Diskursive Organisationsentwicklung: Ansätze einer sozialen Kontrolle von Wandel [Reprint 2019 ed.] 9783110848656, 9783110117325


183 116 12MB

German Pages 380 [384] Year 1988

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Geleitwort des Herausgebers
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG: DISKURSIVE ORGANISATIONSENTWICKLUNG ALS ALTERNATIVE ZU "NEUEN" FÜHRUNGSKONZEPTEN
1. DIE AUSGANGSBASIS DISKURSIVER ORGANISATIONSENTWICKLUNG: KRISENTENDENZEN UND WANDEL
2. GESCHICHTE. DEFINITION UND TRADITIONELLE METHODEN DER ORGANISATIONSENTWICKLUNG
3. DISKUSSION EINIGER THEORETISCH-NORMATIVER GRUNDAXIOME VON OE
4. SOZIALTECHNOLOGIE UND PARTIZIPATION - DISKUSSION DER VEREINBARKEIT VON WISSENSCHAFTSTHEORETISCHER KATEGORISIERUNG UND POSTULIERTEM ANSPRUCH
5. GRÜNDZÜGE EINES PARTIZIPATIVEN OE-ANSATZES
6. ANKNÜPFUNGSMÖGLICHKEITEN AN DISKURSTHEORETISCHE DISKUSSIONEN IM RAHMEN DER BWL
7. REALISIERUNGSWEGE EINER SOZIALEN KONTROLLE - BAUSTEINE EINER DISKURSIVEN OE
LITERATURVERZEICHNIS
Recommend Papers

Diskursive Organisationsentwicklung: Ansätze einer sozialen Kontrolle von Wandel [Reprint 2019 ed.]
 9783110848656, 9783110117325

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Mensch und Organisation 16 herausgegeben von W. H. Staehle

Rüdiger Pieper

Diskursive Organisationsentwicklung Ansätze einer sozialen Kontrolle von Wandel

W DE Walter de Gruyter • Berlin • New York 1988

Dr. rer. pol. Rüdiger Pieper Wissenschaftlicher Mitarbeiter a m Institut für Unternehmungsführung - Fachrichtung Organisation und Personalwesen - der Freien Universität Berlin

Dieses Buch enthält 15 Abbildungen

CIP-Kurztitel der Deutschen Bibliothek Pieper, Rüdiger: Diskursive Organisationsentwicklung : Ansätze e. sozialen Kontrolle von Wandel / Rüdiger Pieper. - Berlin ; New York ; de Gruyter, 1988 (Mensch und Organisation ; 16) ISBN 3-11-011732-0 NE: GT

Copyright © 1988 by Walter de Gruyter & Co. Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Druck: Gerike GmbH, Berlin. - Bindearbeiten: Dieter Mikolai, Berlin. Printed in Germany.

Geleitwort des Herausgebers

Angesichts des heute zu beobachtenden technologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Wandels mit z.T. krisenhaften Auswirkungen auf wirtschaftliches Wachstum, Beschäftigung und Qualifikation wird von Seiten der Wissenschaft und Politik allenthalben die Forderung erhoben, diesen Wandel sozial zu steuern bzw. zu kontrollieren. Der vorliegende Band der Schriftenreihe 'Mensch und Organisation' diskutiert die Eignung des aus den USA stammenden Ansatzes der Organisationsentwicklung als Konzept der sozialen Kontrolle auf einzelwirtschaftlicher Ebene. Voraussetzung hierfür ist, daß dessen überwiegend sozialtechnologischer Charakter überwunden wird. Hierzu sind die möglichen Interessent e n ) an einer sozialverträglichen Organisationsveränderung auszumachen. Ausgehend vom gewerkschaftsorientierten Ansatz der Arbeitsorientierten Einzelwirtschaftslehre werden zunächst die arbeits-bzw. arbeiterorientierten Interessen diskutiert. Piepersieht im dualistischen Modell (Kapital - Arbeit) allerdings keinen Ansatz für eine soziale Kontrolle organisatorischen Wandels. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, ob Organisationsentwicklung als Sozialtechnologie überhaupt geeignet ist, dem Anspruch einer konsensualen Steuerung von Veränderungen zu genügen. Hierbei spielt das Konzept des 'herrschaftsfreien' Diskurses eine zentrale Rolle. Die Aufarbeitung der Theorie kommunikativen Handelns von Habermas sowie die Auswertung der Diskurs-Idee in betriebswirtschaftlichen Ansätzen bringen neuartige Erkenntnisse für die Nutzung betriebswirtschaftlichen Wissens und lassen die klassischen OE-Ansätze in einem völlig anderen Licht erscheinen. Organisationsentwicklung wird als ein Verfahren gesehen, das Organisationen und ihre Mitglieder überhaupt erst diskurs-fahig macht (personaler Aspekt) und darauf gerichtet ist, Diskurse zu institutionalisieren (strukturaler Aspekt). Letztlich wird mit dem ligaturischen Aspekt das Problem der Sinnvermittlung bzw. Sinnstiftung durch Organisationsentwicklung thematisiert. Ich begrüße, daß mit dieser Arbeit ein Weg hin zu mehr Demokratie auch im Wirtschaftsbereich gewiesen wird. Berlin, im Winter 1988

Wolfgang H. Staehle

VII I M H A l i T S V E R Z E I C H W I S EINLEITUNG: Diskursive Organisationsentwicklung als Alternative zu "neuen" Führungskonzepten

1

1.

DIE AUSGANGSBASIS DISKURSIVER ORGANISATIONSENTWICKLUNG: KRISENTENDENZEN UND HANDEL

16

1.1. 1.1.1. 1.1.2. 1.1.2.1. 1.1.2.2. 1.1.3.

Krisentendenzen auf gesellschaftlicher Ebene Empirische Fundierung der Krisenthese Gesellschaftstheoretische Fundierung der Krisentheorie Krise als Störung von Autopoiesis Krise als Störung von System- und Sozialintegration Gesellschaftlicher Vandel als Krise ?

16 17 19 19 22 27

1.2.

Die Krise dualistischer Kontrollansätze als Resultat gesellschaftlicher Ausdifferenzierungsprozesse Das dualistische Kontrollmodell Arbeits- und Kapitalorientierte Interessen im dualistischen Kontrollmodell Definition kapitalorientierter Interessen durch die BVL Definition arbeitsorientierter Interessen durch die AOEWL Ausdifferenzierung arbeitsorientierter Interessen Konsequenzen für ein Verfahren der sozialen Kontrolle organisatorischen Wandels Konsequenzen aus der Diskussion um eine Reform der Gewerkschaftsarbeit Ein zweistufiges Kontrollmodell

1.2.1 1.2.2. 1.2.2.1. 1.2.2.2. 1.2.3. 1.2.4. 1.2.4.1. 1.2.4.2.

29 30 32 32 33 35 37 38 41

2.

GESCHICHTE, DEFINITION UND TRADITIONELLE METHODEN DER ORGANISATIONSENTWICKLUNG

43

2.1. 2.1.1. 2.1.2. 2.1.3.

Die Geschichte von OE Laboratoriumstraining Survey-Feedback-Ansatz Weiterentwicklung und heutige Verbreitung

43 45 48 50

2.2.

Definition von OE

52

2.3. 2.3.1. 2.3.2.

Grundannahmen und Werte Das Menschenbild Das Bild der Organisation

59 60 63

2.4. 2.4.1. 2.4.2. 2.4.3.

Methoden und Akteure Personeller Ansatz Struktureller Ansatz Mehrdimensionaler Ansatz

65 66 68 71

VIII 2.4.3.1. Managerial Grid 2.4.3.2. Kontingenzansatz 2.4.4. Der Change Agent

72 74 75

3.

DISKUSSION EINIGER THEORETISCH-NORMATIVER GRUNDAXIOME VON OE

77

3.1.

Vissenschaftstheoretische Kategorisierung von OE

77

3.2. 3.2.1. 3.2.2.

Das Menschenbild von OE Immanente Widersprüche im Menschenbild Soziale und kulturelle Gebundenheit des Menschenbildes Das Menschenbild als Anspruch statt als Beschreibung der Realität

84 84

88

3.3. 3.3.1. 3.3.1.1. 3.3.1.2. 3.3.2. 3.3.3.

Die Annahme der Zielharmonie Definition der OE-Ziele Steigerung der Leistungsfähigkeit Humanisierung der Arbeit Das Verhältnis der OE-Ziele zueinander Interessen statt OE-Ziele als Ausgangspunkt

91 92 92 93 95 99

3.4. 3.4.1. 3.4.2.

Die Annahme der Notwendigkeit von Umweltanpassung Ergebnisse der Kontingenzforschung Ableitung der Umweltanpassungs-Norm aus der neoklassischen Wirtschaftstheorie Differenzierung der Anpassungsnorm nach Gailbraith

108 109

SOZIALTECHNOLOGIE UND PARTIZIPATION - DISKUSSION DER VEREINBARKEIT VON WISSENSCHAFTSTHEORETISCHER KATEGORISIERUNG UND POSTULIERTEM ANSPRUCH

112

3.2.3.

3.4.3.

4.

4.1.

85

106 107

4.1.5.

Bewertung der Kategorisierung von OE als Sozialtechnologie Sozialtechnologie als Begriff - abgeleitet aus Webers Theorie der Rationalisierung Sozialtechnologie als Kategorie der Kritik abgeleitet aus der Kritischen Theorie Die instrumentelle Rationalität von OE Die Unvereinbarkeit von Sozialtechnologie und Partizipation Eine vorläufige Definition von Partizipation

122 123

4.2. 4.2.1. 4.2.2.

Das partizipative Potential von OE Das emanzipatorische Potential des Menschenbildes Anspruchsparallelen zwischen OE und AOEWL

125 126 128

4.1.1. 4.1.2. 4.1.3. 4.1.4.

112 113 116 119

IX 4.3. 4.3.1. 4.3.2. 4.3.3.

Zwei Versuche, das partizipative Potential von OE zu realisieren OE als Verhandlungsprozefi Der arbeitsorientierte Ansatz Abschliessende Bewertung beider Ansätze

131 132 139 146

5.

GRÜNDZÜGE EINES PARTIZIPATIVEN OE-ANSATZES

148

5.1. 5.1.1.

Die Ausgangsbasis eines partizipativen OE-Ansatzes Einige notwendige Unterschiede zu traditionellen OE-Ansätzen 5.1.2. Normative Ableitung der Forderung nach Partizipation 5.1.2.1. Partizipation als Norm - abgeleitet aus dem Verfassungsanspruch der Bundesrepublik 5.1.2.2. Partizipation als Mittel - abgeleitet aus Dahrendorfs Begriff "Lebenschancen" 5.2.

Herrschaftsfreie Kommunikation als Idealfall realisierter Partizipation und Ziel einer partizipativen OE 5.2.1. Ausgangsüberlegungen und Zielsetzung der Theorie kommunikativen Handelns 5.2.2. Darstellung der Theorie kommunikativen Handelns 5.2.2.1. System und Lebenswelt 5.2.2.2. Technische und praktische Fragen 5.3.

OE als Verfahren zur Institutionalisierung von Diskursen in Organisationen 5.3.1. Entwicklung und Einsatz neuer Technologien als Beispiel einer praktischen Frage 5.3.1.1. Die irrationalen Auswirkungen eines als technische Frage behandelten technologischen Wandels 5.3.1.2. Die Nicht-Beherrschbarkeit einer als technische Frage behandelten technischen Entwicklung

148 148 149 150 152 160 160 164 164 169 174 176 178 181

6.

ANKNÜPFUNGSMÖGLICHKEITEN AN DISKURSTHEORETISCHE DISKUSSIONEN IM RAHMEN DER BWL

186

6.1.

Die Diskurs-Idee in der AOEWL - ein unvollendeter Ansatz

189

6.2.

Steinmann et. al.: Diskurs als Wissenschaftsprogramm der BWL 6.2.1. Reform der Unternehmensverfassung als Ausgangspunkt 6.2.2. Ableitung der Diskurs-Idee aus dem Konstruktivismus 6.2.2.1. Bausteine der Konstruktiven Philosophie 6.2.2.2. Theorie der Rechtfertigung und Theorie der Begründung als Kernpunkte der Konstruktiven Wissenschaftstheorie 6.2.3. BWL als normative Handlungswissenschaft

192 193 198 199 202 206

X

6.2.4. 6.2.4.1. 6.2.4.2. 6.2.4.3. 6.2.4.4. 6.3. 6.3.1. 6.3.2. 6.3.3.

Relevanz des Konstruktivistischen BWL-Ansatzes für eine soziale Kontrolle von Wandel Abgrenzungsprobiene zwischen Habernas und den Konstruktivisten Konkretisierung der Diskurs-Idee durch den Konstruktivisnus Der fingierte Dialog als Diskurs-Ersatz Der Konstruktivisnus als Analyse- und Kritiknethode Kappler: Diskurs, Aufklärung und das Dilemma Kritischer Theorie Elemente einer kritischen Betriebswirtschaftslehre Rekonstruktion der BWL statt Vertiefung von Einzelthemen Relevanz für eine soziale Kontrolle von Wandel

6.4.

P.Ulrich: Diskurs als Medium zur Transfornation der ökononischen Vernunft 6.4.1. Kritik der UnternehmensVerfassung als Ausgangspunkt 6.4.2. Ableitung der Diskurs-Idee aus dem Konstruktivismus 6.4.3. Konsens-Hanagement: Dialogorientierte Unternehmenspolitik und kulturbewuStes Management 6.4.4. Bausteine zur Rekonstruktion der ökonomischen Vernunft 6.4.5. P.Ulrichs Programm einer kommunikativ-ethischen Vernunft 6.4.5.1. Institutionalisierung kommunikativ-ethischer Vernunft 6.4.5.2. Ergänzung durch eine kritische Verantwortungsethik 6.4.5.3. Die politisch-ökonomische Konnunikationsgemeinschaft 6.4.6. Relevanz fflr eine soziale Kontrolle organisatorischen Wandels 7.

REALISIERUNGSWEGE EINER SOZIALEN KONTROLLE BAUSTEINE EINER DISKURSIVEN OE

7.1. 7.1.1.

Der strukturelle Ansatz Organisationstheoretische Bezugsmöglichkeiten des strukturellen Ansatzes Organisationstheoretische Aussagen der AOEWL Modelle der Organisationstheorie Das Linking-Pin-Modell und das Modell vernaschter Teams Teilautonome Arbeitsgruppen Grundprinzipien des strukturellen Ansatzes Dezentralisierung als Grundprinzip Institutionalisierung von Partizipation durch Fornen der Mitbestimmung Probiene des strukturellen Ansatzes

7.1.2. 7.1.3. 7.1.3.1. 7.1.3.2. 7.1.4. 7.1.4.1. 7.1.4.2. 7.1.5.

213 213 218 220 224 229 230 232 235 237 237 239 243 249 252 255 256 257 258 263 266 270 273 275 275 280 283 284 287 295

XI 7.2. Der personelle Ansatz 7.2.1. Wissen als generelle Voraussetzung für Partizipation 7.2.1.1. Fachwissen als Voraussetzung für konkrete Fälle von Partizipation und technische Fragen 7.2.1.2. Allgemeinwissen über die Organisation als Voraussetzung für strukturelle Änderungen 7.2.1.3. Wissen über Partizipationschancen als generelle Voraussetzung von Partizipation 7.2.2. Partizipationslernen aus traditioneller Sicht: Erwerb von Verhaltenskompetenzen 7.2.2.1. Kommunikationsfähigkeit 7.2.2.2. Kooperationsfähigkeit 7.2.2.3. Konfliktfähigkeit 7.2.3. Partizipationslernen aus holistischer Sicht: Partizipationskompetenz als soziale Kompetenz und Teil von Moralentwicklung 7.2.3.1. Konstruktivistische Lerntheorien als Alternative zu verhaltenswissenschaftlichen Ansätzen 7.2.3.2. Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung und ihre Weiterentwicklung durch Habermas 7.2.3.3. Konsequenzen für Partizipationslernen 7.3. 7.3.1. 7.3.2. 7.4.

Der ligaturische Ansatz Unterschiede zwischen einem sozialtechnologisch verstandenen Organisationskultur-Konzept und dem ligaturischen Ansatz einer diskursiven OE Modalitäten diskursiver Ligaturenbildung

297 303 303 305 306 307 308 311 312 313 316 317 323 326 328 330

Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen einer sozialen Kontrolle organisatorischen Wandels

335

LITERATURVERZEICHNIS

346

1 EINLEITUNG:

DISKURSIVE ORGANISATIONSENTWICKLUNG

ALS ALTERNATIVE ZU "NEUEN" FOHRUNGSKONZEPTEN Organisatorischer

Handel

ist

nicht

gerade

Spätestens seit der breiten Diskussion des tionsentwicklung

(kurz:

ein

neues

Thema.

Konzepts der Organisa-

OE) in den 7oer Jahren gibt

es

hierzu

eine Fülle an Literatur mit umfassenden Handlungsempfehlungen

für

die Unternehmenspraxis. Seit

dieser

Zeit

haben sich jedoch im

fundamentale Veränderungen ergeben, rischer

Umfeld

der

Unternehmen

die der Frage wie organisato-

Wandel bewußt erfolgen kann, eine neue Aktualität verlei-

hen. Denn die westlichen Industrienationen greifenden Wandlungsprozefi,

stecken in einem tief-

der zumindest partiell von der

Virt-

schaft selbst ausgeht, auf jeden Fall aber erhebliche Auswirkungen auf die

einzelnen Unternehmen hat. Dies gilt insbesondere für die

technologische Entwicklung,

deren Tragweite vielfach mit der ers-

ten industriellen Revolution verglichen wird (z.B. King 1984),

dem Vertewandel,

Toffler

der zu einer weitgehenden

198o;

Plurali-

sierung von Werten, Verhaltensweisen und Lebensformen geführt hat, sowie

für die grundsätzliche Krise der Arbeits- und

sellschaft, die u.a. aus der technologischen Wertewandel resultiert, Gefährdung

Wachstumsge-

Entwicklung und

dem

zum anderen aber auch mit der erkennbaren

der natürlichen Lebensgrundlagen der

durch die Industriegesellschaft zusammenhängt.

Menschheit

eben

Hierdurch sind in-

nerhalb der westlichen Gesellschaften neue Brüche und Konfliktfelder entstanden,

die z.T.

konträr zu den bis dahin von Sozialwis-

2 senschaftlern

als vorherrschend analysierten

Konflikten - vor allen dem

zwischen Kapital und Arbeit (vgl. Offe

zusammengenommen

1984) - stehen, und

ben - unabhängig davon,

gesellschaftlichen

krisenhaften

Charakter ha-

ob Krise systemtheoretisch als andauernde

Störung der Systemintegration oder handlungstheoretisch als soziale

Desintegration

Blickwinkeln

definiert wird.

Jedenfalls

aus diese Integrationsprobleme mit

sind

von

den

beiden

vorhandenen

Politikkonzepten nicht zu kitten (vgl. Habermas 1973). Ausdruck dieser Entwicklung ist, zialdemokratischen

daß das, was Dahrendorf als "so-

Konsens" in der westlichen Politik

bezeichnet

hat, nicht mehr existiert (Dahrendorf 1983). Daraus resultiert ein Suchen nach neuen bzw.

anderen politischen

Konzeptionen,

augen-

blicklich aber eher eine gewisse Rat- und Hilflosigkeit vieler Politiker,

ein

Surrogate, Grflnen, ungen

Aussitzen von Problemen oder Krisen-Management

als

das Entstehen neuer politischer Gruppierungen wie

der

und heftige,

über

nicht nur verbal geführte

Erscheinungsformen

Auseinandersetz-

und Auswirkungen

vor

allem

des

den

7oer

technischen Wandels.

Zudem

wird Wandel als solcher nicht mehr,

Jahren üblich, wertet: selbst bruch

wie noch in

mit Fortschritt gleichgesetzt und als positiv

be-

Vielen Menschen, nicht nur Konservativen, ist Fortschritt zweifelhaft geworden. innerhalb

Auch dies stellt einen

der westlichen Gesellschaften dar

eine neue Bruchlinie innerhalb der Gesellschaft,

Traditionsund

als daß

insofern derzeit

konservative Kreise noch am ehesten auf Fortschritt, vor allem auf

3

Technik, der

setzen,

Vergangenheit

und solche politischen Richtungen, als fortschrittlich

die sich in

definierten,

diesem

nun

skeptisch gegenüberstehen. Solche

Brüche

Unternehmen deutlich

und Konfliktfelder machen natürlich auch

nicht halt,

bemerkbar

vor

selbst wenn sie sich dort noch nicht

machen wie in anderen Bereichen

der

den so

Gesell-

schaft, was u.a. mit der ebenfalls aus dem gesellschaftlichen Wandel

resultierenden Schwächung der Einheitsgewerkschaft

hängt.

Sie

stellen die Unternehmen vor allem vor

zusammen-

folgende

Pro-

bleme: 1. Die Turbulenzartigkeit des Wandels, d.h. seine Nicht-Vorhersehund Berechenbarkeit zwingen die Unternehmen,

die

als offene Sys-

teme mit entsprechender hoher Umweltabhängigkeit aufgefaßt können,

zu erhöhten Reaktionsgeschwindigkeiten

Konzepten von 2.

bzw.

werden

flexibleren

Unternehmenspolitik (vgl. Vansina 1981).

Der Wertewandel

verlangt

ausgefeiltere

Integrationskonzepte

nach innen, gegenüber den Organisationsmitgliedern. Angesichts zunehmender

postmaterieller

Werte reicht hier eine eher

materiell

orientierte Integration nicht aus. 3.

Da die Unternehmen in der Öffentlichkeit als wesentlicher Ver-

ursacher gesellschaftlicher Probleme angesehen werden schmutzung, liche

Druck:

Rüstungsproduktion usw.),

(Umweltver-

verstärkt sich der öffent-

Die betroffenen Unternehmen geraten in den

Mittel-

punkt des öffentlichen Interesses. Hieraus ergibt sich die Notwen-

4 digkeit einer Integration auch nach aufien, sichtigung

öffentlicher

Interessen in

nämlich einer

der

Berück-

Unternehmenspolitik,

(vgl. bereits Dawson 1968 und 1971) Das

erste Problemfeld betrifft die schon seit langem

Frage,

inwieweit

lentem

Umweltwandel überhaupt noch möglich ist -

will

diskutierte

unternehmerische Planung angesichts von

turbu-

diesen

Komplex

ich hier allerdings auSen vor lassen - ; die beiden

anderen

beziehen sich auf Integrationsprobleme nach innen wie nach

aufien.

Genauso wie auf gesellschaftlicher Ebene ist es dabei auch für die Unternehmensebene zweifelhaft, ob klassische (Management-)Konzepte in der Lage sind, die erforderlichen Integrationsleistungen zu erbringen. wohl

Dem

Konzept der Organisationsentwicklung

Es ist zwar

nicht so recht zugetraut zu werden.

sische

Konzept geplanten organisationalen Wandels

tionalen Lernens,

scheint

und

wird aber weder in der deutschen

schaftslehre (kurz:

BWL) noch der amerikanischen

das

dies klas-

organisa-

BetriebswirtManagementlehre

noch intensiv diskutiert. Die aktuellen Diskussionen sind vielmehr geprägt

von einer Suche nach neuen theoretischen und

Konzepten,

Techniken und Forschungsansätzen,

praktischen

mit deren Hilfe die

Organisation bzw. die Unternehmensleitung auf die durch den Wandel bedingten Herausforderungen reagieren kann. Dabei scheint m.E. zunehmend

der Ausweg favorisiert zu werden,

der auf eine

stärkere

Führung des Unternehmens und der Unternehmensmitglieder durch Management setzt.

Dies

korrespondiert mit einer Renaissance kon-

servativen Gedankenguts in der westlichen Welt und dem damit bundenen

das

Ruf nach starken

politischen

ver-

Führungspersönlichkeiten.

5 Insbesondere in den USA,

von wo diese neue Blüte des Konservatis-

mus ausging, wird in der letzten Zeit von Wirtschaftswissenschaftlern,

die sich z.T.

in den 7oer Jahren noch schwerpunktmä&ig mit

OE befaßt haben, gefordert, das Management solle nicht nur verwalten (to manage), sondern mfisse auch führen (to lead) (z.B. Bennis/ Nanus

1985,

die explizit zwischen Manager und

Leader

differen-

zieren) . Führung solle sich dabei auf den Entwurf von Visionen und vor

allem auf die aktive Gestaltung der in der

Organisation

für deren Mitglieder geltenden Werte und Normen erstrecken. Gestaltung,

d.h.

wichtigsten

Aufgaben

Schein 1985). mentarium

der

der Organisationskultur, gehöre gar zu den des Managements (etwa

die

Mythen und Ritualen gezählt,

1984).

Deren

Hickman/Silva

1984;

Zu dem entsprechenden sozialtechnologischen Instru-

werden u.a.

ersetzen

und

sollen (z.B. Innerhalb

gezielte Kreierung und Anwendung die rationale Strategien

Deal/Kennedy 1982

und

1983;

der Organisationsforschung wird

tionskultur-Konzept sogar als

das

von

weitgehend Trice/Beyer Organisa-

neues Forschungsparadigma gehandelt

(vgl. zu dieser Diskussion Ebers 1985; Heinen 1987). Obwohl das Konzept als solches für die BWL neu ist, kann der damit verbundene gelten,

Ruf nach Führung kaum als ein

Krisenbewältiger

sondern stellt eher einen Rückschritt dar, innerhalb

Managementlehre zu klassischen (d.h. lischen) Ansätzen, im rung,

neuer

der

autoritären bzw. patriarcha-

Politikbereich in die Zeit

vor Beginn der Demokratisierung.

der Vor-Aufklä-

Denn statt auf

Befreiung

aus Unmündigkeit zielt er explizit auf die Schaffung von Unmündigkeit, jedenfalls für die Geführten.

6 Obwohl

dieser Weg zurück auch innerhalb der

beschritten wird,

Sozialwissenschaften

wo manche Neokonservative versuchen,

das

Ende

der Aufklärung einzuläuten, und bereits von der Zeit nach der Aufklärung reden (z.B. sprechend sein.

im

Zum

Lübbe 198o),

scheint er mir kaum

erfolgver-

Sinne einer produktiven Bewältigung von

Vandel

einen nämlich können die kollektiven Lernprozesse

letzten Jahrhunderte und die in der Aufklärung erfolgte

zu der

Entmytho-

logisierung und kommunikative Rationalisierung (vgl.Habermas 1981) nicht ohne weiteres rückgängig gemacht werden. bert

ist,

erhält die

alte Autorität nicht

Was einmal entzauwieder

(vgl.

ders.

1973: 22 - 24), gerade angesichts eines steigenden Bildungsstandes der meisten Menschen.

Selbst Verbote und Bücherverbrennungen kön-

nen im Zeitalter der Massenkommunikation einmal gewonnene Erkenntnisse nicht aus der Welt schaffen.

Solange Sozialtechnologien wie

das Konzept der Organisationskultur in allgemein zugänglichen blikationen

beschrieben werden

Pu-

und somit anders als in der

Zeit

vor der Aufklärung kein Exklusiv-Wissen der Anwender bilden,

kön-

nen von denjenigen, die entsprechend geführt werden sollen, rationale

und erfolgversprechende Gegenstrategien

Eine

derart entmythologisierte Führung kann sich m.E.

auf

Einverständnis

Zwischenweg,

den

oder aber

auf

entwickelt

Machtanwendung

somit

nur

berufen.

Der

Max Weber mit seinem Bürokratie-Modell

nämlich Führung bzw.

werden.

wählte,

Herrschaft rational zu legitimieren, scheint

mir inzwischen angesichts der weitverbreiteten Diskreditierung von Bürokratie im allgemeinen und der vielfach irrationalen,

von vie-

len

bürokra-

Bürgern als nicht legitim empfundenen

Auswirkungen

7 tischer

Entscheidungen und

derartiger

systemischer

Integration

verbaut zu sein. Der eine der somit verbleibenden Wege,

nämlich Führung

basierend

auf formaler Macht, ist aber angesichts des Wertewandels ebenfalls äuSerst

problematisch.

Anders als zur Blütezeit autoritärer

und

patriarchalischer Führungs- und Managementkonzepte gehört demokratisches Gedankengut nicht nur internalisiertem Weimarer

zum bloß proklamiertem,

Selbstverständnis

Republik,

wie

im

wie der

Länder. So hat sich trotz der derzeitigen vatismus die Idee der

und der

und der Selbstbestimmung,

der

anderen westlichen

Renaissance des Konser-

Emanzipation, der individuellen seit Ende der

ausgebreitet (vgl. z.B. Klages 1984). Dies dem

Kaiserreich

sondern ist (relativ) fester Bestandteil

politischen Kultur der Bundesrepublik

wirklichung

aber nicht

Selbstver6oer

Jahre

wird z.B. deutlich

geänderten Verhältnis zu abhängiger Arbeit,

das die

an

meisten

Bundesbürger inzwischen haben (vgl. Klipstein/Strümpel 1984, 1985; Noelle-Neumann/Strümpel 1984;

Pawlowsky 1985), an den Aktivitäten

von Bürgerinitiativen, die sich nicht nur aus linkem Potential und Minderheiten rekrutieren. Demokratisches Gedankengut bildet zumindest ein erhebliches Widerstandspotential Machtanwendung beruht bzw.

gegen Führung,

gegen solche Führungsideen

Interessanterweise schweigt sich die amerikanische

die auf

insgesamt.

Management-Li-

teratur, welche die Führungsidee propagiert, darüber aus, wie entsprechender Widerstand gebrochen werden kann.

Hinzu

kommt noch,

daß das

Unbehagen vieler Bürger gegenüber dem

8 derzeitigen Handel - insbesondere der - m.E.

technologischen Entwicklung

nicht mit als zu gering enpfundener Führung zusammenhängt,

sondern eher aus einem Gefühl der Ohnmacht,

des von der

Entwick-

lung Oberrollt-Verdens, resultiert. Toffler hat sein Buch über die möglichen

Auswirkungen der neuen

Technlogien

bezeichnenderweise

mit "Die dritte Welle" überschrieben (Toffler 198o).

Diese vermeintliche Naturwüchsigkeit,

auf die sich Politiker

und

Manager bei der Begründung ihrer Entscheidungen und Reaktionen oft zurückziehen, ten.

bildet eine der Hauptzielscheiben von Bürgerprotes-

Denn solch ungesteuerter und unkontrollierter Handel mit un-

vorhersehbaren Bürgern

und

nicht gewollten Auswirkungen wird von

als Gewalt empfunden,

vielen

durch die Leben und Oberleben

be-

droht sind, und die dementsprechend - zumindest moralisch - zu Gegengewalt

legitimiert.

Die Diskussion um die friedliche

Nutzung

der Atomenergie bildet das m.E. beste Beispiel hierfür. Das Resultat ist schließlich eine Legitimationskrise des gesellschaftlichen Systems, schaft,

zugleich die

aber auch einzelner Subsysteme wie

von vielen Bürgern als Ausgangspunkt

der

zumindest

Hirtder

technischen Gewalt empfunden wird. Ob diese Legitimationskrise und die Zweifel und Proteste, in denen sie

sich äufiert,

scheint

durch ein mehr an Führung gelöst

mir äufierst fraglich zu sein.

Problem,

das

Eher

kann,

zentrale

daß Handel als nicht von der Gesellschaft gesteuert

kontrolliert empfunden wird, aufhebbar.

So ist etwa

werden

und

durch eine Führung des Handels nicht

wird eine solche Führung von den so zu

Objekten

9 Degradierten als der Kern dessen aufgefafit,

was ihnen als

Gewalt

erscheint, ihre Einflußlosigkeit nämlich. Sie ermöglicht damit zugleich eine scheinbar rationale Erklärung dessen, auslöst und steuert, des Widerstandes.

was den

und bildet somit einen deutlichen

Wandel

Zielpunkt

Auf Vertrauen nämlich können die Führenden kaum

setzen: Schon heute wird Wissenschaftlern, Politikern und Managern eher miS-, z.B.

denn getraut.

Im Unternehmens-Alltag zeigt sich

bei der Implementation neuer Produktions- und

dies

Bürotechnolo-

gien, insbesondere bei einer bombenwurfartigen, auf Absprachen mit den Betroffenen verzichtenden Vorgehensweise, auf die in der Regel mit Widerstand,

Boykott,

teilweise sogar Sabotage reagiert wird.

Die irrationalen Auswirkungen des Wandels haben obendrein zu einer Rationalitätskrise geführt; Führung kann sich damit nicht mehr darauf berufen - wie noch Max Weber -, sie sei rational, und

daraus

ihre Legitimation beziehen.

Kurzum: Verjüngte alte Führungskonzepte scheinen mir nicht der Weg zu sein, wie produktiv auf die Herausforderungen durch den derzeitigen technologischen und gesellschaftlichen Wandel reagiert den kann.

Sie dürften vielmehr zu den unmittelbar aus dem

resultierenden Obendrein

dar:

Sie geben keine Antwort auf die

sind

selbst nur Technologien,

stellen sie auch keine eigentliche

dürfen.

Darüber

tischen

Selbstverständnis

Implementation

Wandel

Konfliktfeldern noch zusätzliche Konflikte

fen.

hinaus

stehen sie in Widerspruch der

westlichen

schaf-

Problemlösung

Herausforderungen,

die der inhaltlichen

sondern

Füllung zum

be-

demokra-

Gesellschaften.

hat daher mit Akzeptanzproblemen und

wer-

Ihre

Widerständen

lo zu rechnen. Ein möglicher

Ausweg besteht m.E. in einer Radikalisierung dieses

demokratischen Anspruchs, schaft

zu dem gehört,

daß die Bürger

und gesellschaftlichen Wandel willentlich und

stalten,

Gesell-

bewufit

ge-

sei es im Rahmen eines repräsentativen oder eines unmit-

telbaren Verfahrens. Liberalen

Auch dieser Heg ist nicht neu,

und der Arbeiterbewegung bereits Ende

sondern

des

von

19.Jahrhun-

derts diskutiert worden. Friedrich Naumann etwa forderte zu Beginn dieses Jahrhunderts den Industrie-Börger, der den Industrie-Untertan

ersetzen sollte,

entwickelte tie,

der Allgemeine

Deutsche

in der Weimarer Zeit Konzepte von

Gewerkschaftsbund Wirtschaftdemokra-

linksbürgerliche und sozialistische Kreise vertraten den Ge-

danken der Rätedemokratie. solcher

In der Bundesrepublik findet sich

ein

Anspruch in der gesetzlich verankerten Mitbestimmung

auf

Betriebs- wie Unternehmensebene wieder sowie in Forderungen raler,

libe-

sozialdemokratischer und grüner Kreise nach mehr unmittel-

barer Demokratie. Innerhalb der Betriebswirtschafts- und der Managementlehre zeigt er sich im Rahmen gewerkschaftlich Denkansätze

wie

der

Arbeitsorientierten

orientierter

Einzelwirtschaftslehre

(kurz: AOEWL), des Versuchs von Steinmann et. al., den Konstruktivismus als Grundlage für eine BWL "in praktischer Absicht" zuziehen (Steinmann et.

al.

1975;

Steinmann 1978),

heran-

in jüngster

Zeit im Zusammenhang mit der Diskussion um das Konzept der Organisationskultur

in

Forderungen nach einem

Konsens-Management

Ulrich 1983) und einer "Transformation der ökonomischen (ders. 1986).

(P.

Vernunft"

11 Dieser

Weg läuft auf eine Verlagerung der Zuständigkeit

organisatorischen Handel weg von Management, sationsmitgliedern

hinaus,

für

den

hin zu allen Organi-

auf demokratisch organisierten

statt

geführtem Vandel, und stellt zugleich ein Integrationskonzept dar. Habermas

hat die Richtung dieses Weges - wenn auch

lediglich

Zusammenhang mit der technologischen Entwicklung - m.E. lichsten formuliert, indem er

am

im

deut-

die Frage aufwarf, "wie ... die Ge-

walt technischer Verfügung (und damit zugleich von technologischem Vandel, Anm. d. Verf.) in den Konsens handelnder und verhandelnder Bürger zurückgeholt werden kann" (Habermas 1968:

114).

Wie

kann

Handel sozial - und das heifit für Habermas: konsensual - gesteuert und kontrolliert werden ?

Ich behaupte,

schaftlicher Ebene mittels OE möglich ist,

daß dies auf einzelwirtsofern diese aus ihrer

sozialtechnologischen Ausrichtung befreit und stattdessen in ihren normativen Grundlagen wie ihren Methoden auf ein individuelles und organisationales Erlernen von Demokratie

ausgerichtet,

d.h.

als

diskursive OE verstanden wird.

Folgende Grundgedanken bzw. Annahmen bilden dabei den Hintergrund: Die

erste Grundannahme ist die,

dafi der derzeitige Handel -

vor

allem der technologische - keine quasi naturwüchsige über die

Ge-

sellschaft hinwegrollende Helle und kein von aufien und anonym

ge-

setzter

Sachzwang

ist,

der

sondern dafi er gestaltbar ist, wirtschaftlicher Ebene.

zu

unbedingter

Anpassung

zwingt,

sowohl auf gesamt- wie auf einzel-

Stützen kann sich diese Annahme auf

schiedene, inhaltlich partiell sogar konträre

ver-

Theorien, mit denen

12 Wandel bzw. Evolution erklärbar sind, sowohl der von Marx, dem zufolge

die Produktivkräfte - etwa technologisches und

organisato-

risches Wissen und objektivierendes Denken - der Motor von sind,

wie

gänge,

der von Parsons, der als diesen Motor primär

moralische

Lernvor-

Einsicht und normative Integration,

allem die Produktionsverhältnisse,

Wandel

also

vor

ansieht. In jedem Fall gibt es

Handlungs- und Gestaltungsspielräume,

welche die Frage aufwerfen,

wie diese genutzt werden können. Eine genaue empirische Bestimmung ihrer Größe ist dabei nicht notwendig; diese dürfte vielmehr situativ bedingt sein,

auf einzelwirtschaftlicher Ebene u.a. abhängig

von Gröfie,

Finanzkraft,

Markt- und gesellschaftlicher Macht

jeweiligen

Unternehmens

wie von seiner Kreativität

tionsbereitschaft bzw. solcher

derjenigen

und

seiner Mitglieder.

Handlungsspielraum existent,

Innova-

Wäre

käme es lediglich

Dies ist aber eher ein

hier auf Experten-Wissen

technologisches Problem,

ankommt,

u.U. besser durch

kein

auf

korrekte Management der Anpassung der Unternehmung an ihre an.

des

das

Umwelt

das,

da es

Führung als

durch demokratische Abstimmung geklärt werden kann.

Die zweite Grundannahme ist die,

daß die technologische

lung nicht nur Gefahren in sich birgt,

Entwick-

wie dies von vielen Seiten

für unterschiedliche Bereiche der Gesellschaft - und auch für

die

Arbeitsbedingungen in den Unternehmen - analysiert wird (z.B. Kongreßbüro

"Zukunft

der

Friedrichs/Schaff 1984;

Arbeit"

1982:

178ff;

Briefs

1984;

Myrell 1984; Ortmann 1984; Kubicek 1985),

sondern daß sie auch neue Möglichkeiten sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht

wie im Sinne einer Humanisierung der

Arbeit

erschließt

13

(vgl. zu letzterem

Kern/Schumann 1982 und 1984). Ohne eine solche

Annahme müSte es nicht darum gehen, von Wandel zu suchen, stoppen. fahren

Vege einer sozialen Kontrolle

sondern vielmehr darum, diesen überhaupt zu

So besteht das Problem darin,

dafi

den analysierten Ge-

adäquat begegnet und die sich eröffnenden Chancen

erkannt

und genutzt werden können. Zunächst einmal will ich,

ausgehend von den empirisch

baren

einerseits und den beiden

Entwicklungslinien

feststelldie

Gesell-

dominierenden Theoriestränge -

System-

theorie und Handlungstheorie - meine These spezifizieren,

dafi der

schaftswissenschaft z.Zt.

derzeitige Wandel

krisenhaften Charakter hat und somit neue Inte-

grationskonzepte erfordert. Dies bildet dann das gesellschaftliche Raster, wie

vor dem die einzelwirtschaftliche Frage untersucht

wird,

in einem Unternehmen Wandel sozial kontrolliert werden

kann.

(Kapital 1.1.) Die

Notwendigkeit neuer Integrationskonzepte zeigt sich aber auch

bei der Suche nach den möglichen Akteuren einer sozialen

Kontrol-

le. Denn das klassische Konzept einer Zweiteilung der Interessenslagen,

nämlich

Arbeitnehmer

denen der Kapitaleigner einerseits und denen

andererseits,

sierungstendenzen

und

ist durch gesellschaftliche

der

Plurali-

Ausdifferenzierungsprozesse innerhalb

der

Arbeitnehmerschaft weitgehend obsolet geworden. Auch dies kann gewissermafien als Ausdruck der Krisenhaftigkeit des Wandels gewertet werden, tions-

und

weil dadurch das traditionelle

Kontrollverfahren

der

bilateralen

Integra-

Verhandlungen

14 zwischen

Arbeitgebern und Arbeitnehmern,

durch die Gewerkschaften,

letztere

repräsentiert

zumindest partiell entwertet wird. Pro-

blematisch ist dies nicht nur ffir die Gewerkschaften,

die dadurch

in eine Krise geraten, sondern auch für die Unternehmen: Sie benötigen

neue interne Interessensabstimmungsmechanismen,

eben

neue

Integrationskonzepte. (Kapitel 1.2.) Nach diesen grundsätzlichen Überlegungen, mit denen die Notwendigkeit

neuer Konzepte - auch aus Unternehmenssicht -

werden soll, Kontrolle,

unterstrichen

wird das hier vorgeschlagene Verfahren der

sozialen

d.h. der neue Integrationsmechanismus, nämlich OE vor-

gestellt, sowohl in ihrer geschichtlichen Entwicklung, ihrem klassischen

Selbstverständnis und - in Grobzügen - ihren

wichtigsten

Nethoden. (Kapitel 2) Zu hinterfragen ist dabei allerdings, normativen

inwieweit die

Grundlagen der klassischen OE den

theoretisch-

momentanen

gesell-

schaftlichen

Rahmenbedingungen noch entsprechen und welche Änder-

ungen

vorzunehmen sind, damit der hier vorgeschlagene Ein-

satz

dabei von

OE als Verfahren einer sozialen

Kontrolle

organisato-

rischen Kandels überhaupt realisierbar ist. (Kapitel 3) In

diesem Zusammenhang ist insbesondere die

wissenschaftstheore-

tische Einstufung von OE als Sozialtechnologie im Hinblick auf die hier anvisierte Zielsetzung von OE zu problematisieren.

Der

Her-

ausforderung etwa durch neue Technologien kann nämlich nicht durch Technik - also auch nicht durch Sozialtechnologien - begegnet werden, ohne dafi dabei auf die Basiswerte Emanzipation und Demokratie

15 verzichtet wird (vgl.

Habermas 1968). Daher bedarf es eines neuen

Grundverständnisses von OE. (Kapitel 4 ) Dieses

neue Grundverständnis will ich dann ausgehend von der

Habermas

entwickelten

Theorie kommunikativen

Handeln

von

(Habermas

1981) ableiten. Es läuft auf eine diskursive Behandlung von Wandel d.h.

eine diskursive OE hinaus,

Kontrolle darstellen,

und soll den Idealtpyus sozialer

an dem sich entsprechend der Einsatz von OE

zumindest näherungsweise orientieren kann. (Kapitel 5) Danach

will ich untersuchen, welche Rolle die Diskurs-Idee bisher

in der BWL gespielt hat. Unternehmenstheorie

Aus den vorliegenden Versuchen,

wie -praxis anzuwenden,

lassen sich

Rückschlüsse und Ansatzpunkte für ein Modell sozialer,

sie auf nämlich

d.h.

dis-

kursiver Kontrolle, ableiten. (Kapitel 6). Darauf aufbauend ist zu versuchen, umformulierten

die praktische Seite einer

OE aufzuzeigen und dabei Bausteine zu

so

entwickeln,

die dem Idealtypus trotz bestehender, auch mittels OE nicht zu beseitigender

Restriktionen entgegenkommen.

Hier werden vor

die

individuellen und organisationalen Lernverfahren

die

eine

schließlich

soziale Kontrolle und Diskurse die

Anwendungsmöglichkeiten

selbstkritisch problematisiert. (Kapitel 7)

allem

diskutiert,

erst

ermöglichen,

und

einer

diskursiven

OE

16 1. DIE AUSGANGSBASIS DISKURSIVER ORGANISATIONSENTWICKLUNG: KRISENTENDENZEN UND WANDEL Aus dem gesellschaftlichen und organisatorischen Wandel als solchen läßt sich der Bedarf nach neuen Gestaltungskonzepten desselben, der aus unterschiedlichen Richtungen artikuliert wird - von den

Apolo-

geten "neuer" Führungskonzepte und den Exponenten des sozialtechnologisch

verstandenen Organisationskultur-Konzepts ebenso

wie

von

Grünen und der "Ney Age"-Bewegung (etwa Capra 1983), teilweise auch aus der BWL (etwa P.Ulrich 1986) - noch nicht ableiten. Denn Wandel als

solcher ist ja ein Dauerphänomen und entsprechend

permanenter

Gegenstand von Gesellschafts- wie Unternehmenspolitik.

Neu ist da-

bei höchstens dessen akzeleriende Geschwindigkeit, die jedoch angesichts gleichfalls steigender Kapazität, und zu verarbeiten,

Informationen zu gewinnen

nicht das zentrale Problem darstellt. Vielmehr

hat der derzeit zu beobachtende Wandlungsprozefi einen Charakter angenommen,

krisenhaften

d.h. er verursacht nicht nur neue schwerwie-

gende Probleme, sondern scheint zu einem Punkt zu führen, an dem er existentielle Fragen aufwirft.

1.1. KRISENTENDENZEN AUF GESELLSCHAFTLICHER EBENE Auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene läßt sich die These der Krisenhaftigkeit des Wandels auf zwei Wegen ableiten,

nämlich

empirisch, d.h. aus den Resultaten der empirischen

Sozialforschung

(Kap.

1.1.1.)

(Kap. 1.1.2.).

wie aus

gesellschaftstheoretischen

sowohl

Globalmodellen

17 1.1.1. EMPIRISCHE FUNDIERUNG DER KRISENTHESE Bei einer empirischen Fundierung der These vom Krisencharakter Wandels

kann der Krisen-Begriff zunächst nur

eine

des

umgangssprach-

liche Verwendung als Notlage, Gleichgewichtsstörung oder Wendepunkt erfahren.

Nachzuweisen ist,

ernsthafte Probleme aufwerfen, lage

bzw.

daß die aktuellen d.h.

Entwicklungslinien

die Gesellschaft in eine Not-

an einen Wendepunkt bringen.

Problematisch bei

dieser

Vorgehensweise ist sicherlich die Schwammigkeit des Begriffes, anderen

auch das Fehlen einer Globalsicht,

additive Betrachtung einzelner, empirisch

so dafi lediglich

zum eine

nachweisbarer Trends und

der aus ihnen resultierenden Probleme möglich ist.

Die

m.E.

umfassendste Addition aktueller Wandlungsprozesse

von Naisbitt - allerdings primär mit Bezug auf die USA -

wurde

vorgenom-

men (Naisbitt 1984). Die von ihm diagnostizierten zehn "Megatrends" lassen

sich jedoch,

wenn sie mit europäischen

Studien

verknüpft

werden, auf vier zentrale Entwicklungslinien reduzieren: (1) der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsund Informationsgesellschaft (vgl. ders.: 1 - 33; Bell 1973; Poratt 1977; Toffler 198o; Friedrichs/Schaff 1984): Demzufolge nimmt die Bedeutung der Industrie relativ ab, diejenige des Dienstleistungssektors hingegen zu. Statistisch ablesbar ist dieser ProzeE sowohl aus der Entwicklung des Bruttosozialprodukts wie der Beschäftigtenstruktur. Als Krise stellt sich dieser Trend zunächst nur den unmittelbar betroffenen Organisationen des Industriesektors dar; erst vermittelt durch den mit ihm verbundenen Abbau von Arbeitsplätzen auch in anderen Wirtschaftszweigen, in denen Computer bzw. computergesteuerte Maschinen menschliche Arbeit substituieren, ohne daß gleichzeitig genügend neue Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor geschaffen werden, wirkt er sich auch gesamtgesellschaftlich krisenhaft aus. (2) Das Ende der Wachstuasgesellschaft (vgl. u.a. Meadows et. al. 1973; Dahrendorf 1975 und 1983; Barney 198o) resultiert aus den natürlichen, d.h. von der Natur bzw. dem ökologischen System gesetz-

18 teil Grenzen wirtschaftlichen Hachstuns, wie sie insbesondere vom Club of Rome und der Studie "Global 2ooo" analysiert wurden. Neben der Endlichkeit natärlicher Ressourcen spielt dabei die ökologische Krise eine zentrale Rolle, d.h. die aus dem derzeitigen Modus des Virtschaftens resultierenden Umweltschäden, welche bei unveränderter Fortsetzung langfristig die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit zu vernichten drohen, insofern also eine existentielle Krise darstellt. (3) Das Ende der Arbeitsgesellschaft ist zwar bereits in den 5oer Jahren von Arendt prognostiziert worden (Arendt 1958), erhält jedoch erst jetzt mit der Computerisierung und Automatisierung sowie den allmächlich erkennbaren ökologischen und nachfragebedingten Wachstumsgrenzen seine Relevanz (vgl. z.B. Dahrendorf 1975, 1979, 1982; Dallinger 1983; Gorz 1983; Matthes 1983; Atteslander 1984; Offe 1984; Prokop 1984). Lediglich im unwahrscheinlichen Fall einer Verdoppelung des Bruttosozialprodukts innerhalb der nächsten 15 Jahre wären die westlichen Industrieländer in der Lage, allein den technisch bedingten Arbeitsplatzabbau auszugleichen. Dahrendorf behauptet denn auch: "Der Weg zurück zur Arbeitsgesellschaft ist uns verbaut" (Dahrendorf 1982: 44). Entsprechend verliert Arbeit ihre Stellung als Schlüsselkategorie: Das Individuum kann sich bei steigender Arbeitslosigkeit und verkürzten Arbeitszeiten zunehmend weniger aus seiner Stellung im ArbeitsprozeS definieren: Aus der ökonomischen Krisentendenz wird gleichzeitig eine normative Krise (vgl. Gorz 1983; Matthes 1983; Offe 1984). (4) Die aus dem Vertewandel resultierende Pluralisierung von Werten, Normen und Lebensformen (vgl. u.a. Inglehart 1977; NoelleNeumann 1978; Huber 198o; Dahrendorf 1983; Klages 1984, 1985; von Klipstein/Strümpel 1984; 1985; Naisbitt 1984; Pawlowsky 1985): Zwar läfit sich ein eindeutiger Trend des seit Ende der 6oer Jahre nachweisbaren Wertewandels, etwa zu sogenannten postmateriellen Werten (Inglehart 1977), empirisch nicht nachweisen (vgl. Klages 1985), wohl aber eine Aufweichung der noch in den 6oer Jahren festen Wertstrukturen und eine Pluralisierungstendenz. Nachweisbar ist ein Wandel der Einstellungen von Pflicht- und Akeptanzwerten hin zu Selbstentfaltungswerten (Klages 1984), veränderte Einstellungen gegenüber Arbeit (von Klipstein/Strümpel 1984; 1985; Noelle-Neumann/ Strümpel 1984; Pawlowsky 1985) sowie eine Segmentierung der Gesellschaft in unterschiedliche Gruppen mit jeweils verschiedenartigen, teilweise sogar konträren Wertmustern und Lebensformen (vgl. Klages 1985). So verläuft die Bedeutungszunahme postmaterieller Werte in einigen Bevölkerungsgruppen parallel zu einem Erstarken des Wertekonservatismus in anderen. Solche Pluralisierungstendenzen können sich dann krisenhaft auswirken, wenn nicht gleichzeitig die Akzeptanz gegenüber anderen Werten und Lebensformen steigt, und aufgrund sich ausdifferenzierender Interessenslagen die Komplexität von Konflikten derart steigt, daß auf gesellschaftlicher wie organisationaler Ebene kaum noch Einigungsprozesse möglich sind. Traditionelle Politik- und Managementkonzepte, die auf einem repräsentativen Interessensvertretungsystem und Mehrheitsentscheidungen aufbauen.

19 werden damit weitgehend obsolet (vgl. Naisbitt 1984: 174ff). Diese vier Entwicklungslinien des gesellschaftlichen Wandels halten also Krisenelemente,

genommen

gra-

vierende Auswirkungen auf die Gesellschaft als Ganzes wie auf

ein-

zelwirtschaftliche

die

bereits für

Organisationen haben

sich

bein-

können.

Noch

deutlicher

aber wird dieser Krisencharakter, wenn die einzelnen Trends in Verbindung

mit gesellschaftstheoretischen Modellen

gebracht

werden,

d.h. eine Globalsicht eingenommen wird. 1.1.2. GESELLSCHAFTSTHEORETISCHE FUNDIERUNG DER KRISENTHEORIE Eine solche Globalsicht kann auf der Basis unterschiedlicher rie-Ansätze erfolgen,

Theo-

aus denen heraus dann auch der Begriff Krise

klar definierbar wird. Ich will hier exemplarisch zwei Ansätze herausgreifen, lichen einen

die m.E. am besten den

Diskussion

über

Stand der

sozialwissenschaft-

Gesellschaftstheorie

repräsentieren: zum

die Systemtheorie a la Luhmann und zum anderen

den

von Habermas, Handlungs- und Systemtheorie miteinander zu fen,

Versuch verknüp-

und daran anschließend versuchen, diese theoretischen Überle-

gungen

mit

den empirisch nachweisbaren Trends

in

Verbindung

zu

bringen. 1.1.2.1. KRISE ALS STÖRUNG VON AUTOPOIESIS Die Systemtheorie analysiert

Gesellschaft als ein

funktional aus-

differenziertes soziales System. Die einzelnen Funktionssysteme wie Virtschaft, Wissenschaft

und Politik

sind durch eine sie prägende

und nur für sie vorrangige Funktion sowie durch ihre Schnittstellen mit der Umwelt

definiert. Umwelt ist dabei die

Gesamtheit

aller

2o externen Umstände; die jeweils anderen Systeme

stellen

aus der Perspektive eines Systems ebenfalls als Umwelt Umwelt

ist prinzipiell

nämlich

nicht

dar.

komplexer als das System selbst: Element

Es

Diese kann

und

jeder Relation der Umwelt eine

zuordnen. Folglich

ist es dazu gezwungen, Umwelt-

jedem

eigene Leistung

sich damit

komplexität zu reduzieren. Auf der Ebene der Gesellschaft geschieht dies durch

funktionale

Ausdifferenzierung, also eine Erhöhung der

Eigenkomplexität, auf der Ebene der Funktionssysteme durch systematische Wahrnehmungs- und Verarbeitungsbeschränkungen, spezifischen

Kommunikations-

und

Operationsmodus

die aus

dem

des jeweiligen

Systems resultieren. Die

Gesellschaft

insgesamt

kann

Änderungen der Umwelt

ihre einzelnen Funktionssysteme erfassen und -

da

sie

nur über azentrisch

ist - auch nur auf diesem Wege reagieren. Jedes Funktionsystem kommuniziert und operiert aber nach einem jeweils anderen Huster:

ein

für das betreffende System spezifischer Code strukturiert die Wahrnehmung

sowie die interne und externe Komunikation, und Programmme

steuern die systeminternen Abläufe. Zugleich ist jedes System autopoietisch, d.h. in der Lage,

sich mittels interner zirkulärer

Ab-

läufe aus sich selbst heraus zu reproduzieren. Im Falle von Umweltänderungen deren um

den

und hierzu gehören eben auch Änderungen in einem an-

Funktionssystem - "bildet das autopoietischen

hört auf zu

System eigene Strukturen aus,

Prozeß weiterhin

zu ermöglichen, oder es

existieren" (Luhmann 1986: 36). Oberleben ist folglich

das primäre Ziel eines autopoietischen Systems; Rücksicht Umwelt ist Systemen fremd, (vgl. ders. 1984; 1986: ll-loo).

auf

die

21 Genau

hieran

griff

festgemacht Herden:

veränderungen nicht

ohne

kann im Rahmen der

Systemtheorie nun der Krisen-Be-

Eine Krise kann entstehen, wenn Umwelt-

den autopoietischen ProzeS gefährden und das

System

weiteres in der Lage ist, neue Strukturen aufzubauen,

welche die Selbst-Reproduktion auch weiterhin ermöglichen. Eine entsprechende Resonanz auf UmweltVeränderungen ist z.B. durch ein Auswechseln von

Programmen möglich: Hier liegt die Ebene der Änderung

von Systemen, (vgl. ders. 1986: 89ff). Zuwenig Resonanz besteht darin, dafi das System aufgrund der eigenen Codierung potentiell bestandsgefährdenden Umweltwandel nicht

wahr-

nehmen kann: Seine Informationsverarbeitungskapazität ist begrenzt. Zuviel

Resonanz

resultiert

eines Systems auf andere. tionssysteme

untereinander

aus der Übertragung von Turbulenzen

Dies hängt damit zusammen, dafi die Funkkommunikativ

interdependent sind: Sie

können nur die eigene Funktionserfüllung kontrollieren und sind dabei

davon abhängig,

erfüllt tuierbar

dafi andere Funktionen in anderen Teilsystemen

werden. Da die Funktionssysteme untereinander nicht sustisind, lösen

somit Funktionstörungen

in einem Teilsystem

zugleich Störungen in anderen Systemen aus. Solche Störungen können sich gegenseitig verstärken

und vervielfacht auf

Funktionssystem zurückwirken. Eine solche aber

nicht nur bei

Störungen, sondern

das

betreffende

Resonanzverstärkung gilt trifft generell auf Änder-

ungen in einzelnen Teilsystemen zu. Die jeweiligen Funktionssysteme können nur ihre internen nen

steuern; Anstöfie von aufien sind nicht

Operatio-

kontrollierbar.

Sobald

22 sie durch den systemspezifischen Code als Impuls wahrgenommen sind, werden sie im Rahmen der laufenden Programme verarbeitet. aufgenommenen Impuls kann sich das Virtschaft technischen

ist

zum Beispiel

Erfindungen so

Einem so

System nicht widersetzen.

"Die

wissenschaftlichen Entdeckungen gut wie

hilflos ausgeliefert,

und

sobald

diese sich wirtschaftlich verwerten lassen" (ebd.: 221). Krisen

können somit aus der Sicht der Systemtheorie als

Störungen

des autopoietischen Prozesses definiert werden, die ein Auswechseln von Programmen erforderlich machen oder aber, Codes ein Austausch nicht

möglich ist, das

da auf der Ebene der Oberleben

des Systems

überhaupt in Frage stellen. Sie entstehen aus den beschränkten Kommunikationsmöglichkeiten eines Funktionssystems heraus. 1.1.2.2. KRISE ALS STÖRUNG VON SYSTEM- UND SOZIALINTEGRATION Die sozialwissenschaftliche Brauchbarkeit eines solchen systemtheoretisch fundierten 7oer einer

Krisen-Begriffs ist von Habermas bereits in den

Jahren, also vor allgemeinen

worden. Er

der Verdichtung

des Luhmannschen Werkes zu

Theorie (insbesondere Luhmann 1984), bezweifelt

argumentiert

zum einem damit, dafi so "die internen Ur-

sachen für eine >systematische< Oberforderung von Steuerungskapazitäten (oder eine >strukturelle< Unlösbarkeit von men) nicht

berücksichtigt" werden

Steuerungsproble-

können. "Auch gesellschaftliche

Systemkrisen werden nicht durch zufällige Umweltänderungen erzeugt, sondern durch strukturell angelegte Systemimperative, die unvereinbar sind und doch nicht in eine Hierarchie gebracht (Habermas 1973:

werden können"

11). Diese Kritik hat Luhmann seitdem

aber

durch

23

durch die Einführung von Codes und Programmen, mit deren Hilfe solche Oberforderungen und Unlösbarkeiten benannt werden können, weitgehend

aufgefangen. Obrig bleibt

durch die werden

objektivistische

können:

Sprachgebrauch,

Gesellschaftsmitglieder erfahren und

Perspektive

"nur Subjekte, so können in

der Einwand, daß

Krisen

nicht

der Systemtheorie

erfaEt

lehrt der

vorwissenschaftliche

Krisen verwickelt werden. Erst wenn die

Strukturwandlungen

als

bestandskritisch

ihre soziale Identität bedroht fflhlen, können wir von

Krisen sprechen" (ebd.:

12). Der Krisen-Begriff müsse folglich den

Zusammenhang zwischen System- und Sozialintegration erfassen: "Krisenvorgänge verdanken ihre Objektivität dem Umstand,

dafi

sie

aus

ungelösten Steuerungsproblemen hervorgehen. Identitätskrisen stehen mit Steuerungsproblemen in Zusammenhang. Dabei sind die Steuerungsprobleme den handelnden Subjekten meistens nicht bewuSt; sie schaffen aber Folgeprobleme, die sich auf ihr BewuStsein in spezifischer Weise

auswirken - eben so, daS die

soziale Integration

gefährdet

ist" (ebd.: 13). Nun stammen aber die Begriffe Systemintegration und

Sozialintegra-

tion aus unterschiedlichen Theoriesträngen, nämlich der Systemtheorie einerseits und der Handlungstheorie andererseits. Diese zu verbinden und zu einer universalen Gesellschaftstheorie zusammenzufassen, steht

denn auch im

Habermas, die in seiner

Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit von Theorie kommunikativen Handelns

(Habermas

1981) kulminiert. Hierauf

wird noch

an späterer Stelle

ausführlich einzugehen sein

24

(siehe Kap. 5). An dieser Stelle will ich mich heren ten,

Versuch von

daher auf den

Habermas, einen sozialwissenschaftlich fundier-

nicht alleine, aber eben auch auf der Systemtheorie

Krisen-Begriff

frü-

zu entwickeln (insbesondere ders.

fußenden

1973), beschrän-

ken. Habermas benennt zunächst einige Konstituentien von

Gesellschafts-

systemen im allgemeinen: (1) Gesellschaftssysteme haben einen zweifachen Austausch mit ihrer Umwelt: Die äußere Natur wird durch Produktion angeeignet, die innere durch Sozialisation. Eine Steigerung der Steuerungskapazität kann folglich durch eine Verschiebung der Systemgrenzen in beide Richtungen erfolgen. Eine Vergesellschaftung der äuSeren Natur erfolgt durch die Produktivkräfte; hierzu ist eine Zunahme des technisch verwertbaren Vissens erforderlich. Die innere Natur wird durch normative Strukturen vergesellschaft; dies geschieht mittels recht f er t igungsbedflrf t iger Normen. (2) Das Entwicklungsniveau wird durch die institutionell ermöglichte Lernkapazität bestimmt, insbesondere davon, ob eine Gesellschaft die beiden Ebene der Steigerung ihrer Steuerungskapazität auseinander halten kann und ob sie zu Reflektion, d.h. zu diskursiver Einlösung von Geltungsansprachen, von Normen wie von technischem Wissen, in der Lage ist. (3) Gesellschaftliche Strukturveränderungen werden vom Stand der Produktivkräfte und dem Grad an Systemautonomie bestimmt. Kritisch, d.h. bestandsgefährdend, wird solcher Wandel dann, wenn er die von der Entwicklungslogik von Weltbildern fixierte Variationsbreite überschreitet. Hier zeigt sich am deutlichsten die Interdependenz von System- und Sozialintegration: Krisen entstehen, wenn Strukturveränderungen diese Variationsbreite verlassen und so die Sozialintegration gefährden. Sodann

differenziert Habermas bezogen auf die

derzeitige

Gesell-

schaftsformation, die er liberalkapitalistisch nennt und als dessen sie

definierendes

Organisationsprinzip

er

das

im

Privatrecht

fixierte Verhältnis von Kapital und Lohnarbeit analysiert, zwischen mehreren funktional ausdifferenzierten Teilsystemen, namentlich dem

25

ökonomischen, dem politischen und dem legitimatorischen bzw. soziokulturellen Krise

System. Da er zugleich zwei unterschiedliche Typen von

ausmacht, nämlich zum

deren eine der

einen eine Krise der System-, zum an-

Sozialintegration, kann

er eine Klassifikation un-

terschiedlicher Krisentendenzen erstellen (ebd.: 66ff; Abb.l): Entstehungsort

Systemkrise

Identitätskrise

ökonomisches System

ökonomisches Krise

politisches System

Rationalitätskrise

Legitimationskrise

soziokulturelles System

Motivationskrise

Abb.1.1.: mögliche Krisentendenzen (Habermas 1973: 67) Ökonomische die

Krisen

manifestieren sich in Output-Störungen, welche

systemkonforme Verteilung

>systemkonform
bloß
einsame< Entscheidungen unvemeidbar sind,

Situationen

die dann allerdings den

Betroffenen gegenüber gerechtfertigt werden müssen usw.

(vgl. Kap.

6.4.5.2.). Da P.Ulrich selbst davon ausgeht, daß erst im Rahmen von Versuchen,

die politisch-ökonomische Kommunikationsgemeinschaft zu

verwirklichen,

festgestellt

werden kann,

in welchem Mafie

solche

Restriktionen unvermeidbar sind, erübrigt sich eine Fortführung der Aufzählung:

"Die Grenze, bis zu der die ideale in der realen poli-

tischen Kommunikationsgemeinschaft verwirklicht werden kann, können wir - sofern es eine solche Grenze gibt - nur durch

geschichtliche

Praxis herausfinden" (P.Ulrich 1986: 316).

Relevant sind ferner P.Ulrichs Argumente gegenüber den

Skeptikern.

Zwar unterliegt er dabei oft einer moralisierenden Haltung,

die

-

überspitzt formuliert - in Predigt ausartet, dennoch gelingt es ihm m.E.,

die

Notwendigkeit der von ihm anvisierten und

postulierten

261 Transformation der ökonomischen Vernunft auzuzeigen: Die "zunehmend krisenhaften

Grundfragen

unserer

industriegesellschaftlichen

Lebenspraxis" zwingen zu einem Oberdenken dieser Praxis und der ihr zugrunde liegenden Rationalität (ebd.: sellschaft

Dies gilt für die Ge-

18).

insgesamt wie für die einzelwirtschaftlichen

Organisa-

tionen, in denen die funktionale Systemsteuerung mehr und mehr versage (vgl. ebd.: 431ff). "Die fortschreitende funktionalen Systemintegration

Perfektionierung der

kann nicht verhindern,

von einer kritischen Schwelle der sozialtechnologischen sierung des der

Unternehmens an zu einer

Rationali-

fortschreitenden Aufweichung

normativen Sozialintegration nach innen und aussen bis an

Rand des Zusammenbruchs kommen kann" (ebd.:

436).

Damit wird

Interessentenkreis für eine partizipative OE vergrößert: diejenigen Organisationsmitglieder, in

dass es

der

die bisher die

Organisation waren und keine oder nur

tionschancen hatten,

den der

Nicht nur

>Beherrschten
entschränkter< können in der Re-

institutionalisierten

(P.Ulrich 1986:

Hillensbildungsverfahren ausfallen"

314) - gefolgt wird, lä8t sich für den strukturel-

Ansatz einer diskursiven OE das Grundprinzip

sierung

Einheit

aufstellen.

der

Dezentrali-

Es gehört im übrigen - zumindest im

auf

Partizipation am Arbeitsplatz - bereits zu den

der

Human-Relations-Bewegung.

So setzt Luthans

Hinblick

Grundannahmen

Dezentralisierung

mit Humanisierung und Demokratisierung gleich, während er zentralisierte

Strukturen als autoritär und undemokratisch

(Luthans

1973).

abqualifiziert

Die Strukturierungsmodelle von Likert

und

Baum-

garten

gehören ebenso wie die Arbeiten des Tavistock Institute

dieser

Denkrichtung. Z.T. wird an dieser Einschätzung die "ideolo-

gische Komponente" kritisiert (etwa Staehle 1987:

4o6). Berechtig-

ter scheint mir aber eine Kritik in der Richtung zu sein, These

zu

zuweilen den Charakter einer Tautologie annimmt.

dafi So

die

nehmen

Hill/Fehlbaum/P.Ulrich die Anzahl an autonomen Gruppen im Vergleich zur Stellenzahl insgesamt als Indikator zur Bestimmung des Partizipationsgrades, gen

wobei das Maximum an Partizipation bei einer völli-

Dezentralisierung

in autonome

Arbeitsgruppen

vorliegt,

Minimum bei einem repressiven autoritären Führungsstil baum/P.Ulrich 1976).

das

(Hill/Fehl-

285

Trotz

solcher

Kritikpunkte untermauern Arbeiten

der

empirischen

Partizipationsforschung zumindest die prinzipielle Richtigkeit These.

So kommt Purg nach entsprechenden Studien in Frankreich und

den Niederlanden zu dem Ergebnis,

daß die Größe der Organisations-

einheit und das AusmaS an Partizipation positiv miteinander lieren

der

(Purg 1986).

Schumacher 1973),

Die Einschätzung "small is

korre-

beautiful"

(z.B.

die vor allem in alternativ-grünen Kreisen

weit

verbreitet ist, und die Forderung nach Schaffung kleiner Selbstverwaltungseinheiten im politischen Bereich, der These,

dafi in kleinen, überschaubaren

basieren gleichfalls auf Einheiten Partizipation

leichter realisierbar ist (vgl.- auch P.Ulrich 1986: deutet auch die politische Praxis hin:

314). Hierauf

Formen unmittelbarer

Demo-

kratie gibt es in der westlichen Veit nur noch in kleineren Gemeinden

der Schweiz und der USA;

Entscheidungsverfahren der

wo Einheiten größer

repräsentativen

werden,

werden

Demokratie eingeführt.

Auch rein logisch betrachtet ist Partizipation, so wie ich sie hier definiert habe, nämlich als unmittelbare Demokratie, nur in relativ kleinen Gruppen realisierbar: Jeder Betroffene muß ja zumindest die Chance haben,

an der Beratung teilzunehmen (vgl. Kap. 4.1.4.1. und

>

fA

e o

a

autoritativer Führungsstil

Entscheiddiskussion

hoher Partizipationsgrad

manipulati

repressiv

niedriger Partizipationsgrad

j partizipativer Führungsstil

Führungsstil-Ansatz

Abb.:

IS !2 s3

SU 23 < =3 T3 53

"3 •c 6 3 autonome Arbeitsgruppen

(struktureller Ansatz)

7.4: Die Dimension "Partizipationsgrad" (ebd.: 262)

286

Kap.

5.3.).

Da

die Beratung aufierdem argumentativ sein soll

Zielsetzung die Herstellung eines Konsenses ist, Verwirklichung zentraler

solcher

Partizipation

Struktur unmöglich zu sein:

gesellschaftlicher

Einheiten können

in

scheint m.E.

Großunternehmen

wohl

Verfahren

314).

mit

Grundsatzentscheidungen

sind aus pragmatischen Gründen nur beschränkt

fähig" (P.Ulrich 1986:

die

">VollversamBlungen< groSer

aber bereits durchdiskutierte Handlungsalternativen sie

und

treffen,

aber

argumentations-

Die bloSe Einfahrung repräsentativer

kann dieses Problem nicht lösen;

es garantiert

nämlich

nicht, daS das Diskussionsergebnis der Repräsentaten von den Repräsentierten akzeptiert wird, also auch einen faktischen Konsens darstellt. Daher ist ein Minimum an unmittelbarer Demokratie unabdingbar

(vgl.

ebd.:

315);

Repräsentationsverfahren sind

allerdings

ebenso - aus pragmatischen Gründen - unvermeidbar. Miteinander verbundene bzw. vermaschte Teams könnten bei mehrstufigen Beratungsverfahren ein struktureller Lösungsweg sein: wird in der einzelnen Gruppe eine Frage behandelt,

Zunächst

danach über die

Koordinatoren

auch in den über- oder nebengelagerten

Gruppen, und

zwar solange,

bis organisationsweit eine konsensuale

Obereinkunft

erzielt wird.

Da diese umständliche Prozedur nicht bei jedem Thema

eingehalten werden kann, wenn nicht die Aufgabenerfüllung der Organisation gefährdet werden soll, integration setzung,

ist neben einer effektiven Sozial-

ein hoher Autonomiegrad der einzelnen Gruppen

also

eine

weitgehende

Dezentralisierung:

die

Fragen werden lediglich in der betroffenen Gruppe behandelt.

Vorausmeisten

287

7.1.4.2. INSTITUTIONALISIERUNG VON PARTIZIPATION DURCH FORMEN DER MITBESTIMMUNG Das zweite Grundprinzip des strukturellen Ansatzes, tion

bzw.

dafi Partizipa-

Partizipationschancen durch rechtlich geregelte

der Mitbestimmung zu institutionalisieren sind,

Formen

entspricht rechts-

staatlichem Denken, denn nur so wird Partizipation für den potentiellen Akteur berechenbar. Durch eine Institutionalisierung entsteht ein Rechtsanspruch, ohne den Partizipation ein Zufallsprodukt wäre, abhängig vom Wohlwollen der jeweils in der Organisation

Herrschen-

den,

Als

i.d.R.

scheinlich

also

der Kapitaleigner und/oder Manager.

ist anzusehen,

eingesetzt würde,

dafi sie dann überwiegend

wahr-

instrumenten

nämlich nur dann, wenn mittels Partizipation die

Effizienz der Organisation erhöht werden kann,

womit sie

wiederum

als Sozialkategorie zu kategorisieren und zu kritisieren wäre (vgl. Kap.

4;

ähnlich

Kirsch/Esser/Gabele 1979:

298ff,

die in

einem

solchen Fall von Pseudo-Partizipation reden). Eine

Institutionalisierung von Partizipation ist auch deshalb

umgänglich,

"weil

sich

faire Voraussetzungen,

unter

denen

einigermassen rationaler politischer Willensbildungsprozefi werden

kann,

in einer vermachteten Gesellschaft nicht von

einstellen" (P.Ulrich 1986:

unein

geführt selbst

311). Zur institutionalisierung gehört

daher auch die Klärung und Absicherung von Verfahrensfragen;

durch

die Festschreibung von Verfahren sollen die notwendigen fairen Voraussetzungen geschaffen werden.

Diese Festschreibung von Verfahren

stellt zugleich einen Aspekt von Rechtssicherheit dar: sen

nämlich die Akteure,

in welchen Fällen sie welche

Nur so wisPartizipa-

288

tionschancen wahrnehmen können, müssen,

z.B. welche Schritte sie einleiten

um Beratungen zu initiieren,

und wie sie

ihre Interessen

und Argumente in solche Beratungen einbringen können. matischen

Gründen heraus nicht jede Entscheidung

Unternehmens

partizipativ getroffen werden kann,

Organisationsmitglieder

wichtig zu wissen,

Da aus prag-

innerhalb ist es

eines

für

die

wer in welchen

Fällen

Institutionalisierung von Partizipation erfolgt durch

Formen

welche Entscheidungskompetenzen hat. Eine

der Mitbestimmung,

wobei Hitbestimmung i.d.R.

definiert wird

als

"die Institutionalisierung von Partizipationsrechten im Bereich der Hirtschaft" (Backhaus 1979:

12).

schiedlichen

Die WSI-Projektgruppe

Ebenen geben.

einem siebenstufigen System aus,

Mitbestimmung kann es auf unterz.B.

von

wobei die ersten drei Stufen

auf

der einzelwirtschaftlichen Ebene liegen,

geht

nämlich Mitbestimmung

am

Arbeitsplatz,

im Betrieb und im Unternehmen bzw. Konzern (Projekt-

gruppe 1974:

27off). Die vier Stufen, die sich auf die gesamtwirt-

schaftliche klammere

Ebene,

ich

d.h.

hier aus,

auf den politischen

Bereich,

da OE ja ausschlieSlich

den

beziehen, einzelwirt-

schaftlichen Bereich betrifft. Traditionelle in

OE-Ronzepte sowie die meisten Humanisierungsprojekte

der Bundesrepublik wie den USA beschränken sich auf

die

erste

Ebene, eben ausgehend von der Einschätzung der Human Relations- und Human Resources Bewegung, zu

daß Partizipationsrechte am Arbeitsplatz

Effektivitätssteigerungen führen.

Diese Beschränkung

auf

die

erste Ebene gilt auch für das Konzept teilautonomer Gruppen, sofern

289

es nicht eingebettet ist in umfassende Programme zur Demokratie (z.B. mungssystem

industriellen

Eiden 1978). Das bundesrepublikanische Mitbestim-

hat hingegen seinen Schwerpunkt auf der

triebsverfassungsgesetz) und dritten Ebene das jugoslawische Modell der

zweiten

(Be-

(Mitbestimmungsgesetz);

Arbeiterselbstverwaltung ist ein Bei-

spiel für eine auch die gesamtwirtschaftlichen Ebenen einbeziehende Mitbestimmungsregelung (vgl. Gramatzki/Leman 1977: 24ff). Partizipation, wie ich sie hier definiert habe, bedingt eine Institutionalisierung von Mitbestimmung auf allen drei einzelwirtschaftlichen Ebenen;

nicht-partizipative Regelungen auf einer Stufe kön-

nen Partizipation auf anderen Stufen einschränken oder ausschlieBen.

u.U.

sogar

Dabei ist Partizipation auf der ersten Stufe m.E. am

leichtesten realisierbar;

hier liegen z.B. im Zusammenhang mit dem

Konzept teilautonomer Arbeitsgruppen umfassende praktische

Erfahr-

ungen vor, die auch aus kapitalorientierter Sicht fflr entsprechende Mitbestimmungsregelungen

am Arbeitsplatz

sprechen.

Dadurch,

dafi

neue Produktionstechnologien eine Dezentralisierung und einen hohen Autonomiegrad der Arbeitsgruppen (etwa Fertigungsinseln) nicht

nur

ermöglichen, sondern geradezu notwendig machen, werden entsprechende Bestrebungen zusätzlich erleichtert. Sowohl den

Mitbestimmungsregelungen auf der ersten Ebene - sofern

Charakter autonomer Gruppen annehmen - wie auch auf

sie

Betriebs-

und Unternehmensebene haben Auswirkungen auf die Struktur der Organisation (vgl.

Muszynski 1975: S. 137 - 176; Backhaus 1979: 35ff),

wobei allerdings im Rahmen des strukturellen Ansatzes einer diskur-

29o siven

OE

nicht

stehen sollte,

die Strukturänderung als sondern die angestrebten

solche

in

Nittelpunkt

Mitbestimmungsregelungen.

Die Organisationsstruktur wird dann eine Funktion aus diesen lungen und denjenigen Rontextfaktoren, die für nahmen

relevant sind (vgl.

hierzu

Staehle

Rege-

Strukturierungsmaß1987:

474ff),

sein.

Letztere können nicht ausgeklammert werden, da ihre Nicht-Beachtung die Aufgabenerfüllung der Organisation und damit ihr Oberleben

er-

heblich beeinträchtigt, was nicht Sinn einer OE-Maßnahme sein kann. Insofern ist der Spielraum für Strukturierungsmaßnahmen zur

Schaf-

fung von Partizipationschancen durchaus eingegrenzt. Partizipation im Sinne chancengleicher Interessensartikulation wie

allgemeiner und chancengleicher Teilnahme an diskursiven

soWil-

lensbildungsprozessen bedingt allerdings nicht nur eine Institutionalisierung sondern

im

erfordert

Sinne der ein

bundesrepublikanischen

zweistufiges

Konzept,

Hitbestimmung,

das

sich

und

an

der

praktischen

Habermaschen

Unterscheidung zwischen technischen

Fragen (vgl.

Kap. 5.2.2.2.) orientiert. Mitbestimmung im Sinne des

Betriebsverfassungsgesetzes und der Mitbestimmungsgesetze ist

näm-

lich charakterisiert durch repräsentative Verfahren, also eine Form indirekter Partizipation,

wie sie sich ja auch im politischen Sys-

tem der Bundesrepublik wiederfindet. der

Die Argumente und

Betroffenen werden danach nicht unmittelbar in

Interessen

Entscheidungs-

prozesse eingebracht, sondern durch gewählte Vertreter. Ein solches Verfahren

ist jedoch per definitionem für eine diskursive

Behand-

lung jedenfalls praktischer Fragen ungeeignet, da es bei diesen darauf ankommt,

verallgemeinerungsfähige Interessen herauszuarbeiten

291 und einen Konsens herzustellen, nicht aber per se auf einen Kompromiß

abzuzielen,

wie dies z.B.

im Verhandlungsansatz von

stock und Müller der Fall ist (vgl. nur herstellbar,

Kap.

Schien-

4.3.1.). Ein Konsens ist

wenn "prinzipiell die Betroffenen an der

prakti-

schen Beratung teilzunehmen zumindest die Chance haben

" (Haber-

mas

möglichst

1973:

148).

Nur bei einer Beteiligungsmöglichkeit

aller Betroffenen kann erwartet werden, daß diese in der Praxis den erzielten Konsens auch als solchen betrachten,

darin ihre Interes-

sen wiederkennen und sich mit ihm identifizieren sowie ihn als

für

sich handlungsrelevant akzeptieren. Bei Delegationsverfahren hingegen

besteht ähnlich wie beim stellvertretenden Dialog die

daß

einzelne Interessen vernachläßigt oder gar ausgeklammert

den.

Hier

können die gleichen Probleme auftreten wie bei

Team-Konzept,

bei

dem die Koordination

Gefahr, wer-

Likerts

zwischen den Gruppen über

Koordinatoren erfolgt. Die diskursive Behandlung praktischer Fragen verlangt daher basisdemokratische Verfahrensweisen; klassischen Verfahren Eiden

Demokratie-Modell

kleineren

einer Bürgerversammlung

parlamentarischer Demokratie (vgl.

1985).

u.a.

Eben solche Formen sind - wie bereits

Organisationen bzw.

sie kommt

dem

näher

Pateman

als 197o;

erwähnt -

in

dezentralen Organisationsstrukturen

leichter realisierbar. Verfahrensregelungen,

die

auf eine solche

aller Fragen und Probleme hinauslaufen,

diskursive

müßten jedoch zwangsläufig

zu einer Überlastung des Beratungsmechanismus führen: tischen tisch

Gründen heraus kann nicht jede Entscheidung getroffen werden (vgl.

P.Ulrich

Behandlung

1986:

Aus

pragma-

basisdemokra-

3o5ff).

Bei

einer

292 Differenzierung sich

zwischen praktischen und technischen

diese Schwierigkeit jedoch meistern.

Fragen

Da es sich nämlich

technischen Fragen um "die zweckrationale Organisation von und die rationale Wahl zwischen alternativen Mitteln bei Zielen" handelt (Habermas 1978:

11),

läfit bei

Mitteln gegebenen

können bei diesen problemlos

Delegationsverfahren und Gremienentscheidungen erfolgen. Hier kommt es ja nicht auf Akzeptanz und Identifikation an; betreffen

nicht

die Sozialintegration,

praktischer Fragen umfaSt. Fragen sie

Rein

die das

klassische

theoretisch sind bei

sogar mathematisch-oientierte

z.B.

technische Fragen Feld

technischen

Entscheidungsverfahren,

im Rahmen der entscheidungsorientierten

BWL

wie

erarbeitet

werden, oder Entscheidungen durch Experten erfolgversprechende Wege der auch

Beantwortung.

Praktisch hingegen sind bei technischen

Interessen berührt:

kann Auswirkungen haben,

eine vermeintlich

rationale

Mittelwahl

die von den nicht-entscheidenden

fenen nicht gewünscht sind,

so daß Entscheidungen

nicht alleine von Experten getroffen werden,

sondern zugleich eine

kann die konstruktivistische Forderung nach einer

vorgesehener

Handlungen Anwendung finden,

für Kontrolle gelegt wird,

Betrof-

sinnvollerweise

Kontrolle durch Repräsentanten der Betroffenen stattfinden Hier

Fragen

sollte.

Begründung

durch welche die

im Konfliktfall auch der

Basis

verhandlungs-

theoretische Ansatz von Schienstock/Müller.

Der problematische Kern eines solchen zweistufigen modells,

das

tischer

Fragen

zwischen

der basisdemokratischen

und der kontrollierten

technischen Fragen unterscheidet,

PartizipationsBehandlung

Experten-Entscheidung

ist die Klärung,

was als

prakbei prak-

293

tische und was als technische Frage anzusehen ist.

Sofern die Ent-

scheidung darüber nicht ebenfalls institutionell geregelt ist, wird die

Zweistufigkeit

eines

praktisch sinnlos.

Die

etwaige

Entscheidung

Gremiums darüber, ob eine Frage als praktische diskursiv

zu

behandeln ist, kann u.U. bereits eine Vorentscheidung über die Antwort

sein;

praktische

Fragen würden je nach

Interessenslage

zu

technischen umdefiniert und umgekehrt. Die geforderte Rechtssicherheit, auf

von der alle Beteiligten profitieren, muß sich folglich auch diesen

Rahmen

Komplex erstrecken.

Daher ist es

notwendig,

des OE-Verfahrens definiert und verbindlich

daß

fixiert

im

wird,

welche Fragen diskursiv und welche in Gremien behandelt werden. Ein solcher Katalog wird kaum vollständig und absolut sein

können;

er

kann nicht alle möglichen zukünftigen Fragen im voraus eingruppieren,

ähnlich

wie bei einer Verabsolutierung von

Verfahrensregeln,

bei ausschließlicher "Legitimation durch Verfahren" (Luhmann 1969), jene zu bloßer Verfahrens- Technik werden (vgl.

Ulrich 1986: 3o9).

Als Faustregel bietet sich m.E. folgendes an:

1.

Als

technische Fragen sind alle solchen

einzugruppieren,

bei

denen die Zielsetzung vorgegeben ist und die zu treffende Entscheidung folglich nur die Mittelwahl betrifft. Aufgabe der Experten ist die Erarbeitung von Handlungsalternativen;

die Kontrollgremien ha-

ben auf mögliche Nebenwirkungen zu achten. In diesen Bereich fallen Routine-Enscheidungen und alle anderen operativen Entscheidungen. 2. Als praktische Frage ist die Zielsetzung der Organisation einzustufen,

wobei hier angesichts der durch das Wirtschaftssystem vor-

294

gegebenen

Rahmenbedingungen nicht das Ziel der

tung als solches in Frage gestellt werden kann,

Gewinnerwirtschafsondern

lediglich

die Modalitäten der Gewinnerwirtschaftung, insbesondere deren wertmäfiige bzw. moralische Grenzen. Sofern dabei externe Interessen mit Hilfe

des stellvertretenden Dialogs (vgl.

werden,

kann vermieden werden,

Kap.

6.2.)

einbezogen

dafi sich die einzelwirtschaftliche

Zielerreichung gesamtwirtschaftlich irrational auswirkt. kretes Beispiel hierfür ist die Frage, Know-How Güter 1982),

seiner Mitglieder

produziert (vgl.

tion darauf angewiesen sind,

Rahmen

Beispiel

dem

nicht-militärische Hildebrandt/Penth

ob im Bereich der Atomenergie oder sogenannter alternativer

Energien investiert werden soll.

bzw.

kon-

ob ein Unternehmen mit

Rüstungsgüter oder

als konkretes

Ein

Gewinne erwirtschaftet, des

Da alle Mitglieder der

Organisa-

dafi das Unternehmen am Markt

besteht

können solche Entscheidungen nur

durch das Virtschafts- und

Gesellschaftssystem

systemisch) gesetzten Handlungsspielräume erfolgen.

Durch

(d.h. solchen

praktischen Diskurs über die Zielsetzung der Organisation wird einen erreicht,

im

zum

dafi sich die Oranisationsmitglieder mit den Zielen

der Organisation identifizieren können - was sich positiv auf Leistungsbereitschaft

auswirken dürfte - und es wird zugleich

ihre ein

Entscheidungsspielraum für die Behandlung der daraus resultierenden technischen Fragen durch Experten und in Gremien vorgegeben. 3. Ebenfalls als praktische Frage sind die lebensweltlichen Aspekte der Sozialintegration - nach Dahrendorf: deln,

d.h.

geltenden

die Ligaturen - zu behan-

die für die Organisation und die einzelnen Handlungsnormen,

womit

zum einen die

Mitglieder

Erwartungen

der

295 Organisationsmitglieder tion

hinsichtlich des Verhaltens der

in ihrer Gesamtheit nach aufien hin,

Organisa-

zum anderen das fttr

die

Organisation und ihre Zielerreichung relevante individuelle Verhalten,

etwa in den einzelnen Abteilungen und Teams, gegenüber Kunden

etc.

gemeint sind. Ferner gehören hierzu die fixierten Verfahrens-

regeln,

nach denen gemeinsam interessierende und betreffende Ange-

legenheiten abgewickelt

werden, also z.B.

Konfliktregelungsmecha-

nismen (vgl. Wellmer 1986: 76). Dies umfafit auch die Entscheidung darüber, gen Diskurse aufgenommen werden (vgl. rung, was als praktische und

unter welchen Bedingun-

Habermas 1978: 31); die Klä-

was als technische Frage zu behandeln

ist,

ist auf jeden Fall selbst eine praktische Frage.

sind

angesichts der abnehmenden Bedeutung der Arbeitswelt für

Allerdings das

Individuum nur solche Handlungsnormen in der Organisation diskursiv bzw.

überhaupt

Organisation

zu behandeln,

die sich auch unmittelbar

beziehen und nicht primär andere Lebens- und

tätsbereiche der Organisationsmitglieder betreffen. wie

auf

aufgezwungene

Dahrendorf 1979: Lebensbereiche

Ligaturen

Zeichen der

Denn

Unfreiheit

die

Aktiviähnlich

sind

(vgl.

13o), können auch solche Ligaturen, die sämtliche

detailiert

regeln

und

normieren,

zu

Unfreiheit

führen, indem sie nämlich Optionen drastisch reduzieren und so auch Lebenschancen insgesamt (vgl. ebd.: 124ff).

7.1.5. PROBLEME DES STRUKTURELLEN ANSATZES Trotz achtet

des

Vorhandenseins von

Strukturierungsmodellen

und

der beiden Grundsätze des strukturellen OE-Ansatzes

ungebleibt

296 das Problem der mangelnden theoretischen Fundierung auch bestehen. für

Auf entsprechende Forschungsergebnisse zu

ein praxisorientiertes Verfahren, wie dies OE

Ausweg

sein;

auch der Hinweis von Kappler,

tionskonzepte entscheidend seien,

weiterhin

warten,

kann

darstellt, kein

daS nicht

Partizipa-

sondern vielmehr der ProzeS

der

Partizipationsentwicklung (Kappler 1987a: 1639/164o).tröstet wenig, denn

auch für eine solche Entwicklung bedarf es zwar

nicht

eines

konkreten Strukturmodells, denn dieses soll ja erst von den Betroffenen entwickelt werden, schen Fundierung, existent ist. werden soll,

wohl aber einer entsprechenden

die - jedenfalls in ausreichendem Maße -

Daher können,

nur Entwicklungsversuche selbst, d.h. der OE-Einsatz, Insofern bietet es sich

Rahmen des strukturellen OE-Ansatzes Methoden der (vgl.

Moser 1975,

nicht

von der Implementation fertiger Konzepte in

nicht

wenn nicht auf Praxis ganz verzichtet

Impulse fflr Theoriebildung geben.

sondern

theoreti-

der

1977;

Organisationsmitgliedern

ein auf

zwischen

bei der eben

ausgegangen

dem

Berater

die jeweilige

im

Aktionsforschung

Kappler 198o) einzusetzen,

Zusammenarbeit

an,

wird,

und

den

Organisation

und

Problemlage zugeschnittenes Konzept erst entwickelt,

implementiert

und im zuge praktischer Erfahrung wieder verändert bzw.

weiterent-

wickelt wird.

In einem solchen Wechselspiel,

der Lage ist,

die Diskurs-Idee nicht erst nach der Implementierung

des

Strukturmodells aufzunehmen,

wicklung,

das als einziges

sondern bereits bei dessen

und so in jeder Phase die Betroffenen als Akteure

in

Entstatt

als Objekte betrachtet, kann sich Kappler zufolge die traditionelle Berater-Klienten-Beziehung aufheben:

sowohl der CA wie der

Klient

297 werden zu Lernenden (Kappler 1979: verlangt vom CA neue

41ff).

Dieses neue

Verhaltensweisen: In einen Aktionsforschungs-

ProzeS kann er nicht permanent derjenigen sein, -

Verhältnis

er sucht bei seinen Versuch der

der Antworten gibt

Theoriebildung vielmehr

selbst

nach diesen. Die Rolle des CA wandelt sich damit von beratenden Experten zum (mit)lernenden Moderator. Er kann dort, wo theoretisches Vissen verfügbar und erforderlich ist,

dieses Wissen in die

Bera-

tungen eingeben, und wird sich ansonsten auf die Moderation der gemeinsamen

Suche

und des Entwicklungsprozesses konzentrieren

(zur

Moderatoren-Rolle vgl. u.a. Schnelle 1973; Schnelle/Freimuth 1987).

7.2.

DER PERSONELLE ANSATZ

Beim personellen Ansatz geht es darum, in

die Lage zu versetzen,

chancen,

die Organisationsmitglieder

strukturell vorhandene

Partizipations-

d.h. Optionen, überhaupt wahrnehmen zu können; sie müssen

die hierzu erforderliche Partizipationskompetenz haben bzw. ben (vgl.

Kifiler 198o;

Kompetenz

können

und

Friedel-Howe 1985:

erwer-

232). Ohne eine solche

institutionalisierte Mitbestimmungsmöglichkeiten

andere Optionen von den betreffenden

nicht realisiert werden:

Organisationsmitgliedern

Partizipation bleibt dann reine

Theorie;

die Optionen blofte Makulatur. Angesichts der wiederholt vorgetragenen Einschätzung, publik

dafi die meisten Bürger - sowohl in der Bundesre-

wie mehr oder weniger in allen anderen,

sich als

demokra-

tisch verstehenden Gesellschaften - während ihrer Sozialisation

in

Familie, Schule und Beruf nur unzureichend Gelegenheit haben, Demokratie auch praktisch einzuüben,

d.h.

die mit einer

Realisierung

298

von Partizipation verbundene Existenz "einer Gesellschaft Bürger" (Habernas 1969: umfangreiche

16) eben nicht existent ist,

Lernprozesse notwendig:

wird zum Lernprozeß (vgl.

sind

hierzu

Demokratisierung als

solche

Kifiler 198o:

31ff).

Dabei besteht von

der von Kant ausgehenden Aufklärungsphilosophie, die des Menschen aus seiner selbstverschuldeten bis

auf Befreiung

Unmündigkeit abzielte,

hin zur Didaktik moderner politischer Bildung

1974;

mündiger

(etwa

Fischer 198o) Einigkeit in der Einschätzung,

Giesecke

dafi Partizipa-

tion lernbar ist (vgl. als Obersicht Kifiler 1977). Trotz

solcher Einigkeit kann sich der personelle

OE-Ansatz

weder

auf eine einheitliche, allgemein akzeptierte Definition dessen, was unter

Partizipationskompetenz

Friedel-Howe fundiertes

1985: Konzept.

zu

verstehen

ist,

stützen

232), noch auf ein entsprechendes

(vgl.

theoretisch

Bemerkenswerterweise unternimmt nicht

einmal

Kifiler, der einen detailierten Entwurf zum Partizipationslernen erarbeitet hat (Kifiler 198o),

den Versuch,

zu klären, welche Kompe-

tenzen denn erworben werden sollen. Beiträge zur Didaktik der politischen Bildung nennen zumindest Einzelelemente von Partizipationskompetenz, der

ohne allerdings den Begriff selbst zu benutzen:

dem Konstruktivismus nahesteht,

nennt als wichtigsten

Sutor, Aspekt

politische Rationalität, die er in Erklären, Verstehen und Argumentieren aufgliedert: positivistische rungsversuche, die

"Steigerung von Rationalität ...

Reduktion, über

nicht

sondern erfordert über kausale

Erklä-

Zweck-Mittel-Relationen und Prognosen

hinaus

verstehende Interpretation und die argumentative

setzung mit Werten,

heißt

Normen,

Überzeugungen und

Auseinander-

Sinnorientierungen

299 mit

den Ziel verantwortlicher Urteilsbildung" (Sutor

Holtmann,

198o:

132).

der sich eher an der Kritischen Theorie orientiert, for-

muliert als Ziel die "Ausdifferenzierung und Qualifizierung alltäglicher

Wahrnehmungsstrukturen:

grifflichkeit und der Methoden,

der Prämissen und Ziele,

der

Be-

der verfflgbaren Erkenntnisbereiche

und der Handlungsinteressen" (Holtmann

198o:

ebenfalls von der Kritischen Theorie ausgeht,

78).

Giesecke,

der

nennt fünf Teilziele

(Giesecke 1974: 139 - 159): -

Analyse aktueller Konflikte

-

Training systematischer gesellschaftlicher Vorstellungen, durch die der politische Handelnde erst in die Lage versetzt wird, >seinen Fall< in gröSere Zusammenhänge einzuordnen

-

historisches Bewufitsein

-

Training selbständiger Informationsermittlung und Informationsverarbeitung

-

Training praktischer Handlungsformen.

Vährend

sich

Giesecke somit eher für den ProzeS des

Erwerbs

Partizipationskompetenz interessiert (ähnlich Kappler 1987a: der explizit rät,"den Modus des Prozesses dem bisher den Modus der

von 164o,

vorherrschen-

Strukturbetrachtung vorzuziehen"), versucht Friedel-

Howe die zu erwerbenden Einzelelemente zu analysieren und zu

kate-

gorisieren.

denen

Sie

differenziert zwischen drei Bereichen,

an

Lernprozesse ansetzen müssen (Friedel-Howe 1985: 232 - 243): - kognitiven Elementen, wozu allgemeine Problemlösungsfähigkeit, Wissen und Kenntnisse gehören, - nicht-kognitiven Elementen, zu denen sie insbesondere Motivation zu Partizipation rechnet, und

die

3oo - Verhaltenselementen. zu denen vor allem Beziehungskompetenzen gehören. Diese drei Bereiche seien mit unterschiedlichen Methoden, aber auch unterschiedlichen

Erfolgsaussichten schulbar.

Friedel-Howe

sieht

vor allem die nicht-kognitiven Elemente als problematisch an: Hierfür gäbe es zwar didaktische Mittel, nämlich prozeßorientierte Verfahren wie das Sensitivitäts-Training, Erfolgsaussichten

aber zum einen seien

deren

aufgrund ihrer mangelhaften theoretischen

Fun-

dierung ungeklärt, zum anderen sei der Zeithorizont, innerhalb dessen Wirkungen erzielt und gemessen werden können, relativ grofi. Die nicht-kognitiven kaum

daher

weiterbildungsfähig (ebd.: 241/242).

P.Ulrich die

Elemente von Partizipationskompetenz seien

argumentiert ähnlich,

institutionellen bzw.

strukturellen

"entschränkten" Kommunikation, ethischen

Voraussetzungen"

Dahrendorfs

wenn er als >machbar