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German Pages [158] Year 2014
Lenelotte Möller / Hans Ammerich
Einführung in das Studium der Kirchengeschichte
Einbandgestaltung: Peter Lohse, Büttelborn Abbildung: Symbolische Darstellung der Durchbrechung des mittelalterlichen Weltbildes, 1888. Aus: Camille Flammarion: L’atmosphère, et la météorologie populaire, Paris 1888. i akg-images.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. i 2014 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe dieses Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Satz: Lichtsatz Michael Glaese GmbH, Hemsbach Einbandgestaltung: schreiberVIS, Bickenbach Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de
ISBN 978-3-534-23541-4 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-73849-6 eBook (epub): 978-3-534-73850-2
Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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I.
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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
II. Gegenstand der Kirchengeschichte . . . . . . . . . 1. Kirchen- und Profangeschichte . . . . . . . . . 2. Kirchengeschichte als theologische Disziplin 3. Geschichte der Kirchengeschichtsschreibung
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III. Periodisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Prinzipien der Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Vorschläge zur Grenzziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte 1. Antike . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . 3. Frühe Neuzeit . . . . . . . . . . . 4. Neuere und Neueste Zeit . . . .
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V. Aspekte der Kirchengeschichte . . 1. Personengeschichte . . . . . . . 2. Dogmengeschichte . . . . . . . 3. Lehrstreitigkeiten . . . . . . . . 4. Konziliengeschichte . . . . . . 5. Kirchenrechtsgeschichte . . . . 6. Ordensgeschichte . . . . . . . . 7. Territoriale Kirchengeschichte 8. Sozialgeschichte der Kirche . . 9. Missionsgeschichte . . . . . . . 10. Weitere Darstellungsformen . .
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VI. Methoden kirchengeschichtlichen Arbeitens . . . . . . . . . . . . . 1. Quellen: Definition und Einteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Wichtige Quellengattungen für die Kirchengeschichte . . . . . 3. Institutionen der Forschung und der Präsentation . . . . . . . . 4. Arbeit mit Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Die eigene Abhandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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VII. Kirchengeschichte im Unterricht . . 1. Didaktik der Kirchengeschichte . 2. Kirchengeschichte im Lehrplan . 3. Praktisches Beispiel . . . . . . . .
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Inhalt
VIII. Hilfsmittel . . . . . . . . . 1. Einführungen . . . . . 2. Bibliographien . . . . 3. Quellenkunden . . . . 4. Quellensammlungen. 5. Nachschlagewerke . . 6. Atlanten . . . . . . . . 7. Arbeitsweise . . . . . . 8. Zeitschriften . . . . . .
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IX. Kirchengeschichte im Internet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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X. Zeittafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorwort Das vorliegende einführende Lehrbuch zur Kirchengeschichte wurde von einer evangelischen Kirchenhistorikerin und einem katholischen Kirchenhistoriker verfasst. Beide haben auch ein Studium der allgemeinen Geschichte absolviert. Auf dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen beim Studieren und Unterrichten ist dieser Band entstanden. Bei der Auswahl und Darbietung des Stoffs steht die berufliche Erfahrung mit Oberstufenschülerinnen und -schülern, Studierenden des Lehramts, Pastoralreferentinnen und -referenten, Priesteramtskandidaten sowie mit Referendarinnen und Referendaren in Universität und Schule im Vordergrund. Ihre Zugangsweisen zu Themen, ihre Bedürfnisse als Benutzer von Archiven, Bibliotheken und musealen Sammlungen sowie ihre Fähigkeiten sind es, nach denen sich die vorgelegten Informationen und Ratschläge richten. Die Konzeption des Buches unterscheidet sich von bisherigen Einführungen in die Kirchengeschichte darin, dass es sich in erster Linie nicht um ein Arbeitsbuch und nicht um eine Kurzdarstellung handelt. Vielmehr soll versucht werden, die Grundsatzfragen der Kirchengeschichte allgemein verständlich anzusprechen und nach Lösungen bei der didaktischen Umsetzung der kirchengeschichtlichen Inhalte zu suchen. Das Studienbuch richtet sich zunächst an die Studierenden der Geschichte und der Theologie, aber auch an alle sonst an Geschichte und ihren Methoden Interessierte. Den Studierenden soll die Publikation eine gut verständliche Einführung in die Kirchengeschichte und vor dem Examen eine Orientierung über die Grundfragen dieser Disziplin bieten. Auch dem Praktiker in Kirche und Schule soll die Möglichkeit der Vergewisserung und Vertiefung der kirchengeschichtlichen Kenntnisse geboten werden. Zu danken haben wir den Herren Dr. Roland Götz, Dr. Sven Gütermann und Markus Wafzig für die kritische Durchsicht des Textes und die entsprechenden Anmerkungen sowie Verbesserungsvorschläge, ferner Frau Cana Nurtsch für die freundliche Betreuung des Manuskripts. Speyer, im Oktober 2013
Dr. Lenelotte Möller Prof. Dr. Hans Ammerich
I. Einleitung Worum geht es in der Kirchengeschichte? „Kirchengeschichte“ stellt nicht nur die Geschichte der Kirche als Institution dar, sondern auch die christliche Theologie- und Frömmigkeitsgeschichte sowie die Wechselbeziehungen zwischen dem Christentum und anderen Religionen sowie zwischen Glauben und Kultur. Gegenstand der Kirchengeschichtsschreibung ist die Kirche in ihren verschiedenen Entstehungsformen, in ihrem Werden und in ihrer Entwicklung im Lauf der Jahrhunderte. Im Folgenden geht es darum, Grundwissen darzulegen und dabei Entwicklungsstränge aufzuzeigen und Verbindungslinien – auch in die Gegenwart – herzustellen. Dies soll in einer Weise geschehen, die für jeden geschichtlich und theologisch Interessierten verständlich ist. Die Kirchengeschichte ist jene Teildisziplin der allgemeinen Geschichtswissenschaft, die sich mit der Geschichte des Christentums von den Anfängen bis zur Gegenwart einschließlich der Theologie beschäftigt. Zur Kirchengeschichtsschreibung gehört vor allem der Kirchenbegriff. Seine Entwicklung und seine jeweilige theologische Ausformung ist ein historisches Phänomen und damit Gegenstand der kirchengeschichtlichen Forschung. Kirchengeschichte im hier präsentierten Sinn ist zunächst das Ergebnis von Geschichtsschreibung. Jede Darstellung wählt aus, sie bewertet und sie kürzt. Dies gilt auch für die Übersichten zu kirchengeschichtlichen Themen. Ausgehend von der Frage nach dem Interesse an der (Kirchen-)Geschichte soll zunächst der Gegenstand der Kirchengeschichte beschrieben werden, wobei nach dem Verhältnis von der Kirchen- zur Profangeschichte, nach der Bestimmung der Kirchengeschichte als theologische Disziplin gefragt und die Kirchengeschichtsschreibung skizziert wird. Ein geraffter kirchengeschichtlicher Abriss und eine Betrachtung der Methoden historischer Arbeit schließen sich an. Das Problem der Periodisierung sowie Aspekte der Kirchengeschichte werden aufgezeigt. Im letzten Teil der Darstellung werden Hinweise zur Rolle der Kirchengeschichte im Lehrplan und ein Beispiel zur Darbietung eines kirchengeschichtlichen Themas gegeben und nach den Zielen und Inhalten des kirchengeschichtlichen Unterrichts gefragt. Zeittafeln und Literaturempfehlungen, Hinweise zu Angeboten des Internets sowie Quellenhinweise schließen das Buch ab. Diese Einführung soll zur Beschäftigung mit der Kirchengeschichte anregen, Grundprobleme kirchengeschichtlicher Arbeit erläutern, die Rolle der Kirchengeschichte innerhalb der theologischen Fächer bestimmen, Grundsatzdiskussionen im Bereich der Geschichtswissenschaften erörtern, Darstellungsmöglichkeiten der Kirchengeschichte im Unterricht anbieten und die Bedeutung der Kirchengeschichte im Unterricht aufzeigen.
II. Gegenstand der Kirchengeschichte 1. Kirchen- und Profangeschichte Traditionelle Definition
Kirchengeschichte heute
Was ist Kirchengeschichte? Kirchengeschichte beschäftigt sich mit der Geschichte des „in Kirchen verfassten Christentums“ (Markschies). Sein Wachsen und Entfalten ist Gegenstand dieses Fachs. In der Forschung bestehen zwei Richtungen, die sich bemühen, das Fach Kirchengeschichte zu definieren. Ein Teil der konfessionell geprägten Vertreter des Fachs versteht Kirchengeschichte als den Versuch einer Universalgeschichte aus christlicher Sicht. Das bedeutet, die Geschichte der Welt von ihren Anfängen an aus christlicher Perspektive darzustellen. Somit wird der heilsgeschichtliche Anspruch, der der Kirchengeschichtsschreibung seit ihren Anfängen in der Antike zu Eigen ist, fortgesetzt. Doch ist „ein solcher umfassender universalgeschichtlicher Anspruch im 20. Jahrhundert weder in Lehre noch in Forschung ernsthaft umgesetzt worden und beschreibt daher in aller Regel nur noch eine Programmformel“ (5, 78). Ein anderer Teil der konfessionell geprägten Kirchenhistoriker sowie alle anderen auf dem Gebiet tätigen Forscher verstehen Kirchengeschichte als einen Teilbereich der allgemeinen historischen Wissenschaft. Kirchengeschichte ist diejenige Teildisziplin der Geschichtswissenschaft, die sich mit der Geschichte des Christentums von den Anfängen bis zur Gegenwart beschäftigt. „Eine so formulierte Definition des Faches ist bescheidener angelegt und leichter interdisziplinär zu vermitteln als der traditionelle universalgeschichtliche Anspruch“ (5, 78). Kirchengeschichte kann heute entweder als „weltliche Kirchengeschichte“ (Rudolf von Thadden) ohne ein religiöses und konfessionelles Vorverständnis oder als theologische Kirchengeschichte mit entsprechendem Vorverständnis betrieben werden. Das theologische Vorverständnis ist konfessionell ausgeprägt. Dies gilt auch dann, wenn Entwürfe einer überkonfessionellen Kirchengeschichte vorgelegt werden. In „Ökumenischen Kirchengeschichten“ wird von einem konfessionellen Standpunkt aus argumentiert, doch besteht eine besondere Aufgeschlossenheit für die anderen konfessionellen Positionen. „Solche konfessionellen Vorverständnisse lassen sich mit den allgemeinen philosophischen Voraussetzungen der historischen Methodik vergleichen, entsprechen also Prämissen“ (5, 78). Der Philosoph Hans-Georg Gadamer (1900–2002) hat aufgezeigt, dass ein prämissenfreies Verstehen von Vergangenheit nicht möglich ist; es kommt darauf an, das jeweilige Vorverständnis zu klären und im Prozess des Verstehens zu korrigieren. Deshalb wäre es einseitig, Konfessionalität nur als „methodische Fessel“ zu sehen, wenngleich dies durchaus so sein kann. „Vielmehr eröffnet sie [die Konfessionalität] wie jede durch bestimmte weltanschauliche Prämissen geprägte Geschichtsschreibung eine eigene und anregende Perspektive auf das historische Geschehen“ (5, 78f).
1. Kirchen- und Profangeschichte
Fragestellung Die in einer konfessionellen Kirchengeschichte verwendeten Methoden sind auch diejenigen der sonstigen Zweige historischer Wissenschaften. Wenn auch die Kirchengeschichte nur eine bestimmte Fragerichtung innerhalb der allgemeinen Geschichtswissenschaft verfolgt, so ist dies bedeutsam, denn „eine um ihren Bezug zur Kirchengeschichte verkürzte Profangeschichte gerät in Gefahr, blind für Kräfte zu werden, die sich nicht nur nach dem bloßen Kalkül von Interessen ausrichten wollen. Und eine Welt, die ihre Emanzipation von christlichen Prägungen so weit treibt, dass sie die Institutionen nicht mehr wahrnimmt, die mit diesen Prägungen verbunden sind, kann leicht die Komplexität unserer Wirklichkeit verkennen“ (254, 8). Ein konfessionelles Vorverständnis hat „auch den Vorteil, dass die Geschichte des kirchlich verfassten Christentums in eben dem Horizont interpretiert wird, in dem sich auch die Christen durch die Geschichte hindurch selbst verstanden haben“ (5, 79). Mit der „Spannung zwischen geschichtlicher Wirklichkeit und theologischem Anspruch des Christentums ist in der Geschichte des Fachs Kirchengeschichte unterschiedlich umgegangen worden; sie auszuhalten und produktiv zu gestalten macht ein Stück des Reizes des Faches aus“ (5, 74). Die Kirchengeschichte bewegt sich zwischen der Geschichtswissenschaft und der Theologie. Sie arbeitet mit den Methoden der Geschichtswissenschaft und orientiert sich an Standards dieses Fachs. Kirchengeschichte widmet sich der Geschichte der Kirche sowie den sie repräsentierenden Institutionen und Personen. Sie behandelt die historische Entwicklung des christlichen Bekenntnisses und der christlichen Lehren (Dogmen- bzw. Theologiegeschichte), die Geschichte der Ausbreitung des Christentums (Frömmigkeits- und Missionsgeschichte), die Geschichte christlicher „Mentalitäten“ und alltäglicher Verhaltensweisen. Die Kirchengeschichte kann nur dann Aussagen machen und Bewertungen vornehmen, wenn ein Geschehen Spuren in Form von Quellen (schriftliche, monumentale oder – wie in der Zeitgeschichte – mündliche Quellen) hinterlassen hat. Diese Quellen müssen ermittelt und auf ihre Echtheit geprüft werden. Sie werden in historisch-kritischen Ausgaben, gegebenenfalls in zuverlässigen Übersetzungen zugänglich gemacht. Quellen müssen auf ihren historischen Gehalt hin untersucht und sorgfältig interpretiert werden. Diese Quellenarbeit ist die eigentliche Aufgabe des Historikers und somit auch des Kirchenhistorikers. Kirchengeschichte ist „im Gespräch mit der allgemeinen Geschichtswissenschaft (und gegebenenfalls anderen Geisteswissenschaften, wie Religionswissenschaft, Philosophie, Philologie und Sozialwissenschaften) und profitiert von deren Erkenntnissen. Sie kann aber auch für die allgemeine Geschichtswissenschaft und für andere Wissenschaften wichtig sein. Die Kirchengeschichte leistet insofern einen wichtigen Beitrag zur interdisziplinären Forschung und kann in besonderem Maße dazu beitragen, den bisweilen umstrittenen Anspruch der Theologie, eine akademische Wissenschaft zu sein, plausibel zu machen“ (8, 231). Methoden und Arbeitsweisen des Fachs Als Teil der Geschichtswissenschaft arbeitet die Kirchengeschichte mit den allgemeinen historischen Methoden und orientiert sich an Standards des
Aufgaben
Verhältnis zur Profangeschichte
Gegenseitigkeit der Disziplinen
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II. Gegenstand der Kirchengeschichte
Neuere Entwicklung
Kirchengeschichte und Bibel
Fachs. Unter historischer Arbeit versteht man, dass auf der Basis einer sorgfältigen, methodisch kontrollierten Analyse von Quellen in kritischer Darstellung vergangene Sachverhalte, Begebenheiten und Abläufe so genau wie möglich analysiert nacherzählt werden. Es greifen philologische, hermeneutische (auf die Kunst des Verstehens führende) und literarische Methoden ineinander. Die Schritte zum Ziel historischer Arbeit sind Gegenstand der historischen Methodik. Die einzelnen Methoden gliedern sich in vier Hauptteile: (1) Heuristik, (2) Kritik, (3) Interpretation und (4) Darstellung. In der Heuristik geht es darum, die für ein kirchengeschichtliches Thema relevanten Quellen zu finden und ihre Gattung zu identifizieren. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass der Wert der Quelle in der Kritik angemessen bestimmt werden kann. Wenn der Wert einer Quelle eingeschätzt wurde, kann man beginnen, sie zu interpretieren. Die einzelnen Informationen einer Quelle werden aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgenommen und in ein Gesamtbild eingesetzt, wodurch sie selbst in einem neuen Kontext zu stehen kommen, aber auch das bisherige Bild verändern. Ein solches Gesamtbild wird dann in einer Darstellung erstellt. In den letzten Jahren ist die Debatte um die historischen Methoden wieder durch grundsätzliche geschichtstheoretische Auseinandersetzungen belebt worden, die allerdings – wie Christoph Markschies bedauernd feststellt – nur zum Teil in der Kirchengeschichtsschreibung beachtet worden sind. Sowohl durch die Infragestellung ihrer theoretischen Grundannahmen wie auch durch die starke Vermehrung von Quellen und durch die Methoden ihrer Bearbeitung ist die Kirchengeschichte stark verändert worden. Vor allem für das 20. Jahrhundert stehen so enorme Mengen von Quellen zur Verfügung, dass die Fülle die Bearbeitung mancher Themen schwierig macht. Außerdem ist der traditionelle Kanon von Methoden nicht zuletzt durch die Bedingungen der medialen Revolution stark verändert worden. Diese Entwicklungen zeigen sich auch in anderen historischen Wissenschaften und erweisen nochmals die enge Verbindung des Fachgebiets „Kirchengeschichte“ mit der so genannten Profangeschichte. Neben den traditionellen Methodenkanon sind neuere Methoden (z.B. die Berücksichtigung von Statistiken und von Interviews mit Zeitzeugen) und neuere Forschungszweige (z.B. Mentalitätsgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Frauen- und Geschlechtergeschichte oder Religionsgeographie) getreten. Diese Entwicklung hat zur Spezialisierung vieler Kirchenhistoriker geführt. Aus der Perspektive der Theologie ist Kirchengeschichte die „Geschichte des in der Welt fortwirkenden Christus“, der letztlich „Kirche wirkt“ (Kurt Dietrich Schmidt). Kirchengeschichte kann des Weiteren als „die Geschichte des Evangeliums und seiner Wirkungen in der Welt“ (Heinrich Bornkamm) verstanden werden. Sie kann auch als „Geschichte der Auslegung der Heiligen Schrift“, die das zutage fördert, „was zwischen uns und der Offenbarung Gottes in Jesus Christus steht“ (Gerhard Ebeling), aufgefasst werden. Bei dieser Definition besteht allerdings die Gefahr einer Verkürzung der Kirchengeschichte zu einer „Auslegungsgeschichte der Bibel“, was in der kirchengeschichtlichen Forschung zu lebhaften Diskussionen geführt hat. Der Kirchenhistoriker erhält einen klaren Beurteilungsmaßstab an die Hand: Der christliche Glaube in seiner institutionalisierten, lehrmäßigen
1. Kirchen- und Profangeschichte
und im „Alltag“ praktizierten und missionierenden Gestalt muss seine Geschichte vor dem Evangelium verantworten. Dieses steht allerdings nicht in einer unhistorischen Eindeutigkeit zur Verfügung, sondern hat eine eigene Deutungsgeschichte. Die Kirchengeschichte ist auf die anderen theologischen Disziplinen bezogen, so beispielsweise als „Auslegungsgeschichte der Bibel“ auf die exegetischen Wissenschaften, als Dogmen- und Theologiegeschichte auf die Systematische Theologie und als Frömmigkeits- und Missionsgeschichte auf die Praktische Theologie (8, 231). „Kirchengeschichte orientiert über Standards theologischer Arbeit und lädt dazu ein, sich an ihnen zu orientieren. Kirchengeschichte klärt über Grundstrukturen von Welt, Wissen und Leben auf und ist schon deswegen von eminent großer praktischer Relevanz“ (5, 74).
Verpflichtung gegenüber der Theologie
2. Kirchengeschichte als theologische Disziplin Die Kirchengeschichte befindet sich in einer Zwischenstellung zwischen der allgemeinen Geschichtswissenschaft und den theologischen Disziplinen. Der evangelische Theologe Karl Barth hat die Kirchengeschichte nicht als „selbständige theologische Disziplin“ gelten lassen, sondern lediglich als „unentbehrliche Hilfswissenschaft“ für die anderen theologischen Fächer (9, 3). Barth bestreitet aber keineswegs die wichtige Rolle der Kirchengeschichte für die theologische Arbeit, sondern er erkennt ihre Notwendigkeit ausdrücklich an. „Zu einer solchen Ansicht kann man kommen“, so schreibt Christoph Markschies (5, 80), „wenn man die grundsätzliche Bedeutung historischer Erkenntnis für das Verstehen der Gegenwart gering schätzt (was man von Barth sicher nicht behaupten kann). Wenn Theologie aus christlicher Perspektive gegenwärtiges Leben oder aktuelle gesellschaftliche Probleme deutet, dann kann sie nicht auf die in den Quellen der Vergangenheit niedergelegten historischen Erfahrungen anderer Glaubender und deren Antworten verzichten. Sie würde sonst ohne Not auf einen fast zweitausendjährigen Erfahrungsschatz theologischer Positionen und christlicher Lebensgestaltungen verzichten.“ Die Kirchengeschichte kann als Teildisziplin der jeweiligen konfessionellen wissenschaftlichen Theologie betrachtet werden. Es ändert sich aber nicht die allgemeine historische Methode, sondern es erweitert sich die Fragerichtung der Forschung. „Die Anwendung solchen historischen Wissens für die Fragen der Gegenwart geschieht in der Systematischen Theologie, wobei an vielen Stellen erkennbar wird, dass zwischen beiden Disziplinen nicht sauber getrennt werden kann: Die Frage, ob und wie Gott in der Geschichte handelt, ist natürlich eine klassische systematisch-theologische Frage, aber die Antwort auf diese Frage ist von großer Bedeutung für die alltägliche historiographische Arbeit des konfessionellen Kirchenhistorikers. So setzt eine reflektierte Nacherzählung der Geschichte des Christentums an vielen Stellen systematisch-theologische Überlegungen voraus; eine ganze Anzahl von Kirchenhistorikern aus Vergangenheit und Gegenwart haben daher ihre leitenden systematischen Annahmen auch öffentlich gemacht und zur Diskussion gestellt. Wenn man sich dazu klarmacht, dass die historische
Rahmenbedingungen
Konfession und Kirchengeschichte
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II. Gegenstand der Kirchengeschichte
Entwicklungslinien
Kritische Sicht
und philologische Analyse der Geschichte des Christentums in den beiden exegetischen Disziplinen des Alten und Neuen Testaments nach gemeinsamer Ansicht der Reformatoren eine Grundvoraussetzung für das sachgerechte Verstehen der biblischen Offenbarung, beispielsweise für Unterricht und Predigt, bildet, dann wird man die Kirchengeschichte nicht als eine Hilfswissenschaft, sondern als eine der theologischen Kerndisziplinen ansehen“ (5, 80). Die Bedeutung von historischen Fragestellungen hat im 20. Jahrhundert Veränderungen erfahren. „Nachdem zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele theologische Fragestellungen historisiert worden waren und seit den 20er Jahren an der allgemeinen Historisierung schroffe Kritik geübt worden war, die sich bis in die frühen 70er Jahre fortsetzte, nimmt seither der Einfluss historischer Wissenschaften wieder zu. So entdecken auch die Praktische Theologie und die Religionspädagogik wieder die Bedeutung historischer Fragestellungen und erforschen die Geschichte der Predigt oder des christlichen Unterrichts“ (5, 81). Die theologische Forschung hat ein Interesse daran, das in der Vergangenheit Gewordene zu hinterfragen. „Soll Kirchengeschichte nicht einfach als Beispielarsenal zur Stützung kirchlich institutioneller oder lieb gewordener theologischer Positionen dienen, muss sie geschichtliches Wissen transparent machen. Dabei muss sie auch Krisensituationen beleuchten, dunkle Stellen aufarbeiten, nach Lehrmeinungen und Traditionen fragen, welche eine Epoche bestimmt haben, und erklären, warum sich gerade diese und nicht eine andere, ebenso legitime Tradition oder Form christlicher Lebensgestaltung durchgesetzt hat (…) Kirchengeschichtliche Verlierer und geschlechterspezifische Defizite in der Geschichte kommen ebenso in den Blick. Und Kirchengeschichte zeigt konstruktiv Alternativmodelle zur heutigen Situation auf, etwa das Modell einer stärker episkopal verfassten Kirche, wie dies der Konziliarismus des Spätmittelalters oder die Katholische Aufklärung propagierten; sie deckt gleichsam den ,ganzen Tisch der Tradition‘ und will darüber mit den anderen theologischen Disziplinen ins Gespräch kommen“ (12, 88).
3. Geschichte der Kirchengeschichtsschreibung Biblische Anfänge Die Geschichte der Kirche als Gemeinschaft der Christen begann – historisch-kritisch betrachtet – in dem Moment, als die Jünger zu der Überzeugung gelangt waren, dass Jesus auferstanden sei, und dies mit solcher Hingabe verkündigten, dass sie eine große Zahl von Anhängern gewannen. Das erste Werk der Kirchengeschichtsschreibung entstand – zunächst noch unter der Erwartung des baldigen Kommens des Reiches Gottes – nur wenige Jahrzehnte danach: die Apostelgeschichte des Evangelisten Lukas. Zu dieser frühen schriftlichen Fixierung der Erfahrungen der jungen Gemeinde trug gewiss die Tatsache bei, dass die Mission des Apostels Paulus und der Kontakt zu den von ihm gegründeten Gemeinden durch Briefe das Christentum sogleich zu einer Kultur der Schriftlichkeit werden ließen. Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Richtungen der zunächst als jüdische Sekte
3. Geschichte der Kirchengeschichtsschreibung
wahrgenommenen Gruppierung verlangten bereits in biblischer Zeit Argumentation und Reflexion der ersten Theologen. Die Herausbildung des biblischen Kanons, bei der unter anderem die ältesten Schriften von später gebildeten Legenden geschieden wurden, war ein erster Akt kritischer Untersuchung von Texten. Antike Kirchengeschichtsschreibung entwickelte sich einerseits vor dem Hintergrund jüdischer und griechisch-römischer Literaturtraditionen, andererseits aber auch unter den spezifischen Bedingungen der jungen Gemeinden. Die Zeugnisse der ersten Jahrhunderte spiegeln die erlebten Anfeindungen und Verfolgungen der Christen durch den römischen Staat wider. Zur Erinnerung an die Männer und Frauen, die um ihres christlichen Glaubens willen verurteilt und hingerichtet wurden, entstanden bald nach Beginn der Verfolgungen als spezielle Gattung die Märtyrerakten (Justin, Polykarp, Perpetua, Scilitaner) und andere Berichte von den Verfolgungen. Dem Wesen des Christentums entsprechend entstanden schon in biblischer Zeit, aber auch danach nicht nur Texte zur Erinnerung an Geschehenes, sondern – da der christliche Geschichtshorizont von Beginn an mindestens so sehr in die Zukunft gerichtet war wie in die Vergangenheit – Deutungsmodelle, die für die irdische Geschichte ein Ziel und einen göttlichen Plan als Grundlage einschlossen. Bei den erzählenden Texten lassen sich demnach zwei Textgruppen unterscheiden: einerseits Kirchengeschichten im engeren Sinne, welche von den Ereignissen in der Gemeinde Christi berichten, andererseits Weltchroniken, welche die allgemeine Geschichte darstellen und aus christlicher Sicht deuten. Von Beginn an spiegelten die kirchengeschichtlichen Darstellungen das jeweilige Verständnis von Gemeinde und Kirche wider, das sich im Lauf der Jahrhunderte wandelte, aber auch bei zwei gleichzeitig schreibenden Autoren nicht dasselbe sein muss. Wie die anderen theologischen Werke der ersten Jahrhunderte waren auch die kirchengeschichtlichen von der Abgrenzung zum Judentum und der Abwehr der Vorwürfe aus der paganen (nichtchristlichen) Umwelt geprägt. Als das Christentum seine soziale Randstellung verließ und sich zunehmend auch vornehme und gebildete Römer und Griechen der Gemeinde anschlossen, bediente sich das Christentum auch deren literarischer Tradition (Dialoge, Biographien, Briefe) und entwickelte selbst neue Formen (Kirchengeschichten im engeren Sinn). Die christlichen Weltchroniken begannen mit der Schöpfung oder Christi Geburt und verbanden die Geschichte des Alten und des Neuen Testaments mit der Geschichte der klassischen Antike. Dies unternahmen z.B. Sextus Iulius Africanus (3. Jh.) und Hippolyt von Rom (um 300). Die christliche Prägung solcher Weltchroniken schlug sich außerdem in ihrer Gliederung nieder: Sie teilten die Geschichte in vier Weltalter ein nach Daniel (Dn 7) oder in sechs Weltzeitalter, die sie als Entsprechung zu den Schöpfungstagen und den Lebensaltern des Menschen verstanden. Vor diesem Hintergrund verfasste Eusebius von Caesarea (263–339/40) im Jahr 303 seine Weltchronik, die vor allem die verschiedenen Zeitrechnungen der antiken Welt einander gegenüberstellte. Gleichzeitig erschien seine
Märtyrerakten
Geschichtsverständnis
Kirchenverständnis
Gattungen
Eusebius von Caesarea
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II. Gegenstand der Kirchengeschichte
Augustinus und Orosius
Zeitrechnung
Kirchengeschichte, zunächst in sieben Büchern, für die er auch auf pagane Quellen wie Josephus Flavius (gest. kurz nach 100) und Philo von Alexandria (gest. um 50) zurückgriff. Das Werk beschreibt die apostolische und die nachapostolische Zeit, enthält Bischofslisten, die von Gemeinden zum Nachweis ihres Alters und der apostolischen Sukzession als Verbindung zum normativen Ursprung angelegt worden waren, ferner die Darstellung von Häresien und von wichtigen Kirchenschriftstellern. Nach der Verfolgung unter Kaiser Diokletian (303–311) und dem Toleranzedikt von Mailand (313) wurde es um die Beschreibung der letzten Verfolgungen und der Befreiung des Christentums unter Kaiser Konstantin (reg. 306–337) ergänzt. Eusebius selbst war sich der Neuheit dieses Unterfangens bewusst (Kirchengeschichte 1,1,3) und erhielt von der Nachwelt den Titel „Vater der Kirchengeschichtsschreibung“. Beide Werke entfalteten enorme Wirkung auf die christliche Geschichtsschreibung in Ost und West. Im griechischen Osten wurde seine Kirchengeschichte durch Sokrates (für den Zeitraum 305 bis 439), durch Sozomenos (für den Zeitraum 324 bis 422) und von Theodoret von Cyrus (für den Zeitraum 323 bis 428) fortgesetzt, Theodoret seinerseits von Evagrius Scholasticus (für den Zeitraum 431 bis 594). Im Westen wurde Eusebs Kirchengeschichte hundert Jahre nach ihrer Entstehung ins Lateinische übersetzt und um zwei Bücher (bis 395) durch Rufinus von Aquileia ergänzt. Die drei griechischen Fortsetzer Eusebs wurden im Auftrag Cassiodors (gest. um 580) ins Lateinische übertragen und verbreiteten sich unter dem Namen „Historia tripartita“. Eusebs Weltchronik dagegen wurde von Hieronymus (gest. 420) ins Lateinische übertragen und bearbeitet. Zu Hieronymus’ Lebenszeit entstanden auch zwei der wichtigsten antiken christlichen Weltchroniken: 413–426 „De civitate Dei“ (in 24 Büchern) von Augustinus und 417/18 „Historiae adversus paganos“ (in sieben Büchern) von Orosius. Die Christenverfolgungen waren im 5. Jahrhundert zwar bereits beendet, doch mussten sich die Christen gegen den Vorwurf verteidigen, das Christentum und die Vernachlässigung der alten Götter seien schuld an den Katastrophen des untergehenden Römischen Reiches, namentlich an der Eroberung Roms durch die Westgoten unter Alarich im Jahr 410. Augustinus und Orosius gingen zwar nicht von einer Naherwartung im Sinne des Neuen Testaments, aber doch von der Vorstellung aus, im letzten Zeitalter der Menschheit, am Ende der Zeiten zu leben. Diese Sichtweise prägte auch noch die Geschichtsschreibung des Mittelalters. Weitere bedeutende christliche Weltchroniken der Antike sind die von Sulpicius Severus (bis zum Jahr 400) und Prosper von Aquitanien (bis zum Jahr 455) sowie die des spanischen Bischofs und Gelehrten Isidor von Sevilla (bis zum Jahr 615). Noch im 4. Jahrhundert hatte Epiphanius von Salamis eine Liste der bis dahin aufgekommenen abweichenden Lehren zusammengestellt. Bischofslisten wurden aufgrund von Berechnungen mit Zeitangaben ergänzt. Ferner begann in Ost und West die Sammlung von Canones (kirchlichen Satzungen). In einer Ostertafel von 532 errechnete der skythische Mönch Dionysius Exiguus, dass Jesus von Nazareth im Jahr 754 nach der Gründung der Stadt Rom geboren sein musste. Er bezeichnete dieses Jahr als „1 n. Chr.“ und begründete so die christliche Ära. Diese Berechnung aufgreifend, begann der
3. Geschichte der Kirchengeschichtsschreibung
englische Theologe und Gelehrte Beda Venerabilis (gest. 735), die Jahre vor Christi Geburt mit „v. Chr.“ zu benennen. Als neue Gattung der Kirchengeschichtsschreibung entstanden vom 6. bis zum 8. Jahrhundert Geschichtswerke über einzelne zum Christentum übergetretene „Völker“: über die Westgoten (Isidor von Sevilla, gest. 636), die Franken (Gregor von Tours, gest. 594) und die Angelsachsen (Beda Venerabilis, gest. 734). Bereits in der Antike wurden, ausgehend von antiker Biographie und den Märtyrerakten der frühen Christen, Heiligenviten verfasst, die sich zunächst vor allem auf Einsiedler und Mönche bezogen: Sulpicius Severus schrieb über den hl. Martin, Eugippus über den hl. Severin, Venantius Fortunatus über die hl. Radegunde. Dabei erzählten besonders die Kirchenschriftsteller im Osten ausgesprochene Wundergeschichten, deren Quellenwert über die jeweils beschriebene Person geringer ist als über den Verfasser und die Entstehungszeit. Im byzantinischen Kulturraum blieb die Kirchengeschichtsschreibung mit der Staats- und Kaisergeschichte stets stärker verwoben, wie auch Kirche und Kaisertum enger miteinander verbunden waren als im Westen. Im Westen entwickelten sich Kirchen- und Profangeschichtsschreibung eine Zeitlang zusammen und nach der Trennung der beiden Disziplinen im Austausch miteinander, durch gegenseitige Anregung und über viele Phasen geprägt von denselben Tendenzen. Mittelalter Die verbreitetsten Gattungen mittelalterlicher Kirchengeschichtsschreibung waren Weltchroniken, Annalen und Viten. Bedeutende Weltchroniken verfassten Beda Venerabilis (Chronik von den sechs Weltaltern), Regino von Prüm (Chronica in zwei Büchern: Von Christi Geburt bis 741 und vom Tod Karl Martells 741 bis 906), Hermann der Lahme von Reichenau (Chronica, von Christi Geburt bis 1054), Berthold von Reichenau (Fortsetzung der Chronik Hermanns bis 1080), Bernold von St. Blasien (Chronik, von der Schöpfung bis 1100), Sigebert von Gembloux (Chronographia sive Chronica, von 381 bis 1111, mit annalistischer Gliederung), Frutolf von Michelsberg (Chronika, von der Erschaffung der Welt bis 1106) und Ekkehard von Aura (Fortsetzung Frutolfs bis 1125). Hugo von Fleury nannte sein 1110 entstandenes Werk zwar Kirchengeschichte, schrieb aber in Wirklichkeit auch Welt- und Heilsgeschichte. Daneben gab es noch die Chronik Gottfrieds von Viterbo (gest. nach 1186), die „Historia ecclesiastica“ des Ordericus Vitalis (in 13 Büchern von 1141), die gleichsam tabellarisch angelegte Papst- und Kaiserchronik von Martin von Troppau (gest. 1278) und die Chronik des Andreas von Regensburg (Chronica pontificum et imperatorum Romanorum nach dem Vorbild Martins von Troppau, bis 1422). Am bedeutendsten ragt jedoch die auf Augustinus’ „De civitate Dei“ und Orosius fußende „Historia de duabus civitatibus“ des Zisterzienserabts und Bischofs Otto von Freising in acht Büchern (entstanden 1143–1146). Die Weltgeschichte deutet er theologisch als dauernden Kampf zwischen dem Glauben und der Welt des Unglaubens, wobei die irdische Welt des Unglaubens aber auf ihr vollkommenes Urbild, die Welt des Glaubens, verweist. Diese Weltgeschichte ist nach den vier Reichen des Danielbuches ge-
Nationale Kirchengeschichte
Biographie
Chroniken
17
18
II. Gegenstand der Kirchengeschichte
Annalen
Biographie
Deutende Geschichtsdarstellungen
gliedert. Die Tradition der Weltchroniken wurde später wieder von den Bettelorden aufgegriffen. Den Beginn der Bistums- und Klostergeschichtsschreibung bilden die Annalen, kurze Einträge über die für Klöster oder Bistümer wichtigsten Ereignisse eines Jahres. Diese Gattung wurde zur Geschichtsschreibung weiterentwickelt. Bedeutende Vertreter sind Flodoard von Reims (gest. um 966), Thietmar von Merseburg (gest. 1018) und Adam von Bremen (gest. nach 1081). Über die Bischöfe von Metz schrieb Paulus Diaconus (gest. 799), über die Geschichte seines Klosters Ekkehard IV. von St. Gallen (gest. 1060). Aus der antiken Vita und den christlichen Märtyrerakten entwickelte sich eine reiche Gattung von Lebensbeschreibungen von Heiligen und herausragenden Kirchenmännern. Zu den frühen Beispielen gehören z.B. die Wundergeschichten Papst Gregors I. von Gregor von Tours (gest. 549), die Lebensbeschreibung der hll. Emmeram und Korbinian von Arbeo von Freising (gest. 782/83), das Leben des hl. Willibrod von Alkuin (gest. 804) und die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine (gest. 1298). Eine Geschichte der Päpste, die mit den Aposteln beginnt, verfasste Johannes von Salisbury, Bischof von Chartres (gest. 1180). Aber auch einzelne Lebensbeschreibungen von Bischöfen wurden verfasst, so diejenige Brunos von Köln von Ruotger (um 968) oder die des Benno von Osnabrück von Norbert von Iburg (um 1100), das Leben des Anselm von Canterbury von Eadmer (um 1109) und das Leben Engelberts von Köln von Caesarius von Heisterbach (gest. 1240). Die Intention dieser Werke lag jedoch mindestens so sehr in der Vorbildwirkung, der Erbauung und Verwendung in der Predigt wie in der Geschichtsschreibung. Für die meisten der bisher erwähnten Werke und Gattungen gilt, dass ihr Aussagewert umso höher ist, je näher die beschriebenen Zeitabschnitte der Lebenszeit der Verfasser sind, während Informationen über länger zurückliegende Ereignisse oft eher unkritisch älteren Vorlagen entnommen wurden. Nach dem Investiturstreit und dem Wormser Konkordat 1122 rückte in der Kirchengeschichtsschreibung die theologische Deutung der Geschichte stärker in den Mittelpunkt: Rupert von Deutz (gest. 1129) verfasste Kirchengeschichte unter den Leitworten Schöpfung, Erlösung und Heiligung des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Sein Werk wurde fortgesetzt von Gerhoh von Reichersperg (1092/93–1169). Anselm von Havelberg (gest. 1158) verfasste eine in sieben Abschnitte gegliederte Kirchengeschichte. Der Zisterzienserabt Joachim von Fiore aus Kalabrien (gest. 1202) teilte die Kirchengeschichte in seinem Kommentar zur Offenbarung des Johannes in drei Zeitalter: Gott Vater / Altes Testament, Gott Sohn / Neues Testament, Heiliger Geist / Herrschaft der Liebe. Sein Werk ist geprägt von der Erwartung der nahen Endzeit, in welcher die unvollkommene gegenwärtige Kirche durch die Geistkirche abgelöst würde. Diese Auffassung beeinflusste besonders Ubertino de Casale, Johannes Olivi und Salimbene von Parma. Ausgehend von der Johannesoffenbarung und unter dem Einfluss Joachims entwickelte sich die Erwartung eines tausendjährigen Reiches zwischen dem Ende der jetzigen Welt und dem Jüngsten Gericht mit der Auferstehung der Toten (Chiliasmus). Der große franziskanische Gelehrte Bonaventura (1217–1274) und Nikolaus von Kues (1401–1464) sahen den Zweck der Kirchengeschichtsschreibung in erster Linie in der Verkündung des Kommenden.
3. Geschichte der Kirchengeschichtsschreibung
Die Auseinandersetzungen in der Kirche des Spätmittelalters wurden erstmals wieder in Form zeitgenössischer Kirchengeschichtsschreibung im engeren Sinne dargestellt: über die sogenannte Babylonische Gefangenschaft der Päpste in Avignon schrieb Alvaro Pelayo „De planctu ecclesiae“ (1332), über die Ketzerprozesse gegen König Ludwig den Bayern schrieben mehrere franziskanische Schriftsteller, über den Konziliarismus Johannes von Segovia (gest. 1458). Marsilius von Padua (gest. 1342/43), John Wyclif (gest. 1384) und Jan Hus (gest. 1415) brachten auch kritische Äußerungen hervor. Renaissance, Reformation, Katholische Reform Das humanistische Interesse an antiken Texten und die Möglichkeiten des Buchdrucks wirkten sich auch auf die Kirchengeschichtsschreibung aus. Insbesondere wurden wichtige Werke erstmals veröffentlicht und dafür bald auch die jeweils besten Textgrundlagen gesucht. Kritische Prüfung vorhandener Schriften lag auch der Entlarvung der Konstantinischen Schenkung durch Lorenzo Valla zugrunde. Der Buchdruck führte ab 1450 zu einer besseren Zugänglichkeit von Quellen, vor allem der frühen. Deren Editionen gewannen in den konfessionellen Kämpfen der Reformationszeit an hoher Bedeutung, als die Kirchengeschichtsschreibung zur Begründung der eigenen Position dienen musste. Auf diesem Gebiet stellt die Historia Ecclesiastica des Matthias Flacius (gest. 1575), des Johannes Wigand (gest. 1587) und weiterer Mitarbeiter unter mehreren Gesichtspunkten einen Meilenstein der deutschen Kirchengeschichtsschreibung dar. Da das Werk in Magdeburg entstand und nach Jahrhunderten in acht Bücher antiker Zählung gegliedert war, nannte man es bald „Magdeburger Zenturien“. Gedruckt wurde es in Basel 1559 bis 1574. Bemerkenswert ist es aufgrund seiner Quellenbelege sowie als Gemeinschaftswerk mehrerer lutherischer Theologen, wenngleich seine Parteinahme bisweilen den klaren Blick verstellte. Von katholischer Seite wurden ihm mehrere Versuche entgegengesetzt: Konrad Braun: Admonitio catholica (Dillingen 1565); Wilhelm Eysengrein: Catalogus testium veritatis (Dillingen 1565); Marguerin de la Bigne: Bibliotheca (Paris 1575– 1579). Lediglich die „Annales ecclesiastici“ in zwölf Büchern von Caesar Baronius (gest. 1607), die bis zum Jahr 1198 reichen, bewegten sich auf dem Argumentationsniveau der Magdeburger Zenturien. Die „Annales ecclesiastici“ wurden von mehreren Nachfolgern fortgeführt, am besten von Oldoricus Raynaldus mit den Bänden 13–21 (erschienen 1646–77), die bis 1564 reichen. Die theologische Auseinandersetzung zweier Konfessionen schärfte nicht nur auf beiden Seiten den Kirchenbegriff, sondern auch die Methoden kirchenhistorischen Arbeitens. So wurde im 17. Jahrhundert die historisch-kritische Methode auch in der Kirchengeschichtsschreibung eingeführt. Dies setzte große Editionsunternehmen in Gang. Auf katholischer Seite entstanden zwei Schulen, die die Durchsetzung der historisch-kritischen Geschichtsbetrachtung förderten: Die Bollandisten, eine Gruppe von Jesuiten, benannt nach dem Begründer ihres Instituts Jean Bolland (gest. 1665), sammelten Heiligenviten, die sie, bereinigt von Wundergeschichten und nicht historischen Ausschmückungen, in den Acta Sanctorum, sortiert nach den Heiligenfesten, ab 1643 herausgaben (bis jetzt in 68 Bänden). Die Mauriner – benannt nach einem Schüler des hl. Benedikt –
Zeitgenössische Themen
Auswirkungen des Buchdrucks
Entwicklung der Methoden
Quelleneditionen der katholischen Theologie
19
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II. Gegenstand der Kirchengeschichte
Kirchengeschichte als evangelisches Lehrfach
Beginn des 19. Jahrhunderts
waren eine benediktinische Einrichtung, die 1618 gegründet worden war und sich der Herausgabe der griechischen Kirchenväter widmete. Aus den Reihen der Mauriner stammten Dionysius Petavius (gest. 1652), der die wissenschaftliche Chronologie begründete und Jean Mabillon (gest. 1707), der mit seinem Hauptwerk „De re diplomatica libri IV“ die moderne Urkundenlehre begründete. Seit dem 17. Jahrhundert entstanden auch nationale Quellensammlungen und -editionen. Die einzelnen Orden wandten sich ebenfalls verstärkt ihrer eigenen Geschichte zu. Als Gesamtdarstellung sind die „Selecta historiae ecclesiasticae capita“ des Dominikaners Alexander Natalis in 23 Bänden (erschienen in Paris 1676–1686) zu nennen, die noch als Heilsgeschichte abgefasst sind. Besonders quellenkritisch arbeitete Louis Sébastien Le Nain de Tillemont (gest. 1698), dessen Geschichte der Alten Kirche bis 513 reicht. Vom Gallikanismus geprägt ist die „Histoire Ecclesiastique“ Claude Fleurys (gest. 1723) die in 20 Bänden die Kirchengeschichte bis zum Konzil von Konstanz enthält und von Jean-Claude Fabre und Alexandre La Croix bis 1765 fortgesetzt wurde. An den evangelischen deutschen Hochschulen wurde die Kirchengeschichte von der Profangeschichte getrennt und als eigenes Lehrfach eingeführt, zuerst 1650 in Helmstedt. Dies führte zur Herausgabe zahlreicher Lehrbücher für das Studium, die noch immer von konfessionellen Auseinandersetzungen geprägt waren. Dies gilt auch für die pietistisch geprägte „Unparteiische Kirchen- und Ketzerhistorie“ von Gottfried Arnold, die in vier Bänden 1699/1700 in Frankfurt am Main erschien. Mit Johann Lorenz Mosheim (gest. 1755) begann auf evangelischer Seite die moderne wissenschaftliche Kirchengeschichtsschreibung mit den „Institutionum historiae ecclesiasticae antiquae et recentioris libri IV“, die 1727 in Jena erschienen. Seine Darstellung war allerdings noch nach dem Magdeburger Vorbild nach Jahrhunderten gegliedert. Dies änderte sich bei seinem Schüler Matthias Schroeckh (1733–1808), der mit seiner „Christlichen Kirchengeschichte“ in 35 Bänden (Leipzig 1768–1803) der Aufklärung verpflichtet war und mit seinem Schaffen als Vorbild sowohl in Deutschland als auch in Österreich weiterwirkte. Auch auf evangelischer Seite wurden Quellen gesammelt und ediert, doch zeichnete sich hierbei schon allmählich der Interessenschwerpunkt Reformation ab: Zu den bedeutenderen Werken gehört Johann Georg Walchs Lutherausgabe in 24 Bänden (Halle 1740–1753) sowie dessen fünfbändige Sammlung der Religionsstreitigkeiten in und außerhalb der Lutherischen Kirche (Jena 1730–1739). Neueste Zeit Der Aufklärung folgte als Gegenbewegung im frühen 19. Jahrhundert die Romantik als Grundlage der Geschichtsdeutung. Das Christentum früherer Jahrhunderte wurde dabei gleichsam verklärt. Ein bedeutender katholischer Vertreter dieser Richtung war Friedrich Leopold Graf zu Stolberg, der in 15 Bänden die „Geschichte der Religion Jesu Christi“ verfasste, welche um 1806 bis 1818 erschien. Evangelische ausführliche Darstellungen des frühen 19. Jahrhunderts waren die von Johann Karl Ludwig Gieseler (Lehrbuch der Kirchengeschichte 5 Bde. 1824–1857) und die von Johann August Wilhelm Neander („Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche“ in
3. Geschichte der Kirchengeschichtsschreibung
sechs Bänden, Hamburg 1825–1862). Karl August von Hase veröffentlichte 1834 in Leipzig seine „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begannen nach dem Vorbild der Profangeschichte wie z.B. der Monumenta Germaniae Historica (seit 1819), die auch kirchengeschichtlich relevante Quellen enthalten, große Editionswerke: das „Corpus reformatorum“ auf evangelischer Seite, von Karl Gottlieb Brettschneider 1834 ins Leben gerufen, sowie die Neuauflagen der Editionen der griechischen und lateinischen Kirchenväter von Jaques Paul Migne ab 1857, die zwar eine sehr unterschiedliche Qualität aufweisen, aber die Werke immerhin leichter zugänglich machten. Ebenfalls herausgegeben wurden die Texte der Kirchenväter in der Reihe „Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum“ (CSEL) ab 1866 in Wien und „Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte“ in Berlin ab 1897. In der katholischen Kirche setzte sich die historisch-kritische Methode nicht vollständig durch, die Werke der bedeutenden Kirchenhistoriker Johann Adam Möhler (gest. 1838), Carl Joseph Hefele (Conciliengeschichte, 7 Bde. 1855–1874, fortgesetzt von Joseph Hergenröther, dann insgesamt 9 Bde., bis 1890) und Ignaz Döllinger (wegen Ablehnung der Unfehlbarkeit exkommuniziert, aber von enormer Nachwirkung in der deutschen Kirchengeschichtsschreibung, gest. 1890) waren eher apologetisch angelegt. Dies gilt besonders für Ludwig von Pastors „Geschichte der Päpste“ (16 in 22 Bdn., Freiburg 1886–1933), die gleichsam auf die historisch-kritische Darstellung des Profanhistorikers Leopold von Ranke („Die römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert. 3 Bde. Berlin 1834) antwortete, an das wissenschaftliche Niveau Rankes freilich nicht heranreichte. Fortgesetzt wurde Pastors Papstgeschichte von seinem Mitarbeiter Joseph Schmidlin (Papstgeschichte der neuesten Zeit, 4 Bde., München 1933–1939). Bekräftigt durch Bedingungen und Bestimmungen des I. Vatikanischen Konzils blieb die katholische Kirchengeschichte noch bis um 1900 bei dieser Ausrichtung und war eine „Hilfswissenschaft“ der Dogmatik (256, 265). Eine historisch-kritische Selbstbetrachtung wurde auch von den massiven Angriffen Bismarcks gegen den deutschen Katholizismus nicht gefördert. Als um 1900 Darstellungen mit historisch-kritischem Ansatz in der katholischen Kirche indiziert wurden, verlegten sich viele Kirchenhistoriker auf die Editionsarbeit und ließen die Quellen für sich selbst sprechen. Damals entstand unter anderem die Reihe Concilium Tridentinum mit den Quellen zum Konzil von Trient (256, 266). Historisch-kritisch arbeiteten unter den katholischen Kirchenhistorikern zuerst Franz Xaver Funk (gest. 1907) mit seinem „Lehrbuch der Kirchengeschichte“ (Paderborn 1886) und Sebastian Merkle (gest. 1945). In den von Karl Bihlmeyer, Hermann Tüchle und Karl Suso Frank bearbeiteten Nachauflagen wurde es zum wichtigen Standardwerk für das katholische Theologiestudium. Zu diesem Aufbruch hatte gewiss auch 1880 die Öffnung der Vatikanischen Archive durch Papst Leo XIII. beigetragen, die die Gründung zahlreicher nationaler Geschichtsinstitute in Rom auslöste. Zu den bedeutenden evangelischen Werken der zweiten Jahrhunderthälfte gehörten Ferdinand Christian Baurs „Geschichte der christlichen Kirche“
Quelleneditionen
Standardwerke des 19. Jahrhunderts
Historisch-kritische Betrachtungen der katholischen Theologie
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22
II. Gegenstand der Kirchengeschichte
Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Ökumenische Kirchengeschichte
Zeitschriften
(5 Bde. Tübingen 1853–1863), Albert Haucks „Kirchengeschichte Deutschlands im Mittelalter“ (5 Bde. Berlin – Leipzig 1887–1920) sowie das unvollendete „Lehrbuch der Kirchengeschichte“ von Ernst Wilhelm Möller (2 von 3 Bdn. 1889–1891). Im 20. Jahrhundert konzentrierte sich das evangelische kirchengeschichtliche Interesse noch mehr auf die Reformation, dazu wurden von Hans Lietzmann mit der „Geschichte der alten Kirche“ (4 Bde. Berlin – Leipzig 1932–1944) auch die Anfänge in den Blick genommen, die auf katholischer Seite Louis Marie Oliver Duchesne mit der „Histoire ancienne de l’Eglise“ (3 Bde. Paris 1906–1910) beleuchtete. Wie auf katholischer Seite das weiterbearbeitete Werk von Funk wurde für evangelische Theologen Karl Heussis „Kompendium der Kirchengeschichte“ (Tübingen 1908) zum Standardwerk des kirchengeschichtlichen Studiums. Die aufkommende Dialektische Theologie Karl Barths sah in der Kirchengeschichte allerdings nur eine Hilfswissenschaft, was sich in der Theologie jedoch nicht durchsetzte. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg boten noch Albert Joseph Maria Ehrhard und Wilhelm Neuß mit „Die katholische Kirche im Wandel der Zeiten und Völker“ (4 Bde. Bonn 1959) eine Gesamtdarstellung. Auch der katholische Theologe Franz Xaver Seppelt (Geschichte des Papsttums, 6 Bde., Leipzig – München 1931–1956) und der evangelische Pfarrersohn und Profanhistoriker Johannes Haller (Das Papsttum. Idee und Wirklichkeit, 3 in 5 Bdn., Stuttgart 1934–1945, unvollendet) griffen klassische Themen auf. Umfassende Gesamtdarstellungen wie Hubert Jedins „Handbuch der Kirchengeschichte“ (7 Bde. Freiburg 1962–1979) und zuletzt die mehrsprachige, von Frankreich ausgehende und in internationaler Zusammenarbeit entstandene „Geschichte des Christentums“ (14 Bde., deutsch Freiburg 1992– 2004) wurden jedoch seltener. Von einer Hand scheinen Gesamtdarstellungen nicht mehr möglich, erst recht, wenn sie den Blick über Europa hinaus wenden. Die Kirchengeschichte wurde einerseits mehr durch internationalen und interkonfessionellen Austausch geprägt, andererseits wandte sie sich noch mehr als früher speziellen und regionalen Themen zu. Die Fülle der seit dem 20. Jahrhundert berücksichtigten Aspekte spiegelt sich z.B. in der primär thematisch statt chronologisch angelegten „Einführung in die Geschichte des Christentums“, hrsg. von den katholischen Theologen Franz Xaver Bischof, Thomas Bremer, Giancarlo Collet und Alfons Fürst (Darmstadt 2012). Profanhistorische Fragestellungen wirkten auch in der Kirchengeschichte, in die etwa Sozial- und Kulturgeschichte Einzug hielten. Eine Besonderheit in der Reihe der Teil- und Gesamtdarstellungen dieser Art stellt die „Ökumenische Kirchengeschichte“ dar. Dieses Werk betrachtet Ereignisse und Strukturen wie die klassischen Darstellungen. Neu ist aber, dass Streitfragen aus der Sichtweise beider Konfessionen in einem Werk dargestellt und nicht geglättet oder ausgeklammert werden. Die „Ökumenische Kirchengeschichte“ wurde erstmals 1970 bis 1974 von Bernd Moeller und Raymund Kottje in Mainz, eine überarbeitete Neuauflage in Darmstadt 2006 bis 2008 von Bernd Moeller/Raymund Kottje/Thomas Kaufmann/Hubert Wolf in drei Bänden herausgegeben. Neben mehrbändigen Werken und Monographien etablierten sich kirchengeschichtliche Fachzeitschriften, in denen kleinere Untersuchungen auch zu speziellen Themen erscheinen. Die bedeutendsten noch existieren-
3. Geschichte der Kirchengeschichtsschreibung
den sind auf evangelischer Seite die 1876 gegründete „Zeitschrift für Kirchengeschichte“ (Stuttgart), auf katholischer Seite das „Historische Jahrbuch“ (der Görres-Gesellschaft, seit 1880), die „Römische Quartalsschrift für christliche Archäologie und Kirchengeschichte“ (seit 1887), die „Revue d’histoire ecclésiastique“ in Löwen (seit 1900, bedeutend vor allem wegen ihrer Bibliographie). Bald nach diesen Periodika entstanden die „Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte“ (Fribourg, seit 1907, seit 2004 „Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte“) und die „Revue d’histoire de l’Eglise de France“ (Paris, seit 1910). Wie die genannten Zeitschriften bieten auch die folgenden Periodika zur regionalen Kirchengeschichte nur eine kleine Auswahl: „Freiburger Diözesanarchiv“ (seit 1865), „Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte“ (seit 1850), „Zeitschrift für Bayerische Kirchengeschichte“ (seit 1926), „Zeitschrift der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte“ (seit 1896). 1949 wurde das „Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte“ gegründet, das sich mit der Geschichte der Bistümer Fulda, Limburg, Trier, Mainz und Speyer befasst. Die gleichnamige Gesellschaft gibt in der Reihe „Quellen und Abhandlungen zur Mittelrheinischen Kirchengeschichte“ auch Einzeluntersuchungen heraus. Die Spannung, der die Kirchengeschichte als theologische Disziplin und als historisch-kritische Wissenschaft ausgesetzt ist, ist bis heute nicht gelöst.
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III. Periodisierung 1. Prinzipien der Gliederung
Periode und Epoche
Das Fach Kirchengeschichte gliedert sich chronologisch in vier Bereiche, die gewöhnlich nach den großen historischen Epochen oder Perioden bezeichnet werden: (1) Kirchengeschichte der christlichen Antike oder der Alten Kirche; (2) Kirchengeschichte des europäischen Mittelalters; (3) Kirchengeschichte der Reformation und der frühen Neuzeit; (4) Kirchengeschichte der Neuesten Zeit und kirchliche Zeitgeschichte. Die Teilbereiche des Fachs umfassen unterschiedlich lange Zeiträume. Jene haben in den letzten Jahrzehnten unterschiedliche Forschungsschwerpunkte hervorgebracht. Zwischen Periode und Epoche wird unterschieden: Unter Periode versteht man den Verlauf einer Zeitspanne, die einen Anfang und ein Ende besitzt; unter Epoche ist ein „Haltepunkt in der Zeit“ zu verstehen, beispielsweise ein Zeitabschnitt innerhalb eines Jahres. „Periode verhält sich also zu Epoche wie Zeitraum zu Zeitpunkt, bestenfalls Zeitabschnitt. Epochen eröffnen, strukturieren und beenden in der Regel eine Periode“ (20, 77). Periodisierungen der Geschichte sind möglichst allgemein gehalten. Die chronologische Einteilung der Geschichte in die großen Zeiträume Altertum, Mittelalter und Neuzeit geht auf die Humanisten des 15. und 16. Jahrhunderts zurück. Im späten 17. Jahrhundert wurde diese chronologische Unterteilung von den Lehrbüchern der Weltgeschichte übernommen; in der Kirchengeschichte wurde sie erst seit dem frühen 19. Jahrhundert üblich. Doch wurden seitens der kirchengeschichtlichen Forschung verschiedene Periodisierungsvorschläge unter problemorientierten Gesichtspunkten gemacht. Bei jedem Versuch der Periodisierung ergibt sich allerdings das Problem der exakten Abgrenzung der jeweiligen Perioden. Dabei ist bei diesem Schema zu fragen: Wann beginnt das Mittelalter, wann die Neuzeit? Auch bei Unterscheidungen in mehrteiligen Konzepten ergeben sich ähnliche Fragen: Wann hört die Spätantike auf, und wann beginnt das Frühmittelalter? Heute bestehen kaum mehr Unterschiede zwischen der allgemeinen Geschichtswissenschaft und der Kirchengeschichte bei Antworten auf diese schwierigen Fragen. In ihrem Buch „Übersichten zur Kirchengeschichte“ schlagen die evangelischen Kirchenhistoriker Manfred Sitzmann und Christian Weber die folgende Periodisierung vor (250, [9]):
1. Prinzipien der Gliederung Anfangsjahr (etwa)
Abschnitt
Großabschnitt
50
Alte Kirche vor Konstantin
300
Alte Kirche seit Konstantin
450
Frühmittelalter
900
Hochmittelalter
1300
Spätmittelalter
1500
Reformation
1550
Konfessionelles Zeitalter
1650
Pietismus und Aufklärung
1800
19. Jahrhundert
1900
20. Jahrhundert
Alte Kirche
Mittelalter
Reformationszeit
Neuzeit Neueste Zeit
2. Vorschläge zur Grenzziehung Die Grenzen der drei Zeiträume sind fließend. So stellt sich die Frage, wie der Zeitraum von 1500 bis 2013, den wir heute als „Frühe Neuzeit“, „Neuzeit“, „Neueste Zeit“ bzw. „Zeitgeschichte“ beschreiben, in späterer Zeit bezeichnet wird. Obgleich vielfach diskutiert, wird die Gliederung in „Altertum“, „Mittelalter“, „Neuzeit“ und „Neueste Zeit“ bzw. „Zeitgeschichte“ auch in der Kirchengeschichtsschreibung zugrunde gelegt. Periodisierungen der Geschichte sollten möglichst allgemein gehalten sein. Grenze zwischen Antike und Mittelalter Zeit, Ereignis
Begründung der Wahl
313 Toleranzedikt zu Mailand
Ende der Christenverfolgungen im Römischen Reich; Wandel der Gemeinde
380 Christentum Staatsreligion
Grundlegend neue Rolle des Christentums im größten Reich der Antike
476 Abdankung des Romulus Augustulus
Ende der weströmischen Reichshälfte, Kirche unter dem Einfluss germanischer Fürsten
496 Taufe Chlodwigs durch Remigius
Beginn der Durchsetzung des Katholizismus bei den germanischen „Völkern“
529 Gründung des Klosters Monte Cassino und Schließung der Akademie in Athen (die von Platon, d.h. in vorchristlicher Zeit, gegründet worden war)
Ursprung des Kloster- und Ordenswesens in mittelalterlicher Ausprägung und symbolische Beendigung der heidnischen antiken Schultradition
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III. Periodisierung Grenze zwischen Antike und Mittelalter Zeit, Ereignis
Begründung der Wahl
590 Gregor d. Gr. wird Bischof von Rom
Entscheidende Schritte zur Vormachtstellung des Papsttums in der westlichen Kirche
622 Hedschra Mohammeds; Beginn der islamischen Zeitrechnung
Entstehung des Islam als bedeutendste konkurrierende Missionsreligion zum Christentum
641 Eroberung Ägyptens durch islamische Truppen
Ende der christlichen Einheit des Mittelmeerraums
800 Erneuerung der weströmischen Kaiserwürde durch Karl d. Gr.
Manifestation des fränkischen Königtums als Schutzmacht der Päpste
Grenze zwischen Mittelalter und Neuzeit Zeit, Ereignis
Begründung der Wahl
1453 Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen
Verlust des Zentrums der Ostkirche, Auswanderung griechischer Gelehrter nach Westen, Horizonterweiterung der westlichen Theologie
1492 Entdeckung Amerikas
Beginn einer weltweiten Missionsoffensive der christlichen Kirchen
1517 Veröffentlichung der Thesen Luthers
Ende der Einheit der westlichen Kirche
IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte Die grundlegenden inneren und äußeren Bedingungen, unter denen Kirche und Gemeinde existierten, wandelten sich seit ihren ersten Anfängen ständig, manchmal in der Weise, dass man ein Ereignis oder nur eine kurze Spanne tatsächlich als „Wendepunkt“ benennen kann, manchmal allmählich und zunächst unmerklich.
1. Antike Entstehung und erste Entwicklungen Die christliche Lehre hat ihren Ursprung in dem jüdischen Wanderprediger Jesus, der in seinen Reden die jüdische Bibel neu auslegte, dessen Erfüllung durch das Kommen des Reiches Gottes er nahe wähnte. Seine Anhänger verstanden sich daher anfangs als jüdische Gruppe und wurden auch von außen zunächst so wahrgenommen. Allein die Auseinandersetzungen mit jüdischen Schriftgelehrten beruhten ja auf dieser Grundannahme und wären andernfalls obsolet gewesen. Diese Auseinandersetzung Jesu mit zeitgenössischen jüdischen Gruppen, vor allem mit den Sadduzäern, spitzte sich so zu, dass er von ihnen bei der römischen Staatsmacht angezeigt und von dieser zum Tod durch Kreuzigung verurteilt wurde. Nach Jesu Tod kamen seine zunächst verzweifelten Anhänger zu der Überzeugung, dass er auferstanden sei, und verkündigten dies in offensichtlich sehr wirkungsvollen Reden nicht nur unter aramäisch sprechenden Juden, sondern auch unter griechisch sprechenden, also hellenistischen, Juden. Die Frage nach dem Verhältnis zwischen aramäischen und griechischen Juden führte zum ersten großen Streit des im Entstehen begriffenen Christentums. Er fand bereits vor den großen Konflikten mit der römischen Umwelt statt, wird schon in der Apostelgeschichte beschrieben und führte zur Steinigung des Diakons Stephanus. Noch in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts erreichte die christliche Predigt auch andere, nichtjüdische Männer und Frauen im romanisierten Völkergemisch des Vorderen Orients und östlichen Mittelmeerraumes. Daher gesellten sich zu den Christen, die anfangs nur aus geborenen Juden bestanden hatten, bald auch Männer und Frauen anderer religiöser Ursprünge. Nicht weniger heftig wurde bald um das Verhältnis zwischen Christentum und Judentum gestritten, also um das Verhältnis der Gemeinde insgesamt zu der Religion, aus der sie ihren Ursprung gezogen hatte. Dies spiegelt sich in den antijüdischen Passagen der Paulusbriefe wider, die an die Ablösung heranwachsender Kinder von ihren Eltern erinnern. Letztendlich wurde der Streit nach einigen Jahrzehnten durch die Entwicklung der Gemeinde, die durch Mission weit über Palästina hinaus wuchs und in der Christen jüdischen Ursprungs zu einer zahlenmäßig immer unbedeutenderen Minderheit wurden, überholt. Auch eine andere für die Theologiegeschichte elementare Veränderung
Ursprung
Nichtjuden und Christentum
Parusieverzögerung
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Veränderungen der Gemeindezusammensetzung
Städtisches Christentum
Konflikt mit der römischen Staatsmacht
vollzog sich innerhalb der christlichen Gemeinschaft: Die Predigt Jesu von Nazareth war geprägt von der Naherwartung, dem baldigen Kommen (Parusie) des Reiches Gottes und damit dem Ende der jetzigen Welt innerhalb einer Frist, in der viele der Zeitgenossen noch leben würden. Auch in den Paulusbriefen, den ältesten Zeugnissen des Neuen Testaments, ist diese Erwartung noch erkennbar. Das jüngste Buch des christlichen Kanons, die Offenbarung des Johannes, befasst sich ganz mit der Endzeiterwartung der Christen und der Hoffnung auf Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. So war auch die Organisation der ersten Gemeinden noch auf diese Vorstellung hin ausgerichtet. Als sich erwies, dass sich die Christen doch auf eine längere Existenz ihrer Gemeinschaft unter irdischen Bedingungen einrichten müsse (Parusieverzögerung), wurden die Lehren vom Reich Gottes zwar nicht aufgegeben, an ihre Seite traten aber zunehmend Themen und Strukturen, die dieser Einsicht Rechnung trugen. Diese Veränderungen wurden auch durch die sich wandelnde Zusammensetzung der Gemeinde befördert, denn nicht nur die religiösen und kulturellen Hintergründe der neu gewonnenen Mitglieder wurden vielfältiger, sondern auch die sozialen Schichten, aus denen die Anhänger der christlichen Lehre kamen. Diese fand nun nämlich auch in der gebildeten Oberschicht des Römischen Reiches Anhänger, auf deren Fragen sie offenbar bisweilen intellektuell befriedigendere Antworten fand als die verbreiteten Philosophien, zumal mehr als die alten Religionen und die Mysterienkulte der Zeit. Umgekehrt wurden durch das dadurch steigende soziale Image der Gemeinschaft und ihre zunehmend konventionelle innere Struktur, zu der z.B. die Zurückdrängung der Frauen aus Ämtern gehörte, mehr und andere Menschen angezogen als umgekehrt. So verliefen allein diese drei beschriebenen Entwicklungen gleichzeitig und in gegenseitiger Wechselwirkung (Interdependenz). Ausbreitung und Verfolgung im römischen Staat Während Jesus von Nazareth als Wanderprediger vor allem im ländlichen Galiläa wirksam gewesen war, entwickelte sich die junge Gemeinde, beeinflusst durch die Tradition der jüdischen Diaspora und die „einheitliche Städtekultur“ (4, 43) im Römischen Reich, bald zu einer vor allem in Städten verbreiteten Gemeinschaft. So wurde der Begriff „pagan“, der eigentlich „ländlich, dörflich“ bedeutet, zur Bezeichnung für die nichtchristliche Welt. Die Verbreitung der Christen vollzog sich in einem Staatswesen, in dem Staat und traditionelle Religion, politische Ämter und Kult eng miteinander verwoben waren. Der Staatsreligion, die zwar kaum noch innere Substanz besaß, aber in ihren gemeinsam ausgeübten äußeren Formen die staatliche Einheit garantierte, durfte sich niemand entziehen. Das stellte für die meisten zeitgenössischen Philosophien und anderen Religionen kein Problem dar, doch wenn sie einen Absolutheitsanspruch vertraten wie Judentum und Christentum und sich daher dem öffentlichen heidnischen Opfer verweigerten, oder wenn sie – zu Recht oder Unrecht – im Verdacht standen, politisch wirksam zu sein wie der Bacchus-Kult im 2. Jh. v. Chr. oder die Druiden im 1. Jh. v. und n. Chr., dann scheute sich auch die römische Staatsmacht nicht, gegen sie vorzugehen. Aber neben den staatlichen Christenverfolgungen, für deren Rechtsgrundlagen nur wenige und wenig eindeutige Quellen überliefert
1. Antike
sind, waren die Christen wie andere unangepasste Minderheiten, auch anderen Nachstellungen und Anzeigen ausgesetzt. Indessen war die Verfolgung keine permanente, und sie erlangte erst gegen Ende reichsweite Ausdehnung, während sie zunächst auf einzelne Provinzen beschränkt war. Der Zeitraum der Christenverfolgung lässt sich in drei Phasen unterteilen: Verfolgungen 1. Periode: Bis ca. 100 wurde das Christentum staatlicherseits geduldet oder ignoriert; es galt als jüdische Sekte und partizipierte an der weitgehenden staatlichen Duldung der jüdischen Religion. Die erste große Christenverfolgung durch Nero (54–68) war die Tat eines Tyrannen, der sie inszenierte, um die ihm zugewiesene Schuld am Brand Roms im Juli 64 von sich auf die Christen abzuwälzen. 2. Periode: Von 100 bis 250; das Christentum galt als eigene Religion und wurde als staats- und menschenfeindlich verfolgt, Zuschreibungen, die es auch vom Judentum geerbt hatte. 3. Periode: Von 250 bis 311. Kaiser Decius, der eine innere Erneuerung des römischen Staates anstrebte, erließ 250 ein äußerst scharfes Edikt: Alle Bewohner des Reiches mussten an einem allgemeinen Opfer für die Götter Roms teilnehmen. Die Durchführung dieses Erlasses wurde durch doppelte Registrierungen (Aushändigung eines libellus als Nachweis der Opfer und Eintragung in eine Liste beim städtischen Magistrat) genau kontrolliert. Die Christen als Opferverweigerer wurden entdeckt und bestraft. Nach dem frühen Tod des Decius, der 251 im Kampf gegen die Goten gefallen war, setzten seine Nachfolger Gallus (251–253) und Valerian (253–260) die Christenverfolgung nur mäßig fort. Unter Kaiser Diokletian (284–305) begann die Verfolgung mit einem Edikt vom 23. Februar 303, das bestimmte: Alle Gotteshäuser der Christen sind zu zerstören, ihre Bücher zu verbrennen, nirgendwo dürfen künftig Gottesdienste abgehalten werden, die christlichen Beamten sind zu entlassen. Weitere Erlasse folgten, darunter ein strenger allgemeiner Opferzwang für das gesamte Reich. Als Diokletian 305 von der Regierung zurücktrat, gingen die Verfolgungen weiter. Wirkung auf die Christen und ihre Umwelt Die Verfolgung bewirkte bei den Christen zweierlei: Beeindruckt von einer großen Zahl entschlossener Märtyrer und Bekenner, stießen viele neue Anhänger zu der jungen Kirche, deren Organisation sich immer weiter entwickelte. Andererseits kam ein weiterer lange anhaltender, mehrere Phasen umfassender Streit im Innern über die Frage auf, wie mit denen zu verfahren sei, die während der Verfolgung dem Druck und den Drohungen der Gegner nicht hatten standhalten können und selbst abgeschworen, Christen verraten und heilige Schriften ausgeliefert hatten. Nach außen hatten die Verfolgungen und insbesondere die Opferbereitschaft vieler Christen eine ambivalente Wirkung. Wurde die Religion der Feindesliebe, des Gewaltverzichts und der Vergebung einerseits verspottet, wie es z.B. das Graffito einer Kadettenanstalt auf dem Palatin in Rom zeigt (unter dem Bild eines gekreuzigten Esels steht: „Alexamenos betet seinen Gott an“), so erreichten Standhaftigkeit und Kompromisslosigkeit auch Bewunderung und Zulauf zur Taufe.
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Zeitgleich dazu kam es in der Kirche auch zu Auseinandersetzungen, die außer diesen eher praktischen Fragen theologische Fragen betrafen, die im Neuen Testament nicht eindeutig beantwortet werden und bei deren Diskussion sich im Lauf der Jahrhunderte tendenziell eine Trennlinie zwischen Osten und Westen abzeichnete.
Toleranzedikt
Konkurrenz zu anderen Religionen
Kaiserlicher Einfluss
Staatsreligion
Religionsfreiheit und Erhebung zur Staatsreligion Am 30. April 311 erließ Galerius mit den beiden Mitregenten des Westens Konstantin und Licinius den Duldungserlass, durch den die Christenverfolgung im Römischen Reich beendet wurde. Im Mailänder Edikt 313 verfügte Konstantin der Große (306–337) „zu Nutz und Frommen des Staates […] den Christen ebenso wie allen anderen freie Wahl zu lassen, der Gottesverehrung zu folgen, welcher sie folgen wollen, damit die Gottheit, was sie auch sein mag, uns und allen […] gnädig und gewogen sei“. Dazu wurde die unentgeltliche Rückgabe der den Christen früher gehörenden Kultstätten verfügt. In der nachfolgenden Gesetzgebung wurde das Heidentum zurückgedrängt. Dem Kaiser kam es darauf an, im Reich mit einer Religion eine geistige Einheit herbeizuführen. Die Kirche existierte zunächst im Imperium Romanum nunmehr als erlaubte Gemeinschaft, was ihr zahlreiche neue Mitglieder einbrachte, durch welche sie freilich mit der Zeit auch eine andere wurde als die der standhaften Verfolgten. Unverändert dagegen blieb der Konkurrenzkampf der auf Ausbreitung bedachten Gemeinschaft, vor allem mit mächtigen Mysterienkulten wie dem besonders unter Soldaten verbreiteten Mithraskult, aber auch z.B. mit dem Manichäismus im Osten des Reiches. Unverändert blieb auch die innere Auseinandersetzung über theologische Fragen. An diesen wiederum nahm auch Kaiser Konstantin, der die Christen so großzügig gewähren ließ, teil. Die von ihm 325 einberufene Synode von Nizäa setzte die im Jahr 313 begonnene Kirchenpolitik fort. Die Kirche unterstand von da an dem ius publicum und hatte damit Korporationsrechte. Der Kaiser war – wie zuvor für den heidnischen Kult – nun auch für die christliche Kirche der pontifex maximus. Er war Gesetzgeber und Richter, auch in der Kirche. Die Kirche behielt ihre Bischöfe und Synoden, aber der Kaiser berief die Synoden und setzte Bischöfe ein. Damit waren die Grundformen des konstantinischen Staatskirchentums ausgebildet. Das Konzil von Nizäa, das 325 stattfand und sich mit der Frage nach dem Wesen Jesu Christi befasste, formulierte das letzte große von allen Christen in Ost und West anerkannte Glaubensbekenntnis. Es legte fest, dass der Sohn „eines Wesens mit dem Vater“ sei, und wurde von den Beschlüssen in Konstantinopel 381, Ephesus 431 und Chalkedon 451 durch die Trinitätslehre (ein Wesen in drei Personen) und die Zwei-Naturen-Lehre (unter Abweisung der Lehre des Theologen Arius [280–336]) ergänzt. Nachdem Kaiser Julian (reg. 360–363) als letzter römischer Herrscher noch einmal versucht hatte, das Christentum zurückzudrängen, baute es bis zum Ende des Jahrhunderts seine Position im Römischen Reich weiter aus. Theodosius der Große (379–395) hinderte schrittweise nicht nur den heidnischen Kult, sondern auch jede Form christlicher Häresie durch strenge Verbote ihrer öffentlichen Ausübung. Der christliche Glaube nizänischer Fassung war allein öffentlich zugelassen. Die Gesetzgebung seit 390/91 (Kaiser
1. Antike
Theodosius d. Gr.) proklamierte den christlichen Glauben zur Staatsreligion. Der Bischof der alten Hauptstadt Rom, der einer der reichsten Gemeinden vorstand – ein Amt das auch oft von hervorragenden Persönlichkeiten besetzt war, z.B. von Gregor d. Gr. (590–604) –, untermauerte zunehmend den Anspruch einer gewissen Vorrangstellung vor den Vorstehern der anderen Gemeinden der Kirche. Schon früh hatten in Ägypten und im Vorderen Orient Menschen in radikaler Befolgung der Lehre Jesu als Eremiten gelebt – der Ursprung des christlichen Mönchtums. Die offizielle Duldung und schließlich die Einführung des Christentums als Staatsreligion veränderten die Kirche sowohl in ihrer gesellschaftlichen Zusammensetzung als auch in ihrem Verhältnis zum Staat grundlegend. Manchen Christen, die die Zeit der Verfolgung und der Unsicherheit erlebt hatten und schon unter diesen Umständen am Glauben festgehalten hatten, war nun die Nähe der Bischofskirche zum Staat zu groß und das Christsein an sich nicht entschieden genug. So bekam der Gedanke, dass sie ihr Leben als Einsiedler oder in besonderen Gemeinschaften ganz nach den Vorschriften des Glaubens ausrichteten, eine neue Bedeutung. Innere Auseinandersetzungen Aufgrund der spezifischen historischen Situation und der Naherwartung, die die Predigt Jesu von Nazareth prägten, und der veränderten Erfordernisse einer im Gegensatz dazu Jahrzehnte und schließlich sogar Jahrhunderte lang weiterexistierenden Gemeinde, aber auch angesichts der Vielfalt der in ihrem Verbreitungsgebiet herrschenden Religionen und philosophischen Richtungen, sahen sich die Christen vor Fragen gestellt, die in der Lehre Jesu gar nicht oder nicht eindeutig beantwortet wurden. Die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Auffassungen, aber auch einzelne Personen stürzten die junge Kirche in den ersten Jahrhunderten in tiefe Krisen. Die Abwehr des philosophischen Systems der Gnosis (vgl. Tabelle S. 37), die sich im 3. Jahrhundert mir der christlichen Lehre zu verbinden suchte, gehört ebenso in diese Reihe wie die von dem enttäuschten Marcion gegründete Gegenkirche und der Montanismus (vgl. Tabelle S. 38). In dieser Zeit begann auch die Bildung des neutestamentlichen Kanons unter Festhalten am Alten Testament in seinem hellenistisch-jüdischen Umfang und dem Glauben an den Schöpfergott. Unter den ausgeschiedenen Schriften, die nicht in den Kanon aufgenommen wurden, befinden sich einerseits Evangelien zum Leben Jesu und seiner Mutter, die von Legenden überwuchert sind und mehr der Phantasie als einer begründbaren Wahrheit entspringen, andererseits aber auch einige jüngere Schriften, deren theologische Aussagen von bleibender Bedeutung für die Gemeinde waren. Diese Schriften, die übrigens alle in griechischer Sprache abgefasst sind, wurden unter dem Namen „Apostolische Väter“ überliefert und stellen wichtige Quellen dar. Eine zweite Gruppe außerbiblischer theologischer Schriften stellen die – im Vergleich zu den apostolischen Vätern – jüngeren Kirchenväter dar, die zwar ebenfalls nicht mehr zum Kanon gehören, aber doch die Theologie der folgenden Jahrhunderte bis heute im Osten wie im Westen, in der katholischen wie auch in der evangelischen Kirche, prägten und beeinflussten.
Christliches Mönchtum
Offenheit des Neuen Testaments
Kanonbildung
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Die apostolischen Väter Name
Leben
Schriften
Inhalte
Klemens von Rom 30–100
Heidenchrist und Freigelassener eines römischen Konsuls, Gemeindevorsteher in Rom, wohl im letzten Lebensjahrzehnt, Martyrium unter Kaiser Trajan
Brief an die Gemeinde von Korinth; andere Texte wurden ihm aufgrund seines Ansehens untergeschoben
Ausführliche Darlegung zum Amtsverständnis aus der göttlichen Ordnung heraus, Hierarchie, apostolische Sukzession
Anonymus („Didachist“)
Strittig, ob ein Redaktor oder zwei Redaktoren die verschiedenen Traditionsstränge zusammengefasst hat bzw. haben
Didache (um 100); Aufnahme in den Kanon des NT wurde erwogen
Älteste erhaltene christliche Kirchenordnung mit ethischen und liturgischen Weisungen, einer Gemeindeverfassung und eschatologischen Aussagen
Ignatius von An- Ignatius diktierte die tiochia Briefe der Überliefe{ 117 rung nach an zwei Stationen auf der Reise zu seinem Martyrium in Rom
Sieben Briefe an die Gemeinden in Magnesia, Ephesos, Tralleis, Rom, Philadelphia, Smyrna und an Polykarp
Die Briefe an die kleinasiatischen Gemeinden enthalten Mahnungen zur Einheit und die Abwehr von Irrlehren, vor allem der Gnosis; an Polykarp sendet er Anweisungen zur Amtsführung; Echtheit seiner Briefe umstritten
Barnabas von Alexandria 1.–2. Jh.
Lebte wahrscheinlich in Alexandria und besaß hohes Ansehen in der Kirche
Brief (um 130)
Theologischer Traktat in Form eines an die Allgemeinheit gerichteten Briefs; umfassender christologischer Entwurf unter dem Begriff kriow und ethische Weisungen
Hermas von Rom Anfang 2. Jh.
Verkauf als Sklave in Rom, Freilassung, Taufe, Geschäftsmann
Der Hirte (um 140) Aufnahme in den Kanon wurde erwogen
Visionen, zwölf Gebote, zehn Gleichnisse; letztendlich handelt es sich um eine Sammlung von Allegorien; Hauptthema: Buße
Polykarp von Smyrna um 69–167
Bischof von Smyrna, Martyrium mit 86 Jahren unter Kaiser Antoninus Pius
Brief an die Gemeinde in Philippi
Nur in Fragmenten erhalten, Text wohl nicht einheitlich; Hauptthema: Gerechtigkeit und Vergebung, deutliche Anlehnung an die Paulusbriefe
1. Antike
Die bedeutendsten Kirchenväter Name
Leben
Schriften
Lehre
Justinus 100–165 (griechisch)
Heidenchrist aus dem heutigen Nablus, weilte auch als Lehrer in Rom, Märtyrer unter Antoninus Pius oder Marc Aurel
Apologie (150), Dialog mit dem Juden Tryphon, weitere Werke wurden ihm wegen seines Ansehens untergeschoben
Abweisung der z.T. absurden Vorwürfe gegen Christen, auch des Vorwurfs der Unvernunft, Erweis der Göttlichkeit Christi durch die Propheten; Ablehnung der antiken Philosophien, platonische Argumentation, freier Wille des Menschen, Bericht über die Liturgie
Irenäus 2. Jh. (griechisch)
geb. in Kleinasien, 189 Bischof von Lyon, vermittelnde Grundhaltung innerhalb der Kirche
Adversus haereses (um 180)
Argumentation gegen die Gnosis und ihre Mythologie, Erweis der Kirche als Ort der Wahrheit und der Rettung des Menschen, Fragen der Gemeindeordnung und der Lebensführung
Tertullian 160–220 (lateinisch)
gute Ausbildung, 197 Taufe, wirkte in Karthago, wohlhabend, mit einer Christin verheiratet, gegen Ende seines Lebens vom Montanismus beeinflusst
Ad nationes, Adversus Iudaeos, Apologeticum, Ad Martyras, De spectaculis, De cultu feminarum, De baptismo, De paenitentia, De patientia, Ad uxorem, De resurectione mortuorum, De praescriptione haereticorum, Schriften gegen einzelne Häresien, später für den Montanismus
Gliederung seiner Schriften in drei Phasen: gegen die Heiden (und deren Sittenverfall), gegen die Häresien (Hermogenes, Valentinianer, Marcion, Praxeas, Gnosis), für den Montanismus; Darlegung theologischer Fragen in Auseinandersetzung mit den jeweiligen Gegnern, nicht als zusammenhängendes System, Argumentation nach juristischen Prinzipien und durchaus mit Polemik, Verteidigung des Rechts der Kirche als Hüterin der Tradition, für die Erwachsenentaufe, gegen die Zweitehe (nach dem Tod des ersten Partners), Trinitätslehre: Gott ist ein Wesen in drei Personen
Origenes 185–254 (griechisch)
geb. in Alexandria, Sohn eines Märtyrers, Studium der Philosophie, bes. Platon, Religionslehrer, Presbyter in Caesarea, vom eigenen Bischof aus der Gemeinde ausgeschlossen, asketisches Leben, Reisen nach Rom und Athen, starb an Spätfolgen der Verfolgung unter Decius
Hexapla (Bibelausgabe in sechs Versionen), Kommentare zu biblischen Büchern, De principiis, Contra Celsum
gegen die Gnosis, Erweis des AT als Vorbote Jesu Christi, Dreiteilung der Menschen und Dreiteilung des biblischen Schriftsinns für die einfachen, mittleren und vollkommenen Menschen, Wahrheit der Bibel ist hinter den wörtlichen Aussagen zu sichern; Gott als ein Wesen in drei Personen, Vorstellung der Seelenwanderung als Erklärung, warum es Menschen unterschiedlich gut geht; Kirche als arbeitsteilige, nicht aber als hierarchische Gemeinschaft
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Die bedeutendsten Kirchenväter Name
Leben
Schriften
Lehre
Cyprian 200–258 (lateinisch)
Karthager, höchst gebildet und wohlhabend, Taufe in den 240er Jahren, Presbyter, Verteilung seines Vermögens, 248 Bischof, bei der Christenverfolgung unter Decius Ausweichen aufs Land, geht aber selbst streng gegen rückkehrwillige Abgefallene vor, wird später zum Sprecher der afrikanischen Bischöfe gegen Rom, später Ausgleich, Hinrichtung als Märtyrer 258
81 erhaltene Briefe, Traktate: Ad Donatum, De habitu virginum, De lapsis, De unitate ecclesiae, sowie sieben weitere; andere Schriften wurden ihm wohl zu Unrecht zugeordnet
Anweisung zur Leitung der Gemeinde an die Presbyter während seiner Abwesenheit, Kritik am Sittenverfall der Heiden, Darstellung der Taufe als Ausgangspunkt des neuen Lebens, Verurteilung der während der Verfolgung Abgefallenen, gegen schnelle Wiederaufnahme, gegen die Spaltungen der Gemeinden in Karthago und Rom, allegorische Deutung des Vaterunsers, Stärkung des Bischofsamtes
Laktanz 240–325 (lateinisch)
aus heidnischer Familie in Nordafrika, Lehrer am Hof Diokletians, bekannt mit Konstantin, setzte sich als Schriftsteller für die Christen ein, während der diokletianischen Verfolgung Rückzug vom Hof, später Erzieher am Hof Konstantins
Divinae Institutiones, De ira Dei, De mortibus persecutorum (313–316), De ave Phoenice
Zurückweisung des Polytheismus und der antiken Philosophien, Verurteilung der Christenverfolgungen, chiliastische Endzeiterwartung, Argumentation auf dem hohen intellektuellen Niveau der Gegner des Christentums, Gott als sorgender und strafender Vater
Eusebius 263–330 (griechisch)
hervorragende Ausbildung in seiner Jugend, während der diokletianischen Verfolgung in Ägypten und Tyrus, wurde Nachfolger seines Lehrers, des Origenes-Schülers Pamphilus, 314 Bischof, versuchte zunächst Vermittlung im arianischen Streit, unterschrieb dann aber Beschluss von Nizäa, setzte im Konzil von Thyrus Athanasius ab
Praeparatio evangelica, Demonstratio evangelica, Hauptwerk Historia ecclesiastica in zehn Büchern (290– 325), mehrere Werke zur Exegese, Onomastikon (der biblischen Ortsnamen), mehrere Briefe, Vita Constantini
Erweis der Überlegenheit jüdisch-christlicher Überlieferung (höheres Alter) gegenüber der heidnischen griechisch-römischen Tradition (Polytheismus), Erweis der Überlegenheit des (universalen) Christentums gegenüber dem (partikularistischen) Judentum, Sieg des Christentums im Römischen Reich als Beweis der Wahrheit; Geschichte als universale Heilsgeschichte, Kirchengeschichte als Wirken Christi; Überhöhung des Römischen Reiches und Kaiser Konstantins als Ausführer des göttlichen Heilswillens; Auslegung der hl. Schriften als auf Christus hin ausgerichtet und durch ihn erfüllt, Lehre von den drei Ämtern Christi (König, Priester, Prophet)
1. Antike
Die bedeutendsten Kirchenväter Name
Leben
Schriften
Lehre
Athanasius 296–373 (griechisch)
geb. um 295 in Alexandria, aus heidnischem Elternhaus, 319 Diakon, 328 Bischof, theologisches Hauptanliegen: die Trinitätslehre, setzte sich für die Wiedereingliederung der Meletianer und die Integration des ägyptischen Mönchtums in die Kirche ein; wegen seiner unversöhnlichen Haltung gegen Arius von der Synode in Tyrus abgesetzt und von Kaiser Konstantin nach Trier verbannt, später Unterstützung durch den Bischof von Rom, was das Verhältnis zwischen Ostund Westkirche belastete, Synode von Serdica (343) zur Versöhnung scheitert, erneute Absetzung auf der Synode von Arles (353) und von Mailand (355), darauf ausgiebige schriftstellerische Tätigkeit, später Rückkehr nach Alexandria
gegen die Heiden: Contra Gentes – De incarnatione verbi; Verteidigungsschriften: Epistula encyclica (wider seinen Gegenbischof Georg), Apologia secunda contra Arianos, Historia Arianorum, Apologia ad Constantium, Apologia da fuga sua; Theologische Schriften: Contra Arianos, De decretis Nicaenae synodi; De synodis Arimini in Italia et Seleucia in Isauria; mehrere Briefe; Abhandlungen zum asketischen Leben von Männern und Frauen, besonders: Vita Antonini; Auslegungen der Psalmen, Festbriefe; einige andere Werke werden ihm zu Unrecht zugeschrieben
Entstehung des Bösen in der Welt durch die Abwendung des Menschen von Gott, Folge davon: dualistische Vorstellungen; Seele aber vernunftbegabt und einsichtsfähig, da von Gott geschaffen, durch Sündenfall aber verblendet, Erlösung davon durch Kreuzestod von Gottes Sohn; dieser ist ewig wie der Vater und unwandelbar; er ist ¡k tw osaw und æmoosiow. Für die Unterstellung der Klostergemeinschaften unter die Bischofskirche
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Die bedeutendsten Kirchenväter Name
Leben
Schriften
Lehre
Ambrosius 340–397 (lateinisch)
aus vornehmer christlichrömischer Familie, etwa 333 in Trier geboren, nach dem Tod des Vaters um 340 Umzug nach Rom, gute Ausbildung, Verwaltungslaufbahn in Sirmium und Mailand, dort Wechsel in Bischofsamt, Auseinandersetzung mit der arianischen und homoiischen (Ähnlichkeit zwischen Gott und Christus statt Wesensgleichheit) Theologie bis zur militärischen Austragung; 388 verteidigte er die Niederbrennung einer Synagoge in Syrien; Durchsetzung der bischöflichen Macht gegenüber den Kaisern; führte selbst sehr bescheidenes Leben; Beisetzung bei den Märtyrern Gervasius und Protasius in der Kirche S. Ambrogio zu Mailand
exegetische Schriften (etwa die Hälfte des Gesamtwerks), meist aus Predigten entstanden, davon eine einzige über das NT: Expositio Evangelii secundum Lucam; Schriften zur Ethik (ebenfalls aus Predigten): De officiis, De virginibus, De viduis, De virginitate; Systematische Schriften: De fide, De spiritu sanctu; De incarnatione dominico sacramento; vier Trauerreden; ferner Schriften zur Kirchenmusik (Hymni, darunter auch untergeschobene Stücke), zur Katechese (De sacramentis, De mysteriis, De paenitentia); Briefe
allegorische Auslegung alttestamentlicher Texte, Deutung im Hinblick auf Jesus Christus; Begründung theologischer Aussagen streng auf der Grundlage biblischer Texte
Hieronymus 345–419 (lateinisch)
geb. in Dalmatien, aus wohlhabender christlicher Familie, Studium in Rom, Taufe, wurde Mönch in Trier, Priesterweihe in Antiochia; Studium bei Apollinaris von Laodicea und Gregor von Nazianz; Gründung eines Klosters für Männer und Frauen in Betlehem, das er bis zu seinem Tod leitete
für ein strenges asketisches, monastiÜbersetzung des Alten und Neuen Testaments in die latei- sches Leben, das der Ehe überlegen ist nische Volkssprache (Vulgata); Kommentare zu Texten aus beiden Teilen des Kanons; Übersetzung und Fortführung der Chronik und des Onomastikons Eusebs, drei Mönchsromane: Vita Malchi, Vita Pauli, Vita Hilarionis; Predigten und Briefe
1. Antike
Die bedeutendsten Kirchenväter Name
Leben
Schriften
Lehre
Augustinus 354–430 (lateinisch)
geb. in Thagaste/Numidien, aus vornehmer, aber armer Familie; Vater heidnisch, Mutter christlich; gute Ausbildung; Heirat; Anhänger des Manichäismus; Rhetoriklehrer in Karthago; Übersiedlung nach Rom, dann Mailand, 387 Übertritt zum Christentum aufgrund des Einflusses von Ambrosius; Rückkehr nach Thagaste, Leben in klosterähnlicher Gemeinschaft; 395 Bischof von Hippo Regius; umfassende theologische und seelsorgerische Wirksamkeit, Tod kurz nach der Belagerung Hippos durch Geiserich
Confessiones (Autobiographie); De Academicis, De vita beata, De libero arbitrio (gegen die heidnische Philosophie); De dialectica, De musica, De grammatica; De civitate Dei (Hauptwerk, gegen die antiken Götter); Abhandlungen gegen die Manichäer und ihre Bibelauslegung; gegen die Donatisten (De baptismo); gegen die Pelagianer; gegen die Arianer; De doctrina christiana; exegetische Schriften zum Alten und Neuen Testament; Schriften zur systematischen Theologie (De vera religione, De fide et symbolo) und praktischen Theologie; Predigten und Briefe
in Zurückweisung der genannten Lehren Entfaltung einer umfassenden Theologie; von besonderer Wirkung: Lehre von der unverdient erhaltenen Gnade, die aber die Freiheit und Verantwortung des Menschen nicht aufhebt; so ist auch die Taufe nicht von den Amtsträgern der Kirche gespendet und von deren Person abhängig, sondern von Gott; Universalität der Kirche, transsubjektive Wirkung der Sakramente; Prinzipien der Auseinandersetzung mit der abweichenden Meinung mündeten Jahrhunderte später in die Regeln der Inquisition
Die kirchliche Lehre (Dogma) bildete sich aber nicht nur in den Schriften wichtiger Theologen, sondern vor allem in der Auseinandersetzung unterschiedlicher Meinungen zu theologischen und praktischen Fragen, von denen die einen abgewiesen, die anderen von Synoden und Konzilien als richtig anerkannt wurden. Die abgewiesenen Lehren verloren entweder mit der Zeit ihre Anhänger, wozu friedliche oder gewaltsame Einflussnahme der Mehrheitskirche beitragen konnte, oder es blieben kleinere oder größere Gruppen bestehen, die eigene Sekten, Gemeinden oder Kirchen bildeten. Die Zurückweisung einer theologischen Überzeugung konnte dabei – wie im Falle des Donatismus –, auch wenn sie auf einleuchtenden theologischen Gründen beruhte, zur Enttäuschung und letztendlich zum Verlust ganzer Völker und Regionen für das Christentum führen. Wichtige Lehrstreitigkeiten in der Antike Name und Verbreitung
Vertreter
Lehre
Geschichte
Gnosis Palästina, Kleinasien, Ägypten, 1.–3. Jh.
Simon Magus, Valentinus, Kerinth
in sich vielgestaltiges Denksystem, das mit verschiedenen Religionen verbunden werden konnte; Versuch, die verborgenen Glaubensgeheimnisse durch philosophische Erkenntniswege zu erfahren und so Erlösung zu erlangen; Ausgangspunkt: Dualismus Gott – Welt, Geist – Materie; menschlicher Wesenskern ist göttlichen Ursprungs, nicht durch Sünde von
Bekämpfung der Gnosis begann schon im Neuen Testament selbst (Briefe) und setzte sich bei den Kirchenvätern fort; daher Abfassung eigener Evangelien und anderer theologischer Schriften; Zurückdrängung aus der Kirche; Überleben kleinerer Gruppen, z.B. der Mandäer
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte Wichtige Lehrstreitigkeiten in der Antike Name und Verbreitung
Vertreter
Lehre
Geschichte
Gott getrennt, sondern durch Einfluss böser Mächte in die Welt gezwungen; Leugnung der Menschlichkeit Christi Adoptionismus 2. Jh.
Theodotus der Gerber, Jesus als aufgrund seiner Tugenden Zurückgewiesen in Nizäa, bekämpft von Augustinus Paulus von Samosata von Gott (bei der Taufe) adoptierter Mensch, gegen die Zwei-Naturen-Lehre; Ziel: Bewahrung des Monotheismus
Montanismus Phrygien, Syrien, Rom, Nordafrika, 2. bis 5. Jh.
Montanus von Ardabau (in Phrygien) und seine beiden Prophetinnen Prisca und Maximilla; Tertullian
Zuerst Verkündung des nahen Weltenendes; strenge Kirchenzucht, Askese und Fasten, Verbot der Zweitehe, elitäres Selbstverständnis; Ablehnung der Bischofskirche, Ostern am Passahfest
Krise nach Tod der Begründer, aber Fortbestand bis ins 5. Jh.; Lehre von der Kirche nicht bekämpft, aber schwärmerische und extreme Tendenzen
Marcianismus Mittelmeerraum, 2. bis 5. Jh.
Marcion, Sohn eines Bischofs von Sinope, { um 160
Gegensatz zwischen Altem und Neuem Testament, entsprechend zwischen strengem Schöpfergott und erbarmendem Vater Jesu Christi, eigener Kanon mit „gereinigten“ Paulusbriefen als Kern; Propagierung radikaler Askese, Taufe nur auf Namen Christi
Gründung einer eigenen Kirche, die 200 Jahre existierte
Manichäismus Persien, Vorderer Orient, Ägypten, Nordafrika, Mittelmeer, Fernost, 3. bis 14. Jh.
Mani (215–277)
Dualismus der Reiche des Guten und des Bösen, Erlösung durch die Erkenntnis des Lichtreiches durch Propheten; stufenweise Erlangung des Ziels; die Vollkommenen lebten zölibatär und asketisch; in einer der unteren Initiationsstufen (nämlich als auditor) gehörte für einige Jahre Augustinus dazu
enorme Ausbreitung aufgrund erheblicher Anpassungsfähigkeit an regionale Bedingungen (ähnlich wie die Gnosis); von der Amtskirche bekämpft
Arianismus 4. Jh.
Arius, { 336, Presbyter Christus als vornehmstes Geschöpf Gottes, nicht als dessen Sohn, in Alexandria; Wulfila, Gotenbischof nicht wesensgleich; Variante dieser Auffassung: Jesus Christus als dem Vater ähnlich (homoios)
Zurückgewiesen in Nizäa, begünstigt durch Kaiser Konstantin und Konstantius II., weite Verbreitung in den Kirchen der germanischen Völker, besonders bei den Goten
Donatismus Nordafrika, 4. bis 7. Jh.
Donatus, Kleriker in Karthago (316–355)
gegen die Wiederaufnahme der während der Verfolgung abgefallenen Christen; Sakramente von vorübergehend abgefallenen Priestern wurden für ungültig erklärt
Anlass: Christenverfolgungen unter Diokletian; Verstärkung durch außerkirchliche, nationale und soziale Motive, aber auch durch den neuen Rang der Kleriker unter Kaiser Konstantin; keine Mehrheit in der Kirche, Verschwinden im 5. Jh.
Nestorianismus im Orient ab 1. Hälfte des 5. Jhs.
Nestorius, Presbyter von Antiochia
gegen den Marienkult; Maria ist nicht Gottesgebärerin (Theotokos), sondern nur Christusgebärerin; christologische Folge: Unterscheidung zwischen Gott und Christus
Gegner vor allem Kyrill von Alexandria; Konzil von Ephesus 431; Exkommunikation Nestorius’ noch vor Ankunft der römischen Delegation rückte aber Streit beider Parteien in den Mittelpunkt; Abspaltung der Kirche des Ostens der Assyrer; Mission bis nach Indien und Xi’an, Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen
1. Antike Wichtige Lehrstreitigkeiten in der Antike Name und Verbreitung
Vertreter
Lehre
Geschichte
Monophysitismus Ägypten, 5. bis 6. Jh.
Kyrill von Alexandria
Christus hat nur eine, die göttliche Natur, keine menschliche (Varianten: Miaphysitismus: eine zusammengesetzte Natur, Monotheletismus (zwei Naturen mit einem Willen)
Zurückweisung auf dem Konzil von Chalkedon sowie in späteren Beschlüssen; bis heute in den altorientalischen Kirchen gelehrt
Pelagianismus Nordafrika, 5. bis 6. Jh.
Pelagius, englischer Mönch, Anfang 5. Jh. Caelestius, sein Anhänger
Sündenfall als schlechtes Beispiel, nicht als Begründung der Erbsünde, freier Wille des Menschen und Verantwortlichkeit stehen über der Gnade Gottes
Verurteilung durch den zuständigen Bischof Zosimus auf Drängen des Kaisers; Bekämpfung durch Augustinus; Zurückweisung auf dem Konzil von Ephesus 431
Spätzeit des Römischen Reiches Da die Verwaltung des Römischen Reiches und vor allem seine Verteidigung gegen äußere Feinde durch seine Größe und Entwicklung immer mehr erschwert wurden, kam es mehrfach – unter Wahrung der Einheit des Reiches – zu einer Aufteilung der Herrschaft unter einem Kaiser des Ostens und einem Kaiser des Westens. Dies führte allerdings zu unterschiedlichen Schicksalen der beiden Reichsteile. Der westliche Teil wurde 410 von den Westgoten und später von den Ostgoten erobert und der letzte Kaiser 476 abgesetzt. Der östliche Teil des Reiches, der zwar die ursprüngliche Hauptstadt Rom nicht mehr einschloss, sich aber bis zuletzt als Römisches Reich betrachtete, existierte fort und nahm für die Kirche auch außerhalb seiner Grenzen eine orientierende Rolle ein. Kaiser Justinian (527–565) regelte das kirchliche Leben, ordnete die Liturgie, traf Bestimmungen über die Amtsführung der Geistlichen, die Wahl der Bischöfe und die Einberufung der Synoden. Den kirchlichen Würdenträgern wurden staatliche Aufgaben mit übertragen; sie führten die Aufsicht über die Sitten und ordneten die Fürsorge. Staat und Kirche waren so aufeinander bezogen, dass die eine Größe nicht ohne die andere bestehen konnte und wollte. Die Menschwerdung Christi, wie sie in der Lehre von Chalcedon (451) ihren dogmatischen Ausdruck gefunden hatte (göttliche und menschliche Natur „unvermischt und untrennbar“), war das Vorbild für das sich entfaltende konstantinische Staatskirchentum, das im Byzantinischen Reich bis 1453 bestand. Die altorientalischen Kirchen Das Christentum blieb nicht auf die römische Welt beschränkt. An den östlichen und südlichen Rändern waren, ausgehend von den großen Gemeinden in Antiochia und Alexandria, bereits Gemeinden und Kirchen entstanden, die sich aufgrund unterschiedlicher christologischer Auffassungen vom Christentum des Mittelmeerraums und Europas trennten und später in einer islamischen Umwelt überlebten.
Teilung der Reichsverwaltung und Ende der westlichen Herrschaft
Kaiser Justinian
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte Eigenständige altorientalische Kirchen Name
Lehre, Verfassung und Geschichte
Kirche des Ostens der Assyrer
Glaube und Verfassung – Anschluss an die Lehre des Nestorius – Sakramente: Abendmahl, Taufe, Priesterweihe, Vergebung, Salbung, Sauerteig des Abendmahlsbrotes, Kreuzzeichen – Kirchensprache Syrisch, eigene Liturgie – Hierarchie: Katholikos – Patriarch – Metropolit – Bischof – Zölibat nur für höhere Geistliche – Mönchswesen nach ägyptischem Vorbild (Abraham von Kaschkar) Geschichte – prägende Gestalt: Theodor von Mopsuestia – Verfolgung im Perserreich – 410 Synode von Seleukia-Ktesiphon: angepasste Übernahme des Bekenntnisses von Nizäa, Regelungen zur Kirchenorganisation – Beginn der Selbständigkeit mit der Synode in Beth-Lapat 484: Festlegung der Lehre der assyrischen Kirche – im Sassanidenreich unter Bedingungen geduldet – unter arabischer Herrschaft zunächst Fortbestand und Kooperation, z.B. Übersetzungstätigkeit – erfolgreiche Mission in Indien und Asien entlang der Seidenstraße, in Karakorum und bis nach Xi’an – Kirche aber in China, der Mongolei und im arabischen Bereich wieder verdrängt und bis um 1400 ganz verschwunden – mehrmals auch Übergang von Teilen in die katholische Kirche und Spaltungen – weitere Abwerbungen durch verschiedene westliche Kirchen in der Kolonialzeit – Teilung in zwei Gruppen mit je einem Patriarchen-Sitz in Chicago und Bagdad – weltweite Verbreitung aufgrund freiwilliger und erzwungener Auswanderung, auch in den Irakkriegen – heute etwa 330000 Mitgliedern – Mitglied des ökumenischen Rats der Kirchen
Äthiopisch-Orthodoxe Kirche und EritreischOrthodoxe Kirche
Glaube und Verfassung – Glaube an eine gott-menschliche Natur Jesu Christi – Liturgische Sprache: Ge’ez – ausgeprägtes Klosterwesen (geprägt durch Täklä Haymanot) – nur Mönche werden Bischöfe, diese halten zwei Synoden im Jahr – Oberhaupt der Kirche: Patriarch Geschichte – Äthiopische Könige seit dem 4. Jh. christlich – nach islamischem Zwischenspiel 1137 Machtübernahme der Zagwe-Dynastie mit kirchlicher Unterstützung – im 16. Jh. Bedrängung durch islamische Truppen, militärische Hilfe von Portugal, aber auch Ankunft der Jesuiten – im 18. Jh. Übertritt des Königshauses zum Katholizismus, Bürgerkrieg, Vertreibung der Jesuiten – starke Anlehnungen an das Judentum, da sich das Kaiserhaus als von Salomon abstammend verstand – 1959 endgültige Unabhängigkeit von der koptischen Kirche – nach Vertreibung des Kaisers strenge Kontrolle durch das politische System,1993 Trennung der Eritreischen Kirche von der Äthiopischen – eigene Hochschule in Addis Abeba – heute 30 Millionen Mitglieder
1. Antike Eigenständige altorientalische Kirchen Name
Lehre, Verfassung und Geschichte
Armenisch-Orthodoxe Kirche
Glaube und Verfassung – Christologie: In Christus haben sich die göttliche und die menschliche Natur vereinigt: Gott ist ein Wesen, eine Person, eine Hypostase, eine gottmenschliche Natur, in der aber die göttliche und die menschliche Natur Christi untrennbar und unvermischt vereinigt wurden, unlösbare Einheit beider Naturen in Christus, in der keine von den beiden Naturen eine Verminderung zugeschrieben wird – der Heilige Geist geht nur aus dem Vater hervor – Fürsprache der Heiligen – Gottesgebärerin Maria, aber keine unbefleckte Empfängnis – gegen römischen Papst und dessen Unfehlbarkeit – Sakramente: Taufe, Salbung, Trauung, Abendmahl, Priesterweihe, Buße, Letzte Ölung (wird nur bei Geistlichen vorgenommen) – Säuglingstaufe, dann Salbung mit Myronöl – Beichte im Gottesdienst als allgemeine Beichte – Hl. Gregor, erster Katholikos, als Kirchenpatron – Oberhaupt: Patriarch in Etschmiadzin, gewählt von Klerikern und Laien – Ämter: Diakon, Priester, Bischof, später kamen hinzu: Türsteher, Lektor, Sänger, Ministrant, Subdiakon und an der Spitze der Patriarch/ Katholikos – Höchstes Gremium: nationale Kirchenversammlung mit Delegierten aus allen Diözesen – daneben noch Bischofskonferenz Geschichte – Christentum schon sehr früh Staatsreligion nach Abschütteln der persischen Oberherrschaft – Bibelübersetzung ins Armenische im Alphabet des hl. Mesrop – Trennung von der Mehrheitskirche nach Konzil von Chalkedon – im 5. Jh. erneut persische Eroberung, aber keine Abkehr vom Christentum mehr – mehrere Ableger der Kirche im Zusammenhang mit Wanderungsbewegungen und Umsiedlungen der Armenier – massive Unterdrückung unter türkischer Herrschaft – 2011 Rückgabe beschlagnahmter Grundstücke durch den türkischen Staat – vier Ausbildungsstätten für Priester: Etschmiadzin, Halbinsel von Sewansee, Antelias und Jerusalem, außerdem Universität in Jerewan – Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen
Koptisch-Orthodoxe Kirche
Glaube und Verfassung – miaphysitische Christologie, diese aber im Innern auch vielfältig ausgelegt – Selbstverständnis als Gründung des Evangelisten Markus – Kirchensprache Koptisch – Oberhaupt: der koptische Papst, Name war schon Ehrentitel des Patriarchen von Alexandria Geschichte – geht auf das alexandrinisch-ägyptische Christentum der Spätantike zurück – Ursprung des christlichen Mönchtums bei den Kopten, gegr. von Antonius (Eremiten) und Pachomios (Coenobiten) – Trennung nach dem Konzil von Chalkedon – schon früh erfolgreiche Mission in Nubien – schwierige Situation unter byzantinischer Herrschaft – 641 Eroberung Ägyptens durch islamische Truppen – koptische Literatur der folgenden Jahrhunderte zeigt Bedrückung durch die neuen Herrscher, Atempause unter den Fatimiden (969–1171) – Unionsversuche mit der katholischen Kirche 1442, 1741, 1895 und 1947 – 1918 Einrichtung von Sonntagsschulen, die zum prägenden gesellschaftlichen Element der Kirche wurden – Beginn kirchlicher Sozialarbeit
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte Eigenständige altorientalische Kirchen Name
Lehre, Verfassung und Geschichte – Klosterreform: soziale Aufgaben für Nonnen, Rückbesinnung auf Ideale des Pachomios – heftige Bedrückung in der Gegenwart, starke Auswanderung, etwa acht Millionen Kirchenmitglieder weltweit
Kirchen der Syrisch-ortho- Glaube und Verfassung doxen Tradition – Selbstverständnis als Nachfolgekirche von Edessa und älteste christliche Kirche – doppelte (göttliche und menschliche) Natur in Christus – Trennung von der Mehrheitskirche nach dem Konzil von Chalkedon – Oberhaupt: Patriarch von Antiochia Geschichte – Ausgangspunkt: Gemeinde von Antiochia, wichtige Städte: Edessa und Nisibis – eigenes Mönchtum, Askese von hoher Bedeutung – Bedrückung durch byzantinische Kirche im Mittelalter – ab 6. Jh. unabhängige Kirchenorganisation: Jakob Baradai – Schicksal in islamischer Zeit wechselhaft – im Mongolensturm wie die anderen altorientalischen Kirchen zunächst als Glaubensgemeinschaft mit Bedrückung verschont, doch nach Übertritt der Mongolen zum Islam unter Timur Lenk verfolgt, wiederum in den Kreuzzügen – Abwerbung von Gläubigen durch die westlichen Kirchen im 19. und 20. Jahrhundert – Neben unmittelbarer türkischer Bedrückung hatte die Kirche auch in anderen Konflikten zu leiden: im Krieg zwischen Kurden und dem türkischen Militär wurden die meisten der syrisch-christlichen Dörfer entweder von Kurden besetzt oder vom türkischen Militär zerstört – starke Auswanderung; Verfolgungen duch Islamisten im Bürgerkrieg
Ausbreitung des christlichen Glaubens im Westen
Zeichen der Trennung von Ost- und Westkirche
Entwicklung in West- und Ostkirche Im Westen breitete sich das Christentum weiter aus, unter den zahlreichen germanischen „Völkern“ (jedenfalls den südlichen) zunächst in Gestalt des Arianismus, nach der katholischen Taufe des Frankenkönigs Chlodwig (496) jedoch setzte sich im Westen der römische Glaube durch. Doch auch innerhalb der katholischen Kirche herrschten noch verschiedene Vorstellungen über manche Fragen und vor allem verschiedene Verbreitungswege: zwischen Osten und Westen und zwischen Mönchskirche und Bischofskirche. Das innere Auseinanderleben von Ost- und Westkirche erwies sich als folgenschwer. Anfangs gab es noch keine (kirchen-)sprachlichen Unterschiede zwischen Ost und West. Im Abendland verschwand allmählich die griechische Sprache. Die Kirchen grenzten sich ab: man sprach von der griechischen Kirche des Ostens und der lateinischen Kirche des Westens. Die kirchliche Einheit bestand fort, wenn auch bei Auseinandersetzungen um Glaubensfragen die übergeordnete Schlichtung fehlte. Dogmatische und liturgische Unterschiede wurden hochgespielt. Eine 35-jährige Trennung Ende des 5. Jahrhunderts und das vierjährige Schisma des Photius (863–867) waren „Vorspiele“ der endgültigen Trennung und konnten beigelegt werden. Doch dauerte die gegenseitige Beargwöhnung fort. Uneinigkeit bestand über die Rolle des Bischofs von Rom und über die Frage, ob der Geist nur vom Vater (Osten) oder auch vom Sohn (Westen) ausging sowie über die Verwendung ungesäuerter Brote beim Osterfest. Belastet wurden die Beziehungen auch durch den innerhalb der östlichen Kirche unerbittlich geführten Streit über die Frage der Bilder. Hinzu kam die
1. Antike
Konkurrenz um die Missionierung der Slawen. Bedingt auch durch jeweils innere, machtpolitische Erwägungen der östlichen und der westlichen Kirche vertiefte sich der Graben in den folgenden Jahrhunderten. Im Osten und dann im Westen hatte sich – nicht zuletzt als Reaktion auf die Anpassung der Kirche an staatliche Erfordernisse nach dem Toleranzedikt von Mailand und der Erhebung zur Staatsreligion – auch als Rückkehr zu den ursprünglichen Idealen, Einsiedlertum und Askese entwickelt: die Ursprünge der Klöster, die in bemerkenswerter Vielfalt entstanden und neben den inzwischen herausgebildeten Bischofsgemeinden enorme missionarische und kulturelle Wirkung entfalteten.
Beginn mönchischen und klösterlichen Lebens
2. Mittelalter Missionare nördlich der Alpen In den nördlich der Alpen gelegenen Gebieten Europas, die zum Römischen Reich gehört hatten, hatte es in manchen Städten schon in antiker Zeit christliche Gemeinden gegeben, wie archäologische Funde belegen. Diese waren aber in der Völkerwanderungszeit durch den Verlust ihrer Zentren, die zerstört und entvölkert worden waren, untergegangen. Diese Gebiete wurden daher während der allmählichen Konsolidierung der politischen Verhältnisse, also der fränkischen Herrschaft, neu missioniert, ebenfalls für das Christentum sollten auch heidnische Stämme und Völker gewonnen werden, die bisher mit diesem Glauben noch keine Berührung gehabt hatten. Bis ins 8. Jahrhundert wurde diese Mission besonders von Mönchen getragen, unter denen bedeutende Männer irischer Herkunft waren, z.B. Kolumban der Jüngere. Von Bedeutung war auch der Zusammenschluss der drei Kirchen Britanniens, der altbritischen, der iroschottischen und der römischen zu einer katholischen Kirche mit enger Bindung an Rom in der Mitte des 7. Jahrhunderts. Von hier gingen ein Jahrhundert später wichtige Missionsimpulse auf das europäische Festland aus. So kamen nun auch Missionare aus England und trieben die Entstehung neuer Bistümer voran, z.B. Bonifatius, der mit weltlichem Namen Winfried hieß und im Gebiet des heutigen Deutschland missionierte. Auf welch große Widerstände die Missionare stießen, zeigt die Tatsache, dass z.B. Bonifatius von Friesen erschlagen wurde.
Bedeutende Missionare einzelner Länder und Stämme Missionar, Zeit, Herkunft
Missionsgebiet, Maßnahmen, Erfolge und Ausgang
Wulfila geb. um 311, { 383 Familie aus Kappadokien, von Goten bei Christenverfolgung im 3. Jh. nach Nikopolis verschleppt
Mission der Goten, Übersetzung des Neuen Testaments ins Gotische, älteste Bibeltexte in einer germanischen Sprache, dazu Entwurf einer eigenen Schrift aus griechischen und lateinischen Buchstaben und Runen, Einführung vieler neuer Wörter in die gotische Sprache, 341 Bischof der Westgoten begraben in Konstantinopel
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte Bedeutende Missionare einzelner Länder und Stämme Missionar, Zeit, Herkunft
Missionsgebiet, Maßnahmen, Erfolge und Ausgang
Patrick Ende des 4. Jhs. bis 461 aus Wales oder Schottland
in seiner Person vielleicht die Überlieferung von mehreren Missionaren versammelt, insbesondere auch von Palladius, nach der Patrick selbst zugeschriebenen Biographie Sohn eines römischen Offiziers, Verschleppung durch Sklavenjäger nach Ulster, vielleicht Aufenthalt im Kloster Auxerre, Missionierung in Irland, Klostergründungen, enormer Kulturschub für die Inselbevölkerung
Fridolin { 538 Säckingen Gallien und Bodenseeraum
erste Tätigkeit in Gallien, bedeutendste Klostergründung in Säckingen am Hochrhein, von dort aus Mission im heutigen Südbaden; Biographie von seinem Schüler Balther von Säckingen
Columban 540 bis 615 aus Irland Mission im heutigen Frankreich und im Alpenraum
Erziehung in einem irischen Kloster, 591 Zug vom Kloster Bangor mit mehreren Gefährten an die britannische Küste und weiter nach Gallien, unter merowingischem Schutz Gründung der Klöster Annegray, Luxeuil und Fontaines unter Formulierung einer Klosterregel; nach Überwerfung mit dem Landesherrn von Luxeuil mit Gefährten nach Nantes verbracht, vergeblicher Fluchtversuch auf die britischen Inseln, dann an den Rhein und über Zürich nach Tuggen, nach einem dortigen Missionsversuch Weiterzug an den Bodensee, Gründung eines Klosters in Bregenz; Trennung von seinem wichtigsten Gefährten Gallus, der eine Klause an der Steinach baute, 612 Columban nach Mailand, Klostergründung in Bobbio unter Schutz des langobardischen Königs, dort verstorben
Gallus um 550 bis 640 aus Irland oder aus dem Gebiet der Vogesen Mission im Bodenseeraum
Begleiter Columbans, unklar, von wo an, jedenfalls aber bei der Klostergründung in Luxeuil, Weiterzug an den Rhein bis nach Tuggen, dort vergeblicher Missionsversuch; später Trennung von Columban, der Predigtverbot über Gallus verhängte, dieser zog 612 an die Steinach, die in den Bodensee mündet und errichtete am Ort des heutigen St. Gallen eine Klause
Korbinian um 670 bis 730 aus Frankreich Mission und erster Bischofssitz in Freising
Sohn einer irischen Mutter und eines fränkischen Vaters, strebte zunächst ein mönchisches Leben an und baute sich eine Zelle neben einer Kapelle nahe seines Heimatorts; nach einer Romreise 710 wurde er Missionar in Gallien, dann im Gebiet des heutigen Bayern, wo er vom Herzog Freising als Sitz zugewiesen bekam; später Rückzug in das von ihm gegründete Kloster Kuens bei Meran, nach dem Tod Herzog Grimoalds Rückkehr nach Freising; Beisetzung in Mais bei Meran, später Gebeine wieder nach Freising
Pirminius um 670 bis 753 unbekannter Herkunft (Irland, Gallien oder Südwestdeutschland) Bodensee, Elsass, Pfalz
Missionar, Klostergründer (Benediktsregel) und Abt; Einvernehmen mit karolingischen Herrschern; Gründung von Mittelzell auf der Reichenau 724, Gengenbach, Murbach und Neuweiler; zuletzt Hornbach, dort zuerst begraben, Gebeine später über Speyer nach Innsbruck; Werk: Pastoralbüchlein Scarapsus
Winfried/Bonifatius um 670 bis 754/55 aus Wessex wirksam in Hessen, Thüringen, Friesland
aus vornehmer Familie stammend, ausgebildet in den Benediktinerabteien Exeter und Nursling, Priesterweihe, Lehrtätigkeit; 716 als Missionar erstmals vergeblich nach Friesland, nach kurzer Zeit als Abt von Nursling Pilgerfahrt nach Rom; Umbenennung in Bonifatius und Aussendung nach Germanien, zunächst nach Hessen, Franken und Thüringen; Klostergründungen u.a. in Amöneburg, Unterstützung durch Karl Martell; Fällung der Donareiche bei Hofgeismar als spektakulärer Beweis der Machtlosigkeit der alten Götter; Bistumsgründungen in Würzburg und Eichstätt, Initiierung der Gründung des Klosters Fulda, 746 Ernennung zum Bischof von Mainz, nach 750 erneuter Aufbruch nach Friesland, am Ufer des Flusses Boorne von heidnischen Friesen erschlagen; schneller Beginn der Verehrung als Heiliger, Beisetzung in Fulda
2. Mittelalter Bedeutende Missionare einzelner Länder und Stämme Missionar, Zeit, Herkunft, Missionsgebiet
Maßnahmen, Erfolge und Ausgang; Literatur
Kyrillos und Methodios geb. 1. Drittel des 9. Jhs.
Brüder aus Thessaloniki; Priesterweihe, Tätigkeit als Bibliothekar (Kyrillos) und Mönch (Methodios) in Konstantinopel, dann Aussendung als Missionare zu den Chasaren; Bibelübersetzung ins Slawische, dafür eigene Schrift (Glagoliza) und Begründung des Altkirchenslawischen; 863 Weiterzug nach Großmähren und Missionstätigkeit, 869 nach Rom, Kyrill starb dort als Mönch, Methodios zum Bischof für Mähren geweiht
Ansgar um 801 bis 865 Mission in Skandinavien
Als Fünfjähriger in das Kloster Corbie zur Erziehung, 816 Lehrer an der Klosterschule, in derselben Funktion anschließend im Kloster Corvey, 826 Leitung einer Mission nach Dänemark zum frisch getauften König Harald Klak, dessen Feldzug nach Norden aber ohne Erfolg blieb, entsprechend die Bemühungen Ansgars, dieser 829 nach Schweden, in Birka bei Stockholm Bau der ältesten Kirche Skandinaviens; 831 Bischof der neu gegründeten Erzdiözese Hamburg, Plünderung der Stadt durch die Wikinger 845, daher Verlegung des Bischofssitzes nach Bremen, 851 erneute Missionsbemühungen in Schweden, Kirchengründungen; Werke: Lebensbeschreibung Willehads, Gebetssammlung
Entstehung des Staatskirchenwesens Die bei den germanischen „Völkern“ entstehenden, meist arianischen Kirchen waren Landeskirchen, in denen die Könige großen Einfluss besaßen. Eine konfessionelle Ausnahme von enormer historischer Bedeutung bildete die fränkische Kirche. Nach langem Werben um die erst spät zum Christentum gekommenen Franken ließ sich ihr König Chlodwig um 497 zusammen mit einer großen Zahl von Gefolgsmännern katholisch taufen. Damit stellte er ein Übergewicht der christlichen über die heidnischen Germanenstämme her sowie ein Übergewicht des katholischen Christentums über das arianische Christentum in Westeuropa. Auch erleichterte Chlodwig die Integration der Franken mit den ebenfalls katholischen von ihm unterworfenen Galliern. Das Mitte des 8. Jahrhunderts zustande gekommene fränkisch-römische Bündnis war nicht nur ein politisches Ereignis; es hatte auch kirchliche Bedeutung. Eine neue politische und kirchliche Gestaltung des Abendlandes war seine Folge. Nachdem schon in der Merowingerzeit antike Bistümer wiedererstanden waren, sandte im Jahr 751 der fränkische Hausmeier Pippin (741–768) Boten nach Rom, um bei Papst Zacharias (741–752) anzufragen, ob es gut sei, dass derjenige König heiße, der keinerlei königliche Autorität mehr besitze. Die wunschgemäß ausgefallene Antwort ermöglichte die Entthronung des letzten Merowingerkönigs, an dessen Stelle Pippin als erster Karolinger die Königswürde erlangte. Pippin ließ sich selbst nach biblischem Vorbild zum König „salben“. 754 wurde die Salbungszeremonie durch Papst Stephan II. (752–757) wiederholt. Stephan hat Pippin und dessen Nachfolgern den Titel „Patricius Romanorum“ verliehen und damit zu Schutzherren Roms gemacht. Pippin schenkte die ursprünglich byzantinischen Gebiete um Rom und Ravenna dem Apostel Petrus und dem Papst. Aus dieser „Pippinschen Schenkung“ von 756 ist in der Folge der „Kirchenstaat“ entstanden. Der Kirchenstaat ließ den Papst in die Reihe der weltlichen Landesherren einrü-
Christentum bei den Germanen
Frühe Karolingerzeit
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Karl der Große als Schutzherr der Kirche
cken. Das Bündnis der neuen Dynastie mit den Päpsten stärkte insofern die Position des Bischofs von Rom gegenüber anderen Bischöfen, aber auch die Bischofskirche gegenüber der Mönchskirche. Auch waren Kirche und Staat durch die Schutzherrschaft des fränkischen Königs wieder eng untereinander verbunden. Karl der Große (768–814) hat sein königliches Amt unmittelbar von Gott verliehen angesehen, dem er für die rechte Erfüllung auch unmittelbar sich verantwortlich wusste. Das zeigt seine umfassende Gesetzgebung: Nachdem auf Synoden Gesetze beschlossen worden waren, erhielten sie auf Reichstagen ihre Bestätigung als Staatsgesetze. Kirchenverfassung, Disziplin des Klerus, Kirchenzucht gegenüber Laien, Hebung des Mönchtums, Bekämpfung des Heidentums und der Häresie waren Gegenstände königlicher Regierungsverantwortung. Bischöfe und Äbte waren zugleich Beamte der königlichen Verwaltung. Bei dieser Verwobenheit von imperium und sacerdotium war eine zwangsläufige Folge, dass die kirchlichen Einrichtungen mit Krongut und weitgehender Freiheit von Abgaben ausgestattet wurden. Karls Sohn Ludwig der Fromme unterstellte alle Klöster seines Reiches der benediktinischen Regel. Die wechselvollen Umstände der politischen Rahmenbedingungen prägte auch das kirchliche Leben der Menschen. So führte der Niedergang des fränkischen Königtums nach Karl dem Großen zum Zerfall von Klöstern und Pfarreien, die in merowingischer und frühkarolingischer Zeit im ganzen Reich entstanden waren. Reichskirchensystem der Ottonen Duch den Niedergang des Karolingerreichs im 9. Jahrhundert erstarkten die Stammesherzogtümer. Otto der Große (936–973) stützte sich bei der Wiederaufrichtung des deutschen Königtums gegen die Widerstände der Stammesherzöge auf die Bistümer und Abteien und schuf sich durch deren Besetzung mit getreuen Gefolgsleuten eine starke Hilfe. Das Besetzungsrecht durch den König war im 10. Jahrhundert auch von der Kirche anerkannt. Otto übertrug den Bischöfen und Äbten für ihr Gebiet die Gerichtsbarkeit. So entwickelten sich aus den Bistümern und Abteien staatliche Gebilde, die „geistlichen Fürstentümer“, die bis zum Reichsdeputationshauptschluss im Jahr 1803 bestanden. Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte waren wie andere weltliche Große Lehnsträger des Königs. Das Reichskirchengut war die rechtliche Grundlage für das spezifische Verhältnis von Kirche und Staat im Westen; die Weihe war nur wie ein Annex zum weltlichen Amt des Bischofs. Papsttum und Königtum im Mittelalter
König/Kaiser
Papst
Entstehung des Eigenkirchenwesens unter den merowingischen Königen im Frankenreich Pippinische Schenkung: Der Frankenkönig überträgt dem Papst ein Gebiet, das er als weltkicher Herrscher besitzt 800 Karl d. Gr. befindet sich als Schutzherr der Kirche in Rom, 800 Kaiserkrönung in Rom: Leo III. erweist den Papst als faktische Macht über den Papst; Kaiser sitzt Synoden vor den, der die Kaiserwürde verleiht
2. Mittelalter Papsttum und Königtum im Mittelalter König/Kaiser
Papst
ab 814 unter Karls Nachfolgern mehrere Reichsteilungen, Unterwerfung unter den Papst als Schiedsrichter und päpstliche Bestätigung für Synodalbeschlüsse
Papstwahl ohne königlichen Einfluss; Fälschung der Konstantinischen Schenkung eines weltlichen Herrschaftsgebiets an den Bischof von Rom
ab 919 König Heinrich I. stärkt bischöfliche Vasallen zur Schwächung der Herzöge; Staatskirchensystem unter Ottonen gestärkt, ungehinderte Investitur von Bischöfen mit Ring und Stab; Rückgewinnung des Einflusses auf die Papstwahl
ab 900 massiver Niedergang des Papsttums durch moralische Verkommenheit; stadtrömische Adelsgeschlechter missbrauchen Amt als Machtbasis; Bedeutungsverlust
ab 973 Otto III. setzt nach Belieben Päpste ein und bewirkt Anschluss von Polen und Ungarn an die katholische Kirche
wie oben
ab 1002 König Heinrich II. unterstützt Kloster- und Kirchenreform von Cluny ab 1039 König Heinrich III. setzt sich mit seiner Frau an die Spitze der Kirchenreform; intensive Bekämpfung des Ämterhandels (Simonie)
Heinrich III. setzt drei simonistische, unrechtmäßige Päpste ab und dann nacheinander mehrere deutsche Päpste von hoher moralischer Integrität ein: Erneuerung der Kirche und des Papsttums; Entstehung des Kardinalskollegiums
ab 1056 Agnes von Poitou als Regentin für ihren Sohn Heinrich IV. verliert den Rückhalt im Reich; Regierung des Reiches durch Bischöfe
1075 Dictatus Papae (Gregor VII.): Anspruch des Papstes, Könige ein- und abzusetzen, insbesondere Bischöfe einzusetzen; Beginn des Investiturstreits mit Bannung Heinrichs IV. nach Verstoß gegen Gregors Forderungen
1077 Gang Heinrichs IV. nach Canossa, um Lösung vom Kirchenbann zu erreichen, da Gefolgschaft der Fürsten verlorengeht, dabei bereits auch Verlust des Einflusses in der Kurie
ab 1077 Lösung des Kaisers vom Bann; erneute Bannung nach erneuter Einsetzung von Bischöfen durch Heinrich IV. Verjagung des Papstes aus Rom, Tod als Gebannter in Salerno
1106 Tod Heinrichs IV. als Gebannter und Gefangener seines Sohnes Heinrich V.
1095 Aufruf zum Ersten Kreuzzug (Urban II.), Stärkung der Rolle des Papstes als Bischof der ganzen Kirche
1122 Wormser Konkordat: Papst und König bzw. Kaiser werden an der Bischofseinsetzung beteiligt
1130 Schwäche des Papsttums durch Gegenpapst und Aufstand Arnolds von Brescia in Rom
1147 Konrad III. zieht als erster deutscher König ins hl. Land (2. Kreuzzug), Ende in Katastrophe ab 1152 König Friedrich I. setzt königlichen Machtanspruch gegen italienische Städte und den Papst durch; 1190 Teilnahme am 3. Kreuzzug und Tod
Erlass eines Papstwahl-Dekrets; III. Laterankonzil
ab 1190 Heinrich VI.: Herrschaft im Reich und in Sizilien umklammert Kirchenstaat, aber: plötzlicher Tod 1197 ab 1198 Nachfolgekämpfe der Staufer schwächen Kaisertum; England setzt Verfassung gegen römischen Willen durch
ab 1198 Papst besitzt Oberherrschaft über Europa und Eroberungen der Kreuzfahrer (Byzanz); IV. Laterankonzil, kluge Einbindung der Bettelorden in die Kirche, dagegen Ausrottung der Albigenser; Verweltlichung des Papsttums
ab 1212 König Friedrich II., trennt zwischen Kirche und Staat, gewinnt Macht in Italien zurück, krönt sich nach dem 6. Kreuzzug zum König von Jerusalem
ab 1216 Verlust politischer Macht; Gründung der Inquisition; entschiedener Kampf gegen staufische Herrschaft
ab 1250 Konrad IV. und Konradin: Niedergang der staufischen Herrschaft, ab 1254 Interregnum im Reich
ab 1268 Sieg über die Staufer teuer mit Abhängigkeit von Frankreich erkauft; es folgen Babylonische Gefangenschaft und Großes Abendländisches Schisma
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Trennung von Ostund Westkirche
Investiturstreit
Folgen für die Theologie
Heinrich III. und seine Päpste Für die Entwicklung der Kirche waren die Regierungsjahre Heinrichs III. und Heinrichs IV. von großer Wirkung: Heinrich III. und seine Frau Agnes von Poitou trieben die Kloster- und Kirchenreform von Cluny entschieden voran, die dem kirchlichen Leben wichtige theologische Impulse gab und letztlich zu dem Konflikt führte, den sein Sohn austrug. Der vorletzte von Heinrich III. eingesetzte Papst, Leo IX. und seine Berater ließen den Streit mit der Ostkirche und dem durchaus ehrgeizigen Patriarchen Michael Kerullarios so weit kommen, dass am 16. Juli 1054 der Gesandte Papst Leos IX., Humbert von Silva Candida, die Bannbulle gegen den Patriarchen auf den Altar der Hagia Sophia in Konstantinopel legte. Damit war die Trennung von Ost- und Westkirche vollzogen. Die gegenseitige Exkommunikation blieb bis 1965 bestehen. Die Eroberung Konstantinopels 1204 durch westliche Kreuzfahrer tat ihr Übriges. Wiedervereinigungsversuche kurz vor dem Fall Konstantinopels 1453 erübrigten sich kurz nachdem sie begonnen hatten. An der Doppelrolle der Bischöfe als zuverlässige Vasallen des Königs und Landesherren einerseits sowie als oberste Seelsorger ihrer Diözese andererseits entzündete sich im 11. Jahrhundert ein Konflikt zwischen Kaiser und Papst. Während noch unter Kaiser Heinrich III. (reg. 1039–1056) der König bzw. Kaiser an der Spitze der sich vor allem in den Klöstern entwickelnden Kirchenreform stand und noch Päpste ab- und einsetzte – Clemens II. (Suidger von Bamberg), Damasus II. (Poppo von Brixen), Leo IX. (Bruno von Toul) und Viktor II. (Gebhard v. Eichstätt) –, beanspruchte Papst Gregor VII. 1075 im Dictatus Papae den Vorrang des Papstes vor dem Kaiser, der geistlichen vor der weltlichen Gewalt, vor allem das Recht, Bischöfe alleine auszuwählen und einzusetzen, gegebenenfalls aber auch Könige abzusetzen. Konkret verweigerte er dem König die Einsetzung der Bischöfe mit Ring und Stab. Gegen Heinrich IV. (reg. nominell 1056–1106), fochten mehrere Päpste diesen Streit aus, der mehrfach zur Bannung Heinrichs führte. Erst nach dem Tod des Kaisers konnte der Streit 1122 mit einem Kompromiss, dem Wormser Konkordat, gelöst werden. Die Belehnung des gewählten Bischofs mit dem kirchlichen Amt durch Ring und Stab erfolgte durch die Kirche, die Einweisung in das Reichslehen mit dem Szepter durch den König (in Deutschland vor der kirchlichen Konsekration). Nicht zuletzt in der Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen Staat und Kirche entwickelten die westlichen Theologen allmählich argumentative Strukturen, die für das ganze Mittelalter bis in den später entstehenden Universitätsbetrieb prägen sollten: die Scholastik, die Offenbarungslehre mit philosophischem Denken verband. Die Doppelrolle der Bischöfe im mittelalterlichen Reich
Rolle als Vasall des Kaisers
Rolle als Diözesanbischof
Treuepflicht gegen Kaiser Landesherr Mitglied der Fürstenversammlung gibt Lehen an Grundherren
Gehorsamspflicht gegen den Papst Leitung der Seelsorge Mitglied einer Kirchenprovinz Geistliche Aufsicht
2. Mittelalter
Die Kreuzzüge Schon am Ende der Antike war eine neue Macht im Südosten der bekannten Welt aufgetaucht und hatte 641 mit der Eroberung Ägyptens die Einheit des Mittelmeerraums aufgehoben. Die Kirchen Nordafrikas, die durch ihre Niederlagen in mehreren Lehrstreitigkeiten – so etwa dem Donatistenstreit über die Gültigkeit von Amtshandlungen von Geistlichen mit schweren moralischen Vergehen – von Rom enttäuscht waren, wurden eine leichte Beute des Islam. Erst Karl Martell, der Großvater Karls des Großen, hatte den militärischen Vormarsch dieser Religion über Spanien nach Frankreich in Europa aufgehalten (732 Schlacht bei Tours und Poitiers). Erneut zogen im 11. Jahrhundert islamische Mächte im Osten gegen das Byzantinische Reich und eroberten die heiligen Stätten der Juden, Christen und Moslems in Palästina, vor allem Jerusalem. Dies und ein Hilferuf des byzantinischen Kaisers Alexios Komnenos (reg. 1081–1118) nach der verlorenen Schlacht von Mantzikert 1071 wurden zum Auslöser für den Kreuzzugsaufruf Papst Urbans II. (1088–1099), der eine Bewegung lostrat, die freilich zahlreiche Ursachen, auch soziale und wirtschaftliche, hatte. Im Verlauf der
Ausbreitung des Islam in Europa
Eroberung byzantinischer Gebiete und der hl. Stätten
Die Kreuzzüge Anlass, Zeit, Urheber
Anführer
Verlauf und Ergebnis
1. Kreuzzug (1096–1099) Papst Urban II.
Gottfried von Bouillon, Raimund von Toulouse, Robert von der Normandie
Eroberung von Edessa, Eroberung und blutige Plünderung von Jerusalem, Errichtung eigener Herrschaften (Kreuzfahrerstaaten)
2. Kreuzzug (1147/48) Bernhard von Clairvaux im Auftrag Papst Eugens III.
König Konrad III., König Ludwig VII.
feindlicher Durchzug durch byzantinisches Gebiet, vergebliche Belagerung von Damaskus, Untergang beider Heere
3. Kreuzzug (1189–1192) Papst Alexander III.
Kaiser Friedrich I. Barbarossa, König Richard Löwenherz, König Philipp August
Kaiser Friedrich ertrunken, Eroberung von Akkon und Joppa, Gefangennahme König Richards auf der Heimreise
4. Kreuzzug (1200–1204) Papst Innozenz III.
Enrico Dandolo (Doge von Venedig)
Plünderung der christlichen Stadt Zara, Exkommunikation der Kreuzritter, Eroberung von Konstantinopel im Auftrag von Venedig gegen Zahlung
Kinderkreuzzug (1212/13) Nikolaus von Köln
Nikolaus von Köln
Tod vieler Kinder und teilnehmender Landarbeiter und Tagelöhner schon unterwegs, Gefangennahme der Überlebenden, Verkauf in die Sklaverei
5. Kreuzzug (1219–1221) Papst Honorius III.
König Wilhelm von Holland
kurzfristige Eroberung Damiettas in Ägypten
6. Kreuzzug (1229)
Kaiser Friedrich II.
Vertrag mit dem Sultan, friedliche Übernahme Jerusalems, Selbstkrönung Friedrichs, aber Exkommunikation
7. Kreuzzug (1248)
König Ludwig IX. d. Hl. von Frankreich
Niederlage des Heeres in Ägypten
8. Kreuzzug (1270)
König Ludwig IX. d. Hl. von Frankreich
Tod des Königs in Tunis
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
sogenannten Kreuzzüge begaben sich zahlreiche Menschen aller Schichten nach Osten. Doch von den Unternehmungen gelang nur der ersten die – als äußerst blutig geschilderte – Rückeroberung Jerusalems, während die anderen scheiterten oder sogar zu reinen Raubzügen, wie 1204 die Eroberung Konstantinopels durch christliche Ritter, umgelenkt wurden. Stellten die Kreuzzüge einerseits moralische und militärische Katastrophen dar und vertieften die Spaltung von den östlichen Kirchen, brachten sie andererseits durch den intensiven Kontakt mit den damals im Verhältnis weit entwickelten Völkern des Nahen Ostens enorme Impulse auf verschiedenen kulturellen und wissenschaftlichen Gebieten mit sich und eröffneten mit der Gründung der Ritterorden neue Lebens- und Tätigkeitsformen in der Kirche, die auch nach der Vertreibung aus Palästina fortgesetzt wurden.
Ordenswesen
Frömmigkeit und Reformbewegungen im Spätmittelalter Die Entwicklungen der Kirche von der Spätantike spiegeln sich eindrucksvoll in der Geschichte der Orden. Die ersten Gemeinschaften waren aus dem Bedürfnis der strengen Nachfolge Jesu als Einsiedler oder in einer geistlichen Gemeinschaft in Ägypten entstanden. Sowohl die Entwicklung der Kirche nach der Erhebung zur Staatsreligion als auch die Wirren der Völkerwanderungszeit gaben der Entwicklung im Mittelmeerraum und nördlich der Alpen neuen Aufschwung. Die bedeutendste Klostergründung war die des Benedikt von Nursia in Monte Cassino im Jahr 529. Unter der von ihm verfassten Regel wurden die zunächst nur lose verbundenen Gemeinschaften später fast alle zu Kongregationen und schließlich zu einem Orden, dem Benediktinerorden, zusammengefasst. Nach dem Vorbild des Augustinus‘ schlossen sich auch Kleriker zu einem gemeinsamen Leben zusammen, aus denen sich die Regulierten Chorherren vom Hl. Augustinus entwickelten. Der Benediktinerorden
Gründer: Benedikt von Nursia, 529 Monte Cassino, danach weitere Klöster Kennzeichen * Ordensregel des hl. Benedikt, stabilitas loci, Gehorsam * Tageslauf im Wechsel von Gebet (acht Mal am Tag) und Arbeit, auch kulturelle Tätigkeit * Landwirtschaft als Lebensunterhalt, auch Herstellung von Getränken * Sammlung von Bibliotheken, Abschreibetätigkeit * dadurch Vermittlung der antiken Kultur in Mittelalter und Neuzeit * auch Frauenklöster Geschichte Durchsetzung der Ordensregel auch in allen schon bestehenden westlichen Klöstern im Laufe des Mittelalters; erst später Selbstverständnis als Ordensgemeinschaft * mit der Zeit Erwirtschaftung von Wohlstand und Vernachlässigung der ursprünglichen Ideale, darauf Reform von Cluny mit Hauptgewicht auf prächtiger Liturgie * später Bedeutungsverlust als Kulturträger durch Konkurrenz anderer Orden und Universitäten, Verlust vieler Klöster durch Reformation, andere durch Säkularisation * Aufgliederung in verschiedene Kongregationen *
Bedeutende Klöster: Monte Cassino, Melk, St. Gallen Bedeutende Angehörige: Beda Venerabilis (672/74–735), Guido von Pomposa (1010–1046), Anselm von Canterbury (1033–1109), Hildegard von Bingen (1098–1179), Jean Mabillon (1632–1707), Martin Gerbert (1720–1793)
2. Mittelalter Die Augustiner-Chorherren Kennzeichen Zusammenleben von Priestern in einer Gemeinschaft schon bei Augustinus; aus Zitaten von ihm Formulierung einer Regel, der sich verschiedene Gemeinschaften anschlossen * in den Gemeinschaften der Männer sind in der Regel Priester zusammengeschlossen * auch Frauenklöster * kein Orden im eigentlichen Sinn, sondern selbstständige Niederlassungen *
Bedeutende Niederlassung: Klosterneuburg
In Palästina empfanden christliche Kaufleute schon vor Beginn der Kreuzzüge die Notwendigkeit, Wallfahrt und Handel vor Raubüberfällen zu schützen und Reisende aus Europa, die unterwegs krank wurden, zu pflegen und zu versorgen. Nach Beginn der Kreuzzüge und damit dem Zug einer großen Menge von Menschen in das heilige Land entstanden weitere Orden, die sich den bewaffneten Schutz der Pilger und heiligen Städte und die Krankenpflege zur Aufgabe machten.
Die Ritterorden Die Johanniter/Malteser Gründung durch Kaufleute von Amalfi 1048, ältester geistlicher Ritterorden Ursprungsaufgabe: Hospitaldienst, bewaffneter Schutz von Pilgern * 1291 Vertreibung aus Palästina, Verlegung des Sitzes nach Zypern * 1310 nach Rhodos, 1530 nach Malta, daher Zweitname * 1798 Vertreibung aus Malta durch Napoleon, Sitz heute in Rom * *
Templerorden Gegründet von Hugo von Payens / Godfried von St. Omer 1118 Benediktsregel, Ordensgelübde enthielt auch Schutz der Pilger im hl. Land * Gliederung der Mitglieder in Kapellane, Ritterbrüder, Sergeanten und Knappen * Großmeister an der Spitze, Sitz in Jerusalem: die heutige Al-Aqsa-Moschee * bedeutender Unterstützer: Bernhard v. Clairvaux; guter Zulauf, auch Unterstützung durch Schenkungen, 1139 Unterstellung direkt unter den Papst * allmählich Rivalität mit den Johannitern * Ausdehnung der Schutzfunktion auf andere Pilgerwege, z.B. nach Santiago de Compostela, nach dem Fall von Akkon Rückzug nach Zypern * ausgedehnte Tätigkeit im Bankwesen: Geldverleih und Schecksystem * strategische Fehler gegenüber den beiden anderen großen Ritterorden: keine feste territoriale Machtbasis, Ablehnung des Aufnahmekandidaten Philipp IV. von Frankreich * 1307 Anklage von Ordensrittern wegen Ketzerei und sexueller Verirrungen; veranlasst durch König Philipp * 1312 Auflösung auf dem Konzil von Vienne durch den in Avignon residierenden Papst Clemens V., Hinrichtung des letzten Großmeisters Jacques de Molay * *
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte Der Deutsche Orden Gründung durch Kaufleute aus Bremen und Lübeck (nach der Schlacht von Hattin 1187 im III. Kreuzzug) 1190, Sitz: Akkon * geistlicher Ritterorden nach Regeln der Johanniter, schon um 1200 Hospital in Halle * Unterstützung des Kreuzzugs Friedrichs II., von diesem Lehensexemtion und weitere Privilegien in der Goldbulle von Rimini 1226 * 1226: Hilferuf aus Polen gegen die Pruzzen * Gewinnung eines eigenen Staats im Baltikum * 1231 Übernahme des Hospitals der Elisabeth von Thüringen in Marburg * 1241 Abwehr der Mongolen, aber Niederlage in der Schlacht bei Liegnitz * 1291 Fall von Akkon, 1309 Verlegung des Hochmeistersitzes nach Marienburg (heute Polen) * 1410 Niederlage von Tannenberg gegen Fürstentum Polen-Litauen, Verlust von Marienburg * Niedergang, auch zur Versorgungsanstalt überzähliger Adelskinder * Reformation: Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach wird evangelisch und erhält unter polnischer Oberherrschaft erbliche Herrschaft im Ordensstaat * Orden hatte nun katholischen, lutherischen und reformierten Teil * nach reicher Bautätigkeit im 17. und 18. Jahrhundert massive Verluste durch Französische Revolution, Auflösung durch die Nationalsozialisten * Wiedererrichtung mit Hauptsitz in Wien, Orden aus Herren, Schwestern und Familiaren *
Ebenfalls im heiligen Land entstanden, ohne ein Ritterorden zu sein, die Karmeliten. Die Karmeliter Gründung durch Berthold von Kalabrien, Kreuzfahrer und Pilger, 1156, Berg Karmel Anfänge als Eremiten in strenger Askese, kontemplatives Leben 1238 Übersiedlung nach Europa, dann Seelsorge und wissenschaftliches Studium * nach Entdeckung Amerikas auch Mission * schon im 13. Jahrhundert einzelne weibliche Gemeinschaften, oft Beginen, ab 1452 offiziell weiblicher Zweig; Ausbreitung in ganz Europa * dringende Reform im 16. Jahrhundert durch Teresa von Avila; aber heftiger Widerstand bis zur Gefangennahme und Folter des Johannes vom Kreuz * 1580 Trennung der Unbeschuhten von den Beschuhten Karmeliten; außerdem schwere Verluste durch die Reformation und die Säkularisation * in der Gegenwart als besonders strenger Orden vor allem bei den Frauen mehr Zulauf als z.B. Reform- oder Bettelorden * *
Bedeutende Vertreter: Johannes vom Kreuz (1542–1591), Teresa von Avila (1515–1582), Edith Stein (1891–1942)
Gleichzeitig zu den Ritterorden war in Mitteleuropa das Bedürfnis nach Erneuerung der Kirche und wahrer Nachfolge Christi nicht zum Stillstand gekommen. Im 12. Jahrhundert waren die Reformorden entstanden, die sich von den Benediktinerklöstern besonders durch strengeres Armutsideal, das auch die Klöster selbst einbezog, abgrenzten. Die bedeutendsten waren die Zisterzienser und Prämonstratenser. Die Zisterzienser – ihr berühmtester Vertreter war Bernhard, der Abt von Clairvaux – drückten ihr Bescheidenheitsideal unter anderem in ihrer charakteristischen Kirchenarchitektur aus, die im Gegensatz zur herkömmlichen Gotik auf Türme verzichtete. Sie siedelten in Tälern und verbreiteten, wo sie sich niederließen, Innovationen in der Landwirtschaft, nördlich der Alpen z.B. Fischzucht und die Burgunderrebe. Doch auch diese Orden, zu denen noch immer leichter die adligen und wohlhabenden Christen Zugang hatten, entwickelten sich in wenigen Generationen
2. Mittelalter
wie die Kirchenreform von Cluny und ließen Behäbigkeit und Aufweichung der Ideale zu. Reformorden Die Zisterzienser Gründung durch Robert von Molèsme, 1098 zuerst Molesme, dann Cıˆteaux nicht geminderte Benedikts-Regel und Charta Caritatis auch Frauenklöster, mit strenger Klausur * Filiationsprinzip der Klöster mit gleichsam lehensmäßiger Abhängigkeit, auch bei Abtswahl, jährliches Generalkapitel in Cıˆteaux, dortiger Abt = Generalabt (bis zur Französischen Revolution); Visitation durch übergeordneten Abt * Lebensunterhalt durch Landwirtschaft, auch Sonderkulturen; Stadthöfe trugen zur allgemeinen Versorgung bei, Grangien zur Sammlung der Ernteüberschüsse * charakteristischer gotischer Kirchenbau mit kleinem Dachreiter statt Türmen * einfache Liturgie und Lebensform (zwei Mahlzeiten täglich, kein Fleisch) * Marienverehrung von großer Bedeutung * explosionsartige Ausbreitung in Norditalien und Deutschland, um 1300 in fast allen europäischen Ländern vertreten * mit der Zeit Überlassung der niederen Arbeiten an Laienbrüder, kulturelle Arbeiten an die Chorbrüder, Chorherren und -frauen; in der Regel überzählige Kinder aus Adelsfamilien wie auch bei Benediktinern * Anteil an der Ostkolonisation: Doberan, Leubus, Heinrichau, Waldsassen * erster großer Einbruch mit dem Aufkommen der Bettelorden, dann mit Reformation und Säkularisation * *
Bedeutende Niederlassungen: Eberbach, Maulbronn, Otterberg, Himmerod, Stams, Lichtenthal, Loccum Bedeutende Mitglieder: Bernhard von Clairvaux (1090–1153), Papst Eugen III. (reg. 1145–1153), Otto von Freising (1111–1158), Caesarius von Heisterbach (1180–nach 1240), Papst Benedikt XII. (reg. 1334–1342), Gertrud von Helfta (1256–1302), Katharina von Bora (1499–1552)
Die Prämonstratenser Gründung durch Norbert von Gennep, Stiftsherr in Xanten, dann Wanderprediger (1126 Erzbischof von Magdeburg), 1119 in Prémontré Augustinusregel, Armut, Keuschheit, Gehorsam, stabilitas loci Abt von Prémontré = Generalabt, Generalkapitel in Prémontré bis 1736 * Chor- und Laienbrüder, Letztere für niedere Arbeiten ohne Aufstiegsmöglichkeit zum Chorbruder * äußerste Bußfertigkeit, Fasten, Schweigen, Chorgebet, Handarbeit, Armutsideal nicht so streng wie bei Zisterziensern * Urkirche als Vorbild; oft Doppelklöster für Männer und Frauen * Aufgabe: Predigt, Übernahme von Pfarreien * engagierte Teilnahme an der Ostkolonisation * Pflege der Buchkultur * erste Krise bei Bischofsernennung Norberts von Xanten, zweite bei seinem Tod, dritte in der Reformation, kleine Renaissance im 17./18. Jh. * von der Französischen Revolution fast gänzlich vernichtet, am stabilsten in Österreich-Ungarn, dann Wiederbelebung, wenn auch nicht im früheren Umfang * *
Bedeutende Niederlassungen: Ursberg, spätere Domkapitel von Brandenburg, Riga und Ratzeburg, Strahov
Breitere Schichten erreichten erst die zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstehenden Bettelorden, allen voran die Dominikaner und Franziskaner, die auch ein neues Mönchsideal verwirklichten: nicht mehr die stabilitas loci, nicht mehr die Zurückgezogenheit und das kontemplative Leben oder die Arbeit auf dem Feld und in der Schreibstube wurden angestrebt, sondern das Wirken in der Welt durch Wiederaufbau von Kirchen, Kranken- und Armenpflege – hier der Berührungspunkt mit den Ritterorden. Predigt und Bil-
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Reaktion der Amtskirche
dungsarbeit standen im Mittelpunkt, mit einigen Einschränkungen sogar für die weiblichen Zweige. Mit der Integration der Bettelordensbewegung in die bestehende Kirche, die vor allem Papst Innozenz III. (1198–1216) im V. Laterankonzil (1215) leistete, gelang es der Kirche noch einmal, eine Massenbewegung in der Kirche zu halten, deren Vorläufer und „Geschwister“ bereits katholisch-kirchlichen Boden verlassen hatten: Katharer, Albigenser und Waldenser. Sie alle versuchten auf ihre Art an die Ideale des Evangeliums und an die Lebensweise der frühen Gemeinden anzuknüpfen. Dreihundert Jahre später, in der Reformationszeit), wurden die Zeichen der Zeit nicht mehr so wie im 13. Jahrhundert erkannt. Die Bettelorden brachten in den folgenden Jahrhunderten nicht nur hervorragende Theologen wie Albertus Magnus (gest. 1280), Thomas von Aquin (gest. 1274) oder Bonaventura (gest. 1274) hervor und beförderten an den Universitäten Scholastik und damit die wissenschaftliche Entwicklung der Theologie, sondern sie waren auch lange Zeit die überzeugendsten Vertreter christlicher Nächstenliebe, was sich unter anderem in den ihnen zugewiesenen Schenkungen und Erbschaften ausdrückte.
Bettelorden Die Dominikaner / der Predigerorden Gründung durch Dominikus Guzman aus Caleruega in Altkastilien, 1206 Prouille bei Toulouse Augustinusregel und Konstitutionen von 1228, drei Gelübde, keine stabilitas loci Vorsteher eines Klosters: Prior, darüber Provinzial, an der Spitze zunächst Generalmagister, gewählt und rechenschaftspflichtig, jetzt Ordensgeneral in Rom * Hauptaufgabe: Predigt und Auseinandersetzung mit Gegnern der Kirche, auch akademisch, vorher Studium, Besitz gestattet, soweit zur Erfüllung der Aufgaben nötig * Lehrtätigkeit an europäischen Universitäten, Inquisition, Mission in Amerika (ab 1509 in Mexiko) * in der Liturgie besondere Pflege des Chorgebets * weiblicher Zweig von Ordensgründer persönlich eingerichtet, Aufgabe: Mädchenerziehung * 1206 Missionsstation, 1215 Predigerseminar, 1216 päpstliche Bestätigung * 1220 erstes Generalkapitel von 60 Niederlassungen in Bologna * Verbreitung vor allem in den großen Städten mit Bildungseinrichtuneg, in England z.B. zuerst in Oxford, dann in London * dem weiblichen Zweig schlossen sich auch schon bestehende Klöster an * viele Männer- und Frauenklöster wurden unter dem Dominikanerpapst Benedikt XI. in das päpstliche Recht aufgenommen * Klosterreformen im 15. Jahrhundert, dann Kongregationen mit Selbstverwaltung * Zurücktreten in der Bedeutung nach Entstehung des Jesuitenordens, Verluste in Reformation und Säkularisation * *
Bedeutende Mitglieder: Albertus Magnus (1193–1280), Thomas von Aquin (1225–1274), Meister Eckhart (1260–1327), Papst Benedikt XI. (reg. 1303/04), Johannes Tauler (1300–1361), Girolamo Savonarola (1452–1498), Katharina von Siena (1347–1380), Giordano Bruno (1568–1600), Heinrich Kramer (Institoris) (1430–1505), Jacobus de Voragine (1228–1298), Johann Tetzel (1465–1519), Bartholome de las Casas (1474–1566) Die Franziskaner Gründung: Francesco Bernadone aus Assisi in Umbrien, Kirche Portiuncula bei Assisi, 1210 Frauenzweig: Klarissen, Klara Sciffi von Favone, aus Assisi, 1212 Regula Bullata (aus Bibelsätzen) von Franziskus und Konstitutionen keine stabilitas loci, strengstes Armutsideal, kein Eigentum, auch nicht des Klosters * Aufgaben: Predigt und Mission, Krankenpflege, ggf. handwerkliche Arbeit, auch Brauwesen, Aufnahme von Klerikern und Laien * *
2. Mittelalter Vorsteher des Konvents: Guardian, darüber: Provinzialminister, an der Spitze Ordensgeneral weiblicher Zweig: Gründung zusammen mit Franziskus, nach dem Tod der Gründerin Bezeichnung als Klarissen, bald Anschluss auch bestehender Klöster * Regel des weiblichen Zweigs: Formula vitae, strenge Klausur, Armut, später auch Landwirtschaft und Handwerk, seit dem 19. Jh. Erziehungsarbeit und Krankenhäuser * heute drei Orden: Erster Orden: Franziskaner, Minoriten, Kapuziner; Zweiter Orden: Klarissen Kongregationen; Dritter Orden: Tertiaren (Franziskanerinnen, Kapuzinerinnen, Elisabethinnen u.a.) * 1210 Bestätigung durch den Papst * 1224 Stigmatisierung des Ordensgründers, 1226 Tod, 1228 Heiligsprechung * nach Franziskus’ Tod tiefe Krise des Ordens, da vieles nicht festgelegt * dennoch Verbreitung von Umbrien aus, zunächst in der Mark Ancona, bald in ganz Europa, Konvente auch in kleinen Städten * Übernahme von Pfarrstellen, Kreuzzugspredigt, Teilnahme an der Inquisition, aber auch Anschluss an die Universitäten * große Zustimmung in der Bevölkerung aufgrund karitativer Arbeit, zahlreiche Spenden * Problem: Besitz ist verboten; Lösung: aller Besitz ist Eigentum des apostolischen Stuhls * bald: Klerikalisierung und Akademisierung, niedere Arbeiten nur noch von Laien * Reform der männlichen und weiblichen Zweige im 15. Jahrhundert * aufgrund des Armutsstreits im 16. Jh.: Aufgliederung in Konventualen (Minoriten), Observanten (Franziskaner) und Kapuziner * intensive Mission in Amerika, Kapuziner übernehmen vor allem Seelsorge und karitative Aufgaben, auch Betreuung von Wallfahrten * *
Bedeutende Vertreter: Caesarius von Speyer (p 1239), Antonius von Padua (1195–1231), Thomas von Celano (1190–1260), Michael von Cesena (p 1342), Bonaventura (1221–1274), William von Ockham (1285–1347), Thomas Murner (1475–1537) Die Augustiner-Eremiten Gründung durch Zusammenschluss mehrerer Eremitengruppen in Italien 1244 Augustinusregel, Armutspflicht, Laienbrüder mit Stimmrecht in Kapiteln an der Spitze des Klosters ein Prior, Gliederung in Provinzen mit Generalkapitel * schwieriger Zusammenschluss mehrerer Gruppen mit eigener Tradition * Aufgaben: Predigt, Seelsorge, Mission; auch akademische Bildung * erfolgreiche Ausbreitung in Europa, kein großer weiblicher Zweig * 14./15. Jh.: Aufweichung der Ideale, Entstehung der Observanten, Reform * 1505 Eintritt von Martin Luther in den Erfurter Konvent, bei Augustinern auch breite Anhängerschaft für Luthers Thesen, lange Rücksichtnahme der Ordensoberen * daher Auflösungserscheinungen, Wiedererstarken nach dem Konzil von Trient, Gründung vieler Gymnasien im Rahmen der Gegenreformation * Mission in Amerika, Blütezeit im 18. Jh., dann Verluste in der Säkularisation * *
Bedeutende Vertreter: Papst Eugen IV. (reg. 1431–1447), Johann von Staupitz (1465–1524), Martin Luther (1483–1546), Abraham a Santa Clara (1644–1709), Gregor Mendel (1822–1884)
Der bedeutendste Orden, der noch nach dem Einsetzen der Reformation in Europa entstand und eine enorme Wirksamkeit entfaltete, war der von Ignatius gegründete Jesuitenorden. Während er unter den großen Orden als einziger keinen weiblichen Zweig zuließ, wirken nach seinem Vorbild seit Jahrhunderten weibliche Lehrorden, inzwischen aber auch ältere Orden wie Zisterzienserinnen, Dominikanerinnen und Franziskanerinnen im Primarund Höheren Schulwesen für Mädchen. In besonderem Maße spiegeln die einzelnen Orden die Kirchengeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit wider.
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte Orden der Frühen Neuzeit Der Jesuitenorden / Societas Jesu Gründung durch Ignatius von Loyola mit ersten Gefährten, darunter Petrus Faber, Paris, 1534 Anerkennung 1540 Historischer Hintergrund: Reformation, gezielte Niederlassung in nicht katholischen Gebieten * Verfassung: Constitutiones, einziger großer Orden ohne weiblichen Zweig * strenge Hierarchie, besondere Treue gegen den Papst * hohe Bedeutung der akademischen Bildung, v.a. zwecks Auseinandersetzung mit Gegnern der katholischen Kirche, Schulen als zentrale Aufgabe, intensive Mission * Ausbau eines weltweiten, einheitlichen Schulwesens, auch Übernahme von Universitäten (Dillingen, Wilna, Heidelberg, Mainz) * Beitrag zur Erforschung unbekannter Erdteile (Amerika, Asien, Afrika), ebenso zu anderen Wissenschaftszweigen * 1773 bis 1814: Aufhebung des Ordens in einzelnen Ländern * jetzt größter Orden der katholischen Kirche * *
Bedeutende Vertreter: Petrus Faber (1506–1546), Athanasius Kircher (1601–1680), Friedrich Spee (1591–1635), Alfred Delp (1907–1945), Rupert Mayer (1876–1945), Karl Rahner (1904–1984), Heinrich Pesch (1854–1926), Oswald von Nell-Breuning (1890–1991), Papst Franziskus I. (geb. 1936) Die Ursulinen Gründung durch Angela Merici aus Desenzano, Brescia 1535 Ordensregel der Angela Merici, drei Gelübde, jetzt Gliederung in Kongregationen zugewiesene Aufgabe: Erziehung von Waisenmädchen, Katechese, daraus Entwicklung zum weiblichen Lehrorden * Verbreitung in vielen europäischen Ländern, dann auch in Übersee * Ergänzung durch das Säkularinstitut der hl. Angela Merici (1958) * *
Die Augustiner-Chorfrauen BMV Gründung durch Alix le Clerc mit Pierre Fourier, Mattaincourt (Btm. Toul), 1597 Anerkennung 1628 Gelübde: Armut, Keuschheit, Gehorsam, Mädchenerziehung * Vorsteherin eines Klosters: Superiorin * starke Verbreitung in Westdeutschland im 18. Jh. * Verlust vieler Klöster nach der Französischen Revolution * *
Bedeutende Niederlassungen in Deutschland: Münster, Essen, Otterstweiher/Offenburg, Paderborn, Heidelberg, Mannheim, außerdem in Bratislava und Pécs Congregatio Jesu (Englische Fräulein) Gründung durch Maria Ward in Flandern, 1609 – gegründet als Mädchenschulorden; Absicht, Regel der Jesuiten zu übernehmen wurde verboten; Ordensgründerin zeitweise verhaftet – größte Unterstützung zunächst im Herzogtum Bayern im 17. Jh., von dort aus weltweite Verbreitung – 2004 Umbenennung von Institutum Beatae Mariae Virginis (IBMV) in Congregatio Jesu (CJ)
Kirchliche Missstände im Spätmittelalter Der zunehmende Einfluss der Politik auf das Papsttum (Exil in Avignon 1309–1377), das Abendländische Schisma (ab 1378 beanspruchten drei Kandidaten das Papstamt), das Scheitern vieler Reformversuche (z.B. Konzil von Konstanz 1414–1418) sowie der steigende Finanzbedarf des päpstlichen Hofs und die dadurch bestimmten Entscheidungen, schließlich auch das Machtstreben einzelner Personen und ihre Unfähigkeit, die Vorzeichen
2. Mittelalter
zu erkennen, ließen – modern gesprochen – einen „Reformstau“ entstehen, dessen Belastung schon bis am Ende des 15. Jahrhunderts auch von den einzelnen Bischöfen und Theologen, die sich um eine Verbesserung der inneren Lage der Kirche bemühten, nicht mehr aufgefangen werden konnte. Die heftigen Reaktionen, welche die Verurteilung der Lehre des englischen Theologen John Wyclif sowie des tschechischen Theologen Jan Hus auf dem Konzil von Konstanz 1415 hervorriefen, deuteten eigentlich bereits darauf hin, dass die Einheit der Kirche ernsthaft bedroht war.
Religiöse Bewegungen im Mittelalter Name Gründer, Zeit
Lehre und Schicksal
Geißler / Flagellanten 11.–15. Jh.
– Selbstgeißelung seit dem 11. Jh. als Bußform italienischer Eremiten verbreitet – im 13. Jh. Massenbewegung, angetrieben durch Seuchen und Weltuntergangsängste – Ausbreitung von Perugia aus in Oberitalien, nach 1260 auch nach Deutschland und Frankreich, auch Osteuropa – keine äußere Organisation – Forderung der Laienpredigt und der Laienbeichte, daher Ablehnung durch die Amtskirche als Häretiker – wellenartige Verbreitung: immer nach Notsituationen Ansteigen der Zahl; Ziel: Pest ausrotten durch Nachahmung der Geißelung Christi – Prozessionen mit eigenen Liedern und Gebeten, angeführt von sogenannten Meistern – nach Kritik an der Kirche Verbot durch Papst Clemens VII. (1349) – trotz Unterdrückung durch die Fürsten einzelne Zusammenrottungen noch bis ins 15. Jh.
Bogomilen vielleicht Bogumil, Priester in Bulgarien, aus Makedonien, manichäische und paulikanische Wurzeln 10. Jh.
– 10. bis 15. Jh. in Bulgarien, von dort nach Byzanz, auf die übrige Balkanhalbinsel und nach Russland – Entstehung unter Zar Peter I. von Bulgarien – Lehre: dualistische Weltsicht (gut – böse, das Materielle als das Böse) – der von Gott abgefallene Satanael ist Schöpfer der Welt – Ablehnung der Bilderverehrung, kirchlicher Hierarchie, Liturgie, Sonntagsheiligung, Symbol des Kreuzes – gegen Reichtum der Kirche und Sittenverfall der Ordensleute – angestrebt: Armut der Urkirche, Leben in Gebet und Buße – Radikalisierung eines Teils nach Zusammenbruch des bulgarischen Reiches – Verfolgung durch die byzantinische Kirche, Flucht – Einfluss auf die Katharer im Westen – Untergang nach türkischer Eroberung der Balkanhalbinsel durch Übertritt zum Islam – Grabdenkmäler auf der Balkanhalbinsel bis heute erhalten
Katharer / Albigenser Mitte 12. Jh.
– Spätmittelalterliche Armutsbewegung mit Ursprung in Frankreich, Verbreitung in Italien, Deutschland und Spanien – Entstehung um 1140, erstes Auftreten in Köln 1143 – Katharer bedeutet „der Reine“ – Albigenser, benannt nach der Stadt Albi in Südfrankreich, waren bedeutendste eigene Gruppe – keine einheitliche Theologie, Hauptaussagen und -forderungen: dualistische Weltsicht (gut – böse, Himmel – Erde, NT – AT, Vater Christi – Schöpfergott), besondere Rolle des Johannesevangeliums, Ablehnung des Alten Testaments, Priesteramt für Männer und Frauen, Gottesdienst in der Volkssprache, Askese, Ehe- und Kinderlosigkeit – Selbstverständnis ihrer Kirche als (einziger) Ort der Erlösung – Aufteilung in Credentes (Gläubige, aber nicht Mitglieder), Initiierte (die Perfecti werden wollten) und Perfecti (Vollkommene, die alle asketischen und sonstigen Regeln einhielten) – Geisttaufe (Consolamentum, dt.: Trostmittel) durch Handauflegen als Aufnahmeritual nach Probezeit, konnte von jedem Kirchenmitglied gespendet werden
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Religiöse Bewegungen im Mittelalter Name Gründer, Zeit
Lehre und Schicksal – Probezeit mit strengsten, ggf. lebensgefährlichen Prüfungen (Fasten) – Entwicklung einer vollständigen Kirchenorganisation mit Männer- und Frauenkonventen, im Bischofsamt nur Männer, diese mit zwei Stellvertretern, außerdem: Diakone (diese Seelsorger) – in der Amtskirche Einstufung als Ketzer (sprachgeschichtlich aus Katharer entwickelt), 1179 Exkommunikation, Versuch der Rückgewinnung, u.a. durch Dominikus Guzman und Gefährten, aber im Wesentlichen vergeblich – dann Verfolgung durch die Inquisition mit zutreffenden, aber auch z.T. abwegigen Vorwürfen und unter großen Grausamkeiten – dann Verlust der Unterstützung des südfranzösischen Adels, der zuvor sympathisiert hatte – Albigenserkreuzzug 1209–1229, Flucht in Rückzugsgebiete im Gebirge – endgültige Vernichtung im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts, ebenso weitgehende Beseitigung der Schriften
Waldenser Petrus Valdes, Kaufmann in Lyon (Hingabe seines Vermögens) Südfrankreich Ende 12. Jh.
– Ausgangspunkt: Heilsstreben der Menschen, Wunsch der Nachfolge Christi – Problem: Verwahrlosung des Klerus, kaum Betätigungsmöglichkeiten für Laien – Predigt, Armut, Askese und soziale Tätigkeit der Anhänger – 1179 Antrag auf Anerkennung als religiöse Gemeinschaft in Rom – Veranlassung einer Bibelübersetzung, gründliches Bibelstudium der einzelnen Gläubigen – Ablehnung von Heiligenverehrung, Fegefeuer, Ablass, aber keine vollständig einheitliche Theologie – Ausschluss des Gründers aus der Kirche – Einstufung der Lehre und Tätigkeit als Ketzerei durch die Amtskirche 1184 (Konzil von Verona) – zwei Hauptgruppen im Spätmittelalter: Arme von Lyon (Frankreich), Lombardische Arme (Italien), im Zuge der Verfolgung sank Bedeutung der Unterschiede – ab dem 13. Jh. Verfolgung der Anhänger durch die Inquisition, Zuflucht in den französischen und italienischen Alpen, von dort nach ganz Süddeutschland und Österreich und in die slawischen Länder – zum Teil Übergang der Gläubigen zu Hussiten oder in reformatorische Kirchen, aber auch physische Vernichtung durch Verfolgung – mit Ende der religiös bedingten Verfolgungen aber auch willkommene Neusiedler in notund kriegsgebeutelten Regionen, Aufnahme z.B. in Hessen, Impulse für die Landwirschaft – Entwicklung zu einer evangelischen Kirche mit etwa 100000 Mitgliedern – Glaubensbekenntnis: Confessio Gallicana (calvinistisch) – 1848 Glaubensfreiheit in Piemont-Sardinien – Gläubige heute vor allem in Italien und Südamerika verbreitet
3. Frühe Neuzeit Bedeutung der Reformation
Reformation und Kirchenspaltung Im 16. Jahrhundert zerbrach die Einheit der westlichen Kirche. Die Reformation ist eine der großen entscheidenden Entwicklungen in der Geschichte des Abendlandes. Das Mittelalter verstand „Reformation“ als Wiederherstellung der ursprünglichen Form, aber nicht ausschließlich bezogen auf die Erneuerung der Kirche. Im 19. Jahrhundert nannten sich dann die Glaubenserneuerung und die katholische Erneuerungsbewegung „Reformation“. Mit Leopold von Ranke versteht die Geschichtswissenschaft unter Reformation gewöhnlich die evangelische Bewegung des 16. Jahrhunderts, die von dem deutschen Augustinereremiten Martin Luther ausging und in verschiedenen Ausprägungen ganz Europa erfasste oder berührte.
3. Frühe Neuzeit
Die Reformation war wesentlich das Werk Martin Luthers (1483–1546). Das gewaltige Echo seines Hervortretens, die rasche Ausbreitung und Festigung der reformatorischen Bewegung waren nur möglich, weil sich im vielfarbenen „Herbst des Mittelalters“ (Johan Huizinga) die Voraussetzungen, Ursachen allgemeinster Art, dafür gebildet hatten. Es gehört zu den faszinierendsten, aber auch erschütterndsten Eindrücken der Kirchengeschichte, den unermüdlichen Eifer einzelner Männer und auch Frauen des Spätmittelalters zu verfolgen, ihren vorbehaltlosen Einsatz im Geiste des Evangeliums zu beobachten, aber auch die wachsende innere Verstörung der abendländischen Christenheit zu sehen, die allmähliche Radikalisierung des Reformverlangens, weil die dringend notwendige „Reform der Kirche an Haupt und Gliedern“ nicht zustande kam. Immer spürbarer hatte sich eine religiöse Revolution in der Kirche vorbereitet. Mit dem Hervortreten Luthers wurde die Krise sichtbarer denn je. Am 16. März 1517 wurde nach fünfjähriger Dauer in Rom das fünfte Allgemeine Laterankonzil geschlossen und damit die letzte Hoffnung einer „vom Haupte her“ zu bewirkenden Kirchenreform zu Grabe getragen. Ein halbes Jahr später, am Vorabend des Allerheiligenfestes, trat ein bis dahin unbekannter deutscher Augustinermönch mit 95 lateinischen Sätzen an die Öffentlichkeit. Der Kirchenhistoriker Erwin Iserloh hat Mitte der 1960er Jahre gewichtige Gründe dafür erbracht, dass der vielberufene Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg ins Reich der historischen Legende zu verweisen sei, wenn sich auch volle geschichtliche Sicherheit bis heute nicht gewinnen ließ. Jedenfalls hatte Luther seine Überlegungen zuvor auf dem „Dienstweg“ an seinen Erzbischof Albrecht von Brandenburg nach Mainz geschickt, ohne eine angemessene Antwort zu erhalten. Luther verkündete daher: „Aus Liebe zur Wahrheit und in dem Bestreben, diese zu ergründen, soll in Wittenberg unter dem Vorsitz des ehrwürdigen Vaters Martin Luther, Magisters der freien Künste und der heiligen Theologie sowie deren ordentlicher Professor daselbst, über die folgenden Sätze disputiert werden.“ Luther erklärte, dass die Rechtfertigung des Menschen vor Gott nicht verdient werden könne, sondern allein durch die Gnade Gottes gewährt werde. Allein der Glaube, nicht Verdienste und gute Werke seien für den Christen maßgeblich. Die Kirche erkannte er weder als Mittler des Heils noch – in Person der Kirchenväter – als Autorität neben der hl. Schrift an. Insbesondere wandte er sich gegen das Ablasswesen. Sein Hervortreten mit der Aufforderung zur theologischen Disputation – ein damals keineswegs ungewöhnlicher Schritt – markiert äußerlich den Beginn einer neuen Epoche der abendländischen Geschichte, ja der Geistesgeschichte überhaupt. Ehe der lebensfrohe Medici-Papst Leo X. das „Mönchsgezänk“ in Deutschland begriff, stand der alte, auch in seinen schweren Schäden immer noch mächtige und imponierende Kirchenbau im ganzen mittleren Europa schon in hellen Flammen. Luthers Lehre schlossen sich viele Menschen aus tiefster Überzeugung an. Bei einigen deutschen Fürsten mögen allerdings auch politische Erwägungen eine Rolle gespielt haben. Auf dem Wormser Reichstag fiel im Frühjahr 1521 die politische Entscheidung über die Reformation seitens des Kaisers Karl V. (reg. 1519–1555). Das Wormser Edikt verhängte über Luther, der den Widerruf seiner Lehren verweigert hatte, die Reichsacht, doch verfehlte das
Anbahnung
Verbreitung der Thesen Luthers
Unverständnis in Rom
Zulauf zur „Neuen Lehre“
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Protestation zu Speyer 1529
Entstehung der Landeskirchen
Evangelische Konfessionen
fast völlig seine Wirkung. Die reformatorische Bewegung hatte sich bereits zu weit ausgedehnt, als dass sie durch eine Reichsverlautbarung hätte unterdrückt werden können. Schon in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts schlossen sich eine Reihe von Fürsten und Reichsstädten der Reformation an. Es begann die Organisation lutherischer Landeskirchen. Die rechtliche Möglichkeit solcher Reformen sahen die Evangelischen in dem berühmten Beschluss des ersten Reichstags von Speyer (1526): bis zum Konzil, das in eineinhalb Jahren zusammentreten und die strittigen Religionsfragen entscheiden sollte – die Hoffnung auf ein Konzil erwies sich jedoch als vergeblich –, könne jeder Reichsstand bezüglich des Wormser Edikts so verfahren, „wie er das gegen Gott und kaiserliche Majestät hoffe und vertraue zu verantworten“. Damit war den Reichsständen bis auf weiteres gestattet, in ihren Territorien die Reformation einzuführen. Die Aufhebung des Beschlusses von 1526 und scharfe Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der alten kirchlichen Ordnung verlangte König Ferdinand, der jüngere Bruder und Statthalter des Kaisers, auf dem zweiten Speyerer Reichstag (1529). Die Mehrheit der Reichsstände stimmte dem zu und fasste einen entsprechenden Abschied. Gegen diesen Reichstagsabschied protestierte eine Minderheit von Reichsständen, die sich zur Reformation bekannte, unter Führung von Hessen und Kursachsen. Sie erklärte den Abschied für ungültig, weil in Religionssachen jeder Reichsstand für sich selbst einstehen müsse und deshalb Mehrheitsbeschlüsse keine Verbindlichkeit hätten. Auf dem Protest von Speyer im Jahr 1529 basiert der Name Protestanten. Die Möglichkeit, als Landesherr unabhängig von Bischöfen an der Spitze einer eigenen Landeskirche zu stehen, sowie die Einziehung von Kirchenund Klostergütern zur Umnutzung als Bildungsstätten der Jugend lockten sie durchaus. Die Trennung der Ostkirche vom Papsttum hatte die Glaubenslehre im Grunde nicht angetastet. Erst die Reformation des 16. Jahrhunderts brachte eine wesentlich verschiedene Gestalt des Christentums, die sich in ihren Kirchenbildungen dauerhaften Ausdruck schuf. Aus der Kirche Christi waren „Kirchen“ geworden, die sich – eine der unseligsten Folgen – konfessionell verhärtet gegenüberstanden und vielfach in unchristlicher Polemik, bis zum tödlichen Hass, erbittert bekämpften. Allen späteren Versuchen zur Wiedervereinigung, um die sich viele mühten, blieb ein größerer Erfolg versagt. Aus dem reformatorischen Verständnis des Christentums wuchs schließlich eine große Zahl kirchlicher Gemeinschaften, die sich durch Bekenntnis und Kirchenbrauch unterschieden. Die drei Hauptrichtungen wurden: Luthertum, Calvinismus und Anglikanismus. Zwischen ihnen brachen noch zu Lebzeiten Luthers leidenschaftliche Kämpfe aus. Besonders heftig stritten sich die Lutheraner mit den Anhängern der mächtigen und kampfesfreudigen reformierten Kirche Calvins. Als gemeinsamer christlicher Besitz verblieb den verschiedenen protestantischen Kirchen und sonstigen Gemeinschaften bis heute nur das Sakrament der Taufe und die Heilige Schrift (ohne die sog. deuterokanonischen Teile des Alten Testaments). Nichtsdestoweniger gelang es der evangelischen Kirche namentlich im Bereich der Kirchenmusik mit Dichtern wie Luther und Paul Gerhard und Komponisten wie der Familie Bach, Maßstäbe zu setzen. Immerhin bildeten im 19. Jahrhundert einige aus der Reformation hervorgegangenen deutschen Kirchen eine Kirchenunion.
3. Frühe Neuzeit Unterschiede zwischen katholischer und evangelischer Lehre in der Reformationszeit und heute katholisch
evangelisch
„Allein aus Gnade im Glauben an die Heilstat Christi, nicht gute Taten aus Dankbarkeit für erlangte Gnade, „Die Menauf Grund unseres Verdienstes, werden wir von Gott ange- schen werden vor Gott ohne ihr Zutun gerechtfertigt.“ nommen.“ Aber die tätige Liebe kann zur Erlangung der (Confessio Augustana 1530) Gnade beitragen. Kirche vermittelt das Heil an die Gläubigen
unmittelbare Beziehung des Glaubenden zu Gott, Rechtfertigung des Menschen allein durch die Gnade
Heilige als Fürsprecher bei Gott, insbesondere Maria
heilig ist jeder durch die Taufe, darüber hinaus gibt es Vorbilder im Glauben, aber niemanden, der eine engere Beziehung zu Gott hat
hierarchische Kirchenverfassung
demokratische Kirchenverfassung
Papst als Nachfolger Petri, Oberhaupt der Kirche, Stellvertreter Gottes auf Erden, unfehlbar ex cathedra (seit 1871)
Papst wird mangels biblischer Grundlage nicht anerkannt
Priester aufgrund der Weihe herausgehoben, Sukzessionsgedanke
Priestertum aller Gläubigen
Zentrum des Gottesdienstes: Eucharistiefeier
Zentrum des Gottesdienstes: Wort und Predigt
Abendmahl als Erinnerungsmahl (Zwingli), mit geistiger Wandlung der Hostie zum Leib Christi (nach Substanz, nicht nach Konsistenz) bei der Eucharistiefeier aufgrund der Gegenwart Christi (Calvin), mit Anwesenheit Christi „in, Weihe des Priesters; Abendmahl als Opfer verstanden mit und unter dem Brot“ (Luther), aber nur während der Feier, keine Wandlung; gegenseitige Anerkennung der Feiern Weiheämter nur für Männer
alle Ämter für Männer und Frauen
Eucharistiefeier nur durch Priester
Spendung der Sakramente grundsätzlich durch jeden Christen möglich
Abendmahl für Kirchenvolk nur mit Brot
Abendmahl in beiderlei Gestalt
sieben Sakramente: Abendmahl, Taufe, Beichte, Priesterweihe, Ehe, Krankensalbung, Firmung; Sakramente sind Gnadenmittel
nur zwei Sakramente: Abendmahl und Taufe, da nur diese nach biblischem Zeugnis von Jesus eingesetzt (bei Luther selbst auch noch Beichte)
seit 1963 auch Gottesdienst und hl. Schrift in Volkssprache
Gottesdienst und hl. Schrift in Volkssprache
maßgeblich für Glaubensaussagen: Bibel, Kirchenväter, päpstliches Lehramt
maßgeblich für Glaubensaussagen nur die Bibel
Erlaubnis bildlicher Darstellungen in der Kirche
Erlaubnis bildlicher Darstellungen (Luther); Verbot bzw. Vermeidung (reformierter Protestantismus)
Die kaiserliche Macht war zu Beginn des 16. Jahrhunderts geschwächt durch Kämpfe mit dem König von Frankreich ebenso wie durch die Bedrückung im Osten, denn der Vormarsch der islamischen Türken im Osten war mit der Eroberung Konstantinopels 1453 keineswegs gestoppt worden, sondern bedrohte nun auch katholische Gebiete auf der Balkanhalbinsel. Wie wenig Glaubensfragen bei den Mächtigen eine Rolle spielten, zeigen allein schon die gemischtkonfessionellen Koalitionen des Dreißigjährigen Krieges. Die Religion war zum Vorwand reiner Machtpolitik geworden, auch für manche Geistliche. Was zunächst für Deutschland galt, setzte sich im übrigen Europa fort.
Glaubenskrieg
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Nicht so sehr die Rechtfertigungslehre als der grundlegend verschiedene katholische und reformatorische Kirchenbegriff verursachte schon im 16. Jahrhundert die tiefste Trennung. Nach jahrzehntelangen härtesten Auseinandersetzungen im theologischen und politischen Bereich wurde um die Mitte des 16. Jahrhunderts deutlich, dass die Einheit der Kirche endgültig zerbrochen war. Das tatsächliche Ergebnis von Luthers Werk war nicht die angestrebte Wiederherstellung des Urchristentums, sondern die schmerzlichste aller Spaltungen der Christenheit. Diese Spaltung ist durch menschliche Schuld auf allen Seiten und in allen konfessionellen Lagern entstanden. Doch brachte die Reformation zunächst selbst für die Länder „neuen Glaubens“ und in der Folge auch für die katholisch gebliebenen Länder enorme Fortschritte im Geistesleben durch die Errichtung von Schulen, durch Impulse in der Musik, in Dichtung und Wissenschaft und indirekt in der bildenden Kunst. Die wichtigsten Reformatoren Name, Zeit
Leben, Lehre, Wirkung
John Wyclif 1330–1384 England
Leben – Abstammung unbekannt – 1363 Studium der Theologie in Oxford – Pfründeinhaber in Fillingham (Lincolnshire) und an anderen Orten – dann auch Lehrer in Oxford, danach in Canterbury – 1377 mehrfach von Synoden vorgeladen wegen seiner kirchenkritischen Äußerungen – 1377 Verurteilung von Teilen seiner Lehre durch Papst Gregor II. – 1382 erster Schlaganfall, am zweiten Schlaganfall starb er – auf Beschluss des Konstanzer Konzils wurden seine Gebeine ausgegraben und verbrannt Lehre – Bibel als absoluter Maßstab für christliche Wahrheit – Jesus Vorbild in Armut, Demut und Leiden – daher gegen den Reichtum der Kirche – Kritik am Papsttum nach Beginn des Großen Schismas – Ablehnung der Transsubstantiationslehre – Kritik an Klerus und Ordensgemeinschaften – Veranlassung einer englischen Bibelübersetzung Wirkung – zunächst Zustimmung unter dem englischen Adel – Fortbestand seiner Anhängerschaft bis zur Reformation in England – massiver Einfluss auf Jan Hus in Böhmen
Jan Hus 1369–1415 Böhmen
Leben – Sohn eines Fuhrmanns, Lateinschule, Studium in Prag – Bekanntschaft mit Wyclifs Lehre durch böhmische Studenten in Oxford – 1400 Priesterweihe, 1402 Professor, 1409 Rektor der Universität Prag – Predigtverbot aufgrund seiner Anhängerschaft an Wyclif, verstieß aber dagegen; Bann über Hus – Verbrennung von Schriften Wyclifs, ein Jahr später Vertreibung Hus’ aus Prag, Rückzug in seine Geburtsstadt Husinec – theologisch-schriftstellerische Tätigkeit, öffentliche Predigt, viele Anhänger – Einladung zum Konzil von Konstanz und Zusage freien Geleits – dort Gefangennahme und Folter, Verurteilung der Lehre Wyclifs durch das Konzil, Verbrennung seiner Werke – Hus wurde verhört, lehnte aber einen Widerruf ab, Verurteilung zum Tod auf dem Scheiterhaufen – Verbrennung des Theologen mitsamt seinen Schriften am 6. Juli 1415
3. Frühe Neuzeit Die wichtigsten Reformatoren Name, Zeit
Leben, Lehre, Wirkung Lehre – Kritik am Reichtum der Kirche – Forderung von Gewissensfreiheit – Prädestinationslehre – Landessprache im Gottesdienst – gegen kirchliche Hierarchie – Unterscheidung zwischen prädestinierten und nicht erwählten Menschen – Festhalten an Messe, Transsubstantiationslehre (gegen Wyclif) und Fegefeuer – Kirche die Gesamtheit aller Prädestinierten, deren Haupt ist nur Christus – gegen Ablass – Bibel als Maßstab aller Glaubensaussagen – daher auch Abendmahl in beiderlei Gestalt Wirkung – große Anhängerschaft in Böhmen – böhmische Stände auf Seiten der Reformation – Deutung als Vorläufer Luthers
Girolamo Savonarola OP 1452–1498 Italien
Leben – geb. in Ferrara als Sohn eines Kaufmanns – 1474 Eintritt in das Dominikanerkloster in Bologna, Bußprediger – wandte sich vor allem gegen die Reichen und Mächtigen und fand viel Anklang – 1479 Novizenmeister in Ferrara; 1482 nach Florenz, dort 1490 Prior von San Marco in Florenz – Einmarsch und Abzug des französischen Königs Karl – Errichtung eines Gottesstaates in Florenz: Verbrennung aller Luxus- und Kulturgegenstände – Unterstützung der Mönche und der Bevölkerung – dann aber zunehmend diktatorische Herrschaft, Denunziantentum und Bespitzelung – aus Rom aber Bann über Savonarola, Androhung des Interdikts über Florenz Lehre – gegen den Sittenverfall im Klerus (Rom als Tochter Babylons) – Androhung eines Strafgerichts, wenn keine Umkehr eintritt – asketisches Leben – politische Freiheiten Wirkung – Gefangennahme Savonarolas, Folter, Verurteilung zum Tod: Hinrichtung am Galgen, dann Verbrennung, Asche in den Fluss Arno – Rückkehr der Stadt Florenz zu den alten Gewohnheiten – Wertschätzung als Vorreformator in den evangelischen Kirchen
Martin Luther 1483–1546 Deutschland
Leben – Vater Hans war im Bergbau tätig – Martin geb. 1483 in Eisleben, Schule in Mansfeld, dann in Magdeburg und Eisenach – Studium der Artes und der Rechtswissenschaft in Erfurt – Gelübde, Mönch zu werden nach Errettung aus Gewitter – 1505 Eintritt bei Augustiner-Eremiten in Erfurt und Studium der Theologie, besondere Aufmerksamkeit für Augustinus’ Werke – 1508 Lehrauftrag in Wittenberg – 1510 Romreise – 1512 Dr. theol. und Professor – 1517 Brief an Erzbischof Albrecht v. Brandenburg von Mainz und Veröffentlichung der 95 Thesen (31.10.) – 1520 Verurteilung seiner Lehre durch Papst Leo X.
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte Die wichtigsten Reformatoren Name, Zeit
Leben, Lehre, Wirkung – 1521 Exkommunikation und Reichsacht (Reichstag von Worms) „Entführung“ auf die Wartburg durch Friedrich d. Weisen von Sachsen – Übersetzung des Alten und Neuen Testaments ins Deutsche bis 1534 und Abfassung zahlreicher theologischer Schriften – 1522 zurück nach Wittenberg – 1525 Heirat mit Katharina v. Bora – Dichtung zahlreicher Kirchenlieder – Abfassung zweier Katechismen – Tod am 18. Februar 1546 Lehre – Rechtfertigung vor Gott allein durch dessen Gnade und den Glauben – Bibel als alleiniger Maßstab der christlichen Lehre – Gottesdienst in der Muttersprache – Abendmahl in beiderlei Gestalt, darin ist Christus „in, mit und unter“ dem Brot gegenwärtig – Ablehnung von Ablass und Zölibat – drei Sakramente: Taufe, Abendmahl, Beichte – Jesus Christus als alleiniger Mittler zwischen Gott und Mensch Wirkung – entschiedene Ablehnung seiner Lehre durch Papst und Kurie – aber zahlreiche Anhänger unter deutschen Fürsten und Räten der Reichsstädte – Entstehung von Landeskirchen auf der Grundlage der neuen Lehre – Ende der Einheit der Westkirche
Ulrich Zwingli 1484–1531 Schweiz
Leben – Bauernsohn aus Toggenburg, Erziehung bei seinem Onkel, Lateinschule in Basel und Bern, Studium in Wien und Basel – 1506 Priesterweihe, Pfarrer in Glarus, intensive Seelsorge, außerdem Feldprediger, Studium des Griechischen – ausgedehnte Lektüre, Austausch mit anderen Theologen trotz der Abgelegenheit seiner Pfarrei – Errichtung einer Lateinschule in Glarus, einer seiner Schüler: Ägidius Tschudi – 1516 Leutpriester in Einsiedeln, Predigt gegen den Ablass, 1519 ans Zürcher Grossmünster – 1524 Heirat – Bibelübersetzung in die eidgenössische Sprache – 1529 Gespräch mit Luther in Marburg, endete im Streit – 1531 Krieg in der Eidgenossenschaft, Zweiter Kappelerkrieg zwischen Zürich und den katholischen Urkantonen, Zwingli gefangen und getötet Lehre – 1522 Schrift gegen das Fasten – Forderung nach Aufhebung des Zölibats – gegen Bilderverehrung – 1525 Glaubensbekenntnis „Von der wahren und falschen Religion“ Wirkung – 1523 Erste und Zweite Züricher Disputation, Erfolg für Zwingli, ebenso die Dritte im folgenden Jahr: Reformation in Zürich – 1528 Reformation in Bern – Durchsetzung der Reformation in weiteren Kantonen der Schweiz durch Nachfolger Oekolampad, Calvin, Vadian
Jean Calvin 1509–1564 Schweiz
Leben – Vater war in der Verwaltung des Bischofs von Noyon tätig – Studium in Paris ab 1523, reformatorische Einflüsse durch seine Lehrer, ab 1528 Studium der Rechte
3. Frühe Neuzeit Die wichtigsten Reformatoren Name, Zeit
Leben, Lehre, Wirkung – 1533 Mitverfasser einer Rede, die Reform des Klerus forderte, Flucht über verschiedene Stationen – 1534 Verzicht auf seine Pfründe, Flucht nach Straßburg und Basel – Calvin lernte Hebräisch und wirkte an Bibelübersetzung in das Französische mit – 1536 Durchreise durch Genf, Einladung zur Umsetzung der bereits beschlossenen Reformation in dieser Stadt – nach Absetzung in Genf weitere Wirksamkeit in Straßburg und Basel – 1539 Kommentar zum Römerbrief und die Neuauflage der Institutio – 1540 Heirat, aber bald Tod von drei Kindern und der Ehefrau Lehre – erste Darstellung seiner Theologie: Institutio Christianae Religionis – doppelte Prädestinationslehre – Rechtfertigung aus dem Glauben, nicht durch Taten – Abendmahl als geistige Gegenwart Jesu – Kirchenordnung: vier Ämter: Pastoren (Predigt und Seelsorge), Doktoren (Unterricht), Presbyter (Kirchenzucht) und Diakone (Armenpflege). – strenge Überwachung des Lebens der Gläubigen durch ein Konsistorium Wirkung – Durchsetzung einer strengen Kirchenordnung in Genf mit Kirchenzucht – 1538 Absetzung durch den Rat von Genf und Ausweisung; später Rückberufung – ab den 1550er Jahren Durchsetzung in Genf und enorme Wirkung durch Rezeption in England und den Niederlanden, d.h. auch den führenden Kolonialmächten in Nordamerika – 1559 Gründung der Akademie in Genf als eigene Hochschule und Keimzelle der heutigen Universität
John Knox 1514–1572 Schottland
Leben – Studium der Theologie und des Rechts in St. Andrews, Hauslehrer – 1546 Anführer im Aufstand gegen Kardinal Beaton – 1547 Gefangennahme durch französische Truppen, zwei Jahre Galeerendienst – 1549 Prediger in Berwick-upon-Tweed und 1551 in Newcastle-upon-Tyne – Kaplan bei König Edward VI. – 1554 Flucht vor Königin Maria nach Genf, Anhänger Calvins, dessen Lehre Knox in Schottland als Prediger verbreitete – Verurteilung zum Tod durch englische Bischöfe, keine Vollstreckung, stattdessen Bibelübersetzung ins Englische – 1558 Schrift gegen alle Herrscherinnen Europas (zielte auf Königin Maria, auf Maria Stuart und deren Mutter, die Regentin von Schottland) – vergebliche Versuche, Maria Stuart zum Protestantismus zu bekehren – 1559 endgültige Rückkehr nach Schottland, Pfarrer in Edinburgh Lehre – Bibel als einzige Autorität – im Wesentlichen calvinistische theologische Standpunkte – Zusammenfassung seiner Liturgie im Book of Common Order – Widerstandsrecht gegen eine Obrigkeit, die Gott nicht gehorcht – Predigten gegen die Bilderverehrung Wirkung – für den Protestantismus in Schottland vor allem als Prediger und Historiograph bedeutsam und bis heute prägend
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Konzil von Trient Mehrere neue Bedingungen prägten das kirchliche Leben der Frühen Neuzeit: der Verlust der Einheit der Kirche, die Mission der neu entdeckten Länder und Völker im Westen, aber auch im Fernen Osten, die Bedrohung durch das Osmanische Reich im Osten Europas und die Entwicklung der Wissenschaft, die das biblisch-christliche Weltbild in Frage stellte, bald auch die Philosophie der Aufklärung. Allerdings war die Kirche diesen Erscheinungen nicht nur ausgesetzt, sondern kirchliche Strömungen, Institutionen und auch Theologen wirkten an ihnen nach Kräften mit. Die Reformation hatte auf die Katholische Kirche wie ein gewaltiger Schock gewirkt. Er brachte wohl weite Gebiete, soweit sie nicht endgültig der Neuerung anheimfielen, zeitweilig in eine tödlich scheinende Krisis. Er verhalf aber auch der Katholischen Reform schließlich in der ganzen, freilich arg geschmälerten Kirche zum Durchbruch. Auch das lange in den Traditionen der Renaissance befangene Papsttum konnte sich auf die Dauer ernstlichen Reformen nicht mehr versagen. Nach dem Scheitern Hadrians VI. (1522–1523) vollzog Paul III. (1522–1534) die entscheidende Hinwendung zur Selbstbesinnung und Selbsterneuerung. Das Ende 1545 auf Drängen des Kaisers einberufene Konzil von Trient konnte zwar seine eigentliche Aufgabe, die Wiederherstellung der Glaubenseinheit nicht erfüllen, da es zu spät begann und von den Protestanten abgelehnt wurde. Doch wurde gerade diese Kirchenversammlung durch die Festlegung großer Teile der katholischen Glaubenslehre und durch umfassende Reformdekrete, die bis heute wichtigste aller allgemeinen Synoden, der tragende Grund der innerkirchlichen Erneuerung. Mit den großen nachtridentinischen Reformpäpsten Pius V. (1566–1572), Gregor XIII. (1572–1585) und Sixtus V. (1585–1590) übernahm das Papsttum entschieden und erfolgreich die ihm gebührende Führung der kirchlichen Regeneration. Zwar scheiterte eine katholische Restauration in England und in Schweden; doch erzielten Katholische Reform und Gegenreformation in Polen, in Teilen Ungarns, in Frankreich und in weiten Gebieten des Heiligen Römischen Reiches Erfolge. In dem blühenden religiös-kulturellen Reichtum des katholischen Barockzeitalters zeigten sich bald das wiedergewonnene Selbstbewusstsein und die Vitalität des erneuerten Katholizismus. Dreißigjähriger Krieg Unter dem Deckmantel der katholischen und der evangelischen Sache wurde der Dreißigjährige Krieg als Fortsetzung der konfessionellen Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts geführt. Tatsächlich sind religiöse Gründe aber nur am Rande beobachtet worden – beim Streit der böhmischen Stände, die dem sogenannten neuen Glauben anhingen, mit ihrem katholischen habsburgischen König, eventuell bei Einzelpersonen, die nicht nur für die evangelische oder katholische Seite kämpften, sondern ihren Glauben auch dort ernst nahmen, wo er ihnen Pflichten auferlegte. Tatsächlich aber verschwinden diese Motive hinter rein machtpolitischen Erwägungen, die schon in der Anfangsphase eine ernste Rolle spielten und sich z.B. im Bündnis des katholischen Frankreich mit evangelischen Fürsten zeigten. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges stand eine Neuordnung Europas. Länder wurden unabhängig und das Heilige Römische Reich erhielt eine
3. Frühe Neuzeit
neue Ordnung. Die Untertanen mussten noch für viele Jahrzehnte der Konfession ihres Herrn folgen, und wenn eine Fürstenlinie ausstarb, konnte dies einen radikalen Wechsel für die Menschen bedeuten. Wurde dann die bisherige Konfession nicht verboten, so war sie doch unerträglicher Benachteiligung ausgesetzt. In manchen Orten wurden Gotteshäuser von beiden Konfessionen genutzt (Simultaneen). Mission und Missionsversuche des 16. und 17. Jahrhunderts Die Frühe Neuzeit hatte nicht nur die neu entdeckten Länder im Westen ins Blickfeld der Europäer gerückt, auch der ferne Osten erregte jetzt das Interesse von Eroberern, Wissenschaftlern, Abenteurern – und Missionaren. In der katholischen Kirche übernahmen diese Aufgaben vor allem die drei großen Orden, die sich das Wirken unter den Menschen zur Aufgabe gemacht hatten: Dominikaner, Franziskaner und Jesuiten. Die evangelischen Kirchen sandten ebenfalls Missionare in alle Weltteile, die von ihrer europäischen Heimat aus materiell unterstützt wurden. Nicht wenige europäische Auswanderer waren seit der Entdeckung Amerikas dorthin gezogen, um der engen Reglementierung der Menschen ihres Heimatkontinents – auch im religiösen Bereich – zu entgehen. Das hinderte die eingewanderten Europäer in der Neuen Welt aber nicht, ihrerseits zu versuchen, ihren Glauben rücksichtslos durchzusetzen, auch wenn sie dabei gegen alle Grundsätze christlicher Lehre verstießen, nämlich bei der Unterwerfung der Ureinwohner und in der Sklaverei. Motiviert waren die dabei herrschenden Grausamkeiten nicht durch christliche Lehre, sondern durch das Verlangen nach Herrschaft und wirtschaftlichem Gewinn. Die Kirchen und einzelne Theologen aber unterstützten die Missstände durch Untermauerung mit Argumenten, durch Zusammenarbeit mit der Staatsmacht, die das Unrecht zuließ und gegebenenfalls ausnutzte, mindestens aber dadurch, dass sie dem Unrecht nicht hinreichend entgegentrat. Dabei gab es durchaus von Anfang an Stimmen gegen das Vorgehen europäischer Eroberer in Übersee und gegen die Art der dort betriebenen Mission und sogar ausdrückliche Gegenentwürfe. Eine schonungslose Beschreibung der Verbrechen in den sogenannten westinischen Missionsgebieten verfasste der Dominikaner Bartholome de las Casas, konnte allerdings – auch durch die Argumentation seines hochgebildeten Gegners Sepulveda – keine Veränderungen erreichen. Ein Gegenmodell zu der tödlichen Ausbeutung der Ureinwohner durch die Eroberer in Amerika entwarfen die Jesuiten von 1609 bis 1767. In Siedlungen in Argentinien, Brasilien und Paraguay gründeten sie – unterstützt zunächst durch König Philipp III. von Spanien – Schulen, Handwerksbetriebe und landwirtschaftliche Betriebe und gewährten den Einheimischen Schutz vor den europäischen Sklavenjägern. Auch in diesen „Reduktionen“ genannten Niederlassungen, die von je zwei Jesuiten geleitet wurden, fand Mission an den Einheimischen statt, aber die Ureinwohner wurden nicht ausgebeutet. Jede Familie hatte eine Wohnung, den lebensnotwendigen Besitz und bekam die zu bearbeitenden Felder zugewiesen, hatte sonst aber kein Privateigentum. Das Zusammenleben war human, aber durchaus strikt geregelt. Es gab einheimische Lehrer, dennoch war die räumliche Verlegung von den Jesuiten nicht vorgesehen. Die Siedlungen wiesen gute wirtschaft-
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
liche Erfolge auf und führten zu einem intensiven kulturellen Austausch, vor allem auf dem Gebiet der Musik. Die Anfeindungen der Kolonialisten und Sklavenhändler, auch der konkurrierenden Unternehmen waren erbittert, und sie erreichten 1750, dass die Umsiedlung vieler Siedlungen angeordnet wurde. Als diese nicht schnell genug vonstatten ging bzw. die Bewohner sich wehrten, wurden die Jesuiten abberufen, die Reduktionen zerstört und ausgeplündert. Die übrigen Niederlassungen gingen mit der Zeit zu Grunde. Trotz der entsetzlichen Behandlung der Eingeborenen und der nach Amerika deportierten afrikanischen Sklaven nahmen namentlich die Letzteren das Christentum an. Dabei spielte nicht nur die Unmöglichkeit eine Rolle, die bisherigen Kulte weiterzupflegen, weil die Menschen auseinandergerissen worden waren. Auch die Identifikationsmöglichkeit mit den Themen der Bibel (Israel im Exil, Lehre Jesu) führte dazu, dass die Religion der Unterdrücker keineswegs widerwillig aufgegriffen und mit einer eigenen kulturellen Prägung gepflegt wurde. Kirche und Aufklärung Das Christentum und die Geschichte seiner Kirchen, ohne die die Philosophie der Aufklärung nicht denkbar gewesen wäre, wurden durch die Thesen der Philosophien des 18. Jahrhunderts und die wissenschaftlichen Entwicklungen der folgenden Jahrhunderte erschüttert. Schon in vorchristlicher Zeit wurden, z.B. von Xenophanes von Kolophon (um 600 v. Chr.) oder T. Lucretius Carus (gest. 55 v. Chr.), kritische Überlegungen zur Religiosität des Menschen im Allgemeinen (Ursprünge der Religion, Art der Gottesvorstellungen, Opferhandlungen) wie auch zu religiösen Institutionen (Kirche an sich, Priestertum) geäußert. Auf dieser Grundlage entwickelten Wissenschaftler Die wichtigsten Religions- und Kirchenkritiker in Frankreich und Deutschland Voltaire / François-Marie Arouet (1694–1778)
Kritik nicht an der Religion an sich, sondern besonders an der Kirche als Institution; dem monotheistischen Glauben an einen strafenden Gott wird allerdings gesellschaftlicher Nutzen zugeschrieben
Paul Tiry von Holbach (1723–1789)
Religion macht Menschen durch Schwärmerei trunken, damit sie Übel der Herrschenden nicht in den Blick nehmen; Natur ist nicht um des Menschen Willen geschaffen, auch nicht, um den Menschen zur Gottesverehrung zu bewegen
Ludwig Feuerbach (1804–1872)
Vorstellung von Gott ist Projektion der menschlichen Wünsche nach Vollkommenheit und Allmacht; Gott existiert insofern nur im Denken der Menschen, nicht unabhängig davon; Glaube wirkt sich aber auf Selbstbild des Menschen und sein Handeln positiv aus
Karl Marx (1818–1882)
Religion stabilisiert die Gesellschaft einschließlich ihrer ungerechten Zustände, indem sie den Unterdrückten (wie Opium) Glück vortäuscht und sie so von der Veränderung der Verhältnisse abhält
Friedrich Nietzsche (1844–1900)
Narkotisierung durch Religion, betäubt den aus der Erkenntnis erwachsenden Schmerz; Kreuzigung des Lebenswillens durch die Angst vor göttlicher Bestrafung
Sigmund Freud (1856–1939)
Die Bedrohungen der Natur (Naturkatastrophen, Krankheit und Tod) personifiziert der Mensch als Götter. Indem er sie sich mit menschlichen Zügen vorstellt, hält er sie für berechenbar und denkt, sie beeinflussen zu können (z.B. durch Opfer). Im jüdisch-christlichen Bereich verschmelzen diese Vorstellungen zu einer übermächtigen Vatergottheit, welcher der Mensch Verantwortung zuweist, um sich selbst so von dieser zu befreien. Die Erwartungen an das Jenseits stellen gleichermaßen eine seelische Entlastung dar wie sie auch Kräfte binden
3. Frühe Neuzeit
und Philosophen seit der Aufklärung Kritik am christlichen Glauben und seinen Ausdrucksformen und Institutionen, auch an Differenzen zwischen ursprünglicher Idee und Wirklichkeit. Manchmal wurden auch unter Bezugnahme auf moderne wissenschaftliche Erkenntnisse wie die Evolutionstheorie neue Gegenpositionen aufgestellt. Die Reaktionen der Kirche reichten von Verbot der Schriften bis zur argumentativen Auseinandersetzung. Doch mehr als die meisten anderen Religionen öffnete sich das Christentum aber – wenn auch bisweilen zögerlich und widerspenstig – letztendlich der wissenschaftlichen Entwicklung, die es selbst ermöglicht hatte, so z.B. der historisch-kritischen Methode in Bibelauslegung und Geschichtsbetrachtung und einem ernsthaften Dialog mit der Naturwissenschaft.
4. Neuere und Neueste Zeit Kirche und Gesellschaft im 19. Jahrhundert Mit der Französischen Revolution (1789) erreichte die Aufklärung ihren Höhepunkt und Abschluss. Die Einführung der Republik in Frankreich 1792 bedeutete die Abschaffung der absolutistischen Monarchie und hatte die planmäßige Ausschaltung der Kirche aus dem staatlichen Leben zur Folge. 1803 verursachte Napoleon mit dem Reichsdeputationshauptschluss die Unterstellung zahlreicher Reichsstädte, Fürstentümer und Grafschaften unter die Landesherren anderer Territorien (Mediatisierung) und die Aufhebung der geistlichen Fürstentümer (Säkularisation). Die katholische Kirche verlor in Deutschland 4 Erzbistümer, 18 Bistümer, 80 Abteien, über 200 weitere Klöster, 18 Universitäten, viele Schulen und Seminare. Der Zusammenbruch der Reichskirche, dem am 6. August 1806 das formelle Ende des Heiligen Römischen Reichs folgte, bedeutete innerkirchlich nicht nur einen Schock und schwere Verluste. Er war auch für die Entwicklung der äußeren und inneren Verhältnisse in mehrfacher Hinsicht schmerzlich. Innerhalb von drei Jahrzehnten hatte sich eine grundlegende Wandlung aller bisherigen Gegebenheiten vollzogen. Der Umbruch erstreckte sich in der Zeit von der Aufklärung und der Französischen Revolution bis zum Ende des 18. Jahrhunderts auf alle Bereiche. Nach den Wirren des Revolutionszeitalters, nach einem Vierteljahrhundert tiefgreifender Veränderungen und Kriege der napoleonischen Epoche, begann in ganz Europa der kirchliche Wiederaufbau. Der Wiener Kongress (1814/15) schuf wieder eine feste Ordnung im staatlichen Leben Europas. Die im Verlauf der Revolutionskriege in Deutschland entstandenen Staaten bestanden fort. Die liberalen und revolutionären Ideale dienten als Leitideen für die Gestaltung des politischen und gesellschaftlichen Lebens. Es wurde dabei auch der päpstliche Kirchenstaat in Mittelitalien wieder hergestellt. Das zerrüttete katholische Kirchenwesen vieler Länder wurde durch eine Reihe von Konkordaten und ähnlichen Vereinbarungen zwischen Staat und Kirche neu organisiert. Dies geschah 1801 zuerst in Frankreich, in den 1820er Jahren in den meisten Ländern des Deutschen Bundes. Bereits vor der rechtlichen Neuordnung war in Deutschland und anderen katholischen Ländern eine religiöse Erneuerung entstanden, die dem Papsttum
Französische Revolution
Neuordnung Europas
Religiöse Erneuerung
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Die Päpste
Vielzahl der Herausforderungen
Erweckungsbewegung
steigendes innerkirchliches Gewicht verschaffte. In Deutschland waren zunächst einzelne Gruppen von Geistlichen und gebildeten Laien die Träger der religiösen Erneuerung. Die verschiedenen geistigen Strömungen in der Katholischen Kirche des 19. Jahrhunderts führten allerdings auch zu erheblichen Auseinandersetzungen. Die Päpste Leo XII. (1823–1829), Gregor XVI. (1831–1846) und Pius IX. (1846–1878) führten die kirchliche Neuordnung streng zentralistisch fort. Die restaurative päpstliche Kirchenpolitik wurde von vielen Katholiken als reaktionär empfunden. Die Päpste versäumten damals die Gelegenheit, den berechtigten Forderungen nach individueller Freiheit, besseren Lebensbedingungen und wirtschaftlichem Fortschritt Rechnung zu tragen. Dabei erwies sich der Kirchenstaat, der zudem am Zerbrechen war, als schwerste Belastung der universalen Aufgabe des Papsttums. Bis zum Pontifikat Leos XIII. (1878–1903) begnügten sich die Päpste damit, die wirklichen und vermeintlichen Irrtümer der Zeit, die in dieser Epoche aber vielen als Fortschritt galten, feindselig abzuwehren. Diese einseitig negative Haltung – sie verurteilte, ohne einen gangbaren positiven Weg aufzuzeigen – musste zu einer gefährlichen Isolierung der Kirche in der modernen Gesellschaft führen. In vielen Ländern bestand ein starkes katholisches Geistesleben – besonders in Deutschland, Frankreich, England und Italien. Auch politisch begannen sich die Katholiken zu formieren, um ihre Rechte durchzusetzen. Die evangelischen Kirchen fanden nur recht zögernd Antworten auf den Säkularisierungsprozess und die drängenden Probleme der Zeit. Das bestimmende Thema des 19. Jahrhunderts war das Ringen um eine zeitgemäße Kirchenverfassung. Diese Epoche gilt aber auch als das Zeitalter der Inneren und Äußeren Mission. Mit der vordringenden Industrialisierung und Technisierung, mit dem Übergang der seit Jahrhunderten gewohnten Handarbeit auf maschinelle Fertigung, trat jetzt auch die „Soziale Frage“ ins Blickfeld. Evangelische Kirche im 19. Jahrhundert: Zusammenschlüsse zu Unierten Kirchen Innerhalb der evangelischen Kirchen wurde im 19. Jahrhundert vornehmlich das Königreich Preußen beispielgebend. Das beginnende Jahrhundert zeigte in allen protestantischen Ländern ein neues Erstarken der Frömmigkeit, zum Teil in einer neuen Belebung pietistischer Strömungen (auf persönlicher Heilserfahrung beruhendes Christentum) und in Gestalt der Erweckungsbewegung (Frömmigkeitsbewegung unter Rückbesinnung auf biblischen Offenbarungsglauben, gegen die Aufklärung gerichtet). Preußen erlebte nach der schweren Niederlage gegen Napoleon von 1806/07 eine religiöse Neubesinnung, die mit einer umfassenden Staatsreform einherging. Die protestantische Theologie erfuhr in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine durchgreifende Erneuerung. Der bedeutendste Theologe war Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher in Berlin. Die Mehrheit der protestantischen Pfarrer war der aus der „Erweckung“ hervorgehenden Orthodoxie eng verbunden. Im sozial-karitativen Bereich und in der Missionsarbeit wurde von einzelnen Persönlichkeiten Besonderes geleistet.
4. Neuere und Neueste Zeit
Kirche und Soziale Frage Die von England ausgehende Industrialisierung und die durch sie veränderte Gesellschaftsstruktur bedeutete für viele Menschen im ausgehenden 18. und im 19. Jahrhundert bittere Armut. Neben Arbeitgebern und Arbeitern sowie – wenn auch sehr spät – den Regierungen fühlten sich insbesondere auch Vertreter der Kirchen beider Konfessionen aufgerufen, im ureigenen christlichen Arbeitsfeld, der Nächstenliebe und Barmherzigkeit, tätig zu werden. Es entstanden zunächst Einzelinitiativen, von denen sich aber einige so ausbreiteten und entwickelten, dass einer großen Zahl von Menschen langfristig geholfen werden konnte. Christliche Antwortversuche auf die Soziale Frage Name, Zeit, Konfession
Ort, Maßnahmen
Johann Hinrich Wichern 1808–1881 evangelisch
Horn bei Hamburg Rauhes Haus 1833 Innere Mission 1848 Reform des Gefängniswesens in Preußen
Theodor Fliedner 1800–1864 evangelisch
Kaiserswerth bei Düsseldorf Einrichtungen zur Gefangenenseelsorge erste deutsche evangelische Diakonissenanstalt 1836
Adolf Kolping 1813–1865 katholisch
Köln Gründung des Gesellenvereins 1839
Wilhelm Emanuel von Ketteler 1811–1877 katholisch
Bischof von Mainz Predigten und Schriften Initiierung der katholischen Soziallehre
Paul Josef Nardini 1821–1862 katholisch
Pirmasens Gründung der Mallersdorfer Franziskanerinnen als Armen- und Krankenpflegeorden Gründung von Ausbildungseinrichtungen, insbesondere -werkstätten
Friedrich von Bodelschwingh 1831–1910 evangelisch
Berlin, Bielefeld Anstalten von Bethel 1872, spezielle Fürsorge für Behinderte Gründung diakonischer Heimstätten
Prinzipien der katholischen Soziallehre Ausgehend von den Vorarbeiten vor allem des Mainzer Bischofs Wilhelm Emanuel von Ketteler entwickelte die katholische Kirche als Institution nicht nur eine praktische intensive Sozialarbeit, die sich besonders in einem ausgeprägten Vereinswesen und in zahlreichen neuen Kongregationen widerspiegelt, sondern auch eine theoretische Grundlegung, die alle Beteiligten am wirtschaftlichen Prozess und am gesellschaftlichen Leben zum Einsatz für Gerechtigkeit in die Pflicht nimmt. Die katholische Soziallehre wurde in vier Enzykliken dargelegt: 1891 Rerum Novarum (Papst Leo XIII.), 1931 Quadragesimo Anno (Papst Pius XI.), 1961 Mater et Magistra (Papst Johannes XXIII.) und 1967 Populorum Progressio (Papst Paul VI.). Die drei Grundgedanken wurden später um zwei erweitert: * Personalität 9 Der Mensch ist als Individuum in seiner Einmaligkeit zu verstehen. 9 Gleichzeitig ist er als soziales Wesen auf andere bezogen.
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
*
*
*
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Kirchenunionen
9 Ein wesentliches Merkmal des Menschen ist die Freiheit, aus der sich auch seine Verantwortung ergibt. 9 Die Kultur, die er durch seine Umgebung empfängt, muss er weiterentwickeln. 9 Die Gesellschaftsordnung muss dem Wohl des Einzelnen dienen. Solidarität 9 Menschen sind in einer Gesellschaft zwangsläufig miteinander verbunden. 9 Der Einzelne muss der Gemeinschaft dienen, die Gemeinschaft muss für den Einzelnen einstehen. Subsidiarität 9 Alles, was das Individuum selbst leisten kann, ist ihm zu überlassen. 9 Die Gemeinschaft schafft die Grundlagen, die ihm sein Handeln möglich macht und greift nur ein, wo das Individuum überfordert ist. Gemeinwohl 9 Der Staat setzt die Rahmenbedingungen für das Zusammenwirken der einzelnen Gruppen. 9 Ziel bleibt die Erhaltung, Entfaltung und Vollendung der Persönlichkeit. 9 Diese Verpflichtung bezieht sich nicht nur auf das eigene Land, sondern ist weltweit zu verstehen. Nachhaltigkeit 9 Der Mensch hat Verantwortung für die Lebensgrundlagen künftiger Generationen. 9 Der Mensch muss mit der Welt zukunftsfähig wirtschaften.
Kirche und Staat im 19. und 20. Jahrhundert Nach dem Ende der geistlichen Fürstentümer standen die bayerischen Wittelsbacher und das kaiserliche Haus Habsburg als katholische Dynastien einer Mehrheit von evangelischen Fürsten gegenüber. Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. (1797–1840) hatte neben den Reformierten nun auch Lutheraner und Katholiken als Landeskinder. Unter den katholischen Wittelsbachern lebten in der Pfalz und in Franken Protestanten. Um den Zusammenhang ihrer Staaten zu stärken, strebten die protestantischen Fürsten an, die Reformierten und Lutheraner zu einen und zu Unionskirchen zusammenzuführen. Die ersten Schritte dazu leitete Preußen als protestantische Führungsmacht in Deutschland ein. Der Preußenkönig nahm das Reformationsjubiläum 1817 zum Anlass, eine Vereinigung von Reformierten und Lutheranern in die Wege zu leiten. Weitere Kirchenunionen, die von den Landesfürsten oder vom Kirchenvolk initiiert wurden, folgten. Bis zum Sturz der Monarchie im November 1918 standen die Landeskirchen formal unter dem Landeskirchenregiment. Im 19. Jahrhundert nahm die kirchliche Eigenständigkeit zu. Die Landesherren ließen ihre kirchlichen Herrschaftsrechte zunehmend durch eigene kirchliche Behörden ausüben. In den Landeskirchen entstanden auf Orts-, Kreis-, Provinz- und Landesebene gewählte kirchliche Vertretungen. Diese Presbyterien und Synoden erhielten zunächst ein Beratungs- und Mitbestimmungsrecht in der kirchlichen Gesetzgebung. Nach der Trennung von Zivil- und Kirchengemeinden ging die kirchliche Gesetzgebung ganz auf diese Gremien über. Aufgrund dieser Eigenständigkeit ver-
4. Neuere und Neueste Zeit
schärften sich die innerkirchlichen Auseinandersetzungen zwischen konservativen und liberalen Vertretern. Dies erschwerte den Dialog zwischen Protestanten und Katholiken. Das traditionell enge Verhältnis zur staatlichen Obrigkeit sowie das Bündnis von Orthodoxie und Pietismus stärkten in einzelnen Ländern während der Restaurationszeit (1815–1847) die konservative Ausrichtung des deutschen Protestantismus. So erhielten Liberale und Demokraten im Revolutionsjahr 1848/49 kaum Unterstützung. Hingegen fand der Nationalismus Eingang in die Landeskirchen. Er wurde besonders 1871 bei der Reichsgründung und 1914 beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs sichtbar. Der im 19. Jahrhundert aufkommende, als „Kulturkampf“ bezeichnete Konflikt um die Zensur von Predigten, Einführung der Zivilehe, Einfluss der Kirchen auf die Schulen und die staatliche Kirchenaufsicht zwischen dem Königreich Preußen unter Reichskanzler Otto von Bismarck und der Katholischen Kirche beeinträchtigte das katholische Leben ganz erheblich. Einer perfekten Bürokratie unter Bismarck gelang es zunächst, die katholische Kirche in ihrer Organisation zu treffen. Eine Reihe von Gesetzen verfolgte das Ziel, das kirchliche Leben zu einzuschränken und unter staatliche Aufsicht zu stellen. Teils geschah dies durch Reichsgesetze, teils durch Landesgesetze. Weil die Bischöfe die Kulturkampfgesetze ablehnten, nahmen sie Gefängnis- und Geldstrafen auf sich. 1878 waren in Preußen von zwölf Bistümern nur noch drei besetzt. 1000 Pfarreien waren ohne Seelsorger, 2000 Geistliche hatten Geld- oder Gefängnisstrafen erhalten, 480 Klöster existierten nicht mehr. Seit 1876 stagnierte der Kulturkampf. Bismarck musste einsehen, dass der Kulturkampf das Rechtsbewusstsein und das Vertrauen in die staatliche Obrigkeit erschütterte. Bismarcks Ziele, eine romfreie Nationalkirche zu schaffen und die Zentrumspartei zu zerschlagen, scheiterten. Die Katholiken hatten auf die staatlichen Kampfmaßnahmen mit passivem Widerstand reagiert und verstärkten den Zusammenschluss. In drei Phasen wurden die Kulturkampfgesetze schließlich abgebaut. Als Folge blieben bis heute die staatliche Schulaufsicht, die staatliche Führung der Standesamtsregister und die Rechtsgültigkeit der bürgerlichen Eheschließung erhalten. Der Kulturkampf hatte die Mentalität der deutschen Katholiken nachhaltig geprägt. Die verzögerte Integration der Katholiken in den Nationalstaat, die Belastung des Verhältnisses zwischen den beiden großen christlichen Konfessionen und die staatlich geduldete Missachtung anderer Minderheiten, z.B. Polen und Juden, waren die Folge. Während der gesamten wilhelminischen Epoche mit der weiterhin latent vorhandenen Kulturkampfstimmung formierte sich der politische Katholizismus. Die katholische Kirche im 20. Jahrhundert Der Kriegsausbruch im Sommer 1914 bedeutete für die bürgerliche Welt des „langen 19. Jahrhunderts“ den Zusammenbruch. Ein grauenvoller Abschnitt der Geschichte begann. In den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts, von 1914 bis 1918 und von 1939 bis 1945, prallte die Machtpolitik der Großmächte aufeinander. Die Konfrontation mit den christenfeindlichen Systemen, vor allem mit dem sowjet-russischen Bolschewismus und dem Weltkommunismus sowie dem deutschen Nationalsozialismus, stellte die Kirche vor schwierigste
Pietismus
Kulturkampf
Weltkriege
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Totalitäre Regime
Früher Widerstand Einzelner gegen den Nationalsozialismus
Probleme, die sich im Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen noch beträchtlich steigerten. Nach dem Ersten Weltkrieg wuchs in weiten Teilen Europas eine neue Form staatlichen Lebens heran; es entstand der totalitäre Staat. Die Macht wurde mit den Mitteln des Terrors aufrechterhalten. Drei Hauptformen des totalitären Staates entwickelten sich: der russische Kommunismus, der italienische Faschismus und der deutsche Nationalsozialismus. Durch die totalitären Systeme kam es im 20. Jahrhundert zu den schwersten Menschenrechtsverletzungen und Christenverfolgungen aller Zeiten. Allerdings wurde auch aus den Kirchen heraus – wenngleich mehr von einzelnen Mitgliedern als von den Institutionen – Widerstand gegen politisches Unrecht geleistet. Seitens verschiedener Geistlicher wurde schon vor 1933 Adolf Hitlers „Mein Kampf“ und Alfred Rosenbergs „Mythus des 20. Jahrhunderts“ vehement kritisiert. Einer der bekanntesten Vorkämpfer gegen den drohenden Nationalsozialismus war der aus Dahn in der Pfalz stammende Kapuzinerpater Ingbert (Karl) Naab (1885–1935). Durch einen „Offenen Brief an Hitler“ vom 20. März 1932, der aufgrund seiner Schärfe starkes Aufsehen erregte und durch die Übernahme in vielen Zeitungen eine Auflage von rund 20 Millionen erreichte, wurde der Eichstätter Kapuzinerpater in fast allen Orten des Deutschen Reiches bekannt, war aber künftig bei den Nationalsozialisten äußerst verhasst. Mit Dr. Fritz Gerlich, dem ehemaligen Chefredakteur der „Münchener Neuesten Nachrichten“, redigierte Pater Ingbert Naab den „Geraden Weg“ (vormals „Illustrierter Sonntag“), ein Blatt, das als eines der wirkungsvollsten Kampfblätter gegen den Nationalsozialismus zu bezeichnen ist. Naab, der „Prophet wider den Zeitgeist“ (Helmut Witetschek), war ein meisterhafter Analytiker seiner Zeit. Bereits in den frühen zwanziger Jahren hatte er die Gefahren der nationalsozialistischen Ideen erkannt und in zahlreichen Aufsätzen und Vorträgen vor dem totalitären Anspruch des Nationalsozialismus gewarnt. Pater Ingbert Naab und Dr. Gerlich – dem aus Stettin stammenden Protestanten hatte der Pater Konvertitenunterricht gegeben und ihn in die katholische Kirche aufgenommen – waren davon überzeugt, dass ihr Kampf gegen den Nationalsozialismus „die Sache Gottes“ und damit auch die „Sache der Menschen“ sei. Warnungen und Drohungen trat Pater Ingbert zu Beginn des Jahres 1932 entgegen: „In unserem Kampf für die Wahrheit haben wir das Beispiel der Propheten vor Augen. Ihre Aufgabe war es, in Zeiten größter Katastrophen sich mit unbeugsamem Mut vor Land und Volk hinzustellen, eine ,eherne Säule’ und ,eiserne Mauer’ zu sein. Die Propheten laufen nie mit der Mehrheit. Sie bekommen im Gegenteil das Geschick der Vereinsamung furchtbar zu spüren. So durfte sich Jeremias nicht fürchten, ,sich zu sehr zu exponieren’. Die ganz Schlauen ziehen es vor, den Ausgang abzuwarten […] Die Propheten aber müssen den geraden Weg weitergehen ohne Rücksicht auf Zustimmung oder Ablehnung.“ Fritz Gerlich wurde am 9. März 1933 verhaftet und in der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli 1934 im KZ Dachau ermordet. Pater Ingbert Naab entging nur knapp der Verhaftung – er flüchtete von Eichstätt aus in die Schweiz. Am 28. März 1935 starb er in Straßburg an einem Leberleiden. Den Zeitzeugen blieb Pater Ingbert Naab als bescheidene und einfühlsame, aber zugleich furchtlose und mutige Persönlichkeit in Erinnerung. Er sah
4. Neuere und Neueste Zeit
seine Aufgabe insbesondere darin, die öffentliche Meinung aufzurütteln. So zeigte er die Folgen auf, die Hitlers Politik bewirken würde. Bereits in der Weimarer Republik war die Konfession ein entscheidender Faktor für den Erfolg bzw. Misserfolg der NSDAP bei Wahlen. Vor allem im protestantisch-bäuerlichen Milieu konnte die Partei hohe Stimmengewinne verbuchen. Dagegen lehnten kirchentreue Katholiken in der Regel den Nationalsozialismus ab. Sie fühlten sich den Verlautbarungen ihrer Bischöfe verpflichtet, die die NSDAP aus weltanschaulichen Gründen ablehnten. Nach Hitlers Machtübernahme am 30. Januar 1933 schlug die nationalsozialistische Reichsregierung zunächst einen nach außen hin kirchenfreundlichen Kurs ein. Damit wurden die Kirchenleitungen in trügerischer Sicherheit gewiegt und von früheren Bedenken abgebracht. Da sich aber schon vor 1933 lokale Parteiinstanzen als strikte Gegner des politischen Katholizismus erwiesen hatten, kam es beispielsweise in der Pfalz schon bald zu einer ersten Machtprobe um die Erhaltung der katholischen Bekenntnisschulen. Die Ortsgeistlichen protestierten gegen eine Gleichschaltung im Schulwesen. Die Folge waren nächtliche Überfälle auf Pfarrhäuser, Gewalttätigkeiten und Ausschreitungen, die von den lokalen Parteiorganisationen ausgingen. Zahlreiche Pfarrer wurden in „Schutzhaft“ genommen oder zur Flucht aus ihren Pfarreien gezwungen. Kirche und Nationalsozialismus Für den Vatikan spielte sich seit den Lateranverträgen ein gewisser modus vivendi mit dem italienischen Faschismus ein. Diese Verträge brachten die Klärung der seit dem Ende des Kirchenstaats (1870) offenen „Römischen Frage“. Sie schufen den souveränen „Staat der Vatikanstadt“ und enthielten ein Finanzabkommen zur Entschädigung der seit dem 19. Jahrhundert entstandenen Verluste sowie ein Konkordat. Zwischen dem Heiligen Stuhl und der nationalsozialistischen Regierung kam es am 20. Juli 1933 zum Abschluss des Reichskonkordats. Dieser Staatskirchenvertrag war der erste völkerrechtlich gültige Vertrag zwischen einem ausländischen Staat – dem Vatikan – und dem nationalsozialistischen Deutschland. Das Reichskonkordat regelte das Verhältnis zwischen dem Deutschen Reich und der römisch-katholischen Kirche. Es garantierte den Bestand katholischer Schulen und religiöskaritativ tätiger Vereine, den Religionsunterricht und die konfessionelle Lehrerbildung. Es verbot aber die politische Tätigkeit von Geistlichen in Parteien. Der Abschluss des Reichskonkordats ermöglichte Hitler, seine Stellung innenpolitisch zu festigen und zunächst unbemerkt, nach außen abgesichert, gegen die Katholische Kirche vorzugehen. Seit 1934 nahm der Kampf des nationalsozialistischen Regimes gegen die Kirchen immer deutlichere Formen an. Den Machthabern ging es in erster Linie darum, die Kirchen aus dem öffentlichen Bereich zu verdrängen (Entkonfessionalisierung). Zwar sicherte das Reichskonkordat der Katholischen Kirche einen gewissen rechtlichen Rahmen im nationalsozialistischen Staat zu. Es verhinderte nicht die Verfolgungsmaßnahmen, aber die Arbeit der katholischen Schul- und Ordensverbände wurde behindert, die katholische Jugend- und Arbeiterbewegung schikaniert, der Caritasverband von der öffentlichen Wohlfahrt ausgeschlossen. Die katholische Presse war ständigen Angriffen ausgesetzt. Angestrebt waren seitens der nationalsozialistischen
Konfessionelle Eigenheiten
Machtübernahme Hitlers
Kirchenkampf
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Nach dem Konkordat
Fehlende politische Vertretung
Deutsche Christen
Machthaber die Beseitigung des Religionsunterrichts und die Unterdrückung der Bekenntnisschulen, die in Gemeinschaftsschulen umgewandelt wurden. Wegen angeblicher Devisen- und Sittlichkeitsvergehen wurden Prozesse gegen Priester und Ordensleute durchgeführt. Mit den Sittlichkeitsprozessen wurde eine Rufmordkampagne eingeleitet. Die anfängliche Zurückhaltung der Nationalsozialisten gegenüber der Katholischen Kirche lässt sich damit erklären, dass im Juni 1933 fast ein Drittel der Bevölkerung Deutschlands römisch-katholisch war. Von 65,2 Millionen Bürgern waren 22,2 Millionen Katholiken. Von diesen galten rund 62 Prozent als „bekenntnistreu“. Etwa zwei Drittel der „Bekenntnistreuen“, was 43 Prozent aller Katholiken entspricht, wählten das Zentrum oder die Bayerische Volkspartei als Repräsentanten der katholischen Kirche im Parlament. Bald nach dem Konkordatsabschluss am 20. Juli 1933 und der Rückgliederung des Saarlandes (1935–1936) kam es zu wachsenden Spannungen zwischen Kirche und Staat und zu schweren Rechtsverletzungen seitens der Regierung, wogegen sich zahlreiche kirchliche Proteste richteten. Insbesondere die Bischöfe Johannes Baptista Sproll (Rottenburg), Konrad Graf von Preysing (Berlin) und Clemens August Graf von Galen (Münster) protestierten scharf gegen die antikirchlichen Maßnahmen. In der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ vom 14. März 1937, deren Text weitgehend vom Münchener Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber entworfen und von Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli verschärft worden war, prangerte Pius XI. den Nationalsozialismus weltweit an. Am 19. März hatte der Papst den Kommunismus im Rundschreiben „Divini Redemptoris“ verurteilt. Am 25. März des gleichen Jahres wandte sich der Papst gegen die Verfolgung der Kirche in Mexiko. Auf die Veröffentlichung und Verbreitung der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ reagierte das nationalsozialistische Regime mit einer nochmaligen Verschärfung des Kirchenkampfes. Evangelische Kirche und Nationalsozialismus 1933 bestanden 28 evangelische Landeskirchen. Sie hatten keine nennenswerte politische Vertretung. Das Ende der Monarchie bedeutete auch das Ende des Summepiskopats. Das deutsche evangelische Landeskirchentum hatte damit auch seine Rechtsgrundlage verloren. Die evangelischen Kirchen hatten auf die in der Weimarer Reichsverfassung von 1919 (Artikel 137) verankerte Lockerung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat zu reagieren: Sie passten ihre Verfassungen der neuen Situation an. Die Katholiken hatten mit dem „Zentrum“ ihre politische Partei. Dagegen gab es keine evangelisch orientierte Partei. Als die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) Hitlers sich in ihrem Parteiprogramm von 1920 (Punkt 24) zu einem „positiven Christentum“ bekannte, schien diese Partei für Evangelische eine Alternative zum Sozialismus und zum politischen Katholizismus zu sein. In den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 wurde die NSDAP zur stärksten politischen Kraft. Sie hatte die meisten Stimmen in den überwiegend protestantischen Gebieten erhalten. Über die „Deutschen Christen“ (DC) versuchte Hitler Einfluss auf die evangelische Kirche zu nehmen. Bereits 1932 hatte diese pronationalsozialistisch eingestellte evangelische Gruppierung bei den preußischen Kirchenwahlen die Mehrheit erreicht. Sie strebte
4. Neuere und Neueste Zeit
eine einheitliche, von dem Deutschen Christen und Hitler-Vertrauten Ludwig Müller geleitete Reichskirche an. Die Deutschen Christen wurden ganz erheblich durch den Staat und die NSDAP unterstützt. Sie gewannen im Juli 1933 die Kirchenwahlen, und Müller wurde zum Reichsbischof gewählt. Nachdem in der preußischen Landeskirche im September 1933 Nichtarier aus dem kirchlichen Dienst aufgrund des „Arierparagraphen“ im Kirchengesetz ausgeschlossen werden sollten, kam es zur Spaltung der Kirche und zur Gründung des „Pfarrernotbundes“ durch Martin Niemöller sowie zur Entstehung der „Bekennenden Kirche“. Deren theologisches Grundlagendokument, die „Barmer Theologische Erklärung“ von 1934, gilt bis heute als zentraler evangelischer Bekenntnistext. Reichsbischof Müller gelang es trotz massivem und teilweise gewalttätigem Vorgehen gegen die Bekenntniskirchen nicht, seine Ziele durchzusetzen. Die Landeskirchen von Bayern, Baden-Württemberg und Hannover blieben „bekenntnistreu“. In den übrigen, DC-geleiteten Landeskirchen gab es weiterhin Gemeinden und Gruppierungen, die Protest übten. Da bei der erwünschten „Gleichschaltung“ der evangelischen Kirchen der Erfolg ausblieb, führte dies dazu, dass Hitler seine wahren kirchenfeindlichen Absichten zeigte. 1934 wurden viele, die von der neuen Regierung die Rückkehr zu den christlichen Werten und zu einer christlichen Gesellschaft erwartet hatten, stark enttäuscht: Sie erkannten, dass Nationalsozialismus und Christentum unvereinbar waren. Die Auseinandersetzung der evangelischen Kirchen mit der nationalsozialistischen Herrschaft wurde durch innerkirchliche Streitigkeiten zwischen den deutschchristlich Gesinnten, den „bekenntnistreu“ Gesinnten und den dazwischen Stehenden erschwert. Widerstand Die Auseinandersetzung um die Frage, ob die Kirchen Widerstand geleistet haben, wird seit Jahrzehnten geführt. Dabei ist die Frage des Widerstandsbegriffs zu klären. In der zeitgeschichtlichen Forschung wurde zunächst nur die unter Gefahr für das eigene Leben durchgeführte Aktivität gegen das nationalsozialistische Regime als „Widerstand“ bezeichnet. Im letzten Vierteljahrhundert rückten die vielfältigen, alltäglichen unspektakulären Formen von widerständischem Verhalten stärker ins Blickfeld. Betrachtet man die Situation der Kirchen im Dritten Reich, so ergibt sich ein nicht einheitliches, aber in Teilen beeindruckendes Bild von Widersetzlichkeiten gegen bestimmte antikirchliche Maßnahmen sowie gegen das Vorgehen des nationalsozialistischen Regimes. Gegen dessen ideologischen Totalitätsanspruch erhoben sich erhebliche Proteste, so allein schon in der Tatsache, dass es nicht gleichgeschaltete Lebensbereiche gab. Auch gegen die „Euthanasie“ protestierte man, wenn auch recht spät, öffentlich. So dürfen die Predigten des Bischofs von Münster, Clemens August von Galen, aber auch die Stellungnahmen des württembergischen Landesbischofs Theophil Wurm als markante Beispiele kirchlichen Widerspruchs gegen diese menschenverachtende Aktion angesehen werden. Gegen die Verletzung von Menschenrechten protestierte man oft nur dann, wenn Kirchenmitglieder betroffen waren, während die Verfolgung von Juden, Sozialisten und anderen kirchenfernen Personengruppen weitge-
Zentralisierungsversuche
Uneinheitlichkeit
Einzelpersönlichkeiten
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Versäumnisse
hend nur schweigend beobachtet oder überhaupt nicht wahrgenommen wurde. Allerdings gibt es auch einige Ausnahmen: Das mutige Auftreten des Berliner Dompropstes Bernhard Lichtenberg sowie die Tatkraft von Pfarrer Heinrich Grüber und seiner Frau Margarete von der kirchlichen Hilfsstelle für evangelische Nichtarier in Berlin, von Katharina Staritz in der Außenstelle des Büros Grüber in Breslau, von Gertrud Luckner vom Freiburger Hilfswerk sowie von Margarete Sommer vom Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin wären hier zu nennen. Dies darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die katholische Kirche „in dieser Zeit des Nationalsozialismus, trotz beispielhaften Verhaltens einzelner Personen und Gruppen aufs Ganze gesehen, doch eine kirchliche Gemeinschaft“ war, „die zu sehr mit dem Rücken zum Schicksal dieses verfolgten jüdischen Volkes weiterlebte, deren Blick sich zu stark von der Bedrohung ihrer eigenen Institutionen fixieren ließ und die zu den an Juden und Judentum verübten Verbrechen geschwiegen hat“ (Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland: Beschluss „Unsere Hoffnung. Ein Bekenntnis zum Glauben in dieser Zeit“ vom 22. November 1975). Das weitgehende Schweigen im Hinblick auf die Judenverfolgung und -vernichtung war beiden Kirchen gemeinsam. Die meisten Pfarrer sahen keinen Anlass, sich zu einer Frage zu äußern, die ihnen angesichts der Bedrohung kirchlicher Interessen und der Gefährdung der eigenen Person von nachgeordneter Bedeutung erschien. Wenn die deutschen katholischen Bischöfe 1995 in ihrem Wort zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs sowohl vom „Zeugnis, Widerstand und Versagen“ der Kirche sprachen, so ist in erster Linie das Schweigen in Bezug auf die Juden gemeint. Bereits zuvor erschien das „Wort der deutschen Bischöfe aus Anlaß des fünfzigsten Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz“ am 27. Januar 1995. Darin wird eine Mitschuld der Christen an der Judenvernichtung eingeräumt und zugleich jedem Antisemitismus eine deutliche Absage erteilt. Kriegsjahre und Kriegsende Während der Kriegsjahre 1939 bis 1945 kam es trotz des offiziell verkündeten „Burgfriedens“ zu keiner Erleichterung für die Kirche, die weiterhin zahllosen Schikanen und Repressalien durch Partei und Gestapo ausgesetzt war. Für Hitler war der Kirchenkampf auch im Krieg ein Kampf um die Durchsetzung des nationalsozialistischen Herrschaftssytems. Der Diktator strebte das Endziel einer Vernichtung der Kirche an und äußerte im privaten Kreis, dass der „größte Krebsschaden“ die Pfarrer beider Konfessionen seien. Das „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 19. Oktober 1945 sollte die „Reinigung“ der Kirche von nationalsozialistischem Gedankengut einleiten. Es war dies eine Erklärung, mit der die EKD die Mitschuld (nicht eine Kollektivschuld) des deutschen Volkes und der deutschen Evangelischen Kirchen an Unrecht und Verbrechen des Nationalsozialismus bekannte.
Diaspora-Situation
Die Katholische Kirche in der DDR Die Katholische Kirche war in den Kernlanden der Reformation immer in der Minderheit. Daran änderte auch der 1945 einsetzende Zustrom katholischer Flüchtlinge aus dem Osten wenig. 1949 waren 14 Prozent der Ost-
4. Neuere und Neueste Zeit
deutschen katholisch. Diese Diaspora-Situation verschärfte sich noch mehr, weil die Katholische Kirche keine Vereinbarkeit mit der herrschenden Ideologie sah. Man akzeptierte zwar die Lebensbedingungen in der DDR, bewahrte aber eine strikte Distanz zum Staat. Aufgrund dieses konsequenten Kurses wurden nennenswerte Verwicklungen mit der Staatssicherheit vermieden. Allerdings wurde der Katholischen Kirche in der DDR vorgeworfen, sie sei zu ängstlich gewesen und habe nur allzu wenig an der Wende 1989 mitgewirkt. Seit dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 nahm die Zahl der Katholiken in der DDR aufgrund der demographischen Entwicklung und der Kirchenaustritte drastisch ab. Allerdings blieben die Kerngemeinden stabil. Nachdem der Berliner Bischof Julius Döpfner 1961 zum Erzbischof von München und Freising berufen worden war, wurde mit Alfred Bengsch zum ersten Mal ein gebürtiger Berliner Oberhirte in der ehemaligen deutschen Hauptstadt. Bengsch nahm über sein Bistum hinaus für die Kirche in der DDR eine so herausragende Stellung ein, dass man von der „Ära Bengsch“ (1961–1979) sprechen kann. Ihm gelang es, die schwierigen Verhältnisse nach dem Mauerbau zu ordnen und die Einheit der Katholischen Kirche über die innerdeutsche Grenze hinweg zu bewahren. In Ostberlin erfolgte eine Zentralisierung der kirchlichen Führung und der Kontakte zu den Regierungsstellen. Bengsch prägte durch seinen Vorsitz in der Berliner Ordinarien- (ab 1976 Bischofs-)Konferenz die Kirche in der DDR entscheidend. Mit seiner kompromisslosen Haltung gegenüber dem Staat gelang es ihm, die Bischöfe und Ordinarien zu einer Konferenz zu formen, die nach außen hin mit einer Stimme sprach. Die DDR-Regierung behinderte die Kontakte der Bischöfe nicht und gestattete ihnen, wie auch anderen kirchlichen Beauftragten, regelmäßige Reisen nach Rom, so auch für die Teilnahme am Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Konzilsbeschlüsse wurden – wie in der Bundesrepublik – teilweise begeistert aufgenommen, vor allem auf der Meißner Diözesansynode (1969–1971). Da ostdeutsche Theologen und Bischöfe seitdem in päpstliche und andere internationale Kommissionen aufgenommen wurden, bestand keine Gefahr, dass der Katholizismus in der DDR isoliert würde. Bedeutungsvoll waren die Kontakte zur Katholischen Kirche in Polen und Litauen. Schwieriger gestalteten sie sich zur Tschechoslowakei aufgrund der dortigen rigiden Religionspolitik. Das Bischöfliche Hilfswerk „Not in der Welt“ – als Parallele zu „Misereor“ in Westdeutschland – schickte Hilfsgüter in sozialistische Länder Afrikas. Die Katholische Kirche vollzog die Teilung Deutschlands nicht mit. Doch musste sie angesichts der Souveränitätsbestrebungen der DDR und der von dieser geforderten Loslösung der kirchlichen Jurisdiktionsbezirke von ihren in der Bundesrepublik liegenden Mutterbistümern Konzessionen machen. 1970 erhielten die in Erfurt, Magdeburg und Schwerin amtierenden Kommissare (Weihbischöfe und Generalvikare) jeweils einen im damaligen Kirchenrecht unbekannten „Adjutorbischof“ mit Nachfolgerecht, der nicht mehr Auxiliarbischof des in Paderborn bzw. Osnabrück residierenden Diözesanbischofs war. Nach dem Abschluss der Ostverträge der Regierung Brandt-Scheel, die 1972 die Oder-Neiße-Grenze anerkannte, folgte der Heilige Stuhl nach, indem er für Westpolen eine Bistumsorganisation schuf und den in der DDR liegenden Teil des ehemaligen deutschen Erzbistums Bres-
Alfred Bengsch
Umgang mit der Teilung
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
Politische Zurückhaltung
Anpassung und Opposition
lau zur Apostolischen Administratur Görlitz erhob. Nach Abschluss des Grundlagenvertrags zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR am 21. Dezember 1972 ernannte der Heilige Stuhl die in Erfurt, Magdeburg und Schwerin residierenden Kommissare zu ständigen Apostolischen Administratoren. Die Jurisdiktion der westdeutschen Bischöfe für ihre in der DDR liegenden Bistumsteile ruhte seitdem. Papst Paul VI. wollte diese Sprengel 1978 unter Druck der DDR-Regierung zu selbstständigen Bistümern erheben. Damit wäre die Teilung Deutschlands kirchlich anerkannt worden. Dies kam jedoch wegen seines Todes im gleichen Jahr nicht mehr zustande. Sein Nachfolger Johannes Paul II. (1978–2005) war gegenüber dem DDR-Regime zu keinerlei Entgegenkommen mehr bereit. Parallel zur Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland fand in den Jahren 1972 bis 1975 in Dresden eine Pastoralsynode der Jurisdiktionsbezirke der DDR statt. Alfred Kardinal Bengsch befürchtete allerdings negative kirchenpolitische Auswirkungen. Aus diesem Grund wurde die Debatte über das gesellschaftliche Engagement und den internationalen Auftrag der Kirche unterbunden. Unter seinen Nachfolgern als Vorsitzende der Berliner Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Schaffran und Kardinal Joachim Meisner, öffnete sich die Katholische Kirche in der DDR stärker der Gesellschaft, ohne sich jedoch mit dem SED-Staat zu identifizieren. Das seit 1983 vorbereitete Dresdner Katholikentreffen von 1987 mit 100 000 Teilnehmern zeigte nicht nur den Willen zu gesellschaftlichem Engagement, sondern auch das wachsende Selbstbewusstsein der Katholiken. Eine besondere Rolle spielte in der Endphase der DDR die ökumenische Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung 1988/89. Kirche im Sozialismus Die Kirchenpolitik der DDR war vor allem am Protestantismus ausgerichtet. Neben den Mehrheitsverhältnissen war dafür besonders die nationale Organisationsstruktur der Evangelischen Kirche maßgebend. Das Prinzip der Landeskirchen wurde auch auf die neue staatliche Situation angewandt. Die Evangelische Kirche im Osten Deutschlands bewegte sich auf dem Grat zwischen Anpassung und Opposition. So gab es zu Beginn der DDR-Zeit Kirchenvertreter, die den Staat als Unrechtsregime bekämpften und ihre Kirche auf ein Abwehrkonzept einschwören wollten. Andererseits gab es auch die im Kirchenkampf Erprobten, die mit der DDR deshalb sympathisierten, weil sie hier einen Neubeginn sahen – im Gegensatz zum Westen Deutschlands, wo ihrer Meinung nach die Hitlerzeit eher nur verdrängt wurde. Es setzte sich schließlich die Auffassung durch, dass die Evangelische Kirche auch unter den Bedingungen des DDR-Regimes ihre Aufgabe erfüllen müsse. Diese Haltung wurde mit dem Schlagwort „Kirche im Sozialismus“ bezeichnet. Dies sollte nicht eine Parteinahme für die herrschende Ideologie sein, konnte aber zur Teilidentifikation mit den Zielen der SED führen. Die Evangelische Kirche unterstützte die Bemühungen der DDR um internationale Anerkennung. Im Gegenzug beanspruchte die Kirche das Recht, kritisch zu Problemen der DDR Stellung zu nehmen und auch abweichende Meinungen zu vertreten. Diese Strategie erwies sich als durchaus erfolgreich. Auf Drängen der Evangelischen Kirche ließ die DDR 1964 den waffenlosen
4. Neuere und Neueste Zeit
Wehrdienst der sogenannten Bausoldaten zu. Allerdings führte die Kooperation mit dem Staat für die Kirche zu erheblichen Problemen: Sie wertete das Regime auf und musste mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) zusammenarbeiten. Die Evangelische Kirche erhob den Anspruch, bei der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken und in ihr einen legitimen Platz einzunehmen. „Nicht neben, nicht gegen, sondern im Sozialismus“ wollten die evangelischen Kirchen in der DDR ihr Dasein sehen. Der Staat versuchte wiederholt, die Kirche „auf Linie“ zu bringen. Doch die Kirche wollte sich weder gleichschalten noch ausschalten lassen. Seit der Gründung der Evangelischen Landeskirchen in der DDR 1969 verfolgte man kirchlicherseits einen staatsloyalen Kurs, vor allem deshalb, weil das Scheitern der konfrontativen Kirchenpolitik in den fünfziger Jahren deutlich wurde. „Der wichtigste Indikator dieses Scheiterns lag in der Vergeblichkeit aller Bemühungen, die dramatisch zunehmende Distanzierung der Bevölkerung von der Kirche aufzuhalten und die Menschen, insbesondere die Jugendlichen, für die Kirche wiederzugewinnen“ (124, 1034). Durch den staatsloyalen Kurs wollten die Kirchen die Konflikte mit dem Staat verringern, die Lebensbedingungen der Christen verbessern und sich eine soziale Achtung verschaffen. „Gleichzeitig lag es außerhalb des kirchlichen Interesses, ihre eigene Autonomie und theologische Glaubwürdigkeit preiszugeben. Deshalb war der Kurs einer Kirche im Sinne einer Kirche im Sozialismus nie nur ein Weg der Anpassung, sondern auch der Verweigerung.“ (124, a.a.O.). Die zuweilen offene, zuweilen subtile Atheismus-Propaganda sowie die allgemeine Religionsmüdigkeit brachten den evangelischen Kirchen in der DDR starke Einbußen. Gehörten 1946 laut Volkszählungsangaben noch 81,6 Prozent aller Bewohner der Sowjetischen Besatzungszone zur Evangelischen Kirche, so waren es 1989 nach kirchlichen Schätzungen nur noch 19,4 Prozent. Die evangelischen Kirchen waren aber auch Nischen für die Opposition. Jene hatten daher – wie 1980 in Polen die katholische Kirche – einen großen Anteil am Gelingen der Revolution des Herbstes 1989. Kirche nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 Mit der Wende des Jahres 1989 und der folgenden Wiedervereinigung endete für die Evangelische Kirche in Deutschland eine Zeit schmerzlicher räumlicher und politischer Trennung. Dadurch veränderte sich in Deutschland auch die konfessionelle Zahlenrelation. Während 1987 in der Bundesrepublik 25,4 Millionen Protestanten und 26,2 Millionen Katholiken lebten, überwog die protestantische Bevölkerungsmehrheit zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung um rund drei Millionen Christen. Kirche im 21. Jahrhundert Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen in den meisten Ländern, an dem die Kirchen einen bedeutenden Anteil hatten, veränderte sich ihre Situation erneut. Der Sozialismus als Gegenspieler mit einender Wirkung entfiel, totalitäre Regime und fanatisch-fundamentalistische Richtungen anderer Religionen aber blieben weltweit als Verfolger erhalten. Christenverfolgungen gab es im 20. und 21. Jahrhundert in Afrika und Asien.
Identitätswahrung
Mitgliederverluste
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IV. Schlaglichter der Kirchengeschichte
In einer sich immer schneller wandelnden, immer enger zusammenrückenden und immer neuen Gefährdungen ausgesetzten Weltgemeinschaft bleibt die Aufgabe der Kirchen, das unwandelbar Gültige des christlichen Glaubens auf dieser Erde sichtbar werden zu lassen vielfältig. Nach 2000 Jahren werden die äußeren Bedingungen der Existenz der Kirchen denen des schwierigen Anfangs wieder etwas ähnlicher. Und die inneren?
V. Aspekte der Kirchengeschichte Wie in der Profangeschichte stellen viele Werke der Kirchengeschichte klassische Ereignisgeschichte und Geschichte der Institutionen dar. Wie dort, so gibt es aber auch hier spezielle Aspekte, die herausgegriffen und zum Hauptthema einer Darstellung gemacht werden können. Das können sowohl speziell christlich-kirchliche Themen sein, wie z.B. Konziliengeschichte oder Missionsgeschichte, als auch Fragestellungen, die in der Profangeschichte entstehen und auf Kirchengeschichte bezogen werden, wie z.B. Sozialgeschichte. Die klassische Kirchengeschichtsschreibung, die hauptsächlich die Ereignisgeschichte betrachtet, schließt zumindest punktuell den Blick auf die anderen Fragestellungen ein. Oft ist dieser Aspekt der Kirchengeschichte eng mit der Profangeschichte verflochten, umso mehr, wenn es z.B. um geistliche Amtsträger geht, die auch weltliche Macht besaßen oder zumindest beeinflussten, oder um das Verhältnis der Christen zu dem Staat, in dem sie lebten.
1. Personengeschichte Von ihrem Beginn an wurde Kirchengeschichte in Form von Personengeschichte geschrieben. Dies fing an mit der bewussten Erinnerung an Schicksale und Taten der Märtyrer, deren Prozessakten und persönliche Äußerungen festgehalten und überliefert und zum Teil sogar in Gottesdiensten verlesen wurden. An die Seite dieser Überlieferungen in Aufzählungsform traten in der Spätantike mit der Verfestigung kirchlicher Strukturen Listen von Amtsträgern, namentlich von Bischöfen in Ost und West und mit der Entstehung des christlichen Einsiedlertums Lebensbeschreibungen heiliger Personen. Außer den Einsiedlern der Frühzeit rückten Missionare (Gallus, Pirminius, Kilian, Bonifatius) und Ordens- und Klostergründer (Hildegard von Bingen, Franziskus von Assisi, Ignatius von Loyola) und Äbte (Guido von Pomposa, Bernhard von Clairvaux) in das Interessenspektrum christlicher Geschichtsschreibung. Die Lebensbeschreibungen von Heiligen dienten stets auch der Erbauung und der Präsentation von Vorbildern, weshalb ihr historischer Quellenwert in der Regel gering ist. Allerdings begann mit Jean Bolland (1596–1665) die Sammlung dieser Lebensbeschreibungen, die Reinigung von allen unhistorischen Bestandteilen und die systematische Herausgabe nach den Festtagen der Heiligen in den Acta Sanctorum (1643–1940: 68 Bände, bis November mit einem Überblicksband über den Dezember). Außer den Heiligen wurden auch Bischöfe und Äbte mit eigenen Lebensbeschreibungen bedacht, die mit der Ausweitung der weltlichen Macht der Geistlichen auch immer mehr deren Politik berücksichtigten: Nicht mehr nur ihr religiöses Leben war von Belang, sondern auch die Erweiterung des klösterlichen und bischöflichen Einflussbereichs.
Märtyrer und heilige Personen
Gemeindevorsteher, Äbte, Päpste
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V. Aspekte der Kirchengeschichte
Bischöfe
Eine besondere Stellung nahmen in diesem Zusammenhang die Päpste ein. Die römische Bischofsreihe diente in den ersten Jahrhunderten der Kirche vor allem dem Beweis dafür, dass die Päpste rechtmäßige Nachfolger der Apostel waren und somit den rechten Glauben vertraten. Die erste wichtige Liste der Bischöfe von Rom, die nach derjenigen des Irenäus von Lyon (um 180) entstand, ist der sogenannte Catalogus Liberianus, der die Namen und Amtsjahre von Petrus bis Liberius (gest. 366) aufführt, aber nur höchst zweifelhaften Quellenwert besitzt. Von diesem Verzeichnis ausgehend wurde der von verschiedenen Geschichtsschreibern stets in Richtung Gegenwart erweiterte sogenannte Liber Pontificalis entwickelt, der nicht nur Namen, sondern auch Biographien enthält, die, je näher sie bei der Gegenwart der jeweiligen Verfasser lagen, umso zuverlässiger werden. Entsprechend dem Bedeutungszuwachs des Bischofs von Rom rückten die Päpste auch in der Kirchengeschichtsschreibung nach klassischer Methode zunehmend in den Mittelpunkt, z.B. in der „Historia ecclesiastica nova“ des Bartholomäus de Lucca (1236–1326). Die erste Papstgeschichte, die auch Kritik an den älteren Vorlagen enthielt, war der „Liber de vita Christi ac de vitis summorum pontificum Romanorum“ von Bartholomäus Platina aus dem Jahr 1479, der 100 Jahre nach seinem Erscheinen auf den Index gesetzt wurde. Mit der Reformation kam die Kritik am Papsttum selbst in der Kirchengeschichtsschreibung auf, so schon in den Magdeburger Zenturien, auf die Caesar Baronius (1538–1607) mit seinen „Annales ecclesiastici“ (12 Bde. 1588–1607) antwortete. Damit legte er die erste quellenmäßige Behandlung des Papsttums bis zum 12. Jahrhundert vor. Die Papstgeschichte war nun wie in den Anfängen wieder für Jahrhunderte apologetisch bzw. polemisch. Wirklich quellenkritische Untersuchungen brachten die Mauriner und Bollandisten heraus. Im 19. Jahrhundert folgten bedeutende Quelleneditionen. Einen enormen Aufschwung erfuhr die Forschung der Papstgeschichte durch die Öffnung der Vatikanischen Archive durch Papst Leo XIII. im Jahr 1880. Bereits zuvor hatte Leopold von Ranke seine 300 Jahre umfassende Papstgeschichte aufgrund einer beachtlichen Quellenmenge in vielen europäischen Archiven geschrieben. Ignaz von Döllinger stellt in seinen „Papstfabeln des Mittelalters“ (München 1890) die unhistorischen Geschichten über die Päpste des ersten Jahrtausends dar. In den folgenden Jahrzehnten erschienen die mehrbändigen Werke von Ludwig von Pastor (die auf bisher unerreichter Quellenmenge beruhen, aber vom Verfasser nicht kritisch genug ausgewertet wurden), Joseph Schmidlin (Pastors Fortsetzer), Johannes Haller (papstkritisch) und Franz Xaver Seppelt. Die neuesten wichtigen Darstellungen sind: Georg Schwaiger: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert (München 1999) und Horst Fuhrmann: Die Päpste (München 2005). Einzelne Lebensgeschichten herausragender Bischöfe wurden schon im Mittelalter geschrieben, z.B. das Leben Bennos von Osnabrück, Annos von Köln oder Ottos von Bamberg, und Bischofslisten ab dem Spätmittelalter durch biographische Angaben und Hinweise auf die Leistungen der einzelnen bis auf den Umfang von Biographien ergänzt. So entstanden z.B. die Chronik der Bischöfe von Merseburg (12. Jh.), der Tatenbericht der Erzbischöfe von Magdeburg (14. Jh.) und die Werke von Lorenz Fries über die Bischöfe von Würzburg (16. Jh.), über die Bischöfe von Speyer von Johann Seffrid (15. Jh.) und Philipp Simonis (16. Jh., beide unkritisch), von Johann
1. Personengeschichte
Friedrich Schannat über die Bischöfe von Worms (18. Jh.). Vielleicht etwas später als in der Kirchengeschichtsschreibung im Allgemeinen zog auch in dieser Gattung im 19. Jahrhundert die historisch-kritische Methode ein, der z.B. in Speyer Franz Xaver Remling und andere folgten. Rein wissenschaftlich sind die von 1983 bis 2002 in Berlin von Erwin Gatz herausgegebenen Nachschlagewerke „Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon“ (3 Bände) und „Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon“ (2 Bände). Auf evangelischer Seite waren von Beginn an die Reformatoren Gegenstand von Biographien, und zwar sowohl die von europäischer und nationaler Bedeutung (Hus und Wyclif, Luther, Melanchthon, Calvin, Zwingli) als auch die Reformatoren einzelner Territorien (Jakob Sturm, Martin Bucer, Johannes Bugenhagen, Johannes Bader, Johannes Schwebel, Joachim Vadian, u.a.). Hinzu kamen die Märtyrer der Reformationszeit, und auch wenn es in der evangelischen Kirche keine Heiligen im Sinne von heiliggesprochenen Personen gibt, hat sie doch, wie die katholische Kirche, eine große Zahl von Menschen mit vorbildlichem christlichem Lebenswandel aufzuweisen, über die eine entsprechende Menge von Biographien verfasst wurden. Freilich lässt sich hier wie in der katholischen Hagiographie die Entwicklung von apologetischen und erbauenden Darstellungen zur historisch-kritischen Methode feststellen. Aufgrund der Entwicklung der Pädagogik aus der Theologie sind auch Darstellungen der bedeutenden Pädagogen der Frühen Neuzeit, z.T. noch des 19. Jahrhunderts, gleichzeitig Darstellungen bedeutender evangelischer Theologen und somit genau genommen Kirchengeschichtsschreibung. Der Reiz, Kirchengeschichte auf der Grundlage einer Biographie zu entfalten, hat auch in der Gegenwart nicht abgenommen. Dafür stehen z.B. das von Martin Greschat herausgegebene Werk „Gestalten der Kirchengeschichte“ in 14 Bdn. (Stuttgart 1981–1986) und das umfassende Unternehmen des „Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)“ des Verlags Traugott Bautz, das seit 1975 erscheint. Sowohl Greschats Sammlung als auch das BBKL umfassen katholische und evangelische Persönlichkeiten. Wie in ihren Anfängen gibt es in der Kirche auch im 20. und 21. Jahrhundert Märtyrer, die meisten in diktatorisch beherrschten Staaten. Die katholischen des deutschsprachigen Raums wurden von Helmut Moll in „Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts“ (2 Bde. Paderborn 5 2010) zusammengefasst.
Reformatoren
Wichtige biographische Sammlungen
2. Dogmengeschichte Schon Eusebius von Caesarea hat die wichtigsten Kirchenschriftsteller in seine Kirchengeschichte aufgenommen und damit eine Zusammenstellung wichtiger theologischer Werke und Aussagen geschaffen. Doch diente die Auseinandersetzung mit älteren theologischen Lehrsätzen lange Zeit nur dem Zweck, sie abzulehnen oder zu bestätigen. Auch in der Reformation fand zunächst weder auf katholischer noch auf evangelischer Seite eine historisch-kritische Auseinandersetzung mit den Quellen statt, sondern die Glaubensaussagen früherer Schriftsteller wurden zur Untermauerung der eigenen Position herangezogen.
Funktion von Sammlungen
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V. Aspekte der Kirchengeschichte
Historisch-kritische Bewertung
Neubewertung
Erst mit der Aufklärung entstand das Bewusstsein für die Geschichtlichkeit, auch der Theologie. 1747 entwarf Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem eine Dogmengeschichte der ersten Jahrhunderte des Christentums. Er hatte dabei aber noch eine primär wertende Fragestellung, denn er wollte die wahren theologischen Lehrsätze der Anfangszeit ermitteln, um spätere Irrtümer, namentlich die aus dem Hellenismus eingedrungenen, zu entlarven. Die historisch-kritische Untersuchung kirchlicher Lehrsätze entwickelte sich parallel zur entsprechenden Methode der Exegese. Johann Salomo Semler („Geschichte der Glaubenslehre“, Halle 1762) beurteilte Dogmen erstmals historisch-kritisch. Er bewies damit ihre historische Bedingtheit und nahm ihnen so ihren Absolutheitsanspruch. Ebenso arbeitete Wilhelm Münscher (1766–1814) in seinem „Handbuch der christlichen Dogmengeschichte“ (4 Bde. Marburg 1797–1809) die der Kirche als Institution notwendigerweise kritisch gegenüberstand, starke Veränderungen kirchlicher Lehrsätze im Lauf der Geschichte heraus. Damit entstand die Frage nach der Gültigkeit des Glaubens an sich, die verschiedene Kirchenhistoriker auf verschiedene Weise zu beantworten versuchten: Ferdinand Christian Baur verstand in seinem „Lehrbuch der christlichen Dogmengeschichte“, das ab 1847 in Tübingen in zehn Bänden erschien und in der evangelischen Theologie ein Klassiker geworden ist, Dogmengeschichte nicht als zufällige Wechsel, sondern als geistige Entwicklung im Sinne einer stetigen Verbesserung, die nie ein Ende erreicht. In Gottfried Thomasius’ „Die christliche Dogmengeschichte als Entwicklungsgeschichte des kirchlichen Lehrbegriffs“ (2 Bde. Erlangen 1874–76) ist allein Christus die unverrückbare ewige Wahrheit, während die Dogmen relativ sind. Thomas Kliefoth wies in seiner „Einleitung in die Dogmengeschichte“ (Parchim 1839) den Epochen der Kirchengeschichte Schwerpunktthemen der christlichen Lehre zu: der Antike die Theologie, dem Mittelalter die Anthropologie, der Reformation die Soteriologie (= Heilslehre) und der Neuzeit die Ekklesiologie. Die von der Dogmengeschichte berührten Fragen sah er zu seiner Zeit noch als abgeschlossen an. Die Spannung zwischen dauerhafter Gültigkeit und Geschichtlichkeit der Lehrsätze verschärfte jedoch wieder Adolf von Harnack, der in seinem „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ (3 Bde. Freiburg 1886) schon im Neuen Testament den hellenistischen Einfluss nachwies, der sich über die ursprünglichen Predigtinhalte des Galiläers Jesus von Nazareth gelegt hatte. Demnach wurde Jesu Lehre schon bei ihrer schriftlichen Fixierung in ein vorhandenes hellenistisches Weltbild eingebettet. Reinhold Seeberg betont in seinem „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ (2 Bde. Leipzig 1895/98), dass Dogmen als kirchliche Lehrsätze, nur abhängig von ihrer Wirksamkeit in den Gemeinden wirklich existent sind, dass sie insofern auch zeit- und kulturgebunden sind. Auf katholischer Seite war über lange Zeit Matthias Josef Scheebens „Handbuch der katholischen Dogmatik“ (3 Bde. Freiburg 1873–1887) das für das Studium maßgebliche Werk. Eines der umfassendsten Werke zur Dogmengeschichte ist das 1965–1976 in Einsiedeln erschienene „Mysterium salutis“ von Johannes Feiner und Markus Löhrer; etwas jünger ist Carl
2. Dogmengeschichte
Andresens „Handbuch der Dogmen- und Theologiegeschichte“, Göttingen 1980ff., in neuer Auflage 1998 herausgegeben.
3. Lehrstreitigkeiten Seit ihren biblischen Anfängen wird die Geschichte des Christentums von Auseinandersetzungen über die Glaubenslehre und das Selbstverständnis der Gemeinschaft begleitet. Solche Streitigkeiten, die oft in Konzilien verhandelt wurden, bisweilen aber auch dort ihren Ausgang nahmen, betrafen die formale Einheit der Gemeinde, Lehrinhalte und Verhaltensweisen von Personen und Gruppen. Die Auseinandersetzungen konnten verschiedene Ausgänge nehmen. Im Idealfall gelang eine Integration in die Gesamtkirche wie bei der Akzeptanz der Bettelorden und der von ihnen geforderten Laienpredigt. Anderenfalls kam es entweder zu einer Spaltung in zwei mehr oder weniger gleichstarke Gruppen, z.B. bei der Trennung von östlicher und westlicher Kirche. Auch konnte der Streit in die Entstehung neuer Kirchen wie der Kirchen der Reformation münden. In den meisten Fällen aber stand am Ende die Verurteilung und Verfolgung einer Meinung bzw. ihrer Vertreter. Eine solche Lehrmeinung verschwand dann entweder ganz, indem ihre Anhänger vernichtet oder in die Mehrheitskirche reintegriert wurden (wie z.B. die Bogomilen), existierte in kleinen Gruppen fort (wie z.B. die Waldenser) oder konnte aus der Enttäuschung heraus eine leichte Beute der Mission anderer Religionen werden (wie z.B. die Donatisten in Nordafrika). Vor allem die verurteilten Lehrmeinungen, die sich letztendlich nicht durchsetzten, wurden bereits in den ersten Jahrhunderten in Katalogen festgehalten und in sogenannten Ketzer- oder Häresiegeschichten beschrieben. Dies hatte zunächst allerdings keine historiographische Funktion, sondern es ging um die Bereitstellung von Argumenten für die als jeweils richtig eingestufte Lehre. In der Reformation wurde der Begriff Häresie in ganz neuer Weise verwendet, indem die (katholische Mehrheits-)Kirche selbst als weitgehend der Häresie verfallen angesehen wurde und nur die neue Lehre nach der Überzeugung der Reformatoren an die wahre Kirche der ersten Jahrhunderte anknüpfte – deren Deutung von Rechtgläubigkeit und Häresie sie damit ebenfalls übernahm. Die Kirchen der Reformation bekämpften daher ihrerseits von Beginn an unerbittlich die schwärmerischen und sozialpolitischen Bewegungen in ihrem Gefolge. Diese Sichtweise änderte sich zuerst mit dem pietistisch geprägten Theologen Gottfried Arnold (1660–1714), der in seinem Werk „Unparteyische Kirchen- und Ketzerhistorie vom Anfang des Neuen Testaments biss auf das Jahr Christi 1688“ (4 Bde. Frankfurt 1699–1700) die herangezogenen Quellen kritisch im wissenschaftlichen Sinn und ebenso kritisch im herkömmlichen Sinn kirchliche Institutionen und kirchliche Lehre bewertete. Der Kirche als Institution wirft er vor, aus Glaubenszeugen Ketzer gemacht zu haben. Johann Salomo Semler (Geschichte der Glaubenslehre. Halle 1762), der die Dogmen relativierte, weist Ähnlichkeiten mit der Argumentation Arnolds auf. Diese rationale Sicht der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung auf die Entwicklung der kirchlichen Lehre warf aller-
Bedeutung der Lehrstreitigkeiten für die Entwicklung der Kirche
„Ketzergeschichten“
Selbstkritik
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V. Aspekte der Kirchengeschichte
Neues Interesse
dings die Frage nach dem Sinn der Lehrstreitigkeiten und der Durchsetzung der einen wie der Verwerfung der anderen Meinungen auf. Diese Frage wurde damit beantwortet, dass man die Veränderungen der kirchlichen Lehre als einen permanenten Entwicklungsprozess betrachtete, der zu einem immer höheren Erkenntnisstand führe. Walter Bauer betonte in seiner „Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum“ (Tübingen 1934), dass eine einheitliche Linie von Glaubenssätzen aus dem Neuen Testament heraus nicht existierte. In den beiden letzten Jahrhunderten ging die Erforschung der Lehrstreitigkeiten daher mehr dazu über, bei unterlegenen Meinungen nach verschütteten Denkansätzen christlicher Theologie zu suchen. Zu den wichtigeren Schriften gehören Ignaz von Döllinger: Beiträge zur Sektengeschichte des Mittelalters, 2 Bde. München 1890; Herbert Grundmann: Ketzergeschichte des Mittelalters. Göttingen 31978; Eugénie Droz: Chemins de l’hérésie. Textes et Documents. 4 Bde. Genf 1970–1976; Malcolm D. Lambert: Ketzerei im Mittelalter. Häresien von Bogomil bis Hus. München 1981; Gordon Leff: Heresy in the Later Middle Ages. The Relation of Heterodoxy to dissent. C. 1250 – c. 1450. 2 Bde. Manchester – New York 1967.
4. Konziliengeschichte
Alte Kirche
Mittelalter
Neuzeit
In der Geschichte der Konzilien verdichten sich oft sowohl Theologiegeschichte als auch politische Entwicklungen, mit denen die Kirchengeschichte in einer Wechselwirkung steht. Konzilsbeschlüsse bedeuteten wichtige Weichenstellungen, nicht selten sogar für die kommenden Jahrhunderte. Daher lassen sich viele Stränge der Kirchengeschichte auch anhand von Konziliengeschichte darstellen. Die ersten Konzilien fanden im Osten statt, wobei die Konferenz der Apostel um das Jahr 48 in Jerusalem oft als „Apostelkonvent“ und noch nicht als Konzil bezeichnet wird. In den Konzilien der Antike standen vor allem Lehrstreitigkeiten im Mittelpunkt mit der Tendenz, dass im Osten mehr um theologisch-philosophische Fragen wie z.B. die nach dem Verhältnis zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist oder der Natur Jesu Christi gerungen wurde, während im Westen mehr praktische Fragen, etwa nach dem Umgang mit den in der Verfolgung abgefallenen Amtsinhabern, die wieder in die Kirche aufgenommen werden wollten. Die Konzilien des Mittelalters im Westen hatten sich zunehmend mit dem Verhältnis Staat und Kirche auseinanderzusetzen, befassten sich aber auch mit der Abgrenzung zu den beiden anderen in Europa existierenden Religionen Judentum und Islam. Im Spätmittelalter bereits stellten sich Konzilien dem zunehmenden Bedürfnis der Teilhabe an der Verkündigung, wie sie sich z.B. in der Entstehung der Bettelorden ausdrückte. Die Notwendigkeit einer noch viel weiter gehenden Reform der Kirche war Gegenstand der Konzilien von Konstanz (1414–1418) und Florenz-Ferrara (1431–1449), nach der Reformation auch des Konzils von Trient (1545–1563), das im Gegensatz zu den vorigen nur noch einen Teil der westlichen Kirche erfasste. Das Selbstverständnis der katholischen Kirche als Weltkirche hatten die beiden Vatikanischen Konzilien zum Gegenstand.
4. Konziliengeschichte
Aufgeschrieben wurde zunächst die Geschichte einzelner Konzilien, und zwar von Teilnehmern und Beobachtern (z.B. Ulrich Richental: Chronik des Konzils zu Konstanz), erst später und auf der Grundlage dieser Quellen entstanden Gesamtdarstellungen. Wichtige Darstellungen Die berühmteste Darstellung der Konziliengeschichte verfasste Joseph Hefele: Conciliengeschichte, 7 Bde. 1855–1874, fortgesetzt mit zwei weiteren Bänden von Joseph Hergenröther (9. Band 1890). Von der evangelischen Kirche werden nur die ersten sechs Konzilien von Nizäa 325, Konstantinopel 381, Ephesos 431, Chalkedon 451 sowie das zweite und dritte Konzil von Konstantinopel 553 und 680 als ökumenisch anerkannt, von den orthodoxen und den orientalischen Kirchen sogar nur die ersten drei bzw. zwei. Neuere, kurze Überblicke gewähren Hubert Jedin: Kleine Konziliengeschichte. Freiburg – Basel – Wien 81978, Alberigo, Giuseppe (Hrsg.): Geschichte der Konzilien. Vom Nicaenum bis zum Vaticanum II. Wiesbaden 1998; Schatz, Klaus: Allgemeine Konzilien – Brennpunkte der Kirchengeschichte. Paderborn u.a. 2008 sowie Christian Lange: Einführung in die Allgemeinen Konzilien. Darmstadt 2012. Unter dem Protektorat des Kardinals Walter Brandmüller erscheint seit 1979 als groß angelegtes Projekt eine Konziliengeschichte, die aus einer Reihe „Darstellungen“ und einer Reihe „Untersuchungen“ besteht.
5. Kirchenrechtsgeschichte Unter Kirchenrecht versteht man die innere Ordnung der christlichen Kirchen in Ost und West. Die Rechtsordnung der katholischen Kirche heißt auch „Kanonisches Recht“, und zwar nach den „canones“ genannten einzelnen Artikeln und Paragraphen; in der evangelischen Kirche spricht man oft von „Kirchenordnungen“. Das Außenverhältnis zu den Staaten, in denen die Kirchen existieren, betrifft das Staatskirchenrecht bzw. bei der katholischen Kirche das Konkordatsrecht. Die „canones“, die vor allem aus Konzilien hervorgingen, wurden in der Kirche schon in den ersten Jahrhunderten gesammelt. Zu dieser Sammlung traten im Hochmittelalter die päpstlichen Dekretalen. Die „canones“ wurden 1140 durch das „Decretum Gratiani“ kritisch untersucht. Unter dem Titel „Corpus Iuris Canonici“ wurden das „Decretum Gratiani“ und die päpstlichen Dekretalen (Rechtsentscheidungen) als Gesamtwerk 1580 herausgegeben, dessen neueste Fassung nach mehreren Revisionen 1983 in Kraft gesetzt wurde. Auf evangelischer Seite wandte sich Johann Wilhelm Bickell mit dem Buch „Geschichte des Kirchenrechts“ (Gießen 1843) dem Thema zu, doch reicht das Erschienene nur bis zur Zeit Kaiser Konstantins (reg. 306–337). Eine Gesamtausgabe der evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts initiierte 1902–1913 Emil Sehling, Jurist, nicht Theologe. Sie wurde 1955–1980 vom Institut für evangelisches Kirchenrecht der EKD fortgesetzt
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V. Aspekte der Kirchengeschichte
und 2002 von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften übernommen. Bisher sind 24 Bände in mehreren Teilbänden erschienen.
6. Ordensgeschichte Während in der frühen Zeit des Ordenswesens bereits Klostergeschichte geschrieben wurde – in der Regel entstanden aus den Annalen – begannen Orden der katholischen Kirche spätestens nach Entstehung der Reformorden und der damit aufkommenden Vielfalt des Ordenslebens, jeweils die Geschichte ihrer ganzen Gemeinschaft in den Blick zu nehmen. Außer den Lebensbeschreibungen der bisweilen charismatischen Gründerpersönlichkeit oder anderer bedeutender Vertreter begannen sie, die Geschichte der einzelnen Bewegung, vor allem deren Ausbreitung und Wirken in den einzelnen Niederlassungen festzuhalten.
7. Territoriale Kirchengeschichte Überschaubarkeit
Kontextualisierung der Territorialkirchengeschichte Konkretion
In der territorialen Kirchengeschichte sind die Verhältnisse, die zu betrachten sind, überschaubarer als in der allgemeinen Kirchengeschichte. Sie versteht sich als Teil der Kirchengeschichte und ist regional begrenzt auf den Sprengel des jeweiligen Bistums bzw. der Landeskirche. In einem solchen Raum bietet sich oftmals die Gelegenheit, genauer und differenzierter zu beobachten, wie im regionalen und lokalen Bereich Tendenzen konkrete Formen annehmen und anschaulich werden. Die Beschäftigung mit der Territorialkirchengeschichte vermittelt aber auch eine Fülle von Anregungen zur Erkundung geschichtlich bedeutsamer Orte in einer Region. Territoriale Kirchengeschichte sollte in angemessener Weise das, was die Menschen in der jeweils zu behandelnden Zeit und in einem bestimmten Raum bewegt, in die Erörterung des kirchlichen Geschehens vor Ort und in der Region einbeziehen. Im regionalen Bereich lassen sich Entwicklungen, die die Kirche betreffen, intensiver wahrnehmen als im großräumlichen oder gar im universalen Rahmen allgemeiner Kirchengeschichte. Doch sollte die Darstellung der Territorialkirchengeschichte nicht nur im regionalen Geschehen verbleiben, sondern das Lokale und Regionale auch als Symptom eines größeren Allgemeinen erkennen und damit ein Stück weit (kirchliche) Geschichte erfahrbar machen. Am Beispiel fast jeder Diözesangeschichte kann etwas vom Verlauf der Kirchengeschichte und der säkularen Geschichte sichtbar gemacht werden. Auf mehr als sechzehn Jahrhunderte können viele Diözesen zurückblicken. Vergleicht man die mittelalterliche und frühneuzeitliche Diözese mit der heutigen, so werden auf den ersten Blick eher die Unterschiede als die Gemeinsamkeiten deutlich. Bei allen Veränderungen – und dies gilt nicht zuletzt für die territoriale Gestalt – gibt es aber auch Konstanten: die Bemühungen, den christlichen Glauben weiterzugeben, die gelebte christliche Caritas und die aus dem Glauben geprägte Kultur. In diesem Geschehen, das nicht einmal spektakulär sein muss, lassen sich Entwicklungen wahrnehmen, die die gesamte Kirche bewegen. So kann die Territorialkirchenge-
7. Territoriale Kirchengeschichte
schichte einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das kirchliche Leben und Wirken im Lauf der Jahrhunderte deutlicher zu erkennen und in ihrem gesellschaftlichen Umfeld letztlich besser zu verstehen sowie auch Nutzen und Gewinn für heute daraus zu ziehen. Schon 1925 wies Hermann Aubin auf die besondere Bedeutung der Landesgeschichte für die allgemeine Geschichte wie auch für die Kirchengeschichte hin, als er feststellte: „Die geschichtliche Landeskunde hat […] die Aufgabe, durch die Sammlung aller Beobachtungen die treibenden Kräfte jeder Periode festzustellen. […] Die Beleuchtung, welche damit die allgemeine Geschichte durch die geschichtliche Landeskunde erhält, ist außerordentlich hoch einzuschätzen. Es eröffnet sich der Einblick in die Dynamik kultureller Massenbewegungen“. Und mit Blick auf die Geschichte der christlichen Konfessionskirchen im deutschen Ancien Régime fügte er hinzu, dass „der einstige Grundsatz des cuius regio, eius religio zur Folge [gehabt hatte], dass heute noch die Verteilung der Konfessionen die alten Territorialkarten widerspiegelt.“ Entlang der politischen Strukturen am Niederrhein erläuterte er beispielhaft die dort eher disparat verlaufene „Konfessionsverteilung“, um sie sodann als ein wesentliches Merkmal dieses spezifischen Kultur- und Wirtschaftsraums auszudeuten (WdF 492, 1978, S. 38–52).
Erklärungsfunktion
8. Sozialgeschichte der Kirche Der Begriff Sozialgeschichte ist nicht eindeutig. Manche Historiker verstehen darunter das Gegenstück von der traditionellen Geschichtsschreibung über die herrschenden Akteure und die Hinwendung zu den breiten Bevölkerungsschichten. Dieses Gegenstück kann entweder als Ergänzung der traditionellen Geschichtsschreibung oder als Widerspruch gegen diese betrieben werden. Andere sehen in der „Sozialgeschichte“ eine Geschichtsschreibung, die eine Gesamtheit von Menschen mit ihrer Struktur, Verfasstheit, Kultur, Brauchtum und Alltag sowie Wirtschaft und deren Wandel in den Blick nimmt. Die Sozialgeschichte entstand in der Profangeschichtsschreibung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in Auseinandersetzung mit der Soziologie und durch Erschließung neuer, besonders quantitativer Untersuchungsmethoden sowie dem Interesse an bisher historisch unbeachteten Quellen (z.B. Archäologie, Epigraphik, Statistik, Selbstzeugnisse auch unbedeutender Personen). Ein weiteres Kennzeichen der Sozialgeschichte ist, dass sie in besonderem Maße interdisziplinär arbeitet, etwa mit der Soziologie, Geographie, Volkskunde. Ferner beansprucht die Sozialgeschichte, im Gegensatz zur traditionellen Geschichtsschreibung, die Mehrheit der Menschen zu berücksichtigen. Im Rahmen der Kirchengeschichte fand die Sozialgeschichte zuerst im Bezug auf die Alte Kirche Beachtung, der sie in ihren Fragestellungen etwa nach der Ausbreitung oder den Strukturen von Gemeinden schon vom Wesen her nahe war. Eine in Fragestellung und Methode hierfür typische Arbeit ist die bei Henning Paulsen in Hamburg 1993 entstandene Dissertation von Ute E. Eisen: Amtsträgerinnen im Frühen Christentum. Epigraphische und literarische Studien. Göttingen 1996, die in der Reihe „Forschungen zur Kir-
Definition
Herkunft
Bedeutung für die Kirchengeschichte
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V. Aspekte der Kirchengeschichte
Darstellungen
chen- und Dogmengeschichte“, Bd. LXI, hrsg. von Adolf Martin Ritter, erschienen ist. Die Sozialgeschichte stieß aber noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Vorbehalt, sozialgeschichtliche Betrachtungsweisen könnten den Charakter der Kirchengeschichte als theologische Disziplin in Frage stellen, umso mehr, je mehr man sich der Gegenwart nähert. Seit 1988 erscheinen jedoch zwei Reihen mit dem Ziel, diesen Widerspruch aufzuheben: „Konfession und Gesellschaft“ (erscheinend in Stuttgart, jetzt herausgegeben von Wilhelm Damberg, Andreas Holzem, Jochen-Christoph Kaiser, Frank-Michael Kuhlemann und Wilfried Loth) und „Kirchliche Zeitgeschichte. Internationale Zeitschrift für Theologie und Geschichtswissenschaft“ (erscheinend halbjährlich in Göttingen, jetzt herausgegeben von Gerhard Besier). Eine umfassende Gesamtdarstellung zur Sozialgeschichte in deutscher Sprache, die sich laut ihrem eigenen Vorwort eher in den bewussten Gegensatz zur traditionellen Geschichtsschreibung stellt und die Hinwendung zur schweigenden Mehrheit betont, ist die auf sieben Bände angelegte, aber nach dem ersten Band abgebrochene, von Denis R. Janz und Richard A. Horsley herausgegebene Sozialgeschichte des Christentums (Gütersloh 2007). Sofern man für Sozialgeschichte die umfassende der oben genannten Definitionen annimmt, die auch Kultur und Volkskunde einbezieht, existieren aber z.B. mit Forschungen und Darstellungen zur Frömmigkeit oder zu großen Bewegungen wie den Waldensern schon spätestens seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kirchen-sozial-geschichtliche Abhandlungen, die nach dem Leben einfacher Menschen und deren Sehnsüchten fragen.
9. Missionsgeschichte Alte Kirche und Mittelalter
Überseeische Mission
Darstellungen zur Missionsgeschichte beginnen genau genommen mit der Apostelgeschichte des Neuen Testaments. Sie waren in den ersten Jahrhunderten trotz – oder wegen – der gleichzeitigen Geschichte der Verfolgung eine Darstellung der unaufhaltsamen Ausbreitung der christlichen Gemeinde des Sieges über abergläubische Vorstellungen missionierter Völker in Europa, Nordafrika und Westasien. Diesen Charakterzug tragen z.B. auch die bereits erwähnten Kirchengeschichten Eusebs und seiner Fortsetzer, die Heiligengeschichten der Merowingerzeit und die Darstellungen über die Missionare der folgenden Jahrhunderte in Mitteleuropa. Als während der europäischen Expansion nach Amerika, Afrika und Ostasien katholische und bald auch evangelische Missionare privaten oder staatlichen Unternehmungen folgten, ja ihnen hier und da auch vorausgingen und sich unabhängig von ihnen bewegten, bestand eine enge Verknüpfung von Missionsgeschichte und Entdeckungsgeschichte, die sich in den Berichten der Missionare niederschlug, gleich, ob es sich um ordensinterne Berichte z.B. der Jesuiten oder Franziskaner handelte, aus denen dann sogar Länderbeschreibungen hervorgehen konnten wie das Werk „China … illustrata“ (1667) des Jesuiten Athanasius Kircher, oder später um Artikel in populärwissenschaftlichen Zeitschriften wie „Globus. Illustrirte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde“ (1862–1910).
9. Missionsgeschichte
Während es unter Missionaren selbst schon von Anfang an kritische Stimmen gab, was die Behandlung der missionierten Völker und ihrer Kultur betraf, wie z.B. Bartholome de las Casas, überwogen doch lange Zeit Stolz und Neugierde bei der Betrachtung des Themas. Die erste wissenschaftlichen Anforderungen genügende Missionsgeschichte verfasste Kenneth Scott Latourette unter dem Titel „A History of the Expansion of Christianity“. Sie erschien 1937 bis 1945 in New York in 7 Bänden. Die darin beschriebene Entwicklung des Christentums umfasst nicht nur die geographische Ausbreitung, sondern auch die kulturelle Entwicklung. Das Werk von Heinzgünter Frohnes und Uwe W. Knorr „Kirchengeschichte als Missionsgeschichte“, in welchem es den Autoren besonders um die Überwindung der eurozentrischen Sichtweise ging, umfasste am Ende nur den 1. Band über die Alte Kirche (München 1974) und Band II/1: Die Kirche des frühen Mittelalters (1978). Wichtige neuere Darstellungen sind die „Einführung in die Missionsgeschichte“, herausgegeben von Karl Müller und Werner Ustorf (Bd. XVIII der Reihe „Theologische Wissenschaft“, Stuttgart 1995) sowie von Hugh McLeod und Werner Ustorf „Decline of Christendom in Western Europe“ (Cambridge 2003).
10. Weitere Darstellungsformen Kirchengeschichte nicht losgelöst von der Chronologie, aber doch nach Einzelaspekten gegliedert verfassten Franz Xaver Bischof, Thomas Bremer, Giancarlo Collet und Alfons Fürst: Einführung in die Geschichte des Christentums. Freiburg – Darmstadt 2012. Eine Darstellung, die einerseits auf die frühneuzeitliche Gliederung nach Jahrhunderten zurückgreift und diese mit Alltags- und Sozialgeschichte sowie der Personengeschichte von „Menschen ohne Namen“ verbindet, ist die „Geschichte des Christentums“ von Michel Clévenot in 10 Bänden. Sie erschien in Paris 1981–1993 und vermeidet die subjektive Konzentration auf die eigene Entstehungszeit bzw. die gerade vergangenen Jahrzehnte. Eine Kombination von historisch-kritischer Quellenedition, verbunden mit repräsentativer Quellenauswahl, ergibt eine Darstellung der Kirchengeschichte in Quellen, deren Autor durch weitgehenden Verzicht auf eigene Äußerungen in den Hintergrund tritt, aber doch durch seine Aufnahmekriterien Schwerpunkte festlegt. Diesem Modell folgt die „Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen“, die in Neukirchen von verschiedenen Autoren herausgegeben wurde: Bd. I (Alte Kirche) 92007 bis Bd. VI (Außereuropäische Christentumsgeschichte) 2010.
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VI. Methoden kirchengeschichtlichen Arbeitens Wie auch bei der Profangeschichte steht der Gegenstand der kirchengeschichtlichen Forschung nicht selbst vor Augen, sondern muss aus seinen hinterlassenen Zeugnissen erschlossen werden. Die Untersuchung von Quellen ist daher die Grundlage jeder historischen, also auch der kirchenhistorischen Arbeit. Das folgende Kapitel umfasst Definition und Systematisierungen von Quellen, stellt die wichtigsten Quellengattungen und -sammlungen vor und erläutert den Umgang mit Quellen.
1. Quellen: Definition und Einteilung Definition
Primärquellen und Sekundärquellen
Überrest und Tradition
Die moderne Geschichtswissenschaft versteht aufgrund ihrer breiten Fragestellung an die Geschichte unter einer Quelle alles, was Auskunft gibt über vergangene Zeit. Besonders unter zwei Gesichtspunkten können historische Quellen eingeteilt werden, wobei diese Einteilungen für die Auswertung von Bedeutung sind. Nach der relativen zeitlichen Nähe zum Ereignis unterscheidet man Primärquellen (Quellen im engeren Sinn) und Sekundärquellen (Darstellungen). In diesem Sinne stellen z.B. antike Geschichtswerke grundsätzlich Primärquellen dar, da sie aus heutiger Sicht selbst dann nah am Ereignis sind, wenn ein Schriftsteller des 4. Jahrhunderts n. Chr. Ereignisse des 1. Jahrhunderts v. Chr. beschreibt, erst recht, wenn alle Quellen, aus denen die jeweils vorliegende Quelle geschöpft hat, verloren sind. Andererseits kann ein Zeitungsbericht, der auf den Aussagen von Augenzeugen beruht, schon eine Sekundärquelle im Vergleich zu den zugrunde liegenden Berichten sein. Sekundärquellen können – müssen aber nicht – aufgrund ihres zeitlichen Abstands zum beschriebenen Ereignis einen besseren Gesamtüberblick über das Geschehen und eine größere Objektivität aufweisen. Jede Sekundärquelle beruht auf Primärquellen oder anderen Sekundärquellen und ist selbst eine Primärquelle für ihre eigene Entstehungszeit, da sie das Denken der Abfassungszeit über das beschriebene Ereignis zeigt. Sowohl Primär- als auch Sekundärquellen müssen kritisch untersucht werden. Abhängig von der Absicht des Urhebers unterscheidet man Tradition (bzw. ein Monument oder willkürliche Überlieferung), die zur Unterrichtung der Nachwelt entstanden ist, von Überresten (bzw. Dokumenten oder unwillkürlicher Überlieferung), die aus anderen Absichten heraus entstanden und nur zufällig erhalten sind und nun Auskunft über vergangene Zeit geben. Diese Unterscheidung stellt ebenso wenig wie die oben genannte, eine Wertung dar, sie zielt vielmehr auf das Bewusstsein des Quellennutzers und seinen Umgang mit der Quelle. Bei Überresten unterscheiden sich Entstehungszweck bzw. -grund und Nutzung der Quelle. Ihre Informationen müssen daher oft erst entschlüsselt
1. Quellen: Definition und Einteilung
werden, z.B. durch Altersbestimmung und Deutung der unmittelbaren Beobachtungen, und bleiben nicht selten unvollständig. Dagegen besitzen Überreste den Vorteil der Unmittelbarkeit. Ihr Quellenwert ist nicht durch Manipulation beeinträchtigt. Der Historiker Ernst Bernheim teilte in seinem Lehrbuch der historischen Methode (Leipzig 1889) die Überreste in drei Gruppen: Sachen (konkrete Gegenstände aller Art, dazu auch Wappen), abstrakte Überreste (z.B. Institutionen, Sitten, Namen, Redensarten und Sprichwörter, Ortsgrundrisse) sowie Schriftgut (alle schriftlichen Äußerungen, die nicht mit dem Zweck der Geschichtsschreibung verfasst wurden, auch Urkunden und Akten, literarische Texte und private Schriftstücke). Die Tradition hat den Vorteil, dass der Zweck der Quelle identisch ist mit ihrer Nutzung, sie ist in der Regel leicht zu entschlüsseln und will Zusammenhänge erkennen lassen. Da ihr Urheber jedoch bereits Informationen ausgewählt und bereits Bewertungen von seinem Standpunkt aus vorgenommen hat, muss sie stets kritisch untersucht werden. Unter Tradition fällt jede Art von Geschichtsschreibung, z.B. Chroniken, Annalen und Biographien.
2. Wichtige Quellengattungen für die Kirchengeschichte Geschichtsschreibung Wegen der Verdichtung der Informationen stellen schriftliche Quellen, die zum Zweck der Überlieferung verfasst wurden, bei aller notwendigen Kritik, eine höchst bedeutende Quellengattung dar. Kirchengeschichtsschreibung geschieht dabei in – Gesamtdarstellungen (z.B. Norbert Brox / Odilo Engels u.a.: Die Geschichte des Christentums. Religion, Politik, Kultur. 14 Bde. Freiburg – Basel – Wien 2003–2004) – der Darstellung bestimmter Zeiträume (z.B. Susanne Hausamman: Alte Kirche. Zur Geschichte der Theologie in den ersten vier Jahrhunderten. Neukirchen 2001–2005) oder bestimmter Regionen (z.B. Walter Brandmüller: Handbuch der Kirchengeschichte Bayerns. 3 in 4 Bdn. 1991– 1998; Friedhelm Jürgensmeier (Hrsg.): Das Bistum Worms. Von der Römerzeit bis zur Auflösung 1801. [Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte, Bd. V] Würzburg 1997) – der Betrachtung bestimmter Aspekte (z.B. Leonard Holtz: Geschichte des christlichen Ordenslebens. Darmstadt 2001; Karl Joseph von Hefele: Conciliengeschichte, fortgesetzt von Joseph Hergenröther, 9 Bde., Freiburg 1873–1890) – Biographien und Autobiographien einzelner Personen (z.B. Peter Dinzelbacher: Bernhard von Clairvaux. Leben und Werk des berühmten Zisterziensers. Darmstadt 1998) oder Sammlungen von Lebensbeschreibungen (z.B. Hans Ammerich (Hrsg.): Lebensbilder der Bischöfe von Speyer seit der Wiedererrichtung des Bistums Speyer 1817/21. [Schriften des Diözesan-Archivs Speyer, Bd. XV] Speyer 1992; Arno Borst: Mönche am Bodensee 610–1525. Sigmaringen 1997)
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VI. Methoden kirchengeschichtlichen Arbeitens
– der Darstellung ganz spezieller Ereignisse und Entwicklungen (z.B. Willibald Bösen: Der letzte Tag des Jesus von Nazareth. Was wirklich geschah. Freiburg u.a. 1994) – daneben beleuchten Aufsätze in Sammelwerken und Zeitschriften einzelne Aspekte der Kirchengeschichte. Märtyrerakten
Chroniken
Annalen
Lebensbeschreibungen
Sprache schriftlicher Quellen
Für die Antike gehören zu den ältesten bewusst überlieferten Texten die Märtyrerakten. Sie bestehen aus Berichten von den Prozessen gegen Christen oder aus deren eigenen Zeugnissen, die auch im Gottesdienst zum Gedächtnis vorgelesen wurden. Zu dieser Gattung traten bereits in der Antike und noch zahlreicher im Mittelalter Chroniken und Gesamtdarstellungen der Welt- oder der Kirchengeschichte. Der erste bedeutende Autor ist Eusebius von Caesarea im 4. Jahrhundert. Sein mit „Chronik“ überschriebenes Werk beginnt mit der Erschaffung der Welt und gibt zunächst die biblische Geschichte wieder. Er berichtet nicht nur Geschehenes, sondern ordnet dies auch in die Heilsgeschichte von der Entstehung der Welt bis zum Zeitpunkt der Abfassung des Werkes ein. Eusebius datiert nach Jahren seit der Geburt Abrahams und stellt andere Zeitrechnungen, die Olympiaden und die Regierungsjahre der römischen Kaiser, daneben. Von noch größerer Bedeutung ist Eusebs Kirchengeschichte, die die Ereignisse von der Entstehung der christlichen Kirche bis auf die Zeit des Verfassers enthält. Der englische Mönch und Gelehrte Beda Venerabilis, der in seinen Werken als erster systematisch die Zeitrechnung v. Chr. und n. Chr. verwendete, verfasste zu Beginn des 8. Jahrhunderts die „Historia ecclesiastica Anglorum“. Im Mittelalter entwickelten sich aus den Randnotizen zu Ostertafeln die Annalen (Jahrbücher), die bald auch unter den Klöstern und Bistümern ausgetauscht wurden. Ihrer Entstehungsgeschichte entsprechend sind sie sehr knapp gehalten und beschränken sich auf Ereignisse, ohne deren Gesamtzusammenhang zu erläutern. Biographien gab es von Heiligen. Ihr Zweck war nicht nur die Überlieferung an die Nachwelt, sondern auch die Begründung der Verehrung der dargestellten Person und die moralische Belehrung. Wie die Geschichtsschreibung in der Antike verfolgten Chroniken und Lebensbeschreibungen im Mittelalter ausdrücklich das Ziel, zu bewerten, weshalb sie als historische Quellen besonders kritisch untersucht werden müssen und mindestens soviel über ihre Entstehungszeit aussagen wie über den beschriebenen Gegenstand bzw. über die beschriebene Person. Noch weiter von ihrem historischen Hintergrund entfernt sind Berichte, die lange mündlich überliefert undverändert worden waren, bevor sie als Sage, Legende oder Lied schriftlich fixiert und dabei noch einmal bearbeitet wurden. Zur Untersuchung aller schriftlichen Quellen der oben genannten historiographischen wie der noch folgenden ist die Philologie der jeweiligen Sprache von Bedeutung, das heißt für die Antike die des Hebräischen und Aramäischen, des Griechischen und Lateinischen sowie eventuell weiterer altorientalischer oder nordafrikanischer Sprachen. Für das europäische Mittelalter sind Griechisch und Latein sowie die sich herausbildenden romanischen, germanischen und slawischen Sprachen relevant, für die Neuzeit alle, in denen das Christentum betreffende Äußerungen existieren.
2. Wichtige Quellengattungen für die Kirchengeschichte
Texte müssen im Original oder in textkritischen Editionen gelesen werden. Bei der Verwendung von Übersetzungen muss man im Bewusstsein behalten, dass sie selbst schon Interpretationen und ggf. Einschränkungen der Aussagen der Originalquelle enthalten. Papyri Die Wissenschaft, die sich mit den Papyri befasst heißt Papyrologie. Maßgebliches Kennzeichen dieser meist antiken Quellengattung ist der aus der am Nil in Ägypten wachsenden Papyrusstaude hergestellte Beschreibstoff. Papyri erhalten sich nur unter sehr günstigen Bedingungen, insbesondere dank der an manchen Orten herrschenden extremen Trockenheit, die meisten daher in Ägypten selbst, aber andere z.B. auch aus Qumran am Toten Meer. Die meisten, die man heute kennt, sind in griechischer Sprache beschrieben. Auf Papyri sind Verträge, Listen, Briefe und andere Dokumente verschiedenster Art, gelegentlich sogar literarische Texte und theologische Abhandlungen erhalten. Von besonderer Bedeutung für die Kirchengeschichte sind Papyri, die religiöse Texte und Opferbescheinigungen enthalten. Der besondere Wert der Papyri besteht in der Unmittelbarkeit ihrer Texte, die nicht in verschiedenen Jahrhunderten mehrfach abgeschrieben wurden. Für die Kirchengeschichte von besonderer Bedeutung sind die libelli, die Opferbescheinigungen, die von den Christenverfolgungen im Römischen Reich zeugen, sowie die Kontrolllisten derselben, die zu den Dokumenten der ägyptischen Provinzverwaltung gehören. Für die Wiedergabe von Texten, die sich auf Papyri sowie Inschriften und Münzen befinden, wurde das sogenannte Leidener Klammersystem entwickelt, das folgende zusätzliche Hinweise vermittelt: / () … … []
[[]] { *
Zeilenumbrüche Auflösungen von Abkürzungen (unter den Buchstaben) unsichere Lesungen (ohne Buchstaben darüber) Zahl der ausgefallenen Buchstaben Textverluste sowie Ergänzungsvorschläge der Herausgeber Veränderungen der Herausgeber absichtlich entfernte Buchstaben nicht mehr ergänzbare Textverderbnisse Lücken
Münzen Münzen sind geprägte, manchmal gegossene Zahlungsmittel aus (Edel-)Metall, die zum Zweck ihrer praktischen Verwendung in einer handlichen Größe hergestellt wurden. Sie geben insbesondere Auskunft über Herrscher, wichtige auf ihnen symbolisierte Ereignisse und wirtschaftliche Entwicklungen. Bestandteile der Münze sind: meist auf der Vorderseite (Avers) der Kopf oder das Wappen des Münzherrn, also eines Herrschers, auf der Rückseite (Revers) ein Bild. Ferner enthält die Münze eine Zahl, die den Nennwert angibt, eine Inschrift und eine Umschrift, sowie einen Hinweis auf die Prägestätte und/oder den Münzmeister. Münzen werden bzgl. rechts und links aus der Sicht des Betrachters beschrieben.
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VI. Methoden kirchengeschichtlichen Arbeitens
Schon im 14. Jahrhundert beginnend, zählt die Numismatik (Münzkunde) zu den ältesten historischen Hilfswissenschaften. Für die Kirchengeschichte sind besonders Prägungen geistlicher Staaten von Bedeutung. Inschriften Inschriften sind Schriftzeugnisse auf Stein, Holz, Knochen, Metall, Leder, Stoff, Glas, Email, im Mosaik, Wachs und anderen festen Materialien. Ausgenommen sind seriell hergestellte Schriftzüge, insbesondere Münzlegenden, ferner Papyri und Texte aus dem Schreibschul- oder Kanzleibetrieb auf Pergament (Definition nach 175 und 184). Letztere können aber als Inschriften betrachtet werden, wenn sie durch öffentliche Anbringung deren Funktion erfüllten. Inschriften sind meist Primärquellen; zu ihren herausragenden Merkmalen gehört grundsätzlich die Unmittelbarkeit. Allerdings gibt es auch die sogenannte kopiale Überlieferung untergegangener Inschriften (durch Einschmelzung, Wiederverwendung von Steinen usw.), d.h., dass wir von ihrer Existenz durch Abschriften auf Papier oder Pergament oder sogar Photographien unterrichtet werden. Die Wissenschaft, die sich mit Inschriften befasst, ist die Epigraphik. Inschriften müssen oft aufgrund von Abkürzungen oder Beschädigungen ergänzt und wegen zeittypischer Auslassungen gedeutet werden. Die großen Inschriften-Editionswerke sind entweder geographisch (nach Fundort) gegliedert wie die Inscriptiones Graecae (IG) nach Regionen, das von den Anfängen bis zum Jahr 500 reichende Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) nach römischen Provinzen und die von 500 bis etwa 1650 reichenden Deutschen Inschriften (DI) nach den jetzigen Grenzen der Städte und Landkreise; nach dem Datum der Auffindung bzw. der Publikation, bietet die Année Épigraphique (AE) antike Inschriften dar, die dadurch zwar umständlicher aufzufinden, dafür aber schon lange greifbar sind, bevor sie in einem Ergänzungsband des CIL auftauchen. Während christliche Inschriften hier auf viele Bände verteilt sind, bieten die Inscriptiones Christianae Vrbis Romae (ICVR) und die Sammlung Inscriptiones Latinae Christianae Veteres (ILCV) in konzentrierter Form Texte, die für die Kirchengeschichte interessant sind. Inschriften liefern insbesondere ausdrückliche und zu entschlüsselnde Informationen über ihren Auftraggeber. Zu ihrer besseren Deutung sind ihre Texte und Schreibweisen, wo möglich, untereinander zu vergleichen. Erfasst man ihre Informationen in größeren Statistiken, muss man sich allerdings im Klaren darüber sein, damit nur Aussagen über die Bevölkerungsteile tätigen zu können, die sich die Herstellung von Inschriften leisten konnten. Der größere Teil der Menschen einer bestimmten Zeit ist damit in der Regel nicht erfasst. Urkunden Eine Urkunde ist ein schriftliches Zeugnis über eine Rechtshandlung, das unter Einhaltung bestimmter Formen verfasst wurde und bestimmte Teile enthalten muss. Man unterscheidet traditionell drei Gruppen: Kaiser- bzw. Königsurkunden, Papsturkunden und Privaturkunden (= die aller anderen Personen). Urkunden enthalten folgende Bestandteile (manche zwingend, andere fakultativ):
2. Wichtige Quellengattungen für die Kirchengeschichte
Protokoll Chrismon: Christuszeichen, ursprünglich ein Kreuz, später ein C Invocatio: Gottesanrufung Intitulatio: Name des Ausstellers, ggf. mit Devotionsformel Inscriptio: Name des Empfängers Salutatio: Grußformel
Formular einer Urkunde
Text/Kontext Arenga: Begründung für den Rechtsakt Narratio: Vorgeschichte des Rechtsakts, ggf. mit Interventio: Fürbitte Dritter für den Empfänger und Petitio: vorangegangene Bitte um Ausstellung der Urkunde Promulgatio/Publicatio: Verkündungsformel Dispositio: Kern der Urkunde: die eigentliche Bestimmung Corroboratio: Bekräftigung, Beglaubigung, ggf. mit Hinweis auf Unterschrift und Siegel Nennung der Zeugen Sanctio: Strafandrohung bei Nichtbeachtung Eschatokoll Subscriptio: Unterschrift des Ausstellers oder dessen Monogramm, ggf. mit Rekognition: Zeichen des ausfertigenden Kanzlers Siegel: aus Wachs oder Blei Datierung: ggf. Tag, jedenfalls Jahr nach der Menschwerdung Christi, nach Regierungsjahren des Herrschers und nach Indiktion (15-Jahreszyklus), ggf. Nennung des Ausstellungsortes Apprecatio: Segenswunsch Das Formular einer Urkunde, d.h. ihre Bestandteile und deren Ausgestaltung, veränderte sich im Laufe des Mittelalters. Dies kann bei der Entscheidung über die Echtheit eines Urkundentextes bedeutsam sein, insbesondere, wenn ein späterer Fälscher die Gepflogenheiten seiner eigenen Zeit statt derjenigen der angeblichen Ausstellungszeit anwendete. Auch der Ausstellungsort muss zu den Orten passen, an denen dieselbe Person zum gleichen oder einem sehr naheliegenden Zeitpunkt nachgewiesen werden kann. Da Urkunden grundsätzlich besonders feierliche Rechtsakte bezeugen bzw. begründen, wurden für sie eigene Schriftstile entwickelt, besonders große Blätter verwendet und der Text auf ihnen sehr großzügig angeordnet. Urkunden sind entweder als Ausfertigung oder als Abschrift erhalten, Letzteres meistens in sogenannten Kopialbüchern, in denen Urkundenempfänger, z.B. Städte oder Klöster, für den Fall des Verlusts durch Raub oder Brand Abschriften derjenigen Urkunden anfertigten, in welchen ihnen Rechte und Besitzungen verliehen wurden. Mit Urkunden befasst sich die Diplomatik, die im 17. Jahrhundert von Jean Mabillon mit seinem Werk „De re diplomatica libri VI“ (Paris 1681) gegründet wurde. Sie hat als inhaltliche Zusammenfassung von Urkunden das sogenannte Regest entwickelt. Es besteht aus einer Kopfzeile, in der Jahr, Monat (im Nominativ), Tag (als Kardinalzahl) und Ort (im Nominativ) der Ausstellung (in dieser Reihenfolge!), soweit vorhanden, angegeben werden.
Echtheitskriterien
Erhaltung
Diplomatik und Regest
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VI. Methoden kirchengeschichtlichen Arbeitens
Darunter werden, möglichst in einem Satz, Aussteller, Empfänger und Rechtshandlung genannt (sonst nichts!), z.B.: 1090 Februar 19 Speyer Kaiser Heinrich IV. bestätigt den Juden die von Bischof Rüdiger Huzmann verliehenen Rechte und erweitert sie. Manchmal existieren Urkunden nicht auf Pergament mit Siegel, sondern sind als Inschriften in Stein oder Metall überliefert. Dies führte einerseits zu einer großen Öffentlichkeitswirkung, andererseits galten die Urkunden auf eigentlich haltbareren Materialien als langlebiger. Siegel In den Gesamtkomplex der Urkunden gehört auch die Siegellehre (Sphragistik), die sich mit den Arten, den Bestandteilen und der Interpretation von Siegeln beschäftigt. Siegel entstanden in der Merowingerzeit. Für Siegel gibt es auch einen nicht-diplomatischen Gebrauch. Sie können rund, oval, spitzoval oder schildförmig sein und haben in der Regel drei Bestandteile: Umschrift oder Legende, Siegelfeld und darauf das Siegelbild. Siegel werden bzgl. rechts und links wie Wappen nicht aus der Sicht des Betrachters beschrieben, sondern so, als ob der Betrachter hinter dem Siegel stünde. Siegel können einoder zweiseitig geprägt sein. Für die Kirchengeschichte sind besonders die Siegel von Päpsten, Bischöfen und geistlichen Institutionen von Bedeutung, weil sie das Selbstverständnis des Amtsträgers zeigen. Solche Siegel genossen im Mittelalter höchstes Ansehen und wurden gerne auch zur Bestätigung von Verfügungen anderer Personen erbeten.
Entstehung
Bestandteile
Bedeutung für die Kirchengeschichte
Wappen Wappen entstanden ab dem 12. Jahrhundert aus den Zeichen auf den Reiterschilden der in ihrer Rüstung sonst unkenntlichen Kämpfer in Turnieren. Die Farben waren dabei zunächst auf Rot, Blau, Grün, Schwarz, Purpur, Silber und Gold beschränkt. Schon früh wurden die ersten Wappenverzeichnisse angelegt, und zwar von den Herolden, die die Turniere leiteten. Daher heißt die Wissenschaft, die sich mit Wappen beschäftigt, Heraldik. Jünger ist die Vexillologie, die sich mit Fahnen beschäftigt. Hauptbestandteil des Wappens ist der Schild, der jenem auch grundsätzlich seine Form gibt. Für die Art seiner Einteilung und die sich dabei ergebenden Felder gibt es feste Begriffe und Rangunterschiede. Um den Schild herum wurden im Lauf der Zeit weitere Elemente hinzugefügt, etwa die Helmzier, bei geistlichen Wappeninhabern ersetzt durch eine Mitra oder einen Hut, dessen Quastenanzahl seinen Rang anzeigt. Wappen werden nicht aus der Sicht des Betrachters beschrieben, sondern so als ob der Beschreibende hinter dem Wappen stünde. Später legten sich auch Herrscher, Gemeinwesen, andere Institutionen und Privatpersonen Wappen zu, die nicht selten aus ihrem Siegel entstanden. In Familien wurden Wappen erblich. Kirchengeschichtlich interessant können Wappen unter verschiedenen Gesichtspunkten sein: Sie können Gründer und Eigentümer von Gebäuden oder Grabmälern anzeigen, Besitzer von Büchern oder auch andere Beziehungen von geistlichen Wappenführern zu dem Ort, an dem sie sich befin-
2. Wichtige Quellengattungen für die Kirchengeschichte
den. In ihrer Gestaltung drückt sich das Selbstverständnis ihrer Träger, z.B. von Päpsten und Bischöfen, aus. Inwieweit Orte, die einst zu geistlichen Territorien gehörten noch heute Elemente von deren Wappen oder Gemeinden oder auch Elemente ihres früheren Pfarrsiegels in ihrem eigenen Wappen tragen, deutet auch auf das Maß der Identifikation mit dieser Vergangenheit – wenigstens zu dem Zeitpunkt als das gültige Wappen beantragt und genehmigt wurde. Amtsbücher Seit dem Mittelalter werden Geschäftsvorgänge von Institutionen in Amtsbüchern festgehalten, um für die tägliche Arbeit in Kanzleien leichter verfügbar zu sein. Merkmale der Amtsbücher sind ihre Buchform und die Tatsache, dass sie Einträge verwaltungsmäßiger Art enthalten. Die wichtigste Art der Amtsbücher stellen Protokolle, z.B. über Verhandlungen und Beschlüsse, dar. Kopiare und Urkundenregister dagegen enthalten Abschriften empfangener Urkunden und dokumentieren somit die erworbenen und verliehenen Rechtstitel und Privilegien. Amtsbücher zur Wirtschaftsführung, z.B. Urbare, verzeichneten die Abgaben und Dienste der Untertanen. Auch als Hilfsmittel der Schriftgutverwaltung und -organisation wurden Amtsbücher verwendet, etwa (Amts-)Tagebücher und Aktenverzeichnisse. Die Dauerhaftigkeit der darin enthaltenen Einträge führte zur Ausbildung von Amtsbüchern mit öffentlichem Glauben, deren bekanntestes Beispiel das Grundbuch ist. Zu den Amtsbüchern gehören auch Kirchenbücher und die Register der Standesämter. Nekrologien und Seelbücher Das Nekrolog, von mittellateinisch „necrologium“ (= Totenbuch) abgeleitet, erschien im Mittelalter unter zahlreichen Bezeichnungen. Es sind dies: Liber vitae als Bezeichnung für die zum Zweck der Gebetsverbrüderung (gegenseitiges Totengedenken, z.B. zweier Klöster) geschaffenen Bücher; als regula oder martyrologium, weil es mit Regeltext und Martyrologium die hauptsächlichen Bestandteile des Kapiteloffiziumsbuchs bildete. Oftmals sind Nekrologien als Heiligenfestkalender mit Einträgen der Namen der Verstorbenen zu deren Todestagen in einem Missale, Sakramentar oder einer Chronik zu finden. Nekrologien wurden meist von geistlichen Gemeinschaften geführt, seltener von weltlichen Personen. Seit dem späten Mittelalter wurden Nekrologien auch von Bruderschaften, Spitälern, städtischen Magistraten, Pfarrkirchen und Universitäten benutzt. Die Nekrologform, die mit den Tagesdaten das andauernde Gedenken für einzelne Personen an ihrem Todestag ermöglichte, setzte sich seit dem 10. Jahrhundert im sog. Reformmönchtum durch. Jünger als Nekrologien sind Anniversarien, in denen die Stifter zugunsten einer Gemeinschaft unter ihren Todestagen und mit Notizen über Stiftungen und Gedenkleistungen eingetragen wurden. Im Gegensatz zur intensiven Erforschung früh- und hochmittelalterlicher Nekrologe fanden in der Forschung spätmittelalterliche Anniversarien und Memorienbücher zunächst nur geringe Beachtung. Toten- und Stiftungsverzeichnisse stellen im Spätmittelalter wichtige Überlieferungen für religiöse Mentalitäten und soziale Einstellungen, für Genealogie und Prosopographie, für Kultur-, Kirchen- und wirtschaftsgeschichtliche Fragestellungen dar.
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VI. Methoden kirchengeschichtlichen Arbeitens
Definition
System
Akten Seit dem 13. Jahrhundert treten mit dem Anstieg der Schriftlichkeit in Gesellschaft und Verwaltung zunehmend Vorgänge von zeitlich begrenzter, nicht unbedingt rechtsrelevanter Natur in den Blick, deren Produkte als Akten bezeichnet werden. Je jünger der Abschnitt der Kirchengeschichte ist, den man untersucht, desto bedeutsamer wird diese Quellengruppe. Dabei handelt es sich um den schriftlichen Niederschlag der Verwaltung, der etwa – im Gegensatz zu den Urkunden – den Prozess dokumentiert, der zu einer Entscheidung führte. Dazu gehören Protokolle ebenso wie behördliche Briefwechsel, Aktennotizen, Anordnungen, Niederschriften, Rechnungen u.a. Bei Briefwechseln sind in den Akten einer Institution normalerweise erhaltene Briefe im Original, abgesendete Briefe im Entwurf oder einer Abschrift enthalten. Andere Schriftstücke sind nur für interne Zwecke verfasst. Seit dem 15./16. Jahrhundert entwickelte sich das Aktenwesen zum wichtigsten Arbeitsinstrument der Verwaltung. Bei größerem Aktenaufkommen haben Institutionen spätestens im 18. Jahrhundert Registraturen eingerichtet, die die Akten nach ihrem Gegenstand ordneten. Bestände, die nicht für aktuelle Vorgänge gebraucht werden, werden nach einer gewissen Zeit in eigene oder übergeordnete Archive abgegeben und von diesen – soweit als dauerhaft bedeusam bewertet – zeitlich unbegrenzt aufbewahrt. Verzeichnisse unterschiedlichster Art erlauben nicht nur dem Kirchenhistoriker, quantitative Forschungen zu betreiben, d.h. aussagekräftige Statistiken zu erstellen, wobei die Lückenhaftigkeit des Quellenmaterials – grundsätzlich je weiter der untersuchte Zeitraum zurückliegt, desto mehr – als Problem im Bewusstsein bleiben muss. Karten Bei Karten ist zwischen historischen Karten, die die Zustände bzw. den Kenntnisstand ihrer Entstehungszeit dokumentieren (Primärquellen), und Geschichtskarten, die historische Zustände darstellen (Sekundärquellen), zu unterscheiden. Historische Karten wurden in der Regel aus einem bestimmten, häufig einem rechtlichen oder militärischen, Anlass angefertigt und stehen in Zusammenhang mit einer anderen schriftlichen Überlieferung. Allerdings wird auch jede Geschichtskarte mit der Zeit zu einer historischen Karte. Karten bestehen in der Regel aus einem Titel, einer Legende und einzelnen Informationssegmenten (z.B. Flüsse, Orte, territoriale Grenzen, eventuell deren Verschiebungen, u.v.m.). Weitere schriftliche Quellen Neben den Schriften, die zur Information für die Nachwelt über historische Tatsachen verfasst wurden, gibt es noch eine große Zahl weiterer schriftlicher Äußerungen, die als Überreste von hohem Quellenwert sind. Dazu gehören vor allem Briefe, Predigten, Lieder, theologische Abhandlungen, Disputationen und Streitschriften, spätestens ab der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern und seit der Reformationszeit alle Arten der Publizistik, ebenso ab der Frühen Neuzeit Tagebuchaufzeichnungen (die zur Veröffentlichung bestimmt sein konnten, aber nicht mussten). Auch das religiöse Drama und Visionsberichte können kirchengeschichtlich relevant sein.
2. Wichtige Quellengattungen für die Kirchengeschichte
Bilder und dreidimensionale Kunstwerke Für die Kirchengeschichte sind ferner gegenständliche Denkmäler (Gemälde, Skulpturen, Gebäude, Ruinen, Anlagen von Gärten u. dgl.) aussagekräftig. Sie werden nach den Methoden der Kunstgeschichte analysiert und gedeutet, ggf. aber auch von der Volkskunde untersucht, wie z.B. Votivtafeln (beschriftete oder unbeschriftete kleine Bilder, die anlässlich der Rettung aus Not oder Erfüllung eines dringenden Wunsches, also anlässlich der Erhörung eines Gebets meist an Wallfahrtskirchen gestiftet werden. Mit der Deutung bildlicher Darstellungen befasst sich die Ikonographie (Lehre von der bildlichen Darstellung von Personen oder Inhalten). Bei der Analyse zwei- und dreidimensionaler bildlicher Darstellungen (z.B. Gemälde oder Statuen) ist in jedem Fall ein Dreischritt zu empfehlen: Beschreibung der Elemente (einschließlich ihrer Anordnung), Deutung der Elemente, Gesamtdeutung. Sonstige Quellen Auch Realien (Gegenstände) aller Art können sogenannte Sachquellen darstellen, besonders liturgische Geräte und Gewänder. Archäologische Funde, z.B. Brotstempel, sind nicht selten ein früher Nachweis einer christlichen Gemeinschaft an einem Ort. Zu den abstrakten Überresten zählen z.B. kirchliche Zeremonien und das Brauchtum der Frömmigkeit. Ereignisse seit der Mitte des 19. Jahrhunderts sind auch auf Fotographien und Tonaufnahmen sowie Filmen dokumentiert. Für Ereignisse der jeweils vergangenen rund 70 Jahre stehen in der Regel noch lebende Zeitzeugen zur Verfügung. Will man durch deren Befragung Informationen gewinnen, sind neben den grundsätzlich für alle Quellen geltenden Kriterien (s.u.) einige Erfahrungen zu berücksichtigen, wie sie auch für Zeugenaussagen gelten: Je mehr vor der Erzählung nachgedacht wird, desto mehr jüngeres Gedankengut enthält sie. Zeitzeugen berichten über selbst Erlebtes oder Beobachtetes und sind daher vom Gegenstand ihrer Rede in besonderem Maße betroffen. Ansonsten gelten entsprechend alle Möglichkeiten der Verfälschung von Tatsachen wie bei schriftlichen Quellen.
3. Institutionen der Forschung und der Präsentation Archive Archive bewerten, sammeln, bewahren und restaurieren Archivgut, vor allem Urkunden und Akten. Dabei handelt es sich um Einzelstücke; Druckerzeugnisse dagegen gehören grundsätzlich zum Sammelbereich von Bibliotheken. Archive ordnen ihre Bestände und stellen sie zur Benutzung bereit. Ein solches „Gedächtnis“ unterhalten in Deutschland der Bund, die Länder, Kommunen, Universitäten und andere staatliche Organisationen, die Kirchen in ihren einzelnen Ebenen, Unternehmen, Familien und Vereinigungen. Archive können, wenn sie öffentlich sind, grundsätzlich von jedermann benutzt werden, wenn sie Privateigentum sind, hat nur der vom Eigentümer zugelassene Personenkreis Zugang. Bestandsverzeichnisse sind inzwischen
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zum Teil online abrufbar, besondere Bestände wie z.B. Urkunden z.T. sogar schon digitalisiert und online präsentiert. Archive arbeiten nicht nur mit kulturellen, wissenschaftlichen, sozialen und Bildungsinstitutionen zusammen, sondern sind auch Orte der Forschung, die nicht selten eigene Schriftenreihen zur Geschichte ihres Zuständigkeitsbereichs herausgeben sowie Vorträge, Tagungen und Ausstellungen organisieren. Bibliotheken Wissenschaftliche Bibliotheken sind die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig und Frankfurt, die Universitätsbibliotheken mit ihren Ablegern in den einzelnen Fakultäten, Seminaren und Instituten, in der Regel die Staatsund Landesbibliotheken, Bibliotheken der Bistümer und Landeskirchen, der Parlamente in Bund und Ländern und außerdem gibt es Spezialbibliotheken bei Stiftungen und Wirtschaftsunternehmen. Die Aufgabe wissenschaftlicher Bibliotheken ist die Sammlung, Erschließung, Bereitstellung und Aufbewahrung von Handschriften, gedruckten Büchern und Zeitschriften, in Musikabteilungen auch von Noten und Tonträgern. Die Deutsche Nationalbibliothek und die regionalen Bibliotheken erhalten Pflichtexemplare von den ihre sachliche und territoriale Zuständigkeit betreffenden Publikationen und stellen die inzwischen meist digitalen Bibliographien zu den Regionen zusammen, für die sie zuständig sind, ggf. auch zu aktuellen Einzelthemen. Viele Bibliotheken betreiben auch Kulturpflege durch Ausstellungen, Vorträge und Lesungen. Nicht selten bieten sie ausführliche Einführungen für Benutzer und Hilfe bei der Literaturrecherche an. Durch das Fernleihsystem ermöglichen Bibliotheken die Einsichtnahme in nahezu jedes veröffentlichte Buch, ggf. in Form von Mikrofilmen. Museen Aufgabe historischer Museen ist es, Zeugnisse der Vergangenheit gezielt zu sammeln, ihre Herkunft zu dokumentieren, sie zu ordnen, ggf. zu restaurieren und aufzubewahren. Dieser Auftrag wird ergänzt durch die Erforschung, Ausstellung und Dokumentation der Objekte in Katalogen. Museen sind Zentren der Sammlung nicht schriftlicher Quellen, auch wenn gelegentlich Bücher, Urkunden, Akten oder – dem Zweck der Museen entsprechend – Gegenstände mit Inschriften in Museen aufbewahrt werden. Zu ihren Ausstellungen bieten Museen Begleitprogramme wie Fortbildungen und museumspädagogische Maßnahmen. Universitäten Die Universitäten dienen der Forschung und der Lehre. Soweit in ihnen historische und theologische Seminare bzw. Institute angesiedelt sind, befassen sie sich auch mit Profan- und Kirchengeschichte. In der Auswahl ihrer Themen sind sie dabei auch den Fragestellungen ihrer Region verpflichtet. Vereinigungen Ferner wird die Erforschung und Dokumentation von Geschichte auch in Vereinen, nichtuniversitären Instituten, Stiftungen und Akademien betrieben. Oft
3. Institutionen der Forschung und der Präsentation
ermöglichen diese Einrichtungen diese Tätigkeiten auch durch Stipendien, Fördergelder für Projekte oder Druckkostenzuschüsse. Manche Geschichtsvereine besitzen bemerkenswerte Bibliotheken und Sammlungen zu dem geographischen Raum, der Zeit oder dem Ereignis, das ihren Vereinszweck ausmacht. Unter den Mitgliedern befinden sich bisweilen Fachleute, deren Spezialwissen aufgrund lebenslanger Beschäftigung mit dem einschlägigen Thema sehr groß ist. Ihre Anregungen und Ratschläge können eine deutliche Beschleunigung der Arbeit bewirken. Insbesondere sind bei Vereinen auch Themen zu erfahren, deren Erforschung dringend gewünscht ist. Adressen deutscher Kirchengeschichtsvereine s. unter Kirchengeschichte im Internet.
4. Arbeit mit Quellen Hilfsmittel Ausgehend von der durch verschiedene Faktoren bestimmten Fragestellung wird nach geeigneten Quellen und Darstellungen gesucht. Diese Suche beginnt sinnvollerweise in den neuesten sowie den ausführlichsten Lexikonartikeln, neueren Abhandlungen und ggf. Bibliographien zu dem gestellten Thema. Die gedruckte Literatur sollte zunächst vollständig erfasst werden. Zur Auffindung von Quellen können außer elektronischen Bibliographien (z.B. Medioevo Latino oder Rheinland-Pfälzische Biographie) auch Verzeichnisse spezieller Seiten verwendet werden. Der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) greift auf die Kataloge der meisten wichtigen deutschen öffentlichen Bibliotheken zu, Aufsätze in Zeitschriften findet man im Erlanger Zeitschriftenfreihandmagazin (ZFHM). Ferner kann bei Internetseiten, die in ihren Artikeln selbst nicht sehr zuverlässig und insoweit nicht zu verwenden sind, immerhin die Linkliste geprüft und nach Verifizierung verwendet werden. Das Angebot von Online-Bibliographien und Online-Editionen von Texten ebenso wie von Informationsportalen vermehrt sich allerdings so zügig, dass eine über gedruckte Listen hinaus gehende eigene Recherche stets lohnend ist. Zwar wurde auch auf Papier schon vieles gedruckt, was weder objektiv noch in den Augen vieler Leser eben dieses Papier wert war, doch durchlaufen gedruckte Werke in der Regel mehr Stationen bis zur Veröffentlichung – dabei auch mindestens eine, die die Druckkosten trägt – als die meisten elektronischen Veröffentlichungen. Letztere weisen daher oft keine hohe Qualität und Zuverlässigkeit auf. Sie erfordern daher über den ohnehin schon nötigen kritischen Blick des Quellen- und Literaturbenutzers hinaus eine gründliche Prüfung, die schon bei der richtigen Einschätzung der Suchmaschinen beginnt und über die richtige Auswahl aus der Überfülle der angebotenen Informationsquellen. Die besten Quelleneditionen, die dem Stand der Wissenschaft genügen, sind in möglichst aktuellen Ausgaben von Quellenkunden aufgelistet und erläutert. Noch aktuellere Titel finden sich im Literaturverzeichnis eines gerade erschienenen Buchs, eines Lexikon- oder Zeitschriftenartikels oder direkt im Verzeichnis lieferbarer Bücher. Rezensionen zu diesen Werken findet man vor allem in Fachzeitschriften. Auch Rezensionen sind, gleich ob gedruckt oder elektronisch, wie Quellen und Darstellungen kritisch zu prüfen.
Beginn der Literatursuche
Wert gedruckter Informationen
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Bei der Benutzung von Lexika sind auch ältere Nachschlagewerke nicht zu verachten, da sie bisweilen Stichwörter enthalten, welche die neueren nicht bieten. So erklärt z.B. Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon oder Encyclopaedie der katholischen Theologie und ihrer Hülfswissenschaften. 13 Bde., Freiburg 21882–1903 den Begriff „Sextpräbendar“, den man in neueren Lexika vergeblich sucht. Auch nennt die „Realencyclopaedie der classischen Altertumswissenschaften“ nicht nur mehr für die Antike belegte Personen als ihre Nachfolgewerke, sondern sie nennt auch zu jedem Thema ausführlicher die – zum Erscheinungszeitpunkt des Bandes bekannten – antiken Quellen.
Reihenfolge der Arbeitsschritte
Untersuchung einer Quelle Bei der Verwendung von Quellen und Darstellungen ist es zweckmäßig, die Primärquellen zuerst und möglichst unvoreingenommen zur Kenntnis zu nehmen und eigene Beobachtungen zu machen. Erst dann sollte man sich durch die Darstellungen, d.h. die Forschungsliteratur von den allgemeineren zu den speziellen Werken und gegen die Chronologie durcharbeiten, da die jüngeren Werke in der Regel den aktuellen Forschungsstand – wenn auch nicht immer den besseren – enthalten. Doch schon vor und bei der Untersuchung von Quellen wird Sekundärliteratur herangezogen, um die einzelnen Schritte der Quellenkritik vollziehen zu können. Die aus den Quellen gewonnenen Einsichten werden anschließend mit den Ergebnissen anderer Forscher mit gleicher oder ähnlicher Fragestellung verglichen. Wie nach den oben stehenden Empfehlungen Quellen kritisch zu untersuchen sind, muss auch bei der verwendeten Sekundärliteratur Klarheit über Hintergrund (Standort, z.B. evangelisch oder katholisch), Ziele (Fragestellung) und Methoden (Quellen, Rechenschaft) eventuell über die Rezeptionsgeschichte der Werke vorliegen. Zur Auswahl der richtigen Literatur und zur Klärung der genannten Punkte können vor allem Vorwort, Inhaltsverzeichnis, Einleitung und Schlusskapitel eines Werkes beitragen. Neben Büchern gehören auch Aufsätze in Fachzeitschriften zur Sekundärliteratur. Längeren Aufsätzen wird wie längeren Lexikonartikeln oft ein knappes Inhaltsverzeichnis vorangestellt, das die Orientierung erleichtert. Abhängig von den Fragestellungen an die ausgewählten Quellen müssen diese unter den hier folgenden Gesichtspunkten untersucht werden. Viele der unten stehenden Schritte werden geübte Quellennutzer im Kopf vornehmen, ohne sie extra zu dokumentieren; sie sollten aber stets im Bewusstsein behalten werden. Bei der Nutzung einer Quelle werden die meisten Antworten auf die hier gestellten Fragen auf der Hand liegen, doch immer wieder wird es an einzelnen Stellen nötig sein, einen sonst selbstverständlichen Punkt zu prüfen. Die unten stehenden Vorschläge sind möglichst neutral gehalten und sollen auf viele schriftliche Quellen anwendbar sein. Deswegen enthalten sie auch einige Aspekte, die bei manchen Quellen keine Rolle spielen. So wird sich z.B. bei vielen Texten die Echtheitsfrage erübrigen. Allgemeine Feststellungen Zunächst ist der Urheber hinsichtlich Lebensdaten, Bildungsstand, Beruf und Schicksal zu ermitteln. Es ist sinnvoll zu wissen, welche weiteren Schriften er geschrieben hat, wie seine Weltanschauung, sein Standpunkt und seine persönliche Beziehung zum Gegenstand der Quelle aussahen.
4. Arbeit mit Quellen
Im Bezug auf die Quelle selbst müssen Zeit, Ort und Umstände der Entstehung geprüft werden (wenigstens in Abgrenzung und Annäherung), ferner die Intention der Quelle und ihr Verhältnis zur eigenen Fragestellung. Wichtig ist ferner, ob der Urheber in der Quelle oder an anderer Stelle Rechenschaft darüber ablegt, wie er Kenntnis von den Sachverhalten erhalten hat, von denen er berichtet, und wie er mit den erhaltenen Informationen umgegangen ist (insofern entscheidet sich auch, ob es sich um eine Primär- oder Sekundärquelle handelt). Daneben können auch seine Beobachtungsmöglichkeiten und -fähigkeiten eine Rolle spielen. Die Adressaten haben Einfluss auf die Gestaltung der Quelle, da diese für die Öffentlichkeit oder für einen internen Kreis oder sogar nur für eine Person bestimmt sein kann. In jedem Fall geht vom Empfänger eine gewisse Erwartung aus, auf die der Urheber der Quelle eventuell eingeht; vielleicht muss er auch Rücksichten nehmen, die ihn Dinge verschweigen oder abmildern lassen. Dabei wird auch die Beziehung zwischen Urheber und Adressat eine Rolle spielen. Eine Quelle kann auf andere Quellen bezogen sein oder unabhängig von diesen denselben Sachverhalt beschreiben. In beiden Fällen kann eine Quelle mit anderen verglichen werden. Sie kann aber auch zu einem Ereignis die einzige Quelle sein. Dann besitzt sie einerseits einen hohen Wert, muss aber andererseits auch für sich alleine besonders kritisch geprüft werden. Es gibt auch Quellen, die selbst eine besondere Wirkung entfaltet haben, indem ihre Informationen von vielen späteren Überlieferern übernommen wurden und unabhängig von ihrer Richtigkeit die herrschende Meinung geprägt haben. Äußere Kritik Dabei ist zunächst die Quellengattung festzustellen und die Quelle insofern als Überrest oder Tradition einzuordnen. Der Nutzer muss daran denken, ob ihm ein Original, eine Abschrift oder eine Übersetzung vorliegt. Im letztgenannten Fall sollte deren Herkunft geklärt werden. Je nachdem, von welcher in welche Sprache übersetzt wurde, können spezielle Übertragungsprobleme eine Rolle spielen. Wo immer möglich, sollten Texte im Original oder in einer textkritischen Ausgabe eingesehen werden. Diese enthält im Text die vom Herausgeber vorgeschlagene Lesart sowie am Seitenende einen textkritischen Apparat, in dem die Fassungen anderer Handschriften oder von Wissenschaftlern vorgeschlagene Lesarten enthalten sind. Abhängig von der Art der Quelle können der Erhaltungszustand und die Schrift von Belang sein, z.B. bei Inschriften. Die Frage nach der Echtheit einer Quelle kann sich bei verschiedenen Schritten stellen, bei Inschriften z.B. schon bei der äußeren Beschreibung. Eine mitteleuropäische Inschrift mit arabischen Zahlen ist z.B. kaum vor dem 15. Jahrhundert zu erwarten. Vor allem aber nicht nur Textausschnitte stammen aus einem Kontext, der bei der zutreffenden Auswertung der Quelle klar sein muss. Innere Kritik Hier ist die Textgattung festzustellen, die bereits einen ersten Hinweis auf mögliche Intentionen geben kann und von der insofern der Quellenwert abhängt. Dann ist der Gegenstand der Quelle zu nennen und der Nutzer sollte
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sich darüber im Klaren sein, ob es sich – zunächst formal – um eine Tatsacheninformation oder eine Meinungsäußerung handelt. Zu klären sind Personennamen und geografische Namen, fremdsprachige Begriffe oder solche aus einer älteren Sprachstufe, besondere Verwendung von Wörtern sowie zugrunde liegende Sachverhalte. Auch an dieser Stelle kann es zur Echtheitsfrage kommen, wenn z.B. ein Wort nicht in die Entstehungszeit der Quelle passt. Der Text ist zu gliedern und seine Hauptaussagen sind zusammenzufassen. Schlüsselbegriffe sind zu untersuchen. Eventuell gibt es außer der wörtlichen Aussage auch noch eine zwischen den Zeilen vorhandene, hauptsächliche Autorintention. Der Untersuchung des gedanklichen Aufbaus (induktiv, deduktiv, als Klimax, antithetisch, dialektisch usw.) folgt die der sprachlichen Gestaltung (Satzbau, Wortwahl, Tropen und Figuren, weitere sprachliche Mittel), wobei diese Feststellungen nicht ohne ihre Funktion, d.h. vor allem ihre Beziehung zur Autorintention, gesehen werden dürfen. Daraus ergeben sich Feststellungen zum Stil. Weitere sind zu treffen zu Lücken, inneren Widersprüchen und Widersprüchen zu anderen Quellen. In manchen Texten finden sich auch Hinweise, dass nach ihrer Abfassung – absichtlich oder aus Versehen – in sie eingegriffen wurde (z.B. durch Einschübe oder Auslassungen, logische Brüche oder Wiederholungen). Daraus ergibt sich ein begründetes Urteil über die Glaubwürdigkeit, für die freilich auch schon vorher getroffene Beobachtungen relevant sind. Danach können der Erkenntnisgewinn und offen gebliebene Fragen formuliert werden. Nach der Untersuchung mehrerer Quellen zu demselben Gegenstand wird ein Vergleich der Quellen zu dem Ergebnis führen, das am Ende präsentiert wird. Beim Quellenvergleich ist auf die gegenseitige Abhängigkeit, ihre Nähe zum Gegenstand, ihre Tendenz sowie auf die – möglicherweise eingeschränkte – Vergleichbarkeit zu achten. Bei Widersprüchen ist zu begründen, für welche Aussage man sich entscheidet. Um Objektivität kann man sich dabei bemühen, insbesondere durch die Einbeziehung verschiedener Perspektiven auf einen Gegenstand, vollständig kann sie aber, da sie in der Regel schon den Quellen nicht innewohnt und angesichts der eigenen Standortgebundenheit nicht erlangt werden.
5. Die eigene Abhandlung Ergebnisse und Darstellung Die aus Quellen und Darstellungen gewonnenen Erkenntnisse werden auf die ursprüngliche Fragestellung bezogen und Antworten erlangt. Die Fragestellung, insbesondere, wenn es sich um eine von außen vorgegebene handelt, muss gründlich abgegrenzt, gegliedert und reflektiert werden. Bei der Darstellung ist zuerst und vor allem das Prinzip der Wissenschaftlichkeit einzuhalten. Das bedeutet, dass die Feststellungen und die daraus gezogenen Schlüsse durch eine gewissenhafte Angabe fremden Gedankenguts und durch logische Begründung der eigenen Gedanken nachprüfbar sein müssen.
5. Die eigene Abhandlung
Die Darstellung der eigenen Arbeit sollte sinnvoll gegliedert sein. Während die Gliederungshierarchie früher oft mit verschiedenen Typen bezeichnet wurde, bevorzugt man heute die Gliederung mit arabischen Zahlen, die durch Punkte getrennt werden, wobei hinter der letzten Zahl nur dann ein Punkt kommt, wenn sie die einzige ist, z.B.: alt: Großbuchstaben römische Zahlen arabische Zahlen Kleinbuchstaben ggf. griechische Buchstaben
neu: A) I. 1. a) a)
1. 1.1 1.2 1.2.1 1.2.2 1.3 2. 2.1
Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit Die Arbeit beginnt mit einem Bericht über den wissenschaftlichen Forschungsstand. Darauf folgt eine Erläuterung der eigenen Vorgehensweise und schließlich die Präsentation der Ergebnisse samt einer Schlussbetrachtung oder Zusammenfassung. Wer einen Sachverhalt selbst durchschaut und gründlich reflektiert und verstanden hat, wird ihn in einer klaren, verständlichen Sprache darstellen können. Was zum Gedankengang gehört, steht im Text. In die Fußnoten bzw. den Anmerkungsapparat gehören in erster Linie Quellenangaben. Wörtliche Zitate werden durch Anführungszeichen oder Kursivdruck oder sonst eindeutige Abhebung vom übrigen Text markiert. Sie, aber auch sinngemäße Übernahmen, sind stets genau zu prüfen und ihre Herkunft mit Fußnote anzugeben. Diese Belege müssen eindeutig und so ausführlich sein, dass Auffindung und Überprüfung möglichst wenig Mühe machen. Zum Selbstschutz sollte schon beim Exzerpieren, vor allem, wenn man an einer Arbeit längere Zeit und mit Unterbrechungen arbeitet und nach mehreren Monaten vielleicht eine „Verschreibung“ prüfen muss, jede Übernahme mit einer Quellenangabe versehen werden. In Fußnoten sind Kurztitel, die im Literaturverzeichnis eindeutig und mühelos zu identifizieren sind, anzugeben. Für antike und mittelalterliche Autoren gibt es oft Verzeichnisse mit festgelegten Namen- und Werkabkürzungen. Dabei ist von der angezielten Leserschaft abhängig, ob man diese oder eine leichter aufzuschlüsselnde Abkürzung wählt: Schreibt man in erster Linie für einen Korrektor, etwa einen Universitätsprofessor oder -dozenten, wird man sich gewiss auf die kürzeste Form beschränken können, z.B. Aug. civ. 22,30 für Augustinus, De civitate Dei, Buch 22, Kapitel 30. Schreibt man dagegen für ein breiteres Publikum, etwa für Vertreter anderer wissenschaftlicher Disziplinen, werden die Leser für eine weniger verschlüsselte Stellenangabe dankbar sein. Quellenangaben gehören an das Seitenende und nicht – womöglich nach Kapiteln sortiert – ans Ende des Buchs! Im Text selbst haben Satzzeichen Vorrang vor der Fußnotenzahl. In Deutschland besteht keine feste Regel dafür, wie Literaturangaben zu erfolgen haben, doch sind folgende Grundsätze unverzichtbar: Eindeutigkeit
Zitate
Nutzerorientierung
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VI. Methoden kirchengeschichtlichen Arbeitens
(zur Auffindung), Einheitlichkeit (der Literaturangaben innerhalb eines Werks), fachbezogene Tradition (Geisteswissenschaften zitieren anders als Naturwissenschaften). Jeder Leser, auch der akademisch gebildete, wird dankbar sein für eine klare Sprache und einen guten Stil. Zur Vermeidung vieler Fehler und Schnitzer auf diesem Gebiet empfehlen sich folgende Maßnahmen: in allen Zweifelsfällen Konsultation des Wörterbuchs; genaue Überprüfung der Schreibweisen aller vorkommenden Namen, auch der vertrauten wie Schmid, Schmidt, Schmitt oder Schmith, Hofmann oder Hoffmann usw., erst recht der fremdsprachigen; Lektüre einer deutschen Stilkunde, z.B. Wolf Schneider: Deutsch für Kenner. Die neue Stilkunde (seit 1996 in mehreren Auflagen erschienen). Wer als Wissenschaftler Informationen an Leser bringen will, soll sich prägnant ausdrücken. Lange Schilderungen und Sätze, die nichts Spezifisches zum Thema aussagen, sind zu vermeiden, ebenso Formulierungen, die die eigentliche Aussage zum Nebensatz machen („Zusammenfassend ist zu sagen, …“) oder relativieren („sozusagen“). Andererseits dürfen keine Gedankenschritte ausgelassen werden, die für die Nachvollziehbarkeit erforderlich sind. Auch bei der Verwendung der Fachsprache ist eine einfache Ausdrucksweise zu empfehlen.
VII. Kirchengeschichte im Unterricht 1. Didaktik der Kirchengeschichte Die Didaktik der Kirchengeschichte befasst sich mit der Begründung der Kirchengeschichte als Unterrichtsgegenstand und der sich daraus logisch ergebenden Auswahl der für Schülerinnen und Schüler relevanten Themen. Die Begründung der Kirchengeschichte als notwendiger Bestandteil des Religionsunterrichts beruht zunächst auf denselben Überlegungen wie die des Geschichtsunterrichts: Geschichtsunterricht legitimiert sich als Fach, das an der Lebenswelt und Gegenwart der Schülerinnen und Schüler ausgerichtet ist und auf lebenslanges Lernen vorbereitet. Auf die Gegenwart der Schülerinnen und Schüler nimmt der Geschichtsunterricht auf dreifache Weise Bezug: * unmittelbarer Gegenwartsbezug (Erklärung von Gegenständen und Tatsachen, die den Schülerinnen und Schülern sichtbar und hörbar im Alltag begegnen) * ursächlicher Gegenwartsbezug (Erklärung von Sachverhalten und Zusammenhängen durch ihren historischen Hintergrund) * gedanklicher Gegenwartsbezug (Vergleich der Gegenwart mit der Vergangenheit unter bestimmten Aspekten, die besondere Ähnlichkeit oder Gegensätzlichkeit aufweisen) Vor diesem Hintergrund gelten die folgenden Grundsätze für das Fach: 1. Die Frage nach Vergangenheit und Zukunft betrifft den Menschen. Das Bewusstsein der eigenen Geschichtlichkeit gehört zu seinen wesentlichen Merkmalen. Der Geschichtsunterricht erfüllt somit ein Grundbedürfnis des Menschen. 2. Der Geschichtsunterricht dient dem Kennenlernen der Vergangenheit zum besseren Verständnis der Gegenwart und damit 3. dem Abbau von Vorurteilen und von Gleichgültigkeit. 4. Der Geschichtsunterricht dient gleichermaßen der Identitätsfindung wie 5. die Geschichte ein kritisches Potential für die eigene Gegenwart darstellt. 6. Die Themen des Geschichtsunterrichts eignen sich besonders zum Erwerb wichtiger Kompetenzen, z.B. Kritikfähigkeit, Problemlösung, Perspektivenwechsel, Toleranz sowie das Erkennen und Prüfen von Handlungsmöglichkeiten. 7. Der Geschichtsunterricht zeigt nicht nur synchron, sondern vor allem diachron unbekannte Lebensentwürfe und erweitert das Blickfeld der Schülerinnen und Schüler. Neben den bisher genannten Gründen gibt es für das Unterrichtsthema Kirchengeschichte noch spezifische Gründe: 8. Theologie und Kirche sind selbst der Geschichtlichkeit unterworfen und können ohne die historische Perspektive nicht angemessen betrachtet werden.
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VII. Kirchengeschichte im Unterricht
9. Theologie und Kirche bedürfen in besonderem Maße der historischen Erklärung zur Ausräumung verbreiteter Vorurteile, von Halbwissen und Gleichgültigkeit. 10. Gleichzeitig fordern Theologie und Kirche auch kritische Betrachtung und Beurteilung kirchengeschichtlicher Ereignisse, Entwicklungen und Zusammenhänge. 11. Erst vor diesem Hintergrund kann schließlich eine reflektierte und damit belastbare Entscheidung über die eigene Identifikation mit der Kirche getroffen werden (in diesem Sinne W. Hasberg: Zur Aktualisierung von Kirchengeschichtsunterricht und Kirchengeschichtsdidaktik. In: Katechetische Blätter 11 (1995), S. 744–753). 12. Der dringend notwendige ernsthafte und konstruktive Dialog mit anderen Konfessionen oder Religionen ist ohne die Kenntnis der Geschichte der eigenen bzw. der die eigene Kultur prägenden Religion bzw. Konfession nicht möglich. Daraus ergeben sich folgende Themen und Prinzipien für die Kirchengeschichte im Religionsunterricht: * Kirchengeschichtsunterricht dient nicht der Rechtfertigung der Vergangenheit oder der Gegenwart der Kirche, sondern befähigt zur kritischen Betrachtung derselben. * Er orientiert sich am Ziel des Kompetenzerwerbs der Schülerinnen und Schüler und * konzentriert sich auf theologische und kirchliche Themen, die durch Beispielhaftigkeit und Aktualisierbarkeit Schülerinnen und Schülern Erkenntnisse und Einsichten vermitteln, die für ihr Leben relevant sind. * In eigener methodischer Vielfalt vermittelt er auch methodische Fertigkeiten und arbeitet mit Quellen und Medien möglichst unterschiedlicher Art, die analysiert, beurteilt und bewertet werden. * Gerade im Hinblick auf Kompetenzerwerb geschieht historisches Lernen am Beispiel von Personen der Kirchengeschichte, wobei auch jeweils die Gesamtzusammenhänge betrachtet werden müssen. * Kirchengeschichtsunterricht soll auch im Hinblick auf die eigene Gemeinde und Landeskirche / das eigene Bistum gestaltet werden. * Er nimmt besonders die Opfer der Geschichte in den Blick, sowohl diejenigen aus den Reihen der Christen als auch diejenigen, die Christen unter theologischen Vorwänden gefordert haben. Auf der Basis der kompetenzorientierten Lehrpläne und vor dem Hintergrund der fachwissenschaftlichen Entwicklung ergibt sich für die Ausgestaltung des Geschichtsunterrichts ein Schwerpunkt auf der Perspektivenvielfalt: Geschichtsunterricht bietet in besonderem Maße die Möglichkeit, Sachverhalte aus der Perspektive realer oder einst existierender Personen zu betrachten und die Perspektive zwischen Personen unterschiedlicher Bedingungen (Herkunft, Weltanschauung, Machtausstattung, Interessen) zu wechseln. Dabei wird zwischen Multiperspektivität (bezogen auf die Aussagen von Quellen), Kontroversität (bezogen auf die Aussagen von Historikern) und Pluralität (bezogen auf die Aussagen von Schülerinnen und Schülern) unterschieden.
1. Didaktik der Kirchengeschichte
Geschichtsschreibung geschah noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts durch die Darstellung großer Persönlichkeiten, auf deren Handeln die wichtigen Ereignisse der Geschichte zurückgeführt wurden. Dabei kann das Bewusstsein für die Komplexität historischer Zusammenhänge leicht verloren gehen. In den vergangenen Jahrzehnten rückten andere Faktoren, die den Gang der Geschichte ebenfalls bestimmt haben, mehr in den Mittelpunkt, besonders die Strukturen (Fernand Braudel). Gleichzeitig weitete sich der Blick von der Ereignisgeschichte z.B. auf die Sozial- und Alltagsgeschichte, von den Herrschenden und Einflussreichen auf die Beherrschten. Für den Unterricht und die erstrebte Perspektivenvielfalt, aber auch für die Anschaulichkeit und Nähe zur Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler bleiben aber Personen als Handelnde und Leidende unverzichtbar, zumal in einem Fach, dessen Gegenstand selbst immer nur indirekt durch Quellen erfahrbar ist.
2. Kirchengeschichte im Lehrplan [Abkürzungen der Bundesländer: BW – Baden-Württemberg; BY – Bayern; HL – Hessen; MV – Mecklenburg-Vorpommern; NL – Niedersachsen; RPL – Rheinland-Pfalz; SHL – Schleswig-Holstein; SAL – Saarland; SN – Sachsen; TH – Thüringen] Aus Fachwissenschaft und Lernzielen der Kirchengeschichte entstand die Auswahl von Unterrichtsgegenständen in den Lehrplänen der Bundesländer. Für die folgenden Ausführungen wurden die Lehrpläne der SekundarstufeI für die Fächer Evangelische und Katholische Religion zugrunde gelegt. Soweit in diesen nach Schulformen unterschieden wird, wurde die Fassung für das Gymnasium herangezogen. Die meisten dieser Lehrpläne wurden in den letzten zehn Jahren eingesetzt, einige sind bereits nach dem Prinzip der Kompetenzorientierung gestaltet. Diese gewährt tendenziell mehr Freiraum in den Themen, da die Kompetenzen in den Mittelpunkt gerückt werden und die Themen, anhand deren dieselben erworben werden, oft nicht mehr verbindlich festgelegt sind. Dabei haben zwar auch kirchengeschichtliche Fragestellungen ihren Rang als Pflichtthema verloren, doch eröffnen die neuen Freiräume auch die Möglichkeit, Kirchengeschichte auf neue Weise in den Unterricht einzubringen. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass viele der angestrebten Kompetenzen durch die Beschäftigung mit Personen und deren Lebensläufen effizient und nachhaltig erworben werden können, hat die Kirchengeschichte neben der biblischen Theologie Kindern und jungen Menschen besonders viel zu bieten. Von Biographien ausgehend können sowohl historische Epochen als auch ethische Fragestellungen hervorragend entfaltet werden. Kirchengeschichte als eigenes Themenfeld ist sowohl in den kompetenzorientierten Rahmenplänen als auch in den Lehrplänen der Vorgängergeneration für den Unterricht beider Konfessionen vorgesehen, wobei sich drei Schwerpunkte erkennen lassen, die in den Bundesländern mehrheitlich denselben Klassenstufen zugeordnet werden: die Ursprünge des Christen-
Auswahl
Vorkommen
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VII. Kirchengeschichte im Unterricht
Anfänge des Christentums
Von der Verfolgung zur Staatskirche
tums (Kl. 7 oder vorher), die Reformation (Kl. 8) und Kirche in der Diktatur (Kl. 9 oder 10). Unter der Überschrift „Grundlage und Gestaltung der Kirche“ wird – durchaus repräsentativ – im evangelischen Religionsunterricht in Bayern in der 7. Klasse die „Entstehung und Entwicklung der frühen Christengemeinden“ betrachtet (BY 2004 ER 7). Konkretisiert wird das Thema mit den Stichworten Paulus, erste Gemeinden, Stephanus, Apostelkonzil, Judentum, Frauen, Ämter und Kanon. Dabei legen manche Lehrpläne noch Wert auf besondere Schwerpunkte. So geht der hessische Lehrplan für evangelische Religion für dieselbe Altersstufe (HL 2010 ER 7) auf den „Ursprung des Christentums im Judentum“ ein und lässt das „Festhalten an jüdischen Normen und christliche Besonderheiten“ untersuchen. Als wichtigen Grundsatz der frühen Gemeinden hebt derselbe Lehrplan die Solidarität hervor, während in Rheinland-Pfalz unter den „Besonderheiten der Frühkirche“ bereits kritisch „Ideal und Wirklichkeit“ unterschieden werden (RPL 2002 ER 7/8). Nicht unter dem Kapitel Kirchengeschichte, sondern eher mit dem Blick auf die praktische Theologie „Diakonie – nötiges Tun“ betrachten evangelische Jugendliche im Saarland das Thema Diakonieamt in der Urkirche (SAL 2003 ER 7). Die Verbreitung des Christentums im Römischen Reich steht in Hessen unter den Stichworten „Trennung vom Judentum und Übernahme hellenistischer Denkweisen“ sowie „Heidenmission“ und „Apostelkonzil“ (HL 2010 ER 7). „Paulus als Schlüsselfigur der Frühkirche“ wird in Rheinland-Pfalz hervorgehoben (RPL 2002 ER 7/8), während im Saarland „Gründe und Hemmnisse der Ausbreitung“ und speziell die „Entstehung der römischen Gemeinde“ (SAL 2003 ER 7) behandelt werden. Wie die Ausbreitung des Glaubens steht in der Mehrheit der Lehrpläne beider Konfessionen auch das Thema Verfolgung und Martyrien an, im Saarland speziell die Neronische Verfolgung, die Ermordung Polykarps von Smyrna und die Rolle der Katakomben (SAL 2003 ER 7), und der „Wechsel zwischen Repressalien und Konsolidierung“ in Hessen (HL 2010 ER 7). Die Konstantinische Wende und das Toleranzedikt von 313 lernen die meisten Schülerinnen und Schüler im deutschen Religionsunterricht als Wendepunkt der Kirchengeschichte kennen. Im Zusammenhang mit dem kurz darauf abgehaltenen Konzil von Nizäa werden in Sachsen neutestamentliche und altkirchliche Bekenntnisse und das Apostolische Glaubensbekenntnis thematisiert (SN 2004/11 ER 7). Die Veränderungen, die sich nach der Religionsfreiheit ergeben, auch die „Stärkung des Klerus“ und damit die zunehmende Betonung der Hierarchie, sieht der hessische Lehrplan als Thema vor (HL 2010 ER 7), das Spannungsfeld „Christentum und römische Kultur zwischen Abgrenzung und Assimilation“ Sachsen (SN 2004/11 ER 7). Die sich herausbildenden Unterschiede in Ost und West sollen in Bayern am Beispiel des Kirchenbaus erkannt werden (BY 2004 ER 7). Fakultativ können in Hessen darüber hinaus weitere „Spaltungen in der frühen Kirche“ betrachtet werden (HL 2010 ER 7). Ebenso stark wie die Aufnahme unter die erlaubten Religionen veränderte die Festschreibung als Staatsreligion die Gestalt der christlichen Gemeinschaft. Dies zeigen die Themen „Entwicklung zur Reichskirche“ in Bayern (BY 2004 ER 7), „Machtgewinn“, „Prachtentfaltung“ und „Intoleranz“ in
2. Kirchengeschichte im Lehrplan
Hessen (HL 2010 ER 7) und die Überschrift „Aus den Verfolgten werden Verfolger“ in Rheinland-Pfalz (RPL 2002 ER 7/8). Die „Verbreitung des Christentums in Mitteleuropa“ ist ebenfalls in vielen Bundesländern vorgesehen. Dabei werden folgende Schwerpunkte und spezifische Formulierungen gewählt: Die grundsätzliche Bedeutung der eigenen Region für Kirchengeschichte betont der evangelische Lehrplan in Bayern (BY 2004 ER) und im selben Bundesland sieht der katholische Lehrplan den „Weg des Christentums von den Römern in unsere Heimat“ (BY 2004 KR 7) vor. Die Betrachtung der Vorgeschichte („Die Bewohner unserer Heimat“, „germanische und keltische Götter“ und „Mithraskult“) werden im Saarland vorgeschlagen, dazu die Voraussetzungen der Christianisierung wie die Fränkische Landnahme und die Taufe Chlodwigs (SAL 2003 ER 7). Die „Germanenmission“ durch iroschottische Mönche und Bonifatius sowie die „Klostergründungen in der Zeit der Völkerwanderung“, schließlich die „Gliederung der Kirche in Bistümer“ und die „gewaltsame Christianisierung“ stehen im katholischen sächsischen Lehrplan (SN 2004/11 KR 7), dabei auch die „Inkulturation bei der Glaubensweitergabe und Mission“. Mit den Themen „Wurzeln unserer heimischen Kirchen/Gemeinden“ (RPL 2002 ER 7/8), „Klostergründungen: Tholey; Pirminius, Ingobertus, Luitwin und Wendalinus, frühe Grabinschriften“ (SAL 2003 ER 7) sowie „Christianisierung der germanischen Welt, insbesondere Thüringens, anhand der Persönlichkeit von Bonifatius“ (TH 2011 KR 8) nennen Rheinland-Pfalz, das Saarland und Thüringen die Bedeutung der regionalen frühen Kirchengeschichte am deutlichsten beim Namen. Nicht so häufig wie die Anfänge des Christentums wird die mittelalterliche Kirche als Thema in die Lehrpläne aufgenommen, aber doch z.B. die „Gestalten der Kirchengeschichte bis zum Vorabend der Reformation“ unter dem Gesichtspunkt „Menschen des Mittelalters leben ihr Christsein und prägen auf unterschiedliche Weise das Christentum“ mit Bonifatius und seiner Wirkungsgeschichte, Benedikt und den Klöstern und den Reformbewegungen wie Franziskus von Assisi (BY 2004 ER 7). Elisabeth von Thüringen gehört – auch im evangelischen Religionsunterricht – neben Franziskus dabei zu den besonders häufig genannten Gestalten. Abendländisches Mönchtum, Augustinus, Benedikt von Nursia; Ordensleben allgemein und speziell Regeln, Gelübde, religiöse, missionarische, kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung von Klöstern sowie vor allem die Bedeutung des Zisterzienserordens und der Bettelordensbewegung werden auch heute als relevant für die persönliche Entwicklung junger Menschen betrachtet. Unter der Überschrift „Kulturen im Wandel“ behandelt man in Bayern „Neue Strukturen und kulturelle Mittelpunkte“ sowie „Kirche im Verbund mit staatlicher Macht“ (BY 2004 KR 7), ähnlich lautend in Thüringen „Kirche im Hochmittelalter zwischen Sendung und Macht“ (TH 2011 KR 8), in Niedersachsen „Kirche in Auseinandersetzung mit Staat und Gesellschaft: Investiturstreit“ (NL 2009 KR 7/8). Von allen Kirchenbaustilen wird die Gotik am häufigsten thematisiert, und zwar „Zusammenhang zwischen der Lebenswelt mittelalterlicher Menschen und der Gotik“ (SN 2004/11 KR 7) oder „Die gotische Kathedrale: Veränderungen des Welt- und Glaubensverständnisses im Hochmittelalter“
Mission im Frühmittelalter
Kirche im Mittelalter
Kirchenbau
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VII. Kirchengeschichte im Unterricht
Perspektive der Opfer
Spätmittelalter
Reformation
(SAL 2005 KR 9), die „Symbolsprache der gotischen Kirche“ (SN 2004/11 KR 7), wobei immerhin in Sachsen der Vergleich mit der Romanik vorgeschlagen wird, was das Thema erstens viel besser verständlich macht als die Betrachtung der Gotik allein und zweitens die Verengung des Blicks aufhebt. Das Thema „Wichtige Kirchengründungen und Kirchenspaltungen und ihre Auswirkungen bis heute“ in Niedersachsen (NL 2009 ER 7/8) erlaubt bei gegebenem Anlass auch den Blick auf die Ostkirchen. Die Forderung, dass Kirchengeschichte aus der Perspektive der Opfer zu behandeln sei, berücksichtigt der rheinland-pfälzische Vorschlag „Unrechtssituationen im Laufe der Geschichte“, z.B. „Judenverfolgung während der Kreuzzüge“ (RPL 2002 ER 9/10), der hier allerdings nicht im Gesamtzusammenhang „Mittelalter“ steht, was bereits an der Altersstufe deutlich wird, für die er gedacht ist. Den Übergang vom Mittelalter zur Reformation bereiten Themen vor wie „Fragestellungen am Vorabend der Reformation“ (BY 2004 ER 7), „Vorstellung des Franziskus von Assisi und der Waldenser von einer glaubwürdigen Kirche“ und „Verbleib in der Kirche oder Trennung: Vergleich mit Luther“ in Mecklenburg-Vorpommern (MV 2002 ER 7), „Humanismus und Schwärmertum“ in Sachsen (SN 2005 ER 8) sowie die Vorreformatoren Wyclif und Hus (RPL 2002 ER 7/8). Die größten Unterschiede – aber vielleicht kleinere als erwartet – zeichnen sich in der Behandlung des Themas Reformation in den Lehrplänen der beiden Konfessionen ab. Es ist in keinem Lehrplan, der überhaupt Themen nennt, ausgeschlossen. Zur besseren Übersicht seien hier die wichtigsten Punkte in Tabellenform dargestellt. Dabei sind jeweils solche Themenformulierungen ausgewählt worden, die einen besonderen Aspekt hervorheben. Allgemeiner formuliert kommen die Aspekte der Reformation auch in weiteren Lehrplänen vor. Reformation im evangelischen Religionsunterricht
Reformation im katholischen Religionsunterricht Veränderung des Weltbildes, Endzeitstimmung (HL 2010 KR 8), Sehnsucht nach Heil im Spätmittelalter (BY 2004 KR 8) und weitere theologische und historische Gründe der Reformation
Biographie Luthers (BW und BY 2004 ER 8) Elternhaus, Gelübde bei Stotternheim, Mönch, Priester, Theologe, Reformator, Auseinandersetzung mit Papst- und Kaisertum, Ehe mit Katharina von Bora, Übersetzer der Bibel, Dichter (SN 2005 ER 8) Freunde und Gefährten Luthers: Philipp Melanchthon, Karlstadt, Lukas Cranach, Friedrich der Weise (SN 2005 ER 8)
Als einzige in der Reformation katholisch gebliebene Persönlichkeit wird namentlich Erasmus von Rotterdam genannt (NL 2009 KR 7/ 8), jedoch keiner von Luthers theologischen Gegenspielern
Bibelstudium und Turmerlebnis (SAL 2003 ER 7), reformatorische Entdeckung, Rechtfertigung als deren zentraler Gedanke
Rechtfertigungslehre (u.a. NL 2009 KR 7/8)
2. Kirchengeschichte im Lehrplan Reformation im evangelischen Religionsunterricht
Reformation im katholischen Religionsunterricht
Lehre Luthers mit der des Paulus vergleichen (MV 2002 ER 7) Zwingli und Calvin (u.a. BY 2004 ER 8)
Luther und Calvin (NL 2009 KR 7/8)
Kritik an Ablass, Heiligenverehrung (BW 2004 ER 8) und Ämterkauf (HL 2010 ER 8)
Verweltlichung der Kirche, religiöse Desorientierung, fehlende religiöse Bildung, Proletarisierung des Klerus, Erstarrung und mangelnde Reformbereitschaft, Ablasshandel (SN 2005 KR 8), Freiheit des Christenmenschen bei Luther gegen Einschränkung durch Machtmissbrauch, Missstände und menschliches Versagen (HL 2010 KR 8)
Priestertum aller Gläubigen, Bedeutung der Bibel, Luthers Bibelübersetzung (BW 2004 ER 8) Confessio Augustana (SN 2005 ER 8) Luthers Glaube in Kirchenliedern (BW 2004 ER 8 und SAL 2003 ER 7) Verlauf der Reformation, besonders Kirche, Fürsten und Kaiser (SAL 2004 ER 8), Bann, Reichstag zu Worms 1521 Reichsacht, Wartburg (SAL 2004 ER 8)
Ereignisse der Reformation
getrennte Kirche als Folge (BW 2004 ER 8)
Kirchenspaltung als Ergebnis der Reformation (BY 2004 KR 8)
Auswirkungen der Reformation: Sprache und Literatur, Malerei und Musik (BY 2004 ER 8), Neugestaltung von Kirche und Universität; Befreiung von Rollenbildern; weltweite Reformation (RPL 2002 ER 7/8) Vielfalt des Protestantismus (BY 2004 ER 8) kritisch: Reformation: Anspruch und Wirklichkeit (RPL 2002 ER 7/8) Soziale und politische Aspekte der Reformation (NL 2009 ER 7/8) fakultativ: Auseinandersetzung Luthers mit Bauern und Juden (HL 2010 ER 8) Gegenreformation (NL 2009 ER 7/8)
Selbsterneuerung der katholischen Kirche nach dem Konzil von Trient (BY 2004 KR 8 und NL 2009 KR 7/8), Bedeutung des Jesuitenordens (SN 2005 ER 8), speziell der Person Ignatius von Loyola (TH 2011 KR 8) fakultativ: Lebensbilder der Reformatoren, Reformation und Gegenreformation (HL 2010 KR 8) Blick auf die Region: Einführung der Reformation 1539, Konversion Augusts des Starken, katholische Sorben, Neuerrichtung des Bistums Meißen (1921) (SN 2005 KR 8)
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VII. Kirchengeschichte im Unterricht Reformation im evangelischen Religionsunterricht
Reformation im katholischen Religionsunterricht Über die Vergangenheit hinausweisend ist der Titel des Themas in Hessen: Auseinandersetzung in der Kirche – Von der Reformation zur Ökumene (HL 2010 KR 8)
17. und 18. Jahrhundert
Mission in Übersee
Innere Mission und Soziale Frage
Kirche und Nationalsozialismus
Eine eher geringe Rolle in den Lehrplänen spielt die Kirchengeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Immerhin ist in Schleswig-Holstein ein Überblick vorgesehen „Kirche von der Reformation bis zur Französischen Revolution“ (SHL KR 9), als Wahlpflichtthemen aus dieser Zeit erscheinen in Sachsen Hexenverfolgung mit den Hinweisen auf Akkusationsprozess, Inquisitionsprozess, Hexenproben und Folter, dazu Häresie, Zauberei, Aberglaube, Hexenwahn, Hexensabbat, Malefizien, Teufelspakt, Walpurgisnacht, regionales Brauchtum, Frauen und Männer als Opfer, Hexenhammer, Friedrich Spee, Cautio criminalis (SN 2004/11 ER 7); schließlich im selben Bundesland Kirchen des Barock (SN 2005 ER 8) und Kirchenbau im 18. und 19. Jahrhundert (SN 2004/11 KR 9). Die „Bedeutung der Vernunft“ in der Aufklärung, die Abwertung der „Religion als Aberglaube“ und die Säkularisierung lernen Schülerinnen und Schüler im Saarland kennen (SAL 2005 KR 9). Das 18. und 19. Jahrhundert in der Kirchengeschichte betreffen schwerpunktmäßig die Vorschläge zum Thema Mission: Mission, Missionsgesellschaften, Kolonialisierung (HL 2010 ER 10), Missionierung Amerikas, Afrikas, Judenmission (SN 2011 ER 10), „500 Jahre Amerikamission“ (SHL ER 9/ 10) und die Notwendigkeit zur Bewertung der Mission (SN 2011 ER 10). Das 19. Jahrhundert steht in den Lehrplänen im Zeichen der neuen Herausforderungen für die Kirchen: „Kirche in Auseinandersetzung mit Staat und Gesellschaft: Kulturkampf“ (NL 2009 KR 7/8); „Christliche Parteien“ (NL 2009 KR 7/8); „Christen hatten Mut, anders zu leben: Erneuerung im Glauben“: Amalie Sieveking, Florence Nightingale, Bertha von Suttner (SHL ER 7/8); vor allem die Herausforderung der Sozialen Frage, in der Einzelinitiativen betrachtet werden wie Adolf Kolping oder Emanuel von Ketteler (TH 2011 KR 10), die Prinzipien der katholischen Soziallehre (HL 2010 KR 9), wenn auch nicht unter zwangsläufig der Überschrift Kirchengeschichte, wie z.B. in Sachsen mit den päpstlichen Enzykliken „Rerum novarum“, „Quadragesimo anno“ und „Populorum progressio“ (SN 2004/11 KR 10). Unter der Überschrift „Einheit und Vielfalt – Erscheinungsformen von Kirche“ sieht man in Rheinland-Pfalz die „Entwicklung der Diakonie als Antwort auf die Soziale Frage des 19. Jahrhunderts“ vor (RPL 2002 ER 9/10). Durchaus anspruchsvoll ist „Luthers Berufsethik im Vergleich zu Karl Marx’ Modell der Entfremdung“ (BY 2004 ER 9). Auch das soziale Engagement der Kirche wird dabei wieder an Vorbildern im Glauben festgemacht: Johann Hinrich Wichern, Wilhelm Löhe, Innere Mission, Ablehnung des Sozialismus (BY 2004 ER 9), Friedrich von Bodelschwingh, Theodor Fliedner, Helene Bresslau (SAL 2003 ER 7). Das in Klasse 9 bzw. 10 anstehende Thema „Kirche und Nationalsozialismus“ setzt in Baden-Württemberg bereits mit der „Krise der bürgerlichen Kirche nach 1918“ ein (BW 2004 ER 10), während in Mecklenburg-Vorpommern als Verständnisgrundlage ein Überblick über die Zeit 1933–1945 vor-
2. Kirchengeschichte im Lehrplan
gesehen ist (MV 2002 ER 10). Die Rolle der Kirche wird sodann differenziert und kritisch betrachtet: Kirche als Institution und Christen als Einzelpersonen zwischen Anpassung und Widerstand (BW 2004 ER und KR 10), zwischen Affinitäten wie Antimodernismus, Antikommunismus und Gegensätzen wie Rassenideologie und Sozialdarwinismus (SAL 2005 KR 9). Die „Instrumentalisierungsversuche der Partei“ entlarvt der Religionsunterricht in Mecklenburg-Vorpommern (MV 2002 ER 7). Fast immer stehen die Themen „Reichskonkordat“, „Deutsche Christen“, „Bekennende Kirche“ und „Barmer Theologische Erklärung“ an, in Rheinland-Pfalz auch der PfarrerNotbund und der Arierparagraph (RPL 2002 ER 9/10) als Ausgangspunkt höchst unterschiedlicher Reaktionen der evangelischen Kirche. Deren Reaktion der Kirche auf Judenverfolgung unter der Überschrift „Kirche und Auschwitz“, auch vor dem Hintergrund früherer Judenverfolgungen wird in Baden-Württemberg hervorgehoben, wobei auch der „Zusammenhang zwischen antijudaistischer Grundhaltung des Christentums und dem Obrigkeitsverständnis der lutherischen Kirche“ hergestellt wird (BW 2004 ER 10). Daneben werden aber auch im selben Lehrplan christliche Motive für Widerstand gegen den Nationalsozialismus behandelt sowie die Personen Dietrich Bonhoeffer und die Geschwister Scholl als Beispiele vorgeschlagen (BW 2004 ER 10). In Rheinland-Pfalz werden als Vorbilder Martin Niemöller, Paul Schneider, Alfred Delp, Katharina Staritz genannt (RPL 2002 ER 9/ 10), im Saarland Willi Graf, durchaus bewusst als Beispiel aus der Region (SAL 2005 ER 9 und 10/1). Schließlich finden noch die „Predigt Clemens August von Galens“ (MV 2002 ER 7) und die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ (RPL 2012 KR 9/10) in einzelnen Lehrplänen ausdrücklich Erwähnung. Im Anschluss wird die „Kirche nach 1945“ unter dem Aspekt „Umgang mit Schuld“ betrachtet (BW 2004 ER 10), insbesondere das „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ der evangelischen Kirche (RPL 2002 ER 9/10) und die Vergebungsbitte Johannes Pauls II. (RPL 2012 KR 9/10). Kirche in der DDR existiert entweder als eigenes Thema oder z.B. in Bayern unter der Überschrift „Kampf gegen die Kirche in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts“ (BY 2004 KR 9) im Zusammenhang mit dem vorherigen Komplex. Ähnliche Schwerpunkte zeigen die Lehrpläne in Sachsen mit den Themen Auseinandersetzung mit der atheistischen Staatsideologie des Marxismus – Leninismus, Distanz zu Staat und Gesellschaft, Konfliktfelder: Jugendweihe, Wehrkundeunterricht, vielfältige Unterstützung aus der Bundesrepublik (SN 2004/11 KR 10) und Verhältnis Kirche und Staat, berufliche Benachteiligung, Jugendweihe, Stellung der Jungen Gemeinde, Bausoldaten, Einfluss des Ministeriums für Staatssicherheit, Friedens-, Menschenrechts- und Umweltgruppen (SN 2006 ER 9). Die „Entkirchlichung in der DDR“ nimmt Baden-Württemberg in den Blick und genauso die „Rolle der Kirche bei der Wende 1989“ (BW 2004 ER 10). Noch zum Thema Kirchengeschichte gehören die Nachkriegsthemen der „Volkskirche in der Demokratie und im Pluralismus“ und der EKD (BW 2004 ER 10), der Einrichtungen wie „Brot für die Welt“ (HL 2010 ER 10), in Bayern und im Saarland der Aufbruch der katholischen Kirche in den 1960er Jahren (Aggiornamento, Johannes XXIII.) und die Rolle der Kirche in der Weltpolitik (BY 2004 KR 9; SAL 2005 KR 10/1), das Zweite Vatikanische Konzil (NL 2009 KR 7/8) und seine Auswirkungen wie die Muttersprache in
Kirche im Kommunismus
Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg
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VII. Kirchengeschichte im Unterricht
Kirchengeschichte in Verbindung mit anderen Disziplinen
Kirchengeschichte im fächerverbindenen Unterricht
der Liturgie, „gemeinsames Priestertum“, „Wertschätzung des Wortes Gottes“ (SN 2005 KR 8), die „Bedeutung des II. Vatikanums als Öffnung der Kirche zur Welt“ sollen die Schülerinnen und Schüler erläutern können und anhand der Liturgie nachweisen, wie sich die Ergebnisse des II. Vaticanums in der kirchlichen Praxis niederschlagen (TH 2011 KR 10). Darüber hinaus sind Neuevangelisierung Europas und Zivilisation der Liebe als Forderung von Papst Johannes Paul II. zu behandeln (SN 2004/11 KR 7), die Befreiungstheologie (HL 2010 ER 10; MV 2002 ER 7) und der kirchliche Widerstand in Lateinamerika an den Beispielen Oscar Romero und Camilo Torres (RPL 2002 ER 9/10). Im Zusammenhang mit der Reformation, aber auch im Hinblick auf den gegenwärtigen Zustand der Kirche, betonen viele Lehrpläne die Bedeutung der Ökumene. Schließlich beendet Sachsen seinen kirchenarchitektonischen Längsschnitt mit dem Wahlpflichtthema „Kirchenbau im 20. Jahrhundert“ (SN 2004/11 KR 10). Wie sich schon bei einigen Themen gezeigt hat, ergeben sich kirchengeschichtliche Fragestellungen nicht nur bei der Behandlung der Kirchengeschichte selbst, sondern auch bei anderen Einheiten des Religionsunterrichts. So ist z.B. der Wandel der Gottes- bzw. Jesusbilder ein historisches Thema, in die Legenden spielt neben der Betrachtung der literarischen Merkmale und der Erbauung und Vorbildwirkung Kirchengeschichtsschreibung mit hinein. Bei den Einheiten „alternative Lebensformen“ und „Vorbilder“ wird nicht nur auf die Bibel und andere Religionen zurückgegriffen, sondern ausdrücklich auch auf Gestalten der Kirchengeschichte wie Franziskus von Assisi, Elisabeth von Thüringen, Albert Schweitzer, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King und andere. Für das Thema „Gewissen“ eignet sich Martin Luther besonders für eine differenzierte Betrachtung. Und „Arbeit und Leistung“ erfahren in den Denkschriften der EKD wie in den Sozialenzykliken der katholischen Kirche optimale Analysen und Bewertungen. Fächerverbindende Möglichkeiten ergeben sich nicht nur mit dem Fach Geschichte (Rom und die Christen, Investiturstreit, Kreuzzüge, Reformation, Christliche Soziallehre, Anpassung und Widerstand in der NS-Zeit, Kirche und Wandel in Polen und der DDR), sondern auch mit den Fächern Kunst (Kirchenbau in Romanik, Gotik und Barock, Kirchen als „steingewordene Glaubensgeschichte“ (NL 2009 ER 8), Auswirkungen der Reformation auf Architektur und Malerei, Kulturelle Leistungen der Kirche (BWL 2004 KR 8), Musik (Kirchenmusik), Deutsch (Luthers Bedeutung für die deutsche Sprache, Kirchenlieder, Barockdichtung, katholische und evangelische Theologen als Dichter), Physik (Stellung der Kirche zur Entwicklung der Naturwissenschaft, Galileo Galilei) und Sozialkunde (Soziale Einrichtungen der Kirchen, Kirche als Arbeitgeber).
2. Kirchengeschichte im Lehrplan
3. Praktisches Beispiel Die Reformation im deutschen Südwesten: Vertiefung durch Betrachtung handelnder Personen beider Konfessionen Die unten stehenden Arbeitsvorschläge können nach der Behandlung der Reformation im Allgemeinen als vertiefende Betrachtung der Reformation in der eigenen Region behandelt und selbstverständlich entsprechend diesem Beispiel auch für andere Räume und Länder zusammengestellt werden. Wie andere Abschnitte der Kirchengeschichte kann hier auch die Reformation anhand von Personen untersucht werden, die mehr als die Argumente beider Seiten alleine deutlich werden lassen, dass die Ursachen der Reformation zwar in Versäumnissen und Missständen zu suchen sind, dass ihr Verlauf von starken politischen Interessen geprägt war, dass sie aber auch eine Geschichte ernsthaften Ringens um die christliche Wahrheit war. Die hier versammelten Beschreibungen von Personen sollten in arbeitsteiliger Gruppen- oder Partnerarbeit bearbeitet und dann einander vorgestellt werden. Da viele der hier aufgeführten Katholiken und Protestanten Zeitgenossen waren – der Speyerer Bischof Philipp von Flersheim und der evangelische Ritter Franz von Sickingen waren sogar verschwägert und schätzten sich, abgesehen von den theologischen Differenzen, auf der menschlichen Ebene sehr – könnten die Schülerinnen und Schüler aber auch durchaus ein Gespräch zwischen Vertretern der beiden Parteien verfassen bzw. darstellen. Die Reformation erweist sich in der Auswahl der sechs Repräsentanten beider Seiten als Männersache, was sie historisch bei den Theologen und bei den Herrschern als den Entscheidungsträgern auch war. Die sechs Lebensläufe und Quellentexte ermöglichen daher in erster Linie die Abschätzung von Motiven und Handlungsspielräumen der treibenden Kräfte auf beiden Seiten. Dies könnte auch Schülerinnen und Schülern selbst, wenn sie für das Thema sensibilisiert sind, auffallen. Betroffen waren Frauen jedoch im gleichen Maße. Im Hinblick auf sie ist vor allem die Frage zu stellen, welche Möglichkeiten die Entwicklung in beiden nunmehr vorhandenen Kirchen ihnen erschloss bzw. verschloss. Zur Beurteilung dieser Frage konnten auf katholischer Seite z.B. die Schulorden und auf evangelischer die Pfarrerinnen betrachtet werden. Hier wurden Frauen zu Subjekten kirchlichen Handelns mit anspruchsvollen Aufgaben. Wie die Auswahl der Personen, so kann auch die Auswahl der Bearbeitungsaufträge in diesem Rahmen keinen abschließenden Katalog bilden.
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VII. Kirchengeschichte im Unterricht AUFGABE 1
Pfalzgraf Georg 1486–1529, Bischof von Speyer 1513–1529 Georg war ein Sohn des pfälzischen Kurfürsten Philipp I. des Aufrichtigen und dessen Frau Margarethe von Bayern-Landshut. Er wurde am 10. Februar 1486 geboren und war als Nachgeborener – wie damals üblich – für den geistlichen Stand bestimmt. Bereits mit 20 Jahren besaß er eine Domherrenpfründe (= Einkunftsrechte) in Trier, Speyer und Mainz sowie einige Pfarreien. Zum Bischof von Speyer wurde er 1513 gewählt, und zwar auf Wunsch seines Bruders, des pfälzischen Kurfürsten Ludwigs V., und des Kaisers Maximilian I. Das Domkapitel hätte sich ohne diese Einflussnahme für den fähigen Domkantor Philipp von Flersheim entschieden, musste aber den Wünschen der beiden größten Mächte im Reich nachgeben. 1515 wurde Georg zum Priester und zum Bischof geweiht. Da er bei seiner Bischofswahl erst 28 Jahre alt war, erlangte er vom Papst eine Befreiung von dem eigentlich vorgeschriebenen Mindestalter. Während seines Episkopats (= seiner Amtszeit als Bischof) brachen im rechtsrheinischen und im linksrheinischen Bistumsteil Bauernaufstände aus, die Georg, nachdem sich Verhandlungen als vergeblich erwiesen hatten, mit Hilfe des Kurfürsten niederschlug. Zunächst breitete sich Luthers Lehre rasch aus. 1521 und 1523 schrieb er an seinen Klerus (= die Geistlichen in seinem Bistum):
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Die verdächtigen, der heiligen katholischen Kirche und den alten Überlieferungen ganz widerstrebenden Lehren Luthers sind, was wir mit grossem Schmerze erwähnen müssen, in den meisten Orten und Pfarreien unserer Diözese durch die Pfarrer, Prediger und durch andere, die weder von uns, noch von unserem Generalvikare zum Predigen aufgestellt sind, unter die ungelehrten Gläubigen ausgestreut und gepflanzt worden, wodurch bei diesen nicht nur Irrtum, Aufruhr, Mord und gefährliche Bewegung der Gemeinden entstehen können. […] Dabei ermahnen wir Euch, den Gottesdienst mit Beseitigung aller Ungebühr, mit Eingezogenheit, Ernst, Ehrfurcht, Würde, Besonnenheit, soviel wie möglich mit Andacht, in der Furcht des Herrn, abzuhalten und das Volk nicht nur in heilsamer Lehre zu unterweisen, sondern es durch gute Handlungen, durch einen untadelhaften Wandel und durch das Beispiel zur Frömmigkeit zu ermuntern, damit wenn auf diese Weise alles Ärgernis gehoben und die Verachtung des geistlichen Standes entfernt ist, wir als Kämpfer Christi und Vermittler zwischen Gott und dem Volke, die Strafrute des Ewigen durch unser Gebet und andere gute Werke zu besänftigen und abzuhalten vermögen.
Obwohl es an Hirtenbriefen (= Briefe des Bischofs an die Pfarrer und Gläubigen) nicht fehlte, hatte der Bischof nur wenig Erfolg. Außerhalb des Hochstifts (= des weltlichen Herrschaftsgebiets eines Bischofs) wurden die von ihm verhängten Strafen für Anhänger der Reformation nicht mehr durchgesetzt. Sogar zwei seiner Räte, Philipp von Helmstadt und Weihbischof Engelbrecht, bekannten sich zu Luthers Lehre. An den Reichstagen in Speyer 1526 und 1529 nahm der Bischof persönlich teil und erklärte sich dort ausdrücklich für die katholische Lehre. Er starb am 27. September 1529 in seinem Schloss in Kißlau an Fieber und wurde im Speyerer Dom beigesetzt. Einen Grabstein erhielt Georg von seinem Nachfolger, dem 16 Jahre nach seiner ersten Kanidatur nun doch noch zum Bi-
3. Praktisches Beispiel
schof erhobenen Philipp von Flersheim. Dieser lobte an Georg dessen Milde, Klugheit und Frömmigkeit. Hauptquelle: Hans Ammerich. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches.
- Aufgaben: 1. Zeige anhand einschlägiger Stellen im darstellenden Text die Verflechtung kirchlicher und weltlicher Interessen am Beispiel des Bistums Speyer und der Kurpfalz. 2. Erläutere aufgrund des Quellentextes Selbstbild und Selbsteinschätzung Bischof Georgs. 3. Beurteile die Bedeutung von Georgs Episkopat für die Verbreitung der evangelischen Lehre im Bistum Speyer. Philipp von Flersheim um 1481–1552, Bischof von Speyer 1529–1552 Philipp von Flersheim wurde um 1481 als zweiter Sohn des Hans von Flersheim, kurpfälzischer Amtmann zu Kaiserslautern, und der Ottilie Kranich von Kirchheim geboren. Er studierte in Heidelberg und Köln, danach in Löwen und Paris. 1504 war er Rektor der Universität Heidelberg, wo er 1517 zum Doktor beider Rechte (des weltlichen und des geistlichen Rechts) promovierte. 1491 wurde er Domherr in Worms, 1503 auch in Speyer, wo er 1510 die Stelle des Domkantors übernahm und 1513 Wunschkandidat des Domkapitels für das Bischofsamt war, das aber aus Rücksicht auf Kaiser und Kurpfalz zunächst den Pfalzgrafen Georg wählte. 1523 wurde er Koadjutor (= Stellvertreter) des Bischofs von Worms, 1526 erhielt er noch eine Domherrenstelle in Augsburg. 1529 wurde er Dompropst in Speyer. Die Bischöfe von Worms und Speyer vertrat er auf mehreren Reichstagen, bis er 1529 selbst Bischof von Speyer wurde. Philipp war hoch gebildet, ein entschiedener Anhänger der sogenannten alten (= katholischen) Lehre. Er erkannte, dass die Missstände im Klerus die Verbreitung der Lehre Luthers besonders förderte. Deswegen schritt er gegen diese besonders ein, z.B. durch Visitationen (= Kontrollbesuche). Zu den einflussreichsten Vertretern des Protestantismus in der Pfalz gehörte Franz von Sickingen, der mit Philipps Schwester Hedwig verheiratet war und mit dem Philipp ein persönlich sehr herzliches Verhältnis verband. Harte Strafen erließ er gegen die Anhänger der neuen Lehre zunächst nicht, bis er 1545 vom Domkapitel dazu aufgefordert wurde und die zum evangelischen Glauben übergetretenen Geistlichen verbannte. Statt sich an die Kurpfalz anzulehnen, suchte Philipp Rückhalt beim Kaiser, dessen Familie, die Habsburger, ihn auch mehrfach in ihre Dienste nahm. Dennoch konnte Philipp nicht verhindern, dass Territorien seiner Diözese (= geistlicher Herrschaftsbereich des Bischofs) zum evangelischen Glauben übertraten, so z.B. die Stadt Speyer. Die dadurch zurückgehenden Einnahmen konnten immerhin mit dem Erwerb der Propstei Weißenburg (im Elsaß)
AUFGABE 2
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VII. Kirchengeschichte im Unterricht
ausgeglichen werden, doch der religiöse Einfluss wurde deutlich vermindert. Mit der Annahme des Augsburger Interims (= vorläufige Erlaubnis der evangelischen Lehre im Reich bis zum geplanten Konzil von Trient) war an eine Rückkehr der Bevölkerung zum Katholizismus nicht mehr zu denken. Philipp, der sich mit seiner „Flersheimer Chronik“ auch als Geschichtsschreiber hervorgetan hatte, starb auf der Flucht vor den Angriffen des Markgrafen Albrecht Alkibiades von Brandenburg in Zabern im Elsaß und wurde im Dom zu Speyer bestattet. Franz Xaver Remling, der Chronist des Bistums Speyer, schrieb 1854 über ihn:
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Er nahm an den wichtigsten Verhandlungen in dem geheimen Rathe des Kaisers Antheil und bevorwortete dabei Milde und Nachsicht gegen die neugläubigen Stände. Auch in der Ferne vergaß der Oberhirte keineswegs die Angelegenheiten seines Bisthums. Am 2. Mai 1530 beschwor Philipp seinem Domcapitel die Wahlbestimmungen. […] Zu Anfange des Augusts ließ er wieder die Verhandlungen mit dem Speyerer Rathe [über den Einzug in seine Bischofsstadt] anknüpfen […] So ausgezeichnete Verdienste sich Philipp von Flersheim als Staatsmann erwarb, ebenso trefflich erscheint uns sein Lebensbild, wenn wir ihn als Glied seiner Familie, als Bischof und als Landesherrn betrachten. […] Besonderes Wohlwollen für seine Verwandten gab Philipp nebenbei auch dadurch kund, dass er mehreren derselben die wichtigsten Ämter seines Hochstifts anvertraute. […] So nahe ihm auch das Wohl und Fortkommen seiner Verwandten am Herzen lag, so wenig verabsäumte er dabei die oberhirtlichen Pflichten für das ewige Heil seiner Bistumsgenossen. Er war einer der wenigen Oberhirten seiner Zeit, welche nicht bloß das Herrschen in ihrer Diöcese übten, sondern sich auch den geistlichen Verrichtungen, der Abhaltung des Gottesdienstes, dem Verkündigen des göttlichen Wortes […] eigens unterzog.
Hauptquelle: Hans Ammerich. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches; Franz Xaver Remling: Geschichte der Bischöfe zu Speyer II. Mainz 1852
- Aufgaben: 1. Benenne die Maßnahmen Bischof Philipps zur Eindämmung der neuen Lehre in seinem Bistum und deren Erfolg. 2. Erläutere – insbesondere aufgrund der Quelle – das Spannungsfeld der Erwartungen, in dem sich Philipps Amtsführung bewegte. 3. Vergleiche Philipp mit seinem Vorgänger Georg.
AUFGABE 3
Eberhard von Dienheim 1540–1610, Bischof von Speyer 1581–1610 Eberhard von Dienheim wurde um 1540 als Sohn des kurpfälzischen Rates und Amtmanns Johann von Dienheim und der Ursula Cratz von Scharfenstein geboren. Eberhard studierte in Mainz, Heidelberg, Köln, Freiburg und Dôle. 1561 wurde er in das Speyerer Domkapitel aufgenommen. 1569 erhielt er die Stelle des Domkantors. Außerdem war er Domscholaster in Worms und Propst des Stifts St. German in Speyer. Am 20. Dezember 1581 wählte ihn das Speyerer Domkapitel zum Bischof.
3. Praktisches Beispiel
Eberhard bemühte sich ernsthaft um eine Reform der Kirche im Sinne des Konzils von Trient. Er ließ seine Pfarrer durch den Generalvikar (= Verwaltungschef des Bistums) Beatus Moses visitieren (d.h. die Einhaltung der Vorschriften durch Besuche kontrollieren) und verpflichtete sie zum sonntäglichen Religionsunterricht für die Gemeinde. Auch zahlreiche Schulen gründete Eberhard und verlangte von den Geistlichen ein ordentliches Studium. Unterstützt wurde er in seinen Maßnahmen vor allem durch den Jesuitenorden, der in verschiedenen Orten des Bistums inzwischen Niederlassungen gegründet hatte. Seine Unfähigkeit auf dem Gebiet der Finanzen des Bistums gefährdete allerdings die Erfolge auf dem geistlichen Sektor. Eberhard von Dienheim starb am 9. Oktober 1610 und wurde im Dom zu Speyer bei der Kanzel begraben, die er selbst gestiftet hatte. Auch seine Mutter hatte er als eine von wenigen Frauen im Dom beisetzen lassen. Dienheims bedeutendste Leistung war das Speyerer Gesangbuch von 1599, das in den folgenden Jahrzehnten elf Neuauflagen erfuhr und den Gottesdienst im Bistum gründlich erneuerte. Es enthält u.a. die erste gedruckte Fassung des Weihnachtsliedes „Es ist ein Ros’ entsprungen“. Die vielleicht nicht vom Bischof verfasste aber von ihm gutgeheißene Vorrede zu dem Gesangbuch von 1599 lautet:
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Dieweil der H(eilige) Königliche Prophet David die Lieb jugend Gott zu loben angereitzet mit diesen Worten: „ihr Kinder lobent den Herren, lobet den namen deß Herren“ (Ps 112) auch der H(eilige) Apostel Paulus in der Epistel an die Colossern alle Menschen zu solchem lobwerck Gottes auffmundert, also sprechend: „Lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen gesängen und mit dancksagung singet Gott in ewern hertzten“ und dann viel andechtige, fromme und Gottesförchtige Personen offtermals gewünschet und begeret haben, das etliche außerlesene gesäng zusamen gezogen und gedruckt wurden, so seindt nun der Jugend Lateinischen und Teutschen Schulkindern und dem gemeinen Mann sonderlich des Stiffts Speyr zu dienst und gutem schöne, alte, Catholische, Andechtige und Geistliche Kirchengesäng so wol Lateinische als Teutschen in dies Büchlein verfast worden vor und nach dem Cathechismo, den Predigen in und ausser der Heiligen Meß, bey den Creutzgängen und Kirchfarten, ja auch daheim in den Heusern und daraussen auff dem Felde, in und bey der Handtarbeit, zu unterschiedlichen Zeiten durch das gantze Jahr zu singen und zu gebrauchen, auff das von Jung und Alt Gott gelobt und gepreiset, […] und ihr Andacht erwecken.
Hauptquelle: Hans Ammerich. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches.
- Aufgaben: 1. Beschreibe die Maßnahmen, die Bischof Eberhard im Sinne des Konzils von Trient ergreift. 2. Fasse die Informationen aus dem Vorwort des Gesangbuchs in einem Tafelbild zusammen. 3. Wäge die Erfolgsaussichten des Gesangbuchs ab und begründe deine Vermutungen.
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VII. Kirchengeschichte im Unterricht AUFGABE 4
Philipp Melanchthon 1497–1560, Reformator Philipp Melanchthon wurde am 16. Februar 1497 im kurpfälzischen Bretten geboren. Nach dem Tod seines Vaters, eines Waffenschmieds, im Jahr 1507 wuchs er bei der Großmutter Elisabeth, einer Schwester Johannes Reuchlins, in Pforzheim auf. Mit zwölf Jahren nahm Melanchthon sein Studium in Heidelberg auf. Bald schon vertrat er bisweilen Professoren und betätigte sich als Privatlehrer. 1512 setzte Melanchton sein Studium in Tübingen fort, wo er Vorworte zu mehreren Schulbüchern verfasste, seine erste öffentliche Rede hielt und sein erstes Buch, eine Grammatik des Griechischen, herausgab. Sein wichtigster Lehrer dort war sein Großonkel Johannes Reuchlin. Bedeutend für Melanchthon wurde sein Wechsel an die Universität Wittenberg, wo er – zunächst gegen den Wunsch Luthers – zum Professor für Griechisch und Hebräisch ernannt wurde. Aber bereits seine Antrittsvorlesung, in der er eine Studienreform gestützt auf Bibel und Humanismus, forderte, gefiel Luther, mit dem Melanchthon bald in Freundschaft verbunden war. Melanchthon wandte sich nun verstärkt der reformatorischen Theologie zu, legte auch noch eine Prüfung über die Bibel ab und verfasste 1521 mit dem lateinischen Buch Loci communes die erste evangelische Dogmatik (= Zusammenfassung der gesamten Lehre), die zum meist gedruckten Buch des 16. Jahrhunderts wurde. Nach dem Reichstag zu Worms 1521 und der Verbringung Luthers auf die Wartburg galt Melanchthons Interesse wieder verstärkt der Pädagogik. Er verfasste mehrere Katechismen (= Lehrbücher über die maßgeblichen Glaubensinhalte), errichtete eine überregionale Schulorganisation in Sachsen und erarbeitete ab 1529 auch Schulund Universitätsordnungen für andere Länder des Reiches. Von da an übernahm Melanchthon aber auch bei Disputationen (Streitgesprächen, hier zwischen Angehörigen unterschiedlicher Konfessionen) und bei Reichstagen die Rolle des Sprechers der evangelischen Stände, vor allem dort, wo Luther wegen Gefahr für sein Leben nicht selbst erscheinen konnte, und verfasste die Confessio Augustana, das Augsburger Bekenntnis, also die bedeutendste Bekenntnisschrift der evangelischen Kirche. Darin heißt es unter anderem:
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Vom Heiligendienst wird von den Unseren also gelehrt, daß man der Heiligen gedenken soll, damit wir unsern Glauben stärken, so wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren und wie ihnen durch Glauben geholfen ist; dazu daß man ein Beispiel nehme von ihren guten Werken, ein jeder nach seinem Beruf, gleichwie Kaiserliche Majestät seliglich und göttlich dem Exempel Davids folgen mag, Krieg wider den Türken zu fuhren; denn beide sind sie in königlichem Amt, welches Schutz und Schirm ihrer Untertanen fordert. Durch die Schrift aber mag man nicht beweisen, daß man die Heiligen anrufen oder Hilfe bei ihnen suchen soll. „Denn es ist allein ein einiger Versöhner und Mittler gesetzt zwischen Gott und den Menschen, Jesus Christus“, 1.Timoth. 2, welcher ist der einzige Heiland, der einzige Hohepriester, Gnadenstuhl und Fürsprecher vor Gott, Röm. 8. Und der hat allein zugesagt, daß er unser Gebet erhören wolle. Das ist auch der höchste Gottesdienst nach der Schrift, daß man denselben Jesus Christus in allen Nöten und Anliegen von Herzen suche und anrufe: „So jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher bei Gott, der gerecht ist, Jesum etc.“
3. Praktisches Beispiel
Melanchthon, zu dessen Wesenszügen Sanftmut und Friedfertigkeit gehörten, wurde neben Luther zum bedeutendsten deutschen Reformator, der jedoch im Gegensatz zu diesem die Reformation in eher verbindlicher Weise vertrat. Viele Gedanken Luthers brachte erst Melanchthon in ein System. Aufgrund seiner Schriften zählt er zu den großen deutschen Humanisten und pflegte Austausch mit Erasmus von Rotterdam. Er starb am 19. April 1560 in Wittenberg. Der darstellende Text ist im Wesentlichen eine gekürzte Fassung von Hermann-Ad. Stempel im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon 5 (1993), Sp. 1184–1188; mit freundlicher Genehmigung des Verlags T. Bautz.
- Aufgaben: 1. Beschreibe die Funktion Philipp Melanchthons für die Lehre Luthers. 2. Erläutere aufgrund des Quellentextes die Funktion herausragender evangelischer Christen für ihre Kirche in Abgrenzung zur katholischen Kirche. 3. Philipp Melachthon erhielt bereits zu Lebzeiten den Beinamen Praeceptor Germaniae – „Lehrer Deutschlands“. Begründe dies. Franz von Sickingen 1481–1523, Ritter Franz von Sickingen wurde am 2. März 1481 auf der Ebernburg bei Bad Kreuznach geboren. Sein Vater Schweikard, Großhofmeister am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg und Amtmann zu Kreuznach, starb jedoch bereits 1504, und Franz folgte ihm in seinen Ämtern nach. Seine Haupteinkunftsquelle war jedoch der Besitz von Bergwerken, dank derer er seine Burgen in Stand halten konnte. Verheiratet war er seit 1502 mit Hedwig von Flersheim, der Schwester des späteren Bischofs Philipp von Speyer. Hedwig starb bereits 1515 bei der Geburt eines Kindes. Franz heiratete nicht wieder. Franz begann eine Fehde mit der Stadt Worms, bestürmte sie und bedrängte als Raubritter ihre Kaufleute. Wirtschaftlich waren diese Unternehmungen zwar einträglich, doch verfiel er deswegen 1515 der Reichsacht. Er unterstützte die Wahl Kaiser Karls V. und erhielt dafür den Titel eines kaiserlichen Rates. 1520 besuchte ihn Ulrich von Hutten auf der Ebernburg und brachte ihm Humanismus und Reformation nahe. Bald wurde die Ebernburg zum Asyl bedeutender Reformatoren, darunter z.B. Martin Bucer und Johannes Schwebel. Ab 1522 wurde in der Burgkapelle der Ebernburg das Evangelium in deutscher Sprache verlesen und das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht. Franzens Streitlust wurde durch die Hinwendung zum neuen Glauben allerdings nicht gemindert, und noch im selben Jahr begann er eine Fehde mit dem Erzbischof von Trier. Franz belagerte die Stadt Trier im September vergeblich und verfiel erneut der Reichsacht. Im folgenden Winter stellten Triers Verbündete, Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz und Landgraf Philipp von Hessen, ein Heer gegen Franz auf, das im folgenden Jahr Sickingens Burg Nanstein bei Landstuhl belagerte. Beim Beschuss der Burg am 7. Mai 1523 wurde Franz von einem herabfallenden Balken an der Schulter tödlich getroffen. An seinem Sterbebett standen die drei siegreichen Fürsten.
AUFGABE 5
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VII. Kirchengeschichte im Unterricht
Franz hatte gleichzeitig für die zum Untergang verurteilte Idee des alten Rittertums und für den sogenannten neuen Glauben gekämpft und wollte sich ein stattliches eigenes Territorium schaffen. Die Verbindung der beiden ersten Ideen widersprach jedoch Luthers Grundsatz, seinen neuen Glauben nur durch das Wort zu verbreiten. Das dritte Ziel scheiterte an den mächtigeren Reichsfürsten. Die Faszination, die von Franz ausging, zeigt sich in Sagen, die sich um ihn ranken.
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Im Rotenfelsen bei der Ebernburg hauste einst ein Berggeist. In mondhellen Herbstnächten trieb er sein Unwesen und verschwand am Morgen wieder. Manchmal schwebte er auch hinüber auf die Ebernburg, denn er trauerte um seinen Liebling – Franz von Sickingen. Der war als Knabe einmal zum Felsen hinaufgeklettert und direkt am Rande des Abgrundes eingeschlafen, da zog ihn der Geist ins Innere des Felsens. Als Franz erwachte, berichtete ihm der Geist von seiner Rettung; der Knabe dankte und begehrte sogleich, auf die Ebernburg gebracht zu werden. Der Geist zeigte ihm aber seine unermesslichen Schätze und gestattete ihm, was er wolle, mitzunehmen. Franz nahm jedoch nichts und bat nur, wiederkommen zu dürfen. Da hängte ihm der Geist eine kleine Kette mit einem Edelstein um und erklärte ihm, dass er durch Anfassen des Steins jederzeit herkommen könne. Dann führte er ihn wieder auf seine Burg. Franz traf den Geist noch oft, seine Schätze unterstützten Franzens Unternehmungen – nur als er gegen Trier zog, suchte ihn der Geist abzuhalten. Von da an, als er auf den Rat des Geistes nicht hörte, ward Franz vom Unglück verfolgt, bis er in Landstuhl starb. Der Geist trauerte sehr um ihn und schwebt noch heute um Felsen und Burg.
Der darstellende Text ist im Wesentlichen eine gekürzte Fassung von: Gerhard Kaller im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon 10 (1995), Sp. 24–26; mit freundlicher Genehmigung des Verlags T. Bautz. Sage nach F.W. Hebel, Pfälzisches Sagenbuch 1912, S. 276–278
- Aufgaben: 1. Beschreibe die Funktion der Ebernburg für die Reformation zur Zeit Franz von Sickingens. 2. Fasse aufgrund des darstellenden Textes die Merkmale des evangelischen Gottesdienstes zusammen. 3. Erläutere die Charakterisierung, die Franz und seine Taten in der Sage erfahren und ermiss vor diesem Hintergrund seine Bedeutung für die Reformation in der Pfalz.
AUFGABE 6
Martin Bucer 1491–1551, ev. Theologe und Reformator Martin Bucer wurde am 11. November 1491 in Schlettstadt im Elsass als Sohn eines Küfers geboren. 1506 trat er in das dortige Dominikanerkloster ein und wurde 1517 nach Heidelberg versetzt. Eine Begegnung mit Luther bei einer Disputation 1518 gewann Bucer ganz für dessen Lehre. Seine von da an reformatorische Predigt brachte ihm eine Anklage wegen Ketzerei ein. Er musste sein Kloster verlassen und begab sich über Speyer auf die Ebern-
3. Praktisches Beispiel
burg, einem Zufluchtsort für viele vertriebene Theologen der neuen Lehre. Mit Erlaubnis aus Rom trat er aus seinem Orden aus. Franz von Sickingen, Herr der Ebernburg, übertrug Bucer die Pfarrei Landstuhl, wo dieser Elisabeth Silbereisen heiratete. 1523 wurde er vom Bischof von Speyer exkommuniziert. 1524 wurde Bucer evangelischer Pfarrer in Straßburg. Dort organisierte er zusammen mit Jakob Sturm das evangelische Kirchenwesen, das vor allem gegen die wachsenden Täuferbewegungen abgegrenzt werden sollte. Nachdem Bucer auch Zwingli persönlich kennengelernt hatte, versuchte er zwischen diesem und Luther zu vermitteln, da er die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses der evangelischen Richtungen sah. Nach Zwinglis Tod 1531 war Bucer vor allem in Süddeutschland tätig (Ulm, Memmingen, Biberach, Augsburg). 1538, ebenfalls gegen die Täufer, nach Hessen gerufen, verfasste Bucer die Ziegenhainer Zuchtordnung. Darin legte er unter anderem fest:
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Es sollen die Ältesten und Prediger auch darauf sehen, dass die Kinder , die nun durch den Katechismusunterricht im christlichen Verständnis soweit gebracht sind, dass man sie billig zum Tisch des Herrn zulassen sollte, auf ein hohes Fest wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten vor aller Gemeinde dem Pfarrer […] von ihren Eltern und Paten vorgestellt werden. […] Da soll der Pfarrer die Kinder über die wichtigsten Stücke des christlichen Glaubens befragen. Und nachdem die Kinder darauf geantwortet, sich da auch öffentlich Christus, dem Herrn und seiner Kirche ergeben haben, soll der Pfarrer […] diesen Kindern die Hände auflegen, […] sie darauf auch zum Tisch des Herrn gehen heißen.
Nach der Teilnahme an mehreren Religionsgesprächen wurde Bucer 1541 Superintendent in Straßburg, erarbeitete sogar für den Erzbischof von Köln einen Entwurf für Reformmaßnahmen und traf sich mit Philipp Melanchthon. Nach der Niederlage der Evangelischen im Schmalkaldischen Krieg (1546/47) folgte er, da er vom Straßburger Rat, in dem er sich mit seiner strengen Kirchenzucht Feinde gemacht hatte, beurlaubt worden war, einem Ruf nach England, wo ihn der Erzbischof von Canterbury zur Mitarbeit an dem Reformationswerk König Edwards VI. heranzog. Er wurde Professor in Cambridge und starb dort am 28. Februar 1551. Kein anderer Reformator hat so lange wie Bucer an der Hoffnung auf einen Wiederzusammenschluss der Kirchen festgehalten. Der darstellende Text ist im Wesentlichen eine gekürzte Fassung von: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon I (21990), Sp. 782–785; mit freundlicher Genehmigung des Verlags T. Bautz.
- Aufgaben: 1. Erkläre die Funktion von Martin Bucer für die reformatorische Bewegung in Deutschland. 2. Kläre den Begriff „Täuferbewegung“. 3. Erläutere die Bedeutung der Ziegenhainer Zuchtordnung für die heutige Praxis der evangelischen Kirche und begründe deren Ursprung in der Auseinandersetzung mit den Täufern.
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VIII. Hilfsmittel 1. Einführungen *
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Fitschen, Klaus: Kirchengeschichte. In: Becker, Eve-Marie / Hiller, Doris (Hrsg.): Handbuch Evangelische Theologie. Tübingen–Basel 2006, S. 157–213 Fitschen, Klaus: Kirchengeschichte. [Module der Theologie III] Gütersloh 2009 Heim, Manfred: Einführung in die Kirchengeschichte. München 2000 Kühneweg, Uwe: Kirchengeschichte. In: Meiser, Martin / Kühneweg, Uwe / Leeb, Rudolf (Hrsg.): Proseminar II: Neues Testament – Kirchengeschichte. Ein Arbeitsbuch. Stuttgart 2000 Markschies, Christoph: Arbeitsbuch Kirchengeschichte. [UTB 1857] Tübingen 1995 Meiser, Martin / Kühneweg, Uwe u.a.: Proseminar II: Neues Testament – Kirchengeschichte. Ein Arbeitsbuch. Stuttgart u.a. 2000 Selge, Kurt-Victor: Einführung in das Studium der Kirchengeschichte. Darmstadt 1982
2. Bibliographien *
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Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Begründet von Wilhelm Bautz, fortgeführt von Traugott Bautz, 34 Bde., Nordhausen 1975ff. Padberg, Lutz E. von / Fürstenberg, Michael von: Bücherverzeichnis zur Kirchengeschichte. Eine kommentierte Bibliographie. [Amateca Repertoria I] Paderborn 1999 Schwinge, Gerhard: Wie finde ich theologische Literatur. Berlin 31994
3. Quellenkunden * *
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Drobner, Hubertus: Lehrbuch der Patrologie. Frankfurt 22004 Grundmann, Herbert: Geschichtsschreibung im Mittelalter. Gattungen, Epochen, Eigenart. Göttingen 31978 Schnabel, Wolfgang: Grundwissen zur Theologie- und Kirchengeschichte. Eine Quellenkunde. 5 Bde., Gütersloh 1988–1997
4. Quellensammlungen *
Migne, Jacques Paul (Hrsg.): Patrologiae cursus completus. 9 Series Latina, 221 Bde., Paris 1841–1855 (PLL) 9 Series Graeca, 168 Bde., Paris 1857–1866 (PLG)
4. Quellensammlungen *
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Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum. Bisher 99 Bde., Wien 1866ff. (CSEL) Kirchenväterkommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften und Nachfolger (Hrsg.): Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte. 53 Bde. 1897–1969 Brox, Norbert u.a.: Fontes Christiani. (zweisprachig] Freiburg u.a. 1991ff. (FC) Bardenhewer, Otto: Bibliothek der Kirchenväter. (deutsch) 81 Bde., Kempten u.a. 1911–1938 Hennecke, Edgar / Schneemelcher, Wilhelm: Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. 2 Bde., Tübingen 51989 Acta Sanctorum, 69 Bde., Antwerpen – Paris – Brüssel 1643–1940 (AASS) Denzinger, Heinrich/Hünermann, Peter (Hrsg.): Enchiridion Symbolorum. (Lateinisch-deutsch), Freiburg u.a. 432010 Schwartz, Eduard / Straub, Johannes (Hrsg.): Acta Conciliorum Oecumenicorum. 29 Bde., Berlin – New York 1922–1984, Series secunda 1984ff. Monumenta Germaniae Historica: in mehreren Reihen herausgegebene Sammlung antiker und mittelalterlicher Quellen zur deutschen Geschichte: Scriptores, Leges, Diplomata, Epistolae, Antiquitates. Hannover u.a. seit 1826 Luther, Martin: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe (Weimarer Ausgabe), 120 Bände, 1883–2009, neu 2000–2007 (WA) Wartenberg, Günter u.a. (Hrsg.): Martin Luther. Lateinisch-Deutsche Studienausgabe. 3 Bde., Leipzig 2006–2009 Corpus Reformatorum. 101 Bde. New York, Berlin u.a. 1834–1991 (CR) Deutscher Evangelischer Kirchenausschuss (Hrsg.): Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Göttingen 111992 Müller, Ernst Friedrich Karl (Hrsg.): Die Bekenntnisschriften der reformierten Kirche. Leipzig 1903 (neu Zürich 1997) Die Evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts. Tübingen 1902–1913 und 1955ff. Schöppe, Lothar (Hrsg.): Konkordate seit 1800. Frankfurt 1964 Nicolaisen, Carsten / Grünzinger, Gertrud (Bearb.): Dokumente zur Kirchenpolitik des Dritten Reiches. 4 Bde. Hrsg. von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte, Gütersloh 1994–1999 Huber, Ernst Rudolf / Huber, Wolfgang (Hrsg.): Staat und Kirche im 19. und 20. Jahrhundert. Dokumente zur Geschichte des deutschen Staatskirchenrechts. Berlin 1973–1983 Mehlhausen, Joachim / Siegele-Wenschkewitz, Leonore (Hrsg.): Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte. Reihe A: Quellen. Göttingen 1985ff. Oberman, Heiko A. / Ritter, Adolf Martin / Krumwiede, Hans-Walter/ Leppin, Volker (Hrsg.): Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen. 5 Bde., Neukirchen-Vluyn 1985–1994
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VIII. Hilfsmittel
5. Nachschlagewerke Lexika Theologie * Evangelisches Kirchenlexikon. Internationale Theologische Enzykloädie. 5 Bde., Göttingen 31986–1997 3 * Lexikon für Theologie und Kirche. Freiburg 1993–2001 (LThK) * Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens. 10 Bde., Berlin 1927– 1942. Neuausgabe: Berlin 1987 * Reallexikon für Antike und Christentum, 25 Bde., Stuttgart 1950ff. (RAC) 4 * Religion in Geschichte und Gegenwart. 8 Bde., Tübingen 2008 (RGG) * Theologische Realenzyklopädie. 40 Bde., Berlin u.a. 1977ff. (TRE) * Kirschbaum, Engelbert / Braunfels, Wolfgang (Hrsg.): Lexikon der christlichen Ikonographie. Freiburg 1968–1976, Taschenbuchausgabe: Freiburg u.a. 1994 (LCI) * Sachs, Hannelore / Badstübner, Ernst / Neumann, Helga (Hrsg.): Wörterbuch der christlichen Ikonographie. Regensburg 92005 Antike und Mittelalter Haberkern, Eugen / Wallach, Joseph Friedrich, Hilfswörterbuch für Historiker. Mittelalter und Neuzeit, Tübingen u.a. 92001 * Wissowa, Georg u.a. (Hrsg.): Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Neue Bearbeitung. 68 + 16 Bde. 1890–1997 (RE) * Der Kleine Pauly. 5 Bde., München 1964–1975 * Der Neue Pauly. 16 + 7 Bde., Stuttgart 1996–2012 * Lexikon der Alten Welt. 3 Bde., Zürich – München 1968 * Jankuhn, Herbert / Beck, Heinrich: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. 37 Bde., Berlin – New York 1973–2008 (RGA), jetzt fortgeführt durch Germanische Altertumskunde Online (GAO) * Lexikon des Mittelalters. 10 Bde., München 1977–1999, Studienausgabe Stuttgart – Weimar 1999 *
Neue und allgemeine Geschichte Allgemeine Deutsche Biographie. 56 Bde., Leipzig 1875–1912, Nachdruck: Berlin 1967–1971 (ADB) * Enzyklopädie der Neuzeit. Hrsg. v. Friedrich Jäger, 16 Bde., Stuttgart 2005–2012 * Killy, Walther (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 10 Bde., Darmstadt 1995–1998 (DBE) * Köbler, Gerhard: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München 72007 * Neue deutsche Biogaphie. Bisher 25 Bde., Berlin 1953ff. (NDB) *
Kirchengeschichte Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. Freiburg 2001 * Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Begründet von Wilhelm Bautz, fortgeführt von Traugott Bautz, 34 Bde., Nordhausen 1975ff. * Döpp, Siegmar / Geerlings, Wilhelm (Hrsg.): Lexikon der antiken christlichen Literatur. Freiburg – Basel – Wien 32002 *
5. Nachschlagewerke *
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Schmid, Georg / Schmid, Georg Otto (Hrsg.): Die Kirchen, religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Psycho-Organisationen im deutschen Sprachraum. Ein Handbuch. Zürich. 72003 Engels, Odilo / Weinfurter, Stefan (Hrsg.): Series Episcoporum ecclesiae catholicae occidentalis. Ab initio usque ad annum 1198. Series V: Germania. Stuttgart 1982ff. Gatz, Erwin: Bischöfe 9 Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon. 1198 bis 1448. Berlin 2001 9 Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon. 1448 bis 1648. Berlin 1996 9 Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon. 1648 bis 1803. Berlin 1990 9 Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon. 1785/1803 bis 1945. Berlin 1983 9 Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon. 1945 bis 2001. Berlin 2002 Gatz, Erwin: Bistümer 9 Die Bistümer des Heiligen Römischen Reiches. Von ihren Anfängen bis zur Säkularisation. Freiburg 2004 9 Die Bistümer der deutschsprachigen Länder. Von der Säkularisation bis zur Gegenwart. Ein historisches Lexikon. Freiburg 2005 Greschat, Martin (Hrsg.): Personenlexikon Religion und Theologie. Göttingen 1998 Heim, Manfred (Hrsg.): Theologen, Ketzer, Heilige. Kleines Personenlexikon zur Kirchengeschichte. München 2001 Heim, Manfred: Von Ablass bis Zölibat. Kleines Lexikon der Kirchengeschichte. München 2008 Moeller, Bernd / Jahn, Bruno (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen. 2 Bde., München 2005 Reller, Horst / Kießeg, Manfred / Tschoerner, Helmut (Hrsg.): Handbuch Religiöse Gemeinschaften. Gütersloh 62006 Rössler, Andreas: Kleine Kirchenkunde. Ein Wegweiser durch die christlichen Konfessionen und Sondergemeinschaften. Stuttgart 1997 Vinzent, Markus (Hrsg.): Metzler Lexikon der christlichen Denker. 700 Autorinnen und Autoren von den Anfängen des Christentums bis zur Gegenwart. Stuttgart – Weimar 2000
Wörterbücher und Grammatiken Griechisch Gemoll, Wilhelm u.a.: Griechisch-deutsches Schul- und Handwörterbuch. München 2008 * Passow, Franz: Handwörterbuch der griechischen Sprache. 4 Bde., Darmstadt (Nachdr. der 5. Aufl. 1841–1847) 1993 * Aland, Kurt / Aland, Barbara (Hrsg.): Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur. Berlin 61988 * Borneman, Eduard / Risch, Ernst: Griechische Grammatik. Braunschweig 5 1986 *
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VIII. Hilfsmittel
Latein * Baier, Thomas (Hrsg.): Der Neue Georges. Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 2 Bde., Darmstadt 2013 * Rubenbauer, Hans / Hofmann, Johannes B.: Lateinische Grammatik. Bamberg – München 121995 Mittellatein * Diefenbach, Lorenz: Glossarium Latino-Germanicum mediae et infimae Latinitatis. Frankfurt 1857, Nachdruck: Darmstadt 1968 * Fresne, Charles du, Sieur du Cange u.a.: Glossarium mediae et infimae latinitatis. 5 Bde., Graz 1999 (einsprachig) * Habel, Edwin / Gröbel, Friedrich: Mittellateinisches Glossar. Paderborn u.a. 21989. * Sleumer, Albert: Kirchenlateinisches Wörterbuch. Limburg/Lahn 1926, Nachdruck Hildesheim 2006 Deutsch Dudenredaktion (Hrsg.): Duden Band 1. Die deutsche Rechtschreibung. Auf der Grundlage der aktuellen amtlichen Rechtschreibregeln. Berlin 26 2013 * Wahrig-Burfeind, Renate / Wahrig, Gerhard: Deutsches Wörterbuch mit einem Lexikon der Sprachlehre. Gütersloh u.a. 2011 (mit DVD) * Grimm, Jakob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Bde. 1–31 München 1984, Bd. 33 München 1971 * Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde., Leipzig 1872–1878, Nachdruck: Stuttgart 1992 *
Fachsprache und Abkürzungen Brunner, Otto / Conze, Werner / Koselleck, Reinhart (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Stuttgart 2004 (Bd. 1–8/2) * Haberkern, Eugen / Wallach, Joseph-Friedrich: Hilfswörterbuch für Historiker. Tübingen 71987 * Hauck, Friedrich / Schwinge, Gerhard: Theologisches Fach- und Fremdwörterbuch. Göttingen 112010 * Puza, Richard (Hrsg.): Lexikon kirchlicher Amtsbezeichnungen der Katholischen, Evangelischen und Orthodoxen Kirchen in Deutschland. Stuttgart 2007 2 * Schwertner, Siegfrid (Hrsg.): Abkürzungsverzeichnis zur TRE 1994 [= Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete] *
6. Atlanten *
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Gatz, Erwin u.a. (Hrsg.): Atlas zur Kirche in Geschichte und Gegenwart. Heiliges Römisches Reich, deutschsprachige Länder. Regensburg 2009 Bruckmüller, Ernst (Hrsg.): Putzger – Historischer Weltatlas. Begr. von Friedrich W. Putzger, 103. Aufl., 5. Dr. Berlin 2005
6. Atlanten *
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Jedin, Hubert / Latourette, Kenneth Scott / Martin, Jochen (Hrsg.): Atlas zur Kirchengeschichte. Die christlichen Kirchen in Geschichte und Gegenwart, Freiburg u.a. 2004 Martin, Jochen (Bearb.): Atlas der Kirchengeschichte. Die christlichen Kirchen in Geschichte und Gegenwart. Freiburg 1987 Großer Historischer Weltatlas des Bayerischen Schulbuchverlages. 3 Bde., München 1979 Parker, Geoffrey (Hrsg.): Knaurs neuer historischer Weltatlas, 5. Aufl. München 1995 Stier, Heinz-Erich (Hrsg.): Westermanns Atlas zur Weltgeschichte, 3 Teile, 11. Aufl. München 1990
7. Arbeitsweise * *
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Goertz, Hans-Jürgen (Hrsg.): Geschichte. Ein Grundkurs. Reinbek 32007 Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter. [UTB 1719] Stuttgart 32006 Hey, B. / Mayer, U. / Rohlfes, J. / Schwalm, E. / Würfel, M.: Umgang mit Geschichte. Geschichte erforschen und darstellen – Geschichte erarbeiten und begreifen. [Historisch-Politische Weltkunde] Stuttgart 52004 May, Yomb: Wissenschaftliches Arbeiten. Eine Anleitung zu Techniken und Schriftform. Stuttgart 2010 Oldenbourg Geschichte Lehrbuch 9 Antike. Hrsg. von Eckhard Wirbelauer, München 22007 9 Mittelalter. Hrsg. von Matthias Meinhardt, Andreas Ranft und Stephan Selzer. München 22009 9 Frühe Neuzeit. Hrsg. von Anette Völker-Rasor, München 32010
8. Zeitschriften * * * * * * * * * *
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Analecta Bollandiana. Revue critique d’hagiographie (AnBoll, 1882ff.) Annuarium Historiae Conciliorum (AHC, 1969ff.) Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte (AmrhKG, 1949ff.) Archiv für Reformationsgeschichte, (ARG 1903ff.) Archivum historiae pontificiae (AHP, 1963ff.) Freiburger Diözesanarchiv (FDA 1865ff.) Historische Zeitschrift (HZ, 1859ff.) Historisches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft (HJb, 1880ff.) Jahrbuch für Antike und Christentum (JAC, 1958ff.) Kirchliche Zeitgeschichte. Zeitschrift für Theologie und Geschichtswissenschaft (KZG 1988ff.) Revue d’histoire ecclésiastique (RHE, 1900ff.) Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte (RQ, 1887ff.) Speculum. Journal of Medieval Studies (1926ff.) Theologische Literaturzeitung (ThLZ 1876ff.) Theologische Quartalschrift (ThQ 1819ff.) Theologische Revue (ThRv 1902ff.)
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VIII. Hilfsmittel * * * *
Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (VSWG, 1903ff.) Vigiliae Christianae (VigChr, 1947ff.) Zeitschrift für Antikes Christentum (ZAC, 1997ff.) Zeitschrift für Kirchengeschichte (ZKG, 1877ff.)
IX. Kirchengeschichte im Internet Aufgeführt sind, soweit nicht anders angegeben, nur Seiten, die keinen Nutzungsbedingungen bzw. -beschränkungen unterliegen, deren Aufruf funktioniert hat und die leicht und schnell zum gesuchten Ergebnis führen. Auch angesichts dieser Einschränkung kann die vorliegende Liste nur Beispiele und Anregungen bieten, da selbst Werke, die sich dem Thema ganz widmen, keine Vollständigkeit aufweisen.
Bibliographien Literatursuche themenunabhängig: http://www.dnb.de/DE/Service/DigitaleDienste/DNBBibliografie/dnbbibliografie_ node.html (10. 10. 2013) verzeichnet in Deutschland erschienene Literatur seit 1913 (Deutsche Nationalbibliothek) http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html (10. 10. 2013) Karlsruher Virtueller Katalog, Suchmaschine zur Auffindung von Literatur nach Stichworten oder Autoren und ihrem Nachweis in Bibliotheken, greift auf über 70 andere Kataloge zurück http://www.titan.bsz-bw.de/bibscout/ (10. 10. 2013) Internet-Verzeichnis der Medienbestände im Südwestdeutschen Bibliotheksverbund (daneben gibt es auch andere Bibliotheksverbünde), hierin kann auch nach allen Themen gesucht werden, z.B.: http://titan.bsz-bw.de/bibscout/N/NV/NV2000-NV5900/NV2300-NV4000/ (10. 10. 2013) zur Geschichte des Papsttums und zu einzelnen Päpsten http://www.propylaeum.de/ (10. 10. 2013) ermöglicht Suche nach Stichworten und führt die Bestände verschiedener Bibliotheken auf, manche Werke können auch direkt online aufgerufen werden https://www.historicum.net/metaopac/start.do?BaseURL=http://www.historicum.net/ metaopac/start.do%3fView=hist&View=hist (10. 10. 2013) Chronicon, betrieben von der Bayerischen Staatsbibliothek, Suche nach Stichworten mit umfassenden Recherchemöglichkeiten zu den aufgefundenen Titeln http://www.buchhandel.de/ (10. 10. 2013) Verzeichnis der lieferbaren Bücher; nicht alle sind tatsächlich lieferbar, aber das Neueste steht oft dabei; bei „Profisuche“ unter „Stichwort“ eingeben http://www.clio-online.de/hro (10. 10. 2013) Historische Rezensionen online, Suche nach Stichwörtern möglich http://wwws.phil.uni-passau.de/histhw/bibliographie/ (10. 10. 2013) Bibliographie zur Diplomatik und verwandten Fachgebiete der historischen Hilfswissenschaften
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IX. Kirchengeschichte im Internet http://www.vthk.de/ (19.01.2014) bietet nach Themen oder Suchbegriffen über 6 Mio. Medien, Nachweis derselben regional sortiert
Literaturlisten zu bestimmten Themengebieten bzw. aus bestimmten Zeitabschnitten http://www.gnomon.ku-eichstaett.de/Gnomon/gnomon-download.html (10. 10. 2013) Literaturverzeichnis zur Antike mit hervorragenden Recherchemöglichkeiten http://www.ivv7srv15.uni-muenster.de/mnkg/pfnuer/lit-akg.htm (10. 10. 2013) gegliederte Literaturliste zur Alten Kirche http://www.opac.regesta-imperii.de/lang_de/ (10. 10. 2013) zur Geschichte des Mittelalters, schnell, umfassend http://www.gesamtkatalogderwiegendrucke.de/ (10. 10. 2013) verzeichnet die von 1450 bis 1500 gedruckten Bücher http://www.bsb-muenchen.de/16-Jahrhundert-VD-16.180.0.html (10. 10. 2013) verzeichnet die im deutschsprachigen Raum gedruckten Bücher des 16. Jahrhunderts http://www.vd17.de/ (10. 10. 2013) verzeichnet die im deutschsprachigen Raum gedruckten Bücher des 17. Jahrhunderts http://www.vd18.de/ (10. 10. 2013) verzeichnet die im deutschsprachigen Raum gedruckten Bücher des 18. Jahrhunderts http://www.aecg.evtheol.lmu.de/cms/index.php?id=6 (10. 10. 2013) zur Geschichte des außereuropäischen Christentums http://www.rlb.de/cgi-bin/wwwalleg/maske.pl?db=rpb (10. 10. 2013) Beispiel für eine regionale Bibliographie, die auch zur territorialen Kirchengeschichte Auskunft gibt, die anderen findet man unter: http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/landesbibliographie/ (10. 10. 2013) http://theologie.uni-hd.de/personalpages/marksch/marksch.pdf (10. 10. 2013) Lektürevorschläge für das kirchengeschichtliche Repetitorium, Universitat Heidelberg
Quellen http://www.bam-portal.de/ (10. 10. 2013) Seite von Bibliotheken, Archiven und Museen, ermöglicht die Auffindung nicht nur schriftlicher Quellen aus den genannten Institutionen in Deutschland http://www.manfredclauss.de/ (10. 10. 2013) Zugriff auf antike Inschriften http://edh-www.adw.uni-heidelberg.de/home?lang=de (10. 10. 2013) Zugriff auf über 60 000 römische Inschriften http://www.thelatinlibrary.com/ (10. 10. 2013) lateinische Autoren aus Antike und Mittelalter; zur Orientierung, muss in einer gedruckten Ausgabe nachgeprüft werden http://www.hs-augsburg.de/~harsch/augustana.html (10. 10. 2013) umfassende Sammlung vor allem antiker und mittelalterlicher lateinischer Texte; zur Orientierung, muss in einer gedruckten Ausgabe nachgeprüft werden
Bibliographien http://www.latina.patristica.net/ (10. 10. 2013) Quellensammlungen: Patrologia Latina, Patrologia Graeco-Latina, Konzilien, Denzinger: Enchiridion Symbolorum http://www.documentacatholicaomnia.eu/_index.html (10. 10. 2013) Quellensammlungen als PDF, z.B. Patrologia Latina, Patrologia Graeco-Latina http://www.unifr.ch/bkv/ (10. 10. 2013) Bibliothek der Kirchenväter deutsch http://www.texte.mediaevum.de/index.htm (10. 10. 2013) führt zu Linksammlungen zu alt-, mittel- und neuhochdeutschen, mittel- und neulateinischen digitalisierten Texten http://www.mgh.de/dmgh/ (10. 10. 2013) (Monumenta Germaniae Historica) Texte zur deutschen Geschichte aus Antike und Mittelalter http://www.zvdd.de/startseite/ (10. 10. 2013) Zentrales Verzeichnis digitalisierter Drucke, bietet Zugriff auf in Deutschland digitalisierte Druckwerke seit dem 15. Jahrhundert http://www.uni-mannheim.de/mateo/camenahtdocs/camena.html (10. 10. 2013) lateinische Drucke der Frühen Neuzeit http://www.muenchener-digitalisierungszentrum.de/index.html?c=digitale_ sammlungen&l=de (10. 10. 2013) Digitale Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek; die digitalisierten Schriften können nach beliebigen Stichworten abgefragt werden http://www.manuscripta-mediaevalia.de/ (10. 10. 2013) ermöglicht Suche nach digitalisierten Handschriften unter Stichworten https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/ (10. 10. 2013) gewährt schnellen Zugriff auf digitalisierte Archivalien und Drucke aller Jahrhunderte http://www.gallica.bnf.fr/?lang=DE (10. 10. 2013) Zugang zu den digitalisierten Büchern und Drucken der Französischen Nationalbibliothek http://www.books.google.de/ (10. 10. 2013) größte Sammlung digitalisierter Bücher im Netz, angezeigt wird ein PDF des Werks, die Qualität variiert. Neue Bücher werden nur in Auszügen angezeigt, wobei nicht selten das Wichtigste fehlt http://www.hgw.geschichte.uni-muenchen.de/ueber_uns/faecher/realienkunde/ index.html (10. 10. 2013) ausgezeichnete Informationen über Quellengattungen und die zuständigen Hilfswissenschaften http://www.monasterium.net/ (10. 10. 2013) Sammlung digitalisierter Urkunden
Lexika http://www.zedler-lexikon.de/ (10. 10. 2013) die große deutschsprachige Enzyklopädie des 18. Jahrhunderts als PDF http://www.muenchener-digitalisierungszentrum.de/index.html?c=digitale_ sammlungen&l=de (10. 10. 2013) unter den hier bereitgestellten Werken finden sich auch Nachschlagewerke
139
140
IX. Kirchengeschichte im Internet http://www.deutsche-biographie.de/index.html (10. 10. 2013) Lexikonartikel zu Personen der deutschen Geschichte, Politik, Wissenschaft usw. http://www.bbl-digital.de/ (10. 10. 2013) Beispiel für eine regionale Biographiensammlung: das Baltikum http://www.saarland-biografien.de/ (10. 10. 2013) Beispiel für eine regionale Biographiensammlung: das Saarland http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/base/start (10. 10. 2013) Historisches Lexikon Bayerns http://www.hls-dhs-dss.ch/ (10. 10. 2013) Historisches Lexikon der Schweiz
Wörterbücher http://www.mhdwb-online.de/index.html (10. 10. 2013) Mittelhochdeutsches Wörterbuch, auf dieser Seite kann entweder übergreifend oder in einzelnen mittelhochdeutschen Wörterbüchern nachgeschlagen werden, z.B. http://www.woerterbuchnetz.de/BMZ/ (10. 10. 2013) Mittelhochdeutsches Wörterbuch von Benecke, Müller, Zarncke http://www.woerterbuchnetz.de/Lexer/ (10. 10. 2013) Mittelhochdeutsches Wörterbuch von Matthias Lexer http://www.columbia.edu/acis/ets/Graesse/contents.html (10. 10. 2013) Wörterbuch zu lateinischen Ortsnamen http://www.inkunabeln.ub.uni-koeln.de/vdibDevelop/handapparat/nachs_w/ cappelli/cappelli.html (10. 10. 2013) Abkürzungsverzeichnis von Adriano Capelli digital
Zeitschriften http://www.zeitschriftendatenbank.de/startseite/ (10. 10. 2013) Elektronische Zeitschriftendatenbank zum Auffinden von Zeitschriften zu bestimmten Themen, deren Nachweis in Bibliotheken http://www.rzblx1.uni-regensburg.de/ezeit/ (10. 10. 2013) zum Auffinden von Zeitschriften zu bestimmten Themen, führt ggf. direkt zu einer Onlineausgabe http://www.retro.seals.ch/digbib/vollist?UID=zfk-001&id=browse&id2=browse4 (10. 10. 2013) alle Artikel der Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte von Bd. 1 (1907) bis 2003 (2003), leicht auffindbar, Recherche nach Begriffen möglich http://www.idb.ub.uni-tuebingen.de/digitue/theo/ (10. 10. 2013) Zeitschriften des 19. Jahrhunderts, digitalisiert von der Uni Tübingen http://www.kohlhammer.de/wms/instances/KOB/appDE/nav_lpCategory.php? landingPage=zkg (10. 10. 2013) Inhaltsverzeichnisse der Zeitschrift für Kirchengeschichte als PDF (nur 2003–2012)
Fachportal mit mehreren Funktionen http://www.historicum.net/ (10. 10. 2013) bietet sowohl Zugriff auf Quellen als auch Bibliographien und Linklisten zu historischen Themen, beste Rubrik der Seite: Recherche
Bibliographien http://www.clio-online.de/ (10. 10. 2013) Seite für Geschichte mit vielfältigen Funktionen
Vereine (Auswahl) http://www.wuerttembergische-kirchengeschichte.de/ (10. 10. 2013) Verein für Württembergische Kirchengeschichte, Stuttgart, ev. http://www.reformationsgeschichte.de/ (10. 10. 2013) Verein für Reformationsgeschichte, Heidelberg, ev. http://www.mittelrheinische-kirchengeschichte.de/ (10. 10. 2013) Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz, kath. http://www.lkan-elkb.de/330.php (10. 10. 2013) Verein für Bayerische Kirchengeschichte http://www.kirchengeschichte-pfalz.de/ (10. 10. 2013) Verein für Pfälzische Kirchengeschichte, Kaiserslautern, ev. http://www.vwkg.de/ (10. 10. 2013) Verein für Westfälische Kirchengeschichte, Bielefeld, ev. http://www.landeskirchenarchivberlin.de/verein-berlin-brandenburgische-kirchen geschichte-e-v/ (10. 10. 2013) Verein für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte, Berlin, ev. http://www.hessische-kirchengeschichte.de/ (10. 10. 2013) Hessische Kirchengeschichtliche Vereinigung, Darmstadt, ev. http://www.vrkg.de/ (10. 10. 2013) Verein für Rheinische Kirchengeschichte, Düsseldorf, ev. http://www.ekiba.de/html/content/verein_fuer_kirchengeschichte.html?t=af52dc78 d557a2d51ee455bacd953c6a& (10. 10. 2013) Verein für Kirchengeschichte Baden, Karlsruhe, ev. http://www.schmidt-eppendorf.de/page5.html (10. 10. 2013) Verein für katholische Kirchengeschichte in Hamburg und Schleswig-Holsten, Hamburg, kath., keine Satzung auf der Vereinsseite, aber immerhin Kontaktadresse http://www.wittheit.de/Mitvbk.html (10. 10. 2013) Verein für Bremische Kirchengeschichte, Bremen, ev. http://www.kirchengeschichte-niedersachsen.de/ (10. 10. 2013) Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte, Hannover, ev. http://kirchengeschichte-thueringen.de/ (10. 10. 2013) Gesellschaft für Thüringische Kirchengeschichte, Jena, ev. http://www.erzbistum-muenchen.de/Page002256.aspx (10. 10. 2013) Verein für Diözesangeschichte München und Freising, München, kath. http://www.gv-drs.de/publikationen/dioezesangeschichte/ (10. 10. 2013) Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Rottenburg, kath. http://www.bistum-augsburg.de/index.php/bistum/Kirche-und-Kultur/Verein-fuerAugsburger-Bistumsgeschichte/Kontakt (10. 10. 2013) Verein für Augsburger Bistumsgeschichte, Augsburg, kath. http://www.bistum-regensburg.de/borPage004228.asp (10. 10. 2013) Verein für Regensburger Bistumsgeschichte, Regensburg, kath. http://www.wdgv.bistum-wuerzburg.de/bwo/dcms/sites/bistum/verbaende/vereine/ dgv/index.html (10. 10. 2013) Würzburger Diözesangeschichtsverein, Würzburg, kath. http://www.erzbistumberlin.de/kultur/dioezesangeschichtsverein/ (10. 10. 2013) Erzbistum Berlin, Diözesangeschichtsverein, Berlin, kath. http://www.eichstaetter-dioezesangeschichtsverein.de/ (10. 10. 2013) Eichstätter Diözesangeschichtsverein, Eichstätt, kath. http://www.ebfr.de/kirchengeschichtlicher_verein.html?t = (10. 10. 2013) Kirchengeschichtlicher Verein für das Erzbistum Freiburg
141
X. Zeittafel Zeit
Ereignisse der Kirchengeschichte
um 30/33
Die Anhänger Jesu von Nazareth beginnen, seine Lehre zu verbreiten und seine Auferstehung zu verkünden
um 40?
Erster belegter Streit der Kirche, Steinigung des Diakons Stephanus
44 o. 48
Apostelkonzil in Jerusalem
50er Jahre
Mission des Apostels Paulus, Entstehung des Heidenchristentums
64
Christenverfolgung unter Nero
90er Jahre
Entstehung der Apostelgeschichte
um 110
einzelne Christenverfolgungen in den Provizen
144
Ausschluss Marcions
Mitte 2. Jh. 249
Kirchengeschichtsschreibung
Beginn der Sammlung von Martyrologien Verfolgung unter Decius
1. H. 3. Jh.
Weltchronik des Sextus Iulius Africanus
253
Verfolgung unter Valerian
300
Als erster Staat erhebt Armenien historisch gesichert nach der Befreiung von persischer Oberherrschaft das Christentum zur Staatsreligion
Weltchronik des Hippolyt von Rom
303
Verfolgung unter Diokletian
Ersterscheinen der Kirchengeschichte Eusebs
311
Tod Bischof Wulfilas
313
Toleranzedikt von Mailand
324
Abschluss der Kirchengeschichte des Euseb von Caesarea
325
Konzil von Nizäa
380
Christentum wird Staatsreligion
381
Konzil von Konstantinopel
395
Augustinus wird Bischof von Hippo Regius
bis 400
Abfassung der Vulgata durch Hieronymus
410
Eroberung Roms durch die Westgoten
um 417
Weltgeschichte des Paulus Orosius
426
Abschluss der Civitas Dei des Augustinus
X. Zeittafel Zeit
Ereignisse der Kirchengeschichte
431
Konzil von Ephesos
440
Leo d. Gr. wird Bischof von Rom, Stärkung des Amtes
451
Konzil von Chalkedon
5. Jh.
Kirchengeschichtsschreibung
Weltchroniken des Sulpicius Severus (bis 400) und des Prosper von Aquitanien (bis 455)
476
Ende des weströmischen Kaisertums, Herrschaft der Ostgoten in Rom
496
Frankenkönig Chlodwig bekennt sich zum katholischen Christentum
529
Gründung des Klosters Monte Cassino durch Benedikt von Nursia
532
Dionysius Exiguus begründet die christliche Zeitrechnung
um 560
Abschluss der Historia tripartita, der lateinischen Bearbeitung Eusebs und seiner Fortsetzer
590
Papst Gregor d. Gr. erneuert die Vorrangstellung des Bischofs von Rom (reg. bis 604)
594
Tod Gregors von Tours, Verfasser einer Fränkischen Geschichte in zehn Bänden
612
Gründung der Mönchszelle des Gallus
622
Entstehung des Islam auf der arabischen Halbinsel
636
Tod Isidors von Sevilla, des Verfassers der Geschichte der Westgoten, Ende des Lateins als Muttersprache
641
Eroberung Ägyptens durch islamische Truppen
732
Karl Martell beendet in der Schlacht bei Tours den islamischen Vormarsch in Westeuropa; Ernennung von Winfried-Bonifatius zum Erzbischof über ganz Germanien; Reorganisation der Kirche im Frankenreich
734
Tod des Beda Venerabilis, des Verfassers der „Historia ecclesiastica gentis Anglorum“, der die Zeitrechnung „v. Chr.“ eingeführt hatte
753
Tod des Pirminius
746
Bonifatius wird Bischof von Mainz
756
Entstehung des Kirchenstaats durch Schenkung König Pippins an den Papst
800
Karl d. Gr. zieht als Schutzherr der Kirche in Rom ein und wird zum weströmischen Kaiser gekrönt
906
Mit diesem Jahr endet die Weltchronik des Regino von Prüm
143
144
X. Zeittafel Zeit
Ereignisse der Kirchengeschichte
909
Gründung des Klosters Cluny (Burgund)
936
Otto d. Gr. wird König; Ausbau des Staatskirchenwesens
962
Kaiserkrönung Ottos I. in Rom
1046
Synoden von Sutri und Rom, Heinrich III. setzt drei Päpste ab und wird zum Kaiser gekrönt
1048
Entstehung des ersten Hospitalordens
1054
gegenseitige Bannung des Papstes und des Patriarchen von Konstantinopel
1075
Dictatus Papae
1077
Bußgang Heinrichs IV. nach Canossa
1081
Kirchengeschichtsschreibung
Tod Adams von Bremen, des Verfassers der „Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum“
1095
Aufruf zum Ersten Kreuzzug (Papst Urban II.)
1098
Gründung der Zisterzienser
1099
Eroberung Jerusalems
1129
Tod Ruperts von Deutz, des Verfassers einer „Kirchengeschichte“
1146
Aufruf Bernhards von Clairvaux zum Zweiten Kreuzzug
1190
Gründung des Deutschen Ordens
1204
Eroberung Konstantinopels durch Kreuzfahrer
1206
Gründung des Dominikanerordens
1210
Gründung des Franziskanerordens
1267/70
Tod Ottos von Freising, des Verfassers der „Historia de duabus Civitatibus“
Erscheinen der Legenda Aurea des Jacobus de Voragine
1291
Fall von Akkon
1309–1377
Päpste in Avignon
1312
Aufhebung des Templerordens
1332
„De planctu ecclesiae“ über die Babylonische Gefangenschaft der Päpste von Alvaro Pelayo
1378–1417
Großes Abendländisches Schisma
1414–1418
Konzil von Konstanz, Verurteilung und Hinrichtung von Jan Hus
1453
Eroberung Konstantinopels durch osmanische Truppen
1494
Erscheinen des Hexenhammers von Heinrich Institoris
X. Zeittafel Zeit
Ereignisse der Kirchengeschichte
1517
Luther stellt seine 95 Thesen zur Diskussion, Beginn der Reformation
1521
Reichstag zu Worms, Wormser Edikt
1524/25
Bauernkrieg
1529
Reichstag zu Speyer, Protestation von sieben Reichsfürsten und 14 Reichsstädten gegen den Mehrheitsbeschluss; Türken vor Wien
1530
Confessio Augustana
1531
Tod Zwinglis
1534
Gründung des Jesuitenordens
1545
Beginn des Konzils von Trient; Luthers Bibelübersetzung „letzte Hand“ erscheint
1555
Augsburger Religionsfriede
Kirchengeschichtsschreibung
1559
Erscheinen der Magdeburger Zenturien
1565
Beginn des Erscheinens von Konrad Brauns „Admonitio catholica“ und Wilhelm Eysengreins „Catalogus testium veritatis“
1572
Pariser Bluthochzeit mit Ermordung Tausender französischer Protestanten
1582
Einführung des Gregorianischen Kalenders
1588
Beginn des Erscheinens der „Annales Ecclesiastici“ des Caesar Baronius
1598
Edikt von Nantes
1618–1648
Dreißigjähriger Krieg
1631
Erscheinen der Cautio Criminalis von Friedrich Spee
1643
Erscheinen des ersten Bandes der Acta Sanctorum
1650
Kirchengeschichte als Lehrfach an der Universität Helmstädt
1676
Beginn des Erscheinens der „Selecta historiae ecclesiasticae capita“ des Alexander Natalis
1683
Türken vor Wien
1685
Edikt von Fontainebleau
1699/1700
Erscheinen der „Unparteiischen Kirchen und Ketzerhistorie“ des Gottfried Arnold
1723
Tod Claude Fleurys, Verfasser der „Histoire ecclesiastique“
1727
Johann Lorenz Mosheims „Institutionum historiae ecclesiasticae antiquae …“
145
146
X. Zeittafel Zeit
Ereignisse der Kirchengeschichte
Kirchengeschichtsschreibung
1740
Beginn des Erscheinens der Lutherausgabe Johann Georg Walchs
1768
Beginn des Erscheinens der „Christlichen Kirchengeschichte des Matthias Schroeckh
1773
Aufhebung des Jesuitenordens
1789
Französische Revolution
1803
Reichsdeputationshauptschluss: Mediatisierung und Säkularisierung
1806
1817
Beginn des Erscheinens von „Geschichte der Religion Christi“ von Friedrich Leopold Graf zu Stolberg Gründung der Kirche der Altpreußischen Union
1825
Beginn des Erscheinens von „Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche“
1834
Beginn des Erscheinens des „Corpus reformatorum“, Erscheinen von Leopold von Rankes Geschichte der Päpste
1836
Gründung des ersten Diakonissenhauses in Deutschland
1848
Kommunistisches Manifest von Karl Marx; Gründung der Inneren Mission (Johann Hinrich Wichern)
Erscheinen von David Friedrich Strauß: „Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet“
1855
Beginn des Erscheinens der „Conciliengeschichte“ von Carl Joseph Hefele
1857
Beginn des Erscheinens der Patrologie von Migne
1867
Gründung der Anstalten in Bethel (Friedrich von Bodelschwingh)
1869/70
Erstes Vatikanisches Konzil, Unfehlbarkeitsdogma
1870
Auflösung des Kirchenstaats
1880
Öffnung der Vatikanischen Archive durch Papst Leo XIII.
1886
Beginn des Erscheinens von Ludwig von Pastors „Geschichte der Päpste“
1871
Kulturkampf Bismarcks
1891
Erste Sozialenzyklika „Rerum Novarum“ (Papst Leo XIII.)
1917
Russische Revolution
1932
Erscheinen von Hans Lietzmanns „Geschichte der Alten Kirche“
X. Zeittafel Zeit
Ereignisse der Kirchengeschichte
Kirchengeschichtsschreibung
1933
Reichskonkordat
Schmidlin setzt Pastors „Geschichte der Päpste“ fort
1934
Barmer Theologische Erklärung
1937
Enzyklika „Mit brennender Sorge“ (Papst Pius XI.)
1942
Tod Edith Steins
1945
Tod Dietrich Bonhoeffers, Stuttgarter Schuldbekenntnis der evangelischen Kirchen; Gründung der EKD
1947
Entdeckung der Schriftrollen von Qumran
1948
Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen
1962–1965
Zweites Vatikanisches Konzil
1979
Friedensnobelpreis an Mutter Teresa
Beginn des Erscheinens von Hubert Jedins „Handbuch der Kirchengeschichte“
1981
Beginn des Erscheinens von Michel Clevenots „Geschichte des Christentums“
1992
Beginn der deutschen Ausgabe der „Geschichte des Christentums“ in 14 Bdn. (Abschluss 2004)
2006
Beginn des Erscheinens der „Ökumenischen Kirchengeschichte“ von Kottje/Kaufmann/Wolf
147
Bibliographie Zu Kap. II: Gegenstand der Kirchengeschichte 1. Kirchen- und Profangeschichte (1) Bornkamm, Heinrich: Grundriß zum Studium der Kirchengeschichte. Gütersloh 1948. (2) Ebeling, Gerhard: Kirchengeschichte als Geschichte der Auslegung der Heiligen Schrift. [Wort Gottes. Studien zu einer Hermeneutik der Konfessionen] Tübingen 1947, Göttingen 2 1966, S. 9–27. (3) Gadamer, Hans-Georg: Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik. Tübingen4 1975. (4) Heim, Manfred: Einführung in die Kirchengeschichte. München 22008. (5) Markschies, Christoph: Kirchengeschichte. In: Michael Roth (Hrsg.): Leitfaden Theologiestudium. Göttingen 2004, S. 73–103. (6) Markschies, Christoph: Vergangenheit verstehen? Einige Bemerkungen zu neueren Methodendebatten in den Geschichtswissenschaften. In: Marburger Jahrbuch Theologie 17 (2005), S. 23–52. (7) Ruhbach, Gerhard: Kirchengeschichte [Studienbücher Kirchen- und Dogmengeschichte] Gütersloh 1974. (8) Schneider, Thomas Martin: Kirchengeschichte. In: Roman Heiligenthal / Thomas Martin Schneider (Hrsg.): Einführung in das Studium der Evangelischen Theologie. Stuttgart 2004, S. 231–269. 2. Kirchengeschichte als theologische Disziplin (9) Karl Barth, Kirchliche Dogmatik I.1, ZollikonZürich 1932. (10) Markschies, Christoph: Warum hat das Christentum in der Antike überlebt? Ein Beitrag zum Gespräch zwischen Kirchengeschichte und systematischer Theologie. Theologische Literaturzeitung. Forum 13, Leipzig 2004. (11) Nowak, Kurt: Wie theologisch ist die Kirchengeschichte? Über die Verbindung und die Differenz von Kirchengeschichtsschreibung und Theologie. In: Ders., Kirchliche Zeitgeschichte interdisziplinär. Beiträge 1984–2001 [Konfession und Gesellschaft, Bd. XXV] Stuttgart 2002,
S. 464–173, ebenfalls in: ThlZ 122 (1997), S. 4– 12. (12) Bischof, Franz Xaver: Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit und Kirchliche Zeitgeschichte. In: Konrad Hilpert / Stephan Leimgruber (Hrsg.), Theologie im Durchblick. Ein Grundkurs. Freiburg 2008, S. 80–89. 3. Geschichte der Kirchengeschichtsschreibung (13) Döpp, Siegmar / Geerlings, Wilhelm: Lexikon der antiken christlichen Literatur. Freiburg – Basel – Wien 32002. (14) Fuhrer, Therese: Augustinus. [Klassische Philologie kompakt] Darmstadt 2004. (15) Jedin, Hubert: Handbuch der Kirchengeschichte. Bd. I, Freiburg 1965. (16) Kühneweg, Uwe: Proseminar II. Neues Testament – Kirchengeschichte. Ein Arbeitsbuch. Stuttgart 2000. (17) Stöve, Eckehart: Kirchengeschichtsschreibung. In: Theologische Realenzyklopädie XVIII (1989), S. 535–560. Zu Kap. III: Periodisierung (18) Hübinger, Paul Egon (Hrsg.): Zur Frage der Periodengrenze zwischen Altertum und Mittelalter. [Wege der Forschung LI] Darmstadt 1969. (19) Markschies, Christoph: Arbeitsbuch Kirchengeschichte. Tübingen 1995, S. 7–19. (20) Ruhbach, Gerhard: Kirchen- und Dogmengeschichte. Gütersloh 1974, S. 77–79. (21) Schmidt, Martin: Kirchengeschichtsschreibung. In: RGG3, Bd. 3. Tübingen 1959, Sp. 1421– 1433. Zu Kap. IV: Schlaglichter der Kirchengeschichte 1. Antike Lehrstreitigkeiten (22) Harnack, Adolf von: Marcion. Der moderne Gläubige des 2. Jahrhunderts, der erste Reformator. Kritische Edition des handschriftlichen
Bibliographie
(23)
(24) (25) (26)
(27)
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Exemplars mit einem Anhang, hrsg. von Friedemann Steck. Berlin – New York 2003. Hirschmann, Vera-Elisabeth: Horrenda secta. Untersuchungen zum frühchristlichen Montanismus und seinen Verbindungen zur paganen Religion Phrygiens. Stuttgart 2005. Markschies, Christoph: Die Gnosis. München 2 2006. May, Gerhard: Markion. Gesammelte Aufsätze. Hrsg. von Katharina Greschat und Martin Meiser. Mainz 2005. Weiss, Hans-Friedrich: Frühes Christentum und Gnosis: eine rezeptionsgeschichtliche Studie. [Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 225] Tübingen 2008. Wermelinger, Otto: Rom und Pelagius. Die theologische Position der römischen Bischöfe im pelagianischen Streit in den Jahren 411– 432. Stuttgart 1975. Widengren, Geo: Mani und der Manichäismus. Stuttgart 1961.
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Institutionen der Forschung und der Präsentation (204) Flügel, Katharina: Einführung in die Museologie. Darmstadt 22009. (205) Seefeldt, Jürgen / Syré, Ludger: Portale zu Vergangenheit und Zukunft – Bibliotheken in Deutschland. Hrsg. vom BID, Hildesheim 4 2011. Zu Kap. VII: Kirchengeschichte im Unterricht (206) Adam, Gottfried u.a. (Hrsg.): Didaktik der Kirchengeschichte. Ein Lese- und Studienbuch. Münster 2008. (207) Dam, Harmajas: Kirchengeschichte im Religionsunterricht. Basiswissen und Bausteine für die Klassen 5–10. Göttingen 2010. (208) Lachmann, Rainer / Gutschera, Herbert / Thierfelder, Jörg: Kirchengeschichtliche Grundthemen. Historisch – systematisch – didaktisch. Theologie für Lehrerinnen und Lehrer III. Hrsg. von Rainer Lachmann und Gottfried Adam, Göttingen 32010. (209) Lindner, Konstantin: In Kirchengeschichte verstrickt. Zur Bedeutung biographischer Zugänge für die Thematisierung kirchengeschichtlicher Inhalte im Religionsunterricht. Göttingen 2007. (210) Lindner, Konstantin / Ruppert, Godehard / Schwillus, Harald (Hrsg.): Kirchengeschichte im Religionsunterricht. [Theologie im Fernkurs. Religionspädagogisch-katechetischer Kurs. Lehrbrief 15] Würzburg 2008. (211) Lindner, Konstantin / Riegel, Ulrich / Hoffmann, Andreas (Hrsg.): Alltagsgeschichte im Religionsunterricht. Kirchengeschichtliche Studien und religionsdidaktische Perspektiven. Stuttgart 2013. (212) Maestro, Lucia Erika: Kirchengeschichte im Unterricht. Wien (Diss.) 2009, abrufbar: http:// othes.univie.ac.at/8747/ . (213) Reil, Elisabeth: Kirchengeschichte in Ge-
schichten. Ein Lese- und Arbeitsbuch für den Religionsunterricht. München 2012. 3. Praktisches Beispiel (214) Ammerich, Hans: Rammung, Matthias von. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb. Berlin 1996, S. 565/566. (215) Ammerich, Hans: Georg, Pfalzgraf bei Rhein. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Ein biographisches Lexikon.Hrsg. von ErwinGatzunterMitwirkungvon ClemensBrodkorb.Berlin1996,S. 224/225. (216) Ammerich, Hans: Flersheim, Philipp von. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb. Berlin 1996, S. 185/186. (217) Ammerich, Hans: Dienheim, Eberhard von. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb. Berlin 1996, S. 124–126. (218) Bautz, Friedrich Wilhelm: Bucer, Martin. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon I (21990), Sp. 782–785. (219) Hebel, Friedrich W.: Pfälzisches Sagenbuch. Kaiserslautern 1912. (220) Hutter-Wolandt, Ulrich: Ursinus, Zacharias. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 12 (1997), Sp. 953–960. (221) Kaller, Gerhard: Sickingen, Franz von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 10 (1995), Sp. 24–26. (222) Möller, Lenelotte: Höhere Mädchenschulen im 18. Jahrhundert in der Kurpfalz und im fränkischen Raum. [Mainzer Studien zur Neueren Geschichte V] Frankfurt u.a. 2001. (223) Remling, Franz Xaver: Geschichte der Bischöfe zu Speyer II. Mainz 1854. (224) Stempel, Hermann-Ad.: Melanchthon, Philipp. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 5 (1993), Sp. 1184–1188. (225) Weber, Paul / Peter, Sigrun / Weber, Sibylle (Bearb.): Neues Pfälzer Pfarrerbuch. Hrsg. vom Verein für Pfälzische Kirchengeschichte, Speyer 1989. Weitere Literatur (226) Beutel, Albrecht: Kirchengeschichte im Zeitalter der Aufklärung. Göttingen 2009.
Bibliographie (227) Denzinger, Heinrich / Hünermann, Peter, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen. Lateinischdeutsch, Freiburg u.a. 412007. (228) Eder, Manfred, Kirchengeschichte. 2000 Jahre im Überblick. Düsseldorf 2008. (229) Brox, Norbert/Frank, Isnard Wilhelm/Schatz, Klaus/Smolinski, Heribert: Kirchengeschichte. 4 Bde. Düsseldorf 2008. (230) Frieling, Reinhard / Geldbach, Erich / Thöle, Reinhard: Konfessionskunde. Orientierung im Zeichen der Ökumene. Stuttgart 1999. (231) Fröhlich, Roland. Kleine Geschichte der Kirche in Daten. Freiburg u.a. 2004. (232) Gutschera, Herbert / Maier, Joachim / Thierfelder, Jörg: Geschichte der Kirchen. Ein ökumenisches Sachbuch. Freiburg 22006. (233) Haendler, Gerd u.a. (Hrsg.): Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen. Berlin 1980ff. (234) Hartmann, Peter Claus: Der Jesuitenstaat in Südamerika 1609–1768. Eine christliche Alternative zu Kolonialismus und Marxismus. Weißenhorn 1994. (235) Hauschild, Wolf-Dieter: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte. Bd. I: Alte Kirche und Mittelalter.Gütersloh 2 2000. Bd. II: Reformation und Neuzeit. Gütersloh 3 2005. (236) Jedin, Hubert (Hrsg.): Handbuch der Kirchengeschichte. 6 in 10 Bdn., Freiburg u.a. (Nachdruck der Ausgabe 1962–1975) 1985. (237) Jung, Martin H.: Einführung in die Theologie. Darmstadt 2004. (238) Leppin; Volker: Theologie im Mittelalter. Leipzig 2007. (239) Lietzmann, Hans: Geschichte der Alten Kirche. (Einbändige Ausgabe) Berlin 1999. (240) Lohse, Bernhard: Epochen der Dogmengeschichte. [Hamburger theologische Studien VIII] Münster u.a. 81994.
(241) Martin, Matthias: Staat, Recht und Kirche. Der Weg der katholischen Kirche in Mitteleuropa bis ins 19. Jahrhundert. Berlin 2000. (242) Mayeur, Jean-Marie / Brox, Norbert (Hrsg.): Die Geschichte des Christentums. Dt. Ausg. 14 Bde., Freiburg u.a. 1991–2004. (243) Moeller, Bernd: Geschichte des Christentums in den Grundzügen. Göttingen 92008. (244) Moeller, Bernd: Deutschland im Zeitalter der Reformation. Göttingen 41999. (245) Noormann, Harry: Kirchengeschichte. [Theologie kompakt] Stuttgart 2006. (246) Norman, Edward R.: Geschichte der katholischen Kirche. Von den Anfängen bis heute. Stuttgart 2007. (247) Nowak, Kurt: Das Christentum. Geschichte, Glaube, Ethik. München 1997. (248) Schwarz Lausten, Martin, Abendländische Kirchengeschichte. Grundzüge von den Anfängen bis zur Gegenwart. Frankfurt u.a. 2003. (249) Seebaß, Gottfried: Spätmittelalter – Reformation – Konfessionalisierung. Stuttgart 2006. (250) Sitzmann, Manfred / Weber, Christian: Übersichten zur Kirchengeschichte. Göttingen 2 2008. (251) Sommer, Wolfgang / Klahr, Detlef: Kirchengeschichtliches Repetitorium. Zwanzig Grundkapitel der Kirchen-, Dogmen- und Theologiegeschichte. Göttingen 42006. (252) v. Thadden, Rudolf: Weltliche Kirchengeschichte. Ausgewählte Aufsätze. Göttingen 1989. (253) Wallmann, Johannes: Kirchengeschichte in Deutschland seit der Reformation. Tübingen 6 2006. (254) Wolf, Hubert: Den ganzen Tisch der Tradition decken. Tendenzen und Perspektiven der neuzeitlichen Kirchengeschichte. In: Theologische Quartalsschrift 184 (2004), S. 254–276.
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Register (Personen, Orte und Territorien) Abraham a Santa Clara 55 Abraham von Kaschkar 40 Adam von Bremen 18, 144 Addis Abeba 40 Agnes von Poitou 47, 48 Ägypten 26, 34, 37, 39, 41, 49, 50, 143 Akkon 49, 51, 52, 144 Alarich 16 Alberigo, Giuseppe 89 Albertus Magnus 54 Albi 57 Albrecht Alkibiades von Brandenburg, Markgraf 124 Albrecht v. Brandenburg, Erzbischof von Mainz 59, 63 Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Hochmeister 52 Alexamenos 29 Alexander III., Papst 49 Alexandria 35, 38, 39, 41 Alexios Komnenos 49 Alkuin 18 Altkastilien 54 Amalfi 51 Ambrosius 36, 37 Amöneburg 44 Andreas von Regensburg 17 Andresen, Carl 86, 87 Annegray, Kloster 44 Anno von Köln 84 Anselm von Canterbury 18, 50 Anselm von Havelberg 18 Ansgar 45 Antelias 41 Antiochia 36, 39, 42 Antoninus Pius, Kaiser 32, 33 Antonius d. Gr., hl. 41 Antonius von Padua 55 Apollinaris von Laodicea 36 Arbeo von Freising 18 Argentinien 67 Arius 30, 35, 38 Arles 35 Armenien 41, 142 Arnold von Brescia 47 Arnold, Gottfried 20, 87, 145 Arouet, François-Marie s. Voltaire Assisi 54 Athanasius 35, 36 Athen 25 Aubin, Hermann 91 Augsburg 123, 129 August d. Starke, Kurfürst von Sachsen 117
Augustinus, Bischof von Hippo Regius 16, 17, 37, 38, 39, 50, 51, 63, 115, 142 Auschwitz 78 Auxerre 44 Avignon 19, 51, 56, 144 Baden-Württemberg 77 Bader, Johannes 85 Bagdad 40 Balther von Säckingen 44 Bangor 44 Baradai, Jakob 42 Barnabas von Alexandria 32 Baronius, Caesar 19, 84, 145 Barth, Karl 22 Bartholomäus de Lucca 84 Basel 64, 65 Bauer, Walter 88 Baur, Ferdinand Christian 21, 86 Bautz, Traugott 85 Bayern 44, 56, 77 Beaton, David Kardinal 65 Beda Venerabilis 17, 50, 97, 143 Benedikt von Nursia 50, 115, 143 Benedikt XI., Papst 54 Benedikt XII., Papst 53 Bengsch, Alfred, Kardinal 79 Benno von Osnabrück 18, 84 Berlin 71, 78 Bern 64 Bernhard von Clairvaux 49, 51, 52, 53, 83, 144 Bernheim, Ernst 95 Bernold von St. Blasien 17 Berthold von Kalabrien 52 Berthold von Reichenau 17 Berwick-upon-Tweed 65 Bethel 71, 146 Beth-Lapat 40 Betlehem 36 Biberach 129 Bickell, Johann Wilhelm 89 Bielefeld 71 Bigne, Marguerin de la 19 Bihlmeyer, Karl 21 Birka 45 Bischof, Franz Xaver 22, 93 Bismarck, Otto von, Reichskanzler 21, 73 Bobbio 44 Bodelschwingh, Friedrich von 71, 118, 146 Bogumil 57 Böhmen 62, 63
Bolland, Jean 19, 83 Bologna 54, 63 Bonaventura 18, 54, 55 Bonhoeffer, Dietrich 119, 120, 147 Bonifatius 43, 44, 83, 115, 143 Boorne, Fluss 44 Bora, Katharina von 53, 64, 116 Brandenburg 53 Brandmüller, Walter, Kardinal 89 Brandt, Willy, Bundeskanzler 79 Brasilien 67 Bratislava, Kloster 56 Braudel, Fernand 113 Braun, Konrad 19, 145 Bregenz 44 Bremen 45, 52 Bremer, Thomas 22, 93 Brescia 56 Breslau 78, 79 Bresslau, Helene 118 Bretten 126 Brettschneider, Karl Gottlieb 21 Bruno, Giordano 54 Bruno von Köln 18 Bruno von Toul s. Leo IX. Bucer, Martin 85, 127, 128, 129 Bugenhagen, Johannes 85 Bulgarien 57 Bundesrepublik Deutschland 78, 79, 81, 119 Byzantinisches Reich, Byzanz 39, 47, 49, 57 Caelestius 39 Caesarius von Heisterbach 18, 53 Caesarius von Speyer 55 Caleruega 54 Calvin, Jean 60, 61, 64, 65, 85, 117 Cambridge 129 Canossa 47, 144 Canterbury 62 Casas, Bartholome de las 54, 67, 93 Cassiodor 16 Chalkedon 30, 39, 41, 42, 89, 143 Chicago 40 China 40 Chlodwig, Frankenkönig 25, 42, 45, 115, 143 Cıˆteaux 53 Clemens V., Papst 51 Clemens VII., Papst 57 Clerc, Alix le 56 Clévenot, Michel 93, 147 Cluny 47, 48, 50, 144 Collet, Giancarlo 22, 93
Register Columban 44 Corbie 45 Cranach, Lukas 116 Cratz von Scharfenstein, Ursula 124 Cyprian 34 Cyrus 16 Dalmatien 36 Damaskus 49 Damasus II., Papst 48 Damberg, Wilhelm 92 Damietta 49 Dandolo, Enrico, Doge von Venedig 49 Dänemark 45 DDR 78, 79, 80, 81, 119, 120 Decius, Kaiser 29, 33, 142 Delp, Alfred 56, 119 Desenzano 56 Deutsches Reich 75 Deutschland 43, 57, 59, 6163, 69, 70, 76, 80, 81, 146, s. a. Bundesrepublik Deutschland, DDR, Deutsches Reich Didachist 32 Dienheim, Eberhard von, Bischof von Speyer 124, 125 Dienheim, Johann von 124 Dillingen 56 Diokletian, Kaiser 16, 29, 34, 38, 142 Dionysius Exiguus 16, 143 Doberan 53 Dôle 124 Döllinger, Ignaz von 21, 84, 88 Dominikus Guzman, hl. 54, 58 Donatus 38 Döpfner, Julius, Bischof von Berlin, Erzbischof von München und Freising, Kardinal 79 Dresden 80 Droz, Eugénie 88 Duchesne, Louis Marie Oliver 22 Eadmer 18 Eberbach 53 Ebernburg 127, 128, 129 Edessa 42, 49 Edinburgh 65 Edward VI., König von England 65, 129 Ehrhard, Albert Joseph Maria 22 Eichstätt 44 Einsiedeln 64 Eisen, Ute E. 91 Eisenach 63 Eisleben 63 Ekkehard IV. von St. Gallen 18 Ekkehard von Aura 17 Elisabeth von Thüringen 52, 120 Elsass 44 Emmeram, hl. 18 Engelbert von Köln 18 Engelbrecht, Weihbischof in Speyer 122
England 43, 47, 62, 65, 66, 70, 129 Ephesus 30, 32, 38, 39, 89, 143 Epiphanius von Salamis 16 Erasmus von Rotterdam, Desiderius 116, 127 Erfurt 55, 63, 80 Essen 56 Etschmiadzin 41 Eugen III., Papst 49, 53 Eugen IV., Papst 55 Eugippus 17 Eusebius von Caesarea 15, 16, 34, 36, 85, 92, 96, 142, 143 Evagrius Scholasticus 16 Exeter 44 Eysengrein, Wilhelm 19, 145 Faber, Petrus 56 Fabre, Jean-Claude 20 Faulhaber Michael Kardinal von, Erzbischof von München und Freising 76 Favone 54 Feiner, Johannes 86 Ferdinand, König 60 Ferrara 63 Feuerbach, Ludwig 68 Fillingham 62 Flacius, Matthias 19 Flandern 56 Flersheim, Hans von 123 Flersheim, Hedwig von 123, 127 Flersheim, Philipp von, Bischof von Speyer 121, 122, 123, 127 Fleury, Claude 20, 145 Fliedner, Theodor 71, 118 Flodoard von Reims 18 Florenz 63, 88 Fontainebleau 145 Fontaines 44 Fourier, Pierre 56 Francesco Bernadone (Franziskus von Assisi) 54 Frank, Karl Suso 21 Franken 44, 45 Frankenreich 143 Frankreich 44, 47, 49, 57, 58, 61, 66, 69, 70 Franz von Sickingen 121, 123, 127, 128, 129 Franziskus I., Papst 56 Franziskus von Assisi, hl. 54, 83, 115, 116, 120 Freiburg 124 Freising 44 Freud, Sigmund 68 Fridolin, hl. 44 Friedrich d. Weise, Kurfürst von Sachsen 64, 116 Friedrich I. Barbarossa, Kaiser 47, 49 Friedrich II., Kaiser 47, 49, 52 Friedrich Wilhelm III., König von Preußen 72 Fries, Lorenz 84
Friesland 44 Frohnes, Heinzgünter 93 Frutolf von Michelsberg 17 Fuhrmann, Horst 84 Fulda 44 Funk, Franz Xaver 21, 22 Fürst, Alfons 22, 93 Galen, Clemens August Graf von, Bischof von Münster 76, 77, 119 Galerius, Kaiser 30 Galiläa 28 Galilei, Galileo 120 Gallien 44 Gallus, hl. 44, 83, 143 Gallus, Kaiser 29 Gatz, Erwin 85 Gebhard v. Eichstätt s. Viktor II. Geiserich, Vandalenkönig 37 Genf 65 Gengenbach 44 Georg, Pfalzgraf bei Rhein, Bischof von Speyer 122, 123 Gerbert, Martin, Abt 50 Gerhard, Paul 60 Gerhoh von Reichersperg 18 Gerlich, Fritz 74 Gertrud von Helfta 53 Gervasius, hl. 36 Gieseler, Johann Karl Ludwig 20 Glarus 64 Godfried von St. Omer 51 Görlitz 80 Gottfried von Bouillon 49 Gottfried von Viterbo 17 Graf, Willi 119 Gregor I., Papst 18, 26, 31, 143 Gregor II., Papst 62 Gregor VII., Papst 47, 48 Gregor XIII., Papst 66 Gregor XVI., Papst 70 Gregor von Nazianz 36 Gregor von Tours 17, 18, 143 Gregor, hl., Katholikos 41 Greschat, Martin 85 Grimoald, Herzog 44 Grüber, Heinrich und Margarethe 78 Grundmann, Herbert 88 Guido von Pomposa 50, 83 Hadrian VI., Papst 66 Halle 52 Haller, Johannes 22, 84 Hamburg 45 Hannover 77 Harnack, Adolf von 86 Hase, Karl August von 21 Hattin 52 Hauck, Albert 22 Hefele, Carl Joseph 21, 89, 146 Heidelberg 56, 123, 124, 126, 127, 128 Heiliges Römisches Reich 47, 66 Heinrich I., König 47
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Register Heinrich II., König 47 Heinrich III., Kaiser 47, 48, 144 Heinrich IV., Kaiser 47, 48, 100, 144 Heinrich V., Kaiser 47 Heinrichau 53 Helmstadt, Philipp von 122 Helmstedt 20, 145 Hergenröther, Joseph 21, 89 Hermann der Lahme 17 Hermas von Rom 32 Hermogenes 33 Hessen 44, 58, 60 Heussi, Karl 22 Hieronymus 16, 36, 142 Hildegard von Bingen 50, 83 Himmerod 53 Hippo Regius 37 Hippolyt von Rom 15, 142 Hitler, Adolf 74, 75, 77, 78 Hofgeismar 44 Holbach, Paul Tiry von 68 Holzem, Andreas 92 Honorius III., Papst 49 Horn bei Hamburg 71 Hornbach 44 Hugo von Fleury 17 Hugo von Payens 51 Huizinga, Johan 59 Humbert von Silva Candida 48 Hus, Jan 19, 57, 62, 85, 116, 144 Hutten, Ulrich von 127 Huzmann, Rüdiger, Bischof von Speyer 100 Ignatius von Antiochia 32 Ignatius von Loyola 55, 83, 117 Indien 39, 40 Ingobertus 115 Innozenz III., Papst 49, 54 Innsbruck 44 Institoris s. Kramer Irenäus von Lyon 33, 84 Irland 44 Iserloh, Erwin 59 Isidor von Sevilla 16, 17, 143 Italien 47, 55, 57, 58, 63 Jacobus de Voragine 18, 54, 144 Jacques de Molay, Großmeister 51 Jedin, Hubert 22, 89, 147 Jerewan 41 Jerusalem 41, 47, 49, 50, 144 Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm 86 Joachim von Fiore 18 Johannes XXIII., Papst 71, 119 Johannes Paul II., Papst 80, 119, 120 Johannes vom Kreuz 52 Johannes von Patmos 28 Johannes von Salisbury 18 Johannes von Segovia 19 Joppa 49 Josephus Flavius 16
Julian, Kaiser 30 Justinian, Kaiser 39 Justinus 15, 33 Kaiser, Jochen-Christoph 92 Kaiserslautern 123 Kaiserswerth 71 Kappadokien 43 Karakorum 40 Karl d. Gr., Kaiser 26, 46, 49, 143 Karl Martell 17, 44, 49, 143 Karl V., Kaiser 59, 127 Karl, König (Frankreich) 63 Karlstadt, Andreas Bodenstein gen. 116 Karthago 37, 38 Katharina von Siena 54 Kaufmann, Thomas 22, 147 Kerinth 37 Kerullarios, Michael, Patriarch 48 Ketteler, Wilhelm Emanuel von, Bischof von Mainz 71, 118 Kilian 83 King, Martin Luther 120 Kirchenstaat 45, 47, 69, 75, 143, 146 Kircher, Athanasius 56, 92 Kißlau 122 Klara Sciffi (Klara v. Assisi) 54 Klemens von Rom 32 Kliefoth, Thomas 86 Knorr, Uwe W. 93 Knox, John 65 Köln 57, 71 Kolping, Adolf 71, 118 Kolumban der Jüngere 43 Konrad III., König 47, 49 Konrad IV., König 47 Konradin 47 Konstantin, Kaiser 16, 25, 30, 34, 35, 36, 38, 89 Konstantinopel 26, 30, 43, 45, 48, 50, 61, 89, 142, 144 Konstantius II., Kaiser 38 Konstanz, Konzil 20, 56, 57, 62, 88, 89, 144 Korbinian, hl. 18, 44 Korinth 32 Kottje, Raymund 22,147 Kramer (Institoris), Heinrich 54, 144 Kranich von Kirchheim, Ottilie 123 Kreuznach 127 Kuens 44 Kuhlemann, Frank-Michael 92 Kurpfalz 123 Kursachsen 60, 126 Kyrill von Alexandria 38, 39 Kyrillos 45 La Croix, Alexandre 20 Laktanz 34 Lambert, Malcolm D. 88 Landstuhl 127, 129 Lange, Christian 89 Latourette, Kenneth Scott 93
Le Nain de Tillemont, Louis Sébastien 20 Leff, Gordon 88 Leo I., Papst 143 Leo III., Papst 46 Leo IX., Papst 48 Leo X., Papst 59, 63 Leo XII., Papst 70 Leo XIII., Papst 21, 70, 71, 84, 146 Leubus 53 Liberius, Papst 84 Lichtenberg, Bernhard, Dompropst in Berlin 78 Lichtenthal 53 Licinius, Kaiser 30 Liegnitz 52 Lietzmann, Hans 22, 146 Loccum 53 Löhe, Wilhelm 118 Löhrer, Markus 86 London 54 Loth, Wilfried 92 Löwen 123 Lübeck 52 Luckner, Gertrud 78 Lucretius Carus, Titus 68 Ludwig d. Fromme, König 46 Ludwig der Bayer, König 19 Ludwig IX., hl., König 49 Ludwig V., Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst 122, 127 Ludwig VII., König 49 Luitwin 115 Lukas, Evangelist 14 Luther, Hans 63 Luther, Martin 26, 55, 58–63, 85, 116, 117, 118, 120, 123, 126–129, 145 Luxeuil 44 Lyon 58 Mabillon, Jean 20, 50, 99 Magdeburg 19, 63, 80, 84 Magnesia 32 Mähren 45 Mailand 35, 36 Mainz 44, 56, 71, 122, 124, 143 Mais 44 Makedonien 57 Malta 51 Mani 38 Mannheim 56 Mansfeld 63 Mantzikert 49 Marburg 52, 64 Marc Aurel, Kaiser 33 Marcion 31, 33, 38, 142 Maria Stuart, Königin 65 Marienburg 52 Mark Ancona 55 Markus, Evangelist 41 Marsilius von Padua 19 Martin von Troppau 17 Martin, hl. 17 Marx, Karl 68, 118, 146
Register Mattaincourt 56 Maulbronn 53 Maximilian I., Kaiser 122 Maximilla 38 Mayer, Rupert 56 McLeod, Hugh 93 Meisner, Joachim, Kardinal 80 Meißen 117 Meister Eckhart 54 Melanchthon, Philipp 85, 116, 126, 127, 129 Melk 50 Memmingen 129 Mendel, Gregor 55 Merici, Angela 56 Merseburg 84 Mesrop, hl. 41 Methodios 45 Metz 18 Mexiko 54, 76 Michael von Cesena 55 Migne, Jaques Paul 21, 146 Mittelzell 44 Moeller, Bernd 22 Mohammed 26 Möhler, Johann Adam 21 Molesme 53 Moll, Helmut 85 Möller, Ernst Wilhelm 22 Mongolei 40 Montanus von Ardabau 38 Monte Cassino 25, 50, 143 Moses, Beatus, Generalvikar in Speyer 125 Mosheim, Johann Lorenz 20, 145 Müller, Karl 93 Müller, Ludwig, Reichsbischof 77 Münscher, Wilhelm 86 Münster, Kloster 56 Murbach 44 Murner, Thomas 55 Mutter Teresa 147 Naab, P. Ingbert (Karl) 74 Nanstein 127 Nantes 145 Napoleon I., Kaiser 51, 69, 70 Nardini, Paul Josef 71 Natalis, Alexander 20, 145 Neander, Johann August Wilhelm 20 Nell-Breuning, Oswald von 56 Nero, Kaiser 29, 114, 142 Nestorius von Antiochia 38 Neuß, Wilhelm 22 Neuweiler 44 Newcastle-upon-Tyne 65 Niederlande 65 Niemöller, Martin 77, 119 Nietzsche, Friedrich 68 Nightingale, Florence 118 Nikolaus von Köln 49 Nikolaus von Kues 18 Nikopolis 43 Nisibis 42
Nizäa 30, 34, 38, 89, 142 Norbert von Gennep 53 Norbert von Iburg 18 Nordafrika 38, 39, 49, 87, 92 Nordamerika 65 Noyon 64 Nubien 41 Nursling 44 Oekolampad, Johannes 64 Offenburg 56 Olivi, Johannes 18 Ordericus Vitalis 17 Origenes 33, 34 Osmanisches Reich 66 Osnabrück 79 Österreich, Österreich-Ungarn 53, 58 Otterberg 53 Otterstweiher, Kloster 56 Otto I., Kaiser 46, 144 Otto III., Kaiser 47 Otto von Bamberg 84 Otto von Freising 17, 53, 144 Oxford 54, 62 Pacelli, Eugenio 76 Pachomios, hl. 41, 42 Paderborn 56, 79 Palästina 27, 37, 49, 51 Palladius 44 Pamphilus 34 Paraguay 67 Paris 64, 123 Pastor, Ludwig von 21, 84, 147 Patrick, hl. 44 Paul III., Papst 66 Paul VI., Papst 71, 80 Paulsen, Henning 91 Paulus Diaconus 18 Paulus Orosius 16, 17, 142 Paulus von Samosata 38 Paulus, Apostel 14, 114, 117, 142 Pécs 56 Pelagius 39 Pelayo, Alvaro 19, 144 Perpetua 15 Persien 39 Perugia 57 Pesch, Heinrich 56 Petavius, Dionysius 20 Peter I., Zar (Bulgarien) 57 Petrus, Apostel 45, 84 Pfalz 44 Pforzheim 126 Philadelphia 32 Philipp August, König 49 Philipp I. d. Aufrichtige, Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst 122 Philipp III., König von Spanien 67 Philipp IV., König von Spanien 51 Philipp, Landgraf von Hessen 127 Philippi 32 Philo von Alexandria 16 Photius 42
Phrygien 38 Piemont-Sardinien 58 Pippin, Hausmeier, Frankenkönig 45, 143 Pirmasens 71 Pirminius, hl. 83, 115, 143 Pius IX., Papst 70 Pius V., Papst 66 Pius XI., Papst 71, 76, 147 Pius XII., Papst s. a. Pacelli, Eugenio Platina, Bartholomäus 84 Platon 25, 33 Poitiers 49 Polen, Polen-Litauen 52, 66, 79, 120 Polykarp von Smyrna 15, 32, 114 Portugal 40 Prag 62 Praxeas 33 Preußen 70, 71, 73 Preysing, Konrad Graf von, Bischof von Berlin 76 Prisca 38 Prosper von Aquitanien 143 Protasius 36 Prouille 54 Qumran 97, 147 Radegunde, hl. 17 Rahner, Karl 56 Raimund von Toulouse 49 Ranke, Leopold von 21, 58, 84, 146 Ratzeburg 53 Ravenna 45 Raynaldus, Oldoricus 19 Regino von Prüm 17, 143 Reichenau 44 Remigius, Bf. von Reims 25 Remling, Franz Xaver 85, 124 Reuchlin, Johannes 126 Rhodos 51 Richard Löwenherz, König 49 Richental, Ulrich 89 Riga 53 Rimini 52 Ritter, Adolf Martin 92 Robert von der Normandie 49 Robert von Molesme 53 Rom 29, 31, 32, 36–39, 42, 44–47, 49, 54, 58, 60, 63, 79, 84, 120, 129, 142, 143, 144 Romero, Oscar 120 Römisches Reich 28, 35, 39, 43, 97, 114 Romulus Augustulus 25 Rosenberg, Alfred 74 Rufinus von Aquileia 16 Ruotger 18 Rupert von Deutz 18, 144 Russland 57 Saarland 76, 115, 119 Säckingen 44 Salerno 47
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Register Salimbene von Parma 18 Salomon, König von Israel und Juda 40 Santiago de Compostela 51 Sassanidenreich 40 Savonarola, Girolamo 54, 63 Schaffran, Gerhard, Bischof von Dresden-Meißen 80 Schannat, Friedrich 85 Schatz, Klaus 89 Scheeben, Matthias Josef 86 Scheel, Walter, dt. Außenminister 79 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 70 Schlettstadt 128 Schmidlin, Joseph 21, 84, 147 Schneider, Paul 119 Scholl, Hans und Sophie 119 Schottland 44, 65 Schroeckh, Matthias 20, 146 Schwaiger, Georg 84 Schwebel, Johannes 85, 127 Schweden 45, 66 Schweitzer, Albert 120 Schweiz 64 Schwerin 80 Sehling, Emil 89 Seleukia-Ktesiphon 40 Semler, Johann Salomo 86, 87 Seppelt, Franz Xaver 22, 84 Sepulveda, Juan Ginés 67 Serdica 35 Severin, hl. 17 Sextus Iulius Africanus 15, 142 Sieveking, Amalie 118 Sigebert von Gembloux 17 Silbereisen, Elisabeth 129 Simon Magus 37 Simonis, Philipp 84 Sinope 39 Sirmium 36 Sixtus V., Papst 66 Sizilien 47 Skandinavien 45 Smyrna 32 Sokrates 16 Sommer, Margarete 78 Sozomenos 16 Spanien 49, 57 Spee von Langenfeld, Friedrich 45, 118, 145 Speyer 44, 60, 61, 84, 122, 123, 124, 125, 128, 145 Sproll, Johannes Baptista, Bischof von Rottenburg 76 St. Andrews 65 St. Gallen 44, 50 Stams 53 Staritz, Katharina 78, 119
Staupitz, Johann von 55 Stein, Edith 52, 147 Steinach 44 Stephan II., Papst 45 Stephanus, hl., Märtyrer 27, 114, 142 Stockholm 45 Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu 20, 146 Stotternheim 116 Strahov 53 Straßburg 65, 129 Strauß, David Friedrich 146 Sturm, Jakob 85, 129 Suidger von Bamberg s. Clemens II. Sulpicius Severus 16, 17, 143 Sutri 144 Suttner, Bertha von 118 Syrien 36, 38 Täklä Haymanot 40 Tannenberg 52 Tauler, Johannes 54 Teresa von Avila 52 Tertullian 33, 38 Tetzel, Johannes 54 Thagaste (Numidien) 37 Theodoret 16 Theodosius d. Gr., Kaiser 30, 31 Theodotus der Gerber 38 Thessaloniki 45 Thietmar von Merseburg 18 Tholey 115 Thomas von Aquin 54 Thomas von Celano 55 Thomasius, Gottfried 86 Thüringen 44, 115 Thyrus, Konzil von 34 Timur Lenk 42 Toggenburg 64 Torres, Camilo 120 Toul 56 Toulouse 54 Tours 49, 143 Trajan, Kaiser 32 Tralleis 32 Trient 55, 66, 88, 117, 124, 145 Trier 36, 122, 127 Tschechoslowakei 79 Tschudi, Ägidius 64 Tübingen 126 Tüchle, Hermann 21 Tuggen 44 Tunis 49 Tyrus 34 Ubertino de Casale 18 Ulm 129 Ulster 44 Umbrien 54
Ungarn 66 Urban II., Papst 47, 49, 144 Ursberg 53 Ustorf, Werner 93 Vadian, Joachim 64, 85 Valdes, Petrus 58 Valentinus 37 Valerian, Kaiser 29, 142 Valla, Lorenzo 19 Vatikan 119, 120, 146, 147 Venantius Fortunatus 17 Venedig 49 Verona 58 Vienne 51 Viktor II., Papst 48 Vogesen 44 Voltaire 68 Walch, Johann Georg 20, 146 Waldsassen 53 Wales 44 Ward, Maria 56 Wartburg 64, 117, 126 Weißenburg 123 Wendalinus 115 Wessex 44 Wichern, Johann Hinrich 71, 118, 146 Wien 52, 69, 145 Wigand, Johannes 19 Wilhelm von Holland, König 49 Willehads 45 William von Ockham 55 Willibrod, hl. 18 Wilna 56 Winfried s. Bonifatius Wittenberg 59, 63, 126, 127 Wolf, Hubert 22, 147 Worms 59, 60, 64, 85, 117, 123, 124, 126, 127, 145 Wulfila, Bischof 38, 43, 142 Wurm, Theophil, Landesbischof von Württemberg 77 Würzburg 44, 84 Wyclif, John 19, 57, 62, 85, 116 Xenophanes von Kolophon 68 Xian 38, 40 Zabern im Elsaß 124 Zacharias, Papst 45 Zara 49 Zosimus 39 Zürich 44, 64 Zwingli, Ulrich 61, 64, 85, 117, 129, 145 Zypern 51