Elite und Krise in antiken Gesellschaften / Élites et crises dans les sociétés antiques 351511310X, 9783515113106

Was ist eine Krise? Ist jede Veränderung gleich als Krise zu werten oder macht erst die Wertung der Akteure aus der Verä

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German, French Pages 182 [186] Year 2016

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis – Sommaire
Vorwort
Avant-propos
Krise und Elite – Einführung in die Thematik
« Crises » au sein des élites grecques – utilité et ambiguïté d’un concept
De Cimon à Périclès : un regard insulaire
Zwischen Stabilität und Kollaps – Mittelitalische Elitenkultur und die ‚Krise‘
der römischen Republik
Violence, obstruction augurale et crise de la République romaine
Se prémunir contre les périls d’une période de crise : un aspect des stratégies
matrimoniales des sénateurs romains à l’époque des guerres civiles
Lernen aus der Krise? Erziehung und Elitebildung im frühen Prinzipat
Vom latro zum comes – Karrierechancen und sozialer Aufstieg in den Krisenzeiten des 4. Jahrhunderts n. Chr. in der dioecesis Galliarum
Une crise religieuse de l’élite ? Le règne de Julien l’Apostat et sa
signification pour la communauté chrétienne
Adel auf der Flucht – Christliche Eliten und die Krise des Augusts 410
Zusammenfassungen – Resumés
Index
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Elite und Krise in antiken Gesellschaften / Élites et crises dans les sociétés antiques
 351511310X, 9783515113106

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Lennart Gilhaus, Stephanie Kirsch, Isabelle Mossong, Franziska Reich, Sebastian Wirz (Hg./éd.) Elite und Krise in antiken Gesellschaften / Élites et crises dans les sociétés antiques

COLLEGIUM BEATUS RHENANUS Schriften des Oberrheinischen Forschungsverbundes Antike der Universitäten Basel, Freiburg im Breisgau, Mülhausen, Straßburg / Cahiers du Groupement de recherche du Rhin supérieur sur l’Antiquité des Universités de Bâle, Fribourg-en-Brisgau, Mulhouse, Strasbourg herausgegeben von / édités par Marianne Coudry, Jean-Michel David, Gérard Freyburger, Marie-Laure Freyburger-Galland, Hans-Joachim Gehrke, Ralf von den Hoff, Michel Humm, Anne Jacquemin, Jean-Yves Marc, Doris Meyer, John Scheid, Thomas Späth, Jürgen von Ungern-Sternberg, Eckhard Wirbelauer Schriftleitung / coordination Doris Meyer, Eckhard Wirbelauer BAND / VOLUME 5

Die deutsch-französisch-schweizerische Schriftenreihe CBR veröffentlicht die Arbeiten der wissenschaftlichen Projekte des Collegium Beatus Rhenanus, Arbeiten von Altertumswissenschaftlern der vier CBR-Partneruniversitäten Basel, Freiburg im Breisgau, Mülhausen und Straßburg sowie andere wissenschaftliche Arbeiten von grenzüberschreitendem Charakter. Die Schriftenreihe CBR wird unterstützt von der UMR 7044 Archéologie et histoire ancienne : Méditerranée – Europe (ArcHiMedE). La collection CBR, à la fois allemande, française et suisse, a pour vocation de diffuser des productions scientifiques issues de programmes de recherche conduits par le Collegium Beatus Rhenanus, ou des travaux individuels d’antiquisants des quatre universités partenaires du CBR Bâle, Fribourg-en-Brisgau, Mulhouse et Strasbourg, ainsi que d’autres travaux ayant un intérêt scientifique transfrontalier. La collection CBR est soutenue par l’UMR 7044 Archéologie et histoire ancienne : Méditerranée – Europe (ArcHiMedE).

Elite und Krise in antiken Gesellschaften / Élites et crises dans les sociétés antiques herausgegeben von / édité par Lennart Gilhaus, Stephanie Kirsch, Isabelle Mossong, Franziska Reich, Sebastian Wirz

Franz Steiner Verlag

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2016 Druck: Hubert & Co., Göttingen Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-11310-6 (Print) ISBN 978-3-515-11316-8 (E-Book)

INHALTSVERZEICHNIS – SOMMAIRE Vorwort ............................................................................................................. 7 Avant-propos .................................................................................................... 9 Krise und Elite – Einführung in die Thematik (Lennart Gilhaus) .................. 11 « Crises » au sein des élites grecques – utilité et ambiguïté d’un concept (Alain Duplouy).......................................................................................... 33 De Cimon à Périclès : un regard insulaire (Lisa Roques) ............................... 47 Zwischen Stabilität und Kollaps – Mittelitalische Elitenkultur und die ‚Krise‘ der römischen Republik (Dominik Maschek)............................................. 59 Violence, obstruction augurale et crise de la République romaine (Yann Berthelet) ......................................................................................... 83 Se prémunir contre les périls d’une période de crise : un aspect des stratégies matrimoniales des sénateurs romains à l’époque des guerres civiles (Miguel Canas) .......................................................................................... 97 Lernen aus der Krise? Erziehung und Elitebildung im frühen Prinzipat (Stephanie Kirsch).................................................................................... 109 Vom latro zum comes – Karrierechancen und sozialer Aufstieg in den Krisenzeiten des 4. Jahrhunderts n. Chr. in der dioecesis Galliarum (Elena Köstner) ........................................................................................ 121 Une crise religieuse de l’élite ? Le règne de Julien l’Apostat et sa signification pour la communauté chrétienne (Isabelle Mossong) .......... 135 Adel auf der Flucht – Christliche Eliten und die Krise des Augusts 410 (Karsten C. Ronnenberg) ......................................................................... 145 Zusammenfassungen – Resumés .................................................................. 165 Index ............................................................................................................. 173

VORWORT Was ist eine Krise? Was und wer macht krisenhafte Situationen zu solchen? Welche Rolle spielen hierbei Eliten? Gerade im Hinblick auf aktuelle politische, soziale und ökonomische Entwicklungen drängen sich diese Fragen geradezu auf. Dies umso mehr, als dass wir nicht nur durch mediale Berichterstattung, sondern – ob nun subjektiv oder nicht – auch persönlich von diesen Veränderungen betroffen sind. Aber ist jede Veränderung gleich als Krise zu werten oder macht erst die Wertung aus der Veränderung eine Krise? Welche Reflexe krisenhafter Situationen finden sich in den Medien gespiegelt und welche Aspekte bleiben verborgen? Der oft unreflektierte Gebrauch der Begriffe Elite und Krise sowie die Ambiguität ihrer Definition und Anwendbarkeit waren Ausgangspunkt für den vorliegenden Tagungsband. Die Idee, sich den Themen Eliten und Krisen anzunähern und sie in ihrem Zusammenhang zu diskutieren, entstand nicht von ungefähr in einem multinationalen und interdisziplinären Rahmen. Ausgangspunkt war die Zusammenarbeit im deutsch-französisch-schweizerischen Graduiertenkolleg „Masse und Integration in antiken Gesellschaften (MIAG) – Foule et intégration dans les sociétés antiques (FISA)“, das, gefördert durch die Deutsch-Französische Hochschule (DFH), Doktoranden der Altertumswissenschaften der Universitäten Bern, Bonn und Straßburg Möglichkeiten des wissenschaftlichen Austauschs bietet. In diesem Rahmen befasste sich eine Gruppe Doktoranden mit der Frage, welche Termini als Gegenbegriffe zu Masse und Integration gesehen werden können und wie diese möglicherweise für die eigene Forschung nutzbar zu machen sind. So entstand die Idee, ein Forschungsatelier für Nachwuchswissenschaftler zu organisieren, das sich mit den Begriffen Elite und Krise, sowie deren Interdependenzen auseinandersetzt. Ausgehend hiervon formierte sich ein Organisationsteam, das mit großzügiger Unterstützung der Deutsch-Französischen Hochschule, der Mommsen-Gesellschaft e.V. sowie des Vereins MINERVIA e.V. und in Kooperation mit den Universitäten Bonn und Strasbourg vom 20. bis 22. März 2014 das deutsch-französische Forschungsatelier für Nachwuchswissenschaftler „Elite und Krise in antiken Gesellschaften – Élites et crises dans les sociétés antiques“ veranstalten konnte, für dessen Durchführung die Abteilung Klassische Archäologie der Universität Bonn freundlicherweise ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. Die Veranstaltung richtete sich nicht nur an die Mitglieder des Graduiertenkollegs, sondern wurde durch eine bilinguale Ausschreibung für interessierte Nachwuchswissenschaftler der altertumswissenschaftlichen Disziplinen im deutsch-französischen Sprachraum geöffnet. Der interdisziplinäre, multinationale und bilinguale Ansatz des atelier de recherche erwies sich dabei als äußerst fruchtbar für die Diskussion. So wurden spannende Differenzen zwischen deutscher und französischer Forschungstradition sowie im Begriffsverständnis sichtbar, die sich zum Teil auch in den hier vorliegenden Beiträgen widerspiegeln und Grundlagen für Austausch und lebhafte Diskussion boten.

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Vorwort

Gerahmt wurde dieser Austausch durch zwei Abendvorträgen von Christian Witschel (Heidelberg) und Alain Duplouy (Paris), die auf sehr unterschiedliche Epochen bezogen neuere Forschungstendenzen zu Krisen und Eliten vorstellten und denen an dieser Stelle noch ein besonderer Dank ausgesprochen werden soll. Der vorliegende Tagungsband, der leider nur eine Auswahl der präsentierten Themen wiedergeben kann, verdankt seine Entstehung der großzügigen Unterstützung der DFH. Ein großer Dank geht an die Koordinatoren des deutsch-französischschweizerischen Graduiertenkolleg „Masse und Integration in antiken Gesellschaften (MIAG) – Foule et intégration dans les sociétés antiques (FISA)“ Konrad Vössing, Eckhard Wirbelauer, Stefan Rebenich und Thomas Späth sowie an die Herausgebern der Schriftenreihe des Collegium Beatus Rhenanus, Marianne Coudry, Jean-Michel David, Gérard Freyburger, Marie-Laure Freyburger-Galland, Hans-Joachim Gehrke, Michel Humm, Anne Jacquemin, Jean-Yves Marc, Doris Meyer, John Scheid, Thomas Späth, Jürgen von Ungern-Sternberg und Eckhard Wirbelauer, die diesen Sammelband in die Schriftenreihe des CBR aufgenommen haben. Gedankt sei ebenfalls allen Teilnehmern und Beitragenden für die gute Zusammenarbeit und nicht zuletzt den zahlreichen Helfern, die die Publikation in ihrer Entstehung begleitet und den reibungslosen Ablauf des Forschungsateliers erst ermöglicht haben. Im März 2016 Lennart Gilhaus Stephanie Kirsch Isabelle Mossong Franziska Reich Sebastian Wirz

AVANT-PROPOS Qu’est-ce qu’une crise ? Quels facteurs déterminent une situation de crise ? Quel rôle est joué par les élites ? C’est bien au regard des évolutions politiques, économiques et sociales actuelles que ces questions s’imposent. Ceci est d’autant plus vrai que tout un chacun est concerné par le changement, à la fois par son importante couverture médiatique et au niveau personnel, que ce soit subjectif ou non. Mais est-ce que tout changement rime forcément avec crise ? Ou est-ce l’appréciation du phénomène qui fait du changement une crise ? De quelle manière les situations de crise sont-elles reflétées par les médias et quels aspects restent obscurs ? L’utilisation souvent irraisonnée d’« élite » et « crise » ainsi que les ambiguïtés liées à la définition et à l’applicabilité de ces termes, sont à l’origine des actes de colloque que nous sommes heureux de présenter ici. L’idée de s’intéresser spécifiquement aux thèmes d’élite et de crise et de discuter leur mise en rapport, n’est pas née par hasard dans un cadre multinational et pluridisciplinaire. Le point de départ a été le travail commun du collège doctoral franco-allemand-suisse « Foule et intégration dans les sociétés antiques (FISA) – Masse und Integration in antiken Gesellschaften (MIAG) », qui, soutenu par l’Université franco-allemande (UFA), offre aux doctorants des sciences de l’Antiquité des universités de Bonn, Berne et Strasbourg la possibilité d’un échange scientifique. C’est dans ce même cadre qu’un groupe de doctorants s’est penché sur la question quels termes seraient aux antipodes de foule et intégration et comment cette terminologie pourrait acquérir une efficacité pour leurs travaux de recherche. Ainsi émergea l’idée d’organiser un atelier de recherche pour jeunes chercheurs consacré aux concepts d’élite et de crise et à leur mise en corrélation. Grâce au soutien de l’Université franco-allemande, de la Mommsen-Gesellschaft e.V. et de l’association MINERVIA e.V. et en coopération avec les universités de Bonn et de Strasbourg, l’atelier de recherche franco-allemand pour jeunes chercheurs « Élites et crises dans les sociétés antiques – Elite und Krise in antiken Gesellschaften » a pu se tenir du 20 au 22 mars 2014 dans les locaux mis aimablement à disposition par l’institut d’Archéologie classique de l’Université de Bonn. Par un appel à communication bilingue dans l’espace franco-allemand, l’événement s’adressa non seulement aux membres du collège doctoral, mais à tous les doctorants et post-doctorants des sciences de l’Antiquité intéressés. L’approche interdisciplinaire, multinationale et bilingue de l’atelier a été un terrain de discussions très fécond. Des différences passionnantes entre les traditions scientifiques et les conceptualisations allemandes et françaises ont ainsi pu être mises au jour. Ces divergences ont formé la base de notre discussion et ont suscité de vifs débat, et se traduisent tout naturellement dans les contributions ici réunies. Cet échange fut encadré par deux conférences présentant les nouvelles tendances de la recherche, pour lesquelles nous

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Avant-propos

avons pu accueillir Christian Witschel (Heidelberg) et Alain Duplouy (Paris) que nous remercions chaleureusement. La publication de ces actes, qui ne peuvent reproduire qu’en partie les thématiques abordées, n’aurait été possible sans le soutien généreux de l’UFA. Nous tenons également à remercier les coordinateurs du collège doctoral franco-allemandsuisse « Foule et intégration dans les sociétés antiques (FISA) – Masse und Integration in antiken Gesellschaften (MIAG) », Konrad Vössing, Eckhard Wirbelauer, Stefan Rebenich et Thomas Späth, ainsi que les éditeurs de la collection du Collegium Beatus Rhenanus, Marianne Coudry, Jean-Michel David, Gérard Freyburger, Marie-Laure Freyburger-Galland, Hans-Joachim Gehrke, Michel Humm, Anne Jacquemin, Jean-Yves Marc, Doris Meyer, John Scheid, Thomas Späth, Jürgen von Ungern-Sternberg et Eckhard Wirbelauer, qui ont bien voulu accueillir cet ouvrage dans la collection du CBR. Un grand merci à tous les intervenants et contributeurs pour leur collaboration, et à tous ceux qui ont rendu possible le bon déroulement de l’atelier et qui nous ont été d’une aide précieuse pour la publication du présent volume. En mars 2016 Lennart Gilhaus Stephanie Kirsch Isabelle Mossong Franziska Reich Sebastian Wirz

KRISE UND ELITE – EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK Lennart Gilhaus (Bonn) Krise und Elite sind Begriffe, mit denen Historiker oft operieren. Dies ist insofern nicht verwunderlich, da Krise und Elite auch alltagssprachlich häufig verwendet werden und nicht nur in der geschichtswissenschaftlichen Diskussion solche Ausdrücke häufig Eingang finden. Weil gerade mit Krise und Elite in alltagssprachlichen Diskursen ganz unterschiedliche Vorstellungen verbunden und beide häufig als Schlagworte eingesetzt werden, ist eine präzise und konsensfähige Definition der beiden Begriffe als Fachtermini nahezu unmöglich. Krise und Elite sind daher zwar beliebte, aber sehr umstrittene Konzepte.1 Warum setzt sich dieser Sammelband dennoch mit Krise und Elite in antiken Gesellschaften auseinander? Zum einen bleibt die Verwendung der beiden Begriffe zwar oft diffus, aber sie ist nicht beliebig. Gerade die Offenheit und Anschlussfähigkeit beider Konzepte ermöglicht erst eine breite Anwendung und vergleichende Betrachtung. Zum anderen ist in den letzten Jahren ein deutlicher Wandel in der Analyse historischer Krisen und Eliten zu verzeichnen, die weitere Auseinandersetzung lohnenswert erscheinen lässt. Insbesondere lässt sich eine verstärkte Hinwendung zu handlungsorientierten Ansätzen erkennen, die auch die Wahrnehmungen der Akteure stärker in den Fokus nehmen. „Krise“ und „Elite“ werden dementsprechend als dynamisch betrachtet und als Resultat von Zuschreibungen aufgefasst. In diesem einführenden Beitrag sollen zunächst gegenwärtige Tendenzen in der Beschäftigung mit Krisen (1.) und Eliten (2.) in der historischen und soziologischen Forschung in der deutsch- und französischsprachigen Forschung aufgezeigt werden, um anschließend die Bedeutung von Eliten im Kontext von Krisen und die Perspektiven der Beiträge dieses Sammelbandes herauszustellen (3.). 1 KRISE Die Geschichtswissenschaft hat sich schon seit ihren Anfängen mit dem Krisenbegriff auseinandergesetzt. In seinen Weltgeschichtlichen Betrachtungen legte Jacob

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Zur Verwendung des Krisenbegriffs in der Geschichtswissenschaft vgl. SAWILLA 2013; zur historischen Elitenforschung vgl. insbesondere DUCHHARDT 2004. Der Elitenbegriff konkurriert insbesondere für vormoderne Gesellschaften mit dem Adelsbegriff; vgl. hierzu BECK, SCHOLZ & WALTER 2008 und SCHOLZ & SÜßMANN 2013.

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Lennart Gilhaus

BURCKHARDT bereits um 1870 eine zusammenfassende Synopse historischer Krisen vor, die er als beschleunigte Prozesse besonderer Art auffasste.2 Krisen seien als Entwicklungsknoten zu verstehen, also als Phasen, in denen Veränderungen „sprung- und stoßweise“ geschehen: „Die Krisen räumen auf.“3 Für BURCKHARDT sind daher „die echten Krisen [...] überhaupt selten.“4, weil zumeist tiefgreifende Veränderungen ausgeblieben oder verhindert worden wären. Letztlich ließ er nur die Völkerwanderung als „die wahre Krisis“ gelten, die in ihrem Ausmaß und ihrer Einzigartigkeit nur mit der Krise seiner eigenen Zeit vergleichbar gewesen sei.5 Nach BURCKHARDT wurde der Krisenbegriff lange Zeit nur wenig theoretisch behandelt. Als sich die Geschichtswissenschaft in den 1970er und 1980er Jahren verstärkt gegenüber der Soziologie öffnete, entwickelte aufbauend auf den Ideen BURCKHARDTs Rudolf VIERHAUS eine genauere Definition von Krise als historischer Prozess.6 Er griff vor allem BURCKHARDTs Idee des „Entwicklungsknotens“ auf und betonte, dass es sich bei Krisen nicht immer um beschleunigte Prozesse handeln muss, sondern dass „auch Stagnationen, verzögerte oder ungleich schnelle Entwicklung in verschiedenen Lebensbereichen Krisen auslösen oder auf Krisen hinweisen“7 können. Um von einer historischen Krise sprechen zu können, müssen seines Erachtens mindestens vier Kriterien erfüllt sein: – Krisen müssen zeitlich abgrenzbar sein. – Das System muss in seiner Funktionsweise grundlegend beeinträchtigt sein. – Krisen müssen daher einen objektiven Charakter haben, subjektives Krisenbewusstsein allein reiche als Beweis für eine tatsächliche Krise keineswegs aus. – Der Ausgang von Krisen muss unsicher sein.8 Eine historische Krisenforschung soll nach der Ansicht von VIERHAUS vor allem das Verständnis historischer Prozesse erweitern. Für ihn galt es, insbesondere die komplexen Ursachen- und Wirkungszusammenhänge in jedem Einzelfall möglichst intensiv zu erschließen und auszuwerten, um die „Kenntnis und Erkenntnis der Geschichte im Hinblick auf bestimmte Vorgänge der Vergangenheit wie auf den Prozeß der Geschichte der menschlichen Gesellschaft im ganzen [zu] erweitern.“9 In Frankreich sprach sich zur gleichen Zeit Edgar MORIN für die Entwicklung einer „crisologie“ aus. Dieser hatte zusammen mit André BÉJIN 1976 eine Ausgabe der Zeitschrift Communications über den Begriff der Krise koordiniert. In seinem Beitrag konzeptionalisierte MORIN ähnlich wie VIERHAUS Krisen in erster Linie als 2 3 4 5 6 7 8 9

BURCKHARDT 1978, p. 157–205; ausführliche Betrachtungen zum Krisenbegriff Burckhardts bieten KOSELLECK 1982, p. 639–641 und STEIL 1993, p. 105–114. BURCKHARDT 1978, p. 188. BURCKHARDT 1978, p. 167. BURCKHARDT 1978, p. 167: „Und diese Krisis [der Völkerwanderungszeit] gleicht keiner andern uns näher bekannten und ist einzig in ihrer Art.“ VIERHAUS 1978; VIERHAUS 1979; zusammenfassend VIERHAUS 2002; in eine ähnliche Richtung zielen auch die Beiträge in JÄNICKE 1971 und JÄNICKE 1973. VIERHAUS 1979, p. 80. VIERHAUS 1979, p. 81. VIERHAUS 1979, p. 85.

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historische Prozesse, die bei MORIN im Wesentlichen aus systemischen Ungleichgewichten, daraus entstehenden Steuerungsproblemen und der ständigen Reorganisation der Gesellschaft resultieren.10 Krisen bedeuten nach MORIN in diesem Zusammenhang „toujours une régression des déterminismes, des stabilités, et des contraintes internes au sein d’un système, toujours donc une progression des désordres, des instabilités, et des aléas.“11 Daher würden Krisen zu Unsicherheiten führen, weil die Vorhersehbarkeit von Prozessen innerhalb der Gesellschaft stark eingeschränkt würde. MORIN entwarf mehrere Szenarien, wie soziale Systeme auf solche Störungen reagieren können, und betonte dabei vor allem die kreativen Kräfte, die bei Krisen freigesetzt werden.12 In konkreten historischen Untersuchungen wurden vergleichbare Definitionen, die auf den prozessualen oder systemischen Charakter von Krisen abzielen, explizit oder – weitaus häufiger – implizit aufgegriffen.13 Aber gleichzeitig kam auch die erste Kritik an der Verwendung dieses Krisenbegriffs für die Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse auf. So plädierte der Historiker Emmanuel LE ROY LADURIE in dem erwähnten Band der Communications im Gegensatz zu MORIN für eine enge Fassung des Krisenbegriffs, der sich nur für die Analyse von ökonomischen und demographischen Phänomenen eigne, die klarer zu interpretieren seien als kulturelle oder soziale Prozesse und Strukturen.14 Verstärkte Kritik ist allerdings erst in den 1980er und 90er Jahren aufgekommen, wie etwa die Diskussionen um die sogenannte „Krise des 3. Jahrhunderts“ zeigen.15 Bis dahin wurde der Begriff in historischen Arbeiten häufig als Sammelbegriff benutzt, um verschiedene Einzelphänomene miteinander in Beziehung zu setzen, die in der Summe eine tiefgreifende Veränderung des Reichs anzeigen würden. Insbesondere in den Arbeiten von Andreas ALFÖLDI und Géza ALFÖLDY verdichteten sich diese einzelnen Entwicklungen zu einem Krisenmodell, das dann in immer mehr Bereiche der antiken Welt im 3. Jahrhundert hineingetragen und so zu einer „totalen Systemkrise“ ausgebaut wurde.16 Gegen diese Vorstellung wurden in 1980er Jahren zunächst in Frankreich immer mehr Stimmen laut. So trägt der 1983 von Edmond FRÉZOULS herausgegebene Sammelband zwar den Titel „Crise et redressement dans les provinces européennes de l’Empire (milieu du IIIe – milieu du IVe siècle ap. J.-C.)“, in den einzelnen Beiträgen wurde der Begriff Krise aber kaum gebraucht.17 Die Veränderungen und Kontinuitäten der Zeit wurden in ihren spezifischen Kontexten betrachtet, ohne dass 10 11 12 13 14 15 16 17

MORIN 1976, p. 150–153. MORIN 1976, p. 156. MORIN 1976, p. 156–162. Für eine explizite Auseinandersetzung mit dem Krisenbegriff aus der Perspektive der Alten Geschichte vgl. etwa BRUHNS 2003 und SAWILLA 2013. LE ROY LADURIE 1976, p. 19; 32–33. Ähnliche Diskussionen wurden in 1990er Jahren auch über die griechische Poliswelt und insbesondere die athenische Demokratie im 4. Jahrhundert v. Chr. geführt; siehe hierzu die Beiträge in EDER 1995. ALFÖLDI 1967 und ALFÖLDY 1989. FRÉZOULS 1983.

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ein übergeordnetes Krisenmodell der Analyse übergestülpt wurde. „Krise“ fungierte hier nur noch als Schlagwort. Ein kompletter Verzicht auf den Krisenbegriff und das damit verbundene Niedergangsszenario lässt sich insbesondere in den Arbeiten von Claude LEPELLEY und François JACQUES feststellen, die beide die Vitalität des munizipalen Lebens und Stabilität der gesellschaftlichen Ordnung im 3. Jahrhundert und der Spätantike heraus gestellt haben.18 In neueren Untersuchungen wird „Krise“ meist nur noch als Epochenbegriff genutzt und erscheint in der Regel nur in Anführungszeichen, wenn er überhaupt Verwendung findet.19 Explizit gegen die Verwendung des Krisenbegriffs wandte sich insbesondere Christian WITSCHEL.20 Er stellte die postulierte Einheitlichkeit der Entwicklung in Frage und forderte eine stärkere Differenzierung der Betrachtung nach Regionen und Bereichen. Vor allem aber bezweifelte er die Anwendbarkeit des Krisenbegriffs im Sinne eines historischen Prozesses. Berechtigterweise fragte er, aufgrund welcher Kriterien verschiedene Formen geschichtlichen Wandels überhaupt abgrenzbar und definierbar seien: „Wann ist Wandel ,neutral‘, ,verlangsamt‘, ‚beschleunigt‘ oder gar ‚krisenhaft‘; und was sind die Parameter hierfür? Kann man diese überhaupt in einer einigermaßen objektiven Weise festlegen? Was ist das gleichsam natürliche Verhältnis von Wandel und Kontinuität (in Prozent?) in einer ruhigen Phase der Geschichte? Wie stark muß ersterer letztere überwiegen, damit wir von beschleunigtem Wandel sprechen können? Welche Bedeutung erkennen wir den selbst in solchen Phasen vorhandenen Kontinuitätsströmen zu? Wie umgehen wir die Gefahr, analytisch leichter faßbare, aber der Wirklichkeit nicht gerecht werdende idealtypische Reinformen von Wandel zu propagieren?“21

Vor allem kritisierten WITSCHEL und andere, dass „Krise“ in der Regel nicht als neutraler Begriff für historische Veränderungen verwendet und empfunden wird, sondern deutlich negative Konnotationen trägt und daher zur Beschreibung historischer Prozesse ungeeignet sei.22 Gerade die vielseitige Krisensemantik hat in den letzten Jahren aber nun verstärkte Aufmerksamkeit erfahren. Nicht mehr die Krise als historischer Prozess, sondern als Narrations- und Diskursmuster stehen in mehreren neueren Sammelbänden im Vordergrund, die vor allem in Deutschland entstanden sind.23 Krise wird 18 19 20 21 22

LEPELLEY 1979–1981; JACQUES 1984. Vgl. etwa QUET 2006. WITSCHEL 1999; für einen Überblick zur Forschungsgeschichte auch BIRLEY 1999. WITSCHEL 1999, p. 14. Entsprechend wird in neueren Untersuchungen, die versuchen, die Entwicklungen des 3. Jahrhunderts systematisch zu fassen, seltener von Krise gesprochen, sondern der scheinbar neutrale Begriff Transformation gewählt: „Transformation is the preferred term, even ‚anarchy‘ is acceptable, but ‚crisis‘ is out.“ (LIEBESCHUETZ 2007, p. 11). LIEBESCHUETZ 2007 sowie DE BLOIS 2002, ECK 2007 und in Teilen auch JOHNE & HARTMANN 2008 treten aber weiterhin dafür ein, den Krisenbegriffs für die Veränderungen im 3. Jahrhundert n. Chr. zu verwenden; gegen den Krisenbegriff hat sich aus archäologischer Perspektive jüngst auch ESMONDE CLEARY 2013, p. 18–41 ausgesprochen. 23 GRUNEWALD & PFISTER 2007; SCHOLTEN 2007; HARDING & KRENTZ 2011; MERGEL 2012; MEYER, PATZEL-MATTERN & SCHENK, Krisengeschichte(n) ..., 2013; vgl. allgemein zur Krisensemantik auch KOSELLECK 1982 und STEIL 1993.

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dabei zunächst und vor allem als Selbstdiagnose und Mittel der Selbstreflexion verstanden. Allerdings wirft auch diese Betrachtungsweise einige Fragen auf: Wie etwa ist Krisenwahrnehmung und -bewusstsein von anderen Zeitklagen zu unterscheiden? Kann man überhaupt von Krisendiskursen avant la lettre sprechen? In welcher Beziehung stehen Wahrnehmung und tatsächliche Veränderungen? Wiederum ist hier ein Blick auf die „Kontroverse um die Krise des 3. Jahrhunderts n. Chr.“ weiterführend; Géza ALFÖLDY hat sich in mehreren Aufsätzen intensiv mit der zeitgenössischen Reflexion der Entwicklungen im 3. Jahrhundert auseinandergesetzt und dabei eine große Anzahl von Quellen insbesondere christlicher Provenienz betrachtet.24 Seines Erachtens war die römische Gesellschaft „allgemein überzeugt, daß sie in einer Epoche schwerwiegender Umwälzungen lebe, und daß das Resultat dieser Umwälzungen entweder baldiger Zusammenbruch des Reiches oder zumindest eine unsichere Zukunft waren.“25 Karl STROBEL wandte sich 1993 entschieden gegen ALFÖLDYs Interpretation.26 Bei den römischen Historikern Cassius Dio und Herodian sei zwar ein grundsätzlicher Pessimismus, aber keine Angst um den Fortbestand des römischen Reiches feststellbar. Vor allem würden die verschiedenen Autoren eher instinktive Reaktionen hinsichtlich konkreter Gefahren äußern. Man sollte nach STROBELs Meinung also eher von kurzfristigen Ausbrüchen von Katastrophenstimmung und akuter Panik sprechen, zumal „die bisherigen Erklärungsmodelle, Erfahrungen und Lösungshandlungen zur subjektiven Bewältigung des Zeiterlebens noch ausreichten und damit eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung eines Krisenbewußtseins fehlte.“27 Die christlichen Autoren würden in den bedrohlichen Entwicklungen nämlich sogar eher eine Bekräftigung ihrer Lehre vom baldigen nahenden Ende der Welt sehen. STROBEL erachtete also eine vorherrschende negative Sichtweise auf das Geschehen des 3. Jahrhunderts und eine pessimistische Zukunftserwartung nicht als ausreichend, um von einem Krisenbewusstsein zu sprechen, wie ALFÖLDY und andere es getan haben. Für STROBEL muss Krisenwahrnehmung „das Moment der Konfrontation mit einem prozessualen Vorgang, der subjektiven Aktualität, der direkten oder indirekten Betroffenheit und der Ungültigkeit bisheriger Prognosen bzw. des Versagens von Erfahrungsmaßstäben und Erwartungsbandbreiten enthalten.“28 Die Erschütterung von Erwartungen, Prognosen und Deutungsmustern über das Geschehen steht bei dieser Betrachtung im Vordergrund.29 Gerade Christen sahen in bedrohlichen Ereignissen ihre Endzeiterwartungen aber bestätigt. „Wenn 24 ALFÖLDY 1989; darin insbesondere der Beitrag „The Crisis of the Third Century as Seen by Contemporaries“ (Erstveröffentlichung ALFÖLDY 1974 [englisch] bzw. ALFÖLDY 1975 [deutsch]). 25 ALFÖLDY 1975, p. 119; vgl. ALFÖLDY 1974, p. 103. 26 STROBEL 1993. 27 STROBEL 1993, p. 302. 28 STROBEL 1993, p. 344. 29 STROBEL 1993, p. 344: „Krisengefühl entsteht aus einer dynamischen Verzerrung sozialer (oder wirtschaftlicher) Funktionszusammenhänge und führt in seiner gesteigerten Form durch das Versagen, der bisherigen Muster von Interpretation, Orientierung, Prognose, Handlungsoption und Problemlösung zu einem subjektiven Krisenbewußtsein.“

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man das Ende schon kennt“, kann es meist – wie im europäisch-christlichen Mittelalter – nicht zu einer Krise der Sinnsysteme kommen.30 Erst die Eröffnung von Kontingenz, also die Irritation der Erwartungshaltung durch neue Denkmöglichkeiten und Deutungsmuster, führt zur Krise. Krise setzt also Kritik voraus, wie schon Reinhart KOSELLECK in seiner wegweisenden Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt von 1959 festgestellt hatte.31 Darin zeichnet er die Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft im 18. Jahrhundert nach. Erst der absolutistische Staat als „spezifische Antwort“ auf den „religiösen Bürgerkrieg“32 hätte im privaten Bereich die Entwicklung aufklärerischer Kritik zugelassen. Die zunächst in der Privatsphäre ausgeübte Kritik griff dann aber auch auf den Staat über, sodass dessen Autorität infrage gestellt werden konnte und infolgedessen die Daseinsberechtigung des absolutistischen Staates immer mehr in die Krise geriet. Die dauerhafte Krise sah Koselleck dann als besonderes Kennzeichen der Moderne an. Insbesondere war das Auseinandertreten von privater Sphäre und bürgerlicher Öffentlichkeit Voraussetzung für aufklärerische Kritik, wie Jürgen HABERMAS nicht zuletzt in Auseinandersetzung mit den Überlegungen von KOSELLECK herausgearbeitet hat.33 Es ist nicht unmittelbar ersichtlich, inwiefern KOSELLECKs Krisenterminologie auf vormoderne und außereuropäische Gesellschaften übertragen werden kann. Nichtsdestoweniger wurde KOSELLECKs Krisenterminologie in den letzten Jahren „wiederentdeckt“ und auch auf vormoderne und außereuropäische Gesellschaften angewandt und dies mit gewissem Recht.34 KOSELLECK beschreibt ja nur die Entwicklung der modernen Krisenbeschreibung, die aus aufklärerischer Kritik entstand, mit der Entstehung bürgerlicher Öffentlichkeit korrelierte und so „zur strukturellen Signatur der Neuzeit“ wurde. Wie Carla MEYER, Katja PATZEL-MATTERN und Gerrit Jasper SCHENK aber betont haben, sind Krisen „kein spezifisch modernes Phänomen, wohl aber die heutigen Formen der Krisenerzählung“.35 Was als krisenhaft betrachtet wird, hängt von der jeweiligen Gesellschaft ab. Weniger das Ausmaß realer Veränderungen ist also für die Diagnose einer Krise ausschlaggebend, sondern – wie Jürgen HABERMAS es formuliert – „[e]rst wenn die Gesellschaftsmitglieder Strukturwandlungen als bestandskritisch erfahren und ihre soziale Identität bedroht fühlen, können wir von Krisen sprechen.“36 Ein mit dieser Betrachtungsweise korrespondierendes Verlaufsmuster von gesellschaftlichen Krisen hat Jürgen FRIEDRICHS entwickelt.37 Er definiert Krise zu-

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So RÜDIGER 2012. KOSELLECK 1959. KOSELLECK 1959, p. 13. HABERMAS 1990. Besonders in MERGEL 2012 und MEYER, PATZEL-MATTERN & SCHENK, Krisengeschichte(n) ..., 2013. 35 MEYER, PATZEL-MATTERN & SCHENK, Einführung ..., 2013, p. 14. 36 HABERMAS 1973, p. 12. 37 FRIEDRICHS 2007.

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nächst als „die wahrgenommene Gefährdung eines institutionalisierten Handlungsmusters.“38 Wenn zunächst ein Handlungsmuster als bedroht betrachtet wird (Problem 1: Krise des Musters), kann schnell eine Diskussion um die Legimitation des Musters einsetzen, was auch zur grundsätzlichen Infragestellung der Werte der Gesellschaft führen kann, da diese den Handlungsmustern zugrunde liegen (Problem 2: Krise der Legimitation). Aus dieser Problemlage entsteht dann großer Druck, das Handlungsmuster anzupassen oder neu zu begründen. Allerdings lassen sich Diskussionen um die Legitimation von Handlungsmustern in den antiken Quellen nur schwer nachvollziehen. Armin EICH hat herausgearbeitet, dass anders als im Zeitalter der Aufklärung „in den antiken Gesellschaften – vor der Spätantike – eine Art Tabu [galt], in literarischen oder semiliterarischen Texten formulierte Ideen, Auffassungen oder Argumente in einem ernsthaften Sinn auf die politische Sphäre zu beziehen.“39 Nur die literarisch verarbeiteten Wahrnehmungen antiker Autoren zu studieren, führt also zumeist nicht weiter. Gefährdungen von institutionalisierten Verhaltensmustern wurden zwar artikuliert, Lösungsvorschläge in der Regel aber nicht entwickelt, geschweige denn wirkmächtig. Autoren wie Sallust und Cicero konnten in ihren Schriften zwar ihres Erachtens gefährliche Dysfunktionalität des politischen Systems deutlich darstellen, politisch wirksame und vor allem konkrete Diskussionen über Lösungen und die Legitimation der Handlungsmuster lassen sich aber nicht festmachen;40 Vorformen der modernen Debattenkultur entwickelten sich erst in der Spätantike und sind besonders deutlich in der Zeit Kaiser Iulians zu fassen.41 Politische Kommunikation und Willensbildung fand in den traditionellen Institutionen statt, die als prinzipiell öffentlich gedacht wurden. Institutionen sind in ihrer Funktionsweise aber nur schwer von innen zu reformieren. Kritik, die über Sachfragen hinausreichte und auf die Veränderung der bestehenden Ordnung abzielte, konnte also nur durch Handlungen erfolgen. Armin EICH formuliert es so: „Die gesellschaftlichen Ordnungen lagen fest, es bestand lange Jahrhunderte Konsens, daß sie nur durch Gewalt, aber nicht durch Worte geändert werden konnten.“42 Im Hinblick auf die Spezifika antiker (und wohl der meisten vormodernen) Gesellschaften müssen die Überlegungen von Jürgen FRIEDRICHs also angepasst werden. Es müssen mehrere Analyseebenen bei der Untersuchung von Krisen unterschieden werden:

38 FRIEDRICHS 2007, p. 14. 39 EICH 2007, p. 414 aufbauend auf EICH 2000. 40 EICH 2000, p. 379: „Antike Historiker oder andere Darsteller politischen Geschehens haben es an keiner Stelle für notwendig befunden, den Einfluß irgendwelcher von außen an die politischen Sphäre herangetragenen Ideen oder Gedanken anzunehmen oder darzustellen.“ 41 Hierzu EICH 2007. 42 EICH 2007, p. 414–415.

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Die Ebene der Wahrnehmung und Deutung: Von Krisen kann man auf der Wahrnehmungsebene vor allem dann sprechen, wenn Zeitgenossen grundlegende Inkongruenzen zwischen Erwartungshaltung und Erfahrung wahrnehmen und als Gefährdung der bestehenden Handlungsmuster deuten.43 – Die Ebene der Handlung als Reaktion auf wahrgenommene Dysfunktionalität: Geäußerte Kritik an dem Missverhältnis von Erwartung und Erfahrung konnte außerhalb der Institutionen kaum Wirksamkeit entfalten; daher können meist nur die konkreten Handlungen der Akteure als Reaktionen auf die wahrgenommene Dysfunktionalität analysiert werden. Die Verhaltensweisen verschiedener Akteure konnten sich dabei erheblich voneinander unterscheiden. Die einzige Möglichkeit zur wirkmächtigen Kritik bestand darin, die institutionellen Wege nicht mehr in der gegenwärtigen Form fortzusetzen und so deren Legitimation zu unterminieren. Kritik in Form von Handlung muss aber nicht der einzige Grund für die Aufgabe oder Neubegründung eines Handlungsmusters und der zugrundeliegenden Werte sein. So ist Jürgen FRIEDRICHS darin zu folgen, dass Krise auf dieser Ebene oft als Resultat „zahlreicher unbeabsichtigter Folgen individuellen Handelns auf der Aggregat-Ebene“44 anzusehen sind. In dieser Betrachtungsweise von historischen Krisen sind die Wahrnehmungs- und die Handlungsebene eng miteinander verknüpft. Krisen erscheinen hierbei nicht als rein mentale Konstrukte oder autonome Prozesse, der Ansatz stellt stattdessen die Verhaltensweisen der Akteure selbst in den Mittelpunkt. Eine solche Betrachtungsweise von Krise kann auf mikro- wie makrosozialer Ebene, auf kürzere und längere Zeiträume, auf Teilbereiche oder die gesamte Gesellschaft angewandt werden. Die historischen Akteure und ihre Deutungs- und Handlungsdispositionen sind Maßstab für die Verwendung des Krisenbegriffs und stehen dabei im Mittelpunkt des Interesses – und das meint unter den Voraussetzungen antiker Gesellschaften meist die Eliten. 2 ELITE Die Erforschung der obersten Teile der Gesellschaft wird in der Sozial- und Geschichtswissenschaft seit jeher viel Aufmerksamkeit geschenkt. Der Begriff Elite wurde im 18. Jahrhundert in Frankreich vom aufstrebenden Bürgertum als Selbstbeschreibung geprägt, die mit dem Ausdruck auf ihre Leistungsfähigkeit verwiesen und so ihren gesellschaftlichen Führungsanspruch begründeten. Der Elitebegriff fungierte dabei vor allem als Kampfmittel gegen die Privilegien des Adels. Im Zuge

43 Vgl. auch die Überlegungen von MEIER 2007, p. 124–125, der dafür eingetreten ist, „den Krisenbegriff und die damit umschriebenen Konzepte klar [zu] definieren und scharf von konkurrierenden Modellen ab[zu]grenzen.“ Seines Erachtens sollte man „die drei Ebenen der Erwartungshaltung, der Wahrnehmung und Deutung von Erfahrung und der sich verändernden äußeren Bedingungen deutlich voneinander abzugrenzen und Krisen vor allem dann zu konstatieren, wenn Inkongruenzen zwischen Erwartungshaltung und Erfahrung erkennbar werden.“ 44 FRIEDRICHS 2007, p. 25.

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der Industrialisierung änderte der Elitebegriff seine Zielrichtung.45 Elite als Gruppe ausgezeichneter Einzelpersonen fand nun in erster Linie Verwendung als Gegenbegriff zur „Masse“ der ungebildeten Arbeiter. In diesem Kontext entstanden die klassischen Elitentheorien von Gaetano MOSCA, Robert MICHELS und Vilfredo PARETO, die den Gegensatz von Elite und Masse als grundlegendes Prinzip der Menschheitsgeschichte betrachten.46 Für sie stand fest, dass zu jeder Zeit eine Elite über die Masse der Bevölkerung herrschte und auch herrschen musste, da die Masse immer führungsbedürftig war. Robert MICHELS fasste diese Auffassung unter dem Schlagwort des „Ehernen Gesetzes der Oligarchie“ zusammen. Für diese frühen Eliteforscher stand die Funktion von Eliten für den Erhalt der Gesellschaft außer Frage. Im Mittelpunkt ihres Interesses standen vor allem Probleme ihrer Zirkulation und Reproduktion. Aufgrund der ideologischen Vereinnahmung durch die Faschisten und Nationalsozialisten war der Elitebegriff nach 1945 vor allem in Deutschland politisch diskreditiert.47 Die fortwährende Existenz von Personen, die Spitzenpositionen in der Gesellschaft besetzten, wurde erklärungsdürftig. Der Elitenbegriff wurde nun in erster Linie funktionalistisch verstanden. Die unterschiedlichen Forscher waren sich weitgehend einig, dass in modernen Gesellschaften keine einheitlichen Eliten mehr existieren würden, sondern nur Teileliten in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, die durch Leistungsselektion rekrutiert würden. Das Hauptaugenmerk der strukturfunktionalistischen Eliteforschung lag auf den Interaktionen innerhalb und zwischen den Teileliten und der Frage, wie dort Konsens hergestellt werden konnte.48 Angesichts der emanzipatorischen und größtenteils antiautoritären 68-Bewegung wandten sich die Sozialwissenschaften von den Eliten ab. In Deutschland lässt sich ein erneutes Interesse in der Öffentlichkeit wie in der Wissenschaft erst seit den 1990er Jahren beobachten, in Frankreich schon etwas früher. Als besonders einflussreich sollten sich sowohl in der französischen als auch der deutschen Geschichtswissenschaft die Arbeiten von Pierre BOURDIEU erweisen.49 Er betrachtete vor allem die Art und Weise, wie sich Ungleichheiten etablieren und behaupten können. Mechanismen der Reproduktion und Legitimation der Eliten im praktischen Vollzug standen daher bei ihm im Vordergrund. Eine zentrale Kategorie bildete dabei für ihn der Habitus der sozialen Gruppen, den er beschrieb als ein

45 Zur Semantik des Elitenbegriffs vgl. BAECKER 1984 und für einen kurzen Überblick HARTMANN, Elite, 2008. 46 Vgl. zu diesen Theorien HARTMANN 2008, Elitesoziologie, 2008, p. 13–42. 47 Vgl. IMBUSCH 2003, p. 12–14 zu den Konjunkturen des Elitebegriffs nach 1945. 48 Zu den funktionalistischen Elitedefinitionen vgl. HARTMANN, Elitesoziologie, 2008, p. 43–75. In der Althistorie hatte die funktionalistische Eliteforschung kaum Einfluss, dafür allerdings umso mehr in der Adelsforschung der Neuzeit, wo insbesondere Wolfgang REINHARD einem funktionalen Verständnis von Adel zum Durchbruch verhalf (REINHARD 1979). 49 Zur Soziologie Pierre BOURDIEUs vgl. FUCHS-HEINRITZ & KÖNIG 2011 und REHBEIN 2011; zu Bourdieu als Machttheoretiker KÖNIG & BERLI 2012.

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Lennart Gilhaus „système de dispositions durables et transposables, structures structurées prédisposées à fonctionner comme structures structurantes, c'est-à-dire, en tant que principes générateurs et organisateurs de pratiques et de représentations qui peuvent être objectivement adaptées à leur but sans supposer la visée consciente de fins et la maîtrise expresse des opérations nécessaires pour les atteindre.“50

Der Habitus verhält sich dabei homolog zum sozialen Raum, sodass Herrschaftsverhältnisse sich auch durch verschiedene Lebensstile sozialer Gruppen im Alltag und in Ritualen ihren symbolischen Ausdruck finden. Durch Naturalisierung der Praktiken im Habitus werden die Ungleichheiten reproduziert und legitimiert. BOURDIEUs Ideen wurden vor allem von französischen und deutschen Historikern intensiv aufgenommen. In der Alten Geschichte wirkte ein Aufsatz von Fergus MILLAR zum politischen Charakter der römischen Republik als Katalysator.51 MILLAR wandte sich darin vehement gegen die vorherrschende Vorstellung, dass die römische Republik, alle ihre Institutionen von der Aristokratie der Nobilität beherrscht wurden und römische Politik im Wesentlichen aus dem Konkurrenzkampf von Adeligen bestand. Seiner Ansicht nach ist der populus Romanus der eigentliche Souverän gewesen, der diese in den Volksversammlungen ausdrückte und letztverbindlich über Gesetze entschied. Die römische Republik sei also als direkte Demokratie anzusehen. MILLAR wurde in der Folge vor allem vorgeworfen, das politische System der Republik lediglich im formalen Sinne kategorisiert und die Funktionsweise der Institutionen und die Bedingungen politischen Handelns ignoriert zu haben.52 Die Kritiker haben daher die politische Kultur der römischen Republik unter direkter Berufung auf Pierre BOURDIEU einer grundlegenden Analyse unterzogen und dabei verschiedene Praktiken, Rituale und Zeichen des politischen Lebens betrachtet. Die symbolische Dimension der Politik kam verstärkt in den Blick und man stellte fest, dass die Senatsaristokratie zwar erfolgreich die Politik bestimmen konnte, dabei ihren Führungsanspruch in Interaktion und Auseinandersetzung mit dem populus ständig erneuern und unter Beweis stellen musste.53 Seitdem lässt sich sowohl in der Soziologie als auch in den Geschichts- und Kulturwissenschaften eine Vervielfältigung der Zugänge zu den sozialen Eliten feststellen.54 So hat man sich in den letzten Jahren in der Alten Geschichte Max

50 BOURDIEU 1980, p. 88–89; ausführlich zu BOURDIEUs Habitus-Konzept KRAIS & GEBAUER 2002. 51 MILLAR 1984; zusammenfassend zu MILLARs Überlegungen HÖLKESKAMP 2004, p. 9–15; den katalytischen Effekt von MILLARs Aufsatz betont auch JEHNE 1995, p. 2: „[D]och bündelte erst Millar das vereinzelte Mißbehagen zu einer Frontalattacke auf die communis opinio, nach der die Politik in Rom derart von einer kleinen Führungsschicht beherrscht wurde, daß man einfachere Bevölkerungsschichten als politischen Faktor glaubte vernachlässigen zu können“. 52 Zur Debatte um dessen Thesen zusammenfassend JEHNE 1995 und ausführlich HÖLKESKAMP 2004; vgl. auch die Beiträge in BRUHNS, DAVID & NIPPEL 1997. 53 Zur Rezeption von Pierre BOURDIEU in der Alten Geschichte HÖLKESKAMP 2004, p. 93–105. 54 Das gesteigerte Interesse gerade der deutschsprachigen Sozialwissenschaften zeigt sich nicht zuletzt an der zunehmenden Anzahl an Einführungen und Sammelbänden zur Elitesoziologie: KRAIS 2001; HRADIL & IMBUSCH 2003; WASNER 2004; HARTMANN, Elitesoziologie, 2008.

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WEBERS Herrschaftssoziologie „wiederentdeckt“55 und unter dem Eindruck der postcolonial studies die Rolle der lokalen Führungsgruppen in den Provinzen der römischen Kaiserzeit neu überdacht.56 Die verschiedenen Perspektiven vereint ihr Fokus auf dem sozialen Handeln der gesellschaftlichen Akteure. Auf das Verhalten und die Praktiken der städtischen Eliten des Hellenismus und der römischen Kaiserzeit konzentriert sich auch die von Mireille CÉBEILLAC-GERVASONI koordinierte Konferenzreihe, die bis heute fortgesetzt wird.57 In allen Bänden wird die Vielfalt der Verhaltensweisen der Eliten betont, die stark von den jeweiligen Kontexten abhing. Zwar lassen sich auch einige generelle Tendenzen fassen, vor allem haben die verschiedenen Beiträge die Vielzahl der zeitlichen Differenzen und geographischen Besonderheiten offengelegt.58 Daneben wurden auch hinsichtlich der griechischen Eliten der Archaik und Klassik die Probleme offensichtlich, diese Gruppe klar abzugrenzen und Zugehörigkeitskriterien zu definieren. Vor allem Alain DUPLOUY hat mehrfach darauf hingewiesen, dass politische Dominanz, Reichtum und Herkunft allein nicht ausreichen würden, um die Struktur der griechischen Eliten zu erfassen.59 Daher stellt DUPLOUY in seiner Arbeit die Verhaltensweisen der Individuen in den Vordergrund, die zum Ziel hatten, das eigene Prestige zu steigern. Die agonistische Auseinandersetzung sei daher ein Grundphänomen der griechischen Gesellschaften gewesen.60 Um zur Elite zu gehören, musste man sich gegen in die Konkurrenz auf einer Vielzahl von Feldern beweisen. Die sozialen Strukturen seinen daher dynamisch organisiert gewesen und nur im spannungsreichen Verhältnis zwischen einzelnen Persönlichkeiten und der Bürgergemeinde hätte sich entschieden, wer zur Elite gerechnet wurde.61 Diesen Perspektivwechsel im Hinblick auf die Eliten antiker Gesellschaften hat Jean-Michel DAVID treffend zusammengefasst:

55 Vgl. etwa NIPPEL 1994; HATSCHER 2000; WINTERLING 2001; GOTTER 2008; auf die Bedeutung WEBERS für die Althistorie hat aber auch schon HEUß 1965 hingewiesen. 56 Vgl. etwa HINGLEY 2005 und MATTINGLY 2011. 57 Vgl. insbesondere CÉBEILLAC-GERVASONI & LAMOINE 2003; CÉBEILLAC-GERVASONI, LAMOINE & TRÉMENT 2004; die neueren Bände ordnen die Eliten wesentlich stärker in den Kontext der Gesamtgesellschaft ein, indem sie den „munizipalen Alltag“ in den Mittelpunkt stellen (BERRENDONNER, CÉBEILLAC-GERVASONI & LAMOINE 2008; LAMOINE, BERRENDONNER & CÉBEILLAC-GERVASONI 2010; LAMOINE, BERRENDONNER & CÉBEILLAC-GERVASONI 2012); vgl. daneben auch FERNOUX & STEIN 2007 und CAPDETREY & LAFOND 2010 mit einer ähnlichen Schwerpunktsetzung sowie die Élizabeth DENIAUX gewidmete Festschrift von BAUDRY & DESTEPHEN 2012; für eine deutsche Perspektive vgl. die Beiträge in BECK, SCHOLZ & WALTER 2008, die sich eher auf die Herrschaftsstrukturen konzentrieren. 58 So etwa das Fazit von FERRARY 2003 in CÉBEILLAC-GERVASONI & LAMOINE 2003. 59 DUPLOUY 2006, p. 11–23; vgl. zusammenfassend auch den Beitrag von Alain DUPLOUY in diesem Band. 60 DUPLOUY 2006, p. 271–287. 61 DUPLOUY 2006, p. 289–292; wie die Sektion des deutschen Historikertages 2014 in Göttingen „Institutionalisierung von Konkurrenz im archaischen Griechenland“ gezeigt hat, dass sich auch die Forschungsdiskussion in Deutschland in eine ähnliche Richtung bewegt (vgl. zur Sektion die Berichte von HINSCH 2014 sowie GILHAUS & STRACKE 2014).

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Lennart Gilhaus „On passe en effet d’une conception statique qui s’organise autour d’attributs qui définissent le groupe par sa position dans la hiérarchie et ses instruments de dominiation sociale, à une vision dynamique qui envisage ses pratiques et son mode de relation avec le reste de la société.“62

Auch die neuere Systemtheorie hat sich stärker den Eliten zugewandt und sich intensiv mit den Funktionen von Eliten in der Gesellschaft auseinandergesetzt, die eine ähnliche Richtung zielen wie die neueren Forschungen zu den griechischen Eliten.63 Bestimmte soziale Gruppen wurden in der Geschichtswissenschaft allerdings noch wenig aus systemtheoretischer Perspektive betrachtet.64 Dirk BAECKER spricht Eliten eine wichtige Integrationsfunktion in der Gesellschaft zu und definiert Elite dementsprechend als „eine Struktur im Medium der Macht, die aus Persönlichkeiten besteht, denen eine nicht nur gesellschaftlich, sondern individuell konditionierte Willkür zugerechnet wird. Das ist der Unterschied, den Eliten gesellschaftlich bereitstellen: Sie gewinnen Macht aus der Einschränkung ihres eigenen Verhaltens auf die Bewirkung des Verhaltens anderer, binden diesen Machtgewinn jedoch an ein gesellschaftlich, das heißt vom Rest der Bevölkerung beobachtbares Erleben, für das sie ebenso gerade stehen müssen wie für ihre Macht, das sie jedoch rückkoppelt an ein gleichsinniges Erleben durch den Rest der Bevölkerung.“65

Eliten üben also Macht aus. Von Macht kann man im Sinne von Niklas LUHMANN sprechen, wenn die Handlungen einer Person die Handlungen anderer unter Androhung von negativen Sanktionen oder dem Entzug positiver Sanktionen bewirken.66 Weil beide Kommunikationspartner – besonders aber der Machtunterworfene – die Sanktionen vermeiden wollen, leistet der Machtunterworfene in der Regel Gehorsam. Dieser muss sich aber immer zu Gehorsam und Folgsamkeit entscheiden. Willkür, das heißt Entscheidungsfreiheit, besteht also auf beiden Seiten der Macht.67 Wie BAECKER weiterhin bemerkt, weisen Eliten einen deutlichen Bezug zu Personen auf, gerade stratifizierte Gesellschaften sind ohne personal besetzte Spitze kaum denkbar. Eliten als Persönlichkeiten fungieren in dieser Hinsicht als „Zurechnungsadresse für gesellschaftlich konditionierte Willkür“.68 Eliten sind auf Kommunikation mit dem Publikum der Gesellschaft im Medium der Macht angewiesen. Bei erfolgreicher Kommunikation nimmt das Publikum dabei die Handlungen der Elitenpersönlichkeiten zur Koordinierung ihres eigenen Verhaltens an. Zugleich werden fremde Anschlüsse reduziert und die Gesellschaft von Entscheidungen entlastet. Bestimmte Handlungen und Kommunikationen werden dann längerfristig wahrscheinlicher als andere. Das gesellschaftliche System verliert so

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DAVID 2007, p. 221–222. Zusammenfassend zu den Tendenzen der neueren Systemtheorie ADERHOLD 2007. Vgl. aber BARTELS 2008, p. 195–205 und MANN 2008. BAECKER 2007, p. 190–191. Dabei ist Macht mit Niklas LUHMANN als ein symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium aufzufassen; durch das Medium Macht werden eigentlich unwahrscheinliche Handlungen wahrscheinlich gemacht; zum Machtbegriff vgl. LUHMANN 2000, p. 18–68; LUHMANN 2012; daneben auch BRODOCZ 2012. 67 Zum Willkürbegriff auch BAECKER 2009, p. 25–37. 68 BAECKER 2007, p. 190.

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Variationsmöglichkeiten und es entwickeln sich institutionalisierte Handlungsmuster, die zur Integration der Gesellschaft mit sich selbst beitragen.69 Eliten ermöglichen also im Medium der Macht einen Typ von Interaktion, den es ohne sie nicht gäbe. Eliten stehen mehr denn je im Fokus des Interesses der Forschung. Die theoretischen und praktischen Zugänge, die in den letzten 30 Jahren entwickelt wurden und hier nur in Auszügen präsentiert werden konnten, haben neue Perspektiven auf die gesellschaftlichen Eliten eröffnet. Dabei stehen vor allem die konkrete und praktische Reproduktion und Legitimation der sozialen Ungleichheiten im Vordergrund. Gleichzeitig werden aber auch Überlegungen zur Form und Funktion von Eliten angestellt, die nicht mehr wie in den 1950er und 1960er Jahren allein mit der Leistungsfähigkeit von Eliten begründet wird. Vielmehr erfüllen Eliten diese Integrationsfunktion, weil sie ihnen vom Publikum aufgrund erfolgreicher Kommunikation zugesprochen wird. 3 ELITE UND KRISE – ZU DEN BEITRÄGEN IN DIESEM BAND Hier wird nun die besondere Rolle von Eliten im Kontext von Krisen ersichtlich. Eliten garantieren neben anderen Strukturen den Fortbestand der Gesellschaft. Zur Ausübung dieser Integrationsfunktion sind Eliten im besonderen Maße auf erfolgreiche Interaktion mit einem Gegenüber angewiesen. Wie aber können Elitenpersönlichkeiten ihre Führungsrolle ausführen und unter Beweis stellen? Führung und Orientierung wird insbesondere dann wichtig für eine Gesellschaft, wenn institutionalisierte Handlungsmuster als gefährdet betrachtet werden. Eliten müssen sich also vor allem in Krisen bewähren. Krisen konfrontieren mit einem Missverhältnis von Erwartung und Erfahrung. Insbesondere in solchen Situationen können sich Eliten individuell und als Gruppe beweisen, wenn es ihnen gelingt, Vertrauen in die Krise und damit in die Evolution der Gesellschaft zu entwickeln.70 Dabei sind Eliten eigentlich sehr robuste soziale Strukturen: Sobald Persönlichkeiten erst einmal Orientierungsfunktion zugesprochen wurde und man bereit ist, ihnen zu folgen, dann wird man auch später eher bereit sein, das eigene Handeln und Kommunizieren an der Elite zu koordinieren. Haben Persönlichkeiten erst einmal Macht und Kapital gewonnen, fällt es ihnen umso leichter, weitere Macht und Kapital an sich zu ziehen.71 So können aber sich rasch Pfadabhängigkeiten ausbilden, die ein risikoaverses Verhalten der etablierten Eliten fördern, sodass sie in einer Krisensituation ihre Integrationsfunktion nicht ausfüllen können. Führung ist auch deshalb nach Dirk BAECKER auf Krisen angewiesen: „Wer nicht in einer Krise steckt, hat ein Problem, denn er hat den Kontakt mit der differenten Wirklichkeit verloren und verwechselt seine eigene selektive Wahrnehmung mit der Welt, in 69 Zur Rolle des Publikums BAECKER 2007, p. 200–205. 70 Vgl. BAECKER 2009, p. 59–67, der dieses „Vertrauen in die Krise“ auf Führung im Allgemeinen bezieht. 71 Vgl. BAECKER 2007, p. 187–188.

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Lennart Gilhaus der er sich bewegt. Deshalb müssen Krisen gesucht und gepflegt werden, und dies auch und gerade dann, wenn eine Krise ausgerufen wird und man alles dafür tun muss, sowohl zu beobachten, welche Gesellschaft sich in der ausgerufenen Krise zu erkennen gibt, als auch zu dieser Gesellschaft wiederum auf Distanz zu gehen. Denn eine Krise löst man nicht, indem man in ihrer Diagnose übereinstimmt.“72

Bezeichnenderweise scheint gerade deshalb die Aufnahme in eine Elite meist individuelle Krisenbewältigung vorauszusetzen, die sich vor den Augen der Gesellschaft abspielt. Schon Max WEBER hat diese Krisenzugewandtheit aristokratischer Eliten betont.73 Der aristokratische Habitus ist vor allem darauf ausgerichtet, sich fortwährend in Krisen zu behaupten, um damit ihrem eigenen Vornehmheitsideal gerecht zu werden.74 Vertrauen in die Krise schaffen Eliten gerade in stratifizierten Gesellschaften dadurch, dass sie Unruhe und Ruhe miteinander verbinden.75 Die Beiträge in diesem Band vereint ihr Fokus auf dem Handeln der Eliten und sie gehen deren unterschiedlichen Strategien, Interaktionsmustern, Wahrnehmungen und Deutungen im Kontext von Krisen nach. Der Band ist weitgehend chronologisch geordnet und reicht von der griechischen Archaik bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. Mehrere Beiträge wenden sich den Legitimationsstrategien der Eliten zu. Zweifelsohne bereitete etwa der Übergang von einem aristokratischen zu einem monarchischen System in Rom den Senatoren erhebliche Legitimationsprobleme, weil ihre politischen Ambitionen stark eingeschränkt wurden. Hergebrachte Repräsentationsmittel blieben zwar bestehen, wurden aber in neuer Art und Weise genutzt. Wie Stephanie KIRSCH zeigt, gilt dies auch für die Rhetorik, die eine wichtige Schlüsselkompetenz der Senatsaristokratie blieb, aber deren Anwendungsfelder, Inhalte und Vermittlungswege sich erheblich wandelten. Vor allem lässt sich, wie auf vielen anderen Feldern, auch für die Rhetorik eine Öffnung des Adressatenkreises und die Herausbildung eines Bildungskanons feststellen, der der verunsicherten Nobilität neuen Halt gab.76 Zur Reduktion solcher Unsicherheiten bedienten sich die Eliten auch anderer Mittel. So waren etwa die Führungspersönlichkeiten in den mittelitalischen Städten zur Zeit der späten Republik einem gesteigerten Legitimationsdruck ausgesetzt. Während sich die politischen Konflikte häuften, kann man allerdings gleichzeitig eine Steigerung des Wohlstands in den Städten feststellen. Die lokalen Eliten benutzten nach den Beobachtungen von Dominik MASCHEK ihr ökonomisches Kapital in erster Linie zum prächtigen Ausbau der Städte, bedienten sich also durchaus hergebrachter Praktiken, steigerten sie aber erheblich, um ihren gefährdeten Führungsanspruch zu untermauern.

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BAECKER 2009, p. 59–60. Hierzu FRANZMANN 2008 mit Bezug auf WEBER 1988, p. 245–291. Vgl. FRANZMANN 2008, p. 355–358. BAECKER 2009, p. 60: „Nichts ist demnach für die Führung der Gesellschaft wichtiger, als Institutionen, Systeme, Netzwerke, Formen und Formate zu bauen, in die eine unabdingbare Unruhe eingebaut ist. Man sollte sich nur auf Verhältnisse verlassen, die über diese Unruhe verfügen. Man sollte nur dann Vertrauen haben, wenn diese Unruhe zu beobachten ist.“ 76 Vgl. zu anderen Feldern WALLACE-HADRILL 2008.

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In Rom lässt sich spätestens in der Zeit der Bürgerkriege eine weitgehende Auflösung des Konsenses innerhalb der Nobilität feststellen, sodass auch über den angemessenen Gebrauch von Obstruktionsmitteln wie der von Yann BERTHELET betrachteten obnuntatio keine Einheit mehr herrschte. Die Integrationskraft der Eliten für die Gesellschaft war dementsprechend stark eingeschränkt. Nichtsdestoweniger gelang es vielen Senatoren, ihre Position und ihr Leben trotz aller politischen Unwägbarkeiten zu sichern. Entsprechend kommt Miguel CANAS in seiner Analyse der Heiratsverbindungen einiger Senatoren zu dem Ergebnis, dass Ehen häufig mit Angehörigen der verfeindeten factio schlossen und Mitglieder derselben gens nicht selten auf unterschiedlichen Seiten standen. Eine Niederlage wurde so erträglich gemacht. Solche Strategien der Absicherung lassen sich auch in anderen Zeiten beobachten. Als die Goten 410 Rom plünderten, verließen viele Menschen die Stadt. Die Flucht fiel den Mitgliedern der Elite wesentlich leichter, weil sie auf ihre ökonomischen Ressourcen und ein Netzwerk von Beziehungen in den Provinzen zurückgreifen konnten, auch wenn sie Teile ihrer Vermögenswerte zurücklassen mussten. Wie Karsten RONNENBERG aufzeigt, boten insbesondere die kirchlichen Strukturen wichtige Anknüpfungspunkte. Die Ankunft der römischen Aristokraten in der Provinz bereitete den dortigen Gemeinden aber auch erhebliche Probleme, da die örtliche Bevölkerung hohe Erwartung an die Senatoren hatte, diese daher viel Einfluss ausüben konnten, aber kaum mit den lokalen Eigenheiten und Problemen vertraut waren und daher zum Teil neue Konflikte schufen. Nichtsdestoweniger bewiesen sich in dieser Zeit die christlichen Gemeinden als sehr belastbar. Das scheint sogar schon für die Regierungszeit Kaiser Iulians zu gelten, dessen antichristlichen Maßnahmen vor allem auf die kirchliche Elite zielten. Isabelle MOSSONG kann aber zeigen, dass sie kaum Wirkung zeitigten und nur wenige Reaktionen provozierten. Die einmal etablierten kirchlichen Eliten erwiesen sich als sehr robuste Strukturen, die über viel Rückhalt an ihrer jeweiligen Wirkungsstäte verfügten und so immer mehr Integrationsfunktion in der lokalen Gesellschaft an sich zogen. In anderen Bereichen herrschte jedoch eine sehr offene Situation vor. Elena KÖSTNER zeichnet exemplarisch die Laufbahn des Germanen Charietto vom latro zum comes nach. Diesem war es wie anderen militärischen Anführern gelungen, seine prekäre Stellung zu legitimieren und Karriere im Dienst des Kaisers zu machen. Die Krisensituation an den Grenzen bot also entschlossenen Persönlichkeiten die Möglichkeit zu einem schnellen Aufstieg, was wiederum große Auswirkungen auf die Zusammensetzungen und Praktiken der römischen Eliten hatte und zur Militarisierung des aristokratischen Habitus beitrug. Krisen können also auch Chancen bieten. Die Wahrnehmung von Veränderungen und Handlungen hängt daher auch in erster Linie vom jeweiligen Standpunkt ab. Während etwa Thukydides Perikles zum Helden stilisiert, scheint sich die sonstige zeitgenössische Wahrnehmung deutlich davon zu unterscheiden. Zumindest der von Lisa ROQUES untersuchte Ion von Chios beschrieb Perikles und seine Handlung als moralisch verkommen, wohingegen etwa Kimon nur mit positiven Eigenschaften versehen wurde. Die Entwicklung der athenischen Polis wurde entspre-

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chend als moralischer Verfall gewertet. Die Ursprünge von Krisen in der moralischen Qualität der Akteure zu suchen, blieb während der gesamten Antike die gängige und häufig einzig denkbare Darstellungsweise.77 Der relationale Charakter von Krisen macht es problematisch, ganze Epochen pauschal als „Krisenzeiten“ zu bezeichnen. Dies gilt für die „Krise des 3. Jahrhunderts n. Chr.“, ebenso für die „Krise des 7. Jahrhunderts v. Chr.“ oder andere historische Situationen. Alain DUPLOUY macht in seinem Beitrag deutlich, wie solche vorgeformten Etikettierungen den Blick der Forscher für die Dynamiken der Zeit verdecken. Zu bedenken ist allerdings auch, dass es den griechischen Eliten nicht gelang, dauerhaft eine Integrationsfunktion für die Gesellschaft zu erfüllen. Hier wird auch ein deutlicher Unterschied zur senatorischen Nobilität der römischen Republik sichtbar, die aufgrund eines Grundkonsenses über die Regeln der Konkurrenz ihren Führungsanspruch lange Zeit bewahren konnte. In dieser Perspektive vereint die Beiträge dieses Bands das gemeinsame Ziel, über das Verhalten von Eliten angesichts von Krisen zu einem vertieften Verständnis der Strukturen der gesellschaftlichen Systeme der Antike zu gelangen. Denn gerade in der Krise offenbaren sich die Grundlagen der gesellschaftlichen Ordnung.78 BIBLIOGRAPHIE ADERHOLD 2007 = J. ADERHOLD, Funktionen von Eliten, in J. ADERHOLD & O. KRANZ (edd.), Intention und Funktion. Probleme der Vermittlung psychischer und sozialer Systeme, Wiesbaden, 2007, p. 191–218. ALFÖLDI 1967 = A. ALFÖLDI, Studien zur Weltkrise des 3. Jahrhunderts nach Christus, Darmstadt, 1967. ALFÖLDY 1973 = G. ALFÖLDY, Historisches Bewußtsein während der Krise des 3. Jahrhunderts, in G. ALFÖLDY, F. SEIBT & A. TIMM (edd.), Krisen in der Antike – Bewußtsein und Bewältigung (Geschichte und Gesellschaft. Bochumer Historische Studien, 13), Düsseldorf, 1975, p. 112– 132. ALFÖLDY 1974 = G. ALFÖLDY, The Crisis of the Third Century as Seen by Contemporaries, in GRBS, 15, 1974, p. 89–111. ALFÖLDY 1989 = G. ALFÖLDY, Die Krise des römischen Reiches. Geschichte, Geschichtsschreibung und Geschichtsbetrachtung. Ausgewählte Beiträge (HABES, 5), Stuttgart, 1989. BAECKER 1984 = D. BAECKER, Wozu werden Eliten gebraucht?, in Merkur: Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, 38,4, Juni 1984, p. 463–467. BAECKER 2007 = D. BAECKER, Wozu Eliten?, in D. BAECKER, Wozu Gesellschaft?, Berlin, 2007, p. 183–205; p. 364–367. BAECKER 2009 = D. BAECKER, Die Sache mit der Führung (Wiener Vorlesungen im Rathaus, 142), Wien, 2009.

77 Vgl. etwa die Überlegungen von DAVID 2003, p. 453–455. 78 BAECKER 2009, p. 62: „Die Krise ist der Moment, in dem man die verlässlichsten Informationen über die Passage und die Divergenz von Interessen, Zielen und Perspektiven gewinnt“; LUHMANN 1991, p. 148 formuliert es noch radikaler: „Wie in einem unbeabsichtigten perversen Effekt kommt bei ständigen Krisendiagnosen nach und nach heraus, daß es sich gar nicht um Krisen handelt, sondern um die Gesellschaft selbst.“

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« CRISES » AU SEIN DES ÉLITES GRECQUES – UTILITÉ ET AMBIGUÏTÉ D’UN CONCEPT Alain Duplouy (Paris) Au cours des dernières années, la notion de « crise » a suscité une importante réflexion théorique, davantage cependant – il faut bien le dire – dans le monde germanophone que francophone1, montrant par là la fécondité heuristique du concept. Celui-ci apparaît en effet comme un extraordinaire révélateur de l’état d’une société durant ces moments où, précisément, l’ordre établi est susceptible d’être chamboulé. Il faut toutefois prendre garde, dans l’application de la notion de « crise » à certaines périodes de l’histoire antique, à ne pas masquer derrière l’usage commode d’un terme fourre-tout des processus politiques, sociaux ou économiques bien plus complexes, qu’une analyse fine permet au final de nuancer fortement. Autant le dire d’emblée : je ne suis pas un partisan de la « crise », du moins telle qu’elle a régulièrement été appliquée à la Grèce archaïque. Il est en effet courant d’évoquer la longue « crise de l’aristocratie archaïque », qui s’étirerait sur plusieurs siècles, du VIIe au Ve siècle av. J.-C., à mesure notamment que d’autres catégories sociales composant le dèmos auraient petit à petit gagné en influence et en pouvoir au sein de la cité grecque, caractérisant ainsi le passage d’un régime aristocratique à un État démocratique. À titre d’exemple, je me pencherai ici sur la célèbre « crise du VIIe siècle », qui a déjà fait couler beaucoup d’encre, mais qui me permettra d’expliquer pourquoi, en Grèce archaïque, la notion de « crise » va en fait assez mal avec celle d’« élites ». Je commencerai par rappeler ce que l’on doit entendre par « élites » en Grèce ancienne. DES ARISTOCRATES AUX ÉLITES Le concept d’« élites » s’est aujourd’hui généralisé pour évoquer les couches supérieures des sociétés anciennes, remplaçant ainsi peu à peu les termes « aristocratie » et « noblesse » utilisés par l’historiographie tout au long du XXe siècle2. Dans mon livre Le prestige des élites (2006), je tâchais d’ailleurs de montrer combien les questions de vocabulaire avaient en réalité longtemps vicié le débat sur le fonctionnement de la société grecque archaïque. Les notions d’« aristocratie » ou d’« aristocrates », sans même parler de « noblesse », et tous leurs équivalents en anglais, en allemand ou en italien sont d’usage

1 2

On verra, dans ce volume, l’introduction de L. GILHAUS, p. 11–18. Voir la mise au point dans CAPDETREY & LAFOND 2010.

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Alain Duplouy

courant chez les historiens, les archéologues et les épigraphistes, tant elles paraissent à la fois simples et évidentes. Ces termes, tous connotés dans nos langues modernes par plus d’un millénaire d’histoire médiévale et moderne, ont en fait bien souvent déterminé a priori la conception des réalités antiques. En 1984 déjà, Benedetto BRAVO nous mettait en garde : « on ne devrait pas, comme on le fait d’habitude, parler des ‘nobles’, des ‘aristocrates’ de la Grèce archaïque sans indiquer ce qu’on entend par là, car la notion courante de noblesse, pour ce qui concerne la Grèce archaïque, ne repose que sur un consensus superficiel, qui est le produit, non pas d’une longue tradition de recherches critiques, mais d’habitudes de pensée non réfléchies »3. Pour éviter de souscrire à ces automatismes conceptuels, il nous faut donc avant tout expliciter notre vocabulaire et sans cesse préciser les réalités historiques qui se cachent derrière les mots que nous utilisons. Dans l’ensemble, les spécialistes n’ont guère fait reposer le statut aristocratique que sur trois éléments : le pouvoir, la naissance et la richesse4. Ainsi définie, l’aristocratie grecque rassemblerait tous les individus occupant une position politique, sociale et économique dominante. L’aristocrate est donc un individu noble, qui doit son rang à l’hérédité ; il est le détenteur de l’autorité dans les cités grecques archaïques et il bénéficie d’une aisance financière qui lui permet de mener une vie de luxe et de loisirs. Ces trois champs de définition de l’aristocratie – politique, gentilice et économique – sous-tendent d’ordinaire des appellations précises : les aristocrates dominent la vie politique des cités archaïques ; les nobles, assimilés aux membres des génè, peuvent justifier et maintenir leur place dans la société face à un dèmos de roturiers grâce à leur ascendance ; les riches, enfin, se caractérisent par une aisance économique, tirée de leur patrimoine foncier sinon de leur activité économique, qui leur permet à la fois de mener une vie confortable et de financer la cité à travers les liturgies ou l’évergétisme, justifiant ainsi leur position sociale dominante. Dans mon livre, je n’utilise aucun de ces mots – ni aristocrate, ni noble, ni riche –, car ils renvoient à des domaines de l’historiographie qui ont connu de profonds bouleversements au cours des dernières décennies. a) Pour l’historiographie antique, l’aristocratie est d’abord un régime politique ; le mot « aristocrate » n’existe pas en grec, sauf comme anthroponyme. La notion d’aristocratie naît en Grèce avec le développement de la pensée politique des Ve et IVe siècles. Pour Hérodote, Thucydide ou Aristote, les régimes politiques se classent en fonction du nombre de gouvernants et de l’attitude qu’ils adoptent à l’égard des gouvernés : ainsi se seraient succédé dans le temps royauté, aristocratie, oligarchie, tyrannie et démocratie. Ce schéma téléologique domina toute la pensée politique antique et moderne, de Polybe à Mogens H. HANSEN. Les historiens modernes s’empressèrent du reste de faire reposer le régime aristocratique des cités archaïques sur un groupe social particulier. Ainsi naissait la notion d’« aristocrates ». Depuis une vingtaine d’années pourtant, on se rend compte du caractère théorique, sinon artificiel, des distinctions naguère établies entre ces divers régimes politiques, qui 3 4

BRAVO 1984, p. 140. Ainsi notamment STEIN-HÖLKESKAMP 1989 ou NAGY 1996.

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apparaissent de plus en plus comme une manière parfaitement anachronique, propre à la pensée classique, de penser l’époque archaïque. De mon point de vue, cette approche est absolument inadaptée à penser la cité grecque archaïque5. b) La notion de noblesse est, elle aussi, une chimère, élaborée cette fois par l’historiographie du XIXe siècle. Si les Anciens n’ont guère développé de pensée sociale en relation avec la définition des différents régimes politiques, les Modernes, en revanche, se sont d’emblée attachés à décrire ce qu’ils pensèrent être la structure portante de l’élite dirigeante des cités archaïques. Vue sous cet angle particulier, l’aristocratie grecque, simple forme de constitution pour les Anciens, se transforma rapidement dans l’historiographie contemporaine en ordre social fondé sur la naissance, dont la cellule de base fut le génos. C’est à Numa Denis FUSTEL DE COULANGES et à Eduard MEYER que nous devons la théorisation d’une telle structure sociale6. Dès la fin du XIXe siècle, les aristocrates grecs furent donc assimilés aux patriciens romains ou à la noblesse d’Ancien Régime et rassemblés dans ce que l’on a parfois appelé des « grandes familles ». Le génos, ensemble de familles nobles, fut considéré comme cette structure familiale immuable, ayant permis à ses membres de préserver leur position éminente dans la société et d’assurer leurs droits jusqu’à l’avènement des démocraties. Les études de deux historiens français, Félix BOURRIOT et Denis ROUSSEL, ont néanmoins montré en 1976 le caractère strictement artificiel de ce modèle historiographique7. L’édifice social imaginé par les historiens de la seconde moitié du XIXe siècle et unanimement accepté au XXe siècle n’avait en tout état de cause jamais existé. Il n’existe donc aucune noblesse grecque et, partant, malgré une certaine historiographie marxiste8, aucune lutte des classes en Grèce archaïque entre une aristocratie fermée de génnètes et un dèmos revendicateur9. c) Quant aux riches, jouissant d’une fortune leur permettant de mener un train de vie luxueux à la tête des cités, la relation établie par les historiens entre le statut social et la possession de biens a elle aussi considérablement évolué au cours des dernières décennies10. Si l’on affirme d’ordinaire, à la suite de Moses FINLEY, que le statut social des agents économiques eut des conséquences non négligeables sur la vie économique des cités grecques, on se rend compte aujourd’hui que les mécanismes de circulation des richesses contribuaient en fait à construire la hiérarchie sociale. De fait, la thésaurisation et l’ostentation d’une richesse individuelle n’ont jamais été valorisées en Grèce ancienne ; seule la redistribution d’une partie de ses biens offrait à l’individu une valorisation sociale. Autrement dit, les processus de circulation des richesses (comme le don, les liturgies ou l’évergétisme) entretiennent des rapports étroits avec l’établissement et l’entretien des hiérarchies. Dans les cités archaïques et classiques, la richesse apparaît ainsi comme un instrument de la construction des statuts sociaux, bien avant peut-être d’en être le reflet mécanique. 5 6 7 8 9 10

Pour un bilan de ces études, DUPLOUY 2005. FUSTEL DE COULANGES 1864 ; MEYER 1893, p. 291–320. BOURRIOT 1976 ; ROUSSEL 1976. Voir dernièrement ROSE 2012. Voir également DUPLOUY 2003 et DUPLOUY 2010. Pour un détail de ces études, DUPLOUY 2002. Voir également DUPLOUY sous presse.

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En somme, les assises politiques, gentilices et économiques sur lesquelles les historiens ont fondé la définition de l’aristocratie grecque ont été sensiblement nuancées. Ajoutons que les termes traditionnellement utilisés pour désigner les « catégories sociales supérieures » n’ont pas toujours de correspondants en grec ancien. Il en va d’ailleurs de même pour la notion d’élite, qui dérive du latin et qui est elle-même pétrie par l’historiographie contemporaine ; celle-ci en a d’ailleurs fait un usage sans doute excessif, au point que le terme paraît aujourd’hui galvaudé. Toutefois, j’aime à souligner qu’à l’exception du titre de l’ouvrage et des deux dernières pages de la conclusion, je n’utilise pas davantage la notion d’élite dans mon livre. L’intérêt du mot « élite » est précisément, comme l’expliquait Jean-Louis FERRARY en conclusion d’un colloque sur Les élites locales dans le monde hellénistique et romain, de n’être associé à aucune réalité préconçue11. C’est en ce sens une notion neutre, dont l’historien doit en permanence préciser le contenu. Ce qui m’intéresse, c’est d’analyser en détail la structure et le fonctionnement d’une société, plutôt que de réduire l’explication de toute une mécanique sociale à l’usage d’un terme d’acception commune (aristocrate, noble, prince, etc.), dans lequel le lecteur projette en réalité ce que sa propre expérience l’invite à y voir12. C’est ainsi que j’en suis venu à définir les « modes de reconnaissance sociale », qui sont toutes les stratégies par lesquelles les individus exprimaient, construisaient ou maintenaient leur statut social à travers un investissement constant en temps et en énergie. L’utilisation de termes fortement connotés comme « aristocrates » ou « nobles » empêche en somme de s’interroger sur le fonctionnement des sociétés anciennes par le recours à des modèles tout faits. C’est un peu la même chose avec la notion de « crise », qui est souvent un artifice commode d’explication, comme l’exemple suivant, tiré de l’histoire grecque archaïque, l’illustrera et expliquera, partant, mes réticences à son égard. LA CRISE DU VIIe SIECLE ? La fameuse « crise du VIIe siècle » offre l’occasion d’une telle discussion ; je m’attacherai au cas d’Athènes, du reste bien connu, mais qui peut servir de modèle historiographique dans l’approche de la notion de « crise » et qui permet de rappeler les précautions qu’il convient de prendre dans l’utilisation de ce concept. En 1980, dans son ouvrage Archaic Greece. The Age of Experiment, Anthony SNODGRASS mettait en évidence un spectaculaire boom démographique au VIIIe siècle, immédiatement suivi par une crise démographique grave au

11 CÉBEILLAC-GERVASONI & LAMOINE 2003, p. 733–734 (J.-L. FERRARY). 12 Il n’est pas certain, à cet égard, que le maintien du terme « aristocrates » par WECOWSKI 2014 n’entraîne pas diverses confusions, bien qu’il donne en fait à l’aristocratie grecque archaïque une toute nouvelle définition. Celle-ci est basée sur le modèle de l’aristocratie polonaise et lithuanienne (szlachta) des XVIe, XVIIe et XVIIIe siècles et dont la nature et le comportement paraissent particulièrement proches de mes propres « élites » grecques.

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VIIe siècle13. Les courbes démographiques qu’il présentait reposaient sur une lecture immédiate des courbes du nombre de tombes connues en Attique durant ces hautes époques. Dans le prolongement de son ouvrage, diverses études furent consacrées à la Renaissance grecque du VIIIe siècle14 et l’on s’interrogea sur la « crise du VIIe siècle » à Athènes. Au même moment, John McK. CAMP évoquait l’existence d’une sécheresse désastreuse vers la fin du VIIIe siècle, déduite du comblement des puits de l’agora d’Athènes, suivie d’une terrible famine, qui aurait décimé la population attique15. Petit à petit néanmoins, l’ethnologie a rappelé que la société des morts n’était en aucun cas un calque de la société des vivants, mais une représentation de celleci, autrement dit une construction symbolique obéissant à un code funéraire qu’il convient de décoder. En particulier, il s’agissait de nuancer très fortement les courbes de population établies à partir d’un comptage des tombes au sein des nécropoles. D’un strict point de vue démographique, la croissance postulée par SNODGRASS au VIIIe siècle – 3,1 % d’augmentation par an – est d’ailleurs invraisemblable, le taux actuel de croissance annuelle de la population mondiale ne dépassant pas 1,2 %. Pareil accroissement démographique supposerait des taux de fécondité féminine extrêmement élevés, mais aussi des taux de mortalité infantile ridiculement faibles, qui l’un et l’autre ne sont pas envisageables dans une société ancienne. La solution est venue en 1987 de l’étude de Ian MORRIS16. Celui-ci introduisit le concept de formal burial – on parlera, en bon français sans anglicisme, de sépulture « en bonne et due forme » –, c’est-à-dire archéologiquement repérable. Le concept suppose évidemment l’existence de défunts n’ayant laissé aucune trace. En ce sens, MORRIS rappelait que tous les morts ne sont pas visibles et qu’il n’est donc pas possible d’établir des courbes de population à travers un simple comptage des tombes fouillées. Non seulement, le boom démographique du VIIIe siècle doit être tempéré, mais la « crise » démographique du VIIe siècle doit tout autant être nuancée. Il s’agissait en partie d’une illusion. MORRIS suppose par ailleurs qu’à certaines époques de son histoire, la cité grecque a usé d’un principe d’exclusion des rites funéraires en fonction du rang des individus. À certains moments, le droit de recevoir une sépulture « en bonne et due forme » n’aurait pas été garanti à tous. MORRIS lie ce droit à un statut social – aristocratie – et civique – droit de cité – particulier, dont il propose de suivre l’évolution à travers les nécropoles. En somme, les variations du nombre de tombes en Grèce antique reflèteraient certes des variations de population – avec un taux de croissance annuelle de la population attique ramené à un chiffre plus raisonnable de 1,9 %17 –, mais le phénomène devrait surtout être nuancé par des évolutions sociales et politiques. Dit autrement, les nécropoles ne révèleraient pas seulement des 13 14 15 16 17

SNODGRASS 1980. En particulier le colloque édité par HÄGG 1983. MCK. CAMP 1979. MORRIS 1987. Voir la mise au point chez TANDY 1997, p. 44–58.

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phénomènes démographiques, mais aussi des phénomènes historiques. En l’occurrence, MORRIS transforma la crise démographique du VIIe siècle en une crise politique et sociale. Selon MORRIS, durant les âges obscurs, le droit à une sépulture « en bonne et due forme » était limité à un groupe restreint d’individus définis par leur âge et leur rang, correspondant à ceux que les poètes grecs nommeraient plus tard agathoi. Vers 750, ce système disparaît et on assiste à l’élargissement du groupe funéraire, ce que MORRIS conçoit comme le signe tangible de l’émergence de la cité et, partant, du citoyen. Mais à Athènes, le changement fut de courte durée et, contrairement aux autres cités, on en revint vers 700 à un usage restreint du droit funéraire et au rétablissement d’un régime qualifié d’aristocratique et de pré-civique, ce qui expliquerait la diminution du nombre de sépultures au VIIe siècle. Au lieu de supposer une crise démographique, MORRIS restitue donc un changement social et politique majeur, avec une mise entre parenthèses de la cité d’Athènes au VIIe siècle et le retour à un système aristocratique pré-civique. À Athènes, le déclin de la sépulture « en bonne et due forme » marquerait ainsi l’échec – temporaire – de l’idéologie de la cité. On pourrait disserter longtemps sur l’opposition implicite entre « aristocratie » et « cité », qui constitue selon moi une aberration, ou sur les relations entre statut social – définition d’une aristocratie – et statut civique – création d’un corps civique –, qui sont au cœur de mes recherches actuelles. Le modèle social et politique global de la cité grecque offert par MORRIS avait surtout le grand défaut d’être construit exclusivement à partir d’une documentation unique : seules les nécropoles étaient prises en considération, laissant de côté les autres espaces importants de la cité, notamment les sanctuaires. C’est là la critique principale qu’adressait François de POLIGNAC aux théories de MORRIS18. Dressant un tableau des cultes et de leur évolution en Attique aux époques géométrique et archaïque, POLIGNAC souligne plusieurs phases d’apparition des lieux de culte en Attique, notamment vers la fin de l’époque géométrique et au début du VIIe siècle, époque d’une véritable floraison de sites et d’une diversification des types de cultes et de sanctuaires. Il rappelle en particulier l’émergence d’une série de cultes de sommets, qui connaissent précisément leur floruit au VIIe siècle, ou l’essor des cultes d’Artémis sur le pourtour du littoral attique (Mounichie, Brauron, etc.). Dans l’ensemble, l’essor remarquable de la plupart des cultes attiques au VIIe siècle contraste nettement avec le « déclin » tout aussi marqué des nécropoles attiques au même moment. Il est donc parfaitement clair que des transferts s’opèrent au VIIe siècle entre les nécropoles et les sanctuaires, dans les richesses déposées, mais aussi dans l’investissement des individus. En ce sens, la « crise » du domaine funéraire s’accompagne en fait d’une « expansion » du domaine cultuel. De la même manière, au niveau politique, on ne peut s’en tenir à la thèse avancée par MORRIS d’un retour à une situation pré-civique, d’une mise entre parenthèse temporaire de la cité d’Athènes. Comme l’a montré POLIGNAC, on voit en effet se dessiner au VIIe siècle un espace cultuel proprement athénien, étendu à l’ensemble du territoire civique, regroupant tous les cultes caractéristiques d’une cité et traversé par des

18 POLIGNAC, Sanctuaires ..., 1995 ; POLIGNAC, Entre les dieux ..., 1996.

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processions unissant la ville d’Athènes à divers points limites de l’Attique (Sounion, Éleusis, Mounichie, Brauron, etc.). Loin d’être une polis avortée, comme le pensait MORRIS, l’Athènes du VIIe siècle met au contraire en place un réseau cultuel dense qui unifie tout le territoire19. Revenons au comblement des puits de l’agora, signe selon McK. CAMP, d’une sécheresse importante ayant entrainé une mortalité accrue vers la fin du VIIIe siècle et une crise démographique au VIIe siècle. Ce comblement est en réalité au cœur d’un débat nourri sur la nature de l’espace qui devint l’agora de l’Athènes classique. Le comblement de ces puits, entre le IXe et le VIIe siècle, offre à peu près les seuls indices sur la nature des activités menées à l’époque archaïque dans l’espace de la future agora classique. Autant que l’on puisse en juger du matériel issu du comblement de ces puits, la principale activité dans le secteur semble avoir été un artisanat céramique, avec une implantation d’ateliers de potiers dès l’époque protogéométrique jusqu’à leur déplacement dans le secteur du Céramique à la fin de l’époque archaïque. Cette activité de production a traditionnellement été associée à un habitat et à une zone funéraire, tant par les fouilleurs américains que dans l’étude de synthèse proposée par Maria-Chiara MONACO sur les ateliers de potiers à Athènes20. En revanche, reprenant l’étude détaillée du matériel de ces puits, John K. PAPADOPOULOS s’est opposé à y voir une zone importante d’habitat, si ce n’est celui étroitement lié aux ateliers de céramistes21. Là où l’on restitue d’ordinaire, pour les débuts de l’âge du fer, quelques tombes éparses parmi un habitat lâche formant l’un des hameaux d’une Athènes géométrique polynucléaire, PAPADOPOULOS situe des espaces funéraires denses en marge de la future agora, dont le centre était occupé par des ateliers de céramistes. Du XIe au VIIe siècle, et peut-être même encore au VIe siècle, l’espace de la future agora classique est défini par une association tombes / ateliers ne laissant en fait aucune place à un habitat significatif. Le principal noyau d’habitat à l’époque archaïque se concentrerait là où il a toujours été, à savoir sur l’Acropole et immédiatement autour de celle-ci. La discussion de toutes les conclusions de PAPADOPOULOS nous entraînerait loin de notre sujet. Il suffit ici de souligner que le réexamen critique du matériel des puits de l’agora renouvelle la réflexion sur l’affectation des espaces dans l’Athènes archaïque. Mais surtout, comme le note PAPADOPOULOS, « whatever the reality of the drought theory, widely accepted by many archaeologists, the pattern seen in the area of the Classical Agora has little to do with population estimates, settlements, or demography, and much to do with potters and their industry »22. Là encore, il n’est plus question d’une crise au VIIe siècle. Le problème s’est tout simplement déplacé. L’ensemble du dossier du VIIe siècle athénien a connu des évolutions récentes, mais l’essentiel du problème et des solutions était en fait déjà exposé en 1989 par Robin OSBORNE dans un article fameux intitulé « A Crisis in Archaeological His-

19 20 21 22

Voir désormais les thèses de VAN DEN EIJNDE 2010 et CHATZIVASILIOU 2013. MONACO 2000. PAPADOPOULOS 2003. Ibid., p. 275.

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tory? The Seventh Century B.C. in Attica ». Envisageant l’ensemble de la documentation matérielle issue des nécropoles, des sanctuaires et de l’habitat, ainsi que les diverses interprétations historiques qui en avaient été données, OSBORNE concluait : « social crisis is the wrong way to look at the situation » 23. CRISE, STASIS ET AGÔN Alors que le VIIe siècle a longtemps fait figure de parent pauvre de la recherche sur la Grèce archaïque, dédaigné d’un côté par les archéologues éblouis par la « Renaissance grecque du VIIIe siècle », et par les historiens, effrayés par l’absence de source littéraire, il a récemment été au cœur d’un ouvrage collectif dirigé par Roland ÉTIENNE24. Les auteurs soulignent certes les transformations importantes que connaît l’ensemble de la Méditerranée à ce moment, mais ils ont aussi le souci d’inscrire ces phénomènes nouveaux (urbanisation, écriture, orientalisation, colonisation, etc.) dans une continuité qui n’est pas sans rappeler la « longue durée » de Fernand BRAUDEL. L’ouvrage tente surtout de sortir le VIIe siècle d’une vision pessimiste, largement imposée par la conception que nous avons du VIIIe siècle comme une période d’expansion et d’ouverture généralisées, par rapport à laquelle le VIIe siècle semblerait marquer un temps d’arrêt, voire un recul, avant les nouvelles avancées du VIe siècle. Si les aspects contrastés du VIIe siècle ont souvent été englobés et expliqués par la notion de « crise archaïque », le tableau que l’on peut dresser aujourd’hui des sociétés du VIIe siècle est assurément plus nuancé. Dans un chapitre commun, rédigé avec Olivier MARIAUD et François de POLIGNAC, nous notions d’ailleurs que « le concept de crise paraît inadapté à la compréhension de phénomènes s’étalant sur un, voire deux siècles. Il relève d’une conception erronée de la temporalité des sociétés grecques qui, parce qu’elles sont de l’époque ‘archaïque’, ne pourraient évoluer que lentement et ne résoudraient leur crise que très progressivement. Cette vue n’est pas tenable : les sociétés combinent des rythmes différents où des persistances sur le long terme sont associées à des changements rapides »25. Le problème avec la notion de « crise », appliquée à une lecture de la société grecque archaïque, est donc bien une question d’échelle. Elle consiste à interpréter toute forme de changement comme une remise en cause de l’état préalable de la société, comme une rupture dans la continuité et la stabilité de la société. Or, précisément, ce qui caractérise la Grèce archaïque, ce n’est nullement la stabilité, c’est au contraire la stasis perpétuelle, qui apparaît ainsi comme la norme. Loin d’être une situation exceptionnelle et passagère de crise, la stasis, cette rivalité entre individus et groupes à l’intérieur de la cité, était l’état normal et permanent de la vie communautaire de nombreuses cités archaïques26. Comme le note Carmine 23 24 25 26

OSBORNE 1989 (citation, p. 320). ÉTIENNE 2010. DUPLOUY, MARIAUD & POLIGNAC 2010 (citation, p. 304). Voir notamment, pour l’Athènes archaïque, STAHL 1987.

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AMPOLO, la stasis, si souvent honnie et redoutée par les auteurs anciens, est en réalité un mal nécessaire au sein de la cité archaïque27. Sur ce caractère ambigu de la stasis, rappelons d’ailleurs la loi prêtée à Solon par l’auteur de la Constitution d’Athènes (VIII, 5) : « Voyant que l’État était souvent divisé (τὴν μὲν πόλιν πολλάκις στασιάζουσαν) et que par indifférence certains citoyens s’en remettaient au hasard des événements, Solon porta contre eux une loi particulière : ‘Celui qui dans une guerre civile (στασιαζούσης τῆς πόλεως) ne prendra pas les armes avec un des partis sera frappé d’atimie et n’aura aucun droit politique’ ». La crise ou stasis est donc inscrite dans l’histoire grecque archaïque comme un facteur structurel des dynamiques politiques et sociales à l’œuvre, non comme un élément conjoncturel déstructurant, même si elle amène à redéfinir périodiquement les équilibres sociaux et politiques entre les forces en présence. Cette stasis perpétuelle repose elle-même sur un fond culturel spécifiquement grec : la mentalité agonistique. Pour reprendre les mots de NIETZSCHE, l’agôn est « la matrice de tout ce qui est grec »28. Énoncée dès les poèmes homériques, une telle mentalité gouverne nombre de comportements en Grèce ancienne. Le propre des héros d’Homère, qui constituèrent des modèles d’éducation pour les Grecs de toute époque, est en effet d’affirmer leur supériorité sur leur adversaire ou du moins d’aspirer à celle-ci en toute occasion et en tout domaine. « Toujours être le meilleur et surpasser les autres », recommandait Hippoloque à son fils Glaucos (Il., VI, 208), tout comme Pélée à Achille (Il., XI, 784). On sait la place que lui accordait déjà Jacob BURCKHARDT à la fin du XIXe siècle dans sa monumentale Griechische Kulturgeschichte29. BURCKHARDT qualifiait l’homme grec archaïque d’« agonale Mensch » et voyait dans ce trait de caractère une expression spécifique de l’aristocratie archaïque. Toute occasion était propice pour les aristocrates à entrer en compétition avec leurs pairs, avec pour seule récompense l’honneur et le prestige. Il va de soi qu’une telle mentalité eut des conséquences sur l’histoire grecque elle-même et son déroulement. Cet idéal agonistique régit en effet tous les comportements de distinction qui informent la dynamique sociale que j’ai cru bon de restituer dans mon livre. La constitution d’une élite, en Grèce archaïque, ne résulte pas de la reproduction d’un corps social disposant d’une qualité nobiliaire intrinsèque, sorte de sang bleu que des roturiers ne posséderaient jamais. Elle résulte du travail inlassable d’individus entreprenants pour démontrer leur valeur à la guerre, à la tribune de l’Assemblée, sur le sable des pistes de course, devant les dieux ou les hommes, lors des mariages, des funérailles ou de simples banquets, bref dans toutes les occasions de l’existence où la communauté est prise à témoin des actes et des prouesses individuels. À l’inverse, aucune qualité intrinsèque, sinon l’énergie déployée, ne protégeait ces individus entreprenants ou leur descendance d’une déchéance sociale plus ou moins rapide. C’est la raison des lamentations de Théognis, non pas un noble désargenté qui déplore l’ascension des kakoi, mais bien un looser

27 AMPOLO 1996. Sur la stasis, voir aussi LORAUX 1997. 28 NIETZSCHE 1872. 29 BURCKHARDT 1902, p. 61–168 et 213–219.

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incapable de réagir au dynamisme d’individus plus dégourdis que lui30. En ce sens, Théognis est le témoin, mais aussi le principal responsable, de sa propre déchéance sociale. Toutefois, cette « crise » individuelle n’est en rien une « crise » de la structure sociale archaïque dans son ensemble et encore moins des dynamiques à l’œuvre dans la société. Cette déchéance individuelle fait tout simplement partie du fonctionnement normal de la société grecque archaïque, au sein de laquelle la mobilité sociale était probablement beaucoup plus importante qu’on ne le considère d’ordinaire. UNE ÉLITE EN PERPÉTUELLE RECOMPOSITION SOCIALE Au début de ses Mémoires d’outre-tombe, Chateaubriand écrivait : « l’aristocratie a trois âges successifs : l’âge des supériorités, l’âge des privilèges, l’âge des vanités ; sortie du premier, elle dégénère dans le second et s’éteint dans le dernier ». Les confessions de l’homme de lettres français n’étaient elles-mêmes, comme un écho des paroles de Théognis, qu’une considération personnelle sur des origines familiales et le sentiment désabusé de la fin d’une époque : « Je suis né gentilhomme. Selon moi, j’ai profité du hasard de mon berceau, j’ai gardé cet amour plus ferme de la liberté qui appartient principalement à l’aristocratie dont la dernière heure est sonnée ». On considère régulièrement que l’aristocratie grecque naît avec la cité et se désagrège peu à peu sous les coups de boutoir des réformes démocratiques de l’époque classique. Selon une vision néo-évolutionniste de la transformation des communautés pré-politiques en cités, les « princes », « chefs », « big men » ou basileis homériques – selon les noms qu’on leur a régulièrement donnés – auraient cédé la place à une aristocratie stable de propriétaires terriens. C’est ainsi qu’il y a vingt ans, François de POLIGNAC soulignait encore combien les diverses manifestations de prestige auxquelles on assiste à la fin de l’époque géométrique dans les domaines cultuel et funéraire étaient « autant de signes de la constitution d’une aristocratie au sens premier du terme », c’est-à-dire « d’une véritable "aristocratie" succédant aux "princes" du VIIIe siècle »31. De la même manière, à l’autre terme de la période, Walter R. CONNOR montrait en 1971 comment, durant la guerre du Péloponnèse, de « nouveaux politiciens » avaient remplacé l’aristocratie traditionnelle encore au pouvoir durant le Ve siècle à Athènes32. Il expliquait comment certains hommes forts, conscients du pouvoir nouveau de l’Assemblée, avaient réussi à s’adapter au régime démocratique en modérant un mode de vie éclatant, trop ouvertement associé à certaines pratiques désormais jugées extravagantes. Rapidement, ces « nouveaux politiciens » – dont la médiocre extraction n’en était pas moins stigmatisée 30 De ce point de vue, la lecture de VAN WEES 2000 est la seule qui vaille. 31 POLIGNAC, Repenser ..., 1995 (citation, p. 17) ; POLIGNAC, Offrandes ..., 1996 (citation, p. 66). TANDY 1997 y ajoute une analyse des changements économiques ; voir néanmoins mon compte rendu dans AC 71 (2002), p. 414–415. 32 CONNOR 1971.

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par leurs adversaires, comme il est de coutume en pareils cas – se hissèrent à la première place, maniant avec talent tout l’arsenal des démagogues pour se gagner l’opinion de l’Assemblée. L’aristocratie archaïque disparaissait ainsi, définitivement engloutie dans une démocratie censée niveler toute distinction sociale. Comme je l’ai montré dans mon livre, la compétition ritualisée que POLIGNAC met très justement en évidence au VIIIe siècle et qu’il interprète comme le signe le plus tangible de la formation d’une aristocratie stable, n’est nullement liée au seul géométrique récent. Elle informe en réalité toute la vie des communautés grecques depuis le premier âge du fer au moins jusqu’à la fin de l’époque classique, sinon d’ailleurs durant toute l’époque hellénistique et impériale33. La diversité des modes de reconnaissance sociale utilisés au fil des âges et leur déclinaison en d’innombrables variantes offrent une explication au renouvellement incessant des hommes qui occupèrent le devant de la scène sociale. Certes, les individus en place tentèrent souvent de renouveler les assises de leur rang en multipliant, de père en fils, les actions garantissant leur capital symbolique, mais ils furent la plupart du temps – à court ou moyen terme –, par lassitude, par négligence ou par manque d’originalité, dépassés par des individus plus entreprenants et plus inventifs. Au bout du compte, la vision historique qui adapte d’une manière ou d’une autre la formule de Chateaubriand à l’histoire des élites grecques laisse donc sceptique. Ce que POLIGNAC ou CONNOR mettaient en évidence, ce ne sont pas des ruptures dans la vie des élites, des « crises sociales » justifiant la disparition des basileis homériques au profit des aristocrates archaïques, puis le remplacement de ces derniers par les « nouveaux politiciens » de l’Athènes tardo-classique. Ce qu’ils mettaient en évidence, c’est en réalité l’un de ces très nombreux changements que connut la composition sociale de l’élite des cités grecques au fil des siècles. Pour en revenir à la terminologie des élites, d’où j’étais parti, il convient d’ailleurs de dénoncer le caractère trompeur des appellations distinctes, qui supposent une restructuration complète des modes de fonctionnement des élites au gré de bouleversements sociaux constitutifs d’autant de « crises ». Prenons encore un exemple et revenons dans l’Athènes du VIIe siècle. L’un des changements majeurs dans le domaine funéraire est la disparition rapide, dans le dernier quart du VIIIe siècle, des grands vases marqueurs de tombes réalisés par le Maître du Dipylon et ses successeurs. Ces marqueurs funéraires sont rapidement remplacés, dans les modes de reconnaissance sociale, par une pratique funéraire nouvelle – désignée sous le nom d’Opferrinne-Zeremonie –, alliant incinération primaire et tranchée à offrandes (Opferrinne), qui renvoie à la diffusion de la pratique du banquet couché d’origine proche-orientale au sein de la société athénienne. Ces ensembles composés de services à banquet complets fortement orientalisants semblent dans un premier temps limités à quelques tombes d’un secteur particulier du Céramique situé à proximité de l’église d’Hagia Triada et ainsi avoir été la pratique – exclusive au départ – d’un groupe funéraire spécifique. Qui étaient ces individus ? « Aus diesem Grund kann die Bestattungsgruppe Aghia Triada entweder

33 Sur l’époque hellénistique, voir HAMON 2007.

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als ein exzentrischer Club innerhalb der athenischen Oberschicht oder als stellvertretender Einzelfall für die gesamte Elite gewertet werden », notait Erich KISTLER34. Dans l’alternative énoncée, KISTLER choisit la seconde voie et suggère que le renouvellement constant des signes de prestige dans les nécropoles attiques correspond à l’évolution des mentalités au sein d’une unique classe dominante athénienne. Je préfère, pour ma part, y voir la première solution et la stratégie d’un petit groupe d’individus qui tenta, avec le concours d’une officine particulière, de s’emparer de la première place dans l’espace funéraire et de redéfinir à son avantage un mode traditionnel de reconnaissance sociale. En ce sens, l’apparition de cette pratique marque vraisemblablement l’un de ces passages de relais entre groupes influents dont chaque cité connut plus d’un exemple. Pareil modèle interprétatif a l’avantage de ne pas induire de ruptures dans la structure sociale des communautés grecques, mais d’inscrire au contraire celle-ci dans la longue durée. Au final, la notion de « crise » – entendue comme une rupture du continuum historique – ne me semble pas faire partie de l’histoire des élites grecques, pour la simple raison que la crise est en réalité elle-même au fondement de la dynamique sociale des cités grecques archaïques. Si le concept de « crise » peut éventuellement aider à décrire une situation passagère de renouvellement de l’élite, il se dissout en réalité dans l’appréhension globale de la période archaïque. En somme, s’il faut parler de « crise », on n’oubliera pas de préciser l’échelle temporelle à laquelle on travaille et de distinguer, d’une part, l’événementiel – voire l’anecdotique – et, de l’autre, les faits de structure. Il est certes commode, lorsqu’on étudie une période précise, de parler de « crise » pour justifier les différences par rapport à la période précédente. Mais rapporté à la longue durée, le concept n’a pas de sens. La crise s’impose ainsi comme un modèle explicatif à focale restreinte, qui ne prend pas en compte les dynamiques longues qui sont précisément celles de l’histoire sociale. BIBLIOGRAPHIE AMPOLO 1996 = C. AMPOLO, Il sistema della polis, in S. SETTIS (ed.), I Greci. Storia, Cultura, Arte, Società. 2. Una storia greca. 1. Formazione, Torino, 1996, p. 297–342. BOURRIOT 1976 = F. BOURRIOT, Recherches sur la nature du génos. Étude d’histoire sociale athénienne (périodes archaïque et classique), Lille, 1976. BRAVO 1984 = B. BRAVO, Commerce et noblesse en Grèce archaïque. À propos d’un livre d’Alfonso Mele, in DHA, 10, 1984, p. 99–160. BURCKHARDT 1902 = J. BURCKHARDT, Griechische Kulturgeschichte, t. IV, Berlin – Stuttgart, 1902. CAPDETREY & LAFOND 2010 = L. CAPDETREY & Y. LAFOND (edd.), La cité et ses élites. Pratiques et représentations des formes de domination et de contrôle social dans les cités grecques, Bordeaux, 2010. CÉBEILLAC-GERVASONI & LAMOINE 2003 = M. CÉBEILLAC-GERVASONI & L. LAMOINE (edd.), Les élites et leurs facettes : les élites locales dans le monde hellénistique et romain, Roma – Clermont-Ferrand, 2003.

34 KISTLER 1998, p. 148.

« Crises » au sein des élites grecques

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DE CIMON À PÉRICLÈS : UN REGARD INSULAIRE Lisa Roques (Bordeaux) ÉLITE ET CRISE : LA CRISE Au cours du Ve siècle avant notre ère se négocia un virage politique décisif dans l’histoire d’Athènes : le passage d’un régime oligarchique à un régime démocratique. Cette transition, que l’on se gardera de qualifier de révolution, fut incarnée par les deux hommes qui se succédèrent alors à la tête de la cité : Cimon et Périclès. Le premier fut le chef du parti oligarchique athénien tandis que le second inventa, développa et acheva d’installer durablement la démocratie1. Les luttes entre ces deux hommes ne prirent fin qu’avec l’ostracisme de Cimon à la fin des années 460 avant notre ère, ostracisme qui laissa Périclès libre d’occuper le devant de la scène politique2. Ces événements et leurs conséquences pour Athènes sont bien documentés, mais par des sources qui, contemporaines ou non des événements, se caractérisent toutes par un point de vue athénocentré. Il serait naïf cependant – compte tenu du rayonnement hégémonique d’Athènes au lendemain des guerres médiques – de n’envisager les conséquences de ces mutations politiques qu’à Athènes. C’est en réalité l’ensemble des cités de la ligue de Délos qui dut composer avec cette nouvelle donne politique. Malheureusement, la perception que purent avoir les « alliés » d’Athènes de ces bouleversements n’a pas été suffisamment interrogée : les anecdotes rapportées par le poète Ion de Chios, dont l’œuvre porte un regard singulier sur les deux hommes forts d’Athènes, s’inscrivent au nombre de ces indices mésestimés qu’il convient de relire dans cette perspective. ÉLITE ET CRISE : L’ÉLITE Tout au long de la période de transition qui nous intéresse, Chios reste une oligarchie stable et fidèle à Athènes3. Contrairement à ses voisines Samos et Lesbos, Chios ne connaît pas de révolte contre Athènes avant 411, c’est-à-dire bien après les disparitions de Cimon, de Périclès et d’Ion. Au sein de l’île, la famille d’Ion

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MOSSE 2005. Rappelons que parmi les initiateurs de ce vote se trouvait Périclès, le même Périclès que l’on retrouve quelques années plus tard (443 av. J.-C.) à l’initiative du vote d’ostracisme à l’encontre de Thucydide fils de Mélésias, gendre de Cimon. BLANSHARD 2007, p. 160–167 ou BARRON 1986, p. 90–95.

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semble jouer un rôle de premier plan. Les sources épigraphiques, littéraires et doxographiques attestent en effet de l’aisance et de la prospérité de la famille, soulignent ses bonnes relations avec les Athéniens et évoquent les séjours d’Ion sur le continent, où il côtoie l’élite politique, intellectuelle et artistique du « siècle de Périclès » et se signale par son talent littéraire : il s’essaie avec brio à l’ensemble des genres alors connus et passe même pour en avoir « inventé » certains4. Or c’est justement à travers ses différents ouvrages et notamment dans ses Epidémiai qu’Ion de Chios nous livre sa vision personnelle des grands hommes de l’époque, dont il croque le portrait. Ce témoignage a pour intérêt majeur, dans la perspective qui nous intéresse ici – celle des rapports entre élite et crise – de nous donner à voir les événements d’Athènes à travers les yeux d’un non-Athénien, autrement dit d’interroger le ressenti de la crise athénienne par un membre éminent de l’élite insulaire, de mesurer l’impact du « séisme » athénien à l’échelle de Chios. Les fragments de l’œuvre d’Ion de Chios qui concernent Cimon et Périclès nous ont été transmis par Plutarque dans ses Vies ; ils comprennent d’une part une comparaison du comportement des deux hommes en société, notamment à l’occasion de symposia, et d’autre part une critique des discours qu’ils prononcèrent à des moments cruciaux de l’histoire d’Athènes. I – UN SYMPOSIUM EN BONNE COMPAGNIE... Tout commence par une anecdote, le récit d’un symposium auquel Ion assiste en compagnie de Cimon, à Athènes, chez Laomédon. Au cours de cette soirée, Cimon se montre particulièrement affable, il charme l’assistance tant par sa maîtrise de la cithare et du chant que par son discours plein d’esprit et de modestie : « Ion raconte avoir dîné en compagnie de Cimon, chez Laomédon, lorsque, tout jeune, il venait d'arriver de Chios à Athènes ; après les libations, Cimon fut prié de chanter et chanta, non sans être agréable. Les convives le louèrent : il était bien plus habile que Thémistocle. En effet ce dernier reconnaissait qu’il n’avait appris ni à chanter ni à jouer de la cithare, mais qu’il savait rendre une ville puissante et riche. A partir de là, comme il arrive lorsqu’on s’adonne à la boisson, la conversation dériva sur les hauts-faits de Cimon, ses plus grands exploits furent rappelés et Cimon en personne raconta un de ses stratagèmes qu’il désigna comme le plus avisé de tous. » 5.

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Quelle que soit l’acception que l’on donne au terme « élite », Ion appartient à l’élite de Chios : il appartient à l’élite économique, politique et sociale de l’île tout comme il appartient à l’élite intellectuelle et littéraire, culturelle et artistique de son temps cf. la hiérarchisation des élites dans AZOULAY 2010, p. 19–48. Plut., Cim., 9, 1 : Συνδειπνῆσαι δὲ τῷ Κίμωνί φησιν ὁ Ἴων παντάπασι μειράκιον ἥκων εἰς Ἀθήνας ἐκ Χίου παρὰ Λαομέδοντι, καὶ τῶν σπονδῶν γενομένων παρακληθέντος ᾆσαι καὶ ᾄσαντος οὐκ ἀηδῶς, ἐπαινεῖν τοὺς παρόντας ὡς δεξιώτερον Θεμιστοκλέους· ἐκεῖνον γὰρ ᾄδειν μὲν οὐ φάναι μαθεῖν οὐδὲ κιθαρίζειν, πόλιν δὲ ποιῆσαι μεγάλην καὶ πλουσίαν ἐπίστασθαι· τοὐντεῦθεν οἷον εἰκὸς ἐν πότῳ τοῦ λόγου ῥυέντος ἐπὶ τὰς πράξεις τοῦ Κίμωνος καὶ μνημονευομένων τῶν μεγίστων, αὐτὸν ἐκεῖνον ἓν διελθεῖν στρατήγηματῶν ἰδίων ὡς σοφώτατον.

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Intervient alors le récit de la ruse par laquelle, suite à la prise de Sestos et de Byzantium, Cimon enrichit non seulement ses hommes, mais aussi et surtout sa cité. Ion ne tarit pas d’éloges sur les qualités de Cimon. Tout concourt, a priori, à peindre le portrait d’un convive idéal : les polyptotes autour du verbe chanter (« avoir chanté...chantant...chanter » ou ᾆσαι, ᾄσαντος et ᾄδειν) mettent en valeur les compétences musicales de Cimon, l’euphémisme « non sans être agréable » (οὐκ ἀηδῶς) souligne son talent tout comme le comparatif laudatif « plus habile » (δεξιώτερον). Pourtant, la reconnaissance unanime de l’auditoire ne se fait pas attendre : « aussitôt, les convives le louèrent » (ἐπαινεῖν τοὺς παρόντας). Ses qualités de chanteur vont de pair avec ses qualités de narrateur. Le récit qui suit permet certes de révéler le sens de l’à-propos de Cimon, son goût, mais sert surtout à affirmer son habileté militaire : le terme pluriel de « hauts faits ». Πράξεις, terme à lui seul laudatif, est renforcé par le superlatif « les plus grands » (τῶν μεγίστων) avant d’être réduit à un seul puisqu’il s’agit de « discourir sur un seul stratagème » (ἓν διελθεῖν στρατήγημα), mais pas n’importe lequel, un seul désigné comme « le plus habile » (ὡς σοφώτατον). Avec ce dernier superlatif, cette gradation finale permet de quitter subrepticement le cadre du banquet pour livrer un éloge de l’action de Cimon. Derrière l’image de ce parfait convive apparaît en filigrane celle de l’homme politique de premier plan. C’est ce qu’annonçait la présence de Thémistocle. En effet, la louange des convives aurait pu s’arrêter à la simple comparaison, mais vient l’hyperbate, la précision de l’aveu du vainqueur de Salamine : « en effet ce dernier reconnaissait qu’il n’avait appris ni à chanter ni à jouer de la cithare mais qu’il savait rendre une ville puissante et riche » (ἐκεῖνον γὰρ ᾄδειν μὲν οὐ φάναι μαθεῖν οὐδὲ κιθαρίζειν, πόλιν δὲ ποιῆσαι μεγάλην καὶ πλουσίαν ἐπίστασθαι). Au couple festif chant et cithare, Thémistocle répond par ses compétences politiques, ses capacités d’homme d’État. Il sait – avec ἐπίστασθαι, nous sommes bien dans le domaine technique du savoir – agrandir et enrichir la cité. Si Cimon est « plus habile » (δεξιώτερος), c’est que non seulement il sait gérer la polis, mais qu’en plus il connaît la musique. L’attention que porte Cimon à son auditoire est elle aussi remarquable : alors qu’il se trouve en présence d’un jeune convive chiote, il rapporte une anecdote dans laquelle des renforts chiotes étaient embarqués puisque, pour se défaire du joug spartiate, Chios et Samos firent appel à Athènes et se rangèrent à ses côtés lors de la prise de Byzantium6. Le miroir que tend le symposium permet ainsi à Ion de renvoyer le reflet d’un homme parfait, complet et compétent quel que soit le domaine concerné, militaire, politique, musical, poétique. Si Cimon est comparé à son prédécesseur Thémistocle dans le cadre d’un éloge, en revanche, quand Ion compare Périclès à son prédécesseur Cimon, le propos du poète est loin d’être laudatif : « Le poète Ion raconte que les manières de Périclès étaient insolentes et hautaines, et qu’un grand mépris et un grand dédain à l’égard des autres se mêlaient à ses mouvements d’orgueil ;

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Thc., I, 95 ou Plut., Arist., 24, 1. L’épisode est analysé par BARRON 1986, p. 89–94.

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Lisa Roques au contraire il loue la mesure, la souplesse et la délicatesse de Cimon dans ses relations à autrui » 7.

Ion dresse ici deux portraits qui lui permettent d’opposer de façon radicale, le comportement des deux hommes. Les mots choisis pour décrire le mode de vie de Périclès viennent s’opposer presque terme à terme à ceux employés pour Cimon : à l’arrogance (ὑπεροψίαν) et au mépris (περιφρόνησιν)8 de Périclès, homme aux manières insolentes (μοθωνικών) et hautaines (ὑπότυφων) répondent la mesure (ἐμμελὲς), la souplesse (ὑγρὸν) et la délicatesse (μεμουσωμένον) de Cimon. Au caractère rigide, rude, voire martial des rythmes binaires caractérisant Périclès s’opposent et la grâce et la fluidité du rythme ternaire marquant les qualités de Cimon. Le rythme même des phrases rehausse et magnifie l’opposition lexicale. Entre Cimon et Périclès se dessine assurément une crise de savoir-vivre. Les portraits croisés ainsi tracés permettent de souligner et de dénoncer les valeurs morales antagonistes qu’incarnent les deux hommes et révèlent une crise éthique dont il convient d’interroger le sens et les conséquences sur un plan politique. On pourrait objecter que ces anecdotes de banquet appartiennent à la sphère privée et ne sauraient constituer de facto une critique politique. Ce serait mésestimer la valeur de telles anecdotes, de ces moments de vie, de ces epitêdeumata. De tels détails participent en effet de la construction de l’éthos de l’homme politique. Compte tenu du rôle qu’ils jouent, de leur fonction au sein de la cité, de leur position d’élite, on attend de Cimon comme de Périclès qu’ils adoptent un certain comportement et, dans le cas précis qui retient ici notre attention, qu’ils fassent montre de civilité (et d’une certaine générosité). Ce qui fonde alors la crise, aux yeux du poète chiote, c’est l’écart et la rupture : écart et rupture que représente la conduite de Périclès vis-à-vis de la conduite attendue de la part d’un homme politique, dont Cimon reste le parangon. La crise qui est en train de se jouer est tout autant éthique que politique. Rejeter a priori ces informations et les confiner dans la sphère de la vie privée reviendraient non seulement à nier l’importance des anecdotes dans la construction d’un éthos,9 mais cela reviendrait aussi à méconnaître le rôle majeur que jouaient les symposia dans les relations diplomatiques et politiques entre les cités

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Plut., Per., 5, 3 : ὁ δὲ ποιητὴς Ἴων μοθωνικήν φησι τὴν ὁμιλίαν καὶ ὑπότυφον εἶναι τοῦ Περικλέους, καὶ ταῖς μεγαλαυχίαις αὐτοῦ πολλὴν ὑπεροψίαν ἀναμεμεῖχθαι καὶ περιφρόνησιν τῶν ἄλλων, ἐπαινεῖ δὲ τὸ Κίμωνος ἐμμελὲς καὶ ὑγρὸν καὶ μεμουσωμένον ἐν ταῖς περιφοραῖς. Nous sommes bien sûr ici dans l’hyperbole puisque les deux caractéristiques sont renforcées par l’adjectif grandissant πολλὴν. Les récents travaux de Pauline SCHMITT PANTEL s’inscrivent dans cette perspective, mais, plutôt que de parler d’ « éthos », elle préfère employer le terme d’« identité politique » : « Relevant de la mise en scène, de la représentation au sens premier du terme, les mœurs contribuent de cette "distinctionˮ qui exprime sur le plan symbolique la domination sociale. Mais cette analyse sociologique doit à mon sens être poursuivie sur le terrain du politique en tenant compte de la spécificité en ce domaine des cités grecques, que ces élites gouvernent. [...] je voudrais comprendre comment s’articulent les unes aux autres les différentes facettes de ce discours qui crée ce que j’appelle de façon provisoire l’identité politique ». SCHMITT PANTEL 2006, p. 81.

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(sans mentionner le fait qu’une anecdote impliquant des hommes politiques prend nécessairement un tour politique). II – DE LA TABLE DU BANQUET À CELLE DES NÉGOCIATIONS En effet, le cadre du banquet déborde celui de la sphère privée et comprend des relations entre individus qui masquent les relations entre cités-États : c’est le moment où l’élite de la cité reçoit ses pairs, ce qui constitue la forme de dialogue traditionnel entre cités grecques, du moins entre cités grecques oligarchiques10. Preuve en est l’anecdote du symposium auquel Ion assista en compagnie de Sophocle. Ici encore Ion loue l’affabilité du grand poète tragique et rapporte ses bons mots. Cependant, ce n’est pas en tant que dramaturge que Sophocle a été convié à la table des Chiotes, mais en tant que stratège en route pour Lesbos lors de la révolte Samos dans les années 440 : « Du moins Ion le poète écrit-il dans ses Épidémiai ceci : “Sophocle le poète, c’est à Chios que je l’ai rencontré, alors que, stratège, il naviguait vers Lesbos, c’était un homme rendu joueur par le vin et habileˮ » 11.

Bien que le symposion se déroule dans une ambiance bon enfant où le vin (de Chios s’entend) délie les langues, l’enjeu politique est de la plus haute importance : il s’agit de gagner les Chiotes à la cause athénienne et de les convaincre d’envoyer des navires seconder la flotte athénienne qui fait voile vers Samos afin d’apaiser la révolte. Sophocle prendra ensuite la mer pour Lesbos où il réitérera l’opération12. Force est de constater que Sophocle mena parfaitement les négociations puisque Thucydide nous apprend que des trières chiotes et lesbiennes vinrent en renfort13. Sous l’autorité de Cimon, le pouvoir est aux mains des grandes familles qui traitent d’égal à égal avec les ambassadeurs athéniens appartenant eux aussi à de grandes familles. Le comportement lors des symposia entre élites constitue donc une propédeutique aux relations internationales, les symposia donnent le ton des relations entre cités. C’est ce qui explique l’accord entre Cimon et les convives : tous appartiennent à la même classe sociale, connaissent les mêmes codes, font preuve d’une même culture qui implique musique, chant et bons mots. L’arrivée au pouvoir de Périclès introduit une rupture brutale dans ce système de dialogue. Périclès ne joue plus avec le même système de valeur, pas plus qu’il ne joue de la cithare. Il va délaisser ce système informel entre pairs, un système fondé sur l’égalité sociale pour privilégier un système de communication officiel passant par les

10 GEDDES 2007, p. 120–126 ; MURRAY, 1980, p. 201–219. 11 Ath., XIII, 603c: Ἴων γοῦν ὁ ποιητὴς ἐν ταῖς ἐπιγραφομέναις Ἐπιδημίαις γράφει οὕτως « Σοφοκλεῖ τῷ ποιητῇ ἐν Χίῳ συνήντησα, ὅτε ἔπλει εἰς Λέσβον στρατηγός, ἀνδρὶ παιδιώδει παρ’οἶνον καὶ δεξιῷ ». 12 JOUANNA 2007, p. 28–38, on trouve une analyse forte différente du passage chez BLANSHARD 2007, p. 172–174. 13 Thc., I, 116.

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assemblées14. Ainsi le passage de l’oligarchie à la démocratie est synonyme du passage d’un système de symposia entre élites à un système d’assemblées du peuple. Pourtant, à travers les reproches d’Ion, s’affirme d’une part, la nostalgie de l’élite chiote pour un régime dans lequel ses principaux interlocuteurs n’étaient autres que des membres de l’élite athénienne et de l’autre, la critique d’un nouveau système bien moins favorable à son oligarchie. Vue par l’élite de Chios, le virage politique qu’amorce Périclès prend assurément l’apparence d’une crise, car il ne repose plus sur un dialogue entre les élites sociales des cités. L’on pourrait être tenté d’objecter à cette démonstration l’exemple même auquel nous avons fait appel : le séjour de Sophocle à Chios n’a-t-il pas eu lieu sous le commandement de Périclès ? Ce passage illustre surtout l’habileté politique de Périclès. Sophocle a certes été élu stratège par le peuple athénien, mais ses compétences militaires laissent à désirer. A contrario, son prestige, sa civilité et sa culture lui confèrent toutes les qualités nécessaires pour briller en société et séduire ses interlocuteurs. Périclès le sait et connaît aussi les griefs des élites insulaires à son encontre. Il en conclut donc qu’il vaut mieux laisser au dramaturge le soin des alliés et se charger de mener les opérations militaires. Bien lui en prit. III – PAROLES D’ATHÉNIENS Ainsi, à travers la critique des mœurs de Périclès par Ion, se lit une condamnation bien plus lourde de conséquences, celle des mœurs de la nouvelle démocratie par une élite insulaire, mœurs s’entendant ici comme synonyme de politique extérieure. Cette dénonciation des modifications de la politique extérieure d’Athènes se retrouve dans la retranscription des discours respectifs de Cimon et de Périclès qu’Ion nous donne à lire. Ces discours adressés aux Athéniens laissent transparaître la conception qu’ont les orateurs de la position d’Athènes face aux autres cités grecques, cités comprises dans leur ensemble et non restreintes aux cités alliées. Le premier de ces discours est prononcé par Cimon pour convaincre le dèmos athénien de venir en aide aux Lacédémoniens qui devaient faire face à une révolte d’hilotes à la fin des années 460. Pour Ion, il s’agit du discours le plus convaincant de Cimon : « Ion aussi rappelle le discours par lequel il (Cimon) convainquit le plus les Athéniens : il les exhorta à ne voir avec indifférence ni la Grèce devenir boiteuse ni leur cité sans égale » 15.

Le second est la déclaration de Périclès au lendemain de la soumission de Samos révoltée dans les années 440 :

14 C’est précisément la réflexion qui ouvre chez Thucydide le dialogue mélien : les Méliens refusent d’introduire les ambassadeurs athéniens devant l’Assemblée du peuple et privilégient le dialogue avec les principaux citoyens, au grand dam des Athéniens qui regrettent de ne pouvoir manipuler la multitude par leurs discours (Thc., V, 84–85). 15 Plut., Cim., 16, 10: ὁ δ’Ἴων ἀπομνημονεύει καὶ τὸν λόγον, ᾧ μάλιστα τοὺς Ἀθηναίους ἐκίνησε, παρακαλῶν μήτε τὴν Ἑλλάδα χωλὴν μήτε τὴν πόλιν ἑτερόζυγα περιιδεῖν γεγενημένην.

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« Ion rapporte qu’il (Périclès) s’admirait et s’enorgueillissait d’avoir vaincu les Samiens : si Agamemnon avait pris une cité barbare en dix ans, lui, en revanche, avait pris les premiers et les plus puissants des Ioniens en neuf mois » 16.

On retrouve alors la dichotomie observée précédemment : la bienveillance et la générosité de Cimon constatée dans l’intimité du symposium est extensible à sa position politique puisque Cimon se montre prêt à aider, à rétablir, à redresser la cité rivale d’Athènes. Bien au contraire, Périclès préfère s’en prendre à ses propres alliés et les écraser de sa superbe. Symptomatiquement, Cimon s’adresse au peuple et emporte l’adhésion de tous, alors que Périclès ne semble parler que de lui et que pour lui. Cimon fonde son discours sur l’idée d’égalité : la Grèce est tout d’abord considérée comme un corps dont les cités constituent les membres d’égale importance, puis les paires de membres deviennent les deux membres d’un même attelage hellénique. L’idée d’équilibre transparaît dans la construction même de la phrase, grâce à l’emploi du balancement « ni...ni... » (μήτε...μήτε...) qui établit le parallélisme alors que Périclès a recours à l’opposition « si...en revanche... » (μέν...δέ...) qui nie toute possibilité d’équilibre ou d’unité. Si Cimon se faisait le chantre de l’équilibre, Périclès place la supériorité d’Athènes, qui est synonyme de sa propre supériorité au cœur du discours, ce qui transparaît dans le recours systématique au superlatif : « les premiers et les plus puissants » (τοὺς πρώτους καὶ δυνατωτάτους) et dans la comparaison démesurée, Périclès pousse en effet l’outrecuidance à comparer la prise de Samos qu’il a lui-même menée à la prise de Troie par Agamemnon, comparaison qu’il tourne évidemment à son avantage. Le discours rapporté par Ion tend à faire de Cimon le précurseur d’un panhellénisme philanthrope alors que la politique de Périclès semble gouvernée uniquement par sa propre arrogance. Ainsi les qualités personnelles des deux hommes influencent leur vision de la Grèce et donc les relations entre cités. Le témoignage d’Ion de Chios nous permet donc de mettre en évidence la crise politique qui, pour l’élite chiote, découla du changement de régime politique à Athènes et nous permet de comprendre en partie les soulèvements insulaires contre la politique de Périclès. Le philolaconisme de Cimon est bien connu puisqu’il lui valut l’exil. Or, il semble bien qu’Ion ait partagé l’amitié de Cimon pour les Lacédémoniens puisque d’aucuns ont vu en lui le compagnon de Cimon lors de l’ambassade à Sparte de 460. C’est en effet à cette occasion et en l’honneur d’Archidamos qu’aurait été composée l’élégie pour un roi17. La proximité entre Ion et le parti laconisant d’Athènes est aussi confirmée par la présence de l’hapax « μοθωνικήν » dans le passage que nous avons étudié18. Ce terme a une origine lacédémonienne et, même si le sens précis en reste discuté, il sert indéniablement un emploi fortement dépréciatif. Il y a fort à parier qu’Ion reprend ici un nom qui s’est d’abord répandu dans le cercle de Cimon et qu’il y a un certain pédantisme caractéristique de ces élites 16 Plut., Per., 28, 7. 17 BARTOL 2000 ; WEST 1985, p. 74 ; HUXLEY 1965, p. 11 ; JACOBY 1947, p. 7–9. 18 La présence de ce terme chez Plutarque prouve que l’auteur des Vies parallèles a respecté le texte d’Ion. Pour une analyse précise du terme, GEDDES 2007, p. 128–132 ou PELLING 2007, p. 10.

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philolacédémoniennes et une certaine ironie à utiliser un mot spartiate pour désigner l’homme qui sera leur adversaire majeur. Concernant Samos, Plutarque signale que les détracteurs de Périclès analysèrent la répression de la révolte samienne comme une fantaisie d’Aspasie. L’influence de cette femme sur Périclès était telle que les comiques la représentèrent sous les traits d’une Omphale gouvernant un Héraclès-Périclès : « Après son mariage avec Aspasie, il la chérit particulièrement. En effet, selon la rumeur, qu’il aille ou qu’il revienne de l’agora, il ne manquait jamais de l’embrasser. Dans les comédies, elle est appelée la nouvelle Omphale, Déjanire ou encore Héra » 19.

Il est très probable que cette allusion aux « comédies » (ἐν δὲ ταῖς κωμῳδίαις) qui brocardaient Aspasie vise également – voire principalement – l’Omphale d’Ion de Chios, qui n’était pas une comédie mais un drame satyrique : les nombreuses citations et allusions à cette œuvre dans les sources littéraires et lexicales postérieures attestent de son succès et de sa diffusion dans l’empire athénien20. Dans ce contexte, nous sommes tentées d’avancer l’hypothèse selon laquelle Ion s’inscrivait dans ce courant hostile21 au couple régnant sur Athènes, et de supposer que, dans sa pièce, Omphale-Aspasie étant peinte en femme-fatale tandis que Héraclès-Périclès apparaissait comme gouverné par ses seules passions...22 Puisque nous en sommes à chercher la femme derrière l’homme politique, il nous faut évoquer l’existence d’une autre femme, une charmante Corinthienne répondant au nom brillant de Chrysillè, une femme qui pourrait constituer un motif d’hostilité supplémentaire entre Ion et Périclès. Athénée de Naukratis est le seul à nous parler d’elle : « Et lui-même [Ion] dans ses élégies avoue avoir été épris de Krysillè la Corinthienne, fille de Téléos, elle dont Téléclidès dans ses Hésiodes nous dit que l’Olympien Périclès fut épris » 23.

Le passage de Téléclidès concerné ici est malheureusement perdu. Nous en sommes donc réduits à prendre au mot Athénée et à supposer l’existence d’une rivalité amoureuse entre les deux hommes. Précisons toutefois que si cette concurrence a pu motiver les critiques d’Ion, elle ne diminue en rien leur portée et leur pertinence sur le plan politique.

19 Plut., Per., 24, 9 : αὐτὸς δὲ τὴν Ἀσπασίαν λαβὼν ἔστερξε διαφερόντως. καὶ γὰρ ἐξιών, ὥς φασι, καὶ εἰσιὼν ἀπ’ἀγορᾶς ἠσπάζετο καθ' ἡμέραν αὐτὴν μετὰ τοῦ καταφιλεῖν. ἐν δὲ ταῖς κωμῳδίαις Ὀμφάλη τε νέα καὶ Δηϊάνειρα καὶ πάλιν Ἥρα προσαγορεύεται 20 En effet, les fragmenta d’Omphale constituent à eux seuls presque un tiers des fragmenta dramatiques provenant d’une pièce identifiée, à savoir, dix-huit fragmenta sur soixante. Si l’on considère l’ensemble des fragmenta dramatiques (incluant donc les fragments anonymes), le nombre passe à dix-huit sur quatre-vingt-trois. 21 Appartiendraient aussi à ce courant les comiques Cratinus (F259 PCG) et Eupolis (F294 PCG). 22 C’est effectivement la reconstitution proposée par EASTERLING 2007, p. 282–292. 23 Ath., X, 436, f : καὶ αὐτὸς [Ἴων] δὲ ἐν τοῖς ἐλεγείοις ἐρᾶν μὲν ὁμολογεῖ Χρυσίλλης τῆς Κορινθίας, Τελέου δὲ θυγατρός·ἧς καὶ Περικλέα τὸν Ὀλύμπιον ἐρᾶν φησι Τηλεκλείδης ἐν Ἡσιόδοις.

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Ion n’aura donc épargné Périclès ni sur le plan politique, ni dans sa vie personnelle et aura convoqué pour ce faire aussi bien la prose que les vers. Face à la virulence de l’attaque, on ne peut que s’étonner de voir Chios figurer en bonne position parmi la liste des alliés indéfectibles de l’Athènes de Périclès. Derrière cette apparente fidélité se cache en fait l’attente de l’occasion favorable pour une révolte24. En effet, pour les insulaires qui seraient tentés par un soulèvement, le châtiment de Samos constitue un précédent dissuasif. CONCLUSION : LA DISTANCE DE PLUTARQUE ET LA NÔTRE... Un dernier aspect de la production littéraire d’Ion reste cependant à prendre en compte : son œuvre ne nous est pas parvenue en tant que telle, mais nous n’y avons accès que par des citations fragmentaires, mode de transmission qui relève de la « tradition indirecte » des textes. Les textes qui ont jusqu’ici retenu notre attention se trouvent tous chez Plutarque : il s’agit de citations et, en tant que telles, elles sont utilisées par Plutarque pour servir le propos de ses Vies Parallèles ; elles sont soumises à sa vision des événements, vision qui se superpose de ce fait à celle d’Ion et en conditionne dans une certaine mesure la lecture. Il convient, pour conclure, de s’interroger sur le regard porté par Plutarque sur la crise politique dénoncée par l’élite chiote du Ve siècle et de se demander dans quelle mesure notre vision actuelle a été influencée par cette mise en perspective du Ier siècle. À l’éloignement spatial entre l’élite et la crise, focale qui guidait notre réflexion initiale, viennent finalement s’ajouter la distance temporelle et ses effets sur notre perception. Voici les mots par lesquels Plutarque conclut la citation qu’il emprunte à Ion : « Le poète Ion raconte que les manières de Périclès étaient insolentes et hautaines, et qu’un grand mépris et un grand dédain à l’égard des autres se mêlaient à ses mouvements d’orgueil ; au contraire il loue la mesure, la souplesse et la délicatesse de Cimon dans ses relations à autrui. Mais Ion, qui pense que, comme la représentation tragique, la vertu comporte une part satyrique, laissons le là ; au contraire, ceux qui considéraient la majesté de Périclès comme un écran de fumée et la qualifiaient d’arrogance, Zénon les exhortait à rechercher eux aussi un tel comportement, pour développer secrètement, en feignant de grands airs, l’envie de la grandeur réelle et son accoutumance » 25.

Plutarque fait ici allusion à l’activité d’Ion en tant qu’auteur dramatique pour discréditer le jugement politique et moral que ce dernier porte sur Périclès. Autrement dit, Ion, parce qu’il avait l’habitude de composer des trilogies tragiques suivies d’un

24 DE ROMILLY 2005, p. 117–132. 25 Plut., Per., 5, 3 : ὁ δὲ ποιητὴς Ἴων μοθωνικήν φησι τὴν ὁμιλίαν καὶ ὑπότυφον εἶναι τοῦ Περικλέους, καὶ ταῖς μεγαλαυχίαις αὐτοῦ πολλὴν ὑπεροψίαν ἀναμεμεῖχθαι καὶ περιφρόνησιν τῶν ἄλλων, ἐπαινεῖ δὲ τὸ Κίμωνος ἐμμελὲς καὶ ὑγρὸν καὶ μεμουσωμένον ἐν ταῖς περιφοραῖς. ἀλλ’Ἴωνα μὲν ὥσπερ τραγικὴν διδασκαλίαν ἀξιοῦντα τὴν ἀρετὴν ἔχειν τι πάντως καὶ σατυρικὸν μέρος ἐῶμεν, τοὺς δὲ τοῦ Περικλέους τὴν σεμνότητα δοξοκοπίαν τε καὶ τῦφον ἀποκαλοῦντας ὁ Ζήνων παρεκάλει καὶ αὐτούς τι τοιοῦτο δοξοκοπεῖν, ὡς τῆς προσποιήσεως αὐτῆς τῶν καλῶν ὑποποιούσης τινὰ λεληθότως ζῆλον καὶ συνήθειαν.

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drame satyrique, aurait été incapable, selon Plutarque, – et par une sorte de « déformation professionnelle » – de faire le portrait d’un homme vertueux, ici Périclès, sans y ajouter quelques critiques et le tourner en dérision. Sans doute faut-il voir ici une nouvelle allusion à l’Omphale dans laquelle Ion se moquait du couple PériclèsAspasie. Une telle stratégie, qui consiste à disqualifier la parole d’un adversaire de Périclès, n’est pas rare chez Plutarque, mais elle est lourde ici de conséquences car elle influence notre perception et notre représentation de la figure d’Ion : nous risquons de ne plus voir le Chiote qu’à travers le prisme ou le filtre de Plutarque, à savoir uniquement comme un poète et non comme un homme politique à part entière et un possible opposant à Périclès. Proposer de déceler chez Ion la vision d’une crise politique athénienne par une élite insulaire permet non seulement de porter un regard neuf sur une période de l’histoire d’Athènes bien documentée par ailleurs, mais permet surtout de mettre en lumière la richesse de l’œuvre et de la pensée d’Ion de Chios. Les difficultés de lecture de cette œuvre sont, elles aussi, manifestes : les citateurs d’Ion – Plutarque n’est qu’un exemple parmi d’autres – conditionnent notre lecture par la sélection qu’ils opèrent au sein de l’œuvre d’Ion et par l’usage qu’ils en font au sein de leurs propres œuvres. Les sources littéraires faisant la part belle aux fragments tragiques et lyriques, elles nous amènent à considérer Ion avant tout comme un poète et à négliger l’homme dont la vie, le parcours unique et la personnalité ont beaucoup à nous apprendre sur les cités grecques du Ve siècle. Du moins, est-ce ce Ion que nous avons voulu ressusciter et donner à lire ici. BIBLIOGRAPHIE AZOULAY 2010 = V. AZOULAY, Isocrate et les élites : cultiver la distinction, in L. CAPDETREY & Y. LAFONT (edd.), La cité et ses élites. Pratiques et représentation des formes de domination et de contrôle social dans les cités grecques (Poitiers, 19–20 oct. 2006) (Études Ausonius, 25), Bordeaux, 2010, p. 19–48. BARTOL 2000 = K. BARTOL, Ion of Chios and the king, in Mnemosyne 53, 2, 2000, p. 185–192. BARRON 1984 = J. P. BARRON, Chios in the Athenian empire, in J. BOARDMAN & C. E. VAPHOPOULOU-RICHARDSON (edd.), Chios, A Conference at the Homereion in Chios, Oxford, 1984, p. 89–103. BLANSHARD 2007 = A. BLANSHARD, Trapped between Athens and Chios : a relationship in fragments, in V. JENNINGS & A. KATSAROS (edd.), The World of Ion of Chios (Mnemosyne, 288), Leiden – Boston, 2007, p. 155–175. BOWIE 1986 = E. L. BOWIE, Early Greek elegy, symposium and public festival, in JHS 106, 1986, p. 13–35. CECCARELLI 1996 = P. CECCARELLI, L’Athènes de Périclès : un « Pays de Cocagne » ? L’idéologie démocratique et l’αὐτόματος βίος dans la comédie ancienne, in QUCC 54, 3, 1996, p. 109– 159. DOVER 1984 = K. J. DOVER, Ion of Chios : his Place in the History of Greek Literature, in J. BOARDMAN & C. E. VAPHOPOULOU-RICHARDSON (edd.), Chios, A Conference at the Homereion in Chios, Oxford, 1984, p. 27–37. DUNCAN 1939 = Th. DUNCAN, The Memoirs of Ion of Chios, in TAPhA 70, 1939, p. 125–138. EASTERLING 2007 = P. EASTERLING, Looking for Omphale, in V. JENNINGS & A. KATSAROS (edd.), The World of Ion of Chios (Mnemosyne, 288), Leiden – Boston, 2007, p. 282–292.

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ZWISCHEN STABILITÄT UND KOLLAPS – MITTELITALISCHE ELITENKULTUR UND DIE ‚KRISE‘ DER RÖMISCHEN REPUBLIK Dominik Maschek (Birmingham) Mit wenigen Zeitabschnitten innerhalb der klassischen Antike ist der Begriff der Krise so einschlägig verknüpft wie mit der späten römischen Republik. Schon Cornelius Nepos, geboren um 110 v. Chr., sprach in seiner Atticus-Vita für die Zeit Ciceros von mutationes rei publicae1. Der zwanzig Jahre jüngere Sallust war der Meinung, dass nach den Kriegen des späten 2. Jahrhunderts v. Chr. für die Republik eine Krisenzeit eingetreten sei, für die er das Fehlen äußerer Feinde und das damit verbundene Nachlassen der römischen virtus und des mos maiorum verantwortlich machte.2 Demgegenüber sah MONTESQUIEU in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die übergroße Ausdehnung des römischen Reiches als Grund für die Krise und den Niedergang der Republik.3 Theodor MOMMSEN bewertete die innere Krise Roms nach der Zeit der Gracchen als Vorstufe für die ‚Revolution‘ der Bürgerkriegsjahre.4 Ronald SYME folgte ihm in dieser Bewertung.5 In Karl CHRISTS umfassender kulturgeschichtlicher Darstellung zu „Krise und Untergang der römischen Republik“ wurde der Begriff der „Krise“ dann in erster Linie dazu verwendet, um den Revolutionsbegriff wiederum zu vermeiden,6 während Christian MEIER in seinem Werk „Res publica amissa“ für die Jahrzehnte zwischen der Diktatur Sullas und dem Ausbruch des Bürgerkriegs zwischen Caesar und Pompeius den Begriff der „Krise ohne Alternative“ prägte.7 Eine gänzliche Abkehr vom Konzept einer oder der Krise der späten Republik versuchte zuletzt Harriet FLOWER. Sie schlug vor, innerhalb des Zeitraums zwischen dem Ende des Zweiten Punischen Krieges und dem Jahr 49 v. Chr. aufgrund von zumeist gewaltsamen Eskalationen sowie

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Nep., Att., XVI, 4. Sall., Hist., I, 12. 16. MONTESQUIEU 1734, besonders Kap. VI–XI. MOMMSEN 1855. SYME 1939, p. 10–27. CHRIST 1993, p. 1–15 besonders 11–12. MEIER 1997, p. 201–205. Zum Konzept der „Krise ohne Alternative“ vgl. BERNETT 2008; WINTERLING 2008 sowie mehrere Beiträge in HÖLKESKAMP 2009. Eine kritische Sicht aus der Perspektive der angloamerikanischen Forschung findet sich bei CRAWFORD, Reconstructing ..., 2011.

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staatsrechtlichen Einschnitten verschiedene „Römische Republiken“ zu unterscheiden.8 Im Folgenden soll skizzenhaft versucht werden, historische Überlieferung und archäologische Evidenz für diesen komplexen Zeitraum vor dem Hintergrund aktueller Krisentheorien zueinander in Beziehung zu setzen. Gemäß dem Überthema des Bandes gilt mein zentrales Interesse dabei der Rolle von Eliten, die ich allerdings nicht von vornherein als eine in jedem Fall fixe und gegebene Größe betrachten werde. Vielmehr ist meines Erachtens davon auszugehen, dass – insbesondere in Krisenzeiten – die Definition der Elite immer in höchstem Maße an die dynamischen Faktoren „Raum“ und „Zeit“ gebunden ist, weshalb im Folgenden mehr oder weniger äquivalent von „Eliten“ oder „Elitenkultur“ gesprochen werden soll.9 Der Untersuchungsraum umfasst mit Mittelitalien ein Gebiet, das von Etrurien, Umbrien und Picenum im Norden über Rom, Latium und die Abruzzen bis an die Südgrenze von Campanien und Samnium im Süden reicht. Vor Beginn der konkreten Untersuchung sind freilich zunächst einige Bemerkungen zum aktuellen Stand von Krisentheorien und -konzepten in Geschichtswissenschaft und Archäologie vonnöten. Krisentheorie war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunächst vor allem eine Domäne der marxistischen Ökonomie und Geschichtsschreibung. Der Schlüssel der marxistischen Krisentheorie ist immer die ökonomische Krise, bei der es sich im Grunde um eine Krise der kapitalistischen Produktionsweise handelt, und die sich eigenlogisch aus eben dieser Produktionsweise ergeben muss. Kulturelle, soziale und politische Auswirkungen folgen der ökonomischen Krise, werden selbst jedoch nicht als primäre Auslöser gesehen.10 In den 1970er-Jahren kam es in Politikwissenschaft und Geschichtsphilosophie zu einer dezidierten Ablösung und Abgrenzung von dieser marxistischen Theoriebildung.11 Besonders einflussreich war hier die von Jürgen HABERMAS vertretene politische Krisentheorie, die er in seinem Buch „Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus“ eingehend begründet hat. HABERMAS unterscheidet darin grundlegend zwischen: 1) der ökonomischen Krise; 2) der Rationalitätenkrise; 3) der Legitimationskrise; und 4) der Motivationskrise. Die ökonomische Krise und die Rationalitätenkrise sind Krisen auf Systemebene. Im Gegensatz dazu betreffen Legitimations- und Motivationskrisen in erster Linie die Individuen eines Systems und erst auf zweiter Ebene das System selbst.12

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FLOWER 2010. Eine ebenfalls hilfreiche Unterscheidung verschiedener analytischer und systemimmanenter Ebenen, nicht zuletzt mit Blick auf die epistemologischen Grundlagen der Forschungen zur späten römischen Republik, bietet HÖLKESKAMP 2010. 9 Kritische Konzepte und modellhafte Szenarien für die Analyse vor- und frühgeschichtlicher, aber auch antiker Gesellschaften unter sowie ohne Berücksichtigung von „Eliten“ finden sich jüngst bei KIENLIN & ZIMMERMANN 2012. 10 Zur marxistischen Krisenkonzeption und -theorie siehe MATTICK 1974; BADER 1975; BLANKE, JÜRGENS & KASTENDIEK 1975; ESSER 1975; CLARKE 1994; CARCHEDI 2011. 11 Vgl. etwa VIERHAUS 1978 und KOSELLECK 1982. 12 HABERMAS 1973, p. 67. Vgl. KLENK & NULLMEIER 2010, p. 286–287 und HÜLSMANN & CORDES 2013, p. 71.

Zwischen Stabilität und Kollaps

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Die Einführung der ‚Legitimationskrise‘ durch HABERMAS ist insbesondere deshalb von zentraler Bedeutung, da sie es erlaubt, die Bedeutung sozialer und kultureller Faktoren in rein ökonomische Krisentheorie zu integrieren. Die Rolle der herrschaftsausübenden Elite kann dadurch wesentlich differenzierter betrachtet werden. Die Krise ist eine Situation, in der der Legitimationsdruck auf diese Elite so groß wird, dass er durch konventionelle Verfahren nicht mehr kompensiert werden kann.13 In den Forschungen zur späten römischen Republik sind die von HABERMAS getrennten Krisentypen, ihre Wirkungsebenen und Zusammenhänge allerdings nur sehr bedingt wahrgenommen worden.14 Dieser Umstand dürfte wohl nicht zuletzt einem weit verbreiteten, zeitbedingten Desinteresse geschuldet gewesen sein, denn im weiten Feld der Geschichtswissenschaften werden Krisen erst seit einigen Jahren wieder verstärkt diskutiert. Man versucht dabei besonders, sich von zyklischen oder evolutionär-teleologischen Konzepten abzugrenzen und die gesellschaftliche Rückbindung von Krisen gegenüber ihrer vermeintlichen Unausweichlichkeit stärker zu betonen. Der Trend geht außerdem ganz klar weg von „der“ großen Krise hin zu Abfolgen von einzelnen krisenhaften Zeiträumen oder Ereignissen.15 Die Gefahr dabei besteht allerdings naturgemäß in der Atomisierung des Faktenwissens, die eine synoptische Sicht und damit wiederum auch den klaren Befund einer Krise verhindert – denn die Krise muss ja immer auch abgrenzbar bleiben von einer wie auch immer gearteten Normalität. Wie steht es nun aber mit der Nachweisbarkeit von Krisen in den archäologischen Wissenschaften? Krisen können mit archäologischer Methodik ja nur vor dem Spektrum der materiellen Kultur definiert und erkannt werden, und dies setzt voraus, dass es möglich ist, einen qualitativen Unterschied zwischen „Krise“ und „Stabilität“ anhand objektiver Kriterien aus materiellen Überresten zu erkennen. Die Klassische Archäologie, insbesondere im deutschen Sprachraum, hat sich allerdings bislang einigermaßen standhaft einer expliziten Diskussion solcher Fragestellungen verschlossen. Hier wird zumeist immer noch von einem Primat der

13 HABERMAS 1973, p. 100–105. 123–130. 14 Mit erkennbarer Verwunderung stellte Golo MANN in seiner Rezension von Christian MEIERS Buch „Caesar“ für den „Spiegel“ fest, dass es eine „Legitimitätskrise“ (sic!) in der späten römischen Republik offenbar nicht gegeben habe (MANN 1982, p. 223). Dieser Befund stützt sich insbesondere auf MEIERS Darstellung eines maximal integrierten soziopolitischen Systems, in dem es keinen Bruch zwischen Form der Verfassung und Selbstwahrnehmung der Akteure gegeben habe, die bedingungslos an dieses System glaubten: MEIER 1982, p. 45–52 sowie MEIER 1997, p. XIV–LVII; 162–205. Auch jüngste Publikationen wie etwa GOLDEN 2013 heben noch vorrangig auf diese institutionellen Aspekte der spätrepublikanischen Krisenzeit ab. Die hier von mir im Weiteren für das spätere 2. Jahrhundert v. Chr. vorgeschlagene „Legitimationskrise“ betrifft aber gar nicht eine mögliche Diskrepanz zwischen Verfassung und politischer Realität der römischen Republik, sondern eine viel fundamentalere Entwicklung, die sich vor allem außerhalb Roms vollzog und die lokalen Machtfundamente der mittelitalischen Eliten erschütterte. 15 So etwa bei GRUNWALD & PFISTER 2007; SCHOLTEN 2007; ETTRICH & WAGNER 2010; HARDING 2011 oder MEYER, PATZEL-MATTERN & SCHENK 2013.

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Schriftquellen ausgegangen, wenn es darum geht, krisenhafte Zeiten herauszuschälen oder durch materielle Befunde sozusagen mit Leben zu füllen.16 Nicht zuletzt in Kunstwerke und öffentliche Bauprojekte wurde dabei gerne die Aussage der schriftlichen Überlieferung regelrecht hineinprojiziert. Im Gegensatz zu dieser weitgehenden Theorieabgewandtheit der Klassischen Archäologie wird die theoretische Diskussion um den Stellenwert und die archäologische Erkennbarkeit von Krisenzeiten in der Ur- und Frühgeschichte bereits seit den 1970er-Jahren mit deutlich größerer Offenheit und methodischer Breite geführt.17 Als einflussreich für die Rekonstruktion von Krise und Kollaps prähistorischer Gesellschaften hat sich ein Modell von Colin RENFREW erwiesen.18 Ausgehend von anthropologischen Prämissen erstellte RENFREW eine umfangreiche Liste signifikanter archäologischer Befunde. Dabei unterschied er zwei Hauptkategorien, nämlich Befunde für 1) den unmittelbaren Kollaps und 2) die Zeit, die auf den unmittelbaren Kollaps folgte.19 Bei der Interpretation beider Befundkategorien stellt sich naturgemäß immer die Kernfrage, welche Phase einer solchen krisenhaften Entwicklung in der archäologischen Evidenz fassbar wird und welche Kenntnisse nötig sind, um eine solche Entwicklung ex post anhand der archäologischen Evidenz adäquat beurteilen zu können. Ziel der folgenden Überlegungen soll es sein, zumindest einige mögliche Wege zur Beantwortung dieser Fragen aufzeigen zu können. Wie bereits einleitend festgestellt, gilt die späte römische Republik in der Geschichtsschreibung bereits seit der Antike als eines der prominentesten Beispiele für eine Zeit der massiven Krise, die zu Bürgerkrieg und politischer wie gesellschaftlicher Auflösung geführt hat. Vom ausgehenden 2. bis zum Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. war nicht nur die römische, sondern vielmehr die ganze mittelitalische Gesellschaft in der Tat außergewöhnlich intensiven Prozessen sozialer und kultureller Diversifizierung sowie ökonomischen und politischen Wachstums ausgesetzt. Noch vor dem Zweiten Punischen Krieg wurde mittels des Bundesgenossensystems die faktische Hegemonie Roms in Italien hergestellt. Die sukzessive Eroberung der iberischen Halbinsel und die rasante Überwindung mehrerer hellenistischer Königreiche weiteten diese Hegemonie dann ab dem Ende des 3. Jahr-

16 Als beispielhaft für derartige Tendenzen in der Archäologie kann die ‚Krise des 3. Jahrhunderts n. Chr.‘ angeführt werden. Siehe dazu die kritischen Überlegungen bei MILLET 1981; WITSCHEL 1999; WITSCHEL 2004; mehrere Beiträge in HEKSTER 2007; FISCHER 2012 sowie BORG 2013. 17 Siehe beispielhaft TRIGGER 1978; TAINTER 1988; KNAPP 1989; DRIESSEN & MACDONALD 1997; van der LEEUW & MCGLADE 1997; SHENNAN 2000; KNOPF 2002; THEUNE 2006; WHITTLE & CUMMINGS 2007; MIDDLETON 2010; KNOPF 2011; GUILLOMET-MALMASSARI 2012; HOWIE 2012; KNEISEL & KIRLEIS 2012; WALLACE 2012; DOPPLER, PICHLER, RÖDER & SCHIBLERTL 2013; RÖDER 2013; MELLER , BERTEMES, BORK & RISCH 2013 sowie mehrere Beiträge in VAN DER WILT & MARTÍNEZ JÍMENEZ 2013. 18 Siehe RENFREW 1978 sowie RENFREW 1979. Kritisch zum Konzept der ‚Katastrophentheorie‘ äußerten sich unter verschiedenen Aspekten unter anderem BOUTOT 1993; GERDING & INGEMARK 1997; PLUCIENNIK 1999, p. 662–663. 19 RENFREW 1979, p. 481–489.

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hunderts v. Chr. innerhalb von wenigen Generationen auf den gesamten Mittelmeerraum aus. Die neu gewonnenen Gebiete lieferten nicht nur die vielbeachtete Kriegsbeute, sondern sie stellten auch eine Fülle höchst wertvoller Ressourcen wie Gold, Silber, Eisen, Holz, Getreide und Sklaven zur dauerhaften und nachhaltigen Ausbeutung bereit.20 Dieser Befund einer ständig wachsenden Prosperität und materiellen Begüterung im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. wird durch die archäologischen Forschungen zur Entwicklung der mittel- und süditalischen Regionen im Wesentlichen gestützt.21 Trotz einiger erkennbarer Zäsuren und Einschnitte hat es in Italien in dieser Zeit offenbar eine ungebrochene Entwicklung zu wachsendem und verbreitetem Wohlstand gegeben.22 Nun geht aber aus den literarischen Quellen auch eindeutig hervor, dass von 133 v. Chr. bis zu Sullas Diktatur und danach wieder ab den Fünfziger Jahren bis zum Sieg des Octavian über Marc Anton und Kleopatra in Rom und Italien eine mehr oder minder bruchlose Zeit innerer Konflikte herrschte. In diesem Zeitraum muss ein großer Prozentsatz der Bevölkerung über mehrere Generationen hinweg massiv von innerer Gewalt direkt betroffen oder zumindest davon tangiert worden sein.23 In der historischen und archäologischen Forschung gibt es Tendenzen, jeweils einen Teil dieser Evidenz gegenüber dem anderen zu bevorzugen, also z. B. entweder ganz besonders „krisenaffine“ Erzählungen vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse zu entwickeln oder aber sich auf die vorrangig positiven Aspekte einer „spätrepublikanischen kulturellen Revolution“ zu konzentrieren.24 Keines der beiden Erklärungsmodelle berücksichtigt allerdings die Möglichkeit, dass in den beiden verschiedenen Quellengattungen unterschiedliche Informationen über einund dieselben gesellschaftlichen, kulturellen, politischen und ökonomischen Prozesse eingelagert sein könnten. Meines Erachtens lässt sich dieses Dilemma jedoch problemlos überwinden, und zwar durch eine stärkere Konzentration auf die zumeist den Eliten entstammenden Akteure, die innerhalb des Gesamtszenarios als treibende Kräfte identifiziert werden können.

20 Zu den hier stark verkürzt wiedergegebenen Vorgängen siehe nur HOPKINS 1978, p. 1–98; HARRIS 1985; GABBA 1990; CRAWFORD 1992, p. 43–106; CHRIST 1993, p. 17–116; BRINGMANN 2002, p. 101–154; BLEICKEN 2004, p. 40–60; ROSENSTEIN 2012 sowie mehrere Beiträge in HOYOS 2013. 21 Siehe besonders LOMAS & CORNELL 1998; LO CASCIO & STORCHI MARINO 2001; BRADLEY 2007; WALLACE-HADRILL 2008, p. 72–210; ROSELAAR 2010, p. 146–220; LAUNARO 2011. 22 Dazu siehe jüngst die ausgezeichnete Analyse bei KAY 2014. 23 Eine Vorstellung von Dauer und Ausmaßen dieser Gewalterfahrung geben unter anderem BRUNT 1971, p. 134–135; 278–293; CRAWFORD 1992, p. 107–186; SANTANGELO 2007, p. 19– 106 sowie FLOWER 2010, p. 80–114. Für die Zeit des Zweiten Triumvirats siehe außerdem die exzellente Analyse bei OSGOOD 2006. 24 Als Beispiele für ausgesprochen krisenaffine Narrative sind etwa SYME 1939; BRUNT 1988 oder CHRIST 1993 zu nennen. Die positiven Seiten der „cultural revolution“ stehen hingegen etwa bei WALLACE-HADRILL 2008 im Zentrum der Darstellung. Ein diskursbetonter Mittelweg findet sich zuletzt bei HÖLKESKAMP 2009 und HÖLKESKAMP 2010.

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Diese mittelitalischen Eliten definierten sich im 2. und frühen 1. Jahrhundert v. Chr. im Wesentlichen über die folgenden Faktoren:25 Erstens verfügten sie über eine lokale Basis für ihren materiellen Wohlstand, der sich, soweit uns das bekannt ist, zunächst über den Besitz von Land und Vieh, danach über damit verbundene und erst drittrangig über andere, weiträumigere Handelsgeschäfte herleitete. Zweitens hatten die Eliten eine lokale Basis für ihr Prestige und ihre gesellschaftliche Akzeptanz. Kooperation zwischen solchen lokal verankerten Akteuren führte zu einer beachtlichen Kleinteiligkeit der politischen Strukturen, die auf höherer Ebene untereinander sowie mit Rom über verschiedenartige Beziehungen, etwa in Form von Freundschaftsverhältnissen und Klientelwesen verbunden sein konnten. Drittens waren durch Abhängigkeitsverhältnisse andere soziale Gruppen der lokalen Basis nahe an die Mitglieder der jeweiligen Elite gebunden. Das Übernehmen von öffentlichen und religiösen Ämtern sowie von euergetischen Aufgaben für die Allgemeinheit (Bautätigkeit, Spiele, Stiftungen von Nahrungsmitteln) trug dazu bei, diese Bindungen zu stärken und immer wieder, auch generationenübergreifend, zu bestätigen. Viertens legten die mittelitalischen Eliten der mittleren und späten Republik ein elaboriertes Konsumverhalten an den Tag, bei dem zwischen „öffentlich“ und „privat“ nur schwer und unscharf zu trennen ist, da es sich oft um die ostentative Zurschaustellung vor größeren Gruppen handelte. Dadurch entstand eine ganz spezifische Form der materiellen Elitenkultur, die im 1. Jahrhundert v. Chr. wiederum zum Vorbild für weitere Gesellschaftskreise wurde, etwa in der Benutzung und Verbreitung von Tafelgeschirr und Tonlampen. Fünftens, und mit dem Konsumverhalten unmittelbar zusammenhängend, verfügten die mittelitalischen Eliten über besondere Repräsentationsformen, die in erster Linie gruppenspezifisch ausgerichtet waren und sich besonders auf die folgenden Bereiche und Medien bezogen: 1) Statuen und öffentliche Monumente in Heiligtümern oder auf Versammlungsplätzen beziehungsweise in politisch relevanten Bereichen; 2) Inschriften auf Bauten, die kollektives und an die lokalen Institutionen rückgebundenes Handeln demonstrativ zur Schau stellten; und 3) Grabbauten an privilegierten Orten sowie teilweise auch gruppenspezifische Bestattungsformen, wie es etwa die berühmten Schilderung der Leichenfeiern der römische Nobilität durch Polybius verdeutlicht.26 Fragt man nun danach, welche dieser Punkte im Laufe des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr. Zeichen von krisenhaften Veränderungen aufweisen, dann entsteht ein interessanterweise doch sehr differenziertes Bild, das vor allem eine bemerkenswerte regionale Diversität aufzeigt: Diese Diversität muss meines Erachtens sehr ernst genommen werden. Sie führt uns vor Augen, dass die Handlungsoptionen für die im Vorangegangenen bislang immer sehr pauschal als „die Eliten“ bezeichneten 25 Zur folgenden Definition der mittelitalischen Eliten der ausgehenden Republik siehe im Wesentlichen: CÉBEILLAC-GERVASONI 1983; VON HESBERG & ZANKER 1987; DYSON 1992, p. 56– 88; WALLACE-HADRILL 1994, p. 17–37. 118–174; CÉBEILLAC-GERVASONI 1996; LOMAS & CORNELL 2002; CÉBEILLAC-GERVASONI & LAMOINE 2003; PATTERSON 2006, p. 184–264 und WALLACE-HADRILL 2008, p. 73–143; 356–454. 26 Pol., VI, 53, 1–54, 3.

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Gruppen zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Regionen Mittelitaliens durchaus sehr unterschiedlich sein konnten. Das Spektrum reicht dabei im Meteorologenjargon von „sonnig und heiter“ bis zu „kaum Aussicht auf Besserung“. Dieses Spannungsfeld soll im zweiten Teil dieses Beitrags anhand des Beispiels der öffentlichen Bautätigkeit näher beleuchtet werden. Öffentliche Bauprojekte wurden in den mittelitalischen Gemeinden mittel- bis spätrepublikanischer Zeit auf lokaler Ebene gefördert und von der kommunalen Elite häufig im Kollektiv getragen beziehungsweise für die Bevölkerung gestiftet und dürfen generell als integrierender ökonomischer, politischer und sozialer Faktor gelten.27 Nur eine politisch und gesellschaftlich in hohem Maße legitimierte Elite ist in der Lage, solche Projekte auf breiter Basis durchzuführen. Im Sinne der zu Beginn dieses Beitrags gegebenen krisentheoretischen Einleitung soll also angenommen werden, dass die öffentliche Bautätigkeit in den mittelitalischen Regionen des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr. als Indikator für die Vulnerabilität lokaler Eliten und damit für das Phänomen der Krise dienen kann. Naturgemäß benötigt man aber zumindest noch einen weiteren Indikator in einer solchen Untersuchung, nämlich eine ungefähre Charakterisierung des jeweiligen Zeitraums als politisch „stabil“ oder „instabil“. Dafür wurde auf eine Arbeit von Peter TURCHIN und Walter SCHEIDEL zurückgegriffen, in der für die einzelnen Jahrzehnte des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr. ein ‚Instabilitätsindex‘ entwickelt wurde.28 In Jahrzehnten mit vielen für Rom und Mittelitalien überlieferten inneren Konflikten ist die Instabilitätskurve hoch und umgekehrt. TURCHIN und SCHEIDEL korrelierten diesen Index, gestützt auf eine ähnliche Studie von Michael CRAWFORD,29 mit der Häufigkeit von Münzhorten und fanden eine bemerkenswerte Entsprechung: In Zeiten mit hoher Instabilität, also in Krisenzeiten, ist die Zahl der Münzhorte ebenfalls hoch. Die Erklärung hierfür ist einfach: Nicht nur tendieren Menschen dazu, ihr Geld in Krisenzeiten zu vergraben, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie es aufgrund tragischer Umstände nicht wieder ausgraben können, ist in solchen Zeiten natürlich um ein Vielfaches höher.30 Genau das Gegenteil würde man nun für die Häufigkeit von öffentlichen Bauprogrammen erwarten. Zeiten hoher Instabilität müssten sich in einem Rückgang solcher Projekte niederschlagen, wie es auch RENFREWs Liste archäologischer Kriterien für das Erkennen von Krisenzeiten suggeriert.31 Doch die Auswertung der Daten zeigt eine bemerkenswerte Abweichung von dieser Vermutung. Als Fallstudie für dieses Phänomen werden im Folgenden die monumentalen Heiligtümer und Tempelbauten in Latium, Campanien, Samnium und Rom eingehender untersucht.

27 Siehe dazu besonders JOUFFROY 1986, p. 15–61; 320–398; ZEVI 1996; LOMAS 1997; PARKINS 1997; LOMAS 1998; LAURENCE 2001; LOMAS 2002; WEIS 2005; PATTERSON 2006, p. 125–183; WALLACE-HADRILL 2008, p. 103–143; STEK 2013, p. 337–350. 28 TURCHIN & SCHEIDEL 2009. 29 CRAWFORD 1969. 30 Zu möglichen Beweggründen für das Verbergen von Münzhorten vgl. auch HOWGEGO 1995, p. 88–89 und HEISING 2008, p. 103–108; 211–223. 31 RENFREW 1979, p. 481–483.

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In Latium ist zu erkennen, dass die großen öffentlichen Bauprojekte in den ruhigen Jahrzehnten zwischen 175 und 140 v. Chr. ansteigen (siehe Abb. 1).32 In dieser Zeit entstehen die Heiligtümer von Fregellae, Gabii und Tusculum. In den Jahren zwischen 140 und 125 v. Chr. bleibt die Zahl der Neubauten und im Bau befindlichen Anlagen auf konstant hohem Niveau, ein Einbruch ist trotz steigender politischer Instabilität nicht zu verzeichnen. Noch auffälliger wird das Bild dann in den anschließenden Jahrzehnten bis zum Beginn des Bundesgenossenkrieges: Nun kommt es trotz periodisch hoher Instabilität zu einem signifikanten Anstieg der großen Bauprojekte. Darunter sind etwa das von den lokalen Familien der Anicii, Magulnii, Saufeii, Samiarii, Satricanii und Orcevii finanzierte monumentale Fortunaheiligtum von Praeneste, der von den örtlichen Censoren Lollius und Hirtius durchgeführte Neubau des sogenannten Avancorpo von Ferentino oder die von Betilienus Varus betriebene Monumentalisierung der Akropolis von Alatri. Dieser Anstieg wird erst durch den Einschnitt des Bundesgenossenkrieges und die folgenden Bürgerkriege gestoppt. Danach nehmen die großen öffentlichen Bauprojekte in Latium wieder ab, verschwinden allerdings nicht vollständig.33

Abb. 1: Monumentale Heiligtümer in Latium, 175–50 v. Chr. (Verfasser)

32 Grundlage der quantitativen Auswertung sind die folgenden Heiligtümer (Datierung jeweils nachgestellt): Fregellae (175–150 v. Chr.); Gabii (160–140 v. Chr.); Terracina I (150–125 v. Chr.); Ferentino (150–120 v. Chr.); Cori I, II (150–100 v. Chr.); Tusculum I (150–90 v. Chr.); Segni I, II (140–100 v. Chr.); Alatri (125–100 v. Chr.); Fabrateria Nova (125–100 v. Chr.); Praeneste (125–100 v. Chr.); Sezze (110–100 v. Chr.); Tibur, Herculesheiligtum (110– 70 v. Chr.); Nemi (100–75 v. Chr.); Terracina II (100–70 v. Chr.); Itri (100–70 v. Chr.); Tusculum II (100–50 v. Chr.); Lanuvium (70–60 v. Chr.); Tusculum III (50–25 v. Chr.). 33 Praeneste: FASOLO & GULLINI 1953; KÄHLER 1958; COARELLI 1978; LAUTER 1979, p. 390– 415; COARELLI 1987, p. 35–83; CECCARELLI & MARRONI 2011, p. 396–406 mit Lit.; D’ALESSIO 2011, p. 57–58; 76–80; Ferentino: D‘ALESSIO 2007; WALLACE-HADRILL 2008, p. 121– 123; Alatri: COARELLI 1982, p. 197. 201; GATTI 2006; WALLACE-HADRILL 2008, p. 117–120.

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Eine etwas andere Entwicklung ergibt sich für Campanien (Abb. 2).34 Hier ist, im Gegensatz zu Latium, für die Zeit von 175 bis 140 v. Chr. noch kein signifikantes Bauaufkommen zu verzeichnen. Genau in der ersten Phase innerer Instabilität, also in den Jahren zwischen 140 und 110 v. Chr., steigt dann aber die Zahl der monumentalen Bauprojekte an, die anhand der verfügbaren epigraphischen Evidenz wieder vorrangig mit den lokalen Eliten zu verbinden sind. In diese Zeit fallen das

Abb. 2: Monumentale Heiligtümer in Campanien, 175–50 v. Chr. (Verfasser)

große Heiligtum am Kap Circeo, die Monumentalisierung des Dianaheiligtums vom Monte Tifata, das Loreto-Heiligtum von Teano und die Terrassenheiligtümer von Cales und Pietravairano. Diese Bauaktivität bleibt ungebrochen bis zum Beginn des Bundesgenossenkrieges, dann fällt sie drastisch ab.35 Beinahe dasselbe Bild ist in Samnium zu verzeichnen (Abb. 3).36 Auch in dieser wesentlich schwächer urbanisierten Region Mittelitaliens beginnt die Bauaktivität an monumentalen Heiligtümern erst um die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. und somit parallel zu den inneren Unruhen in Rom und Mittel- bis Süditalien im Umfeld 34 Grundlage der quantitativen Auswertung sind die folgenden Heiligtümer (Datierung jeweils nachgestellt): Monte Tifata I (135–120 v. Chr.); Pozzuoli (120–90 v. Chr.); Teano, Loreto (120–90 v. Chr.); Cales (110–90 v. Chr.); Kap Circeo (S. Felice Circeo; 110–90 v. Chr.); Pietravairano (110–90 v. Chr.); Pompeji, Venusheiligtum (110–90 v. Chr.); Teano, Theater (100– 90 v. Chr.); Monte Tifata II (100–90 v. Chr.); Monte Tifata III (83–70 v. Chr.). 35 Kap Circeo (S. Felice Circeo): COARELLI 1982, p. 301. 303–305; D’ALESSIO 2011, p. 83 n. 120; Monte Tifata: CERCHIAI 1995, p. 156–159; POBJOY 1997; Teano: SIRANO, BALASCO, BESTE, D’AVINO & NEUDECKER. 2002; SIRANO & BESTE 2005–2006; Cales: D’ALESSIO 2011, p. 66 n. 45; Pietravairano: TAGLIAMONTE 2012. Umfassende weiterführende Literatur zu den campanischen Heiligtümern findet sich darüber hinaus bei CARAFA 2008. 36 Grundlage der quantitativen Auswertung sind die folgenden Heiligtümer (Datierung jeweils nachgestellt): Pietrabbondante I (um 150 v. Chr.); Campochiaro (140–110 v. Chr.); Quadri (140–110 v. Chr.); Peltuinum (140–110 v. Chr.); Schiavi d’Abruzzo (140–110 v. Chr.); Vastogirardi (125–100 v. Chr.); Pietrabbondante II (125–100 v. Chr.); San Giovanni in Galdo (110–90 v. Chr.); Sulmona (75–50 v. Chr.).

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der Gracchenkrise und der Sklavenkriege auf Sizilien. In einer ersten Phase werden die Heiligtümer von Schiavi d’Abruzzo, Campochiaro, Quadri, Pietrabbondante und Peltuinum monumentalisiert; einer zweiten Phase im letzten Viertel des 2. Jahrhunderts v. Chr. gehören hingegen die Heiligtümer von Vastogirardi, San Giovanni in Galdo und der mit Abstand größte Baukomplex, die zweite Ausbaustufe des Heiligtums von Pietrabbondante, an. Eine oskische Stifterinschrift aus dem kleineren Tempel von Schiavi d’Abruzzo nennt als ausführenden Magistraten den meddix

Abb. 3: Monumentale Heiligtümer in Samnium, 175–50 v. Chr. (Verfasser)

tuticus Numerius Decitius sowie einen Gaius Papius. In Pietrabbondante werden in den Bauinschriften gleich mehrere Mitglieder der Familie der Staii genannt, die den älteren Tempel A errichten ließen; am monumentalen, jüngeren Tempel B hingegen tritt die Familie der Statii in Erscheinung, die später nach Appians Bericht einen der militärischen Führer der Samniten im Bundesgenossenkrieg gestellt hat. Im Gegensatz zu Campanien endet diese monumentale Bautätigkeit in Samnium etwas früher, und zwar noch in der Dekade vor dem Bundesgenossenkrieg. Nach dem Bundesgenossenkrieg fällt nur das zwischen 75 und 50 v. Chr. errichtete Hercules Curinus-Heiligtum von Sulmona aus diesem Muster heraus.37 37 Generell zu samnitischen Heiligtümern in den Abruzzen siehe CAMPANELLI 2008 sowie STEK 2009. Schiavi d’Abruzzo: COARELLI & LA REGINA 1984, p. 269–271; LAPENNA, Schiavi d’Abruzzo ..., 1997; LAPENNA 2006; Campochiaro: CAPINI 2003; Quadri: LAPENNA, Quadri ..., 1997; Pietrabbondante: STRAZZULLA 1973; LA REGINA 1976, p. 223–229 Abb. 4–5; COARELLI & LA REGINA 1984, p. 239–241; WALLACE-HADRILL 2008, p. 137–143; CRAWFORD, Imagines 1 ..., 2011, p. 44–47; Peltuinum: MIGLIORATI 2008; Vastogirardi: MOREL 1976; COARELLI & LA REGINA 1984, p. 257–259; MOREL 1984; PAGANO, CECCARELLI & D’ANDREA 2005; San Giovanni in Galdo: PELGROM & STEK 2010; Sulmona: LA TORRE 1989. Zu den Inschriften von Schiavi d’Abruzzo siehe CRAWFORD, Imagines 2 ..., 2011, p. 1208–1209. Die epigraphische Evidenz aus Pietrabbondante wurde zuletzt umfassend zusammengestellt bei CRAWFORD, Imagines 2 ..., 2011, p. 1150–1199. Zum samnitischen Anführer Statius siehe App., Civ., IV, 25, 102.

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Vergleichen wir nun den Befund für monumentale öffentliche Bautätigkeit mit der entsprechenden Evidenz aus Rom selbst (Abb. 4). Hier zeigt sich ein Bild deutlich größerer Schwankungen: Die inneren Konflikte der Jahrzehnte zwischen 140 und 125 v. Chr. scheinen sich in der stadtrömischen Bautätigkeit widerzuspiegeln. Allerdings erfolgt eine prompte Gegenbewegung in Form eines massiven Aufschwungs im letzten Viertel des 2. Jahrhunderts v. Chr. Dies ist insofern bemerkenswert, als in dieselbe Zeit ja nicht nur die akute Bedrohung durch Kimbern und Teutonen, sondern auch der langwierige Jugurthinische Krieg fallen und vor allem um die Jahrhundertwende die innere Instabilität im Gefolge der gewalttätigen Zwi-

Abb. 4: Monumentale Bauprojekte in Rom, 175–50 v. Chr. (Verfasser)

schenfälle um den Volkstribunen Saturninus auch wieder deutlich zunimmt. Hier verhält sich die öffentliche Bauaktivität also wieder eindeutig antizyklisch zu dem aus den Schriftquellen bekannten politischen Trend einer Krisenzeit. Der markante Anstieg in den Jahren vom Beginn des Bundesgenossenkrieges bis zur Mitte der 70er-Jahre des 1. Jahrhunderts v. Chr. ist dagegen vor allem auf die intensive Bautätigkeit zur Zeit von Sullas Diktatur zurückzuführen und folglich ein Indikator für den hohen Investitionsbedarf in öffentliche Legitimation, der für Sulla und seine Gefolgsleute nach dem Bürgerkrieg entstanden war.38 38 Die stadtrömische Bautätigkeit dieses Zeitraums ist in kompilierter Form im Wesentlichen bei COARELLI 1977 und D’ALESSIO 2010 erschlossen. Für den Zeitraum ab 110 v. Chr. fanden folgende Bauten Eingang in die hier vorgelegte statistische Auswertung: Tempel der Magna Mater (110 v. Chr.), porticus Minucia vetus (107 v. Chr.), Tempel der Fortuna huiusce diei (101 v. Chr.), porticus Catuli (101 v. Chr.), Tempel für Honos und Virtus (101 v. Chr.), Trophäen des Marius (101 v. Chr.), navalia (um 100 v. Chr.), horrea Galbana und Grab des Galba (um 100 v. Chr.), Villa Publica (98 v. Chr.), Straßenpflasterung (94–93 v. Chr.), Trophäen des Sulla (91 v. Chr.), Tempel der Iuno Sospita (90 v. Chr.), Arbeiten an der Servianischen Mauer (87 v. Chr.), curia Hostilia (82–78 v. Chr.), basilica Aemilia (82–78 v. Chr.), Pflasterung des Forumsplatzes (82–78 v. Chr.), tribunal Aurelium (82–78 v. Chr.), Iuppiter Capitolinus-Tempel (82–78 v. Chr.), sog. tabularium (82–78 v. Chr.), Hercules Custos-Tempel (82–78 v. Chr.), Dioskurentempel in circo (82–78 v. Chr.), Herculestempel des Sulla (82–78 v. Chr.).

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In Summe ergibt sich aus diesen regionalen Auswertungen ein sehr differenziertes Gesamtbild (Abb. 5). So entwickelt sich die öffentliche Bautätigkeit in Rom zwar teilweise durchaus in einer Art und Weise, wie man es in Hinblick auf Zeiten hoher beziehungsweise niedriger innerer Stabilität vermuten würde, doch gerade rund um die Wende vom 2. zum 1. Jahrhundert v. Chr. ist eine auffällige Abkehr von diesem Trend festzustellen. In Campanien hingegen beginnt die von lokalen Eliten getragene öffentliche Bautätigkeit exakt in der Zeit wachsender politischer Instabilität nach 140 v. Chr. und endet beinahe abrupt mit Bundesgenossen- und Bürgerkrieg.

Abb. 5: Monumentale Bauprojekte in Rom, Latium, Campanien, Samnium, 175–50 v. Chr. (Verfasser)

In Samnium setzt diese Entwicklung, wiederum getragen von der lokalen Elite, schon eine Dekade früher ein und endet nicht mit, sondern vor dem Bundesgenossenkrieg. In Latium schließlich verläuft die sukzessive Zunahme der öffentlichen Bautätigkeit der politischen Instabilität bis zum Bundesgenossenkrieg diametral entgegengesetzt, und auch nach dem Bundesgenossenkrieg ist der Abfall in der Intensität der Bauaktivität bei weitem nicht so dramatisch wie in den anderen betrachteten Regionen. Diese regionale Varianz verlangt nach einer Interpretation. Was bedeuten die voneinander abweichenden Verteilungskurven der großen Bauprojekte in den einzelnen mittelitalischen Regionen vor dem Hintergrund jenes Zeitraums, der gemeinhin als der Beginn der „Krise“ der römischen Republik bezeichnet wird? Der Schlüssel liegt meines Erachtens in zwei Bereichen: Zum Ersten in der stadtrömischen Bauaktivität um 100 v. Chr., und zum Zweiten in dem signifikanten Unterschied zwischen Samnium und Latium. Betrachtet man erstens die großen Bauprojekte in Rom zwischen 110 und 90 v. Chr., so stößt man, wie nicht anders zu erwarten, auf prominente Bauherren: Quintus Caecilius Metellus Numidicus (cos 109 v. Chr.), Marcus Antonius (cos 99 v. Chr.), Quintus Lutatius Catulus (cos 102 v. Chr.), Servius Sulpicius Galba (cos 108 v. Chr.) und Lucius Iulius Caesar (cos 90 v. Chr.). Gaius Marius als

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berühmter Homo Novus sticht zudem ins Auge. Metellus war Prätor in Sizilien gewesen und errichtete den Neubau des Magna Mater-Tempels auf dem Palatin noch vor seinem Triumph über Iugurtha; Lutatius Catulus ließ nach seinem Sieg über die Kimbern aus Kriegsbeute einen Tempel und eine Portikus errichten; mit Marcus Minucius Rufus, dem Bauherrn der porticus Minucia vetus, und Lucius Iulius Caesar, der den Tempel der Iuno Sospita erbauen ließ, fassen wir des Weiteren zwei ehemalige Statthalter von Makedonien. Und schließlich sind in dieser Gruppe auch drei ehemalige Statthalter spanischer Provinzen vertreten: Titus Didius (cos 98 v. Chr.), Servius Sulpicius Galba und Gaius Marius. Marius stiftete seinen Tempel der Honos und Virtus aus Kriegsbeute des Kimbern-Feldzugs, Didius hingegen hatte in Spanien erfolgreich Krieg geführt, bevor er auf dem Marsfeld die Villa Publica erneuern ließ. Der materielle Hintergrund der Bauherren leitete sich also zu einem guten Teil von Statthalterschaften in Sizilien, Spanien oder Makedonien her – kein Zufall, handelt es sich dabei doch um die wirtschaftlichen Goldgruben der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr.39 Abgesehen von diesem vergleichsweise homogenen materiellen Hintergrund der Bauprojekte offenbaren sich auf den zweiten Blick aber auch aufschlussreiche Anknüpfungspunkte an die Tagespolitik: Sowohl Metellus Numidicus als auch Marcus Antonius, Lutatius Catulus, Sulpicius Galba und Lucius Caesar waren entweder Gegner des Marius oder des radikalen Volkstribunen Saturninus, oder beides. Daraus lässt sich bei allem Individualismus doch eine bestimmte politische Gesinnung hinter ihren Bauten vermuten. Die Tatsache, dass die Zahl der öffentlichen Bauprojekte in Rom gerade in einer Zeit hoher politischer Instabilität auffällig zunahm, ist also, so kann vermutet werden, der ostentativ geäußerten Dominanz einer bestimmten reaktionären Gruppe innerhalb der Senatselite zuzuschreiben. Nur der Homo Novus Marius fällt aus diesem Muster heraus.40 Kommen wir nun zweitens zu der markanten Differenz in der Entwicklung der öffentlichen Bautätigkeit zwischen Latium und Samnium. Beim Verständnis dieses Befundes hilft das Schicksal der 125 v. Chr. von Rom zerstörten latinischen Kolonie Fregellae, das durch die Grabungen von Filippo COARELLI in seinen faszinierenden Facetten bekannt geworden ist. Im zweiten Viertel des 2. Jahrhunderts v. Chr. kam es hier im Stadtzentrum zu tiefgreifenden Baumaßnahmen: In mehreren reich ausgestatteten Wohnhäusern der ersten Jahrhunderthälfte wurden Kanäle und Wasserbecken installiert, die mit der Verarbeitung von Wolle für die Textilproduktion in Zusammenhang gebracht worden sind. Die archäologische Datierung dieser Umbauten findet eine Parallele in der historischen Überlieferung. Livius erwähnt für das Jahr 177 v. Chr. zwei Gesandtschaften der Bundesgenossen vor dem römischen Senat: Einerseits eine Abordnung der latinischen Kolonien, die sich über 39 Grundlegend zum Vermögen der genannten Bauherren siehe SHATZMAN 1975, p. 262–287. Die Praxis der manubialen Bautätigkeit mittel- und spätrepublikanischer Zeit wird umfassend dargestellt bei PIETILÄ-CASTRÉN 1987; ABERSON 1994 und ORLIN 1997. 40 Zu möglichen politischen Konnotationen in der stadtrömischen Bautätigkeit des ausgehenden 2. und frühen 1. Jahrhunderts v. Chr. siehe auch GROS 1976, p. 388–409; GRUEN 1992, p. 125– 150; 187; ZEVI 1996, p. 240–252; CLARK 2007, p. 117–220; FLOWER 2010, p. 132; 168–171; LA ROCCA 2011; HÖLKESKAMP 2012; LA ROCCA 2012 sowie STEIN-HÖLKESKAMP 2013.

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massive Abwanderung ihrer Bürger nach Rom beschweren; andererseits eine Gesandtschaft der Samniten und Paeligner, die von 4.000 Familien berichten, die in den letzten Jahren nach Fregellae gezogen seien. Das bedeutet, dass bei konservativer Schätzung zwischen 12.000 und 16.000 Menschen ihre Heimatgebiete verlassen hatten, um in Fregellae ihr Glück zu suchen.41 Diese Episode ist symptomatisch für eine zunehmende Binnenmigration im mittelrepublikanischen Italien: Erstens gab es Abwanderung aus dem kaum urbanisierten samnitischen und paelignischen Apenninenhochland in die wirtschaftlich prosperierenden Zonen von Latium und Campanien; zweitens wanderten auch aus diesen Zonen in verstärktem Maße Menschen nach Rom ab.42 Wie Ausweisungen von Latinern aus Rom bis in das 1. Jahrhundert v. Chr. zeigen, beschränkte sich dieses Phänomen bei weitem nicht auf die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr.,43 und der Trend hörte auch nach dem Ende der Republik nicht auf: In seiner Naturalis Historia listet Plinius der Ältere ganze 26 italische Städte auf, die bis in seine Zeit verlassen worden und so von der Landkarte verschwunden seien.44 Die gemeinhin bloß als Ausdruck lokalen Wohlstandes verstandene Errichtung monumentaler Heiligtümer gewinnt vor diesem Hintergrund eine neue historische Dimension. Die massiven Bevölkerungsverschiebungen und die damit verbundenen Prozesse von Urbanisierung und Abwanderung lassen das Mittelitalien des 2. Jahrhunderts v. Chr. weniger als eine Landschaft mit gleichverteilter und generell steigender Prosperität, sondern vielmehr als eine von ökonomischer Ungleichheit geprägte Arena für soziale und politische Konflikte erscheinen. Eine Deutung der Bauprojekte und ihrer ganz unterschiedlichen Entwicklung in den untersuchten Regionen muss also zwei scheinbar gegenläufige Phänomene miteinander vereinen, nämlich die enormen Aufwendungen der lokalen Eliten auf der einen und das Auseinanderbrechen herkömmlicher sozialer Strukturen und Siedlungsverbände auf der anderen Seite. In diesem Punkt erweisen sich die eingangs vorgestellten Krisen- und Kollapstheorien von HABERMAS und RENFREW als nützliche Interprationsinstrumente. Laut HABERMAS tritt eine Legitimationskrise dann ein, wenn „die Expansion der Staatstätigkeit die Nebenfolge einer überproportionalen Steigerung des Legitimationsbedarfes [der politischen Eliten]“45 mit sich bringt, eine Beschreibung, die auch für die Auswirkungen der massiven sozioökonomischen Umwälzungen im Mittelitalien des 2. Jahrhunderts v. Chr. Gültigkeit beanspruchen kann. Krisenhaft wird der Zustand, da Legitimation von den betroffenen Eliten nicht endlos beschafft werden kann. Dies überfordert an einem bestimmten Punkt aufgrund von als Schranken 41 Liv., XLI, 8, 6–7. Zu den archäologischen Befunden dieser Umnutzungsphase siehe COARELLI 1998, p. 62–67 und BATTAGLINI & DIOSONO 2010, p. 224. 42 Siehe BROADHEAD 2002, p. 122–183; BROADHEAD 2003; PINA POLO 2006, p. 192–196; COŞKUN 2009, p. 111–192; HIN 2013, p. 210–257 sowie DE LIGT 2012, p. 182–190; 228–234. 261–271. 43 Vgl. COŞKUN 2009, p. 149–155. 44 Plin., nat., III, 5, 52; 59; 61; 68–70; 72; X, 95; XI, 97–98; 101; XII, 108; XIII, 110; XIV, 114; XV, 116; XVI, 120; XVII, 125. Vgl. BROADHEAD 2002, p. 43. 45 HABERMAS 1973, p. 100.

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fungierenden „unnachgiebigen normativen Strukturen“46 das ökonomisch-politische System. Dieser für das Zeitalter des Spätkapitalismus postulierte soziale Mechanismus entspricht der auf prähistorische Gesellschaften gemünzten Annahme RENFREWS, dass die herrschende Elite zur Abwendung von drohendem Kontrollverlust und Systemkollaps verstärkt in ihre charismatische Autorität investieren müsse, was sich etwa in der Errichtung von sakralen oder administrativen Gebäuden oder gesteigerter öffentlicher Repräsentation äußere.47 Wie bereits festgestellt, war die wichtigste Machtgrundlage der mittelitalischen Eliten des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr. ihre jeweilige lokale ökonomische und politische Basis, die aufs Engste an die vor Ort lebende Bevölkerung geknüpft war. Die sich im Laufe des 2. Jahrhunderts v. Chr. immer schärfer konturierende Herausbildung interner ökonomischer Peripherien innerhalb Mittel- und Süditaliens muss also unter den dortigen lokalen Eliten einen steigenden Legitimationsbedarf freigesetzt haben, da sie deren Machtbasis potenziell gefährdete. Das Hochland von Samnium war davon früher betroffen als die deutlich stärker urbanisierten Zonen in Latium und Campanien. Das Zeugnis des Livius über den Massenexodus nach Fregellae und die gesteigerte Bautätigkeit in den samnitischen Heiligtümern um die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. sind zwei Seiten derselben Medaille. Die sogenannte Krise der späten Republik ist folglich nicht nur chronologisch über einen wesentlich längeren Zeitraum hinweg zu verorten, sondern sie wies für die lokalen Eliten auch eine Reihe regional unterschiedlicher, positiver wie negativer Facetten auf. Einerseits lässt sich eine zunehmende kulturelle Integration der mittelitalischen Eliten bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. fassen. Diese war verbunden mit teilweise dramatisch wachsendem Wohlstand und mit zunehmender Urbanisierung. In der materiellen Elitenkultur von Latium, Campanien, Umbrien und teilweise Etrurien ist im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. eine weitgehende Stabilität und wachsende Homogenisierung zu konstatieren. Diese stehen auch im Zusammenhang mit einer regen Wirtschaftstätigkeit mittel- und norditalischer Eliten im östlichen Mittelmeerraum, im Alpenraum sowie in Spanien und in Südfrankreich. Andererseits kam es bereits vor dem Bundesgenossenkrieg zu einer Erosion und Veränderung der Elitenkultur in Teilen von Samnium, Picenum und Unteritalien, die vor allem auf die Herausbildung innerer Peripherien durch Binnenmigration zurückzuführen sind. Von der politischen Gewalt und gewaltsamen Umverteilung von Eigentum, die in Rom seit dem ausgehenden 2. Jahrhundert v. Chr. in mehreren Wellen vonstatten gingen, waren auch die mittelitalischen Eliten betroffen, letztlich auch und vor allem durch den Bundesgenossenkrieg. Die in der Forschung im Allgemeinen einzig und allein als Zeichen wachsenden Wohlstands gedeuteten großen Bauprojekte des ausgehenden 2. und frühen 1. Jahrhunderts v. Chr. sind meines Erachtens angesichts dieser Entwicklungen in deutlich

46 HABERMAS 1973, p. 130. 47 RENFREW 1979, p. 490–498. Mögliche weitere Ursachen für vergleichbare Maßnahmen im Spätmittelalter und in der Frührenaissance werden diskutiert bei LOPEZ 1969.

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differenzierterer Weise zu deuten. In Latium und Campanien verläuft der markanteste Aufschwung ganz offensichtlich parallel zu den gewaltsamen Prozessen ab der Gracchenzeit und kann somit sowohl als Symptom stärkerer Urbanisierung als auch steigender politischer Unsicherheit verstanden werden. Politische und soziale Stabilisierung – wenngleich aus anderen Gründen – waren mit Sicherheit auch das Ziel der gleichzeitigen Bautätigkeit in Rom selbst, die vor allem von Angehörigen der Nobilität vorangetrieben wurde. In Samnium, Picenum und Unteritalien hingegen ist die noch vor der Gracchenzeit beobachtbare Zunahme der monumentalen Bauprojekte im Sinne von HABERMAS und RENFREW in erster Linie als Zeugnis für die letzten Endes erfolglosen Bestrebungen der dortigen Eliten zu verstehen, angesichts konstanter demographischer Verschiebungen ihre Legitimation und charismatische Autorität zu erhöhen beziehungsweise zu stabilisieren. Abschließend lässt sich feststellen, dass der Zustand des chaotischen Kollapses in dieser Phase unmittelbar vor dem Bundesgenossenkrieg in allen untersuchten Gebieten eindeutig noch nicht erreicht wurde. Stattdessen versuchten lokale Eliten in verschiedenen Regionen Mittelitaliens zu unterschiedlichen Zeiten, durch zum Teil enorme Investitionen in soziales Kapital eine Krisenstabilisierung herbeizuführen. Vor dem Hintergrund moderner Krisentheorien lässt sich der scheinbare Widerspruch zwischen steigendem Wohlstand und politischer Krise, der in Geschichtsschreibung und Archäologie zur Ausbildung paralleler Narrative geführt hat, somit widerspruchslos auflösen. Unverkennbar ist aber die Tatsache, dass der darin sichtbare Erosionsprozess bereits auf die Bürgerkriege und auf die nachsullanische Zeit hindeutet. BIBLIOGRAPHIE ABERSON 1994 = A. ABERSON, Temples votifs et butin de guerre dans la Rome républicaine (Bibliotheca Helvetica Romana, 26), Roma, 1994. BADER 1975 = V.-M. BADER, Krise und Kapitalismus bei Marx, 2 Bde., Frankfurt a. M., 1975. BATTAGLINI & DIOSONO 2010 = G. BATTAGLINI & F. DIOSONO, Le domus di Fregellae. Case aristocratiche di ambito coloniale, in M. BENTZ & C. REUSSER (edd.), Etruskisch-italische und römisch-republikanische Häuser (Studien zur antiken Stadt, 9), Wiesbaden, 2010, p. 217–231. BERNETT 2008 = M. BERNETT, Krisenbewußtsein der späten römischen Republik, in M. BERNETT, W. NIPPEL & A. WINTERLING (edd.), Christian Meier zur Diskussion. Autorenkolloquium am Zentrum für Interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld, Stuttgart, 2008, p. 161–179. BLANKE, JÜRGENS & KASTENDIEK 1975 = B. BLANKE, U. JÜRGENS & H. KASTENDIEK, Kritik der Politischen Wissenschaft. Analysen von Politik und Ökonomie in der bürgerlichen Gesellschaft, Frankfurt a. M., 1975. BLEICKEN 2004 = J. BLEICKEN, Geschichte der römischen Republik, München, 2004. BORG 2012 = B. BORG, Crisis and Ambition. Tombs and Burial Customs in Third-Century CE Rome, Oxford – New York, 2013. BOUTOT 1993 = A. BOUTOT, Catastrophe Theory and its Critics, in Synthese, 96, 1993, p. 167–200. BRADLEY 2007 = G. BRADLEY (ed.), Ancient Italy. Regions without Boundaries, Exeter, 2007. BRINGMANN 2002 = K. BRINGMANN, Geschichte der römischen Republik. Von den Anfängen bis Augustus, München, 2002. BROADHEAD 2002 = W. BROADHEAD, Internal Migration and the Transformation of Republican Italy, Ph.D., University College London, 2002.

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VIOLENCE, OBSTRUCTION AUGURALE ET CRISE DE LA RÉPUBLIQUE ROMAINE1 Yann Berthelet (Paris) « The alternative to observance of the religious safeguards is not divine punishment but political violence »2.

La crise de la fin de la République fut d’abord une crise de son aristocratie sénatoriale, élite sociale et politique qui « revendiquait l’excellence dans l’exercice des vertus et du dévouement civiques »3 : « Sans doute peut-on parler de crise lorsqu’une société est incapable de se reproduire en conservant ses modes de fonctionnement, en particulier politiques, et en se conformant à ses représentations. Sans doute aussi, toutes les crises n’impliquent-elles pas également toutes les parties du corps social. [...] La crise de la fin de la République romaine [...] n’affecta guère que l’aristocratie au pouvoir. Mais elle l’affecta profondément »4 .

1

2 3

4

Pour un traitement plus approfondi de ce dossier, voir BERTHELET 2015, p. 259–279, soussection du chapitre 2.2.2. intitulée « Ius obnuntiandi des augures et ius obnuntiandi des magistrats : du contrôle consensuel du “pouvoir” par l’“autorité” à l’obstruction conflictuelle du “pouvoir” par le “pouvoir” ». Sauf indication contraire, les traductions sont empruntées à la Collection des Universités de France-Association Guillaume Budé, des éditions Les Belles Lettres (abrégée CUF). LIEBESCHUETZ 1979, p. 30. DAVID 2007, p. 229–230. Bien que le terme aristocrateia fût grec et non pas latin et désignât dans l’Antiquité un régime politique plutôt qu’une catégorie sociale, le concept d’« aristocratie » paraît le plus pertinent pour désigner l’élite romaine, en particulier après la formation de l’aristocratie patricio-plébéienne : il a l’intérêt de ne pas limiter la réflexion à la simple constatation d’une supériorité comme le font les notions de « notables » ou d’« élite », mais de souligner l’excellence que cette élite revendiquait (DAVID 2007 et HÖLKESKAMP, Reconstruire ..., 2008, p. 73–75). L’expression « aristocratie sénatoriale » est plus large que l’expression « noblesse sénatoriale » (nobilitas), qui désignait, depuis les réformes Licinio-Sextiennes de 367 av. J.-C., un sous-groupe du Sénat composé des seules familles patriciennes et consulaires (BADEL 2005, p. 18–24). DAVID 2009, p. 86. Cette définition gagne à être confrontée à celle donnée par LAMOINE, BERRENDONNER & CÉBEILLAC-GERVASONI 2012, p. 14–15, qui voient dans le concept de « crise historique » une « rencontre entre un système et un contexte qui ne permet plus à ce système de fonctionner, ce qui provoque l’accélération brutale d’évolutions historiques jusqu’alors sous-jacentes ». Une crise se caractériserait ainsi par « l’ampleur et la pluralité des changements structurels qu’elle imprime à une société », par « la conscience des contemporains de vivre des mutations majeures et généralement ressenties comme négatives », par « une durée limitée dans le temps » et par « le caractère ouvert et imprévisible de la “sortie de crise” ». Sur les problèmes posés par l’emploi du concept de « crise » par les historiens de la fin de la République romaine, voir BRUHNS 2003.

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Face à l’élargissement de la sphère politique à de nouveaux acteurs – élites italiennes, aristocratie équestre et milieux d’affaires, plèbe urbaine – et aux déséquilibres croissants qu’entraînait l’inégal accès aux gains de fortune, de clientèle et de prestige permis par les conquêtes, l’aristocratie sénatoriale au pouvoir se révéla incapable aussi bien de répondre aux aspirations du peuple et des alliés par des réformes structurelles que de maintenir les mécanismes traditionnels qui régulaient sa concurrence interne5. Selon C. MEIER, une telle incapacité s’expliquerait par l’absence d’alternative à la crise6 : la culture politique7 des Romains les aurait empêchés de concevoir leurs institutions traditionnelles comme un objet de débat et d’action politique. C’est pourquoi, alors même que le Sénat s’affaiblissait, les populares et les imperatores ne purent trouver dans la société aucun soutien suffisant pour faire de la potestas populi une réelle alternative à l’auctoritas senatus. Les populares eux-mêmes ne remirent d’ailleurs pas fondamentalement en cause la nature aristocratique du régime, même si l’obstruction de leurs pairs les contraignit à se montrer radicaux dans leur méthode et leur idéologie8. Cette radicalité suscitait à son tour l’obstruction des optimates et engendrait le cercle vicieux de la violence, comme l’illustre le cas de l’obstruction augurale ou obnuntiatio. Le ius obnuntiandi, détenu à la fois par les augures, les magistrats du peuple et les tribuns de la plèbe9, consistait à pouvoir empêcher l’action publique d’un magistrat du peuple ou de la plèbe, en particulier lorsqu’il présidait des comices ou un concile de la plèbe10, par l’annonce d’un signe oblatif défavorable réel ou présumé. Ce droit ne se fondait pas sur la spectio auspiciale des magistrats du peuple, mais sur la seruatio de caelo, qui relevait plus largement du domaine augural11. L’enjeu de cette étude est de souligner l’importance qu’il convient d’accorder, dans le cadre d’une réflexion sur la mobilisation des signes divins lors de la crise 5 6

DAVID 2000, en particulier p. 263–264 ; HÖLKESKAMP, Reconstruire ..., 2008, p. 92–95. MEIER 1980, p. 39–49 et 225–287 ; 1990, p. 55–60 ; 1997, p. 201–205. Une « crise historique » étant généralement caractérisée par « le caractère ouvert et imprévisible de la “sortie de crise” » (voir la définition déjà mentionnée de LAMOINE, BERRENDONNER & CÉBEILLAC-GERVASONI 2012), cette « Krise ohne Alternative » constituerait une spécificité de la crise de la fin de la République romaine. 7 Pour le concept de « culture politique », voir HÖLKESKAMP, Reconstruire ..., 2008, p. 55–72. Sur la nécessité de l’historiciser, voir PANI 1997, p. 144. 8 FERRARY 1997, p. 229. 9 LINDERSKI, Römischer Staat ..., 1995 définit l’obnuntiatio comme « die Meldung von ungünstigen Zeichen mit rechtsverbindlicher Kraft » (p. 444). Sur le ius obnuntiandi, outre cette étude, voir : VALETON, De iure obnuntiandi, 1 et 2, 1891; BOUCHÉ-LECLERCQ 1882, p. 251–260 ; MOMMSEN 1892, p. 121–131 ; 1893, p. 327–328 ; WISSOWA, Augures, 1896, col. 2335 ; Auspicium, 1896, col. 2584–2585 ; 1912, p. 531–533 ; BOTSFORD 1909, p. 111–118 ; WEINSTOCK, Obnuntiatio, 1937 ; BLEICKEN 1957, p. 468–475 ; BURCKHARDT 1988, p. 178–209 ; THOMMEN 1989, p. 241–248 ; DE LIBERO 1992, p. 56–68. 10 Pour la soumission des conciles de la plèbe au ius obnuntiandi, voir Cic., P. red. in sen., 11 ; Vatin., 15 et 17 ; Leg., 2, 31. Cf. MOMMSEN 1892, p. 124, 126 et 130 ; 1893, p. 327 ; WISSOWA, Auspicium, 1896, col. 2585 ; ROSS-TAYLOR 1966, p. 7 ; BONNEFOND-COUDRY 1989, p. 224 ; LINDERSKI 1986, p. 2197. 11 Pour plus de détails, voir BERTHELET 2015, sous-section du chapitre 1.2.2 intitulée « Le ius obnuntiandi des tribuns de la plèbe impliquait-il un ius auspicandi ? ».

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de la fin de la République romaine, à la différence entre le ius obnuntiandi des augures et celui des magistrats du peuple et de la plèbe12. Il s’avère, en effet, que le ius obnuntiandi des magistrats était plus limité et plus encadré que celui des augures. Les magistrats du peuple ou de la plèbe ne pouvaient ainsi faire obnuntiatio qu’avant le début d’une assemblée13 : « Or, peut-on prévoir ce qu’il y aura de défectueux dans les auspices, si l’on n’a pas décidé d’observer le ciel (nisi qui de caelo seruare constituit) ? C’est ce que les lois ne permettent pas de faire pendant la tenue des comices (quod neque licet comitiis per leges), et, si quelqu’un (sc. un magistrat) a observé le ciel, ce n’est pas pendant les comices, c’est avant les comices qu’il est tenu de l’annoncer (si qui seruauit non comitiis habitis, sed prius quam habeantur, debet nuntiare) »14.

Les augures, à l’inverse, pouvaient interrompre par obnuntiatio des comices ou des conciles qui avaient déjà commencé, en se contentant d’une simple parole d’auctoritas, « Alio die ! » : « Quoi de plus frappant que de voir une délibération commencée suspendue aussitôt si un seul augure prononce : “À une autre fois” (quid grauius quam rem susceptam dirimi, si unus augur ‘alio ’ dixerit ?) ? »15.

La différence tient sans doute au fait que le ius obnuntiandi des augures était un droit traditionnel fondé sur le seul mos maiorum16, tandis que la réglementation du ius obnuntiandi des magistrats du peuple et des tribuns de la plèbe17, sinon leur 12 On parle généralement de nuntiatio pour les augures et d’obnuntiatio pour les magistrats (BOUCHÉ-LECLERCQ 1882, p. 253–254, n. 3 ; MOMMSEN 1892, p. 126–127, n. 3 ; WISSOWA, Augures, 1896, col. 2335 ; 1912, p. 531, n. 8 ; LINDERSKI 1992, p. 126. Contra, MARBACH 1929, col. 1572 ; WEINSTOCK, Obnuntiatio, 1937, col. 1728). Cic., Phil., 2, 81, où il est question de nuntiatio pour les consuls, nous permet de douter de la pertinence de cette distinction terminologique. Voir aussi Cic., Phil., 2, 83, où Cicéron parle d’obnuntiatio pour Antoine, à la fois comme augure et comme consul ; Cic., Phil., 2, 99, avec l’emploi de nuntiare pour un tribun de la plèbe ; Donat., Ad Terent., Adelph., 4, 2, 8 (547), avec une occurrence d’obnuntiare pour les augures. 13 En ce sens, VALETON 1890, p. 448–449 ; De iure obnuntiandi, 1, 1891, p. 103–104 ; LINDERSKI, Römischer Staat ..., 1995, p. 455–456 ; 1986, p. 2197–2198. Contra, FEZZI 1995, p. 323 et n. 128. D’après App., Civ., 3, (1), 7, (25), le tribun de la plèbe Nonius Asprenas aurait cherché, il est vrai, à faire obnuntiatio contre P. Cornelius Dolabella alors que le vote des comices tributes avait déjà commencé. L’historicité de l’épisode est cependant douteuse (voir THOMMEN 1989, p. 248 ; FROMENTIN & BERTRAND 2014, p. 104, n. 229 du chapitre 29). 14 Cic., Phil., 2, 81. Trad. BOULANGER & WUILLEUMIER, CUF, 1963, modifiée. Cf. Cic., Att., 4, 3, 4, sur l’obnuntiatio de Milon en tant que tribun de la plèbe. 15 Cic., Leg., 2, 31. Trad. DE PLINVAL, CUF, 1959. Cf. Cic., Phil., 2, 82–83. 16 En ce sens, WEINSTOCK, Obnuntiatio, 1937, col. 1728 a sans doute raison de considérer que le ius obnuntiandi était originellement réservé aux augures. Cf. BOUCHÉ-LECLERCQ 1882, p. 258 ; SCHEID 1984, p. 267 ; 2001, p. 66. 17 Selon MOMMSEN 1892, p. 129, il est impossible de déterminer si les tribuns de la plèbe reçurent le ius obnuntiandi après 287 av. J.-C. (date de la lex Hortensia de plebiscitis) et leur intégration progressive, bien que partielle, aux institutions de la cité, ou bien plus tard par le biais des leges Aelia et Fufia. Selon ROSS-TAYLOR 1962, p. 22–23, les leges Aelia et Fufia aurait donné le droit d’obnuntiatio aux magistrats réguliers (contre les plébiscites tribuniciens seulement) et se seraient contenté de réaffirmer celui des tribuns.

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fondement même18, reposait sur des lois, en particulier les lois Aelia et Fufia19, qu’il convient probablement de dater du milieu du IIe siècle av. J.-C.20. Ces lois ne sont évoquées qu’à travers les attaques polémiques contre la lex Clodia de 58 av. J.-C., qui les abrogea – du moins partiellement – et que nous connaissons elle-même très mal : non seulement nous n’y avons accès que par le point de vue hostile de son adversaire Cicéron, mais nous ne savons même pas si elle fut appliquée ou escamotée. Les lois Aelia et Fufia semblent avoir été conçues par la majorité conservatrice du Sénat comme une arme anti-démagogique contre les prédécesseurs des Gracques21 : « ... un tribun de la plèbe (sc. Clodius) a porté une loi [...] enlevant toute valeur aux lois Aelia et Fufia (ut lex Aelia et Fufia ne ualeret), le plus sûr rempart que nos ancêtres ont dressé devant la république contre la frénésie des tribuns (certissima subsidia rei publicae contra tribunicios furores) »22.

18 L’affirmation d’Asconius (In Pis., § 9, p. 8 C.) selon laquelle la loi Aelia ne fit que « renforcer » (confirmare) l’obnuntiatio pourrait indiquer que le ius obnuntiandi avait déjà été conféré antérieurement aux magistrats du peuple et aux tribuns de la plèbe. Mais elle peut aussi bien signifier que l’octroi du ius obnuntiandi aux magistrats et aux tribuns par les lois Aelia et Fufia renforça une obnuntiatio jusque-là pratiquée par les seuls augures. 19 Sur les lois Aelia et Fufia (il s’agissait sans doute de plébiscites ayant force de loi : MOMMSEN 1892, p. 127, n. 2) et sur la lex Clodia, voir MCDONALD 1929 ; WEINSTOCK, Clodius ..., 1937 ; BALSDON 1957, p. 15–16 ; SUMNER 1963 ; ASTIN 1964 ; BLEICKEN 1957, p. 470–474 ; 1975, p. 453–458 ; ROSS-TAYLOR 1962, p. 22–27 ; 1977, p. 166–167, n. 22 ; WEINRIB 1970 ; GRUEN 1974, p. 255–257 ; GUILLAUMONT 1984, p. 73–77 ; MITCHELL 1986 ; BURCKHARDT 1988, p. 181–209 ; THOMMEN 1989, p. 242–244 ; DE LIBERO 1992, p. 64–68 ; MOATTI 1997, p. 34, n. 22 (p. 323) ; LINTOTT 1999, p. 141–142 et 146–147 ; TATUM 1999, p. 125–134 ; FERRARY 2012, p. 28–29 ; RÜPKE, Religion ..., 2012, p. 122–123 ; Divination ..., 2012, p. 492–493 ; SCHEID 2012, p. 221. Pour les références aux travaux antérieurs à MARBACH 1929 (en particulier LANGE 1887, p. 274–341 et VALETON, De iure obnuntiandi, 1 et 2, 1891), voir FEZZI 1995, p. 297–328. Selon LINTOTT 1999, p. 140–142 (cf. BURCKHARDT 1988, p. 194, n. 64), les leges Aelia et Fufia auraient été renforcées par la loi Caecilia Didia de 98 av. J.-C., qui rendit obligatoire l’intervalle d’un trinundinum entre la promulgation d’une rogatio et le vote d’une loi, et interdit les rogationes per saturam. Sur la lex Caecilia Didia, voir FERRARY 2012, p. 12–14. 20 Une lecture littérale de Cic., Pis., 10 (« Pendant près de cent ans [centum prope annos] nous avons conservé la loi Aelia et Fufia ... ») situerait le vote de ces lois une année antérieure à la seconde moitié du IIe siècle av. J.-C. ; mais l’indication est trop grossière pour empêcher une datation postérieure à la rogatio Licinia, dans les années 140 ou 130 (les Gracques constituant un terminus ante quem : cf. Cic., Vatin., 23, où Cicéron évoque « les lois Aelia et Fufia, qui ont survécu à la frénésie des Gracques », trad. Cousin, CUF, 1965) : RÜPKE, Divination ..., 2012, p. 492–493. Cf. BURCKHARDT 1988, p. 182, n. 16, pour le rappel des principales hypothèses de datation des Leges Aelia et Fufia. 21 Sur les prédécesseurs des Gracques, voir ROSS-TAYLOR 1962. 22 Cic., P. red. in sen., 11. Trad. WUILLEUMIER, CUF, 1962. Cf. Cic., Har. resp., 58 ; Att., 2, 9, 1 ; Sest., 33 ; Vat., 18 ; Prou., 46 ; Pis., 9 ; Ascon., In Pis., § 9, p. 8 C.

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Cet octroi du ius obnuntiandi aux magistrats – y compris aux tribuns de la plèbe, dont nombre étaient favorables au Sénat23 – avait peut-être moins pour but de fournir un substitut à une intercessio tribunicienne (qui n’était pas encore) affaiblie24, qu’à établir une base légale pour l’annulation a posteriori, par décret des augures et sénatus-consulte, d’une loi popularis jugée contraire aux intérêts de la Res publica. Quoi qu’il en soit, c’est sans doute l’encadrement et le (probable) fondement législatifs du ius obnuntiandi des magistrats et des tribuns qui expliquent les coups qui purent lui être portés par la lex Clodia de 58 av. J.-C. et la possibilité, signalée par Aulu-Gelle et Cicéron, de le suspendre par simple voie d’édit ou de sénatusconsulte25 : « Dans l’édit des consuls qui fixe quel jour les comices centuriates auront lieu, il est écrit suivant la formule perpétuelle qui remonte à l’antiquité : “Qu’aucun magistrat inférieur n’observe le ciel (ne quis magistratus minor de caelo seruasse uelit)” »26. « L’autre décret fut voté le lendemain dans la Curie, sur la recommandation du peuple romain lui-même et des citoyens venus de tous les municipes : il défendait d’observer pendant la session les signes célestes (ne quis de caelo seruaret), de retarder en quoi que ce soit la procédure »27.

Il en allait tout autrement du ius obnuntiandi des augures, indissociable de leur fonction traditionnelle d’auctoritas et du ius augurum fondé sur le mos maiorum : « Mais le droit le plus grand et le plus élevé qu’il y ait dans l’État, étroitement joint à la notion même d’autorité, c’est celui des augures (ius augurum cum auctoritate coniunctum) [...]. Y at-il en effet plus grande prérogative [...] que de pouvoir congédier, lorsqu’elles se forment, ou annuler, lorsqu’elles ont lieu, des assemblées ou des réunions convoquées par les plus hauts magistrats ou les plus hautes puissances politiques ? »28.

23 Sur la collaboration des tribuns de la plèbe avec le Sénat entre 287 et 133 av. J.-C., voir BLEICKEN 1968 ; HÖLKESKAMP 1987 ; 1988 et 1990 ; HIEBEL 2009, p. 47–49. THOMMEN 1989 a montré que nombre de tribuns continuèrent cette collaboration au dernier siècle de la République. 24 La probable datation des leges Aelia et Fufia avant le tribunat de Tiberius Sempronius Gracchus invite à réviser la thèse traditionnelle, qui y voit un substitut à une intercessio tribunicienne affaiblie par le premier des frères Gracques. Il a d’ailleurs été souligné que les seuls domaines où l’obnuntiatio constitua une procédure d’obstruction relativement efficace furent ceux qui échappaient traditionnellement à l’intercessio tribunicienne (les élections, la lectio senatus et le census) : voir THOMMEN 1989, p. 245. Pour l’interprétation traditionnelle, voir BOUCHÉ-LECLERCQ 1882, p. 254–255 ; MOMMSEN 1892, p. 128 ; WEINSTOCK, Obnuntiatio, 1937, col. 1726 ; SUMNER 1963, p. 347 ; ROSS-TAYLOR 1977, p. 166 ; SMITH 1977, notamment p. 153–154 ; BURCKHARDT 1988, p. 178. 25 BLEICKEN 1957, p. 474 et n. 1 ; BURCKHARDT 1988, p. 208 ; THOMMEN 1989, p. 247 ; DE LIBERO 1992, p. 64–65. 26 Gell., 13, 15, 1. Trad. MARACHE, CUF, 1989. 27 Cic., Sest., 129 (57 av. J.-C.). Trad. COUSIN, CUF, 1965. 28 Cic., Leg., 2, 31. Trad. DE PLINVAL, CUF, 1959.

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C’était d’ailleurs la jurisprudence des augures que l’on sollicitait lorsque l’interprétation ou le respect des lois fondatrices du ius obnuntiandi des magistrats était en cause29 : « C’est toi (sc. Clodius) qui fis paraître à l’assemblée M. Bibulus et les augures (tu M. Bibulum in contionem, tu augures produxisti), c’est en réponse à tes questions que les augures proclamèrent l’impossibilité de tenir des comices quand on a pratiqué l’observation du ciel (tibi interroganti augures responderunt, cum de caelo seruatum sit, cum populo agi non posse) »30.

Cette distinction entre le ius obnuntiandi des augures et le ius obnuntiandi des magistrats du peuple et de la plèbe a été insuffisamment prise en compte dans l’interprétation des pratiques d’obnuntiatio au dernier siècle de la République : alors que le premier, ancré dans le mos maiorum, ne paraît pas avoir été contesté, le second, encadré et (probablement) fondé sur la lex ne semble pas avoir fait consensus au sein de l’aristocratie sénatoriale31. Nous connaissons certes peu de cas concrets d’obnuntiatio par des augures, mais il est significatif que l’obnuntiatio ait alors été respectée. Les cas assurés sont l’obnuntiatio d’Antoine, augure depuis 50 av. J.-C.32, contre l’élection de Dolabella au consulat en 44 av. J.-C.33 ; et celle de Pompée, augure, pense-t-on, depuis 71 av. J.-C.34, contre l’élection de Caton comme préteur pour l’année 55 av. J.-C.35. Même si les obnuntiationes à l’encontre des élections réussissaient fréquemment, y compris lorsqu’elles étaient accomplies par des magistrats, et même si Pompée et Antoine détenaient également, comme consuls, une potestas cum imperio qui dut contribuer au succès de leur obnuntiatio36, ces deux épisodes n’en sont pas moins révélateurs du consensus qui entourait le ius obnuntiandi des augures : car comment comprendre, sinon, que Pompée et Antoine aient choisi d’agir comme augures, alors qu’ils auraient pu se contenter d’agir comme consuls37 ? Sachant pertinemment que leur obnuntiatio était une provocation politique, ils voulurent éviter tout risque de contestation. De fait, le peuple, bien que très favorable à Caton, n’osa pas mettre en cause l’obnuntiatio de Pompée. Et César lui-même, qui n’avait pourtant pas hésité, en 59 av. J.-C., à mépriser l’obnuntiatio de son collègue au consulat, Bibulus, céda devant celle d’Antoine, parce qu’il était parfaitement conscient que 29 Les augures consultés par Clodius en 58 av. J.-C., lors d’une contio, sur la légalité des lois césariennes de 59 av. J.-C., ne le furent pas dans le cadre d’une session formelle du collège : cf. ROSS-TAYLOR 1977, p. 166–167, n. 22 ; LINTOTT 1999, p. 146 ; BEARD, NORTH & PRICE 2006, p. 133. 30 Cic., Dom., 40. Trad. WUILLEUMIER, CUF, 1952. Voir aussi Cic., Har. resp., 48. 31 Sur les rapports entre ius, mos et lex, voir SCHIAVONE 2008, en particulier p. 85–141 ; LUNDGREEN 2011 ; JEHNE 2012. Sur le mos maiorum, voir en dernier lieu LINKE & STEMMLER 2000. 32 RÜPKE, Fasti ..., 2005, II, n°669, p. 770. 33 Cic., Phil., 2, 80-84. 34 RÜPKE, Fasti ..., 2005, II, n°2756, p. 1219 et n. 2. 35 Plu., Cat. Mi., 42, 4–5. 36 À cet égard, les obnuntiationes de Pompée et d’Antoine doivent être rapprochées de celle du consul et augure L. Marcius Philippus contre M. Livius Drusus, en 91 av. J.-C. (Cic., Leg., 2, 14 et 31 ; Ascon., Corn., 69 C.). 37 GUILLAUMONT 1984, p. 88.

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mépriser l’obnuntiatio d’un augure l’aurait amené à rompre un consensus solidement établi autour du ius obnuntiandi traditionnel des augures38. Cette interprétation est corroborée par le témoignage de Cassius Dion sur la lex Clodia, selon lequel le tribun popularis de 58 av. J.-C. ne s’en prit qu’au ius obnuntiandi des magistrats (αἱ ἀρχαί)39, aucunement à celui des augures40 : « Clodius, craignant que certains n’utilisent ce procédé pour différer la mise en accusation de Cicéron et faire traîner le procès en longueur, proposa d’interdire à tous les magistrats d’observer les signes célestes pendant les journées au cours desquelles le peuple devait émettre un vote (ἐσήνεγκε μηδένα τῶν ἀρχόντων ἐν ταῖς ἡμέραις ἐν αἷς ψηφίσασθαί τι τὸν δῆμον ἀναγκαῖον εἴη, τὰ ἐκ τοῦ οὐρανοῦ γιγνόμενα παρατηρεῖν) »41.

À l’inverse, le fait que Clodius ait cherché à abroger partiellement les leges Aelia et Fufia, qui fondèrent ou renforcèrent le ius obnuntiandi des magistrats, prouve que celui-ci, d’inspiration conservatrice, faisait débat entre optimates et populares, a fortiori après la pratique, jugée abusive par certains, qu’en avait eu le consul Bibulus : ce dernier, face à la violence des partisans de César, s’était en effet résigné à effectuer de simples seruationes de caelo à distance, par voie d’édit42, sans annonces effectives (obnuntiationes) de signes défavorables (dirae)43. Ce comportement, dénoncé ou ignoré par les populares, n’avait pas même fait consensus parmi les optimates : un groupe de sénateurs qui gravitait peut-être autour d’Hortensius semble en effet avoir considéré que son obstruction augurale systématique empêchait tout compromis et toute négociation44. D’une certaine manière, Bibulus non seulement n’apportait aucune solution à la crise politique45, mais il rompait avec la culture politique traditionnelle des aristocrates romains – à commencer par ceux de son propre camp, les optimates –, dont l’historiographie allemande a bien souligné qu’elle reposait sur la recherche du consensus plutôt que sur l’affrontement ouvert avec le peuple et ses chefs populares46.

38 Plu., Ant., 11, 3–5. 39 Les tribuns de la plèbe sont sans doute compris, ici, dans les ἀρχαί, sans quoi il aurait été facile au Sénat de faire obstruction à Clodius par le recours à l’obnuntiatio. 40 SCHEID 2012, p. 222 : « La legge non toccava l’obnuntiatio augurale. » Cf. BOUCHÉ-LECLERCQ 1882, p. 259. 41 D. C., 38, 13, 6 (58 av. J.-C.). Trad. LACHENAUD & COUDRY, CUF, 2011. RÜPKE, Diviniation ..., 2012, p. 493 ne tient pas suffisamment compte de ce texte de Cassius Dion : omettant de distinguer entre l’obnuntiatio des augures et celle des magistrats, il affirme à tort que la lex Clodia chercha à « faire échec aux techniques d’obstruction des augures ». 42 Cf. DE LIBERO 1992, p. 59. 43 FERRARY 2012, p. 28. Cf. GUILLAUMONT 1984, p. 69, 72–73 et 77 ; BURCKHARDT 1988, p. 199 ; LINDERSKI, Constitutional aspects ..., 1995, p. 73–74. 44 MEIER 1965, col. 588 ; 1997 [1966], p. 143 ; 1975. Cf. GUILLAUMONT 1984, p. 71, n. 54; BURCKHARDT 1988, p. 208. 45 Voir, sur ce point, les critiques de Cicéron, qui redoute un recours à la violence: Cic., Att., 2, 15, 2 ; 2, 20, 5 et 2, 21, 5. 46 MEIER 1997 [1966] ; JEHNE 1995 ; 2005 ; FLAIG 2001 ; 2003, notamment p. 167–174 et 184– 193 ; HÖLKESKAMP 2006 ; Reconstruire ..., 2008, notamment p. 87–111 et Hierarchie ..., 2008.

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L’absence de consensus aristocratique sur le ius obnuntiandi des magistrats et sur ses règles – que Clodius chercha probablement à préciser, peut-être en interdisant les seruationes de caelo sans obnuntiatio in praesentia47 – est confirmée par le constat de son fréquent échec, notamment en matière législative. Sur les neuf cas assurés de seruatio de caelo/d’obnuntiatio d’un magistrat du peuple/de la plèbe contre une élection ou le vote d’une loi/d’un plébiscite48, on ne compte que cinq succès, concentrés entre 57 et 44 av. J.-C. : il s’agit à chaque fois de l’obnuntiatio d’un tribun de la plèbe49 contre une élection50 – même alors, le succès reste avant tout d’ordre dilatoire51. En prenant en compte les cas hypothétiques, on pourrait ajouter quatre autres succès, deux contre des élections et deux contre des plébiscites ayant force de lois (lex Titia et leges Liuiae). La plupart du temps, cependant, les seruationes de caelo ou les obnuntiationes dirigées contre des plébiscites ou des lois (dans leur quasi-totalité populares) échouèrent52 – pour la lex Titia et les leges Liuiae elles-mêmes, ce ne fut pas l’hypothétique obnuntiatio qui put entraîner directement leur abrogation, mais l’intervention ultérieure du sénat (avec la collaboration du collège augural ou sur l’avis de L. Marcius Philippus, consul et augure). Souvent, la tentative d’un magistrat de recourir à l’obnuntiatio se heurtait à la violence du camp adverse53 : « D’ailleurs, ce n’est même pas à partir de cette date que Sestius se fit protéger par ses amis, pour exercer en toute sécurité sa magistrature au Forum et administrer les affaires de l’État. Confiant dans l’inviolabilité du tribunat, [...] il vint au temple de Castor, il annonça au consul des signes défavorables (obnuntiauit consuli), et, brusquement, la bande de Clodius, accoutumée déjà à vaincre dans le sang des citoyens, crie, s’excite, s’élance ; les uns attaquent le tribun sans armes et sans défense avec des épées (inermem atque imparatum tribunum alii gladiis

47 MEIER 1997, p. 142, n. 487 ; GUILLAUMONT 1984, p. 76 ; MITCHELL 1986, p. 175 ; TATUM 1999, p. 132. 48 Un tableau regroupant les cas de seruationes de caelo/obnuntiationes de magistrats du peuple/de la plèbe contre des lois/plébiscites ou des élections est proposé dans BERTHELET 2015, p. 268–269. On trouvera également des listes utiles d’obnuntiationes de magistrats de la plèbe et du peuple (avec bibliographie) chez THOMMEN 1989, p. 247–248 et DE LIBERO 1992, p. 56–57, n. 21 et p. 64, n. 58–59. 49 En dehors de la probable obnuntiatio in praesentia et des seruationes de caelo in absentia du consul Bibulus, en 59 av. J.-C., et en dehors de la seruatio de caelo du préteur Ap. Claudius Pulcher, en 57 av. J.-C., ne sont attestées directement que des obnuntiationes de tribuns de la plèbe. En prenant en compte les cas hypothétiques, il conviendrait cependant d’ajouter la seruatio de caelo/l’obnuntiatio du consul M. Antonius, en 99 av. J.-C. et celle du consul L. Marcius Philippus, en 91 av. J.-C. Sur la rareté des obnuntiationes de magistrats du peuple, voir WEINRIB 1970, p. 395–406 ; TATUM 1999, p. 129. 50 THOMMEN 1989, p. 245. Cf. DE LIBERO 1992, p. 64, n. 58. 51 TATUM 1999, p. 128–129. 52 THOMMEN 1989, p. 245–247 ; DE LIBERO 1992, p. 59 et 64 ; RÜPKE, Divination ..., 2005, p. 226. 53 Voir aussi, pour 91 av. J.-C. : Val. Max., 9, 5, 2 ; Flor., 2, 5, 7–9 (3, 17) ; Ps.-Aur. Vict., Vir. ill., 66, 9 ; pour 59 av. J.-C. : Suet., Iul., 20, 1 (3) ; Att., 2, 21, 5 ; pour 55 av. J.-C. : D. C., 39, 35, 5 ; Plu., Cato Min., 43, 7.

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adoriuntur), les autres avec des fragments de barrières et des gourdins (alii fragmentis saeptorum et fustibus) »54.

Si la détention du ius obnuntiandi par les magistrats fit aussi peu consensus, c’est sans doute parce qu’elle marquait une rupture significative avec l’équilibre traditionnel entre potestas et auctoritas : contrairement au ius obnuntiandi des augures, détenteurs institutionnels par excellence de l’auctoritas, celui des magistrats amenait des détenteurs de potestas à faire obnuntiatio contre d’autres détenteurs de potestas55, rompant ainsi avec le cadre bipolaire potestas/auctoritas structurant traditionnellement l’organisation des « pouvoirs » à Rome56. Dans un cas, la pratique était conforme au mos maiorum ; dans l’autre, elle était une anomalie légale par rapport au mos, paradoxalement établie par les conservateurs du Sénat au nom même de cette tradition qu’ils souhaitaient défendre. Il n’est pas jusqu’à leur recours à la loi pour fonder et réguler ce ius obnuntiandi des magistrats qui n’ait participé de l’amplification législative des deux derniers siècles d’une République en crise, où chaque faction, optimas ou popularis, essayait d’opposer des recours légaux à l’obstruction et à la violence de l’autre57. En somme, loin de constituer une solution à la crise des institutions traditionnelles, l’obnuntiatio des magistrats n’en constitua qu’un symptôme de plus. BIBLIOGRAPHIE ASTIN 1964 = A. E. ASTIN, Leges Aelia et Fufia, in Latomus, 23, 1964, p. 421–445. BADEL 2005 = C. BADEL, La Noblesse de l’Empire romain. Les masques de la vertu, Seyssel, 2005. BALSDON 1957 = J. P. V. BALSDON, Roman History 58–56 B.C. Three Ciceronian problems, in JRS, 47, 1957, p. 15–20. BEARD, NORTH & PRICE 2006 = M. BEARD, J. NORTH & S. PRICE, Religions de Rome, Paris, 2006 (trad. frçse, par M. et J.-L. CADOUX, de Religions of Rome, Cambridge, 1998). BERTHELET 2015 = Y. BERTHELET, Gouverner avec les dieux. Autorité, auspices et pouvoir, sous la République romaine et sous Auguste, Paris, 2015. BLEICKEN 1957 = J. BLEICKEN, Kollisionen zwischen sacrum und publicum, eine Studie zum Verfall der altrömischen Religion, in Hermes, 85, 1957, p. 446–480. BLEICKEN 1968 [1955] = J. BLEICKEN, Das Volkstribunat der klassischen Republik. Studien zu seiner Entwicklung zwischen 287 und 133 v. Chr. (Zetemata, 13), München, 19682 (1ère éd. 1955). BLEICKEN 1975 = J. BLEICKEN, Lex publica. Gesetz und Recht in der römischen Republik, Berlin – New York, 1975.

54 Cic., Sest., 79 (57 av. J.-C.). Trad. COUSIN, CUF, 1965, modifiée. 55 On pourrait certes comparer, à cet égard, l’obnuntiatio entre magistrats à l’intercessio, mais un tel rapprochement n’est que partiellement exact, dans la mesure où l’obnuntiatio ne résultait pas, comme l’intercessio, de la par maiorue potestas. Cf. Gell., 13, 15, 1 ; Messala in Gell., 13, 15, 4. Voir MOMMSEN 1892, p. 130–131 et 304–308. 56 Sur ce point, voir BERTHELET (2015), passim, en particulier le chapitre 2.2.1.: « Potestas (cum ou sine imperio) vs Auctoritas : une distinction-clé des institutions républicaines romaines ». (p. 201–219). 57 MOATTI 1997, p. 34, et plus généralement pour « la crise de la tradition », p. 30–39.

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SE PRÉMUNIR CONTRE LES PÉRILS D’UNE PÉRIODE DE CRISE : UN ASPECT DES STRATÉGIES MATRIMONIALES DES SÉNATEURS ROMAINS À L’ÉPOQUE DES GUERRES CIVILES Miguel Canas (Paris) De toutes les phases de l’histoire de la République romaine, la période de crise politique et institutionnelle qui commence en 133 av. J.-C. avec les Gracques et s’achève avec la victoire d’Octavien contre Antoine à l’issue de la guerre d’Actium et de la prise d’Alexandrie, en 31/30 av. J.-C., est certainement la plus périlleuse et la plus tourmentée que l’élite de la cité, et plus particulièrement l’aristocratie sénatoriale, ait eu à traverser. Le dernier siècle de la République fut en effet marqué par plusieurs périodes de divisions et de tensions, parfois violentes et qui débouchèrent plus d’une fois sur une guerre civile, entre des forces politiques rivales qui, à l’intérieur même de l’aristocratie, se disputaient l’hégémonie sur l’État. Au sein de cette période, les années 61 à 31/30 av. J.-C., soit les trente dernières années de la République, retiennent l’attention, notamment parce qu’il s’agit de la plus longue phase de division de la scène politique romaine en plusieurs factions rivales, entre lesquelles les tensions, les affrontements armés et les guerres civiles se succédèrent sans discontinuer : dans un premier temps, le groupe des sénateurs optimates, animé notamment par Caton le Jeune, s’opposa à Pompée, auquel s’allièrent par la suite César et Crassus dans le cadre du pacte que l’on qualifie de « premier triumvirat » ; plus tard, à la fin des années 50 et pendant la guerre civile de la première moitié des années 40, la coalition formée par les optimates les plus radicaux avec Pompée s’opposa au parti de César ; enfin, après l’assassinat de ce dernier, les Républicains affrontèrent les Césariens puis, une fois les premiers éliminés à la bataille de Philippes en 42 av. J.-C., les factions des triumvirs Antoine et Octavien, ainsi que, dans une moindre mesure, celle de Sextus Pompée entrèrent en conflit. Ces trente années de tensions et d’affrontements armés entre factions rivales qui marquent la fin de la République s’achevèrent avec la victoire d’Octavien contre Antoine en 31/30 av. J.-C., à l’issue d’une nouvelle guerre civile. Pour les membres de l’aristocratie sénatoriale, il était indispensable, pour faire une carrière politique réussie, de s’assurer le soutien de l’une ou l’autre des factions susmentionnées, ce qui impliquait de lier son sort à celui de l’une d’elles. Il était toutefois impossible de prévoir l’issue de l’affrontement de deux factions : en témoigne la manière dont les auteurs romains présentent les années de guerre civile, dans lesquelles ils voient des périodes de profonde incertitude et d’une grande instabilité, marquées par des retournements de situation soudains1. Or, si la faction 1

Voir, à titre d’exemple, Nep., Att., 10, 2, à propos de l’année 43 av. J.-C., ou Vell., II, 75, à propos des changements de fortune de Livia Drusilla.

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qu’il avait choisie perdait de son influence ou si elle était vaincue au terme d’une guerre civile, un sénateur romain courait le risque de devoir renoncer à poursuivre sa carrière politique, voire de perdre son patrimoine ou la vie, donc de compromettre les chances de ses descendants de maintenir le rang de la famille au sein de l’aristocratie. C’est en cela que les phases de rivalité entre factions qui ponctuent les dernières décennies de la République et dont les années 61 à 31/30 constituent le paroxysme étaient particulièrement incertaines et périlleuses pour les Romains impliqués dans les affaires de la cité : ceux-ci étaient contraints d’évoluer dans un contexte instable où chacune de leurs décisions, si elle s’avérait malheureuse, risquait de les exposer à de graves ennuis2. Le problème auquel nous avons choisi de nous intéresser est celui de l’adaptation des stratégies matrimoniales des sénateurs romains à ce contexte politique troublé. Il faut ici dire deux mots du concept de stratégie matrimoniale : celui-ci se justifie par le fait que le mariage était l’un des principaux instruments employés par les sénateurs romains pour réaliser leurs ambitions politiques, le choix d’un conjoint pour soi-même ou pour l’un de ses enfants, étant soigneusement calculé. Pour assurer le succès de leur carrière, les sénateurs romains s’appuyaient en effet sur leurs ressources matérielles, mais aussi et surtout sur leurs réseaux de relations personnelles, par lesquels ils étaient liés à des groupes divers (associations professionnelles, communautés civiques) ou à des individus appartenant à des catégories sociales variées. Ces réseaux de relations étaient en partie hérités, mais ils devaient être enrichis à chaque génération, car les relations léguées par sa famille ne suffisaient pas à elles seules à amener un sénateur au terme du cursus honorum3. Parmi ces relations, celles qui unissaient un sénateur à d’autres membres de l’ordre sénatorial revêtaient la forme de liens d’amicitia ou celle de liens de parenté, par le sang (cognatio) ou par alliance (adfinitas). Pour un sénateur, le mariage, qui créait des liens de parenté par alliance, était donc un instrument privilégié d’extension de son réseau de relations au sein de l’aristocratie. Le choix d’un conjoint apparaît par conséquent comme une décision particulièrement importante, et ce d’autant plus que, pour faire une carrière réussie, il était indispensable d’avoir le soutien d’un deuxième réseau familial4 : un sénateur marié pouvait notamment solliciter ses parents par alliance (adfines) de lui apporter une aide matérielle, mais aussi et surtout de le faire bénéficier de leur influence politique et sociale. Les soutiens que l’on retirait d’une alliance matrimoniale n’étaient, du reste, nullement aléatoires5 : 2 3 4 5

Sur la difficulté à manœuvrer dans l’environnement politique instable de cette époque, cf. PATERSON 1985, p. 21–22. BRUHNS 1990, p. 578. Comme l’observe S. DIXON, « The resources of two families were required for those who wished to reach or remain at the top of the political tree » (DIXON 1985, p. 369, cf. p. 368). Ils étaient en outre bien plus durables que ceux que l’on pouvait espérer d’un amicus politique. On renverra à la distinction, établie par Q. Cicero, entre la firma et perpetua amicitia et la brevis et suffragatoria amicitia (Q. CICERO, Commentariolum petitionis, 26), ce dernier type d’amitié, qui est celui que l’on trouve d’ordinaire chez les hommes politiques romains, se caractérisant par le fait que « l’intérêt seul [y] commande et [que] le sentiment n’y a guère de part » (HELLEGOUARC’H 1963, p. 48 ; cf. p. 53). S’il est vrai que les relations d’amicitia impliquaient

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les parents par alliance se devaient de se prêter mutuellement assistance, l’adfinitas créant des solidarités entre les individus qu’elle liait6. Les stratégies matrimoniales qui sous-tendaient le choix d’un conjoint chez les membres de l’aristocratie sénatoriale romaine ne pouvaient manquer d’être affectées par le contexte politique incertain et périlleux des trente dernières années de la République dans lequel ces derniers évoluaient. Notre but est de montrer de quelle manière les sénateurs romains ont tenu compte des périls inhérents au contexte politique dans l’élaboration de leurs stratégies matrimoniales, et plus particulièrement comment leurs mariages pouvaient contribuer à les prémunir contre les périls en question. Pour ce faire, nous nous appuierons sur l’analyse d’alliances matrimoniales contractées ou arrangées par trois sénateurs romains : L. Marcius Philippus, consul en 56 av. J.-C., pour les deux unions qu’il a arrangées, pour lui-même et pour son fils, avec deux nièces de Jules César ; Ti. Claudius Nero, le père de l’empereur Tibère, pour son mariage avec Livia Drusilla ; Paullus Aemilius Lepidus, consul suffect en 34 av. J.-C., pour son mariage avec une Cornelia issue de la famille des Cornelii Lentuli Marcellini et de celle des Scribonii Libones. Les deux mariages décidés par L. Marcius Philippus s’inscrivent dans le contexte troublé du début des années 50, une période durant laquelle le groupe des sénateurs optimates s’opposa vigoureusement à César, Pompée et Crassus, qui avaient formé l’alliance connue sous le nom de « premier triumvirat ». C’est en effet en 58 ou en 57 av. J.-C. que L. Philippus épouse Atia maior, fille aînée de M. Atius Balbus et d’une sœur de Jules César, et qu’il fait épouser à son fils issu d’un mariage antérieur la sœur cadette de cette Atia, Atia minor7.

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– notamment –, en politique, une assistance mutuelle quand il s’agissait de briguer des magistratures (sur la suffragatio, voir HELLEGOUARC’H 1963, p. 158), elles n’étaient en fait durables que dans la mesure où cela servait les intérêts de ceux qu’elles associaient et n’avaient donc, bien souvent, qu’un caractère provisoire, voire éphémère. Cf. S. DIXON : « The marriage, once contracted, entailed reciprocal obligations in addition to the dowry » (DIXON 1985, p. 367). L’existence de ces solidarités a même entraîné, dans le domaine juridique, l’élaboration, à l’intention de certains adfines, de dispenses, de restrictions et de dérogations ayant trait à leur participation à des procès impliquant l’un d’entre eux qui rappellent celles, de même nature, qui concernaient certains parents par le sang, auxquels plusieurs de ces individus étaient également assimilables en cela qu’ils étaient frappés par des prohibitions matrimoniales (MOREAU 1990, p. 5–7 ; THOMAS 1980, p. 352, n. 22). La limite basse de la période durant laquelle le mariage de L. Philippus a été célébré est établie grâce à Nicolas de Damas, qui indique qu’Octavien fut élevé après la mort de sa grand-mère Julia par sa mère Atia maior et son parâtre Philippus (Nic. Dam., Vit. Caes., III, 5), ce qui permet de fixer en 51 av. J.-C. le terminus ante quem de la conclusion du mariage de ces derniers, le futur Auguste ayant prononcé l’éloge funèbre de sa grand-mère à l’âge de douze ans (cf. Suet., Aug., 8, 1 ; Quint., Inst., XII, 6, 1). La limite haute peut, quant à elle, être fixée au premier semestre de l’année 58 av. J.-C., c’est-à-dire au terme des dix mois de veuvage d’Atia maior consécutifs à la mort de son premier mari C. Octavius en 59 av. J.-C., peu après son retour de la province de Macédoine (Suet., Aug., 4, 1 ; cf. 8, 1 ; Vell., II, 59). L’hypothèse communément admise place l’union de Philippus et Atia maior au début de la période ainsi délimitée, soit en 58/57 av. J.-C. (cf. MÜNZER, Marcius 76 ..., 1930, col. 1568, l. 54–61 ; SYME 1967, p. 113, 511 n. 52 ; SYME 1986, p. 403) et nous l’avons nous-même adoptée, considérant

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La double alliance matrimoniale arrangée par L. Philippus est conclue avec une famille étroitement liée à César, donc d’une certaine façon avec César lui-même, puisque les deux Atiae sont des nièces de ce dernier (leur père, M. Atius Balbus, était déjà mort et, au demeurant, il n’avait pas été un homme politique d’envergure). En cela, cette alliance peut paraître surprenante, car à cette époque, L. Philippus était étroitement lié à Caton le Jeune, un membre éminent du groupe des sénateurs conservateurs, autrement dit l’un des principaux adversaires de César : Philippus était en effet le beau-père de Caton, auquel il avait donné la main de sa fille quelques années plus tôt. Cette apparente contradiction soulève la question de l’interprétation à donner de ces deux mariages avec des nièces de César, un adversaire résolu de Caton et de la faction dont Philippus était jusqu’alors proche. L’histoire récente des Marcii Philippi fournit un premier élément de réponse : en concluant cette double alliance matrimoniale, L. Philippus suivait en effet à sa façon l’exemple de prudence de son père, lequel avait eu à traverser une autre période troublée de l’histoire de la République, à savoir celle des affrontements entre la faction des optimates et celle des populares durant les années 80 av. J.-C. Le père de Philippus avait été élu censeur pour 86, à l’époque de la domination de la faction des populares et de ses alliés, les partisans de Marius, mais il se tint suffisamment à l’écart de la vie politique dans les deux années qui suivirent pour ne pas lier son sort à celui du parti au pouvoir, si bien qu’en 83, il put offrir ses services à Sylla, champion de la cause des optimates, qui revenait d’Orient à la tête de ses armées pour chasser les populares du pouvoir, être favorablement accueilli par celui-ci8 et servir dans son armée pendant la guerre civile qui suivit, devenant son légat en 82 et, plus tard, l’un des défenseurs les plus ardents de son œuvre de restauration oligarchique – il fit notamment adopter des mesures énergiques contre ceux qui la menaçaient, à savoir le consul de 78 av. J.-C., M. Aemilius Lepidus, et Q. Sertorius. Son fils L. Philippus avait lui-même connu cette période dans sa jeunesse et en a probablement retenu que, compte tenu du risque qui existait d’une guerre entre factions, il était utile de se ménager la possibilité de changer de camp – et surtout celle de choisir le plus sûr – ou de se réfugier dans la neutralité, soit, comme l’avait fait son père, en évitant de se mettre au service d’une cause de façon trop marquée, soit, comme lui-même choisit de le faire, en concluant des alliances matrimoniales s’équilibrant les unes les autres, puisqu’elles l’unissaient aux principaux personnages des deux factions en lice, à savoir Caton le Jeune et Jules César. D’ailleurs, lorsqu’une guerre civile éclata en 49 av. J.-C., Philippus demanda et obtint de César

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qu’il est probable qu’Atia ne soit pas restée longtemps célibataire, étant donné la nécessité pour César, au début des années 50 av. J.-C., d’étendre ses réseaux parmi les consulaires, et observant que, du point de vue de Philippus, ce mariage présente un intérêt supplémentaire si on le place avant, et non après, son élection au consulat de 56 av. J.-C. (sur ce point, voir infra). De même, nous avons fait nôtre l’hypothèse généralement retenue au sujet de la date du mariage du fils de Philippus avec Atia minor, à savoir que les mariages du père et du fils avec les deux Atiae furent conclus à la même époque (cf. MÜNZER, Marcius 76 ..., 1930, col. 1568, l. 61–67 ; FLUSS 1930, col. 1572, l. 49–55). Cf. MÜNZER, Marcius 75 ..., 1930, col. 1565, l. 61–66.

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la permission de rester neutre et de demeurer en Italie9 : il n’est pas interdit de supposer qu’il fit valoir, pour appuyer sa requête, les liens de parenté par alliance qu’il avait aussi bien avec César qu’avec des membres importants du parti ennemi. Le double mariage de L. Philippus et de son fils avec les deux Atiae ne poursuivait toutefois pas uniquement l’objectif à long terme qui vient d’être exposé, mais probablement aussi un objectif plus immédiat, dont il sera à présent question. C’est en 57 av. J.-C. que Philippus se porta candidat au consulat, avec succès, ce qui signifie que la conclusion des deux mariages a eu lieu l’année de sa candidature ou l’année précédente. Or Philippus, qui avait été préteur en 62 av. J.-C., soit la même année que César, aurait pu, comme ce dernier, être candidat au consulat dès 60. On peut s’étonner qu’il ne l’ait été qu’en 57, trois ans plus tard. L’explication réside certainement dans le fait qu’en 60, et jusqu’au double mariage avec les nièces de César, Philippus n’était lié qu’aux optimates ; or en 60, ceux-ci mirent leur énergie et leurs ressources au service de la candidature de M. Calpurnius Bibulus10 et, en 59, ils durent céder sur toute la ligne devant César, qui avait acquis, grâce à son alliance avec Pompée et Crassus, une influence considérable et parvint, avec l’aide de ses partenaires, à imposer son programme politique et à faire élire au consulat pour l’année suivante L. Calpurnius Piso Caesoninus, homme sûr dont il épousa la fille peu de temps après l’élection, et A. Gabinius, qui était un partisan de Pompée. Il pouvait donc paraître imprudent à Philippus de se présenter aux élections consulaires en apparaissant comme l’homme des optimates (du fait notamment de sa qualité de beau-père de Caton), car César et ses alliés auraient inévitablement entrepris de lui barrer la route en soutenant un autre candidat, ce qui aurait compromis son élection. Philippus pouvait donc craindre d’essuyer un revers, comme son père aux élections consulaires de 94 av. J.-C., où ce dernier avait échoué face à un adversaire qui n’avait ni son prestige ni ses qualités11. C’est donc certainement aussi la crainte de subir une mésaventure semblable qui explique que Philippus a présenté sa candidature au consulat trois ans plus tard qu’il ne pouvait le faire : avant de s’y risquer, il a pris soin d’opérer un rééquilibrage de ses alliances matrimoniales. Le deuxième cas sur lequel nous nous appuierons est celui du mariage de Ti. Claudius Nero avec Livia Drusilla, fille de M. Livius Drusus Claudianus, mariage dont est issu l’empereur Tibère. L’union fut conclue à l’été ou à l’automne de l’année 43 av. J.-C.12, c’est-à-dire à l’époque où la guerre de Modène, qui opposait 9 10 11 12

Cf. Cic., Att., X, 4, 10. Suet., Iul, 19, 1. Cic., Mur., 36 ; Brut., 166. Bien que Ti. Claudius Nero ait cherché une épouse dès 50 av. J.-C., il apparaît que son mariage avec Livia Drusilla n’a eu lieu que peu de temps avant la conception de leur fils aîné, le futur Tibère, lequel voit le jour le 16 novembre 42 av. J.-C., Livia étant née le 30 janvier 58 (sur les précautions à prendre concernant le jour de la naissance de Livia, voir SUERBAUM 1980, p. 335– 337). La période postérieure à la fondation du triumvirat, soit à partir de novembre 43, semble toutefois devoir être exclue, car M. Livius Drusus Claudianus, le père de Livia, fut alors proscrit et quitta l’Italie pour rejoindre l’armée de Brutus et Cassius, sous les ordres desquels il combattit à Philippes. C’est pourquoi nous situons le mariage des parents de Tibère à l’été ou à l’automne de l’année 43.

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en Italie Républicains et Césariens, tournait à l’avantage des Césariens. Au cours de cette guerre, Octavien, le fils adoptif de César, avait fait dans un premier temps cause commune avec les Républicains contre Antoine, avec lequel il se disputait l’héritage césarien. Antoine avait subi quelques revers face à cette coalition et il avait paru isolé et en fâcheuse posture au début du printemps 43. Toutefois, il avait reçu, entre le mois de mai et la fin de l’été 43, le ralliement des gouverneurs des plus importantes provinces et armées de l’occident, tandis que, dans le même temps, Octavien se retournait contre ses alliés républicains de la veille ; peu de temps après, les deux hommes esquissaient un rapprochement qui déboucha à la fin de l’année sur une réconciliation et sur une alliance politique dirigée contre les Républicains. Au moment où se dessinait la victoire des Césariens en Italie, Ti. Nero appartenait à la faction des Césariens et M. Livius Drusus Claudianus à celle des Républicains. Et pourtant, l’un et l’autre pouvaient nourrir les mêmes craintes quant à l’évolution de la situation politique. En effet, s’il est vrai que l’Italie et les provinces occidentales de l’empire étaient en train de passer sous le contrôle des Césariens, l’Orient romain, pour sa part, était contrôlé par les Républicains13. Ainsi, dans la seconde moitié de l’année 43, les forces des Césariens et celles des Républicains étaient-elles en train de s’équilibrer, ce qui rendait incertaine l’issue du nouvel affrontement qui devait inévitablement les opposer. Or aussi bien Ti. Nero que Drusus Claudianus risquaient de se trouver dans une situation délicate si la faction à laquelle ils appartenaient était vaincue, du fait de l’ancienneté ou de l’intensité de leur engagement au sein de celle-ci. Nero appartenait au parti césarien depuis le début des années 40 : pendant la guerre civile, il avait combattu pour le compte de César, dont il commanda la flotte au cours de la guerre d’Alexandrie et qui, en 46 av. J.-C., le fit pontife et l’envoya en Gaule pour y fonder des colonies ; après la mort de César, s’il est vrai qu’au lendemain de l’assassinat de celui-ci, Ti. Nero proposa que l’on octroie des récompenses officielles aux meurtriers14, il ne semble pas pour autant avoir rejoint les rangs des Républicains, mais au contraire avoir renouvelé son allégeance aux Césariens, puisqu’il ne fut pas mis au nombre des proscrits en novembre 43 et qu’il put rester en Italie et y poursuivre sa carrière en revêtant la préture l’année suivante sous la domination des triumvirs. De son côté, Drusus Claudianus, le père de Livia, avait résolument embrassé la cause républicaine après l’assassinat de César et, pendant la guerre de Modène, il avait manifesté sa méfiance vis-à-vis d’Octavien : après la mort des commandants de l’armée des Républicains, les consuls A. Hirtius et C. Vibius Pansa, il avait ainsi demandé que la IVe légion et celle de Mars, qui faisaient partie de l’armée de ces derniers, soient confiées à D. Brutus, consul désigné et l’un des membres de la conjuration des Ides de mars15, plutôt qu’à Octavien, qui avait pourtant détaché ces troupes de l’armée d’Antoine et les avait placées sous les ordres du 13 La partie orientale de l’empire pouvait être considérée comme étant sous le contrôle des Républicains depuis que Dolabella avait échoué à prendre possession de la Syrie, occupée par Cassius, et qu’il s’était retrouvé assiégé par ce dernier dans Laodicée, donc à partir du mois de mai – Dolabella se suicida à Laodicée en juillet. 14 Suet., Tib., 4, 1. 15 Cic., Fam., XI, 19, 1.

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sénat. Cette initiative destinée à contenir la puissance de l’héritier de César, qui était de nature à susciter le mécontentement de ce dernier, lui valut d’ailleurs d’être proscrit par les Césariens à la fin de l’année, ce qui le contraignit à quitter l’Italie pour se réfugier en Orient. Il apparaît donc que Ti. Nero et Drusus Claudianus avaient l’un comme l’autre tout intérêt à se ménager des appuis au sein de la faction rivale de la leur, car il était hautement probable qu’en cas de défaite de leur camp, leur carrière, voire leur vie soit menacée. Et c’est précisément là le but qu’ils visaient en concluant une alliance matrimoniale. Le mariage de Nero avec la fille de Drusus Claudianus, qui fut célébré à l’époque où les forces des Césariens et des Républicains s’étaient équilibrées et où, par conséquent, l’incertitude quant à l’issue du conflit atteignait son paroxysme, permettait au mari et à son beau-père de se prémunir contre les conséquences fâcheuses d’une défaite de leur faction, puisque celui d’entre eux qui serait dans le camp du vainqueur pourrait intercéder auprès de son chef en faveur du vaincu. Il est vrai que Drusus Claudianus se suicida en 42 av. J.-C., après la bataille de Philippes, au cours de laquelle les Républicains furent anéantis16, ce qui peut paraître contredire l’interprétation que nous proposons du mariage de sa fille, puisqu’il n’a pas essayé d’utiliser à son profit sa parenté par alliance avec Nero ; mais on ne doit pas négliger l’éventualité qu’il ait voulu, par cette alliance matrimoniale avec un membre du parti adverse, assurer l’avenir de sa descendance plutôt que le sien. Le troisième et dernier cas que nous développerons est celui de Paullus Aemilius Lepidus, qui fut consul suffect en 34 av. J.-C., pour son mariage avec une Cornelia. L’union fut conclue peu de temps avant la guerre d’Actium, vers 31 av. J.-C., c’est-à-dire à l’époque où Octavien et Antoine, les deux derniers chefs de faction de la République, se préparaient à s’affronter pour l’hégémonie sur Rome17. À l’époque de la conclusion de ce mariage, Paullus semble avoir été un partisan d’Octavien, mais il est impossible de dire s’il l’était déjà depuis plusieurs années ou s’il s’est joint à lui peu de temps avant la guerre d’Actium18. Ce que l’on sait du parcours politique de Paullus est qu’après avoir été inscrit sur les listes de proscription en 43 av. J.-C., il occupa la Crète pour le compte des Républicains ; par la suite, après l’anéantissement de son parti à la bataille de Philippes en 42, la trace de Paullus se perd : on ignore s’il s’est rallié directement à Octavien ou si, comme beaucoup d’aristocrates républicains, il s’est joint pour quelque temps à Antoine19. Il est en tout cas certain qu’il a rejoint le camp d’Octavien avant la guerre d’Actium, car sous l’Empire, il obtient le gouvernement d’une province importante – l’Asie ou la

16 Cass. Dio, XLVIII, 44 ; Vell., II, 71. 17 R. SYME a montré que M. Lepidus et L. Paullus, les deux fils de Paullus Aemilius Lepidus et de Cornelia, sont nés, selon toute vraisemblance, le premier en 30 ou en 29, le second en 28 av. J.-C., ce qui permet de placer le mariage de leurs parents vers 31, à l’époque de la guerre d’Actium (SYME 1986, p. 111, cf. p. 246). 18 Cf. SYME 1986, p. 109–110. 19 Peut-être après avoir rejoint dans un premier temps Cn. Domitius Ahenobarbus ou Sextus Pompée (cf. App., Civ., V, 2).

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Macédoine20 – et revêt la censure : une telle carrière n’aurait pas été possible sans un ralliement à Octavien antérieur à la victoire de celui-ci contre Antoine. Or le mariage que Paullus contracte avec Cornelia à la veille de la guerre d’Actium a sans doute aussi contribué à lui assurer une brillante carrière après la victoire : par sa mère, Cornelia était en effet liée à Octavien par un lien étroit de parenté par alliance. Cornelia était issue du mariage d’un membre de la famille des Cornelii Lentuli Marcellini avec Scribonia, laquelle se remaria en 40 av. J.-C. à Octavien, auquel elle donna une fille, Julie, dont Cornelia était la demi-sœur. Il apparaît donc qu’en épousant Cornelia, Paullus renforçait ses liens avec Octavien, son engagement à ses côtés et sa position au sein de son parti – le ralliement de Paullus à Octavien était peut-être très récent, si bien que ce renforcement a pu paraître indispensable aux yeux de l’ancien proscrit. Toutefois, si l’on examine les ramifications du stemma de Cornelia, on constate qu’en s’unissant à elle, Paullus ne se contentait pas de resserrer ses liens avec Octavien à la veille de l’affrontement décisif avec Antoine, mais qu’il se rapprochait également de personnages importants de la faction ennemie. La mère de Cornelia, Scribonia, était en effet la sœur du sénateur L. Scribonius Libo, lequel s’était rallié à Antoine en 35 av. J.-C., après la défaite de son gendre Sextus Pompée, et avait pu poursuivre sa carrière sous sa protection : Antoine l’avait en effet récompensé de son ralliement en lui faisant revêtir le consulat ordinaire en même temps que lui l’année suivante. Aucun nouveau changement de camp n’étant attesté pour L. Libo, on peut supposer que celui-ci est resté auprès d’Antoine jusqu’au bout et qu’en tant que consulaire et ancien collègue d’Antoine au consulat, il fut une figure importante de la faction de ce dernier. On mesure dès lors l’intérêt que présentait pour Paullus son mariage avec Cornelia : d’une part il renforçait ses liens avec le chef de sa faction, Octavien, d’autre part il devenait l’adfinis de L. Scribonius Libo, l’un des personnages de marque de la faction adverse, et ce à la veille de l’affrontement avec celle-ci, ce qui signifie qu’en cas de défaite d’Octavien et de victoire d’Antoine, Paullus serait en mesure d’obtenir le pardon du vainqueur, de conserver son patrimoine et de poursuivre sa carrière21. Si Paullus a choisi Cornelia, c’est donc aussi parce qu’il voulait se prémunir contre les conséquences d’une éventuelle défaite de son camp. Or, il n’est guère 20 PIR² A 373, p. 63 ; SYME 1986, p. 110 ; SYME 1987, p. 14–15. 21 La date de la mort de Libo n’est pas connue, fût-ce approximativement. Certains savants identifient le consul de 34 av. J.-C. au Libo mentionné comme membre du collège des frères arvales en 21/20 av. J.-C., tandis que d’autres voient dans ce personnage M. Livius Drusus Libo, consul en 15 av. J.-C. (cf. PIR² S 264, p. 101). Dans le second cas de figure, L. Scribonius Libo n’apparaît plus dans les sources après l’année de son consulat et peut donc être décédé avant Actium. Cette éventualité n’ôte toutefois pas sa validité à l’analyse que nous proposons du mariage de Paullus avec Cornelia : ce dernier aurait en effet pu, en cas de défaite d’Octavien, faire valoir auprès du vainqueur ses liens d’adfinitas avec celui qui avait été, bien que brièvement, l’un de ses partisans les plus éminents. La mort de Libo, même si elle est intervenue avant le mariage de sa nièce, n’a donc pas remis en cause l’avantage politique que Paullus pouvait attendre d’une alliance avec cette dernière.

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surprenant que Paullus ait eu une telle préoccupation : à deux reprises au cours des années précédentes, il s’était trouvé dans le camp des vaincus et avait fait la douloureuse expérience de la défaite. En 43 av. J.-C., quand la guerre de Modène, qui avait opposé les Républicains et les Césariens en Italie, se conclut par la victoire des Césariens, Paullus avait ainsi été inscrit sur les listes de proscription avec son père, du fait des prises de position de ce dernier en faveur de la cause de la République pendant le conflit22. L’année suivante, en 42, lors de la bataille de Philippes, les Républicains furent une nouvelle fois vaincus et Paullus, qui leur était resté fidèle, se trouva à nouveau sans autre recours que la fuite ou la clémence du vainqueur. Or le contexte de l’année 31 était tout aussi critique que les années 43 et 42 et imposait aux aristocrates romains la plus grande prudence : l’affrontement entre Octavien et Antoine était imminent, mais son issue encore très incertaine, puisque les deux camps disposaient de ressources équivalentes. C’est donc tout naturellement qu’à la veille de cette nouvelle guerre, Paullus chercha à se prémunir contre les désagréments auxquels il serait exposé si son parti était vaincu, ce qu’il fit au moyen d’un mariage. Il est vrai que Paullus était, avant même d’épouser Cornelia, l’adfinis d’une figure éminente du parti antonien, Cn. Domitius Ahenobarbus, consul ordinaire en 32 av. J.-C., lequel avait épousé en premières noces une Aemilia Lepida dont Paullus était le frère ; en outre, le fils issu de ce mariage, L. Ahenobarbus, neveu de Paullus, avait été fiancé en 37 av. J.-C. à Antonia maior, la fille aînée d’Antoine et de la sœur d’Octavien, Octavia minor. Paullus était donc apparenté dès avant 31 av. J.-C., en tant qu’oncle maternel du jeune Ahenobarbus, aussi bien à Antoine qu’à Octavien. Il a pu toutefois juger plus prudent de doubler ce lien avec le parti d’Antoine, qui dépendait de la fidélité d’un tiers à ce dernier, par une alliance avec un autre de ses partisans – la défection de Cn. Ahenobarbus, qui rallia finalement le camp d’Octavien dans les jours qui précédèrent la bataille d’Actium, justifia a posteriori cette précaution. Le tableau qui se dessine au terme de cette étude montre que l’élite sénatoriale des trente dernières années de la République romaine était profondément marquée par la crise politique et institutionnelle qui se manifestait alors depuis plusieurs décennies. De nombreux sénateurs conservaient le souvenir de périls auxquels euxmêmes ou leurs parents avaient été exposés, et tous gardaient en mémoire l’histoire récente de la République, qui avait montré en plusieurs occasions que l’issue de la rivalité entre deux factions était imprévisible et qu’elle prenait habituellement la forme d’un affrontement armé au terme duquel les partisans de la faction vaincue étaient éliminés ou mis à l’écart23. La crainte que suscitaient chez les aristocrates romains l’instabilité et la violence politiques de l’époque se reflète dans leurs stratégies matrimoniales, comme 22 Selon Appien, le père de Paullus avait été parmi les premiers à voter la proclamation comme ennemis publics des Césariens Antoine et Lépide (App., Civ., IV, 12). 23 Les conséquences de la guerre civile de 83–82 av. J.-C., remportée par Sylla, étaient d’ailleurs encore visibles, puisque les descendants des sénateurs ennemis de Sylla proscrits à cette époque restèrent exclus de la carrière des honneurs jusqu’en 49 av. J.-C., malgré l’abrogation pour une partie d’entre eux, dans les années 70, de certaines des mesures infamantes qui les frappaient (cf. HINARD 1985, p. 87–100).

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le montre l’analyse de celles qui sous-tendent les mariages des deux Marcii Philippi, de Ti. Claudius Nero et de Paullus Aemilius Lepidus : les stratégies matrimoniales en question visaient en effet à contrebalancer un engagement politique en faveur de l’une des factions en lice ou à rééquilibrer un réseau de parenté politiquement trop marqué en procurant à leurs auteurs des liens avec la faction rivale, de manière à leur assurer des soutiens dans tous les camps et, ainsi, à leur éviter d’être anéantis par la défaite de l’un d’entre eux, tout en leur permettant de faire une carrière réussie. Cette utilisation du mariage peut être rapprochée d’un phénomène observé lors des guerres civiles romaines, celui des familles volontairement divisées entre les camps en présence de façon à préserver leur position quelle que soit l’issue de l’affrontement24 : une fois acquis la victoire d’une faction et l’anéantissement de l’autre, les individus qui se retrouvaient dans le camp du vainqueur pouvaient ainsi obtenir de ce dernier la grâce de leurs parents vaincus. Il est vrai que cette stratégie n’est explicitement attestée dans les sources que pour des non Romains, à savoir deux frères de la famille royale de Thrace, Rhascus et Rhascypolis, dont le premier s’était allié à Antoine en 42 av. J.-C. tandis que le second se mettait au service de Cassius : Appien, qui relate les faits, indique que le désaccord des deux frères sur le parti à embrasser n’était qu’apparent et que leur but avait été dès l’origine de préserver leur royaume, faisant valoir qu’après Philippes, Rhascus sollicita et obtint du vainqueur, pour prix de son aide, la grâce de son frère25. Mais on peut identifier avec quelque vraisemblance une manœuvre similaire chez deux membres de l’aristocratie sénatoriale romaine : Appien rapporte ainsi l’histoire d’un Caecilius Metellus qui obtint d’Octavien à l’issue de la bataille d’Actium, au cours de laquelle il avait exercé un commandement dans l’armée de ce dernier, qu’il épargne son père, qui avait pour sa part combattu pour le compte d’Antoine et qu’il avait reconnu parmi les prisonniers26. On remarquera toutefois qu’une telle stratégie ne pouvait être mise en œuvre que dans une famille comptant plusieurs hommes aptes à participer activement aux événements politiques ou militaires, ce qui n’était pas le cas de l’ensemble des familles aristocratiques romaines. Un mariage, en revanche, permettait à un individu isolé d’obtenir le même résultat : même un personnage dépourvu de sœurs ou de filles à marier pouvait en effet, en épousant une femme apparentée à un membre d’une faction rivale de la sienne, acquérir des liens de parenté par alliance qui le garantiraient contre les conséquences d’une défaite de son parti, l’intercession d’un adfinis valant celle d’un cognat. Qui plus est, du fait des liens qui unissaient les uns aux autres un grand nombre d’aristocrates romains, il était possible, par un seul mariage, comme le montre le cas de Paullus Aemilius Lepidus, de renforcer son attachement à la faction à laquelle on appartenait tout en devenant par ailleurs l’adfinis d’un membre du camp rival, ce qui montre que les alliances matrimoniales étaient un instrument de gestion de la crise particulièrement efficace. 24 Cf. SYME 1967, p. 70 ; JAL 1963, p. 398 ; HINARD 1990, p. 565. 25 App., Civ., IV, 136; cf. 87. 26 App., Civ., IV, 42.

Se prémunir contre les périls d’une période de crise

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LERNEN AUS DER KRISE? ERZIEHUNG UND ELITEBILDUNG IM FRÜHEN PRINZIPAT Stephanie Kirsch (Bonn) „Dass aber die Schüler beim Lernen geprügelt werden, wie sehr es auch üblich ist und auch die Billigung des Chrysipp hat, möchte ich keineswegs, erstens, weil es häßlich (deforme) und sklavenmäßg (servile) ist und jedenfalls ein Unrecht (iniuria) – was sich ja, wenn man ein anderes Alter einsetzt (si aetatem mutes), von selbst versteht; zweitens, weil jemand, der so niedriger Gesinnung ist (mens inliberalis), dass Vorwürfe ihn nicht bessern, sich auch gegen Schläge verhärten wird wie die allerschlechtesten Sklaven (pessima mancipia); schließlich, weil diese Züchtigung gar nicht nötig sein wird, wenn eine ständige Aufsicht die Studien überwacht.“1

Was hat die Ablehnung der Körperstrafe im Kontext der Erziehung mit einer Krise der Elite zu tun? Quintilians Eintreten für eine Erziehung ohne Schläge wird oft als idealer Entwurf gesehen, der jedoch mit der Erziehungspraxis vor allem im Bereich der Schulen seiner Zeit nicht viel zu tun habe.2 Wie auch Plutarchs Äußerungen zur Sache3 scheint Quintilians Kommentar eher einer philosophisch ausgerichteten Strömung der Rhetorik geschuldet, die sich in eine seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. nachvollziehbare Tradition negativer Äußerungen zum Thema einordnen lässt.4 Kann jedoch der zeitgeschichtliche Kontext hierbei vollkommen außer Acht gelassen werden? Quintilian hatte unter den Flaviern die Rolle als Prinzenerzieher inne, dennoch zielt die folgende Interpretation weniger auf seine Funktion als Erzieher ab. Meine Frage ist vielmehr, inwiefern das quintilianische Konzept vielleicht auch 1

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Quint., Inst., I, 3, 14 (Text und deutsche Übersetzung nach H. RAHN, Marcus Fabius Quintilianus, Ausbildung des Redners. Zwölf Bücher, Darmstadt 2011): Caedi vero discentis, quamlibet id receptum sit et Chrysippus non improbet, minime velim, primum quia deforme atque servile est et certe (quod convenit si aetatem mutes) iniuria: deinde quod, si cui tam est mens inliberalis ut obiurgatione non corrigatur, is etiam ad plagas ut pessima quaeque mancipia durabitur: postremo quod ne opus erit quidem hac castigatione si adsiduus studiorum exactor adstiterit. Zur generellen Einordnung Quintilians, vgl. BLOOMER, schools ..., 2011, eine Übersicht über die Quellen zur Gewalt im Kontext antiker Schulen findet sich bei BOOTH 1973, zuletzt LAES 2011, p. 137–147. Sehr negativ zur antiken Erziehung in diesem Kontext generell s. BONNER 1977, p. 143 sowie MARROU 1952, p. 323. Zu Quintilian allgemein vgl. ADAMIETZ 1986, sowie ein neuerer Überblick über die Forschung bei FERNÁNDEZ LOPEZ 2010. Zuletzt behandelte WEEBER 2014, p. 114–126 Quintilian als Reformpädagogen, jedoch auch hier ohne größere Kontextualisierung. Eine ähnliche Formulierung findet sich bei Plut., De lib. educ., 12. Zu Kindern und der Bedeutung der Familie bei Plutarch, vgl. EYBEN 1996 sowie ALBINI 1997. Vgl. etwa Plat., Leg., VII, 793e. Lernen als beschwerlicher Weg: Aristot., Pol., VIII, 5 (1339a28). Zur Einordnung in die jeweiligen Erziehungskonzepte s. NIGHTINGALE 2001, p. 139–143, 154–166, s. auch CHRISTES 2003, p. 54.

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als Reaktion auf eine Krise der Elite zu verstanden werden kann. In den letzten Jahren ist die Bedeutung der Erziehung als Faktor der Stabilisierung und Reproduktion bestehender Eliten herausgestrichen worden; angesichts der schwierigen Beziehung zwischen Kaiser und Senatoren im 1. Jahrhundert stellt sich die Frage, inwieweit sich für ein potentiell eher konservatives Feld wie die Erziehung in Situationen der Unsicherheit Anpassungen und Wandel im Diskurs feststellen lassen.5 Zentral ist hierfür die Frage, wie das Kind und seine Aufgaben konzeptualisiert werden und welche Normen an den Umgang mit diesem gekoppelt werden. Ausgehend von M. W. BLOOMERS Überlegungen zum „child as a learning subject“6 soll in den nachfolgenden Ausführungen ein Versuch unternommen werden, Quintilians Argumentation zu kontextualisieren und die zugrunde liegenden Ideen von Adressatenkreis und Rhetorik herauszuarbeiten. Im Folgenden sollen daher zuerst die Elite in der Krise – Quintilians Adressatenkreis – und die konkreten Zeitumstände beleuchtet und daraufhin die Rhetorik als Bildungs- und Sozialisationsinhalt historisch eingeordnet werden. Zuletzt stellt sich die Frage nach einem Lernen in der Krise. Ausgehend von der zuletzt durch BLOOMER herausgearbeiteten Vorstellung vom Kind bei Quintilian soll hier eine Einordnung in das Erziehungskonzept und -ideal vorgenommen werden. 1 ELITE IN DER KRISE? An wen richtet sich Quintilian mit seiner institutio oratoria und kann man bei seinem intendierten Publikum wirklich von einer Elite in der Krise sprechen? 7 Relevant ist hierfür nicht nur, wen Quintilian direkt und indirekt (Adressat und Publikum) anspricht, sondern vor allem, wie er sich die ideale Elite vorstellt. Doch zunächst zum Adressatenkreis: Betrachtet man in einem ersten Schritt die von Quintilian angeführten Gründe für die Veröffentlichung und die Widmung des Werkes, so fällt hier neben einer Häufung von literarischen Topoi die Widmung an den Freund und Senator Marcellus Vitorius ins Auge. Ihm soll die Schrift als Leitfaden zur Erziehung des Sohnes dienen.8 Er wendet sich an ihn nicht nur als einen Freund mit literarischer Bildung,

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Grundlegend zur Erziehung als konservatives Feld vgl. BOURDIEU 1974, sowie ausführlicher BOURDIEU & PASSERON 1977. Zuletzt zur römischen Erziehung vgl. SCHOLZ 2011 sowie LAES 2011. S. z. B. BLOOMER, agent ..., 2011, p. 132. Der Eliten-Begriff ist nicht vollkommen unumstritten, soll hier aber in seiner Weitläufigkeit als Ausgangspunkt für die Betrachtung des quintilianischen Adressatenkreises dienen, vgl. GILHAUS in diesem Band, p. 18–23. Quint., Inst., 1 sowie I, pr. 6. Zur Gestaltung der Widmung und der verwendeten Topoi, ADAMIETZ 1986, p. 2231–2232. Dazu gehören das Drängen anderer um baldige Veröffentlichung (Quint., Inst., 1–3) und die Vorpublikationen durch andere, teilweise ohne Zustimmung des Autors (Quint., Inst., I, pr.7–8).

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sondern eben auch und vor allem als einen Vater.9 Dies überrascht in einem erziehungstheoretischen Werk wie der institutio oratoria wenig, schließlich ist der Vater die zentrale Identifikations- und vor allem Imitationsfigur für den Sohn und als solcher für die Erziehung der Kinder verantwortlich. Diese Funktion des Vaters als Aufseher der Erziehung und als Rollenmodell des Sohnes ist an anderer Stelle bereits hinlänglich untersucht worden.10 Als Idealbild schlechthin des römischen Vaters, der sich auch um die Erziehung des Sohnes kümmert, galt Cato der Ältere, dessen exemplum Quintilian im Hinblick auf die Bedeutung der Rhetorik explizit erwähnt.11 Zentral ist die Forderung, dass der Vater von Anfang an größte Sorgfalt auf die Erziehung des Kindes, d. h. hier explizit des Sohnes verwenden solle.12 Selbst wenn diese Betonung der Bedeutung des Vaters wenig überraschend ist, fällt doch auf, dass Quintilian auch die anderen an der Erziehung beteiligten Personen in seine Überlegungen mit einbezieht und neben dem Vater auch die Mutter sowie die Amme, den Paidagogen etc. explizit erwähnt.13 Die Eltern müssen nach Quintilian nicht unbedingt die gleiche Ausbildung erhalten haben wie das Kind. Mit anderen Worten: Quintilian setzt folglich sowohl Statusaufstiege14 als auch veränderte Erziehungsinhalte voraus: „Die Eltern möchte ich mir so gebildet wie nur möglich wünschen […] [7] Jedoch sollen auch die Eltern, die selbst nicht das Glück gehabt, etwas zu lernen, keine geringere Fürsorge für den Unterricht ihrer Kinder aufwenden, sondern sich gerade deshalb um die übrigen Erziehungsaufgaben umso sorgfältiger kümmern.[…]“ 15

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Quint., Inst., I, pr. 6 : Quod opus, Marcelle Vitori, tibi dicamus, quem cum amicissimum nobis tum eximio litterarum amore flagrantem non propter haec modo, quamquam sint magna, dignissimum hoc mutuae inter nos caritatis pignore iudicabamus, sed quod erudiendo Getae tuo, cuius prima aetas manifestum iam ingenii lumen ostendit, non inutiles fore libri videbantur quos ab ipsis dicendi velut incunabulis per omnes quae modo aliquid oratori futuro conferant artis ad summam eius operis perducere festinabimus. Stellvertretend für die umfassende Literatur s. die neueren Arbeiten von SCHOLZ 2011, dessen Schwerpunkt jedoch auf der Sozialisation zur Zeit der Republik liegt; Bedeutung der imitatio: WALTER 2004; alternative Rollenmodelle: HARDERS 2010; Bedeutung der Deklamationen als Ort der Konstruktion der Vaterrolle: IMBER 2008, p. 166–168. Cato als Aufseher und Erzieher s. Plut., Cato mai., 20, 5–7. Auch bei Plutarch spielt die Aufsichtsfunktion des Vaters eine wichtige Rolle für den Erziehungserfolg, ebenso wichtig ist jedoch auch das moralische Verhalten der Eltern, vgl. Plut., De lib. educ., 2–4; 7. Cato wird vor allem im Zusammenhang mit dem vir bonus erwähnt, s. Quint., Inst., XII, 1, 1. Quint., Inst., I, 1, 1: Igitur nato filio pater spem de illo primum quam optimam capiat: ita diligentior a principiis fiet. S. Quint., Inst., I, 1, 4–10, gerade das korrekte Erlernen von Sprache sei wichtig. Zum Verhältnis von Griechisch und Latein, s. Quint., Inst., I, 1, 12–14. Vgl. Horaz‘ Vater, der seinen Sohn für eine bessere Ausbildung und damit verbundene Karrierechancen nach Rom schickt: Hor., Sat., I, 6, 71–82. Quint., Inst., I, 1, 6–7: In parentibus vero quam plurimum esse eruditionis optaverim.[…] Nec tamen ii quibus discere ipsis non contigit minorem curam docendi liberos habeant, sed sint propter hoc ipsum ad cetera magis diligentes.[…]. Anzumerken sei hier, dass als Beispiel für eine gelungene sprachliche Erziehung Cornelia, die Mutter der Gracchen, angeführt wird, also gerade auf die Bedeutung der Mutter in dieser Phase der Kindsentwicklung hingewiesen wird.

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Lässt sich diese implizierte Inhomogenität des Adressatenkreises auf Zeitumstände zurückführen oder ist diese Aussage generell zu deuten? Anders gefragt, spricht dies für eine Krise der Elite oder geht es hier nur um soziale Mobilität? Eine direkte Bezugnahme auf Krisenphänomene finden wir im Zusammenhang von Quintilians Ausführungen zur Erziehung nicht. Ausgehend von einer Krisendefinition im Sinne J. FRIEDRICHS, die sich auf eine „wahrgenommene Gefährdung eines institutionalisierten Handlungsmusters“16 als erste Stufe gründet, kann zumindest für die alte Elite der Senatoren im 1. Jahrhundert n. Chr. durchaus von einer zumindest krisenhaften Situation gesprochen werden. Zwar blieb die Nobilität und ihr Lebensstil zentraler Orientierungspunkt selbst für den Kaiser, der de iure als primus inter pares galt, jedoch waren ihre traditionellen Handlungsmuster und die Kompetenzen politischer Entscheidungsfällung durch die Position des princeps de facto eingeschränkt. Der Zugang zu den Ämtern – der die Nobilität konstituierenden Instanz – wurde immer mehr durch Eingriffe des Kaisers in die alten Wahlmechanismen reglementiert. Ein zentrales Thema der Kritik an den in der senatorischen Geschichtsschreibung als malus princeps/mali principes dargestellten Kaisern bildete so auch die eingeschränkte Redefreiheit besonders im Senat, wo – neben den in der Kaiserzeit verschwindenden Volksversammlungen – in republikanischer Zeit überzeugende Rhetorik entscheidend zur politischen Entscheidungsfindung beitrug. Der kritische Punkt ist also die Partizipation im politischen Raum und die Aushandlung neuer Verhaltensoptionen zwischen Senatoren und princeps sowie damit verbunden die scheinbare Einschränkung der Redefreiheit im Senat, dessen personale und regionale Zusammensetzung sich darüber hinaus nach dem hohen Blutzoll der alten senatorischen Familien während der Bürgerkriege des 1. Jahrhunderts v. Chr. in der frühen Kaiserzeit gewandelt hatte.17 Der Blick wird somit wieder auf Quintilians zentrales Thema zurückgelenkt: die Rhetorik und ihre Bedeutung.

Zur Bedeutung der Cornelia und ihres Exempelcharakters, vgl. z. B. BURCKHARDT & UNGERNSTERNBERG 1994. 16 FRIEDRICH 2007, p. 14. 17 Seit Tiberius fanden auch die Wahlen zu den verschiedenen Ämtern des cursus honorum im Senat und nicht mehr in einer der Volksversammlungen statt. Die genannte Kritik findet sich für viele Kaiser des 1. Jahrhunderts n. Chr. und verschwindet erst im Zuge der Konsolidierung des Prinzipats unter den Adoptivkaisern. Rückschlüsse auf die antike Wahrnehmung erlaubt vor allem Tacitus, s. dazu HAEHLING 2007, p. 76–81. Zur Redefreiheit im Senat des 1. Jahrhunderts und der Problematik der taciteischen Überlieferung, kritisch und ältere Forschung zusammenfassend s. ADAMIETZ 1986, p. 2242–2245, vgl. dagegen RUTLEDGE 2010, zu systemischen Spannungen durch die Etablierung des Prinzipats und die Verlegung der Wahlen in den Senat s. auch WINTERLING 2008, p. 302; 312.

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2 EINE KRISE DER RHETORIK? Die Rhetorik ist kein neuer Erziehungsinhalt des 1. Jahrhunderts n. Chr., Quintilians Rhetorikverständnis und die Bedeutung, die er der Rhetorik innerhalb der Ausbildung eines Kindes der Elite zumisst, spiegeln jedoch zeitgenössische Veränderungen. Er selbst schreibt über das Anwendungsgebiet der Rhetorik und die zukünftigen Betätigungsfelder der Kinder Folgendes: „Ich entscheide mich [Anm.: bezüglich der Frage nach dem Stoff der Rhetorik und der Frage, ob die Rhetorik eine virtus ist] – und das nicht ohne gute Gewährsmänner – dafür, dass der Stoff der Rhetorik alle Gegenstände sind, die sich ihr zum Reden darbieten.“18

Rhetorik umfasst für Quintilian also alle Gegenstände, die sich zum Reden darbieten, selbst die Philosophie sei nur ein Teilgebiet der Rhetorik.19 Trotz dieser sehr allgemeinen Verortung liegt der Schwerpunkt des Werkes eindeutig im Gerichtswesen, worüber die Aufteilung der einzelnen Genera auf die verschiedenen Bücher Aufschluss gibt. So behandelt nur das dritte Buch (3.7–8) die epideiktische und deliberative Rede, wohingegen das genus iudicale v.a. in Buch 5 und 7, jedoch im Grunde in allen Büchern von 3 bis 11 den Schwerpunkt der Betrachtung bildet.20 Quintilian sieht die Qualifikation bzw. das Tätigkeitsfeld des Redners vor allem hier, im traditionellen Profilierungsbereich der politischen Elite vor Beginn und während der ersten Ämter des cursus honorum. Hiermit folgt Quintilian der Schwerpunktsetzung seines Vorbildes Cicero.21 Auch das Idealbild des Redners, das Quintilian entwirft, steht in dieser republikanischen Tradition. Für Quintilian kann nur ein vir bonus Redner sein, der aufgrund seiner virtutes und seiner Redegabe öffentliche Aufgaben übernimmt und zwar explizit in Verwaltung, Gesetzgebung und vor Gericht.22 Mit dem Konzept des vir bonus knüpft er an Cato und an Cicero an, wie Quintilian explizit anmerkt: vir bonus dicendi peritus.23 Wenn der Rhetor kein vir bonus ist, könne dies nur Schaden für die res publica bedeuten.24 18 Quint., Inst., II, 21, 4: Ego (neque id sine auctoribus) materiam esse rhetorices iudico omnes res quaecumque ei ad dicendum subiectae erunt. Seine Gewährsmänner: Plat., Gorg., 449 e–f sowie Phaidr. 261 a; eingeschränkt Cic., De inv., 1, 5–6 sowie De orat. I, 21 und III, 54. 19 Ausführlich u. a. Quint., Inst., I, pr. 13–17. 20 Zur Aufteilung des Werkes s. ADAMIETZ 1986, p. 2245–2259, sowie FERNÁNDEZ LÓPEZ 2010, p. 312–315. Quintilian teilt selbst in die Lehre ante officium rhetoris (Buch 1), den Beginn des Rhetorikunterrichts und das Wesen der Rhetorik (Buch 2), dann folgen fünf Bücher zur inventio, vier zur elocutio und eins über den perfekten Redner selbst, vgl. Quint., Inst., I, pr. 21–22. 21 Hier vor allem De oratore (s. z. B. De orat. I, 118) und der Orator. Quintilian sieht sich Cicero nur in der Betonung der moralischen Erziehung voraus, vgl. die Schiffsmetapher: Quint., Inst., XXII, pr. 4–5. 22 Quint., Inst., I, pr. 9–10: cum vir ille vere civilis et publicarum privatarumque rerum administrationi accommodatus, qui regere consiliis urbes, fundare legibus, emendare iudiciis possit, non alius sit profecto quam orator. 23 S. speziell Quint., Inst., XII, 1, 1. 24 Angelehnt an die stoische Vorstellung, dass nur ein Weiser weise reden könne; s. auch Cic., De orat., III, 65, weiterführend s. BLOOMER 2011, n. 9. Rhetorik sei also mehr als reine bene

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Festzuhalten ist hier vor allem die Bedeutung, die der Rhetorik allgemein sowie speziell als Erziehungsinhalt beigemessen wird. Die Rhetorik erscheint als Schlüsselkompetenz einer Nobilität, die sich auf verschiedenen Feldern, aber immer mit Blick auf die res publica, zu bewähren hat. Der Zugang zu ihr erscheint zumindest bei Quintilian unbeschränkt – wenn man einmal von den nötigen finanziellen Mitteln, die implizit vorausgesetzt werden, absieht. Ein Blick auf die Diskurse zur Rhetorik im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. unterstreicht die zentrale Bedeutung als Teil der Erziehung, zeigt aber auch, wie stark vor allem um Inhalte (z. B. Stil und Lektüre) und Vermittlung (Bedeutung der Deklamationsübungen) innerhalb der Nobilität gestritten wurde.25 Daran, dass auch Tacitus in seinem Dialogus de oratoribus nur zu gern den Topos des Untergangs der Rhetorik bzw. der eloquentia aufgreift,26 ist eine gewisse Prominenz und Aktualität des Themas zu erkennen. Diese lässt sich nicht allein auf eine häufiger in den Werken des Tacitus auftretende, eher pessimistische Sicht auf das Verhältnis von Senat und Kaiser und die damit einhergehende Einschränkung der Redefreiheit der Senatoren reduzieren.27 Tacitus kritisiert neben einem neuen Stil der Rhetorik, den er primär den delatores zuschreibt, die Rhetorikschulen und Rhetoriklehrer bzw. ihren als wirklichkeitsfremd wahrgenommenen Unterricht selbst.28 Eine kritische Sicht auf lateinische Rhetorikschulen ist jedoch keine neue Entwicklung des 1. Jahrhunderts n. Chr. Zentraler Streitpunkt war schon in republikanischer Zeit die Frage des Sozialisationsortes bzw. -agenten, d. h. wer zu welcher Zeit und in welcher Umgebung die Aufsicht über den Rhetorikunterricht übernehmen solle. Gegensätzlich zueinander standen dabei vor allem die als traditionell wahrgenommene Rhetorikerziehung durch den Vater oder durch einen Mentor im Rahmen des sogenannten tirocinium fori,29 bei dem die wirkenden Faktoren und einbezogenen Gruppen eng begrenzt und damit vom Vater als Aufsichtsinhaber leicht zu kontrollieren waren, und der Schule, die außerhalb des elterlichen Hauses situiert sein konnte und mit Gruppenunterricht verbunden war, wobei natürlich auch

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dicendi scientia (Quint., Inst., II, 15, 34) zu betrachten, was hier positiv gemeint ist, da bene dicere non possit nisi bonus – nur ein guter Mann könne gut sprechen. Zur Bedeutung der Rhetorik und den Inhalten der Deklamationsübungen s. die Übersicht bei CORBEILL 2010, p. 73–81, zur Bedeutung der Inhalte unter anderem IMBER 2008, generell FANTHAM 1998. Interne Zeit des Dialogs: 72 n. Chr., geschrieben wurde er wahrscheinlich zur Zeit Nervas. Zur literarischen Tradition des Untergangs der Rhetorik, der Kritik an der Sprache der Zeitgenossen und dem Dialogus des Tacitus generell s. SCHIRREN 2000, p. 227–228. Zur Einordnung des Dialogs in den Diskurs um den richtigen Stil vgl. GOLDBERG 1999. Zur Redefreiheit unter den ersten principes und der Bedeutung des Begriffes delatores in diesem Kontext s. RUTLEDGE 2010 (mit kritischer Behandlung der Literatur zum Thema) sowie ausführlich zu den Verhandlungen vor dem Senat, vgl. RUTLEDGE 2001. Die Verbindung von guter Rede und moralisch richtigem Verhalten findet sich so auch bei Tacitus, vgl. SCHIRREN 2000. Zum Problem des Stils s. Tac., Dial., 35, 1, 1–2, zu den Inhalten, s. Tac., Dial., 1, 1, 1, dazu Quint., Inst.,1. Zur Veränderung der Inhalte der Deklamationen s. CORBEILL 2010, p. 73–76 (mit Überblick über die Forschungsliteratur). Zur Problematik des Begriff, s. RICHLIN 2011, p. 95.

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die Möglichkeit einer Kombination bestand30. Gerade der Zugang zum Unterricht der lateinischen Rhetorik über Rhetorenschulen gab bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. Anlass zu Konflikten und Verboten.31 Im Moment der Öffnung dieser Lehrinhalte für eine zahlende Kundschaft, gleich welcher Herkunft, wurde ein Distinktionsmerkmal der Elite in Frage gestellt und ein Mittel zur Etablierung sozialer Beziehungen einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.32 Quintilian nimmt in diesem Konflikt eine Art Vermittlerrolle ein.33 Er greift die als traditionell angesehenen Elemente römischer Erziehung wie die Aufsichtspflicht des Vaters, das hohe Ansehen der Rhetorik als eine Schlüsselkompetenz und ein Distinktionsmerkmal der Nobilität sowie die Ausrichtung aller Tätigkeiten auf die res publica auf, befürwortet aber zugleich – und hier liegt der stärkste Unterschied zu seinen Vorbildern, d. h. vor allem zu Cicero – vehement eine Erziehung in der Schule und bietet gleichzeitig mit seinem Werk eine Richtlinie für die umstrittenen Unterrichtsinhalte. Der von Quintilian erwähnte Ausbildungsunterschied zwischen Eltern und Kindern kann also sowohl durch soziale Mobilität als auch durch ein sich veränderndes Erziehungswesen erklärt werden, eine neue Entwicklung des 1. Jahrhunderts n. Chr. ist dies jedoch nur bedingt. An dieser Stelle ist es nun geboten, Quintilians Erziehungskonzeption im Hinblick auf die Ausgangsfrage zu untersuchen: Wie ist es zu verstehen, dass Kinder nicht geschlagen werden sollen und wie lässt sich die Brücke zu der Krise schlagen?

30 Augustus ließ beispielsweise die Schule des Grammatikers Verrius Flaccus, des Lehrers seiner Enkel, in sein Haus verlegen, s. Suet., Gramm., 17. 31 Verwiesen werden soll auf einen ersten Senatsbeschluss von 161 v. Chr., der griechische Rhetoren und Philosophen aus Rom verweist, vor allem aber auf das Zensorenedikt von 92, welches die Latini rhetores betrifft, da diese nicht dem mos maiorum entsprächen, s. Tac., Dial., 35, 1, 1–2 sowie Suet., Gramm., 25, 5. Erwähnung findet das Edikt auch bei Cicero (De orat, III. 94) mit dem Vorwurf des Verziehens der Kinder: impudentiae ludus. Zur Entwicklung des Verhältnisses von Schule und tirocinium fori zuletzt GOLDBECK 2012. 32 So überzeugend CORBEILL 2001. Letztlich war der Zugang zu den lateinischen Rhetorikschulen jedoch durch zwei Faktoren begrenzt, das Vermögen der Eltern und – davon abhängig – der Abschluss einer vorherigen Ausbildung auf dem Niveau des Elementar– und Grammatikunterrichts, sei es in einer Schule oder durch Privatlehrer. Für die Zeit Ciceros ist eine Lehrlingsphase bei Verwandten und Freunden gut bezeugt, für das späte 1. Jahrhundert zu Tacitus‘ und Plinius‘ Zeit finden sich zumindest noch Hinweise auf das Anhören guter Redner, s. RICHLIN 2011, p. 93 sowie GOLDBECK 2012, p. 80–86. 33 Vgl. Quint., Inst., I, pr. 2 sowie Quint., Inst., X, 1, 112. Wie bereits erwähnt, bezieht sich Quintilian selbst in seinem Werk immer wieder auf Cicero als Stilvorbild und nimmt sich selbst auch nicht heraus, viel Neues hinzufügen zu können, vgl. Quint., Inst., I, pr. 2 sowie Quint., Inst., X, 1, 112. Zum empfohlenen Literaturkanon, der vor Cicero auf lateinischer Seite im Grunde nichts Bedeutendes verzeichnet: Quint., Inst., X, 1, 37–131.

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3 LERNEN IN DER KRISE? Erkennbar wird die von Quintilian vertretene Vorstellung von einem Kind, die seinem ganzen Erziehungskonzept zu Grunde liegt, in folgender Passage:34 „Ein erfahrener Lehrer wird, wenn ihm ein Knabe anvertraut wird, vor allem seine Begabung (ingenium) und Wesensart (natura) genau betrachten. Das Hauptkennzeichen für die Begabung (ingenii signum) ist bei den Kleinen das Gedächtnis, das zweierlei zu leisten hat: leicht aufzunehmen und getreulich zu behalten“.

Dem Kind inhärent ist also neben seiner natura das ingenium, also ein bestimmtes Talent, welches der Lehrer entdecken und fördern soll.35 Kennzeichen des Talents ist die memoria, welche die imitatio anleite, die zu den grundlegenden Eigenschaften eines jungen Kindes zählt. Jedoch ist das ingenium nicht bei jedem Kind gleich.36 Das Kind lerne erst noch Urteilskraft, iudicium, zu entwickeln und ist ohne diese Fähigkeit allen Einflüssen schutzlos ausgeliefert; es ahmt somit nach, was es vorfindet.37 Hauptmotor für das kindliche Lernen soll Eigenantrieb sein, M. W. BLOOMER hat dies in seiner Formulierung „child as a learning agent“ ausgedrückt.38 Aus diesen Überlegungen ergeben sich für Quintilian zwei Folgerungen: Erstens könne die beste Lern- bzw. Motivationsmethode nur der Wettstreit sein,39 für den Mitstreiter, d. h. andere Schüler, benötigt werden. Zweitens müsse das Kind vor schädlichen Einflüssen möglichst geschützt werden, da sich zumindest ein junges Kind dagegen noch nicht wehren könne. So ist es auch nachvollziehbar, dass die Auswahl des Lehrpersonals und die sorgfältige Aufsicht über den Fortschritt der Ausbildung des Kindes Quintilians besondere Aufmerksamkeit finden. Die im Eingangszitat suggerierten Bedrohungen – das Kind könne deformiert und sklavisch werden – werden nun verständlich.40 Die Gefahr einer Fehlentwicklung bestehe dabei sowohl auf der mentalen als auch auf der körperlichen Ebene: Das Kind 34 Quint., Inst., I, 3, 1: Tradito sibi puero docendi peritus ingenium eius in primis naturamque perspiciet. Ingenii signum in parvis praecipuum memoria est: eius duplex virtus, facile percipere et fideliter continere. 35 Nach Quintilian habe jedes Kind Talent, das durch Lehrer, Unterricht und Praxis hervorgebracht werden könne; Quintilian definiert hier keine festen Altersstufen, sondern beurteilt nach der jeweiligen Entwicklung: so müssen, wenn auch nicht alle gleich begabt sind, alle den gleichen Unterricht besuchen, vgl. Quint., Inst., I, 1, 2 sowie II, 8, 12. Zu der üblichen Entwicklungsstufenbestimmung anhand der Reife anstatt des Alters s. LAES 2011, p. 262–268. 36 Quint., Inst., I, 2, 28–29. 37 Vgl. Quint., Inst., II, 4, 7, hier ex negativo argumentiert. 38 BLOOMER 2011, p. 132 fasst Quintilians Bestreben wie folgt zusammen: Das Kind ist gleichzeitig Lernsubjekt und Lernagent und die von Anfang an geförderte, richtige Entwicklung determiniert den aus ihm entstehenden Erwachsenen und dessen Streben nach Macht und Autorität. Die Schule ist also eine Gesellschaft im Kleinen. Im Gegensatz zu Cicero (De orat., I, 18– 19.23) beschäftigt sich Quintilian nicht nur damit, was ein guter Redner sein soll, sondern auch wie er dorthin kommt. Plutarch erweitert dies um den Aspekt der richtigen Zeugung, s. Plut., De lib. educ., 1–4. 39 Vgl. dazu generell Quint., Inst., I, 2, sowie speziell Quint., Inst., I, 2, 29: Vtile igitur habere quos imitari primum, mox vincere velis: ita paulatim et superiorum spes erit. 40 Quint., Inst., I, 3, 14.

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könnte Scham entwickeln, vor anderen zu sprechen und aufzutreten.41 Auf körperlicher Ebene bedrohen Schläge das Endergebnis, da zu diesem, d. h. dem perfekten Redner, das richtige (körperliche) Auftreten, die richtige Gestik und Mimik gehören.42 Die körperliche Formung zum Redner könne dabei nicht nur durch Schläge, sondern auch durch sexuelle Übergriffe gefährdet werden.43 Die körperliche Integrität des Kindes muss nach Quintilian also um jeden Preis gewahrt bleiben, ein Konzept, wie es sich ganz ähnlich auch bei anderen römischen Autoren finden lässt.44 Vertrat Quintilian also ein umfassendes Absehen von körperlicher Züchtigung? Betrachtet man den direkten Kontext des Verbotes im ersten Buch genauer,45 wird schnell ersichtlich, dass hier explizit das Lehrpersonal im Fokus steht, welches für die Vorstufen des erfolgreichen Rhetorikstudiums zuständig ist: den Elementarund Grammatikunterricht. Es geht also um die Pädagogen, die Elementar- und Grammatiklehrer, die unter dem Begriff praeceptores zusammengefasst werden.46 So ist auch der Einschub quod convenit si aetatem mutes47 zu verstehen: Im höheren Alter, also die Altersgruppe der Rhetorikschüler betreffend, seien Körperstrafen nicht mehr angemessen. Bei ihren jungen Schülern seien memoria und imitatio die ausschlaggebenden Qualitäten des Kindes, hier müsse durch Auswahl und Aufsicht vor schlechtem Einfluss geschützt werden. Eine Erziehung abgeschirmt im Haus wird entsprechend kategorisch abgelehnt, hier setzt Quintilians Verteidigung der Schule als Unterrichtsform ein: Zum einen seien zu Hause genauso schlechte Vorbilder zu finden,48 zum anderen können Schulfreunde ein bis ins hohe Alter wichtiges Netz an Bezugspunkten, d. h. soziales Kapital, bilden.49 Die Schule wird dadurch zu einem Abbild der Gesellschaft, in der Beziehungen geknüpft, richtiges Verhalten erlernt und Wettstreit zum Vorankommen erprobt werden. Bezüglich der Züchtigung ist zudem anzumerken, dass der schlagende Lehrer, speziell wenn er – im Gegensatz zu Quintilian – aus den unteren Gesellschaftsschichten stammt und grundlegende Erziehungsarbeit leistet, eine höchst ambiva-

41 Quintilian verwendet hier eine Lichtmetaphorik, s. Quint., Inst., I, 2, 18 sowie I, 3, 16–17, vgl. auch I, 3, 14. Zu verstehen ist dies so, dass, wenn bereits eine mens inliberalis vorhanden sei, alle Mühen sich ohnehin als vergeblich erwiesen. 42 Quint., Inst., I, 2, 18. Körperhaltung, Gestik, Mimik etc. sind neben der eigentlichen inhaltlichen Ausbildung des Rhetors bedeutende Elemente, die maßgeblich zum Erfolg des Redners und seiner auctoritas beitragen, dies findet sich auch bei Cic., De orat., I, 18. In diesem Kontext ist auch Quintilians Exkurs zum Humor zu verstehen, s. Quint., Inst., VI, 3, Die Mittel müssen jeweils dem Publikum angepasst werden, s. auch Quint., Inst., II, 12, 9–10. In beiden Kontexten wird stark mit einer In- und Outgroup-Bildung sowie mit Geschlechterkonnotationen gearbeitet, s. auch BLOOMER, agent ...., 2011, p. 130–135. Zur Bedeutung des Rhetorikunterrichts bei der Ausbildung von Männlichkeit vgl. einführend CONNOLLY 2010. 43 Quint., Inst., I, 3, 16–17 44 Zur Bedeutung der körperlichen Integrität des Kindes s. auch LAES 2011, p. 241–259. 45 Quint., Inst., I, 3, 16–17 und I, 3, 14. 46 Quint., Inst., I, 3, 16–17. 47 Quint., Inst., I, 3, 14. 48 Quint., Inst., I, 2, 4. 49 Quint., Inst., I, 2, 20.

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lente Figur darstellt, da die Ausübung körperlicher Gewalt ein soziales Distinktionsmerkmal innerhalb der römischen Gesellschaft bildete und es ein Zeichen des Sklavenstatus war, der Peitsche ausgesetzt zu sein.50 4 LERNEN AUS DER KRISE – SCHLUSSBETRACHTUNGEN Kommen wir wieder zurück zur Ausgangsfrage: Welche Verbindung lässt sich herstellen zwischen den Problemen der Selbstdefinition der senatorische Elite und dem Verbot, Kinder zu schlagen? Die Rhetorik war bereits in der Republik eine Schlüsselkompetenz der Nobilität. Dies änderte sich auch mit dem Übergang zum Prinzipat nicht, lediglich die Anwendungsfelder und -orte, der Inhalt der Deklamationen und die Bedeutung der außerhäuslichen Erziehungsinstitution Schule unterlagen einem Wandel. Die bei Tacitus konstatierte „Krise der Rhetorik“ war somit vor allem eine Frage der Zeitkritik. Sie hing zusammen mit einer sich verändernden Vorstellung von Sprachstil, Elementen der senatorischen Selbstwahrnehmung und der neuen politischen Situation. In der Auseinandersetzung um die Rhetorik spiegelte sich diese Neuaushandlung der nun bezüglich des Zugangs zu politischer Macht und den damit verbunden althergebrachten Legitimierungsfunktionen stark beschnittenen senatorischen Stellung. Quintilian fungierte hier als eine Art pädagogisches Scharnier, positioniert zwischen Tradition und Erneuerung. Sein Rednerideal war zwar der vir bonus republikanischer Tradition, sein Rhetorikverständnis dagegen universell anwendbar. Lernen bzw. der Rhetorikunterricht und alle seine Vorstufen bildeten für ihn das zentrale Kapital und Distinktionsmerkmal der kaiserzeitlichen Elite. So erklärt sich die Bedeutung, die der Aufsicht über die Erziehung und der Auswahl des Lehrpersonals beigemessen wird, und in diesem Kontext ist es auch zu verstehen, dass ein Kind nicht geschlagen werden sollte.51 Diese bei Quintilian sichtbare Entwicklung hin zu einem relativ festen Bildungs- und Erziehungskanon, der bestimmte Kompetenzen und Kommunikationsmöglichkeiten eröffnete, ist für das 2. Jahrhundert n. Chr. auch in anderen Quellen greifbar, die eine Funktion der gemeinsamen paideia praktisch als Kitt der Eliten auf verschiedenen Ebenen des Imperium Romanum belegen.52 Der von Quintilian präsentierte Rhetorikunterricht und das damit verbundene Rednerideal boten also einen Ausweg aus der Unsicherheit und können als Versuche der Kanonisierung und Selbstdefinition bzw. als Distinktionsmechanismus einer verunsicherten Elite interpretiert werden: also ein Lernen aus der Krise heraus. 50 Ein Beispiel eines schlagenden Lehrer war z. B. der plagosus Orbilius, s. Hor., Epist., II, 1, 69ff sowie Suet., Gramm., 9, dazu BOOTH 1973, p. 107. Zur Herkunft der Lehrer vgl. CHRISTES 1979. Zum sich daraus entwickelnden Spannungsverhältnis zwischen Lehrern, Schülern und Eltern s. LAES 2005, p. 84–86. Zur Gewalt als Machtmittel in der sozialen Praxis, vgl. FAGAN 2011. 51 Quintilian steht mit dieser Ansicht nicht alleine, zum Erziehungsdiskurs der Zeit, s. Sen., De clem., I, 16 sowie Plut., De lib. educ., 12. 52 Zur Entwicklung der Schule und zum Begriff der paideia generell vgl. VÖSSING 2003, allgemein vgl. auch BLOOMER, schools …, 2011 und zuletzt WEEBER 2014.

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VOM LATRO ZUM COMES – KARRIERECHANCEN UND SOZIALER AUFSTIEG IN DEN KRISENZEITEN DES 4. JAHRHUNDERTS N. CHR. IN DER DIOECESIS GALLIARUM Elena Köstner (Regensburg) Das Leben in den Grenzregionen entlang des Rheins war in der Spätantike einerseits geprägt von barbarischen Gruppen, die aus der Germania magna über den Limes in das Imperium Romanum eindrangen, die Grenzverteidigung destabilisierten und Siedlungen überfielen. Andererseits trugen auch innere Konfliktherde wie z. B. Usurpationen zur Destabilisierung des staatlichen Gefüges bei. Diese Veränderungen und Unsicherheiten betrafen natürlich nicht nur staatliche und militärische Institutionen, sondern auch die Gesellschaft. Während nun einige Menschen Reichtum, Wohlstand und Prestige verloren, konnten andere die Chancen, die diese Krisenzeiten auch bargen, nutzen und soziale und materielle Vorteile erringen. Einer dieser Männer war Charietto, der germanischer Herkunft war und sich zunächst als latro betätigte, später seine Meriten im Rahmen von militärischen Operationen des Caesar Iulian verdiente und letztlich zum comes per utramque Germaniam avancierte. Im Rahmen des Themenkomplexes „Elite und Krise in antiken Gesellschaften“ möchte ich den Aufstieg Chariettos anhand der Informationen aus den Quellen nachzeichnen, da er exemplarisch für diejenigen steht, die in den Krisenzeiten der Spätantike einen materiellen und gesellschaftlichen Aufstieg vollzogen. EINIGE BEMERKUNGEN ZU WORTBEDEUTUNG UND GESELLSCHAFTLICHEM STATUS DER LATRONES Latrocinium bzw. Räuberei wurde in der Antike als eine Form persönlicher Machtausübung aufgefasst, die gegen das Machtmonopol des römischen Staates gerichtet war. Der Kaiser als integrales Zentrum des Imperium Romanum hatte seit der Begründung des Prinzipats durch Augustus u. a. die Pflichten eines patronus und pater patriae für die Bevölkerung übernommen.1 Diese Fürsorgepflicht für alle Reichsbewohner besaß auch in der Spätantike Gültigkeit. Damit war er derjenige, dem die Ausübung von Macht bzw. das Befehligen dergleichen oblag; auf diese Weise garantierte er für die Sicherheit der Bevölkerung. Jedoch definierte gerade der römische Staat das, was unter latrocinium, also Räuberei, verstanden wurde. Gesetzestexte und kaiserliche Erlasse zeugen von den Bemühungen des römischen Staates, 1

Vgl. Plin., Paneg., 2, 3–4; WITSCHEL 2006, p. 90–91.

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dem zu allen Zeiten und in allen Regionen des römischen Reiches präsenten Problem mit den latrones entgegenzuwirken.2 Beispielsweise mussten sowohl Augustus als auch Tiberius gegen das Unwesen von Räuberbanden vorgehen.3 Unter Commodus wurden Kastelle an der Donau zum Schutz gegen Räuberbanden bzw. eindringende Barbaren errichtet.4 Grabinschriften unterrichten über die Opfer von Räuberangriffen.5 Um konzertiert gegen endemisch auftretende Übergriffe von Räubern vorgehen zu können, wurden auch Spezialeinheiten eingesetzt, wie z. B. im Fall des M. Pannonius Solutus, der als praefectus arcendis latrocinis im Auftrag des Provinzstatthalters gegen latrocinium im Hunsrück eingeschritten war.6 Da Räuber als Opposition zum römischen Staat verstanden wurden, war es im Sinne des Staates, mit Stärke gegen diese vorzugehen, denn daran wurde auch die Effizienz des Staates und die des Kaisers gemessen: „‚Hostes‘ hi sunt, qui nobis aut quibus nos publice bellum decrevimus: ceteri ‚latrones‘ aut ‚praedones‘ sunt.“7 Dieser offene Begriff des latro bot den Institutionen die Möglichkeit, verschiedene Unruhestifter darunter zu fassen und diese als „irreguläre Kriegsgegner“ zu verfolgen und zu bestrafen.8 Latrones waren im strafrechtlichen Sinn also Männer, die in Banden organisiert bewaffnete Überfälle verübten.9 Die häufige Verwendung des Terminus im Plural unterstreicht den Aspekt des Zusammenschlusses zu factiones.10 Mit dem Begriff des latro können aber auch Männer bezeichnet werden, die nicht im Imperium Romanum lebten, jedoch die Grenzen überschritten und Überfälle durchführten – wie das Beispiel des Charietto belegt. Hier kann eine Unschärfe des Terminus beobachtet werden, denn dieser konnte auf Angehörige aller sozialen Schichten unabhängig von ihrer Herkunft angewendet werden, d. h. auf Sklaven und Freie, Bürger und peregrini, Militärs und Zivilisten.11 Die latrones waren also für den römischen Staat eine ernstzunehmende Bedrohung des Gemeinwesens und das nicht in erster Linie wegen der Raubüberfälle, die sie begingen, sondern weil sie sich in Form einer organisierten Machtausübung dem Gemeinwesen und seinen Regeln entzogen. Wie gelang es aber nun Charietto aus der Illegalität eines latro heraus letztlich zum comes per utramque Germaniam zu avancieren?

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Beispielsweise Gesetzestexte (vgl. Dig., XLVIII, 13; XLVIII, 19; I, 13 pr.; I, 18) und Bestimmungen des Septimius Severus (vgl. Tertull., Apol., 2). 3 Vgl. Suet., Aug., 32; Suet., Claud., 25. 4 Vgl. CIL III 3385; VIII 2495. 5 Vgl. CIL III 2399; 2544; II 2968; II 3479. 6 Vgl. CIL XIII 6211; vgl. dazu auch KÖSTNER 2013, p. 89–105. 7 Dig., L, 16, 118. 8 GRÜNEWALD 1999, p. 25. 9 Vgl. Dig., XLVIII, 19, 11, 2; L, 16, 118 pr.; IL, 15, 24 pr. 10 Vgl. LAFER 2004, p. 103. Zu Terminologie, Wortbedeutung, Verwendung im Griechischen und Forschungsstand: siehe LAFER 2001, p. 125, n. 2; LAFER 2004, p. 102–105. Neueste Literatur zum Thema in REUTER & SCHIAVONE 2011 und KÖSTNER 2013, p. 89–105. 11 Vgl. Cass. Dio, XXXVI, 20, 1; LAFER 2004, p. 101.

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CHARIETTOS LEBENS- UND KARRIEREWEG ANHAND DER QUELLEN 1. Herkunft Chariettos und Migration nach Gallien Die Informationen aus den Schriftquellen über Charietto sind nicht sehr zahlreich, genügen jedoch, um seinen Werdegang skizzieren zu können.12 Über seine Herkunft ist nur wenig bekannt; lediglich Zosimos äußert sich dazu: „obwohl von Abstammung her ein Barbar und gewohnt, sich mit den Seinen an Raubzügen zu beteiligen, kam er [= Charietto] zu dem Entschluß, die heimischen Sitten abzulegen und zu den römerhörigen Galliern überzusiedeln.“13

Aus dieser Passage kann einerseits geschlossen werden, dass Charietto wahrscheinlich germanischer Herkunft war, womöglich ein Franke. Andererseits war er bereits mit Angehörigen der gleichen Ethnie bzw. eventuell sogar mit seinem Gefolge in das Imperium Romanum eingedrungen und hatte dort Raubzüge verübt. Diese Praktik gab er jedoch auf und wanderte wahrscheinlich mit seinem Gefolge bzw. seiner factio nach Gallien aus. Wie Zosimos weiter berichtet, hatte sich Charietto in der Nähe von Augusta Treverorum niedergelassen: „Er lebte nun eine Zeitlang in Trier, der größten Stadt der transalpinen Provinzen [...].“14 Aufgrund der Reformen Diokletians war Trier Sitz des praefectus praetorio Galliarum und somit auch Hauptort der dioecesis Galliarum sowie gleichzeitig der Provinz Belgica Prima. Außerdem war Trier in der Folgezeit wiederholt Kaiserresidenz gewesen – besonders der Aufenthalt Konstantins des Großen zwischen 306 und 324 sei hier zu nennen –, was zu einer herausragenden repräsentativen Ausgestaltung des urbanen Raums geführt hatte.15 Als sich Charietto um 350 in der Umgebung Triers niederließ, residierte hier Decentius, der von dem Gegenkaiser Magnentius als Caesar für Gallien berufen worden war.16 Seine Hauptaufgabe war es, die Rheingrenze gegen einfallende Germanengruppen zu sichern. Trier kann sowohl während der Usurpation als auch unter den legitimen Kaisern als ein sehr bedeutendes administratives und politisches Zentrum erachtet 12 Chariettos Karriere im Imperium Romanum wird unter anderem in den Texten des Ammianus Marcellinus, Libanios, Eunapios und Zosimos genannt, die alle dezidierte Kritiker des Christentums und der christlichen Kaiser waren. „Während die christlichen Kaiser vor Iulian nicht mehr in der Lage waren, Ruhe und Ordnung zu gewährleisten, gelingt es diesem, durch unkonventionelle, aber effektive Maßnahmen, die Einbindung der Räuber in die staatliche Gemeinschaft zu organisieren, letztere dadurch vor Gefahren zu bewahren und zugleich ein wirksames Instrument gegen die Invasoren, die Außenseiter jenseits der Grenzen des Reiches, zu gewinnen [...]“ (WELWEI & MEIER 2003, p. 47). Auch in die byzantinische Suda haben Etappen aus Chariettos Lebensweg Einzug gehalten (Α 2395; Γ 264). Aufgrund der großen zeitlichen Distanz und des kompilatorischen Charakters dieser Quelle wird hier auf eine detaillierte Analyse verzichtet. 13 Zos., III, 7, 1. 14 Zos., III, 7, 2. 15 Kaiser, die Trier als Residenz nach Konstantin dem Großen nutzten, waren Konstantin II. von 328–340, der Usurpator Decentius von 351–353 sowie die Kaiser Valentinian I., Gratian und Magnus Maximus (ca. 367–388); zuletzt residierte hier um 390 Valentinian II. 16 Vgl. Amm. XV, 6, 4; Aur. Vict., Caes. 42; Zos., II, 45, 2.

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werden. Deshalb scheint es nur schwer vorstellbar zu sein, dass sich ein Räuber und Barbar mit seinen Leuten in der Umgebung der Residenzstadt niederlassen konnte. Womöglich hatte die Usurpation des Magnentius und die damit einhergehenden Bürgerkriege die ohnehin schon prekäre Lage im Hinterland der Rheingrenze weiter destabilisiert, so dass die Ansiedlung des Charietto, für die anscheinend auch ausreichend Raum zur Verfügung stand, unbemerkt blieb. Auf eine mögliche Verbindung zwischen dem Usurpator Magnentius bzw. seinem Caesar Decentius und dem germanischen Räuber Charietto soll an anderer Stelle nochmals eingegangen werden (vgl. 4). 2. Körperliche Attribute und moralische Tugenden Chariettos Sowohl bei Zosimos als auch bei Eunapios werden Chariettos physiognomischen Eigenschaften und seine Tugenden hervorgehoben. Zosimos beschreibt ihn als einen Mann, „der an Leibesgröße alle anderen übertraf und auch eine seinem Körper entsprechende Tapferkeit besaß.“17 Diese Beschreibung kann durch den Bericht des Eunapios ergänzt werden, der u. a. Chariettos Gerissenheit und Schläue erwähnt: „He [= Charietto] was reputed to have a gigantic stature and a fierce temper and to be more clever and cunning than all his fellow brigands.”18 Diese Attribute bescheinigt auch Ammianus Charietto und betont einerseits dessen körperliche Erscheinung, andererseits auch dessen Tugenden – Mut, Tapferkeit, Loyalität und Engagement.19 Diese Charakterisierung hebt Charietto von anderen Räubern ab und suggeriert, dass er trotz oder gerade aufgrund seiner barbarischen Herkunft geeignet war für eine militärische Karriere und den sozialen Aufstieg im Imperium Romanum. Die Ammianus-Passage enthält aber noch weitere Hinweise: Quod ita recte dispositum est impraepedite conpletum. Hortari nomine petendus erat regis alterius pagus et quia nihil videbatur deesse praeter ductores, Nesticae tribuno Scutariorum et Chariettoni viro fortitudinis mirae imperaverat Caesar, ut magna quaesitum industria conprehensumque offerrent sibi captivum, et correptus velociter adulescens ducitur Alamannus pacto obtinendae salutis pollicitus itinera se monstraturum.20

Ammianus bezeichnet Charietto als vir. Doch wäre es möglich, dass er bereits zu diesem Zeitpunkt einen militärischen Rang bekleidet haben könnte, da Ammianus diesen Begriff häufig für Offiziere verwendete.21 Eventuell war Charietto bereits 358 „a full member of the Late Roman Army“, denn es scheint unwahrscheinlich, dass sein erstes Amt bereits das eines comes gewesen sein soll.22 WOODS rekonstruiert Chariettos militärische Karriere folgendermaßen:23 Er war zunächst tribunus 17 18 19 20 21 22 23

Vgl. Zos., III, 7, 1. Eunap., Fr. 18, 3 BLOCKLEY. Vgl. Amm., XVII, 10, 5. Amm., XVII, 10, 5. Vgl. WOODS 1997, p. 282, n. 39. WOODS 1997, p. 282. Vgl. WOODS 1997, p. 283.

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gentilium, da er nicht unter den Tribunen der scholae palatinae für die Zeit vor 358 genannt wird. Vor Charietto hatte u. a. Agilo diesen Posten inne. Als Agilo befördert wurde – er übernahm den Posten Nesticas als tribunus scutariorum der scholae palatinae –, folgte Charietto ihm nach und bekleidete dieses Amt von ca. 358 bis 364. 3. Charietto und seine factio Das bereits erwähnte Eunapios-Fragment enthält noch weitere Informationen, die für die Verbundenheit innerhalb der factio von Interesse sind: „Receiving him as an ally, he [= Charietto] kept him by his side, and then another came, and soon there was a crowd. But just as, according to Pythagoreans, a monad, when it is moved towards a dyad, loses its nature as a single number and divides up and becomes many, so, when Charietto took up Cercio, their activities increased and the number of their allies multiplied in proportion with their achievements.“24

Zum einen wird hier die besonders enge Verbundenheit zwischen Charietto und seinen Männern betont. Womöglich kann ein Gefolgschaftsverhältnis angenommen werden, bei dem sich Männer unter einem militärischen Anführer zusammenschlossen, der für ihren Unterhalt, Schutz und womöglich auch für ihre Bewaffnung zu sorgen hatte.25 Diese Gefolgsleute waren dem Anführer zu Treue und militärischem Einsatz rechtlich verpflichtet.26 Im Gegenzug wurden sie mit Beuteanteilen bedacht. Somit verfügte Charietto nicht nur über eine factio, eine Räuberbande, der ein weniger enger und schon gar kein rechtlich begründeter Zusammenhalt unterstellt werden kann, sondern über loyale Anhänger. Die enge Verbundenheit zwischen Charietto und seinen Männern wird noch durch einen weiteren Aspekt unterstrichen, denn zum anderen wird in dieser Passage eine gewisse Tierhaftigkeit angedeutet.27 In ihrer Mobilität das Überraschungsmoment nutzend schlagen sie effektiv und brutal zu; auf diese Weise sind sie erfolgreich. Diese Assoziation zum Tierhaften wird noch dadurch untermauert, dass Chariettos Truppe durch einen Räuber verstärkt wird, der Kerkyon genannt wird und somit nicht nur die Bezeichnung Hund im Namen trägt, sondern auch nach dem Wegelagerer benannt ist, der einst von Theseus besiegt wurde.28 Diese Assoziation adressiert Eunapios an die aus der Oberschicht stammende Leserschaft.

24 25 26 27 28

Eunap., Fr. 18,4 BLOCKLEY. Vgl. LANDHOLT 1998, p. 536–537. Vgl. LANDHOLT 1998, p. 537. Weitere Literatur dazu in: WELWEI & MEIER 2003, p. 41–56. Vgl. WELWEI & MEIER 2003, p. 46; Plut., Theseus, 11.

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4. Motive für Chariettos Eingreifen Interessant sind aber auch Chariettos Motive, in das Spannungsgefüge von wenig wirkungsvoller römischer Grenzverteidigung und fortwährenden Attacken germanischer Gruppen einzugreifen. Laut Zosimos war sein vornehmlicher Beweggrund, den von den plündernden Barbaren bedrängten Städten zu helfen: „[...] und [er] beobachtete, wie die Barbaren von jenseits des Rheines die am Fluß gelegenen Städte überfielen und, ohne auf Widerstand zu stoßen, die Besitztümer sämtlicher Einwohner plünderten. Das spiele zu jener Zeit, da Iulianus das Amt des Caesar noch nicht inne hatte. Nun gedachte der Barbar, den Städten zu helfen [...].“29

Zosimos möchte deutlich machen, dass Chariettos Einschreiten uneigennützig und edelmütig war. Und auch WOODS folgt dieser Einschätzung: „He was originally a civilian who had decided to take the law into his own hands in defence of Trier and other cities of the Rhine frontier.“30 Doch können das nicht die einzigen Motive für sein Einschreiten gewesen sein. Charietto war als Anführer der factio bzw. des Gefolges verpflichtet, für ihr Auskommen zu sorgen. Es kann angenommen werden, dass er auch, nachdem er sich in der Umgebung Triers niedergelassen hatte, nicht vollständig auf das Durchführen von Überfällen verzichtete. Demnach waren die über den Rhein in das Imperium Romanum drängenden germanischen Gruppen eine Konkurrenz für ihn, die sein Einkommen schmälerte und seine Stellung innerhalb der factio hätte bedrohen können. Gegen diese Konkurrenten waren seine Attacken gerichtet und darin liegt meines Erachtens auch das Motiv für sein Einschreiten. 5. Chariettos Taktik und erste Erfolge Doch Charietto war nicht dazu befugt, gegen die germanischen Eindringlinge vorzugehen – weder legitimiert durch römische Gesetze noch durch die Bevollmächtigung eines dazu befugten Beamten. Da er als Räuber außerhalb der Gesetze agierte, bediente er sich auch der Strategie der Räuber bei Überfällen: „[...] doch da er nicht die nötige Vollmacht hatte – kein Gesetz erlaubte ihm nämlich solch ein Tun –, so wartete er zunächst allein, im dichtesten Waldgestrüpp verborgen, die Überfälle der Barbaren ab, machte sich dann bei Nacht, während sie schon von Trunk und Schlaf überwältigt waren, über sie her und schlugen möglichst viele Barbaren die Köpfe ab, die er mitnahm und den Leuten in der Stadt vorzeigte. Da er von seinem Tun nicht abließ, jagte er den Barbaren nicht geringen Schrecken ein; diese konnten sich nicht erklären, was da vor sich ging, sondern merkten das Übel nur daran, daß sich fast jeden Tag ihre Zahl verringerte.“31

Die Vorgehensweise der Räuber, die sich Charietto zunutze machte, zeichnete sich also durch Angriffe des Nachts aus sowie durch Attacken aus dem Hinterhalt: Sie agierten „like ghosts [...], like shadows“.32 Zur Kampfesweise der Räuber lässt sich 29 30 31 32

Zos., III, 7, 2. WOODS 1997, p. 282. Zos., III, 7, 2–3. WHITTAKER 1997, p. 193.

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außerdem eine Verbindung mit Chariettos Namen herstellen. Dieser kann von germ. *haria- (Heer, Krieger) abgeleitet werden.33 Mit den Harii werden bei Tacitus die Angehörigen einer der fünf civitates der Lugii bezeichnet, die ursprünglich zwischen Oder und Weichsel siedelten.34 Auch schreibt er ihnen eine Kampfesweise zu, die sie mit ihrer Umwelt nahezu verschmelzen ließ und die der des Charietto – wie Schatten oder Geister des Nachts zu kämpfen – sehr nahe kam: Ceterum Harii super vires, quibus enumeratos paulo ante populos antecedunt, truces insitae feritati arte ac tempore lenocinantur: nigra scuta, tincta corpora; atras ad proelia noctes legunt ipsaque formidine atque umbra feralis exercitus terrorem inferunt, nullo hostium sustinente novum ac velut infernum aspectum; nam primi in omnibus proeliis oculi vincuntur.35

Womöglich handelte es sich bei dem in den spätantiken Quellen als Personennamen auftretenden Charietto vielmehr um die Bezeichnung einer Lebensart oder Tätigkeit als um einen Individualnamen.36 Es ist auch möglich, dass gerade die Assoziation mit den germanischen Hariern und ihrer Kampfesweise als Motiv für die Benennung infrage kommt. Auf jeden Fall unterschieden sich Chariettos Männer durch ihre Vorgehensweise im Kampf von den regulären römischen Truppen, waren aber gerade deshalb auch erfolgreich. Außerdem haben die nächtlichen Attacken einen „Effekt des Schauderns“, also ein suspektes und obskures Moment, das ihre Andersartigkeit zum Ausdruck bringt.37 Chariettos Erfolg – und damit ist nicht nur ein erfolgreiches Vorgehen gegen germanische Eindringlinge gemeint, sondern vor allem auch materieller Gewinn, denn man konnte den germanischen Räubern die Beute abnehmen – führte zu einem erheblichen Zulauf weiterer Räuber zu seiner Gruppe: „Receiving him as an ally, he kept him by his side, and then another came, and soon there was a crowd. But just as, according to Pythagoreans, a monad, when it is moved towards a dyad, loses its nature as a single number and divides up and becomes many, so, when Charietto took up Cercio, their activities increased and the number of their allies multiplied in proportion with their achievements. Since Charietto was well known even before this, invincible and terrifying, because of his many deeds of daring, he stopped them all from brigandage. “38

So konnte sich Charietto auf eine noch größere factio stützen. 6. Kontaktaufnahme mit Caesar Iulian Erstarkt an Anhängern, was auch den römischen Behörden nicht entgangen sein dürfte, nahm Charietto – Zosimos nennt nun erstmals seinen Namen – Kontakt mit Iulian auf:

33 34 35 36 37 38

Vgl. CASTRITIUS 1999, p. 10. Vgl. Tac., Germ., XLIII, 2. Tac., Germ., XLIII, 4. Vgl. WELWEI & MEIER 2003, p. 49. WELWEI & MEIER 2003, p. 48. Eunap., Fr. 18, 4–5 BLOCKLEY.

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Elena Köstner „Mit der Zeit schlossen sich dem Mann noch andere Räuber an und bildeten, indem einer nach dem anderen sich hinzugesellte, schließlich eine beträchtliche Schar. Jetzt begab sich Charietto – so hieß er, der als erster dieses Vorgehen gegen die Barbaren aufbrachte – zum Caesar und eröffnete ihm, was zuvor noch nicht viele wußten.“39

Beachtenswert ist an dieser Passage, dass die Initiative der Kontaktaufnahme bei Charietto verbleibt. Zosimos schreibt die aktive und auch kreative Rolle eindeutig Charietto zu. Iulian und den römischen Institutionen bleibt ein eher passiver Part – eine polarisierende Darstellung, die auch auf das gesamte Imperium Romanum, verkörpert durch Iulian, übertragen werden kann. Zwar war Zosimos ebenso wie Iulian ein Anhänger paganer Glaubensvorstellungen und beschreibt den späteren Kaiser auch positiver als christliche Kaiser. Für den antiken Autor stand jedoch der Untergang des Imperium Romanum als unveränderbares Faktum fest, was seine schriftstellerische Gestaltung und Bewertung begründet. Bei Libanios hingegen steht Iulian aktiv im Zentrum der Restauration der Verhältnisse in Gallien nach der Usurpation des Magnentius, die 353 niedergeschlagen werden konnte: „Nachdem er [= Iulian] sich also in dieser Weise der Einwilligung des Himmels und der gemeinsamen Zustimmung der Truppen versichert hatte, schickte er rechtschaffende und gebildete Statthalter in die Städte anstelle der bisherigen, die verkommen und ungebildet waren; außerdem stellte er eine Streitmacht aus jenen Männern auf, die sich notgedrungen dem Banditentum zugewandt hatten, die Straßen blockierten und mit ungerechten Einkünften ihr Dasein fristeten, nachdem sie an dem gefahrvollen Unternehmen des Magnentius teilgenommen und dabei eine Niederlage erlitten hatten. Diese Banditen rief er zu den Waffen, versprach ihnen Straffreiheit und setzte so ihrem gesetzlosen Treiben ein Ende, ebenso wie der Angst der Reisenden.“40

Iulian gilt als aktiver Caesar, der nach der Usurpation des Magnentius den damit verbundenen innenpolitischen Wirren und der außenpolitischen Destabilisierung entgegenwirkte. Dazu zählt auch die Wiedereingliederung der Räuber in die römische Gesellschaft, die nur in diese Lage gekommen waren, weil sie auf andere Weise kein Auskommen mehr gefunden hatten. Damit wird auf eine weitere Konnotation des Begriffs latro angespielt, denn damit konnten auch arbeitslose Söldner bzw. Soldaten bezeichnet werden. Wenn diese also nicht mehr in Diensten eines Heerführers standen, nutzten sie häufig Waffengewalt, um ihr Auskommen zu sichern. Iulian überführte diese Männer, die auf Seiten des Magnentius gedient hatten und nun arbeits- und einkommenslos waren, wieder in legale Einheiten, die letztlich unter seinem Oberbefehl standen. Durch eine Amnestie war es möglich, sie wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Während Charietto bei Libanios nicht namentlich

39 Zos., III, 7, 3. 40 Lib., Or., XVIII, 104; vgl. Amm., XXV, 4, 1: Vir profecto heroicis connumerandus ingeniis, claritudine rerum et coalita maiestate conspicuus. cum enim sint, ut sapientes definiunt, virtutes quattuor praecipuae, temperantia prudentia iustitia fortitudo, eisque accedentes extrinsecus aliae, scientia rei militaris, auctoritas felicitas atque liberalitas, intento studio coluit omnes ut singulas.

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erwähnt wird, wird Iulian als geeigneter Aspirant auf den Kaiserthron stilisiert.41 Wenn angenommen wird, dass auch Charietto und seine Männer Magnentius unterstützt hatten und dessen Caesar Decentius in Trier residiert hatte, dann ist auch eine Ansiedlung von Chariettos Truppe in der Umgebung der Residenzstadt kein außergewöhnlicher Vorgang mehr, der von den Behörden ignoriert worden wäre (vgl. 1). Denn es ist vielmehr zu vermuten, dass Charietto und seinen Männern die Ansiedlung in der Umgebung Triers im Gegenzug für ihren Dienst in der Grenzverteidigung unter dem Kommando des Decentius gewährt wurde. Nach der Niederschlagung der Usurpation im Jahre 353 und einer Phase der Raubzüge, profitierten sie nun von der Amnestie und der Wiedereingliederung in das römische Heer. 7. Chariettos Engagement und Strategie in römischen Diensten Die Passivität des Iulian und der römischen Institutionen wird bei Zosimos auch in den nächsten Paragraphen fortgeführt: „Für Iulianus war es keine leichte Sache, mit seiner Armee den nächtlichen und verstohlenen Überfällen der Barbaren zu begegnen; nur in geringer Zahl und in viele Gruppen aufgelöst gingen sie ja auf Raub aus und wenn es dann hell wurde, war kein einziger mehr zu sehen, sie lagen vielmehr verborgen in den Dickichten um die Felder und nährten sich vom Ertrag ihrer Beutezüge. Der Caesar ließ sich die Schwierigkeiten, mit den Feinden fertig zu werden, durch den Kopf gehen und fand sich in die Notlage versetzt, die Räuber nicht bloß mit Hilfe seines Heeres, sondern auch einer Räuberbande zu bekämpfen. So nahm er denn Charietto samt seinen Kumpanen in Dienst und gab ihnen noch zahlreiche Salier bei. Und er sandte bei Nacht die Männer als erfahrene Räuber gegen die plündernden Quaden aus, während er bei Tage seine Truppen auf offenem Gelände aufstellte, um all jene niederzumachen, welche dem Räuberkommando hatten entfliehen können.“42

Charietto fungierte auch hier wieder als kreativer Impulsgeber, indem die unkonventionelle Taktik der Räuber, bei Nacht anzugreifen und nicht durch eine einheitliche Bewaffnung identifizierbar zu sein, kombiniert wurde mit den Angriffen der regulären römischen Truppen unter dem Kommando des Iulian bei Tage. Um Chariettos Mannschaft aufzustocken, wurden ihm Salier zur Seite gestellt. Die Salii, ein Teilstamm der Franken, werden erstmals für das Jahr 358 in den Quellen erwähnt, wonach sich eine salische Gruppe Iulian unterworfen haben soll: Quibus paratis petit primos omnium Francos, eos videlicet quos consuetudo Salios appellavit, ausos olim in Romano solo apud Toxandriam locum habitacula sibi figere praelicenter. Cui cum Tungros venisset, occurrit legatio praedictorum, opinantium reperiri imperatorem etiam tum in hibernis, pacem sub hac lege praetendens ut quiescentes eos tamquam in suis nec lacesseret quisquam nec vexaret. Hos legatos negotio plene digesto oppositaque condicionum perplexitate ut in isdem tractibus moraturus, dum redeunt, muneratos absolvit.43

41 Libanios hielt sich zwischen Juli 362 und März 363 hielt am Hofe des Kaisers in Antiochia auf, was seine positive Beschreibung Iulians begründet. 42 Zos., III, 7, 4–5. 43 Amm., XVII, 8, 3; vgl. Iul., Epist., 361.

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An die Erlaubnis zur Ansiedlung im Imperium Romanum war die Verteidigung der Rheingrenze geknüpft.44 Iulian ergänzte die factio des Charietto, die bereits z. T. einen germanischen Hintergrund aufwies, mit einer weiteren germanischen Gruppe, die auch über den Rhein ins Imperium Romanum eingedrungen war. Die Gegner der auf Seiten Roms kämpfenden Verbände waren ebenso Germanen. Zosimos bezeichnet diese als Quaden, obwohl diese nicht mit den Quaden der mittleren Donau identisch sind. Es handelt sich vielmehr um Chamaver.45 Sie siedelten wahrscheinlich ursprünglich nördlich der Lippe, aber bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. verlagerten sie ihre Siedlungsgebiete an den Niederrhein in das ehemalige Territorium der Brukterer.46 In der Kaiserzeit treten die Chamaver in den Quellen nicht in Erscheinung, sondern erst wieder in der Spätantike: Seit der Mitte des 4. Jahrhunderts stießen sie in römisches Territorium vor und es kam wiederholt zu Gefechten.47 „Die Maßnahmen setzte Iulianus so lange fort, bis die Quaden in äußerste Bedrängnis gerieten und ihre Vielzahl auf einige wenige zusammenschmolz. Der Rest schloß sich samt seinem Führer dem Caesar an, der zuvor schon bei den früheren Überfällen eine Menge Kriegsgefangene gemacht hatte, darunter auch den Sohn des Königs, ein Beutestück des Charietto. Iulianus hatte von den Barbaren, die ihm auf mitleiderregende Weise Friedenszweige entgegenhielten, einige Edelinge und mit ihnen zusammen auch den Sohn des Königs als Geiseln gefordert. Daraufhin brach der Anführer der Barbaren in jammervollste Wehklagen aus und schwor unter Tränen, daß ihm gemeinsam mit dem anderen Stammesgenossen auch sein eigener Sohn ums Leben gekommen sei. Da empfand der Caesar Mitleid mit den Tränen eines Vaters, zeigte ihm seinen wohlbetreuten Sohn und erklärte, er habe diesen bereits als Geisel in Besitz. Gemeinsam mit ihm empfing er noch weitere Geiseln aus dem Kreis der Edelinge und schloß nun hochherzig einen Friedensvertrag unter der Bedingung, daß sie niemals mehr die Hand gegen Rom erheben wollten.“48

Wurde Charietto in den vorausgegangenen Passagen noch als aktiver Protagonist beschrieben, wird er nun – obwohl er eine prominente Geisel gefangen nehmen konnte – nicht mehr erwähnt. Die diplomatischen Aufgaben, wie beispielsweise das Führen von Verhandlungen, oblagen allein dem Kaiser. Somit standen nur diesem die daraus resultierenden Erfolge zu. Hier werden die Aufgabenverteilungen und auch die Grenzen von Chariettos Handeln deutlich: Sein Betätigungsfeld war die militärische Operation und hierfür erwarb er sich Meriten. Im politisch-diplomatischen Kontext hatte Iulian als Kaiser die führende Rolle inne. Während Zosimos zu Chariettos Karriere in römischen Diensten keine weiteren Angaben macht, kann dafür eine Passage bei Ammianus genutzt werden. Seit ca. 364 überquerten verstärkt Alamannen die Grenze des Imperium Romanum; ihre Plünderungen und Überfälle destabilisierten erneut die Situation im Hinterland des Limes, wobei anscheinend das Trierer Land besonders betroffen war. Zu diesem Zeitpunkt ist bereits Valentinianus Kaiser, der sein Herrschaftszentrum in Augusta 44 45 46 47 48

Not. dig. occ., VI, 65–66. Vgl. WELWEI & MEIER 2003, p. 42, n. 4; PETRIKOVITS 1981, p. 368–370. Vgl. Tac., Germ., XXXIII–XXXIV. Vgl. Paneg. Lat. VIII, 9, 3; Auson., Mosell., 434; Amm. XVII, 8, 5. Zos., III, 7, 6.

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Treverorum hatte und von dort aus die Feldzüge gegen die Alamannen koordinierte. Die von Ammianus geschilderten Vorgänge ereigneten sich wohl im Jahre 367: Dum per eoum orbem haec, quae narravimus, diversi rerum expediunt casus, Alamanni post aerumnosas iacturas et vulnera, quae congressi saepe Iuliano Caesari pertulerunt, viribus tandem resumptis licet inparibus pristinis, ob causam expositam supra Gallicanos limites formidati iam persultabant. statimque post Kalendas Ianuarias, cum per glaciales tractus hiemis rigidum inhorresceret sidus, cuneatim egressa multitudo licentius vagabatur.49

Charietto bekleidete nun den Rang eines comes per utramque Germaniam.50 Im militärischen Bereich wurden mit dem Amt des comes sowohl Kommandeure der mobilen Feldeinheiten als auch hohe Offiziere in zeitlich begrenzten Sonderkommandos bezeichnet. Sie waren den duces übergeordnet, unterstanden aber dem magister militum. Da das Amt des comes per utramque Germaniam weder vor noch nach Charietto in den Quellen genannt wird, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um ein Sonderkommando gehandelt hat, das eingerichtet worden war, um gegen eine spezifische Bedrohung in den germanischen Provinzen der dioecesis Galliarum vorzugehen. Womöglich war dieses Amt speziell für Charietto eingerichtet worden, der bereits in der Gegend von Trier Erfolge bei der Bekämpfung eindringender Germanengruppen vorweisen konnte. Spätestens durch das Amt des comes per utramque Germaniam war es Charietto möglich, annona militaris, die an Offiziere, Soldaten und Beamte in den Provinzen ausgegeben wurde, auch für seine Männer bzw. Gefolgschaft zu erhalten. Sie beinhaltete zum einen Lebensmittel – Brot, Wein und Fleisch51 –, zum anderen aber auch Tierfutter, Holz und Kleidung.52 Aber auch Geldzahlungen waren möglich.53 Auf diese Weise war es Charietto möglich, seinen Leuten eine regelmäßige und geregelte Versorgung zu

49 Amm., XXVII, 1, 1. 50 Vgl. Amm., XXVII, 1, 2. 51 Vgl. Cod. Theod., VII, 4, 6: Idem a. et Iulianus Caesar Helpidio praefecto praetorio. Repetita consuetudo monstravit expeditionis tempore buccellatum ac panem, vinum quoque atque acetum, sed et laridum, carnem verbecinam etiam, milites nostros ita solere percipere: biduo buccellatum, tertio die panem; uno die vinum, alio die acetum; uno die laridum, biduo carnem verbecinam. Dat. XVI kal. iun. Hierapoli Constantio X et Iuliano c. III conss. Vgl. auch Cod. Theod., VII, 4, 18; VII, 4, 20. 52 Cod. Theod., I, 22, 4 pr.– I, 22, 4, 1: Imppp. Grat., Valentin. et Theodos. aaa. pars actorum habitorum in consistorio Gratiani augusti. Grat. Augustus dixit. Det operam iudex, ut praetorium suum ipse componat. Ceterum neque comiti, neque rectori provinciae plus aliquid praestabitur, quam nos concessimus in annonis seu cellariis etc. actum in consistorio, Merobaude II. et Saturnino coss. 53 Vgl. Hist. Aug. Claud., 44; Cod. Iust., VII, 38.

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garantieren. Dies wiederum half, seine Stellung innerhalb seiner factio bzw. seines Gefolges zu stärken.

Abb. 1: Chariettos Karriere (Verfasserin)

Ammianus schildert ausführlich das Vorgehen des comes per utramque Germaniam, der bei den Feldzügen gegen die Alamannen von dem comes Severianus und dessen Männern unterstützt wurde: Horum portioni primae Charietto, tunc per utramque Germaniam comes, occursurus cum milite egreditur ad bella ineunda promptissimo, adscito in societatem laboris Severiano itidem comite invalido et longaevo, qui apud Cabillona Divitensibus praesidebat et Tungricanis.54

Servianus war vermutlich comes rei militaris und kommandierte in Châlons-surSaône die Einheiten der Divitensii und Tungricani.55 Bei diesen Gefechten starben sowohl Servianus als auch Charietto.56 Und auch das mutige Eingreifen Chariettos, das ihn erneut als einen geeigneten Anführer und auch als Vorbild für die römischen Soldaten zeichnet, verhinderte nicht die Niederlage der römischen Einheiten, die durch den Raub der Feldzeichen manifestiert wurde.57

54 Amm., XXVII, 1, 2. 55 Vgl. PLRE Bd. 1, s. v. Servianus (4); Not. dig. occ., V, 147–148. 56 Amm., XXVII, 1, 3–4: Proinde confertius agmine in unum coacto ponteque brevioris aquae firma celeritate transmisso, visos eminus barbaros Romani sagittis aliisque levibus iaculis incessebant, quae illi reciprocis iactibus valide contorquebant. Ubi vero turmae congressae strictis conflixere mucronibus, nostrorum acies impetu hostium acriore concussa nec resistendi nec faciendi fortiter copiam repperit, cunctis metu conpulsis in fugam, cum Severianum vidissent equo deturbatum missilique telo per os fixum. 57 Amm., XXVII, 1, 5–6: Ipse denique Charietto dum cedentes obiectu corporis et vocis iurgatorio sonu audentius retinet, pudendumque diluere dedecus fiducia diu standi conatur, oppetit telo letali confixus. Post cuius interitum Erulorum Batavorumque vexillum direptum, quod insultando tripudiantes barbari crebro sublatum altius ostendebant, post certamina receptum est magna.

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BEDEUTUNG CHARIETTOS UND SEINES AUFSTIEGS FÜR DEN RÖMISCHEN STAAT DER SPÄTANTIKE Charietto gelang in den Krisenzeiten der Spätantike der soziale Aufstieg vom Söldner germanischer Herkunft, der sich mit seinen Männern womöglich zunächst als Räuber verdingt und dann in den Dienst eines Usurpators gestellt hatte, über eine erneute Betätigung als Räuber außerhalb jeglicher Legalität, zum Landbesitzer, römischen Bürger und comes per utramque Germaniam; eine Karriere, die auf diese Weise in der Kaiserzeit nicht möglich gewesen wäre. Charietto – und seine Männer – verkörpern auf verschiedenen Ebenen das Fremde, das Andere, was einerseits als literarisches Stilmittel gewertet werden kann, andererseits aber auch dem Empfinden der Zeitgenossen entsprach. Zum einen war er als latro nicht Teil der Gesellschaft, sondern er kann als outlaw und Gegner der Gesellschaft angesehen werden. Zum anderen war Charietto und zumindest ein Teil seiner factio germanischer Herkunft, was wiederum keine sofortige und bedingungslose Integration in die Gesellschaft ermöglichte. Diese beiden Elemente – Räuber und Barbar – sind immanente Konnotationen des Terminus latro. Durch einen weiteren Aspekt – das Tierhafte, ein gegen die ratio gerichtetes, impulsives Agieren – wird eine dritte Ebene der Alterität eröffnet. Auf diese Weise wird das Fremde multipliziert und überhöht. Gleichzeitig erfolgte aber eine Integration – ermöglicht durch die clementia und liberalitas Iulians –, aber auch aufgrund des mutigen Einschreitens gegen germanische Eindringlinge und auf Seiten der römischen Städte. Erst durch den Militärdienst für den damaligen Caesar Iulian gelangten Charietto und seine factio in legale Verhältnisse. Iulian konnte auf diese Weise einerseits das Räuberproblem lösen, andererseits war nun der römischen Grenzverteidigung durch die Taktik eines latro Erfolg beschienen. Infolgedessen avancierte Charietto zu einem mystisch überhöhten, tierhaften Anführer, einem primus inter pares – zunächst unter den Räubern, dann in römischen Diensten als Anführer in heiklen Missionen und als Vorbild für andere römische Soldaten. BIBLIOGRAPHIE CASTRITIUS 1999 = H. CASTRITIUS, s. v. Harier, in RGA, XIV, 1999, p. 9–10. GRÜNEWALD 1999 = T. GRÜNEWALD, Räuber, Rebellen, Rivalen, Rächer, Studien zu latrones im römischen Reich (Forschungen zur antiken Sklaverei, 1), Stuttgart, 1999. KÖSTNER 2013 = E. KÖSTNER, Von Räubern und Gendarmen: Der praefectus arcendis latrocinis aus Hochstetten-Dhaun (Kr. Bad Kreuznach), in B. EDELMANN-SINGER & H. KONEN (edd.), Salutationes, Kleine Gaben zur Alten Geschichte und ihre Rezeption, Festschrift für Peter Herz zum 65. Geburtstag, Berlin, 2013, p. 89–105. LAFER 2001 = R. LAFER, Securitas hominibus: Literarische Fiktion oder Realität? Die Bekämpfung von Räubern und Dieben im Imperium Romanum, in F. W. LEITNER (ed.), Carinthia Romana und die römische Welt, Festschrift G. Piccottini (Aus Forschung und Kunst, 34), Klagenfurt, 2001, p. 125–134. LAFER 2004 = R. LAFER, Zu den latrones im römischen Reich und ihrer Rezeption in der Forschung: Einige Überlegungen zur Methodik, in J. RUSCU, C. CIONGRADI, R. ARDEVAN, C. ROMAN & C.

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UNE CRISE RELIGIEUSE DE L’ÉLITE ? LE RÈGNE DE JULIEN L’APOSTAT ET SA SIGNIFICATION POUR LA COMMUNAUTÉ CHRÉTIENNE Isabelle Mossong (Rome) « En matiere de religion, il estoit vicieux par tout ; on l’a surnommé apostat, pour auoir abandonné la nostre : toutesfois cette opinion me semble plus vraysemblable, qu’il ne l’auaoit iamais euë a cœur, mais que pour l’obeissace des loix il s’estoit feint, iusques à ce qu’il tint l’empire en sa main »1.

C’est en ces termes que Michel DE MONTAIGNE décrit dans ses Essais l’attitude religieuse de l’empereur Julien, qui, dans la recherche scientifique, a suscité un fort intérêt au vu de la place singulière qu’il occupe dans la liste des empereurs du IVe siècle. Mentionnons tout d’abord que contrairement à la majorité des autres empereurs romains, nous disposons de nombreux écrits émanant de sa propre plume, œuvre qui se compose de lettres, traités et discours. Une partie en est malheureusement perdue, mais la quantité de ce qui nous est parvenu reste considérable2. La fascination que ce personnage contesté continue à exercer est attestée par les nombreuses biographies qui depuis un siècle ne cessent de paraître dans les différentes cultures scientifiques3. La vie de l’empereur Julien est donc un sujet favori de la recherche, un intérêt qui s’est maintenu tout au long de l’histoire, de l’Antiquité tardive jusqu’à nos jours4. Le but de la présente contribution est de faire le point sur les décisions de Julien en matière religieuse et leurs répercussions immédiates sur la communauté chrétienne. En sont exclues toutes les réactions qui ont surgi après sa mort, comme celles des auteurs chrétiens des Ve et VIe siècles, qui portent déjà la teinture d’une certaine interprétation et ne font donc plus partie des réactions ad hoc.

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DE MONTAIGNE, Essais, II, 19, chapitre intitulé « De la Liberté de Conscience ». Les éditions principales de l’œuvre de Julien sont les suivantes : Friedrich K. HERTLEIN (ed.), Iuliani imperatoris quae supersunt praeter reliquias apud Cyrillum omnia. 2 vol., Teubner, Leipzig 1875, Wilmer C. WRIGHT (ed.), The works of the emperor Julian. 3 vol., London 1969– 1980 (réimp. de l’édition de 1913–1923), Joseph BIDEZ, Gabriel ROCHEFORT & Christian LACOMBRADE (edd.), Julien. Œuvres complètes. 2 t., Les Belles Lettres, Paris 1924–1964. Les traductions utilisées dans la présente contribution sont toutes tirées de cette dernière édition. ALLARD 1900–1903 ; BIDEZ 1930 ; BOWERSOCK 1978 ; JERPHAGNON 1986 ; BRINGMANN 2004. Pour la réception de Julien à l’époque moderne par exemple, voir PAGLIARA 2010.

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1. LE CONTEXTE Avant de nous tourner vers les mesures prises par Julien, il semble utile de donner d’abord un bref aperçu de sa vie et des évènements ayant eu lieu avant sa nomination à la tête de l’empire. Julien5, fruit du deuxième mariage de Jules Constance, lui-même issu des secondes noces de Constance Chlore, père de Constantin Ier, naquit en 332 à Constantinople. Julien y grandit dans un entourage grec, ce qui marquera considérablement le personnage. Il dut quitter les rives du Bosphore en 337 – l’année de décès de Constantin et d’un massacre touchant bon nombre des membres masculins de sa famille – pour rejoindre sa famille du côté maternel à Nicomédie. Pendant son enfance, l’empire a été entre les mains de Constance II et de Constant, qui tous les deux n’avaient que peu d’intérêt pour Julien et son frère aîné Gallus, de sorte qu’ils les envoyèrent à Macellum en Cappadoce, où les deux frères vivaient reclus et sous le contrôle du personnel de Constance. Néanmoins, Julien, éduqué dans la foi chrétienne et sous les ailes de l’évêque Georges de Cappadoce, réussit à accumuler de solides connaissances de la littérature classique. Après que son frère Gallus fut promu César et s’installa à Antioche, Julien quitta également Macellum et entrepris des voyages qui seront très formateurs. Il revint à Nicomédie, où il entra en contact avec le rhéteur Libanios. Il rompit avec le christianisme, probablement à l’âge de 20 ans, ce qu’il dut cacher encore pendant presqu’une décennie. Pourtant, il faut être prudent de reconnaître dans cet évènement une « conversion » vers le paganisme, puisque nos sources ne nous permettent pas de qualifier Julien à aucun moment de sa vie de chrétien ; Lucien JERPHAGNON utilise dans ce contexte le terme de crypto-païen6, qui rend de manière très pertinente la situation de Julien. L’assassinat de son frère Gallus par l’empereur Constance en 354 fit de Julien le seul rejeton mâle de la famille impériale. Il fut rappelé par Constance à la cour de Milan, d’où il partit pour Athènes. Élevé au rang de César par Constance le 6 novembre 355, il se voit confier la défense de la Gaule. Choisissant Lutèce – aujourd’hui Paris – comme base de ses opérations, il fut victorieux à diverses reprises : en défendant les forteresses situées sur le Rhin, il avança à grands pas vers Cologne et lors de la bataille de Strasbourg (357) il refoula des groupements d’Alamans responsables de plusieurs attaques militaires dans la région. Julien put finalement se distinguer non seulement par ses qualités intellectuelles et ses connaissances en matière de philosophie, mais également par des victoires sur le champ de bataille. Envoyé en Gaule par Constance pour remédier aux problèmes causés par les Germains, ce sont paradoxalement les succès de Julien qui commencèrent à inquiéter l’empereur-auguste. Afin de parer au danger qui semblait émaner de Julien, Constance décida de l’envoyer en Orient, accompagné de son armée. Ceci provoqua un fort mécontentement auprès de cette dernière qui se composait en bonne partie de soldats originaires du nord de la Gaule, y ayant souvent femme et enfants. Il est 5 6

Pour le détail des étapes de la vie de Julien et évènements mentionnés ci-après, cf. les biographies citées en début de cette contribution. JERPHAGNON 1986 intitule même un sous-chapitre « Le crypto-païen » (p. 81–86).

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donc parfaitement compréhensible que ceux-ci n’aient pas eu envie d’entreprendre une longue marche vers l’Orient et d’affronter les Perses. Les soldats comptèrent alors sur le fait qu’en changeant le statut de leur chef, ce dernier allait leur faire grâce de cette campagne dans des régions lointaines. C’est donc par proclamation de sa propre armée que Julien est élevé au rang d’empereur-auguste, évènements qui peuvent être situés en février/mars de l’année 360. Or cette situation pose un problème très concret : il y a désormais un empire pour deux empereurs. Ce n’est certes pas du jamais-vu, mais néanmoins la situation est différente par rapport aux tandems Dioclétien/Constance Chlore ou Constantin/Licinius : Julien est perçu comme un usurpateur qui occupe de manière illégitime une place qu’il s’est créée lui-même. Aux yeux de Constance II, il s’agit donc d’éliminer définitivement son concurrent, dont il se méfiait d’ailleurs depuis un certain moment : un affrontement armé s’annonce. C’est ce qui fut en gestation en 361, les armées respectives se mirent en route, mais Constance II mourut en chemin, la bataille décisive étant donc annulée. Contrairement à ce que l’on pouvait s’attendre, il nomma Julien, le dernier représentant de la dynastie constantinienne, comme son successeur. Depuis le 3 novembre 361, Julien est donc le maître de l’ensemble de l’empire. Sur le plan politique, son règne est surtout marqué par l’expédition contre les Perses, campagne qui finira mal pour lui, comme nous le verrons un peu plus loin. Désormais seul au pouvoir, l’empereur commence sans hésitations à prendre des décisions qui visent à restreindre les champs d’activité de la communauté chrétienne. Il nous appartient d’évaluer ci-après en quelle mesure cette dernière a pu en être touchée, en tenant compte de la courte durée du règne de Julien. À ce propos seront d’abord passées en revue les actions mises en œuvre par l’empereur, avant de s’interroger sur une éventuelle réaction de la part des chrétiens. 2. LES MESURES Julien est l’auteur de nombreux écrits, dont un traité spécifiquement adressé à la communauté chrétienne, intitulé « Contre les Galiléens », terme par lequel il désigne les adhérents au courant religieux originaire de Galilée. Le traité, écrit en grec, se compose de trois parties, dont seulement la première est conservée. Il y démontre, en faisant référence à maintes reprises à la bible – sa bonne éducation le lui permettant –, pourquoi les chrétiens vivent dans l’erreur7. Dans cet écrit, il stipule de refouler ce courant religieux venu d’Orient qui prend de plus en plus d’ampleur. Afin de promouvoir l’une et de limiter la propagation de l’autre religion, Julien prend des mesures qui touchent respectivement les communautés chrétienne et

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païenne. Il semble judicieux de se limiter ici aux décisions qui concernent directement les chrétiens, étant donné que les mesures réformatrices et promotrices du paganisme8 n’ont pas de conséquence immédiate sur la communauté chrétienne. Dans une lettre datant du 22 février 362 à l’attention de Mamertin, préfet du Prétoire9, Julien décida de reformer le cursus publicus en le fermant aux personnes extérieures à l’administration impériale. Car dernièrement un nombre considérable de personnes avait eu recours à ce système ingénieux, jadis mis en place pour accélérer le temps de circulation des nouvelles et des informations à l’intérieur de l’empire. Un groupe qui pendant les dernières décennies avait profité régulièrement du performant réseau du cursus publicus était le clergé. Cette restriction signifiait pour le clergé de devoir s’organiser autrement quant à la transmission de son courrier, ce qui causa des frais supplémentaires considérables et demande une logistique importante pour assurer le transport de lettres de ses membres. La redéfinition du public autorisé à avoir recours au cursus publicus de la part de Julien est donc une mesure qui freine la circulation des informations à l’intérieur de la communauté chrétienne. Certes, les conséquences de cette décision n’ont pas la même ampleur pour tous les membres de l’ecclesia, mais elles changent la donne pour la communication entre les personnes qui occupent une fonction dirigeante, tel que les évêques. Une autre mesure concerne directement le clergé. L’exemption de ce dernier des munera civilia instaurée par Constantin en 319 est annulée par Julien10 le 13 mars 362. Le clergé devait donc désormais se tenir à disposition pour occuper les postes des décurions et faire face aux dépenses qui sont liées à ces charges, pouvant facilement atteindre des sommes astronomiques. Depuis Constantin, l’entrée dans le clergé était devenue un moyen de contourner ces lourdes charges financières, qui contribuaient aux besoins de la communauté, en matière d’infrastructures urbaines ou de ravitaillement en denrées alimentaires. Ces dépenses pouvaient donc signifier d’importantes pertes financières pour une famille, c’est pourquoi depuis Constantin, elles étaient nombreuses à se détourner ces postes. En annulant cette mesure, Julien agrandit donc considérablement le nombre de personnes susceptibles à occuper la charge de décurion. Une troisième décision de la part de Julien a des conséquences considérables pour le clergé, notamment pour l’épiscopat. Il rappelle les évêques condamnés pour hérésie de leurs exils, comme Mélétius d’Antioche11, Athanase d’Alexandrie12 et 8

Voir à ce sujet la contribution de CABOURET-LAURIOUX 2010, qui présente les réformes de Julien envers le paganisme comme la création d’une nouvelle hiérarchie sacerdotale ou encore l’obligation des prêtres de prendre en charge la bienfaisance. 9 Cod. Theod., VIII, 5, 12 : Imp. Iulianus a. ad Mamertinum praefectum praetorio. Quoniam cursum publicum fatigavit quorundam inmoderata praesumptio et evectionum frequentia, quas vicaria potestas et praesidum adque consularium officia prorogare non desinunt, curam ac sollicitudinem huius rei nos subire compulsi faciendarum evectionum licentiam cunctis abduximus (22 février 362). 10 Cod. Theod., XII, 1, 50 : Imp. Iulianus a. Secundo praefecto praetorio. Post alia: decuriones, qui ut christiani declinant munia, revocentur [...] (13 mars 362). 11 DÜNZL 2006. 12 KANNENGIESSER 2006.

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peut-être aussi Hilaire de Poitiers13. Par cette mesure – était-ce conscient ou non ? – il sema la discorde au sein de la communauté chrétienne et détourna ainsi l’attention de sa personne en plaçant les querelles hérétiques au cœur des préoccupations des évêques. Mais comme Julien ne se sentait pas concerné par les divergences religieuses des chrétiens, il n’intervint pas directement dans ces conflits. Ces trois mesures – cursus publicus, décurions et rappel des évêques exilés – concernent certes dans leur ensemble des membres du clergé, mais il faut garder à l’esprit qu’à l’intérieur de celui-ci existent cependant de grandes différences sociales. En effet, toutes les fonctions ecclésiastiques ne sont pas visées par ces dispositions : la première mesure concerne des gens qui savent lire et écrire, placés suffisamment haut dans la hiérarchie ecclésiastique afin de disposer d’un correspondant avec lequel ils aient besoin de communiquer par écrit, ce qui est de loin le cas pour tous les clercs. Il est à peine imaginable qu’un acolyte ou un exorciste aient eu besoin de recourir au cursus publicus, afin de s’échanger avec un confrère lointain. Ce ne sont donc que les élites dirigeantes de l’Église, à savoir les plus hauts membres du clergé, qui sont ici en cause. Les personnes concernées par la deuxième mesure se trouvent souvent dans une position financière aisée, ce qui en fait une élite économiquement puissante. La dernière mesure est en rapport avec des évêques exilés, donc des personnages qui par leurs convictions et enseignements avaient été contraints à quitter leur patrie. Sans aucun doute, on peut qualifier ceuxci d’élite intellectuelle influente. Que le clergé est perçu par l’empereur comme un danger duquel il faut se débarrasser devient évident dans une lettre que Julien adresse le 1er août 362 aux Bostréniens14 : il y accuse le clergé de provoquer des soulèvements de la foule et d’ignorer les décisions de l’empereur. Un passage montre clairement que c’est aux dirigeants de la communauté chrétienne que Julien s’en prend et non pas aux simples croyants : « C’est pourquoi il m’a paru bon de faire savoir à tous les peuples par le présent décret et de déclarer publiquement qu’il est interdit de s’unir aux clercs en révolte, de se laisser entraîner par eux à jeter des pierres ou à désobéir aux magistrats. Qu’ils tiennent leurs réunions tant qu’il leur plaira ; qu’ils fassent pour eux-mêmes les prières accoutumées ; mais si le clergé, pour ses intérêts, leur prêche la rébellion, que l’accord cesse ; autrement, ils seront punis »15.

Ce qui saute aux yeux dans ce passage est le vocabulaire que Julien utilise pour désigner le personnel de l’église : en employant le terme générique οἱ κληρικοί, il fait référence à l’ensemble du clergé16 et non seulement aux élites dirigeantes qui 13 PCBE-Gaule Hilarius 1. 14 Iul., Epist., 114 [52]. 15 Iul., Epist., 114 [52], 437 b : Ἔδοξεν οὖν μοι πᾶσι τοῖς δήμοις προαγορεῦσαι διὰ τοῦδε τοῦ διατάγματος καὶ φανερὸν καταστῆσαι, μὴ συστασιάζειν τοῖς κληρικοῖς, μηδὲ ἀναπείθεσθαι παρ’ αυτῶν λίθους αἴρειν μήτε ἀπιστεῖν τοῖς ἄρχουσιν, ἀλλὰ συνιέναι μὲν ἕως ἂν ἐθέλωσιν, εὔχεσθαι δὲ ἃς νομίζουσιν εὐχὰς περὶ ἑαυτῶν· εἰ δὲ ἀναπείθοιεν ὑπὲρ ἑαυτῶν στασιάζειν, μηκέτι συνᾴδειν, ἵνα μὴ δίκην δῶσι. 16 Une utilisation très libre et imprécise du terme « clergé » peut être observée encore de nos jours dans la littérature scientifique. Souvent employé pour désigner les classes dirigeantes de ce groupe – donc essentiellement évêques, prêtres et parfois les diacres – il est rarement remarqué qu’à ce terme revient en quelque sorte le rôle de pars pro toto, c’est-à-dire qu’il va bien au-

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sont probablement visées dans ce passage comme étant les perturbateurs d’un peuple paisible à la base. Cependant, il existe une réforme supplémentaire qui concerne un cercle beaucoup plus étendu que celui du clergé : en effet, Julien décide d’écarter les chrétiens de l’enseignement17. En touchant au système éducatif, à la fois les enseignants et les élèves sont atteints : les uns directement parce qu’on leur ferme l’accès au métier d’enseignant, les autres parce qu’on les prive de l’enseignement de ces personnes. Cette mesure a pour but d’écarter les convictions chrétiennes de l’éducation, et en même temps de donner l’occasion aux élèves, adhérents de cette religion, de reconnaître l’erreur dans laquelle ils vivent. Il faut encore soulever que la majorité des mesures évoquées jusqu’ici ont été prises à partir de l’année 362 et non pas dès le début de son règne en 360. 3. RÉACTION OU SILENCE ? Les mesures de Julien prises à l’égard de la communauté chrétienne concernent donc plusieurs domaines, mais n’ont des répercussions que sur les élites dirigeantes. Se pose désormais la question des sources qui peuvent fournir des indices quant à une éventuelle réaction de la part des chrétiens. Et s’il y en a une, en quoi consistet-elle ? Commençons en haut de la hiérarchie ecclésiastique : de Libère, évêque de Rome de l’époque (352–366), aucune réaction ne nous est connue – pas de traces dans ses lettres ni dans d’autres écrits. Est-ce dû à un hasard de la transmission des sources ou n’y avait-il effectivement pas de prise de position ouverte de la part de Libère ? La question est difficile à trancher. Qu’en est-il des conciles du temps du règne de Julien ? En effet, il y en a trois : le concile de Paris18 qui a lieu en 361 et les conciles d’Alexandrie19 et d’Antioche20

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delà des fonctions généralement visées. Pour la même raison, le clergé dans son ensemble ne peut être qualifié d’élite (voir la thèse de l’auteur, soutenue en 2014 à la Freie Universität de Berlin). Le texte de l’édit en question (Cod. Theod., XIII, 3, 5 du 17 juin 362) ne contient pas d’interdiction explicite envers les chrétiens en matière d’enseignement, une formule plutôt neutre y est employée (Magistros studiorum doctoresque excellere oportet moribus primum, deinde facundia). Mais c’est dans une de ses lettres que Julien explique son attitude envers les enseignants : Πάντας μὲν οὖν χρῆν τοὺς καὶ ὁτιοῦν διδάσκειν ἐπαγγελλομένους εἶναι τὸν τρόπον ἐπιεικεῖς καὶ μὴ μαχόμενα οἷς δημοσίᾳ μεταχειρίζονται τὰ ἐν τῇ ψυχῇ φέρειν δοξάσματα, πολὺ δὲ πλέον ἁπάντων οἶμαι δεῖν εἶναι τοιούτους ὅσοι ἐπὶ λόγοις τοῖς νέοις συγγίγνονται, τῶν παλαιῶν ἐξηγηταὶ γιγνόμενοι συγγραμμάτων, εἶτε ῥήτορες, εἶτε γραμματικοί, καὶ ἔτι πλέον οἱ σοφισταί (Iul., Epist., 61 c). Voir aussi DEMANDT 2007 [1989], p. 128. Les actes dudit concile sont perdus, mais grâce à des passages de l’œuvre de Sulpice Sévère et d’Hilaire de Poitiers nous sommes assez bien informés sur les principaux sujets de discussion (cf. Conciles Gaulois, p. 89–99). Les sujets à l’ordre du jour de ce concile nous sont connus par le Tomus ad Antiochenos d’Athanase d’Alexandrie. Synode mentionné par Philost., VII, 6.

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de l’année 362. Il n’est guère étonnant qu’ils traitent surtout des disputes intradoctrinales au lieu de l’attitude à adopter vis-à-vis de l’empereur. Ce sont surtout les hérésies et les mesures à prendre à leur égard qui préoccupent le clergé réuni en synode. Mais si l’on tient compte du fait qu’un de ces conciles se tient à Paris, la ville de Julien, et qu’il est par ailleurs organisé par Hilaire, évêque de Poitiers, il est surprenant qu’aucune réaction explicite et officielle de la part de l’Église ne soit attestée. Ou est-ce plutôt le contraire : en choisissant Paris comme lieu du concile, on espérait envoyer un signe fort, mais muet en direction de l’empereur ? Dans ce contexte de réactions aux mesures de Julien, les conversions des chrétiens sont très révélatrices. À ce propos nous avons connaissance de l’oncle homonyme de l’empereur, qui revint vers les anciens dieux21. Il était chrétien au départ et avait épousé une femme adepte de cette même religion22. En tant que comes Orientis, il faisait partie de l’élite administrative de l’empire, qui au vu de sa proximité avec l’empereur avait beaucoup plus d’intérêt de prendre la même ligne de conduite en matière religieuse que celui-ci. L’oncle changa donc de confession sous le règne de son neveu23. Un autre cas d’apostasie, se situant cette fois-ci au sein de l’élite religieuse, est celui de l’évêque Pégase d’Ilion24. Ce dernier – peut-être même encouragé par Julien – se convertit au paganisme pour y prendre un poste de prêtre25. Il est remarquable que les deux convertis occupent des fonctions importantes, ce qui nous fait penser à un opportunisme volontaire et non pas à un changement de conviction religieuse. Bien évidemment ces conversions motivées par des sauts de carrière ne peuvent être observées que dans les couches sociales les plus élevées. En ce qui concerne les témoignages des personnes qui ne font pas partie de l’élite chrétienne, il faut dire qu’ils ne sont pas très nombreux. Cependant, une catégorie de sources directes et fiables émanant de toutes les couches sociales de la population sont les inscriptions. Un des rares exemples qui pourrait fournir un indice envers la politique religieuse de Julien est l’épitaphe du lecteur Iulius Innocentius26 qui est décédé à Rome en 362. L’inscription porte une datation consulaire27 21 PLRE I, p. 470–471 (Iulianus 12). 22 Theod., HE, III, 9. 23 Philost., VII, 10. Dans ce passage, il est encore question de deux autres conversions, celles de Elpidius (PLRE I, p. 415 – Helpidius 6) et de Felix (PLRE I, p. 332 – Felix 3). Selon Philostorge, Julien et Felix ont été affligés par une dégradation subite de leur état de santé, tandis qu’Elpidius est tombé en disgrâce, évènements que l’auteur s’explique être des punitions divines. 24 PCBE-Asie Pègasios 1. En 354, le jeune Julien rencontre Pégase une première fois à Ilion, ville que l’évêque fait visiter à son hôte. Quelques années plus tard, l’auguste Julien décrit cette promenade de manière détaillée dans une ses lettres (Iul., Epist., 79 [78]). 25 Iul., Epist., 79 [78] : Ἡμεῖς ἱερέα Πηγάσιον ἐποιοῦμεν , εἰ συνεγνώκειμεν αὐτῷ τι περὶ τοὺς θεοὺς δυσσεβές. 26 ICUR n.s. III 8143 : Iul[ius Innocen]tius lect[or] | ecles[ie sancte c]atolice | uicx[it pl(us) m(inus) ann(os)] LXXIII d(e)p(ositus) XIII K(alendas) Iun(ias) | Mame[rtino] et Neuitta cons(ulibu)s. 27 Claudius Mamertinus et Flavius Nevitta sont les consuls de l’année 362, ce qui permet de dater cette inscription au 20 mai 362.

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et peut donc être attribuée avec certitude au règne de l’Apostat. Dans le texte de cette inscription, qui provient de la catacombe de Domitille, on trouve une indication assez surprenante pour cette époque : ecclesia catolica. L’emploi de l’adjectif catholicus est intéressant, étant donné que dans les sources épigraphiques les occurrences de ce mot sont plutôt attestées pour le Ve et VIe siècle. Une importance particulière revient donc à cette mention, compte tenu du fait que Iulius Innocentius est décédé sans aucun doute sous le règne de Julien. Si l’intention de l’auteur de cette épitaphe ne peut être que difficilement saisie, deux explications peuvent être fournies, dont l’une n’exclut pas l’autre : à cette époque la communauté chrétienne doit faire face à des hérésies et donc il convient de rattacher Iulius Innocentius explicitement à la communauté – aux yeux de l’auteur – orthodoxe de la chrétienté. À ce fait s’ajoute que cette dernière est confrontée depuis quelques mois à des restrictions provenant d’un empereur païen qui n’ont cependant pas réussi à convertir ce lecteur de son vivant aux dieux anciens. Or, l’emploi de catholicus sur son épitaphe peut être considéré comme un moyen de se démarquer des deux courants. Il n’y a donc pas de référence directe à l’empereur païen dans cette inscription funéraire. Ceci n’est guère étonnant : elle provient d’un cadre privé et une mention de l’empereur y serait plutôt surprenante28. Les sources datant du vivant de Julien sont donc assez pauvres en informations quant aux réactions des chrétiens aux changements récents sur le plan religieux. Mais néanmoins elles nous permettent de mesurer l’étendue et le degré d’importance pour les différentes couches sociales. Il faut encore rappeler que le but de Julien n’a pas été d’anéantir toute une communauté religieuse, mais plutôt de l’écarter de la vie publique, de manière à ce que les chrétiens n’occupent pas de fonctions officielles. Quoi que puissent en dire ses adversaires chrétiens, Julien n’a jamais été un persécuteur, conviction qui se retrouve également dans ses œuvres, comme il écrit dans la lettre aux Bostréniens, citée déjà plus haut : « Pour persuader les hommes et les instruire, c’est à la raison qu’il faut recourir, non aux coups, aux outrages, aux supplices physiques. Je ne répéterai jamais trop : que ceux qui ont du zèle pour la vraie religion ne molestent, n’attaquent, ni insultent les foules des Galiléens. Il faut avoir plus de pitié que de haine pour ceux qui ont le malheur d’errer en si grave matière » 29.

28 Les témoignages épigraphiques portant une référence explicite à Julien sont au nombre d’environ 200. La majorité revient à la catégorie des bornes miliaires portant des informations standardisées. Rares sont les allusions à ses réformes législatives (cf. CONTI 2004, chap. VI « Reflexe einzelner Gesetze in den Inschriften »). 29 Iul., Epist., 114 [52] , 438 b : Λόγῳ δὲ πείθεσθαι χρὴ καὶ διδάσκεσθαι τοὺς ἀνθρώπους, οὐ πληγαῖς οὐδὲ ὕβρεσιν οὐδὲ αἰκισμῷ τοῦ σώματος. Αὖθις δὲ καὶ πολλάκις παραινῶ τοῖς ἐπὶ τὴν ἀληθῆ θεοσέβειαν ὁρμωμένοις μηδὲν ἀδικεῖν τῶν Γαλιλαίων τὰ πλήθη, μηδὲ ἐπιτίθεσθαι, μηδὲ ὑβρίζειν εἰς αὐτούς. Ἐλεεῖν δὲ χρὴ μᾶλλον ἢ μισεῖν τοὺς ἐπὶ τοῖς μεγίστοις πράττοντας κακῶς.

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4. CONCLUSION Julien meurt sur le champ de bataille à Samarra le 26 juin 363 pendant une expédition mal préparée contre le roi perse Shapor II. Son successeur est proclamé peu après sa mort : il s’agit de Jovien, général de la garde impériale des domestici dans l’armée de Julien et chrétien, sous le règne duquel se fait un retour vers le christianisme. En matière religieuse, il renoue avec une politique modérée, ce qui a dû apaiser les dissensions à l’intérieur de la communauté chrétienne. La dynastie des Constantinides est désormais éteinte. Revenons maintenant à la question qui figure dans le titre de la présente contribution : est-ce que sous le règne de l’Apostat l’élite a-t-elle été en crise ? Il faut rappeler que depuis le début du IVe siècle existent deux élites : l’une chrétienne, l’autre païenne. Toutes deux ne disposent pas l’exclusivité dans l’un ou l’autre domaine d’activités – administration, religion, éducation, économie –, au contraire elles s’entrelacent et se complètent, ce qui fait que les dirigeants constituent un groupe religieusement très hétérogène. Cependant la seule qui est en cause par notre propos est l’élite chrétienne qui sous Julien se voit de plus en plus écartée des centres de décisions. Une élite qui se soulève peut causer de l’instabilité dans l’ensemble de la société. Cependant, le règne de Julien était trop court pour que la politique à l’égard des chrétiens ait pu avoir des conséquences sur la vie quotidienne du simple croyant. Il semble improbable qu’en dix-neuf mois les répercussions étaient telles qu’elles ont transformé radicalement les pratiques religieuses de la communauté chrétienne et les réformes n’ont guère atteint le menu peuple. Les mesures prises par Julien concernent donc essentiellement les dirigeants de la communauté chrétienne, qu’on peut qualifier d’élite religieuse et parfois même intellectuelle. S’agit-il cependant d’un temps de crise pour ces personnes ou était-il au moins perçu comme tel ? Un indice est fourni par les conversions de chrétiens vers le paganisme qui ont eu lieu sous le règne de Julien et qui proviennent du proche entourage de l’empereur. Des témoignages que l’administration impériale ait pris des mesures actives vis-à-vis de l’ensemble de la population chrétienne font défaut. Si l’on différencie selon l’étendue des mesures, on peut affirmer que sous le règne de Julien la crise ne concerne que l’élite chrétienne, qui voit son statut contesté. Ce qu’elle craint le plus est non pas une interdiction de pratiquer librement la religion chrétienne, mais plutôt l’ébranlement de sa situation privilégiée. Il s’agit donc plus exactement d’une crise politique et non pas religieuse. Car les mesures prises par Julien ne touchent pas de la même manière toutes les strates de communauté chrétienne, c’est au moins ce que laissent entendre les sources, qui certes – et il faut insister – proviennent justement de cette élite dirigeante en matière religieuse. Par conséquent, la crise n’est pas universelle, mais circonscrite : il convient donc de parler dans le présent cas de figures plutôt de tourmentes ponctuelles que de crise. Pour cette raison, il est pertinent de qualifier le règne de Julien comme une période de troubles, comme le laissent entendre les réactions de plus d’un millénaire après, tel Michel DE MONTAIGNE :

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Isabelle Mossong « En quoy cela est digne de consideration, que l’Empereur Julian se sert, pour attiser le trouble de la dissention civile, de cette mesme recepte de liberté de conscience que nos Roys viennent d'employer pour l’estaindre »30.

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DE MONTAIGNE,

Essais, II, 19.

ADEL AUF DER FLUCHT – CHRISTLICHE ELITEN UND DIE KRISE DES AUGUSTS 410 Karsten C. Ronnenberg (Köln) Als die Tore des belagerten Roms am 24. August des Jahres 410 geöffnet wurden und Alarich seine Goten drei Tage lang die Stadt plündern ließ, erschrak die römische Welt.1 In kaiserlichen Diensten hatte er über große Kontingente germanischer Truppen befehligt, saß nun jedoch zwischen den Stühlen, da weder der Augustus des Ostens, noch der des Westens Verwendung für ihn hatten. Im Jahr 401 zog er daher vom Balkan nach Italien, um Honorius eine Ernennung zum magister militum abzuringen. Der amtierende Stilicho konnte ihn zurückschlagen, doch standen die Goten 406 erneut in Italien, um dann ab 408 insgesamt dreimal in kurzer Folge Rom zu belagern.2 Die Präsenz der Goten auf der Apenninhalbinsel löste eine enorme Fluchtbewegung im römischen Reich aus.3 Keine der Quellen widmet diesem Krisenphänomen jedoch eine eigene Darstellung, so dass wir auf verstreute Nachrichten angewiesen sind. Dabei fällt auf, dass auch Mitglieder des römischen Senatsadels den Goten auswichen.4 Sie waren die, die – in materieller Hinsicht – am meisten zu verlieren hatten, aber zugleich auch die, die am leichtesten die Mittel für eine Flucht aufbringen konnten. In zwei Fällen lässt sich ihr Weg nachzeichnen: Melania die Jüngere sowie Anicia Faltonia Proba. Eng mit der günstigen Überlieferungslage hängt ihre christliche Konfession zusammen, die exzeptionelle Strategien im Umgang mit der Krise hervorgebracht hat.5 FLUCHT VOR DEN GOTEN Anders als in herkömmlichen Kriegen an den Grenzen des Reiches war die zivile Bevölkerung in Italien direkt von der Invasion betroffen. Viele hatten den Verlust ihres Hab und Guts durch Raub oder Zerstörung zu beklagen.6 Darüber hinaus gab es offenbar nicht wenige Fälle von Menschen, die in Gefangenschaft gerieten.7 1 2 3 4 5 6 7

Hier., Epist., CXXVIII, 5, 1. Vgl. FEICHTINGER 1998, p. 145–166; STRAUB 1950, p. 60–78. Zu den Ereignissen HALSALL 2007, p. 201–217. Vgl. auch MACHADO 2013, p. 49. COURCELLE 1964, p. 56–67. Zum Adelsbegriff in Bezug auf die römische Senatsaristokratie der Spätantike SCHLINKERT 1996, bes. p. 234–236. Vgl. SALZMAN 2002, p. 19–68. GIARDINA 2001, p. 190; FEICHTINGER 1998, p. 164. Geront., Vita Melan., XIX; Genn., Vir. ill., XLV; hierzu BROWN 1970, p. 70. Geront., Vita Melan., LXII.

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Karsten C. Ronnenberg

Manche mussten als Geiseln dienen,8 während andere von den Goten schlichtweg versklavt wurden.9 Auch von Vergewaltigungen ist zu lesen.10 Schließlich fehlt es nicht an Belegen, die den Tod als reale Bedrohung erscheinen lassen: „Schreckliches wurde uns berichtet. Niederlage, Brand, Raub, Mord, Martern“, klagt der berühmte Bischof Augustinus in Afrika.11 Bekanntlich schonten die Eroberer die Kirchen Roms und alle, die sich darin aufhielten. So überrascht es nicht, dass auch Heiden diesen Vorzug nutzten.12 Darüber hinaus versuchten manche, sich vor den Invasoren zu verstecken.13 Andere wiederum versuchten offenbar, sich mit der Situation zu arrangieren, und machten gemeinsame Sache mit den Barbaren. Dies geht aus einem Amnestiegesetz hervor, das Honorius und Theodosius II. am 1. März 416 erließen: Beute aus solchen Straftaten war selbstverständlich zurückzuerstatten.14 Eine naheliegende Reaktion auf das Bedrohungsszenario, dessen Ende niemand absehen konnte, war der Versuch, sich auf die Flucht in weniger gefährdete Gegenden zu begeben. „Viele sind entkommen“, schreibt Augustinus Ende 410.15 Als Ravenna schon im Februar des Jahres zusätzliche Truppen in Afrika sowie Sardinien, Sizilien und Korsika aushob, nahm man ausdrücklich solche honorati aus der Pflicht, die sich dort aufhielten, weil sie „durch die Verwüstungen der Barbaren in Italien oder Rom vertrieben worden sind.“16 Man berücksichtigte die Lage der Flüchtlinge und offenbar war ein Teil von ihnen denjenigen Eliten zuzuordnen, die eigentlich für solche Aufgaben zuständig waren. Gleichzeitig ist mit der Erwähnung der Provinzen ein erster geographischer Rahmen der Fluchtbewegungen aufgezogen: Mehrfach lassen sich Sizilien und die Inseln im Tyrrhenischen Meer als Stationen greifen.17 So hatte etwa der christliche Schriftsteller Rufinus 401 bei der Belagerung seiner Heimatstadt Aquileia noch ausgeharrt, sich aber sechs Jahre später

8 9 10 11

12 13 14 15 16 17

Geront., Vita Melan., XIX; vgl. PCBE, 2, 2, s. v. Pinianus 2, p. 1800. Cod. Theod., V, 6, 2. Zwei andere Gesetze verbriefen Bürgern bereits in den Jahren 408 und 409 das Recht, in ihre Munizipien zurückzukehren: Const. Sirmond., 16; Cod. Theod., V, 7, 2. Aug., Civ., I, 16. 19. Aug., Urb. exc., II (CCL, 46, p. 252): Horrenda nobis nuntiata sunt: strages facta, incendia, rapinae, interfectiones, excruciationes hominum. Übers. FISCHER 1947, p. 63. Wortgetreuere Übersetzung bei GOETZ, PATZOLD & WELWEI 2007, p. 325–329. Pace BROWN 2012, p. 294– 295. Vgl. auch Aug., Serm., CCXCVI, 8; Civ., XII; Hier., In Ezech., prol.; XXVII, 15–16; epist., CXXVII, 13–14. Zur augustinischen Deutung der Ereignisse MEIER & PATZOLD 2010, p. 40–58, bes. 56; FEICHTINGER 1998, p. 157–161, hier bes. p. 159, n. 67; DOIGNON 1990, p. 134–144; ZWIERLEIN 1978, p. 56–80; STRAUB 1950, p. 65–73. Aug., Urb. exc., II.; Civ., I, 1. 4. 7; Oros., Hist., VII, 38, 6–10. Vgl. FEICHTINGER 1998, p. 159. Aug., Urb. exc., VII. Dagegen Civ., III, 29; Oros., Hist., II, 19, 13–14. Cod. Theod., XV, 14, 14. Aug., Urb. exc., V (CCL, 46, p. 257): multi evaserunt. Vgl. auch ebd. VII. Cod. Theod., VII, 13, 20: Eos sane honores excipi ab his conveniet, quibus aut praesenti tempore publicum munus iniunctum est aut in Italiae sive urbis solo barbara vastitate depulsi sunt. Rut. Nam., I, 5, 325–336 über Igilium (Giglio); hierzu COURCELLE 1964, p. 56.

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nach Rom und dann nach Campanien begeben, um schließlich rechtzeitig nach Sizilien auszuweichen.18 Für viele ging von hier aus die Reise weiter nach Afrika, sofern sie überhaupt auf Sizilien Halt machten. Augustinus scheint mit den ankommenden Flüchtlingen in der Hafenstadt Hippo Regius alle Hände voll zu tun gehabt zu haben, wie eine Predigt an seine Gemeinde zeigt: „Bei diesem Zusammentreffen mit vielen Fremden, Notleidenden, Kranken zeiget großherzige Gastfreundschaft und lasst groß sein eure guten Werke!“19 Unter den zahlreichen Flüchtlingen scheinen sich also einige befunden zu haben, die als Mittellose ankamen – Transport und Verpflegung mussten ja bezahlt werden –, wenn sie Italien nicht schon arm verlassen hatten.20 Die gesundheitlichen Probleme, die Augustinus anspricht, können verschiedene Ursachen haben: Sicher hatten die Ärmeren als erste unter der Verknappung der Ressourcen seit der ersten Belagerung Roms im Jahr 408 zu leiden. Zusätzlich mag vielen Bewohnern Latiums und Mittelitaliens der Aufenthalt in der Stadt sicherer erschienen sein, so dass es zu Engpässen in der Unterbringung und zu Problemen mit der Hygiene kam. Auch die Schiffe nach Afrika waren möglicherweise überfüllt und die Flüchtlinge mit zu wenig Proviant für die mehrtägige Reise ausgestattet. Vermutlich waren die Zielorte nicht auf die Versorgung und Unterbringung größerer Menschenmengen ausgerichtet, zumal davon auszugehen ist, dass es für einen solchen Fall keine Vorkehrungen gab. Die Probleme hätten sich dann mit jedem weiteren Schiff verschärft. So scheint die freiwillige Unterstützung der Flüchtlinge schnell an ihre Grenzen gestoßen zu sein, da Augustinus seine Heimatgemeinde brieflich ermahnen musste, auch während seiner Abwesenheit weiter zu helfen.21 In der Levante kamen ebenfalls Menschen aus Rom an. So klagt Hieronymus in Bethlehem: „Es gibt keine Gegend, in der man nicht auf Flüchtlinge von dort stößt“,22 und führt in seinem Ezechiel-Kommentar weiter aus: „Wer hätte gedacht, dass Roma, die mit Siegen über den ganzen Erdkreis errichtet wurde, zusammenstürzt, so dass sie, die ihren Völkern eine Mutter war, zum Grab wird; so dass alle Küsten des Ostens, Ägyptens und Afrikas mit einer Masse von Sklaven und Dienerinnen derjenigen Stadt angefüllt werden, die einst Herrin war; so dass das heilige Bethlehem täglich

18 HAMMOND 1977, p. 373–418. 19 Aug., Serm., LXXXI, 9 (PL, 38, col. 506): in ista occasione multorum peregrinorum, egentium, laborantium, abundet hospitalitas vestra, abundent bona opera vestra. Übers. nach FISCHER 1947, p. 53–54; vgl. 1 Thess 5, 14; vgl. auch SIRAGO 1989, p. 715; COURCELLE 1964, p. 64– 65; STRAUB 1950, p. 65. Zu Flüchtlingen in Hippo MEIER & PATZOLD 2010, p. 43. 47–48. Vgl. auch Cod. Theod., VII, 18, 17 (29. Feb. 412): Tribune, die in Afrika desertores und vagi (Umherschweifende, Flüchtlinge) aufgreifen, sollen im Zuge dessen nicht die Provinz verwüsten. 20 Nach W. SCHEIDEL & E. MEEKS, Orbis. The Stanford Geospatial Network Model of the Roman World (URL: http://orbis.stanford.edu/; Abruf am 12.9.2014) kostet die Reise von Rom nach Karthago ca. 120 denarii bei einer Reisedauer von vier Tagen und fünf Stunden. 21 Aug., Epist., CXXII, 2. 22 Hier., Epist., CXXVIII, 5, 1 (CSEL, 56, p. 161): nulla regio, quae non exules eius habeat. Zu Hieronymus’ Deutung der Ereignisse MCLYNN 2013, p. 323–334; MEIER & PATZOLD 2010, p. 31–39; REBENICH 2009, p. 49–59; FEICHTINGER 1998, p. 151–156; DOIGNON 1990, p. 127– 134; ZWIERLEIN 1978, p. 49–55.

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Karsten C. Ronnenberg Bettler aufnimmt, die einst Adlige beiderlei Geschlechts waren, ausgestattet mit Reichtümern im Überfluss?“23

Der aus Pannonien stammende Mönch verrät hier ein bemerkenswert patriotisches Geschichtsbewusstsein.24 Interessant ist erneut der geographische Rahmen: Hatten doch die Entwicklungen an der Rhein- und der Donaugrenze in den vergangenen drei Jahrzehnten gezeigt, dass das gesamte Reich nördlich des mare internum als sicherer Zufluchtsort ausfiel.25 Was die soziale Stellung der Flüchtlinge betrifft, spannt Hieronymus einen Bogen von Sklaven bis hin zu Mitgliedern der Senatsaristokratie. Gewiss gab es nobiles, die in den Wirren der Krise einen Teil ihres Vermögens einbüßen mussten, doch ist hier ebenso wie bei der hohen Zahl der Toten mit Übertreibungen zu rechnen: Die praefationes zu seinem Ezechiel-Kommentar verfolgen den Zweck, die Verzögerung der Veröffentlichung zu entschuldigen. In den Klöstern in Bethlehem hatte man es sich zur Aufgabe gemacht, den Flüchtlingen zu helfen. Seine Nächstenliebe hält Hieronymus jedoch nicht davon ab, über den Aufwand zu klagen: „Ich gebe zu, dass ich den Kommentar vor langer Zeit versprochen habe und ihn nicht vollenden konnte, weil ich mich um die kümmern muss, die vom ganzen Erdkreis hierher kommen: So lange gibt es keine Stunde, keinen Augenblick, in dem wir nicht Scharen von Brüdern begegnen und die Einsamkeit des Klosters gegen die massenhafte Gegenwart Fremder eintauschen. [...] Gerade angesichts der Flucht der Menschen aus dem Westen und des Gedränges an den heiligen Stätten, der Not und der Wunden der Bedürftigen, die wir nicht ohne Tränen und Seufzen ansehen können, haben wir das Wüten der Barbaren vor Augen. Jene einstige Macht, die sich ihrer Reichtümer nicht einmal bewusst war, verkommt zu solcher Armut, dass es ihr an Dach, Essen und Kleidung mangelt; und dennoch werden die harten und grausamen Herzen gewisser Leute nicht erweicht, während sie Lumpen und Bündel [der Bedürftigen] zerrupfen, weil sie selbst im Verlauf der Einnahme [Roms] nach Gold suchen.“26

Viele kamen anscheinend vorzugsweise zu den Stätten Palästinas, die ohnehin Ziel zahlreicher Pilgerfahrten waren. Manch ein Christ mag die Flucht zum Anlass genommen haben, sich einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen. Die Verzweiflung in 23 Hier., In Ezech., III, praef. (CCL, 75, p. 91): Quis crederet ut totius orbis exstructa victoriis Roma corrueret, ut ipsa suis populis et mater fieret et sepulcrum, ut tota Orientis, Aegypti, Africae littora olim dominatricis urbis, servorum et ancillarum numero complerentur, ut cotidie sancta Bethleem, nobiles quondam utriusque sexus, atque omnibus divitiis affluentes, susciperet mendicantes? Vgl. Hier., Epist., CXXIII, 15, 1; hierzu REBENICH 2009, p. 55–56; DOIGNON 1990, p. 132–133; COURCELLE 1964, p. 59; zu Flüchtlingen in Ägypten p. 60–64. 24 FEICHTINGER 1998, p. 146, n. 9. 25 Hier., Epist., CXXIII, 16, 1; vgl. REBENICH 2009, p. 52; VÖSSING 2008, p. 391. 26 Hier., In Ezech., VII, praef. (CCL, 75, p. 277): Fateor me explanationes in Hiezechiel multo ante tempore promisisse et occupatione de toto huc orbe venientium implere non posse, dum nulla hora nullumque momentum est, in quo non fratrum occurrimus turbis, et monasterii solitudinem hospitum frequentia commutamus, [...] praesertim cum occidentalium fuga et sanctorum locorum constipatio, nuditate atque vulneribus indigentium rabiem praeferat barbarorum; quos absque lacrimis et gemitu videre non possumus; illamne quondam potentiam et ignorationem divitiarum ad tantam inopiam pervenisse, ut tecto et cibo et vestimento indigeat, et tamen nequaquam duri quorundam atque crudeles animi molliuntur, dum pannos eorum et sarcinulas discutiunt, aurum in captivitate quaerentes. Vgl. COURCELLE 1964, p. 60.

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der Krise ließ überdies wahrscheinlich auf Rückhalt in der Religion hoffen.27 Hieronymus lässt hier noch einmal deutlich sein Entsetzen erkennen. Er klagt über Leute, die die Not der Flüchtlinge ausnutzten und sie bestahlen – zumal die Täter anscheinend sogar in den Kreisen der Mönche zu suchen waren.28 Die allgemein gehaltene Angabe, dass die Flüchtlinge aus dem Westen kamen, passt damit zusammen, dass Hieronymus bei anderer Gelegenheit eine Gruppe von Aristokratinnen erwähnt, die von der gallischen Küste nach Afrika und dann nach Bethlehem geflohen waren.29 Die Angst vor den Goten reichte weiter als Italien: Am 12. Dezember 408 erließen die beiden Augusti ein Gesetz, in dem es heißt, dass „sich eine große Schar Einwohner auswärtige Wohnsitze gesucht hat, als ein Einfall der Barbaren in Teilen Illyricums zu befürchten war“.30 Die Wirren der Krise erstreckten sich aber nicht nur auf die Flucht selbst. Noch im Jahr 410 bemerkt Augustinus: „Wie viele aber sind aus der Stadt Rom entwichen und sind daran, wieder zurückzukehren!“31 Damit liefert der Bischof einen interessanten Hinweis darauf, dass nicht wenige eine baldige Rückkehr in die Heimat von vorne herein geplant hatten in der Hoffnung, dass die direkte Bedrohung durch die Goten bald vorübergehen würde. So stilisiert der Kirchenhistoriker Philostorgios den Triumph, den Honorius 417 in Rom feierte, zum Beginn für eine Wiederbevölkerung der Stadt.32 Noch ein Jahr später wurden Campanien Steuererleichterungen gewährt, weil es immer noch unter den Folgen der hostium incursio zu leiden hatte.33 Damit ist neben zerstörter Infrastruktur sicherlich auch an Menschenarmut zu denken, die offenbar eine Weile in Italien zu spüren blieb. MELANIA DIE JÜNGERE Die erste Gruppe aristokratischer Flüchtlinge, die es im Folgenden näher zu betrachten gilt, besteht aus Melania der Jüngeren, ihrem Ehemann Valerius Severus 27 REBENICH 2009, p. 57–58; FEICHTINGER 1998, p. 164–166. 28 Hier., In Ezech., VIII, praef. 29 Hier., Epist., CXXX, 4, 4. Die Flucht der Frauen lässt sich nicht sicher datieren. Insofern kann es sich auch um Folgen des Rheinübertritts germanischer Verbände zum Jahreswechsel 406/07 handeln. Vgl. REBENICH 2009, p. 50–53; BROWN 1970, p. 64. 71. 30 Cod. Theod., X, 10, 25: Cum per Illyrici partes barbaricus speraretur incursus, numerosa incolarum manus sedes quaesivit externas. Das Gesetz bezieht sich vielleicht auf Folgen des Aufenthalts Alarichs in Pannonien zwischen 402 und 406; vgl. HALSALL 2007, p. 200–202. Offenbar hatte es Versuche von petitores gegeben, beim Kaiser die Schenkung solcher Flüchtlinge als Sklaven zu erwirken; vgl. LIEBS 2001, p. 292 mit n. 43; MERCOGLIANO 1994, p. 449– 457. Nach WILKES 1972, p. 377–393, ist auch die in CIL III, 9515 erwähnte clarissima, deren Herkunft er als Pannonia statt Dunnonia liest, vor den Goten geflohen. 31 Aug., Urb. exc., II (CCL, 46, p. 252): Ab urbe autem Roma quam multi exierunt et redituri sunt; Übers. nach FISCHER 1947, p. 62–63. 32 Philost., H.e., XII, 5 (BIDEZ 1913, p. 144): καὶ ὁ βασιλεὺς αὐτῇ παραγεγονώς, χειρὶ καὶ γλώττῃ τὸν συνοικισμὸν ἐπεκρότει. Hierzu BLECKMANN 2007, p. 106–107; FEICHTINGER 1998, p. 145. Vgl. Olymp., fr., XXV (BLOCKLEY 1983, p. 188); NÄF 2013, p. 99; MACHADO 2013, p. 59. 33 Cod. Theod., XI, 28, 12. Zu Zerstörungen in Italien Rut. Nam. XXXIX–XLII.

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Pinianus sowie ihrer Mutter Albina.34 Als Angehörige der Valerii, die sich auf eine Abstammung von dem legendären Gründer der Republik P. Valerius Poplicola beriefen, sowie der Ceionii Rufii gehörten sie zu den wichtigsten und vor allem reichsten Familien des senatorischen Adels in der Spätantike.35 Neben hohen Magistraten konnte die Familie eine Reihe berühmter christlicher Asketinnen vorweisen, insbesondere Melania die Ältere, die jedoch wegen ihrer Nähe zum Origenismus nicht unumstritten war.36 Die Überlieferung zur Enkelin ist ein Glücksfall, da von ihr eine Lebensbeschreibung in einer griechischen und einer lateinischen Fassung erhalten ist.37 Das Werk wird mit großer Sicherheit dem Priester Gerontius aus ihrem engsten Umfeld zugeschrieben. Mit der Abfassung der vita Melaniae verfolgte er den Zweck, seine eigene sowie die Rechtgläubigkeit seiner Heldin nachzuweisen. So treten im Unterschied zu anderen hagiographischen Texten Wunderberichte gegenüber der biographischen und historischen Darstellung stark in den Hintergrund.38 Hinzu kommen Informationen aus der zeitgenössischen Mönchsgeschichte des Palladios von Helenopolis, der sogenannten Historia Lausiaca.39 Außerdem tauchen Pinianus, Melania und Albina immer wieder in Werken anderer Kirchenschriftsteller auf.40 Der frühe Tod ihrer beiden Kinder gab dem jungen Paar den Anstoß, ein Leben in einer keuschen Ehegemeinschaft zu Ehren Christi zu führen.41 Sie unterhielten freundschaftliche Beziehungen zu Paulinus von Nola und experimentierten mit verschiedenen Formen des monastischen Lebens, die zweitweise sogar eine örtliche Trennung der beiden beinhaltete.42 Nach dem Tod von Melanias Vater Publicola um 405 fing das junge Paar an, Teile des riesigen Familienbesitzes zu verkaufen, um mit dem Erlös großzügig kirchliche Einrichtungen zu unterstützen.43 Offenbar gelang es ihnen, einen großen Teil der Besitztümer in Italien und in Spanien zu veräußern, bevor die Goten Rom einnahmen.44 Pinianus’ Stadthaus auf

34 PCBE, 2, 1, s. v. Albina 2, 75–77; PCBE, 2, 2, s. v. Melania 2, p. 1483–1492; s. v. Pinianus 2, p. 1798–1802; PLRE, 1, s. v. Albina 2, p. 33; s. v. Melania 2, p. 593; s. v. Pinianus 1, p. 702. Vgl. auch GIARDINA 2001, p. 191. 35 Paul. Nol., Carm., XXI, 216–271; hierzu STICKLER 2006, p. 182; ARNHEIM 1972, p. 130–139. 36 Pall., Laus., LXI, 1. Vgl. STICKLER 2006, p. 168–169. 37 Beide Versionen beruhen wohl auf einer griechischen Vorlage, wobei der griechische Text (SC, 90) näher am Urtext sein soll. Der lateinische Text (RAMPOLLA 1905) enthält wertvolles Sondergut. Vgl. STICKLER 2006, p. 167–168; GIARDINA 2001, p. 190–191. 38 STICKLER 2006, p. 171; VIGGIANI 2009, p. 324–344. 39 LUCOT 1912. 40 STICKLER 2006, p. 167–168. 41 Pall., Laus., LXI, 2; Geront., Vita Melan., I–VI verlegt den Entschluss zur Askese vor die Hochzeit; dagegen ebd. XVI. Vgl. SALZMAN 2002, p. 151; GIARDINA 2001, p. 191–195. 42 Pall., Laus., LXI, 6; vgl. PCBE, 2, 2, s. v. Pinianus 2, p. 1801. 43 Geront., Vita Melan., IX–XII. Vgl. STICKLER 2006, p. 173–174; ŠPIDLÍK 1986, p. 57–62. Zum Tod des Vaters GIARDINA 2001, p. 195; PCBE, 2, 2, s. v. Pinianus 2, p. 1799. Zur patria potestas in diesem Fall ALCIATI & GIORDA 2010, p. 431–432. 44 Geront., Vita Melan., XIX. Vgl. Pall., Laus., LXI, 5; hierzu SIRAGO 1989, p. 715.

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dem Caelius war jedoch von so hohem Wert, dass es selbst die Mittel der Kaiserschwester Serena überstiegen haben soll.45 Letztlich bedeutet das wohl nichts anderes, als dass er nicht bereit war, mit dem Preis herunterzugehen, bis sich ein Käufer fand.46 Die Situation ließe sich leicht dadurch erklären, dass die Präsenz der Goten in Italien den Markt belastete. Sicherlich bereiteten auch andere Aristokraten ihren Abschied aus Rom vor, so dass nicht nur das Angebot an Luxusimmobilien stieg, sondern auch die Zahl möglicher Interessenten sank. So kam es, dass Pinianus sich mit dem Haus verspekulierte: „Nachdem es dann im Barbareneinfall zerstört worden war, schlugen sie es los um einen Spottpreis.“47 Zusammen mit Melanias Mutter Albina verließen sie die Umgebung Roms rechtzeitig und gingen nach Sizilien, wo sie sich zunächst eine Weile aufhielten.48 In ihrer Begleitung war Rufinus von Aquileia, der eng mit Melania der Älteren sowie mit Paulinus von Nola befreundet war und deren Nähe zum Origenismus teilte.49 Vielleicht hielt man die Insel für sicher, bis bekannt wurde, dass die Goten über das Festland in Richtung Sizilien zogen, um anschließend nach Afrika überzusetzen. Als Alarich jedoch Ende 410 in Bruttium einem Fieber erlag, ließ sein Schwager Athaulf als neuer rex der Goten den Plan fallen.50 Nichtsdestotrotz brachen die drei Aristokraten wohl im Herbst nach Afrika auf, wo sie – wie in so vielen Gegenden des Reiches – Land besaßen.51 Unter Diocletian waren die ehemals drei nordafrikanischen Provinzen in sieben kleinere aufgeteilt und zu einer Diözese Africa zusammengefasst worden.52 Vor allem die Africa proconsularis mit dem Gebiet um Karthago war wegen ihrer Agrarproduktion eine wohlhabende Provinz, die einen hohen Grad an Romanisierung und Urbanisierung aufwies. Das Meer bildete als natürliche Grenze einen gewissen Schutz vor den Goten und gegenüber Ägypten und der Levante hatte Africa den großen Vorteil der bedeutend kürzeren Seereise. Dass die Vandalen zwischen 427 und 429, also keine zwanzig Jahre später, von Gibraltar übersetzen und zehn weitere Jahre später Karthago einnehmen würden, konnte im Sommer 410 noch niemand ahnen.53 Als Aufenthaltsort wählten sie die Gebirgsstadt Thagaste, den Geburtsort des Augustinus,

45 Geront., Vita Melan., XIV; hierzu GIARDINA 2001, p. 195. Zum archäologischen Befund BARBERA, PALLADINO & PATERNA 2008. 46 STICKLER 2006, p. 174: Serena habe den „eklatanten Bruch mit der Tradition“ gescheut. 47 Geront., Vita Melan., XIV (SC, 90, p. 156): τὴν δὲ οἰκίαν μὴ ἰσχύσαντες πωλῆσαι οἱ μακάριοι, μετὰ τὴν ἔφοδον τῶν βαρβάρων ὡς ἐπτυριςθεῖσαν αὐτὴν τοῦ μηδενὸς ὕστερον ἀπέδοντο. Grundsätzlich blieb es also möglich, aus dem Exil Geschäfte in Rom zu tätigen. 48 Geront., Vita Melan., XIX. Vgl. ŠPIDLÍK 1986, p. 68–74; COURCELLE 1964, p. 57–58. 49 Rufin., Orig. hom. num., prol. Vgl. BROWN 2012, p. 293, ders. 1970, p. 57–58; HAMMOND 1977, p. 417–418; COURCELLE 1964, p. 57–58. 50 Iord., Get., XXX, 156–157; Olymp., Fr., XI, 4; XVI (BLOCKLEY 1983, p. 170. 176); hierzu HALSALL 2007, p. 216–217. 51 Geront., Vita Melan. lat., XXI; vgl. BROWN 2012, p. 295. 323; GIARDINA 2001, p. 196. 52 BARATTE 2012, p. 114–117. 53 HALSALL 2007, p. 240–248.

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da sie dort Land besaßen.54 Örtlicher Bischof war der gelehrte Alypius, dessen Kirche sie mit reichen Spenden bedachten.55 Zusammen mit Augustinus und Aurelius von Karthago wandte dieser sich mit der Empfehlung an Melania und Pinianus, ihr Geld nicht einfach unter Bedürftigen zu verteilen, sondern Schenkungen vorzunehmen und Stiftungen einzurichten.56 Die durchaus vernünftige Einmischung dieser drei wichtigsten Vertreter der katholischen Kirche in Afrika trug vielleicht nicht nur dem finanziellen und gesellschaftlichen Rang der Neuankömmlinge Rechnung, sondern kann auch dogmatisch motiviert gewesen sein: Womöglich hatten Melania und Pinianus auch Einrichtungen der Donatisten mit Spenden bedacht. Der lateinischen Vita ist zu entnehmen, dass es auf dem afrikanischen Besitz der beiden Exilanten zwei Bischöfe gab, „einen unseres Glaubens und einen der Häretiker“, womit wohl ein Donatist gemeint ist.57 Albina hatte noch andere Verbindungen nach Afrika, die vielleicht zur Wahl des Ortes für ihr Exil beitrugen: Ihr Bruder Rufius Antonius Agrypnius Volusianus hatte 404/405 als proconsul Africae gedient.58 Auch 411/412 lässt er sich wieder in Karthago greifen, diesmal mit seinem Freund Flavius Marcellinus, einem kaiserlichen Gesandten und Bruder des Prokonsuls von 410/411 namens Apringius.59 Damit, dass es Anknüpfungspunkte zwischen Volusianus’ Afrika-Aufenthalt und dem seiner Schwester sowie seiner Nichte Melania gab, ist fest zu rechnen. Auch in der Provinz waren die aristokratischen Flüchtlinge eng mit der Führungselite vernetzt. Als Pinianus im Jahr 411 die Bischofskirche in Hippo besuchte, versammelte sich eine große Menge, die ihn zum Priester akklamierte.60 Offenbar sorgte der Aufenthalt des reichen Adligen aus berühmtem Geschlecht für Aufsehen. Da dieser aber kein kirchliches Amt bekleiden wollte, ließ er eine Erklärung verlesen: Pinianus versprach, in der Stadt zu bleiben, solange ihm niemand gegen seinen Willen die Bürde eines Priesteramts auferlegen würde. Sollte er jemals doch ein solches übernehmen wollen, würde er das in keiner anderen Stadt als Hippo tun.61 Von einer einschränkenden Klausel, in der er seiner Befürchtung Ausdruck verleihen wollte, „dass ein feindlicher Angriff erfolgen könnte, dem man durch Flucht ausweichen 54 55 56 57

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60 61

BROWN 2012, p. 359; ŠPIDLÍK 1986, p. 74–76. Geront., Vita Melan., XX–XXI; Aug., Epist., CXXVI, 7. Dagegen Pall., Laus., LXI, 6. Geront., Vita Melan., XX; vgl. GIARDINA 2001, p. 198. Geront., Vita Melan. lat., XXI (RAMPOLLA 1905, p. 14, l. 16–19): Dedit autem et possessionem multum praestantem reditum, quae possessio maior etiam erat civitatis ipsius, habens balneum, artifices multos, aurifices, argentarios et aerarios; et duos episcopos, unum nostrae fidei et alium haereticorum. Vgl. BROWN 2012, p. 323; GIARDINA 2001, p. 198. Rut. Nam., I, 173–174; zur Datierung ins Jahr 404/405 BARNES 1983, p. 259; PLRE, 2, s. v. Volusianus 6, p. 1184; BROWN 1970, p. 60–61. Aug., Epist., CXXXII. CXXXV–CXXXVII. CXXXIX. Vgl. BARNES 1983, p. 260; PCBE, 1, s. v. Volusianus, p. 1228; s. v. Marcellinus 2, p. 671–688; s. v. Apringius, p. 84–86; PLRE, 2, s. v. Volusianus 6, p. 1184. Vgl. auch SIRAGO 1989, p. 716–717; ŠPIDLÍK 1986, p. 84–85. Entgegen BROWN 2012, p. 359; MEIER & PATZOLD 2010, p. 48 spricht nichts dafür, dass Volusianus ein Flüchtling war. Aug., Epist., CXXVI. Zu den Ereignissen BROWN 2012, p. 323–325; COURCELLE 1964, p. 66– 67. Vgl. SALZMAN 2002, p. 132; ŠPIDLÍK 1986, p. 79–83. Aug., Epist., CXXVI, 3.

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müsste“,62 hatte ihm Augustinus zuvor abgeraten. Pinianus spräche damit zwar eine wichtige Sache an, die im Ernstfall selbstverständlich auch die Einwohner Hippos zur Flucht veranlassen würde. Doch war die Sorge des Bischofs, dass man dies als dunkle Prophezeiung auffassen würde. Hier wird deutlich, wie die Entwicklungen in Europa auch in Afrika mit Sorge verfolgt wurden und die Menschen über den Ernstfall nachdachten. Für den Moment ging es jedoch darum, dass sich die Gemeinde in Hippo den Verbleib des reichen Aristokraten in Ausübung einer klerikalen Funktion wünschte. Jener wurde allerdings in seiner ablehnenden Haltung durch seine Frau Melania gestützt, die Bedenken wegen des Klimas artikulierte.63 Als die beiden unmittelbar danach abreisten, da Pinianus sich offenbar durch die tumultartigen Zustände bedroht gefühlt hatte, entrüsteten sich die Einwohner Hippos. Ihr Zorn richtete sich auch gegen Alypius, weil er als Bischof weiter von Pinianus’ Anwesenheit in Thagaste profitierte.64 Während die Versorgung ärmerer Flüchtlinge in Hippo an mangelnder Einsatzfreude der Gemeindemitglieder krankte, rang man nun geradezu um den aristokratischen exul aus der Hauptstadt. Seine Schwiegermutter Albina machte Augustinus in einem Brief daher den Vorwurf, dass die Leute „aus einer widerlichen Geldgier heraus gehandelt haben“.65 Einen Mann wie Pinianus als Wohltäter für die Gemeinde verpflichten zu können, war in höchstem Maße erstrebenswert, wobei es so aussieht, als ob nicht religiöse Motive ausschlaggebend gewesen wären: Weltlicher Wohlstand und Einfluss vermischen sich hier mit kirchlichen Strukturen.66 Nach sieben Jahren in Afrika siedelten die drei Aristokraten nach Palästina über, das sie zeitlebens nicht mehr verlassen sollten. Neben einem starken Interesse an den heiligen Stätten der Bibel mag auch die von Pinianus artikulierte Angst vor Barbareneinfällen in Afrika verantwortlich für den erneuten Ortswechsel gewesen sein. In Jerusalem gründeten sie Klöster sowie eine Apostelkirche67 und pflegten Umgang mit herausragenden Persönlichkeiten der Kirche wie Kyrillos von Alexandreia, Petrus dem Iberer und Hieronymus in Bethlehem.68 Melanias Ruf als christliche Asketin aus höchstem Adel sorgte sogar dafür, dass Eudoxia, die Gattin Valentinians III., ihr im Jahr 437 einen Besuch abstattete, bevor sie am 31. Dezember 439 als drittes und letztes Mitglied der Flüchtlingsfamilie starb.69 Das Ansehen, das sich aus ihrer religiösen Autorität ergab, verband sich mit dem, das von ihrer noblen Abstammung herrührte. So war es Melania möglich, als religiöse Führungspersönlichkeit in Erscheinung zu treten, wie es nur wenigen 62 Aug., Epist., CXXVI, 4 (CSEL, 44, p. 10): simul etiam, quid timeret, ostendit, ne quis irruisset hostilis incursus, qui esset discessione vitandus. 63 Aug., Epist., CXXVI, 4. 64 Aug., Epist., CXXVI, 1; CXXV, 2. 65 Aug., Epist., CXXVI, 7 (CSEL, 44, p. 12): Quomodo ergo dicis hoc eos fecisse turpissimo appetitu pecuniae? Vgl. epist., CXXVI, 1–2. 66 Aug., Epist., CXXVI, 7. Vgl. STICKLER 2006, p. 174. 67 Geront., Vita Melan., XLI. XLIX. Vgl. STICKLER 2006, p. 175; GIARDINA 2001, p. 200–203. 68 Geront., Vita Melan., XXXIV; Vita Petri Ib., XIX; Hier., Epist., CXLIII, 2, 3. 69 Geront., Vita Melan., LXVIII–LIX; Theoph., Chron., A.M. 5926. Nach STICKLER 2006, p. 175 traf sie auch Pulcheria, was Gerontius jedoch verschweigt. Vgl. auch GIARDINA 2001, p. 203.

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Frauen gelang, weil sie von dem Rang und dem Reichtum ihrer Familie profitierte. Gerade diese gentilizische Tradition werden die christlichen Quellen nicht müde zu betonen.70 Der Zugang zu wichtigen Repräsentanten aus Kirche und Politik wurde den aristokratischen Flüchtlingen sicherlich durch ihren berühmten Namen erleichtert.71 Schließlich waren jene auch an ihrer Gunst und Aufmerksamkeit interessiert: Zum einen konnten sie bzw. ihre Gemeinden von der Freigiebigkeit der reichen Aristokraten profitieren; zum anderen konnte ihr Name Prestige- und Machtzuwachs für die Kirche bedeuten. Für die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts heißt das vor allem: für die richtige Kirche.72 Der an vielen Fronten geführte Kampf gegen häretische Strömungen zehrte an Kräften und Ressourcen. Da sah man Leute wie Melania oder Pinianus gerne in der eigenen Gemeinde. PROBA Im Mittelpunkt der zweiten Gruppe aristokratischer Flüchtlinge steht Anicia Faltonia Proba, die mit ihrer Schwiegertochter Iuliana und sowie ihrer Enkelin Demetrias ebenfalls nach Nordafrika floh.73 Als Angehörige der Anicii und der Petronii Probi konnte Hieronymus sie mit Fug und Recht zur nobilitas insignior zählen.74 Sie war Witwe des Konsulars Sex. Claudius Petronius Probus und auch ihre drei Söhne hatten es in jungen Jahren zu consules ordinarii gebracht.75 Der christliche Glaube war nicht nur bei den Frauen der Familie etabliert: So hatte sich Probus als Unterstützer für Ambrosius von Mailand engagiert.76 Auch wenn ein Narrativ wie die vita Melaniae zu den drei Anicierinnen fehlt, ist die Quellenlage günstig. Die epigraphischen Zeugnisse der Familie erwähnen auch die weiblichen Mitglieder77 und mit ihrer Flucht aus Rom setzt dann eine recht starke Präsenz in der Korrespondenz sowie in anderen Werken wichtiger Kirchenschriftsteller ein, so dass der Weg der drei Frauen nachgezeichnet werden kann. Beim Einfall der Goten im Sommer 410 verkaufte Proba angesichts drohender Gefangenschaft den Besitz der Familie und spendete einen Teil des Erlöses.78 Zudem traf sie der frühe Tod ihres Sohnes Olybrius – was nach Hieronymus nicht in Zusammenhang mit den Ereignissen zu stehen scheint.79 Der Historiker Prokopios 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79

REBENICH 2009, p. 58; STICKLER 2006, p. 177; SALZMAN 2002, p. 216; ARNHEIM 1972, p. 104. STICKLER 2006, p. 183–184. BROWN 2012, p. 331; STICKLER 2006, p. 181; SALZMAN 2002, p. 174. PCBE, 2, 1, s. v. Demetrias Amnia, p. 544–547; s. v. Iuliana 3, p. 1169–1171; PCBE, 2, 2, s. v. Proba 2, p. 1831–1833; PLRE, 1, s. v. Anicia Iuliana 2, p. 468; s. v. Anicia Faltonia Proba 3, p. 732–733; PLRE, 2, s. v. Demetrias, p. 351. Hier., Epist., CXXX, 3, 2. Vgl. Epist., CXXX, 1, 1; 3, 1; 14, 1. 8; Aug., Epist., CL; Innoc., Epist., XV (= JK 99). Vgl. auch MACHADO 2013, p. 50; ARNHEIM 1972, p. 109–112. Hier., Epist., CXXX, 7, 2; vgl. MACHADO 2013, p. 52; DUNN 2008, p. 430. PLRE, 1, s. v. Probus 5, p. 736–740, bes. 738. Vgl. auch Hier., Epist., CXXX, 2, 4. CIL VI, 1753–1756 a. Hier., Epist., CXXX, 7, 2–3; vgl. SIRAGO 1989, p. 715. In der Vorstellung der politischen Meriten der Familie in Hier., Epist., CXXX, 3, 1 finden sich keine Anhaltspunkte über den Zeitpunkt, wann Olybrius gestorben ist. In Epist. CXXX, 7, 2–3

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berichtet im 6. Jahrhundert von einem Gerücht, dem zufolge Proba in der Nacht zum 24. August die Tore der belagerten Stadt öffnen ließ, weil sie Mitleid mit den Hungernden hatte.80 Da die Notiz alleine steht und erst anderthalb Jahrhunderte später auftaucht, ist ihre Historizität zweifelhaft. Durch eine wie auch immer geartete Beteiligung am Fall Roms – oder auch nur eine gerüchteweise unterstellte – ergäbe sich jedoch ein weiteres Motiv für den Abschied aus Italien.81 Mitsamt ihrer Schwiegertochter, der frisch verwitweten Iuliana, und der Enkelin Demetrias ließ sie „die rauchenden Trümmer ihrer Vaterstadt“ Richtung Afrika hinter sich.82 Das Motiv erinnert an Aeneas’ Abschied aus Troja und kann daher nicht als Indikator für den Grad der Zerstörung Roms gewertet werden.83 Probas Mann Probus hatte im Jahr 358 unter Constantius II. als ziviler Statthalter der Africa proconsularis gedient84 und stand der gesamten Diözese zwischen 368 und 383 viermal als Prätorianerpräfekt per Illyricum, Italiam et Africam vor.85 Auch der gemeinsame Sohn Probinus war 396/397 Prokonsul von Afrika.86 Vermutlich konnten die Anicii wie Pinianus und Melania auf Besitz und Netzwerke vor Ort zurückgreifen. Bei ihrer Ankunft fielen die drei Frauen jedoch in die Gewalt des comes Africae Heraclianus.87 Als mächtigster Offizier der Diözese88 nutzte er seine Ressourcen anscheinend dazu,89 Kapital aus der Notlage der Flüchtlinge zu schlagen. Hieronymus’ Darstellung, der zufolge er alle Ankömmlinge ergriff und junge Frauen an syrische Händler verkaufte, ist nicht vertrauenswürdig. Vor dem Hintergrund, dass

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wird Proba dann direkt angesprochen und es wird der amantissimus filius erwähnt, den sie im Zeitraum zwischen der Plünderung und ihrer Abreise verloren hat. Hiermit kann nur Olybrius gemeint sein. Zu Olybrius DUNN 2008, p. 429–444. Prok., Bell. Vand., I, 2, 27; vgl. MACHADO 2013, p. 56; BROWN 2012, p. 303. Zu Ressentiments gegen die Anicii in Rom DUNN 2008, p. 442; FEICHTINGER 1998, p. 156. Die Autoren der zeitgenössischen christlichen Quellen hätten ein Interesse daran gehabt, die Sache zu übergehen, wenn sie von Probas Einfluss und Reichtum profitieren wollten. Hier., Epist., CXXX, 7, 7 (CSEL, 56, p. 184): quae de medio mari fumantem viderat patriam et fragili cumbae salutem suam suorumque commiserat, crudeliora invenit Africae litora. Verg., Aen., III, 1–12. Zur literarischen Stilisierung der Ereignisse des Augusts 410 bei Hieronymus MEIER & PATZOLD 2010, p. 36. Cod. Theod., XI, 36, 13; CIL V, 3344; vgl. PCBE, 2, 2, s. v. Probus 3, p. 1840–1841; PLRE, 1, s. v. Probus 5, p. 736–740. Vgl. auch DUNN 2008, p. 429–430; EBBELER 2007, p. 232–233. CIL V, 3344. VI, 1751–1753; vgl. PLRE, 1, s. v. Probus 5, p. 736–740 mit weiteren Belegen; ARNHEIM 1972, p. 96–97. 196–197. Symm., Epist., IX, 126; Cod. Theod., XII, 5, 3. Vgl. auch VÖSSING 2008, p. 391. Hier., Epist., CXXX, 7, 7. Zum comes Africae vgl. Not. dign. occ., XXV (SEECK 174–176). Zwei duces limitum für die beiden Randprovinzen Mauretania Caesariensis und Tripolitana waren wie der comes Africae direkt dem magister peditum praesentalis des Westens unterstellt, also ranggleich; faktisch fiel dem comes jedoch mehr Macht zu, da er die Truppen der fünf afrikanischen Kernprovinzen befehligte; Not. dign. occ., I. V. VII. Hier., Epist., CXXX, 7, 7–8 (CSEL, 56, p. 184–185): Die Bemerkungen über den non triceps sed multorum capitum Cerberus, der Heraclianus diene, sowie dessen Bezeichnung als Charybdis Scyllaque succincta multis canibus spielt auf den Stab an, der dem comes zur Verfügung stand, nicht allein auf seinen Schwiegersohn Sabinus; hierzu RONNENBERG 2015, p. 282–283. Vgl. PLRE, 2, s. v. Sabinus 4, p. 968. Zur Textstelle COURCELLE 1964, p. 66.

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Heraclianus Mitte des Jahres 413 mit einer großen Flotte einen spektakulären (und erfolglosen) Usurpationsversuch unternommen hatte,90 ließ sich der Kirchenvater in seinem Schreiben an Demetrias von Ciceros Verres-Darstellung inspirieren.91 Glauben darf man jedoch, dass die drei reichen Anicierinnen nach ihrer Ankunft erst einmal um Geld erleichtert wurden, vielleicht zum Schutz ihrer Personen. Wo sie sich in Afrika niederließen, lässt sich nicht ermitteln, doch deutet alles auf Karthago hin, „das sich der römischen Oberschicht als rettender Hafen anbot“.92 Hier in der Provinz-Hauptstadt waren die Frauen in ein gesellschaftliches Gefüge integriert, das dem heimischen ähnelte. Sie waren finanziell weiterhin gut gestellt und mussten weder auf Luxus noch auf Dienerschaft verzichten.93 Wie wenig aristokratische Flüchtlinge gezwungen oder gewillt waren, Einschränkungen in ihrem gewohnten Lebenswandel hinzunehmen, zeigt Augustinusʼ Befremden darüber, „daß selbst jetzt – die Nachwelt wird es vielleicht kaum glauben können – nach Zerstörung der Stadt Rom die, welche [...] von Rom nach Karthago entkamen, sich in den Theatern Tag für Tag um die Wette für die Schauspieler begeistern.“94

Die deutlich sichtbare Präsenz und das selbstverständliche Verhalten des „besseren Teils des Menschengeschlechts“95 lösten offenbar gewisse Ressentiments bei den Einheimischen aus, wie sie auch aus den Worten des donatistischen Bischofs Petilianus von Constantina (Cirta Regia) sprechen, wenn er bei der Konferenz von Karthago im Juni 411 klagt, „dass der ganze römische Adel hier ist.“96 Von Proba zeichnen die Quellen jedoch ein günstigeres Bild: So stand sie in Afrika einer Gemeinschaft von Christus geweihten Witwen und Jungfrauen vor, wie sie das wohl auch in Rom schon getan hatte.97 Womöglich waren Frauen aus dem heimischen Zirkel ebenfalls nach Karthago gekommen. Und wie Proba in der Heimat schon in Kontakt zu Kirchenleuten wie den Origenisten Johannes

90 Oros., Hist., VII, 42, 11–14; Zos., VI, 7–11; Prosp., Chron., I, p. 467, 1219 (MGH auct. ant., IX); Chron. Gall., Chron., I, p. 654, 75 (MGH auct. ant., IX); Hyd., Chron., II, p. 18, 56 (MGH auct. ant., XI); Marcell., Chron., II, p. 71, 413 (MGH auct. ant., XI); vgl. PCBE, 1, s. v. Heraclianus, p. 552–553; PLRE, 2, s. v. Heraclianus 3, p. 539–540. 91 RONNENBERG 2015, p. 284. Vgl. auch OOST 1966, p. 237. Cod. Theod., VII, 18, 17 lässt sich wohl nicht auf die Gefangennahme von Flüchtlingen beziehen. 92 VÖSSING 2008, p. 391. Vgl. Pelag., Epist. ad Demetr., I, 23 (PL, 30, col. 37D). 93 Hier., Epist., CXXX, 4, 1; 6, 2; 7, 1; vgl. LAURENCE 2002, p. 145; SCHLINKERT 1996, p. 247. 94 Aug., Civ., I, 32 (CCL, 47, p. 32): tanta deformitate foedavit, ut etiam modo (quod incredibile forsitan erit, si a nostris posteris audietur) Romana urbe vastata, quos [...] inde fugientes Carthaginem pervenire potuerunt, in theatris cotidie certatim pro histrionibus insanirent. Übers. nach BKV, 1, 74. Hierzu COURCELLE 1964, p. 64. 95 Symm., Epist., I, 52: Orationem meam tibi esse conplacitam nihilo setius gaudei, quam quod eam secunda existimatione pars melior generis humani senatus audivit. 96 Conc. Carth. a. 411, I, 159 (CCL, 149A, p. 129): Nobilitatem omnem hic esse Romanam nec ipsi nescitis. Vgl. PCBE, 1, s. v. Petilianus, p. 855–868. Die Aussage ist rhetorisch und kann entgegen BROWN 2012, p. 359 nicht wörtlich genommen werden; treffend dagegen SIRAGO 1989, p. 715: „una larga evacuazione della capitale che provocò una specie di diaspora“. 97 Aug., Epist., CXXX, 30; Hier., Epist., CXXX, 7, 3.

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Chrysostomos und Rufinus von Aquileia gestanden hatte,98 setzte sie derartiges Networking im Exil fort, indem sie in Kontakt zu Augustinus und Alypius trat.99 Ihre Enkelin Demetrias war ein Mädchen im Teenager-Alter100 und wurde gemäß dem Wunsch der Familie verlobt. Wer ihr Mann werden sollte, ist nicht bekannt, doch war er wohl einigermaßen standesgemäß101 und ebenfalls ein Flüchtling. Mit pathetischen Worten verknüpft Hieronymus ihr Schicksal mit dem Roms: „Deine Stadt, einst das Haupt der Welt, ist das Grab des römischen Volkes. Und jetzt an der Küste Libyens willst du, selbst eine Vertriebene, einen vertriebenen Mann heiraten?“102

Dabei ist durchaus denkbar, dass die sozialen und familiären Verbindungen, die zu dieser Verlobung führten, schon in der Heimat bestanden hatten, vielleicht sogar die Absprache selbst. Zur allgemeinen Überraschung entschloss sich Demetrias jedoch kurz vor der Hochzeit, wohl im Jahr 413, ein keusches Leben als Jungfrau Christi zu führen.103 Trotz einer gewissen Nähe zur Askese standen Iuliana und Proba der Idee zunächst sehr kritisch gegenüber (wenn Hieronymus nicht dramatisiert),104 da hier wohl die christlichen Ideale der Anicii mit ihren genealogischen Interessen in Konflikt gerieten.105 Dennoch gewährte man Demetrias ihren Wunsch und versuchte, sie auf ihrem neuen Weg zu unterstützen. Zum Ausdruck der Freude über die Weihung sandte man ein Geschenk an Augustinus. Die Vermutung liegt nahe, dass er nicht der einzige kirchliche Würdenträger war, der ein solches apophoretum erhielt. 106 Nichtsdestotrotz scheinen Mutter und Großmutter der Meinung gewesen zu sein, dass Demetrias geistliche Führung erhalten sollte. An den berühmten Hieronymus richtete Proba daher brieflich den Wunsch nach einer Anleitung für das asketische Leben als christliche Jungfrau.107 Dabei hatte der Kirchenvater in der Vergangenheit wiederholt zu erkennen geben, dass er nicht die beste Meinung von den Anicii hatte: Das poetische Schaffen von Probas gleichnamiger Großmutter hatte er

98 Ioh. Chrys., Epist., CLXVII–CLXIX; CLXXI; vgl. BROWN 1970, p. 62–63. Zu Rufinus Genn., Vir. ill., XVII. Eventuell kannten sie sich persönlich. Vgl. auch HAMMOND 1977, p. 372. 99 Aug., Epist., CXXX; außerdem Epist., CXXXI; CLXXXVIII. Vgl. BROWN 1970, p. 64. 100 Hier., Epist., CXXX, 16, 1 (CSEL, 56, p. 196): Während des Episkopats des Anastasius I. in Rom (399–401) war sie eine parvula. Oros., Apol., XXIX, 1 nennt sie noch 415/416 eine puella. 101 Hier., Epist., CXXX, 6, 5; 7, 1. 102 Hier., Epist., CXXX, 5, 3 (CSEL, 56, p. 180): urbs tua, quondam orbis caput, Romani populi sepulchrum est, et tu in Libyco litore exulem virum ipsa exul accipies? Übers. nach BKV², 16, p. 245. Hierzu COURCELLE 1964, p. 65. Pace BROWN 2012, p. 303; CAIN 2009, p. 160. Vgl. MARCONE 2013, P. 43–48. 103 Hier., Epist., CXXX, 5, 1; Aug., Epist., CLXXXVIII, 1. 104 Hier., Epist., CXXX, 6, 1–2. Zweifel am Widerstand gegen die Weihung bei CAIN 2009, p. 160. 105 FEICHTINGER 1998, p. 155. 106 Aug., Epist., CL (CSEL, 44, p. 382). Demetrias’ Weihe wird gemeinhin Aurelius von Karthago zugeschrieben (zuletzt BROWN 2012, p. 302; CAIN 2009, p. 160), was jedoch allein auf der ungesicherten Annahme beruht, dass die drei Frauen sich hier niederließen. 107 Vielleicht auf Anregung des Augustinus; CAIN 2009, p. 163; DUNPHY 1990, p. 139–145.

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scharf kritisiert und sie überdies als „geschwätzige Alte“ beschimpft.108 Dem erwähnten Probus hatte er bereits 380/381 zur Last gelegt, er hätte in seiner Eigenschaft als Prätorianerpräfekt „die Provinzen ausgeblutet, die er regierte, bevor sie von den Barbaren verwüstet werden konnten.“109 Vor dem Hintergrund jedoch, dass die Klöster, denen Hieronymus in Bethlehem vorstand, auf die Unterstützung reicher Aristokratinnen angewiesen waren und mit dem Tod Paulas der Älteren im Januar 414 eine wichtige Stütze weggebrochen war, ist es nachvollziehbar, dass er die Chance nutzte, seine Autorität als „ascetic champion“110 noch einmal zu untermauern und Probas Bitte nachzukommen.111 So überrascht es nicht, dass ein Teil des Schreibens der Mitgift gewidmet ist, die ja nun nicht mehr gebraucht werde.112 Überdies hatten die Frauen auch den Laienasketen Pelagius um eine solche Anleitung gebeten.113 Er war ein Günstling der Familie und konnte sich seit Mitte der 380er Jahre ihrer finanziellen Unterstützung erfreuen.114 410 war er ebenfalls vor den Goten über Sizilien nach Nordafrika geflohen und hielt sich mittlerweile in Palästina auf.115 Seine Lehren, nach denen es dem Menschen möglich sei, frei von Sünde zu leben, wenn er nur wolle, sorgten seit seiner Ankunft in Afrika für Furore. So betont Pelagius in seinem Schreiben an Demetrias die Bedeutung des freien Willens und verortet die Verantwortung für ihr Seelenheil allein bei ihr selbst.116 Als das Schreiben bekannt wurde, intervenierte Augustinus in einem gemeinsamen Brief mit Alypius und warnte eindringlich vor den Gefahren der Häresie.117 Die Brisanz des fraglichen Schreibens provozierte zudem einen Brief des römischen Bischofs Innocentius, in dem er an Iulianas Glaubensfestigkeit appellierte, und hatte zur Folge, dass die junge Demetrias auch in der Apologie des Paulus Orosius aus dem Jahr 415/416 Erwähnung fand.118 Bald danach verliert sich die Spur der drei Anicierinnen weitgehend. Im Jahr 432 erwähnt Caelestinus, Bischof von Rom, in einem Schreiben an Theodosius II. Stiftungen Probas, die sie aus Einnahmen von ihren Besitzungen in Asia finanziert 108 Hier., Epist., LIII, 71, 1 (CSEL, 54, p. 453): hanc garrula anus; Epist., LIII, 7, 3; vgl. Proba, cento (CSEL, 16, p. 568–609). Vgl. auch RONNENBERG 2015, 278–280; LAURENCE 2002, p. 134; SPRINGER 1993, p. 96–97; DUNPHY 1990, p. 141. 109 Hier., Chron. a. Abr. 2388 (HELM 1956, p. 246): Probus praefectus Illyrici iniquissimis tributorum exactionibus ante provincias quas regebat, quam a barbaris vastarentur, erasit. Zur Langlebigkeit solcher Ressentiments BROWN 1970, p. 57. 110 REBENICH 2002, p. 20; vgl. CAIN 2002, p. 161. 111 Hier., Epist., CXXX (CSEL, 56, p. 175–201); zu dem Brief CAIN 2009, p. 160–166. Zu Paulas Tod Hier., Epist., CXLIII, 2, 1. Vgl. auch BROWN 2012, p. 278. 112 Hier., Epist., CXXX, 14, 2–5. 113 Hier., Epist., CXXX, 16, 2 spielt auf Pelagius an; vgl. CAIN 2009, p. 162–165. 114 CAIN 2009, p. 163; BROWN 2012, p. 291–321; BROWN 1970, p. 56–72. 115 HAMMOND 1977, p. 422. 116 Pelag., Epist. ad Demetr. (PL, 30, col. 15–45); hierzu BROWN 2012, p. 303–306; CAIN 2009, p. 164. Zu seinem Aufenthalt in Oriente vgl. Aug., Grat. Christ., XXXVII, 40. 117 Aug., Epist., CLXXXVIII, 1–3. 14. 118 Innoc., Epist., XV (= JK 99); Oros., Apol., XIX, 1. Die drei Frauen finden sich weiterhin als Adressatinnen von Aug., Bon. viduit., I, 1; Ps.-Prosp., Epist. ad Demetriadem de vera humilitate.

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habe.119 Leider lässt die Notiz weder Rückschlüsse auf ihren Aufenthaltsort noch eine sichere Datierung der Stiftungen zu. Erst unter Leo dem Großen, also zwischen 440 und 461, lässt sich Demetrias wieder in Rom greifen, als sie auf ihrem Grundstück an der via Latina eine Basilika für den heiligen Stephanus stiftet.120 In der Literatur wird zumeist davon ausgegangen, dass alle drei Frauen bereits kurz nach 414 nach Rom zurückgekehrt sind.121 Dass ihre Bindungen in die urbs stark waren, erscheint vor dem Hintergrund der Familiengeschichte plausibel, die ja aufs Engste mit den Geschicken der Stadt verbunden war. Vermutlich lebten Probas Söhne Probinus und Probus noch in Rom. Ein Brief des Innocentius könnte ein Zeugnis davon sein, dass Probus als Konsular auch 410 eine wichtige administrative Funktion in Rom bekleidete: Eine gewisse Ursa war im Zuge des „Barbarensturms“ gefangen genommen worden. Als sie nach Rom zurückkehren konnte, musste sie feststellen, dass ihr Mann Fortunius mittlerweile mit einer Restituta verheiratet war. Innocentius erklärt in dem Schreiben nun dem „hochansehnlichen Herrn Sohn“ Probus, dass nach katholischer Anschauung die erste Ehe noch gültig sei.122 Der Fall bietet überdies einen interessanten Hinweis auf die Probleme, die nicht nur das Fehlen großer Teile der Bevölkerung nach sich ziehen konnte, sondern auch deren unverhoffte Rückkehr. Doch auch der afrikanische Aufenthalt selbst könnte die drei Frauen nach Rom zurückgetrieben haben: Wie traumatisierend die Heraclianus-Episode gewesen war, lässt sich nur mutmaßen. Aber Karthago war zu der Zeit ein Zentrum innerkirchlicher Konflikte: Zum einen ist hier an den aufkommenden Pelagianismus-Streit zu denken, den sie nicht zuletzt durch ihre Unterstützung des Asketen forciert hatten. Zum anderen war der Donatismus seit der Konferenz von Karthago im Juni 411 juristisch und politisch zwar erledigt, doch ist es schwer vorstellbar, dass die tiefe Spaltung der nordafrikanischen Gesellschaft, die das Bestehen dieser Sonderkirche bedingt hatte – immerhin stellten die Donatisten zeitweise die Mehrheit der Christen in Afrika –, ohne Nachwirkungen behoben worden sein sollte.123 Nicht zuletzt könnten die drei Römerinnen auch die Einsicht gewonnen haben, dass ihnen der 119 Caelest., Epist., XXIII, 4 (SCHWARTZ 1925–1926, p. 90, l. 2–5): illustris et sanctae recordationis Proba possessiones in Asia constitutas longa a maioribus vetustate sic reliquit, ut maiorem summam redituum clericis, pauperibus et monasteriis annis singulis praeciperet erogandam. Vgl. GIARDINA 2001, p. 198. 120 Lib. pontif. XLVII, 1 (MGH gest. pontif. I, p. 101); ICUR VI, 15764; hierzu KRAUTHEIMER, FRANKL & CORBETT 1970, p. 230–242. Dagegen PCBE, 2, 1, s. v. Demetrias, p. 545 mit Verweis auf Pelag., Epist. ad Demetr., I, 23 (PL, 30, col. 37D): Adhibe tibi etiam in urbe solitudinem, „si l’allusion à sa solitude dans la ville concerne Rome“. Überdies gibt es Anzeichen dafür, dass Demetrias den Kontakt zu Augustinus hielt; LAURENCE 2002, p. 158–161. 121 PCBE, 2, 1, s. v. Demetrias Amnia, p. 545; PCBE, 2, 2, s. v. Proba 2, p. 1832. 122 Innoc., Epist., XXXVI (= JK 110; PL, 20, col. 602B): Conturbatio procellae barbaricae facultati legum intulit casum. [...] Quare, domine fili merito illustris, statuimus, fide catholica suffragante, illud esse conjugium, quod erat primitus gratia divina fundatum; vgl. PCBE, 2, 2, s. v. Probus 5, p. 1842; zu Probas Sohn: PLRE, 2, s. v. Probus 11, p. 913; vielleicht identisch mit dem gleichnamigen comes sacrarum largitionum 412–414; PLRE, 2, s. v. Probus 1, p. 910; vgl. MACHADO 2013, p. 59–60. Vgl. auch NOONAN 1973, p. 29–40. 123 BROWN 2012, p. 329–336; MEIER & PATZOLD 2010, p. 51–52.

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von Pinianus artikulierte metus Goticus nach Afrika gefolgt war. Während jener die Flucht nach Palästina fortsetzte, kehrte Proba heim. FAZIT Die Schlaglichter, die hier aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen wurden, konnten hoffentlich zeigen, welche enorme Fluchtbewegung im römischen Reich die Präsenz der Goten auf der Apenninhalbinsel auslöste. Als Hauptziele der Flüchtlinge stellen sich in den Quellen Afrika und die Levante dar, die beide noch nicht unmittelbar durch die brüchig gewordene Rhein- und Donaulinie bedroht waren. Sizilien kommt hier die Rolle einer Zwischenstation zu, oftmals vielleicht in der ursprünglichen Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr. Auf die Flucht begaben sich Mitglieder aller Gesellschaftsschichten, wobei die Ärmeren besonders unter den Bedingungen und Folgen zu leiden hatten. Überdies wichen auch Angehörige der stadtrömischen Elite den Goten aus, wie am Beispiel von Frauen aus den beiden wichtigsten Familien des spätantiken Senatsadels, der Ceionii und der Anicii,124 gezeigt wurde. Flüchtlinge wie sie hatten keine Probleme, die notwendigen Mittel für die Reise und den Aufenthalt am Zielort aufzubringen, waren aber zugleich wegen ihres Reichtums und ihres potentiellen Wertes als Geiseln erhöhter Gefahr ausgesetzt. Dass Teile der Senatsaristokratie Rom verließen, hatte zudem anscheinend die massive Liquidation von Besitz zur Folge und konnte andererseits auch zu großen finanziellen Verlusten bei den Betroffenen führen.125 Die Quellenlage bedingt es, dass vor allem Christen in dieser Situation zu greifen sind, insbesondere Frauen, die der asketischen Bewegung nahe standen.126 Dass Proba und ihre Familie anscheinend bald aus Afrika zurückkehrten, ist wohl als Zeichen dafür zu werten, dass die ideelle und gesellschaftliche Bindung an Rom bestehen blieb, sodass der Weggang von vorne herein nur als provisorische Lösung gedacht war. Sobald sich die Krise zu legen schien oder die Ungewissheit über ihren weiteren Verlauf erträglicher wurde als das selbst gewählte Exil, nahmen sie wieder ihre angestammten Plätze in der stadtrömischen Gesellschaft ein. Bei Melania und Pinianus war einerseits ungleich mehr Vermögen im Spiel, andererseits war die Orientierung an der christlichen Askese noch stärker ausgeprägt. Die Stationen ihrer Flucht – Italien, Sizilien, Afrika, Palästina – vermitteln ebenfalls den Eindruck, dass zunächst nur ein vorübergehender Abschied geplant war, doch führte sie erst das Vorrücken der Goten und dann der religiöse Enthusiasmus dauerhaft nach Palästina zu den heiligen Stätten des Christentums.127 Die Flucht vor den Feinden fiel hier mit Weltflucht zusammen.128

124 125 126 127 128

ARNHEIM 1972, p. 50. BROWN 2012, p. 295. MACHADO 2013, p. 50; STICKLER 2006, p. 180; FEICHTINGER 1998, p. 147–150. STICKLER 2006, p. 174, nimmt einen von vorne herein bestehenden Plan an. FEICHTINGER 1998, p. 164: „asketische Weltabkehr [...] als individuelle Krisenbewältigung“.

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Die Ereignisse der Zeit wurden offenbar von vielen als Zeichen des Niedergangs gelesen, sodass gerade die Kirche von dem Wunsch der Menschen nach Frieden profitieren konnte.129 Dabei war nicht nur das eschatologische Programm ansprechend, sondern auch die seit 100 Jahren ausgebauten Strukturen der Kirche: Bei beiden Flüchtlingsgruppen ist zu beobachten, dass gezielt der Kontakt zu führenden Repräsentanten der Kirche gesucht wurde. Dabei war sicherlich auch die Absicht maßgebend, den Rang, den sie als Mitglieder der hauptstädtischen Elite genossen, in der Provinz nutzbar zu machen. Ob das kirchliche Sozialgefüge hier sogar an die Stelle säkularer Strukturen und Institutionen getreten war, lässt sich aufgrund der einseitigen Quellen nicht entscheiden. Umgekehrt scheinen die kirchlichen Funktionsträger vor Ort die Exilanten regelrecht hofiert zu haben, weil man sich erhoffte, von ihrem Einfluss und Reichtum profitieren zu können. Allein die Vehemenz, mit der die Quellen nicht müde werden, diese Aspekte hervorzukehren, legt den Verdacht nahe. Gerade in der Peripherie des Imperiums musste der aristokratische Habitus und der unvorstellbare Reichtum der Hauptstädter eine besonders große Wirkung ausgeübt haben. Die Interessenlage war jedenfalls von Gegenseitigkeit geprägt.130 Für beide Seiten konnte die Situation aber auch neue Probleme mit sich bringen: Die Aristokraten aus Rom sahen sich dem Erwartungsdruck der lokalen Bevölkerung ausgesetzt, wie die turbulente Priesterakklamation des Pinianus in Hippo zeigt. Für die Bischöfe konnten die Neuankömmlinge dogmatische Schwierigkeiten verursachen, denn die afrikanische Kirche hatte eine lange Geschichte mit eigenen Diskursen.131 Im Krisenjahr 410 sind hier abermals die aufkommende Pelagianismus-Debatte132 und – vielleicht noch gravierender – das donatistische Schisma zu nennen. Auch die Nähe zum Origenismus, die sich bei Mitgliedern beider Gruppen nachweisen lässt, darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden. In den betrachteten Fällen hat sich gezeigt, dass die einflussreichen Neuankömmlinge recht unbedarft mit den religiösen Eigenheiten vor Ort umgingen. Beide Gruppen adliger Flüchtlinge blieben nicht lange in Afrika. Die in jeder Hinsicht extremeren Melania und Pinianus setzten den Weg zur spirituellen Perfektion auch geographisch konsequent fort. Proba und ihre Familie, die nach Rom zurückkehrten, waren wohl säkularer eingestellt und stärker in herkömmlichen Gesellschaftsvorstellungen der Elite beheimatet, der sie angehörten.

129 130 131 132

REBENICH 2009, p. 56. SALZMAN 2002, p. 200–219. BROWN 2012, p. 288; SIRAGO 1989, p. 712–713. Pinianus war mit einem Pelagianer namens Timasius befreundet, der in Hippo bei ihm war; Aug., Epist., CXXVI, 6. Melania und Pelagius erscheinen zusammen in Aug., Grat. Christ., I, 1, 2; hierzu HAMMOND 1977, p. 422; BROWN 1970, p. 60. 65.

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ZUSAMMENFASSUNGEN – RÉSUMÉS LENNART GILHAUS Krise und Elite – Einführung in die Thematik In diesem einführenden Beitrag sollen zunächst gegenwärtige Tendenzen in der Beschäftigung mit Krisen und Eliten in der altertumswissenschaftlichen Forschung in Deutschland und Frankreich vorgestellt werden. In beiden Ländern lässt sich nämlich in jüngerer Zeit ein deutlicher Wandel in der Analyse historischer Gesellschaften feststellen, der es ermöglicht, die Rolle von Eliten im Kontext von Krisen besser zu verstehen. Vor allem werden Elite und Krise heute als dynamisch betrachtet. Dabei werden insbesondere die Verhaltensweisen und Wahrnehmungen der historischen Akteure verstärkt in die Betrachtung einbezogen. So erfüllen Eliten eine wichtige Integrationsfunktion für die Gesellschaft, weil sie ihnen aufgrund erfolgreicher Kommunikation zugesprochen wird. Erst in der Auseinandersetzung und im konkreten Handlungsvollzug entscheidet sich, wer zur Elite gehört. Führung und Orientierung wird insbesondere dann wichtig für eine Gesellschaft, wenn institutionalisierte Handlungsmuster als gefährdet betrachtet werden. Eliten müssen sich also vor allem in Krisen bewähren und daher offenbart also gerade die Krise die Grundlagen der gesellschaftlichen Ordnung. Cette contribution introductive se propose d’aborder les tendances actuelles de la recherche en sciences de l’Antiquité en Allemagne et en France quant à leur étude des crises et des élites. Dans les deux pays, on assiste récemment à une transformation notoire dans l’analyse de sociétés anciennes, qui permettent alors une meilleure appréhension du rôle des élites dans un contexte de crise. Aujourd’hui, les termes d’élite et de crise sont envisagés avant tout comme des phénomènes dynamiques. Ce sont principalement les modes de comportement et les perceptions des acteurs historiques qui sont pris en considération. Dans la société, les élites remplissent d’importantes fonctions d’intégration, qui leur sont attribuées en raison d’une communication réussie. C’est justement l’affrontement et l’action concrète qui matérialisent l’appartenance à l’élite. Ainsi, diriger et donner une orientation à une société prend son importance dans une situation où les modes de comportements institutionnalisés sont menacés. Ce sont les élites qui doivent faire leurs preuves en temps de crise et par cela, la crise révèle les fondements de la structure sociale.

ALAIN DUPLOUY « Crises » au sein des élites grecques : utilité et ambiguïté d’un concept L’article envisage la notion de « crise » telle qu’elle a été appliquée à la Grèce archaïque, en particulier à l’aristocratie, dont le déclin s’étirerait du VIIe au Ve siècle av. J.-C. Malgré la fécondité heuristique du concept, extraordinaire révélateur de l’état d’une société durant ces moments où l’ordre

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établi est chamboulé, l’usage commode d’un terme en réalité fourre-tout masque néanmoins des processus politiques, sociaux et économiques bien plus complexes, qu’une analyse fine permet au contraire de nuancer. En l’occurrence, l’exemple historiographique de la « crise du VIIe siècle », qui a fait couler beaucoup d’encre depuis une trentaine d’années, montre pourquoi, en Grèce archaïque, la notion de « crise » va en fait assez mal avec celle d’« élites ». La « crise » est en réalité un modèle explicatif à focale restreinte, qui ne prend pas en compte les dynamiques longues qui sont celles de l’histoire sociale. Der Beitrag setzt sich mit der Anwendung des Begriffs „Krise“ insbesondere auf den Adel im archaischen Griechenland auseinander, dessen Niedergang sich zwischen dem 7. und 5. Jahrhundert v. Chr. vollzog. Trotz des heuristischen Werts dieses Konzepts, mithilfe dessen vor allem der Zustand einer Gesellschaft deutlich erfasst werden kann, wenn die etablierte Ordnung erschüttert wird, verdeckt der übliche Gebrauch des Begriffs als Schlagwort die Komplexität der politischen, sozialen und ökonomischen Prozesse, die in einer genaueren Analyse differenzierter betrachtet werden können. So zeigt etwa das Beispiel der „Krise des siebten Jahrhunderts“, über die in den letzten 30 Jahren viel geschrieben wurde, warum im archaischen Griechenland der Begriff „Krise“ nur schlecht mit „Elite“ verbunden werden kann. „Krise“ ist in Wirklichkeit ein Modell mit begrenzter Reichweite, das nicht die längerfristigen Dynamiken der Sozialgeschichte in den Blick nimmt.

LISA ROQUES De Cimon à Périclès : un regard insulaire La crise athénienne, c’est celle du passage de l’oligarchie à la démocratie ; le changement de régime est alors incarné par deux hommes, Cimon et Périclès. Le poète Ion, membre d’une des familles les plus influentes de l’île de Chios, porte un regard unique sur la situation. À travers ses œuvres, Ion nous livre sa vision des « grands hommes » de l’époque. Le poète esquisse alors des portraits « intimes » qui lui permettent de décrier le comportement de Périclès pour mieux louer l’attitude de Cimon. Derrière cette critique morale, apparaît la condamnation de la politique extérieure de l’Athènes de Périclès. Vue de Chios, la crise éthique s’efface devant la crise politique. Die Krise Athens besteht aus dem Übergang von Oligarchie zur Demokratie – der Regimewechsel wird durch zwei Männer verkörpert: Kimon und Perikles. Der Dichter Ion, Mitglied einer der einflussreichsten Familien der Insel Chios, hat eine einzigartige Sicht auf diese Situation. Mit seinen Werken gibt Ion uns seine Vorstellung von den „großen Männer“ seiner Zeit. Der Dichter entwirft „intime“ Porträts, die es ihm erlauben, das Verhalten von Perikles zu beschreiben, um damit die Einstellung des Kimon besser loben zu können. Hinter dieser moralischen Kritik scheint die Verdammung der Außenpolitik Athens unter Perikles auf. Aus der Sicht des Mannes von Chios tritt die ethische Krise vor die politische.

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DOMINIK MASCHEK Zwischen Stabilität und Kollaps – Mittelitalische Elitenkultur und die ‚Krise‘ der römischen Republik Moderne Theorien von Krise(n) haben gemeinhin einen starken ökonomischen und politischen Fokus und konstatieren zugleich stets auch eine massive Beeinflussung der Gesellschaft. Die späte römische Republik ist eines der ältesten historischen Beispiele für eine Zeit der massiven Krise, die zu Bürgerkrieg und politischer wie gesellschaftlicher Auflösung führte. Ab 133 v. Chr. herrschte in Rom und Italien mehr oder minder eine ständige Zeit innerer Konflikte. In diesem Zeitraum muss ein großer Prozentsatz der Bevölkerung über mehrere Generationen hinweg massiv von innerer Gewalt betroffen oder zumindest davon tangiert worden sein. Dies läuft allerdings konträr zu dem archäologischen Befund ständig wachsenden Wohlstandes und materieller Begüterung. Der Beitrag versucht, diesen scheinbaren Widerspruch der historischen und archäologischen Quellen vor dem Hintergrund moderner Krisentheorien zu überwinden. Dies geschieht am Beispiel der öffentlichen Bautätigkeit des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr., deren regional und zeitlich differenzierte Entwicklung für die örtlichen Eliten ganz unterschiedliche Szenarien und Handlungsoptionen zwischen zunehmender Prosperität und drohendem Legitimationsverlust aufzeigt. Les théories modernes de la crise se focalisent généralement sur les aspects économiques et politiques, mais constatent en même temps un fort impact sur la société. La République romaine tardive est l’un des exemples historiques les plus anciens d’une crise massive, qui conduisit à la guerre civile et à la dissolution politique et sociale. À partir de l’année 133 av. J.-C., Rome et l’Italie se trouvaient plus ou moins constamment dans une situation de conflits internes. Pendant cette période, une grande partie de la population, et ce sur plusieurs générations, devait être menacée par les violences internes ou du moins se sentir concernée par celles-ci. Ce constat est pourtant en opposition avec les résultats archéologiques qui montrent un accroissement constant de la prospérité et des richesses matérielles. Cette contribution essaye de surmonter cette contradiction apparente entre sources historiques et archéologiques en se basant sur les théories modernes de la crise. Les constructions publiques du IIe et Ier siècle av. J.-C. sont un exemple intéressant à cet égard : leur évolution différenciée dans le temps et dans l’espace offrait aux élites locales des possibilités d’action et des scénarios divers qui se situent entre une prospérité croissante et la menaçante perte de légitimité.

YANN BERTHELET Violence, obstruction augurale et crise de la République romaine Le ius obnuntiandi, qui relevait non pas du droit d’auspices des magistrats, mais plus largement du droit augural, permettait d’empêcher l’action publique d’un magistrat du peuple ou de la plèbe par l’annonce d’un signe oblatif défavorable. L’octroi aux magistrats de ce droit, vraisemblablement réservé aux augures jusqu’aux lois Aelia et Fufia du milieu du IIe siècle av. J.-C., fut sans doute destiné à doter la majorité conservatrice du Sénat d’une arme anti-démagogique. Ce nouveau droit des magistrats ne fit cependant jamais consensus : contrairement au ius obnuntiandi des augures,

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détenteurs institutionnels par excellence de l’auctoritas, celui des magistrats amenait en effet des détenteurs de potestas à faire obnuntiatio contre d’autres détenteurs de potestas, rompant ainsi l’équilibre traditionnel entre potestas et auctoritas. Aussi, loin d’apporter une solution à la crise de la République, cette innovation conservatrice renforça au contraire le blocage des institutions et le recours à la violence. Das ius obnuntiandi, das nicht nur das Auspizienrecht der Magistraten, sondern darüber hinaus das Auguralrecht umfasst, erlaubte es, öffentliches Handeln eines Amtsträgers des populus oder der plebs durch den Hinweis auf ein ungünstiges Vorzeichen zu verhindern. Die Ausweitung dieses Rechts auf Magistrate, das wahrscheinlich bis zu den leges Aelia und Fufia in der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. auf die augures beschränkt blieb, zielte ohne Zweifel darauf ab, die konservative Mehrheit des Senats mit einer anti-demagogischen Waffe auszustatten. Dieses neue Recht der Magistrate war aber niemals unumstritten. Im Gegensatz zum ius obnuntiandi der augures – den institutionellen Trägern von auctoritas schlechthin – führte das Recht bei den Magistraten dazu, dass die Träger von potestas obnuntiatio gegen andere Träger von potestas anwandten, sodass das traditionelle Gleichgewicht zwischen potestas und auctoritas gestört wurde. Weit davon entfernt, eine Lösung für die Krise der Republik zu bieten, verstärkte diese konservative Neuerung im Gegenteil die Blockierung der Institutionen und die Neigung, auf Gewalt zurückzugreifen.

MIGUEL CANAS Se prémunir contre les périls d’une période de crise : un aspect des stratégies matrimoniales des sénateurs romains à l’époque des guerres civiles L’étude de quelques alliances matrimoniales choisies parmi les mariages conclus au cours des années 61 à 31 av. J.-C., durant lesquelles la scène politique romaine fut divisée de façon ininterrompue en deux camps rivaux, montre de quelle façon les stratégies matrimoniales des sénateurs romains se sont adaptées au contexte de crise de la fin de la République. Il apparaît que les mariages des membres de l’élite politique romaine pouvaient être des instruments de gestion de la crise, notamment dans la mesure où ils créaient des liens de parenté par alliance entre des personnages appartenant à des factions rivales et prémunissaient donc ces derniers contre les retournements de situation que l’instabilité des équilibres politiques provoquait en leur garantissant de préserver le rang et le patrimoine de leur famille quelle que fût la faction victorieuse. Die Untersuchung einiger ausgesuchter Heiratsverbindungen in den Jahren 61 bis 31 v. Chr., während derer die politische Bühne in Rom ununterbrochen in zwei rivalisierende Lager geteilt war, zeigt, wie die römischen Senatoren ihre Heiratsstrategien an die krisenhafte Lage zur Zeit der späten Republik anpassten. Dabei wird ersichtlich, dass die Ehen der Mitglieder der politischen Elite in Rom Instrumente im Umgang mit der Krise sein konnten. Vor allem konnten durch eine Heirat Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Persönlichkeiten geschaffen werden, die rivalisierenden Gruppen angehörten, und diese gegen einen Umschwung der Lage schützen konnten, die das prekäre politische Gleichgewicht hervorbrachte. Dabei boten die Heiratsverbindungen die Chance, den Rang und das Vermögen zu erhalten, unabhängig davon, welche Gruppe den Sieg davontrug.

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STEPHANIE KIRSCH Lernen aus der Krise? Erziehung und Elitebildung im frühen Prinzipat Die Frage, inwieweit sich Habituskrisen in der jeweils zeitgenössischen Literatur widerspiegeln, diskutiert der Aufsatz anhand der institutio oratoria des Rhetoriklehrers Quintilian aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. Ausgehend von Quintilians Ablehnung körperlicher Strafen wird untersucht, inwiefern hier alte und neue Erziehungskonzepte von Quintilian kombiniert sowie bewertet werden und wie dieses möglicherweise mit den sozialen Veränderungen der Elite der Zeit zusammenhängt. Zentral ist dabei die Bedeutung, die Quintilian der Rhetorik als Lerninhalt aber auch der Konzeption des Kindes als Lernendem beimisst. Quintilian stärkt die Rhetorik als zentralen Lerninhalt einer Elite, die sich um öffentlichen Leben durch genau diese profilieren muss, wenngleich die Veränderung der Räume des rhetorischen Auftretens in der frühen Kaiserzeit aus Quintilians Text selbst nicht direkt zu schließen ist. Greifbar ist jedoch eine sehr offene Konzeption der Ausbildungswege und inhalte der Eltern. Quintilian greift viele Einflüsse älterer Autoren auf und fügt sie in seinem Körperund Lernkonzept zusammen, dessen Mittelpunkt das Ideal des perfekten Redners bildet. Das Motiv der körperlichen Unversehrtheit ist Teil dieses Konzeptes, da nur ein unversehrter Körper perfektes Auftreten und damit Erfolg garantiert. Die Krise des senatorischen Habitus im Verhältnis zum Kaiser spiegelt sich also nur bedingt wider, gerade die Verteidigung der vor allem seit dem Ende der Republik bedeutender werdenden Institution der Schule und der damit bei Quintilian verbundenen Lernkonzepte sind spezifisch und wohl zeitgebunden. À travers les institutio oratoria du rhétoricien Quintilien au Ier siècle apr. J.-C., cette contribution souhaite poser la question comment les crises de l’habitus se reflètent dans les écrits de cette époque. En partant de son rejet des punitions corporelles, la combinaison et l’appréciation d’anciens et de nouveaux concepts d’éducation chez Quintilien seront au centre de cette étude, qui interroge ainsi les liens éventuels de ces derniers avec les changements sociaux au sein de l’élite. L’apprentissage de la rhétorique et la conception de l’enfant-élève sont d’un intérêt primordial pour Quintilien. Il met la rhétorique en avant comme la matière centrale de la formation d’une élite, qui doit se démarquer justement par la pratique de celle-ci, même si la transformation des lieux de l’expression rhétorique pendant le Haut-Empire ne ressort pas directement du texte de Quintilien. Pourtant, la conception des voies et des contenus de formation par les parents est bien saisissable. Quintilien intègre les influences d’anciens auteurs et les réunit dans une conception du corps et de l’éducation, dont le pivot est l’idéal du parfait rhétoricien. Le mobile de l’intégrité corporelle fait partie de ce concept, car seul un corps sain garantit une prestance parfaite, et donc la réussite. Ainsi la crise de l’habitus sénatorial dans sa relation à l’empereur ne se retrouve guère, et la défense de l’institution de l’école, qui prend de l’importance depuis la fin de la République, et les concepts d’apprentissage chez Quintilien qui y sont liés, apparaissent comme spécifiques et conjoncturels.

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ELENA KÖSTNER Vom latro zum comes – Karrierechancen und sozialer Aufstieg in Krisenzeiten des 4. Jahrhunderts n. Chr. in der dioecesis Galliarum Charietto steht exemplarisch für diejenigen, die in den Krisenzeiten der Spätantike einen materiellen und gesellschaftlichen Aufstieg vollzogen: Er verdingte sich zunächst als latro germanischer Herkunft, verdiente später seine Meriten im Rahmen von militärischen Operationen des Caesar Iulianus und avancierte letztlich zum comes per utramque Germaniam. In der Forschung wird der Fokus vor allem auf die Leistung des Iulianus gelegt, einen Banditen, der außerhalb der staatlichen Ordnung stand, in die Gesellschaft integriert zu haben. Charietto erlangte für sich und seine factio materiellen Wohlstand durch die Raubzüge, doch wollte er wohl seine Stellung durch das römische Bürgerrecht legalisiert wissen. Durch die strategische Partnerschaft mit Iulianus konnte er diese Ziele realisieren. Charietto peut être considéré comme un modèle de ceux qui effectuèrent une ascension matérielle et sociale pendant les périodes de crises dans l’Antiquité tardive. Il s’engagea tout d’abord comme latro d’origine germanique, se distingua dans le cadre des opérations militaires du césar Julien pour finalement devenir comes per utramque Germaniam. La recherche met principalement l’accent sur les mérites de Julien d’avoir réussi à intégrer dans la société un bandit qui se trouvait à l’écart de l’ordre social. Grâce aux pillages, Charietto avait obtenu une richesse matérielle pour lui-même et sa factio, mais souhaita visiblement que sa position soit légalisée selon le droit romain. Par un partenariat stratégique avec Julien, il put arriver à ses fins.

ISABELLE MOSSONG Une crise religieuse de l’élite ? Le règne de Julien l’Apostat et sa signification pour la communauté chrétienne Le retour vers le paganisme de l’empereur Julien (360–363), dit l’Apostat, constitue certes une rupture avec la politique religieuse de ses prédécesseurs, mais elle était provisoire, critère principal qui permet de qualifier cet épisode de « crise ». Il s’agit de savoir si elle est également perçue comme telle par les contemporains et quelles furent les personnes touchées par ces changements. Une analyse des sources a révélé que les mesures prises par Julien n’atteignent guère le simple fidèle, mais que les élites dirigeantes chrétiennes sont mises en question. Elles réagissent à ces changements de manière très différente, que ce soit par l’acceptation, le refus ou encore la conversion vers le paganisme. Die Rückkehr zum Heidentum von Kaiser Iulian (360–363), mit dem Beinamen „Der Abtrünnige“, stellt zweifelsohne einen Bruch mit der Religionspolitik seiner Vorgänger dar, aber sie war nur von vorübergehender Dauer, ein Hauptmerkmal, welches es erlaubt diese Phase als „Krise“ einzuordnen. Es soll in Erfahrung gebracht werden, ob sie auch als solche von den Zeitgenossen eingestuft wurde und welche Personen von diesen Veränderungen betroffen waren. Eine Quellenanalyse hat gezeigt, dass Iulians Entscheidungen nicht den einfachen Gläubigen erreichen, sondern dass die christliche

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Führungselite in Frage gestellt wird. Diese reagieren sehr unterschiedlich auf diese Veränderungen, sei es durch Annahme, durch Zurückweisung oder noch durch die Konversion zum Heidentum.

KARSTEN C. RONNENBERG Adel auf der Flucht – Christliche Eliten und die Krise des Augusts 410 Die Einnahme Roms im August 410 löste eine massive Fluchtbewegung aus, die sich durch verstreute Notizen greifen lässt. Zumeist führte der Weg der Flüchtlinge über Sizilien nach Afrika und weiter nach Palästina. Betroffen waren alle Bevölkerungsschichten bis hin zum Senatsadel. Zwei Gruppen aristokratischer Flüchtlinge lassen sich genauer betrachten: Melania die Jüngere, die Rom mit ihrem Mann Pinianus und ihrer Schwiegermutter Albina verließ, verband das Exil mit ihren christlich-asketischen Ambitionen und nutzte hierfür ihr Vermögen sowie ihre gesellschaftliche Stellung. Anicia Faltonia Proba, die mit ihrer Schwiegertochter Iuliana und ihrer Enkelin Demetrias nach Afrika floh, verhielt sich ähnlich, doch fehlte ihr Melanias religiöse Radikalität, so dass sie bald zurückkehrte. Das reziproke Interesse, das jeweils zwischen den prominenten Flüchtlingen und lokalen kirchlichen Eliten wie Augustinus bestand, war jedoch nicht frei von Friktionen. La prise de Rome en août 410 entraîna un énorme mouvement d’exode, saisissable dans nos sources par des notes dispersées. Souvent le chemin des fugitifs passait par la Sicile pour les amener en Afrique et plus loin en Palestine. Toutes les couches sociales jusqu’à l’aristocratie sénatoriale étaient concernées. Deux groupes d’aristocrates fugitifs peuvent être examinés de plus près. Mélanie la Jeune, qui avait quitté Rome en compagnie de son mari Pinien et de sa belle-mère Albina, combina l’exil avec ses ambitions chrétiennes ascétiques en utilisant à la fois sa fortune et sa position sociale. Anicia Faltonia Proba, qui s’était enfuie avec sa belle-fille Juliana et sa petite-fille Démétrias, se comporta d’une manière semblable ; toutefois, sans posséder la radicalité religieuse de Mélanie, elle rentra à Rome peu de temps après sa fuite. L’intérêt réciproque entre les fugitifs célèbres et les élites cléricales, dont Augustin fut le représentant le plus éminent, ne resta pourtant pas sans frictions.

INDEX SOURCES – QUELLEN Sources littéraires Literarische Quellen Ammianus Marcellinus XV, 6, 4 : 123 n. 16 XVII, 8, 3 : 129 n. 43 XVII, 8, 5 : 130 n. 47 XVII, 10, 5 : 124 n. 19 et n. 20 XXV, 4, 1 : 128 n. 40 XXVII, 1, 1 : 131 n. 49 XXVII, 1, 2 : 131 n. 50, 132 n. 54 XXVII, 1, 3–4 : 132 n. 56 XXVII, 1, 5–6 : 132 n. 57 Appianus Civ. III, (1), 7, (25) : 85 n. 13 – IV, 12 : 105 n. 22 – IV, 42 : 106 n. 26 – IV, 87 : 106 n. 25 – IV, 136 : 106 n. 25 – V, 2 : 103 n. 19 – VI, 25, 102 : 68 n. 37 Aristoteles Pol. VIII, 5 (1339a28) : 109 n. 4 Asconius Pis. 9, 8 C : 86 n. 18 et n. 22 Corn. 69 C : 88 n. 36 Athenaeus X, 436 f : 54 n. 23 XIII, 603 c : 51 n. 11 Augustinus Civ. I, 1 : 146 n. 12 – I, 4 : 146 n. 12 – I, 7 : 146 n. 12 – I, 16 : 146 n. 10 – I, 19 : 146 n. 10 – I, 32 : 156 n. 94 – III, 29 : 146 n. 13 – XII : 146 n. 11 Bon. viduit. I, 1 : 158 n. 118

Epist. CXXII, 2 : 147 n. 21 – CXXV, 2 : 153 n. 64 – CXXVI : 152 n. 60 – CXXVI, 1 : 153 n. 64 et n. 65 – CXXVI, 3 : 152 n. 61 – CXXVI, 4 : 153 n. 62 et n. 63 – CXXVI, 6 : 161 n. 132 – CXXVI, 7 : 152 n. 55, 153 n. 65 et n. 66 – CXXX : 157 n. 99 – CXXX, 30 : 156 n. 97 – CXXXI : 157 n. 99 – CXXXII : 152 n. 59 – CXXXV–CXXXVII : 152 n. 59 – CXXXIX : 152 n. 59 – CL : 154 n. 74, 157 n. 106 – CLXXXVIII : 157 n. 99 – CLXXXVIII, 1 : 157 n. 103 – CLXXXVIII, 1–3 : 158 n. 117 – CLXXXVIII, 14 : 158 n. 117 Grat. Christ. I, 1, 2 : 161 n. 132 – XXXVII, 40 : 158 n. 116 Urb. exc. II : 146 n. 11 et n. 12, 149 n. 31 – V : 146 n. 15 – VII : 146 n. 13, n. 15 Serm. CCXCVI, 8 : 146 n. 11 – LXXXI, 9 : 147 n. 19 Aurelius Victor Caes. 42 : 123 n. 16 Pseudo-Aurelius Victor Vir. ill. 66, 9 : 90 n. 53 Ausonius Mos. 434 : 130 n. 47 Caelestinus Epist. XXIII, 4 : 159 n. 119 Cassius Dio XXXVI, 20, 1 : 122 n. 11 XXXVIII, 13, 6 : 89 n. 41 XXXIX, 35, 5 : 90 n. 53 XLVIII, 44 : 103 n. 16

174 Cicero (M. Tullius) Att. 2, 9, 1 : 86 n. 22 – 2, 15, 2 : 89 n. 45 – 2, 20, 5 : 89 n. 45 – 2, 21, 5 : 89 n. 45, 90 n. 53 – 4, 3, 4 : 85 n. 14 – 10, 4, 10 : 101 n. 9 Brut. 166 : 101 n. 11 De orat. I, 18–19 : 116 n. 38, 116 n. 42 – I, 21 : 113 n. 18 – I, 23 : 116 n. 38 – I, 118 : 113 n. 21 – III, 54 : 113 n. 18 – III, 65 : 113 n. 24 – III, 94 : 115 n. 31 Dom. 40 : 88 n. 30 Fam. XI, 19, 1 : 102 n. 15 Har. resp. 48 : 88 n. 30 – 58 : 86 n. 22 Inv. 1, 5–6 : 113 n. 18 Leg. 2, 14 : 88 n. 36 – 2, 31 : 84 n. 10, 85 n. 15, 87 n. 28, 88 n. 36 Mur. 36 : 101 n. 11 Phil. 2, 80–84 : 88 n. 33 – 2, 81 : 85 n. 12 et n. 14 – 2, 82 : 85 n. 15 – 2, 83 : 85 n. 12 et n. 15 – 2, 99 : 85 n. 12 Pis. 9 : 86 n. 22 – 10 : 86 n. 20 P. red. in sen. 11 : 84 n. 10, 86 n. 22 Prov. 46 : 86 n. 22 Sest. 33 : 86 n. 22 – 79 : 91 n. 54 – 129 : 87 n. 27 Vatin. 15 : 84 n. 10 – 17 : 84 n. 10 – 18 : 86 n. 22 – 23 : 86 n. 20 Cicero (Q. Tullius) Pet. 26 : 98 n. 5 Chronica Gallica I p. 654, 75 : 156 n. 90 Codex Iustinianus (Corpus Iuris Civilis) VII, 38 : 131 n. 53 Codex Theodosianus I, 22, 4 pr. : 131 n. 52 V, 6, 2 : 146 n. 9

Index V, 7, 2 :146 n. 9 VII, 4, 6 : 131 n. 51 VII, 4, 18 : 131 n. 51 VII, 4, 20 : 131 n. 51 VII, 13, 20 : 146 n. 16 VII, 18, 17 : 147 n. 19, 156 n. 91 VIII, 5, 2 : 138 n. 9 X, 10, 25 : 149 n. 30 XI, 28, 12 : 149 n. 33 XI, 36, 13 : 155 n. 84 XII, 1, 50 : 138 n. 10 XII, 5, 3 : 155 n. 86 XIII, 3, 5 : 140 n. 17 XV, 14, 14 : 146 n. 14 Concilium Carthaginensis a 411 I, 159 : 156 n. 96 Constitutio Sirmondiana 16 : 146 n. 9 Cratinus Fr. 259 PCG : 54 n. 21 Digesta Justiniani I, 13 pr. : 122 n. 2 I, 18 : 122 n. 2 XLVIII, 13 : 122 n. 2 XLVIII, 19 : 122 n. 2 XLVIII, 19, 11, 2 : 122 n. 9 IL, 15, 24 pr. : 122 n. 9 L, 16, 118 : 122 n. 7 L, 16, 118 pr. : 122 n. 9 Donatus (Aelius Donatus) Ter. Adelph. 4, 2, 8 (547) : 85 n. 12 Eunapius Fr. 18, 3 BLOCKLEY : 124 n. 18 – 18, 4 BLOCKLEY : 125 n. 24, 127 n. 38 Eupolis Fr. 294 PCG : 54 n. 21 Florus II, 5, 7–9 (3, 17) : 90 n. 53 Gellius (Aulu-Gelle) XIII, 15, 1 : 87 n. 26, 91 n. 55 XIII, 15, 4 : 91 n. 55

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Index Gennadius Massiliensis Vir. ill. XVII : 157 n. 98 – XLV : 145 n. 6 Gerontius Vita Melan. I–IV : 150 n. 41 – IX–XII : 150 n. 43 – XIV : 151 n. 45 et n. 47 – XIX : 145 n. 6, 146 n. 8, 150 n. 44, 151 n. 48 – XX : 152 n. 56 – XX–XXI : 152 n. 55 – XXXIV : 153 n. 68 – XLI : 153 n. 67 – XLIX : 153 n. 67 – LXII : 145 n. 7 – LXVIII–LIX : 153 n. 69 Vita Melan. lat. – XXI : 151 n. 51, 152 n. 57 Hieronymus (Jérôme) Chron. a. Abr. 2388 : 158 n. 109 Epist. LIII, 7, 3 : 158 n. 108 – LIII, 71, 1 : 158 n. 108 – CXXIII, 15, 1 : 148 n. 23 – CXXIII, 16, 1 : 148 n. 25 – CXXVII, 13–14 : 146 n. 11 – CXXVIII, 5 ,1 : 145 n. 1, 147 n. 22 – CXXX : 158 n. 111 – CXXX, 1, 1 : 154 n. 74 – CXXX, 2, 4 : 154 n. 76 – CXXX, 3, 1 : 154 n. 74 et n. 79 – CXXX, 3, 2 : 154 n. 74 – CXXX, 4, 1 : 156 n. 93 – CXXX, 4, 4 : 149 n. 29 – CXXX, 5, 1 : 157 n. 103 – CXXX, 5, 3 : 157 n. 102 – CXXX, 6, 1–2 : 156 n. 93, 157 n. 104 – CXXX, 6, 5 : 157 n. 101 – CXXX, 7, 1 : 156 n. 93, 157 n. 101 – CXXX, 7, 2–3 : 154 n. 75 et n. 78, n. 79, n. 97 – CXXX, 7, 7–8 : 155 n. 82 et n. 87, n. 89 – CXXX, 14, 1 : 154 n. 74 – CXXX, 14, 2–5 : 158 n. 112 – CXXX, 14, 8 : 154 n. 74 – CXXX, 16, 1 : 157 n. 100 – CXXX, 16, 2 : 158 n. 113 – CXLIII, 2, 1 : 158 n. 111 – CXLIII, 2, 3 : 153 n. 68 Comm. in Ez. prol. : 146 n. 11 – III, praef. : 148 n. 23 – VII, praef. : 148 n. 26

– VIII, praef. : 149 n. 28 – XXVII, 15–16 : 146 n. 11 Homerus Il. VI, 208 : 41 – XI, 784 : 41 Horatius Epist. II, 1, 69 : 118 n. 50 Sat. I, 6, 71–82 : 111 n. 14 Hydatius Chron. II, p. 18, 56 : 156 n. 90 Innocentius Epist. XV : 154 n. 74, 158 n. 118 – XXXVI : 159 n. 122 Ioannes Chrysostomus Epist. CLXVII–CLXIX : 157 n. 98 – CLXXI : 157 n. 98 Iordanes Get. XXX, 156–157 : 151 n. 50 Iulianus Epist. 61 c : 140 n. 17 – 79 [78] : 141 n. 24 et n. 25 – 114 [52] : 139 n. 14 et n. 15, 142 n. 29 – 361 : 130 n. 43 Libanius Or. XVIII, 104 : 128 n. 40 Liber Pontificalis XLVII (Leo), 1 : 159 n. 120 Livius (Tite-Live) XLI, 8, 6–7 : 72 n. 41 Marcellinus Comes Chron. II, p. 71, 413 : 156 n. 90 Nepos (Cornelius Nepos) Att. X, 2 : 97 n. 1 – XVI, 4 : 59 n. 1 Nicolaus Damascenus Vit. Caes. III, 5 : 99 n. 7 Notitia dignitatum occidentis I : 155 n. 88

176 V : 155 n. 88 V, 147–148 : 132 n. 55 VI, 65–66 : 130 n. 44 VII : 155 n. 88 XXV : 155 n. 87 Olympiodorus Thebanus Fr. XI, 4 : 151 n. 50 – XVI : 151 n. 50 – XXV : 149 n. 32

Index – XII, 108 : 72 n. 44 – XIII, 110 : 72 n. 44 – XIV, 114 : 72 n. 44 – XV, 116 : 72 n. 44 – XVI, 120 : 72 n. 44 – XVII, 125 : 72 n. 44 Plinius minor Paneg. 2, 3–4 : 121 n. 1

Panegyrici latini VIII, 9, 3 : 130 n. 47

Plutarchus Ant. 11, 3–5 : 88 n. 38 Arist. 24, 1 : 49 n. 6 Cato mai. 20, 5–7 : 112 n. 11 Cato min. 42, 4–5 : 88 n. 35 – 43, 7 : 90 n. 53 Cim. 9, 1 : 48 n. 5 – 16, 10 : 52 n. 15 Per. 5, 3 : 50 n. 7, 55 n. 25 – 24, 9 : 54 n. 19 – 28, 7 : 53 n. 16 Thes. 11 : 125 n. 28 De. lib. educ. 1–4 : 117 n. 38 – 2–4 : 112 n. 11 – 7 : 112 n. 11 – 12 : 110 n. 3, 118 n. 51

Paulinus Nolanus Carm. XXI, 216–271 : 150 n. 35

Polybius VI, 53, 1–54, 3 : 64 n. 26

Pelagius Epist. ad Demetr. I, 23 : 156 n. 92

Proba Cento : 158 n. 108

Philostorgius H.e. VII, 6 : 140 n. 20 – VII, 10 : 141 n. 23 – XII, 5 : 149 n. 32

Procopius Bell. Vand. I, 2, 27 : 155 n. 80

Orosius Apol. XIX, 1 : 158 n. 118 – XXIX, 1 : 157 n. 100 Hist. II, 19, 13–14 : 146 n. 13 – VII, 38, 6–10 : 146 n. 12 – VII, 42, 11–14 : 156 n. 90 Palladius Laus. LXI, 1 : 150 n. 36 – LXI, 2 : 150 n. 41 – LXI, 5 : 150 n. 44 – LXI, 6 : 150 n. 42, 152 n. 55

Plato Gorg. 449 e–f : 113 n. 18 Leg. VII, 793e : 109 n. 4 Phaidr. 261 a : 113 n. 18 Plinius maior Nat. III, 5, 52 : 72 n. 44 – III, 5, 59 : 72 n. 44 – III, 5, 61 : 72 n. 44 – III, 5, 68–70 : 72 n. 44 – III, 5, 72 : 72 n. 44 – X, 95 : 72 n. 44 – XI, 97–98 : 72 n. 44 – XI, 101 : 72 n. 44

Prosper Tiro Chron. I, p. 467, 1219 : 156 n. 90 Pseudo-Prosper Tiro Dem. : 158 n. 118 Quintilianus Inst. I, pr. 2 : 115 n. 33 – I, pr. 6 : 110 n. 8, 111 n. 9 – I, pr. 7–8 : 110 n. 8 – I, pr. 9–10 : 113 n. 22 – I, pr. 13–17 : 113 n. 19 – I, pr. 21–22 : 113 n. 20 – I, 1, 1 : 111 n. 12 – I, 1, 2 : 116 n. 35 – I, 1, 4–10 : 111 n. 13

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Index – I, 1, 6–7 : 111 n. 15 – I, 1, 12–14 : 111 n. 13 – I, 2, 4 : 117 n. 48 – I, 2, 18 : 117 n. 41 et n. 42 – I, 2, 20 : 117 n. 49 – I, 2, 28–29 : 116 n. 36 – I 2, 29 : 116 n. 39 – I, 3, 1 : 116 n. 34 – I, 3, 14 : 109 n. 1, 116 n. 40, 117 n. 41 et n. 45 et n. 47 – I, 3, 16–17 : 117 n. 41 et n. 43 et 45 et n. 46 – II, 4, 7 : 116 n. 37 – II, 8, 12 : 116 n. 35 – II, 12, 9–10 : 116 n. 42 – II, 15, 34 : 114 n. 24 – II, 21, 4 : 113 n. 18 – VI, 3 : 116 n. 42 – X, 1, 37–131 : 115 n. 33 – X, 1, 112 : 115 n. 33 – XII, 1, 1 : 111 n. 11, 113 n. 23 – XII, 6, 1 : 99 n. 7 – XXII, pr. 4–5 : 113 n. 21 Rufinus Aquileiensis Orig. prol. : 151 n. 49 Rutilius Claudius Namatianus I, 5, 325–336 : 146 n. 17 I, 173–174 : 152 n. 58 XXXIX–XLII : 149 n. 33 Sallustius Hist. I, 12, 16 : 59 n. 2 Scriptores Historiae Augustae (SHA) Claud. 44 : 131 n. 53 Seneca minor Clem. I, 16 : 118 n. 51 Suetonius Aug. 4, 1 : 99 n. 7 – 8, 1 : 99 n. 7 – 32 : 122 n. 3 Claud. 25 : 122 n. 3 Iul. 19, 1 : 101 n. 10 – 20, 1 (3) : 90 n. 53 Tib. 4, 1 : 102 n. 14 Gramm. 9 : 118 n. 50 – 17 : 115 n. 30 – 25, 5 : 115 n. 31

Symmachus Epist. I, 52 : 156 n. 95 – IX, 126 : 155 n. 86 Tacitus Dial. 1, 1, 1 : 114 n. 28 – 35, 1, 1–2 : 114 n. 28, 115 n. 31 Germ. XXXIII–XXXIV : 130 n. 46 – XLIII, 2 : 127 n. 34 – XLIII, 4 : 127 n. 35 Tertullianus Apol. 2 : 122 n. 2 Theodoretus Hist. eccl. III, 9 : 141 n. 22 Theophanes Confessor Chron., A. M. 5926 : 153 n. 69 Thucydides I, 95 : 49 n. 6 I, 116 : 51 n. 13 V, 84–85 : 52 n. 14 Valerius Maximus IX, 5, 2 : 90 n. 53 Velleius Paterculus II, 59 : 99 n. 7 II, 71 : 103 n. 16 II, 75 : 97 n. 1 Vergilius Aen. III, 1–12 : 155 n. 83 Vita Petri Iberi XIX : 153 n. 68 (Pseudo-) Xenophon Ath. Pol. VIII, 5 : 41 Zosimus II, 45, 2 : 123 n. 16 III, 7, 1 : 123 n. 13, 124 n. 17 III, 7, 2 : 123 n. 14, 126 n. 29 III, 7, 2–3 : 126 n. 31 III, 7, 3 : 128 n. 39 III, 7, 4–5 : 129 n. 42 III, 7, 6 : 130 n. 48 VI, 7–11 : 156 n. 90

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Index

Sources épigraphiques Epigraphische Quellen CIL II 2968 : 122 n. 5 CIL II 3479 : 122 n. 5 CIL III 2399 : 122 n. 5 CIL III 2544 : 122 n. 5 CIL III 3385 : 122 n. 4

CIL III 9515 : 149 n. 30 CIL V 3344 : 155 n. 84 et n. 85 CIL VI 1751–53 : 155 n. 85 CIL VI 1753–1756a : 154 n. 77 CIL VIII 2495 : 122 n. 4 CIL XIII 6211 : 122 n. 6 ICUR III 8143 : 141 n. 26 ICUR VI, 15764 : 159 n. 120

PERSONNES ANTIQUES – ANTIKE PERSONEN Achilles : 41 Aelia Eudoxia : cf. Eudoxia Aelia Pulcheria : cf. Pulcheria Aemilia Lepida (soror Aemilii Lepidi Paulli) : 105 Aemilius Lepidus (M.) (cos. 78 a.C.n.) : 100 Aemilius Lepidus (M.) (cos. 6 p.C.n.) : 103 Aemilius Lepidus (M.) (IIIvir RPC) : cf. Lepidus Aemilius Lepidus Paullus (L.) (cos. 34 a.C.n.) : 99, 103–106 Aemilius Paullus (L.) (cos. 1 p.C.n.) : 103 Aeneas : 155 Agamemnon : 53 Agilo : 125 Alaricus I. : 145, 149, 151 Albina (mater Melaniae minoris) : 150–153 Alypius (eps. Thagast.) : 151, 153, 157 s. Ambrosius (eps. Mediol.) : 154 Ammianus Marcellinus : 123 s., 130–132 Anastasius I. (eps. Rom.) : 157 Anicia Faltonia Proba : 145, 154–161 Anicia Iuliana : 154 s., 157 s. Anicius Hermogenianus Olybrius (cos. 395 p.C.n.) : 154 Anicius Petronius Probus (cos. 406 p.C.n.) : 159 Anicius Probinus (Flavius) (cos. 395 p.C.n.) : 155, 159 Annius Milo (T.) : cf. Milo (T. Annius) Antonia maior : 105 Antonius (M.) (cos. 99 a.C.n.) : 70 s., 90 Antonius (M.) (IIIvir RPC) : 63, 85, 88, 97, 102– 106 Appianus Alexandrinus : 68, 105, 106 Apringius : 152 Archidamus : 53 Aristoteles : 34 Asconius : 86 Aspasia : 54, 56 At(h)aulfus : 151

Athanasius (eps. Alex.) : 138, 140 Athenaeus Naucratites : 51, 54 Atia maior : 99–101 Atia minor : 99–101 Attius Balbus (M.) : 99 s. Augustinus (eps. Hippon.) : 146 s., 149, 151– 153, 156–159 Augustus : 99, 115, 121 s. (cf. Octavianus) Aurelius (eps. Carthag.): 152, 157 Betilienus Varus (L.) (architect.) : 66 Bibulus (M. Calpurnius) (cos. 59 a.C.n.) : 88 s., 90, 101 Brutus (M. Iunius Brutus) (pr. 44 a.C.n.) : 101 Caecilius Metellus Numidicus (Q.) (cos. 109 a.C.n.) : 70 s. Caecilius Metellus (ignotus) : 106 Caelestinus I. (eps. Rom.) : 158 Caesar (C. Iulius) : 59, 88 s., 97, 99–103 Calpurnius Bibulus (M.) : cf. Bibulus Calpurnius Piso Caesoninus (L.) (cos. 58 a.C.n.) : 101 Cassius Dio : 15, 89 Cassius Longinus (C.) (pr. 44 a.C.n.) : 101 s., 106 Cato maior (M. Porcius) : 111, 113 Cato minor (M. Porcius) : 88, 97, 100 s. Cercio : 125, 127 Cercyon : 125 Charietto : 121–133 Chrysilla : 54 Chrysippus : 109 Cicero (M. Tullius) : 17, 59, 85–87, 89, 113, 115 s., 156 Cimon : 25, 47–53, 55 Claudius Helpidius (praef. praet. Orient.) : 131 Claudius Mamertinus (cos. 362 p.C.n.) : 138, 141 Claudius Nero (Ti.) (pr. 42 a.C.n.) : 99, 101–103, 106

Index Claudius Petronius Probus (Sex.) (cos. 371 p.C.n.) : 154 s., 157 Claudius Pulcher (Ap.) (cos. 54 a.C.n.) : 90 Cleopatra VII. : 63 Clodius Pulcher (P.) (tr. pl. 58 a.C.n.) : 86, 88–90 Commodus : 122 Constans : 132, 136 Constantinus I. : 123, 136–138 Constantinus II. : 123 Constantius Gallus (caes.) : 136 Constantius I. Chlorus : 136 s. Constantius II. : 131, 136 s., 155 Cornelia (filia Scriboniae) : 99, 103–105 Cornelia (mater Gracchorum) : 111 Cornelius Dolabella (P.) : cf. Dolabella Cornelius Nepos : 59 Cornelius Sulla (L.) : cf. Sulla Crassus (M. Licinius Crassus) : 97, 99, 101 Cratinus (poeta): 54 Cyrillus (eps. Alex.): 153 Decentius (caes.) : 123 s., 129 Decitius (N.) (samnis) : 68 Deianira : 54 Demetrias (filia Olybrii) : 154–159 Didius (T.) (cos. 98 a.C.n.) : 71 Diocletianus (aug.) : 123, 137, 151 Dolabella (P. Cornelius) (cos. 44 a.C.n.) : 85, 88, 102 Domitius Ahenobarbus (Cn.) (cos. 32 a.C.n.) : 103, 105 Domitius Ahenobarbus (L.) (cos. 16 a.C.n.) : 105 Eudoxia (uxor Valentiniani III.) : 153 Eunapius : 123–125 Eupolis (poeta) : 54 Felix (lector): 141 Flavius Marcellinus : 152 Flavius Nevitta (cos. 362 p.C.n.) : 141 Flavius Stilicho : cf. Stilicho Fortunius : 159 Gabinius (A.) (cos. 58 a.C.n.) : 101 Gallus cf. Constantius Gallus Gellius (A.) (Aulu-Gèle) : 87 Georgius (Capp. eps. Alex.) : 136 Gerontius (sac.) : 150, 153 Glaucus (Hippolochi filius) : 41 Gracchus (Ti. Sempronius) : 87 Gratianus (aug.) : 123, 131

179 Helpidius : 141 Heraclianus : 155 s., 159 Herodianus (hist.) : 15 Herodotus (hist.) : 34 Hieronymus : 147–149, 153–155, 157 s. Hilarius (eps. Pict.) : 139–141 Hippolochus : 41 Hirtius (A.) (cos. des. 43 a.C.n.) : 66, 102 Homerus : 41 Honorius (aug.) : 145 s., 149 Horatius Flaccus (Q.) : 111 Hortensius Hortalus (Q.) (cos. 69 a.C.n.) : 89 Innocentius I. (eps. Rom.) : 158 s. Ioannes Chrysostomus : 156 Ion Chius (poeta): 25, 47–56 Iovianus (aug.) : 143 Iugurtha : 71 Iulia (filia Octaviani) : 104 Iulia (soror Caesaris) : 99 Iuliana : cf. Anicia Iuliana Iulianus : 17, 25, 121, 123, 126–133, 135–144. Iulius Caesar (C.) : cf. Caesar Iulius Caesar (L.) (cos. 90 a.C.n.) : 70 s. Iulius Constantius (cos. 335 p.C.n.) : 136 Iulius Innocentius (lector): 141 s. Iunius Brutus (M.) : cf. Brutus Iunius Brutus Albinus (D.) (pr. 45 a.C.n.) : 102 Laomedon : 48 Leo I. (eps. Rom.) : 158 Lepidus (M. Aemilius) (IIIvir RPC) : 105 Libanius : 123, 128 s., 136 Liberius (eps. Rom.) : 140 Licinius (aug.) : 137 Licinius Crassus (M.) : cf. Crassus Livia Drusilla : 97, 99, 101 s. Livius (T.) (Tite-Live) : 71, 73 Livius Drusus (M.) (tr. pl. 91 a.C.n.) : 88 Livius Drusus Claudianus (M.) (pr. 50 a.C.n.) : 101–103 Livius Drusus Libo (M.) (cos. 15 a.C.n.) : 104 Lollius (M.) (cos. 21 a.C.n.) : 66 Lutatius Catulus (Q.) (cos. 102 a.C.n.) : 70 s. Magnentius : 123 s., 128 s., 132 Magnus Maximus : 123 Marcellus Vitorius cf. Vitorius Marcius Philippus (L.) (cos. 56 a.C.n.) : 99–101, 106 Marcius Philippus (L.) (cos. 91 a.C.n.) : 88, 90, 100, 106

180 Marius (C.) : 69–71, 100 Melania maior : 150 s. Melania minor : 145, 149, 150–155, 160 s. Meletius Antiochiae : 138 Merobaudes (Flavius) (mag. mil.) : 131 Metellus : cf. Caecilius Metellus Milo (T. Annius) (pr. 54 a.C.n.) : 85 Minucius Rufus (M.) (cos. 110 a.C.n.) : 71, 90 Nerva : 114 Nestica : 125 Nicolaus Damascenus : 99 Nonius Asprenas (L.) (cos. suff. 36 a.C.n.) : 85 Octavia Minor : 105 Octavianus : 63, 97, 99, 102–106 (cf. Augustus) Octavius (C.) (pr. 61 a.C.n.) : 99 Omphale : 54 Orbilius Pupillus (L.) : 118 Orosisus (Paulus) (hist.) : 158 Palladius (eps. Helenop.) : 150 Pannonius Solutus (M.) : 122 Papius (C.) (samnis): 68 Paula maior : 158 Paulinus Nolanus : 150 s. Paulus Orosius : cf. Orosius Pegasius (eps. Ilii) : 141 Pelagius : 158, 161 Peleus : 41 Pericles : 25, 47–56 Petilianus (eps. Cirt.) : 156 Petrus Iberus : 153 Philostorgius : 141, 149 Plinius maior : 72 Plinius minor : 115 Plutarchus : 48, 53–56, 109, 111, 116 Polybius : 34, 64 Pompeius (Sex.) : 97, 103 s. Pompeius Magnus (Cn.) : 59, 88, 97, 99, 101 Pomponius Atticus (T.): 59 Poplicola : cf. Valerius Poplicola Procopius Caesarensis : 154 Pulcheria : 153 Quintilianus (M. Fabius) (rhet.): 109–118 Restituta : 159 Rhascus : 106 Rhascypolis : 106 Rufinus Aquileiensis : 146, 151, 157 Rufius Antonius Agrypnius Volusianus : 152

Index Sabinus (gener Heracliani) : 155 Sallustius Secundus (praef. praet Orient.) : 138 Sallustius (C. Sallustius Crispus) : 17, 59 Sapor II. : 143 Saturninus (Flavius) (cos. 383 p.C.n.) : 131 Saturninus (L. Appuleius) (tr. pl. 103 a.C.n.) : 69, 71 Scribonia (uxor Octaviani) : 104 Scribonius Libo (L.) (cos. 34 a.C.n.) : 104 Sempronius : cf. Gracchus (Ti. Sempronius) Septimius Severus (L.) (aug.) : 122 Serena (uxor Stilichonis) : 151 Sertorius (Q.) : 100 Sestius (P.) (pr. ca. 55 a.C.n.) : 90 Severianus (com.) : 132 Solon : 41 Sophocles : 51 s. Statius Gellius (samnis) : 68 Stilicho : 145 Sulla (L. Cornelius) : 59, 63, 69, 100, 105 Sulpicius Galba (Ser.) (cos. 108 a. C.n.) : 69–71 Sulpicius Severus : 140 Tacitus (P. Cornelius) : 112, 114 s., 118, 127 Teleclides : 54 Teleus : 54 Themistocles : 48 s. Theodosius I. : 131 Theodosius II. : 146, 158 Theognis : 41 s. Theseus : 125 Thucydides (hist.) : 25, 34, 51 s. Thucydides (Melesiae filius) : 47 Tiberius (aug.) : 99, 101, 112, 122 Timasius : 161 Tullius Cicero (M.) : cf. Cicero Tullius Cicero (Q.) (pr. 62 a.C.n.) : 98 Ursa : 159 Valentinianus I. : 123, 130, 132 Valentinianus II. : 123, 131 Valentinianus III. : 153 Valerius Poplicola (P.) : 150 Valerius Severus Pinianus : 149–155, 160 s. Verrius Flaccus (M.) : 115 Vibius Pansa Caetronianus (C.) (cos. 43 a.C.n.) : 102 Vitorius Marcellus (M.) (cos. 60 p.C.n.) : 110 Zeno Eleates : 55 Zosimus : 123 s., 127–130

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Index

LIEUX ET PEUPLES – ORTE UND VÖLKER Actium : 97, 103–106 Aegyptus : 147 s., 151 Africa, Africa proconsularis : 146 s., 149, 151– 156, 158–161 Alamanni : 131 s., 136 Aletrium (Alatri) : 66 Alexandria ad Aegyptum : 97, 102, 140 Antiochia ad Orontem : 129, 136, 140 Apenninus : 72 Aprutia (Abruzzi) : 60 Aquileia : 146 Argentoratum (Strasbourg, Straßburg) : 136 Asia : 103, 158 Athenae, Athenienses : 25, 36–40, 42 s., 47–49, 52–56, 136 Attica : 37–39 Augusta Treverorum (Trèves, Trier) : 123, 126, 129–132 Batavi : 132 Belgica Prima : 123 Bethleem : 147–149, 153, 158 Bosporus : 136 Brauron : 38 s. Bructeri : 130 Bruttium : 151 Byzantium : 49 Cabillonum (Chalon-sur-Saône) : 132 Cales : 67 Campania : 147, 149 Campania : 60, 65, 67 s., 70, 72–74 Campochiaro : 67 s. Capo Circeo : 67 Carthago : 147, 151 s., 156, 159 Chamavi : 130, 132 Chios : 47–49, 51 s., 55 Cimbri : 69, 71 Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Cologne, Köln) : 136 Constantinopolis : 136 Cora (Cori) : 66 Corsica : 146 Creta : 103 Delos: 47 Eleusis : 39 Eruli (Hêrules, Heruler) : 132 Etruria : 60, 73

Fabrateria Nova : 66 Ferentinum : 66 Franci : 123, 129 Fregellae : 66, 71–73 Gabii : 66 Galilaea : 137 Gallia : 102, 123, 128, 131 s., 136, 149 Germania, Germani : 121, 126 s., 130 s., 133, 136, 145, 149 Gibraltar : 151 Goti : 25 Harii : 127 Hierapolis : 131 Hierosolyma (Jérusalem, Jerusalem) : 153 Hippo Regius : 147, 152 s., 161 Hispania : 71, 73, 150 Hunsrück : 122 Iberia : 62 Igilium (Giglio) : 146 Illyricum : 149 Ister (Danube, Donau) : 122, 130, 148, 160 Italia : 60, 62 s., 65, 67, 70, 72–74, 101–103, 105, 145–147, 149–151, 155, 160 Itri : 66 Lacedaemoni : 52 Lanuvium : 66 Laodicea : 102 Latium : 60, 65–67, 70–74, 147 Lesbos : 47, 51 Levans (Levant, Levante) : 147, 151, 160 Libya : 157 Lugii : 127 Lupia (Lèvre, Lippe) : 130 Lutetia Parisiorum (Lutèce) : 136, 140 s. Macedonia : 71, 99, 104 Macellum in Cappadocia : 136 Mare Tyrrhenum : 146 Mauretania Caesariensis : 155 Mediolanum (Milan, Mailand) : 136 Melos : 52 Monte Tifata : 67 Mounichia : 38 s. Mutina (Modena) : 101 s., 105

182 Nemi : 66 Nicomedia : 136 Paeligni : 72 Palaestina : 148, 153, 158, 160 Palaestrina (Praeneste) : 66 Pannonia : 148 s. Peltuinum : 67 s. Persae : 137 Philippi : 97, 101, 103, 105 s. Picenum : 73 s. Pietrabbondante : 67 s. Pietravairano : 67 Pompeii : 67 Puteoli (Pozzuoli) : 67 Quadi : 129 s. Quadri : 67 s. Ravenna : 146 Rhenus (Rhin, Rhein) : 121–124, 126, 130, 136, 148 s., 160 Roma : 60–65, 67, 69–72, 111 s., 141, 145 s., 147–151, 154–157, 159–161 Salii : 130 Samnium, Samnites : 60, 65, 67, 69–74 Samos: 47, 49, 51–55 San Giovanni in Galdo : 67 s. Sardinia : 146

Index Schiavi d’Abruzzo : 67 s. Sestos : 49 Setia (Sezze) : 66 Sicilia : 71, 146 s., 151, 158, 160 Signia (Segni) : 66 Sulmo : 67 s. Suma (Samarra) : 143 Sunium (Sounion) : 39 Syria : 102 Tarracina : 66 Teanum : 67 Teutoni : 69 Thagaste : 151, 153 Thracia : 106 Tibur (Tivoli) : 66 Toxandria : 129 Tripolitania : 155 Troia / Ilion : 155 Tungri : 129 Tusculum : 66 Umbria : 60 Vandali : 151 Vastogirardi : 67 s. Viadrus (Oder) : 127 Visigothi : 145 s., 149–151, 154, 158, 160 Weichsel (Vistule) : 127

Susanne Froehlich

Handlungsmotive bei Herodot

Collegium Beatus rhenanus – BanD 4 Die autorin Susanne Froehlich schloß ihr Studium in Greifswald, Angers und Freiburg mit einer Arbeit zur Romanisierung in Kilikien ab. Sie promovierte 2011 in deutsch-französischer Cotutelle der Universitäten Freiburg und Strasbourg über die Handlungsmotive bei Herodot. Seit 2012 arbeitet sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Gießen. In ihrem Habilitationsprojekt befaßt sie sich mit Bedeutung, Kontext und Funktionen des Stadttors in der römischen Antike.

Wie kam Xerxes zu seiner fatalen Kriegsentscheidung? Die Frage nach den Handlungsmotiven ist für den griechischen Geschichtsschreiber Herodot grundlegend. Als interpretierender Erzähler greift er auf ein differenziertes Inventar von Beweggründen zurück und entwickelt feste Erklärungsmuster, um die Entscheidungen seiner Akteure nachvollziehbar zu machen. Susanne Froehlich analysiert die von Herodot benutzten Motive sowie ihre erzählerische Umsetzung und bezieht dabei die historischen Kontexte mit ein. Auf diese Weise wird die Arbeitsweise Herodots und seine Auseinandersetzung mit den konkurrierenden Geschichtsdeutungen, die im fünften Jahrhundert v. Chr. in Griechenland kursierten, näher beleuchtet. Die Untersuchung zeigt, daß Thukydides in seinem Werk die bei Herodot vorgegebene Entwicklung aufgreift und weiterführt, und leistet damit einen Beitrag zum besseren Verständnis der beiden großen Geschichtsschreiber. aus Dem inhalt Ansätze einer antiken Motivationstheorie | Typologie | Erklärungsmuster | Xerxes | Zwischenbilanz: Der Historiker bei der Arbeit | Handlungsmotive bei Aischylos und bei Thukydides | Ergebnisse | Anhang: Die Motive im Überblick | Quellen- und Literaturverzeichnis | Register

226 Seiten 978-3-515-10411-1 kart. 978-3-515-10508-8 e-Book

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Doris Meyer / Bruno Bleckmann / Alaine Chauvot / Jean-Marc Prieur (Hg.)

Philostorge et l’historiographie de l’Antiquité tardive / Philostorg im Kontext der spätantiken Geschichtsschreibung

Collegium beatus rhenanus – band 3 Die Ekklesiastike historia des heterodoxen Historikers Philostorg (um 430 n. Chr.) bietet wertvolle Einblicke in die Kirchen- und Profangeschichte des 4. Jahrhunderts seit Konstantin, aber auch in die Welt der spätantiken Wissenschaft und Bildung. Die Deutung der Geschichte sowie ihrer Protagonisten unterscheidet sich signifikant von derjenigen der kanonischen Kirchenhistoriker Sokrates, Sozomenos oder Theodoret. Dieser Band, der die Beiträge des ersten wissenschaftlichen Kolloquiums zu Philostorg versammelt, widmet sich neben der Rekonstruktion des unvollständig erhaltenen Werks, von dem Photios im 9. Jahrhundert eine umfangreiche Epitome anfertigte, vor allem der Analyse der Traditionen und Quellen, aus denen Philostorg seine bisweilen einzigartigen Informationen schöpfte. L’Ekklesiastikè historia de l’historien hétérodoxe Philostorge (vers 430 ap. J.-C.) nous offre des aperçus précieux sur l’histoire ecclésiastique et profane du IVe siècle à partir de Constantin, mais aussi sur le monde scientifique et intellectuel de l’Antiquité tardive. Notamment, l’interprétation de l’histoire et de ses protagonistes se distingue de manière significative de celle qu’en donnent les historiens de l’Église canoniques tels que Socrate, Sozomène et Théodoret. Le présent volume rassemble les contributions du premier colloque scientifique consacré à Philostorge. Il s’attache, outre la reconstruction de l’œuvre largement perdue mais dont Photius a rédigé une Epitomè détaillée au IXe siècle, à l’analyse des traditions et des sources où cet auteur a pu puiser ses informations parfois uniques. 352 Seiten mit 1 Abbildung 978-3-515-09696-6 kart. 978-3-515-10019-9 e-book

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Was ist eine Krise? Ist jede Veränderung gleich als Krise zu werten, oder macht erst die Wertung der Akteure aus der Veränderung eine Krise? Auf jeden Fall sind in solchen Situationen Führung und Orientierung gefragt. Krisen bieten den bestehenden Eliten Chancen zur Bewährung, stellen aber auch eine Gefahr für sie dar. Die Beiträge in diesem Band vereint ihr Fokus auf das Handeln der Eliten, und sie gehen deren unterschiedlichen Strategien, Wahrnehmungen und Deutungen im Kontext von Krisen nach. Dabei reichen die Fallstudien von der griechischen Archaik bis in die römische Spätantike.

Qu’est-ce qu’une crise ? Est-ce que tout changement rime forcément avec crise ? Ou est-ce l’appréciation du phénomène qui fait du changement une crise  ? Ce sont justement ces situations qui demandent direction et orientation. Les crises offrent à l’élite en place la possibilité d’une mise à l’épreuve, mais constituent en même temps un danger pour celle-ci. Les contributions réunies dans cet ouvrage se focalisent sur l’agir des élites et interrogent les diverses stratégies, perceptions et interprétations dans un contexte de crise. Les études de cas s’étendent de la période de la Grèce archaïque jusqu’à l’Antiquité tardive romaine.

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