie die Mutter, so schrieb Mucante, seien die ‚Geschwister devot und ein Muster religiöser Anständigkeit, die wie schöne farbige Rosen blühen und sprießen‘. Die jüngeren Erzherzoginnen wurden der vatikanischen Delegation in einer wohlgeordneten Reihe ‚Hand in Hand, eine nahe bei der anderen‘ präsentiert. Noch am selben Abend führten die Prinzessinnen dem Kardinal und seinen Mitreisenden bei Tisch unter Aufsicht ihrer Mutter eine kleine musikalische Nummer vor, die als ‚lieb-süsslich und erfreulich‘ beschrieben wird. Von den Burschen erwähnte Mucante, dass sie so ernsthafte und bescheidene Ministranten seien, wie es nicht viele von Adelsgeblüt gleichmachen könnten. Überhaupt seien religiöse Exercitien alltäglich, würde doch die Mutter ihre Kinder dazu antreiben, die Gebetsstunden zu besuchen. Der Nuntius [sic! – es handelte sich um einen Kardinallegaten, K. K.] war von dieser Striktheit im Glauben, der Pietas Austriaca, und der Wachsamkeit Marias von Bayern betref55
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fend die religiöse Erziehung ihrer Kinder wohl sehr angetan und so urteilte er abschließend: ‚Ich glaube nicht, dass eine andere Mutter in der Welt eine blühendere und strahlendere Familie von Burschen und Mädchen haben könnte.‘“147
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ls nach der Ankunft Marias und Karls in Graz im September 1571 und den anschließenden Feiern allmählich der Alltag im Grazer Burg einzog, war das nicht einfach eine Rückkehr zum Gewohnten. Schließlich hatte es seit 1564, als Erzherzog Karl nach dem Tod seines Vaters die Regentschaft in Innerösterreich antrat, keine Fürstin an seiner Seite gegeben, und so mussten viele Dinge im höfischen Zeremoniell wie in den alltäglichen Abläufen neu bzw. erstmals organisiert werden. Dazu gehörte vor allem der Hofstaat der jungen Erzherzogin. Zwar waren etliche vertraute Kammerfrauen, Mägde und Dienerinnen mit ihr aus München nach Graz gekommen, aber dort warteten auch adlige Fräulein als Hofdamen und weitere Bedienstete auf sie. Und da es kein Vorbild gab, wie sich das „Frauenzimmer“, also der Hofstaat der Erzherzogin von Innerösterreich, zusammensetzen und wie es organisiert sein sollte, erließ Erzherzog Karl schon wenige Tage nach der Hochzeit Instruktionen für den Obersthofmeister und die Obersthofmeisterin seiner Gemahlin, die die Regeln im Frauenzimmer festlegten148. Die Ämterstruktur und der Umfang des Frauenhofstaates sowie die Besoldungen von Amtsträgern, Amtsträgerinnen und Dienstpersonal wurden erstmals 1573 in einem Hofstaatsverzeichnis festgeschrieben149. Dort erscheinen ein Obersthofmeister, Christoph von Urschenbeck zu Pöttschach, als einziger männlicher adliger Amtsträger, eine Obersthofmeisterin, Katharina von Montfort, als Vorsteherin des weiblichen Gefolges und Gesindes, sowie eine Unterhofmeisterin, Maria von Zinzenhausen, die mit der Aufsicht über die sechs adligen Hoffräulein betraut war. Alle diese adligen Amtsträger und Amtsträ57
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gerinnen erhielten eine Besoldung, zu der (außer bei Obersthofmeister und Obersthofmeisterin) jährlich ein seidenes Ehrenkleid zählte. Weiter treten in dem erwähnten Hofstaatsverzeichnis noch eine Kammerfrau, drei Kammerdienerinnen, drei Mägde der Kammerfrau, der Unterhofmeisterin und der Jungfrauen, eine Wäscherin für die Leibwäsche der Fürstin und eine für die der adligen Jungfrauen, eine Kinderwärterin, eine Wäscherin für die Kinder und eine Köchin in Erscheinung. An männlichem Personal werden zwei Kammerdiener, ein Zimmertürhüter, ein Apotheker, ein Leibschneider mit seinem Knecht, ein Frauenzimmertürhüter, ein Tafeldiener, ein Heizknecht und zwei Jungen aufgeführt. Der Hofstaat der Erzherzogin umfasste damit 20 Frauen und 11 Männer. Im Unterschied zum Hofstaat der Kaiserin zur gleichen Zeit hatte die Erzherzogin so nur einen einzigen adligen Amtsträger in ihrer Umgebung, nämlich den Obersthofmeister, und insgesamt deutlich mehr Frauen als Männer in ihrer Dienerschaft. Vorbild für Marias Hofstaat war damit nicht der Wiener Hof und das Gefolge von Kaiserin Maria, sondern das Frauenzimmer, wie die Erzherzogin es aus München, von ihrer Mutter, kannte150. Wenn später Herzog Wilhelm von Bayern sich von seiner Schwester Maria wiederum Rangordnungen und Instruktionen des Grazer Hofes senden ließ, so wird schnell klar, dass sich in Graz und München ähnliche Strukturen im dauernden Austausch herausbildeten151. Und da mit dem Wechsel von Marias Sohn Ferdinand nach Wien 1619 die Ordnungen und Strukturen des Grazer Frauenzimmers an den kaiserlichen Hof nach Wien übernommen wurden, waren gerade die ersten Jahre von Marias Aufenthalt und Hofhaltung in Graz sehr bedeutsam für Strukturen und Regeln am Wiener Kaiserhof späterer Jahrzehnte und Jahrhunderte. Das zeigt sich auch an einem anderen Aspekt, nämlich hinsichtlich der Instruktionen für die Amtsträgerinnen. Hier ist die Vorbildwirkung von Grazer Texten für Wien signifikant. Aus der Zeit des Grazer Hofstaates von Erzherzog Karl und Erzherzogin Maria ist außer den erwähnten Instruktionen für den Obersthofmeister und die Obersthofmeisterin der Erzherzogin aus dem Jahr 1571 noch eine 58
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für die Unter- oder Fräuleinhofmeisterin aus dem Jahr 1589 überliefert152. Vor allem diese Instruktion für die Fräuleinhofmeisterin wurde in allen Wiener Instruktionen für diese Amtsinhaberin, von denen bis 1740 sieben Versionen überliefert sind, immer wieder zitiert153. Die Wiener Exemplare, im Namen verschiedener Kaiserinnen ausgefertigt, nahmen jeweils Teile der Vorlage von 1589 wörtlich auf; einzelne Punkte blieben bis in die Zeit Maria Theresias fast unverändert. Dies betrifft vor allem die ersten Punkte, die sich auf die einvernehmliche Amtsführung, das religiöse Bekenntnis und den Messbesuch beziehen. Ähnliche Kontinuitäten lassen sich für die Überwachungsfunktionen der Fräuleinhofmeisterin, deren Schlüsselgewalt über das Frauenzimmer und die Aufsicht über die Versorgung von erkrankten Hofdamen und Bediensteten beobachten. Gleiches gilt schließlich hinsichtlich zentraler Verhaltensregeln für die Hoffräulein wie die Treue zum katholischen Glauben, das einem Gefolge der Fürstin gebührende Verhalten in der Kirche oder in Hinblick auf die Disziplin bei Tisch sowie friedfertiges Verhalten untereinander. Auch die Regelungen für Besuche der Fräulein in der Stadt, für Verwandte bei diesen im Frauenzimmer sowie für den Kontakt mit Handwerkern und Handelsleuten wurden aus der Instruktion von 1589 übernommen und blieben bis ins ausgehende 17. Jahrhundert weitestgehend unverändert154. Die wichtigsten Personen im Hofstaat der jungen Erzherzogin waren der Obersthofmeister und die beiden Hofmeisterinnen. Dazu kam bald noch eine weitere Hofmeisterin, als seit 1573 die Zahl der Kinder des erzherzoglichen Paares stetig anstieg, deren Aufgabe in der Betreuung und Erziehung der Kinderschar bestand. Als Obersthofmeisterinnen Marias sind nach Katharina von Montfort, die mit der Fürstin aus München nach Graz gekommen war, bekannt: Spätestens seit 1587 amtierte Felicitas von Eberstein; 1596 wird Jacobe von Thann in diesem Amt erwähnt, die aber 1603 starb, sodass Katharina Watzler ihre Position übernahm, die dann bis zu Marias Tod Vorsteherin des Frauenzimmers blieb155. Als Unter- oder Fräuleinhofmeisterin findet man 1587 Magdalena von Keutschach, die bis April 1598 im Amt war; ihre Nachfolgerin Margaretha von der Worch starb schon im Frühjahr 59
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1599 auf der Rückreise der Erzherzogin aus Spanien in Ferrara. Ihr folgte Judith von Wildenstein156, die man noch 1608 in Marias Diensten findet, allerdings seit 1604 als Hofmeisterin der unverheirateten Töchter Marias. Hofmeisterin der Kinder war seit 1578 Argula Pöllin157, die Herzogin Anna von Bayern für ihre Tochter angeworben und nach Graz vermittelt hatte. Ihr folgte 1602 die oben bereits erwähnte Katharina Watzlerin und ab 1604 dann Judith von Wildenstein, die bislang Fräuleinhofmeisterin gewesen war158. Auf den oben erwähnten Christoph von Urschenbeck als Obersthofmeister folgte 1580 Maximilian von Schrattenbach, der das Amt seinerseits bis 1608 innegehabt zu haben schien. Er war einer der engsten Vertrauten Marias und in politischer Hinsicht eine Stütze ihres Sohnes Ferdinand in dessen ersten Regierungsjahren. Das dürfte ein Grund dafür gewesen sein, warum Maria während ihrer Spanienreise und noch einige Zeit danach auf den jungen Hans Ulrich von Eggenberg159, später einer der bedeutendsten Minister Kaiser Ferdinands II., als Hofmeister zurückgriff, damit Schrattenbach als ihr Vertrauter in Graz bei den Kindern und vor allem bei Erzherzog Ferdinand bleiben konnte. Wie die Namen der Obersthofmeisterinnen, vor allem aber auch die der Hoffräulein, die hier nicht aufgeführt werden, bereits andeuten, kam ein großer Teil der adligen Amtsträgerinnen Marias aus Bayern. Das gilt in noch größerem Maße für das Dienstpersonal. Maria brachte nicht nur Kammerfrauen und Dienerinnen bei ihrer Heirat mit nach Graz, sondern ließ sich später von ihrer Mutter bzw. ihrer Schwägerin Renata von Bayern sowie von ihrem Bruder Wilhelm immer wieder Personal aus Bayern vermitteln, wie viele Briefstellen belegen160. Außer der schon erwähnten Hofmeisterin Argula Pöllin kamen so z.B. 1582 die Kinderfrau Veronika Wenig und die Kammerdienerin Barbara Laininger nach Graz. Und auch das Gefolge ihrer heiratenden Töchter, insbesondere für Erzherzogin Anna161, wurde von Maria hauptsächlich in Bayern angeworben. Der Grund für dieses zwischen München und Graz kreisende Personalkarussell war nicht nur Marias zweifelsohne vorhandene enge 60
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Bindung an ihr Herkunftsland und ihre Familie in München, der sie durch solche Vermittlung natürlich verbunden blieb. Wichtiger war dabei vielmehr der Umstand, dass bei Marias Ankunft in Graz ein Großteil der Stadtbewohner Protestanten waren, ebenso fast alle Familien des steirischen und Kärntner Adels und zahlreiche der Untertanen auf dem Land. Wenn Maria also gegenüber ihrem Bruder klagte, sie könne kein Personal bekommen „der Religion halben“162, so führt uns dies ein für die Erzherzogin sehr gravierendes Problem vor Augen. Als fromme Katholikin war es für sie unvorstellbar, in ihrer engeren Umgebung Protestanten zu dulden, schon gar nicht, diesen die Beaufsichtigung und Erziehung ihrer Kinder anzuvertrauen. Zwar akzeptierte sie über Jahre protestantische Amtsträger im Hofstaat ihres Gemahls und hatte keine Berührungsängste gegenüber lutherischen Fürsten und Fürstinnen, wie beispielsweise ihre Korrespondenz mit der vehementen Lutheranerin Anna von Sachsen dokumentiert163. Doch in ihrem persönlichen Umfeld tolerierte sie keine religiösen Abweichungen, wie beispielweise die Festlegung in der Instruktion für die Unterhofmeisterin zeigt, dass keines der Grazer Hoffräulein „sectische Tractätlein“164, also religiöse Pamphlete oder gar lutherische Schriften, lesen dürfe. Zum Hofstaat einer Fürstin gehörten jedoch nicht nur adlige Fräulein als repräsentatives Gefolge, Hofmeisterinnen als Organisatorinnen und Gesellschafterinnen, Kammerfrauen, Wäscherinnen, Türsteher, Heizer etc., die für die Sicherstellung des täglichen Lebens zuständig waren. In den meisten Frauenzimmern fanden sich außerdem Stickerinnen und Näherinnen, Ziehkinder und nicht zuletzt Narren und Närrinnen, Zwerge und andere Personen, die der Erheiterung der Fürstin, der Unterhaltung der Kinder, aber auch dazu dienten, als reine „Luxusobjekte“ fürstlichen Reichtum zu repräsentieren. Maria von Innerösterreich bildete in dieser Hinsicht keine Ausnahme; in Grazer Verzeichnissen findet man ebenfalls Zwerge und missgestaltete Menschen sowie Narren im Frauenzimmer. Vor allem aus ihrer Witwenzeit wissen wir, dass Maria an Zwergen sehr großes Interesse hatte; ihre Tochter Anna übersendete ihr bei61
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spielsweise aus Polen zwei Zwerge, aber Maria forderte auch Porträts der Zwerge am polnischen Hof an, weil sie sich von deren Aussehen und Größe selbst ein Bild machen wollte. Ebenfalls als Geschenk ihrer Tochter kam die Zwergin Katherl nach Graz, die Maria offenbar besonders liebte und die sie fast wie ein Ziehkind behandelte. In ihren Briefen von der Spanienreise 1598/99 tauchen immer wieder besorgte Erkundigungen nach Katherls Wohlergehen und Grüße an sie auf165. Der Austausch von Porträts wie zwischen Graz und Krakau war im Übrigen keine Ausnahme, und aus diesen und ähnlichen Bildertauschen wissen wir noch mehr über Marias Interesse an missgestalteten Menschen als „Schmuckstücken“ des Gefolges und Unterhaltern in der höfischen Gesellschaft. So ist in Landshut das Porträt eines bärtigen Mädchens – Helena Antonia Galeckha aus Lüttich – aus dem Jahr 1595 überliefert, welches Maria ihrem Bruder Wilhelm übermittelte. Das Mädchen selbst soll am Grazer Hof erzogen worden sein166. Möglicherweise kam das Porträt als eine Art Gegengabe für Zeichnungen nach München, die Wilhelm von Bayern schon 1583 an Schwester und Schwager nach Graz geschickt hatte. Im März 1583 nämlich dankte Erzherzog Karl Wilhelm von Bayern für die Übersendung von Kopien der Bildnisse des „rauchen Mannes“, seiner Frau und seiner Kinder und bat um ganzfigurige Bilder der Kinder; Maria unterstützte diese Bitte mit einem eigenen Brief. Wilhelm antwortete darauf: „Was meine wilde Kerle antrifft, will ich die ganz Leng [Größe] abmalen lassen, und euch hinein schickhen. Ich hab auch in Franckreich geschriben umb all sein Herkomen, Thun und Lassen, er wirdt aber selbs wenig wissen, dann er gar klein heraus kömmen und dem Kunig geschenckht worden. Seint sonst nit wildt, wie man sy haisse, der Mann ist gar ein feiner beschaidner und höflicher Gesell, allein das er so zottel ist, so ist das Dierndl gar fein und wolzogen, wann es die Haar nit hett im Gesicht, wer es ein schöns Dirndl, der Pueb kann [noch] nit reden, der ist gar närrisch und khurzweillig. Des Allten Vatter und Muetter sein nit rauch, sonder wie ander Leüth, und ist mir recht, so sein sy Spanier gewesen, des Allten Conterfedt will ich auch schickhen, hab die ganz Lang, ist nit ain grosse Person.“167 62
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Die „wilden Kerle“ und der „rauche Mann“, um die es hier geht, waren Pedro Gonzalez und seine Familie, dessen Schicksal Roberto Zapperi vor einigen Jahren eine Studie gewidmet hat. Er war der erste relativ gut dokumentierte Fall einer Krankheit, die zur Folge hat, dass die gesamte Körperbehaarung fellähnlich ausgeprägt war, der sog. Hypertrichose. Gonzalez war als Kind dem französischen König geschenkt worden, stammte aber wahrscheinlich von der spanischen Insel Teneriffa. Er wurde am französischen Hof erzogen, wo er lange zum Hofstaat gehörte und schließlich ein Mädchen aus Paris heiratete. Mit ihr hatte er sechs Kinder, von denen mehrere ebenfalls behaart waren. Über ihr Aussehen ist man vor allem durch Porträts unterrichtet, die Wilhelm von Bayern sich beschaffte und von denen er Zeichnungen nach Graz sandte. Die Bilder aus München befinden sich heute in Schloss Ambras, weil Wilhelm oder sein Sohn Maximilian von Bayern sie später an Erzherzog Ferdinand von Tirol weitergab, der ja für sein Interesse an Kuriositäten aller Art und für seine Kunstkammer weithin berühmt war168. Haushalt Wie schon der Umfang und die Zusammensetzung des Hofstaates der Erzherzogin zeigt, war die Lebensführung am Grazer Hof für einen regierenden Fürsten standesgemäß, aber nicht übermäßig prachtvoll. Karl und Maria hielten ihren Hof hinsichtlich von Ausstattung und Repräsentation eher in Grenzen169, was freilich nicht zuletzt mit dem permanenten Geldmangel, unter dem das Regiment des Erzherzogs litt, zusammenhing. Die wichtigsten Einnahmequellen des Erzherzogs waren die Abgaben aus dem Hallamt Aussee und die des erzherzoglichen Einnehmers in Eisenerz, außerdem Maut- und Zolleinnahmen etwa aus Tarvis170. Daneben kamen Einkünfte aus Steuern und Abgaben der Untertanen, deren Erhebung und Umfang freilich immer an die Zustimmung der Landstände gebunden blieb und nicht vom Fürsten nach Gutdünken festgelegt werden konnte. Hatte Erzherzog Karl schon als junger Erzherzog, vor dem Tod seines Vaters, 63
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ca. 80.000 Gulden jährlich für seinen Hofstaat zur Verfügung gehabt, so dürfte sich die Summe in der Zeit seiner Regierung in Graz fast verdoppelt haben171. Freilich waren in dieser Summe nicht nur die Ausgaben für die erzherzogliche Familie inbegriffen, sondern auch die Besoldungen und die Verpflegung der bei Hof Beschäftigten, deren Zahl sich auf einige Hundert Personen belaufen haben dürfte, außerdem der Unterhalt von Fuhrpark, Schlössern usw. Der größte Teil der Ausgaben des Erzherzogs jedenfalls entfiel bei Weitem nicht auf die Hofhaltung in Graz, sondern auf die Militärausgaben, war Karl doch 1578 vom Kaiser mit der Sicherung der Grenze gegen das Osmanische Reich im Bereich der sog. Windischen Grenze beauftragt worden172. Ständige Scharmützel mit osmanischen Truppen in den 1580er-Jahren, vor allem aber der sog. Lange Türkenkrieg von 1592/93 bis 1606 erforderten gewaltige Summen für die Unterhaltung und Ausrüstung schlagkräftiger Truppen, mit deren Aufbringung der Kaiser und das Reich Erzherzog Karl und später seinen Sohn Ferdinand meist ziemlich allein ließen, sodass Gelder für Hofhaltung und Repräsentation eher knapp bemessen waren. Maria von Innerösterreich zählte also sicher nicht zu den Fürstinnen, die hinsichtlich ihrer finanziellen Mittel unbedenklich aus dem Vollen schöpfen konnten, obwohl ihr allein aus Mitgift und Morgengabe jährliche Einkünfte von 6.000 Gulden zur freien Verfügung stehen sollten. Das war nicht wenig, wenn man bedenkt, dass ein durchschnittlicher Handwerker mit etwa 50 Gulden pro Jahr seine Familie ernähren musste. Das war aber auch nicht sehr viel, wenn man als Fürstin für eine repräsentative Ausstattung mit Kleidung, Schmuck und Gebrauchsgegenständen sorgen musste und zudem, wie Maria, noch viel Geld für Stiftungen und Kirchenausstattungen ausgab173. So gibt es denn auch Hinweise darauf, dass Erzherzog Karl hin und wieder die Einkaufslust seiner Gemahlin, vor allem hinsichtlich kostbarer Stoffe und Schmuckstücke, bremsen musste – 1584 nannte ihn Maria „karg“, 1577 bat sie ihren Bruder, die Kosten einer Bestellung zu reduzieren, weil sonst die Kammerräte des Erzherzogs sie „sauer 64
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ansehen“ würden174 –, Bemühungen, die aber nur von mäßigem Erfolg gekrönt gewesen zu sein scheinen. Marias gute Vorsätze, die sie beispielsweise 1579 gegenüber ihrem Bruder in München formulierte, hielten meist nicht lang: „Won ich hin fier an wieder ettwas bederf, so wier ich wieder komen, wie wol ich mir hab fier genomen, ich woll gar heuslich sein, woll vil Gelt sparn, Gott wais, wie lanng ichs halten wier.“175 Allerdings darf man nicht davon ausgehen, dass Maria mit den Einkäufen für sich, die Kinder und die höfische Ausstattung ständig über ihre Verhältnisse gelebt hätte; schließlich konnte sie in den 1580er-Jahren der Hofkammer ein Darlehen von 4.000 Gulden geben und ein Jahr später ihrem Gemahl Geld für eine Reise nach Innsbruck vorschießen176. Eine sparsame Wirtin war sie aber wohl nicht und sagte von sich selbst, dass sie den genauen Umgang mit Geld zumindest zu Lebzeiten ihres Gemahls nicht gewohnt gewesen sei177. Gab Maria auch gern Geld aus und schmückte sich mit zahlreichen Kleinoden, so darf man sie sich doch nicht als ständig müßiggehende, nur mit Schmuck und Kinderkriegen befasste Fürstin vorstellen. Sie nahm nicht nur Funktionen im politischen Leben wahr und widmete sich intensiv der Festigung des katholischen Bekenntnisses im weitgehend protestantischen Innerösterreich – auf beides wird noch zurückzukommen sein. Vielmehr heben mehrere der auf sie in Graz und in Madrid, am Hof ihrer Tochter Margarethe, gehaltenen Leichenpredigten hervor, dass Maria sich zahlreichen hausfraulichen Belangen gewidmet habe, nie ohne Betätigung gewesen sei178 und ihre Töchter und Hoffräulein stets zu Tätigkeiten wie Nähen oder dem Lesen geistlicher Bücher angehalten habe. In Marias privatem Gemach, das sich im dritten Stock der Grazer Burg befand, arbeiteten stets kunstfertige Mädchen an Spitzen, Wäsche oder Stickereien; erst 1599 wünschte Maria den Bau einer zusätzlichen, gut beleuchteten Stube innerhalb ihrer eigenen Räume, des „Frauenzimmers“, für diese Arbeiterinnen, denn sie mochte sie „nit mehr alle in meim Zimmer haben wie früher, dass sie alle Weil also ein- und ausgehn“179. Obwohl Handarbeiten Maria als Mädchen eher langweilten, nutzte sie als erwachsene Frau ihre Fähigkeiten nicht nur zur gemeinsamen Arbeit 65
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mit ihren Töchtern, sondern gelegentlich auch dazu, persönliche Geschenke für andere Fürsten herzustellen180. Außerdem befasste sich Maria von Zeit zu Zeit mit der Herstellung von Arzneien, obschon sie keine so erfahrene Apothekerin war wie manche ihrer Zeitgenossinnen: Anna Maria von Württemberg, Magdalena von Hohenlohe-Langenburg und andere Fürstinnen waren bekannt für ihre Fähigkeiten bei der Herstellung von Heilmitteln. Die Erzherzogin selbst beschäftigte in ihrem Hofstaat einen Apotheker mit einem Gehilfen, ließ seltene Heilmittel wie die sog. Hirschkreuze sammeln und interessierte sich für Rezepte181. So verfügte M aria im Jahr 1581 über mehrere Arznei- und Kochbücher, die sie der für ihre Heilkünste und ihr pharmazeutisches Interesse bekannten Kurfürstin Anna von Sachsen zur Abschrift zur Verfügung stellte: „Schick euer Liebden hiemit alle meine Ertzney Piecher unnd Koch Biecher, die ich hab. Wo euer Liebden ein Weizl [Zeichen] bey findten bey der Ertzney, unnd Kochrey, das hab ich alles selbst versucht und gemacht, darumb mag mir euer Liebden drauen.“182 Im gleichen Brief bat Maria die erfahrenere Fürstin zudem um Beratung, wie das Öl für den Gries (wohl für Erzherzog Karl gedacht, der ja an Blasen- oder Nierensteinen litt) herzustellen sei, dessen Rezept ihr die Kurfürstin zur Verfügung gestellt hatte. Sowohl dieses aus drei Kräutern und Muskat bestehende Öl wie ein Öl aus Königskerzen gelang der Erzherzogin ihres Erachtens nicht nach Wunsch, und Anna von Sachsen musste eine Probe davon besichtigen und kommentieren. Sie tröstete jedoch die verunsicherte Maria, es sei alles in Ordnung mit ihrem Produkt183. Heilmittel bestellte Maria von Zeit zu Zeit aber auch in Florenz184. Von der Kurfürstin hatte Maria nach ihrem Besuch in Dresden im Jahr 1581 zudem ein Rezept für Quittenstriezel erbeten, die offenbar den Grazern dort gut geschmeckt hatten. Die Kurfürstin übersendete dies umgehend und musste später Marias eigenes Erzeugnis kosten und begutachten185. Anna wiederum erhielt von Maria als Gegengabe eine ausführliche Erläuterung, wie die Erzherzogin und die Hofmeisterin die Haare ihrer Kinder pflegten sowie das Rezept für ein gutes 66
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Zahnpulver aus fein gesiebter Eichenholzkohle, das Maria bei ihrer Tochter Anna verwendete. Auch wenn Maria also mehrheitlich auf die Arbeit von Apotheker und Köchen zurückgriff, so war sie doch selbst in der Herstellung von Arzneien im weitesten Sinne ebenso wie im Backen und Kochen nicht ganz unerfahren und strebte zudem danach, ihren Töchtern Grundkenntnisse in diesen Dingen vermitteln zu lassen. Damit waren die hausfraulichen Aktivitäten der Erzherzogin jedoch noch nicht beendet – mindestens drei herrschaftliche Güter, die Meierhöfe in Karlau, Innerberg und Tobel bei Graz hatte Maria direkt in ihrer Verwaltung. Zwar ist aus ihren Briefen nicht abzulesen, wie stark sie sich wirklich an deren Leitung beteiligte, aber immerhin wissen wir, dass sie im Jahr 1600 40 Rinder in der Schweiz kaufen ließ, um Vieh zu ersetzen, das im Jahr zuvor einer Seuche zum Opfer gefallen war186. Interesse und Engagement für landwirtschaftliche Fragen ist von anderen Fürstinnen des Reiches bekannt, sodass nichts gegen die Vorstellung spricht, Maria habe die Höfe regelmäßig aufgesucht und sei an Entscheidungen über Käufe und Verkäufe, Anbau und Viehhaltung beteiligt gewesen. Allerdings ist nicht anzunehmen, dass sie ihre Beteiligung so weit trieb wie beispielsweise die erwähnte Kurfürstin Anna von Sachsen187, die zeitweise alle kurfürstlichen Güter verwaltete und selbst landwirtschaftliche Produkte über Kaufleute auf den Markt brachte. Immerhin sendete Maria an diese Kurfürstin als Geschenk „Salatt unnd Kraudtsamen“ sowie ein „spänisch Gewäx“ samt Anleitung zu dessen Pflanzung sowie Zwiebeln von „dierckische Blomenen“ 188, bei denen es sich um Tulpen gehandelt haben wird, die seit den Sechzigerjahren des 16. Jahrhunderts an den deutschen Höfen sehr gefragt waren. Sind wir auch über die Aktivitäten Marias als „Hausmutter“, die das Handeln des Personals und der Amtsträger in Küche und Keller, Burg und Garten im Auge behielt, nicht im Einzelnen unterrichtet, so ist doch aus den vorhandenen Hinweisen anzunehmen, dass sie diesen Aufgabenbereich einer Fürstin keineswegs vernachlässigte. Sie überwachte zumindest als Witwe aufmerksam die Erziehung und 67
das Leben am Grazer Hof
Ausbildung ihrer Kinder, ebenso wie ihren „Haushalt“ zu dem ja außer den Kindern und den Mitgliedern ihres Hofstaates noch zahlreiche weitere Bedienstete gehörten. Noch nach dem Regierungsantritt ihres Sohnes Ferdinand ließ sie sich da nicht das Heft aus der Hand nehmen, denn noch Ende 1597 betonte sie in einem Brief an den Prager Agenten Tobias Fischer189: „So bin ich mit den Haubtschlissln wol so haigl [heikel], das mein Sohn bis auf dise Stundt khain hatt.“ Die Schlüsselgewalt im Hause und damit die Oberaufsicht behielt sie sich also vor, und es darf bezweifelt werden, ob sie sie nach Ferdinands Heirat im Jahr 1600 an dessen junge Frau Maria Anna abgab. Die Grazer Burg Den äußeren Rahmen für die erzherzogliche Hofhaltung gaben mehrere Schlösser in der Steiermark ab, von denen die Grazer Burg natürlich das wichtigste war. Sie liegt direkt am Dom, der bis 1573 Stadtpfarrkirche war, und gegenüber dem Jesuitenkolleg und der Universität, die beide von Erzherzog Karl ins Leben gerufen wurden. Der Grazer Schlossberg dagegen, gerade in der Regierungszeit Kaiser Ferdinands I. und Erzherzog Karls gänzlich neu befestigt und als Festung gegen die Osmanen ausgebaut, diente zu Marias Zeit bereits ausschließlich militärischen Zwecken. Die in der Stadt selbst gelegene Burg war schon im 15. Jahrhundert zunächst von Kaiser Friedrich III. und dann von dessen Sohn Maximilian I. erweitert worden; Karls Vater hatte ein repräsentatives Treppenhaus hinzufügen lassen. Als Karl aber 1564 die Regierung in Innerösterreich antrat, war die Burg ihren repräsentativen Aufgaben als fürstliche Residenz nicht gewachsen, weshalb der Erzherzog umfangreiche Veränderungen vornehmen ließ. 1566/67 wurden ein zusätzliches Stockwerk und ein Uhrturm hinzugefügt; eine Wasserleitung vom Rosenberg her sicherte die Versorgung besser ab. Im Vorfeld der Eheschließung erweiterte man 1570/71 den vorhandenen Bau durch die „Karlsburg“ mit vier bzw. zwei Geschossen. Im Jahr 1580 kam für die landesherrliche Verwaltung der sog. Registraturtrakt hinzu und in der Regierungszeit von Erzherzog 68
die Grazer Burg
Ferdinand 1596/97 eine neue Hofkapelle sowie um 1600 als erneute Erweiterung der „Ferdinandsbau“190. Maria fand bei ihrer Ankunft in Graz 1571 also ein bereits deutlich erweitertes und modernisiertes Schloss vor, dessen Innenräume jedoch noch der standesgemäßen Ausstattung harrten. Dazu kauften sie und ihr Mann etwa zahlreiche Tapisserien, also große Wandteppiche, die als Luxusgut seit dem 15. Jahrhundert in keiner fürstlichen Residenz fehlen durften. Karls Nachlassinventar listet 1590 allein 127 solche Tapisserien auf191. Vor allem aber nahm die Ausstattung ihres „Stibell“, ihres privaten Gemaches innerhalb des Frauenzimmers, das sich im dritten Stock befand mit Blick auf den Hofgarten, in den ersten Ehejahren Marias Aufmerksamkeit in Anspruch. Dies belegen vor allem die Briefe an ihren Bruder Wilhelm in München, über den sie zahlreiche Ausstattungsstücke bei Münchner Handwerkern bestellte, z.B. einen prachtvollen blauen Ofen und Porträts ihrer Münchner Familie192. Auch für den Burg- oder Hofgarten scheint sich Maria engagiert zu haben. Sie besorgte Gärtner aus München bzw. über München aus Lothringen und ließ dort ein Eremitorium, also ein Gartenhäuschen als Rückzugsort, errichten193. Im Jahr 1603 entstanden in diesem Garten zudem drei Springbrunnen. Die Burg blieb für die Erzherzogin nach dem Tod ihres Gemahls, dem Regierungsantritt ihres ältesten Sohnes und dessen Eheschließung bis zu ihrem Tod 1608 Hauptwohnsitz194. Außerdem entstanden zu ihren Lebzeiten in der Umgebung von Graz noch weitere Einrichtungen, die zu einer frühneuzeitlichen Residenz gehörten. Damit sind in erster Linie die beiden Jagd- und Lustschlösser Gjaidhof und Karlau gemeint195, die Erzherzog Karl umbauen bzw. errichten ließ und in denen sich auch die Erzherzogin immer wieder zur Jagd aufhielt. Vor allem das zwischen 1584 und 1590 entstandene Karlau, zu dem ein Tiergarten gehörte, suchte Maria in ihrer Witwenzeit noch oft auf und ließ hier weitere Baumaßnahmen durchführen. Erzherzog Karl war aber nicht nur ein Liebhaber der Jagd, sondern auch des Reitens, weshalb 1584 in Graz der sog. Tummelplatz196 eingerichtet wurde, auf dem der Erzherzog und adlige Herren des Hofes die hohe 69
das Leben am Grazer Hof
Kunst des Reitens üben und ritterliche Spiele trainieren konnten. Die Gründung des noch heute berühmten Gestüts in Lipica 1580 in der damals zu Innerösterreich gehörenden Grafschaft Görz geht ebenso auf Erzherzog Karl zurück, der mit den dort gezüchteten Pferden freilich eher seine Truppen ausstatten wollte. Und schließlich sei noch daran erinnert, dass die Grazer Universität 1586 von Erzherzog Karl begründet und den Jesuiten übergeben wurde, obzwar erst sein Sohn Ferdinand II. ab 1607 ein eigenes Gebäude für die Universität errichten ließ197. Außerdem ist zu erwähnen, dass Erzherzog Karl im Bewusstsein, in Innerösterreich eine neue Dynastie zu begründen, mit dem Bau einer Familiengrablege begann. In dem ab 1587 errichteten Mausoleum in Seckau198, der altehrwürdigen steirischen Bischofskirche, sollten er selbst, seine Frau, seine Kinder und Kindeskinder ruhen und so dynastische Gemeinsamkeit und Kontinuität versinnbildlicht werden. Dieses Vorhaben ging freilich nicht ganz auf, denn nur Erzherzog Karl selbst und einige seiner Kinder wurden dort beigesetzt; schon Erzherzog Ferdinand ließ direkt in seiner Residenz Graz ein eigenes Mausoleum erbauen, wahrscheinlich, weil ihm das abgelegene Seckau zu wenig repräsentatives Potenzial hatte. Und nach dem Wechsel der Familie nach Wien wurden bereits Karls Enkel dort in der Kapuzinergruft zur ewigen Ruhe gebettet. Das Mausoleum in Seckau stellt jedoch bis heute eines der bedeutendsten Renaissancekunstwerke in Österreich dar, dessen reiche Ausstattung mit Stuck, Marmor und Bildwerken vorrangig von italienischen Künstlern geschaffen worden ist. Sammeln und Repräsentieren Zum festen Repertoire jeder größeren fürstlichen Residenz der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehörte es, über eine Kunstkammer zu verfügen. Solche Sammlungen zeigten den jeweiligen Fürsten als „kuriosen“, will sagen neugierigen Sammler, der seine Kennerschaft durch besondere Stücke ebenso dokumentieren konnte wie sein fi70
sammeln und Repräsentieren
nanzielles Potenzial. Insofern waren Kunstkammern immer Element fürstlicher Repräsentation von Macht und Traditionsbewusstsein. Im Gegensatz zu vielen anderen Kollektionen, die etwa in Florenz und Dresden, Wien und München zum Ausgangspunkt heute weit bekannter Museen wurden, ist über die Grazer Sammlung wenig bekannt, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil sie nach dem Wechsel der Familie nach Wien 1620 nicht weitergeführt und große Teile der Grazer Bestände seitdem sukzessive in die kaiserliche Schatzkammer transferiert wurden199. Sicher ist jedoch, dass Erzherzog Karl schon 1566 in der Grazer Burg ein Schatzgewölbe über dem Burgtor für Preziosen und Familienurkunden einrichten ließ200, in welchem Stücke, die sich zum Teil seit der Zeit Kaiser Friedrichs III. und Maximilians I. in Graz befanden, mit Teilen der Sammlung Kaiser Ferdinands I. zusammengeführt wurden, die Karl von seinem Vater geerbt hatte. Karl selbst ergänzte das Vorhandene durch venezianisches Glas, Tapisserien, Gemälde und Silbergeschirr. Später folgte ein neues Gewölbe, das sich im obersten Stockwerk des Verbindungsganges zum Dom befand; dort wurde 1608 Marias Hinterlassenschaft an Schmuck und Preziosen inventarisiert. Die eigentliche Kunstkammer befand sich dagegen in fünf Räumen im zweiten Stock der „Karlsburg“, weitere zwei Räume nahm die Büchersammlung ein201. Die von Erzherzog Karl gesammelten Prunkwaffen bewahrte man allerdings zum Teil im Lust- und Jagdschloss Karlau auf. Waffen, Schmuck und Gemälde scheinen dabei den Hauptinhalt der Grazer Sammlung dargestellt zu haben, für die Erzherzog Ferdinand dann am Beginn seiner Regierung einen Schatzmeister als Verwalter einsetzte. Er selbst hat aber schon in seiner Grazer Zeit kaum an der Vergrößerung der Bestände gearbeitet202. Erzherzogin Maria dagegen kaufte sowohl während ihrer Ehe wie in ihrer Witwenzeit zahlreiche Gegenstände, die in den Bestand der Schatzkammer eingingen. Auch ihre Hochzeitsgeschenke sowie das Tafelsilber ihrer Mitgift gehörten natürlich zu deren Bestand, obwohl Maria einige Stücke davon zeit ihres Lebens in Gebrauch hatte. Ein Verzeichnis des Silbergeschirrs der Erzherzogin, das sich zur täglichen 71
das Leben am Grazer Hof
Nutzung in ihrem Gemach befand203, aus dem Jahr 1587 führt unter anderem eine große silberne Wasserkanne, ein Gießbecken und ein kleines Gießkännchen mit dem bayerischen Wappen auf, alles Gerätschaften zum Händewaschen bei Tisch. Das Wappen deutet da rauf hin, dass diese Stücke ihrer Mitgift entstammten. Außerdem gab es ein silbernes Wasserkrüglein und einen vergoldeten Löffel, einen Schuhanzieher mit dem bayerischen und dem österreichischen Wappen, der vermutlich anlässlich der Hochzeit hergestellt worden war, und einen vergoldeten Becher nur mit dem österreichischen Wappen, außerdem verschiedene Schalen mit und ohne Deckel, einen Halter für das Nachtlicht mit Schirm und Putzschere, eine Glutpfanne usw. Maria, die eine nach allen Regeln der Kunst zusammengestellte und präsentierte Kunstkammer ja aus München kannte, nutzte verschiedene Verbindungen und Möglichkeiten, um Gegenstände zu beschaffen, die sie zur Ausstattung der Burg und als Schmuck wünschte. Ganz entscheidend waren dabei natürlich ihre engen Verbindungen nach München204, wo Vater und Bruder ständig weiter an der Vervollkommnung der Kunstkammer arbeiteten. Auf ihre Bitte schickte Wilhelm von Bayern oft Kunst- und Gebrauchsgegenstände: Silbergefäße, Reliquienbehältnisse und Kleinodien, die er in Augsburg gekauft oder in Auftrag gegeben hatte, Uhren, Monstranzen und Tabernakel, die Maria nicht bei den meist lutherischen Handwerkern in Graz in Auftrag geben wollte205, und Ähnliches. Freilich trug Maria ihrerseits zur Münchner Sammlung bei, indem sie auf Wunsch von Vater oder Bruder oder einfach als Geschenk Gegenstände übersendete, von denen sie annahm, dass sie bei den beiden auf Interesse stoßen könnten. So schickte sie beispielsweise 1576 an ihren Vater antike Gefäße, die man in Aquileia gefunden hatte, mit der Bemerkung: „Ich verste mich gar nix darauf, man sagt, es sey schen.“206 Auch Muscheln aus dem Mittelmeer und Mineralien, sog. Handsteine, gehörten dazu. Und 1577 schenkte Maria ihrem Vater einige türkische Zahnstocher aus Fischbein und Schildpatt, von denen sie mehrere vom kaiserlichen Gesandten David Ungnad aus Istanbul erhalten hatte, und bot an, weitere Gegenstände aus dem Osmani72
sammeln und Repräsentieren
schen Reich zu besorgen207. Im Jahr 1590 kam ihr Bruder Wilhelm auf dieses Angebot zurück, und die Erzherzogin besorgte für ihn türkische Bücher; 1593 sendete sie als Geschenk aus der Türkenbeute, die die steirischen Truppen wohl in der Schlacht bei Sissek (Sisak) gemacht hatten, einen Ring, ein Glas und einen Knopf, die sie freilich selbst für nichts Besonderes hielt: „… sein aber woll so schlechte Sachen in der Kunstkamer.“208 Maria hatte also, dies belegt vor allem das letzte Zitat, durchaus eine Vorstellung davon, was eine Kunstkammer beinhalten sollte, und sie bewies selbst Interesse an typischen fürstlichen Kunstkammerstücken. So ließ sie etwa 1584 und 1592 in Augsburg aufwändige Kunstuhren anfertigen209. Als sie mit ihrem Gemahl im März 1575 in Wien weilte, besichtigte die Erzherzogin die Kunstkammer Kaiser Maximilians II. und schrieb an ihren Bruder, sie habe dabei an ihn gedacht, „den ich weis wol, das du gern solche Sachen sichst“.210 Und die Erzherzogin war sich durchaus des Wertes der hölzernen Druckstöcke für den sog. Triumphzug Kaiser Maximilians I. bewusst, die nach dem Tod Ferdinands I. als Erbstück an Erzherzog Karl gegangen waren und die sich bis heute zum Teil in Graz befinden211. Sie versicherte nämlich 1591 ihrem Bruder in München, sie werde alles dafür tun, dass Kaiser Rudolf II., seinerseits wohl der bekannteste Kunstkammerbesitzer des Reiches, die Druckstöcke bzw. Drucke nicht bekommen solle: „… ich will mich flux wern; ich hab mein Lebtag nix solches gesehen.“212 Erzherzogin Maria gab in ihrer Witwenzeit selbst Gemälde in Auftrag, von denen sich einige heute noch in Graz befinden, wie zum Beispiel der große Epitaph Erzherzog Karls in der Domkirche, auf dem sie selbst, ihr Gemahl und alle ihre Kinder 1591 von Jacob de Monte festgehalten wurden. 1596 kam auf ihr Betreiben Egyd de Rye nach Graz, der beispielsweise ihre Gemächer in der Grazer Burg mit Wandmalereien schmückte213. 1598 bestellte sie ein Altarbild bei Hans von Aachen, dem bedeutenden Hofmaler Kaiser Rudolfs II., der 1605 auch ihre Tochter Magdalena porträtierte; 1600 suchte sie in Florenz nach einem Porträtmaler214. Und dass Erzherzog Ernst ihr 1591 einen 73
das Leben am Grazer Hof
Zyklus von Monatsbildern des Malers Jan Baptist Saive d.Ä. und ein Blumenstück des Joris Hoefnagel schenkte, deutet ebenso darauf hin, dass Maria gute Malerei zu schätzen wusste215. Das Interesse der Erzherzogin ging jedoch nicht so weit, dass sie wirklich gezielt am Aufbau einer regelrechten Kunstkammer gearbeitet hätte. Dazu gehörte ja weit mehr als die Lust am Kauf einzelner Prunkstücke oder die gelegentliche Beauftragung von Malern. In der Grazer Schatzkammer fehlte eindeutig die Fokussierung der Sammeltätigkeit auf ein Zentrum fürstlicher Neigungen und die Anordnung, die Systematisierung der Stücke nach Sparten216, die eine moderne Kunstkammer des 16. Jahrhunderts von einer traditionellen Schatzkammer unterschied. Hier fand man zu Marias Zeiten eine Ansammlung von Wertobjekten, für die aber keine Erwerbsstrategie und kein Konzept für die Aufstellung erkennbar waren. Zwar werden in den Inventaren Marias Vorlieben für Reliquien und geistliche Gemälde erkennbar; eine Kollektion von Figürchen, anhand derer man Kleidung und Zeremoniell fremder Höfe studieren konnte, geht wohl ebenso auf sie zurück217. Von einer gezielten Anschaffungspolitik kann bei ihr aber wohl kaum die Rede sein. Insofern trifft sicher nicht zu, was frühere Autoren und Autorinnen behaupteten, nämlich dass die Grazer Kunstkammer unter Marias Leitung entstanden sei und vorrangig sie für deren Ausbau gesorgt habe218. Diese Feststellung ist zum einen deshalb zu hoch gegriffen, weil es eben in Graz eine regelrechte Kunstkammer nur in Ansätzen gegeben hat, zum anderen aber deshalb, weil Marias Einkäufe, über die ihre Briefe häufig Auskunft geben, sich keineswegs vorrangig auf Kunstgegenstände und Sammlerstücke konzentrierten. Vielmehr kaufte bzw. beauftragte sie vor allem Ausstattungsstücke für ihr „Stiebel“, also ihr privates Gemach, und ihre Kapelle sowie Schmuck und Kleidungszubehör. Der Wert der Ausstattung ihrer privaten Kapelle stieg so insbesondere während ihrer Witwenzeit immer weiter an, wie ihr Testament ausweist. Hatte sie bei Aufsetzung ihres Testamentes im August 1591 den Wert der dort versammelten Reliquien, Geräte und Ornate noch 74
sammeln und Repräsentieren
auf etwa 12.000 Gulden geschätzt219, so veranschlagte sie in einer Erläuterung zum Testament vom Januar 1601 den Gesamtwert schon auf etwa 40.000 Gulden220. Die sich dahinter verbergenden Käufe und Anfertigungen verschiedenster Ausstattungsgegenstände sind dabei nicht nur Ausdruck von Marias tief empfundener Frömmigkeit, die in ihr den Wunsch nach einer entsprechenden Ausschmückung ihres privaten Andachtsraumes weckte. Ebenso wie bei der von manchen Zeitgenossen belächelten Leidenschaft Marias für Goldschmiedearbeiten, über die sich etwa ihr Onkel Ferdinand von Tirol und Kaiser Rudolf II. mokierten221, stand dahinter auch der Wunsch nach finanzieller Sicherstellung. Denn jede fürstliche Kunst- oder Schatzkammer war in einer Zeit ohne modernes Bankwesen immer auch ein Depot für schlechte Zeiten: Silbergeschirr und -möbel konnten eingeschmolzen oder, ebenso wie Schmuck, einfach verkauft werden, wenn die fürstlichen Kassen leer waren. Das Gleiche gilt für die Kleinodien der Fürstin, die bei Unterhaltsstreitigkeiten deren letzter finanzieller Notanker sein konnten, durfte sie über diese als ihr privates Eigentum doch frei verfügen222. Nicht zuletzt deshalb waren als Hochzeitsgeschenk kostbare Ketten, Gürtel und Kleinodien üblich, wie es auch bei Maria der Fall war – mit diesen Schmuckstücken erhielt die Fürstin zugleich ein finanzielles Polster, das sie nutzen konnte, wenn der Gemahl sie nicht standesgemäß versorgte, wenn sie Probleme mit der Auszahlung von Witwengeldern hatte, oder dann, wenn der Gemahl oder das Land ihren finanziellen Beistand brauchten. Wenn Maria also Schmuck und Ausstattungsstücke für die Kapelle und zahlreiche weitere Preziosen anhäufte, so war neben aller Begeisterung für das Schöne auch ein Gedanke an Absicherung dabei. Für den Einkauf solcher Dinge nutzte die Erzherzogin freilich nicht nur ihre Verbindungen nach München. Sie bestellte direkt in Augsburg; über einen Rat ihres Gemahls, den Hauptmann von Görz Jakob Adam von Attems bzw. dessen Sohn Hermann, ließ sie zudem in Venedig einkaufen; Blasius Hutter war ihr Verbindungsmann in Brüssel und der jeweilige kaiserliche Resident der in Istanbul. Als ihr 75
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Sohn Ferdinand 1597 nach Italien reiste, kaufte er für die Mutter in Venedig kostbare Stoffe, Majolika in Faenza sowie Heiligenbilder und weitere Gemälde in Rom223. In großem Stile und über Jahrzehnte kaufte Erzherzogin Maria zudem über Hans Khevenhüller ein, den kaiserlichen Botschafter in Madrid224. Seit 1584 und bis zum Tod ihres Gemahls standen ihr 3.000 Gulden jährlich für Einkäufe in Spanien zur Verfügung, die aus Graz über das bekannte Handelshaus der Fugger nach Spanien übermittelt wurden. Khevenhüller beschaffte vor allem diverse Schmuckstücke: sog. Brincos, Anhänger aus Edelmetall für weiblichen Kopfputz, meist in Tierform; Halsbänder, Perlenketten, Ketten, Edelsteine und Ringe; außerdem Duftfläschchen mit Ambra, Handschuhe, Knöpfe aus Edelsteinen und Perlen, Wachs, Samen und Nähnadeln. Ebenso schickte Khevenhüller in großen Mengen kostbare Seidenstoffe aus Granada225, Kleidungsstücke wie z.B. kurze spanische Jacken, Strümpfe (die in Toledo in einem Kloster gefertigt wurden), weiße Kragen, Hüte, Federbüsche als Kopfputz226, Kopftücher und Hauben, Beutel, Schleier oder Seidenblumen. Auch sog. Exotica, die wiederum in fürstlichen Kunstkammern nicht fehlen durften, waren unter den Waren, die Erzherzogin Maria aus Spanien kommen ließ: indianische Decken, ein lederner Teppich, Palmwedel, Papageien227. Insgesamt scheinen die Exotica – darunter Lackarbeiten, Schildpattfächer, Muscheln etc. – der Grazer Sammlung zu erheblichen Teilen auf Maria zurückzugehen. Noch nach Karls Tod kaufte sie verschiedenes, vor allem aber wurde sie 1599 bei ihrer Abreise aus Spanien damit reich beschenkt228. Sieht man sich diese Auflistung an, so wird noch einmal deutlich, dass Marias Einkäufe in Spanien, die bislang oft als Teil ihrer Sammeltätigkeit für die Schatzkammer angesehen wurden, keineswegs dem Bild einer planmäßig sammelnden Kunstkammerliebhaberin entsprachen. Natürlich gab es unter den aus Madrid ebenso wie unter den aus München oder Augsburg bezogenen Gegenständen solche, die man einer fürstlichen Kunstkammer zuordnen würde. Dass Marias Schmuck zumindest teilweise in die fürstliche Schatzkammer einging, lässt sich aus ihrem Testament schlussfolgern, in dem sie 29 Klein76
musikpflege
odien aus ihrem Besitz zu Hauskleinodien bestimmte, die nie veräußert werden sollten229. Aber eine Sammlerin, gar eine Sammlerin von vergleichbarem Rang wie ihr Vater und ihr Bruder, ist die Erzherzogin nie gewesen. Musikpflege Einen größeren Stellenwert dürfte Erzherzogin Maria dagegen für die Musikpflege am Grazer Hof gehabt haben. Wie im Kapitel über ihre Kindheit schon angesprochen, hatte sie am Münchner Hof eine musikalische Ausbildung erhalten und war dort durch das lange Wirken eines der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit, Orlando di Lasso, sicher wesentlich geprägt worden. Musikkontakte zwischen München und Graz hatte es dabei schon vor ihrer Eheschließung zwischen Erzherzog Karl und seinem Schwager (und späteren Schwiegervater) Albrecht V. von Bayern gegeben. Grundlage dafür war Karls eigene Musikbegeisterung, die sich etwa darin zeigte, dass er 1564 Teile der Hofkapelle seines Vaters mit nach Graz nahm, u.a. Johann de Cleve als Hofkapellmeister230. Aber mit Marias Ankunft in Graz verdichteten sich die musikalischen Austauschbeziehungen zwischen München und Wien, die insbesondere über den Briefwechsel mit ihrem Bruder Wilhelm nachvollziehbar sind231. Dabei wird zum einen deutlich, dass es Maria war, die immer wieder Noten aus München beschaffte, z.B. 1577 für italienische Lieder, 1582 für ein Dies Irae, 1572 für eine Litanei, 1576 für Scherzlieder des Orlando di Lasso. Ein Trinklied des Komponisten wurde in Graz sogar auf einer steinernen Tischplatte verewigt und kann heute noch besichtigt werden232. Im gleichen Jahr schickte sie ein Verzeichnis der in Graz vorhandenen Kompositionen des Meisters nach München, damit ihr Bruder die fehlenden Stücke kopieren lasse könne. Maria besorgte sowohl Noten für geistliche Musik wie für weltliche Werke, die von der Grazer Hofkapelle gespielt werden sollten, und es ist vor allem ihr zu verdanken, dass Lassos Werke in Innerösterreich weite Verbreitung fanden233. 77
das Leben am Grazer Hof
Die Erzherzogin setzte zudem in Graz ihren Unterricht auf dem „Instrument“ fort, einem Clavichord oder Virginal, Tasteninstrumenten, die viele Fürstinnen ihrer Zeit bevorzugten; ihr Lehrer war bis zu seinem Tod 1575 Annibale Padovano, der aus Venedig stammende Grazer Hofkomponist und Organist234. Auch für die musikalische Erziehung ihrer Kinder trug sie Sorge235; ihre Tochter Konstanze von Polen soll sogar selbst komponiert haben. Wir wissen nicht, wie gut Maria selbst als Musikerin war; sicher ist jedoch, dass ihre Musikpraxis und die Rolle, die die Musik im Grazer Hofleben spielte, die Erzherzogin in die Lage versetzten, über die Fähigkeiten und Qualitäten von Musikern und Komponisten zu urteilen. So schrieb sie etwa im Herbst 1598 von ihrer Spanienreise, auf der sie ab Brixen von Erzherzog Albrecht begleitet wurde, an ihren Sohn Ferdinand: „Erzherzogs Albrecht Musik ist nix Guts: kein einige gut Stimm als ein Kapaun [Kastrat], der ist ziemlich gut; aber ein ziemlichen Zinkenblaser hat er, aber ich tauschet mit deinem gar nit.“ Und bei ihrem Aufenthalt in Mailand wenig später lobte Maria den Gesang in den Mailänder Klöstern, wo sie viele schöne Stimmen gehört habe, und wünschte, Ferdinand und die anderen Kinder könnten sie hören236. Ihre Urteilsfähigkeit und die Bedeutung, die Maria guter Musik beimaß, werden außerdem deutlich darin, dass die Fürstin nach dem Tod ihres Gemahls, als aus Kostengründen die Hofkapelle aufgelöst werden musste, zumindest einige von deren Mitgliedern weiterbeschäftigte und für die Erhaltung der vorhandenen Instrumente sorgte. In Marias Hofstaat blieben z.B. Simone Gatto, der wohl schon 1571 aus München nach Graz gekommen war, und Pietro Antonio Bianco. Von ihren Musikern gingen dann später etliche in die Hofkapelle Ferdinands II. über237. Wichtig war Maria aber auch als Vermittlerin von Musikern, und zwar in verschiedene Richtungen. Zum einen findet man hier wieder die Achse Graz–München – Maria ließ dort Musiker ausbilden, ihr Bruder sandte seinerseits solche zur Ausbildung nach Graz238. 1591 verpflichtete die Erzherzogin zwei neue Sänger aus Mantua, und ihre Reise nach Spanien nutzte sie ebenfalls zur Anwerbung von Musikern: 78
hoffeste und vergnügungen
In Mailand engagierte sie 1599 den Trompeter Salomon Ferro, der später Mitglied der kaiserlichen Hofkapelle werden sollte, in Genua den Theorbisten und Diskantisten Alessandro Rossi239 und später noch einen Kapellknaben. Die Erzherzogin reiste zudem mit eigenen Musikern; so begleitete der Hoftrompeter Hans Georg Rosenthaler sie zunächst nach Spanien und 1605 dann zur Eheschließung ihrer Tochter Konstanze nach Polen. Schon anlässlich der Eheschließung ihrer Tochter Anna mit König Sigismund von Polen 1592 waren drei Musiker im Gefolge Marias, deren Qualität offenbar überzeugte, denn später konnte die Erzherzogin Grazer Musiker nach Polen vermitteln. Im Gegenzug kam Giovanni Valentini, der spätere Kapellmeister Ferdinands II., vom Hof Sigismunds von Polen nach Graz. Und auf der Spanienreise war der Grazer Hoftanzmeister und Organist Ambrogio Bontempi dabei, der auf diese Weise zu einem Auftritt vor dem spanischen König kam240. Weitere Beispiele ließen sich anführen. Deutlich wird auf jeden Fall, welch großen Stellenwert Musik, vor allem, aber nicht ausschließlich geistliche Musik, im Leben der Erzherzogin hatte. Auch unter den Bedingungen der Reise und in der finanziell schwierigen ersten Zeit ihrer Witwenschaft verzichtete sie nicht auf qualitätvolle Musik und Musiker in ihrer Umgebung. Damit gab Maria nicht nur ihren Kindern eine Prägung mit, die mit ihren Enkeln und Urenkeln in Wien sogar zu komponierenden Kaisern führen sollte241. Durch ihre Reisen, die Heiraten ihrer Töchter und ein ausgedehntes Korrespondenznetz war Maria als Vermittlerin im europäischen Musikaustausch aktiv. Polen, Spanien, Siebenbürgen, Bayern, Italien und Innerösterreich waren in musikalischer Hinsicht nicht nur durch professionelle Musiker, sondern auch durch die Grazer Erzherzogin miteinander verbunden. Hoffeste und Vergnügungen Der Grazer Hof war sicher einer der fürstlichen Höfe der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die besonders stark von einer intensiven 79
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katholischen Glaubenspraxis gekennzeichnet waren. Prozessionen und Wallfahrten, Besuche in Klöstern, Gebete und Fasten spielten eine große Rolle im höfischen Leben und im Jahreslauf. Dabei war der höfische Alltag aber weit davon entfernt, trist und klösterlich zu sein. Darauf deuten nicht nur die Trinklieder Orlando di Lassos, die aus München angefordert wurden, dafür gibt es verschiedene andere Anhaltspunkte, auch wenn die großen Hoffeste, so wie es die Hochzeit von Karl und Maria in Wien gewesen war, weitgehend fehlten. Außer den Hochzeiten der Kinder Marias, von denen die Erzherzog Ferdinands mit seiner Cousine Maria Anna von Bayern im Jahr 1600 sicher die wichtigste war242, fanden nur selten größere Feste statt wie etwa 1604, als der junge Erzherzog in der Faschingszeit ein Ringelrennen veranstaltete, an dem unter anderem sein Bruder Maximilian teilnahm243. Häufiger waren Lustbarkeiten wie Schlittenfahrten in die Grazer Umgebung, Auftritte von Hofmusikern oder fremden Spielleuten im engeren Kreis der Familie und der Hofleute und die Veranstaltung von „Glückshafen“ genannten Verlosungen. In der Faschingszeit gab es verschiedene kleinere Belustigungen; u.a. organisierte die 17-jährige Erzherzogin Anna im März 1590 einen Maskentanz, bei dem sie mit 18 oder 20 adligen Damen, zum Teil Hoffräulein, auftrat244. Mehrfach fanden, vor allem in der Faschingszeit, Hochzeiten von Hoffräulein der Erzherzogin statt, die bei Hof gefeiert und oft recht prächtig ausgestaltet wurden. Ein gutes Beispiel ist die Hochzeit der Maria Elisabeth von Schrattenbach mit Karl von Harrach Ende November 1591. Sie war eine Tochter von Marias langjährigem Obersthofmeister Maximilian von Schrattenbach und seit mindestens 1587 Hoffräulein der Erzherzogin gewesen; er war ein hoffnungsvoller junger Hofmann, der später als Diplomat unter mehreren Kaisern Karriere machen und einer der vertrautesten Räte Kaiser Ferdinands II. werden sollte245. Am 21. November 1591 fand die eigentliche Trauung statt246, der außer Maria und ihren Kindern auch die Erzherzöge Ernst und Matthias beiwohnten; anschließend setzte man sich an zwölf reich gedeckten Tafeln zu Tisch und schloss den Abend mit einem Tanz. Am nächsten Morgen ging man zum Gottesdienst; am Abend wurde die 80
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Braut in einem mit silbernen Stoffen geschmückten und von sechs Schimmeln gezogenen Wagen ins Haus des Bräutigams geleitet, wo nach der Tafel bis Mitternacht getanzt wurde. Am 23. November fand ein Ritterspiel auf dem Grazer Hauptplatz statt, der dafür mit Ehrenpforten, Pyramiden, Wappen und Fichtenzweigen geschmückt worden war. Die Erzherzogin wohnte mit ihren Töchtern, der Braut, deren Mutter und dem ganzen Hofstaat diesem Ereignis bei. Die beteiligten Adligen zogen dabei in 18 Abteilungen ein, jede jeweils eine „Nation“ (Niederländer, Ägypter, Türken, Ritter, Pilger usw.) verkörpernd. Musiker und zwei voll ausgestattete Schiffe schmückten den Festzug zusätzlich, in dem die Erzherzöge Ernst und Matthias mit einzogen. Nach weiteren kleineren Belustigungen veranstaltete schließlich am 27. November auch die Erzherzogin noch ein Ringelrennen, bei dem die Beteiligten aber ohne Verkleidung nach dem Ring ritten. Bekannt ist, dass man am Grazer Hof durchaus am Theater interessiert war. Meist besuchte die erzherzogliche Familie zwar Aufführungen der Jesuiten, bei denen es eher um geistliche Stoffe und biblische Themen ging, aber der berühmte Grazer Theaterbrief vom 20. Februar 1608247, in dem Erzherzogin Magdalena ihrem beim Reichstag in Regensburg weilenden Bruder Ferdinand ausführlich über das Unterhaltungsprogramm der Faschingszeit berichtete, zeigt auch anderes. In diesen Wochen weilte nämlich eine englische Theatertruppe in der Residenz, und abwechselnd mit den Aufführungen der Grazer Jesuitenzöglinge besuchte die Erzherzogin mit ihren Kindern deren Darbietungen. Aus Magdalenas Beschreibungen kann man unter anderem entnehmen, dass der „Doktor Faust“ von Christopher Marlowe und der „Kaufmann von Venedig“ von William Shakespeare in Graz zur Aufführung kamen; außerdem trat die junge Erzherzogin selbst zusammen mit dem Hoftanzmeister Ambrogio Bontempi und einigen Hofdamen mit mehreren deutschen und italienischen Tänzen in Erscheinung. Zu den nicht nur in Graz, sondern an fast allen fürstlichen Höfen besonders beliebten Unterhaltungen zählte außerdem die Jagd. Her81
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vorzuheben ist dabei, dass sich sowohl der Erzherzog wie Maria selbst für diese Beschäftigung begeisterten248. Sie beschränkte sich dabei keineswegs aufs Zusehen oder die vornehme Beizjagd, wie manch andere Fürstin, sondern begleitete ihren Gemahl auf seinen Jagdreisen in verschiedene Teile der Steiermark, etwa in die Umgebung von Eisenerz oder Judenburg, ins obere Ennstal und das Murtal. Dabei nahm Maria selbst an Hirschjagden teil, bei denen die Jäger oft weite Strecken durchs Gelände zurückzulegen hatten – 1581 schrieb sie begeistert an Wilhelm von Bayern: „Du glaubst nit, wa mir uberall umb kraxen.“249 Am 5. August 1599250 schoss sie beim Besuch in Bayern einen kapitalen Hirsch. Ihrem Sohn versicherte sie noch kurz vorher: „Ich weiß wohl, wie die Bergjagden sind, sind viel lustiger als die auf der Eben, aber auch mühsamer; darf nit darauf gedenken, also lustet mich darzu.“251 1581 versicherte sie der Kurfürstin von Sachsen, man steige bei der Jagd in Eisenerz auf manchen hohen Berg252. Maria liebte also die beschwerliche Jagd auf Hirsche und Gemsen, beteiligte sich aber auch am Rebhuhnfang, an der Entenjagd, wahrscheinlich sogar an der gefährlichen Wildschweinjagd; noch im November 1607 findet man sie in der Umgebung von Graz auf Biberjagd. War die Erzherzogin also eine Anhängerin eher unprätentiösen Jagdvergnügens und gern bereit, dafür gegebenenfalls körperliche Anstrengungen auf sich zu nehmen, so darf man daraus nicht schlussfolgern, sie hätte auf höfische Regeln und Etikette keinen Wert gelegt. Es ist bereits ausgeführt worden, dass ihr fürstliche Repräsentation über Kleidung und Schmuck, über Sammlungen und Ausstattung keineswegs fremd war. Auch die Jagd selbst als adlig-fürstliches Privileg war ja nicht nur Vergnügen, sondern gleichzeitig eine Form, fürstlichen Rang zu leben. Und auf dem Gebiet des Zeremoniells sehen wir Erzherzogin Maria als standesbewusste Fürstin253, die genau wusste, was einer Erzherzogin, der Enkelin eines Kaisers zustand und was andere Höfe und Personen ihrer Familie an Ehrerbietung schuldig waren – aber auch, welche Regeln sie selbst einzuhalten hatte. Dafür bieten ihre Briefe von der Spanienreise 1598/99 immer wieder Beispiele, so etwa, als sie ihrem Sohn Ferdinand noch nach der 82
hoffeste und vergnügungen
Abreise Anweisungen zukommen ließ, wie man in Graz die Hoftrauer anzuordnen habe, die nach dem Tod König Philipps II. von Spanien notwendig wurde254. Er war ja nicht nur ein Cousin ihres Mannes gewesen, sondern zugleich der Vater des Bräutigams ihrer Tochter Margarethe, mit der sie eben in Richtung Spanien aufgebrochen war. Als die Grazer Reisegesellschaft in Brixen auf die von Erzherzog Albrecht traf, der Maria und Margarethe nach Spanien begleiten sollte, war zu klären, wie man sich gegenüber der Gräfin von Mansfeld verhalten sollte, der Gemahlin des spanischen Generals Peter Ernst von Mansfeld, die ebenfalls zur Reisegesellschaft gehörte. Dabei gab es offenbar Unstimmigkeiten, die Maria mit den Worten kommentierte: „Haben lang disputiert, wie wirs tractieren sollen, in Summa, es ist halt überall Hoffart.“255 Das spanische Zeremoniell, mit dem Maria und ihre Tochter auf der Reise bald konfrontiert wurden und das bekannt war für seine Strenge, scheint der Erzherzogin aber doch zu viel gewesen zu sein. Sie bezeichnet es in ihren Briefen an den Sohn mehrfach als „Plage“256 und mokiert sich manchmal sogar über die zeremoniellen Bedenken der Spanier, was den Umgang mit ihrer Tochter Margarethe, der künftigen Königin, betraf. Die Strenge des spanischen Hofzeremoniells sorgte dafür, dass die Mitglieder der königlichen Familie zumindest in der Öffentlichkeit kaum direkte Kontakte zu anderen Personen haben konnten und in ihren Äußerungen – Worten, Gesten, Bewegungen – sehr stark reglementiert waren. Diese Beschränkungen galten zumindest in Spanien teilweise auch für Erzherzogin Maria, die ihren Sohn auf diesen entscheidenden Unterschied zu den deutschen Gebräuchen deutlich hinwies: „Der König hat sich gegen mich gar wohl erzeigt; dass du begehrst, ob er vertraulich gewest ist – so ist es nit ein Ding wie in Deutschland oder Polen: es geht alles mit der Reputation zu.“257 War Maria dem höfischen Zeremoniell auch keineswegs abgeneigt, sondern setzte es gegebenenfalls durchaus für sich ein und erwartete ihrem Stand entsprechende Ehrbezeugungen, so befremdeten sie die strengen spanischen Regeln doch. Und als Papst Clemens VIII., 83
das Leben am Grazer Hof
der 1598 in Ferrara die Sponsalien für Erzherzogin Margarethe und Philipp III. von Spanien zelebrierte, auf einem besonders ehrenvollen Einritt Marias in die Stadt bestand, kommentierte sie dies mit einer gewissen Ironie: „Ich werd auf einer braunen Decke einreiten auf einem weißen Ross. Wie ich hör, wird man erst sagen, ich wird Päpstin werden: der Papst wills kurz haben, dass ich auf der braunen Deck reiten sollt.“258 Differenzen im Zeremoniell, die ja zugleich für Unterschiede in den höfischen Kulturen Europas standen, waren für Maria aus ihren Münchner, Grazer und Wiener Erfahrungen heraus also nicht immer leicht zu akzeptieren. Von einer Distanz zum höfischen Zeremoniell generell darf man bei ihr deswegen jedoch nicht ausgehen.
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Die fromme Fürstin
A
ls Maria im Frühjahr 1608 in Graz starb, hielt Pater Simeon Mänhardt im von der Erzherzogin gestifteten Klarissenkloster eine Leichenpredigt zu Ehren der Fürstin, die später zum Druck gebracht wurde259. Darin führte er viele ihrer Tugenden auf und stellte ausführlich die Verdienste dar, die Maria sich um die katholische Religion erworben habe. Er hob hervor, dass sie ihre Stimme immer zugunsten der Katholiken erhoben habe, sodass Hunderttausende Seelen durch ihre Hilfe für die Religion gerettet worden seien. Damit bezog er sich auf das religionspolitische Engagement der Landesfürstin, auf das später noch einzugehen sein wird. Vor allem aber führte er viele Beobachtungen zur persönlichen Frömmigkeit Marias an: Sie habe zeit ihres Lebens wöchentlich die Beichte verrichtet und das Abendmahl genommen, sie habe mehrere geistliche Stiftungen ins Leben gerufen und mit ihren Handarbeiten zur Ausstattung von Kirchen beigetragen. In der Armenpflege sei sie unermüdlich gewesen und hätte den oft großen Ansturm Bedürftiger auf ihre Person stets mit Geduld getragen. Sie habe die geistliche Lektüre geliebt, Reliquien gesammelt, sei eifrig im Gottesdienst gewesen und habe Prediger und Klöster unterstützt; nicht zuletzt habe sie in Graz selbst ein Kloster gegründet. Mag der Pater im Andenken an die Tote, die er persönlich seit Jahren kannte, manches idealisiert haben, um die Fürstin zu einem Vorbild für andere Frauen zu stilisieren, so zeigen doch auch andere Quellen, dass Maria von tiefer persönlicher Frömmigkeit war. Basis dieses prägenden Wesenszuges der Erzherzogin260 war dabei nicht allein die generelle Bedeutung religiösen Denkens in ihrer Zeit; die Erziehung in München und das Vorbild ihrer Eltern wird ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Albrecht und Anna von Bayern blieben selbst zeit ihres Lebens fromme Anhänger der katholischen Kirche, 85
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was in einer Zeit tief greifender religiöser und politischer Konflikte um Glauben, Bekenntnis und die Entwicklung der Kirche keine Selbstverständlichkeit war. Ihre Überzeugung wurde zum Grundstock der Erziehung aller ihrer Kinder, deren späterer Lebensweg insbesondere im Fall Herzog Wilhelms und bei Maria selbst von tief empfundener und praktizierter Frömmigkeit geprägt sein sollte. Für Marias Bekenntnis und für ihre Überzeugungen in Hinblick auf Kirchen- und Religionspolitik wird es eine Rolle gespielt haben, dass sie in ihrer Kindheit und Jugendzeit in München miterlebte, wie ihr Vater gegen das in Bayern im Gefolge der Reformation zunächst präsente Luthertum vorging. Zwar war das lutherische Bekenntnis aufgrund der Abwehr durch Albrechts Vater in Bayern um 1550 nicht so verbreitet wie zur gleichen Zeit in den habsburgischen Ländern, ganz zu schweigen von den weiter nördlich gelegenen, mehrheitlich protestantischen Territorien des Reiches. Aber in vielen Städten und vor allem unter dem bayerischen Adel gab es doch zahlreiche Anhänger der Augsburgischen Konfession261. Seit 1558 ging Herzog Albrecht in Bayern strikter gegen aus kirchlicher Sicht verdächtige Laien und Geistliche vor, nachdem er in den ersten Jahren seiner Regentschaft eigene Bemühungen um notwendige Reformen der Kirche mit Forderungen wie der nach dem Laienkelch, der Zulassung verheirateter Geistlicher und einer Milderung der Fastengebote verbunden hatte. Diese Forderungen ließ der Herzog noch 1562 dem Konzil von Trient vortragen, auf dem über die Reformierung der Papstkirche beraten wurde. Albrecht sah also durchaus den Reformbedarf in der alten Kirche, nahm dies aber nicht zum Anlass, sich selbst von ihr zu distanzieren. Vielmehr versuchte er, über das Konzil und in direktem Kontakt mit Rom auf deren Veränderung einzuwirken. Dieses Bestreben war mit Konflikten mit Teilen des in den Landständen organisierten Adels verbunden262. Im Frühjahr 1563 forderte eine Gruppe von Adligen auf dem Ingolstädter Landtag die Zulassung der Augsburgischen Konfession in Bayern, während die Mehrheit der Versammelten bei allgemeineren Reformforderungen blieb. Herzog Albrecht, der den Beistand 86
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des Landtages brauchte, weil er erhebliche Schulden hatte, die die Landstände übernehmen sollten, ließ dies zunächst auf sich beruhen. Im folgenden Jahr aber, 1564, ging er energisch gegen die Adligen vor, die sich durch diese Forderung in Opposition zu seinem fürstlichen Machtanspruch begeben hatten. Begünstigt durch den Abschluss des Trienter Konzils mit seinen programmatischen Beschlüssen zur Kirchenreform, begann der Herzog mit der Rekatholisierung in Bayern. Lutherische Untertanen wurden zur Konversion gedrängt oder mussten das Land verlassen; gegen die Führer der lutherischen Adligen begann er einen Prozess wegen Verschwörung, der Debatten und eine Ausweitung der Zahl lutherischer Adliger verhindern sollte. Innerhalb weniger Jahre gelang es Albrecht V. von Bayern, in seinem Territorium die landesfürstliche Religionshoheit durchzusetzen und damit zugleich seine Position gegenüber dem Adel zu festigen. Mit seiner Religionspolitik orientierte sich der Herzog in der Folgezeit streng an Normen des Konzils von Trient, in dem etwa seit 1568/69 ein Eid von allen Lehrern, Geistlichen und Beamten im Herzogtum auf das tridentinische Glaubensbekenntnis gefordert wurde. Wichtige Hilfestellung für Albrecht kam dabei von den Jesuiten, die gerade gegründet worden waren als Orden, der die Papstkirche in ihrer Reform unterstützen und den katholischen Glauben propagieren sollte. Seit 1554 schon gab es Jesuiten in Ingolstadt, 1559 berief der Herzog sie auch nach München – als 1560 das Münchner Jesuitengymnasium eröffnet wurde, wohnte Maria mit ihren Geschwistern der Eröffnung bei263. Es ist davon auszugehen, dass die Konsequenz ihres Vaters beim Vorgehen gegen Lutheraner und bei der Unterstützung der katholischen Reform nicht ohne Einfluss auf Marias eigene Vorstellungen geblieben ist. Gleiches gilt für die Begegnung mit den Jesuiten in München, deren Theateraufführungen die herzogliche Familie häufig beiwohnte, und aus deren Reihen bald die Beichtväter der herzoglichen Kinder kamen. Als Maria 1571 nach Graz kam, hatte ihr Gemahl Erzherzog Karl ebenfalls bereits Jesuiten in die Stadt geholt, und Maria wählte mit Stefan Rimel SJ den gleichen Beichtvater wie Karl selbst264. Wäh87
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rend ihres ganzen Lebens war und blieb Maria dem Jesuitenorden besonders eng verbunden und wählte stets ihre Beichtväter aus den Reihen der Patres, wobei sie meist den gleichen Beichtvater wie ihr Gemahl und später wie ihr Sohn Ferdinand hatte. Dass Maria dabei dem für seine strikten Bußübungen und seine kämpferischen Predigten bekannten Pater Johannes Reinel über Jahrzehnte ihr Vertrauen schenkte265, ihn 1588 sogar gegen Anfeindungen der eigenen Mitbrüder in Schutz nahm, zeigt, dass Glaubensstrenge ihren Beifall fand. Inwiefern sie selbst sich Bußübungen unterzogen hat, wissen wir nicht266; bekannt ist jedoch, dass sie sich wirklich, wie in ihrer Leichenpredigt betont, einem strikten Tagesregiment unterwarf, welches von Glaubensübungen diktiert war267. Sie stand früh auf, wohl schon um fünf Uhr, betete dann und hörte zwei, manchmal drei Messen. Sie erschien regelmäßig bei öffentlichen Andachten in der Hofkirche, oft mit ihren Kindern und dem Hofgesinde, und war bei allen Prozessionen in Graz präsent. Seit der Wiedereinführung der Fronleichnamsprozession in Graz 1573 wohnte sie ihr immer bei; regelmäßig wallfahrtete die Fürstin zu Fuß oder im Wagen außerdem nach Straßgang sowie nach Feldkirchen und Fernitz. An der Straße nach Straßgang ließ sie 15 mit den Geheimnissen Jesu bemalte Säulen setzen, die heute nicht mehr erhalten sind, und richtete damit den ersten bislang bekannten Kreuzweg auf dem Gebiet des heutigen Österreich ein. Wallfahrten führten sie außerdem mehrfach nach Mariazell und nach Altötting sowie 1599 nach Loreto268. Immer wieder ließ die Erzherzogin Vierzigstündige Gebete veranstalten, eine erst zu ihrer Zeit aufkommende Form der Fürbitte, an denen sie sich mit ihren Hoffräulein und Kindern aktiv beteiligte, wie erhaltene Zeitpläne für solche Gebete zeigen, mit denen Maria die Abwendung der Türkengefahr 1593 erreichen wollte269. Außerdem war sie Mitglied verschiedener Bruderschaften und sammelte mit großer Leidenschaft Reliquien270. Diese Leidenschaft teilte sie mit vielen vermögenden Zeitgenossen, und so war es selbst für eine Fürstin manchmal nicht so leicht, an wirkliche Reliquien und Devotionalien heranzukommen, zumal es schon zu Marias Zeiten 88
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Fälle gab, in denen sich Betrüger Glauben und Heilssehnsucht anderer zunutze machten. Die Erzherzogin interessierte sich zum Beispiel 1584 sehr für Berichte über eine Klosterfrau in Lissabon, die die Wundmale Christi aufweisen sollte, die ihr der kaiserliche Botschafter in Spanien zukommen ließ. Einige Jahre später musste Botschafter Khevenhüller Maria freilich mitteilen, dass man die Frau als Betrügerin enttarnt habe, sodass die Reliquien, die er von ihr überschickt habe, nichts wert seien und verbrannt werden sollten271. Ihre Reliquien stellte die Erzherzogin in zum Teil kostbar verzierten Behältnissen in ihrer Kapelle auf, über deren prachtvolle Ausstattung oben schon berichtet worden war. Das Altarbild, das Maria für diese Kapelle in Auftrag gab, eine „Beweinung Christi“ von Giulio Licinio272, ist heute noch erhalten. In dieser Kapelle ebenso wie in der Hofkirche ließ die Erzherzogin bei Kirchenfesten Gegenstände aus der Schatzkammer als zusätzlichen Schmuck aufstellen und schmückte zu Ostern ein Heiliges Grab; zu Pfingsten wurden Apostelfiguren sowie Jesus, Maria und eine Taube als Heiliger Geist und zu Weihnachten eine Krippe aufgestellt273. Als im Herbst 1580 Germanico Malaspina als päpstlicher Nuntius nach Graz kam, lobte er allgemein den Glaubenseifer der Erzherzogin und hob besonders die Ausstattung ihrer Kapelle hervor274. Dort befänden sich alte Reliquien des Hauses Österreich, und es sei alles für den Gottesdienst Notwendige vorhanden, deshalb habe Malaspina auf ihren Wunsch dort für die Familie die Messe gelesen. Auf Marias Bitte erwirkte der Nuntius auch einen besonderen Ablass für Gebete in der Kapelle an den Marienfesten. Malaspina war ebenso bereit, einen anderen Wunsch Marias zu erfüllen, der ebenfalls von ihrem tiefen Glauben zeugt275. Als der Nuntius im Februar 1585 erfuhr, dass Maria für sich und ihren Gemahl zwei am Hals zu tragende Kreuze aus dem Eisen der Kette des Hl. Petrus wünsche, mit denen ein Ablass verbunden sei, meldete er dies umgehend nach Rom. Er bat, diesen Wunsch dem Papst vorzutragen, und tatsächlich trafen die Kreuze schon im September 1585 in Graz ein, wenig später auch zwei päpstliche Breven dazu, in denen der da89
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mit verbundene Ablass beschrieben wurde. Am 7. Oktober des Jahres überreichte Malaspina dem erzherzoglichen Paar die Kreuze, wobei er in seinem Bericht darüber hervorhob, dass sich insbesondere Maria kaum genug habe bedanken können für das gnädige Entgegenkommen des Papstes. In Leichenpredigten und Gedächtnisschriften, die nach Marias Tod sogar in Spanien erschienen276, wird ebenso wie in der eingangs erwähnten Grazer Predigt stets das Engagement der Erzherzogin für die Armen hervorgehoben. Zu Ostern hätten sie und ihre Kinder Armen die Füße gewaschen, freitags abends hätte sie gefastet, sie habe Spitäler besucht und Almosen gegeben usw.277 Hinsichtlich der vielen Geschichten über ihre Demut gegenüber den Armen und Kranken jedoch ist eine gewisse Skepsis angebracht, denn es fehlen entsprechende Belege außerhalb der Lob- und Gedenkschriften auf die Fürstin. Sie gehörten aber so fest zum Idealbild einer frommen christlichen Fürstin, dass man annehmen darf, dass Lobredner auf die Erzherzogin solche Aktivitäten notfalls erfanden, wenn sie nichts Konkretes darüber wussten, um die Vorbildfunktion Marias als solch fromme christliche Fürstin zu vervollständigen. Es ist zwar sicher, dass die Grazer Erzherzogin tatsächlich Almosen gegeben hat, dass sie beispielsweise in ihrem Testament die Armen bedachte278, vielleicht war auch zu ihren Lebzeiten die später in Wien praktizierte Fußwaschung am Gründonnerstag schon üblich, mit der Kaiserinnen und Kaiser, Erzherzöge und Erzherzoginnen ihre Demut demonstrierten – alle darüber hinausgehenden Überlieferungen bedürfen jedoch der Überprüfung. Ausdruck fand Marias Frömmigkeit jedoch in belegbarer Weise in verschiedenen Stiftungen. So stiftete sie etwa 1573 in St. Ägidius zu Graz eine Litanei zu Ehren der Jungfrau Maria, die jeden Samstag und zu allen Marienfesten gehalten werden sollte, und 1581 eine ewige Messe in der Klosterkirche in Seckau für sich und ihre bereits verstorbenen und dort beigesetzten Kinder279. In ihrem Testament von 1591 wünschte sie außerdem die Einrichtung eines Gedächtnisses bei den Jesuiten in Graz, für das sie 1.000 Gulden stiftete, und richtete meh90
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rere Stipendien für arme Schüler der Jesuiten ein280. Zudem stellte die Erzherzogin 1589 das Geld für den Umbau und die Vergrößerung der Johannes-und-Paul-Kirche im heute zu Graz gehörenden Liebenau zur Verfügung. Das heute dort noch befindliche Bild einer Schutzmantelmadonna aus dem Jahr 1596 stellt neben Erzherzog Ferdinand und verschiedenen Würdenträgern Erzherzogin Maria als Stifterin dar281. Und auch den Neubau der Florianikirche in Straßgang, zu der sie immer wieder wallfahrtete, finanzierte Erzherzogin Maria 1597. Ein dort befindliches Bild aus dem 19. Jahrhundert hält diesen Umstand in Erinnerung282. Die größte und wichtigste Stiftung Marias in Graz war jedoch das Kloster der Klarissen283. Um dessen Gründung bemühte sich die Erzherzogin seit 1597 bei der Kurie, und 1602 schien auch der passende Ort gefunden. Der sog. Paradeishof in der Paradeisgasse hatte seit 1568 den steirischen Ständen gehört, die hier eine lutherische Kirche und Stiftsschule einrichteten, an der unter anderem der berühmte Mathematiker und Astronom Johannes Kepler jahrelang als Lehrer gearbeitet hatte. Nachdem Marias Sohn Ferdinand 1598 die Ausweisung aller Lutheraner aus Graz verfügt hatte, wurde die Schule geschlossen. Als nun ihr Plan einer Klostergründung voranschritt, interessierte sich Maria für das Gebäude und wendete sich deshalb an die Landstände. Diese bedurften gerade des Beistandes der Fürstin, um einen des Hochverrats angeklagten Vertreter aus der Haft zu befreien und sahen hier ihre Chance. Sie schenkten der Erzherzogin die ansehnliche Liegenschaft – und der Angeklagte kam einige Wochen später frei284. Am 6. Juli 1602 erging eine päpstliche Bulle über die Einrichtung des Klosters, das für 36 Nonnen vorgesehen war. Im November 1602 trafen die ersten fünf Professen und fünf Novizinnen aus dem Münchner Kloster St. Jakob am Anger ein, mit dessen Oberinnen die Erzherzogin wohl schon seit ihrer Münchner Zeit in Verbindung stand. Erzherzogin Maria sorgte nicht nur für die finanzielle Ausstattung, sondern überließ dem Kloster etliche ihrer gesammelten Reliquien; ihr standen dort stets zwei Zimmer neben der Äbtissinnenwohnung zur Verfügung285. Die Erzherzogin stattete das Kloster mit 91
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51.000 Gulden aus, von deren Ertrag der Unterhalt bestritten werden musste; die Nonnen sollten wöchentlich eine Messe für Erzherzog Karl und eine für Maria selbst halten sowie für ihre Kinder und alle Angehörigen des Hauses Österreich und für die siegreiche Abwehr der Osmanen beten. Von der Ausstattung des 1782 aufgehobenen und 1784 teilweise abgerissenen Klosters286 sind heute noch zwei Gemälde vorhanden, die beide vom Grazer Hofmaler Giovanni Pietro de Pomis stammen: Das Gemälde „Mariä Himmelfahrt und Aufnahme der Erzherzogin in den Himmel“ (entstanden um 1608) befindet sich heute in der Alten Galerie im Joanneum, ebenso seine Darstellung der Stiftung des Klarissenklosters durch Erzherzogin Maria an die Muttergottes und die Hl. Klara (um 1603), das ehemalige Altarblatt. Für eine Betrachtung von Marias Frömmigkeit ist das Kloster jedoch nicht nur als Stiftung bedeutsam, sondern auch, weil sie 1608 hier ihre letzte Ruhestätte fand: Wenige Stunden vor ihrem Tod legte sie selbst noch die Profess ab und wurde demzufolge im Habit einer Klarissin beigesetzt287. Marias Frömmigkeit und Religiosität waren also mit Sicherheit mehr als eine Pflichtübung in einer von der Zuspitzung religiöser Konflikte geprägten Welt. Es gibt zwar nur wenige direkte Äußerungen zu diesem Thema von ihr, wie etwa diejenigen, mit denen sie den Tod ihrer Kinder kommentierte – der kleine Karl, der sicher ein Engel sein werde, Katharina Renea, die ohnehin nie ihrer Mutter, sondern immer Gott gehört habe288. Oder ihren Kommentar zur Niederlage der kaiserlichen Truppen gegen die Osmanen bei Neuhäusel (Nove Zámky), die Gott sicher als Strafe für das lästerliche Leben im Heerlager geschickt habe289. Aber aus den Stiftungen, Gebeten und Kirchenbesuchen der Erzherzogin290 wird der Stellenwert des Glaubens für ihr Denken und Leben ebenso deutlich wie aus ihrem vehementen Eintreten für die Stärkung des katholischen Bekenntnisses. Anzunehmen ist hierbei, dass sich in ihren Jahren in Graz ihre Bekenntnistreue eher noch verstärkt hat, lebte die erzherzogliche Familie doch in ihrer Residenzstadt lange Zeit fast in einer katholischen Diaspora. Marias Klagen über fehlendes Personal und den Mangel 92
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an Handwerkern katholischen Bekenntnisses deuten an, dass sie sich mit dem Leben in großer Nähe zu Lutheranern, die ja sogar unter den Hofleuten ihres Mannes in nicht geringer Zahl zu finden waren, nur schwer arrangieren konnte. Aus München war Maria jedenfalls gewöhnt, dass nur Personen katholischen Bekenntnisses in ihrer Umgebung erschienen; in Graz setzte sie das zumindest für ihr Frauenzimmer durch. Der Kontakt mit adligen Damen und Herren lutherischen Bekenntnisses in Graz war aber natürlich nicht ganz zu vermeiden, und die harten Auseinandersetzungen, die Erzherzog Karl mit seinen lutherischen Landständen auszufechten hatte, werden Marias Distanz zum anderen Bekenntnis nicht verringert haben. Die relative räumliche Nähe zu Lutheranern ließ Maria dabei vorrangig um das Seelenheil ihrer Kinder fürchten, die sie ebenso wie einst ihre Eltern in großer Frömmigkeit und Glaubenstreue erzog. Zwar gab, soweit wir wissen, keines der Kinder Anlass zu konkreten Befürchtungen, aber ihre Sorge um Erzherzog Ferdinands Stärkung im Glauben durch das Studium bei den Jesuiten in Ingolstadt zieht sich durch die Briefe ihrer Witwenzeit291. Ebenso wie ihr Gemahl drohte auch Maria jedem Kind, das den Pfad des katholischen Glaubens verlassen sollte, in ihrem Testament mit Enterbung: „Welliches aber unter mergedachten unsern Khindern von der khattolischen zu ainer andern verfuerten Relligion abfallen wurde, dasßelb solle alles desyenigen, was wir ime in unserm Tesstament verordnet, gentzlichen privirt sein und solliches auf disen Faall unter die andern unsere khattolische Khinder zugleich verthailt werden.“292 Dass sie in diesem Testament von 1591 zudem alle von ihr eventuell im Zustand von Krankheit und Schmerz gegen den rechten Glauben gemachten Äußerungen für null und nichtig erklärte, lässt zudem vermuten, dass Maria vonseiten der Protestanten mit allem, sogar mit Zwang gegen sie selbst, rechnete. Neben dem Seelenheil ihrer Familie musste Maria als pflichtbewusster Fürstin das ihrer Untertanen am Herzen liegen, denn für das leibliche wie geistliche Wohl derselben Sorge zu tragen war ihre Aufgabe genauso wie die ihres Gemahls als Landesfürsten. Wenn sich viele der 93
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Bewohner Innerösterreichs aber standhaft weigerten, zum katholischen Bekenntnis, das für Maria das einzig denkbare war, „zurückzukehren“, dann brüskierten sie damit Maria als Landesfürstin ebenso wie als Katholikin. Marias in einer großenteils lutherischen Residenz wie Graz offen und offensiv praktizierter Glaube trug seinerseits zu Konflikten bei, die allerdings nur teilweise ausgesprochen wurden, etwa wenn ein lutherischer Prediger Marias Vierzigstündige Gebete als „Greuel vor Gott und lautere Abgötterei“293 verdammte. Sie dagegen verstand ihre Frömmigkeitspraxis als Pflicht, nicht nur im Sinne ihres eigenen Seelenheils, sondern eben auch als Fürsorge gegenüber den Untertanen und musste sich durch solche Kommentare brüskiert fühlen. Auf der Basis ihres Glaubens und unter Einfluss der Jesuiten sowie eingedenk ihrer Verantwortung als Landesfürstin für das Seelenheil der Untertanen entwickelte Erzherzogin Maria eine Frömmigkeitspraxis, die sie an ihre Kinder weitergab und die damit als eine der Quellen der für das 17. Jahrhundert oft zitierten „Pietas Austriaca“294 gelten kann. War es doch gerade ihr Sohn Ferdinand, der Frömmigkeit und Gottesfurcht zur höchsten Herrschertugend erkor und der ab 1619 als Kaiser Ferdinand II. dafür sorgte, dass Religion und Frömmigkeitspraxis genutzt wurden, um die besondere göttliche Gnade darzustellen, die das Haus Habsburg umgab.
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Politik und Religion in Innerösterreich zur Zeit Erzherzog Karls
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rzherzog Karl trat 1564 nach dem Tod seines Vaters die Regierung in Innerösterreich an. Während seiner gesamten Regierungszeit und noch während der seines Sohnes Ferdinand waren es vor allem zwei politische Fragen, mit denen sich der Landesherr in diesem Länderkomplex, bestehend aus der Steiermark, Kärnten, Krain und Görz sowie Triest und Teilen Istriens und Friauls, auseinanderzusetzen hatte: Zum einen waren vor allem die Steiermark und Krain ständiger Bedrohung durch die Osmanen ausgesetzt, die in der Herrschaftszeit Sultan Süleymans I. seit den Zwanzigerjahren des 16. Jahrhunderts durch Eroberungen in Ungarn und auf dem Balkan die Grenzen ihres Reiches weiter nach Norden und Westen vorangeschoben hatten. Schon seit dem 15. Jahrhundert waren osmanische Truppen bei Streifzügen immer wieder in die innerösterreichischen Länder vorgestoßen, nun jedoch bildeten diese Territorien das Hinterland für die seit 1553 in der sog. Windischen bzw. der Krabatischen Grenze (Slowenien bzw. Krajina) organisierte Verteidigung der habsburgischen Länder und des Heiligen Römischen Reiches gegen den weiteren Vormarsch der Osmanen. Als Erzherzog Karl die Regentschaft antrat, zog eben ein neuer Türkenkrieg herauf – 1566 belagerte ein riesiges Heer unter Sultan Süleyman I. die ungarische Festung Siget (Szigetvár). Da der Sultan aber Anfang September im Heerlager starb, fiel zwar die Festung in die Hände der Belagerer; der Krieg wurde jedoch schon 1568 durch einen Friedensschluss beendet. In den folgenden 25 Jahren, also bis nach dem Tod Erzherzog Karls, kam es zwar zu keinem neuen Türkenkrieg, aber die Bedrohung blieb real. Zudem sahen die Osmanen lokal begrenzte Raubzüge nicht als Friedensbruch an, sodass im Grenzgebiet ständig ein latenter Klein95
Politik und Religion
krieg herrschte, in dem beide Seiten einander mit wechselseitigem Rauben, Plündern und Brennen zusetzten. Die latente Gefahr erforderte zudem die Unterhaltung und den Ausbau der Grenzverteidigung, für die die innerösterreichischen Länder jährlich mehr als eine halbe Million Gulden aufbringen mussten. Eine neue Defensionsordnung, die die Landesverteidigung regelte, hatte zur Folge, dass ab 1577 riesige Mengen von militärischer Ausrüstung beschafft und gelagert werden mussten, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Seit 1578 war Erzherzog Karl mit seinen Untertanen praktisch allein verantwortlich für Organisation und Finanzierung all dieser Maßnahmen295. Der Ernstfall trat dann allerdings erst nach dem Tod Erzherzog Karls ein: Im Sommer 1593 erschien der Pascha von Bosnien mit 18.000 Mann vor der Festung Sissek (Sisak), die aber durch ein innerösterreichisches Entsatzheer unter Ruprecht von Eggenberg gerettet werden konnte; der Pascha und zahlreiche seiner Soldaten bezahlten für ihre Beutelust mit dem Leben. Die Aktion wurde freilich zum Ausgangspunkt des sog. Langen Türkenkrieges296, der von 1593 bis 1606 andauerte, also bis weit in die Regierungszeit von Erzherzog Ferdinand, des Sohnes von Karl und Maria. In diesem Krieg war Innerösterreich 1593/94 bedroht; vor allem der Verlust der Festung Raab (Győr) 1594 versetzte nicht nur die Untertanen in Angst und Schrecken, weil man einen Zug der Osmanen in die habsburgischen Erbländer fürchtete. Erzherzogin Maria war ebenfalls in Sorge und ließ in Tirol und in Polen um Asyl für sich und die Kinder anfragen297. Dieser Vorstoß blieb jedoch aus, und erst im Jahr 1600, nach dem Verlust der nur 50 Kilometer von der steirischen Grenze entfernten Festung Kanischa (Nagy kanisza) kam es zu Streifzügen in der Oststeiermark. Aber auch 1603 und vor allem 1605 gab es größere Einfälle osmanischer Truppen, die erneut in der Oststeiermark erhebliche Schäden zur Folge hatten. Die Unterhaltung der Türkengrenze als Aufgabe Erzherzog Karls erforderte dabei nicht nur logistische Vorbereitungen und Truppen, sondern vor allem, das war schon angesprochen worden, natürlich eine Menge Geld. Über die Beschaffung dieses Geldes aus Steuern und Abgaben der innerösterreichischen Untertanen hing die Grenzverteidigung 96
Politik und Religion
mit dem zweiten, für den Landesherrn noch gravierenderen politischen Problem zusammen, dem er und sein Sohn sich in ihrer Regierungszeit zu stellen hatten, mit dem Kräfteverhältnis zwischen Landesherr und Landständen. In den Landständen der einzelnen innerösterreichischen Länder als Körperschaften waren Geistlichkeit, Städte und vor allem der Adel des jeweiligen Landes vertreten. Sie hatten vielfältige Aufgaben im Zusammenwirken mit dem Landesfürsten, sollten die Interessen der Einwohnerschaft gegenüber dem Herrscher wahrnehmen, wobei die Interessen des Adels freilich stets das größte Gewicht hatten. Zu dieser Interessenvertretung gehörte in erster Linie das Recht der Stände, über die Einhebung von Steuern zu befinden – Geld konnte sich der Erzherzog also nur im Zusammenwirken mit den Landständen beschaffen, die seinen Steuervorstellungen zustimmen mussten. Karls Verhältnis zu den Ständen war jedoch problematisch, und zwar in doppeltem Sinne. Als er 1564 in Graz eintraf und seine Herrschaft antrat, tat er dies, nachdem jahrzehntelang der Landesherr, der ja zugleich der Kaiser war, sich allenfalls sporadisch in den innerösterreichischen Ländern aufgehalten hatte. Das Regiment in den Ländern war also seit der Zeit Kaiser Friedrichs III. zwar nicht ohne Einflussnahme des habsburgischen Fürsten, aber doch in weitgehender Selbstständigkeit von adligen Amtsträgern der Stände geführt worden. Nun aber war Karl als Landesfürst dauerhaft in Graz präsent und beanspruchte natürlich alle Regierungsrechte, was notwendigerweise zu Konflikten führen musste. Zugespitzt wurde die Situation dadurch, dass in der Steiermark, Kärnten und Krain der Adel in den Jahrzehnten seit 1520 fast vollständig, die Bürger der Städte zu großen Teilen zum Luthertum übergetreten waren. Erzherzog Karl als katholischer Landesherr stand also vor der schwierigen Aufgabe, nicht nur den Adel politisch in die Schranken zu weisen, so wie das Fürsten in vielen deutschen Territorien in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts versuchten298. Er stand zugleich in einem Glaubenskonflikt mit dem Adel seiner Länder, ohne den er doch seine Herrschaft nicht würde ausüben können, weil er die Adligen als Amtsträger und Militärs, als Relaisstationen für staatli97
Politik und Religion
chen Einfluss im lokalen Rahmen und eben als wichtigsten Faktor der Landstände brauchte. Zwar stand nach dem Augsburgischen Religionsfrieden von 1555 dem Erzherzog als Landesfürsten die Entscheidung über das Bekenntnis seiner Untertanen zu, aber die Landstände weigerten sich, dieses Recht des Landesfürsten zu akzeptieren. Das war schon unter Karls Vater erkennbar299 – 1556 hatten sich Adlige aus Ober- und Niederösterreich sowie Innerösterreich darauf geeinigt, die Bekenntnisfreiheit anzustreben, sich sozusagen in Glaubensdingen der Gewalt ihres Landesherrn zu entziehen. Ferdinand I. erkannte natürlich die darin lauernde Gefahr, zögerte jedoch wegen der zu befürchtenden Konsequenzen (Abwanderung von Lutheranern, Steuerverweigerung und anderes), seine landesherrlichen Rechte bezüglich der Religion konsequent umzusetzen. Diese Situation in Innerösterreich brachte Erzherzog Karl von Beginn an in eine schwierige Lage300, zumal sein Bruder, Kaiser Maximilian II., in Ober- und Niederösterreich Religionskonzessionen machte. Karl musste zwischen den Interessen der Stände und des Adels und seiner eigenen Absicht, ein aktiver Landesfürst zu sein, lavieren. Als er 1571 Maria von Bayern heiratete, war er in diesem komplizierten Geflecht von Interessen und Beschränkungen immerhin so weit gekommen, dass es eine funktionierende Landesregierung in Graz gab. Hinsichtlich der Spannungen um das religiöse Bekenntnis war er jedoch sehr vorsichtig gewesen, hatte zwischen seinen eigenen Wünschen301 nach Stärkung des katholischen Bekenntnisses und dem Streben der Stände nach Religionsfreiheit taktiert. Allerdings hatte er 1570 bereits Jesuiten nach Graz berufen302, die er ähnlich wie sein Vater in Prag und sein Schwiegervater in München als Stütze einer Rekatholisierung nutzen wollte. Energischere Schritte blieben jedoch aus, vielmehr sah sich der Erzherzog 1572 zu neuen Konzessionen genötigt, indem er auf dem Landtag der Glaubensfreiheit für den Adel und dessen direkte Untertanen in Stadt und Land zustimmte. Grund für diese Zugeständnisse war nicht nur die politische Stärke des steiermärkischen Adels im Allgemeinen, sondern vor allem dessen Steuerbewilligungsrecht – Karl brauchte Geld für die Grenzsicherung, 98
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umso mehr, als diese 1578 ganz in seine Obhut gegeben wurde. Die steirischen Stände nutzten dies sofort, um auf dem Brucker Landtag 1578 weitere Zugeständnisse zu verlangen303. Der in der Zwickmühle befindliche Erzherzog musste mit einer erneuten Zusage der Religionsfreiheit für den Adel und dessen Untertanen nachgeben. Zustande kam die sog. Brucker Pazifikation, ein Kompromiss, in dem Karl den Protestanten Zugeständnisse machte und dafür Zusagen hinsichtlich der Finanzen erhielt. Eine schriftliche Festlegung der Zusagen wurde vermieden, was beiden Seiten in der Folge Deutungsspielraum gab, der schnell zum Ausgangspunkt langwieriger Streitigkeiten darüber wurde, was nun genau zugesagt worden sei. Stände und landesherrliche Administration brachten zwei abweichende Varianten der Vereinbarung in Umlauf, die in zwei gravierenden Fragen differierten, nämlich ob Karl die landesherrlichen Städte in seine Zusage freier Religionsausübung einbezogen habe oder nicht und ob Karl diese nur für sich selbst (d.h. auf Lebenszeit) oder auch für seine Nachfolger zugelassen habe. Damit war Erzherzog Karl spätestens nach der Brucker Pazifikation von 1578 in einer noch komplizierteren Situation: Er brauchte die Stände und ihr Geld mehr denn je für die Grenzverteidigung, und nach seinen Zusagen auf dem Brucker Landtag war zumindest für den Adel und dessen Untertanen, und das hieß auch für 6 der 21 Städte der Steiermark und 78 der 95 Märkte304, der Bestand des Luthertums vorerst gesichert; die Stände gingen sogar an den Ausbau einer Kirchen- und Schulorganisation. Zugleich schrillten in Rom und in München bei Karls katholischem Schwiegervater die Alarmglocken, man sah weitere katholische Positionen gefährdet, ganz zu schweigen von der erhofften Rückkehr der innerösterreichischen Untertanen in den Schoß der Heiligen Mutter Kirche. Aus Rom drohte man dem gebeutelten Erzherzog sogar mit Exkommunikation305, sollte er seine Zusagen nicht rückgängig machen, und es ist gut vorstellbar, welche Besorgnis das bei Karl und seiner kirchentreuen Gemahlin Maria hervorgerufen haben mag. In München dagegen sah man zwar die Gefahr, versuchte aber, dem Schwager politisch beizustehen. Einen Besuch Karls und Ma99
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rias im Herbst 1579 nutzten Wilhelm von Bayern und Ferdinand von Tirol zu Verhandlungen über Möglichkeiten des Vorgehens mit dem Ziel, die Position der Stände zu schwächen und erste Schritte einer Rekatholisierung in die Wege zu leiten306. Man einigte sich darauf, dass Erzherzog Karl rechtlichen und politischen Mitteln gegenüber militärischen den Vorzug geben und eine vorsichtige und schrittweise Außerkraftsetzung der Pazifikation anstreben solle, keinen Paukenschlag durch einen Widerruf beim nächsten Landtag, wie ihn der Papst wünschte. Der Erzherzog sollte über Druck und Propaganda allmählich die Kontrolle zurückgewinnen, dann diejenigen protestantischen Aktivitäten unterbinden, die nicht von der Brucker Pazifikation gedeckt waren: Man sollte keine weiteren protestantischen Kirchenbauten genehmigen, die protestantischen Räte und Amtsträger vom Hof entfernen, dann die Prediger aus den fürstlichen Städten ausweisen und erst dann das Jus Reformandi wahrnehmen, also den katholischen Glauben zur Landesreligion erklären. Der Herzog von Bayern und der Tiroler Erzherzog gingen sogar so weit, Karl finanzielle Unterstützung zuzusagen, wenn die innerösterreichischen Stände wegen dieser gegenreformatorischen Maßnahmen die Steuern verweigern würden. Außerdem befürwortete man die Einrichtung einer eigenen päpstlichen Nuntiatur in Graz, die die Verbindung mit Rom stärken und gleichzeitig das Interesse der Kurie an den Vorgängen in Innerösterreich signalisieren sollte. Nach diesem „Masterplan“ ging Erzherzog Karl dann tatsächlich vor. Schon im Mai 1580 begann er mit der Aufstockung der Zahl katholischer Räte, sodass die Protestanten allmählich in die Minderheit gerieten. Der seit Herbst 1580 in Graz residierende Nuntius307 wünschte zwar ein schnelleres Vorgehen, aber Karl beharrte auf seiner vorsichtigen Taktik. Im März 1582 erging ein Verbot der lutherischen Religionsausübung in Graz und unter den Hofbedienten; später folgten die anderen landesherrlichen Städte und Märkte 308. Zwar drohten die Stände mit Steuerverweigerung, wagten aber dann doch nicht, solch eine Aktion des Ungehorsams gegen den rechtmäßigen Landesherrn in Angriff zu nehmen – und damit vielleicht gar 100
die Rolle der Gemahlin
eine osmanische Invasion an der Grenze zu provozieren. In kleinen Schritten, aber doch, gingen Karls Bestrebungen, seine landesherrliche Gewalt gegenüber den Ständen zu behaupten und die innerösterreichischen Länder auf eine Rekatholisierung vorzubereiten, voran. Der die Stände dominierende lutherische Adel ebenso wie lutherische Untertanen erkannten natürlich das langfristige Ziel der Fürsten, und im Hin und Her zwischen beiden Seiten spitzten sich Spannungen zu. Dass im Juni 1590 Unruhen in Graz ausbrachen, zu deren Schlichtung der kranke Erzherzog in seine Residenz eilte, war damit äußeres Zeichen einer politischen Krise309, die aus dem mehr und mehr Erfolge zeitigenden Vorgehen Karls resultierte. Sein Tod wenige Wochen nach diesen Unruhen schuf schlagartig neue Kräfteverhältnisse, denn der neue Landesherr, Karls und Marias Sohn Ferdinand, war gerade erst 12 Jahre alt, und Regenten, die Karls Politik ohne allzu großen Erfolg fortsetzten, würden für ihn auf Jahre die Herrschaft ausüben. Die Rolle der Gemahlin: Maria und die Politik Welche Rolle spielte die Erzherzogin zu Lebzeiten ihres Gemahls in den schwierigen Wassern der innerösterreichischen Politik? In älteren Darstellungen wurde dazu mehrfach Marias Ablehnung einer von ihrem Bruder gewünschten Nachfrage in politischen Angelegenheiten zitiert, indem sie ihn beschied: „Er [Karl] hatts nit gern, wenn ich ihn in solchen Sachen frag.“310 In Johanna Wehners Ausführungen zur Biografie Marias bis zum Tod ihres Gemahls wird die Frage nach politischer Mitwirkung der Gemahlin gleich gar nicht gestellt. Heißt das aber, dass die Erzherzogin sich aufs Kindergebären und die Ausgestaltung ihrer Kapelle beschränkte? Wir haben Maria von Innerösterreich bislang als sorgende Ehefrau und Mutter, als Musikliebhaberin und fromme Katholikin gesehen. Für eine Fürstin des 16. Jahrhunderts waren all dies Bereiche, in denen sie das Zusammenleben der Familie und die Organisation des fürstlichen Hofes aktiv mitgestalten konnte. Aber es waren keineswegs die einzigen Felder, auf denen sie dies konnte, schließlich war ihre 101
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Position als Fürstin zugleich ein Amt, in welches Maria sich durch Gottes Willen und ihre Herkunft eingesetzt sah, ein Amt, in dem man Verantwortung gegenüber dem Land und den Untertanen übernahm, wie Maria selbst ihrem Sohn gegenüber betonte: „Aber gedenk, dass du und ich und unsersgleichen nit uns sondern andern, auch mit Müh und Arbeit in der Welt leben. Darum steht uns unser Herr auch oft wunderbarlich bei.“311 Zur Mühe und Arbeit, mit der das fürstliche Amt verbunden war, gehörte bei der Erzherzogin politisches Handeln. Freilich nicht politisches Handeln in einem modernen, auf Institutionen bezogenen Sinne, denn die Erzherzogin hatte kein Regierungsamt inne und saß nicht im Geheimen Rat ihres Ehemannes. Es gab jedoch viele andere Möglichkeiten für eine Fürstin, politischen Vorstellungen Ausdruck zu verleihen und an der Herrschaftsausübung teilzuhaben. Grundlage dafür bildete die Position der Fürstin als Gemahlin des Landesherrn, durch die ihr direkte Herrschaftsrechte über Hofstaat und Untertanen zustanden. Sie konnte von diesen (wie von ihren Kindern) Gehorsam einfordern, war aber ebenso wie ihr Mann auch für deren Wohlergehen mit verantwortlich312. Als Teil des Fürstenpaares gehörte die Erzherzogin zur Obrigkeit, die über geistiges und leibliches Wohl der Untertanen zu wachen hatte. Ausgehend von dieser Position und im Zusammenwirken mit dem Gemahl konnte jede Fürstin etwa Fürbitten vorbringen, mit denen sie Personen und deren Vorhaben bei ihrem Ehemann, dessen Räten und anderen Personen unterstützte und beförderte. Solche Fürbitten tätigte Maria sowohl für einfache erzherzogliche Untertanen wie für adlige Mitglieder des Hofes verschiedentlich313. Dabei beruhten solche Möglichkeiten nicht nur auf der Zufälligkeit, dass Fürst und Fürstin eine einvernehmliche Ehe führten, wie dies bei Karl und Maria zweifellos der Fall war. Dies konnte zwar wichtig dafür sein, dass eine Fürstin ihren Gemahl regelmäßig sah und also die Chance hatte, für jemanden oder etwas zu bitten. Das Recht darauf, ihre Bitte vorzubringen und Gehör bei ihrem Gemahl zu finden, war jedoch Bestandteil einer Auffassung von den einer Fürstin durch Geburt und Amt zustehenden Befugnissen, die man schon im 102
die Rolle der Gemahlin
Mittelalter verbreitet fand314. Durch ihre Fürbitten konnte eine Fürstin mildern und ausgleichen und – durch die Auswahl der Anliegen, die sie vortrug – eigene Vorstellungen einbringen. Und man darf davon ausgehen, dass in einer funktionierenden fürstlichen Ehe beide Teile einander Vertrauen entgegenbrachten, dass gerade schwierige politische Probleme in dieser vertrauten Atmosphäre besprochen wurden, zumal wenn religiöse und politische Spannungen das Verhältnis zu den landesherrlichen Räten belasteten, wie das in Graz der Fall war. Nach Karls Tod, als Maria mit den Vormunden ihres Sohnes in einem langwierigen Konflikt um die Regentschaft in Innerösterreich lag, betonte sie selbst gegenüber ihrem Bruder die Rolle dieses Verhältnisses: „Man wais woll, wer ich bin und wie ich und mein liebster Gemahell mit einannder gelebt haben, was er fier ein Lieb [und] Verdrauen gegen mier gehabt, der mich bas [besser] kenndt hat als disse 2 [Kaiser Rudolf II. und Ferdinand von Tirol, ihre Kontrahenten]. Der ain wais nit, was ein Weib ist, hatt nie keins gehabt; der ain hatt 2 gehabt und keine lieb. Aber du, der due ein liebs Weib hast, weist was ein Weib ist, darumb so redts du auch annderst den sy auch.“315 Logische Konsequenz des Vertrauens war es, dass die Fürstin sich in der Landespolitik auskannte, dies betonte Maria selbst, als sie klagte, die Räte der anderen Vormunde würden sie um nichts fragen, obwohl sie doch wohl am besten wisse, „was meines liebsten Gemahels selligen Will ist gewest“.316 Dass Erzherzogin Maria sich bereits zu Lebzeiten ihres Gemahls sehr wohl in politischen Fragen positionierte, kann man an vielen Punkten nachweisen. Nicht zuletzt wird das sichtbar an ihrem Agieren nach dem Tod Karls, in der Auseinandersetzung um die Regentschaft ebenso wie in ihrer Beziehung zu ihrem Sohn, nachdem dieser die Regierung selbst angetreten hatte, und ebenso darin, welche Netzwerke sie knüpfte und was sie damit bewirken konnte. Auf all diese Punkte wird in den folgenden Abschnitten noch einzugehen sein. Sicher ist jedenfalls, dass Maria nicht erst nach dem Tod Karls auf der politischen Bühne erschien, sondern sich dort schon lange, wahrscheinlich seit ihrer Ankunft in Graz, bewegte. 103
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Man kann dies beispielsweise durch Äußerungen zu politischen Themen in ihren Briefen an Wilhelm von Bayern erkennen, der sich seinerseits etwa 1582 sehr klar (und sehr missfällig) über die im Reichsfürstenrat geführten Diskussionen – also eine Frage der Reichspolitik – gegenüber Maria äußerte317. Maria betonte später, sie habe Erzherzog Karl immer gebeten, sich weiter der Grenzsicherung gegen die Osmanen anzunehmen, wenn dieser sie habe niederlegen wollen, „den mir woll gewiest haben, wies darnach gen wuer“318, mit anderen Worten: Weil sie gut genug gewusst habe, dass der Kaiser sich dort nicht nach Notwendigkeit engagieren werde. Natürlich war die Erzherzogin schon 1585/86 und dann ab 1589 in die Eheverhandlungen für ihre älteste Tochter Anna involviert319, also in Entscheidungen von erheblicher politischer Tragweite. Ihre langjährige Korrespondenz mit dem kaiserlichen Botschafter in Spanien Hans Khevenhüller nutzte Maria keineswegs nur zum Einkauf von Schmuck und Stoffen, sondern bat ihn etwa 1587 um Unterstützung für die „frey schiffung des Adriatischen Mörs“, um die Venedig und Innerösterreich stritten, oder informierte ihn über den Verlauf der polnischen Königswahl im gleichen Jahr, bei der Erzherzog Maximilian als habsburgischer Kandidat Sigismund Wasa unterlegen war320. Über ihre Verbindungen zu anderen Fürstinnen im Reich versuchte Maria offenbar immer wieder, kleinere politische Verwerfungen auszugleichen, die sich zwischen den Fürsten ergeben hatten, ein Feld, auf dem viele Fürstinnen sich aktiv betätigten. Denn ihnen war es leichter möglich, auf brieflichem Wege solche Fragen anzusprechen und durch Nachfragen beizulegen, weil ihren Korrespondenzen kein offizieller Charakter anhaftete. Sie boten damit die Möglichkeit des Ausgleichs auf informellem Weg. So signalisierte Maria beispielsweise im Sommer 1581 der Kurfürstin von Sachsen, die sie wenige Wochen zuvor mit ihrem Gemahl gemeinsam in Dresden besucht hatte, dass Karl irritiert darüber sei, dass Annas Gemahl August von Sachsen auf zwei Briefe des Erzherzogs nicht geantwortet habe. „Was ich ietzt euer Liebden schreib, weis mein Gemahel kein Wordt darumb, bit euer Liebden, sy wollen iren Gemahel auch bitten das sy seine Lieb104
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den nix mercken las gegen meinen Gemahel, den seine Liebden wär sonnst zornig auf mich werden. Was ich ietzt due, due ich weis Gott auf guetts Verdrauen, damitt unser bette Gemehell also in guettem Verstant belieben, wie sy ietzt sein.“321 Die Kurfürstin scheint aber die Bedenken der Erzherzogin ausgeräumt zu haben, und zumindest in Fragen der Reichspolitik und der Türkengefahr ergaben sich keine Konflikte zwischen den beteiligten Fürstenhäusern. Fromme Fürstin, freche Protestanten: Maria und die Religionspolitik I Sehr gut sichtbar werden Marias Einflussnahme und politisches Verständnis auch im Innern des Erzherzogtums, und zwar besonders auf dem Gebiet der Religionspolitik, einem Gebiet also, auf dem ihr Gemahl mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Dabei ist zu betonen, dass Marias Engagement in diesen Fragen nicht allein ihrem eigenen religiösen Bekenntnis entsprang. Vielmehr war es in den Augen der Zeitgenossen die Pflicht einer Fürstin, dass sie der jeweiligen Kirche ihren „mütterlichen“ Schutz und ihre Fürsorge angedeihen ließ. Gemessen wurde dies keineswegs nur an der persönlichen Frömmigkeit, sondern man erwartete eine aktive Unterstützung der Verbreitung des wahren Wortes Gottes, so wie es das jeweilige Bekenntnis verstand, und die Förderung des Gottesdienstes. Leider war damit für Maria ebenso wie für ihren Gemahl die Situation komplizierter als für andere fürstliche Paare, in deren Territorien die Frage „Protestantisch oder katholisch?“ schon seit Langem geklärt war. Für Maria kam nur ein Engagement für den Katholizismus infrage; die Mehrheit der Innerösterreicher war jedoch lutherisch gesinnt. Damit ist klar, dass keineswegs alle Untertanen das religiöse Engagement ihrer Landesfürstin positiv werteten. So beschuldigte etwa ein protestantischer Bericht aus Graz vom Januar 1581 Maria, sie wolle die lutherische Religion „nur mit dem Schwerdt unvernünftig regieren“322. Später wurde sie von protestantischer Seite gar als „Jesabel“323 bezeichnet, also als Inbegriff der bösen Götzendienerin, die 105
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ihren Mann zu Handlungen wider den Herrn aufstachelte, hier also gegen die Lutheraner. Für Maria dagegen war das Beharren der Stände auf ihrem Bekenntnis, verbunden mit dem Streben nach größerer Unabhängigkeit vom Fürsten, „Ungehorsam in politischen Sachen gegen der landesfürstlichen Obrigkhait“324, also eigentlich Aufruhr. Ein Aufruhr, der noch dazu das Seelenheil aller Innerösterreicher ebenso wie das Erzherzog Karls und Marias selbst bedrohte, indem er verhinderte, dass alle dem Gebot der Kirche entsprechend handelten, und der den Erzherzog gar an den Rand der Exkommunikation brachte. Marias Position in der Sache war damit klar, insbesondere angesichts der Tatsache, „das es ditsfalls nicht allain und bleslich umb die Religion und das Haill villertausent Seelen, sondern auch umb den politischen Gehorsam zuthuen“325 sei, könne man den Widerstand der Stände keinesfalls dulden. Ihre Aufgabe als Landesfürstin musste es sein, das Land und seine Bewohner zum rechten Glauben zurückzuführen, dabei werde Gott ihr stets beistehen. Das Bewusstsein dieser Verantwortung brachte Maria dabei sicher schon aus München mit, hatte doch schon ihr Vater im an den Papst adressierten Dispensgesuch betont, die Ehe zwischen Maria und Karl diene sowohl der Erhaltung der Familie wie der Religion326. Und die Erzherzogin ließ es sich wohl von Anfang an angelegen sein, ihren Gemahl auf seinem steinigen Weg zur Wiederbelebung des Katholizismus anzuspornen. Dabei war sie notfalls auch kompromissbereit, wenn sich der Konflikt zwischen Fürst und Ständen zu sehr zuspitzte, was ihr ihr Bruder Wilhelm durchaus verübelte327, aber zumindest in ihrem persönlichen Umfeld duldete sie nie Lutheraner. Zwar hatte Erzherzog Karl schon kurz nach der Eheschließung in München darum gebeten, geeignete Beamte katholischen Bekenntnisses für Graz zur Verfügung zu stellen, und Maria selbst ließ sich Dienstpersonal wie Amtsträgerinnen von ihrer Mutter bzw. ihrer Schwägerin vermitteln328. Erst im Zuge der politischen Orientierung durch die Münchner Konferenz 1579 ging das erzherzogliche Paar hier aber konsequenter vor; Marias Einfluss dabei wurde verschiedentlich 106
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betont329. Eine Rolle wird beim Austausch des Hofpersonals auch gespielt haben, dass der seit 1580 in Graz amtierende Nuntius Germanico Malaspina den klaren Auftrag aus Rom mitgebracht hatte, die Entfernung aller „Häretiker“, also Protestanten, aus Rat, Hof und Regierung Innerösterreichs zu bewirken330. Er berichtete wohlgefällig, dass sich in Marias Hofstaat keinerlei derartiges Personal befinde. Malaspina war wohl schon in Rom darauf hingewiesen worden, dass er sich des Beistandes der Erzherzogin versichern solle. Seit seiner Antrittsaudienz im September 1580, bei der er Maria das Beispiel der Judith als Kämpferin für den Glauben beispielhaft vor Augen führte, stand er in ständigem Kontakt mit der Erzherzogin. Wenige Wochen später versicherte diese ihm, ihr Gemahl werde konsequent bleiben im Vorgehen gegen die Häretiker, während der Nuntius im Bericht nach Rom betonte, Maria habe, als sie gehört habe, wie man gerade in Wien gegen die Lutheraner vorgehe, ihren Mann angespornt, in Graz dasselbe zu tun. Karl habe zwar offenbar darauf verwiesen, dass es dem Kaiser eben leichter falle, gegen die Interessen der Stände und des Rates vorzugehen, weil er weniger von diesen abhängig sei, aber Maria wolle weiterhin bei Gelegenheit in dieser Beziehung nachfragen331. Die Bereitschaft Marias, ihren Gemahl durch Fürbitten und Nachfragen in dieser Angelegenheit zu drängen bzw. ihm den Rücken zu stärken, war neben der unzweifelhaft vorbildlichen Frömmigkeit der Erzherzogin ein Grund dafür, dass Nuntius Malaspina schon 1581 in Rom die Verleihung der Goldenen Rose betrieb332. Die Goldene Rose oder Tugendrose verlieh der Papst seit dem Mittelalter zunächst Männern, seit dem 16. Jahrhundert aber eher Frauen, gewöhnlich Fürstinnen; sie war eine Auszeichnung für Personen, die sich durch ihren Glauben und ihre Loyalität zum Heiligen Stuhl ausgezeichnet hatten. Der Nuntius hatte die Verleihung an Maria mit dem Hinweis unterstützt, dass dies zweifellos ein Akt wäre, der Erzherzog Karl zu weiterer Förderung der Religion veranlassen würde. Überbracht und überreicht wurde die Rose vom päpstlichen Sondergesandten Antonio Possevino, der zugleich Papst Gregor XIII. bei der Taufe von Marias Tochter Gregoria Maximiliana vertrat. 107
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Aber nicht nur Rom nutzte Marias Einfluss auf ihren Gemahl, um dessen Vorgehen gegen die Lutheraner bei Hof voranzutreiben; im Dezember 1582 versicherte sie ihrem Bruder Wilhelm von Bayern: „Ich hez woll stetts zuo auf das luderisch Hofgesindt, es will aber noch nit gen wie ich gern wolt, wierdt aber vileich noch geschehen.“333 Wenig später teilte sie ihm mit, dass mittlerweile schon etliche Grazer Bürger katholisch geworden seien – Karl hatte ja im Frühjahr 1582 entsprechende Dekrete erlassen –, und sie hoffe nun auch auf Erfolge beim Hofgesinde. Als Herzog Wilhelm im September 1582 anlässlich der Taufe seiner Nichte Leonora in Graz weilte, sprach er über diese Frage offenbar ausführlich mit Maria und Karl. Nach seiner Rückkehr nach München schärfte Wilhelm aber brieflich noch einmal Marias Beichtvater ein, er solle die Schwester entsprechend mahnen und bestärken, „es manglt ir doch gar nichts an dem Verstanndt, nur an dem Herzen und Willen. So hoffe ich genzlich, sy werde irem Zuesagen nachkomen … Ich hab ir vergangne Tag ain mal lang und vil vorgesagt, auch meines Verhoffens, den Grundt, wie mich dann gedunckht, sy habs gar wol aufgenommen. So ist sy sonst gar gottsforchtig, das mir also nit zweiflt, wann ir zu Zeiten werdet anmanen, sy werde es thun, wiewol mer Verdiennst dabei wer, wann es aus aigner Bewegnuß geschehe.“334 Die Formulierung Wilhelms zeugt davon, dass man sich über Marias Festigkeit im Glauben und ihre Einflussmöglichkeiten im Klaren war, doch scheint sie nicht mit der Vehemenz einer religiösen Einpeitscherin in Erscheinung getreten zu sein, sondern vielmehr angesichts der komplizierten Verschränkung so vieler politischer Konfliktstränge das schrittweise Vorgehen ihres Gemahls akzeptiert zu haben. Das ändert nichts daran, dass ihr die Veränderung von Personal und Räten sehr am Herzen lag – die bevorstehende Ausmusterung lutherischer Bediensteter, die im Frühjahr 1583 begann, wird in ihrem Briefwechsel mit Wilhelm rege kommentiert, und schon im Januar hatte sie den Bruder gebeten, dass er den Hofmarschall Hans Ambros von Thurn auffordere, den Erzherzog dahin gehend zu bestärken335. Das Vorgehen gegen lutherische Mitglieder des Hofpersonals ist somit ein gutes Beispiel für die Einflussmöglichkeiten einer Fürstin. 108
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Allen Beteiligten und Interessierten war klar, dass es diese Möglichkeiten gab; sowohl der Nuntius wie der Herzog von Bayern bezogen sie in ihr Kalkül ein. Aber am Ende war es eben doch der Erzherzog selbst, der darüber entschied, in welchem Tempo, in welcher Weise welche Maßnahmen gesetzt wurden. Maria konnte ihn bestärken, konnte ihn bei Rückschlägen trösten, so wie sie das später ihrer Tochter Anna in Bezug auf deren Ehemann Sigismund von Schweden und Polen nahelegte336. Aber sie konnte allein keine Entscheidungen in solch weitreichenden Fragen treffen. Das konnte sie allenfalls in Hinblick auf konkrete Einzelfälle, wie Ende 1582, als sie vorschlug, die Konkubine eines Priesters an den Pranger zu stellen, um die Verwerflichkeit dieses Verstoßes gegen die Kirchengesetze vor Augen zu führen, oder als sie 1585 eine ehrbare katholische Frau ausfindig machte, die in Graz eine Mädchenschule einrichten sollte, damit die katholischen Mädchen nicht mehr zu lutherischen Schulmeistern gehen müssten337. Dabei scheint es, als wäre Marias Haltung gegenüber den Lutheranern immer ablehnender, ja geradezu militant geworden. Das betrifft freilich nicht den Umgang mit Gleichgestellten, mit anderen Fürstinnen und Fürsten des Reiches, unter denen es ja zahlreiche Lutheraner gab. Am bereits erwähnten Beispiel der bekennenden Lutheranerin Anna von Sachsen, mit der sowohl Maria selbst wie schon ihre Mutter Anna von Bayern über Jahre in Briefkontakt standen, Geschenke tauschten und persönliche Treffen arrangierten338 wird sichtbar, dass Glaubensdifferenzen innerhalb des eigenen, des fürstlichen Standes kein Hindernis für persönliche Kontakte darstellten. Interessant ist dabei, dass diese Korrespondenzen in den Archiven der katholischen Fürstenhäuser keinerlei Spuren hinterlassen haben – für nachfolgende Generationen von Archivaren war ein derart zurückhaltender Umgang mit dem eigenen Bekenntnis offenbar nicht akzeptabel und verschwand als Ausweis fehlender konfessioneller Konsequenz im Dunkel des Vergessens. Mit dem Luthertum ihrer innerösterreichischen Untertanen, das verbunden war mit dem Widerstand gegen gerechtfertigte fürstliche 109
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Ansprüche und einer Bedrohung des Seelenheils der fürstlichen Familie und anderer Katholiken, konnte Maria jedoch keine Koexistenz akzeptieren. Besonders lutherische Prediger, „Prädikanten“, waren ein Feindbild für die Erzherzogin, und briefliche Äußerungen der Neunzigerjahre lassen es in dieser Hinsicht an Deutlichkeit nicht fehlen. So schrieb Maria im April 1594 ihrer Tochter Anna, die gerade mit ihrem Gemahl in Schweden gewesen war, wo das katholische Königspaar sich etlichen Einschränkungen und politischen Zumutungen hatte unterwerfen müssen, aus ihrer Sicht gehöre „den Pauern ein Pflueg in die Hanndt, den Predigannten ein Strick an Hals“339. Zwei Jahre später wünschte Maria: „Gott gebe, das sie [die Ketzer] doch einmal mit Puzen und Stingl ausgereit werden.“340 Und 1599 riet sie ihrem Sohn: „Mein Ferdinand, frag nur den Predikanten nach und wenn du ein darin findest, so lass ihn henken: dann sonst werden sie gewiss sich aufhalten bis auf den Landtag, alsdann werden sie wieder ein neuen Lärmen machen.“341 Bei dieser Vehemenz wird es nicht ohne Bedeutung gewesen sein, dass die Stände und mit ihnen das Luthertum in der Steiermark nach dem plötzlichen Tod Erzherzog Karls im Sommer 1590 Positionen zurückgewinnen konnten, und dass sie im Zusammenhang mit dem Streit um die Regentschaft 1590/91 in direkte Konfrontation mit der Erzherzogin kamen. Über diese Streitigkeiten wird gleich zu berichten sein. Sicher ist jedenfalls, dass Erzherzogin Maria nicht zuletzt deshalb mit dem Verlauf der Regentschaftsverhandlungen unzufrieden war, weil sie fürchtete, dass die von ihrem Gemahl so mühsam erreichten Erfolge im Vorgehen gegen die Protestanten zunichtegemacht werden würden342. Insbesondere kämpfte sie mit großer Vehemenz um die Aufhebung der Brucker Pazifikation von 1578, also der Zusage freier Religionsausübung für den Adel und dessen direkte Untertanen, bzw. gegen deren Duldung durch die Regenten während der Minderjährigkeit Erzherzog Ferdinands. Die Erzherzogin war der Meinung, die Zugeständnisse an die Protestanten mit der Pazifikation und die daraus resultierende Zuspitzung des zähen Ringens um Religion und politische Handlungs110
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möglichkeiten hätten ihren Gemahl so belastet, dass es am Ende die Pazifikation gewesen sei, die „meinen fromben Gemahell under die Erd hatt pracht“343. Vor allem aber war sie zu Recht der Auffassung, die Forderungen der Stände nach Religionsfreiheit widersprächen dem 1555 geschlossenen Augsburgischen Religionsfrieden. Die Konsequenz für Maria war, dass die Stände mit ihrer Weigerung, dem Erzherzog dieses landesherrliche Recht zuzugestehen, dessen Obrigkeit beeinträchtigt und damit gegen politische Grundsätze der Zeit verstoßen hatten344. Diese Infragestellung fürstlicher Autorität gemeinsam mit he rabsetzenden Äußerungen von Vertretern der Landstände345 und der Sorge um das Seelenheil der Familie wie der Untertanen verschärften Marias Haltung gegenüber den innerösterreichischen Protestanten. Ihre grundkatholische Gesinnung, die schon viele Elemente des neuen Glaubensverständnisses nach dem Konzil von Trient beinhaltete, wurde zumindest in den Neunzigerjahren beinahe militant. Hatte sie noch in den Achtzigerjahren in Graz manches toleriert, vielleicht tolerieren müssen, was ihrem Bruder Wilhelm schon sehr zuwider war346, so wurde sie später immer konsequenter und fordernder und wirkte wohl entsprechend auf ihren Sohn Ferdinand ein. Deutlich wird aber auch, dass die protestantischen Stände die Erzherzogin in den Neunzigerjahren immer mehr zu ihrem Feindbild erklärten und sie zugleich als Ursache dafür sahen, dass politische Erfolge nach 1592 ausblieben. Es scheint aber nicht glaubhaft, dass sie einen derart prägenden Einfluss, wie ihn ihr die Stände zuschrieben, auf ihren Gemahl und später auf die Regenten Ernst und Maximilian gehabt haben soll, ebenso wenig wie auf Kaiser Rudolf II., einen Einfluss, aus dem Ständevertreter manchen Misserfolg für die Landstände erklärten. Protestantische Adlige und Prediger wiesen ihr hier die Schuld an Entwicklungen zu, die aus der zunehmenden religiösen Polarisierung im Reich generell resultierten, aus dem gezielteren Vorgehen der Gegenreformation bzw. (und nicht zuletzt) aus Problemen, die aus der Uneinigkeit und dem Zögern des protestantischen Adels in den Ständen selbst resultierten. Außerdem konnte eine Schuldzu111
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weisung an Maria dazu dienen – ähnlich wie bei den schon seit 1570 als Feindbild bemühten Jesuiten347 – direkte Konfrontationen mit Erzherzog, Regent oder Kaiser zu vermeiden. Die Funktionäre der Stände verlagerten so in ihren Argumentationen den tief greifenden Konflikt mit dem Fürsten, der für den Adel problematisch war348, auf Nebenschauplätze: Es war leichter, gegen die Fürstin und ihre reli giöse Bigotterie zu polemisieren und ihr Schuld zuzuweisen, als sich offen gegen den Landesfürsten oder den Kaiser zu stellen.
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1 Albrecht V. und seine Familie. Das Stifterbildnis befindet sich auf der Rückseite der Mitteltafel des Hoch altars der Ingolstädter Liebfrauenkirche. Es zeigt im unteren Teil das bayrische Herzogspaar Albrecht und Anna mit allen Kindern. Auf der linken Seite knien Albrecht und Ernst, der zum Zeitpunkt der Entstehung des Bildes bereits Bischof von Freising war. Hinter ihnen stehen Wilhelm und Ferdinand. Zwi schen den Eltern knien die früh verstorbenen Söhne Karl und Friedrich. Hin ter Anna knien Maria (im Vordergrund) und Maximiliana. (Ingolstadt, Liebfrauenkirche, Hans Mielich, 1572)
2 Maria im Alter von 13 Jahren. (Kunsthistorisches Museum Wien, Hans Schöpfer d.Ä., 1564)
3 Erzherzogin Maria im Alter von 26 Jahren. (Kunsthistorisches Museum Wien, Cornelis Vermeyen, 1577)
4 Erzherzog Karl II. von Innerösterreich. Links im Bild eröffnet ein Fenster (oder ein Gemälde?) den Blick auf die Stadt Graz, die seit 1564 seine Residenz war. (Kunsthistorisches Museum Wien, Monogrammist LP, 1569)
5 Einzug des erzherzoglichen Brautpaares in Graz 1571. Der großformatige kolorierte Holzschnitt aus dem Werk von Wenzel Spon rib über die Hochzeitsfeierlichkeiten in Graz zeigt den Zug der aus Wien kommenden Hochzeitsgesellschaft. Von den rechts im Vordergrund darge stellten Stadtsoldaten sowie von den Wällen werden Freudenschüsse abge feuert. In der linken Bildmitte sieht man Erzherzog Karl mit seinen Schwä gern Wilhelm und Ferdinand von Bayern; ihnen folgen in geschmückten Wagen Erzherzogin Maria und ihr Frauenzimmer. (Österreichische Nationalbibliothek Wien)
6 (Folgeseite) Feuerwerk zum Abschluss der Hochzeitsfeierlichkeiten in Graz 1571. Auf Kosten der steirischen Landstände fand am 16. September 1571 in Graz ein prachtvolles Feuerwerk statt. Es stellte die Eroberung einer türkischen Festung nach, die nur zu diesem Zweck aus Holz nachgebaut worden war und die am Ende der Inszenierung in Flammen aufging. (Österreichische Nationalbibliothek Wien)
7 Ansicht der Stadt Graz von Südosten. Der 1594 publizierte Kupferstich zeigt im Vordergrund den Leichenzug, mit dem Erzherzog Karl im Oktober 1590 von Graz nach Seckau geleitet wurde. In der Bildmitte sieht man den verhängten Wagen mit dem Leichnam, dahinter die stark befestigte Stadt mit dem Burgberg. (Steiermärkisches Landesarchiv, Georg Peham, 1594)
8 Epitaphbild Erzherzog Karls II. von Innerösterreich. Das großformatige Gemälde, das sich immer noch im Grazer Dom befindet, ließ Erzherzogin Maria nach dem Tod ihres Gemahls anfertigen. Es zeigt das erzherzogliche Paar mit allen seinen Kindern. Die drei früh verstorbenen Kinder Ferdinand, Karl und Elisabeth sind in weißen Kleidern dargestellt. (Dom St. Ägidius Graz, Jacopo de Monte, 1591/93) 9 Gesamtansicht der Grazer Burg um 1700. Man erkennt den gesamten, heute nur noch teilweise erhaltenen Gebäude komplex, links auch den Burggarten. (Steiermärkisches Landesarchiv, Johannes Macher)
10 Ansicht des Jagdschlosses Karlau bei Graz um 1700. In diesem Schloss, dass Erzherzog Karl hatte errichten lassen, verbrachte Maria gemeinsam mit ihm und auch noch als Witwe viel Zeit. (Steiermärkisches Landesarchiv, Johannes Macher)
11 Die ehemalige Kapelle in der Grazer Burg. Das Aquarell entstand im 19. Jahrhundert, als die Grazer Burg umgebaut und teilweise abgerissen wurde. Es zeigt den Zustand von Marias priva tem Andachtsraum zu diesem Zeitpunkt; erhalten waren damals noch die Wandmalereien und das Altarbild von Giulio Licinio, das sich heute im Steirischen Landesmuseum Joanneum befindet (Steiermärkisches Landesarchiv, Aquarell von C. Reichert, 1854)
12 Ansicht des Klarissenklosters in Graz aus dem Jahr 1740. Das 1782 aufgehobene Kloster, das Erzherzogin Maria 1602 gestiftet hatte und in dem sie 1608 beigesetzt worden war, wurde später abgerissen. (Kupferstich von Franz Leopold Schmitner, in: Placidus Herzog, Cosmographia Austriaco-Franciscana … Köln 1740)
13 (rechts) Erzherzogin Maria als Stifterin des Klosters im Paradeis, Altarbild des Klaraaltars im ehemaligen Kloster der Klarissen in Graz. Hauptfiguren des Bildes sind im unteren Teil die Heilige Katharina und die Heilige Barbara, im oberen Teil die Muttergottes und neben ihr die Heilige Klara. In der linken unteren Bildecke sieht man aber neben Franziskus von Assisi Erzherzogin Maria, die den Heiligen ein Modell des von ihr gestifteten Klosters präsentiert. (Joanneum Graz, Alte Galerie, Giovanni Pietro de Pomis, um 1603)
14 Stadtansicht von Graz um 1645. Der kolorierte Kupferstich betont die stark ausgebauten Befestigungen der Stadt, darunter den Schlossberg, besonders. In der rechten unteren Ecke innerhalb der Stadtmauer befinden sich die Burg, direkt daneben der Dom
und das Jesuitenkolleg. Neben dem Dom sieht man hier bereits die Kuppel des von Ferdinand II. in Graz erbauten Mausoleums. (Bundesdenkmalamt Wien, Laurenz van de Sype nach Wenzel Hollar, 1626/1657)
15 Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich. Das Brustbild des jungen Erzherzogs entstand etwa zur Zeit seiner Rückkehr von Ingolstadt nach Graz, also nur etwa ein Jahr, bevor er die Regierung der innerösterreichischen Länder übernehmen sollte. (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, 1595) 16 (rechts) Erzherzog Karl und Erzherzogin Maria halten ihren Sohn Ferdinand. Das Bild stellt das Titelkupfer der „Annales Ferdinandei“ dar, eines umfas senden Geschichtswerkes über Leben und Regierung Ferdinands II., das dessen Geheimer Rat Franz Christoph Khevenhüller ab 1640 in zahlreichen Bänden publizierte. Der Künstler hat die Erzherzogin dem Kind näher dargestellt ist, fast so, als ob ihr Gemahl ihr den Jungen übergeben wollte. (Österreichische Nationalbibliothek Wien)
17 Einzug von Erzherzogin Anna als Königin von Polen in Krakau 1592. Der Kupferstich wurde in die „Annales Ferdinandei“ des Franz Christoph Kheven hüller aufgenommen und zeigt von links oben nach rechts unten verschiedene P hasen der Begrüßung und des Einzugs von Marias ältester Tochter. Ihre Mutter ist bei der Begegnung von Anna und Sigismund von Polen unter einem Baldachin vor den nebenstehenden Zelten zu sehen sowie mit ihrer Tochter und weiteren Damen im Brautwagen links unten. (Österreichische Nationalbibliothek) 18 Erzherzogin Maria mit Reisehut. Der Stich nach einer Porträtmedaille zeigt ein Altersbild der Erzherzogin mit der Umschrift: MARIA ARCH AUS DVC BAV MVLTA ET REGIA PROLE RAR MATER PIA FOELIX (Maria, Erzherzogin von Österreich, Herzogin von Bayern, eine durch zahlreiche und königliche Nach kommenschaft vortreffliche, pflichtgetreue und glückreiche Mutter). (Österreichische Nationalbibliothek, nach Pietro de Pomis)
19 Die Muttergottes von Mariazell steht Erzherzogin Maria im Sturm auf der Fahrt nach Spanien bei. Vor einer Phantasielandschaft sieht man Schiffe in rauer See. Auf den beiden vorderen Schiffen sind kniende Menschen zu erkennen, die den Schutz Mariens erflehen. Die vom Gnadenbild ausgehenden Strahlen symbolisie ren, dass die Gebete erhört wurden. Das in Mariazell erhaltene Mirakelbild wurde von Ferdinand II. 1622 in Auftrag gegeben, um die wunderbare Rettung seiner Mutter und seiner Schwester aus zweimaliger Seenot in Er innerung zu halten. Der Text im unteren Teil führt diese Rettung auf das Gelübde einer Wallfahrt nach Mariazell zurück. (Basilika Mariazell, Markus Weiß, 1622)
20 Bildnis der Erzherzogin auf dem Totenbett. (Kunsthistorisches Museum Wien, Giovanni Pietro de Pomis, 1608)
21 Mausoleum Graz, heutige Aufstellung des Sarkophages von Erzherzogin Maria. (Bundesdenkmalamt Wien)
22 Liegefiguren von Erzherzog Karl und Erzherzogin Maria auf dem Kenotaph im Mausoleum in Seckau. (Bundesdenkmalamt Wien, Sebastiano Carlone, nach 1592)
23 Taufgeschirr der Habsburger. Kanne und Becken waren Teil von Marias Hochzeitsgeschenken 1571 und zählten zu den Stücken, die sie testamentarisch als Erinnerungsstücke dem Haus Habsburg vermachte. (Kunsthistorisches Museum Wien)
24 Mariä Himmelfahrt. Das ehemalige Hochaltarbild des von der Erzherzogin gestifteten Klarissenklosters Allerheiligen im Paradeis wurde nach ihrem Tod von ihrem Sohn Ferdinand in Auf trag gegeben. Das Bild ist in drei Bereiche aufgeteilt: Im oberen Drittel schwebt Maria der Hl. Dreifaltigkeit entgegen. In der Mitte wohnt eine Vielzahl von Heiligen der Apotheose bei. Im unteren Drittel sieht man links die Erzherzogin im Ordensgewand, begleitet von den Heiligen Franziskus und Klara. Am rechten Bildrand sind Erzherzog Ferdinand und hinter ihm wohl sein Vater, beide in fürstlichem Gewand, erkennbar. (Joanneum Graz, Alte Galerie, Giovanni Pietro de Pomis, nach 1608)
Witwe – und Regentin ?
Der Streit um die Vormundschaft 1590
E
rzherzog Karl von Innerösterreich starb einigermaßen überraschend Anfang Juli 1590 im Alter von 50 Jahren. Natürlich hatte er für seinen Tod insofern vorgesorgt, als er bereits im Jahr 1584 ein Testament aufgesetzt hatte, in dem er hinsichtlich seiner Beerdigung und seiner Hinterlassenschaft disponierte und für den Fall der Minderjährigkeit seines ältesten Sohnes Regelungen traf349. Dabei bestimmte der Erzherzog, dass Kaiser Rudolf II., sein Neffe, Erzherzog Ferdinand von Tirol, sein Bruder, sowie Herzog Wilhelm von Bayern, sein Schwager, Vormunde des Erzherzogs sein und die Interessen des jungen Fürsten wahrnehmen sollten. Ihnen wollte Karl aber Erzherzogin Maria als Mutter der Kinder „in allem hiemit zuegeordnet haben“350. Direkt nach dem Eintreffen der Todesnachricht in der kaiserlichen Residenz Prag Mitte Juli 1590 bestimmte Rudolf II., dass die Erzherzogin gemeinsam mit den Geheimen Räten zunächst die Regierungsgeschäfte in Graz wahrnehmen solle, bis die Vormunde sich über eine Regentschaft geeinigt haben würden. Maria erklärte sich am 18. Juli bereit, „dem gemainen wesen zum besten … die Administration der landesfürstlichen Regierung bis auf vollständige der Gerhaben [Vormunde] Disposition … uber sich zu nemen“351. Den ständischen Verordneten wurde mitgeteilt, der Kaiser habe der Erzherzogin vorläufig die „Directur des ganzen Wesens“ übergeben. Damit war Erzherzogin Maria im Sommer 1590 de facto im Besitz der landesherrlichen Macht, während ihr erst zwölfjähriger Sohn Ferdinand, nunmehr Landesfürst, sich zum Studium in Ingolstadt befand, wohin man ihn geschickt hatte, um ihn in einem katholischen Umfeld aufwachsen zu lassen352. 113
witwe – und regentin?
Die Lage in Graz in diesen Tagen war angespannt. Wenige Wochen zuvor hatte es wegen des Vorgehens des Erzherzogs gegen die Lutheraner einen Aufruhr in der Stadt gegeben, und die Stände beobachteten jeden Schritt der Administration, der ihren Rechten hätte Eintrag tun können, mit Misstrauen. Die ständischen Verordneten versammelten sich im Sommer 1590 täglich und überlegten insbesondere, wie es gelingen könnte, den jungen Erzherzog zurück nach Graz zu holen, um ihn so der Einflussnahme der Jesuiten in Ingolstadt zu entziehen353. Maria dagegen befürchtete genau das und drängte ihren Bruder Wilhelm, der in den folgenden Monaten ihr wichtigster Verbündeter sein sollte, die Rückkehr ihres Sohnes unbedingt zu verhindern. Sie vermutete, man werde Ferdinand, der angeblich nur zur Beisetzung seines Vaters kommen sollte, nicht mehr zurück nach Ingolstadt lassen. Ihre größte Sorge aber war, dass es den Ständen gelingen könnte, die Regentschaft in ihre Hände zu bekommen und eine protestantische Vormundschaftsregierung einzurichten, was diese tatsächlich anstrebten354. In diesem Falle fürchtete sie nicht nur um das Seelenheil ihres Sohnes, sondern um den Bestand des katholischen Bekenntnisses in Innerösterreich insgesamt. So schrieb sie Ende Juli 1590 an ihren Bruder: „Ich glaub, wan ich den Ferdinant miest herabnemben, das ich mich bekimert, das ich krannck wur.“ Und sechs Wochen später: „Ich dues gewies nit, [und] wen mir der Kaiser auf dem Kopf säs, ausser man nottett mich oder man detts mit Gewalt.“355 Ungeachtet ihrer Trauer über den Tod des geliebten Ehemannes und ungeachtet der Tatsache, dass sie am 7. August 1590 ihrem 15. Kind das Leben schenkte, versuchte Maria in jeder Hinsicht, den von Erzherzog Karl eingeschlagenen Weg politisch weiterzuverfolgen, wie erste von ihr unterzeichnete Erlasse belegen356. So kann es nicht verwundern, dass sich der schwelende Konflikt mit den Ständen weiter zuspitzte, die nun mit der Regentschaft Marias die Möglichkeit sahen, sich leichter gegen landesfürstliche Aktionen zur Wehr zu setzen als zu Karls Lebzeiten. Am 14. August – Maria lag im Kindbett und konnte das Zimmer nicht verlassen – deponierten die Stände schriftlich ihren Protest gegen alle im Namen der Erzherzogin unterzeich114
der streit um die Vormundschaft
neten Mandate mit der Begründung, ein Regent oder Administrator könne erst dann agieren, wenn er und die Stände einander gegenseitig durch einen Eid verpflichtet worden seien. Man führte Klage über die angebliche Einmischung der Jesuiten in das weltliche Regiment und über die steuerliche Belastung der Untertanen. Zugleich beschlossen die Verordneten die Entsendung einer Gesandtschaft nach Prag, die dort die Position der steirischen Landschaft vortragen sollte. Die Ablehnung Marias als Regentin durch die Stände kam nicht wirklich überraschend, wenn man die vorangehenden Konflikte in Innerösterreich bedenkt. Die Landstände betrachteten sie als Streiterin für die katholische Religion mit Misstrauen, und ihre Haltung zu den politischen Bestrebungen des Adels, die Maria ja als Ungehorsam gegenüber der Landesherrschaft ansah, trug sicher nicht zu beiderseitigem Vertrauen bei. Und doch trafen die Vorwürfe und die Art, wie man sie ihr im Kindbett präsentiert hatte, die Erzherzogin tief357. Gegenüber den ständischen Vertretern verteidigte sie sich, sie habe sich keineswegs in die Administration des Landes gedrängt, sondern sich auf Begehren der Gerhaben bis zur Bestellung eines Administrators der Mühe des Amtes unterzogen. Sie sprach die Erwartung aus, man werde sie ferner nicht „difficultieren“. Gegenüber dem Kaiser formulierte Maria ihre Empörung deutlicher: Statt ihr für ihre Mühe zu danken, habe man eine scharfe „Exprobrationsschrift mit 32 Pettschaften verschlossen, unverschont meiner so großen Betrübnuß, fast in mein Kindbett hinein geworfen“358. Und ihrem Bruder Wilhelm, dem sie ebenfalls sofort berichtete, schrieb sie: „Hiemit weist du schon, was die Steyrer für reichtige Leidt sein, wie sy mich so hoch in Eeren haben.“359 Außerdem klagte sie darüber, dass die Stände ihr „Spott“ angetan hätten damit, dass sie sie in ihrem Schreiben als Erzherzogin von Österreich titulierten, „das man doch alle Zeit zue Österreich schreibt, gleichsamb ich nit zue Österreich gehert, sonnder nur darvon“360, und indem sie die üblichen Höflichkeitsformeln am Ende des Schreibens weggelassen hätten. Es ist also kaum zu übersehen, dass die Erzherzogin sich von den ständischen Verordneten brüskiert und in ihrer Ehre als Fürstin ge115
witwe – und regentin?
kränkt sah. Dass der Kaiser sie in seiner Antwort an die Stände verteidigte und Angriffe auf sie sowie auf die Jesuiten zurückwies361, scheint Maria nicht wirklich besänftigt zu haben. Im Gegenteil, Mitte September 1590 schrieb sie (wieder an Wilhelm von Bayern): „Ich bin so zornig auf den Kaiser, das ichs nit schreiben kann, das er sy so geschäftig macht.“362 Ihren Zorn rief Rudolf II. durch seinen aus Marias Sicht viel zu milden Umgang mit den Ständevertretern hervor sowie dadurch, dass er ihres Erachtens nach alles allein entscheiden wollte und die anderen Vormunde, also auch sie selbst, nicht um Rat und Zustimmung fragte. Insbesondere war es zu diesem Zeitpunkt wohl die Einsetzung Erzherzog Ernsts, eines jüngeren Bruders des Kaisers, als Regent in Innerösterreich, über die Maria gern mitentschieden hätte. Zwar hatte Erzherzog Karl noch auf dem Totenbett um dessen Einsetzung gebeten, und Maria selbst hatte diese Bitte zu Protokoll gegeben und dessen Einsetzung unterstützt363. Allerdings: So großen Wert sie auf dessen Berufung zum Regenten legte, am liebsten hätte die Erzherzogin – ungeachtet aller unerfreulichen Erfahrungen – wohl die Regentschaft für ihren Sohn selbst geführt, zum Mindesten aber wollte sie um Zustimmung bei verschiedenen Fragen in der Zeit einer vormundschaftlichen Regentschaft gebeten werden. Eine diesbezügliche Liste nennt alle Entscheidungen in Hinblick auf die Religion, darunter auch die Besetzung von Prälaturen, Pfarren und Benefiziaten, Veränderungen des Einkommens, die Besetzung neuer Ämter und Schenkungen an Offiziere364, also zentrale Fragen der Sicherung fürstlicher Entscheidungsgewalt sowie der Ämterbesetzung. Als sich aber mit der Ausstellung einer kaiserlichen Verhandlungsvollmacht für Erzherzog Ernst der Weg hin zu seiner alleinigen Regentschaft abzuzeichnen begann, konnte Maria gegenüber ihrem Bruder ihren Unmut über diese Missachtung ihrer Person und ihrer Vorstellungen nicht verbergen: „So glaub ich, weill ich so woll ein Gerhabin pin als es, man werdt mich main Notturfft auch redten lassen, den ich glaub, die geheimbden Rett und ich wissen bas umb alle Sachen, die stetts umb als gewe116
der streit um die Vormundschaft
sen sein, den der Kaiser. … Ich wollt, ich wer derweill in ein wilten Walt und meine Kinder alle bey unsern Hern, wolt mich wenig umb das und anderst kimern. Es duett mir mein Herz we, das man mich so gar umb nix fragt oder sagt, das ich doch woll weis, was meines liebsten Gemahels selligen Will ist gewest, und gleich iezt mues ich in allen die Lezt sein. … Ich bin so voller Unmuett und Draurigkeit, das ich gewies nit weis, was ich schreib; bit dich derhalben umb Verzeyung.“365 Wenige Tage nachdem Maria dies geschrieben hatte, kamen Ende September 1590 die in Innsbruck, München und Prag beauftragten Räte zu Verhandlungen bezüglich der Regentschaft nach Graz. Direkt nach der Eröffnung des Testamentes Erzherzog Karls plädierten die weltlichen Regimentsräte Innerösterreichs bereits für Erzherzog Ernst366. Als Maria dies feststellen musste und als sich auch die kaiserlichen und die Tiroler Räte eher für Ernst aussprachen, scheint sie über eine schnelle Einigung nachgedacht zu haben. Herzog Wilhelm von Bayern, der Maria Entscheidungsgewalt in Regentschaftsfragen verschaffen wollte, warnte sie aber: „Ich rat dier haltt treulich, trau nitt zuvil und verlaß dich nitt auff die guetten Wort; es sein gleich Erzherzogen, Gesantten, Gehaime Reth oder andere, die Welt ist selzam. So bistu gar zu frumb, last dich baltt iberreden, glaubst auch offt gar zu gern; es ist aber warlich nitt allzeitt Goltt, was glenzt.“367 Allerdings wurde immer deutlicher, dass sich die beiden habsburgischen Gerhaben Rudolf II. und Ferdinand von Tirol geschlossen gegen Maria als Regentin stellten – die Tiroler Räte bezeichneten die Erzherzogin sogar als „frembde, ausländische Weibsperson“ 368 und verwiesen gegenüber dem Kaiser ausdrücklich darauf, dass es im Reich unüblich sei, eine „weibliche Regierung“ einzusetzen und dass es dem Haus Habsburg zu Schimpf gereichen würde, wenn man es täte angesichts der Tatsache, dass so viele Erzherzöge zur Verfügung stünden369. Freilich kann davon keine Rede sein; es war vielmehr in deutschen Fürstenhäusern durchaus gang und gäbe, Witwen für die Zeit der Unmündigkeit ihrer Söhne die Regentschaft einzuräumen370. Ganz of117
witwe – und regentin?
fensichtlich aber bevorzugte Ferdinand von Tirol eine andere Variante, sei es, weil er selbst sich mehr Einfluss in Innerösterreich erhoffte, sei es, weil er Maria die Regentschaft nicht zutraute. Ebenso wie die Bezeichnung der Erzherzogin als Fremde – sie lebte seit fast 20 Jahren in Graz, hatte 15 Kinder geboren und war zudem Ferdinands Nichte! – war also der Verweis auf die Unüblichkeit der Regentschaft nur ein Manöver, um die Erzherzogin zu diskreditieren und ihre Regentschaft zu verhindern. Maria hat ihm diese Manöver entsprechend übel genommen und sprach fürderhin von ihm nur noch als „dem Alten“. Da allerdings der steirische Adel im Falle einer Regentschaft Marias bayerische Einflussmöglichkeiten befürchtete und die Erzherzogin wegen ihres kämpferischen Katholizismus ohnedies ablehnte 371, blieb als Verbündeter der Erzherzogin lediglich ihr Bruder Wilhelm. Allerdings war dessen Position schwächer als die der habsburgischen Gerhaben, denn wenn auch Rudolf II. und Ferdinand von Tirol mit den Ständen keineswegs in einer Front standen, so hatten sie doch wie diese Vorbehalte gegen einen stärkeren bayerischen Einfluss auf das innerösterreichische Regiment372. Ungeachtet dessen brachten die bayerischen Räte noch am 1. November ein Memorial ein, in dem ausdrücklich für die Erzherzogin als Regentin plädiert wurde, und zwar weil sie treu zur katholischen Religion stehe, weil man den Ständen in ihrer Ablehnung nicht nachgeben solle, weil sie die Verhältnisse im Land kenne und weil das Testament des Erzherzogs ihr zumindest die Mitregierung überlasse373. Eine Schrift der bayerischen Räte fasste im November oder Anfang Dezember 1590 die Argumente zusammen, die für Maria als Regentin sprachen374. Maria habe bislang die Administration ordnungsgemäß geführt. Dabei müsse eine Regierung unter währenden Religionskämpfen und bei dauernder Bedrohung durch die Osmanen auch für einen Mann schwierig sein; es gäbe aber genügend Beispiele – wie Elisabeth von England, Maria von Ungarn oder Margarethe von Parma –, die bewiesen, dass Frauen zu starker Regentschaft fähig seien. Angeblich sei die Mehrheit der Stände mit dem Regiment Marias durchaus zufrieden. Die Erwähnung Judenburgs als Witwensitz im Testa118
der streit um die Vormundschaft
ment gebe keinen Anlass dafür, Maria von den Regierungsgeschäften ganz auszuschließen. Erzherzog Ernst sei mit der Verwaltung von Ober- und Niederösterreich ausgelastet. Der juristische Knackpunkt des Streites um die Regentschaft lag jedoch in dem in beiden bayerischen Gutachten erwähnten Testament: Karl hatte seiner Gemahlin zwar ausdrücklich die Mitvormundschaft, aber eben nicht die Regentschaft übertragen; vielmehr enthält das Testament wie erwähnt Regelungen zur Einrichtung eines Witwensitzes in Judenburg. Beides spielte in den Argumentationen der beteiligten Seiten eine Rolle, war es doch allgemein üblich, dass die Regentschaft einer Witwe als aus dem Willen ihres verstorbenen Gemahls abgeleitete Herrschaft galt und nur damit legitimiert werden konnte375. Gab es dazu keine klare Regelung, konnten Gegner sofort das Argument anführen, dass es sich nicht um eine Regentschaft, sondern um die Usurpation von Macht durch eine Frau, also um Weiberherrschaft handele, die natürlich als unzulässig angesehen wurde. Genau diese Argumente hatten denn auch die kaiserlichen Räte schon im Oktober 1590 in einem Gutachten376 vorgebracht: Marias Wunsch nach der Regentschaft könne nicht aus dem Testament abgeleitet werden, weil Erzherzog Karl sie zwar als Gerhabin eingesetzt, ihr aber weiterhin die Witwenresidenz Judenburg zugewiesen habe. Weiterhin wurde auf die habsburgischen Traditionen verwiesen, wie sie auch Erzherzog Ferdinand von Tirol angesprochen hatte: „Ist bei disem löblichen Hauß nicht gebreuchig unnd in etlichen Hundert Jaren nie erhört worden, das Weiber zue Regierung der Lannde weren adhibiert worden.“ Es sei nicht ratsam und angesichts der Stärke der Stände nicht zutunlich, mit dieser Tradition zu brechen, zumal die ständischen Verordneten die Erzherzogin schon in ihrem Kindbett brüskiert hätten. Die Stände würden einer solchen Regentschaft ohnedies nicht zustimmen, und selbst wenn das der Fall wäre, so „wirdt das Regiment Irer fürstlichen Durchlaucht schwer unnd saur genug sein, die Stende ihr allen Widerdruß thun in Relligion, politischen unnd Landtagssachen“. Außerdem bezogen sich die Räte auf die dadurch zu befürchtenden Finanzierungsprobleme der Grenz119
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verteidigung und das Risiko von Religionsstreitigkeiten angesichts der herrschenden Kriegsgefahr, zudem werde es „bei meniglichen ain frembdes unnd selzames Ansehen haben, das Granizwesen durch Frauen Persohnen“ regieren zu lassen. Der Witwe würden noch mehr als ihrem verstorbenen Gemahl die Machtmittel gegenüber den Ständen fehlen, und das wäre dem Ansehen des Hauses Österreich abträglich und würde zur Zerrüttung der Regierung beitragen. Die Mühseligkeit der Regimentes wurde in diesem und einem folgenden Gutachten besonders hervorgehoben in der klar formulierten Hoffnung, Erzherzogin Maria werde sich in Erkenntnis dieser Belastung selbst zurückziehen und nicht mehr auf der Regentschaft bestehen377. Ob es wirklich dieses Argument war, das am Ende seine Wirkung tat, muss dahingestellt bleiben; vielleicht hat Maria schlichtweg nur akzeptieren müssen, dass die rechtliche Absicherung einer Regentschaft und ihre Akzeptanz in Innerösterreich unter den gegebenen Umständen einfach nicht ausreichten, um ihren Wunsch durchzusetzen. Sie versicherte jedenfalls nach langen Debatten am 26. Dezember 1590, nicht gegen eine kaiserliche Resolution handeln zu wollen, und stimmte damit der Regentschaft Erzherzog Ernsts zu, während Wilhelm von Bayern noch längere Zeit versuchte, seine Schwester doch noch einsetzen zu lassen378. Folgendes Zitat aus einem Brief an ihn stellt so etwas wie Marias Fazit aus den Auseinandersetzungen der zurückliegenden Wochen dar: „Du und ich sagen, was mir wollen, so ist es schon bei den 2 andern beschlossen, und darmit ich mir ettwan den Kaiser nit gar auf den Halls ladt, so hab ich gleich mein vorige Schrieft abgefordert und hab dem Erzherzog dise ubergeben. Das Wordt gefellt mir am besten darinen: weill ichs seh, das ihre Mayestät also haben wollen, so mies ichs auch geschehen lassen. Das miessen gefellt mir woll. … In suma, ich sich so vill, das sy weder nach dier noch nach mir fragen, sonder sy 2 machens mit einander. Mich verwundert nur das, das iezt sogleich der Alt [Ferdinand von Tirol] und der Kaiser so ains sein, unnd sonst kindt ainer den ander verdielgen, sy dettens pest, und iezt sein sy die besten [Freunde] … Das Regiment kindten mir nit erhalten, wan mir 120
der streit um marias witwensitz
nur das annder erhielten [den Unterhalt in gewünschter Höhe], das ich doch nit in allen zue Spott gehalten wur.“379 Der Streit um Marias Witwensitz Musste sich Erzherzogin Maria in Bezug auf die Regentschaft in Inner österreich am Ende geschlagen geben, so konnte sie sich doch auf einem anderen Gebiet, das ebenfalls heftig umstritten gewesen war und auf das sie im zitierten Brief von Ende Dezember 1590 selbst hinwies, gegen ihre Mitvormunde durchsetzen, nämlich in der Auseinandersetzung um ihren Witwensitz und die Höhe der Unterhaltszahlungen. War in der Eheberedung von 1571 festgelegt worden, dass die Erzherzogin im Falle der Witwenschaft Schloss und Herrschaft Görz als Witwensitz und zur Absicherung ihrer Einkünfte erhalten sollte, so hatte Erzherzog Karl dies mit seinem Testament von 1584 geändert. Dort führte er aus, dass er, da er im Gespräch mit seiner Gemahlin Bedenken bezüglich dieses Witwensitzes bei ihr bemerkt habe, ihr stattdessen in Judenburg eine Residenz einräumen wolle. Dazu solle das sog. Teuffenbachische Haus gekauft und umgebaut werden380. Dieser Wechsel ebenso wie die Verdopplung ihres jährlichen Salärs als Witwe von 10.000 auf 20.000 Gulden (zuzüglich eines stattlichen Weindeputats sowie den Bedarf ihres Hofstaates an Wild, Fischen und Salz aus Aussee) zeugt nicht zuletzt von Karls Wertschätzung für seine Ehefrau und von seinem Bemühen, auf ihre Wünsche einzugehen. Als allerdings das Testament eröffnet wurde, war es Maria, die vehement gegen dessen genaue Umsetzung in dieser Frage ins Feld zog. Das hatte sicher mehrere Gründe, etwa den Umstand, dass sie wohl ihre älteren Kinder nicht hätte mit nach Judenburg nehmen können, vielleicht aber auch die Tatsache, dass Judenburg Sitz einer lutherischen Kirchenbehörde war und demzufolge zahlreiche Bewohner 1590 eben nicht katholisch waren. Ganz gewiss aber spielte es eine Rolle, dass die Erzherzogin-Witwe von Judenburg aus sehr viel weniger Einfluss auf die Landesgeschicke hätte nehmen können381. Und es scheint so, als habe sie, während die Verhandlungen über die Regentschaft 121
witwe – und regentin?
für sie immer schlechter liefen, in Hinsicht auf den Witwensitz und die Höhe des Deputats für ihre Kinder eine immer unbeugsamere Haltung eingenommen. Damit drückte sie ihren Widerstand gegen den Kaiser und Ferdinand von Tirol aus, wie sie es im Februar 1591 gegenüber ihrem Bruder in Worte fasste: „Es ist aus der Weis, wie man mir zusetzt! … Ich kom nit von Gräz, wens inen ein Leidten wer, bies mich selbs luest, und wenn ichs gar im Sinn hett gehabt, mich von hinen zue begeben, so wolt ichs erst nit doin, weill mans so gern sehe. … Ich kom nit weck unnd wen mir der Kaiser und der Alt [Ferdinand von Tirol] auf dem kopf sässen. … Ich mag ye nit so vill schreiben; ich hab mich doch genuch zerweint darumb.“382 Ein Schreiben Erzherzog Ernsts über den künftigen Hofhalt an Kaiser Rudolf II. vom Herbst 1590 macht dabei die Streitpunkte zwischen Maria und den habsburgischen Mitvormunden deutlich383: Maria weise darauf hin, so der Erzherzog, dass ihr Gemahl ihr die Residenz zwar angewiesen habe, aber es sei ja nicht üblich, Witwen von Adel zu zwingen, dort wirklich zu wohnen, wenn ihnen Ort oder Wohnung nicht gelegen schienen. Sie sehe nicht, wem ihr Aufenthalt in Graz schaden könne, da ihr ältester Sohn sich ohnedies außer Landes aufhalte und die Regierung erst in einigen Jahren antreten werde. Außerdem bemängelte Maria, dass sie noch immer kein Geld für den Unterhalt ihrer Kinder zugesprochen bekommen habe, eine Klage, in der Erzherzog Ernst sie unterstützte, denn ohne klare Festlegung nehme sich derzeit jeder aus der Kammer, was er gerade zu brauchen meine. Außerdem könne man erst nach Festsetzung eines Deputats damit beginnen, den Hofstaat entsprechend zu reduzieren. Erzherzog Ernst unterstützte schließlich Marias Forderung nach einem jährlichen Unterhalt von 45.000 Gulden für die Kinder, wobei er darauf hinwies, dass die Erzherzogin ohnehin 10.000 Gulden ihrer eigenen Einkünfte und die Deputate ebenfalls in die Hofhaltung einbringen wolle. Anfang 1591 gaben die Mitvormunde Rudolf II. und Ferdinand von Tirol ein erstes „Gebot“ hinsichtlich des künftigen Unterhaltes für die Kinder ab, das mit 15.000 Gulden für die Versorgung und weite122
die Zeit der regentschaft 1591 bis 1596
ren 10.000 Gulden für Kleider deutlich unter Marias Forderung lag384, wobei der Tiroler Erzherzog sich noch dazu heftig gegen einen Verbleib Marias in Graz aussprach. Maria kommentierte das gegenüber ihrem Bruder mit dem Satz: „Ich will so lanng drieken, bis ichs miedt mache, das sy miessen.“385 Mit „drücken“ meinte sie sichtlich Druck ausüben, denn sie verweigerte beispielsweise im Februar 1591 die Inventarisierung der von Erzherzog Karl hinterlassenen Kleinode durch einen damit beauftragten Tiroler Rat, indem sie alles Vorhandene in ihre Obhut nahm und dem Rat den Zugang verweigerte386. Am 4. März 1591 schließlich genehmigte Kaiser Rudolf II. widerstrebend Maria die geforderten 45.000 Gulden, nachdem sie ein Angebot von 40.000 Gulden zwei Wochen vorher ebenfalls abgelehnt hatte387. Über den Witwensitz kam es offenbar zu keinem endgültigen Vergleich; Maria blieb einfach in Graz, und zwar bis ans Ende ihres Lebens. Die Zeit der Regentschaft 1591 bis 1596 Dort in Graz war die verwitwete Erzherzogin nahe beim vormundschaftlichen Regiment, das Erzherzog Ernst seit Anfang 1591 übernommen hatte. Zunächst begegnete Maria Ernst wohl mit einigen Vorbehalten – „Es ziedert mir mein Herz, wan ich auf den Landtag gedennck, das ein Frembder Landtag halten solt und er mich regiern …“388, so schrieb sie Mitte Januar 1591 ihrem Bruder. Vermutlich waren nicht zuletzt Ernsts Unterstützung bei ihrem Kampf um die Unterhaltszahlungen und sein sichtliches, wenn auch wenig erfolgreiches Bemühen um die Gegenreformation389 Punkte, die Maria mit der Zeit milder stimmten. Dabei musste sich Erzherzog Ernst in mühevollen Auseinandersetzungen mit den Ständen behaupten und erreichte es erst im März 1592, dass die Stände ihm den Huldigungseid leisteten und damit seine Regentschaft in Innerösterreich anerkannten. Der Preis war freilich die weitere Duldung des protestantischen Bekenntnisses in Innerösterreich390. Allerdings konnte Maria es sich nicht verkneifen, die Schwierigkeiten Ernsts beim Landtag im Frühjahr 1591, 123
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als die Stände ihm noch die Huldigung verweigerten, zu kommentieren: „Die von Oesterreich haben nit gemaint, das inen widerfaren solt; wans mir geschehen were, so glaub ich, hetten si vermaint da rumb, das ich ein Weib und ein Bairin sei, darumb sei es geschehen; izt wissen si selb nit, warumb es inen widerfaren ist.“391 Vor allem aber dürfte Maria milder gestimmt haben, dass Erzherzog Ernst sich offenbar ihren Ratschlägen und Vorstellungen hinsichtlich der Verwaltung des Landes nicht verschloss. Er bezog sie beispielsweise in die Suche nach einem geeigneten katholischen Kandidaten für den Posten des Landeshauptmanns ein, berichtete ihr über seine Vorhaben in Religionssachen. Bei den Verhandlungen um das Erbe nach dem Tod Erzherzog Ferdinands von Tirol 1595 hatte Maria offenbar weitgehend freie Hand und setzte sich energisch für eine Erbteilung im Interesse ihres Sohnes Ferdinand ein392. Da Erzherzog Ernst keineswegs ständig in Graz weilte und 1593 die innerösterreichische Regentschaft sogar an seinen Bruder Maximilian abtrat, da er selbst Statthalter der spanischen Niederlande wurde, war es am Ende mehr Marias Anwesenheit in Graz, die für die Kontinuität des fürstlichen Regimentes stand, als die Tätigkeit der Regenten. Die Abwesenheiten und der Wechsel gaben der Erzherzogin in der Regentschaftszeit mit Sicherheit politische Handlungsspielräume. Schon im März 1591 hatten die in Graz weilenden Tiroler Räte festgestellt, Erzherzog Ernst frage nur deshalb bei der Erzherzogin an, „um ir fürstliche Durchlaucht dest mherers zu contentieren, dann sy thue, was sy well“393, und Ernst musste mehrfach gegenüber den Ständen betonten, er sei der Regent, nicht die Erzherzogin, was diese nicht daran hinderte, Maria und die Jesuiten für das Scheitern des ersten Huldigungslandtages 1591 verantwortlich zu machen394. Selbstbewusst trat die Erzherzogin auch gegenüber ihrem Mitvormund Kaiser Rudolf II. auf, sagte von sich, sie sei „weder sein Weib noch sein Kind, das er mich regiern solt“.395 Im Jahr 1594 entsendete sie sogar einen eigenen Vertreter nach Regensburg zum Reichstag, der die innerösterreichischen Interessen bei den Verhandlungen über die Reichshilfe im Türkenkrieg vertreten sollte396. Obwohl es schwierig sein wird, heute 124
die Zeit der regentschaft 1591 bis 1596
noch das Ausmaß von Marias Beteiligung am Regiment in den Jahren zwischen 1591 und 1596 nachzuzeichnen – es ergingen ja keine offiziellen Schreiben in ihrem Namen –, so deuten doch die genannten Beispiele darauf hin, dass sie am Ende vieles nach ihren Vorstellungen gestalten, diese zumindest äußern konnte, auch wenn sie nicht offiziell als Regentin auftrat. Dafür kann nicht zuletzt der gewöhnlich sehr gut informierte venezianische Gesandte Contarini als Zeuge gelten, der im Dezember 1594 aus Prag berichtete, dass die innerösterreichische Erzherzogin-Witwe bestrebt sei, alle Angelegenheiten nach ihren Vorstellungen zu entscheiden397. An Marias Gestaltungswillen änderte sich auch nichts, als 1593 Erzherzog Maximilian seinem älteren Bruder Ernst als Regent in Innerösterreich folgte. Sie lehnte diesen Wechsel zunächst vehement ab, und zwar nicht nur weil sie meinte, der Erzherzog habe zu wenig Regierungserfahrung und werde es deshalb schwer haben, sich gegen die widerspenstigen Stände durchzusetzen. Vor allem hatte sie politische Bedenken, denn Maximilian hatte sich 1587 in Polen als König zur Wahl gestellt und war Sigismund Wasa unterlegen. Dieser war aber seit 1592 Marias Schwiegersohn, und Maximilian hatte seinen Anspruch auf den königlichen Titel nie aufgegeben, sodass die Erzherzogin Schwierigkeiten für ihre Tochter in Polen befürchtete398. Sie hätte es deshalb gern gesehen, wenn vielleicht ihr Sohn Ferdinand nun schon vorzeitig für mündig erklärt worden wäre oder sie doch noch selbst die Regentschaft erhalten hätte. Beides wurde jedoch von den anderen Vormunden abgelehnt. Am Ende arrangierte sich Maria aber auch mit Maximilian und Ferdinand von Innerösterreich trat im Juli 1596 mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres das Regiment in seinen Erbländern an.
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Der junge Erzherzog und seine Mutter
aria hatte viele Kinder, und darunter vier Söhne, aber ihr M Verhältnis zu ihrem ältesten Sohn Erzherzog Ferdinand war
etwas Besonderes. Lange hatte die Erzherzogin auf diesen Sohn warten müssen, nachdem ihr Erstgeborener, der den gleichen Namen getragen hatte, bereits einige Tage nach seiner Geburt 1572 gestorben war. Nach vier Töchtern kam erst im Juli 1578 der lang erhoffte Erbe Innerösterreichs zur Welt. Marias Briefe an ihre Münchner Verwandten machen sichtbar, dass ihr das Ausbleiben eines Sohnes trotz allen Gottvertrauens Sorgen bereitet hatte399, war ihre Pflicht als Fürstin und Ehefrau doch erst mit der Geburt des Erben wirklich vollständig erfüllt. Dass ihm später noch vier weitere Söhne folgten, von denen drei erwachsen wurden, sicherte die Erbfolge nur zusätzlich ab. Auf dem kleinen Jungen, der sich gut entwickelte und mit seinem fröhlichen Charakter den Eltern viel Freude bereitete400, lasteten notwendigerweise Erwartungen und Befürchtungen seiner Eltern. Zwar wurde er wie alle anderen Geschwister zu Frömmigkeit, Gottesfurcht, Fleiß und Gehorsam gegenüber den Eltern erzogen401, aber als Erbe der Fürstentümer waren seine Gottesfurcht und sein Gehorsam zugleich ein Politikum. Wenn sich also seine Eltern 1589 dafür entschieden, den Elfjährigen zur weiteren Ausbildung nach Ingolstadt zu schicken, dann galt ihre Sorge nicht nur der Vermittlung von Wissen, das ein künftiger Landesfürst brauchen würde, dem Erlernen ritterlicher Tugenden, mit denen er bei Hof repräsentieren konnte, sondern auch der Festigung von Glauben und politischen Grundsätzen. Dies war im Fall von Ferdinand besonders wichtig, trug sein Vater doch in Innerösterreich Konflikte mit den Ständen um seine fürstliche Souveränität und um den Beginn der Gegenreformation aus, in die der junge Erzherzog notwendigerweise später selbst involviert werden würde. Indem das erzherzogliche Paar den Jungen an die Jesuitenuniversität 126
der junge Erzherzog und seine Mutter
Ingolstadt gab, hoffte es, Ferdinand von Einflussnahmen der lutherischen Ständevertreter fernzuhalten und zugleich seinen katholischen Glauben zu festigen402. Beides sollte garantieren, dass der Erbe Innerösterreichs später umso erfolgreicher die Politik seines Vaters würde weiterführen können. War also Ferdinand für seine Eltern ein besonderes Kind403, so war auch die Beziehung zwischen Ferdinand und seiner Mutter eine besondere. Dabei ist es wichtig zu bedenken, dass er als gerade Zwölfjähriger den Vater verlor – seine Mutter blieb ihm als zentrale familiäre Bezugs- und Vertrauensperson. Spielten für Ferdinands Erziehung die Ingolstädter Patres, sein Hofmeister Balthasar von Schrattenbach und der Onkel Wilhelm von Bayern, dem Karl und Maria viele Entscheidungen über Ferdinands Ausbildung anvertrauten, eine Rolle, so muss die Erzherzogin doch als einzige enge Vertraute seiner Jugendund ersten Regierungsjahre gelten. Nach dem Tod Erzherzog Karls weigerte sich Maria beharrlich, ihren Sohn nach Graz zurückkehren zu lassen und hielt nur brieflich Kontakt zu ihm. Das scheint einer besonderen Nähe zwischen beiden zu widersprechen, resultierte aber aus den oben schon erwähnten Gründen für Ferdinands Studium in Ingolstadt. Besorgt um Ferdinands Unabhängigkeit und sein Seelenheil – was konnte man von den lutherischen Ständeherren schon erwarten? – verhinderte Maria mit allen Kräften seine Rückkehr404, womit sie zugleich darauf abzielte, den Ständen keine zusätzlichen Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Zugleich war es ihr ungeheuer wichtig, dass der Sohn ihr gehorchte, sie liebte und ehrte405. Diese Tatsache ist dahin gehend interpretiert worden, dass die herrschsüchtige Maria sich dadurch Einfluss auf die Landespolitik habe sichern wollen, ja, dass sie Ferdinand deshalb in Ingolstadt habe bleiben lassen, damit er keine Regierungserfahrung sammeln könne und auf ihren Rat angewiesen bliebe406. Natürlich war Maria klar, dass sie in ihren Handlungsspielräumen nach Ferdinands Herrschaftsantritt auf ihren Sohn angewiesen sein würde, denn so wie sich ihr als Ehefrau über Fürbitten bei ihrem Gemahl und als Witwe 127
der junge Erzherzog und seine Mutter
über Kontakte zum Regenten größere Gestaltungsspielräume erschlossen, so würde sie diese später über den Zugang und das Verhältnis zu ihrem Sohn behaupten können407. Marias Beharren auf Ferdinands Gehorsam und Verbleib in Ingolstadt lässt sich jedoch genauso gut als politischer Weitblick und Sorge um das Seelenheil des Kindes interpretieren, wenn man die Situation in Innerösterreich bedenkt. Maria sicherte sich durch ein enges Verhältnis zu ihrem ältesten Sohn Mitsprachemöglichkeiten in den bevorstehenden Auseinandersetzungen mit den Ständen und sie sorgte dafür, dass der Erzherzog sich ausreichend auf diese vorbereiten konnte. Zugleich entzog sie den Ständen die Möglichkeit, durch ein vormundschaftliches Regiment etwa ihre Ausgangspositionen für die Auseinandersetzung zu verbessern, und sie wies über alle Regentschaftsjahre immer wieder darauf hin, dass es die Pflicht von Vormunden und Regenten sei, Ferdinands Position zu sichern und wenn möglich auszubauen408. Ob sie mit diesem Vorgehen ihren Pflichten als Fürstin und Mutter genügte oder ob sie ihrer Herrschsucht409 frönte, ist eine Frage der Perspektive des Betrachters und wohl nicht zuletzt davon abhängig, welche Rolle man einer Fürstin in Bezug auf politische Fragen zugesteht. Dass es Maria bis in ihr Todesjahr gelang, ein enges und vertrauensvolles Verhältnis zu ihrem Sohn zu wahren, davon zeugen Briefe beider Seiten. Sie tritt darin als strenge Mutter auf, die einerseits Gehorsam fordert, aber andererseits ihren Beistand zusagt, die ihren Einfluss auf die Geschicke ihrer anderen Kinder wahrte, selbst als Ferdinand bereits Oberhaupt der Familie war410. Ferdinand seinerseits schrieb ihr noch vom Reichstag in Regensburg im Frühjahr 1608, wo er als Vertreter des Kaisers auftrat, regelmäßig Briefe, in denen er Maria über den Gang der Verhandlungen auf dem Laufenden hielt, sie um mütterlichen Rat und Unterstützung in heiklen politischen Fragen bat411, ebenso aber von allerhand Neuigkeiten berichtete. Dies wird auch im Vorgehen beider zu Beginn des sog. habsburgischen Bruderzwistes sichtbar, auf das gleich noch einzugehen sein wird, ebenso wie in der Einigkeit beider hinsichtlich des Vorgehens gegen Stände und Luthertum. 128
Ferdinands Herrschaftsantritt
Zumindest in den Briefen lässt sich jedoch nicht erkennen, dass Maria ihren Sohn einfach dirigiert, sozusagen durch ihn regiert hätte. Ferdinands später dokumentiertes, ausgeprägtes Gefühl fürstlicher Souveränität412 hätte dem wohl auch entgegengestanden. Sicher ist dagegen, dass Ferdinand den Rat seiner Mutter schätzte, dass er in ihr immer eine Unterstützerin fand, die ihre brieflichen und persönlichen Netzwerke stets zum Besten Innerösterreichs und ihres Sohnes einsetzte413, und dass sein Vertrauen in ihre Loyalität nie enttäuscht worden zu sein scheint. Noch Ende März 1608 versicherte Ferdinand seiner Mutter: „Mier aber, deroselben gehorsamiste Kinder, bederfen deroselben desto merers bey disen bösen Leufen [Zeiten], damit mier von euer fürstlichen Durchlaucht dero müetterlichen Trost haben kinden.“414 Ferdinands Herrschaftsantritt in Innerösterreich Seit Ende 1594 bereitete Maria in Graz die Rückkehr ihres Sohnes vor. Eigentlich wünschte sie, dass der junge Mann sich danach direkt auf eine Reise nach Rom begeben solle415, aber daraus wurde vorerst nichts. Im März 1595 konnte die Erzherzogin, die ihren Sohn seit 1590 wohl nur einmal in Ingolstadt besucht hatte, ihn wieder zu Hause begrüßen. Die folgenden Monate wurden vermutlich genutzt, um Erzherzog Ferdinand in die Angelegenheiten des Landes einzuführen, während Erzherzog Maximilian Regent des Landes blieb. Ferdinand wird nicht zuletzt an den Sitzungen des Geheimen Rates teilgenommen haben; seine Mutter scheint dort ebenfalls anwesend gewesen zu sein und zumindest in einigen Belangen in seinem Namen agiert zu haben416. Obschon Maria es gern gesehen hätte, wenn ihr Sohn schon im Herbst 1595 mündig erklärt worden wäre, war doch Kaiser Rudolf II. dagegen und bestand darauf, dass die Festlegung im Testament Erzherzog Karls eingehalten werde. So wurde Ferdinand erst am 9. Juli 1596, seinem 18. Geburtstag, in aller Form für volljährig erklärt417 und trat damit de facto die Regierung in Innerösterreich an. De jure war 129
der junge erzherzog und seine Mutter
es jedoch zur endgültigen Anerkennung seiner Herrschaft notwendig, dass die Landstände aller zu Innerösterreich gehörenden Länder ihrem jungen Fürsten huldigten, wobei sich beide Seiten einander eidlich zu Rat, Hilfe und Beistand verpflichteten. Dieser Huldigung, vor allem der in der Steiermark, nach deren Ständen sich die der anderen Länder meist zu richten pflegten, sah die Erzherzogin nun mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Noch nicht lange war es her, dass ein gestandener Fürst wie Erzherzog Ernst über ein Jahr gebraucht hatte, um von den Steirern die Huldigung zu erlangen, und er hatte als Gegenleistung garantieren müssen, dass keine weiteren Schritte gegen die lutherische Religion in Innerösterreich eingeleitet werden sollten418. Wie würde es Ferdinand dabei ergehen, würde er Marias innigsten Wunsch und großes politisches Ziel, die Aufhebung der Brucker Pazifikation, tatsächlich erreichen? Oder würden ihm die ständischen Vertreter, wie früher seinem Vater, Zugeständnisse abringen, bevor sie sich zur Eidesleistung bewegen ließen? Die Erzherzogin versuchte also vorzubauen, nicht nur indem sie ihren Sohn entsprechend instruierte und ihm den Rücken stärkte. Sie versuchte beispielsweise zu erreichen, dass der Kaiser ihren jüngeren Bruder Ernst, Erzbischof und Kurfürst von Köln, als seinen Kommissar zur Huldigung entsendete, um damit das katholische Lager zu stärken; ein Schachzug, der ihr freilich nicht gelang419. Aber ihre Sorgen erwiesen sich als unbegründet. Ferdinand trat mit großer Festigkeit auf, indem er gegenüber allen Forderungen der Stände darauf beharrte, diese stünden in keiner Beziehung zur Huldigung, bei der es allein um den Eid ginge, mit dem ihm seine Untertanen Gehorsam zusichern sollten. Angesichts von so viel Gottvertrauen und Bewusstsein fürstlicher Souveränität fiel es den Landständen offenbar schwer, ihre bisher stets gewahrte Einigkeit gegenüber dem Landesfürsten beizubehalten. Die steirischen Prälaten, also die Vertreter der katholischen Geistlichkeit in den Ständen, schlugen sich eindeutig auf die Seite Ferdinands und drohten, ihm separat zu huldigen, wenn Adel und Städte sich verweigern sollten420. Damit wären Letztere in den Ruch des Ungehorsams gekommen, und dies hatte man bislang in 130
Ferdinands Herrschaftsantritt
allen Auseinandersetzungen zu vermeiden versucht. So war es möglich, dass schon nach relativ kurzen Beratungen am 12. Dezember 1596 tatsächlich der Eid geleistet und damit Ferdinand als Landesfürst bestätigt wurde. Huldvoll lud der Erzherzog die Ständevertreter danach zu einem festlichen Ringelrennen ein, das er in den Tagen nach Weihnachten veranstalten wollte. Maria war aufs Höchste erleichtert, aber wohl auch etwas verblüfft darüber, wie beinahe problemlos dieser Schritt gelungen war. Gegenüber ihrem Bruder meinte sie: „Unser lieber Her hatt ein sundterliche Gnadt geben, das als so friedlich ist abganngen, das niemant vermeindt hett.“421 Ähnlich ruhig verliefen die Huldigungen in Kärnten und Krain im Januar 1597, zu denen Maria ihren Sohn mit allen anderen Kindern begleitete422. Dem Schreiber der noch immer mehrheitlich lutherischen Landstände in Graz schwante jedoch Böses, als er seinen Bericht über den Landtag verfasste, hatten sich die Landstände mit der Eidesleistung doch eines wichtigen Druckmittels begeben, ohne eine Zusicherung hinsichtlich der Religionsverhältnisse erhalten zu haben. Er schloss seine Niederschrift mit den Worten: „Bleib uns, Herr Jesu Christ, denn überall jetzt Abend ist.“423 Im Jahr 1597 jedoch setzte der junge Landesherr keine weiteren Schritte gegen das Luthertum und gegen die Landstände, sondern begann lediglich, die Geschäfte selbst zu führen. Dazu gehörte die Landesverwaltung ebenso wie die Organisation der Grenzverteidigung gegen die Osmanen, denn seit 1593 befand man sich ja wieder im Krieg mit dem Sultan. Die landständischen Verordneten sahen zu diesem Zeitpunkt immer noch Erzherzogin Maria, gegen die sie ja schon seit Jahren polemisierten, als ihre Hauptgegnerin im Kampf um das religiöse Bekenntnis. Schon 1595 hatte Bartholomäus Khevenhüller, der Kärntner Landmarschall, nach der Rückkehr Ferdinands formuliert: „Die Pfaffen wollen anfangen, unseren jungen frommen Herrn zu regieren. Es ist das Ärgste zu befürchten, wenn das Kinder-, Weiber- und Pfaffenregiment erst angehen wird.“424 Und im Dezember des gleichen Jahres meldete Karl Ungnad, der für die steirischen Stände am Kaiserhof in Prag weilte, Rudolf II. sei den Ständen nicht 131
der junge Erzherzog und seine Mutter
mehr so gewogen wie noch 1591, weil „uns die Frau Jesabell viel böser Karten eingeworfen hat“425. Erzherzogin Maria als Jesabel, als Feindin der Religion, das Weiberregiment als Feindbild – daran änderte sich auch im ersten Jahr von Ferdinands selbständiger Regierung noch nichts. Ende 1597 scheint man in Prag sogar gezielt Gerüchte gestreut zu haben über angeblich unhaltbare Zustände am Grazer Hof, von denen Maria über ihren Prager Agenten Tobias Fischer erfuhr. Ihm gegenüber wies sie die Anschuldigungen deutlich zurück, damit er entsprechend gegenüber dem Kaiser auftreten könne426. Zum Beispiel wurde behauptet, die Größe des Hofstaates sei völlig unangemessen, wogegen Maria anführte, dass eben mittlerweile viele ihrer Kinder groß geworden seien und aus Gründen fürstlicher Reputation alle eigene Hofstaate haben müssten. Die monierten Einkäufe in Venedig seien nicht mehr gewesen, als sie sonst auch gekauft hätte. Vor allem aber ging es offenbar um die Rolle der Jesuiten; es wurde kolportiert, dass Räte und Sekretäre nur nach Vorgaben der Jesuiten handeln dürften, dass diese den Hauptschlüssel hätten und nach Belieben durch alle Zimmer Marias gehen könnten. Dies nun sei „gar zu nahet geschriben und gerött, und drifft die Ehr an“427, meinte Maria, und wies diese Infragestellung ihrer Sittlichkeit als Frau und Witwe auf das Energischste zurück. Ferdinand habe ihnen keineswegs die Einkünfte über das hinaus erhöht, was ihnen schon Erzherzog Karl zugestanden habe. Dass die Jesuiten für Gefangene und Verurteilte bitten würden, sei nicht falsch, aber das sei ihr Beruf; Schelme und Diebe seien aber keineswegs auf ihr Verlangen bei Hof in Dienst genommen worden: „… das ist so wenig war als das ander; wie man dan mich und meinen Sohn nit so närrisch halten soll, das mir solches thain.“428 Als Verursacher dieser Gerüchte sah Maria die „Khöczer … denen ja ich und mein Sohn nit alle Zeit thain khünen noch wöllen, was ihnen lieb wär, und werdens hinfüran noch weniger thain, und wen sie noch mehr Lugen schriben“429. Zwar ist unklar, ob es wirklich steirische Lutheraner waren, die diese Gerüchte in die Welt gesetzt hatten. Der zitierte Brief zeigt aber 132
Ferdinands Herrschaftsantritt
gut, welche Rolle die Person Marias und ihre enge Verbindung zu den Jesuiten immer noch in der politischen Propaganda spielten. Da man nicht wagte, offen gegen den Landesherrn, dem man noch dazu gerade mit dem Eid gehuldigt hatte, zu polemisieren, um nicht den Anschein politischen Ungehorsams zu erwecken, versuchte man Maria zu diskreditieren. Dies hätte auch den jungen Erzherzog getroffen, ohne dass seine Person direkt angesprochen zu werden brauchte. Dass es gerade 1597 zu einer solchen Kampagne kam, dürfte damit zu tun haben, dass Ferdinand in diesem Jahr nach Prag gereist war430, um mit dem Kaiser und seinen Räten über das weitere politische Vorgehen in Innerösterreich zu konferieren. Dort blieb man freilich skeptisch, ob es gut wäre, bald energischere Maßnahmen gegen die Lutheraner und damit gegen die Stände zu setzen. Man sei schließlich im Krieg und deshalb besonders auf den Adel und die Stände angewiesen. Die Italienreise Erzherzog Ferdinands im Frühjahr 1598431, die seiner Mutter schon früher ein Anliegen gewesen war, erscheint dann rückblickend wie der Auftakt zum ernsthaften Vorgehen Erzherzog Ferdinands gegen das Luthertum in Innerösterreich. Er besuchte Venedig und Padua, traf in Ferrara Papst Clemens VIII., der das Herzogtum eben für den Heiligen Stuhl in Besitz genommen hatte, sah Rom und Loreto und reiste über Siena, Florenz und Bologna zurück. Ferdinands Aufenthalt war damit ebenso sehr eine Bildungsreise im Sinne der adligen Kavalierstour, auf der man Höfe und Sehenswürdigkeiten besuchte, sich in Sprachen und im Auftreten übte, wie ein Pilgerreise zu den wichtigsten heiligen Stätten Italiens. Als solche hatte sie Erzherzogin Maria sicher vor allem gedacht, um ihren Sohn ein weiteres Mal im Glauben zu stärken. Dass aus Rom Weisung an den Grazer Nuntius Portia erging, sich nunmehr ständig in Graz aufzuhalten432, zeigt zudem den Rückhalt, den Ferdinand bei seinen nächsten Schritten an der Kurie hatte. Denn die Konflikte um die Religion spitzten sich in der Steiermark weiter zu und führten erneut, wie 1590, zu Gewalttätigkeiten: In Radkersburg jagten lutherische Bürger eine Kommission davon, die einen katholischen Pfarrer einsetzen sollte, in Maria Saal störten Luthera133
der junge erzherzog und seine Mutter
ner den Gottesdienst, in Wolfsberg wurden Jesuiten, in Eisenerz der Nuntius im Nachtquartier von lutherischen Bergknappen bedroht433. Es war klar, dass sowohl vonseiten der Lutheraner wie vonseiten des Erzherzogs bald auf entscheidende Schritte gedrungen werden musste, sollte das Land nicht in anhaltende Auseinandersetzungen geraten, die natürlich den fürstlichen Vorstellungen von Ruhe und Ordnung, von Wohlergehen der Untertanen und fürstlicher Souveränität zuwider gelaufen wären. Ferdinand setzte dabei ähnlich wie sein Vater auf ein schrittweises Vorgehen, zu dem auch seine wichtigsten Berater434 rieten: Martin Brenner, Bischof von Seckau, Georg Stobäus, Bischof von Lavant, sein Beichtvater Bartholomäus Viller SJ – und natürlich Erzherzogin Maria. Als ersten Schritt ließ Ferdinand am 23. September 1598 einen Befehl an die lutherischen Prädikanten und Lehrer in Graz ergehen, die er anwies, Predigten und Schule einzustellen; wenige Tage später erfolgte die Ausweisung dieser Personen, unter denen sich der bekannte Astronom und Mathematiker Johannes Kepler befand, der an der lutherischen Landschaftsschule unterrichtet hatte. Auf die danach natürlich sofort aufflammenden Proteste vonseiten der Landstände reagierte der junge Erzherzog wiederum mit großer Festigkeit und ließ sich, anders als einst sein Vater, nicht auf deren Argumentationen ein. Vielmehr lehnte er unter Verweis auf seine landesfürstliche Gewalt eine Ausdehnung ständischer Freiheiten auf den Bereich der Religion ab und verwies darauf, dass er als Landesfürst und als Katholik nicht bereit sei, Konzessionen zu machen, die es ihm verwehren würden, religiöse Reformen nach seinem Gutdünken in seinen Ländern vorzunehmen. Dabei konnte er sich sowohl auf den Augsburgischen Religionsfrieden wie auf das zeitgenössische Verständnis fürstlicher Souveränität berufen, und in Kombination von direkter Repression und Handhabung seiner administrativen und rechtlichen Mittel gelang es ihm schließlich, die Gegenwehr der Landstände zu brechen435. Der Herbst 1598 und die erste Hälfte des Jahres 1599, als der Landtag stattfand, waren insofern ein Wendepunkt in der Geschichte Innerösterreichs und entscheidend für die Regierung Erzherzog Ferdi134
Ferdinands Herrschaftsantritt
nands. Seine Mutter war zu dieser Zeit allerdings nicht in Graz – sie reiste vielmehr gerade mit ihrer Tochter Margarethe nach Spanien, um sie dort mit dem spanischen König Philipp III. zu verheiraten. Aber sie stand in ständigem Briefkontakt mit ihrem Sohn, und ihre Schreiben436 belegen, wie sehr sie in diesen Auseinandersetzungen hinter ihm stand und wie sie ihm den Rücken stärkte. Maria ließ nicht nur in Mailand, wo sich die Reisegesellschaft Anfang 1599 wochenlang aufhielt, Prozessionen und Bittgebete für einen erfolgreichen Verlauf des Landtages abhalten. Sie mahnte ihren Sohn stets, sich vor dem Landtag und den Landleuten nicht zu fürchten, denn Gott werde ihm für sein Vorhaben zweifellos Gnade verleihen437. Aber sie nutzte ihr Zusammentreffen mit Papst Clemens VIII. in Ferrara, um diesen über die Lage in Innerösterreich zu informieren438, und sie gab praktische Tipps: Ferdinand solle sich mit den ständischen Amtsträgern gutstellen, damit er sie beim Landtag auf seiner Seite habe; er solle Maximilian von Schrattenbach, Marias langjährigem Obersthofmeister, den Rücken stärken, denn die Landleute würden versuchen, ihn weichzumachen; dem Landeshauptmann dürfe man nicht vertrauen, denn er sei ein großer Fuchs, Ferdinand aber nur ein Füchslein; man könne mit dem Eingreifen des Erzbischofs von Salzburg oder mit den Landsknechten drohen, sollte es militärischer Gewalt bedürfen, um die Landstände in ihre Schranken zu weisen; Ferdinand solle sich zuerst durch Zusagen der Prälaten versichern etc. 439 Ende Januar 1599 schrieb die Erzherzogin aus Mailand: „Lass dich nur nit schrecken, zeig ihnen die Zähn und fahr ihnen flux durch den Sinn wie ich den Spaniern, so werdens fein dasig werden, darzu wird dir unser Herr verhilflich sein und dich nie verlassen, denn es trifft sein Ehr, sein Religion und dein Reputation an – der böse Feind wird durch seine Werkzeug, die jungen Schnarcher und Eisenbeißer, in diesem Werk nichts vermögen.“440 Diese klaren Worte zeigen noch einmal, dass Maria die Behauptung landesherrlicher Souveränität, der „Reputation“ des Fürsten, in direktem Zusammenhang mit der Sicherung der Religion und damit der Ehre Gottes sah. Deshalb gilt 135
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es, noch einmal auf Marias religionspolitische Rolle und Ferdinands Vorgehen in dieser Beziehung zurückzukommen. Fromme Fürstin, freche Protestanten: Maria und die Religionspolitik II Es sind vor allem zwei Bereiche erkennbar, in denen Maria nach dem Tod ihres Gemahls auf Erzherzog Ferdinand und die Entwicklung der Religionsverhältnisse in Innerösterreich Einfluss genommen hat – hinsichtlich des Umgangs mit den Festlegungen der Brucker Pazifikation von 1578 und hinsichtlich der Rolle der Jesuiten. Wir haben schon darauf hingewiesen, dass Maria die Pazifikation als Katholikin wie als Landesfürstin ablehnte. So kann es nicht verwundern, wenn sie in der gesamten Zeit der Regentschaft für ihren Sohn, vor allem aber während des Huldigungsstreites 1590 bis 1592, immer wieder vehement gegen deren Verlängerung bzw. stillschweigende Inkrafthaltung auftrat, „ … damit nichts solches, das zu Abbruch und Schmelerung der catholischen Religion, noch dem jungen Erbherrn praejudicirlich oder beschwärlich fallen mechte, statuirt werde“441. Stets verteidigte sie dabei die Auffassung ihres verstorbenen Gemahls, der davon ausgegangen war, die Pazifikation gelte nur für die adligen Landherren, nicht für die Städte, und sie sei von ihm nur für seine Person, nicht aber für seine Erben zugesagt worden442. Diese Position formulierte Maria nicht zuletzt in einem Brief an ihren Sohn Ferdinand vom 26. Dezember 1591443, den sie als eine Art Kodizill ihrem Testament angliedern ließ für den Fall, dass sie vor dessen Regierungsantritt sterben sollte. Darin führte sie wie in einem politischem Testament aus, was ihr Gemahl wegen seines plötzlichen Todes selbst nicht mehr habe festhalten können: Schriften würden Erzherzog Karls Eifer in der Religion und die große Betrübnis ausreichend belegen, die er zeit seines Lebens wegen der Brucker Pazifikation verspürt habe. Maria versicherte Ferdinand, sein Vater habe ihn mit der Pazifikation nicht binden wollen und ermahnte ihn, sich mit dieser Angelegenheit nicht 136
Fromme Fürstin, freche protestanten
zu sehr zu beschweren, aber alles Menschenmögliche zu tun, um der katholischen Religion treu zu bleiben und sein Gewissen in dieser Hinsicht nicht zu belasten. Sie bat ihn, die alten katholischen Räte seines Vaters wieder in seinen Dienst zu nehmen, vor allem den Landeshauptmann in Krain Hans Ambros von Thurn und Wolfgang Schranz, die um alle Angelegenheiten des Vaters wohl wüssten. Sein Vater habe sie geschätzt und ihnen vertraut, ebenso Maximilian von Schrattenbach, ihrem Hofmeister. Außerdem empfahl sie dem Sohn das Jesuitenkolleg in Graz, welches er vor allem Übel beschützen solle. Für alle Ämter solle er katholische Amtsträger suchen und einsetzen, besonders in Kanzlei und Kammerwesen; in summa, er solle alles Menschenmögliche tun, um die katholische Religion zu sichern und zu schützen, das werde seinem Vater im ewigen Leben zur Freude gereichen. Diesen Brief, so bestimmte Maria, sollten auch alle anderen Söhne erhalten, die bei ihrem Tod am Leben wären. Das Schreiben, das freilich bei Marias Tod 1608 politisch überholt war, hält neben ihrer Position zur Pazifikation und der Frage katholischen Hofpersonals einen weiteren Grundsatz von Marias Glauben und religionspolitischer Haltung fest, nämlich den Stellenwert der Jesuiten. Seit ihrer Kinderzeit in München vertraute Maria ihr Seelenheil Mitgliedern dieses Ordens an, indem sie stets ihren Beichtvater unter ihnen wählte, und Gleiches gilt auch für ihre Kinder. Diese Wahl war zugleich ein Zeichen, eine Art Bekenntnis, denn wie kein anderer Orden standen die Jesuiten für die katholische Reform und für die Aufwertung landesfürstlicher Macht im Bereich der Kirche. Sie waren deshalb in Rom nicht uneingeschränkt geschätzt444, aber sie waren für alle Protestanten der Inbegriff der neuen Papstkirche, wie sie sich nach dem Konzil von Trient zu entwickeln begann. Dass Erzherzogin Maria die Jesuiten auch und gerade in der spannungsgeladenen Zeit Anfang der Neunzigerjahre unterstützte, als nach dem Tod Erzherzog Karls erste Erfolge der Gegenreformation unter dem Einfluss der Stände rückgängig gemacht wurden445, machte sie bei den innerösterreichischen Lutheranern nicht beliebter. Maria und die Jesuiten blieben deren Feindbild; immer wieder wiesen sie 137
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darauf hin, dass die Jesuiten die Fürstin benutzten, um Einfluss auf das weltliche Regiment zu gewinnen. Letzteres freilich darf in Zweifel gezogen werden. Dies belegt nicht nur das oben446 angeführte Zitat aus Marias Verteidigungsschreiben von Ende 1597, in dem Maria meint, sie und ihr Sohn seien nicht so närrisch, solches zuzulassen. Auch 1599 mahnte sie Ferdinand, der über seine Pläne, gegenüber den Ständen notfalls Gewalt anzuwenden, allzu offen gegenüber seinem Beichtvater gesprochen hatte, dies niemals zu tun. Denn, so führte sie aus, die Jesuiten „verschweigens nit und schreibens und redens alsdann aus Freuden herum, gedenken nit, was daraus folgen kann. Und dergleichen Sachen glaubt man viel eher, wenn man hört, dass es aus dem Collegio kommt, denn du weißt wohl, dass man schon jetzt sagt, du thuest nichts ohne ihr Vorwissen. Bitt dich derwegen, mein Ferdinand, geh gewahrsam und still mit solchen Sachen um!“447 Die Fürstin wusste also sehr wohl, was man mit seinem Beicht vater besprechen sollte und was nicht, wo die Grenzen zwischen geistlichem Beistand und politischer Positionierung lagen, und sie dürfte diese Grenze auch selbst gezogen haben. Dass Maria keineswegs, wie die Polemik der Stände nahelegen könnte, eine „Sklavin“ der Gesellschaft Jesu war, belegt der Umstand, dass sie vor einem Streit mit dem Jesuitengeneral keineswegs zurückschreckte, als es um die Versetzung eines von ihr geschätzten Paters ging. So sorgte sie dafür, dass Johannes Reinel 1588 in Graz bleiben konnte, obwohl er wegen seiner kontroversen Predigten nach Wien versetzt werden sollte; sie verteidigte Sigismund Ernhofer, den Beichtvater ihrer Tochter, gegen Angriffe in Polen und 1597 den Beichtvater ihres Sohnes Bartholomäus Viller gegen Angriffe aus der Gesellschaft selbst448. Man kann also wohl davon ausgehen, dass Maria – und ebenso ihr Sohn – zwar Jesuiten als geistliche Beistände und ggf. als Ratgeber zu schätzen wussten, was diesen natürlich Einfluss verlieh; es handelte sich jedoch immer um konkrete Personen und nicht darum, dass sich die Fürstin oder der Erzherzog einfach zu Handlangern der Gesellschaft Jesu degradieren ließen. Die Erzherzogin hatte ihrem Sohn wie allen ihren Kindern eine tief empfundene Frömmigkeit mitgegeben449, und sie hatte ihm durch 138
Fromme Fürstin, freche protestanten
ihre Positionierung zur Brucker Pazifikation eine politische Direktive für seine eigene Regierung aufgezeigt. Für Erzherzog Ferdinand war also durch Glaube und politische Überzeugung das Ziel klar: Es hieß Austreibung der lutherischen Ketzerei aus den innerösterreichischen Ländern, ein Ziel, das mit seiner Mutter, Herzog Wilhelm von Bayern und dem Papst Personen seines Vertrauens bzw. Respekts unterstützten450. Nachdem Erzherzog Ferdinand mit der Ausweisung der lutherischen Prediger und Lehrer im Herbst 1598 ein Zeichen gesetzt hatte, an dem weder Proteste noch Landtag zu rütteln vermochten, ließ er im Herbst 1599 die Rekatholisierung seiner Untertanen beginnen. Zu diesem Zwecke entsandte er sog. Reformationskommissionen451, wie es sie hin und wieder schon unter Erzherzog Karl gegeben hatte, zuerst nach Eisenerz und nach Aussee, wo man sich dem Landesherrn offen widersetzt hatte. Während die Adligen und ihre Familien bis in die Zwanzigerjahre des 17. Jahrhunderts Freiheiten hinsichtlich ihres persönlichen Bekenntnisses genossen, wurden alle anderen Untertanen von diesen Kommissionen zu einem Eid auf den Landesfürsten und die katholische Religion veranlasst. Schon im Juli 1600 war die Aktion weitgehend abgeschlossen, und am 27. Juli verlangte Erzherzog Ferdinand diesen Eid von allen männlichen Grazer Einwohnern. Drei Tage lang wurden diese von den Kommissaren befragt, dann mussten 150 „Ungehorsame“, die den Eid und damit die Konversion verweigerten, die Stadt verlassen. Am 8. August 1600 wurde die „Bekehrung“ der Grazer abgeschlossen mit der Verbrennung Tausender lutherischer Bücher und Schriften vor dem Paulustor – zwei Tage später gründete der Erzherzog an dieser Stelle ein Kapuzinerkloster452. Mit dieser teilweise gewaltsam umgesetzten Großaktion begann endgültig der Vormarsch der Gegenreformation in Innerösterreich. Ferdinand erwies sich als entschlossener Fürst, der erfolgreich den Verwaltungsapparat überwachte, sich mit den Reformationskommissionen ein Vollzugsorgan schuf, welches von ihm und seinen Räten koordiniert wurde. Zugleich begannen freilich auch Reformen innerhalb der katholischen Kirche453, die mit personellen Erneuerun139
der junge erzherzog und seine Mutter
gen verbunden waren. Unter Ferdinand entstand in Innerösterreich als erstem der habsburgischen Territorien eine enge Allianz von katholischer Kirche und Landesfürst, die ihm half, sein Ziel einer Rekatholisierung zu erreichen, die aber die Kirche zugleich stärker von der weltlichen Macht abhängig machte454. Erzherzog Ferdinand selbst entwickelte – vielleicht unter dem Einfluss der Jesuiten, vielleicht aufgrund seiner Erfolge in Innerösterreich – ein starkes Bewusstsein seiner Rolle als Protektor der Kirche, das er später von seinem Hofmaler Giovanni Pietro de Pomis ins Bild setzten ließ455. Seine Haltung formulierte er 1608 in einem Brief an seine Mutter so: „Ja, ich bin der Mainung, das ich ehunder mit der Hülf und Beystandt Gottes lieber das Lewen lassen, und Landt und Leüt verliern will, alß das ich der Religion zue Schaden was vergeben will; Gott der Herr welle mier hinfiero, wie biß anhero, genediglichen beystehen, und mier in diesen und allen andern seinen göttlichen Seegen verleihen. Amen.“456 Maria unterstützte zweifellos die Religionspolitik ihres Sohnes, den sie ja in Graz und Ingolstadt faktisch zu einem Glaubensstreiter hatte erziehen lassen, wie es ihr „politisches Testament“ von 1591 andeutet. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass sie die energischen, teilweise gewaltsamen Maßnahmen, mit denen Ferdinand seit dem Sommer 1598 gegen Protestanten vorgehen ließ, aus vollster Überzeugung unterstützte. Die Überwindung der Brucker Pazifikation war dabei ihr Herzensanliegen, das sie nicht zuletzt durch Einflussnahme auf Ferdinand vorbereitet hatte. Dass sie klare Worte nicht scheute, wenn es um den Umgang mit Lutheranern, vor allem aber mit lutherischen Predigern ging, zeigen vor allem ihre Briefe von der spanischen Reise 1598/99, in denen sie deren Vertreibung, am besten aber deren Hinrichtung forderte und in denen sie ihrem Abscheu gegenüber den „verruchten“ lutherischen Ausseern freien Lauf ließ457. Sie überließ das Heft des Handelns allerdings nicht allein ihrem Sohn, wie ihre handstreichartige Inbesitznahme der St. Ägidius-Kirche in Klagenfurt für den katholischen Gottesdienst belegt458. Als Maria auf ihrer Reise nach Spanien am Abend des 4. Oktober 1598 dort ankam, forderte sie kurzerhand den Kirchenschlüssel ein und wohnte 140
Fromme Fürstin, freche protestanten
an diesem und dem folgenden Tag in der lange für den lutherischen Gottesdienst genutzten Kirche gemeinsam mit dem spanischen Botschafter, der sie und ihre Tochter begleitete, der Messe bei. Am Morgen ihrer Abreise, dem 6. Oktober, übergab die Erzherzogin den Schlüssel dem Prälaten von Viktring, der ihn stellvertretend für den eigentlich zuständigen Archidiakon in Unterkärnten entgegennahm und ihn verwahren sollte, „so lang bis der herr Erzbischof zu Salzburg als ordinarius loci die weitere Fürsehung thun wierdet“459. Bis dahin solle er in der Kirche den katholischen Gottesdienst halten, befahl ihm die Erzherzogin in Gegenwart mehrerer lutherischer Verordneter der Kärntner Stände. Diesen legte sie außerdem ans Herz, darauf zu achten, dass die Priester künftig den katholischen Gottesdienst ungehindert halten könnten. Danach hörte sie dort noch die Messe, bevor sie das Schiff nach Velden bestieg und der inzwischen eingetroffene Erzpriester die Kirche verschloss. Allerdings gab es mehrere Kirchenschlüssel, sodass die Protestanten umgehend wieder Besitz von der Kirche nehmen und mehrere Leichen dort aufbahren konnten. Dem Archidiakon gelang es allerdings mit Unterstützung der landständischen Verordneten, auch danach noch Gottesdienste in der Kirche abhalten zu lassen. Im Bewusstsein ihrer Stellung als Landesfürstin, die von den Verordneten ja offensichtlich akzeptiert wurde, nutzte Maria nach dem ersten gegenreformatorischen Signal ihres Sohnes von Ende September 1598 die Gunst der Stunde zu einem symbolträchtigen Coup. Allerdings war es eben der Erzherzog selbst, der den ersten Schritt gesetzt hatte. Das etwas skurrile Zeichen von Marias Wunsch nach Stärkung des Katholizismus in Innerösterreich war nur deshalb möglich, weil Ferdinand mit der Ausweisung von Lehrern und Predigern ein Signal gesetzt hatte. Insgesamt hat Maria auf die Religionspolitik ihres Sohnes ebenso wie auf die ihres Gemahls eher durch ihre eigene Frömmigkeit und durch entsprechende Fürbitten gewirkt, als dass sie dem Erzherzog sein Vorgehen etwa hätte klar vorschreiben können oder müssen: Erzherzog Ferdinand war ohnedies bereit, als Schützer von Kirche und Glauben aufzutreten. 141
der junge erzherzog und seine Mutter
Damit wird die traditionelle Wertung früherer Historiker, die Ferdinands Agieren in erster Linie als Konsequenz „finsterer Intoleranz“ und des Hasses von Erzherzogin Maria auf alles Protestantische gesehen haben,460 zu überdenken sein. Welche Alternativen hatte Ferdinand, welche Maria zu dem Vorgehen, wie es für die Jahre 1598 bis 1600 beschrieben wurde? Toleranz gab es im Europa der Zeit um 1600 nicht, vielmehr steuerten die Ereignisse und Entwicklungen im Reich auf eine bewaffnete Auseinandersetzung zu, mit der man die seit Jahrzehnten anwachsenden Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken austragen wollte, indem eine Seite den Sieg erringe – Ferdinand II., inzwischen Kaiser, war es, der 1629 kurz davor stand, zumindest im Reich die Vorherrschaft der katholischen Mächte zu sichern. Damit scheiterte er zwar, aber die Erfolge in seinen Erbländern waren sicher eine Quelle politischen Selbstbewusstseins, das ihn bis dahin führte. In Innerösterreich geschah in jenen Jahren genau das, was sowohl Maria wie Ferdinand am meisten am Herzen liegen musste: die Sicherung fürstlicher Handlungsfähigkeit und des katholischen Bekenntnisses, zu dem sie eigene Überzeugung und die Verantwortung des Landesfürsten für das körperliche und geistige Wohl seiner Untertanen verpflichteten. Damit entsprachen sie zentralen Wertvorstellungen ihres Standes und ihrer Zeit, und keiner finsteren religiösen Bigotterie, obwohl Marias (und Ferdinands461) Äußerungen zum Aufhängen der Prädikanten aus heutiger Sicht natürlich fanatisch klingen mögen. Sie entstanden jedoch im Kontext der langjährigen Auseinandersetzungen zwischen Fürst und Adel in Innerösterreich, in denen Maria ihre eigene Frömmigkeit und ihre Person vehementen Verdächtigungen und Anfeindungen ausgesetzt sah, was ihre Haltung zum Protestantismus nicht eben entspannt haben dürfte. Zudem sah sie als Landesfürstin die Gefahr, einer ihrer wichtigsten Verpflichtungen, der Sorge um das Seelenheil der Untertanen, nicht entsprechen zu können. Beides wird ihre tief empfundene katholische Frömmigkeit nicht milder gestimmt haben. Maria unterstützte Mann und Sohn zweifellos462 und ihre Abneigung gegenüber den innerösterreichischen 142
die späten Jahre
Protestanten nahm aus politischen wie religiösen Gründen im Laufe der Jahre zu. Die „schwarze Seele“ der innerösterreichischen Gegenreformation war sie aber wohl kaum. Außerdem bleibt die Verknüpfung von Gegenreformation und politischer Behauptung fürstlicher Entscheidungsgewalt zu bedenken, die sowohl für Maria wie für Ferdinand klar auf der Hand lag. Wenn der Fürst sich in einer so zentralen Frage wie der der Religion, die zudem nach Reichsrecht ausschließlich in seiner Entscheidungsgewalt lag, nicht gegen den in den Landständen vertretenen Adel würde durchsetzen können, in welcher anderen Frage sollte er es dann können? Es ging also nicht „nur“ um ein persönliches Bekenntnis, sondern um die Frage, wer in Zukunft in den innerösterreichischen Ländern das Sagen haben würde. Und vor diesem Hintergrund ist klar, dass Ferdinand an einer Entscheidung dieser Frage zu seinen Gunsten aus mehreren sehr erheblichen Gründen gelegen sein musste, was sein konsequentes und teilweise gewaltsames Vorgehen verständlich macht. Die späten Jahre: 1600 bis 1608 Nachdem Erzherzog Ferdinand 1596 die Volljährigkeit erreicht und die Regierung übernommen hatte, waren jedoch nicht nur innere Probleme der Steiermark zu lösen, vielmehr hatten er und seine Mutter sich einer für die Zukunft bedeutsamen Frage zuzuwenden, der Verheiratung des jungen Fürsten. Es war ja nun an ihm, Sorge für die Fortdauer der Familie zu tragen, und das Beispiel seines Cousins, des mit fast 50 Jahren immer noch ledigen Kaisers Rudolf II., sollte in der Familie sicher keine Nachfolge finden. Nun war aber jede Eheschließung in fürstlichen Familien der Frühen Neuzeit ein Politikum, wurden damit doch zugleich politische Allianzen geschlossen oder bekräftigt. Umso mehr galt das für einen regierenden Fürsten, und so war die Wahl der Braut natürlich eine heikle Angelegenheit. Katholisch sollte sie sein, aus einer befreundeten Dynastie von ähnlichem Rang stammen, nicht zu alt sein, und natürlich sollte sie in der Lage sein, viele gesunde Kinder zur Welt zu bringen. 143
der junge erzherzog und seine Mutter
Unter diesen Umständen war die Auswahl unter den standesgemäßen Fürstenhäusern deutscher Zunge klein, und Ferdinands enger Kontakt mit der bayerischen Herzogsfamilie während seiner Ingolstädter Jahre scheint ihn schnell in eine Richtung gelenkt zu haben, eine Richtung, die man in München gerne sah und beförderte, nämlich hin zu seiner Cousine Maria Anna von Bayern. Die war allerdings gut drei Jahre älter als Ferdinand, war zwar fromm und von hoher Geburt, aber sogar eine Münchner Vertraute von Erzherzogin Maria, die Witwe des Musikers Orlando di Lasso, gab gegenüber der Erzherzogin zu, dass wohl kein Fürst, der sie sähe, Maria Anna heiraten würde. Man müsse sie jemandem wohl ungesehen unterjubeln, wenn man sie verheiraten wolle463. Erzherzog Ferdinand schien das jedoch nicht zu stören, er entsandte 1596 mit Peter Casal seinen Kammersekretär zu Verhandlungen über eine Eheschließung mit Maria Anna nach München. Maria selbst scheint dieser Verbindung eher zurückhaltend gegenübergestanden zu haben – und wie so oft wurde sie damit gleich zum Gegner erklärt, diesmal vom bayerischen Rat Rudolf von Pollweil, der gegenüber Wilhelm von Bayern die Vermutung äußerte, Maria zögere mit der Verheiratung ihres Sohnes, weil sie fürchte, dann an Bedeutung bei Hof einzubüßen oder gar nach Judenburg auf ihren Witwensitz verwiesen zu werden464. Dafür gibt es jedoch keine Anhaltspunkte, vielmehr wird Ferdinand wohl kaum ohne Zustimmung der Mutter gehandelt haben. Allerdings deutet der Umstand, dass die Eheschließung erst 1600 dann wirklich zustande kam, darauf hin, dass sich durchaus Hindernisse ergaben. Dazu zählte wohl einerseits der Streit zwischen Bayern und Inner österreich, zwischen Herzog Wilhelm und Erzherzogin Maria um die Nachfolge im Bistum Passau, die beide für einen ihrer Söhne beanspruchten465. Daraus ergaben sich Spannungen zwischen beiden, die den Fortgang der Dinge sicher behinderten. Außerdem scheint Ferdinand während der Abwesenheit seiner Mutter auf ihrer Spanienreise Zweifel an der Ehe bekommen zu haben; einige Passagen in den Briefen Marias an ihn vom Frühjahr 1599 deuten darauf hin, sind aber 144
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nicht eindeutig zu interpretieren. Möglicherweise überlegte er tatsächlich, wie Zeitungsmeldungen besagen, sich doch lieber mit seiner Cousine Maria de’ Medici, der späteren Königin von Frankreich, zu verheiraten466. Und schließlich brachte auch Ferdinands Beichtvater Viller Bedenken vor, ob nicht die schwache Gesundheit und die mangelnde Schönheit der Braut dazu angetan sein würden, der ehelichen Liebe zu schaden und damit die Nachkommenschaft infrage zu stellen467, eine Unterstellung, gegen die Maria die Braut verteidigte – das Äußere der Braut ginge nur Ferdinand etwas an – und die Wilhelm von Bayern in Rage versetzte. Schließlich hatte noch der Kaiser als Oberhaupt des Hauses ein Wort mitzureden, und wie bei fast allen Heiraten von Marias Kindern brachte man in Prag zunächst diese oder jene Bedenken vor, bis im Oktober 1598 die Zustimmung kam468. Schließlich aber wurden alle Hindernisse überwunden; am 1. Oktober 1599 trugen Abgesandte aus Graz offiziell die Brautwerbung in München vor, und noch vor der Abreise von Erzherzogin Maria nach Krakau, wo sie im Dezember der Beisetzung ihrer ältesten Tochter beiwohnte, wurden die Verhandlungen abgeschlossen469. Im Frühjahr 1600 brach dann die herzogliche Familie mit ihrer ältesten Tochter in München auf, um zur Hochzeit nach Graz zu reisen. Am 21. April traf die Braut dort ein; am 23. April wurde die Ehe von Maria Anna und Ferdinand durch den päpstlichen Legaten, Kardinal Franz von Dietrichstein, geschlossen470. Trotz der Bedenken auf dem Weg zur Eheschließung lebten Maria Anna und Ferdinand bis zum Tod der Fürstin im Jahr 1616 einvernehmlich miteinander; der freundlich-liebevolle Umgang beider lässt sich in den von ihnen gewechselten Briefen ablesen, in denen der Erzherzog seine Frau als „Ännele“ oder „mein güldener Schatz“ anredet. Als er 1608 beim Regensburger Reichstag ausharren musste, während seine Gemahlin mit dem vierten Kind schwanger war, sorgte sich Ferdinand, er werde bei der Niederkunft nicht in Graz sein können und bat seine Mutter, Maria Anna über die Angst vor der Niederkunft hinwegzuhelfen471. Auch das für seinen ältesten Sohn, den noch nicht dreijährigen Johann Karl, stets aufgetragene „ordinari Pusserle“ an die 145
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„rechtschafne Schnaderpixen“472, als die sich der Erbprinz entpuppte, zeugt von einem liebevollen Familienleben. Für Erzherzogin Maria war die Verehelichung des ältesten Sohnes natürlich ein schwieriger Moment – wie würde sich ihr Verhältnis zur jungen Fürstin, wie das zu ihrem Sohn künftig gestalten? Für viele fürstliche Witwen war dies der Zeitpunkt, an dem sie sich endgültig auf ihren Witwensitz zurückzogen, um sich nur mehr um ihr Wittum zu kümmern oder sich ganz in Kontemplation und Gebet zurückzuziehen. Maria jedoch dachte nicht daran, dem Bild der weltabgewandten, sich auf den Tod vorbereitenden Witwe zu entsprechen. Zwar dürfte sie sich etwa seit diesem Zeitpunkt intensiver mit der Vorsorge für das Lebensende beschäftigt haben, wie etwa ihre Klostergründung im Jahre 1602 andeutet. Es gibt jedoch keine Anzeichen dafür, dass sie gleichzeitig über einen Rückzug aus Graz und von ihrer Beteiligung an den politischen Geschäften nachdachte. Noch waren vier Töchter zu versorgen, und auch Ferdinand wollte anscheinend nicht auf seine Mutter verzichten. Dies erhellt beispielsweise das erste Testament, das der Erzherzog machte, als er 1601 während der – für ihn höchst unglücklich verlaufenden – Belagerung der Festung Kanischa (Nagykanisza) von der ersten Schwangerschaft seiner Gemahlin erfuhr. In diesem Testament473 bestimmte er im Fall seines Todes für seinen Sohn als Vormunde seinen Bruder Maximilian, seine Mutter Maria und seine Gemahlin Maria Anna, die nur in Zweifelsfragen verpflichtet sein sollten, mit dem Kaiser und anderen Erzherzögen Rat zu halten. Diese Festlegung illustriert das eingangs schon festgehaltene Vertrauen, welches Erzherzog Ferdinand noch als erwachsener, verheirateter Mann seiner Mutter entgegenbrachte, sowie den Umstand, dass er auch seiner Gemahlin genug Verstand und politische Verantwortung für die Führung einer Vormundschaft zutraute. Das brachte ihm bei den Zeitgenossen nicht nur Zustimmung ein; nach der Niederlage vor Kanischa im Herbst 1601 etwa spotteten die Landsknechte über ihn, er sei ein Kind, das vom Kriegswesen nichts verstehe und „der Jesuiter und der Weiber Rat gebraucht hätte“474. 146
die späten Jahre
Ferdinand freilich dokumentierte das Vertrauen in seine Mutter später noch auf andere Weise, und zwar dadurch, dass er ihr die Regentschaft anvertraute, wenn er Innerösterreich für längere Zeit verließ475. Das war schon 1598 während seiner Italienreise der Fall gewesen, dies geschah 1605, als Ferdinand mehrere Wochen in Prag beim Kaiser weilte. Maria hatte in dieser Zeit „die Burdt allain ob dem Hals unnd marter mich ab“476, wie sie nach Bayern schrieb, denn aufgrund des Aufstandes in Ungarn gegen die habsburgische Herrschaft sah sie sich gezwungen, das Landvolk aufzubieten, um Innerösterreich gegen die Osmanen zu sichern. Als Ferdinand dann im Juni 1605 zurückgekehrt war, seufzte die Erzherzogin erleichtert auf: „Ich glaub nit, dass die Judten auf den Mesyam so hardt gewardt haben, als ich auf den Ferdinant gewart hab. Jetzt bin ich schon wiedter pesser auf, das nur er hie ist. Er hatt vill Mie, kans pesser erdragen dan ich, dan er ist noch jung.“477 Maria, die einst ihren Sohn selbst darauf hingewiesen hatte, dass das Fürstenamt mit Mühe und Arbeit verbunden sei478, und die sich selbst auf ihren Reisen um Dinge der Landesverwaltung gekümmert hatte479, war offenbar inzwischen etwas ermattet und durchaus zufrieden, sich den Lasten des fürstlichen Amtes nicht immerfort stellen zu müssen. Trotzdem fungierte sie während Ferdinands Abwesenheit im Frühjahr 1608, als er den Kaiser auf dem Reichstag in Regensburg vertrat, erneut als Regentin, diesmal gemeinsam mit ihrem zweitältesten Sohn Maximilian. Und auch in diesem Falle kam es wieder zu plötzlichen politischen Wirren, die erneut von Ungarn ihren Ausgang nahmen, allerdings diesmal mit dem Haus Habsburg selbst zu tun hatten. Durch ein Bündnis mit dem aufrührerischen ungarischen Adel sowie den Landständen Ober- und Niederösterreichs brüskierte Erzherzog Matthias im Februar den Kaiser. Obwohl der unruhige Bruder des Kaisers dies zunächst noch mehr oder weniger verschleierte, war es doch sein Ziel, dessen Macht so weit nur irgend möglich zu beschränken und selbst den Thron zu besteigen. Im April marschierte Matthias mit seinen Verbündeten auf Prag zu. Da es ihm allerdings nicht gelungen war, die böhmischen Stände für seinen Plan zu gewinnen, 147
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sah der Erzherzog sich im Juni 1608 zu einem Vertrag mit dem Kaiser gezwungen, mit dem es zur Aufteilung der Macht zwischen beiden kam. Rudolf II. behielt von den habsburgischen Ländern Böhmen, Schlesien und die Lausitz, während Matthias fortan über Ungarn, Ober- und Niederösterreich und Mähren gebot. In diese Auseinandersetzung, die später als „Bruderstreit“ oder „Bruderzwist“480 bezeichnet wurde, war natürlich auch die innerösterreichische Linie des Hauses verwickelt. So hatte man in Graz die sich häufenden Hinweise auf eine Geisteskrankheit des Kaisers mit Sorge bemerkt; Maria, die von Rudolf spätestens seit dem Streit um die Regentschaft keine gute Meinung hatte481, war von dessen Entscheidungsschwäche genervt, die mehr und mehr politische Entscheidungen erschwerte und bei den Heiratsverhandlungen für ihre Töchter immer wieder sehr hinderlich war. Im Herbst 1607 brachte sie dies gegenüber einem ihrer Vertrauten mit dem Stoßseufzer „Lieber Her, erles uns von Prag“482 auf den Punkt. Andererseits bot Rudolfs Krankheit483 für die Innerösterreicher aber auch eine Chance: Es war schon seit Längerem absehbar, dass der Kaiser trotz immer wieder aufkommender Pläne wohl keine Ehe mehr eingehen und also keinen direkten Erben haben würde. Und Rudolfs Brüder Matthias und Maximilian waren ebenfalls schon in die Jahre gekommen und ohne Kinder. Schon nach der Begegnung Erzherzog Ferdinands mit Kaiser Rudolf II. in Regensburg 1594 schrieb ein italienischer Diplomat an Erzherzogin Maria nicht nur von Gottesfurcht und fürstlicher Gesinnung Ferdinands, sondern auch davon, dass sie bedenken möge, „daß aus dem jungen Herrn mit Gottes Hilfe ein Römischer Kaiser möge werden“484. Schließlich war und blieb Ferdinand der älteste Habsburger der nächsten Generation … Allerdings war nicht er es, der schließlich das Vorgehen gegen den Kaiser, die Einschränkung von dessen Macht in den Erblanden, forcierte, obwohl Marias Söhne Ferdinand und Maximilian im April 1606 eine Einigung aller Erzherzöge unterzeichneten, nach der Erzherzog Matthias Oberhaupt des Hauses Österreich sein sollte. Aber die Spannungen zwischen Rudolf II. und Matthias spitzten sich 1607 148
die späten Jahre
weiter zu; die Weigerung des Kaisers, den endlich erreichten Friedensschluss mit den Osmanen zu unterzeichnen, brachte auch den Adel gegen ihn auf. Erzherzog Matthias nutzte die Unzufriedenheit vor allem des ungarischen Adels und berief ohne Zustimmung des Kaisers einen Landtag in Ungarn ein. Die Verhandlungen infolge von Matthias’ Vorgehen in Ungarn und Niederösterreich seit Februar 1608 sind ein beherrschendes Thema im Briefwechsel zwischen Ferdinand und Maria aus deren letzten Lebenswochen485. Ferdinand schrieb der Mutter Mitte Februar, er könne nicht glauben, „das der Erzherzog Mattias deß Verstants also beraubt seye, das er dergleichen wider Gott et contra ius gentium böse strafmässige Resolutiones fiernemen solle; thuet ers, so wierdets und kans Gott der Herr unngestraft nit lassen“486. Die Mutter solle das Schreiben, dass aus Ungarn an Ferdinand gegangen sei, durch die Geheimen Räte beratschlagen lassen, weil er und der Kanzler allein unsicher seien, wie man antworten solle. Denn lehnte der Erzherzog Matthias’ Aufruhr auch ab, so musste doch bedacht werden, dass dieser sich mit seinen Verbündeten nicht weit von den innerösterreichischen Grenzen befand und also Ferdinands Länder bedrohen konnte; andererseits ließ es sich Ferdinand angelegen sein, sein Verhältnis zum Kaiser nicht zu beeinträchtigen. Erzherzogin Maria, die ihrerseits die Ereignisse für ein „schedtlichs Feuer“487 hielt und meinte, Ungarn und Österreich hätten zwar unter Rudolf viel gelitten, aber man hätte sich doch anders einigen müssen, erhielt selbst ebenfalls Post von Erzherzog Matthias. Dieser versuchte sein Vorgehen zu rechtfertigen und Marias Zustimmung zu erlangen, aber sie antwortete zurückhaltend und forderte eine Zusammenkunft des Hauses Österreich und anderer Fürsten zur Beilegung488. Ihren Sohn mahnte sie zu größter Zurückhaltung und vorsichtigem Vorgehen, „weil die Sachen an ihr selbst zart, hieczig und gefehrlich ist“489. Er solle sich nach Möglichkeit neutral verhalten – und damit seine Chancen in Prag ebenso wahren wie seine Länder vor Matthias’ Truppen schützen. Maria war also einmal mehr Beraterin ihres Sohnes490, der sie mehrfach um Konsultationen mit den in Graz gebliebenen Räten bat; 149
der junge erzherzog und seine Mutter
sie war Vermittlerin in Hinblick auf Erzherzog Matthias und Rudolf II., denen gegenüber sie ihre Söhne in Schutz nahm, deren Verhalten verteidigte. Sicherheitshalber ließ die Erzherzogin aber erneut das steirische Landvolk mustern, um ein Aufgebot gegen einen möglichen Einfall aus Ungarn zu haben. Außerdem setzte sie sich mit dem Erzbischof von Salzburg, mit dem Papst, dem spanischen Botschafter in Rom, dem Vizekönig von Neapel und dem Großherzog in Florenz in Verbindung, die sie alle prophylaktisch um militärischen Beistand bat491. Die Beilegung des Konfliktes im Sommer 1608 hat Erzherzogin Maria nicht mehr miterlebt. In den Briefen aus ihren letzten Monaten sieht man sie jedoch ein weiteres Mal als verlässliche Stütze an der Seite ihres Sohnes, in dessen Interesse sie korrespondierte und organisierte. Dabei agierte sie in einem Netzwerk von Kontakten, zu dem nicht nur die Habsburger gehörten, sondern auch die Grazer Räte, ihr Neffe Maximilian von Bayern, der mittlerweile die Herrschaft von seinem Vater übernommen hatte, Personen aus dem spanisch-habsburgischen Bereich und ihr künftiger Schwager in Florenz ebenso wie der Papst und der Erzbischof von Salzburg als Nachbar und Oberhirte der Bistümer Innerösterreichs. Auch in dieser letzten politischen Auseinandersetzung ihres Lebens trat Erzherzogin Maria jedenfalls als Handelnde in Erscheinung, vielleicht nicht immer mit der größten politischen Treffsicherheit, aber aktiv und aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfend.
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Netzwerke
Die bayerischen Verbindungen
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ls Maria im August 1571 Erzherzog Karl heiratete, war sie 20 Jahre alt und das erste Mal auf längere Zeit von ihrer Familie getrennt. So wäre es verwunderlich gewesen, wenn sie die ersten Monate ihrer Ehe ganz ohne Trennungsschmerz und Heimweh überstanden hätte. Briefwechsel mit Eltern und Geschwistern konnten den direkten Kontakt zwar nicht ersetzen, die junge Erzherzogin nutzte diese Möglichkeit der Kommunikation aber von Anfang an, wie die Vielzahl der hin- und hergehenden Briefe belegt. Außerdem reiste sie immer wieder gemeinsam mit ihrem Ehemann als Besucherin in ihre frühere Heimat. Zeit ihres Lebens stand die Erzherzogin in engem schriftlichem wie persönlichem Kontakt zu ihren bayerischen Verwandten. Dabei waren die wichtigsten Korrespondenten der Fürstin in München ihr Vater (bis zu seinem Tod im Oktober 1579) und ihr ältester Bruder Wilhelm492. Die Kontakte zu beiden pflegte sie offenbar ganz bewusst, durch Briefe ebenso wie durch die Übersendung von Geschenken und die Beschaffung der verschiedensten Güter493. Wesentlich weniger Briefe scheint Maria dagegen mit ihrer Mutter gewechselt zu haben – ob das auf größerer persönlicher Distanz zur Mutter beruhte oder ob die Briefe an den Vater zugleich für Herzogin Anna bestimmt waren, was man vermuten kann, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Mit ihrer Mutter korrespondierte Maria aber dann direkt, wenn es um Personalbeschaffung für Graz, um ihre Schwangerschaften und die Bereitstellung der Hebamme ging sowie im Vorfeld der Eheschließung von Marias ältester Tochter Anna494.
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netzwerke
Weniger eng war die Verbindung der Erzherzogin zu ihren jüngeren Brüdern Ferdinand und Ernst. Während Ersterer sie aber noch mehrfach in Graz besuchte, ihr beispielsweise in den ersten Wochen nach dem Tod ihres Gemahls zur Seite stand, hörte sie von Ernst, der ja seit 1583 Erzbischof und Kurfürst von Köln war, nur über ihre Münchner Geschwister495. Wahrscheinlich waren nicht zuletzt die räumliche Entfernung und unterschiedliche Interessensphären von geistlichem Kurfürst und Erzherzogin Gründe dafür. Näher stand ihr allerdings wieder ihre einzige Schwester Maximiliana, die nur ein Jahr jünger war als Maria. Mit ihr wurde sie gemeinsam erzogen, und da Maximiliana unverheiratet blieb, konnte sie die Schwester in Graz oft besuchen, was den Kontakt zwischen beiden aufrechterhielt und Maximiliana auch mit Marias Kindern verband496. Von 1595 bis 1598, während Wilhelm von Bayern die Regierung an seinen Sohn Maximilian abgab und sich ins Privatleben zurückzog, lebte Maximiliana sogar ganz in Graz, und Maria scheint bis zu ihrem Tod zum Unterhalt der Schwester beigetragen zu haben. Marias besonders enger Korrespondenzbeziehung zu ihrem ältesten Bruder Wilhelm, mit dem sie sowohl persönliche Dinge wie Angelegenheiten des Landes brieflich besprach, verdanken wir einen großen Teil ihrer heute noch überlieferten Briefe. Der Austausch der beiden wurde in einem freien, ungezwungenen Ton geführt, der von gegenseitigem Vertrauen zeugt. Der Briefwechsel war in den Jahren zwischen 1590 und 1595, also während der Zeit der Regentschaft für Erzherzog Ferdinand und so lange dieser sich in Ingolstadt aufhielt, besonders dicht, doch bestand Maria vorher und nachher ebenfalls darauf, regelmäßig von ihrem Bruder über dessen Wohlergehen und alle Neuigkeiten unterrichtet zu werden497. Dass die Erzherzogin in diesen Briefwechsel und den damit verbundenen Austausch von Geschenken und Waren so viel Zeit und Kraft investierte, war freilich nicht nur Ausdruck persönlicher Verbundenheit mit ihrem Bruder. Aus dieser Verbindung ergab sich gleichzeitig ein Potenzial zum politischen Handeln, das beide Seiten zu nutzen wussten. Es wurde schon angesprochen, dass Wilhelm seine Schwester 152
die bayerischen verbindungen
einsetzte, um Erzherzog Karl in seinen vorsichtigen Schritten gegen das Luthertum in Innerösterreich zu bestärken498; insgesamt war die Religionspolitik ein wichtiger Gegenstand in beider Briefwechsel. Maria ihrerseits konnte auf Wilhelm zählen, als es 1590/91 um die Regentschaft und die Sicherung der Finanzen für ihre Kinder ging. Er war außerdem Interessenvertreter Innerösterreichs beim Reichstag499, wenn es – wie 1594, am Beginn des Langen Türkenkrieges – um finanzielle Unterstützung für die Grenzverteidigung gegen die Osmanen ging. Zwischen München und Graz gingen freilich auch Fürbitten in weniger politischen Fragen hin und her: Wilhelm bat seine Schwester, bestimmten Personen bei Gelegenheit ein Amt und ein Auskommen zu verschaffen, setzte sie gelegentlich als Vermittlerin beim Kaiser und beim Papst ein500. Maria ihrerseits bat den Bruder um Unterstützung in Angelegenheiten, die Grazer Hofleute in Bayern zu erledigen hatten, wie beispielsweise im Fall ihrer aus München nach Graz gekommenen Hofmeisterin Argula Pöllin501. Den direkten Zugang, den Wilhelm über Maria zunächst zu ihrem Gemahl, später zur innerösterreichischen Regentschaft hatte, versuchten sich dabei auch Dritte zunutze zu machen. So deponierte Papst Clemens VIII. im Oktober 1593 bei Wilhelm von Bayern Bedenken gegen Hans Ambros von Thurn als Rat in Innerösterreich, weil man Zweifel an dessen Glaubenstreue hegte, in der Annahme „es wirt ohne Zweiffl die Schwester, wie inn andern Sachen, also auch in diser, inn deiner Macht und Gwalt sein“502. Dass sich freilich Maria keineswegs einfach in Macht und Gewalt des Bruders befand, wie der Papst formulierte, zeigt ihre Reaktion auf diesen Brief; sie lehnte nämlich jeden Verdacht gegen Thurn ab und stellte sich hinter ihn. Sowohl zu Lebzeiten ihres Mannes wie später als Witwe wandte sich die Erzherzogin mit großem Vertrauen an ihren Bruder, weil sie – offenbar zu Recht – davon ausgehen konnte, dass Wilhelm von Bayern von ihren Informationen und Problemen nur in ihrem Sinne Gebrauch machte. Dieses Vertrauen betonte Maria etwa 1586, als zuerst eine Heirat ihrer Tochter Anna mit dem König von Polen erwogen wurde, allerdings auch Wilhelms Tochter Maria Anna dafür im Ge153
netzwerke
spräch war: „Aber was ich dir schreib oder sag, las ich mir sein, als wan ichs meinen Gemachell oder meinem aigen Herzen sagett; den ich weis, das dues gegen meinen Gemahell und mir, auch unnsern Kindern mainst, als gegen dein aigen Kindern.“503 Das enge Verhältnis der beiden Geschwister blieb bis zu Marias Tod erhalten. Das heißt aber nicht, dass zwischen beiden völlige Offenheit bestand oder dass es niemals zu Spannungen gekommen wäre. Nach dem Ende von Wilhelms Vormundschaft 1596 wurden die Briefe seltener, dafür schrieb Maria in bestimmten Fragen wie z.B. 1608 im Kontext des habsburgischen Bruderstreites, an ihren Neffen Maximilian von Bayern504, der ja Anfang 1598 die Regierung von seinem Vater übernommen hatte. Das lag sicher einerseits an Wilhelms Rückzug ins kontemplative Leben, das lag aber auch daran, dass sich seit 1594 ein Konflikt zwischen den Geschwistern ankündigte, in dem es um die Interessen der jeweiligen Häuser ging. Sowohl Maria wie Wilhelm strebten für einen ihrer Söhne den Passauer Bischofsstuhl an – Marias Sohn erhielt ihn schließlich. Wilhelm war verbittert da rüber, dass Maria im Zusammenwirken mit Kaiser und Papst über ihn triumphierte, obwohl er selbst doch mehrfach bayerische Interessen gegenüber den Interessen Innerösterreichs zurückgestellt habe505. Als 1598 Erzherzog Leopold, Marias Sohn, vom Papst als Bischof bestätigt wurde, bedeutete das einen Tiefpunkt der Beziehungen zwischen Graz und München. Da jedoch im nächsten Jahr das lange betriebene Projekt einer Eheschließung zwischen Erzherzog Ferdinand und Wilhelms Tochter Maria Anna endlich zum Abschluss kam, verbesserte sich das Verhältnis wieder; die Korrespondenz wurde wieder etwas intensiver. Aber Maria warnte gerade im Zusammenhang mit diesem Projekt ihren Sohn vor der List der Münchner, und Wilhelms überzogene Reaktion auf eine angebliche Beleidigung seiner Tochter während der Hochzeitsfeierlichkeiten im Frühjahr 1600506 in Graz zeigt, dass das frühere Einvernehmen von beiden Seiten nicht völlig wieder hergestellt werden konnte. Der Konflikt um Passau ebenso wie das Gerangel zwischen München und Graz um die zweite Eheschließung des Königs von Polen 154
diplomatie und familie
1605507 belegen deutlich, dass Erzherzogin Maria trotz ihrer engen Beziehung zu ihrer Herkunftsfamilie nicht einfach als Befehlsempfängerin ihres Bruders gesehen werden darf. Sie fungierte natürlich als Vermittlerin, ja zeitweise als Bindeglied zwischen ihren beiden Familien, der, aus der sie kam, und der, in die sie eingeheiratet hatte. Diese Position beschrieb sie selbst, als sie ihrem Bruder schrieb, sie sei so gut österreichisch wie bayerisch, „den alles, was ich bin und hab, das hab ich von disen beiden Heusern“508. Vor allem in den ersten Ehejahren wurden durch Maria als Bindeglied ältere Beziehungen Erzherzog Karls zu Albrecht von Bayern verstärkt und perpetuiert. Nach dem Tod des Gemahls war Wilhelm von Bayern zeitweise Marias wichtigster Verbündeter im Kampf um Regentschaft und Versorgung der Kinder; eine Rolle, die männliche Verwandte aus der Herkunftsfamilie bei Fürstinnen oft spielten. Aber trotz allem galt Marias Loyalität eindeutig ihrem Mann und ihren Kindern, was sich vor allem im Passauer Bistumsstreit deutlich zeigte. Diplomatie und Familie War die Beziehung nach Bayern besonders eng, so blieb sie freilich nicht die einzige familiäre Verbindung, über die Erzherzogin Maria Einfluss in politischen Fragen nehmen konnte. Mit den Eheschließungen ihrer Töchter Anna 1592 mit König Sigismund von Polen und Margarethe 1598 mit König Philipp III. von Spanien kamen zwei Kontakte hinzu, über die Maria sich Handlungsmöglichkeiten erschloss. Interessant ist vor allem das enge Verhältnis, das sie zu ihrem Schwiegersohn in Polen aufbauen konnte. Zwar kann bislang nicht als geklärt gelten, warum Sigismund Maria so großes Vertrauen entgegenbrachte, und es bleibt noch genauer zu eruieren, inwieweit sich zwischen Graz und Krakau wechselseitiger politischer Austausch vollzog. Eine Rolle spielte dabei aber zweifellos, dass Erzherzogin Maria, die ihre Tochter 1592 nach Krakau begleitete, dort schnell erkannte, welche Bedeutung die Spannungen zwischen dem König und seinem Großkanzler Zamoyski für die zukünftige 155
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Rolle ihrer Tochter wie für die politische Zukunft des Königs haben konnten. Vielleicht schon im Vorfeld der Eheschließung darauf aufmerksam geworden, versuchte Maria offenbar, hier ausgleichend und kalmierend zu wirken509 und gewann wohl dadurch Vertrauen beim König. Die enge, liebevolle Beziehung Sigismunds zu seiner Frau Anna wird ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Dass Maria – wir befinden uns am Vorabend des Langen Türkenkrieges – sich zugleich bemühte, Polen zu einem Bündnis gegen die Osmanen zu bewegen, zeigt, dass die Erzherzogin sich der politischen Implikationen und Möglichkeiten einer fürstlichen Eheverbindung bewusst war und diese zu nutzen versuchte. Zwischen der Erzherzogin und ihrem Schwiegersohn entwickelte sich bereits nach diesem ersten Besuch – Maria reiste ja auch 1595, 1599 und 1605 nach Polen – ein Briefwechsel, der nach dem Tod ihrer Tochter 1598 anhielt und der vom Austausch persönlicher Geschenke begleitet wurde510. Die Zahl der Briefe war zwar bei Weitem nicht so groß wie die der zwischen Maria und ihrem Bruder gewechselten, aber Sigismund hielt sie auf ihre Bitte hin über familiäre Belange ebenso auf dem Laufenden wie über politische Fragen, etwa über die Entwicklungen in Schweden, wo Sigismund bis 1599 zugleich als König regierte, das Verhältnis zu den Osmanen und zu Siebenbürgen. Diese Beziehung war wohl die Basis dafür, dass der Papst 1595 Erzherzogin Maria als geeignete Vermittlerin zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Polen und Siebenbürgen ansah511. Die Erzherzogin setzte sich aber auch für polnische Interessen ein. So warnte sie beispielsweise 1593 den Kaiser vor möglichen Spannungen infolge der Einsetzung Erzherzog Maximilians als Regent Inner österreichs, denn dieser war aufgrund seiner gescheiterten Thronkandidatur in Polen höchst umstritten. Im folgenden Jahr sorgte sie diskret dafür, dass die Korrespondenz zwischen König Sigismund und Erzherzog Ernst, in der Ersterer diesem 1593 die Thronfolge in Polen angeboten hatte, vernichtet wurde, weil deren Publikwerden Sigismund kompromittiert hätte512. Als Maria 1595 von der Hochzeit ihrer Tochter Maria Christierna in Siebenbürgen zu ihrer Tochter Anna 156
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nach Krakau reiste, nutzte die Erzherzogin die Zeit nicht nur dazu, mit ihren Enkeln zu spielen, sondern sprach unter anderem mit dem Nuntius in Polen über die Beziehungen zwischen Polen und Siebenbürgen und über vorhandene Befürchtungen eines Konflikts zwischen beiden Mächten513. Konsequenz dieser Gespräche war ein Schreiben an den Kaiser, in dem sie über ein Stocken der Verhandlungen über eine christliche Liga gegen die Osmanen klagte und darüber, dass kaiserliche Gesandte ohne ausreichende Vollmachten nach Polen kämen. Sie übermittelte also politische Irritationen, die aus der verfehlten Informationspolitik des Kaiserhofes resultierten, nach Prag. All dies zeugt ebenso von einem vertrauensvollen, loyalen Verhältnis wie der Umstand, dass Vertraute des Königs die Erzherzogin 1598 nach dem Tod ihrer Tochter baten, den in tiefe Trauer gefallenen Sigismund zu mahnen, auf sich zu achten, damit er vor Trauer nicht krank werde, und ihn durch Neuigkeiten und Briefe aufzumuntern514. Noch 1603 konnte Maria von sich sagen: „Er [der König] vertraut mir wie seiner Muetter, dann gewiß, wans die Polaken wisseten, so wür es ihme zu grossem Nachtel kommen.“515 Und das war nicht nur ihre Einschätzung; in München, wo man zunächst mit einer Tiroler Erzherzogin, dann mit Marias Tochter Konstanze um die Wiederverheiratung des Königs konkurrierte, war Herzog Wilhelm der Meinung, dass der polnische König in dieser Angelegenheit von seiner Schwester Maria „ganz und gar dependiert“516. Auch der Umstand, dass sich 1599 polnische Adlige in Krakau an Maria mit der Bitte wandte, beim König durch ihre Fürbitte eine Gnade für sie zu erreichen, zeugt von ihrem Einfluss auf Sigismund. Dass allerdings Maria, wie es die Propaganda von Sigismunds Gegner Zamoyski behauptete517, Einfluss auf innere Angelegenheiten Polens genommen hätte, lässt sich wohl nicht belegen. Ausgangspunkt für Marias Verbindung zu ihrem Schwiegersohn in Polen waren also der Umstand, dass er ihre Tochter geheiratet hatte, ebenso sehr wie Marias Reisen dorthin und ihre Korrespondenz mit ihm, die die Verbindung dauerhafter gestaltete. Auch eine andere Reise, die sie anlässlich der Verheiratung einer Tochter unternahm 157
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und die sie 1599 bis nach Madrid führte, gedachte die Erzherzogin in politischer Hinsicht zu nutzen518. Sie wollte durch Gespräche mit dem König von Spanien und dessen Hofleuten ihrem Sohn Ferdinand und ihren anderen Kindern Unterstützung verschaffen, ebenso wie durch ein Treffen mit Kaiserin Maria. Diese Tochter Kaiser Karls V. war die Witwe Kaiser Maximilians II. und damit die Mutter des regierenden Kaisers Rudolf II. Sie hatte sich als Witwe 1581 nach Madrid zu ihrem Bruder Philipp II. von Spanien zurückgezogen und lebte meist im Madrider Kloster Descalzas Reales. Und es war bekannt, dass sie stets versuchte, gemeinsam mit dem kaiserlichen Botschafter Hans Khevenhüller die Interessen der österreichischen Linie der Habsburger in Madrid zu vertreten519. Insbesondere an Konflikte zwischen Innerösterreich und Venedig scheint Maria dabei gedacht zu haben. Sie resultierten aus den Raubzügen, die die sog. Uskoken in der nördlichen Adria gegen venezianische Schiffe ebenso wie gegen die Osmanen veranstalteten. Die Uskoken, eine Gruppe kroatischer Flüchtlinge aus den von den Osmanen besetzten Gebieten, waren zwar eigentlich Bestandteil der innerösterreichischen Grenzsicherung gegen die Osmanen, verfolgten aber vor allem eigene Interessen mit ihren Raubzügen, die schließlich zu Spannungen zwischen Innerösterreich und Venedig führten. Maria nun verlangte von ihrem Sohn, genau über die Situation dort informiert zu werden, damit sie alles dem spanischen König vortragen könne. Dazu müsse sie eine umfassende schriftliche Darstellung haben, mahnte sie vor ihrer Reise, „dermit ich nit das Hinter für das Erst fürbrächt, denn es ist mir zu witzig“520. Nach ihrem Zusammentreffen mit dem König von Spanien vermeldete sie zufrieden, sie habe den Venezianern „das Brandel dermaßen geschürt, dass sie vielleicht nit wollten, dass ich herein [nach Spanien] wär kommen“521. Unzweifelhaft sprach die Erzherzogin sowohl mit dem jungen und wenig entscheidungsfreudigen König über die verschiedenen Pro bleme ihres Sohnes Ferdinand als Landesherr von Innerösterreich wie mit dessen nahezu allmächtigem Günstling, dem Marques de Denia, dem späteren Duque de Lerma522. Maria hatte wohl schnell erkannt, 158
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dass Philipp III. von Spanien in allem auf Lerma vertraute und politisch wenig interessiert war, weshalb sie sich um ein gutes Verhältnis zum Herzog und selbst zu dessen Favoritin, der Marquesa del Valle, bemühte. Ihre erste, geradezu euphorische Einschätzung Lermas523 zeigt freilich, dass sie ihn nicht auf Anhieb durchschaute und wohl erst allmählich – so wie ihre Tochter, die Königin – feststellen musste, dass Lermas Fokus vorrangig auf den Erhalt seiner Macht abzielte, der sich alles und jeder unterzuordnen hatte. Immerhin konnte Maria Ferdinand bald mitteilen, man habe in Spanien erkannt, welch schwierige Position er angesichts seiner Auseinandersetzungen mit den Osmanen, den Venezianern und den innerösterreichischen Protestanten habe524. Nach ihrer Abreise aus Spanien versuchte die Erzherzogin, die neu geknüpften Verbindungen aufrechtzuerhalten, indem sie nicht nur mit ihrer Tochter korrespondierte, sondern auch mit deren Vertrauten am Madrider Hof sowie mit dem König selbst und mit dem Duque de Lerma. Gegenüber beiden sprach sie immer wieder die notwendige finanzielle und militärische Unterstützung Spaniens für Erzherzog Ferdinand an. Im Dezember 1600 beispielsweise bat sie Lerma direkt um Unterstützung und versprach im Gegenzug, Kaiser Rudolf II. zum Frieden mit den Osmanen zu drängen525. Obwohl Marias Einfluss auf den Kaiser vermutlich nicht allzu groß war, musste der König von Spanien angesichts von Rudolfs exzentrischem Gemüt dankbar sein für jede Form von Unterstützung, die er ihm gegenüber erlangen konnte. Freilich scheint es bei der Papierform geblieben zu sein; der Türkenkrieg ging bis 1606 weiter. Aber auch bei anderer Gelegenheit war die Kriegslage auf Marias Reisen Gegenstand: Anlässlich ihrer dritten Reise nach Polen 1599 konferierte die Erzherzogin in Wien lange mit Erzherzog Matthias über die Lage im Türkenkrieg, und im September 1607 versprach sie dem Kaiser, bei ihrer Brautreise nach Florenz mit ihrer Tochter Magdalena eine gute Türkenhilfe vom Großherzog zu erlangen526.
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Briefe und „Zeitungen“ Die bislang angeführten Beispiele für das Wirken von Erzherzogin Maria in umfassenderen politischen Kontexten zeigen, dass Korrespondenz dabei ein großer Stellenwert zukam. Einmal geknüpfte Verbindungen mussten durch Briefe und Geschenke am Leben gehalten werden; Wissen als Basis politischer Einsicht und Einflussnahme musste ständig neu beschafft und aktualisiert werden. Auf beide Aspekte, die in einer Zeit, in der das neuzeitliche Zeitungs- und Pressewesen eben erst im Entstehen war, aufs Engste miteinander verbunden blieben, verwendete die Erzherzogin viel Kraft und Zeit. Es ist bekannt, dass sie zeit ihres Lebens ein weitgespanntes Korrespondenznetz unterhielt, von dem freilich nur noch Bruchstücke überliefert sind. Im habsburgischen Hausarchiv in Wien befinden sich immerhin acht Kartons527 mit ein- und ausgehender Korrespondenz Marias, wobei die Briefe von mindestens 154 verschiedenen Personen stammen. Angehörige der Häuser Wittelsbach und Habsburg sind dabei von der Zahl der Briefe her besonders stark vertreten; Marias Bruder Wilhelm beispielsweise mit 80 Briefen, ihre Tochter Anna, die Königin von Polen, mit 61 Briefen. Einen regelmäßigen Austausch dokumentiert die Anzahl der überlieferten Schreiben gleichfalls für Hermann von Attems, innerösterreichischer bzw. kaiserlicher Geheimer Rat, für Peter Casal, Kammersekretär Erzherzog Ferdinands, für Wolf Rumpf, den kaiserlichen Oberstkämmerer, für Georg Schieckel, Kammerdiener ihrer Tochter Anna in Krakau, sowie schließlich und vor allem mit Christoph Unverzagt, der Maria regelmäßig aus Wien und von den Schauplätzen des Türkenkrieges berichtete, und mit Hans Khevenhüller, dem kaiserlichen Botschafter in Madrid, der Maria nicht nur mit Waren, sondern auch mit Informationen versorgte. Bislang noch nicht zusammenfassend ermittelt ist dagegen die Zahl von abgesendeten Briefen Marias, die sich in anderen Archiven Europas befinden. Gut bekannt ist zwar die Menge ihrer Schreiben in München im Geheimen Hausarchiv der Wittelsbacher528; zitiert wurden schon Schreiben aus Madrider und Florentiner Beständen sowie 160
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aus denen der Kurie529. Und mittlerweile ist auch bekannt, dass sich in Dresden, in den Papieren der Kurfürstin Anna von Sachsen, 28 eigenhändige Schreiben Marias aus den Jahren 1581 bis 1585 befinden530; einzelne Schreiben sind in adligen Familienarchiven gefunden worden531. Schon im Abgleich dieser wenigen bekannten Konvolute abgesendeter Briefe Marias mit der Wiener Liste allerdings wird deutlich, dass Marias Briefwechsel nur bruchstückhaft überliefert ist. Von den ebenfalls fast dreißig Antwortschreiben der lutherischen Kurfürstin beispielsweise, die wir aus Dresdner Abschriften kennen, ist in Wien kein einziges überliefert, es gibt z.B. kein Schreiben des Duque de Lerma an Maria, fast keine Briefe von ihrer Tochter Margarethe von Spanien oder von ihrer Schwester Maximiliana. Und von ihrer Tochter Maria Christierna erhielt Maria zwischen 1595 und 1597 mindestens 51 Briefe, von denen aber keiner überliefert ist532. Diese offensichtlichen Verluste machen es schwer, den gesamten Umfang von Marias Korrespondenzbeziehungen nachzuvollziehen, und der schwierige Zugriff auf ihre eigenen Schreiben, die ja über halb Europa verstreut überliefert sein könnten, verstellt noch den Blick auf viele Facetten ihrer Tätigkeit und ihrer Positionen. Warum fehlen aber so viele Briefe? Manche Schreiben ließen sich sicher noch auffinden, wenn man die Wiener Bestände in aller Breite durchsuchen würde, weil sie in verschiedenen Sachzusammenhängen eingeordnet sein werden533. Vieles aber dürfte für immer verloren sein, zum einen, weil Maria selbst und manche ihrer Adressaten Briefe umgehend vernichteten, um deren brisanten Inhalt nicht in falsche Hände geraten zu lassen534. Zum anderen aber, weil folgende Generationen von Fürsten und Archivaren mit den Briefwechseln fürstlicher Frauen gewöhnlich weniger pfleglich umgingen als mit denen ihrer Ehemänner, die man im allgemeinen als wichtiger erachtete, wobei die Überlieferung im habsburgischen Familienarchiv generell für die Zeit um 1600 eher bruchstückhaft ist. Wenn man z.B. weiß, dass eine Zeitgenossin Marias wie Anna von Sachsen im Laufe ihres Lebens mit 650 Personen korrespondierte, und dass ihr Briefnachlass, also eingehende wie ausgehende Post, auf etwa 25.000 Briefe geschätzt wird535, so liegt 161
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auf der Hand, dass wir für Maria nur über einen Bruchteil der wahrscheinlich ehemals verfassten Schreiben verfügen. Bemerkenswert an Marias Briefwechsel ist, dass sehr viele überlieferte Briefe der Erzherzogin von ihr eigenhändig abgefasst sind, was dazu führt, dass sie schlecht lesbar und in eher spezieller Sprache gehalten sind, dass sie aber auch eine Direktheit im Ausdruck aufweisen, wie sie Fürstinnenbriefe von Schreiberhand selten haben536. Freilich ist davon auszugehen, dass relativ gesehen mehr Briefe, die Schreiber für die Fürstin verfassten, verloren gegangen sind. Einem eigenhändigen fürstlichen Schreiben wurde von Empfängern und Archivaren folgender Generationen doch mehr Achtung erwiesen, als einem der üblichen Schreiberbriefe, zumal eigenhändige Schreiben eine engere Verbindung von Schreiberin und Adressaten ausdrückten. Die Wahrscheinlichkeit der Überlieferung war damit also höher. Sicher ist, dass die Korrespondenz einen großen Teil von Marias Zeit in Anspruch genommen hat. Das wird klar, wenn man bedenkt, dass sie beispielsweise allein am 31. Dezember 1605 31 Briefe absendete537. Freilich hatte einen Großteil davon ihr Sekretär geschrieben, aber sie musste ihm doch zumindest Anweisungen hinsichtlich der Inhalte gegeben und die Briefe unterzeichnet haben. Und als die Erzherzogin 1605 für ihren abwesenden Sohn in Innerösterreich die Regentschaft führte, klagte sie, sie habe damit so viel zu tun, dass sie „weder Schreiben, Betten, Essen oder Schlaffen mag“538. Das Schreiben stand also auf der Liste der lebensnotwendigen Dinge ganz weit oben. Dabei korrespondierte sie nicht nur mit Familienmitgliedern, wie die Aufzählung oben schon erkennen ließ. Zu den Personen, die ihr mehrfach schrieben und von denen man deshalb annehmen darf, dass die Erzherzogin ebenso regelmäßig antwortete, gehörten mehrere Geistliche, darunter Bischof Melchior Khlesl, die Beichtväter ihrer Kinder, die Oberin der Münchner Klarissen, innerösterreichische Bischöfe, der päpstliche Nuntius Girolamo Portia und selbst Papst Clemens VIII. Außerdem findet man verschiedene kaiserliche und erzherzogliche Räte und Diplomaten unter den Korrespondenten. 162
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Was im Vergleich zum oben angesprochenen Briefwechsel der Kurfürstin von Sachsen auffällt, ist, dass nur wenige Frauen fürstlichen Standes unter Marias Korrespondentinnen waren. Ob dies der Überlieferung bzw. unserer bisherigen Kenntnis derselben geschuldet ist oder wirklich einen Unterschied zwischen beiden Fürstinnen darstellt, kann derzeit noch nicht entschieden werden. Hervorzuheben sind aber unter Marias Korrespondenten zahlreiche Personen, die als regelrechte Berichterstatter bzw. Informanten und Informantinnen betrachtet werden müssen. Christoph Unverzagt und Hans Khevenhüller zählten dazu, ebenso der bereits früher erwähnte Tobias Fischer, der Maria mit Wissenswertem aus der kaiserlichen Residenz Prag und vom Hof selbst versorgte. Als Letzterer während ihrer Reise nach Spanien Graz besuchte, wies Maria Erzherzog Ferdinand an, er solle alles das, was Fischer berichte und was er nicht wage, der Post anzuvertrauen, genau aufzeichnen, „darmit, wann ich heim komme, dass du mirs alls sagen kannst, vergiss aber nix, denn ichs gar gern hören wollt, was alls ist“539. Solche Informanten hatte Maria an den verschiedensten Orten: Mehrere Mitglieder der Hofstaates ihrer Tochter Anna in Polen berichteten regelmäßig an Maria, darunter ihre Vertraute Ursula Mayrin, die über Jahrzehnte eine zentrale Position in der Umgebung des polnischen Königspaares einnahm540. Von ihnen wollte sie Mitteilung über das Wohlergehen ihrer Tochter und über die Ereignisse bei Hof ebenso wie über den Verlauf des Türkenkrieges. Ihre Tochter Anna schrieb ebenfalls, und zwar dezidiert auch über Politisches, wie etwa ihr langer Bericht über die Reise mit ihrem Gemahl zur Krönung nach Schweden 1593/94 belegt541. Zur Sicherung dieses engen und vielfältigen Austausches wurde direkt nach der Eheschließung Annas mit Sigismund von Polen eine regelmäßige Postroute zwischen Graz und Krakau eingerichtet. Der Informationsaustausch zwischen Mutter und Tochter trug dabei viel zur gegenseitigen Informiertheit in politischen Fragen bei, und Maria gab das so erlangte Wissen gelegentlich an Dritte weiter: Kaiser Rudolf II., Erzherzog Matthias und sicher auch Wilhelm von 163
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Bayern542 profitierten davon. Auch in anderen Korrespondenzen mit Familienmitgliedern spielten solche Informationen eine Rolle543. Räte und Diplomaten in kaiserlichem oder erzherzoglichem Dienst waren aber diejenigen, die die Erzherzogin generell auf dem Laufenden hielten. Aus Prag erhielt sie Mitteilungen von Tobias Fischer, Wolf Rumpf und Rudolf Corraduz, aus Wien von Christoph Unverzagt, aus Tirol von Karl Schurf und dem Kaufmann Lustrier544, aus Madrid von Khevenhüller, später von ihrer Tochter, von deren vertrauter Hofdame Maria Sidonia Rieder und dem Beichtvater545, aus Rom von Raimondo della Torre und aus Venedig von Bernardo Rossi546. Die Briefe ihrer Korrespondenten mussten Maria auf Reisen nachgeschickt werden, damit sie auf dem Laufenden blieb, und geschah das nicht, war die Informationsdichte nicht hoch genug, wurde in Graz nachgehakt, man solle ihr doch alles schreiben, so wie im Herbst 1598: „Wie ist mir mein Weil so lang, mein Ferdinand, dass ich nichts höre, wie es des Sterbens halben zu Graz steht, seit [wir] von Spital aus [weg sind]! Auch wie es auf den ungarischen und unseren Grenzen steht? Dass ich aber so gar nichts aus Siebenbürgen und Polen hab, ficht mich an, dass ich nit sagen darf. Und dass ich auch nit weiß, wie es mit Passau und dem Leopold steht! Lass mir halt alles schreiben …“547. Ergänzt wurden die Briefe im Übrigen durch den Bezug von Zeitungen. Dabei handelte es sich noch nicht um gedruckte Periodika, wie man sie heute kennt; die erste gedruckte Wochenzeitung der Welt erschien erst 1605 in Straßburg. Maria bezog aber handgeschriebene Zeitungen, die sozusagen die Vorstufe der gedruckten darstellten und noch bis weit ins 17. Jahrhundert neben der immer weiter wachsenden gedruckten Presse existierten. Sie beinhalteten Meldungen aus Krieg und Politik, von den großen europäischen Höfen und Sensationsmeldungen ebenso wie solche über Naturkatastrophen, Verbrechen und Wunderzeichen. Geschrieben wurden sie um 1600 oft bereits von professionellen Novellanten, die Meldungen sammelten und je nach dem Interessenbereich der Bezieher zusammenstellten. Solche Zeitungen schickte beispielsweise Hans Khevenhüller 1584 aus Mad164
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rid mit Informationen über die geplante Eheschließung der Infantin Katharina Michaela mit dem Herzog von Savoyen oder 1588 über die spanische Armada auf ihrer Fahrt gegen England548. Die Erzherzogin hatte regelrechte Abonnements solcher Zeitungen, wie wir zumindest für 1607 wissen, weil sie sich um die Jahreswende 1607/08 gegenüber ihrem Vertrauten Hans Ambros von Thurn darüber beklagte, dass die Geldforderungen der Novellanten immer höher würden. Thurn gab ihr völlig recht und verwies darauf, dass er selbst 100 Gulden pro Jahr an zwei Novellanten zahle, und dass diese das immer noch für zu wenig hielten549. Marias Klientel Briefwechsel und Berichterstattung, das hatten schon die Namen der angeführten Personen gezeigt, waren jedoch keineswegs nur Element quasiprofessioneller oder familiärer Beziehungen. Oft waren sie Bestandteil einer umfassenderen Verbindung zwischen Erzherzogin Maria und der betreffenden Person, die jenseits von Verwandtschaft persönliche Bindungen schuf. Die Erzherzogin verfügte am Grazer Hof, in Prag, Krakau, München und ansatzweise auch in Madrid über eine persönliche Klientel von Männern und Frauen, oft mit dienender Funktion oder mit höfischen Ämtern. Diese Klientel als Form sozialer Netzwerke spielte in der frühneuzeitlichen Gesellschaft insgesamt eine große Rolle; am fürstlichen Hof war sie eine grundlegende Handlungsbedingung550, auf die viele Fürstinnen zurückgriffen, wenn sie in den verschiedensten Bereichen handlungsfähig sein wollten. Basis für solche Beziehungen waren die Möglichkeiten der Fürstin, den Erhalt von Amt, Ehre oder Geld zu befördern551. Dies konnte sie durch Fürbitten bei Ehemann oder Sohn, durch die Vergabe von Ämtern im Frauenhofstaat, über die die Fürstin weitgehend selbst entscheiden konnte, sowie als Vermittlerin von Eheverbindungen für Mitglieder des Hofstaates oder allgemein der adligen Hofgesellschaft. Diese und andere, vielfach abgestufte Möglichkeiten des Gunsterweises konnten fürstliche Frauen nutzen, um 165
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sich Personen der Hofgesellschaft zu verpflichten und gegebenenfalls Gegenleistungen in verschiedenster Form abzurufen und diese zugunsten eigener Ziele und Zwecke einzusetzen. Für Maria war die Schaffung einer Klientel, eines Netzwerkes am Grazer Hof insofern lange problematisch, als sie es ja meist mit Protestanten zu tun hatte. Sie beschränkte ihre Kontakte zu diesen auf ein Minimum, und Exponenten des lutherischen innerösterreichischen Adels begegneten ihr ihrerseits mit großen Vorbehalten. Hier liegt einer der Gründe dafür, dass Maria ihr Personal und ihre Hofdamen immer wieder im katholischen Bayern anwarb. Das war beispielsweise der Fall bei Johanna von der Leiter (della Scala), Erbtochter einer vermögenden Familie in Bayern, die Ende der Achtzigerjahre als Hoffräulein in Marias Dienst stand. Bei deren Eheschließung mit Sigmund von Dietrichstein 1594 spielte wohl Maria eine Rolle als Vermittlerin, denn eigentlich wollte man das Fräulein lieber in Bayern verheiraten552. Der Ehekandidat war aber der älteste Sohn des ehemaligen kaiserlichen Obersthofmeisters Adam von Dietrichstein und der Bruder des von Maria persönlich geschätzten Franz von Dietrichstein. Dessen Ernennung zum Kardinal im Jahr 1599 ging im Übrigen auf Marias persönliches Votum zurück, zu dem sie von Papst Clemens VIII. anlässlich ihrer Begegnung in Ferrara 1598 aufgefordert worden war553. Im Jahr 1598 konnte sie dann ihrerseits auf Sigmund von Dietrichstein zurückgreifen, als wegen der Scheidung ihrer Tochter Maria Christierna vom Fürsten von Siebenbürgen eine Intervention beim Kaiser wünschenswert schien554, und Kardinal Dietrichstein war über die folgenden Jahrzehnte ein enger Berater Ferdinands II., den er 1617 zum böhmischen König krönte. Die Erzherzogin nutzte die Verheiratung von Hoffräulein verschiedentlich zur Verpflichtung adliger Amtsträger. So stimmte sie 1598 der Eheschließung ihres Fräuleins Margarita Valmarana, die aus einer höchst angesehenen gräflichen Familie in Vicenza stammte, mit Bernhardin von Herberstein zu555. Dieser gehörte seinerseits einer alten Familie der Steiermark an und war einer der Ersten aus dieser Familie, der sich wieder vom Luthertum abwendete. Nach Dienst am 166
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Münchner Hof war er seit 1595 in Graz, wo er als Stallmeister Erzherzog Ferdinands Karriere machte556. Schon 1596 hatte Maria in seinem Namen ihren Bruder Wilhelm gebeten, das Erbe von Herbersteins erster Frau an diesen übermitteln zu lassen, weil er Gelegenheit habe, das Stammgut Herberstein zu kaufen. Die Erzherzogin befürwortete das ausdrücklich, weil damit die Hoffnung bestünde, dass die dortigen Untertanen katholisch werden könnten557. Zählten Dietrichstein und Herberstein wohl nur zu einem weiteren Kreis von Adligen, die mit Erzherzogin Maria verbunden waren, so lassen sich andere als Vertraute bezeichnen, mit deren Hilfe sie mehr oder weniger direkt auf die Landesgeschicke Einfluss nehmen konnte. Darunter ist wohl an erster Stelle Maximilian von Schrattenbach zu nennen. Dieser, einer der wenigen katholischen Adligen aus der Steiermark, zählte zunächst zum Hofstaat Erzherzog Karls, bis er 1580 Oberhofmeister der Erzherzogin wurde. Dieses Amt übte er zunächst bis 1591 aus, als er – gefördert und vorgeschlagen von Maria – Landeshauptmann der Steiermark wurde. Nach seinem Rückzug aus dieser für den Umgang mit den Ständen strategisch wichtigen Position 1594 wurde er wieder Obersthofmeister, wenig später Geheimer Rat Erzherzog Ferdinands. Als solcher stand er dem jungen Erzherzog vor allem 1598/99 während der Abwesenheit Marias in den Auseinandersetzungen mit den Landständen bei558. Wie sehr Maria ihn schätzte, zeigen beispielsweise ihre Briefe aus diesen Jahren, in denen immer wieder auf den „Herrn Max“ Bezug genommen wird, mit dem sich Ferdinand beratschlagen solle. Die prachtvolle Ausstattung der Hochzeit seiner Tochter Maria Elisabeth, die Marias Hoffräulein gewesen war, wurde in einem vorigen Kapitel schon angesprochen. Und 1599 veranlasste Maria, dass ihr Sohn Leopold auf sein Salzburger Kanonikat zugunsten von Schrattenbachs Sohn Wolfgang verzichtete559. Zwei wichtige Ratgeber Erzherzog Karls, die Maria ebenfalls besonders schätzte, waren Johann Ambros von Thurn, langjähriger Hofmarschall in Graz und seit 1590 Obersthofmeister der erzherzoglichen Kinder, sowie der bürgerliche Wolfgang Schranz560. Letzterer war aus München nach Graz gekommen und zugleich ein Mittelsmann für 167
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Wilhelm von Bayern, vor allem aber ein treuer Katholik mit guten Beziehungen zu den Jesuiten. Die ständischen Verordneten Innerösterreichs feindeten ihn deshalb besonders an, was ihn schließlich seinen Posten als Geheimer Rat kostete. Diese beiden empfahl Maria auch in ihrem „politischen Testament“ ihren Söhnen als besonders treue Ratgeber, auf die sich schon ihr Vater verlassen habe, und ebenso Erzherzog Maximilian bei Antritt seiner Regentschaft 1593561. Für Schranz hatte Maria gemeinsam mit ihrem Bruder 1585 seine prestigeträchtige Wiederverheiratung mit einem ihrer Hoffräulein aus hohem Adel arrangiert; ihre Verteidigung Thurns selbst gegen Verdächtigungen des Papstes war bereits erwähnt worden562. In Graz bzw. Innerösterreich sind schließlich noch Georg Stobäus, Bischof von Lavant, und der langjährige Nuntius Girolamo Portia zu nennen, die Maria offenbar zu ihren Vertrauten zählte und die sie ihrem Sohn Ferdinand ans Herz legte. Beide gemeinsam versuchten mehrfach, für Portia in Rom das Kardinalat zu erreichen, was aber am Ende fehlschlug563. Für die Zukunft besonders bedeutend sollte es schließlich sein, dass Erzherzogin Maria 1598 den gerade erst in den Grazer Hofdienst getretenen und konvertierten Hans Ulrich von Eggenberg als Reisebegleiter für ihre Spanienreise wählte. Er bewährte sich dabei in verschiedenster Hinsicht, so dass Maria schon auf der Rückreise Erzherzog Ferdinand versicherte: „Du weißt noch nit, was du an ihm hast, aber ich hab auf dieser Reis die Leut kennen lernen, wie ich dir, wills Gott, sagen will.“564 Sie schenkte Eggenberg bis ans Ende ihres Lebens ihre Gunst, beförderte 1602 seine Einsetzung als Hofmeister von Erzherzogin Maria Anna, Ferdinands Gemahlin, und seine Briefe über die letzten Lebenstage Marias 1608 zeigen ihn als einen ihrer engsten Vertrauten. Ferdinand folgte seiner Mutter darin; Eggenberg wurde später Direktor der Innerösterreichischen Hofkammer und blieb auch nach der Kaiserkrönung sein wichtigster Berater565. Schließlich sei noch auf drei Personen hingewiesen, die offensichtlich zur Klientel Marias gehörten, aber nicht direkt in Graz wirkten. Der erste ist der bereits mehrfach erwähnte Hans Khevenhüller, kai168
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serlicher Botschafter in Madrid, der der Erzherzogin seit den Siebzigerjahren als Vermittler nach Spanien und zum spanischen Hof diente. Er schickte die verschiedensten Waren und Güter ebenso nach Graz wie Nachrichten und Zeitungen, versprach der Erzherzogin aber beispielsweise 1589 auch die Vermittlung einer spanischen Pension für ihren für die geistliche Laufbahn vorgesehenen Sohn Leopold und gab ihr Ratschläge, wie sie den spanischen König zu ihrem Vorteil über die Regentschaft unterrichten solle. Seit 1590 verhandelte er in Madrid über eine spanische Eheschließung für eine von Marias Töchtern, hielt die Verbindung zwischen Erzherzogin Maria und der verwitweten Kaiserin Maria in Madrid aufrecht usw.566 Maria zeigte ihre Zufriedenheit mit seiner Tätigkeit nicht nur durch freundliche Worte, sondern beschenkte ihn etwa 1593, als Khevenhüller auf der Rückreise aus Prag in Graz weilte, mit einem prachtvollen Schreibtisch567. Und als er ihr bei ihrem Besuch in Madrid 1599 ein Memorial überreichte mit einer Bitte an Erzherzog Ferdinand, leitete Maria das mit der Bemerkung weiter, Ferdinand solle es positiv beantworten, weil er einen treuen Diener an ihm habe, der viel erreichen könne, wenn er wolle568. Über ähnliche, wenn auch vielleicht nicht ganz so langjährige Ansprechpartner verfügte Maria am Kaiserhof in Prag. Zumindest in den Jahren der Regentschaft war das in erster Linie Wolf Rumpf, der kaiserliche Oberstkämmerer und Obersthofmeister, qua Amt einer der wenigen, der immer Zugang zum menschenscheuen Kaiser hatte, und über den Maria mehrfach versuchte, Informationen zu lancieren und Entscheidungen zu beschleunigen569. Nachdem Rumpf 1599 bzw. 1600 aus seinen Ämtern ausgeschieden war, scheint Hermann von Attems in Prag Marias wichtigster Ansprechpartner gewesen zu sein. Über ihn bezog sie vertrauliche Informationen vom Prager Hof, er beförderte Grazer Angelegenheiten dort, nicht zuletzt die Eheschließungen von Marias Töchtern Konstanze und Magdalena. Maria ihrerseits unterstützte ihn beispielsweise in Erbangelegenheiten und versuchte, seinen Sohn Johann Friedrich für einige Zeit am spanischen Hof unterzubringen570. Attems kannte sie schon länger; er war Kämmerer ihres Gemahls gewesen, hatte früher als Hauptmann von Görz Waren 169
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und Informationen aus Venedig an sie übermittelt. Außerdem begleitete er Erzherzog Ferdinand auf seiner Italienreise und sie selbst auf ihrer Spanienreise als Finanzverwalter571. An den Verhandlungen über die spanischen Eheverträge für Marias Töchter Gregoria Maximiliana bzw. Margaretha hatte er entscheidenden Anteil. Ohne dass man all den aufgeführten Verbindungen und Kontakten Marias hier wirklich detailliert nachgehen könnte, zeigt der Überblick doch, was für ein umfangreiches und differenziertes Netzwerk sie im Laufe ihres Lebens aufbauen konnte. Diese Verbindungen zu Familienmitgliedern an anderen Höfen, zu adligen Amtsträgern ebenso wie zu bürgerlichen Informanten und zu Vertrauten unter dem Dienstpersonal gaben Maria Mittel in die Hand, jenseits der direkten Kontakte zu Ehemann oder Sohn Handlungs- und Einflussmöglichkeiten zu erschließen. Damit überschritt sie noch deutlicher als als Vermittlerin innerhalb der Familie die Grenze dessen, was man heute schnell mit „Privatleben“ assoziiert. Die Fürstin wirkte als Frau und Mutter „natürlich“ im Rahmen der Familie, aber nicht nur dort. Für die Zeitgenossen kam der Erzherzogin wie vielen ihrer fürstlichen Zeitgenossinnen jedoch als Fürbitterin und Vermittlerin noch eine ganz andere Rolle zu, denn gerade für die Familien regierender Fürsten war eine Trennlinie von Privatem und Öffentlichem eigentlich undenkbar und wurde von den Zeitgenossen nicht gezogen. Wenn Maria also im Sinne eines Machtzuwachses ihrer Familie handelte – wie sie es mit dem Bemühen um gute Kontakte zwischen Herkunfts- und Heiratsdynastie ebenso tat wie mit der Aufrechterhaltung informeller Nachrichtenkanäle zu anderen Höfen –, so waren diese Familienstrategien zugleich Bestandteil fürstlicher Politik und betrafen damit „öffentliche“ Angelegenheiten.
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Eine viel beschäftigte Mutter: Verheiratung der Töchter, Versorgung der Söhne
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ls der Grazer Nuntius Germanico Malaspina Anfang der Achtzigerjahre in einem Bericht über die Firmung Erzherzog Ferdinands bemerkte, dass die schönen Töchter des Erzherzogspaares Ehefrauen für alle katholischen Fürsten der Christenheit sein könnten572, sprach er zugleich einen Bereich an, in dem Erzherzogin Maria später vielfältige Betätigung finden würde. Ehestiftungen für Töchter und Söhne waren ein Feld, auf dem sich Fürstinnen traditionell einbringen konnten und häufig informelle Kontaktaufnahmen und Verhandlungen führten, bevor solche Eheprojekte auf eine offizielle Ebene gehoben und zur Staatsangelegenheit wurden. Maria war als Witwe natürlich bei allen Eheanbahnungen ihrer Töchter beteiligt573, nicht zuletzt, weil es ihr ein Anliegen war, alle bei ihrem Tod versorgt zu sehen. Ihre Tochter Margarethe, seit 1599 Königin von Spanien, unterstützte später die Anbahnung von Ehen für ihre Schwestern vom spanischen Hof her. Beide Fürstinnen arbeiteten damit nicht nur an der Versorgung der Grazer Erzherzoginnen, sondern zugleich auch auf einem politischen Feld, in dem jede Eheschließung im Rahmen der Stärkung der Familie und des ganzen Hauses Österreich geplant wurde. Das Potenzial von Eheschließungen war den Habsburgern so bewusst wie anderen regierenden Familien, ja vielleicht sogar noch deutlicher, hatten doch mehrere Heiraten in der Zeit um 1500 schließlich zum Reich Karls V. geführt, in dem „die Sonne nie unterging“. Kaiser Ferdinand I. jedenfalls war der Meinung, es sei besser, viele Töchter zu haben als viele Söhne, denn durch die Ehe der Töchter könnten Verschwägerungen und Freundschaften geschaffen werden, während Söhne durch Länderteilungen Staaten zerreißen würden574.
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Eine Viel beschäftigte Mutter
Als Erzherzog Karl 1590 starb, war von seinen Töchtern freilich noch keine einzige „versorgt“, waren doch die meisten noch viel zu jung für konkrete Ehepläne. Dabei hatte er in seinem Testament 1584 bereits ein für allemal festgelegt, dass seine Töchter ausschließlich katholischen Personen fürstlichen Geschlechts angetraut werden sollten575; solche Konstruktionen, wie man sie noch für Maria 1566 überlegt hatte, als eine Eheschließung mit dem lutherischen König von Dänemark denkbar schien, waren in einer Zeit sich zuspitzender konfessioneller Konflikte nicht mehr vorstellbar. Jedes der Mädchen sollte außerdem eine Mitgift in Höhe von 45.000 Gulden erhalten und 15.000 Gulden sollten für die Brautausstattung zur Verfügung stehen. Erzherzogin Anna und der König von Polen Bis zum Sommer 1590 hatte es nur für eine einzige der Töchter von Karl und Maria bereits konkrete Überlegungen hinsichtlich einer Eheschließung gegeben, für die älteste, die 1573 geborene Anna. Im Jahr 1585 ventilierte man zwischen Graz und München über ihre Verheiratung, und zwar in zweierlei Richtung576. Der eine Kandidat war Heinrich II. von Lothringen, der älteste Neffe von Marias Schwägerin Renata von Bayern, die selbst eine geborene Prinzessin von Lothringen war. Beim anderen Kandidaten handelte es sich um Sigismund von Schweden, den ältesten Sohn des schwedischen Königs, der von seiner Mutter, einer polnischen Prinzessin, im katholischen Glauben erzogen worden war. Maria bevorzugte ebenso wie ihre Mutter das Lothringen-Projekt, das aber nur langsam voranschritt, weil die Lothringer sich nicht klar äußerten und als entfernte Verwandte des französischen Königshauses politische Rücksichten nehmen mussten. Als sich 1586 das Scheitern dieser Variante abzeichnete, kommentierte Maria das eher gelassen mit den Worten: „Den wens mit Lottering nix werden soll, so wellen mir im Namen Gottes gleich mit Schweden fort. Denn mir haben yr vill Dirndl.“577 Allerdings wurde das schwedische Projekt wenig später erst einmal auf Eis gelegt, denn nach dem Tod des Königs von Polen Stefan 172
Erzherzogin Anna
Báthory kandidierte der schwedische Prinz für dessen Nachfolge, und zwar als Gegenkandidat für Erzherzog Maximilian, einen jüngeren Bruder Kaiser Rudolfs II. In dieser Konkurrenzsituation schienen ernsthafte Eheverhandlungen nicht angemessen578. Erst 1589 kam wieder Bewegung in die Angelegenheit, nicht zuletzt, weil der Kaiser das unterstützte – vermutlich aufgrund einer möglichen Stärkung habsburgischer Positionen in Polen. Und Maria selbst war es, die römische Kreise dafür interessierte, weil eine katholische Braut für den König, der ja immer noch zugleich Thronfolger im lutherischen Schweden war, dessen Bekenntnistreue sichern konnte. Erzherzog Karl war also in die Neuanfänge dieser Verhandlungen noch involviert, aber ernsthaft betrieben wurde das Projekt erst nach seinem Tod579. Verzögerungen traten ein, weil Erzherzog Maximilian als Unterlegener der Königswahl zunächst versucht hatte, gegen Sigismund doch noch den Thron zu erklimmen, und weil es mit Maria Anna von Bayern, Marias späterer Schwiegertochter, und mit einer Florentiner Prinzessin noch andere Kandidatinnen gab580. Im Herbst 1590 war jedoch klar, dass sowohl die Vormunde der innerösterreichischen Erzherzogin wie der Papst für das Projekt waren, und auch Sigismund hatte sich bereits prinzipiell mit einer Eheschließung mit einer Grazer Prinzessin einverstanden erklärt. Allerdings erregte dies Widerspruch in Polen, wo man eine Verbindung mit einer Habsburgerin mit Misstrauen betrachtete, nicht zuletzt wegen der immer noch ungeklärten Ansprüche Erzherzog Maximilians581. Der polnische König war zudem vorerst noch nicht bereit, sich auf eine bestimmte von Marias Töchtern festzulegen – als Mitte März 1591 Kardinal Jerzy Radziwiłł als Brautwerber in Graz eintraf, warb er bei Maria nur um eine ihrer Töchter, ohne zu sagen, welche es sein sollte. Der Erzherzogin, die die Eheschließung mit Polen prinzipiell befürwortete, kamen deshalb Bedenken, ob ein solches „Feilbieten“ ihrer Kinder nicht despektierlich sei582. Immerhin setzte sie sich beim Kaiser für einen Ehevertrag ein. Der König aber, obwohl der Kardinal ihm gegenüber Annas Aussehen und ihren Verstand lobte, entschied sich noch nicht. Er schickte vielmehr seinen Vertrauten Graf Gus173
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tav Brahe nach Graz und München, wo er einerseits die Erzherzoginnen Anna und Katharina Renea, andererseits deren Schwester Maria Christierna, die ja in München lebte, in Augenschein nehmen und Sigismund Bericht erstatten sollte583. Dass Maria gute Miene zu diesem Spiel machte, erklärte der spanische Botschafter am Kaiserhof wohl nicht ganz zu Unrecht damit, dass die Erzherzogin-Witwe eben acht Töchter loswerden müsse. Der Augenschein entschied schließlich endgültig für die Älteste, für Erzherzogin Anna; im Juni 1591 legte sich Sigismund fest, wem denn sein Werben nun eigentlich gegolten habe. Zum großen Erstaunen ihrer Mutter aber und wohl zu dem aller anderen Beteiligten hatte Anna jedoch kurz zuvor erklärt, der König habe ihr Por trät nun schon seit einem Jahr und früher immer von ihr gesprochen, und nun könne er sich nicht zwischen ihr und ihren Schwestern entscheiden, „dannenheero und auf diß alles ye die Erzherzogin Anna ir Zuenaigung gegen ihre Majestät dem König auch also beschaffen gefunden, das sy … lieber sehen und gedulden, ja auch von Herzen gunnen und wüntschen wollte, das Ihre Mayestät sich zu ainer irer gelibeten Schwestern, so iro darunder die annemblichste sein würde, da es anderst ye also des Allmechtigen willen, verheuratet.“584 Außerdem meinte sie, sie habe Bedenken bezüglich des lutherischen Schweden, dessen Königin sie ja ebenfalls werden würde, und wolle sich überhaupt ungern von Mutter und Geschwistern trennen. Dies traf Maria wahrscheinlich ziemlich unvorbereitet und sie hielt zunächst Rücksprache mit ihren Mitvormunden Wilhelm von Bayern und Ferdinand von Tirol, die beide meinten, man solle das Mädchen nicht zur Ehe zwingen. Die Erzherzogin unterrichtete daraufhin Kardinal Radziwiłł und Gustav Brahe von Annas Vorbehalten, ein Vorgehen, das allerdings der Kaiser aufs Heftigste tadelte: Maria hätte dies ohne Vorwissen der Mitvormunde nicht tun dürfen, weil Gefahr bestehe, dass habsburgfeindliche Kräfte in Polen dies ausnutzen würden. Dagegen verteidigte sich wiederum Maria, ihr Kind habe seine Bitte unter Tränen vorgetragen, weshalb sie nicht umhin gekonnt habe, sich ihrer mütterlich anzunehmen und sie nicht zu zwingen585. 174
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Allerdings war wohl auch Maria klar, dass es den polnischen König schwer brüskiert hätte, wenn Anna ihn, nachdem er nun endlich eine Entscheidung getroffen hatte, zurückgewiesen hätte. Deshalb wurde Ende Juni 1591 Druck auf die 18-jährige Erzherzogin ausgeübt. Maria schickte dabei ihren Vertrauten Wolfgang Schranz vor, der Anna vorhielt, es seien viele Fürsten und sogar der Papst daran interessiert, dass sie diese Ehe eingehe. Vor allem aber verwies er auf die Pflichten einer Fürstin und das Ansehen des Hauses: „Das nicht befunden wirt, das yemallen aine von hochlöblichen Hauß Österreich in derlay Fällen, sich wider irer Eltern und so ansehenlicher Befreundten wolmainenden gethrewen Radtschlag gesetzt, und demselben zu wider sich aigensinnig erzaigen wellen. Derowegen dann sy Ertzherzogin Anna auch nicht die erste sein welle. … Das in derlay Fällen, wan sich zwischen so hohen Heubtern Heyrathen begeben, nicht jeder zeit aignem Appetit und Begierden, wie etwo sonnst zwischen gemainen Privat Personen beschieht, nachzuhengen, sonnder bisweillen wegen gemaines Nutz und der Cristenhait Wolfarth ein saurer oder händtiger Pissen ubernacht zuvertrueckhen ist.“586 Nach einer Woche Zuredens konnte die Mutter schließlich Anfang Juli 1591 Gustav Brahe gegenüber erklären, dass Anna zwar Bedenken gehabt habe, sich so weit von ihrer Familie zu entfernen und in ein fremdes Land zu gehen, über das sie nichts wisse und dessen Sprache sie nicht spreche, „das es auch vill Seifzens und Wainens abgeben, bis entlich Gott der Allmechtig ir hartes Gemiet dahin erwaikt, das sy sich seinem göttlichen Willen ergeben und gegen mir so vill erklärt: Weil sy sehe, das er der Künig noch so starke Naigung zue irer Person habe, und sy derzeit keinen aignen freyen Willen habe, sonder mir als der Muetter und den Heren Gerhaben unterworfen, auch denenselben zu folgen sich schuldig erkene, das sy sich gleich in Gottes Namen dero getreuen Ratt untergeben und denselben als ein gehorsambs Kind und Pflegtochter volgen wölle.“587 Diese Zustimmung zu erlangen war offenbar ein hartes Stück Arbeit für die Mutter und alle anderen Beteiligten gewesen, denn Maria schrieb ihrem Bruder dazu: „Wan man mir also zuegesprochen hett, ich glaub, ich nem ein Dierken [Türken].“588 175
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Kaum war dieses Hindernis genommen, kam die nächste Herausforderung auf Maria zu – Sigismund drückte nach seinem langen Zögern nun aufs Tempo und forderte einen Hochzeitstermin Mitte November 1591. Das ließ Maria fast verzweifeln, denn wie sollte sie in der kurzen Zeit, in der man ja noch nach Krakau würde reisen müssen, eine standesgemäße Ausstattung und ein ebensolches Gefolge zusammenbringen? Sie brachte deshalb über Wolf Rumpf beim Kaiser den 1. Mai 1592 ins Gespräch, und schließlich einigte man sich auf dem 26. April 1592589. Als letztes politisches Problem blieb nun noch die Tatsache, dass Philipp II. von Spanien, faktisch das Oberhaupt der Casa de Austria, Sigismund nicht als König von Polen anerkannt hatte – für ihn war Erzherzog Maximilian immer noch König590. Dieses Problem umschiffte jedoch der Kaiser in seiner üblichen Weise, indem er ihn einfach nicht konsultierte und sich hinter dem Umstand versteckte, dass es ja bereits einschlägige Absprachen zwischen Spanien und Erzherzog Karl gegeben habe. In Graz wurde derweil genäht, gewerkt und korrespondiert, um für die immer noch unglückliche Anna Ausstattung und Gefolge zusammenzubringen. Außerdem hatte Maria den Vorsatz gefasst, ihre Tochter nach Polen zu begleiten, und das bedurfte ebenfalls der Abstimmung mit dem Kaiser und mit Sigismund. Allerdings war dieses Vorhaben eher ungewöhnlich; eigentlich wurde eine fürstliche Braut zwar von einem stattlichen Gefolge, aber keineswegs von Mutter oder Vater in ihre neue Heimat begleitet, sofern diese außerhalb der Grenzen des Reiches lag. Maria ließ denn auch ihr Ansinnen beim Kaiser über ihren Mitvormund Wilhelm von Bayern vortragen, der Rudolf II. als Oberhaupt der österreichischen Linie des Hauses seine Zustimmung abringen sollte. Wahrscheinlich war es dabei nicht Marias einziger Beweggrund, dass Anna sie zur Linderung von „Bekumbernus und Trüebsall“ gebeten hatte, sie nach Polen zu begleiten. Gegenüber ihrem Bruder verwies Maria darauf, dass sie der Meinung sei, „es hüelft die Anndl ir Lebenlang in vill Sachen, wan ich den Kinig selbs seh und kennenlernet, und er mich auch, auch ire Leit, die huelfs in vill Sachen“591. 176
Erzherzogin Anna
Auch diese Frage konnte schließlich geregelt werden, und zwar zu Marias Zufriedenheit. Mitte März erschien der polnische Gesandte Hieronim Rozdrażewski, Bischof von Kujawien, in Prag, der mit dem Kaiser als Obervormund den Ehevertrag aushandeln und Anna und ihre Mutter zur Hochzeit begleiten sollte. Mitte April waren die Verhandlungen so weit gediehen, dass Rudolf II. Maria mitteilen ließ, sie könne nun von Graz aufbrechen592. Am 2. Mai 1592 trafen die beiden Erzherzoginnen in einem prachtvoll geschmückten Wagen in Wien ein, wo sie Kardinal Radizwiłł als päpstlicher Legat für die Hochzeit begrüßte. Am 5. Mai fand dort in der Augustinerkirche die Hochzeit per procuratorem statt. Danach reiste man über Wolkersdorf und Mistelbach zur mährischen Grenze; in Ostrau (Ostrava) erschienen dann die Gesandten des polnischen Königs593. Das Gefolge von Maria und Anna umfasste auf dieser Reise 328 Personen und 558 Pferde. Als die junge Königin am 26. Mai 1592 in Krakau einzog, geschah das in einem besonders prunkvollen Rahmen; es waren zahlreiche Ehrenpforten aufgerichtet, und der Zug bestand aus 162 Kutschen, 2.900 Reitern und 2.700 Begleitern zu Fuß. Mehrere zeitgenössische Texte und Abbildungen berichteten davon594. Ende Mai erschien in Krakau sogar noch eine Abordnung der Krimtataren, die zur königlichen Hochzeit gratulierte. Als Maria am 16. Juni 1592 die polnische Hauptstadt wieder verließ, konnte sie nicht nur mit dem Empfang der Braut zufrieden sein. Sie hatte ihren Schwiegersohn als zurückhaltenden, aber freundlichen Mann kennengelernt, zu dem sie selbst in den folgenden Jahren ein gutes, in manchen Fragen vertrauensvolles Verhältnis aufbauen konnte. Vor allem aber scheinen sich Annas Bedenken und Vorbehalte gegenüber ihrem Gemahl schnell aufgelöst zu haben. Sie wurde bald seine Beraterin in politischen Fragen, und das Verhältnis zwischen den Eheleuten war vertraut und liebevoll. Von den vier Kindern, die sie ihrem Gemahl schenkte, wurde nur der älteste Sohn Wladislaw Sigmund erwachsen und folgte seinem Vater 1632 auf dem polnischen Thron. Als Anna 1598 nach nur sechs Ehejahren starb, klagte eine ihrer Vertrauten in einem Brief an Erzherzogin Maria: „O 177
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mein Gott! Waß für ain gottselige, heilige Ehe hat unser lieber Her jecz geschieden.“595 Die unglückliche Tochter: Maria Christierna in Siebenbürgen596 Es war wohl Wilhelm von Bayern, der im Herbst 1590 Erzherzogin Maria zuerst auf die Möglichkeit einer Eheschließung einer ihrer Töchter mit dem jungen Fürsten von Siebenbürgen aufmerksam machte; ein Plan, den verschiedene Jesuiten rege unterstützten und der selbst an der Kurie auf Interesse stieß. Er war zugleich Ausdruck eines allgemein in den katholischen Ländern zu beobachtenden, gestiegenen Interesses an den Ländern nahe der osmanischen Grenzen; so wurde zum Beispiel 1592 ein Nuntius nach Siebenbürgen entsandt. Man betrachtete es als wichtiges Element der Stärkung der katholischen Kirche, diese Länder in deren Einflussbereich zu halten bzw. zu bekommen597. Sigismund Báthory, Fürst von Siebenbürgen, schien dabei umso interessanter, als es ihm in den Neunzigerjahren gelang, beeindruckende militärische Erfolge gegen die Osmanen zu erzielen. Die Erzherzogin reagierte allerdings auf Wilhelms Anregung ablehnend, wies darauf hin, dass es „ein geferlichs Ding [sei], ein Kindt an solche Ort zue geben“598. Wahrscheinlich spielte bei dieser Zurückhaltung Marias auch die für sie selbst 1570 überdachte Ehe mit einem Fürsten von Siebenbürgen eine Rolle, die ihr Vater damals ja unter Hinweis auf die dort für seine Tochter lauernden Gefahren erfolgreich zu verhindern gewusst hatte599. Ungeachtet dieser Vorbehalte kam die Eheschließung jedoch 1595 tatsächlich zustande, und zwar als Konsequenz aus einem Vertrag, den Kaiser Rudolf II. und Báthory im Januar 1595 schlossen. Mit dieser Vereinbarung unterstellte Báthory das Fürstentum Siebenbürgen, das bis dahin eng an die Hohe Pforte gebunden gewesen war, der Oberhoheit des Kaisers. Enthalten war eine Klausel, dass dieses Bündnis durch die Eheschließung mit einer der innerösterreichischen Erzherzoginnen bekräftigt werden solle. Maria von Innerösterreich blieb reserviert gegenüber dieser Verbindung und 178
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lehnte auch ab, dass Báthory die Wahl unter den Erzherzoginnen haben solle. Im Unterschied zu ihrem Vater 1570 konnte sie sich aber nicht gegen den Kaiser durchsetzen600. Rudolf II. erhielt dabei Unterstützung aus Rom, wo man den Standpunkt vertrat, „nicht jede Prinzessin könne einen König heiraten, und der Fürst von Siebenbürgen habe dafür ein starkes Heer mit 40.000 Pferden, das für die Verteidigung der Christenheit gebraucht werde“601. Schon am 27. Februar 1595 trafen siebenbürgische Gesandte in Graz ein; am 5. März wurde der Ehevertrag für Maria Christierna unterzeichnet. Nach mehrmonatigen Vorbereitungen begleitete Maria dann ihre Tochter im Juli nach Siebenbürgen, wo – etwas verzögert durch eine fiebrige Erkrankung der Braut602 – am 6. August in Alba Julia die Eheschließung stattfand. Ebenso wie bei ihren anderen Töchtern blieb Maria mit Maria Christierna danach in brieflichem Kontakt und erhielt Nachrichten über das Leben am Hof und vieles andere auch von einer von deren Hofdamen sowie vom Beichtvater der Fürstin603. Mit Sorge betrachtete die Mutter dabei die Entwicklung der ehelichen Beziehung Maria Christiernas, denn wenige Tage vor der Hochzeit hatte man erfahren, dass der siebenbürgische Fürst Schwierigkeiten bei der Erfüllung seiner ehelichen Pflichten habe604. Allerdings zweifelte die junge Fürstin zunächst nicht an der Liebe ihres Gemahls, sondern meinte, er sei verhext, sodass er sich ihr nicht nähern könne. Jedenfalls kam es auch in der Zeit, die beide an einem Ort weilten – Sigismund Báthory war aufgrund seiner Feldzüge viel unterwegs – zu keinen sexuellen Kontakten zwischen dem Paar. Aus den Akten des Prozesses zur Annullierung der Ehe geht hervor, dass das Paar insgesamt zwar etwa zwölf Monate zusammen an einem Ort lebte, dass die beiden aber nur etwa ein Dutzend Mal das Bett geteilt hätten. Auch in Rom ging man davon aus, dass der Fürst wegen einer Verhexung nicht in der Lage gewesen sei, seinen ehelichen Pflichten nachzukommen605. Neben den emotionalen Problemen, die sich daraus für Maria Christierna ergeben mussten, brachte sie das noch in anderer Weise 179
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in Schwierigkeiten, denn sie konnte dadurch ihrerseits ihre zentrale Aufgabe als fürstliche Gemahlin nicht erfüllen und keinen Erben zur Welt bringen. Nach dem ersten Ehejahr änderte sich denn auch der Grundton ihrer Schreiben; sie beschuldigte ihren Gemahl der Falschheit und eines „gestockten“ Herzens606. Aber nicht nur für Maria Christierna brachte die nicht vollzogene Ehe Enttäuschung und Sorge um ihre Stellung als Fürstin mit sich; für Sigismund Báthory war die Situation, über die offenbar weite Kreise des Hofes Bescheid wussten, ebenfalls problematisch: Er war zwar Fürst, aber kein Mann. Als im Oktober 1596 noch eine vernichtende Niederlage gegen die Osmanen hinzukam, war auch sein Ruf als Feldherr beschädigt und seine Position als Fürst ernsthaft geschwächt. Bereits gut ein Jahr nach der Eheschließung dachte nicht nur Báthory über Abdankung nach, sondern in Graz und Prag wurde diskutiert, wie man mit der Eheverbindung verfahren und Maria Christiernas Lage regeln sollte607. Anfang 1597 legte die Fürstin ihr künftiges Schicksal ganz in die Hände ihrer Mutter, des Kaisers und des Papstes; Erzherzogin Maria verhandelte über den Jesuiten Alfonso Carrillo, der Báthorys Vertrauen genoss, mit dem Fürsten. Man einigte sich schließlich darauf, dass Maria Christierna nach Graz zurückkehren solle, offiziell aufgrund der bedrohlichen militärischen Lage im Fürstentum; eine Lösung, die sowohl der Kaiser wie der Fürst akzeptierten. Am Ende erlaubte Báthory seiner Gemahlin freilich dann doch nicht, nach Hause zu reisen; vielmehr dankte er im Dezember 1597 zugunsten Kaiser Rudolfs II. als Fürst von Siebenbürgen ab. Als Statthalter wurde Erzherzog Maximilian bestimmt, und Maria Christierna, die zunächst die Regentschaft führte, sollte den Nachfolger Báthorys heiraten608. Deshalb wurde nun eine Annullierung der Ehe durch den Papst betrieben. Die Wiederverheiratung freilich widerstrebte sowohl Maria wie ihrer Tochter. Maria Christierna meinte, sie wolle sich am liebsten nicht wieder verheiraten, sondern bat darum „mich an ein Ordt zu geben, das ich nimer mer under die Welt käm“609. Eigentlich wollte die Fürstin nach den frustrierenden Erfahrungen ihres Ehe 180
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lebens und angesichts der Bedrohung durch die Osmanen nur zurück nach Hause, aber die Geschichte war noch nicht zu Ende: Sigismund Báthory, aus verschiedenen Gründen unzufrieden mit seiner Situation nach der Abdankung, trat schon nach wenigen Monaten zurück vom Rücktritt und übernahm im Frühjahr 1598 erneut die Regierung in Siebenbürgen610. So regierte das fürstliche Paar Siebenbürgen wieder gemeinsam – bis dann im März 1599 Sigismund erneut abdankte, diesmal zugunsten seines Cousins, Kardinal Andreas Báthory. Diesmal sollte Maria Christierna, wir kennen die Konstellation schon, diesen heiraten, um damit eine Art fürstlicher Kontinuität herzustellen. Erneut lehnte sie dies ab, doch trotzdem scheint nun von allen Beteiligten die Annullierung der Ehe in Rom konsequent betrieben worden zu sein. Noch vor ihrer Rückkehr nach Graz unterzeichneten alle in Alba Julia die nötigen Dokumente, denn diverse Eide und Bestätigungen611 mussten bekräftigen, dass die Ehe tatsächlich nie vollzogen worden sei. Die Unterlagen brachte der bereits erwähnte Jesuit Alfonso Carrillo nach Rom, wo sie von einer eigens vom Papst eingesetzten Kongregation geprüft wurden. Diesem Gremium gehörten unter anderem acht Kardinäle an, darunter Camillo Borghese, der spätere Papst Paul V., sowie Robert Bellarmin, der im 20. Jahrhundert heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erklärt wurde. Die Dokumente, am 24. Juni in Rom eingetroffen, wurden bereits am 1. Juli vorgelegt, und schon sechs Tage später fiel die Entscheidung, die fürstliche Ehe wegen Nichtvollzug zu annullieren. Die Publikation der Entscheidung erfolgte Mitte August desselben Jahres612. Diese für die Kurie ganz ungewöhnliche Geschwindigkeit der Entscheidungsfindung dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, dass sich 1598 sowohl Erzherzog Ferdinand wie Erzherzogin Maria bei ihren Treffen mit Papst Clemens VIII. dafür eingesetzt hatten. Maria Christierna war schon im Mai 1599 endlich nach Graz in die Obhut von Mutter und Bruder zurückgekehrt. Ein letzter Eheplan wurde für sie noch zu diesem Zeitpunkt ventiliert, nämlich ob sie nach der Annullierung ihrer Ehe eine neue Verbindung mit Ranuc181
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cio Farnese, Herzog von Parma, eingehen solle, der eigentlich ihrer 1595 verstorbenen Schwester Katharina Renea versprochen gewesen war613. Die Überlegungen, über die Erzherzogin Maria offenbar auf ihrer Rückreise aus Spanien mit dem Fürsten sprach, scheinen aber in Parma auf wenig Gegenliebe gestoßen zu sein – wer wollte schon die abgelegte Frau eines anderen, auch wenn sie eine Habsburgerin und noch Jungfrau war. Spätere Vorschläge, die junge Fürstin neu zu verheiraten, wurden sowohl von ihr wie von ihrer Mutter abgelehnt614. Erst im Herbst 1607 jedoch, Maria Christierna war inzwischen 33 Jahre alt, kam das zustande, was sie selbst sich in Konsequenz ihrer unglücklichen Ehe schon früher gewünscht hatte: Gemeinsam mit ihrer acht Jahre jüngeren Schwester Leonora trat sie ins Stift Hall ein, das ihre Tante Magdalena, eine Tochter Kaiser Ferdinands I., 1567 gegründet hatte. Die zu dieser Gemeinschaft gehörenden Damen legten ein Gelübde ab, ohne dass das Stift als regelrechtes Kloster galt. Die geistliche Betreuung oblag den Jesuiten. War es auch keine Brautreise, so begleitete Erzherzogin Maria doch wiederum ihre Töchter. Man reiste von Graz zunächst über Eisenerz und Passau nach Altötting, dann zu den Verwandten nach München, und dann über Innsbruck schließlich nach Hall615. Maria Christierna wurde 1612 Superiorin des Stifts, dem sie dann bis zu ihrem Tod vorstand. Die zweite Wahl? Erzherzogin Margarethe wird Königin von Spanien Schon 1586 wird in der Korrespondenz Marias mit dem kaiserlichen Botschafter Hans Khevenhüller eine spanische Heirat für eine ihrer Töchter angesprochen; der Diplomat warnte freilich, man dürfe nur mit Vorwissen des Königs von Spanien Schritte in diese Richtung unternehmen. Die Kaiserin – Maximilians II. Witwe, die seit 1581 wieder in Madrid lebte – werde ein solches Vorhaben sicher fördern616. Außerdem schlug Khevenhüller vor, schon einmal Porträts der infrage kommenden Erzherzoginnen nach Spanien zu übersenden. Das geschah, aber die angekommenen Bilder fanden nicht seinen Beifall, 182
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weil die Mädchen durch die Frisur zu hohe Stirnen hätten, was man in Spanien nicht schön fände617. Wahrscheinlich wurden die Bilder deshalb noch nicht bei Hof vorgezeigt, und der Plan wurde erst ab 1590 ernsthafter betrieben, offensichtlich gefördert von der angesprochenen Kaiserin, die die Schwester König Philipps II. von Spanien und damit die Tante des Heiratskandidaten Philipp III. war. Als Erzherzogin Maria aber Hans Khevenhüller Anfang 1593 zu einem Gespräch nach Graz bat, hatte das Vorhaben schon festere Formen angenommen618. Es dauerte freilich noch bis 1596, als mit dem Almirante de Aragón ein ranghoher spanischer Würdenträger in Graz erschien, der Bildnisse von den Erzherzoginnen Gregoria Maximiliana, Leonora und Margarethe für Madrid verlangte, die von einem Kammerdiener der Erzherzogin umgehend überbracht wurden. Zu diesen Porträts erzählen ältere Darstellungen folgende Geschichte: „Der Prinz [Philipp III. von Spanien], nach deren Eintreffen von dem Vater befragt, welche unter den Dreien ihm am besten gefalle, deutet auf Margaretha, wollte aber doch die Wahl dem Vater überlassen, der dessen anfangs sich weigerte. Diesen Streit schlichtete die Infantin Isabella dadurch, daß sie die Bilder umwendete, mischte, sodann dem Prinzen anrieth, diejenige zu nehmen, deren Bildniß er herausgreifen würde. Wieder war es dasjenige der Erzherzogin Margaretha. Darauf sagte der König‚ die ältere, weil ebenfalls ohne Mangel, verdient doch den Vorzug. ,Ich gebe dir meinen Segen und die Gregoria Maximiliana zur Braut.‘ Diesem Ausspruch des Vaters mußte der Sohn sich fügen.“619 Es wurde also 1597 die Verlobung des spanischen Thronerben mit Gregoria Maximiliana bekannt gegeben; als die Nachricht in Graz eintraf, war die Braut jedoch schon schwer erkrankt, möglicherweise an Lungentuberkulose, an der sie am 20. September des gleichen Jahres starb620. Nun musste also neu entschieden werden – sollte es Leonora oder ihre jüngere Schwester Margarethe sein, die den spanischen Prinzen heiraten würde? Darüber wurde zunächst in Madrid eifrig konferiert, aber man kam zu keiner Entscheidung621. Wenn im Mai 183
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1598 Erzherzog Ferdinand während seiner Italienreise mit Papst Clemens VIII. in Ferrara darüber sprach, so darf man annehmen, dass er die Auffassung seiner Mutter wiedergab. Diese meinte offenbar, dass seine Schwester Eleonora zwar vom Alter besser passe, aber kränklich, von weniger gutem Aussehen und Intellekt sei; Margarethe dagegen sei gesund, lebhaft und geistig rege. Dies gab den Ausschlag dafür, dass der Papst in Spanien bei Kaiserinwitwe Maria und dem König entsprechend intervenierte, und dies wiederum dürfte die Entscheidung für Margarethe herbeigeführt haben622. Oder hatte doch der Ehekandidat sein Votum noch einmal eingebracht? Jedenfalls war wahrscheinlich ab Juli 1598 klar, dass es die noch nicht 14-jährige Margarethe sein würde, die die lange Reise nach Spanien antreten und Königin am damals reichsten und prächtigsten Hof Europas werden würde, einem Hof, der allerdings durch ein strenges Zeremoniell und wenig Bewegungsfreiheit für die königliche Familie geprägt war. In Graz begannen wieder einmal fieberhafte Vorbereitungen, zu denen in diesem Falle Spanischunterricht für die Braut gehörte623. Kompliziert war die Planung der Reise nach Spanien nicht nur deshalb, weil Erzherzogin Maria wiederum wünschte, mit ihrer Tochter zu reisen624, sondern auch deshalb, weil gleichzeitig mit der Hochzeit des Kronprinzen die seiner älteren Schwester Isabella Clara stattfinden sollte. Deren Bräutigam Albrecht, ein jüngerer Bruder Kaiser Rudolfs II., war noch Kardinal und Erzbischof von Toledo und musste erst von seinen kirchlichen Banden gelöst werden. Direkt nach Aushandlung des Heiratsvertrages in Prag625 machte sich Erzherzogin Maria mit ihrer Tochter und einem umfangreichen Gefolge Ende September 1598 auf den Weg. Spanien erreichte man erst im März 1599 – am 14. April 1599 sahen sich Margarethe und Philipp zum ersten Mal bei einem Besuch in einem Kloster in der Nähe von Valencia. Über diese Begegnung schrieb die junge Frau an ihren Bruder Ferdinand in Graz: „Ich kann aber euer Liebden nicht mit Bestimmtheit schreiben, wie er aussieht, denn ich hab mich geschämt, daß ich ihn nicht habe ansehen können. Morgen, denke ich, wird er wieder kommen, dann will ich ihn genauer ansehen und ihn euer 184
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Liebden beschreiben.“626 Vier Tage später zogen die beiden feierlich in die Stadt ein, und der päpstliche Nuntius segnete die Ehe, die ja schon Papst Clemens VIII. im November 1598 in Ferrara geschlossen hatte. Aus den Briefen, die die Königin, ihre vertraute Hofdame Maria Sidonia Rieder und der Beichtvater Richard Haller in den ersten Monaten nach Hause schrieben, ist zu vermuten, dass es für die Fünfzehnjährige nicht leicht war, sich einzugewöhnen. Sie beherrschte die Sprache kaum und zeigte sich zum Unwillen ihrer Mutter für Schmeicheleien leicht zugänglich, sie soll mehr gegessen haben, als man einer Königin zugestand, und natürlich litt sie unter Heimweh627. Aber auch dieses Ehepaar entwickelte doch schnell ein freundlich-liebevolles Verhältnis zu einander und war nicht nur in seiner großen Frömmigkeit einig. Im Unterschied zu ihrem wenig entschlussfreudigen Ehemann aber war Margarethe politisch interessiert und bereit, fürstliche Verantwortung wahrzunehmen. Damit kam die Königin freilich dem Günstling ihres Mannes, dem Duque de Lerma, schnell in die Quere, der sie mit Personen seines Vertrauens umgab, um sie politisch kaltzustellen, damit sie seine Pläne nicht stören konnte. Während ihrer gesamten, nur wenig länger als zwölf Jahre währenden Ehezeit, in der sie acht Kinder gebar, kämpfte die Königin darum, Lermas Einfluss auf die Geschicke des Landes zu beschneiden, und setzte sich immer wieder erfolgreich für die Interessen ihres Bruders Ferdinand ein628. Noch einmal Polen: Die Eheschließung von Erzherzogin Konstanze Als Anna von Polen Anfang 1598 starb, trauerte ihr Gemahl lange und tief um sie. Ihre Beisetzung erfolgte erst im Herbst 1599, nachdem ihre Mutter von ihrer Spanienreise zurückgekehrt war, weil Maria ihren Schwiegersohn darum gebeten hatte, an diesem Akt teilnehmen zu können. Der Kontakt zwischen ihr und Sigismund blieb in den nächsten Jahren erhalten, in denen der König sich mit vielen politischen Problemen herumzuschlagen hatte: Im Sommer 1598 musste er 185
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um die schwedische Königswürde mit seinem Onkel Karl kämpfen und unterlag diesem schließlich. Im Sommer 1600 wurde Karl, der Vater des berühmten Schwedenkönigs Gustav Adolf, seinerseits zum König ernannt und 1607 gekrönt. Sigismund gab seine Ansprüche in Schweden jedoch nie auf. Die Lage in Polen selbst, wo der König lange in Auseinandersetzungen mit dem Großkanzler Zamoyski verwickelt gewesen war, blieb zwar bis 1605 weitgehend ruhig, aber gespannt. Ob Sigismund infolge der politischen Probleme oder aufgrund seiner Trauer um Anna auffällig lange zögerte, sich erneut zu verheiraten, wird nicht mehr endgültig zu klären sein. Jedenfalls scheint er sich erst im Jahr 1602 ernsthaft mit diesem Gedanken beschäftigt zu haben. Mit seinem Vorhaben trat er erneut an Erzherzogin Maria heran, der er – vielleicht wegen der glücklichen Ehe mit Anna – in Familienfragen offenbar weitgehendes Vertrauen entgegenbrachte629. Maria scheint ihn nun zuerst auf ihre Nichte Magdalena von Bayern orientiert zu haben – im Juni 1602 gratulierte sie ihrem Bruder Wilhelm schon dazu, dass der König sich zu dieser Heirat entschlossen habe630 – , aber offenbar zerschlugen sich die Verhandlungen zwischen München und Krakau doch bald wieder. Demzufolge kam Maria auf eine andere Kandidatin zurück, und zwar auf Anna von Tirol, die jüngere Tochter Erzherzog Ferdinands von Tirol. Hier gab es allerdings das Problem, dass Kaiser Rudolf II., der ja im Laufe seines Lebens viele Eheprojekte verfolgte, von denen nie eines zum Abschluss kam, ein Auge auf die 17-jährige Erzherzogin geworfen hatte. Maria versuchte nun, vom unentschlossenen Kaiser eine klare Aussage zu bekommen, ob er sein Vorhaben weiterverfolgen wolle. Der war aber zu keiner Entscheidung bereit, unterband es freilich nicht, dass Sigismund im Frühjahr 1603 um Anna von Tirol warb. So zog sich die Sache in die Länge, während Maria in Graz wohl fast verzweifelte ob der Entschlusslosigkeit Rudolfs II.631 Noch im Frühjahr 1605 stand Anna von Tirol als Ehefrau für den polnischen König zur Debatte, aber schon 1603 hatte Maria als mögliche Alternative ihre eigene jüngste Tochter Konstanze ins Gespräch gebracht. Der Kaiser 186
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war dieser Variante nicht abgeneigt, aber nun erhob sich in Polen umgehend Protest, da nach polnischem Brauch die erste Ehe Sigismunds mit Konstanzes älterer Schwester als Ehehindernis galt, und auch der König zögerte zunächst632. Erst aufgrund eines päpstlichen Dispenses betrieb Sigismund seit dem Frühjahr 1605 die Hochzeit energischer. Da die Verbindung aber nicht die Billigung des polnischen Reichstages fand, wurde sie noch im Anfang 1606 ausbrechenden Bürgerkrieg in Polen heftig angegriffen. Im August 1605 erfolgte jedoch die offizielle Werbung um Konstanze, die zwischenzeitlich als Braut für den Erbprinzen von Florenz im Gespräch gewesen war. Ende Oktober des gleichen Jahres brachen Maria und ihre Tochter dann von Graz auf, begleitet von ihrer Schwester Maria Christierna und vom Bruder Maximilian. Anfang Dezember 1605 fand die Hochzeit in Krakau statt633. Auch diese Tochter Marias führte eine einvernehmliche, harmonische Ehe, obwohl sie ihrem Gemahl nicht so nahegestanden zu haben scheint wie ihre ältere Schwester vor ihr. Im Vergleich zu dieser trat jedoch Konstanze politisch mehr in Erscheinung – während Anna eher als Ratgeberin ihres Mannes im Hintergrund blieb, ergriff Kons tanze wiederholt zugunsten habsburgischer Interessen Partei, unter anderem durch direkte Kontakte zu den Wiener Gesandten634. Zudem spielte sie bei der Vergabe höfischer Ämter eine erkennbare Rolle, sorgte sich um die Mehrung des Familienvermögens ebenso wie um die Absicherung ihrer Kinder, von denen vier Söhne und eine Tochter erwachsen wurden. Von Graz in die Toskana: Maria Magdalena heiratet Cosimo de’ Medici Für Marias zweitjüngste Tochter waren seit 1602 verschiedene Ehe projekte im Gespräch. Zum einen war auch sie eine mögliche Kandidatin für die immer wieder besprochene Eheschließung Kaiser Rudolfs II.; vor allem zwischen 1602 und 1605 gab es entsprechende Äußerungen aus Prag, denen jedoch nie Taten folgten. Schon 1604 wurde eine 187
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mögliche Heirat zwischen ihr und Albrecht von Bayern, einem jüngeren Sohn Herzog Wilhelms, zwischen Maria und ihrem Bruder durchaus erwogen635. Die beiden jungen Leute kannten einander von Besuchen und hatten vielleicht sogar eine emotionale Beziehung zueinander, allerdings war Albrechts Stellung als nachgeborener Sohn ein Ehehindernis. Er würde nach den Gesetzen des Hauses erst heiraten können, wenn sein älterer Bruder Maximilian nach 15 Jahren Ehe immer noch kinderlos wäre; und dieser hatte erst 1596 geheiratet. Wilhelm von Bayern bemühte sich zwar ganz offensichtlich, seinem Lieblingssohn Albrecht eine Möglichkeit zur Eheschließung zu eröffnen, aber am Ende scheiterte das Vorhaben im März 1605 daran, dass die beiden älteren Brüder Albrechts nicht ihre Einwilligung zu einer Heirat gaben. Erzherzogin Maria scheint allerdings schon vorher die Hoffnung verloren und sich für die Verheiratung ihrer letzten Tochter neu orientiert zu haben. Mitte 1605 jedenfalls stand für sie offenbar bereits eine Verheiratung Maria Magdalenas nach Florenz fest, nachdem klar war, dass der Kaiser Konstanze als Braut für Sigismund von Polen bevorzugte. Ein Heiratsprojekt mit Florenz war dabei in Graz nichts Neues; schon 1588 hatten Maria und Karl für Erzherzogin Anna über eine Florentiner Heirat nachgedacht, und damals schon hatte der kenntnisreiche Hans Khevenhüller darauf hingewiesen, dass eine aufgrund der knappen Grazer Kassen fehlende bzw. ausbleibende Mitgift für die Medici kein Problem wäre. Auch 1599 wünschte Maria eine Verbindung mit Florenz für eine ihrer Töchter636. Für Florenz war die Ehe gerade Anfang des 17. Jahrhunderts umso interessanter, als sie eine Verbindung zu den österreichischen Habsburgern ebenso wie eine Verbesserung der gespannten Beziehungen zu Spanien bringen konnte, war doch die Schwester der Braut Königin von Spanien637. Aus Madrid kam denn auch Unterstützung für dieses Eheprojekt. König Philipp III. von Spanien fungierte im Falle der Ehe Maria Magdalenas als Vermittler und zahlte einen Großteil von Mitgift und Widerlage, weil er auf diese Weise in Norditalien Positionen gegen Frankreich sichern wollte. Maria Magdalenas Schwester, die Königin, hatte diese Eheverbindung schon 1602 vorgeschlagen bzw. vorberei188
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tet und intervenierte später zum Beispiel bei Rudolf II., der der Eheschließung lange abgeneigt war638. Schon 1602 hatte es erste Verhandlungen über eine Heirat zwischen dem toskanischen Erbprinzen und einer Erzherzogin gegeben, wobei zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war, ob es sich um Maria Magdalena oder um Konstanze handeln würde. Die Werbung Sigismunds von Polen um eine der Erzherzoginnen machte die Situation nicht übersichtlicher, und das schon erwähnte beharrliche Schweigen aus der Prager Burg zu diesen Fragen führte dazu, dass längere Zeit überhaupt nichts geschah639. Derweil kamen in Florenz Zweifel an der Gesundheit der Erzherzoginnen auf, und man versuchte 1604, diskrete Erkundigungen in Graz darüber einzuziehen, war doch die Gesundheit der wichtigste Garant dafür, dass die Braut ihre Hauptaufgabe, das Gebären eines Nachfolgers, würde erfüllen können. Maria, die davon erfuhr, war empört, weil sie dies als Misstrauen und Geringschätzung auffasste; Großherzog Ferdinando de’ Medici war es auch, weil er Marias Entscheidung, Konstanze nach Polen zu verheiraten, als Affront betrachtete640. Der Konflikt konnte jedoch beigelegt werden, nicht zuletzt durch das Versprechen einer höheren Mitgift aus spanischen Kassen641, und im August 1605 wurden Maria Magdalena und Cosimo de’ Medici einander versprochen. Allerdings war immer noch die Zustimmung des Kaisers zur Eheschließung ausständig, und Erzherzogin Maria versuchte mit immer drastischeren Mitteln, diese nun endlich zu erhalten. Aus Spanien wurde interveniert, sie legte Hermann von Attems, ihrem Vertrauten in Prag, in beredter Weise dar, dass man mit einer Zustimmung französische Interessen durchkreuzen könne und dass der Großherzog sicher eine stattliche Türkenhilfe zahlen werde. Schließlich versuchte sie sogar, sich die Unterstützung des einflussreichen und bestechlichen Kammerdieners des Kaisers, Philipp Lang, zu sichern, damit der dem Kaiser endlich eine Einwilligung abringe642. Vergeblich: Rudolf schob seine endgültige Entscheidung, die ja einen Verzicht auf seine eigenen Ansprüche auf Maria Magdalena als Braut beinhaltete, immer wieder hinaus. 189
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Entschieden wurde erst im Februar 1608 auf eine für den Kaiser typische Weise, indem er nämlich das Ende einer von ihm selbst gesetzten Frist verstreichen ließ. Die in Maria Magdalenas berühmtem „Theaterbrief“ vom Februar 1608 beschriebenen Feierlichkeiten, zu denen außer italienischen Tänzen, bei denen die Erzherzogin teilweise selbst in Erscheinung trat, zahlreiche Theateraufführungen der Jesuiten und einer englischen Schauspieltruppe gehörten, standen somit wahrscheinlich im Zusammenhang mit ihrer offiziellen Verlobung, die Mitte Februar in Graz gefeiert wurde643. Erzherzogin Maria sorgte wie für alle früheren erzherzoglichen Bräute für Maria Magdalenas Ausstattung, und wie bei allen anderen Töchtern plante sie erneut, auch diese zu ihrer Eheschließung nach Italien zu begleiten. Die Hochzeit per procuratorem in Graz musste am 14. September 1608 dann allerdings in Schwarz stattfinden, weil Erzherzogin Maria mitten in der Verlobungszeit ihrer Tochter Ende April 1608 verstorben war644. Maria Magdalenas Ehe, der sich somit etliche Hindernisse in den Weg gelegt hatten, dauerte am Ende nur 13 Jahre. In dieser Zeit gebar sie ihrem Gemahl Cosimo de’ Medici jedoch fünf Söhne und zwei Töchter – alle Bedenken hinsichtlich ihrer Gesundheit waren also völlig grundlos gewesen. Für ihren ältesten Sohn Ferdinando führte sie erfolgreich die Regentschaft, und in der Florentiner Hof- und Festkultur hinterließ sie so manche Spuren645. Die jüngeren Söhne: Maximilian Ernst, Leopold und Karl Maria hatte als Mutter und Vormünderin jedoch nicht nur dafür Sorge zu tragen, dass ihre Töchter einen standesgemäßen Ehemann fanden. Dass sie ihren ältesten Sohn, den Erben Innerösterreichs, nach Kräften unterstützte, seine Interessen in der Zeit der Regentschaft und später zu wahren suchte, wurde schon ausgeführt. Sie sah sich jedoch ebenso in der Verantwortung, für die jüngeren Söhne ein Auskommen bzw. ein Betätigungsfeld zu finden, dass diesen nicht erbberechtigten Erzherzögen ein standesgemäßes Leben ermöglichte 190
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und gegebenenfalls die Gelegenheit gab, zum Wohle des Hauses Österreich zu wirken. In dieser Hinsicht wurde die Erzherzogin zuerst aktiv für ihren 1586 geborenen, dritten Sohn Leopold, der für den geistlichen Stand bestimmt war646. Noch in der Zeit der Vormundschaft für Erzherzog Ferdinand fasste sie für Leopold das Bistum Passau ins Auge. Das Bistum hatte umfangreiche Besitzungen und Zuständigkeiten in Österreich ob und unter der Enns, sodass es für die Habsburger angebracht schien, den Bischofsstuhl mit einem Familienmitglied zu besetzen. Gleiches galt jedoch für die bayerischen Wittelsbacher, die noch dazu auf diesem Weg ihren Einfluss in den habsburgischen Ländern hätten vergrößern können. Da der Passauer Bischof Urban von Trennbach, der schon seit 1561 auf dem Bischofsstuhl saß, aufgrund seines Alters das Amt nicht mehr ganz ausfüllen konnte und auch die Nachfolge immer näher zu rücken schien, kam es zwischen Wilhelm von Bayern und Maria von Innerösterreich zu einem Konflikt um die Wahl eines Koadjutors, die gleichzeitig als Vorentscheidung über die Nachfolge auf dem Bischofsstuhl gelten musste647. Erzherzogin Maria sah natürlich voraus, dass ihr Bruder sich nicht ohne weiteres in dieser Frage zurückziehen würde und sicherte sich nicht nur den Beistand des Kaisers, sondern auch den Bischof Melchior Khlesls als Vertreter habsburgischer Interessen bei der Kurie. Mit aller Energie betrieb sie die Wahl ihres erst elfjährigen Sohnes; am 14. November 1597 kam es schließlich zu einer strittigen Wahl des Koadjutors, bei der sowohl Erzherzog Leopold wie Wilhelms Sohn Ferdinand Stimmen für sich verbuchen konnten. Maria tat nun etwas, das ihren Bruder Wilhelm und ihren Neffen Maximilian von Bayern aufs Höchste erboste648: Sie zog weiter alle Register, um die Wahl endgültig für Leopold zu entscheiden. Khlesl und der spanische König wurden involviert, Erzherzog Ferdinand bat anlässlich seiner Begegnung mit Papst Clemens VIII. in Ferrara um eine Entscheidung zugunsten des Bruders649. Dass der greise Passauer Bischof Anfang August 1598 starb, machte die Sache noch brisanter, denn nun ging es direkt um die Nachfolge. 191
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Es ist nicht sicher, welche Fürsprache schließlich die Entscheidung des Papstes herbeiführte. Auch Maria wollte ihre Begegnung mit ihm anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Margarethe entsprechend nutzen, und sie trieb sowohl ihren Sohn Ferdinand wie dessen Beichtvater immer wieder an, die Klärung der Passauischen Frage zu urgieren. Jedenfalls sprach der sonst dem Haus Bayern überaus gewogene Papst Clemens VIII. das Bistum Passau Anfang September 1598 dem habsburgischen Kandidaten zu. Passau wurde für Jahrzehnte eine habsburgische Sekundogenitur650. Allerdings nahm der junge Bischof erst 1605, mit Erreichen der Volljährigkeit, das Bistum in Besitz. Noch während Maria sich auf ihrer Spanienreise befand, wurde dann noch die Möglichkeit einer zweiten kirchlichen Pfründe für Erzherzog Leopold virulent651. Im Erzbistum Straßburg war – ähnlich wie einige Jahre früher in Passau – absehbar, dass der schon lange kränkelnde Bischof, Kardinal Karl von Lothringen, sein Amt nicht mehr lange würde ausüben können. Hier bestand die Brisanz der Angelegenheit darin, dass es mit Markgraf Johann Georg von Brandenburg bereits einen protestantischen Administrator gab, sodass die Gefahr bestand, dass ein weiteres Bistum des Reiches der Säkularisierung anheimfallen könnte. In dieser Situation regte der Reichsvizekanzler Rudolf Corraduz an, dass doch einer der Grazer Erzherzöge Domherr in Straßburg werden solle, damit man ihn dann zum Koadjutor machen und später zum Bischof wählen lassen könne; ein Plan, den die katholischen Domherren offenbar unterstützten. Erzherzog Ferdinand reagierte schnell und erwirkte die nötigen Dispense in Rom für seinen Bruder, der schon im Mai 1599 Domherr und im Juni Koadjutor des Bistums Straßburg wurde652. Angesichts der notwendigen Eile erfuhr Erzherzogin Maria, die sich im Frühjahr 1599 ja in Spanien aufhielt, erst spät davon; noch Anfang Mai verlangte sie dringend Aufklärung von Erzherzog Ferdinand. Alle würden offenbar davon ausgehen, dass sie Bescheid wisse, aber das sei nicht der Fall653. Ende Juni aber lobte sie ihren Sohn für sein Vorgehen und versprach, einen Abgesandten des Papstes, den sie in Loreto zu treffen hoffte, in dieser Angelegenheit anzusprechen; lei192
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der habe sie keine Gelegenheit mehr gehabt, die Sache beim spanischen König vorzubringen. Erzherzog Leopold jedenfalls hielt sich in der Folgezeit fast ständig in Straßburg auf und wurde im November 1607 tatsächlich dort zum Erzbischof gewählt. Bemühungen um die Kardinalswürde für Leopold im Jahr 1602654 zeigen, dass man in Graz seine geistliche Karriere weiter förderte. Im Jahr 1600 dachten Maria und Ferdinand auch an eine Wahl des jüngsten Erzherzogs, des zehnjährigen Karl, zum Bischof von Brixen655, die allerdings nicht realisiert wurde. Immerhin wurde Karl, der gemeinsam mit seinem Bruder Leopold in Judenburg seine Ausbildung bei den Jesuiten erhalten hatte656, 1602 Domherr in Salzburg, später auch in Passau, und 1608, nach Marias Tod, gelang es, ihn zum Bischof in Breslau (Wrocław) wählen zu lassen. Wie sein älterer Bruder Leopold zeigte Karl im Übrigen später politische Ambitionen im weltlichen Bereich, mit denen beide aber keine großen Erfolge erzielten. Nach dem Wechsel ihres ältesten Bruders Ferdinand auf den Kaiserthron 1619 erhoben beide dagegen erfolgreich Ansprüche auf eine Revision der ursprünglichen Erbregelung. Karl starb kurz darauf, aber Leopold kehrte dem geistlichen Amt den Rücken und wurde 1623/30 erblicher Regent Tirols und der habsburgischen Vorlande. Schwieriger als die Unterbringung der beiden jüngsten Söhne Marias in geistlichen Ämtern erwies es sich, für den zweiten Sohn Maximilian Ernst einen Aufgabenbereich und ein Einkommen zu erlangen. Maria hatte im Jahr 1600 wohl den Plan, ihn zum Statthalter in Tirol zu machen657, was aber am Kaiser und an Erzherzog Maximilian, dessen jüngeren Bruder, scheiterte. Im Sommer 1604 gab es das etwas abenteuerliche Projekt, Maximilian Ernst mit Xenia, der Tochter des Zaren Boris Godunow, zu verheiraten. Das wäre der Preis für ein Bündnisangebot desselben an Kaiser Rudolf II. im Kampf gegen die Osmanen gewesen. Maximilian Ernst sollte in diesem Falle dauerhaft in Russland residieren, und Sibirien sollte das Heiratsgut der Prinzessin sein658. Im Nachhinein betrachtet sicher ein lukrativer Plan, aber Maria und Ferdinand brachten erhebliche Bedenken dagegen vor, unter anderem forderten sie regelmäßige Reisen Maximilians nach 193
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Graz und wiesen auf das Religionsproblem hin – Xenia gehörte ja der russisch-orthodoxen Kirche an. Der Plan zerschlug sich jedoch bald, spätestens mit dem Tod des Zaren im folgenden Jahr. Parallel dazu bemühte sich Maria – gemeinsam mit ihrer Tochter Margarethe –, Maximilian in Spanien ein Amt zu verschaffen. Nachdem der im Jahr 1600 überdachte Plan, Maximilian oder Leopold zur Erziehung nach Spanien zu schicken659, gescheitert war, fassten die beiden Frauen einige Jahre später die Statthalterschaft in Portugal für den Erzherzog ins Auge. Seine Mutter drang deshalb einmal mehr über ihren Vertrauten Hermann von Attems, dass Kaiser Rudolf die dafür nötigen Entscheidungen treffen möge660. Maximilian verzichtete jedoch offenbar auf eigenen Wunsch auf den Posten. Maria jedoch sah im November 1607 Rudolf II. in der Pflicht, habe doch „mein Max diese spanische Gelegenheit irer kayserlichen Mayestät zu underthenigisten Ehren auf geschlagen und faren lassen, also soll ir Mayestät ime an iezo eine andere Gelegenheit machen, damit er nit auf der Pern hautt dahaimb ligen und sein Jugent und junge Tag in der Faulheit verzören miesse“661. Im Frühjahr 1608 wartete jedoch zunächst eine andere Aufgabe auf Maximilian; gemeinsam mit seiner Mutter verwaltete er während des Aufenthaltes Erzherzog Ferdinands beim Reichstag die innerösterreichischen Länder als Regent. Er wurde schließlich 1615 Deutschordensritter und im folgenden Jahr Landkomtur der Ballei Österreich. Am Ende dieser Übersicht über Marias Aktivitäten zugunsten ihrer zahlreichen Kinder bleibt festzuhalten, dass es ihr ein Anliegen war, alle ihre erwachsenen Töchter mit standesgemäßen Ehen zu versorgen. Dabei konnte sie Verbindungen knüpfen und eigene Vorstellungen einbringen; sie war jedoch nach dem Tod ihres Gemahls keineswegs völlig frei in ihrer Entscheidung. Jede Ehestiftung musste sich am Wohl des Hauses Österreich orientieren, musste mit dem Kaiser als Obervormund und Oberhaupt der österreichischen Linie des Hauses abgestimmt werden. Die Familienpolitik konnte Opfer verlangen, sowohl von Maria wie von ihren Töchtern, wie das Widerstreben Annas, 194
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vor allem aber die der Staatsräson geschuldete Verheiratung Maria Christiernas nach Siebenbürgen zeigen. Erzherzogin Maria war zwar prinzipiell willens, ihre Töchter nicht zu einer diesen widerstrebenden Ehe zu zwingen; in beiden Fällen musste sie sich jedoch äußeren Zwängen ebenso beugen wie die Mädchen selbst. Waren die jungen Habsburgerinnen damit wirklich nicht mehr als Objekte einer Heiratspolitik zum Wohle des Hauses? Ja und nein, möchte man sagen. Prägend für die Eheanbahnung war es in allen Fällen, dass das Mädchen als Repräsentantin des Hauses betrachtet wurde. Dies belegt nicht nur das Zitat zu den Pflichten einer jungen Habsburgerin, mit dem Anna schließlich bewogen wurde, der Ehe mit dem polnischen König zuzustimmen. Dies zeigen vor allem die Debatten im Vorfeld fast aller Eheschließungen, in denen es um eine Grazer Erzherzogin ging, aber nicht um eine konkrete Einzelperson, und um Qualitäten wie Gesundheit, geistige Regsamkeit oder Aussehen. Auf lange Sicht ging es bei einer fürstlichen Ehe aber eben auch um das Verhältnis zwischen den Ehegatten, und für dessen Gestaltung lag die Hauptverantwortung nach der zeitgenössischen Meinung bei der Ehefrau. Wie Maria selbst gelang es fast allen ihrer Töchter, mit dem Gemahl eine einvernehmliche Ehe herzustellen, die der Frau Handlungsspielräume eröffnete, sie in gewissem Maße zur Vertrauten des Gemahls machte. Dass Maria Christierna scheiterte, lag sicher nicht an mangeldem Bemühen ihrerseits, sondern an den Defiziten ihres Mannes. Damit kam es also nicht nur auf die Ehestiftung an, sondern auch und vor allem auf die Gestaltung der Beziehungen zum Ehemann, und dabei war die Frau eben kein Objekt. Erzherzogin Maria war es offenbar durch ihre Erziehung, durch ihr Beispiel gelungen, ihren Töchtern Handlungsmuster mitzugeben, die ihnen selbst wiederum ein erfolgreiches Gestalten erlaubten. Vorbild war dabei sicher die einvernehmliche Ehe der Eltern. Wenn Maria außerdem alle ihre Töchter zur Eheschließung begleitete und ihre Schwiegersöhne kennenlernte, wenn sie über Jahre Kontakt mit Tochter und Schwiegersohn hielt, so war das immer eine Möglichkeit für sie zu Einflussnahme in politi195
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schen wie persönlichen Fragen. Die Korrespondenz mit Maria Christierna zeigt ebenso wie die mit Königin Anna, dass es dabei keine Tabus gab, sondern dass die Mutter als Vertraute akzeptiert war. Stand der Erzherzogin hinsichtlich der Eheschließungen nicht die alleinige Entscheidung zu, so wurde doch deutlich, dass sie Verhandlungen führte, Möglichkeiten sondierte und Entscheidungen vorbereitete, ja, sie manchmal, wie im Fall Magdalenas, sogar erzwang. Ähnliches gilt für ihre Söhne, von denen allerdings zu ihren Lebzeiten nur Erzherzog Ferdinand heiratete. Dafür war Maria in die Bemühungen um deren Versorgung einbezogen, wie insbesondere der Fall des Bistums Passau gut erkennen lässt: Gemeinsam mit ihrem ältesten Sohn, mit Kaiser Rudolf II. und Papst Clemens VIII. sorgte sie erfolgreich für die Wahl ihres Sohnes. Dass sie damit erneut den Interessen des Hauses Österreich diente, belegt ihre bewusste Positionierung als standesbewusste Vertreterin der Familie umso deutlicher, als der Gegenkandidat ja aus ihrer Herkunftsfamilie kam. Über die Besetzung geistlicher Pfründen ebenso wie über Heiratsstrategien und die enge Verbindung mit ihren verehelichten Töchtern konnte Maria eine Rolle in der internationalen Politik spielen, sodass die Obliegenheiten der Fürstin als Mutter zugleich eine Basis politischen Einflusses bildeten.
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Die Fürstin auf Reisen: Die Spanienreise 1598 bis 1599
Immer unterwegs
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in wichtiger Teil von Marias Leben, zumindest seit ihrer Heirat mit Karl von Innerösterreich, war das Reisen662. In den knapp 19 Jahren ihrer Ehe war die Erzherzogin mit ihrem Gemahl viel unterwegs, aus ganz verschiedenen Gründen. Da waren zum einen die zahlreichen kleineren und größeren Reisen innerhalb Innerösterreichs, vor allem aber innerhalb der Steiermark, aufgrund der Jagdlust des fürstlichen Paares. Wir hatten weiter vorn schon darauf hingewiesen, dass Maria dabei nicht nur auf die Beizjagd ging, sondern Erzherzog Karl gegebenenfalls auch auf einem „hochen Perg … an ein wilts Ort“663 begleitete, um dort Gemsen oder Hirsche zu jagen. Außerdem zog man von Zeit zu Zeit durch die innerösterreichischen Territorien, sei es, um Landtagen beizuwohnen, sei es, weil man sich vor der in der Residenzstadt wütenden Pest oder vor der sommerlichen Hitze in Sicherheit bringen wollte. Es gab zudem eine ganze Anzahl von Reisen nach außerhalb. Unter diesen waren Reisen nach München am häufigsten. Es ist bekannt, dass Maria mit ihrem Gemahl mindestens achtmal nach München reiste (1572, 1575, 1577, 1579, 1582, 1584, 1585, 1589), um dort ihre Familie zu besuchen. Noch 1589 schrieb sie dabei an Bruder Wilhelm, sie freue sich „schir zu dott hinauf“, denn sie sei ja „ninderst dahaimbet alls zu Minchen“664. Die Kontakte zu den wittelsbachischen Verwandten, die die Erzherzogin brieflich pflegte, waren damit auch auf direkter, persönlicher Ebene sehr eng. Dass die gegenseitigen Besuche in München und Graz – Wilhelm von Bayern war mindestens zweimal dort zu Gast – ebenso politischen Verhandlungen dienten, versteht 197
die fürstin auf reisen
sich dabei von selbst. Am deutlichsten wird das 1579, als beim Aufenthalt von Maria und Karl in München die Grundzüge von dessen gegenreformatorischem Vorgehen verhandelt wurden665. Fürstenreisen waren freilich nicht immer Verwandtenbesuche. Im Frühjahr 1581, Maria war gerade aus dem sechswöchigen Wochenbett nach der Geburt einer Tochter ausgesegnet worden, reiste das erzherzogliche Paar nach Prag, um sich dort von Kaiserin-Witwe Maria zu verabschieden, die sich entschlossen hatte, sich zu ihrem königlichen Bruder nach Madrid zurückzuziehen. Anfang Juni machten Karl und Maria von dort einen Abstecher in die kursächsische Residenz Dresden, wo Karl mit dem Kurfürsten über Unterstützung bei der Grenzsicherung gegen die Osmanen verhandelte und Maria ihre Bekanntschaft mit Kurfürstin Anna erneuerte. Im folgenden Jahr traf man Kurfürst und Kurfürstin Anfang Juli wieder, diesmal beim Reichstag in Augsburg. Von dort reisten Karl und Maria über München zurück nach Graz, wo im September 1582 die Tochter Leonora zur Welt kam. Im Spätherbst folgte noch eine Fahrt nach Innsbruck, wo Erzherzog Ferdinand von Tirol Anna Katharina Gonzaga heiratete. 1584 befand sich das Grazer Paar wieder dort, denn es war die Taufe einer Tochter zu feiern. Auch das Jahr 1585, eines der wenigen Jahre, in denen Maria kein Kind zur Welt brachte, war von vielen Reisen geprägt: Im Frühjahr begleitete Maria ihren Gemahl nach Laxenburg, wo der Erzherzog zur Verbesserung seiner Gesundheit badete666, im Anschluss nach Prag, wo Kaiser Rudolf II. ihm den Orden vom Goldenen Vlies überreichte. Ende August/Anfang September hielten sich beide in München auf; dazwischen hatten noch mindestens zwei Jagdreisen in steirische Gebirgsregionen stattgefunden. Mehrfach wird das Paar sich auch in Mariazell aufgehalten haben; außer dem kurzen Aufenthalt dort Anfang Juli 1590 auf der Rückreise nach Graz sind zumindest aus späterer Zeit regelmäßige Reisen Marias in den bekannten Wallfahrtsort nachweisbar667. Nach dem Tod ihres Gemahls wurde Maria zunächst etwas „sesshafter“; nach der Rückkehr von der Reise nach Laxenburg, die im Juli 1590 mit dem Tod Erzherzog Karls endete, war die Erzherzogin über 198
immer unterwegs
eineinhalb Jahre ständig in Graz, natürlich nicht zuletzt deshalb, weil ihre Anwesenheit aufgrund der Konflikte um die Regentschaft unabdingbar war. Und man erwartete von einer fürstlichen Witwe, dass sie eher zurückgezogen lebte und keine großen Reisen machte – der Kaiser jedenfalls formulierte das in den Diskussionen um die Höhe der Unterhaltszahlungen an Maria ziemlich deutlich668. Sie verwies allerdings schon Anfang 1591 darauf, dass sie baldmöglichst eine Reise zu ihrem Bruder nach München antreten wolle. Sie gedachte also keineswegs, den Rest ihres Lebens ausschließlich in Graz zuzubringen, wobei hinsichtlich eines solchen Familienbesuches – noch dazu angesichts der Tatsache, dass ihr Bruder Wilhelm Mitvormund ihrer Kinder war – wenig Gegenargumente zu erwarten waren. Allerdings fand die Reise am Ende erst im Januar 1593 statt669, denn dazwischen ergab sich für Maria noch ein ganz anderer Reiseplan, und zwar wegen der Heirat ihrer ältesten Tochter Anna mit dem König von Polen. Wir hatten schon darauf hingewiesen, dass die junge Erzherzogin sich erst nach einiger Gegenwehr zu dieser Ehe bereden ließ670. In diesem Zusammenhang entstand dann Marias Plan, ihre Tochter selbst dem Ehemann zu übergeben und mit dieser nach Krakau zu reisen. Über das Zustandekommen dieses unüblichen Ansinnens ist aus den Briefen der Erzherzogin leider wenig zu entnehmen. Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welcher Beweggrund für diese Reise am Ende ausschlaggebend war. War es wirklich das Versprechen an die widerstrebende Tochter?671 War es Marias Wunsch, durch persönliches Kennenlernen von König und Hof in Polen Anna dort den Weg zu ebnen, wie sie etwa ihrem Bruder schrieb?672 Oder war es einfach die Reiselust einer Fürstin, die schon früher ihre Sehnsucht nach für ihre Zeit weit entfernten Orten zu erkennen gegeben hatte? Dieser Wunsch war freilich eher im Zusammenhang mit dem Besuch von Heiligtümern formuliert worden, so als Wilhelm von Bayern 1585 seiner Schwester geweihte Medaillen aus Loreto sendete, die er auf seiner Reise dorthin erworben hatte. Maria bedankte sich sehr und bemerkte: „Bin dier von Herzen neydig darumb, das du so ein 199
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schenns Gottes Haus besuecht hast und ich nit.“673 Zehn Jahre später reiste der Herzog nach Einsiedeln in die Schweiz, und in ihrem Dankesbrief für ein Geschenk von dieser Reise bemerkte Maria wieder: „Ich bin nit so gelicksellig, das ich ettwas solhes sehen kan.“674 Und am Beginn ihrer Reise nach Spanien 1598 schrieb Maria: „Ich wollt von je gern Mailand und Genua sehen, wann’s Gottes Wille wär!“675, ein Wunsch, der ihr wenig später erfüllt wurde. Eine gewisse Lust am Reisen steckte wohl schon dahinter, wenn die Erzherzogin zunächst mit ihrem Gemahl unterwegs war, und wenn sie später dann – Annas Hochzeit 1592 war nur das erste Beispiel – alle ihre Töchter zu ihren Eheschließungen begleitete. Sowohl bei der ersten Reise nach Polen wie bei der nach Spanien musste die Erzherzogin diesen Wunsch mit einiger Mühe gegenüber dem Kaiser bzw. dem König von Spanien durchsetzen, was uns noch einmal vor Augen führt, dass sie eben keiner selbstverständlichen Mutterpflicht genügte, wenn sie mitreiste, sondern sich einen eigenen Wunsch erfüllte. Hinter diesem Wunsch standen Frömmigkeit und Neugier, stand die Absicht, die Begegnungen auf Reisen in politischer Hinsicht zu nutzen. Angesichts der Begleitumstände jeder Reise zu Lebzeiten Marias darf man ihr aber wohl auch ein wenig Abenteuerlust unterstellen, wenn sie so weite Reisen wie die nach Spanien wagte. Nachdem die Erzherzogin im Frühjahr 1592 mit Tochter Anna nach Krakau gezogen war, reiste sie im Sommer 1595 mit Maria Christierna nach Alba Julia in Siebenbürgen. Auf dieser Reise war man oft nur einige Dutzend Kilometer von der Grenze zu den Osmanen entfernt, und das zu einer Zeit, in der Krieg herrschte zwischen Kaiser und Sultan, ein Umstand, der die Erzherzogin aber nicht davon abhielt, diesen zweiten Schwiegersohn selbst kennenzulernen. Auf der Rückreise machte Maria im September 1595 noch einen Abstecher nach Polen, wo sie in Krakau freundlich empfangen wurde. Dort lernte sie nicht nur ihre beiden Enkel kennen, sondern besuchte auch zahlreiche Kirchen676. Die nächste Reise war vom September 1598 bis zum August 1599 die nach Spanien, auf die gleich ausführlicher eingegangen werden soll 200
die spanienreise
und die Maria im Sommer 1599 noch nach München führte. Kaum in Graz zurück, machte sie sich im Herbst 1599 ein weiteres Mal auf nach Polen: Ihre Tochter Anna war im Frühjahr 1598 gestorben, aber aufgrund von Marias Spanienreise und von politischen Verwicklungen in Schweden erfolgte ihre Beisetzung in der Gruft der polnischen Könige auf dem Wawel in Krakau erst im Oktober 1599. Maria hielt sich mehrere Wochen bei ihrem Schwiegersohn und den Enkeln auf, denen sie Geschenke von ihrer Reise nach Spanien mitbrachte677. Zwar hatte Erzherzogin Maria in einem Brief schon 1602 eine gewisse Reisemüdigkeit geäußert678, aber zwei größere Reisen standen ihr noch bevor: Ende 1605 begleitete sie ihre jüngste Tochter Konstanze zur Hochzeit mit Sigismund von Polen nach Krakau679, wo sie sich wegen eines Katarrhs einige Tage länger aufhalten musste, bevor sie Mitte Januar 1606 wieder die Heimreise antrat. Im Spätsommer 1607 begleitete die Erzherzogin ihre Töchter Maria Christierna und Leonora nach München und Hall, wo diese in das von ihrer Tante Magdalena begründete Stift eintraten680. Auf ihrem Totenbett bedauerte Maria schließlich sehr681, dass sie nun ihre Tochter Maria Magdalena, die ja seit einigen Monaten mit dem Erbprinzen der Toskana verlobt war, nicht mehr nach Florenz begleiten könne, und dass die offenbar im Anschluss geplante Reise nach Rom zum Besuch der Heiligen Stätten nun nicht stattfinden werde – wirklich des Reisens überdrüssig wurde die Erzherzogin also bis an ihr Lebensende nicht. Die Spanienreise Obwohl die Begleitung der Töchter zur Eheschließung bei Erzherzogin Maria 1598 schon so etwas wie Tradition war und obwohl die spanische Braut Margarethe noch nicht 14 Jahre alt war und damit sicher am ehesten von allen Mädchen mütterliche Begleitung brauchte, begann die Vorbereitung der Reise nach Spanien erneut mit Schwierigkeiten bei der Rechtfertigung für Marias Begleitung. Allerdings konnte die Erzherzogin in diesem Falle sowohl auf die Unterstützung Hans Khevenhüllers, des kaiserlichen Botschafters, wie auf die der 201
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in Madrid residierenden Kaiserin-Witwe Maria zurückgreifen. Aber noch als man am 30. September 1598 von Graz aufbrach, war keine endgültige Entscheidung darüber gefallen, ob Maria wirklich weiter als bis nach Trient mit ihrer Tochter würde reisen dürfen. Khevenüller vermerkte erst für den 7. Oktober 1598 in seinem Tagebuch, dass die angehende Königin Margarethe ihn gebeten habe, die Reiseerlaubnis für ihre Mutter zu erwirken. Er sprach am folgenden Tag mit der Kaiserin-Witwe darüber und am 10. Oktober mit dem bereits schwer kranken König Philipp II., bei dem er „lestlich nach vil persuadieren der Königin Muetter Hereinkonft erhalten [habe]. Darauf ich höchstgedachte Königin ihren Curier widerumben zuerugg expediert und des Königs Resolution avisiert hab. Die Erlaubnus hat allain gelaut bis nach Hispania. Es hat auch die Kaiserin für guet gehalten, solle es nit weiter begern, umb Willen si besorgt, wurs sunst gar nit zuegeben. Dans die jezigen Privados nit gern gethan, umb willen si besorgen, es möchte si an ihren Dissignos [Vorhaben, Ideen] der Erzherzogin Presenz prejudiziern.“682 Der Tod Philipps II. am 13. Oktober ließ diese Zusage allerdings wieder hinfällig werden; beim neuen König, Marias zukünftigem Schwiegersohn, musste erneut um Erlaubnis nachgesucht werden. Vermutlich auf Veranlassung des königlichen Günstlings Lerma, dessen Abneigung schon Khevenhüllers Notiz erkennen lässt, wurde diese aber zunächst nicht erteilt683; der die Reise begleitende spanische Botschafter Guillén de San Clemente sollte die Erzherzogin nach Hause schicken. Lerma fürchtete möglicherweise, dass Maria die Gelegenheit nutzen würde, um Verbindungen der jungen Königin zur Kaiserin-Witwe und ihrer Tochter, der als Klarissin im Kloster Descalzas Reales lebenden Erzherzogin Margarethe, herzustellen. Er fürchtete den möglichen Einfluss der Frauen auf den König ebenso wie die Möglichkeit, dass Maria für ihren Sohn Leopold das gerade frei gewordene Erzbistum Toledo erbitten würde, welches Lerma selbst einem seiner Verwandten zuschanzen wollte684. Khevenhüller vermutete, dass nicht zuletzt deshalb die Hochzeitsfeierlichkeiten erst nach Barcelona, dann nach Valencia verlegt wurden. 202
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Erzherzogin Maria befand sich also schon auf dem Weg, wusste aber lange nicht, wie weit man ihr die Reise mit ihrer Tochter erlauben werde, ein Umstand, der sie offenbar sehr unwirsch machte. In ihren Briefen aus den ersten Reisewochen an Erzherzog Ferdinand äußerte sie sich jedenfalls häufig zu dieser Frage, und nicht mit zarten Worten, wie etwa Ende Oktober: „Müssen sie mich hinein lassen, ist Gotts Will, und sollten sie sich bescheißen.“685 Erst Anfang November erhielt die Erzherzogin – inzwischen schon auf dem Weg nach Ferrara – ein königliches Schreiben, in dem ihr die Reise bis Barcelona erlaubt wurde. Don Guillén de San Clemente erklärte Maria die Bedingungen: Sie solle nur bis Barcelona mitreisen, damit sie in Spanien nicht zu viel anschaue, sie solle beim König nichts vorbringen, „dieweil ich von Freud wegen hinein ziehe“, sie solle keinen Sohn mitbringen und dann mit Infantin Isabella wieder zurückreisen. Maria schrieb, sie habe die Begleitung zugesagt, weil der König und ihre Tochter es begehrten – sie beherrschte also die Spielregeln der Diplomatie durchaus! –, wegen des Endes der Reise wolle sie sich nach dem König richten, wegen der Fürbitten könne sie ohnehin nichts tun, weil sie kein Spanisch könne. Sie hoffte aber, sie werde schon das Nötige vorbringen können und dass sie Kaiserin-Witwe Maria treffen und mit ihrer Hilfe etwas für Ferdinand und seine Geschwister werde erlangen können686. Es liegt also auf der Hand, dass man in Spanien nicht die bloße Anwesenheit der Erzherzogin fürchtete, sondern die Tatsache, dass sie diese zugunsten ihrer Kinder nutzen würde, ein Faktum, das sie ja selbst zur Rechtfertigung ihrer Reisen anführte und das sie offenbar auch realisierte. Aber auch die höheren Ausgaben der Reise für zwei Fürstinnen spielten bei den Bedenken eine Rolle, keine unbegründete Sorge, wie sich zeigen sollte, denn Maria besichtigte auf Reisen nicht nur zahlreiche Kirchen und Klöster, sondern kaufte unterwegs zudem Geschenke für die Familie ein, die San Clemente und damit der spanische König bezahlen mussten687.
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Reisebegleitung und Reisegestaltung Während all diese Fragen brieflich noch erörtert wurden, befand man sich freilich wie gesagt bereits auf Reisen. Da es sich diesmal um die Brautfahrt der künftigen Königin von Spanien und ihrer Mutter handelte, also um zwei der ranghöchsten Damen der Christenheit, fiel das Gefolge der Reisenden entsprechend umfangreich aus. Etwa 550 Personen brachen mit ihnen von Graz auf, von denen freilich nur ein Teil bis nach Spanien reiste, weil Margarethe in Trient, also beim Verlassen der habsburgischen Erblande, und in Mailand, das bereits spanisches Gebiet war, ein spanisches Gefolge erhielt. Georg Stobäus zum Beispiel, der Bischof von Lavant, der als ranghöchster Begleiter die Bedeutung der Reisenden unterstrich und der gegebenenfalls als Dolmetscher diente, da beide Damen kein Italienisch verstanden, reiste nur bis Mailand mit688. Unter den Amtsträgern im Reisehofstaat der Fürstinnen sind zu nennen: Jakob Breuner, der Hofmarschall Erzherzog Ferdinands, der als Reisehofmeister diente, Hermann von Attems als Finanzverwalter und Hans Ulrich von Eggenberg als Hauptmann der Wache. Dazu kamen unter anderem 19 weitere Herren von Adel, zwei Ärzte, Hans Harrer, der Kammerschreiber der Erzherzogin, vier Geistliche, darunter die Beichtväter der beiden Fürstinnen, und weitere 53 männliche Bediente und Amtsträger, unter anderem Kammerdiener, ein Stallmeister, Furiere, die für die Reiseorganisation zuständig waren, 40 Hellebardiere als Wache sowie 30 Personen Küchenpersonal für die Küchen der Erzherzogin und der Königin. An Frauen findet man im Gefolge Gräfin Livia Emilia von Herberstorff als Hofmeisterin, eine Fräuleinhofmeisterin, Ursula von Attems, die Gemahlin des Finanzverwalters, die aber wohl schon von Trient aus zurückreiste, vier Hoffräulein und eine Kammerdienerin für Maria, zwei Hoffräulein und zwei Kammerdienerinnen für Margarethe sowie sieben Dienerinnen689. In Trient erschien dann als Obersthofmeisterin der künftigen Königin die Duquesa de Gandía, eine offenbar sehr standesbewusste und natürlich mit dem spanischen Zeremoniell bestens vertraute Dame, über deren Ansprüche sich Ma204
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ria mehrfach abfällig äußerte690. Angesichts des umfangreichen Gefolges war es an allen Reisestationen schwierig, passende und ausreichende Quartiere zu finden. Der spanische Botschafter San Clemente reiste zur Vereinfachung mit seinem Gefolge von ca. 100 Personen den beiden Damen immer einen Tag voran691; den Kontakt zwischen beiden Gruppen hielten Julius von Paar als steirischer Kommissar im Gefolge des Botschafters sowie Francesco Cit, spanischer Stadtrat in Mailand, und Guglielmo Ronez, spanischer Agent in Augsburg, als Kommissare bei den beiden Erzherzoginnen. Bis Trient ging die Reise eher langsam vor sich, weil man dort gleichzeitig mit dem aus Brüssel anreisenden Erzherzog Albrecht eintreffen wollte, der in Spanien Infantin Isabella Clara heiraten sollte. Maria klagte mehrfach über dieses Tempo, das offenbar ihren sonstigen Gewohnheiten deutlich widersprach692. Die Route führte dabei zunächst von Graz über Leibnitz, Unterdrauburg und Völkermarkt nach Klagenfurt, dann über Velden, Villach, Spittal an der Drau und Lienz nach Bruneck und schließlich nach Brixen, wo man sich zehn Tage aufhielt. Dieser Aufenthalt war nicht nur der Erholung und der Verspätung Erzherzog Albrechts geschuldet, sondern ebenso dem Umstand, dass bei der Abreise in Graz die Pest herrschte und man den Reisenden gegenüber misstrauisch war, ob sie die Krankheit nicht weiterverbreiten würden. In Bozen erschienen denn auch Abgeordnete des Papstes aus Ferrara, die die Erzherzoginnen einer gesundheitlichen Untersuchung unterzogen693. In Trient schließlich wurden Maria, ihre Tochter und Erzherzog Albrecht, der endlich eintraf, von Bischof Madruzzo mit prächtig geschmückten Triumphbögen beim Einzug begrüßt und in seinem Palast einlogiert, zudem erschienen Abgeordnete aus den oberitalienischen Fürstentümern, um die Herrschaften zu begrüßen, sowie Kardinal Aldobrandini als Legat Papst Clemens’ VIII. Auf der Weiterreise durch venezianisches Gebiet begleiteten diese Gesandten sowie der spanische Statthalter in Mailand die Reise, sodass der Tross auf ca. 3.000 Personen und zahllose Pferde anwuchs694. Am 11. November 1598 überquerte man schließlich den Po bei Ferrara, wo zwei Tage später ein weiterer prächtiger Einzug 205
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stattfand und wo am 15. November der Papst die Trauung sowohl von Margarethe wie von Erzherzog Albrecht vollzog. Am 18. November ging es weiter nach Mantua, dann nach Cre mona, das schon im spanischen Herzogtum Mailand lag und wo Margarethe das erste Mal spanische Hoftracht anlegte, und schließlich nach Mailand. Am 30. November 1598 zog man in die Stadt ein. In Mailand verbrachten die Fürstinnen die Weihnachtszeit und den Jahresbeginn 1599; erst am 3. Februar ging es weiter über Pavia nach Genua. Dort bestieg man die 40 Galeeren, die die Reisegesellschaft nach Spanien bringen sollten695; vor Savona und dann noch einmal vor Toulon und Marseille musste man allerdings auf gutes Wetter warten. Am 21. März erreichte man nach stürmischer Überfahrt bei Roses die spanische Küste. Dieser entlang wurde dann nach Vinaroz gesegelt, dann nach Murviedro, wo die Damen die Karwoche verbrachten. Am 18. April 1599 zogen Margarethe und Philipp III., begleitet von Erzherzogin Maria und Erzherzog Albrecht sowie Infantin Isabella Clara, dann in Valencia ein, wo der päpstliche Nuntius in Spanien noch am gleichen Tag die Ehen einsegnete. Wichtige Reisestationen: Ferrara und Mailand Nachdem Papst Clemens VIII. angeboten hatte, die Eheschließung zwischen Erzherzogin Margarethe und Philipp III. von Spanien zu vollziehen696, war klar, dass die Reise über Ferrara führen würde, wo sich der Papst seit einigen Monaten aufhielt, denn ein solches Zeichen der Ehrerweisung konnte natürlich nicht abgelehnt werden, nur weil es einen Umweg auf der Reise nach Spanien bedeutete. Der Einzug der Braut und ihrer Mutter in die Stadt am 13. November 1598 war ein überaus prachtvolles Ereignis, an dessen Organisation und Choreografie die Wächter des päpstlichen Zeremoniells und die spanischen Beauftragten wochenlang gearbeitet hatten. Es ist also kein Wunder, wenn eine ausführliche Schilderung des Ereignisses im Vatikanischen Archiv überliefert ist697; geschrieben vom Zeremonienmeister Giovanni Paolo Mocante, der 1597 Graz besucht hatte. 206
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Der Einzug begann damit, dass die Kardinäle Bandini und Biandrate als päpstliche Legaten die künftige Königin und ihre Mutter außerhalb der Stadt698 abholten und sie in einer mit Gold und rotem Samt verzierten sechsspännigen Kutsche, die zugleich ein Geschenk des Papstes war, bis zur Stadt geleiteten. Wegen des knapp einen Monat vorher erfolgten Todes Philipps II. von Spanien waren die Fürstinnen und deren gesamte umfangreiche Begleitung schwarz gekleidet und bildeten so farblich einen Kontrast zu den 16 Prälaten, die seine Heiligkeit dem Zug bis kurz vor dem Stadttor entgegenschickte. In einem eigens dort errichteten, prachtvoll geschmückten Holzhaus stiegen die beiden Fürstinnen auf Pferde mit Damensätteln um – weiß mit goldenem und silbernem Tuch für die Königin, mit purpurnem Samt für die Erzherzogin699. Die in Ferrara versammelten 17 Kardinäle ritten von der Kirche Santa Maria degli Angeli auf Maultieren der Königin entgegen, die von ihrer Mutter und Erzherzog Albrecht flankiert wurde; ihr folgten ihre deutschen und spanischen Hofdamen. Unzählige Gepäckwagen, die Wachen, berittene Edelleute etc. schlossen sich an. Der Einzug endete damit, dass Papst Clemens VIII. in einem öffentlichen Konsistorium, angetan mit großem Ornat, die Königin begrüßte. Margarethe näherte sich ihm dabei mit drei Kniefällen und küsste ihm Fuß und Hand, was nach ihr auch Erzherzogin Maria und Erzherzog Albrecht taten, wobei Letzterer dann von Seiner Heiligkeit noch umarmt wurde. Am folgenden Tag gab der Papst ein großes Gastmahl. Zur Verschönerung des Festes hatte er kostbare Tapeten und Silbergeschirr im Wert von 300.000 Kronen vom Großherzog der Toskana ausgeliehen. Alter Sitte entsprechend saß der Papst allein an seinem Tisch, derjenige der erzherzoglichen und königlichen Hoheiten war aber nur eine Fußbreite von demselben getrennt, sodass sie miteinander reden konnten. Als Dolmetscher diente der spätere Kardinal Franz von Dietrichstein700. Die Trauung per procuratorem fand dann am 15. November statt701. Natürlich war die Kirche auf das Prächtigste ausgeschmückt; für die Braut und ihre Mutter, die an diesem Tag selbstredend keine Trauer207
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kleider trugen, war in der Mitte des Raumes ein eigenes Podest errichtet worden. Nachdem die beiden dort Platz genommen hatten, wurde der Papst im prächtigsten Ornat auf seinem Stuhl in die Kirche getragen, geleitet von 19 Kardinälen und 28 Bischöfen. An einem bestimmten Punkt des Pontifikalamtes, das er dann zelebrierte, wurde Margarethe von zwei Kardinälen zum Papstthron geführt; ihre Mutter, Erzherzog Albrecht und zahlreiche Damen und Herren des Gefolges begleiteten sie in respektvollem Abstand. Nachdem Clemens VIII. dann zuerst Erzherzog Albrecht, der den König als Bräutigam vertrat, um seine Zustimmung gebeten hatte, wandte er sich an Margarethe, für die seine lateinischen Worte übersetzt wurden. Nach der Frage, ob sie den spanischen König heiraten wolle, sah sie zu ihrer Mutter, um deren Zustimmung zu erhalten, und erst danach gab sie ihr Ja-Wort. Anschließend folgten die Segnung des Ringes und die Trauung von Erzherzog Albrecht mit Infantin Isabella Clara, deren Stelle der Herzog von Sessa vertrat. Danach wurde das Pontifikalamt zu Ende geführt, wobei Königin Margarethe noch die Goldene Rose überreicht bekam als höchstes Zeichen päpstlicher Wertschätzung. Den abendlichen Freudenfeuern und dem Tanz, dem auch der Papst beiwohnte, schlossen sich in den folgenden beiden Tagen noch weitere Belustigungen an; zum Beispiel ein Bootsrennen der Frauen von Comacchio in den Schlossgräben, eine Aufführung der Geschichte von Judith und Holofernes im Jesuitentheater sowie zahlreiche Kirchenbesuche der Königin702. Eine weitere wichtige Station der Reise nach Spanien war Mailand, nicht zuletzt deshalb, weil sich Erzherzogin Maria und ihre Tochter dort gut zwei Monate aufhielten, da das Wetter im Winter eine Seereise nicht ratsam machte. Außerdem war Mailand die erste große Stadt im Herrschaftsbereich des spanischen Königs, in die man gelangte, sodass wohl manche Vorbereitung für die Ankunft in Spanien dort noch getroffen wurde. Die Reisegesellschaft traf am 30. November 1598 in Mailand ein; der Einzug in die Stadt, für den sieben Ehrenpforten erbaut worden waren, die die sieben Weltwunder zeigten, und auf dem 200 ausgewählte junge Mailänder Adlige in weiß-gol208
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denen Gewändern die Königin und ihre Mutter begleiteten, dauerte drei Stunden703. Aus Marias Briefen an ihren Sohn Ferdinand wissen wir, dass sie in Mailand Gelegenheit hatte, die Sitten der Spanier zu studieren, und dass diese nicht immer ihren Beifall fanden. Zum Beispiel schienen Maria die zahlreichen Theateraufführungen und Feste, die der Gouverneur zu Ehren der Königin in der Adventszeit veranstalten ließ, leichtfertig704, und die Ablehnung der beiden Fürstinnen, dort länger zu erscheinen als es die Höflichkeit unbedingt erforderte, brüskierte wiederum die Spanier. Außerdem klagte die Erzherzogin vor allem in den ersten Wochen über das Wetter – es sei kalt, man friere ständig, weil es keine geheizten Stuben wie zu Hause gäbe705. Und ihr erstes Urteil über Mailand als Stadt war eher verheerend, wenn sie am 5. Dezember 1598 nach Hause schrieb: „Man sagt Wunder, wie man schöne Sachen hier hätt. Ich hab noch wenig gesehen, weil es stets brennt und regnet.“706 Die wiederholten Brände führte die Erzherzogin im Übrigen darauf zurück, dass man hier im Advent so wenig andächtig sei, sie seien Gottes Strafe707. Etwas später besserte sich ihre Meinung, weil Maria mit ihrer Tochter fast täglich eine andere prächtige Kirche besuchte und in den Klöstern mehrfach schöne Musik hörte, deren Genuss sie auch ihren anderen Kindern gerne gegönnt hätte708. Besonders angetan hatte es ihr der Dom, der „ein schöne, ausbündige, große Kirche, ist, deren gleichen ich dann nie gesehen hab“. Im Januar 1599 bestiegen Maria und Margarethe dessen Turm, von wo aus man die ganze Stadt sah – „ist gar ein schöne Sach“709, meldete Maria nach Graz. Aber obwohl man ihr in Mailand viel Ehre erwies und sie zahlreiche Geschenke für ihre Kinder und Reliquien für sich selbst erwarb, war Maria nicht ganz und gar begeistert von der Stadt, von der sie offenbar früher schon viel gehört hatte: „Mailand ist nit, wie ich vermeint hab, wie ich hör, hielt ichs noch mit Venedig.“710 Ob Venedig ihr wirklich besser gefallen hätte, weiß man nicht, denn aufgrund der politischen Spannungen zwischen der Republik und ihrem Sohn, in die Maria durch Gespräche in Spanien selbst ein209
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griff, konnte sie die Stadt nie besuchen. Dafür aber war sie von der nächsten wichtigen Reisestation, von Genua, restlos begeistert: „Kann nit schreiben, was für ein schöne Sach hie ist: wer Genua nit sieht, hat nix gesehen, so schön ist es“711, ließ sie im Februar 1599 ihren Sohn wissen. Allerdings war die Ankunft in dieser Stadt für die Erzherzogin nicht nur ein Grund zur Freude, denn hier begann die Seereise, vor der ihr schon seit Wochen graute. Auf See Seereisen waren für Festlandsbewohner wie Erzherzogin Maria im 16. Jahrhundert noch eine sehr ungewöhnliche und mit großen Ängsten besetzte Angelegenheit. Sich Wind und Wellen auszuliefern, war für viele Reisende früherer Jahrhunderte ein besonders riskantes Unternehmen – man begab sich in besonderer Weise in Gottes Hand, wenn man das Wagnis einging; Stürme, Schiffbruch, Seekrankheit, Piraten waren selbst für gestählte Reisende unbekannte und unkalkulierbare Risiken. Dabei hatte das Meer aber auch etwas Faszinierendes, dem sich Maria nicht entziehen konnte. Als sie 1576 mit ihrem Gemahl nach Kärnten und in die Grafschaft Görz reiste, sah sie das erste Mal das Meer und berichtete darüber an ihren Vater: „Ich hab mir aber gar ubel dar auf gefircht, den wenns nur ein wenig ein Windtl hett, so gett das Schif gar unstett. Aber es ist gar lustig zu sechen.“712 Und nun sollte sie es nicht nur sehen, sondern gar mit dem Schiff reisen! Je näher der Zeitpunkt rückte, an dem die Reisegesellschaft die Schiffe besteigen sollte, desto häufiger äußerte die Erzherzogin gegenüber ihrem Sohn ihre Sorge hinsichtlich der Seereise713. Und sie versuchte, Vorsorge zu treffen: Schon Anfang November 1598, sie hatte gerade erfahren, dass ihr die Begleitung der Tochter nach Spanien erlaubt werde, kündigte Maria ihrem Sohn an, sie werde ihm rechtzeitig mitteilen, wann sie die Schiffe besteigen würden. Dann solle er in Graz ein vierzigstündiges Gebet anordnen, „denn ich wollt doch nit gern auf dem Meer ertrinken“714. Und Ende Januar 1599 forderte sie ihn auf, diese Gebete anzuordnen und einen Jesuiten für sie nach 210
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Mariazell pilgern zu lassen – „bets fleißig für mich, denn jetzt ist die Zeit“715. Als man dann Anfang Februar endlich Genua und damit das Meer und die Schiffe erreichte, versicherte die Erzherzogin zwar, ihr sei vor der Reise nicht bange, aber der Seegang scheint ihr doch Sorgen bereitet zu haben. Am folgenden Tag wollten alle Reisenden beichten und das Abendmahl nehmen, um für das Schlimmste gewappnet zu sein716. Auf der kurzen Fahrt bis Savona kam es dann zwar nicht zum Schlimmsten, aber die See war doch unruhig genug, um bei vielen Frauen des Gefolges Seekrankheit zu bewirken. Maria und Margarethe blieben davon zunächst verschont, was die Erzherzogin etwas gelassener machte. Sie schrieb nach Hause, dass es auf der Galeere sehr schön sei, und dass sie wünschte, auch ihre Söhne könnten das erleben. „Ich wollt, dass du sehen sollst, wann ich jausne, wie die Jungfrauen und Frauen umporkeln, dass sie sich stets anlehnen und anhalten müssen, also wacklets alle Weil; wir lachen oft von Herzen und wünschen dich dazu. Aber jetzt, weil wir still liegen, speit niemand. Wie halt hernach gehen wird? Hoffe aber alls Guts.“717 Einen Grund zur Hoffnung sah Erzherzogin Maria dabei darin, dass die Flotte von 40 Galeeren einen höchst erfahrenen und prominenten Befehlshaber hatte. Mit Giovanni Andrea Doria, dem Admiral aus Genua, hatte der spanische König einen der prominentesten Kapitäne seiner Zeit damit beauftragt. Aber Doria war mit keiner leichten Aufgabe konfrontiert, kann doch das Mittelmeer im Frühjahr sehr rau sein. Und angesichts seiner hochrangigen Passagiere, von denen ja die Zukunft der Krone Spaniens abhing, war er natürlich zu besonderer Vorsicht veranlasst. So wartete er tagelang im Hafen von Savona auf günstiges Wetter718, vor allem darauf, dass der Wind sich beruhige. Als er dann die Abreise wagte, wurde die Flotte jedoch von starkem Wind getroffen, sodass einige der Schiffe Schäden davontrugen und man sicherheitshalber den Hafen von Toulon anlaufen musste. Das war nun keine unproblematische Sache; Spanien und Frankreich hatten erst vor wenigen Monaten Frieden geschlossen, und vor noch nicht allzu langer Zeit war Frankreich von zahlreichen Bürgerkriegen 211
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erschüttert worden, in denen Protestanten und Katholiken einander gegenübergestanden hatten. Nach dem Brief, den Maria am 4. März von Toulon aus schrieb, kann man jedoch vermuten, dass ihr die Nähe zum Glaubensfeind in diesem Falle gleichgültig war. Sie berichtete: „Mein Kind, wollt nit, dass du gewusst hättst den 2. [des Monats], was wir ausgestanden haben! Ist nit halb beschrieben; ich bin gar übel auf gewest, aber Gott Lob wird stets besser, allein das Essen will mir noch nit schmecken, wird noch wohl weiter währen. Ist kein Fortuna [Sturm] gewest, wie sie nit bekennen wollen, so weiß ich nit, wies anderst sein kann, denn der Wind ist uns zum Besten gewest, aber so stark, dass er etliche Segel zerbrochen hat; wir sind halt gefahren, als wenn wir flögen und nur alls auf und nieder, hin und wieder, auf ein Seite, auf die andere: ist gar aus der Weis gewest.“ Jetzt habe man noch den Golf vor sich, und das Meer sei weiter ungestüm, aber man wolle Besserung in Marseille abwarten. Der Doria leugne, dass es irgendeine Gefahr gegeben hätte, aber Maria und alle anderen dünkte es wohl gefährlich, denn es seien ja Segel zerrissen und Leute, die auf dem Meer gewesen seien, würden das einschätzen können. „Wenns bei mir stünd, so zög ich durch Frankreich, käm nit mehr aufs Meer, hab mir schon genug des Meers gesehen.“719 Aber daran war nicht zu denken angesichts des Verhältnisses zwischen Frankreich und Spanien, also musste Maria auf dem Schiff ausharren. Über die folgenden drei Wochen der Reise von Toulon über Marseille, wo man noch einmal lange auf gutes Wetter wartete, bis nach Puerto de Los Alfaques in Spanien, wo man am 25. März eintraf, hat sich eine Abschrift des Reisetagesbuches erhalten. Marias Kammerdiener Johann Pranner führte es in ihrem Auftrag und schickte es abschnittsweise mit den Briefen nach Graz, damit sowohl die Kinder wie Marias Schwester Maximiliana und der polnische König, die jeweils Abschriften erhielten, über den genauen Verlauf der Reise unterrichtet waren720. Der Text enthält viele interessante Details, vor allem aber gibt er uns ein lebendiges Bild der Fährnisse, denen Erzherzogin Maria auf der weiteren Seereise noch ausgesetzt war. 212
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Am 4. März erwähnt Pranner in seinen Niederschriften einen Umstand, der auch Maria einigermaßen bestürzt gemacht zu haben scheint721: Die Galeerensklaven, meist Sträflinge und Kriegsgefangene, wurden von den Aufsehern sehr grausam behandelt. Als an diesem Tag einer wegen eines Vergehens bestraft werden sollte, erbat Königin Margarethe Gnade für ihn, aber die Damen waren sich sicher, dass man es dafür später, wenn sie wieder weg wären, die Sklaven umso mehr spüren lassen würde. Für Maria wird es dabei im Hafen, wo die Reparaturen an den Schiffen schnell voranschritten, am lästigsten gewesen sein, dass sie wegen Wind und Regen nicht jeden Tag die Messe besuchen konnte, denn auf den Schiffen konnte keine gelesen werden. Am 8. März waren die Ausbesserungen so weit abgeschlossen, dass man für den nächsten Tag die Abreise ins Auge fasste. Tatsächlich sah das Wetter zwar bedrohlich grau aus, aber die See war ruhig, sodass man den ganzen Tag segeln konnte bis in die Nähe von Marseille. Die Erzherzogin konnte sich zwar kurz an Deck aufhalten, musste sich aber bald wegen der Seekrankheit wieder niederlegen, ebenso wie alle Damen ihres Gefolges. Im Hafen wurden die Reisenden vom Herzog von Guise empfangen, der als Gouverneur der Provence den Damen und Erzherzog Albrecht alle Ehre erwies722. Unter anderem gestand er bei seinem Besuch auf dem Schiff am 10. März Erzherzogin Maria die Ehre zu, die Tageslosung für die Truppen in den drei Hafenfestungen auszugeben. Am folgenden Tag besuchten viele der Mitreisenden die Stadt, die Damen hörten am Ufer eine Messe. Ein Besuch schien für sie nicht ratsam, obwohl Maria gern die berühmte Kapelle der Hl. Maria Magdalena gesehen hätte, weil die Spanier den Franzosen nicht vollends vertrauten723. Am Abend ließ der Admiral Musik machen, auf Deck mit Trommeln und Pfeifen, unter Deck mit Lauten und Geigen; am folgenden Tag kamen Franzosen und machten Musik mit Sackpfeife, Trommel und einem Becken. Nach einigen ruhigen Tagen kam dann wieder Wind auf, und zwar der gefürchtete Mistral, der am 14. März so weit auffrischte, dass im Hafen Segel zerrissen und die Erzherzogin die ganze Nacht nicht 213
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schlafen konnte. Sie war offenbar nach dem nun schon drei Wochen andauernden Aufenthalt auf dem Schiff, der ihr nicht wirklich bekam, etwas geschwächt, sodass Admiral Doria am nächsten Tag an Land ein Zelt aufstellen ließ, in dem die Erzherzogin und Königin Margarethe die folgende Nacht verbringen und endlich wieder einmal ruhig schlafen konnten. In dem Zelt wurde ein hölzernes Kämmerchen für die beiden eingerichtet, neben diesem schliefen die Herren Breuner, Eggenberg und Attems, die Obersthofmeisterin und einige Kammerfrauen. Der Schreiber des Tagebuches bemerkte dazu allerdings etwas skeptisch: „Wie aber ir fürstliche Durchlaucht diese Nacht an ainem solchen seltzamen Ort, hindter ainem Stainfelßen, wo die Schiaven [Sklaven] ir Wildtpreth jagen, geschlaffen, oder was sie gedacht, das mügen eur fürstliche Durchlaucht [Ferdinand] gnedigist erachten. Ich glaub ir fürstliche Durchlaucht werden offt gnueg haimb gedacht haben, in Summa es ist ja zuvil für ir fürstliche Durchlaucht.“724 Nach zwei weiteren ruhigen Nächten, die die Erzherzogin wieder auf dem Schiff verbringen konnte, verkündete Giovanni Andrea Doria am Morgen des 18. März den Aufbruch; der Herzog von Guise verabschiedete sich, und von den Kastellen am Hafen wurde schon der Ehrensalut geschossen. Dann aber frischte der Wind so sehr auf, dass man in den Hafen zurückkehren musste. Dabei versuchten sich Erzherzog Albrecht, Eggenberg, Breuner und Attems als Ruderer auf den ersten beiden Bänken, danach auch einige Kämmerer des Erzherzogs, die Eggenberg dann als Prügelmeister antrieb – „Hat also ein feine Khurtzweil und Gelächter abgeben, mein gnedigiste Fraw, die hat euer fürstliche Durchlaucht von Hertzen zu uns gewünscht“725. Nachdem dann aber dieser Tag und der folgende wieder still blieben, startete man am 20. März erneut einen Versuch, den letzten Reiseabschnitt über den Golf von Lion (Löwengolf ) zu absolvieren. Zunächst mussten die Rudersklaven heftig arbeiten, weil man Gegenwind hatte, später frischte der Wind immer mehr auf, sodass am Nachmittag die Erzherzogin, die Königin und etliche aus dem Frauenzimmer ein weiteres Mal seekrank wurden. Doria setzte trotzdem Kurs auf Spanien und entfernte sich von der Küste; bald sah man kein 214
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Land mehr, ein Umstand, der den „Landratten“ unter den Reisenden sichtlich Furcht einflößte. Erzherzogin Maria ging es auf dieser Fahrt sehr schlecht, sie litt unter Seekrankheit und hatte wenig Beistand, weil bei dem Sturm niemand stehen konnte – außer Doria, wie der Tagebuchschreiber anmerkt, der um Mitternacht die Erzherzogin besuchte. Die folgende Schilderung vermittelt einen guten Eindruck von der Stimmung auf dem Schiff: „So ist es ein Heyln und Schreyen in dem Frawenzimmer unden geweset, das es erschröckhliche zuhörn, jederman ist da gelegen, als wenn man todt wär.“ Etliche Sklaven ertranken in den Galeeren, weil sie voll Wasser schlugen. „Ich und wir alle wellen an diese Nacht und Letare [Lätare, 21. März 1599] gedenckhen unser Lebenlang. Ich khan nit schreiben, wie fro mir gewest, bald es Tag worden, aber mir heten gewünscht, das es nit Tag wär, dann ist es zu nachts erschröckhlich gewest, so ist bey dem Tag noch erschröckhlicher gewest, wenn man gesehen, wie die Welln einem grossen Perg daher gangen.“726 Allem Schrecken und Unwohlsein zum Trotz gelangte man jedoch am 21. März wohlbehalten in den Hafen von Roses. Erzherzogin Maria blieb an diesem und dem folgenden Tag im Bett, um sich von Schrecken und Seekrankheit zu erholen; ihr wird ein Stein vom Herzen gefallen sein, dass sie die Nacht unbeschadet überstanden hatte. Dass sie eine Wallfahrt nach Mariazell gelobte für die Rettung in Seenot, zeigt aber, wie dramatisch die Reise für sie gewesen ist. Ihr Überleben, so meinte sie einige Wochen später, habe sie nur Admiral Doria zu verdanken, dem sie sich dadurch erkenntlich zeigen wollte, dass sie über ihren Sohn aus den Gefangenen des Türkenkrieges 50 Galeerensklaven aussuchen und Doria schenken ließ727. Ihr Sohn ließ das Geschehen später auf einem Mirakelbild in der Kirche von Mariazell festhalten. In den folgenden Tagen fuhr man langsam an der spanischen Küste entlang nach Süden, wobei wegen widrigen Winden meist gerudert werden musste. Am Ufer war „viel Schönes“ zu sehen, wie das Tagebuch vermeldet, vor allem Ölbäume, Berge, Städte. Wie für alle anderen Reisenden verblasste der Schrecken der nächtlichen Fahrt 215
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auch für Maria schnell; am 25. März schrieb sie aus Puerto de Los Alfaques an Erzherzog Ferdinand, auf dem Golf sei es nicht gut gegangen, aber doch viel besser, als der Pranner in seinem Tagebuch schreibe. Ferdinand solle dessen Schilderung aber aufheben, damit man später noch mehr darüber erzählen könne. „Wir fahren fischen aus, sehen so grausame Fisch, dass eins fürchten macht. Wie oft wünsche ich die Kinder! Du glaubst nit, was man alls Schönes am Meer fischt und sicht. Schick den Kindern hiemit etliche Muscheln, die wir klaubt haben, dieweil man gefischt hat.“728 Fand also die stürmische Fahrt so einen versöhnlichen Abschluss, so stand Erzherzogin Maria der erlebte Schrecken doch wieder näher, je näher der Termin ihrer Abreise aus Spanien rückte. Sie weigerte sich, mit einem anderen Befehlshaber als Doria wieder zurückzufahren und meinte, ohne diesen würde sie sich auf dem Meer zu Tode fürchten729. Ende Mai 1599 brach sie schließlich von Barcelona wieder in Richtung Italien auf und konnte am 19. Juni aus Genua vermelden, Gott habe ihr diesmal gnädig übers Meer geholfen730. Der Aufenthalt in Spanien Nach glücklicher Ankunft in Spanien konnte man sich dann dem eigentlichen Grund der abenteuerlichen Fahrt wieder zuwenden, der Hochzeit Margarethes mit König Philipp III. von Spanien. Die Fürstinnen und Erzherzog Albrecht verbrachten aber zunächst die Karwoche mit den üblichen Gebeten und Kirchenbesuchen in Murviedro, bevor man unter besserem Vorzeichen als in dieser Fastenwoche die Begegnung der Brautleute in Szene setzte. Am 14. April 1599 sahen die beiden einander das erste Mal im Kloster der Barmherzigen Brüder in der Nähe von Valencia. Vier Tage später erfolgte der festliche Einzug von König und Königin in die Stadt731. Am Tor begrüßten die Ratsherren das Paar, das einen Zug aus Hunderten Rittern mit zum Teil zahlreichen Pagen mit sich führte. Auf diese folgten der Hofmeister der Königin mit 16 Granden von Spanien, danach vier Herolde mit den königlichen Wappen, dann 216
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der Obersthofmeister der Königin, der Conde Alba de Liste, danach der König, dessen Pferd 16 Stadträte führten. Ebenso viele trugen den Baldachin der Königin, die dann folgte; ihr schlossen sich Erzherzogin Maria und Erzherzog Albrecht an, ihnen wiederum zahlreiche prächtig gekleidete Damen von Adel zu Pferd, jede von einem Kavalier geleitet. Am Nachmittag des gleichen Tages besuchte man einen Gottesdienst, nach dem Margarethe und Philipp III. die Eheschließung ratifizierten und der Nuntius Camillo Caetani den Bund segnete; gleiches geschah für Infantin Isabella Clara und Erzherzog Albrecht732. Im Anschluss an die folgende Gratulationscour stiegen die Damen in Kutschen, und ein erneuter Reiterzug begleitete sie zum Palast, wo Erzherzog, König, Königin, Infantin und Erzherzogin an einem mit Goldbrokat aus Tunesien geschmückten Tisch speisten. Abends um acht Uhr begann dann das Fest, eröffnet von einem Reiterspiel von 24 Kavalieren und einem Tanz der Frauen von Valencia. Sogar der König tanzte an diesem Abend zweimal mit der Königin und einmal mit der Infantin; in der Nacht schlossen sich noch ein Feuerwerk und Freudenschüsse an. Damit war die Eheschließung von Marias Tochter mit dem König von Spanien endgültig besiegelt, und Maria konnte ihr zweites Ziel der Spanienreise, den Besuch in Madrid bei der Kaiserin-Witwe, mit voller Energie betreiben. Schon am 1. April hatte sie deshalb an Hans Khevenhüller geschrieben und ihn um Unterstützung gebeten733; am 29. April traf sie auf Khevenhüllers Gut Arganda in der Nähe von Madrid ein. Am gleichen Tag reisten die beiden gemeinsam nach Madrid weiter, wo die Erzherzogin unter anderem am 2. Mai den königlichen Palast besichtigte und mehrere Gespräche mit der Kaiserin führte, die sich wie immer im Kloster Descalzas Reales aufhielt. Am 6. Mai verließ Maria die Stadt wieder in Richtung Barcelona, wohin das Königspaar inzwischen aufgebrochen war. Es sind keine Einzelheiten darüber bekannt, was Maria mit ihrer Namensvetterin, der Kaiserin, besprach. Man weiß nur, dass Khevenhüller in den folgenden Tagen viel zu tun hatte „mit allerlai Sachen, mir von Ihrer Durchlaucht hintergelassen“, und dass er deshalb mehrfach an den Kaiser schrieb734. Die Erzherzogin jedenfalls, die schon 217
die fürstin auf reisen
früher immer betont hatte, wie wichtig ihr der Besuch bei der Kaiserin sei735, scheint sehr zufrieden gewesen zu sein mit ihrem Treffen und schrieb nach Hause: „Ich kann Madrid wohl mein Leben lang nit vergessen, so viel Guts ist mir geschehn.“736 Sie hielt sich dann noch einige Tage beim Königspaar in Barcelona auf, bevor sie Ende Mai 1599 abreiste. Von ihrem königlichen Schwiegersohn erhielt sie aus diesem Anlass zahlreiche Geschenke: Juwelen und Schmuck sowie etliche Gegenstände aus Westindien wie Zucker und Kokosnüsse, außerdem zwölf schwarze Sklaven, Stoffe aus Indien, Hunderte Bezoare, Muscheln, Seychellennüsse, Duftstoffe, Porzellan usw.737 Damit zeigte der König nicht nur seine Ehrerbietung gegenüber der Schwiegermutter, sondern präsentierte zugleich die unendlichen Reichtümer seines über vier Kontinente reichenden Herrschaftsgebietes. Die Rückreise Die Rückreise der Erzherzogin begann zu Schiff, wie oben schon angedeutet. Diesmal jedoch war ihr das Mittelmeer freundlich gesonnen, und man erreichte nach ruhiger Fahrt Genua. Schon bei ihrer Abreise aus Barcelona war allerdings klar738, dass Maria nicht den direkten Weg nach Hause wählen würde, sondern dass sie eine Reise zum Marienheiligtum in Loreto plante, um dessen Besuch sie Jahre früher ihren Bruder und 1598 ihren Sohn beneidet hatte. Deshalb ging die Reise weiter über Pavia, dann auf dem Po bis Ferrara. Die Durchquerung Italiens bei frühsommerlicher Hitze war allerdings für die wohl von der langen Reise erschöpfte Erzherzogin sehr anstrengend. Deshalb sah sie, die wahrscheinlich vorgehabt hatte, nie wieder ein seetüchtiges Schiff zu betreten, sich gezwungen, noch einmal bis Pesaro auf dem Meer zu reisen739. Von dort nahm sie den Weg über Senigallia und Ancona nach Loreto. Leider sind die Briefe Marias von ihrer Rückreise nach Graz sehr viel weniger aussagekräftig als die von der Hinreise, für die wir noch dazu über zusätzliche Quellen verfügen. So lässt sich also nicht sagen, wie Maria den ersehnten Besuch in Loreto wahrnahm. Über die Reiseumstände und die Ereignisse der Rückkehr läßt sich eigentlich 218
die spanienreise
nur sagen, dass es schon seit Spanien immer mehr Krankheitsfälle in ihrem Gefolge gab, sodass Erzherzogin Maria mehrere Vertraute und Bediente an verschiedenen Reisestationen zurücklassen musste, weil sie nicht mehr reisefähig waren740. Sie selbst scheint jedoch nicht erkrankt zu sein, allerdings war sie wohl zunehmend des Unterwegsseins müde. Die ehrenvollen Empfänge, die ihr viele italienische Städte bereiteten, zehrten mittlerweile eher an den Nerven, als dass sie Maria erfreuten741. Aber auch körperlich war sie am Ende ihrer Kräfte; im Juli 1599 klagte sie, sie wolle gern einmal rasten und sei schon so matt und schwach, das sie fast nicht mehr weiterkönne742. Von Loreto aus wählte man jedenfalls den Weg über Bologna, Modena, Mantua, Verona und Bozen zum Brenner, denn schon lange hatte Maria zugesagt, im Anschluss an ihre Reise direkt nach München zu ziehen. Ob dort ursprünglich die Reiseberichterstattung im Zentrum stehen sollte oder ob es immer geplant war, dass die Erzherzogin Gespräche über die Eheschließung Erzherzog Ferdinands führen würde, ist nicht klar erkennbar. Jedenfalls ergaben sich im Vorfeld ihrer Reise Probleme in dieser Richtung, die in ihren Briefen an Erzherzog Ferdinand erörtert wurden743. Maria zog also über Benediktbeuern nach München und konnte offenbar alles zur Zufriedenheit klären, denn schon im Oktober wurde die Eheberedung für Ferdinand und Maria Anna von Bayern unterzeichnet. Sie selbst reiste dann von München über Leoben wieder nach Graz, wo sie am 25. oder 26. August 1599 eintraf. Andere Länder, andere Sitten Ein Aspekt, der in Marias Briefen von ihrer spanischen Reise wiederholt eine Rolle spielt und der oben im Falle Mailands schon kurz angeklungen ist, war ihre Einschätzung der bereisten Länder und ihrer Bewohner. Sie äußerte sich wiederholt sehr negativ vor allem über die Spanier im Gefolge ihrer Tochter, denen sie Falschheit und Hoffart vorwarf und deren zeremonielle Ansprüche sie immer wieder zu Widerspruch reizten. So stellte sie bereits kurz nach der Ankunft der 219
die fürstin auf reisen
spanischen Obersthofmeisterin ihrer Tochter, der Duquesa de Gandía, fest, diese würde alle einschließlich Maria selbst wie ihre Dienerinnen behandeln. Ein anderes Mal schrieb sie, die Spanier hätten sie selbst „hinter die Thür gestellt“, ihr also nicht die gebührende Achtung entgegengebracht744. Außerdem sah sie voraus, dass ihre Tochter sich werde angewöhnen müssen, mit ihren Leuten ganz anders zu verkehren, als sie das aus Graz gewohnt gewesen war, denn Freundlichkeit verwechselten sie aus Sicht Marias oft mit Unterlegenheit745. Deshalb werde sich Margarethe angewöhnen müssen, patzig mit den Mitgliedern ihres Gefolges umzugehen. Nach der Hochzeit in Ferrara und dem Erreichen des spanischen Gebiets wandelte sich das Auftreten der Spanier teilweise, und Maria bemerkte nun, sie würden versuchen, sich bei ihr einzuschmeicheln; ein Auftreten, das ihr ebenfalls nicht recht war746. Die Erzherzogin reagierte also sehr heftig auf Beschränkungen von spanischer Seite und die Zumutungen, die Obersthofmeisterin oder der spanische Botschafter San Clemente unter Verweis auf das spanische Zeremoniell an sie herantrugen747 und mit denen sie vor allem in den ersten Reisemonaten konfrontiert war. Gegenüber dem Verhalten der Spanier, die ihr ja noch dazu lange Vorschriften machen wollten über den Verlauf der Reise und ihren Besuch in Madrid, entwickelte die Erzherzogin also eine ziemlich weitgehende Abneigung. Diese dürfte jedoch weniger damit zu tun gehabt haben, dass Maria Fremdes rundweg abgelehnt hätte748. Hier zeigten sich vielmehr Probleme des Kontakts zwischen zwei Hofgesellschaften, deren Zeremoniell eben nicht nach den gleichen Regeln funktionierte. Es war nicht unbedingt böser Wille der Spanier in der Reisegesellschaft, wenn sie die Erzherzogin nicht so behandelten, wie diese es für angemessen gehalten hätte. Ein Teil der Schwierigkeiten resultierte ganz einfach daraus, dass es eine Erzherzogin im spanischen Zeremoniell nicht gab, dass die Duquesa de Gandía als Witwe eines Granden von Spanien, eines Ranges, der wieder im Alten Reich keine Entsprechung hatte, höchste Ehren beanspruchen konnte usw. Kulturelle Differenzen gab es aber daneben natürlich auch zwischen „den Spaniern“ und „den Deutschen“ – als solche bezeichnete 220
die spanienreise
sich Maria selbst749 – und „den Italienern“, denen sie auf der Reise begnete. Und in einer Zeit, in der Toleranz und Verständnis gegenüber anderen Kulturen noch nicht ausgeprägt war, in der man die Bewohner europäischer Länder noch mit verschiedenen Nationalcharakteren versah, ist es wenig verwunderlich, wenn Maria das Vertraute und Bekannte, also „das Deutsche“ dem Fremden vorzog. Das galt sowohl für die Gestaltung von Klöstern750 wie für die Länder generell. Schon kurz nach der Ankunft in Spanien schrieb Maria: „Behüt uns Gott Deutschland! Ich hab nun Welschland, Frankreich, Spania gesehen, aber Deutschland ist noch das best.“751 Und einige Wochen später seufzte sie: „Wohl dem, der bei der deutschen Einfalt bleibt!“752 Sie war gereist, mehr als viele ihrer Zeitgenossen und Zeitgenossinnen, und hatte damit Weltkenntnis erworben, auf die sie ihrem Sohn gegenüber verwies. Die Reisen hatten ihr durch Besichtigungen und Begegnungen Einsichten vermittelt, die sie und ihr Weltbild veränderten. Aber sie hatten die Erzherzogin auch gelehrt, dass es zu Hause vielleicht nicht am besten, aber doch am einfachsten sei.
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Ausklang: Tod und Nachleben
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rzherzogin Maria muss von einer wirklich bemerkenswerten Konstitution gewesen sein, bedenkt man, dass sie zwischen 1572 und 1590 15 Kindern das Leben schenkte, in dieser Zeit noch dazu viel auf Reisen war und selbst die Anstrengung von Jagden im Gebirge nicht scheute. In ihren jungen Jahren scheint sie sich einer sehr stabilen Gesundheit erfreut zu haben – es gibt keine Hinweise auf ernstere Erkrankungen, und selbst von den Geburten scheint sie sich jeweils schnell erholt zu haben. Nur nach ihrer ersten Niederkunft hatte sie nach eigener Aussage ein „krannckes Kindtbett“, litt also noch länger unter den Nachwehen der Geburt753. Ein erstes Mal von einer ernsthafteren Erkrankung hören wir von ihr im Januar 1591, als sie ihrem Bruder Wilhelm mitteilte, sie sei krank gewesen, und nur das Gebet ihrer Kinder und ein Aderlass hätten sie gerettet, obwohl sie lieber gestorben wäre754. Vielleicht waren die unerfreulichen Verhandlungen um ihre Regentschaft in Innerösterreich und die Nachwirkungen des Verlustes ihres Gemahls nicht unerheblich dafür, dass sie zu diesem Zeitpunkt erkrankte. Drei Jahre später lässt sich aus einem Brief Annas von Polen an die Mutter erkennen, dass Maria erneut kränkelte. Die Tochter ermahnte sie aus diesem Anlass, sich mehr Ruhe zu gönnen und nicht erst gegen 23 Uhr zu Bett zu gehen und morgens um 5 Uhr schon wieder auf zu sein; außerdem solle sie ordentlich essen755. Eine ähnliche Mahnung von Erzherzog Ferdinand aus Regensburg im Februar 1608, als Maria an einem Katarrh litt, lässt uns vermuten, dass sie ungeachtet gesundheitlicher Probleme die Fastengebote sehr streng hielt. Er jedenfalls bat die Mutter, trotz der Fastenzeit so zu leben, dass sie ihren Kindern noch lange erhalten bliebe. Auf der Rückreise aus Spanien, als Maria im Frühsommer 1599 Italien durchquerte, sowie früher schon in Spanien erkrankten zwar 222
ausklang: Tod und nachleben
zahlreiche Personen des Gefolges – einige von ihnen wie die Fräuleinhofmeisterin Margaretha von der Worch starben gar –, aber die Erzherzogin selbst scheint nicht beeinträchtigt gewesen zu sein756. Im April 1604 dagegen soll die Erzherzogin schon die Sakramente erhalten haben, wurde aber wieder gesund; im Mai 1607 erkrankte sie an einem starken Katarrh, der ihr das Atmen sehr schwer machte757. Ohne dass die Erzherzogin ständig gekränkelt haben wird, lässt sich doch erkennen, dass das Alter ihr langsam zu schaffen machte; immerhin hatte sie die 50 überschritten, und der Kräfteverschleiß durch Niederkünfte und Reisen machte sich bemerkbar. Außerdem scheint sie – ungeachtet des Verdachtes ihrer Kinder, sie esse nicht regelmäßig – in ihren späteren Lebensjahren stark zugenommen zu haben. Seit Jahresbeginn 1608 jedenfalls war Erzherzogin Maria mehrfach kränklich, sie klagte über Kopfschmerzen, die sie im März erfolgreich mit Schwitzbädern bekämpfte, und litt Anfang April erneut unter einem heftigen Katarrh der Atemwege758. Dieser war jedoch nicht die Ursache ihres Todes Ende April 1608. Briefe von Hans Ulrich von Eggenberg an Erzherzog Ferdinand, der ja zu diesem Zeitpunkt beim Reichstag in Regensburg weilte, der Bericht des Sekretärs und Kammerdieners Johann Branner über Marias Tod an den Erzherzog und der Bericht des Grazer Nuntius Giovanni Battista Salvago nach Rom759 zeichnen ein genaues Bild von Marias letzten Lebenstagen und von den Umständen ihres Todes. Danach erkrankte die Erzherzogin am 25. April, einem Freitag, nach ihrer Teilnahme an einer Prozession in Graz schwer, während sie im Jagdschloss Karlau mit ihrer Familie das Mittagessen einnahm. Sie verspürte große Schmerzen im Bauch und starke Übelkeit, weshalb sie sich umgehend nach Graz zurückbringen ließ. Man war sofort in Sorge um sie, wie Eggenbergs Aufforderung an Erzherzog Ferdinand, doch lieber nach Graz zurückzukehren, zeigt, ebenso wie die Tatsache, dass der Nuntius ein vierzigstündiges Gebet für ihre Gesundung anordnen ließ. Am folgenden Tag ließen ihre Schmerzen und das Erbrechen etwas nach, sodass man Hoffnung schöpfte, aber ab Montag Nachmittag nahm beides wieder deutlich zu. Abends kurz 223
ausklang: Tod und nachleben
vor Mitternacht ließ Maria, die merkte, dass es mit ihr zu Ende ging, ihre Kinder Magdalena und Maximilian, die Schwiegertochter Maria Anna und den Enkel Johann Karl rufen, um sich von ihnen zu verabschieden. Danach gab ihr der Nuntius die Letzte Ölung. Am Dienstag, den 29. April 1608 um 9 Uhr vormittags verstarb die Erzherzogin im 58. Lebensjahr. Wie es die Ärzte, die kaum etwas für sie hatten tun können, bereits am Tag vor ihrem Tod vermuteten, ergab die sofort durchgeführte Obduktion einen Darmverschluss als Todesursache760. Sowohl der Nuntius wie die Leichenpredigt auf Maria, die der Geistliche des Grazer Klarissenklosters Simeon Mänhardt hielt, betonen ihre Gefasstheit und ihre Gelassenheit, mit der sie trotz großer Schmerzen ihrem Tod entgegensah. Auf dem Totenbett legte die Erzherzogin noch das Gelübde als Klarissin ab761; ihr Leichnam wurde in ein Ordenshabit gekleidet, wie sie es selbst vor ihrem Tod festgelegt hatte. Nachdem sich dann die Grazer Jesuiten von der verstorbenen Fürstin verabschiedet hatten, wurde der Leichnam von erzherzoglichen Kämmerern in einen Wagen getragen, zu den Klarissen gefahren und den Klosterfrauen überantwortet. Dort im Kloster blieb ihr Leichnam aufgebahrt, bis nach der Rückkehr Erzherzog Ferdinands am 12. Mai die Exequien gehalten werden konnten, was der Nuntius am 19. Mai tat762. Im Juni 1608 ordnete auch Erzherzog Matthias an, dass in allen Kirchen in den habsburgischen Erbländern mindestens ein Requiem für die Erzherzogin gehalten werden solle, und Papst Paul V., der an jedes der Kinder ein Kondolenzschreiben sandte, betrauerte den Verlust der Erzherzogin aufgrund ihrer großen Verdienste sowohl um die Regierung wie um die Religion763. Die endgültige Beisetzung Marias erfolgte jedoch erst am 4. September 1608 im von ihr gestifteten Klarissenkloster, weil erst dann der von ihr in Auftrag gegebene Sarkophag fertiggestellt war764. Nach altem Brauch wurden dabei die bei der Leichenöffnung entnommenen Eingeweide und das Herz der Erzherzogin an einem anderen Ort beigesetzt, und zwar neben denen ihres Gemahls am Hochaltar der Grazer Hofkirche St. Ägidius, des heutigen Domes765. Heute befinden sie sich wie der Sarkophag aus dem Klarissenkloster 224
ausklang: Tod und nachleben
im Mausoleum neben dem Dom, das Erzherzog Ferdinand ab 1614 als neue Familiengrablege errichten ließ. Marias sterbliche Überreste wurden, ebenso wie das bei ihr beigesetzte Herz ihres ältesten Sohnes, von dessen zweiter Frau und dessen Sohn Kaiser Ferdinand III. nach der Aufhebung des Klosters 1782 dorthin überführt766. Interessanterweise existiert jedoch nicht nur das heute in Graz erhaltene Grabdenkmal für Erzherzogin Maria, sondern noch ein zweites im Mausoleum in der Klosterkirche Seckau767. Beide sind einander sehr ähnlich, bilden Maria und Karl von Innerösterreich in Lebensgröße ab, wobei das in Seckau befindliche Stück sehr viel sorgfältiger und kunstvoller gearbeitet ist. Das Mausoleum in Seckau hatte Erzherzog Karl errichten lassen, um damit eine Grablege für den von ihm begründeten habsburgischen Familienzweig zu installieren. Schon 1575 wurde der Stein für das dort aufbewahrte Kenotaph des erzherzoglichen Paares ausgewählt, 1587 mit dem Bau begonnen. Nach Karls Tod und seiner Beisetzung dort im Herbst 1590 ließ Erzherzogin Maria bis an ihr Lebensende weiter an der Ausschmückung des Baues arbeiten, widmete sich damit also der Pflege des Andenkens ihres Gemahls. Seit 1592 standen die Arbeiten unter der Leitung Sebastiano Carlones, dem Maria in Graz ebenfalls vieles anvertraute, u.a. die Ausschmückung ihrer privaten Kapelle, und der auch das Kenotaph anfertigte768. Nicht nur die Gestaltung des Denkmals zeigt, dass Maria ursprünglich neben ihrem Gemahl in Seckau beigesetzt werden wollte. Kurz vor der Geburt ihrer Tochter Gregoria Maximiliana im März 1581 stiftete die Erzherzogin eine ewige Messe in Seckau und bestimmte ausdrücklich, dass sie dort beigesetzt werden wolle. Auch in ihrem Testament von 1591 findet sich eine diesbezügliche Festlegung769. Wann und vor allem warum sich diese Festlegung änderte, ist nicht ganz sicher. Friedrich von Hurter schreibt, sie habe nach ihrer Krankheit 1607 angeordnet, dass sie im Habit bei den Grazer Klarissen ohne Geläut und Pomp beigesetzt werden wolle770. Sicher ist, dass sie zu diesem von ihr gestifteten Kloster eine enge Beziehung hatte und sich häufig dort aufhielt; ebenso sicher ist, dass ihre Beisetzung 225
ausklang: Tod und nachleben
1608 an einem Ort, an dem noch zehn Jahre vorher eine lutherische Kirche gewesen war, eine große Symbolkraft hatte. Wahrscheinlich ist also, dass ihre Verbundenheit mit den Klarissen, in deren Orden sie ja noch auf dem Totenbett aufgenommen wurde, am Ende den Ausschlag gab für eine Beisetzung in Graz. Für ihre eigene Memoria sorgte Maria aber nicht nur mit der Herstellung von zwei Grabmälern und der Stiftung eines Klosters sowie einer ewigen Messe. Ihr Testament aus dem Jahr 1591, ergänzt durch mehrere Nachträge (Kodizille)771 enthält ebenfalls zahlreiche Festlegungen in dieser Richtung. Aus ihrem Vermögen (70.000 Gulden), über das sie aufgrund von Heiratsgut und Morgengabe verfügte, ordnete sie folgende Stiftungen an: 2.000 Gulden für die ewige Messe in Seckau, dann mindesten 2.000 Gulden für Arme und Bedürftige sowie die beiden Spitäler in Graz, weiter 1.000 Gulden für die Grazer Jesuiten für die Errichtung eines „Gedechtnus“ nach ihrem Gutdünken in der Jesuitenkirche und etwa 2.000 Gulden als eine Stipendienstiftung für die Schüler im Jesuitenkollegium zu Graz. Ihre anderen Besitztümer sollten die vier Söhne unter sich aufteilen, da die Töchter ja durch ihre Verheiratung schon ausgezahlt sein würden. Einzelne dieser Besitztümer werden jedoch gesondert aufgeführt, weil sie Maria offenbar besonders wichtig waren. Dazu gehörte die goldene Kanne mit dem Becken, die ihr die Kärntner Landschaft bzw. Ferdinand von Tirol zur Hochzeit geschenkt hatten – beides sollte Erzherzog Ferdinand erhalten. Durch ihn ist es als Taufgeschirr der Habsburger in Gebrauch gekommen und befindet sich heute in der Wiener Schatzkammer. Außerdem kennzeichnete die Erzherzogin mindestens 29 Stücke aus den Kleinodien gesondert und bestimmte, dass diese Hauskleinodien sein sollten und Erzherzog Ferdinand als solche zu übergeben seien. Sie dürften nie verkauft, sondern nur von ihren Nachkommen gebraucht und sollten immer im männlichen Stamm weitergegeben werden. Aus den restlichen Kleinodien bestimmte Maria jeweils einzelne Stücke als Andenken für ihre Söhne und Töchter, die mit genau spezifizierten Zeichen kenntlich gemacht und nach ihrem Tod ent226
ausklang: Tod und nachleben
sprechend verteilt werden sollten. Als besondere Erinnerung erhielt außerdem Erzherzog Ferdinand ihren Ehering und den ihres verstorbenen Gemahls, die er ebenfalls nie aus der Hand geben sollte. Im Testament von 1591 sorgte Maria für ihre unverheirateten Töchter vor, eine Sorge, der sie zum Zeitpunkt ihres Todes bereits enthoben war. Aber fast 17 Jahre früher, als noch keines der Mädchen verehelicht und die jüngste gerade zwei Jahre alt war, hielt die Erzherzogin fest, dass, wer immer bei ihrem Tod das Regiment führe, die Mädchen nicht voneinander trennen dürfe, sondern sie gemeinsam und in der katholischen Religion aufziehen, ihnen ausschließlich katholische Diener und Dienerinnen geben solle, die sie in Gottesfurcht und allen Tugenden erziehen würden. Dass sie ihre Kinder noch einmal ausdrücklich zur Festigkeit im Glauben ermahnte und jeden zu enterben drohte, der sich der katholischen Religion entfremde, versteht sich bei Maria fast von selbst. Schließlich widmete sie noch ihrer Kapelle in der Grazer Burg eine eigene Festlegung. Deren Ausstattung samt Ornaten und Reliquien solle an Ferdinand gehen – „weyll es ymer schad were, das dergleichen Sachen von einander vertheilt sollen werden“ –, im Falle von dessen Tod an den jeweils ältesten der überlebenden Söhne; die drei anderen sollten dafür ausgezahlt werden. Die Summe, die jeder erhalten sollte, setzte sie 1601 von 3.000 auf 10.000 Gulden hinauf; der Nuntius sprach 1608 sogar davon, dass der Wert an Schmuck und Silber in der Kapelle auf 300.000 Gulden geschätzt würde.772 Da er aber auch den Wert der Stiftungen für die Jesuiten deutlich überschätzt, darf man wohl von einem Irrtum – oder Wunschdenken – ausgehen. Außerdem beinhaltet das Testament noch eine lange Liste von Legaten an treue Diener und Dienerinnen der Erzherzogin sowie die Aufforderung an Erzherzog Ferdinand, sie gegebenenfalls mit neuen Dienstpositionen zu versorgen. Hier findet man nicht nur den treuen Obersthofmeister Maximilian von Schrattenbach und die langjährige Hofmeisterin der Kinder Argula Pöllin, sondern auch die Hoffräulein, die Kammerfrauen und Kinderwärterinnen, die Mägde und Kammerdiener, den Narren und die Krankenwärterin, die alle eine nach Rang und Amtsbezügen gestaffelte Summe erhalten sollten. 227
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Maria sorgte also mit ihrem Testament in ganz typischer Form schon 1591 für den Fall ihres Todes vor. Stiftungen und Almosen sollten ihrem Seelenheil dienen, Andenken für die Kinder und Hauskleinodien die Memoria der Fürstin innerhalb der Familie wachhalten. Langjähriges Dienstpersonal und Amtsträgerinnen wurden als Anerkennung und Erinnerung ebenfalls bedacht. In den Jahren zwischen 1609 und 1611 zahlte Marias Sekretär und Kammerdiener Johann Pranner insgesamt 9.000 Gulden an Legaten an Hofmeisterinnen, Hoffräulein, Kammerdienerinnen und anderes langjähriges Personal aus773. Freilich war es nicht nur Maria selbst, die für das Gedächtnis ihrer Person Sorge trug. Erzherzog Ferdinand, der sich ja zu seinem höchsten Bedauern nicht persönlich von seiner Mutter hatte verabschieden können, ließ von seinem Hofmaler Giovanni Pietro de Pomis ein Gemälde für den Hochaltar des Klarissenklosters anfertigen, auf dem die Aufnahme Erzherzogin Marias in den Himmel dargestellt ist. Das bis heute erhaltene, figurenreiche Bild verherrlicht zugleich Marias christlich-frommes Leben. Als Streiterin für die Religion und Vorbild einer frommen Fürstin beschrieben die Erzherzogin auch Leichenpredigt und Gedächtnisschriften, die nach ihrem Tode gedruckt wurden, und zwar sowohl in Graz wie in Spanien, wo ja ihre Tochter Margarethe Königin war774. Die Grazer Jesuiten veröffentlichten im Jahr nach dem Tod der Erzherzogin ein Emblembuch, in dem mit 30 Abbildungen und Texten Leben, Verdienst und Ruhm der Erzherzogin auf allegorische Weise dargestellt sind775. Als Johannes Gans, Jesuit und ehedem Beichtvater Kaiser Ferdinands II., bald nach dessen Tod eine Sammlung von Biografien aller Habsburgerinnen herausbrachte, formulierte er zu Erzherzogin Maria: „Mit dieser hette einer die Jenige frag Salomonis, wer wird ein starckes Weib finden? verantworten können/ unnd sagen/ Carolus in dem er dise Maria ein gebohrne Hertzogin in Bayern gefunden hat.“776 Als starke Frau und Fürstin, als Stütze der Kirche und des katholischen Glaubens behielt man sie also in Erinnerung, eine Erinnerung, die im 19. Jahrhundert, als die Konfrontation der christlichen Bekenntnisse 228
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sich noch einmal zuspitzte, wieder aufgegriffen und erneuert wurde. Friedrich von Hurter stellte Maria als „Bild einer christlichen Fürstin“ dar und mehr oder weniger bewusst als Ideal einer Frau und Fürstin für seine eigene Zeit; als „wahre, heilige Landesmutter“777 bezeichnete sie ein anderer Historiker katholischer Konfession, während Johann Loserth in seinen zahlreichen Darstellungen zur innerösterreichischen Gegenreformation Marias Rolle dabei aus protestantischer Sicht eher mit Misstrauen und Ablehnung beschrieb, Felix Stieve sie gar als herrschsüchtiges Weib abtat778. Bis heute ist vor allem ihre Rolle in den religiösen Auseinandersetzungen immer wieder angesprochen worden779, wobei freilich erst in jüngerer Zeit verstärkt darauf hingewiesen wurde, wie eng politische und religiöse Auseinandersetzungen, wie eng also das Amt als Fürstin und das persönliche Bekenntnis zu Marias Lebzeiten in Innerösterreich verschränkt waren780. Dabei war Maria jedoch mehr als eine Stütze des Katholizismus, obschon sie über ihr Wirken und ihre Kinder viel zur Umsetzung der Gegenreformation in Innerösterreich und einiges zur Entstehung der Pietas Austriaca beigetragen hat. Sie war eine Fürstin, die sich der Verantwortung ihres Amtes bewusst war, und die versuchte, ihre Vorstellung von fürstlicher Machtausübung in verschiedenen Bereichen umzusetzen. In diesem Zusammenhang war es wichtig, dass die freundlich-liebevolle Beziehung zu ihrem Gemahl ihr Handlungsräume erschloss, die ihr als Fürstin zwar zustanden, in denen sie aber nur in Gemeinsamkeit mit ihrem Ehemann erfolgreich handeln konnte. Dass es der Erzherzogin offenbar gelang, ihren Kindern ein entsprechendes Bild vom Amt der Fürstin mitzugeben, zeigt das ebenfalls aktive Wirken ihrer verheirateten Töchter in Krakau, Madrid und Florenz. Ob sie im besonders engen Verhältnis zu ihrem ältesten Sohn nun eher übermächtige Mutter oder enge Vertraute war, ob sie Ferdinand von der Macht fernhielt oder diesem „nur“ den Rücken stärkte, hängt offenbar noch immer vom Blickwinkel des Betrachters bzw. der Betrachterin ab. Schon zu ihren Lebzeiten kursierte sowohl das Bild von der starken Frau wie das von der herrschsüchtigen Mutter. 229
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Noch viele weitere Facetten der Person Marias haben sich jedoch ergeben: Sie war nicht nur fromm und politisch aktiv, sie war eine strenge, aber liebevolle und loyale Mutter, sie war abenteuer- und reiselustig, freilich nicht als Selbstzweck, sondern weil sie Verbindungen knüpfen und heilige Stätten sehen wollte und weil sie die Jagd liebte. Sie wusste gute Musik zu schätzen und liebte Schmuck ebenso wie kostbare Stoffe, die sie aus halb Europa für Graz beschaffte. Sie war neugierig, sammelte Informationen über politisches Tagesgeschehen ebenso wie über höfische Gerüchte. Beides diente ihr dazu, politische Ziele im Kleinen wie im Großen anzuvisieren, wobei sie in ihrem Ehrgeiz wohl gelegentlich über das Machbare hinausschoss. Die Erzherzogin war tatkräftig, manchmal ungeduldig und, wenn es die Umstände erlaubten, direkt in ihrer Sprache, mit der sie denen, die Zumutungen an sie herantrugen, „flugs die Zähne“ wies781. Wie viele ihrer Briefe beweisen, konnte sie aber auch humorvoll und ironisch sein. Und sie hat ihre Spuren in der Geschichte hinterlassen, nicht nur über ihren ältesten Sohn, Kaiser Ferdinand II., und dessen Nachkommen, von denen auch das heutige Haus Habsburg-Lothringen abstammt. Durch ihr Wirken für die Gegenreformation hat sie einen Teil beigetragen zur bis heute erkennbaren konfessionellen Landschaft in Mitteleuropa, was freilich für die vielen Tausend Lutheraner in Innerösterreich mit Verfolgung und Vertreibung verbunden war. Ihre Begeisterung für Musik hat sie in die Grazer Hofkultur eingebracht, deren wichtigste Elemente nach 1619 an den Wiener Kaiserhof übernommen wurden. Und nicht zuletzt hat sie Briefe hinterlassen, die in ganz eigener Weise ein Bild von ihrer Person und ihrer Zeit zeichnen.
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Literatur und gedruckte Quellen
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literatur und gedruckte Quellen
Quellenverzeichnis Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv Hausarchiv, Vormundschaft nach Karl von Steiermark, 1590 bis 1595, Karton 1 und 2 Hofarchive, Hofverwaltungen nichtregierender Mitglieder, Bd. 1 Familienurkunden Nr. 1423, 1423a, 1448, 1449, 1451, 1482, 1501 Familienakten Karton 18, 24, 26, 86, 88, 99, 101, 108, 109 Ältere Zeremonialakten Karton 2, 8 Obersthofmeisteramt SR 73, Nr. 4 da), Nr. 4h; SR 183, Nr. 65 Familienkorrespondenz, Karton A 6: Briefe an Kaiser Ferdinand II. Familienkorrespondenz, Karton A 39: Briefe an und von Erzherzog Karl von Innerösterreich Familienkorrespondenz, Karton A 40 bis 47: Briefe an und von Erzherzogin Maria von Innerösterreich 1574 bis 1608 Innerösterreichische Hofkammerakten, Karton 1 und 2 Wien, Allgemeines Verwaltungs-, Finanz- und Hofkammerarchiv Niederösterreichische Herrschaftsakten W 61/A/9-A; W 61/A/9-B; W 61/A/36-B Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung von Handschriften und alten Drucken Cod. 8969, 8970, 8972, 8219 Graz, Steiermärkisches Landesarchiv FA Attems, Karton 7, H. 28: Briefe der Erzherzogin Maria an Hermann von Attems FA Herberstein, Karton 2, EP 2/34: Bernhardin von Herberstein Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Geheimes Archiv, Loc. 8534/1, Loc. 8538/11, Loc. 8547/3 München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Geheimes Hausarchiv Korrespondenz-Akten Nr. 606/V: Schreiben der Erzherzogin Maria an ihren Bruder Wilhelm von Bayern 1570–1594 243
literatur und gedruckte Quellen
Korrespondenz-Akten Nr. 597/Xa: Schreiben der Erzherzogin Maria an ihren Vater Herzog Albrecht 1571, 1578 Hofhaushaltsakten Nr. 45, 181, 195, 197, 227, 232, 276, 452
244
Dank
Wie jedes größere Manuskript konnte auch dieses nur durch die Unterstützung vieler anderer zustande kommen. Ich danke deshalb den Mitarbeitern von Archiven, Bibliotheken und Museen in Wien, Graz, Dresden und München, die meine Arbeit durch die Bereitstellung von Büchern und Akten möglich machten und die mich bei der Beschaffung der Bildvorlagen unterstützten. Ich danke Marion Romberg und Helga Raue, die das Manuskript gelesen haben, ebenso wie Elisabeth Zingerle, die außerdem viele Hinweise zu Literatur und Quellen gab. Dass sie ganz am Anfang der Arbeit meinen Plan einer Biografie über Erzherzogin Maria begeistert begrüßte, hat mich in meinem Vorhaben bestärkt. Und ich danke allen Bekannten und Freunden, die sich wieder einmal über Monate zahlreiche Geschichten und Geschichterln über die innerösterreichische Fürstenfamilie anhören mussten, für ihre Geduld.
245
Anmerkungen
Die Fußnoten wurden auf die unabdingbaren Nachweise von Literatur und Quellen beschränkt. Die Zitate aus Quellen sind hinsichtlich von Groß- und Kleinschreibung sowie hinsichtlich der Zeichensetzung modernisiert, ebenso in Hinblick auf die häufige Verwendung des Buchstabens „v“ anstelle von „u“. Dies sollte der leichteren Lesbarkeit dienen, ebenso die Entscheidung, für die Briefe Marias an ihren Sohn Ferdinand aus den Jahren 1598 und 1599 die Ausgabe von Ferdinand Khull zu verwenden, der jeweils den vollständigen Text, aber in modernisierter Form wiedergibt.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 159. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 158. Leitsch, Bd. 3, 1569, 1596. Evans, 51. Wehner, 177–179. Schuster, 601. Zu Loserth siehe www.bbkl.de/l/loserth.shtml [27.07.2011] und www.biographien.ac.at/oebl_5/328.pdf [27.07.2011]. Z.B. Koldau; Schäffer; Federhofer. Z.B. Sánchez; Wunder, Herrschaft; Rogge; Keller, Kommunikationsraum; Lilienthal. Zu Marias Briefwechsel siehe unten S. 151.f, 160–165. Zu Albrecht siehe Heym, Albrecht; Baumstark. Wehner, 10f. Zu Annas Schmuck siehe Das Kleinodienbuch; Graf, Residenz, 17; Wehner, 8f. Zu Marias Geschwistern siehe Rall; Bosbach. Zu Wilhelm zuletzt Sammer. Wehner, 7, 21, 99. Schmidt, XXXIX, XL; Wehner, 22f. Schäffer, 216f. Wehner, 23. Zitiert nach Wehner, 23. Zitiert nach Wehner, 24.
246
anmerkungen
21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43
44 45 46 47 48 49 50 51 52 53
Zur Münchner Kunstkammer siehe Diemer; Sauerländer. Heym, Antiquarium; Spindler, 915. Wehner, 16–20; Vocelka, 29. Schäffer, 213f., 218f. Wehner, 27; Schäffer, 222–228. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 155; Wehner, 29. Wehner, 32. Vocelka, 103–111. Keller, Anna von Sachsen, 86f. Dazu Wehner, 32–40, 198–200; Vocelka, 14. Die Unitarier waren Vertreter einer nachreformatorischen kirchlichen Richtung, die die Einheit Gottes betonte und die Lehre von der Trinität teilweise oder ganz verwarf. Wehner, 36. Wehner, 36–39. Wehner, 44f. Zitiert nach Wehner, 45. Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv (im folgenden HHStA) Wien, Familienakten 24, Bl. 105v. Siehe auch S. 175. Wehner, 41f. Diemer; Vocelka, 49f. Wehner, 46–52. Wehner, 52. Wehner, 53–57. Wehner, 58f. Vocelka, 55–63: Die Münchner Hochzeit diente in vieler Hinsicht als Vorbild der Wiener, viele Künstler waren auch bei beiden Ereignissen beteiligt. Wehner, 58. Zitiert nach Wehner, 62. Zitiert nach Wehner, 73. Wehner, 70, 74f. Wehner, 59f. Vocelka, 52. Wehner, 66. Vocelka, 54. Wehner, 70; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 180. Wehner, 62–65, 70; Vocelka, 71.
247
anmerkungen
54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70
71 72 73 74 75 76 77 78 79 80
Zitiert nach Wehner, 61. Vocelka, 51. Wehner, 70; Vocelka, 73. Wehner, 81 Wehner, 81f.; Vocelka, 73f. Wehner, 76–78; Vocelka, 75–77, 91. Wehner, 83f. Wehner, 84f.; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 183–187; Vocelka, 77–82. Vocelka, 78f. Vocelka, 82f. Vocelka, 83f. Wehner, 85–87. Wehner, 69. Ausführlich zu diesem Empfang und mit Abbildungen der Ehrenpforten Sponrib (unpag.). Wehner, 86. Wehner, 86. Vocelka, 85–87. Vocelka, 87f.: „Als besondere Attraktion floß aus dem Brunnen am ‚Staygeeckh‘ roter und weißer Wein, ‚welchem der gemaine Pöfel dermassen zugeloffen / sich umm den rinnenden Wie / derin werendem Eintrit / und ein etlich stund hernach / jedermann reiß gewest / ungeacht viler eingenumenen schleg / erlitner hin und her stössen also gerissen / das von wegen großen gedrangs schir niemand weder auff / noch an / nit wol reiten noch gehen mügen‘.“ Wehner, 87f.; Vocelka, 30, 95f. Vocelka, 88f. Das Turnier ist abgebildet bei Sponrib. Vocelka, 89f. Dies betonen nicht nur Hurter und Wehner, sondern auch Gedächtnisschriften, z.B. Gans, 367f. Zitiert nach Wehner, 91. Wastler, 71; Stolzer 181, siehe auch unten S. 75f. Zitiert nach Wehner, 90. Wehner, 92–96; siehe auch S. 197–199. Wehner, 106f., siehe auch S. 81f. „… s’amano tanto insieme che è cosa incredibile“: Rainer, Nuntiaturberichte Bd.2, 415; Wehner, 91: „Si amano tanto insieme questi dui principi che non pense stare una hora uno senza l’altro“.
248
anmerkungen
81 82 83 84 85 86 87 88 89 90
91 92
93 94 95 96 97 98 99 100
101 102 103 104
HHStA Wien, Familienkorrespondenz 39, unpag. (9.11.1582). HHStA Wien, Familienkorrespondenz 39, unpag. (20.11.1582). HHStA Wien, Familienkorrespondenz 39, unpag. (2.11.1584). Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 434. Zitiert nach Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 279. Sächsisches Hauptstaatsarchiv (im Folgenden: HSTA) Dresden, Loc. 8538/11, Bl. 37. Zu Karls Gesundheit siehe Wehner, 167f. HSTA Dresden, Loc. 8534/1, Bl. 225. Wehner, 167f. In Laxenburg selbst gab es allerdings keine Heilquelle. Es ist anzunehmen, dass Karl entweder zum Bad nach Baden bei Wien fuhr, oder dass er sich von dort Wasser nach Laxenburg bringen ließ. Möglicherweise nutzte er aber auch das im 16. Jahrhundert sehr beliebte Bad in Mannersdorf am Leithagebirge. Loserth, Akten und Korrespondenzen 50, 685–687. Der Bericht des Beichtvaters Ernhofer siehe Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 519–522; eine ausführliche Schilderung auch bei Wehner, 168–171. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 520. Wehner, 171. Wehner, 172f.; Damisch. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 522–533, siehe auch Wehner, 174. HHStA Wien, Familienakten 18, unpag. (14.07.1590). Siehe auch S. 113f. Siehe S. 113–121. HHStA Wien, Familienurkunden Nr. 1448. Wenn nicht anders angegeben nach Wehner, 111–132. Porträts vielerKinder der Erzherzogin unter http://en.wikipedie.org/wiki/ Maria_Anna_of_Bavaria_(1551–1608) sowie in der Bilddatenbank des Kunsthistorischen Museums Wien http://bilddatenbank.khm.at/ [28.07.2011]. Zitiert nach Wehner, 112. Zingerle, Maria Christierna, 42. HHStA Wien, Familienkorrespondenz 40, unpag. (7.03.1577, 18.02. 1578). Zitiert nach Wehner, 126.
249
anmerkungen
105 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 591; Wehner, 126. 106 1580 war Christine, die älteste Tochter Wilhelms und Renatas von Bayern, im Alter von neun Jahren gestorben. 107 Zitiert nach Wehner, 215. 108 Zitiert nach Wehner, 119. 109 Khull, 135. 110 Zitiert nach Wehner, 122. 111 Khull, 31, 43, 61, 84f., 94, 101; Hurter, Maria, 320f. 112 Zitiert nach Hurter, Maria, 321. 113 Zu ihm siehe Weiss. 114 Zur Person und Hochzeit siehe Betz. 115 HHStA Wien, Familienakten 108, unpag. (4.05.1597). 116 Zitiert nach Wehner, 128. 117 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 6, Bl. 78. Ähnlich auch eine Äußerung Marias 1596 nach einem glimpflich abgegangenen Unfall ihres Sohnes Ferdinand: Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung von Handschriften und alten Drucken, Cod. 8969, Bl. 864r. 118 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 4, 536, Khull 12, 47, 79; Wehner, 126. 119 Loserth, Schrattenbach, 161, 163. 120 Khull, 59. 121 Khull, 25. 122 Khull, 17, 42, 53, 89; Hurter, Maria, 71. 123 Khull, 47. 124 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 39, unpag. (18.11.1582). 125 Zitiert nach Wehner, 118. 126 Leitsch, Bd. 2, 1152; Betz, 54. 127 Leitsch, Bd. 2, 1147. 128 Wehner, 125. 129 Zu Margarethe siehe Feros, 85; Sánchez, Empress, 138f.; Khull, 70. Zu Ferdinand z.B. Hurter, Friedensbestrebungen, 212–214. Zu Anna Leitsch, Bd. 2, 1152f. 130 Khull, 84; Leitsch, Bd. 2, 1147. 131 Hurter, Maria, 71f. 132 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 544. 133 Khull, 124. 134 Khull, 130. 135 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 4, 494–496; Khull, 140–142.
250
anmerkungen
136 137 138 139 140 141
Wehner, 128f. Zu weiteren Lehrern siehe Thiel, 191–200. Hurter, Maria, 67; zur Musik siehe Federhofer, 75, 95, 126; Schäffer, 251f. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 514. Khull, 85. Leitsch, Bd. 2, 1150f. Hurter, Maria, 69f., 329, 396; Khull, 10; Roth, Erzherzogin Anna, 15–17; Betz, 57. 142 Wastler, 106f.; Wehner, 139. 143 Federhofer, 60f.; Betz, 57, 59f. 144 Khull, 129, 135, 137. 145 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 511f. 146 Leitsch, Bd. 3, 1597; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 465: Ziehkinder Marias lebten 1591 aber auch in München und Innsbruck. 147 „… che non credo, che alcuna altra madre si possa al mondo hoggi gloriare di havere piu fiorita et illustrissima famiglia di maschi e di femine“. Zitiert nach Betz, 63f. 148 HHStA Wien, Hofverwaltungen Bd. 1, Bl. 166–170v (1571). 149 Thiel, 187–190. 150 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. Geheimes Hausarchiv, Hofhaushaltsakten Nr. 227, unpag., um 1595. 151 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. Geheimes Hausarchiv, Hofhaushaltsakten Nr. 45, 181, 195, 197, 232, 276, 452. 152 HHStA Wien, Hofverwaltungen Bd. 1, Bl. 166–170v, 1571; ebenda, Familienakten 99, unpag. (8.02.1589). 153 HHStA Wien, Ältere Zeremonialakten 2/11, unpag. (7.10.1627); ebenda, Obersthofmeisteramt SR 73, 4 da), unpag. [1648] (8.05.1651); ebenda, Ältere Zeremonialakten 8, unpag. (24.09.1670); ebenda, Familienakten 101, unpag. (1.01.1671, 3.01.1675); ebenda, OMeA SR 73, Nr. 4h, unpag. (1740). 154 Keller, Hofdamen, 89–92. 155 Thiel, 190; Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv – Finanz- und Hofkammerarchiv (im Folgenden: Hofkammerarchiv) Wien, Niederösterreichische Herrschaftsakten W 61/A/36-B, Bl. 702-15, 813, 823; ebenda, Niederösterreichische Herrschaftsakten W 61/A/9-B, Bl. 665v. Khevenhüller, Annales Ferdinandei III, 877 erwähnt auch noch eine Obersthofmeisterin Felicitas von Daun für das Jahr 1591, die aber aus den Akten bislang nicht belegbar ist. Auch über die Amtszeit der für 1600 erwähnten Obersthofmeisterin Leonora von
251
anmerkungen
Wolkenstein, geb. Truchseß (Niederösterreichische Herrschaftsakten W 61/A/36-B, Bl. 756), besteht noch Unklarheit. 156 Thiel, 198; Hofkammerarchiv Wien, Niederöst. Herrschaftsakten W 61/A/36-B, Bl. 726, 737. 157 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 40, unpag. (18.02.1578); ebenda, OMeA/SR 183, Nr. 65; Hofkammerarchiv Wien, Niederösterreichische Herrschaftsakten W 61/A/36-B, Bl.717-22. 158 Hofkammerarchiv Wien, Niederösterreichische Herrschaftsakten W 61/A/36-B, Bl. 783, 821. 159 Hofkammerarchiv Wien, Niederösterreichische Herrschaftsakten W 61/A/36-B, Bl. 755. 160 Z.B. HHStA Wien, Familienkorrespondenz 40, unpag. (13.12.1579, 25.05.1580); Familienkorrespondenz 41, unpag. (7.02.1592); Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 426; Wehner, 98f. 161 Leitsch, Bd. 1, 490f. 162 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 469. 163 Siehe unten S. 163. 164 HHStA Wien, Familienakten 99, unpag. (8.02.1589), Absatz 2. Diese Formulierung blieb in den Instruktionen auch in der Wiener Zeit erhalten und findet sich noch in der Instruktion von 1740. 165 Leitsch, Bd. 1, 652; Hurter, Maria, 310f.; Khull, 12, 22, 89, 142 und oft. 166 Popelka, 422; Zapperi 78f. Das Porträt siehe unter http://www.bayerisches-nationalmuseum.de/presse/kunstkammer/images/23.jpg [28.07.2011]. 167 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Geheimes Hausarchiv, KorrespondenzAkten Nr. 606/V, Bl. 212v (3.04.1583). Siehe auch Zapperi, 53. 168 Zapperi, 66. Die Bilder siehe unter http://bilddatenbank.khm.at/viewArtefact?id=5529 http://bilddaten bank.khm.at/viewArtefact?id=4399 http://bilddatenbank.khm.at/ viewArtefact?id=4400 und http://bilddatenbank.khm.at/ viewArtefact?id=4397 [28.07.2011]. 169 Wastler, 70. 170 HHStA Wien, Innerösterreichische Hofkammerakten 2, unpag. (1582). 171 Thiel, 187; HHStA Wien, Innerösterreichische Hofkammerakten 2, unpag. (1582). 172 Siehe unten S. 96f. 173 Siehe unten S. 90–92. 174 Zitiert nach Wehner, 164.
252
anmerkungen
175 Zitiert nach Wehner, 165. 176 Hurter, Maria, 417. 177 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 449: „Das wais ich aber gar woll, ich wier in den Sachen gleich gar zue einer Närin, den ich bin solcher Sachen nit gewondt, und duett mir gar andt.“ 178 Sánchez, Woman’s influence, 94; Hurter, Maria, 396. 179 Khull, 86. 180 HSTA Dresden, Loc. 8534/1, Bl. 223; Loc. 8538/11, Bl. 11. 181 Thiel, 199; Khull, 138; HHStA Wien, Familienkorrespondenz 41, unpag. (23.12.1594). 182 HSTA Dresden, Loc. 8534/1, Bl. 223. 183 HSTA Dresden, Loc. 8538/11, Bl. 9, 134, 14; ebenda, Loc. 8534/1, Bl. 225. 184 Zingerle, Graz–Florenz, 72. 185 HSTA Dresden, Loc. 8538/11, Bl. 11, 15. 186 Hurter, Maria, 413. 187 Keller, Anna von Sachsen, 115f.; Stieve, Maria, 369. 188 HSTA Dresden, Loc. 8534/1, Bl. 223. 189 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 6, Bl. 84. 190 Puschnig, 42–53; Wiesflecker, 590. 191 Stolzer, 182. 192 Wehner, 138f., 163; Hurter, Maria, 32f. 193 Wastler, 101, 124; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 467, 470; Schoißengeier, 43. 194 Puschnig, 53. 195 Wastler, 40; Dehio-Handbuch, 186f. 196 Wastler, 46. 197 Krones; Brunner Bd. 3, 336–338. 198 Wastler, 53f.; Kodolitsch; Lauro, 131–138; Roth, Seckau. 199 Raffler, 161. 200 Wiesflecker, 592f.; Biedermann, 86, 89; Raffler, 159. 201 Stolzer, 49–51. 202 Biedermann, 92, 95, 100. 203 HHStA Wien, Innerösterreichische Hofkammerakten 2, unpag. (1587); Stolzer, 201–205. 204 Raffler, 159. Zur Familie siehe S. 151–155. 205 Hurter, Maria, 25, 32–34; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 457; HHStA Wien, Familienkorrespondenz 41, unpag. (18.02.1593). Das heißt jedoch nicht, dass Maria überhaupt keine Aufträge an Lutheraner
253
anmerkungen
vergab; siehe die Bemerkungen Erzherzog Ferdinands zu einem lutherischen Goldschmied in Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 486. 206 Zitiert nach Wehner, 98. 207 Hurter, Maria, 24. 208 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 443, 489. 209 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 41, unpag. (13.10.1592); Wehner, 163. 210 Zitiert nach Wehner, 101. 211 Wastler, 107f.; www.uni-graz.at/ubwww/ub-sosa/ub-sosa-druckschriften/ub-sosa-druckschriften-triumphzug.htm [11.07.2011]. 212 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 457. 213 Stolzer, 51f.: Die Reste dieser Malereien befinden sich heute in den Schlössern Groß-Söding und Frauheim. 214 Schweigert, 277f.; Biedermann 106; Zingerle, Graz–Florenz, 72f. 215 So schickte sie auch im Februar 1592 einen ihrer Ziehsöhne nach München, damit er dort als Maler ausgebildet werde „… darmit er das Hanntwerg recht lernnett, den es hie schlechte Maller hatt unnd sein alle luderisch und callfinisch“. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 472; Stolzer, 114–117, 314. 216 Raffler, 158. 217 Raffler, 160f.; Stolzer, 183f. 218 Wastler, 38; Schweigert, 277; Wehner, 162; Stolzer, 186. 219 HHStA Wien, Familienurkunden Nr. 1448. 220 HHStA Wien, Familienurkunden Nr. 1501. 221 Biedermann, 89. 222 Bastl, 106, 320, 329–332. 223 Briefwechsel dazu in HHStA Wien, Familienkorrespondenz 42 und 43; Wastler, 117; Hurter, Maria, 415. 224 Dessen Briefe siehe in HHStA Wien, Familienkorrespondenz 43 und 44; siehe auch Wehner, 152–159. 225 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 43, unpag. (30.07.1574). 226 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 44, unpag. (15.02.1589). 227 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 47, unpag. (6.09.1589). 228 Stolzer, 168f., 315. 229 HHStA Wien, Familienurkunden Nr. 1448. 230 Schäffer, 237, 249. 231 Schäffer, 228, 250. 232 Biedermann, 92; Stolzer, 151.
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anmerkungen
233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264
Schäffer, 228, 232, 244f.; Federhofer, 29. Federhofer, 23f.; Schäffer, 215, 217, 238–241. Siehe vorn S. 53f.; Hilscher, 98–107. Khull, 42, 48, 68. Vocelka, 92; Federhofer, 37, 57f., 75, 95, 112, 136; Schäffer, 248; HHStA Wien, Familienakten 18, unpag. (12.05.1591). Schäffer, 245f.; Schönpflug; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 457; HHStA Wien, Familienkorrespondenz 41, unpag. (16.05.1588). Federhofer, 50, 150, 166, 204; Khull, 59, 82. Die Theorbe war ein Blasinstrument. Federhofer, 60f., 204. Hilscher, 111–142. Wastler, 119f.; Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 2197–2206. Franzl, 75. Leitsch, Bd. 3, 1151. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 586f.; zu Harrach Schwarz, 242–244. Hurter, Maria, 410–412; Wastler, 92–95. Gedruckt u.a. bei Hurter, Maria, 307f.; Sutter, 371–374; Betz, 118, 120. Allgemein dazu Hurter, Maria, 61f., Wehner, 106–108. Zitiert nach Wehner, 107. Khull, 132 (Juli 1599): „Ich fürcht wohl, ich wird heuer nit viel Hirschen sehen; muß gleich mit Geduld tragen.“ Khull, 138. HSTA Dresden, Loc. 8538/11, Bl. 8. Hurter, Maria, 410. Khull, 13. Khull, 21. Z.B. Khull, 102; zum Streit darum auch 49, 57. Khull, 128. Siehe auch 220f. Khull, 42. Zum Einzug in Ferrara siehe S. 206f. Mänhardt (unpag.). Wehner, 133. Überhöht wird diese Frömmigkeit noch bei Hurter, Maria, 378f. Spindler, 339–346. Ay, 159–162, 195f. Schmidt, XXXIX. Wehner, 133f.; Andritsch, 99–103.
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anmerkungen
265 Andritsch, 100f. 266 Mänhard erwähnt in seiner Leichenpredigt einen Bußgürtel, den Maria zeitweise getragen habe; Bemerkungen ihrer Kinder legen nahe, dass sie Fastengebote sehr streng beachtete (S. 222). 267 Wehner, 134; Rainer, Glückliches Österreich, 87. 268 Hurter, Maria, 381; Wehner, 135; Amon, 413; Schuster, 188; Khull, 123. 269 HHStA Wien, Familienakten 88, Bl. 144–224, 1593–1595. 270 Verzeichnis der 1599 in Mailand erhaltenen Reliquien in HHStA Wien, Familienakten 88, unpag. (5.02.1599); Khull, 57; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 436f. 271 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 43 (18.09.1585 und oft); Wehner, 145. 272 Wastler, 35. 273 Wehner, 137. 274 Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 1, 105f., 144. 275 Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 2, 364, 367, 403, 424, 436f.; Wehner, 140 276 Sánchez, Woman’s influence, 92; Duhr, 707f. 277 Wehner, 145f.; Schuster,187; Hurter, Maria, 293, 391f.; Stieve, Maria, 370. 278 HHStA Wien, Familienurkunden Nr. 1448, 1449. Zu den Fußwaschungen siehe Scheutz. 279 HHStA Wien, Familienurkunden Nr. 1423a.; Hurter, Maria, 383. 280 HHStA Wien, Familienurkunden Nr. 1448; Duhr, 166. 281 Dehio-Handbuch, 252f. 282 Dehio-Handbuch, 255f. 283 Dehio-Handbuch, 87; Schuster, 594–596; Naschenweng. Um die Gründung dieses Klosters bemühte sich Maria seit 1597 in Rom, siehe Zingerle, Nuntiaturberichte Bd. 5 (im Druck). 284 Naschenweng, 189. 285 Naschenweng, 189f. Marias Korrespondenz mit der Äbtissin des Angerklosters siehe HHStA Wien, Familienkorrespondenz 42 und 43; außerdem Familienakten 88. 286 Naschenweng, 216f. 287 Brancucci, 860f. 288 Siehe vorn S. 49. 289 Hurter, Maria, 385. 290 Z.B. bei der Reise nach Spanien: Khull, 47f., 57f. 291 Siehe Beispiele unten S. 127f.
256
anmerkungen
292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317
318 319 320
HHStA Wien, Familienurkunden Nr. 1448. Zitiert nach Franzl, 28. Coreth; Winkelbauer, Bd. 2, 185–239. Winkelbauer, Bd. 1, 44f.; Franzl, 28; Pferschy, 247. Pferschy, 313–315; Überblick bei Niederkorn, 9–26, 58–64. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 513f.; Leitsch, Bd. 3, 1595f.; Hurter, Maria, 121; Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 3, 44. Andritsch, 74f., allgemein Asch, 235–243, 248f. Pörtner, Counter-Reformation, 22. Pörtner, Counter-Reformation, 27f.; Luttenberger, Innerösterreich, 363f. Liebmann, 78, 80; Amon, 412f. Duhr, 164. Pörtner, Counter-Reformation, 29–31; Amon, 415f. Pörtner, Counter-Reformation, 37. Pörtner, Counter-Reformation, 71f. Pörtner, Counter-Reformation, 71, 82f.; Kohler, bes. 401f.; Schulze. Pörtner, Counter-Reformation, 77, 84, 87–89; Amon, 416f.; Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 1 und 3. Pörtner, Counter-Reformation, 90; Loserth, Akten und Korrespondenzen, Bd. 50, 69ff.; 477ff. Pörtner, Counter-Reformation, 96; zu Unruhen ebenda 94f., Loserth, Akten und Korrespondenzen, Bd. 50, 685–687. Zitiert nach Schuster, 186, auch Gugel, 4. Khull, 92, ähnlich auch 107. Wunder, Herrschaft, bes. 34–38; Lilienthal, 19–21; Keller, Mittel, 226– 232. Hurter, Maria, 407f.; Khull, 112; siehe auch unten S. 165–170. Fößel, 123–126, 133f., 138, 145. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 466. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 435. HHStA Wien, Familienkorrespondenz 41, unpag. (11.08.1582); Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 595; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 436. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 467. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 481–83 und unten S. 172–176. HHStA Wien, Familienkorrespondenz 43, unpag. (4.09.1587, 10.11. 1587).
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anmerkungen
321 322 323 324 325 326 327
328 329 330 331 332
333 334 335 336
337 338 339 340 341 342 343
HSTA Dresden, Loc. 8538/11, Bl. 8. Loserth, Akten und Korrespondenzen, Bd. 50, 152. Loserth, Akten und Korrespondenzen, Bd. 58, 183. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 566. So Maria an Kaiser Rudolf II.: Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 508. Cerwinka, 22; allgemein Evans, 50. Wehner, 145; Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 2, 212: 1583 setzte sich Maria auf Bitten der Räte bei ihrem Gemahl für die Rehabilitation des protestantischen Landesmarschalls Hofmann ein, dabei handelte es sich wohl um einen Kompromiss zur Konfliktbeilegung zwischen Fürst und Ständen. Cerwinka, 44; siehe vorn S. 60f. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 467f., Andritsch, 82; allg. Pörtner, Counter-Reformation, 87–89. Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 1, 3–10, 91. Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 1, 23, 105, 113; Bd. 3, 283. Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 1, 193, 206f., 223, 232f. – Cornides, Rose, 63f.; 119f.: Später erhielten auch Marias Töchter Anna von Polen (1592) und Margarethe von Spanien (1598) die Goldene Rose. Zitiert nach Wehner, 142. Zitiert nach Wehner, 144. Cerwinka, 102; Gugel, 4; Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 2, 47. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 572: „Glaub, du hast in gedrest, wer von netten ettwan gewest, man hett dich drest. Den ich well weis, wie einem in solchen Fällen ist.“ Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 2, 71, 383. Keller, Anna von Sachsen, 143–147. HHStA Wien, Familienkorrespondenz 47, unpag., undat. (wohl 1594); Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 572. Zitiert nach Leitsch, Bd. 3, 1581. Khull, 24, ähnlich auch ebenda 36, 94; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 4, 537. Cerwinka, 138, 174; Loserth, Akten und Korrespondenzen, Bd. 58, XIXf.; Schuster, 322. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 456; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 493. Siehe auch Cerwinka, 165; Loserth, Huldigungsstreit, 129f., 134.
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anmerkungen
344 345 346 347 348 349 350 351
352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363
364 365 366 367 368 369 370 371
Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 565; Cerwinka, 177f. Siehe S. 105f. 131f. Wehner, 145. Pörtner, Counter-Reformation, 84. Pörtner, Counter-Reformation, 47; Luttenberger, Innerösterreich, 369. Gedruckt bei Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 522–535. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 532. Loserth, Huldigungsstreit, 45, ähnlich auch Hurter, Geschichte Ferdi nands II., Bd. 2, 543; Rudolfs Schreiben siehe HHStA Wien, Familienakten 18, unpag. (14.07.1590). Hurter, Maria, 74–100 zum Aufenthalt in Ingolstadt. Loserth, Huldigungsstreit, 46. Gugel, 34, 57; Loserth, Briefe und Akten, 184f. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 429, 432. Cerwinka, 141f.; Loserth, Huldigungsstreit, 48f.; Loserth, Akten und Korrespondenzen, Bd. 58, 1f., 6, 786. Siehe dazu auch HHStA Wien, Hausarchiv, Vormundschaft nach Karl von Steiermark 1, unpag. (17.08.1590). Loserth, Huldigungsstreit, 49; Hurter, Maria, 104. Zit. nach Cerwinka, 143. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 432. Loserth, Huldigungsstreit, 51; Cerwinka, 144. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 433. HHStA Wien, Familienakten 18, unpag. (11.07.1590); Loserth, Huldigungsstreit, 51; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 544f.; Loserth, Briefe und Akten, 186; Gugel, 58; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 429. Loserth, Briefe und Akten, 186; siehe auch Hurter, Maria, 111, 113. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 435. Loserth, Huldigungsstreit, 52; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 548–550. Zitiert nach Cerwinka, 149, siehe auch ebenda 151f. HHStA Wien, Hausarchiv, Vormundschaft nach Karl von Steiermark 1, unpag. (18.10.1590). Cerwinka, 156. Puppel, 35–42, 139–143. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 550f.; Cerwinka, 153; Loserth, Huldigungsstreit, 53.
259
anmerkungen
372 373 374 375 376
Loserth, Huldigungsstreit, 70. Loserth, Briefe und Akten, 188. Cerwinka, 152. Puppel, 42–57, 219. Gedruckt bei Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 548–550; Loserth, Briefe und Akten, 75. 377 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 551. 378 Loserth, Briefe und Akten, 189f.; Cerwinka, 166. – Siehe dazu auch Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 483, Wilhelm an Maria: „So waist du selbst wol, wie stark sich der Kaiser und bede Erzherzogen darwider gesezt, als ich anfangs gern gesehen hette, das dier die Regierung were bevolhen worden, da doch die Lant damals nit in solcher Unrue gestanden, wie du dann auch dasselbig mal und villeicht aus guetten Ursachen und Bedenken alsbald alles nachgeben, wie es der Kaiser hat haben wollen, dardurch dan auch hernach das Pad schier uber mich allein were ausgangen.“ 379 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 444f. 380 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 529f. 381 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 445, Cerwinka, 162–164. 382 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 451. 383 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 552–555; siehe auch HHStA Wien, Hausarchiv, Vormundschaft nach Karl von Steiermark 1, passim. 384 Loserth, Briefe und Acten, 187f.; Cerwinka, 164. 385 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 448. 386 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 451. 387 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 452f., 455f. 388 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 447. 389 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 466. Zu Erzherzog Ernst siehe auch Strachwitz. 390 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 443f.; Cerwinka, 180, 184f.; Loserth, Huldigungsstreit, 146–149. 391 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 463. 392 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 500. Ausführlich zu Marias Agieren siehe Hirn, Erbtheilung. 393 Cerwinka, 167. 394 Loserth, Huldigungsstreit, 70; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 459. 395 Leitsch, Bd. 3, 1578; Hirn, 21, 23, 52. 396 Hurter, Maria, 123; Luttenberger, Landstände, 170. Der Sekretär der
260
anmerkungen
Delegation der steirischen Landstände berichtete jedenfalls auch Maria direkt: Loserth, Tagebuch, 40, 89. Maria schrieb mit Bitte um Unterstützung der Finanzforderungen an ihren Bruder Ernst, Kurfürst von Köln, und an den kaiserlichen Obersthofmeister Wolf Rumpf, siehe ebenda, 63, 79. 397 „… che la moglie, che fu dell’arciduca Carlo, voglia gobernare a modo suo tutte le cose.“ Zitiert nach Leitsch, Bd. 3, 1602. 398 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 520; allg. Hurter, Maria, 125f.; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 480–482; Leitsch, Bd. 3, 1164f. 399 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 591; Wehner, 126. 400 Wehner, 118; HHStA Wien, Familienkorrespondenz 39, unpag. (18.11.1582). 401 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 557. 402 Franzl, 23, 25. 403 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 450. 404 Siehe vorn S. 127f. 405 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 557: „Wan du mir folgts, so solst du ein dreue Muedter an mir haben; wo nit, so wierst du noch inen werdten mit deinen Schaden, was ich dain will. Ich versich mich aber gegen dier, du werst zue solchen nicht komen lassen, den du deinen frumben Herr Vatter undter der Erdt wirst beleidtigen, wan du mich bedriebest.“ Siehe auch ebenda, Bd. 5, 444; Brancucci, 362f.; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 452. 406 Franzl, 59f.; Stieve, Maria, 317; Hurter, Maria, 87, 123, 164. 407 Dies formulierte schon der Grazer Nuntius Salvago 1607 ganz deutlich (Brancucci, 362f.): Maria sorgte sich deshalb sehr um ihr Ansehen bei ihren Kindern „… perché alla fine è donna, né permette però che si faccia cosa alcuna senza sua saputa et volontà.“ 408 Z.B. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 508, 520; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 462, siehe auch unten (S. 136f.) zum Umgang mit der Pazifikation; Pörtner, Counter-Reformation, 110. 409 So wörtlich Stieve, Maria, 370. 410 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 557; Franzl, 35; Khull, 114f., siehe auch vorn S. 50–56 und 171–196. 411 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 419–503; Hurter, Maria, 314f. 412 Sturmberger, 18f., 30f., 39f. 413 Siehe Kapitel „Netzwerke“. 414 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 480. Und am 10. April betont er,
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anmerkungen
415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443
wie großen Trost es ihm bereiten würde, wenn er mit der Mutter über all die Verhandlungen mit dem Kaiser einmal direkt sprechen könnte, ebenda 495. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 2, 163f.; Franzl, 31. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 2, 170; Hurter, Maria, 398; Hirn 13, 52. Gugel, 72. Loserth, Huldigungsstreit, 146f., 150. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 2, 176, 185. Franzl, 36f.; Loserth, Akten und Korrespondenzen, Bd. 58, XLII; Pörtner, Counter-Reformation, 112; Amon, 418. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 3, 503. Khevenhüller, Annales Ferdinandei IV, 1699–1701, 1717; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 378–382. Zitiert nach Franzl, 37. Zitiert nach Franzl, 32. Loserth, Akten und Korrespondenzen, Bd. 58, 183. HHStA Wien, Familienkorrespondenz 6, Bl. 81r–85r. Gedruckt bei Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 576–579. HHStA Wien, Familienkorrespondenz 6, Bl. 84r. HHStA Wien, Familienkorrespondenz 6, Bl. 84v. HHStA Wien, Familienkorrespondenz 6, Bl. 85r. Franzl, 37f. Ende April bis Ende Juni, zur Reise siehe Loserth, Casal; Garms, 125–128. Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 3, XIVf., 396f., 403f. Franzl, 48f. Pörtner, Counter-Reformation, 114f. Pörtner, Counter-Reformation, 113, 118. Khull, passim. Khull, 39, 83f., 90 Rainer, Glückliches Österreich, 18. Khull, 45, 60, 63, 94. Khull, 75. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 2, 565; siehe auch Loserth, Akten und Korrespondenzen, Bd. 58, XXVf. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 567–570, Bd. 3, 504–508; Hurter, Maria, 117f. HHStA Wien, Familienurkunden Nr. 1451. Gedruckt bei Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 578–580.
262
anmerkungen
444 Brancucci, 362f. 445 Loserth, Briefe und Akten, 191; Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 3, 99f., 108f., 120; Cerwinka, 162f., Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 451: „Ich mein die Prediganten wurn ein Muedt haben, wen ich nit da wer und die armen Jesuieder miesten sy leidten.“ 446 S. 132. 447 Khull, 81. 448 Andritsch, 100–102, 105; Franzl, 34. 449 Sánchez, Woman’s influence, 92. 450 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 2, 174. 451 Franzl, 53f.; Pörtner, Counter-Reformation, 158; Höfer. 452 Franzl, 55–57. 453 Pörtner, Counter-Reformation, 181. 454 Pörtner, Counter-Reformation, 263. 455 Woisetschläger, 145f., Abb. 39 und 45. Siehe auch das Bildprogramm im Mausoleum, das Ferdinand II. in Graz errichten ließ. 456 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 452f.; Sturmberger, 13f. 457 Z.B. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 4, 537; Khull, 24, 36, 87, 94. 458 Khull, 11; Loserth, Akten und Korrespondenzen, Bd. 58, 365–368. 459 Loserth, Akten und Korrespondenzen, Bd. 58, 366. 460 Franzl, 53, 61; Stieve, Maria, 371. Ähnlich auch Naschenweng, 189f.; Brunner, Graz, Bd. 3, 89, 119f; www.graz.at/cms/beitrag/ 10095947/1869835/ [27.07.2011]. Sehr hohen Stellenwert messen ihr auch Loserth, Wehner und Cerwinka bei. Pörtner dagegen erwähnt die Fürstin nur ganz am Rande. 461 Zu Maria siehe S. 110. Klare Worte gibt auch von Ferdinand, der bspw. 1608 (Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 483) schrieb, er habe das Verzeichnis des gefallenen Wildes erhalten, aber es sei nicht soviel, wie er befürchtet habe, „… ich wolldt winschen das sovil Predicanten oder rebellische Radellfüerer darfier verregt wern.“ 462 Amon, 413; Sánchez, Woman’s influence, 93. 463 Cerwinka, 237. 464 Cerwinka, 235; Zingerle, Graz–Florenz, 67. 465 Siehe unten S. 191f., Franzl, 65. 466 Khull, 118f., 124f., 128f.; Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung von Handschriften und alten Drucken, Cod. 8972, Bl. 451r. 467 Franzl, 64f. 468 Hurter, Maria, 339.
263
anmerkungen
469 Hurter, Maria, 341; Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 2053. 470 Hurter, Maria, 342f.; Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 2197–2206. 471 Franzl, 67; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 450, 423, 476, 481, 487. 472 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 423 und oft, 481. 473 Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 2365. 474 Franzl, 71. 475 Hurter, Maria, 324; Mänhardt, Leichenpredigt, unpag.; Loserth, Akten und Korrespondenzen, Bd. 58, 282. 476 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 4, 453; Niederkorn, 249f., 404. 477 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 4, 456. 478 Khull, 92, ähnlich auch 107. 479 Khull, 15, 86, 93. 480 Bůžek. 481 Z.B. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 433, 448, 468f.; Khull 36, 93. 482 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 407. 483 Dazu Hausenblasová, 22–25. 484 Zitiert nach Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 218. Auch in einer handschriftlichen Zeitung aus Rom vom 25.01.1597 wird im Übrigen von Ferdinand als dem nächsten römischen König gesprochen: Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung von Handschriften und alten Drucken, Cod. 8970, Bl. 830. 485 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 419–503. 486 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 426, 440. 487 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 5, 725. 488 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 510. 489 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 527. 490 Nicht zuletzt: Im April 1608 übermittelt Eggenberg Marias Kommentar zu Ferdinands Schreiben an Matthias (Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 568–571). 491 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 556; Hurter, Maria, 359, 363, 368. 492 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 41; Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Geheimes Hausarchiv, Korrespondenz-Akten Nr. 597/Xa und Nr. 606/V. Siehe auch Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 195–220; Hurter, Maria, 22–38; Wehner, 96–106. 493 Wehner, 96f.; siehe auch vorn S. 70–77. 494 Wehner, 99f.; Hurter, Maria, 27f. 495 Wehner, 103; Hurter, Maria, 35f.
264
anmerkungen
496 Erzherzog Ferdinand zahlte ihr später bis zu ihrem Tod ein Jahrgeld von 2.400 Gulden: Hurter, Maria, 36–38; Wehner, 100. 497 Wehner, 101f. 498 Siehe vorn S. 106–108; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 467– 472. 499 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 2, 158f. 500 Cerwinka, 118; Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 2, 208; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 452, Teil 2, 162, Teil 4, 465. 501 Loserth, Briefe und Akten, 179f. 502 Zitiert nach Cerwinka, 198. 503 Zitiert nach Cerwinka, 133; siehe auch HHStA Wien, Familienkorrespondenz 47, unpag. (24.08.1585); Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 595. 504 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 2, 171; ebenda Teil 4 und 5 für Maximilian. 505 Cerwinka, 230f. Siehe auch S. 173f., 190f. 506 Khull, 125; HHStA Wien, Familienkorrespondenz 41, unpag. (28.11. 1600); Cerwinka, 234; siehe auch Zingerle, Nuntiaturberichte Bd. 5 (im Druck). 507 S. 185f. 508 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 402. 509 Roth, Erzherzogin Anna, 108, 141f.; Leitsch, Bd. 2, 1217. 510 Roth, Erzherzogin Anna, 141; Leitsch, Bd. 3, 1573–1576, 1600; Khull, 136. 511 Leitsch, Bd. 3, 1601. 512 Leitsch, Bd. 3, 1601–1603. 513 Leitsch, Bd. 3, 1585; Hurter, Maria, 159f. 514 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 4, 532f. 515 Zitiert nach Leitsch, Bd. 3, 1578; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 402: Maria über Sigismund 1602: „Dan ich kenne den Khönig innen und von aussen, was sein Humor ist.“ 516 Zitiert nach Leitsch, Bd. 2, 1368. 517 Leitsch, Bd. 1, 801; Bd. 3, 1577f. 518 Khull, 17f., 38, 56, 103. 519 Zur Person bes. Sánchez, Empress, bes. 3f., 87f., 184. 520 Khull, 76, siehe auch ebenda 61, 84. 521 Khull, 109, 129. Niederkorn (354) meint allerdings, die Venezianer hätten den politischen Schaden durch Marias Intervention als eher gering bewertet.
265
anmerkungen
522 Sánchez, Woman’s influence, 101; Khull, 104, 117. Zur Person und Bedeutung Lermas siehe zuletzt Feros. 523 Khull, 104. 524 Khull, 107. 525 Sánchez, Woman’s influence, 100. 526 Leitsch, Bd. 3, 1586; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 404. 527 HHStA Wien, Familienarchiv 40 bis 47. 528 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1 bis 5; Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Geheimes Archiv, Korrespondenz-Akten Nr. 606/V, 597/Xa. 529 Sánchez, Woman’s influence; Zingerle, Maria Christierna; Zingerle, Graz– Florenz. 530 HSTA Dresden, Loc. 8538/11; Loc. 8534/1. In Dresden sind außerdem mindestens zwei eigenhändige Schreiben Marias an Annas Schwiegertochter Sophie von Sachsen überliefert: Loc. 8547/3, Bl. 44, 55 (1597, 1604). 531 Bspw. die Schreiben an Rumpf, die Hurter (Geschichte Ferdinands II., Bd. 1–5) zitiert; Steiermärkisches Landesarchiv, Familienarchiv Attems, Karton 7, Heft 28. 532 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 6. Einige weitere Briefe Maria Christiernas an ihre Mutter aus dem Jahr 1598 befinden sich dagegen in ebenda, Ungarische Akten, Allgemeine Akten, Faszikel 133. Für diesen Hinweis danke ich Mag. Elisabeth Zingerle. 533 So finden sich beispielsweise auch Schreiben Marias an Kaiser Rudolf II. und umgekehrt in Akten zum Streit um die Tiroler Erbfolge ab 1595, siehe Hirn, passim. 534 Die Aufforderung dazu z.B. bei Khull, 86. Khull, 23: Maria schickt Ferdinand aus Brixen zwei Schreiben, die sie aus Prag bekommen hat, mit Informationen darüber, was man dort von „uns allen“ halte; er soll sie auch den Schrattenbach lesen lassen und sie dann verbrennen. 535 Keller, Anna von Sachsen, 72, 74. 536 Zu Charakteristika von Frauenbriefen siehe etwa Daybell, 43, 266f.; zu Quellenverlusten ebenda 36f. 537 Hurter, Maria, 399f.; Wehner, 106. 538 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 4, 453. 539 Khull, 90. 540 Zu ihrer Person siehe Leitsch, Bd. 4, 1848–1922; Bd. 3, 1570f. 541 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 571f.; HHStA Wien, Familienkorrespondenz, 40 und 47; Leitsch, Bd. 3, 1569f.
266
anmerkungen
542 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 546, 548; Leitsch, Bd. 2, 1317, Bd. 3, 1599. 543 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 47; Wehner, 105f. 544 Khull, 13; HHStA Wien, Familienkorrespondenz 45. Zu Schurf siehe auch Hirn, 10. 545 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 43 (Richard Haller) bzw. 44 (Riederin). Zu beiden siehe Feros, 97, 168. 546 Khull, 60, 106. 547 Khull, 22, siehe auch ebenda 12, 48. 548 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 43 (17.09. und 15.11.1584, 10.10.1588); siehe auch Khevenhüller, Tagebuch, 298. 549 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 45, unpag. (22.01.1608). 550 Keller, Mit den Mitteln einer Frau, mit weiterer Literatur. 551 Beispiele dafür siehe unten sowie Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 538–540. 552 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 587; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 458. 553 Khull, 28. 554 Khull, 55. Zur Scheidung siehe S. 182f. 555 Hofkammerarchiv Wien, Niederösterreichische Herrschaftsakten W 61/A/36-B, Bl. 727; Keller, Hofdamen, 281f. 556 Steiermärkisches Landesarchiv Graz, Familienarchiv Herberstein, Karton 2, EP 2/34; Loserth, Casal, 23. 557 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 2, 174. 558 Loserth, Schrattenbach, 158f.; Andritsch, 86. 559 Khull, 96. Zur Hochzeit siehe S. 80f. 560 Andritsch, 77, 79f., 83. 561 HHStA Wien, Familienurkunden Nr. 1451; Cerwinka, 199. 562 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 491; Pörtner, Counter-Reformation, 210; Cerwinka, 177–179, 183, 198f.; oben S. 153. 563 Andritsch, 89; Zingerle, Graz–Florenz, 63. 564 Khull, 121. Siehe auch die Rolle Eggenbergs bei Verhandlungen mit dem Kaiser wegen der Florentiner Hochzeit: Steiermärkisches Landesarchiv, Familienarchiv Attems, Karton 7, Heft 28 (28.10., 9.12.1607). 565 Andritsch, 88; Heydendorff; Schwarz, Privy Council, 226–229. 566 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 44, unpag. (15.02.1589, 20.11. und 24.12.1590, 20.05.1595); Niederkorn, 200, 226f.
267
anmerkungen
567 Khevenhüller, Annales Ferdinandei IV, 1072f.; Khevenhüller, Tagebuch, 203, 212. 568 Khull, 110, 134. 569 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 545; HHStA Wien, Familienkorrespondenz 44 (1589–1598). Maria lässt auch stets seine Ehefrau grüßen und Ferdinand 1594 beim Reichstag eine besondere Ehre für sie erbitten, sieh Hurter (wie oben), 536. Zur Person Rumpfs siehe Edelmayer. 570 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 403–407. Zur Person Schwarz, Privy Council, 199–201. 571 Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 1875; Loserth, Casal, 23; HHStA Wien, Familienkorrespondenz 42; Steiermärkisches Landesarchiv, Familienarchiv Attems, Karton 7, Heft 28: Für das relativ enge, vertraute Verhältnis zwischen Attems und Maria spricht auch, dass sie ihm wiederholt eigenhändig schrieb in der Zeit des Ringens um eine kaiserliche Entscheidung über die Florentiner Heirat; ebenso der Umstand, dass beide Decknamen für verschiedene Personen in ihrer Korrespondenz vereinbart hatten. 572 Rainer, Nuntiaturberichte Bd. 2, 415. 573 Betz, 73. 574 Betz, 72. 575 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 1, 527f. 576 Roth, Erzherzogin Anna, 21, 24, 26; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 481f. 577 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 483. 578 Roth, Erzherzogin Anna, 36, 49f.; Leitsch, Bd. 2, 1157. 579 Roth, Erzherzogin Anna, 53, 56; Leitsch, Bd. 2, 1162, 1166. 580 Leitsch, Bd. 2, 1162, 1164f.; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 425. 581 Leitsch, Bd. 2, 1167, 1169, 1171; Niederkorn, 474f. 582 Leitsch, Bd. 2, 1172f. 583 Leitsch, Bd. 2, 1174, 1176. 584 Zitiert nach Leitsch, Bd. 2, 1180. 585 HHStA Wien, Familienakten 24, Bl. 102r–103v; Leitsch, Bd. 2, 1180f. 586 HHStA Wien, Familienakten 24, Bl. 105r/v. 587 Zitiert nach Leitsch, Bd. 2, 1182. 588 Zitiert nach Leitsch, Bd. 2, 1183. 589 Leitsch, Bd. 2, 1185. Zu Hofstaat und Ausstattung siehe auch Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 489–493; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 472.
268
anmerkungen
590 591 592 593 594 595
596 597 598 599 600 601 602 603 604 605 606 607 608 609 610 611
612 613 614 615
Leitsch, Bd. 2, 1187. Zitiert nach Leitsch, Bd. 2, 1582. Leitsch, Bd. 2, 1193, 1198. Leitsch, Bd. 2, 1201, 1203, 1206. Vocelka, 123f.; Leitsch, Bd. 2, 1210. Zitiert nach Leitsch, Bd. 2, 1314; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 4, 533. Schon bei einer Erkrankung Annas 1595 hatte man in Polen geglaubt, der König würde nach ihrem Tod in ein Kloster gehen, siehe Niederkorn, 480, Anm. 36. Nicht benutzt werden konnte: Kálmán Benda: Erdély végzetes asszonya. Báthory Zsigmondné Habsburg Mária Krisztierna, Budapest 1986. Zingerle, Maria Christierna, 38. Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 435; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 323. Siehe vorn S. 19f.; Zingerle, Maria Christierna, 37. Zingerle, Maria Christierna, 37; Leitsch, Bd. 3, 1578; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 323f. Rainer, Glückliches Österreich, 6. Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 327f.; zur Beschreibung von Hochzeit und Ausstattung Reissenberger, 33f., 36–38. Zingerle, Maria Christierna, 38f. Reissenberger, 41. Zingerle, Maria Christierna, 46. Zingerle, Maria Christierna, 40. Zingerle, Maria Christierna, 41. Zingerle, Maria Christierna, 42; Reissenberger, 48f., 54–57. Zitiert nach Zingerle, Maria Christierna, 42; Stieve 3, 503; Reissenberger, 50. Zingerle, Maria Christierna, 43f. Zingerle, Maria Christierna, 47: Die Beichtväter, Obersthofmeister, Obersthofmeisterin, ein fürstlicher Rat und die erste Kammerfrau bestätigten dies. Zingerle, Maria Christierna, 45–48. Zingerle, Maria Christierna, 43. Reissenberger, 66f. Zingerle, Maria Christierna, 49; Hurter, Maria, 339; Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 5, 712, 714.
269
anmerkungen
616 Zu Kaiserin Maria als Ehevermittlerin siehe Sánchez, Empress, 123f., 133; HHStA Wien, Familienkorrespondenz 44 (1.04. und 15.05.1598). 617 HHStA Wien, Familienkorrespondenz 43, unpag.; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 4, 59. 618 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 4, 60; Khevenhüller, Tagebuch, 203. 619 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 4, 60. 620 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 4, 62; Khevenhüller, Tagebuch, 239. 621 Khevenhüller, Tagebuch, 240. 622 Rainer, Glückliches Österreich, 7. 623 Rainer, Glückliches Österreich, 8. 624 Siehe Kapitel „Reisen“. 625 Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 1875. 626 Zitiert nach Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 4, 65; Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 2127. 627 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 4, 65; siehe auch die Briefe in HHStA Wien, Familienkorrespondenz 43 und 44. 628 Sánchez, Empress, bes. 36–38, 45–54, 59f., 95–103; Niederkorn, 226f., 233; Feros, 97f, 168. 629 Siehe vorn S. 155–157. Als Maria 1599 zur Beisetzung ihrer Tochter nach Polen reiste, war man in Graz schon davon ausgegangen, sie werde über eine Eheschließung einer ihrer jüngeren Töchter mit Sigismund verhandeln, siehe Zingerle, Nuntiaturberichte Bd. 5 (im Druck), 6.09.1599. 630 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 402. 631 Leitsch, Bd. 3, 1370f., 1375. 632 Leitsch, Bd. 3, 1384f., 1387f. 633 Leitsch, Bd. 3, 1395, 1401, 1407–1447; Niederkorn, 497. 634 Leitsch, Bd. 3, 1520, 1526, 1530, 1541. 635 Betz, 73, 76–78; Zingerle, Graz–Florenz, 67f. 636 Zingerle, Graz–Florenz, 68f. 637 Betz, 79–81; Niederkorn, 404. 638 Maria schrieb ihrer Tochter Margarethe sogar den Hauptverdienst an der Eheanbahnung zu (Steiermärkisches Landesarchiv, FA Attems, Karton 7, Heft 28, 3.09.1607). Siehe auch Betz, 84, 86, 90f. 639 Betz, 93, 97; Zingerle, Graz–Florenz, 68f. 640 Betz, 102f., 105. 641 Zur finanziellen Unterstützung Erzherzog Ferdinands aus Madrid siehe Zingerle, Nuntiaturberichte Bd. 5 (im Druck), 15.07.1602.
270
anmerkungen
642 Siehe alle Briefe des Jahres 1607 an Hermann von Attems in: Steiermärkisches Landesarchiv, Familienarchiv Attems, Karton 7, Heft 28. Betz, 108f.; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 403f. 643 Betz, 114f., 118, 120. 644 Betz, 121f., 124. 645 Calderara; Hoppe. 646 Zu ihm siehe Weiss. 647 Cerwinka, 230f.; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 453–478. 648 Weitlauff, 58f.; Cerwinka, 231; Franzl, 60. 649 Franzl, 60; HHStA Wien, Familienkorrespondenz 44, unpag. (1.04. 1598); Weiss, 38f., 41. 650 Weitlauff, 58f.; HHStA Wien, Familienkorrespondenz 47, unpag. (26. 06.1599); Khull, 16, 32 651 Hurter, Maria, 318; Weiss, 39f. 652 HHStA Wien, Familienakten 109, unpag. 653 Khull, 111, 123. 654 Zingerle, Nuntiaturberichte Bd. 5 (im Druck), 1.04.1602. 655 Hurter, Maria, 325. 656 Zingerle, Nuntiaturberichte Bd. 5 (im Druck), 24.03.1601. 657 Hirn, 62. 658 HHStA Wien, Familienakten 26, unpag., undat.; Sutter, 322; Niederkorn, 459, 462, der allerdings von Erzherzog Maximilian (dem Deutschmeister) als Heiratskandidaten ausgeht. 659 Zingerle, Nuntiaturberichte Bd. 5 (im Druck), 26.06.1600. 660 Steiermärkisches Landesarchiv, Familienarchiv Attems, Karton 7, Heft 28 (28.10., 7.11.1607); Niederkorn, 227. 661 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 407. 662 Das folgende nach Hurter, Maria, 51; Wehner, 94f. 663 Loserth, Schrattenbach, 163. Gemeint ist hier die Wildalpe bei Eisenerz. Siehe auch S. 81f. 664 Zitiert nach Wehner, 94f. 665 Kohler. 666 Siehe Anm. 90. 667 Siehe Zingerle, Nuntiaturberichte Bd. 5 (im Druck). Dort sind Reisen für die Jahre 1596, 1600, 1602 und 1606 nachweisbar. 668 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 453. 669 Khevenhüller, Tagebuch, 212. 670 Siehe oben S. 174f.
271
anmerkungen
671 So Maria an Wolf Rumpf: Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 3, 493. 672 Leitsch, Bd. 3, 1582; Sánchez, Woman’s influence, 96. 673 Zitiert nach Wehner, 140. 674 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 2, 170. 675 Khull, 11. 676 Leitsch, Bd. 3, 1581–1594. 677 Ebenda. 678 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 402: „dan ich schon genug geraist hab.“ 679 Wie Anm. 13. 680 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 404. 681 Brancucci, 860f. 682 Khevenhüller, Tagebuch, 246. 683 Sánchez, Woman’s influence, 97. 684 Im April wurde Bernardo Sandoval y Rojas (1546–1618) Erzbischof von Toledo. 685 Khull, 26; ähnlich auch ebenda 27. 686 Khull, 37f. 687 Sánchez, Woman’s influence, 98; Khull, 64f. 688 HHStA Wien, Familienakten 86, unpag. 689 Rainer, Glückliches Österreich, 35f., Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 1875f. 690 Khull, 36, 29f. 691 Rainer, Glückliches Österreich, 9. 692 Rainer, Glückliches Österreich, 65; Khull, 14, 16, 85 693 Rainer, Glückliches Österreich, 71, 73; Khull, 20, 25. 694 Rainer, Glückliches Österreich, 73; Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 1878. 695 Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 2125. 696 Rainer, Glückliches Österreich, 65. 697 Gedruckt bei Rainer, Glückliches Österreich, 78–87. Siehe aber auch Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 1879f. 698 Wahrscheinlich befand sich das Lager der Reisenden bei Francolino, unweit Ferraras. 699 Marias Kommentar zu diesem ehrenvollen Einritt siehe S. 84. 700 Rainer, Glückliches Österreich, 16, 87. 701 Rainer, Glückliches Österreich, 87–91, Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 1882f.
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anmerkungen
702 703 704 705 706 707 708 709 710 711 712
713 714 715 716 717 718 719 720 721 722 723 724 725 726 727 728 729 730 731
Rainer, Glückliches Österreich, 95. Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 1885–1887. Khull, 49. Khull, 48, 57. Khull, 46. Khull, 51. Khull, 47f., 57f. Khull, 71, 73. Khull, 17, 42, 52f., 89. Khull, 89. Wehner, 93, Hurter, Maria, 51. Auch bei ihrer Tochter Anna, die 1594 mit ihrem Gemahl über die Ostsee nach Schweden reiste, erkundigte sich die Erzherzogin eingehend, wie das Schiff ausgesehen habe, ob der König seekrank gewesen sei, welche Vögel man gesehen habe etc., siehe Leitsch, Bd. 3, 1572. Khull, 56f., 60, 67, 71, 74, 87. Khull, 40. Khull, 81, 76f. Khull, 89: „Ich fürcht mich, Gott Lob, nix, allein fürcht ich, es wird weh thun, denn es wackelt fest, wie man sieht.“ Khull, 91. Khull, 95. Khull, 96, 98. HHStA Wien, Familienakten 86, unpag. (4. bis 23.03.1599); zum Schreiber Khull, 96. Khull, 91. Bemerkungen zu derartigen Bestrafungen tauchen auch im Reisetagebuch noch mehrfach auf. Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 2125f. Khull, 98. HHStA Wien, Familienakten 86, unpag. (15.03.1599). HHStA Wien, Familienakten 86, unpag. (18.03.1599). HHStA Wien, Familienakten 86, unpag. (20.03.1599). Khull, 102; Rainer, Glückliches Österreich, 21. Khull, 101. Khull, 111, 113. Khull, 116. Rainer, Glückliches Österreich, 99–101; Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 2127.
273
anmerkungen
732 Rainer, Glückliches Österreich, 103–107; Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 2128f. 733 Khevenhüller, Tagebuch, 249f.; Khevenhüller, Annales Ferdinandei V, 2130. 734 Khevenhüller, Tagebuch, 250. 735 Khull, 38: „… denn es käm mir gleich vor, wenn ich in Hispania wär gewest und hätt Madrid und die Kaiserin nit gesehen, als zu Rom, und hätt den Papst nit gesehen.“ Zur Rolle von Kaiserin Maria am spanischen Hof und für die Beziehungen zwischen Madrid und Prag siehe Sánchez, Empress, bes. 11–16, 31f., 45–49, 78f., 85–95. 736 Khull, 112. 737 Sánchez, Woman’s influence, 106; Stolzer, 315. Bezoarsteine entstehen in den Verdauungsorganen verschiedener Tiere aus unverdaulichen Nahrungsbestandteilen und Haaren. Ihnen wurden verschiedene magische Eigenschaften zugeschrieben, vor allem aber die Fähigkeit, Gifte zu neutralisieren. 738 Khull, 115. 739 Khull, 122f.: „… wenns nit Loreto anträf, brächt mich kein Mensch in der Welt aufs Meer.“ 740 Z.B. Khull, 19, 106, 112f., 131–133. 741 Z.B. Khull, 121f. 742 Khull, 129, 134. 743 Khull, 118f., 124f., 128f., 132, 135, 137. 744 Khull, 36, 80, auch 29f. Siehe auch S. 84f. 745 Khull, 17f., 34, 41, 49, 57, 80. 746 Khull, 69f. 747 Sánchez, Woman’s influence, 97. 748 Betz, 59; ähnlich auch Leitsch, Bd. 3, 1579. 749 Khull, 25, 100. 750 Khull, 68. 751 Khull, 100, 129. 752 Khull, 125. 753 Wehner, 112. 754 Stieve, Wittelsbacher Briefe, Teil 1, 447. 755 Hurter, Maria, 370; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 433, 571. 756 Hurter, Maria, 370; siehe vorn S. 218f. 757 Hurter, Maria, 371; Brancucci, 286f. Für den Hinweis auf die Arbeit Brancuccis danke ich Mag.a Elisabeth Zingerle.
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anmerkungen
758 Hurter, Maria, 371; Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 467. 759 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 572–578; Brancucci, 848f., 859–863; Khevenhüller, Annales Ferdinandei VII, 3f. 760 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 577; Brancucci, 859. 761 Brancucci, 860f. 762 Brancucci, 874, 898. 763 Brancucci, 891, 963. 764 Hurter, Maria, 376. 765 Hurter, Geschichte Ferdinands II., Bd. 5, 577. 766 Hurter, Maria, 376; Schoißengeier, 75f.; Kodolitsch, 327. 767 Dazu allgemein Schoißengeier mit weiterer Literatur. 768 Schoißengeier, 33, 43, 62; Kodolitsch. In Seckau beigesetzt sind außer Erzherzog Karl drei seiner Söhne, vier Töchter und ein Enkelkind. 769 HHStA Wien, Familienurkunden Nr. 1423a, Nr. 1448. 770 Hurter, Maria, 376. 771 HHStA Wien, Familienurkunden Nr. 1448; Nr. 1449; Nr. 1451; Nr. 1482; Nr. 1501. Zu Testamenten und Memoria siehe Bastl, 106–109, 283–293, 320. 772 Brancucci, 934f. 773 Hofkammerarchiv Wien, Niederösterreichische Herrschaftsakten W 61/A/9-B, Bl. 665, 666, 681, 682. 774 Sánchez, Woman’s influence, 92; Mänhardt. 775 Heumont; Caithaml. 776 Gans, 372f. 777 Schuster, 601. 778 Stieve, Maria, 370. 779 Z.B. Stieve, Maria, 370f.; Liebmann, 80; Amon, 413; Sturmberger, 10; Pörtner, Counter-Reformation, 28; Naschenweng, 189f., 197f.; SohnKronthaler, 140; Brunner, Bd. 3, 89, 119f. 780 Pörtner, Counter-Reformation, 26 f., 47. 781 Hurter, Maria, 405; nach Khull, 75.
275
Abbildungsnachweis
Bayerisches Landesdenkmalamt: 1 Kunsthistorisches Museum Wien: 2, 3, 4, 20, 23 Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv: 5, 6, 16, 17, 18 Steiermärkisches Landesarchiv: 7, 9, 10, 11 Diözesanmuseum Graz: 8 Joanneum Graz, Alte Galerie: 13, 24 Bundesdenkmalamt Wien: 14, 21, 22 Germanisches Nationalmuseum Nürnberg: 15 Basilika Mariazell: 19
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Personenregister Aachen, Hans von (1552–1615), Maler 73 Agricola, Georg (gest. 1584), Bischof von Seckau 44 Alba de Liste, Diego Enríquez de Guzmán, conde de (um 1530– 1604), Hofmeister 216 Albrecht V. von Bayern (1528–1579) 9, 13–26, 28–30, 32, 36, 43, 72, 77, 85–87, 98f., 106, 151, 155, 178f., 210 Albrecht von Bayern (1584–1666) 188 Albrecht, Erzherzog (1559–1621) 53, 78, 83, 184, 205–208, 213f., 216f. Aldobrandini, Pietro (1571–1621), Kardinalnepot 205 Alfonso II. d‘Este (1533–1597), Herzog von Ferrara 24 Amalie von der Pfalz, geb. Neuenahr, verw. Brederode (1539– 1602) 24f. Anna Katharina von Tirol, Erzherzogin, geb. Gonzaga (1566–1621) 198 Anna Maria von Polen (1593–1600) 55, 200, 201 Anna Maria von Württemberg, geb. Brandenburg (1526–1589) 66 Anna von Bayern, geb. Erzherzogin (1528–1590) 9, 13–16, 18, 20, 26, 28f., 32, 44, 55, 58, 60, 85, 106, 109, 151 Anna von Frankreich, geb. Spanien (1601–1666) 10
278
Anna von Innerösterreich, Erzherzogin, vereh. Polen (1573–1598) 42, 43, 45, 48, 51, 53, 55, 60–62, 67, 79f., 104, 109f., 125, 138, 145, 151, 153, 155–157, 160, 163, 171, 174–177, 185–188, 194–196, 199–201, 222, 229 Anna von Polen, vereh. Báthory (1523–1596) 22 Anna von Sachsen, geb. Dänemark (1532–1585) 18–20, 24, 39f., 48, 61, 66f., 82, 104f., 109, 161, 163, 198 Anna von Sachsen-Coburg, geb. Sachsen (1567–1613) 36 Anna von Spanien, geb. Erzherzogin (1549–1580) 18, 24, 31, 45 Anna von Tirol, Erzherzogin (1585– 1618), Kaiserin 157, 186 Apianus, Petrus (1495–1552), Gelehrter 13 Arcimboldo, Giuseppe (um 1526– 1593), Maler 32 Arco, Prosper d’ (1542–1572), Botschafter 22 Attems, Hermann von (1564–1611), Hauptmann von Görz, Geheimer Rat 75, 160, 169f., 189, 194, 204, 214 Attems, Jakob Adam von (1526–1590), Hauptmann von Gradiska 75 Attems, Johann Friedrich von (1593–1663) 169 Attems, Ursula von, geb. Breuner (1568–1641), Hofmeisterin 204
Personenregister
August von Sachsen (1526–1586) 24, 26, 104f., 198 Bandini, Ottavio (1558–1629), Erzbischof von Fermo, Kardinal 207 Barbara d’Este, geb. Erzherzogin (1539–1572), Herzogin von Ferrara 24 Báthory, Andreas (1566–1599), Bischof von Ermland, Kardinal 181 Báthory, Sigismund (1572–1613), Fürst von Siebenbürgen 44, 166, 178–181, 195, 200 Báthory, Stefan (1533–1586), König von Polen 172f. Bellarmino, Roberto SJ (1542–1621), Kardinal 181 Benavente, Juan Alonso Pimentel de Herrera, conde de (gest. 1621), Vizekönig von Neapel 150 Bianco, Pietro Antonio, Musiker 78 Biandrate di San Giorgio Aldobrandini, Gian Francesco (1545–1605), Bischof von Acqui, Kardinal 207 Bontempi, Ambrogio, Tanzmeister 79, 81 Borja y Castro, Juan de, conde de Mayalde (1533–1606), Botschafter 45 Brahe, Gustav (1558–1615) 173–175 Brenner, Martin (1548–1616), Bischof von Seckau 11, 134 Breuner, Gottfried (1540–1594/95), Hofkriegsrat 32 Breuner, Jakob (1566–1606), Hofmarschall 204, 214 Breuner, Seifried (1538–1594), Reichshofrat 29 Caetani, Camillo (gest. 1599), Nuntius 185, 217
Caetani, Enrico (1550–1599), Patriarch von Alexandria, Kardinal 51, 55 Carillo, Alfonso SJ 180f. Carlone, Sebastiano d. Ä. (vor 1570–nach 1612), Bildhauer und Architekt 225 Casal, Peter (gest. 1612), Kammersekretär 144, 160 Christine von Lothringen, geb. Dänemark, verw. Sforza (1521–1590) 24 Cit, Francesco, Reisekommissar 205 Claudia von Tirol, Erzherzogin, geb. Medici (1604–1648) 47 Clemens VIII. (Ippolito Aldobrandini) (1536–1605), Papst 83, 133, 135, 139, 153f., 156, 162, 166, 181, 184f., 191f., 196, 205–208 Cleve, Johann de, Musiker 77 Contarini, Tommaso, Botschafter 125 Corraduz, Rudolf (gest. um 1618), Reichsvizekanzler 164, 192 Cosimo I. de’ Medici (1519–1574), Großherzog von Toskana 24 Cosimo II. de‘ Medici (1590–1621),Großherzog von Toskana 47, 187, 189f., 201 Dietrichstein, Adam von (1527– 1590), Obersthofmeister 166 Dietrichstein, Franz Seraph von (1570–1636), Bischof von Olomouc, Kardinal 145, 166, 207 Dietrichstein, Sigmund von (gest. 1602) 166f. Doria, Giovanni Andrea (1540– 1606), Admiral 211–216 Dorothea von der Pfalz, geb. Dänemark (1520–1580) 24
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Personenregister
Dorothea von Lothringen, vereh. Braunschweig–Calenberg bzw. Varabon (1545–1621) 24 Eberlein, Jakob (gest. 1633), Bischof von Seckau 48 Eberstein, Felicitas von, geb. Völs, Hofmeisterin 59 Eggenberg, Hans Ulrich von (1568– 1634), Geheimer Rat 60, 168, 204, 214, 223 Eggenberg-Ehrenhausen, Ruprecht von (1546–1611), Militär 96 Eleonora, geb. Gonzaga (1598–1655), Kaiserin 225 Elisabeth I. von England (1533–1603) 21, 118 Elisabeth von Frankreich, geb. Erzherzogin (1554–1592) 18, 24, 30, 54 Elisabeth von Innerösterreich, Erzherzogin (1577–1586) 44 Elisabeth, geb. Bayern (1837–1898), Kaiserin von Österreich 31 Elsenheimer, Christoph, bayerischer Rat 20 Emanuel Philibert von Savoyen (1528–1580) 26 Engelmann, Georg, Lehrer 52 Erich II. von Braunschweig-Calenberg (1528–1584) 46 Ernhofer, Sigismund SJ (1548–1597) 40, 138 Ernst von Bayern (1554–1612), Erzbischof und Kurfürst von Köln 15, 130, 152 Ernst, Erzherzog (1553–1595) 25, 29f., 32, 38, 41, 73, 80f., 111, 116f., 119f., 122–125, 130, 156 Etzdorf, Georg von 32
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Evans, Robert J. W., Historiker 11 Ferdinand I. (1503–1564), Kaiser 9, 14, 21, 57, 63, 68, 71, 95, 98, 171, 182 Ferdinand II. von Tirol, Erzherzog (1529–1595) 9, 26, 30–32, 37, 41, 43, 63, 75, 100, 103, 114, 117–119, 122–124, 174, 186, 198, 226 Ferdinand III. (1608–1657), Kaiser 225 Ferdinand Karl von Tirol, Erzherzog (1628–1662) 47 Ferdinand von Bayern (1550–1608) 14–16, 30, 33, 35, 41, 152 Ferdinand von Bayern (1577–1650), Erzbischof und Kurfürst von Köln 45, 144, 188, 191 Ferdinand von Innerösterreich (Ferdinand II.), Erzherzog (1578–1637), Kaiser 9–12, 42, 44f., 47, 49–52, 58, 60, 64, 68–70, 76, 78–83, 88, 91, 93–97, 101–103, 110f., 113–116, 122, 124–136, 138– 150, 152, 154, 158–160, 162–164, 166–171, 181, 184f., 190–194, 196, 203f., 209f., 214–216, 218–230 Ferdinand von Innerösterreich, Erzherzog (‡1572) 43f., 49 Ferdinando I. de‘ Medici (1549– 1609), Großherzog von Toskana 150, 159, 189, 207 Ferdinando II. de‘ Medici (1610– 1670), Großherzog von Toskana 47, 190 Ferro, Salomon, Musiker 79 Fischer, Tobias, Agent 68, 132, 163f. Franz Joseph (1830–1916), Kaiser von Österreich 31 Frías, Juan Fernández de Velasco,
Personenregister
duque de (um 1550–1613), Gouverneur in Mailand 205, 209 Friedrich II. von Dänemark (1534– 1588) 18f., 172 Friedrich III. (1415–1493), Kaiser 68, 71, 97 Friedrich III. von der Pfalz (1515– 1576) 24–26 Friedrich von Bayern (1553–1554) 14 Frundsberg, Georg d. J. von (gest. 1586) 26 Fugger (Familie) 27, 76 Fugger, Hans (1531–1598) 26 Fugger, Philipp Eduard (1546–1618) 26 Fürstenberg, Heinrich von (1536– 1596) 26 Galeckha, Helena Antonia 61 Gandía, Francisco Tomás de Borja y Centelles, duque de (1551–1595) 220 Gandía, Juana de Velasco y de Aragón, duquesa de, geb. Frías (gest. nach 1599), Hofmeisterin 204, 214, 220 Gans, Johannes SJ (1591–1662) 228 Gatto, Simone (um 1545–1595), Musiker 78 Godunow, Boris Fjodorowitsch (1552–1605), Zar 193f. Godunowa, Xenia Borissowna (1581–1622) 193f. Gonzalez, Catherine 63 Gonzalez, Enrico (um 1580–1656) 62 Gonzalez, Maddalena (geb. um 1575) 62 Gonzalez, Pedro (um 1537–um 1618) 61f.
Grebinger, Georg, Ratsherr in Graz 35 Gregor XIII. (Ugo Buoncompagni) (1502–1585), Papst 45, 107 Gregoria Maximiliana von Innerösterreich, Erzherzogin (1581–1597) 45, 107, 170, 183, 198, 225 Guglielmo Gonzaga (1538–1587), Herzog von Mantua 26 Guise, Charles, Duc de (1571–1640) 213f. Guise, Henri le Balafré, Duc de (1550–1588) 18 Gustav II. Adolf Wasa von Schweden (1594–1632) 186 Habsburg bzw. Österreich (Haus) 13f., 22, 24, 34, 43f., 46, 89, 91, 117, 120, 124, 147–150, 155, 158, 160, 171, 173, 175f., 182, 190, 194–196, 226 Habsburg-Lothringen (Haus) 10, 230 Haller, Richard SJ (gest. 1611) 164, 185, 204 Harrach, Karl Bernhard von (1570– 1628), Geheimer Rat 80f. Harrach, Leonhard von (1514–1590), Geheimer Rat 20, 30 Harrach, Maria Elisabeth von, geb. Schrattenbach (1575–1653), Hofdame 80f., 167 Harrer, Hans, Kammerschreiber 204 Hassan Pascha (gest. 1593), Pascha von Bosnien 96 Heinrich II. von Frankreich (1519– 1559) 31, 63 Heinrich II. von Lothringen (1563– 1624) 172
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Personenregister
Herbersdorff, Livia Emilia von, geb. Arco, Hofmeisterin 204 Herberstein, Bernhardin von (1566– 1624), Oberststallmeister 166f. Herberstein, Georg Ruprecht von (gest. 1612) 32 Herberstein, Margarita von, geb. Valmarana (1580–1644), Hofdame 166 Herberstein, Maria Konstanze von, geb. Fugger (1568–1594) 167 Herberstein, Sigmund Friedrich von (1549–1620), Landeshauptmann 135 Heumair, Michael, Präzeptor 16 Hoefnagel, Joris (1542–1601), Maler 74 Hohenzollern-Sigmaringen, Karl von (1547–1606) 26 Hurtado de Mendoza, Francisco (1550–1623), Almirante de Aragón 183 Hurter, Friedrich Emmanuel von (1787–1865), Historiker 10–12, 225, 229 Hutter, Blasius, Agent 75 Isabella Clara Eugenia von Spanien, vereh. Erzherzogin (1566–1633) 183f., 203, 205f., 208, 217 Jacobe von Baden-Baden, vereh. Jülich-Cleve-Berg (1558-1597) 29, 36 Johann Georg von Brandenburg (1577–1624), Administrator in Straßburg 192 Johann III. von Schweden (1537– 1592) 172 Johann Karl von Innerösterreich, Erzherzog (1605–1619) 145f., 224
Johanna de’ Medici, geb. Erzherzogin (1547–1578), Großherzogin von Toskana, 24, 28, 44 Karl Emanuel I. von Savoyen (1562– 1630) 165 Karl II. von Innerösterreich, Erzherzog (1540–1590) 9, 11, 18, 20–24, 26–34, 36–45, 47, 50, 55, 57f., 62–66, 68–71, 73, 75–78, 80, 82f., 87–89, 92f., 95–111, 113f., 116f., 119–123, 126f., 129f., 132, 136f., 139, 141f., 151, 153–155, 167–171, 173, 176, 188, 194, 197f., 200, 210, 222, 225, 227–229 Karl III. von Lothringen (1543– 1608) 24–26 Karl IX. von Frankreich (1550–1574) 18, 24, 26, 30 Karl IX. Wasa von Schweden (1550– 1611) 186 Karl V. (1500–1558), Kaiser 158, 171 Karl VI. (1685–1740), Kaiser 10 Karl von Bayern (‡1547) 14 Karl von Innerösterreich, Erzherzog (1579–1580) 45, 48, 92 Karl von Innerösterreich, Erzherzog (1590–1624), Bischof von Breslau 42, 47f., 52, 54f., 114, 190, 193 Karl von Lothringen (1567–1607), Kardinal, Erzbischof von Straßburg 192 Katharina Michaela von Savoyen, geb. Spanien (1567–1597) 165 Katharina Renea von Innerösterreich, Erzherzogin (1576–1595) 44, 49, 53, 92, 174, 182 Katharina von Polen, geb. Erzherzogin, verw. Mantua (1533–1572) 24, 26
282
Personenregister
Katharina von Schweden, geb. Polen (1526–1583) 172 Katherl, Zwergin 62 Kepler, Johannes (1571–1630), Astronom 91, 134 Keutschach, Magdalena von, Hofmeisterin 59 Khevenhüller, Bartholomäus (1539–1613), Landmarschall von Kärnten 131 Khevenhüller, Georg (1534–1587) 20 Khevenhüller, Hans (1538–1606), Botschafter 40, 76, 89, 104, 158, 160, 163f., 168f., 182f., 188, 201f., 217 Khlesl, Melchior (1552–1630), Bischof von Wien 162, 191 Khuen von Belasy, Johann Jakob (um 1515–1586), Erzbischof von Salzburg 24–26, 29f. Konstanze von Innerösterreich, Erzherzogin, vereh. Polen (1588– 1631) 47, 78f., 157, 169, 185–189, 201, 229 Kunigunde von Bayern, geb. Erzherzogin (1465–1520) 13 Laininger, Barbara, Kammerdienerin 60 Lang von Langenfels, Philipp (gest. 1610), Kammerdiener 189 Lasso, Orlando di (1532–1594), Musiker 16, 17, 26, 30, 77, 80, 144 Lasso, Regina di, geb. Wackinger 17, 144 Laymann von Liebenau, Balthasar 149 Leiter, Johanna von der, vereh. Dietrichstein bzw. Lamberg (1574–1645), Hofdame 166
Leitsch, Walter (1926–2010), Historiker 11 Leonora von Innerösterreich, Erzherzogin (1582–1620) 45, 49, 51f., 108, 182–184, 198, 201 Leopold V. von Innerösterreich, Erzherzog (1586–1632), Bischof von Passau, Erzbischof von Straßburg, Erzherzog von Tirol 47, 48, 51, 144, 154, 164, 167, 169, 190–194, 202 Lerma, Francisco Gómez de Sandoval-Rojas y Borja, duque de (1553-1625) 158f., 161, 185, 202 Licinio, Giulio (1527–nach 1584), Maler 89 Lochmair, NN., Lehrer 52 Losenstein, Dietmar von (gest. 1577), Landeshauptmann 29 Losenstein, Georg Achaz von (gest. 1597) 29 Loserth, Johann (1846–1936), Historiker 11, 229 Lothringen (Haus) 172 Ludwig von Württemberg (1554– 1593) 24f. Ludwig XIV. von Frankreich (1638– 1715) 10 Lustrier, NN., Kaufmann 164 Madruzzo, Ludovico (1532–1600), Bischof von Trient, Kardinal 205 Magdalena von Bayern, vereh. Pfalz-Neuburg (1587–1628) 186 Magdalena von Hohenlohe-Langenburg, geb. Nassau-Dillenburg (1547–1633) 66 Magdalena, Erzherzogin (1532–1590) 182, 201
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Personenregister
Malaspina, Germanico (gest. 1604), Nuntius 37, 89f., 100, 107, 109, 157, 171 Mänhardt, Simeon, Geistlicher 85, 224 Mansfeld, Clara von, geb. Chalon 83 Mansfeld, Peter Ernst von (1517– 1604), Militär 83 Margarethe Farnese, geb. d’Austria (1522–1586), Herzogin von Parma 118 Margarethe von Innerösterreich, Erzherzogin, vereh. Spanien (1584–1611) 46f., 51, 65, 83f., 135, 141, 155, 159, 161, 164, 170f., 182–185, 188, 192, 194, 201–209, 211, 213f., 216–220, 228f. Margarethe, Erzherzogin (1567– 1633) 202 Maria Anna von Innerösterreich, Erzherzogin, geb. Bayern (1574– 1616) 68, 80, 144–146, 153f., 168, 173, 219, 224 Maria Christierna von Innerösterreich, Erzherzogin, vereh. Siebenbürgen (1574–1621) 44f., 49, 55, 156, 161, 166, 174, 178–182, 187, 195f., 200f. Maria de’ Medici, vereh. Frankreich (1573–1642) 145, 173 Maria Jacobe von Bayern, geb. Baden (1507–1580) 26, 43 Maria Magdalena von Innerösterreich, Erzherzogin, vereh. Medici (1587–1631), Großherzogin von Toskana 47, 52, 54, 73, 81, 159, 169, 187–190, 196, 201, 224, 229
284
Maria Stuart (1542–1587), Königin von Schottland 21 Maria Theresia, geb. Erzherzogin (1717–1780), Kaiserin, Königin von Ungarn und Böhmen 10 Maria von Bayern, geb. Pettenbeck (1573–1619) 15 Maria von Jülich-Cleve-Berg, geb. Erzherzogin (1531–1581) 24 Maria von Ungarn, geb. Erzherzogin (1505–1558) 13, 118 Maria, geb. Infantin von Spanien (1528–1603), Kaiserin 29, 48, 58, 158, 169, 182–184, 198, 202f., 217f. Marlowe, Christopher (1564–1593), Schriftsteller 81 Matthias, Erzherzog (1557–1619), Kaiser 30, 44, 80f., 147–150, 159, 163, 224 Maximilian Ernst von Innerösterreich, Erzherzog (1583–1616) 46, 49, 52f., 80, 146–148, 150, 187, 190, 193, 224 Maximilian I. (1459–1519), Kaiser 13, 68, 71, 73 Maximilian I. von Bayern (1573– 1651) 63, 150, 152, 154, 188, 191 Maximilian II. (1527–1576), Kaiser 9, 18–21, 23–25, 27–30, 40, 48, 54, 73, 98, 158, 182 Maximilian, Erzherzog (1558–1618) 30, 46, 104, 111, 124f., 129, 148, 156, 173, 176, 180, 193 Maximiliana Maria von Bayern (1552–1614) 15f., 21, 43, 152, 161, 212 Mayr, Ursula (1572–1635), Kammerfrau 163, 177 Medici (Familie) 188
Personenregister
Mehmed III. (1566–1603), Sultan 200 Mocante, Giovanni Paolo, päpst licher Zeremonienmeister 55, 206 Monte, Jacob de (gest. 1593), Maler 73 Montfort, Katharina von, geb. Fugger (1532–1585), Hofmeisterin 33, 57, 59 Montfort, Ulrich von (um 1530– 1574), Landeshauptmann 26 Müelich, Hans (1516–1573), Maler 17 Murad III. (1546–1595), Sultan 131 Paar, Julius von, Reisekommissar 205 Padovano, Annibale (1527–1575), Musiker 77 Pappenheim, Veit von (1535–1600), Reichserbmarschall 26 Paul V. (Camillo Borghese) (1552– 1621), Papst 150, 181, 224 Percic, Peter (gest. 1572), Bischof von Seckau 33f. Pettenbeck, Georg, Landrichter 15 Philipp II. von Spanien (1527–1598) 13, 18, 22, 24, 26, 31, 45, 83, 158, 169, 176, 182–184, 191, 198, 200, 202, 207 Philipp III. von Spanien (1578–1621) 45, 47f., 79, 83f., 135, 155, 158f., 183–185, 188, 193, 202f., 206, 208, 211, 216–218 Philipp IV. von Spanien (1605–1665) 9f. Philipp von Baden-Baden (1559– 1588) 26, 29 Pius V. (Antonio Michele Ghislieri) (1504–1572), Papst 22, 26, 106
Pöllin, Argula, geb. Königsfeld, Hofmeisterin 52f., 60, 153, 227 Pollweil, Rudolf von (geb. 1565), bayerischer Rat 144 Pomis, Giovanni Pietro de (1565/70–1633), Maler 91, 140, 228 Portia, Girolamo (gest. 1612), Bischof von Adria, Nuntius 133f., 162, 168 Possevino, Antonio SJ (1534–1611) 107 Pranner, Johann, Kammerdiener und Sekretär 162, 212–216, 223, 228 Pruckmaier, Theodora, Amme 47 Quicchelberg, Samuel (1529–1567), Gelehrter 17 Radziwiłł, Georg (Jerzy) (1556– 1600), Bischof von Vilnius, Kardinal 173f., 177 Raitenau, Wolf Dietrich von (1559– 1617), Erzbischof von Salzburg 135, 141, 150 Ranuccio Farnese (1569–1622), Herzog von Parma 44, 181f. Rapitius (Rapicio), Andreas (gest. 1573), Bischof von Triest 22 Reinel, Johannes SJ (1543–1607) 88, 138 Renata von Bayern, geb. Lothringen (1544–1602) 17, 21, 24, 37, 44, 60, 106, 172 Rieder, Maria Sidonia, vereh. Barajos, Hofdame 164, 185 Rimel, Stefan SJ 87 Ronez, Guglielmo, Reisekommissar 205
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Personenregister
Rosenthaler, Hans Georg, Musiker 79 Rossi, Alessandro, Musiker 79 Rossi, Bernardo, Botschafter 164 Rozdrażewski, Hieronymus (gest. 1600), Bischof von Kujawien 177 Rudolf II. (1552–1612), Kaiser 25, 29f., 32, 41f., 51, 64, 73, 75, 103f., 107, 111, 113, 115–118, 120, 122–124, 128–131, 133, 143, 145–150, 153f., 156–159, 163, 166, 169, 173f., 176–180, 184, 186, 188–191, 193f., 196, 198–200, 218 Rumpf vom Wielroß, Wolfgang (1536–1606), Obersthofmeister 160, 164, 169, 176 Rye, Egid de, Maler 73 Salvago, Giovanni Battista (1560– 1632), Bischof von Luni, Nuntius 223f., 227 Salve, Jan Baptist d.Ä., Maler 74 San Clemente, Guillén de, Botschafter 141, 174, 202f., 205, 220 Schachinger (Schächinger) d. J., Hans (gest. nach 1579), Organist 16 Scherffenberg, Hans von (1509– 1582), Landeshauptmann 33 Schieckel, Georg, Kammerdiener 160 Schranz, Wolfgang (1530–1594), Hofvizekanzler 137, 167f., 175 Schrattenbach, Anna von, geb. Grasswein 81 Schrattenbach, Balthasar von (1547– 1618), Hofmeister 127 Schrattenbach, Maximilian von (1537–1618), Hofmeister und Geheimer Rat 60, 80, 135, 137, 167, 227
Schrattenbach, Wolfgang von (gest. 1654), Geistlicher 167 Schurf, Karl (gest. 1619), Hauptmann in Kufstein 164 Sessa, Antonio Fernandéz de Córdoba Folch de Cardona, duque de (1550–1606), Botschafter 208 Shakespeare, William (1564–1616), Schriftsteller 81 Sigismund II. August von Polen (1520–1572) 19, 22, 24 Sigismund III. Wasa von Polen und Schweden (1566–1632) 55, 79, 104, 109f., 125, 153–157, 163, 172– 177, 185–189, 195, 199, 201, 212 Sixtus V. (Felice Peretti) (1521–1590), Papst 89f., 173 Sonnreichin, Katharina, Amme 43 Staudenmaier, Andreas, Kanzleibeamter 16 Stieve, Felix (1845–1898), Historiker 229 Stobäus von Palmburg, Georg (1532–1618), Bischof von Lavant 134, 168, 204 Stoppio, Nicolò (gest. 1570), Kunstagent 17 Strada, Jacopo (1507–1588), Kunstagent 17 Straßburger, Michael, Bürgermeister von Graz 33 Stubenberg, Wolf von (gest. 1597), Oberstkämmerer 32 Süleyman I. (1494/96–1566), Sultan 20, 95 Thann, Jacobe von, Hofmeisterin 59 Theodo von Bayern (1526–1534) 14 Thurn, Hans Ambros von (1537– 1621), Landeshauptmann,
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Personenregister
Geheimer Rat 46, 108, 137, 153, 165, 167f. Torre, Raimondo della (gest. 1623), Botschafter 164 Trennbach, Urban von (1525–1598), Bischof von Passau 191 Ungnad von Weißenwolf, Karl (gest. 1599) 131 Unverzagt, Johann Christoph (gest. 1626) 160, 163f. Urschenbeck, Christoph von (gest. 1583), Hofmeister 57, 60 Valentini, Giovanni, Musiker 79 Valle, Magdalena de Guzmán, Marquesa del 159 Viller, Bartholomäus SJ (um 1541– 1626) 46, 134, 138, 145, 192 Visconti, Alfonso (1552–1608), Bischof von Cervia, Nuntius, Kardinal 178 Wackinger, Margarethe, Hofmeisterin 16 Wartenberg, Grafen von 15 Wasa (Haus) 9 Watzler, Katharina, geb. Botsch, Hofmeisterin 59f. Wehner, Johanna, Historikerin 11, 101 Wenig, Veronika, Kinderfrau 60 Wildenstein, Judith von, geb. Höhenkirch von Ifldorf, Hofmeisterin 60 Wilhelm IV. von Bayern (1493–1550) 17, 86 Wilhelm V. von Bayern (1548–1626) 12–16, 18, 21, 24, 30, 32f., 35, 37f., 41f., 44–46, 48, 50, 54, 58, 60–65, 69, 72f., 77f., 82, 86, 100f., 103f., 106, 108f., 111, 113–118, 120, 122f.,
127, 131, 139, 144f., 150–157, 160, 163f., 167f., 174–176, 178, 186, 188, 191, 197, 199f., 218, 222 Wilhelm V. von Jülich-Cleve–Berg (1516–1592) 24 Wittelsbach (Haus) 9, 13f., 22, 25, 43, 155, 160, 191f. Wladislaw IV. Sigmund Wasa von Polen (1595–1648) 177, 200f. Wolkenstein-Rodenegg, Christoph von (1530–1600), Geheimer Rat 20 Worch, Magdalena von der (gest. 1599), Hofmeisterin 59, 223 Zamoyski, Jan (1542–1605), polnischer Großkanzler 155, 157, 186 Zapolya, Isabella, geb. Polen (1519– 1559) 19 Zapolya, Johann (1487–1540), König von Ungarn 19 Zapolya, Johann Sigismund (1540– 1571), Fürst von Siebenbürgen 19f., 178 Zinzenhausen, Maria von, Hofmeisterin 57
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Ortsregister Adria 158 Aflenz 40 Aigen ob Graz 33 Alba Julia (Siebenbürgisch Weißenburg) 179, 181, 200 Alpen 17, 44 Altötting 88, 182 Ambras, Schloss 63 Ancona 218 Aquileia 72 Arganda del Rey 217 Augsburg 17, 27, 37, 72f., 75f., 198 Aussee 27, 63, 121, 139f. Balkan 95 Barcelona 202, 203, 216–218 Bayern 13–15, 26, 60, 79, 82, 86f., 124, 144, 147, 153, 155, 166 Benediktbeuern 219 Böhmen 9, 27, 148 Bologna 133, 219 Bozen (Bolzano) 205, 219 Brenner 219 Breslau (Bistum) 48, 193 Brixen (Bistum) 48, 193 Brixen (Bressanone) 49, 78, 83, 205 Bruck an der Leitha 27 Bruck an der Mur 33, 40, 99 Bruneck (Brunico) 205 Brüssel (Bruxelles) 75, 205 Comacchio 208 Cremona 206 Deutschland 83, 221 Donau, Fluss 29 Dresden 12, 18, 40, 66, 71, 104, 161, 198
Einsiedeln 200 Eisenerz 63, 82, 134, 139, 182 England 165 Enns, Fluss 82 Erblande, habsburgische 11f., 25, 96, 204, 224 Europa 24, 84, 160f., 184, 230 Faenza 76 Feldkirchen bei Graz 88 Fernitz 88 Ferrara 60, 84, 135, 166, 184f., 191, 203, 205–207, 218 Florenz (Firenze) 28, 44, 66, 71, 73, 133, 159, 160, 188–190, 201, 229 Frankreich 62, 188, 211–213, 221 Freising (Bistum) 15 Friaul 21, 95 Gastein 29 Genua (Genova) 79, 200, 206, 210, 211, 216, 218 Gjaidhof, Schloss 69 Görz, Grafschaft 21–23, 34, 41, 75, 95, 121, 169, 210 Göß, Stift 54 Göttweig 25 Graz 11, 15, 23, 27f., 32–35, 37f., 40f., 43–46, 51, 53–55, 57–61, 63, 65f., 68–74, 76–85, 87–91, 93f., 100f., 103, 105–109, 111, 113f., 117, 122–124, 127, 129, 131–135, 137– 140, 145f., 148f., 151–155, 163–169, 171–174, 176f., 179–184, 186–190, 193f., 197–199, 202, 204–206, 209f., 212, 218–220, 223–228, 230 Graz-Liebenau 91
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Ortsregister
Gumpoldskirchen 28 Hainburg an der Donau 27 Hall in Tirol 44f., 54, 182, 201 Heiligenkreuz 25 Herberstein, Burg 167 Herzogenburg 25 Hildesheim (Bistum) 15 Ingolstadt 13, 16, 53, 86f., 93, 113f., 126–129, 140, 144, 152 Innerberg 67 Innerösterreich 9, 11f., 21f., 34, 37, 42, 57, 68, 70, 77, 79, 94–96, 103–105, 107, 116–118, 120f., 123, 125f., 129f., 134–136, 139–142, 144, 147f., 150, 153f., 156, 158, 162, 168, 190, 194, 197, 222, 229, 230 Innsbruck 37, 65, 117, 182, 198 Istanbul 72, 75 Istrien 21, 95 Italien 17, 76, 79, 133, 188, 190, 218, 221f. Judenburg 41, 43, 53, 82, 118f., 121, 144, 193 Kanischa (Nagykanisza) 96, 146 Karlau bei Graz 67, 69, 71, 223 Kärnten 9, 21, 34, 37, 61, 95, 131, 141, 210 Klagenfurt 140, 205 Klosterneuburg 25, 27–29 Köln (Erzbistum und Kurfürstentum) 15 Kopenhagen 19 Korneuburg 27 Krain 9, 21, 28, 34, 37, 95, 131, 137 Krakau (Kraków) 43, 61, 145, 155, 157, 160, 163, 165, 176f., 186f., 199–201, 229 Krems 27–29
Krimtataren 177 Kursachsen 25 Laa an der Thaya 27 Landshut 62 Lausitz 148 Laxenburg 40, 198 Leibnitz 205 Leoben 38, 54, 219 Lienz 205 Linz 23, 29 Lipizza (Lipica) 70 Lissabon (Lisboa) 89 Loreto 88, 133, 192, 199, 218, 219 Lothringen 25, 37, 69 Löwengolf (Golfo di Lion) 212, 214, 216 Lüttich (Bistum) 15 Madrid 12, 18, 22, 48, 65, 76, 158, 160, 164f., 169, 182f., 188, 198, 202, 217f., 220, 229 Mähren 148 Mailand (Milano) 30, 78f., 135, 200, 204, 206, 208f., 219 Mailand, Herzogtum 206 Mantua (Mantova) 78, 206, 219 Maria Saal 133 Mariazell 25, 40, 88, 198, 211, 215 Marseille 206, 212f. Mautern 27 Melk 25 Mistelbach 177 Mittelmeer 72, 211, 218 Modena 219 Mödling 28 Mühldorf am Inn 25 München 12f., 15–23, 28f., 32f., 36f., 43–45, 50, 52, 55, 58–63, 65, 69, 71–73, 75–78, 80, 84–87, 91, 93, 99, 106, 108, 117, 137, 144f., 153f.,
289
Ortsregister
157, 160, 165, 167, 172, 174, 182, 186, 197–199, 201, 219 Münster (Bistum) 15 Mur, Fluss 33, 35, 82 Murviedro 206, 216 Neuhäusel (Nove Zámky) 92 Niederlande 124 Niederösterreich 9, 98, 119, 147–149, 191 Nürnberg 17 Oberösterreich 9, 98, 119, 147f., 191 Osmanen 23, 92, 95f., 104, 118, 131, 147, 149, 156–159, 175, 178, 180f., 193, 198, 200 Osmanisches Reich 64, 72f., 95 Österreich 46, 70, 88, 115, 149, 194 Ostindien 218 Ostrau (Ostrava) 177 Padua (Padova) 133 Paris 18, 63 Parma 182 Passau (Bistum) 47, 48, 144, 154, 164, 191–193, 196 Passau 47, 182 Pavia 206, 218 Pesaro 218 Po, Fluss 205, 218 Polen 9, 43, 47, 62, 79, 83, 96, 125, 138, 155–157, 159, 163f., 173f., 176, 186f., 189, 200f. Portugal 48, 194 Prag (Praha) 23, 28, 31, 37, 113, 115, 117, 125, 131–133, 145, 147, 149, 157, 163–165, 169, 177, 180, 184, 187, 189, 198 Pressburg (Bratislava) 27 Provence 213 Puerto de los Alfaques 212, 216 Raab (Győr) 96
290
Radkersburg 133 Regensburg 27, 37, 81, 124, 128, 145, 147f., 223 Reich, Heiliges Römisches 9, 10, 13f., 18, 20, 24f., 44, 46, 64, 67, 86, 142, 176, 192 Rom 37, 76, 89, 99, 107f., 129, 133, 137, 150, 164, 168, 179, 181, 192, 201, 223 Roses 206, 215 Russland 193 Salzburg (Fürstbistum) 48, 193 Salzburg 25 Sankt Pölten 25 Savona 206, 211 Schlesien 148 Schongau 15 Schweden 110, 156, 163, 172, 174, 186, 201 Schweiz 67, 200 Seckau 41, 44, 46, 70, 90, 225f. Senigallia 218 Sibirien 193 Siebenbürgen, Fürstentum 19, 23, 49, 79, 156f., 164, 178f., 181, 195, 200 Siena 133 Siget (Szigetvár) 95 Sissek (Sisák) 73, 96 Spanien 26, 29, 40, 49, 60, 62, 76, 78f., 83, 89f., 104, 135, 140, 150, 158f., 163, 169, 176, 182–184, 188f., 192, 194, 200–206, 208–214, 216, 219–222, 228 Speyer 30 Spittal an der Drau 164, 205 Steiermark 9, 11f., 21, 28, 33f., 37, 61, 82, 95f., 99, 110, 130, 133, 143, 166f., 197
Ortsregister
Stein an der Donau 28 Straßburg (Bistum) 47, 192 Straßburg (Strasbourg) 164, 192, 193 Straßgang 88, 91 Tarvis (Tarvisio) 63 Teneriffa, Insel 63 Tirol 9, 47, 96, 164, 193 Tobel bei Graz 67 Toledo (Erzbistum) 184, 202 Toledo 76 Toskana, Großherzogtum 10, 187 Toulon 206, 211, 212 Trient (Bistum) 48 Trient (Trento) 15, 86f., 111, 137, 202, 204f. Triest (Trieste) 21, 27, 95 Tulln 27 Tunesien 217 Ungarn 9, 19f., 95, 147–150 Unterdrauburg 205 Valencia 202, 206, 216f. Velden 141, 205 Venedig (Venezia) 33, 75f., 78, 132f., 164, 170, 209 Venedig, Republik 26, 31, 104, 158f., 209 Verona 219 Vicenza 166 Villach 205 Viktring 141 Vinaroz 206 Völkermarkt 205 Vorderösterreich 9, 47, 193 Warschau (Warszawa) 12, 47 Westindien 218 Wien 12, 19, 20, 22–29, 31, 34f., 37f., 45, 50, 54, 58, 70f., 73, 77, 79f., 84, 107, 138, 159–161, 164, 177, 230
Wiener Neustadt 27 Windische Grenze 64, 95 Wolfsberg 134 Wolkersdorf 177 Ybbs 29 Znaim (Znojmo) 27
291
Genealogische Übersicht
Tafel I Die Eltergeneration und die österreichischen Habsburger Ferdinand I. (1503–1564) °° Anna von Böhmen und Ungarn (1503–1547) 15 Kinder, darunter
Maximilian II., Kaiser (1527–1576) Anna (1528–1590) °° Maria d’Austria (1528–1603) °° Albrecht V. von Bayern (1528–1579) 16 Kinder, darunter 7 Kinder, darunter Anna (1549–1580) Wilhelm V. (1548–1628), Herzog °° Philipp II. von Spanien °° Renata von Lothringen (1527–1598) (1544–1602) Rudolf II., Kaiser (1552–1612) Ferdinand (1550–1608) °° Maria Pettenbeck (1573–1619) Ernst (1554–1595) Elisabeth (1554–1592) Maria (1551–1608) °° Karl X. von Frankreich °° Karl von Innerösterreich (1540–1590) (1550–1574) Maximiliana (1552–1614) Matthias, Kaiser (1557–1619) Ernst (1554–1612) Maximilian (1558–1618) Kurfürst von Köln Albrecht (1559–1621) Margarethe (1567–1633) Nonne in Madrid 292
Ferdinand (von Tirol) (1529–1595) Karl (von Innerösterreich) (1540–1590) °° 1 Philippine Welser (1527–1580) °° Maria von Bayern (1551–1608) °° 2 Anna Caterina Gonzaga (1566–1621) 7 Kinder, darunter 15 Kinder, siehe Tafel II
Andreas von Österreich (1558–1600) Kardinal Karl von Burgau (1560–1618) Maria (1584–1649) Stiftsdame in Hall in Tirol Anna (1585–1618) °° Matthias, Kaiser (1557–1619)
293
Tafel II.1: Die Kinder und Enkel von Maria und Karl von Innerösterreich
Karl von Innerösterreich (1540–1590) °° Maria von Bayern (1551–1608)
Ferdinand (‡1572) Anna (1573–1598) °° Sigismund von Polen Katharina Renea (1566–1632) (1576–1595) Elisabeth (1577–1586) Maria Christierna (1574–1621) Karl (1579–1580) °° Sigmund Báthory von Siebenbürgen (1572–1613) Gregoria Maximiliana 1599 geschieden (1581–1597) Leopold (von Tirol) (1586–1632) Eleonora °° Claudia de’Medici (1582–1620) (1604–1648) Maximilian Ernst (1583–1616) Konstanze (1588–1631) °° Sigismund von Polen Karl (1590–1624) (1566–1632)
Margarethe (1584–1611) °° Philipp III. von Spanien (1578–1621) Maria Magdalena (1589–1631) °° Cosimo II. de’Medici (1590–1621)
294
Ferdinand II. (1578–1637), Kaiser °° 1 Maria Anna von Bayern (1574–1616) 2 Eleonora Gonzaga (1598–1655) Johann Karl (1605–1619) und zwei früh verstorbene Kinder
Ferdinand III. (1608–1657), Kaiser °° 1 Maria Anna von Spanien (1606–1646) 2 Maria Leopoldine von Tirol (1632–1649) 3 Eleonora Gonzaga-Rethel (1630–1686) Maria Anna (1610–1665) °° Maximilian von Bayern (1573–1651) Cecilia Renata (1611-1644) °° Wladislaw Sigmund von Polen (1595–1648) Leopold Wilhelm (1614–1662)
295
Tafel II.2: Die Kinder und Enkel von Maria und Karl von Innerösterreich
Anna °° Sigismund von Polen Wladislaw Sigmund (1595–1648), König °° 1 Cecilia Renata, Erzherzogin (1611–1644) 2 Luisa Maria Gonzaga-Nevers (1611–1667)
Margarethe°° Philipp III. von Spanien Anna (1601–1666) °° Ludwig XIII. von Frankreich (1601–1643) Philipp IV. (1605–1665), König °° 1 Isabella von Frankreich (1603–1644) 2 Maria Anna, Erzherzogin (1629–1665)
und drei früh verstorbene Kinder
Maria Anna (1606–1646) °° Ferdinand III., Kaiser (1608–1657)
Leopold (von Tirol) °° Claudia de’Medici Maria Eleonore (1627–1629)
Karl (1607–1632)
Ferdinand Karl (1628–1662) °° Anna de’Medici (1616–1676)
Ferdinand (1609–1641), Kardinal
Isabella Clara (1629–1685) °° Carlo Gonzaga-Rethel (1629–1665)
und drei früh verstorbene Kinder
Sigismund Franz (1630–1665)
296
Konstanze °° Sigismund von Polen
Maria Magdalena °° Cosimo de’ Medici
Johann Kasimir (1609–1672), König °° Luisa Maria Gonzaga-Nevers (1611-1667)
Ferdinando II. (1610–1670), Großherzog °° Vittoria della Rovere (1622–1694) Giovanni Carlo (1611–1663), Kardinal
Johann Albrecht (1612–1634), Kardinal
Margherita (1612–1679) °° Odoardo Farnese von Parma (1612–1646)
Karl Ferdinand (1613–1655) Alexander Karl (1614–1634)
Mattias (1613–1667) Anna Katharina (1619–1651) °° Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1615–1690)
Francesco (1614–1634)
und zwei früh verstorbene Kinder
Anna (1616–1676) °° Ferdinand Karl von Tirol (1628–1662) Leopoldo (1617–1675), Kardinal
297
K ATRIN KELLER UND ALESSANDRO CATAL ANO (HG.)
DIE DIARIEN UND TAGZETTEL DES K ARDINALS ERNST ADALBERT VON HARR ACH (1598–1667) VERÖFFENTLICHUNGEN DER KOMMISSION FÜR NEUERE GESCHICHTE ÖSTERREICHS HG. V. BRIGITTE MAZOHL BAND 104/1–7
Die Diarien und Tagzettel des Kardinal-Erzbischofs von Prag, Ernst Adalbert von Harrach (1598–1667), die der Öffentlichkeit nun erstmals zugänglich gemacht werden, sind eines der umfangreichsten Selbstzeugnisse des 17. Jahrhunderts aus dem deutschsprachigen Raum. In ihrer inhaltlichen Multidimensionalität, ihrem Umfang und ihrer Aussagekraft sind sie vergleichbar mit prominenten Texten wie dem Tagebuch des Samuel Pepys, den Briefen der Lieselotte von der Pfalz oder den Memoiren des Kardinals de Retz. Die 54 überlieferten Jahrgänge, je zur Hälfte in deutscher bzw. italienischer Sprache verfasst, bilden eine bisher unbearbeitete, erstrangige Quelle für nahezu alle historisch arbeitenden Wissenschaften. Sie dokumentieren weit mehr als den Lebensweg und die Lebensräume eines Aristokraten als Amtsträger, im familiären Kontext oder in der adligen Gesellschaft der habsburgischen Erblande. Die Niederschriften eröffnen zugleich einen Blick auf die Geschichte der römischen Kurie – insbesondere die Konklave der Jahre 1644, 1655 und 1667 –, des Alten Reiches und Europas zwischen 1630 und 1667. 2010. 5844 S. IN 7 TEILBÄNDEN IM SCHUBER GB. ZAHLREICHE ABB. 170 X 240 MM. ISBN 978-3-205-78461-6
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K ARL VOCELK A
DIE FAMILIEN HABSBURG UND HABSBURG-LOTHRINGEN POLITIK – KULTUR – MENTALITÄT
Diese kompakte Geschichte ist für Leser bestimmt, die sich schnell Information zu den Habsburgern verschaffen wollen. Die politische Rolle der Familie in weiten Teilen Europas, aber auch ihre menschlichen Situationen und Konflikte werden kurz dargestellt. Nach einer Einführung in ihre Geschichte als Herrscher im Heiligen Römischen Reich und der Habsburgermonarchie widmet sich der Band auch den spanischen Habsburgern, den Nebenlinien in Italien und der Position der nicht regierenden Männer, Frauen und Kinder der Habsburger. Zwei weitere Teile sind der Mentalität der Familie und den kulturellen Leistungen der Dynastie gewidmet. Erziehung, Sendungsbewusstsein, Frömmigkeitsverhalten und Jagdleidenschaft sind ebenso Themen dieses Buches wie Repräsentation und Propaganda, Schlösser und Gärten, Feste und Sammlungen der Familie. 2010. 243 S. GB. 1 KARTE, 3 STAMMBÄUME 135 X 210 MM. ISBN 978-3-205-78568-2
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NORBERT NEMEC
ERZHERZOGIN MARIA ANNUNZIATA (1876–1961) DIE UNBEKANNTE NICHTE KAISER FRANZ JOSEPHS I.
Maria Annunziata (1876–1961), die Nichte des Kaisers Franz Joseph I., stand teilweise im Schatten, bedingt durch ihre berühmten Verwandten, z. B. Franz Joseph, ihre Cousine Zita und ihren Neffen Karl. Dennoch hatte ihr das Schicksal eine Rolle in der Öffentlichkeit zugedacht, etwa durch ihre Position als ranghöchste Erzherzogin des Wiener Hofes oder als Äbtissin des Theresianischen Damenstiftes in Prag. Durch eingehendes Studium der Quellenlage und mit den Mitteln der Oral History soll versucht werden, erstmals die Biografie dieser Erzherzogin nachzuzeichnen, die untrennbar mit der Familie Habsburg verbunden ist, in deren Dienst sie ihr ganzes Leben gestellt hat. 2010. 209 S. 14 S/W-ABB. GB. MIT SU. 155 X 235 MM. ISBN 978-3-205-78456-2
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